Skip to main content

Full text of "Hufeland's journal der practischen Heilkunde"

See other formats


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  preserved  for  generations  on  library  shelves  before  it  was  carefully  scanned  by  Google  as  part  of  a  project 
to  make  the  world's  books  discoverable  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 
to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 
are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  culture  and  knowledge  that 's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  marginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  file  -  a  reminder  of  this  book's  long  journey  from  the 
publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prevent  abuse  by  commercial  parties,  including  placing  technical  restrictions  on  automated  querying. 

We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  of  the  file s  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  from  automated  querying  Do  not  send  automated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machine 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  large  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encourage  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attribution  The  Google  "watermark"  you  see  on  each  file  is  essential  for  informing  people  about  this  project  and  helping  them  find 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  responsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can't  off  er  guidance  on  whether  any  specific  use  of 
any  specific  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  means  it  can  be  used  in  any  manner 
anywhere  in  the  world.  Copyright  infringement  liability  can  be  quite  severe. 

About  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organize  the  world's  Information  and  to  make  it  universally  accessible  and  useful.  Google  Book  Search  helps  readers 
discover  the  world's  books  while  helping  authors  and  publishers  reach  new  audiences.  You  can  search  through  the  füll  text  of  this  book  on  the  web 


at|http  :  //books  .  google  .  com/ 


über  dieses  Buch 

Dies  ist  ein  digitales  Exemplar  eines  Buches,  das  seit  Generationen  in  den  Regalen  der  Bibliotheken  aufbewahrt  wurde,  bevor  es  von  Google  im 
Rahmen  eines  Projekts,  mit  dem  die  Bücher  dieser  Welt  online  verfügbar  gemacht  werden  sollen,  sorgfältig  gescannt  wurde. 

Das  Buch  hat  das  Urheberrecht  überdauert  und  kann  nun  öffentlich  zugänglich  gemacht  werden.  Ein  öffentlich  zugängliches  Buch  ist  ein  Buch, 
das  niemals  Urheberrechten  unterlag  oder  bei  dem  die  Schutzfrist  des  Urheberrechts  abgelaufen  ist.  Ob  ein  Buch  öffentlich  zugänglich  ist,  kann 
von  Land  zu  Land  unterschiedlich  sein.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  sind  unser  Tor  zur  Vergangenheit  und  stellen  ein  geschichtliches,  kulturelles 
und  wissenschaftliches  Vermögen  dar,  das  häufig  nur  schwierig  zu  entdecken  ist. 

Gebrauchsspuren,  Anmerkungen  und  andere  Randbemerkungen,  die  im  Originalband  enthalten  sind,  finden  sich  auch  in  dieser  Datei  -  eine  Erin- 
nerung an  die  lange  Reise,  die  das  Buch  vom  Verleger  zu  einer  Bibliothek  und  weiter  zu  Ihnen  hinter  sich  gebracht  hat. 

Nutzungsrichtlinien 

Google  ist  stolz,  mit  Bibliotheken  in  partnerschaftlicher  Zusammenarbeit  öffentlich  zugängliches  Material  zu  digitalisieren  und  einer  breiten  Masse 
zugänglich  zu  machen.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  gehören  der  Öffentlichkeit,  und  wir  sind  nur  ihre  Hüter.  Nichtsdestotrotz  ist  diese 
Arbeit  kostspielig.  Um  diese  Ressource  weiterhin  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  haben  wir  Schritte  unternommen,  um  den  Missbrauch  durch 
kommerzielle  Parteien  zu  verhindern.  Dazu  gehören  technische  Einschränkungen  für  automatisierte  Abfragen. 

Wir  bitten  Sie  um  Einhaltung  folgender  Richtlinien: 

+  Nutzung  der  Dateien  zu  nichtkommerziellen  Zwecken  Wir  haben  Google  Buchsuche  für  Endanwender  konzipiert  und  möchten,  dass  Sie  diese 
Dateien  nur  für  persönliche,  nichtkommerzielle  Zwecke  verwenden. 

+  Keine  automatisierten  Abfragen  Senden  Sie  keine  automatisierten  Abfragen  irgendwelcher  Art  an  das  Google-System.  Wenn  Sie  Recherchen 
über  maschinelle  Übersetzung,  optische  Zeichenerkennung  oder  andere  Bereiche  durchführen,  in  denen  der  Zugang  zu  Text  in  großen  Mengen 
nützlich  ist,  wenden  Sie  sich  bitte  an  uns.  Wir  fördern  die  Nutzung  des  öffentlich  zugänglichen  Materials  für  diese  Zwecke  und  können  Ihnen 
unter  Umständen  helfen. 

+  Beibehaltung  von  Google -Markenelementen  Das  "Wasserzeichen"  von  Google,  das  Sie  in  jeder  Datei  finden,  ist  wichtig  zur  Information  über 
dieses  Projekt  und  hilft  den  Anwendern  weiteres  Material  über  Google  Buchsuche  zu  finden.  Bitte  entfernen  Sie  das  Wasserzeichen  nicht. 

+  Bewegen  Sie  sich  innerhalb  der  Legalität  Unabhängig  von  Ihrem  Verwendungszweck  müssen  Sie  sich  Ihrer  Verantwortung  bewusst  sein, 
sicherzustellen,  dass  Ihre  Nutzung  legal  ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  ein  Buch,  das  nach  unserem  Dafürhalten  für  Nutzer  in  den  USA 
öffentlich  zugänglich  ist,  auch  für  Nutzer  in  anderen  Ländern  öffentlich  zugänglich  ist.  Ob  ein  Buch  noch  dem  Urheberrecht  unterliegt,  ist 
von  Land  zu  Land  verschieden.  Wir  können  keine  Beratung  leisten,  ob  eine  bestimmte  Nutzung  eines  bestimmten  Buches  gesetzlich  zulässig 
ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  das  Erscheinen  eines  Buchs  in  Google  Buchsuche  bedeutet,  dass  es  in  jeder  Form  und  überall  auf  der 
Welt  verwendet  werden  kann.  Eine  Urheberrechtsverletzung  kann  schwerwiegende  Folgen  haben. 

Über  Google  Buchsuche 

Das  Ziel  von  Google  besteht  darin,  die  weltweiten  Informationen  zu  organisieren  und  allgemein  nutzbar  und  zugänglich  zu  machen.  Google 
Buchsuche  hilft  Lesern  dabei,  die  Bücher  dieser  Welt  zu  entdecken,  und  unterstützt  Autoren  und  Verleger  dabei,  neue  Zielgruppen  zu  erreichen. 


Den  gesamten  Buchtext  können  Sie  im  Internet  unter  http  :  //books  .  google  .  com  durchsuchen. 


Journal 

der 

practifchen 


ArzneykunHe^ 

'  und  ^ 

Wundarzneykunjft 


berausgegebea 


C.      W.       H   u    f    e    1    a    n    d, 

König].  PreuCi.  Geheimen Rath«  wirk],  Leibant«  Director ' 
de$  Colleg.  med.  ebinirg.  •  erfccm  Amt  der  Charit^, 

u.  r.  w. 


Achtzehnter  BäK<^,    Erstes  Stück« 


Berlin  1804« 
Im  Üngers  Jour&alliaivdluii^» 


Bemerkungen 

über    da«> 

A       $       X      hm       a. 


l^ats  von  der  grofsen  Zahl  von  Mitarbeitern 
an  diesem  Journale,  unter  denen  sich  ^och 
mehrere  Aerzte  befinden,  die  mit  einer  aus« 
gebreiteten  Praxis  wahren  Beobachtungsgeist 
yerbinden,  ^keiner  Erfahrungen  über  die 
oben  genannte  Krankheit,  und  namentlich 
ihre  chronische  Form  (denn,  die  acute  lern- 
ten wir  von  dem  unvergeßlichen  fVichmafi 
vorzüglich,  nicht  nur  kennen,  sondern  auch 
Iieiien),  uiitgetheilt  hat,  nahm  mich  oft  Wux«« 
der;  um  so  mehr  da,  nach  meiner  Erfahruag^ 
diese  Krankheit  gar  nicht  selten,  da  sie  ein 
im  höchsten  .Grade  quälendes,  hartnäckiges^ 
und   nur   in  seltenen   Fällen  heilbares  Uebel 


—      lO      — ; 

ist,  und  daher  jeder  Beitrag  zur  Aufklärung 
des  Weien^  dieser  Krankheit  Willkommen 
seyn  müfs.  ^ 

Ich  trete  ipit  üieitieti  B^m^tkühgeii  het* 
'vor,  nicht  in  dem  Dunkel^  als  würden  &i<^ 
viel  zur  Bereicherung  liet  Kunst^  zur  Auf- 
hellung des  Dunkels^  was  noch  über  Entste* 
huHg  und  tieilung  dieser  Krankheit  herrscht, 
beitragen,  sondern  vielmehr,  .um  ändere  auf* 
merksame  Beobachter  zur  Mittheilung  der 
ihrigen  zü  reitien ,  ich  will ,  um  mich  nicht 
eines  unedlem  S{)riohworts  zu  bedienen  y  mit 
Kupferpfennigen  ([»oldstucke  haschen» 

Vor  allen  Dingen  werde  ich  den  Begritf 
feststeilen,  den  ich  mit  der  Benennung  Asth- 
ma Verbinde.  £&  ist  dies  um  so  nöthiger, 
da,  wiß  man  sich  durch  Vergleichung  meh^ 
rerer  berühmter  Schriftsteller  überzeugen 
kann,  und  wie  ÄUch  pp^ichtnan  klagt  *), 
hierin  die  grofste  nosologische  Verwirrung 
herrscht  2ium  Belege  dessen  will  ich  nur 
eitiigc»,  eben  zur  Hand  habende,  berühmte^ 
Beobachter  anfahren.  M.\/i.  Fogel  ••)  hdin- 
Af\t  asihma  und  Jyspnoea  ^usamm^fn  ab,  und 
aagtt  SpiraUo  aegra  et  difßcilis  est^  inaxime 
in  itinere  ac  cursu  auUvi^   gräi^iiai  corporis 

♦)  IJeeti  tur  Diagnostik  fiter'  Thl*  3.  i% 
.**)  De  tbghost.  9t  curanJ*  motlu  t>ag.  4g3.  §^  iSg4  •<!• 


^$  Ni^rdti^  44  gerenium  qualecunque  öpust 
fQUciM  et'  fmssis  saepe  praesto  est^  jitque 
h^eC'  omniß  quidem  mthma  cömmunia  habßt 
guirp  d^^pnoeui  praeter  hßee  vero  in  eodern 
^mnus  est  exiguus  vel  nuüus  e^  j«  p^  -r» 
Quari^  *)>  Asthma  jani  humidurn  est  jßn^ 
^iccuntj  mod<x  continenter  urget^  modo,  more 
frhrüiutß  paroxysmorum  {:6rtüi  aut  mcertis 
femporibus  reverdtur^  — y-  EU*  rermischt  daher, 
|[leich'wie  f^pgel^  asthma  ^Ud  dysphoea%  und 
Obendreii^  |iocl|  asthma  humidumf  Yf^s^  wii0 
ich  unten  zeigen  yr^rde,  eine  yon  der  in 
J\ede  stehenden  ganaj  vewpluedefte  Krankheit 
jftt.  «r«  {o)  9^(;bat6^  Bande  yoi\  StoU'^  Ratio, 
medendi  p^  5t. ,  befhidet  &icH  ein  aus,  BägUn 
fif^örtlicH  ahg^chnel>Aer  Apl^orismus,  dessexi 
An&ng  ^fsa  Paroxy^mus  d^s  Asthma  richtig 
darsteüt,  de^fseii^acbsau  aheir  der  gutei  SioU 
^ewiTs  t&chx  uÄte^scliriefcen^  bitte^  -^  Thile^ 
' ,  ^i^Si  ^)  s.ubsumirt  Dyspnoeai  Asthrna^  Angina^ 
pectoris^  $ämmtlicl)  unter  däi|  T^iie\  j^sthma. 
*-f^  SeUe  \r\  s^inei^  Meditina  cUnica  sagtr  Eia 
chronisches  schweres  Athemholen  wird  Asth^ 
ma  genannt  n.  s«  w« ;  er  unterscheidet  we-. 
dßi^    l^^ti^    di^    yepchie4eneii    ^rten    der 

/ 
*)  jfnimadyenioi^fi  in,  diverso^  i^torbos  cap*  6.  pag. 

••)  Äftfdic*,  u,  Chirurg,  Bemerk^  Frfrt^  1789«  p«g.  91  «<I. 

■.•.■•♦  A  a\ 


.•      _      -^^     I*     -f- 

Engbrüstigkeit,  hoch  gibt  er  kh^e  pathologi- 
sche ynd  therapeutische  Ansichtig. 

Dagegen  hat  schon  Hoyer  ^)  vor  beinajie 
hundert  Jahren  dasdelbe^  nach^  an  sich  selbst 
und  andern,  genfachter  Erfahrung^  richtig 
und  genau  beschrieben.  Ferner  bezeichnen 
es  Sauvages  **).und  Sagar  ***)  beotimmti 
indem  sie  sagcxi}  ^Asthfna  est  chronica  pe-^ 
tiodica  respirandi  difficuUas»  und  Sauvages 
setzt  ^noch  hinau:  ^diffen  a  dyspnoea  quqd 
isla  conunua  sit^  ab  orthopnoea  quod  ista  sii 
acutus  morbus^»  *r-  Vor  allen  aber  unterschei-^ 
det  Cullen,  f)*  w^d  nach  ihm  JVithers  ft)^ 
das  Asthma  von  andern  Arten  der  Engbrü-» 
atigkeit  und  zeichnet  yortreflich  und  mit 
strengen  Wahrheit  die  ganze  Reihe  der  Zu«« 
falle.  Mit  diesen  letztern  verstehe  ich  daher 
unter  Asthpia  eine  periodische  Engbrüstigkeit^ 
die^  wenigstens  in  den  ersten  Zeiten  ^  yoU- 
Jkoouneno  Intermissionen  hat« 

*)Treatise    ort  ike   asthana    a.    d.   fngh    übert.   von 
Scherfi  1782. 

•♦;  Nosologia  tnethoeUca  Tom.  I.  CA  ^.  p.  661. 
•♦•;  Sjfsiema  morborum  Pars  Ilt  p.  i5a.  editi^altarr 
t)  Anfangsgründt  der  pr.  Arzneikunst    s.  Ausg,    3ter 
Bd.  §.  i373  sq. 
ff)  Abhandlung  von  der  Engbrüstigkeit  ä.  J.  Bfigl,  v.. 
Midiaeliti 


—     t3     — 

Die*  giftnaue  Festsetzung  clf*r  Kränkhöits- 
forrn ,  Welchö  utttet*.  einer  Benennung  zu  ver- 
stehen sey^  ist  keine  Jeete  Spitzründigkeit, 
da,  wie  sich  aus  dem  Verfolge  ergeben  wird# 
das  Wesen  derselben  und  ihre  nächste 'Ur- 
sache von  deneil  jeder  andern  anhaltenden 
Engbrüstigkeit  gar.  sehr  verschieden  ist. 

Dies5-  periodische    Engl^rLbtigkeit  unter- 
scheidet sich :  I.  f^on  der  Daempfigheit  {Astln^ 
ma    humidum)^    die    in. einer    ai^haltendeii^ 
mit  einem*  schnäitenden  oder  rasselnden  Toü 
{respiratio    sonora)   yerbundnen    Kurzathmig^ 
keit  vbesteht,   mit  Husten  und  Schleimauswutf 
verbunden  ist  und   durch  jede  anstrengende 
Bewegung   vermehtt    -^ird^      Diese  ^Kraüköh 
köntien  nicht  leicht  eine  niedrige   Lage  des 
Kopfes    und    der   Brust  •  vertragen ,     sondertt 
schlafen   halbsitzend    im    Bette ^     und    jeden 
Morgen  leiden  sie  bey'm  Erwachen  eine  Art 
Anfall^    der  yon  dem  während  des  Schlafs  in 
den    Luftröhrenästen     angehäuften    Schleime 
herrührt,  Welchen  sie  jetzt  unter  anstrengen*-, 
dem  Husten  auszuwerfen   genöthigt   sind.  — 
st*    Unterscheidet  sie   sich  von   jeder   andern 
anhaltenden  Engbrüstigkeit  {Dyspnoea)*,  'die 
immer  Folge  eines  bestehenden  mechanischen 
Hindernisses  der  Lungenausdehnung  ist^    als: 
Verwafchsi^ng,  Knoten^   Anhäufung  steinigter 
Gptt^emente^  Wasser,  Pulasdel:- Geschwulst, 


-    »4    ^     ■  ■ 

Verknocherung  4er.  Bippepknorpel  ir,  s,  w,, 
Hinlänglich  <]urciT  4m  Periodische  ihrer  An« 
falte,'  au(!^er  welchen  c^ie  Lufigea  sicl^  frei 
ausdehnen  kopn^en". 

3.  Vpn  jener  I  seit  H^ber4en  Torzüglicli 
von  fVichmßnn  nad^  deir  ^ätuf^  geKeiphi^eteii 
untej  dem  Namen  Angina  pectoris  l|ektt|intei| 
gewaltsame^  Brustbeklemmung  abe^  i^t  unsrei 
Kranl^heit  dadi^rcb  verschieden,  ^aü: 

a)  Die  Anfalle  des  Asthma  gewöhnlid^ 
ohne  alle  siqhtbare  äi|Isere  Yeraiilassong  entn 
stehen,  ui^d  -^^enig^sten^  ii^  de||  e^steA  Zeiteii 
einen  bestimmte^  typus  galten  (icl^  habe  ei^ 
Jahr  un4  Tag  zii  eiqe^  un4  derselbe^  Stunde 
kommen  seheii),  d^  bipgegei^  bey  der  Brusti 
bräiine  die  A^ßille,  aulse^  in  dep  grölstei^ 
Höhef  4e^  Uebels^  nie  von  selbst  in  ruhigei;^ 
lidge  (!|es  Krs^nkexif  sondern  ipimer  w^hrencl 
desi  Gehens  oder  bey  irgend  einer  lindern 
körperlichen  Anstrengung  erspheinen«^  b ) 
Dia  Anfctlle  der  Brustbräune  nöthigen  den 
Kranken  sofort  alle  körperliche  Anstrengung 
zu  unterlassen,  worauf  unter  ruhigem  Ver-i 
halten  in  sehr  kurzer  Zeit  der  An(sA\  nach-s 
Iäl>t  und  nun  der  Kranke  fi;r  einige  Zeit 
die  unterbrochne  Anstrengung  fortsetzen 
kann;  --  bey'oi  Asthma  hingegen  kann  der- 
Kranke  so  lange  seine  Kräfte  durch  Dauer 
und  Heftigkeit  4osi  Uebels.  nicht  aufgerieben 


-  I5  - 

jtind/ wähtetiid  des  Ahfalles  nicht  nur  gehen, 
Sondern  auch  ahdefe  körperliche  jBewegi^in- 
|[ex^  ihafyhenj  ja  er  wird  dui*ch  die  dabey 
statt  fiadeüde  Jleäiigstigung  Selbst  dazu  ange» 
(rieben;  -  ferner  läfst  der  AiiFall  nicht  sobald 
Ha<^h^  Soilderü  währt  eiiie-,  ja  nfiehrörö  Stun- 
|]en.  c)  t)ie  Anfalle  der  Bi'ustbtäühe  beste- 
iiöii  jiicht  sowohl  in  eijieüi  fortge^etzieri  be- 
$([ibwerlichen '  Athmeii^  soüdein  in  'einem 
|)löuhehen,  £!rstlcküüg  dröheiideli  Zusamhien- 
ftchniifeü^  das  -eirst  iii  «der  folge  mit  dem 
Gefühle  feines  iDtuckes  längere  Zeit  ^anhält. 
d)  Üet  cliaTaktetistische'  stumpfe  Schmelz  in  ' 
der  Mitte  des  Brustbeitis  etwas  äach  der  lin-. 
}ieii  Seitä  ^tn  der  in  der  Folge  sduefseiid 
»ich  in  deti  rechten  oder  Jinkfeii' Arm ,  l^ucb 
"Wohi,  lnrie  ich  selbst  gesehen  habe^  in  beide 
doch  üicht  itiit  gleichet*  Starke^  etstfeckt, 
öder  ah  beideii  Seiteü  des  tiatses  iiach  den 
kinnbackeii  uiid  Ohreii  hiüäuMeht  ^),  ist 
der  BiJustbräune  ganz  allein  eigeü^  tind.  b&ytn 
Asthina  nichts  ähnliches  Vorhaüdeiti 

*)  Beide  tortnen  cbronisclier  ßrustbdschwefcleh  habi 
ich  jetzt  wieder  iäglicli  vor  Augen;  die  Gesehichte 
4^0  AstbiniL  er£äble  ich  weiter  unten  ,n  hief-  liur 
kürzlich  die  der  Briiltbräiine.  Der  Kranke  ist  erst 
äa  Jabre  ält^  äbet*  Aehr  bückelicbt,  hat  hie  auf 
irgend  ein«  Art  ausgeschweift^  und  ist  selbst  durch 
iciii«     Vdn     jeher    schirträchllcb#    Gesundheit    kui 


^     i6     ^ 

Mit  defti  Herzpoljp  Wird  unsere  Krank-r 
heit  gewifs  Niemand  verwechseln,  der  jenen, 
auch  nur  aus  fVichmanns  Darstellung  kenntf 
Hierbey  Icann  kh  mich  der  'Frage  nicht  er^ 
wehren,  ob  wohl  immer  bey'm  Herzpolyp 
der  1" od  sq  langsam   .und    peinllcb    erfolge, 

we 

MäFsiglcf^ic  gezwungen  worden.  ,  Schon  «eit  ein 
Paar  Jahran-  lit^  er  von  Zeit  zu  Z^eit  aa  Zufällen, 
di«  ihn  vorzüglich  bey'ni  Mi^tagessePf  gegen 
Apend  oder  bey'/h  Schlafengehen  befielen,  und  ob 
sie  schon  heCiij^  genug  waren,  dal\  ipan  zu  mir 
um  Hülfe  eilte,  so  gingen  sie  doch  so  schntfll  vor- 
über, dafs,  wenn  ich.  ankam  (oft  in  Zeit  von  dnec 
Viertelstunde)^  nichts  als  eine  geringe  Bewegung 
im  Pulse  vorhanden  war.  Bis  vor  unigen  Mona- 
te^ hielt  ich,  der  Beschreibung  des  Kranken  zu 
Folge,  da$  Üebel  für  einen  Zi^fall  aqi  Herzen,  von 
dem  icli  ^Tox  Schlüsse  dieser  Äbhapdlun^  unter 
dem  Namen  Herzzittern  etwa«  bdybringen  werde, 
als  ich  am  3o.  Juny^bends  wieder  schnell  zu  ihm 
*  gerufen  wurde,  und  er  mir  fqlgeridea  sagte:  er  sey 
ausgegangen ,  .  als  ihn  etwa  hundert  Schritte  von 
seiner  Wohnung  der  alte  Anfall  plötzlich  befallen 
habe,  doch  "weit  heftiger  aU  je^  depn  dieses  mal 
habe  es  ihn  gerade  vor  der  ßjust  gepackt,  Vin\ 
dann  hätte  es  ihni  geschienen,  als  würde  die  ganze 
Brust  in  die  ßühe  gezogen  und  drückte  ihm  etwas 
Torne  die  Kehle  zu.  Piese  mit  fVichmannn  Schil- 
derung so  genau  zus^mmentreiTende  Beschreibung, 
lief«  mich  nun-  nicht  rnehr  über  dai^  hier  statt  fin-. 
dendo   Uebel   in  Zweifel;     dem   ich   nun  auch  die 


"     '  .  ■    ^— •    17     — , 

wie  JVichmarin  beobachtet  liajTy  und  ob  nichti ' 
wie  er  selbst  erwähnt  und  Senac  schon  ver« 
muthet  hat^  dergleichen  Gewächse  beweglich 
seyn  und  ,dann\  auch  plötzlich  durch  Verato- 
pfung  einer  der  grofsen  Schlagadern  den 
Umlauf  auf  immer  hemmen  kö|Qinen?  D^r 
vor  ein  l?aar  Jahren  erfolgte  plötzliche  Tod 
des  durch  seine  optisch  <*  perspektivischen 
Vorstellungen  bekannt  gewordenen  Professor» 
Degabriely  hat  in  mir  diese  Idee  erzeugt*  Ich 
habe  diesen  Mann  und  seine  Zufälle  hiei? 
iiber  Jahr  und  Tag  zu  beobachten  Gelegen- 
heit gehabt  9  und  damals ,  vor  4  Jahl'en,  er« 
klarte  ich  seine  Krankheit  Für  einen  Herzpo-? 
]jp#  Wenn  er  sich  durch  Gehen  stark  er« 
hitzte»  oder  durch  ,  Gemüthsaffekte  bewegt 
wurde,  %o  befiel  ihn  eiivs. stechende  2usam* 
menziehend^  Empfindung  in  der  Gegend  dds 
Herzenst»    dafs  er  in   die  Kniee   sank  9    und 

Von  H^ichniatttt  «iäpfolilnd  Sehäinüuiig  entgegefi-> 
setze  ^  deren  tchon  einmal  ron  mir  erfajlfne  groiSia 
Würksamkeic  ich  unten  ersiäilen  Werde.  «^  Mein 
jetaiger  Kranker « hatte  licb  seit  einei^  enUlcheiden-» 
den  An£adle  im  Hanse  gans  wohl  betunden«  abet 
so  oiEt  §r  hauchte  auszugehen  >  tlnd  kaum  (untzig 
Schritt«  auf  der  Stralae  gemacht  hatte,  t>aCkte  ihii 
das  Xhheit  doch  so,  dafs  es^  sobald  er  nur  sieh 
ruhig  yerhielt»  gleith  vorüberging.  Am  ai.  AugUSt 
erlitt  er^  als  er  sich  durch  Heben  verschiedener 
Sachen  etwas  angriff,  wieder  einen  starken  AnfalL 
XVtU.  ^.  X.  Sf.  ,      B 


4. ü tt «- j i .  n  -fj*  '.-3 » f D  A r.£ ' nil .  :.t  d 25  Bew^st- 
%r-tfi  »•-iloi  .  ''"r  .''ti',  -wpr  d£r-?nr  im  Ll^cii  ten 
l;»aij«-  üTi:!*-.'rh  ,  l-.^-ia,  urd  aris-^tzeud .  tal- 
)j«f  Vi:  bw-fr-ili.  fcMiB-J  ihm  j«u:"  d^r  S:ime.  Sein 
'/  i.  i  1 N  M  et  I  w  f  J  *-r  v  ijH  einem  stnm  pfen 
<;  Ji..».  j<ri3  tui  liruH-knochi-n .  n?ch  von  einer 
f '.».|.'«ii.k.f.;'  :••!  %vvfr  :»:^tr  xr-'iTfn  den  Htls 
it..  .1.;-  »>i-%  J  j  Bi-.isrL'iijLin-.-  briTjeiiet.  son- 
>c^ju  VA..  *■  iii'-'^at'  .v:-;  VI ar  Mv^s  :n  der  H**r2- 
^^^^l^i^.  J..V  -i  n^  ':  bt-v  ct"E  Anfalle  ffe- 
ui  ..'.**  >^  :.•  ' »-. .  ,■  tri?  K .  s  J  r .1:  *  V. >  j  r-  r:*  ■?!:  «r wL  ckte. 
K  -i..  -  i  .  >  S:  v-w»-  -^  .u*»:'?  >  •  .'j:  -tfrzeci  An- 
■^.  '  •^■'.  'i  .  *c--  •  ^r:s  x:r>  ji:s.  ^ird  der 
>*v.* u,      .-. ..  c    -r.'^-i    -itz^^oitf^^ijre  Bewe- 

•  lä^.L....^     ■VkMkk«..»     .,%.•€•?««-       wi^.^&tifi     — ^t?^<,•     r'ffCt^ZL- 

'J  »    v-lf        .-  t'     V   -^«K  »•  -V«.     kl  t  tili  ">  Jt'^'i^'t'^i'"*  " 


N         *    ^ 


^     ' «-■•*      .*-t-«tt    .iiiue 


'.     .  -  '  —     rg     — 

1    wesentlichä  Untersphied  zwischen  ihnen  liegt 
\    in  de^  entJfernten  Ursachen.   —  Der  acuten 
l    Form  lipgt  eine  schniell   entstandene,  (cathar- 
!    rliälis'cbe?))  mithin  auch  vorübergehende  Ur- 
i    sache  zum  Grunde,    so    zwar,    dsiÜsy    da  ein 
•    ztirn    Lebensprocefs    nnenlbehrliches    Organ 
gewaltsam  afiPicirt  T/ird,    der  Tod  schnell  er- 
fpigen  Jkann,  und  bey  versäumter  Hülfe  auch 
würklich  erfolgt,    dagegen  aber,  ^wenn  aeitig 
zweckmälsige   Heilmittel :  angewandt  W£rden> 
jene  Ursache  eb^n   so  schnell   entfernt  oder 
nnthätig  geinacht  und  tlas  leidende  Organ  in 
seiner '  Integrität   wieder    hergestellt    werden 
kann.    — r    Bey  der  chronischen  Form  hinge- 
gen,   hat    sich    langsam^     durch    manchisriei 
Abnormitäten  ini  Organismus,    die  entfernte 
Ursache  erzeugt;    sie  hangt  ihm  daher  auieh 
fe^t  an;     bcy'm  Anfalle  sind  die  Störungen 
nicht    so    gewaltsam^     dafs    sie  Zernichtung 
verursachen,  .sondern    sie    untergraben  nur 
successive  d^n  Organismus  in  mehreren  Thei- 
len,    und  tödten   langsam.,    aber  gemeinfadn 
sicher.  ^— 

Das  ^en  Gesägte  erklärt,  ^anini  die 
acute  Form  nur  bey  Kindern  und  jungen 
Personen,  die  chronische  aber  ausschliefsHch 
bey  Erwachsenen  und  grpfstentheils  bey  sol- 
chen ,  di^  schon  über  das  Mittelalter  hinaus 
;iind9 .  und   auch  häufiger   bey  Männenai  als^ 

B  a 


—       20       — 


*  bey  Weibern,  angetroffea  wird.  Die  gröfsere 
JEieizeinpfäaglichkeit  (Erregbaiiceit)  des  Kin- 
deskörpers  macht  ihn  fähig  durch  dine  ^e^ 
iingscheinende  imd  vorübergehende  Ursache 
^etwa    eine    gewisse   Beschaffenheit    der  Mi- 

.  schong  oder  Temperatur  unserer  Atmosphäre) 
€0  gewaltsam  afficirt  zu  worden;  dagegen  ist 
er  nicht  leicht  den  Störungen  durch  fehler- 
bdfte  LebensördnuQg  ausgesetzt »  die  in  spä- 
tem Jahren  die  chronische  Form  herbeyfüh-  .1 
ren.  Doch  wird  durch  die  gesetzten  Bedin- 
gungen die  Möglichkeit  des  Wechsels  nicht 
ausgeschlossen,  da  in  seltnem  Fällen  auch 
bey  Erwachsenen  jwikB  erhöhte  Rekempfäng- 
lichkeit de^  in  Rede  stehenden  Organs,  die 
^u  Erzeugung  der  acuten  Form  bedingt  ist, 
tf 9  wie- in  jungen  Körpern  jene  succes^iv^ 
'Einwürkung  schädlicher  Potenzen  statt  haben 
kann,  welche,  unserer  Einsicht  nach,  zum 
Hervorbringen  des  chronischen  Uebels  erfor- 
dert wird«  Ich  werde  unten  die  Geschichte 
eines  chronischen  Falles  bey  einem  i4)ähri- 
gen  Mädchen,  und  einen  andern  bey  einem 
43jährigen  Manne  erzählen,  den  ich  der  acu* 
ten  Form  beyzuzählen  sehr  geneigt  bin. 

Da  ich  keine  Monographie  dieser  Krank- 
heit schreiben,  sondern  nur  meine  Bemer- 
kungen mittheilen  Svill,  so  verweise  ich  die 
jungem  Leser  des  Journals,  welche  das  Uebel 


—     ai  .  — 

noch  teicht  aus  eigener,  Ansicht  kennen,  in 
Rücksicht  der  Erscheinungen  bey'm  Anfalle, 
und  des  Ganges  der  Krankheit,  auf  Cullen 
und  fVühers^  •— *  Bej  der  Mehrzahl,  meiner 
Kranken  trat  in  den  ersten  Zeiten  der  Anfall 
regeJmälsig  nach  Mitternacht,  zwischen  zwei 
und  fünf  Uhr,  ein;  einer  bekam  ihn  fast 
täglich' Abends  um  neun  Uhr;'  ein  anderer' 
bald  nach  dem  Einschlafen,-  zwischen  zehn 
und  eilf  Uhr;  eine  Frauensperson,  deren 
Krankenges chidite  unten  vorkommt,  erlitt  die 
erste  Zeit  ihre  Anfälle  immer  Vormittags, -bey 
zunehmendem  Uebel  gesellte  sich  dann  erst 
der  Nachtparoxysmus  hinzu.. 

Pie  nächste  Ursache  des  Asthma  scheint 
eine  krampfhafte  Affection  der  Lufrröhrea- 
Aeste  zu  seyn.  Doch  glaube  ich,  dals  die 
Muskeln,  welche  den  Thorax  bewegen,  gleich- 
falls zu  den  leidenäen  Theilen  gehören,  vor- 
zügUch  das  Zwergfell  uar?  die  Intercostal- 
muskeln.  Denn  aufser  der  Verbindung  ^  der 
Nerven,  die  zwischen  diesen  Theilen  statt 
findet,  wird  es  noch  durch  die  Anstrengung 
der  Kranken*  wahrscheinlich,  die  sie  anwen- 
den,  alle,  übrigen  Muskeln,  die  etwas  zur 
Erweiterung  der  Brusthöle  beytragen  kön- 
nen, in  Thätigkeit  zu  setzen« 

.  Entfernte  Ursachen  giebt  es  wohl  so  viele 
als   ^s  Schädlichkeiten  giebt,     die  anhakend 


-7-    w    — 

»öl^wächend  auf  den  Orgahismus  würke^i  kÖn^ 
tien,  und  die  daiin  unsere  Krankheit  erzetir 
gen,  wenn  entweder  in  den  .R^pfration»« 
Organen,  in  Verbältnifs  gegen  den  übrigen 
Organismus  ^ne  Anlage,  vorhanden  \ ist, 
krankhaft  afFicirt  zu  werden;  oder  wenn  sie 
Ton  der  Ait  ^ind,  dafs.  ihre  EinwUrkung 
stärker  und  unmittelbarer  auf  diese,  als  auf 
die  übrigen  Organe  tnfft. 

Die  hervorstechende  Anlage  kann  ent- 
weder '  in  ursprünglicher  (angeborner  oder 
durch  vorherg;egangene  Krankheiten  ausge- 
bildeter) Schwäche  dieser  Theile  gegen  den 
übrigen  Organismus  ihren  Grund  haben; 
oder  sie  entsteht  erst,  indem,  gleichzeitig  mit 
jeneü,  auf  den  ganzen  Organismus  einwür- 
kenden  schwächenden  Potenzen ,  andere. 
Schädlichkeiten  unmittelbar  noch  auf  die 
Respirationsorgane  schwächeod  würken,  z» 
B.  einen  Gicht  -  Candidäten  befallt  ein  lang- 
wieriger Catarrh  oder  eine  Püeumonie. 
'  Zu  den,  Schädlichkeiten,  welche  Vorzugs«' 

weise  auf  die  Respirationsorgane  würken,  bin, 
ich  geneigt,  den  übermäfsigen  Beischlaf  zu 
rechnen,  da  bekanntlich  bey  diese A  Actus 
diese  Organe  in  sehr  vermehrte  Thätigkeit 
gesetzt  werden.  Einer  der  von  mir  behan- 
delten Kranken,  erlitt,  als  ein  Mann  von  45 
Jahren,  indem  er  dreimal  hintereinander  den 


—  ■    a3 • 

,    Beischlaf  vollzog,    bey'm   diitten  niale   wälw'j 
rend    dos    Actus    d^n    ersten    Anfdl    dteser^ 
Krankheit,  di^  ihn  zehn  JahVe  später  tödtete. 
Bey    eii^eai    36jährigen*  Manne    konnte    ich 
duich  sorgfältiges  Naol^forschen  keine  ander« 
Ursache    auiFinden,     durch   die   er  sich  sein 
Uebel .zugezogen  hatte,  als  übe^mäf^igen  Bei- 
schlaf, — :  Nach  anhaltendem,  mit  $chwächen-; 
den  Mitteln,  besonders  Blutlassen,  behandel- 
tem  Catarrh,    nach,    wahrscheinlich  astheni- 
scher,^   schwächend  behandelter  Pneumonie! 
habe  ich  diese  Krankheit  entstehen  sehen. 

D,ie    häufigste  entfernte  Ursache  ist  wohl 
dieselbe,  die  bey  dem  einen  Gicht  (in  Haud,  ' 
Fuli,    Knie  u.  s,  w),    bey   dem  andern  Hä- 
morrhoiden,    bey'm     dritten    Hypochondrie,^ 
bey'm    vierten    u.   «.-w.   Brustbräune,    Puls- 
adergeschwüLte ,     Nierensteine,     Verdickung 
der    Urinblasenhäute,     Wassersucht    u.   s.  w. 
erzeugt,     nach  den   Organen   die,    aus  oben 
erwähnten   Ursachen,     durch    die    krankiAa- 
chenden  Schädlichkeiten  vorzugsweise  leiden. 
—  Ein  Ms^nn    von  52  Jahren,    der.  seit  ge- 
ittumer  Zeit  am  regelmäfsigen  Podagra  gelit- 
ten hatte,  äas  ihn  gewohnlich  im  Januar  oder 
Februar  befitl,    erfuhr  einen  gewaltigen  Um- 
sturz-seiner  .Glücksumstände  und  gerieth  aus 
grolsem  Wohlstande  in  eine  bedrängte,    mit 
Gram  und  Verd.uls  verbundene  Lage.    Seine 


-    ^4    -  .     ' 

Gidir  t^lieb  nun  weg.  Er  ^fchien  eine  Zeit  lang ' 
sehr  gesund  zu  seyn,  als  er  auf  einmal  epi- 
leptische Anfalle  bekam ,  die  erst  selten^  und 
4ann  häufiger,  ein,  auch  mehrere  male  im 
Monate  kamen.  Weder  seine  Lage,  noch 
Kränklichkeit  machten  ihn  weise,  und  häufige 
Diätfehler,  so  wie  Ausschweifi\ngen  mit 
dem  andern  Gesdilechte  wurden  fortgesetzt; 
«—  auf  einmal  befiel  ihn  Nachts  das  Asthma, 
so  wie  dieses  Öftere  Anfälle  machte,  blieb' 
.  die  Epilepsie  aus,  und  im  letzten  balban  Jahre, 
,Wo  ihn  das  Asthma ,  auf  die  gewöhnliche 
Art,  durch  Wassersucht  :^um  Tode  führte, 
litt  er  keinen  epileptischen  Anfall  mehr,  — 
Durch  Ausschweifaug  im  Trinken  habe  ich 
das  Uebel  auch  entstehen  seheii*  -^  ' 

Die  F'orhersagung  ist,  meiner  Erfahrung 
nach,  so  günstig  bej  der  acuten  Form, 
wenn  bey  Zeiten  zweckmäfsige  Hülfe  gelei- 
stet wird,  als  ungunstig  bey  der  chronischen. 
Es  liegt  dies  schon  in  der  oben  angeführten 
verschiedenen  Entstehungsweise  beider  For- 
men. —  Eine  grofse  Klasse  chronischer 
Krankheiteii.  entspringt  aus  einer  und  derseU 
ben  Quelle,  nämlich  einer  fehle> haften  Le- 
ben^ordnung.  Die  Krankheiten  dieser  Klasse 
sind  Folge  eines  Aggregats  kleiner  Schädlich- 
keiten, die  in  einem  langen  Zeiträume  suc- 
cessive  auf  den  Organismus  gewürkt  haben; 


•    —       25       —-  ^     '     ' 

sie  sind  das  Resultat  ei^er  Reihe,  durch 
Ueberreizung  erzeugter  indirekter  Asthenien. 
Die  Einwürkung  dieser  Scbädlichkeiteh  i&t 
gemeiohin  so  schwach,  dals  jede  einzelne, 
durch  sie  verursachte  Störung  im  Organismus 
nicht  sehr  merkbar  wird.  Doch  enmeht,  indem 
sich  diese  Schädlichkeiten  zu  schnell  folgen, 
als  ditfs  ihr  Eindruck  durch  andere  günstige 
Einflüsse  total  verlöscht  werden  könnte^ 
allmäUIig  ein  bedeutender  Grad  von 
Störung,  die  aber,  da  successive  Au  gewöhn 
nung  das  Gemeingefühl  in  Rücksicht  ihrer 
schwächt,  von  dem  Leidenden  nicht  eher 
brachtet  wird,  bi^  zuletzt  die  Summe  dieser 
Störungen  den  Grad  erreicht,  dafs  gewaUsame 
Abnormität  £n  der^Funqiion  eines  oder  mehi- 
rerer  Organe  die  Folge  davon  ist*  Bey  die*^* 
ser  Betrachtung  muls  nun  wohl  jeder  pr^- 
tische  Arzt  sich  die  Frage  aiifwerfen,  wieviel 
Wahrscheinlichkeit  wir  haben,  eine  solche, 
durch  tägliche  Gewohnheit  des  Kranken 
langsam  hcrbey  geführte  Störung  des  Orga- 
nismus, wenn' sie  zu  dem^  benannten  Grade 
gestiegen*  ist,  zu  heben  •)?    --.Gesetzt  aber 

*)  So  ebei| ,    da  ich  obige  Gedanken  nledergeichrid^ 

ben  hatte,    lese  ich  iifa  7ten  Stücke  des  deutschen 

'  Merkurs  HrD.  Campe's  Verkündigung  eines  Heilan-    . 

ß.e%,  der  die  aufgeworfene  Frage  sofort  durch  seine 

Thaten  trostreich  für  alle  Leidende  %u  beantworten 


.   -     a6,     -^    .  ■ 

auch,  esfehleünsnichtaaMitteln)  deren succas-s 
sive  EiDwürkung  die  yon  jenen  Schädlichkeiten 
hervorgebrachte  abnorme.  Veränderung  auf- 
Buheben  im  ßtanda  Wäre,  was  gar  nicht  zi^ 
bezweifeln  ist,  sQ  steheQ  doch  noch  folgende 
/Wichtige  Hindernisse  im  Wege: 

1.  Bey  dem  Zustande,. wo  schoh,  gewali-*' 
same  Störungen  der  normalen  Function  ein- 
zelner Organe  erscheinen,  sind  diese  Anfiillei 
atl  und  für  sich  «elbst,  neue  und  sehr  wich- 
tige Schädlichkeiten,  die  naohtheilig  auf  den 
ganzen  ,  Organismus ,  und  einzelne  Theile 
insbesondere,  würken;  wie  z.  B.  bey'm  Asth- 
ma    die  Störung  des  freien  Blutumlaufs  durch 

bereit   ist ,,   der  nlciit   nu)  solche  im  gesunden*  Or- 
ganismus    herbeigeführte     Unordnungen,     sondern 
selbst,  wie  bey  Hrn.  Campe,   die  angeborne,  nicht 
blos    Anlaj^e,     sondern    würklicfa»    Krankheit,     in 
sieben  Wochen  zu  heilen  vermag!.'    Wdchen  Aerz- 
ten  mufs  doch  Hr.    Campe  in   die  Hände  gefallen 
styo,     dafs   er  nach  56jährigem  Leiden  (man  be- 
merke,    dafs    er    von    Geburt   an    hypochondrisch 
>wrar!!)  über  England  nach  Paris  reisen  murste,  um 
dort  endlich  von  Hrn.  Doctor   Seiffen  zu  erfahren, 
dafs  bey  90    langwieriger   Kränklichkeit    nur    eine 
wohl    eingerichtete    Lebensordnung    iHm     heilsam 
seyn    und    (nebst  Hrn.   Seiffins  Pillen)   gänzliche! 
Hfrstellung  gewähren  könne.    —    Die  kalte  Küche 
übrigens   und  die   Chocolade  o£ine  alles  Gewürze, 
möchte  wohl  nidit  jedem  solchen   SüchtUnge   be- 
kommen ! 


TT!        27.        *-f       .  . 

die  I^ingen^  die  erst  unrollkoaipriene  Ent-. 
Höhlung  und  SSiuerung  dea  Bluts,  inithiji 
niangeU]|aftei|  Reproductionsprocefs  in  sämmt- 
lichen  Organ^^,  feiTA^r  Aufhebung;  des  Gleich- 
ge'Vfichts  ii^  den  aushauchenden  und  einsau- 
genden Gefafsen,  und  daher  Wassersucht  des 
Zellgewebes  u.  s.  w.  zur  Folge  hat ;  so,  dafs 
auf  diese  Art  die  Krankheit  sich  in  und 
djärdi  sich  selbst  vermehrt  •)r 

•)  DiÄ  pathologischen  AflÄtonid  ^bc"  häufig  Ersehe^ 
nungen«     die  sie     in    Leichen   fanden,     für  Ursa- 
chen chronischer  Krankheitszufalle  angegeben,    die 
vielmehr  Wurkadg  derselben  waren    So  sagt  Bichat 
m^  meinet  Anatomie  g^näraie,  appUqu^e  d  ia  Pfysio» 
iogie  et  ä'la^  Medieine,,     Tom^   II,  p,  aig;  .»»Ich  « 
niufs  gestehen r  dala  die  Verknöcherungen,  welche 
man  so  häufig  in  der  i^nern  Haut  der  Schlagadern 
alter  Leute  antrift,     mich    auF  .den   Gedanken   ge-/ 
hraeht    hatten,     dala   man    die    Anzahl    der    Fälle 
übertriebe,  wo  sie  bey  Erwachs enenj  und  wenn  sie 
sehr  stark  sind«    selbst  bey  Kranken  Ursache  der 
Zuf^ll^e  sind«  die  das  ausmachen,  was  viele  Aercte 
Asthma  nennen,     und  dafs  die  genannte  Krankheit 
nicht  so   häufig  aus   dieser  Ursache  entstehe ,     als 
'man  glaube.     Allein  ich  finde  jetzt,   bey  den  häuH« 
£en  Erfahrungen,  die  ich  im  Hotel  Dieu  zu  machen « 
Gelegenheit  gehabt  habe,     dafs    diese    Verknöche- 
rungen,    die  Eulsadergeschwülste    und  andere  orga« 
nlsche   Fehler,     die    ihren   Sitz 'im   Herzen   haben, 
eine  Klasse  von   chronischen   Krankheiten    ausma- 
chen, die  fast  eben  so  zählreich  sind,  als  die  chro«.. 
nischen    Krankheiten    der  Lungen,    welchen  man 


,Das  allouihlSge  Entstehen  ;un)d. Zunehmen 
desxtJebelseyns^  die,  bey  schon  erfolgtem 
gewaltsamen  Ausbruche,  noeh  statt  findenden 
joft  langen  Intermissionen,  schläfern  d^n 
Kranken  über  die  Natur  seines  Uebels  ein, 
i^nd  täuschen  ihn  mit  der  HpiFnung,  es  wer- 
de mit  dem  einen  Anfalle  abgethan,  und 
sein  Befinden  in  der  Folge  erträglich  wie 
zuvor  seyn  —  v  er  denkt  daher  auch  nicht 
daran,  de^  Grund  dayon  in  seiner  Lebens-» 
weise  zu  suchen,  und  diese  nach  Beschaffen- 
heit zu  ändern.  Mithin  würkt  die  Reihe  jener 
Schädlichkeiten  ununterbrochen  fort 9  und  oft 
wird  dann  erst  Hülfe  gesucht  lind  Folgsam«* 
fceit  gelobt,  wenn  das  Uebel  den  höchsten 
Grad  erstiegen,  nun  schon  wahre  Desorga- 
nisation verursacht  hat. 

3.  Wie  schwer  die  Aufgabe,  sey,  einem 
«o  allmählig  herbey  geführten  Zustande  die 
Heilmittel  anzupassen,  und  successive  den 
Grad  von  Wiirkung  hervorzubringen,  der  je- 
nen kranken  Zustand  in  einen  gesunden 
umändern  soll,    das    wird    jeder   fühlen.     — 

80D«t  fast  alle  Brustkrankheiten  «uzuscbrelben 
pflegte".  Vergl.  SammL  auseiiem^  AbhandL  /ür 
pr,  jierziä  ai  Bd.  i  St.  p.  68.  —  Wie  oft  sind 
nun  aber  diese  Verknöcberungen  und  andere  . 
organische  Fehler  nicht  Ursache,  sondern  Product 
der  Krankheit«  besonders  bey  jungen  Per? oqen! 


Aber  wenn  wir  , nun  ami  diese  Schwierig-, 
keit^a  überwinden  können,  wie  selten  sind 
die  Kranken,  die  su  der  Zeit,  wo  noch 
nicht  wiirkliche.  Desorganisationen,  die  yol-  ' 
lends  unserer  Kunst  spotten,  sie  in  hohem 
Grade  elend  gemacht  haben*,  Ausdauer  und 
Beharrlichkeit  haben,  .eine  lastige  lange  forlH 
gesetEte  'Behandlung,  nach  eines  und  deiselr 
ben  Atzißs  Vorschrift^  abzuwarten.  IJnd  nun 
4*  Was  können  unsere  Heilmittel  helfen, 
wo  die  Ursache  nicht  aulhört,  und  wie  viele 
Kranke  sind  wohl,  wenn  es  noch  Zeit  äf, 
geneigt,  sich  eine  Lebensordnäng  gefallen- zu 
lassen,  bey  der  jene  Schädlichkeiten  nicht 
nur  vermieden  werden,  sondern  durch' sie 
zum  Theil  ihrer  Würkung  entgegengeiffbet- 
tet  werden  soll.  —  Oder  wie  mancher,  der 
auch  Muth  und  Kraft  hätte^  die  unumgäng-  . 
Üch  nöthigen  Aufopferungen  zU  machen, 
wird  durch  seine  individudle  Lage  an  der 
AusiFührung  gehindert;  — «  und  doch  ist  dief- 
ses  der  wesentliche  Punkt,  nicht  nur  die 
Zunahme  des  ITebels  zu  hindern,  aondem  äs 
selbst  zu  h^len.  Wem  ist  die  Wahrheit 
fremde,  dafs^  bey  der  Mehrzahl  chronischer 
Uebel,  das  meiste  von  der  zweckmilsigen 
Lebensördnung  abhänge,  dals  in  ihr  vorziiglieh 
die  Reize  Jiegen,  durch  die  normale  Erregung 
in  den  rarschiedenw  Organen  herbey  geführt 


~     So     —  /  , 

werden  soll,  änä  dkfs,  gerade  umgekehrt  %!e 
in  acuten  Krankheiten,  die  LebensordnuHg 
durch  die  Arzneioiittet,  nicht  diese  ilurdi 
jene/  unterstutzt  werden  biüssen?  ^-^  Hierin 
liegt  der  Grund,  dafs  Öfters  Reisen,  durch 
die  damit  öothwendig  verbundene  Ver2nde- 
rung  der  Lebensweise,  des<,^lima^s  ü.  s.  w., 
selbst  ohne  alle  pharmazeutische  Mittel, 
schwere^  ja  unheilbar  gehaltehe  Krankheiten 
heben«  — :•         ^' 

Es  gehört  nicht  in  meineh  Plan,  hier 
die  andern  Klasisen  chronischer  Krankheits- 
jbrmen,  in  Rücksicht  ihrer  Entstehung,  zu 
'tatwickeln,  deren  ein  grolser  Theil,  äsum 
Glücke  von  mehr  zufäHigeh  und  vorüberge- 
henden Ursachen  herbey  jge&ihrt,  mit. Erfolge 
Ton  uns  behandelt,'  und  oft  schnell  genug 
geheilt  wird.  Nur  so  viel  bemerke  ich,'  dais 
auch  das  Asthma  durch  solche  Ursachen  er- 
zeugt, und  dann  buch  desseii  Heilung  weni- 
ger schwierig  seyh  kann. 

Wenii  m&xi  die  Menge  glücklicher  Fälle 
liest,'  die  fVithers  in  seiner  Abhandlung  er- 
ftihlty  und  wo  er  den  EiiFoIg  einc^m  Mittel 
zuschreibt,  dessen  Unwürksamkeit  in  den 
meisten  Fällen  ich  leider!  aus  Erfahrung  be- 
urkunden kann,  so  wird  man  gan^  irre,  und 
weifs  kaum,' wie  man  es  erklären  soll,  zumal 
da  nebenbey  nichts  immer  eine  consequente 


—     3x     — 

Behandlung  (z.  B.  Aderlassen  und  andere 
schwächende  Mittel  heben  starken  Reizmit* 
teln^  angewandt  wurde.  Der  einzige  Aus- 
weg, um  Hrn.  fVuhers  nicht  der  Unwahr- 
heit zu  beschuldigen,  ist,  anzunehmen,  dals: 
i.  mehrere  tinter  den  herzählten  Fällen  durch 
yorübergehende  Ursachen  ^erzeugt  waren ; 
und  vorzüglich  '2.  dafs  ter,  da  es  meist  Ho- 
spitalkrahke  "waren,  .Von  dem  Bestände  der 
Kur  imuntcrrichtet  blieb.  Da  nämlicK  bey 
diesem  Üebel,  vorzüglich  im  Anfange,  Inter- 
xhissionen  und  zwar  Mitunter  sehr  tange, 
ganz  jgewöhnlich  sind,  so  konnte  lär^  deicht 
diese,  die  auch  ohne  alle  ärztliche  Behand- 
lung torkommeh ,  Hir  jgrundliche  Heilübg 
halten.  '-^        .  * 

Ich  komme  nun  zur  Kur  dieses  höehst 
beschwerlichen  Uebels,  und  werde  'dem  Leser 
mit  VITahrheit  meine  Beobachtungen  mitthei^ 
len*  ' —  So  glücklich  ich  in  Behandlung  der 
acuten  Form  durch  die  von  fVichtnann 
emptohln^i  Mittel  war,  so  Svenig  geläng  es 
mir  bey  der  chronischen.  Däls  beide  Krank- 
heitsformen  durchaus  ästhehischer  Natur  sind, 
ift,  wenn  man  es  auch,  /was  doch  nicht 
schwierig  ist,  nicht  hosologisch  entwickeln 
könnte,  durch  die  Erfahrung  hinlänglich  be^. 
legt.  —  Die  durdbdringendsten  uns  bekann- 
ten Reizmittel  heilen  (wie  Miliar  \md  fVich- 


.  ^     -    5*    - 

mann  iui$' gelehrt  halben)  die  acute  Foim, 
und  eben  solche  sind  es,  die  bey  der  chro* 
nischen  '  wenigstens  Erleichterung  schafiPen. 
Ohne  eine  beträchtliche  Anzahl  Fälle  in  An- 
schlag zu  bringen,  ,  yro  Kranke  mich  ihres 
Uebels  wegen  einigemal  um  Rath  gefragti 
und  dann  bey  nicht  gleiph  erfolgter  Besse- 
rung sich  an  anderq  ,  Heilküostler.  gewandt 
haben I  spreche  ich  nur  von  den  Fällen,  wo 
'  ich  die  Kranken^  durch  geraume  Zeit  behan- 
'  dfelt,  und  ein  planmafsiges  Verfahren  ange-> 
wattdt  habe.  Die  Zahl  dieser  Kranken  belauft 
sich  auf  neune,  von  diesen  .sind  zwei  herge- 
stellt worden;  doch  so,  dais  ich  noch  selbst 
Zweifel  in  die  gelungene  Kur  setzte,  worüber 
ich  mich  bey  Mittheilung  der  Krankengqt- 
schichten  erklären  werde.  Einer  dieser  Kran- 
ken^ .den  ich  vor  drei  Jahren  mehrere  Mo^ 
nate  hindurch  fruchtlos  behandelt  habe,  lebt 
noch,  aber  so  entfernt,  dafs  ich  schon  seit 
zwei  Jahren  keine  bestimmte  Nachricht  ^ über 
sein  Befinden  habe;  —  eine'  Frau,  deren 
Krankengeschichte  ich  unten  ausführlich  mit- 
theilen ^werde,  habe  ich  noch  gegenwärtig  in 
der  Behandlung,  — -*  die  übrigen,  einen  ausp- 
genommen,  der  plötzlich  starbt  nachdem  sein 
Zufall ,  auf  Mittel ,  die  ihm  ein  APterarzt  ge- 
gegeben hatte,  seit  einigen  Monaten  wegge- 
blieben war,  sind  den  langsanien  marter- 
vollen 


iolleil    Tod    durch    jallgemeine    Wasset^uchi 
gestorben.  -^ 

In  Verbindung  a^ider^r  Reizmittel,  dli^ 
liiaii  bey  der  Dauer  dt;^  Uiebels^  abzuwech« 
•ein  nur  zu  viel  Gelegenheit  und  Bedürfnifs 
hat^  als  der  Squillu^^  Digitalis  jnirp.^-  Asa 
foetida},  f^aieriana^  Moschus-^  Oleum  Cafeput^ 
Flores  Zinciy  den  yersuf&ten  Säuren  u;  s.  w^ 
b)eibt  Opium  das  einzige  Mittel ,  um  ^'W^hre^ 
wenn  auch  nur  temporäre^  Erleichterung  zu 
verschaffon.  Wiö  manchierlei  Wege  ich  ein- 
jgeschiagen^  und>  mit  der  Aufmeik^amkcit 
tind  Beharrlichkeit  9  yerfolgt  habe^  die  zu  ei- 
tlem Versuche  nöthig  istj  wird  unten  erhellen^ 

Erst  theite  ich  die  zwei  Krankengösehich- 
teüy  der^  dem  Anscheine  nabh^  gehingeileii 
Heilung  miti 

Im  HerbstlE»  liSoö  hemthte  h^j  uns  tiiiter . 
kindern  da^  iacute  Miliarsfihe  Asthnia;  adht> 
Tägie  vorher^  (ehe  iidi  einen  dieser  kldnisli 
Kranken  zu  sehen  bekam  ^  wurde  Ich  am  t4. 
Oetober  in  aller  Frühe  dringendst  zu  eirnem 
Kranken  gerufen;  Ich  finde  den  mir  ^  dem 
Siilserii  Ansehen  nach^  wohl  bekannten  48- 
jährigen  Mann  .im  Lehnstuhle  Ritzend,  und 
bey  roth  aufgettiebenem  Gesichte  und  het- 
torgetretenen  Augen  äufs  Aengstlichste  ath- 
mend«  Er  sagt  mir,  es  sey  ^ies  die  dritte 
Nadht^  dafs  er  so  schrecklich  leide;  in  der 
xyiiu  Ä.  i.  sü  C 


-     54     - 

Nacht  Tom  is«  sey  ihm 'der  Zufall  plötzlich 
im  ersten  Schlafe  gekommen^  worauf  w  nicht 
mehr  im  Bette  habe  aitöda,uerii  können,  son- 
dern die  ganze  Nacht  sitzend,  piit  iurserat 
kur^^m  Athem  ^  schlaflos  yerbracht  habe ;  ge^ 
gen.  Morgen  habe  sich  der  kurze  Athem  ver* 
leren,  danH^  habe  er  sich  niederlegen  und 
etwas  schlafen  können;  den  Tag  habe  dr 
sich  leidliöh  befuiiden^  aber  kaum  habe  er 
sieh  Abends  zu  Bette  gelegt^  so  sey  das 
Uebel  wie^ler  gekommen,  und  habe  abermals 
bis  zum  Morgeü  angehalten;  diese  Natht 
habe  ei"  sich  gai"  nicht  zil  B^tte  gelegt^  soiU 
dern  »ej  aus  Furcht  ror  deiti  Anfalle  im 
Lehnstuhle  sitzta  geblieben,  demohngeacktet 
habe  sich  der  Anfall^  wiewohl  etwas  später^ 
als  die  beiden  erstenmale^  wieder  eiiigesteliti 
nnd  quäle  ihn^  wie  mich  (früh  6  Uhr]  der 
Augenscheine  lehre,  noch  fortwährend^  ob-» 
schon  er  seit  einer  halten  Stunde  einige 
Verminderung  spüre.  —  Sein  Puls  war  hatt 
und  Toli,  und  die  Fufse  fingen  an  zu  schwel- 
len; übrigens  hatte  dieser  Mann  schon  sonst 
einen, kränklichen  Körper,  hatte  auf  beiden 
Seiten  einen  Leistenbruch,  und  eine  ake  ha«- 
bituelle  Psorophthalmie.  Die  nächste  Ver» 
anlass^ng  des  neuen  Uebels  wulste  er  nicht 
anzugeben.  Sein  gewöhnlicher  Arzt  hatte 
ihm  eine  Mischung  aus  bittem  Extracten  und ' 


.    —     55     — 

meinem  Mittelsalze  nehmen  hssen;  da'ich  mich 
mit  diesem  zur  Stelle  nicht  besprechen  könnte 
•o  verordnete  ich  vorläufig  ein  starkes  In/w- 
4uni  Valerianae' mit  dem  Liquor.^C  Cm  succitu 
Der  Hausarzt, 'mit  dem  ich  gegen  Mittag  go- . 
meinschaltlick  bey'm' Krankten  zusammenkam^ 
schlug,    in    Rücksicht'   des  auch  heute    am 
Tage   fortdauernden   beeiigten  Athems,     des 
•ehr' starken  Pulses  und  rothen  Gesichts,   ein 
Aderlafs   vor,    wofür  ich,    nach   meiner  An* 
«icht  des  Uebels,  keinesweges  stimmen. konn- 
te ;  die  von  mir  am  Morgen  verordnete  Arz- 
Tiei  wurde  daher  heute  forrgebraucht.      Die 
•nächstfolgende    Nacht     war    wieder    höchst 
traurige  und,  da  der  Kranke  auch  am  gestri- 
gen Tag«»  keinen  ganz   friuen  Athem  gehabt, 
da  er  seit   36   Stunden  die  sitzende   Stellu^ 
im'    Lehnstuhle     nicht    Verändert     hatte,     so 
mehrte  sich  die  Geschwulst  beträchtlich.   Der 
•Puls   war   diesen    Morgen    noch   härter   und 
voller  *)j  und  der  Hausarzt  drang  wiederholt 
anif  Aderlassen ;    der  Krank'e   hoffte  mit  2^- 
versieht  dadurch  erleichert   zu  werden,    und 
der    Fall    war  so  bedenklich,     dafs  ich  ihm 
bey    etiler   mir   consequenter    erscheinenden 
Behandlung  doch  nicht  mit  Gewifsheit  Hülfe 

*)  Ein  ^ewöfanliclies  Symptom  bey  verhinderter  Am- 
dehnuDg  tler  LuDge«  sie  tnöge  durch  Sckenie  oder 
Atthtnit  TtruriAckt  teyn» 

/Ca 


-    35    - 

Torsprdchen  konnte;    ich  lieis  es  daher  g^ 
Bchehen^    und  war  dann  auch  nicht  dagegen^ 
dals  der  Kranke  wieder  die  erste  Salzmixtnr 
mit  einem  Zusätze  von  Salpeter  erhielt*    --«^ 
Bey  meinem'  Besuche   am  folgenden  Morgen 
fand    ich    den    Kranken    in    der   traurigstan 
Lage;    obschpn  unmittelbar  auf  den  Aderlais 
einige  Erleichterung  erfolgt  war^^  so  hatten 
sich  doch  gegen  die  Nacht  alle  Zufalle  mit 
Vordoppelcer  Stärke   eingestellt »    der  Kranke 
hatte  geglaubt 9    ersticken    zi^  müssen;    noch 
jetzt    am  Tage  blieb  der  Athem  fürditerlidi 
kurz,    und  die  Beängstigung  War  schrecklich^ 
die  Geschwulst  war  um  das  Doppelte  gestiei» 
gen,  und  erreichte  schon  den  Unterleib.    Der 
Hausarzt  wurde  diesen  Vormittag  abgehalten^ 
den    Kranken    zu  besuchen^'    unter    obigen 
Umständen  konnte  ich  keine  andere,    als  die 
traurigste    Vorhersagung    machen|    um   aber 
doch,  da  man  jetzt  vorzüglich  von^iir  Hülfe  ^t^ 
wartete,  meiner  Ansicht  gemäfs  zu  verfahren^ 
verordnete  ich  folgendes:  ^.  As^  foetidx  5iif\ 
Mxtr.  fielen  sp^  Zij\  > —  aconit  *-^  squill.  am 
gr^  xij.  Caston   3;.  Sah  volat^  C%  Ck  3f(.  M% 
F.  pilulh  pond^  gr^  iij^  S^     Alle  3  Stunden 
zehn  Stücke  zu  nehmen;    '—    dabey  verord« 
nete  ich    den  mäisigen    Genufs    des    Weins 
und  kräftiger  Fleischbrühe«  —  Die  Würkung 
dieser  Arznei  w^tr  er#taunenswürdig«     Schon 


nach  der  zweiten  Gabo  erfolgte  bedeutende 
Erleichteruqg;  der  Anfall  blieb  schon  diese  Nacht 
aus,  und  der  Kranke ,  obschon  er  aus  FurdiC 
Jm  Lehnstuhle  sitzen  geblieben  war,     hatte 
einen   erquickenden    Schlaf  genossen.     Den 
folgenden  Tag  traf  ich  ihn  mit  heitrer  Miene 
im   Zimmer    herumgehend ;    der    Urinabgang 
hatte  si9h  sehr  vermehrt  und  die  Geschwulst 
schon    beträchtlich    vermindert;    kurz,    die. 
völlige    Besserung    ging    so   ununterbrochen ' 
fort,    dals  in  wenigen  Tagen  der  Kranke  so 
wieder  hergestellt  war,    wie  er.  sich  vor  £i>> 
scheinung    dieser  Krankheit  befunden  hatte«\ 
Mit    der'  Arznei    hatte    ich    während    dieser 
Zeit  nur.  die  kleine  Veränderung  vorgenom- 
men,   dals,    da  sie  anfing  zu  häufige  Stuhl- 
gänge %u  verursadien,    ich  zu  obiger  Masse 
noch- zwei    Gran    C^ium    zusetzte,    worauf 
diese  Nehenwiirkung  sich  verlor.    Der  Kran« 
ke  lebte  von  dieser  Zeit  noch  vierzehn  Mo« 
nate ,    ohne  von  dem  Asthma  etwas  zu  eior 
pfinden>  und  starb  dann  Nachts  so  plötalicht 
dafs,    ehe  noch  ein  Arzt  herbeygerufen  ww«  < 
den  konnte,  der  Tod  schon  erfolgte. 

Die   Heftigkeit    und   schnelle   Zunahme 
der  Krankheit,^  di^  so  gewaltig  waren,    dais^ 
hatte  ich  nicht  noch  eben  das  passende  Reiz- 
mittel fiir  seinen  Zustand  gefunden,    er  ge«  - 
mr%  in  wenigen  Tagen  das  Opfer  derselben 


—     38    — 

geworden  wäre ;  zusammen  mit  dem  Umstän- 
de, dafs  zu  derselben  Zeit  diese  Krankheit- 
untet  Kindern  häufig  War,'  mithin  eine,  g«« 
meinschaftliche  Ursache  wahrscheinlich  in  , 
der  Temtperatur  oder  Mischung  der  Atmoft^ 
phäre  obwaltete ,  erzeugten  in  mir  den  Qer 
danken,  ob  nicht  auch  der  ?orliegende  Fall 
vielmehr  der  acuten,  ab  der  chronischen 
Form  •beyzuzählen  sey,  so  selten  jene,  auch 
bey  Personen  von  diesem  Alter  statt  finden 
mag;  fä  ich  finde  in  der  über  alle  Erwartung 
gtiicklichen  Heilung  noch  eine  Bestätigung 
meiner  Meinung.  — ^  Merkwürdig  ist  es,  wie 
so  wenige  Gaben  obigen  Reizmittels,  nach 
so  anhaltender  und  gewaltsamer  StCJhingi 
doch  so  schnell  die  Erregbarkeit  der  leiden- 
den Theile.  auf  den  Grad  der  Normalität 
brachten,  dafi  fortan  alle,  gewaltsame  anooia- 
lische  Aeulserungen  in  df'n  rorzüglich  leiden- 
den Organen  aufborten,  und  auch  nicht 
wiederkehrten.  So  wie  bey  allpn  plöulidi, 
unter  dem  Scheine  vollkommenen  rorherge- 
henden  Wohlbefindens,  ausbrechenden  hefti- 
gen Krankheitszufällen,  wenn  ihnen  Asthenie 
izum  Grunde  liegt,  diese  nothwendigerweise 
indirekt  seyn  muls,  so  auch  im  vorliegenden 
Falle,  wobey  doch  auffallend  ist,  wie  dieser 
Zustand  indirekter  Asthenie,  trotz  der  vie- 
len   einwürkenden    schwächenden  Potenzen 


«    3j>    -  •  — 

üb  der  Störung  der  normalen  Function  meh* 
rerer  Gebilde-^  der  SchlaflQsigl^it,  Enthaltung 
von  Nahrungsmitteln,  und  dann  de«  Blutlas* 
s^ens  und  der  schwächenden  Arzneien  u.  a# 
w,9  T-t  so  lange  anhalten  konnte,  ohnehin, 
direkte  Schwäche  überzugehen  *).  Denn 
dals  dies<^$  nicht  geschehen  sey,  beweiset^ 
'^Tie  ich  glaube,  der  Erfolg  und  zumal  die 
schnelle  Würkung  beträchtlicher  Gaben  kräf- 
tiger Reizmittel.  — f  Ein^  andere  Bemerkung 
ist  difi^  da£i  es,  bey  dergleichen  Zuständen 
indii^fkter  3chwäche ,  häufig  nicht  so  schwie* 
fig  ist,  den  gehörigen  Grad  d^  Reia^ung  zn 
treffen,  der  erfordert  wird,  um  die  gewalt* 
same  Äffection  in  dem  einen  oder  andern. 
Organe  aufzuheben.  Alle  praktischen  Aerzte 
werden  mit  mir  diese  Erfahrung  nicht  selten 
gemacht  haben,  zum  Qlücke  für  sie  und "^ für 
die  Kranken,  denn  wie  tratirig  wäre  es  für 
beide,  wenn  es  hier  auf  eine  haarbreit  ge- 
naue Bereehnung  d^s  Standes  der  Erregbar- 
keft,  und  der  Reiz <-  Summe,  die  im  darzu- 
reichenden Arzneimittel  befindlich  wäre, 
ankäme:,  Wie  yiele  Kranke,  würden  dann 
wohl  genescA?  —   Gelegentlich  will  ich  hier 

♦)  Wahrscheinlich  war»  die  KraaUieit  bey  nicht  ge- 
fundener Hülfe  gar  nicht  in  direkte  Asthenie«  son- 
dem  unmittelbar  m  Lähmung  usd  Tod  überge- 
gangeii. 


^     4e     ^ 

^ur  EdTaufiörung  des  eben  Gesagten  noch  ekia 
Erfahrang  anPüh^ea«  Schon  vor-  einiger  Zeit 
habe  ich  dem  Hrn.  Herausgeber  dieses  Jaur- 
nals  -zur  eignen  Prüfung  und  weitem  Bekaiuatt<^ 
machung  ein  Mittlei  zugeschickt,  das  det 
Hauptsacl\e  nach  aus  Granola  besteht,,  und 
zuyerlärsig  den  Gichtafafall,  als  Podagra,  Gkir« 
f gra ,  Gonogra  u*  s.  w«  in  ^4  bis  4^  Stun- 
den heilt*  Hiebey  kommt  es  nun  gar  nicht 
auf  eine,  mit  scrupuloser  Genauigkeit  abg^ 
ipaessene  Gabe,  noch  auf  den  Zeitpunkt  des 
Krankheit  an;  es  hilft  eben  so  gewifs,  wenn 
der.  Anfall  eben  /entstanden  ist,  •  als  wenn  es 
schon  acht  und  mehrere  Tage  gewahrt  hat^ 
r—  Es  ist  nicht  meine  Sache,  würde  mich  auch 
hier  %u  weit  führen,  eine  Erklärung  dieser 
Erscli«  inungen  zu  versuchen  ;>  ich  wiinschta 
fber  wohl,  dafs  die  vorzüglichen  Bearbeiter 
der  Erregungstheorie,  unter  denen  ich  yor 
allen  Hm.  Höschlaub  und  Hrn»  Gutfeld  *) 
ip,enae,  dieselben  ihrer  Aufmerksamkeit  werth 
gelten,    da  sie  auf  Eigenschaften  ün  Oirgi^ 

ny  So  gleicbgujytig  Hr.  Ori?.  Cm/eJd  die  Meinung  eine« 
ihm  unbekaantexi  eotferni^en  Arstea  seyn  mag,  tq 
kann  ich  die  Gelegenheit  doch  nicht  vorbey  laMen, 
inxp»  de^i  kalten  t  rujugeo,  grilndJticken.  A>iw 
scher,  hiemit  ip^a  innige  Hochachtung  i|U  be- 
seigen. 


ttismu»  hindeuten,  die  gewiß  näherer  Unteri 
suchuDg  und  Bestimmung  bedürfen  *). 

Der  zweite  Fall ,  wo  die  Heilung  den 
Asthma  gelang,  betrifft  ein  Mädchen  yon  14 
Jahren.  Sie  war  von  sohw&chlichem  Körper« 
baue,    sei%    acht  Monaten   menstruirt,    hatt« 

t)  Hr.  Prof.  RosMauh  hat  weniniteiit  in  seines  Not(K 

logi*    §•    <47^ — 78  4««   Verhalten  der  indirekttn. 

Asthenie  tuf  «ine  Art  entwickelt,  die  «Ich  n\it  ob^. 

ff^n  Erftbrungen    nicht   cu    vertragen    scheint.     *-• 

Ueberhtupt  ist  die  Erregungslehre  9 war  eine  Kruk<^ 

lie,    auF- die  es  sich  um  vieles  fester  stützt,  als  aui 

alle  vorhergehende,    ^ber  es  fehlt  noch  viel,    dals( 

fia  uns.  eiqen  sichern  Gang  gewähre.    Sie  grundef 

(|ich  \n^treitig  f i\f  ein.e  Gjui;deigentcl\aft  des  Oxg%n 

nismus,    die  wir,    obschon  sie  ibrem  Wesen  nad^ 

vis  occulta  ist|^    d*ch  aus   ^e^  £i;scheinqngen,    d\e. 

sie  darbietet,  mit  eben. solcher  Bestimmtheit  erken-^ 

Den-«  wie  die  eiiecttische  oder  raagnetisohe  Kraft/  — 

.  «Fer  ihre  Modificattonen  in  den  Torschiedeiitn  Os»  ^ 

g9Jaen,    sowohl  iiiii.  gesunken  Zustan^d^    ä\$  weiu^ 

fie  krankhaft   arßdrt  sin^,   büeibt  trou  der  Bei?3u«> 

hungen  ao  viejier  treflichaa  Denker ;^  .  noch  ii?imer 

ierra  ineognita,    tind  mochte  es  2uni   Theü  stetf 

hleibmi.      Was  im  Ali-gemeinen    von    der    ganzen 

Lehre  ^t,  trifft  gans  vorsüglich  die  Lehre^  Von  de^ 

indirekten  Schwäche,  eine  (lehre,  die  lur  den  ai^i» 

übenden  Heilkunstler  von  der  gröllteix  Wkh;tigkeit 

]jS$ ,  und  die  gewifs  einen  viel  weitem  Umfang  hat, 

als  man  ihr  bis  jeut  giebt.    Worin   ab«r  ihr  W«-. 

'«eä.  b^tehe,     o}^  jedesmal'  ein,    wenn  auch   l^urs^ 

ijauernder,    hyjpersthenisch^er  Zustand  VQWMi^i«^«xvr 


ihre  Reinigtuig  alle  drei  Wochen  ,|  und  xntai 
siemlich  häuiig,  wobej  sie  sich  mehr  oder 
weniger  unwohl  befand,  r—  Bey  ihren  nicht 
hehiittelten  Eltern  genof^  sie  eine  grölstenn 
thdils  vegetabilische  Kost,  die  wohl  oft  aim 
harten  .  Mehls|>ei*ien ,  Kartoffeln ,  frischem 
Hf)gg<)nbrode  bestehen  mochte;  dabey  ver» 
richtete  sie  einei^  grofsen  Theil  der  häuslip. 
ch^n  Arbeit  y  als  Waschen  u.  dgl.,  so  wie 
drn  tiiglicbexii  flinkauf,  wo  sie  dann  Wind 
und  Wetter  iteu  ausgesetzt  war.  —  Am  a4- 
Oolobt'r  vorigen  Jaliresi  wurde  sie  plötzlich 
yc^tit  Asthma  befalle^,  ohne  andere  ausziunit- 
|(*lnde  Veranlassung)  als  dafs,  nebst  den  er- 
wAtinten  allgemeinen  sichwächenden  $chäd- 
KeUktiiten,  rauhe  nasse  Witterung,  upd  ak 
ihre  Fol^e  allerlei  catarrhalische  Beschwer- 
df^ttf  bes^onders  Halsentziiodungen,  herrschend 
warattt  I^er  erste  Anfall  entstand  früh,  nach- 
dem sie  noch  aiischeinend  gesund  aufgestan- 
den war;  er  liefs  erst  nach  einigen  Stunden 
i[iach,  und  sitellte  sich  nach  einer  kurzen 
Pause  schon  wieder  ein,  währte  wieder  einige 
Stunden  y    und    nachdem    er  nur  kurze   Zeit 

|ttt  $tju,  müsse,  unter  welchen  Umstanden  sje  in 
«intz  aadern  ZutUnd,  als  direkte  Schwäche,  Lah- 
laanii  Daiorganisation  übergehe,  dies  sind  Punkte^ 
4U  aodi  sehr  der  Erörterong  und  Bestimmung  b«. 


I^Pgehört  hatte,  kam  er  spSit  am  Abende  moa^ 
dritten  male,  -r*  Bey  dem  ersten  Anfialle,    zii 
dem  ich   gerufen   w^rde,    konnte  ich,  nicht 
anders  deqken,    als  dals  les  die  acute  Form 
des  Uebels  sej;;  schon' daa  Alter  d^er  Kranken  , 
BiachtQ  dies   wahrscheinlich.     Ich  yerordjiieta 
ihr  daher  sogleich  den  Moschu^  zu  Tier  Gr^n 
^le  zwei  Stunden.  Dies  wiirkte  nichts,  denn, 
ohschon  die  Nacht^  ^ioig?  Stunden  Ri^ie  und 
Schlaf  erfolgt  waren,  so  erschien  doch  gleich 
am  Morgen  das  Uebel  aufs.  Neue.     X>a  ich 
der     beengten    Glücksuinstände    der    Elteni 
wegen,  die  Gabe  des  Mittels  nicht  yermehren 
konnte,    so  verband  ich  am  folgenden  Tage 
nachstehende  Mischung  damit:  Ift  Pulv.  cort. 
peruv.  opt.  ,^vj  coqv.  c«  j4q,  foni.  %j  ad  Ttf 
man.  %vj  5ub  fin.  coct.  add.  Pulv.  gross,  rad, 
Faler.  sylv.   5iy    CoL  expr.   ad4*    ^^.  ^^' 
fnon.  sücc.  $if  ^.  Faler'.  oetK  5/  Syr.  eomm. 
^vij  Ms.  abwechselncl  mit  den  Moschus -Pul-» 
yern  ^Ue   3  Stunden  einen  Efslöffel  toll  zu 
nehmen.  — .  Die  Anfälle  wurden  hierauf  zwar 
schwacher  und    seltner,    kamen    aber    dock 
wenigstens  zweimal   des  Tages.     Da  ich  mit 
dem    kostbaren    Moschus     nicht     fortfahren 
konnte,  so  suchte  ich  ihn  am  27.  durch  folgen- 
des zu  ersetzen :  1^  Camphm  gr.  xij  soly.  in  Ol. 
Cajepuc  5/»  wovon  ich  abwechselnd  mit  dem 
Chinadecoct  alle  3  Stunden  10  Txo^Usbl.  11^«^. 


K 


-    44    =^ 

men  Uefs;  auch  verstärkte  idi  letzteres  durcli 

den,iZ^ü$atz  Ton  swei  Quenten  des  fernsten 

GhinapulTers  zur  fertigen  Abkochung«.   Alles 

dieses,  so  wie  eijx  zwischen  die  Schultern  ge« 

legtes  Blasenpflaster,   war  unzureichend,    das 

Uebbl  zu  bezwingen;  nur  soviel  bewürkte  eSf 

dafs  die  Anfälle  in  gewissen  Schranken  blie^ 

ben,    so^    dals  die  Kräfte  der  Kranken  sicli 

ziemlich  erhielten.     Am  3a.   stellten  sich  di« 

Mensfrua  ein,    und  diesen  |o  wie  den  fol« 

genden  Tag  bUeb  der  Anfall   aus;    am    isten 

Novbr.  aber  kam  er  mit  vermehrter  Stärk« 

wieder,    obsohon    die  Arzneien,  unausgesetzt 

fortgebraucht  "forden  waren  *).     Ich  gab  ihr 

jetst  die  im  ersten  Falle  angegebene  Pillen^n 

masse,  911  einem  Skrupel  oUci  ^  Stunden,  und 

^)  Es  gebort  ndch  su  dßn  unter  Laien  allgeinein«  nad 
unter  Aersten  «um  Theil  herT«chende^  Vcgruxthei« 
len«  Kr«nkei\  vrälveAd  dieser  Periode  keiae  Ars* 
liei^n  SU  reic^ien.  Wenn  nun  aber  durch  ilireo 
Qebrauph  dor  Eintritt  dieser  Ausleerung  nicht  g«« 
jbindert  wurde,  warum  FQrchiet  man  sieh  densg 
daß  sie  den  Verlauf  stören?  Bey  Krankheiten  ans 
Schwäche  ist    dies^    Ausleerung,    4ie  ^  *^  als 

-  jjMUA  schwächende  Potena  würkt«  im  Gegentfieil 
Acnaeige,  dif  Reizmittel  au  verstärl;en.  An^  deut« 
lichs^;en  f^elit  man  das  Nachtheill^e  dieser  Attslec- 
ming  b^y  hystarfschen  Frauen,  die  sich  nicht  übler 
hefinden,  ahi  wenn,  sie  aufhört;-  -^  ao  Unge  aie 
^ähifli  ai^si^  4ia  ^idp^lMa  J^xve^ug  der  Gsbämus. 


^  ^    4ß    - 

Keh  sie  Allmählich  ^bis  zur  halben  Qutota 
steigen.  Sie  fuhr  damit  bis  zum  ig;  uxiaua^ 
gesetzt  fort^aber  alles^  was  dadurch  erlangt 
wurde,  bestand  darin ^  dafs  ab  und  zu  einen 
Tag  die  Anfalle  ausliehen,  und  nicht  £• 
ntsprüngliche  Heftigkeit  hatten»  Um  wieder 
eine  Yoränderung  in  den  Reizmitteln  zu  ma^ 
tcfaeu)  verordnete  ich  an  diesiem  Tage  folgen* 
des :  9?»  Camph.  gr.  xij  TRI.  f^aler.  aeth.  3/-* 
cpih,  OL  €iajep^  *flfa  50  ms.  Alle  a  Stunden 
l5  Tropfen  zu  nehthen^  und  bis  zu  ^4  ^^ 
steigen»  Den  4*  Dec.  erhielt  aie  9^^  Imi., 
wnmon*  succ.  '^.  Mosch.  -"—  succin.  aeth^  aa 
5^'  ^J"  t>pii  Zij  Ms^  Alle  3  Stunden  35  Tro- 
pten  i&u^nehmeti.  *^  Död  g.  Dec.  ^f.  CampK 
5il  Amman,  cürbon,  pyn  ofeoi.  gr^  XLF^^ 
Castor.  gTR  XXV>,  Extn  Falen  sp^  5«/.  — • 
ep.  gi\  üf  m.  f.  piL  pontk  gr\  iif  S%  Viermal 
des  Tages  6  Pillen  zu  nehmen  ^  nnd  bis  zu 
io  2U  Steigl^tt.  Hiemit  fnhr  sie  bis  zum  17» 
ibrt>  Und  der  £rfolg  blieb  immer  derselbe; 
das  heilst)  die  Anfälle  bUeben  einen,  ja  drei 

ttti  Bio  ubrigieii  Orgaikt  irbn  Aen  ttindrnieil  Aeils> 
ienmgeii  cu  befreien^  die  aber,'  bey  deren  Aufhd- 
tma\  ifik  um  eo  Tefmebrter  Starke  widderkehrenw 
Mit  Erfolge  hab«  iob  «oTchen  -Personen,  in  dieser 
l^eriode^  die  durcbdringendsteti-Reiemitiel»  voraug« 
lidi  in  Yerbindting  des  Hmilcf sehen  Elixirft>  gegea> 
ban^  und  gleiahsam  diaia  Aualaarung  unterdrückt. 


-    46    - 

jatich  vier  Tage  atu^  kaoieh  aben  immer  iri^ 
tier,  und  dann  auch  wohl,  ohne  nähere  Veiy 
«änlassung,  manchen  Tag  zweimal*  —  Den 
17.  befiel 'die  jüngere  Schwester  der  Kranken 
4eine  sonderbare  kri^mpf hafte  Affectiqn  der 
Respiratioh^orgahe,  die  ich^  nach  angestellter 
Untersuchung,  lediglich  einer  unwillkührlichen 
Nachahmung  jder  altern  Schwester  zus^shrei* 
ben  konnte«  Ich  verordnete  dagegen,  nächst 
möglicher  £|ntferhung  von  der  Schwester  zu 
cler  Zeit,  wenii«  diese  eben  einen  Anfall  litt, 
iäie  Scäzsehisn  Mittel  *};     Bey    der  Gelegen- 

*)  Diese  Krankheit »  womit  erst  die  mittlere«  Bea» 
jährige»  und,  einige  Tage  später,  aiich  die  jüngste 
•iebenjährige  Schwester  der  Kranken  befaUeii  wur« 
den^  war.  eine  der  sonderbarsten  £rscheiniin gea^ 
die  einem  Anrte  Torkoinmen  können,  und  dii^ 
tröts  des  neunsebnteB  Jahrhunderts,  von  aö  inan> 
chein  in  der  Sudt,  als  neuestes  Beispiel  von  Behe- 
xung^ ist  eraählt  worden.  —  Es  befiel  nämlich  das 
benannte  Mädchen,  an  dem  erwähnte^  Tage  plöts- 
lieh  des  Morgens,  ehi  beschwerliches  Atheraholen» 
,mit  einem  ganji  eignen  achnarrenden  Geräusche. 
Dieses  währte  ununterbrochen  fort  unter  folgenden 
Umständen.  So  lange  sie  frei  in  der  Stube  atand 
(ein  Paar  Stellen  ausgenommen,  die  auch  eine 
Aenderung  machten),  hielt  der  AnFall  ununterbro- 
chen an;  sobald  sie  Jemand  an  der  Hand  fafste, 
•der  nur  auf  irgend  eine  Weise  mit  ihm  in  Be- 
rührung kam,  hörte  er  gleich  auf;  —  lehnte  aie 
aich.irgenfhivo  an  der  Wand  an,  tusgenonunen  an 


-    47    - 

it  neth  ich  der  altern^  sie  solle,  sobald  siis 

ren  A^ifefll  bekomme,     doöh  auch  inii;  döB  . 

eben   der  jungem  Sdiwester   Verordneten 

Öfeö,  iö  wir  der  Anfall  weg.  Eben  die«  gescliah, 
yrenn  sie  sich  an  etwas  fest  hielt,  das'  die  Wand 
berühirtei  z.  B.  einen .Tiscli;  rückte  man  ihn  aber 
nur  einige  Linien  von  der  Wand  ah,  so  ertchien 
auch  das  Uebel;  •—  safs  sie  auf  dem  Kanapee  und 
litt  an  dem  Zufalle;  so  durfte  sich  nur  hoch  eine 
Person;  bhne  mit  ihr  in  Berührung  itu  kondmen, 
darauf  setaen,  und  weg  war  er.  <—  Als  man  sie 
gegen  die  Nadit  in  ihr  Bette  legte,  wurde  der 
Zuiall  sehr  stark;  man  wartete  geraume  Zeit,  er 
liels  aber  nicht  nach.  Der  Vater  nahm  sie  nun 
JEU  sich  ins  Bette;  sogleich  war  sie  ruhig  iind 
jcfalief  bis  an  Morgen.  Der  Vater  schlich  sich 
Yon  ihrer  Seite  weg;  kaiim  dafs  eir  das  Bette  ver- 
lassen hat,  so  erwacht  sie  mit  ängstlichem  Ge- 
schrei^ springt  wie  aulser  sich  ä^s  dem  Beete  und 
die  gestrige  Brustbeschwerde  ist  wieder  da«  —  Das 
Anfassen  einer  ihrer  Schwestera  schafkö  keine 
Ruhe,  wohl  aber  das  ihres  fünfjährigen  Bruders; 
so  konnte  sie  auch  durch  Ahfaisen  der  Mutter 
nicht  to  Vollständig  beruhigt  werden^  wie  durch 
das  des  Vaters.  Setzte  sie  den  Fula  nur  über  die 
Stubenschwelle  in  den  Flur,  so  war  der  Anfall 
w^;  auch  auf  der  Stralse  und  in  einem  ändern 
Hause  ^ufserte  sich  nichts  davon.  Prei  Tage 
nach  dieser  bekam  nun  auch  die  jüngste  Schwester 
gans  dieselben  Zufalle.  Ich  konnte  nicht  länger 
zweifeln ,  daüi  blos'der  durch  die  Anfalle  der  alte- 
tten  Schwester  -erregte  Nerveneindruck,  -  Ursac\\« 
dea  Uebels  sey.      Da  nun  alle  l^liit^V »    ii%  \€b.  ka- 


-    -48    -   . 

Mittefai^  eineh  Versuch  machen^  Dieses  üui 
«ie^  und  kaum  ^faatte  sie  den  Löffel  töU  alk» 
lischer  Auflösung  niederg^schluckt^    als  auck 

der 

Wandt«,    Iruchtlos  yräT\Bn,    tmd  ich  unter  andeü 
Ibey  dem  Siüizschen  Mlttöl  mit  der  Gabe  des  Opiwi 
hiB    zu  fünf  Tropfeh    aü^  Stunden  gestiegen   iv« 
tmd  das   neunjährige  Mädchen»  in   einem   Tage  ft 
l^ropfen  der  officinellen  Tinctür,  ahne  alle  fichtbui 
.Würkung,  verbraucht  hatte^  so  drang  ich,  ¥or  ilÜI 
Dingen    auf   Trennung    der    Kinder    voä    einamfar 
tmd  von   der   ähdrn  Schwester.    Bey  der  jungttM 
liififiien  hierauf  die  Anfalle    bald  nach;     di»   mimt 
j      aber  machte  ihir  iibch  viel  zu  Ichaffen/  und  -wurdl 
(Brst  durch   anhaltenden   Gebrauch   der  Chinu   hkvA 
^f^aienana  in  Substanz   hergestellt.     Dftli    ubrigeal 
bey  beiden  nicht  etwa  V^ierstellung;  sondern  yrüxi^ 
liehe  krankhafte  Reiiüing  des  Nervensystems,     wii 
in  den  von  Boerkave  und  Fritze  beobachteten  Fal- 
len ^  obwaltete  j   wird  sum  Theil  durch  die  grolkfli 
Gaben  von  Reixmittdn>  welche  diese  Kinder  ohot 
allen  sichtbaren  Eindruck  veitrugen,  »ulser  Zweifid 
gesetst>  und  dann  lehrte  es  auch  der  Augenachei^ 
daüi  Kinder  >    die  übrigens  nichts  damit  besweckaa 
konnten,    solche  lästige  Zufälle  nicht  willkührltdi 
nachahmen  würden.     Bey  &em  Anfalle  Waren  di« 
Kinder  in  hohem  Grinde  beängstiget^  vorzüglich  diä 
ältere;    im   Liegen  «warf  sie  sich  bald  auf  die  eine» 
bal4  auf  die  andere  Seite;    bald  richtete  sie  aidl 
wieder  auf,    kurz  <    konnte  in  keiiier  Stellung  aus- 
dauem.  iDabey  klagte  sie  über  hbfilge  firustschmer- 
*      aen,     und    der    ganze  Zufall   glich   einem   wahren 
aithmAtiicheni  nur  war  er  intensiv  schwäeheri  aber 


\ 


^    49    — 

det  Anfall  Avle  abgeschnitten  war;  Seitdem 
Veifhiilclerte  Sie  jedesmal  den  Anfall,  sobald 
tBT  nur  &ich  zu  äulserh  anfing,  und  dieses 
hatte  den  glücklichen  Erfolg,  dafe  allmählich 
die  Anfälie  immer  seltner  kamen,  und^  sm 
der  Mitte  Januars^  Tollig  ausblieben,  -^  Wie 
r^thsdhaft  ist  nicht  iViedet  diese  trscheinungi 
#r-  Was  durch  so  manchedei  plänmäfsige 
Versuche  üicht  erreicht  wei'deh  konnte^  be- 
•würkte  auf  einmal  das  Öhngefähr!  —  und 
Wodurch  .V^-i.  durch  feiji  Mittel j^  wdches  dem 
Ansch«ane  nadij  i^^edef  mit  deir  so  lange  ani^ 
hältenden  wichtigen  Krankheit,  noch,  dei; 
Heftigkeit  des  Anfalls;  Ül  yierhaltnifs  zil 
sejn  scheint.  -^  Die  Mischung,  die  ich  bttiU?^ 
chen  liefs;  war  folgende:  I^.  Kali  carSori  5/ 
solv.  in  >4qv.  MePith.  pip.  '^iii  adä.  Sp.  sulphi 
kieth.  '^ij  Sjrr.  comm,  §f|.  M,  .Hief^bn  ylf^ar  eilt 
^inziget  EIslöiFd  vbll  hinreichend,  nicht  nui: 
dem  Ausbruche  des^  sich  meldenden*  Parösyfr^ 
mus  zuvOTzükomqfien ;  sondern  aulch  den  g&. 
genWärtigen  im  Nu  aufzuheben;  —  Wenn 
ich  auch  -in  diese  gelungene  Kur"iiofeh  Zwei- 
fel sfetzcf;  so  gründen  sich  diesö*  darauf^  da&j 

desto  tnhaltender.  Zuletit  wurde  die  altere  durcli 
nichts  mehr  erleichtert,  und  das  einemal  währte 
der  Aufan,  eirie  Pause  von  einigen  Stünden  in  der 
Nacht  abgerechnet,  wo  sie  schlij^f»  heihdi#  ü^ 
Stuxrdeii  uimnMrbtöcheA  fort. 


.  ^     5o     —    - 

I«  'vor  ohngefähr  zwei  Monaten  dieselbe  wift^ 
der  eine  Brustbeschwerde  erlitt,  die  zwar 
dem  Asthma  nicht  glich,  sondern  in  einer, 
einige  Tage  anhaltenden  Beklet^imung  det 
Brust  bestand,  so,  dafs  sie  mühsam  aihmete) 
und  nicht  schnell  gehen  konnte  (dyspnoea), 
die  aber  doch,^  obschon  sie  auf  gegebiese 
Arzneimittel  bald  ,wich,  auf  vermehrte  Reii» 
empfanglichkeit  in  den  Respirationsorganei 
schjief»en,  und  mithin  noch  immer,  eine  be* 
stehende  Anlage  zu  dem  alten  Uebel  iurcti* 
ten  ]ä£it  a*  Hat  sie  noch  bis  jetzt  ihre  Mnii« 
terkeit  und. das  gesunde  Ansehen,  Welchei 
sie  vor  der  Krankheit  hatte,  nicht  Völlig  wi^ 
der  erlangt. 

Diesen  beiden  Krankengeschichten  füge 
ich  noch  die  Erzählung  einer  dritten  bey, 
diH  ich  jedoch  vor  der  Hand  nicht  beendiget 
kann,  da  die  Kranke  noch  lebt  und  fortv^älH 
rend  von  mir  behandelt  wird.  —  Diese  Kran« 
ke,  eine  Frau  von  58  Jahren,  habe  ich  nitt 
*schom  in  das  dritte  Jahr  am  Asthma  in  der 
Kur;  —  ob  es  anfänglich  meiner  Anwendung 
der  Kunst  gelungen  seyn  würde,  das  Uebel 
mit  Bestand  zu  heben,  kann  ich  nicht  be» 
stimmen,  da,  bevor  ihr  Leiden  nicht  einen 
hohen  Grad  erstiegen  hatte,  schwerlich,  in 
Rücksicht  des  Gebrauchs  der  Arzneimittel 
eine  unfolgsamere  Kranke  zu  finden  ist.    In 


N 


-^51      — 

Betreff  des  diätetisjphen  Ar6fhalten$  Vermochte 
selbst  bis  jetzt  die  Grölse  ihres  Uebels  njcht 
&ie  weise  zu  tiiachen,  und  sie  zu  übet^eug^n, 
dafs  sie  nicht   den  Arzt,    sonderii  sich  selbst 
betrügt*    —   Als  ich  im  März  1801  ihrö  Be- 
kannt«»chaft  machte,    litte  sife  schon  geraume 
Zeit  an  ihrer  Hesqhwerde,    die   sie  indessen, 
da  die  Anfalle  gewöhnlich  Vormittags  kaiheli 
iihd  ilur  dann  und  wann  Abends  äin  zweiter 
sich  einteilte,   auch  sie  überhaupt  nicht  hef- 
tig  waren    und   das   übrige   Befinden    Wenig 
störteh,     noch    immer    nicht    sehr    geachtet 
hatte;  ^-^  jetzt  aber,  da  der  Anfall  am  Tage 
sich   s^lir   verlängerte    und   Auch    die  Nächte 
anfingen   beinahe    gani    schlaflos   tu  Werden, 
vetlangte  sie  von  mir  Hiilfe.  Keine  bestimmte 
Ursache  ihres  Uebels  war  auszumitteln^    wohl 
^  jaber  eiti  Heer  schwächender  Potenzen,    die 
seit  Jahren  auf  sie  gewürkt  hatteüi     Ich  ver- 
ordnete ihr  damals  Pulver  aus  Hb.  digit.  purp»      , 
gr,  j  O/h  gr.  \ ,  früh  und  Abends  und  in  der 
Folge  dreimal   des  Tages  zu  nehmen;    stieg 
auch  allmählich  bis  zu  zWei  Gran  der  digitälis 
und    einem    halben    Gran    O^ium,     und  das 
Aslhma   blieb   ausi      So    Wie   dieses   gesciiah^ 
hörte  sie  mit  dem  Arzneigebrauche  auf,   und 
wedet  meine  Ermahnungen^    lioch   die  Vor- 
hersagung    der  Rückkehr   und   Verschlidim^r 
ruDg'  des  Uebels  fruchteten  etwa^.    —    Üää 

Da 


—     5a     — 

gute  Befinden  währte  bis  in  den  Herbst*  .Den 
Sommer  durch  hatte  sie  zwar  ein  Paar  mal  .. 
.  leichte  Anfälle  gehabt,  die  aber  nicht  -vrieder- 
kamen»  Er$t  im  September  stellten  sie  sich 
förmlich  wieder  ein>  und  nöthigten  die  Kran* 
ke  am  i*  October  abermals  meine  Hülfe  zu 
suchen»  Auch  diesmal  erfolgte  auf  die  phl^ 
gen  Mittel  bald  Besserung,  währte  aber  nvif 
yierzehn  Tage^  denn  nachdem  Patientin  am 
12.  Öctober  mit  dem  Arzneigebrauch  aufge- 
hört hatte^  mulste  sie  Anfang  Novembers 
ftchon  wieder  ihre  Zuflucht  zu  mir  nehooenft 
Da«  Uebel  wurde  nun  schon  hartnäckiger^ 
und  er>t  Anfang  Januars  gelang  es  mir,  Mrie^ 
der  für  einige  Wochen  Ruhe  zu  schaffeni 
Die  Kranke  war  in  dieser  Zeit  mit  deir  Di'^ 
gitatü  bis,  drei  Gran,  und  d^m  Opium  tvi 
einem  Cran  gestiegen;  auch  hatte  ich  zuletzt 
noch  die  in  den  vorhergehenden  Krankenge^ 
schichten  erwähnten  F^illen  zu  Hülfe  genom-, 
men^  so,  daüs  neben  zwei  Pulvern,  dreimal 
des  Tages  die  Pillen  gebraucht  wufden*  Di^ 
Kranke,  die  gewöhnlich  hej  erfolgter  Besse« 
rung  Arzt  und  Arznei  verliefs,  verlangte 
schon  am  4*  Febr«  au|s  neue  meine  Htilfef 
die  auch  diesmal  ihrer  Erwartung  entspracli; 
denn  durch  dieselben  Arzneien  verloren  sich 
die  Anfälle  wieder,  und  die  Kranke  blieb 
yom  x#  bis  ao.  März  befreiet»    Dann  stellten 


--     «5      -.       . 

»fch  wieder  einige  ein,    worauf  sie  abermals 
bis  Eade  Aprils  ausblieben«     Von  n^n  aber 
erscliien  kein  bedeutender  Nachlais  bis  Ende 
Augusts.    Da  die  bisherigen  Arzneien  diesmal 
die    Erwartung    zu     täuschen    schienen,     so 
machte  ich  einen  Versuch  mit  dem  TÄnkoxydf 
das  für  sich  ganz  unwürksam  war.    In  Ver^' 
bindung    mit    Opium    schien    eine   Abnahme 
der  Anfälle  zu  erfolgen, ,  die  dann  wohl  meiir 
dem  letztern    izutuschreiben  ist.      Ich  kehrte 
daher  doch  wieder  zu  der  digicalis  mit  Opium 
yuriick)  indem  ich  besonders  in  der  Gabe,  die 
gegen  die  Nacht  genommen  wurde,  mit  letz« 
term  stieg  uiid  zuletzt    von    beiden  an  drei  . 
Gran  nehmen  liefs«      Am   Tage  wurden  die 
Pillen    mit    einem    yermehrten    Zusätze    von 
.Opium  gebraucht,    Und  in  Brust  und  Riiok* 
grat  die  flüchtige  Salbe,   mit  Hoffmann^  Le« 
bensbalsam  und  Opium  versetzt,  eingerieben«* 
Der  September  und  Anfang  Octob'e^  verUe« 
fen  ohne  bedeutenden  Anfall ;  aber  am  Sten 
des  letztern    erschien  die  Krankheit  wieder,  ■ 
und  jüahm  nun  unaufhaltsam  an  Ex*  und  In- 
tensität der  Anfälle  zu.     £s  fand  .sich  starkea 
Oedem  und  allraählieb  allgemeine  Hautwasser« 
sucht  ein,  die  sich  bis-ins  Gesieht,  in  Arme 
und  Hände  erstreckte.    Dreimal  wiederholte 
bis  fetzt  (Afitte  Septembers  i8o3>  diese  Er- 
scheinung,   djfeim^  Ist  sie  meder  ||em<äckeii> 


-^    54    -  .     , 

und  drokt  so  eben  «ich  zum  vi  erteil  male 
einzustellen.  Bey  dieser  Zunahme  des  UebelT 
erschiea  ds^  Asthma  vorzüglich  gegen  die 
Nacht  und  hielt  bis  anöden  späteq  JVorgen 
an,  SO)  dais  die  ganze  Nacht  höchst  elend 
und  schlaflos  ipugebracht  wupde,  un4  .  erst 
gegen  ii  Uhir  Yormittags  einige  Buhe  und 
Schlummer  erfolgte;  aber  auch  am  Tage  ira-  r 
ren  nur  kurze  Pausen,  und  wenn  das  Uebel  1 
den.  höchsten  Grad  erstieg,  so  fa^d  sich  in  1 
läjpiger  als  24  Stunden  kein  freies  Athemho- 
'  len  ein,  und  dann  stieg  auch  die  Geschwulst 
zusehends,  worauf  erst  wieder  der  Nachiais 
eintrat.  Zu  diesem  hohen  Grade  yon  Asth- 
ma gesellte  sich  ein  zweiter  sehr  lästiger 
Zufall,  ein  Pressen  nach  den,  Geburtstheileni 
das  der  Kranken  bald  das  GefUlil  eines,  je- 
doch fruchtlosei^  Triebs  zum  Urinlassen,  bald 
das  einer  starken  Anschwellung  in  diesen 
Theilen,  und  in  noch  vermehrtem  Grade  die 
Empfindung  verursHchte , .  als  sollte  ein  ffenin 
der  Körper  mit  Gewalt  herausgetrieben  wer- 
den. Dieser  Zufall  war  der  Kiranken  höchst 
beschwerlich,  und  schien  lediglich  ein  Krampf 
zu  seyn,  der  mit  dem  m  den  Respirationsor- 
ganeii  korrespondirte;  denn  die  ortliche  Ui;i- 
tersuchung  zeigte  keine  Veründertlng  in  den 
Theilen,  die  der  Sitz  des  Leidens  waren* 
Bey    dies^sm    letztern    Zustande    vermindert« 


~    '55     — 

sich  dann  auch  die  Urinabsonderung ,  ja  m« 
letzt  war  sie  beinahe  ganz  unterdrückt,  und 
darauf  folgte  die  schnelle  Zunahme  der  Haut« 
wasaersucht. 

Ich  werde  von  dieser  letsten  Epoch« 
blos  die  Folge  der  angewandten  Arzneimittel 
nebst  ihrer  WUrkung  anführen  9  um  den  Le« 
ser  in  den  Stand  zu  setzen,  sowohl  die  Be* 
bandlung^  als  den  Erfolg  zu  beurtheilen. 
Den  9.  Oct.     ^.  Hb.  digit.  purp.   3i||  tbulh 

pauU  c,  Aqv.  fönt.  q.  s.  CoL  ^iij  add. 

Aqv.  Cinnam.  vin.  ^  Aeth.  acei.  J;  'K» 

^P'  3fi»  ^J^^  c.  Aurn  ^iij  Ms.    Alle  zwei 

Stunden  i  Ef<«IöfFel  voll  zu  nehmen)  und 

his  zu  i|^<  zu  steigen; 
15^.  Öpii  gr.  ij  Radn   ipeo.  gr.  j  Kali  SuU 

phuric.  3^  m.  f.  Pulv.  divid.  in  ij  pari. 

aeq^  S.     Auf  die  Nacht  eins  und  wenn 

nicht    Ruhe    erfolgt   in    der   Nacfac   das 

zweite  zu  nehmen. 
,  Pen  x6.     1^  Hb.  digiCn  purp.  Zij  ebiilL  pauL 

Cn    Aq.  JonU    q*    s.    €61.  ^iij  addn,  Aq. 

Cinnam.  vin.  Jifß  AätK  acet.  '^iv  'TR.  op. 

3'/  ^y^''  ^*  •^"^'  5^  ''w.  Alle  2  Stunden 

i|  Efslöffel  ToU  zu  nehmen  und  bis  zu 

a  zu  steigen« 
Jji  Op.,  gr*  iij  Rad.  ipec.  gr*  j  Kali  sulptu 

^^  m.  f.  Pulv.  dii)idi  in  if  part.  S.  Wie 

die  vorhergehenden* 


Pf n  a2.  ^  iSTj».  digit.  purp,  SiffI  ü^^*  c^/a«!». 

^rom.  Ziij   ^buU.  pauL  c.  Aq^  fönt.  q.  i. 

CoL  ^ü/  add.  Aq.  Cinnäm.   w/.    §//  Sp, 

sulph.  aeth.  Zij  T[{.  op.  5/  Syr*  cor^^  Aur. 

Ziif  n^s.  yV\e  ^as  yorl^ergel^ende/ 

Die  Kranke  fuhr  daoiit  und  mit  dfii^  P\il- 
r.ei;ny  TO.n  d^nen  sie  zuweilt^n  beide  auf  einmal 
nahmi  Ureter  leidlichem  Befinden  bis  zum  5. 
Nov.  fort,  wo  ic][i  bey  Aeuer  Zunaho^e  4^ 
Uebtels  folgeades  gab. 
t)ei],  5;  Noy*  ^  Ammoni  c^arbqn.  pyro^oieoi. 
'    '^ij  Ex  fr.  corj.  peruv.  '^iv  op.  pur.  gr^  iv 

m.  /.  piluL  Np.  XU'IIJ  S.    Aüp  drei 

StundeQ  6  S,tück.  zu  ilebmeQ. 
^   PL    Arnic.   Hb.   boir,  Afex.  -^   Menih. 

pip*  ^A  V^»  ^^m  Thee,  wovon  nach  d^ 

Pülen  warm  zu  trinken. 
Pen  \i;^  Acid.  succinii}.  '^ij  J^xtr^  chamöm^ 

3v.  op.  gr.   c.    m.  f.  pilul.  pondi»  gr.  iif 

S.     Wie  die  yorhergeh^endea. 

^eid^  PiUetiinas^sen  schaiTten  gar  ^eina 
Linderung ,  sondern  das  Uebel  wui^de  eher 
Yioch  stärker  und  die  Geschwulst  der  Eüfse 
fa^d  sich  zum  erstenmale  ix^  betr^chtli^chem 
Qra^e  ein,  dahei^ 
Den  l5.  9^  Mb.  digiu  purp.  Zij  f.  lnjus.'%iq 

a4d.  Aq.  Cinjiam.  virißs.  ^(ß  Sp.  muriq^t. 

aeth.  Zif  '^.  op.^  3*^*  ^X^*  ^r  A'^^\    S"/ 

ms.     Wie  oben. 


rrr.      Sf      ^_ 

Dabey  die  Pulv^er  vom  i6^  Qct. 
p.en  19.  5j  Puly.  hb.  ^igu.  purp,  -r-  Cajiiar^ 
ppt.  aa  gr.  xif  Op.  gr.  iy  I{uc.  moschau 
gr,  xyiij  Such.  3/^  m*  divid.  in  vß  pari, 
i^eq.  Ds.  A^e  3  Stunden^  ein  P^lve^:  z^ 
nehmen« 

Auch  dies^  Pulver  leisteten  nichts^  dfiher 
13 tn  ax.  5i  Hb.  Digit.  purp.  3//  Rad*^  Valer^ 
^  coi%t.  Zvj  f.  Infi^s.  ^vj:  addß  Aq.  Cinn.  v^ 
^ij  Liq.  ammon.  succ.  5iiji  Sp.  sulphur* 
aefh.  Zif  '^.  op,  3/>  Syr.  c»  Aar.  Zvj 
ms.  Alle  2  Stunde]^  2  £(slö£[el  voll  ^u 
nehmex^.  (     \ 

A^f  dieäe  Mischung  fing  di^  Kraoke  an^' 
22.  an  sicli  zu  erbrechexi;   ich  li^üs  sie  dahei* 
alle.  Stunden  zu  einem  ETs.lÖfifel  voU  nehmen; 
aber  der  einmal  i^  Aufruhr  gebrachte  Mage^ . 
wollte  auch  d^es  i;iich^t  vertragen,  daher 
Den  a3.     ^.  Sp.  nuric  aethj^  5/  Aq.  Meliss» 
^iv  Syr.  c,  Aur.  ^ß  ms*  Alle  halbe  Stun* 
dexjL  I  Efsjö^el  vpU  zu,  nehmeA. 
Iji  Op.  gr.   1/   Hydrarg.  muriat.  mit.  gr.  j 
'  Sticht  3/  ^*  ß  Puly.  Dsf,  Au£  die  j^-achl; 
^u  nehmen. 

Den  25.  Das  Erbrechexi  hatte  sich  heni« 
biget^  u^d  das*  fie&nden  der  Kr^nXen  schien 
Ißidlichei:;  auph  h^tte  sich  der  U]Änahga9g 
^t\\^as  vermehrt,     pie  Nacht;  hatt%  aie  seit 


^     56     ^ 

langer  Zeit  etwas  geschlafen.    Ich  Üefs  daher 

die  gestrige  Mixtur  fortbrauchen,  und  dabej 

Jji  Pulv^  Op^  gr.  iij  Hydr.  muriat,  mit*  gr 

ij  „^  rad.  ipec^  gr^  j  Sach,  5ß  m.  divido 

iu  U  pan.  aeq*  S.    Auf  die  Nacht    eins, 

undy  'wenn  mcht  Ruhe  erfolgt,    in  der 

Nacht  das  zweite  Pulver  zu  nehoien. 

Die  Kranke  hatte  seither,  ohne  einen  fie* 

berbaften  Puls  zu  haben,  beständig  sehr  $tar« 

ken   Durst  gehabt,     den  ich  zum  Theil  der 

durch  die  Kurzathmigkeit  verursachten  Erhiz« 

zung  und  Trockenheit   des  Schlundes,    theils 

aber  auch  den  starken   Reizmitteln  und   na-« 

mentlich  dem  Opium  zuschrieb.    Wedel*  aro« 

noatische   Aufgüsse    noch    Wasser  und   Wein 

wollten  der  Kranken  behagen,    selbst  reinen 

Wein  genofs  sie  wenig,    sondern  ihr  meistes 

Getränke  war  Porter,  welchen  sie  in  gesuH"» 

den  Tagen  nie  geliebt  hatte.     Sie  trank   da« 

fon  bis  drei  Bouteitlen  in   24  Stunden,     und 

es  ist  gewifs,  dafs   dieses   Getränk   vorzuglich 

ihre  Kräfte  mit  erhielt,     da  die  Ef^Iust  jetzt 

häufig  mangelte,  und  noch  öfterer  mit  schwer 

verdaulichen     Speisen,      als    Bratwurst     und 

Blätter- Gebackenem,  befriediget  wurde. 

Den  37%  Nqv%     ^^  Extr.  papav.  errat,  gr^  vf 

•Jfydr.   muriat.    mit.   ij  Rad.   ipec.   gr^,  f 

Sack.  Si  m.  ß  Pulv.  divid*  i»  ij.  part*  S. ' 

Wie  die  vorhergehenden. 


^     69    ~. 

Des  29*  9^  Aeib.  suiphur.  5iß  Tp[.  op.  Gti. 
XX.  Aq.  Meliss.  ^vij  ^yr.  c.  Aur.  §7  ms. 
Alle  if  Stunde»  3  E£slöfFe|r  voll  «u 
nehmen* 
Igi  E:)cm  hyosc%  gr,  xij  -r-  op^  gr^  itj  ^^  lU 
quir.  gn  xxxvj  Pulv^  r*  ipec.  gr.  iij  i», 
f.  pilul.  No*  xxiv  Sn  Vier  Sräck  auf  die' 
Nacht  9u  nehmest  u|id  nach  3edücfhi|^ 
zu  wiederhole». 

Pen  2.  I>ec  9^  J^ulv^  hb.  digii.  p^  gr.  ix  Qp^ 
gr.   iv  Sack.  3/^.  m,  dwid^  in  vi  part.  Ä, 
'  Früh  und  Ahends  eins  und  i»  4er  Nacht 
das  dritte  zu  nehmen. 
Dabey  die  Mixtur  vom  ag. 

Den  3.  J9{  TR.  op.  Zij  -r.  Mosch.  ^  Faler^ 
aeth^  Uq.  ammon^  succin*  ad  5iß  ms.  Ge- 
gen die  Nacht,  so  lange  bis  nicht  Ruhe 
erfolgt^  alle  halbe  Stunden  24  Tropfen 
zu  nehmen. 

Den    7,    ?i  Pulv.    hh.    digit^  p.  Ij  Ammon^ 

wrbon.  pyro  -  oleos.  3^  Op.  gr.  vj  Sach^ 

Zij  m,  f.  Palv^'divid.  in  viij  part.   aeq^ 

V    Ä.    Drei  Pulver  des  Tages*    nnd  N^cht* 

die  Tropfen  zu  nehmen. 

Den  9.  9:  Pulv.  hb.  digiiu  p.  -^  Opii  aa, 
gr.  if  Sach.  3j  dispens.,  dos.  tal.  No,  if 
S.  Aiif  die  Nacht  eins  pnd  nach  Se-t 
dürfnifii.  das  zweite  zu  nehme^ 


'    rrr       60       -^ 

Die  Pulver  vom  7.  wurden  zu  zwei  des 
'  Tages  dabey  genomme»^ 
Den,  ir.  1^.  Aq.  ohamom,  coliob.  giv  — . 
Citin^  vin.  ^ig  Liq,  amnton.  succ.  T^, 
Vater,  aeth.  qna  31}  —  opiiZ]  Syr.  c.  ^ur. 
^g  ms.  Alle  Stmden  j  Efslöflfol  voll  zu 
nehmen.; 

Dabey  zur  Nacht  die  Pulver  vom  7. 
Den  17^     ?^.    Bad.    scneg  —  serp.    virg^  'aa 
3ij  f.   c.  Aq.  fero.   Infus.   T^iy  add.  Aq^ 
Cinnam.    v^    §i|5   TR.    op.   3}    -r-    Valer^ 
aeth.  3iß  Syr.  c.  Aur.  f  g  ww.    Alle  Stun-i 
den  I  E&löfFel  voll  zu  nehmen,  und  biib^ 
zu  2  allmählich  zu  steigen. 
Die  Pulver  vom  7.  wurden  stets  fbrtj;e« 
braucht.    Der  einzige  Nutzen'   der  von  eWexK 
diesen    Mitteln    erfolgte,     wai*    einige    Ruhe^ 
nicht  sowohl  des  Nachts,  als  gegen  Morgen, 
und  2ib  und  zu  am  Tage«     Im  Ganzen  n>ach<t 
te  aber   die  Krankheit  immer  grölkere   iFort^ 
schritte  j    die  Füfse  und  Schenkel  waren  sehr 
geschwollen,,    und   das  Pressen  auf  die  Ge- 
burtstheile  war  der  Kranken  über  alle  Maasen 
beschwerlich;  dißs^es  zu  Kndern  verordnete  icfe 
Den  aS.     Kec.  As.  foeud.  3ig  Fitel.  ov.,  q^  s.  * 
ad.   subact.  Infus.  fl\  chomom. .  ^fv  Tfc 
opü  g^t  LX  Ö/.   Uni.  rec,   Jj    ms^      AU 
Klystier  beizubringen^  ^ 

Pi«s.  YKiffde  gegeu.  4ie  Nach?  Jxeigebracht,, 


da  fes   aber  die  itränkö  hicht  langfe  zurück- 
halten konnte )    so  war  es  auch  von  keiner 
bedeutfendon  Würküng.  —  Die  übrigen  Arz- 
neien blieben  dieselben;  bis 
iDen  3oi    9^.    OL    chamom.    dest.  T{.  opii  aa 
5^^^^  f^aler.  aiethk   3iß  ms.    Bey' starker 
Engbrüstigkeit  j      besonders     gegen     die 
flacht,  alle  halbe  Stunden  20  i?ropfen  zu 
liehmen» 

Da  der  kufee,Athem  gär  nicht  nachliefst 
SO  wurden  die  Tropfen  Tag  und  Nacht  fort- 
gebraucht, aber  ohne  alle  Erleichterung. 
Den  2.  Jan.     1^«    amon.    5ij    solVi.    teteiid.  e 
j4q,  hfss'op.  5  vi  adde    ^.    op.    gu.^xxit 
oopym.  ^cHiii.  59)  ms.     Alle  3  Stunden  a 
,    Elslöffel  vo.il  zu  nehmen. 
1^^    Mosch»   opi.gn  xy.    Op.  gr.  iij   Zinc» 
oxjrdati  gr.  vj  ^ach.  3ij  ni.  f.  Pulvi  dii^id. 
in   vj  paru   *^i     Abwechselnd  mit  obiger 
Mixtur    alle    3    Stundeti    ein   Pulver    zu 
üehmeui        v 

Auch  hierauf  erfolgte  ^nicht  nur  kein^ 
Besserung-,  vielmehr  waren  alle  Zufälle  zur 
gröütcn  Höhe  gestiegen  und  ich  verzweifelte 
achon,  irgend  etwas  aufzufindeti,  das  das 
unaufhörliche  Leiden  tn  lindern  vermöchte; 
Der  Urinabgang  war  beinahe  ganz  unterdrückt^ 
die  Geschwulst  allgemeiii,  die  Kur^athmigkeit 
mnd  das  Pressen  im  Schoofiie  ohne  l^^tic^al^^ 


— :.     62     — 

Unrer  diesen  Umständeii  verlangte  ich  deli 
Beistand  eines  zweiten  Arztes,  der  mit*  auch 
in  der  Person  des  Hm.  Hofrath  La/omaint 
'gegeben  wütde^  Auf  seinen'  Rath  erhielt  dit 
Kranke 

Pen  6.  Jan^     1^.    Extr.    card.    hened.    §j  — 

lyosc,  3j  solv.  in  jiq.  Menth.  5  vi)  ad  dt 

Syr.  ö.  Aar.  §j  ms.  Alle  a  Stunden  a  Eü- 

Itiffel  voll  zu  nehmen. 

^,    'It-   ^P'  3ij    Ol.  litt,  5J  Infus,  chamom, 

§iv  ms,  AL  Klystiet*  beizubringen. 

Das  Klystier  blieb  tiur  kurze  Zeit  bey 
der  krahken  und  fruchtete  daher  nichts. 
Die  Mixtur  aber  bekam  so  übel,  verursachte 
solche  Beängstigungen,  Aufstofsen ,  Würgen, 
und  die  bestehenden  Krankheitszufälle  nah- 
men dabey  so  zu,  da(s  die  Kranke  in  tnich 
drang,  mich  ferner  allein  der  Behandlung  za 
unterziehen,  und  mein  Möglichstes  zu  ihrer 
Linderung  zu  tliun.  In  dieser  wahrlich  nicht 
geringen  Verlegenheit  verordnete  ich 
Den  8.  Vji*     ^^^i  carbom   3)    Acet.  sciltit,  ^, 

s.  ad.  saturat^  Aq.  petroseh  — '  Cütnam. 

vin  ana  ^i|5  Aeehk  acetic^  ]^iv  T{.  Opti  3J 

Syr.  c.  Aur.  Jß  ms.    Alle  Stunden  t  Eü»- 

löifel  voll  zu  nehmen. 

Dieses  half  sogleich,  der  Urin  ßng  an  ttt 
fliefcen,  die  Engbrüstigkeit  liefs  nach,  das 
Pressen   in    den    Geburtstheilen    verlor    «ich 


-_     63     —  .    ■ 

• 

gänzlich,  die  Nächte  Wut^de^i  ruhiger  und  die 
'Geschwulst  verschwand.  Die  Kranke  ^ti'^g 
mit  der  Arznei  allmählich  bis  üju  zwei  LöiFel 
voll;  aber  dann  fing  sie  an,  ihr  Erbrö'cheii 
SU  verursachen,  welches  auch  durch  die  VeiS- 
minderung  auf  einen  Löffel  roU  nicht  nach-» 
liels,  dotier  erhielt  sie 

Den  i3.  Jan*     ^j.  Kali  carbon.  3j  Succ.Citr* 
rec.  expr.   q^  s.   ad  sutürat*  Aq.  petroseU 
—  Ginhafn,  vzh,  ana  ji§  Adih.  acetic.  '^i 
aromau  ana  3^^  "^  ^P^  3]  ^V^*    Mentha, 
^g.  ms.    Wie  das  vorhergehende» 
Das  Erbrechen    legte  sich  hierauf  ^wat, 
aber  der  (Jrinabgang  minderte  sich,  und  zu- 
gleich  stellte  sich  stärkere  Engbrüstigkeit  und 
das  Pressen  auf  die  Geburtstheile  wieder  ein, 
Äuch  nahm  die  Fufsgeschwulst  zu. 
Den  au     ^^  Hb,   digii.  purp.  3ij  /.   c.  j4q. 
ferv.  Infus^  §iij  adde  Kali  carboti.  3j  Suct. 
Citu  rec.  expr.  q.  s.  ad.  sau^  Lüj.  ammon. 
succirik  Aethk  sulphur.  ana  3i§  '^.  op.  9/ 
Aq.  Cinnantk  v.,  Syr.  c*  Aun  ana  3vj  wtf. 
Wie  das  vorhergehende* 
Auch  hie  von   eürstand,     als    die  Kranke 
bis  if 'Löffel  voll  gestiegen  war,'  Erbrechen, 
sie -erhielt 

Den  ay.  9^.  Rad^  serpent.  tr,  conc,  Siij/l  /ä-* 
Jus.  Jiij  tid.  Kali  cärb.  c.  Succ.  Citn  ^a- 
iurai.^Sj  Liq.  ammon.  «uccin«  1a%  iletH> 


^  -     64    - 

iulph.  Sij  ^,  öpii  3W  j4q.  Cinnapt,  vin. 
§15  Syir.  c.  Aur.  3y|  iwi;  Wie  dai  yoir- 
li<^rgelieiKle; 

Die  Kranke  hattet  idt  der  Zunahrrie  der 
tj^*rhwulst  ilebi?Ä  dent  Porter^  einen  Aufguls 
der  Wachholdörbeet^en  getrunken,  üoch  ohne 
Nutzen  zu  spüren.   Da  sie  dessen  überdrüfsig 
war  9    und  bey    dem  bestehenden  Durste  mit 
dem  Porter  nicht  ausreichte^   so  erhielt  sie 
92.     Hb.  M^liss.  Menth,  FL  chamont,   seaU 
ani'si  stellat.  anä  ans.  Zum  Getränke;  — ^ 
Ferner 
9^.     Sp.   serpill.^i  öpii  ana  §j  i—  cäntka^ 
rid.  3iij  Ol.  Cajepi  Sij   ms.    In  die  Bniit 
einzureiben; 

Hierauf  erfolgte  abermals  Etleiclit6ruii|i 
diel  jedodh  auch  nicht  von  Dauer  War;  idi 
war  daher  bald  genötl;Mget,  andere  Hülfsmittd 
2u  vejtsuchen,  und  gab 

Den  4-  Febr.      ffi     Zina   oxjrdaL  gr:Ax  Op* 

gr.  iij  Such.  3jg  m.,fi  diiüd.  in  vj  pam 

5i.    Ammom  pyro-oleos.  gr.  7  Sack,  ^f  m; 

y.    Pulvi    dispens.    dos;  ta}.   Nb.    vj.     Si 

Von.  beiden  Sorten  Pulvera  abwechselnd 

all«  anderthalb  Stunden  ein$  zu  nehmelL 

Die  Engbrüstigkeit   sti^g    demungeachtM 

iifidi  mit  ihr  das  Gefolge  der  übrigen  Zu£jUh| 

daher 

Den  6i    ^i    Kali  carbom  5j  Aceti  scilliti  q; 


'^     65    -^ 

k:  ad  sat.  Aq-.  petröseh  %ii]  —^  ein.  viti. 

5)   jieth^  ncetic.   3iv  TR,    op.  5}  -^  As. 

foetid.  ,§g    Syr.    c.    ^«r-    3vj   ?ns.      Alle 

Stunden  i  Löffel  voll  zii  nehmen  und  zu 

ste]|[en;'  ' 

Hieron  war  diie  Würkiing  wieder  übet 
le  MaafsfMi  erwünscht ,  die  Engbrüstigkeit 
iHor  sich  beinahe  ganz  und  der  Urin  flols 
ichlich;  Aber  leider  ei regte,  in  dör  Folg^ 
ich   diese  Arznei  Erbrechen  j    und  um  die$ 

stillen  verordnete  ich 
en   17;     9^;  Aqi  Melissi  §iij  Äeth;  äc'eti  '^if 

"TR.  o^i  3j  Syr;  c.  aur.  §j  rhs.  Alle  Stun^ 

den  lEfsIöffel  voll  zii  nehihem 

Doch'  zvrang    die  Wiederkehr  der  alten 
ifälle  auch  bald  wieder,     die   alten  Mittel 
^rvorzuiucheii ;    iiur  gegen  '  die  Am  föetidä 
'Otestirte  d.e  Kranke,  daher 
en  21.  9J.  Kali  carbon.  3^)  Acen  sciliin  q: 

si  ad.  sat.  Aq;  pätrosel.  §i/  Cihnam:  ^viri. 

5ip  A^h.  ücei.  Sig^R,  op.  3^^'  —  caschriu. 

56  Sy''*  ^'  ^^^*  3vj  ^*  Wie  das  vorh^r-^ 

gehende; 

DieWürkung  dieser  Ar^üei  wai^  fedofch 
^r  vc»Bi  6teh  nicht  gleich  9  und  da  dort  der 
lisatz  "der  Tf*  as.  foei.  oiFeüba'r  iich  heilsam 
wiesen  hatt«^^  so  liefs  ich  um  diesen' zii  ei*- 
tzen^  neben  obiger  MisHur^  xi^u^kstehend« 
illen  nchfl>efi: 


~     66     — 

Den  25.  Febr.  1^  As^  fott^  Zij  ammon*  carb. 

pyro'-  oteos.  *^ij  Mosch.  3/  Syr^  c.  Aur. 

q.  s.  m,  ß  piluL  pond.  gu  iij  S»    Alle  3 

Stundete  5  Pillen  üu  Aehmeh«. 

Doch  ersetzte  dieses  jene  Mischung 
nichts  nnd  da  die  Zufdlle  Weder  zunahmeil) 
so  mufste  sich  die  Kranke  entschliefsen,  ihtM 
Widerwillen  lix  überwinden.  Sie  brauchte 
"daher  Vom  i.  bis  l^i  März  die  Mischilüg 
vom  6.  F*»br.  wieder  fort;  Jiur  vermindertf 
ich  die  Mi.nge  des  mit  Meer^wiebelessig  ge« 
sättigten  Kali  bis  auf  2wei  ScrupeL  Def 
Erfolg  War  wieder  günstig;  da  er  jedoch  bey 
un^reränderter  Arznei  nachliefs^  &o  Setzte  ich'  - 
den  i4«  derselben  Mischung  noch  eine  Qttentö  ^ 
Cantharidentinctur  zu^  und  wegen  der  wie» 
der  zunehmenden  Geschwulst^'  liels  ich  in 
den  Unterleib  und  Hütkgrat  folgendes  einreibeo: 
Den  14*  Märai.  1^  Liq*,  atnmon,  cawtL.^ij  ^. 

cantharid*  %%  —    Op,  Ziij  OL'  Cajep.  Zij  -. 

—  ß^ygd*  dutc.  $v/  M^ 

Alles  dies  Wurde  jedoch  unwürksam,  und 
die  vermehrten  Zufälle  erforderten   das  Auf« 
suchen  neuer  Hülfsmi^tel  ^  also 
Den  ao«  ^  Rad.  angeL  conc.  Stj  -^  enuh  ^^ 

Ziij  ebulL  pauU   c.  Aq^  fotit*   q.  s.  Cok 

%vf  ad*  Aq.  Cinnanu  vin»  %ij  ^*  canth. 

^ij  — ,  Op.  Zj  Sp.  muriau  Aeih:  3/p  Syr. . 


-   187    -- 

* 

SquilL  -^  C4  Aur,  ana  ^0  itm.     Alle  2 

Stunden  2  Eislöffel  voll  zu  nehmeii. 

Den   Vj.  wutdfe    obigen    Wurzfein    noch 

Eie  Qüeütd  des  rothen  Fingerhuts  zum  Auf- 

sse  be^esetzt;    die  iibHge  Misciiung  blieb 

eseibe.     Di^  Zufalle  taiinderten  sich  jedoch 

cht;   die  ÜrinäbsOüderung  wurde  aubh  da- 

Jrch  tiicht  V^rin^hit^    daher  diö  Geschwulst 

(^ei:  sehr  liberhahd  hähth. 

3ü  3o;  Aiätz.  i^  Kali  cärboh.  Zj  iai.  t.  jteei. 

^futilik  ifi   ^.    ü^.    Atfk  petroseL   ^iv  — 

CihHakii  vih.   ^ij  T{.  Op.  "^iv  Sp.  mur. 

A^h.'  ^ii  Syr.  Menth.  5i*J'  tnsi  Alle  iStttn- 

den  I  EDilöiFei  voll  zU  hetimeh^  und  hur 

alltefihlich  üih  etwas  zu  Steigen. ' 

5h  4^  Apr,     9^  Ratt.  angeL  5v  --^  pfrethr. 

$iif   ebulL  patiL  <?♦  Ag.  fönt.  q.  jv  CöL 

^vj-adde   A^.    Cinnatni   i>ih.  ^iij  Aeth. 

süiph.  T3l*  ^P^  '^^^  5*f  Oxym.  skjuilU  3vJ 

mSi  Alle  2&  ätuhdeä  2  ETsiöiSFel  voll. 

m  iU  1^  Rddi  tingel.  5v  Aq.  foht.  9.  s.  f. 

Infus*  ^v  ad^  AooL  juhip.  Zvj  Aq.  Cinn. 

*»».  Jf/  Sp.  müriat,  aeth.  5i^  TJ*  bpi'  5/ 

Os^m.  sqüitL  5v  ins.    Wie  das  Vorhor- 


tii  if.     ^  Hk   digit.  p.  3ß  ebuii.  päuL  c. 
Aq^fons.  q^  s.  CoL  ^iij  adde  Aq^  Cinn. 
viii*   5*J  Spi  muriätk  aeth.  5ij  TP{.  op.  Zj 
—  tantharid.  "^ij  Syr.  d.  Alihi.  ^tii  ms. 
E   2 


—     68     ^ 

Allö    li    Stimden    i    E&lö£FeI    yoU   a 

nehmen.  ,  . 

Den  23.  Apr..  Es  wurde  die  Sllxtui^  Von 
17.  y    bey   der  wieder  einige  Besserung   und 
vorsiiglich 'häufiger  Urinabgang  und  Vermini» 
derung  der  Geschwuliit  erfolgt  war,    Wieder- 
holt;   nur  liels  ich  vom  Exir.  Ci  peruv.  Jrig, 
par.  Zij  zusetsen*   -^  .  Das. Befinden  blieb  er-l 
tragUch,    nur  fing  wieder  die  Harnausieertu^  1 
au  zu  stocken  ^  daher 
Den  a«  Mai.  ^  Ammon,  earb,  3g  Acei^  s^uüL 

q,  s*  ad,  iat^  Atjk  petrosd.  —  Cinn. .  vin^ 

.anß    §ij    Excr.    a    pr.  /n  par.    3iij  S/h 

muriac.  aeih.  3ij  '^.   op.  Zi%    -^    ciUuhh 

3ii§  iSyr.  rf.  AeiK  §j  ms^    Wie  daa  toi«* 

hergehende. 
Den  II.  92:  Hb.  digU.  p%  '^\)ßtnfu$k  §ii}  ai. 

Aq.    Cinnaau  v*   §ij  Aeth.  acet*  3ij  ^ 

op.  31?  Syr.  c.  Aun  3iij   msi    Wie   dai 

vorhergehende« 

Das  Erbrechen  stellte  sich  wieden   eiii| 
daher 
Den  iG.    ^  Aeth.  acei.  ^.  op.  eröth  ana  Sif 

Aq.  Mentha  vin.  ^iy  Sjrn  c.  Aur%  gf  mi« 

Wie  das  vorhergehende« 
Den  fli.    9t   ^.   Valeu  aeih*  3ij  —  op*  31 

Ol.   dest.   chamom^  gic    zxiv  Aq.  Cinm. 

simpL    *-•   vinos.  ana  |ü0  Syt.  o*  Auf. 


M     0g      -^ 

3i)  nisi  Alle  Standen  i  Eßlöffel  foll  zu 
nehmen. 
)en  aS.  1^  Ammon.  earh.  pyro-^ohos.  gr.  yj 
Op*  gf*  \  Such,  3)  '"•  f*  Pulv.  disp*  dos»^ 
ial  No*  vf  ^.  Drei  des  Tages  zu  neh« 
men,  und  Wasser,  zur  Hälfte  mit  Ahein« 

wein  gemischt,  nachzutrinken* 

Dabey  die  Mixtur  Tom  17« 
«1 3i«  1^  Exir.  car$^  aar.  3ij  solv.  in  Aq^  pe^ 

*  troseU  T-  Cinh.  vih.  ana  Jij  Sp.  muriat. 

aeih.  3iß  ^.  op.  3f  Syr.  c.  Aur.  Süj  M. 
]^    Amman,  carb..  pyro-'oUot.  gr.  xm\  Op. 

gr.  ix  Sach^  3ij  m.  f.  Pulv.,  dwid.  in  y} 

pari,  aeq.,  S. 

iNaeh  der  Verordnung  yom  a3«  beides  zu 

braudien'« 
3n  6.  JuDj.    1^  Op^  gr.  ix  Extr.  squüL  gr. 

i]  Milhped.  pp^  3ij  Elaeos.  Sassa/r.  5iß 

.m.  f.  Pulv.  divid.  in  vj  pari.  S.     Wie 

die  vorhergehenden. 
iVk  i4*  ^  Pulv..  hb.  digit'.  p.  gn  iij  Op.  gr. 

»ij  MUleped.  pp.  Elaeos.  Sassm/r.  ana  3</ 
'  m.  divid.   in  v)  par^  aetf.  S^    Wie  die 

▼ewigen. 

Die  Kranke  hatte  sich  9eit  dem  sß.  Apu 
Teehselnd  bald  etwas  besser,  bald  etwas 
Jimmer  befunden,  doch  im  Ganzen  leid- 
I  genügt  g^gefi  den  yorhergehenden 
limoiaA  Zustand;  das  Pressen  au£  die  Qi%- 


—     70     — 

bttitstbeile  war  nicke  mehr,  und  weian  es 
sich  auch  äuis^rte,  so  war  es  oicht  h^fug 
und  auch  nicht  anhaltend.  Nur  in  den  letz- 
ten Tag^n  wurden  die  Nächte  durch  stärker^ 
Ei)gbrü&ttgk.eit  i^ieder  sehr  unruhig;  auch 
mehrte  Uch  die  Geschwulst.'  Ich  hatte  ver- 
ordnet« die  Krinke  sot-te  bej  Schlaflosigkeit 
l^och  in  der  Nacht  eine  Dosis  Pulver  n.eh-s 
men«  aber  uotec  der  üaad  erfuhr  ich,  da£| 
si<^  >tatt  dea^en  gleidi  bejm  Schlafengehen 
Ay^Mi  auf  emmai  nahou  Dies  brachte  jedoch 
ktflue  sichtbare  Wurkiuig  hervor,  und  erst 
jjt^^^M  d<a  M  jr^Q  er£dlg;te  Schlaf.    Ich  ver- 

IVu  4^s.  K  v^  iVTir,  medL  3iij  T{.  aromai. 
Äi/  -  •  ihr.  ^ii  ^^^f^  Gnnam.  vin.  — : 
Mfm^X  ♦•«««  ^9^  §j/  Syr.  r.  ^ur.  3ii| 
'»^■^     A)U    Kunden    t    £iV!o£fel   voll    za, 

1^'  f^y  wwtvl^n  .die  Pulver  vom  14.  foHr 
^rhi^ii^^il.  llit^rauf  «rtV^l^e  auf  einmal  wie-, 
d^  ^\\\P  j^anaUeh<^  Veränderung,  Die  Eng- 
l^ri^Mi/ik^wil  V«r)^>r  *U"A,  der  Utin  dols  reich- 
te h.  a\\^  t^oHwaUr  rer>chwand^  es  fanden 
Mvh  MaiK^  Kl)4«ixt  ntid  ruhifp^  Nachte  ein;  nur 
s\\^  K*\MW  lVhb«Ht;  die  kianke  konnte  nicht 
AWlk^  ttimi^  le^^  n^  -^  Ua  »i«  die  Pulver  nicht 
iHf^v  M^Hnim  wvllte«  M  ({ab  ich  an  ihrer 
1«U« 


*  " 

i  Den  ai«  Jun,  5{  As^  foet,  Extr.  Valer.  sp, 
g.  -  ana  3iij  Anifnan.  carb.  pyro^oleos.  3ij 
[c  .  Casior,  3g  Q/?.  ^r,  xvj  OL  y^len  ^ij  it». 
t  ß  piluln  ponds  gf'  iij  «S*  Dreimal  des  Ta- 

5  .  ges  8  Stück  zu  aehmen.  -^-^  Dabey  die 
P  Mixtur  vom   16,    • 

^  Pie  Kräfte  wollten  nicht,  zunehmen,  nach 

iind  nach  fand  sich  wieder  einige  Versehlim- 
nierung  ein,  d,  b<  die*  Engbrüstigkeit  meldete 
ftich  ab  und  ^,   vorzüglich  gegen  die  Naoht; 
deswegen  verordnete  ich 
^  Pen  4*  July,  ^  Extr^  c  peruvn  3ij  —  sguill. 
gr.  V  ^^v-  Mentha  pip^    —     Cinn.  vin* 
ana  ^ij  Sp^  Nitr.  aefh^  Siij  'T{.  aromat. 
Sij  TT«  ö/^*'  3]  Syr^  Cn  Aun  Siij  ini.    Alle 
i|  Stunden,  i  Eisloffel  voll  zu  nehmen« 
Dabey  Ue(s  ich    die   Kranke    über    den 
ganzen  Leib  mit   warmem  Brandtweine  wa- 
schen» '  Dieses  hatte  eine  erstaunende  WUr- 
kung;     die  Kranke   wurde   wie  neu,  belebt, 
und  scliQn  den  .andern  Tag  nach  dem  zwei- 
ten. Waschen  fand  ich  sie  in  der  Stube  her« 
iungehend^     Diese  Veränderung  war  au^ih  so 
anhalteiMiy  daia  sie  bis  zum  10,  Sept.,  einige 
bald  zu  erzählende  vorübergehende  Unterbre- 
chungen abgerechnet^    den  Tag  aufser  Bette 
zubrachte,    welches  sie  seit  dem  December 
nicht  verlassen  hatte.      Der  Durst,   welcher 
seither  immer   sehr   stark    war,    veiloc  %\dDi 


—     7«     —     .  .  • 

gänzlich,    obschon  die  Witterupg  hei£i.\wai^ 
und  die  Kranke  mitunter  stark  schwitzte.  — • 
Um  einige  Veränderung  in  der  Mischung  dc( 
Arznei  zu  machen,  gab  ich 
Pen  16.  9^  txtr.  c.  peruv.  5zVf|  -—  squiü.  gt» 

yij  A<i.  Menth,  pip,  jiiiß  6p.  P'in.  reeiif. 

3j    -r    JNur.  aech^  5iij  TR   op.  3j  Syr.  c; 

Aur.  3vj. 

Den  4*  August  wurde  sie  von  d^r  bejt 
V9$  allgemein  herrschenden  Cholera  befallen; 
ich  hatte  sie  seit  zwei  Tagen  nicht  geaeheoi 
und  ^nde  sie  heu te, mit  eingefallenem  Gesichte^ 
](.alten  Extremitäten,  aussetzendem  Pulse;,  hör 
re,  dafs  seit  der  rerßo&senen  Nacht  plötslich 
Erbrecb  n  und  starkes  Laxieren,  mit  heftigeni 
Leibschmerzen  eingetreten  sey,  und  glaube 
nun  schon,  dafs  dieser  Zufall  der  ohaehia 
gpschwächieo  Kranken,  vollends  den  Rest  ge* 
ben  werde.  Ich  verordne  gleich  ein  Klystier 
Qiit  Opium,  lasse  geistige  warme  Umsrl^läge 
auf  den  Unterleib  machen,  Weinsuppe  mit 
Gew::rz  reichen,  und  ein  Salepdecoci  mit 
geistigem  Zimmelwasser  und  Opkimrinctur 
nehmen.  Schon  nach  dem  KIjstier  hatte 
der  Durchfall  aufgehört ;  am  Abend  fand  ich 
sie  ziemlich  munter;  den  andern  Tag  war 
sie  auGser  Bette  und  sagte,  &ie  gedenke  dep 
Zeit  iiicht,  wenn  ihr  so  wohl  gewesen  wäre; 
sie  hatte  treflich  geschlafen  und  bezoigte  starke 


—   Jö. 


E&Iust.  —  Doch  schbn  de»  folgenden  Tajfiet 
Biekleten'sicfa  die  alten  Zufälle,  vorzüglich 
die  Engbriistigkeit;  sie  erhielt  daher  wieder 
die  Mixtur  yom  i6*  Julj,  uäd  Abends  noch 
«inen  Gran  Qpium  mit  Ingwer.  Den  i4ten 
August  erlitt  sie  einen  zweiten  Anfall  von 
Cholera  y  der  aber  eben  so  schnell  gestillt 
wurdß*  Die  Kranke  befand  sich  nachdem, 
bey  den  erwähnten  Arzn^en,  die  bald  iq  ge- 
singe^cr',  bald  in  stärkerer  Gabe  gereicht 
-wurden,  und  bey  dem  fortgesetzten  Waschen 
mit  Brandwein,  in  Verhältniis  ihres  Zustan- 
de» s^hr  gut;  sie  konnte  viel  geben,  ihr* 
Efslust  war  gut,  der  Durst  war  völlig  ver- 
schwunden, und  nur  am  Tage  scl^woHen  dia  , 
Eü&e  etwas.  -?-  Dies  wahrte  bis  Anfang  Sep-  ,' 
tembeiV,  wo  sich  die  Engbrüstigkeit  wieder 
tirgKch  veraehrte  und  die  Kranke,  w-elche^ 
achoA  seit  dem  «loten  das  Bette  nicht  mehr 
verlassen  kann ,  jetzt  wieder  auf  die  bcichsta 
Stufe  ihres  Leidens  zu  bringen  droht;  schon 
Heute  (den  i&  Sept.)  verbreitet  sich  die  Ge^ 
.  sehwulst  wieder  in  die  Hände  und  das  Ge- 
stellet  f  die  Kranke  leidet  beinahe  ununterbro-« 
eben  an  der  Engbrüstigkeit  und  an  Pressen 
nach  den  Geburtstheilen  zu,^  wobey  nur  von 
Zei.t  zu  Zeit  wenige  Tropfen  Urin  unter 
Schmerzen  abgeheh.  Bey  alle  dem  bleibt  deir 
Pub  ruhig  und  ziemlich  kräftig.     Dia  'GJUXxscsx 


~    74—    ^ 

£elil|;  seit  x4  Tagent  völlig,  der  Durst  ist  nicht 

stark,  y  4iber  |;roIse  Bitterkeit  im  Monde«     Si« 

erhielt 

De«  II«  Sept,  ^  KaU  carbn  3H  ^^^^^  ^ 
^cetn  squilL  g%  s,  add^  jig.  Mentha  mn^ 
Jiij  T{.  op.  3iJ  —  y^ler^  aeihcr^  3ij  ipij; 
Aile  StuiideA  i  £lslQffel  voU  «u  nehmen. 
^  Ifydr^  muriae^  piit^  gn  i]  Exir^  sifuüL 
gr^  iv  op^  gr^  vj  Cinnam^  gr^  xxiv  Sachn 
3)  m.  f.  Pult\  divid*  in  i?  pan.  ae^^  & 
Gegen  die  ^acht  eins,  und  in  d«( 
^acht  das  zweite  zu  geben« 
Dabey  uoch  alle  Abend  eiu  Klystier  aus 
vier  Unzen  Oecocr,  r,  ^Uh^  mit  6a  T«H 
pfen  Tf.  opU^ 
Schon  den  folgendeu   Tag   yerursaclita 

die  Mixtur  Erbrechen,  daher 

Pen  i3.    9(  -^e^A«  aceac^  3ij  HR«  o/i.  3i/|  J^^^ 
Cinnam.   vin^    §iv  tSjr.   c«  ^i/r^  3^  m« 
Wie  dais  voihergeheüdet 
Dabey  die  Pulver  und  das  Klystier^ 
Den  14.   hatte    die   Engbrüstigkeit  ^nd 

ihr  Gefolge  noch  um  ein  Groüies  zug^ncMDr- 

men,    die  gan^e  Nacht   W2^r   achlafioa  •  «ii|^ 

bracht  worden^    Ich'  gab 

9^  Kdli  carb^  3j  Smcc^  Gtr^  g.  s^  addm  sai» 
jiq^  peitosel^  — I  Cinnam»  vin.  ana  3^ij 
n[{.  as^  foei^  Zyj  -«^  op.  5i$  Sp.  muriau 
«e^Ä,  3ij  Syr^  c  Aur.  3r  tns.    Alle  zwei 


-         -       75       -     ■; 

Stunden  andenhalb  bisi  «wei  ELIüffel  voll 

?u  geben» 

Auch  dies   erregte   Würgen    und  Erbre-. 
cheny  nnd  ohschon  sich  einige  Erleichterung 
eiJ^LStellte,  .so  weigerte  die  Kranfce  sich  doch 
e$  fort  zu  braucheii,  a)sQ 
Pen  i6,  ?j  Atf.  Cmnam^  vin.  r^.  Naph^  an4 

^ij.  ^eih,  acet^  Ziß  'T{.  op^  ^    -^    coru     ^ 

Aar*  3ij  Syr.  €.  Aur.  3ii]  ''^^  Alle  Stun-i 

deQ.  (  bis.  i|  Elslolffel  voll  zu  geben« 
Pe«  i8^  9t  Amygel^  dule^  5v|  tSi^i?».  Ayoia  Sij 

^.  petroseL   §V  /I   Exnuls*    c,  add^  Aq^ 

Cinn.  itin^  ^i]]  T{.  o/>.  SiJ  JSa?/A  hjfosc. 

gr^  xij   -*-  squilL  gr.  vj  «Syr,  r.  ^/ir«,  ^v 

l»T« .   A41e  if.  3tui|deA  2  f^.lqiFel  voll  ^i^ 

iiehäienv 

Piesesi  rercichafTte  einige  Ruhe^  abex*  kei-. 
Ben  vermehrten  Abgang  d?s  Urins,  und  ich 
bemerkte  ^deutlich,,  wie  ich  schon  seit  de^ 
letzen  Verschiimmerung  überhaupt  wahrge-  ^ 
nou;imeA  hatte,  dafs  die  Kranke  jetzt -n^cht 
sa  starke  Gaben  Opiun\-  vertrug,  wie  ehe- 
mals; sie  yeipursachten  ihr  jetzt  Trockenhdt 
djea  Mimdes,  ohne  Durst,  yorzugUch  aber 
häufig  es  schreekfaaftesi  Erwachen  aus  dem 
durch  Kunst  hervorgebrachten*  Schluiniper* 
Aus  dieser  Ursache  verordnete  ich 
Den  20.     ]^  Extr.  cort.  peruv.,  3ij  •^.  squilL 

gr.  ^.  solv. in  Aq.  Cinnam.vin.  "^w  add. 


•w»     jQi     -wf 

0eih.  aeeiic*  5i^  Syr.  e.  Aar.  5][  mjt^  Ak 
wechselnd  mit  der  Emul>iQa';  i   £(slöffe| 
ybUalle  4  Stuladen  zu  nehmen« 
Es    erfolgte    keine    Besserung,     vielmehr 
•«hien   die    Kranke    an    Kräften    beträchtlich 
libzunehmen,    der  Urin  wollte  nicht  fliefsen, 
;die  Geschwulst  ttie^,    yermehrte  Engbrüstig«^ ' 
keit,  Pressen  nach  ^en  Geburtstheilen. 
Jiß^  a3.   Sept.    1^    Rßd.    angelic.    conc.    3v) 
ebulL  paul;,  c  Aq,  fönt.  ^,  s.    CoL    ^vj ' 
'  addp  j4q*  Cianam.  vin.   ^ij  Extr^  c*  pem 
ruvn  3ij  -.  sffuilL  gr^  V)  aeth.  ncetie^    3ij 
T{.  Qpii  3j   Syr.  Men$h.   ^j  '^^*     AMe  %. 
Stunden  2  Elslöffel  voll  zu  nehmen. 
Ijl   Pulv.  hb.  Digiti  p,  gr.  iij  -=p  Op.  gr.  ij 
—  r,  zedoar^  ^^  «SacA*  3^  m.  divid.  in 
ij  ;yarA    ae^.  jf.    Ein  Pulver  gegen  dia 
Nacht  zu ,    und  nach   Bedürfnils  später 
das  zweite  zu  nehmen. 
Auch  hierauf  erfolgte  keine  Aenderung^ 
fufser  dafs  sich  einige  Eklust  einstellte. 
Pen  26.  ^t  Eapcr.  enuL  3ij  solv.  inAq^  petraseL 
§iij  —  Mtnih.  vin.  §j  add*    A€th^  acetic 
3ij  TR.    nicotian.  3iif|.    r^     Op.  '^iv  Syr. 
Menth,  3v  ms.    Alle  anderthalb  StuQdeii 
Z  Elsloffel  voll  zvL  Aehmen. 
T^  Pulv.  Rad.  squill.  gr.  ij    ..    zedoar.  gfs^ 
xiij  -^  op.  gr^  iij   --    Sacb.  3ß  m.  dii^üL 
in  iipart^aeg.S^  Wiedievorhergdiendexu 


-*     77  — 

'  bell  ä7«  £and  ich  die  Kranki^  um  vieles 

Besser;     sie  hatte  geschlaFen^     das  Drängen 

hatte  .gaii2    aufgebörty     und  der  .  Urinabgang 

War  etwas  stärker  geworden.  Diese  Besserting 

War  jedoch  von  keinf^m  Bestände^  denn  schon 

deA  3k   Octöber  steilteii  sich  alle  Zufalle  mit 

neuer  Heftigkeit  ein.     Am   t,  Ocr^  hatte  ich 

die  Gabe  der  '^.   nicoeiunM  auf  eine  helbd 

Unze  verstärkt ;    sonst  wareii  die  Mittel  die-i 

selben  geblieben«     Das  Pressen  auf  diö  Ge« 

burtst^eile  wurde  in   der  Nacht  vom  4^  Büm 

5.  so  stärk ^  wie  es  nur  je  gewesen  war;  deti 

Urin  war  beinahe  völlig  unterdriickr. 

Den  5.  Oct«    ^  Küli  earbouk  3j  solv^:  iri  Atfi 

petroseL  --  Cinn.  vin^una  ^üj  Sp^  salphm\ 

Utk.  3j  Syr,   c.    Aur.    3iij   ms^     Alld  3 

Stunden  ik  EfslöfFel  voll  ^u  nehmtai 

1^  ^.  niMtiun.  %%  -^  op,  3ij  y^eih.  äceüe^ 

3iß  A(]i  Menth,,  vin,  ^\\]   Syr,  st/uiU.  ^^ 

ms.  Abiffechselnd  mit  jeneAi  alle  3  ätim« 

den  i  Eislöffel  voll  zu  nehmen^ 

Hierauf  Mrar  aln  6teil  wieder  Öe^iSerung 

erfolgt^  tl«h.  das  Pressen  hatte  ganz  aufgehörtv  ditf 

Kranke     hatte    geschlafen^     a!>er    der    Urin 

wollte  nicht  flielsen  und   es    fand   sich   viel. 

Busiejl  6in«  ^ 

Da  der  Abgang  diesisfr  äämerkün^eii^ 
difii  ich  noch  int  September  abzusenden  ge^s 
dachte  >    sich  verzögert  hat^  so  kann  ich  huii 


-     78     - 

nachträglich  diese  Krankeligiischichte  auch 
noch  beendigen.  Die  Besserung  vom  6i 
wat  seht  Voriibeirgehend  ^  doch  befand  sich 
die  Kranke  dexi  7.  und  8i  erträglich-;  am  iji 
Aber  wurde  ich  in  aller  Frühe  gerufen,  und 
fand  alle  Vorboten  des  bevorstehenden  To* 
des^  der  auch  densölbeii  Abend  .  erfolgte,  mi 
Die  Urmabsohderung  war  iii  den  letzteii  24 
Stulirleü  gändich  unterdrückt  gewesen;  dÜ 
Geschwulst  war  beinahe  über  den  galizen 
Körper  äiisgebteilet^  däbey  wenig  Durst^ 
ziemliche  Efsluat,  und  beträchtliche  Musket- 
kräfte; seit  dem  3.  war  der  Puls  hart  trtid 
häufig.  Den  Abend  am  8.  hattä  sie  zuerst 
du  Gefühl  ihres  tiahen  Todes  ^  sprafeh  viel 
tmd  lebhaft >  machte  alleirlei  Einrjchtufigeh; 
dies  währte  bis  gegeü  S  Uhr  Morgans;  disinii 
verfiel  sie  plcitiÜch  in  grofse  Mattigkeit  ündt 
VOju  dem  Augenblicke  ah  erlosch  tuseheüdl 
Aet  Äost^  tön  Lebenski'afti 


öbigeii  Bemerküngeh    über   daj(  ÄAthoiä 
ftige    ich    hier    nur   noch  etwas  übei"  äihige 
ändere  chfonische  Brustbeschwerdeii  bey* 
ji  Die  JOärripßgtfeitj  Asthma  humiduhii 

Diese  Ki'aükheit^  dereti  diagnostische 
Beschreibung  ich  oben  gegebr^n  häbe^  kdmmt 
häufig    unter    der   Benennutig   Asthma    vor. 


—     7§     —  . 

.  auch  Heyer  netmt  si^  Asthma  continuunu 
Nach  der  oben  gegebenen,  Deßhirioä  des 
Asthm«  kommt  ihr  dieser  Nähme  nicht  zu^ 
sondern  3ie  gehört  Xu  der  Dysphoea^  wie 
auch  Säuvages  sie  utktet  diesem  Titel  aus- 
fuhrt und  Dyspnceä  püaitosä  hennr.  «-•  Sie 
ist  nicht  Sehen,  tiild  scheint  ihr^m  VVVren 
tlÄch  in  einelf  asthfetiiScheü  AfFed  i-.n  der  in* 
tieJrii  Membtan  der  Luftnihre  und  ihrer 
Aeste  ^  vorbildlich  *aber  der  darin  b -iindlichett 
Schleimdrüsen  tu  bestehet!»  Ihie  (ßhtfi>rntea 
tlrsacheü  sindj  me  bey*m  Asthma  ^  vielfältige 
diie  häufigste  aber  ist  auöh  hier  wieder  die 
öbeii  ängegebeti^e  d»  h»  in  dem  häuiigsteil 
Falle  ist  sie  Gicht  in  d^n  Drüseti  dor  Luft- 
röhrenaste* Nach  dem  was  ich  hiernber  oben 
gesägt  habe,  mufs  ich  auch  diese  Kratikh&it 
.üur  in  seltenen  Fällen  für  heilbar  erklären^ 
dagegen  aber  kann  man  in  den  meisten  FäU 
len  den  Kränken  bedeutende  Erleichterung 
Verschaffen  4  und  wenn  sie  nicht  fcnit  Gewalt 
Auf  ihr  Leben  losst&rmen,  so  köuii^n  \ie  mit 
ihrem  Uebel  das  späteste  Alter  erreichen; 
£)i«se  Krankheit  ist  es^  in  der  Amoniac 
Guinmi  e  Meerzwiebel  ^  bittere  Ettraote/  und 
Lättgensak^  vorsiiglich  das  llü<:htiget  in 
schickliche  Verbindung,  gebracht^  von  unfehl« 
barem  Nutzen  sind«  In  den  häufigsten  FäU  . 
len  verbinde  ich  mit  jenen  in  PiUeü  igi^lottci«» 


—     8o     ~ 

ten  Ingredienzen  noch  einen  Trank  aus  Isop 
kraut  und  Seüega,  oder  Arnica. 

i2.  Brustbräu fie^   j4ngina  pectörism 
Diesä  Krankheit  habe  ich  nun  das  2W6t 
ie  mal  Gelegenheit  zu  sehen;,   —    Der  erste 
kranke    war   ein    Mann  von  fünfzig  Jahreoi 
corpvlent  und  von  ganz  rüsjtigem  Aussehe& 
Acht  Jahre  lang  quälte  ihn  sein  Uebd^    ab 
ich  ihn  kennen  lernte.  Aärzte  und  Afterärsta 
in  Menge^     ja    ganze   auswärtige    F^cultatea 
hatten  ihre  Rathschläge    an    ihm    erschöpft; 
auch  ich  Versuchte  mein  Heil;  nachdem  abel^ 
mein  Bemüheii   durch  sechs  Monate  fruchtlos 
blieb,     so    yetliels    ich.  ihn   mit   dem   ili|th«| 
fortan  allen  Aerzten  und  Arzneien  Abschied 
SU  geben,    eine  schickliche  Diät  zu  beoback; 
ten  und  übrigens  sein  U^bel  mit  Geduld  zit 
ertragen.    Das  Leiden  dieses  Mannes  wa^  so 
gprois,    dals    et   beinahe    gar  nicht  aiMgehea 
konnte;   denn  machte  er  nur  einijgfe  Schrittei 
80  packt«  ihn  der  Zufall;    be/m  Aus-  und 
Ankleidet!  mufste  er  mehrmals  einhalten^    ja 
er  kam  ihm  Nachts  im  BeUe^  wahrsdieintidi 
in  Folge,  lebhafter  Träume.      Noch  'war  bey 
ihm   ein    Umstand,     den    JVichmanh    iiicht 
anfuhrt;  nämlich  zugleich,  als  ihn  der  Drude 
auf  der  Brust  mit  dem  schiefsenden  Schmers- 
in  dem  linken  Arme  befiel^  spannte  sich  ihm 
der  Unterleib    so    gewaltsam^    dals   er    gans. 


