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Journal
der
practifchen
ArzneykunHe^
' und ^
Wundarzneykunjft
berausgegebea
C. W. H u f e 1 a n d,
König]. PreuCi. Geheimen Rath« wirk], Leibant« Director '
de$ Colleg. med. ebinirg. • erfccm Amt der Charit^,
u. r. w.
Achtzehnter BäK<^, Erstes Stück«
Berlin 1804«
Im Üngers Jour&alliaivdluii^»
Bemerkungen
über da«>
A $ X hm a.
l^ats von der grofsen Zahl von Mitarbeitern
an diesem Journale, unter denen sich ^och
mehrere Aerzte befinden, die mit einer aus«
gebreiteten Praxis wahren Beobachtungsgeist
yerbinden, ^keiner Erfahrungen über die
oben genannte Krankheit, und namentlich
ihre chronische Form (denn, die acute lern-
ten wir von dem unvergeßlichen fVichmafi
vorzüglich, nicht nur kennen, sondern auch
Iieiien), uiitgetheilt hat, nahm mich oft Wux««
der; um so mehr da, nach meiner Erfahruag^
diese Krankheit gar nicht selten, da sie ein
im höchsten .Grade quälendes, hartnäckiges^
und nur in seltenen Fällen heilbares Uebel
— lO — ;
ist, und daher jeder Beitrag zur Aufklärung
des Weien^ dieser Krankheit Willkommen
seyn müfs. ^
Ich trete ipit üieitieti B^m^tkühgeii het*
'vor, nicht in dem Dunkel^ als würden &i<^
viel zur Bereicherung liet Kunst^ zur Auf-
hellung des Dunkels^ was noch über Entste*
huHg und tieilung dieser Krankheit herrscht,
beitragen, sondern vielmehr, .um ändere auf*
merksame Beobachter zur Mittheilung der
ihrigen zü reitien , ich will , um mich nicht
eines unedlem S{)riohworts zu bedienen y mit
Kupferpfennigen ([»oldstucke haschen»
Vor allen Dingen werde ich den Begritf
feststeilen, den ich mit der Benennung Asth-
ma Verbinde. £& ist dies um so nöthiger,
da, wiß man sich durch Vergleichung meh^
rerer berühmter Schriftsteller überzeugen
kann, und wie ÄUch pp^ichtnan klagt *),
hierin die grofste nosologische Verwirrung
herrscht 2ium Belege dessen will ich nur
eitiigc», eben zur Hand habende, berühmte^
Beobachter anfahren. M.\/i. Fogel ••) hdin-
Af\t asihma und Jyspnoea ^usamm^fn ab, und
aagtt SpiraUo aegra et difßcilis est^ inaxime
in itinere ac cursu auUvi^ gräi^iiai corporis
♦) IJeeti tur Diagnostik fiter' Thl* 3. i%
.**) De tbghost. 9t curanJ* motlu t>ag. 4g3. §^ iSg4 •<!•
^$ Ni^rdti^ 44 gerenium qualecunque öpust
fQUciM et' fmssis saepe praesto est^ jitque
h^eC' omniß quidem mthma cömmunia habßt
guirp d^^pnoeui praeter hßee vero in eodern
^mnus est exiguus vel nuüus e^ j« p^ -r»
Quari^ *)> Asthma jani humidurn est jßn^
^iccuntj mod<x continenter urget^ modo, more
frhrüiutß paroxysmorum {:6rtüi aut mcertis
femporibus reverdtur^ — y- EU* rermischt daher,
|[leich'wie f^pgel^ asthma ^Ud dysphoea% und
Obendreii^ |iocl| asthma humidumf Yf^s^ wii0
ich unten zeigen yr^rde, eine yon der in
J\ede stehenden ganaj vewpluedefte Krankheit
jftt. «r« {o) 9^(;bat6^ Bande yoi\ StoU'^ Ratio,
medendi p^ 5t. , befhidet &icH ein aus, BägUn
fif^örtlicH ahg^chnel>Aer Apl^orismus, dessexi
An&ng ^fsa Paroxy^mus d^s Asthma richtig
darsteüt, de^fseii^acbsau aheir der gutei SioU
^ewiTs t&chx uÄte^scliriefcen^ bitte^ -^ Thile^
' , ^i^Si ^) s.ubsumirt Dyspnoeai Asthrna^ Angina^
pectoris^ $ämmtlicl) unter däi| T^iie\ j^sthma.
*-f^ SeUe \r\ s^inei^ Meditina cUnica sagtr Eia
chronisches schweres Athemholen wird Asth^
ma genannt n. s« w« ; er unterscheidet we-.
dßi^ l^^ti^ di^ yepchie4eneii ^rten der
/
*) jfnimadyenioi^fi in, diverso^ i^torbos cap* 6. pag.
••) Äftfdic*, u, Chirurg, Bemerk^ Frfrt^ 1789« p«g. 91 «<I.
■.•.■•♦ A a\
.• _ -^^ I* -f-
Engbrüstigkeit, hoch gibt er kh^e pathologi-
sche ynd therapeutische Ansichtig.
Dagegen hat schon Hoyer ^) vor beinajie
hundert Jahren dasdelbe^ nach^ an sich selbst
und andern, genfachter Erfahrung^ richtig
und genau beschrieben. Ferner bezeichnen
es Sauvages **).und Sagar ***) beotimmti
indem sie sagcxi} ^Asthfna est chronica pe-^
tiodica respirandi difficuUas» und Sauvages
setzt ^noch hinau: ^diffen a dyspnoea quqd
isla conunua sit^ ab orthopnoea quod ista sii
acutus morbus^» *r- Vor allen aber unterschei-^
det Cullen, f)* w^d nach ihm JVithers ft)^
das Asthma von andern Arten der Engbrü-»
atigkeit und zeichnet yortreflich und mit
strengen Wahrheit die ganze Reihe der Zu««
falle. Mit diesen letztern verstehe ich daher
unter Asthpia eine periodische Engbrüstigkeit^
die^ wenigstens in den ersten Zeiten ^ yoU-
Jkoouneno Intermissionen hat«
*)Treatise ort ike asthana a. d. fngh übert. von
Scherfi 1782.
•♦; Nosologia tnethoeUca Tom. I. CA ^. p. 661.
•♦•; Sjfsiema morborum Pars Ilt p. i5a. editi^altarr
t) Anfangsgründt der pr. Arzneikunst s. Ausg, 3ter
Bd. §. i373 sq.
ff) Abhandlung von der Engbrüstigkeit ä. J. Bfigl, v..