*^     8t     — 

«HiftsiVi  htrt  wie  Holz  tnxiirdhlen  watv   Diesö 
Spannung  lieb    nur   Nachts-  im    B^^^e   gßok 
nadi ;  am  Tage  war  sie  beinahe  immefr,  fneh# 
öder  weniger^  vorhanden*  — *  JEinige  MonaM 
nachdem  ich  *  den    Kranken  rerlaMen  hatten 
erhielt    ich    Wiehmanns   Werk.      Ich    gehe 
damit  zum  Kranken^    doUmetsobe    ihm    die 
Jf^ickmannsche   Schilderung   (in  der  er  ao-» 
gleich  sein  Uebel  selbst  erkennt)  und  sugMch 
die    verheilsne   Erieiditerung.      Der    Kranke 
war    sogleich    bereit  ^     die    vorgeschlagenen 
Mittel  anzuwenden;    die  Fontanellen  wurden 
geUgt,    und  um  redit  genau   der  Vorschrift 
nachzukommen^  wurde  die  Thedensche  Anti« 
monial-Tiuctur  aus  Hrn.  Ober^^^Medicin*  R; 
Klaproik's  Offidn  verschrieben*     Die  WUr-^ 
kung  dieser  Behandlung  war  auffallend ;  schon 
nach  vier  Wochen  spürte  der  Kranke  Erieiclu 
terung;  in  der  Folge  konnte  er  gehen,    und 
Spaziergange   machen,     wie   er    seit    Jähren 
nicht . gekonnt  hatte;*  die  Anfalle  kämen  zwar 
noch  von  Zeit   zu   Zeit,    aber    bey  weitem 
seltner  und   schwächer;    die   Spannung  •  dei , 
Leibes  verlor  sich  beinahe  ganz,    kuns,    der 
Kranke  hatte  von  nun  an  eine  sehr  leidliche 
Existenz«      Mit  dem  Gebrauche  der  Tinctüt 
liefs  ich  ihn  von  Zleit  zu  Zeit  Pausen  machen^ 
und  dann  wieder  mehrere  Wochen  lang  fort« 
brauchen«    In  der  Nacht^  die  das  scheidende 
xnu.  B.  i.  St.  F 


—     8s     — 

Jahrhundert  mit  dem-  jetzigen  verband,  h^ 
£wd  er  sich  auf  einem  Balle;  die  Glockl 
hatte  zwölf  geschlagen,  er  hebt  so  eben  im 
Glas  empor,  um  den  feierlichen  Moment  niK 
einem  Privat  zu.  feiern,  als  er  plötzlich  ioA 
tu  Boden  stiirtzt*.  Drei  Jahre  hatte  er  nn 
dem  Gebrauche  der  PFUchmanmchen  Mitt4 
und  überhaupt  zwölf  Jahre  mit  seinem  UeU 
gelebt*  Ob  das  Wichmannsche  Verfahna 
durch  die  Verbindung  des  innem  mit  dea 
äulsem  Mittel  seine  Würksamkeit  erhalUi 
oder  ob  in  einem  von  beiden  und  in  w^ 
chem  sie  gegründet  sey  —  wage  ich  nicht 
zu  entscheiden;  doch  scheint  es  mir  ini 
mehreren  Gründen,  dals  die  alkalische  Tfnfi* 
tur  den  grölsten  Antheil  an  dem  Erfolge 
habe>  Dem  sey  nun  wie  ihm  wolle,  to  habe 
ich,  da  ich  diese  eigne  glückliche  Erfahrung 
fiir  mich  habe,  nidit  gewagt^'  bey  dem  Kran* 
ken,  den  ich  jetzt  in  der  Behandlung  habe» 
von  WichmanfCs  Vorschrift  abzugehen.  Ob 
der  Erfolg  wieder  der  Erwartung  entspreche! 
wird,  berichte  ich  dann  wohl  in  der  Folgä 
3.  Herzziuern  (  Tremor  cordis  )• 
So  muls  ich  eine  Krankheit  benennen, 
die  ich  hier  ziemlich  oft  zu  sehen  Gelegen- 
heit gehabt  habe.  Sie  besteht  nicht  in  einem 
Klopfen,  d.  h»  vermehrtet*  Stärke  der  nof* 
malen  Bewegung  des  Herzens,    sondern  in 


—    83     — 

\uner  dutcham  unordentlichen  Bewegung  des* 
l^^lben,  die  man  schon  aus  dem  Pulse  voll- 
2  iit'ändig  erkennt;  denn  er  ist  dabey  kleioi 
^  au$setzend|  und  so  ungleich^  dais  kaum  drei 
,  einander  folgende  Schlag^,  sowohl  in  Betreff 
^'4es  Umfangs  als  des  Tempo*s,  einander 
gleich  sind.  Wenn  die  Anfälle  anhalten  ^  so 
leiden  cUe  Kranket  dabey  Beängstigungen, 
tind  eine  gewisse  Melancholie^  die  ihrer  Phan- 
tasie traurige  Bilder  vorspiegelt*  Bey  hefti- 
gen Anfallen  leiden  sie  am  Gefühle  allgemei- 
ner Entkrafttunjg  bis  zur  Anwandlung  von 
Ohnmacht.  —  Die  entfernte  Ursache  die^ier 
Krankheit  scheint  eine  anomäJisch  vermehrte 
Heisbarkeit  des  Herzens  zu  seyn^  durch  die 
es  die  Anlage  erhält,  von  allen  physischen 
und  moralisjchen  Reizen  ^  die  auf  den  Orga- 
nismus würkeni  zu  diesen  abnormen  Bewe- 
gungen erregt  zu  werden*  Unter  diesen 
iReizen  sind  die  häufigsten  die.  Welche  aus 
einer  beschwerlichen  Verdauung  entstehen, 
und  nächst  diesen,  Gemüthsaffecte.  Mehrere 
meiner  Bekannten,  die  an  diesem  Uebel  lei- 
den, haben  es  seit  zwölf  und  mehreren  Jah- 
ren, ohne  dafs  ihr  übriges  Befinden  Wesent- 
lich dadurch  gestoret  würde;  ja  ich  zähle 
darunter  eine  Frau  von  achtzig,  und  einen 
Mann  von  drei  und  siebenzig  Jahren.  Dals 
bey  diesem  Uebel  keine  Desorganisation  \t^ 


-    84    -^ 

I 

Herzen    obwalte,     wird    durch    die    kngtt 
Zwischenräume,    die  oft  zwischen  den  Anfie- 
len yorkommen,     und  dann  auch  durch  die 
lange  Dauer  des  Uebels  unbeschadet  der  fib- 
rigen    Functionen    des    Organismus,      au&er 
Zweifel   gesetzt.      Einmal   habe   ich    es   dci 
Tod    veranlassen    sehen.      Eine  Nonüe^*  die 
diesem  Zufalle   unterworfen  war,    litte  scfaoi 
zwei   mal    vier   und   zwanzig    Stunden    ohiM 
Nachlafs  an  dem  Anfalle,    als  ich  zu  ihr  ge- 
rufen   iVurde.       Die   Beängstigungen    wana 
grols,    und  die  Fiilse  bis  über  die  Kniee  ge- 
schwollen und    kalt.      Bevor    die  kiSitigiM 
Reizmittel,    als  Opium  mit  Zimmet-TEncur, 
Aether,  Wein  u,  s.  w.  Nachlals  zu  yersc:lia£fM 
vermochten,    vermehrte  sich  die  Geschwulit 
beinahe  über  den  ganzen  Korper,  und  beidt 
Fü&e  wurden  mit  Brandblasen  besetzt;     Di6 
Fortsetzung  der  innem  diffusibeln  Reimiittd» 
nebst  der  Chinarinde,    innerlich  und  Kaiser- 
lich   angewendet,    brachten    nun    zwar    deft 
Herzschlag  wieder  auf  den  Punkt  der  No^ 
malität,  und  erregten  in  den  Fttfsen  Entinlt- 
duog  und  Absonderung  des  Brandigen;    dar 
Umfang  der  letztern  aber  war  so  grofs,    dab 
durch    die    starke    Eiterung    Zehrfteber    imd 
Tod  verursacht  wurde. 

Bey  Anfällen,    die  so  heftig  sind ,    dab 
sie  Hülfe  bediirfeD,    ist  Opium  mit  Wein  ib 


-     85     ^ 

ui  dreister  Gabe  das  gewisse  HüIfsmitteL  Kleine 
j  Anfalle  werden  ihrer  Veranlassung  nacli  be- 
I   handelt,  und  oft  wird  ein  solcher,  von  einem 
•;  Diätfehler.  erregter,   durch  ein  wenig  Magne» 
1  sia  augenblicklich  gestillt.     Zur  Vorbeugung 
,    dienen    stärkende   Mittel,     vorzüglich  China, 
.Quastia,  Jffaller's  Elixir  u.  a.  m.  —  Ein  Herr 
I    Yon  70  Jahren,    der    seit  vielen  Jahren  an 
diesem  Uebd^  Utt,    wurde   yor    drei   Jahren 
von   einem   gewaltsamen   Schwindel  plötzlich 
befallen*      Diesem  Schwindel,    wobey  er  auf 
einen   Augenblick    das   Bewufstseyn    verlor, 
folgte  heftiges  Fieber,    das  sich  nach  einigen 
Stunden  mit  Schweifs  endigte.     Das  Wohl- 
befinden kehrte  sogleich  zurück,    nur  bh'eb 
eine  Neigung  zum  Schwindel,     die  sich  nur. 
dann  äulserte,    wenn  der  Kranke  einen  Ge- 
genstand mit  den  Augen    fixirte,     daher  er 
auch  gar  nidht  anhaltend  lesen  konnte.    Um 
ihn  von  dieser  Beschwerde  zu  befreien,    gab 
ich  ihm  '^^  Falerian.  aeiher.  und  Liq»  am-- 
mon,  succ.  zu  gleichen  Thcilen  gemischt,    im 
Anfange  täglich  viermal  dreifsig  Tropfen«   Alle 
ider  Tage  liels  ich  fünf  Tropfen  mehr  neh- 
men  und  so  bis   60  Tropfen    steigen«      Auf 
eben  die  Art^  wie  er  aufgestiegen  war,   liels 
ich  ihn  nun  wieder  mit  der  Gabe  herabstei- 
gen,   sie  zuletzt  seltner  nehmen^    uad  dann 
mfhören,    Dabdy  verordnete  ich,  'Vfexu^%\ibu% 


—     86     ~ 

früh  und  Abends  PfeBPermfinzthete  zu  trink 
Dieses  hatte  den  Erfolg,  dafs  der  Krai 
nicht  nur  von  seinem  Schwindel,  aondi 
auch  vom  Herzs^ittern  befreiet  wurde,  i 
Welchem  letztern  er  erst  jeti^t,  nach  3  Jahi 
;vvieder,  ab  und  %u  einige  geringe  Anf; 
verspürt.  —  In  ein  Paar  Fällen  hat  mir 
Auflösung  de^r  Silberkrystalle  auffallenden  N 
mm  geleistet,  und  ich  möchte  fast  behaupt 
da(s  dieses  Mittel  specifisch  gegen  die  Il< 
barkeit  des  Her/^ens  wiirkt^  Ich  lasse  z 
Gran  in  vier  Unzen  Pfeffermiinzwasser  i 
lösen,  eine  halbe  Unze  Pomeranzensjrup 
setzen  und  davon  drei  bis  vier  mal  des  T 
eiiken  Elslöffel  voll  nehmen.  -^  Gemeinigl 
v^ursacht  das  Mittel  in  den  ersten  a4'St 
den  Purgireni  das  aber  von  selbst  wie 
aufhört» 


~     87     - 


m 


TL. 


Neue  Beobachtungen 

über  die 

Bestandtheile   und    Würkungen 
des    Nenndorfer    Ba4es. 


Xlerr  Professor  Schauby  der  den  verganib 
genen  Sommer  die  Schwefelquellen  su  Nenn- 
dorf,  am  Kurorte  «elbst,  von  neuem  unter- 
sucht hat,  und  welcher  die  daselbst  gemachten 
Versudie,  so  wie  seine  gioognostische  Bemer- 
kungen über  die  Gegend  um  Nenndorf  nächstens 
ToUstandiger  in  einer  besondem  Abhandluög 
deraPublikum  ttbwgeben  wird^hat  Resultate  ge- 
liefert, welche  dem  Physiker  und  dem  Arste  ^ 
gleich  wichtigseynmüssenJXe  neulich  gemachte 
Beobaditung  in  den  Aachner  Quellen  von  Gim^ 
bemal  y  da£i  diese  nämlich  SlickstoiFgaa  ent«. 
hielten,    in  welchem  der  Sdiwe£e\  anii^f^^ix 


«     88     -« 

«ey,  bestätigte  sich  eben  ao  wohl  in  det 
Nenndorfer  Wassern.  Wasserstoffgas  y  du 
bisher  allgemein  in  den  Schwefelquellen  aa» 
fjenominen  wurde  ^  fand  man  nicht«  Dieii 
Entdeckung  wurde  mir  um  so  wichtiger,  dl 
solche  mir,  als  praktischem  Arzte,  E«cha> 
nungen  beym  Gebrauche  der  dortigen  Bäder 
erklärte  y  die  bisher  mit  der  angenommenea 
Theorie  der  Schwefelwasser  im  Widersprude 
waren  I  oder  die  Richtigkeit  meiner  Begbadu 
tungen  zweifelJiatt  machten.  Bey  Anwendoif 
der  gewöhnlichen  lauwarmen  Schwefelbäder 
zu  Nenndorf  bemerkte  ich  nämUch,  dafii  .sol- 
che bey  den  verschiedensten  Personen^  bc| 
denen,  welche  an  hektischen  Fiebern  lilMi 
so  wie  auch  bey  Gesunden,  die  des  Morgan 
früh  gleich  nach  dem  Erwachen  ins  Bad  gä- 
gen,  eine  auffallende  verminderte  Frequeos 
der  Pulsschläge  bewiirkte.  Diese  Vemundi» 
rung  fiel  binnen  einer  halben*  Stunde  atnf  S 
bis  lo  Schläge  in  einer  Minute«  Ich  aahfl^ 
dals  selbst  reizbare  Personen  bey  diese« 
Wärmegrade  Stunden  lang  im  Bade  eitaaa 
konnten,  ohne  die  gewöhnlichen  Folgen  foa 
vermehrter  Reizung  zu  erfahren. 

Die  mehreren  Geschäfte,  die  dem  Bnn^ 
nenarzte  obliegen,  verbunden  mit  den.  Schwii- 
rigkeiten,  diese  und  ähnliche  Beobaditungaa 
in  Bädern  anzustellen ,  veranlsisten,   dab  ich 


-     «9    - 

L    Anfangs  einiges  MUstrauen  in  die  Richtigkeit 
dieser  Bemerkungen  setzte,  um  so  mehr,  da 
a    andere  Aerste  von  der  reizenden  Würkung 
I  unserer  Bäder  so    vielen  Schaden    fürchten. 
,    Zum  Theil  wollte  ich  diese  Erscheinung  da« 
<    durch  eiUären,  dais  während  des  Sitzens  im 
i    Bade   viel    Schwefelgai    eingeathmet    werde, 
>    wodurch   die  Einathinung    des    Sauerstofigas 
E    germger  wird,  und  also  die  Oxydation  und 
die  dadurdh  vermehrte  Wärme  und  Circula* 
tion  des  Blutes  auffallend  vermindert  werden 
miitte.    Meine  diesjährigen  wiederholten  Be<- 
obachtungen  gaben  gleiche  Resultate,  und  ob 
ich  gleich  jene  Erschamung  von  dem  Ein- 
,    athmen-  einer   geringem   Menge    Sauerstoffs 
audi.  jetzt  noch  annehme,    so  ist  doch  die 
verringerte  Anzahl  der  Pulsschläge  gegenwär- 
tig um  so  erklärbarer,  da  wir  bey  den  bisher 
noch  wenigen  Erfahrungen  von  der  Einwfir- 
kung  des  Stickstoffgas  auf  den  menschlichen 
Körper  doch  dieses   wissen ,    dals  es  die  Eiv 
regbarkeit  der  Blutgefalse  vermindert,    und 
deren     Erregung      herabstimmt,       dals     es 
in    seiner  reinen   Gestalt   und    in    geringer 
Menge  angewandt,  die  Thätij^t  aller  Func» 
tionen  des  tbierischen  Körpers  retardirt. 

Auch  dieses  Jahr  sähe  ich  günstige  Wlir«^ 
kung  vom  innem  und  äulsern  Gebrauche 
vnsers  Nenndorfer  Wassers ,   bey  ^\ii»t^^x^ 


—   y>    — 

fOB,  (&«  abgecehtt  wtf.  < 

«ra»  Reber  bdkjoi^    «sd 

vurf  batte«     Der  Anamuf  tc 

da»  Fieber  bÜd»  weg,  Patientin 

rem,  fireiem  Athem  vnd  bej 

dieser  Zufalle  besserte  sich  auch 

nen  ibr  ganzer  Röipermstand.    Leicht  ed 

let  hierauf,  wanun  der  zu  hinfigey   auch 

xn  lange   Gebraocfa    dieser  Bader    mand 

Körper  »diwächt,  wamm  es  in  mnndieii ! 

achwerden  Ton   zu  grolser  ErTegbarkeitf 

gut   yerfragen    wird   nnd    selbst    wohlthl 

würkt.    Auch  zeigen  sich  hier  die  Milj^ 

wenn  gewöhnliche    künstliche   Schwefdbi 

die  zu  Nenndorf  ersetzen  sollen«    Ea  ist  a 

leichter  zn  begreifen,    warum  in  melM 

Fifllen  die  Nenndorfer  Schwefelbäder  gBw 

würkten,    wo  jene  künstlichen  Bäder  nie 

gefrnchtet  hatten.  Wir  wissen,  dais  der  SA 

Stoff  einen   großen  Theil    des  körperlid 

Bestandtheils  ausmacht.   Sollte  da  nicht  n 

eher  Ersatz  geschehen  können,    dessen  i 

Wesenheit    Krankheit    bewürkt?     Sind    ' 

schon  so  weit  ins  Innere  der  Natur  gedn 

gen,    um  ]Vde  Eirscheinung  im  meuschlidi 

KlirptT  blo«  durch   Abwägung    und    Beati 

muDg  dei^  angenommenen  Kxäf^engi^ilae  i 

klären  au  können? 

Ich  weilt  wohl,  dals  diese  Beobachtnqg 


—    9«     — 

^vncl  Erfahrungen  denen  entgegen  ^ind,   wel- 
^  ishe  der  gelehrte   Kör$um    hej'm  Gebrauche 
^  der  Aachner  Bäder  erwähnt.    Ich  schätze  die 
'BeobachtiiDgen  dieses  grofsen  Arztes  zvl  sehr, 
^  uls  dals  ich  sie  durch  die  meinigen  auch  nur 
'  im  geringsten  verdachtig  machen  wollte,  wel- 
che ich  selbst   einer  noch  weitern  Berichti- 
'  jj[ung  unterwerfen  werde.    Sind  aber  die  Be- 
^tandtheile  der  Wasser  zu  Aachen  mit  denen 
'  XU  Nenndorf  ganz  gleich?  und  selbst  im  Falle 
"  dieser  Annahme,    welches  die  beiden  nach- 
''stens  zu  erwartenden  Bekanntmachungen  der 
''Untersuchungen   dieser   beiden  Gesundheits« 
'gellen  entscheiden  werden,  macht  die  grofse 
'Verschiedenheit  des  Wärmegrads,    mit  wel- 
chem  die  beiden  Quellen    zu   Tage   gehen, 
nicht  einen  groben  Unterschied?  Sollte  denn, 
der  von  Kornim  angeführte  Umstand,   nach 
^welchem  er  den  wsirmen  Aachner  Quellen  Vor 
-'  den    kalten   Schwefelquellen    einen    Vorzug 
'  einräumt,    nicht  gerade  das  Gegentheil  be- 
weisen? Konum  nimmt  in  seiner  Schrift  über 
die  Bäder  t\i  Aachen  noch  das  Schwefelwas^ 
'  seirstoIFgäs  an,  hält  dies  für  reizend  und  sagt: 
'  dalS}  nach  seinen  Erfahrungen,  Kranke  nicht 
Über  4^  Minuten  in  den  Bädern  zu  Aachen 
baden  konnten,  ohne  mehr  oder  weniger  die 
Wiirkungen  einer  zu  groCsen  Reizung  zu  er» 
'fahren.      Er  glaubt   daher ,    daGs  &\e  \:b\\.^xi 


-<•     9®     -^ 

«OB^  die  abgezehrt  waf,  die  jeden  Abend  et- 
wa$  Fieber  bekam,  und  einen  starken  Aus- 
wurf hatte«  Der  Auswurf  verminderte  sich, 
das  Fieber  blieb  weg,  Patientin  bekam  Jeich-* 
tem,  freiem  Athem  und  bej  dem  Nachlassen 
dieser  Zufalle  besserte  sich  auch  im  allgemei- 
nen ihr  ganzer  Körperzustaud.  Leicht  erhel- 
let hieraus 2  warum  der  zu  häufige,  auch  der 
SU  lange  Gebrauch  dieser  Bäder  manchen 
Körper  schwächt,  warum  es  in  manchen  Be« 
schwerden  yon  zu  grofser  Erregbarkeit,  90 
gut  vertragen  wird  und  selbst  wohlth&tig 
wUrkt«  Auch  zeigen  sich  hier  die  Mifsgriffd, 
wenn  gewöhnliche  künstliche  Schwefelbäder 
die  zu  Nenndorf  ersetzen  sollen«  £a  ist  nun 
leichter  zu  begreifen,  warum  in  mehreren 
Fällen  die  Nenndorfer  Schwefelbäder  günstig 
wfirkten,  wo  jene  künstlichen  Bäder  niditi 
gefruchtet  hatten.  Wir  wissen,  dais  der  Stidb- 
Stoff  einen  großen  Theü  des  körperlickea 
Bestandtheils  ausmacht.  Sollte  da  nicht  man^ 
eher  Ersat«  g^chehen  können,  dessen  Ab- 
wesenheit .Krankheit  bewürkt?  Sind  wir 
sdion  so  weit  ins  Innere  der  Natur  gedrun- 
gen, um  jede  Eirscheinung  im  menschlichen 
Körper  bloa  durch  Abwägung  und  Bestin^ 
mung  dei^  angenommenen  Kräf^engrolse  er« 
Idiren  au  können? 

Idi  weils  wohl,  dals  diese  Beobachtungen 


—    9«     ~ 

npd  Erfahrungen  denen  entgegen  ^ind,   wel- 
Cihe  der  gelehrte   Kor$um    bey'm  Gebrauche 
der  Aachner  Bäder  erwähnt.    Ich  schätze  die 
Beobachtungen  dieses  grofsen  Arztes  zu  sehr, 
als  dals  ich  sie  durch  die  meinigen  audh  nur 
im  geringsten  verdachtig  machen  wollte,  wel- 
che ich  selbst   einer  noch  weitern  Berichti- 
jg;ung  unterwerfen  werde.    Sind  aber  die  Be* 
standtheile  der  Wasser  zu  Aachen  mit  denen 
zu  Nenndorf  ganz  gleich  ?  und  selbst  im  Falle 
dieser  Annahme,    welches  die  beiden  nach-* 
st^ns  zu  erwartenden  Bekanntmachungen  der 
,  '  Untersuchungen   dieser   beiden  Gesundheits- 
*  gellen  entscheiden  werden,  macht  die  grofsa 
Verschiedenheit  des  Wärmegrads,    mit  wel-* 
chem   die  beiden  Quellen    zu   Tage   gehen, 
nicht  einen  grolsen Unterschied?  Sollte  denn, 
der  von  Korium  angeführte  Umstand,   nach 
^  welchem  er  den  wsirmen  Aacbner  Quellen  Vor 
'  den    kalten   Schwefelquellen    einen    Vorzug 
'einräumt,    nicht  gerade  das  Gegentheil  be^ 
weisen?  Korium  nimmt  in  seiner  Schrift  über 
die  Bäder  tu.  Aachen  noch  das  Schwefeiwas^ 
serstofigäs  an,  hält  dies  fdr  reizend  und  sagt: 
'  dais,  nach  seinen  Erfahrungen,  Kranke  nicht 
über  4^  Minuten  in  den  Badern  zu  Aachen 
baden  konnten,  ohne  mehr  oder  weniger  die 
Würkungen  einer  zu  grolaen  Heizung  zu  er** 
''fahren.      Erglnubt   daher,    &s£b.  dxe  ^äx^'Q' 


—       92       — 

-starken  Schwefelquellen  dies  noch  mehr  thim 
müfflteny    weil  sie  das  geschwefelte  Wasser- 
•to£Fgas  fester  gebunden  hätten  und  also  dies 
langsamer  durch  die  kiinstlidie  Wärme  yer- 
iören.    Auf  dies  Raisonnement  gründet  sich 
sein  Urtheilf    womit    er    den  Satz    schlielity 
Wenn  er  sagt:     ^Vor  gewärmten  Bädern  soh 
eher  Schwefelhakiger  Mineralwasser^    die.  hak 
hervorquellen  j    hat   dieses  natürliche  vrarme 
Bad  grofse  und  unleugbare   J^örziige.n      Ob 
nun   gleich   dieser   angenommene   Nachtheü 
d^r   kalten    Schwefelquellen    leicht    gehoben  • 
werden  könnte,    und   eine  längere  Verdun- 
stung,   oder   eine  gröfsere  Beimischung  des 
kochenden  Wassers  sie  den  warmea  Aachner 
Bädern   gleich   machen    würde ,    so   Sin  ich 
/doch  geneigt,    diese  Eigenschaft  vielmehr  als 
einen  Vorzug  der  kalten  reichhaltigen  Schwe- 
felquellen anzusehen.     In  den  meisten  Fäll^ 
hält  man  immer  die  Sachen  besser,    von  de» 
nen  man  ohne  ihre  Gute  zu  yerri^gem  etwas 
abgeben  kann,  als  die,  denen  man  zur  Ver- 
besserung etwas  hinzuthun  muis.     Gewila  ist 
es,    und    die    diesjährigen    Versuche    haben 
mich  Ton  neuem  überzeuget,     wie  fest  daa 
Schwefelgas    unserm  Wasser    zu    Ne^nndorf 
beigemischt   ist      Die    gewohnlichen   Bilder 
würken  noch  nach  6  bis  8  Stunden  auf  die 
anf  Schwafalgas  hineingebrachten  Reagentien« 


-     87     - 


n. 


Neue  fieobachtungeB 

über  die 

Bestandtheile   und    WiirkungeH 
des    Nenndorfer    B«4®*« 


JtjLerr  Professor  Schauh^  der  den  rergan* 
genen  Sommer  die  Schwefelqaellen  sa  Nenn- 
dorf ,  am  Kurorte  «elbst,  tob  neuem  untei^ 
sucht  htt,  und  welcher  die  daselbst  gemaditen 
Versudie,  so  wie  seine  gioognostisphe  Bemer* 
fcungen  über  die  Gegend  um  Nenndorfnüchstens 
ToUständiger  in  einer  besondem  Abhandlung 
demPublikum  Ubergd>eB  wird^hat  Resultate  ge- 
liefert, welche  dem  Physiker  und  dem  ArBte  - 
gleich  wichtigseyn  müssenJDieneDliok  gemachte 
Beobachtung  in  den  Aachner  Quellen  von  Gim^ 
hematf  dab  diese  nämlich  Stickstoffgaa  ent«. 
hielten,    in  welchem  der  Sdiwefel  anfgdöst 


-    94    - 

tarn  B^obacIituDgeB  in  mehreren  Baden 
ähnlicher  Art  kann  man  erwarten ,  da£s  die 
bis  jetEt  noth  herrschenden  Zweifel  und  Vue 
gewilsheit  über  die  Art  der  Würkung  dieser 
•Mineralwaaser  eine  genauere  Berichtigung  m- 
halte.  Denn  die  Natur  handelt  stets  gleidi 
nach  ihren  einfachen  und  festen  Gesetzen« 

Die  frühere  Bekanntmachung  dieser  we* 
nigen  Bemerkungen  wird  also  keinen  Tadst 
verdienen,  da  sie  blos  eine  für  die  Folge 
genauere  Bestimmung  der  Wlirkung  def 
Schwefelbäder  zur  Absicht  hat,  und  ich  selbtt 
meine  Beobachtungen  zurücknehmen  werd^ 
wenn  mich  künftige  Erfahrungen  eines  andern 
belehren,  oder  Versuche  anderer  mich  .vott 
Gegentheile  überzeugen* 

fTaitu 


-     9«     - 


Einige  medidnische 

<  aidit  pmM 

Brownische  Bemerkungen. 


Ptußet  AlU»  ^  Büd  tfb0  Bett«  Whibct. 

X^er    rahig   beobachtende    Am    sieht    mit 
ASils^rgniigen  und  gerechtem   Abschene  die 
ewigen  MÜsrerständnisse ,    die  medicinisehen 
2Uitikereien,  die  öffentlichen ,  den  Mann  wqb, 
Herz  und  Kopf  entwürdigenden  Fehden^  wel- 
che tum  gleichen  Nachtheile  der  wohlthitigen 
Wissenschaft,  wie  der  leidenden  Memcfaheit, 
Yon  den  sogenannten  Brownionern  nnd  ihnrn 
Antipoden    geführt    werden.       Wenn    Stoli, 
Egoismus   und    andere  Leidenschaften    spre- 
chen,  kann  für  die  gute  Sache  nichts  gewonnen, 
wohl  aber,  besonders  durch  längeres  Fortses- 
zen  derselben^  alles  rerlohren  werden«  Mödx\% 
sich  doch  diese  besondere  Periode  det  me^^* 


-     96     - 

Giiii8cl]e&  Untitdichkeit  schnell  ihrem 
nahem,  damit  man  mehr  wesentlicha  FoiV 
achritte  in  der  Heilkunde  machte,  wosu  vm 
die  wichtigen  Entdeckungen  in  allen  Zwei* 
gen  derselben  auffordern,  damit  man,  dtuch 
jene  yeranlalst»  nicht  Menschenleben  yerwaÜv* 
loste,  und  der  Moralitit  in  so  yieleni  Ba* 
tracht  Hohn  spräche;  damit  man  endlich 
auch  die  Schriften  mancher  denkenden  K8pb 
-^  jener  elenden  Sprache  wegen  «^  tddk 
mit  Verachtung  bey  Seite  legen  mülste. 

Die  Manen  des  tiefdenkenden  Brmm^i 
mülfiten  es  wehmttthig  empfinden,  wenn  sie 
von  dem  Unheile  unterrichtet  seyn  solhea, 
das  srein,  vielleicht  oft  zu  aphoristisch  hingt* 
worfenes  philosophisch -medicinisches  SysteMy 
durch  Nicht  -  und  MUsverstehen  --r  doick 
seine  unleugbaren  Mangel  --^  besonders  dar 
übertriebenen  Vereinfachung  -^  in  der  Ba» 
publik  der  Aerzte  verursacht  hat.  Das  Gala 
desselben  au  verkennen  wäre  aber  wahflkk 
Undank,  eben  so  wie  es  Unwissenheit 
und  Geistesschwäche  yerratben  wUrde,  wean 
man  der  Meinung  widersprechen  wolltav 
dals  jeder  rationelle  imd  äoht  hippocrvti* 
sehe  Arzt  -*-  vor  der  Periode  der  Browniachen 
Revolution,  der  Hauptsache?  nach  •-«  stheniadi 
und  asthenisch,  nach  jedesmal  vorh^endar 
Veranlassung  gehandelt ,    und  den  einfachen 


—  a?  - 

.mregf  der  Natur  überall  Terfolgt  habe.  ,DaIi«^ 
«f^b^  iob^    dals  auch  jetzt  ein  grofser  OTKeil 
-aolcher  Aeraterin  der  Hauptsache  mit  einaiv- 
•der  TöUkdmmen  einverstanden  ist  ^    wenn  sie 
-auch  gleich  in  einzelnen  Sätzen  von  einander 
-^bweidien«    Wie  grols  aber  die  Vorsicht  seyn 
-iDiuiae>  um  nicht  durdi.  die  Stimme  so  yieleur 
in.unsem  Zeiten  irre. geführt  zu  werden»  err 
»ipiebt  sich  am  besten  bey  der  Ausübung  der 
.Arzneiwissenschaft  am  Krankenbette»     Daher 
•ist    auch    der  Grundsatz,     als  Eklectiker   au 
liandeln,    der  nutzbarste4      Als  Beweise  voti 
.jener  mögen  nachstehende  Erfahrungen  dia- 
nen«      Vor    einiger    Zeit    kamen    bey    uns, 
obschon.  nur  sporadisch^  verschiedene  Fatien«- 
ten  am  Typho    darniederliegend    vor.      Die 
Heftigkeit  der  Anfälle^    gleich  in  den  ersten 
Tagen  mit  der  höchsten  Asthenie  vergesell- 
-8chaCtet>  die  geschwächte  Denkkraft^  dek*  anr 
XängUche  vollkommene  Mangel    des    Schlafs^ 
der  tief  gesunkene  Puls^     die   gestörte  Vexv 
dauungs-»  und  Assimilationskraft,     die  man* 
cheriei     spasmodischen     Nervenbeivegungen, 
das  Sehnenhüpfen,  Flockenlesen  ^  das.  Herab- 
sinken im  Bette,    welche  letztere  besonders, 
doch   nicht    wmer^     nur   als    Vorlaufer  d^s 
Todes  .eintratw  :  '—    bestimmten  midi  unge- 
sänmt,  m^  den  dringelisten  Symptomen  ab- 
feiihalfen^   zur   exfntirtnden  B«halxdA»sif^>|  isi\ 


-     9«    - 

grasen  •  Umfange  derselben.  Also  •  Sßrmdtb 
>^(ein,  Naphtka,  künstlicher  Moschna^  CSaa» 
rille,  China,  starkes  Braunbier,  Opinm^  kxifr 
T(^e  Bouillons  I  jedesmahl  nach  den  iädiik 
duellen  Erfordernissen  und  der  bestimmtn 
subjektiven  Indication  im  gehörigen  Varluäl- 
Bisse  der  Quantität,  QuaUtit  und  xlea  2^ti^ 
raums  angeordnet.  Bey  den  meisten  warm 
gleich  im  Beginnen  des  Uebels  -^  bej  aadera 
aber  erst  im  ferneren  Verlaufe  desselbeiii 
gänzlicher  Mangel  der  Elsfust,  gespannta 
Pracordien,  überhaupt  unwidersprechlich  mr- 
gescirende  Sordes  da.  Allein  die  unbeschreSir 
liehe  allgemeine  Atouie  schien  die  yerschricas 
sogenannte  antigastrische  Methode  zu  Terbi^ 
ten.  Dahero  wurde  die  Behandlung  ficht 
Brownisch  angefangen.  Mit  ruhiger  Vorbidil 
beobachtete  ich  den  Verlauf  a  bis  S  Tagt. 
Ein  Theil  der  vorzüglichen  Beschwerden  mil- 
derte  sich  zwar;  allein  bey  keinem  eiDzageH 
konnte  ich  angemessen  schnell  oder  grüad- 
lich  vorwärts  rücken,  wenn  nicht  zuvor  en^ 
weder  die  wohlthätige  Natur  aUein,  oder 
durch  die  Kunst  unterstützt,  wiederholt  Er- 
brechen und  Stuhlausleerungeii  bewürkt  hatte. 
In  einem  Falle  wollte  ich,  bey  der  sonst 
guten  Matchine  des  Patienten  das  fialserste 
abwarten,  achtete  jene  Stimme  der  Natur 
nicht,    und  gab  anstatt  der  nur  anscheinond 


-    93     - 

Das  Wasser  zu    den  Knnstbadem,    weichet^ 
EUnf  viertel    Stunden   lang  gekocht  worden 
war,  zeigte  noch  im  Dunstkasten  und  im  Kei» 
sei  von  seinem  geschwefelten  Ga^.   Ein  Ver» 
such\  der  die  Behauptung  widerlegt,  dafs  je» 
des  Dampfbad    blos  vermöge  seiner  Dämpfe 
wurke,    der  innere  Gehalt  des  Wassers  aber 
daran   keineh    Äntheil   habe.      Bejr   offenen 
Gefifsen  ist  44  Minuten  lang  die  SiedewBrme 
nothig,  um  dem  Wasser  das  geschwefelte  Gas 
zu  benehmen.     Dies  Schwefelgas  verdunstet, 
muls  sich  noch  lange  erhalten;  denn  im  Ba- 
dehause zu  Nenndorf,  das  von  grofser  L&nge 
ist,    fand  ich  zu  einer*  Zeit,    wo  nur  noch 
etwa  So  bis  60  Bäder  täglich  bereitet  worden, 
die  oberste  Etage,  welche  bewohnt  wird,  so 
^n  diesem  Schwefelgas  geschwängert,    dals 
Papier,    woraut    mit    einer    Auflösung    von 
Bleizucker  geschrieben  war,    welches  ich  zu 
Versuchen  brauchen  wollte,    nach   wenigen 
Minuten  sich  schon  geschwärzt  hatte,  und  zu 
jener    Absicht    unbrauchbar    geworden   war. 
Selbst    in    den    Taschen    getragen    war   die 
Schrift  binjDen  dieser  2^t  schon  lesbar  ge« 
worden. 

Man  sieht,  wie  wenig  wir  bisher  mit  der 

Theorie  der  Schwefelbäder  und  ihren  Wür» 

kungen  ins  Reine  waren;    nur  von  den  Be* 

'  mühungen  mehrerer  Chemiker,  von  den  wei- 


Moborahiiaj    Toniccy  F^xcitantim  u«  AfjL  ?«► 
wisi^ht  werden  miisse  *). 

Die  Wichtigkeit  der  Ei&wQifkimg 
rie!ler  Ursachen ,  selbst  bey  der  constigei 
besten  Behandlung ,  wird  dadurch  naeh  e^ 
sichtlicher,  dals  ich  hiefr  einige  Fälle  nah» 
hafc  mache,  in  welchen  sich  einige  an  jenem  Tj* 
pho  darnieder  liegende  reconvalescirende  Pa- 
tienten, durch  einige  Diätfehler  einen  Rück- 
fall, und  einer  den  Tod  •—  aller  exact 
angewendeten  zweckmäisigsten  Mittel  nag» 
achtet)  zuzogen  -<-  der  andere  aber  durch  s 
Brechmittel  und  darauf  gegebene  Abf&liniii- 
gen  gerettet  und  zuletzt  mit  Rheinwein  g^ 
stärkt  wurde. 

Nöthig  finde  ich  hier  noch  das  Bekennt 
nifs  beizufügen,  dafs  nach  meiner  Erfahrong 
im  Jypho  der  spirUus  vurioh  und  spirüus  sola 
communis  zu  gleichen  Theilen,  zu  3,  Giiod 
g  Tropfen  pro  Dosi  in .  der  ftirchterlichatiA 
Periode  desselben,  wo  man  beinahe  nicttt 
gewisseres ,  als  den  Tod  erwarten  konnte  •« 
treflich  wUtkten,  eine  schnelle  Metataarphoii 
der  ganzen  Krankheit  hervorbrachten,  und  die 
ersten  und  sichersten  Schritte  zur  gänalidwi 
Besserung  fest  gründeten* 

*)  Ich  biue,  hierbey  desien,  wtt  ich  in  maiil9  AUundL 
%hn  da»  I^enreo6eber  gesagt  haba.  lich  sa  sriiaM« 


—      lOI      — 


IV. 

Eine     Pe te chi an os e 

'\  ■     ■  ' 

V  o  n 

Georg    Christian    Wagner, 

Sttdk*  «nd  Amtspbyucu»  su  Balingen  und  Rosenfeld 
.im  Henogthiim  Winemberg. 


D. 


'en  9f  März  dieses  Jahrs  (i8oa)  wurde 
•von  dem  Uatersmte  Oestmettingen  an  dss 
himge  Oberämt  einbenchtet,  dals  des  Schmidts 
Iph^nnei  Saüiers  Töchterlein  daselbst,  iis 
Jafafe  alt,  viele  tausend  rothe  und  schwarz« 
liclie  ipieeken  am  ganzen  Leibe,  und  schwär* 
jee,  ,g«ßiHt  und  ungefüllte  Flecken  sogar  im 
JUEunde  habe  9  da&nel  Blut  aus  demselben 
•uigespien  werde,  und  auch  der  Urin  voller 
3hit,s^.  Das  Unteramt  bitte,  dem  Phjsicus 
,A$XL  Auftrag  zu  geben,    dahin  zu  eil^ai^  wov 


\ 


.  —    loa    — 

über  diese  Krankheit  durch  den  Angen$cll«B 
sich  zu  belehren,  und  schleunige  Hülfe  schiCt 
fen  zu  können.  Da  ich  wegen  anderer  dri» 
gender  Geschäfte  nicht  auf  der  Stelle  abrei- 
sen könnte,  so  schickte  ich  eine  Mixtur  aoi^ 
1^  Extr.  dort,  peruv.  Cremor.  tartar.  baras. 

ana  3/  Syr.  rub.  id.  §7  Aq.  fLor.  SambuL 

liij  M.  Ds.      Alle    a  Stunden   i    Lofhl 

voll  zu  geben, 
und  verordnete,     den    Mund   bis  zu  meiner 
Ankunft  öfters  mit  Essig  auszuspülen. 

Den  lo«  März  früh  war  ich  selbst  bej 
der  kleinen  Kranken,  und  fand  folgendfeik 
Das  Mädchen  war  12  Jahre  alt,  und  befiui 
sich  den  ganzen  Winter  über  'gans  woUi 
doch  hatte  es  immer  ein  bleiches  Ausaehai» 
Im  ganzen  Dorfe  war,  eine  WassertUchtige 
ausgenommen,  kein  Kranker.  Die  Krankhait 
hatte  keine  Vorläufer.  Das  Mäddien  atanl 
den  8ten  März  Morgens  früh  aus  dem  BeOa 
auf,  kam  unaogekleidet  zu  seinen  Geidiwi» 
Stern  in  die  Wohnstube ,  wurde  von  diesan 
ausgelacht,  dafs  es  so  von  den  Flöhen  gesto- 
chen worden  sey,  und  bey  näherer  ITnmn- 
chung  fanden  seine  Eltern  —  viele  tausend 
blaue,  schwarze,  rothe  Petechien  auf  iftt 
Brust,  dem  Rücken,  den  Schenkeln,  dw 
Armen,  sogar  am  behaarten  Theile  dea  Ko- 
pfes, im  Gesichte,  in  den  Augen,  im  Munde  MC. 


—     87     — 

Wagr  der  Natur  überall  ?erfolgt  habe.    Dahfir 
-{^b^  idi^    dals  auch  jetzt  ein  grofser  Thieil 
^cber  Aerate  in  der  Hauptsache  mit  einan- 
der Tollkommen  einverstanden  ist^    wenn  sie 
auch  gleich  in  einzelnen  Sätzen  von  einander 
^weichen.    Wie  grols  aber  die  Vorsicht  seya 
müsse  >  um  nicht  durch  die  Stimme  so  vieler 
in.unsem  Zeiten  irre  geführt  zu  werden,  et*» 
:giebt  sich  am  bestell  bey  der  Ausübung  der 
Arzneiwissenschaft  am  Krankenbette»     Daher 
ist    auch    der  Grundsatz,     als  Eklectiker   au 
handelily    der  nutzbarste«      Als  Beweise  von 
.jener  mögen  nachstehende  Erfahrungen  die- 
nen«     Vor    einiger   Zeit    kamen    bey    una, 
obschon  nur  sporadisch,  verschiedene  Fatien«- 
ten  am  Typho    damiederliegend    vor.      Die 
Heftigkeit  der  Anfälle,    gleich  in  den  ersten 
.Tagen  mit  der  höchsten  Asthenie  vergesell*- 
achaftet,  die  geschwächte  Denkkraft^  dek*  an- 
Xanglide  vollkommene  Mangel    des    Schlafs^ 
der  tief  gesunkene  Puls,     die   gestörte  Ver* 
danungs-*  und  Assimilationskraft,     die  man* 
«iheilei     spasmodischen     Nervenbewegnogen, 
das  Sehnenhüpfen,  Flockenlesen ^  das  Herab- 
ainken  im  Bette,    welche  letztere  besonders, 
«doch    nicht    ifnmer,    nur   als    Vorläufer-  des 
:Todea  eintratw    '— •    bestimmten  midi  ynge- 
aSfunt,  iipi  dep  dringensten  Symptomen  ab- 
fenhelfen,   zur   exqitirenden  Behandlung^    im 
xvm.  B.  I.  St.  (^ 


-     9«    - 

gmsen    ÜmCiiige   derselben.       ülso    imodte 
Weiii^  Naphtka,  künstliclier  Moschus^  Gasca^ 
rille,  China,  starkes  Brannbier,  Opinm,  kra&- 
Tolle  Bouillons,    jedesmahl  nach  den  indi?»- 
duellen  Erfordernissen  und  der    bestimmten 
Subjektiren  Indication  im  gehangen  Verhalu 
nisse  der  Quantität,    QuaHtit  und  des  Zeit- 
raums angeordnet.     Bey   den  meisten  waren 
gleich  im  Beginnen  des  Uebels  — -  bey  andern 
aber    erst    im    ferneren    Verlaufe    desselben, 
gänzlicher    Mangel    der    Elsfust,    gespannte 
Präcordien,  überhaupt  unwidersprechlich  tur« 
gescirende  Sordes  da.  Allein  die  unbeschreib* 
liehe  allgemeine  Atonie  schien  die  yerschriene 
sogenannte  antigastrische  Methode  zu  yertM6^ 
ten.     Dahero    wurde    die    Behandlung   acht 
Brownisch  angefangen.     Mit  ruhiger  Vor^idtt 
beobachtete   ich  den  Verlauf  a  bis  3  Tagt« 
Ein  Theil  der  TorzUglichen  Beschwerden  nul- 
.derte  sich  zwar;    allein  bey  keinem  einzigelt 
konnte  ich  angemessen  schnell  oder  gründ- 
lich vorwärts  rücken,   wenn  nicht  zuvor  ent- 
weder   die    wohlthätige  Natur   allein,     oder 
durch  die  Kunst  unterstützt,    wiederholt  Er- 
brechen und  Stuhlausleerungeii  bewürkt  hatten 
In  einem  Falle   wollte    ich,    bey    de^   sonst 
guten  Maschine  des  Patientim    das  fiolserste 
abwarten,    achtete  jene   Stimme   der  Natur 
nicht,    und  gab  anstatt  der  nur  anscheinend 


Ifäkrangsmitteto  tSglieh  ein  Trinkglas  gnten 
alti^iK  Weins  reichen.  Bey  dieser  Behandlung 
Termindeite  sich  schon  den  iit6n  Man  das 
Birnen  ans  dem  Mubde^  der  Urin  war  weni-> 
get  blutig-  gefärbt,  und'  die  Zunge,  fing  an 
•ich  xa  keinigen*    Der  Schlaf  war  gut« . 

Den  I2ten  März^  Das  Bluten  ,aus  dem 
Monde  hat  ganz  nachgelassen,  die  schwatzen 
«rhabenen  Flecken  auf  tier  Zunge  waren  weg, 
der  Urin  war  nur  noch  ein  wenig  blutig,  die 
VledkMn  Verschwanden  hie  und  da,  und  wur» 
jden  gdblieh)  hingegen  stieg  die 'Schwäche 
^Oy  ,  dalii.'  das  Kind  einigemal  ehnraäohtig 
wurde.  Es  erfolgte 'Zweimalige  schwarze  Oeff* 
jiuag:  roa  geronnenem  Blute^  mit  zwei  %mU 
sf^brm^nu    Güter  Schlaf. 

Den  i3.  Mira»  Die  E&hst  ist  gut,  das 
Bluten  blieb  weg,  der  Urin  war  noch  etwas 
röthlich,  der  Schlaf  gut;  hingegen  wurde  das 
Kind  Mittags  ohnmächtig. 

Den  14,  März.  Ber  Appetit  steigt,  hin-« 
g^n  zeigt  sich  wieder  das  Bluten  aus  dem 
aufgeworfenen  Zahnfleische« 

Den  xju  März.  Der  Schlaf  und  Appetit 
aind  gut,  der  Urin  ist  ganz  hell  und  gesund, 
die  Kräfte  nehmen  zu,  der  Mund  ist  ganr 
natürlich  bis  auf  einige  Stellen  vorne  am 
Zahnfleische,  die  noch  aufgedunsen  sind  und 
tläulich  aussehen.      Es  erfolgte  NaseixbWvvEv 


•^      lOO      mm 

Boborantia^    Toriicay  f^xciutntia  u.  diJL  ter^ 
wisdht  werden  müsse  *)• 

Die  Wichtigkeit  der  EinwUrkung  mtte« 
rieJIer  Ursachen,  selbst  bey  der  sonstigen 
besten  Behandlung,  wird  dadurch  noeh  er- 
'sichtlicher,  dals  ich  hier  einige  Fälle  nahm« 
hafc  mache,  in  welchen  sich  einige  an  jenem  Ty^ 
pho  darnieder  liegende  reconvalescirende  Pa<t 
tienteu,  durch  einige  Diätfehler  einen  Rück-» 
fall,  und  einer  den  Tod  —  aller  exact 
angewendeten  zweckmäfsigsten  Mittel  unge* 
achtet,  zuzogen  -<-  dür  andere  aber  durch  a 
Brechmittel  und  darauf  gegebene  Abführung 
gen  gerettet  und  zuletzt  mit  Rheinwein  ge^ 
stärkt  wurde. 

Nöthig  finde  ich  hier  noch  das  Bekennt«^ 
nifs  beizufügen,  dafs  nach  meiner  Erfahrulli 
im  ^pho  der  spirUus  vurioL  und  Spiritus  salä 
ifommunis  zu  gleichen  Theilen,  zu  3,  6vttild 
g  Tropfen  pro  Dosi  in .  der  fUrchterlichitvA 
Periode  desselben,  wo  man  beinahe  nidns, 
gewisseres ,  als  den  Tod  erwarten  konnte  ^ 
treflich  wüikten,  eine  schnelle  Metamarphoü 
der  ganzen  Krankheit  hervorbrachten,  und  dk 
ersten  und  sichersten  Schritte  zur  gäntlidhitt 
Besserung  fest  gründeten. 

*)  Ich  biue,  hierbey  dessen,  wAs  ich  in  meia«t  AbhaaA 
über  das  r^ervaDfieber  gesagt  habe,  sich  rä 


V. 


Leichenöffnung, 

•iiitft  an:  der  .' 

Mutigen    Bräune    (Attgitia    tracheaÜs 
oder    membranacea) 

'  ■     ^        Terstorbenea  Kindes» 
■     -  Vorii 

i3^octor  Albers  zu  Stolzenatr. 


JtLiyiwohlgAiaHrtes,  Vollkomineng6Sündes^  dif 
Blattenmchoni  überstanden  babend<^ss  und  seit: 
einem  viertel  Jahre  abgevröhntes  Kind  ^  fünf 
virtel  Jahre  alt,  bekam  am  ai.  Januar  dieses 
Jahres  Heiserkeit  und  am  andern  Tage  dazu 
einen  Husten,  welcher  die  Aelterh  gleich  be« 
sorgt  machte^  weil  dieselben  ohnlSngst  von 
mit  auf  einige  Arten  Husten  aufmerksam  ge- 
macht waren,  welche  ischnelle  Hülfis  esfor- 
deren;    Ich  wur  verreist)    und  sah  das  Kmd. 


-•    lo8    ~ 


1 


trtt  «m«  2^«t«i  'Abends.      Ein  ron  oben  vaA 
unten  ausleerendes  Mittel  war  bereits  ange- 
wandt  worden.,      Mit    einigen    Blutigeln   u 
dem   obern  Theile   der  Luftröhre    und    mit 
einem  lauwarmen  Bade  wollte  ich  den  Anfang 
der  Kur  machen.    Gegen  beides  sträubte  sidi 
aber    der   kleine   starke   Knabe    so   mächtig 
daCs  ich  davon  abstehen  'mufste.     Es  konntao 
daher  jene  Hüirsmittel  erst  am  andern  TafB 
Üi&gawendet  werden,    da  das  Kind  bereiti  i# 
schlecht  war,   dafs  es  sich  alles  gefallen  Kels. 
Uebrigens  wandte  ich  die  von  unsenn  wür- 
digen Hm  Leibmedicbs   Lendn   angegebsoa 
sinnreiche  Kurmethode  in  ihrem  ganien  Um- 
fange um  desto  arzutlicher  an,  weil  idx  sdioi 
dadurch  drei  Kinder  rettete,    und  niir  eiai 
war  mir  ein  Jahr  vorher   unter   dieser   Be- 
handlung   gestorben.      Das  Kind  nahm  iDs 
demselben  gereichte   Mittel    gut    ein.       An 
%S.  Morgens  erfolgte  der  Tod,    tind  den  % 
Tag  darauf  unternahm    der  Hr.  Dr.  ff^olM 
mit  mir  die  Section.      Unser   beiderseitigai 
Augenmerk  war  ToraUglich  auf  den  Lafyim 
und  die  Asp%ra  artma  gerichtet.     Nachdeoi 
diese  Theile   sammt   den  Lungen  und  den 
Heraen  herausgenommen,    und   die  iraohm 
behutsam  geöffiiet  war,   fand  sich  in  deraal» 
ben  eine  eyiinderförmige  Haut,    welohe  i* 
Kehlkopfe  fest  verwachsen  und   nicht  ohne 


—    log    — 

Btt  zerräitsen    von    diesem   zu  trefmen  war; 
in  der  Luftröhre  selbst  aber  hing  sie  wie  ein 
leerer  Sack   allenthalb-n  frei  hinab*      B-ym 
Eintritte  in    den    Imken  Ast    der   Luftröhre 
vcrlot  sich  diese   häurig©  Textur  und  ging  in 
eine     imzusammenhängende     weiche     Mdsse 
über*      In   dem  rechten  Aste   erstreckte  sieh 
aber  diese  Haut  noch  einen  guten  Zoll  hin- 
unter ^    wo  sie  aUdann  auch  anfing ,    in  die 
eb«in  besagte  Mass^  überzugehen.   Von  dieser 
Masse  war  auch  hin  und  wieder  in  den  fei*^ 
nern  Aesten  beider  Lungen  etwas  anzutreffen; 
Ausgenommen,  dais  der  hbus  Minister  et  dex* 
t&r  polmonumy    und  yorztiglich   der  letztere^ 
etwas  «ttf  der  concaven  Seite  entzündet,  und 
dafs  d^  kleine   Körper  besonders  blutreich 
war,   fand  sich  weiter  nichts  widernatürliches 
in  demselben'. 

Anmerkung.  Noch  jedesmal  bemerkte 
ich  yom  Anfang  der  Krankheit  an  bis  etwa 
6  St9nden  vor  dem  Tode  einen  sehr  .schnei* 
len,  harten  und  vollen  Pulsschlag,  und  auf 
dem  aus  der  Ader  gelassenen  Blute  bildete 
sich  bald  eine  crusta  pleuriticoy  so  wie  auch 
das  aus  den  Btutigelöffnungen  nachfiielsenda 
Blut  sich 'gleich  als  ein  häutiges  Concrement 
an  den  Körper  fest  anhing.  Diese  Erschei- 
nungen haben  mich  bewogen,  hinftihro  meht 
antiphlogistisch  zu  verfahren ,  und  \^e^oi^d%xs 


JB    der  Minute,    deft"  Dubt   war  gemUrsigt. 

Kein  Frieren  9'  kelnef  Hitte,  aber  ^olke  "Nhu 

figkeit   und  Olirien^att&en«      Der   Kopf,    die 

BrnftI»,    die -Präcordien,    der  Unterleib  warea 

leidenfirei.      Der  Urin  wajr  schwarzbraun  und 

blutig I    der  Stuhlgang  hart,    von  sohwanem 

geronnenem  Blute.      Den  Tag  vorher  hatte 

da»  Kind  ein  halbeift  Trinkglas  voll  sohwarMt 

Blut  gebrochen.  -  Die  Diagnose  der  Krankheit 

war  nicht  schwer:    es  war  der  morbus  maeu^ 

losu$  haemorrhagicus  Wwlhofii^  hmemorrhoea 

peiechianosis^    eine   Krankheit,    die  uns  die 

Herren  Acrel^    Maries^    Hufdaud^    Klinge^ 

Bcbaffer,    FhgBly   Wsrlhofy   j^ichmamu  uad 

andei^   so    schön   beschrieben    haben,    nad 

welcher  idi  aus  Liebe  cur  Kürxe  den  Namen 

^y  Peidchianose^*^   gebe.      Ich   Tcrördnet»  nun 

iaum  innerlichen  Gebrauche; 

'   9t  Cori.  Salicis  alb.  ^i^  pernio.  seL  ^  äofm 

j.   q.    V«    c.  ptr  f  hoTn  CöL  ^vitf  «Us 

Slixir^  viirioli  Bfyns.    5iij  Syn  rvi«  ä« 

^if  m.  Ds.  Alle  a  Stunden  1  liöffel  voQ 

wxk  geben.  *- 

Und  cum  Mmiiausspttlm  und  Ausreiben 

'    Ift    Calami'  aromas»  ^/  c.  ;i*  q.  V.  e.  per  | 

hör.  CöL  fisj  adde  Aoed  vint  f;r,  Abt* 

mim.  crud.  sübiil.  pulv.  5if  m.  Ds.    Alle 

Stunden  dauKit  den  Mund  ansauspiileii. 

und   Gelk    dem    Kinde   neben    acUeiniicIiMi 


—     211      -— 


Kurze  Nachrichten 

•    -    nnd 

medizinirchie    Neuigkeiten. 


Min    Bandwurm    in    einem    halbjährigen 
Kinde.  . 


D. 


'aft  Kindy  welehet  yon  Mutterleibe  ans 
bi^  )et2t  gesund,  dick,  und  munter  blieb, 
auch  meistens  an  der  Mutter  Brust  genähret, 
übrigens  auch  in  Allem  lehr  reinlich  gebau- 
tes und  verpfleget  wurde  — -  ist  seif  einem 
lialben  Jahre  seines  Lebens  der  Gegenstimd 
einer  besondern  Verwunderung  und  der  ärst- 
lichen  Beobachtung.  Es  gingen  nämlich  seit 
Aer  Zeit  mehr  als  So  Ellen  eines  Bandwurnia  , 
nüdi  und  naeh  stiickwtise  durch  desa  lii&ust 


—    io6    — 

eines  düiinen  hochrothen  Bluts,-  eu  img«filir 
drei  Unzen,  dals  aber  nach  einiger  Zeit  ge- 
rann. Die  Arznei  war  nun  aufgebraucht;  das 
Mundwasser  wunl6  wiederholt,  das  Zahn« 
fleisdi  täglich  dreimal  mit  Fieberrinde-Pulyer 
tüchtig. gerieben,  und  innerlich  bekam  die 
KrAnke  folgendes:  ' 

M  ^i  Cortic  salie.  alt.  ^if  peruv.  sei.  ^ß  a  s. 
.  q^  V*  c*  P^  X  hör.  .7)ers^  ßn^  coa.  addß 
^  nui  AngaUc.  %ij.  Ool.  %viy  adde  EUxir 
'.:  TfUriol.  Myns.  Ziij  Syr.  rub*  ül,  ^i$  ML 
.  )  Hsi,  Alle  2  Stunde  i  Löffel  toll  zu  geben. 
Sa  besserte  sich  nun  yon  Ta^e  zu  Tage,  die 
Flecken  verschwanden,,  die  Kräfte  stiegen, 
aber  erst  den  ig»  und  ao«  März  rerloren  sidi 
die  Flecken  im  Weissen  beider  Augen,  und 
r*^  das  Mädchen  war  geheilt» 


—   III    --^ 


'■'  :  "\: '.  ■•'Vir;  ./;■  \;  '\:. 

Kurze  Nachrichten 
medizinifclie    Neuigkeiten. 


Ein    Bandwurm    in    einem    halbjährigen 
'  ' "  Kinde.  , 


D. 


'aft  Kind  9  welehet  yon  Mutterieibe  ans 
bi^  jet2t  gesund,  dick  und  munter  blieb, 
auch  meistens  an  der  Ikjtütter  Brust  genäbret, 
übrigens  auch  in  Allem  sehr  reinlich  gebau- 
ten und  verpfleget  wurde  —  ist  seilf  einem 
halben  Jahre  seines  Lebens  der  .Gegenstimd 
einer  beisondern  Verwunderung  und  der  ärlEl- 
lichen  Beobachtung.  £s  gingen  nämbcb  seit 
der  Zeit  m^tr  ails  So  Ellen  eines  Bandwurm» 
iiädi  und  tiaeh  Stückweise  durch  desa  Ai&» 


-Jk-       112       

äh\  obttc^  dalft  das  Kind  im  iniiid)5stm-knii- 
kelte^  mager,  blals  aussehe,  und  ungewöhn- 
Kch  viele  Nahrung  zu  sich  nehme«  Der  Ant 
giebc  diesem  Kinde  das  Semen  Sanionid, 
als  das  allein  zuträgliche  Mittel.  Dies  beför* 
dert  ohne  die  mindesten  Beschwerden,  fir 
das  Kind  den  städeweisen  Abgang  des  Band* 
.wurms^  da.  er  es  noch  nicht  wagen  wolkf, 
mit  starkem  Mitteln  dem  Wurme  xu  Leibs 
zu  gehen. 


Ein  Sputwurm  in  der  Ürinhtase  eines  HunJkk 

In  dem  Jahre  t>7gö  öffnete  zu  Pafia  ii 
meinem  Beyseyn,  der  leider  ror  6  Jahiai 
IfestorbeJM  Sohn  des  Herrn  Gouvertiiaktd» 
•{Franz  Frank)  ^  damals  noch  Studaati 
einen  jüngst  abgelebten  sohwarzei^«  Hnni 
Toii  mittelmülsiger  Orofse^  der  doick 
•sein  langet  Winseln  und  das  Tröpfois 
•des  Urins  aus  der  Harnröhre  5  agiü 
-Blasensdmierzen  zu  erkennen  gab«  JBifi^  Ifr 
staunen  sahen  wir,  nachdem  die  HarAblait 
gefiffaec  war,  einen  Faust  groben  BaU^^  pj^ 
IJiiB  in  der  Harnblase  liegend,   die  iibiigpW 


-    «3    ^ 

nicht  eiiUtind«t  yrar«  Nach  der  Entwick^ 
JuDg  de^elbi^n  ^rkatipten  wir  einen .  Spulr 
wurA  ^^scßris  lumbncoides)  yon  der  Dicke 
eines.  kleiiiie&  Man^i&fingers ,  der  in  seiaer 
äufaern  Hi^ut  gan«  blutroth  infiltrirt  ai^sah, 
und  u  aeiner  JJkug^  obnge£Uir  driuhjeilb  El- 
len betrug. 


Steatöm  des  Unterleibes   bey  casirirten   Sub^ 
jecteü. 

Bin  Bauer  roii  o)bngefaht  40  Jahren  kam 
tOüT  einigen  Jahren  in  das  grqf^  »kadelnische 
Hospital  au  Piivia^  mit  eixleüB  grolseii  scir* 
f  höseii  Testikel  der  Unkeü.  .S^it^«  der  yon  in«* 
nerlichen  Ursachen  entstaod^il  9  und  yon 
.Hrn..  Professor  Scarpa  ^exturp^i  wurde. 
Vergebens  erwartete  dieser :  Mann  hierauf 
seine  gÜnzliche  Gesundheit,  und  kam  nach 
Verlaaf  .beinahe  eines  Jah|*es  Wieder  in  di»» 
aea  Hospital.  Er  hatte  ei|le  gro&e,  ungleiches 
harte  und  unschmershafte  Gesohwul<^t  tyntef 
dem  Unken  Hypoobo^drioi^  die  sich  von  der 
Beekenhöhle  an  bis  unter  di^  Nabelgegend 
hin  erstreckte^  Er  war  auiserst  abgemafert» 
UaTs,  stupid^  sofforös^  Verbreitet«  ^dskoin  wdau 
xvuL  £.M.at  H 


lUMJk  Baylei-  iJLonii  mtditu  Journal^  I78<r 
pag.  aiy)  ai^a  der  Drossdader  bis  zur  Ohn- 
macht Blut  zu  lassen  y  wodurch  ich  hoffen 
darf,  der  aus  den  krampiPhaA:  gereizten  lym- 
phatisdien  Gefälsen  des  Laryngs  ausschwiz« 
senden  Lymphe,  die  zu  grolse  Neigung,  sich 
4urch  den  Zutritt  der  äufsern  Luft  in  der 
Luftröhi^e  zur  Haut  zu  bilden,  einigermarsen 
zu  schwachen.  Ferner  machte  ich  auch  die 
Bömericung, .  dals  die  Kinder  gern  den  Kopf 
zurückhalten  .  und  in  dieser  Lage  besser 
Athem  holen  können,  weil  sich  abdann  die 
mai^ria  peccans  nicht  so  leicht  senken  kann. 
Uan  sey  daher  dieser  Lage  in  dieser  Krank« 
Jieit  nicht  en^egen,  aondem  suche  sie  yiel* 
pEiehr  zu  biifördenw 


—    h5    —  •       ■ 

i     ^  >  .  ' 

^  Abgangs  der  Niermisieine  dn  fast  unglauHich^. 

*  .,    /         Menge. 

%  ■      .. 

y.  ^        Auf  «sner   Reise    irom    20«,    Juny    1790 
1    durch  Cbma  besuchte  ich  in  Begleitung  de$ 
]    Hrn*  Nessi,    ehemaligem  Professor    der   Chi- 
I.  rurgie  «u.Payia,  das  dortige  Krankenhospita^ 
Find^-    und    Erziehungshaus   für  Madcliex^ 
j    In  dem.  letztern    traf  ich  ein  Bauermädchen 
an,  das  mit  Nierenachmerzen  und  Convnlsio* 
nfrn   öfters   behaftet  ist.     Sie  yrs^r  schon  So 
Jahre  alt,     sehr  diek   und   yoUbltitig,    hatte 
einen  groisen,.  harten  Baueh,   ihre  menswua 
cuweiien  auch  .sehr  wenig  und  unjregelmä&ig 
etc.    Von  diesem  Mädchen  sind,    nach  dem 
Berichte  des  Hm«  Nessi  selbst,  beinahe  schpa 
10,000  (schreibe  zehntausend)  schwarze  kie^ 
seJtormige  Steinchen,    bald  von   der  Gröls« 
einer, Bohne,    bald    einer  Erbse  abgegangei^ 
Sie  ging  damals  ziemlich   munter    im  Haus« 
herum,  und  brachte  mir  so  eben  wieder  ein« 
Schachtel  voll  Steine,     die    sie   seit   kurzem 
.  aus  ihrem  Nachttopfe   nach    und   nach    ge- 
sammelt hatte. 


Hai 


\ 
ii6    — 


5. 


Sin  Schlügflufs  tntstanden  Vureh  eins  Esfh 
sto^e  an  denn  rechten  Felsenbeine^ 

Zu  Bruchsal  starb  vor  ohagefäbr  i8  Jah- 
ren ein  Soldat  einige  20  Jahre  Vilt,  *  am 
Schlagflu^scf',  von  welchem  er  überfallen  wuf- 
^e,  als  er,  sich  vorwärts  beugend, 
6tn  Bäumchen  mit  der  Wurzel  a^sireissen 
tirollte.  — ^  Er  fiel  hierauf  plötelich  zu.  Boden, 
ti&d  lebt;e  noch  ti,  Stunden  unter  den  Zufal- 
len des  Schlages, 

Nach  der  Sectioh,  bey  der  ich  selbst  ia 
dem  Hospital  der  barmherzigen  Bi4ider  anm 
#esend  war,  traf  man  an  dem  rechten 'Pelseo- 
beine  eine  Knochengeschwulst  von  d^r  GrÖlia 
einer  Häselnüls«  In  der  nämlicben  Seite,  ßusj 
itian  den  plexuni  choroideum  zerrissen,  iind 
das.  Blut  sd  extra vasirt  an,  dafs  es  sogar  du 
soptuni  m^ium  zerrissen  hatte,  und  ia  den 
vtntriculum  hinUbi^r  gedrungen  war. 


"7    — 


I    n    h    a    1     t. 


I.  Benrarkungan  &her  dM  Asthma«  roni  M^di". 
cinalrath  VTolffxa  Warvcbau  ,        •        •        9 

II.  Neue  Beobtcfatungen  über  die  Besundtheile 
u>d  Warkungen  des  N^nndorfer  Badet»  von 
Uofr.  Walz  suOss^      •«       ^        •        •        •      ^7 

m.  Einige  mediciiiiiche  .nicht  gaiu(  Brownitdie 
Bemerkungen  .        •        v        .        .        .         *       gS 

IV.  Eine  Fetecbianote,  von  Herrn  Phyaicus 
JVagner  sn    Balingen      ,         .     /   •        •         ,     10% 

V.  Leidienöffflung  einet  an  der  häutigen  Brau» 
ne  (angina  trackealis  oder  membranacea)  ver- 
ttorbenen  Kindet,  vqm  Dr.  Albers  zu  Stol- 
aenau    '   .         ,         .         •         .         ,         .         •     107 

VI.  Kurze  Nachrichten  un4  mediciniache  Neuig- 
keiten. 

1.  Ein    Bandwurm    in    einem*    halbjährigen 
Kinde tll 

2.  Ein    Spulwurm    in     der    Ufinblate    einet 
Hundea w^ 


-  t.4  - 

litwas  cndarerösen  scharfen  Geruch 'von  sich, 
und  starb  bald  hernach.  Nach  der  Section 
des  Cadarers  flofs  nach  dem  abgetöste^ 
Bauchfelle,  und  den  zurückgelegten  Gedär- 
«nen^ein  häufiges  gelbes . Wasser  hervor ,  und 
Ita  der  Dnplikatur  der  linken  LendenhöUe 
sähe  man  gleich  die  Geschwulst,  die  'hartv 
knotig  und  hie  und  da  mit  gelben  Blasen 
besetzt  war,  eine  länglichte  speckartige  Ge- 
schwullst  formirte,  welche  die  Lendenhöhle 
so  fest  ausfüllte,  dafs  von  der  linken  ver» 
schwundenen  Ni/sre  kaum  noch  etwas  sieht« 
bar  war.  Der  linke  Saanienstrang  war  roth^ 
hie  und  da  etwas  knotig,  und  Hr.  Professor 
Scarpa  sagte,  däfs  er  den  Saamenstrang  b^ 
Gastritten  Subjekten  oft  sogar  in  der  Fdrm 
leines  RosenkrdnEes  knotig  gesehen  habe. 
Auch  sähe  man  über  dem,  linken  Schlüssd^ 
beine,  gegen  den  Hals  hin  eine  scirriiÖse 
Windgeschwulst  in  der  Gröf^e  einer  Faust 
Uebrigens  hat  man  dieses  Steatom  nicht  wei- 
ter zum  Aufbewahren  präpariret,  weil  der^ 
gleichen  Deformitäten  der  Niere  nach  d^r 
Gastration  nicht  gar  selten  beobachtet  wer^ 
%len,  und  noch  viel  merkwürdigere .  Stücke 
von  solcher  Gattung  in  dem  Museo  paiholo» 
gieo  schon  aufbewahret  waren. 


—    uS    ^ 


Abgang^der  Nierensieine  .in  fasi  unglmuWdmr, 
Menge. 

Auf  eiii«r  Reis«  vom  ao*.  Jtiay  1790 
dmch  Como  besuchte  ich  in  Begleitung  des 
Hm.  Nessi,  ehemaligem  Professor  der  Chi«» 
mrgie  zu  Pavia ,  das  dortige  Krankeahospital^ 
Findel-  und  Erziehungshaus  für  Madchen. 
In  dem.  letztem  traf  ich  ein  BauermadcheA 
an,  das  mit  Nierenschmerzen  und  Convulsio« 
nen  Öfters  behaftet  ist.  Sie  war  schoii  3b 
Jahre  alt 9  sehr  diek  und  yollbliitig,  hatte 
einen  groisen,  harten  Baueh,  ihre  m^nsunm 
zuwaüen  auch  sehr  wenig  und  unregefanäCsig 
etc«  Von  diesem .  Mädchen  sind,  nach  deo^ 
Berichte  des  Hrn.  Nessi  selbst,  beinahe  schoo 
IO9O00  (schreibe  zehntausend)  schwarze  kie- 
aelföFmige  Steinchen ,  bald  Von  der  Grölsa 
einer  Bohne  9  bald  einer  Erbse  abgegamgeii^ 
Sie  ging  damals  ziemlich  munter  im  Haus« 
herum,  und  brachte  mir  so  eben  wieder  eine 
Schachtel  voll  Steine,  die  sie  seit  kurzem 
aus  ihrem  Nachttopfe  nach  und  nach  ge- 
sammelt hatte. 


Ha 


\ 


5. 


!Ein  SchUigßufs  entstanden  Hurch  eine  Exo^' 
si;ojifi  an  dem,  rechten  Felsenbeine^ 

Zu  Bruchsal  starb  vor  ohagefäbr  18  Jah- 
ren ein  Soldat  einige  20  Jahre  "alt,  am 
Schlagflu&sc^i  von  welchem  er  iiberfallea  wlir- 
^^e,  als  er,  sich  Torwarts  beugend^ 
0in  Bäumchen  mit  der  Wurzel  ai^sjeissen 
#ollte.  -^  Er  fiel  hierauf  plötslich  zu,  Boden, 
find  leb^e  noch  li  Stunden  unter  den  Zufäl- 
len des  Schlages« 

•  Nach  der  Sectioh ,  bey  der  ich  selbst  in 
dem  Hospital  der  barmherzigen  Bi^uder  an^' 
#esend  war,  traf  man  an  dem  rechten  Felsen- 
beine eine  Knöchengeschwulst  von  dfer  GröJao 
tiner  Häselnuür.  In  der  nämlichen  Seite  fknd 
iftian  d^n  pUxurn  chotoideum  zerrissen ,  un4 
das.  Blut  s6  extravAsirt  an,  dafs  es  sogar  das 
septuni  medium  aserrissen  hatte,  Und  in  den 
ventriculuTn  hinUbi^r  gedrungen  war. 


—    "7    — 


Inhalt. 


I.  Bemerkungen  aber  die  Atthmt«  Tom  Medi««. 
cinalrath   Wolffx^  Wtncfatu  ,         .         .        9 

II.  ^eiie  Beobecbtungen  über  die  BesUndtheila 
oyd  Würkungen  des  Nenndorfer  Bidet«  Toa 
Hoff.  Waiz  SU  Ctttel      .        *        .        •        <      ^7 

OL  Einige  medicioUche  iucli(  ganji  Brownitche 
Bemerkungen  .        •         «        .         .         .         *       gi 

ly.  Eine    Fetecbianoie,     von     Herrn  Phyticui 

Wagner  sn     Balingen      «         .      /   •         •         <     lOi; 

V.  Leicbenöffoung  einei  an  der  häutigen  Brau- 
ne (angina  trachealis  oder  membranßcea)  ver- 
atorbenen  Kindet,  T9m  Dr.  Alben  au  Stol- 
aenau    '...•.,.•     107 

VI.  Kurze  ^(acbricbten  und  fnedidnisclie  Neuig- 
keiten. 

1.  Ein    Bandwurm    in    einenr    halbjährigen 
Kinde   .         .         .         •         .         .         ,         .111 

2.  Ein    Spulwurm    in    der    Ufinblaae    eine« 
Hundea IIQ 


I. 

Nachricht 

von    dem    Zustande 

des  Krankenhauses  der  Charit^ 

im  Jahre  i8o3. 


JLlie  Zahl  der  in  diesem  Jahre  behandelten 
beträgt  5oo4  Personen ,  nämlich  4355  im 
Verlaufe  des  Jahrs  neu  aufgenommen  und 
65o  Bestand  vota  vorigen  Jahre. 

Von  diesen  starben  457,  wurden  geheilt 
3o32y  und  ungeheilt  entlassen  oder  andern 
Anstalten  übergeben  2ßx.  Die  übrigen  sind 
noch  in  der  Kur. , 

xyiu.  B.  2.St.  A 


__   ,  6     — .        ^     •■ 

r        . 
Ich  lege  nun  dem  Publikum  wie  geW< 
'lich|    die  besonderen  Tabellen  über  die 
seinen  Krankheiten,   ihre  Menge ^    Sterbl 
keit  und  Heilbarkeit  vor« 


iten. 


1803^ 


Januar. 

Februar« 

Mars. 

April. 

May. 

Juoy. 

JuJy. 

Augutt. 

Septemb. 

October. 

Novemb. 

Decemb. 


Jahrliche 
jSttmme 


Gestorbe- 
nen 
Geheilten 
Ungeheilt 
eotlaiten. 


>  #•■ 

d 

a 

g. 

1 

~ 

f    • 

7^ 

Zfi 

tr 

•1 

r» 

d 

V 

> 

j2^ 

<» 

ü 

^ 

1 

.-, 

1 

5* 

5- 
» 

c 
a 

d 

Ok 

CM 

c 
0 
3- 

r 

sr 

1 

<» 

n 

cw 

CS 

» 

J* 

r 

o 


3     =7* 

c    ^-> 
3 


107 

7^ 

l 

— 

0 

1 

10 

i 

—  , 

100 

ö'i 

-Si- 

— 

— 

— 

II 

— 



9^7 

45 

- 

— 

3 

— 

13 

— 

I 

66 

48 

t 

— 

3 

— 

,t 

1 

r> 

Ö5 

38 



— 

3 

— t 

I 

— 

I 

63 

35 



t 

3 

— 

s 

— 



6 

5t 

Q 

4^ 

8- 

4 

r  — 

46 

58 

2 

^ 

1 

— 

2 

i  — 

öf 

45 

I 

— 

7 

— 

4 

^U 

59 

46 

1 

— 

6 

— 

5 

— ! 

86 

53 

2 

t 

3 

— 

tri 

1  17 

5i 

I 

I 

2>- 

H 

633 

1 

II 

3 

43 

I 

66 

ft 

^1 

3j2 

22t 

2.0 
2<i5 

ö  >q 
2-.6 

•■277 


— 

I 

— 

.- 

34 

— 

55 

— 

10 

765 

43g 

4 

I 

ii 

— 

13 

4 

— 

34 

34 

I 

üt 

3 

— • 

3 

— 

— 

13233 


3Gi 
2149 

—   3 i8a 


269O 


/ 


B. 


*    i 


ich  den  Monaten. 


-— H 

3 

1 

^ 

C^ 

1 

r 

,  f 

' 

1803  ; 

r 

5: 

> 

5 

= 

□ 

s- 

5^ 

r* 

CT 

c 

s- 

3- 

r 

3J) 

C 

3 

V 

— 

3 

0- 

V 

f. 

'  Jamuar 
ApriL 

Auguftt. , 

ScptfmC 

OttobeC 

Novemr 

Pecemtu 


g 

o 

a 
c 

B 

4 


Q 

t 

— 

33 

t^ 

— 

— 

T 

— - 

1  ^ 

— 

■— . 

'4 

8 

^ 

^■5 

3^ 

I 

^  — 

— 

1 

c 

t 

^^ 

11 

7 

— 

^ 

40 

— 

— 

^ 

— 

3 

— 

— 

9 

ö 

1 

94 

4^ 

— r 



t 



j 

— 

— 

e 

ri 

— 

tt.j 

4S 





I 

— 

r 

I 

— 

8 

lü 

— 

56 

^5 



— 

I 



—^ 

— 

_ 

4 

ri 

a 

55 

3^ 

— 



1 

-^ 

2 

— 

— 

7 

12 

— 

5i 

5^ 





2 



T 

— 

— 

9 

12 

— 

4^ 

55 

— 

— 

— 

— 

— 

l 

— 

6 

13 

\ 

4ii 

30 

2 

I 

2 

^ 

— 

— 

— 

5 

4 

5i 

40 

— 



2 

— 

1 

— 

— 

5 

2 

i 

36 

43 

I 

' 



^ 

— 

I 

— 

jf5: 

jiö 
i56 

lös 

Ö4. 
174 
rSt 
j —    I  —    2t4 


Marx.   _ 

April,   _ 

Mar-    ^ 

Jtiny,  L 

A"gua| 
SeptB 
Oct  ' 
Kove 
DecG 


r_ 


— 

— 

29 

—- 

— 

22 

— 

l 

45 

— 

1 

35 

— 

3 

40 

— 

4 

29 

— 

— 

25 

— 

t 

29 

— 

— 

23 

— 

— 

33: 

— 

— 

19 

— 

— 

40 

. 

\    \     ' 

liss 


—      6     ~         ^ 

Ich  lege  nun  dem  Publikum  wie  geWöl 
'lieh,    die  besonderen  Tabellen  über  die  e 
seinen  Krankheiten,    ihre  Menge ^    Sterbli 
keit  und  Heilbarkeit  von 


5ten. 


Gettorb 

nen 
Geheilten 
Ungebeilt 
eatlaisen. 


— 

I 

— 

.. 

34 

— 

55 

— 

10 

765 

43g 

4 

I 

ii 

— 

i3 

4 

— 

34 

=4 

I 

2 

3 

— • 

3 

— 

— 

365 
2 '49 

—   3 i8a 


269O 


i6     — 


D.  Ueb ersieht  der  chirurgischen  Kranken« 


J 

" 

^~ 

1      T] 

^ 

r* 

m 

Ol 

' 

i8o3* 
.11  - 

0 

r 

7t 

1 

1 

0 
5 

EU 

en  der  Horn- 
haut, 

.3 

3 

1 

S 

• 

Januar. 

~ 

12 

- — 

i 



j 

"^ 

2 

3 

Februar* 

ri 

[2 

— 



— 

-^ 

40 

— 

I 

März. 

8 

l5 

— 



— 

— 

46 

— 

^^ 

April, 

4 

6 

— 



— 

So 

4 

4 

May. 

1 

5 

— 



-^ 

»7 

-^ 

a 

Jüny. 

7 

3 

I 

J 



— 

36 

-— 

5 

Jiily- 

3 

3 

— 

2 

I 

— > 

% 

2 

5 

Augtist, 

4 

3 

— 

1 



t 

37 

a 

t 

September. 

lO 

I 

— 

-^ 

l 

— 

26 

— 

1 

Octaber. 

6 

6 

-^ 

5 

— 

4 

a<) 

2 

6 

November, 

lo 

2 

— 

I 

£ 

I 

56 

3 

2 

December. 

4    .^1 

— 

— 

— 

—      5oj 

J_ 

_3 

Jahrl.  Sümmej 

75| 

70  1 

i 

öi 

T 

4 

^()i>l 

TT 

äÖ 

Jährliche  Summe  der  an  diesen  KrankheUen 

Operirteri.  -^a       JS3    —         3  —     I 

Geheilten.         70  60     r  j  C     i       1     344    3f  29 
Uiige  heilten. 
Gestorbenen. 


^^ 

a      J 

S    3 

-_ 

3 

-i... 

70 

60    r 

C     1 

1 

344 

3 

3 

4 

1 

2 

62 

6 

4 

5 

■ 

"■'"' 

49 

I 

—    *7     rr 


kl 

* 

*     7^ 

a 

Cft 

c 

< 

st 

i 

O 

Total-   "^ 

o  ^ 

TT 

1 

1 

Summe. 

0^ 

ft 

^ 
u 

ä" 

■^1 

1= 

^ 

IT* 

I 

a 

3 

ff 

-..,-^  _ 

s 

I 

3 

--  ■ 

3 

' 

5 

^^-, 

1 

1 

, 

-i- 

3 

2 

^^^ 



5 

4 

— 

— 



2 

^— ■ 

4 

— 

I 



4 

— J 

St. 

^ 

3 

^— 

6 

5 

— 

t 

1 

4 

*:  '■ 

5 

— 

3 

i 

4 

TT 

4 

— 

1 

l 

4 

^" 

8 

— 

a 

2 

^ 

ö 

i|   a 

t    ^ — 

■59  (  Sjigl  71351      798 


.._ 

^^ 

4 

_^ 

I 

38 

3 

8 

I 

G 

.^ 

1 

^_ 

3 

6 

3 



4 

-^ 

7 

23 

570 
8t 


XyilLB.  a.St 


ti 


—      18     — 


E.    Uebersicht  der  Opeiirten,   Gebeutet    a 


" 

■^ 

!Z] 

^^ 

^^■M        ■ 

i8o3- 

c 

p 

C 

i 

CT 

3^ 

C 

EU 

-i 

er 

EU 

p 

K 
o 

5 

n 

r 
5, 

9    9 

« 

•  ■: 

c 

^perine. 

1 

Januar. 

— 

— 







*-- 

— 1 

F^jbruar. 

— 

— 



l 





— 

— 1 

März. 

— ^ 

— 

^ 







I 

--I 

April. 

— 

— 









< — 



May. 

— 

— 









— » 

—  — 

Junius. 

— 

I 

I 

I 





I 

— (— 

Julius. 

— 

— 



Ü 

r 

..,— 

1 

\— 

August, 

— 

— 





— 



— 

— 

September. 

— 

— 



1 

— 



._  — 

Octobcr, 

— 

i 



a 

1 



^^^  ^ 

Novemben 

^— 

- — 

.^ 

j 

1 

*—       ■' 

«^  ^ 

December. 

— 

— 



'1- 

—    ^ 

—    I 

U^eheJh  e. 

1 

Januar. 

^ 

— — 

^_ 

^_ 

, 

'Q 

— -    i 

Februar. 

9 

^o 

.^^ 

— . 

« — . 

_- 

4' 

—    1 

März. 

9 

i:^ 



— 

— 

^^ 

4'- 

—  4 

ApriL 

lo 

Ul 



I 

— 

*_ 

37 

1    5 

May- 

6 

8 

. 

^-- 

_ 

^» 

3i 

I   4 

Junius. 

8 

6 

_^^ 

-^ 

— 

^^ 

aq 

—    3 

Julius. 

3 

3 

— 

i 

^_ 

^ 

56 

—    1 

August. 

5 

3 

I 

t 

^^ 

■^^^ 

■AI 

i^*^ptemb*r. 

5 

^ 

. 

1 

-^ 

^_ 

.6 

—     1 

Octüber. 

5 

r 

— 

— 

— 

'1 

^o 

i\    3 

—     19",   '* 
smd  GestorbenejH  nach  den  Monaten. 


^ 

^ 

V 

o 

< 

? 

^ 

7^ 

Monatlich.*  f^umme 

g   9 

S    CT 

i 

N 

5 

der  Operirten,   Ge- 

g   5: 

rr 

tr 

T 

3" 

heilten   und    Gestor- 

S'2- 
0  « 

5f 

31 

benea. 

1  = 

3 

E- 

7« 

^ 

— 

— ' 

— 



! 

3 

■     

\ 

.   3 

_^ 

— 

f 

— 



4  ^ 





t 





4 
3 

2 

2 

2 

»9 

•             ß 

2 





66 

3 

— 







70 

5 

. — 

^-~ 

. — 

65 

5 

I 



-^ 



36 

2 

— 





I 

49 

2 

— 

t 

Ä 

49 

2 

— 

1 

— 



3a 

5 

— 

I 



39 

£ 

— 

1 



1 

37 

Ba 


* 

ao 

- 

- 

Tj 

'^ 

c- 

rt> 

W 

5P 

^K 

^ 

1805.       ' 

ö 

■j" 

i 

S 

WS 

CT 

** 

Co 

a 

"^ 

A 

3- 

• 

^i^ 

^3 

1 

:3 

J 

Jvtov*  mber. 

5 

a 

— 

L 



^q 

__ 

^ 

Dt*c<?ii*l>er. 

3 

— 

1 

1 

— 

:^5 

— 

1 

J^inuar. 
fVbruar. 

May- 

Junius* 

Julius^ 

August. 

September. 

Octöber» 

IVovember. 

December. 


Ge«tai  bene. 


^^^  ■     ^-  ^^  , 

1 _ 


4 
5 
6 
4 

6/ 
5 

4 
3 

4 

I 

5 


3i 


Dai  Verhalmifs  der  Todtea  zu  der  ZaU 
tW  KraQkftn  überhaupt,  war  wie  i  zu  ji, 
alM>  xwar  nicht  ganz  so  geringe»  wie  im  to- 
rigen  Jahre,  aber  doch  immer  noch  unbe- 
deutend  geoug>  Und  dabej  bitte  ich  zn  he* 
denken»  dab  eine  Menge  Kranke  erst  zuletat) 
gleithsaoi  blos  zum  Sterben,  in  das  Kranken- 
haua  gebracht  vrerden^    und  da&  die  grolue 


. 


—       ÄI        — • 


t     7^ 

^™ 

^" 

*         3 

O: 

< 

t3 

n 

0 

n 

Monatliche  Summ« 
der  Ofierirten,  Ge- 

c 
CTO 

•1^ 

heiltea  und  Gestor- 
benen. 

n 

^ 

D" 

AI 

u 

" 

P  ^ 

ff 

^ 

T 

EP 

p     ■ 

* 

_ 

1 



i 

t)     35 

7 







i|     53 

— 







I 

5 

I 



1 

I 



I 

•  — 



-^ 



— 

7 
7 
8 

I 

I 

^^ 

— 

— 

■ 

I 

^^ 

n 

8 

5  . 
5 
3 

7 

X 







I 
2 

— 

-^ 





— 

8 

Zahl  der  LuQgensiichtigen  auch  erst  i&  deaif 
letsten  Zeiträume  d(^  Kranlsjieit  uns  zviOülti 
wo  keine  Rettung  mehr  ist»  Doch  vermin« 
derc  dies  übrigens  den  inhern  ,Werth  und 
das  Verdienst  .nicht;  denn  auch  Erleichte« 
rung  der  letzten  Lebensperiode  und  dei 
Sterbens  ist  Pflicht  tmd  grolse  Wohlthat  der 
Kunst. 


—       «2       — 

Die  Zahl  der  Venerischen  wafr  63al|  kf| 
lieh  etwas  geringer  als  voriges  Jähr. 

Aber  die  Zahh  der  Liingensüchtigen  üh 
stieg  die  des  vorigen  Jahrs  um  ein  hunder 
.Auch  die  Zahl  der  Gemüthskicanken  I 
^ugenooimen,  Wil^  bekamen  in  diesena  Ja! 
\a38  n'^ue,  da  im  vorigen  nur  20a  aufj^eb^ 
nien  wordeijt  y^aren.  Blicken  wir  aber  : 
ruck,  und  bemerken,  dals  im  voriet^en  Ja 
auch  schon  4<^  weniger  als  das  leuta  1 
(nur  i6o)  aufgenommen  worden  waren, 
giebt  dies  eine  tr'iurige  Andeutung  von  < 
Zunahme  dieser  Krankheitsklasise,  über  d^ 
Quellen,  die  unstreitig  in  einigen  herrschi 
den  Fehlern  der  jetzigen  pl^sischen  xad  gt 
sfigen  Lebensart  der  Menschen  Uegen^  i 
mir  vorbehalte  in  der  Folge  einiges  zu  sag< 
Doch  kann  die  Vermehrung  dieser  Krank 
in  unserer  Anstalt  einigen  Grund  auch 
dem  zunehmenden  Rufe  derselben  in  Heile 
dieser  Art  Krankheiten  haben,  wodurch  vi 
Auswärtige  und  Wohlhabende  veranlalst  w 
dea^  ihre  Kranken  hierher  su  schicken  v 
unserer  Behandlung  anzuvertrauen.  * —  Ai 
Beigten  die  Resultate ,  dafü  dieselbe  ihr  | 
wohnliches  Glück  brybehahen  hat.  Es  wi 
den  in  diesem  Jahre  4^'^  Wahnsinnige  behi 
delt  (im  vorigen  betrug  ihre  Zahl  nur  36 
Von  diesen  wurdtn  77  geheilt  und  3o  starb« 


;      -=?     a5     — '^  ■  . 

s  Verhaltnilftr^^r  GeheikttB.Bu  d«r.  gaas«» 
il  war  also  wie  %  z\x  5j  un^l  der  Gestor-» 
len  wie  i  zu  i3.  —  E»  war  ein  grolser 
winn  für  das  Ini(tituty  dafs  wir  durch  Veiv 
ung  des  Accouchirimtituts  in  den  andern 
9.. ausgebauten  Flügel  des  Hauses  die  bisr 
*  demselben  gehörigen  Zimmer  zum  Ge« 
uche  für'  die  Gemiith^anKen  erhielten, 
durch  es  möglich  würde ,  dafs  diese  Krjin« 
I  besser  abgesondert  und  klassificirt,  und 
onders  die  Reconyalescenten  ganz  yon  det 
tion  der  WahnsinQigei^  getrennt  werden 
wten,  -^  eine  Wohlthat,  wodurch  ijas 
dcksal  UDgeine^  erleichtm/  und  die  vöU 
I  Heilung  wesentlich  befördePt  wird.  * 


.*»;   t 


^     a4     -^ 


U. 


B  e  m  e  r  k  u  n  g  e  n 

über  4ie  häufigen,  TonügUch 

intermittirenden     Fiebert 

die  ia  dto 

Rheiagegenden  yea  1794  bis  1799  hauptsftchiidi  hef  dm 

Soldaten  herrschten. 

Aufgenommen 

in  dem  FUrstl.  Hessen-Darmstädtisch»  BIffilir« 
Hospitale  tu  Bickenbach  bey  Darmstadt, 

▼  o  m 

Stabsmedicus    Dr.   Amelung. 


Jjlvine  sehr  grolsd  Anzahl  der  Kranken,  di« 
während  des  französischen  Krieges  in  dm 
Feldlazareth  zu  Bickenbach  gebracht  wurden, 
Ktten  an  asthenischen  Fiebern  aller  Formen 
Yorniglich  h&nfig   aber   kamen  untar  dieseB 


— ■    25     r- 

I 

**  Wechselfieber  vor.  Meistens  waren  dieses 
Quotidian-,  wenigerhäuflg  erschienen  Tertiana 
fieber«  Qnartanfieber  gehörten  ?u  den  selt- 
neren Erscheinungen;  und  auch  diese  fingen 
nicht  so  als  primaire  Ki^nkheit  an,  sondern 
waren  entweder  aus  Quotidian-  oder  Tertian- 
fiebern  entstanden« 

Wechselfieber,  so  wie  überhaupt  jede 
andere  Art  der  gewöhnlichen  asthenischen 
Fieber,    finden  sich  in  unserer  Gegend  sehr 

^  häufig  unter  den  Bewohnern  ein,  besonders 
in   den  zunächst   an  dem  Rheine,  gelegenen 

,  Orten,  wo  ^rstere  Gattung  im  Grui^de  en<« 
demisch  ist.  Dieses  rührt  ganz  von  der  Lage 
und  BeschaJBP^hheit  der  Gegend  her,    welche 

^  die  meisten  Requisiten,  die  nur  «pr  Entste-» 
hung  dieser  Krankheitsformen  etwas  beytra-« 
gen  können,  in  sich  vereint.  Da  die  Fürstl. 
Brigade,  welche  in  dem  Französiachen  Kriege, 
bey  der  Reichsarmee  stand,  und  von  der  die 
Kranken  in  das  unter  meiner  Direction  ge- 
standene Feldlaaareth  gebracht  wurden,  wäh« 
rend  des  Kriegs  fast  nie  aus  der  hiesigen 
Gegend,  weit  vom  'Rheine' kam ,  sondern 
bald  bey  Philippsburg  stand,  bald  zu  den 
Besatzungen  von  Mannheim  und  Mainz  ge- 
hörte, meistens  aber  in  der  Nähe  dieser 
Städte  sich  befand,  $o  richtete  sich  auch  d^ 
Gharacter  der   Krankheiten  dieser    Tra^^g^ix 


—    aS    — 

nach  dem  endemischen  der  Gegend.  Ehe 
ich  daher  weiter  etwas  von  diesen  Fieböra 
anführe,  will  ich' zuvor  die  Lage  der  Gegend 
und  den  gewöhnlich  daraus  entspringenden 
Gesundheitszustand,  9fi  wie  ich  ihn  seit  1798 
zu  beobachten  Gelegenheit  hatte,  beschreibeiL 
Wir  wohnen  in  einer  ziemlich  groEsaii, 
eben  so  angenehmen,  als  fruchtbaren  Ebene, 
welche  ehedem  das  Bett  eines  grofsen  Landr 
aees  war,  den  einst  der  Rhein  von  Bingen 
gegen  die  Schweiz  hin  bildeten  Die  gröisM 
Ebene  dieses  Thals^  welches  an  den  meistm 
Orten  6  bis  8  Stunden  breit  ist ,  erstreckt 
sich  in  dieser  Breite  vom  Main  südlich  bia 
gegen  Philippsburg.  Sie  wird  auf  der  Novd«* 
Seite  jenseits  des  Mains  von  der  sogenannCeA 
Homburger  Höhe  begränzt.  Gegen  Wtateaa 
jenseits  des  Rheins  erheben  sich  anföngÜoh 
kleinere  Anhöhen,  die  sich  weiter  g^gen 
Nordwest  an  den  Hundsf ücken ,  den  Rhein 
^  hinauf  aber  mehr  west  -  und  südwestlich  an 
den  Donner&berg  und  die  Hardtgebürge  an* 
schlie£ien.  Gegen  Siklen,  oberhalb  des  Nec- 
kars, sind  ebenfalls  kleinere  Anhöhen,  .die 
sich  aus  der  Gegend  von  Philippsburg. gegen 
Heidelberg  hinziehen.  Von  hier  aus  abaf 
erheben  sich  diesseits  des  Neckars  gegien 
Nordost  ansehnlichere.  Berge,  die  sich  bia 
gegen  Darrastadt  hin  e^trecken ;    unter  ,wel* 


—     S7     — 

chen  sich,  der  durch  seine  Höhe  und  vor- 
trefliche  Aussicht  bekannte  Malchen  (Melibo- 
cus)  auszeichnet«  Diese  machen  die  west- 
liche Wand  des  Odenwaldes,  an  deren  Fuls  sich 
die  durch  ihre  Schönheit  bekennte  Bergstrafse 
hinzieht  Gegen  Nordost  ist  die  Gegend  ab* 
wechselnd  bald  eben,  bald  durch  kleinere 
Berge  uod  Anhöhen  bis  an  den  Main  hih 
unterbrochen.  - 

Der  Rhein   durchströmt  diese  Fläche  an 

der  westlichen  Seite,  in  sehr  langsamen  Laufe. 

Seine   Ufer    sind    auf    der    diesseitigen    Seite 

so  laiedrig,  <lafs  dessen  Wasser,  bey  einigem 

Anschwellen   des   Stroms   dieselben  an  Höhe 

übertri£[t.     Nur  durch  sehr  kostbare  Dämme 

wird  er  in  seinem  Bette  erhalten,  ohae  weU 

die   ein    grofser  Theil  der  hiesigen  Gegend 

öfters  in  einen   See  würde  verwandelt  werw 

den«  Obschon  diese  Dämme  mit" sehr  grolsea 

Kosten,  Fleils  und  Kunst  auf  das  sorgfältigste 

unterhalten  werden,     so  sind  sie  doch  nicht 

immer  im  Stande,    der  Gewalt  d^  Wassers 

zu  yriderstf  hen.     Bey  Eisgangen ,    oder  auch 

bey   lang  anhaltendem  Regenwetter,    wätjist 

der  Strom  so  an,  dafs  er  diese  Dänime  sogar 

übersteigt,  ja  wohl  auch  zum  Theil  ganz  weg- 

reifkt,     und    hierauf  grofse  Strecken  Landen 

und     Dörfer  ^  auf    mehrere    Wochen    üben- 

schwemmt.  Geschieht  dieses  aber  auch  nicht, 


,    —    2«   — 

so  verarsachen  bey  hohem  Rhelnwasser, 
von  dem  Gebürge  kommenden  vtxtC  in 
Rhein  sich  ergießenden  kleinem  Bäche 
wohl)  als  auch  das  'W- asser,  welches  sich' 
ter  der  Oberfläche  der  Erde  beGndet, 
jetzt  durch  die  Höhe  des  Rheins  .  gehobdl 
wird,  sowohl  in  der  Nähe  als  auch  wegei 
der  Ebene  in  weiterer  Entfernung  von  dem-l 
selben,  mehrere  Wochen  lang  stehendil 
Wasser.  Dieses  verursacht  Sümpfe  und  weil 
ausgedehnte  Moräste,  die,  nachdem  die  Wit- 
terung einfällt,  bald  schneller,  bald  langii- 
mer  und  auch  zum  Tfaeil  nie  ganz  austrock- 
nen« Daher  auch  wohl  der  zunächst  am 
Rheine  gelegene  Strich  Landes,  in  hiesiger  Ge- 
gend den  Namen  ßitd  erhalten  h^t. 

Das  Trinkwasser  ht  an  allen  dietieils 
des  Rheins  gelegenen  Orten  durchg^ehends 
schlecht.  Es  wird  aus  gegrabenen,  meistern 
ganz  seichten  Ziehbrunnen  geschöpft,  und 
hat  immer  einen  erdigten  und  alkalischen 
Geschmack  und  Geruch.  Es  ist  selten  ganz 
hell  und  klar,  sieht  meistens  molkenartig  ans, 
löst  die  Seife  äulserst  unvollkommen  auf 
und  wird  fast  von  jeder  reinen  Säure  getrübt» 

Im  Winter,  Frühjahr  und  Spätherbst,  be- 
sonders wenn  ersterer  lau  ist,  so  wie  wir 
ihn  zwar  öfters,  aber  ganz  besonders  in  den 
Jahren  von    179$  auf  1796,    von  X7g6  auf 


—     »9     — 

»ti797>    ™^^  ^^^  ^797  Ä^if  ^798  Hatten,    eni- 
K  stehen  in    diesen   Gegenden   häufige ,    nicht 
iitiiehen  sehr  unkngenehm  rieehende  Nebel^  die 
k  -öfters  auf  einige  Stunden  von  dem  Orte    il|- 
•Ter  Entstehung  weggetrieben  werden.  Ujebri* 
I  gens  ist  der  Winter  im  Ganzen   genommen 
i  nicht  allzu  inreng  und    anhaltend  1    sondern 
mehr  gelinde  und  mit  öfterm  Regen  Terbun^- 
den.     Die  in  den  Jahren  von  1798  auf  1799 
und  von  1799  auf  1800  zeichneten  sich  daher 
-auch  wegen   ihrer  Dauer  und   Strenge    sehr 
von  den  gewöhnlichen  aus.  Er  fängt  meistens 
erst  im  December  mit  Regen  und  Schneege- 
stöber an. 

Das  Frühjahr  zelg^  sich  gewöhnlich  sdion 
mit  Ende  de^  Februars»  Es  ist  nichts  Selte«- 
nes,  dals  mit  dem  Anfange  des  Monats  März 
Mandeln,  Pfirschen,  Aprikosen  u«  s.  w.  blü- 
hen. Im  Sommer  ist  das  Wetter  gewöhnlich^ 
anhaltend  und  die  Luft  am,  Tage^  wegen  d«r 
vielen, beygemischten  Wasserdünste,  schwuhl. 
Warme  und  heitere  Tage  folgen  auf  einander 
und  Öfters  steigt  die  Hitze  am  Tage  so,  ddfs 
de^:  Grad  derselben  des  Nachmittags  im 
Schatten  zwischen  26  -^  28  und  auch  noch 
mehr  Grade  nach  Beaumur  betragt.  Gegen 
Abend  aber,  so  ^ie>  die  Sonne  den  Horizont 
verläfst,  wird  es  öfters,  vorztiglich  ]e  näher 
man  dem  Rheine  ist,  merklich  kühl^  YiA<^%% 


—     3o     — 

ln9  gegen  Mitternacht  nicht  sekefi  ibu  einei 
schauderhaften    Gefiihle    von    KäUe     fttei^ 
Oefters    entstehen    auch   eu    dieser   Jahi 
nach  Sonnenuntergang  auf  den  gro&en 
rastigen    Wiesen    und    Weiden    Nebel, 
aicii   dem  Anscheine  nach  nur  3   bis   4  F>^| 
über  die  Erde  erheben ,  und  in  der  {fälie 
nen  unangenehmen  Geruch  haben ,    woduick' 
sowohl  die  Brust  eingenommen ,  als  auch  du 
Athmen  etwas  erschwert  wird. 

Unsere  herrschenden  Winde  kamen  bii- 
her  von  Süd  und  Südwesten,  und  diese^  is 
wie  der  Nordwind,  haben  bey  uns  gani-  ireien 
Zugang.  Gegen  den  so  heftigen  Nordost- 
oder Ostwind  .schützen  uns  die  Ge.hüige  iles 
Odenwaldes  einigermaßen.  Unser  Clina  ist 
im  Ganzen  milde  und  die  Vegetation  äulserst 
lebhaft.  Alle  Gewächse ,  die  nur  unter 
Deutschlands  Himmel  wachsen,  kooimnia 
unserer  Gegend  vorrreflich  fort.  Die  Frncht- 
barkelt  des  Bodens  ist  aa  den  meisten  Orten 
sehr  gut  und  bringt  einen  Ueberßuls  an 
Feld- 9  Wein  und  Baumfrüchten  aller  Art, 
welche  letztere  zu  einer  ganz  vorzüglichen 
Keife  gelangen,  im  Ueberflu^^  hervor. 

So  reichlich  die  gütige  Matur  in  hioi^iger 
Gegend,  nicht  allein  für  die  zum  Unt««rhalt 
des  Lebens  nöthigen  Producte,  sondern  «luch 
für  solche,     die    zu    einem    bequemern    und 


—     3i      — 

^fikatem  Leben  diekien,  gesorgt:  hat;  so 
istirt  doch  «uf  der  andern  Seite  em  Um- 
alid,  der  für  die  Gesundheit  und  das  Le- 
•Ä  der  Einwohner  sehr  nachtheilige  Folgen 
it,  und  diese»  sind  die  vieteii  mhrasirgen 
id  sumpfigen  Orte  *).  Aus  diesien  werden, 
'  lange  die  Erde  nicht  mit  Schnee,  und 
ese  Sümpfe  mit  einer  Kruste  von  Eis  be- 
tckt  ^ind,  eine  Meüge  fUr  die  Gesundheit 
sr  Menschen  sehr  nachtheilig  wirkende 
hello.,  die  man  gewöhnlich  mit  dein  allge-> 
feinen  Namen  Sumpfluft  bezeichnet,  entwik- 
5lt  und  der  Atmosphäre  ^eygemiscbc  Wie 
hidlich   dergleichen  Ausdünstungen  für  die 


^)  Ward  man  im  S<&ndA,  diese  ganz  aussutrocknen, 
oder  doch  wenigstens  xu  vermindern»  welches  letz- 
tere vielleicht  dadurch^  geschehen  konnte,  wenn 
4ia  schon  vorhandenen  Abzugsgrahen  tiefer  und 
breiter  gemacht,  oder  auch  neue  angelegt  würden» 
damit  das  Wasser  einen  schneilern  und  Freiern 
Ahflufs  erhielt:  so  würde  hierdurch  nicht  allein 
sehr  vieles  vortrefliches ,  jetzt  im  Grunde  öde  lie- 
gendes Land  gewonnen  t^erden,  sondern  was  noch 
•weit  schätzbarer  wäre,  die  Gesundheit  bey  Men- 
sdhen  und  Vieh  würde  dadurch  in  unseter  Gegisnd 
unendlich  viel  j|ewijinen.  Denn  ohne  allgemeine 
-keuche,  ist  auch  bejr  dem  Vieh  die  Sterblichkeit 
sehr  grols,  wovon  die  Hauptursache  ebenfalls  in 
den  grolsen^  nassen,  Aorastigen  Weiden  zu 
suchen  ist. 


-     3«,  - 

Gesundheit  der  Menschen  sind)  besonders 
wenn  das  Clima  dabey  warm  ist 9  zeigen  so 
viele  Gegenden  in  Amerika ,  z.  h^  die  von 
Philadelphia,  wo  meines  flrachtens  die  Haupt* 
Ursache  ^des  so  berüchtigten  gelben  Fiebers  in 
dergleichen  Ausdünstungen  zu  suchen  ist^  die 
westindischen  laseln  grörstentheils,  mehrere 
für  Europäer  so  mörderische  Orte  in  Ostin- 
dien, einige  Gegenden  von  Italien,  Ungarn 
und  viele  andere.  Die  Schädlichkeit  dieser 
Theile  nimmt  zu  oder  vermindert  sich  genas 
nach  dem  Grad  der  Wärme  oder  Kälte  der 
Gegend.  In  kältern  Clima ten,  als  Norw^o, 
Schweden,  dem  nördlichen  Rulsland,  empfin* 
den  die  Einwohner  weniger  üble  Wilrkungen 
von  dergleichen  sumpfigen  Ausdünstungen, 
da  doch  unter  denselben  Umstand«  n  in  war- 
mem Climaten  die  aller  bösartigsten  Fieber 
zu  Hause  sind*  Auch  in  unserer  Gegend  ist 
der  Einflufs  und  die  Würkung  dieser  Theile 
sehr  sichtbar.  Schon  in  übrigens,  gesundem 
Zustande  haben  die  Bewohner  jener  an  dem 
Rheine  gelegenen  Orte,  nicht  die  gesunde 
frische  Farbe  der  nicht  allzu  weit  davon 
entfernten  Bergbewohnen  Vorzüglich  zeigt 
sich  dieses  bey  dem  weiblichen  Gesrhlechte, 
die  meistens  einen  schlechtem  Wuchs,  bltfr* 
gelbe  Gesichtsfarbe  und  übeihaupt  einen 
laxern  Körperbau  haben.    Auch  trift  man  in 

diesen 


—    35     — 

iiewen  Orten  wexiig  Menschen  von .  hohem 
Alter  an,  die  doch  in  nicht  so  weit  davon 
entlegenen  gebürgigen  Gegenden  .  nicht 
selten  sind. 

Die  aus  den  Sumpfen  und  wasserreichen 
Orten  ausgedünsteten  und  der  Atmosphäre 
.beigemischten  Theile«  die  hauptsächlich  aus 
Slick^  und  fVassersioffgas  bestehen  ^  wobej 
aber  vielleicht  noch  Theile  enthalten  siod^ 
die  wir  auch  bey  den  so  grofsen  Fortschrit* 
ten  der  neuern  Chemie,  dennocli  nicht  im 
Stande  sind,  besonders  darzustellen,  die  ab«r 
deniun|[eachtet  auf  den  animalischen  Körper 
sehr  wirksam  seyn  können,  verursachen, 
wenn  sio  unter  gewissen  Bedingungen,  durch 
die  einsaugenden  Gefalse  der  Haut,  oder*auch 
durch  das  Einathmen,  dem  Körper  sugeftihrt 
werden,  auiser  einer  überhaupt  die  Le* 
beu>bedingnisse  schwächenden  'J  cndenz^  vor* 
auglich  in  dem  lymphatischen  Systeme  einen 
widrigen  krankhaften  Eindruck.  Durch  die 
EinwUrkung  dieser  Schädlichkeiten  entstehen 
in  diesen  Organen  nicht  allein  Stockungen 
und  anomaUsdie  Actionen,  sondern  es  wird 
auch,  selbst  durch  den  Beytritt  dieser  Theile^ 
und  durch  jene  anomalische  Reaction^  die 
natürliche  Mischung  dieser  Flüssigkeit  auf 
eine,  für  die  Gesundheit  nachtheiüge,  Art 
verändert«  Hieraus  zusammen  genommen 
triiL  B.  3.  sf.  C 


_    34    - 

(entsteht  das  Uel>el ,  welches  man  gewöhnlich 
Rheumatismus »  sonst  auch  rheumatische 
Schärfe  oder  Materie ,  nennt. 

Die  Einwürkung  dieser  schädlichen  StoflFe 
aus  der  Atmosphäre  geschieht  dann  yorzüg* 
lieh,  wenn  durch  den  Reiz  der  Wärme,  oder 
anderer  dahin  würkenden  Ursachen,  die 
Hautthätigkeit  so  vermehrt  wird,  dafs  Am- 
dünstung  erfolgt;  und  wenn  dann  die  hier- 
durch empfindlicher  und  empfänglicher  ge- 
wordene Oberfläche  des  Körpers,  vorzuglich 
schnell  zuströmender  Luft,  die  solche  Stoffe 
in  grölserer  Menge  enthält,  ausgesetzt  wird. 
Die  vorher  geöffneten  Poren  der  Haut,  wer- 
den durch  die  Einwürkung  dieses  schädlichen 
Reiz^'S  bald  geschlossen ,  die  Haut  zieht  sich 
fcr)Eimpfhaft  zusammen,  und  es  entsteht  eine 
ao  genannte  Gänsehaut,  womit  zugleich  ein 
Gefiihl  von  Kälte  verbunden  ist;  wofaaf 
dann  die  andern  Übeln  Zufälle  des  Rheuma« 
tismus  in  kürzerer  oder  längerer  Zeit  folgen. 
Denn  nicht  bey  jeder  plötzlichen  Erkältuag 
entstehen  rheumatische  Beschwerden,  sondern 
dann  ganz  vorzüglich,  wenn  in  der  Atmos- 
phäre viel  Wasser  und  Stickstoff  enthalten 
ist,  so  wie  bey  neblichter  feuchter  Luft,  bt/ 
würklichem  Regenwetter,  oder  auch  wenn 
Wasser  langsam  auf  der  Oberfläche  -des  Kör- 
pers verdunstet.  Dafs  hierbey  die  im  Körper 


—     35     — 

durch  plötzliche  Erkältung  zurückgehaltene, 
•chon  excernirte  Ausdünstungsmaterie  mitwar- 
ken,  oder  sich  aubh  wohl  mit  jeneA  einwür« 
kenden  schädlichen  StoiFen  verbindea  mag, 
kann  wohl  seyn;  doch  ist  gewifs  von  dieser 
:    nicht  so  viel,     als  von   erstem  zu  fürchten. 

•  Ein  jeder  wird  gewifs  schon  öfters  Gelegen- 
heit gehabt  haben,  die  Bemerkung  an  sich 
selbst  2a  machen  ^     dals   bey   feuchter  Luft, 

.    vorzüglich     wenn     sie    mit    einer    gewissen 
:    Schnelligkeit  auf  den  Körper  zuströmt,  immer 
-    ein  äufserst  unangenehmes  Gefühl,    eitle  ge- 
wisse   beüsende    Empfindung,     wie   die    von 
scharfen  Dingen,  auf  der  Haut  entsteht,  wel- 
i  ches  einzig  diesen  reizenden  Stoffen   der  At- 
mosphäre  zuzuschreiben  ist.     Zu  keiner  Zeit 
entstehen  aber  auch  rheumatische  Beschwer- 
den aller  Art  häufiger,     und   zu  keiner  Zeit 
rührt   sich   die  im  Körper   vorhandene  rheu- 
matische Anlage  mehr,    als  bey  solcher  Wit- 
terung. 

Diese  krankhaften  Erscheinungen  kom- 
L  men  in  unserer  Gegend  häufig  vor,  be&on- 
t  ders  dann,  wenn  der  Wind  einige  Zeit  von 
i  Kord  oder  Nordost  gekommen  ist  und  sich 
I  dann  wieder  nach  Südwest  Wendet,  wodurch 
l  besonders  die  Aüsdütistungen  der  morastigen 
jK   Bheingegenden  zu  uns  geführt  werden.     Oef- 

#  ters  sähe  ich  nach  solchen  Luftveränderungen 


_     36     — 

auf  einen  Tag  unter  ganz  verschiedenen 
Uitiständen^  bey  Erwachsenen  sowohl  «b 
Kindern  mancherlei  rheumatische  Zufälle  enjt- 
stehen^.  Recht  aufiallen^  zeigte  sich  dieses  iü 
dem  Winter  von  1798  auf  1799.  Bey  dem. 
so  lange  anhaltenden  Nord  -  und  Nordost«* 
Winde,  wobey  es  so  aufserordentlich  kalt  i 
war,  sähe  und  hörte  ich  nichts  von  frisdi 
entstandenen  rheumatischen  Zufällen, obgleich 
hier  Unterdrückung  der  Ausdünstungen  und 
Erkältung  am  Körper  nichts  Seltenes  war. 
So  wie  sich  hingegen  der  Wind  wieder  nadi 
Südwest  drehte,  Würde  es  nicht  allein  so 
gelinde,  dafs  das  Wetter  aufging,  sondern 
auch'  die  bisher  durch  das  Eis  eingeschlosse* 
nen  sumpfigen  Ausdünstungen  wurden  wieder, 
durch  die  vermehrte  Wärme  entwickelt ^  und 
uns  durch  diese  Winde  zugeführt:  so|^eidi 
entstanden  rheumatische  Krankheiten  io 
Menge*  Eben  so  zeichnete  sich  fast  iU 
ganze  Jahr  1799  wegen  seiner  besondetn 
Gesundheitsconstitution  und  eben  daher  röh- 
rende geringeren  Sterblichkeit  der  Einwohner 
in  hiesiger  Gegend,  sehr  merklich  vor  andeis 
aus.  Die  Ursache  hiervon  lag  ganz  offenbar 
in  den  herrschenden  Winden.  Den  gröiatea 
Theil  des  Jahrs  über  hatten  wir  Nord  -  und 
Nordost  -  Wind.  Diese  führten  uns  immer 
reine,  mehr  mit  Sauerstoff  geschwängerte  Luft« 


-.     37     -     - 

"Ueile  zu  9  und  die  der  Gesundheit  so  nach- 
'^eiligen  Ausdünstungen  der  sumpfigen  Rhein- 
"^egenden  wurden  eben  dadurch  nicht  allein 
^on  uns  entfernt,  sondern  ^uch  ihr  Einfluls 
^uf  die  Gesundheit  unschädlicher  gemacht 
O^ie  Folgen  hiervon  waren  im  Ganzen  gute 
^Gesundheit  der  Bewohner  hiesiger  Gegend. 

Fiir     jeden     aufmerksamen     Beobachter 
ömufs  es  überhaupt  eine  sekr  bemerkenswerthe 
Sache  seyn  y    dafs  w;ir  uns  in  unserem  süd- 
-westlichen  Theile  von  Europa  bey  anhalten- 
dem Süd-  und  Südwest- Winde,  nie  so  ganz 
behaglich,     sondern  mehr  abgespannt  fühlen, 
dafs  iiicht  allein  dabey  im  Ganzen  die  Luft 
wärmer,  sondern  auch^  zugleich  feuchter  und 
meiir  zu  Regen  geneigt  ist.    Das  Barometer 
steht  dann  nicht-  allein  im  Durchschnitt  nie-» 
driger,    sondern  das  Verhältnils  des  Stick - 
und  Wasserstoffgas  zum  Sauerstaffgas  ist  in 
der  Atinosphare  auch  sehr  verändert     Bey 
Noird-  und  Nordostwind  hingegen  ist  nicht 
allein  das  Wetter  trocken   nnd  die  Atmos- 
phäre enthält  mehr  Sauerstoff,    sondern  wir 
fühlen  uns  auch  im  Ganzen  stärker  und  thS« 
tiger.    Bey  erstem.  Winden  herrschen  über« 
haupt  mehr  Krankheiten    mit    verminderten 
Lebensäulserungen,    asthenische,    da  im  Ge- 
gentheil  bey   letztem  niehr   mit   vermehrter 
Thätigkeit  entstehen.     Bey  den  BeKoba^xu 


-    '58     - 

de$    nördlichen   Afrika  ist   dieses  nach   dem 
Zeugnisse  einiger  Reisenden  ganz  umgekehrt, 
Bey  diesen  entstehen  nicht  allein   bey  Nord» 
und  Nordost -Wind  Regen,     sondern   auch 
häuHge  gefährliche  epidemische  Fieber,  Diese 
lassen  wieder  nach>     so  wie  sich  der  Wind 
wieder  nach  Süden   oder  Südwesten  wendet, 
und    eben    dieses    letztere   findet  auch  selbst 
bey  der  Pest  statt.      Da  nun  aber  nach  den 
neuesten    chemischen   Untersuchungen    nicht 
allein  die  Witterung,   sonder:^,    so  wie  aiich 
so    vielfache    Erfahrungen    bewiesen    haben, 
die   meisten    epidemischen    Krankheiten  und 
vorzüglich    deren  Character  fast  gans  allein 
Ton  der  Beschaffenheit  und   der  eigenthibn- 
liehen  chemischen  Luftmischung  abhängt,    so 
fragt    es    sich,    woher   die  Atmosphäre   bey 
Süd-  und  Südwest- Wind  die  für  uns  in  je» 
der  Hinsicht  sehr   merkwürdige   Eigenschaft 
erhält?    Gewöhnlich  leitete  man  die  Erschei- 
nung des  Regena  bey  Süd  >-   oder  Südwest« 
Wind  Von  den   durch  die  Sonnenwärme  aus 
dem     Mittelländischen    Meere  -entwickeUen 
Wassertheilen  her,    und  dafs  uns  durch  jene 
Winde   mehr   Wärmestoff    aus    den    heissen 
Zonen  zugeführt  werde.   Allein  dieses  möchte 
wohl,  nach  meiner  Ueberzeugung,  die  Sache 
nicht  so  ganz  hinreichend   erklären.      Denn 
sollten  wohl,    ohne  irgend  eine  andere  Ur- 


-     39     - 

^  Sache,  aus  der  kleinen  Portion  Wasser /  wel« 
*-  ches  das  Mittelländische  Meer  gegen  das  un- 
geheure Meer,    welches    unser    Europa  von 
1    Westen    und    Norden    umgiebt,     ausdiachti 
durch  die  Sonnenwärme  allein  so  viele  Wa»-, 
sertheile  entwickelt  werden,    als  der  so  häu- 
fige,   ja  fast  einzige  Regen  bej  Süd-    und 
Südwest- Wind  ausmacht?    Es  werden  doch 
•^'ohl  aus  dem  Atlantischen  Meere,  der  Nord-^ 
und    Ostsee,     auch  Wasserthelle  in   Dämpfe 
verwandelt  und  der  Atmosphäre  beygemischt, 
müfste  es.  hiernach,     wenn   uns  diese  durch 
den  .  Nord  -  oder  Nordwest  -  und  Westwind 
2ugefuhrt  werden,  wo  nicht  noch  mehr,  doch 
eben  so  viel  regnien?  Hiergegen  aber  spricht, 
wie  jedermann  weifs,  die  tägliche  Erfahrung, 
Sollte  nun  hiervon  die  Ursache  nicht  in  ei« 
ner  ganz  '  eigenthümÜchen  Bescha£Fenheit  der 
Erde  unter  dem  Mittelländischen  Meere  lie- 
gen? Mir  scheint  dies  sehr  wahrscheinlich  zu 
seyn.      In  den  zunächst  um    uns   gelegenen 
Theilen  der  Erde  ist  kein  Strich  Landes  und 
keine     Gegend,    welche    so    grofse    Erdre- 
volutionen durch  Erdbeben  und  feuerspeien- 
de Berge  erlitten  hat,    und  noch  täglich  er- 
leidet, als  die  Länder,  welche  als  Halbinseln 
oder  Inseln  über  der  Fläche  des  Mittelländi- 
schen Meers  hervorragen*     Die  meisten  In- 
seln   dieses    Meers    sind   Produtte    4^0cl^x 


filrchterlich  grolsen  Naturbegebenheiten.  Keia 
Meer  ist  so  stürmisch,  keines  hat  so  yiek 
Strudel  und  ganz  eigenthümliche  Winde »  ili 
eben  dieses.  Hierzu  kommen  nocE  die  swä 
so  nahe  Ueysammen  liegenden  feuerapeiendea 
Berge,  die  vielen,  bestänaig  Stick-*^  Kohleiu 
und  Wasser^ Stoff  ausdämpfenden  Orte  u«  s* 
w.  Diese  in  jeder  Hinsicht  sehr  merkwüp* 
digen  Erscheinungen  setzen  doch  wohl  in 
der  That  eine  ganz  eigenthümUche  Beschaf- 
fenheit der  Erde  in  der  Tiefe  voraus  y  zu« 
mal  da  fast  alle  diese  heftigen  Explosionaa 
immar  in  eipem  gewissen  Zusammenhangt 
mit  einander  stehen.  Aus  allem  diesem  er« 
hellt  wohl  ganz  deutlich,  dafs  hier  untef  dem 
Meere,  in  dem  Schooa  der  Erde,  eine  grolse 
chemische  Werkstätte  sich  befinden  mala, 
wo  beständig  die  gröfsten  Zersetzungen  und 
Verbindungen  vor  sich  gehen,  wodurch,  ausii 
ser  andern  Pioducten,  eine  Menge . Gasarten 
entwickelt  werden,  welche,  wenn  sie  sich 
stark  genug  angehäuft  haben,  mit  den  fürch- 
terlichsten Explosionen  bey  Erdbeben ,  oder 
durch  die  beiden  feuerspeienden  Berge ,  der 
Atmosphäre  sich  mittheilen.  Aulserdem  aber 
scheint  dieses  auf  eine  nur  weniger  bemerk- 
bare Art  zu  geschehen.  Hierdurch  wird  nicht 
allein  sehr  vieles  Wasserstoffgas,  sondern  auch 
zugleich    andere   Gaaarteny    als    Stick-  und 


^    4«    -  •  _  .        ' 

•Kohlensaures  Gas,  der  Atmosphäre  in  Menge 
beygemiseht.  .  Werden  uns  nun  diese  StoflFe 
4urch  die  Süd-  und  Südwest-»  Winde  zuge- 
führt ,^  se  wird  nicht  allein  die  chemische 
Mischung  unserer  Atmosphäre  iind  die  unmit«' 
telbar  dayoii  abhängende  Witterung  yerän« 
dert,  sondern  der  ganxe  Gesundheitszustand ' 
muls  sich  auch  überhaupt  nach  der  Tendenz 
dieser,  auf  den  menschlichenKörperwürkenden 
Potenzen  richten.  Den  seit  melireren  Jahren 
so  allgemein  in  Deutschland  bemerkten,  ner« 
yosen  Character  fast  aller  herrschendeyn  Krank« 
heiten  glaube  ich  ganz  aus  dieser  Ursache  ' 
herieiten  zu  können :  denn  Süd  <-  und  Süd- 
westwinde waren  seit  dem  Jahre  1792  bis 
1800  fast  einzig  herrschend.  Kommen  nun 
aber  noch  in  der  Nähe  ähnliche^der  zum 
Theil  gleichwürkende  Potenzen  hinzu,  so 
n)uls  natürlich  der  Eihfluls  dieser  Theile  .yer**  - 
mehrt  werden  imd  die  Folgen  mehr  in  die  Augen 
fallend  seyn,  so  wie  dieses  der  fall  in  unse-  ' 
rer  Gegend  ist. 

Die  durch  die  EinwUrkung  der  schädli* 
chen  Potenzen  der  Atmosphäre  in  dem  Kor«* 
per  entstandenen  Veränderungen,  sowohl  in 
dynamisdier,    als    materieller    ^)    Hinsicht» 

'^)  So  sehr  man  auch  ia  neuem  Zelten  von  «ni^en 
Orten  her  ge^m  jsdo  materidU  1Sx«»k\i«iuutü.^^ 


-     4a  .  ^ 

machen  eigemlich  die  Hauptursache  unserer 
meisten  9  so  wohl  fieberhaften  als  auch  chro- 
nischen   Krankheiten,       Hieraus    entwickJen 

in^  dem  Körper  atreiien  mag,  90  kann  ich  mick 
hiervon  bi«  jeut  noch  nicht  ganc  überzeugen,  da 
mir  noch  täglich  Fälle  vorkommen,  wo  die  Ent 
.  atehung  und  Fortdauer  der  Krankheit  gan»  von 
der  Existens  einer  materiellen  Veränderung  lier 
organischen  Mischung  abhängt,  Bey  vielen  Kran- 
ken iah  ich  nie  eher  eine  glückliche  und  vollkom- 
mene Genesung  erfolgen  j  bevor  nicht  durch  irgend 
eine  vermehrte,  es  aey  nun  eine  natürliche  oder 
erst  künstlich  gemachte  pathologische  Sec^etjon, 
als  eine  eiternde  Blase,  eine  Absonderung  irgend 
einer  Materie  erfolgt  -wäre.  Oeftera  sähe  ich  hier- 
auf fast  augenblicklich  alle  üblen  Zufälle  auflidren. 
Im  Jahre  löoo  kamen  im  Monat  August  unter  den 
Soldaten,  die  in  den  Ortschaften  gegen  den  Bhein 
hin  lagen,  öftere  Ruhren  zum  Vorscheine.  Die 
Ursache  hiervon  waren  theiU  heisse  Tage  und 
kühle  darauf  folgende  Nächte ,  beaonders  aber  d«r 
Einflufi  der  feuchten,  sumpfigen  Ausdünstnngeni 
Lange  wandte  ich  gegen  diese  heftige  Krankheit 
Hüchtige,  reitzende,  beruhigende  Mittel,  und  unter 
diesen  besondere  das  Extraaum  nucis  vomieatt 
welches  sich  sonst  sehr  würksam  seigte,  und  du 
gröllite  unter  allen  diesen,  das  Opium j  an;  lieft 
«uberlich  flüchtige  Kampfersalbe  mit  Opium  auf 
den  Unterleib  einreiben,  erweichende  «romatieche 
Fomentationea  und  Bäder  anwenden,  und  Injectio« 
nen  von  achleimigten  Infusen  mit  Opium  machen. 
Die  Zufalle  wurden  hierauf  zwar  etwaa  gelinder, 
MlleiBL  diüi  tie  gins  nachlielien«    könnt«  ich  nur 


-     43  ■  - 

:h,  nachdem  diese  öfters  sehr  heftig  wiir* 
jnde  Ursache,  ein  Organ  oder  ganze  Sy- 
sme    des   Körpers    einnimmt  und    auf   sie 

bey  einigen  hierdurch 'erlangen,      Waren  sie  auch 
•inmal   einen  Tag  vermindert,     so  kamen  sie  den 
andern   desto  heftiger  -wieder.    Die  Patienten  nah- 
men dadurch,  wie  leicht  «n  denken,  so  an  Kräften 
ab,    lind  das  meistens  damit  yerbündene  Fieber  so 
«u,  dais  ich,  besonders  bey  «Weien,  grofse  Ulsach« 
hatte«    an  ihrem  Aufkommen  zu  zweifeln.      In  die« 
•er  mifslichen   Lage,     und  bey  dem  schon  hohen 
Grade  direkter  Schwäbhe,  liefi  ich  auf  di%  Waden 
Spanische  Füegenpflsster  legen ,  und'  diese  bis  zuyx 
Blasenziehen  liegen.   Den  ersten  Tag  bemerkte  ich 
keine  sonderliche  Veränderung;    so   wie  eher  den 
andern  Tag  einige  Absonderung  von  Byter  erfolgte, 
hörten  auch  die  so    heftigen    Leibschmerzen    und 
der    so    peinigende    Z^wang«    der    vorher   nie    auf 
Opium  weichen  wollte,  ganz  auf.    Die  vorher  we< 
nig  wü^kenden  fluchtig  »reiteenden  Mittel  würkten 
nun  so  4SU  sagen  eiphtbar;    die  Fieberzufalle  Hefsen 
,  bald  nach,    die  öftem  Stühle  wurden  seltener  und 
naturlicher,    es  stellte  sich  Appetit  und  Schlaf  ein; 
und  so  trat  nicht  allein  bald  Keconvalescenz,    son* 
dem   auch  vollkommene  Genesung  ein,    und  ick 
hatte    das    Vergnügen   keinen    dieser   Kranken   zu 
verlieren.      Hier  konnte  man  doch  wohl  nicht  die 
Würkung  der  Blasen  blos  euf  den  Reiz,    den  sie 
auf  der   Haut    verursachen«    einschränken,    denn 
sonst  hätte   die  Wüikung  viel  früher,    ^nd  nicht 
dann  erst  erfolgen  müssen,    «la  die  Abion.d.et>rci\ 
von  E^ter  kam^ 


würkt,    und  je  nachdem  die  Lebensthätigkeit 
des    eingenommenen    Organs    oder    Systems 
dagegen   reagirt,     mancherlei   Qeberhafte  so» 
wohl,    als  andere  krankhafte  Zufälle.     Dieses' 
fand  ich  bey  einer  sehr  groCsen  Anzahl  von* 
Kranken,     die  mir  seit  dem  Jahre   1794  an 
mancherlei  Zufällen,    besonders  aber  Fiebern 
aller  Art  ins  Laz^reth  gebracht  wurden,  durch* 
aus  bestätigt.      Ich    glaube   daher    diese  mit 
Hecht    als    die    Basis    unserer    herrschenden 
Krankheitsconstitution    annehmen  zu  diirfen; 
Dafs    hierbey    sehr    viel   auf  die    Lebensart 
Gewohnheit  und  das  Temperament,    den  nä^ 
türlichen  Bau  und  die  Beschaffenheit  des  Kör- 
pers ankommt,    brauche  ich  wohl  kaum«sa 
erinnern.   Die  herrschende  Witterung,  Jahrs^ 
zeit  und  andere  zufallige  Umstände  sdieinen 
blos   jedesmal    die    mancherlei   Formen  und 
Modificatio&en  der  Ktankheitzu  bestimment 
Naeh  welchen  Gesetzen  dieses  aber  geschiehti 
dals  «.  B«  heute  bey  feuchtem  Sudwest-Win« 
de  asthenische  AugenentzUndungen,  zu  ,eine^ 
andern  Zeit  Diarrhöen,    Koliken  oder  Brust« 
catarrhe  entstehen ,    ist    wohl    filr   jetxt  ein 
undurchdringliches  Geheimnifs  der  ^Natur. 

Im  Winter  2  der,  wie  ich  schon  oben  be» 
merkte,  häufig  lau  und  nais  in  unserer  G&* 
gend  ist,  also  an  und  für  sich  schon  schwä« 
chend     und     die     Reizbarkeit    yermehrend 


^    45    ^ 

wjirkt,    herrschen  bey  uns  s^hr  häufig  asthe^ 
nische,  nervöse  Fieber,  die  sich  bald  als  hef- 
tiger Typhus,  bald  ajs  Synochus,    bald  aber 
als  bloses  gelindes  remittirendes  Fieber  äus- 
sern«     Sehr  oft  stehen  mit   diesen    Fiebern 
örtliche    Sdiädlichkeiten    im    Unterleibe    in 
Verbindung,    die   dann  als  initwürkende  Ur- 
sache anzusehen[sind,  und  eine  sogenannte  ga- 
strische Gomplication  ausmachen.  Qefters  sind 
audi  bey  diesen  Fiebern  Petechien,     Friesel 
und  Scharlach  Vorhanden.  Dergleichen  asthe- 
nische Fieber  herrschten   besonders   in    dem    ^ 
Winter  von  X'jcß  auf  1794 ,     wo  ich  sie  sehr 
häufig,    mit  gastrischen  Zufällen   complidrt, 
und  Scharladiausschlag  begleitet,    sähe.      Im 
Winter  von  1794  auf  1796  sähe  ich   derglei- 
chen Fieber  noch  häufiger  unter  dem  Militäro 
entstehen«      Sehr  vielfältig  fanden  «ich  hier 
ebenfalls   Örtliche  Schädlichkeiten  des  Unter« 
leibes  ein,    fast  durchgängig  aber  waren  sie 
mit  Petechien,  Friesel  und  Scharlach  in  Ver- 
bindung»    In  den  Wintermonaten   von   1796 
auf  1797  erschienen  auch  dergleichen  Fieber, 
aber  seltener  kamen  Zufälle   des  Unterleibes 
dabey  zum  Vorscheine,  waüen  auch  bey  wei- 
tem  nicht    so    allgemein    und    mit  so  üblen 
Symptomen  verbunden,  als  in  den  vorherge- 
henden Jahren.    In  den  beiden  Wintern  von 
1797  auf   1798,    und  von  diesiim  Äut  ,v^of^^ 


-    46    - 

kamen  zwar  auch  dergleichen  Fieber  zun 
Vorscheine,  allein  ohne  allen  w.eitern  üblen 
Verlauf;  es  waren  blos  ganz  einfache  gelinde 
remittirende  Fieber.  Die  übelsten  und  mör«- 
derihchten  Epidemien  herrschten  in  den  beiden 
Wintern  von  1793  auf  1794  und  von  diesem 
auf  1795. 

Auf  den  so  altgemeinen  asthenischen, 
nervösen  Character  und  die  Bösartigkeit  fast 
aller  unserer  lierr:>ch  enden  KrankJteiten, 
hatten  in  diesen  Jahren,  '  aufser  den 
schon  angezeigten  physischen  Ursacheni 
auch  der  in  unserer  Gegend  mit  so  vieler 
Hefrigkeit  geführte  Krieg  und  die  unmittelbar 
damit  verbundenen  Uebel,  grolsen  und  sichr* 
baren  EinQufs.  Die  häufigen  und  sehr  ahl* 
reichen  Einquartierungen,  der  dadurch  en^ 
standene  Mangel  an  frischen  Lebensmitteln, 
besonders  die  so  üble  Seelenstimmung  von 
Furcht  und  Angst«  das  sehr  häufige  Trans* 
portiren  und  Uebernachten  der  kranken  Sei*' 
daten  bey  den  Einwohnern,  und  noch  so 
viple  andere  damit  vereinte  Dinge,  erzeugten 
und  vermehrten  den  schon  vorhandenen 
asthenischen  Character  der  Krankhefiten.  Sie 
Wurden  hierdurch  nicht  nur  bösartiger  und 
tödtUcIier,  sondern  auch  ausgebreiteter. 

Obschon    die    Hauptur  aciie    dieser    ge* 
wöiinlich  im  Winter  herrschenden  Fieber  in 


unserer  Lage  und  den  damit  verbundenen 
physischen  Ursachen  zu  suchen  ist,  so  werdea 
sie  doch  nicht  häufig  so  ganz  allgemein  und 
bösartig)  als  man  wohf  erwarten  tollte.  Die- 
ses ist,  wie  ich  dafür  halte ^  theils  der  über- 
hiaupt  bessern  und  nahrhaftem  Lebensart  der 
Einwohner  hiesiger  Gegend,  als  wohl  auch 
ganz  besonders  dem  sehr  häufigen  Genüsse 
des  Weins  zuzuschrtiiben«  Die  ^anze  Lebens- 
kraft aller  Organe  des  Körpers  erhält  dadurch 
nicht  allein  mehr  Energie,  sondiern  sie  wer- 
den eben  dadurch  auch  unempfindlicher  und 
tmempfanglicher  gegen  alle  die  schädlichen 
Potenzen,  die  von  auls^i  auf  sie  würken. 

Die^e  Fieber  halten  insgetnein  bis  in  den 
März  und  April  ati.  Die  Atmosphäre  wird 
dann  durch  die  natürliche  Veränderung  der 
Jahrszeit,  durch  die  wieder  frisch  hervorkei- 
inende  Vegetation  und  besonders  durch  die 
tim  diese  Jahrszeit  häufigen  Nordwest  -  und 
Ostwinde  von  den  schädlichen  Ausdünstun- 
gen befreit,  und  ihr  dagegen  mehr  Sauerstoff 
zugeführt  Gelinde  rheumatische  B^^schwerden, 
die  man  gewöhnlich  unter  dem  Nahmen  ca- 
tarrhalische  begreift,  bald  mit,  bald  ohne 
etwas  Fieber  begleitet,  treten  ah  die  Stelle 
der  Fieber  des  Winters. 

Im  Sommer  entstehen  zwar  auch  zuwei- 
len dergleichen  Fieber,  wie  im  ^iV\1[iX.1£t^  Äi^dft. 


^    48    - 

kommen  sie   eigentlich  nur   sporadisch    Tor. 
Der  Einflufs  der  oben  genannten  Schädliche 
keiteOf  scheint  sich  zu  dieser  Jahrs£eit  lieber 
tiefer  in  dem  Unterleibe  auf  die  dicken  Ga^ 
därmo     zu     äulsern  ^     und    hier    krankhafte 
Reaclionen  zu  verursachen.  Die  Folgen  hier^ 
von    sind    Durchfälle    mit    und    ohne    Leib* 
schmerzen,  und  in  einem  noch  hühern  Grade 
Ruhren.    Letztere  entstehen   dann  besonders 
bey  uns  9     wenn  das  Frühjahr  und  der  Vor« 
sommer  nafs  waren  und  die  darauffolgenden 
Monate  sehr  heifs  werden.    Diese  erscheinen 
dann  nicht  selten  sehr  heftig,     sind  sehr  oft 
durch    asthenische«    Fieber    complicirt,    und 
werden    dadurch    nicht    allein    hartnäckiger, 
sondern  auch  tödtlicher.    So  war  dieses  der 
Fall  im  Sommer  vom  Jahre  ijgo«  Et  regnete 
yom  April  bis  in  den  Junius  sehr  häufig,  die 
darauf  folgenden  Monate  Julius  und  Augast 
hingegen  wurden  sehr   heifs;    schon    in  der 
Mitte  des  letztem  Monats   wüthete  eine' »ehr 
heftige  Ruhrepidemie  in  unserer  ganxen  um- 
liegenden   Gegend,    welclie    viele  Menschen  - 
dahin  raffte»      Sie  hielt  bis  in  den  October 
fast  mit  gleicher  Heftigkeit  an.    In  dem  dar- 
auf folgenden  Jahre    179/f    regnete   es    iwar 
nicht  so  häufig,    als  in  dem  vorhergehenden^ 
dahingegen  aber  machte  der  Rhein  im  An^ 
fange    des    Augusts    an   einigen    Orten  ^er 

tiißsigen 


'        -    49    -   ■ 

Ijliesigen  Gegeml  Ueberschwemmungen,  und 
ei  entstanden  ebenfalls  Rühren'^  jedoch  nur 
sporadisch)  imter  den  Bewohnern  jener  Orte* 
In  den  darauf  folgenden  Jahren  blieb  es 
oaehr  bej  Diarrhöen,  die  bisweilen  von /ei- 
nem gelinden  Fieber  begleitet  waren;  doch 
kamen  auch  im  Jahre  iSoo  öftere  Ruhren  in 
den  Oertem  nach  dem  Rheine  hin  vor« 

Entzündliche  sthenische  Fieber,  mit  Ver« 
mehrt  er  Lebensthätigkeit,  sähe  ich  in  diesen 
Jahren  eigentlich  nicht.  Im  Anfange  des  Jah- 
res 1798  kamen  zwar»  bey  äusserst  gelinder 
Witterung  (das  Thermometer  zeigte  fast  her 
ständig  8  bis  10  Grad  Wärme  nach  Reau^ 
mar),  bey  fast  beständigem  O&t-  und  Sud- 
Ostwinde^  itß  Januar  und  Februar  einige  Fie- 
ber mit  Peripneiunonien- artigen  Zufällen  zun^ 
Vorscheine;  sie  waren  aber  nichts  weniger 
als  rein  sthenische,  sondern  mehr  asthenische 
Entzündungen*  Sehr  vorsichtig  mulste  man  > 
daher  auch  bey  Heilung  dieser  Formen  des 
Uebelbeiindens  seyn;  nie  mehr  schwächende, 
so  genai^nte  antiphlogistische  Mittel  anwen- 
den, als  nur  zur  Dämpfung  der  dringendsten 
Symptonie  nöthig  waren;  denn  der  allgemeine 
asthenische  Zustand  schien  nur  auf  einige 
Zeit  unterdrückt  zu^  seyn.  War  man  mit 
dem  Blutlassen'  und  andern  direct  schwächen- 
den Mitteln  zu  verschwenderisch ,  so  (^«u^ 
KTin.  A  a.  8t.  D  ^ 


—     5o     — 

der  scheinbsire  hypersthedische  Zustand  oA 
ganz  plötzlich  in  einen  direct  ästfaeniadltf 
über,  und  die  Kranken  geriethen  dadurch  i^ 
die  gtö&te  Lebensgefahr  Auch  hier  wiirkta 
eiternde  Blasen,  und  besonders  geiind  te» 
zende,  urintreibeüde  Mittel,  ganz  yorzüg] 
gut. 

Besonders  häufig  aber  entstehen  in  laih 
siger  Gegend,  aus  den  angezeigten  Uraadieiii 
Fieber  iotermittirender  Art.     Obgleich    diatf 
in  den  zunächst  am  Rheine  gelegenen  Orta 
das  ganze  Jahr  hindurch  nie  gant   aufhöm, 
So  scheint  doch   das  Frühjahr  undbesondeA 
der  Herbst  dazu  geeignet  zu  seyn^     delglei« 
chen  hervor  zu  bringen.    Diese  Fieber  geben 
dann    gewöhnlich    gegen    den    Wintet   hini 
vrenn  die  Witterung  mehr  naf^  und  kalt,  also 
schwächend  wird,  in  reuiittirende  über,  wet 
che  dann,  wie  ich  schon  oben  anführte,  den 
Winter  hindurch  unter  mancherlei  Gestalten 
herrschen.  In  den  unmittelbar  an  dem  Rheine 
gelegenen  Orten,    besonders  diesseits^    höttn 
Wechselfieber  nie  ganz  auf.     Fremde  die  ^ 
hin  kommen  und  an  die  widrigen  Eindrücke 
der  schädlich  würkenden  Theile  der  Atraos» 
phäre  nicht  gewöhnt  sind.    Werden  sehr  bald 
Ton    dergleichen  Fiebern    befallen.       So   «r» 
krankten  z.  B.  in  sehr  kurzer  Zeit  viele  ton 
den  Churfiirstl.  Sächsischen  Truppen,    als  nie 


10.  Jakre  1795  um  Mannheim  und  Hngs  dem 
Blieind  im  Lager  standen,  an  solchen  Fiebern. 
Eben  so  gieng  es  itn  darauf  folgenden  Jahre 
den  hiesigen  und  allen  andern  Truppen ,  die 
in  jeae  Gegend  kamen.  v 

Aii^r  diesen   fieberhaften  Zufallen   sind 
topische  rheumatische  Beschwerden  sehr  häu- 
fig. Ja,  ich  kenne  sehr  wenig  Einwohner  der 
hiesigen  Gegend,     die  nicht  an  einem  oder 
dem.  andern  Uebel  der  Art  bald  mehr,     bald 
welliger  leiden.     Die  am  häufigsten  vorkom* 
tuenden s?nd Hüft-  und  Kreuzschmerzen,  Zahn- 
weh,    Gliederreissen ,     Kopf  -    und    Ohren- 
achmenlen,     mancherlei     Gesell  wUllste^    und 
besonderf    häufige    Brustcatärrlie. .     Letztere 
geheut    da  mtiti  sie  insgemein  für  zii  gering- 
fügig hält^    um  zweckmäfbiges  Refgimen  und 
ditfiiiiche  Mittel  dagegen   anzuwenden,    sehr 
öit    iü    Lungeüsuchten    und    Auszehrungen 
iibär.      Häufig    kommen  daher  auch  letztere 
Üebel  iii  hiesiger  Gegend  vor,  zu  deren  £nt- 
itehuügxuod  Beförderung  der  Genius  unser» 
.Zeitalters     denü    auch    sehr  vieles  b^jträgt. 
Auch^  die    seit    einigen    Jahren   so    häufigen 
hetpeiiäcikeh  und  kiäuigeü  Hautkrankheiten 
iii,  ttn^eter    Gegend    haben    ebenfalls    ihren 
Grütid^    iiadh  tneiüei*  Üeberiseugutig ,    in  der 
fiinwUrkuHg  det  schädlichen  Theile  der  At- 
tnosphäre.  Durdh  den  Einfluls  derselben  wer- 
.  Ö  2 


—     5»    ^ 


den  die  Haut  und  Absonderungsdritsen  iet 
Stilben  in  ihren  Verrichtungen  gestört;  1 
ter^  gehen  durch  den  Reiz  dieser  heterogott 
Theile  in  Entzündung  und  Eyterung  iiiiai 
oder  es  stirbt  blos  die  Epidermis  ab,  wakb 
sich  nachher  abschuppt,  so  wie  dieses  bf 
den  flechtenartigen  Uebeln  der  ^  Fall  ist. 

Diese  vorzüglich  zunächst  an  dem  Rhea 
entstehenden  und  herrschenden  Krankhoki 
verbreiten  sich  sehr  häufig  in  der  umlieg» 
den  Gegend,  besonders  geschieht  dies  mit 
dem  Gangä  der  herrschenden  Winde,  so  m 
ich  schon  oben  anführte.  Die  Bewölmtfl 
hiesiger  Stadt,  welche  schon,  entfernt  Toa 
Rheine  y'  muhr  erhaben  an  dein  Fuße  MDge 
hendiar  Berge  liegt ,  wo  eine  reinere  Bsir^aE 
von  mehreren  Seiten  freien  Zugang  hat»  wc 
man  klares  und  gesundes  Trinkwasser  lul, 
leiden  sehr  häufig  an  den  oben  angeseigtai 
Krankheiten«  Diese  sind  zwar  gewöhnfici 
nicht  so  heftig  und  auch  weniger  allgefluiB! 
als  an  denen  nach  dem  Rheine  geleganei 
Orten.  Indessen  hatten  alle  Krankheiten,  dk 
ich  bisher  auf  dem  hiesigen  Militairlazarsth 
zu  behandeln  hatte,  denselben  rheumatisdui 
Character,  erforderten  eben  dieselben  M«m 
regeln  und  dieselbe  Vorsicht  bej  der  Ha» 
lung,  wie  bej  denen  in  dem  Feldlazareth». 

Das  Korps,    von  welchem  die  Kranksi 


~     53     — . 

in   das    unter    meiner  Direction    gestandene 
Feldlazareth    gebracht   wurden ,    bestand    aus 
einer    Brigade    Infanterie    yon    3ooo    Mann« 
Das  Lazareth  selbst  war  zu  Bickenbaehy    ei- 
nem S  Stunden  von  hier  enifernten  Orte  an 
der  Bergstraise  nach  Heidelberg  zu,  in  einem 
geräumigen  frei  stehenden  fiirstl.  Jagdschlosse 
angelegt.      Die  Gegend  um   den   Ort  heium 
ist  auf  drei  Seiten  ganz  eben ,     nur  auf  der 
östlichen     zieht     die     westliche     Wand     des 
Odenwaldes    hin.      Der   Boden  ist  auf  allen 
Seiten  zunächst  um   das  Dorf  herum  trocken 
und  sandig,  gegen  Westen  aber,   drei  viertel 
Stunden  von  dem  Orte,  fangen  die  sumpfigen 
Wiesen  an,    welche    sich  gegen  den  Rhein 
hin  ziehen,   und  vor&iiglich  das  alte  Bett  des 
-  Neckars  ausmachen«  Eine  viertel  Stunde  von 
dem  Orte  östlich  erhebt  sich  majestätisch  der 
^    höchste 'Gipfel  der  von  Heidelberg  herabzie- 
henden Gebürge,  welcher  unter  dem  Namen 
Malchen   (MeUbocus)    allgemein   bekannt  ist. 
Gerade  hier,     wo   sich  dieser  höchste  Gipfel 
V  erhebt,     ändert  sich  zugleich  auch  die  Bich- 
i:j\tnng  dieser  Bergreihä,     und  zieht  sich,     da 
Z--  vorher  ihre  Richtung  von  Nordost  gegen  Süd- 
i^   Westen   gieng,    jetzt   mehr    gegen   Südosten, 
f;  wodurch  eine  sehr   bemerkbare   Biegung    an 
kT    dieser  Bergkette  entgeht.      Dieser  Umstand 
t    verursacht ,    dals  fast  beständig  ein  sehr  fühl- 


-     54     - 

barer  Luftzug  in  dieser  Gegend  statt  findet^ 
wodurch  also  die  Atmosphäre  jener  Gegend 
beständig  erneuert  wird.  Aus  dieser  Ursache 
scheinen  auch  die  Aiisdünstungeu  der  mora- 
stigen Gegenden  hier  weniger  EinfluCi  auf 
den  menschlichen  Körper  zu  haben.  ^  -  Die 
Einwohner  dieses  Orts  genossen  in  den  5 
Jahren,  als  ich  mich  mit  dem  Lazaretlr da- 
selbst befand,  vor  andern  OrteQ  der  Gegend 
eine  sehr  gute  Gesundheit,  obgleich,  sowohl 
durch  das  Lazs^reth,  als  durch  die  zu  den 
Einwohnern  gelegte^  Reconyalescenten,  beson- 
ders aber  durch  die  sehr  häufig  durch  tnins- 
portirten  und  hier  gewöhnlich  übemachteodeB 
andern  kranken  Soldaten,  sehr  häufige  Gele- 
genheiten zu  ansteckenden  Krankheiten  vor- 
handen waren.  Sehr  bemerkenswerth  war  es 
auch,  dafs,  als  im  Jahie  1796  die  heftigste 
Viehseuche  in  allen  umber  liegenden  Ortea 
aufs  schrecklichste  wiithete,  dieser  Ort,  wo 
noch  dazu  die  so  äufserst  frequente  Land- 
fitrafse  nach  Schwaben  u«  s.  w.  durch  geht, 
WQ  also  eine  vollkommene  Absonderung  ua- 
möglich  statt  finden  konnte,  ganz  verschoat 
blieb. 

Nach  dieser,  mir  hier  noth\v;endig  schei- 
nen^lcn  Digression,  kehre  ich  wieder  insbe- 
sondere auf  die  Fieber,  welche  in  ihren  An- 
fällen einen   intermittirenden   Typus   äuJiserD, 


-    57    - 

luriick.  Kranke  der  Art  machten  einen 
grofiien  Theil  der  Anzahl  aus,  welche  in  daa 
Feldlazareth  zu  Bickenbach  gebracht  wurden» 
Ihre  Menge  richtete  sich  jederzeit  genau 
nach  d^i:  liage  und  Beschaffenheit  des  Or^ 
an  welchem  sich  die  Truppen  befanden.  Zur 
nähern  und  bessern  Uebersicht  des  hier  An- 
gefahrten, füge  ich  eine  tabellarische  Ueber- 
sicht des  ganzen  Zugangs  der  Kranken  im 
Hazarethe,  mit  Bemerkung  der  allgemein  herr- 
schenden Formen  der  Krankheiten,  vorzügUch 
der  Wechselfieber,  des  Barometer-  und  Ther- 
mometer-Standes, der  gewöhnlichen  Witte- 
rung, des  Wildes  I  und  des  Aufenthalts  der 
Tnippen,  bey. 


—     56' 


Tabellarische 
des  ganzen  Zugangs  und  der  allgemeiim 
Witterung  und  des  Aufenthaltes  der  Brigadei 

Jafani 


Monate.     ^^   £ 


a 

< 

o 

a 

5 

fS 

c 

n 

-o 

dt] 

S 

rl 

;3 

:3 

S- 

>?- 

■^ 

b 

n 

p 

er 

Herr«clicnide   Form    der 
ijbrigea  Zufalle» 


AugUAl. 


-t> 


9fl 


ßemiuircDda  A^ihenUclie 
Fiobe:,  die  sehr  häufig  mit 
gasirlschen  Zuriill^ji  ver 
buodün  waren, haufigeDii' 
rbueu  luit  Letbsdimcraep 
und  Raliren  ;  rutilirere  tti\i 
Kraue,  eiriße  mit  Was- 
seraufihten  und  rlieuiDfiti- 
Bcheti   Gliedert  cbiner:tFn 


33 


O 


Septemb. 


35 


i3 


Fieber  und  »onstige  Zu- 
FiiUe  des  vorigen  Monat»; 
die  niarrböen  geben  häu- 
figer in  Rubren  über. 


icr 

vn 

<t> 

^ 

17 

ici 

Oaob«r. 


Die  Pieber  der  vorigen  Mo- 
nade ungemein  büung;  neh* 
raen  *n  Asthenie  mehr  zu, 
werden  typhu^arciger.  und 
lind  haiihg  mit  htftijren 
rollifjuaiiven  DurchfäUen 
begleitet,  Rubren  hörtii 
ganz  4uF^ 


34 


r-      Ö7      — 

Üeb  ersieht 

j^orm  der  Krankheiten,  der  Sterblichkeit,  der 

von  dem  Monate  August  1794  bis\  Ende  des 


Remcbendsr  Wind 
und  Witterung, 


Auüuthtlt  der  Trupptit. 


/ 


Der  Wind  kam  raoi- 
aiwafi  vonS,  W»,  u* 
einige  Tage  von  O. 
u.  S^O.  Der  Him- 
mel meiitan«  be- 
d«tkt,  die  Luft 
äcbwubl,  und  einU 
ge  Gewitter  mil  Ro- 
gen* 


Dia  Brigade  manch irt  au« 
dem  Lag»  bey  SxoWhoTexu 
einer  niedricep  ftefar  fendi^ 
tep  Gegend  am  Rheine» 
in  «In  andete«  bey  Warm«« 
auf  den  Anbohea  gegen 
GrunaLadt  au. 


Der  Wind  abWech- 
aetnd  von  S,  W»  u.N* 
O,  DasWeEtermei- 

»[ena  bell,  gegen  En- 
de d  M.  et^aa  neb]. 


Im  Lager  hej  Woniu> 


,1       I       -Der    Wind     durch 
gängig  von   S.   W. 
Das  Wetter  -verän* 
^  -+  -+  derlicb,    bald  hell, 
B   *^ ^   bald  trüb,  meistens 
aber  wolkig,  beson- 
ders in  der  leisten 
t  Hälfte  häufiger  H^ 

I    .      ,  gen» 


Maracbirt  iir  der  sweitea 
Hälfice  des  Monata  am 
Garnison  nach  Mains. 


^     58     — 


-"*% 


c 

<; 

n 

5 

<5 

a 

c 

n 

-3 

S 

er 

°a. 

b 

□ 

1^ 

n 

^ 

?r 

(t 

rt 

D* 

W 

Tl 

H 

n- 

c 

CT 

Herrcchende  Fomi  dar 
ül^rigflii   Zufälle, 


Navsmb. 


39 


Bey  Jünpn  im  LazarethL^b& 
fiDJUchenKritnkcn  nimmt 
{ier    aacbeniache    Zustand 
■ehr  HU  1  uad  die  Durchs 
Fdlle  sind    t'aat   unaufbalt 
iAtn-,     voa    derselben  Be 
icha^uheit  siad  auch  die 
neu   angt^kcnninenen.     Di« 
meisten  bleiben,  deaubl«a 
Trari*p.  wegen  zu  iVlains* 


tcx-5uid 
0 

D 


5J 

Dfe 

2 


lo 


13 


Ci 


P«cemb> 


56 


Di«  Fieber  de*  vorigen  Mo- 
nau,  mJt  den  heFtl^sten 
Dlariböen,  u.  sonstige  Zu* 
fälle  der  voi-igen  Monate; 
mehrere  Bleisiite.  Die 
Kranken  ,  welche  iiu  La- 
iireth  gebrichl  wurden  be^ 
fanden  sich  alle  in  lehr  üb* 
Jen  Umständen,  worandie 
schlechte  Lage  zn  Mainz» 
die  ubethäufteAniabl  und 
derXraniport  bey  heftiger 
Kalte  wohi  die  Uraachea 


1795- 
Janaar« 


f 


94 


lit^GADfeii  wie  im  vorigen 
Monate^  nur  nahmen  die 
üblen  Zufalle  und  die 
beftigfen  Diarrböen  Ley 
der  hefüfen  KjiUe  etwai 
ab.  ^ 


f  • 


% 


t$ 


-     59     - 


m 

Sc 

g? 
i- 

5 

lern 
etcr 
and 

1 

lO- 

• 

1 

a 

1 

9 

Herr8oliend«r  Wind 
uad  Witterung. 

4 

AuAmthalt  dar  Truppvn/ 

■ 

OD 

CM 

Der  Wind   aniang- 
lieh  von  N.O.,  dann 
aber  durchauai  von 
6.W.     Das  Wetter 
sehr     veränderlich* 
:bald  trüb^   neblich 
und  Reffen,      bald 
stürmifch  n.  hell. 

In  Mains. 

1 

1 

Der  Wind  meistens 
vo»  S.  W. ,  mit  un- 
ter4iber  von  O.  Das 
Wetter  trüb,  windig 
und  mit  Schneege- 
stöber    verbunden. 
Gegen    Ende     des 
Monat«  wird  es  so 
kalt,  daCi  der  Rhein 
sufriert. 

la  Mains    in    sehr    engen, 
mit    Menschen    angefulltea 
Quartieren,   bey  schlechten 
und  th euren  Ldbensmiiteln» 
ausserordentlich      starkem' 
mit  vielen  Strapauen  v^- 
bundenem  Dienste. 

1 

1 

DerW.  abwecbs.v. 
N.  u.N.O.tt.S.W. 
Die  Witterung  ver- 
änderl.,   bald  hMl, 
baldtruS  wmdig  u. 
geg.EndeThw.u.R. 

In  Mainz. 

■ 

- 

^     6o     — 

' 

} 

c 

& 
*^ 

Z 

TT 

i 

tr 

cr 

* 

Herr«  eil  an  de  Form  der 
übrigen  Zufällfl. 

er 

ßuoa»  1 

s- 

t 

G 

F«bruar, 

83 

- 

Dieselben  Fieber  uad  Zu- 
falle der  vorigon  Mopaie. 
So   wie   d<ft  Wetter,  aber 
wieder      gelicder      -wird, 
nimmt      der     aftthepUche 
Zustand  aebr  £U. 

tS 

12 

1 

Mars. 

0-. 

- 

Die  Lefiigen  afltbeniacben 
Fieber  der  vorigen  Mona- 
te dauren,  verbunden  mit 
dien  üblen  ZuTillon,  im- 
mer noch  fort* 

49 

^ 

w 

April. 

1. 

— 

Di6flitheniecbenriel>ormii 
denlieUigaC^nZutalleii ;  ei- 
nige HautkranLbeiren.  Die 
nicbtunterden  b«aten  Um- 
Blanden  den  Winter  über 
i  n  Mii  i  n ji  a  n  g  eb  auf tenKr a  n* 
Icen  wurden   in  diesem  u. 
dem  vorigen  Monate  nach 
Eickenbach  gebracht. 

55 

s 

U.7. 

98 

5 

Die  behigen  ansehen  Fieber 
dcrWintermoo.  horenbey 
denNeu^ugeb.  gaii^  aufj  ge- 
lindere reroittir*  mit  catar- 
rbaLBcBcbwerd.iUuitenu. 
t  ei  tbt  V  or  u  bergeb  .rb  e  uma  t. 
Güedertcbmerxen      kom- 
men >n  deren  SitWtn 

15 

\ 

\ 

4 

m 

—     6i     — 


Thermo- 
meter- 
Sund. 


s 

5i 

g. 

f 

(S* 

1 

s 

Herrschender  Wind 
und  Witrecung. 


Aufenthalt  der  Truppe 


Der  Wind  in  der  er- 
dten  Hälfte  Ton  S.W. 
dannvonN.'O.;  das 
Wetter  anfänglich 
prüb  mit  vielem  Re- 
gen; dann  hell  und 
windig. 


In  Mainz,  immer  noch  un- 
ter den  oben  angeführten 
Umständen. 


Der  Wind  in  den  er- 
•tenWochen  y.N.O. 
dann  aber  abwechs. 
▼•S.W.  DasW.an- 
fängl.hell,trockec  u. 
windig,  nachh.  aber 
trüb,  Sturm,  m.  viel. 
R.  u.  Schgest.  verb. 


In  Mains»  wie  oben. 


Der  Wbd  fast 
durchgängig  von  N. 
u.  N.  O.  Das  Wol- 
ter im  Ganzeft  hell 
und  trocken» 


Die  Brigade  marschirt  end- 
lich aus  Mains  ^  in  den 
Rheingau. 


Dier  W.  koitamt  mei- 
stens V.  S.  W.,  doch 
nach  einig.  T.  v.  O. 
u.N.O  Das  Wetter 
meist,  tr.  u.  schwül, 
öftersR.  U.Stürme  u. 
geg.  das  £nde  einige 
Gewitter  aus  N.  W. 


Cantonirt  im  Kheingau, 
swifchen  £llfeld  und  Brau- 
bach, vorzüglich  in  den 
Gebürgen ,  einer  gesunden 
Gegend* 


-^     6a     — 


Mofia^te, 


c 

■^ 

S^ 

nt 

Eb 

S 

C 

a 

T3 

u 

p^ 

"a^ 

a 

:i 

cn 

A 

u 

c; 

^ 

^ 

a 

1 

"^ 

ü> 

cr 

77 

■^ 

h 

4 

e 

CT- 

Herrsch  onde  Form  der 
übrigen  ^ufalk. 


J 


C 


ter^  Stand. 


Juuy. 


28 


Unbedeutendti  iheumiti- 
ich&  ZuF^)]ei  und  einige 
Äugen  eu  Leu  ji<^.u  □  gtn . 


tö 

»0 

"^j 

--4 

8 

M 

CP 

* 

: 

' 

July. 

3 

— 

Wie  im   vorigen  Monate. 

*3 

Auguat. 

tS 

— 

HLnigeDlarrbueri  mit  Letb- 
icbraerten,  und  eini|e  mit 
rb  e  um  atitcb  en"^  eh  m  e  r/  en » 

I 

Septemb. 

o 

i6 

R^mitlitende     Fieber    mit 
■örtlichen    Schädliclikeitea 
im     Untertcfbe ;      h^uGge 
rheumatiicke          Glieder- 
5cbmer/en  und  Augenent- 
ȟnduagen. 

5 

»1 

October< 

93 

19 

DU  Zufallt   det.Vörigetf 
Monau.    • 

4 

4 

*• 

- 

1 

-^     63     — 


Stand. 

Herrschender  Wini 
uad  Witterung. 

1 

Es 

O 

er 

Aureatbftlt  dtt  Truppe«. 

* 

4- 

^ 

o» 

Oet  Wind.ihwpclis. 
S.W.,  VY,  u,  N.  U, 
Üa»  Weuer   verün- 
derl.bAMuubu.Be- 
gen.  baldliell;  eim- 
geGewhcer  au«S  W- 

In  den  Caniojmiruogen  im 

*+ 

►H 

4- 

M  - 

CO 

ta« 

CO 

4^ 

Der  Wind  abwech«. 
vönN.O.  mirS.W. 
Der  Hiintoiel. meist, 
bedeckt,  gegen  das 
Ende  itiem-ere  Oew. 
mit  vielem  Regen. 


Cantonirt  im  Kheingau* 


4- 

-f 

1 

8. 

13 

« 

Der  Wind  weht  von. 
S.W.  Daa  Wetter 
beständig  und  bell; 
einige  Gewitter  mit 
B^gen. 


Wie  im  vorigen  Monat. 


* 

• 

■i- 

4^ 

4* 

8 

9^ 

19 

Der  Wind  mei- 
at«nt  Ton  N.  xi.  N« 
O.  Das  Wettet  be- 
itaadig. 


Die  Brigade  retirirt  mit  der 
Kaiserl.  Armee  in  die  hie- 
sige Gfgend,  und  geht  mit 
derselben  bey  Arheilgen, 
eine  Stundl  von  hier,  ins 
Lager.  * 


% 

•!- 

4- 

4- 

Oi 

co 

DerWind  durch  gän- 
r  von  S.  W.  Das 
etter  ver&derlich 

bald  hell,  balduub 

Und  im  Gammen  viel 

Regen. 


Theils    im  Lager    bey  Ar.  . 
t^eilgdn,  theils  aa  der  Rhein« 
und  Mainspiu«  in  CantOA« 
niningen 


-     64     ,- 


i 

"0 

o 

13 

^■ 

t»r-SmiL 

Manäf. 

^. 

»1 

Herr«cbenflfl  Form  der 

i      1    ^ 

' 

El 

er 

übrigen   Zutillü. 

3 

s- 

? 