Midiaeliti
— t3 —
Die* giftnaue Festsetzung clf*r Kränkhöits-
forrn , Welchö utttet*. einer Benennung zu ver-
stehen sey^ ist keine Jeete Spitzründigkeit,
da, wie sich aus dem Verfolge ergeben wird#
das Wesen derselben und ihre nächste 'Ur-
sache von deneil jeder andern anhaltenden
Engbrüstigkeit gar. sehr verschieden ist.
Dies5- periodische Engl^rLbtigkeit unter-
scheidet sich : I. f^on der Daempfigheit {Astln^
ma humidum)^ die in. einer ai^haltendeii^
mit einem* schnäitenden oder rasselnden Toü
{respiratio sonora) yerbundnen Kurzathmig^
keit vbesteht, mit Husten und Schleimauswutf
verbunden ist und durch jede anstrengende
Bewegung vermehtt -^ird^ Diese ^Kraüköh
köntien nicht leicht eine niedrige Lage des
Kopfes und der Brust • vertragen , sondertt
schlafen halbsitzend im Bette ^ und jeden
Morgen leiden sie bey'm Erwachen eine Art
Anfall^ der yon dem während des Schlafs in
den Luftröhrenästen angehäuften Schleime
herrührt, Welchen sie jetzt unter anstrengen*-,
dem Husten auszuwerfen genöthigt sind. —
st* Unterscheidet sie sich von jeder andern
anhaltenden Engbrüstigkeit {Dyspnoea)*, 'die
immer Folge eines bestehenden mechanischen
Hindernisses der Lungenausdehnung ist^ als:
Verwafchsi^ng, Knoten^ Anhäufung steinigter
Gptt^emente^ Wasser, Pulasdel:- Geschwulst,
- »4 ^ ■ ■
Verknocherung 4er. Bippepknorpel ir, s, w,,
Hinlänglich <]urciT 4m Periodische ihrer An«
falte,' au(!^er welchen c^ie Lufigea sicl^ frei
ausdehnen kopn^en".
3. Vpn jener I seit H^ber4en Torzüglicli
von fVichmßnn nad^ deir ^ätuf^ geKeiphi^eteii
untej dem Namen Angina pectoris l|ektt|intei|
gewaltsame^ Brustbeklemmung abe^ i^t unsrei
Kranl^heit dadi^rcb verschieden, ^aü:
a) Die Anfalle des Asthma gewöhnlid^
ohne alle siqhtbare äi|Isere Yeraiilassong entn
stehen, ui^d -^^enig^sten^ ii^ de|| e^steA Zeiteii
einen bestimmte^ typus galten (icl^ habe ei^
Jahr un4 Tag zii eiqe^ un4 derselbe^ Stunde
kommen seheii), d^ bipgegei^ bey der Brusti
bräiine die A^ßille, aulse^ in dep grölstei^
Höhef 4e^ Uebels^ nie von selbst in ruhigei;^
lidge (!|es Krs^nkexif sondern ipimer w^hrencl
desi Gehens oder bey irgend einer lindern
körperlichen Anstrengung erspheinen«^ b )
Dia Anfctlle der Brustbräune nöthigen den
Kranken sofort alle körperliche Anstrengung
zu unterlassen, worauf unter ruhigem Ver-i
halten in sehr kurzer Zeit der An(sA\ nach-s
Iäl>t und nun der Kranke fi;r einige Zeit
die unterbrochne Anstrengung fortsetzen
kann; -- bey'oi Asthma hingegen kann der-
Kranke so lange seine Kräfte durch Dauer
und Heftigkeit 4osi Uebels. nicht aufgerieben
- I5 -
jtind/ wähtetiid des Ahfalles nicht nur gehen,
Sondern auch ahdefe körperliche jBewegi^in-
|[ex^ ihafyhenj ja er wird dui*ch die dabey
statt fiadeüde Jleäiigstigung Selbst dazu ange»
(rieben; - ferner läfst der AiiFall nicht sobald
Ha<^h^ Soilderü währt eiiie-, ja nfiehrörö Stun-
|]en. c) t)ie Anfalle der Bi'ustbtäühe beste-
iiöii jiicht sowohl in eijieüi fortge^etzieri be-
$([ibwerlichen ' Athmeii^ soüdein in 'einem
|)löuhehen, £!rstlcküüg dröheiideli Zusamhien-
ftchniifeü^ das -eirst iii «der folge mit dem
Gefühle feines iDtuckes längere Zeit ^anhält.
d) Üet cliaTaktetistische' stumpfe Schmelz in '
der Mitte des Brustbeitis etwas äach der lin-.
}ieii Seitä ^tn der in der Folge sduefseiid
»ich in deti rechten oder Jinkfeii' Arm , l^ucb
"Wohi, lnrie ich selbst gesehen habe^ in beide
doch üicht itiit gleichet* Starke^ etstfeckt,
öder ah beideii Seiteü des tiatses iiach den
kinnbackeii uiid Ohreii hiüäuMeht ^), ist
der BiJustbräune ganz allein eigeü^ tind. b&ytn
Asthina nichts ähnliches Vorhaüdeiti
*) Beide tortnen cbronisclier ßrustbdschwefcleh habi
ich jetzt wieder iäglicli vor Augen; die Gesehichte
4^0 AstbiniL er£äble ich weiter unten ,n hief- liur
kürzlich die der Briiltbräiine. Der Kranke ist erst
äa Jabre ält^ äbet* Aehr bückelicbt, hat hie auf
irgend ein« Art ausgeschweift^ und ist selbst durch
iciii« Vdn jeher schirträchllcb# Gesundheit kui
^ i6 ^
Mit defti Herzpoljp Wird unsere Krank-r
heit gewifs Niemand verwechseln, der jenen,
auch nur aus fVichmanns Darstellung kenntf
Hierbey Icann kh mich der 'Frage nicht er^
wehren, ob wohl immer bey'm Herzpolyp
der 1" od sq langsam .und peinllcb erfolge,
we
MäFsiglcf^ic gezwungen worden. , Schon «eit ein
Paar Jahran- lit^ er von Zeit zu Z^eit aa Zufällen,
di« ihn vorzüglich bey'ni Mi^tagessePf gegen
Apend oder bey'/h Schlafengehen befielen, und ob
sie schon heCiij^ genug waren, dal\ ipan zu mir
um Hülfe eilte, so gingen sie doch so schntfll vor-
über, dafs, wenn ich. ankam (oft in Zeit von dnec
Viertelstunde)^ nichts als eine geringe Bewegung
im Pulse vorhanden war. Bis vor unigen Mona-
te^ hielt ich, der Beschreibung des Kranken zu
Folge, da$ Üebel für einen Zi^fall aqi Herzen, von
dem icli ^Tox Schlüsse dieser Äbhapdlun^ unter
dem Namen Herzzittern etwa« bdybringen werde,
als ich am 3o. Juny^bends wieder schnell zu ihm
* gerufen wurde, und er mir fqlgeridea sagte: er sey
ausgegangen , . als ihn etwa hundert Schritte von
seiner Wohnung der alte Anfall plötzlich befallen
habe, doch "weit heftiger aU je^ depn dieses mal
habe es ihn gerade vor der ßjust gepackt, Vin\
dann hätte es ihni geschienen, als würde die ganze
Brust in die ßühe gezogen und drückte ihm etwas
Torne die Kehle zu. Piese mit fVichmannn Schil-
derung so genau zus^mmentreiTende Beschreibung,
lief« mich nun- nicht rnehr über dai^ hier statt fin-.
dendo Uebel in Zweifel; dem ich nun auch die
" ' . ■ ^— • 17 — ,
wie JVichmarin beobachtet liajTy und ob nichti '
wie er selbst erwähnt und Senac schon ver«
muthet hat^ dergleichen Gewächse beweglich
seyn und ,dann\ auch plötzlich durch Verato-
pfung einer der grofsen Schlagadern den
Umlauf auf immer hemmen kö|Qinen? D^r
vor ein l?aar Jahren erfolgte plötzliche Tod
des durch seine optisch <* perspektivischen
Vorstellungen bekannt gewordenen Professor»
Degabriely hat in mir diese Idee erzeugt* Ich
habe diesen Mann und seine Zufälle hiei?
iiber Jahr und Tag zu beobachten Gelegen-
heit gehabt 9 und damals , vor 4 Jahl'en, er«
klarte ich seine Krankheit Für einen Herzpo-?
]jp# Wenn er sich durch Gehen stark er«
hitzte» oder durch , Gemüthsaffekte bewegt
wurde, %o befiel ihn eiivs. stechende 2usam*
menziehend^ Empfindung in der Gegend dds
Herzenst» dafs er in die Kniee sank 9 und
Von H^ichniatttt «iäpfolilnd Sehäinüuiig entgegefi->
setze ^ deren tchon einmal ron mir erfajlfne groiSia
Würksamkeic ich unten ersiäilen Werde. «^ Mein
jetaiger Kranker « hatte licb seit einei^ enUlcheiden-»
den An£adle im Hanse gans wohl betunden« abet
so oiEt §r hauchte auszugehen > tlnd kaum (untzig
Schritt« auf der Stralae gemacht hatte, t>aCkte ihii
das Xhheit doch so, dafs es^ sobald er nur sieh
ruhig yerhielt» gleith vorüberging. Am ai. AugUSt
erlitt er^ als er sich durch Heben verschiedener
Sachen etwas angriff, wieder einen starken AnfalL
XVtU. ^. X. Sf. , B
4. ü tt «- j i . n -fj* '.-3 » f D A r.£ ' nil . :.t d 25 Bew^st-
%r-tfi »•-iloi . ''"r .''ti', -wpr d£r-?nr im Ll^cii ten
l;»aij«- üTi:!*-.'rh , l-.^-ia, urd aris-^tzeud . tal-
)j«f Vi: bw-fr-ili. fcMiB-J ihm j«u:" d^r S:ime. Sein
'/ i. i 1 N M et I w f J *-r v ijH einem stnm pfen
<; Ji..». j<ri3 tui liruH-knochi-n . n?ch von einer
f '.».|.'«ii.k.f.;' :••! %vvfr :»:^tr xr-'iTfn den Htls
it.. .1.;- »>i-% J j Bi-.isrL'iijLin-.- briTjeiiet. son-
>c^ju VA.. *■ iii'-'^at' .v:-; VI ar Mv^s :n der H**r2-
^^^^l^i^. J..V -i n^ ': bt-v ct"E Anfalle ffe-
ui ..'.** >^ :.• ' »-. . ,■ tri? K . s J r .1: * V. > j r- r:* ■?!: «r wL ckte.
K -i.. - i . > S: v-w»- -^ .u*»:'? > • .'j: -tfrzeci An-
■^. ' •^■'. 'i . *c-- • ^r:s x:r> ji:s. ^ird der
>*v.* u, .-. .. c -r.'^-i -itz^^oitf^^ijre Bewe-
• lä^.L....^ ■VkMkk«..» .,%.•€•?««- wi^.^&tifi — ^t?^<,• r'ffCt^ZL-
'J » v-lf .- t' V -^«K »• -V«. kl t tili "> Jt'^'i^'t'^i'"* "
N * ^
^ ' «-■•* .*-t-«tt .iiiue
'. . - ' — rg —
1 wesentlichä Untersphied zwischen ihnen liegt
\ in de^ entJfernten Ursachen. — Der acuten
l Form lipgt eine schniell entstandene, (cathar-
! rliälis'cbe?)) mithin auch vorübergehende Ur-
i sache zum Grunde, so zwar, dsiÜsy da ein
• ztirn Lebensprocefs nnenlbehrliches Organ
gewaltsam afiPicirt T/ird, der Tod schnell er-
fpigen Jkann, und bey versäumter Hülfe auch
würklich erfolgt, dagegen aber, ^wenn aeitig
zweckmälsige Heilmittel : angewandt W£rden>
jene Ursache eb^n so schnell entfernt oder
nnthätig geinacht und tlas leidende Organ in
seiner ' Integrität wieder hergestellt werden
kann. — r Bey der chronischen Form hinge-
gen, hat sich langsam^ durch manchisriei
Abnormitäten ini Organismus, die entfernte
Ursache erzeugt; sie hangt ihm daher auieh
fe^t an; bcy'm Anfalle sind die Störungen
nicht so gewaltsam^ dafs sie Zernichtung
verursachen, .sondern sie untergraben nur
successive d^n Organismus in mehreren Thei-
len, und tödten langsam., aber gemeinfadn
sicher. ^—
Das ^en Gesägte erklärt, ^anini die
acute Form nur bey Kindern und jungen
Personen, die chronische aber ausschliefsHch
bey Erwachsenen und grpfstentheils bey sol-
chen , di^ schon über das Mittelalter hinaus
;iind9 . und auch häufiger bey Männenai als^
B a
— 20 —
* bey Weibern, angetroffea wird. Die gröfsere
JEieizeinpfäaglichkeit (Erregbaiiceit) des Kin-
deskörpers macht ihn fähig durch dine ^e^
iingscheinende imd vorübergehende Ursache
^etwa eine gewisse Beschaffenheit der Mi-
. schong oder Temperatur unserer Atmosphäre)
€0 gewaltsam afficirt zu worden; dagegen ist
er nicht leicht den Störungen durch fehler-
bdfte LebensördnuQg ausgesetzt » die in spä-
tem Jahren die chronische Form herbeyfüh- .1
ren. Doch wird durch die gesetzten Bedin-
gungen die Möglichkeit des Wechsels nicht
ausgeschlossen, da in seltnem Fällen auch
bey Erwachsenen jwikB erhöhte Rekempfäng-
lichkeit de^ in Rede stehenden Organs, die
^u Erzeugung der acuten Form bedingt ist,
tf 9 wie- in jungen Körpern jene succes^iv^
'Einwürkung schädlicher Potenzen statt haben
kann, welche, unserer Einsicht nach, zum
Hervorbringen des chronischen Uebels erfor-
dert wird« Ich werde unten die Geschichte
eines chronischen Falles bey einem i4)ähri-
gen Mädchen, und einen andern bey einem
43jährigen Manne erzählen, den ich der acu*
ten Form beyzuzählen sehr geneigt bin.