Ca 

5 

s 

5 

Novamb* 

7S 

5 

Fieber  der  vorigan  Mona- 
te  ,  harCDacki^e  rbeuni*itU 
Bebe   Schmerzen,      a(a     I- 
icbifttlic,     und     mehrere 
Ble$«irtc  und  UauEkrack- 
keiCen, 

4 

1 

=5* 

1 

DecGinb, 

>>3 

— 

Die  Formen  des  Lebelbe- 
findeö*    de»  vorigen   Mo* 

4 

•  - 

nat«  dauten  noch  foiL 

H 

1796. 


57 


GaciE  einfacbe^  unbedeu- 
tende rbeumaüacbe  catar- 
rbalibche  Zufalle,  leichter 
vorübergebeader  Husten» 
mic  wenig  oder  £ar  kei- 
nen Heberbaften  ZufUllen 
begleitet;  einige  mit  Aus- 
zehrung und  WaMer^ticbt. 


S   ^ 


ü 

^ 

Zfa 

4 

W 

00 

■* 

Februar. 


13 


Geringe  Zufalle«    mrie  im 
vorigen  Monat«« 


I. 


00 


-     65    -^ 


Thermo* 
meter- 

- 

1 

HerrscbendirWiiad 
und  Witterung. 

~' 

5 

1 
1 

0 

cr 

n 

Aufeatlwlt  der  Trupp«. 

1 

4* 

W*tter  weriiid,,mpi^ 
itenstriib.bfteriHeg 

Eftd*  Schnetfgeilöb, 

Mar^tJnrt  in  die  Gf'gend 
von  Creuioacli,  nimmt  an. 
den  dorijeen  Getucbcea 
Theil,  wobey  »ie  iheiU 
contonirt»  theiJi  im  Lager 
»[efar. 

•4» 

13 

Ca 

Der  W.  fast  durch- 
gän^E  von  «S.    W. 
Das    Wetter    trüb, 
kii|ifiger  Regen  und 
stürmisch. 

Marschirt  in  die  Gegend 
von  Gundersblum ,  in  der 
Pfalz,  einer  mit  Hügeln  ab- 
wechselnden, gesunden  Ge- 
gend. 

-•• 

«4. 

0. 

Der  Wind  deristen 
Woche  vonO,  dann 
aber  durchgängig  v. 
S.  W.  Das  Wetter 
trüb,  einiger  Regen 
und  gegen   das  En- 
de ein  Gewitter. 

In  weitla'ufcigen  guten  Wia« 
terquartieren. 

1 

-*- 

Der  Wind  in  der  i. 
Hälfte    von  S.   W. 
dann  aber  vcnaN.Q. 
Das  Wetter  aolangl. 
trüb,    öfters  Regen 
und  Schneegesober, 
dani>    aber  Jieli  u. 
windig. 

In  dtn  Wint«r({vartier«ii. 

XVUL  ft-  a>  St 


E 


_.-    66     — - 


Moaitt. 


^ 

^ 

'^ 

& 

3* 

^ 

fl 

Zi 

3 

^ 

:tq 

^ 

a 

-s 

? 

[1 

^ 

^ 

A 

1 

rt 

pt 

ti- 

3 

F- 

T3 

54 

(9 

^ 

C 

Hemtihende  Form  der 
übrigen  ZutÜI«. 


ter-StAAd. 


O 


WOM. 


April, 


Wie  im  vorig«!!  Monate. 


ZuRü]«  du  voTjgeii  Mo 


u 

1 

;Xi 

^ 

3 

w 

Ol 

May. 


42 


13 


Einige  rHeuKiaciAche  Fie 
ber,  oftef«  mit  ga«tTL«chen 
Zufilien  bi^gLeitet;  Augeu- 
fDUundungeiij  Giitder- 
reiuen  und  Kratr«. 


^ 

k) 

00 

-J 

^ 

* 

Jnnif. 


87 


Die  ZufoK«  verhalten  jic;h 
wie  im  vorigen  Monat«, 


c 

» 

u? 

-* 

a 

-^ 

^ 

^ 

CO 

^  67  - 


Hemchen  der  Wind 
und  WiEiAntng« 


AuTcntLftlt  dex  TruppiB. 


Der  Wind  wechselt 
vonN.  ü.  u.  ö.  W; 
Da^W  euermGisLena 
hell,  in  den  ietzteo 
Wochen  alior  trübr 
öfierfl  Heg  an  mit 
Schne^^catober  und 
Jitürniisch, 


In  den  ^lni0i^u«rtinreti. 


Der  Wiad  meistiona 
von  N.  O.  und  O. 
Das  Wetter  hell 
zuweilen  -windig.  In 
den  letzten  Wochen 
Gewitter  mit  Regen. 


In  den  Winterquartioreo. 


\ 


Der  W.  sehr  veränd. 
balclvon  S.W.,  bald 
v.N.O.>  baldO-  u. 
W.  Pas  W.  ebenfalls 
vejänd.,  meist,  trüb, 
u.  der  H.  mit  dicken 
G.Wolk.bed..vielR 


Die  Brigade  verlafat  die 
Winterquartiere  und  mar- 
acbirt  diesseits  des  Bheins, 
auf  vielen  Umwegen  endlich 
an  die  Lahtt>  in  die  Gegend 
Von  Limburg. 


O) 


DerW.  bis  zum  «26. 
V.  S.W.,  dann  aber  v. 
N.O.  Das  W.  trüb, 
derH.meist.m.  dicjc. 
Gewitterw.  bed.,  öi- 
tereBlitzeu.  jed.Tag 
,R.,  u.  überh.  nur  3 
I  helle  im  gauisen  Mo. 


Marschirt  zu  Anfange  des 
Monats  in  die  Gegend  von 
Neuwied,  und  campirt  da- 
selbst. 

E  si  "  - 


—     j68     — 


% 

r-r 

TT- 
H 

C 

< 

3 

i 

H^rrAcbende  Form   der 

o 
5- 

ßarome- 
ler- Stande 

a 

1 

Julj; 

55 

Genüge  rheumaiUch«  Fie- 
ber ^    und    dergl.  Zufalle ; 
mehrere  Bleiiirte. 

i 

h 

r* 

'' 

4 

m 

August. 

- 

In  Mains   «nt&tanden  bey 
den  Trupp  en  viele  a  j  ih  ejii- 
scbe  remittirende  und  iit- 
terminirende  Fieber»    nU 
lein  wegen  Blokado  konn- 
ten keine  Kranken  bei  am- 
gebracht  werden. 

^ 

S*pteinb. 

t 

o 

Remittirende    aatbenijche 
Fieber  mii  und    ohne  ga- 
Itriicbe   Zureite,     hehige 
jheiimatiacbe  Schmerlen, 
einige  Diarrhoen,     Haut- 
Lrankheiten    ti.  fileaairt«. 

Q 

h 

^ 
"i 

4 

4 

October. 

1 

05 
VI 

Die  Form  der  übrigen  Zu 
falle  ganz  wie  im  vorigeii 
Mohate,  nur  keine  Bles- 
sirteti  und  keine  Di/irrbö- 
«n  mehr. 

9 

^ 

" 

« 
«> 

c 

n 

! 

Kovemb. 

78 

36 

So  wie  dieintermittirenden 
Fieber  abnehmen,  nehmen 
die  aithenisch.  remittiren- 
den  zu  u.  erscheinen  sehr 
häufig  ala  Thyshi  oderSy- 
nochi ;  übrigens  deuren  die 
übrigen  Beschwerden  fort. 

6 

^ 

4 

-T     69    - 


Herrschend  tr  Wind 
und  Witterung;. 


Aufemlidt  der  Truppea, 


•  >er  W.  fast  durch- 
aus vonS^W.  Das 
Wetter  meisfens 
schwül^  öftere  Ge- 
witter mit  Regen. 


Schlägt  sich  hey  Neuwied 
mit  den  Franzosen,  retirirt 
mit  der  Kaiser!»  Armee  u. 
kommt  mit  'jtur  Besatzung 
nach  Mainz. 


Der  V\  ind  wechselt 
häufige  kommt  bald 
vonRO:u.O.,bald 
aber  von  S.  W.  Das 
Wetter,  aufser  ei- 
nigenGewittern.hell 
und  schwül. 


Die  Brigade  ist.  in  Mainz 
eingeschlossen.  Das  Laza-. 
retn  war  zwar  noch  zu 
Bickenbach  , .  allein  wegen 
den  umhorschwärmeaden 
Franzosen  fast  ohne  Kran- 
ken. 


-4- 

Der  W.  bi».«um  24 
von  S.W.,  dann  von 
N.O.  DasWarock. 
der  Himmel  abei*  be- 
deckt, und  die  Luft 
schwul. 

Marschirt,  nach  aufgehobe- 
ner Blokade»     von   Mainz, 
wo  sie   den  Ausfällen  bey- 
gewohnt  hatte,    zur  Besaz- 
'zung  nach  Mannheim. 

-fr 

Der  W.  in  der  ersten 
Häiftev.SW.,d«nn 
vonN.O.  DasWet. 
ter  veränderl.,  öfters 
Regen  |U..  Stürme. 

In  Mannheim. 

Der,  Wind  meistens 
von  N     u.  N.   0. 
Efas    Wetter    mei- 
stens uüb'  und  neb- 
lieh. 

In  Mannheim. 

—     7^     — 

J 

1' 

m 
c 

?^ 

3 

:± 

H 

< 

9 

n 

et 

p- 

Hemchoid«  Form  d«r 
übrigen  Zufall«. 

l 

P 

Baro-i^l 

Monate. 

er 

5 

V 

2» 

%      t 

=8  i 

DecMKib*    48 

iS 

Vcrlialtea   tich   ^aiu   me 
in  vorigen  Moii4teH 

5 

^ 

■SV 

J«iiiiir. 

4< 

ttl 

Die  in   den    Tongen  Mo- 
njuen  hcmdi«ndeti  Fitbor 
mit  allen  ihrenZuUll^Jili  »1- 
irn  n  jcli  in  ,  \rob^y  «leb 
ab«  bcy  viclpD  Seiien«te- 
chcn  dtxu  gebellt« 

8 

% 

^ 
o 

' 

) 
^-1 

F«bni«r. 

M 

T 

Die    Fieber     d^r    Torigen 
Moii4tclAa*en  etwai  nacli, 
imd  cf   «rscbdncti   omige 
Pütipneumonien. 

'  2 

M«rj. 

n 

10 

Oirreripneumonien  hören 
auf,    dagegen  erscheinen 
die    remittirenden    Fieber 
wieder  häuBger. 

3 

April. 

t 

BS 

l>ie   Fieber    der    vorigen 
Monate  laasen  vrieder  et- 
was   nach;     sehr    häußg 
aber   erscheinen   rheuma- 
tische    Schmersen      nnd 
dergl. 

4 

% 

13      B 
Vi     >4 

—     7>     — 


Therm  o- 

.  xneter- 

Stand. 


« 


HemAoiderynnä 
und  Wittenm^ 


Anfimduli  te  Tn^iD« 


DerWmdvönS.W. 
bis  in  den  letxtenT^ 
gen  aWecbcelnd  ▼• 
N.n.O.  DasWet. 
ter  trüb,  neblicb,  mit 
Regen  und  Scbnee- 
gestober '  ▼mnitdit. 


Der  Wind  in  der  er- 
steoHültevonN.  O. 
dann  aber  von  S.  W. 
DatWettermeistent 
trübe  ^  nnd  mitmi- 
ter  R^en  und 
\  Scbnee. 


Der  Wind  »ehr  ver- 
anderl^baldv^.W. 
ba]dTon0.n.N.O. 
Das  Weder  cl»eD- 
CJlsTcrinderL«  frub 
vnd  neblidi. 


MarscinfC    ans 

tfaeUfl   im    dem    OdcBwald^ 

thcib  im  dae%mm§BCw§mä, 


▼  JlJi.O.  «.O.  dasBi 
T.S.W.  Das  Weneril 
■mtbcUa.wiiidif.1 


Der  Wind  wedttdc 
n  S.  W.  «.  N. 
O.  DasWeacTTer- 


iG«- 


—    7«-    -^ 


Moii«M. 


c 

f 

o- 

P 

&. 

r 

S 

0 

o 

•5 

a 

rt 

tr 

Ä» 

»• 

3 

^ 

'F 

üi 

S 

fr 

K 

*T1 

fea 

n 

C3 

er 

Herirtcheiid.e  Forii  der 
übriien  Zufalle. 


May. 


S3 


73 


Die  Zufalle    dea    vorigen 
Monata  balten  noch  an/ 


& 


i 


Judy. 


35 


23 


Die  Fiebersufalle  laaaen 
Fast  gan^  nach^  die  rheu- 
matischen Beschwerden 
aber  halten  an. 


I     «     ^ 


^alj. 

4 

t8 

Nur  *ehr  ivenige  mit  Hs- 
beriufallen,  dage^jen  aber 
kommea  Acbr  Jiäuße  rbeu-» 
maij  icb  eßes*^h  wwden  vor, 
al«   ftngeacliwollflne  Glie- 
der xind  beaondeM   Hüft- 
weh. 

I 

* 

■ 

August. 

99 

6o 

Zufalle   des   vorigen  Mo- 
nats,   wobey  zugleich  öf- 
tere Diarrhöen  mit  Leib- 
schmerzen erach  jenen. 

' 

&, 

D 
M 

: 

M 
M 
• 

i 

Septemb. 

98 

66 

Remiitircnde  Fieber  kom- 
men vrieder  etwas   häufi- 
ger; ubrigeoB  aber  wie  im 
TorigeD  Monate.             \ 

■ 
3 

^ 

»3 

1 

1 

M 
M 

■ 

-^    75     - 


•Thermo- 
^ineter- 
iStand. , 


g? 

I 


Hcmchenfler  Wind 
und  Witteriiii|[. 


Aufenthalt  der  Tr^ppit. 


& 


D^r  Wind  roeistenj 
vonS.  W.  Der  Him- 
mel ist  stets  mit 
Wolken  bedeckt,  u. 
einige  Gewitter  mit 
Regen; 


In  den  Gantonnirungs quar- 
tieren des  vorigen  Monats« 


g 


Der  Wind  wie  im 
vorigen  Monate  u. 
ebed  so  auch  das 
Wetter,  nur  mehr 
und  häufiger  Re- 
ge».      ^ 


An    den    Oi:    del   vorigen 
Monats. 


B, 


Der  Wind  in  der  er- 
sten Hälfte  v.  S.  W., 
dann  aber  abwechs. 
vonW.u.N.O.  Das 
W.  veränd»,  meist, 
tr.,  wenige  helle  Ta- 
ge, öfteVeGew.  m.  R. 


In  denselben  Ort^. 


Der  Wind  von  S. 
W.  Helle  u.  trübe 
Tsge  wechseln;  öf- 
tere  Gewitter  mit 
Regen. 


In  denselben  Orten. 


Der  Wind  von  S. 
W.  Trübe  u.  helle 
Tage  wech&eln;  ge- 
gen Ende  des  Mo- 
nate öfters  Regen. 


In  dc(n  Orten  der  vorigen 
Monate. 


-    74    - 


T 

5- 
-5 

i 
1 

S 

F 

i" 

1 

Herr! eben  de  Torrn   der 
übrigen  ZufJiUe. 

B^rome- 
rer- Stand. 

JUanUe. 

1 

1 

2. 

'S 

f 

October, 

36 

■7 

Die  Diarrboeti  U^aen  Dacb, 
dagegen   "koramön  die  re^ 
mittirenden  Fieber  biufig 

6 

k3 

1 

Novemb. 

-9 

9 

Die    remiiüreiiden   Fieber 
kommrn^n      -wie^Ur     aebr 
briüfig,     thejU   al*  Tvabre 
Lbyphi,  und  auch  als  äy- 
Tiochi,  mit  und  oLn©  ga- 
Atriscbe  Zufälle,  und  atich 
«ehrbäufise  rbeumadscbe 
Bescb  werden* 

3 

^ 

U 

c 

4 

s 

J3 

M 

D«cflmb. 

öS 

4 

1 

Die   Fieber    und    andern 
Ziifälle  Yrift   im    vorigen 

m 

I 

1 

1 

4 

75 


[    III 

rherino- 
SUnd. 


Si 


Herrfcfa  ender  Wind 
und  Witterung. 


Aufeqthalt  der.Tmpp««» 


V» 


Der  Wind  in  der 
ersten  Hälfte  von 
N.  O.,  dann  von  S. 
W.  Das  Weuer ver- 
änderlich, öftem  u. 
starken  Regen,  mit 
I  häufigen  Stüirmen. 


An  den  vorigen  Orten, 


Der  Wind  meictens 
von  &.  W.  Das 
Wetter  trüh,  neb- 
lich ,  windig  »  und 
mit  hänfigem  Regen 
verbunden. 


Wie 


des  Torig49  Me- 


+ 


Der  Wind  meistens 
von  S.W. ,  nur 
wenige  Tage  von 
N.  O.  Das  Wetter 
meistens  trübe  und 
neblich,  windig  mit 
häufigem  Regen. 


Die  Brigade  marschirt  im 
Anfinge  des  Monate  nadi 
Mains,  gegen  dk§  Ende 
aber  mit  der  Kaiserl.  Ar- 
mee nach  Baiem,  in  die 
Gegend  von  Regensburg. 


-     76     -T 

So  wie  sich  die  Trupen  aus  der  hIesigeM 
Qegend   entfernten/    hörten  auöh  sehr  bidd 
die  intermittirenden ,     so  wie  die  die  andern 
Fieber,    und  fast  alle,     unter  dem  Nahmen 
rheumatische,    bekannten  Zufälle,   auf.      Dia 
Brigade  kam  in  Baiern  zwar  auch  in  die  Nihe 
der    Donau    und    anderer  Flüsse,     allein   da 
jene  Gegend  gebürgigl:  ist,  so  haben  die  Witt- 
ser  alle   einen   schnellern  Laut;     es  können 
daher  auch  nicht  so   viele  Theile    derselben 
auf  einmal    verdunsten,     besonders  nicht  in 
einem  faulichten  Zustande,  in  welchem  niclit 
allein  das  Wasser,    sondern   auch  alle  frem- 
den Theile,     welche  in   demselben  enthalten 
sind,    in   ihre   Grundlagen   zersetzt    werden, 
wodurch   deAn  erst  die  Luft  die  für  die  Ge- 
sundheit   des    Körpers  schädlichen  Potenzen 
erhält.      Im  Gegentheile  zieht,    wie  bekannti 
ein    schnell    fliefsendes    Wasser    dergleichen 
schädliche  Theile  der  Luft  an  sich  und  macht 
diese  eben  dadurch  reiner,    und  also  für  die 
Gesundheit   der  Menschen  zuträglicher.     Die 
Folgen  dieser  Luftveränderung   waren,     daGt 
die      Truppen      in      einem      iSmonatlicben 
Aufenthalle  in  jenen  Gegenden  fast  gar  keine 
Kranken,     besonders    keine    mit   dergleic^ien 
Fiebern  oder  andern  heftigen  rheumatischen 
Zufällen  hatten.     Hingegen  wurden  in  dem- 
selben   Jahre    1798,     das    in  Rücksicht  der 


\ 


—     77     — 

herrschenden  Witterung  und  des  fast  bestan- 
digen Süd-  und  Südwestwindes  den  vorher- 
gehenden ganz  gleich  war,  viele  Kranken  von 
der  hiesigen  Garnison,  *  meistens  an  remitti- 
tirejEiden  und  intermittirenden  Fiebern,  bey 
denen  ganz  dieselben  Zufälle  und  Charactere 
■me  bey  den  vorher  anwesenden ,  waren,  in 
das  Feldlazareth  zu  Bickenbach  gebracht. 

Nicht    allein    nber  sah    ich    dei  gleichen 
Fieber  bey  Personen,  die  in  hiesiger  Gegend, 
erkrankten,    sondrrn  auch  bey  solchen,    die 
.  aus  anderen  entfernten,  aber  mit  der  unsrigen 
ähnlichen  Gegenden    kamen.       Gegen  Ende 
des  Jahres   1797  kehrte   eine  zweite  Brigada 
der  Fürstl.   Truppen,    welche,  um    nach  Gi- 
braltar eingeschifft  zu  werden,     nach  Triest 
marschirt  war,    aber  wegen  Annäherung  der 
Franzosischen  Armee  nuch  Croatien,    in  dia 
Gegend  voii  Jaska,     Karlsstadt  und  Waras- 
demm  retiriren  mufste,  hieher  zurück*    Diese 
Gegend  liegt,   der  Beschreibung  nach,  eben« 
falls  sehr  niedrig,  hat  mehrere  stehende  Was- 
ser, viele  Sümpfe,  und  ist  im  Sommer  unge- 
mein warm;     sie  hat  also  mit  der  unserigen 
vieles  gemein,  nur  dafs  das  Klima  noch  wär- 
mer ist.    In  dein  Sormmer  1797,  als  die  Trup- 
pen in  jener  Gegend  waren,  herrschten  eben- 
falls bey  deilselben  intermittirende  Fieber  so 
häufig,  daXs  nur  wenige  von  der  Brigade  von 


-     f  8     -T 

denselben  verschont  blieben«  ,  Der  Besdhrei-*^ 
buDg  nachy  die  ich  von  den  Zufällen,  welcha 
mit  diesen  Fiebern  in   Verbindung  stan^IeSi 
erhieh,     und    auch    selbst  isüm  Theile  noch 
Gelegenheit  hatte  zu  beobachten,    kamen  sie 
in    der    Hauptsache  mit  den  unserigen   ganjt 
iiberein,     nur  dafs    sie    sich    bösartiger   und 
heftiger  äufserten  (welches   allen  Umständen 
nafch    Folge  des  wärmern  Klima's  War),    so 
dafs    an    dem    Orte    ihrer    Entstehung    viele 
schon  beynl  Sten  oder  4ten  Paroxysmus  star- 
ben. Die  Brigade  brachte  nahe  an  200  Kran- 
ke, welche  in  jener  Gegend  von  solchen  Fie- 
bern befallen  worden  waren,    hierhor  zurilcki 
welche    mir    zur    weitern   Besorgung    in    das 
Feldlazareth  su  Bickenbach  gebracht  wurden» 
Mehrere  von  diesen  hatten  noch  würkliches 
intermittirendes  Fieber,  bey  den  meisten  aber 
war  wohl  die  Form  des  intermittirenden  Tjr-- 
pus  unterdrückt,  allein  nichts  weniger  als  die 
Ursache   selbst    gehoben.      Sie   litten    daher 
theils  an  schleichenden  nervösen  Fiebern,  wo 
bey   einigen    von    diesen   die  Lungen  schon 
heftig    angegriffen    und    purulenter    Auswurf 
entstanden'  war;     andere  hatten  angeschwol« 
lene,     zum  Theil  verhärtete  Eingeweide  des 
Unterleibs;   bey  andern  war  schon  wüikliche 
Bauch- lind  Brustwassersucht  entstanden;  fast 
«alle  aber  hatten  angeschwollene  Füfse,    und 


—    79     ^ 

sahen  aufs^rst  elend  und  abgezehrt  aus.  Zu 
dieser  in  der  That.  übL^n  BeschafFenbeit  der 
meisten  dieser  Kranken,  hatte  freilich  da 
lange,  beschweiliclie  Maisch  bey  so  ungün- 
stiger Witterung,  auF  off^^nen  Wagen,  auch 
yieles  beygetragen.  —  So  wenig  Gutes 
ich  mir  auch  anfänglich  von  dem  gröfsten 
Tbeiie  dieser  Kranken  versprechen  mulste, 
»o  hatte  ich  doch  das  grofse^Vergniigen,  alle 
diese,  bis  äu(  4 9  welche  starben,  wieder 
gänzlich  herzustellen. 

Die    in    den    oben    angeführten    Jahren 
herrschehden  Wechselfi  eher,    gehörten,  über- 
haupt^   ihrem  eigentlichen  Charackter  nach, 
ganz  in  die  Klasse  der  nervösen   oder  asthe- 
nis'^hen  Fieber.     Sie  erscheinen  indessen,  ja 
nachdem     die     krankheiterregende     Ursache 
mindervoder  heftig  würkte,  je  nachdem  ein- 
zelne Organe  oder  Systeme  besonder^  ange* 
griffen    waren,    und    je    nachdem  überhaupt 
die  ganze  Disposition    des   Körpers  beschaf- 
fen war,  unter  verschiedenen  Modificationen 
und    Formen»      Da   man  auf  diese  bey   der 
Heilung  besondere  und  genaue  Rücksicht  zu 
nehmen  hatte,   so  glaube  ich  auch  diese  hier 
besonders  anführen  zu  müssen. 

Bey  einei*  sehr  grof^en  Anzahl  v^n*  Kran- 
ken war  blos  im  Allgemeinen  die  £rregbiirkeit 
'  von  der  Einwürkung  dieser  reizenden  Ursache^ 


—     8o     — •      ^ 

ia  einer  widernatürlichen  iLrampfhaften  Bew^ 
gung)    ohne  dafs  weiter  ein  Organ  besonders 
wäre  angegrüFen  gewesen.    Der  Körper  rea- 
girte  hier  mit  ganzer  Kraft.     Bey  jedem  Pa- 
roxysmus    waren   Py  -    und  Apyrezien    sdir. 
deutlich.   t)er  Typus  war  meistens  quotidiaiif 
doch  auch,    wiewohl    aber  seltner,     tertiaiu 
Seine  Dauer  war  sehr  verschieden,  bey  eini« 
gen  kaum  eine  Stunde,    bey  andere  Vmgsr^ 
Zeit,  doch  überhaupt  nie  über  vier. Stunden« 
Frost    und   Hitze    standen   mit    einander    in 
ganz  genauem  Verhältnisse,    und  waren  nie 
sehr  heftig.     Auf  einen  mäßigen  Frost  folgte 
eine  mälsige  Hitze  und  so  umgekehrt.      So 
wie  die  Hitze  nachliefs  fing  auch   die  Haut 
an  feucht  an  zu  werden,    und  endigte  sich 
bey  den  meisten  mit  einem  reichlichen,  gani 
eigenen,     übel    riechenden    Schweisse.      Der 
Urin,  der  nach  dem  Paroxysmus  etwas  reidi* 
Ircher  abgieng,    war  trübe  und  machte  den, 
bey  diesen  Fiebern  gewöhnlichen  ziegelfarbU 
gen  Bodensatz.     War  dieses  vorüber,    so  be- 
fanden sich  die  Kranken  bis   zum    nächsten 
Paroxysmus  aufser  einer,    wiewohl   mälsigea 
Entkraftung,  wohl.    Einige  Stunden  vor  dem 
Eintritte  des  Paroxysmus  klagten  die.KraJn* 
ken,  aufser  den  gewöhnlichen  Vorläufern  des 
Fiebers,     über  einen  ziehenden,    öfters  reis- 
senden Schmerz  in  allen  Gliedern,  besonders 

in 


—     8i      — 

in  den  Gelenken,  der,  je  näher  die. Zeit 
nun  Froste  heranrückte,  zunahm.  Dabey  war 
ihnen  die  Brust  krampfhaft  zusammen  gezo- 
gen, es  entstand  etwas  trock^er  Husten,  der 

^aber  bey  einigen  so  heftig  wurde,  daik  er 
Seitenstich  -  artige  Schmerzen  verursachte« 
Diese  Zufälle,  die  wahrend  dem  eigentlichen 
Froste  noch  heftiger  wurden,  liefsen  erst  mit 
Endigung  des  ganzen  Paroxysmus  nach.  Der. 
Kopf  war,  so  lange  der  Paroxysmus  anhielt, 
zwar  etwas  eingenommen,    die  Kranken  em« 

'pfänden  auch  öfters  Schwindel,  aber  keine 
eigentliehen  Kopfschmerzen,  und  auch  dieser 
hörte  mit  dem  Paroxysmus  wieder  ganz  auf. 
Die  Zunge  war  gewöhnlich  ganz  rein,  bis« 
weilen  mit  einem  dünnen  durchsichtigen 
Schleime  bedeckt,  der  gegen  die  Wurzel  zu. 
etwas  dicker  wurde.  Während  dem  Paroxys- 
mus war  der  Geschmack  etwas  fade,  schlei* 
migt  und  bisweilen  auch  etwas  bitter,  aulser 
demselben  aber  natürlich  und  der  Durst  nie 

*  zu  heftig.'  Der  Appetit  war  bey  allen  gut, 
die  Verdauung  gieng  in  gehöriger  Ordnung 
von  statten,  und  die  Leibesöfinung  war  jganz 
in  natürlichem  Zustande*  Der  Puls  fühlte 
^ch  während  des  Paroxysmus  gereizt,  krampf- 
haft, yermehrt  Und  bisweilen  hart  an;  aufser 
demselben  aber  natürlich,  fast  nur  ein  wenig 
zu  langsam«  Das  Ansehen  war  bey  mehreren 
xyilL  £.  a.  St.  *  F 


-     8a     ^ 

Kra&ken  in  der  Apyrexie  nicht  viel  geändert, 
ja  vielen  sähe  man  ganz  und  gar  nichti 
Krankhaftes  an ;  sondern  sie  hatten  ihre  sonst 
eigene  natürliche  Gesichtsfarbe.  Die  Kräfte 
litten  auch  nicht  allzu  sehr,  wenigstens  nicht 
schnell,  ja  einige  t}iat6A  sogar  noch  bej  dem 
Fieber-  einige  Zeit  ihren  Dienst.  Nie  zeigte 
sich  bey  diesen  Fiebern  auch  nur  von  ferne 
einige  Gefahr.  Diese  Form  kam  ungemein 
häufig  vor  und  machte  gewifs  die  Häl£te  der 
grofsen '  Anzahl  von  Fieberkranken  aus,  die 
mir  in  das  Feldlazareth  gebracht  wurdet. 

Nicht  so  leicht  und  gefahrlos  aber  waren 
die  Zufalle  bey  einer  zweiten  Gattung  Wieset 
Fieber.  Im  Gegentheile  kamen  hier  liaufif 
heftige  anomalische,  dem  Leben  des  Kranken 
drohende  Symptome  zum  Yorscheime.  Alle 
Lebensverrichtungen  befanden  sich  in  einem 
gestörten  Zustande,  und  alles  zusammen 
zeigte,  dais  das  ganze  Nervensystem,  Gehirn, 
mit  einem  Worte,  die  ganze  Lebensthätig- 
keit,  aufs  heftigste  angegriffen  wai*.  Sie  ge- 
hörten daher  im  eigentlichsten  Sinne  zu  den 
nervösen,  oder  wie  man  sie  auch  sonst 
nannte,  zu  den  malignen  Fieber*  *Sie  kamen 
zwar  nicht  so  häufig,  als  die  vorher  angefiihr* 
ten  vor,  waren  aber  doch  nichts  weniger  als 
selten.  Der  Typus  dieser  Fieber  war  £Mt 
durchaus  quotidian^  nur  sehr  wenigemal  saht 


—     «5    ^ 

ith  ihn  teitiatt«     Der  Frost  Sufsette  sfch  hier 
^anz  schwach  und  nicht  ununterbrochen  fort- 
dauernd.    Ei  entstand  ein  Ueberlauf,    dieser 
tiefs  etwas  nach;  es  schif^n  Hitzig  einzutreten, 
liUeih  sogleich  kam  wieder  ein  neuer  Anfall 
^on  Kälte,  und  so  folgten  bisweilen  zehn  und 
mehrere  Anfälle  auf  einander,  so,  dafs  dieser 
^Zustand   öfters    über   zwei    Stundem    anhielt. 
lKes«r     Horror    schien,     dem    Gefühle    des 
Kranken  nach,  sich  nicht  tiefer  als  die  Haut, 
äiso  nicht  über  die  Endigungen  der  GefühU 
nerven  zu  erstrecken.     In  diesem  krampfhaf- 
ten Zustande  hoben  sich  die  Pori  der  Haut, 
und  es  entstand  eine   sogenannte  Gänsehaut, 
|)ie  jedesmal  mit  dem  Gefühle  von  Hitze  auch 
wieder    verschwand,    und    dann    bey  jedem 
andern    Ueberlaufe  ^  auch     wieder    erschien. 
Hierauf  folgte    eine   Anfangs    gelinde,     bald 
aber  auf  einen  hohen  Grad  steigende,  trockne, 
.brennende,     äulserst  ermattende  Hitze.      So 
wie  diese  auf  einen  gewissen  Grad  gekom- 
men war,  "War  auch  jedesmal  alle  Besinnuisgs- 
kraft    und    alles    Vorstellungsvermögen    bey 
dem  Kranken  theils  ganz  verschwunden,  theils 
in  einem  sehr  verworrenen  Zustande.    Einige 
/delirirten  in  diesem  Zeitpunkte    bisweilen  so 
heftig;    dals  es  an  wahre  Woth  gränzte.     Sie 
warfen  sich  gleich  Rasendcin  im  Bette  herum, 
sprachen,    oder    schrien    vielmehr    dx<^  iiS^«t 

F  a 


—       ^4       T»* 

unvereinbarsten  Dinge  dyrch  einander  9  wo- 
bey  sie  bald  heftig  lachten  oder  sangen,  biild 
in  Angst  und  Schrecken  geriethen,  so,  dala 
sie  gleich  Kindern  zu  weinen  anfingen.  In 
dieser  für  jeden  Umstehenden  schreckhafiten 
Lage,  die  nicht  selten  gegen  drei  Stundien 
anhielt,  wurde  durch  diese  so  heftige  Anstren^ 
gung  die  ganze  Energie  der  Erregung  so 
consumirt,  dafs  die  Kranken  endlich  hödbt 
entkräftet  in  einen  betäubenden  erquickuogs* 
losen,  soporösen  Zustand  perfiden,  mit 
dem  sich  dann  der  ganze  Paroxysmus  nach^ 
und  nach  endigte.  Andere  fingen  mit  dem 
Gefühle  von  Kälte  etwas  heftig  und  nur  yr«- 
nig  verworren  an  zu  sprechen,  fielen  darauf 
mit  dem  Anfange  der  Hitze  in  einen  sopb- 
rösen  Zustand  und  I^gen  so  gleichsam  gefühl- 
los bis  zum  Ende  des  Paroxysmus  da*  Der 
ganze  Paroxysmus  dauerte  gewöhnlich  von 
vier  bis  gegen  acht  Stunden,  ja  bey  einigen, 
wo  die  Zufälle  sehr  heftig  waren,  fast  bis 
zum  nächsten  Anfalle,  so ,  dals  dieses  Fieber 
dem  eigentlichen  nervösen  remittirenden  oder 
dem  Typhus  sehr  nahe  kam.  Selten  war  auch 
dieser  einen  Tag  wie  den  andern,  bald  «twai 
gelinder,  bald  etwas  stärker* 

Schon  mit  dem  Gefühle  von  Kälte  enN 
standen  hier  verschiedene  heftige  krampfhafte 
anomalische   Zufälle.      Es    erschienen  häufig 


^     8$     — 

Subsultua  tendinum,  mtncherlei  Verzemmgen* 
des  Mondes  und  ganzen  Gesichts,  Zucknogen 
der  Glieder,  ScUuchsen  u.  s.  w.  Alle  die^e 
Zufalle  nahmen  mit  dem  Steigen  uod  Abneh- 
men der  Hitze  zu  und  ab.  Aufser  diesen  an^ 
geführten  Zufällen  sähe  ich  auch  bey  einer 
jungen,  zart  gebauten,  sehr  empfindlichen 
Frau,  die  im  Wochenbette  von  einem  solchen 
Fieber  befallen  wurde,  ab  schon  der  höchste 
Grad  yon  Hitze  yorbey  war,  Sprachlosigkeit 
und  auf  der  rechten  Seite  Hämiplegie  ent-^ 
stehen^  welche  heftige  und  gefährliche  Zufille 
nnr  auf  starke  Gaben  ?on  Opium  und  Mo- 
schns  wieder  wichen. 

Der  Puls  war  bey  dieser  Form  von  Fie- 
bern sehr  verschieden  und  unordentlich;  bald 
klein,  hart  gespannt  und  geschwinde,  bald 
ybli,  zittemd,  äufserst  längstem  und  auch 
bisweilen  aussetzend*  Der  Kopf  war  hier 
heftig  angegriffen,  die  Patienten  klagten  über 
stärken  Schrnndel,  der  im  höchsten  Grade 
des  Paroxysmus  öfters  in  klopfendes  Kopf- 
weh, besonders  im  Hinterjkopfe  mit  einem 
Gefühle  yon  inberm.  Drucke,  übergieng« 
Auch  aülser  dem  Paroxysmus  wurde  der  Kopf 
nie  ganz  frei,  sondern  die  Kranken  fühltea 
immer  ein  sehr  unangenehmes  Gefühl  yon 
einem  innern  stumpfen  Drucke,  wodurch  ihre 
Einbildungskraft   in     einen    ungewöhnlichen 


-     86     -         -    . 

Zustand  9  ihit  traurigen ,  sehr  beängstigendtn 
Vorstellungen  versetzt  wurde.  Auch  äulser- 
lich  empfauden  sie  an  demselben  ein  gani 
eigenes  widriges  Gefühl,  so,  als  wenn  die 
Haate,  die  sonst  nach  dem  Hinterkopfe  ;ia 
gewöhnt  waren ,  jetzt  alle  entweder  in  die 
Höhe  ständen,  oder  nach  Torne  zu  lägeSf 
wo  bey  dem  Dar  Überstreichen  mit  der  ^and 
oder  dem  Kamme  ein  sehr  unangenehmes 
Gefühl  unter  der  Haut  entstand*.  Bey  vielen 
fielen  auch  nach  überstandener  Krankheit  die 
Haare  selbst  aus.  Tief  in  den  Augen  ea« 
pfänden  sie  auch  Öfters  einen  drückenden 
SchmeiZy  wobey  es  ihnen  bald  schwars  vor 
denselben  wurde,  bald-^  feurige  u^d  l&Mgfi 
Punkte  davor  herum  schwebten. 

Vor  dem  eigendichen  Anfange  des  Pa- 
roxysmus  äulserten  die  Kranken  gewöhnlich 
etwas  Durst,  der  mit  dem  würklichen  £iiH 
tritte  desselben  ganz  aufhörte.  Die  Zmtge^ 
welche  anfänglich  etwas  wenig  scUeiinigti 
blasigt,  belegt  war,  wurde  im  Parozysoivf 
gan«  trocken,  bekam  eine  bräunliche)  imd 
wenn  er  sehr  hef^*g  war  und  lange  dauerte 
eine  schwärzliche  Farbe,  schien  in  der  Mitttf 
etwas  angeschwollen  zu  seyn,  so,  daüi  der 
Kranke  sie  kaum  vor  den  Mund  bringen 
konnte;  sie  sprang'  öfters  an  mehreren  Stet 
len  ganz  auf,  welches  dann  lange  Zeit  be/i* 


-     87     - 

Trinken  oder  Hinimterschlucken  der  Speisen 
Schmerzen  verursachte.  Auch  empfanden  sie 
bey'm  Hinmiterschlucken  der  Speisen  und 
Getränke  eine  ganz  eigene  unangenehme^ 
Empfindung  im  Halse,  so,  als  wenn  der 
Schiimd  zu  enge  wäre,  und  die  Speisen  und 
Getränke  nur  mit  Mühe  durch  konnten.  Der 
Gesehmack  war  sehr  verschieden;  bey  eini- 
gen natürlich,  bey  andern  sowohl  in  als  aus- 
ser dem  Fieber  fiide,  bisweilen  auch 
salzig.  Der  Appetit  war  ebenfulls  sehr 
Verschiedisn,  bey  einigen  natiiriich  gut,  bey 
andern  abwechselnd ;  alle  aber  äulserten  ein 
grolses  Verlangen  nach  pikanten,  säuerlichen 
Speisen  und  Getränken. 

Der  Paroxysmus  endigte  sich  auch  hier 
mit  etwas  Scbweib,  der  aber  sowohl  in  der 
QuaKtit,  ab  Quantität,  von  dem  bey  Endi« 
gnng  der  vorher  angeführten  Fieberform  sehr 
yersdiieden  war.  Er  hatte  immer  eine  mehr 
kl^brigte  Beschaffenheit  und  einen  widrigen, 
mebr  fitullichten  Geruch.  Die  Kränken  ftihl- 
ten  dabey  immer  ein  sehr  unangenehmes 
Brennen  und  Jucken  auf  dem  ganzen  Kör- 
per, vOTztigUdi  aber  auf  der  Brust  und  dem 
Obertheile  des  Rückens,  wo  bey  einigen 
Scharlach -artige  Flecken,  bey  andern  wahre 
Petechien  entstanden.  Der  Abgang  des  Uriüs 
trar  hier  fast  jeden  Tag  verändert,  bald  sehr 


—     88     - 

reichlich y  bald  äulserst  sparsam,  Öfters  sah« 
er  ganz  hell  wie  Wasser  aus,  öfters  aber  ging 
er  ganz  trüb,  näiolkig,  oder  auch  bräunlich 
ab.  Sehr  häuHg  fühlten  auch  die  Kranken 
bey  dem  Urinlassen  unaogenehme  brennende 
Schmerzen  in  der  Harnröhre.  Bey  einem 
andern  Kranken,  welcher  in  übrigens  gesun* 
den  Tagen,  als  Folge  einer  übel  behanddten 
Gonorrhoe,  nur  mit  Mühe  uriniren  konnte» 
gieog  jetzt  der  Urin  £Eist  ohne  alle  Schmer« 
zen  ab. 

Ehe  der  Paroxysmus  wUrklich  eintrat^ 
empfunden  die  Kranken  ebenfalls  umhertie- 
hejide  Schmerzen  in  allen  Gliedern  und  Ge» 
lenken,  besonders  fühlten  sie  die  Brußt  an« 
sammen  gezogen«,  es  entstand  bey  ihnen 
Husten,  der  auch  hier  Öfters  sehr  besdiwer- 
lieh  wurde.  Dabey  überfiel  die  Kranken  eine 
ungewöhnliche  Furcht,,  so,  dais  viele  aich 
des  Weinens  nicht  enthalten  konnten.  Ihrem 
Gefühle  nach  glaubten  sie,  als  wenn  ihr  Le- 
bensende vorbanden  sey,  und  ii^end  eine 
Verwandlung  mit  ihnen  vorgehen  sollte.  Bey 
einigen  war  dieses  beängstigende  Gefühl  so 
stark,  dajs  sie  fest  überzeugt  waren,  sie  wur- 
den sterben,  und  nahmen  daher  in  diesem 
Zustande  öfters  von  allen  Umstehenden  fönoH 
lieh  Abschied. 

In  diesen  Fiebern  litten ,    wie  leicht  in 


-     89     - 

u:. denken  ist,  die  Kräfte  ganz  auüierordentlich, 
^Schon  nach  dem  zweiten  Anfalle  konnten 
»die  Kranken,  wenn  sie  sich  auch  ihrem  Ge- 
L  fühle  nach  nicht  gerade  sehr  kränk  glaulpten, 
II  tiregen  Ermattung  nicht  lange  aüfser  dem 
Bette  seyn.  Der  Schlaf  war^  wenn  er  auch 
i  nicht  gerade  durch  einen  eigeHtUchen  Fieber-* 
i'paroxysmus  unterbrochen  wurde ,  doch  un- 
ruhig, dutch  fürchterliche  Träume  gestört, 
_  und  ganz  erguickungslos. 

Sehr  leicht  giengen  diese  Fieber,  da  oh- 
nedem schon  hbj  vielen  die  Intermissionen 
sehr  kurz  waren,  in  eigentliche  remittirende 
nervöse  Fieber  {Typhi)  über.  Das  kleinste 
Versehen  konnte  dieses  bewurken«  wodurch 
aber  immer  das  I«eben  in  iaoch  gröfsere  Ge4 
fahr  kam»  Eben  so  dauerte  es  auch  immer 
eine  geraume  Zeit,  wenn  auch  das  Fieber 
ganz  vollkommen  gehoben  war,  bis  sich  die 
Krankgewesenen  wieder  vollkommen  erholten 
und  zu  ihreln  gehörigen  Kräften  kamen. 

Bey  einer  dritten  Aeulserung  dieser  Fie- 
ber waren,  aufserdem,  dais  der  ganze  OrgaÄ 
nismus  des  Körpers  angegriffen  war,  noch 
besonders  die  Fiscera  des  Unterleibs  af&cirt 
und  in  ihren  natürlichen  Verrichtungen  ge- 
stört« Es  entstanden  dadurch  theils  vermehr- 
te, theils  fehlerhafte. Seoretionen.  Die  Ver- 
dauung gien^;  entweder  gar  nicht,    oder  in 


—     90     — 

einem  sehr  yerSnderten,  Tangsaiaen  Zustande 
von  sxatten.  Hierdurch  entstanden  in  dem 
Magen  und  Darmkanale  Schädlicbkeiten,  wd- 
che  wieder  auf  den  ganzen  Verlauf  der 
Krankheit  grolken  Einflufs  hatten,  und  die 
Fieber  erhielten  dadurch  einen  so.  genannten 
gastrischen  Gharacter.  Ob  nun  iztvar  diese 
Erscheinung  nur  als  Folge  der  allgemein 
würkenden  Fiekerursache  auf  den  Unterkib 
anzusehen,  also  ein  bloses  Symptom  der  achon 
angeführten  Fieber  war,  so  mufste  man  doch 
bey  der  Heilung  genau  darauf  achten  y)da 
eines  theils  hieraus  wieder  neue  Zufälle  e^ 
schienen,  und  auch  zum.Theil  das;  Fieber 
selbst  dadurch  unterhalten  wurde. 

Der  Frost  äufserte  sich  hier  heftiger,  ab 
bey  den  vorher  gehenden,  und  schOttette» 
wie  man  zu  sagen  pflegt,  den  Patienten  redit 
durch*  Die  hierauf  folgende  Hitze  aber  wu 
seht  rerschieden.  Bey  einigen  öfters  kanm 
fühlbar,  bey  andern  stärker,  doch  war  sie 
nie  so  unerträglich,  als  bey  der  vorhergehen^, 
den  Form.  In  zwei,  höchstens  drei  Stunden 
war  gewöhnlich  der  ganze  Paroxysmus  geen« 
digt.  Der  Typus  war  hier  fast  durchatis  te^i 
tian,  doch  du^licirte  er  bisweilen- auch« 

Bey  diesen  Kranken  fanden  sich  *  alle 
Zeichen  der  gastrischen  ZußUe  ein:  Spannen 
und  Drücken  in  den  Präcordien»   Unbefaag- 


—     9«      — 

eit  im  Umerleibe,    häufiges  unangenek- 
Aufstofsen,    dick,  belegte  Zunge,    gelbe 
e  um  die  Nä$e,    so  me  gelb  angelaufen^ 
n  in. dem  Weissen  der  Augen ,  das  Ge« 
gewöhnlich  etwais  aufgetrieben,    beson- 
wenn-das  Fieber  schon  einige  Zeit  ge- 
flt  bat,  klopfende  Kopfschmerzen,  beson- 
uhter  der  Stime.      Der  Ajppetit  fehlte 
ganz,    es  entstanden  Uebelkeiten^    und' 
s  freiwilliges   Erbrechen,    welches  auch 
immer  anf  eine  knrze  Zeit  Erleichterung 
^haffte.  Der  Dmrst  war  hier  aufserordent« 
heftig,    besonders  wahrtod  dem  Froste. 
Brost  war  auch  hier  eingenommen  und 
ielf;  ttch  ganz  wie  bey  der  zuerst  ange- 
ben  Form    dieser   Fieber,    und  eben  so 
i  die  Vorläufer«    Die  Haut  wurde  in  die- 
Fiebern    hey  Endigung  des  Paroxysmüs 
r  feucht,    nie  aber  kam,    besonders  ehe 
Einfluls  der  in  dem  Maj^en  und  Darm« 
de  befindliehen  örtlichen  Schädlichkeiten 
t  entfernt  war,     der  reichliche  Schwei& 
Vorscheine^  wie  bey  den  Fiebern  erste- 
Form.     Häufiger  entstanden  in  dem  Un- 
ribe  Bewegungen  und  Rumpeln,    worauf 
öhnlich    ein    oder    auch    zwei    Eöcvi^tstm 
de  folgten,    womit  sich  dann  der  ganze 
^xysmus^  besonders  die  fast  unerträglichen 
üidbmerzen,  theils  ganz' endigten  ^  xVi«^% 


—    ga    — 


Sm 


sich  doch  sehr  yermiiideiten.  Erfolgten 
freiwilligen  Ausleerungen  nicht,    und 
auch  nicht  durch  die  Kunst,'  etwa  durch  ai 
Klyistiery  bewürkt,  so  hielten  die  Kopfiidm» 
zen  noch  lauge  an,  ja  fast  bis  zuai  nächns 
Paroxysnms.    Der  Urin  wurde  hier,  im  V» 
hältnisse  des  genommenen  GetränkV,  in  a» 
f  siger  Quantität  abgesondert,  sah  roth  aus  ■! 
machte^    besonders    nach    dem    ParoxysHi 
eiof'n  starken  orangefarbigen  Bodensatz«  Kl 
Kräfte  waren  hier  nicht  sowohl  gesunken,  ä 
yii^lmehr  unterdiUckt.     Die  Patienten  fiihhtt 
hier  nicht  sowohl  eigentliche  Ermattung,  db 
vielmehr  eine  äulserst  lästige  Schwere  in  al- 1 
len  Gliedern.      Sie  erholten  sich  dalur  sack 
so  wie  nur  die  Ursache  des  Fiebers  smCtnt 
war  und  mit  dieser  die  Fieberanfalle  am&fii^ 
ten,    äufserst  schnell.    Den  meisten  sah  mift 
schon   nach  8  Tagen  nichts  mehr  von  lim 
Krankheit  an« 

Diese  Form  der  Fieber  gieng  ebenfiilb 
sehr  häufig  in  die  remittirende  über*  Ab« 
fast  immer  war  dieses  Folge  einer  vorbeige- 
gangenen widersinnigen,  auflösenden  und 
ausleerenden  Heilart.  Die  Kranken  kamen 
dadurch  nicht  allein  in  sehr  grofse  .Gefahri 
M>nder|i  sie  erholten  sich  auch,  wenn  nicht 
andere  öfters  ganz  unheilbare  Krankheiten 
daraus  entstanden,  nur  sehr  langsam«  Leider! 


H^^^^^^^^^^H 

^K^t    tf)  ^16  Erwachtene  Cd^c  von  ;e- 

^m              1  «dtranken.     Ganz  atte  P«r- 

^^                             n  dt>ch  »eltner  davon 

t                               _^^i'ichemlich  weil  ihre 

^^                        EinwürkliDgen   der  Au 

[                                 at  war^    sie  aUo  aodi 

iv                     .',     «U  ji^Dgere  Personen, 

^»                      ^        Starke  und^  robuste 

^                                  :'*i?*^ß    eben   so   häufig 

>                           ils  Scbwacbe,    nur  nahm 

\                          1    der  schon  mehr  krank- 

i^                         -'^;^ikejt,  das  Fieber  ge- 

1^                             ]  Grad  an,  und  gieng 

k                         1  tfinittirendes  Nervenheber          ' 

^^             J^^*i?r   Fi«^ber  hing  in  vielen 

^^T^        nilcin  Ton    der   schicklichen 

^^^^v     *  dem  V^rrh^lten  d«,»^ 

1^^^       I  «                i^st^jn  El 

1  ^                             .1-    in    s*'l 

riucli  au 

halle,    Kranr 

"   n    bcry   L^                         ^^^^| 

ic*idt*n                           ^^^H 

üincin                           ^^^H 

tue  chronisch'                       ^^H 

<id                                            ^^M 

^^M 

^^H 

^^^^^^^j 

-    94    - 

beiten   aus   alten  Versessenheiten    herleitete, 
und  alle  Uebel  einzig  und  allein  durch  soge- 
nannte auflösende  und  abfuhrende  Mittel,   in 
Verbindung  mit  den  köstlichen  Visceralkljr- 
stieren,     heilen  wollte«      Hierzu  kommt  nnii 
auch  noch,  dafs  die  meisten  gemeinen  Leute, 
so  wie  sie  eine  Unpä&lichkeit  befallt,  sogleich 
selbst    ihre  Zuflucht    zu   heftig   ausleerenden 
Mitteln  nehmen,   wo  ihnen  dann  leider! .fon 
vielen    Seiten    her    treue    Hülfsleibtung.  ge- 
schieht. —  So  möchte  es  in  der  That,  wenn 
man    diese,    besonders    hierhin    schwächend 
würkenden  Dinge  alle  zusammen  nimmt,  laicht 
zu  bewundern  seyn,  wenn  nach  solchen  Vor- 
gängen in  diesen  Theilen,    dem  Magen  und 
Darmkanale,    so    wie   in    den   mit  ihnen  in 
unmittelbarer   Verbindung   stehenden  Eing-- 
weiden,     die  Erregbarkeit  so  vermehrt  wird» 
dals  sie  bey  jedem,   auch  dem  unbedeutend- 
sten   Zufalle,    sogleich   mit    afficirt    werden, 
wodurch  dann  krankhafte  Reaciionen,  fehler» 
hafte,    zum  Theil  auch  vermehrte  Absonde- 
rungen   entstehen ,     wovon    dann    überhaupt 
das,     was   man   unter    dem  Nahmen  Sonks 
primarum  viarum  versteht,  die  Folge  ist. 

Diese  Fieber  überhaupt  verschonten  we- 
der Alter,  Geschlecht,  noch  Leibesconstito* 
tion.  Ich  sah  ganz  kleine,  erst  einige  Wochen 


-     9«     -        , 

alte  Kinder,  so  wie  Erwachiene  fast  von  je- 
dem Alter  daran  erLranken.  Ganz  alte  Per* 
ftonen  sciiienen  indessen  doch  seltner  daron 
befallen  zu  werden,  wahrscheinlich  weil  ihre 
Erregbarkeit  an  die  Einwürkungen  der  At- 
mosphäre schon  gewöhnt  war,  sie  also  auch 
-nicht  in  dem  Crade,'  als  jüi^ere  Personen, 
davon  affidrt  wurden.  Starke  und^  robuste 
Menschen  wurden-  hingegen  ebei^  so  häufig 
davon  angegriffen,  als  Schwache,  nur  nahm 
bejr  letztern,  wegen  der  schon  mehr  krank- 
haft vermehrten  Erregbarkeit,  das  Fieber  ge- 
wöhnlich einen  heftigem  Grad  an,  und  gieng 
dann  leicht  in  ein  reouttirendes  Nervenfieber 
oder  Typhus  über« 

Die  Dauer  dieser  Fieber  hing  in  vielen 
Fällen  fast  ganz  allein  von  der  schicklichen 
.  Behandlung  und  dem  Verhalten  des  Kranken 
ah.  Bey  den  aller  schlimmsten  Erscheinun- 
gen sah  ich  öfters  Kranke  in  sehr  kurzer 
Zeit  geneseh,  so  wie  ich  auch  auf  der  andern 
Seite  Gelegenheit  hatte,  Kranke  zu  sehen, 
die  an  geringen  Zufällen  bey  unschicklicher 
Behandlung  sehr  lange,  leiden  mulsten;  wo 
endlich  das  Fieber  in  einen  Typhus  oder 
Synochus,  oder  in  eine  chronische  Krankheit 
üb^gieng,  und  so  bald  sclinell,  bald  langsaifi 
gjegen  das  Leben  des  Patienten  würkte« 
Nahm  bey  den  Fiebern  mit   den  eigentlich 


-     96     - 

neryosen  Zurällen  der  Frost  zu,  so,  dab  er 
mehr  dem  gewöhnlichen  Fieberfroste  nahe 
kam,  so  war  auch  die  darauf  folgende  Hitze 
nicht  80  lang  anhaltend  und  ermattend;  et 
kamen  dann  gewöhnlich  vermehrte  Secretio* 
nen  durch  den  Schweifs  und  Urin,  und  in 
den  gewöhnlichen  Fällen  blieb  das  Fieber 
sehr  bald  selbst  ganz  weg.  Oefters  liela  der 
Paroxjsmus  so  weit  nach,«  dals  nur  ein  Star- 
ker, ziemJicJi  erschütternder  Frost  und  wenig 
Hitze  kam,  und  statt  dieser  aber  Kopf  jchmer» 
zen,  vorzüglich  im  Vorderkopfe.  Dann  wa- 
ren gewöhnlich  noch  schädliche  Materien  in 
den  ersten  Wege  unterhaltende  Ursache  des 
Fiebers,  und  dieses  hörte  dann  gewohnlichs 
auf  ein  gelinde  ausleerendes  Mittel,  sogleich 
ganz  auf. 

Diese  Fieber  hingen,  wie  ich  schon  oben 
bemerkte,  fast  ganz  allein  von  d^er  Verände- 
rung ab,  welche  sowohl  in  djmamischer  als 
qualitativer  materieller  Hirisicht,  durch  die 
EinwUrkung  der  eigenthümlichen  Beschaffen- 
heit der  Atmosphäre  in  dem  menschlichen 
Körper  war  hervorgebracht  worden.  Nit 
aber  konnte  ich  das  von  einigen  großen 
Aerzten  angenommene  eigenthümliche  Weobp 
selfiebermiasma  wahrnehmen.  Viele  Beobadii* 
tungen  zeigten  mir  im  Gegcntheile,  dals  die- 
selbe Ursache,  welche  ein  Wechselfieber  ver- 

aipilalstt, 


—     97     — 

anlafste^    audh  untfr  andern  Umstnüden  ein 
mderes   Fieber  oder   eine  sonstigp  Krankheit 
erseiigen  konnte.     War  die^e   e.  rogrode  Ur* 
•acho)     ron  welcher  das  Fieber  lunüchst  ah* 
Jiing',  erst  einmal  in  dem  Körper  eiseugt,  so 
war    sie    auoh   im   Stande,     unter    gewissen 
Umstanden    und    Bedingnissenr,     durch    die 
Ausdünstung  und  unmittelbare  Berührung  auf 
andei«  Körper  Überzugehen,  und  gleiche  oder 
docdi  ähuliche  Fieber  zu  erregen.     Vorzüglich 
geschah  diese  Ansteckung  dann  sehr  leicht^ 
Wenn  der   Körper   schon    an    rheumatischen 
Zufällen,  als  Gliederreisaen,    oder  Geschwulst 
n.    dgL     litt*      Dieses    zeigten    mir  mehrere 
Falle  aulser  allem  Zweifel«     Wegen  der  aus« 
aetordentUchen    Menge    von    Kranken,    die 
öfters   auf  jeinmal  an  diesen  Fiebern  ins  La« 
sareth  gebracht  wurden,    war  der  nichts  we-^ 
niger  als  beschränkte  Raum  doch  nicht  hin« 
reichend,     jeden,   von    diesen    besonders    zu 
legen«    Es  traf  sich  daher  bisweilen,  dals  ei- 
ner mit    einem   gelinden    Wechselfieber    mit 
einem  andern  Kranken  unter  eine  Decke,  zu 
liegen    kam;     es    dauerte    dann    gewöhnhch 
nicht  lange,    ao    hatte  dieser  dasselbe   oder 
ähnliche  Fieber  seines  Bettcammeraden;  und 
eben    dieses   geschah    noch   häufiger   in    den 
Cantonnirungsquartieren ,    ehe  sie  in  das  La- 
zäreth  kamen«      In   eii^em   Falle   suchte  ich 
XVIIL  ^'  «•  ^t.  G 


-.     98     - 

diese  Ansteckung  auch  absichtlich  zur 
hing  eijpker  hartnäckigen  rheumatischen  1 
geschwulst  au  bewürken,  und  es  g 
ganz  ToHkommen.  Da  dieser  Fall  vidi 
einige  Anfmerk^oikeit  verdienen  möcfat« 
will  ich  ihn  daher  hier  etwas  niüständl 
erzählen*  Ein  Soldat,  Nameos  Schuffer^ 
Leibgrenadierbataillon,  muiste  bey  t 
Marsche  im  Herbste  1797  eines  Morgen 
sumpj&gen  Wiesen  öfters  im  Wasser  g 
Bald  darauf  empfand  er  reissende  Sehn« 
in  beiden  I  vorzüglich  dem  rechten  Ui 
schenket,  die  sich  bis  an  und  über  das 
erstreckten.  Nach  einigen  Tagen  lieisei 
Schmerzen  im  linken  Beine  nach,  di^ 
aber  fing  das  rechte  Knie  an  etwas  dÜ 
werden,  und  schwoll  so  in  kurzer  Tjit 
einer  beträchtlichen  Gröfse  an.  Er  emp 
dabey  heftige  Schmerzen  darin ,  konnl 
nicht  bewegen  und  also  auch  nicht  ^ 
lieh  gehen.  Die  beträchtliche  Gesck 
war  mäfsig  hart,  elastisch,  und  Temrsi 
beym  Anfiihlen  starke  Schmerzen.  Ei 
übrigens  gesund  aus,  hatte  guten  Ap] 
konnte  aber  wegen  der  häufigen  Schme 
die  sich  besonders  des  Nachts  über  eu 
den,  wenig  oder  gar  nicht  schlafen«  In 
sem  Zustande  wurde  er  den  17.  Novei 
1797  in   das    Feldlazoreth    nach    Bickes 


—     99     — 

gebracht.     Mehrere  Wöchpn  suchte  ich  diese 
Geschwulst    durch  die  wiirksamsten  antirheu- 
matischen Mittel  zu  aertheilen«      Es  wurden 
in   der  Absicht  inoerlich  verschiedene  Anti- 
monialpiäparate,  Guajak-Harz,  Calomel^  Tot«- 
aiigUch  aber  Aconüum  und  Opium  nach  und 
nach  gegeben.   Aeulserlich  aber  wurden  war- 
me Bäder I    Einreibungen  von  flüchtigen  Sal* 
ben   und  Oelen  mit  Opium  und  Mercurius, 
Einwickelungen     von    Flanell     und     frischer 
Schaalwolle,   Blasenpflaster ,    das  Vnguentum 
SquilUtivum    und  amm/niacale  angewendet. 
Dabey    trtok  er  noch  Ptisanen  aus  Stipüe§ 
dulcamarüBf    Lign.  Juniperiy     Bad*  Bardan4 
xmA  Graminit.     Alle  diese  Mittel  aber  schie- 
nen 'ganz  umsonst    angewendet  ^  au   werden ; 
das  ^UebeI     blieb    im    Ganzen    unverändert. 
Kaum,  dals  nur  des  Nachts  über  die  Schmer« 
sen  ein  wenig  nacblielsen«    Da  ich  sah,  dalül 
durch  diese  Arzneien  hier  wenig  würde  aus- 
gerichtet werden,    so  kam  ich  auf  dia  Idee, 
daia,  .wenn  der  Patient  in  einen  fieberhaften 
Zustand  versetat  werden  könne,    durch  diese 
BLevolütion    der    hier    im    Knie    featsitzen.de 
llieamatische  Stoff  wohl  am  besten  in  Bewegung 
kommen,     und  dann   Wohl  mit  d^^m  Fi^beir 
anj^ch  gehoben  werden  könne.  Da  der  Pa- 
tient ein  wohl  genährter,  volKaftiger,  starker 
Mann  war,  so  schien  es  mir  nöthig  zu  seyn, 

G  a 


leine  Erregbarkeit  zuvor  aaf  einen  gewissen 
Grad  zu  vermehren,  um  ihn  dadurch  für  ei* 
nen  neuen  Reitz  empfänglicher  zu  machen« 
Um  dieses  zu  bewürken,  gab  ich  ihm  täglidi 
•o  viel  Glaubersalz  y  dafs  es  ihm  ein  bis  zwei 
flüssige  Stühle  verursachte ,  und  liels  ihm 
dabey  eine  etwas  sparsamere  Diät .  reicheiu 
Nach  Verlauf  von  6  Tagen  fühlte  er  sich  um 
ein  Merkliches  matter.  Die  Schmerzen  nah- 
men dabey  eher  etwas  ab  als  zu,  die  Ge- 
schwulst aber  blieb  unverändert.  Um  nun- 
mehr die  Fieberansteckung  selbst  zu  bewür- 
ken,  lieüs  ich  ihn  zu  einen  andern  Kranken 
mit  Tertian- Fieber,  während  des  Fieberan- 
falles,  ins  Bett  legen,  und  damit  er  dar 
Ausdünstung  ganz  ausgesetzt  sej,  mit  einer 
Decke  bis  nach  geendigtem  Paroxysmns  zih 
decken.  Diese  Procedur  wurde  bejr  den  zwei 
zunächst  auf  einander  folgenden  Parozysoea 
wiederholt»  Den  dritten  Tag  hierauf  fiiUta 
er  eine  ungewohnte  Schwere  und  Triglieil 
in  allen  Gliedern,  wozu  noch  bald  fluchtigi 
Kopfschmerzen  und  Schwindel  kamen.  Dsr 
Appetit  nahm  zugleich  ab,  der  Giaachmaqk 
wurde  fade,  schleimigt  und  die  Zunge  wcib 
blasigt  belegt,  der  Schlaf  wurde  unruliigv 
nnd  nicht  mehr  erquickend.  Ich  war  flini" 
mehr  nach  diesen  Erscheinun|(en  fibenengt^ 
dais  er  in  Kurzem  würkliches  Fieber  bdboü* 


—     101     -*. 

men  würde«    Den  5ten  Tag,  atdidem  «r  das 
letztemal    be^   dem    Fieberpttieiiten    gelegen 
hatte,  kam  ein  Fiebef*,  das  mit  Froit  anfing, 
bey  ihm    znm    Vor&cheine,    weichet  taglidi 
wieder  kam,    und  dem  eigentlich  nervöaen^ 
•o  wie  ich  es  oben  beschrieben  habe,    sehr 
nahe  kam.    Schon  nach  dem  zweiten  Paro^ 
jjioiua  bemerkte  er  einen  etwaa  rermehrten^ 
mehr  ziehenden  Schmers  in  der  Geschwulst 
am  Knie,  wobey  es  schien,  als  nälyne  sie  an 
ihrer  Grölse  etwas  ab.      Nach  dem  sechsten 
Paroxysmus  lielsen  die  Schmerzen  £ut  ganx 
nach,  die  Geschwulst  wurde  betrichdich  klei- 
ner,   und  er  konnte    den  Fuis    besser   nnd 
fast  ohne   alle  Schmerzen    bewegen.      Nach 
dem  gten  Paroxysmuk  waren  Schmerzen  und 
Geschwulst  am   Knie  gänzlich  rerschwunden^ 
tind  er.  konnte  den  FuIs  ganz  firei  bewegeni 
wie  ^r  wollte.      Das  Fieber  suchte  ich  dann 
nach   der   noch   zu    bestimmenden  Methode 
zu  heilen,    welches  auch  in  wenigen  Tagen 
glodkte.    Ohne  dais  er  nachher  anch  nur  die 
geringsten  Schmerzen  in  den  FUlsen  empfun- 
den,   oder  dais   man   noch  etwas  von  der 
Geschwulst      am      Knie      entdeckt     hitte^ 
yerliefs    er    bald   darauf  die   Krankenstube»- 
und  vollkommen  gesund  kehrte  er  bey  der 
toten  Gelegenjieit  zu  feinem  Bataillon  zurück^ 
Ick  konune  nun  zu  dem^  was  idi  besonn 


—    toa    — 

dets  bejr  der  Heilung  dieser  Fieber  beobiich* 
f ete^  Obgleich  diese  Fieber,  wie  ich  sphon 
oben  betherktf!,  überl^^ipt  asthenischer  Art 
"Äraren,  so  war  es  doch  zu  einer  schnpllttB 
ifnd  sichern  Heilung  unumgänglich  notbwen« 
dig,  nicht  aliein  auf  das  dynamische  Rein- 
rerhäliniTs  den  Körpers  zu  sehen,  ali^  lach 
ganz  besonder^  aiif  die  Veriänderung ,  wekhe 
durch  die  einwiirkung  der  verschi^idetoi 
Potenzen  der  Atmosphäre  in  der  organischen 
Mischung  selbst  entstanden  war,  und  w^cha 
letztere  besonder^i  in  dem  L jmph  •«  und  Dirii- 
semysteme  statt  fand«  Denn  berör  die,  in 
diesen  zur  Lebensöperation  so  wichtigen  Qp* 
ganen  entstandenen  Stodeungen  gebobeo,  «od 
befor  ihre  zum  Theil  schadhaft  yerandeiten 
Contentarerbessert,  und  auf  den  normalen 
Zustand  ^urUck  gebracht,'  oder  zum  TheU 
rfuch  durch  irgend  eine  Absonderung  >  eitier- 
Mrt  waren,  sah  ich  weder  in  dieser,  noch 
ändern  Fieberformen  eine  glOckliche  und 
l^nzHche  Heilung  erfolgen.  Es  ist  zwar  nidit 
zu  läugnen,  dafs  in  yieleh  Fällen,  so  wio 
Gberbaupt  die  Leben^thätigkeit  d«s  gamen 
Körpers  wieder  auf  den  normalen  Grad  m- 
ilickgebracht  wird;  auch  diese  Stockungen, 
durdi  die  rermehtte  Energie  der  einielaeft 
Organe  gehoben  werden,  und  da&  eben  hter« 
darüh  auch  die  Mischung  der  Materie  Terinderti 


_    loS    — 

und  diese  tum  Theil  auch  ansgafÜhit  wird.  AUeia 
in  vielen  Fällen  Fand  dieses  entweder  gar  nicht 
•tatt,  oder  es  gieng  nur  äufserit  laogsam 
Ton  statten  I  und  die  Krankheit  selbst  hielt 
nm  so  viel  linger  an.  Es  muikten  daher  auch 
aolcha  Mittel  angewendet  werden,  welche 
aulser  ihrer  allgemeinen  Wurkung  auf  den 
Körper  j  noch  ganx  vorzüglich  auf  vermehrte 
Thitigkeit  in  jenen  leidenden  Organen  wfir- 
ken.  Sehr  gut  lielsen  sich  die  Mittel  dieser 
beiden  Hanptindicationen,  wegen  ihrer  Wech* 
aelwürkung,  mit  einander  vereinigen.  Hier- 
her gehörten  überhaupt  die  Büttel,  welche 
man  oater  dem  Nahmen  flüchtige,  durchdrin- 
gende, reitzende  begreift  Von  diesen  wen- 
dete ich  in  diesen  Fiebern  vorzüglich  folgen- 
de mit  dem  besten  und  schnellsten  Erfolge 
«n,  als  Plores  Arnicae  und  ChamomiUae, 
üadix  Falerianaej  Serpeniariae  und  Caryo* 
phyliaiaej  ganz  vorzüglich  häufig  den  Gam- 
pheTi  als  eins  der  aller  würiuamstea  Arznei* 
mittel,  sowohl  in  dieser  als  der  andern  Form 
der  asthenischen  Fieber.  Mit  diesen  wurde 
sehr  h&nfig  der  Spiritus  Mindereriy  Spiritus 
Salis  dulcis^  Liquor  ßnoäyn.  mUiier.  H*^  Liq. 
C  CL  Suce.  und  Wein  in  Verbindung  ge- 
setzt,  in  einigen  Füllen  auch  Moschus  nati^ 
«W9  Utadt^  nber  der  Moschus  arti/icialis, 
wehdier  sich  nicht  allein  bey  a&okn^chen  Aeus- 


AenmgeB  des  Neiren^ystems/  .ak  Kiia^ 
etc. ,  sondern  auch  bey  sehr  gesunkenen  b 
bensäulserungen,  -  sehr  wfiduam  -  mäg^ 
und  wpgen  seiner  Wohlfeilheit  aehr 
pfehlen  ist-  «-*  Dann  wendete  ich  noch  soleb 
Mittel^an,  welche  wegen  ihrer  ganz  eigenthiU 
chen  Wilrkung,  besonders  in  den  feinatenGflfi» 
aen  des  Lymph-  und  UrUsensystema  Yermidi 
Thätigkeit  heryorbiini^en ,  die  Stöckungam 
diesen  heben,  und  überhaupt  Termdrt 
Secretionen,  besonders  des  Unna  undSchm» 
ses,  bewürken.  Hierher  gehören  fast  i 
meisten  Aniimonialpräparate,  die  Xmcnm 
guajaci  volaülisy  gan)E  yorsüglich  du  iSr 
iractuin  aeoniü  und  die  Radix 
ffyösfyamuM^  Digitalis  purpurea, 
das  hier,  seiner  allgemeinen  WUrkung  Bsch 
so  ganz  passend  gewesen  wäre ,  wendats  id 
dochv  da  es  den  meisten  Kranken,  andii 
kleinen  Dosen,  nicht  so  gut  bekam,  aiA 
so  häufig  an«  Aulser  der  unangenehmen  tf 
haltenden  Leibesverstopfung,  die  ea  bewüikl 
empfanden  die  meisten  Kranken  auf  sd 
kleine  Gaben,  schon  eine  unangenehnie  h 
taubende  Empfindung  im  KopFe.  Weit  Bi 
ber,  und  mit  wahrem  Nutzen  gab  ich  dah 
an  de>sen  Statt  das  hxiracium  Hyo^tymm 
Es  beruhigte  die  anomalischen  Bfewia|{niigi 
des  fiervensystema  aehr   ^t^    di«  Knnla 


fiihltan  immer  ein  gewiises  WoMbehagen' 
darauf  y  vorzüglich  wenn  es  mit  dem  Aconito 
yerbunden  war.  Die  riieumatischen  Schmer- 
zen, die  Beklemmungen  der  Bnut,  vermin« 
derten  sich  darauf  sichtbar,  und  hiermit 
nahm  auch  das  Fieber  selbst  ab. 

'Ifit  ungemein  gro&em  Nutzen  verband 
ich  öfters  mit  diesen  fliichtig  reittenden  auch 
säuerliche  Mittel,  vorzüglich  wenn  zugleich 
örtKdie  Schädlichkeiten  im  Unterleibe  sutt  fan- 
den, als  Tamarinden,  kleine  Portionen  Cre^ 
mar  ianarij  oder  Sal  essentiäle  iartarij  und 
ganz  vorsügUcb  häufig  das  Sal  ammoniao.^ 
als  ein,  wahrscheinlich  uregen  der  prädomini« 
renden  Kochsalzsäure,  hier  ganz  vorzüglich 
wiirLsames  Mittel  Durch  diese  an  Saneiw 
Stoff  reichhaltigen  Mittel  wurde  nicht  allein 
der  ganze  Körper  erfrischt,  der  öfters  sehr 
heftige  Durst  gestillt,  sondern  sie  setzten 
besonders  auch  einzelne  Secretionsorgane,  vor-» 
züglich  die  des  Urins,  iu  grolsere  ThStigkeit, 
welches  immer  eine  in  diesen  Fiebern  sehr 
erwünschte  Sache  war.  Obschon  diese  Fie- 
ber ganz  in  die  Klasse  der  asthenischen  ge- 
hörten, wo  einige  Aerzte  weder  säuerliche 
Mittel,  als  vermeinte  schwächende  Potenzen, 
noch  viel  weniger  eine  etwas  vermehrte  Lei- 
besöffnung w(rilen  statt  findtfi  lassen,  %o 
kann  ich  doch   veifidieni,    daik  aick  alU 


—    iq6    ^ 

meine  Kranken,  auch  die  den.  Umitlnfai 
naeh  sehr  schwachen,  sehr  erleichtert  St 
ten,  wenn  sie  täglich  einen. föculeaten  Snä 
hatten,  welcher,  aufi^er  der  andern  Wuriui 
ebenfalls  durch  diese  Mittel  erhalten 
Nie  sah  ich  auch  bey  so  vielen » 
Gestalten  dieser  Fieber  nur  den 
femtesten  Nachtheil  für  die  GenMung 
erfolgen«  Im  Gegentheile  wurden  die  ei^ 
lieh  flüchtig  reiuenden  Mittel  hierauf  S&B 
weit  wiirksamer  und  eindringendet.  JA 
mvSs  überhaupt  ganz  frei  gestehen  ^  dals  id 
mirwnicht  rorsteilen  kann,  wie  in  irgead  » 
ner  Form  des  Uebelbefindens,  im  fieberba/he 
Zustande,  wo  stündlich  Arzneien  gwnuaea 
werden,  wo  man  dem  Kranken,  oft  gepaiSl- 
len  Appetit  mehrere  nahrhafte  Speisnii  )• 
sogar  in  ziemlicher  Quantität,  mstopfti 
eine  8  bis  ai  und  mehr  tägige  Leibes versUif 
fung,  wie  in  neuem  Beobachtungen  engl' 
fuhrt  wird,  die  man  noch  dazu  durch  anhalte»li 
Mittel  recht  absichtlich  hervorzubringen  sucht 
von  wahrem  Nutzen  seyn  kann.  Im  GegM 
theile  kann  ich  versichern,  dals  bej  denei 
wo  sich  eine  so  groüse  Verstopfung  der  as 
türlichen  Escretionen,  als  die  des  Stuhls  nni 
Urins,  einfand,  immer  die  grölste  Lebeosga 
Eahr  zugegen  war,  ja,  wenige  sah  ieh  bej 
(iie§ea  eintretendfon  S^usgiomva  "«ivbiiMz  ^|MI» 


,  Kexneswegft  aber  will  ich  hier  der  §a» 
$  voa  jedem  TemUnftig  denkende»  .Ancte 
;st  vergessenen  Auflösunga^  nnd  Auslee»- 
gsmethode  auf  irgend  eine  Art  das  Wort 
en,-  Denn  dtiese  ist  selten  ^  in  diesen  Fiei- 
a  ^aber  gewils  nie»  von  wahrem  Nutzen 
resen,  dk  sie  gans  der  Natur  der  Kcanfc- 
t  iQwider  ist. 

Oefters  warcgu  aber  auch  diese  flUchtig 
I  zum  Theil  specifik  reitzenden  Jdittel 
bt  hinreichend,  eine  Abreiniguog  der 
nkhaft  veränderten  organischen  Stoffe,  als 
rissermafsen  der  nächsten  Fieberursache, 
xh  die  natürlichen  Secretionswege  hervor^ 
»riDgen ;  und  um  dieses .  zu  bewUrken, 
tsten  gleichsam  neue  Organe  geUIdet  wer- 
I,  Welches  besonders  durch  die  Anwen^P 
lg  der  Blaseupflaster  bewiirkt  wurde, 
rch  die  hierdurch  entstandenen  künstlichen 
ichMriire— -  depn  sie  muTsten  bis  zum  Zie<- 
i .  einer  Blase  liegen  bleiben  — -  wurde 
ht  allein  durch  die  Eyterung  eine  patho» 
iache  Absonderung  bewUrkt,  sondern  es 
rden  •  durch  diesen  Reitz  auf  der  Haut, 
Ji  andere,  Öfter&  lange  gegen  gleichsam 
«ufik  ritzende  Mittel  unempilndlich  geblie» 
I«  Secretionsorgane^  als  die  des  Urin^^  in 
ibera  Thätigkeit  gesetzt,  und  so  die  krank- 
te Anlage  entfernt.    So  sehr .  tncV  %^Cj»> 


—    xo8    — 

diesen  Gebraach  der   Blasenpdaster  von  ei» 
nig<>n  Af^rzten,    nach  angenommenen  theore-< 
tischen  Sätzen,  bejr  allen  Asthenien,    wo  sie 
schwächend  würken  sollen,  geeifert  wird,  und 
man  nicht  allein  ganz  und  gar  keinen  Nn^ 
cen,    solidem   im   Gegenthcile  den  groJatem 
Nachtheii   beobachtet   haben    wrll,     ao  kann 
ich,    da  mir  bisher  so  viele  Falle  gerade  das 
Gegentheil  bewiesen  haben,    mich  doch  ton 
diesen     speculativen     Ansichten    keineswegft 
überzetigen.  —    Diese  Mittel  waren  bey  den 
im  eigentlichsten  Sinne  nervösen  Fiebern  £ut 
unentbehrlich,  beaonders  je  mehr  anomaliacht 
Bewegungen  und  Aeusserungen  des  NttteBF 
Systems  vorhanden  waren. 

Die  apeciellere  Anwendung  dieser  Ifittiel 
richtete  sich  immer  nach  den  einzehien  ?er» 
achiedenen  individuellen  Fällen  und  den  di* 
bey  erscheinenden  Umständen.  War  das 
Fieber  Von  einem  geringen  Grade ,  ohne  dafs 
besondere  Zufälle  dabey  zugegen  waren,  ao 
wie  bey  den  zuerst  be&chriebenen,  so  war 
Öfters  ein  Infusum  Flor,  arnicae  mit  etwas 
Sal  ammonic.  und  Spirii.  Minderer.  hinrei> 
reichend,  es  zu  heben*  Waren  die  Zufalb 
heftiger,  so  wurde  der  Infusion  noeh  Bai 
Paler.  oder  Serpeniaria  zugesetzt.  Je  hefii* 
ger  die  Hitze  und  der  Schwindel  waren,  ja  . 
klein&t   und  mattet  sich   zugleich  der  Pub 


—    log    — 

nfUhhe,    desto  mehr  war  immer  der  ganze 
prganismu»  angegriffen,  und  erforderte  daher 
ILudh  einen  anhaltendem  und  öftern  Gebrauch 
JBLer  flüchdg  reitzenden  Mittel.       Zeigten^ die 
Eufälley    dals   das  ganze  Empfindungsyermö« 
gen,     Gehirn    und    Nervensystem    in    einem 
hohen  Grade  afiicirt  waren,   so  wie  bejr  den 
Etebern   der  zweit;en  Art,     so  war  ein  noch 
öfterer  Gebrauch  der  durchdringendsten  fluch- 
lag  reitzenden  Mittel  nöthig,  um  die  Thätig« 
k^eit  der  einzelnen  Organe   so  zu  vermehren, 
4lftfs  sie  dem  natürlichen  Zustande  näher  ka- 
men*    Unter  diesen  Mitteln  zeigte  sich   be** 
.sonders  der   Campher  sehr   wüiksam*      Die 
heftigsten  Fieberparoxysmen  mit  den  bedenk« 
lichsten    Zufällen,    gaben    sich  nach,  seiner 
Anwendung  sehr  bald.     Die  Gabe  dieses,  in 
/^ler  Hinsicht  vortreflicfaen  Mittels,    muC^ta 
sich  immer  nach  dem  Grade  des  Paroxjrsmus 
sichten.    Je  heftiger  dieser  war,  desto  starker 
mnlkten    die  -  stiindlichen    Portionen    dieses 
Mittels  seyn,    die   sich  bisweilen  auf  2  biji  3 
Gr.beliefen,  so  daIböftersinnerhaIb24Stunden 
fiber  eine  Drachme  und  mehr  gegeben  wur'ie« 
Waren  hingegen  die  Zufälle  geringt  r,  so  war 
Öfters   schon  ein  halber   bis    ganzer   Scrupel 
hinreichend,    dieselbe  gute  WUrkung  hervor« 
subringen. 

>Varen  anhaltende  krampfhafte^   aivom^* 


-—      110      — 

lösche  A^u&erungen  des  Nenren^stejns  bey 
diesen  Fiebern,  so  erforderten  diese  yorziig« 
lieh  den  Gebrauch  solcher  Reitzmittel,  welche 
zugleich  ein  betäubendes  (narcotisches)  Prin« 
dp  enthalten.  In  dieser  Hinsicht  verband 
ich  mit  den  scho^  oben  genannten  Arzneien 
Opium  ^  bisweilen  das  Extractum  nucü  vomi» 
cae^  am  häufigsten  aber  aus  den  schon  oben 
angeführten  Gründen  das  Extractutn  Ifyos» 
tyanuy  und  zwar  gewöhnlich  mit  dem  E»* 
iraao  aconlti  in  Verbindung.  Gewöbniidi 
lieft  ich  eine  halbe  Drachme  Extractum  Hyof^ 
cyami  und  eine  Drachme  Extractum  aetmid 
in  t4  Drachmen  Zimmetwasser  auflösen,  nnd 
hierzu  a  Drachmen  Spiritus  Salis  dulcis  Ümu 
Hiervon  liefs  ich  anfanglich  alle  s^  StuttdeA 
n^ben  dem  Campher,  i5^  räch  und  aach 
aber  bis  auf  60  Tropfen  steigend  9  nehnaiu 
Ob  zwar  schon  die  Gabe  dieser  beiden*  MitJ 
tel  yielleicht  das  Gewöhnliche  iiberschrcdtet; 
so  kann  ich  nach  vielfäliigen  Erfahruligifll 
rersichehi,  dais  A  bis  4  Gran  dieser  Extrsctl 
des  Tags  iiber  gegehen^  gewöhnlich  nicht  di4 
geringste  Würkung  hatten* 

Waren  gastrische  Zufälle  mit  diesen  Fia^ 
bem  verbunden,  dann  erfor^lerten  diese,  na» 
ben  den  angeführten  Reirzmi^teln,  die  Aa* 
Wendung  eigentlicher ,  jedoch  nur  schwaeh 
wiirkender  Ausleerungsmittel.     Waren  hiecsu 


—     XII     — 

Je  sSthigen  Anseigen  yollianden,  äh  beson- 
tmrs  ein  heftiger  Froit^  mit  mälsiger  darauf 
slgender  Hitze  b#y'm  Paroxjrsmus^  anhalten- 
Le  klopfende  Kop&chmenen  unter  der  Stirne^^ 
Lnangenehmeii  öfteres  Aufstolsen  mit  Nei* 
;nng  cum  Erbrechen ,  Spannen  und  Drücken 
m  Unterleibe  9  wozu  sich  öfters  Leibschme^ 
&en  gesellten^  vermehrter)  gespannter^  härt-^ 
iobetf  mehr  unterdrückter  als  matter  Puls  u. 
u  yt.  Dann  war  öfters  ein  gelindes  Brech- 
iiittel  von  Ipecacuanha^  oder  häufiger  ein 
i«hw|iches  Infumm  Potior.  Sennae  mit  etwas 
Cremor  Tariarij,  das  einige  flOssige  Stühle 
bewürkte»  hinreichend»  alle  tiblen  Zufälle  auf 
«inmal  tu  heben«  Die  Kranken  leerten  ge- 
^röhnüch  eine  ziemliche  Portion  Schleim 
und  Galle  aus,  und  in  vielen  Fällen  sähe  ich 
hierauf  die  Fieberzufalle  ganz  aufhören,  ode^ 
ll^rden  doch  so  vermindert  dals  dann  ein 
ganz  gelindes  Reitzmittel  im  Stande  war,  die 
nöthige  gleichförmige  Action  der  organischen 
Theile  zn  bewürken,  und  so  eine  vollkom« 
jnene  Reconvalescenz  hervorzubringen. 

Bey  diesen  Fiebern  überhaupt  bekamen 
die  Kranken,  den  Umständen  gemäfs,  Wein; 
Bum  gewöhnlichen  Getränke  aber  Wasser,  das 
mit  Weinessig  y  oder  Sal  essendale  tanari^ 
oder  am  hSufigsten  mit  Schwefelsäure,  bis  zu 
«inem  hinlänglichen  Grade  von  Siure  vev- 


—      113     — 

mischt  war«      Zur   Speise    aber   wurde   den 
Kranken,  so  lange  noch  Fieberzufalle  erschie- 
nen, nichts  als  Suppe  gereicht«  die  aus  einer 
malsig  starken  Fleischbrühe  bestand  ^     worin 
bald    geschälte   Gerste,    Reis,    Spelzengrieiiy 
bald  etwas  Weifsbrod  gekocht  war.       Fieisdi 
in  Substanz  liefs  ich  gewöhnlich,  wenn  auch 
die  Verdauungsorgane    wieder    mehr  Thätig* 
keit   erlangt    hatten  und   vermehrter  Apparit 
sich  eingefunden  hatte,    doch  nicht  eher  ge« 
hWj,   als    bis    gar   keine    FieberbewegungfU 
mehr  erfolgten*    Denn  ich  fand  immer,  daJs, 
wenn  auch  der  Appetit  so  ziemlich  war ,  und 
die  Verdauung,  dem  Anscheine  nach,  in  der 
Ordnung  Yon  statten  gieng,     das  Fieber  im* 
mar  langer  und  hartnäckiger   wurde,    wann 
der  Patient  zu  viele  consistente  Speisen  zu 
•ich  nahm.     Denn  dex|[Ieichen  schon  härtere 
Speisen  erfordern,    wie  hinlänglich  bekannt 
ist,  immer  einen  gröfsem  Aufwand  von  Kriif^ 
ten,  bia  sie  der  Magen  gehörig  verdaut;  aller 
Aufvrand  und  alle  Anstrengung  von  Kräften 
,  aber    vermehrten    immer    die    Fiebeiranfalle» 
Auch  kann  in  der  That,  so  lange  das  Fieber 
anwesend  ist,  wegen  der  allgemeinen  Störung 
der    verschiedenen    Organe    des  Körpers  in 
ihren  Functionen,    wohl  nie  eine  gana  gute 
Verdauung  statt  finden.     Wird  nun  der  Mt* 
gen  mit  zu  rillen  Nahrungsstoffen  oder  gar 

noch 


ftöcli  mit  ICörpern  angefüllt ,  die  er  nur  halb» 
öder  nicht  gehörig  schnell  verdauen  kanii^ 
to  bleiben  diese  zu  lange  daselbst  liegen,  er-  ^ 
ieügeü  viele  beschwerliche  Blähungen  ^  und 
.treriuiachen  in  der  Hinsicht  nicht  allein  viele 
Beai:hwerden,  sondern  vermehren  auch  ebea 
dadurch  die  Fieberzufälle^  wie  mich  viele 
tiSle  hinlänglich  überzeugten« 

Nach  diesem  angezeigten  tleilplane  wa« 
tea  gewöhnlich  die  Ursachen  und  mit  diesen 
das  Fieber  selbst  in  sehr  kurzer  Zeit  geho- 
ben. Da  .aber  der  Körper  während  dem  Fie« 
ber,  War  ^i  auch  ilur  von  kurzer  Dauer  ge- 
Weseti,  theils  Wegen  tnangel-  und  fehlerhafter 
Emalknüig,  theils  auch  wegen  der  widerna- 
fiirlicheü  Lebensäufseruhgen  der  ver^chied^ 
fien  Organe  immer  mehr  oder  weniger  von 
Meinet  Materie  selbst,  und  den  dem  gesunden 
Znstande  zukommenden  Zusadimehhang  und 
die  Energie  verloren  hatte,  wodurch  bald  ein 
^ölserer^  bald  geringerer  Mangel  an  Kraft 
litid  natürlicher  Lebensthädgkeit  entstand,  io 
rrät  es  üöthig,  diesen  2ur  Erhaltung  tind 
Fortdauer  des  Lebens  so  wichtigen  Abgang, 
Sd  bald  ak  möglich  wieder  zu  ersetzen.  Die^ 
aesi  geschah  theils  durch  nährende  Speisea, 
theib  dvLTth  solche  Arzneien,  welche  in  die 
Materie  des  Körpers  selbst  übergehen,  und 
AeA  efinzehiän  Theilen  ntehr  l^usammenhdng 
XVIIL  B.  a.  st  H 


-    ii4 


nuJk 


und  Ton  geben.      Diesels  zuscammen 
eigentli' h  die  letzte  Heilanzeig^   dieser  FiAa 
aus.      In   dieser  Hinsicht   erhielten   die  no 
mehr  Rer^onvalescirenden  aui\er    gut  nähr» 
den    Fleischspeisen  9     und    was    sonst   bi«"] 
gehört,    solche  ArzuBien,    welche  man  utf 
dem  Namen  fixe  Roborantia   begreift;    U» 
her  gehörten  nun  besonders  China,   oder  Ml 
häufiger   deren  Surrogate,    als  Coriex  I^ 
costaniy.  die  Quassia^  das  Extracium 
und  ChafnomiUaCf   Martialia^  und  betondn 
die  Flor.  Salis  ammoniaci  mariiales  etc.  Ol 
öfters  sehr  tief  gesunkenen    Kräfte  eisetiM 
sich  hierauf  bald    wieder.       Kranke,    diel 
den  letzten  Paroxysmen  dem   Tode   niJw  a 
seyn  schienen ,    sah  ich  schon  in   wenig  Wo- 
chen  wieder  umher    gehen   und    in   3  bis  ^ 
Wochen  wieder  bey  vollen  Kräften  sa  ibici 
Bataillons  geheD. 

Chinarinde,  dieses  von  so  vielen  iip- 
sehenen  Aerzten  in  diesen  Fiebf^rn  gleicfaili 
als  specitik  angepriesene  Mittel,  vertra{fl 
meine  Kranken  schlechterdings  nicht.  Wt 
ren  auch  die  V^rdauimgsorgane  weniger  0 
gegriffen,  so  dafs  ein  ganz  guter  i^ppel 
und  gehörige  Verdauung  da  waren,  oder,  «i 
man  auch  sonst  zu  sagen  pflegte,  die  er>tt 
Wege  r^in  waren,  wo  man  also  den  Heiltf 
zeigen    der   China   gemäfs,     sie    hätte  gebe 


-    ii5    -   • 

können,  so  sah  ich  dennoch,  so  lange  nicht 
die  fiebererregende  Ursache,     welche  in   der 
organischen    Mischung    selbst    lag,     gehobeii 
war,  nie 'Jene  heilsame  wohlthätige  Wiirkung, 
die  man  ihr  zuschreibt,   darauf  erfolg'^n.     Im 
Anfange  meinrr   practischen   Laufbahn   wen- 
dete ich  dieses  Mittel,    im  Vorirauon  auf  die 
Autoritäten    so    vieler     angesehenen   'Aerzte, 
sehr  hantig  in  diesen  Fiebern  an;     allein  ich 
TXivSs  aufrichtig  bekennen,  dafs  ich  wohl  eben 
so  vielen  Schaden  damit  gethan   habe»      Der 
Parozjsmus    veraiinderte    sich    zwar   in  «ehr 
Tielen  Fallen,     niinilich  Frost  und  Hitze  nah- 
men darauf  ab,    und  hörten  auch  wohl  nach 
fortgesetztem  Gebrauche  ganz  auf.    Allein  die 
meisten     fühlten     uicht    jent's    Wohlbehc/gen 
und  fene  Leichtigkeit  in  ihrem  Körper,    wel- 
che doch  erfolgen  mufs,     wenn   eine  Krank- 
heit vollkommen  gehoben  ist.  Im  Gegentheile 
vermehrte  sich  sehr  häufig  die  Mattigkeit,  die 
die  kranke  blafsgelbe  Gesichtsfarbe  blieb,  wie 
im  Fieber  selbst,  und  obgleich  bey  den  mei- 
sten  der    Apprtit    gut    war^    so    gi eng  doch 
Keine  gehörig*^  Restauration  von  statten,  son- 
dern sie  blieben' im  Grunde  ia  dem  unglUck- 
-  liehen    Mittelzustande     zwischen    würklichem 
Krankseyn  und  Gesundheit.     Hatten  sie  sich 
so  einige  Tage  oder  Wochen  hingeschleppt, 
so  schwollen  ihnen  die  Füfsie  an>  es  entstan- 

H  a 


'—    ii6    — 

den  Verhärtungen  im  Unterleib^i  so  geni&nte 
Fieberkuchen  9    und  sehr  glücklich  gieng  es. 
Wenn  in  Kurzem   das  Fieber    selbst    wieder 
zum  Ausbruche  kam.     Oefters   aber'  sähe  ich 
leider!    diesen  traurigen  Zustand,    troti  dem 
fortgesetzten  Gebrauche  der  China,  in  Was^ 
sersuchten  oder  Auszehrungen  übergehen.  la 
andern  Fallen  kam  nach  diesem  erholnngslo» 
aen  Zustande   anhaltendes    Fieber,^    und  die 
Kranken  wurden  dann  in  vielen  Fällea^  we» 
gm  Mangel  an  Kräften,    eine  Beute  des  To« 
des*    Die  Ursache  dieser  widrigen  Würkung 
lag  wohl  ganz  offenbar  darin,   dafs^nicht  die 
Ursache  des  Fiebers  selbst  gehoben,  sondern 
nur  durch  den  anhaltenden  Reitz   der.(3uuaa 
unterdrückt  wurde,     um  sich  dann  hey  der 
igeiingsten  Veranlassung  wieder   desto  hefti^ 
ger   zu  äulsern.  >   Und    wie    sollte  auch  ein 
Mittel,     dessen   Hauptbestandtbeil  BitteiMoff 
ist,     das  nur  sehr  wenig  flüchtig    reitzendei 
die    Nenrenthätigkeit    hebende    Bestandth^ 
hat,    so  unbestimmt  und  allgemein  gegen  dt* 
ne  Krankheit    angewendet    werden    könneOi 
die  doch,  wie  bekannt,    aus  so  vielerlei  Ur- 
sachen entsteht,  die  sich  abei  nichts  weniger 
als    durch    zusammenziehende    Mittel  .  heb« 
lassen?    Mehrere  von  den  angefüfanen  widri- 
gen Erscheinungen  und    ein    genaueres  Stu- 
dium   des   Fiel>ers    selbst   bestimmten   michy 


—    117    — 

^ses  Mittel,  dessen  grolse  Würksiimkeit  idt 
■igens  im  höchsten  Grade  schätze^  so  lange 
«h  nicht  durch  flüchtig  reitzende  Mittel  die 
c3ernatUrIichen  Aeusserungen  der  Erregbar« 
Kt  modificirt  waren ,  und  eben  dadurch  in 
3r  organischen  Mischung  selbst  eine  VerSn- 
simg  erfolgt  war,  nie  mehr  zu  gebrauchen^ 
isl  bis  jetzt  habe  ich  noch  nicht  Ursache 
=aabt,  diesen  Grundsatz  zu  bereuen,  oder 
ändern.  Waren  aber  die  dem  Fieber  zum 
xinde  liegende  materielle  Veränderung  im 
^  rper  dein  normalen  Zustande  wieder  näher 
bracht,  und  die  anomalischen  Aeusserun- 
:3i  des  Nervensystems,  durch  die  oben  an- 
führten Mittel  gehoben,  und  dauerten  den« 
fcich  die  FieberparoqEysmen,  so  wie  es  bey 
ehreren  geschah,  gleichsam  aus  Gewohnheit 
rt;  dann  war  kein  Mittel  würksaiper,  um 
lese  Fiebererscheinungen  zu  heben,  und  al- 
in  Theilen  mehr  natiiriiche  Heaetion  und 
*on  zu  geben  als  die  China.  Und  in  diesem 
Zustande  habe  ich  sie  allein  in  diesen  Fie« 
ern  wahrhaft  niitzUch  gefunden. 

WaTv  durch  einen  zu  frühzeitigen  Ge« 
rauch  der  China  der  Fieberparoxysnms  eher 
nterdrückt,  als  die  Ursache  des  Fiebers 
^Ibst  gehoben  war,  und  waren  die  oben 
Dgeführten  widrigen  Zufälle  eingetreten,  so 
rar,    um  dieselben  tchnell  und  griindlich  zu 


-    ^18    - 

heben I  nichts  besser,  als  wo  möglich  den 
Fieberparoxysmus  selbst  wieder  hervor  zu 
bringen.  Die  in  diesen  Fallen  gleichsam  lo- 
c.al  würkende  Ursache  wurde  hierdurch  wie- 
der aufs  neue  in  Bewegung  gesetzt,  und 
dann  bey  schicklicher  Behandlung  mit  dem 
Fieber  selbst  leicht  und  vollkommen  entfemt. 
Diese  Wiedorhervorbringung  des  Fiebers 
suchte  ich  besonders  durch  kleine  Gaben 
von  Sal  mirabile  Glauben  j  so  wie*  ich  schon 
oben  zeigte,  zu  bewürken,  welches  auch  in 
sehr  vielen  Fällen  vollkommen  glückte.-  Der 
Ton,  der  in  den  festen  Theilen  durch  den 
anhaltendjen  Gebrauch  der  China  hervorge- 
bracht war,  wurde  dadurch  wieder  Termin- 
dert,  odet  überhaupt  die  «ErregbaiLeit  ver-i 
mehrt,  so,  da(s  mit  dieser  das  Fieber  selbst 
wieder  erschien,  worauf  bald  die  üblen  Zu- 
fälle ,  welche  auf  den  zu  frühen  Gebrauch 
der  China  entstanden  waren,  vergiengen 
War  dieses  erfolgt,  so  suchte  ich  dann  auf 
die  angezeigte  Art  durch  flüchtig  reitzende 
Mittel  die  Ursache  zu  entfernen,  vromit  zu- 
gleich das  Fieber  selbst  aufhörte.  Durch  die- 
ses Verfahren  glückte  es  mir,  die  sehr  grolse 
Anzahl  von  Kranken,  welche  im  Jahre  1797 
mit  einer  Brigade  aus  Kroatien  zurückkamen 
und  die  gröfstentheils  in  diese  Klasse  gehör- 
ten,   in  sehr  kurzer  Zeit  wieder  herzustellen. 


—     iiy   — .         • 

Ich  kann  versichern,  so  sehr  auch  der 
Jiefolgte  Heilplan  in  mehreren  Stücken  von 
der  jetzt  hie  und  da  als  einzig  wahren  ange- 
pHefsnen  Heilungsmethode  abweicht,  dafs 
doch  die  so  häufigen  Fieber  sowohl  in  dem 
Lazarethe,  als  in  meiner  Privatpraxis,  sehr 
schnell  und  glücklich  dadurch  gehoben  wur- 
den. Unter  vielen  hundert  Kranken  sah  ich 
nur  seht  selten  ein  ftecidiv  entstehen,  eine 
Sache,  die  bey  Soldaten  und  in  einem  Feld- 
lazarethe,  wo  man  nicht  alle  Begueitilichkei- 
ten  haben  kann ,  gewifs  zu  den  Seltenheiten 
gehört.  Erfolgte  ja  eins,  so  war  es  blos  der 
unsinnigen  LebensorJnung  dels  Individuums 
selbst  zuzuschreiben^  vorzüglich  weiän  es  sich 
zu  lange  und  öfters  der  kühlen,  .  feuchten 
Abendluft  ausgesetzt  hatte.  Allein  es  gab  si«  h 
auch  eben  so  schnell  wieder.  Nie  sah  ich 
andere  Krankheiten  äh  ifolge  dieser  Fieber, 
worüber  sopst  die  practiscHen  Aerxte  so  häu- 
fig klagen,  als  Oedema  pedum^  so  genannte 
Fieberkuchen ,  oder  andere  Verhärtungen, 
Wassersuchten  oder  gar  auszehrende  Krank- 
heiten, noch  viel  weniger  den  Tod  selbst, 
erfolgen«    •  ' 


—      120      -^   .       . 


Versuche  und  Beobachtungen 

über  die 

\yVürks£uiik^it   d^r  thieii$ch(ßii  GelatiM 

cur 

Heilung  intennittirender  Fieber, 
Dr.     Giuseppe     Gautierij 

Delegtto  Medico  dea  Departemenu  ^on  An§0|ia, 

^ebers^tst 
und      mit     Anmerkungen     begleitet 

Vom 

Dr.     B  i  s  c  h  o  f  f    *)» 

Ant  «u  Berliii, 


VV^nn  es   w&hr  ist  9    dafs  die  Gltncen  des 
Wiosens  sich  bis  auf  den  heutigen  Tag  nicht 

^)  Ohnerachtet    dietes    Journal    einzig    für    Tauucbe 
Originalabhandluiigen  bestimmt  iit,  und  auch  •ei^ 


ibeii  bestimmen  laaisen,  und  dals  jedes  Be-» 
reben,  der  VervoUkommliung  der  Wissen« 
haften  ibr  Ziel  abzumessen,  yon  den  Den« 
;nden  fiir  kecke  Unbesonnenheit  oder  blinde 
nwiisenheit  gebalten  worden  ist,  so  erheU 
t)  dals  wir  die  Eigenschaften  der  Körper 
)s  Thier«-,  .  PAan^n-  und  Mineral -Reichs, 
»wohl  der  einfachen  als  zusammengesetxten, 
s  w£  diesen  Tag  nicht  anders,  als  aus  der 
rfabrung  bestimmen  J^önnen,  Die  Trans-» 
endental  f-  Philosophie  würde  aufhören,  die- 
A  Nahmen  2;u  verdienen,  wenn  sie,  statt 
e  Ursachen  von  den  Würkungen  zu  ab- 
rahiren ,  dahin  gelaugt  wäre,  die  Ursachen 
st  zu  begri{nden  und  diQ  Würkungen  dar^ 
IS  abzuleiten. 

Allein  di^sa  letzte  Methode  ist  bey  yie« 

her,  dieiem  Grnndaatie  treu,  eia  Nation«lprocbct 
Teutscher  Ifedicin  geblieben  ist,  «o  seh«  ich  mich 
doch  bey  gegenwärtiger  Abhandlung  des  Hm.  Dr. 
Gaittieri  genöthigt,  eine  Ausnahme  in.  machen,  da 
der  Gegenstand  (besonders  «u  «iner  Zeif,  wo  man 
auf  XJoterstützung  der  Armen  und  auf  Gewinnung 
der  Gallerte  aus  Knochen  so  viele  Aoimerlisamkeit 
wendet 2  von  so  grprsem  Interesse  ist,  dafs  ich  ihn 
gern  recht  bald  und  recht  allgemein  in  die  Hand^ 
des  medicinischen  Publikums  bringen  möchte,  wel- 
ches gewila  auf  keinem  Wege  so  sicher,  als  durch 
dieses  Jlovmal  erreiebt  ireiden  k«nii. 


—    i2a    — 

lea  Geschieht  Schreibern-,  Philosophen  und 
Aerzten  eben  so  sehr  eingpwurzelt,  als  sie 
dem  menschlichen  Interesse  nachtfaeilig  mid 
dem  Zwecke  aller  philosophischen  Untersn^ 
chimg^n  entgegen  ist;  und  das  auf' eine  sot 
che  Art,  dais,  bey  der  Trüglichkeit  einer  so 
beschaffnen  Methode,  der  Logiker  sich  (i& 
Hinsicht  auf  die  unthäti^^e  Nachgiebigkeit  der 
Menschen,  auf  df^n  Ue^erRufs  an  andam 
Quellen,  auf  die  Spirzfündigkeit  der  Sopln« 
sten  und  auf  die  geduldige  Genüg«; amkeit 
des  menschlichen  Geistes)  einem  supponirten 
oder  blindlings  gehuliiigtHn  glänzenden  Teu- 
rem gegenüber,  dennoch  berechtigjt  £ndea 
kann,  vielen,  von  den  gelehrten  Partfaeigän« 
gern  aufgestellten  Ursachen  der  Dinge  sei« 
nen  Glauben  zu  versagen.  Ich  berufe  mich 
hierin,  was  die  Geschichtschreiber  betrifft, 
auf  Baylcy  unter  den  Aerzfen  auf  Gaubius 
und  Brown  y  und  unter  den.  Philosophen  iiuE 
ßaco. 

Wenn  nun  demnach  das  Urtheil  Über 
Entdeckungen  in  der  Medicin,  die  der  Zu* 
fall,  die  gewöhnliche  Quelle  der  Begebenhei- 
ten,  darbietet,  oder  die  eine  vernünftige 
Analogie  oder  auch  ein  glücklicher  Bück  des 
Genies  daraus  zu  schöpfen  weifs,  einzig  und 
allein  auf  einen  richtigen  Schlufs  ans  der 
Summe  der  Er^icheinungen  in  der  Erfahrung 


—    ia3    — 

g€|;rän(let  werden  kann,  so  wird  ^iclf  derje- 
nige stets  der  Unwissenheit  oder  einet  bos- 
haften Nebenabsicht  schuldig  machen,,  der 
sich  zum  Richter  /über  eine  Sache  aufwir&, 
ohne  die  Erfahrung  darüber  2uvor  zu  Rathe 
%n  ziehen.  Wie  viele  Aerztö  alley  Zeiten 
und  Nationen  fehlten  aber  nicht  gegen  dieses 

>    (Besetz.     Sind  denn  die  China^    der  Tartarus  '   * 

.  emetigusy  das  Quecksilber ^  die  Vaccination 
allein  die  Gegenstände  des  jFaden  'Gespöttes, 

«  des  gehässigen  Anfeindens  und  der  unver- 
söhnhchen  Verläumdung !  Mufs  denn  der 
Mensch  immer  'nur  darauf  rafHniren,  dem 
Wohl  der  Menschheit;  entgegen  zu  arbeiten!  ., 
—  Am  Ende  siegte  die  Wahrheit  doch  übet 
alle    Hindernisse,    welche    die    Unwissenheit 

,  den  Fortschritteil  der  Wissenschaften,  uüd 
dem  Öffentlichen  Wohl  entgegen  stellte.  Die 
Wirksamkeit  jener  Mittel  und  ihi:  heilsamer 
Gebrauch  ward  dadurch  nicht  im  geringsten 
geschmälert,  und  bedarf  keiner  Lobrede» 
Aber  Heil  unsr er  Nachkommenschaft,  der  es 
gelingen  wircL,  sich  noch  mit  andern  Arznei-* 
mitteln  zu  bereichern ,  die  sich  nichjC  nur 
den  obenerwähnten  an  Würksamkeit  gleich 
stellen,  sondern  «ie  gar  noch  übertreffen 
werden. 

Bis   ea^^  nnsrer    Chemie    daher    gelingen 
wird,    die    Grundbestandcheile    der   Korper 


glücklich  zu  erforschen  und  kennen  ,za  fer- 
nen, berechtigt  und  spornt  sie  selbst  uns  an, 
unsre  Aufmerke an^keitf  auf  jene  Körper  selbst 
2U  richten,  und  setzt  uns  demnächst  in  des 
Stai^d,  durch  eine  scharfsinnige  IndüctioB 
und  Analogie  auf  die  Kräfte  und  von  dies« 
auf  die  beilsamen  Würkungen  derselben  in 
tchliefsen« 

So  verfuhr  auch  Seguin^  als  ei>  die  Be« 
standtheile  der  China  zu  erforschen-  und  za 
bestimmen  suchte,  vojj  welchen  die  Vis  Je^ 
frifuga  dieses  Mittels  abhängt*  Elr  fand 
nämlich  bey  der  Untersuchung  der  verschie« 
denen  Arten  der  China,  dafs  diejenige  die 
iWürksamkeit  gegen  das  Fieber  in  einem 
yor züglichen  Grade  besäfse,  welche,  aufgelöst 
in  Wasser,  die  gröfste  Menge  GerbestoS 
{Concino)^  und  am  wenigsten  schwefelstaresEi«» 
aen  präcipitirte;  und  dafs  dagegen  diejenige  Art 
yon  geringerer  und  unbedeutenderer  Wiirk* 
samkeit  sey,  welche  viel  schwefelsaures  füsea 
und  wenig  GerbestofF  prädpitire. 

Diese  beiden  funkte  festgesetzt^  unter» 
suchte  er  nun  weiter,  welche  Substans  in  der 
Natur  gleich  der  China  die  grÖfite  Menge 
V&B  Gerbestoff  und  den  wenigsten  Eisenvi« 
triol  präcipiiirte,  und  fand,  dals  dieses  bey 
der  Gelatina  oder  dem  thierischen  Gluten 
der  Fall  sey«    Nach  einer  vernünftigen  und 


—     izS' 


gleichsam  auf  eine  mathematische  Basis  ge<^ 
gründeten  induction  vermuthete  daher  Següih^ 
daXs  die  concentrirto  Colja  *),  oder  die  thie- 
rische  Gelatinai  l>der  das  Gluten>  dieselben 
Würkungeh  hervorbrirgen  miifste  wie  die 
China*  >  Er  Wandte  rie  bey  seinen  eigenen 
Kindern  gegen  ein  imetmittirendes  Fieber 
an,  ii«i)ches  selbst  der  China  widei;stand;  und 
der  Erfolg  entsprach  seiner  Erwartung  **). 

•j  leb  bemerke  bielr  ein  für  allemal,  daft  uüiet  Verf. 
mit  ,,  Colla  *'  stets  den  Tiscblerleim ,  die  thieriscbe 
Gelatioa  bezeichnet;  freilich  sebt  unricbtijg^  da 
Colla  in  der  Chemie  den  Pilanzenkleber,  od^er 
doch  nur  den  Kleber  im  Allgemeinexi^  biedeutet. 

X)a  Bischof, 

*♦)  Bey  sorgfeltlger  l>ruiung  der  hier  erwäbitten  Untet»» 
auchungen  Sfsguins  und  der  von  ihm  und  depi' 
yerf.  dieser  Abhandlung  weiter  unten  daraus  gezo^ 
gsfien  Resultate,  läfst  sich  nicht  läugnen ,  dafs 
beide >  und  besonders  letzterer,  durch  das  Bestre- 
ben >  Absicht  und  Zusammenhang  in  die  Eufälligen 
Entdeckungen  zu  bringen^  verleitet,  zu  weit  in 
ihren  Behauptungen  gegangen,  und  uns  den  Be- 
inreis für  dieselben  schuldig  geblieben  sindy 

Ich  halte  ea  daher  zur  Verhütung  allelr  Mifj* 
Yerständniss'e  in  dieser  so  ihti'eressanteii  und  wich- 
tigen Angelegenheit  fbr  nöthig^  den  Lesern  dasjd« 
nige  näher  bestimmt  mitzutheilen ,  was  Seguins 
bikher  bekannt  gewordene  Untersuchungen  und  ei* 
-nige  Versuche,  welche  ich  selbst,  unterstützt  durch 
43ie  Güte  udsers  rubmlichtt  bekannten  C\i«Di\\L«i%^ 


—  ^  ia6    —  * 

Die  Vemichey  welche  Seguin  und  die  «i 
diesem  Zwecke  Ton  dem  National  -  Institvti 
za  Paris  ernannte  Commission  in  der  Folp 
nun  anstellten,  zeigten,  dals  die  conccntrim 

Hm.  Gehlen ,    über    diesen    Gegensuad   mn^HtJk 
babe»  lehren. 

Segain  fand  nimlich ,  nadi  der  einzigea  Kidi- 
riclit,  die  von  seinen  VersucLen  im  BmlieÜMdm 
Sciences ,  par  la  Socicie  philo matique.  Paris»  iW 
nädor  XI,  .  Ab.  77.  5.  i3o  ,  und  Im  Amga^ 
darana  im  Berlinischen  Jahrbiwhe  für  die  Pbaina  ie 
u.  «.  w.  i8o3.  bis  jeut  mitgfibeilc  wordcB»  dal« 
die  fiebervertreibende  fiigenscbaft  der  Ch'ju  jof 
einem  Principe  beruhe^  dessen  cbaracteHsUKhe 
Merkmale  folgende  sind :  dafs  es  die  Auflöiiu;  </es 
Gerbesto£Fs  niederschlägt,  aber  nicht  die  AnCö- 
•aog  der  Gallerte  und  de«  schwefelsauren  Eimt. 
£r  fand  demnach,  da£s  diejenige  China  das  bcOi 
Febrifitgum  sey,  welche  am  stärksten  die  Auflöiisf 
des  Gerbestofifs«  und  am  wenigsten  die  des  schfre* 
feisauren  £isens  und  der  Gallerte  niedersdils^ 
(Ob  und  in  wiefern  die  sich  also  verhaltende  Cbim 
vor  oder  nach  der  chemischen  Analyse  als  das  vor* 
sijglichste  Febrifugiun  am  Krankenbette  bewahrt 
gefunden  sey,  davon  wird  gar  nichts  erwähnt). 
Die  Auskunft  und  fernere  Untersuchungen  hierüber 
würden  um  so  interessanter  und  noth wendiger 
•eyn,  da  nach  meinen  \^rsu eben,  das  Decoct  meh- 
rerer Sorten  der  gewöhnlichen  ofBcinellen  Cbios 
(C  Chinae  ruscus)  von  verschiedener  Güte,  lo 
wie  das  der  rothen  (C.  Chinae  ruber)  und  der  ff\- 
btn  (C.  Chinae  flavus  s,  regius)  sehr  stark,   wean- 


olla  oder  der  Leim,  de&«en  ndi  Srt  X.sdb- 

r  bedit^nen  und  d-r  aos  k-csu,  si^  <sb^ 
Krockn#>tttn  thi-^rischen  GeLtBaa  b"-^«".  d« 
igp'nsch.ft  besitze,  die  UMldnmiMiM'^Bi^LzM  Exb^ 
er  zu  heben« 

^eicli    in    TcrsdreiJafr   Fanr,    apamAk    «ob    «EOEff 
Aoflösong  dci  GerlMs''«iffis.    u»  vsvt  «üncr  lüifiiifiui^ 
der  Gal  erte  nud  des  ftdLv.e9r«BHpgE  Jjnsni  ^lülc 
tnude   (ans  mtidbtam   Gswa»^  anvi.   «üfantLrci  3u^ 
maU    l^iuioi.   mkonü  ■.  -Äs»   sx  Ciiönrtifn.v::»^  «&- 
sen  tollu).    AUc  «Eoe  I>«i«cae  tm^nuB  mm%>  mub-- 
lirb  dem  GerbocofEe,    U)C«k  dunä.  air  fi«  Jl&iffi^ 
•ung  der  Ge'lerte  ia  iiisri|pv  f  sb»  «"■itiiiyÄinpmi 
TTurde;     aber  ^»i^ckfc  smth  iämDutA  'Aar  i^smlutna, 
indem  üe  die  Auß&^mn^  dgm  GiaiU«as&  ^[*rtrtia*dm 
xeidiflcfa    laufacB.       Drikesf   Ür   «   jtmwitiuiitwmnrfu 
deü   beide  R^a^Baaean,    «awoot  '<Sie  ^luiIiueM^  fi« 
Gerbettoffii  wie  die  der  Geiuv-br^  li«f;  ^OutikfM'JUCi^ 
ibrct  gansen  G^f.aia»  ra,  ^itgiaium  ^scsxkmmn.    jmwsn. 
diese»    xavor  mküu  orfier  ircaii|(V  «or-r  tpgyirir  uni* 
mit   krmftignm    Geacttewadto    (fev    CumE   «««01401. 
durcb    ilas   ZapeiSiea    ^«Mir    fttfef^anuoT-   o^r  ^yiur 
«Dtlarbc   klar  mmd  mlUkm.  hm  i^'^Jun^ussKatm-  wuiuot. 
Nach  S^mim  aoee  d^tauAdi.  xUäsc  *ubp  iswacn^ 
•toff  da«   Pri0f€iptmm  f4^Jinjpum^    dtt  4r    #  if^a» 
als  Reagena  FTr  du»»»»  aa&cicflc^    atid!  ifW  >Vail«tr» 
oder  der   hittitthe  Ltam,  ^f.'ikm  JS^^fuüt:  fH9n0i*w-'n- 
geleitci,    crfabresa    n^   mv^y  Mi^  mt^  m-  ifp^' ^ 
Fehrifmpam    ar.'a   liekt  a6g^    aädie   4fi<^   i^^^^ 
Spiir  TOB  Gevbcaiflpff  ai»t|f      Vamw  V'fnliaanf  *i««j|l^ 
gen-baft  den  G«rb«»atoff^  wie  er  W'ür^r  Hirien;  i^nir 
bcftimiitt  cdJift^    lir  ciM»  hn^innwiirfim  ttM^vAd- 


—      128     — 

Diese  Entdei^kutig  ward  Sogleich  den 
Prafecten  der  Departements  mitgetheilt,  dt- 
mit  sie  die  Aerzte  derselben  im  Allgeineiiiea 
mit  der  Methode  ^    die  thierische  öaUerte  ni 

dieis 

tiieil  des  autlfebrilisclien  Pincipi,  weichet  er  äa 
in  einehi  bestimmten  VerliäLtnisse  des  GerbMefi 
SU  dem  Extractiv-  und  Bitterstoffe  in  der  Chin^ 
oder  cd  dem  thierischen  Bestandtheile  ih  im  Gii- 
lerte  sucht.  Die  Gallerte  soll  dcfmnach  und  nadi 
der  wörtliclien  Behauptung  unsefs  Verfaisen  Gsn 
be^toff  enthalten;  denn  von  einer  iufaÜigpä  Bey- 
niischung  kann  hier  doch  wohl  Teriiüiütigerweis« 
nicht  die  Rede  seyn.  Dieses  aber  bat  der  Wfuser 
Uns  durch  nichts  bewiesen;  tind  aw4r  Uns  den 
natürlichen  Grunde,  weil  6s  sich  nicht  btftreisen 
läfst.  Denn  die  Auflösung  der  Gallerte  Schlaft  di6 
Auflösung  des  schwefelsauren  Eisens»  die  durch 
den  Gerbestofl  in  allen  Fällen  und  VechiltDissei» 
'*.  B.  auch  durch  die  China  mit  schwilra-blaulidier 
oder  dunkelgrüner  Farbe  pulverföräii^  niederge- 
echlagpBn  wird«  keinesweges  in  dieser  Gestlüc  nie- 
der; sondern  gerinnt  nur  mit  derselben«  wie  inic 
mehreren  andern  riieullischen  ^oltitioAeti»  ku  ei- 
nem wenig  gefärbten  Megma,  «o  trie  thierisduf 
Substanzen  überhaupt  mit  Metalloxyden  sich  gern 
irerbiaden.  Der  Gerbestofi  präcipiCirt  ferner  in  dso 
verschieden sten  quantitativen  und  qualitativen  Vai^ 
Üältnisaen,  z.  B.  in  der  China,  stets  die  GelatinI'. 
Wie  kann  man  also  berecbtlgtrseyn,  in  dieser  Gar- 
bestofif  anzunehmen?  welches  Seguin  auch,  so  viel 
mir  bekannt  ist^  nirgends  thut.  Die  Gegenwart 
des  Gerbestoits  in  der    Cfä/ta  wiM  -aber  dtdardi 


ese  Art  anzuwenden,  bekannt:  timchea  und 
3  auffordern  mögten,  sorgfältiger  die  Wür- 
ingen  jenes  Mittels  zii  untersuchen  und 
e  Dosis  «und  die  Umstände  näher  su  be^ 
immeni  unter  welchen  es  am  zuträglich* 
m  sey»  '  • 

Der  Präfect  des  Pepartements  von  Sesia' 
füllte  nicht  allein  den  Wunsch  seines  Insti- 
ts^  sondern  hatte  auch  die  Gefälligkeit)  ihn 

di^misck  ünwidetlegiick  dmrgeüian,  cla£t  die  GhinA- 
soladon  Hiebt  nur  die  Auflöiung  des  scWefelsau* 
Iren  Eiseiif  tchwarxUch  •  grün ,  aondera  auch  di« 
Auflösung  der  Gelatina  in  eben  der  Fonn,  wie  de^ 
reine  GerbestoiEP  dieselben  niedersdilagt. 

Nach  *Seguins  höchst  wahrscheinlich  nur  sufal^ 
ligea  Entdeckung,  dafs  die  Gallerte  itii  gleichen» 
ja  noch  vollkommeneren  Grade  -wie  die  China  jene 
adtifebrilische  Eigenschaft  besit2e^  scheint  es  dahet 
vielmehr,  dafs  diese  gänslich  unabhängig  von  dem 
.GerbestofFe  und  in  einem  andern,  noch  uhbekand- 
ten  Sto£Fe,  oder  in  einem  noch  nicht  ausgemittelteü 
Mischungsverhältnisse  su  suchen  sey.  Von  der 
gröJGiten  Wichtigkeit  wäre  es  allerdings,  die  sorg- 
fältigsten Untersuchungen  über  diesen  Gegenstand 
anzustellen,  .  und  es  wiad  unnöthig  seyn,  thätigt 
Chemiker  udd  Aörxte  dasu  äuEsüforderh. 

Dalj  der  verdiente  Verfasser  dieser  Abhandlung 
sich  bey  seiner  Hypothese  auf  Seguin  berufen  und 
stutsen  will,,  verräth  ein  gtoüsei  MÜsverständnift 
ton  sttner  Seitt« 

Serliiti  bfi  Bkchojf^ 


~    i3o    .— 

dem  l'räfecten  meines  Departement»*  bdunnt 
zv{  machen,  der  mir  jene  ihm  ertheilte  Nacb- 
richt  sogleich  mittheilte,  indem  er  nnch  in 
seinem  Schreiben  vom  1 5.  Julius  d.  J.  (x8o3) 
sub  Num.  8375  aufforderte,  ihr  so  weit  maa 
District  rechte  die  Publicität  zu  verschaffn, 
welche  ich  fiir  die  Wohlfahrt  dieses  Departe- 
ments dienlich  erachtete. 

Wenngleich  ich  schon  von  Vercelli  ms 
Ton  einigen  glücklichen  Versuchen  unterrich- 
tet war,  welche  einige  franzSsische  Aente 
mit  jenem  Mittel  gemacht  haben  sollten,  und 
wenngleich  sowohl  die  öffentliche  Bekannt- 
machung des  Präfecten  von  Sesia^  ab  audi 
einige  andere  öffeatliche  Blätter  den  j^Sck- 
lichen  Erfolg  jener  Versuche  priesea^  so 
schien  es  mir  keinesweges  überflülaigy  äae 
ofBcielle  Anzeige  von  allen  in  dem  Departe- 
ment gemachten  Versuchen  zu  Teranstalten, 
und  darnach  ein  sicheres  Unheil  an  fallen. 
Die  Fama  i^t  nicht  immer  die  Gefährtin  der 
Wahrheit;  und  niemals  leitete  ein  yerstÜBdi- 
ger  Zweifel  auf  Irrtbümer. 

Ich  zögerte  deshalb  nicht,  die  Aenll 
von  Capoluogo  und  vielen  anderen  Goinma* 
nen,  die,  was  die  Nahrungsmittel,  die  La« 
bensait,  die  Constitution  und  die  KranUisi* 
ten  ihrer  Bewohner  und  die  verschiedane 
Empfänglichkelit  für  letztere  nach  der  IrfMp 


—    j3i    — . 

Polhöfae,  Gesundheit,  Kachbarschaft  und 
dem  Locale  ihrer  WQhtiorte,  betrifFt,  sehr 
von  einander  verschieden  sind/  aufzuforde- 
Ten,  an  jenen  Versuchen  mit  der  conc^ntrir- 
ten  Coila  Theil  zu  nehmen,  und  bin  durch 
sie  in  den  Stand  gesetzt,  ein  allgemeines 
Resultat  liefern  zu  kennen.  Es  erhellet  aus 
den  von  diesen  Aerzten  angestellten  und  mir 
mitgetheilten  Versuchen,  wie  aus  meinen  ei*- 
genen,  dals  die  starke  GoUa  in  der  That 
eine  wahre  P^im  febrifuisam  besitze.  Hier 
nur  kürzlich  die  Resultate,  nebst  den  Nah- 
men der  Aerzte,  welche  sich  um  diese  Ver« 
suche  bemiibeten^ 

Hey-  einfachen  Tertianfiebern,  ward  jene 
Wiirkung  der  concentriiten  GoUa  vollkom- 
men bestätigt  gefunden:  von  mir  in  Novara, 
Casalbeltrame  und  Biandrate,  von  DmgosUniy 
Matachiniy  Tarnielli  und  Ompdei  in  Novara, 
von  Calaironi  in  Mede  und  der  umlieg,enden 
Gegend,  von  jPeratzi  in  Borgomanero,  Cres« 
sa  und  Cavallirio,  von  TrovaU  in  Ottobiano, 
von  Majocchi  in  Sangiorgio,  von  Caione  in 
Parasaocot  Gropello,  Sedone  und  Validone, 
von  Snniagostino  in, Gropello,  von  Morstlli 
in  Vigevano,  von.  Francia  in  Omegna,  von 
Bergamo  in  Borgoverceili,  von  Ferrari  in^ 
Cameri,  von  .Zanna  in  Intra  und  der  umlie- 
genden Gegend  |.  von  Nasi  in  Biandrate^  voa 

I  a 


JUoreita  in  GalUate,  ron  Vidini  in  Vocogno^ 
.  von  Paganini  >in  Oleggio^  von  Presbüero  in 
Oandia  und  Langosco,  yon  Piedra  in  Gam- 
bolö)  von  Reale  in  FaraJ  von  Cappa  in  Gar* 
lascö,  yon  Beretta  \xx  Paiestro,  von  ßuratti 
.in  Casalvolone,  yon  Antonini  in  Casteln'o* 
yettOf  yon  Bossi  in  Borgomanero,  voz^  MigoU 
in  Ganobbio,  von  Paldi  in  Robbio ,  yon 
Marini  in  Carpignano ,  von  Zanone  in  Bor- 
gosesia ,  von  Brindesi  in  Truinello. 

Nicht  weniger  glücklich  war  der  Erfolg 
ihrer  Anw)enduDg  bey  der  Febris  nertiana 
duppUcata^  sowohl  nach  meinen  Beobachttm« 
gen,  als  auch  nach  denen  yon  Dmtgosiim^ 
Matachini^  Tornielliy  Calatroni^  Pvam^ 
Presbiiero^  Trovati^  Omodei^  Pieirm%  Both^ 
linij  in  Marengo  und  Agnelengo,  Ton  Afa- 
jocchiß  Canlone,  Zanone'^  Brindesi^  MoruUi^ 
Ferrari,  Zanna^  Baggi  in  Civalegna,  yon 
Nasi^  Moretta^  Paganini,  Cappa  ^  Berma^ 
Santagostino  und  Croce  in  Grignasooy  und 
von  Pieträ  iu  Gambolö. 

Selbst  in  gefährlichen  Fällen  aeigte  aidi 
dieses  Mittel  nicht  weniger  heilsam,  wie  fol- 
gende Beobachtnugen  beweisen.  Ich  unter- 
drückte mit  einer  einzigen  Dosis  bey  einer 
Schwangeren  eine  tertiana,  dupplicoia^  ^ 
Anfangs  cholericayraTj  hinterher  aber  in  eine 
emetica  ubergieng.    Ferrari  heilte  damit  swei 


—    i35    — 

einfache  Tertian{ieber|     von  denen  das  eine 
mit   heftigen   Anfallen    von   Erbrechen ,     das 
andere     mit    heftigen    krampfhaften    Kopf- 
schmerzen  begleitet  war.      Calatroni  unter- 
drückte mit  der  Colla  eine  tertiana  pleuritica^ 
und  sab  eine  cardialgica  bey  einem  jungen 
und  robusten  Subjecte,  durch  dieselbe  beträcht« 
lieh  vermindert, werdeii,  welche  hinterher  dem 
Wüiische  des  Kranken  gemäls  mit  einer  Unze 
China,  abernicbt  ganz  rollkommen,  geheilt  wur- 
de, und  deren  Heftigkeit  n^sSxCalaiTonis  eige«^ 
ner  Aeusserung  nicht  würde  gemindert  wor- 
"den  seyn,  wenn  er  sich  vom  Anfange  an  aU 
lein  auf  die  Cliina'  verlassen  hatte.    Derselbe 
Arzt  hat  hinterher,  wie  ich  gehört  habe,  nocA 
andere  Fälle  glücklich  mit.  diesem  Mittel  be<« 
handelt.    Presbitero  heilte  damit  seine  eigene 
Frau  yon    einer    tertiana   dupplicata    subin'- 
tränte^  Borsalini  zwei  Fälle  von  einer  tertia^ 
na  dupplicata  cholerica^  eine^  lert.  dupplicata 
cardialgica  und  eine  t.  d.  emetica.    Majocchi 
heilte  eine^  tertiana  dupplicata  ^     die  an  den 
gleichen  Tagen  von  Erbrechen  und  Diarrhöe. 
*  begleitet    war,    und   Cantone    eine    tertiana 
dupplicata  cholerica. 

Nicht  weniger  würksam  zeigte  sich  dieses 
jjyiittel  bej  QuartanfieberUi  die  der  China 
und  den  würksamsten  Ubrigto  Mitteln  wider- 


—    i34    — 

standen  hatten,  nach  den  Zeugnissen  fon 
Pagafvni^  CappUy  Samagostino  und  Brnsu 

Eben  so  grofs  War  die  Würksamkeit  die- 
se<i  Mittels,  b«^y  den  infermittirendea  -Quoti* 
diantiebem.  haggi  hedte  damit  zu  seinem 
grölsten  Erstaunen  ein  iSjähriges  Midchea 
yom  höchsten  Grade  der  Schwäche,  mit 
Oedem  des  Gesichts  und  der  Füfse,  den  hef- 
tigsten Kopfschmerzen  und  unauFhöriidien 
Sausen  und  Taubheit  vor  den  Ohren,  die 
schon  seit  langer  Zeit  am  Quotidianfiebec 
niederlag»  Schon  unmittelbar  nach  der  zwei» 
ten  Dosis  dieses  Mittels  erwachten  die  Ctft 
schon  ganz  erloschenen  Lebensgeister  wieder 
in  ihr-n  Blicken  und  ihren  Augen,  und  das 
Fieber  liels  nach.  Bossi  hemmte  dasnil  iwei 
Quotidianfieber,  von  denen  das  eine  ans  ei- 
nem veroachläfsigten  iotercurrirenden  Ter» 
tianlieber  entstanden  war.  Paganini  heilte 
nur  zwei  Quotidianfieber.  Calatroni  heilte 
ein  langwieriges  Quotidianfieber  und  zugleich 
das  Anasarcuy  welches  sich  zu  denueibea 
geseih  hatte. 

Endlich  wurden  durch  die  Colla  noch 
mehrere  Fälle  einer  Febris  suhoontinua  und 
der  Beb.  continua  remiuens  geheilt,  wie  fol- 
gende Erfiihrungea  beweisen.  Borsalini  heilie 
damit  die  Feb.  subcontinna  in  drei  FilleDf 
ich  hingegen   eine  Feb.  quotidiana  retaüfmi 


—    i35    — 

bey  einer  Schwangeren  im  siebenten  Monatet 
bejr  eioer  andern  Patientin  eine  Tertiana 
duppUcata  subcontinua^  in  welche  ein  ver« 
nircUalsigtes  Quotidianfieber  Uberg#'gangen 
-war.  Dieses  Fieber  verwandelte,  sich  nach 
der  dritten  Dosis  der  Colla  in  eine  Tertiana' 
duppUeataj  hierauf  in  einfaches  Tertianfieber 
und  endigte  mit  einem  unbedeutenden  Tag- 
fieber* Es  würde  sich  vielleicht  schon  auf 
die  fünfte  Dosis  dieses  Mittels  verloren  La- 
beiu  Allein  dieses,  vereitelte  die  Kranke 
wohl  selbst,  indem  sie  von  Zeit  zu  Zeit  Ver- 
suche inachte,  das  Bett  zu  verlassen«  Be^ 
reiia  heilte  damit  eine  aus  einer  periodischen 
entstandene  Febris  continua^  bey  welcher 
sich  alle  drei,  vier  Stunden  Erbrechen  von 
Galle  und  den  Magensäften  einstellte,  daa 
nur  auf  kurze  Zeit  und  vorübergehend  durcl^ 
Theriak  mit  Wein  und  durch  Bähungen  der 
tilagengegend  mit  Weia  und  Laudanum  er- 
leichtert werden  konnte«  Paganini  heilte 
alier  Wahrscheinlichkeit  nach  nur  durch 
Hülfe  der  Colla  eine  Febris  continua  remit* 
Uns.  Doch  ^  fand  er  es  für  nöthig,  diesen 
Patienten,  wegen  gro&er  Atoi^ie  des  Magens, 
abwechselnd  dabey  eine  Mixtur  aus  der  Aqua 
Cinamomi^  Aq.  Menthae  mit  etwas  Lauda^ 
num  nehmen  zu  lassen. 

Eine,  solche  Mannichfaltigkeit  Ton  That-> 


^    i56    --  .    . 

Sachen  und  das  einstimmige  Zcugnib  so  tie« 
ler  Aerzte,  iiie  weder  dieser  noch  jener  Par- 
thei  zugethan  sind,  widerlegen  unwiderbrin^ 
lieh  alle«  Argumente  derjenigen,  die  absicht- 
lich die  giofse  Würksamkeit  der  GoUa  ab« 
läugnen  wollen.  Wer  hätte  glauben  sollen, 
dals  in  Zeit  von  vier  Monaten  allein  in  dii»* 
sem  Departement  £)re/  hundert  und  funftig 
intermiitirende  Fieber  rermittelst  der  Colla 
geheilt  werden  würden!  — 

Die  ooncentrirte  Golla  kam  in  Rück- 
sicht ihrer  Würksamkeit  der  China  nicht  al« 
lein  in  vielen  Fällen  vollkommen  gleicht 
sondern  üb  ei  traf  sie  noch«  Seguin  und  an« 
dere  französisch^  Aerzte  sahen  dorcli  die 
Colla  verschiedene  intermittirende  Fidber  g&* 
heilt  werden ,  die  der  besten  China  wider- 
standen hatten«  So  heilten  auch  (Umione^ 
Vidiniy  Cappa^  Bergamo,  Santagostinoj  Zan^ 
na  und  ich  fast  augenblicklich  dnrdi  die 
Colla  die  hartnäckigsten  Terii^nfleber,  die 
dem  Opio^  der  China  und  allen  anderen 
Reltzmitteln  widerstanden.  Zanna  heilte 
durch  die  Colla  ein  rein  asthenisches  Ter- 
tianfiebpr,  dessen  Exacerbationen  bis  dahin 
bey  dem  '  Gebrauche  der  China  nteht  nach- 
gelassen hatten.  Cantone  ist  so  überaeagt 
von  der  grofsen  Würksamkeit  der  CoUa,  dafs 
er  kein  Bedenken  trägt ,     sie  in  allen  Fällen 


-    137    ^\ 

Alle»  übrigen  Feb^ifugis  vorzuziehen.  Nie* 
nials  Kac  er  eine  nachtheilige' Nebehwürkung 
beobachtet,  und  niemals  hat  er  unter  allen, 
die  er  mit  der  Colla  behandelt  hat  (bis  auf 
einige,  die  nicht  dahin  zu  bringen  waren, 
das  Mittel  mehr  als  einmal  zu  nehmen),  eine 
entgegengesetzte  Beobachtu'ng  von  einem 
eingetreteneii  Recidive  gemacht.  Endlich  ' 
haben  Borsalini,  \Raffgij  Cantone^  Calaironi\ 
ich  und  andere  eben  so  schnell  die  in vete* 
rirten  als  die  frischen  intermittiirenden  Fieber 
damit  curt^^  wenigstens  immer  da,  wo  sie  nicht 
von  inveterirten  Obstructionen ,  Cachexie, 
Hypochondrie,  Hysterie  und  Aziasar<»  beglei^ 
tet  wären. 

Aber  nicht  allein  die  Colla,  sondern 
auch  die  gewürzte  Kälber-Gallerte  zeigte  je- 
ne Wlirksamkeit  gegen  das  Fieber.  Ich. 
wandte  ^sie  zu  Novara  bey  einer  Dame  von 
mehr  als  60  Jahren,  zwei  Tage  lang  iij  der 
Dosis  von  6  Unzen  taglich,  mit  so  sichtba« 
rem  Erfolge  an,  dals  sie  in  zwei  Tagen. von 
einem  ziemlich  heftigen  TertianfieSer  befreiet 
und  nach  einer  kurzen  Beco^valesccna;  voll« 
kommen  ijelt^t  ward. 

•Zwei  Wöchnerinnen  waren«,  so  schreibt 
mit  Bergamo  y  «seit  8  Tagen  von  einer  Ter^ 
iiana  duppticaea^  mit  schmerzhafter  Dysen«r 
terie  begleitet,  befallen  worden.     Da  ich.  vd\\> 


—    i38    ~     ' 

daf»  auch  die  zweite  Do<ie  der  'China  noch 
nirht  die  geringste  Erteichterong  verschtflPtey 
so  nahm  ich  zur  KalSsgallerte ,  mit  einem 
halben  Scrupel  gepulverter ,  Zimmtrinde  ge- 
würzt, meine  Zuflucht,  iind  li^^fs  davon  alb 
3  Stunden  nehmen.  Nachdem  dieses  yicr 
Tage  lang  fortgesetzt  war,  verschwand  niihl 
allein,  die  Dysenterie,  sondern  in  derselben 
Zeit  auch  das  Fieber;  und  nach  i4  T^g^ 
befanden  sich  bt^ide  Pafieniinnen  wieder 
Vollkommen  wohl.  Paganim.  hob  durch  zwei 
Posen  Kalbsgalierte,  zwei  Tage  fainrereinao- 
der  genommen,  eiii  Tertianheber^  ohne  ir- 
gend andere  Mittel  vorauszuschicken,  Cnu 
bedient  sich  schon  seit  mehreren  Jahren  m/t 
Nutzen  der  Gallerte  vom  Huhn  und  Kalbei 
die  mit  Zimmt  oder  mit  Gewürznelken  ge- 
würzt ist,  bey'm  Typhus  und  den  intermit« 
tirenden  Fi^^Lerformen.  Beretta  heilte  init 
de^  Kalbsgallerte  eine  Dame  von  einem  colli- 
quativen  Fieber,  nachdem  der  Theriak,  dsi 
Opium,  die  China  und  deren  Präparate  ihr 
eine  Dysenterie  zugezogen  hatten.  Er  zieht 
sie  noch  der  Colla  vor«  Seine  Gründe  lassen 
sich  hören;  und  ich  bi4  seiner  Meinung 
Nämlich:  i)  Die  Gallerte  des  Kalbfleisches 
ist  viel  angenehmer  zu  nehmen,  und  wird 
ehender  von  jedem  Magen  vertragen,  vorzüg- 
lich wenn  sie  nkch  dem  Geschmacka  einei 


-    '39    - 

jeden  auf  irgend  eine  Art  gemmil  wirdL  %) 
Sie  riecht  nicht  so  übel  wie  die  CoOa,  die 
aller  Zusätze  ungeadttet,  doch  den  ddes 
Geruch  nicht  fahren  lijsl.  3)  Sie  iit  den 
meisten  Patienten  nickt  so  ekfihaft  nnd  wi- 
derstehend, wie  die  GoILu  4/  ^^»^  kaan 
sie'  in  größerer  Qnanfitit  gdiea,  oline  darcna 
irgend  eine  Beschwerde  oder  eiae^  JiaftoWil 
zu  befürchten. 

Zulaai^  Arzt  m  CßftSa^  der  AeaUk  d&a 
CoUa  sehr  heilsam  gegen  dae  intenuttticadcm 
.Fieber  g^^funden  hat,  hatte  sdioa  rorlKr  dm 
thierische  Geiatina  mit  Nntzem  bef  Kranit 
heiten  ron  Schwache  angeweodet^  SeBwf 
schon  im  Aherthnme  beamUte  aum  me  fe^fr 
den  asüienisdicB  Kradk  heilem;  mmi  dBe  cwa^ 
sischen  Landleote,  bejr  wcldbem  die  Qnsa 
ni<dit  gebräadiBcli  ist,  cuiinai  ssch  die  im^ 
termittirenden  Fieber  mit  dickem  Btihfln,  ^&e 
.  sie  aus  Kalbsfulsem,  mit  wemg  IKm^etr  hm^ 
dut^hgdLOcht,  beMten« 

Die  Rtndsgailme  zeigte  amdi  Jm^^ 
Würkong.  Ich  habe  drei  Patiff«  mit  4^^ 
selben  hergesteUt,  Toa  demem  der  cime  ^dUom 
bejahrt  uiid  seit,  xwei  MomaTif  d«mb  «m 
heftiges  Tertianfieber  sehr  h^ewumm$^^m^ 
men  war*. 

Nodi  wandle  OUmuami  das  Gummi  mr^ 
hiqum  mit  Erfolg  fsfw  die  imMnmnk%^m4^ 


^140    — 

Fieber  an.  ,    Bey  einer  Tertiana  dupplicaitty 
die  mit  einem  bedeutenden  Husten  beglritet 
.war,     empfand   die  Patientin   auf  eine  Unis 
O«  amhicum^     die  er   binnen    eines    halben 
Tages  verbrauchen  liels,     eine  solche  RuIm^ 
dafs    sie    dieselbe    eia»m    Opiate    zuschriek, 
welches   der  Ar2t  ihr    gegeben    hätte*,      Dai 
Fieber  blieb  nun  auch    an    dem    Tage  aii% 
da  es  hatte  erscheinen  müssen ;    und  aof  dia 
zweite  Gabe   des   G.  arabicum  fühlte  die  Pa^ 
tientin    dieselbe   Neigung    zur   Ruhe.      Zwm, 
andere   Patienten   wurden  von   Canione  und 
Saniagoseino   bej^'m    intermittirenden  Reber 
mit  glücklichem  Erfolge   mit  dem   G.  mmbi» 
cum  behandelt.  j 

Die  Colla  der  Fische  scheint  nidil  we» 
siger  bey  intermittirenden  Fiebern  ahwend* 
bar  zu  seyn.  Sie  ist  weniger  auflöslich,  wie 
die  andere  Colla ,  welches  nach  Fourcroy  di« 
Gegenwart  einer  grolsen  Menge  des  Gerbe- 
atoffs {Concino)  in  derselben  verrathen  miils* 
te.  Calatroni  wandte  sie  mit  gutem  Erfolge 
bey  einem  Subject'e  an^  welches  vom  ersten 
Grade  der  Phthisis  glücklich  hergestellt  und 
darnach  in  ein  unbestimmtes  nächtlichas' 
Tertianfieber  verfallen  war. 

Aus  allen  diesen  Beobachtungen  erfaeliec 
zur  Genüge,  dafs  viele  Substanzen  die  Kraft 
besitzen,  das  intermittirende  Fieber  zn  heben. 


-    14«   - 

Ich  fordere  daher  die  Aerzte  auf,     die  An- 
wendung derselben  9     wo  es  möglich  ist,     zu 

.  befördern.  Da  nun  die  Gallerten,  vor^ugUch 
die  von  Hühnern  und  Kalbern,  mit  etwas 
Gewürz  versetzt,  wie  es  auch  gar  nicht  zu 
bezweifeln    war,     dieselbe     Vim    fehnfugam 

'  besitzt,  wie  die  CoUa  (wobey  ich  nur  noch 
die  Bemerkung  mittheUen  will,  dafs  die  GoIIa 
aus  Flandern,  die  Englische,  von  Triffst,  die 
Holfändische,  die  in  ihren  Bestandi  heilen 
mit  der  Gallerte,  welche  die  Köche  bereiten, 
übereinkommen,  gleich  würksam  gegen  das 
Fieber  gefunden  wurden^,  so  kann  sie  ohne 
Bedenken  derselben  substituirt  werden;  und 
wir.  besitzen  in  ihr  zugleich  ein  grolses  Arz- 
nei- und  Nahrungsmittel. 

Die  von  Calatroni  gemachte  Beobach« 
tUDg,  dals  die  mit  der  Colla  geheilten  sthe« 
nischen  intermittirenden  Fieber  in  eine  Fe* 
bris  coniiaua  übergiengen,  ward  von  Deago» 
siinij  Bergamo ,  Trovaü  und  mir  bestätigt- 
gefunden;  und  wir  bemerkten  sogar  noch, 
dals  auch  die  asthenischen  intermittirenden 
Fieber,  so  wie  sie  sich  ihrer  Unterdrückung  nä- 
herten, in  eine  Febris  cqntinua  übergiengeu; 
dafs  aber  diese  Continuität  bey  den  letzteren 
nur  einen,  höchstens  zwei  Tage  anhielt,  ge- 
wöhnlich  aber  sich  schon  gegen  Mittag  ver- 

Johir,  indem  sie  den  Character  einer  Synochai 


~    f4a    — 

aozunehinen  schien,  die  sieb  oft  ohne  iDe 
weitere  Hülfe  verlor.  Aerzte,  die  mit  den 
Würkungen  der  GöUa  nicht  bekannt  sind^ 
haben  sich  durch  fene  Continuitäc  des  Fie- 
bers nicht  selten  abschrecken  lassen,  uail 
augenblicklich  wieder  ihre  Zuflucht  zur  CUü 
genommen,  der  sie  hinterher  dann  des 
durch  die  CoUa  schon  bewürkren  Nadilaii 
des  Fiebers  zuschrieben.  Die  sthenisdiea  tu» 
termittirenden  Fieber,  welche  mit  der  Colli 
geheilt  waren,  giengen  aber  nur  bej  den/a- 
nigen in  ein  solches  continuirendes  Fieber 
fiber,  die  anfänglich  mit  China  hehandek 
war^n.  Endlich  beobachtete  ich  noch  nebst 
Calatroni^.  dafs  bey  letzterem  die  K.rankiieit 
nicht  allein  einen  gefährlichen^  Tjpus  an* 
nahm',  weil  die  Natur  nicht  Zeit  hatte,  sich 
zu  erholen,  sondern  überhaupt  viel  faarinak- 
kiger  ist  und  den  Patienten  erst  nach  mdi- 
reren  Tagen  und  Wochen  wieder  aufkom- 
men läist.  In  einem  Momente  gescdiieht  es 
alsdann,  da(s  die  thierische  Maschiene,  die, 
wegen  des  Mangels  an  Nahrungsmitteln  und 
der  EntziehuDg  der  gewohnlichen  Lebansreisei 
dem  durch  die  China  ihr  zugefubrten  gelin- 
den Reitze  nicht  widersteht,  sich  wieder  in 
das  relative  Gleichgewicht  der  Geaundhak 
setzt« 

Die  WUrkuDg  der  CoUa  und  der  China 


—    i43    — 

ist  ia  solcheo  Fallen  fast  identi<;ch»      Beide 
heben  die  Fieberschauer,    stören  und  unter- 
brechen die  Regelinäf^igkeit  der  Paroxysmen, 
Und    heben  ,  diese   endlich   gänzlich,     so  wie 
der  Patient  sich  der  Reconvalescenz  nähert.* 
Ich   hahe   es  Rir   ein    sicheres    Zeichen  yon 
der  Wurknng  der  Colia,    wenn  d^r  Fieber- 
£rost  unf^erdrückt  wird,     und  betrachte  es  als 
eine  Annäherung  zur  Reconvalescenz,  .  wenn 
das  Fieber  merklich  dontinuiren*]  wird,    weU 
cfaes  auch  nicht  selten  bey   denen   geschieht, 
die  mit  der  China  behand.elt  werden.    Dieses 
Fieber  ist  manchmal  so  unbedeutend ,     dals 
der  Patient  es •  gar  nicht  bemerkt,    und   der 
Arzt  es  daher  oft  ehender  erkennt,    als  der 
Patient  selbst.      Nur  bemerkt  man,    dafs  er 
gern  schläft,    sich  nicht  gern  aufvrecken  läfst, 
beym  Erwachen  sich  dehnt  und  gähnt,     dafs 
die  Pupille  ungewöhnlich  erweitert,    und  der 
Patient  für  das  Licht  empfindlich  ist;    dabey 
seigre  sich  Schweils  an  der  Stirne,    ein  Afa- 
dor  über  den  ganzen  Körper,,  die  Haiire  glän* 
^en  yon  Schweifs,  das  Gesicht  ist  ungewöhn- 
Cch  blafs,  die  Zunge  weilslich  belegt  an  den 
Seiren;    der    Pi(tieat    klagt    über    Unmuth, 
Schläfri^eit  und  Mangel    an   Appetit,    und 
der  Puls  ist  dabey  klein  und   weich ,    aber 
freguent.      Sehr  selten  ist  der  Fall,  dalji  das 


=-   i44  - 

Fieber  gänzlich  nachlälst  und  plötzlich  unto- 
krochen  verschwindet* 

Die  CoUa  hebt»  sage  ich,  die  Begelmis* 
sigkeit  der  Paroxysmen,  indem  diese  sick 
entweder  frliher  oder  später  wie  sonst  einstel- 
len) häußger  werden^  oder  einer  in  den  ti- 
deren  übergehen  und,  wie  icli  schon  bemeikt 
habe^  auf  diese  Art  gleichsam  eine  Febrk 
continua  bilden.  Bis  jetzt  ist  es  mir  nicht 
gelungen,  die  unmittelbar  bevorstehenden 
Paroxysmen  durch  dieses  Mittel  aurzuhaltea 
und  um  ein  bedeutendes  zu  verspäten,  Uaa 
hat  vielmehr  allgemein  bemerkt,  dals  sie  ds* 
von  anticipiren.  Duratti^  Bigoliy  tieagomm 
und  ich  sahen  einfache  Tertidufieber  dadurclt 
verdoppelt  werden,  aber  auch  alsdann  miten 
oder  zwei  viel  leichteren  Paroxysmen  auf 
immer  und  ohne  alle  andere  Mittel  ver« 
schwinden.  Zanone  sah  ein  Quartanüeber 
durch  die  Colla  unterbrochen  werden.  Man 
beobachtet  dieses  auch  häufig  bey  solcheHi 
die  mit  der  China  behandelt  worden  sind. 
Ich  habe  Grund  anzunehmen,  dals  jene  durch 
die  Golia  bewürkte  Duplication  des  Fieben 
nichts  anders  sej,  als  ein  Bestreben  der  Na« 
tur,  dasselbe  in  eine  F*  continua  zu  yerwan« 
dehi,  mit  welcher  dann  das  intermittirends 
Fieber  von  selbst  aufhört.  Ich  habe  in  der 
That  bemerkt 9    dafs  die  Fieber,    welche  öine 

lange 


-  .«45   - 

langte .  Apyirexie  beobachten  viel,  langwieriger 
und  hartnäckiger  sind.  £s  tnheint  siofa  in 
diesen  Pausen  gleichsam  d^r  Stü£F  zu  einem 
neuen  Fieber  «u  sammeln.  i^^gi  hatte 
schon  seit  langer  Zeit  ^e  Beobachtung  ge- 
macht, dals  'd'e  doppielrien  Tertiantieber  in 
einfache  übergiengen  und  dann  bös^rrig  wur- 
den, yorsügiich  bey  neuen  Fehlern  der  Di&t, 
oder  bey  Unterdrückung  der  Transpiration» 
Dieses .  scheint  mir  aber  meistens  duhtx  zu 
rühren,  dals  die  gegebene  Do^is  d^s  Mitteb 
SU  klein  und  nicht  stark  genug  War,  um  den 
Uebergattgv^i^s  intermrttirenden  Fiebers  ijpi 
ei9  «^mdnuirendes  .  zu  bewürken.  So  safaA 
auch  Paganini  und  Trövaü  auf  di^'  Änww« 
düng:  der/.CoUa  das-  Fieber  eicaeerbiren  und 
versohwinden;  wie  acute  Krankheiten  moht 
selten  nach  -stUrmi- chenumd  den  achreckkcbi« 
steh  SyraptomeA  plötelith*  nfcchlassen» . 

:  Wie  kann  aber I  ^ine  thi^rische  Substancs^ 
gleiche. Wut'kuiiged  mit  einßr  vegetabilisdieh 
besitzen?      Dteeie  .  Frage    vtird    iohn^    grolae 

>  .^shwierigkeit    zu    beantwbrtta    seyn,  .Wenn 

«wir«  bedenken ^   daf»  das  Pflatuienreieh  gleich- 

•am    cks^'Vermiuelnde    Glied,  awt^cfaen    de6i 

Mineralreiche    und     dem    Thierreicha    •aus«* 

ib^t^t»    dafs  die  mineralischen.  Stoffe  in  der 

\    JPfltmse  gleichsa(n  schon    orgfiiUjsGh  ^und  für 

\     dto  thiecischen  Körper  assimiUihar  geworden 

\  Kvm.  B.  a.  St*  -  K 


—    i46  — 

lind;  dafii  femer  manche  animaliseh«  Gifii 
diesdben  oder  wenigstens  ähnliche  Wiiikm- 
gen  zeigen  y  wie  die  vegetabilischen ,  dib 
Tidli  Pflimzen  schon  für  sich  eine  Ait  tm 
Gelatina  oder  Mucäago  enthalten  ^  dals  o^ 
fidt  die  China  und  die  Colla  beide  (??)fa 
Gerbestoff  in  grolser  Menge  enthalten;  w^ 
chem  Bestandtheile  man  daher  (der  nack 
Prousu  Untersuchungen  die  Eigenichaft  ha- 
ben soll  9  der  Fanlnifs  in  einem  bedettandcB 
Grade  zu  wide^tehen  und  daher  in  YerbiDp 
düng  mit  dem  thieris^en  Gluten  dieMi  toi 
jener  bewahrt),  wie  es  nach  den  hishsrigBa 
Untersuchungen  scheint,  die  Vitn  fiMf^igm 
jener  Mittel  zuschreiben  mula. 

Aber,  wird  man  aagen,  wean  der  Ge^ 
bestoff  die  Eigenschaft  hätte,  die 
senden  Fieber  zu  heben,  warum 
denn  hierin  andere  Holzrinden,  die  ii 
reich  sind  an  bittem,  resinösen  Bestandik«- 
len  und  Extractivstoff  nicht  der  China  gkicki 
da  doch  die  Warkftamkeit  der  letzten  Mk 
allein  in  dem  Gerbestoffe  zu  sncfaea  ist?  lA 
kann  mich  nicht  auf  die  zwei  Teracfaiedtf» 
Untersuchungen  hierüber  einlassen;  aondi* 
bemerke  nur»  dala  die  Rinden  anderer  Höh* 
arten,  die  gleidifalls  re$iaöse  BeatandtWb 
und  Extractiystoff  enthalten,  im  Aligei 
auch   für   Febrifuga   zu   halten    aind|    ahr 


\ 


—   «47  — 

Ton    minderer    Würk^flnikeit    a^s    die    Chi« 

na,    aey    es    nun,    weil   sie    entweder  leer, 

oder  nur  arm  an  Geibesto£F  aind,    oder  weil 

tie   andere    Bestandtheile    enthalten«    welche 

entweder  unwürksam  oder  der  WUrkung  dea 

Geil>esto£Fs    entgegen    sind.      VieiLdcht   daia 

'^     um  jene   f^irn  fehri/agam   zu  be&itzen ,     der 

;     Gerbeatoff  mit  dem  Exti  activsto£Fe  verbur.den 

P     aeyn  muls,    und  da£i  aus    der   Vereinigung 

t>    dieser    beiden    eine    Adi^chung    hervorgeht, 

die  in  ihrer  Qualität  von  der  jener    beiden 

Grundbestandtheile  abweicht.  In  der  Chemie, 

^     wie  Überhaupt  in  der  Matur  ist  dieses  sehr 

^     häufig  der  Fall.    Ich  bin  daher, der  Meinung, 

I    daia  der  Gerbestoff,  mit  den  bitteren  Extrao- 

ten  verbunden,    in  seiner  WUrkung  mit  der 

China  übereinkommen  müs  e.    Die  Eifahrung 

wird    vielleicht    diese  meine  Idee  bestarigen. 

In  der  Colla  haben  wir  demnach  den  Ger^ 

bentoff  mit  dem  thierischf-n  Glucen   verl^un« 

den  (??)•  Auch  treffen  wir  dieses  bey  lebenden 

Thieren  immer  mehr  oder  weniger  mit  jenen 

yerbunden;    und  durch  denselben  widersteht 

,M  der  EäulniTs,    wenn  es  nicht  mit  Wasser 

in  Berührung  kommt» 

Der  Gerbe^toff  eztrahirt  sich  aus  der 
CoUa  nicht  in  so  beträchtlicher  Mango,  wie 
aus  der  China«  D^r. Apotheker  JPnmo,  wel- 
cher   au£   meine  VeranJassung  .yerschiedezir 


—   i4S   — 

Untersuchungen  darüber  anstelle,  fand,  di6 
sich  vermittelst  des  Kali  carbonicum  (cArb- 
nat  de  poiasse)  aus  der'  Solution  der  Cob 
bey  weitem  weniger  Gerbestoff  pricipiditei 
als  aus  der  Solution  der  China.  Aflan  köna» 
vielleicht  nicht  ohne  Grand  daraus  schliebs, 
<lars  die  Golla  daher  der  China  an  Wiirbam- 
keit  nadistehen  müsse.  Allein  ich  kami  diesem 
nicht  annehmen,  da  ich  der  Meinung  bin,  dafi 
nicht  auf  dem  Gerbe>tofFe  allein  die  antife- 
brilische  Eigenschaft  jener  Substanz»  beruhe, 
sondern  vielmehr  auf  der  Verbindimg  des- 
selben mit  dem  Extractiv-  und  Bitter -Stoffd 
jener  Pflanzen,  oder  mit  dem  thierisciiai 
Gluten;  dals  sich  daher  der  Geii>ertoff  in 
der  China  mit  dem  ExtractivstoflFe,  dem  Bit- 
terstoffe und  den  resinösen  BestandtheiltB, 
itk  der  Colla  aber  mit  dem  thierischen  GbttSB 
zu  jener  Substanz  verbinde ,  die  fiir  den  le- 
benden thierischen  Körper  so  leicht  zu  asii- 
jniliren  und  so  wohlthätig  für  den  Magen  bl 
Demnach  ist  auch  die  Verbindung  dei 
adstringirenden  Princips  mit  dem  BittentoA 
nicht  nothwendig  erforderlich  fiir  ein'  Fetth 
fugum^  wenngleich  sie  bey  der  China  itHt 
findet,  und  die  Würicsamkeit  derselben ,  nach 
Marabelli^  'immerhin  mit  ihrer  Bitterkeit  iag^ 
radem  Verhältnisse  stehen  mag,  da'  der'  Gei^ 
bestoff   oder  das  adstringirende  Piincip  lait 


—  -  i49    — 

d^m  thieiischen  Giuten  verbunden  dieselbe 
Wtidcung  besitzt«  Auch  ist  es  mir  wahr- 
scbeinlidi,  dafs  der  GerbestolF  mit  dem  ve- 
getabilischen Mucilago  verbunden,  dieselbe 
Wiiiksamkeit  besitzen  könne.  Der  mit  dem 
G.  arabicum  gemachte  Versuch  scheint  mei- 
ne Meinung  hierin  zu  bestätigen.  Ich  über- 
lasse es  den  Aerzten.  .und  Chemikern ,  die 
Eigenschaften  des  GerbestoiFs  und  seiner 
Verbindungen  mit  andern  Substanzen  näher 
zu  untersuchen  und  bekannt  zu  machen. 

Die  Colla  und  die  China  würken  beide 
energisch  auf  den  Magen.  Sobald  die  Colla 
genommen  ist,  verbreitet  sich  ein  Gefühl 
von  behaglicher  Wärme  im  Magen  und  von 
da  nicht  selten  über  die  ganze  Oberfläche 
des  Körpers.  Doch  verderben  beide,  die 
Colla  und  die  China,  den  Appetit,  Selbst 
auch  dann,  wenn  dieser,  ehe  si<:^  genommen 
'wurde,  recht  gut  war  (welches  ich  selbst 
€unmal  beobachtet  habe).  Sie  hemmen  fast 
augenblicklich  das  Erbrechen,  wenn  es  näm- 

'  lieh  ein  Symptom  des  Fieberparoxysmus  ist 
z.  B.  bey  einer  gefährlichen  Pebris  intermit" 
i/ens  emeüca^  selbst  dann  wenn  der  Magen 
weder  Speisen  noch   andere  Arzneimittel  an- 

-  nimmt.  Aber  sie  unterdrücken  es  nicht  und, 
wier  es  nach  einigen  Beobachtungen  scheint, 
befördern  es  sogar  in  dem  Falle,    dafs  dßx. 


-  —    i5q    — 

Patient  eine  entsohied^ne  Abneignng  dagcgea 
hat,  oder  sie  mit  Widerwillen  nimmt«     Bridi 
heben    durch    die    vermehrte    Erregung   dm 
'Sfingens  die  Asthenie  der  Haut,  unterdrücka 
die  Fieberschauer  und  beförd  Tn  d«n  SchwaG; 
beide    bewiirken    eine    gewisse    AHspannvi{ 
un.d  TerschaiFen  bald,     nachdem    sie   geno» 
men  sind,   einen  suisen  Schlaf;    beide,  wib- 
rend  der  Fieberhitze  genommen^    Termehien 
ehender  das  Fieber,     als   dafs   sie   es  verriii- 
gern,  und  verursachen  unter  diesen  Unuliii- 
d(  n  nicht  selten  Uebelkeit,  AufstofseB,  Ein« 
genommenheit    drs    Kopfes,     grolse   Unnihe 
und  Krbrechen,    welche  Uebel  sie  simmiUdi 
verhüten,    wenn  sie  auch  nur  kars  vpr  den 
Fieberfroste  genommen  werden.     Beide  var» 
ursachen    eine    langwierige    Abneigung    des 
Magens    gegen   die   Säuren,     vorzüglich    die 
vegetabilischen,    so,   dafs  bey  denen,  welcha 
sich   derselben  während   der  Reconvalesceu 
bedienen,   leicht  Recidive  entstehen.       Beide 
erhöhen  die  allgemeine  Erregung,     oder  we» 
ni;;stens  die  des  Magens  nicht  so  schnell,  ab 
man  dem  Grade  des  Reitzes  nach,     den  sie 
auf  deu  Körper  äuisern,    voraussetzen  solltei 
Die  Fieber,    welche  entweder  mit  der  Golla, 
oder    auch    mit    der    China    geheilt    worden 
sind,    endigen  oftmals  mit^einem  Ausschlage 
an  den  Lippen»  wie  ich,  MorselU  und  «ndtfi 


—    i5i    — 

lijiobachtet  haben,  t>der  mit  anderen  Haut- 
•usschlägen,  welche  £a$t  immer  critUch  nnd 
ein  Zeichen  der  rückkehrenden  ncNrmalen 
Thätigkeit  der  ersten  Wege  sind.  Beide 
Mittel  erfotdein  endlich  die  Mitwürkung  des 
Arztes/  des  Kranken  und  dea  Reconvales- 
centen^  um  die  Kräfte  des  Bfagens  und  die 
gehörige  Transpiration  aufrecht  eu  erhalten. 