Da ich keine Monographie dieser Krank-
heit schreiben, sondern nur meine Bemer-
kungen mittheilen Svill, so verweise ich die
jungem Leser des Journals, welche das Uebel
— ai . —
noch teicht aus eigener, Ansicht kennen, in
Rücksicht der Erscheinungen bey'm Anfalle,
und des Ganges der Krankheit, auf Cullen
und fVühers^ •— * Bej der Mehrzahl, meiner
Kranken trat in den ersten Zeiten der Anfall
regeJmälsig nach Mitternacht, zwischen zwei
und fünf Uhr, ein; einer bekam ihn fast
täglich' Abends um neun Uhr;' ein anderer'
bald nach dem Einschlafen,- zwischen zehn
und eilf Uhr; eine Frauensperson, deren
Krankenges chidite unten vorkommt, erlitt die
erste Zeit ihre Anfälle immer Vormittags, -bey
zunehmendem Uebel gesellte sich dann erst
der Nachtparoxysmus hinzu..
Pie nächste Ursache des Asthma scheint
eine krampfhafte Affection der Lufrröhrea-
Aeste zu seyn. Doch glaube ich, dals die
Muskeln, welche den Thorax bewegen, gleich-
falls zu den leidenäen Theilen gehören, vor-
zügUch das Zwergfell uar? die Intercostal-
muskeln. Denn aufser der Verbindung ^ der
Nerven, die zwischen diesen Theilen statt
findet, wird es noch durch die Anstrengung
der Kranken* wahrscheinlich, die sie anwen-
den, alle, übrigen Muskeln, die etwas zur
Erweiterung der Brusthöle beytragen kön-
nen, in Thätigkeit zu setzen«
. Entfernte Ursachen giebt es wohl so viele
als ^s Schädlichkeiten giebt, die anhakend
-7- w —
»öl^wächend auf den Orgahismus würke^i kÖn^
tien, und die daiin unsere Krankheit erzetir
gen, wenn entweder in den .R^pfration»«
Organen, in Verbältnifs gegen den übrigen
Organismus ^ne Anlage, vorhanden \ ist,
krankhaft afFicirt zu werden; oder wenn sie
Ton der Ait ^ind, dafs. ihre EinwUrkung
stärker und unmittelbarer auf diese, als auf
die übrigen Organe tnfft.
Die hervorstechende Anlage kann ent-
weder ' in ursprünglicher (angeborner oder
durch vorherg;egangene Krankheiten ausge-
bildeter) Schwäche dieser Theile gegen den
übrigen Organismus ihren Grund haben;
oder sie entsteht erst, indem, gleichzeitig mit
jeneü, auf den ganzen Organismus einwür-
kenden schwächenden Potenzen , andere.
Schädlichkeiten unmittelbar noch auf die
Respirationsorgane schwächeod würken, z»
B. einen Gicht - Candidäten befallt ein lang-
wieriger Catarrh oder eine Püeumonie.
' Zu den, Schädlichkeiten, welche Vorzugs«'
weise auf die Respirationsorgane würken, bin,
ich geneigt, den übermäfsigen Beischlaf zu
rechnen, da bekanntlich bey diese A Actus
diese Organe in sehr vermehrte Thätigkeit
gesetzt werden. Einer der von mir behan-
delten Kranken, erlitt, als ein Mann von 45
Jahren, indem er dreimal hintereinander den
— ■ a3 •
, Beischlaf vollzog, bey'm diitten niale wälw'j
rend dos Actus d^n ersten Anfdl dteser^
Krankheit, di^ ihn zehn JahVe später tödtete.
Bey eii^eai 36jährigen* Manne konnte ich
duich sorgfältiges Naol^forschen keine ander«
Ursache auiFinden, durch die er sich sein
Uebel .zugezogen hatte, als übe^mäf^igen Bei-
schlaf, — : Nach anhaltendem, mit $chwächen-;
den Mitteln, besonders Blutlassen, behandel-
tem Catarrh, nach, wahrscheinlich astheni-
scher,^ schwächend behandelter Pneumonie!
habe ich diese Krankheit entstehen sehen.
D,ie häufigste entfernte Ursache ist wohl
dieselbe, die bey dem einen Gicht (in Haud, '
Fuli, Knie u. s, w), bey dem andern Hä-
morrhoiden, bey'm dritten Hypochondrie,^
bey'm vierten u. «.-w. Brustbräune, Puls-
adergeschwüLte , Nierensteine, Verdickung
der Urinblasenhäute, Wassersucht u. s. w.
erzeugt, nach den Organen die, aus oben
erwähnten Ursachen, durch die krankiAa-
chenden Schädlichkeiten vorzugsweise leiden.