Wird  man  demnach  nicht  yon  einem 
anomalen  Zustande  des  Magens  und  des 
Hautoigana  den  Ursprung  und  die  Ursache 
der  intermittirenden  Fieber  herieiteii  miissenf 
Ich  aweifle  daran  keinesweges*  Keiner  weil», 
was  ein  intermittirendea  Fieber  aey,  der 
«uchr  Fehler  in  der  Diät  begieng,  oder  sich 
nicht  einer  feuchten  Luft  lange  oder  vdeder- 
holentÜch  aussetate.  Die  möglichste  Vermei- 
-düng  dieser  beiden  schädlichen  Einflüsse  ist 
•s,  welche  so  viele  Bewohner  feuchter,  sum« 
pfigeib  Gegenden  vor  intermittirenden  Fiebern 
bewahrt.  Zum  Belege  fiir  diese  beiden  Bap 
haiiptungen  könnte  ich  eine  Menge  von  Be- 
obachtungen anführen;  allein  um  mich  nicht 
in  Nebensachen  zu  verlieren »  viU  ich  nur 
bemerken: 

i)  Dafii  bey    allen  intermittirenden  Fie- 
bern^ ohne  Ausnahme^  ein  Fehler  des  Haut- 
-  oiigana  oder  der  ersten  Wege  zugegen  sey; 

a)  psda  Fehlte   der  TranspiiaüotL  «KAt& 


1^2 


einen:  krankhofta^n  ;2justahd-  de&  Magens,  md 
öoigekehrt  DiätfehJer  einen  krankhaften  Za« 
stand  des  Hautorgans  zur  Folge  ihaben. 

5)  DaFi»/  wenn  diese  localen  Zustände 
gehoben  sind,  das  Fiebf^r  von  seihst  nachlifa; 
w^nn  es  hinterher  geiini^t,  die  leidende 
Organe  vermittelst  schwächender  Mittel  ii^ 
ihren  normalen  Urad  der  Erregung  auruek« 
aubringen  j  dals  daher  die  srhenischen  ioter« 
mitticenden  Fieber,  wenn  nur  die  erwähniei 
lDdicati«>nftn  erfüllt  werden,  gewöhnlich  von 
selbst  und  ohne  alle  Hülfe  der  Kuiut  ter- 
schwinden ; 

4)  ^^^^  ^^^  asthenischen  intermittifeB- 
den  Fieber  zu  ihrer  UnterdriiGkung ,  Wfliui- 
gleich  nicht  im  ganaen'  Umfange,  do(^  ge- 
-wi&serma£>en  die  Erfüllung  jener  IndicalioneB 
erheischen,  und  zwar  Reirzmittel^  vorziig^ck 
die  fixen,  die  sich  lange  Zeit  im  Magen  auf- 
halten, um  nicht  allein  den  Magen,  aondeff 
auch  den   Oarmkanal   mit   der    Haut   in  du 

•primitive  Gleichgewicht  der  Lebenskräfte  xn 
setzrn;  zu  welchem  Zwecke  die  China  und 
die  CoUa  ganz  vorzüglich  indicirt  sind. 

5)  Dals  alle  Arzneimittel  nichts  g«gen 
die  intermittirenden  Fieber  ausrichten,  weflB 
sie  nicht  mit  dem  Darmkanale  oder  mit  defl 
Magen  in  Berührung  gebracht  werden.  Du 
Opium,   welches  äulserlidi  und  in  beträchdi« 


\ 


—    i5*    — 

IiMbachtet  haben,  t>der  mit  andema  Htnt» 
ansachlägen,  welche  last  imaier  critisch  «nd 
ein  Zeichen  der  riickkehrenden  normalen 
Thatigkeit  der  ersten  Wege  sind.  Beide 
IJittel  erfordefn  endlich  die  Ifitwiirfcnng  des 
Arnes,  des  Kranken  und  des  Reconyales- 
centm^  um  die  Kräfte  des  Magens  und  die 
gekörige  Transpiration  aufirecbt  lu  erhalten« 

Wird  man  demnach  nicht  Ton  einem 
anomalen  Zustande  des  Magens  und  des 
Bautorgana  den  Ursprung  und  die  Ursache 
der  intermittirendan  Fieber  herieiten  mOssenf 
Ichsweifle  daran  keinesweges.  Keiner  vrmlfßf 
was  da  intennittirendes  Fieber  aey,  der 
nicht  Fehler  in  der  Diät  begieng,  oder  sich 
nicht  einer  feuchten  Luft  lange  oder  wieder- 
holendich  aussetste.  Die  möglichste  Vermei- 
^ong  dieser  beiden  schädlichen  Einflüsse  ist 
^s,  welche  so  viele  Bewohner  fSsuchter,  sum- 
pfige^ Gegenden  vor  intermittirenden  Fiebern 
bewahrt.  Zum  Belege  fiir  diese  beiden  Bap 
hauptungen  könnte  ich  eine  Menge  yon  Be- 
obachtungen anführen;  allein  um  mich  nicht 
in  Nebensachen  zu  yerlieren ,  irül  ich  nur 
bemerken: 

i)  Dals  bey  allen  intermittirenden  Fie- 
bern^ ohne  Ausnahme^  ein  Fehler  des  Haut- 
-  Organa  oder  der  ersten  Wege  zugegen  sey; 

a)  psda  Fehlte   der  Transpiration  stets 


~    i54    — 

deren:  Beobaditungen  auch  ich  zum  TUl 
bestätigen  könnte«  —  Nach  Calairpni  zeiga 
aich  in  Mede  die  intermittirenden  Fieber  tmI 
seltener  zu  Anfange  der  Weinle.ie  und  dei 
Weinkeltems ,  auch  sind  sie  seltener  in  da 
fruchtbaren  Jahren. 

7)  Dafs  die  intermittirc*nden  Fieber,  wd* 
che  vermittelst  der  China  odgr  der  CoIIt  mn 
terdriickt  wordeh  sind,  ohne  dalä  der  2U«i 
alimeniaris  und  die  Haut  wieder  ia  ihre  bi- 
tegrität  hergestellt  sind,  sich  gleichsam  notbß 
wendigerweise  wieder  einfinden,  gleich  als 
wenn  diese  Mittel  nicht  hinreichten ,  wie  lia 
denn  auch  oftmals  eioe  gelinde  Diacrböe  ued 
anhaltenden  Schweils  verursachen« 

8)  Dafs  die  intermittirenden  Fieber  ack 
TorsUglich  häufig  zeigen  bej  nebeligter  und 
regnigter  Witterung,  und  besonders  in  dca 
feuchten  Jahrszeiten,  wie  im  FrübÜnge  nad 
im  Herbste. 

g)  Dals  die  schlecht  bekleidete  uad 
baarfuls  gehende,  Volksklasse,  und  vorsüglkb 
diejenigen,  welche  den  Reis  und  des  Haa 
mähen,  am  meisten  von  den  intermittiita- 
den  Fiebern  befallen  werden,  und  sich  ntf 
durch  bessere  Nahrungsmittel  und  sorgCaliffi 
Unterhaltung  der  Transpiration  davor  bewah- 
ren können; 

.io)'(DaIs  endlich  die  feuchten  Winde  die 


—    ij5    — 

eher  GAbeangeweadet  nieht  iin  Stande  wtry 
mtenrnttirendes  Fieber  zn  unterdröcken,  s^gta 
alsobald  "^ürknog,  als  es  inneriidi  gelben 
wurde.  Doch  ist  nicht  zu  laugnen,  dafa  die 
kefrig  würkenden  aulsem  Reitzmittel,  Akf. 
Vesicatorien  uihI  reitzenden  Epiihemmiay  ia 
die  Herzgruben  appKcirt,  mandtmal  wegen 
des  zwischen  d?n  erwähnten  Organen  statt 
findenden  Consensus,  bey  diesen  Fiebern 
haben  grofse  Hülfe  leisten  können. 

6}  Oals  auch  in  den  Fällen,  wo  das  in-^ 
termittirende  Fi'-ber  nicht  von  einer  jener 
obenerwähnten  Ursachen  herzurühren  scheint^' 
benändig  doch  eine  Schwäche  des  Magana 
und  consensuell  daher  auch  eine  Schwäche 
der  Haut  zugegen  ist.  Dies  war  der  Fall  bey 
einer  PArii  quartana  ^  •  welche  einer  schwe- 
ren Dentition  rorhergieng^  femer  bey  einer 
'  J^«  quaruma^  die  der  China  hartnäckig  wi- 
derstand, endlich  aber  plötzlich  durch  «n 
Erbrechen  ron  Schwämmen  gehoben  wurde^ 
welche  sich  seit  mehreren  Wochen  im  Ma- 
gen aufgehalten  hatten,  —  und  endlich  bey 
vielen  andern  intermittirenden  Fiebern,  die 
Yon  localen  AiFectionen  des  UieruSy  der 
'Milz,  der  Leber,  des  Pankreas  oder  d^ 
-Hautorgans  herrührten,  und  deren  PniSkhy 
Brera^  Borsieri^  Van  Swieten^  Beilf  Gmiti 
und  unzahKge  andere  Sdimficsteller  erwähnekit 


menste    Gesundheit    gepossea    n&d    bis  auf 
4ieseit  THg  -be  itzen. 

a)  Di^i  verschit^depen  LaFt  -    oder    Gat- 
Arten,     welche   sich  von  den  in  solchen  Ge- 
genden -faulenden  vegetabilischen  und  anim^ 
li&cben  Substanzen  entwickeln  kannten,  sinl 
fast   säuimtlich    mit    Hydrosen    geschwänzelt 
und  suchen  daher  von  selbst,   vermöge  ibrer 
gröfseren  specid&chen  Leichtigkeit,  riie  obem 
Luftschichten  der  Atmosphäre«       Sie  können 
daher  auch  nur  einen  unmerklichen  EixkRük 
auf  den  Menschen    äufsern,     da    dieser  nur 
die   untere    Lufrregion  bewohnt.       Ich  weifs 
sehr  wohl,    dafs  sich  unter  jitnen  Umstinden 
4uch   menche  kohlensaure  Gasarteii   entwik- 
kein  können.      Ich   bemerke    aber  dagegen, 
dals  diese  meistens  seh  wirrer  sind,     ^e  die 
atmosphärische    Luft,     und    sich    daher   nor 
dicht  am   Erdboden   aufhalten,     sich  daselbit 
präcipitiren,     vermöge    ihrer  Verwandtschaft 
mit  den  verschiedenen   Erdarten   verbinden, 
oder  daselbst,  wie  Morozzo  beobachtet  haben 
will,  schwärzliche  Kohlenstoffreiche  Schichten 
(Panne)  bilden.      Es    ist    daher   wenig  ron 
den  Gasarten  zu  fürchten,  -  die  doch  nur  die 
untern  Theile  des  menschlichen  Korpers  afiS- 
ciren  können,  und  bey  eintretender  Einwiir- 
kung  der  Sonne  in  die  höhern  Luftschichfien 
übergehen. 


,         -    i57    - 

3)  Nach  den  bisher  in  die^ser  Rücksicht 
angestellteh  Untersuchungen  wpif>  man  nicht, 
dafs  zwischen  der  LuFt  der  feuchten  und 
trocknen  Länder  ein  grofser  Unterschied  statt 
finde  I  ab  nur  in  Ansehung  der  wässerigten 
Dünste,  die  sich,  yorzüglich  gegen  Morgen 
und  g'^gen  Abend,  mehr  oder  weniger  ü!)cr 
die  ObfrAwche  der  einen  oder  der  anderen 
Oegpnd  ei  heben.  Und  wenn  aurh  drr  Ge- 
ruch hie  und  da  die  En  wickelung  e^ner 
Luftart  verriethe,  so  ist  die  Menge  dersel- 
ben gewifs  immer  nur  sehr  unbe'leutend,  und 
wenn  wir  nicht  alle  Wahrsch^inlichke  t  über- 
schreiten wollen,  nicht  glaublich,  dafs  inter- 
mittirende  Fieber  dadurch  veranlafst  werden 
JLÖnnten.  Wie  oft  habe  ich  nicht  im  Winter 
in  Wien  und  änderen  Orten  Gerüche  wie 
von  dicken  Nebeln  bf-merkt?  Und  wer  sah 
jemals  darauf  intermittirende  Fieber  allgemein 
entstehen?"  So  viel  der  Eudiometer  bis  jetzt 
auch  geleistet  hat,  so  hat  er  doch  hiefür 
noch  kein  Zeichen  gegebf>n.  Ohne  Anfmerk» 
sainkeit  darauf  und  besonders  ohne  Mitwiit^ 
kung  der  Einbildungskraft  bemerkt  man  oft 
in  den  Wiesen  und  Reisfeldern  nicht  den 
geringsten*  Geruch.  M^n  würde  diesen,  wie 
es*  mir  scheüit,  niemals  bemetken,  wenn 
sich  nidtt  die  riechbaren'  StofFe,  und  Wahr- 
scheinlich   eb^n    jenes    schwefelliahig«   ^ti^ 


—    i58    — 

fcoUenstofflialtige  Hydrogen-Gai,  sich  sieht 
nach  oben  begäben^  und  mit  den  wässerig- 
ten. Dünsten  za  Bissen  verbänden;,  alle  dteie 
beschuldigen  hielse  doch  wohl  die  Gribuei 
der , Möglichkeit  vergessen;  und  auf  sie  alleis 
könnte  man  doch  nur  Verdacht  werfen.  So- 
viel ist  daher  ausgemacht  und  durch  al%e* 
meine  Erfahrung  beitätige,  dafii  die  Lnft  in  I 
sumpRgten  Gegenden  keüiesweges  ungesund 
ist  9  so  wie  dieses  allerdings  von  der  immer 
sehr  feuchten  Morgen  r  und  Abendluft  wahr 
ist.  Uebrigens  ist  das  Urtheilen  nach  dem 
Gerüche  oft  ein  sehr  unsicheres  Mittel,  um 
hinter  die  Wahrheit  au  kommen.  .  Das  Amj- 
lum  des  Waiuens  riecht  wie  der  menschlicÄa 
Saame  und  einige  Species  des  ChwyuaUk^ 
mum  wie  AsphaUum.  Und  doch  sind  diese 
Köiper  so  sehr  von  einander  versdiiedeiL 
In  uxuern  Zeiten  würde  die  Nase  des  Anto» 
nius  Musa  kein  erhebliches  Glück  machen. 

4)  Wenn  eine  fauligte  und  \^e  einige 
es  zu  nennen  wagen)  inficirte  Luft,  und  ins- 
besondere da»  kehlensaure  Gas  der  Reisfel- 
der und  Wiesen  die  intermittirenden  Fieber 
eräugte,  so  würde  in  ihr  niemand  davon 
verschont  bleiben;  auch  würden  die,  welche 
«m.FuTse  der  GebUrge  wohnen,  und  dem 
Strome  jener  Ausdünstungen  mehr  ausgesetst 
9^ld, .  me^  denselben  unterworfen  sejn,  ab 


_    ,59    — 

dl«  Bewohner  der  Ebenen.  Denn  dk  die 
-m^inde  natürlich  auch  die  unteren  Lufrschidi- 
ten  in  Bewegung  setzen,  so  erhellet,  daft 
diese,  am  FuIsh  der  Gebiirge  aufj^ehttlten, 
daselbst  stagniren  würden,  da  sie  nicht  über 
die  Gipfel  xlerselben  hinwegkönnen.  ■■  iA^ie 
iinglückJidi  wären  die  Thäler  von  Agogna, 
wenn  die  Reisfelder  und  Wiesen  solche 
echädliche  Lnftarten  entwickeltea.  Der  Wind 
•um  Mittag  mülste  für  die  Bewohner  dersel- 
ben schneckUcher  seyn ,  als  der  Wirbelwind 
den  alten  Galliern  und  Tirolern  war;  unsere 
Gebürgsbewohner  würden  dorc  keine  Tempel 
(gleichsam  zur  Sühne)  errichten,  sondern 
wahrscheinlich  ihre  vaterländischen  Gegenden 
Terlassea  und  mit  anderen  weniger  undank- 
baren., oder  doch  weniger  ungesunden  rer- 
tauschen.  Wenn  in  den  sich  bejr  der  Faul- 
jiilji  entwickelnden  specifisch  leichteren  Gas« 
arten  ^  ab  die  atmosphärische  Luft,  eine  4iut- 
Würkende  Ursache  der  inrermi^tirenden  Fieber 
XU  suchcin  wäre,'  in  Welcher  beständigen  Ge- 
fahr müiäten  nicht  in  diesem  unwahrschein- 
lichen Falle  die  Bergbewohner  leb«fn!  Allein 
SuIseM:  aalten  hat  man  Gelegenheit  gehabt, 
fiber  die  Hohe  Ton  5oo  Toisen  über  der 
OberAadie  des  Meers  hinaus  intermittirende 
Fieber,  und  nur  sthenische  zu  beobachten. 
Alle  die  Städte  und  Gegenden,  welche  weni^ 


~    i6o    — 

ger  ctier  Feachtigkeit  ausgesetzt* sind,   bleiben 

auch    mehr    verschont    von    intermirtirendan 

Fieberiii*    So  sind  sie  in  den  Gegenden  tob 

^Harz^  bis  nach  Helmstädt  und  Braunschwor 

selten,    von  dieser  Stadt  an  aber  bis  an  die 

:    Nord-  und  Ost  -  See  häufig.     So  findet  jmb 

in  'dem  gebürgigten  Theile  von  SadiNen  lur 

wenige  intermittirende  Fieber^  unzählige  siMr 

in  den  flach<>m   Gegenden    desselben,   voc^ 

ftügirch  in  der  Nähe   von  Leipzig.       Auch  ia 

ühs^m  GebUrgen:sInd  sie  selten,  sehr  häufig 

■ber  in  den  ebenen  Gegenden«    So  ist  fenier 

der  gebürgigte  Theil  von  Sumatra  und  wa 

Ungarn    frei    von.  intermittirendejt    Fiebfn,  | 

die  niedrigen  Gegenden   dieser  Länder  Aüi-  | 

*gegen    allgemein'   davon    geplagt*    i  In.  der  1  < 

'Schwf^ik  kennt  nran  sie  gar  nicht,  .in  Uogan  1  h 

und  Morea  sind  sie  wie    zu   Hause«      Auck  1 1^ 

die  feuditen  Winde  scheint  die  Entstehnif  I  i 

dieser  Fieber  zu  begünstigen.     So  beobachttt  |  ]jj 

man  auf  der  Seite  des  Erzgeburges,    iveGli  I  vi 

zu    Böhmen    gehört    und    dem    Südostwinde  1 

ausgesetzt  ist,    häufig  intermirtirende  FiebcTi     & 

selten  aber  auf  der  entgegengesetzten  Seitti    I. 

die  einen  Theil   von  Sachsen  ausm^ciit  iiiJ    ie 

TÖm^Nord  -  West  -  Winde  bestrichen   wid    i^. 

In-  der  Stadt-  Annaberg  unter  anderen  kentf    kl 

taan,     wie    verschiedene  Einwohner  u«d  eil    lo 

erfiihrener  Arzt  daselbst  mich    recsichertei^  i  u 

'  fast 


\ 


-^    i6i    ^ 

fittt  keine  intennittirenden  Fieber;  und  die 
inveterirteAten  T**rti«Mi  -  und  Quartan  -  Fie- 
ber werden  dabeihat  »ehr  bald  und  oft  ohne 
alle  Hülfe  der  Kunst  gehoben. 

5)  Welche  büse  Dünste  entwickeln  sich 
Biiclit  in  dex  Nähe  von  Kanälen ,  Flüssen, 
£een  und  selbst  des  Meeres?  Und  dennoch 
sind  die  intermittirenden  Fieber  daselbst 
nichts  weniger  aU  häufig,  und  würden  noch 
jgeltener  seyn,  wenn  die  mit  solchen  Woh- 
nungen gewöhnlich  verbundene  Leb?nsart 
nicht  Schwäche  der  Haut  und.Atonie  des 
JCuhi  alimentaris  begünstigte*  Vielleicht  dafs 
jdie  salzsauren  Dämpfe,  wolche  .sich  von  der 
Oberfläche  des  Seewassers  entwickeln  und 
erheben,,  die  Lungen  auf  eine  wohlthätigeT 
Art  reitzen  und  das  Eindringen  der  Feuch- 
tigkeit in  die  Haut  verhüten«  Ich  kenne  üb- 
rigens einige  Seeleure,  die  mitten  auf  dem 
Meere  von  in termittir enden  Fiebern  befallen 
wurden« 

Wir  hatten  demnach  keinen  Grund, 
iiber  die  irrige  Meinung  der  Aerzte,  Welche 
die  Ursache  der  intermittirenden  Fieber  in 
dem  kohienstoffhaitigen  Hydrogen  -  Gas  su- 
chen 9  in  Zweifel  zu  seyn.  Weder  Jars  noch 
ich  und  andere  Mineralogen,  welche  Stein- 
kohlen- und  andere  Gruben  zu  wiederholten 
malen  untersucht  haben ^  in  denen  da»  WoV« 
XYIILB.  xati  lu 


— -      l62     — 

lenstoffhaltige  WasserstoflFgas    zu  äwM  ist, 
haben  jemals  unsere  gelehrte  Neugierde  mk 
einem   Tertianfieber  u«  s.  w.   bezahlen  mfis* 
sen;    und  auch  die,    welche  beständig  dann 
'  arbeiten ,    sind  deshalb  doch  nicht  besonden 
den  intermittirenden  Fiebern  unterworfen.  — 
Verlassen    wir    aber    diese    Untersuchungen^ 
die  ohnehin,  wie  es  mir  scheint,   sdion  Ge- 
fahr laufen,    für  einseitig  gehalten  zn  wer- 
den;   und  verlieren  wir  (nicht  zu  g^enkeüt 
dals  das  Zeugnifs  ron  VoUa^    PrmtUff^  Zo- 
voisier^  Vasalli^  Seguiriy   Gioberi  und  videa 
anderen  Chemikern  und  Physikern,    Weidie 
sich    bey    ihren    Untersuchungen    so    häufig 
dem  EinAuiise  aller  Gasarten  aussetzten,  ohne 
jemals    von    einem    wahren   intermittirenden 
Fieber    befallen    zu    werden,    laut    lor  uns 
spricht),  verlieren  wir,   sage  ich,  keine  wei- 
tere Worte  über  das  laugst  zu  Grabe  getn- 
gene  Sumpfniiasma*      Die  Schüler  ron  Am* 
croy  und  andere^    welche  durch  die  EinwQp- 
kung  der  übersauren  Gasarten  vom  Schnup- 
fen   befallen    wurden,     bekamen    sie   wohl 
jemals  durch  die  Verflüchtigung  finderer  Gai- 
arten  in  dem  chemischen  Laboratorio  int» 
mittirende  Fieber?  -^ 

Wenn  die  nächste  Ursache  des  mtermit- 
tirenden  Fiebers  in  dem  aufgehobenen  deich- 
gewichte  zwischen  der  Haut  ui|d  dem  Darm- 


—    i63    — 

kßndt  lie^i  d»  Ii.  in  einer  Erhöhung  oder 
IVenninderuDg  des  Erregungssustandes  beider 
Organe;  eo  erhellet ,  dals,  wenn  eines  oder 
daa  endore  dieser  Organe  auf  seinen  natür- 
lichen &regungszustand  surückgebracht  ikjtj 
sugleich  auch  das  Fieber  gehöben  seyn  wird. 
Und  in  der  That,  wie  oft  werden  nicht 
etheniscfae  intermittirende  Fieber  durch  einen 
blosen  Schweils,  mlde  oft  nicht  asthenische 
allein  durch  eine  nährende  und  reitzende 
Diät  gehoben  P  Und  dieses  würde  noich  weit 
iMufiger  der  Fall  seyn,  wenn  nicht  das  ort* 
Uche  Leiden  des  Darmkanals  im  Wege  isl^re. 
Ich  betrachte  ^ie  Colla  als  einen  direc* 
ten  Reitz  sliqbt  allein  für  den  Magen ,  son- 
dern auch  fär  die  äauu  Sie  befördert  den 
^thweifs,  indem  sie  di^  ^auttbatigkeit  erhcH 
heti  Und  •  dals  sie  ini  der  That  die  Erregung 
beider,  sowohl  d^s  Magens  jals  der  Haut  er- 
höhe, beweisen:  das  Nachlassen  det*  Fieber- 
schauer, des. Hungers,  des  IHirstes,  der  £x^ 
creiia  at^i;/,  des. Erbrechens;  ihre  Eigenschaft, 
mehr  bey  asthenischen  als.  bey  sthenischen 
Fiebern,  ndehr  bey  schwachen  als  bey  robu« 
sten  Subj^cten  die  Erscheinung  von  Schweifs 
und  endlich  die  UnterdrUckting  des  Fiebers 
zu  bewürken;  wdeher  zwiefach  wohlthätigen 
WürkuDg  allein  der  Schlaf  xnraschreiben  ist, 
.der    gewils' nicht   ohne   weise   Absicht   d«t 


/ütttgif     TOC     Ö^   ZdlSt 
lUiVC; 

wgÄ:  ffli  b^eoie.    «ii  in   der  loit.    «tfpiii 
«Uff  Kiiu;  «k  iD  der  'Wai 
<i«i  dfl^««r   ber    d«& 


Ui*«k«:iM;  MiRt,    dk  sicL.  so 


As( 


&UuiileA,  <Kl«r  «lie  sweL  drei  TbgB,  je 

4tfMi  <Uff  ly^iik   d^  Fi«d>tfs 

Mm  dürMsr   i^f    aucii  die 

|>4i  MUH  di«   Usterdriicknpg  des   Fr 

ki^^  MlAukizt,  js  sogar  guulidi  Terfeittlf  ü 

mtdä  äU4:U  diu  Colls,    deren  Wfirkmg  fos- 

KÜ^Iidi    dsiia    tMMtfht,     den    Rebwfrost  ü 

r«ikUtiiA|  ror  dem  Anfalle  des  Fieben  geg^ 


—    i65    — 

fcon  'vrerdflii«  -—  £ben  so  wie  die  auf  (Ten 
Fieberfirosf  folgende  Reaction  fast  immer  mit 
ider  Intensität  desselben  in  Veihältnifs  steht^ 
•o  muCs  natürlich  so  wie  dieser  abnimmt, 
auch  jener '^acfawäcker  werden.  Und  hierin 
liegt  eben  der  Grund  dayon,  dafs  der  Patient 
nach  Hebung  des  Frostes  durch  die  Colla 
liinterher  nicht  in  jene  grofse  Schwäche  yerfällt, 
die  so  olt  die  Reconvalescenz  begleitet,  welche 
ebenfalls  mit  der  durch  die  Fieber- Reitzung 
^littenen  Anstrengung  im  Verhäknisse  steht» 
-Ich  weils  wohl,  dais  man  erwiedem  wird, 
daifr  dieser  gereitite  Zustand  dem  Patienten 
:sebr  wohlihätig  «ejr,  weil  ein  reichlicher 
Scbweüs  darauf  erfolge  ^  der  bey  den  sthem- 
•chen  intermittirenden  Fiebern  allerdings  zit- 
trägtich  ist.  Allein  ich  gebe  nur  zu  bedexi- 
JcAsi  dafs»  so  wie  nicht  alle  Operationen' dar 
Jiptv^T  unmittelbar  ron  heilsamen  Erfolge 
mtAy  auch  diese  nicht  immer  dem  Patienten 
suträgUeh^  sondern  bey  den  asthenischen  in- 
termittirenden Fiebern,  wegen  der  darauf  er- 
folgenden profusen  SchweiTse,  oftmals  gefähr- 
lich ist.  Uebrigens  ist  die  Colla  für  sidi 
ancb  bey. den  gelind  athenischen  intermitti- 
r^iden  heilsam ,  weil  sie  die  Haut  beständig 
in  einem  gelinden  Duften  erhält.  —  Doch 
will  ich  midi  nicht  tiefer  in  diese  spedelle 
Untersuchung  einlassan,    weil  ich  befürchtea 


—    i6ß    — 

mSUlstey  in  jene  undankbare  UntcrsuefanBg 
über  den  Optimismus  der  Natur  bej  ihren 
Krankheiten  xu  gerathen,  den  Sleevogi  be- 
reits widerlegt  hat ;  wobey  ich  zugl^ch  Ge- 
fahr laufen  wUrde,  mich  zu  jener  Schule  der 
müfidg  Euscbauenden  Medicin  zu  gesellen,  dis 
Torzüglich  in  Frankreich  Yrieder  an  die  Ta- 
gesordnung zu  kommen  scheint. 

Was  aber  auch  die  Ursathe    der  tägli- 
chen Wiederkehr  des  Fiebers  seyn  mag»    so 
Ut  sie  doch  auf  jeden  Fall  schrrer  aasxnmit- 
teln«      Auch  würde  ich  mich,     naoh  meiner 
Meinung,    w6hl  nicht  der  Wahrheit  nihenif 
wenn  ich  sie  Ton  der  Ansammlung  einei  ge- 
.  wissen  Princips  in  der  Atmosphäre  Iieileitetei 
so  wie  Meioh  die  Ursache  des  Morgeofiebcn 
der  Phthisischen  und  der  Abend  -  Ettoeiba- 
tion  anderer  Fieber  in  das  Azote  aeub     £• 
ist  daher  wahrscheinlich,  dafs  jene  Rückkehr 
des  Fiebers  auf  einer,  zu  der  gegebienen  Ztit 
aufs  neue  eintretenden  Alteration   des  Ma- 
gens beruhet,    indem  es  ja  zur  GonatmctioA 
der  intermittirendcn  Fieber*  eines  atoniachea 
Zustandes  dos  Magens,    und  dem   «u- Folgt 
euch  der  Haut  bedarf,  und  das  Fieber  naeh- 
lä(st,    sobald  dem  Magen  seine  Verdauoag»- 
kraft  wiedergegeben  ist,   an  welcher  et  ebia 
ohngeachtet  des  Hungers  bey  den  ioterrail- 
tirenden   Fiebern    fehlt.      Aber   konnte   die 


_    '  —    xß7    —    . 

Rüdkicelir  de«  Fiebers  Bicbt  rieUeicht  dureh 
eine  dazu  erforderlidie  Contraction  der  Mus- 
kelfibem  des  Magens  ^   oder  durch  eine  wie- 
derkehrende   Atonie    der  Haut,  ^  oder  aber 
durch  eiüe    qualitativ   oder   quantitativ*  ver« 
änderte,  Secretion   des  Magensafts  veranlafst 
werden?    Kehrt  das  Fieber  vielleicht,  deshalb' 
wieder,  weil  die  Schwäche  rückkehrt,  welche 
durch    den  daher  entstandenen  Hunger  und 
die    darauf    erfolgte    Reitzung    des    Magens 
vermittelst  der  Nahrungsmittel   erzeugt  wird? 
Oder,  ist  es  eine  Uebersäuemng  des  Magen- 
saftes (der,    wie  iCai/i;fcA  neuerdings X gezeigt 
hat,  viel  Ozygen  enthält),  welche  die  Hiick- 
k^hr  des  Fieberfirostes,    die  Anstrengung  des 
Magens  und  das  Brechen,  dieses  so  gewöhn- 
liche Symptom  bej'm  Eintritte   des  Fiebers, 
verursacht?  Sind  vielleicht  die  China,  welche  * 
eiüe  gro&e  Verwandtschaft  zum  Oxygen  hat, 
und  die  Colla  darum*  hier  so  heilsam,    weil 
sie  das  Oxygen  absoibiren,    und  dad^^urch  die 
Ursache  jener  Contraction  fortsichaffen;  oder 
weil  sie  den  atonischen  Zustand  des  Magens 
heben  und  somit  joie  Seeretion  verhindern 
.*und    unmittelbar    nnterdrücken?    loh    w'eils 
zwar  wohl,  dals  Reichs  Unterauchnogen  die- 
ser meiner  Conjectur  geradezu  widersprechen* 
Allein  ich    bitte   z^    bedenken,    dals  Meich 
kdnesw^es  bewiesen  hat,,  dals  die  Säuren 


«-0    x68    — 

« 

^  ^  ohnfehlbar  und  überall  das  Fieber  heben; 
daii»  die  Süuren,  so  vortreHichliftie  mach  bej 
den  stbenischen  Fiebern  sind,  bejr  Tieleft 
dstheniftchen  otrenbar  schädlich  eind»  und 
togar  "^die  Recidi^e  befördern;  dals  Bewk 
und  seine  Anhänger  noch  viel  weniger  b^ 
wiesen  und  erklärt  haben,  dais  bey  ,aUei 
Fiebern  eine  relative  oder  absolute  Vennin« 
derung  des  Oxjgetis  statt  finde,  und  warmn 
ieh  von  den  iiiineralischen  Säuren  9  selbst 
auch  den  übersäuerten,  bey  den  esthenisdieB 
intermitiirenden  Fiebern  niemals  einige  Wiir« 
knng  beobachtet  haboi  und  es  daher  Cur 
unverantwortlich  halten  mufs,  die  Siuien  in 
gefährlichen  Fällen  anzuwenden?  fil^bat  Mkm 
reas^  d^r  eifrige  Lobredner  der  SaUlure 
(doch  nicht  der  oxygenisirten)  .Tennoehte 
nicht  ein  einziges  Tertianfieber  mit  der- 
selben zu  heilen.  «—  Ist  es  Tielleicht  auch 
der  Mangel  des  gelatinösen  Stoffs,  welchsr 
das  intennittirende  Fieber  veranUCity  indsa 
das  Oxygen  deshalb  ungebunden  bleibt,  bb 
die  Natur  sich  endlich  desselben  durch  das 
Erbrechen  zu  entledigen  sucht?  —  Bedenk 
man ,  daTs  im  Norden ,  wo  der  Gennis  des 
Fleisches  bis  zum  Excefs  getrieben  wird,  dis 
intermittirenden  Fieber  selten ^  bey  uns  Un- 
geg«»n  im  Frühlinge,  im  Sommer  imd  §6gt^ 
den  Herbst  zu,  in  welchen  Jahrsseitcai  sajf 


mfm     l$fl     mm 

es  Bau  wegen  derFasteiij  oder  wegen  UfeW« 
flufs  an  Frücäiten^  oder  auch  der  Hitze  wo» 
geil,  wenig  Fleisch  gegeaaen,  imd  von  denen/ 
die  nicht  von  Getraidearten  leben,  nichts^wie 
^  Wasser  und  saure  Früchte  genossen  werdeii| 
bedenkt  man,  sage  ich,  dafs  hier  jene  Fie« 
b^r  allgenieih  sii  Hause  sind,  dals  sie  am  ^ 
meisten  diejenigen  befallen,  welche  vorzüg* 
lieh  Schweüsen  und  Mühseligkeiten,  und 
gerade  diesen  beiden  unterworfen  sind,  sd« 
tener  hingegen  feiste  nnd  robuste  Menschen, 
als  Köche,  Fleiseher,  Gerber,  dals  sie  oft« 
mala  allein  schon  durch  eine  gute .  Diät  ge^ 
heilt  werden;  femer,  ^als  viscide  ScbweiTse^ 
vorzüglich  zu  Anfange  der  Krankheit,  auf 
Uebergang  des  intermittirendeA  Fiabers  in 
ein  nervöses  hindeuten,  dals  der  Grad  der 
Cohäsion  grölstentheils  auf  dem  thierischen 
Gluten  beruhe j  und  daU  eben  di^e,  wie  die 
grolse  Geneigtheit  zur  JEjitstehung  von  Em« 
physemen,  zum  Anasarca,  ^a  Hämorrhagien, 
zum  Icterus,  zu  Obstructionen,  Auszehrungen 
und  nervösen^.  Fiebern  beweisen,  bey  den 
intermittirendeit  Fiebern  vermindert  sey  •— 
bedenkt  man  dieses  ^es,  ao  erhellet,  dals 
jeae  Conjectur  der  Wahrheit  sehr  nahe 
komme.  Vielleicht  verbindet  sich  d[as  thie«. 
rische  Gluten  mit  derni  in  dem  Magen  ent- 
haltenen Ozygen  nnd   erzeuge  ao    eine. Art 


Ton  reThoTg^nen  ynd  von  disr  firzeugung  dti 
Eiters  verscliiedeneii  Verbrennungsprocels  ?  -« 
Vielleicht  macht  sich  auch  das  Azote  des 
Gluteiis  frei  uad  tritt  mit  dem  alterirten 
Magensafte  oder  anderen  übersam^en  Saftet 
m  Verbindung?  — ^    • 

Sollte  die  Hitze,    Welche  auf  den  Frost 
folgt;,   nicht    von  dem  bey  der  Verbindung 
des  Oxygens   mit    den    thierischen    Bestand« 
thjnlen,    insbesondere  mit  dem  Gluten  und 
dem  absorbirten  Fette,  frei  werdenden  War* 
mestolFe  herrühren?   Die  Fieber,  welede  von 
einem  heftigen  und  lange  anhaltendem  Froste 
begleitet  sind,    magern   den  Patienten  sehr 
ab;    und  ich   bin  daher  der  Meinung,    daü 
während  des  Fieberft'ostes  die  Ijrmphatiicfaen 
Gefäfse  starker  absorbiren,  die  secemirenden 
aber    schwächer    secerniren;    so   wie  umge* 
kehrt    während  der    Fieberhitze  die   secemi« 
irenden  Gefäfse  in    Thätigkeit  und   die  lym* 
phatischen  fast  gänzlich  unthätig  sind«      Das 
im  Magen  angesammelte  Oxjgen  wird,  wenn 
es  nicht  ausgeleert  ward,    von  den  lymphati* 
sehen    Gefäfsen    absorbirt;     clie   Natur    aber 
sucht  sich  nur  des  Ueberflusses  an  demselben 
durch  die   nun  entstehende  Hitze  und    dea 
Schweifs  zu   entledigen.      Der  saure  Geruch, 
den  dieser  Schweifs  verbreitet,   scheint  diese 
Meinung    zu     bestätigen.        Vermittelst    der 


—    17«    — 

SdiweifseBüd  anderer  Ezcretioiulii 
sich  auch  in  der  Tlut  die  Geneigtheit  sn 
heftigeren  Fieberschaaem;  ans  d>en  dem 
Grunde  ist  es  ench  so  heilsein  nnd  nothwctt- 
dig,  dais  der  Patient  sidi  wohl  bedecke  nnd 
die  iufsere  Luft  yon  der  Hint  abhalte.  So 
ist'  ebenfalls  der  Fiebeifrbet  anch  viel  kfirzer, 
wenn  sich  gleich  sn  AnGmg  des  Fiebers  Er* 
brechen  einstellt.  Denmach  mnls  der  Ant 
dieses  nicht  hemmen  wollen,  weil  die  Natnr 
sich  durch  diese  nnd  andere  Anslecrungea 
von  dem  freien  nnd  iiberflnCrigen  Qijgen  sn 
entleeren  strebt.  '  Es  ist  wahr,  dais,  wem 
auch  dieses  nicht  ycyhnpHm  ist»  notJnreDdi^ 
gerweise  das  Erbrechen  damadi  das  Fieber 
sistiren  mnJj.  Allein  ich  erinnere  nur  daran: 
l)  Dafs  die  Fieber  oftmals  gerade  dann  lang- 
wieriger sind  nnd  oftanab  recidinren,  wenn 
das  Erbrechen  ohne  weitere  Umstände  nnd 
ohne  dafs  man  daranf  Rücksiclit  nahm,  der 
Natur  sn  einer  andern  Ansleemng  behiilflick 
SU  sejrn,  anterdriickt  ward« 

a)  Dals  die  Natnr  in  aVen  ^SekMehm 
Fällen,'  und  swar  meistens  dmdi  die  Hant^ 
einen  anderen  Weg  d^  Andeennig  bahnl^ 
nnd  dais  9  wenn  dieses  nidit  erfolgt ,  6m 
Fieber  in  ein  continnirendes  fibergeht.  Nidit 
selten  habe  ich  ein  solches  continnirendes 
und    dem  hecfisehen   ähnliches  Fieber^    dsts 


—    17»    — 

^u^€h  den  imzeiti|;en  Gebrauch  der  Ghiiii 
yeranlafst  war^  'durch  die  Erregang  von 
Schweifsen  heben  inUsseD.  — •  Nach  diesem 
allen  scheint  es,  daf's  wir  berechtigt  aind| 
eine  Termehrte.  Zu  tiöoiimg  des  Oxygem 
sum  Magen  als  die  Ursache  der  Wif^dt^rkek 
des  Fiebftrs  anzunehmen)  und  dem  bu  Fo^ 
Mittel  anEuwenden^  nicht  allein  eti  fort  so 
^chaBFen,  oder  su  absorbiren,  sondern  es 
auch  durch  Substanzen,  die  viel  Azote  oder 
Kohlenstoff  enthalten,  zu  neutralisiren,  nnd 
eudlich  die  Secretion  desselben  gänzlich  zu 
unterdrücken,  und  daa  Gleicbgenvicht  mit 
der  Haut  wiederherzustellen. 

Es  ist  wahr,  dals  die  China  nicht  giai- 
lich  leer  an  Oxygen  ist.  Allein  sie  ist  den^ 
noch  im  Stande,  noch  viel  mehr  davon  zu 
absorbiren.  So  enthalten  auch  die  Eisenfeile 
und  die  übrigen  Präparate  des  Eisens,  das 
Sal  ammoniacumj  der  Lüf^  c.  c.  succinaoa^ 
der  Li^^  terr.  foliaL  iariari^  der  Tan.  ita^ 
tarisatus^  der  Spir.  Minderen^  die  Extrma^ 
kyoscyami, .—  graminis  —  taraxaoi  —»  i^^mh 
fflossi  <—  chamomillae  —  trifoLfibrüU  -^ 
das  Sal  essfuiämle  oder  die  Potassa  carbotuM 
(Kali  carbonicum)y  und  mehrere  anders 
Medicamente  viel  Ozygen,  aber  nehmen 
dennoch  mehr  davon  auf,  als  sie  fahren  las- 
sen.    Oasselbe  gilt  von   den    aromaftischen 


Pflanxen,  den  resinSsen  Substans^n,  den 
fttlierischen  Oelen  und  Geistern,  rom  Alko- 
hol»  der  Naphrha^  dem  Campher,  dem 
Opium,  die  nach  Reichs  Vorgeben  einzig 
und  allein  (!')  durch  das  Oxygen  würlLen 
sollen,/  welches  sie  enthalten.  Schwer lidi 
läf>t  lieh  aber  darauf  erklären,  warum  die 
China  in  Substanz  (nach  MarabeUi  insbe- 
sondere die  g^l^)  viel  würicsamer  bey  Fie- 
bern ist,  als  ihre  Präparate?  Warum  noch 
niemand  mit  den  Mercurialoxyden  und  an* 
deren  Substanzen,  die  ihrer  grolsen  Ver* 
wandtschaft  mit  d»m  Oxygen  ohngttachtet^ 
dennoch  nur  leicht  damit  gebunden  sind> 
in  der  That  intermittirende  Fieber  geheilt 
hat?  Wenn  üe/cA' jemals  das  Fieber  mit  den 
oxygenisirten  Säuren  heilte,  so  war  dieses 
jgeVrifs  nur  von  der  sthenischen  Species,  die 
im  Norden  häufig  beobachtet  wird,  aber  ge« 
wifs  kein  asthenisches,  wie  'die  bey  uns  vor* 
koknmenden,  die  nur  der  China,  der  CoUa, 
dem  Opium,  dem  feurigen  Weine,  einer 
nfihrenden  Diät  und  anderen  positiven  und 
permanenten  Reitzniitreln  weichen,  welche 
reich  an  Azote  und  Kohlenstoff  sind. 

loh  könQte  die  Wahrscheinlichkeit  von 
allem  diesen  noch  durch  manche  Conjecturea 
bereichern.  Allein  es  ist  hier  nicht  die  Zeit 
und  der  Ort,   mich  in  dunkeln  Untersuchuoe» 


—    174   — 

gen  zu  ^reriieren ;  und -die  bisherigen  Beob- 
adbtungen  und  Untersuchungeii  leiten  la 
weni^  in  ihrem  Labyrinthe.  Mögen  jene 
WiiÜLe  nur  dazu  dienen,  au  ferneren  Unter* 
aucbungen  und  Beobachtungen  anzuaporneiL 

Ich   zweifle    nach   diesem    Allen    keima 
Augenblick,     d^afs  die  primäre  Würkung  d« 
thieri&chen  Gluten  eben  darin  bestehe,    däb 
es  den  Fieberfrost  unterdrückt.      Wird  aber 
^icht    hiedurch    der    Ruhm    des    thieiisdien 
Glutena,    dals  es   durch  Verminderung  und 
aelbst  durch  Verhütung  des  Fieberfrostes  das 
Fieber  y^miindern  und   heben  könne,    yer- 
dichtig  werden:    —  Wie  würde  nicht  CuUm 
«ich  freuen,    in  dem  Gluten  sein  Aniitptu^ 
modicum  cuianeum  wieder' zu  finden.  —  Es 
ist  nicht  zu  bezweiflen,    dals  er  seine  künst- 
liche China  und  sein  Nauseosum  augenblick- 
lich mit  diesem  sichereren  und  zuverläfdge- 
reren  Mittel  gegen  die  intermittirenden  Fie- 
ber vertauscht  haben,  würde»  Und  wer  weliii 
wie  viel  die  CoUa  zur  Heilung  oder  Erleidi- 
terung  mancher    anderer   Krankheiten    noch 
leisten  könnte,     die  von  einer  Asthenie  def 
Haut  begleitet  sind« 

Bey  der  Schwäche  des  Magens  und  der 
Haut^  welche  durch  die  China  und  die  CoHa 
au  heben  sind,  darf  sich  kein  anderea  Mittal 
mit  diesen  beiden  messen,  weil  kein  anderes 


-    175    -. 

in  dem  Grade,  wie  diese,  den  Magen  u&d 
die 'Haut  erregt«  Daher  reichen  auch  nur 
aelten  der  Cortex  fVinierßnuSy  der  Cori,  4i 
foUä  Salicis  j  der  Cort.  quertus^  die  Radix 
Simarubaej  die  bitteren  Extracte  und  andere 
io  genannte  Febrifuga  hin,  um  bedeutende 
intermittirende  Fieber  xu  heben,  weil  der 
M«gen  feiner  besonderen  Reitzbarkeit  wegen 
dieae  Mittel  nicht  so  gut  verträgt;  weil  fer« 
nto  dieselben  nicht  in  dem  Grade  eonsensuell 
auf,  die  Haut  würken  und  so  die  directe 
Schwäche  derselben  heben,  und  weil  sie  end* 
lieh  nicht  so  permanent  reitaend  wie  die 
CoUa  und.  die  China  auf  den  Magen  würken, 
AioM  diesem  letzten  Grande  erhellet  auch, 
warum  das  Opium,  der  Brandtwein  mit  P£e£* 
fer  und  die  übrigen  diffusiblen  Reitzmittel, 
nur  selten  die  intermitdrenden  Fieber  au 
heben  termögen.  Sie  erhöhen  nur  momen« 
tan  die  Erregung,  und  so  wie  ihre  Würkung 
nachÜäisty  scheint  die  vorige  Schwäche  nur 
noch  in  höherem  Grade  wiederztikehren.  Es 
wurde  daher  nöthig  se]rn,  durch  die  wiedar«* 
holte  Anwendung  fener  90  genannten  Exci^ 
tantien  die  Erregung  lebhaft  zu  unterhalten« 
Allein  dieses  ist  zu  bedenklioh,  da  man  am 
Ende  zu  einem  unmälsigen  Gebrauche  jener 
Mittel  genöthigt  seyn  wttrde.  Mai^  hat  zwar 
in   der    That    hie   und    da    allein  mit   dem 


—    176    — 

Opium  mtemiittirende  Pieber  geheilt.  Allem 
ich  stehe  in  Versuchung  anzunehmen ,'  dals 
dieii0  sehr  unbedeutend  gewesen  und  bkM 
Tön  einer  AlFection  der  Haut  entstandaa 
•eyn  mögen;  so 9  dals  vielleicht  FrictionflO 
mit  warmen  Wein  und  warme  diaphoretiscks 
Qetranke  dasselbe  bewürkt  halten» 

Die  CoUa  dient  aber  nicht  aliein  als  Reitsmit» 
tel,    wie  andere  Medicamente;    sondern  la 
gleicher   Zeit    auch    als  NahrungsmittaL      In 
dieser  Rücksicfat  verdient  sie    bey    übrigens 
gleichen  Vorzügen   jedem  andern  Mittel  vor* 
gezogen  zu  werden ,    insbesondere  wom  das 
zu  heilende  intermittirende '  Fieber^     wie- fast 
immer  y   ein  asthenbches  ist.     Die  Nekffuiigs- 
mittel  sind  überhaupt  die  zuträglichste  Beioi- 
mittel  für  die  thierische  Maschiene^    weil  sie 
nicht   allein    reitzend    auf    di^-selba   wiirkeoi 
sondern  sie  auch  zugleich  fähig  machen,  auf  1 
andere  Reitze  zu  reagiren,  wenn  man  bereici  J 
ohne  Erfolg  die  nicht  nährenden  Arsnciaiit*  1i 
tel  angewendet  hat.    Die  CoUa  erfordert  ab« 
deshalb  eine  beträchtliche  Zeit^  um  verdaust    || 
zu  werden;    und   dieses  ist   eben  eine  ihrtf 
vorziighchen  Eigenschaften ,    weil  ihre  WflS' 
kung,  den  Fieberirost  zu  unterdrücken,  desH 
länger    anhält.      Ueberdies  ist  diese  ihre  & 
genschaft  keinesweges  unwichtig ,    wenn  msa 
bedenkt I  dals  vermöge  derselben  der  Magsi 

allmählich 


^ 


I 

ällmähliGh  für  die  Reitze  eipp^ängUck  wird, 
die  ihm  durch  Gewohnheit  angemessen  sind* 
Man  bedenke  9  dsls^  was  knan  auch  von  den 
Völkern  des  ätlahtisfehen  Meeires  sageii  mag, 
das  Fleisch  uns  viel  :ftuttagIioher  isjk,  als  die 
Vegetabilien,  die  erst  dadurch  nahrhaftet 
und  kuträglichet  für  den  Mageh  gemacht 
wefdte  taüM^sien^  dals  thaü  sid,  mit  yek^hied^ 
Hen  Gewürzen  versetit ji  einer  Felrmenutioii 
imtetwirft,  durch  Welche  ein  ganx  neuelf 
Product  entsteht. 

Man  sollte  glauben  ^  dafs  die  Colla ,  so 
Wie  die  China  ^  alle  a^— 3  Stunden,  und  vor- 
züglich 4kur  Zeit  der  Abnahme  des  Fiebet'pärojcys« 
lliiis,j^ereicht  werden  inüiste.  Alleili  meine  Er- 
fahrnngeiii  ao  Wie  die  von  Calaironij  Deägostini^ 
ferrafi  utid  Borsalini  haben  gezeigt  i  daij  sie 
eigentlich  kuriE  vor  detal  Parokjrsmo  und  bej 
Erscleinnng  seiner  Vorlaufer  gegeben  Wer-^ 
den  mGsse.  2u  einer  anderen  Zeit  zeigt  sie 
selbst  in  viel  beträditliehereic  Dosis  lUige* 
Wendet  9  nicht  die  schnelle  Wfirksamkeit  ge^ 
gen  das  Fieber.  Dies^  Beobachtung  lehrt, 
da£i  die  Würkung  det  GolU  vorzüglich  darin 
besteht,  die  Atonie  des  Magens  und  der 
Haut  iu  heben,  £rst  dann  ist  ^  räthsäm^ 
auc)l  tn  Verschiedenen  anderen  Stünden  des 
Tagö»  cdnige  Dosen  von  der  Collä  iu  geben,^ 
Wenn  das  Fiebgr  entweder  bereil)»  gehohetti 

XVIILB.  a.  St.  M 


—    178    — 

oder  nur  unbedeutend  ist»  und  kein  Frost 
und  Schaudern  vorangeht.  Die  geringe 
'Würksumkeit)  welche  die^  CoUa  oft  zeigte, 
rührte  meistens  von  der  UnregelmälsigLeit 
und  Nachlälsigkeit  ihrer  Anwendung  her. 

laicht  weniger  aber  fehlen,  diejenigen, 
welche  aus  Nachgiebigkeit  gegen  den  Ge* 
schmack  ihrer  Patienten,  die  Colla  zu.  sehr 
mit  Wasser  verdünnen.  Dieses  Mittel  iatium 
so  wUrksamer,  je  weniger  Wasser  es  enthalt. 
Zwei  Unzen  Wasser  reichen  füglich  hin,  um 
eilf  bis  zwölf  Drachmen  von  der  Colla  auf- 
zulösen. Wenn  der  Kranke  nicht  eihe  beson- 
dere Abneigung  gegen  dicke  Medicinen  hat^ 
so  verschluckt  er  jenes  mit  Leicht^keit. 
Doch  mufs  man  nicht  versäumen  den  Apo* 
theker  anzuweisen,  dafs  er  di«  Colla  nur 
bey  gelindem  Feuer  auflöse  und  sie  zuvor 
in  Stückchen  zerbreche,  damit  sie  nicht  la 
lange  auf  dem  Feuer  bleibe,  und  durch  die 
Verdunstung  des  Wassern  wiederum  zu  dick 
und  zähe  werde*  In  diesem  letzten,  nicht 
seltenen  Falle,  zumal  da  es  manche  Arten, 
von  Colla  giebt,  die  eine  grolsere  Menge 
von  Wasser  zu  ihrer  Auflösung  erforden, 
kann  man  noch  einige  Drachmen  Wassea 
zusetzen.  Dieser  Zusatz  ist  um  so  nöthigei^ 
je  öfterer  das  Ganze  auFs  neue  erwämt 
werden  mufs.      Auf  jeden  Fall  sind -auf  an- 


\ 


.     —    179    — 

derthalb  Unzen  Colla  zwei  tind  eine  halb^ 
Unzen  Wassers  hinreichend,  .%Ib6t  auch 
wenn  die  Solution  etwa  zwanzig  Minuten 
bey  einem  gelinden  Feuer  erhalten  wenden 
mufs.  Mit  zu  viel  Wasser  verbunden  ver- 
liert die  Colla  nach  Calatroni  ilire  Würksam- 
keit;  und  wenngleich  ßoi'saliniy  HigQli  tind 
Pcrazzi  auch  von  der  sehr  verdünntcp  Colla 
gute  Würkungen  beobachtet,  fa  sogar  inter* 
mitdrende  Fieber  dapiit  gehoben  haben,  so 
ist  doch  auf  keine  Weise  zu  dieser  Anwen« 
dungsart  zu  rathen» 

Wenn  die  auf  diese  Art  aufgelöst^  Colla 
aufs  neue  gerinnt  ^  wobey  sie  klar  wi^d,  sa 
reicht  ein  gelinder  Grad  voji  Wärme  hi% 
sie  wieder  flüssig  und  trinkbar  zu  x^achen, 
indem  man  nur  das  Glas,  •  worin  sie  enthaU 
ten  ist ,  über  Asche  zu  halten  brliuöht* . 

Die  zuletzt  von  Seguin  vorgeschriebene 
Anwendungsart '  ist  die  riditigste  und  Qn« 
wendbarste,  wenngleich  nach  Zulaui  und 
einigen  anderen  Aerzten  des  Departements 
schon  eine  Unze  hinreicht,  d^a  .Fieber  zu 
heben«  Seguin  schreibt  vor,  eine|Unze  und 
drei  Drachmen  bey  gelindem  Feuer  in  zwei 
Un2en  Wassers  aufzulösen.  Diese  Solution 
nun  giebt  das  Fthrifugum^  .von  welchem  hier 
die  Rede  ist,  indem  alle  übrigen,  von  Seguin 
vorgeschlagenen  Znisätz^,  so  nützlich  sie  auch 

M  a 


—    iBo    -^ 

^eyn  mi^gcn,  keinesweges  notbwendig  sindi 
indem  sielPclie  Würkung  dieses  Mittels  nur 
höchst  indirect  erhöhen.  Bergamo  liefs  es 
nach  Maalsgabe  der  Umstände  in  einem 
Ghamtllen  «>  Decocte  auflosen  ^  zugleich  um 
ihm  seinen  specifikeü  Geruch  zu  benehmen; 
und  ick  folge  darin  seinem  Beyspiele.  Seguin 
setzte  noch  überdies  ein  oder  zwei  Drich« 
men  Zucker  211^  um  die  Mischung  angenehm' 
ztt  machen )  und  noch  8"— to  Tropfen  von 
der  j4if*  ßon  naphae.  Diese  Zusätze  müssen 
nun  nach  der  Idiosynkrasie  und  dem  .Ge- 
schmecke  '  der  Patienten  ^  und  nach  den 
Symptomen  der  Krankheit  vermehrt  odel 
Vermindert  werden.  -^ 

Ohne  eine  Zersetzung  zu  befiirditen  tu 
,  haben )    kann  man  auch  aromatische  Wasser 
und   wesentliche   Oele  zu  jener  Solution  tu* 
setzen 9-    wie  auch  ich,     Zanna,     Maiachinif 
Bergamo  und  andere  zu  thun  pflegen,  'oder 
Laudanum  nach  Paganini^  wie  auch  aronis» 
tische  Oele  und    andere    Mine),     die  wemg 
Oxygen  enthalten.      Man  theilt  jene  Pordoa 
in  drei  Theile,     und    giebt  die   erste  Dosii 
eine  halbe  Stunde  iror  dem  Paroxysmus,    die 
zweite    aber    zehn    Minuten    uud    die    dritte 
zwanzig  Minuten  nach  dem  Paroxysmus.    Ich 
habe  aber  gefunden,  dafs  die  Befolgung  die- 
ser Ordnung  nicht  so  nothwendig  ist,    wie 


( 


—    lÖi    — 

ZDän  Anfangs  geglaubt  hat.  -  Ich  und  andere 
Aerzte  haben  jene  drei  Dosen  ^alle  viertel 
oder  alle  halbe  Stunden  hintereinander  gege- 
ben,  ohne  die  Würknog  dadurch  im  minde- 
fiten  beeinträchtigt  zu  sehen«  In  der  That 
lehrt  sphon  die  gesunde  Vernunft,  dafs  die- 
s^es  Mittel  zu  lange  im  Magen  verweilt,  als 
dais  seine  Wiirkung  ni^ht  längef,  als  fener 
Zwischenraum,  dauren  sollte.  Wenn  aber 
der  Fieberfrost  schon  eingetreten  ist,  dann 
ist  es  nicht  rathsam»  die  Colla  nehmen  zu 
lassen,  -weil  die  Pattenten  sie  nicht  selten 
wegSrechen,  und  oftmals  sogar  während  des 
Fieberfrostes  Opiat- Mixturen,  selbst  die  Po^ 
iio  anüemetica  Riverii  nicht  bey  sich  behal- 
ten. Doch  fehlt  es  nicht  an  Beyspielen  von 
Fallen,  in  welcheii  die 'Colla  erst  bey  Erschei- 
nung der  Prodromirde»  Fiebers  gegjben  wur- 
de, z.  B.  von  Päffaninij  Bonalini^  R^gi 
und  anderen  Aerzten,  ohne  dals  die  Patien- 
ten sie  wegbrachen,  wenngleich  sie  kein  an- 
deres Aranei  -  oder  Nahrungsmittel  bey  sich 
behielten. 

'  Weim  aber  aucU-  das  Fieber  zunimmt 
ojqid  in  eine  Fehris  subcontinua  oder  wohl 
gar  in  eine  F.  con^inua  überzugehen  drohet, 
'SO  scheint  es  doch  nicht  rathsam,  eine  viel 
gröfsere  Oosis  zu  Terordnen«  Ich  habe  es 
niemals   gewagt,    einem   Patienten   man  ^ 


die  Hälifte  fener  Portion  zu  geben.  BorsaUni 
beobachtete  bey  einer  Dame,  die  Yon  einer 
tertiana  duplicata  befallen  war  und  ihn  bat, 
sie  mit  der  Colla  zu  behandeln,  aber  darauf 
bestand,  des  dreimaligen  Schluckens  über« 
hoben  zu  werden,  und  die  ganze  Portion  inf 
einmal  zu  nehmen,  dafs  daraus  kein,  weiterei 
Nachtheil  entstand ,  als  dals  sie  den  ganzen 
Tag  über  an  Uebelkeit  litt.  ,  Nasi  beobach« 
tete  ebenfalls  in  zwei  ähnlichen  Fallen  nicht 
den  geringsten  Nachtheil;  und  das  Kebci 
verschwand  nach  einer  solchen  Dosis.  Abei 
berechtigen  uns  solche  einzelne  Falle,  den 
sichern  >Weg  in  der  Praxis  zu  yeilassen? 
Man  wiederholt  die  Anwendung  jener  ^tliei1« 
ten  Dosen  an  dem  nächsten  Fiebertage;  und 
dieses  a-^5mal  wiederholt,  reicht  auch  in 
den  meisten  Fällen  hin,  selbst  hartnackiga  1 
und  bösartige  intermittirende  Fieber  zu  he*  Ij 
ben.  Deagostini  und  ich  pflegen  sie  anck  Ij 
an  den  fieberfreien  Tagen  zu  geben,  dl  L 
man  doch  an  ihnen  allerdings  eine  Alten«  li 
tion  des  Körpers  annehmen  mufs ;  und  sIb^ 
denn  diese  Tage  nicliC  in  der  That  atf 
durdi  gelinde  Anfälle,  durch  Prodrom!  dfll 
Fiebers,  einen  cachectischen  Zustand  odtf, 
andere  Krankheitsanlage  contraindicirt?  -*  e 
Gehen  nicht  die  einfachen  Tertianfieber,  nA  b 
selbst  überlassen,  meistens  in  doppelte  über? 


^    183    -^ 

Wihrend  der  Apyrexie  entwickelt  und  sanvi 
melt  sich  die  Ursache  der  Pyrezie.  Der  Ge- 
brauch dieses  Mittels  kann  daher  keineswegs 
nnnöthig  sejn,  da  e;  übrigens  kein  gefJirü- 
ches  Mittel  ist,  keine  Besch^verden  yercr- 
sacht,  sondern  vielmehr  zn  einem  heilsamen 
I^ahnuigsmittel  dient  Ich  kann  es  anch  in 
der  That  bestätigen,  dals  die  Colla.  wenn  sie 
auch  an  dem  fieberfreien  Tage  gegeben  wur* 
de,  ohne  allen  Zweifel  zur  Verhütung  des 
Fiebers  vom  folgenden  Tage  mitririL-kte, 
während  nadi  allen  Symptomen  die  hück- 
kehr  desselben  nicht  zu  yerkennen  war.  Die 
Colla  kömmt  deshalb  auch  hierin  mit  der 
China  2iberein,  weldie  auch  vorzugsweise  in 
der  Apyrezie,  oder  wenigstens  nicht  in  der 
Höhe  des  Fiebers,  gereicht  werden  m-.üs. 

Da  die  sehr  yerdiinnte  Colla  wenig  oder 
gar  keine  Wnrkung  gegen  das  intennittirecde 
Fieber  zeigt,  so  erhellet,  dals  sie  nur  von 
geringem  oder  gar  keinem  Nutzen  sejn  mul», 
wenn  der  Patient  viel,  besonders  wenn  er 
viel  saures  Getränke  nachtrinkt  Man  über- 
sehe deshalb  keinesweges  die  von  Seguin 
gegebene  Vorsichtsregel,  dem  Kracken  erst 
einige  Stunden  nachdem  die  Colla  genom- 
men worden,  das  Trinken  zu  erlauben.  Ich 
-habe  es  selbst  nöthig  gefunden  zur  Kur, 
dem  Patienten  in   den   ersten    zvei  Su^c.d-Tv 


nachher  Mieder  Trinken  noch  'Essen  ya  yer^ 
statten,  Sjdhi*  häufig  &iD4  die  Beispiele  t  dab 
die  wte|TOitt^re^de^  Fieber  i^ich?  geheilt  wor, 
den  i^ind«  weil  inai^  nicht  dieseii  Verfahren 
beojhiachtete«  Aus  eheu  diesem  Grufide  zeigte 
«ici^  cUfi  Coli«  mtik  in  4e9  JHqspitälern  ofU 
mals.  unwürKsaoit  >. 

Die  QoWsi,  befördert  den  SchweiCj^ ,  der 
fiut  immer  ^ITgemeiA  und  viscide  ist.  Sollte 
er  nidit  vielleicht  schon  die  WUrkiing  der 
wieder  auf  die  flaut  abgesetzten  CoUa  aeynf 
Pcrcivßl  wurde  yielleicht  nicht  anstebent 
diesefli  anzuQehmeii.  Es  ist  ferner  nicht  nn- 
wahrscheinlicli  y  dafs  die  Natur  sich  durch 
diesent  Schweifs  der  übers^uerteA  oder  sonst 
auf  ei<ie  ai^dere  Art  alterirte^  Säfte  entledigt 
Er  ist  fast  immer  critisch>  wie  bej  Gichti- 
schen ;j  und  gewöhnlich  geht  ihm  eiiie  allge- 
meine brenpendd  Hitze  yor^^us^  ii\  welche 
die  gelinde^  nachdem  die  GqlU  geQommeil 
sich  einfixide  Wärme  Übergeht^  Es  acheinti 
dafs  die  mit  der  Colla  behaAdeltep  Patienten 
einige  Tage  lang  eineiig  dem  der  Colla  nicht 
unähnlichen  Geruch  von  sich  verbreiten« 
Ganz  deutlich  habe  ich  diesen  Geruch  bey 
einer  junge^  Dame,  lyelche  ich  vermittelä 
der  Colla  von  einer  Tertiana  duplicaiß  gfi» 
heilt  hatte  ^  noch  zwei  -^  drei  Tage  nachdeo 
sie  das  Bett  verlassen  hatte,  beobachtet.  Das 


--     4o4    - 

igSiminert  ^<>rixi  aia  schlief,  behielt  noch  Wo* 
4ihei|laii^  diesen  Gemdi,  so  vne  sie  eine 
gelbliche  Farbe  in\  Gesichte  nn4  einei\  mat- 
ien  l^lick. 

Es  ist  keinesweges  gegründet,  dafs  die 
mit  d^r  CoIU  geheiltep  Patienten  leicht  eia 
JlecidiT  bekommexi)  obschon  BorsaUni  diesem 
vnter  den  vielen,  die  er  mit  derselben  heil- 
te, bey  ^iner  Patientin  beobachtete,  welche 
sich  abefi  iiach  kaum  yollendeter  Kur,  man- 
cherlei schwächenden  Einflüssen  ausgesetzt 
ba^te.  Die,  Patienten  glaube^  sich  sogleich 
gäfizlich  geheilt,  urenA  sie  nur  yoQ  dem  Fie-i 
berf|t>st9  frei  bleiben,  yerli^sseä  augenblick- 
lich das' Bett,  exponiren  sich  der  Luft,  und 
bekommen  ein  Recidir.  Ich  rathe  meinen 
Patienten,  noch  zwei  Ta^e  nachdem  das" 
Fieber  gehobeil  ist,  da«^  Bett  zu  hüten,  und 
in  den  ersten  4  ~*  ^  Tagen  die  Luft ,  beson- 
ders^ jede  feuchte  und  kalte  LulFt,  zu  meiden» 
Sobald  sie  sich  aber  in  der  Ileqonyi^Iescjenz  der 
Kalte  o4er  Feuchtigkeit:  aussetzen,  oder  einen 
Fehler  in  ihrer  Lebensart  oder  Diät  begehen, 
•o  ist  daifli  Recidiy  unvermeidlich,  Auch  in 
Rücksicht  dieser  zurückbleibenden  Geneigt- 
heit der  {leconyalescenten  zu  Recidlven,^ 
kommen  die  WürkungeHi  der  Golla  mit  dehen 
der  China  überein^  Aber  darin  unterscheidet 
"sich  jene  von  dieser,  dals  die  Reconvalesceti«^ 


—    i86    — 

oder,  was  dasselbe  heifst,  die  Geneigtheit  zu 
Recidiven  *  viel  kürzer  dauert  bey  deaeoi 
welche  mit  der  Colla  behandelt  sind,  als  bey 
denen,  welche  durch  die  China  geheilt 
wurden. 

Da  im  Allgemeinen  genommen  die  bey 
den  intermittirenden  Fiebern  Torhandene 
Diathesis  fast  impier  asthenisch  ist,  so  kann 
es  auch  nicht  fehlen,  dafs  die  reitiende 
Heilmethode  auch  in  den  'meisten  Fällen  die 
beste  ist.  Doch  wird  die  Anwendung  dieser 
Heilmethode  oftmals  zu  weit  getriehen,  weil 
der  Magen  sie  nicht  rerträgt,  und  daher,  in* 
dem  die  Reitzung  sich  dem  Darmkanale  mit- 
theilt,  entweder  Diarrhöen  oder  auch  Erbre- 
chen entstehen.  Nur  die  Gefahr  kann  den 
Arzt  berechtigen,  den  Magen  bey  schon  vor- 
handenen Erbrechen  und  Diarrhöen  durch 
die  wiederholte  Anwendung  der  EoBcitantith 
und  insbesondere  der  China  oder  der  Collay 
zu  belästigen  und  zu  bestürmen.  Deagostini 
bemerkt,  dafs  in  den  Fällen,  wo  die  Cdli 
und  die  China  wegen  ihrer  zu  grolsen  Dosb 
Oppression  verursachen,  das  Fieber  auch 
nicht  nachläfüt;  auch  steht  nach  seiner  Mei- 
nung dieses  im  umgekehrten  Verhältnisie 
mit  jener.  Aber  in  solchen  Fällen  beobachtel 
man,  so  oft  ein  Fieber  dazu  GelegenheiK 
giebt,  immer  eine  grolse  Geneigtheit  xu  Ito- 


\ 


,      -    iS7    - 

cidiFdn,  Magendrücken  und  grolse  Empfind- 
lichkeit des  Magens  fiir  alle  Ing^ta.  RecoA« 
Hralescenten  yon  dieser  Art  muls  man  als  be- 
ständig krank,  betrachten. 

Das  bisher  in  Betreff  der  Anwendung 
von  Reitzmitteln  Gesagte,  gilt  nicht  weniger 
yon  den  Nahrungsmitteln.  Wa^^um  den  Ma- 
gen mit  Reitz  -  und  Nahnings  -  Mitteln  zu 
einer  Zeit  bestürmen,  wo  er  entweder  schon 
hinlänglich  durch  den  Reitz  der  Arzneimittel 

.belastigt  wird,  oder,. wie  oftmals  der  Fall  ist, 
nicht  im  Stande  ist,  jene  Mittel  zu  verdauen? 
Ich  habe  beobachtet,  dals  die  Medicamente 
in  einem  solchen  Falle  yon  geringer  Würk- 

^  samkeit  sind*  Ist  die  Gefahr  grols,  so  kann 
der  Patient  immer  einige  Stunden  ohne 
Nahruxtgsmittel  bleiben,  um  so  mehr,  da  der 
Reitz  der  Medicamente  sdipn  hinreichen 
kann,  um  die  Kräfte  einigermalsen  aufrecht 
SU  erhalten.  Warum  nun,  wenn  keine  Ge^ 
j&hr  yorhanden  ist,  die  heilsame  Würkung 
der  Arznei  durch  gleichzeitige  Anfiillung  des 
Magens  mit  Speisen,  schwächen?  Und  dieses 
muls  erfolgen,  wenn  man  den  Kranken  mit- 
ten zwischen  den  Speisen  alle  zwei  Stunden 
CoUa  oder  China  nehmen  ljU<>t.  Ich  erlaubt^ 
in  driogenden  Fällen,  in  welchen  ich  China 
verordnen  mulste,  höchstens  nur  noch  Rouil^ 
Ion    dabey    zu   nehmen,    oder  yerband  difi 


-^  m  — 

China  mit  Wein  und  nährendeii  Clystierm.  Die ' 
mit  der  GoIIa  behandelten  Patienten  bediir« 
feo  ah^er  um  sq  weniger  der  Speiaen,  da  jelie 
«chon  ein  ziemlich  substantielles  Nahrungt^ 
mittel  ist^  Ich  ha)>e  gefunden,  da{s  ein  ge- 
schlagener Eidotter,  aufgelöst  in  Bouillon  mit 
einem  geringen  Zusats^e  von  Zucker,  oder 
liuch  von  Wein,  nach  den  Umständen  und 
dem  Qeschmacke  eines  jeden  i  die  Kiafte 
^ehr  gut  erhält  und  dahey  den  Magien  weder 
^VL  lange  belästigt,  noch  Uberflürsig  reitst« 
Wenn  man  diese.«^  dreimal  täglich  ^i«bt,  so 
"wird  der  Patieut  nicht  nur  nicht  achwächeri 
«ondern  vielmehr  genährt  und  gestärkt« 

Pie  Nahrungsmittel  mUssen  im  .  AVgiemei- 
xien  mehrere  Stunden  vor  oder  «laA  der 
GoIla  gegeben  werden»  am  besten  fliisaig  und 
reitzend;  sie  müssen  ferner  animaliacher  Na« 
tut  seyn  (denn  in  Krankheiten  fordert  die 
Natur  ihre  flechte  und  macht  es  uns  cur 
Pflicht,  ihren  Geseti^en  zu  folgen),  und  sich 
in  ihrem  Wesen  der  Colla  nähern.  Dadurch 
kömmt  man  dem  Magen  zu  Hülfe  und  erhak 
ihn  in  einer  dauerhaften  und  gleichförmigen 
Erregung. 

£s  giebt  manphe  Menschen,,  die»  imlncr 
sehr  besorgt  sind,  weun  sie  den  Pfttienteu 
in  einem  soporosen  Schlafe  liegen  aefaeüf 
und    sieh*s   znr     Pflicht    machen,      ihn     in 


—    iSg    — 

seinem  Schlafe  zu  unterbrechen.  Diese 
Lente  (meistens  ake  Weiber),  die,  weil  sie 
einige  Kranke  geMTattet  haben,  sich  einbilden^ 
als  verstanden  sie  dieselben  wohl  z*^  behan* 
deln^  muls  man  ja  oftmals  mit  Strenge  be« 
deuten*  E^.  ist  nachrheilig^  den  Kranken^ 
vorzüglich  nachdem  er  die  CoUa  genommen 
haty  >aus  seinem  Schlafe  zu  ^y ecken  >  und 
schwächt  nach  nyftiner  und  Cataironi's  Crfah*» 
rang  die  Wütkung  dieses  Mittels.  Dasselbe 
gilt  von  den  OemUthsa£Fecten.  Der  Himmel 
stehe  jedem  Kranken  bey,  dessen  Pflege  eU 
ner  verrückten  Schwätzerinn  anvertrauest  ist! 
Und  wie^  oftmals  ist  dies  nicht  der  Fall«  Sol- 
che unerträgliche  Geschöpfe  stören  nicht  aU 
lein  den  Schlaf  des  Kranken,  sondern  belä<» 
stigen  ihn  auch  mit  unnti||^n  Ideen  und  der 
EÜhzählung  von  Stadtgeschichten,  die  ihn  we« 
.  nigstens  nicht  interessiren^  sondern  ihm  Wohl 
gar  Schmerz  verufsacheti,  ihn  erbittern  öder 
mit  «anderen  Affecten  beunruhigen  können. 
Bey  einer  Hysterischen  sah  ich  durch  eine" 
traurige  Botschaft  die  Würkung  der  Coila 
sehr  geschwächt  werden,  so>  dafs  ich  genÖ* 
thigt  War,  die  Oose^  der  Colla  dreimal  ztt 
wiederholen.  Es  ist  daher  auch  sehr  glück« 
lieh  für^die  Hysterischen,  dafs  sie,  nach  mei« 
nen  Beobachtungen,  sehr  selten  von  inter* 
oaittireBden  Fiebern  befiiUeti  werden. 


—     igo     — 

Ehe  man'  die  Golla  verordnet,  unterrichte 
man   sich    gehörig    von    der    Diathesis     der 
Krankheit  und  ihrer  CompUcation.     Ich  habe 
sonst  schon   die   Bemerkung    gemacht ^     daTs 
nach  meinen  Beobachtungen^   >frie  auch  ntch 
Deagosiini^     Ferrari^     Calaironiy     Bergamo, 
Cantone  und  Anderen   eine    sthenische  Dia- 
thesis bej  intermittirenden  Fiebern  die  Anwen- 
dung der  Golla,  sowie  die  der  Ghina^  verbietet» 
Samagnsüno  fand  in  einem  solchen  Fallesowohl 
die  China  als  die  Golla  gänzlich  unwürksam,  und 
heilte  das  Fieber  durch  Aderlassen.  Daher  muls 
der  Arzt  zuvor  sorgfältig  die  Diathesis  der  Con- 
stitution untersuchen,    und,     erkennt  er  sie 
für  sthenisch,    ohne  Verzug  dabey  Itge  artU 
£u  Werlee  gehen.      Wird  die  Krankheit  auf 
diese  Art  gleich  Anfangs  in  ihrem  Entstehen 
durch  eine  geschickte    Behandlung    gehoben, 
so  wird  der  Arzt  selten  genothigt  seyn,    zur 
China  oder  Golla  seine  Zuflucht  zu  nehmen, 
weil  die  Krankheit  meistens  von  selbst  nach- 
läfst.     Wenn  aber  der  Patient  durch  die  von 
Brech-  und  Purgir^  Mitteln  herrührende  An- 
strengung des  Darmkanals,     oder    durch  an 
reichUche  und  durch  säuerliche  Getränke  zi 
sehr  beförderte  Schweiise,     oder  durch   ein« 
zu    strenge    Diät    (versteht    sich,     dals    hier 
nicht    von    einer    directen    Entziehung    der 
Reitze  durch  Aderlassen   die    Hede    ist»    da 


—     191     — 

diese«  nur  seitön  indicirt  ist)'  auf  einen  nie* 
didgeren    Erregungszustand     heruntergekoiU'^ 
men  ist^    als  der  natürliche;   in  diesem  Falle 
ist  die  GoUa  ganz  vorzüglich  indicirt«      Hier 
thut  sie  Wunder;  indem  manchmal  eine  ein-» 
zige  Gabe  hinreicht,     das  vorhandene  Fieber 
zu  heben.  ,     Aber    eine    sthenische  Diathösis 
reicht  an  sich  n,icht  hin   zur  Bildung   eines' 
in  termittirenden  Fiebers ;     sie   ist    hier    auch 
nichts  anders  als  die  Würicung   der  Reaction 
des   Gefälssystems   auf  die  Anstrengung    des 
Muskelsystems  (reazione  del  sysiema  vascoiare 
a  dispendio  del  muscolare^^     daher  nur  eiüa 
scheinbare,  intermittirende  Sthenie,  ein  sthe« 
nischer  Parözysmus  der  Gefäfse,  insbesondere 
der  Hautgefäfse.       In   der  That  ist  auch  das 
sthenische     Fieber     entweder     continuirend 
oder    subcontinuirend,     mit    einem   gleichen^ 
starken  Pulse*    Sthenische  (d.  h*  sogenannte)  . 
intermittirende  Fieber  beobachtet   man    des- 
halb auch  insbesondere  im  Frühjahre,     nach 
athenischen    continuirenden  .  Fiebern ,      weil 
diese  bey  reitzbaren,  vorzüglich  plethorischen 
Subjecten,    und  nach  Fehlern  der  Transpira- 
tion leicht  in  intermittirende  Fieber  überge- 
hen.      Wenn   daher  die  sthenische  Diathesis 
bey   intermittir enden  Fiebern  gleichsam  nur  - 
symptomatisch     und    niclit    die     eigentliche 
Constitution    des    Fiebers  ist^    so    erhellet. 


—  196  — 

l^dich    AnfaBgs    imd    nur    bey    Abwesenheit 
aller  Gontraindicationen  gegeben  habe« 

Waa  soll  man  denn  nun  AUea  yo&  dar 
Colla  erwarten?  Vielleicht,  dals  aie  aar 
Schmach  für  die  Irrthiimer  der  Aerzte  mlh 
Krankheiten«  heilen»  heben  oder  gar  yerhiitaa 
werde?  —  So  lautete  wenigstens  die  yerwe- 
gene^  unsinnige  Zumuthung,  welche  einige 
acl^einbar  bescheidene  Denker  und  Hohmui:- 
tätskrämer  an  die  Beförderer  der  Vmcdoation 
machten« 

Was  die  zu  gebende  Dosis  dieaea  Mittds 
betrifft)  so  lälst  sie  sich  nicht  genan  bestim« 
men»    Einige  Fieber  weichen  einer  geringMi 
andere  nur  einer  beträchtlicben  Do^s»    Die 
vorhandene  Diathesis,    Hie  Complicaftion  der 
Krankheit I     das   Temperament,     die  Punkt* 
lichkeit    der   Patienten   in   der   Anwendung 
dieses    Mittels    und    in    der    Befolgung   dar 
arztlichen    Vorschriften ,    sind    nicht    iibenl 
dieselben;     auch    kann    die    Empfanglichkik 
der  Organismen  fUr  die  Einwüikung  der  Col*  |( 
la  und  die  Dauer  der  letzteren  nicht  andtfi    1 
als  verschieden  seyn.    Zu  rechter  Zeit  gafi-   f 
ben  und  unter  günstigen  Umständen  reich«   a 
drei  Dosen  gewöhnlich  hin,   das  Fieber,  ttf 
es  nun   dreitägig  oder  doppelt  dreitägig,  fi 
selbst  ein  bösartiges  intermittirendes  Fiab« 
zu  heben*      Ich  bi^e   einigte  Fieber 


^    197    — 

durdi  die  sweite  Dosis  geheilt,  so  wie  aocli 
Dtagosdni^  Tomiclli^  Calatnmiy  Trovaii^ 
Raggij  ßorsaliai^  Peragzij  Ffüncm,  Poga* 
nini^  ßossi^  Nasi  und  GanAifte.  Borsalini 
versicherte  mich,  nachdem  er  schon  viele 
Fieber  geheilt  hatte,  daf>  er  bis  dahin  nicht 
genörhigt  gewesen  sej,  die  dritte  Dosis  die- 
ses Mittels  zu  geben.  Eine  alte  Patientin^ 
die  yon  einer  Teriiana  dupticaia  befallen 
^WjBUTf  heilte  Borsalini  mit  zwei  Dosen,  Ton 
denen  die  eine  am  dritten,  die  andere  am 
fünften  Tage  gegeben  wurde.  Schon  nach 
der,  ersten  Doaii  sahen  üaggi^  Deagosäni^ 
Majocchi^  ßonaliniy  Cantone^  Calatronij 
Francia  nnd  leh  den  Fieberfrost  beträchtlich 
schwacher  nnd  das  Fieber  yerkürzt  werden; 
nnd  Borsalini  unterdrückte  mit  einer  einzi- 
gen Dosis  ein  yemachlälsigtes  doppeltes  Ter- 
tianiieber.  leb  sah  durch  eine  einzige  Dosis 
Gallerte,  die  ans  Ochsenfiilsen  bereitet  war, 
ein  einfaches  Tertianfieber  geheilt  werden, 
das  schon  drei  nnd  mehrere  Monate  gedauert 
hatte.  Der  Patient  empfand,  ab  er  dieselbe 
genommen  hatte,  durchaus  kein  Fieber  mehr, 
sondern  nur  eine  Scbläfrigkeit  und  Brenoen 
in  der  Haut.  Catatroni  und  Bonalini  sind 
Töllig  tiber2eugt,  dafs  sie  mit  der  GoUa  eben 
so  sidier,  wie  mit  der  China,  einem  zweiten 
Anfalle  yorbeugea  könneB.      Endlich  lubca 


^    ig8    -^ 

dia  Beob^chtungeq  yon  Baggl^  CaIatroni\ 
Borsalini,  Cappa^  Cantone^  Santagon 
sfina  und  Aiiderea  sowohl,  .  wie  meine 
eigei^eA  ErfahrimgeQ  zur  Genüge  gelehrt, 
da£3  die  Colla  in  so  wepig  Tagen  und  Stuo-» 
den  iEttermittirende  Fieber  geheilt  hat,  ili 
es  aller  W^rscheinlicbkeit  nach  durch  die 
China  und  andere,  bis  jetzt  bekannte  Mifteli 
sieht  möglich  gewesen  wäre. 


N^ichdem  nun  «ur  Genüge  geseigt  ist^ 
dals  der  Leinx  (/a  coUa^  forte)  die  intermit« 
tirenden  Fieber  hebt,  wird  es  pütEliph- sej^, 
mit  einem  prüfenden  Blicke  >  noch  die  übri^ 
gen  Vortheile  zu  betrachten,  welclie«  qian  der 
Anwendung'  der  Colla  und  der  thierischen 
Gelatinazum  Theil  schon  verdankt»  oder 
noch  davon  zu . erwarten  berechtigt  ist« 

i)  Durch  die  E^inführuug  der  Colla  und 
der  Gelatine^  zur  Heilung  intermittwender 
Fieber  wird  unser  Chinabedarf  selyr  abneh- 
luent  und  der  Staat  eine  het^äcbtUche  Sum- 
me Geldes  im  Lande  erhalten^  Ich  glaube 
liicht  zu  übertreiben 9  wenu  ich,  was  nun 
auch  im  Stande  ist,  zu  berechnep,  behaupte^ 
dals  .  unsere  Republik  allein  dadurch  aoo  ^ 
95o,ooo  Livrei^  jährlich  gewinnen  wiirde.  Da« 
^er  muis  o[iaj|;i.  auch  von  der  Regierung  aelbst 


-    ,39    - 

die  ftHgemeiiie  Verbreitiuig  dieser  Entdek« 
kung  erwarten.  ^  VieUeickt  kann  die  CoUa 
▼id  allpmeioM'  angewendet  werden,  als  wir 
bis  jeut  glauben.  Ich  weils,  dals  man  Tor 
Anwendong  der  CoUa  hie  und  da  geglaubt 
>  hat,  die  Einfuhrung  derselben  sej  die  Wür- 
kung  "des  feindlichen'  Hasses  gegen  eine 
grolscf  Nation;  timdich  weifs  auch  sehr  wohl, 
dals  inan  diejenigen  rerlachte,  die  sie  an- 
wendete, al»  wären  sie  blind  für  den  Zweck, 
ztr  weldiem  die  Golla  eingeführt  sey.  Aber 
mag  dieses  iuch  gegründet  seyn,  so  gereichte 
jener  Hals  wahrlich  zu  unserem  Heil  und 
Besten.  iSo"  entstanden  und  blüheten  ja  auch 
df^mals  unter  dem  Getümmel  des  Krieges 
Manufacturen^  und  ganze  Provinzen  kamen 
durch  ihn  in  Flor  und  bereicherten  sich. 

3)  Ein  toderer  Gewinn  davon  für  den 
Staat  ist  der,  dals  die  Klasse  der  Hülfsbe« 
dürftigen  dabey  weniger  durch  Geldausgaben 
bedrückt  wird.  Meistens  sind  es  die  Bear- 
beiter der  Wiesen  und  Reisfelder,  welche 
Ton  deü  intermittirenden  Fiebern  heimge- 
sucht und  geplagt  werden.  Ein  Drittheil  des 
Lohns,  den  sie  so  mühselig  yerdienen,  flielst* 
alsdann  wenigstens  in  die  Händfe  des  Apo- 
thekers, um  China  und  andere  Medicamente 
tu  ihrer  Herstellung  zu  bekommen«  Zu  d- 
merj  und-  in  anderen  «ehr   gesunden   Com- 


»w»    ado    •« 

maneiL,  sind«  kaum  sollte  man  e»  glauben, 
4ie  intermitdrenden  Fieber  häufig,  weil  ^iele, 
4ie  in  den  Wiesen  und  Reisfeldern  arbeiten, 
sich  daselbst  das  Fieber  holen  und  mit  sich 
in  ihr  Vaterland  nehmen;  ein  Unglünkf  wel- 
ches sie  mit  den  Bewohnern  ron  Gorfn  ge- 
mein haben,  die  eine  ähnliche  Krankheit  aus 
J^omclien  und  Morea  init  «uriick^ubringen 
pflegen.  Ihnen  könmit  die  Colla' sehr  au 
statten;  und  sie  werden,  wie  ich  glayl^e«  be- 
stiuidig  dabey  bleiben,  da  die  Golla  ihnen 
eben  so  hülfreich  wd  um  yiel^s  wolrffeiler 
ist/  wie  die.  China^ 

3)  Aber  elA  noch  grofserer  Vortbeil 
wird  für  den  Staat  daraus  erwac^hnn^  diu 
die  Reconvalescenz  bey  denjenigen,  die  mit 
der  CoUa  behandelt  werden,  beträchtlich  «b« 
gekürzt  wird«  Sowohl  ich,  als  auch  Calatro' 
niy  Francia^  Raggiy  Borsalini,  Nasij  Tor^ 
niellif  Canione  und  Andere  haben  die  Beob- 
achtung gemacht,  dals,  so  wie  das  Fieber 
durch  die  Golla  gehoben  ist,  auch  die  Kriifto 
des  Patienten  f^st  gänzlich  hergestellt  sind, 
und  zwar  so,  dals  die  meisten  nach  gehobe- 
nem Fieber  9  sogleich  ihre  gewöhnlichen  Ar* 
beiten  wiedt^r  yomehmen  konnten,  ßaggi  hat 
beobachtet,  dafs  einige,  mit  der  Golla  Geheiltei 
ungewöhnlich  im  Gesichte  abnahmen ,  und 
ihre    Geisteskräfte^    ja   selbst  mehr  Muskel- 


krÜte^  ak  im  giewöhnlichen  ZastanHe,  schnell 
-vrieder    eiliielteii.       Dieser   Gewinn   ist   fast 
nicht  zu  beredinen  und  überwiegt  alle  an-» 
deren:;    indem  nämlich  auf  diese  Art  die  ar- 
beitsamen* Hände  im  Staate  thatig^     dadurch 
der  Ackerbau  aufrecht*  eriialten,  und  die  Fa« 
milien    unserer    Landleute    nicht    genüthigt 
werden,  den  karglichen  Ertrag  ihres  Schweis^ 
ses  mit  gedungenen  Taglöhnern   in  theilen« 
Ja  uügUublich  ist  es ,    was   ich   jedoch   für- 
ausgemacht  Jiahe,  dals,  .Wenn  die  Colla  ange-» 
wendet  worden  ist,  .  die  Landleute  zu  ihren 
vorigen  Arbeiten  zuriickkebren  können,  ohne 
ein  Racjdir  zu  befürchten r zu  haben;  welchias* 
aie,  wie  schön  bemerkt  ist,  >selbst  auch  dann 
nicht  hekotoimen,    weiin   sie.  sich  denselben. 
Einflüssen -fiitsseuen,  wie  zuvor;    Sowohl  ich 
als  auch  JSannüy  BorsaUniy  Nasiy  Berganm^\ 
Boggle     Deagosiiniy    Matachini  und  Andai^ 
sahen  solche  Recidive«>     Allein  hier  ist  nicht 
von  der  Geneigtheit  zu  BecidiFcn  die  Rede, 
welche,    wie-  es  mir  scheint,    nicht  geringer 
ist  bey  den  mit  der  China  geheilten  (denn 
ich   habe   athenische    intermittirende  Fieber, 
die  bereits  gehoben  waren,   durch  die  China 
aufs  neue  entstehen  gesehen);  sondern  viel- 
mehr von  der    Länge    der    Reoonvalesoena ; 
und~  diese  ist  in  der  That  viel  kürzer  in  je«, 
nem  Fllle,  als  in  diesem  (d^  h,  nadx  komt^ 


i 


—     a03     — 

düng  der  China  >  £•  ist  mir  gar  wohl  b»* 
kannt,  .  da£s  Manche ,  die  mit  dem  neuen 
Mittel  geheilt  waren  9  aa  einer  langwierigen 
Reconyalescenz  litten,  die  Yon  beträchtlicher 
Matdgkeit  begleitet  war«  Doch  gebe  ich  lu 
bedenken  9  da£i:  •.!.))  Dieser  Fall  sehr  selten 
ist,  und  da&,  wenn  es  darauf  ankommt,  ein 
B<^ues  Mittel  anzunehmen  oder  zu  yerwerfen, 
man  auf  die  Aligemeinheit  glücklicher  Fälle 
sehen  müsse;  a)  dafs  «ine  langwierige,  mit 
Mattigkeit  begleiiet^  it:Qc6nvale$cenz  am  häu« 
figsten  bey  solchen  Tolrkömmt«  die  mit  der 
China  behandelt  worden  sind;  woraus  klar 
erhellet ,  dals  die. China  nicht  naobYerhält- 
niü»' ihrer  freitzenden  Eigenschaft  das  Fieber 
hebt ;  5)  dafr  jene  Mattigkeit^  die  idi  East 
eine  '  Stupidität  des  '  Muskelsystems  nAnnos 
muchtei  fast  alfein  nur  nach  veraa<JiläJsigteB9 
odet! 'Solchen intörmittirendea  Fiebern,  beob* 
achtet  wurde,  die  zu  sehr  mit  schwachenden 
Mittdh  behandelt  worden,  meistens  mit  ei- 
nem,* nicht  gehobenen,  localen  Uebel  des 
Darmkanals  vergesellschaftet  waren ,  und 
vorzüglich  hypochondrische  Subjecte  befielen; 
4)  dafs  eine  solche  Mattigkeit  und  Geneigt- 
heit zu  Recidiven  meistens  von  einer  Schwä- 
che des  Darmkanals  herrühren,  die  sieb 
durch  Maugel  an  Appetit,  Uebelkeit,  Ver- 
stopfung, Borborigmen,  Hartleibigkeit  zu  er- 


ttT-    't.-^v-z. 


3-:-     ^'. 


-LzfL 


ii:i    V  -::  — ^  :-^ 


t:m.       ^a;'"— "-^ 

r-rc        "^-^^    -S^ 

'  *5^iÄrUi««'r«srr- 

irr.-äj»    .ü*-^-.-; 

Cci:»  :r^  .«^u-;^^. 

L-sx       ^«L*     i'* 

5)  £'n  nicht  wMiger  bedeutender  "Vor^ 
,  tlieil  ^  von  der  Anwieaoung  der  jCoUa  ist  der^ 
fast  immer  äu  einem  und  dem«elben  Preise 
ein.Medicament  haben  zu  können ,  bey  wel- 
chem nicht  zu  fürchten  ist,  dafs  jemand  üch 
die^  Mühe  geben  werde,  es  zu  verfälschen^ 
welches  nur  zu  oft  bey  der  China  der  FaU 
ist.  Ddt  Leben  des  Armen  wird  durch  die- 
ses liütcel' eben  ao  gut  geschützt  fceyn,  wie 
das  des  Reichen. 

i^'  6)  Wenn 'man  die  Colla  oder  die.  Gela- 
tina* 'durch  einen  Zusatz  von  Zucker  oder 
eines  anderen  Aroms  *  angenehm  macht,  so 
ist-  sie  auch  Kindern ,  selbst  kleinen  Kindern, 
nicfar  zuwider ;  man  wird  di^se'  daher  oft 
durch  die  Colla  vom  Tode  retten  können, 
der  wtegen  der  nnüberwindlichtn  Ai»ieigung 
gegen, -die  China  in  manchen  Krankheiten 
nnausbleiblich  seyn  würde. 

7)  Da  wir  demn/ich  an  der  Colla  ein  so 
Tortrefliches  Mittel  gegen  die  intermittiren- 
deni'Fieber  besitzen,  so  wird  es  sehr  zweck- 
Ȋ&ig  sejn,  wenn  die  Regierung  nur  die 
aller  beste  China  einzuführen  Verstattete. 
Wie*  viel  Gelegenheit  wird  nieht  dabey  snm 
Wucher-  gegeben !  Unter  dem  Vorwando ,  aur 
Erleichterung  für  die  ärmere  Klaase  einCache 
Chinadecocte  und  das  Eztract  bereiten  m 
wollen,    wird  von  den  Droguisten  die  eller 


—    so5    — 

scUediteste  tmd  wohlfeilste  China  gekauft; 
weldhea  denn  die  Folge  hat,  da£i  jene  Klasse^ 
'  entweder  in  der  China  keine  Hülfe  findet»  . 
nnd  durch  die  nöthige  grölsere  Quantität 
ypn  der  schlechteren  China  dasselbe  verliert» 
was  die  bessere  gekostet  haben  würde»  oder 
dals  eine  grolse  Geneigtheit  su  Recidiven, 
eine,  nicht  au  hebende  Schwache»  ein  2^stand 
yon -LeuKophlegmasie  und  Obstructionen  zu-» 
riickbleiben»  welche  von  den  vielen  ver- 
aohfuekten  unnützen  und  schädlichen  Bestand- 
theilen  der  Hölzer  undRinden  entstehen  müssen* 

8)  Die  China  muls,  sobald  ihr  die  CoUa» 
wenn  auch  nur  bey  in tertnittir enden  Fiebern» 
aubs'titttirt  wird  (und  sie  wird  es  werden 
überall^  wo  man  sie  kennen  lernt),  noth<» 
wtodig  im.  Preise  fallen,  weil  die  Consum- 
tion  verringert  wird.  Die  Ausfuhr  des  haa- 
ren Geldes  wird  daher  abnehmen»  und  die 
Nothwendigkeit»  Länder  bereichem  zu  müs- 
sen» die  uns  längst  mit  Unterdrückung  und 
Rache  für  die  alten  erlittenen  Beleidigungen 
bedrohen« 

9)  Sowohl  Calatroni  als  auch  ich  selbst 
haben-  die  Bemerkung  gemacht»  dals  die 
China»  in  den  subcontinuirendf.n  und  mit 
unbedeutendt-m  Fieb^rfioste  begleiteten  Fie- 
bern gegeben,  welche  der  Colla  oder  der 
einfachen  Gelatina  widerstanden,    sich  den- 


_    ao6    —     , 

Aock  in  geringerer  Dose  und  auch  hej  ge-» 
tingerer  Qualität  der  Cliins  und  vschneDer 
wUrksam  xeigte,  Wenn  die  CoUa  zuror  ange* 
Wendet  war.  Ebeb  so  beobachteten  auch 
Ciuuone^  Saniagostino .  und  Franzöu&che 
Aerzte,  dals  ein  Fieber,  welches  der  China 
widerstand »  der  Golla  sehr  leicht  wich«  Die 
Verschiedenheit  des  Beitzes  belebt  auTs  neue 
die  Kräfte  des  Magens»  Noch  mehr,  F^emm 
tind  andere  Aerzte  beobachteten^  daüs  die 
Recidive  bej  solchen^  die  mit  der  Colla  ge* 
heilt  waren,  leicht  durch  die  China  Und  das 
Opium  gehoben  wurden;  wotana  ku  erkellen 
adieinty  dafs  die  Colla  und  die  China  sich 
«gegenseitig  ergänzen,  weshalb  man  denn  die 
China  in  geringerer  Dosis  geben  kann  nach 
Anwendung  der  Colla,  und  umgekehrt  die 
Colla  in  geringerer  Dosis  nach  Anwendung 
der  China* 

lo)  Noch  gröfser  Wiirde  der  Gewinn 
aeyn^  wenn  die  concentrirte  Colla  nur  bey 
uns  in  hinlänglicher  Menge  bereitet  und  da« 
durch  die  Geldausfuhr  für  dieselbe  gehoben 
würde«  Es  glebt  bey  uns  so  viele  Gerber, 
die  thierische  fiestandtheile  in  grolser  Menge 
▼erarbeiten;  wie  kann  es  daher  an  hinling* 
liehen  Fabriken  für  die  Colla  fehlen?  Ich 
weils  zwar  wohl,  dafs  der  Abfall  von  dea 
Fellen  verbraucht    wird^     um  das  Papitf  aa 


—    ao7,    — • 

leimen«  -Allein  ich  w^ift  auch,  dals  dle^nnoch  . 
viel  von  den  Fellen  verloren  geht,  und  i^cht 
Alle»  in   den  Papiermphlen  verbraacht  wird^ 
Für  welche  Überhaupt   der    Abfall    von    den 
Stiegen«»)  Sehaaf-  und  Kalb  «Fellen  anwend* 
barer  ist;    dafs  hingegen  der  Abfall  von  deti 
Fellen  des  Rindviehs  brauchbarer  ist  fisur  Be« 
reitung    der    concentrirten     Colla    (weshalb 
auch  die   Colla  von  Deutschland,    wo  nicht 
so  viel  Kalbfleisch  gegessen  wird^    wie  bey 
uns,    unsere  Colla  an  Güte  Übertrifft),    wie 
auch  die  Theile  von,'    yorziiglich  von  ausge« 
wachsenen  und  starken  Pferdea/     Da  dem- 
nach beide  Arten   von  Manufactuffen  neben* 
einander  bestehen  können,    so  würde  >es  für 
den  Staat   der   Mühe    werth   seyn,    beiden 
ihre^Gränsen  anzuweiseii.      Doeh  ist  es  ab* 
dann  auch    von    der   anderen    Seite    nöthig, 
.  dals    die    Regierung    die    medicinische    und 
bürgerliche  Polizißi  beauftrage,    ein  wachsa- 
mes Auge  auf  die  Art  und  Weise  2u  haben, 
wie  die  verschiedenen  Arten  der  Colla  fabri«^ 
cirt  werden.    Wenn  das  Publikum  sicher  ist, 
dafs  die  Colla  nicht  aus  allen  möglichen  Ar- 
ten von   thieriscben    Bestandtheilen    bereitet, 
wird,  so  wird  es  sibh,   wie  jetzt  oftmals  def 
Fall  ist,    nicht  femer  weigern,'    davon  Ge- 
brauch zu  machen.     Boshafte  Feinde  des  all* 
gemeinen    Besten   werden   vielleicht  gar  zur 


y/ectfumdimg  ddr  Colla  den  £mWdrf  macjieii) 
dalk.nian  durch  den  Gebrauch  derselben  yon 
den  ani^teckenden  Krankheiten  der  Th^ere 
be£allen  werden  könnte^  um  den  Unwissen-» 
den  und  Furchtsamen  nicht  sowohl  abxart- 
then,  als  sie  blindlings  surückzuschrecken.  Dem 
Staate  liegt  es  daher  ob,  sich  durch  Versu- 
che geschickter  Männer  von  der  besten  Me* 
thode,  die  verschiedenen  Arten  der  Goila  n 
bereiten,  zu  unterrichten;  und  demnächst 
diese  Methode  den  Fabrikanten  ab  unab* 
änderliche  Notm  yorzuschreiben« 

II)  Wenn  die  Colla  allgemein  in  4^n 
Hospitälern  eingeführt  wird,  so  wird  der 
Nutzen  davon  für  diese  sehr  grols  aejn, 
nicht  nur  wegen  der  geringen  Kosten  dieses 
Mittels,  sondern  auch  weil  die  damit  bchan-» 
delten  Patienten  weniger  Nahrungsmittel  ht* 
dürfen,  da  die  Arznei  schon  dazu  dient 
Noch  ausgedehnter  aber  wird  der  Nutzes 
der  Colla  für  die  Hospitaler  seyn,  da£i  sie 
die  Reconvalescenz  beträchtlich  abkürzt«  Ick 
brauche,  aber  die  Administrationen  der  'Ho- 
spitäler wohl  nicht  erst  darauf  aufmerksam 
zu  machen^  dals  die  Aerzte  und  Kranken* 
verpfleger  die  Colla  sorgfaltiger  verordnea 
und  anwenden  und  die  China  zu  Käthe  hal- 
ten müssen,  da  sonst  die  Beobachtungen  der 
Aerzte  mangelhaft  und  irrig  und.  die  Resul» 

lata 


täte  weniger  gtiickbdi  ausfallen  mtissen ,  und 
der  Nutzen  yon;  der  Einßilirung  der  Colla 
daher  unbedeutend  scheinen/  oder  gar  niöht 
einleuchten  würde. 

is!)  Da  die  CöUa  die  lAtonie  der  Haut 
hebt,'  und  die  Erregung. des  Magens  erhöht^ 
so  ist  gar  nicht  zu  bezweiflen,  dafs  sie  auch 
mit  Nutzen  bey  anderen  Krankheiten,  imd 
zwar  insbesondere  bey  den  periodischen 
oder  den  recurrirenden,  angewendet  werden 
könne^  Ferrari  heilte  mit  derselben  yer- 
schiedeneSubjecte  vom  Krampf  husten  (iasseäs^ 
ninä)^  welcher  dem  Opium  und  der  China  wider« 
stand ;  Bergamo  sah  augenblicklich  einelschurie 
und  Taenesmus  auf  den  Mastdarm  dadurch  geho^  > 
ben  werden;  Calatroni  sah  bey  Anwendung 
derselben  alsobald  ein  Anasarca  yerschwin* 
den,  welches  sieh  zu  einem  langwierigen  in» 
termittirenden  Fieber  gesellt  hatte ^  das  end* 
]ich  in  kurzer  Zeit  durch  ^  die  Colla  unter« 
druckt  war.  Ich  beobachtete  dasselbe  bey 
einem  Buben,  bey  dem  in  einem  Alter  von 
9  Jahren  die  Testikel .  noch  nicht  in  das 
Scrotum  getreten  waren,  und  der  siugleich 
an  einet  Hydrocele  litt  Sorsalini  .mlYl  eine 
Gelbsucht  dadurch  gehoben  werden,  die  eini 
T^tianfiieber  begleitete  |  Cantone  hingegen 
ein*  Dysenterie;"  wie  auch  Ferrari  zu  Ver- 
eeltu  Sollte  die  Colla  aber  nicht  nocbi  ia 
xvra.  B.  9.  sc  O 


—  aio    — 


anderen  Krankheiten  wohlthätig  seyn?  Sollte 
sie   nicht   auch    daa   idiopadsche;  Erbrechen 
heben  können,    und  sollte  sie  nicht  bey  Ab- 
zehrungen vorzüglich  heilsam  seyn?      ch  be- 
zweifle  die   Wiirksamkeit  der  Colla  in  die- 
sem Falle  keineswegei,  da  Regogliosi  bereits 
yon  einer  dicken  Abkochung  von  Kalbsfui- 
sen^    BKrschhom    und    Isländisch    Moos   die 
heilsamsten  Würkungen  beobachtete.      Ra^ 
sah  9  dafs  ein  junger.  Mensch  9   der  durch  ein 
doppeltes  Tertianfieber,    mit  einem  näcfaili- 
chen, Hasten  begleitet,    sehr  abgezehrt  war, 
%o^    dais  das   Fieber   in    ein   lentescirendes 
und    in    Tabes    überzugehen    drohete,    sich 
durch  die  Golla  fast    augenblicklich   erholte« 
Sollte  man  durch  sie  nicht  die  Fieberschauer 
iieben  können,    welche  die  Phihisü  pulmO' 
nalis  begleiten;    indem  man  zugleich  durch 
sie  den  Kranken  ernährte  und  auf  diese  Art 
den  Kohlenstoff  und  Stickstoff  ersetzte  9  wd- 
die  bey  dieser  Krankheit  täglich  .in  betridit- 
licher  Menge  yerlohren  gehen?    Meine  od 
Ferrari's  zu  Verctflli  Beobachtungen  eatsob» 
den  dafür«      Ich  heilte  mit  der.Coile^    foa 
Ochsenfüfsen    bereitet,     eine    Asthenie    der 
Haut  vom  höchsten  Grade,   so,  dais  dieselbe 
fast  gänzlich  verschrumpft  war,    welche  c^a 
Menorrhagie    begleitete.       Zwar    gebnocbt» 
Patientin   zu    gleicher    Zeit   die    Ghina^   ii 


—    au    — 

Verbindung  mit  Aet  Aq*  cinnßmomi  vinosa 
und  Laudanum  liq,  Syd».  Allein  diese  Mi- 
schung war  lange  vergebens  ang^twandt»  da 
hingegen  din  Atonie  der  Haut  schon  pach« 
dem  die  zweite  Portion  der  ob  gpn  Dosis 
Ton  der  Gelatinä  genoihmen  war^  nachliefst 
Ob  nun  in  diesem  Falle  die  *  Menorrhagie 
und  das  Fieber^  welches  dieselbe  begleitete» 
durch  diö  Uelrftind^  odör  ob  sie  duich  jene 
exdtiiende  Mischung  gehobea  wurden^  «-^ 
darüber  müssen  fernere  Versuche  entschei-» 
den.  Sollte  die  Gelatiüa  nicht  iuch  bej'm 
LungenC4tarrh  und  bey  den  nieisten .  Rheu« 
matismen  heiLam  S/^yn^  und  somit  die  theu»' 
ren  Plockianscheh  Morsellen  entSehrlicb  nu^  . 
eben?  Canione  sah  zwei  Asthmatische  durch 
splche  Gelatinä -Morst^en  auffallpnd  erleich- 
tert werden^  welche  er  statt  des  Gerstensufc« 
kers  tiehnien  liefs. 

Allein  ich  miilste  befürchten,  in  'dem 
Liichtö  eines  partheiisohieni  Lobredn^rs  dar 
Colla  und  der  Gelatina  zu  erscheinen,  statt 
mir  den  Namen  eines  trieuen  Historikers  tu 
erwerben,  wenn  ich  nicht  ijiuch  die  entge* 
gengesetzten  Beobachtungen  mittheilte,  und 
die  Einwürfe  unberichtigt  Uelse,  v&elche  gegen 
dieselben  gemacht  werden«  Diese  sind  '£oU 
^endes 

i)  Die  Colla  Teniräacht  nach  deli  Beob« 
O  a 


wAixaigm,  tun  Permui  imä  Gi&rdani  o&mak 
Anbto&en  und  Vomituritionen»  nadi  Pewüm 
aad  Prmneia  Erbredien,  nadi  Peiuu«,  üi- 
goU^  Giordani  und  Paganini  Uebdkati 
nacli  Majocchi^  Deagatäni  tmi.  Perazsi  as£- 
faUenden  Druck  im  Magen,  nach  Ma/ocekij 
Pemtzi  und  Moretta  eine  Cardialgie^  nadi 
^PeroMÜj  MaJ9odti  nnd  GiorJani  Maagri  an 
Appetit^  und  nach  Majocchi  nnd  ACimtfn 
-STonmna  und  Verstopfung. 

Aber  kann  man  denn  in  der  TlMt  h&i 
haepten,  dafii  die  Golla  die  Ursadie  von  dia^ 
wem  Allen  gewesen  sey?  Nasi  beobadtteft» 
bey  zwei  Subjeeten,  wdche  die  ganse  Dosis 
«nf  einmal  hineinwürgten  und  dadnroh  anch 
geheilt  wurden,  keinesweges  )^ene  SjmploaM. 
'Calätrom  beobachtete  unter  drei  und  fttnfing 
Patienten ,  welche  er  im  ersten  Moaate  mit 
der  Golla  behandelte  und  heilte,  onr  bej 
xwei  Subjecten  Uebelkeit  davon,  weil  aie  die 
Arznei  mit  Vorurtheil  nahmen.  BoruUuäy 
Calatronij  Nasiy  Camone  und  idt  aahan 
niemals  Cardialgie  davon  entstehen ;  ja  Umggi 
bedbachtete  sogar,  dals  die  Golla  das  Eibce- 
chen,  die  GardiaJgien,  Goliken  und  Dianho- 
en  erleichterte  und  eine  Ruhe  über  das  ganse 
Verdauungssystem  verbreitete,  die  sicdh  daas 
ganzen  übrigen  Systeme  mittheilte,  mit  wel- 
chem jenes  in  so  innigem  Gonsensoa  atebti 


Unter  ftinP  qitd  nranzig ,  welche  ich  mit  der 
Cblla  behandelte )  habe  ich  niemak  Erbre* 
cheii  beobachtet.  Ein  einzi|[esinal  erregte 
die  ^tte  Dosis  von  gewürzter  GaUerte  Er- 
brechen. Aber  sie  hob  auch  unmittelbar  das 
Fieber.  Die  nachthmügen  Würkungen,  welche 
die  CoIIa  aeigte*  'seheinen  daher  nicht  ihr 
eigenthümlich  za  segrn,  vorausgesetzt,  dafii 
sie  yon^  ^ter  Quidttät  ist,  nicht  mit  zu  nel 
Zucker,  wohl  aber  mit  irgend  einem  ange- 
nehmen Aroma  versetzt  und  zur  rechten  Zeit 
gegeben  wird,  d»  b.  nntev  den  nödiigen  Pti- 
cautionen,  und  wenn  sie  nicht  diffch  War- 
iner,  ünreinigketten  des  Dannkanals,  dardi 
Hypochondrie  und  gioüe  Abneigung  der 
Patienten  gegen  ihren  Gebrauch  contraindi- 
cirt  ist*  Vielleicht  erregte  sie  auch  nur  bey 
denen  Erbrechen,  bey  welchen  Peragzi  die 
mehr  verdünnte  und  nicht  gewürzte  Colla 
anwandte. 

Caiatroni  und  ich  haben  den  Geschmack 
der  Patienten  für  die  CoUa  sehr  verschiedat 
gefunden;  Borsalini  hingegen  beobachtete, 
dala  sie  auf  die  obige  Art  verordnet,  jeder- 
mann wobkchmeckend  war.  Wie  dem  auch 
aeyn  mag,  so  versichert  doch  ßorsmlinh  dala 
sich  in  2^t  von  einer  halben  Stunde  die  so 
ellgemeilie  Abneigung  der  Patienten  gegen 
.Anneien    veilierc       Und    dieses    ist    kein 


g^ngftr  Voraug,  weil  man  bey  An^^^enduog 
der  China  ge^  öthigt  ist,  alle  2 — 3  Stunden 
nud  den  ganzen  Tag  über  den  Patienten  ni 
btiunruhigen,  und  ihn  dadurch  in  seiner 
liübe»  seinem  Schlafe  und  in  seiner  Verdaa- 
«ng  -unaußiörlicb  zu  unterbrechen» 

Da  Borsalini  und  Bergamo  mehreremale 
mit  der  Golla  die  Tertiana  duplicata  emetiea 
utid  cholerica  heilten,  und  die  CoUa-)  .statt 
3rechen  zii  erregen,  das  vorhandene  nd* 
mehr  hob,  'so  erhellet,  dafs  man  das  £rbre« 
eben,  welches  beym . Gebrauche  der  CoIIa 
zuweilen  beobachtet  wurde,  keines  Weges  liU 
durch  diese  Veranläfst  und  noch  viel  weniger 
ak  ursprünglich  von  ihr  herrührend  betnch* 
ten  darf.  Welche  Substanz  kann  jemals  dem 
Bdagen  annehmUcher  seya^  ab  das  Giuiw 
gnimale? 

Dea^osiini  gab  der  grolsten  Beklem« 
mung  im  Magen,  bey  einem  eiofachen  Ter* 
tianBe|:>(^r,  ohngeachtet ,  einem  jungen  Men- 
scb'-'n ,,  der  die  Umstehenden  quälte ,  Um  mit 
einem  Brechmittel  zu  verschonen,  da  er  un<« 
ter  ähnlichen  Umständen  bereits  einmal  vier 
dergleichfru  an  Einern  Tage  ohne  Erfolg  gt» 
noiAme-n  habe,  die  ColIa,  ohne  dafs  sie  ihm 
irgend  Erbrechen  verursacht  hätte;  vielmehr 
li<^f*en  die  Symptome  des  Fiebers  nach»  und 
dieses  verschwand  auf  die  dritte  Dosis  diese« 


—    fli5    ^  ,         ^ 

Mittels.  Trovati  -wandte  die  Colla  einmal 
yor  dem  Fieberparozjsmus  an^  dec  von  an- 
haltendem Erbrechen  begleitet  war.  Allein 
der  Patient  behielt  dennoch  die  Colla  hej 
sich  nnd  ward  geheilt. 

Cantone  hemmte  eipst  durch  die  Colla 
ein  Erbrechen,  bej  welchem  der  Patient  At 
le$y  was  er  yoi|  Speisen,  Getränk,  oder  Arz- 
neien genommen  hatte,  wieder  von  sich  gab. 
Ja,,  was  noch  mehr  ist,  die  Colla  verursacht 
sowohl  nach  meinen  als  nach  Majocohts  Er- 
fahrungen, selbst  bey  leerem  Magen  genom* 
men,  weder  die  geringste  Beschwerde,  noch 
sonst  eine  Veränderung  des  ganzen  Systems 
o^er  eines  einzelnen  Organs.  Vielleicht  ist 
das 'Eibrechen,  welches  die  Colla  in  einzel- 
nen Pälleii  bey  ^er  zweiten  oder  dritten  Do- 
sis verursachte,  schon  ein  Vorläufer  der. Bes« 
serung.  Ich  erinnere  mich  eines  Falles  ^  der 
dieses  zu  bestätigen  scheint.  Die  Uebelkeit 
'  nach  den  Arzneimitteln  ist  sicher  oftmals  ein 
Zeichen  der  Reconvalescenz. 

Man-  würde  die  Gränzen  einer  billigen 
Beurtbeilung  überschreiten,  wenn  man  an- 
nehmen wollte,  dais  dieser  oder  jener  den 
Arzt  hintergangen,  ^und  das  Erbrechen  nach 
der  Colla  nur  vorgegeben  habe,  um  fenen 
zu  einer  Veränderung  der  Arznei  zu  bewe- 
gen.     Nicht  selten  sah  ich  auch  die  China 


—    ai6    — 

TOn  manchen  Patienten  wieder  wegbracheiit 
denen  aia  zuwider  war,  oder  die  überzeugt 
waren,  dals  sie  ihnen  keinen  Nutzen  achat 
fen  werde. 

a)  Nach  der  Heilung  des  Fiebers  durdi 
die  Golla  beobachteten  Peramy  Frandä^ 
Paganini^  Majocchi  ^  ich  und  Andere  bej 
den  Reconralescenten  Verstopfungen. 

Dieses  ist  jedoch  nicht  so  allgemein  der 
Fall)  wie  mancher  glaubt.  Denn  nach  Bmggi^ 
Borsalini  und  nach  meinen  Beobachtungen 
ist  dies  nur  äurserst  selten,  wenn  die  GoUa 
mit  der  nöthigen  Vorsicht  genommen  wird« 
Oftmals  aber  findet  sich  eine  solche  Ver« 
f topfung  bey  denen  ein,  die  mit  der  China 
behandelt  worden  sind.  Was  aber  an  die» 
sem  Einwurfe  auch  sejn  mag,  so  ist  dodi 
ao  viel  gewifs,  dals  jene  Verstopfung,  weit 
entfernt  ein  übles  Zeichen  zu  seyn,  Tielmehr 
die  yoUkommene  Heilung  anzeigt.  Die  Na> 
tur  bestrebt  sich  nach  den  Fiebern  das  Ver* 
lorene  zu  ersetzen,  und  sich  Alles  anzueig» 
neu,  was  sich  ihr  darbietet.  Vielleicht  sind 
die  absorbirenden  Milchgefälse  in  der  Recon* 
yalescenz  thätiger,  als  im  vollkommen  ge- 
sunden Zustande  ;  und  der  Hunger  fordert 
dann  auf,  dem  Winke  der  Natur  fu  folgen* 
leh  habe  in  der  That  jene  Verstopfung  nie- 
mals für  ein  Ubies  Zeichen  genommen;    und 


Unter  ftiAf  vmd  swanzig  ^  welche  ich  mit  der 
•ColU  behandelte )  habe  ich  niemak  Erbre* 
cheii  beobachtet.  Ein  einzigesma)  erregte 
die  dritte  Dosis  von  gewürzter  Gallerte  Er- 
brechen. Aber  sie  hob  auch  unmittelbar  daa 
Fieber.  Die  nachtheiligen  Würkungen,  welche 
die  CoIIa  aeigtQ«  'scheinen  daher  nicht  ihr 
eigenthiimlich  an  sejrn.  Torausgesetzt ,  dafii 
sie  Ton  guter  Qualität  ist,  nicht  mit  >u  rki 
Zucker,  wohl  aber  mit  irgend  einem  ange- 
nehmen Aroma  yersetzt  und  zur  rechten  Zeit 
gegeben  wird,  d.  h»  unter  den  nödiigen  Pti- 
«autionen,  und  wenii  sie  nicht  diffch  WUr* 
iner,  Unreinigkeiten  des  Dannkanals,  dardi 
Hypochondrie  und  gro£ie  Abneigung  der 
Patienten  gegen  ihren  Gebrauch  contramcGl- 
cirt  ist.  Vielleicht  erregte'  sie  auch  nur  bey 
denen  Erbrechen,  bey  welchen  PdmgBi  die 
mehr  yerdiinnte  und  nicht  gewürzte  Colla 
anwandte. 

Caiatroni  und  ich  haben  den  Geschmack 
der  Patienten  für  die  Gotia  iehr  yerschtedot 
gefunden;  BorsaUni  hingegen  beobachtete, 
dals  sie  auf  die  obige  Art  verordnet,  jeder* 
mann  wobkchmeckend  war.  Wie  dem  auch 
sejn  mag,  so  yersicbert  dpch  ßörsmlinh  dajb 
sich  in  Zeit  joä  einer  hafl>en  Stunde  die  so 
allgemeiilie  Abneigung  der  Patienten  gegen 
Arzneien    yerliert       Und    dieses   ist    kein 


-—    arS    — 

häufiger  bey  den  bösartigen,  gefahrlichsten 
'  Fiebern  J>eobachtet^  bey  denen  es  rathsam 
istf  der  Unreinigkeittn  in  den  ersten  Wegen 
ohngeachtet  die  China  anzuwenden,  als  unr 
jemals  bey  denen ^  welche  von  ünyemüiifti* 
gen  Aerzten  vom  Anfange  des  Fiebers  an, 
ohne  Rucksiebt  auf  den  localen  Zustand  Ah 
D^rmkanala,  mit  beträchtlichen  Dosen  der 
China  bestürmt  waren.  Dieselben  Mtteli 
welche  die  Verstopfung  heben ,  beseitigen 
auch  diese  Uiibe<}uemlichkeit, 

4)  In  einigen  Fällen  beobachtete,  man 
Diarrhöen  während  der  Reconvalesoens« 

Diese  von  Bergamo  und  auch  Ton  mir 
zweimal  gemachte  Beobachtung  bewfliaC|  da& 
die  Trägheit  'der  Darmausleerung  nicht  im« 
mittelbar  von  der  CpIIa  herrührt.  Mir  ist  es 
vielmehr  wahrscheinlich,  daPs  sie  eine  Folge 
der  wieder  hergestellten  Normal  -*  Erregong 
des  Darmkanals,  oder  die  Würkung  des 
Reitzes  der  decomponirten  und  zu  nenea 
Substanzen  recomponirten  Faeces  ist,  niemab 
aber  von  dem  dirocten  Reitze  der  Colla  be^ 
rührt.  Bergamo  und  ich  haben  auch  in  der 
That  die  Diarrhöe  nach  vorausgegangOMT 
Verstc^pfung  und  Hartleibigkeit  entstehen  ge» 
sehen.  Daher  darf  man  sie  in  manchen  Fii* 
len  auc^  nicht  unterdrücken,  a.  B.  wenn  sie 
nach  dein  Gebrau<;he  der  mineralischen  Sin- 


Km  oder  auch  der  China  entstanden  ist; 
weil  sie  in  diesen^  Fällen  fast  immer  entwe- 
der die  veranlassende  Ursache,  oder  die 
Würknng  des  Fiebers,  oder  das  Caput  mbt" 
iuum  der  Digestion  fortschaHty  und,  wie 
wenigstens  ich  mit  Fordyce  annehme,  viel- 
leicht nichts  wie  ein  Combusticns-Procels  ist» 
SJ  Perazzi  und  Andere  bemerkten  einen 
antfällead^ren  Mangel  des  Appetits  und  der 
Verdanungskräfte  bey  denen,  welche  mit  .der 
Colla  behandelt  waren,  als  bey  solchen,  wel- 
che China  bekommen  hatten* 

In  der.That  bemerkte  auch  ich  dasselbe, 

jedoch  auf  auf  wenige.  Stunden ,  und  an  den 

.  Tagen  y    an    welchen    die    Golla    genommen 

wa^      Diese   Appetitlosigkeit    und   Anorexie 

riihrt   ii^   den    meisten  Fällen  nur  von   der 

Gegenwart  der  Golla  im  Magen  her,  in  wel- 

*   cheni  sie,  wie  ich  schon  bemerkt  habe,  lange 

Zeit  vierweilt.      Es   giebt  sogar  einige  Bey- 

apiele,  daß  die  Colla  fünf  Stunden j  nachdem 

sie  genommen,     noch   wieder  weggebrochen 

wordcm«:   Da  die  CoUa  auf  der  anderen  Seite 

^  auch  .ein  JNTahrungsmittel    ist,    so    mufs    sie 

-    antih  vrie  ändere  Nahrungsmittel  den  Appetit 

!^ '  Termiodem  und  den   Hunger    stillen.      Die 

^  CSoUa'  mit  Zucker  und  irgend  einem  Aroma* 

.   renetzt  und  zwei  —  dreimal  täglich  genom- 

.  •  joien,    reicht    wahrlich    wohl    zur   Erhaltung 


—      %SLO      -*- 

•ines  Kranken  hiiit  der,  wie  es  bey  dfti 
Tertian-Fiebej*- Patienten  der  Fall  ist,  vredar 
grofsen  Appetit  hat,  noch  vieler  Nahraig 
be.darf.  Es  ist  jenes  iH>erdies  auch  keines- 
weges  immer  det*  Fall,  .indem  Raggi  und 
andere  Ae/.zte  nach  dem  Gebrauche  der  Cot 
la  den  Appf^tit  ungewofanl'ch  zunehmen  sa* 
hen.  Doch  hihe  ich  beobachtet,  daCi  jeae 
Appetidos'gkeit  bry  denen,  welche  mit  der 
Colla  behandelt  worden,  manchmahl  moM  das 
Grunde  andaure,  weil  dem  Patienten  Torhac 
eine  zu  strenge  Diät  yörgeschrieben  waff  oder 
weil  der  Arzt  auf  die  vorhandenen  Goiitiai&- 
dicationen  keine  Rücksicht  genommen  hatten 
ehe  er  die  Colla  verordnete;  Fehler,  walcbe 
selbst  die  Empiriker  bej  AnwenduBf  der 
CShina  begehen. 

'  6)  Perazzi  bemerkte  bej  denen,  wddie 
die  Colla  gebrauchten,  grölsere  Neiguiig  sui 
tiefen  und  langen  Schlafe,  als  begr  deneDi 
welche  die  China  gebrauchten« 

Dasselbe  beobachtete  ich  in  der  Thsl 
aelbst.  Doch  war  nicht  zu  verkeimen,  dab 
dieses  von  der  Verminderung  der  Nahmngk 
mittel,  vorziigÜch  der  reitzenden  herr3]ifl% 
welche  Jch  verordnete,  um  desto  sidieM 
die  Würkungen  der  Colla  zu  beobachta» 
Per  Schlaf,  welchen  ich  beobachtete,  iNff 
daher  ;melu:  die  WUrkung  des  Mangeb,    ab 


iffgend  einer  anderen  Ursache.  Und  diese 
Ursache  fiel  weg,  so  wie  das  Fieber  nach- 
UeDif  und  der  Patient  den  gewohnten  Reits 
des  Weins  und  der  übrigen,  dem  Gau:riea 
und  dem  Magen  behaglichere n,  Nahrungsmit- 
tel wieder  erhielt. 

Auf  der  auderen  Seite  ist  aber  die  Be- 
obacbtang  von  Perazti  sehr  richtig,  dals 
der  Kranke  eine  ungewöhnliclie  Schläfri^keit 
nach  der  Golla  empfindet.  Diese  Schläßrig* 
keit  haben  sowohl  ich  als  andere  Aerzte  bey 
den  meisten  Patienten  bemerkt,  die,  sejr  es 
«uch  noch  so  z\ireckmälsig,  mit  d<;r  ColU 
behandelt  waren«  Sie  rührt,  so  zu  sagen, 
Ton  der  ungewöhnlich>='n  fie»chäftigung  des 
Magens  her,  und  ist  keinesweges  n^chtheilig, 
sondern  vielmehr  sehr  nützlich.  Der  Fieber» 
firo^t  ist  dabey  schwächer,  und  nicht  selten 
terschlaft  der  Patient  denselben«  Ja  ich  darf 
behaupten,  dtls,  wenn  der  Patient  bald 
nachdem  die  Golla  genommen  worden  ist, 
in  einen  solchen  Schlummer  yerfalit,  man 
Grund  hat,  zu  ho£Fen^  dals  das  Fieber  nur 
,  schwach  und  der  Frost  unbedeutend  seyn 
oder  gar  ausbleiben  werde.  In  solchen  Fäl- 
len weicht  das  Fieber  untrUglich  der  Wür« 
kung  der  Golla.  Der  Umstand,  den  man, 
.iprenn  ich  nicht  irre,  sonst  auch  beobachtet 
hmXj    daCs   nämlich   die  Schläfrigkeit  c^to^«L 


—      ^22      

oder  geringer  ist,  je  nachdem  die  Auflösung 
■der  CoUa  dicker  oder  dünner  ist,  scheint 
hinreichend  zu  se]ni,  um  dadurch  die  grölsere 
oder  geringere  Würlcung  der  Colla  zu  be- 
stimmen. 

7)  Bey  einigen ,  die  mit  der  Colla  be^ 
handelt  waren,  zeigte  sich,  nachdem  die 
Krankheit  gehoben  war^  auPs  neue  eine  be- 
trächtliche Schwäche;  wodurch  die  Reconra- 
lescenz  in  die  Länge  gezogen  ward. 

Ich  habe  schon  an  einem  anderen  Orte 
bemerkt,  dafs  die  Reconvalescenz  hej  den^n, 
welche  mit  der  Colla  behandelt  waren,  T'*el 
kürzer  dauerte,  als  bey  denen,  welche  durch 
die  China  hergestellt  waren.  Jene  Schwache 
steht  daher  durchaus  nicht  mit  <lem  Gebräu-* 
che  der  Colla  im  Zusammenhange «  sondern 
rührt  ohnfehlbar  von  manch erlei  Umstanden, 
Yon  Fehlern  des  Arztes  ^  der  Wärter  und 
des  Patienten  selbst,  meistens  aber  von  der 
Langwierigkeit  und  dem  Character  der  Y0^ 
angegangenen  Krankheit:  her.  Sie  ist  ei» 
der  gewöhnlichen  Gel^rechen  der  Reconvale^  I' 
centen  von  den  asthenischen  intermittire^  i 
den  Fiebern.  i 

Sollte  jene  Schwäche  vielleicht  ton  eiatf  ir 
tJeber-äuerung  der  fe<^ten  Theile  und  insb^  2« 
sondere  der  Muskeln  herrühren?  ßmhm^  k 
würde   es   wahrscheinlich  finden,     dals  aiat    ^ 


—    2a5    — 

iK>lche    U^ebersauening   würküdi    statt    fände, 
als  Folge  der  Gonsumtion  der  Fluida.    Allein 
Jteichs  Gründe  yerbieten   mir,    dic-es  anzu- 
nehmen.     £«  -kann  sehr  wohl  seyn,  daf^  die 
Aluskularschwäche    heiy'm    Anfange    mancher 
Fieber  von  einer  Ueber&äaerung,     bey  ande- 
ren hingegen  von  einem  Mangel   des   Sauer«« 
$toS&  herrührt,    wie  jenes  z.   B.   bey'm  An- 
fange mancher  rheumatis(;hen  und   entzünd- 
lichen Fieber,  dieses  aber  bey'm  Typhus  der 
jPall  sejn  mag.    Dasselbe  gilt  yon  der  Schwä'- 
che,  ,wdche  die  Reconyalescenz  Legleitet;  sie 
kann  sowohl  yon  dem  einen  als  dem  ande- 
ren   Znstande  herrühren.       Der  Organismus 
>  Juufn  yon  Haus  aus  zu    einer  Uebersäuerung 
oder  XU    einer    Untersäueruni;    {soiiosMfc»na^ 
zion^')  sowohl  seiner  festen ,  als  seiner  Eü^si- 
'  gen     Bestandthfiie     bestimmt     seyn.       Daiu 
kommt    noch,     dafs    der   eine   im    gründen 
oder  kranken  Zustande ,     oder  auch  in  der 
Reconyalescenz  mehr  Oxygen  vertragen  «kann, 
wio   der  andere.       Als   ausgf marht  anzimeh«' 
men,  -  dafs    alle    Fieber    yon  Ueber-äuerung 
'  .herrühren,    wie    Bahrens    thnt,     oder    yon 
Aüangel  an  Sauerstoff,    nach  Reich  ^  ist  ohn- 
«treitig  absurd.   Denn  dieses  heifst  entgegen- 
gesetzte und  sich  widersprechende  Wütkun* 
Igen  yon  einer  und  derselben  Ursache  herlei« 
Xmjfi*       Im  Jahre  1796  heilte  ich  in  BannatA 


—    a84    — 

vermittelst  der  übersauren  Sänren  neitose, 
Jentescirende  Fieber,  welche  Sauvages  die 
UDgarischen  '  nennt,  und  hob  die  gröfste 
Kraftlosigkeit  und  Stupidität ,  welche  die  Re» 
convalescenz  begleitete,  durch  Innuctionen 
des  ganzen  Körpers  mit  dem  Linim.  mlaiih 
Von  jenen  beiden  Systemen  würde  keines 
hinreichen,  dieses  zu  erklären» 

Allein  die  Schwäche,    von  welcher  hier 
die  Rede  ist,  scheint  von' dem  Zustande  der 
Oxjgenation  der  festen  und  flüssigen  Theile 
unabhängig  und  nichts  anders  zu  scyn,    als 
die    natürliche    Folge    des    Nachlasses    der 
Krankheit,    folglich  desjenigen  Zustandes  dei 
geschwächten  lebenden  Körpers  ^  in  welehefli 
die    Natur  eine  Entziehung   der   gewohnten 
Reitze  erleidet »    und   sich  bestrebt,     sie  tn 
ei^etzen«      So  empfindet  auch    der    gesunde 
Mensch,  wenn  er  hat  Mangel  leiden 'müssen, 
dieselbe  Schwäche,  und  leidet  sogar  an  den- 
selben Symptomen,  an  derselben  DispositioB 
zu  Krankheiten  und  denselben  BeschwtfdeOi 
wie  der  Reconvalescent«      Daher    habe  idv 
weit  entfernt,     diese  Schwäche  für  ein  Übbi 
Zeichen   zu  halten,    sie   vielmehr  für  einsa 
Vorläufer    der   Besserung   und  für    eins  dar 
bestimmtesten    Zeichen     der    vollkommentfi 
Reconvalescenz  angesehen,    und  auf  dieselba 
Art  gehoben,    wie  Toüla  die  beinahe  auiga- 

hongerlea 


hunmtetk  NüapotitaDpr  wieder  m,  Kräften 
brachte,  nämlich  mit  beinahi»  flüssigen,  leicht 
verdaulichen  Nahrungsmitteln  iind  «^iffusiblen 
Reitzen«  Nicht  selten  .sind  ja  auch  an  sich 
üble  Symptome  dem  Arzte  ein  günstiges 
Zeichen;  so  z.  B.  ein  stlb.t  heftiges  Fieber 
nach  Con^ulsionen,  der  Schmerz  über  der 
Orbita  nach  dem  Gebrauche  der  Dtgüalis 
purpweai  fem  er  auch  die  Eingenommenheit 
des  Kopfes  nach  dem  Aconitum  napellusj  so 
die  Bauchschmerzen  yon  Purgänzen ,  bey  der 
Bleikolikt  die  zuf*  Unzeit  mit  Opium  untere 
drückt  worden;  ferner  die  ungowöhniiche 
Uebelkeit;  nach  d  n  M<*dicamenten  gegen 
das  Ende  diner  Krankheit ,  die  Diarrhöe  bef 
einer  Leberentzündung  u.  s    w* 

Doch  ist  es    eine    g^grüildete  Beobach-* 

tung^.   dufii  diese  Schwäche  sich  viel  häufiger 

•  .in  der  Stadt  als  bey  den  Lan'.IIeuten  zeigte 

welche    meistens    die    Aeconiralescenz    sehr 

schnell  überstehen«      Ich  glaube^     dafs   man 

dieses   der   Qualität    dieses    Mittels   suschrei* 

ben  müsse,  indem  dasselbe^  da  es. zugleich  als 

Nahrungsmittel  dient  (welches  man  ▼ergebf*ns 

.Ton    der   China   erwaitet)/   den   M^gen  für 

derbere  Speisen  vorbereitet.      Sobald  sie  zu 

diesen  wieder  zurückkehren  können^    d.  h. 

.sobald    sie    wieder   Appetit    bekomoieo    und 

ihre    gewohnten    Nahrungsmittel    wieder    zu 

i:yuL  0.  a.  SU  P 


-—      fi26      — 

aich  nehmen^  veriiert  sick  auch  die  Schüche 
DaGi  diese  Schwäche  häufiger  bey  den  Stid- 
tebewohnern.  beobachtet  wird,  kann  aber  nar 
TOD  der  Entziehung  der  Reltze  herröhreDi 
welche  sie  iii  gesuiideil  Tagen  ehendet  Hufs- 
brauchen,  als  gebrauchen.  Allein  eine  nahr- 
hafte Diät,  ^e  feurigen  Weitie^  die  Martin 
tia  und  die  bittereii  Extracte  stellen  s^st 
bey  itädtischeh  Weichlingen  die  Kräfte  des 
Mageüs  wieder  her,  und  hebezi  jede  Hoch 
vorhandene  Schwäche« 

Wie  konnte  auch,  mögte  ich  snt  Brown 
aageii^    die  Golla  direct  schwächeli,    da  sie 
asthenische  Krankheiten  heilt  ?    Heiltett  nicht 
Cälatroni  und  ich  in  der  That  mit  derselben 
das  Anas^ca  bey'm  intermittiretideli  Fieber? 
Hemmten   nicht  Cälatroni^    Borsalini^    Oui- 
ione^    ich   üzid  andere  Aerzte  durch  dieselbe 
Erbrechen  und  Diarrh<{en?    Ist  ea  liicht  auf 
der  anderen  Seite  mehr  als  ausgemacht  ^  da& 
die   Golla   ihre   Würksamkeit    am    aicherittf 
und  schnellsten  bey  zärtlichen^     asthenischea 
und  schwachen  Subjecten  und   bej  asihe» 
sehen  intermittirenden  Fiebern  äulsert?    W^ 
XU  daher  Beschuldigungen  widerlegen^  welchs 
an  sich  falsch  sind,    und  auf  den  AidiUgKt 
zurückfaUen  ?  Deagosiini  heilte  mit  der  Gob 
ein  Tertianfieber,    welches  einen  Alten,   i» 
kaum  von  einem  Typhus  genesen  war,    ab»  tl* 


— .    ia27    — 

in  det  Reconvalescenz  befiel.  WUrkte  die 
Collä  denn  in  diesem  Falle  ddrch  Verminde- 
iiting  der  Erregung???  — 

8)  Di^  CoIIa  versagte  ihre  Würkung  bey 
hypochöndri^hen  Subjecten. 

Dieses  haben  Bergamo  ^    ich  und  andere 
Aerztfif  bestätigt  gefunden.      Doch  habe   ich 
beobachety   dafs  auch  solche  Subjecte  für  die 
Würkuiig    der    Colla     empfänglich    wurden, 
Wenn    die    Krankheit    bereits     eine    gewiss^ 
Z&t  gedaut^rt  hatte«    Aber  sollte  diese^  wenn 
ich  so  sagen  darf ,    Contraindication  wohl  in 
der  l'hat  dem  Verdienste  der  Colla  Abbruch 
thun  können?  Findet  dasselbe  nicht  Vielleicht 
iuch  bejr  det  China  statt?  Ich  und  viele  an- 
dere haben  bey  hysterischen  Frauenzimmern 
oft  die  beunruhigendsten  Symptome,    bis  zu 
»   Ohnmächten,  voii  der  China  entstehen  sehen, 
^  die  oftmals  erst  dann  nachliefsen,    w^nn  die. 
:    CSllina    selbst    fortgebrochen    wurde.      Wird 
0  inail  aber  deshalb  die  China  als  unnütz  und 
^  Ichädlicb  verdammen  wollen,    weil  sie  sol- 
^'chen  Patienten  manchmal  unnutz  und  nach- 

Siheilig  war? 
B^'  Nach  unseren  Beobachtungen  weirden 
k^  klierdiiigs  auch  bey  Hypochondristen  die 
^'Bieberparoxysmen  durch  die  Colla  gehoben. 
^  Aber  auch  iiach  «1er  Unterdrückung  derselben 
'  beobachtet  maxi  fast  immer  noch  eine  ^\e\>«t-^ 

P  a 


—      228      — 

hafte  Alteration  des  Organismus^  die  mehrere 
Tage  selbst  mit  Ekel,  VomituritioBen,  Ruc^ 
uis,  Schmerzen  und  Verstopfung  des  Unttf- 
leibes,  Globus  hystericusy  Beängstigung, 
IJißberdrurs,  einer  blassen  Gesichtsfarbe  und 
Schläfrigkeit  begleitet ,  anhält.  So  wie  die 
Colla  genommen  ist,  klagen  solche  Patienten 
nicht  selten  über  ein  Gefühl  yon  Druck  im 
Magen,  leiden  an  Beklemmung  und  brechen 
sie  leicht  wieder  weg;  welches  fast  jedesmal 
sicher  erfolgt,  wenn  der  Kranke  sie  mit  Wi- 
derwillen nimmt. 

Wird  man  aber  nun  daraus,  weil  £e 
Cojla  so  wie  die  China  bey  den  stfaenisden 
Krankheiten  contraindicirt  sind,  nait  Grunde 
den  Schluis  ziehen  können ,  dais  die  Hypo- 
chondrie und  Hysterie  sthenische  Krankhei- 
ten sind?  — -  Ich  kann'  mich  nidat  daron 
überreden,  wenngleich  die  Abneigung  der 
Constitution  solcher  Patienten  gegen  alle 
Reitzmittel  es  wahrscheinlich  mac^t,  und 
manche  dafiir  sind.  Vielmehr  hahe  ich,  dieie 
Zustände  fiir  eine  directe  Schwäche  ^  die  in 
einer  aufserordentlichen  Anhäufung  der  Er- 
regbarkeit besteht,  welche  nun  bey.  der  Ein- 
würkung  eines  lebhaften  Reitzes  plötslich  in 
Thätigkeit  gesetzt  wird.  Ich  empfehle  iB 
solchen  Fällen  die  CoUa  in  kleinen,  aber  oft 
iriederholten   Dosen  anzuwenden,     und  nit 


— *     229     — 

•infgen  Tropfen  Laudanum  luf.  SyJ.j  oder 
,  Uq,  anadyn.  m.  Hoffm. ,  oder  irgend  ^inem 
QngeBehmen  aromatischen  Wasser  zu  verbin- 
den« Der  Magen  solcher  Patienten  will,  me 
ihre  Phantasie,  entweder  gestreichelt  oder 
durch  etwas  gereitzt.  seyn. 

Älldn  warum  wüfkt  denn  die  CoUa  so* 
wohl  ab  die  China  bey  zärtlichen  ^  schlecht 
genährten,  geschwächten  und  sogenannten 
abgezehrten  S^bjeeten^  nach  Calaironij  ßor^ 
salinij  Majocchi^  Bossiy  Paganiniy  Bergamo 
und  nach  meinen  eigtnen  Beobachtungen, 
sicherer  und  schneller,  als  bejr  den  Hysteri«^ 
sehen?  Wenn  ich  darüber  meine  Metnung 
sagen  darf;  ^so  rührt  dieses  daher,  da&  bey 
jenen  die  Fähigkeit  zu  einer  sehneHen  und 
heftigen  Erregung  fehk,  die  bey  den  Hyste-^ 
rtschen  im  höchsten  Gnde  vorhanden  ist« 
Bey  erschöpften  und  geschwäditen  Subjeeten 
verarbeitet  die  Natur  Alles  zur  Nahrung,  wel«* 
ches  bey  Hysterischen  nicht  d^r  Fall  ist; 
bey  Abgezehrten  ist  die  Cohäsion  sehr  ge- 
ring, bey  Hystemchen  hingegen  Sj^r  bedeu« 
tend;  bey  jenen  ist  directe  Muskulär -Schwa- 
che, bey  .diesen  directe  Nervenschwäche 
vorhanden;  bey  jenen  ist  die  Sdiwäche  von 
einem  Unvermögen  zu  einer  dchnelleii  und 
lebhaften  Reaction,  bey  diesen  mit  einer 
Geneigtheit  2u  einer  solchen  begleitet;    jene 


—     a3o     T^- 

rertragen  schon  starke,  pannan«me  Heitren 
und  am  besten  Nahrungsmittel ,  diese  hinge« 
gen  haben  eine  grofse  Abneigung  gegen  hes 
roiscbe  Arzneien  und  sehr  nahrhaft^  Speisen; 
bey  jenen  befinden  sich  diet  Gefälse  in  .einem 
Zustande  von  Asthenie,  bey  diesen  hingegen 
in  einer  vollkotnm^en  Sthenie,  pder  4och 
in  einer  grofsen  Geneigtheit  dazu ;  bey  |enei^ 
ist  die  Irritabilität  und  die  Sensatioz|  yennin* 
dert,  lind  daher  die  IiTitafion  und  S^nsibili« 
tat  erhobt,  bey  diesen  hingegen  die  Sensibi- 
lität un4  Irritation  vermindert  und  daher  die 
Irritabilität  und  Sensation  erhöht ;  bey  jenen 
ist  die  Productivität  erhöht  und  die  Produc^ 
tion  vermindert,  bey  diesen  hingegen  die 
Production  erhöhet  und  dje  Productivität 
yeripindert;  bey  jenen  ist  der  Galyanisintts 
unthätig,  bey  diesen  sehr  würksam;  bey  )e-f 
nen  ist  Mangel  an  Sauerstoff,  bey  diesen 
grofser  Ueberflufs. 

9)  Das  Fieber  geht  naeh  den  Beobach- 
tungen von  Calatroni^  Borsaliniy  Ferrarit 
Deägostini  und  anderen  Aerzten  in  eint 
Feb.  sUbcontirma  vel  continua  über. 

Dieses  isf  aber  etwas  sehr  Gewöhnlicheii 
auch  bey  solchen ,  welche  Gbins^  nehman. 
Calatf-oniy  welcher  so  zu  sagen  sein  ganzas 
Leben  unter  Fieber  t  Patienten  zubringt,    be- 


merkte  sogar  ^    da&  die  Chinia  yiel  auffallen« 
dei'  diese  Continuität  Aeü  Fiebers  bewurkt* 

Eine  sattsame  Beobachtung  hat  mich 
überzengt,  .dafs  diese  Continuität' des  Fiebers 
fast  imnier  bey  Hjsterischen  und  solches 
Subjekten  erfol^j  bey  welchen  eine  bestimm« 
te  Stbenie  der  GeGMse  statt  findet,  oder  eine 
bestimmte  Muskularscl^wiicbe  und  Mangel  der 
Oohäslön,  Torzoglich  im  Zellgewebe,  beob- 
achtet wird*  •  Dahin  gehören  diejenigen,  wel- 
che ztt  Krankheiten  -  der  Uebersäuerung  ge>- 
lieigt  sind,  oder  gegenwärtig  daran  leiden« 
Bey  i^ieumatisdien  intermittirenden  Fiebern 
hatte-  ich  Gelegenheit,  diese  Degeneration 
des  Fiebers  in  ein  co'ntinuirendes^  sowohl 
nach"4em  Gebrauche  der  GoUa,  als  der 
Ghina ,  zu  beobachten,  Iq'  beiden  Fällen  ist 
«s'iiöthig^  wie  bereits  oben  bemerkt  ist,  die 
Erregung  der  Haut  -  herabzustimmen;  und 
dann  reichen  die  GoUa  und  die  China  hin, 
das  Fieber  schxiell  zu  heben.  Die  Continui- 
tät des  Fiebers  naöh'  dem  Gebrauche  -der 
Colla  beweist  daher  in  einem  solchen  Falle 
nichts,  als  die  UnerEshrenheit  des  Arttes» 
-oder  Yerrääi  wenigstens,  da&  er  es  nicht 
verstaud,  die  Sthenie  der  Hautgefafse  zu  he- 
ben. Ohne  die  Erfüllung  dieser  Indication 
kann  die  Anwendung  der  China,  welche 
Su^ke    mit'  Rechte  bey    den    rheumatischen 


Fid>eni  enipTiehlr,  diese  nur  verschKinm^ni; 
onJ  nicht  seltnn  sah  ich  solcho  interonitti« 
rende  Fieber  in  cnntinHirende  sthenische  und 
endlich  bey  fortgesetztem  Gebrauche  der 
China  in  Sjnocha  libprg^hen«  —  *  Wie  oft 
sind  nicht  die  AerztQ  die  Urheber  der 
Krankheiten!  -^ 

Ein  anderes  aber  ist  es|  wenn  bey 
WfJMm  nahe  berorsteh^nder  Genesung  das 
Fieber  nach  Anwendung  der  Collft  in  ein 
oontinuireodes  Übergebt.  In  oinem  solchen 
Falte  aber  dauert  das  Fieber  höchstens  einen 
Tag,  und  der  Kranke  yerspiirt  es  kaum, 
^Der  Puls  ist  dann  nicht  zurückgeaK>gen9  hart 
und  gespannt,  ■  sondern  rielmehr-  weickt 
klein,  meistens  undosuty  jedoch  auch  fre* 
quent«  ^  Die  Haut  ist  dabey  nicht  trocken, 
sondern  f raucht,  geschmeidig,  glänzend  iiad 
fettig  anzufühlen,  die  Schwäche  unbedeutende 
die  Brust  frei,  ,das  äufsere  Ansehen  des  Ge» 
sichts  fast  natürlich  und  der  Geist  des  Pa* 
tientea  heiter  und  ruhig.  Kann  eine  solche 
Continuität  des  Fit^bers  aber  wohl  dazu  die- 
nen, die  Colla  zu  beschuldigen ^  da  sie  doeh 
nichts  als  ein  offeabares  Zeichen  der  Reco»- 
yalesc'^nz  it? 

lo)  Die  CoUa  wUrkt  nicht  so  reitaendf 
wie  die  China. 

!W'as  lälst  sich  aber  auf  diesen  Einwarf 


antworten?  Etwa,  dals  die  CoUa  nicht  das 
Fieber  zu  heilen  yerinäge?  Die  Erfahrung 
nnd  die  That  haben  aber  ihre  WUrksamkeit 
bewährt«  Mit  mehr  Grund  iie&e  sich.vieU 
leicht  behaupten,  dafn,  weil  die  Golla  in  der 
That  nicht  in  dem  Grade  reitzend  würkt^ 
wie  die  China,  und  dennoch  asthenische  Fie* 
)»er  beut»  welche  der  China  nicht  weichen 
wollten,  nicht  allen  asthenischen  intermitti-» 
renden  Fiebern  eine  ,  allgemeine  Asthenie 
des  ganzen  .Organismuft  zum  Grunde  hegen 
müsse«  laicht  selten  ist  auch  die  Asthenie 
nur  iocal,  und  ein^  purgans  oder  emeticum 
reicht  I|in,  die  Kräfte  wieder  herzustellen« 
.Bey  der  -Hypersthenie  sind  die  Muskulär« 
Kräfte  fast  gänzlich  vernichtet,  und  die  so 
genannten  schwächenden  Mittel  stellen  sie 
wieder  hen  'Wie  oft  muls  der  Arzt  nicht 
fehlen  in  seinem  Unheile,  wenn  er,  Falls 
ich  so  sagen  darf,  nicht  die  verschiedenen 
Systeme  des  Organismus  beobachtet;  und 
wie  oft  hält  er  nicht  sejne  Arzneien  fiir 
Keitzmittel,  während  sie  in  der  That  als 
-Schwäcfaungsmittel  würkten.  Die  Muskulär« 
Kräfte  sche'nen  mit  dem  Empfindungsver«^ 
mögen  gerade  im  umgekehrten  Verhältnisse 
zxk  stehen.  So  ruheo  z.  JB,  bey  der  höchsten 
Erregung^  wie  auch  bey  Convulsionen ,  meU 
stena  die  ^ne,    und  wiederum  sind  diese 


laehr  aufgelegt  bey  einer  wahreA  Schwiche« 
jßesiut  nidit  die  Schildkröte,  welche  so 
Teicli  an  Nerven  und,  mögte  ich  fast  hehanp- 
ten,  idioelectriscli  ist,  dennoch  das  schwäch- 
ste Bewegungs vermögen?  Ganz  anders  ansi* 
seit  das  Herz  dasselbe,  welches  eine  so  groise 
Irritabilität  besitzt^  £s  verrätb  eben  so  viel 
IJnerfahrenheit,  i|lle  Indicatiopien  erfüllen 
;ßu  wollen^  wenn  sie  unter  einander  entge* 
genge«etzt  sii^d,  i^ls  fs  irrig  ist,  yu  glaubciii, 
4afi|  alle  Symptome  der  Asthenie  yob  Schwä-. 
^e  oder  yom  I^aogel  der  Erregung  des  gan- 
zen Organismus  beri'ühren,  und  d^  dieser 
in  allen  Fällen  durch  Exci^nüß '  gehoben 
werden  müsse.  Sowohl  die  Gbini^  als  der 
CSampher  yermehrten*  bey'm  Anfangs  des 
Petechialfiebers  gegeben,  welches  die  letzten 
Jahre  unsere  Gegenden  heimsuchte,  pnd  Ton 
Üasori  so  trefflich  beschrieben  ist,  jedesmal 
die  Muskularschwäche,  ohngeachtet  sie  fast 
immer  die  Sthenie  der  BlutgeßUse  erhöheten. 
Oftmals  erfuhr  ich,  dals  man  der  Reitzong 
von  einigen  Granen  Opiums  oder  Ganipher 
die  Heilung  eines  Kranken  2;usdirieb,  welche 
ohne  Zweifel  nur  die  Folge  der  Schwächung 
durch  die  profusen  Schweiise  war,  welche 
j<i*iie  Mittel  bewürl^ten.  Alle  Reitzmittel  kön* 
nen  Schiyächungsmittel  werden  durch  ihre 
Würkung,    und    durch    die   Entziehung    des 


—    a35    — 

:^eit9ien  fcann  man  oft  He  l^rregang  erhöhe^. 
Ich  cSah  selbst  die  China ,  .  wie  auch-  4as 
Qpium«  den  Campher  und  andere  diffusibl^ 
Reitzmittel  rheumatische  intermittirende  Fie- 
}>er  durch  die  Schwächung  heben,  welche 
sie  durch  heftige  Schweilse  bewiirfcten. 

Die  Reitzmi^el,  welche  in  ihrer  Wür^ 
kuDg  gerade  entgegengesetzt  sind,  sind  f^M 
immer  die  sichersten  HeiljoiitteL  Die  HeiU 
]&unde  midiste  sich  bestrebeii,  die  Wiirkung 
derselben  sorgfältiger  zu  beobachten  imd 
besser  kennen  zu  lernen^  Die  Hipzufugung 
des  einen  Reitzmittels  vermindert  manchmal 
4ie  yon  dem  anderen  herrührende  I{yper- 
Stlienie,  weil  sie  diie  thierische  Maschi#ne 
yon  dem  primitiven  üeitze  befreiet,  oder 
diesen^  unwürksam  macht*  Auf  diese  Art 
>vürken  ?;.  B,  die  Antiphlogistica  und  insbe- 
sondere die  '$äuren ,  bey  den  Entzündlichen 
Pyrexien,  die  Purgannähj^y  den  Saburral« 
Fiebern  n.  der  Sublimat  gegen  das  Opium. 
SoUtex^  vielleicht  auch  die  GoUa  und  die 
China  auf  diese  Art  bey  den  int^rniittiran-A 
den  Fiebern  würken?  l^ir  ist  dieses  wahr- 
scheinUch,  denn: 

X)  Die  QqXLßL  und  die  Chisii^  heilen  Fie- 
ber,, welche  den  stärksten  lieitzmitteln 
nicht  viriqhen.  . 

!»)  Beid^   heben   s^ll^t  bösartige  Fieber, 


—    a36    — 

\         ' 
welche  Von  Symptomen  einer  localen  Sthenie 

%.  B.  eioer  Pleuritis  begleitet  sind. 

3)  Beide  erhöhen  die  Erregung  der  Ge- 
iaise  und  vermindeni  die  der  Muskehi* 

4)  Beide  hinterlassen  dem  geheilten 
Kranken  nicht  selten  eine  zuyor  nicht  yor* 
handelie  Schwäche,  Schläfrigkeic,  Mattigkeit 
nnd  Stumpfheit. 

,    S)  Beide  erregen  den  Organismus  nidit 
nach  Verhältniis  ihrer  Qualität  undQnantitat 

6)  Beide  zeigen  ihre  WUrksamkeit'  we* 
der  schnell  nodi  sicher  in  dem  FsBsy  da/s 
der  Tubus  alimentarius  ortlich  leidet. 

7)  Beide  bewürken  zugleich  mit  der 
Besserung  einen  vermehrten  Schweiis. 

8)  Beide  würken  direct  auf  den  Magen 
und  consensualiter,  nicht  aber  auf  dem 
Wege  der  Absorbtion,  auf  den  Darmksnal 
und  die  Haut* 

9)  Beide  zerstören  oder  neutralisireiit 
wie  es  scheint  9  den  ReitZi  (wahrscheinlieb 
den  übersäuerten  Magensaft),  welcher  directs 
oder  indirecte  den  Fieberfrost  Temrsacht. 

Diejenigen,  welche  ab  getreue  Anhinger. 
des  nackten  Brown! sehen  Systems  das  Leben 
fSr  nichts  als  eine  Reihe  yon  Ursachen  und 
Wiirkungen,  nnd  für  ein  Resultat  yon  me- 
chanischen und  chemischen  Würknngen  SB 
halten  gewohnt  sind,    ohne  auf  die  Tersdua- 


antworten?    Etwa 9    dals  die  Colla  aidit  das 

Fieber  zu  heilen    vermäge?    Die  Erfahrung 

und  die  That  haben  aber  ihre  Würksamkeit 

bewährt.      Mit  mehr  Grund  Ueiae  sich.vieU 

leicht  behaupten,  dad,  weil  die  Colla  in  der 

That  nicht  in    dem   Grade    reitzend  würkt» 

wie  die  Chin«,  und  dennofch  asthenische  Fie« 

)>er  heilt  >    welche  der  China  nicht  weichen 

wollten,    nicht  allen  asthenischen  intermitti- 

renden    Fiebern    eine  ,  allgemeine    Asthenie 

des   ganzen  .Organismua  zum  Grunde  Legen 

müsse.      laicht  selten  ist  auch  die  Asthenie 

nur  local,    und  ein^  purgans  oder  emeiicum 

reicht  hin,     die   Kräfte   wieder   herzustellen. 

Bey    der   Hypersthenie    sind    die   Muskulär« 

Kräfte  fast  gänzlich  vernichtet,    und  die  aö 

genannten    schwächenden   Mittel  stellen    sie 

wieder  her.      Wie    oft  muls  der  Arzt  nicht 

fehlen  in  seinem  Urtheile,    wenn  er,    FaUs 

ich  so  sagen  darf,    nicht  die  verschiedenen 

Systeme    des    Organismus    beobachtet;    und. 

wie   oft   hält    er    nicht  sejne    Arzneien   für 

Heitzmittel,    während    sie   in    der   That  als 

Schwächungsmitte)  wiirkten.      Die  Muskulär« 

Kräfte    scheinen    mit    dem   Empfinduugsver« 

mögen  gerade  im  umgekehrten  Verhältnisse 

zu  stehen.     So  ruhen  z»  JB«  bey  der  höchsten 

Erregung^  wie  auch  bey  Con?ulsionen,  mel«- 

stens  die  Sinne ,    und  wiederum  ßind  diese 


—    a38    — 

•taiidtheile  berecbüen  wollen.  Sind  nicht 
diLS  Sagapenum,  die  Myrrhe,  die  Asa  fcia^ 
tida  u.  s..  w.  alle  Gummi  «^Aesinen^  und 
kommen  sie  daher  nicht  grölstentheils  in 
ihren  Bestahdtheiten  mit  dem  Opium 
übereiii?  Aber  wie  wehig  sind  sie 
alle  in  ibreii  Wütkuiigeii  einandei*  ätihlich; 
oder  .identisch !  -+  t)ie  Verbindung  aus  Was* 
ser,  thierischem  Muciiagö,  der  Soda  nnd 
deni  phosphorsaureh  Kalke  ^  in  welcher  det 
inenschliche  Saame  besteht,  hat  sich  /ernah 
ein  Chemiker  ünterfangeii^  diese  »jtitheti&cli 
darzustellen?  — ^ 

Alleiil  es  geziemt  mir  nichts  micli  weif^fc 
iäuftig  über  eine  Sache  zu  yerbreiteiiy  die 
mir  bis  zum  Ekel  zuwider  geworden  ist. 
Kann  nicht  das  thierische  Glüten  iii  Verbita- 
dlun^  mit  d(^m  üerbestoiFe^  welche  Verbin« 
düng  nicht  allein  nährend ,  laicht  zu  assimili^ 
i*en  ist^  sondern  auch  der  Fäulnüs  widersteht 
und  dem  Magen  behagt^  kann  sie 
flicht  vielleicht  eine  hinlängliche  Witrkaam- 
keit  besitzen,  um  das  Gleichgewicxht  der 
thierischen  Maschiene^  die  gehörige  J£iM* 
gung  des  Magens,  und  vermöge  diesei*  tack 
der  Haut  wieder  herzustellen?  Die  Erfiümm^ 
bejdht  dieses;  und  vergebens  ist  daher  äÜes 
Widetstreben  der  Schivachsilinigen.  jioh 
weils  iphr  wohl^     dab   iriän  iagt^     dafii   die 


günsligeü  Erfahrungen  hierüber  nrcht^  be-^ 
wiesen^  indem  die  Heilung  oftmals  uniibhän-^ 
^g  TOtk  den  luigeWendeten  Arzoeipiitteln  er^ 
folge»;  Ich  aber  glaube  inich  zu  jenem 
Sehludse  be^ethtigt^  wenn  ich  sehe,  dais  ein 
liiittel  unter  yerschiedeneii  Umständen^  in 
Verschiedene]!'  Ländern,  bey  verschiedenen 
Subjecteii  gleich  untrüglich  Seine  Würksani^ 
keit  zeigt.  Und  dieses  ist  bey  der-  Colla  ein, 
tinutnstölsliche&  f*actum^  welches  alle  Ränke 
und  boshafte  Einwürfe  durch  sich  selbst  24 
Boden  schlägt*  • 

Aber  was  ist  es  denn^  waruni  maii 
läughet  (ich:  enthalte  mich^^es-  mit  dem  rech-^ 
ten  Namen  zu  zUchtigen^  wegen  derer,  die 
es  t^effexl  würde)  ^  dafs  das  thierische  Gluten 
die  Fähigkeit  besitze,  das  ("ieber  zu  hebend 
Vielleicht  Weil  Wir  uns  im  gemeinen  Leben 
desselben  aU  Nahrungsmittel  bedienen?  Dann 
könnte'  tnäjä,  mit  demselben  Hechte  behaup-- 
ten^  der  Weiii  tef  ülamütz  bey  den  i^er^o^en 
Fiebern  und  in  der  Recoilyalesöenz  ^  tlanH 
dürfteii  ilie  Orientale^  sich  nicht  berauschen 
im  Opium  ^  die»  mittäglichen  Völker  ixl  ihrem 
Weine  und  die  Bewohner  des  Nordens  in| 
Bier  lind  BrandteWein«  Ich  keäne  Mehschen^ 
welche  gewohnt  sind,  Opium  zu  schlingen^ 
und  demohngeÄchtet  durch  das  Opium  in 
Krankheiten    gerettet    Wurden.       Man    kann 


zwar  wobl  behaupten ,  dafs ,  wenfi  der  Orga^ 
tiismus   einmal  an   einen  Reitz   gewohnt  ist» 
er    einer    gr  ö&eren  Dosia   desselben   bedarf 
Um,   darauf   zu    reagiren;    aber  keihesWeges^ 
dals  ein  solcher  gewöhnter  Reite  keine,  oder 
nur  eine  geringe  Würkung  auf  die  thierische 
Mvchine  äufsert     Viehnehr   empfindet  diese 
denselben  so  sehr^    dafs  sie  9    Wenn  ihr  der^ 
selbe  entzogen  wird,  aus  dem  Gleichgewichte 
kommt,    schwach  wird  und  erkrankt*    Holte 
nicht  CuUen   mit   reichlichen   Dosen    Weins 
Convulsionen,    welche    von  der  Entziehung 
desselben  entstanden  waren?    Mensdien,  diA 
an  Opium  oder  spirituöse  Getränke  gewöhnt 
sind,     verfallen  in  Krankheiten ^     sc^ald  üe 
sich  mit  einem  male  gandich  von  denselben 
entwöhnen  wollen*       Selbst  bey  sthenischen 
Krankheiten  solcher  Menschen   darf  man  ih* 
nen  diese   Reitze  nicht    gänzlich    .entziehen« 
In  Ungarn  stellte  ich   einige    Patienten  da« 
durch  her,     dals  ich   ihn^^n  wieder   erlaubtSi 
T^bak  zu  rauchen.      Endlich  ist  auch  diesss 
au«^gemacht,     dafs  unsere  Landleute    zu  der 
Zeit   am   meisten    von   den  intPrmittirendeo 
Fiebern  leiden^    wenn  sie  zu  strenger  Arbeit 
g^nöthigt  sind,     andere^     nicht  so  nahrhafte 
und    nicht    so    viel    ^ahruogsmittel    zu   sidi 
nehmen I     als  nöthig  w^tre^     das. zu  eraetzeff 
was  tägUch  verloren  geht*      Der  Landmana« 

welcher 


( 


—    ö37    — 

denen  ZustSnde  der  Erregbarkeit  und  der 
Erregung  9  welche  zu  gleicher  Zeit  in  te^** 
schiedenen  Theilen  des  Organismus  statt 
finden  können ,  RUcksicht  zu  nehmen;  diesd 
werden  niemals  im  Stande  seyn,  die  Krank* 
heiten  gehörig  zu  construiren.  Ihre  Patien* 
ten  verdanken  die  Herstellung  meistens 
den  nicht  zu  berechnenden  Heilkräften  der 
Natur/  welche  müchtiger  sind)  als  die  Irr* 
thümer  der  Aerzte* 

Wenn  endlich  die  Colla  nicht  in  dem 
Grade  reitzend  wiirkt,  wie  die  China>  desto 
besser  für  uns,  möchte  ich  mit  Calatroni 
sagen;,  weil  wir  sie  alsdann  in  dringenden 
Fällen  auch  dann  anwenden  konnten ,  wenn 
unbedeutende  Contraindioationen,  s.  &  eine 
Sthenie  der  Gefafse,  zugegen  wären,  in  wel* 
chem  Falle  die  China  entweder  unwUrksam  ist^ 
oder  den  Patienten  unbeschreiblich  geneigt 
zu  Recidiven  macht. 

ii)  Die  Colla  «ntbält^  so  sagt  man  fer^ 
ner,  nur  eine  geringe  Menge  von  Ammoniak 
und  Gerbestoff,  von  welcher  man  mit  Grund 
keine  antifebriBsohe  Wütkung  erwarten 
kann. 