— Ein Ms^nn von 52 Jahren, der. seit ge-
ittumer Zeit am regelmäfsigen Podagra gelit-
ten hatte, äas ihn gewohnlich im Januar oder
Februar befitl, erfuhr einen gewaltigen Um-
sturz-seiner .Glücksumstände und gerieth aus
grolsem Wohlstande in eine bedrängte, mit
Gram und Verd.uls verbundene Lage. Seine
- ^4 - . '
Gidir t^lieb nun weg. Er ^fchien eine Zeit lang '
sehr gesund zu seyn, als er auf einmal epi-
leptische Anfalle bekam , die erst selten^ und
4ann häufiger, ein, auch mehrere male im
Monate kamen. Weder seine Lage, noch
Kränklichkeit machten ihn weise, und häufige
Diätfehler, so wie Ausschweifi\ngen mit
dem andern Gesdilechte wurden fortgesetzt;
«— auf einmal befiel ihn Nachts das Asthma,
so wie dieses Öftere Anfälle machte, blieb'
. die Epilepsie aus, und im letzten balban Jahre,
,Wo ihn das Asthma , auf die gewöhnliche
Art, durch Wassersucht :^um Tode führte,
litt er keinen epileptischen Anfall mehr, —
Durch Ausschweifaug im Trinken habe ich
das Uebel auch entstehen seheii* -^ '
Die F'orhersagung ist, meiner Erfahrung
nach, so günstig bej der acuten Form,
wenn bey Zeiten zweckmäfsige Hülfe gelei-
stet wird, als ungunstig bey der chronischen.
Es liegt dies schon in der oben angeführten
verschiedenen Entstehungsweise beider For-
men. — Eine grofse Klasse chronischer
Krankheiteii. entspringt aus einer und derseU
ben Quelle, nämlich einer fehle> haften Le-
ben^ordnung. Die Krankheiten dieser Klasse
sind Folge eines Aggregats kleiner Schädlich-
keiten, die in einem langen Zeiträume suc-
cessive auf den Organismus gewürkt haben;
• — 25 —- ^ ' '
sie sind das Resultat ei^er Reihe, durch
Ueberreizung erzeugter indirekter Asthenien.
Die Einwürkung dieser Scbädlichkeiteh i&t
gemeiohin so schwach, dals jede einzelne,
durch sie verursachte Störung im Organismus
nicht sehr merkbar wird. Doch enmeht, indem
sich diese Schädlichkeiten zu schnell folgen,
als ditfs ihr Eindruck durch andere günstige
Einflüsse total verlöscht werden könnte^
allmäUIig ein bedeutender Grad von
Störung, die aber, da successive Au gewöhn
nung das Gemeingefühl in Rücksicht ihrer
schwächt, von dem Leidenden nicht eher
brachtet wird, bi^ zuletzt die Summe dieser
Störungen den Grad erreicht, dafs gewaUsame
Abnormität £n der^Funqiion eines oder mehi-
rerer Organe die Folge davon ist* Bey die*^*
ser Betrachtung muls nun wohl jeder pr^-
tische Arzt sich die Frage aiifwerfen, wieviel
Wahrscheinlichkeit wir haben, eine solche,
durch tägliche Gewohnheit des Kranken
langsam hcrbey geführte Störung des Orga-
nismus, wenn' sie zu dem^ benannten Grade
gestiegen* ist, zu heben •)? --.Gesetzt aber
*) So ebei| , da ich obige Gedanken nledergeichrid^
ben hatte, lese ich iifa 7ten Stücke des deutschen
' Merkurs HrD. Campe's Verkündigung eines Heilan- .
ß.e%, der die aufgeworfene Frage sofort durch seine
Thaten trostreich für alle Leidende %u beantworten
. - a6, -^ . ■
auch, esfehleünsnichtaaMitteln) deren succas-s
sive EiDwürkung die yon jenen Schädlichkeiten
hervorgebrachte abnorme. Veränderung auf-
Buheben im ßtanda Wäre, was gar nicht zi^
bezweifeln ist, sQ steheQ doch noch folgende
/Wichtige Hindernisse im Wege:
1. Bey dem Zustande,. wo schoh, gewali-*'
same Störungen der normalen Function ein-
zelner Organe erscheinen, sind diese Anfiillei
atl und für sich «elbst, neue und sehr wich-
tige Schädlichkeiten, die naohtheilig auf den
ganzen , Organismus , und einzelne Theile
insbesondere, würken; wie z. B. bey'm Asth-
ma die Störung des freien Blutumlaufs durch
bereit ist ,, der nlciit nu) solche im gesunden* Or-
ganismus herbeigeführte Unordnungen, sondern
selbst, wie bey Hrn. Campe, die angeborne, nicht
blos Anlaj^e, sondern würklicfa» Krankheit, in
sieben Wochen zu heilen vermag!.' Wdchen Aerz-
ten mufs doch Hr. Campe in die Hände gefallen
styo, dafs er nach 56jährigem Leiden (man be-
merke, dafs er von Geburt an hypochondrisch
>wrar!!) über England nach Paris reisen murste, um
dort endlich von Hrn. Doctor Seiffen zu erfahren,
dafs bey 90 langwieriger Kränklichkeit nur eine
wohl eingerichtete Lebensordnung iHm heilsam
seyn und (nebst Hrn. Seiffins Pillen) gänzliche!
Hfrstellung gewähren könne. — Die kalte Küche
übrigens und die Chocolade o£ine alles Gewürze,
möchte wohl nidit jedem solchen SüchtUnge be-
kommen !
TT! 27. *-f . .
die I^ingen^ die erst unrollkoaipriene Ent-.
Höhlung und SSiuerung dea Bluts, inithiji
niangeU]|aftei| Reproductionsprocefs in sämmt-
lichen Organ^^, feiTA^r Aufhebung; des Gleich-
ge'Vfichts ii^ den aushauchenden und einsau-
genden Gefafsen, und daher Wassersucht des
Zellgewebes u. s. w. zur Folge hat ; so, dafs
auf diese Art die Krankheit sich in und
djärdi sich selbst vermehrt •)r
•) DiÄ pathologischen AflÄtonid ^bc" häufig Ersehe^
nungen« die sie in Leichen fanden, für Ursa-
chen chronischer Krankheitszufalle angegeben, die
vielmehr Wurkadg derselben waren So sagt Bichat
m^ meinet Anatomie g^näraie, appUqu^e d ia Pfysio»
iogie et ä'la^ Medieine,, Tom^ II, p, aig; .»»Ich «
niufs gestehen r dala die Verknöcherungen, welche
man so häufig in der i^nern Haut der Schlagadern
alter Leute antrift, mich auF .den Gedanken ge-/
hraeht hatten, dala man die Anzahl der Fälle
übertriebe, wo sie bey Erwachs enenj und wenn sie
sehr stark sind« selbst bey Kranken Ursache der
Zuf^ll^e sind« die das ausmachen, was viele Aercte
Asthma nennen, und dafs die genannte Krankheit
nicht so häufig aus dieser Ursache entstehe , als
'man glaube. Allein ich finde jetzt, bey den häuH«
£en Erfahrungen, die ich im Hotel Dieu zu machen «
Gelegenheit gehabt habe, dafs diese Verknöche-
rungen, die Eulsadergeschwülste und andere orga«
nlsche Fehler, die ihren Sitz 'im Herzen haben,
eine Klasse von chronischen Krankheiten ausma-
chen, die fast eben so zählreich sind, als die chro«..
nischen Krankheiten der Lungen, welchen man
,Das allouihlSge Entstehen ;un)d. Zunehmen
desxtJebelseyns^ die, bey schon erfolgtem
gewaltsamen Ausbruche, noeh statt findenden
joft langen Intermissionen, schläfern d^n
Kranken über die Natur seines Uebels ein,
i^nd täuschen ihn mit der HpiFnung, es wer-
de mit dem einen Anfalle abgethan, und
sein Befinden in der Folge erträglich wie
zuvor seyn — v er denkt daher auch nicht
daran, de^ Grund dayon in seiner Lebens-»
weise zu suchen, und diese nach Beschaffen-
heit zu ändern. Mithin würkt die Reihe jener
Schädlichkeiten ununterbrochen fort 9 und oft
wird dann erst Hülfe gesucht lind Folgsam«*
fceit gelobt, wenn das Uebel den höchsten
Grad erstiegen, nun schon wahre Desorga-
nisation verursacht hat.
3. Wie schwer die Aufgabe, sey, einem
«o allmählig herbey geführten Zustande die
Heilmittel anzupassen, und successive den
Grad von Wiirkung hervorzubringen, der je-
nen kranken Zustand in einen gesunden
umändern soll, das wird jeder fühlen. —
80D«t fast alle Brustkrankheiten «uzuscbrelben
pflegte". Vergl. SammL auseiiem^ AbhandL /ür
pr, jierziä ai Bd. i St. p. 68. — Wie oft sind
nun aber diese Verknöcberungen und andere .
organische Fehler nicht Ursache, sondern Product
der Krankheit« besonders bey jungen Per? oqen!
Aber wenn wir , nun ami diese Schwierig-,
keit^a überwinden können, wie selten sind
die Kranken, die su der Zeit, wo noch
nicht wiirkliche. Desorganisationen, die yol- '
lends unserer Kunst spotten, sie in hohem
Grade elend gemacht haben*, Ausdauer und
Beharrlichkeit haben, .eine lastige lange forlH
gesetEte 'Behandlung, nach eines und deiselr
ben Atzißs Vorschrift^ abzuwarten. IJnd nun
4* Was können unsere Heilmittel helfen,
wo die Ursache nicht aulhört, und wie viele
Kranke sind wohl, wenn es noch Zeit äf,
geneigt, sich eine Lebensordnäng gefallen- zu
lassen, bey der jene Schädlichkeiten nicht
nur vermieden werden, sondern durch' sie
zum Theil ihrer Würkung entgegengeiffbet-
tet werden soll. — Oder wie mancher, der
auch Muth und Kraft hätte^ die unumgäng- .
Üch nöthigen Aufopferungen zU machen,
wird durch seine individudle Lage an der
AusiFührung gehindert; — « und doch ist dief-
ses der wesentliche Punkt, nicht nur die
Zunahme des ITebels zu hindern, aondem äs
selbst zu h^len. Wem ist die Wahrheit
fremde, dafs^ bey der Mehrzahl chronischer
Uebel, das meiste von der zweckmilsigen
Lebensördnung abhänge, dals in ihr vorziiglieh
die Reize Jiegen, durch die normale Erregung
in den rarschiedenw Organen herbey geführt
~ So — / ,
werden soll, änä dkfs, gerade umgekehrt %!e
in acuten Krankheiten, die LebensordnuHg
durch die Arzneioiittet, nicht diese ilurdi
jene/ unterstutzt werden biüssen? ^-^ Hierin
liegt der Grund, dafs Öfters Reisen, durch
die damit öothwendig verbundene Ver2nde-
rung der Lebensweise, des<,^lima^s ü. s. w.,
selbst ohne alle pharmazeutische Mittel,
schwere^ ja unheilbar gehaltehe Krankheiten
heben« — :• ^'
Es gehört nicht in meineh Plan, hier
die andern Klasisen chronischer Krankheits-
jbrmen, in Rücksicht ihrer Entstehung, zu
'tatwickeln, deren ein grolser Theil, äsum
Glücke von mehr zufäHigeh und vorüberge-
henden Ursachen herbey jge&ihrt, mit. Erfolge
Ton uns behandelt,' und oft schnell genug
geheilt wird. Nur so viel bemerke ich,' dais
auch das Asthma durch solche Ursachen er-
zeugt, und dann buch desseii Heilung weni-
ger schwierig seyh kann.
Wenii m&xi die Menge glücklicher Fälle
liest,' die fVithers in seiner Abhandlung er-
ftihlty und wo er den EiiFoIg einc^m Mittel
zuschreibt, dessen Unwürksamkeit in den
meisten Fällen ich leider! aus Erfahrung be-
urkunden kann, so wird man gan^ irre, und
weifs kaum,' wie man es erklären soll, zumal
da nebenbey nichts immer eine consequente
— 3x —
Behandlung (z. B. Aderlassen und andere
schwächende Mittel heben starken Reizmit*
teln^ angewandt wurde. Der einzige Aus-
weg, um Hrn. fVuhers nicht der Unwahr-
heit zu beschuldigen, ist, anzunehmen, dals:
i. mehrere tinter den herzählten Fällen durch
yorübergehende Ursachen ^erzeugt waren ;
und vorzüglich '2. dafs ter, da es meist Ho-
spitalkrahke "waren, .Von dem Bestände der
Kur imuntcrrichtet blieb. Da nämlicK bey
diesem Üebel, vorzüglich im Anfange, Inter-
xhissionen und zwar Mitunter sehr tange,
ganz jgewöhnlich sind, so konnte lär^ deicht
diese, die auch ohne alle ärztliche Behand-
lung torkommeh , Hir jgrundliche Heilübg
halten. '-^ . *
Ich komme nun zur Kur dieses höehst
beschwerlichen Uebels, und werde 'dem Leser
mit VITahrheit meine Beobachtungen mitthei^
len* ' — So glücklich ich in Behandlung der
acuten Form durch die von fVichtnann
emptohln^i Mittel war, so Svenig geläng es
mir bey der chronischen. Däls beide Krank-
heitsformen durchaus ästhehischer Natur sind,
ift, wenn man es auch, /was doch nicht
schwierig ist, nicht hosologisch entwickeln
könnte, durch die Erfahrung hinlänglich be^.
legt. — Die durdbdringendsten uns bekann-
ten Reizmittel heilen (wie Miliar \md fVich-
. ^ - 5* -
mann iui$' gelehrt halben) die acute Foim,
und eben solche sind es, die bey der chro*
nischen ' wenigstens Erleichterung schafiPen.