Aber  wahrlich  seht  unwissend  und  tmer^ ; 
fahren    in    der    Chemie    müssen    diejenigen 
seyn^  welche  die  Wtirkimgen  der  AtzneimiC* 
tei  nach  der  Menge  ihrer  constitutiren  Be« 


\ 


1 

itas  der  Beobachtung  aller  Ägtentieii  der  or- 
ganischen und  unorganischen  Welt  geiogeu 
wurden,  wtirde  sie  jemals  dahin  gediehen 
aeyn/  den  gerechten  Namen  einer  göttlichen 
Wiflisenschafe  zu  yerdieneni  wenn  die  Hin- 
demiase,  welche  sich  ihr  in  den  Weg  legten, 
•!•  abgescbredct  hätten/  statt  sie  zum  Sitge 
anzuspornen  P '  —  Die  entscheidendsten  Heil« 
mittel,  welche  die  Stütze  des  Practikers 
sind,  sind  eben  solche,  die  mit  d^r  grdlsten 
Aufmerksamkeit  und  Sorgfalt  gebrancht  und 
angewendet  seyn  wollen.  Wir  wollen  daher 
diese  Schwierigkeit  nicht  noch  Tfnnehroi, 
um  zu  unserer  Schande  genSthigt  äu  wei den, 
sie  zu  überwinden.' 

•Wird  die  Colla  zu  einer  anderen  Zeit, 
als.  eine  viertel,  frühstens  eine  ganze  Stunde 
TOr  dem  Eintreten  des  Fiebers  gegeben,  so 
ist  sie  weniger  würksam.  Sie  hemmt  alsdana 
zwar  allerdings  auch  wohl  das  Fieber,  aber 
mindert  doch  nicht  in  dem  Grade  die  He^ 
.  tigkeit  desselben.  Raggi  beobachtete,  daft, 
wenn  die  Colla  drei  Stunden  yor  dem  Fia* 
beranfalle  gegeben  war  (indem  dieser  ns 
so  fiel  Zeit  später  eintrat),  sie  alsdann  nidt 
das  Fieber  zu  heben  yermochte,  wohl  abir 
seine  Heftigkeit  minderte  und  seine  Dan« 
abkürzte,  und  dafs  auch  der  heftige  Kopt 
schmerz  ausblieb,    welcher  den  Fieberanfii 


welcher  bey  seiner  Arbeit  geiimde  SpeUMi 
und  nur  ein  wenig  Wein,  oder,  doch  nur 
die  Icräft'gfn  Nahrungsmittel  haben  kjump 
deren  er  gewohnt  i^t,  .dieser. Ucht  der  SümpC« 
Ittft  und  weils  nichts  vom  Fieber« 

la)  Der  Augenblick  des'  FieberanfaUi 
Bist  sich  nicht  immer  mit  Sicherheit  bestim- 
men, folglich  auch  nicht  die  Würkung 
dieses  Mittels, 

Wenngleich  dieser  Einwurf  gegriindei 
ist,  indem  in  gewisser  Rücksicht  di«  Erfahr 
rung  ihn  bestätigt,  so  dürfen  wir  uns  den« 
noch  nicht  überreden  lassen,  atif  ein  Heil« 
mittel  Verzicht  zu  thun,  weil  Sorgfalt  bej 
seiner  Anwendung  erforderlich  ist*  AUo 
Heilmittel  bleiben  unwUrksam^  und  ewigen 
wenigstens  ihre  heilsame  Würkung  nicht- an« 
ders,  als  nur  unter  gewissen  Umständen; 
diese  aber  mufs  der  Arzt  kennen,  die  güi^ 
atigen  herbey  führen,  die  ungünstigen  «b« 
entfernen,  aufht-ben  oder  unterdrücken*  Sol« 
len  wir  denn  ein  Mittel  fisibren  lassen,  Veil 
es  unseren  Wünschen  niur  unter  der  Ooncnr* 
renz  mancher  Umstände  und  nur  bey  einer 
^  richtigen  Beurtheilong  entspricht?«  Die  Aueit 
Übung  der  practischen  Medicin,  welche  tAeu 
nes  Bedünkens  nichts  anders  ist,  als  das 
Resultat  scharf  sinniger  Inductionen,  und  da« 
her  eine  Verkettung  ron  Schlüssen,  Welch« 
SYDL  B.  a.  at.  Q 


--.  «44  - 

gm  behaglidi  ist  imd  ihn  TOilMnhei.  s) 
Dafs  die  CoIIa  oder  die  Gdctinay  imt  der 
geliorigen  Vorsicht  gegeben,  kein  EibreduB 
erregen ,  sondern  Torhandenes  Tidmehr  stü- 
Jen.  3)  Dals  man  endlich,  da  die  Solotk» 
der  CoUa  mit  einem  Decoct  der  CSiamomüh 
oder  eines  anderen  angenehmen  Krautes  be- 
reitet werden  kann,  und  man  Ten  dem  Zu- 
sätze von  Gewürzen,  Lü/.  anad.  as»  Boffm. 
und  Land,  lüf*  Syd.  zu  denselben  keine  Zer- 
Setzung  zu  befürditen  hat,  dals  man  sie  des- 
halb nach  Gefallen  für  den  Ganmn  und 
den  Magen  angenehm  machen  kan^  ^u 
soll  man  aber  nun  thun,  wenn  das  Rebtr 
anticipirt?  Bfan  verfahre  wie  im  letaleren 
Falle:  man  gebe  die  CoUa  zn  Anfiuige  des 
Fieberfroates.  Da  man  übrigens  das  eiste 
Drittheil  der  bekannten  Dosis  eine  halbs 
oder  auch  eine  ganze  Stunde  Tor  der  ge« 
wohnlichen  Zeit  des  Fieberanfalls  sn  gdm 
pflegt,  so  läuft  man  selten  Gefahr,  das  Bfif- 
tel  zu  spät  anzuwenden,  indem  es  ungewSha- 
lich  ist,  dais  das  Fieber  unvorhergesehtf 
von  einem  Tage  zum  anderen  um  ao  fid 
antieipirt;  —  ich  sage  unvorhergesehen^  wA 
wenn  der  Arzt  bereits  beobachtet  hat,  dsfi 
das  Fieber  bey  jedem  Anfalle  um  swet  Stoa- 
den  anticipirt,  es  sich  von  seihet  verstehi 
d(ils  auchrdie  Dosis  der  CoUa  um  drei  Scno- 


( 


-   M5   - 

des  früher  gefiommen  werden  miisse,  nänü^ 
lieh  «m  sa  yiel^  als  die  Anticipatian  des  Fie- 
ber«-'lurd  dieses  ArzneifDitteU  betragen  würde* 
Bej  den  Fiebern  endlich^  welche  anomal 
nstd  iinFegefanälsig^sind,  und  dal^er  keinen 
bestimmten  Typus  beobachten,,  möchte  man^ 
wie  ieh  glaubei  schwerlich  mit  der  Colla  et«» 
WM  auarichten  können.  In  dieser  Rücksicht 
würde  es  aber  ohne  Zweifel  doch  wohl  billi- 
ger Bepif  zu  Gbnsten  der  Gelatinä  zn  ent- 
scheiden! da  der  Kranke  sie  ohne  die  gering« 
stm  Gefishr  häufiger^  die  ganze  Dosis  zwei  •—  ' 
dreimal  tiglich  nehmen  kann.  Ein  weites 
Feld  üör  künftige  Untersuchungen!  — 

Nachdelb  somit  die  gemachten  £inwiirfe 
geloben  9  die  ungünstigen  Beobachtungen  be- 
richtigt, und  TorzügUch  nachdem  in  so  zahl« 
ireichen  Fätten  die  Heilung  durch  das  thieri- 
»ehe  Glutengejungen,  wer  sollte  da  noch  woU 
fSUiig  aejBy  sein  unseeliges  Verdammungsur- . 
th^  üb«  diesen  Gegenstand  auszusprechen! 
iind  die  Menschen  durch  die  diesem  Mittd 
gedrohete  Vergessenheit  von  demselben  ab- 
suschreoken!  statt  ihre  bekümmerten  Herzen 
au  erleichteren!  Wer  sollte  wohl  so  sehr 
seine  irztliche  Pflicht  und  Würde  vergessen» 
da£i  w,  wie  oftmals  geschah,  die  Möglichkeit 
der  antifebrilis(chen  Würkung  dieses  Mittels 
sa  läugnen  wagte!  Wer  würde  sich  nidit  der 


—    «46    — 

roliesteii  Empirie,  ich  will  nicht  sagen  einer 
boshnfren  Absicht,  schuldig  machen,  wenn 
er  sich  weigerte,  ein  neues  Mittel  aniuer- 
lcenn«^n^  blos  um  an  dem  Alten  zu  kleben? 
Wer  endlich  wifd  es  wageo,  auf  die  Beob- 
achrungen  der  unbescholtensten,  aufgeldane- 
ften^  glaubwill  digsien  und  unpaitheüschan 
A<^rate  ein  verdächtiges  Licht  in  werfen,  und 
pmer  dem  ehrenvollen  Deckmantel  der  Vor- 
aicht  fiir  eine  hartnäckige,  auf  Nichts  gegrün- 
dete Widersetzlichkeit  die  gesuchte  BebMup^ 
tung  aufzustellen,  dafs  die  mit  der  Colla  ge- 
heilten Fieber  keinesweges  durch  dieselbe 
geheilt  wären? 

'  Auf  diesen  letzten  Einwurf  kann  ich  ;V 
doch  nicht,  umhin ,  noch  Einiges  sn  erwie- 
dern;  welches  ich  denn  auch  nicht  mit  Tiden 
Worten,  sondern  mit  Thatsachen  thnn  will 
Dals  die  geheilten  Tertianfieber  alle  Ton  der 
Art  gewesen  waien,  deren  HippocnUet  er- 
wähnt, dio  in  kurzer  Zeit  von  selbst  ver- 
schwinden ,  läist  sich  deshalb  unmöglich  aa- 
nehmtn,  weil  i)  viele  dieser  Fieber  gerade 
dann  nachließen ,  wenn  kaum  die  Colla  od» 
die  Gelatina  angewendet  war;'  a)  weil  sie 
oftmals  schon  bey*m  Ausbruche  des  Paroz]f»- 
mus  unterd  Uckt  wurden ;  3)  weil  sie  viet 
länger  anhielten  bey  denen,  welche  die  CbDs 
gar  nicht,^odet  welche  sie  auch  ijnr  u|iregii- 


von  fornft  FSeb«m,  MtlM%  «i«  iMtlii  i^t^MH 
GhMMCer,  naicli  flow  F<mii  nuJi  «l«r  Jftli«ii& 
xot  sa  den  Heri>$lfi«l>«m  g^oHM  ^  8)  ^t 
Me  der.  schwickendea  oder  eufttt^erehd^H 
Methode,  durch  welche  ttiffpötiiti^  M^lstMi 
die  FrShliogs&eber  heilte,  nicht  wieheil)  6) 
weil  sie  mit  der  grörsteti  KrAftlofilgkeit,  «ih«ih 
{deinen  Pulse ,  Diarrhöen  9  Lettoophlegmasieh^ 
Anasarca^  einer  allgemeinen  Giohe*ie  tttld 
oftmals  mit  SehnenhUpfen  und  eihet*  ht^Üt^ 
nenden  Hitsa  begleitet  warM,  «nd  dtfltiitty 
den  Kranken  in  eine  unheilbare  A#thetito  M 
Sturzen  droketen;  7)  weil  sie  lfia««lrtN«(  fAK 
der  Art  dev  Nadiffid^  WitfMif  Ae  #)^ 
dofck  eines  nnbedeaMttdei»  ^  i^^  littff^  ift- 
kalteadeii  Ff  dit^  eütte*  sw^lt|$edKygMM*  ^fi1f#, 
pertieueF  fcvvieiiae^  Aeift#g|syi!Ma^  die  MrcMf# 
Scanfäebe^^  enaeia  WMfceMM:  Hertl^ft  eivd  ^tvfn 
Jkan»  S{)f«(Mi»  <uwritfltM<ai  ^  vr<»{f  itf4  <^ 
flub  «dlw  ^M  ddMf  iH6^*im^4M',  0  #aH 
9»  Hieil»  sriem  ^mm  Mtftytm  tMif  iwtMi^ 
Seoi  duantewr  faMMI;  iO->  tf»^'l  ii!4  «rfhhH  M^^ 

atimttic  htid  an  d««^  ^«iff1i<«H ,    M4  iM  <hM 

TomiMi^  MomtUniy  ÜiMrtit,  Aäggl  an^  itfH 


rohesten  Empirie,  ich  will  nicht  sagen  einer 
boshnfren  Absicht,  schuldig  machen,  wenn 
er  sich  weigerte,  ein  neues  Mittel  anxuer- 
kennen,  blos  um  an  dem  Alten  zu  kleben? 
Wer  endlich  wi^d  es  wagefi,  auf  die  Beob- 
achrongen  der  unbescholtensten,  au%eklane- 
ften,  glaubwiirdigsten  und  unpaitheüschsn 
A^rzte  ein  verdächtiges  Licht  zu  werfen,  und 
pmer  dem  ehrenvollen  Deckmantel  der  Vor- 
sieht  fiir  eine  hartnäckige,  auf  Nichts  gegriin^ 
dete  Widersetzlichkieit  die  gesuchte  Behaup^ 
tung  aufzustellen,  dafs  die  mit  der  Golla  ge- 
heilten Fieber  kieinesweges  durch  dieselbe 
geheilt  wären? 

'  Auf  diesen  letzten  Einwurf  kann  icb  /e- 
doch  nicht,  umhin,  noch  Einiges  sn  erwie» 
dern ;  welches  ich  denn  auch  nicht  mit  Tielen 
Worten,  sondern  mit  Thatsachen  thun  will 
Dals  die  gebeilten  Tertianfieber  alle  yon  der 
Art  gewesen  waien,  deren  Hippoisraus  er- 
wähnt ,  die  in  kurzer  Zeit  yon  selbst  ver- 
schwinden, läist  sich  deshalb  nnmögÜGh  as- 
nehmcn,  weil  i)  viele  dieser  Fieber  gerads 
dann  nachließen ,  wenn  kaum  die  Golla  odff 
die  Gelatina  angewendet  war;'  a)  weil  sis 
oftmals  schon  bey'm  Ausbruche  des  Parozjs- 
nius  unterd  Uckt  wurden ;  3)  weil  sie  fiel 
länger  anhielten  bey  denen,  welche  die  GbÜi 
gar  nicht,' oder  welche  sie  auch  i)nr  upregsl- 


mafsig  nahmen ;  4)  '^^^^  &^.  ^Q  vielen  Fällen 
ihrer  Natur  nach  sehr  verschieden  waren 
Ton  jenen  Fiebern,  indem  sie  nach  ihrem 
GhAracter,  nach  ihrer  Form  und  der  Jahvs^ 
zeit  zu  den  Herbstfiebern  gehörten,  5)  Weil 
isie  der,  schwächenden  oder  ausleerenden 
Methode,  durch  welche  Hippocraies  meistens 
die  Frühlingsfieber  heilte,  nicht  wichen;  -6) 
weil  sie  mit  der  grofsten  Kraftlosigkeit,  einem 
kleinen  Pulse,  Diarrhöen,  Lenoophlegmasien, 
Anasarcai  einer  allgemeinen  Gachexie  und 
oftmals  mit  Sehnenhiipfen  imd  einer  bren- 
nenden Hitze  begleitet  waren,  und  deshalb 
den  Kranken  in  eine  unheilbare  Asthenie  zu 
Sturzen  droheten;  7)  weil  sie  manchmal  yoa 
der  Art  dec  Nachtfieber  -waren,  die  sich 
durch  einen  .  unbedeutenden  ^  aber  lange  an- 
haltenden Frost,  einen  zurückgezogenen  Pub, 
partielle  SchweiTse,  Abmagerung,  die  höchste 
Schwäche ,  einen  trockenen  Husten  und  einet 
kurze  Epyrexie  auszeichnen;  8)  weil  sie  oft* 
mab  selbst  der  Ghina  widerstanden;  g)  weil 
sie  nicht  telten  einen  nervösen  und  bösarti- 
gen Character  hätten;  10)  weil  sie  schon  in- 
veterirt  waren;  11)  weil  sie  TÖllig  unbe- 
stimmt bald  an  den  gleichen  ^  bald  an  den 
ungleichen  Tagen  endigten,  wie  Oalaironi^ 
:TomieUiyBorsaUniy  Zanna^  ^^ES^  ^^<1  ^<^^ 
.  beobachteten ;    xa)   weil    endlich   ^ele    yon 


dm    geheilten    intemiittirendeii    Piebcni    n 
der  Klasse  der  sabcoDtinuirenden,  der  Quoti- 
dhm  •-  und  der  Qtiartan  -  Fieber  gehörten. 
Wie   kann   übrigens  sich   jemand   einbilden, 
daft  alle  mit  dem  thierisohen  GIdten  geheiU 
/  ten  intermittirenden  Fieber,  besondere  Fieber 
»oder  Frühlings -Fieber  gewesen  waren,    da 
'diese  nur  durch   eine   schwächende  Behand« 
'luDg  gehoben  werden  können,  und,   yoniig- 
lieh  zu  Anfange,    sowohl  durch  die  Golla  als 
durch  die  China  yerschlimmert ,  c3>er  ieines- 
weges  gehoben  werden!  Die  Golla  leigte  sich 
•owohl  in  den  Thälerh  des'Trcino,    liU  anch 
in   den  Reisfeldern   sehr  würhsaro.       Sollten 
denn  wohl  die  daselbst  geheilten  FiebeTi  wel- 
che oft  auch    der   China   hartnäckig  wider- 
•tanden,    alle  von  jener  Art  gewesoi  seyn? 
Cantoney    welcher    im    Herbste  und  in  den 
Th'älem  des  Ticino  Viele  mit  der    CoUa  ge- 
heilt hat,     versichert,     dals  nur  sehr  wenige 
oder   kein  einziger   imter  diesen  von   selbst 
würden   hergestellt   worden  seyn,    indem  er 
immer  sich's  zum  Grundsatze  gemacht  hatte; 
die  CoUa  in  solchen  Fällen  anzuwenden,    in 
welchen  die  Krankheit  von  schweren  ^Symp* 
tomen  begleitet  sey,    in    welchen    demnach 
die  China  unumgänglich  erforderlich  gewese» 
wäre.    Man  mu&  das  Gluten  versuchen,  na 
sich  von  seiner  Würksainkeit  zu  übeneugeo. 


—    »49    — 

Da  ich  9    sagt  Calatroni^    schon  dea  zw<^iteA 
AnfalL  einer  Tertiana  simplexy     die  .sogleich 
.bey  der, ersten  Anwendung  der  GoUa   in   ei- 
nen Zustand  von  Ekel  und   Unbehaglichk^it 
yermindelt  Mrurde^  ^nzUch  unterdrückt  habe, 
80    omlstd   ich   blind   seyn  för  die  Evidenz, 
wenn  ich  dio  wunderwütdige  Würkucg  der 
Colla   nicht   anerkennen   wollte.      Ich  weifs 
sWar  wohl,  dafs  manche  intermittireudt:  Fie- 
ber  der  Art  sind,    dals  sie  nicht  selten  der 
Erwiirtung  desjenigen   entsprechen,    der   sie 
Jßir  seinfe  Entdeckung  empfänglich  zu  finden 
-vriuischt.      Allein  ich  yreifs  auch.,  dafs  dieser 
Argwohn  weder  auf  alle  die  intermittirenden 
Fieber y   .welche   mit  dem  thierischen  Gluten 
Iffoheilt  worden  sind,,  noch  auf  alle  die  Aerzte 
fallen  kann,    welche  dieselben  mit  dem  er- 
wähnten Jyfittel  behandelten.      Ich  7^  B. ,  wie 
auch  Maggij    Deagoulniy     Omodeiy    Sereiuiy 
Calatronij    Bossiy    Perazzi^   Burattiy  Ferrari 
und'  andere  Aerzte  hielten  die  Wiirksamkeit 
dieses  Mittels  für  ganz  unmöglich,    ehe  wir 
saine  Würkungen  beobachtet  hatten.    Unsere 
Ueberzeugung   ist   die  Folge    der  Erfahrung 
und  die  Würkung  der  Wahrheit. 

.Njiemand  aber  wird  sich  wohl  einfallen 
lassen,  der  Fiebeir  zu  erwähnen,  welche  mit 
der  Colla  behandelt,  aber  nicht  geheilt,  und 
faintarh«r  mit  der  Gentiana,  dem  Laudanum^ 


~    a5o  .¥— 

dem  aromatiscben  Weuie  oder  mit  der  China 
geheilt  wurden,  z.  B.  yo;i  Morselliy  GiorSa^ 
niy  Calaironif  Barsälini^  Majocchi^  Baggi^ 
Ferazzi  und  Anderen.  Diese  Fieber  waren 
entweder  asthenische  oder  .  athenische«  hn 
ersten  Falle  hätten  sie  der  Colla  weichen 
ihüsaen^  yorausgeset^,  daTs  diese  gehörig  an^ 
gewendet  worden,  und  im  Organismus  keine 
Hindernisse  ihrer  Wiirkung  vorhanden  gew^ 
aen  wären;  waren  jene  nicht  geheilten  Fieber 
aber  athenische,  so  nrtifs  man  aich  nicht 
grols  darÜifeT  wunderz^,  da  die  CoUa  gegen 
diese  wenig  oder  gar  nichts  auarichtet.  Aberi 
wird,  man  mir  entgegensetzen ,  wie  konnten 
denn  jene  Beitzmittel  die  sthenisoben  inter- 
mittirenden  Fieber  heben?  Dieses  "wird  leicht 
seyn  zu  begreifen,  wenn  nuui  den  Zeitpunkt 
der  Krankheit  mit  in  Rechnung  bringt.  Die 
Erregung  ist  hey  den  athenischen  intermitti- 
renden  Fiebern  niemals  so  beträchtlich  und 
ao  hartnäckig  erhöht,  dafs  sie  mehrere  Tage 
anhielte.  Daher  können  denn  auch  die  China 
und  andere  Reitzmittel,  welche  Anfange  nicht 
passen,  nach  Verlauf  einiger  Tage  ollerdingf 
heilsam  werden;  indem  alsdann  durch  die 
eingeschränkte  Diät,  die  profusen  Schweifse» 
durch  die  angewendeten  Purganzen,  die 
anhaltende  Unthätigkeit  des  Muakularsystenii^ 
durch   die  '«anhaltende   Desozygeniaatioa  der 


\ 


Haut,  und  endBch  dur^b  die  Entziehung  des 
Lichts ,  ^er  Unterhaltung  und  reifender  Ge- 
miithsbewegongen  die  Sthenie  bereits  geho- 
ben ist.  Hätten  jene  Aerzte  die  erwähnten 
Mittel  vom  Anfange  der  Krankheit  an  ange- 
wendet, so  würden  sie  gänzlich  unnütz  ge- 
wesen seyn.  Ich  habe  solche  Fieber  durch 
lyiederholte  Anwendung  d/sr  China  viel  hart- 
näckiger, werden,  und '  hinterher  durch  viel 
schwächere  Reitze,  als  z.  B.  bittere  Decoct^, 
mit  bitteren  Extracten  und  Salmiak  versetzt, 
heilen  gesehen.  So  verursacht  auch  das 
Opium,  wenn  es  in  beträchtlicher  Dosis  an- 
gewendet .wird ,  4inü  nervöse  Hyperstheniei  - 
die  von  anhaltende^  Schlaflosigkeit  begleitet 
.ist.  Manchmal  jedoch  geschieht  es,  dafs 
(zur  Erinnerung  an  die  Weisheit  der  Natur, 
die  sich  stets  bestrebt,  unseren  Irrthümem 
zum  Trotze  Alles  zu  erhalten,  oder  wieder 
in's  Gleichgewicht  zu  bringen)  daCi,  sage  ich, 
jene  Reitzmittel  die  ExcretioDen^  vermehren, 
und  auf  diese  Art  schwächend  die  Krankheit 
heben.  So  verursachte  die  Colla.  einem  ple- 
thorischen und  robusten  TertiaofiebeivPatien- 
ten  zwei  Morgen  hintereinander  Nasenbluten, 
und  der  Kranke  ward  hergestellt.  Noch  mufs 
ich  auch  darauf  aufmerksam  machen,  rdais^ 
wenA  ein  Arzneimittel  nicht  zur  gehörigen 
•  Zeit  angewen<(l«t9  und  daher  der  Organismus. 


der  Einwiirkimg  desselben  in  einem  Zeit- 
punkte ausgesetzt  wird,  in  Welchem  keine 
Reaetion  auf  dasselbe  möglich  iat»  dab 
alsdann  dieses  Mittel^  wenn  es  nur  zur 
rechten  Zeit  angewendet  wird,  von  geringe^ 
rer  Wurkung  seyn  mufs*  Der  Magen  ins- 
besondere scheint  alsdann  eine  Abneigung 
gegen  solche  Arzneimittel  zu  bekommen,  und 
das  besonder«  in  diesem,  Falle,  da  die  Wur« 
kung  der  Colla  fast  gänzlich  auf  dieses  Vis^ 
cus  gewichtet  ist*  Diese  Beobachtung^  welche 
diejenigen  Aerzte,  die  tiber  ihre  Patienten 
reiflich  naChzüdeiiken  gewohnt  sind  f  oEtmaU 
anzustellen'  Gelegenheit  finden,  macht  uns 
darauf  aufmerksam,  mit  Verstand  luid  nach 
Maasgabe  der  Umstände  in  den  Heitzmittdn 
zu  wechseln,  und  erklärt  uns,  wie  die  Colla 
augenblicklich  intermittirende  Fieb«r  unter« 
drücken  konnte,  die  der  China  hartnäckig 
widerstanden  hatten,  und  wie  umgekehrt  die 
China  sowohl  als  auch  andere  Exciiamia  in- 
termittiriende  Fieber  zu  heben  TermochteD, 
die  der  China  nicht  wichen. 

Hieraus  läfst  sich  schlieisen,  dals  dieje- 
nigen Fieber,  die  ohne  Erfolg  mit  der  Colls 
biehandelt  wurden  und  hinterher  anderes 
Reitzmitteln  wichen,  in  ihrem  Entstehea 
wahrscheinlich  sthenischer  Art,  oder  ron 
einer  Localität  begleitet  waren,  dab  sie  aber 


—    a55    — 

ia  ihrem  Verlaufe  asdienisch  wurden,  oder 
durch  die  ,  angewendeten  Ausleernngsmittel 
ihre  Nahrui3g  rerloren. 

Ich  habe  es  in  der  That  erfahren,  daf$ 
Teradbiedene  Aerzte  Forderungen  an  die 
Gektini^  machten^  die  sie  niemals  an  die 
China  'zu  machen  wagten*  '  Sie  gaben  die 
Golla  in  allen  Fällen,  ohne  auf  die  Uehung 
des  localen  Leidens  im  Dari^kanale  beftacht 
zu  seyn,  ohne  die  Verdauungsorgane  auf 
dieselbe  vorzubereiten,  ohne  sie  dem  Gau- 
men* uni^  dem  Magen  annehmlichejr  zu  ma* 
chen;  und  noch  weniger  überredeten  sie  die 
Patienten  yon  ihrer  Unschädlichkeit,  ge^ 
achweige  denn  von  ihrer  Würksanikeit» 

.  Und  dieses  nennt  man  nun  die  Würk* 
aamkeit  der  CoUa  mit  der  der  China  ver- 
gleichen!^ Man  mtifste  auf  seine  Vernunft 
Verzicht  thuul^  iim-  de^  Schlüssen  von  so 
mangelhaften  9  zweideutigen  imd  unzureichen- 
den Versuchen  auch  nur  den  geringsten 
Glauben  beyzumeasen« 

.Eine  nicht  weniger  lächerliche  Forde- 
rung ist  die,  dafs  das  thierisohe  Gluten  schon 
bey  der  ersten  Dosis  das  Fieber  unterdrilk- 
ken  aoll.  Wie  unzählige  male  ist  der  Arzt 
nicht  genÖthig^,  die  Dosis  der  China  zu  wie- 
derholen* Da  schreiet  und  wundert  man 
sidi  aber  nicht  so  gewaltig«    Man  wei&  iii>\v* 


>-   254   — 

gens,  dafs  eine  halbe  Unze  Cbiiit;  £e  son^t 
oft  hioreicliend  war,  das  heftigste  .und  Jiart- 
näckigste  intermitttrende  Fieber  zu  hd>en, 
gegenwärtig  (sey  es  nun»  well  sie  zu  früh 
yeroid^et  wird,  oder  weil  der  Kranke  und 
die  Angehörigen  es  so  wollen,  oder  weil  die 
China  ron  schlechterer  Qualität  ist)  sehr  sel- 
ten hinreichend  ist,  den  FieberanfaU  in  dem 
Grade  zu  unterdrücken,  dafs  erfahrene  Aen- 
te  es  nicht  für  nöthig  finden »  oft  zwei,  ja 
drei  Unzeiu  binnen  24  Stunden  nehmen  zu 
lassen.  Wie  kann  man  denn  nun  fordern, 
dab  eine  Unze  und  drei  Drachmen  Colla 
ikiehr  würken  sollen,  als  drei  Unzeü  China? 
Gewifs  träumten  weder  Seguin  noch  andere 
denkende  Aerzte  jemals  eine  solche  Unge- 
reimtheit Ich  habe  schon  an  anderen  Orten 
Gelegenheit  gehabt  zu  bemerken,  und  will 
daher  auch  hier  nicht  verhehlen,  dals  glück- 
liche Erfahrungen  und  ein  unüberlegtes  VeN 
trauen  auf  die  Arzneimittel,  oftmals  dazu 
beygetragen  haben,  das  Ansehen  derselben 
zu  stürzen.  Es  erhellet  demnach  9  dals  ei 
nothwendig  ist,  die  Colla  in  hinreichender 
Dosis  anzuwenden;  und  dafs  dieselbe  fiehanp* 
lichkeit,  welche  der  Arzt  zur  richtigen  Er- 
kennung einer  Krankheit  und  zur  Bestim- 
mung ihrer  Heilart  bedarf,  nicht  weiiiger 
hej  Anwendung  der   Colla   erforderlich  ist 


—    a55    — 

Erinnert  man  sicjh  an  das  Beispiel  eines 
Menghini  und  anderer  Praktiker,  so  wird 
man  sich  mit  nair  des  Argwohns  nirht  er- 
wehren können,  dals  in  vielen  Fällen  das 
Fiieber  deshalb  nicht  durch  die  Ck>Ila|  son* 
dern  hinterher  erst  durch  andere  Exciiantiä 
geheilt  worden  sey,  weil  entweder  der  Arzt,  . 
od^l*  der  Patient»  oder  dessen  Angehörige, 
nicht  die  zur  Anwendung  dieses  Mittels  er* 
forderliche  Beharrlichkeit  besalsen.  Allein 
"wenn  ein  neues  Mittel  sich  auch  kein  Ver- 
trauen zu  erwerben  reroiag,  so  sollte  maa 
wenigstens  seine  Sorgfalt,  seiner  Genauigkeit» 
und  seinen  8char£iinn  bey  den  Vehuchen 
mit  demselben  yerdoppeln*  Wenn  Torü^ 
Motion j  fFerlhof  xmdi  andere  gelehrte  Aerzto 
nicht  Nachsicht  gehabt  hätten  mit  den  Späs- 
sen ,  Spöttereien  und  Beschuldigungeh ,  die 
sie  trafen,  so  würden^sie  in  ihren  Untersu« 
chungen  über  die  China  nicht  die  weise  Be^ 
harrlicULeit  bewiesen  haben  und  nie  im 
Stande  gewesen  seyn,  ^e  Symptome  der 
Krankheit  ron  den  WUrkuogen  der  China 
zu  unterscheiden.  Wir  aber  hätten  dann 
dies  sichere  Hülfsmittel  entbehren  miissen, 
und  das  Leben  tön  Millionen  von  Menschen 
würde  ein  Opfer  d^  Unwissenheit ,  Halsstar* 
zjgkeit  und  Bosheit  der  Aerzte  geworden  seyn. 
Es  ist  wahr,  da£i  es  grofser^rgfalt  und 


Genauigkeit  des  Arztes  bedarf,  um  die 
Symptome  der  Krankheit  ron,  den  WUrkim« 
gen  der  Arzneimittel  zu  unterscheiden.  Das 
Erbrechen,  die  fiörborigmen,  das  Dehnen 
in  den  Gliedern,  die  Schmerzen,  die  Han- 
leibigkeit,  die  Beklommenheit  und  anden 
krankhafte  Äffectionen,  welche  sich  nach 
dem  Gebraudie  des  thierlschen  Glutens  ein^ 
fanden ,  wie  oft  waren  sie  nicht  Syniptome 
der  Krankheit  und  nicht  Würkung  der  GoUa. 
Deägostiniy  Paganini^  liigoli^  Buraiü,  Bor'* 
saUniy  ich  und  andere  Aeri^te  sahen  oftmals 
■den  Patienten  nach  dem  Gebrauche'  der 
CoUa  schlimmer  werden,  bey  fortgesetztem 
Gebrauche  aber  alsdann  zu  unserer  Freude 
ToUkommen  genesen.  Würden  wir  aber 
nicht  einen  Fehlschlufs  gemacht  haben,  wenn 
wir  das  Mittel  deshalb  beschuldigt  hätten?  — 
Die  Krankheiten  beobachten  ihre  bestimm- 
ten Perioden,  und  widerstehen  im  Verlaufe 
derselben  oft  allen  Arzneimitteln.  Wenn  wir 
,  in  dem  letzt  erwähnten  Falle  das  tl6erische 
Gluten  bey  Seite  gesetzt  und-iidie  China  an- 
gewendet hätten,  würde  man  die  Herstellung 
des  Patienten  dann  nicht  dieser,  keineswegcs 
aber  der  Colla  zugeschrieben  haben?  Aber 
bis  jetzt  ist  es  noch  nicht  dahin  gelangfi» 
dais  ein  solches  Raisonn^ment ,  so  al|g( 


^ 


—    aSy    — 

es  auch  ist,     dem   denkenden  Menschen  ge- 
niigen könnte. 

Man  würde  der  Unwissenheit  und  Uner- 
fahrenheit  zu  viel  Ehre  erweisen,  wean  man 
sich  noch  weitläuftiger  darauf  einlassen  woll- 
te,  die  gegen  das  thierische  Gluten  gemach- 
ten EinwLirfe  zu  widerlegen.  Die  Erfahrung 
entscheidet  für  dasselbe,  und  das  Resnlta't 
derselben  ist,  mögte  auch  ich  mit  Cdlatroni 
sagen,  grÖ&er  als  die  Sache  selbst. 

Wenn  daher  au  manchen  Orteü,  vorzüg- 
lich aufserhalb  unseres  Departements,  das 
thierische  Gluten  nicht  den  gehofften  Erfolg 
zeigte,  so  hatte  man  ohne  Zweifel' in  diesen  ■ 
Fällen  versäumt,  auf  die  an  anderen  Orten 
bereits  angezeigten  Contraindicationen  Rück- 
sicht zu  nehmen» 

Vielleicht  lag  die  Schuld  an  den  Apothe- 
kern, welche  (wie  das  an  manchen  Orten 
der  Fall  war)  nicht  verstanden  liatten,  die 
Golla  ih  so  wenigem  Wasser,  als  angezeigt 
ist,  aufzulösen,  und  sie  daher  zu  sehr  ver- 
dünnten. Vielleicht  waren  auch  die  Fieber, 
-welche  mati  vergebens  damit  behandelte, 
athenische.  Die  Erfahrung  hat  auch  in  der 
That  gezeigt,  dals  das  thierischi^  Gluten  in 
den  zwischen  den  Gebürgen  belegenen  Com- 
munen,  deren  Bewohner  sich  gewöhnlich  in 
einer    Sthenie    des    Gefvissystems    befinden^ 

XVIII.  B.  9.  St.  R 


—      26«     -^ 

reszeity  oder  bey  einem  anderen  Characrer 
der  Krankheit  gleichfalls  ihre  Würksamkeit 
zeigen  werde,  yorzügUch  wenn  man  nieht 
versäumen  wird,  alle'  die  Vorsichtsmaasregeln 
zu  beobachten,  deren  strenge  Befolgung  noth- 
w.endig  ist.  Vielleicht  wird  an  manchen  Or- 
ten, und  besonders  im  Frühlinge  und  zur 
Herbstzeit,  die  Colla  .immer  unwiirksaxn, 
oder  bey  der  so  häufigen  Cooiplication  tait 
Würmern  imwUrksam  bleiben. 

Ich  will  diese  Abhandlung  damit  scfah'es- 
sen,  die  Gründe  zu  entwickeln,  aus  welchen 
der'  Gebrauch  der  Colla  viel  schneller  auf 
dem  Lande  (wo  er  auch  noch  gegenwärtig 
sich  erhält)  eingeführt  und  allgemein  ver- 
breitet ward ,  als  in  den  Flecken  und 
Städten. 

Dieses  ist  eine  nicht  ehrenvolle,  aber 
uuläugbare  Thatsache«  Dasselbe  erfuhr  die 
Vaccine,  da  selbe  erfuhren  alle  Heilmittel 
bey  ihrer  ersten  Einführung.  Heil  unserem 
Departement,  in  welchem  keine  der  Ur$t- 
chen,  die  ich  zu  entwickeln  gedenke,  würk- 
sam  gewesen  ist. 

Die  Unempfänglichkeit  .  der  Bewohner 
der  Städte  und  Flecken  für  die  Ueberredang 
der  Aerzte,  mui's  hier  als  eine  der  ersten 
Ursachen  genannt  werden.  Wie  oft  wird 
man  nicht  durch  den  Eigensinn  der  Patienten 


—    a6i    — 

geBDthigty  unwürksamere  Mittel  an  ihrer 
Stelle  anzuwenden?  Ich  ^weils  zwar  wohl^  dafs 
auch  der  Landniann  sich  nicht  *  so  schnell 
durch  Gründe  überzeugen  läfst.  Allein  ein, 
günstiges  Factum  reicht  hin,  ihn  augenblick- 
lich zur  Annahme  eines  Mittels  zu  bestim- 
men. Ist  es  dem  Arzte  einmal  gelungen^ 
seine  Achtung  zu  erwerben,  so  ist  er  auch 
seines  Glaubens  gewils.  In  der  Stadt  aber 
verhält  sich  dies  ganz  anders.  Ein  jeder 
will  urtheilen,  ein  jeder  wirft  sich  zum  Rieh« 
ter  auf  9  und  ein  jeder  glaubt  sich  nach  Be- 
lieben berechtigt,  neue  Arzneimittel  bis  in 
den  Himmel  erheben  oder  unterdrücken, 
loben  oder  yerläumden,  und  ihre  Anwen- 
dung empfehlen  oder  widerrathen  zu  dürfen. 
Wenn  in'  einigen  Communen  das  Volk  selbst 
sich  weigerte j  -lie  CoUa  zu  nehmen,  so  war 
der  Grund  immer  der,  dals  sie  dieses  Mittel 
hatten  yerläumden  gehört* 

Die  auf  dem  Lande  gemachten  Beobach- 
tungen sind  bey  weitem  die  sichersten  ^  weil 
die  Patienten  daselbst  nicht  allein  yiel  folg- 
samer sind,  sondern  auch  nicht  so  ängstliöh 
den  zweifelhaften  Aufgang  furchten ,  nicht 
von  hochweisen  Rathgebern  irre  gemacht 
werden,  frei  sind  von  GemüthsajQFecten,  nicht 
belästigt  durch  unzeitige  Bekümmernifs  der 
Ihrigen^  weil  sie  sich  nicht l)erechtigt  glauben^ 


^    a62    -^ 

in  der  Zeit,  der  ^t,  in  der  Quantität,  ja 
ifohl  gar  in  der  Qualität  des  Mittels  bej 
der  Anwendung  desselben  nach .  Gutdünken 
von  der  Vorschrift  abzuweichen,  und  weil 
sie  endlich  weder  den  Arzt,  noch  die  Um«- 
ft^enden  und  sich  selbst  durch  Ungeduld 
beunruhigen.  Die  Versuche,  welche  ich  in 
meinem  Landdistrikte  yon  Gasalbeltrame  an» 
stellte,  waren  deshalb  auch  von  viel  gUickli* 
cherem  Erfolge,  als  die  in  der  Stadt  ange- 
stellten* 

Die  Aerzte  auf  dem  Lande  sind  überdies 
weit  entfernt  von  der  elendein  Sucht,  ihren 
Nebenbuhlern,  nicht  selten  auf  Kostender 
Wahrheit,  schaamlos,  zur  Schande  für  ihre 
Kunst  imd  zum  Schaden  der .  Kranken,  m 
widersprechen  und  entgegen  zu  seyn«  Frei 
von  Vorurrheilen  und  Nebenabsichten  man- 
chen sie  ftich's  zur  Pflicht,  die  Mittel  au&u* 
nahmen,  die  ihnen  von  Leuten  empfohlen 
werden,  welche  öffentliche  Glaubwürdigkeit 
besitzen,  und  spenden  weder  Lob  noch  Ta^ 
del,  um  neuen  Entdeckungen  entgegen  sa 
arbeiten.  Allein  Einige  bestehen  bey  dem 
Allen  darauf,  die  CoIIa  und  die  Gelatioa 
müssen  unnütz  und  schädlich  seyn;  und  da 
die  That  und  die  Erfahrung  ihren  Lrrthum 
entblöst,  so  greifen  sie  in  der  Noth  zu  elen* 
dem    Witz   und  SpoU.      Dies^   «ber    waren 


—    a65    — 

noch  nie  die  Waffen  der  Wahrheit  und  rer- 
riethen  noch  immer  die  Unsicherheit  ihrer 
-  Urheber,  Wie  grofs  ist  leider  nicht  die  In- 
dustrie der  in  den  empirischem  Mantel  ver- 
kappten Ignoranz!  Muis  denn  der  Mensch^ 
den  die  Natur  schon  zur  Täuschung  ver- 
dammt, darin  seinen  Trpst  suchen  y  andere 
und  sich  selbst  ^u  hintergehen?  — 

Kaum    sollte    man    glauben,    dafs    sich 
selbst    unter    den    Apothekern    Gegner    der 
CoUa  finden,    welche  absichtlich  eine  Verän- 
derung in  der  Vorschrift  machen,    und  dals 
Aerzte  aus  niedrigem  Interesse  oder  anderen 
Gründen .  sich  zu   ihnen   gesellt  haben,    um 
dieses    Mittel    auf  mancherlei   Art   in   fiblen 
Ruf  zu   biingen,    und  mit  allem  Fleifse  die 
notfawendige  Vorsicht  nicht  beobachten,    um 
den  Erfolg  zu  vereiteln«      So    oft  ich   auch 
benachrichtigt   worden   bin,     dals    dieses   in 
der  That    geschah^    so    mufs   ich    doch   der 
Wahrheit  gemäfs  betheuren,    dafs  dieses  von 
keinem  einzigen  Arzte  oder  Apotheker  unsers 
Departements  behauptet  werden  kann.    Wel- 
che Zticbtigung   verdiente   auch  nicht  di^se 
Schandthat!  — 

Ein  anderer  Grund,  warum  die  An  wen* 
düng  der  CoUa  in  dda  Städten^  und  Flecken 
von  minder  günstigem  Erfolge  war,  mufs  in 
der  Qualität   des -liIngew^ndMen  Mittels  ge- 


sucht  werden.  .    Viele  wollten  dasselbe  nicht 
nehmen  y  weiL  ihnen  die  Idee  der  Entstehung 
und    VerfertigUDg    der    Colla    ekelhifc    war. 
Warum  waren  denn   solchen    eigenen  Sub- 
jecten  die  Tinct*  c«  cervi,     die  fetten  Mittel, 
der  "Waürath,    die  Tince,  ßiliginis  j    der  Sal- 
miak,   das    Oleum    animale    Dippelii,    der 
Phosphor,    das  Castoreumy  der  Moschus  und 
andere  Arznei^iittel  von  noch  schmutzigerem 
Ursprünge,    nicht  eben  so   ekelhaft  wie  die 
Colla ?^  Der  Uringeist,  oder  richtiger  das  Al^ 
cali  volatile^  findet  es  sich  nicht  unsertrenn- 
Uch  bey  den  zartesten  und  mit  Vapeurs  ge- 
);>lagten  Damen?     Werden  nicht  manche  der 
grölsten  Pelicatessen  noch  ärger  gehandfaabt, 
ehe    wir   sie   geniefsen ;     oder    stammen    sie 
vielleicht  aus  höheren  Sphären?!    ,-i—    Allein 
wir    wollen     dennoch      die    Phantasie     sol- 
cher Empfindlichen    nicht    mehr    als    nöthig 
beunruhigen.       Die  auf  die  erwähnte  Art  zu- 
bereitete,    d.  h.   mit  ilrgend  einem  angeneh- 
men Aroma,    einem   reitzenden  Wasser  oder 
einigen  Tropfen  Laudanum  versetzte  Gallene, 
wird     ihnen    eben    so    wie    die    Colla    (der 
Tischlerleim)       Erleichterung       und       HüLe 
schaffen. 

Andere  Gründe,  warum  man  sich  in  dtr 
Stadt  mehr  als  auf  dem  Lande  der  Anwea* 
duDg     der    Colla    widersetzt,*    könnten    za 


—    ::»65    — 

5U(^e|i  Mjn:    in  der  lächerlichen  Besorgnils 
^maacber  Aerzt^,    daß    die   Behandlung  der 
intecmittireiidejjL^  Fieber  in    die    Hände    des 
groDsen   Haufens  kommen^    dafs  dieses  Heil- 
mittel von  Layen  yerordni^t  werden,  dals  sich 
mancbiBr  Patieiit  mit .  diesem  trivialen  Mittel 
■selbst  behandeln  und  dieses  zu  wohlfeil  seyn 
würde;  ■   und  endlic]^  in  der  grofsen  Menge 
von  Verläumdern)  Mülsiggängern,  naseweisen 
Spöttern   und  Schwätzern,     von    denen    die 
Städte  voll  und  beicngesuidit  sind;      Ein  ein- 
ziger mii'slungener  Fall  ist.  hier  hinreichend, 
das  beiU^niste  Unternehmen  zu  stören.  Denn 
der  Mensch  bringt,,  sagt  Calatroni  sehr  wahr, 
immer  mehr  die   Unfälle,    als  das  Qliick  in 
Rechnung.      Dürfen  wir  uns  daher  wundem, 
dals  man  in  manchen  Städten  und  Flecken 
sich  herausnahm,     selbst  denkende   und  auf- 
geklärte Aerzte   mit  beleidigenden  Beynamen 
von  Mode  -  Aerzten«     Reformatoren  in  der 
Medicin,     blinden  JNachbetern  der  Französi- 
schen  Entdeckung  und   zu    dreisten  Experi- 
mentatoren zu  belegen?  Aber  die  Strafe  folgt 
jenen  schon  auf  dem  Fulse«      Es  sind  diesel- 
ben,  welche,  beschränkter  als  die  Bewohner 
des    Cauc2^sus ,     die    Mahomedaner    und    die 
Waldbewohner  Amerika*s,   noch  immer  nicht 
sich    von    der    schützenden    Eigenschaft    der 
Vaccine     überzeugen    lassen,     welche    jeder 


..-    266    ~  , 

nenen  Entdeckung  widerstreben  9     |edes  Vor- 
Drtlieil   in    Schutz    nehmen,     die    Ftnsteraifs 
^begünstigen,    und  bis  jetzt  sich  noch- blähen 
mit  ihrer  I^noran^.         . 

Grofs  sind  demnach  die  Vortheile,    wel- 
che die  Menschbeit  von  der  Einftihruag  xaid 
allgemeinen  Anwendung  der  CoUa  und  der 
Gelatina  zur  Heilung,    wo  nicht  yö]%  mehro- 
ren  Krankheiten,  doch  wenigstens  der  inter- 
niittirenden    Fieber    sich    versprechen    kann« 
Und  wenn  Isie   auch  nur  äie  leichten  intern 
mittirenden  Fieber  höbe,  so  reicht  auch  die- 
ses unstreitig  hin,     um  Seguin^s  THämea  Att 
Unsterblichkeit    würdig    zu    machen«      Wa$ 
mich  betrifft,    so  würde  ich  meinem  Zweck 
vollköintnen    erreicht    glauben,    wenn    diese 
Schrift  hinreichte,     der  gelehrten  Welt  den 
Scharfsinn,     die  Gelehrsamkeit  und  den  re- 
gen Eifer  der  Aerzte  dieses  Departements  zu 
beurkunden,     in    welchem    ich     das     Glück 
habe  zu  leben,  und  wenn  mein  Vaterland  in 
ihr  meinen  heissen  Wunsch,  nützlich  zu  wer- 
den, nicht  verkennen  würde. 


—     207     — 


Nachtrag  des  Uebersetzers. 

Es  wird-unsera  Lesern  interessant  seyn 
KU  hören,  dafs  eine  bedeutende  Anzahl  von 
Versuchen,  welche  bey  den,  in  den  letzten 
Wochen  hier  gerade  häufig  vorgekommenen!, 
intermittirenden  Fiebern  von  mancherlei  Art 
von  dem  würdigen,  Hrn.  Geh.  Rath  Fritze 
in  dein  hiesigen  grofsen  Krankenhause  der 
Charit^,  zum  Theile  mit  dem  aus  frischen 
Knochen  bereiteten  -^  gröfstentheils  aber 
mit  dem  ordinären  Tischler- Leime  angestellt 
worden,  bis  jetzt  sämmtlich  [von  dem  gün- 
stigsten Erfolge  gewesen  sind,  und  den  In« 
halt  der  obigen  Abhandjung  vollkommen  be« 
stätigt  haben. 

Es  hat  dieser  Wichtige  Gegenstand  bereits 
die  Aufmerksamkeit  und  seegensreiche  Thä«* 
tigkeit  des  weisen  Chefs  unserer  höchsten 
Medicinalbehörde  auf  sich  gezogen.  Dem 
zu  Folge  ist  nun  eine  Commission  der  ver« 
dienstvollsten  Männer  bestellt  worden,  um 
diese  Angelegenheit  mit  der  gründlichsten 
Gewissenhaftigkeit  zu  untersuchen,  und  dem 
Resultate  dieser  Untersuchung  eine  ölFentlicho 
Autorität  %VL  geben;  welches  Resultat  dem- 
nächst in  diesem  Journale  ausführlich  mitge- 
theilt  werden  wird. 


Nach  den  Veriüchen^  welche  der  hiesige 
Hr.  Apotheker  Bergemßnn  auf  meine  Bitte 
gefälligst  angestellt  hat,  würde,  nach  hiesigen 
Preiien,  das  Pfuiid  von  dem  aus  yöllig  fri- 
sche4  Knochen  und  zwar  im  Papinianischen 
Topfe  (in  weichem  man  in  den  hiesigen 
Kranken-  und  Armen-Anstalten  hereits  auch 
treffliche  und  wohlschmeckende  Kraftbrühen 
aus  Knötchen  kocht)  bereiteten  Gluten^  im 
Durchschnitt  auf  etwa  20  Ggr.  zu  stehen  kom- 
men. Doch  scheiiit  der  Tischler -^eim  yolU 
kommen  dasselbe  2u  leisten,,  imd  keinen 
weiteren  JN^achthei}  als  seine  ekelhafte  ])e« 
9cha£Fenheit  zu  habep^ 

Pa  dieses  Mittel,  welches  in  Italien  und 
in  den  Sommer-Monaten  so  wikksam  befun- 
den wurde,  aUch  bey  uns  und  in  der  entge- 
gengesetzten Jahrszeit  seine  grofsen  Wür- 
kungen  nicht  versagt,  so  ist  nicht  zu  be- 
zweiflen,  dals  es  auch  überall  das  leisten 
werde,  was  wir  davon  erwarteten  und  bereits 
schon  sahen. 

Wir  fordern  daher  auch  die  Aerzte  de« 
Auslandes  dri  gendst  auf,  zu  der  gründlich- 
sten Untersuchung  dieses  wichtigen  Gegen« 
Standes  thälig  mitzuwürken. 


,269 — 


n    h    a    1    t. 


Seite. 

I.  Nachriclit  von  dem  Zustapde  des  Kranken- 
hauses der  Charit^  im  Jahre  i8o3«  vov(k 
HeraMg,    .         .         .         ,         ,         .         .         .         5 

II.  Bemerkungen  über  die  häufigen  ,  vorzuglich 
intermitürenden  Fieber,  die, in  den  Bheinge- 
gend^n  von  1794  bis  I799  hauprsächlich  bejr 
den  Soldaten  herrschten.  Aufgenommen  in 
dem  l'ürstl.  Hessen  -  Oarmstädtischen  Militär-' 
Hospitale  zu  Bickenbach  bey  JDarmstadt,  vom 
Staabsmedicus  Dr.  jimelung    ,         .         .         -24 

III.  Versuche  und  Beobachtungen  über  di« 
Würksamkeit  der  thieriächent  Gelatinii  xur 
Heilung  iniermittirender  Fieber.  Vom  Dr. ' 
Giuseppe  Qrauueri,  D^^legaij>  Medico  def  De- 
partemenu  von  Afigogna^  Uebersetzt  urtd 
mit  Anmerkungen  begleitet  vom  Dr.  BUckoJf, 
Arzt  zu  Berlin  •  .         .         ,        «     190 


—    ayo    — ^ 


Mit  die/em  Stücke  des  Journals  wird  ousgegeheMi 

Bibliothek  der  prahtifchen  Heilkunde*     Eilfttr 
Band*    Zweites  Stüclu 

Inhalt. 

J.  P.  Desault'f,  chirurgischer  Nachla/s  ete»  Ber- 
ausgegeben  durch  Kavier  Bichat  eic,  Uebersetzt  etc.  vom 
Georg  Wardenhurg  etc,  .  Zweiter  Bandl  3rer  smd  i^tr 
Theil. 


.  Druckfehler. 

Seile  127.  Zeile  8.  ^.  o.  lies  gefällt  sttLtt  gefiilli. 

—  —      —     10.  manis  statt  mortis. 

—  129.  —      C),  V.  u.  yf'ird  statt  wisd. 


Nach  den  VÄriüchen,  welche  der  hiesige 
Hr.  Apotheker  Bergemßnn  auf  meine  Bitte 
gefälligst  angestellt  hat,  würde,  nach  hiesigen 
Preisen,  das  Pfund  von  dem  aus  TÖlUg  fri- 
scheii  Knochen  und  zwar  im  Papinianischen 
Topfe  (in  weichem  man  in  den  hiesigen 
Kranken-  und  Armen-Anstalten  {>ereits  auch 
treffliche  und  wohlschmeckende  Kraftbrühen 
aus  Knochen  kocht)  bereiteten  Gluten^  im 
Durchschnitt  auf  etwa  20  Ggr.  zu  stehen  kom- 
men. Doch  scheiiit  der  Tischler-]Leim  voll- 
kommen dasselbe  zu  leisten,,  und  keinen 
weiteren  JVachtheil  als  seine  ekelhafte  l)e« 
9cha£Fenheit  zu  habep. 

Pa  dieses  Mittel,  welches  in  Italien  und 
in  den  Sommer-Monaten  so  wilrksam  befun- 
den wurde,  atich  bey  uns  und  in  der  entge- 
gengesetzten Jahrszeit  seine  grofsen  Wür- 
kungen  nicht  versagt,  so  ist  nicht  zu  be- 
zweiflen,  dals  es  auch  überall  das  leisten 
werde,  was  wir  davon  erwarteten  und  bereits 
schon  sahen. 

Wir  fordern  daher  auch  die  Aerzte  de« 
Auslandes  dri  gendst  auf,  zu  der  gründlich- 
sten Untersuchung  dieses  wichtigen  Gegen« 
Standes  thälig  mitzuwürken. 


Journal 

der] 

practifchen 

Arzireykunde 

und 

Wundarzneykunft 

herattsgegeben  .     ' 


C;      W.       H  ,u    f    e    1    a    n    d, 

Konlgl-Preoli»  Geheimen  Aatk»  wirkl.  Leibant,  Directer 

dei  Colleg,  med.  chirturgM  erftem  Arn  der  Gharittf. 

u.  f.  w. 


Eilf ter  Band^    Drittes    Stück. 


Berlin  1804* 
Ia  Ungen  Journalhaudluiii^. 


—    ayo    — i 


Mit  die/em  Stucke  des  Journals  wird  ausge^ebent 

Bibliothek  der  praktifchen  Heilkunde^     Eilfur 
Band*    Zweites  Stück» 

Inhalt, 

J,  P.  Desault's,  chirurgischer  NachJa/s  ete»    He^  . 
atugegeben  dnrch  Kavier  Bichat  etc,       Uebersetu  etc.  con 
Georg    H^ardenbnrg  etc,  .     Zweiter  Bandl     Zier  und  i^er 
TheiL 


Druckfehler. 

Seite  127.  Zeile  8.  ^-  0.  lies  gefällt  sutt  ge/ullt. 

—  —      —     10.  martis  statt  mortis, 

—  129.  —      G.  V.  u.  yrird  statt  fuisd. 


L 

Chirurgische  und  mädicinische 
Beobachtungen 

•  »    Vom 

Doctor  Gottfried  Philipp  Michaelis^ 

-    SU  Harburg. 


U 


F'erenkung  des  Kniegelenkes  ^n  innerer 
Ursache  f  durch  allmähliche  Ausdehnung 
geheiU^ 

J  emehr  man  yorurtheikfrei  beldbaohtet^  was 
man  ron  der  gehörig  unterstützten  Natur 
erwarten  darf,  desto  mehr  wird  man  abge^^ 
neigt,  entscheidende  Kuren  zu  uiitemehmei|| 
wodurch  man  den  gewöhnlichen  Gang  völlig  ' 
unterbricht,  und  neue  Wege  zur  Heilung 
bahnt.      Hierhin  rechiue  ich  votxu^\<^  ^^a 

XYULJB.  f.  fb  Ik 


\  —      6      -^ 

t 

grausame    Mittel ,    nämlich    das    Abnehmen 
ganzer  Glieder,    wenn  nur  irgend  Hoffnung 
ist,    das  Leben   ohne   diese   Operation  ^und 
ein,    wenn  gleich    nicht    yöllig    brauchbares 
GliedV  zu  erhalten*      Pie  gehäuften  neueren 
Er£Eihrungen,  besonders  im  Felde,-  haben  uns 
zu  deutlich   gezeigt,     dals   dies  Mittel    nicht 
immer  so  geschickt  ist,  um  die  erste  Indica- 
tiön,    nändich  die  Erhaltung  des  Lebens,  zu 
erfüllen,    wi^  man  wohl  glaubt      Nur  zu  oft 
beschleunigte  das  Abnehmen  eher  den  I'oJ, 
als  dafs  es  ihm  yorbeugte.    —    Hingegen  er- 
reichte man  diesen  Zweck  auf  eine  weniger 
grausame,    wenn  gleich  langwierigere  "Weise, 
wenn  man  das  Glied  zu  erhalten  suchte,  und 
alle  die  Mittel  anwendete,  die  eine  rationelle 
Arznei-  und  Wundarzneikunde  an  die  Hand 
gab.      Was  aber  die  Wahl  zwischen  einem 
wenig  brauchbaren'  Gliede  und   einem   höl- 
zernen Substitut  betrifft,  so  sollte  auch  dann 
es  nie  ein6  Indication  zu  einem   so  ' gefährli- 
chen Hülfsmittel  werden,    wenn   man   ohne 
Amputation  auch  ein    unbtauchbares  ^lastigei 
Glied   erhalten   würde.      Nur   mit  Schauder 
erinnere  ich  mich  immer  npch  eines  am  Te- 
tanus Verstorbenen,    dem   man    blos   vregci 
eines    unbequemen   Krähenauges   den   2jeheB 
amputirte.  .  -^     Die    folgende    Beobachtnng 
dient  in  einem  hohen   Grade  zum  Beweise 


—      7      ~ 

dieser  Beliauptun^»  indem  liier  ein  Fehler 
ohne  Amputation  geheilt  ward,  bey  dein, 
ehemals  wohl  immer  die  Amputation  ange-r 
rathen  seyn  würde«  Aui^erdem  bestätigt  si«, 
was  DesauU  durch  seine  glücklichen  Kuren 
auffallend  zerstörter  Gelenke  ohne  Amputa- 
tion bewiels,  und  zeigt,  dals  die  Hulfsmittel 
dieses  über  mein  Lob  erhabenen  Wundarztes, 
auch  in  anderen  Fällen  mit  dem  glücklich- 
sten Erfolge  angewendet  werden  können* 


Ein  eilf)ähriger  Bauerjunge,  geracte  nicht 
von  se^hr  robusten  Eltern  erzeugt,  dessen' 
Geschwister  al)e  eine  etwas  bleiche  Farbe 
hatten,  so  wie  er  auch  selbst  niö  ein  blühen^ 
des  Aussehen  gehabt  hatte,  bekam,  nachdein 
er  nie  eine  schwere  Krankheit   überstanden 

.  ^oder  sonst  gekränkelt  hatte,  aulser  dals  er 
einmal  an  einem  anhaltenden  Kopfschmers 
litt,    yon  dem  mir  aber  die   Ursache  nicht 

f  bekannt  ist,  \m.  Monate  Februar  i8o3  einen 
heftigen  Schmerz  in  dem  unteren  Theile  dea 
Oberschenkels  rechter  Seite«  E^  schwoll  an 
und  es  zeigten  sich  Fieberbewegungen«  Ein 
Escadron- Chirurg  rerordnete  die  Einreibung 
einer  flüchtigen  Salbe ,  .  und  innere  so  ^e* 
nannte  antirheumatische  Mittel.  Die  Ge- 
schwulst  schien   hierbey  ^war   abzunehmen!. 

A  a 


änderte  aber, im  Grunde  nut  die  Stelle  und 
zog^  in  das  Knie  heraib ,  welches  betrichllicb 
anschwoll  ui^d  nur  zu  deutlich  zeigte,  dab 
man  eine  Eitersammlung  nicht  mehr  yerhüten 
könnte.  .  -Nachdem  sich  diese  gebildet  und 
eine  deutliche  aber^  tiefe  Fluktuation  gezeigt 
hatte  9  so  öffnete  der  Wundarzt  die  Ge- 
schwulst 14  Tage  nach  seinem  ersten  Be- 
suche»* am  3ten  März  auf  der  aufseren  und 
am  anderen  Tage  auch  auf  der  inneren  Seite 
mit  einem  Schnitte,  Dieser  mulste,  nach 
Aussage  des  Wundarztes ,  bey  der  aaiehnli- 
chen  Geschwulst  drittehalb  Zoll  tief  gemacht 
werden^  bevor  sich  Eiter  zeigte*  Dies  ergols 
sich  nun  in  grofser  Menge.  —  Noch  setzte 
man  eine  Zeillang  die  an,tirheumatischen  Mit« 
tel  fort ;  als  aber  bey  fortdauernder  Eiterung 
die  Kräfte  beträchtlich  schw^deü,  und  ein 
anhaltendes  Fieber  sich  zeigte,  so  Ward  China 
und  eine  nahrhafte  Diät,  aber  in  zu  gerin- 
gem Maaf&e,  verordnet  —  Aber  Alles  ward 
schlimmer ,  und  da  nach  zwei  Wochen  die 
sqhon  verschwundenen  Schmerzen  sich  aufs 
neue  zeigten  und  ungeheuer  zunahmen ,  da 
der  Schenkelknochen  entblöst  war,  so  ver- 
langte man  am  aisten  Märzj  5  Wochen  nach 
entstandener  Krankheit,  meinen  Räth. 

Den    Kranken    fand    ich    aufs    iulserste 
abgezehrt,    im  heftigsten  anhaltenden  Fieber. 


—      9      — 

Das  leidende  Glied  hatte  eine  auffallend  ver« 
änderte  Gestalt.  Das  Ansehen  des  Knies  lieÜs 
auf  den  ersten  Blick  yermutbeni  dafs  eine 
neue  Eitersammlung  da  sey.  Aber  die  ge- 
nauere Untersuchung  durch  s  Gefühl  zeigte, 
dals  eine  yöllige  Verenkung  des  Kniegelen- 
kes Ursache  dieser  sonderbaren  Gestalt  war. 
Die  Knieseheibe,  machte  mit.  dem^  Unter« 
schenke!  einen  rechten  Winkel,  der  Sehen« 
kelknochen  stand  über  der  Kniescheibe  und 
drohte  die  Haut  zu  durchbohren«  Der  oede- 
matos  geschwollene  Fuls  war  in  beständiger 
Extension.  Eäoe  Vei^leichung  des  kvanken 
Beines  mit  dem  gesunden  zeigte  eine  Ver^  ^ 
kürzung  von  drei  bis  Tier  QuerfingerDw  Die 
widernatürliche  BewegUohkeit  der  l^ibia.  nach 
yorne  und  nach  den  Seiten,,  die  Unmöglicbt 
kdt,  das  Knie  in  der  gewöhnlichen.  Richtung 
zu  biegen,  und  endlich  di^  deutliche  Ui^er- 
scheidung  des  oberen  Endes  der  Tibia  hin« 
ter  dem  unteren  Ende  des  Sehenkelknochenti 
wekhes  ^  einige  Zoll  über  dies«»  hinaufge-. 
schoben  war,  stellten  die  charaeteristisdien 
Zeichen  einer  Verenkung  der  Tibiä  nach 
hinten  dar^  die  unstreitig  dordi  das  im  Ge-  . 
lenke  enthalten  gewesene  Eiter  ^d  durdi 
die  dadurch  erzeugte  Zerstörung  der  Gelenk- 
bänder yeraolafst  war«  —  Eine  Untersuchung 
durch  die  Wunde  an  der  aujseren  Seile  des 


—        lO        — 

iBeines  Uefs  den  entblößten  Schenkelknochen 
entdecleep«  Purcli  die  Wunde  an  der  inne- 
ren Seite  Konnte  man  hingegen  nichts  vom 
Knochen  unterscheiden,  da  erst  ein  Gang 
nach  oben  führte  9  der  alsdann  unter  dem 
Knochen  herum  gieng. 

Diese  Umstände  Heften  bey  der  aufser« 
sten  £ntkjä{tung  des  Kranken  9    bey  der  so 
schnell  bewürkten  Abzehrung,  keinen  gluck« 
liched  Ausgang  erwarten.   Es  schien  hier  nur 
eine     möghchst     schnelle     Entfernung     der 
schwächenden  Eiterung  und  eine  Wiederein« 
renkuDg  des  Gelenkes 'Hülfe  zu  versprechen« 
Aber  wie  sollte   man  diese  Einrenkung  bey 
^en  enormen  Schmerzen  bewiirken«  wie  sollte 
man  sie  erhalten,    und  wie  durfte  man  hof- 
fen der  prpfusen  Eiterung,  nach  der  völiigen 
Aufzehrung    der    Kräfte,     Einhalt    thnn    su 
können?    Hier   schien    würklich  der  Fall  zu 
seyn,   wo  eine  Abnahme  des  Gliedes  schnell 
einen  Theil  der  Gefahren,  die  dem  Kranken 
drohten,  aus  dem  Wege  räumen  konnte,  und 
nur  geringere  Gefahren  aln  die  Stelle  setzte. 
Von    ihr    durfte     man    erwarten )'    dals    sie 
schneller  wie  jedes  andere  Mittel    die   colli« 
C[uativen  Schweilse  und  Durcbßlle,  an  denen 
der  Kranke  schon  litt,  heben  würde.      Aach 
schlug  ich   dies   Mittel    als   das   eiuz.'g  walu> 
scheinliche  Yor,  den  Kranken  zu  retten,  und 


Stelltd  jede«  andere ,  alt  weniger  fähig  einen 
glücklichen  Erfolg^  zu  yerspreehen,  dar.  Und 
welcher  Wundarzt  würde  anders  g^rathen 
haben,  welcher  konnte  den  glücklichen  Aus- 
gang erwarten  9  der  eine  andere  von  mir  be- 
folgte Behandlung  krönte.  Der  unüberwind* 
liehe  Widerwille  der^  Eltern  gegen  eine  sol- 
che Operati  DU,  yerhinderte  die  Abnehmung 
des  Gliedei,  und  zwang  mich,  einen  Weg 
einzuschlagen,  den  ich  zwar  gerne  aber  mit 
geringen  Hoffnungen  betrat.  —  Folgendes 
war  der  Karplan,  den  ich  mir  yorschrieb. 

Die  Einrenkung  der  Knochen  war  zur 
Verminderung  d^r  Eiterqng  und  des  nach-, 
theiligen  Reitzes  unumgänglich  nöthig.  Aber 
üe  auf  einmal  zu  bewürken,  war  würklich 
wegen  der  Schmerzen,  an  welchen  der - 
Kranke  litf^  und  wegen  der  längeren  Zeit, 
welche  sie  wahrscheinlich  schon  gedauert 
hatte,  unmöj^lich.  Und  wie  sollte  man  sie 
erhalten,  ohne,  eine  beständige  Ausdehnung 
anzuwenden?  Ich  eiutschlofs  mich  deshalb, 
dasjenige  Mittel,  welches  ich  zur  Erhaltung 
der  Einrenkung  anwenden  mufste,  z;jgleich 
zur  Einrenkung  selber  anzuvrenden,  tuid 
hoffte,  indem  ich  so  die  Schmerzen  minderte, 
'  ohne  neue  heftigere  zu  erregen,  hieron  mehr 
Vorthei|,  als  von  einer  schnellen  gewaltsamen 
•  Einrenkung,   zu  erlangen.    Ich  wählte  hierzu 


—     la     *— 

den  von  DesauU  vorgeschlagenen  Ausdeh- 
nung^verband  für  den  Bruch  des  Schenkel- 
beiahalsesy  jedoch  nur  die  lange  äuCsere 
Schiene 9  die  einzige,  die  hier  nöthig  war. 

Um  die  Eiterung  zu  mindern  und  diis 
Absonderung  des  entblusten  Knochens  su 
befördern,  so  weit  ersteres  durch  die  Be- 
handlung der  Wunde  bewürkt  und  nicht 
schon  durch  die  erste  Indication  erreicht 
wurde,  wollte  ich  dem  Eiter  einen  freien 
Abfluis  durch  Erweiterung  der  Wunde  rer- 
sdiafien  und  ein^  Abkochung  von  China 
mit  Liquam^  Myrrhae  ,  und  den  Stea  Tkeil 
Phosphorsaure  einspritzen. 

Um  die  so  aufs  äufserste  gesunkenen 
Kräfkie  $u  heben^  von  denen  kaum  eine  grös- 
sere Abnahme  ohne  Tod  zu'  denken  war^ 
und  durch  Hebung  derselben  zur  Verminde- 
rung der  Eiterung  beyzutragen,  verordnete 
ich  alle  zwei  Stunden  einen  Scrupel  Pulv. 
Con.  Begii  mit  sechs  Gran  des  Saameni 
vom  Wasserfenchel,  und  rechnete  besonders 
auf  die  trelliche  Würkung  des  letzten  Mittebi 
welches  sich  mir  bey  starken  Eiterungen  nnd 
daher  rührenden  Coiiiquationen  in  viden 
Fallen  so  heilsam  zeigte.  Allmählich  ward 
diese  Gabe  so  verstärkt,  dafs  zuletzt  alle  a 
Stunden  i5  bis  20  Gran  genommen  wurdeSf 
und  zwar  mit  dem  ausgezeichnetesten  Erfolge* 


—     x5     — 

-^  Ob  dies  Mittel  blo^  durch  ei'höhetö  Erre» 
gang  wUrkt,  oder  ob  andere  narkotische  Ei- 
genschaften, die  es  be^iitzt,  die  Ursache  sei» 
ner  auffallenden  Wirkungen  sind,  dies  zu 
entscheiden,  ist  hier  der  Ort  nicht.  — ^  Um 
nun  zugleich  die  verlornen  Kräfte  durch  Mit-, 
tel,  welche  mehr  die  Restauration'  bezwek- 
k^n,  zu  ersetzen,  ward  ein  satunrtes  Decott 
¥om  Isländischen  Moose  verordncft^  und  zu- 
gleich der  Genuis  starker  Fieischsuppen ,  der 
tägliche  Genufs  von  weichen  Eiern  angera- 
then«  Zuin  Getränke  ward  gewöhnlich  Eng- 
lisches Porterbier  und  vier  mal  täglich  ein' 
halb  Glas  alter  Wein  gereicht.,  AuTserdem 
ward  noch  in  Rücksicht  des  profusen  Schweis- 
ses,  der  gesunkenen  Kräfte  und  der  cariösea 
Knochen  täglich  vier  mal  3o  Tropfen  j4ci1i. 
Phosphori  diluium  genommen,  um  auch 
nichts  zu  versäumen,  ^on  dem  man  zur. 
glücklichen  Beendigung  einige  Hülfe  sich 
versprechen  konnte« 

Den  22«  März,  als  am  anderen  Tage,'  sah 
ich  den  Kranken  wieder,  um  ihm  den  Aui- 
dehoungsverband  anzulegexi.  Schon  waren 
seit  gestern  lo  Gaben  China  verbraucht,  und 
das  Ansehen  des  Kranken  munterer,  seine 
Hitze  gemäfsigter.  Aber  das  kränke  Bein  war 
nun  um  drei  Zoll  kürzer  *  als  das  gesunde, 
und  das  Ende   des  Sckenkelknochexu  hatte 


-    i4    - 

die  Haut  schon   an   einigen   Stellen   durch- 
bohrt.   Ich  legte  den  genannten  Verband  an, 
und  bewürkte  eine  mäfsige  Ausdehnung,  die 
ni<^t  schmerzte,    und    das   Bein    nur    einen 
Zoll  kürzer  wie  das  gesunde  liefs.    Nachdem 
eine  Stunde  verflossen  war,    ward    der  Ver» 
band)  der  wegen  der  oe^ematösen  Gesdiwnht 
des  Fufses  nachgelassen  hatte,     wiederum  bü 
Schmerzen  entstanden  angezogen,     und  mm 
betrug  die  Verkürzung  nur  einen  guten  hil* 
ben  Zoll«  Das  Knie  hatte  eine  regelmaü^gere 
Form  bekommen,  und  der  Knochen  war  von 
der  flaut  entfernt.     Dieser  glückliche  firfolg 
.machte  es  wahrscheinlich,     dals  man   schon 
den  anderen  Tag  den  Zweck  völlig  erreichen 
würde.      Ich  trug  die  tägliche  Besorgung,  da 
der  Kranke  von  mir  zu  entfernt  W|ir,    dem 
Escadron-Chirurgus  auf,    und  sah  den  Kran- 
ken Anfangs  nur  alle  3  bis  4  T^g^*  -— 

So  sehr  man  nun  auch  Ursache  hatte, 
zu  vermuthen,  dals  eine  völlige  Einrichtung 
in  den  nächsten  Tagen  sehr  leicht  aeja 
würde,  so  waren  die  Bemühungen  bia  w^m 
6.  April  noch  nicht  völlig  geglückt.  Man 
erhielt  das  Glied  in  der  Lage,  hinderte  das 
Hervordringen  des  Schenkelknochena,  aber 
dabey  blieb  es«  Der  Oberschenkel  Ung  an 
beträchtlich  zu  schwellen^  und  ich  war  ge- 
nöthigt^    diesen  Verband  mit  einem  anderen 


—      i5      — 

zu  reitauschen.  -  Das  kranke  Beia  ward  nun 
an  das  gesunde  auf  die  von  fV^ardenburg 
vorgeschlagene  Weise  gebunden,  jedoch  alle 
Schienen  weggelassen.  Aus  der  Oeffnung  an 
der  aufseren  Seite  waren  mehrere  kleine 
Knochenstücke  gekommen,  und  die  Unter- 
suchung zeigte,  dafs  nocb  mehrere  halb  lose 
StüdLe  vorhanden  waren,  und  der  Schenkel- 
khöcheA  an  vielen  Stellen  nekrosirte.  Die 
Eiterung  war  beträchtlich,  aber  das  Eiter 
hatte  noch  keinen  hinreichenden  Abduls*  loh 
erweiterte  deshalb  die  äufsere  Wunde ^  so, 
dafa  ich  mit  dem  Finger  gut-  eindringen 
konnte.  Den  Schenkelknochen  fand  ich  in 
einer  Länge  von  drei  Zollen  völlig  Llos  und 
rauh;  weiter  nach  oben  war  er  von  einer 
dicken  Haut  bedeckt,  die  ich  für  das  Perio- 
steum  erkannte«  Die  Gelenkköpfe  der  Tibia 
waren  noch  mit  Knorpel  bedeckt.  Mit  den 
Arzneien  fuhr  der  Kranke  in  steigender  Gabe 
fort  9  aber  statt  der  PhosphGtrsänre  ward  in- 
nerlidi  die  Vitriolsäure  verordnet«  Das  Be- 
finden des  Kranken  war  sehr  gebessert,  das 
Fieber  vermindert,  die  Schweilse  waren  aus- 
geblieben, der  Appetit  war  gut,  das  Ausse^ 
hen  heiter,  und  schon  hatte  der  Kranke  wie- 
der angefangen,  an  Fleisch  zuzunehmen.  Den 
t6ten  April  kamen  einige  Knochenatücke 
litraus. 


—     i6     — 

Den  ao.  April  befand  sich   der  Kranke 
so  wohl,  wie  man  es  in  der  Lage  nur  erwar- 
ten konnte.    Obgleich  das  Fieber  noch  nicht 
völlig    Terschwunden    war,    so    nahm     der 
Kranke  doch   an  Kräften  und  Fleisch  taglidi 
zu.      Mit   dem   S^amen    des   Wasserfencheb 
war  man  bis  a^f  ,i4  Gran  alle  swei  Stunden 
gestiegen.      Die  Knochenhaut  des  Sehenkel- 
knochens schwoll  immer  mehr  an,    und  maa 
konnte  wUrklich  die  Bildung  des  neuen  Kno- 
chena  fühlen.      Der    fFardenburgUche    Ver* 
band    ward     mit     deiu    Brünninghatuischen 
Steigbügel  verwechselt,  um  den  Druck  nicht 
sb  lange  auf  die   nämliche   Stelle    des   noch 
immer  geschwollenen  'Fufses  wütkeii  zu  las- 
sen.     Diesen  Verband  behielt  ich  nun  auch, 
da  der  Kranke  folgsam  genug  war,    um  den 
gesunden  Fuls  immer  ausgestreckt  zu   erhal- 
ten,   bey,  bis  ich  endlich  am  Ende  des  Mo* 
nats  Junius  allen  Ausdehnungsverband  femer 
für  iiberflürsig  erkannte,     indem  ^ das  kranke 
Bein  nun  gleiche  Länge  mit  den!   gemndeo 
hatte,  und  diese  Länge  auch  bey  Unterdriik« 
kung  des  Verbandes  behielt.  Die  Geschwulst 
des  Beines  nahm  immer  mehr  ab,  die  Kräfte 
nahmen  immer  mehr   zu,    alles   Fieber  ?er* 
schwand  gänzlich,    so,    dafs  man  die  Pulver 
aus    China   und    Wasserfenchel    rermindero, 
uad  die  Vitriolsäure   ganz   weglassen    durfte, 

ohne 


—     '7     ~ 

oline  dämm  eine  VerminderuDg  der  Kräfte 
zu  bemerken*  Der  Abflufs  des  £iters  nahm 
fib,  die  Oeffnung  an  der  inneren  Seite  des 
Schenkels  schlols  sich  im,  Jiilius  ganz,  und 
die  äuCsere  Öeffnung  yerkleinerte  sich  be- 
trächtlich. Aber  man  fühlte  mit  der  Sonde, 
dal^  ein  ziemliches  Stück  des  Jinochens  sich 
getrennt  hatte^  und  da  es  am  Ende  des  Mo- 
nats Junius  völlig  lose  zu  seyn  schien,  sO 
wurden  alle  Einspritzungen  bey  Seite  gesetzt. 
Aber  noch  war  es  nicht  lose  genug,  um  es 
gaxiz  herausnehmen  zu  können. 

Das  Bein  hatte  nun  seine  gehörige  Län- 
ge und  Form,  und  die  Einrenkung  war  all- 
mählich geschehen,  ohne  dals  ich,  da  ich 
den  Kranken  nicht  täglich  und  zuweilen  in- 
nerhalb 8  Tagen  nur  einmal  sah,  den  Tag 
bestimmen  kann,  an  welchem  das  Gelenk 
eingerenkt  war.  Doch  f^d  ich  schon  am 
Ende  des  Mayes.  das  Bein  ron  gleicher  Länge 
mit  dem  gesunden,  und  keine  Spur  von 
Verrenkung  mehr.     - 

Im  Monate  JuUus  fing  der  Kranke  an, 
auf  Krücken  zu  gehen.  Diese  Yersucbe,  das 
Glied  zu  gebrauchen,  wurden,  mit  Erfolg  im- 
mer vermehrt.  Aber  es  achienen  neue  Fie- 
berbewegungen zu  entstehen,  und  das  spar- 
sam ausHielsende  Eiter  war  ^von  üblem  Ge- 
rüche. ZuweUen  flofs  aus  der  kleinen  Wunde 
XYUI.  B.  3.  St.  B 


—    Ifl    — 

gar  nichts  «ut«  Ich  erweitert«  deshalb  wieder 
die  Wunde  I  de  der  Knochen  nun  ohnedem 
lose  genug  war,  um  herausgenemmen  werden 
SU  können»  wobey  eine  ansehnliche  Menge 
einfs  stinkenden  {liters  ausfloß  Den  Kno- 
chen fand  ich  völlig  lose,  aber  er  war  zu  lang^ 
um  herausgenommen  werden  su  können^  dt 
seine  Enden  weit  über  und  unter  die  ge- 
machte Oeffnung  hinausragten,  un4  er  weder 
herauf  noch  herunter  geschoben  Werden 
konnte.  loh  erweiterte  die  Wunde  deshalb 
noch  mehr,  hielt  die  gemachte  Oeffoung 
durch  Prefssohwam  auseinander ,  und  nahm 
mir  vor,  mit  einer  Krone  den  Knochen  sn 
theilen.  Der  Gebrauch  der  Chinat  des  Was- 
serfenchels und  der  Vitriöliäure  ward  wieder 
verstärkt  und  erneuert. 

Am  Ende  des  Monats  Julius  aetste  ich 
die  Krone  an,  und  es  gelang  mir  den  nekro« 
sirten  Knochen  in  drei  Theüe  su  trennen, 
von  welchen  ich  sivei  Stücke  herausnahoL 
Aber  das  obere  war  durch  das  Anbohren  so 
fest  geschoben,  dafs  mir  es  jetst  nicht  mög- 
lich war,  es  herauszunehmen*  Diese  diti 
Stücke  hatten  eine  Länge  von  5  Zoll  rheinl 
Auiser  diesen  nahm  ich  noch  ein  dünnet 
Stück  von  beinahe  a  Zoll  heraus.  Erst  am 
19»  August  gelang  es  dem  den  Kranken  ref^ 


—    ig    — 

bindenden  Wundaret^  dat  obere  und  gjcöSM 
Stuck  herausEuziehen. 

Als  ich  nun  den  Kranken  am  ^a.  Aug«, 
selbst  sahy'  fund  ich  keine  losen  Knochen^ 
stücke  mehr.  Auch  war  aller  Ko^chen  mit 
Haut  und  Fleisch  bedeckt;  Aber  innerlich 
waren  noch  grolse  Höhlen,  die  durch  d&k 
neuen,  noch  sehr  angeschwollenen  Knochen 
gebildet  wurden.  Die  Eiterung  ininderte 
sich  nun  immer  mehr«  Das  Gelenk  liefs  eine 
geringe  Biegung  zu,  die  durch  Uebung  und 
Torsichtige  Versuche,  das  Knie  immer  mehr 
au  biegen^  vermehrt  werden  sollte;  Alle 
Arzneien  wurden  am  Ende  des  Augusts^  so 
wie  auch  die  Krücken,  bey  Seite  gesetzt^ 
und  Anfangs  nur  noch  ein  Stock  gebraucht. 

Nach  eiUein  Monate  hörte,  aller  Ausfluls 
von  Eiter  auf,  und  es  floXs  Abends  und 
Morgens  bey'm  Verbindeü  nw  ein  röthlij:!hea 
Wasser  aus.  Zuweilen  zeigte  sich  dies,  in 
grölserer  Menge,  zuweilen  Hur  in  geringer^ 
und  hin  und  wieder  fing  es  wieder  an  or-i 
deutlich  zu  eitarii«  Hieran  mochten  wohl 
übertriebene  AnstrenguDgen  des  Gliedea 
«chuld  seyü ,  da  nun  der  Knabe  wieder  al- 
lenthalben ohne  Stock,  herumlief«  Aber  die» 
Höhlen  im  Knochen  blieben  immer  von  der 
nämlichen  GrÖlse.,  ohne  sich. mit  Fleisch  an- 
zufüllen.  Reitzend»  Einspritzungen  vermocht 

B   21 


( 


-  -  -  ■       I 

ten  mcktf  ,  da«  Wachsen  des  Fleisches  so 
vermehren.  So  blieb  es  den  ganzen  Winter 
hindarcbi  bis  ich  mich  nun  im  Februar  iSo^^ 
wo  ich  dies  niederschreibe ,  entschlofi,  am 
die  Bewegungen  des  Gelenkes,  die  nur  we- 
n^y  aber  doch  etwas,  zugenommen  hatten, 
'ta  befördern  I  die  Qualmbäder  von  Brand^ 
weinstrank  anzuwendeo,  wozu»  da  der  Grob* 
yater  ein  Brenner  ist,  gute  Gelegenheit  war. 
-—  Der  Schenkelknocheti  hatte  sich  alhnähl^ 
Terkleinerty  war  aber  über  dem  Knie  noch  be- 
trächtlich dieser  9  wie  der  des  ge&onden 
Beins.  Uebrigens  war  der  Fuis  nicht  mehr 
geschwollen  und  auch  der  UntersdieBkil 
nicht  geschwunden/  Die  Kniescheibe  hatte 
zwar  nicht  die  völlige  aber  doch  hiyilSifiriiiA^ 
Beweglichkeit,  um  die  Bewegungen  des  Knies 
nicht  völlig  zu  hindern. 

4)ie  völlige  ächliefsung  der  Wunde  läist 
sich  kaum  früher  erwarten  |  als  bU  der  neu 
gebildete  Knochen  sich  zu  deni  Grade  zu- 
sammengezogen hat,  dals  alle  Höhluog  ia 
demselben  verschwunden  ist,  worüber  fr^ich 
noch  Jahre  hingehen  können«  Aber  in  dsr 
Hauptsache  darf  man  doch  /etat  den  Knabeo, 
da  nicht  einmal  Eiter  ausfl^^ti  als  geheik 
ansehen. 


^    ai    — 


Hydrops  vagus. 

Richter  hatte  ia  seinen  Beobadbtungen 
^inen  Fall  von  einem  Hydrops  vagus  bekalojat 
gemacht,  den  ich  noch  als  Stndent  im  Kran^ 
fcenhause  zu  Göttingen  selbst  ibeobachtete. 
Es  gehört  diese  Form  der  Wassersuchten 
sicher  zu  einer  der  seltensten ,  und  scheint, 
wie  Richter  auch  bettierkte,  eine  gichtische 
oder  rheumatische  l^fache  zum  Grunde  ztt 
haben.  ,  Ob  ni^i  gleich'  die  Krankengeschichte 
te^  die  ich  mittheile ^  keinen  glficklichen' 
Ausgang  hatte,  ao  /wird  sie  doch  dazu  die« 
nen,  es.  immer  wahrsdieinlicher  ad  madieiit 
dars  eine  arthrotische  oder  rfaeomatisehef  Ur^ 
Sache  der  Krankheit  aum  Grunde^  liegt ,  oder 
dafs  die  Krankheit  nur  in  dec  Form  Toa 
Gicht  renchieden  iit. 

Am  Ende  dos  Januars  18^  ward  idti  in- 
einem  Knaben  ron  la  Jahren  auf  einer  der 
Elbinseln  gßrufenj»  der  seit  Michaelia  dea 
vorigen  Ja|ures  angefangen  hatte  zu  Juränkeku 
Die  Eitern''  hatten  damals  zuerst  kejr  dam 
übrigens  gesunden,  nnd  wohl  geaSkirteA  Kna« 
ben^  der  fiur  in  den  ersten  Jahren  aeinea 
Lebens  an  einem  allgemitinen  Ausschlage 
gelitten  hatte,  tfnf  einem  Wege  au  Fiifse  ei- 
neki  schweren  y  ächwtnkendeil  Ga^g  und  An^ 


22        


sdiwellen  der  Beine  bemerkt.      Bald  darauf 
klagte  er  über  Schmerzen   in    den    Backen, 
die  dabej  anschwollen,    welches  die  Eltern 
für  eine  Folge  von  einer  gewöhnliAen  rheu- 
matischen ^   init  Zahnschmerzen  Terbundeneo, 
geschwollenen  Backe  hielten,    bis 'er  auch  tn 
anderen  Theilen,  z.  B.  an  der  Brust,  an  den 
Händen  u*  s.  f.  anfing  zu  schwellen«       Diaul 
Anschwellungen  waren  mit  heftigen  Sdun«^ 
len    in    den    Theilen    verbunden,     fibrigens 
aber   wQrklicb    oedematc^se   Anschwellongeii. 
Hierbey  befand   sich  der  Kranke  ganz  Wohl, 
auf^er  wenn  die  Geschwulst  die    Brust  ei3Q- 
nahm,   wobej  er  Beklemmung  bekam«      Ein 
Feldscheer  auf  dem  Lande  gab   dem'  Jnngan  1 
Brechmittel  uidd  iiAmer  AbfiihruBgen.    Hier- 
bej    gieng^n  Stucke  von  einem   BAndwvnn, 
und  zwar  der  iaenia  laia  ab.       Ob  sich  nun 
gl«  ich  der  Wundarzt,    der  die  ganze  Krank- 
heit  vom   Bandwurm    herleitete,     bemuhete, 
dt^nselben  ganz  abzutreiben,    so   gelang  ihm 
die»   doch  nicht,    -r-    Aber  der    Darmkanal 
vrard  durch  diese  Mriederholten  Versuche  lo 
g^chwächt,    so  wie  auch  der  ganze  ^öiper, 
dal\  d«t  Kranke  seit  Weihnadhten  nicht  10 
Stande  war,  das  Bette  zu  verlassen. 

Am   Ende    des   Januars    veilaiigte   man 
meine    Huih.      Ich    fand    den    Kranken  im  ». 
Bette   mit  einexii  sehr  angeschwollenen  Ge«  1 


•         1^    aS    — 

*  dchte  «nd  herunter  bangenden  b}assen 
Wangen.  Die  Brust  war  gleichfalls  oedema- 
tos  geschwollen )  und  So  seigten  sich  auch 
Wasseranhäufiingen  in  der  Baujchhöhle,  und 
ein  geringes  Oedem  der  Fölse,  welches  je« 
doph  mit.  der  Geschwulst  des  Kopfes  in  kei^ 
nem  Verhältnisse  stand*  Ueber  Schmerzen 
klagte  der  Kranke  jetxt  nicht  sehr ,  aber  ToT 
einiger  Zeit  hatte  er  in  allen  Gliedern .  deren 
so  heftige  gehabt^  dafs  man  ihn  kaum  yon 
einer  Stelle  zur  anderen  bringen  könnt«. 
Fieber  bemerkte  man  nicht  an  dem  Kranken. 
Die  Augen  waren  hell  und  heiter  und  der 
Geist  munter.  Der  Urin  war  nicht  sehr,  sa- 
turirt,  aber  der  Kranke  litt  an  einem  bestäu* 
digen  Drange  zufai  Stnhigange,  ohne  nel  lola 
zu  werden.  Auch  war  der  Abgang  nicht 
recht  Terdauet*  Alle  Nachfragen,  um  eine 
Ursache  dieser  Zufalle  ztt  entdecken ,  waren 
yergebens.  Verkältet,  meinten  die  Ehern, 
könnte  er  sich  wohl  haben,  aber  yon  einer 
heftigen  Verkältung  wulstea  sie  nichts  anzn« 
geben.  Nach  dem  in  den  ent^  Jahren 
iiberstandenen  Aussdilage,  der  yieUeidtt  mm 
Geschlechte  der  llilcliborken  gehörte,  und 
durch  ein  altes  Weib  gehdlt  Worden  ^ept 
sollte,  hatte  er  dch  TöOig  wohl  befunden« 
Es  liefs  sich  kaum  erwarten,  dals  der  Band«  ' 
wurm  diese  hemmzieheade,   mit  Sehmenen 


-     a4     ~ 

l 

verbundene  und'  abwechselnde  Geschwalit 
hervorbringen  sollte,  obgleiqh  Beyspiele  Y0^ 
^handen  sind,  dafs  Würmer  Wasseranhäufno- 
gen  erzeugten.  Aber  .die  Möglichkeit  gani 
zu'läügnen ,  und  gar  nicht  Rücklicht  darauf 
zu  nehmen,  war  doch  auch  nicht  rationelL 
loh.  entschlois  mich  deshalb ,  zuerst  einen 
Versuch  zu  machen,  ob  der  Wurm  nicht 
ganz  zu  entfernen  sey,  und  wenn  dies  ge* 
lang,  aus  dem  Erfolge  auf  die  Ursache  der 
Krankheit  zu  schliefsen,  so  wenig  ich  auch 
erwartete,  dafs  ich  durch  die  Entfemung  des 
Wurmes  die  Zufälle  heben  w^rde.  Da  be- 
kanndich  diese  Gattung  des  Bandwurms  sehr 
hartaäckig  ist^  so  wählte  ich  das  im  B.  17. 
St.  2.  dieses  Journals  bekannt  gemachte  Mit- 
tel, aber  nahm  nur  die  Hälfte  der  Gabe.  — 
Aber  man  hatte  .mich  falsch  yerstandea,  und 
gab  erst  eins  von  den  drei  Pulvern  am 
Morgen,  und  darauf  das  Pulver  aus  dem 
versiilsten  Quecksilber  am  Nachmittage,  und 
das  Oel  gar  nicht.  Demohngeachtet  gieng 
der  Wurm  in  der  Nacht,  ohne. dafs  es  der 
Kranke  merkte,  in  einen  Klumpen  gewickelt 
ab.  ^  Als  ich  ihn  am  anderen  Mittag  besah, 
fand  ich;  dals  nur  die  Spitze  des  Kopfes  am 
Wurme  fehlte«  Aber  der  Wurm  war  schon 
zerrissen  9  da  er  doch  in  einem  Stücke  «bge» 
gelegen   war,    und  leicht  konnte  das  ieine 


■.     '      ■  —     aS     ■-  , 

Eaa.de  abgerissen ,  und  bey  de^i  Herausneh- 
men aus  dem  einen  Gefafse  in,  da5  andere 
verloren  worden  seyn.  Um  ab^er  doch  sicher  ^ 
zu  seyn,  dafs  alles  abgegangen  sey,  so  lieb 
ich  am  Abende  die  Portion  Mandelöl  neh*  - 
men,  zu  der  ich  noch  einige  Tropfen  OL 
anisi  desi.  gesetzt  hatte^  um  dessen  Würkung 
auf  ilen  Bandwurm  zu  verstarken  ^  und  am 
anderen  Morgen  ward-  eins  der  drei  PuTver 
genommen«.  Aber  ohnerachtet  einer  hinrei« 
chenden  Würkung  i^uf  den  otuhl  war  nichts 
mehr  zu  entdecken* 

Schon  den  Tag  nachdem  der  Kranke 
den  ^urm  verloren  hatte,  war  die  Ge- 
schwulst beynahe  aus  allen  Theilen  ver« 
schwunden.  Aber  dies  Verschwinden  hatte 
schon  vorher  angefangen,  tind  die  Eltern 
glafibten,  die  Milphklystier^  ^  die  ich  nehmen 
lieTs,  um  den  Wurm  in  den  unteren  Theil 
des  Darmkanals  zu  lenken,  hätten  diese 
Abnahme  bewörkt«  —  Da  aber  nun  sutt  der 
Geschwulst  im  rechten  Arme  ansehnliche 
Schmerzen  und  beynahe  ein^  völlige^  Läfa^ 
mung  sich  zeigte,  und  aulserdem  öfters  sol« 
che  schnelle  Abnahme  der  Geschwulst  sich 
gezeigt  hatte,  so  konnte  man  wohl  höchstens 
von  dem  heftigen  Reitze  des  Quecksilbers 
erwarten,  dafs  es  diese  Veränderung  der 
Form  der  Krankheit   bewürkt  hätte,    nicht 


—     a6     — 

aber,  dafs  sie  durch  die  Abtreibung  d« 
Wurms  gehoben  Wäre«  Auch  war  diesei 
Verschwinden  der  Geschwulst  nur  ron  km^ 
4er  Dauer.  Um  die  Därme  cu  stärken  t^ 
ordnete  ich  ein  Deo.  (Jon.  Regit  mit  Es», 
Cort»  Begii^  dem  ich  Roob^  /uniperi,  Sp.  Sä, 
äulo.  und  TVnciv  Theb*  asusetste^  um  sugldch 
die  Secretion  des  Urins  nt  befördern*  Nachdaa 
dies  verbraucht  war^  fing  das  Gesicht  und 
die  Brust  wieder  an  su  schwellen  ^  ob^eid 
die  Beine  dünn  blieben^  und  selbst  der 
Bauch  schien  nicht  so  Tiel  Feuchtigkeit  ra 
Enthalten',  wie  rorher.  Der  linke  Ajm  fing 
gleichfalls  an  su  schwellen^  aber  nicht  der 
rechte^  der  noch  schmerztef  obgleich  8chlBe^ 
sen  und  Lähmuug  nachließen«  0er  Ulis 
gieng  öfters )  hell,  aber  nur  in  geringer 
Menge  ab«  Der  Stuhlgang  war  consistentet 
und  mehr  verdauet ,  wie  er  es  vor  dem  Ge- 
brauche der  Mittel  gegen  den  fiandwuim 
gewesen  war,  aber  er  war  nie  recht  hrani 
gefärbt  Es  gieng  mit  demselben  zugleick 
eine  Masse  ab,  did  wie  grüne  Seife  ausssli^ 
und  auch  ohngefähr  die  nümliche  Gonsistev 
hatte.  Sie  war  fettig«  Es  war  su  Tiel  nad 
die  Masse  war  su  consistent,  als  clais  sii 
hätte  von  dem  genommenen  Oele  herrUbfei 
können.  Auch  erfolgte  dieser  Abgang  ^ta 
mehrere  Tage  nachher«    Eine  ähnliche  Mäu^ 


\ 


—     »7     — 

TO^  grüner  Farbe  sah  ich  einst  bey  einem 
Kinde  abgehen ,  welches  zuvor  an  heftigen 
Leibschmerzen  litt,  so,  da£i  ich  auf  eine 
Kupferv^ergiftung  fiel.  Aber  die  Untersuchung 
auf  Kupfer  zeigte  auch  kleine  Spur  in  dieser 
Masse.  Ich  konnte  diese  Masse,  die  jedoch 
nicht  bitter,  schmeckte,  da  durchaus  nichts 
genossen  war,  wovon  sie  ein  RUckbleibsel 
seyn  konnte ,  damals  fUr  nichts  anders,  als 
eine  anomalisch  abgesonderte  Galle  haUeq. 
Und  atich  in  diesem  Falle  schien  die  graue 
Farbe  des  Stuhlgangs,  die  halb  rerdauetea 
Speisen  auf  einen  Fehler  in  der  Galle -Ab-r 
sonderung  mit  Recht  schliefsen  zu  lassen. 
Vielleicht  ,  dais  die  Erfahrungen  anderer 
Aerzte  über  den  Abgang  ähnlicher  Massen 
mehr  Aulschluls  geben  können. 

Da  diese  Mittel  nun  nicht  hinreichend 
schienen,  um  diese  Krs^nkheit  zu  heben,  di^ 
es  femer  nun  ausgemacht.'  war,  dafs  der 
Bandwurm  nicht  Ursache  der  ZufUle  war^ 
da  femer  alle  andere^ ,  mit  der  Krankheit 
yerbundenen  Erscheinungen,  und  die  greise 
Aehnlichkeit,  ^die  dieser  Kranke  mit  dem 
Richterschen  hatte,  es  höchat  wahrscheinlich 
machten,  dals  Alles  nur  eine  andere  Form 
^i|Mr  gichtischen  Krankheit  sey^  so  verord* 
nete  it^h  den  4«  Febraar  folgendes: 

9t.     Meto.  Suhl,  corros.  gr.  ij  Eßsir.  Tri  f. 


-    fl4    ~ 

l 

verbundene  und'  abwechselnde  Geschwakt 
hervorbringen  sollte  9  obgleiqh  Beyspiele  yor» 
^handen  sind,  dafs  Würmer  Wasseranhäufun- 
gen  erzeugten.  Aber  die  Möglichkeit  ganx 
zu'läügnen,  und  gar  nicht  Rücksicht  darauf 
zu  nehmen  9  war  doch  auch  nicht  rationelL 
loh  entschlois  mich  deshalb,  zuerst  eineft 
Versuch  zu  machen,  ob  der  Wurm  nicht 
ganz  zu  entfernen  soj,  und  wenn  dies  ge« 
lang,  aus  dem  Erfolge  auf  die  Ursache  der 
Krankheit  zu  schlieisen,  so  wenig  ich  auch 
erwartete,  dafs  ich  durch  die  Entfernung  des 
Wurmes  die  Zufälle  heben  w^rde.  Da  be- 
kanndich  diese  Gattung  des  Bandwurms  sehr 
hartaäckig  ist^  so  wählte  ich  das  im  B.  17* 
St.  2.  dieses  Journals  bekannt  gemachte  Mit- 
tel, aber  nahm  nur  die  Hklfte  der  Gabe.  -« 
Aber  man  hatte  .mich  falsch  verstanden,  und 
gab  erst  eins  von  den  drei  Pulvern  am 
Morgen,  und  darauf  das  Pulver  aus  dem 
versUfsten  Quecks'ilber  am  Nachmittage,  und 
das  Oel  gar  nicht.  Demohngeachtet  gieng 
der  Wurm  in  der  Nacht,  ohne.daDi  es  der 
Kranke  merkte,  in  einen  Klumpen  gewickelt 
ab.  ^  Als  ich  ihn  am  anderen  Mittag  besah, 
fand  ich  j  daJs  nur  die  Spitze  des  Kopfes  am 
Wurme  fehlte«  Aber  der  Wurm  war  schon 
zerrissen ,  da  er  doch  in  einem  Stücke  abge» 
gai^gen   war,    und  leicht  konnte  des  jEejne 


—     aS     ■-  , 

Ende  abgerissen,  und  bey  de^i  Herausneh- 
men aus  dem  einen  Gefafse  in,  da5  andere 
verloren  worden  seyn.  Um  abjer  doch  sicher 
zu  seyn,  dals  alles  abgegangen  sey,  so  lielä 
ich  am  .Abende  die  Portion  Mandelöl  neh*  - 
men,  zu  der  ich  noch  einige  Tropfen  OL 
anüi  desi.  gesetzt  hatte^  um  dessen  Würkung 
auf  ilen  Bandwurm  zu  verstärken^  und  am 
anderen  Morgen  ward-  eins  der  drei  PuTver 
genommen«.  Aber  ohnerachtet  einer  hinrei« 
chenden  Würkung  i^uf  den  Stuhl  war  nichts 
mehr  zu  entdecken* 

Schon  den  Tag  nachdem  der  Kranke 
den  ^urm  verloren  hatte,  war  die  Ge* 
schwulst  beynahe  aus  allen  Theilen  ver« 
schwunden.  Aber  dies  Verschwinden  hatte 
ischon  vorher  angefangen,  tind  die  Eltern 
glafibten,  die  Milphklystier^  ^  die  ich  nehmen 
liefs,  um  den  Wurm  in  den  unteren  Theil 
des  Darmkanals  zu  lenken,  hätten  diese 
Abnahme»  bewürkt«  —  Da  aber  nun  sutt  der 
Geschwulst  im  rechten  Arme,  ansehnliche 
Schmerzen  und  beynahe  ein^  völlige^  Läh^ 
'  mung  sich  zeigte,  und  aulserdem  Öfters  sol« 
che  schnelle  Abnahme  der  Geschwulst  sich 
gezeigt  hatte,  so  konnte  man  wohl  höchstens 
von  dem  heftigen  Reitze  des  Quecksilbers 
erwarten,  dafs  es  diese  Veränderung  der 
Form   der  Krankheit   bewiirkt  hätte,    nicht 


—     3o     — 

Sommer  hier  zum  erstenmale  ausgebrochene 
l^latternepidemie,  welches  ein  Kind,  das  in 
Hamburg  argesteckt  worden  War,  und  dm 
ich,  ohne  dies  eu  wissen,  die  Kuhpockes 
impfte,  hier  verbreitete,  hat  auch  die  hie&ip 
Impfung  als  •  völlig  sichernd  bewiesen.  Ja, 
seihst  in  denen  Fällen,  wo  die  Materie,  mit 
der  geimpft  war,  erst  am  iiten  Tage  au^ 
nommen  war,  oder  wo  alle  die  characteristi- 
sehen  Zeichen  einer  voUkommedeii  Kranke 
heit  nicht  zugegen  gewesen  waren,  blieben 
die  Geimpften  gegen  natürliche  und  iuoit- 
liehe  Ansteckung  der  Blattern  gesidbot 
Meine  eigenen  Kinder  j  die  ich  schon  in 
Jahre  tSoo  geimpft  hätte,  impfte  ich  lum 
ohne  Erfolg,  jedoch  mit  Zeichen  einer  öitK* 
chen  geringen  Affection,  mit  Blattern- Bibto- 
rie.  Andere  Kinder^  ja  ganze  Familien  l$g^ 
bey  Blatterkindem  im  Bette,  ohne  angestackt 
zu  werden.  Nur  das  erste  Kind ,  dem  ich 
die  Kuhpocken  hier  in  Harburg  impfte,  bej 
dem  ich  aber  bey  wiederholter  Impfung  nie 
eine  ordentliche  Pocke  hervorbringen  konnte^ 
bekam  nun  die  rechten  Blattern.  Weil  msB, 
durch  einen  Ausschlag  ain  Arme  getauscht^ 
glaubte,  das  Kiud  habe  vielleicht  schon  die 
Blattern  gehabt,  so  ward  es  nicht  mehr  wii 
,  dreimal  geimpft.  Es  entstand  auch  jedesmal 
nach  der  Impfung  ein  kleines  Geschwür»  vi 


—     »7    — 

^  « 

TOH  grüner  Farbe  iah  ich  einst  bey  einem 
Kinde  abgehen,  welches  zuvor  an  heftigen 
Leibschmerzen  litt,  ao,  da£i  ich  auf  eine 
Kupfervergiftung  fiel.  Aber  die  Untersuchung 
auf  Kupfer  zeigte  auch  k.eine  Spur  in  dieser 
Masse.  Ich  konnte  dieae  Masse,  die  jedoch 
nicht  bitter  schmeckte,  da  durchaus  nichta 
genossen  war,  wovon  sie  ein  RQckbleibsel 
seyn  konnte,  damals  fUr  nichta  anders,  als 
eine  auomalisch  abgesonderte  Galle  haltex^ 
Und  auch  in  diesem  Falle  schien  die  graue 
Farbe  des  Stuhlgangs,  die  halb  rerdaueten 
Speisen  auf  einen  Fehler  in  der  Galle -Ab« 
sonderung  mit  Recht  achliefsen  zu  lassen* 
Vielleicht  daia  die  Erfahrungen  anderer 
Aerzte  über  den  Abgang  ähnlicher  Massen 
mehr  Aulschluls  geben  können. 

Da  diese  Mittel  nun  zucht  hinreichend 
schienen )  um  diese  Krs^nkheit  zu  heben,  di^ 
es  femer  nun  ausgemacht;  war,  dafs  der 
Bandwurm  nicht  Ursache  der  ZuiEllle  war, 
da  ferner  alle  andere;;» ,  mit  der  Krankheit 
yerbunaenen  Erscheinungen,  und  die  grolse 
Aehnlichkeit,  "die  dieser  Kranke  mit  dem 
Bichierscken  hatte,  ea  höchat  wahrscheinlich 
machten,  dals  Alles  nur  eine  andere  Form 
Äier  gichtischen  Krankheit  sey^  ao  verord* 
nete  it^h  den  4«  Februar  folgendes: 

9t.     Merc^  Suhl,  corros.  gr.  ij  Egur.  Trif. 


dem  maa  xudit  wulste^    ob  es  die  Blatte 
gehabt  hatte  ^    ob  os  gleich  als  Kiad  mit  der 
älteren    Schwester   in    einer   Stube    gewciei 
war,  als  diese  die  Blattern  hatte ,:   verlief  die 
Krankheit    ohogefahr    den   nämhchen    Giaj 
Ich  impfte  es  den  ai.    März.       Es    biU^e 
sich  auf   beiden  '  Armen    regelmälsige    fiUb 
tern;    den  26,  und  27.  März  zeigte  sich  hA 
tiges  Ziehen  in  den  Achselhöhlen,     zugieicii 
Kopfschmerz ,   und  in  der  Nacht  vom  a&tei 
auf  den  27.  März  heftige  Hitze  und  Unmlie 
Den  27.  schien  es,  als  wenn  sich   eineAöt&i 
^ef  in  der  Haut  zeigen  wollte,  aber  dtioi  aS. 
und    29.    März   war    nichts    zu    sehen »  ^ 
Impfstelle  ward  schon  braun,  und  am  SostM 
ganz  schwarz  y    schmerzte  aber  auf  einem  Ar 
me   etwas«      Solche  ^    die   schon    einmal  vi 
Kuhpockenstojff    geimpft    waren,      veihiehn 
sich  bejr  einer  zweiten  Impfung  eben  so,  all 
wenn  sie  mit  Blattern-Materie  wären  gefinpfi 
gewesen.      Meinen  älteren  Knaben ,  den  ick 
den  29Sten  Sept.  1800  zum  erstenmale  impft^ 
impfte  ich  den  22.  April  i8o3  nochmals  mit 
.Kuhpoeken  -  Mateiie.       Schon   den  ^4*  -^P*^ 
war  ein  Knötchen  sichtbar.       Den    216.  Apiil 
entstand    Röthe    und     Geschwulst.         Diese 
ward  schon  den  28.  April  trocken ,     obgleidi 
die  Röthe  noch  zugenommen  hatte  und  meh- 
rere Zoll  im  Umfange   hielt.     Den  .^3.  April 

nahm 


—     »9     — 

Arznei  «inen  Saft  aus  Syn  rad.  SquiUf^  Lac. 
Gmi.  Ammoniaci  mh  Sp*  SaU  Dulc^^  woyon 
öfters  ein  Theelöffel  Toll  genommen  werden 
sollte«  Der  Eisgang  in  der  Elbe  mächtig  mir 
es  unmöglich  f  den  Kranken  einige  Tage 
nachher  zu  besuchen.  Die  Beängstigungen 
mehrten  sich  yöA  Tage  zu  Tage,  und  ^h 
der  Kranke  einige  Tage  darauf  aufser  Bette 
auf  dem,  Stuhle  safs,  und  vorher  noch  ver- 
nünftig gesprochen  hatte ,  starb  er  plötzlich, 
nachdem  man  an  diesem  Tage  aufsefeiner 
Mattigkeit  der  Augen  nichts  AuiFallendes  be- 
merkt hatte,  Nach  allen  eingezogenen  Er- 
kundigungen war  sein  Tod  weder  mit  apo- 
plektischen  Symptomen  i  noch  mit  Zufällen 
von  Erstickung  verbunden.  Die  fortdauernd 
gehinderte  Gommunioation .  durch  den  Eis- 
gang hielt  mich  ab,  die  Leiche  zu  unter- 
suchen. 


Kukp  ecken. 

Immer  mehr  bestfitige«  sich  die  schützend« 
Würkung  der  Kuhpocken.  Eine  seit  der  Ei|i« 
luhrung  di^er  Impfmethode  im  verflosseaaa 


—     3o     — 

Sommer  hier  zum  erstenmale  ausgebrochene 
l^lattemepidemie,  welchie  ein  Kind,  das  in 
Hamburg  angesteckt  worden  War,  und  dem 
ich,  ohne  dies  eu  wissen,  die  Kuhpocken 
impfte,  hier  verbreitete,  hat  auch  die  hiesige 
Impfung  als  •  völlig  sichernd  bewiesen.  Ja, 
selbst  in  denen  Fällen,  wo  die  Materie,  mit 
der  geimpft  war,  erst  am  iiten  Tage  aufge- 
nommen war,  oder  wo  alle  die  chäracteristi- 
sehen  Zeichen  einer  vollkommexieü  Krank- 
heit nicht  zugegen, gewesen  waren,  blieben 
die  Geimpften  gegen  natürliche  und  künst- 
liche Ansteckung  der  Blattern  gesichert. 
Meine  eigenen  Kinder  j  die  ich  scdion  im 
Jahre  tSoo  geimpft  hätte,  impfte  ich  nun 
ohne  Erfolg,  jedoch  mit  Zeichen  einer  örtli- 
chen geringen  Affection,  mit  BIatt€^m- Mate- 
rie. Andere  Kinder,  ja  ganze  Familien  lagen 
bey  Blatterkindern  im  Bette,  ohne  angesteckt 
zu  werden.  Nur  das  erste  Kind^  dem  ich 
die  Kuhpocken  hier  in  Harburg  impfte,  bey 
dem  ich  aber  bey  wiederholter  Impfung  nie 
eine  ordentliche  Pocke  hervorbringen  konnte^ 
bekam  nun  die  rechten  Blattern.  Weil  man, 
durch  einen  Ausschlag  ain  Arme  getäuscht, 
glaubte,  das  Kiud  habe  vielleicht  schoi^  die 
Blattern  gehabt,  so  ward  es  nicht  mehr  wie 
;  dreimal  geimpft.  Es  entstand  auch  jedesmal 
nach  der  Impfuug  ein  kleines  GeschwUr».  und 


-^■.   3i     --^ 

das  erstemal  sogar  ein  allgemeiner  AusschUg^ 
aber  es  fehlte,  alles  allgemeine  Uebelbefinden 
und  die   peripherische  Röthe«      Die  Mutter  ' 
und  deren  Schwester  waren  gleichfalls  unge^ 
wifS|  ob  sie  die  Blattern  schon  gehabt  hatten, 
und  ich  impfte  diese  mit  Kuhpocken-Materiia 
zu    verschiedenen    malen »    aber    ohne    eine 
Kuhpockenkrankbeif  hertrorbtingen  lu  kön-^ 
nen.       Doch  war  der  Verlauf  der   Impfung 
bej  der  Schwestei*  merkwürdig.    Es  war  eine 
verheirathete  Dame  yon  28  Jahren,  die  ich) 
da  das  erstemal   gar   keine    Würkuog   nadi 
jder  Impfung  erfolgtei   den  gten  Januar  i8o3 
zum   zweiten    male  auf   beiden    Armen   mit 
kleinen  Rissen  impfte*     Schon  den   la.  Jan* 
schwoll  die   Impfstelle  des  einen -Armes  an* 
Schon  den  i3*  Jan*  zeigte  si<ih  Röthe;    diese 
nahm  den  i4*  Jaü.  zu,    imd  war  am  i5.  am 
heftigsten,    aber  sie  hatte  nicht  das  Ansehen 
Ton  der  peripherischen  Röthe ,  sie  war  brau- 
ner und  ihr  Rand  War  nicht  so  unuchriebeli. 
Den  i6.    war   aUes  verschwunden,    also  an 
dem  Tage,  wo  sich  die  Röthe  erst  hatte  bil- 
den müssen.     Den  14.  und  i5.  Januar  klagte 
sie  über  Schmerzen  in  der  Achselhöhle-,  und 
am  i4*  auch  über  Kop&chmerzen.    Am  iSten' 
Tage  nach  der  Impfung  zeigten  sich  am  ge-^ 
impften    Arme    einige    BluUchwären.      öey 
eiAam  jBuud^rtn  XTJährigen  Frauenzimmer,  ron 


,,-     3s     - 

dem  maa  xudit  wulste,    ob  es  die  Blatteta 
gehabt  hatte  ^    ob  es  gleich  als  Kind  mit  der 
älteren    Schwester   in    einer   Stube    gewesen 
war,  als  diese  die  Blattern  hatte,,   verlief  die 
Krankheit    ohogefahr   den   nämüchen    Gang. 
Ich  impfte  es  den  ai.    März.      Es    bildeten 
sich  auf   beiden  '  Armen    regelmälsige    Blat- 
tern;   den  26,  und  27.  März  zeigte  sich  hef- 
tiges Ziehen  in  den  Achselhöhlen,     zugleich 
Kopfschmerz ,   und  in  der  Nacht,  vom  aSsten 
auf  den  27.  März  heftige  Hitze  und  Unruhe. 
Den  27.  schien  es,  als  wenn  sich  eine  Röthe 
^ief  in  der  Haut  zeigen  wollte,  aber  den  s8»^ 
und    29.    März   war    nichts    zu    sehen,  ^^A 
Impfstelle  ward  schon  braun,  und  am  hosten' 
ganz  schwarz,    schmerzte  aber  auf  einem -Ar- 
me  etwas.      Solche,    die   schon  einmal  mit 
KuhpockenstojBF    geimpft    waren,     verhielten 
sich  bejr  einer  zweiten  Impfung  eben  so,  dh 
wenn  sie  mit  Blattern-Materie  wären  gem^ft 
gewesen.      Meinen  äitencn  Knaben ,  den  ich 
den  29sten  Sept.  1800  zum  erstenmale  impfte, 
impfte  ich  den  22.  April  i8o3  nochmals  mit 
^Kuhpoeken  -  Materie.      Schon  den  24*  April 
war  ein  Knötchen  sichtbar.       Den  26.  April 
entstand    Röthe    und     Geschwulst.        Diese 
ward  schon  den  2S.  April  trocken,    obgleich 
die  Röthe  noch  zugenommen  hatta  und  meh- 
rere Zoll  im  Umfange  hielt.     Den  ^g.  April 

nahm 


-     57     - 

einer  vollkomineneii  Ppcke,  ohne  alle  darauf 
folgende  peripherische  Röthe  und  Fieberbe- 
wegungen.       Ohnerachtet  einer  wiederholten 
iiachherigen  Impfung,  war  ich  nie  im  Stande, 
eine  andere  als  die  gewöhnlich  auf  eine  aweite 
Impfung  folgende  ördiche  Würkung  hervcMr« 
zubringen,  weshalb  ich  mich  berechtigt  glaubte^ 
das  Kind  für  yoUig  gesichert  zu  halten.    Da 
der  Vater,  ein  OfBcier,  diesen  Ort  noch  yör^ 
Ausbreitung  der  Blattern  yerliefs»   ao  bin  ich 
noch  nicht  im  Stande  ^   aus  Erfahrung  zu  ur- 
theilen.      Erst  ganz  vor  kurzem  sah  idi  hejr 
einem  Mädchen  yon  fünf  viertel  Jahren  auf 
einem  Arme  statt  der  Impfpustel  eine  Blaae 
ron  eifkem  Zoll  im  Durchmesser,  mit  Lymphe 
angefüllt,    die  den  8ten  Tag  sich  achnall  er- 
lioben  hatte,  und  Wie  ich  sie  sab  scIk»!  auf- 
geplatzt war.      Die  Stelle  sah  aus,   als  wenn 
ein  Zugpflaster   darauf  gelegen  hätte,    aber 
man   koünte  noch   deutlich   die  erhabenere 
Stelle  der  eig^itKchen  Irapfpustel  unterschei- 
den.   Auf  dem  anderen  Arme  war  ein^  ge« 
wohnliche  Impl^nsteL  Aber  nach  der  Bildung^ 
der   peripherischen  Röthe  zeigten  siöh  noch' 
mehrere  Blasen  auf  der  Schulter,    doch  yon 
kleinerem  Umfange,  die  sich  zuletzt  über  den  ' 
Hiidcen  dieser  Seite  yerbreiteten,    hingegen 
bUeb  der  andere  Arm  ytm  <fiesem  Aussdblage 
Tersdiont. 


-     «     36     — 

Was  di^  ErscheinuDgen  des  Allg 
lefidens  betrifit,  so  habe  ich  zu  me 
malen  schon  am  6ten  Tage  nach  der  Ii 
ein  Fteber  beiiterkt,  yon  dem  mtfki 
andere  Ursache    als    die  Impfung    ent 

^konnte»  Bey  einem  Kinde ,  welches  i 
3.'  Jan.  1 8o3  impfte ,  entstand  schon 
Jan.  ein  Fieber.  Dies  Terschwand  d 
.ffinzliohf.  zeigte  sich  aber  wieder  den 
und  i3.  ziemlich  heftig.  .  Den  la«  zei{ 
der  Anfang  der  Röthe.  —  Am  geiwci 
sten  fand  ich  dier  Fieberbewegungen  ( 
und  II.  T<«ge  nach  der  Impfung,  doch 

^dios,  so  wie  die  frühere  oder  spätere  I 
nung.der  .Rörhe,     deren  höchster   Gi 
dem  heftigsten  Fieber  meistens  zuaanao 
nach  Verschiedenheit    der  Kinder,     w 
gleich  Geschwister   waren ,    und    &ie 
nämlich«^  Art  und  mit  der  nämlichen  '. 
zu   gleicher.  Zeit  geimpft   waren,        AI 
Ganzen    bewürkte    doch  ein  wärmere 
halben    eine    Beschleunigung    der     Kn 
und  ich  fand  bey  Kindern,     die  ich  2 
eher   Zeit   geimpft   hatte,     die    aber   ' 
gehalten  worden  wann,     schon  den 
die  volle  per'pherische  Röthe  und  djss 
wenn  ich  bey  den  anderen,  die  immer 
sen    in    der    Kälte    herum    gelaufen 
kaum  den  Anfang  der  Aöthe  und  noch 


-     39     - 

Spur  Ton  Fieber  bemerken  konnte.  — •  Bey 
sehr  jungen  ^  Kindern ,  von  einigen  Wochen 
und  Monaten,  erschien  die  Röthe  meistens 
früher,  wie  bey  älteren.  Aber  nur  in, sehr 
sehenen  Fällen  bemerkte  ich  bey  Kindemin 
den  ersten  Monaten  de»  Lebens  heftigere 
Fieberbehnregungen,  und  meistens  gieng  die 
g^nze  Krankheit  so  leicht  yorüber,  dals  ea 
schwer  war,  eine  Krankheit  zu  bemerken. 
Oft  ward  auch  sieht  eine  Nacht  nnruhigeri 
wi^  sonst,  zugebracht.  Hingegen  litten  Er- 
wachsene im  Durchschnitte  mehr,  ^und  nicht 
selten  sah  ich  bey  di^en  heftiges  Fieber, 
Kopfsdimerzen,  Uebelkeiten,  Erbrechen, 
Mangel  des  Appetits,  Zeischlagenheit  der 
Glieder  und  eine  Neigung  zu  Ohnmächten 
bey  einiger  Anstrengung,  z.  B.  wenn  sie 
zum  Impfen  anderer  Kinder  dienen  sollten, 
und  einige  Zeit  standen.  In  einem  Falle 
beobachtete  ich  Conrulsionen,  die  allein  den 
Kuhblattem  zugeschrieben  werden  konnten^ 
und  in  einem  anderen  Falle  erfolgte  der 
Tod  eines  geimpften  Kindes  am  xoten  Tage 
nach  der  Impfung  plötzlich,  ohne  daik  man 
jedoch  Ursadie  gehabt  hätte,  die  Pocken  zu 
beschuldigen.  Hier"  sind  die  näheren  lAn* 
stände  beider  Fälle. 

Die  drittehalbjährige  Tocht^  einer  Na- 
4ierin  Namens  fyHUirodiy  impfte  Idi  den  ig. 


„    4«    - 

April  MorgeBs  mit  Mateiie,  die  ich  kunsu^ 
Vor,    am.öten  Tage  nach  der  Impfung,    yoa 
einem    Kinde  von  drei  Monaten   aufgenom- 
men hatte,  wie  gewöbniiöh  mit   einigen  Rif- 
aen,    und  bedeckte  die  StMle  mit  GoIdacUi* 
gerhaut.      Den  a3«  April  erschienen  auf  b» 
den  Armen  die    Zeichen    der  Haftung»      b 
der  Nacht  vodi  ay«  auf  den  28.   April  hatte 
das  Kind  Hitze  und  Unruhe.      Atn   a8.  April 
fing  sich  die  peripherische  Röthe  nn  su  bildea. 
Am  Abende  dicjsea  Tages»  als  die  Mutter  hej 
einem    unangenehmen    kalten    Nordostlrinde 
mit  dem  Kinde  zu  eint'.^  Nachbarin  gegangen 
war,     bek^n  es  bey  dieser  einen  Anfall  VOB 
Krämpfen    epileptischer   Art,     die    über  one 
viertel    Stunde     anhielten«      Nie     hatte    dai 
Kind  etwas  ähnliches  gehabt,  alleiix  der  Vataf 
des  Kindes  litt  zuweilen  an  Fpilepsie»      Dl 
ich  gel  ade  auf  dem  Lande  bey  einem  Kraa- 
Ken  war,  so  sah  ich  das  Kind  erst  ^ine  halbf 
Stunde  nachher«      Ich  fand  es  qoch  unruhig 
mit  den  Augf^n ,    noch  leichte  Zuckungen  ia 
den   Glied  rn    und    müde.      Ich    verordnetei 
einige  Gran  Zinkblumen  ofrera  zu    nehmen. 
Deu  29.   April   hatte   es  noch  ric:!  Hitse  und 
.war  auch  <  die  verflossene  Nacht  unruhig  ge- 
wesen. Am  3o    April  war  es  völlig  wohl  und 
die  Röthe  im  Abnehn^cn.      Nachher   hat  dal 
Kind,    so  lange  ich  es  beobachtete »    keine 


-     37     - 

einer  vollkommenen  Ppcke,  ohne  alle  daraol 
folgende  peripheiische  Röthe  und  Fieberbe- 
wegungen.  Ohnerachtet  einer  wiederholten 
nachherigen  Impfung,  war  ich  nie  im  Stande^ 
eine  andere  als  die  gewöhnlich  auf  ein^  aweite 
Impfung  folgende  örtliche  WUrkung  hetyotm 
zubringen,  weshalb  ich  mich  berechtigt  glaobtei 
das  Kind  fiir  yiöUig  gesichert  zu  halten.  Da 
der  Vater,  ein  Offider,  diesen  Ort  nodi  Tör^ 
Ausbreitung  der  Blattern  Terliefs,  ao  bin  ich 
noch  nicht  im  Stande ;  aua  Erfahrung  zu  uv- 
theilen.  Erst  ganz  vor  kurzem  sah  idi  bej 
einem  Mädchen  von  fünf  yierfel  Jahrein  auf 
einem  Arme  statt  der  Impfpustel  ^e  Blaae 
Ton  eiftem  Zoll  im-Durchmesseri  mit  Lymphe 
angefüllt,  die  den  8ten  Tag  sich  achnell  ^f^ 
hoben  hatte,  und  Vde  ich  sie  sah.  schoii  auf« 
geplatzt  war«  Die  Stelle  sah  aus,  als  wenn 
ein  Zugpflaster  darauf  gelegen  hätte,  aber 
man  '  koünte  noch  deutlich .  die  erhabenere 
Stelle  der  eigentlichen  Irapfpustel  unterschei- 
den. Auf  dem  anderen  Anne  war  wie  ge-» 
wöhnliehe  knpfpnstel.  Aber  nach  der  Bildung 
der  peripherischen  Röthe  leigtjsn  siibh  nock 
mehrere  Blasen  auf  der  Schulter,  doch  yon 
kleinerem  Umfange»  die  aich  zuletzt  über  den 
Hucken  dieser  Seite  verbreiteten,  hingegen 
blieb  der  andere  Arm  rem  diesem  AttSS€^age 
Terschont. 


'-    44    - 

g^ben^  von  dem  es  aber  nun  zweifelhaft 
war,  ob  es  nicht  würklioh  Angina  membr^ 
nacea  sey.  Jedoch  liels'  dieser  Krampfhustflif 
mit  dem  starkes  Fieber  verbunden  war,  htj 
diesem^  von  jeher  sohwächlicken  Kinde  ai( 
den  Gebrauch  des  Moschus  ziemlich  nidii 
aber  in  der  Nacht  erschien  allgemeiiicr 
Schaclachäusschlag.  Vier  und  zwanzig  Sta^ 
den  nachdem  der  Ausschlag  erschienen  wiTi 
starb  dies  Kind  unter  Zufällen  yon  erscliira^ 
tem  Atiiemholen,  von  dem  die  TJrsaclie  Mbet 
nicht  im  Larynx,  sondern  in  den  Lugen 
selbst  zu  liegen  schien,  nachdem  der  Ans* 
schlug  zuvor,  vielleicht  wegen  einer  Eikil- 
tung,  in  der  Nacht  verschwunden  war.  — 
Diese  Umstände  hielt  ich  zur  richtigen  Beiß' 
theilung  der  Erscheinungen  bey  unserem  kU- 
nen  Impfling  mitzutheilen  fiir  nöthig. 

Den  7.  Febr.  erhielt  ich  die  Nachrickti 
das  Kind  sey  schon  den  zweiten  Tag  asck 
der  Impfung,  als  den  a.  Febr.,  nicht  so  mos- 
ter  als  sonst  gewesen,  und  dabey  die  Att* 
sieht  etwas  trübe.  «Meine  Tochter  neint," 
schreibt  mir  der  Grofsvater,  gleichfalls  tii 
Prediger,  «^dafs  es  einem  Schnupfen  sttss* 
«sdireiben  sey.  Heute  ist  sie  wieder  munta^ 
«An  einem  Arme  hat  es  nur  gefafst,  und  ei 
«zeigen  sich  zwei  Impfpusteln,  aber  die  ai- 
«rgentliche    Röthe   ist  noch   nicht   da.      Am 


•  ■       .        -    45    ^    '    . 

•Abende  spät  zeigte  sieh  etwas  Röthe  an 
«dem  einen  Arme;  an  dem  anderen  Arme, 
«wo.  es  nicht  fabte,  ist  nichts  zu  sehen,  und 
«die  Kleine  ist  ruhiger,  wie  sie  seit  dem 
«Donnerstage  gewesen  ist.>»  -*-  Bey  der 
nähern-Erkundigung  nach  den  Zeichen  dieses 
Uebelbefindens  erfuhr  ich!,  «dafs  das  Kind 
«heischer  gewesen  sey  und  Hit^  gehabt 
,  «habe,  dafs  es  am  Donnerstage,  als  den  2ten 
«Febr«^  am  kränksten,  &en  Freitag  ^er 
«schon  wieder  besser  gewesen  sey,  und  sid^ 
«nach  dem  7.  Febr.  yölhg  munter  befunden 
«habe.  Während  des  Uebelbefindens  habe 
«es  nicht  imnier  gut  saugen  wollen.»  •— 

Am  Freitage  den  ,10.  Febr.  erhielt  ich 
nun  folgende  unerwartete  Nachricht  vom 
Grolsvater  des  Kindes :  «Heute  Morgen  um 
«6  Uhr  wird  meine  Tochter  geweckt  und  ihr 
«gesagt,  dals  der  Kleinen  die  Luft  weggeblü'- 
üben  sey*  -*-  So  eilig  siie  sich  auch  hin  be- 
«giebt,  ist  der  Zufall  doch  roriiber.  Das 
«Kind  schien  nun  ganz  wohl  zu  seyn^  hat 
•nachher  die  yolle  Brust  gesogen^  und  darauf 
»ruhig  gesehla/en.  Gegen  9  Uhr  erwacht  es, 
«will  aber  nicht  saugen,  und  indem  man  es 
«auf  die  Arme  nimmt,  bekommt  es  heftige 
«Schäurchen  (ein  Proyinzialausdruck  für  Gon- 
«Tulsioiien  der  Kinder),  wird  blau,  verzieht 
«sich,   und  ist  innerhalb  liinf  lünuten  toÜt* 


/ 


—    46    —  . 

«cl^ir  schickten  gleich  nach  E. .  •  •  (^tm 
ccEscadron  •  Chirurgus),  der  es  aber  achon 
«todt  fand.  Er  machte  Vej^uche,  einen  Reift 
«im  Munde^kerrorzubringen ,  aber  vergebeai. 
«-*-  Die  Impfpusteln  haben  gestc^m  Abend 
«gut  gestanden,  die  Röthe  war  gehöjrig,  der 
«Arm  stark  angescbvvroUen ,  und  selbst  die 
«Drüsen  unter  dem  Arme.i» 

Es  fehlten  zu  viel  Data,  um  genau  be- 
stimmen zu  können,  woran  das  Kind  eigeot- 
lieh  gestorben  sey.  Ich,  verlangte  also  fiber 
mehrere  Punkte  Aufklärung  und  bat  ui  'etoe 
Section.  Diese  Ward  ^örne  bewilligt,  vad 
mir  folgendes  mündlich  am  i3.  Febr«,  am 
Tage  der  Section  gesagt:  Das  Kind  habe 
sich  völlig  wohl  befunden |  habe  am  9»  Febr. 
keine  Hitze  oder  Kränklichkeit  gezeigt,  dis 
Nacht  auf. den  10.  gut  geschlafen,  und  die 
peripherische  Röthe  sey  noch  nicht  im  Ab- 
nehmen gewesen.  Was  den  ersten  An£sül 
betrifft  9  so  habe  die  erschrockene  Ammt 
nicht  bestimmt  sagen  können,  worin  er  be- 
standen habe ,  doch  sagte  ein  dabejr  gegen« 
wärtig  gewesenes  Kindermädchen,  daCi  er 
d<»m  zweiten  ahnlich  gewesen  aey,  den  dis 
Schwester  der  Mutter,  welche  das  Kind  ge- 
rade auf  den  Arm  g^iommen  hatte,  genau 
be^'bachtete.  Diese  sagte,  sie  habe  etwas 
^'    Schaum  vor  dem  Munde  des  Kindea;    b^jm 


~    4«    -     • 

Krämpfe  wieder  bekommen.    Aebitliche  Er- 
scheinungen sind,    wie  wir  kürzlich  erfahren 
haben,     auch   von  Dömling  beobachtet  uud 
im  Archive  für  medidnische  Erfahrung,    von 
Hom^  mitgetheilt  worden«    Es  ist  auch  nicht 
au  verwundernd  dafs  ein  Reitz,  der  so  mäch» 
tig,    so  dauernd  und  so  eigen  auf  die  ganze 
Organisation  würkt ,    'unter  gewissen ,     nicht 
vorher  im  cohcreten  Falle  zu  bestimmenden 
und     vorauszusehenden     Umständen,     solche 
Convuhipnen   wird    erregen  können«      Aber 
die  Erfahrung  lehrte  doch  bis  jetzt,'    dafs  e$ 
viel  seltener,  wie  bey  den  Menschebblattern, 
der  Fall  war«      In  dem  von  Dömling  heoh^» 
achteten  Falle,  gieng  wUrklich  eine  deutliche 
Anlage     zu    dieser    Krankheitsform    voraus« 
Dies  war  jedoch  bey  dem  gesund«:  n  und  aU 
lern  Anscheine  nach  starken  Kinde  nickt  der    / 
Fall,  bey  dem  ich  sie  beobachtete.   Es  schien 
hier  würklich  mehr  Ueberreitzung    zu  seyn,    ' 
-wenn  wir  uns  dieser  Vorstellung  b^  einer 
Krankheit  bedieneh  dürfen,     die  ErsobeinütiF* 
gen  darbietet,    welche  durchaus  nicht  durch 
blose    erhöhete    oder    verminderte   Erregung 
erklärt  werden  können.       ' 

Der  andere  angeführte  P^ll  war  folgen- 
der. Den  3i.  Febr.  1804,  Abends^  gegen  9 
Uhr,  impfte  ich  die  la  Wochen  alte  Tochter 
des  Hm.  Pastor  K...  zu  H,  mit  Muterie,  die 


-r-    4S    — 

Farbe  der  Haut,  den  Umkreis  der  periphe» 
sche.i  Köthe,  ungefähr  von  der  GrüUe 
hulben  Guident«  erkennen. 

3)  Da  ich  eine  Anschwellung  der  Mifr 
dein  veimuthete,  so  öffnete  icrh  den  Miae 
so  viel  wie  möglich.  Es  Eei'gte  sich  eiv 
auge^^chwollene,  zwischen  deu  Kinnladen  h» 
vorgetretene  Zunge,  auf  deren  hintena 
Theile  etwas  Milch  befindl'ch  war.  DieMifr 
dein  ran()  irh  nicht  angeschwollen ,  aber  da 
Zäpfchen  wenig^tens  noch  einmal  so  laa^ 
wie  man  es  bey  dem  Alter  veraiuthea  solltet 
und  an  der  Spitze  sehr  roth  von  ausgedeha« 
ten  Adern. 

4)  Hierauf  machte  ich  eioen  HautsduiO 
vom  Kinn  an  bis  an  die  Schaamknodiei^ 
und  legte  zuerst  die  Aspera  arieria  und  da 
Larynx  blos,  wo  ich  nichts  krankhaftes  £uul 
Unter  der  Haut  fand  sich  bey  diesem  Schnirc 
allenthalben  Fett  von  der  d-cke  eines  halbes 
bis  ganzen  F.ngers.  Bey  der  Oeffnung  des 
Kahlkopfes  zeigte  sich,  so  wie  auch  in  d« 
Luftröhre,  etwas  Schleim. 

5)  Bey  der  Oeffnung  der  Brusthöhle  «^ 
schien  die  Lunge  der  linken  Seite  g^nz  i0 
Rücken  und  vom  Herzen  bedeckt^  so,  djIÄ 
man  ■  nichts  von  ihr  sah«  Auf  der  rechtes 
Seite  hingegen  Visr  die  Lunge  au^gedehat 
und    etwas    rötUiche    Feuchtigkeit     ia    dtf 

Bnut- 


\ 


-     49     - 

Brusthöhle.  ^  Dia  Lutige  dieser  Sfite  hatte 
ein  hdlh*othes  Ansehen,  und  war  nur  auf  der 
hinteren  Seite  m^hr  mit  Blut  angefüllt  und 
dunkelroth  gefärbt.  Die  lioke  Lunge  hinge* 
:gen  war  nur  wenig,  und  nur  der  obere  Theil 
etwas  von  der  Luft  ausgedehnt^  undVoti 
etwas  hellerer  Färbe;  der  gtöfste  übrige  .1  heil 
aber^  besonders  der  untere  Lappen ,  dunkel» 
roth^  zusammen  gefallen ,  und  strotzte  ron 
Blut.  In  den  Bronchien  zeigte  sich  ein  mit 
Blut  giemischter  Schleim.  Beide  Herzen 
waren  ziemlich  leer  von  Blut.  Doch  waren 
die  Kranzadem  des  linken  mehr  anfgetrie* 
l>eny  wie  die  des  rechten«  Das  im  Herzen 
noch  enthaltene  Bilut  war  schwarz  und  nicht 
geronnen.  Bey  der  Durchschneidung  der 
Yenen  des  Herzens  AqIs  dunkel  *schwarzeS| 
.ungeronnenes  Blut  aus^  welches  überhaupt 
nirgends  geronnen  erschien.  Das  Hiarz  war 
picht  schlaff« 

6)  In  der  Bauchhöhle  zeigte  sich  durch-^ 
aus  nichts  regelwidriges,  und  die.  Milchgei^ 
false  waren  noch  mit  Chjlua  angefüllt  i  hin-« 
gegen  die  Bluudern  nicht  ron  Blut  stroz« 
send« 

7)  Bey  der  Oe£Pnullg  der  Kop/es  zeigte 
eich  in  den  Blutbehaltern  yiel  ungeronneilea 
achwarzea   Blut^    die   pUxut   chor(Mei    yoü 

XVIU.  B.  %.  ff.  •  P 


-    46    -. 

«cl^ir  schickten  gleich  nach  Jff...J  (eioem 
ctEscadron  •  Chirurgus),  der  es  aber  schon 
«todt  fand.  Er  machte  Ve^^uche,  einen  Reits 
«im  Munde^herrorzubringen ,  aber  vergebeos« 
«-*•  Die  Impfpusteln  haben  gest€»*n  Abend 
«gut  gestanden,  die  Röthe  war  gehö.rig,  der 
«Arm  surk  angeschwollen,  und  selbst  dia 
«Drüsen  unter  dem  Arme.i» 

Es  fehlten  zu  viel  Data,  um  genau  be- 
stimmen zu  können,  woran  das  Kind  eigent- 
lich gestorben  sey.  Ich,  verlangte  also  über 
mehrere  Punkte  Aufklärung  und  bat  nifi  'eine 
Section.  Diese  Ward  ^örne  bewilligt,  und 
mir  folgendes  mündlich  am  i3.  Febr.,  am 
Tage  der  Section  gesagt:  Das  Kind  habe 
sich  völlig  wohl  befunden,  habe  am  g*  Fehr« 
keine  Hitze  oder  Kränklichkeit  gezeigt,  die 
Naöht  auf. den  lo.  gut  geschlafen,  und  dia 
peripherische  Röthe  sey  noch  nicht  im  Ab- 
nehmen gewesen.  Was  den  ersten  Anfall 
betrifft,  so  habe  die  erschrockene  Amme 
nicht  bestimmt  sagen  können,  worin  er  be» 
standen  habe^  doch  sagte  ein  dabey  gegen- 
wärtig gewesenes  Kindermädchen,  dals  er 
d<»m  zweiten  ahnlich  gewesen  sej^  den  dia 
Schwester  der  Mutter,  welche  das  Kind  ge- 
rade auf  den  Arm  g^iommen  hatte,  genau 
beobachtete.  Diese  sagte,  sie  habe  etwas 
Schaum  vor  dem  Munde  des  Kindea;    b^jm 


-    47    - 

Aufnehmen  desselben  aus  der  Wiege,  belnerkt, 
und  kaum  habe  sie  es  auf  dem  Arme  gehabti 
als  das  Angesicht  blau  geworden  und  stark 
angeschwollen  sey.  Hierbey  habe  es  keinen 
Athem  geholt,  die  Zutige  sey  aus  dem  Munde 
getreten,  das  Kind  habe  darauf  das  linke 
Auge  verzogen  und  geschlossen,  dann  auch 
die  linke  Seite  des  Mundes,  und  bald  habe 
es  das  rechte  Auge- geschlossen  und  sey  todt 
gewesen.  Eigentliche  Convulsionen  wären 
gar  nidit  erfolgt.  Nach  dem  Tode  sey  es 
wieder  '  blals  geworden.  Der  Wundarzt 
konnte  weiter  keinen  Aufschlufs  geben.  Man 
legte  das  Kind  hierauf  in  die  warme  Wiege, 
und  liefs  es  in  einer  geheltzten  Stube  zwei 
Tage  stehen.  Nach  dem  Tode  fand  man  die 
linke  Seite  blau.  — . 

Die  Section  des 'schon  ziemlich  steifen, 
beynahe  gefromen  Körpers,,  der  erst  am 
Ofen  etwas  gesdimeidig  gemacht  werden 
mulste,  unternahm  ich  im  Beyseyn  des  Esca- 
dron->ChirurgL  it.,  der  hiezu  gerufen  war,  am 
x3*  Febr.  Vormittags,  und  es  zeigte  sich^  dals- 

i)  Der  Köiper  des  Kindes  wohl  genährt 
-und  fett,  und  das  Gesicht  nicht  verstellt  war. 
Auf  dem  RUcken  und  an  einzelnen  Stellen 
an  der  linken  Seite,  war  der  Körper  braun. 

a)  Auf  dem  linken  Arme  konnte  man  nun 
die  beiden  Impfpostelii  nodi  an  einer  gelberen 


.  —    5a     — 

Gegenstände  uiid  yorzUglich,  durch  dea  rnhi- 
IpnScUaff  nach  genommener  .Nahrung,  au^ 
.^Mrte«  -^   .   .     .  •• 

Auch  die,   JBreüich  etwas  su  spät  unter- 
^aoiBmene-  Sectipn  des  Kindes^   nachdem  der 
JLeichnam  sohon  von  Kalte  erstarrt  geweseB, 
gewaschen,  und  Viel  bewegt  worden  war,  be- 
W^t:  einen  Tod  dordi  Hemmung,  des  Ein- 
ikduneiia  der.  Lufc^    und  macht  eine  ortliabe 
Ursache  dieses  Zu&Iles  sehr  wahrscheinUdu 
Die-  so  sehr  yön  Blut  strotzende ,  zusamman- 
.gefallene  Unke  Lunge,    der  blutige  Sdilaün 
in  den  Bronchien^    das  tiberall   nicht. gecon* 
nene  j  so  schwarze  Blut,  die  starke  Anfiilhuf 
der  Himadern  deuteten  auf  Erstickung;.  Aber 
einiger  Zweifel  hiergegen  entsteht  durch  die 
heUrothe    Farbe    der    mit    Luft     angefulkea 
rechten  Lunge ,    und  durch  die  Blutleere  dei 
Herzens,  besonders  des  rechten«     Aber  weoa 
man  bedenkt ,     dafs    der  Körper   erat   eini^ 
Tage  in  einem  warmen  Zimmer  und    in  der 
warmen   Wiege    liegen   blieb ,    und    dala   er 
darauf  heftig   bewegt    und!   sodann    in    eine 
Kälte  gebracht  ward,     die  ihn  dem   Frierea 
nahe    brachte,     so    lassen    sich  manche    £^ 
«cheinungen,    die  dem  Ersticken  nicht  gaai 
entsprechen,  theils  auf  diese  Umstände,  theik 
auf  eine,    yielleicht  noch  zurück  geblieben«» 


—     53     — 

nicht  sogleich  völlig  uBterdrttc^Lte  Reitsbarluit 
des  Hersens  zuruekfuhren.  '* 

Fragt  man,  was  diese  Hemmiiog  der 
Respiration  hatte  bewUrken  könnes^  so  bleibt 
freilich  keine  andere  wahrscheilüitlito  Uisl^'a 
zu  entdecken,  aU  die  so  sehr  veriSkigeite 
Uvula  y  die  vielleicht  bey  einer  lospiratioa 
in  die  Glotns  schlüpfte ,  ttnd  so  did  Erstik- 
kung  bewürkte.  Wie  dies  das  erstemal  Mor* 
gens  früh  geschah ,  ward  sie  vielMdit  dardi 
die  allgeoMinen  Anstrengungen  wieder  atts- 
gestolsen,  und  so  der  Zu£dl  schnell  gehebeni 
ohne  dals  irgend  ein  Uebelb^findea  snr&ek 
blieb«.  Bey^  dem  zweiten  Zufalle  fiel  die 
schon  dal^n  gewohnt e/vieUeidit^s  enMbial 
noch  mehr  ausgedehnte  Uvula\  gieidl  An«? 
längs  bey  einer  Ifupiratioa  tiefer  in  die 
Glottis  herab,  und  ward  durch  einen  Krw^ 
der  nun  schon  empfindlidi«  gewovdeatn 
Gloitisy  bis  zum  erfolgten  Tod^  aurftclk 
gekaiten. 

Der  einzige  andere  ZuAdt,  mit  dem  dia 
Symptome  Aehnlichkeit  hattan,  und  disff 
durch  die  LMchenöffnuDg  einigen  Söheiik' vte 
Widirscheinlichkeit  erlrielt,  war  eine  Apople- 
xie. Das  greisere  Leiden  didr  Kidcen  Seifte^ 
die  blauen  Flecken  auf  der  linken  Seite  dee 
Körpers,  die  zuerst  auf  der  linkte  Seite  ent- 
standenen ZudLungien  iiu  Gesiotilai    die  von 


.   I 

^    54    —  ! 

Luft  l'^ere,  toxi  Blut  strotzendd  linke  Lunge 
liprechen  dafür.  Aber  es  würde  kaum  zu  be- 
greifen seyn,  wie  das, Kind  gleich  nach  dem 
•raten  Anfalle  wieder  so  wohl  sich  hätte  be- 
findep  können »  wie  es  so  ruhig  hätte  sdilt- 
fen  köAnen ,  und  wie  es  so  wohl  wieder  am 
dem  Schlafe  erwachte,  *^-  Es  l)ileibt  deshsH) 
das  Zäpfchen,  welches  noch  dasu  an  der  = 
Spitze  angeschwollen  war  und  erweiterte 
31utgefäfse  zeigte,  in  dem  gröisten  Verdachte^ 
Ursache  des  Todes  gewesen  zu  seyn. 


.  <  Was  die  allgemeinen  Ausschläge  bey 
den  Kuhpoeken  betriflPt»  so  fand  ich  am  häu- 
figsten kleine,  den  Masern  ähnliche  rotho 
Flecken,  die  zuweilen  ein. höheres  Stippcbea 
in  der  Mitte  hatten ,  und  entweder  zur  Zek 
der  höch>ten  Rüthe,  oder  am  i3ten  und  14 
Tage  nach  der  Impfung  sich  zeigten,  wena  | 
die  Köthe  der  Impfstelle  schon  abgenommen 
hatte,  Dieser  Ausschlag  stand  ein  bis  zweif 
hc»«.hstens  drei  Tage.  In  anderen  Fällen  be- 
obachtete ich  einen  allgemeinen  Nesselaui- 
schlag,  theils  während  der  peripherischea 
Röthe,  theils  nachdem  sie  schon  Terachwun- 
den  war.  Einigemal  zeigte  sich  eine  allge* 
meine  Röthe  über  den  ganzen  Körper,  aia 
xoten  Tage  nach  der  Impfung,  die  man  TO0 


—   $1   — 

ztt  seyii)  da  ich  sie  unter  ZutiUin' hemeAX6^ 
die  alle  von  eixier  vetmelirten  ReiulÄg^seiig^ 
ten^  n-imUch  bey  heftigem  Fieber  und  stai^ 
ker  Röihe.  — *  Es  würde  deshalb  zu  rermu« 
then  gewe^ien  seyn,  daiEk  audi  .faey..  dieaeia 
Kinde  sich  Zufille  ron  heftiget  Reitasiijogy 
heftiges  Fieber,  sehr  starke  Röthe»  Unruke^ 
Schlaflosigkeit  u.  s.  w.  gezeigt  hab^n  wiird6ii> 
wenn  der  Tod  als  eine  Folge  der  Schntipdb» 
ken  angesehen  werden  dürfte.  Aber  diese 
Zeichen'  höherer  Reitxung  ff^hlten  gänzlich; 
Das  Kind  hatte  die  Nacht  ruhig  geschlafen^ 
war  am  Abende  zuFor  nicht  krank  gewesen^ 
und  be&nd  sich  selbst  nach  dem  ersten  Zu« 
falle  sogleich  wieder  rötlig  wohl«  Alles  die* 
ses  spricht  dafür,  dais  es'  nur  eine  .örtliche 
Krankheit  war^  welche  die  Zufälle  yon  Er« 
stickung  hewürkte^  und  dals  die  Schutzpocken 
nichts  damit  zu  sdiafFen  hatten.  -^  Auch  die 
ZufäQe  selbst  sprechen  dafür«  £s  waren 
keine  Convulsion#=in,  sondern  eine  Unter** 
driickung  des  Athemhc^iiS)  ei^e  bfolse  Er-^ 
stickung ,  die  dem  Kinde  den  Tod  ansog. 
Und  dätst  die  Ursache  dieser  Unterilriickung 
des  Respiratiohsgeschäftes  blos  örtlich  war^ 
beweist  das  rollkommene  Wohlbefinden,  des 
Kindes  gleich  nach  dem  Zufalle,  welches 
sich  durch  das  Saugen  desselben  y  durch  die 
Aufmerksamkeit  auf  die  dasselbe  umgebenden 

Oft 


—   sa   -^ 

TDieijiind  die  verschiedenen  EnehcSniii^ 
gen,  die  sich  bey  meinen  Impftiagen  ait 
Sckaupockenmateria  seigten. 


KHktnfft  des  gumen  Kürpw». 

i 

Ein  Mädchen  von  5  bis  6  Jahren»  d« 
nSmliche,  welches  Gelegenheit  sur  .Aawsii- 
dung  des  vegetabilischen  Laugen^alsea  ^Sidit 
Journ.  d.  prakt.  Heilk.  B.  3.  St.  a.  S.  344.) 
gab,  litt  seit  einiger  Zeit  an  folgenden  B^ 
schwerden.  Ihre  Sprache  ward  muIentBchi 
atottemd,  ihre  Bewegungen  wurden  heft^ 
und  zuckend,  und  dabey  lachte  aie  fast  ba» 
ständig.  Die  Kräfte  nahmen  ab ,  und  s« 
verlor  den  Gebrauch  der  Glieder  ao  sehr, 
dals  sie  nicht  einmal  mit  der  rechten,  besoa- 
ders  leidenden  Hand  essen  konnte*  Ihr  Asf- 
aehen  war  verwirrt,  und  in  ihren  atotten- 
den  Erzählungen,  da  ihr  Sprechen  suleUl 
nur  noch  in  einem  Herausstolsen  kaum,  ve^ 
atändlicher  Töne  bestand,  fiel  sie  von  eine« 
Gegenstände  auf  den  anderen.  Ihr  Geist  litt 
an  der  nämlichen  Krankheit,  wie  ihr  Körper. 

Da  dem  Kinde  öfters  Würmer  abgegsf- 


—     53     — 

nicht  sogleich  vdlUg  unterdrttcKte  ReitiKbariMit 
des  Hersens  zuruekfiikren. 

Fragt  man,  was  diese  HemsiliBg  der 
Respiration  hätte  bewUrkea  können^  sa  treibt 
freilich  keine  andere  wahrscheüdithie  Unache 
zu  entdeckeai  aU  ^ia  6<>  sehr  veriSngert« 
Uvula  ^  die  vielleieht  bej  einer  fiispiration 
in  die  Glottis  sehlüpfte»  Und  so  die  Erstik« 
kung  bewürkte.  Wie  dies  das  erstema)  Mor- 
gens früh  geschah,  ward  sie  irietMdit  dondi 
die  allgemeinen  Anstrengungen  wieder  ans« 
gestoisen,  und  so  der  Zufall  schnell  gehebeni 
ohne  dak  irgend  ein  Uebelbefinden  »irBek 
bliebe  Bey^  dem  anreiten.  Zulalle  fiel  die 
schon  dalün  gewohnte,  rieUeieht  ika  eiiteinal 
noch  mehr  ausgedehnte  Uvula\  gleiollrAn*» 
fangs  bey  einer  Iiupiration  tiefer  in  die 
Glottis  herab^  und  ward  durch  einen  Krttn^ 
der  nun  schon  empfindlidier  gewoidenin 
Glonisy  bis  aum  erfolgten  Tod^  aurftdu 
gehaitett. 

Der  einzige  andere  Zu&lti  mit  dem  dlie 
Symptome  Aehnlichkeit  hatten,  und  der 
durch  die  Leichenöffnung  einigen  Sthmt  tte 
.Wahrscheinlichkeit  erhielt,  war  eine  Apople- 
xie. Das  greisere  Leiden  diar  linken  Seifte^ 
die  blauen  Flecken  auf  dar  linken  Seite  des 
Körpers,  die  zuerst  auf  der  linktni  Seite  ent- 
standenen Zuekungian  üu  Gesiolitei    dte  t6& 


—     58     — 

gerade  nicht  vorhanden  waren,  die  hatislidieB 
Geschäfte  verrichten  konnte*  GewöhnKdi 
bekam  sie  aufserdem  einige  mal  des  Taget 
ein  sichtbares  Zusammenziehen  des  Mageu 
nnd  der  Muskeln  des  Unterleibes ,  welch« 
mit  starkem  Geräuschen  verbnndei»  vrar*  Rum« 
mer  über  häusliches  Unglück  mochte  woU 
eine  Hauptursache  dieser  Beschwerden  seyn. 
In  der  Abwesenheit  ihres  ge^öhnlidien  An- 
tes  kam  sie  in  meine  Bebandiung.  Alle  Mit- 
tel, >  auch  in  den  geringsten  Gaben ,  ver 
scfaUmmerten  das  ßebel.  Endlich  verschrieb  ich 
folgendes:  1^.  Napht.  Vüriolij  AlcohoU  Vini 
ana  5ifi  Tina.  Thebaicae  3|[.  m.  Hiervoa 
liefs  ich  ao  Tropfen  mit  Wasser  nehmen. 
Aber  die  Krämpfe  traten  sogleich  ein.  Mi 
liefs  deshalb  la  Tropfen  nehmen^  aber  mit 
keinem  besseren  Erfolge.  Nun  gab  ich  6 
Tropfen  dieser  Mischung,  und  verordnete, 
allmählich  mit  einem  Tropfen  zu  steigea 
Hierauf  blieben  die  Krämpfe  sogleich  am. 
Die  Kranke  stieg  nun  bis  auf  12  Tropfen, 
OTaucbte  diese  Arznei  eine  Zeitlang  fort,  und 
ward  völh'g  hergestellt.  Sollte  man  glauben, 
dafs  eine  so  kleine  Gabe  von  nicht  einnitl 
einem  Tropfen  Tina.  Thebaica  und  drei 
Tropfen  Naphtha  so  viel  hätte  wiirken  kön- 
nen? Man  konnte  hier  doch  keine  ao  atarka 
directe  allgemeine  Schwäche  annehmen,    ftir 


-    59    -   „ 

4ieia 'Tropfen  di^^  rMif chüng  als  %u  gtos* 
30r  Reitt  gewürkt  Jbätten;  <]eaii  eine  so  groCse 
ifidirecte  Schwäche  Uefs  dch  mit  dem  ühfi^ 
g(en  iBeßnd^ft  nicht  reimeni»  Und  doch  ge- 
stattet die  JErregungstbeorie  keine  andere. 
Erklärung,  4 —  Ist  nun  diese  Beobachtung 
falsch,  oder  ist  es  die  Theorie?  — *  Wolke 
man  sagen,  der  Magen  war  in  diesem  Falle 
der  vorzüglich  leidende  Theil,  und  befand 
aich  in  einem  viel  höheren  Grade  von  Erreg« 
barkeit,  wie  die  anderen  Theile,  und  deshalb 
vrürkten  diese  Mittel  in  so  kleiner  Gabe 
schon  so  heftig  y  so  ist  dies  zwar  sehr  wahr, 
aber  eben  so  unerklärbar  ist  esi  nach  den 
von  JRüschlaub  aufgestellten  Grundsataen,  wie, 
ein  einzelnes  Gebilde  sich  ein  halbes  Jahr 
bihdurch  in  einem*  so  ungeheuren  Grade  der 
Erregbarkeit  befinden  konnte  9  ohne  dals 
nicht  in  dieser  Zeit  auch  die  andercai  Gebil- 
de des  Organismus  id  .einen  ähnlichen  Grad 
verfallen  mufsten,  was  doch  die  Verrichtun- 
gen dieser  Organe  gar  nicht  bewiesen.  — - 
Man  siebt  aus  diesen  und  ahnlichen  Erschei- 
nungen, wie  weit  die  Erregungstheorie  noch 
davon  entfernt  ist,  alle  Erscheinungen  erklä- 
ren zu  können.  Und  dafii  die  Behaup^tung, 
Krankheiten  coiistruiren  iu  können,  nur  m 
den  Grofsprahlereien  g«hörd  -  So  etwas  zu 
Tersprecben,  und  ^.  doch  noch  wegen  disa^Ur-  ^ 


~    6o    -r 

sficfalichen  der  Formen,  die  bey  der  Behini* 
lung  d^r  Krankheiten,  selbst  naoh  den  Ai» 
sprüchen  der  Anhänger  der  ErrejgungstheofM^ 
besondere  Rücksicht  verdienen ,  ,8*^^°* 
Dunkeln  zu  ^eryn^  ist  nur  bey  gewittd 
Geistesstimmungeii  möglich. 


6. 
Herzklopfen  und  Leichend^namg. 

Die  folgende  Geschichte,  die  eine  Krtnk« 
heit  betrifft,  welche  man  sowohl  w^en  <fa 
Ursachen,  als  wegen  der  Art,  wie  sie  jedii' 
mal  auFs  neue  entstand,  und  wegen  der  & 
falle,  als  den  höchsten  Grad  der  KrankM 
darstellen  könnte,  die  man  mit  dem  ao  ns* 
scbieklichen  Namen  Angina  peaoris  bdcgt 
hat,  zeigt,,  dals  man  von  dem  Aussetzen» 
ner  Krankheit  nicht  immer  auf  die  nick 
örtliche  Ursache  schlielsen  darf,  und  we^ 
augleich  ein  Mittel  als  höchst  wurksam  ii 
asthenischen  Beschwerden,  über  dessen  Yf^ 
kungsweise  man  so  yiel  gestritten  hat,  ni»' 
lieh  die  Kälte. 

Ein  Mann  von  4o  Jahren,  aeiner  PrO" 
fession  ein  Buchbinder^    von  schwäcUid^ 


^    57    - 

genv  waren s  so  hatte  icli,  hej  allcnn  Mangel 
anderer  Anseigen ,  diese  in  Verdacht.  AbeTf 
ob  ich  gleich  eine  änaehnlidlie  Mei^  nebtt 
vielem  Schleime  ausleerte,  so  yeranderte  sich 
die  Zunahme  der  Beschwerden  doch  nicht. 
Ich  bra.uchie  nun  starkende,  reitzende  Mitteli 
a.  B.  Valeriana,  Serpentaria,  China,  Oleum  \ 
Cajeputj  und  äu&ere  reitzende  Bfittel,  ohne 
allen  Erfolg.  Endlich  gab  ich.  Aeih^.  VU 
irioli  3^  und  Tincf:.  Th^baica  ^,  woTön  ieh 
mit  5  bis  6  Tropfen  anfangen,  nnd  allmäk* 
lieh  bis  SU  ao  und  mehreren  steigen  liels. 
Sogleich  trat  die  Besserung  ein,  nnd  Badi- 
dem  das  Kind  hiermit  einige  Monate  fortge- 
lehren  halte,  yerminderte  ieh  allmählich  die 
Gabe,  und  hatte  das  Vergnligen,  sie  allein 
durch  dies, Mittel  röllig  hergestellt  sn  sejien. 
Schon  sind  einige  JahM  ohne  MckfSdl  yer*  ^ 
flössen. 


5.    .  •  ,^ 

Auffallende    Wurlung   sehr  kleiner   Gaben 
von  Arzneien. 

Ein  junges  Frauensimmer  Ton  i8  Jahren 
hatte  schon  seit  längerer  Zeit  allgemeine 
Krämpfe,    wobey    sfo    jedoch,    1fenn    diese 


^     6a     -^ 

wQiiLen ,  der  mit  dem  Herson  in  eiiuer  xiihch 
rea  Wechselwiirkjing  zu  stehen  schien,  ^ 
Welchem  Falle  der  Magen  dieses  Krankä 
J)e8onders  za  seyn  schien,  wie  das  krampf^ 
hiifte  Wiirgen  und  Erbrechen  bey  jeder  Zi- 
nahme  des  Herzklopfens  und  der  Beängsti- 
gung zeigte,  liels  ich  kaltes  Wasser  inneriick 
nehmen»  Schon  nach  den  ersten  Glfsen 
befand  sich  der  Kranke  sehr  erleiditert  vai 
das  Wiirgen  lie(s  nach.  Er  trank  immer  za, 
und  leerte,  nach  seiner  Tersicherung ^  in  ei- 
ner Nacht  beynieihe  einen  Eimer  roll  Wasser 
ans,  den  ich  am .  anderen  Morgen  bey  nahe 
leer  vor  seinem  Bette  fand»  Aber  niin  wv 
auch  alle  Beängstigung  und  alles  Henklopfea 
yerschwunden. 

Sobald  es  sich  in  der  Folge  se(gte,  ws^ 
zu  gewöhnlich  Bewegongen  des  GemQthe 
oder  des  Körpers  Gelegenheit  gaben,  gcif 
er  zu  seinem  Mittel,  zu  dem  keine  Vorschrift 
nöthig  war«  und  welches  ihm  der  »%a^hr<* 
Brunnen  lieferte.  Zwei  Jahre  brachte  de 
Kranke  so»  ohne  einen  bedeutenden  Anbl 
zu  bekommen,  zu,  als  er  einst  bey  einen 
heftigen  Laufen  sich  sehr  erhitzte ,  und  ds^ 
auf  erkältete.  Es  zeigten  sich  Gichtbeschwov 
den  und  sogluch  auch  sein  gewöhtUidiai 
Herzklopfen.  Vergeblich  griff  er  zu  seinaA 
alten  RettungsmitteL   Unaufiialtsam  nahm  dis 


\ 


—     63     — 

üngst  und  das  Herzklopfen  bu^  und  hierbey 
hatte  er  eine  unangenelune  JEmpfiodung  in 
der  Gegend  der  Spitze  des  Herzens -,  die 
nicht  in  Schmerz  bestand,  aber  yon  der  er 
sagte:  «da. müsse  es  sitzen»» 

Audi  war  es  bej  dem  anhaltenden 
Herzklopfen,  welches  eigentlich  nie  yoUig 
verschwand,  aber  nur  nach  Bewegungen 
diese  beängstigende  Höhe  erreichte,  höchst 
wahrscheinlich,  dals  Örtliche  Fehler  zugegen 
waren.  Aber  würklich,  wer  mag,  trotz  un- 
seres yerewigten  JVichmanns.  treflich,er  Dia^ 
gnostik,  im  bestimmten  Falle  entscheiden, 
welche  von  den  verschiedenen  örtlichen  Ur« 
aachea,  die  Herzklopfen  erregen  könneiit 
gerade  sich  hier  findet,  da  überdem  so  sei-* 
ten  eine  dieser  örtlichen  Ursachen  allein  zu- 
gegen ist^  wie  denn  auch  hier  die  Leichen- 
Sfinnng  eine  ganze  Sammlung  krankhafter 
VeränderUDgen  zeigte.  ^-^  Wahrscheinlich 
schien  es  9  dals  zugleich  mit  nicht  zu  bestim- 
menden Ördichen  Fehlern  de».  Herzens  Was- 
sersucht der  Brusthöhle  verbündte  war^  wel- 
ches die  Wasseranhäufuogen ,  die  an  Beinen 
und  Händen  entstanden,  die  aber  audi  frei- 
lich blos  Folge  des  so  anhaltend  gehinderten 
Blutumlaufes  seyn  konnten,  zu  beweisen 
schienen.  Wassersucht  desr  Herzbeutels  hin- 
gegen kopinte   nicht  füglich  wegte    des.  za 


-    64    - 

deutlicheii  Hentohlages  zogegen  seyn.  Immii 
mulste  der  Kranke  mit  yorgebeügtem  Körper 
titBeOy    und  jede  Bewegung,    Jeder  Venödi 
eine  andere  Lage  anzunehmen,     brachte  die 
Gefahr  der  Erstickung  noch  naher.    Tag  imd 
Nacht  aals  er  $o,    und  schlief ,    betäubt  fon 
Mohnsaft;  einige  Stunden  in  dieser  Stelloag» 
So  wie  die  Gichtbetchwerden  rerachwandaii 
mehrte  sich  die  Beängstigung   immer    mehr. 
Da  das  kalte  Wasser  alle  Dienste    rersagte, 
so    ward    Opium,    Hyoscyamus^     ICoschui, 
2iinkblumen,  Valeriana  und  viele  aivdare  Mit« 
tel  ohne  alle  HiilFe  gegeben«    Höohatens  be- 
wiirkte  Opium,   mit  Moschus  und  fluchtigem 
Laugensalze,  eine  yorübergehende  Erieidta- 
ningi  t)der  vielmehr  nur  eine  Betänbungt  & 
dem  KranlLen   seinen  Zustand  weniger  Bäi' 
bar  machte,    aber  im  Ganzen  blieb  er  ie» 
selbe.      Angenehm  war  auch  dieser   Zustiiul 
von  Betäubung  nicht;  deiin  der  Kranke  nah* 
nur  mit  grolsem  Widerwillen  zum  Mohnssfb 
seine    Zuflucht«      80   in    der  schrecklichttcB 
Angst,  mit  eiskalten  Extremitäten,  mit  einei 
hageren  eingefallenen  Gesichte^  auf  dem  sick 
die    schrecklichste    Angst  au&drückte,     lebf» 
der  Kranke  über  einen   Monat,     bis   endlick 
der  Tod  diesen  schrecklichen  Zustand  endigift 
Die  Sectiön  zeigte:    i)  Völlige  Verwacb- 
sung     beider    Lungen    mit    dem    BmstTelle^ 

anfser 


\ 


—     65     — 

aufser  an  einigen  Stellen  ^  wo  sieh  in  dem 
Zwischenräume  Wa«seranhäufiing  zeigte;  ü) 
yöllige  Verwachsung  des  Herzbeutels  mit  dem 
Herzen;  3)  gröfse  würkliche  Polypen  in  bei- 
den Herzkammern;  4)  ^^^  ansehnliche  Ver« 
knöcherung,  die  zwei  Dritrheile  der  Basis 
des  Herzes  umgab,  und  an  einigen  Stellen  3 
bis  5  Linien  breit  war;  5)  Verknöcherungen 
an  den  KJappen  der  Aorta  und  «der  Lungen- 
Arterie. 

Kaum  sollte  man  glauben,  dals  biey  ei« 
nem  solchen  Zusammenflüsse  von  Ursa€heii| 
von  denen  eine  allein  schon  fähige  war^  Be- 
ängstigung ttdd  Herzklopfen  zu  erregen,  eine 
so  auffdUendtf  Remission  statt  finden  konnte, 
wie  dies  doch  würklich  in  df*n  letzten  zwei 
Jahreo  der  Fall  war.  Und  wie  würkt^  hier 
das  kalte  Wasser!  Wtirkte  es  blos,  indem 
es  den  Kreislauf  durch  die  Reitzmindeindd 
Eigenschaft  der  Kälte  langsamer  machte? 
Oder  ist  man  wohl  nicht  eher  berechtigt, 
anzunehmen,  dals  die  schaelle  Anwendung 
des  kalten  Wassers  auf  den  .  so  sehr  ge- 
schwächten Magen  als  ein  heftiges  Reitzmit«- 
tel  wiirkteP  Vergebens  moc^ften  sich  wohl  die 
Anhänger  der  Etregungstheörie  bestreben, 
.die  reitzende  Eigenschaft  der  Kälte  bey  ihrer 
ersten  und  schnellen  Anwendung  ganz  zu 
läugnen ,  die  auch  T0|i  yielen  dieser  Sekte 
KTin.  B.  s.  st«  ,  El 


—     66     — 

•ingesehen,  aber  oft  auf  die  sonderbantt 
Weise,  um  doch  nicht  ganz  gegen  die  Theo- 
rie zu  streiten  9  erklärt  wurdci. 


7- 
Hirnschaalenbrueh. 

Mit  wie  wenig  Zufallen  oft  die  uiselai- 
lichsten  Zerschmetterungen  des  Schädels  rer« 
bunden  sind,  wenn  nur  aller  Druck  iuE  das 
Gehirn  dabey  mangelt,  beweist  folgende  G^ 
schichte. 

Eine  Frau  auf  dem  Lande  von  Se  Jsb- 
ren,  wollte  den  xg.  Dec.  i8oa,  gegen  Mitoi^ 
aus  einem  neu  gegrabenen  Brunnen  Wasstf 
winden.  Noch  stand  die  Winde  über  dee 
Brunnen,  deren  man  sich  bey  dem  Grabes 
desselben  bedient  hatte*  Durch  ein  Vmt 
hen  gieng  dio  Winde  los,  und  ein  Stiel  dei 
Kreutzes  derselben  schlug  die  Frau  gerade  ii 
die  Mitte  der  Stirne,  so,  dals  sie  betank 
niederfiel.  Nac];idem  sie  eine  unbettimmti^ 
jedoch  nicht  lange  Zeit  gelegen  hatte,  iw 
sie  wieder  zu  sich,  und  gieng  in  das  Hai» 
um  ihrem  Manne  ihr  Unglück  r.u  klagen 
Ein  hinau  gerufener  Wundarzt  fand  eine  ao» 


\ 


-     67     - 

I    sefanjiche  Zerschmetterung  des  Schädels,   mit 

^    Depression  mehrerer    Stücke  ^     die   er    nicht 

.  ^  vermögend  war  zu  eleviren.      Man  verlangte 

meine  Hülfe ,     und    den*  Nachadttag  nach  4 

Uhr  kam  ich  hin.       ^ 

Leicht  verbunden  fand  ich  die  Frau  bey 
der  vollkommensten  Besinnung  auf  dem 
Bette.  Der  Puls  war  etwas  voll  und  langsam. 
Sie  klagte  über  beträchtliche  Schmerzen  des 
ganzen  Kopfes«  Die  Wunde  befand  sich  ge* 
rade  über  der  Nase«  Die  zerrissene  H^iiC 
war  nach  der  Nase  zu  durch  einen  Schnitt 
erweitert.  Aus  der  Nase  war  Blut  geflossen, 
und  es  war  auch  Blut  ausgebrochen  worden, 
^    welches   wahrscheinlich    durch   die   Nase   in 

Jen  Rachen  gelaufen  war.  , 

'  Einige  der  Knochenstücke  £and  ich  repo» 

ziirt,     abjer  aufser  aller  Verbindung  mit   der 
Haut  oder  den  Knochen.    Em  gröiseref  hin- 
^  gegen  war-  unter  die  Hirn&chaale  geschoben, 
^   und  hatte  nicht  weichen  wollen.       Ich  nahm 
die  getrennten  losen  Fragmente    weg,     von 
^   denen  das  gröfste  über  drei  viertel  Zoll  laD^ 
^  und   einen  halben  Zoll    breit   war*      Dieses 
'   I^atte  schräg  gebrochene  Randen    Das  klei* 
'    ziere  war  nur  von  der  oberen  Knochentafel 
' '  abgesprungen.     Ich  erweiterte  nun  die  Haut- 
wunde noch  nach  der  Seite,  um  das  gi  öftere 
deprimirte  Stück   zu  entfernen«      Aber  dies 

E  a    . 


I 


-.    6ö     - 

bfelt  sehr  schwer.    Die»  Stück  war  nach  in- 
nen zu  viel  gröfser^     als  seine  äuisere  Tafei| 
und  es  hatte  noch  eine  lange  Spitze,  weiche 
aus    der    schräg    abgebrochenen     Spina    da 
Stirnbeins  zur  Anlage   des  processus  fakifof^ 
mis  bestand.       Diese  machte  die  Reposition 
.oder  Wegnahme  sehr  beschweilich.  Macbdea 
ich    mich   aber  völlig  überzeugt   hattB,    dab 
dies'  Stück    durchaus  in^  keiner    Verbindung 
mit  häutigen  Theilen  staifd,    so  schob  ich  ei 
ildt  einer  Zange  zuerst  nach  oben,    und  h<k 
es  sodann  mit  einem  auf  jeder  Seite  enge* 
brachten  Elevatorium  heraus.    Diese  sehr  be- 
schwerliche Handleistung  ward  dadurch  eiiM 
erleichtert,    dafs    über    der   Nase    noch 
Knochenstück  los  war,    welches  nur  mit  te 
Haut  zusammen  hing.  Dies  grölste  der  fnt 
mente  mais,    %o  viel  von  der  äulseren  TiM 
abgesprungen  war,     einen  halben  Zoll  in  der 
Breite    und   drei    viertel  Zoll  in    der   LSoii 
Aber  die  innere  Seite  des  Stückes  war  sie* 
ben  viertel  Zoll  laug  und   einen   breit      ni' 
die   ganze    Spina  frontalis    war    von    ihivi 
Anfange  an  ge.ost.     Hierdurch  war  nicht  n* 
der  Anfang   des  Blutbehälters  der  Stirne  nt 
letzt,     sondern    die  Stirnhöhlen   waren  aick 
geöffnete     wie.  noch  vier   andere   FragmeBü 
von  verschiedener  Gröfse  bewiesen,    von  ds- 
nen  das  gröf^te,  welches  drei  viertel  ZoO  i0 


—     65     — 

auiser  an  einigen  Stellen  ^  wo  sieh  in  dem 
Zwischenräume  Waiseranhäufung  zeigte;  ^) 
völlige  Verwachsung  des  Herzbeutels  mit  dem 
Herzen;  3)  gröfse  würkliche  Polypen  in  bei- 
den Herzkammern;  4)  ^^^  ansehnliche  Ver« 
knöcherung,  die  zwei  Dritrheile  der  Basis 
des  Herzes  umgab ,  und  an  einigen  Stellen  3 
bis  5  Linien  breit  war;  5)  Verknöcherungen 
an  den  KJappen  der  Aprta  und  ^der  Lungen- 
Arterie* 

Kaum  sollte  man  glauben,  dals  bey  ei- 
nem solchen  Zu>.ammenßusse  yon  Ursaehen, 
von  denen  eine  allein  schon  fähige  war^  Be- 
fingstignng  udd  Herzklopfen  *  zu  erregen,  eine 
so  auffallende  Remission  statt  finden  konnte, 
wie  dies  doch  würklich  in  d#*n  letzten  zwei 
Jahreo  der  Fall  war*  Und  wie  wurkt^.  hier 
das  kalte  Wasser!  Würkte  es  blos,  indem 
es  den  Kreislauf  durch  die  Reitzmindenidd 
Eigenschaft  der  Kälte  langsamer  machte? 
Oder  ist  man*  wohl  nicht  elier  berechtigt, 
anzunehmen ,  dalk  die  schnelle  Anwendung 
des  kalten  Wassei^  auf  den  .  so  sehr  ge-* 
schwächten  Magen  als  ein  heftiges  Reitzmit«- 
tel  würkte?  Vergeliens  mÖQt^ten  sich  wohl  die 
Anhänger  der  Eiregungsthebrie  bestreben, 
.die  reitzende  Eigenschaft  der  Kälte  bey  ihrer 
ersten  und  schnellen  Anwendung '  ganz  zu 
läugnen,  die  auch  yon  yielen  dieser  Sekte 
KYin.  B.  s.  St4  £ 


—     7^    ~- 

imd  laogsav.     Die  Uebelkeit  hatte  sich  ver- 
loren und  es  war  natürliche  Oeffnung  erfolgt. 

In  der  Folge  befand  sich  die  Kranke 
»emiich  wohl,  aufser  dals.sie  über  heftig 
Schmerzen  des  Scheitels  kUgte,  an  denet 
sie  schon  .vorher  viel  litt,  und  welche  aDei 
Schlaf  hinderten«  Aber  einige  Gaben  Mohn- 
saft  hoben  auch  diese  Beschwerde.  Dil 
Wunde  gab^mä&iges  Eiter.  Aber  da  ik 
Ränder  sich  immer  nach  innen  bogenj  fo 
Inufstea  sie  durch  einige  Stiche  veraai^ 
werden. 

Am  II.  Jan,  i8o3  zeigten  sich  nodi  drei 
Oefinungen,  die  zu  einer  ziemlichen 'HoUe 
führten y  aber  dem  Anscheine  nach,;  .da  ikk 
schwammiges  Fleisch  io  dieselben  gaicUt 
hattej  der  Heilung  nahe  schienen.  •  Uebrigeü 
verrichtete  die  Kranke,  schon  wieder  ilu« 
häuslichen  Geschäfte^  und  befand  sich  tf- 
träglich  wohl.  Aber  erst  nachdem  iid  Jnlitf 
noch  eiuige  Knochensplitter  aus  der  Wund* 
^amen,  heilte  sie  völlig. 


8. 
Zurückbeugung  der  Gebähnnuuer. 
Die  folgenden  beiden  Krankengeschickr 
ten   sind    theils    wegfn    der    verschi^dtt^ 


^     67     - 

sefanjiche  Zerschmetterung  des  SchSdek,   mit 
Depression  mehrerer    Stucke »     die   er    nicht 

' .  vermögend  war  zu  eleviren.  Man  veiiangte 
meine  Hülfe,  und  den*  Nachmittag  nach  4 
Uhr  kam  ich  hin.       ^ 

Leicht  verbunden  fand  ich  die  Frau  bey 
der  yollkommenaten  Bemannung  auf  dem 
Bette.   Der  Puls  war  etwas  roll  und  lapgsaoL 

'  Sie  klagte  über  beträchrliehe  Schmerzen  dea 
ganzen  Kopfes«  Die  Wunde  bt^fand  sich  ge* 
rade  über  der  Nase«  Die  zerrissene  Haut 
war  nach  der  Nase  zu  durch  einen  Schnitt 
erweitert  Aus  der  Nase  war  Blut  geflossen, 
und  es  war  auch  Blut  ausgf^brochen  worden, 
welches  wahrscheinlich  durch  die  Nase  in 
den  Rachen  gelaufen  war.  ^ 

Einige  der  Knochenstücke  £and  ich  repo* 
nirti  aber  aufser  aller  Verbindung  mit  der 
Haut  oder  den  Knochen.  Ein  grölseref  hin- 
gegen war.  unter  die  Him&chaale  geschob<^n, 
und  hatte  nicht  weichen  wollen«  Ich  nahm 
die  getrennten  losen  Fragmente  weg,  von 
denen  das  grölste  über  drei  viertel  Zoll  laD^ 
und  einen  halben  Zoll  breit  war«  Dieses 
hatte  schräg  gebrochene  Ränder.  Das  kiei* 
nere  war  nur  von  der  oberi>n  Knochentafel 
abgesprungen.  Ich  erweiterte  nun  die  Haut« 
wunde  noch  nach  der  Seite,  um  das  gröf^ere 
deprimirte  Stück   zu  entfernen.      Aber  dies 

E  a    . 


•-     7*     ~ 

mdnts-Ghirurgbs  Arznei  geholt,  diel  aus  einer 
ansehnlichen  Gabe  yon  einem  abführende! 
Salze,  mit  acht  Unzen  Inf.  Laxat.  bestand 
Diese  hatte  zwar  Oeffnung  TerAchafiFt^  aber 
der  Urin  wollte  nicht  fliefsen,  und  alle  Be- 
schwerden waren  die  nämlichen«  Nur  daiia 
flofs  Urin  ab,  wenn  ^ie  Frau  einen  in  di< 
Scheide  herabhängenden  blasenartigen  Korw 
per  in  die  Höhe  drückte. 

Bey  der  Untersuchung  zeigte  sich  ein 
weicher'  Körper,  welcher  das  ganze  JÜeine 
Becken  ausfüllte.  Gieog  ich  mit  dem  Koger 
über  den  Schaambeinbogen  hinauf ,  so  sagte 
sich  einen  halben  Zoll  über  demselben  ^^ 
Muttermund,  in  welchen  ich  mit  der  Sfiitxa 
des  Fingers,  aber  nur  bis  an  den  Hals,  kom- 
men konnte-,  denn  hier  wat*  dieser  in  eiaei 
rechten  Winkel  gebogen.  Es  blieb  sonack 
kein  Zweifel  wegen  der  Ursachen  der  Be- 
schwerden übrig.  Mit  einem  Catfaeter,  des 
ich  gerade  bey  mir  hatte,  Uefs  ich  drittebilk 
Quartier  hellen  Urin  ab«  Hierauf  sank  i^ 
Leib.  Ich  liefs  die  Frau  nun  auf  die  Kflii 
und  Ellenbogen  gestützt  legen,  und  versucbt* 
die  Gebährmutter  durch  den  Mastdarm  f^ 
wohl,  wie  durch  die  Scheide,  in  die  Hok* 
%Vi  heben.  Aber  alle  die^e  Versuche,  we» 
ich  sie  auch  durch  einen  Druck,  auf  dit{ 
Scbaämgegend  des  BaUches  nach   unten 


t 


^      yS      ^ 

unterstützte )  wai'en  vergeben!.  Die  Gebähr«-: 
ioQutter  war  weich  und  nachgebend ,  aber  ich 
konnte  den  Grund  derselben  mit  aller  Mühe 
nicht  von  dem  promomorio  ossis  sacri  ent-« 
fernen.  Da  ich  nicht  im  Stande  war,  mehr 
auszurichten)  so  empfahl  ich  eine , anhaltende 
Bauchlßge.      OefFnung  war  an  diesem  Tage 

-  noch  reichlich I  wahrscheinlich  noch  in  Folge 
der  genommeneiEi  heftig  würkenden  Abfüh- 
rung, erfolgt« 

Man  ersuchte  mich,  die  Kranke  den  an- 
dern -  Tag  nochmals  zu  besuchen«  ^och 
fand  ich  Alles*  m  der  nämlichen  Lage«  Der 
Leib  war  wieder  sehr   über  den  Schaambei« 

*  nen  ausgedehnt ,  und  man  fühlte  die  l^lase 
bis  an  den  Nabel  herauf«  ^s  war  wieder 
Oeffnung  erfolgt.  Ich  zapfte  noch  eine  an« 
sehnlichere  Menge  eines  braunen  Harns  ab, 
wie  gestern,  und  versucht^  dann  wieder  in 
einer  möglichst  hohen  I^age  des  Hinteren, 
bey  der  die  Frau  sich  auf  die  Ellenbogen 
und  die  FUfse  stützen  mufste,  theils  durch 
den  Mastdarm,  theils  durch  die  Scheide  den 
Grund  des  Uterus  herau&ustolseii,  theils 
durch  Herunterziehen  der  vorderen  Wand 
der  Scheide  den  Hals  herab  zu  bringen. 
Ilierdurch  richtete  ich  so  viel  aus,  dals  der 
Muttermund  drei  viertel  Zoll  tiefer  herab 
kaiD;  und  nun  nicht  mehr  über  den  Sctii^am- 


-    74    -•. 

beinen  stand.  Die  ganze  Curvaiura  *ossü  m« 
cri  fühJte  man  jetzt  frdi,  und  der  Fundoi 
der  Gebahrmutter  lag  mehr  auf  als  vor 
dem  Vorgebürge  des  Heiligenbeihs«  Da  sich 
aber  mit  Recht  erwarten  liels^  da£s,  sobald 
sich  die  Hamb1a<(e  wieder  angefüllt  habei 
würde,  auch  dieser  Vortheil  bald  wiedflf 
>  verschwinden^  würde,  so  brachte  ich  einaa 
biegsamen  Catheter  mit  der  Vorschrift  ein, 
den  kleinen  Zapfen  alle  anderthalb  St^nd«ll 
zu  öffnen. 

.  Da  die  Mutter  der  Kranken  Anfiuiga 
blos  durch  das  Heraufdrücken  defs  iranden 
Körpers  in  der  Scheide,  nämlich  des  £/larttf, 
den  Abgang  des  Urins  befördern  koiinle,  so 
litt  es  keinen  Zweifel,  dafs  man  damals  mit 
leichter  Mühe  das  Uebel  hätte  heben  k$D- 
nen.  Nun  schien  die  Ursache  der  Hartnak- 
kigkeit  des  ZiiTiIIes  in  einer  Ausdehnung 
und  Erschlaffung  der  Bänder  zu  liegen,  dia 
die  Hülfe  der  Natur  hinderte. 

Den  i4*  März  meldete  der  Mann,  dab 
sich  noch  Alles  bey'm  Alten  befinde.  Di 
die  Gebährmutter  nun  ziemlich  hoch  herauf 
gebracht  war,  und  man  vermuthen  durfte^ 
dals  durch  die  anhaltende  starke  Ausdehnung 
der  Blase,  ein  Unvermögen  derselben  ^  dcii 
zusammen  zu  ziehen,  entstanden  sejr,  so 
rerordneto  ich  innerlich  und  äulserlich  d» 


-    75    - 

Gebrauch  des  Steinöls ,  und  im  FaUe  si«  am 
anderen  Morgen  nach  Herausnahme  4es  Ca- 
theters  äen  Harn >  nicht  la&sen  könnte ,  so. 
sollte  man  sie  in  die  Stadt  bringen ,  wo  ich 
für  ihr  Unter|c:ommen  sorgen  wollte,  da  sie 
zu  weit  entfernt  war^  i^n  bey  der  anschei- 
nend längeren  Dauer  des  Uebels ,  sie  täglich 
sehen  zu  können,  ,  wie  es  doch  nöthig  wai;. 
Da  d^r  Urin  nicht  abgegangen  war,  so 
brachte  man  sie  am  anderen  Abende  in  die 
Stadt«  Ich  fand  nun  Alles  wieder  wie- An- 
fangs, und  den  Pundus  des  Uterus  tief  im 
Becken  herab  gesunken.  Den  Harn  zapfte 
ich  mit  einem  biegsamen  Catheter  ab,  und 
liels  diesen  in  der  Blase,  Den  i6ten  März,  - 
nachdem  der  Harn  abgezapft  war^  brachte 
ich  in  der  oben  beschriebenen  Lage  den 
Uterus  in  die  Höhe.  Aber  wenn  ich  ihn 
auch  weit  über  das  Vorgebiirge  des  Heiligen- 
beins  gebracht  hatte |  welches' man,  wenn 
man  es  frei  fühlte,  mit  Recht  das  Vorge- 
biirge der  guten  Hoffnung  nennen  konnte, 
so  blieb  doch  das  Orificium  uieri  in  der  re- 
gelwidrigen Lage ,  und  der  Fundus  sank 
bald^  auch  bey  eineir  Bauchlage  und  bestän^ 
dig  in  der  Blase  gelassenem  Gatheter^  in  die 
Aushöhlung  des  Heiligenbeins  zurück. 

Den  Nachmittag  am  17«  März  gieng  die 
Frau  aus  einem  Hauso  in  das  andere)  wob^y 


die  Gebährmutter  wieder  tief  herabsank.  Di« 
Beine  waren  nun  nicht  mehr  geschwolleor 
Seit  zwei  Tagen  war  keine  OeflFnung  erfolgt. 
—  Den  i8.  erfolgte' Oeffnving  ,  übrigens  wtf 
Alles  noch  bey'm  Alten,  ohner'achtet  der 
täghchen',  zu  mehreren  malen  wiederhoheOi 
Versuche. 

.  Noch  den  ig,  Abends  war  nichts  ywin- 
dßit.  In  der  nun  folgenden  Nacht  ttksm 
die  Kranke  heftige  Leibschmerzen^  mit  Dns- 
gen  zum  Harnlassen,  wobey  Urin  und  dtf 
Terst6})fte  biegsame  Catheter  mit  abgKB^ 
Seit  diesem  Augenblicke  liefs  die  Krtiike 
freiwillig  Urin>  und  er  stürzte  bey  jede« 
Hustea  weg.  Als  ich  sie  am  andereil  U^ 
gen  sah ,  fand  ich  den  Muttermund  in  ^di5- 
riger  Lage «  utid  die  Aushöhlung  des  Heiii' 
genbeins  völlig  frei. 

Sonderbar  ist  diese,  beinahe  Ton  selU 
gehobene  Unibeugung.  Krampf ,  entwedtf 
der  runden  Muttetbänder,  oder  fler  Urifr 
blase )  oder  beider  zugleich,  mochte  dias  \>^ 
würkt  und  den  Theilen  ihre  verlorne  Krife 
sich  zusammen  zu  ziehen,  wieder  ertheilt  it 
hen.  Diese  günstige  Veränderung  blieb,  lad 
ich  konnte  die  Frau,  nachdem  aie  einifS 
Stärkungsmittel  erhalten  hatte,  am  24.  Ifia 
nach  Hause  fahren  lassen.  Sie  kam  in  dir 
Folge  leicht  und  glUckHcb  nieder. 


w    75    ^ 

unterstützte,  wai^n  vergeben!.  Die  Gebähr^-i 
inutter  war  weich  und  nachgebend,  aber  ich 
konnte  den  Grund  derselben  mit  aller  Mühe 
nicht  von  dem  promontorio  ossis  sacri  ent-^ 
fernen.  Da  ich  nicht  )m  Stande  war,  mehr 
auszurichteti,  so  empfahl  ich  eine  anhaltende 
Bauchlßge.  Oefinung  war  an  diesem  Tage 
noch  reichlich I  wahrscheinlich  noch  in  Folge 
der  genommenen  heftig  würkenden  Abfüh- 
rung, erfolgt. 

Man  ersuchte  mich,  die  Kranke  den  an- 
dern^ Tag  nochmals  zu  besuchen«  Noch 
fand  ich  Alles*  m  der  nämlichen  Lage«  Der 
Leib  war  wieder  sehr  über  den  Schaambei« 
'  nen  ausgedehnt,  und  man  fühlte  die  l^lase 
bis  an  den  Nabel  herauf«  ^  war  wieder 
Oeffnung  erfolgt«  Ich  zapfte  noch  eine  an- 
sehnlichere Menge  eines  braunen  Harns  ab, 
wie  gestern,  und  versuchte  dann  wieder  in 
einer  möglichst  hohen  I^age  des  Hinteren, 
bey  der  die  Frau  sich  auf  die  Ellenbogen 
und  die  FüTse  stützen  mufste,  theils  durch 
den  Mastdarm,  theils  durch  die  Scheide  den 
Grund  des  Uterus  herau&ustolseh,  theils 
durch  Herunterziehen  der  vorderen  Wand 
der  Scheide  den  Hals  herab  zu  bringen. 
Hierdurch  richtete  ich  so  viel  aus,  dals  der 
Muttermund  drei  viertel  Zoll  tiefer  herab 
kam;  und  nun  nicht  mehr  über  den  Schi^am- 


-    74    -  . 

beinen  stand.  Die  ganze  Curvaiura  'ossiß  m« 
cri  fühire  man  jetzt  frdi,  und  der  Fundü 
der  Gebährmutter  lag  mehr  auf  als  vor 
dem  Vorgebürge  des  Heiligenbeihs«  Da  sich 
aber  mit  Recht  erwarten  liels,*  dals,  sobald 
sich  die  Harnblase  wieder  'angefüllt  habea 
würde,  auch  dieser  Vortheil  bald  wiedflf 
verschwinden  würde,  so  brachte  ich  einso 
biegsamen  Gatheter  mit  der  Vorschrift  eio, 
den  kleinen  Zapfen  alle  anderthalb  Stunden 
zu  öffnen. 

.  Da  die  Mutter  der  Kranken  Anfang! 
blos  durch  das  Heraufdruclcen  defs  fremdeB 
Körpers  in  der  Scheide,  nämlich  des  Uimt^ 
den  Abgang  des  Urins  befördern  konnte,  so 
litt  es  keinen  Zweifel^  dals  man  damala  mit 
leichter  Mühe  d^s  Uebel  hätte  heben  kön- 
nen. Nun  schien  die  Ursache  der  Hartnak- 
kigkeit  des  ZifTiIIes  in  einer  Ausdehnung 
und  Erschlaffuqg  der  Bänder  zu  liegen,  die 
die  Hülfe  der  Natur  hinderte« 

Den  14.  März  meldete  der  Mann,  dafi 
sich  noch  Aües  bey'm  Alten  befinde.  Da 
die  Gebährmutter  nun  ziemtich  hoch  herauf 
gebracht  war,  und  oran  yermuthen  Authe,- 
dals  durch  die  anhaltende  starke  Auadehniuig 
der  Blase,  ein  Un?erm0gen  derselben  ^  sich 
zusammen  zu  ziehen,  entstanden  sejr,  ,  so 
verordnete  ich  innerlich  und  äulserlieh  d» 


-    7«    - 

Gebrauch  des  Steinök,  und  im  Felle  sie  em 
anderen  Morgen  nach  Herausnahme  des  Ca* 
theters  den  Ham  nicht  lassen  könnte^  so 
sollte  man  sie  in  die  Stadt  bringen ,  wo  ich 
für  ihr  UnterlLommen  sorgen  wollte,  da  sie 
zu  weit  entfernt  war  9  l^n  bey  der  anschei- 
nend längeren  Dauer  des  UebelS|  sie  täglich 
sehen  zu  können,  wie  es  doch  nöthig  wai:« 
Da  d^r  Urin  nicht  abgegangen  war,  so 
brachte  man  sie  am  anderen  Abende  in  die 
Stadt.  Ich  fand  nun  Alles  wieder  wie- An« 
fangs,  und  den  Fundus  des  Uierus  tief  im 
Becken  herab  gesunkent  Den  Harn  zapfte 
ich  mit  einem  biegsamen  Catheter  ab,  und 
liefs  diesen  in  der  Blase.  Den  i6ten  März, 
nachdem  der  Ham  abgezapft  war^  bri^chte 
ich  in  der  oben  beschriebenen  Lage  den 
Uterus  in  die  Höhe.  Aber  wenn  ich  ihn 
auch  weit  über  das  Vorgebiirge  des  Heiligen- 
beins gebracht  hatte,  welches' man,  wenn 
man  es  frei  fühlte,  mit  Recht  das  Vorge- 
biirge der  guten  Hoffnung  nennen  konnte, 
so  blieb  doch  das  Orificium  uteri  in  der  re- 
gelwidrigen Lage ,  und.  der  Fundus  sank 
bald,  auch  bey  eineir  Bauchlage  und  bestän-  ^ 
dig  in  der  Blase  gelassenem  Gatheter,  in  die' 
Aushöhlung  des.  tieiligenbeins  zurück« 

Den  Nachmitiag  am  17.  März  gieng  die 
Frau  aus  einem  Hause  in  das  andere  1  wobej 


die  Gebährmutter  wieder  tief  herabsank.  Di« 
Beine  waren  nun  nicht  mehr  geschwolleiir 
Seit  zwei  Tagen  war  keine  OefiFnung  «folgt 
—  Den  i8.  erfolgte'  Oeffniing ,  übrigens  wir 
Alles  noch  bey'm  Alten ,  ohnerisichtet  der 
täghchen,  zu  mehreren  malen  wiederholteOi 
Versuche. 

.  Noch  den  ig,  Abends  war  nichts  veritf 
dert.  In  der  nun  folgenden  Nacht  bekan 
die  Kranke  heftige  Leibschmerzen,  mit  Drän* 
gen  zum  Harnlassen ,  wobey  Urin  und  dal 
Tersto}ifte  biegsame  Catheter  mit  abgiengi 
Seit  diesem  Augenblicke  liers  die  Kraob 
freiwillig  Urin^  und  er  stürzte  bey  jede« 
Husten  weg.  Als  ich  sie  am  andereli  Mo^ 
gen  sah,  fand  ich  den  Muttermund  in  gehö- 
riger Lage«  und  die  Aushöhlung  des  Heili- 
genbeins  völlig  frei. 

Sonderbar  ist  diese,  beinahe  Ton  selbt 
gehobene  Unibeugung.  Krampf,  entweder 
der  runden  Mattet  bänder,  oder  der  UriA* 
blase,  oder  beider  zugleich,  m^ochte . dies  b^ 
würkt  und  den  Theilen  ihre  verlorne  Krafi» 
sich  zusammen  zu  ziehen,  wieder  ertheilt  hi- 
hen.  Diese  günstige  Veränderung  blieb,  usi 
ich  konnte  die  Frau,  nachdem  sie  einige 
Stärkungsmittel  erhalten  hatte,  am  ^4.  Hau 
nach  Hause  fahren  lassen.  Sie  kam  in  dtf 
Folge  leicht  und  glücklicb  nieder. 


—     8i     — 

Kindern  gleich  nach  der  Geburt  antrifft,  und 
die  durchaus  nicht  mit  der  Kopfgevchwulst 
Terwechselt  werdt>n  dürfen  ^  welche  man  gc* 
wohnlich  bey  Kindern  an  dem-  voriiegenden 
Theile  des  Kopfes  antrifft,  wenn  die  ,6ebi;irt 
etwas  lange  dauerte«  Diese  Blurgeschwulst 
ist  immer  mit  einer  Entblösung  der  Hirn« 
achale  verbunden,  und  Mangel  d^r  äufseren 
Tafel  des  Schädelknochens  scheint  die  eigent« 
4icbe  Krankheit  und  die  Blutg^^hchWulst  «ine 
-Folge  zu  seyn.  Die  er^te  Geschichte  zeigt 
deutliche  dafs  hier  auch  an  anderen  Stellen 
Knochenfehler  zugegen  waren.  Ueberlafst 
man  diese  Blutge<cbwülste  sich  selbst,  so 
entsteht  Caries  des  Scheitelbeines,  und  d^r 
Tod  ist  die  Folge  daron^  Hier  folgen  noch 
einige  Beobachtungen. 

Den  4«  April  i8o5  entband  ich  Abends 
uni  8  Uhr  Frau  von  Ä,  Mutter  mehrerer 
Kinder^  nachdem  kurz  zuvor  im  Bette  die 
jBlase  gesprungen  und  dl»  Kreidende  keine 
^ertel  Stunde  auf  dem  Stuhle  gesessen  hatte. 
JDer  Kopf  stand  vor  und  in  der  ersten  Stel« 
lang  der  Scheitelgeburten,  nach  Baudelöguep 
li0d  obgleich  die  Nabelschnur  einmal  um 
^en  Hals  geschlungen  war^  so  erfolgte 'die 
SSntwickelüng  des  Kopfes  doch  so  schnell^ 
«fllafs  ich  sie  durch  einen  Drude  aut  den 
imm  mäfsigen  niulste*  £s  war  ein  gesundec 
xvm.  B.  3.  Sc  F      V 


—    8a     — 

Knaliev  und  ^ey  der  van  mir  selbst  besorg 
ten  /Reiaigimg  des  Kindes  fand  ich  am  Köpft 
keine  Geschwulst,  und  nur,  was  ich  auck 
schon  bey'm  Untersachen  fühlte,  äusserts 
dünne,  biegsame  Scheitelknochen.  Wah- 
rend der  Schwangerschaft  hattd  ^ie  Da« 
viel  Gemüthsbewegungen  gehabt,  u|id 
war  besorgt,  dafs  diese  naphtheilig  auf  lia 
Kind  gewürkt  hätten. 

Am  anderen  Morgen  bemerkte  man  aa 
dem  Kopfe  des  Kindes,   auf  den  Scheirelbe^ 
nen,  zwei  Erhabenheiten.   Ich  fand  das  Kmd 
ziemlich  gelb  von  Farbe,  und  auf  jeder  Seite 
der  Pfeilnaht,     jedoch  völlig  von  dieses  g^| 
trennt,    eine  umschriebene  Geschwnbt,   i*| 
eine,    unter   allen  weichen  Bedeckungen  dal 
Kopfes  liegende  Flüssigkeit  enthielt.    Am  a»| 
sehnlichsten    war     die    Geschwulst    auf  is\ 
rechten  Seite,  wo  sie  z  Zoll  lang  und  am  Ua* 
teren  breitesten  Ende   einen  Zoll   breit  M 
Diß  Geschwülste  hatten  beide  die  charaktc^ 
stischen  Zeichen,  die  ich  im  Loderschen  Jo^ 
nale  angegeben  habe,  nur  war  der  KnodüT 
rand  nicht  so  deutlich  zu  sehen,    wie  idi^ 
sonst    bemerkte.      Ich    versuchte    zuerst  ^ 
Geschwülste   durch   Fomentatioiien  von  A 
und  Flor,  Arnicae  in  Wein  gekocht   zu 
theilen,    aber  vergeblich.      Da  aioh  non-'' 
Gelbsucht    des    Kindes   nach    angewendiCif 


>. 


—     83     — 

Mitteln  yerlor,  da  ferner  der  von  Tage  zu 
Tage  deutlicher  werdende  Knochenrand  auf 
eine  gröisere  Re»orbtion  des  Knochens  schlieft- 
sen  liefs,  so  öffiaete  ich  am  1 2.  April  zuerst 
die  gröfsere  Geschwulst  durch  eineli  kli-inen 
Schnitt  mit  dem  Bistouri,  und  sodann  die 
kleinere  mit  einem  Lanzettenstiche.  £s  Hofs 
aus  beiden  schwarzes ,  zähes  Blut.  Beide 
Wunden  bl  teten  nur  wenig  nach.  Den 
Knochenrand  konnte  man  nun  deutlicher 
durch  die  Haut  fiihlen.  Auf  die  kleinen 
Wunden  legte  ich  Charpie  in  Alcohol  Fini 
getaucht,  und  befeuchtete  auch  Gomprefssen 
damit I  die  ich  so  sehr  befestigte,  wie  mög- 
lich. Das  Kind  befand  sich  völUg  wohl  nach 
der  Operation«  —  Am  anderen  Tage  halte 
sich  wieder  etwas  blutige  Feuchtigkeit  in 
.der  grölseren  Geschwulst  gesammelt.  Dies 
war  auch  den  i4ten  April  der  Fall,  an  weU 
ehern  Tage  ich  die  schon  zusammen  gekleb- 
te Wunde  wieder  mit  der  Lanzette  öffnen 
mufstei  die  nun  den  blosen  Knochen  be- 
rührte. Das  Kind  befand  sich  die  Nacht 
darauf  nicht  so  wohl,  war  unruhig.  Aber 
•  es  war  ungewifs,  ob  die  kleine  Wunde  am 
Kopfe,  oder  ein  Anschuls  an  der  Brust  der 
.  Mutter,  Ursache  w^r.  Wenig^teus  waren  die 
^^Bedeckungen  des  Kopfes  durchaus  nicht  ge* 
•dbwoUen.    Naoh  einigen  Tagen  konnte  mtiL 

F  a 


-     84    - 

allen  Verband  wegUsscm ,    da  alles  fest  y 
Wachsein  war.     Aber  man  fühlte  noch  imi 
die  Vertiefung  im   Knochen,     besonders 
der  rechten  Seite.      Auf  dieser   Seite  zei 
sich   auch    noch    unterhalb    der   Geschwu 
am    Hinterhauptswinkel     des    Scheitelbeii 
eine  Stelle  von  der  Gröfse  einer  Erbse, 
alle  Knochensubstanz  mangelte.       Nan, 
das  Kind  beinahe  ein  Jahr  alt  ist,  fühlt  n 
hiervon    nicht    eine    Spur    mehr,     ob    n 
gleich  in  den  er^tea   Monaten    diese    Stt 
noch    immer    wie     ein    Loch     im     Koodr 
fühlte« 

Im  Julius  desselben  Jahres  rief  n 
mich  ^u  einem  Bauerkinde  in  Moorbn 
welches  zehn  Tage  alt  war,  bej  dem  ir 
sogleich  am  Tage  nach  der  Geburt  0 
ansehnliche  Geschwulst  auf  dem  recht 
Scheitelbeine  bemerkte,  die  man  bisher  TC 
geblich  zu  zertheilen  versuchte.  Sie  nal 
nun  beynahe  das  ganze  Scheitelbein  e 
so ,  ^  dafs  nur  ein  Rand  von  einem  halb 
Zolle  breit  davon  übrig  blieb.  Sie  ht 
alle  die  angegebenen  charakteristischen  Z 
ichen.  —  Ich  öffnete  die  Geschwulst,  tf 
es  liefen  einige  EfslöiFel  voll  dickes,  achwi 
zes  Blut  heraus.  Am  anderen  Tage  hH 
es  sich  ziemlich  wieder  angefüllt ,  aber  < 
war   nun  nur   blutiges   Wasser    in    der  & 


-n.   85     - 

hwulst  enthalten.  Es  ward  nun  eine  Bä- 
mg  aus  einem  Infuso  Flor,  und  Hb.  Ar^ 
Icae  mit  Extr.  ^tf/i^mi  übergelegt,  worauf 
e  Haut  nach  sech»  Tagen  wieder  mit  dem 
Qochen  verwachsen  war. 


86     — 


IL 
Sectio  ns-Beri  cht 

diss  am  6ten  März  allbier  veratorbenen 

Herrn    Professor    Dr.     Fritic 


Xch  theile   hier    die    Sectionsgeschichte  to 
würdigen  Prof.  Fritze  mit,     der  uns  am  (!» 
März  zu  früh   für   die   Wissenschaft   und  H* 
ser  Gollegiunrj,  aber  zu  <pät  für  seine  Leidet 
entrissen  wurde.  —  Seine  Krankheit  best*' 
in  einer  Eng!>rüstigkeit,  an  der  er  in  geringe^ 
Grade  von  Jugend  anf ,     im  heftigsten  Gn'' 
aber  seit  4  Jähren   gelitten   hatte,     nach^      < 
er  einst  einen  Weg  ron  einer  halben  Stau^ 
gleiih  nach  Tische  in  der  Mittagshitze,  4    < 
heftiger    Gemiiihibewegung    und    in    ydM     J 
LauLe  gp.macki  Ivatte«      Sein  Puls  war  dm 


—     83     — 

Mitteln  verlor,  da  ferner  der  von  Tage  zu 
Tage  deutlicher  Mrerdende  Knochenrand  auf 
eine  greisere  Re»orbtion  des  Knochens  schUeSr- 
sen  liefs,  so  öffnete  ich  am  x  2.  April  zuerst 
die  gröfsere  Geschwulst  durph  eineiüi  kleinen 
Schnitt  mit  dem  Bistouri,  und  sodann  die 
kleinere  mit  einem  Lanzettenstiche.  £s  Hofs 
aus  beiden  schwarzes ,  zähes  Blut.  Beide 
Wunden  bl  steten  nur  wenig  nach.  Den 
Knochenrand  konnte  man  nun  deutlicher 
durch  die  Haut  fithlen.  Auf  die  kleinen 
Wunden  legte  ich  Charpie  in  Alcohol  Fini 
getaucht,  und  befeuchtete  auch  Gompressen 
damit»  die  ich  so  sehr  befestigte,  wie  mög- 
lich. Das  Kind  befand  sich  völlig  wohl  nach 
der  Operation*  —  Am  anderen  Tage  hatte 
sich  wieder  etwas  blutige  Feuchtigkeit  in 
,der  gröfseren  Geschwulst  gesammelt*  Dies 
war  auch  den  i4ten  April  der  Fall,  an  wel« 
chem  Tage' ich  die  schon  zusammen  gekleb- 
te Wunde  wieder  mit  der  Lanzette  öjQFnen 
mufste,  die  nun  den  blosen  Knochen  be- 
rührte. Das  Kind  befand  sich  die  Nacht 
darauf  nicht  so  wohl,  war  unruhig.  Aber 
es  war  ungewifs,  ob  die  kleine  Wtinde.am 
Kopfe,  oder  ein  Anschufs  an  der  Brust  der 
Mutter,  Ursache  w^ir.  Wenig^teos  waren  die 
-Bedeckungen  des  Kopfes  durchaus  nicht  ge* 
adbwoUen.    r^aoh  einigen  Tagen  kpmite  man 

Fa 


^    ^       68;      ~'      - 

gemartert  w^r,  2;eigte  äußerlich  nichts  betoB- 
detp  widernatuiliches* 

2)  Die  Gedärme  waren  ^  besonders  die 
dünneren  9  sehr  geröthet^  sonst  aber  yos 
guter  Beschafienheit« 

3)  Die  Leber  war  von  blaugriiner  Faibe^ 
•und  am  iufseren  R<»nde  hin  sehr  stark  Tei« 
bärtet.    Die  Gallenblase  leer.  . 

4)  In  der  Brusthöhle  fand  man  die  Lus- 
gen  von  dunkelgrüner  Farbe ,  and  sehr  zn* 
sammengesohrumpft 

5)  In  der  rechten  Brusthöhle  befand  üch 
auf  a  Quart  Wa&ser,  von  grUplicher  Faibe. 

6)  Die  linke  Brusthöhle  enthielt  kein  Wts- 
ser,  aber  die  Lunge  in  derselben  war  ron  dea 
überaus  greisen  Herzen  sehr  zusammen  gf* 
prefst;  und  der  untere  Lappen  erstrecku 
sich  nicht  über  das  Herz  herab  ^  sondea 
dieser  zeigte  sich  mit  seinem  grölseren  unte* 
Ten  Theile  sogleich  unter  der  Pleura. 

7}  ^wischen  dem  Herzen  und  des 
Hertbeuteü  wurde  ntir  die  gewöhnliche  Menp 
.Wassers  vorgefunden. 

8)  Das  Herz  wog,  nachdem  es  fos 
fremden  Theilen  best  -  möglichst  ge^äubeit 
war,  aber  noch  nicht  vom  Blute  entleerti 
4.  Pfund  25,  Loth.  Der  Ventriculus  sinista 
war  gröfser ,  als  der  rechte ,  sonst  abtf 
keine  auffallende  Abnormität  an    demselbes 


■-     89 _-:       _ 

ZU  finden.  In  boiden  Atriis  waren  weilsliche 
häutige  Concremente  (Schleiinpfröpfe),  de- 
ren Spitzen  bis  in  die  Ventrikel  reichten, 
die  aber  doch  nirgends  fest  saften. 

Die    grofsen     Kranzadern    des    Herzens 
hatten  einen  halben  2ioll  im  Durchmesser. 

d.H. 


m. 

Fragmentarische  Nachrichten 

über  die 

bösarfige  Epidemie   zu    Malägi 
im    J  a h i^e     i  8  o 3. 

Mitgetbeilt 

von   einem  Augenzeugen. 


Ich  theile  hier  meinen  Lesern  einige  Ai*- 
ziige  aus  einem  Briefe  mit,  die,  ob  r.^e  gletä 
von  keinem  Arzto  herrühren,  doch  ante 
der  allgemeinen  Wichtigkeit  des  GegenstiB' 
des )  noch  dadurch  Interesse  erhalten,  dii 
der  Verfasser  die  Krankheit  ap  seinem  eig^ 
nen  Brudfer  zu  beobachten  Gelegenheit  hati» 
—  Diese  Nachrichten  bestätigen  von  DenM 
eines  Th^ils,  dals  diese  Epidemie,  so  wie  dk 
vor  ige  9  keine  Pest,  sondern  Abart  des  Aflie- 
rikani&clien   gelben   Fiebers  war;     denn  iß 


~     gr     ~ 

tten  beide  das  nSmIiehe  pathognomonisehe 
tnptom  des  gelben  Fiebers,  Blutergiefsun- 
rn  durch  Brechen  und  Stuhlgang;  anderen 
beils  aber  auch,  dafs  die  Methode  der  dor« 
len  Aerzte  noch  schwankeüid  und  auf  kei« 
^n  bestimmten  Kurplan  gegrUndet  war« 


Malaga  den  30.  Januar  1804. 

«Die  epidemische  Krankheit,  welche  hier 
^herrscht  hat ,     hat  seit  einem  Monate  auf* 
»hört.      Die    Zahl    der   Gestorbenen    kann 
[ine  Uebertreibung  auf  8000  geser.t  werden, 
iren  Wunsch  würde  ich  wahrscheinlich  bey 
ürklich    reellen    medicinischen    Kenntnissen 
ur  sehr  unvollkommen  befriedigen  können, 
a  unsere  geschicktesten  Aerzte  weder  genau 
lle  Symptome  dieses  sonderbaren,    schreok- 
chen  Uebels ,  das  sich  hier  in  Malaga  unter 
iusenderlei  Gestalten  gezeigt  hat,    angeben, 
och  irgend  ein  probates  Mittel    zu    dessen 
leilung  gefunden  haben.    Tausende  sind  bey 
llen  HUIfsmitteln  der  Kunst  gestorben,    an« 
lere  durch  die  einfachsten  Hausarzneien,  als 
läufigen  Gebrauch   der  Lavemehts,    und  das 
Trinken  seh  weilst  reibender  GetuSnke  geheilt 
yorden.» 

«Die  gewöhnlichsten  Anzeigen  der  ein- 
getretenen  Krankheit  waren:     heftige  Ko^& 


—    ga    — 

^lld  Gliederschmerzen,  besonders  in  de 
Schlafen,  dem  Kreutze  und  den  Hüften,  Fie 
,  b^erscfaauer,  Entzündung  in  den  Augen,  seil 
unreine  Zunge  y  welches  Alles  den  KLrankei 
plötzlich,  ohne  vorherige  Unpalslichkeil 
überßel.  Mein  Bruder  war  bis  lo  Uk 
Abends  ganz  munter  und  gesund,  als  ih 
auf  einmal  ein  heftiger  Kopfschmerz  überfiel 
Den  Puls  Ter&ichem  die  Aerzte  während  ie 
Krankheit  wenig  verschieden  von  dem  be] 
einem  gewöhnlichen  kleinen  Fieber  gefbndei 
zu  haben«  ~  ^JBin  tödtliches  Zeichen  ym  ge- 
wöhnlich, wenn  das  Fieber  am  3ten  1^i 
den  Kranken  verliefs,  und  er  sich  allem  An- 
scheinn  nach  besser  liiblte;  Tages  darauf  er- 
folgte dann  gewöhnlich  £rbreclien  Ton  yex« 
dorbcner  Galle  und  Blut,  welches  auch  häa« 
Hg  durch  den  Stuhlgang  äbgieng,  oder  inl 
beiden  Orten  zugleich,  worauf  dann  am  5tei 
oder  yten  Tage  der  Tod  zu  folgen  p.flegte.» 
«Die  gewöhnlichsten  Heilaittel,  der« 
sich  die  Aerzte,  jedoch  nicht  mit  allgemei 
xxem  Erfolge,  bedienten,  waren,  gleich  nad 
eingetretener  Krankheit,  der  Gebrauch  da 
Tartarus  emeticus^  wovon  zwei  Gran  spanis 
Gewichts,  in  einem  Pfunde  Wasser  aofgelösti 
dem  Patienten  von  viertel  Stunde  zu  viertel 
Stunde  eine  halbe  Theetasse  voll  gegebefl 
wurde,       bis      Erbrechen     erfolgte;       nach 


-     89     - 

ZU  finden.  In  boiilen  Atriis  waren  weilsliche 
häutige  Concremente  (Schleiinpfröpfe),  de- 
ren Spitzen  bis  \vl  die  Ventrikel  reichten, 
die  aber  doch  nirgends  fest  saften. 

Die    grofsen     Kranzadern    des    Herzens 
hatten  einen  halben  2ioll  im  Durchmesser. 

d.  H. 


-  94  --  : 

'  anodino  la  Serpentaria  Virginfana  y  A  1^ 
rave  de  Umon^  y  si  la  devilidad  es  much^h 
ciniura  aquosa  de  la  quina  Ugera  y  adm 
larga  sino  produce  ardon  Geen  este  caso  k 
suspendo  y  vso  de  otros  corroboranies» 

Vebersetzung. 

Die  Heilmethode,  welche  ich  befolge^ 
ist  nachstehende. 

Das  Brechmittel  (nämlich  Tariarus  ar** 
iicüs)  von  halber  Stunde  zu  halber  Stunde  eine 
Theetasse,  bis  Würkung  erfolgt.  Vorher  eil 
warmes  Fufsbad,  und  Milchlavements«  "Wab- 
rend  des  Brechens  häiifiges  Trinken  warmei 
Wassers  von  Cordialblumen  (JFlores  oordiit 
les  '*')^  caldo  hlanco  **)  mit  GordialblameBi 
Zuckftr  und  einigen  Tropfen  Citronema^ 
von  5  zu  3  Stunden ,  und  abgewechselt  oü 
der  Auflösung  einer  Unze  Cremor  Tartaru 
einer  Unze  Zucker,  in  3  Pfund  Wasser  4 
Cardo  Santo  ***).  Die  Cataplasmata  ai» 
dyna  auf  den  Leib,  ein  Tuch,  in  lauwanv 
Milch  getaucht  r  um  die  Stirne. 

Wenn  in  dieser  Zeit  das  Erbrechen  ei» 

.*;  Flora  cordiaUs Baglossuml  Borrago^  H  f^ 

la  officinarum, 
V)  Caldo  blanco:  Panade,  Brodwatftw. 
***)    Cardo  Santo  t    Carduus  benedicius  officinarmm,  C» 
taurea  bemedicta  Liimi» 


-     95     - 

tritt,  Sals  äe  Azenjos  ""),  Citronensart,  Jarave 
-dt  Althca  **)^  und  Adormidera*  Lavements 
von  Walser,  Oel  und  Essig ,  oder  Mf»erwas- 
ser,  wenn  kein  leichter  offner  Leib  erfolgt« 
-widrigenfalls  Lavemenis  von  Milch. 

Im  Zustande  der  Corroboration ,  unter 
dem  Caldo  bianco^  leche  de  Cevada'^  *)  und 
einige  Eislöffel  Wein,  und  von  '3  Stunden 
SU  3  Stunden  ein  Dccoct  d$  Bayas  de 
JEnehro  f),  hierva  buena  ff),  oder  Flor,  de 
Asar  ttt)»  ^^  Confecrion  de  JaciaioSy  der 
Liifuor  anodyno^  die  Serpentaria  Firginiania^ 
und  der  Jarave  de  Limon  (Citronensaft). 

Ist  die  Schwäche  sehr  grofs,  der  Ge- 
brauch der  China -Tinetur  ia  häufigen  Por- 
tionen, wenn  kein  Brennen  dadurch  erfolgf, 
sonst  höre  i^h  damit  auf,  und  rerordne  an- 
dere Gorroborirende  Mittel^ 

'  Liceniiat  Don  Juan  de  Rivera. 

*}  JlgenJQ9i  ^hnnthium  {Artemisia\ 
^^}  Jarave  d'Altlua:  Syrupus  de  Alihaea» 
^^)   Leche  de  cePoda:  Emulsio  Qord,  (ör^tfof)  GtriUii-* 
mildi.    . 
t)  ^^y^  de  Enebro:  Baccae  JuniperL , 
j^J  Hierva  buena:  Mentha  orispOm 
fff)  Aean  Aearum? 


96 


IV. 

4 

Ueber  die 
Epidemie  zu  Willhelminenorth 

#iif  der  .Graflieb  Reichenbachschen  Winterlnrr- 
«cbaft  Neutcblofs. 


N. 


I  achdem  über  die  Epidemie  zu  ff^iühd* 
minenorth  so  widersprechende  und  sunt  Tb«! 
so  sehr  übertriebene  Gerüchte  im  Publikioi 
verbreitet  worden:  so  dürfte  wohl  eine  aV 
tenmäfsige  kurze  Erzählung  dieses  Vorfdii 
einem  Theile  der  Leser  dieser  Blätter  nicb 
unwillkommen  seyn.  In  dieser  ErwartoBf 
liefere  ich  hier  folgende  Notizen« 

Am  lo.  Januar  i8o4  bereiste  ich  dieiei 
Ort  zum  erstenmale.  Bereits  waren  6  Pe^ 
sonen  binnen  8  Tagen  ge.^torben;  die  mei* 
steo  waren  in  5  — 6  Stunden  gesund  oi' 
todt.  Eine,  zwar  etwas  kränkliche,  Frau  ke* 
tete  einem  sterbenden  Knaben   vor,     und  is 

«iiiar 


.— s    97     — 

einer  Zeit  Von  wenigen  Stunden  War  sie 
eine  Leiche.  Am  längsten  hatte  sich  in  di^ 
ser  Krankheit,  unter  den  bereits  Verstorben- 
nen,  ein  lyjäUHg^s  Mädchen  noch  gehalten; 
diese  kämpfte  i3  Stunden,  ehe -der  Tod  ih- 
rer mächfig  wurde.  Krank  war  bey  meinemi 
ersten  Daseyn  nur  eine  einzige  schwangere  Frau; 
diese  rang  mit  dem  Tode,  wie  ich  sie  be«» 
suchte,  und  sie  starb  kurz  nach  meinem  Be«- 
^ suche.  Letztere  war  jedoch  schon  48  Stun<» 
den  vor  meiner  Visite  krank  >  uncf  hatte  be- 
reits einen  Milsfall  während  dieser  Zeit  erlit- 
ten. Dies  war  die  7te  Person,  die  gestorben 
ist.  Den  11.  Jan.  wurde  der  Knabe,  eines 
Wii^thes  kraiik,  der  bereits  schon  3  Kinder 
in  dieser  Krankheit  verloren  hatte.  Nach  18 
Stunden  war  der  Knabe  todt;  sein  Ableben 
erfolgte  den  la.  Dies  war  also  der  '4te  To- 
desfall in  einer  JFamilie,  binnen  anderthalb 
Wochen» 

Den  i3.  des  Morgens  wurden  Morveäu*- 
sehen  Mineralsau  feräUcherungen^  wodurch  sal«» 
saures  Gas  aus  dem  Kochsalze  mittelst  der  con- 
centrirteh  Schwefelsäure  entbunden  Wird, 
cum  erstenmale  von  dem  Candidaten  der 
Chirurgie,  Hrn«  Oeifsler^  auf  das  sorgfältigste 
an  allen  nur  einig^rmafsen  verdächtigen  Or- 
ten angewendet,  und  seitdem  ist  auch  keine 
Person  mehr  krank^ geworden^  noch  weni^<^^  . 
XVIII.  B.  3.  St.  G  ^ 


-  94  --  : 

'  anodino  la  Serpentaria  Virgin^ana  y  el  To- 
ravä  de  Umon^  y  si  la  devilidad  es  mucha  U 
untura  aquosa  de  la  quina  ligera  y  adasis 
larga  sino  produce  ardon  Geen  esie  caso  la 
suspendo  y  vso  de  otros  corroboranus» 

Vebersetzung. 

Die  Heilmethode,  welche  ich  befolge, 
ist  nachstehende« 

Das  Brechmittel  (nämlich  Tartarus  etr^ 
iicüs)  von  halber  Stunde  zu  halber  Stunde  eine 
Theetasse,  bis  Würkung  erfolgt.  Vorher  ein 
warmes  Fufsbad,  und  Milchlavements.  Wäh- 
rend des  Brechens  häufiges  Trinken  warmen 
Wassers  von  Cordialblumen  (Flores  cordior 
les  *)y  caldo  hlanco  **)  mit  Cordialblomen, 
Zuck(»r  und  einigen  Tropfen  Citronensaft, 
Ton  5  zu  3  Stunden ,  und  abgewechselt  mit 
der  Auflösung  einer  Unze  Cremor  Tartariy 
einer  Unze  Zucker ,  in  3  Pfund  Wasser  Je 
Cardo  Santo  ***).  Die  Cataplasmoia  a/io- 
djrna  auf  den  Leib,  ein  Tuch,  in  lauwarme 
Milch  getaucht  r  um  die  Stirne. 

Wenn  in  dieser  Zeit  das  Erbrechen  ein- 

*;  Florei  cordiales BHgiosswn^  Borrago^  H  Fly 

la  officinarum, 
**)  Caldo  blanco:  Panade,  Brodwaitcr.  -■ 
***)    Cardo  Santo:    Carduus  hen0diciiu  ^fioinmrmm,  Ceih 
taurea  bemcdicta  Linni»    ' 


—      99      — 

linsen  gehabt  haben,  und  zuweilen  auch  noch 
grÖ&er  gewesen  seyn.  Bey  der  agonisirenden 
sdhwangeren  Frau  fand  ich  'dieselben  folgen- 
dermdfsen:  Hand  und  Vorderarm  waren  dun- 
kel -  violett- blau;  diese  Farbe  war  gegen 
den  Oberarm  i  wie  man  dies  bey*m  NBranda 
zu  sehen  pflegt,  gleichsam  mit  einer  scharfen 
Linie  abgeschnitten.  Die  Nase  und  der 
Mund  bildeten  gle.chsam  einen  Kern  des  Ge« 
sichts  von  eben  dieser  Farbe.  Das  übrige 
Gesicht  zeigte  die  natilrliche  ^arbe  einer 
agonii>irenden  Person.  Die  Hinter|;>flcken 
(aber  nicht  der  Uaterleib)  boten  ebc^n  diese 
Fai)>e  dar.       Uebrigens  wvtrde  auch  viel  von 

tgrolsen  schwarzen  Fl^cken^  vor  und  nach 
dem-Tode,  in  Hinsicht  auf  die  anderen  G3« 
^torbenen,  erzählt;  allein  in  diesen  Ei^ählun« 
gen  lag  so   viel   Wi^tersprech^ndes,     daf;i  ich 

^denselben  nur  w'enig  Zuverlä^^igkeit  beyge* 
messen  haben  würde,  n  wenn  sich  nicht  die 
Gelegenheit  mir  dargeboten  hatte,  diese  auf- 
fallende Erscheinung,  wovon  uns  Hn  JDoctor 
Rademacher  in  Hufelands  Journal  etwas  ahn«» 
liches  vorgelegt  hat^  bey  der  gedaebten 
schwangeren  Frau  noch  während 'ihres  Le« 
bens'mit  eigenen  Augen  zu  beobachten« 

lieber  den  Ursprung  des  Uebeb  hat  sich»' 
aller  Nachforschung  ohqgeachtety  noch  nichts 
Genügendes   au&mitteln  lassen.      Der  zuerst 

Ga 


96 


IV. 

4 

Ueber  die 
Epidemie  zu  Willhelminenortli 

#uf  der  .Grüflicb  Reichenbachscheii  Winterfaerr- 
«chaft  NeuAcblofs. 


N. 


I  achdem  über  die  Epidemie  zu  ff^iühd^ 
minenorth  so  widersprechende  und  Eum  Theil 
so  sehr  übertriebene  Gerüchte  im  Publikum 
verbreitet  worden:  so  dürfte  wohl  eine  a^- 
tenmäfsige  kurze  Erzählung  dieses  VorfalU 
einem  Theile  der  Leser  dieser  Blätter  nicht 
unwillkommen  seyn.  In  dieser  Erwartung 
liefere  ich  hier  folgende  Notizen* 

Am  lo.  Januar  i8o4  bereiste  ich  diesen 
Ort  zum  erstenmale.  Bereits  waren  6  Per- 
sonen binnen  8  Tagen  ge.storl[>en ;  diie  mei- 
stev  waren  in  5  —  6  Stunden  gesund  und 
todt.  Eine,  zwar  etwas  kränkliche,  Frau  be* 
tete  einem  sterbenden  Knaben   vor,     und  in 

einer 


,--^       97         — 

einer  Zeit  von  wenigen  Stunden  war  sie 
eine  Leiche.  Am  längsten  hatte  sich  in  die>- 
ser  Krankheit,  unter  den  bereits  Verstorben 
nen,  ein  i7JäUVig^s  Mädchen  noch  gehalten; 
diese  kämpfte  i3  Stunden,  ehe  der  Tod  ih- 
rer mächtig  wurde.  Krank  war  bey  meinem 
ersten  Daseyn  nur  eine  einzige  schwangere  Frau; 
diese  rang  mit  dem  Tode,  wie  ich  sie  be«» 
suchte,  und  sie  starb  kurz  nach  meinem  Be^ 
,  suche.  Letztere  war  jedoch  schon  48  Stun«» 
den  Tor  meiner  Visite  krank)  und*  hatte  be- 
reits einen  Milsfall  wnhrend  dieser  Zeit  erlit* 
ten.  Dies  war  die  7te  Person,  die  gestorben 
ist.  Den  11.  Jan.  wurde  der  Knabe,  eines 
Wii^thes  krank,  der  bereits  schon  3  Kinder 
in  dieser  Krankheit  verloren  hatte.  Nach  18 
Stunden  war  der  Knabe  todt;  sein  Ablebeä 
erfolgte  den  la.  Dies  war  also  der-4te  To- 
desfall in  einer  Familie,  binnen  anderthalb 
Wochen» 

Den  i3.  des  Morgens   Wurden  Morv&au^ 
schenMineralsauferäucherungen\  wodurch sals« 
saures  Gas  aus  dem  Kochsalze  mittelst  der  con* 
centrirten     Schwefelsäure     entbunden     wird, 
zum    erstenmale   von    dem    Candidaten    der 
Chirurgie,  Hrn*  Oeifsler^  m£  das  sorgfälfigsnif, 
an  allen  nur  einig^rmafsen  yerdBcktil^^^M^ 
ten  angewendet,  und  seitdem  ist  w 
Person  mehr  kranke  geworden  |^f|k^ 
XYIILB.  3.  St.  G.     '.V 


loz 


Beobachtung 

eine« 

vollkommenen  Austrittes  des   Augapf 
aus  der  Orbita , 

welcher  durch  die  Äusrottuag  des  in  dertäbf 
befindlichea  Sclrrhus 
,  glUeklicb  geheilt  wurde* 
Von 
J.     G.     B  r  e  i  t  i  n  g, 

d.  Heilkunde  u.  W.  A   K.  Doctor  und  praktitcbn 
Augenarzte  in  Augsburg. 


.JL/er^  vollkommene  Austritt  des  Auj 
(^hxophthalmia)  aus  seinen  knöchernen  U 
gebungen,  gehört  unstreitig  zu  den  seltei 
Kra-  kheiien.  Die  Kunst  vermag  nur 
höchst  seltenen  Fällen  durch  den  Gebrai 
pharmacüuti^scher  Mittel  die  gänzliche  Aad 


^.  düng  dieses  Uebels  zu  yei hindern;  öfters 
-wird  das  Leben  dadurch  gefährdet ^  und  der 
Wundarzt  sieht  sich  gezwungen,  um  dieses 
zu  retten  t  das  Messer  zu  Hülfe  zu  nehmen; 
Glücklich,  wer  den  rechten  Augenblick  der 
Hülfe  nicht  versäumt,  sonst  ist  auch  dieser 
Schritt  vergebens«  Da  der  folgende  Fall  zu 
jenen  wenigen  gehört,  wo  die  Kunst  siegte, 
to    mag    er^  in  dieser  Zeitschrift  einen  Platz 

I    finden. 

•  Der  Austritt  des   Auges  aus   der   Orbiia 
entsteht   durch  Veranlassungen  verschiedener 

i  Art;  die  wahre  dauernde  Ausweichung  des*x 
selben  erfolgt  aber  nur  durch  den  Druck  ei- 
nes von  dem  Hintergrunde  der  Augenhöhle 
nach  vorne  zu  würkenden  Körpers.  Ftflsch 
wird  mit  fiesem  Namen  bezeichnet  eine' An« 
schwellang    des   Augapfels,    mit    oder    ohne 

r  Ausartung  der  Bestandtheile  dessdbeny  wäre 
sie  auch  noch  so  beträchtlich^  denn  das  Vo^ 
lumen  des  Bulbus  kann  dabey  aulserordent* 
lieh  vergröfsert  seyn ,  und  dodi  ist  er  nicht , 
aus  seiner  eigenthümlichen  Lage  gewichen« 
Wer  hätte  diese  Erscheinung  nicht  bey  aus- 
artenden Staphylomen  der  Cornea^  oder  bey 

'  Eitersammlungen,  und  dem  sogenannten  Hy'- 
drops  ox)uli  beobachtet?  Viele,  bey  den  Sjohiifi:« 
stellern  als  Vorfälle  des  Augapfels  erzählte  Be« 

,  ;  obachtungen,  sind  eis  daher  keineswegesi,  Der 


^,    104    — 

wahre  bleibende  Vorfall  kann  allein  duck 
Knochengesch Wülste  f  '  Balggeschwülste  und 
Scirrhen  innertialb  der  Orbica  veranla&t  wer- 
den«  Einen  vorübergehenden  Austritt  dei 
Augapfels  bringen  von  aufsen  eindringende 
Körper  zuwege,,  der  bey  bald  erfolgender  Hülfe 
oft  den  Rücktritt  des  Bulbus  in  seine  yorige 
Lage  erlaubt  fVhice*)  und  jicreU  **)  In- 
ben  Fälle  dieser  Art  beobachtet.  Den  durck 
Balggeschwülste  verursachten  Vorfall,  heil» 
ten  einige  Wundär;Qte  durch  die  Punktion, 
Abscesse  platzten  von  selbst ,  und  das  Ao^« 
nahm  seine  vorige  Stelle'  wieder  ein,  '  Gfoiie 
Scirrhen  hingegen  in  der  Augenhöhlei  trei- 
ben es  endlieh  ganz  aus  seiner  Lage:  be^ 
dem  höchsten  Grade  der  Ausdehnung  da 
-Muskel^  entstehen  endlich  Entzündung,  he& 
tige  Schmerzen  der^  äufserst  gezerrten  uU* 
reichen  Nerven  des  Auges,  und  wird  je« 
die  Ausrottung  nicht  vorgenommen,  so  wA 
entweder  der  Kranke  durch  die  fortdauemdi 
Entzündung,  die  sich  in  das  Gehirn  foxt« 
pflanzt,  dem  Todd  überliefert,  oder  im  gun- 
stigeren Falle  platzt  der  Augapfel,  und  du 
Ganze  verwandelt  «ich  in  ein  Krebsgeschwfit 
Die   Frau    eines   hiesigen   Webers,    49 

•)  Casea  of  Surgery, 
**)  Chirurg»  Vf^ahrnehmungen  a,  d,  Schwede  '77^. 


— ^    MI     — 

Dies  hat  sich  in  der  Folge  bej  genauerer 
Prüfung  der  protokollirten  Aussagen  deutlich 
ergeben«  Wer  ein  solches  Geschäft  kennt| 
wird  sich  dariiber  nicht  wundern;  denn  es 
war  hier  nicht  einmal  rathsam,  die'  zu  yer« 
nehmenden  Personen  in  die  Stube  kommen 
zu  lassen,  wo  protokollirt  wurde,  und  die  ^ 
Kälte  der  Witterung  machte  es  auch  nicht 
mögtich,  sie  Stunden  lang  im  Freien  stehen 
zu  lassen. 


Miliuch  den  7t6n  Mars  i8o4> 


Dr.  Rausch  y 
Kr'eitphyticut. 


loz 


V. 

Beobachtung 


eine« 


vollkommenen  Austrittes  des  Augapfels 
aus  der  Orbita, 

welcher  durch  die  Äusrottuag  des  in  derselben 

befindlichen  Scitrhus 

,  glüeklicb  gehellt  wurde« 

Von 

J.     G.     B  r  e  i  t  i  n  g, 

d.  Heilkunde  u.  W.  A   K.  Doctor  und  praktiicfaem 
Allgenarzte  in  Augsburg. 


D. 


^er.,  vollk-ommene  Austritt  des  Auges 
(^kxophthalmiä)  aus  seinen  knöchernen  Um* 
gebungen,  gehört  unstreitig  su  den  seltenen 
Kra>kheiien.  Die  Kunst  vermag  nur  in 
höchst  seltenen  Fällen  durch  den  Gebrauch 
pharmacüuü^jcher  Mittel  die  gänzliche  Ausbil« 


—    i^5    — 

düng  dieses  Uebels  zu  Yeihinderii;  Öfters 
wird  das  Leben  dadurch  gefährdet ,  und  der 
Wundarzt  sieht  sich  gezwungen,  um  dieses 
zu  retten  y  das  Messer  zu  Hülfe  zu  nehmen« 
Glücklich,  wer  den  rechten  Augenblick  der 
Hülfe  nicht  versäumt ,  sonst  ist  auch  dieser 
Schritt  vergebens«  Da  der  folgende  Fall  zu 
jenen  wenigen  gehört,  wo  die  Kunst  siegte, 
so  mag  er  in  dieser  Zeitschrift  einen  Platz 
finden. 

Der  Austritt  des  Auges  aus  der  Orbiia 
entsteht  durch  Veranlassungen  verschiedener 
Art;  die  wahre  daucnrnde  Ausweichung  des* 
selben  erfolgt  aber  nur  durch  den  Druck  ei- 
nes von  dem  Hintergrunde  der  Augenhöhle 
nach  vorne  zu  würkenden  Körpers,  Ftflsch 
wird  mit  diesem  Namen  bezeichnet  eioe  An« 
schwellang  des  Angapfels,  mit  oder  ohne 
Ausartung  der  Bestandtheile  desselben y  wäre 
sie  auch  noch  so  beträchtlich  ^  denn  das  Vo^ 
lumen  des  Bulbus  kann  dabey  aulserordent« 
lieh  vergröfsert  seyn ,  und  dodi  ist  er  nicht , 
aus  seiner  eigenthümlichen  Lage  gewichen« 
Wer  hätte  diese  Erscheinung  nicht  bey  aus- 
artenden Staphjlomen  der  Cornea^  oder  bey 
Eitersammlungen,  und  dem  sogenannten  Hy» 
drops  oculi  beobachtet?  Viele,  bey  den  Sjohiift- 
stellern  als  Vorfälle  des  Augapfels  erzählte  Be- 
obachtungen, sind  eis  daher  keinesweges«  Der 


^,  io4    —       .      \ 

wahre  bleibende  Vorfall  kann  allein  durch 
Knochengesch  Wülste,  Balggeschwülste  und 
Scirrhen  innertialb  der  Orbita  veranlafst  wer- 
den. Einen  vorübergehenden  Austritt  dei 
Augapfels  bringen  von  aufsen  eindringende 
Körper  zuwege,  der  bej  bald  erfolgender  Hülfe 
oft  den  Rücktritt  des  Bulbus  in  seine  vorige 
Lage  erlaubt.  fVhüe*)  und  AcreU  **)  ha- 
ben Fälle  dieser  Art  beobachtet.  Den  durch 
Balggeschwülste  verursachten  Yorfall.  heil« 
ten  einige  Wundärzte  durch  die  Punktion, 
Abscesse  platzten  von  selbst ,  iind  das  Auge 
nahm  seine  vorige  Stelle' wieder  ein,  '  Grofse 
Scirrhen  hingegen  in  der  Augenhöhle,  trei- 
ben es  endlieh  ganz  aus  seiner  Lage:  bej 
dem  höchsten  Grade  der  Ausdehnung  der 
Muskel^  entstehen  endlich  Entzündung,  hef« 
tige  Schmerzen  der/  äufserst  gezerrten  zahl« 
reichen  Nerven  des  Auges,  und  wird  jeut 
die  Ausrottung  nicht  vorgenommen,  so  wird 
entweder  der  Kranke  durch  die  fortdauernde 
Entzündung,  die  sich  in  das  Gehirn  fort« 
pflanzt,  dem  Todä  überliefert,  oder  im  gün* 
«tigeren  Falle  platzt  der  Augapfel,  und  das 
Ganze  verwandelt  «ich  in  ein  Krebsgeschwür. 
Die   Frau    eines    hiesigen   [Webers,    40 

•)  Casea  of  Surgery,  , 

**)  Chirurg.  Jfiahrnehmungen  a,  d.  Schwed,  IJja, 


—    io5    T- 

Jlihre  alt,  litt  yon  der  ersten  Jugend  an  all«- 
g^meiner  Schwache  des  Lymph  -  und  Drüsen-^ 
Systems  y  mit  .scrophulöser  Diskrasie,  wtlche' 
das  anhaltende  Leben  in  feuchter  verderbe« 
ner  Kellerluft  ( denn  die  Weber  treiben  in 
hiesiger  Stadt  tind  Gegend  ihr  Handwerk  in 
Kellern)  f  in  Verbindung  mit  armseeliger 
Kost,  Kumimer  und  .Elend  unterhalten  und 
bey  zi^nehmendem  Alter  yermefirt  werden 
mufste«  Vollkommene  Verhärtung  der  Schild- 
drüsen sowohl,  als  der  benachbarten  Drüsen 
des  Halses,  fortdauernde  asthmatische  Be-r 
schwerden  mit  Husten  uq4  abnormer  Secre« 
tion  des  Bronchialschleimes  sind  jetzt  noch 
die  bestehenden  Beweise  dieses  durch  die 
Lage  der  Person  unvertilgbar  bleibenden 
Uebels.  Erst  im  .36sten  Jahre  verheir^thete 
sie  sich,  und  es  ist  beknerkenswerth,  dals  sie 
ihre  beiden  gesund  gebonien  Kinder  nicht 
stillen  konnte.  Drei  Jahre  yor  ihrer  Verehe«^ 
lichung  überfiel  sie,  nachdem  sie  öfters  schon 
an  heftigen  Kopfschmerzen  gelitten'  hatte, 
bey  lange  fortgesetzter  Bearbeitung  des  Gat- 
tuns  im  feuchten  Keller,  ejnstmals-  ein  so  hef« 
tig  reissender  Schmerz  hinter  und  über  dem 
rechten  Auge^  dafs  sie  ohne  Bewufstseyn 
hinfiel,  und  anderthalb  Stunden  lang  deU 
Kopf  auf  die  geballten  Hände  unter  lautein 
Schreien  stüts^en  mu£ite,      Nachdem  sie  sich 


—      110      -*- 

Gehirns   und    der    Orbila   folgren.       Als  i 
mich  nach  etwa  anderthalb  Tagen  rufen  lid 
standen  bereits  di^  äufsersten  Schichtend 
Hornhaut  in   Eiterung,     der    humor  agnm 
war  ganz  ausgt^flossen,  und  bey  der  wadM 
den  Entziiadupg  war  an  keine   Rettung  k 
Gesichtes  zu  denken.     Ich  brachte  es  ioR 
oben   erwähnte    Mittel ,    nebst     aromatiidM 
Bähungen    der   leidenden    Seite    des    Kofb 
dahin,  dals  zwar  der  Schmerz  nachlieis,  {■ 
konnte  ich  ihn  aber,  selbst  durch  greise  Dotf 
Opium  und  anderer  narkotischer  Mittel  tii 
;ßum  Schweigen  bringen.     Das  Auge  blielf 
empfindlich,  dafs  es  den  mindesten  Lnftuec^ 
sei  nicht  mehr  ertrug.     Kurz,  von  alUs^ 
derungsmitteln  blieb  das  verdünnte  Giili''^ 
sehe  Bleiwasser    das  hUlfreichste.       Miti^* 
Gebrauche    dieses    Mittels   fuhr   sie  gegci' 
Wochen  fort,  wo  sich  auf  eiomal,  ohne'' 
ich  die  Ursache  anzugeben  vermag,  ernetff 
Schmerzen  mit  solcher  Heftigkeit   einstdltf 
dafs  Patientin  nach  einigen  Tagen  versichert 
sie   könne    diese    Marter    nicht    länger  H 
dauern.     Es  zeigten  sich  schon  fortwährci 
Fieberbewegungen,     schüttelnder    Frost  i* 
leichter  fliegender  Hitze  ^  das  Augenlied  ti 
kam    ein    Lläulichtes    Ansehen    und    sc]i*> 
oedematös   an;     einige  Tropfen  Eiter  R(0 
aus  der  geboistenen  Hornhaut,    und  die^i 


—  l'll  — 


rängte  sieh  durch  di<^  zerstörte  Stelle  in 
orm  eines  Pfropfes  hervor;  die  Schmerzen 
^ütheten  Tag  und  Nacht  so  anhaltend,  dals 
rofse  Gaben  Opium  (Patientin  erhielt  bitt- 
en den  letzten  214  Stunden  vor  der  Opera- 
.on  über  10  Gran)  nicht  die  geringste  Lin- 
eruDg  bewürkten,  ja  es  nahmen  die  Schmer«^ 
sn  mit  jedem  Augenblicke  d^rm^Isen  zu, 
a£^  die  Kranke  bey  jeHer  kleinen  Bewegung 
es  Körpers  laut  aufschrie. 

Unter  diesen  Umständen  war  nun  >  die 
Operation  .dringend  angezeigt;  denn  die  zu- 
idiends  zunehmende  Entzündung  drohte 
^hrenitis  und  apoplektischen  Tod.  Ich  ver« 
Lchtete  also  die  Operation  alsbald  folgender- 
dalsen:  Ich  liels  die  Patientin,  das  Gesicht 
;egen  das  Fenster  gekehrt,  auf  einem  etwas 
liedrigen  Stuhle  sitzen.  Der  assistirende 
Vundarzt  fixirte  den  Kopf  auf  seiner  Brust 
qiit  der  linken  Hand ,  zugleich  hob  er  mit 
[en  Fingern  der  rechten  das  obere  Augenlied 
o  weit  als  möglich  in  die  Höhe.  Ich  liels 
ibsachtlich  weder  Haken  noch  die  von  ßich" 
er  *)  empfohlene  Zange  anwenden;  denn 
ch  mufs  gestehen  9  dafs  ich  den  Gebrauch 
beser  Werkzeuge,  wegen  der  dabey^  unver- 
Beidlichen  Quetschung,     welche   Geschwulst 

•;  Hanäk.  d.  W.  ji.  K.  5.  Band.  p.  426^ 


—    io8    — 

beider  Äugenlieder  schwitzte  bestSBdig,  be- 
sonders zur  Nachtzeit,  eine  grofse  Meogo 
Schleim  aus,  der  in  harten  Schuppen  hie 
und  da  diß  Bindehaut  bedeckte.  Das  unten 
Augenlied  verhielt  sich  ganz  wie  bey  dem 
ectropium.  Am  unteren  Drittheile  der-Honi- 
haut  befand  sich  ein  Absce£s|  der  vor  weni* 
gen  Stunden  sich  entleert  hatte,  deshalb  er- 
schienen die  obersten  Lamellen  der  Uornhaat 
zusammen  gefallen  und  gefaltet;  der  übrigl 
Theil  derselben  war  noch  durchsichtig,  so^ 
dafs  man  die  z^iemlich  lebhaften  Bewegungen 
der  Regenbogenhaut  bej  dem  Lichtwechsel 
deutlich  walirnehmen  konnte.  Die  Bindehent 
war  schwach  geröthet  und  zeigte  wenig  fV>* 
kose  Gefalse  nach  der  Cornea  jeu,  mehrere 
dagegen  bey  den  Insertioi^sstellen  der  Mus- 
keln, deren  abwechselnde  Bewegungen  wegen 
der  gänzlichen  Entblösung  deutlich  zu  sehen 
waren.  Aulser  einem  leichten  Brennen  der 
ganzen  Oberfläche  des  den  Lufteindriicken 
beständig  ausgesetzten  Augapfels ,  empfand 
Patientin  keinen  Schmerz^  weder  in  diesem, 
noch  in  dem  Scirrhus  selbst;  dagegen  quihe 
sie  ein  unaufhörliches  Reissen  di>erhalh  der 
Augenbraunen,  in  der  Gegend  des  Austrittes 
des  oberen  Stirnnerven  und  der  Gegend  sei- 
ner Verästelung  unter  der  Haut«  Ich  kam 
diesem  Zufalle  durch  Opiat-Einreibungen  au* 


—    ii3    — 

I  düngen    des    Scirrhus    mit    der    Orbita    er- 
I  Schwerte  die  Trennung  ungemein ;    das  nach 
yorne    gelegene   Drittheil    desselben    konnte 
|ich  ganz,  das  übrige  nur  stückweise  trennen,* 
,da  ich,   um  die  allzu  starke  Eiterung  zu  ver- 
meiden,   die  Bindehaut  so  viel  wie  möglich, 
^und    die    Thränenwerkzeuge    ganz    schonen 
^wollte,  und  grofse  Stucke  der  Geschwulst  nicht 
abzusondern  Vermochte.      Die  letzteren  blie- 
ben auch  so  unversehrt  9   dafs  jetzt,  nach  ei- 
;iiem    halben    Jahre,     die    Absonderung   und 
Ableitung  derselben    durch    den    Nasenkanal 
.ohne  alle  Schwierigkeit  von  statteii  geht.  Die 
.Gröfse  des  Scirrhus   betrug  den  Umfang  ei- 
nes Gänse-Eies:  die  einzelnen  Drüsenknoten 
'verhielten  sich  verschieden;  der  grolste  über- 
stieg nicht  die  Grplse  einer  mäfoigen  Hasel- 
.nuTs.    Die  Blutung  war  nach  d^r  gänzlichen 
Ausschalung  sehr  unbeträchtlich,     und  stillte 
sich  nach  dem  Einbringen  einiger  Tampons 
^ganz.    Die   erste  Nacht  brachte  die  Operirte 
^ziemlich  unruhig  zu,  die  folgende  war  besser. 
Auf  einmal  zeigte  sich  am  5ten  Tage   nach 
der  Operation  eine  elastische  glänzende  Ge- 
schwulst des  oberen  Augenliedes,     mit  allen 
Begleitern     einer    wiederkehrenden    Entzün- 
dung.     Nach  einem  lauwarm  übergeschlagen 
»Ij^en  Oxycrat  verschlimmerte    sich    alles,     so 
flafs  ich  schon  befürchten  muiste,    ein  Ge- 
xVm.  B.  8.  sr.  H 


—      110      -A- 

Gehirns    und    der    Orbila   folgfen.       Als  sie 
mich  nach  etwa  anderthalb  Tagen  rufen  lieh, 
standen  bereits  di^  aufsersten  Schichten  der 
Hornhaut  io   Eiterung,     der   humor  agmeui 
war  ganz  ausgi^flossen,  und  bey  der  wachsen- 
den Entziiadupg   war  an  keine   Rettung  dei 
Gesichtes  zu  denken.      Ich  brachte  es  durd 
oben   erwähnte    Mittel ,     nebst    aromatischei 
Bähungen    der   leidenden    Seite    des    Kopfei 
dahin,  dals  zwar  der  Schmerz  nachliefs,  gam 
konnte  ich  ihn  aber,  selbst  durch  grofse  Doses 
Opium  und  anderer  narkotischer  Mittel  Dich 
zum  Schweigen  bringen.     Das  Auge  blieb  iO 
empfindlich,  daf»  es  den  mindesten  LuftWech* . 
sei  nicht  mehr  ertrug.     Kurz,  von  allen  Lia- 
derungsmitteln  blieb  das  verdünnte  Goula^ 
sehe  Bleiwasser    das  hülfreichste.       Mit  dem 
Gebrauche    dieses    Mittels    fuhr  sie  gegen  fi 
Wochen  fort,  wo  sich  auf  eiomal,  ohne  dali 
ich  die  Ursache  anzugeben  vermag,  erneuerte 
Schmerzen  mit  solcher  Heftigkeit  einstellteo» 
dafs  Patientin  nach  einigen  Tagen  versichert«! 
sie   könne    diese    Marter    nicht    länger   aas- 
dauern.     Es  zeigten  sich  schon  fortwährende 
Fieberbewegungen,     schüttelnder    Frost  nad 
leichter  fliegender  Hiue,  das  Augenlied  b^ 
kam    ein    Lläulichtes    Ansehen    und    schwol 
oedematös   an;     einige  Tropfen  Eiter  floiscs 
aus  der  geboi  stenen  Hornhaut ,    und  die  M 


{ 


—    ii:)    — 

t  den,    sind    die*  einzigeu  Uiebiprbleibsel  nach 
tdcr  Operation.  , 

t,         Ich  verrichtete   die  Ausrottung  des  Aug« 
|£pfels  sowohl  9     als  des  Sciirhus,     mit  einem 
I  etwas  bauchigten  Scalpell  mit  stumpfer  Spitze, 
inach  Heisters  Rath  ^),     der   die   von  Fabr. 
^Hildanus  **),  Bar  tisch  ***)  und  Muys  \)  ei- 
^gends  dazu  empfohlenen  löfFelförmigen  \Iesser 
^aus  guten  Gtünden   yerwiift.       Richter  zieht 
^swar  ein   gekrümmtes  Scalpell  vor,     welches 
yVon  Bell  und  Beer  verworfen  wird.  Letzterer 
^empfiehlt    die    von    Louis    empfohlene    ge- 
krümmte Scheere,  zur  Trennung  des  Zellge« 
^yirebes;    ich  wandte  sie  bey  dieser  Operation 
.isbenfalls    an ,     allein   ich  ^konnte   mich  von 
.dem     gröEseren    Nutzen     nicht    überzeugen; 
denn   auf&erdem,.    dais   die  Blutung  zu  sehen 
verhindert 9  was  m^n  in  den  Schnitt  falst^  so 
jprfordert    die    Entfernung    der    Arme    einen 
.ziemlichen   Raum,     der    in    der   Augenhöhle 
sehr  beengt    ist.       Die  Geschicklichkeit   des 
Operirenden    bestimmt    übrigens,   allein '  d^n 
Vorzug  der  zu  wählenden iFormen  der  Instru- 

siente. 

r" 

r^  •)  Chirurgie.    Nürnbergs  1763.  p.  58o. 

'♦•)  Fabr.  Hildäni  Op.  om.  Cent.  1.  Obs.  i. 

^Ä*)   Augendiemt.  a.  Aufl.  Sulzbach.  p.  ZQ^  ßg.  .46. 

\  f)  Prax.  med.  ckir.,  raüotu  '  Amstel.  1695.  ff.  $94* 
'  H  2 


-^     IIb     —  ' 

Jetzt  noch  ein  Paar  Worte  über  diel 
stehung  dieses  Vorfalls.  Die  Geschwulst 
stand,  wie  ich  oben  erwähnte,  aus  eil 
Convolue  von  Driisenknoten  y  die  unter  < 
ander  durch  Zellgewebe  verbunden  ' 
ren,  welches  zum  Theil  oiit  gelbliditem  F< 
ausgeßillt  war.  Der  erste  Anstofs  zur  ^ 
artung  dieser  Drüsen,,  die  in  greiser  M« 
ia  dem  Hintergrunde  der  Augenhöhle  ( 
eintretenden  Sehnerven  umgeben ,  muis  e 
durch  allgemein  vorhandene  scrophulösal 
*  krasie  herbey  geführte  Entzündung  und  l 
Schwellung  einer  oder  mehrerer-  dea  Gdi» 
tes  gewesen  seyn.  Wir  beobachten  dtf^i 
Erscheinung  bey  scrophulösen  Körpe0  ^ 
andern  Theilen.  Mit  allmälilich  zundi«e 
der  Asthenie  des  lymphatischen  Systt> 
entstehen  Entzündungen,  Abscesse  und  ob 
unzertheilbare  Verhärtungen  dieser  Organe,  < 
endlich  bey  fehlerhafter  'Behandlung  o^ 
Nachlälsigkeit  der  Kranken  -in  Scirrhen  a 
Krebs  übergehen,  und  gleichsam  die  C 
schichte  des  Scrophelübels  beschliefsen.  I 
schlimmste  aller  Einflüsse,  der  diese  Knu 
heitsform'  begünstigt^  dumpfige^  feuchte, 
Sauerstoff  arme  I^uft,  traf  diese  Patieol 
vorzüglich.  Da  wo  das  Uebel  schon  f 
Kindheit  an  seinen  Sitz  aufgeschlagen  btf 
in  den  Drüsen  des  Halses  und  des  Kopf 


—  .i»7    — 

g^eschah  die  Entwickelung  aller  Zufälle  mit 
rermehrter  Stärke.  Eine  überspannte,  lange 
Fortgesetzte  Anstrengung  d^s  rechten  Arms^ 
bey  der  j^earbeitung  der  Bauinwollen-Zeuge, 
Ebrmte  den  letzten  Moment  zur  Bildung  des 
n:sten  Keimes  dieses  Scirrhus  in  der  Augen- 
höhle; alle  Bedingungen  zur  Entwickelung 
ilesselben  dauerten  fort,  da*  Patientin  eine 
EWeokmafsige  Behandlung  gänzlich  entbehne« 
Ich  getraue  mir  zu  behaupten,  dafs,  neben 
der  Anwendung  .der  reitzenden  Methode  in 
ihrear  ganzen  Umfange,  der  Gebrauch  der 
Quecksilber- Oxyde  dieses  Uebel  im  Anfange 
fireheilt  haben  würde,  woron  mehrere  Beob- 
ichter  glückliche  Bejspiele  hinterlassen  ha<- 
^en,  die  gewils  diesem  beschriebenen  Falle 
inalog  sind  *).         . 

'*)  y^m  a.   O,    Kranhh.  d,  jiugen  übera,  von  Miscfief. 
'_     Berlin,     Cap,  30. 


HO       — 


VI. 

Geschichte 

eines  gab  eilten 

voUkömmehen  schwarzen  Staare 
von    Ebendemselben; 


Oö  unähnlich  diese  Geschichte  der  TO 
hergehenden  ist,  da  die  Form  beider  Knol 
heilen  so  sehr  von  einander  abweicht,  • 
stelle  ich  sie  doch  absichtlich  neben  dnü 
der,  da  dieser  Contrast  durch  die  Gleidthc 
des  Ursächlichen  versehwindet.  Die  Heib! 
dieser  Krankheit  gehört  zu  sehr  unter  ä 
seltenen  Phänomene,  als  dafs  nicht  jeder  eö 
zelne  Fall  allgemein  bekannt  zu -werden  Te 
diente,  der  zwar  isolirt  keinen  besonder 
Werth  haben  kann,  in  der  Zusammeust* 
lung  mit  vielen  afcer,  wenn  sie  mit  Schi 
sinn  bearbeitet  sind,  zu  einer  endlichen  I 
hellung  des  Dunkels,  welches  noch  di( 
Krankheit  form  verhüllt,  verhelfen  kann.  I 
meisten  Abhandlungen  über  diese  Krankhei 
form  enthalten  nichts  weiter,  als  eine  A 
zählur^g  der  bekannten  Symptome  die 
Blindheilsgattung,  die  gewöhnlich  durch  ei 
Menge  Schärfen  verursacht  werden  soll-  w< 


"■  '*9  ■" 

^chev  Hypothese  zu  Gefallen  die  Heilversuche 
oft  eben   so    empirisch   geordnet   sind.       I^h 
kann    mich    nicht   enthalten,     dies^   Unheil .- 
auf  das  neueste  Werk  Scarpas  *)   auszudeh- 
nen,   worin   der   Abschnitt    rom  schwarzen 
Staar  äufserst  dürftig  und   einseitig  ausgefal^ 
'W  ist;      Wer   wird    es   glauben,     dafs  allt 
"Lähmungen    der    Netzhaut    ron    gilstrisdien 
Reitzen/   Infarkten  u.  &•  w*  herzuleiten  sind, 
jwo^egen    das  ganze    grobe    Geschütz   dieser 
Jülethode,  Brech-  und  Purgiermittel  zutn  An« 
iange,    die   Schmuckerschen  Pillen  zum  Be* 
yffchlusse   empfohlen   werden??    So    schätzbar 
«mehrere  Aufsätze  in  diesem  Werke  sind,    so 
'sind  wir  doch    dadurch    in   Hinsicht  -dieser 
Krankheitsfprm    imd    ihrer    Behandlung    um 
.nichts  klüger  geworden. 
'         Die  scrophulöse  Anlage  hat  das  Eigene, 
dafs    unter    einem    gegebenen    GonAikt   ron 
äufseren    Einflüssen     die    Entwickelnng    der 
Scröphelkrankheit  in    verschiedenen    Leiden 
der    Organe    sich    rollend  et    darstellt.      Die 
Fortwiirkung  erstreckt  sich  weiter,    als  blos 
auf  das  Drüsensystem   des  Darmkanals  und 
der   Bronchien.      Die*  feinsten  Verastlungen  ' 


*)  Praci,  j4bhandl,  über  die  j^ugenkrahkheUen ,  mus 
dem  Franz,  des  B.  LeveilU  ßberteizi  TfOH  F,  JT. 
Martens.    Leipzig  i8od. 


de$  Ljmphsy Sterns,  das  die  Weric^täite  <b 
Emahrungs  -  und  Restaurationsprocesses  da 
tbieriscben  Organismus  darstellt ,  erstreckei 
sich  tief  in  das  ,  Gehirn ,  das  RückeBind: 
und  die  begleitenden  Necvenscheiden,  Dia 
endlichen  Würkungen  'einer  allgemeinen  tief 
einge\7urzelten  scrophulö^en  Diskrasie  w«^ 
den  also  Schwäche  ündLähmungen^derEmpfii- 
dungs-undBewegungswerkzeuge  seyii.DasweäH 
liehe  Ges^Iecht  ist  durch  seine  Gonstmctiof 
zu  ;^6n  scrophulö&en  Zufällen  des  hocktes 
Gradei^,  Scirrhus  und  offenem  Krebs,  Tono;- 
lich  genttigt,  denn  Uterus  und  Brüste  v^^ 
gleichsam  der  Wohnort  dieses  fürchterlidui 
Uebels.  ,  Die  Entwiokelung  derselben  tvi' 
durch  nichts  so  sehr  begünstiget ,  aU  irci* 
das  Weib  seine  Bestimtnung  durch  EmpSag* 
nils  und  Tragen  der  Frucht  nicht  erfok: 
statt  der  erwarteten  Entwickelung  dieser  Or- 
gane durch  die  angegebenen  Functionen  eflt* 
steht  Ausartung,  und  als  Folge  öfters  gtitf- 
liclie  Destruclion.  Geschieht  dies  nicht,  K» 
bleibt  doch  eine  fortdauernde  Stimmung  der* 
selben,  bey  der  geringsten  Verletzung  ihie» 
Zerstörung  procefs  zu  beginnen.  Im  GegeS' 
theile  sehen  wir  kränkelnde  hysterisch 
Miidchen,  die  gewöhnlich  scrophulös  vni 
nach  einer  glücklichen  Yerheirathung  gesoBJ 
und    blühend    weiden.      Erfolgt    diese   enl 


—    "7    — 

f  geschah  die  Entwickelung  aller  Zufälle  mit 
\^  vermehrter  Stärke.  Eine  überspiannte ,  lange 
I  fortgesetzte  Anstrengung  des  rechten  Arms^ 
f  bej  der  j^earbeitung  der  Bauinwollen-Zeuge, 
formte  den  letzten  Moment  zur  Bildung  des 
ersten  Keimes  dieses  Scirrhus  in  der  Augen- 
höhle; alle  Bedingungen  zur  Entwickelung 
desselben  dauerten  fort^  da*  Patientin  eine 
zweckmafsige  Behandlung  gänzlich  entbehrte« 
Ich  getraue  mir  zu  behaupten,  dals^  neben 
der  Anwendung  ,der  reitzenden  Methode  in 
ihrear  ganzen  Umfange,  der  Gebrauch  der 
Quecksilber- Oxyde  dieses  Uebel  im  Anfange 
geheilt  haben  würde  ^  woron  mehrere  Beob- 
acliter  glückliche  Bejspiele  hinterlassen  ha- 
lben, die  gewils  diesem  beschriebenen  Falle 
analog  sind  *).         . 

'*)  y^m  a,   O,    Kranhk.  d,  jiugen  übera,  von  Misehel, 
"     Berlin,     Cap,  30. 


HO 


VI. 


G  e  s  c  h  i  c  h  t  e 

eines  gebeilten 

vollkommenen  schwarzen  Staares, 
von    Ebenüemselben. 


s 


ö  unähnlich  diese  Geschichte  der  vor- 
hergehenden  ist,  da  die  Form  beider  Krank- 
heiten so  sehr  von  einander  abweicht,  so 
stelle  ich  sie  doch  absichtlich  neben  einan- 
der/ da  dieser  Coatrast  durch  die  Gleichheit 
des  Ursächlichen  versehwindet.  Die  Heiluog 
di'^ser  Krankheit  gehört  zu  sehr  unter  uie 
seltenen  Phänomene,  als  dafs  nicht  jeder  ein« 
zelne  Fall  allgemein  bekannt  zu « werden  ver- 
diente, der  zwar  isolirt  keinen  besonderen 
Werth  haben  kann,  in  der  Zusamme^stel- 
lung  mit  vielen  aj>er,  wenn  sie  mit  Scharf- 
sinn bearbeitet  sind,  zu  einer  endlichen  Er« 
hellung  des  Dunkels,  welches  nooh  diese 
Krankheit  form  verhüllt,  verhelfen  kann.  Die 
meisten  Abhandlungen  über  diese  Krankheits- 
form enthalten  nichts  weiter,  .  als  eine  Auf- 
zählung der  bekannten  Symptome  dieser 
BHndheilsgattung,  die  gewöhnlich  durch  eine 
Menge  Schärfen  verursacht  werden  soll;  wel- 


-    itg    - 

eher  Hypothese  zu  Gefallen  die  Heilversuche 
olt  eben  so  empirisch  geordnet  sind.  I^h 
kann  mich  nicht  enthalten,  diese!  Urtheil.- 
auf  das  lieueste  Werk  Scarpa's  *)  auszudeh- 
nen, worin  der  Abschnitt  rom  schwarzen 
.  Staar  äufserst  dKrftig  und  einseitig  ausgefal^ 
len  ist.  Wer  wird  es  glauben,  dafs  allt 
Lähmungen  der  Netzhaut  Ton  güstrisdien 
Reitzen,'  Infarkten  u.  &•  w*  herzuleiten  sind, 
wogegen  das  ganze  grobe  Geschütz  diesfr 
Methode,  Brech-  und  Purgiermittel  zntn  An* 
fange,  die  Schmuckerschen  Pillen  zum  Be* 
Schlüsse  empfohlen  werden??  So  schätzbar 
mehrere  Aufsätze  in  diesem  Werke  sind 9  so 
sind  wir  doch  dadurch  in  Hinsicht  -dieser 
Krankheitsfprm  imd  ihrer  Behandlung  um 
nichts  klüger  geworden. 

Die  scrophulöse  Anlage  hat  das  Eigen«, 
dafs  unter  einem  gegebenen  GonAikt  ron 
äufseren  Einflüssen  dit  Entwickeinng  der 
Scrdphelkrankheit  in  verschiedenen  Leiden 
der  brgaäe  sich  rollend  et  darstellt.  Dit 
Fortwiirkung  erstreckt  sich  weiter,  als  blos 
auf  das  Drüsensystem  des  Darmkanals  und 
der   Bronchien.      Die*  feinsten  Verastlungen  ' 

*)  Pract,  jibhandl.  über  die  Augenkrankheiten,  mus 
dem  Franz,  des  B,  LeveilU  übersetzt  von  F,  JT. 
Martens,    Leipzig  i8od. 


i—    124    — 

Staar  war  also  rein  paralytisch*  .Da»  redft 
Auge  verhielt  sich  gut^  doch  glaubte  Pati«9 
tin  seit  ^4  Stunden  ebenfalls  Abnahme  k 
Sehkraft  desselben  zu  spUreiK  Mehen  k 
unverkennbaren  scrophulösen  Diskrasie  schml 
.  ich  die  plötzliche  Erscheinung  dieaer  Erblii 
düng  der  vorhandenen  Gessation  der  Um 
atruation  zu,  welche  greise  Zerstörungea  i 
den  Sehorganen  zu  verursachen  vermag,  lai 
verordnete  der  Kranken  sowohl  als  allgeflci 
nes  Reitzmittel  für  das  SaugadersysteiBi  ^ 
besonderes  für  das  System  der  Geschkcktt' 
Organe,  den  versüisten  Merkur  in  folgeite 
Formel:  ^        . 

j|^,  Calomel.  3/.,    Exir.  MillefoU  Zjj.f  - 
hyosry.  nigr.  '^Jj\,  §.  r.  rh,  ^j/.  Jü.  P.fi 
pond.  gr.  ij\  S.  Täglich  i3mal  5  Stück  i 
nehmen. 
Ich  schiols   aus  dem  Gange  der   Erblindet 
des  erst  er  en  Auges,    dafs  wohl  dieses  WA 
nicht  schnell  genug  würken  könnte^  um  ^ 
andere     vor     dem    gleichen     Schicksale  t 
sichern^    und    machte    die  Kranke    vorttni 
darauf  gefafst.    Würklich  erfolgte  die  Erbb 
düng  des  rechten  Auges  binhen.5  Tagepy  a 
dafs   die  Patientin  auch   im  vollkommeniti 
Dunkel    den    Schimmer    eines    vorgehaltüM 
Kerzenlichtes    nicht    zu    unterscheiden   td 
mochte«      Nach  einem  i4tägigen  Gebraud 


—      120.     —  . 

der  Pillen  in  steigender  Gabe  bemerkte  ich 
Besserung    des    Geschwüres;     mit    blandem 
Eiter   zeigten    sich    Granalationen,     un4    die 
reissenden  Kopfschmerzen  nahmen    so    weit 
ab,     dals   Patientin   wieder  schlafen  konnte« 
Bey  diesen   augenscheinlichen    Beweisen   der 
kräfrigen    Würküng    der    erw^ihnten    Mittel, 
fahr  ich  ununterbrochen  mit  dem  Gebrauche 
derselben  fort;     und  erhöhte  sie  durch  reiz- 
sende  Fleischkost,    täglichen  Gebrauch  star- 
ken Weines,     nebst  Bestreichen   des  Augen« 
bogens  und  der  Oberfläche  der  Augenlieder 
mit  Liq.  anod.  Ho/ßn,      So  fuhr  di^  Kranke* 
6  Wochen  laug  ohne  Unterlafs  fort      In  der 
^en  Woche  konnte  ich  mehrere  Tage  we- 
l^n  Unpäiklichkeit  das  Zimmer  nicht  verlas- 
sen,   und  es  mochten  ohngefäht  sechs  Tage 
-seyn,     dafs  ich  sie  zum  letztenmale  gesehen 
hatte,   als  ich  die  Nachricht  erhielt,  dafs  die 
Mittel  abermals  verbraucht  seyen,    Patientin 
swar  seit  2    Tagen    die   Buchstaben   einzeln 
wieder    erkenneü,    aber    noch    ^icht    lesen 
könne.       Erstaunen    und    Neugierde    liefsen 
mich  nicht  ruhen,  Patientin  noch  an  demsel- 
ben Tage  zu  besuchen.      Sie  erkannte  mich 
alsbald  bey*m  Eintritte  in  das  Zimmer,    und 
erzählte  mir  in^  rollern  Jubel  die   glückliche 
Veränderung.     Das   Geschwür  war  unterdes- 
ganz yemarbt)  der  Kopfschmerz  gänzlich 


—    1^6    — 

Terschwunden ,    das   zuerst    erblindete  Augi 
war    aber,     während    das    zweite    mit   jedes 
Tage  "aja  Sehkraft  gewann,     merklich  zurud 
geblieben.     Bald  gewann  die  Pupille  ihre  vo- 
rige Beweglichkeit  wieder,  die,  als   die  Krant 
heit  den  höchsten  Gipfel  erreicht  hatte,  ktoii 
aufsein  Paar  Linien  sichtbar   war.        Um  die 
Zeit   der  ^  Wiederkehr    des    Gesichtes    steib 
sich  lauch  die  Menstruation  wieder   ein,   eU 
wichtiger  Punkt  in   dieser  Geschichte,    deo 
ich    die    Heilung   eines    anderen .  noch   weit 
schreckliclieren  Uebels  verdanke,    woyon  idi 
die  Geschichte  in  einem  der  kitnftigen  Herte 
dieser  Zeitschrift  mitiheilen  will.     Nun,  nach 
fast    fünf  viertel   Jahren,     befindet    sich  die 
^Person  recht  wohl,     hat  binnen   dieser  Zeit 
weder  an   der  miadrsien   Geschwulst  im  Ge- 
sichte, noch  an  einem  offenen  Geschwüre  ge- 
litten, liest  mit  dem  Fechten  Auge   die  klein- 
ste  Schrift,    das  zuerst  erblindete  linke  Auge 
kann  aber   blos   Hauptfarben    unterscheiden, 
und   gröfsere    stark  beleuchtete    Gegenstände 
erkennen.       Hieraus  folgt  deutlich  ,    dals  die 
Heilbarkeit  des  schwarzen  Staars  im  strengen 
,; Verhältnisse  mit  der  Dauer  desselben   stehe, 
und   das    erloschene  Würkungsrermogen  der 
Netzhaut  nichts  zu  erwecken  im  Stande  sey. 
Ich  liefs  die  obigen  Mittel  in  derselben  Form 
selbst    nach     der    Herstellung    des    Sehvec- 


der  Mundwinkel  T^rzent*  blieb«  Bald  darauf  ^ 
ereignete  dch '  dersielbe  Fall  weiter  oben  im 
-Gesichte  n^ben  der  Nase;  der'  rechte  Nas^n- 
Aiigel  gieng  yerloren.  In  der  Folge  wnrden 
auch  die  Znngendrüsen  angegriffen  und  zer* 
stört,  die  Gaumenknochen  nahmen  ebenfalls 
Antheil,  so,  dafs  durch  die  erfolgte  gänzliche 
Zusammendrückung  der  Nasenhöhlen  das 
Athmen  schwer  und  die  Sprache  röchelnd 
blieb.  Binn^en  ii  Jahren  erschienen  nun  von 
einem  viertel  Jahre  zum  anderen  dergleichen . 
Hafitgeschwüre ,  die  endlich  die  gan;se  Ge« 
Sichtsoberfläche  in  eine  zusammenhängende 
Narbe  yerwandelteu»  Im  Monat«  July  iSoä 
nahmen  die  Kopfschmerzen  gewaltsam  über« 
band,  das  linke  Auge  erblindete  bey  steter 
Zunahme  derselben  gändich,  und  unter  die- 
sen Umständen  rief  mich  die  Kranke  zu  sich. 
Der  ihr  damals  beystehende  Wundarzt  ver* 
band  das  zu  der  Zeit  vorhandene  Geschwür 
an  der  Nasenwurzel  mit  Bleiextract,  und 
hatte  nie  den  Gebrauch  innerlicher  Mittel 
vorgeschlagen.  Bey  genauer  Untersuchung 
des  linken  Auges,  fand  ich  dasselbe  durch 
die  verschiedensten  Lichtgrade  gleich  uner- 
regbar; die  Pupille  war  neblicht,  doch  fühlte 
sich  das  A-'ge  weich  an,  und  zeigte  weder 
variköse  Gefäfse,'  noch  andere  Spuren  eiaer 
sichtbaren  Entmischung  des  Glaskörpers.  Der 


i—    124    — 

Staar  war  also  rein'  paraljtiech.  .  Dat  riechta 
Auge  verhielt  sich  gut.  doch  glaubte  Patien- 
tin seit  ^4  Stunilen  ebenfalls  Abnahme  der 
Sehkraft  desselben  zu  spüren.  Neben  der 
unverkennbaren  scrophulösen  Diskrasie  schrieb 
.  ich  die  plötzliche  Erscheinung  dieser  'ErbliBi> 
düng  der  vorhandenen  Gessadon  der  Men« 
atruation  zu,  welche  grolse  Zerstörungen  in 
den  Sehorganen  zu  verursachen  vermag »  und 
verordnete  der  Kranken  sowohl  als  allgemei- 
nes Reitzmittel  für  das  Saugadersystem,  ab 
besonderes  für  das  System  der  Geschledits- 
organe,  den  versüisten  Merkur  in  folgender 
Formel:  ^       , 

1^.  Calomel.  3/.,    Exir.  MiüefoU  Zjj.y    — 

hyoscy.  nigr.  '^jj\,  §.  r.  rh,  3^/.  JH.  F*  pü* 

pond.  gr.  ij\  S.  Täglich  i3mal  5  Stück  ni 

nehmen. 

Ich  schlols   aus  dem  Gaüge  der  Erblindong 

des  ersteren  Auges,    dals.wohi  dieses  Mittel 

nicht  schnell  genug  würken  könnte^  um  das 

andere     vor     dem    gleichen    Schicksale    la 

sichern^    und    machte    die  Kranke   vorlänfig 

darauf  gefaist    Würklich  erfolgte  die  Erbliib- 

dung  des  rechten  Auges  biiüien.5  Tagen,  so, 

dafs   die  Patientin  auch   im  vollkommenste 

Dunkel    den    Schimmer    einea  vorgehaltenen 

Kerzenlichtes    nicht    zu    unterscheiden    ver« 

mochte.      Nach  einem  i4tägigen  Gebraudia 


—    1^9    — 

aem  Pfunde  fener  Ferschieddoen  FleischartcOi 
die  gedachteiir  Bestandtheile  sich  ( nach  dem 
mittleren  Durchschnitte)  in  folgenden  Ver- 
hältnissen finden:  ' 

ä)  trockne«  nährende  Gallerte  und  riech- 
barer Stoff    •    •     *     •        4'^i^^L<>th« 

*)  Fett     ...••,.     /       |-$     — 

c)  Fasersubstanz    •     •    «  ,  •        4  -«  5     -. 

d)  Watiertheile      ...  a5^  .^5»if— > 

Summa  3^  —  3:«  L. 
Von  feneu  Bestandtheiten  im  Fleische  ist  die 
JEiiit  Wasser  extrahirbare  Gallerte  allein,  als 
(der  wahre  nährende  Stoff  zu  betrachten;  die 
Fleischfaser  ist  blos  sättigend ,  und  kann^ 
^äm  die  Activität  des  Magens  zu  unterhalten^ 
durch  leden  anderen  Stoff  ersetzt  werden. 

Die  Knochen  enthalten  in  ihrem  frischen, 
vom  anhängenden  Fleische,  Fette,  von  Sehnen 
)ind  Hauten'  befreiten  Zustande,     in  eixiem- 
Pfunde  nachfolgende  Bestandtheile: 
-    a)  trockne,  nährende  Gallerte,  nebst  riecfaf» 
barem  Stoffe      .     •        8  bis    g  Loth. 
■  b)  Fett    .     •     .     .     •     •     ^3  — *    3    — — 
^    c)  Knochensubstänz  •    «       16  ~  i5    «^ 
d)  Wassenheile    ...         6  —    5    -— 

III  I        I      tl        II       y        K 

Summa  3a  «^  3a  Loth. 
'Die  Gallierte  aus  den  Knochen  ist  der 
AUS  dem  Fleische  VöUig  gleich,  und  die  Kho^ 
chensubstanz  ist  der  Fasersubsianz  aus  dem 
Fleische  sehr  analog,'  folglich  matrhen  .die 
Knochen  eigentlich  blps  ein  verhärtetes  oder 
ausgetrocknetes  Fleuch  aus. 

Beide,   nämlich  die  Knochen ^^  Wie  das 

Fleisch^    zeichnen  sich  von  anderen   thieri-» 

sehen    Substanzen    'dadurch    vorzüglich    aus| 

4äls  sie  den  oben  genannten  eigenen^  riech« 

KTin.  B.  3.  St.  1 


—    126    — 

y erschwunden ,     das   zuerst    erblindete  Auge 
war    aber,     während   das    zweite    mit    jedem 
Tage  "aja  Sehkraft  gewann,     merklich   zurück 
geblieben.     Bald  gewann  die  Pupille  ihre  vo- 
rige Beweglichkeit  wieder,  die,  als  die  Krank- 
heit den  höchsten  Gipfel  erreicht  hatte»  kaum 
auf,  ein  Paar  Linien  sichtbar   war.       Um  die 
Zeit    der    Wiederkehr    des    Gesichtes .  steüte 
sich  auch  die  Menstruation  wieder  ein,    ein 
wichtiger  Punkt  in   dieser  Geschichte,     dem 
ich    die    Heilung   eines    anderen    noch   weit 
schrecklicheren  Uebels  verdSmke,    woyon  ich 
die  Geschichte  in  einem  der  künftigen  Hefte 
dieser  Zeitschrift  mltiheilen  will.     Nun,  nacb 
fast    fünf  viertel   Jahren,     befindet   sich  die 
.Person  recht  wohl,     hat  binnen  dieser  Zeit 
weder  an   der  mindesten   Geschwulst  im  Ge- 
sichte, noch  an  einem  offenen  Geschwüre  ge- 
litten, liest  mit  dem  Fechten  Auge  die  k/ein- 
ste  Schrift,    das  zuerst  erblindete  linke  Auge 
kann  aber   blos   Hauptfarben    unterscheiden, 
und  gröfsere   stark  beleuchtete   Gegenstäntle 
erkennen.       Hieraus  folgt  deutlich ,    dals  die 
Heilbarkeit  des  schwarzen  Staars  im  strengen 
./Verhältnisse  mit  der  Dauer  desselben   stehe, 
und   das   erloschene  Würküngsifermogen  der 
Netzhaut  nichts  zu  erwecken  im  Stande  sey. 
Ich  liefs  die  obigen  Mittel  in  derselben  Form 
selbst    nach     der    Herstellung    des    Sehver- 


—    xZt    — 

Nach  der  oben  gegebenen^  auf  Erfak* 
rung ,  gegründetea  Bestimmung ,  enthält .  ako^ 
(im  mittleren  Durchschnitte  berechnet]  ein 
Pfund  frische  Knochen,  zweimal  so  viel 
trockne,  nährende  Gallerte ,  als  ein  Prun4 
frisches^  mageres  und  knochenloses  Fleisch, 

Da  aber  das  Fleisch,  so  wie  solches  vom 
Schlädhter  verkauft  wird,  wenigstens  i^  pro 
Cent  Knochen  enthält,  die  bey'm  gewöhnli* 
eben  Kochen  desselben  nur  einen  geringen 
Theil  ihrer  Kraft  von  sich  geben,  so  kann 
das  Verhältnifs  der  Theile  für  eih  Pfund  ge- 
wöhnliches knochenhalriges  F.eisch,  eigent- 
lich nur  folgendermalseiL  apgesetzeti  werden: 

a)  KnocheH      ••.«««  8      Loth. 

b)  Gallerte       3        — 

c)  Fett         .......  f      — 

d)  Fasemsubstanz      •    .    •    .  3       — 

e)  Wasser  theile        ....  i^^.   -. 

Summa  3a  Loth. 

Wird  also  die  Gallerte,  als  der  eigentlich 
nährende  und  Kraft  restaurirende  Stoff,*  so- 
wohl aus  dem  gewohnlichen  knochenhaltigen 
Fleische,  als  aus  den  Knochen  selbst  ausge- 
sogen, so  verhält  sich  die  Quantität  dieser 
Gallerte  im  Fleische  zu  der  in  den  Knochen 
wie  3  zu  8,  oder  wie  i  zu  2-|;  folglich  ist 
also  ein  jedes  Pfund  Knochen  2f  mal  so  viel 
werth,  als  ein  Pfund  Fleisch,  wenn  beide 
in  Hinsicht  ihrer  nährenden  Kraft  mit  einan- 
der verglichen  werden. 

Selbst  diejeaigen  Knochen  ^  welche  mit 
dem  Fleische  zugleich  auf  dem  gewöhnlichen 
Wege  gekocht  worden  sind,  behalten  noch 
den  grölsten  Theil  ihrer  Gallerte  und  ihres 
Fettes  zurück;    denn  sie  geben  )>«y  der  Be- 

I  a 


—    i3a    — 

handlun^  nach  meiner  Methode  wenigsten: 
^  80  viel  an  Gallerte  und  Fett  9  ab  fmck^ 
noch  nicht  gekochte  Knochen. 

Jene  Methode,  die  Knochen  zu  extrahira 
ttnd'^den  Gebalt  ihrer  nährenden  Ba^taai 
theile  abgesondert  darzustellen,  ist  bey  A 
dem  nichts  weniger  als  kostspielig. 

Selbst  dann,  wenn  ich  frische  Knoda 
vom  Schlächter  kaufte,  und  ihm  das  PAumI 
gleich  dem  Fleische,  mit  3  gr«  bezahlte,  toi 
ich  dab^y  allemal  grofse  Vortheile, 

Kann  man  aber  die  in  grolsen  ]wf^ 
staatlichen  Küchen  abfallenden  Knodui 
von  schon  gekochtem  oder  gebratenem  FM' 
sehe,  um  einen  geringen  Preis,  «•  B^fn^^ 
Pf.  das  Pfund,  haben,  dann  hat  dasfcttt 
welches  aus  ihnen  gewonnen  wird,  Kboi 
allein  den  Werth  aller  übrigen  darauf  n 
▼erwendenden  Kosten  an  Brenn  -*  Matecuit 
Zeit  etc.,  und  die  nahrhafte  Brühe,  wetö« 
daraus  gewonnen  wird,  kostet  eig^entlich  gtf 
nichts. 

Es  läl'st  sich  also,  wenn  die  Knochen, 
welche  vom  gekochten  Fleische  in  grolsen 
herrschaftlichen  Küchen  abf^rten,  g^^gmiBeli 
werden,  daraus  eine  nahrhafte  und  kraforolle 
Bouillon  bereiten,  welche  toT  Unterbaltiing 
bedeutender  Kranken-  und  Armen «Vei|)fle- 
gungs-Anstalten ,  fast  ohne^lle  Kosten  ver- 
wendet werden  kann,  wobey  das  Fett,  wel- 
ches  nebenbey  abfüllt  ^  tum  Schmalzen  der 
Speisen  zu  verwenden  ist.  . 

Eben  so  können  die  in  jeder  kleinsB 
Haushaltung  abfallende  Knoöhen  getammelr, 
und  von  Zeit  zu  Zeit  in  einem' dasu  achick- 
liehen  Apparate  ausgekocht  werden,  diu 
ohne   Kostenaufwand    kraftvolle    Brühen  an 


arhalteD,  die  einen  groüsen  Theil  des  Heisch« 
bedarfs  entbehrlich  nuchen* 

Grolse  öffentliche  OeiLonomie-  und  Veiv 
pflegungS'Anstahen,  können  hieraus  die  we- 
sentlichsten Vortbeile  ziehen. 

Es  schlachte  z,  B.  eine  solche  Anstalt 
monatlich  ao  Stück  Ochsen,  so  bträgt  dieses 
£ür  ein  Jahr  d4o  Stück.  Nun  wiege  ein  jeder 
geschlachteter  Ochse  5oo  Pf«,  so  beträgt  die 
ganae  Masse  zusammen  120,000  Pfund.  Hier- 
von fallen  aber  wenigstens  aS  pr«  Cent  Kno- 
chen, und  also  in  Summa  3o,ooo  Pfund 
Knochen  ab« 

Nun  enthält I  meinen  Erfahrungen  zu 
Folge,  ein'  Pfund  solcher  Knochen  im  frischen 
Zfibtande^  nach  dem  mittleren  Durchschnitte, 

a)  8  Loth  trockne  Gallote, 

b)  2    Loth    Fett;    folglich    enthaken    jene 
3o>ooo  Pf«  Knochen 

i)  Achtmal    3o,ooo,    oder  940,000  liOth, 
oder  7,5oo  Pf,  trockne  Gallerte,  und 

2)  60,000  Loth,  oder  1,875  Pf.  Fett, 
Da  aber,  wie  vorher  gezeigt  worden,  ein  Pf» 
dieser  trocknen  Gallerte,  als  nährender  Stoff 
betrachtet,  eben  so  fiel  werth  ist,  als 
8  Pfund  Fleisch,  so  haben  diese  7,500  Pfund 
der  trocknen  Knochen  -  Gallerte  einep  eben 
so  großen  Werth,  als  60,000  Pfiind  Fleisch, 
und  wenn  im  Durchschnitte  das  Pf^. Fleisch 
SU  a  gr.  angenommen  wird,'  einen  Geldes« 
wenh  yon  4ooo  Hthlr*. 

Bringt  man  femer  das  Pfund  gewönne* 
nen  Fettes  sn  4  8^*  in  Anschlag,    io  haben 
die  gewonnen  1875  Pfund  Fett,  einen  Geld-' 
werth  von  3127  Rthlr, 

Folglich  gewinnt  eine  solche  Anstalt 
hierdurch  jährlich  53 la  Rthlr.  la  gr.,  wekhes 
alle  mögliche  Aufjoierksanikeit  yesdienx» 


Der  möglichst  grcäite  Gewmn  Ton  «uw 
solchen  irpoknen  Knochen  -  Gallerte  Ueb 
sich  aber  für  die  Armeen  im  Felde,  für  st^ 
hende  und  ambuUrende  Lazarethe  ziehe% 
dei^n  wenn  Behutis  derselben  diese  trocktt 
Gallerte  aus  ganzen  Thieren  vorräthig  ?er< 
fertigt  würde,  so  könnte  solche  mit  leichter 
Mühe  ohne  Verderbnifs  transportirt  werdot 
woraus^  denn  der  Vortheil  fiieist,   dafs: 

i)  Dem  Soldaten  im  Felde  auf  i 
wohU'eile  Art,  stets  eine  kraftvolle,  ihn  re>' 
ataufirende  und  seine  Gesundheit  erhaltendi 
Nahrung,  gereicht  werden  kann;. 

d)  Dils  bf*y  Belagerung  n  die  Be^ft^ 
ten  vor  Mangel  an  Fleisch  geachützt  w^en 
können.; 

3;  Dals  den  Kranken  und  Verwondeten 
in  den  stehenden  und  ambulirendeji  Lazar^ 
then,  stets  eine  kraftvolle  Nahrung  an  Tkrf 
werden  kann, 

Soll  die  trockne  Gallerte  als  Tasches- 
Bouillon  dargestellt  werden,'  so  muis  sie  toi 
dem  Eindicken  einen  Zusatz  von  einigen 
Rüben,  Zwiebeln  und  etwas  (jewürzen,  auch 
Salz .  erhulten ,  und  sie  ist  dann ,  wie  meine 
Erfahrungen  mich  überzeugt  haben,  von  dtr 
trocknen,  aus  Fleisch  bereiteten  Bouillon  gu 
nicht  verschieden. 

Mehrere  andere  Vortheile,  welche  ans 
der  Darstellung  taner  solchen  Knochengalleite 
gezogen  yferden  können,  werde  ich  in  einer 
besondereh  Schrift  darüber,  näher  entwik- 
keln;  hier  begnüge  ich  mich,  blos  einen  all- 
gemeinen Ueberblick  der  Vortheile  gegeben 
zu  haben,  welche  daraus  für  die  Menschbait 
gezogen  werden  können. 

Berlin.    Im  April  1804*  H^nnbstüdt* 


i35    — 


In    h    a    1    t. 


1 

SMtt. 

!•  Gbirurgiscbe  .und    medicinisclie  Beobaclituii- 

fen  vom  Hrn.  Dr.  Oottfr»  PhiL  Micha^lu  «u 
Larburg. 

\,  Verenkung  de$  Kniegtlenkea  Ton  innettr 
Ursache,  durch  allmäl^üche  Auadahnuog  ge» 
beut  *         .         ;         ,         .         ,         .  5 

fi.  Hydroyt  vagua  •        .        •  '     .        •  si 

5*  SchutjEpocken  -*.••*  09 

4t  Krämpfe  des  ganaen  Körpers'  .         .  t6 

5*  AufFallend^  Würkung  sehr  kleiner   Gaben 

▼on  Arsneien  .         .         «         .      ■    67 . 

6w  Heraklopfen  und  Leichenöffnung     .         .  60 

7.  Hirpt.chaaleDhnich   .         *         4         •         «66 

8.  Zuruckbeugung  der  Gebährmutter  ,         .  70 

9.  Blutgeschwulste  nettgebuhrner  KinderV  am 
Kopfe f         <8o 

II.  Sactionr-Bericht  des  am  6.  Mära  allhier  ver* 
atorbenen  Hrn.  Prof.  Dr.  Fritze,  vom  Herausg»       8Q 

III.  Fragmentarische  Nachrichten  über  die  bös-, 
artig«  Epidemie  au  Malaga ,  im  Jahre  x8o3« 
Mitgetheilt  von  einem  Augenzeugen     «         •  go 

IV.  lieber  die  Epidemie  au  Willhelminenonh , 
auf  der  Gräflich  Aeichenbachschen  Winter- 
herrichafr  Neuschip  fs,  vom  Hrn.  Kreisphysikus 

Dr.  Rausch  au  Miiiuch        .         ,         .         .  96 

V.  Beobachtung  .  eines  vollkommenen  Austrit- 
tes des  Augapfel«  aus  der  Oxbita,  welcher 
durch  die  Ausrottung  des  dn  derselben  be* 
fiadiichtB  Sdrrhua    glücklich    geeilt  wurde. 


:        -  Si 

Vom  Hrn.  Doctor  Breiting,    prakdtchem  An- 
genarste  in  Augsburg  .         .  '       .  .     ,    .       i( 

VI.  Oeccbicbte    eines    gfcbeilten    voUkoianieaen 
'   scbwärsen  Staäres»  von  Ebeudemseiben     «       li 

VIT.  Resulute  der  von  mir  angestellten  Vertodie 

über  die  Zubereituug  nabrbafter  Bouillon  aus 

-  friscben  und  scbon  gekocbten  Knochen,    von 

'  Hrn.  Ober  -,  Medicinal  -  Kach  Hermbtt&dt  s« 

Berlin  •        *        .        •         .        '.  .         .       n 


ilfi^  dUjmn  StäcXe  d^i  lournfh  wird  mtugmeimt 

ßibliöihek  der  pfaktifcheh  Heilkunde.     Üftt 
Band.     Drittes  SiiicJk^ 

I  n  h  i^  l  i. 

jä,  JF\r,  Marcus  etc.  Moga^infür  sp^eieUm  7Vf 
und  Klinik  eie*     Ersten  Bandes  erstes  wtd  MWeiief  S*^ 

Immanuel  GottL  Knebel  etc*  Ormndrtfi  ^ 
polizeilich' gerichtlichen  Enlbindungsktmde.  Enttt  Ben 
chen. 


edbalten,  die  einen  groüsen  Theil  des  fleisch« 
bedarfs  entbehrlich  machen. 

Grolse  offentlicbe  OeiLonomie-  und  Ver- 
pflegungs- Anstalten,  können  hieraus  die  we- 
sentlichsten Vortheile  ziehen. 

£$  schlachte  z,  B.  eine  solche  Anstalt 
monatlich  ao  Stück  Ochsen,  so  bträgt  dieses 
£Ur  ein  Jahr  d4o  Stück.  Nun  wiege  ein  jeder 
geschlachteter  Ochse  5oo  Pf.,  so  betrSIgt  die 
ganae  Masse  zusammen  120,000  Pfund.  Hier- 
von fallen  aber  wenigstens  aS  pr«  Cent  Kno- 
chen, und  also  in  Summa  3o,ooo  Pfund 
Knochen  ab« 

Nun  enthält 9  meinen  Erfahrungen  zu 
Folge,  ein'  Pfund  solcher  Knochen  im  frischen 
Zustande,  nach  4em  mittleren  Durchschnitte, 

a)  8  Loth  trockne  Gallote, 

b)  2    Loth    F^tt;    folglich    enthalten    jene 
3o)Ooo  Pf«  Knochen 

i)  Achtmal    3o,ooo,    oder  940,000  Loth^ 
oder  7,5oo  Pf,  trockne  Gallerte,  und 

2)  60,600  Loth,  oder  1,876  Pf.  Fettr 
Da  aber,  wie  vorher  gezeigt  worden,  ein  Pf» 
dieser  trocknen  Gallerte,  als  nährender  Stoff 
betrachtet,  eben  so  viel  werth  ist,  als 
8  Pfund  Fleisch,  so  haben  diese  7,500  Pfund 
der  trocknen  Knochen  -  GaUerte  einen  eben 
so  großen  Werth,  als  60,000  Pfund  Fleisch, 
und  wenn  im  Durdischnitte  das  Pf^. Fleisch 
zu  a  gr«  angenommen  wird,'  einen  Geldes« 
werth  von  4ooo  Hthln. 

Bringt  man  femer  das  Pfund  gewonne- 
nen Fettes  zu  4  p»  in  Anschlag,  io  haben 
die  gewonnen  1875  Pfund  Fett,  einen  Geld- 
werth  von  3127  Rthlr, 

Folglich  gewinnt  eine  solche  Anstalt 
hierdurch  fährlich  53  la  Rthlr.  la  gr.,  wekhes 
alle  mögliche  Aufmerksamkeit  verdient« 


Wlfff^mSRn^^*r^^>i^i\^^^r^Sft 


B  c  m  c  r  k  ti  n  g  e  n 

über 

den  Ziiftand 
Medicinal-  und  Apothekerwefens 

in'Italien. 
VomProf.  Harles» 


xLliie  Tivelmalige  Anwefenhelt  in  Italien,  ia 
den  Jahren  igoi  und  1803^ »  während  welcher  ich 
.nach  und  lizch  faft  alle  Häuptojrte '  diefes  durch 
Natur  und  Kunll  ausgezeichneten  Landes  (Ta- 
xin,  Genua,  Lucca  und 'Parma  au^jgedomtncli) 
zu  befuchen  Gelegenheit  hatte,  verfchallte  mk 
auch  manchen  Stoff  zu  'Beobachtungen  und  Bo- 
trachtungen  über  den*  gegenwärtigen'  Zuftand 
des  Medicinal  -  und  Apothekerwefens  in  den 
▼erfchiedenen  von  mir  befuchten  Staaten  und 
Hauptflädten  Italiens,  von  denen  ich  dat^  ^vk 
xvni.  B.  4.  Sc.  A 


mir  aus  meiner  Erinnening  und  einigen  wccf 
gen  in  meinem  Tagebuche  aufgezeichneten  le 
metkungen  zu  Gebote  fleht ,  den  Liefem  dJcfa 
g^chätzten  2eitfchrift  mittheilen  jwilK  Wcs 
das  Folgende  auch  Gottlob  den  Vorfiehem  aoi 
Mitgliedern  des  teutfchen  Medizinal  -  imd  Apo 
thekerwefens  (wenigßens  in  den  nuißen  lit 
dern  und  Städten  Teutfchlands^  nicht  als  ä 
Beifpiel    zur   Nachahmung    aufgefiellt    wcnis 

'  kanui  fo  möchte  es  doch  infofem  für  fie  okk 
ohne  Nutzen  und  Interefie  feyn ,  inrofem  b 
fich  daraus  überzeugen  können »  -wie  wA^ 
Ganze  der  teutfchen  Medizinal  -  und  Apod» 
kerpflege  an  Zweckmäfigkeit  and  Wohlthät^ 
dem  italiänifchen  (nur  etwa  in  gewifler Hinick 
die  Cifalpinifche  Republik  ausgenommen)  ^' 
ausgerückt  fey,  und  wodurch  zunächft  dieUso* 
gel  und  Gebrechen  des  letztern»  fo  wie  eiacs 
jeden  ihm  ähnlichen,  begründet  werden*  Vt 
benlier  findet  üch  dann  auch  wohl  em  FingR' 
zeig  auf  pia  deßderia  in  unferm  teutfchen  Vater- 
laude,  dergleichen  wohl  in  verfchiedenen  Ge- 
genden und  Städten  deflelben ,  m  Bezug  vi 
jene  allgemein  wichtigen  Gegenftäude»  noch  gx 
manche  exiftiren  mögen ;  ein  Memento  fiir  di(i 
welche  fich  mit   ihren  italiänifchen  Kollegen  ib 

"einer  etwas  zu  nahen  Verwandtfchafft  und  su* 
gleich   mit  dlefen   getroffen   fühlen  ^    Yiellekbc 


auch  dne  Veranlaflunß  für  ein  und. den  aHn 
idern,  den  es  angeht«,  und  der  Autorität,  Kraft 
und  Einflufs  genug 'befitzt,  den.  Mängeln,,  an 
denen  hie  -und  da  das  teutfche  Medizinal  -  und 
\Apothekerwefen  noch  leidet,  zweckmäfig  und 
dauernd  abzuhelfen. 

Vorher  mufs  ich  aber  noch  Folgendes  be- 
jnerken.  .EiAens  foll  und  kann  das,  was  ich 
hier  über  den  obigen  Gegenßand  liefere,  nur 
ein  Fragment,  eine  kleine  Zahl  kurzer  und  ab- 
gebrochener Bemerkungen  feyn,  für  deren  Rich- 
tigkeit ich  mich  zwar  verbürge,  deren' detaillirte 
Ausführung  ich  aber  gern  andern  mit  Italien 
bekannten  Aerzten  überlafie,  je  weniger  fie  auch 
hier  von  mir  verlangt  werden  kann.  Sodann 
werde  ich  mich  hier  aus  gewiflen  Gründen  auch 
blo8  auf  das  eigentliche  öffentliche  und  private 
Medizinal  «  und  Apothekerwefen  befchränken, 
und  felbft  bei  diefem  die  italiänifchen  Hofpital« 
anHalteu  nur  kurz  berühren,  die  medizinifch« 
chirurgifcheh  Lehr  -  imd  Bildungsanflalten  (auf 
den  hohen  Schulen ^  CoUegien,  Indituten  etc.) 
Italiens  hingegen  ganz  übergehen;  da  ich  ohne* 
hin  von  diefen  theils  fchon  einige  Naclirichten 
in  dem  Journal  der  ausländifchenmed.  Literaiur*') 

*)  Welches,  beiläufig  ^efagt ,  zwar  feit  dem^  April 
d.  vor.  J.  durch  verfchiedene  zufallige  ümltänoe 
uuCM-brochcn  wordtn  ift^  aberYOO  jeztau^  unter 

A  1       ' 


gegeben,  habe,  tbeils  noch  xnelu'ere,  mit  ^ 
naueren  Details ,  künftig  in  demfelben  Jounul 
SU  liefern  gedenke.  ^ 

Aus  den  ehemaligen  Piemontefifchen,  (ject 
der  franzöf.  Repub.  einverleibten)  Staaten,  dem 
Parmefanifchen  und  Genuefifchen  kanp  ich  ko- 
ne  Nachrichten,  den  Zuüand  der  dortigen  He- 
dezin  und  Pharmacie  betreffend,  mittfaeileD, 
weil  ich  diefe  Länder  nicht  befucht  habe«  In* 
delfen  weils  ich ,  dafs  das  Medizinal  -  und  Apo* 
thekerwefen  in  jenen  Ländern,  wexugüens  bis 
auf  die  Zeit  ihrer  refp«  ßefitznehmung  von  dea 
Fianzofen  (die  doch  bereits,  wie  ich  höre, 
mehrere  heilfame  Abänderungen ,  befoDdoi 
durch  zweckmäfsigere  Einrichtung  von  Medifr 
nal  -  und  SanitätskoUegien ,  fo  wie  durch  An- 
fiellung  von  gefchickten .  Departements  -  uiui 
Bezirksärzten,  getroffen  haben)  im  Gänsen  deffl 
des  übrigen  —  und  namentlich  des  nicht  lepu- 
blikanifchen  —  Italiens  gleich  war. 

Bei  meiner  erAen  Reife  nach  Italien,  in  dea 
Monaten  Auguft  bis  November  1801,  nahm  ich 
den  Weg  über  die  Schweitz  und  den    St.  Golt- 
hardsberg,  den  fchönen  Lago  maggiore,  (deifen 
reizende  Ufer   und  Umgebungen   mich    wenig- 
einigen    2T\rcckmäfigen     Veränderungen     und    in 
einem  andern  Verlag,   von  dem   Hrn.  G.  R.  Hu- 
feland und  mir   ununterbrochen  fortgefetit  w«r- 
dtn  wird« 


fiens  eben  fo  fehr  anzogen,  als  die  auf  ihm  ge? 
lejgene  —  eigentlich  nur  durch  den  Aufwand 
der  Kund  und  des  Cuhurfleilses  merkwürdige 
—  Ifola  bella),  und  Sefto  nach  Mailands  Von 
da  fetzte  ich  die  Reife  über  Favla^  Lodi  *>, 
Crema  (wo  jetzt  der  thä(ige  Dr.  Br^ra  als  De- 
partements- und  Hofpitalarzt  ift),  Bre^cia,  V^, 
rona^  Vicenza,  Padua^  nach  Venedig  fort.  Hier- 
auf gieng  ich  über  Ferrara  und  Bologna  nach 
Florenz  y  Fifa  ^  und  Livorno^  und  reifte  von  da 
wieder  zurück  nach  Venedigs  von  wo  ich  meine 
Rückreifc  über  Trevifo  und  üdine  durch  Kärn- 
ihen  und  Steyermark  nach  WieA  u.  £  f,,  fort- 
fetzte^         ^  • 

Auf  meiner  zweiten  Reife,  in  den- Mona- 
ten Junius  bis  Septembet  1803,  nahm  ich  mei- 
ne Route  durch  das  Tyrol  über  Botzeii,  Trieiit 
und  Trevifo  nach  Venedig ,  und  befuchte  vpn 
da  aus  abermala  Padua^  fo  wie  die  in  feiner 
Nachbarfchaft  gelegenen  Bäder.  Hierauf  gieng 
ich  über  Bologna,  iSinigagliai  Ancona^  ItotetiOf 
Spoleto,  Terni  etc.  nach  £om,  befuchte  voa  da 
aus  einige  umliegende  merkwürdige  Orte,  reifste 
dann  nach  Neapel,  und  nahm  von  .da  meinen 
Rückweg  über  Bom^    Florenz ,    Bologna  ^    Fenc 

♦)  In  den  niclit '  kurfiv  gedrnkten  Orten  htbe  ich 
mich  encvre^l^r  niclit ,  oder  nicht  lange  genu^ 
aufgelialt^^  um  genauere  Beobachtungen  anfal- 
len zu  Können* 


mir  aus  memer  Erinnerung  und  einigen  weni- 
gen in  meinem  Tagebuche  aufgezeichneten  Be- 
merkungen zu  Gebote  lieht ,  den  Lefern  diefei 
g^chätzten  2eitfchrift  mittheilen  [will.  Wenn 
das  Folgende  auch  Gottlob  den  Vorßehern  und 
Mitgliedern  des  teutfchtn  Medizinal  -  und  Apo« 
thekerwefens  (wenigfiens  in  den  mdßen  Län- 
dern und  Städten  Teutfchlands)  nicht  als  ein 
Beifpiel  zur  Nachahmung  aufgefiellt  werden 
kanUi  fo  möchte  es  doch  infofern  für  lie  nicht 
ohne  Nutzen  und  Interefie  feyn,  infofem  fie 
fich  daraus  überzeugen  können,  wie  .  writT  das 
Ganze  der  teutfchen  Medizinal  -  und  Apotlie* 
kerpflege  an  Zweckmäfigkeit  und  Wohlthätigkeit 
dem  italiänifchen  (nur  etwa  in  gewilTer Hinficht 
die  Cifalpinifche  Republik  ausgenommen)  vor- 
ausgerückt fey,  und  wodurch  zunächfl  die  Man« 
gel  und  Gebrechen  des  letztem»  fo  wie  eines 
jeden  ihm  ähnlichen,  begründet  werden.  Ne- 
benher findet  fich  dann  auch  wohl  ein  Finger- 
zeig zut  pia  deßderia  in  unferm  teutfchen  Vater- 
laude  f  dergleichen  wohl  in  verfchiedenen  Ge* 
genden  und  Städten  defielben ,  in  Bezug  auf 
jene  allgemein  ivichtigen  Gegenftäude»  noch  gar 
manche  exifilren  mögen;  ein  Memento  für  die, 
welche  fich  mit  ihren  italiänifchen  Kollegen  in 
einer  etwas  zu  nahen  Vjerwandtfchafft  und  zu* 
gleich   mit  dvtieiv  ^^tioffen   fühlen  j    Tielleichc 


mehr  crft  im  Werden ,  und  hat  manchen 
Kampf  theils  mit  dem  zu  tief  eingewurzelten: 
Schlendrian,  theils  mit  den  Vorurtheilen  des 
Volkes,  fa^  wie  mit  der  Trägheit,  Ignoranz 
und  felbil  mit  den  Ränken  und  Widerfetzlich« 
leiten  einzelner  Aerzte  zu  begehen.  Am  heften 
prganifirt  und  ii^  der  zweckmäfigften  Thätigkelt 
fcheint  mir  —  aufser  der  medizinifehen  Fakul- 
^tät  zu  Pawa,*  die  freilich  nur  gewiffermafsen 
und  für  einen  befchränkt^n  Diflrikt  ali  Verwal- 
tungsftelle  der  öjQfentlichen  Medizinal-  und  Sa- 
xiitätspflege  betrachtet  werden  kaiin,  übrigens 
aber  in  ihren  dahin  gehörigen  Arbeiten,  die 
zweckmäfigfie  Thätigkeit  und  ^e  geläutef ften 
Einrichten  zeigt  —  die  Ober  -  Medizinal  -  und 
Sanitäts  •  Komiflion  (oder  Delegazione )  z1i 
Mailand^  und  nächft  diefer  die  zu  Bologna ,  un- 
ter deren  Mitgliedern  die  mehreßen  der  dorti- 
gen medizin.  chirui^«  ProfeiToren  find«  Ich 
werde  nachher  noch  auf  diefe  eben  genannten 
Städte  zurückkommen« 

In  dem  übrigen  Italien  exiftiren  Cs/Zegia 
medico '  chirurgica  f  oder  folche  oberile,  vom 
Staate  eingefezte  und  diefem  verantwortliche 
Verwaltungsgremien  der  öffenflichen  Sanitäts- 
pflege  und  aller  Zweige  der  Staatsarzneikunde, 
nur  dem  Napieh  nach*  Ja  von  untergeordne- 
Ufn  und  Pr%vinzialkoUegieu  diefer  Art,  findet 


gegeben,  habe,  iheils  noch  melu'ere,  mit  ge. 
naueren  Details ,  künftig  in  demfelben  Journal 
SU  liefern  gedenke.  -^  ' 

Aus  den  ehemaligen  Piemon.tclifchen ,  Qezt 
der  franzöf.  Repub.  einverleibten)  Staaten,  dem 
Parmefanifchen  und  Genueflfchen  kann  ich  kei- 
ne Nachrichten,  den  Zuüand  der  dortigen  Me- 
dezin  und  Pharmacie  betreffend,  mittheilen, 
weil  ich  diefe  Länder  nicht  befucht  habe.  In- 
deflen  weifs  ich ,  dafs  das  Medizinal  -  und  Apo< 
thekerwefen  in  jenen  Ländern,  wenigftens  bis 
auf  die  ^eit  ihrer  refp.  ßefitznehmung  von  den 
Franzofen  (die  doch  bereits,  wie  ich  höre, 
mehrere  heilfame  Abänderungen ,  befondeis 
durch  zweckmäfsigere  Einrichtung  von  Medizi« 
nal  -  und  SanitätskoUegien ,  So  wie  durch  An- 
fiellung  von  gefchickten .  Departements  -  und 
Bezirksärzten,  getroffen  haben)  im  Gkinzen  dem 
des  übrigen  -—  und  namentlich  des  nicht  repu- 
blikanifchen . —  Italiens  gleich  war. 

Bei  meiner  erften  Reife  nach  Italien,  in  den 
Monaten  Auguft  bis  November  1 80 j,. nahm' ich 
den  Weg  über  die  Schweitz  und  den   St.  Gott- 
hardsberg,  den  fchönen  Lago  maggiore,  (deifen 
reizen^le  Ufer   und  Umgebungen   mich    wenig- 
einigen    zweckmäligen     Veränderungen,    und    in 
einem  andern  Verlag,  von  dem   Hm.  G.  R.  Hu- 
feland und  mir   ununterbroclLen  fortgefetzc  wor- 
df&  Tfild»  / 


Jlens  eben  fo  fehr  anzogen,  als  die  auf  ihm  ge? 
legene  —  eigentlich  nur  durch  den  Aufwand 
der  Kund  und  des  Guhurfleilisies  merkwürdige 
—  Ifola  bella),  und  Sefto  nach  Mailand.  Von 
da  fetzte  ich  die  Reife  über  Pavia,  Lodi  *), 
Crema  (wo  jetzt  der  thätige  Dr.  Brera  als  De- 
partements- und  Hofpitalarzt  ift),  Brescia,  Fe^ 
rona^^  Vicenza,  Padua^  nach  Venedig  fort  Hier- 
auf gieng  ich  über  Ferrara  und  Bologna  nach 
Florenz^  Pifa^  und  Livorno^  und  reifte  von  da 
wieder  zurück  nach  Venedigs  von  wo  ich  meine 
Rückreifc  über  Trevifo  und  Udine  durch  Kärn- 
ihen  und  Steyermark  nach  Wieh  u,  f.  f.  forl- 
fetzte. 

Auf  meiner  zweiten  Beife,  in  den^  Mona- 
ten Junius  bis  September  1803,  nahm  ich  mei- 
ne Route  durch  das  Tyrol  über  Botzen,  Trieut 
und  Trevifo  nach  Venedig ,  und  befuchte  von 
da  aus  abermals.  Padua^  fo  wie  die  in  feiner 
Nachbarfchaft  gelegenen  Bäder,  Hierauf  gieng 
ich  über  Bologna,  iSinigagliai  Ancona,  Loretto, 
Spoleto,  Terni  etc.  nach  Rom,  befuchte  voa  da 
aas  einige  umliegende  merkwürdige  Orte,  reifste 
dann  nach  Neapel,  und  nahm  von  .da  meinen 
Rückweg  über  Rom^    Florenz,    Bologna,    Vene» 

*)  In  den  niclit '  kurfiv  gedrnkten  Orten  Iitbe  ich. 
mich  entvre^^  nichts  oder  nicht  lange  genug 
aufgelialt^y  um  genauere  Beobachtungen  anftdr 
len  zu  Können.  '       "      ^     , . 


—     8     — 

man  in  den  Provinzen  und  Depaitementem  ein- 
selner  ital.  Staaten,  z.  B.  des  NeapolItMifchen 
und  des  KiicbenAaates  kaum  eine  Spur  oder 
ein  kaum  fo  zu  nennendes  und  ganz  zwecklofes 
Analogen.  Ueberhaupt  haben  die  Italiäner 
kaum  einen  Begriff  von  dem  Ganzen  und  von 
einer  zweckmäfigen  Leitung  und  Verwaltung 
der  Staatsarzndkunde  (welches  nicht  ganz  fchick- 
liehen  Ausdrucks  ich  mich  nur  in  Ermangelung 
eines  beffern, bediene). 

Man  kann  fich  erflens  nichts  Schlechteres 
denken,  als  die  medizinifche  Polizei  in  Italien« 
Zu  den  Gegen  (lau  den  und  unter  das  Fomm 
einer  gut  eingerichteten  medizinifchen  Polizei 
gehören  bekanntlich:  genaue  und  öfters  wiedei- 
holte  Unterfuchungcn  und  Berichte  über  den 
phyfichen  und  Sanitätszulland  der  Einwohnet, 
über  die  gewöhnlicli  auf  fie  und  ihren  Gc- 
fundheitszuftand  wirkenden  Einfluffc  des  KU« 
ma's,  der  Luft,  der  Nahrung,  der  Lebensart 
und  Gewerbe,  und  des  Verkehrs  mit  andern 
Völkern,  über  auffallende  und  erweisliche  Ver- 
änderungen in  diefen  Einflüfleni  infofern  Ce 
nachtheilig  und  kraiikheiterzeugend  auf  eine 
gröfsere  Zahl  von  Einwohnern  gemeinfchaftlich 
wirJcen,  z  B.  Miswachs,  ungewöhnlich  fchlechte 
oäer  verdorbene  Nahrungsmittfel  und  Getränke, 
übermäfslgei  od^i  fonü^fchädUch  wirkender  Luxui 


—     9     — 

und    andere  Ausfchweifungen,  infofem  fie  auf 
das   VÄM  Mehrerer   einen   nlatürlichen'Einfluft 
haben,     luftverdierbende    oder    der    Gefundheit 
Idehrerer  fchädilche  Gewerbe  und  f'abrik^tionen, 
(denen  wenigftens   ein  anderes  Lokale  zu   ge- 
ben,  oder  ein  weniger  fchädlicher  Modu/;  labo- 
landi  vorzufchreiben  ifl),  nachtbeillge  und  durch 
Anftekkung   oder  durch  Schwängerung  der  At- 
jnofpäre  leicht  Krankheiten    und  Epidemien  er- 
zeugende Stoffe ,  (Unrath,  faulende,  Aagnirende 
Subftanzen,    Effluvien   auf  öffentlichen  Plätzen 
oder    in    Privathäufern    etc. )    vorzüglich    auch 
übei;  ausbrechende  Epidemien   und  anileckende 
Krankheiten  (auch  Epizootieen),  ihren  Urfprung, 
und  über  die  zweckmäfsigilen  Verhütungs  -  und 
Heilanßalten    gegen  diefe,    endliich   4uch    über 
die    gehörige    Befchränkung   der  Ausübung    der 
Arznei  -  und  Wundarznei  -  fo  wie  der  Apothe« 
Icerkunil,    auf  die   von  den   Staats-   oder   den 
treffenden  m^dizinifchen  Behörden  dazu  berech« 
tigten  und  verpflichteten  Perfonen,    alfo    auch 
über    die  Mifsbräuche  und  unbefugten  Eingriffe 
und  Schliche   von  Afterärzten,   Pfufchern   und 
Quackfalbern ,   und   über  die  kräftigüen  Mittel, 
dem   Unwefea  der  medizinifchen  ,Quackfalberei 
zu  fleuern,    und  dadurch   das  Wohl  der  Ein- 
wohner, und  die  Würde  und  Wirkfamkeit  der 
zechtmäfsigen  oind  kunllerfahrnen,  Praktiker  au 


(etfuchungen  über  den  SaDitätszufiand  des  In 
des  9  über  auffallende  Eigenheitea  und  Vcd 
derungen  desEUim^'s,  des  Bodens,  und  derWtt 
xuog,  übei;  fchädliche  Einwirkungen  gevi 
Gewerbe  und  Arbeiten  auf  datf  gemeine  ph^ 
fdie  Wohl  u«  f.  w.  anziiAellen,  oder  wai| 
Aen3  ölFendiche  Berichte  darüber  und  Verwd 
Tungsregeln  etc.  bekannt  zu  machen.  Gefdiki 
auch  etwas  diefer  Art,  fo  bleibt  es  gewöhnü 
bei  der  blofsen  Anzeige  der  etwa  eingetidei 
Schädlichkeiten,  ohne  dafs  ernAe  -Vorkeiutf 
gen  dagegen  getroffen  und  mit  zweckmäfi^ 
Thätigkeit  ins  Werk  gefezt  werden.  Id 
muffen  dergleichen  gemeinfchädliche  EdÖ* 
(z,  B.  verdorbenes  Getraide,  Thöurung  daU- 
bensmittel,  Waffermangel,  verpeftende  Efflufl* 
aus  Sümpfen  etc.)  fchon  fchreiend  genug  feji» 
wenn  fie  die  Aufmerkfamkeit  der  mediziu^ 
Kollegien,  oder  der  fupplirenilen  Behörden c 
regen,  und  fie  zur  Ergreifung  von  Alaasrejd 
dagegen  ermuntern  foUen.  Man  fielit  häd 
todtes  Vieh  auf  den  Heerßrafsen ,  noch  häuß» 
fchlechtes  und  fchon  Hinkendes  Fleifch  ab( 
ftandne  Fifche  etc.  auf  den  Märkten  fchinut 
ge  Unreinigkeiten  in  Menge  in  den  Strafe 
mancher  Städte,  ohne  dafs  es  den  dazu  bcfi 
len  Aerzten  einfiele ,  Anzeige  deshalb  zu  n 
chen,    und  eirv  VetUot  dag^e^en  zu   bewirk 


Aerzten  verlangen  kann)  die  ricktigßen,  deuti 
lichßen,  und  vin  einer  gründlichen  Kenntnifs 
der  Natur-  des  zu  bekämpfenden  Uebeltf  und 
der  Bedingungen  zu  feiner  Hebung  gegründe« 
ten  Vorbauungs  -  und  Heilregeln  und  Mittel 
enthalten«. 

Von  allen  diefen  und  noch  manchea  an« 
dem  Gegenwänden  und  Erforderuiffen  einer  gu< 
ten  und  weilen  Medizinalpolizeiverwaltung  (von 
denen  freilich  viele  auch  an  manchen  Orten 
unferes  teutfchen  Vaterlandes,  auch  da  wo  Me*  * 
dizinalkollegien  find,  noch  fehr  mangelhaft  und 
zweckwidrig  behandelt  w^en),  finden  lieh  in 
den  allermeiften  (um  nicht  zu  fagen  in  allen) 
Provii^zen  und  Städten  Italiens,  felbft  da,  wo 
zahlreich  befezte  CoUegia  medica  exif&en,  nur 
wenige  fo  berückfichtigt  und  betrieben,  wie  es 
zur  ExiAenz  und  zur  gemeinwohlthätigen  Wirk- 
famkeit  einer  medizinifchen  Polizei  und  öffent^ 
liehen  Sanitätsinfpectiqn  erforderlich  wäre;  viele 
und  zum  Theil  die  wichtigfien  jener  ^Punkte 
und  Obliegenheiten  durchiius  tiberfehen,  ver* 
fäumt  und  vernacbläfigt.  Den  medizinifchen 
Kollegien  zu  Venedig,  (wenn  dort  nicht,  wie 
.es  den  Anfchein  hat,  feit  der  jetzigen  Oefler-^ 
reichifchen  Regierung  hierinn  befli^e  Einrich* 
.^tungen  getroffen  werden),  Rom,  Florenz ,  Nea- 
pel u.  f.,  f.  fällt  es  ga];  nicht  ein,  offizielle  UiV: 


—       12       — 

(etfuchungen  über  den  Sanitätszußand  des  Lan- 
des,  über   auffallende  Eigenheiten  und  Verän- 
derungen des  Klimans,  des  Bodens,  und  der  Witte- 
rung,   über    fchädliche    Einwirkungen    gewifler 
Gewerbe  und  Arbeiten   auf  datf  gemeine  phyfi- 
fche  Wohl   u«  f.  w.   anzuAellen,    oder   wenig- 
Aen3  öffentliche  Berichte  darüber  und  Verwah* 
Tungsregeln  etc.  bekannt  zu  machen.    Gefchieht 
auch  etwas  diefer  Art,    fo  bleibt  es  gewöhnlich 
bei  der  blofsen  Anzeige  der  etwa  eingetretenen 
Schädlichkeiten,    ohne    daüs   ernfle   Vorkehrun- 
gen  dagegen  getrofifeu   und   mit   zweckmäßiger 
Thätigkeit    ins    Werk    gefezt    werden«       Auch 
müiTen    dergleichen    gemeinfchädliche  Einfiüfle 
(z*  B,  verdorbenes  Getraide,  Th^urung  der  Le^ 
bensmittel,  Waffermangel ,  verpeftende  Effluvicn 
aus  Sümpfen  etc.)  fchon  fchreiend  genug  feyn, 
wenn  fie  die  Aufmerkfamkeit  der  medizhiiTchen 
Kollegien,    oder   der  fupplirenden  Behörden  er- 
regen,   und  fie   zur  Ergreifung  von  Alaasregeln 
dagegen    ermuntern   foUen.       Man   fieht  häufig 
todtes  Vieh  auf  den  Heerßralseu ,   noch  häufiger 
fchlechtes  und  fchon  Hinkendes  Fleifch,    abge- 
ftandne  Fifche  etc.  auf  den  Märkten,  fchmutzi« 
ge   Unreinigkeiten    in   Menge    in   den   Strafscn 
mancher  Städte,    ohne  dafs  es  den  dazu  befug- 
ten Aerzten  einfiele,   Anzeige   deshalb   zu  ma- 
-chin^    und  eixv  Vetb^x.  ^^^<^^^^x' im  bewirken. 