Ohne eine beträchtliche Anzahl Fälle in An-
schlag zu bringen, , yro Kranke mich ihres
Uebels wegen einigemal um Rath gefragti
und dann bey nicht gleiph erfolgter Besse-
rung sich an anderq , Heilküostler. gewandt
haben I spreche ich nur von den Fällen, wo
' ich die Kranken^ durch geraume Zeit behan-
' dfelt, und ein planmafsiges Verfahren ange->
wattdt habe. Die Zahl dieser Kranken belauft
sich auf neune, von diesen .sind zwei herge-
stellt worden; doch so, dais ich noch selbst
Zweifel in die gelungene Kur setzte, worüber
ich mich bey Mittheilung der Krankengqt-
schichten erklären werde. Einer dieser Kran-
ken^ .den ich vor drei Jahren mehrere Mo^
nate hindurch fruchtlos behandelt habe, lebt
noch, aber so entfernt, dafs ich schon seit
zwei Jahren keine bestimmte Nachricht ^ über
sein Befinden habe; — eine' Frau, deren
Krankengeschichte ich unten ausführlich mit-
theilen ^werde, habe ich noch gegenwärtig in
der Behandlung, — -* die übrigen, einen ausp-
genommen, der plötzlich starbt nachdem sein
Zufall , auf Mittel , die ihm ein APterarzt ge-
gegeben hatte, seit einigen Monaten wegge-
blieben war, sind den langsanien marter-
vollen
iolleil Tod durch jallgemeine Wasset^uchi
gestorben. -^
In Verbindung a^ider^r Reizmittel, dli^
liiaii bey der Dauer dt;^ Uiebels^ abzuwech«
•ein nur zu viel Gelegenheit und Bedürfnifs
hat^ als der Squillu^^ Digitalis jnirp.^- Asa
foetida}, f^aieriana^ Moschus-^ Oleum Cafeput^
Flores Zinciy den yersuf&ten Säuren u; s. w^
b)eibt Opium das einzige Mittel , um ^'W^hre^
wenn auch nur temporäre^ Erleichterung zu
verschaffon. Wiö manchierlei Wege ich ein-
jgeschiagen^ und> mit der Aufmeik^amkcit
tind Beharrlichkeit 9 yerfolgt habe^ die zu ei-
tlem Versuche nöthig istj wird unten erhellen^
Erst theite ich die zwei Krankengösehich-
teüy der^ dem Anscheine nabh^ gehingeileii
Heilung miti
Im HerbstlE» liSoö hemthte h^j uns tiiiter .
kindern da^ iacute Miliarsfihe Asthnia; adht>
Tägie vorher^ (ehe iidi einen dieser kldnisli
Kranken zu sehen bekam ^ wurde Ich am t4.
Oetober in aller Frühe dringendst zu eirnem
Kranken gerufen; Ich finde den mir ^ dem
Siilserii Ansehen nach^ wohl bekannten 48-
jährigen Mann .im Lehnstuhle Ritzend, und
bey roth aufgettiebenem Gesichte und het-
torgetretenen Augen äufs Aengstlichste ath-
mend« Er sagt mir, es sey ^ies die dritte
Nadht^ dafs er so schrecklich leide; in der
xyiiu Ä. i. sü C
- 54 -
Nacht Tom is« sey ihm 'der Zufall plötzlich
im ersten Schlafe gekommen^ worauf w nicht
mehr im Bette habe aitöda,uerii können, son-
dern die ganze Nacht sitzend, piit iurserat
kur^^m Athem ^ schlaflos yerbracht habe ; ge^
gen. Morgen habe sich der kurze Athem ver*
leren, danH^ habe er sich niederlegen und
etwas schlafen können; den Tag habe dr
sich leidliöh befuiiden^ aber kaum habe er
sieh Abends zu Bette gelegt^ so sey das
Uebel wie^ler gekommen, und habe abermals
bis zum Morgeü angehalten; diese Natht
habe ei" sich gai" nicht zil B^tte gelegt^ soiU
dern »ej aus Furcht ror deiti Anfalle im
Lehnstuhle sitzta geblieben, demohngeacktet
habe sich der Anfall^ wiewohl etwas später^
als die beiden erstenmale^ wieder eiiigesteliti
nnd quäle ihn^ wie mich (früh 6 Uhr] der
Augenscheine lehre, noch fortwährend^ ob-»
schon er seit einer halten Stunde einige
Verminderung spüre. — Sein Puls war hatt
und Toli, und die Fufse fingen an zu schwel-
len; übrigens hatte dieser Mann schon sonst
einen, kränklichen Körper, hatte auf beiden
Seiten einen Leistenbruch, und eine ake ha«-
bituelle Psorophthalmie. Die nächste Ver»
anlass^ng des neuen Uebels wulste er nicht
anzugeben. Sein gewöhnlicher Arzt hatte
ihm eine Mischung aus bittem Extracten und '
. — 55 —
meinem Mittelsalze nehmen hssen; da'ich mich
mit diesem zur Stelle nicht besprechen könnte
•o verordnete ich vorläufig ein starkes In/w-
4uni Valerianae' mit dem Liquor.^C Cm succitu
Der Hausarzt, 'mit dem ich gegen Mittag go- .