Jeder  kann  Brod  und  allerlei  Gebackenes  vet- 
luLufen,  ohne  dafa  unteifuclitwird,  ob  er  dazu 
befugt  fey »  und  ob  er  lieh  keiner  fchädlicbeti 
Ingrediensien  bediene.  Die  nieifien  Speifen 
werden  in  .den  italienifchen  Gaft  •  und  Privat»' 
häufem  in  kupfernen  Gefäfsen  gekocht,  und 
wenn'diefe  auch  gewöhnlicli  verzinnt  find,  fo 
.bekümmert  fich  keine  medizinifche  oder  andere 
Polizeibehörde  um  die  Befchafifenheit  diefer  Ge- 
fälle, und  um  die  Nachtheiie,  die  aus  einer 
vemachUU&gten  oder  fchlechten  Verzinnung  für 
fo  viele  Menfchen  entftehen  können« 

In  Hinfichl  der  öfleiitlichen  Lulldimen  ge^ 
fchieht  noch  weniger..  Zwar  giebt  es  in  ganc 
Italien  keine  öffentlich  geduldeten  oder  noch 
weniger  privUegirte  Bordelle ,  aber  dennoch  — •' 
wie  man  fich  leicht  denken  kann  —  für  die 
Venus  vulgivaga  die  häufigfle  und  unge&ichte- 
fle  Gelegenheit.  Es  giebt  in  jeder  Stadt  —  am 
meiden  in  Neapel  —  eine  Menge  folcher  feilet 
Gefchöpfe  (in  Neapel  rechnet  man  deren  weit 
über  loooo),  welche  ihre  Kuppler  (feltner  find 
es  Kupplerinnen),  gemeiniglich  die  unverfcbibn- 
teflen  und  xudringlichfien  Menfichen  haben , 
und  fich  durch  diefe  verbandeln  laflen.  Weaa 
daher  auch  auf  den  öffentlichen  Strafften  uu«l 
Plätzen  der  itaiiän.  Städte  nicht  foUber  anftöfsU 
gec  Unfug  und  Iblche  Upggzogcnh<:iten   vofftl» 


—     i6     — 

fiecfamgen,  die  durch  Schiffe  aus  vadScUgoi 
odec  notonfch  von  der  Peft  oder  p^uigoi 
Fiebern  befallenen  Orten  verbreitec  wenlen  kön- 
nen; und  trifft  zu  diefem  Ende  die 
chen  Anftalten  der  einfachen  oder  bei 
ren  Verdacht  der  doppelten  Quaraiiitaipe«  <  des 
J>urchniuchems  und  Durchlüftens  der  auodb- 
denden  Waaren  und  Papiere,  oder  auch  da 
Verbrennens  ppirklich  rerpeßeterWaaren»  dcriUb- 
fondening  verdachtiger  oder  kranker  ^CaimMiifc 


von  disr  gefunden  u.  L  w.  Alleine  zu 
gen,.  daCs  .diefe  an  fich  fehr  guten 
doch' nicht  immer  mit  der  gehörigen  "Voificht 
und  Strenge  befolgt  werden,  (woran  geineiiii|!^Bch 
Eigienttutz  Schuld  ift),  fo  find  auch  in  iiii|irn 
ital«  Häfen  die  Anftalten  und  Gebäude  xor 
Quarantaine  in  Hioficht  auf  das  Locale  gar 
nicht  fo  befchaffen ,  wie  £e  zur  £cheis  EjTei- 
chung  ihres  Zweckes  feyn  feilten.  So  inl  be- 
Ibhders  in  jlncona^  wo  doch  ein  ftarker  Han- 
delsverkehr ifl,  die  zur  Quarantaine  beRimoies 
Gebäude  fammt  dem  Lazareth  etc.  viel  jtu  nahe 
an  der  Stadt,  oder  vielmehr  man  geht  von  der 
lanc^en  Strafse,  <Ue  die  Vouladt  (von  Siiii^a^^IIa 
her  fowohl,  als  von  Loietto  und  Rom  her, 
denn  man  mufs  durch  ein  und  daffelbe  Thor  nach 
den  entgegengefezten  Orten  ein  •  und  auspa& 
XJtn)    aufmacht,  bU»   über  eine  ZughiucJce  in 


^     17     — 

,  das  an  lieh  fchöne  und  «ziemlich  gerMuinige 
Quarantaine  •  und  Ls^arethgebäude.  Brechen 
alfo  In  difefem  durch  an  gefleckte  Schiffe.  Kr^Dk*> 
heiten  aus ,  fo  ül  auch  die  Stadt  nicht  vor  An« 
ileckuhg  gefichert.  In  den  kleinern  Häfen  des 
Kirchenftaats  und  des  ueapolitanifchen  Heichs^ 
Sinigaglia ,  Fano  ^  Pefaro ,  Mola  dt  Cdeta  U.  <t'  find 
die  Sicherungsanftalten  gegen  die  von  derSee  her 
zu  befürchtenden  Anfteckungskrankheiten  noch 
viel  unvollkommener^  und  es  fehlt  dort  zumTheil 
ganz  an  eigentlichen  und  abigefonderten  Qua- 
rant^inegebäuden.  Weit  befFer  iß  zwar  auf  der 
einen  Seite  in  den  Häfen  von  Seapel  und  ^ens- 
dig  für  die  V^bütung  der  Anßeckung  und  ih* 
rer  Verbreitung  von  Schiffen  aus  geforgt^  inlb- 
fern  nämlich  die  QuarantaiuegiErbäudö  iUid  £iä- 
zarethe  für  Schiffe  aus  det  Levante  öder  än- 
dern verdächtigen  Orten  im  Uafen  von  Vent* 
dig  eine  Stunde  von  det  Stadt  entfernt  (im.  £o- 
genannten  Laiantto  vecdüo  und  nüovo')  befind- 
lich find,  und  die  Schiffe  in  bedenklicheten  ' 
Fällen,  bei  fchon  ausgebrocbtoeti  J^ukheiiien, 
noch  etwas  übeif  eine  Stunde  weitet  (bei  der 
Infei  Tifold)  bleiben  muffen^  .Und  vai  ckiajeftäti* 
fchen  Hafen  von  Niaptl^6xt  ( unaüfebnlicheti 
und  faft  tuitieiiättigen)  Läüiatethgebäude  iü^  die 
Quarantäine  hältenden  Schiffe  «auf  eiueiü  näkten 
wii   fteiieh  Felfeu   dicht  bel^^et  Inlel  Nmdä, 


--   lö  — . 

(iieinabe  drei  Stunden  von  der  Stadt)  angekjgt 
find..  Aber  in  anderer  Hinüchl,  d.  li»  in  Afile- 
htißg  der  medizinirchen  Verwaltung  und  Jk- 
handlung,  möchten  diefe  Lazaxeth  -  und  Qua- 
nintaineänfialten  y/ahl  auch  wenig  vor  den  üiiri- 
gen.  italiän.  Häfen  voraus  haben.  Es  find  zwar 
an  allen  öffentliche  Lazareih  -  Aerzte  (iWedid 
dtlla  Sanitär  in  Venedig  und  Neapel  ein  Proio^ 
medico  d.  h.  ohngefähr  die  Peßihnttarü  amdeiac 
Xiänder),  und  aufserdem  auch  einige  Chiruigen 
angefietit,  von  denen  die  erfieren  täglich  ein* 
zwei  •  und  nadi  Befund  mehremalen  das  Laza- 
teth  (denn  Ce  wohnen  nicht  felbft  da^  befuchen 
und  die  Mannfdhaft  auf  den  ^chÜTen  untedu- 
eben  nsüffen;  auch  befindet  fich  wohl  ein  t/ei* 
ner  Arzneivorrath  und  das  nöthigfie  chirurgifdii 
Geräthe  in  jenen  Anfialten.  Aber  die  Unter* 
fucbungs  -  und  medizinifche  Behandlungsart  ift 
doch  dort  in  der  Regel  ziemlich  nachläffig  und 
oberflächlich«  Man  wendet  bei  ausgebrochenen 
Krantkheiten  nur  zu  oft  nicht  die  rechten  Mittel 
und  Arzneien  an,  verordnet  nicht  felr^n  ftark« 
Ausleerungsmittel  (befonders  Brechmittel),  mit- 
unter auch  wohl  Aderläffe,  neben  China  und 
Kampfer  in  dergleidien  höchfl  typhodifehen  Fi«* 
bem,  befchränkt  fich  zur  Unterdrückung  des 
Contagiums  und  Verwahrung  der  Unangefteck« 
tea  yoc  ihm  auf  Räucherungeu  von  Kamijfte 


~     ^9     "^ 

und  gewiiTen  aromatifch  -  harzigten  Raucher« 
pulvern,  und  mit  Befprengung  der  Zimmer  \ 
und  KleidungsflücJce  mit  einfachen  oder  äroma- 
madfchem  Effig.  An  die  —  doch  fchon  feit 
einigen  Jahren  bekannt  gewordeneu,  und  allen 
Nachrichten  nacli  fo  vorzüglichen  -—  Räuche- 
ruhgen  mit  jden  Dämpfen  der  Salpeterlaure  oder 
auch  nur  der  conzentrirten  Effigfäure,_  fcheint 
man  bi&r  jezt  in  den  Peühäufern  der  italiänU 
liehen  Häfen  noch  nicht  gedacht  «u  haben;  we* 
nigften»  find  fie  dort  noch  nirgends  im  Ganges  • 
In  Hinficlit  anderer  epidemifclien  und  ton- 
tagiöfen  Krankheiten,  die  unter  den  Bewohnern 
der  voh  der  See  entferntem  Städte  und  Gegen- 
den ausbrechen ,  gefchieht  von  Seiten  einer  Sa- 
nitätspolizei noch  vielweniger.  Es  iß  gewüji 
etwas  höciiß  Seltenes,  wenn  bei  ausbrechenden 
Ruhr  -  Typhus  -  Ausfchlags  -  etc.  Epidemien  iti 
den  italiänifchen  Staaten  (neuerdings  etwa  die* 
italiänifche  Republik  ausgenommen)  von  den 
oberüen  Medizinal  •  und  Sanitätsbehörden  ge- 
druckte Awiso's  und  Belehrungen  üiitejr  das 
Volk  •  zur  Verhütung  und  Befchränkung  der 
Anfieckung  oder  zur  nöthigftea  Selbßbehand« , 
lung  verbreitet  werden.  Und  doch  herrfchen 
dergleichen  ^  Krankheiten  in  vielen  Gegenden 
Italiens  häuüg  und  todten  viele  Menfchen.  So 
kerrfdien  in  und  um  Rom  jähtlicVi  m  'doi  'ä^'DOL-: 


—      fiO     r- 

mermonaten ;  beronders  vom  Julius  bis  zum 
September  I  zahlreiche  remittirende  ^ervenfiebei 
C  Typhi  per  eminentiam  nervoß),  fo  wi^  auch  ty* 
phodifche  Wechfelfiebef ,  deren  Anfieckungakiaft 
"^on  Niemanden  dort  bezweifelt  wird »  und  de- 
ren wichtigfle  äufsere  TJrfache  ohne  allen  ZmÄ- 
fei  in  den  durch  die  Sommerhitze  ftärJcer  und 
Tielleicht  auch  conzentrirter  entwickelten  uiui 
durch  die  heifse  ^  dünne  und  trockne  Luft  leicb- 
ter  und  weiter  (befonders  bei  Südwinden)  Ytt 
breiteten  Ausdünilungen  d^r  benaclibarten  fbn^ 
tmjchtn  Sümpfe  zu  fuchen  ift.  Auch  iß  der 
Einwohner  Roms  und  noch  mehr  der  um]i6 
genden  öden  Ebne  (der  Campagna  di  Boma) 
von  der  Schädlichkeit  der  zu  diefex  ^eitheo* 
ichenden  Luft,  (die  auch  deswegen  durchgängig 
unter  den  Namen  der  aria  catliva  odet  moT  aria 
bekannt,  und  unter  den  Einwohnern  det  an* 
grunzenden  italiänifchen  Staaten  in  einem  noch 
höhern  Grad,  als  fie  es  verdient ^  verrufen  und 
gefürchtet  ift),  und  von  ihrem  Einiluis  auf 
fchnelle  Erzeugung  der  gefährlichften  Fieber 
durch  Unzähliche  Erfahruiigen  io  fehr  über- 
zeugt i  dafs  in  jenen  Monaten  der  grölste  TbeS 
der  Landleute )  welche  in  den  wenigen  Dörfern 
in  den  Umkreis  yda  s(,  3  und  mehr  Stunden 
um  Rom  herum  wohnen,  mit  feiner  Familie 
und    mit  temeu  '&«\x«xi  ia.Ocl  B.mv  i^s^ht^  u» 


—       121       — 

;  dort  zu  fcUafeü ,  und  nur  tien  gröfsern  Theil 
€*^A  Tags,  zur  Beftreitung  der  nöthigfteu'  Ga« 
fchäfte  in  feinen^  Wohnungen  auf  dem  Lande 
zuzubringen.     (Ich  felbft' habe  mehrere  folche  ' 

,  Wägen  mit  Weib  und  Kind  und  mit  Betten 
zum  Thor  del  Popolo  liereinfahren  fehen). 
Und  dieüi' deswegen,  weil  man  —  und  dieb 
nicht  mit  Unrecht  —  die  Luft  der  Stadt  Rom 
fetbil ,    oder    vielmehr   ihrer  '  höher    gelegenen 

'..Theile,  diefTeits  der  Tiber,  z.  B.  des  fpanifchen 
Platzes,  des  Viertels  Trinita  del  Monte,  des 
Corfo  u.  a.  m.  (nicht  fo .  den  kieinent,  niedri-' 
gercn,  jenfei ts  der  Ti^)er  gelegenen'  Theil, 
TransteverCf  wo  die  Peterskirche,  der  Vatikan, 
die  Engelsburg,  und  fatalerweife  auch  das  grofse 
Hofpital  S«  Spirito  befindlich  find,  und  wo  die 
Luft  in  ddn  Sommermonaten  merklich  fchlech- 
ter  ift,  daher  auch  dort  häufiger  typhodifclie 
Wechfcl-  und  andere .  Fieber  herrfchen)  für  viel 
weniger  verdorben  hält,  als  die  der  öden  und 
ruinenvollen  Campagna  di  Roma«  *-  Demphn« 
geachtet  thut  das  römifche  Collegium  der  Aerzte 
{fammt  dem  PollzeicoUegium)  foyiel  S|ls  nichts, 
um,  foweit  es  wenigftena  zja  ihm  läge,^  zur  Ver- 
minderung oder  Verhütung  jener  geßihrlichen 
',  Folgen  der  {.uftverdetbipift  bchülflich  zu  feyri, 
öder  um  die.  Einwohner  und  Landleute  über 
die   ficherfiea  YcipW^farungjBmixteV  va  V^t^^i^a^Vs 


.■Z^^  Baben.  cUe  Päpfie  dejc  heuern  Zat,  jand 
.befbnders  der  treffliche  Frus  VI,   die  GruDikB- 
.  hcbie.  diefer  menfclieiifreireucfeD  und   eioen  bo^ 
.OEfiduIichen  Difirikt    d|er.  födlichen  Hiafie  da 
KlccheoiUab   entvölkernden,   und    sitr  ^Einöde 
'  tnaehenden  EfflTuvien  durch   Atifitrocknung  dar 
pontinirdien  Sümpfe  fdbft  zu  vertilgeii.  geiucht^ 
uttA  Pms,  VI.  hat  bekanntlich  auf  diefes  gn»fe 
ITnieraf hmen ,   das  ihm  (wenn    es  auch  Dicht 
vollendet  werden  konnte)  fchon  )dlein   lauem 
.  Volke  unveigefslich  machen  und  ihm  sum.  im- 
SerbUchen  -Verdienfi  gereichen    mufa»   mehieBp 
Millionen   Thaler  gewendet      Aber   leider  ge* 
neth  diefe  Aufitrockiiung  theils   dutch  die  leb 
gro&e  Ausdehnung    der  Sümpfe.,   theila   dnidi 
.dieäufserfte  ]^oiUpieligkeit  derfclben  uud-durck 
den  Mangel  am  G^lde,   theils  durch  die  Bevo- 
lutionsfcenen   der  neueften  Zeit  und    den  Tod 
des  guten  Pabftes  ins  Stocken.    Und   jezt,  un* 
ter  der  Regierung  des  aus  Noth wendigkeit  öko* 
nomifirenden   Plus  VII.   und    bei   dem  fchlech- 
ten  Zußande  der  FäpfUichen  Finanzen,   fcheint 
man  jenes  treffliche  Unternehmen  -—.'für  eine 
geraiune  Zeit  wenigßens  —  ganz  ruhen  laflen  zu 
wollen  (fdbft  befiimmten  Aeulserungen  der  Be- 
gierun^  zufolge),  und  erfchwert 'dadurch' freilich 
.    eine  künftige  Foftfetzung  und  Beendigung  der- 
üelbeui  indeia  unxend^fiien  manche  au^etrockM^ 


I 


ieri  vtnA  urbar  gemachten  Stellen  wieder  zum 
Sumpfe  werden,,  und  vielleicht  felbfl  die  un- 
übertreixlich  fchöne,  fchnurgerade  durch  dra 
^Sümpfe  (bis  Terracina,  an  ihrem  Ende)  in 
ciher  Cänge.  yon  weuigftens  feehs  deutfclien 
Meilen  föhrende  ChauiTce  an  manchen  Steilen 
in  Verfall  gerathen  wird;  Auf  jeden  Fall  ift 
alfo  durch  jene  ungeheure  Arbeit  bis  jezt  für 
die  VerbelTeruiigen  der  Luft  in  den  pontini- 
fchen  Sümpfen  und  den  nahegelegenen  Gegen- 
den noch  nicht  fehr  viel:  gewonnen;  und'  eß 
bliebe  alfo  nodi  immer  wichtige  Angelegenheit 
der  medizinifchen  und  der  Landespol izer,  zut 
Verminderung'  ihres  fchädlichen  Einflufles,  fo-' 
*welt  diefs  durch  allgemeine  polizeilich-  medizi« 
nifche  Vorkehrungen .9  durch  Angabe  fier  dien- 
licEften  Verwahrungtmittel  etc.  thunlich  wäre, 
kräftig  zu  wirken.  Man.  könnte  z,  B-.  durch 
Anfchläge  oder  .  öffentliche  Blätter  bekannt  ma«' 
clien  ia£fen,  dafs  die  Einwohner  Roms  und  der 
umliegenden  Gegend  in  jenen'  gefährlichen  Mo«' 
naten  fich  mehr  als  fonft  vor  itarker  Erhitzung,^ 
befoildeis  in  den  Aben'dfhinden,  und  ftir  fchneK 
1er  Abkühlung  des  in  Schweis  geratbenen  Kör- 
pers  in  der  Luft  (welche  dort  vor  eine  der 
licherßen  und  geiahrhchßen  Veranlaffungen  zut 
Anfteckuhg  au  halten  ift),  desgleichen  vor  dem 
Ruhen  und  Schlafen  in  tie^degaaca  xvsAi^'^^Sti^. 


—     s4    — 

tfB   Gegenden  -unter-  freiem  Himmel'  (wodmdi 
feht    oft    fchon   vom    jerfieiimal    das  höainü^ 
Wecbfelfieber  erzeugt  wird),  auch  vof  dem  Tdi^ 
ken    von  vielem  Waiter,    befonders   unreiocB, 
oder  aus    (umpfigten,    niedrigen  Gegenden  eiü- 
fpringenden    (worunter  jedoch   das  uriübertref* 
lieh  gute  und  reine  WaSer  des  diefieits  der  Tf 
ber  gelegenen  Theila  von  Rom,   das  durch  die 
kofibarften  Wafierleitungen  groüsentheilsvon  des 
mehr  als  zwölf  Stunden  entlegenen  Trevi  -^  deo 
alten  Treviae  —  hergeleitet  wird ,  nicht  begriffet 
ift),    A>  wie   vor  allen  beträchtlich-  fchwächen- 
den  und  erfchlaffenden  Einflüflen,   AdeilälTeii, 
Darmausleerungen  u.  f.  w«  zu  hüten  hätten.  Difa 
üe,    im  Fall  eingetretener  Anileckung  odercp* 
demifcher  Krankheit  aus  jener  Quelle,  die  dico- 
lichflen  Mittel,  z.  B.  Bäuchern  mit  Säuren,  W» 
fchen  mit  Effig,  Kamphergeifl  u^f.  w.  zur  Selbßvet- 
Wahrung  anwenden,    und  zugleich    durch  foi5- 
fältige    Abfqnderung    der    Kranken,     Reinigung 
der  Gefäfse  und  Betten  u.  f.  f.  die  ftrenglle  Aut 
merkfamkrrit  auf  Verhütung  der  weitern  Krank- 
heitsverbreitung haben  follten.     Dafs  fie  nicht, 
ohne  vori  der  JZ'weckmäfsigkeit  de^  Verfahrens 
unterrichte  (zu  feyn,  im  Krankheitsfall  zu  her- 
kömi^lichen     aber     ohne    Unterfcheidqng    und 
(fehr  häufig)  mit  dem  gröfsten  Nachtl^U  ange- 
wsäidteii    H3Lu%m\Udvi   oder   Vorfchiiften    von 


—    ä5    — 

unverlUbridigeii  Afteränten  und  Lauen,  wiewohl 
,gaT  zu  ftaiken  Brechmtiteln  (die  man,  fo  wift 
überhaupt  iii  Italien,  fo  ganz  befonders  in  Rom 
{ehr  liebt,  fie  gewohnlich  aus  dem  —  doch  fo 
leicht  in  typhodifchen  Fiebern  die  fchwächen« 
fien  Duithfalle  bewirkenden  — *  Brechweinfteiu 
zuwendet,  ja  mit  ihnen  auch  felbft  bei  der  Kur 
der  fchlimiiiften  Typhusfieber  mdßtnthiils  den 
Anfang  .macht),  Purganzen ,  Aderläffen  (mit  de* 
nen  man  dort  ebenfalls  auf  eine  wahrhaft 
furchtbar  verfchwenderifche  Art  umgeht,  und 
£e  nicht  feiten  in  den  entfchiedenften  aßheni«  , 
fchen  Fiebern  «-wiewohl  in  den  Spitälern  Gott- 
lob jezt  vielweniger  als  fonfi  —  zu  wiederhol« 
ti-nmalen  anwendet)  ihre  Zufludit  nehmen  fol- 
len  u.  d.  m.  -^  Statt  deflen  nimmt  man  lieber 
im  Fall  von  ausbrechenden  Krankheiten  (die 
jedoch  in  der  Stadt  iRom  in  jenen  Sommermo* 
xiaten  nicht  fo  befländig  vorkommen ,  und  nicht 
fo  fehr  den  Aufenthalt  der  Fremden  dafelblt  zu 
diefer  Zeit  — *  falls  fie  nur  die  gehörigen  Vor» 
fichtsregeln  beobachten  —  gefährlich  mächen) 
zur  Befprengung  mit  Weihwafler,  zu  Amuleten, 
zu  Bittgängen  und  öffentlichen  (^beten ,  und 
überläfst  das  Uebrige  Gott  oder  der  Natur  und' 
dem  Zufall«  Ja  man  yerhnidert  oder  befchränkt 
nicht  einmal  gewifle  Gebräuche  des  Landvolks,  die 
offenbar  auf  ^  Befiirderung  und  AusbreUau^ä«!, 


—     s4    — 

tfB  Gegenden  -unter-  freiem  Himmel'  (wodurclt 
fehr  oft  fchon  vom  jerfieiimal  das  bösartige 
Wfcchfelfiebcr  erzeugt  wird),  auch  vor  dem  Trin- 
ken von  vielem  Waiter,  befonders  unreinem, 
oder  aus  (umpfigten,  niedrigen  Gegenden  ent« 
fpringenden  (worunter  jedpcli  das  unübertreff- 
lich gute  und  reine  WaSer  des  diefleits  der  Ti* 
ber  gelegenen  TheiU  von  Rom,  das  durch  die 
kofibarften  Wafierleitungen  grofsentheils'vpn  dem 
mehr  als  zwölf  Stunden  entlegenen  Trevi  —^  dem 
alten  Treviae : —  hergeleitet  wird ,  nicht  begriffen 
ift),  A>  wie  vor  allen  beträchtlich  fch wachen- 
den und  erfchlaffenden  Einflüflen,  Aderläffeo, 
Darmausleerungen  u.  f.  w«  zu  hüten  hätten.  Daft 
fie,  im  Fall  eingetretener  Anileckung  oder  epi- 
demifcher  Krankheit  aus  jener  Quelle,  die  dien- 
lichflen  Mittel,  z.  B.  Räuchern  üiit  Säuren,  Wa- 
fchen  mit  Effig,  Kamphergeifl  u*f  w.  zur  Selbfiver- 
Wahrung  anwenden,  und  zugleich  durch  forg- 
fältige  Abfqndfrung  der  Kranken,  Reinigung 
der  Gefäfse  und  Bet(en  u.  f.  f.  die  ftrenglle  Auf- 
merkrainl{;eit  auf  Verhütung  der  weitern  Krankp 
hei^verbreitung  haben  fqllten,  Dafs  fie  nicht, 
ohne  von  der  J^weckmäfsigkeit  de^  Verfahren! 
unterrichte  (zu  feyn,  im  Krankheitsfall  zu  her- 
kömiQ^lichen  aber  ohne  Unterfcheidi^ng  und 
(fehr  häufig)  mit  dem  gröOrten  Nachti^U  su^ 
wAdteu    Ha\iim\XXAu   oder   Voifcluiften   von 


—    ö5  ^  — 

unverftändigen  Afterärzten  und  Laien,  wiewohl 
gar  zu  ftaiken  Brechmtiteln  (die  man,  fo  wie 
überhaupt  iii  Italien,  fo  ganz  befomlers  in  Rom 
{ehr  liebt,  fie  gewöhnlich  aus  dem  —  doch  fo 
leicht  in  typhodifcben  Fiebern  die  fchwächen« 
fien  Durchfälle  bewirkenden  — «  Brechweinfleiu 
anwendet,  ja  mit  ihnen  auch  felbft  bei  der  Kur 
der  fchlimiiiften  Typhusfieber  mdßenthdls  den 
Anfang  .macht),  Purganzen,  Aderläflen  (mit  de* 
nen  man  dort  ebenfalls  auf  eine  wahrhaft 
furchtbar  verfchwenderifche  Art  umgeht,  und 
fie  nicht  feiten  in  den  entfchiedenften  afiheni* 
fchen  Fiebern  «-wiewohl  in  den  Spitälern  Gott- 
lob jezt  viel  weniger  als  fonfi  —  zu  wiederhol- 
te nmalen  anwendet)  ihre  Zufludit  nehmen  fol- 
len  u.  d.  m.  -^  Statt  defien  nimmt  man  lieber 
im  Fall  von  ausbrechenden  Krankheiten  (die 
jedoch  in  der  Stadt  iRom  in  jenen  Sommermo- 
naten nicht  fo  befländig  vorkommen,  und  nicht 
fo  fehr  den  Aufenthalt  der  Fremden  dafelblt  zu 
diefer  Zeit  — *  falls  fie  nur  die  gehörigen  Vor* 
fichtsregeln  beobachten  —  gefährlich  mächen) 
xur  Befprengung  mit  Weihwafler,  zu  Amuleten, 
zu  Bittgängen  und  Öffentlichen  Gebeten,  und 
überläfst  das  Uebrlge  Gott  oder  der  Natur  und' 
dem  Zufall«  Ja  man  verhindert  oder  befchränkt 
nicht  einmal  gewifle  Gebräuche  des  Landvolks,  die  ' 
offenbar  auf  di^  Beförderung  und  Ausbreitung  dec 


—     ft8     — 


Auch    in    aadem   Städten   und 
Italiens  trifft  man  feiten  befleie  medisinifch* 
lixeiliche    Anftalten    gegen    etwa    ausbi 
^demifche  Krankheiten.    So  ift  es  z.  B.  au' 
bisherigen  Erfahrung  bekannt ,  dals  man  im 
Stadt  Neapel t  die  fchon  öfters  ilas  Unglück! 
von  den  gefäbriichften  und  verheerendften 
demieen  heimgefucht  zu  werden  (wem  fallt lusl 
bei  nicht  Sarcone  ein?)  bisher  von  R^iemD^I 
und  Sanitäts- Deputationswegen  zu  deren  He»| 
mung    fo   gut   als   nichts   that    (wenn  ich  fr| 
Quarantaineauftalten,   und  die  neuefien  iumtfl 
liehen  Anflalten  des  Königs  zur  Vermindeni^l 
der  Blatteryerheerung  und  zur  Beförderuog  ^ 
Kuhpockenimpfung  ausnehme);    dalii  maoite 
wohl    in    den    fchlimmften    Fällen    andädidgel 
Bufsübungeu    und   PTozeffionen    zu^  dem  häl 
Januarius     verordnete ,     auch    wohl     zu    den 
Wunder  der  Fiüfllgmachung   des    Blutes  dieb 
Schutzheiligen  feine  JZTuflucht  nahm.  —  Sdbt 
'die  ^orgloAgkeit  d^s  Volkes  bei  ausbrechendes 
bp6irtige^    Epidemleen    (die    freilich    zunädill 
Folge    der   Sorglofigkeit   der  Regierungs  -   und 
Medizinalpolizei   iß)    geht   (o   ^eit,    dafs  mao 
ohne   grofs^  Bedenken   und   ohne    fonderilche 
Vorficht,  fich  der  Betten  und  Kleidungsfiücken 
von   ^lenfchen,   die   an  anßeckendep,   hitzigen 
f*ieberu  ftarben,  bedien! »  wälirencl  man  hiDg^ 


und  die  frcfycj  durch  keine  belrächllictien  Berge 
unterbrochene  Communikation  derfelbeu  mit  den 
Sümpfen  beitragen.  (Gerade  durch  eine  diefec 
entgegengefetzte  geographifcbe  Lage ,  und  durch 
.die  dazwifchenflehendcn  Riffe  der  appenini> 
fchen  Gebirge  9  ift*  <üe  Stadt'  Neapel  von  jenen 
fchädlichen  Einwirkungen  der  pondnifchen  Süm- 
pfe; die  doch  felbft  noch  mit  (chmalen  Strichen 
in  das  neapolitanifche  audlaufen,  befreit).  Hier- 
aus erklärt  fich  alfo,  in  wiefern  jene  Verbreui^ 
nung  der  Stoppeln  allerdings  zur  Verfchlipame» 
Tung  der  Luft  in  und  um  Rom  beitragen  kanb 
(obgleich  Manche  gerade,  in  jenem  Gebrauch. ein 
Verb^fltrungsmittel  der  Luft  zu  finden  glauben, 
wobei  fie  nur  nicht  bedenken,  dafs  es  zwar  an 
Ort  und  Stelh^  wenn  da  die  Luft  fehon  fchlecht 
und  mit  mephitifchen  Stoffen  erfüllt  war»  filr^ 
eine  kurze'  Zeit  und  gewifs  nicht  viel  länger ,  als 
die  Verbrennung  dauert ,  luft^verbeffemd  wirken 
kann,  nicht  aber  für  entferntere  Gegenden  und 
deren  Atmofphären);  imd  in  wiefern  daher  die 
Behauptung  des  Ländmanns  jener  Gegenden 
(die  ich  felbft  aus  dem  Munde' einiger  Land« 
leute  weifs)  gegründet  ift^  Wenn  fie  fagen,  dafs 
die  aria  cattiva  der  Campagna  di  Roma  vorzüg-. 
lieh  mit  oder  bald  nach  dem  s[often  Juliu« 
eintrete« 


—     so     — 

hcramwackclnden,  unverhüllten  Kopf  deil 
tcn  zu  erblicken?  —  ' 

Eine  noch  ftrengere  Hüge  verdient  die indl 
italiärjifclieh  Städten  noch  herrfchende 
heit,  die  Todten  aus  den  vermögenderen! 
den    ohne  Unterfchied    der  Krankheit,  ani 
fie  ftarben    (es  müfste  denn   eine    entfchie 
peftartige  feyn),  einige  Zeit   vor   ihrem  Bej 
nifs  —  wohl   öfters   einen  Tag  Icng  — ^  ini 
Hausfluren  oder  .Sälen   zur    öfiTemlichen  Scbl 
und   zur    andäditigen   Befprengung    mit  WAI 
waffer    auszupellen,     und    fie    nachher  oiäil 
bff entliehen  Kirchen  beizufetzen.      In  ganz  1^1 
ftirbt  keine  Perfon   aus  einer  nur  einigenDifa| 
angfcfehenen  oder  begüterten  Familie ,  der  A 
in  den  Grüften  der  Kirchen  oder  der  an  ita» 
ftofs  enden  Kreuzgänge   (Campo  Santo  ^    bMiabeft 
würde.     Nur  die  Todten  aus  der  armem  Voll* 
klaffe,'    oder    Einwohner    und'  Ausländer  voa 
einer    andern    ais    der    kathölifchen     Confeffion ' 
werden  in  Kirchhöfen  aufaerhalb  der   Stadt  oder 
auf    leeren    Plätzen     innerhalb     derf^lhen    und 
nachft  am  Thore,  wie  zu  Rom,  beerdigt.    Beide 
verwerfliclie  Gebräuche   (die  offene  Ausfetzuog 
und   das  Begraben  in  den  Kirchen  oder  andern 
Gewölben  innerhalb  der  Stadi)  find  leider  auch 
in   vielen  Gegenden  TeutfchLands    nur   noch  w 
häufig   im   Schwange,    und   zu    oft  fchon   von 


gen  vor  Auszehrungskranttbeiten  (die  freilich  in 
Zfalieu  ungleich  feltener  vorkommen,  als  bei  un«) 
den  gröfsten  Abrcheu  hat,  die  Betten  und^Zim* 
iner,  in  denen  ^in  Schwindfüchtiger  ftarb,  forg« 
fsiltig  durchräuchert  und  laftet,  und  feine  Rlei- 
dungsflücke  «etc.  wohl,  gar  zuweilen  verbrennt, 
oder  wegwirft. 

Noch  mufs  ich  eines  Uebelfiandei  erwäh« 
xiM,  der  in  mehiern  itaUän.  Städten,  z.  B.  in 
Venedigs  Padua^  wo  ich  nicht  irre  auch  in  Hom 
u.  a.  m.  geduldet  wird,  den  nämlich:  dab  man 
die  Todten  bei  ihrer  Beerdigung  in  offenen  Sär-^ 
gm  durch  die  Strafseu  der  Stadt  nach  ihren  Be- 
gräbnifsplätzeu  tragen  oder  fahren  läfst.  ^  Das 
Utifchickliche  und  leicht  fo  Nachtheilige  diefes 
Gebrauchs,  fieht  Jeder  leicht  ein.  Wie  leicht 
können,  wenn  der  Todte  an  einer  anilecken« 
den  Krankheit  (die  eben  nicht  gerade  die  Peft 
SU  feyn  braucht!,  wo  es  freilich  auch  nichtige* 
gefchehen  würde)  geftorben  war,  dadurch  Con« 
tagien  uud  Krankheiren 'Verbreitet  werden?  wie 
fchädlich  kann  für  reisbare  und  nervenfchwache  ^ 
Perfonen,  für  Schwangere  u.  a.  m.,  wenn  iie 
zufällig  aus  den  Fenftern  der  obern  Stockwerke 
herabfehen,  der  Anblick  folcher  (ieichen  feyn? 
Und  wie  widrig  und  ekelhaft  ift  es  auch  tut 
Crefund«9   den  bei  jed^m  Schritte  der  T^ei^^ 


—     so     — 

heramwackeliiden ,  unveihüllten  Kopf  des  Tod- 
ten  zu  erblicken?  —  ' 

Eine  noch  ftrengere  Hügevetdient  die  in  allen 
italiänifcheti  Städteii  noch  henrchend.e  Gewohür 
heit|  die  Todten  aus  den  vermögenderen  Stän- 
den ohne  Unterrchied  der  Kranl^ieit,  an  da 
fie  flarben  (es  müfste  denn  eine  entfchiedene 
peftartige  feyn),  einige  Zeit  vor  ihrem  Begrab- 
uifs  —  wohl  öfters  einen  Tag  kng  — ^  in  den 
Hausfluren  oder  .Sälen  zur  öfifenilichen  Schau 
und  zur  andächtigen  Befprengung  mit  Weih- 
waffer  auszufeilen,  und  fie  nachher  in  dm 
hffentlkhen  Kirchen  beizufetzen.  In  ganz  Italien 
ftirbt  keine  Perfon  aus  einer  nur  eiaigcrma&en 
angfcfehenen  oder  begüterten  Familie,  der  nicht 
in  den  Grüften  der  Kirchen  oder  der  an  ihnen 
fiofs enden  Kreuzgänge  (Campo  Santo)  begraben 
würde.  Nur  die  Todten  aus  der  ärmern  Volks- 
klaffe,*  oder  Einwohner  und'  Ausländer  von 
einer  andern  als  der  katholifchen  Confeflion 
werden  in  Kirchhöfen  aufserhalb  der  Stadt  oder 
auf  leeren  Plätzen  innerhalb  derfvlhen  und 
nachft  am  Thore,  wie  zu  Rom,  beerdigt.  Beide 
verwerfliche  Gebräuche  (die  offene  Ausfetzung 
und  das  Begraben  in  den  Kirchen  oder  andern 
Gewölben  innerhä:lb  der  Stadt)  lind  leider  auch 
in  vielen  Gegenden  Teutfchlands  nur  noch  zu 
li^ufig   im  Sc\iwai\gj^)  axciAl  im  oft  fchon   von 


ceutrchen  Aerzten  und  Nidaärzten  in  lixiet  gan- 

een  Schädlichkeit  und  Verwerflichkeit  dargefieUc 

/worden,  als  dab  man  hierüber  noch  Erinnerun« 

'    gen    zu   machen   nöthig   hätte.      Gewifs   ift   es 

'    übrigens,  dals   diefe  Gebräuche  in  Italien,    be- 

'    fonders  im  Sommer,  bei  der  Hitze  uqJ  Trdk« 

Xenheit  des  dortigen  Klima's ,  noch  mehr  Scha« 

den  bringen  können,    als  in  kaltem  Ländern, 

und  dafs  dort  insbefondere  bei  epidemifch-  con- 

tagiöfen  Krankheiten  die  fchnellere  Ausbreitung 

und  Verfchlimraerung  der  Epidemie  durch  jene, 

die  Staatspolizei  entehrenden  Gebräuche  gar  fehr 

befördert  werden  kann.  -^ 

Freilich  kommen  alle  bisher  gerügten  Man« 
gel  und  Blöfsen  in  der  öffentlich.  6anitäts-  und 
medizin.  Polizeiverwaltung,,  wie  aller  Orien, 
fo  auch  in  Italien  nicht  allein  dejn  ärztlichen  ^ 
Theil  der  Sanitäts  -  und  PolizeikoUegicn ,  oder 
den  eigentlichen  Medizinalkolhgien  und  zur  Poli- 
zeiverwaltuug  mit  verordneten  Medizinal  -  De« 
putationen  zur  Lafl,  fondern  fie  ireffen  auch 
grofsetltlieils  die  an  der  iSpitze  oder  unter  der 
Mitglifedfchaft  jener  Kollegien  etc.   befindlichen 

-  Staats  >  Regierungs  -.  und  Polizeibeamten ,  und 
überhaupt  die  Vorfteher  und  Mitglieder  der  ge* 
richtlicheh  Polizei  Verwaltung ,  au&er  den  Aerx« 

^     ten.     Aber    diefen ,    den    dazu   y^pfUchteten 


V         —     3»     — 

Aenten,  ift  doch  iminex  der  gröfsere  Tlieil  det 
Schuld  an  Mängeln  und  Verkehrtheiten  obiger 
Art»  beizumeflen,  weil  man  yon  ihnen  mehr, 
als  von  Jedem  Andern,  verlangen  kann,  dals 
fie  'den  Inbegriff  und  die  gefammten  Erforder- 
nilTa  einer  gut  und  zweckmäfaig  einzurichten- 
den öffentlichen  Sanüäts  -  und  Medi»na1polizei- 
Adminiftration  genau  kennen,  dafs  fie  die  in  die* 
fem  Betreff  im  Staate  oder  Orte  fiattfindendea 
Idängel ,  Fehler ,  Ungebührlichkeiten  u.  £  w* 
'Tcharf  und  bcffer  als  irgend  ein  Anderer,  be- 
merken  und  unterfuchen ,  und  dafs  fi«  zu  ibrec 
Abhülfe  die  dienlichfien  und  fchnellwirkend&äi 
Maasregeln  ergreifen,  oder  wenn  diefii  —  wie 
leider  bei  zu  fehr  gebundenen  Händen  nur  «i 
oft  der  Fall  ifi  —  nicht  in  ihrer  Macht  fieht, 
dafs  iie  davon  die  nöthigeu  und  eindringend- 
fien  Berichte  an  die  obeni  Polizei  •  oder  Begie- 
rungsbehörden  machen  folleo.  Wirken  diefe 
nicht,  und  verfaumen  die  obein  Staatsbehörden 
ihre  Pflicht  zu  thun,  und  dem  Arzt  hülfreiche 
Hand  zu  bieten,  fo  hat  doch  dieler,  oder  dai 
medizinifche  Kollegium  feine  Pflicht  gethan, 
ift. vorwurfsfrei  und  bei  dem  Publikum  gerecht« 
fertigt.  Werden  aber  jene  höhern  Polizei  -  uod 
Begierungsbehörden  für  das  öffentliche  Wohl 
und  die  Sicherung  oder  Wiederherfiellung  des 
allgemeinen  baau^aLtsftandei  Juaitig  und  zweck- 


—     55  ■  -^ 

verwerfliche  Klafle  jener  Quackfalber ,  wie 
Scharfrichter,  Abdecker;  ake  Weiber  aus  der 
niedrigften  Hefe ,  Hirten  u.  f.  w.  unter  *  den 
Italiänem ,  feibft  auf  dem  Lande  und'  bei  der 
gemeinen  Volksklafle,  ungleich  weniger  im  Kre. 
dit  und  Gebrauch  ift,  als  — unter  unfern  Lands»  ' 
leuten.  Wenn  es  auch  imtnerhin  in  ttallert 
xnedi^inifche  Pfufcher  genug  urtd  nur  zuviel 
giebt ,  fo  ift  doch  der  wirkliche  Arzt  oder  Wund- 
arzt in  dei:  Regel  dort  vielmehr  geachtet,  und 
"wird  viel  allgemeiner  gebraucht  und  dem  After* 
ärzt  vorgezcgeh,  feibft  unter  dem  gemeinen 
Manne,  als  in  Deutfchlarid,  Ja  wienn  'gleich 
der  Stand  eines  Dottore  noch  jezt  wie  in  den 
alten  leiten,  in  Italien  eben  nicht  der 'glän« 
'  fcendfte  und  geehrtefte  zu  feyn  fcheint^  fo  ilt 
doch  das  Änfehen  und  die  Autorität  dei  Araü- 
tes,  als  folcheh,  dort  in  der' Äegel  viel  gröfser, 
man  vertraut  feinen  Einfichtini  weif  unbeding*- 
ter,  und  folgt  feinen  Vorfchriften  weit  tvilliger 
und  pünktlicher,  als  fehr  häufig  bei  uns.  Et 
giebt  daher  gewifs  fehr  viele  Falnilien  lind  In- 
dividuen  in  Italien^  die  im  Fall  des  Klrankwer- 
dens  alled  eher  leiden  oder  fich  vom  Arzte  ge- 
fallen laflen  t^erden,  altf  lie  fich  einem  Quack- 
falber anvertrauen.  Diefer  mindere  Unfug  der 
Pfufcherei  kann  aber  nicht  der  (laicht  ftattfid- 
denden)  Sorgfalt  und  Wachfamkeit    der  mßd&sLv 

C  4 


—     36     — '    * 

hUchen  Kollegien  u.  f.  w  zugefchrieben  wetiai 
fbcdem  theils  dem  Herkommen,  theils  der  in 
'  diefem  Punkte  aufjgeklärten  Deakart  der  italu» 
fchen  Nation,  --^  Die  meiflen  EiiigriJGfe  io  A 
recfatmäbige  medizinifche  Praxis  dürften  in  h 
lien  die  Apotheker  thun,  die  fehr  häufig  um  mt 
dizinifchen  Rath  befragt  werden,  weil  fie— k» 
fonders  unter  dem  gemeinen  Manne — in  eioes 
groÜBen  Anfehen  von  Gelehrfanäkeit  fiehen, » 
dem  diefer  fie  wohl  dort,  wie  anderwärts,  viä 
der  Menge  der  Droguen  und  Büclifen  bend^ 
net.  Ein  andrer  Grund  liegt  auch  in  der  xtf^ 
läfligcn  AufTicht  der  Medizinal- Behörden  übff 
üe  felbfl«     Davon  noch  in  der  Folge  Etwafc 

Viele  Pfufchereien  und  praktifche  Müpf* 
fe  und  Verirrungen  werden  übrigens  in  te- 
ilen auf  der  einen  Seite  vermieden,  auf  Jff 
andern  auch  wohl  nicht  feiten  hegüdtigif 
durch  die  dort  allgemein  übliche  (im  Vedölt* 
nifs  zu  Deutfchland)  viel  fchärfere  Trennung  ifX, 
Medizin  von  der  Chirurgie.  In  der  Regel  pflegen 
fich  die  italiän.  Aerzte  nicht  mit  der  Wundarf- 
neikunft  abzugebeii ,  und  find  auch  eben,  fo  we* 
nig  dazu  berechtigt,  als  die  Wundärzte,  logt- 
nannte  innerliche  oder  flreng  ärztliche  Prazlf 
zu  treiben.  Ja  in  gröfsern  Städten  findet  min 
felbil  für  einzelne  Fächer  der  Medizin  und  Cbi« 
rurgie  eigene  Pi^Vükec^  die  lieh   aus^chlieiieod 


I 


\ 


—     35  ■  — 

verwerfliche  Klafle  jener  Quackfalber,  wie 
Scharfrichter,  Abdecker,  ake  Weiber  aus  der 
niedrigften  Hefe ,  Hirten  u,  f.  w.  unter  *  den 
Italiänem ,  feibfl  auf  dem  Lande  und'  bei  der 
gemeinen  Volksklafle,  ungleich  weniger  im  Kre. 
dit  und  Gebrauch  ift,  aU  —  unter  unfern  Lands*  ' 
leuten.  Wenn  es  auch  imtnerhin  in  ttaliert 
medizinifche  Pfufcher  genug  und  ni;r  zuviel 
giebt ,  fo  ift  doch  der  wirkliche  Arzt  oder  Wund- 
arzt in  der  Regel  dort  vielmehr  geachtet,  und 
wird  viel  allgemeiner  gebraucht  und  dem  After« 
ärzt  vorgezcgeh,  felbft  unter  dem  gemeinen 
Manne,  als  in  Deutfchland.  Ja  wienn  gleich 
der  Stand  eines  Dottore  noch  jezt  wie  in  den 
alten  leiten,  in  Italien  eben  nicht  der  *glän* 
zendfte  und  geehrtefte  zu  feyn  fcheint ,  fo  ift 
doch  das  Änfehen  und  die  Autorität  dei  Araü- 
tes,  als  folcheh,  dort  in  der' Regel  viel  gröfser, 
man  vertraut  feinen  Einfichtert  weit  unbeding- 
ter, und  folgt  feinen  Vorfchriften  weit  tvilliger 
und  pünktlicher,  als  fehr  häufig  bei  Uns.  Et 
giebt  daher  gewifs  fehr  viele  Fatniliert  und  In- 
dividuen in  Italien,  die  im  Fall  des  ICrankwer- 
dens  alleö  eher  leiden  oder  ficli  vom  Arzte  ge- 
fallen laflen  Werden,  als  fie  fich  einem  Quack- 
falber anvertrauen,  Diefer  mindere  Unfug  der 
Pfufcherei  kann  aber  nicht  der  (ijicht  ftatffia- 
denden)  Sorgfalt  und  Wachfamkeit    der  laedl&v 

'    C  * 


—     36     —   ^ 

blfcliäi  Kollegien  u.  f.  w  zugefchrieben  werden; 
focdem  theils  dem  Herkommen,  theils  der  in 
'  diefem  Punkte  aufgeklärten  Denkart  der  italiäni- 
fchen  Nation,  *—  Die  meiften  EingrifiGe  in  die 
recbtmäbige  medizinifche  Praxis  düiften  in  Ita- 
lien die  Apotheker  thun,  die  febr  bäiifig  um  me- 
dizinifchen  Ratb  befragt  werden,  weil  fie  —  be- 
fonders  unter  dem  gemeinen  Manne  —  in  einem 
groben  Anfeben  von  Gelebrfamkeit  fieben,  in- 
dem diefer  üe  wobl  dort,  wie  anderwärts,  nach 
der  Menge  der  Droguen  und  Bücbfen  beredi«. 
neu  Ein  andrer  Grund  liegt  aucb  in  der  nach« 
läfligen  AufTicbt  der  Medizinal- Behörden  über 
CiB  felbfl«     Davon  nocb  in  der  Folge  Etwas. 

Viele  Pfufcbereien  und  praktifche  Müsgiifi 
fe  und  Verirrungen  werden  übrigens  in  to 
lien  auf  der  einen  Seite  vermieden,  auf  der 
andern  aucb  wobl  nicbt.  feiten  begünßigt, 
durch  die  dort  allgemein  üblicbe  (im  Verhält- 
nifs  zu  Deutfchland)  vid  fchärfere  Trennung  der 
Medizin  von  der  Chirurgie,  In  der  Regi^l  pflegen 
iicb  die  italiän.  Aerzte  nicbt  mit  der  Wundarx« 
neikunft  abzugebeii,  und  fmd  ai^cb  eben,  fo  vrei 
nig  dazu  berechtigt,  als  die  Wundärzte,  foge- 
nannte  innerlicbe  oder  ftreng  ärztUcbe  Praxis 
zu  treiben«  Ja  in  gröfsem  Städten  findet  man 
felbft  für  einzelne  Fäcber  der  Medizin  und  Chi« 
lurgie  eigene  PiaikuVec^^  die  lieh  ausfcblie&en^ 


—     37     — 

mit  ihnen  befchäftigen,   w)^  AugehSrzte,  Steinj: 
Operateurs  u.  a.  m.    Nur   einzelne  Männer  von 
,  umfangsvolleien  KenntnilTeny  und  ausgebieitet»^ 
rem  Ruf  machen,  wie  natürlich,  eine  Aysnah- 
'  me.     Diefe  fchärfere  Trennung   zwifchen  jenen 
beiden   Hauptfächern,   hat   natürlich  ^ihre   gute 
und  ihre  fchlimme  Seite,   wie  ich  für  fachkun- 
dige nicht  näher  zu  erörtern  brauche.   So  lange 
aber  überhaupt  noch  eine  Trennung  der  Medi- 
zin Von   der  Chirurgie  in  der  Perfon  des  Aus« 
übenden  nothwendig  oder  gefetzllch  ftgyn  wird,, 
fo  lange  ifl  es  doch  uiiflreidg  beiTer,  wenn  fie, 
unter  den   in  Italien   nnd  Frankreich  exißireu- 
den  Umftändcn  und  Verhältniffen ,  durch  fchär- 
fere Gränzen  beflimmt,   als  wenn  fie  ganz  der 
Willkühr  oder  Anmafsung   des  Einzelnen  und 
dem  Zufalle  überlaiTeii  wird.     Es  mufs  nämücb 
nicht  nur  (wie  in  Italien  und  ganz  Frankreich 
der  Fall*  iil)    die   Wundarzneikunft    ganz    von 
dem  gemeinen  Handwerk   des  Bartfcheerengf   fb 
wie    von    dem    Metier    des    Baders   abgefondert 
feyn    (wollte    der    Himmel,    dafe    dies   endlich 
auch  einmal    in   Deutfchland   durchgängig  ein* 
geführt   würde,.'  damit    die    Chirurgie,    fcy    es 
auch  nur  die  fogenannte  kleinere ,  aus  der  Ge- 
meinheit und  Erbärmlichkeit,  in  die  fie  bei  uiw 
unter  dem  grö&ten  Theil  der  Ausübenden,  die 
fich  doch  auch  Chirurgen  aemieB,    durch  die 


—     38     — 

Vereinigung  mit  jenen  ati  fich  höchlt  niedrigen 
und   unwürdigen    Handihierungen    verfenkt  iit, 
emporheben    könnte,    was    denn    freilich    ohne 
Unterßützung  von  Seiten  der  Regierungen  nicht 
gefchehen  kanti),   fondem   es   mtiflen  auch  die- 
jenigen,   welche    fich    mit    der    Ausübung    dei 
Chirurgie  und  Geburtshülfe  befchäftigeu  wollen, 
diefe   Wiffenfchaften   auf  eine   regelmälsige  Ait 
und    unter    den    gehörigen   Vorkenntniflen   auf 
hohen  Schulen  fiudirt,   und  in   ßrengen   akade- 
mifchen   Prüfungen    ilure  Tüchtigkeit    zur  Aus- 
übung  hinlänglich  «rwiefen  haben ;    worauf  fie 
denn ,  wo  dies  eingeführt  feyn  foUte ,  nicht  nur 
auf  die  Auszeichnung    durch   eine    akademifche 
oder   andere  Würde,   z,  B.   eines   Doctors,  Li- 
zentiaten  u.  f.  f. ,  fondern  auch  überhaupt  gröf- 
feres  Anfehen  und  hohem  Rang,  als  die  gemei- 
nen foi  -  difants  Wundärzte   oder  Bader   genief- 
fen  ,  gegründeten  Anfpruch  machen  können,  fo 
verhält  es    fich  in^  Ganzen  genommen   auch  in 
Italien ,  und  infofern  fleht  dort  die  Chirurgie  in 
einem   weit  vortheilhafteren  und   würdevolleren 
Verhältnifs  zur  Medizin,   ivie   in    den   meißen 
Gegenden    Deutfchlands.      Das    Bartfcheeren  ift 
dort  5  wie  in  Frankreich  pnd  England »  mit  dem 
Metier  des  Frifeurs  vereinigt.     Das  Badai  haben 
gleichfalls  eigene  Leute,  welche  Badftuben  hal- 
fen ^  und-  ilch  nicht  Wundärzte  uennen  dürfen , 


-^     39     — »  , 

I 
in  den  Städten  zur  ausfchliefisendeiti  6erecht(a« 

me;  nur  auf  dem  Lande  findet  man  es  häufig 
mit  der  Ausübung  der  kleinen  Chirurgie  ver- 
einigt»  wie  es  auch  dort  nicht  wohl  anders  ge« 
fchehen  kann.  In  Hiidicht  des  Klyflirens  findet 
der  feltfame  und  in  mehrerer  Huificht  unfchick- 
liehe  Gebrauch  in  den  meiflen  wo  nicht  in 
allen  Gegenden  Italiens  ilatt,  dafs  die  Applici- 
rung  deiTelbea  ein  Eigenthum  der  Apotheker  ift. 
Es  kann  einem  Fremden  nichts  auffallender 
feyn,  als  wenn  er  flatt  des  Wundarztes  oder 
Baders  den  Apotheker  oder  feinen. Gehüifen  mit 
der  Kiyflirfpritze  kommen  fieht.  Der  Wundarzt 
würde  es  dort  für  eine  Beleidigung  halten, 
wenn  man  ihm  zumuthen  wollte,  ein  Klyftier 
zu  fetzen.  Bei  uns  ift  es  nun  gerade  umgekehrt, 
und  auf  jeden  Fall  ift  unfer  Gebrauch  fchick- 
lieber«  Bei  diefer  Gelegenheit  kann  ich  niclit 
ungerügt  laflen,  dafs  man  fich  dort  noch  hau« 
fig  hölzerner,  zum  Theil  fchlecht  geformter, 
Klyßierröhre  bedient,  und  von  den  unftreitig 
brauchbarflen  biegfamen  Böliren  aus  der  elafli- 
fchen  Maffe,  wie  fie  in  der  PickeV/chen  und  eini- 
gen andern  Fabriken  geliefert  werden,  noch 
nichts  zu  wiiTen  fcheint, 

Uebrigens  tbeilen  fich  die  Wundärzte  in 
Italien  ebenfalls  in  zwei  Klaffen ,  Welche  in,  den 
verfchiedenexi   Staaten  ^lehr  'oder    weniger  be- 


;        —    4^    — 

llimmte  unü  fiatutenmäfsig  vorgefchric^b^e  GiKn^ 
zen  haben ,   in  einzelnen  Individuen  aber  auch 
wohl  nicht  feiten  zufammenfliefsen.     Die  erile 
und  an  Rang  den  Äerzten  ziemlich  gleich  ge- 
fetzte KiaiTe  befchäftigt  üch   mit  der  Ausübung 
der   höhern    Chirurgie,    und    mit    allen    dahin 
fchlagenden    Operationen   und   Kuren.     'Sie  ift 
ebenfalls  zum  Receptfchreiben   ohne  Refirictioii 
berechtigt,    und    kann    daher    auch    fcgenannte 
innere    oder    ärztliche   Kuren  befolgen.       Hier 
ti'itt  denn  freilich   oft  Collifion   mit    den'Aetir 
ten    ein,    doch    nur    wo    eigentlich    keine  chi- 
rurgifche  Behandlung  ftatt   findet,   und  wo  d« 
höhere    Wundarzt,  .blos    die    Stelle    des.  Arztei 
vertreten   will  ^oder  foli.     In  allen  andern  Bt- 
len    gemifchter    Behandlung    kuriren    aber   hat 
uud  Wundarzt  in    der   Regel    gai)z    ruhig    und 
friedlich    nebeneinander,    um    fo   mehr,    da  e$ 
dem  italiänifchen  Arzte  feiten  einfällt ,   lieh  mit 
chirurgifchen   Operationen   zu  befaffen,  weil  er 
auch    in    der   Regel     nicht    die    erforderlichen 
KenntniiTe  dazu   hat.     Jede  angesehene  italiäni- 
fche    Familie    hat    daher    ihren   Hausarzt   und 
Hauswundarzt«     In  bedenklichen  Fällen  werden 
auch    häufig  Confulationen  von  mehreren  Aerz« 
ten  und  Wundärzten  angeßellt,   und   fie  gehö- 
ren   dort    fogar    mehr   noch    zur    medizinifcheu 
Edquettei  aU  bei  uus^  fo  daCs  nicht  leicht  ein 


—    41     — 

I 

StaliSinifcher  Kranker  von  gutem  Ton  und  Ver- 
mögen.  nur  unter  oder  an  dnem  Arzt  ilerbeit 
wird« 

Auf  dem  Lande  felilt  es   deßo  häufiger  an 
guten    Wundärzten    der   erflern    Klaffe.      Hitr 
fehlt  es  fogarjxicht  feiten  an  Wundärzten  der 
zweiten  Klafie,  oder  denen,    welche  eigendich 
nut    zur    Ausübung    der    fogenannten    kleinen 
Chirurgie    examinirt  und  berechtigt  find.     Diefe 
laffen   zur  Ader,   fchröpfen,   fkarifiziren,  fetzen 
Haarfeile ,  Veficantien ,  legen  Verbände  an  u.  f.  w. 
dehnen  denn   doch  aber,   wenn   und  wo  fie  es 
können,  befonders  auf  dem  Lande,  ihre  Praxi» 
zu  der  des  höhern  Wundarztes  aus.    Uebrigens 
find  fie  auch  da,  wo  fie  weniger  iil  die  Sphäre 
der  hohem  Chirurgie   fich   wagen   dürfen   (wie 
in   giöfsem  Städten)   mehr  geachtet  und   ange- 
feilen,   als   unfcre   deutfchen   gemeinen   Wund- 
ärzte, Stadibader  u.  dgl.,  und  verdienen  es  duch 
in   der  That  mehr,  indem  fie  im   Durchfchniu 
doch  leicht    mehr  chirurgifche  Kenntniffe  befia- 
zen,    als  -viele  'der  unfrigen,   trotz  ihren  theuer 
erkauften  Boutiquen.     Dafs  ich   dadurch  vielen 
unter   unfern  deutfchen  Stadt-  und  Land*  Chi« 
riirgen ,    die    fich   durch    gründliche   Kenntniffe 
und  Erfahrung   vor   der   grofsen    Menge    ihrer 
Kollegen  auszeichnen,    keineswegs  zu  nahe  tre« 
len  will ,  wird  mir  jeder  gerne  glauben» 


-..  ^  — 

der  beide  Länder   trennet,    liegen,   ein    Sufed 
bösartiges    aufteckendes  Fieber    (Typbus  pi 
dus).    Ganze  Familien  lagen  tiaraii  nieder  und« 
ftarb  gewifs  ein  Dritthdl  von   denen,  welche &| 
Seuche   ergriüen    hatte.      War    erft  '  ein  Knib 
in  einem   Haufe,    fo  Koiinte    man    ficher  dirt 
rechneu,,  dafs  die  mehrllen,   ja  gewöhnlidiik 
Zweige    der   Familie   nachfolgten.       Erft,  ox^ 
dem   ich.micii  über  alle  Bedenklichkeiten  fr 
wegfetzte  und  die  Vitriolfäure   in  ,den  alleiffii^ 
ften    Gaben   anwandte,    war.  ich    glückliche i>^ 
Heilung   diefer  gefahrlichen  Krankheit,  derii 
felbil   noch   glücklich  entgieng,    oknerachtet  ii 
oft  in  einem  Tage  dreifsig  und  mehrere  &* 
in  engen  dumpfigen  Stuben  zu   befuchenb*^ 
Nur  in   zwei  Fällen  war  es  mir   möglfcli, '^ 
KäucheruDgen    mit     der    Salzfäure     aniufeä* 
und  die  grofse  Kraft  derfelben  zu   beobachttO' 

I.  In  einem  Haufe  lagen  drei  Kraxte  ^ 
einer  ziemlich  geräumigen  Stube,  wo  mehmal 
^  iles  Tages ,  aller  Erinnerungen  und  Warnui^ 
ohngeachtet,  ein  ftarker  Zufammenflufs  vW 
Menfchen  war.  Die  faulichten  Ausdünfluo^fB 
der  Kranken  waren  fo  ßark,  dafs  man  fie  fchoa 
bei'm  Eintritt  in  die  Stube  deutlicli  l)emeikte. 
bei  den  Betten  felbft  aber  kaum  auszudauc» 
verraogte.  Ich  liefs  die  Räucherungen  mit  cki 
Salzfäure   avjit   dv^   unten   bemerkte   Art    mie& 


II. 

Einige  Eifalirungen 

von    dem    Nutzen 

der  Räucherungen  mit  Salzfäurc 

zur  Verhütung 

anfteckendex    Krankheiten. 

Vom  Hofmedikus  Dr.  Mafius  zu  Schwerin. 


jnLis  ich 'vor  anderthalb  Jahren  die  bekannte 
vortrefliche  Schrift  des  Cuyton  Morveßu  *)  lafs, 
nahm  ich  mir  vor,  bei  der  erßen  Gelegenheit , 
ivelche  fich  mir  darbieten  würde,  die  Bäuche» 
rungen  mit  der  Salzfäure  anzuwenden.  Einige  Mo 
rate  darauf  wüthete  in  Mecklenburg  und  Schwe- 
difch  -  Pommern ,  In  den  Oertern ,  die  läng A  der 
Trebel,   einem  kleinen  höchft  unreinen  Fluffe, 

*)  Tr.  des  moyens  de  disinfecter  Pair,  de  prevenir 
la  contagioii  et  d'en  Ärreter  los  progres.  Piiris  > 
an  IX.  lÖo.i.  Ins  deutsche  überf.  mit  Amnerk. 
V.  Pfdil.    Kiel,  1801. 


gön  zugegen  gewefenen  Perfonen  verriclatei, 
da&  die  Bjramken,  vorzüglich  aber  die  jungen, 
nach  jeder  Räucherung  merklich  lebhafter  ge- 
worden feyen,  und  fo  fand  ich  es  auch  W 
den  fünf  folgenden,  in  meiner  Gegenwart  gE- 
machten  Wiederholungen, 

Ich  würde  zu  weiiläuftig  werden,  wem 
kh  jede  Räucherung  und  deren  Wirkung  » 
diefe  Kranken  erwähnen  wollte.  Genug!  i 
wurdenr,  freilich  feht  langfam,  jedoch  voOh» 
men ,  y^ledetheTgeRellt.  Aber  audi  von  ata 
denjenigen,  die  feit  Anwendung  der  Dia|fc 
ins  Krankenzimmer  kamen,  fefbft  von  ^ 
Haiwgenoflen ,  von  welchen  mehrere  den  gaw» 
Tag  und  die  Nächte  in  der  Nähe  der  Krtto 
waren,  wurde  kein  Einziger  weiter  angcflafc 
Alle  befanden  fich  ungemein  wohl  und  bliebeü 
dies  zum  Erftaunen  des  ganzen  Dorfs  unJ  w 
ihrer  eignen  Verwunderung, 

2.  Gerade  in  der  Zeit,  wo  die  Epidemie 
den  höchften  Grad  der  Bösartigkeit  erreichi 
hatte,  wurde  ein  junger  Pächter,  ein  kernfe% 
Mecklenburger,  von  derfelben  ergriffen.  Voi- 
urtheile  der  alten  betagten  Eitern  verhindertes 
die  Anwendung  der  Räucherungen  in  der  el- 
ften Zeit  der  Krankheit.  Endlich  ,  da  der  Aus- 
gang derfelben  fchon  zweifelhaft  wurde  bei 
(roüser  KialtVofe\ö«Lt\x.  >iXid  \3mLuChörlichen  Ilillöi 


—    4-5    ^ 

drei-  in  der  Folge  zweimal  täglich ,  anwexickiu 
J^wei  von  den  Kranken,  die  fämmdich  wie  er- 
harrt und' ohne  Bewegung  lagen,  wurden  bei 
der  erfien  Räucherung  unruhig,  refpirirten  tief 
mit  Stöhnen;  der  dritte,  welcher  die  Nacht 
darauf  Aarb,  fchien  nichts  zu  empfinden.  Bei 
der  zweiten  Räucherung,  welche  nach  fünf 
Stunden  wieder  vorgenommen  wurde,  fiengea 
jene  beide  abermal  an ^.^ tief  zu  refpirken  pnd 
mehrmal  zu  feufzen;  de^  vorher  Ueipe,.  k«unx 
zu  fühlende  Puls  ^rhob  (ich. merklich,  und  es 
fchien .  mir  nach  einigen  Minuten ,  als  wenn 
die  Gefichtsfarbe  bei  dem  Jüngern  Kranken  leb«^^ 
hafter  würde.  J^eide  nahmen  damals  die  Rinde 
mit  der  Serpentaria  und  Vitrioiräure« 

Den  folgenden.  Tag,  nachdem^  berdts  zwei« 
mal  geräuchert  worden  war,  fahe  ich  meine 
Kranken  wieder.  Ich  fpürte  heute  bei  meinem 
Eintritt  ins  Krankenzimmer,  nicht  dei:^  mindes 
ften  unangenehmen  Geruch,  fondern  vielmehc 
eine  fehr  reine  I^uft ,  fo  dab  ich  ohne  alle  Uju* 
bequemlichkeit  beinahe  eine  Viertelflunde  in 
der  Nähe  der  Kranken  ausdauem  konnte.  Diefe 
fand  ich  heute  um  vieles  befler,  als  den  Tag 
zuvor:  freiere  Refplraüon,  mehr  gehobener, 
gleicher  und  weniger  zitternde  Puls,  lebhafture 
Augen,  feltnere  Delirien  u.  f  w.  Die  bei  den 
geltem  und  heute  vorgenommenen  Rsfuchecuo« 


—    48     — 

lichten  AuEclünftiingen    des    Verßorbencn  adt 
lere   Tage   in   feiner  'Nähe    eingeTogen  hado, 
und  diefer  fchon  einige   Stunden-  nach  feioa 
Tode    einen    ftarken    Geruch     verbreitete.    Ü 
Irieth   deshalb    mit    den  Därapfexi    fortzuiahiSi 
in  dem  Leichenzimmer  wurde  bis  zum  zwafl 
Tag   nach  der   Beifetzung   des   Leichnams  ti^ 
lieh  dreimal 9    und  in.  dem  ^mmer   wonn  ^ 
Verfibrbene  während,  der  Krankheit  gelegen  b^ 
tie^'^wei  Tage  einmal  geräuchert,    und  nurfr 
fem  V^ahren  ,und  der  reizenden  Diät ,  die  Ü 
verordnete,  fchreibe  ich  es  zu,  dais  alle  Bv» 
g^oflen   von   der   giftigen  Seuche    vukba^ 
blieben. 

Da   die  anticontagiöfe  Kraft    der  Mon^ 
fclien  Dämpfe  in   den   vorerwähnfen   Fäll«'* 
unzweideudg  fich  betätiget  hatte,    fo   nabmi^ 
mir     vor,    diefelben    bei    mehreni     contiffö^ 
Krankheiten,   befonders    bei   d^n  KindeiÜlt^ 
und   dem  Scharlach   zu   verfuchen»    .    Bei  'p^ 
habe  ich  noch  nicht  Gelegenheit  gehabt,  fieaß- 
zuwenden,  wohl  aber  zweimal  "bei'm  Scharia^' 
fiebcr. 

I.  Eins  von  fünf  Gefchwifi^m  bekam  d^ 
Scharlachfieber  in  einem  felir  heftigen  Gradft 
Sowohl  die  Mutter,  als  die  gahare  kleine  Fami- 
lie und  ein  Hausmädchen,  welche  alle  ^ 
Kwikheit  xiodi  wht  gehabt  hatten,    hlieb«B 


—     47     — 

Delirien  der  Körper  mit  Pelchien  bedeckt  w:ai 
und  häufige  Blutungen  aus  der  Nafe  und  colli* 
quative  Durchfälle  lieh  einil^lken ,  erlaubte  man 
mir  alles,  was  ich  für  gut  finden  würde,  ahsu- 
wenden.  Ich  liefs  denfelben  Tag  noch  dreimal 
in  der  Krankenflube,  wo  beide  Eltern,  eine 
Schwefier  und  die  Wärterin  des  geliebten  Kran- 
ken fich  befanden,  räuchern.  Auf  die  beiden 
let;Etern  hatte  das  Contägium  putridum  wahr- 
fcbeinlich  fchoh  gewirkt  ^  -da  fie  fehon  feit  eini- 
gen Tagen  über  Ermattung^  Ekel  iitid  KopC 
fchrae^s  klagten  und  üdk  nur  mit  Mühe  aufser- 
halb  dem  'ßette  erhielten.  Schön  nach .  den  er« 
ften  idrei  Räuoherungen  -  verfidierten  fie,  fich 
etwas  erleichtert  zu  befinden,  freier  refpiriren 
zu  können  und  in  der  Nä|ie  des  Kranken  den 
vorher  fo  fehr  gefpürten  Ekel  nicht  mehr  zu 
empfinden;  der  alte,  zu  aAhmatifchen  Bc  Ich  wer- 
den  und  Congefiionen  nach  dem  Kopf  fehr  ge« 
neigte  Vater  mufste  fich  aus  dem  Zimmer  ent- 
fernen ,  weil  er  fchon  nach  der  erften  Räuche- 
rung Beklemimung  und  Schwindel  ,  bemerkte. 
Auf  den  Kranken  hatten  die  Dämpfe  nichr  den 
minderen  bemerkbaren  Ein^ufs^  er  itarb  bereits 
den  andern  Morgen.  Sein  Tod  erfchütterre  die 
Angehörigen  aufs  heftigfte  und. ich  befürchtete 
jetzt  um  fo  mehr,  dafs  fie  alle  von  jder  Kxank- 
heic  würden  ergriffen  werden,  da  fie  die  fau- 


,  —     50    — 

lürxUch  folgendes.  Ich  giefse  in  eine  Ta/Ie 
obngeßihr  x  Loth  concentrifte  Schwefeifäurei 
fielle  die  Tafle  in  ein$  irrdene  Schaale  in  mäf- 
fig  heifsem  Sande,  und  ftreue,  wenn  die  Schwe- 
felfäure  envärmt  ifl,  nach  nnd  nach  i^  Loth 
gepulvertes  Salz  hinzu.  Indem  ich  diefe  Mi- 
(chung  mit  einem  kleinen  hölzernen  Stäbchen 
umrühre,  trage  ich  die  Schaale.  im  Zimmer  her- 
um*, vermeidie  es  indeflen,  dem  Krankenbette 
'  zu  nahe  zu  kommen,  welche  Vorficht  be- 
fonders  da,  wo  die  Refpirationsorgane  Vorzug« 
U^h  leiden,  höchfl  nöthig  ifl.  Die  erße  Stunde 
nach  der  Räucherung  lafle  ich  Thürexi  und 
Fenfter  feilzuhalten,  und  fie  erft  dann,  wenn 
der  Dampf  fich  gefetzt  hat,  wieder  öShen^  um 
fiäfehe  Luft  hineinzuIaiTen« 

Ohnerachtet  nach  den  zu  Cadix  und  an- 
dern Orten  gemachten  Erfahrungen  diefe  Däm- 
pfe den  Kranken  felbft  mcht  nachtheilig  zu  feyn 
Schienen,  fo  erfordert  ihre  Anwendung  dodi 
einige  Einfchränkung.     Sie  in  allen  Fällen  con- 

.  tagiöfer  Krankheiten  unbedingt  anwenden  zu 
woUen,  wäre  viel  gewagt;  man  könnte  hierbei 
fehr  leich'^t  Gefahr  laufen,  die  Gefunden  auf 
KoAen  der  Kranken  zu  fchützen*    Der  Zeitraum 

'  der  Krankheit,  die  Complicaüoa  derfelben  mit 
einem    ötdlcVvtti  \SdiA,  ^<t  ^^vkerige  v  körper- 


\ 


—     51     — 

liehe  Befchaflfcnheit  des  Kranken  u.  dgl.  x  m. 
verdienen  allerdings  fini^e  Riickficht.  ßefcm- 
ders  aber  würde  ich  fie  in  Krankheiten,  bei 
welchen  die  Refpirationsorgane  h.  rvorftechend 
leiden,  niemals  oder  dach  nur  mit  der  gröfsten 
Vörficht  anwenden.  Bei  den  Mafern  würde 
icli  fie  wegen  der ,  grofsen  Empfindiichkeit  der  ' 
Augen  in  diefer  Krankheit  fürchten. 


D  a 


III. 

I 

Erinnerungen   an  das  Aderlafi 

i  n 

krampfhaften  Krankheiten* 


u 


'  nter  den  vielfachen  Gewinn ,  den  die  Arz^ 
nelkunde  von  den  Brownifclien  Grundfötzen 
zog,  und  der  fich  in  der  Folge  noch  wohN 
thätiger  zeigen  wird,  fand  fich  aber  doch  aucli 
mancher  nachtheiliche  Einflufs.  Den  Browni- 
fchen  Grundfätzen  wurde  oft,  und  mit  Recht, 
der  Vorwurf  der  Einfeltigkeit  gemacht.  Diefi 
hatte  oft  die  fchädliche  Folge,  dafs  man  auch 
am  Krankenbette  viel  einfeitiger  urtheilte,  viel 
einfeitiger  handelte,  als  fonft,  dafs  man  alte  ge- 
prüfte Erfahrungen  der  neuen  Lehre  zu  Liebe 
vergafs,  und  da&  man  den  Fall ,  den  man  Aen 
vor   fich   haue^    ut^vet   ä^   ^vx&äwa^   Anficht 


—    53     — 

zwingen,  und  durch  das  einfeitlge  Verfahren 
jedesmal  heilen  wollte. 

Befonders  litt  durch  diefe  Einfeidgkeit  auch 
die  Behandlung  aller  Nervenkrankheiten , .  der 
Schlagflüfle,  Lähmungen,  hyflerifchen  Zufälle 
u.  f.  w.  In  allen  diefen  Fällen  wollte  man 
nur  afthenilchen  Zuftand  fehen,  fie.  alle  nur 
durch  erregende  Mittel  heilen.  So  auegemacht 
es  ifl,  dafs  man  fonil  viel  zu  oft  in  diefen  Fäl- 
leji  zur  Ader  liefs  und  purgirte,  wodurch  ^n• 
ausbieiblicher  Schad^i  entliehen  mubte,  eben 
fo  wahr  ift  es  aber  doch  auch,  dafs  es  Fälle 
diefer  Art  glebt,  die  durch  zu  grofse  Lebens* 
kraft  und  Lebensthätigkeit  veranlafst  werden, 
i^nd  wo  nur  eine  fchwächende  Kurart  nützen 
kann.  Aber  noch  häufigere  Fälle  diefer  Art, 
flofsen  dem  praktifchen  Aizte  auf,  wo  allerdings 
Allhenie  der  Erregung  durch  die  vorausgegan- 
genen fchwächenden  Einflüfle  hervor^bracht 
wurde,  wo  man  aber  demohnjgeachtet  einen 
vorzüglichen  Lebensreiz,  die  Blutmenge  min- 
dern mufs,  wenn  inan  mit  den  reizenden  Mit- 
teln keinen  Schaden  fliften,  fondem  nützen,  will» 

Die  Begriffe,  die  die  fonlUgen  iPathologen, 
über  Plethora  verbreiteten ,  erklären  diefes  Phä- 
nomen  am  Krankenbette  leicht.  Sie  lehrten 
uns  eine  Plethora  ad  fpatium  kennen,  welclie, 
ob  Ae   gleic^i  9uf  Schwäche   de:i:  Oefälse    u^nd 


—    64    — 

des  ganzen  Organismus  beruht,  doch  n,ur4' 
durch  mir  Glürk  behandelt  werden  kann,  wen 
man  die  ßlutim  ige  vermindert  und  fodanD  ds 
ganzen  Körper  zu  ttärken  fucht.  Hieraus  öt 
fteht  heilich  ein  inconfe(]uente8  Verfahren  a 
Kraiikenberie,  welches  aber  durch  J>aldige  Gfr 
^  uefung  des   Patienten  fanktionirt  wird. 

Wir    finden    femer    in     den     Schriften  k 
Vorbrownifchen  Aerzte,   dafs  fie  von   fpa?misi 
repletione,  a  plethora,  vom  Blutfchlagflufs  fpR* 
chen,    in    welchen    Fällen   fie,     von    Erfahnnisl 
geleitet,  das  AderlafTen  als  nützlich    einpfci)0>  I 
Nur  feit  der  ErfclK  inung  der  Brownifchen  Li  I 
re,"hat  fich   der  Aerzte  eine    (olche    BlutWiö 
bemächtiget,    dafs    fie    das   AderlafTen   in  Jß"^ 
diefen  Fällen ,    als   etwas  fehr  fchädliches  fei^ 
ten ;   weil  Brown   ahe  diefe  Fornnen   des  b'eb«!^ 
befiriJens   unter  die  Ailhenieen  rechnet,  ^oes 
ein  Verbrechen  ift,  die  Blutmenge   zu  mintet^ 

Oft  hatte  ich  Fälle  diefer  Art  zu  behan- 
deln, Audi  angeftfcckt  von  der  aligemeiRec 
r>lulfrJieu ,  wollte  ich  mich  fchlechterdings  niciu 
zum  Aderlafs  entfchliefsen.  Ich  gab  Reiimit- 
tel,  die  Uebel  wurden  fchlimmer.  Nur  eici 
mit  Furcht  und  Zittern  verordnetes  AderUÄ 
leillete  Dien  de.  Bisweilen  mufste  auch  dar 
nach      noch     fchwächend     verfahren     werden; 


—    65     — 

>  nach  dem  Aderlars  flüchtige  und  fixe  Reizmii; 
jttLiii  Gebrauch  gezogen  werden.  Eine  noch 
^l|lr  ganz  kurzer  Zeil  beobachtete  Krankheit  > 
die  ich  hier  erzähle «    beftätL^t  das  Lezteie. 

Ein  Mann  etliche  30  Jahr  alt,  von  gefun* 
dem  Anfehen  und  fauguiiiifch  •  cholerifchem 
Temperament,  der  in  feinen  frühern  Jahren 
das  Leben  fehr  genoflen  hatte,  ftun  feit  S  Jah-* 
ren  verheirathet  iil ,  und  gefunde  Kinder  ge* 
zeugt  hat,  litt  fciion  mehrereuiale  am  hitzigen 
Rheumatismus.  Sein  Arzt  fuchfe  ihn  jedesmal 
durch  beüändiges  Laxiren  mit  Glauberfalz  und 
Bre«bwein{lein ,  und  oft  wiederhohes  Schröpfeil 
zu  heilen.  Die  abführenden  Mittel  wurden  in 
folchen  Gaben  gereicht,  das  alle  94  Stunden 
11  —  14  Stühle  erfolgten.  Einigemal  war  diefe 
Kurart,  ohne  üble  Folgen  zu  hinrerlafieii ,  ge« 
glückt.  Auch  im  Frühjahr  des  vorigen  Jahres 
(iSos{)  wurde  fie  bei  einem  neuen  Anfalle  diefer 
Krankheit  augewendet;  nachdem  der  Schmers 
9  Wochen  lang  gedauert  hat,^  lieb  er  nach, 
aber  noch  blieb  gioke  Matdgkeit.  Der  bishe- 
rige Arzt  hielt  nun  den  Gebrauch  des  Carlsba« 
des  für  fehr  beilfam«  Diels  brauchte  Patient 
3  Wochen  lang,  bie  Gefchäfdofigkeit ,  der 
häufige  Genufii  der  freien  Luft  und  <ler  ftärken* 
de  Ein  Rufs  der  warmen  Bäder  wirkten  mächti* 
gec    als    die    iaxirendeo    Eigenfchaftw    diefex 


—     56     -^ 

Quelle;  der  Kranke  kehrte  etwas  geßäikt  «> 
rück.  Doch  blieb  immer  npqh  Schwäche  ü)k 
Sonß  mit  Leichtigkeit  ausgeführte-  Gefdiy 
würden  jezt  fchwer;  unbedeutende  Anlfaren^» 
gen  fchwächten  heftig.  Im  Jenner  igog  wunie 
.  die  Gattin  diefes  Mannes  fehl  krank.  ÜR 
Kr^kheit  dauerte  über  4  Monate.  KumoR 
^Urr  Art,  Nachtwachen  und  häuiige  Arbeit  tf 
Tage  wechfelten  ab,,  um  die  Gefundheit  unfa» 
/Kranken  ganz  zu  zerftören.  Doch  unterlag  e 
jezt  noch  nicht.  Im  Julius  erlitt  er  eineiig 
heftige  Kränkung;  und  von  einer  andern  Üit 
drückte  ihn  auch  noch  ein  anderer  heftet 
ünmitdieilbarer  Kummer  gan;s  darnieder.  Ok 
Folge  diefer  Seelenleiden  war  Xraurigkeit  i*" 
wechfelnd  mit  wilder  Fröhlichkeit. 

Endlich  am  ig.  Auguft  früh  gegen  10 11s 
)cam  Patient    zu  mir.      Seine    Hände    litteiten 
heftig,  eben  fo  die  Kniee,  fo  dafs  er  kaumß^ 
hen  konnte.     Er  klagte  über  fclireckliche  Angt« 
Seine    Augen   hatten    ein    fonderbar    veiftöites 
Anfehen.    Ich  fragte  ob  er  irgend    einen  Ruin- 
iner  habe.    Ein  Strohm  unaufhaltbarer  Thränen 
war    die   Antwort.      Er    erzählte    mir,    dab  er 
fchon    im  vorigen  Jahre,   wenige   Wochen  vor 
dem  Ausbruche  feines   hitzigen  lUieumadsmiüi 
ähnliche  Anfälle  gehabt  habe,   und  dafs  damail 
noch  Ohunaa^lueo.  Uirizug^ekommen  wären« 


.     .     ,  '   —     57     —      • 

Sein  Geficht  waf  xoth  und  etwas  aufgetrie- 
ben, eben  fo  die  Hände  >  der  PuU  war  grofs 
und  weich,  nicht  fchnelL 

Bekannt  mit  allen  erzählten  vorausgegan- 
genen Schädlichkeiten ,  fuchte  ich  die  Uifache  ' 
diefes  Zuftandes  )n  direkter  Allhenie  der  Erre- 
gung. Ich  verordnete  deswegen  3  Quenr  LU 
quor  anodmus  mit  f  Quent  tinctura  thebaica 
und  liefe  davon  alle  Stunden  io  Tropfen  neh- 
men.  Nach  1^2,  Uhr  wurde  ich  in  das  Haus  des 
Patienten  gerufen.  Es  waren  nun  wirkliche 
Ohnmächten  eingetreten ,  die  alle  Viertelftun- 
den  fich  erneuerten.  Diefe  Anßüle  kann  ich 
nicht  anders  als  Ohnmächten  nennen,  ob  fie 
gleich  verfchieden  von  den  gewöhtdichen  Ohn- 
mächten waren.  Indem  Patient  fjpnrach,  fühlte 
er  Zittern  dei;^  Knie  und  Hände,  nun  fchlofs 
er  die  Augen,  der  Kopf  farik  nieder,  die  ße-» 
fpiratlan  wurde  fchwacheri  das  Bewufstfeyn  ver. . 
lor  fich,  der  Puls  blieb  unverändert.  Jezt  er«» 
folgte  einigemal  krampfhaftes  Schütteln  des  gan«* 
zen  Körpers.  Nach  ohngeßihr  einer  Minute, 
manchmal  früher,  manchmal  fpäter,  hörte  der 
Anfall  mit  einem  tiefen  Seufzer  auf,  li^fs  aber  . 
höchft  üble  Gefühle  von  Angft  nach  lieh-  Ich 
liefs  von  den  Reizmitteln  alle  halbe  Stunden 
die  angegebene  Gabe  nehmen.  Nach  s  Uhr 
befuchte  ich  den  Patienten  abermals«    Der  gaq^e 


.  Zuftarid  hatte  fich  vtrfchlimmert.  Die  Ohn- 
mächten dauorten  noch  fort.  Das  Geficht  war 
fehr  aufgetrieben  und  roth ,  der  Kranke  hatte 
Erfcheinungen ,  abwechfelnd  mit  völliger  Ver- 
dunkeking  der  Augen»  fo  dafs  e8  ganz  finfier 
um  ihn  w^r,  aber  dafs  er  doch  alles  wie  durch 
einen  dicken  Flor  fah.  Die  Augen  waren  Hier 
und  hatten  einen  wideniatürlichen  Glanife.  Da* 
bei  wurde  ein'läAiges  Krit^beln  in  Händen  und 
Füfsen  gefühlt,  welches  fo  heftig  wurde^  da& 
68  der  Kranke  ein  fürchterliches  Bollen  nannte, 
und  verficherte,  dafs  es  unausfiehlich  fey«  Der 
Puls  war  noch  eben  fö   wie  am  Morgen. 

Da  hier  die  Arzneimittel  nichts  genüzt  hat- 
ten, da  im  Gegentheil  der  Zuftand  viel  fchlim- 
mer  wahrend  ihres  Gebrauches  geworden  war, 
da  alles  heftigen  Andrang  des  Blutes  nach  den 
Kopf  zeigte,  welches,  verbunden  mit  dem  Krie* 
bein  in  Händen  umd  Füfsen,  Schlagflufs  furch* 

-teii  liefs,  und  da  der  Puls  eine  grofse  Blut- 
menge  zeigte,  fo  entfchlofs  ich  mich,  nicht  oh- 
ne Anglt,  ein  Aderlafs  zu  verordnen.  Ich 
liefs  ohngefähr  \  Pfd.  Blut  am  Fuft  abzapfeiu 
Bald  darnach  fühlte  fich  Patient  erleichtert. 
Das  Rollen  in  den  Gliedern  liefs  nach ,  es  wurde 

.  ihm  hell  vor  den  Augen,  und  die  Erfchehiun- 
g^n  verfch wanden,  die  Angfl  verminderte  ficli; 
aber  »och  daueileu  ^v^  0\iwmachteii-fort.    Der 


,—   -59     — 

Nutzen  diefes  fcliwächenden  Mittel«  veranlafste 
mich,  dafs  ich  auch  ferner  fch wachend  verfahr 
ren  i^^oike;  ich  verordnete  daher  eine  Salziolu* 
tion.  Sie  machte  in  der  Nacht  laxiren«  '  Am 
Morgen  des  andern  Tages  fand  ich  den  Patien- 
ten nocii  fo  wie  .  gellern  Abend,  Zu  Mittag 
fagte  er  mir,  dafs  es  ihm  wieder  fchlimmet 
fey,  die  Angft  werde  wieder  heftiger  und 
manchmal  wäre  es  ihm  auch  dunkel  :vor  den 
Augen  geworden.  Es  waren  Vormittag  noch 
einige  Stuhlgänge  erfolgt.  Abends  war  das 
Befinden,  bei  fortgehendem  Laxiren,  noch 
fchlechter.  ^  ^  ^ 

Die  abermahlige  Verfchlimmerung  nach 
fch  wachenden  Mitteln  veranlafste  mich  zu  fol- 
gender Betrachtung:  Die  Zufälle ,  die  offenbar 
eine  zu  grofse  Blutmenge  zeigten,  und  die  nach 
dem  Aderlafs  erfolgte  ßefferung,  zeigten  deut- 
lich, dafs  daflelbe  hier  am  rechten  Ort  ange- 
bracht war,  und  dafs  die  Unteflaffung  deffelben 
nachtheilge  Folgen  gehabt  l^ben  würde.  Die 
Verfchlimmerung  nach  fchwäch^den  Mitteln 
beweift,  dafs  diefe  unpaflend  find;  es  kann  da- 
tier hier  keine  wahre  Hyperfthenie  ftatt  finden. 
Aßhenie  ift  alfo  der  herrfchende  Charakter  die- 
fes  Uebelbefindens.  Die  Blutmeoge  mufste  ver- 
mindtrrt  werden,  weil  fie  für  die  Kräfte  der 
Gefäfse  zu'grofs  war,^  und  weil  reizende  Mittel: 


_     6o     ~ 

die  ZufM^  verfchlimmerteri ,  und  Schaden  von 
von  dem  zu  vielen  Blute,  fürchten  liefsen.  Da 
aber  nun  die  Blutmenge  vermindert  ift,  da  die 
fchwächenden  Mittel  fchadeten;  fo  werden  ge- 
wifs  nunmehr  flüchtige  und  iixe  Reizmittel  hier 
am  rechten  Orte  angebracht  feyn» 

Ich  verordnete  alfo  ein  Infufum  von  Valc-  * 
liana,  cortex  perüvianus  mit  Liquor  änodinus. 
Diefe  Verordnung  wirkte  fehc  gut.  Die  Nacht  . 
hatte  mein  Patient  gefchlafen,  am  Morgen  fand 
ich  ihn  heiter,  und  feine  Anfälle  von  Ohn- 
madit  dauerten  nicht  mehr  lange,  liefsen  keine 
fo  heftige  Angft  mehr  zurück  und  kamen  über- 
haupt nur  dreimal  an  diefem  Tage.  Der  Appe- 
.  tit  kehrte  wieder,  die  ganze  Gefundheit  wurde 
wieder  hergeßellt,  und  nach  Verlauf  von  7  Ta- 
gen vom  Ig.  Augull  angerechnet,  konnte  mein 
Patient  wieder  an  feine  Gefchäfte  gehen. 

Aber  leider  dauerte  auch  nach  diefei 
Krankheit  die  Haupturfache  derfelben,  der  na- 
gende Kummer  noch  fort«  Diefer  verfcheuchte, 
nach  erneuerten  Kräften ,  den  nächtlichen 
Schlaf,  und  veranlafste  am  Tage  peinigende 
Gefühle.  Erfcheinimgen ,  die  die  Menfchen 
daiftellten,  welche  feinen  Kummer  veranlafs- 
ten,  repräfentirten  £ch  oft  in  der  Phantafie  des 
armen  geplagten  Manne».  Noch  blieb  er  Heir 
über    feine  PbanuSiv^»  ^^"Ö^  ^^  er   lieh   der 


—     6x     — 

Tänfchnng  bcvcfac  So3!*Te  lUbet  der  Zoüasid 
übler  waden,  (blimi  «Se  hoheiai  Gcifieslaäfte 
nicht  mehr  TäufdbnDg  ron  U^abilicit  unter- 
fcheiden  kömscn,  dann  söchie  irohl  Tottiga 
WabnCnn  nkht  mehr  anCscnbldben. 

Doch  furclite  idi  dieCi  mm  nicht  mehr,  dx 
fich  mein  Patient  nun  fchon  ieit  S  Tagen 
wohl  befindet  In  froher  GefellfchaTt  trank  er 
eines  Abends  einige  Gläfcr  Punfch  auf  mein 
Aniathen.  Dieb  eriieitemde  Getränk  brachte 
frohen  Muth  hervor  und  wurde  die  Urfache 
einer  fclilafvollen  Nacht.  Diefe  einzige  gute 
J^acht  flärkte  den  Geifl  und  den  Körper  auüser« 
ordentlich.  Mein  Patient  jft  von  diefer  Nacht 
an  Herr  peiner  Vorftellungen ,  er  kann  die  pei- 
nigenden Ideen  von  fich  entfernen.  Die  Er* 
fcheinungen  find  mm  ganz  gewichen.  Eine 
Mifchung  aus  Elf.  cailorei,  tinctura  thebaica  und 
EiT.  valerianae,  in  kleinen  Gaben  genommen, 
haben  zeither  den  verbeflerten  Ziiftand  erhalten. 

Mit  Becht  kann  man  mir  bei  diefer  Kian- 
kengefchichte  den  Vorwurf  roadien,  dafs  ich 
mein  Verfahren  nur  durch  das  Schadende  und 
Nützende  beftimmte.  Ich  kenne  das  unrichtige 
diefer  Handlungsweife  fehr  gut.  Leider  aber 
hat  diä  Erfahrung  gelehrt,  dafs  man  fich  am 
Krankenbette  oft.  mit  diefem  wankenden  Rolire 
begnügen    mub;    denn    noch    find   nicht    alle 


—     6a     — 

Aente  zu  einer  fo  fublimeti  Anficht  derbe- 
gungstheorie  gelangt,  daTs  fie  dut  durch  b 
Vorausgehende,  oder  wie  andere  wollen,  duid 
die  Prognpfe,  fich  zu  ihrer  Handluiigsweile  a 
Krankenbette  können  beüimmen  Jaflen. 

Ich  könnte  noch  mehrere  Crankheitsfaüf 
aus  meinem  Tagebuche  niederfchreiben,  wo  d« 
Aderlab  in  krämpfigen  Krankheiten  nützlid 
war^  doch  halte  ich  diefs  je'zt  für  zwecU« 
Nur  erinnere  ich  meine  ,Lefer  noch  an  «* 
von  mir  im  i4ten  Bande  diefes  Journals  ii 
iten  St.  erzählte  Ck-fchi^te,  wo  eine  ParzyS^ 
gie  durch  Adeilalf  imd  Abfjührüngsniittel  gelifil 
ivurde,  ohnerachtet  alle  vorausgegangen&i  £0* 
flüfle  geeignet  waren  ^  ^lUienifcheii  Zufiao'A 
erregen* 

Müller. 
Arzt  zu  Plauen. 


►  tl       —in      It^ 


IV. 

U   e  b   e  r 
die     L e b e r e n tzün du n g . 
derKinder, 

einer  häufig  rerkannten  und. unter  die  Rubrik 

iesfchwereix     Zahnens 

geworfenen  Kranklieic 
der    Kinder. 


öeit  Wichmann  j  in  feinen  Ideen'  «ur  DIagfto-' 
fiilC)  das  Bahnen  der  Kinder  aus  der  Reihe  der 
Kiankheitsuriaclien  verbannt,  und  bk)s  als  phy- 
fiologifches  Ereignifs  hat  betracittet  wiflen  wol- 
len, haben  mehrere  Aerzte  die  Beliauptung 
Wicbmanns  beftritten.  Ein  Gfgenfland  der 
ArzneiwifTenfchaft,  der  einen  angftfehenen  Arzt 
mder  und  angefehene  Aerzte  für  fich  hat, 
muf«  naph  allen  möglichen  Anfichten  dargeftelU 


—     64     - 

und  betrachtet  werden,  wenn  endlich  mit  Zu- 
verlafligkeit  darüber  entfchieden  und  das  "Ur- 
theil  als  Lehrfatz  foU  aufgenommen  werden 
lön]|en.  Ich  wDl,  was  ich,  durch  eine  zwölf 
jährige  Praxis  belehrt,  zu  diefer  Sache  zu  fagen 
weifs,  meinen  Herren  Amtsbrüdern  vortragen. 

Mau  fleht  Kinder  während  des  Ausbruch« 
der  Zähne  gefährlich  krank  werden,  und  fleht 
Kinder  während  des  Ausbruchs  der  Zähne  üer- 
bcn;  und  doch  kann  das  mechanifch  gereizte  oder 
entzündete  -?ahnfleifch,  als  ein  zur  Fortdauer 
des  Lebens  nicht  wichtiger  Theil,  nicht  als 
Urfache  der  gefährlichen  Zufälle  oder  des  er- 
folgten  Todes  angefehen  werden;  ein  Umftand 
den  felbft  die  Gegner  Wichmanris  eingeflehen, 
und  der  bis  jezt,  foviel  ich  weifs,  noch  uner- 
klärt ift. 

Bei  den  meiflen  Kindern  die  während  des 
Ausbruchs  der  Zähne  erkranken,  uad,  wenn  die 
Krankheit  fich  felbft  überlaiTen,  oder  nicht  ge- 
hörig erkannt  und  behandelt  wird,  fehr  oft  mit 
dem  Tode  endigen,  bemerke  ich  folgende  Zu- 
fälle: Die  Kinder  find  matt,  verlieren  die  ECi- 
luft,  haben  Neigung  zum  Brecheri  odet  brechen 
fich  wirklich,  die  Zunge  ift  unrein,  der  PuU 
ift  tpäfsig  fieberhaft,  gegen  Abend  Exacerbadon, 
die  Leibesöfftkung  ift  unordendich ,  entweder 
Durchfall    odet  V^Ro^^un^,    ^\^  abgehenden 


—     65     — 

Extremen  teil  find  weifs  oder  afcligrau,  der  Urin 
]it  dunkel  von  Farbe  und  die  abgehende  Menge 
deflelben  fehr  gering.  Bei  weitern  Vorfchritten 
der  Krankheit  werden  die  Patienten  betäubt, 
fchlaffüchtig ,  es  ftellen  ficli*  in  diefem  Grade 
der  Krankiieit  gerne  Zuckungen-  ein. 

Die  weifsen,  gallenlofen  Excremente,  der 
dunkel  gefärbte  Urin,  das  l^ieber,  die  Empfiud- 
lichkeit  der  Unterrippen-  Gegend,  der'  rechten 
Seite  beim  Druck,  befonders  unter  den  Knor* 
peln  der  falfchen  Rippen;  verrathen  die  vor- 
liaiidene  Lebereiitzündung.  Es  ift  kaum  nöthig 
zu  bemerken,  dafs  die  Krankheit  heftiger  ift, 
wenn  der  concavf-  Theil  d«r  Leber,  die  Uriteis 
rippen'-  Gegond  hingegen  beim  Drucke  fchmerz- 
hafier,  wenn  der  convcxe  Theil  dei;felben 
mehr  leidet.  '        - 

Diefe  Krankheit  kommt  mir  fo  oft,  bei  Kin- 
dern vom  6ten  Monate  bis  in  das  4te' Jahr  und 
immer  während  des  Ausbruchs  der  Zähne,  be- 
fonders der  Backenzähne  vor,  dafs  ich  feft 
glaube,  J^ahnrei«  fey  ihre  nädifte  Urfache;'  ich 
will  fie  daher  cönfenfuelle  oder  fymptomädfdie 
Leberentzündung  nennen.  Wem  etwa  eine 
cönfenfuelle  Entzündung  nicht  begreiflich  feyn 
wollte,  den  bitte  ich  zu  bedenken,  dafs  nach 
Verwundung  des  Gehirn^  auch  cönfenfuelle  Le- 
berentzündungen entftehen;  dafs  der  Trippisr 
XVIII.  B.  4.  St,  E. 


von  Zahnreiz,  den  ich  zweimzl  fah,  confi 
fuelle  Entzündung  der  Urethra  vorausfetzc,  i 
confenfuelle  Entzündung  des  Mafldaimsi  ( 
IJrfache  der  Ziahnrubr'  fey  u.  f.  w. 

Sollte  nicht  etwa  der  Wahn  von  dem 
genannten  Anwachfen  der  Kinder  in  diei 
Krankheit  feinen  Grund  haben  ? 

,  Das  Heilmittel  diefer  I^eberentzUndung,  i 
das  verfüfste  Queckfilber  nacfa  Maasgabe  «fcsi 
fers  zu- 1  —  SS  Gran  täglich  gegeben^  Es  ifli 
diefer  Krankheit  ganz  zuyerlä^ig  ^  und  hat^ 
bequeme,  dafs  es  weder  riecht  noch  fchi«*i 
\ind  Kindein  leicht  beizubringen  ift.  Aa^ 
ften  läfst  CS  fich  in  folgender  Form  b&hußg^ 
JRec.  Aqua  fervid.  unc  fem.  folv,  Gom.  fi^ 
drachm.  fem.  adde  merc.  dulc.  i  -—  2  sl  ^y^ 
fimpl.  dragm«  duas.  M^  d.  S.  Alle  Stun^' 
Caffeelöifel  voll  wohlgefchütteit  zu  geben.  Bei 
heftigen  Zufällen  lafle  ich  noch,  etwas  Sa/pftfi 
in' Mandelmilch  oder  Milch  und  Waflej  auU^ 
löfst  nebenher  trinken.  Aderlaflen  habe  icl 
noch  nie  nöthig  gefunden. 

Folgendes  mufs'ich  noch  erinnern!  W* 
,laffe  lieh  nicht  durch  die  gaftrifchen  Sympto 
men  zu  Brechmitteln  verleiten.  Das  gaftrücb« 
ift  blos  morbus  confecutivus.  Die  Verdauufi;»- 
Werkzeuge  verfallen  in  Unthätigkeit  und  Scivk 
4b€,  -weim  d^tRdii  der  bittern  Galle  im  Zwöi^ 


—     6.7     — 

fingetdarm  und  den  iibiigen  Gedärmen  fehlt,  und 
verlieren  ficb~  von  felbft,  wenn  der  morbus  Pri- 
marius gehoben  ift».  Man  lafTe  fich  ferner,  nicht 
durch  die  Betäubung  Verleiten,  zu  glauben,  man 
habe  eine  Krankheit  mit  nervofer  Complicatidn 
vor  ficb*  Diefe  Betäubung,  ein  Symptom  der 
Leberentzündung,  unter  fcheidet  fich  von  der  ner- 
vofeä^  Betäubung  dadurch ,  das  kein  Saufen  vor 
den  Ohren  und  das  Gehör  dabei  ungefchwächt 

Sollten  nicht  die  5  Kmder,  worifcer  Herr 
Dr.,  Schroer  zu  Luc&au  im  iften  Stück  des 
loten  Bandes  diefes- 'Journals  anfragt,^  an,  der 
vorgetragenen  Krankheit  geflorben  feyn  p 

Lalir  im  Breisgau,    den  x8.  April,    ißoS» 

Mytiua. 
Fürlü.  Ratii. 


E  1 


Ucber    den    Gebrauch 

d  e  • 

r  c  1  i  g  i  ö  f  e  n     M  y  f  t  i  z  i  s  raiiJ 

bei 

der     Melancholie. 

Durch    eine    glückliclie    Kur    erläuteri 


JL/er  Fall,  über  welchen  ich  mein  Journal ii' 
dem  Publikum  mittheile ,  würde  mir  füi  ^ 
öfTentliche  Bekanntmachung  nicht  in  terefTaot  g^ 
nug  fcheinen,  wenn  er  einer  Seits  nicht  dsii 
diente,  manches  von  dem,  was  ich  in  iwh 
neuerlich  von  mir  erfchienenen  Schriften  (i^cM 
zu  einer  Fhyßk  der  organifchen  Körper  und  ir 
menfcIiUchen  Seele  ^  Berlin,  bei  ZJnger  ige} 
un<l,  Einige  Worte  über  den  Seelenreiz  un^ 
eine  neue  Behandlungsart  des  IVafinßnns :  '^ 
dem     nümüchen     Vcrla^^'i    über    den    Gebiauct 


—     69     — 

der  pfychologifchen  ArznermiUel  bei  Gbmüthf* 
krankhelten  gefagt  habe,  zu  erläutern,  und  nä- 
her  sü  beftimmen,  andererseits  aber  die  öfTent- 
lichen  Mittheilungen  über  zweckinäfsig  .ange- 
ftellte  pfychifche  Kuren  in  den  Schriftei;  der 
Aerzte  fo  feiten  wären,  daf»  felbft  da$  weniger 
Inlereflante  in  einem  noch  fo  fparfam  kultivir« 
ten  Fache  auf  die  Beachtung  derifelben  vielleicht 
eiaige  Anfprüche  hat. 

Ueberhaupt  find  die  guten  und  brauchba«' 
teti  Bemerkungen  über  denjenigen  Theil  der 
Seelenkunde,  welclier  den  Arzt  intereffirt  m 
den  pfychologifchen  und  medizinifchen  Schrif- 
ten nur  fparfam  ausgellreut,  und  eine  foigHUtige 
Ziectüre  der  Werke  von  Monz,  Platntry  L  J. 
Schrradtf  Dufour^  Lorry^  Arnold^  Harper,  Crichtorif 
Fakoner^  Pinel,^  Chiarugi  u.  a.  hat  mir  nur  eine 
geringe  Ausbeute  «ierfelben  geliefert.  Was  ins« 
befondere  die  pfycho!  ^gifche  Behandlung  der 
Gemüthskrankheiten  anbetrifft,  fo  fcheint  es  mir, 
dab  auf  das  Detail  derfelben  fehr  viel  und 
eigentlich  das  Meide  ankomme.  Mit  diefem 
wird  man  aber  nur  durch  die  Darüellung  ein- 
seiner    pfychologifcher   Kuren    bekannt  *)*      Es 

*)   Icli  bin,   was  die  Vorthtile  betrifft,  ^welche   dat 
'  Publikuip  durch   die  Bekanntmachung  diefes  De- 
tails der  pfychifchen  Behandlung  erhült,  ndit  llvu. 
Reil  (S.  de/Ten  Rhapfodicen  über  die  Anwendung 
der  prychiTclicn  Kurmethod«  aui  (Jft\&Ä%■I.«OL>i^^^^^- 


lere  Wochen  aufs  fchreckllchfte  gea«gftigt,  ohne 
jc-rnanden  den  Grund  ihrer  Angft  xhltzutheileD» 
bis  fie  endlich  einmal  in  der  Abtnddärnimrm^^ 
da  ich  auf  alle  mögliche  Weife  ihr  Vertrauen 
zu  gewinnen  irnd  fie  treuherzig  zu  machen 
fuchte,  mir  unter  den  Aeufferungen  der  gröls- 
ten  Verzweiflung  geftand,  dafs  fie  jenen  Vcr- 
ftoft  gegen  die  Gefetze  begangen  habe.  Ihr 
Gold  und  Silberzeug  hatte  fie  bereits  im  Kelltr 
verfleckt,  weil  fie  glaubte,  dafs  die  Accisofifiziao- 
ten,  das  ganze  Haus  durchfuchen  und  ihr  gan- 
zes Vermögen  ihr  wegnehmen  ivürden, 

Eine  Grille,  die  bei  diefcr  Art  von  G^ 
müthskranken  einmal  tiefe  Wurzel  gefafst  Iiar, 
voUkammen  herauszuarbeiten,  fo  dafs  kein  &ft 
davon  zurückbjcibi,  hält  äufserft  fchwer.  Un- 
geachtet ich  der  Kranken  die  deutlichfteri /duift- 
liehen  Beweife  Vorlegte,  dafs  die  Accisinfpection 
ifl  Rückücht  jener  vergefTenen  Anzeige  vöU\5 
zufrieden  geflellt  fey,  und  ihr  nicht  das  Min- 
defte  dabei  zur  Laft  lege,  war  fie  doch  noch 
nicht  beruhigt,  fondera  glaubte  immer  noch, 
dnfs  verfdüedene  Aeiifserungen  y;on  ihr  gegen 
den  Kaufer  der  einen  Ziege  den  Verluft  ihief 
Vermö^enfe  nach  fich  ziehen  würden. 

Das  Herausfcbairen  der  Grillen  ift,  wenn 
die  Kranken  zu  fehr  durch  dlefelben  beunru- 
liigt  weiden  ^   hdVvd\  TiiCvv\\\%>  fie  werden  aber 


—     75     -- 

flAdurcih  eben  fo  wenig  von  ihrem  Hebel  be- 
freit, als  ein  Menfch,  der  einen  fchwachen  M^* 
gen  und  Schleim  ,mid  Cruditäten  darin  hat, 
durch  Herausfchaflung  diefir  letztern  von  fei- 
neV  Magen fcluväche  geheilt  wird,  wiewohl  von 
/<eit  zu  Zelt  gegebene  ausleerende  Mittel  als 
JW?/bedinguilg  der  Kur  unter  diefen  TJmftändea 
jiöthig  lind.  So  wie  fich  in  einem  fchwachen 
Magen  fortdauernd  Unreinigkelten  bilden,  fo 
findet  im  hypochondrifclien  Zuftande  eine  un- 
aufhörliche Grillenerzeugun^  im  iSenforlum  flatt. 

D^r  körperliche  Zuftand  der  Kranken  fchien- 
^iemhch  natürlich  zu  feyn,  aufser  dafs  fie  über 
Hartleibigl^eit  klagte.  S^tockungen  in  den  Ein« 
geweiden  des  Unterleibes  konnten  mit  bei  der 
Krankl^it  im  Spiel  feyn.  Ich  zweifle  aber,  ob 
fie  in  diefem  Fall  die  ürfache  derft-lben  enthiel- 
ten. Kranke,  bei  denen  diefer  Zuftand  ftatt  fin- 
det, pflegen  viel  über  körperliche  Misgefuhle  zu^ 
Jilagen  und  diefe  für  fehr  gefährlich  jund  ominös 
zu  halten.  Grillen  von  diefer.  Art  habe  ich 
aber  nicht  bei  ihr  bemerkt.  Das  XJebel,  das 
fie  vergröfsert  erblitkte ,  war  nicht  ihr  körperli- 
cher, fondern  ihr  Gemiirfo  •  Zußand.  Sie  yer- 
fjcherte  fortdauernd,  dafs  fie  ganz  verwirrt  fey 
und  fich  nicht  belinhen  könne,  fprach  doch 
aber  meiftena   zufainmtnhange'pd  und   veraücvt 


,      •      -  -     76     - 

tig,  und  verrichtete  die  Gefcliäfte,   die  Ce  vor« 
»aSim,  ganz  gut. 

Als  ich  fie  einmal  ein  Kapitel  aus  dem  Bu- 
che Hieb  hatte  lefeü  lafTen ,  Hand  fie  auf,  gicng 
ilirer  gewöhlichen  Weife  nach  tieflinnig  im  Zim- 
mer umher  und  fagte:  Ach,  wenn  ich  doch  fo 
•gut,  wie  Hiob  wäre!  Ein  anderesraal  verficherte 
fie  mich  weinend  t  Sie  fey  nicht  weith  auf  der 
Erde  zu  gehen. 

Da  fie  fich  fortdauernd  mit   der  Idee  Sog- 
fligte,    dafs  fie  verhungern  müflq ,    weil  fie  kein 
Geld  mehr    habe,    fo    fuchte    ihr    älteller  Sohn 
und   ich   fie  dahin  zu  vermögen,    uns   dai  vor- 
läthige  Geld  zu  zeigen,  wo    fich  eine  vid puf- 
fere Summe  fand,  als  fie  angegeben  hattei   Das 
Vorzeigen   des  Geldes    brachte   fie  indeffen  von 
diefer    Grille    nicht    ab,    fondern     einige  Tage 
nachher   kam  fie  wieder  darauf  zurück  und  be- 
hauptete   unter    grofsen    Wehklagen:      ihr    Sohn 
habe    falfch    gezählt,    ei    fey    kaum     der    dritie 
Theil   davon   da   und    wir   füllten    fie    nur  vor 
den    Kopf    fchlagen,     weil    fie    fonfl    in   diefem 
fchreckliclien  Zuftande  umkommen  niüffe.     Auf- 
fer   der  Grille  des  Verhungerna   haue    fie  noch 
mehrere   andere  z.   B.    dafs   alle    Victualien  im 
Haufe  verdorben,   dafs  die  Kütheiigtwaclife  im 
Garten  veidonten  u.  f»  w. 


Die  Schwenttuth  hatte  bei  ihr  ihre  regel- 
mäfsigen  Exacerbationen  und  Remiillonen.  Die 
erilern  traten  allemal  des  Morgends  ein,  des 
Nachmittags  und  Abends  befand  üe/fich  befTer* 


.Nachdem  ich  die  Kranke  g  Tage  lang 
beobachtet  hatte»  fieng  ich  mit  dem  4ten  Ju- 
nius  die  Cur  an. 

Bei  atlto  denjenigen  Krankheiten,  die  in 
.  'einei^i  allgemeinen  oder  partiellen  torpor  der 
,  Lebenskraft  ihren  Grund  zu  haben  fcheinen, 
bei  SchlagflüfTen,  Lähmungen,  Hockender  Cirku-^ 
lation  in  den  Gefäfseb  14.  f.  w.  find  bekanntlich 
JBrechmittel  zuweilen  von  vorzüglichem  Nutzen. 
Ihre  heilfame  Wirkung  beruht  indeflen  nicht 
auf  ihrer  ausleerenden  Kraft,  fondeiti  fie  wirken 
als  Erfchütterunssmittel  und  veranlaffen  durch 
die  allgemeine  Excitation,  die  fi^  im  Körper 
hervorbringen,  einen  höhern  Grad  von  Reiz* 
barkeit  auch  in  einzelnen  Organen  un(^  eine 
lebhaftere  Action  derfelben« 

Ein  ähnlicher  Zuftaud  von  torpor,  wie  er 
in  einzelnen  Syftemen  und  Theilen  des  übri- 
gen Körpers  zuweilen  vorhanden  zu  feyü  fcheint, 
findet,,  wenn  ich  nicht  irre,  unter  gewiflen  Um" 
fiänden  auch  im  Senforium  fiatt.  ^  Pas  Uhrwerk 
der   Seele   fcheinf,    fo  zu   fagen,   verrofteC   zu 


-r   78   — 

-  feyn  und  Acttonen ,  -  die  ihr  vorher  fehr  leicht 
waren ,  gehen  ^  jezt  nur  mit  Schwierigkeit  und  . 
unter  läfligea  Gefühlen  von  Statten,  Diefer  Zu- 
ftand  fcheint  vorzüglich  oft  bei  der  Hypoehoa- 
drie  und  Schwermuth  obzuwalten*  Ich  glaubte 
ihn  auch  bei  der  gegenwärtigen  Kranken  zu  be- 
merken und  befchlofs  daher  die  Anwendung 
eixies  pfychifc/ieji  Erfchütterungsmittels ,  von  dem 
ich  unter  diefen  Umftänden  etwas  erwartete« 
Ich  meine  den  Zorn* 

,    Die  Hervorbringung  diefes  Affekts  gefchai 
auf  folgende    einfache   Weife.      Ich    fagte  der 
Kranken,     dafs    ich,    wie    gewöhnlich,    aulker 
Haufe  elTen  werde,  lieb  mir  aber   des  Mittags 
unter  dem  Vorwande  eine?  Aend.erung  meinet 
f^ntfchluifes  aus  dem  Gaflhofe  eine  Portion  Ef- 
fen    holen    und    verzehrte    diefe    bei    ihr.     lA 
wufste  zum  voraus,  dafs  fie  dies  als   fchimpflich 
für    fich    betrachten    würde    und    eireichie  den 
Zweck   der   pfycliologifchen   Reizung    aufs  voll- 
kommenlle.    Jeder  Biflen,   den  ich  in  ihrer  Ge- 
genwart  afs,     wirkte  initirend  auf  ihr  Senforium, 
fo  dafs  ich  auf  diefe  Weife  gewilTermafsen  fogar 
die    Doßa    des    Zorns    in    meiner    Gewalt   hatte 
und,   fobald   ich  mit  Effen    fertig   war,    wurd» 
iie  wieder  ruhiger. 

Die  Wirkung  diefer  Reizung  war  eine  gröf- 
fere  GefchälU^keit  uud   eine  leichtere   Antwort 


-7    ,79     ■— 

auf  .iie  voTgölegten  Fragen  >  als  in  ihren  ge- 
wöhnlichen Zuflandeftatt  fand.  Der  Zorn  fehlen 
vorzüglich  auf  die  'Wülenskraft  .bei  ihr  zu  wir- 
ken, und  ich  bin  daher  geneigt  zu  glauben» 
dafs  in  den  meiften  Fällen  des  hypochondri- 
fclien  Zußandes  der  vorfichtige  Gebrauch  diefes 
Affekts  fehr  heilfam  ift,  da  die  Neigung  zu 
fnimer  urithätigen  hinbrüten  bekanntlich  ein 
Haupf Charakter  diefer  Gemüthslage  ift,  und  viel, 
leicht  vorzüglich  die  Rückficht  des  Gemüths- 
arztes  bei  der  Kur  erfordert.  Jener  Effekt  war 
indeffen  blos  vorübergehend  und  Nachmittags 
befand  fie  fich  wieder  in  ihrem  vorigen  Zu« 
flande. 

Da  fie  zugleich  klagte,  mehrere  Tage  übet 
keine  Leibesöffnung  gehabt  zu  haben ,  fo  ver- 
fchrleb  iph  ihr  fowol  in  diefer  Rückücht  als  in 
Bezug  auf  die  etwa  durch  den  vorhergegange- 
nen Affekt  bewirkte  Gallenecgiefsung:  Rec.  BIlc* 
tuar,  knit,  qjfic,  unc  fem.  Crenu  tarL  foL  drachm. 
fem.  Aqua  menth,  piperiu  drachmam  fem,  M.  S. 
jJVlle  a  Stunden  2  Thelöffel  voll.  Nach  den 
Gebrauch  diefes  Mittels  kam  der  Stuhlgang  wie- 
der in  feine  gewöhnliche  Ordnung.  Es  ifl  die» 
zugleich  ein  Beweis,  dafs  nicht  immer  bei  Me- 
lancholifchen  heftig  ivirkcruie  Mittel  nöthig  fjnd, 
um  Auslerungen  zu  bewirken,  und  die  Vor- 
ficht b^i  Kranken  von  diefer  Art^  die  man  noch 


! 


l 


CHT  ^iiiH-   l:c3iili"-r    itiz    ?:'r=£    ~-fr: 


•rsj*-ri  f«:,Ufcr.  einen  t./...-.-.  >-.'.^f- 
:■     I  ü^t  L*:rvcr,  da  i:c  ich  ei' bil-iett,  < 


—     77     ^ 

Die  Schwenttuth  hatte  'bei  ihr  ihre  regel- 
märsigen  Exacerbationen  und  Remiillonen.  Die 
crftern  traten  allemal  des  Morgends  ein,  des 
Nachmittags  und  Abends  befand  fie/fich  beffer. 


.Nachdem  ich  die  Kranke  g  Tage  lang 
beobachtet  hatte»  fieng  ich  mit  dem  4ten  Ju- 
nius  die  Cur  an. 

Bei  atl^n  denjenigen  Krankheiten,  die  in 
'eineoi'  allgemeinen  oder  partiellen  torpor  der 
Lebenskraft  ihren -Grund  zu  haben  fcheinen, 
bei  ^chlagflüfTen,  Lähmungen,  Hockender  Cirku^ 
lation  in  den  Gefäfseb  u.  f.  w.  find  bekanntlich 
Brechmittel  zuweilen  von  vorzüglichem  Nutzen. 
Ihre  heilfame  Wirkung  beruht  indeflen  nicht 
auf  ihrer  ausleerenden  Kraft,  fondeiti  fie  wirken 
als  Erfchütterunssmittel  und  veranlaifen  durch 
die  allgemeine  Excltation,  die  fi^  im  Körper 
hervorbringen,  einen  höhern  Grad  von  Reiz* 
barkeit  auch  in  einzelnen  Organen  un(^  eine 
lebhaftere  Action  derfelben« 

Ein  ähnlicher  Zufland  von  torpor,  wie  er 
in  einzelnen  Syftemen  und  Theilen  des  übri- 
gen Körpers  zuweilen  vorhanden  zu  feyti  fcheint, 
findet,  wenn  ich  nicht  irre,  unter  gewiflen  Um" 
fiänden  auch  im  Senforium  fiatt.  .  Das  Uhrwerk 
der   Seele   fcheint,    fo   zu   fagen ,   venofteC   zu 


'    T     78     — 

-  feyn  und  Acttonen ,  die  ihr  vorher  fehr  leicht 
waren ,  gehen  jezt  nur  mit  Schwierigkeit  und  , 
unter  läfligen  Gefühlen  von  Statten,  Diefer  Zu- 
Hand  fcheint  vorzüglich  oft  bei  der  Hypochou- 
drie  und  Schwermuth  obzuwalten*  Ich  glaubte 
ihn  auch  bei  der  gegenwärtigen  Kranken  zu  be* 
merken  und  befchlofs  daher  die  Anwendung 
eines  pfychifchen  Erfchütterungsinittels ,  von  dem 
ich  unter  diefen  Umßänden  etwas  erwartete. 
Ich  meine  den  Zorn* 

.  Die  Hervorbringung  diefes  Affekts  gefchah 
auf  folgende  einfache  Weife.  Ich  fagte  der 
Kranken,  dafs  ich,  wie  gewöhnlich,  aufser 
Haufe  eiTen  werde,  lieb  mir  aber  des  Mittags 
unter  dem  Vorwande  einer  Aend'2rung  meineß 
IJntfchluffes  aus  dem  Gaflhofe  eine  Portion  Ef- 
fen  holen  uud^  verzehrte  diefe  bei  ihr.  Ich 
wufete  zum  voraus,  dafs  fie  dies  als  fchimpfiich 
für  üch  betrachten  würde  und  eirelclue  den 
Zweck  der  pfycliologifchen  Reizung  aufs  voll- 
kommenlle.  Jeder  Biflen,  den  ich  in.  ihrer  Ge- 
genwart afs,  wirkte  initirend  auf  ihr  Senforium, 
fo  dafs  ich  auf  diefe  Weife  gewilTermafsen  fogar 
die  Doßa  des  Zorns  in  meiner  Gewalt  hatte 
uiid,  fobald  ich  mit  Efien  fertig  war,  wurd* 
fie  wieder  ruhiger. 

Die  Wirkung  dieCer  Reiaung  war  eine  gröf   ' 

{eu  Gefcbäfügkevt  uud  eine  leichtex'e   Antwort 


S 


—     8^.    — • 

glaube  1  feht  wichtige  Bemerkung  machen,  däAi. 
'die  WitkuDg  folcher  EitiflüiTe,  die  das  Gemüth 
der  Seelenkranken  affizireh,  nicht  immer  iif  .dem, 
Augenblicke  ihrer  Action,  Tongern  oft  erft  ^äter-  ' 
hin  eklatirt»  weswegen  man  nicht  glauben  mi46» 
dafs  ein  Experiment  mit  diefen  Pingen  mislon- 
gen  fey,  wenn  man  nicht  einen  cugenbUcklicheß' 
Effekt  davon  wahrnimmt  Den  7ten  Junius  früh 
trat  ein  Patoxysmüs  bei  der  Kranken  ^ia^JDec, 
4er  Verficherüng  ihrer  Tochter  zufolge,  die  big« 
her  während  dea  gröfsten  Theils  ihr^r  Krankheit 
ihre  Wartung  beforgt  und  üe  beobachtet  hatte, 
der  ftärkße  unter  den  im  Laufe  der  Ejrankheit 
erfchienenen,  war,  und  ich  vermuthe,  dafs  der 
*Afiektenreiz,  welcher  in  den  nächftvorhergehen^ 
den  Tagen  theils  mit  Abücht ,  theils  durch  Zu* 
fall  bei  der  Kranken  unterhalten  war,  .  zu  der 
Entwickelung  defielben  viel  beigetragen  habea 
, mochte.  Die  Kranke  gieng  mit  yerftörteni  zu«, 
weilen  wHden  Blicken  im  Zimmer  und;  Haufe 
umher  und  kehrte  auf  der  Hälfte  ;.de&  Wegea 
oft  wieder  um.  .  Ihr  Anzug  ikfs  unordendifh. 
und  die  Bänder  d^r  Nachthaube  hiengea  Ihr 
los  am  ÜaUe  herunter«  da  fie  fonft,  wie  in  allen 
Stücken ,  fo  befondf ts  auch  in  des^,  waa  ihre 
Kleidung  betraf,  £ehr .  ai:curat  wat.  Als  ich  mit 
der  Tochter  auf  ein^  halbe  Slunde  efinenfiefuch 
anidi^n  wpltov  fetoje.fe  l^%j»«^:WoUte.uiA 


—  '  8o     — 

night  kennt,  die  Reizßihigkeic  des  Darmlcanals 
er(t  du^ch  gelinde  Mittel  zu  fondireu,  dürfte 
daher  wohl  in  den  wenigften  Fäilea  unnütz 
feyn. 

Den  5tcn  Junius  kam  der  Schwiegerfohn 
der  Krauken  und  ihre  Tochter,  die. ich  zu  einer 
Gonferenz  ihrentwcegen  eingeladen  hatte.  Unfer 
häuüges  Zufammenfprechen  wirkte,  wie  ich 
merkte,  ebenfallfi  irritlrend  auf  fie,  weil  fie  arg- 
wöhnte, dafs  unfere  Gefpräche  fie  felber  an- 
giengen. 

Den  6ten  Junius  lief  unvermuthet  ein  Brief 
von  ihrem  zweiten  Sohn  aus  Nordamerika  ein, 
der  feit  7  Jahren  aus  Deutfchland  abwefend  war 
und  den  feine  Venvandten  fchon  längft  für  torfc 
gehalten  hatten.  Ihr  ältefter,  im  Orte  ariwefen- 
der  Sohn ,  bradite  den  Brief  gerade  zu  ilir  ins 
Zimmer,  erbrach  ihn  und  lafs  ihn  ihr  vor.  Die 
Mittheilung  deilelben  brachte  iiideflen  Aatt  einer 
belebenden  Wirkung.',  wi^  man  wohl  hätte  er- 
warten follen,  einen  heunruhigendefi  Eindruck  bei 
ihr  hervor y  da  iie  £ch  einbildete,  der  Abwefen- 
de  werde  nunmehr  das  Geld,  was  er  noch  bei 
ihr  ßehen  hatte,  zurückfordern  und  fie  werde 
nun  vollends  verhungern  muffen,  ein  Effekt, 
det  lieh  indeffen  nifcht  fogleich,  fondern  erft 
fpaterhin  §anz  offenbarte.  Ich  mufs  hier  im 
Aligemeinen  die  für  den  Geniüthsarzt,  wie  ich 
^  •  "  glaube 


—     85     —     ^ 

getcageni   was  fie  feit  den  14«  Mai  nicht  mehr 
gethan  hafte. 

'  Sobald  ich  die  Vorliinangeführten  Umllända 
Wahrnahm ,  Welche  *  mich  etwas  kritifches  ver* 
muthen  liefsen,  und  jsugleich  bemerkte »  dafg 
die  Kranke  fortdauernd  durch  die  Gegenwart 
ihrer  Tochter  und  den  Argwohn  /als  ob  wiip 
irgend  etwas  über  fie  faefchlöfTen)  irritirt  wuirdei 
erfuchte  ich  die  letztere  fogleich  abzureifen)  um 
die  Kranke  in  diejenige  Gemütheruhe  zu  ver- 
fetzen^  welche  mir  zu  einer  wolilthätigen  Lei- 
tung jener  Krife  nöthig  fchien.  Ihre  Toch- 
ter war  fo  gefallijg,  meinem  Wunfche  FoIgQ  zu 
leifien)  und  die  Krife  endigte,  wie  eben  be- 
tnetkt  worden,  mit  einer  dem  Anicjieine  nach 
glücklichen  Veränderung  im  Senfo^cium  der 
Kranken. 

^  tch  befchlofs  nunmehr  den  Gebrauch  eines 
neuen  pfychologifchen  Arzneimittels.  Nachdem 
ich  durch  verfchiedene  Aeulsetungen  der  Tbeil- 
nähme  ^  an  ilirem  Leiden,  das  Zutrauen  der 
Kranken  Auf  einige  Augenblicke  gewcjnnen  hat- 
te, nahm  ich  die  Bibel  ^ur  Hand^  fcblug  dai 
Buch  Hiob  auf  und  bat  fie  einige  Kapitel  dar- 
aus toxi  lefen.  Dies  fehlen  ihr  feht  tu  gefallen , 
fie  fetzte  fich  ftu  mir  und  las  die  aufgefchlagene 
Seite t  wie  es  fchien»  mit  vieler  Andacht.  Ich 
n^pübl  itir  )uQn|uf  d4s  Lefen  In  der  Bibel  u'cA 

1?  4 


—     8«     — 

nicht  fortlaiTen.  Einigemal,  da  fie  im  Herum- 
gehen die  Gellen  des  Schm^zes  machte  ^  blieb 
der  Arm  eine  Zeitlang  in  der  9afgehobeiien 
Stellung  ßdirt f  ein  Zußand,  den  ich  fchon  eini- 
gemal bei  tief  Melapcholifchen  im  Paroxysmug 
wahrgenommen  habe.  Sie  fchien  übrigens  bei- 
nahe völlig  befinnuAgslos  und  gab  auf  die  an 
fie  gerichteten  Fragen  gar  keine  oder-  verkehrte 
Antworten«  Wenn  fie  fiille  iland,  fo  zitterten 
die  Glieder  und  fie  fchien  umfallen  zu  wollen. 
Wenii  fie  gieng,  fo  wai:  ihr  Weg  meiftens  im 
2ikzak.  Als  ich  fie  mit  etwas  Zwang, auf  das 
Softi  fetzte  und  fie  bat^  an  ihrem  Strickzeuge , 
das  vor  ihr  lag,  fortzuarbeiten,  rifs  fie  fich  mit 
Gewalt  von  mir  los  und  ihr  Blick  wurde  fo' 
wild,  dais  ich  den  Ausbruch  leines  Anfalls  von 
Baferei  befürchtete  und  fie  in  ihrem  unruhigen 
tlorumT^ankeii  nicht  weiter  fiörte. 

Icli  ij^^iMuthei  dafs  diefer  Parojcysmus,  wo 
nicht  die  Folge  kntifch&  Befragungen  im  Seelen« 
oigau)  döfch  ^etoigftenS  von  delifelben  begleitet 
i^ar,  Det  Nächmittag  nadi  dem  Anfall  war 
der  ruhigftiB  währehd  det  Zeit  meiner  Anwefen- 
heit.  Die  Kräiike  klagte  wenige«  fprach  einige« 
mal  fogar  heiter,  und  wie  ich  einige  Tage  dar^ 
auf  bei  einer  zurälllg^h  Durchficht  ihre«  ylusga* 
be^' Buchs  fahe,  hatte  fie  am*  Abend  diefes  Ta- 
ges xixük  ier^knai  ^ledeür'ihr«  Ausgaben^  «in» 


--    85     —       ' 

dei  Glieder  und  die  Fiximng  dea  Ärmfl  etfi^ie« 
nen  von  neuem,  und  es  zeigten  fich|  wie  am 
7ten  Spuren  von  Befinnungslofigkeit.  '  Ich  holte 

'  abermals  die  Bibel  herbei  und  fchlttg;  das  dritte  ' 
V  Kapitel  in  den  Elagliedem  Jeremiä   auf.     Dies 

.Jas  fie  unter  vielen  Seufzen  und  bat  mich,  die 
Stelle  in  der  Bibel  anzuzeichnen. 

Idi  hielt  nunmehr  für  nöthigf  den  Haupt- 

.  fchlag  auf  ihre  Eipbildungskraft   zu  thun   und 
fchrieb   folgenden  Brief  an  Sie,    den   ich   hier' 
wörtlich  beifüge. 

„Ich  bitte  Sie  nochmals,  liebe  Mad.,  fleifsig 
„in  der  Bibel  und  den  geifilichea  Schriften  zu 
),lefen.  Ihre  Krankheit  befteht  in  einer  Ver- 
„dunkelung  der  Gedanken  und  inneren  Unruhe 
9, des  Geilles.    Ich  habe  öfters^  gehört,  dafs  Gott 

'„denen,  die   iu  einer  folchen  Lage  fleifsig  in 

'.  „  feinem  Worte  lefen^  entweder  felbljt  oder  ihren 
„Verwandten  in  Träumen  ein  Zeichen  gegeben 
„habe,  wie  ihnen  zu  helfen  iß,,  und  glaube 
„  fchon  in  diefer  Nacht  einige  Eingebungen  von 
„diefer  Art  bei  mir  bemerkt  zu  haben.  Ich 
„durfte  Ihnen    mündlich  nichts  hierüber  fagen, 

^,weil  fonft  die  Gnadenwirkungen  aufhören,  und 
„§ie  müi&n  das,   was  ich  ihnen  hier   fchreibe,'^ 
,$-forgfaltig  verfchweigen  und  niemanden  offen- 
„ baren.     Wenn   fie   fortfahren,   flei&ig  in  dcai 
Hgeiftlichen  Schriiton  w  lefen,  fo  l^pSe  klx  \bw- 


—     84-     — 

tndem  geißllchßn  Sehiiften  als  ein  Hauptliei- 
'lungßmittel  ihres  jetzigen  Zuftandes  upd  führte 
ihr  mehrere  Beifpiele  von  Perfonen  an,  die  auf 
diefe  Weife  durch  Gottes  gnädige  Hülfe  wieder 
g^und  geworden  wären.  Während  des  Lefens 
fragte  ich  fie  einigemal :  oh  fie  lioch  keine  Wir- 
kung vcrfpüre  und  trottete  fie,  als  fie  dies  ver- 
ndnte,  mit  der  Verficherung,  dafs  die  Gnaden* 
frirkungen  nicht  ausbleiben  würden. 

Diefe  Behandlung  machte  eine  deutlich  bi* 
ruhigende  Wirkung  auf  fie. 

Den  8ten  und  gten  war  ihr  Gemüthszufiand 
tnerklich  verbefTert,  i^as  indeflen  wahrfcheinlich 
zugleich  die  Folge  des  obigen,  vermuthlidi  kri- 
tifchen  Paroxysmus  war.  Sie  fieng  nun  felbft 
vcrfchie'dene  von  ihren  vorigen  Gefchäftene  wie- 
der an,  wozu  fie  vorher  durch  kein  Zureden 
zu  bew^en  war,  und  der-  bisherige  Ton  der 
Kranken  gieng  einigemal  wieder,  dlme  dafs  fie 
es  wahrfcheinlich  felbfi  bemerkte,  in  den  Acceiit 
der  Gefunden  über.  Sie  fagte  mir  zugleich: 
dafs  fie  die  Nacht  wieder  gefchlafen  hätte  und 
ihr  bisheriger  Arzt,  der  fie  wieder  befuchte, 
bemerkte,  dafs  ihre  Haut    feudit  geworden  fey.^ 

Deti  loten  Morgeds  trat  inüefTen  ein  neuer 
Paroxysmus  ein.  Sie  weinte  heftig,  die  Grille 
der  Geldnoth  fieng  wieder  an  i^arke  Bewegun- 
gen in  iiirer  Seele  ^zu  veranlaflSen,  ths  Zittern 


—     87     -^ 

hintereiaander  von  ihr  geträuppit  habe,  und  dafs 
ich    ihi    den  Innhalt  diefer  Träume   fchrifdich 
xriittheilen,  wolle.    Ich  wufste,  dafs  fie  in.  di^fj^xu 
.Punkte  etwas  abergläubifch.  (ey,  und  war  ücher 
durch  dieie  Aeuf^erung   puf  ihre  Neugierde  «su 
wirken«    Sie  war' anfangs  ftill,  wie  gewöhnlich:, 
und  Ich  gteng  su  andern  Dingen  über..   Einige  ^ 
Minuten  nachher  $eng  fie  von  felbfi  yöi^^  ddh 
Träumen  wieder  an,  und  yerlangte.ditt  münd- 
liche, Miiheilung  derfdben.    Nach  einigtti.  Wei:- 
gerungen    von   meiner   Seite   und   det  Aeube« 
ning,  dafs  man  übes  diefe  Dinge  fo  wenig  als 
lu.QgUch  reden  müfle,  yerfprach  ich  äirem  .Ver- 
langen. Folge  zu  leifien,  und  erzählte  ihr  nun- 
mehr: ifie.  fey  mir  in  dem.  Zufiande,  iirofän  fie 
fich    vor    einigen   Tagen    befunden   habe,.,  im 
Traum  vorgekommen,      Als,  iie   eine  Zadan^ 
weinend    und  jammernd  ^n  !&immer  umheige- 
gapgen  fey,  wäre  ihr  feiiger  Mann  hereingekom^ 
me^i,  hätte  ihr  die  Bibel  in  die  Hand  gegeben, 
die  KlagUeder  jTeremiä  aufgefchlagen  ynd  ^efagt: 
Da  U^  und  wenn  du' drei  Verfe  gelefen  hafi^ 
fo  geh  allemal  im  ^mmer  ^mher  und  bete,  &> 
wirft   du    y^i^der,  munter  pnd  gefund   werden 
und  deiner  Lebensjahre  werden  noch  leiele  Jeyn* 
Zugleich  (ugte  ich  einige  WinM  iiber  Familien- 
umfiände  bei,  worüber  ich  zufällig  ftwas  erfah« 
k»n ,  züe  |ibe(  felbft  ^tva?  von  i|hr  ^ört  t^atte« 


—     56     — 

^nen  durch  Gottes  Hfilfe  das  Mittel  zu  Ihrer 
„WicdeiherfielluDg  bekannt  zi:i  machen/  Ihi: 
u.  f,  w.  *^ 

Diefen  Brief  gab  Ich  ihr  des  Mittags,  ehe 
ich  zu  Tifcbe  gieng,  mit  einer  fehr  emfthaftea 
Miene»  bat  fie,  ihn  durchzulefen  und  wohl  zu 
beherzigen  und  verfprach  des  Nachmittagflf  wei- 
ter mit  ihr  darüber  zu  reden. 

Als  ich  den  Nachmittag  wieder  «u  ihr  kam, 
fluid  ich  einen  Brief  von  ihrer  Tochter  an 
mich,  der  an  fie  addreflirt  war.  Ich  erbrach 
ihn  auf  meinem  Zimmer  und  fahe  zu  meineii 
V^drufs,  dafs  unter  andern  auch  von  meiner 
mit  der  Kranken  vorhabenden  Behandlung  die 
Rede  war,  worüber  ich  jener  einiges  gefagt 
hatte»  Es  war  mir  daher  unmöglich  dem  drin- 
gend geäufserten  Wunfche  der  Kranken,  den 
Brief  ihr  mitzutheilen ,'  Folge  9su  leiften,  und 
ich  merkte  mit  vielem  Misvergnügen ,  dafs  fie 
Verdacht  gegen  mich  ^u  fchöpfen  anfieng,  ein 
Umßand ,  der  mir  gerade  in  diefem  Augenblicke 
höchfl  unangenehm  war,  und  den  ganzen  Er^. 
folg  meiner  Behandlung  >5u  vernichten  drohte. 

Ich  befchlofs  indefien  docli  noch  denfelben 
Abend  meinen  Plan  auszuführen.  Nach  Tifche 
in  der  Dämmerung  fieng. ich  wieder  an,  über 
meinen,  den  Mittag  ihr  mitgetheihen ,  Brief  zu 
iprechen  und  fagte  ihr,  dals  mir  inrei  Nächte 


—     87     -^ 

hintereiaander  von  ihr  geträumt  halbe  ^  und  dab 
ich    ihr    den  Innhalt  diefer  Träume   fchriftlich 
ndttheilen.  wolle.    Icli  wufste,  da£s  fie  in,  di^&xu 
Punkte  etwas  abergläubifch  fey,  und  war  ücher 
durch  dieie  Aeuf^erung  puf  ihre  Neugierde  «su 
wirken*    Sie  war' anfangs  ftilly  wie  gewöhnlicIXf 
und  Ich  gteng  zu  andern  Dingen  üben    Einige 
Minuten  nachher  ßeng  fie  von  felbft  yap>'ddn 
Träumen  wieder  an,  und.  verlangte. diis  münd- 
liche^  Miiheilung  derfdben.    Nach  einigte  Wei^ 
gei:ungen    von   meiner  Seite   \ind   det  Aeube- 
rung,  dafs  man.  übes  diefe  Dinge  fo  wenig  als 
lu.Qglich  reden  müfle,  Ycrfprachjch  ^ifem  .Ver- 
langen. Folge  zu  leifien ,  und  erzählte  ihr  nun- 
mehr:  £e.  fey  mir  in  dem.  Zullande,  iirofin  fie 
fich    vor    einigen   Tagen    befunden   habe, .  im 
Traum  vorgekommen,      Als   iie   ^ine  Zdidau^ 
weinend    und  jammernd  im  Zimmer  umheige- 
gapgen  fey,  wäre  ihr  feiiger  Mann  hereingekpm« 
men,  hätte  ihr  die  Bibel  in  die  Hand  gegeben, 
die  KlagUeder  Jeremiä  aufgefchlagen  und  gefagt: 
Da  \it8  und  wenn  du*  drei  Verfe  gelefen  hafi^ 
fo  geh  allemal  im  ^mmer  lunher  und  bete,  fo 
wirft   du    wieder,  munter  und  gefund   werden 
und  deiner  Lebensjahre  werdjen  noch  ^iele  Xeyn* 
Zugleich  fügte  Ich  einige  Winke  iiber  Familienr 
umfiände  bei,  worüber  ich  sufäUig  ^was  erfah« 
k»n ,  nie  |ibe(  f^^lbft  ^twa?  yoii  ^  ^ört  t^atte^ 


—    90    — 

Inf  Sti^ide,  Es  fey  alles  aus  dem  Kopfe  w^. 
Sie  feufzte  unaufhörlich  und  hob  das  Kion  zu- 
'  "seilen  .m  die  Höhe,  als  ob  fie  nach  Luft 
fchnappte.  Während  meiner  Abwefenheit  war 
fie  fswd  Stunden  hindurch  im  Keller  heiump' 
gangen,  ~ 

Als  ich  fie  hat,   su  ihrem  Troite  wieder  a 
(^erBihe)  SU  lefen»  am  wertete  fie  mir:  fie  fifl^ 
jezt  nicht  incbr  die  Freude  daran ,    wie  fooß» 
und  legte  die  aufgefchlagene  Bibel    wieder > 
rück.    Ich  holte  hierauf  einen    Bapd  von  Ib* 
m'Magazin  2ur  Erfahrungsfeelenkuude,  tälai 
Ihr  eine  Erzählung  auf  »die  den  Fali  einoriuil 
einer    Krankheit     zurückgebliebenen      Genüd» 
fchwäche  betraf,  und  bat  fie  mir  dierelbe  n» 
lefen.     Sitf   tliat   dies,    hatte  abei:   kaum  onigs 
'Zeilen  gelefen,    als  fie   wegen    der  .bemedß» 
Aebnlichkeit    des    Falls    mit   dem    ibrigen  au( 
merkfam  zu.    werden    und   zu    flocken    anSa^^ 
Sie  lafs   indeflen  auf  meine  Bitte  fort ,    und  id 
machte  fie  bei  diefer  Gelegenheit  auf  das  GiPfoh^ 
Kcht  von    dergleichen   Seelenzuiläiiden  aufmeii* 
fam,  worüber  fie  fich  zu  wundern  fcbieo,  und 
fiille  und  nachdenkend  wurde. 

Pen  J4ten  ziemlich  wie  am  vorigen  Tige, 
doch  etlyas  befler.  Am  Abend  befchlob  ick 
einen  Verfuch  mit  der  pfychologifchen  Jjebtnam- 
thod^  QS.  Idfefcu  vx  ^vcÄX  Ifh^fik   der  organÜcb* 


—    89     r-f 

/Verwandten  durch  den  Anblick  derfelben  b^ 
unr uliigt y  weswegen  man'di^  Gefellfchaft -nicht 
räthlich  für  iie  hielt-  Ich  lieb  he^te  die  Klein- 
&e  zu  ihr  bringen  und  bemerkte  mit  Vergnü» 
geuy.  dafs  der  Anblick  derfelben  eifie  eifreuliche 
Wirkung  auf  iie  machte.  Si,e  nahm  das  Kind  ' 
auf  die  Arme,  kübte  es  und  Jcherzte  mit  ihm, 
ein  Gemüthszudand,  worin  fie  fich  wahrfchein^ 
lieh  feit  mehreren  Monaten  nicht  befunden 
hatte. 

Den  ijten  Morgens  abermals  Spuren  von 
einem  herannahenden  Paroxysmus.  Der  Athengi 
£eng  wieder  an  zu  jagen  i  .die  Kranke  fah  ftair 
vor  fich  nieder  ux^d  klagte  einigemal  i^bev  Bb» 
linnungslofigkeitk  Doch  kam  es  wedeir  zum 
Schreien,  noch  zu  verwirrten.  AeuiFerupgen, 
noch  zu  jenekn  unruhigen  Herumirren,  .Zlttem 
der  Glieder  u.  f.  w«  wie  am  yten  und  ^otea 
Junius..  Ich  erinnerte  :fie  abermals  mit  einigen- 
ernflhaften  Worten  an  meinen  Traum»  und 
fagte^  ihr,  dafs  fie  fich  bereits  zu  beflem  anfan- 
ge. Sie  hörte  hierauf  einige  Augenblicke  auf 
zu  feufzen,  und  fchien  etwas  heiterer  vu  werden.. 
Des  Nachmittags  .  abermalige  Unruhe,  unthäti« 
geS'  Herumgehen,  Weinen,  Klagen,  daft  fie 
nichts  tauge,  von  Gott  verftofsen^fey  u.  f,  wv 
Sie  .empfinde  eine  unüberwindliche .  Träg/tdl  zu 
ajlen  Gefchäften  und  fey  nichts  «u  überdenke^ 


—    90    — 

inf  Stande,  Es  fey  allef  aus  dem  Kopfe  Wig. 
Sie  feufete  unaufhörlich  und  hob  das  Kinn  zu- 
'  "seilen  in  die  Höhe,  als  ob  fie  nach  Luft 
-fchnappte«  Während  meiner  Abwefenheit  war 
fie  jBwei  Stunden  hindurch  im  KeUer  h^rum^e« 
gangen,  . 

Als  ich  fie  b.at,   %\x  ihrem  Trolle  wieder  in 
i^erBibe)  SU  lefen»  am  wertete  fie  mir:  fie  f^ide 
Jesst  nicht  mehr   che*  Freude  daran,    wie  ^onfif 
und  legte  die  aufgefchlagene  Bibel   wieder '^u* 
rück»    Ich  holte  hierauf  einen  Band  von  Mo- 
m  "Magazin  cur  Erfahrungsfeelenkuude ,   fchlug 
ihr  eine  Erzählung  auf  i  die  den  Fall  einer  iiach 
einer    Krankheit     ^lurückgebliebenen     Gemüths- 
fchwiiche  betraf,  und  bat  fie  mir  diefelbe  vorzur 
lefen«     Sit   tliat   dies,   hatte  ^ber  kaum  einige 
*  Zeilen,  gelefen,    als  fie   wegen    der  .bemerkten 
Aehntichkeit    des   Falls   mit   dem    ihrigen  auf- 
merkfam  zu    werden   und   ^m   flocken   anfieng. 
Sie  )afs   indefTen  auf  meine  Bitte  fort,   und  ich 
machte  fie  bei  diefer  Gelegenheit  auf  das  Gewöhn- 
Ktht  von    dergleichen   Seelenzuiländen  aufmerk- 
fam^  worüber  fie  fich  zu  wundem  fehlen,  und 
fiille  und  nachdenkefid  wurde. 

Pen  J4ten  ziemlich  wie  am  vorigen  Tage, 
doch  etwas  befTer.  Am  Abend  befchlofs  ich 
einen  VerfucU  mit  der  pfychologifchm  JLebenfme- 
$hod^  (S.  Ideen  zu  einer  Phyfik  der  organifch« 


—    9X     — 

Körper  und    der  menfchlichen  Seele,    8.  t^gr) 
SU  inachen,  fieng  an  von  ihrer  Lage  mit  ihr 
SU  fprecheni  und  theilte  ihr  eine  Nachricht  mit, 
von  der  ich  überzeugt  bin,  dafs  fie  im  gefüTukn 
Gemüthfzuftande,   gewifs   eine'fehr  erfreuliche 
Wirkung  bei  ihr  hervorgebracht  haben  würdlev 
Diefer  Verfuch  miliiglü<i)(fe  aber  völlig)  die  ge- 
machte Mittheilung  wirkte  ganz   fchief  auf  fi^f 
und  fieng  wieder  an  Crillen  bei  ihr  tu  entwickelni 
eben  fo  wie  die  Nachricht  von  dem  Leben  ih- 
res Sohnes,    Man  fieht  hieraus,  wie  fehler  es 
hält,    unter    diefen   Umfiänden    den   richtigen 
Weg  au  treffen,  und  ich  bin  wirklich  geneigt  zu 
glauben,  dals,  fo  wie  vieles  von  dem,  was  auf 
Kranke  diefer  Art  im  gefunden  Zufiande  berU'^ 
higend  gewirkt  haben  würde,  jeat  dnen  beän^« 
fiig^den  Eindruck  bei  ihnen  hervorbringt,  im 
Gegentheii  mandaes,  was  fie  damals  beunruhigt 
haben  würde,  nun  einen   belebenden  Effekt  «tuf 
fie  machen  kann,  weswegen  die  richtige  Anwen«- 
dungsart   jener  Methode   von  .den  bisher  hierv 
über  gewöhnlichen  Jdeen  wahrfcheinlich  völlig 
abweicht. 

Den  isten»  Der  Gemüthszußand  noch  der- 

felbe,    aufser   dafs   die   Kranke   mehr  Neigung 

/zum  Schlaf  und  zum  Stillfitzen  jEn  haben  fchien 

wie  bisher«     Da  es  ein  heiterer,  fchöner  Mor« 

gen  war,  fo  bat  ich  fie,  mit  mir  im  i^arten  btii« 


—     94     -, 

tec  dem  Haufe  zu  gehen..  Sie  war,  aber  fcUeeli- 
teidings  dazu  nicht  zu  bewegen»  fondem  be* 
hauptete,  da  ich  mit  etwas  fiarken  Gründen  in 
ße  einzudringen  anfieng,  fie  könne  dies  nicht, 
ii£h1  war,  felbß  da  ich  fie  beim  Arm  nahm, 
pjkht  aus  der  Stelle  zu  bringen.  Als  ich  hier- 
auf, allein-  im  Garten  gieng,  fo  kam  fie  eine 
Wieile  darauf  vön  felbß  nach.  Ich  befchlofs 
|iunmdir  eiuen-  neuen  Angriff  auf  ilire  Phanta- 
fie  zu  mafdiep.  Schon  feit  mehreren  Tagen 
Jiatte  ich  üe  flurch  ziemUch  eindringende  Vor- 
flellungen  zu  einem  Spatziergange  oder  Befuch 
Mußerhalb  des  Haufes  zu  bewegen  gefucht.  Sie 
|)ehaupiete  indeiTen  fortdauernd,  es  fey  ihr  dies 
unmögUdi^  üe  habe  keine  Haare  mehr  auf  dem 
Kopfe,  um  eioe  Haube  auffetzen  zu  können, 
die  ]8Ileider  hiengen  ihr  in  Stücken  um  den 
lieibe  herum  u.  f.  w.  Ich  fieng  jezt,  indem 
ich  im  Garten  mit. ihr  herumgieng,  das  Gefprüch . 
damit  au,  dafs  ich  fie  fowpl  wegen  meinen  öf* 
tern  Abbuchungen  dieferhalb  als  wegen  der  vor* 
hörigen  kleinen  Zänkerei  u'm  Entfchuldigung  bat, 
und  fetzte  hinzu,  dafs  ich  fo  handeln  muffe, 
weil  mir  dies  von  Qott  vorgefchrieben  fey.  Sie 
horchte  hier  wieder  etwas  auf,  und  ich  fetzte 
hinzu,  dafs  ich, ihr  neulich  nur  einen  Theil 
Tpeines  Traums  mitgetheilt  habe.  Da  üe  hier« 
auf  iji<:ht  antwortete,  fuhr  ic^h  in  einem  ahg«r 


•^     95     — 

brothenen  uncT  erfchvtttetten  Tone  fort:  dafi 
ich  nach  dei^  Träume,  den  ich  ihr  ^neulich 
Abends  initgetheiic  hätte ,  wieder  eingefchlafea 
fey;  fie  fey  mir  abermals  vorgekommen,  und 
ihr  ältefter  Sohn,  der  als.  Kind  geftorben  ift, 
habe  ihr  auf  dem  Schoofe  gefeflen  luid  ihre  ^ 
Wangen^  gefireich<^lt.  Sie  habe  aber  Vor  fich 
niedergeblickt  und  geweint.  Plötzlich  hätte  der 
feiige  L.,  ein  genauer  Freund  i3}ie8  verflorbc- 
iien  Mannes,  neben  ihr  gefianden,  fie  emS 
und  ruhig  angeblickt  und  in  einem  feierlichezi 
Töne  zu  ihr  gefagt:'  Gehe  aus  und  fchäme  dich 
nicht.  Mit  diefen  Worten  fey  alles  verfchwun- 
den  gewefen  und  ich  wieder  aufgewacht.  Sie 
fehlen  bei  diefen  Aeuiserungen  zu  erblaflen, 
wandte  fich  weg  und  gieng  fchneli  zum  Garten 
heraus. 

Den  i6ten.  Unveränderter  Gemüthszuftand. 
Als  ich  fie  irochmals  an  das  Ausgehen  erinnerte 
und  eine  kleine  Rückweifung  an  den  ihr  gefVem 
bekannt  gemachten  lezten  Theil  meines  Traums 
beifügte,  fchüttelte  fie  leife  den  Kopf  uhd  fagte; 
es  fey  doch  ab.er  nur  ein  Traum  gewefen.  Ich 
fragte  fie  daher  in  einem  fehr  emfthaften  To- 
ne. Ob  fiie  nicht  glaube,  dafs  Gott  feinen  WiÜ 
len  durch  Träume  offenbaren  und  denen,  vreU 
dien  et  gewogen  fey,  ein  Zeichen  geben  kön- 
nt?  Als  üe  hierauf  zu  weinen  anfieng^   fagie 


*-•    94    — 

ich:  JbSk  es  nicht  meine  ifondern  Gottes  Stimme 
fey»  die  iie  hote,  und  das  Gott  diejenigeti)  die 
feine  Befdlile  nicht  befolgten,  zu.  ßraftn  pflege. 
Ich  beföhle  ihr  nochmals  in  der  Bibel  2n  iefen 
und  auszugehen.  Sie  antwortete  hierauf  nichts  i 
fondern  feufzte  und  weinte,   wie  gewöhnlich. 

Den  Naclimittag  ürickte  fie  fehr  emGg  und 
ich  fand  die  Bibel  neben  ihr  aufgefchlagen.    Zu- 
gleich bemerkte  ich    bei  ehiigen  Aeuberüngen 
übet   den    vorgefchlagenen   Ausgang ,    dals  ihr 
Widerfpruch  dagegen  gegenwärtig    fehr    wöcAzu- 
lajfm  anfieng.     Sie  war  merklich  heiterer  ids  den 
Morgen  und  das,  was  der  Unerfahrne  für  eine 
terroTißifche  Maasrcgel  hätte  halten  können,  hat- 
te einen  erfreulichen  Eindruck  äyf  fie  giamcht 
Den  Abend  fieng  (ie  fogar  an  einmal   von  ftlbfi 
2u  fprechen,   da   man  ihr   fonfl  alles  abfiragen 
mufste.     Sobald  ich  dies  merkte,  fuchte  ich  ein 
unterhaltendes    Gefpräch    mit    ihr    anzuknüpfen i 
wofür  ich  früher  noch  gar  keinen  'Sinn  bei  ihr 
bemerkt  hatte,  und  hin  und  wieder  fchien  es, 
ah  ob  fie  wirklich  einiges  InterefTe  ^  dem  niSh- 
me,  worüber  ich  mit  ihr  fprach« 

Den  lyten.  Ihr  Gemüthszußand/  wie  den 
Nachmittag  vorher«  Sie  arbdtete  tmängehaltin. 
Des  Abends  abermals  iserAreuend^  Geipräche. 

Den  isten.  Nach  Tifche  VerfchUmmetong 
(I#0  Gemü\h&ZA>!Mx^*    "^  ts^äcci^  ^ku  dritten 


--     95     ^ 

Verlfichy  Ce  zum  Ausgehen  su  bewegen,  kontu 
te  aber  wegen  eingetretener  fchlechter  Witte« 
rung  ihn  nicht  zur  Ausführung  bringen.   ^^ 

Den  ig.  und  20,  Erüer  Ausgang  feit  dem 
Anfange  ihrer  Krankheit.  Ujnter  fortdauerndem 
Weinen  und  Widerßreben  entfclilofii  fich  die 
Kranke  endlich  |  da  ich  ihr  unabUfsig  mit  den 
Strafen  drohte»  die  fie  iich  durch  Ungehorfam 
gegen  die  Befehle  Gottes  zuziehen  würde,  einen 
Befuch  bei  einer  ihrer  Bekannten  mit  mir  zu 
machen,  Sie  fprach  in  der  Gefellfchaft  wenig , 
fahe  meiflenfl  vor  fich  hin  und  fchien  in  Kach^ 
denken  verloren.  Einmal ,  da  ich,  um  eiuea 
leichten  Prob^angrijOf  auf  die  fchwachen  Stellen 
in  ihrem  Senforium  zu  machen,  da«  Gefpräch 
auf  Accife«  Ziegen  U.  dgl.  leitete »  iieng  fie 
plötzlich  an  fehl  roth  im  Geficht  und  ängfilich 
zu  werden )  fo  daib  ich  von  diefer  Materie 
gleich  wieder  abglitt.  Beim  Zurückgehen  mach- 
te ich  ihr  über  ihren^  jezt  gezeigten  G^horfam 
^egen  Gottes  Befehle  Lobfprüche  und  verfptäch 
ihr  eine  baldige  Beflerung  ihres  «Zuftandes. 

Den  stißen.  Bei  der  Kachfrage,  wie  ibc 
der  gefirige  Atisgang  bekommen  fey,  behauptete 
üe^  da£i  £e  fich  weit  fchlechter  befinde  und 
fieng  abermals  an,  Misttauen  gegan  oneine  Vety 
ficheruDgen  zu  äu&etn.  Ich  tagte  ibk,  hitrtufi*. 
d^  diefe  tegwöhnifohen  Vo£fi«UiM||y»  AofM^M 


tüngen  des  TeufMis  wSren,  der  einen  Wider- 
fiand  gegen  die  Sefelile  Gottes  bei  ihr  zu  erre- 
gen fiiche,  und  dafs  ihre  Gefichtsfarbe  fowol  als 
ihre  Spradie  die  Merkmale  der  .anfangenden  Bef- 
ferung  deutlich  verriethen.  Die  Erinnerung  an 
den  Teufel  fehlen  etwas  ftark.auf  fie  zu  wir- 
ken,  fie  wagte  es  hernach  nicht  wieder  auf  die- 
fen  Punkt  zu  kommen,  und  ich  fand,  da  ich 
ttne  Zddang  nachher  wieder  zu  ihr  gieng,.  die 
Bibel  abermals  aufgefchlagen« 

Den  ii — 27ften.  Theiis  wegen  des  fchiech« 
ten  Wetter»,  theiis  wegen  anderer  Verhinderun- 
gen konnte  ich  die  Befuche  aufser  dem  Haufe 
mit  der  Kranken  nicht  fortfetzen ,  ich  fuchte  fie 
daher  im  Haufe  durctr  unterhaltende  Gefpräcbe 
.von  ihren  Grillen  abzuziehen,  und  den  Glauben 
an  die  Götthchkdt  meiner  Vorfchriften  immer 
mehr  bei.  ihr  zu  befefligen.  Zugleich  liefe  ich 
fie  von  jezt  an  alle  Mittage  nach  Tifche  ein 
Glas  guten  fpanifcheii  Wein  trinken,  und  rieth 
ihr  den  Kopf  alle  Morgen  mit  kaltem  WalTer  2u 
wafchen«  Der  Gemütkszuftand  der  Kranken  war 
bei  diefer  Behandlung  bald  fchlimmer,  bald  bef 
fcr,  doch  zeigte  theiis  die  wieder  anfangende 
Gefchäftigkeit  derfelben,  theik  das  Aufsenblei- 
ben  der  mehr  turbulentfen  Auftritte  in  ihrem 
Senforium,  die  fich  durch  Herumitren,  Hände- 
aingai  i    mÜJädUche   Aeuf^rungen^ .  des    tiefißen 

Schmer- 


1—     97     — 

Schmerzes  n.  L  w.  verrietfaen,  dafii  fie  widclich 
in  das  Stadium  der  Wiedeigenefung  oder  we- 
nigfiens  der  Befli^rung  übetgieng*    . 

Den  agßen«  Abermaliger  Befuch  bei  einer 
Freundin  der  Kranken  j  wozu  fie  wieder  nur 
durch  die  Androhung  der  göttlichen  Strafen  be- 
wogen werden  konnte,  und  fo  oft  ich  während 
ihres  Anzuges  von  meinem  Zimmer  zu  ihr  her- 
unterkam, immer  die  Kleider  wieder  ausziehen 
wollte.  Sie  fprach  wieder  nur  wenig,  ukid  alles 
in  ihrem  gewöhnlichen  niedergefchlagenen  Ac- 
Cent,  jedoch  nichts  Unzufammeiihängendes« 

Den  3ofien.  dritter  Befuch  bei  der  Fami- 
lie ihres  Sohnes.  Die  Kranke  mufste  bei  die- 
fer  Gelegenheit  einen  Weg  von  einer  halben 
Stuijide  auf  einen  beträchtlich  hohen  Berg  bei 
ziemlich  heüsem  Wetter  machen.  Sie  verficherte 
fortdauernd,  dals  fie  dies  nicht  im  Stande  fey, 
feu&te  unaufhörlich,  iagte,  dals  fie  ohnmächtig 
^vürde  u.  )f.  w.  Ich  fprach  ihr  aber  immer 
Muth  ein,  und  rieth  ihr  ganz  langfam  zu  ge- 
hen, und  fo  vollendete  fie  diefen  befchwerli- 
chen  Weg  herauf  und  herunter  ganz  glücklich. 
Meine  Haqptabficht  bei  duofem  Gange  war,  ihr 
einer  Seits  durch  die  That  ZUtrauen  zu  ihren 
körperlichen.  Kräften  einzuflöfsen,  die  fie  für 
fehr  gering  hielt,  anderer  Seits  durch  eine 
sweckmälsige  Strapaz$  und  die  dadurch  bewirkte 
XVin.  B.  4«  St.  G 


—       lOO      — •  \ 

anvertranet  bleiben  könne  und  der  Fäll  der 
Nothwendigkeit  einer  vormundfchaftlichen  Auf- 
ficht über  fie  noch  nicht  eintrete. 

*Auch  getraue  ich  mir  zu  behaupten ,  dab 
das  fortdauernde  Bedürfnijs  zw  kleinen  wirih- 
ichaftlichen  Befchäftigungeu »  was  ilire'  gegen- 
wärtige Lage  mit  üch  bringt ,  fie  in  derjenigen 
körperlichen  fowol  als  Geißesthätigkeit  erhalten 
werde ,  welche  zur  Verhütung  der  Verfchlimme- 
xung  ihres  Gemüthszufiandes  die  nothwendige 
Bedingimg  ift. 

Ihr  körperlicher  Zuftand  ift  von  der  Be- 
fcfaa£fenheit,  dafs  er,  wenn  nicht  befouderei  un* 
vorhersufehende  Umftände  eintreten,  keine  nahe 
Lebensgefahr  befürchten  läfst.  Auch  fcbeiut 
der  Verdacht  einer  anfangenden  oder  bereits 
etablirten  Brujlwqffirfucht  ^  den  die  von  Zeit  zu 
Zeit  eintretenden  Anfälle  von  Brufibeklemmung 
erregten,  nicht  fo  weit  begründet  zu  feyn,  um 
für  jtztj  bei  der  weitern  Behandlung  der  Kran* 
ken  darauf  tlückficht  zu  nehmen. 

Zur  Verhütung  der  Verfchlimmerung  ihres 
Gemüthtzuil^ndes^  dieben  meines  Erachtens  vor- 
züglich der .  fortgefetzte  Umgang  aufser  dem 
Haufe,  wie  ich  ihn  in  den  letztem  Wodien 
mit  ihr  angefangen  hahe,  2Wetkmäbige  Befchäf- 
dgiuig  innerhalb  des  HauIeS^  das  Lefen  der  Bi* 
bei  und  der  regelmäüiige  Befuch  des   öffendi«. 


—       lOl       — • 

cjxen  Goltesdienltes.  So  grob  auch  ihr  Wider* 
Hand  gegen  die  Befolgung  diefer  Maatregeln 
ivai,  fo  ift  es  mir  doch  gelungen,  fie  sum  Ge« 
hprfam  zu  bringen,  ipdem  ici^  den  Glauben  bei 
ilir  zu  erwecken  und  zu  l](efeitigen  fuchte»  dafs 
jene  Vorfchriften  Refultate  göttlicher  Eingebur^en 
feyen,  deren  mich  das  höchfte  Wefen  gewür« 
digt  habe,  um  fie  aus  ihrem  unglücklichen  Zu- 
ftande  zu  erretten.  Es  hielt  fehr  fcliwer,  die- 
fen  Glauben  bei  ihr  hervorzubringen,  er  ift 
aber:  je2;t,^  wenn  ich  nicht  irre,  ziemlich  feft  bei 
ihr  gewurzelt,  uud  ich  hoffe,  Fall»  dies  nöthig 
feyn  follte,  noch  durch  eine  behi^tlame  fchrift^ 
liehe  Fortfetzung  meiner  Comxhunicalionen  die-' 
ferhalb  von  B«  aus  fie  ini  Gehorfain'zu  erhal- 
ten« Die  Verwandten  der  Kranken  erfuche  ich 
aber  m  ihren  Gefprächen  mit  ihr  dief<^  Sache, 
nicht  zu  berüluren,  fondem  fie  nur  durch  allge* 
meine,  aus  der  Befchaffenheit  ihres ^Gemüthszu- 
fiandes  gefchöpfte  Gründe  auf  jenem  Wege  |:u 
erhalten.  Zugleich  rathe  ich  mit  dem  tägli- 
chen  Genufs  des  W^i^fll  und  d^ra  äuCtern  Ge- 
brauche des  kalten  WaiTers,  fo  wie  ich  ihn  ihr 
vorgefchlageii  habe,  fortzufahren. 

s  Uebrigen^  inufs  ich  noch  bemerken,  dafs 
man  die  Belch^ffepheit  des  Gemüüiszuflandes 
der  Kranken ,  deffen  Befferung  tmd  Verfchlim- 
merung,  nicht  nach  ihren  Redtn  abmeflen  dar£ 


—       10i2       — 

Die  Gewohnheit,  üher  Kleinigkeiten  zu  feufzen 
und  zu  klagen ,  und  fich  alles  von  der  fchlimm- 
ften  'Seite  vorzuüellen,  hatte  fie  fchon  im  ge- 
Ignden  Zuftandc;  dies  iß  nicht  Folge  der  Krank- 
heit, fondem  ihres  Charahers^  der  in  ihrem  AI* 
ter  nun  wohl  fchwerlich  noch  eine  Aendemng 
leiden  dürfte.  Daiii  fie  f/ch  wirklich  geheflert 
hat,  erhellet  aus  dem  feltnern  Eintritt  dei  [me- 
lanchoKfchen  Paroxysmen  oder  fogenannten 
fchlimmen  Zeiten  und  dem  gelindem  Charakter 
.  derfelben.  Diefe  Art  von  BefTerung  kann  aber 
nur  der  beurtheilen ,  der  einen  folchen  Kranken 
mehrere  Wochen  lang  oeobachtet  und  den  gan- 
zen Gang  des  Uebels  ßudirt  hat.  Wer  derglei. 
chen  Kranke  nur  von'  Ztii  zu  2!eit  fieht  und 
mit  den  mannigfaldgen  Larven  diefer  räthfelhaf- 
ten  Gattung  vou  Uebeln  bekannt  ift,  möchte 
fich  fehr  o/t  in  der  Beurtheilang  des  Gemüfhs- 
zußandes  der  Kranken  irren,  und  fie  bald  für 
helTer,  bald  fiir  fchlimmer  haUen,  ohne  dafs 
weder  das  eine,  noch  das  andere  der  Fall  ift. 
Anch  mufs  ich  bemerken,  dafs  Gemüthskranke 
oft  ganz  anders  denken  f  als  fic  Jprechen^  und 
dafs  fie  zuweilen  etwas,  wogegen  fie  noch  kurz 
vorher  lebhaft  protefiirt  haben  ^  einige  Zeit  nach- 
her, wenn  man  ganz  davon  fchweigt,  von  ftlbß 
thun.  So  bin  ich  ziemlich  feil  überzeugt,  dafs 
die  gegenwältige  Kranke  wirklich  jeet    an  ihre 


—     103     -— 

WiederheiAellung  glaubt,  und  diefen  latentm, 
Glauben  zu  bewirken,  war  ein  Hauptzweck 
meiner  Behandlung;  hierüber  befragt ^  wird  fie 
aber  immer  das  Gegeutheil  äufsem ,  blos  weil» 
es  ihr  zur  Gewohnheit  geworden  iß^  immer 
das  Schlimmfie  zu  fagen. 

So  lange  nicht  zur  Wiedex^ehifiihrung  der 
Kranken  in  die  Gefellfchaft  die  Bahn  gebrochen 
war,  fiel  felbft  die  Möglichkeit  zu  einer  Verr» 
befTerung  ihres  Gemüth^zuftan^^B  weg«  Durch 
vernünftige  Gründe  wäre  fie  auf  keine  Weife  z\l 
einem  Verfuche  diefer  Art  «U  bewegen  gewe« 
fen ,  denn,  ilir  Wide^rfiand  dagegen  lyar  un- 
glaublich ftark.  Der  Gebra^uch  des  r^ligiöfe^ 
Myfii^ismus  leifiete  mir  unter  diefen  Umfiän- 
den  vortrefflich^  Diente,  ujid  die  Furcht  vor 
der  Qefellfchaft  ift  jezt  fchpn  fe^!!  bei  ihr  ge« 
mindert. 

.Noch  erluche  idi  tfie  Vi^wandten  der, 
Ksanken,  bei  ihren  Befuchen  derfelbeu  nur  im* 
mer  Muth  einzufpr^chen,*ihr  fortdauernd  zu.  fa- 
gen, daüs  fie  iich.  fre/^ne,  gegenwärtig  fchon 
ganz  anders  ley  als  in  vergangener  Woche  u.  IL 
w.  und  wenn  das  Gefpräch  zufällig  auf  religiöfe 
Gegenfiände-  kommt,  nie  anders  als  fehr  ernfis 
liaft  darüber  %\x  fprechen.  Auch  dürfte  der  öf- 
tere Beluch  Uuer  kleinen  Enkel  als  tm  Vorzüge 


—     104     —     " 

liches   Mittel   zur  BefiemDg   ihres  'Gemüthszu* 
fiande^  anzufehen  feyn« 

Die  Kränke  i^  tieflinnig  tincl  leidet  an  einer 
'  Schwäche  des  Befinnungsvennögens.  V^TT\ic}ii 
ift  fie  nicht  Sie  Hand  aber  im  Begriffe  es  zu 
werden  und  die  Furcht  vor  dem  Einbitt  einer 
kritifchen  Pmode^  die^  nicht  gehörig  geleitet, 
jenen  ZuAand  hert»eifulireu  konnte ,  bewog  mich 
meine  Reife  zu  Hix  nicht  länger  zu  Terfchlc- 
ben.  Dafs  ich  in  di^fer  Vorausficht  nicht  irrte, 
Veweift  mein  ühex  ihre  Krankheit  geführtes 
Journal,  A}s  ein  charakterifUfche^  Merkmal  der 
Dauer  jener  Periode  bitte  ich  ihr  Ausgabebuch 
nachzufehen,  ip,\D,e  Jliücke  darin,  die  vom  14. 
Mai  anfängt  und  bis  zum  7.  Junius  reicht,  be- 
zeichnet jenen  geiahrlichen  Zeitraum,  der  in*: 
deflen  Gottlob  glücklich  vorübergegangen  ift, 
ohne  den  Uebergang  in  die  melanchoUfcke  Ver- 
rücJitheitf  welche  etwas  anders  als  die  tinfache 
Schwermuth  ifi,  zur  Folge  zu  haben.  Es  würde 
mich  freuen,  wenn  meine  Behandlung  etwas 
zur  Verhütung  jenes  Zufiandes  mit  beigetragen 
haben  foUte*  Gebeflert  hat  fich  der  ^ufiand 
der  Kranken  deutlich,  die  völlige  Wiederher- 
ftellung  aber  ift,  Falls  fie  überhaupt  möglich 
feyn  follte,  nur  von  der  Zieit  und  der  Befol- 
gung der.  obenangegebenen  Maasregeln  zu  er- 
warten.   Die  Kranke  ift  69  Jahr  alt;  in  diefem 


—     105     — 

Alter'  tiefTinnig  zu  werden'  will  etwas  mehr  Ta- 
gen als  im  %oRen  oder  soften  es  2u  werden 
u.  f.  w.         • 

Nach  ehier  fpkter  erhaltenen  NachricUt  hat 
die  angefangene  BeiFerung  der  Kranlcen  auch 
nach  meiner  Abreife  noch  fortgedauert,  und  fie 
befindet  fich  jezt,  indem  ich  dies  fchreibe,  bei 
ihrem  Schwiegerfohne  zum  Befuch  auf  dem 
Lande. 


Nun  noch  dnige  Bemerkungen  über  die- 
fen  FaU. 

Was  wirkte  denn  bei  der  angezeigten  Be- 
handlung auf  die  Ejranke  heiliam?  Eben  das, 
was  unter  andern  Umftänden  oft  die  Quelle  d^ 
Verrückung  war.  Ich  meine  hier  alle  die  Ideen 
von  höhereu  Eingebungen,  Gnadenwirkungen, 
Teufel,  Gottes  Zorn  u.  dgl. ,  fo  wie  fie  in  den 
Schriften  der  religiöfen  Myftiker  enthalten  find 
und  ehemals  oft  auch  wohl  voü  .den  Kanzeln 
gehört  wurden. 

Wie  war  es  aber  möglich,  Ixe  von  der 
.Wirklichkeit  diefer  Dinge  zu  überzeugen^  die 
dem  aufgeklärten  Verftande  fo  bifarr  fcheinen? 
Weil  de  einen  natürlichen  Hang,  hatte  9  fie  zu 
glauben«  d.  h^  weil  fie  von  Natur  zum  nttgii\ftn 
Abtrglaubm  disponirt  war. 


—     io6     — 

Woraus  fchliefseft  du  aber,  mein  Freund , 
könnte  man  weiter  fragen ,  daiii  die  Kranke 
wirklich  die  vorgegebenen  Offenbarungen  im 
Traume  für  haare  Münze  nahm.  Aus  dem  fehl 
einfachen  Grunde,  weil  ich  Ce  durch  die  An- 
.  drohung  der  götdichen  Strafen^  die  fie  iich 
durch  den  Ungehorfam*  gegen  meiTie  Vorfchrif- 
ten  zuisiehen  werde,  zum  Ausgehen  zu  bewegen 
im  Stande  war.  Was  für  Selbflüberwindung  ihr 
diefe  Befuche  und  der  Rückgang  unter  die 
lylenfchen  kofiete,  die,  wie  fie  f>c.h  vorfieilte, 
alle  ihren  2rußand  kannten  und  fie  als  eine  Art 
von  Monßrum  betrachten  würden,  das  kann 
nur  ^er  beurtheilen,  der  ihr  Benehmen  beim 
Ankleiden  gefeheii  hat.  Sie  war  in  diefen  Mo- 
inen  ten*  oft  der  völligen  Verzweiflung  nahe,,  rifs 
mehreremale  die  Kleider  wieder  vom  Leibe  her-^ 
unter,  fchrie  heftig,  lief,  ganz  aufser  fich,  mit 
fliegenden  Haaren  im  Zimmer  herum  und  vei- 
fieberte  fortdauernd ,  wenn  ich  bei  meiner  For. 
derung  beharrte,  fie  könne  nicht  ausgehen, 
und  wenn  ich  fie  todtfchlüge.  Einige  kräfüge 
und  mit  dem  gehörigen  Ernft  beigebrachte  Vor- 
ilellungen  über  die  Strafgerechtigkeit  Gottes  war- 
vfen  fie  indeflen  immer  glücklich  wieder  in  die 
Kleider  zurück.  Soll  ich  nun  annehmen,  dafs 
üe  von  einer  Idee,  die  einen  fo  unglaublich 
heftigen  WVdei&w^  vo.  '^^\ii  Q^swüie  zu  über- 


—     107     — 

winden  im  Stande  i^ar,  nicht  überzeugt  gewefen 
fey  ?  Und  was  hatte  fie  von  dem  Zorne  Got* 
U8  zu  fürchten,  wenh  fie  nicht  dile  Befehle,  die 
icli  ihr  mittheilte,  als  von  Gott  felbß  gegeben, 
betraclitete?  Ob  jene  lebhafte  Ueberzeugung 
von  der  Göttlichkeit  meiner  Vorfchriften  dauernd 
bei  ihr  war,  weifs  ich  freilich  nicht,  glaube  es 
auch  nicht,  denn  fie  ivweifelte  an  allem ^  felbft 
an  dem ,  was  die  Sinne  ihr.  unmittelbar  darfteil- 
ten ,  was  z.  B«  bei  Vorzeigung  der  bei  ihr  vor- 
gefundenen Geldfumtne  der  Fall  war,  die  fie^, 
felbft  als  die  Geldftücke  vor  ihr  lagen,  doch 
nicht  für  fo  grofs  annehmen  wollte i  als  fie  war. 
Dafs  aber  in  den  Augenblicken,  wo  ich  mich, 
wenn  ich  diefen  Ausdruck  brauchen  darf,  mit 
ihr  in  den  pfychologifchen  Rapport  fetzte  d.  h. 
durch  kunftmäfsige  Unterhaltung  auf  ihr  Ge- 
müth  zu  wirken  fuchte,  wirklich  jene  Ueber- 
Zeugung  bei  ilir  ftatt  fand,  ift  bei  mir  aufser 
allem  Zweifel,  und  ich  getraue  mir  beinahe  zu 
behaupten ,  dafs  felbft  der  ftärkfte  phyßfche 
Zwang  nicht  fo  kräftig  auf  fie  gewirkt  haben 
würde,  als  diefer  moraUJche^  dex^  durch  die  er- 
wähnten Vorftellunge|i  bewirkt  wurde.  Was 
aber  in  jenen  Augenblicken  überzeugend  für  fie 
fehlen,  mufste  doch  wohl  Spuren,  wo  nicht 
von  feiner  Wahrheit,  doch  wenigftens  von  fei- 
ner   Wührfcheinßch/icit  f   in  ihr  zuiücUiifleiii   di« 


auch  fflr  den  übrigen  Zeitraum  der  BehandluAg 
heilfam  auf  ihren  Gemüthszuftand  zu  wirken  im 
Stande  waneui  und  fo  kann  die  unvermerkte 
Wirl^ung  jener  Kurmethode'  gar  wohl  dauernd 
feyn ,  wenn  gleich  ihr  ßchtbarer  Effekt  nur  tem- 
porär iß.^ 

Alle  diefe  verfchiedencn  Verfahrungswei- 
fen ,  diie  zur  Abficht  haben ,  eine  befondere  Art 
von  Aberglauben  in  dem  Kranken  zu  bewirken, 
CS  mag  nun  diefer  religiöfer,  oder  phyfifchei 
oder  medizinifcher,  pder  naturhiftorifcher  Att 
feyn,  wünfchte  ich  mit  dem  allgemeinen  Na* 
jnen  des  Imaginismus  :zn  belegen  und  betrachte 
diefe  Methode  als  eine  ^auptgattung  der  G^ 
dankenleitung.  (  S.  Ideen  zu  einer  Pfayfik  der  or- 
gan«' Körper  und  der  menfchl.  Seele*  S.  S56.) 
ITebrigens  fetzt  die  Anwendung  des  Imaginis- 
mu8,  wenn  fie  von  Erfolg  feyn  foll,  eben.fo 
gut  eine  gewiffe  morßUfcht  Difpofition  in  dem 
Subjekt,  mit  dem  man  den  Verfuch  anflellen 
will,  voraus,  wie  die  Anwendung  des  Magneti^ 
mus  in  ^inem  folchen  phyffche  erfordert,  wenn 
fie  gelingen  folL  Es  fey  mir  erlaubt,  hier  das 
2u  wiederholen,  was  ich  in  der  ebehangeführo 
ten  Schrift  (S.  338f)  gefagt  habe:  „Ich  getraue 
„mir  nicht  zu  beftimment  wie  weit  die  Wirkon- 
„gen  fich  treiben  lafTen,  die  man  vermittelft 
„gehöriger  Lenkung  einer  gbergläubifchen  Phan- 


—     109     — 

i,fafie  im  Körper  hervorbringen  kann,  dafs  fie 
,,  aber  fehr  .weit  gehen ,  davon  bin  ich  ziemlich 
i,feft  überzeugt** 

/ 


So  eben  (am  ixteü  October,  alfo  drei  Mo- 
nate nacli  EndigUng  der  Kur)  erhalte  ich  von 
dem  Sohne  der  Kranken  ^  deren  Behandlung 
ich  hier  dem  Publikum  tautgetheilt  habe,  die 
angenehme  Nachricht:  „dafs  t^atientin,  wie  ex 
„mir  fchon  gemeldet  habe »  nicht  lange  nach 
„meiner  Abreife  von  W*,  ihtem  Wohnort,  zu 
„ihrem  SchWiegerfohne  auf  da^  Land  abgeholt^ 
„nach  dnein  Aufenthalt  von  14  Tagen  dafelbft 
„nach  Wk  zurückgekommen,  und  feitdem  faft 
„beflsfndlg^  Wo  nicht  ganz^  doch  ziemlich  fo 
„munter  und  g^fund  fey,  all  lie.  es  ehedem  ge- 
wefen  wäre/*  Ich  geflehe,  dälii  ich  einen  fo 
glücklichen  Erfolg  bei  dem  Alter  der  Kranken 
und  manchen  ändern  in  ihrer  äufsem  Lage  ge« 
grüiHleten  Hindemiflen  der  Heilung  nicht  er« 
wartet  hätte»  Meine  Abficht  bei  der  lieber- 
nähme  der  Kur  war  blos  V^rbeffemng  ihres  Zu« 
Aandea  und  Anordnung  derjenigen  Maaaregeln« 
die  die  Verfehlimmerung  deflelben  und  den 
Uebergang  in  die  melancholifche  Verrücktheit 
etwa  zu  verhüten  im  Stande  feyn  möchten.  * 
Deßomehr  freut  es  auch,  durch  djefen  glücb 


— *      HO      — 

liehen  Ausgang  mdner  BemühuDgen  auch  un- 
ter demjenigen  Xheile  dea  Publikuma ,  der  die 
Zweckmäfßigkeit  und  Wirkfämkeit  eineE  Ku^n^ 
thode  nach  keinem  andern  Meikmale  weiter  als 
dem  Erfolge  derfelben  beurtheilt,  vielleicht  eini- 
ge Stimmen  iur  die  Brauchbarkeit  einer  Be- 
handlungsart  zu  gewinnen,  von  der  ich  über* 
seugt  bin ,  daiii  fie  für  die  Kur  der  Geznütbs* 
krankheiten  von  vielem  Werth  und  leider  von 
den  Aerzten  nur  zu  lange  vernacliläfsigt  ifi. 
OV  die  Kranke  vor  mehr  oder  wenige^:  bedeu« 
tenden  JRecidiven  ihre»  Ucbels  ganz  gefiebert 
fey,  karm  ich  freilich  nocli  nicht  mit  Zu  verficht 
*  beftlmmen,  wie  denn  überhaupt  Gewifsheit  übej^ 
diefen  Punkt  meines  Erachtens  in  keinüm  F«iJe 
einer  geheUten  Gemüthskrankheit  möglich  iß« 
Doch  fcheint  mir  gerade  die  innere  Ueberzeu- 
gung  von  einer  bei  ihrer  Heilung  im  Spiel  ge- 
wefenen  /lö/ierefi  Einwirkung»  die  ich  bei  ihr  zu 
befeüigen  gefucht  habe  und  deren  Spuren  auch 
j€zt  wohl  noch  in  ihrem  Gemüthe  nicht  ganz 
verwifcht  feyn  möchten,  das  ficheifte  Präferva- 
tiv  g^en  BückTälle  un^  das  hefte  Echaltungs- 
mittel  ihrer  Seelengefundheit  zu  feyn*  !l^  ge- 
fiehe,  dafs  ich  eine  Stelle  in  ihrem  Senfaiium, 
die  vorher  iiicht  krank  ^  fondern  blos  zu  die« 
fem  .Zuftande  disponin  war,  abfichtlich  krank  ge- 
jaaacht  habe,  ohngefähx  mit  eben  dem  Recht, 


---       111:      — 

mit  weldicm  der  Jcörperliclie  Arzt  zuweilen  ein 
künfUiches  Gefchwüi  applizirt,  um  eine  anfan- 
gende Lungenfudit  zu  heilen.     Das  Gefchwür 
ift  in  diefem  Falle  ein  viel  geringeres  körperliches 
Uebel  als  derjenige  Zuüandi  der  im  crflen  Sta. 
dium  der  Phtifis   pulmonalis   (latt  ,ündet,    und 
eben  fo  dürfte  der  Glauben,  d^fs  Gott  zuweilen 
feinen  Willen   durch  Träume   offenbare,  FalLi  ' 
er  auch  bei  der  Genefenen  fortdauern  foUte,  für 
ein  weit  geringeres  5ee/en- Uebel  anzufehen  fey, 
als  derjenige  Zuftand,  welcher  das  erfie  Stadium 
der    n^elancholifchen    Verrücktheit  -  bezeichnet, 
und    der,     falfch   behandelt,    nicht  feltea   mit 
einer  Gemüthslage  der  Kranken  fich  endigt,  die 
den    Gebrauch   der    Ketten   nothw^ndig    macht. 
Ein  Menfch,  der  von  aZ/en  Arten  des  Äberglau« 
bens  frei  gewefen  wäre,  hat  meines  ^Erachtena 
noch  nicht  exillirt.    Die  eine  Art  von  Aberglau« 
ben  iß  nur  gefahrlichet  für  den  Gefundheitszu- 
üand   der  Seele  als  die   andere,  und  ich  febe 
doch  nicht  ein»  warum  der  Glaube  an  höhere 
Eingebungen  im  Traume  es  mehr  feyn  foUte, 
als  der  an  Gefpenfier  und  Geißererfcheinungen, 
welcher   felbft   in  den   Köpfen    fehr  gefclieutec 
liCute  gefpukt  hat  ixnd  hin  und   wieder  noch 
fpuken  mag,   ohne  dafs  man  dergleichen  Perfo* 
aaen  deswegen  iur  vtrrückt  hält. 


—  , iia     — 

VeimitteUt  eines  sweckmälsigen  Gebrauchs 
jener  Gattung  dea  religiöfen  Myfiiziamus  bin 
ich  bei  der  gegenwärtigen  Kranken  im  Stande 
gewefen^  diejenige  Umßimmung  der  Beizbarkeit 
ihres  Seuforlums  einzuleiten  ^  welche  dies  Or* 
gan  gegen  Einfiüfle,  die  .vorher  beinahe  fort- 
dauernd beunmldgend  darauf  wirkten,  nunmehr 
nach  erfolgter  Genefung  unempfänglich  macht. 
(S.  Ideen  zu  einer  Phy.fik  der  organ.  Körper  und 
der  menfchl.  Seele*  S»  334  u«  f.)  Gefetzt  nun 
auch:  es  träumte  ihr  einmal  etwas,  was  fie  iiii 
ein  böfes  Omen  hielte,  fo  kann  üe  fich  vielleicht 
ein  iverüg  darüber  angftigen;  aber,  ich  ftehe  da- 
für, diefe  Angft  wird,  fo  lange  jene  kränkliche 
Reizbarkeit  des  Seelenorgans  nur  entfernt  bleibt, 
ficher  nicht  um  den  zehnten  Theil  fo  gtob 
(eyn,  als  diejenige  war,  die  in  den  lezten  Ta- 
igen, des  Mais  die  Grille  wegen  der  nicht  ver- 
acciften  Ziegenlämiher  in  ihr  erregte*  lieber- 
dein  habe  ich  dadurch,  dafs  ich  neben  dem 
Glauben  an  übernatürliche  Träume  zugleich  die 
beinahe  fcbon  völlig  erlofchene  Ueberzeugung 
von  der  Exiilenz  eines  grofsen  und  guten  We- 
fens,  deflen  Willen  es  fey,  dafs  fie  ein  heiteres 
und  hohes  Alter  erreichen  foUe,  in  ihr  wiedei 
belebte,  allem  demjenigen  Uebel ,  was  aus  der 
Misdeutung  eigner  Träume,  dem  Verdachte  von 
Anfechtungen  des  Teufels  u#  £  w.   entfpringen 

köimte, 


—     113     — 

lönnte,  einen  Damm  entgegengeßellt,  der,  wie 
ich  ho£fe,  nicht  leicht  einbrechen  wird. 

Dies  ül  das,  was  ich  hier  zur  RechtCerti- 
gung  meiner  Behandlungsart  noch  fagen  wollte. 
Ich  wünfche  nichts  mehr,  als  dafs  es  dazu ,  die- 
nen  möge,  die  öfientliche  Auf'merkfamkeit  auf 
'eiqe  Gattung  von  Experimenten  rege  zu  .ma- 
chen, die,  gehörig  benuzt  und  verfolgt,  da^u 
dienen  können,  eine  Brücke  zwifchen  zwei  Wif- 
fenfchaften  zu  bilden,  die  in  Rückücht  ihres 
Stoffs  und  ihrer  Beatbeitungsweife  fo  nalie  mit 
einander  verwandt  änd,  dafs  fchwer  zu  begrei- 
fen ifl:,  wie  fie  in  den  Köpfen  der  Gelehrten 
jemals  von  einander  getrennt  feyn  konnten,  ich 
meine  die  Arzneikunde  und  die  Pfychologie. 

X)r*  Schmidt» 
Arzt    zu    Berlin* 


XyZürB.  4.  St.  H 


VI. 
Ideen 

zur 

Anwendung  der  Heilmittel. 

Von   Dr.    Karl    Wolfart. 


»^Quorfum  enim  cinnainomutn ,  car^'ophylli,  iru 
pipera^  acoriis^  coftus,  rhaponticum  >  caUia,  befel- 
liiuziy  maftiche,  amoiuiun,  peucedanum  >  fpicauieny 
ziiiziber>  ligiium  et  fiiccus  balfaniiy  tragacandium » 
chaniedrys  >  euforbiuni,  olea  quoque  iiardi  et  moCche- 
lini?  Anne  Ihigula  liorum,  in  fcapiim  etymo  propoli- 
tum-  confpirant?  —  1-  —  —  Profeclo  congreiKonii 
limplicium,  ad  ignari  lubitum  factae,  fcholas  infatua- 
nint,  aegrofqiie  exanimarunt:  injecta  fpe  frultraruiu, 
occaßonesqiie  medcndi  in  momenta  labiles ,  incerti» 
conjecturis  venum  expofuerunt,  atque  praeterire  fe* 
cevunt.  ** 

Hellmont. 


Jedem  denkenden  Arzte  mufs  es  aufiallen, 
wenn  er  die  eben .  fo  verfchiedeiien ,  und  oft 
ganz  entgegengefetzten  als  fchwänkenden  Mei- 
nungen über  die  beftirnmte  Wirkungsart  der 
meißen  äufüeren  Gegenilände  und  insbefondeie 


_       —  ,  115     — 

der  Heilmittel  auf  organifche  Körper  betrachtet« 
—  dafs  fo  viel  taufend  Jalire  es  nicht  vermocht 
haben  /  über  diefen  G^genfland  ein  befriedigen- 
des Licht  zu  verblreiten.  Aber  zugleich  ,kanii 
er  aqch  1  nicht  umhin  4  fem  lebhäfted  Intereflei 
durch  diefen  Gegenftand  fefTela  zu  lafien  i  fo- 
bald  er  nur  einen  Blick  auf  die  grofa^  Wichtig- 
keit  deflelben  überhaupt  und  vorzüglich  für  difc 
technifche  Medizin  wirft.  •»—  Hier  iß  tioth  eiii 
wichtiges  weites  Feld  zu  bearbeiten,  üdd  viel 
wäre  allerdings  fchon  für  die  Aufgabe  gewon- 
nen, wenn  diefelbe  erfi  genau  bellimmt  und  er- 
örtert und  eine  Norm  aufgehellt  wiirdc,^nach 
welcher  die  Unterfüchuiigen ,  die  allein  zuiii 
Ziele  führen  können,  fich  richten  iind  fort^ 
fchreiten  muffen.  Diefes  ill  der  Gefichtspüiikt| 
aus  welchem  die  folgenden  Ideen  zu  betrach^ 
ten  lindi 

U 
Öer  Heilkünftler  fucht,  üiü  Krankheiten  äü 
befeitigen^  äufsere  Einflüffe,  welche  allein  in 
feiner  Gewalt  find«  in  Einwitkung  auf  den  ge- 
ftörten  Otgahi^mus  fo  Sin  bringen  $  dafe  derfelbe  ' 
mitteUl  einer  Kette  voii  Aktion  und  Reaktioü 
Von  deöi  abformen  Zuftande  t^^iedeif  auf  fein 
Kormal  verhäitnifs  aSürückgefühitv^ird../'  Infoferd 
ift  alfo  auch  alles  Heilmittel  ^  i  wfas  ^ih  folches 
8u  bedingezi  und  zu  wirken  «fmag^  iremi  ei 

Hi 


—     ii6     — 

ia  EinwiikuDg  auf  den  abnormea  OrganfiBinus 
gefetzt  iß.  Von  diefer  Stufe  können  wir  zu 
einer  noch  höheren  aufzeigen,  und  wir  fehen: 
•«-«  dafs  Alles,  was  auf  organifche  GebilcJe  zu 
wirken  vermag,  unter  gewilTen  Umftänden  In 
gegebenen  Fälleki,  Heihnittel  werden  könne. 

Der  .^hetoretifche  Theil  der  Medizin,  dio 
Heilkunde,  deduzirt  und  conflruirt  alle  einzel- 
nen Zuftände  im  abnormen  Organismus,  und 
fiellt  die  einzelnen  Formen  des  Uebelfeyns  auf. 
In  diefer  Handlung  aber  hat  die  WifTenfchaft 
auch  fchon  den  ganzen  Prozefs  der  Heilung  er- 
griffen; und  in  d^^rfelben  SchlufsketCe)  wodurch 
die  Condruktion  der  Krankheit  %u  Stande  ge- 
bracht wurde,  fortfchreiten4  oder  vielmehr  zu- 
rückkehrend, bildet  fie  die  ganze  Reihe  und 
Verfchlingung  der  Vorgänge  und  ilirer  Bedin- 
gungen, welche  bis  zum  Punkte  des  wiederher* 
gefüllten  Normal veihältniires  führen.  Auf  diefe 
Alt  ümfafst  die  Heilkunde  das  ganze  Gebret  der 
Heilmittel,  wie  wir  es  beßimmt  haben;  denn 
indem  fie  Krankheit  und  Heilung  bildend  lehrt, 
mufs  Gk  Alles,  was  im  Laufe  der  Abnormität, 
auf  den  Organismus  wirkend  ^  die  in  diefem 
Kreife  liegenden  Erfdieinungen  und  Verände- 
rungen hervorbringt,  beiUmmen,  und  hinwie- 
derum Alles  da^Uen,  was  im  Xiaufe  des  wie- 
derkehrenden Nonnalvediältniflesi  demfeU>cn  ent-. 


fprechend  und  es  bedingend,  Einfiul»  auf  deH 
Organismus  hat.  —  Diefes' ganze,  imd  wäre  es 
auch  vollendetes  Werk  ift  aber  das,  was  allein 
jede  WifTenfchaft  feya  kaim  —  das  Gemälde 
der  Wirklichkeit,  der  Geift  vom  Leben.  Die 
Heilkunde  giel^t  Abdrücke  des  Wirklichen  als 
Ideal;  diefet;  Ideal,  um  reelt  zu  feyn,  rnuüs  erft 
in  That  und  Wirklichkeit  gefetzt  werden;  und 
im  Gegeniatze  ift  auch  diefie*  Wirklichkeit  ein 
todtes  Chaos,  wenn  fie  nicl^t  zu  jenem  Ideal 
emporgebracht  wird? 

Hierdurch  geht  fchon  zum  Theil  das-  wahre 
Seyn  und  der  Umfang  des  technifchen  Theils  der 
Medizin,  der  Höilkunft,  hervor«  Wie  die  Heil- 
kunde die  Ideale  zur  Bildung  von  Krankheit 
und  Heilung  gab,  fo  trägt  die  Heilkunft  folche 
in  die  Wirklichkeit  über,  in  Handlung  und 
That.  Sie  fucht  nach  der  ihr  gelieferten  Cohp 
firuction  der-  Krankheit,  dUe  einzelnen  Momente 
ihrer  Bildung' im  Leben  auf^  und  kömmt  dann 
auf  dem&lben  Wege  zu  dem,  was  nun  gefche- 
hen  mufs,  um  Heilung  zu  Stande  zu  bringen. 
Hier  ift  der  fchwierjgße  Punkt;  liier  (bli  nun 
die  Handlung  geichehen,  wie  das  Ideal  in  fei« 
nen  einzelnen  JMomenlen  forttcbreitet  Hi«r 
zeigt  es  fich,^  ob  denn  das  Ideal  wirklieh  in 
das  Leben  gefetzt  tky^  oder  nidii?  ~  denn  mit 
dem  Geiße  fteht  die  Natur  im  ewi|en  8i 


—     118     —  * 

tand  wo  fie  Cch^  zu  wideTfprec hen  fcLeincn ,  da 
kommen  'fie  lieber  nicht  zufammen.  Es  iH, 
wo  fich  diefes  unwiderfprechljch  ^cig^  der  Mo- 
ment,  wo  der  Heilkünfller,  räch  Auffuchung 
der  einzelnen .  ErfcheiiiUDgeu  und  ihrer  Bedin* 
jguiigrn.  in  der  BilduDg  der  Krankheit,  wie  fie 
die  Heilkunde  yorzeichnet,  zu  der  Leitung  äut 
ferer  Incitaniente  auf  den  von  feinem  Nonnal- 
yerhältnifs  abgeTyicbenen  Organismus  fchreitel, 
sfo,  wie  fie  in  Gemäsheit  de^  Confiruction  von 
Krankheit  und  Heilung  •—  als  de»  leitenden 
Idealeß  -r^  erforderlich  find,  un^  ,  die  ganze 
Kette  von  Zufiänden,  welche  zum  Normalver. 
Iiältniit  führen '^  zu  bedingen  und  zu  erfchaffen. 
IT-  Ein  leichter  Xrrthum,  ein  geringes  Verfehen 
lü  hinreichend-,  dafs  das  Ideal  gar  nicht,  ins  Le- 
ben gefetzt  i^erde;  fomit  auch  Heilung  nicht 
eher  möglich  wird,  als  bis  folches  gefchieht,  es 
fey  nun  mit  Bewufstfeyn  —  und  der  daher  eul* 
fpringepden  Nothwemjigkeit  — •  oder  ohne  Be- 
wufüifeyn  '^  mithin  zufällig.  Die  Anwendung 
der  Heilmittel  ift  den^pach  der  grofse  Punkt, 
auf  welchen  es  am  Ende  bei  aller  Heilung  an- 
kommt, indem  fich  hier  die  Theorie  mit  der 
wirklichen  Handlung  in  die  vollfte  Ueberein- 
ftimmuijg  fetgjen  mufs,  und'  fiets  dadurch  aub 
neue  begründet  werden  kann. 


—     119     — 

Wie  vermag  nun  aber  der  HeilkünfUcr  dic^ 
fer  Forderung    im   ihrem  ganzen  Umfange   eiü 
Genüge  zu  leiten ,  und  wie  kann  er  das  jemals 
leißen,    wenn    er    nicht    einmal    die   Wirkung, 
noch    weniger    den    Gru;id    und    die    Art   und 
Weife  der   Wirkung  .  aller   Heilmittel    in    allen  ' 
Graden,    und    durch  alle   fich   dadurch  entwik- 
kelnden  Zullände   im    Organismus    kennt?    Ja, 
wir  können  es  uns  nicht  verheelen  -—  wie  nie- 
derfchla^end   auch    dadurch   der  Blick   auf   den 
gegenwärtigen  Zußand   diefes  wichtigen  Theües 
fler  tech nilchen  Medizin  feyn  mag  —  dafs  diele 
Erkeniitnifs    das   Ziel   fey,    nach    welchem    die 
H^ilkunft  nothwendig  ftreben  muffe,  dem  jeder, 
der  den   Namen    eines    Heilkünftlers  verdienen 
will,    .einen    grofsen     Theil    feiner    Thätigkeit 
und     feiner    i^rbeiten     redlich  .  widmen     mufs.' 
Denn  auch   für  die  Heilmittel  liefert   die  Heil- 
kunde   das    Ideal;    fie    aufzufuchen    im   Leben 
.und    in    der     Wirklichkeit    vermag    allein    die 
Künft,  und  fchwingt.  fich  eben  dadurch  zu  der 
eigentlichen  Sphäre  der  Kunfi  hinauf. 
2. 
Die  aus   diefen  Sätzen  fich  bildende  Auf- 
gabe für  die  Heilkunft  ift  demnach  —  befonders 
nach  dem  jetzigen   Stande  der  Heilkupde,  die 
uns    ein    vollendetes   Ideal   zu   Handlung   und 
That  für  die  WirtUchkeit  ci^dlich  v^ohl  zu  ge« 


bcn  verfpricht  —  voa  der  höchflen  Bedeutung, 
ihre  Erfüllung  aber  von  der  umfaffendften  Noth- 
wendigkeit  Um  aber  den  Weg  gehörig  aufzu- 
Ändeil,  nach  welchem  die  Erfüllung  der  Aufga- 
be  zu  Stande  gebracht  werden  kann,  ift  es  nö- 
ihig'y  vdiefelbe  vor  allen  Dingen  genau  zu  be* 
fiimmen  und  zu  erörtern.  Zur  richtigfimögli« 
chen  Anwendung  der  Hieilmittel  foll  nämlich 
auBgemittelt  werden; 

I,  Wie  ein  jed^s  Heilmittel  in  den  Hauptzu- 
i,fländen  des  Organismus,  und  vorzüglich  in 
I,  feinen  Abweichungen  vom  Normalverhalt- 
,.m(£ß  auf  denfelben  wirkt,  und  jva$  es  m 
„ibm  wirkt."  -r-     * 

Die  Art  und  Weife ,  auf  welche  ein  Heil- 
mittel als  folches  fich  ihätig  beweift,  d.  h.  der 
Vorgang  feiner  erften  Einwirkung  auf  organi- 
fche  Gebilde  und  den  ganzen  Organismus  mufs 
nicht  nur  aufgefunden  und  auseinandergefetzt, 
fondem  auch  alle  nachfolgenden  ^uftände,  wel- 
che von  diefer  erftern  Einwirkung  bedingt  und 
abhängig  find,  müflen  deudich  beßimmt,  gleich- 
fam  zum  zweitenmaie  nacherfchaffen  werden, — 
Auf  folche  Weife  kann  es  alsdann  möglich 
feyn,  von  einem  gegebenen  Falle,  der  diefea 
Erforderniflen  nach  genau  und  richtig  beftimmt 
ift,   auf  alle  andere  FäUe,  welche  ja   nur,  im 


—     lal    — 

höcßen  Sinne  genommen,    and«ie   Grade    feyn 
könneli,  unumfiöfsliebe  SclüüfTe  zu  bilden« 

Vielleicht,  dafs  nie  die  groüse  Aufgabe  in 
ihrem  weitefien  Umfange,  in  ihrer  höchßen  Be- 
deutung eriiilit  wücd^  aber  das  vorgefetate  Ziel 
doch  zum  Theil  zu  erreichen,  überhaupt  ihm 
nah  imd  immer  näher  zu  kommen  t-  das  ver- 
mag gewifs  die  Kunft.  Diefe  HojShung  müfTe 
über  allen  Skeptizismus,  der  ihr  dient,  über 
allen  unfruchtbaren  ;^weifel»  der  ihr  entgegeur 
firebt,  endlich  üegen,  und  den  HeilkünfUer  an<P 
fpornen ,  eintoi  fo  würdigen  Berufe  mit  froher 
IjuH  zu  folgen,  und  feine  Arbeiten  zu  Erreit 
chung  des  Erhabenen  Zieles,  welclies  die  glänv 
zende  Uebereinfiimmung  des  Ideales  mit  <fez 
Wirklichkeit  feiert,  mit  Zuveriicht  zu  beleben. 

Von  den  Uteflen  Zeiten  her  haben  inunes 
die  Aerzte,  wenn  auch  meiftens  ohne  Bewuiiit- 
feyn,  für  diefe  Aufgabe  mehr  oder  weniger  zu 
arbeiten  gefucht;  und  zum  Theil  haben  wir  daf 
Wenige  von  daher  empfangen,  .was  wir  ubei 
diefen  wichtigen  Gegenftand  bis  jezt  wiflen. 
Aber  freilich  viel  konnte  es  auch  nicht  fcyn; 
denn  immer  war  der  Weg,  welchen  man,  um 
jenes  Ziel  zu  erreichen ,  eingefchlagcn  ^hattet 
nicht  der  ganz  richtige.  Um  die  zufälligea 
Entdeckungen  fcßhalten  und  gehörig  würdigea 


—       122       -— 

ZU  können,   fehlte  es  durchaus  jenen  Beobach* 
lern  an  höheren  Prinzipien,  an  welche  fie  ihre 
Beobachtungen  anknüpfen  und  beleuchten  konn- 
ten. —     Dafs  man  aber   die  Aufgabe  zu  erfül- 
len  gefucht,    oder   fie   vielmehr   geahnet   habe, 
zeigt    una    die   Gcfchichie    der   Medizin.      Von 
jeher  war  es  immer  die  gewölinliche,  meiil  bbs 
finnliche  Erfahrung,,  die  man,  getäufchi  durch 
den    Mai)gel    an    Kenntnifs    des    Unterfchiedes 
zwifchen  Theprie    und    Praxis,   zwifchen  Heil-  • 
künde  und  Heilkunft.  (wie  wir   denfelben   oben 
zu  befliinmen   fuchten),    als   das   Höchße   ixüd 
fall.  Einzige   in   der   Medizin    betrachtete.     So 
endend  nun,  ohne  leitendes  Ideal  jene  Summe 
von  Beobachtungen,   Erfahrung  genannt,   wel- 
che   nicht    feiten    die    reine    Beobaclitung   dnes 
denkenden  Kopfes  in  ihrer  Bljöfse   zeigte,  und 
der,  wieder  dadurch  vpn  feiner  Seite   verleitet, 
^uf  den  Trümmern  d^s  jnorfchen  Gebäudes  alle 
Erfalirung  für  irrig  erklären  ^u  ilürfen,  fich  für 
b^^ptvUgt  hielt.  .  Aber   dann  Jiegte  wieder  das 
alte  Sedürfnifs,   und    wieder    wurde  Erfahrung 
gefammelt  —  blind,   zufällig;  und  wieder  war 
das  eigendiche  Ziel  verloren  gegangen. 

Auf  folche  Art  erblicke^  wir  in  diefen  bei* 
deri  Momenten  die  ganze  Qefchichte  der  Medi- 
zin entwickelt.  Und  fo  enthüllt  fich  uns  auch 
in  dicfey  Gefchichte  die  ^infeitige  Meinung  der 


-—       123'   .  "• 

beiden  Partlieien,  wovon  die  eine  die  Medizin 
lediglich  als  Erfahrungsfatz  Ijetracht^t,  die  an- 
dere ihr  jenfeits'  aller  Erfahrung  einen  höheren 
Standpunkt  geben  zu  muffen  glaubt.  Wir  ent- 
warfen eben  djs  Büd  der  Medizin,  in  welchem 
fich  diefe  Extreme  der  beiden  Partheien  zur 
bedeutfamen  Wahrheit  vereinigen. 

Leicht  iil  es  nun  auch  einzufehen,  warum 
.bisher  jene  Aufgabe  nicht  erfüllt  wurde,  und 
wir  kommen  eben  duich  diefe  Einficht  auf  den 
richtigen  Weg,  welcher  dahin  führt.  —  So  lan- 
ge die  Krankheit  felbfl:  nicht  conflruiit .  wurde , 
und  die  einzelnen  Prozefle,  die  Kette  von  Zu- 
fländen  bis  zur  Heilung,  fo  lange  konnte  man 
auch  durchaus  nicht  zur  reinen  Erkenntnifs  der 
Wirkung  von  den  Heilmitteln  gelanger^  Es 
wurden  nur  entfernte  Erfcheluungen  diefer  Ein- 
wirkung^ auf  den  Organismus,  oder'blos  das 
nefultat  derfeiben  aufgefafst.  Auch  iil  es  nicht 
zu  leugnen,  ^Tufall  und  Aberglaube  gaben  die 
Diemente  der  Heilmutellehre.  Man  folgte  dem 
Verlangen ,  dem  Inftinkt  der  Kranken  als  Forde- 
rung feiner  Natur,  oder  dem  ähnlichen  Verfahr 
ren  der  Thiere,  oder  es  wurderii  Dinge  als  Heil- 
mittel gerühmt  und  empfohlen,  deren  äufsere 
Merkmale  den  kindifchen  Veiiland  zum  Schlufs 
der  durch  irgend  eine  Aehnlichkeit  bedingten 
Wechfelwirkung  im  Organismus  verleiteten  \  z.  B« 


— ^    'T24.'  — 

gelbe  Wurzeln  in  der  Gelbfucht  u.  f.  f.  Dcm- 
ohngeachtet  galaiigte  man  immer  zu  dniger 
Keniitnifs:  die  gegebenen  Mittel  heilten  entwe- 
der zufällig,  und  dann  war  ein  Heilmittel  iur 
diefen  oder  jenen  Zulland  aufgefunden,  —  oder 
'  £e  heilten  nicht,  und  es  wurden  neue  Mittel  ver- 
fucht,  oder  man  wendete  oft  das  Entgegenge- 
fetzte mit  Glück  an, 'wenn  das  vorige  Mittel 
den  ZuRand  verfchlimmert  hatte«  Auf  folchem 
Wege  bildete  fich  hauptfächlich  die  Lehre  der 
Heilmittel.«  Die  verfchiedenartigfien  Körper, 
von  denen  die  Erfahrung  ausfagte,  dafs.  fie  iii 
diefem  oder  jenem  [albnoniien  Zuftande  des  Cti- 
,  .  gauismus  von  Nutzen  gewefen ,  wurden  audi 
alle  ftets  in  folchen  Zuftäuden  vereint  verfuclit, 
weil  folchen  Vorßellungen  gemäs,  dadurch  die 
Heilung  noch  fchneller  und  beiTer  erfolgen 
foUte, 

Nun  beobachtete  man  ferHer  einzelne  Et- 
fchein\ingen ,  welche  die  Heilmittel  im  Organis- 
mus hervorbrachten,  ohne  dafs  die  Reihe  von 
Zufländen,  bis  zu  dergleichen  Erfcheinungen,, 
ohne  dafs  die  durch  diefe  Erfcheinungen  nun 
wieder  gefetiste.  Kette  von  Zuftanden  bcrückfich- 
tiget  wurde.  So  überbrachte  uns  dann  die  Er- 
fahrung Körper ,  welche  Erbrechen  oder  Seh  weis 
oder  anilere  Ausleerungen  (gröfstentixeils)  erre- 
ge» Köjper,  welch«  diefen  oder  jeh^n  abnor- 


men  ZuRÄnd  des  Organismus  melft  gehoben 
haben  ü.  t  f.  —  und  fo  entftandj  und  fo  ift 
unfere  Kenntnifs  von  den  Heilmitteln,  ihrer 
Wirkung  und  Apwendung.  Mehr  konnte  man 
auch  nicht  nach  dem  angeführten  Verfahren  ge- 
winnen ,  und  es  bleibt  demnach  unfern  und 
künfdgen  Zieiten  vorbehalten ,  unter  dem  lei« 
tenden  Ideal  die  Erfüllung  der  grofsen  Aufgabe 
XU  begründen^ 

Wir  fahen  bisher,  wie  luid  warum  die 
Aufgabe  zur  weiteren  Vervollkommnung  der 
Heilkunfi  nicht  erfüllt  wurde,  und  nicht  erfüllt 
werden  konnte;  — *  wir  können  daraus  die  Ueber-. 
Zeugung  fchöpfen,  dafs  nie  auf  dem  bisher  vei« 
fblgtea  Wege  wahre  Kenntnifs  der  Heilmittel 
und  ihrer  Anwendung  zu  erlangen  iey.  Wir 
wollen  nun  unterfuchen,  auf  welche  Art  das  ge: 
wünfchte  Ziel  erreicht  werden  kann« 

Das  erfte,  was  nun  gefchehen  mufs,  ift: 
die  Heilmittellehre )  fo  wie  fie  uns  übertragen 
il^,  und  jest  lieh  vorfindet  ^  su  imterfuchen,  zu 
berichtigen,  mit* einem  Worte»  neu  zu  beftim« 
men.  NothgedrUngen  müITen  wir  zu<  dem  En^; 
de  die  Heilmittel. geben,  faft  möchte  ich  fagen, 
in  der  blinden  Empirie  der  Tradition.  Die  ge- 
wöhnlich und  vielfach  beoba^tetea  Wirkungen 
yon    QeiboJinelA   in   KiM4ltfiit|zußäa4en    und 


/ 


—       126       — 

Formen  müfTen  uns  noch  den  Maasßab  geben, 
nach  welchem  wir  die  Heilmittel  wählen,  deren 
wefentliche  Natur  uns  die  Conflruction  der 
Krankheit  vorzeichnet.  Aber  fchon  begnüget! 
wir  uns  nicht  hios  mit  dem  Refultat»  wir  fa- 
chen alle  Bedingungen  deflelben ,  alle  Zm- 
fchenglieder  bis  in  den  Kreid  jBines  folchen  Be> 
fultates,  CS  mag  übrigens  feyn,  welches  es  wol- 

'  le',  zu  verfolgen  lind  aufzufinden*  Die  Theo- 
rie  als  befiändige  Führerin  leitet  der  fichem 
und  reinen  Erfahrung  entgegen  |  und  bald  fe- 
hen  wir  aus  der  rohen  Empirie  zweifelhafter 
Traditionen  die  Wahrheit  mitT  ihfen  ewigen 
Prinzipien  für  die  Anwendung  der  Heihnittd 
hervorgehen. 

Wie  wird  aber  dies  möglich  fcyu?  — • 
Durch  die  bisher  übliche  Art  der  Anwendung 
von  Heilmitteln  gewifs  nicht.  Ja  felbß  dann, 
wann  auch  alles  genau  befolgt  würde,  was  die 

•  Bedingung  der  reinften  Erfahrung  erheifcht,  es 
iit  nicht  möglich  die  groCse  Aufgabe  zu  erfül- 
len, fo  lange  mJirere  Heilmittel  vereint  in  Anwen- 
dung gefetzt  werden  i  wie  es  uns  denn  die  Tradi* 
tion,  deren  Urfprung  wir  zeigten^  als  einen 
gleichfami  geheiligten  Brauch  überlieferte.  — - 
Ein  Blick  auf  das  W^fen  der  Heilmittel  wird 
.folches  näher  entwickeln« 


—      127      -^, 

Die  weftigrteti  Heilmitel  können  zu  den 
einfachen  Körpern  gerechnet  werden,  die  allere 
meiflen  find  mehr  oder  weniger  zufammenge* 
fetzt,  und  auf  diefe  Art  als  neue  Kprper  dar- 
geftellt  So  lange  es  nicht  Dnöglich  iA,  alle 
Körper  in  ihre  Elementartheile  zu  zerlegen, 
und  wir  alfo  auch  über  die  Wirkung  diefer  Ele- 
mente keine  Verfuche  aufteilen  können,  fo  lau* 
ge  find  wir  berechtigt  — ^  und  es  bleibt  uns 
xrichts  anders  übrig  —  alle  Körper,  infofern  fie 
als  folche  ihre  Eigenthümlichkeit  befitzen,  und 
diefen  Namen  nach  der  angebenen  Benimmung 
verdienen,  als  einzelne,  für  Cch  beftehende 
Heilmitel  zu  betrachten ,  uud  zu  erforfchen.  -^ 
Icli  fage,  nur  diefes  bleibt  uns  übrig;  denn  ge- 
langten wir  einft  dazu,  uns  die  Elementartheile 
aller  Körper  rein  für  fich  zu  verfchafFen,  fo  . 
würde  es  die  Vervollkommnung '  der  Heilkunft 
und  unfere  Aufgabe  erheifchen,  zuförderft  die 
Wirkung  diefer  Elemente  in  organifchen  Gebil- 
den  zu  erforfohen,  und  dann  erft,  wenn  diefes 
anders  hernach  noch  erforderlich  wäre,  auf  zu- 
fammengefetzte  Körper  überzugehen.  Und  aus 
diefem  Grunde  ift  es  hinwiederum  die  nächfte 
Pflicht,  genau  alle  Heilkörper  für  fich,  ohne 
weitere  Zufammenfetzung  zu  betrachten,  und 
^ma  untc-rfuchen. 


l 
fc—     lag    — 

Die  einselnen  Körper  und  Heilmittel  ^  wie 
fie  auch  immer  aus  den  einfachfien  Stoffen  viel- 
fach zufammengefetzt  feyn  mögen»  müflen  vfii 
demnach  infofern  als  einfache  annehmen ,  all 
lie  nicht  aus  mehreren  folchen  wieder  gemifcht 
Und«  -«  Die  Wirkungsart  diefer  einzelnen  Heil« 
mittel  in  befiimmten  Zuftitoden  des  Organismus 
loll  nun  aber  aufgefunden  werden»  Hierbei  ift 
nur  noch  zu  bemerken ,  dals  zu  folchen  Beobach* 
tungen  und  AusmmittelluDgen  ein  jeder  richtig 
erkamite  Zudand  des  Organismus  «lienen  kann; 
denn  ift  die  Wirkungsah  eines  Heilmittels  in 
dnem  folchen  Züflande  einmal  aufgefunden,  fo 
ift  fie  es  für  alle  übrigen ,  und  möglichen,  er- 
kannten Zuftände,  und  zwar  aus  demfeibcn 
Grunde»  als  Ach  aus  einem  gegebenen  Winkel 
nnd  feinen  Schenkeln  die  dritte  Linie  fürs 
Dteieck  in  allen  nur  mögiicJien ,  Fällen  von 
felbft  ergeben  mu(s.  — 

Beftimmt  werden  wii;  zuförderft  zur  An- 
wendung eines  Heilmittels  in^  einem  gegebenen 
Zuftande  des  Organismus :  theils  durch  die  bis« 
herigen  auf  Tradidon  beruhenden  Meinungen, 
Empfehlungen  und  den  Glauben,  theils  durch 
Analogie  beobachteter  glücklicher  Ausgänge  bei 
der  Anwendung  diefes  Mittels  in  ähnlichen  Fäl- 
len, theils.  durch  die  Erketintnifs,  durch  die 
Conftruction  des  ganzen  Zufiaadea  des  Oiganis- 

BlUS 


mus  in  allen  feinen  Bedingungen  und  Vorgän- 
gen,  und  der  «lamjit  in  nothwendiger  und  zwar 
d<2m  Heilzweck  cntfprechender  Wechfi^lwirkung 
Gehenden  Natur'  des  Heilmittels  felbß. .  Werden 
wir  in  unferem  Verfahreii  durch  das  Gefammte 
dleüer  Gründe  geleitet,  fo  ift  daflelbe  um  foviel 
vorzüglicher.  Auf  gleiche  Weife  verhält  es  iich 
mit  der  BeAimmung  der  Gabe  der  'Heilmittel 
überhaupt  fowohl  in  Rückficht  auf  Maas,  als 
auch  auf  Zeitraum..  Die  fernere  Art  der  An« 
w^dung  des  Heilmittels  hängt  lediglich  von 
^er  Conflruction  der  Krankheit,  und  von  den 
durch  das  angewandte  Mittefl  bewirkten  Zußän« 
den  und  Veränderungen,  fonach  vom  Frozefie 
der  Heilung  und  Nichtheilung  ab. 

Es  foll  nun  aber  nicht  blos  der  Enderfolg 
Aei  Anwendung  eines  Heilmittels,  fondem  cUe 
ganze  Kette  von  Veränderungen  und  ihre  Be-^ 
dinguDgen,  deren  uothwendiges  Refult2(t  irgendL 
ein  Enderfolg  feyn  mufs,  gefehen  und  erkannt 
werden.  Nun  erfordert  aber  die  Pflicht  des 
Arztes,  da  fein  heiligfier  Zweck  Heilux^  i feyn 
jnu£i,  die  Anwendung  eines  Heilmittels  nicht 
weiter  fortzufetiien ,  fobald  folclie  Veränderun«: 
gän,  durch  das  ^eilmittel  hervorgebracht  wor« 
den  find ,  welche  encUich  einen  dem  Heilswecke 
CJDtgegenfiehenden  Erfolg  nothwendig  herbeifüh« 
•S€D«  InmvitteUl  ift  di^rch  di^fra  Vor^mg^  für 
xvm.  B.  4.  9t.  I 


-  —    ,i3o     — 

die  Künß  doch  wieder  gewouDen.     Zum  TLeiT 
mufs    doch    die  'Wirkungsart    des   angewandten 
'   Heilmittds  erkannt    feyn,    wenn   auch    nur  ia 
den    erflen    Bedingungen ;     dann     leitet    diefe 
Wah'rnehTnung  des  mifsglückten  V^rfuches-  den 
xienkcnden  Geill  mit  höherer  Wahrfcheinliclikeit 
des   glücklichen  Erfolges,   zu   der  Anwendung 
eines   anderen   beAimmten    Heilmittels  /  das  ia 
dem  Grade  von  dem  vorhergehenden  in  feiner, 
unferen  Sinnen  dargeßellteu  Natur   yerfchieden 
ift,    als  jenes  in   feinen   Wirkungen,    von  der 
xur  Heilung  nothwendigen  Kette  von  Verände- 
rungen   abwich.    Und '  fo  geht   das  Anwenden 
und  Beobachten  auf  die   befchriebene  Art  von 
neuem  an.     Gefetit  nun  aber:   die  durch  das 
Heilmittel  hervorgebrachten  Erfcheinungen  und 
Veränderiitigen  im  Organismus  entfprächen  dem 
Meilzweck,  fie  Itihrten/in  Üebereinftimmung  mit 
'der  richtigen  GonAruction  der  Krankheit  (oder, 
wie  es  leider  noch  oft  gefchehen  mufs!  diefelbe 
begründend  und  berichtigend)  zur  Heilung;  — 
fo  wird  dife  Anwendung   des  Mittels  fo  lange 
und  auf  die  Art  fortgefetzt  ^  als   es  ]die  Conti- 
nuität   der   fiph   entwidtelnden   Zußände    erfor- 
dert.   Nun  werden  Wir  JTchön  ficherer  geleitet; 
und  dann  werden  wir  auch  freilich  oft  finden, 
dafs  nach   und  nach  alle  Mufseren  Erfcheinun- 
gen —  deren  Bedingungen  nun  fchon  für  im- 


—     131     — 

mer  ergriffen  tejn  müfien  —  eintreten,  fo  wte. 
es  die  Tradition  ausiagt,  dafs  £ie  .zur  Heilung 
eingetreten  wären« 

Aus  dem  Grcfagteh  folgt ,  dais  fler  Fall  ein- 
treten kann,  wo  ein  Heilmittel  die  Gränze  fei- 
Der,  der  Heilung  entfprechen^en  Wirkungen 
erreichen  mufs,  oder  wo  es  wohl  gar  von  der 
Heilung  wieder  entfernende ,  folglich  abnorme 
Zuftände  zu  fetzen  vermag.  Diefer  Fall  mufs 
aber  den  vorhergehenden  Sätzen  zu  Folge,  in 
der  Reihe  der  Erfcheinungen  als  iiothwendig 
eintretend  vorausgefehen  und  fomit  ein  anderes 
Heilmittel  angewendet  werden,  deffen  Natur 
von  dem  ganzen  Heilungsprozefs  und  dem  vor« 
herangewandten  Mittel  bezeichnet  iA« 

piefes  ift  die  Anwendungsärt  von  Heilmit* 
teln  und  die  dadurch  bedingte  Heilung  der 
Krankheiten,  wie  fie  ein  Dedürfuifs  der  VervolU; 
kommnung  der  Heilkunft  ift.  Ich  brauche 
kaum  noch  zu  bemerke^,  dafs  während  eine» 
folchen  Vorganges  genau  alle  kufiseren  EinflüfFe 
berückfichtigt,  und  foviel  als  möglich  mit  dem 
Bedürfnifs  zum  Heilzweck  in  Uebereinftimmung 
gefetzt  werden  müflen ;  ihr  Antheil  aber  an  den 
Veränderungen  im  Organismus,  hhiIs  genau 
befiimmt  und  von  dem  der  befonderen  Heilmit- 
tel getrennt  werden« 


I  t 


—       132      — 

r    '       , 

So  lange  nun  die  Anwendiing  der  Heilmit- 
tel lediglich  in  Verbindung  mit  nocb  andern 
'Wirkfamen  Körpern  gclcliieht,  fo  lange  ift  auch 
nie  die  Wirkungsart  derfclben  auszumitteln.  Nie 
können  wir  da  teftimmeir,  weldie^  Mittel  diefe 
oder  jene  Erfchejipung  und  .ihr  zu  Grunde  lie- 
gende Verändwrung  hervorgebracht',  welches 
AeRTk  eigentlich  die  ProzefTe  zur  Heilung  oder 
Nichtheilung  bedingt,  habe.  Höchftens  kann 
nur  dadurch  gefunden  werden,  dafe  gegebene 
Heilmittel  in  befiimmter  Verbindung  und  in 
einem  beßimmten  Falle  angewandt,  diefe  odec 
jene  Ei:fcheinungen  und  Veränderungen  bewirit 
I^aben.  Und  diefes  ift  «s  auch,  ;wras  uns  die 
Tradition  gegeben,  was  wir  aus  den  An/bren- 
gungen  von  fo  viel  taufend  Jahren  empfan«. 
gen  haben.  Aber  es  ift  inzwifchen  erwiefen 
worden,  dafa  folche  Befultate  zur  VervoUkomm- 
niing  der  Heilkunft  wenig  beitragen,  und  für 
das  wahre  Heilen  nicht  gei^iügen  können. 

Leugnep  kann  und  will  ich  es  nicht»  tiafs 
aus  der  Verbindung  mehrerer  Heilmittel  ein  Drit- 
tes entftehen  k-önne,  welche^  in.  feinen  ^igen- 
fchaften  von  allen  den  ^aterien ,  wotaus  es  «zu- 
fauunengefetzt  ift,  abweicht,  und  gerade  foldie 
Zuftände  in  «inem  g^ebenen  Falle  im  Orga- 
nismus bedingt,  welche  zur  Heilung  fuhren.  So 
können  auch  wohl  in  manchen  Fällen^   zumal 


—     133     — 

h^i  LökalkräDklieit,  gerade  mehrere  Mittel,  in' 
Verbindung,  durch  ihre  verfcUiedenen  Eigen- 
fchaften  ^  die  dem  Heilzweck  entfprechen«n . 
.  Veränderungen  im  Organismus  gemeinfchaftlicli 
fetzen.'  Ja,  diefes.  mufs  £ch  nach  den  aufge- 
Heiken  Gkmdfatzen ,  auch  wenn  ivir.  keine  Xra- . 
dilion  und  Erfahrung  darüber  hätten  ^  wirklieb 
fo  verhalten.  Aber^um.fb  mehr  müflen  wir 
aus  diefem  Grunde  zur  Kenntnifs'hinaufßieben) 
iEicilmittel  auf  folche  Art  zu  verbinden  und  ge- 
meinfcbafUich  anzuwenden  ;i  welche  Kenntni£i 
aber  die  der  V/irkungsast  der  einfachen.  Heil  mit- 
tel docii  'erft  unbedingt  vorausfetzt.  Und  wo 
von.  der  Bearbeitung,  diefes  GegenÜandes-  als 
von  der  Grundfäule  der  Vervollkommnung  der 
Heilkunßr  die  Rede  ift,  k^nn  in  diefer  Rück- 
ficht  von  der  zweiten  Cotenz,.  zu  der  wir  nur 
dann,  eigentlich  gelangen  können^  wenn  wir  die 
eiße  ergriif^ßn  haben,  nämlich. von  der  oftnoth*> 
wendigen  Verbindui^g  mehrerer  Heilmittel,  als 
Einwurf,  nie  die  Rede  feyn*        i 

Infofem  wir  da,  wo  wir  in  Fiifjllecnifii  um« 
liertappen,  alles  zu  ergreifen  fuchen  rqüflen, 
was  uns  kiten  kann,  fehen  wir  uns  freilich  in 
drlngemlcn  Fällen,  und  wo  uiTs  die  Coiiftruk- 
lion  der  Krankheit  verläfst,  genöthigt,  lediglich 
der  Tradifion  zu  folgen,  und.  Heilmittel  und 
«Verbindungen  von  Heilröittejn   ist  Einw:irkung 


—     134-    — 

auf  den  Organismus  zu  bringen,-  fo  wie  uns 
diefelbeii  die  Tradition  in  ähnlichen  Fällen  als 
hillfreich  rühmt.  Entßeht  aber  dadurch  der 
Kunfl  ein  Gewhin,  felbfl  wenn  Heilung  dadurch 
bezweckt  wird?  —  Aber  wie  oft  ereignet  fich 
x»icht  auch  das  Entgegengefetste !  wie  oft  folgt 
nicht  einem  folchen  Jahrhunderte  hindurch*  ge- 
priefenen  Heilmittel  verein ,  eine  aller  Heilung 
entgegengefetzte  Kette  von  Zufiänden?  Und. 
wozu  alsdann  greifen?  Schwerer  ift  nun  die 
Wahl  anderer  Heilmittel,  da  die  Wirkung  der 
vorhergehenden  nicht  wohl  unfere  Wahl  leiten 
kann ,  weil  es  alsdann  immer  ungewifs  bleibt, 
welches  von  den  zuCammenverbundenen  Heil- 
mitteln eigentlich  die  der  Heilung  zuwiderlau- 
fenden Veränderuifgen  bedingte.  Anders  und 
unendlich  belTer,  verhält  es  fich  hier,  wie  oben 
gezeigt  wurde,  bei  der  Anwendung  eines  ein- 
fachen Heilmittels. 


Wir  find  wieder  auf  ilen  Punkt  gekommen, 
von  welchem  die  vierte'  Unterfuchung  ausge- 
gangen wdr,  zu  dem  Punkte,  der  allein  uns  zur 
Erfüllung  unferer  Aufgabe  zu  führen  vermag. 

Demnach  können  wir  nun  als  Bedingung 
zur  Erfüllung  der  Aufgabe  das  allgemeine  Ge- 
fetz   aufftellen:     „a//e    anzuwtndtndm    Heilrmtttl 


•     —     135     — 

muffen  einzeln  für  fich  in  JEinmrkung  auf  den  Or- 
ganismus sefetzt  werden,^*    '  ^ 

^Dle  bedingenden  Prinzipien  diefes  Gefetaoes 
£nd  fclion  hinlänglich  erörtert  und  in  ihren 
einzelnen  Gliedern  dargeAellt  worden* 

Allerdings    iß    ea    unendlicl»    fch wer ,    die 
durch   ein  Heilmittel  im  Organismus  gefetzten 
Veränderungep  und  Erfcheinungen ,  und  durch 
beide  hindurch  di&  Bedingungen  diefer  Zußäo- 
de,    das    Wie  des   ganzen  HeilungsprozefTea  zu^ 
erkennen  und  äufzufafTen.     lAiev  muis  uns  aie 
Theorie  nach  den  obigen  BeiUmmungen  leiten« 
Auf  folclic  Art  entliehen  zuerft  Hypöthefen ,  die 
^  weitere  Verfuche  veranlaflen,  ynd  irnfner  tiefere* 
Blicke  in  die  Natur  erregen»    E$  reiht  i]ich  eine 
reiche  Kette  von  i^lchtigen  Erfahrungen,  an  die 
dei  Geift  mittelß  jener  der  Wirklichkeit  imm^ 
mehr   entgegen wachfenden  Hypothefen  die  un- 
endliche  Wahrheit  knüpft»^ und   die  Heilkunft 
in  lichtvollein  Einklang  mit  der  Heilkunde',  für 
immer  begründet,  fich   in  eiiie  höliere  Sphäre, 
erhebt. 


*     Kurze    Nachrichten 
und 

mcdizinifche    Neuigkeiten 


Ein  fichtru  und  fchnell  wirkendes  Mittel  gegen  dm 
GichtanfalL 

Ich  -glaube  vielen  Kianken  und  felbft  Aettten 
kein  unangenehmes  Gefcheak  zu  machen,  wenn 
ieh  fie  eiti  Mittel  lehre  den  Gichtanfall  er  mag 
Podagra,  Chiragra,  Gonagra  u.  f.  w«  feyn,  in 
fehr  kurzer  Zeit  ohne  Nachtheil  des  Kranken 
zu  heilen.  Diefes  Mittel  heifst:  Eaii  medidnak 
d^  Idujfon^  ancien  Offiicier  des  troiipes  de  France  f 
refidant  ä  Sedan.  —  Wohl  werden  fich  die  Le- 
fer  wundem,  hier  ein  Arcanum,  denn  du  ift 
es,  von  einem  Arzte  angepriefen  zu  lefeo, 
aber  es  ift  nun  einmal  fo,  und  wer  auf  mein 
Wort  den  Verfuch  machen  will,  fage  dann,  ob 
ich  unwahr  geredet  habe.  Unter  den  vielen 
Arcanis  die  befonders   ehedem    aus    allen  Ge- 


—     137     -^       ' 

genden  vorzüglich  aber  aus  Frankreich,    hierher 
flrömten,    befaad    fich    auch    diefes«  —  ^  Selüe 
Bekanntwerdung   fallt   vor    meine    Zeit,    daher 
ich    nicht    weifs,    ob    es    je    nach    des    Erfin- 
ders   Anpreifung   ift   in    Gebrauch  gekommen; 
aber  nach  und  nach  ift  es  von  mehrem  in  der 
,  Gicht  auf  eine  Art  und  nnt  einer  Wirkung  an" 
gewendet  worden,    die,  nach  der  Annonge  zu 
■  urtheilen ,  felbft  vom  Erfinder .  nidit  gerade  fo 
gekannt  zu    feyn  fcheint.      rls  giebt  hier  eine 
IMenge  Peirfonen«  die  bei  jedem  Gichtanfalle  von 
dieCem  Mittel  Gebrauch  machen,  ßets  mit  dem- 
felbeü  Erfolge  und  ohne  den  geringften  Nach-*' 
tlieil;  in  drei  bis  vier  Tagen  ift  der  ganze  An- 
fall weg ,    die  Kranken  befinden  fich   fo  wohl  ' 
wie  vorher,  bis  zu  feiner  -Zeit  der  Paroxysmus 
wiederkdirt.    Ein  hiefiger  Kaufmann,  nun  fchun 
über    70    Jahr   alt,    bedient    fich    feit   beinahe 
swölf  Jahren  diefes  Mittels,-    hat  ein  munteres 
blühendes  Ausfehen,   geht   feft  und  ficlier  auf 
feinen  Füfsen,    obfchon  er  ein  -  auch  zweimal 
des  Jahres  dem  Ppdagra  unterworfen  ift.     Ich 
habe   ihn  genau  befiragt,    ob    er  feit  dem   Ge- 
'    brauche  des  Mittels  keine  Veränderung  in  feiner 
Gefundheit  gefpürt   habe,  ob    die    Gicht  nicht 
irregulär,    die   AiifäUe   häufiger    geworden,    er 
verneint  dies  alles.  —   Auf  fo  viele  Fälle,  die 
ich  von  der  Wirkfamkeit  des  Mittels  fah,  ent* 


—     138    — 

Ic&Iob  ich  mich  zii  feioem  Gebniuche,  dochver-. 
fucht^  icfaT  mit  Beihülfe  eines  geichickten  Phai- 
xuacevtikera  erft  die  chemifche  Zetl^ung»   bd 
der  wir  aber  nur  foviei  herausbrachten^  dab  ei 
nichts    metalüfches   enthält,  .  und  dafis    es  &ne 
mit  fpanifchem  Weine   extrahirte  Tinktur  dnes 
PflanzenftoSi  fey  —  nach  dem  Gefchmack,  und 
^nach  der  Wirkung,   von  der  ich  fc^leich  fpre- 
chen^ werde,  üel  unfer  Verdacht  auf  die  Cratuh 
la/ — '-    Ich  habe  es  nun  in  mehrem  Fällen  ge- 
braucht,  und    verfichere    als   ehrlicher    Mann, 
da(s    ich   immer  die  bald    zu   erzählende  gute 
Wirkung  9   ohne  den  geringften  Nichtheil  beob- 
achtet habe»  -^    Mau  gieb^  dem  Kranken  dei 
einen  regulären  Gichtanfall,    am  Fufse,    Hand, 
Knie  oder  fonft  hat ,  es  fey  gleich  bei  der  £ot- 
ftehung  oder  nachdem   der  Aufall  fchon  einige 
Zeit  gedauert  hat,    einige  Stunden    nach   einer 
fehr  geringen  imd  leicht  verdaulichen,  oder  bet 
fcr   ohne  vorhergehende  Abendmahlzeit,  einen 
«KafifeelöSel    yoU    (etwa    eine    Drachme)    beim. 
Schlafengehen,   oder   wenn  die   Schmerzen  am 
Tage    heftig   find    und    der  Kranke   nicht   den 
Magen  voll  Speifen  hat,  zu  jeder  andern  Tages- 
zeit.    Die  Wirkung   |dervon  iß,  dafs  nach  vier 
bis  fxeben  Stunden  fpäteftens,  der  Schmerz  ficli 
alimählig    vennindert,    der    Kranke    in    fanfteo 
Schlaf  fällt,  und  beim  Erwachen  beinahe  ohne 


genden  vorzüglich  aber  aus  Frankreich,  hierher 
firömten,  befaad  fich  auch  diefes«  —  ^  Selüe 
Bekanntwerdung  fällt  vor  meine  Zeit,  daher 
ich  nidht  weifs,  ob  eg  je  nach  des  iE^rfin- 
ders  Anpreifung  ift  in  Gebrauch  gekommen; 
aber  nach  und  nach  ift  ea  Vion  mehrem  in  der 

,  Gicht  auf  eine  Art  und  mit  einer  Wirkung  an* 
gewendet  worden,    die,  nach  der  Annonge  zu 

'Urtheilen,  felbft  vom  Erfinder .  nidit  gerade  fp 
gekannt  zu  feyn  fcheint.  Es  giebt  hier  eine 
Menge  Perfonen«  die  bei  jedem  Gichtanfalle  von 
diefem  Mittel  Gebrauch  machen,  ßiets  mit  dem- 
felbeü  Erfolge  und  ohne  den  geringften  Nach-*'  ' 
tlicil;  in  drei  bis  vier  Tagen  itt  der  ganze  An- 
fall weg,  die  Kranken  befinden  fich  fo  wohl  ' 
wie  vorher,  bis  zu  felnto  -Zeit  der  Paroxysmüs 
wiederkdirt.  Ein  hiefiger  Kaufmann,  nun  fchun 
über  70  Jahr  alt,  bedient  fich  feit  beitiahe 
zwölf  Jahren  diefes  Mittels,*  hat  ein  munteres 
blühendes  Ausfehen,  geht  fefi  und  ficher  auf 
feinen  Füfsen,  obfchon  er  ein  -  auch  zweimal 
des  Jahres  dem  Ppdagra  imterworfen  ift.  Ich 
habe  ihn  genau  befiragt,  ob  er  feit  dem  Ge- 
brauche des  Mittels  keine  Veränderung  in  feiner 
Gefundheit  gefpürt  habe,  ob  die  Gicht  nicht 
irregulär,  die  Aiifälle  häufiger  geworden,  er 
verneint  dies  alles.  —  Auf  fo  viele  Fälle,  die 
ich  von  der  Wirkfamkeit  des  Mittels  fah,  ent«. 


-•    158    — 

^&Iob  idtmidä  su  finnem  Gdiiauche,  dodiver-. 
flicht^  idbT  mit  Beihüife  dnes  gefchroktcn  Fh& 
xoacevtikeit  eift  die  diemifche  Zed^ungt  bä 
der  wir  aber  nur  foviri  herauabitc^ten^  dab  ei 
nicht»  metalüfches  entttält,  .und  dalii  €•  ont 
init  fpanifcbem  Weine -eztiahiite  l^nktor  einei 
'PflüuBeilfioSb  fey^ —  nadb  dem  Gelcliihack,  unil 
^nach  der  Wiffcung ,  vbn  der  idi  fc^leidi  {pi& 
dien^werdjb,  -fiel  unfer  Verdacht  auf  die*  Orath' 
7a/^  Ich  habe  es  nun  in  m^hrem  Fällen  ge- 
' braucht,  und    verßcbeie    als  ehdicher    Mann, 

.  dals  ich'Ummer  die  bald  za  erzählende  g^te- 
Wirkung^  ohde  den  ^eringften  Niehdi^l  beob- 
achtef  habe*  ^-  Mau  giebt  dem :  Kranken  der 
einen  regulären  Gichtanfall,  am  Fiifiie,  Hand, 
Knie  oder  fond  hat,  es  fey  gleich  bei  der  ED^ 
fiehung  oder  nachdem  der  Anfall  fchon  einige 
Zeit  gedauert  bat,  einige  Stunden  nach  einer 
fehr  geringen  imd  leicht  verdaulichen,  oder  bef- 
fcr   ohne  vorhergehende  Abendmahlzeit,   einen 

«Kaffeelöfiel  voll  (etwa  eine  Drachme)  beim 
Schlafengehen,  oder  wenn  die  Schmerzen  am 
Tage  heftig  find  und  der  Kranke  nicht  den 
Magen  voll  Spcifen  hat,  zu  jeder  andern  Tages- 
zeit. Die  Wirkung  hiervon  ift,  d^s  nach  vier 
bis  fieben  Stunden  fpä^eften?,  der  Schionerz  lieh 
alimählig  veyrminder^,  der  Kranke  in  lanften 
Schlaf  fällt,  und  \>räiv^^pii^chen  beinahe  ohne 


aUen  Schmerz  ift.  Gewöhnlich  erfolgen  dann  ei- 
nige  gelinge  U^belkeiteni  auch  ein  paar  weiche 
Stuhlgänge,  öfters  aber  auch  gar  keine  Auslee- 
rungen,  die  Gefch'wulft  nimmt  nun  auch  nach 
und  naph  ab,  und  in  z^eim^l  vier  und  zwan- 
zig Stunden  ill  gewöhnlich  die  ganze  Krankheit 
vorüber.  Ich  habe  noch  nie  mehr  wie  eine 
folche  Dofit  gebraucht;  follte  jedoch  nach  drei 
Tagen  noch  etwas  Schmerz  übrig  {eytx ,  fo  kann 
man  dreift  die  Oofis  wiederholen,  leb  habe 
das  Mittel  auch  im  chronifcben  Rbeuinatismus , 
vorzüglich  iin  Hüftweh  verfucht,  aber  ohne  be« 
fondern  Erfolg;  es  linderte  zwar  etwas  die 
Schmerzen»  aber  ohne  Beileid  —  fonll  hätte 
tnan^  hieraus  einen  neuen  Beweis  für  die  Ver- 
fchiedenheit  beider  Krankheiten  ziehen  können , 
aber  in  unfern  Tagen  ift  dies  Cohtrebande;  doch 
trotz  allem,  was  in  neuern  Zeiten,  befohders 
von  den  Bearbeitern  der  Erregungstheorie ,  da- 
gegen gefagt  worden,  bin  ich  noch  immef  von 
diefer  Vcrfdiiedenbeit  überzeugt,  und  theile 
wohl  ein  andermal  meine  gründe  mit.  —  Der 
Erfinder  unferes  Mittels  rechnet  vorzüglich  auf 
feine  ausleerenden  Wirkungen,  und  die  hat  es, 

—  nach  feiner  Vorfchrift  zu  zwei  Drachmeu 
gebraucht  j  wirkt  es  in  reizbaren  Körpern  als  ein 
draftifches  Mittel  und  macht  zugleich  Erbrechen, 

—  diefer    Wirkung,  und    des  etwas   ähnlichen 


—     14-0    —      • 

biltem  Gefchmaks  wegen»  fiel  ich  vorzüglich 
auf  die  Gratiola.  Vielleicht  dafs  xuls  Chemika 
wie  die  Ä  Ä  Klaprnthf  Hermßädt  u.  a.  dar- 
über beftimmtere  Auffchlüffe  geben.  —  Ich  ha- 
be es  nie  in  obiger  Üoßs  angewendet ,  abar 
diefe  Wirkung  durch  andere  erfahren.'  So  ftren- 
ge.  Diät  aU  der  Erfinder  yorfclireibt,  der  befno- 
i  ders  die  Eier  fehr  fürchtet,  habe  ich  me  beob- 
achten lafTen»  Den  Tag  nach  dem  Gebtauche 
lafTe  ich  früh  ein  paar  TafTen  Pfefiermünz-Auf- 
guüs  und  dann  leichte  Fleifr*,hbrühe  trinkeo. 
(Vom  Herrn  Medizinalrafli  Wolff  in  Warfchau). 

Ich  will  m^ine  Lcfer  mit  der  Anzeige  de« 
Erfinders  verfchon^n,  die  ziemlich  in  dem  ge- 
wöhnlichen inarktfchreierifchen  Tone  allei  «Ue- 
fCT  Anpreifungc-n  abgefafs^  ift. 

Nur  das  Zeugnifd,  waa  die  berühmten  Che- 
miker Parmentier  und  Cadet  derfelben  ertbeilen, 
und  welche»  wenigfleiis  beweift,  dafs  es  keine 
min^ralifchen  TheiJe  enthält,  füge  ich  hier  bei. 

Ma^atne  la  Marqnife  de  l'E...»  de/irant  favoir, 
|i  un  remede,  dont  eile  dit  ttrc  cuntcnte  dos  öfifeis,  m 
coiitlGAt  puiiit  des  iniiieraux  ou  autres  fiib/lanccs  con- 
fraires  a  la  fante,  a  chargo  les  foiisÄgnes  de  Tcxi- 
niiner,    et  de  lui  eu  donner  Icur  avis. 

Ca  remede  cft  iine  liqueur  transparente,  de  cou- 
leiir  de'Bierre  im  pcu  foncce,  dont  l'odciir  et  le 
goiit  leUcmbleiU  "Vi^i'^vicow^  *.\x  Vui  d^Espague^^  niii* 


ayaat  vne  (aTjOUt  amere ,  qni  anooiicc  If  prefence 
d^  une  matiere  extractiy«  ^egetale  obtenue  par  la  voie 
de  l'infufion. 

Nous  avons  «mploye  enfüite  let  reactifs  les  plus 
puUTant  en  chymie  pour  t^cHer  d'y  d^coiivrir  des 
matieres  metalliques  j  telles  que  preparations'  mer- 
curiellM,   arf6nicales,  cuiyreufeSy   andmoiiiales  ^  etc. 

Xia  nuniero  xigoureufe  doni:  nous  avons  procede« 
tant  /ur  la  liqueur  que  für  celle  rapprochee  par  Teva* 
poration,  nous  fait  prononcer  afErmaUTement ,  qu^elle 
ne  oontient  rien  d«  femblable. 

Quant  a  la  fubfiHance  amere  v^getale,  dont  parti« 
cipe  cctte  liqueur,  qui  paroit  avoif  im  vin  d'Espa^» 
pour  bafe,  il  eß  impoiHble  a  l'Art,  de  ponvoir  deter- 
miner  la  pla|ite,  ou  les  plantes  dont  eile  a  ete  ex- 
traite. 

II  refulte  de  cette  'analyre>  que  le  remede  dont  il 
«'agit  »e  reiiferme  rien  de  metallique  ni  de  corrofif, 
et  que  fi  Mada/ne  la  Marquife  de  TE....  efl  contento 
de  fes  efFets,  ainli  qu^elle  PalTurey  eile  peut  conti- 
nuer  d'en  ufer  ayec  la  plus  grande  confiance. 

fait  h  Paris  f  ce  24.  Mai  17Q2. 

Signe,   Parmenticr    et  Cadet. 

Die  Verfuche  des  würdigen  'Herrn  Ober: 
Medizinalrath  Wolff^  verdienen  allerdings  Auf- 
jnerkfamkeit,  und  können  fowol  für  die  Thec>^ 
rie  der  Gichtkrankheit  als  für  ihre  Behaadiuiig 
wijchtige  Auffchlüfle  geben,  befonders  wenn  es 
lieh  beftätigen  follte,.  dals  das  Mittel  GratioIcL 
wäre.  -^    Doch  muis  ich  bemeckea^  4^  \^sv 


—    14»    *— 

fchon  einen  Kranken  in  der  Kur  gäiabt  I^; 
der  durch  die  Eau  medicinak  den  podagrifchen 
Paroxysmus  fchnell  geheilt,  aber  hierauf  eine 
Taubheit  und  Lähmung  in  deji  Füfsen  bebal- 
ten hatte«  Hier  war  alfo  die  Arthritis  acdva 
in  Arthritis  paffiva  f.  atonica  verwandelt.  Und 
es  iß  nicht  wohl  denkbar,  dafs  ein  Mittel,  was 
den  Paroxysmus ,  d.  h.  die  Aeuiserung  der 
Krankheit,  fchnell  fupprimirt,  auch  zugleich 
eine  radicale  Xur  der  Gichtkrankheit  bewirken 
follte.  N 

d.    H. 


An  die  neueflen  Vimhädigtr  des  Brannwüm. 

Ich  fchrieb  vor  zwei  Jahren  einen  kleinen 
Auffatz  gegen  die  Vergiftung  mit  Bramivvtin 
d.  h.  was  wohl  eigentlich  nicht  zu  erinnern  nö- 
thig  feyn  folhe,  gegen  den  Mifshrauch  deJfdberL 
Die  Veranlaffur^  dazu  war  fehr  natürlich.  Ich 
fah  das  unbefchreibliche  Unglück,  was  er  an- 
richtete, und  wie  es  immer  weiter  um  lieh 
griff,  fah  ganze  Dörfer  in  einem  fortdauernden 
Branntweinraufch  verfunken,  fiah  junge  Leute 
von  gebildeten  Ständen  fchon  (ich  daran  g^ 
wohnen  i'  und  m  Act  IVkSa^x^  TüuiCchung  ihr  phy- 


-^    145   — 

„wir  yoroefamen  wird  ohne  Nutzen  fe yn,  wenn 
„nicht  der  jetzt  verfammehe  grofse  Raih  der  16 
(.Feuer  (der  16  vereinigten  Staaten)  verord- 
„net.  dafs  kein  Menfch  Brantewein  oder  andere 
„geihige  Getränke  an  feine  rothen  Brüder  ver* 
„kaufe.-  Vater,  die  Einfuhr  diefes  GiftA  ift  in 
„unfern  Feldern  verboten  worden,  aber  nicht 
„in  unfern  Städten,  wo  manche  unfrer  Xlgec 
„für  dies  Gift  nicht  nur  Pelzwerk,  fondern  felbft 
,',ihre  Schiefdgewehre  und  Lagerdecken  verkau« 
„fen,  una  nackt  zu  ihren  Familien  zurückkehren. 
^,E8  ffehlr,  Vater,  deinen  Kindern  nicht  an 
„Flelb;  allein  die  Einfuhr  diefes  verderblichen 
„Gifts  macht,  dafs  iie;  arm  find.  Deine  Kinder 
„haben  noch  nicht  die  Herrfchaft  Über  fich,  die 
„ihr  habt.  Ala  unfre  weifeen  Brüder  zuerfl  in 
„uufer  Land  kamen,  waren  unfre  Vorfabien 
„zahlreich  und ,  glücklich ;  allein  feit  unferm 
„Verkehr  mit  dem  weiben  Volke  und  feit  der 
„Einfuhr  jenes  verderblichen  Gifts  find  wir  we* 
f^niger  zahlreich  und  glücklich  g^wo^en*. 

Der  Prä&lent  Jefferfon  liefii  auf  dielen 
Punkt,  den  die  Wilden,  ab  den  wichiigflen  ih* 
xer  Sendung,  am  weitläuftjgften  erörtert  hatreQ^ 
dorch  Aen  Kiieg^fekretair  folgendes  antworten  1 
„Brüder,  euer  Vaier,  der  Ptäfidenc,  hat  üih  (thr 
fiber  liasjenige  guttat  ^  was  ihr  ihm  Ober  di« 
XVHL  B.  J^  ^u  K 


—     144    — 

haltt) j  aher  fit  darf  rdchi^  wegen  ihrer  gOJi^Qkßh 
mtn  Einwirkung  in  den  Organismus  ^  zw  Geirobw 
hat  dts  Ltbtns  wtrdtn^  weil  ße  fonft  nothwauSi 
der  Dauer  und  Integritit  dejjelben  fchadm  mufst 
wozu  noch  die  grofst  AbßumpfUng  und  endächt  Vff' 
nichtung  der  höhern  intetttctuellen  Kräfte  kämmt  ^  & 
diefes  Agens  ^  mehr  ah  irgend  ebi  anders^  verurfachu 
Ob  nun  gleich  alfo  ein  feltener  Gehrauch  nicht  gUtdi 
fchadeh  wird,  fo  iß  doch  jedem  ^  befonders  junga 
Leuten  zu  rathtn^  fich  dafür  zu  hüttn^  weil  er  gff 
zu  leicht  Gewohnheit  und  Jiedürfnifs  wird.  Fvr 
das  Volk  iß  in  Weinlimdem  der  IVein  und  in  an- 
dern ein  gutes  Bier  gewifs  wdt  heilfamer  widzmä- 
mäßiger  ah  Branntwein ,  und  die  Xtgierungen  jm- 
den  demnach  Weit  bijfer  thttn ,  für  guten  und  ßold- 
feiUn  Wein  und  Bier  zu  forgen^  als  die  Brannt- 
weinbrennereien und  Boutiken  zu  vervielfältigen.^ 

Dies  fcy  genug.  Mehr  zu  fagen,  bedarf 
€8  nicht;  die  Sache  fpricht  für  üch  felbß,  &c 
mag  und  wird  fich  fejbil  vertheidigeD. 

Wer  mir  nicht  glauben  will,  der  höre  doch 
was  der  unbeHmgene  Naturmenfch ,  der  im  vo- 
rigen Jahre  als  Redner  der  Nordamerlkanifcheo 
Wilden,  bei  dem  Congreb  zu  Philadelphia  auf- 
trat,  dem  Präfidenten  darüber  fagte: 

„Wir  bitten  dich  um  Pflüge  und  andre 
,, Werkzeuge  und  um  einen  Schmidt,  der  feibi- 
„ge  aufibeS^m  Yäuu^%    KV^«:^  Vater,  alles  wai 


^    14^7   ~ 


Anzeige 

•n  die  Herren  Miiaibeiter  diefes  Journal«  uzid  dt¥ 
'Bibliothek. 


Ich  hab6  die  Ehre,  die  Ilen'eii  Mirarhrirer  diefes 
Journals  und  der  Eihliöihek  tai  benachrichtigen,  dal» 
die  Jlonorarien  für  Ihre  Beytrligö  zum  XVl.  X\MI  und 
XVIII.  Bd.  1.  Su  •  des  Journals^  fo  wie  Kuni  IX.  X. 
und  XI;  Bd.  1.  St.  der  Bibliothek  zu  Kndo  des  INlo- 
sats  May  1804*  ausgezahlet  und  abgefendet  w^uden 
^d.%  und  ich  mir  über  deren  Entpl.ing  oder  Miv'hl« 
empfang  einige  gefällige  Nachricht  erbitte. 

Berliiii  den  10.  Juni  1^04. 

tlujtlanik 


ftarken  Getränke  gefagt  habt.  Es  ift  ihm  Bä 
SU  feben,  dab  ihr  diefes  Gift  nicht  weit«  untei 
euch'  haben  wollt.  Er  will  mit  dem  gro&a 
Rath  der  i6  Staaten  überlegen,  wie  ihr  gegea 
dies  grofse  Uebel  geüchert  werden  köimt.'' 

d.  Ä 


^    X4.7    ~ 

A  n  z*e  i  g  ef 

•n  die  Herren  Mitarbeiter  diej^es  JouiuaU  und  dt¥ 
'Bibliothek., 


Icli  habe  die  Ehre,  die  Herren  Mitarbeiter  diefes 
Journals  und  der  Bibliothek  zu  benachrichtigen,  daff 
die  HonorarUn  für  Ihre  Beyträgd  ziun  XVI.  XVII  und 
XVIII.  Bd.  1.  Su  •  des  Journals,  fo  wie  zum  IX.  X. 
und  XI;  Bd.  1.  St.  der  Bibliothek  zu  Ende  des  Mo- 
nats May  1804.  ausgezahlet  und  abgefendet  worden 
fiud;  und  ich  mir  über  deren  Empfang  oder  Nichu 
empfang  einige  gefällige  Nachricht  erbitte* 

Berlin  1  den  10.  Juni  1804. 

tluftianii 


1L 


~     148     -^ 


Inhalt  des  achtzehnten,  Bandes. 


ErfiesStück«. 

I.  Bemerkungen  über  das  AAlima^  toib  Medicinalntl 

IVotff  in  Warfcliaii. 

n.  Neue  Beobachtungen  über  die  Be/tandtheile  v»d 
"Wirklingen  des  Neundorfer  BaHes,  vom  Hofr.  W^ 

«u  Caflel. 

III.  Einige  medicinifcliey  .nicht  gans  Sro^yniTcke  B«* 
merkungen. 

ly.  Eine.  Petechxanofe 9     vom    Phy Ileus     fVagemtr   n 

•  Balingen. 

V.  Lei>chcnöffnnng  eines  an  der  häutigen  Bräune  /Jln* 
gina  trachealis  oder  menibranacea  ^  veritorbeoea 
lCindcs>  vom  Dr.  Albers  zu  Stolzenau. 

VI.  Kurze  Nachrichten  und  medicinifche  Neiüfkeiten. 

1.  Ein  Bandwurm  in  einem  halbjährigen  Kinde. 

2.  Ein  Spulwurm  in  der  Urinblafe  eines  Iluudes. 

3.  Sieatom   des    Unterleibes   bei  caftrirten  Subjecten. 

4.  Abgang     der    Niereniteine    in    faß    unglaublicher 

Me^nge. 

5.  Ein  SclilagEiifs,    emitanden  dorcb.   eine   Ezostoft 
an  dem  rechten  Steinbeine. 


Zweites    Stück.     - 

I.  Nachricht  von  dem  Zuitande  des  Krank enbaufes  det 

CUarue  im  3a\\\e  \^^'^>  vom    Heransgeber. 

II.  BeTnerVuu^e\A  \V\iex  ^ve  ^^^^^^Sve^^xv  ^^^sKxj^iLch  intet- 


—     14-9     — 

^  -  X794  tis  1799  liauptfächlicli  bei  den  Soldaten  herrfcli* 
teil.  Aufgenommen  in  dem  Fürftl.  Heflen-Darm- 
fiädtifchen  JVtilitär  -  Hofpitale  zu  Bickenlmoli  bei 
Darmftadt;  vom  Staabsmedicus^  Dr.  Amelung,  j 

III.  Verfnclie  und  Beobachtungen   über  die  Wirkfarii-' 
Iveit  der  tliierifchen  Gelatina  zur  Hell ung  intcrinit- 
tirender  Fieber.     Vom   Dr.    Giufeppe  Gautieri,  Dele- 
gat© Medico  des  Departements  von  Angogha.  ■  Über« 
Jj  letz r  und  mit  Aiunerk.    begleitet  vont  Dr^  ÄycAo^  . 

Arzt  zu  Berlin. 

D  r  i  t  t  e  s    S  t  ü  c,  k. 

I.  Chirurgifche   und  medicinifche  Beobachnngen  vom 
Dr.   Gottfr,  Phil.  Michaelisy  zu  Harburg. 

1*  Verrenkung  des  Kniegelenkes  von  innerer  Urfaclie, 
fV  durch  allmählige  Ausdehnung  geheilt. 

£.  Hydrops  ragus. 

^■.       5«  Schutzpockeii. 

4*  Krämpfe  des  ganzen  Körpers. 

^       5.  Auffallende    Wirkung    fehr    kleiner    Gaben    von 
Arzneien. 

,/       6.  Herzklopfen  und  LeichenöEnung. 

7.  Hirnfchaalenbruch. 
!^       8«  Zurückbeugung  der  Gebärmutter.       *  -    ' 

9.  Blutgefchwülfte  neugebolimer  Kinder  am  Kopfe« 

^  II.  Sectionsbericht  .des  am  6.  März  allhier  verfiorbe- 
nen  Hrn.  Prof.  Dr.  FritiCy  vom  Herausgeber. 

in.  Fragmentarifche  Nachrichten  über  die  bösartig« 
V  Epidemie  zu  Malaga,  im  Jahr  1803.  Mitgetheut 
j  von  einem  Augenzeitgen. 

I  IV.  Ueber  die  Epidemie  zu  Wilhelrainenort ,  auf  der 
Gräflich  Reichenbachfchen  Winterherrfchaft  Neu- 
fchlofs ,  vom  Kreisphyficus  Dr.  Kaufeh  zu  Militfch. 

V.  Beobachtung  eines  vollkommenen  Austrittes  des 
Augapfels  aus  der  Orbita,  welcher  durch  die  Aus- 
rottung des  in  derfelbe»  beiindiichen  Scirrhus  glück« 

.   lieh  geheilt  wurde.    Vom  Dr.  Srdting,  practifchen 
Augenarzte  in  4t»g^l>tVg«  .'* 

VI.  Gefcliichte  eines^eheilten  vollkommenen  fckwas* 
zen  Staares>  von  j^endemfelben. 


-r-       15a       


Ricl'ter.  HI,  107J  111. 
KivevÄ.  IPI,  95. 
Röfchlaub.  I,  41. 
Sagar.  I,  12. 
Saiivages.  I,  12,   79. 
Scarpa.  III,  ii§. 
Schmidt.  IV,  113. 
Segjuin.   II,  124,  179. 
Seiifert.  I,  27, 
Seile,  I,  11. 


^tarke.  11,  151. 
StolL  I,  11. 
Thileniiis.   I,   11. 
Totila.  IJ,  224. 
R.  A.  Vogel.  I,  10. 
WJiguer.  I.  101. 
Waiz^  I,  94. 
White.  III,  104. 
Wolfart:  IV,   114. 
WoUF,  I,  86. 


—     155     — 

■  >!  IM  <f 


Sachrecifter. 


Acidum  ^phogphori  dilutum.  Anwendnng  dc/Telbcn  bei 
einer  Eitening  im  Kniegelenk  und  davon  heiTüli- 
render  Luxation  der  Tibia  nach  hinten.     III,    13. 

jicidum  futphuricUm  S.   yitriolJ'Uure, 

Aderlafg  yerfchlimniert  aufserordentlich  ein  Aßhma.  I, 
55-*-36.  Erinnerungen  an  dafTelbo  in  hrampfliafteii 
Krankheiten.  IV,  52  —  ()2.  Nutzen  deflTelbeu  bei 
wirklicher  Afthenie  der  Enegung.  53.  Femer  bei 
apoplectifchen  Zufällen  von  fcheinbarer  direckter 
Afmenie  der  Erregung.  54 -*  62.  Erklärung  diefer 
Erfcheinungen  aus  den  Begriffen  der  Alten  von 
Plethora.    53— .54- 

j^mauroßs ,  Gefchichte  einer  vollkominnen ,  welcha 
flkrophulöfen  Urfprunes ,  nach  vielen  Krebsgefchvirü- 
ren  im  Gelichte  enatanden  war  nnd  vorztlgUch 
durch  den  Calomtl  geheile  wurde.  III,  118  —  127. 
Ce/Tation  der  Menltruation  bei  derfelben,  125» 
und  Rückkehr  diefer  bei  erfolgter  BelTerung  derfel- 
ben.     126.  *"  • 

jimputation,     Warnung  vor  derfelbcn.     III,   5  —  7. 

Anafatca^  nach  einem  intermittirenden  Fieber  dutch 
die  thierifche  Gelatina  geheilt.    II,    20Q. 

Angina,  pectoris,  Uuterfclued  des  eigentlichen  ARhrati 
Von  derfelben.  '  1 ,  14  —  15.  Gefchichte  einer  fol- 
chen.  15  — - 17.  (die  Note ^.  Gefchichte  einer  »foli- 
^chen  bei  einem  5ojäJirigen  Manne.  Qo  82.  Neues 
merkwürdiges  Symptom  bei  derfelben.  ßo  — 8*»  Di« 
Wichmannfchen  Mittel  vorzüglich  heilfam  bei  derfel- 
ben.   81—82. 

Angina  tracheaUi,  Leichenöffnung  eines  an  derfelben 
veritorbencm  Kindes.  I,  107'  -  jio.  Empfehlung 
einer  antiphlogiititifchen  Behandlung  derfelbeu; 
109  —  110.  Wichtiger  Wink  über  die  Lage  dei 
Kopfes  der  Patienten  dabei,    iio. 


i 


■—     154-    -*' 

.Anßechung^  merliwin  dige ,  zweier  jungen  Mädchen 
mit  dem  Aftlima  ilirer  altern  Schwefter.  I,  46 -^-Aq, 
rerner  dürcli  ein  iiitermiitirendcs  Fieber  mit  Erf^ 
zur  Heilung  einer  rlieuniatifchen  Kniegefchwulft 
veranftaltct.     II,   py  — 101. 

Jlntimonialia.  Verbindung  dcrfelbcn  mit  flüchtigen 
Reizmitteln  zur  Heilung  inteimfttirender  Fieber.  II 
10^—105-  '  .  .  » 

ApopUctifche  Zufälle  von  fiihcinbarer  directcr  AXthenie 
der  ErregiLnfi;  durch  Aderlafs  gehoben.    IV,  54  —  62. 

jipopUx'u  diircii  eine  Exoitofe  an>  rechten  Felfenbeiii© 
cntltandun.      I,    116. 

Arthritis  S.    Gicht. 

ArincimittfL  Ueber  die  Anwendung  derfelben  während 
der  Mchilruation.     1 ,    44^ —  45. 

Arzneimittel»  AnfTallende  Wirkung  yon  fehr  Meinen 
Gaben  derfelben.     III,    57  —  60. 

Ascarit  lumbricoidee.     S.      Spulwurm, 

Afihenie,  Bemerkung  i'ibcr  die  Behaifdlung^  der  indi- 
lefcten.  I,  39  —  40.  Uebor  die  I^eluo  von  derfel- 
ben in  der  KiTcf:iin£;<;i]jcorie.  "41 — 4^.  Nutzen  de» 
Aderlafs  bei  \virl.liclicr.     iV,    53. 

Aßnmq,  lienierliungen  über  dafTelbe.  I,  9— 86?  Un- 
richtiger Begriff  dciFelben.  10 — 12.  Äcrichtiguug 
d^cffelb^n.  12.  Unterfohied  dciFelben  x)  von  der 
Öänipiigkeit  QAfihma.  hnmidum)  13;  2)  von  jeder  an- 
deren anhältciden  En(itrüfligkeit  XDyspnoea)  13 — 14? 
5).  von  d«r  fogciiaimten  Angina  pectoris,  14  —  15; 
4)  vom  Herzpolypen,  16 — iQ.  Ucber  die  acute  und 
chronifche  Form  delTelben  und  deren  Urfachep  und 
jEntftehung,  i(>  — 21.  JDie  acute  köuimt  nur  bei 
Kindern  und  i^  der  Jugend,  die  chronifclie  aus- 
'fchlierslich  bei' Erwaclifeiien  und  bei  Männern  vor. 
IQ.  Nächfte  Urfachc  dcüelben.  21.  Entfemte  ürfa^ 
chen  dcflelbcn.  21—24.  üebcrmäfsiger  Bcifchlaf  iit 
jc'ine  der  "wicluig/icn  ^on  diefen.  Z2  —  23.  Ueber 
^  die  Prognofi«  dei  dcrfelbcn.  24  —  51.  Ueber  Withtr* 
Behandlung  dcilelben.  50 — 51.  ICnr  dcffelben  iin 
Allgemeine':!.  51  —  55.  Wichmiinna  Bcliandlun^  voi- 
zügljch  hciirani  bei  jlcr  acuten  Form  deirelbeu,  als 
nnwivkiain  bei  der  cLronifcJien.  51.  Bcifpiel  eines 
folciicu  1)  bei  einem  40jährigen  Man!?;  33—41»  Im 
iiöclilten    Cxivide   verfehl  immer  t    durch    Aderlafs   mid 

*  AntiphlDgilac.ij  55  —  56.  '  2)  Bei  einem  i4Jähri£ca 
Mädchen."  41—50.  Ausbleiben  der  Anfalle  bei  die- 
fom  wäiirend  der  Menflruation.  44.  Merkwiirdigc 
Mitilieuimg  der  Anf.ille  au  zwei  jüngere  Schwc- 
itern  die[cv  V;ulenrin,  45  —  49.  Vollkoniraene, 
filüchUclie  lltVua^^^  ^t«c  V^^-LVercu 'd;ircli  die  St'üt\ifQht 


—     153     — 

mm\      j»i      <•■ 


Sachre  gift  er. 


Acidum  \phosphori  Jilutum.  Anwendnng  dc/Telbcri  bei 
einer  Eiteming  im  Kniegelenk  «nd  davon  heiTüli- 
render  Luxation  der  Tibia  nach  liintcji.     III,    13. 

jicidum  ßttphurichm  S,   yitriolfäure, 

Adtrlafs  vcrfchlimniert  aufserordentlich  ein  Aftlima.  I, 
35"*"3^*  Eiinnerungen  an  dafTelbo  in  krampfhafteii 
Krankheiten.  IV ,  52  —  ()2.  Nutzen  deflTelben  bei 
wirklicher  A/thenie  der  Erregung.  55.  Femer  bei 
apoplectifchen  Zufällen  von  fchein barer  direckter 
Afmenie  der  Erregung.  54  "*"  ^^*  I^i'klärung  diefer 
£rfcheinuno;en    aus    den    Begriffen    der    Alten    von 


"D^ 


Plethora.    55  —  54. 

AmauTofi9  y  Gefchichte  einer  vollkominncn ,  welch© 
flkrophulöfen  Urfprungs ,  nach  vielen  Krebsgefchvirü- 
ren  im  Geßchte  entltanden  Avar  nnd  vorzüglich 
durch  den  Calomtl  geheilt  wurde.  III,  118  —  127. 
Ce/Tation  der  Menltruation  bei  derfelben,  1:25» 
und  Rückkehr  diefer  bei  erfolgter  BelTerung  derfel- 
ben.    126.  *"  • 

Amputation,    Warnung  vor  derfelben.     III,   5  —  7. 

Anafatcay  nach  einem  intermittirenden  Fieber  dutch 
die  thierifche  Gelatina  geheilt.    II,    2o(^. 

Angina  ptctorU,  Unterfclued  des  eigentlichen  Akhmii 
Von  derfelben.  1 ,  14  — 15.  Gefchichte  einer  fol- 
chen.  15  —  17,  (die  Note ^.  Gefchichte  einer  |fol- 
chen  bei  einem  50  jährigen  Manne,  ßo  Ö^'  Neue§ 
merkwürdiges  Symprora  bei  derfelben.  80— 8» •  Die 
Wichmannfchen  Mittel  vorzüglich  heilfam  bei  derfel- 
ben.   8^ — 82. 

Angina  trachealis,  LeicheiiöfFnung  eines  an  derfelben 
verdorbenen  Kindes.  I,  107'  -  110.  Empfehlung 
einer  antiphlogilHtifchen  Behandlung  derfelben; 
109  —  110.  Wichtiger  Vyink  über  die  Lage  dei 
Kopfes  der  Patienten  dabei,    iio* 


•—     154-     --^^ 

.Anßeckungy  meAwüiclige,  zweier  jungcu  MiddifB 
'mit  dem  A/tliiria  ihrer  altern  SchweÄer.  I,  46 -Ä. 
rerner  durch  ein  intermittireiidcs  Fieber  mit  Erfof» 
zur  Heilung  einer  rheuiäiatifchen  KnieSjefcliwulA 
veranftaltct.     II,   py— -loi. 

jintimonialia.  Verbindung  dcrfelbcn  mit  AürHti^fn 
Keizmitteln  zur  Heilung  lAtexnijtLironder  Fieber. ^JI 
10^—105-  .  • 

ApopUctifche  Zufälle  von  fchcinbarer  dircctcr  Afihcnie 
der  Erregiins;  durch  Aderlafs  gehoben.    IV,  54  —  6^- 

Apoplexie  diircli  eine  Esoßofe  ani  rechten  Felfeubeiüe 
cntßand«n.      I,    116. 

Arthritis  S.    Gicht. 

ArindmittrL  Uebcr  die  Anwendung  derfelben  wilirroi 
der  Mchibuation.     1 ,    44 —  45' 

Arzneimittel.  Anffallende  Wirkung  TQn  fehr  Jdeinea 
Gaben  derfelben.     III,    57  —  60. 

Ascaris  lumbricoidee,     S.     Spulwurm. 
,  Aßhenie.     BemcrKung   libcr   die    BehaiWhmg    der  ui& 

lefcten.  I,  39  —  40.  Uebor  die  I^ehre  von  «'#iW- 
ben  in  der  Encfiiniiiihcorie.  ^1 — ^,  J^ulzen  dei 
Aderlafs  bei  \virlJiclitr.     IV,    55. 

Jifit.ma,  licrn erklingen  über  dafTelDe.  I,  o— Qß.  Un- 
richtiger Eegrifl  deifelben.  10 — is.  Bericliiigun^ 
djsflel&^n.  12.  Unterfohied  dcffclben  i)  von  ^tc 
Dänijjßgkeit  QyJfihmz  humidum)  13 ;  2)  von  jeder  lu- 
deren anhäitcidtn  Enfitrüßigkeit  QDyspnoea)  15  —  J^J 
5).  von  d«r  fogciiainiten  Angina  -pectorit,  14  —  »5» 
4)  vom  Jlcrzpolypen.  16 — ißr  Ucber  die  acute  uk<1 
Tchronirdie  Form  deHelben  und  deren  Urfachrn  \n\l 
Entftchnng,  iQ -"  21.  J>ie  acute  höuimr  nur  hti 
Kindern  Uiid  in  der  Jugend,  die  chronifclic  ."'."'• 
fchlif.fslich  bei  Eiw^-iclifer.cii  und  bei  Mamicrii  v.  1. 
ig.  Näcbfte  Ur fache  tlcllcl ben.  ni.  Entfernte  Ti!- 
chen  dc/Tclbcn.  2.1 — 24-  üebcrmäfsiger  J>cifcLlat'  i-t 
eine    der   ^vicliii^/lon   ^on    dicfcn.     z^2.  —  ^3.      Urbit 

^  die  Prognoli«  dei  derfelben.  24  —  />*•  Ucber  Wit^t  * 
liehajidlmiii,  deflelben,  50 — 31.  Knr  dcflclbrn  i'n 
Alliienieinc::.  51  —  5;^,.  WichrF.ivrx  I»cJi.iiicnnn  ,  v»»- 
ziigiicii  lici'i.ini  bei  jler  -icuicii  rorni  dcfTelliOii ,  .■■-'' 
nnwiv[,rani  bei  der  cbronifcJien.  ,'^^1.  J\rifj»:cl  cm»* 
folc/Kii  1)  bt.i  einem  43jä]irip;eu  Man!K  53 — ."ii.  1;^ 
höGhiicu  Gr^rle  verfchlimnitiL  durch  Aderl.'-l"«  uiii 
AniipliJ  )j;iiiir.r,  r^y  —  3^7.  n)  Bei  einoni  i.|j.ihTii;^.i 
Mädchen."  41  —7).  An'«blcibcn  der  Anfalle  bei  iVi'- 
fem  w.ihreiul  «lor  iNien/iruAiion.  Y\'  Merk  wurde'; 
i  Miiilieijunfi;    dfv   AniVilJe    an    zwei    jüngere    ^Sch^•^r• 

iteni     <\\eUv    AV\\\fc\\\"\w  ,      <^'i  —  4vN       VoilKonniicMif , 
f  g^lüclv\vc\ie  ^VtVwxv-  5^et  \.^-lv«>l^W  ^c>s.^  die  5xu/;r/c.Tt 


—     157     — 

derfelben    und   der  thieiircheii   (iJlrrifi.     lju— i.|^, 

»49  —  »51; 
Chronififie    Krankheiten.     S.      Kran- heilen. 
€oi/a,    uiiriclitigc  Bcnciiniiii^;   (Im'  llmiilt  hm  liBldlin«. 

II  >     125.     rtmcv   S.    Gtlaiina  itni'.  ,1/ ^ 
Colla  pi/cium    iriit    r.riolp;  Ut-'i    rinn    l*hihili»   im  iti'fi»    ^e. 

g;eii  ein  iiiibciiiinniici  ii.icJiiiifjM«  'i'riu«iHli«.l#(.t  wj^m- 

waiidet.     ]J ,   j.ji/. 
Cvrtex  peruvianuM,     o.     China, 
Crtuiium*     S.     Hirn^haaltnltuyh. 


Dämpfig Aeit.     S.     y^''*mx   ^f/n/^vn. 

Dtntiiio  dif-i:    t .      L"  : .> «i f   < . «,     » ;. r *-^    ^ , .«    /'  . . v* .  i   <^  ^ •    '. <  * 

Deflau/tM   M*  -.     ./.  ,     <    i't',,^.:.i     /-•■.,•        ',  •  .-    ja     ,...\ 
Arxuei.'j. _.:•*..     ^.',  ^    \        h'. 


und  «.r'.'Oi    ,'.■■■.•■'•.      .   = -.  .,.-..     -• 
£»Jlft    Ä«  -O*  -I.  ;  '        '.;.         /, . 

lB«ari9   Ubf     ^^,/.; 

bcd     ficiU-rii/'.i        "..f      •«  ..  #.        i. ..#.., 

£^uci9  u^ioutr    i,  .  .1-      •.        .-.  -  '•  •    i      *  ■ 

Afil-    lt*:£'.fi  11 -..•:•■  

TUl'^U^i«  ..       *.#'.*.         ... 

rtrli    '."'j^-. -1  .   .    ' 
eilte.    t*«r    '*-,     *•  '  ^  - 

»ri»  t  .  t.    ..       .      r 


—     158     --^        • 

pTycliifclies  bei  vorliaudeneru  Torpor  des  Seiiforii  in 
GLiniitliskrankliciron,  77  —  79. 

Excpnthahniay  der  Vollkommene  Austritt  des  Auges  aus 
der  Orbila,   S,  Augapfel, 

^ßirpatio  bulhioculi  zur  Heilung  eines  vollkomm eneÄ, 
durch  einen  Scirrlius  vcranlaßten  Austritt  des  Aiig- 
apfeb  -aus  der  Orbita.  III,  111  —  117.  Aeufserliclic 
Anwendung  des  kalten  WafTcrs  dabfei  vorzüglicii 
"woiiitliätig  zur  Lindej-ung  der  Schmerzen.   112» 

Ezf-cctum  hvoscYami  vorztig;lich  wühltliatip:  bei  intermit- 
tirciid^n  Fiebern,  befonders  in  Y^rbindung  mit  d«m 
Aconit.  II,  104 — 105.  110. 

•        F.  ••   '• 

^ebris  intermittetif^  Bemerkungen  über  die  liHuHgen,  ror- 
züjyJicli  interniittirenden   Fieber, ^die    in  den  Rhein- 
gebenden  von  1794 — 1799  liauptfäclillcb.  bei  den  Soi 
daicu  lierrfchteu ;  aufgenommen  in.  dem  Militair-Hos- 

Sitale  zu  Bickenbacn  bei  Darmitadt,  II,  24 —  119. 
Icdicinifchc  Topograpliie  diefer  Gegend.  24  —  54. 
Über  die  Entwickelung  der  Sumpflufc  dafelbft  und 
deren  Einflufs  zur  Erteugung  intermittircnder  Fie- 
ber, 51  —  54.  Tabellarifcne  Ueberficht  jener  Fieber, 
mit  Bemerliung  des  Barometer-  und  Thermometer- 
Standes,  der  Witterung,  des  Windes  u.  f.  w.  57-76. 
Allgemeiner  Charakter  diefer  'Fieber»  79.  Die  ver- 
fchiedeneu  Formen ,  Grade  und  V£rlaur  diefer  Fie- 
ber. 7^  —  96.  1)  Solche,  die  nur  voa  einer  wider- 
tiaiiirlichen  krampfhaften  Bewegung  der  Erregbar- 
keit herrührten.  79  —  82.  2)  Nervöle.  82  —  89-  H^' 
miplegie,  Sprachlofigkeit  bei  einem  folchen.  05.  5) 
Solclie,  bei  denen  insbefonderc  die  Eingeweide  des 
Unterleibes  littien.  83  —  94.  Ein  Weclifeffieber  Mias- 
ma Tvurde  dabei  nichu  wahrgenomHien ,  wohl  aber 
'ein  Contagium.  96  — 101.  Aniteckung  durch  daflclbe 
lur  Heilung  einer  hartnäclugen  rheumatifchen  Kiiie- 
gefchwulft  mit  glücl^lichem  Erfolge  veran/ialtet. 
97  — 101.  Behandjuna  jener  Fieber  101  —  119.  NotK- 
-wendigkeü;  der  liückficht  auf  die  organifche  Mi- 
fcliung  da^>ei:  iü2.  Verbindung  der  flüchtigen  Reiz- 
mittel mit  Sita  Antimonialibus  dabei.  105  —  105. 
Ferner  mit  fauerlichcn  Mitteln.  105  — 107.  Fenier 
mit  Blafenpflaiter.  107  —  lOg.  Vorzüglicher  Nutzen 
des  Kamphers  bei  denfelben.  105.' 109.  Fern«' des 
Mofchu^  artificialis,  103  —  ^^4\  Ferner  das  Bxtracti  hj- 
oscyamiy  vorzüglich  in  Verbindung  mit  dem  Aconit. 
104  — 105.  110.  Ferner  der  Ausleerungsmiitel  bei 
galtriCckcu  Zufällen.  110  — x  11»    Diät  bei  denfejb^n. 


—     159     — 

111  — iij.  Deliaiiäliinr^  der  RcconvaTcscen«  n«cK  Äen-* 
felben.  115  — 114-  l^ie  Cliiiia  iinuüir.  iiud  iiachiliti- 
lio;  bei  deiifclbeii.  n/f — 116.  .Unterdrückt  oft  den 
Fieberparoxysmus  mit  naclidiciligcn  Foliren.  117. 
Wirkfamkeit  des  Sal  mirabiU  Glauberiy  um  deurelbeo 
•wiederlierzußcllcn.  ii^. 

Verfuche  und  Eeobaclitiingen  über  die  Wirk-' 
ßimkeit  deri  tliicrifclicn  Gelatju*  zur  Heilung  iii- 
termittireuder  Fieber.  II,  1^0  —  2.6^,  Seguin^sVn' 
terfucliung  über,  das  daßelbe  vertreibende  Priu- 
cip  in  der-.Cliiua.  124  —  '129.  Glückliche  Anwen- 
dung der  tliieri feilen  Gclatin.i  gegen  daüeibc  iu  Pa- 
us. 125  —  127.  Ferner  in  deii  Dcpaitements  vou 
Sefia  und  Angogna  in  Italien.  12Ö.  u.  folg.  1)  Bei 
einfachen  Tertianüebern.  131  — 132.  2)  Bei  der  F*- 
hris  tertiana  ditpUcata,  i^% — 135.  3)  Bei  Quartanfio- 
bern.  131^—133.  Ueber  die  verickiedenen  Arten  der  da- 
bei anzuwendenden  Gallerte.  137  —  141.  Wirkfamkeit - 
des  G,  arahieum  gegen  daflelbe.   139 — l4o.      Geht  bei 

.  Anwendung  der^  tlüerifchen  Gelatina  lidufig  in  ein 
-  remittirendes  Fieber  über  141  —  142.  Befondere  Wii*- 
kungen  der  Gallerte  gegen  dalTciüe.  142 — i45'  Iß 
ziach  Gautieri  iirfpriingltch  in  einem  anomalen  Zu- 
jßand^  des  Magens  und  des  Ilautorgans  begründet. 
151.  Gründe  fiir  diefe  Beliauptung.  151  —  155.  Pi« 
Befchaifenheit  der  Luft  trägt,  die  F^ucTitigkeit, 
welche  fie  mit  lieh  führt,  ab";crecJinet,  wenig  oder 
gar  nichts  zur  Bildung  delTeloen  bei.  155.  Grund« 
Für  diefe  Behauptung.  155— .162.  Wirkung<?art  der 
thierifchen  Gallerte  bei  demfelben.  165 — 165.  Ucbei* 
den  Schlaf  imd  -die  Unterdrückung  des  Fieberfroils, 
welche  die  thierifchc  Gallci'tc,  das  Opium  und  die 
Cliiiia  oftmahls  bei  demfelben  bewirken.  163  —  165. 
Ueber  die  Urfache  der  Wiederkehr  defldbcn.  164  — 
167.  Einwürfe  ge^eu  Keicfis  Theorie  und  Bchand- 
luno;  deiTelben.  166^—168.  Ift.die  Urfache  delfelbeu 
vielleicht  Mangel  des  gelatinöfen  Stoffs.?  ifjg  ~  169. 
I/t  die  Urfache  der  Wiederkehr  deflclben  vielleicht 
vcrmelute  Zufirömung  das  Oxygens  zum  Ma^cu? 
170 — 173.  Prinjiäre  VVirkunc;  der  thierifchen  Gela- 
tina bei  demfelben  und  Vergleichunj  diefer  mit  .der 
anderer  Mittel.  174  —  176.  Specklle  Formel  uji.l 
Anwendungsart  der  thierirchen  Gci.itina  bei  den) fel- 
ben. 176 — i^g.  Die  Rcconvalesccriz  von  demfelben 
ilt  kurzer  bei  den  mit  der  tiiievifchen  GcJatüia  alj 
bei  den  mit  der  Cliin»  behandelten.  200  —  202.  Di» 
thicrifclie  Gelatina  und  die  Cliina  wirken  bei  dem- 
felben nicht  blos  als  allgemeine  Fxcitantia\  252 — 2^jj, 

Tlores  {iiwi  ffiit  Opium,  hcxUam  beim  Aiihuia.  Ij  55. 


4 


'•,'•—     158     -^ 

if>rycliifche55  bei  vorliaudenem  l'orpor  des  Senfarii  b 
GtiniitiiskrauKlicitcn,  77  —  ^g. 

JExopnthaimra^  der  vallkoinjnene  Austritt  des  Auges  lui 
der  Orbiia.   S.  Augapfel, 

JExdirpatio  bulhi  oculi  zur  Ileilnng  eines  voIlkomrDenei, 
duicli  einen  Scirrlius  vcranlaßteu  Austritt  des  Aa^- 
apfela  aus  der  Orbita.  III,  111  —  117.  Aenfserlicüe 
Anwendung  des  Aalten  Wa/Tcrs  diibei  vorzügüa 
-wolilLhätig  zur  Lindej-nng  der  Schmerlen.  112/ 

Eztractum  hyoscvami  vorztiglicli  wahlth.ltiiT  bei  interrci'- 
tircnd^n  Fiebern,  befonders  in  Y^rbinclung  mit  ^la 
Aconit.  II,  104  — 105,  110* 


JFVfcris  intermittent*  Bemerkungen  über  die  Iitlufi^tn,  ti« 
züg]icli  iutcrnüttircnden  Fieber,    die    in  den  Rliei> 
fiegtnach  von  1794—1799  Iiaupifaclillch  bei  den  Sv 
daLon  herrfchteu;  aufgenommen  in.  dem  ]VIiiitair-Hu>r 

Sitale  zu  Bickenbactt  bei  Darmßadt.  II.  i^  — ui 
fcdicinifchc  Topograpliie  diefer  Ge^-eud.  a^-ji 
Über  die  Entwickelung  der  Sumpfluf?  dafelbft  cJ 
deren  EinfluCs  zur  Erteueung  intarmittircnder  Vit 
ber.  51  —  54.  Tabellarifcne  Ueberficlit  jener  TitTC 
mit  Bcmerliung  des  Barometer-  und  Tliermome« 
Standes,  der  Witterung,  des  Windes  u.  f.  w.  5--' 
Allgemeiner  Charakter  diefer 'Fieber.  70.  Die  ^i-' 
fcliiedeneu  Fonnen ,  Grade  und  V£rlau£*  dictei  T- 
ber.  71)  —  96.  1)  Solclie,  die  nur  vou  einer  wi-' 
naiiirlichen  krampfhaften  Bewegung  der  EiTei'"- 
keit  herrührten.  79  —  Q2,  2)  NervOIe.  Q2.  — i]o-  -■ 
iiiiplegie,  Sprachlofigkeit  bei  einem  folchen.  C-'r  ' 
Solclie,  bei  denen  insbefonderc  die  Eiu^ewciile 
Uiiierleibes  litten.  89  —  94-  Ei"  W'echfelheber  M 
ma  "fvurde  dabei  iiicjit.  "vvahrgenoniineii ,  wolil  ; 
ein  Coniagium.  96 — 101.  Anlteckuiig  durch  diC 
zur  Ileilimg  einer  hartnäclugcn  rheum.itifchcn  t-" 
gefchwulit  mit  glücklichem  EriV>li;e  verani;:- 
<yj  —  301.  Behandlung  jener  Fieber  101  —  m^.  >  ' 
weudigkeLt  der  Ilüctficht  auf  die  organifclie  ^ 
fchung  da^ei;  102.  Verbindung  der  flüchtigen  I'.- 
mittel  mit  den  Antimonialibus  dabei.  103  —  : 
Ferner  mit  faucrlichcn  Milteln.  105  —  lor.  Ff'" 
mit  Blafenpflafter.  107  —  loQ.  Vorzüglicher  Nu::' 
des  Kampliejs  bei  denfelben.  103.  iJc).  l'cv.Mcri:' 
Mofchus  artificialis.  103 — 104«  Ferner  das  Kxtructi - 
oscyami,  vorzüglich  in  Verbindung  mit  dem  .U-r 
lo/v  — ^^5«    ■^^^-     ^t>^v\^^  der    Ausrctrunüsmiucl  ?^ 


\ 


—     159     — 

411  — iij.  Bcliandliing  der  RcconTalcscen«  nacK  den- 
Xelben.  115  — 114.  Die  Cliiiia  luniiitz  und  nachiliai- 
lig  bei  denCelbeii.  114 — ii6.  .Unterdrückt  oft  den 
Fieberparoxysmus  mit  naclidiciligen  Folgen.  137. 
Wirkfamkeit  des  Sal  mirahiU  Glauben,  um  deulelbea 
•wiederlierzultellen.  ii^. 

Verfuche  und  Eeobaclitungen  über  die  Wirk-' 
fiinikeit  der,  tliierifclien  Gelaiiua  zur  Heilung  in- 
terinittirender  Fieber.  II,  120  —  263.  Segttin^s  Un- 
terfiichung  über,  das  daflelbe  vertreibende  Prin- 
cip  in  deivCliina.  124  —  139.  Glückliche  Anw-eu- 
dung  der  tliierifclien  Gelatina  geacu  dalTelbc  iu  Pa- 
ris. 125  —  127.  Ferner  in  den  Departements  vou 
Sefia  imd  Angogna  iu  Italien.  12Q,  u.  folg.  1)  Bei 
einfachen  Tertianliebern.  131  — 132.  2}  Bei  der  Fe- 
hris  tertiana  duplicata.  152—133.  3)  Bei  Quartanfi«- 
bern.  13!)— 135,  Ueber  die  verßhiedenen  Arten  der  da- 
bei anzuwendenden  Gallerte.  137  — 141.  Wiikfamkeic - 
des  G,  arabicum  gegen  daflelbe.   139 — xäo.     Geht  bei 

.  Anwendung  der  thierifchen  Gelatina  li'du/ig  in  ein 
-  remittirencfes  Fieber  über  141  —  142.  Befondere  Wii'- 
kungen  der  Gallerte  gegen  daflcloe.  142 — 145.  Iß 
nach  Gautteri  lu-fprftngltch  in  einem  anomalen  2u- 
jßand^  des  Ma£;ens  und  des  Hautorgans  begründet, 
151.  Gründe  für  diefe  Behauptung.  151  —  155.  X)i© 
Befchailenheit  der  Luft  trägt,  die  F«ucliLigkeit, 
"welche  lie  mit  ficli  führt,  abgerecJinet,  wenig  oder 
gar  nichts  zur  Bildiuig  deflelbeu  bei.  155.  Grund« 
Für  diefe  Behauptung.  155— »162.  Wirkung^art  der 
thierifchen  Gallerte  bei  demfelben.  165 — 165.  üebei* 
den  Schlaf  und  -die'  Unterdrückung  des  Fieberfro/is, 
w^elche  die  thierifche  Gallerte,  das  Opium  und  die 
Cliina  oftmahls  bei  demfelben  bewirken,  ;63  — ^65. 
Ueber  die  Urfache  der  Wiederkehr  deil'elben.  164  — 
167.  Einwürfe  ge^en  Reichs  Theorie  und  Bcliund- 
luno;  deflelben.  166^—168.  Ift  die  Urfache  delfelbeu 
vielleicht  Mangel  des  gelatinöfen  Stoffs.?  i6S  — 169. 
Ilt  die  Urfache  der  Wiederkehr  deflelbeu  vielleicht 
vermehrte  Zuftrömung  das  Oxygeus  zum  Magen? 
170 — 173.  Priujiäre  Wirkung;  der  thierifcben  Gela- 
tina bei  demfelben  und  Vergleichung  diefer  mit  der 
anderer  Mittel.  174  —  176.  Specielle  Forjuel  njid 
Anwenduiigsart  der  thierifchen  Gelatina  bei  demfel- 
ben. 176 — 135.  Die  Rcconvalescenz  von  demfelben 
iTt  kurzer  bei  den  mit  der  tliierifclien  Gelatina  als 
bei  den  mit  der  CJiin^  behandelten.  200  —  202.  Di» 
tliicrifplie  Gelatina  und  die  China  wirken  bei  dem- 
felben nicht  blos  als  allgemeine  Excittintia\  252 — 2^^^, 

^lores  {inci  jnait  Opiuxu,  heiJUam  beim  Aiümi^^«  1^  ^. 


wenig  -Amrnoniak  imd  GerbeftofF,  von  welcliem  toän 
cüic  antifebrilifohe  Wirkling  erwarten  kann.  237— 
241.  12)  Die  Zeit  des  Fieberanfalls  lüfst  ßch  niclit 
beitininien,  fulglicli  aucli  niclit  die  Wirkung  diefes 
IVlitiels.  2/11  — 245.  15)  Die  mit  dcrfelbeu  geheilten 
Fieber  i\i\a  nicht  durch  dicfelbe  geheilt.  2/jG — S/k). 
i/f)  Manche  Fieber  find  nicht  mit  derfclben  geheilt» 
liinterhcr  aber  durch  andere  Reizmittel.  249 — 253. 
15)  Sie  unterdrückt  das  Fieber  nicht  gleich  bei  der 
erüen  Dolis.  253  —  255.  Nöthige  Aufficht  auf  das 
Verfahren  der  Apotheker  bei  ^ler  Bereitung  und 
Aufbewahrung,  und  der  Ki'anken  bei  A^iweudung 
derfelben.  257  —  259.  •  Sie  ift  -  contraindicirt  durch 
Würmer.  259.  Gründe,  warum  die  Anwendung  der- 
felben in  -Itiilien  rchucller  auf  dem  Lande  eingeführt 
waid,  als  in  den  Flecken  und  Städten.  260—266. 
JJeftäiigiing  ihrer  Wirkfamkeit  in  Berlin.  267.  Preis 
der  aus  fnl'chen  Knochen  bereiteten.  268.  Kefultat« 
der  von  Bermbßcfdt  itt  Berlin  angeltellten  Verfuche 
über  die  Gewinnung  derfelben  aus  frifcheu  imd  ge- 
kochten Knocheli.   III,  I28— 134V 

Gelh/'ucht  ,■  nach  einem  intermittirenden'  Fieber  durch 
die  thierilche  Gelatina  geheilt.  II,  209. 

Gemuths  rankheiten,  üeber  die  pfychologifclie  Behand- 
lung derfelben  im  Allgemeinen  und  die  bisherige 
Anwendung  derfelben.  IV,  68-^71.  Anwendung  der 
körperlichen  Thätigkeit  imd  Strapazen  zur  HeUung 
derfelben.  97 — 96.  Winke  zur  Diagnofi?  derfelben. 
101  —  103.  '  Imaginismus,  eine  Haiitgattung  der  Ge- 
daukeuleitung  in  derfclben.  105. 

Cerbefioff.  Die  Vis  febrifuga  der  China  beruhet  nicht 
auf  demfelben.  II,  127 —  129. 

Gicht,  Ein  neues  zuverlälHges  Mittel  zur  fchnellea 
Heilung  von  Anfälleu  derfelben.  I,  40.  Eau  medici' 
fijU  d*HufIbn^    ein   ficheres,    fchnell    wirkendes    und 

.  durch  Erfahrungen  bewährtes  Mittel  gegen  An- 
fälle derfclben.  IV,  136  —  142.  Zeiignifs  von  Far^ 
mentiir  und  Cadet  übtr  dalTelbe.  140— 141. 

Gummi  arabicum.  Mit  Erfolg  gegen  internuLtireüde  Fio* 
be^-  angewendet.    II,  139  —  140. 

H. 

Häemorrhoea  petechianoßs,  S.    Petichranofe, 
Heilkunde.      Beftimmung    ihres    Gebietes      und    Tren- 
nung   derfelben    von     der    Heilkunft.     IV  >    116  — 

118. 
Htilkitnll.    Beitimrauuff  ihres   Gebietes    und    Tremiui}£ 
deCfeibeu  -^o^-  A«/»^ta^kundc.  IV,  ii6-*-ii8»     Auf- 


^     i6i     -^ 

ben  bei  dem  interitiittirenden  Fieber  und  Vci^glei- 
cbung  derfelben  mit  der  anderer  Mittel.  »74  —  X76* 
Beftimmung  der  Zeit  ihrer  Anwendung  beim  m* 
t^rmittirenden  Fieber.  177  — lyS*  Specielle  Formel 
für  die  Anwendung  derfelben«  178*^179»  SeguitCs 
Anwendungsart  derXelben.  170 — 180.  Ücber  die  ver* 
Xcbiedenen  Zufätze  zu  derfelben«  180  —  181»  Dofis 
und  Anwendung  derfelben  an  den  fieberfreieii  Tagen« 
181  — 185-  196 — 198*  Zu  frühes  Nachtrinken  hebt 
die  Wirkfämlteit  derfelben  auf.  185—184.  Wirkung 
derfelben  auf*  die  Haut  und  Perfpiration.  185^185- 
Widerlegung  derBefchuldigung,  dafs  leicht  Reeidivo 
des  Fiebers  nach  der  Anwendung  derfellien  entlie- 
hen. 185*— 186«  Diät  und  Verhalten  beim  Gebrauchs 
derfelben.  187— i8y*  Ift  contraindicirt  bei  intermit« 
tirenden  Fiebern,  (lurch  wahre  ithenifche  Diatheüs. 
190-^192.  Vorzüglich  indicirt  aber  nach  zu  weit 
getriebeUer  Schwächung.  190  -- 191«  Mufs  bei  afthe« 
nifchen  und  malignen  mtermittirenden  Fieber  ohno 
vorausgefchicktc  Ausleerungen  gegeben  werden.  19a 
— 196.  Prüfung  delr  Vortheile  ihrer  Anwendung  Bür 
den  Staat,  die  ärmere  VolksklalTe,  für  die  kranken 
Individuen,  für  Hofpitäler  198 — ^09.  Die  Recon- 
valesceuzTon  intermittirendeu  Fiebei?i  ift  viel  kür- 
zer nach  Anwendung  derfelben  als  na<;h  Anwendung 
der  China»  200 — 202.  üeber  die  verfchiedeneu  Ar- 
ten Iie  zu  bereiten  und  die  ^  nöthige  Aufficht  des 
Staats  hierauf.  206—208«  Wirkfamkeit  detÜelben  ■ 
bei  anderen  Krankheiten  ^-  beim  Krampfhuften,  bei 
einer  Ifchurie  mit  Tacnesmus,  bei  einem  Anafarca, 
'  w^ie  auch  bei  einer  Gelbfucht  nach  dem  intermitti« 
renden  Fieber,  bei  einer  Diyfenterie.  209»  Vorfchlag, 
'He  noch  in  anderen  Krankheiten  anzuwenden.  210 
—  211.  Einwürfe  gegen  diefelbe  imd  ihre  Wirkfam- 
keit beim  intermittirenden  Fieber,  nebft  Prüfung, 
Berichtigung  und  Widerlegung  derfelben.  211 — 245J 
1)  Sie  beläSigt  den  Magen,  verurfacht  Erbrechen 
u.f.  w.  211  —  216.  2)  Verurfacht  Verfiopfung  in  der 
Reconvalescenz.  116  —  217,  Femer  3)  Hartleibigkeit. 
017  —  218.  4)  Ferner  Diarrhöen.  218^-219.  5)  Fer- 
ner Anorexie.  219— 22o.  6)  Femer  gröfsere  Neigung 
zum  Schlaf,  wie  die  China.  220 — 222.  7)  Ferner  ein© 
Schwäche  und  langwierige  Reconvalescenz.  222 — 227, 
8)  Sie  verfagt  ihre  Wirkung  bei  hyjochondrifchea 
Subjecten.  227—230.  9)  Das  intermittirende  Fieber 
geht  durch  diefelbe  in  ein  continuirendes  über.  230 
— 232»  10)  Sie  wirkt  nicht  fo  reizend  wie  dieChixvaL^ 
und  beide  wirken  beim  intermittitelväLexwT\£\>«xxL\.^\. 
blos  SLi8BxcitantitL.U,  232  — 257»    i.x)^v«  %tvx!b:i&a  «»* 

i^ttm.  B.  4.  St.  iL 


—     i64    — ^ 

Xct*rvs,     S.     Gelhfucht, 

Jmaginismus,  eine  Hauptgattung  der  Godankeiileitung 
iiv  GemütliÄKrankkeiten,    JV,    loS- 

Jntermittirendf  Fieber.     S.     Febris  intermitten*, 

Jfehvrie  mit  Taenesnms  durch  die  thierifohe  Gelatini 
geheilt.    II,    209. 

Italien.  Bemerkungen  über  den  Zufiand  des  Medizi- 
nal r  und  Apodiehcrwefens  dafclbft.  IV,  1—42. 
Ueber  die  mcdiziuifche  Polizei  dafelbft  im  Allee- 
xneipeu,  8-^  i3-  Aufficht  auf  öfFendiche  Dirnen  da- 
felbft.  15  — 15.  Ferner  auf  epidemifche  und  anftek- 
Jicnde  Krankheiten.  i<  —  29.  'Uebelitand  in  Anfe- 
hung  der  Beerdigung  der  Todten  dafelbfi.  29 — 31. 
Ueber  die  ürfachen  der  Mängel  in  diefem  Allen. 
5* — 33-  Ueber  dife  Anflicht  auf  die  Medizinalper^ 
(oilen  dafelbit.  33  -r-  36.  Schärfere  Trennung  4er 
Medizin  voh  4er  Chiiurgie  dalelbH/ 56 — 39,  lieber 
4ie  Wundärzte  dafelbit.    59— 4S5« 


K, 


JCAftes  Wafftr  getrunken  höchA  wirkfam  bei  heftige« 
Anfällen  Von  Herzklopfen.    HI,  60—66. 

—  -^  Ai^ufserlieli  angewendet  yorzüglich  iF^ohlthätig 
7ur  Linderung  der  Schmerzen  bei  einer  Exßirpat'f 
hulbi  ocnli.     III,    li2. 

JCfflte,,  Höchil  wirkfam  in  afthenifchen  Befchfverden« 
IH,    60  «.66. 

Knießelenk,  Verrenkung  delTelben  von  innerer  Urfacbe 
nach  einer  Eiterun»  in  demfelben,  durch  allniäh- 
lige  Ausdehnung  geheilt4    111%  5  —  20. 

JCnieeefchwuiß  ^  rheumatifohe*  Heilung  derfelben  'durch 
eine  veranftaitete  Anfteckuug  ,mit  «inem  interniit- 
renden  Fieber.     II,   97 — 101. 

JCnochen,  Refultate  der  von  Hermhftädi  in  Berlin  angc- 
ftellteu  Verfuche,  aus  denfelben  eine  nahrhafte 
Bouillon  zuzubereiten  imd  die  thierifche  Gallerte 
zu  gewinnen,  III,  128 — 134.  Beltandtheile  der- 
felben. 129 — 130.  Verhalten  derfelben  zum  Fleifch 
131.  Großer  Gewinn  hievon  fdr  den  Staat  und  das 
allgemeine  Wö}il,     133 — 134- 

JCohUnßofftaldgt  Hydroßtn  -  Gas  *  trjl^gt  nicht^  zur  Bil- 
dung intei*mittireadcr  Fieber  bei.     II,    156-^  162. 

JCopf  Blutgefcliwalfte  an  demfelben  u,  f,  w.  S,  Blut- 
firfchwälß^, 

^fLfämpfe  des   ganzen  Körpers   durch  Aethtr   vitrioii  und 

Tm%^H  thcbÄWd  ^öjäVU,  lH,  Sß'^SI^    ^  ^^^^  ^' 


—     i63   ,—     ■ 

Cabc,  welche    für   diefelbe"  Iiieraus  folgt.  119  —  lÄi. 
Untcrfiiclimio,  ob   und  in  wie    weit    diefe   Aufgabe 
bisher   erfülu   worden    fey,   und  warum  fie  es  nicht  \ 
fey  ?  121  — 125.  '^ 

Ecilaihtel^  Ffyehifche.  S.  P/ycHfcfi£  UeilmitteL  Ideen  zur 
Anwenduns;  der  Heilmittel.  IV,  114—135.  Beftim- 
xnun^  des  Begriffs  eines  folchen.  115 -r  116.  iJeftim- 
^ung  ihres  Gebiets  als  eines  Gebiets  der  Heilkunde. 
116 — 117.  Unterfuchuug,  auf  welchem  Wege  wahre 
Kenntnils  derfelben  und  ihrer  Anweliduno;  zu 
'erlangen  fey?  125—  155.  Dringendes  Bedürfnifs 
einer  Berichtigung  der  bisherigen  Lehre  von  den» 
felben.  .12^  -^  126.  Durch  Anwendung  derfel- 
ben einfach  ohne  Verbindung;  mit  andern  Mitteln. 
126 —  ^35.  Vereinigung  dieTes  Zweckes  mit  der' 
Pflicht  der  Heilung.  129  —  135. 

Hepatitis,  S.  Leberent^ündung^  .  -       ^ 

Ihrbü  digitaliS'  purpurtae  mit  Opium  heilfam  beim  Afih- 
ma.  I,  51.  Vorzüglich  wohltliätig  gegen  innere  und 
üufscre  Waflerauhäufungen  bei  einer  tödtlichen  Eng- 
bniiü«;keit  von  ungewöhnlicher  Gröfse  des  Herzens, 
ni,  87.  " 
Jhr^,  Merkwiirdigc  Verknöcherimg  an  der  Bafis  des- 
fclben,  HI,  65. 

Herzklopfen,  Gefchiohte  eines  heftigen  und  tödtlichen, 
HI,  60*- 66;  Verfchlimmenmg  rfeßelben nach  Gicht- 
befchwerden.  61  —  62.  Grofse  Wirkung  des  kalten 
Wa/Fers  innerlich,  dabei.  61— '63.  Merkwürdige  See 
tion  nach  dem  felben.  64**- 65. 

Heripolyp,  Unter fcheidimg  defl'elben  von  Afthma  und 
Beifpiel,  dafs  derfelbe  auch  plötzlich  tödten  könne. 
1,^16—18. 

Her^^ittetn,     S.     Tremor  .cor dis* 

Hirtifchaalehbruch,  Gefcnichte  eines  folchen  w^elche  be« 
weift,    dAfs    oft    die   anftihulicliTten   Zerfchinetterrtn- 

fen  des  Schädels  mit  unbedeutenden '  Zufallen  ver- 
imden  und.     III,    6£ — 70. 

Hvdrops  vagus.  Becybachtnng  eines  folchen,  'v\'elche  es 
vtrahrfcUeinlich  macht,  daCs  derlclbe  urfprünglich 
gichtifcher  oder  rheumatifcher  Natur  fey.  jll,  21  — 
rg.  Bandwui-m  bei  demfelben  durch  Becks  Mittel 
abgetrieben.     25-^04.  ; 

Hypochondrie.     Se'fferts   Pillen  bei  derfelben.     I,    26. 

Hyßerie,  Ueber  die  Anwendung  der  thierifchen  Gela- 
tina  bei  derfelben.  II,  228—229.  Paralele  zwifchen 
ihr  und   der  Abzehning.     229—250. 

Hyßfrijc^c,  durchdringende  Reizmittel  in  Verbindimg 
mit  Elirir  acidum  Halleri  find  vorzüglich  heilfam  für 
diefclbeii  während  der  Menüruation.    I^    45. 

La 


—     i6G     — 

Materiellts  Verhältmjg,  Noth-vrendigkcit  der  'Riickficlit 
auf  dalTelbe  bei  der  üeliaiidliing  iiiiermittirerender 
Fieber.     II,    102. 

Medizin.     Uebcr   die   einzig   mögliche  l^ehandlun^   dei* 

'  felbeii  und  über  die  EntdeclTungeu  iii  derfellien  in 
Allgemeinen.     II,    i2o  ~  124. 

M*d  {mal  -  und    Apcthekarwefen   in    Italien.      S.     Italien, 

Medii'.tijch^n  f  o//{«  ,■ '  Elf orderiii ffe  einer  wolil eingerich- 
teten.    IV^,   8— ii. 

Idei'chclie,  Ueber  den  Gebraucli  dc;3  reliffiöfen  My« 
Ttizisnius  bei  derfelben :  durcli  eine  glücldiclie  Kur 
ciläuiert.  IV,  68  nS«  Es  find  bei  derfelben  nicht 
immer  heftig  wirkende  Mittel  erforderlich,  um 
Ausleerungen    zu   bewirken.     79 —  80.  . 

Mfnftruatiü.  Anfälle  von  Althma  bleibeii^aus  während 
dorfelbeu.  I,  z^.  Uebcr  die  Anwendung  von  An- 
lieimitteln  während  derfelben.    44-^45.     iDurchdrin« 

tende  Reizmittel   in  Verbindung   mit  dem   Hallerfcitn 
iltjcir  vorzüglich  heilfam   für  Hyfterifchc  während 
derfelben.    45. 
Mercunus  dulcis  ift  das  Hanptmittel   bei    der    unter  fie 
Rubrik    des    fchwereu   ^.Imens  jgew^orfeiieu  Lebcr- 
eutzündung    der    linder.    IV,    &  —  67.      Ferner  S. 
CalomeL 
Mineraljaure  Käacherungen* _    S.     Räucherung^en. 
Morbus  maculofus  haemorrhagicus   Werlhcfii.    S.   Peteehianofi' 
Morveuujche  Raucher unffen,     S.     Räucherungen, 
MoJ'ehus  art'ftcialis.    Vorzüglicher  Nutzen   deifelben  bei 

iutermittirenden  Fiefeern.     II,    103  — 104. 
Myßiiismüsy   Ueber   den   Gebrauch   des    religiöfcn,  bei 
der  Melancliolie ,    durch   eine   glücklic^ie  Kur  erläu- 
tert.   IV>  63—113. 

N. 

Nachricht  von  dem  Zuftaude  des  Ki'ankenhaufes  der 
Charitc- im  Jalir^  1805.     II,    5—23.     S.      Charite, 

Nachrichten y  kurze,  und  medizinifche  Neuigkeiten.  I, 
111  —  116.     IV,    156 — 142. 

Necroßs.  Qualnibädcr  von  Branntweiii^trank  zur  voll- 
kommenen Heilung  einer  folchcn  ange^vendet.  1II> 
20.  ^- 

Ninndorfer  "Bad.  Neue  BcobachtunÄen .  über  die  Be- 
^tandtheile  imd  Wirkungen  deifelben.  J,  87""  94« 
Enthält  ^^'ic  die  Aachener  Quellen  StickftoffgaS.  87 
—  88«  Vcmiindevnng  des  Pulfes  in  den  Bädefn  da- 
felbif,  fogar  bei  reizbaren  Subjccten,  nebit  ErUa- 
lung  dieferErfcheiimn"/  88 -^89»  wie^  auch  ande- 
rer .Witk\iu^€u    des    JNenndovfer   Bades.     90.'    V«- 


— •     i67     — 

•  ^leichiinc;  defTclben  mit  den  warmen  fchwefclhaltl- 
£cii  QiicUcn  zu  AacJicii  y  ncb/t  KinwürfeJi  gc^eii 
Kortum»  Behauptung  von  dcnfollieii.     90 — 95. 

üeupebokrne  Kinder  in  zwei  Fallen  gidcklicJi  von  Blut* 
ecfcliwüiUlcn  am  Kopf'ü  durcJi  'Ocflnung  dcrfclbcn 
geheilt.  JIJ,   80  —  85- 

Hifren,     Def o in li täten   derfelben   Lonnnen   häufig   nach 

der  Calh'aiion  vor.     X,    115—114, 
^I^iertnjleine..   Abgang  derfelben  in  unglaublicher  Menge 
bei  einem  B.ruerm.idchen*.    I,     115, 

O. 

Oxitßtiu  Jft  die  vennehrte  ZitftrÖmnng  de/Telben  Eum 
,  Magen  vlelieiclit  ürraclie  der  Wiederkehr  der  inter. 
..  inittirendeii  lieber  /  Jf,  170  —  175. 
Opium.  In  drcilter  Gab«  mit  Wein ,  vorzüglich  hcil- 
/fani  bei  acuten  Anlälieii  de<  Trtmor  cordis.  I,  8^)  85» 
'  Opium,  In  Verbbidung  mit  der  Digitalis  pnrpurta  heii- 
fam  heim  AiUuna.  i,  51.  reiner  auch  mit  dca 
.  Floribut  Zinci,     53. 

Tetechiaaofe\  GeCchichte  einer.     I,    101—106. 

PheUandrium  aquaticum.  Grofse  Wirkfainkeit  defTelben 
bei  Itarken  Eiterungen  niid  davon  herrührenden  Col« 
liqnationen.     III,    12— i'^. 

Phosphor J'dure,     S.     jicidum  phosphori  dilutum^ 
'   Fhthifis  pulmonalis.     Voi'fchlag^    die   tJiicrifcho  Gelatin« 
bei  derfelben  anzuwenden.    Jl ,   210. 

Püliiei^   Midiiinifche,     S*     Medizin ifcht  Potitti. 

Pfi^ehifche  Heilmittel,  Anwendung;  de^  religiöfen  Myjfti- 
ziimus  als  eines  folchen.  IV,  ^»8— 115.  Herror- 
bringung  des  Zorns  als  -eines*  folchen.  77—79.  Sie 
äufsem  ihre  Wirkung  nicitt  immer  in  dem  Augen- 
blicke ihrer  Action.    8<>*-8i*    J^eniiLzung  dos  Aber* 

^  glaobens   eiuer   inelaiichulifchen   Paiicnüii    als   eines 
'  -''   folchen.    87  —  88-  "•  folg. 

Pfycholöfrifche  Beh'xndlung,  Vebcr  die,  der  Gemüths* 
krankheiten  ira  Allgemeinen  und  .die  bisJierige  An- 
'wendung     derfelben.    JV,     f>8«^7i. 

Pfychologifche    Lebemmethode^      Vcrfutli    mit    derfelben. 

R. 

Bäutherurifuru  Einige  Erfalir?iji«rcn  von  ^tm  Nutzen  der 
mit  Salzfaure  zur  Verhütung  aiiRctiicuder  Xrankhei- 


--     i68     — 

t«ii.  nr,  45-^51*  Vorzüj^che  Wohldiiltigkeit 
derfelben  bei  einem  epidemifchen  Typhus  putridiu  fo«. 
Tirohl  xur  Heilung  als  zur  Verhütong  delTelben.  44. 
y  48*  Femer  beim  Scharlach.  Aß--* 49-  Methodo 
ihrer  Anwendune.  49 — 5p.  Nöthige  Vorficht  mit 
denfelben  bei  allen  'AfFectionen  der  Retpirationsor- 
gane.    50—51. 

Heicht  Theorie  und  Behaildlnn£  des  intermittireiiden 
Fiebers.    £in\Tfirfe  gegen  dießlbe.     II,    166— 166«^ 

JLeipnittel^  durchdringenae,  find  in  Verbindung  mit 
dem  Elixir  acidum  Haüeri  heilfam  für  Hyiterifch» 
-während  der  Menitruatioiv     I>  45* 

Religio fer  Myßi\istnus,     S,     Myfli{ismus, 

Retroverfio    utiri»     S.     ZorSckbeugung  der  Gehähnnutter, 

Kkeingegenden.  Medizinifche  Topographie  derfelben, 
,be(onders  der  Gegend  von  Darmitadt.  II,  35—52. 
Binflufs  dcr8iimpluft  imd  der  der  Atmosphäre  oeige- 
rnifchien  BcHandtheile  in  dcnfclbcu  auf  die  menfäi- 
liche  Gefnndheit.  51—35.  Femer  der  Winde.  55— 
44«  Kranliiieiis*  Coi^iititution  des  Winters  in  denfel- 
ben. 44  —  47.  'Des  Frühlings.  4?'  ^^'  Sommers. 
47  —  49.  Allgemeine  ConUitution  In  denXolben. 
49—52. 

Rheumatifche  Knitglfchw^lß.     S.     Kniegtfchwulß. 

Jiom^  epidemifche  Conßitution  in  und  um,  und  übev 
die  y erhütiuig  der  mJt  derfelben  verbundenen  ^ank«* 
heitien,    IV,    19^29, 

S, 

Säuerlich»  Mittel.  Verbindung  derfelben  mit  flüchtigen 
Reizmitteln  zur  Heilung  mtermittirender  Fieber.  11, 
1Q5— 107. 

Sal  mirabile  Gla^ubtri  vorzüglich  wirK'fam  anr  Ilerltellung 
des  iiitermittirenden  liebcrs  bei  zu  früher  Unter- 
drückung deffelben  durch  die  China.     II ,    n8« 

Salxfaure  Käueheruneen^     S.      Käucherungen, 

Schariack,  Nützen  der  falzfauren  Räucheriuigfen  bei 
demfelben.    IV,   48  —  49. 

Sehttt^pocken.  BenierKungen ,  Erfahrungen  und  Beob- 
achtungen über  diefelben»  III,  29—56.  Unterfchied 
Zwilchen  der  Impfung  folcher  Subjecte,  die  die 
Schutzpochen  oder  Blattern  fchon  einmal  uberltan^ 
den  und  folcher,  die  wahrfcheinlich  g^r  Keine  Dis- 
pofi^ion  weder  für  Blattern  noch  Sclintzpocken  hat- 
ten, 51 — 5A,  Verhalten,  derfelben  bei  lolchen,  die 
zugleich  (mtleye  Blattern  hatten.  55  —  56.  Seltene  Er- 

♦  fclieinung  bei  denlclben  an  der  Impfitellc.  56—57. 
JlxtcUe^iUTv^ftA  ^^  All^mriiikidens    bei  deufdlben. 


—     i.67  '  — 

gleichinii;   defTelbe^  mit  den  warmen  fchWefcIkidtL. 
'  gen    Qucilen    ziji    Aaciieii ,    nebft    Einwiiifen    gegen •> 

Kortums  üehauptuug  von  dcnfelben,    C)o — 95. 
^eufrebqkrne  Kinder  in    zyvpi  Fällen  gliidtlicJl  von  Blut* 

gcfckwüi^irreu  am  Kopfe   diircJi     (Defluung    deiTelben 

geheilt.  JIJ,   80  —  85- 
JNiirren.     Deforniit.iten   derfelben   Konnnen   häufig   nach 

der  Calti-ado«  vor.     I,    115  — 114,       ■     ^         / 
^I^iennjhine..   Abgang  derfelben  in  unglaublicher  Menge 

bei  einem  Ba\iermddchen*v    I,     115« 


O'xYßen,  Jft  die  vennehrte  Zitftröraimg  de/Telbe'n'  tum 
IMagen  vielleicht  ür fische  der  WiederKelir  der  inter. 
iiüttirenden  rieber y     If,    170— *•  173. 

Opium.  In  dreilter  Gabe  mit  Wein,  vorzüglich  heil- 
,  fani  bei  acuten  Anfillien  de^.  Trtmor  cordis,  I,  84  '  65» 

Opium,  In  Verbhiduns;  mit  der  Digitalit  purpurta  heil- 
fam   beim   AiUuna.   "l,    51.     Ferner    auch    mit    dca 

.   Floribus  Zinci.     53. 


Tetechianepty   Gefchichte  einer.     I,    101  —  106. 

PheUandrium  aquatlcum»  Grofse  Wirkfamkeit  deflelben 
bei  itarken  Eiterungen  und  "davon  heiTühi'enden  Ck)l- 
liquationen.     III,    12  —  15. 

PkosphorJ'duire,     S.     jicidum  phosphori  dilutum, 

Fhthißs  pulmonalis,  Vorfchlag,  die  ihierifcho  Gelatin« 
bei  derfelben  anzuwenden.     II,   210. 

JPuliiei^   Midiiinifche^     S.     Mediiinißht  Potitei, 

Pf^chijche  Haimittel,  Anwendung  des  religiöfen  Myßi- 
zismus  als  eines  folchen.  "Iv,  68—115.  Hervor- 
bringung  des  Zorns. als  einey  folchen.  77—79.  Sie 
äufscm  ihre  Wirkung  nicht  immer  in  dem  Augen- 
blicke ihrer  Actiou.    80—81.    Denutziuig  des  Aber* 

^  glaubens    eiuer   melancholifchen  Patientin    als   eines 

■''   folchen.    87  —  88.  u.  folg. 

Pfycholopifche  Beh^nndlung,  ""üeber  die,  der  Gemüths* 
ki'ankJieiten  im  Allgemeinen  und  .die  bisherige  Au- 
fwendung    derfelben.    IV,     68  —  71. 

PfYchoiogij'che  Lebensmtthode^  Yerfuch  mit  derfelben. 
IVi    90--91- 

R. 

Rauch frutffrtn^  Einige  Erfahrungen  von  dem  Nutzen  der 
mit  Salzftlure  tur  Yerhuumg  anfLecheadei:  Kxv&lbi^vv- 


—      170      — 

ISiteian^  im  Kniegelenke    eiit/laiic?en   und  Jnrcliill- 
nialiligc  Ausdehuiing  gcJieilt.  IH,  9  —  i2o. 

Tjnitura  antivboniaih  Thtd^iiii^ /vorzüii.iich  heilCäiti  beider 
yjngina  pectoris  nach  Wichmanns  ^  J!vleihodc  flno;ewen- 
dat.  I,  81  — 82.  - 

Til'zy.lerh'in.  V^erfiichc  und  -Beohachtiiiifi[en  über  die 
AVirl^fainkeit.  «leiTelben  zur  llciluxii;  iiitermittireuiUi 
Fieber.  S.    i>  latm^i  aritr.&Us.  (IJ,    li5). 

Tre  wr  cord's  y  eine  eigeuthilniliciie  KranJsLeir,  iJctcii 
Cliarfiktcriltlk  ,  Urfaclien,  VerLiuf  und  J^eJiaiidluuj;, 
nebit  zwei  Fällen  davon.  I,  §2 — 8^-  Opium  mit 
Wein  in  dreiiter  Gabe  ift  ein  ge%vi/rcs  ilülfsmit- 
tel  bei  «cuicn  AnMljen  defl'elhen.  y.-^  —  85.     Die  Sil- 

j    berki^ltalle  iivd  oft  fehr  iiiUzlicli  bei  demfelben.  8^ 

Typhur  y  Spoiadifcher ,  glüclüch  mit  Reizmitteln  nni 
Ausleerungen  zu  glüicher  Zeit  beliandelfc.  1,97 — u'-o« 
Der  SpiirtHS  vitriolt  und  Spiritits  fnlis  cowmtmis  ana  vor» 
stiglicJi  heillani  bei  d^mCelben.  100. 

Typhus  pi  triam  ,  die  Vitriolfäure  in  den  itUrküen  Gabrn, 
vorzüglich  wohltbätig  bei  einem  epidemifchcn.  IV, 
^^  I^mi;r  die  Käuchernngen  mit  lalzfauren  Jüdin- 
pfen,  vorzüglich  vrolütliäiig  zur^Heilung  und  Vcr- 
Lütung  deß'elben.  44—43. 

Ü. 

Vrivbhfe,     Spulwurm  in   derfelben   bei    einem  Hunde 

gefund   .     I,  112 —  113. 
Uterus,  S.-^^Mmiutter. 


ycrknöchernvgeit   der  Ai;rerien  —   eine  eigene  Kla/Tc  von 

Krankheiren.  1,  27. 
p'eßcntoria,     S,     Blajaipflaßer, 
Vin'ioijäure   in   den   ii.aildtcn  Gaben,    vorzüglich  wohl- 

tJiätig  bei  einem  epidcniircheu  Typhus  ptitttdtts,  IV,  «f|. 

W. 

fVefferfenchef,  S.  Fhellanärium  tiqnatkum, 

JVttifef-ftofgas.    S,  Kohkiijtofhcihigi  Hydrogevg^s» 

Pl''cchfeljiebcr.    S.  Fehris  intei  mitten^'. 

Ji'ilhdviincn  -  Ort.  Ucber  die  Fpidcmie  dafelbft  im  Win- 
ter 10^4.  IJJ,  96 —  loa.  ^:ellr.tllc  Tödlicbkcit  der- 
felben. (fi  —  Cjn.  Heainiun^  dci Itl bcn  durcli  A/ü.rr.;./ 
IMincralranrfianclioninscn  und  andtie  TMaasreit,!». 
07  —  98.     ChaiiikicriiHk  dci  reiben.  t)8 — 99. 

JiijuU,   über   ditn  lEiii\^ul"i   ä.cv  \vv^&Yv.^^\v^tt^  auf  die 


—     171     — 

menfchliche    Gefundheit  in  dcii  Rhein gegenden.  tS, 

35  — 4^- 
With€rSy  über,  Behandlung  des  Aithma.  I,  50— 3^^     . 

Z. 

Zahnen  der  Kinder.     S.     Dentitio  difficiUr. 

Zorn.     Hervorbringiing   defl'elbeu   als    prycliifchcn  Er- 

fchütterungsniittels    bei    vorhandenem    Torpor     dos 

Stnforii  in   GemiithsKrankheiten,  r\-^,  77  —  79. 
Zitritckkeugimg    der   Gebär mtttter.     Zwei    Falle    derfelben» 

"wahrfcheinlich  von  einer  epidemircheu  Koniticutioa- 

herrührend.  III,  70 — Qo» 


Druckfehl  er. 

XVULBd.  fites  St.  Pftg.  123.  Zeile  5.  v.  oben  lies  „Prin- 

cips"itatt  „Pincips".    Zeile  9. 

'    ,  V.    unten   lies   „Smegnia*^    ftatt 

„Megnia". 

•  XVIII.Bd.  3tesSt.  Pag;.  124.  Zeile  13.  v.  u.  lies  „3  mal'* 

•  itatt  „13  mal". 
XyiII.Bd.  4tesSt.  Pae.  74.   Zeile  i.  v.  o.  lies  „Pete- 
chien" Itatt  „Pelchicn",