meinschaltlick bey'm' Krankten zusammenkam^
schlug, in Rücksicht' des auch heute am
Tage fortdauernden beeiigten Athems, des
•ehr' starken Pulses und rothen Gesichts, ein
Aderlafs vor, wofür ich, nach meiner An*
«icht des Uebels, keinesweges stimmen. konn-
te ; die von mir am Morgen verordnete Arz-
Tiei wurde daher heute forrgebraucht. Die
•nächstfolgende Nacht war wieder höchst
traurige und, da der Kranke auch am gestri-
gen Tag«» keinen ganz friuen Athem gehabt,
da er seit 36 Stunden die sitzende Stellu^
im' Lehnstuhle nicht Verändert hatte, so
mehrte sich die Geschwulst beträchtlich. Der
•Puls war diesen Morgen noch härter und
voller *)j und der Hausarzt drang wiederholt
anif Aderlassen ; der Krank'e hoffte mit 2^-
versieht dadurch erleichert zu werden, und
der Fall war so bedenklich, dafs ich ihm
bey etiler mir consequenter erscheinenden
Behandlung doch nicht mit Gewifsheit Hülfe
*) Ein ^ewöfanliclies Symptom bey verhinderter Am-
dehnuDg tler LuDge« sie tnöge durch Sckenie oder
Atthtnit TtruriAckt teyn»
/Ca
- 35 -
Torsprdchen konnte; ich lieis es daher g^
Bchehen^ und war dann auch nicht dagegen^
dals der Kranke wieder die erste Salzmixtnr
mit einem Zusätze von Salpeter erhielt* --«^
Bey meinem' Besuche am folgenden Morgen
fand ich den Kranken in der traurigstan
Lage; obschpn unmittelbar auf den Aderlais
einige Erleichterung erfolgt war^^ so hatten
sich doch gegen die Nacht alle Zufalle mit
Vordoppelcer Stärke eingestellt » der Kranke
hatte geglaubt 9 ersticken zi^ müssen; noch
jetzt am Tage blieb der Athem fürditerlidi
kurz, und die Beängstigung War schrecklich^
die Geschwulst war um das Doppelte gestiei»
gen, und erreichte schon den Unterleib. Der
Hausarzt wurde diesen Vormittag abgehalten^
den Kranken zu besuchen^' unter obigen
Umständen konnte ich keine andere, als die
traurigste Vorhersagung machen| um aber
doch, da man jetzt vorzüglich von^iir Hülfe ^t^
wartete, meiner Ansicht gemäfs zu verfahren^
verordnete ich folgendes: ^. As^ foetidx 5iif\
Mxtr. fielen sp^ Zij\ > — aconit *-^ squill. am
gr^ xij. Caston 3;. Sah volat^ C% Ck 3f(. M%
F. pilulh pond^ gr^ iij^ S^ Alle 3 Stunden
zehn Stücke zu nehmen; '— dabey verord«
nete ich den mäisigen Genufs des Weins
und kräftiger Fleischbrühe« — Die Würkung
dieser Arznei w^tr er#taunenswürdig« Schon
nach der zweiten Gabo erfolgte bedeutende
Erleichteruqg; der Anfall blieb schon diese Nacht
aus, und der Kranke , obschon er aus FurdiC
Jm Lehnstuhle sitzen geblieben war, hatte
einen erquickenden Schlaf genossen. Den
folgenden Tag traf ich ihn mit heitrer Miene
im Zimmer herumgehend ; der Urinabgang
hatte si9h sehr vermehrt und die Geschwulst
schon beträchtlich vermindert; kurz, die.
völlige Besserung ging so ununterbrochen '
fort, dals in wenigen Tagen der Kranke so
wieder hergestellt war, wie er. sich vor £i>>
scheinung dieser Krankheit befunden hatte«\
Mit der' Arznei hatte ich während dieser
Zeit nur. die kleine Veränderung vorgenom-
men, dals, da sie anfing zu häufige Stuhl-
gänge %u verursadien, ich zu obiger Masse
noch- zwei Gran C^ium zusetzte, worauf
diese Nehenwiirkung sich verlor. Der Kran«
ke lebte von dieser Zeit noch vierzehn Mo«
nate , ohne von dem Asthma etwas zu eior
pfinden> und starb dann Nachts so plötalicht
dafs, ehe noch ein Arzt herbeygerufen ww« <
den konnte, der Tod schon erfolgte.
Die Heftigkeit und schnelle Zunahme
der Krankheit,^ di^ so gewaltig waren, dais^
hatte ich nicht noch eben das passende Reiz-
mittel fiir seinen Zustand gefunden, er ge« -
mr% in wenigen Tagen das Opfer derselben
— 38 —
geworden wäre ; zusammen mit dem Umstän-
de, dafs zu derselben Zeit diese Krankheit-
untet Kindern häufig War,' mithin eine, g««
meinschaftliche Ursache wahrscheinlich in ,
der Temtperatur oder Mischung der Atmoft^
phäre obwaltete , erzeugten in mir den Qer
danken, ob nicht auch der ?orliegende Fall
vielmehr der acuten, ab der chronischen
Form •beyzuzählen sey, so selten jene, auch
bey Personen von diesem Alter statt finden
mag; fä ich finde in der über alle Erwartung
gtiicklichen Heilung noch eine Bestätigung
meiner Meinung. — ^ Merkwürdig ist es, wie
so wenige Gaben obigen Reizmittels, nach
so anhaltender und gewaltsamer StCJhingi
doch so schnell die Erregbarkeit der leiden-
den Theile. auf den Grad der Normalität
brachten, dafi fortan alle, gewaltsame anooia-
lische Aeulserungen in df'n rorzüglich leiden-
den Organen aufborten, und auch nicht
wiederkehrten. So wie bey allpn plöulidi,
unter dem Scheine vollkommenen rorherge-
henden Wohlbefindens, ausbrechenden hefti-
gen Krankheitszufällen, wenn ihnen Asthenie
izum Grunde liegt, diese nothwendigerweise
indirekt seyn muls, so auch im vorliegenden
Falle, wobey doch auffallend ist, wie dieser
Zustand indirekter Asthenie, trotz der vie-
len einwürkenden schwächenden Potenzen
« 3j> - • —
üb der Störung der normalen Function meh*
rerer Gebilde-^ der SchlaflQsigl^it, Enthaltung
von Nahrungsmitteln, und dann de« Blutlas*
s^ens und der schwächenden Arzneien u. a#
w,9 T-t so lange anhalten konnte, ohnehin,
direkte Schwäche überzugehen *). Denn
dals dies<^$ nicht geschehen sey, beweiset^
'^Tie ich glaube, der Erfolg und zumal die
schnelle Würkung beträchtlicher Gaben kräf-
tiger Reizmittel. — f Ein^ andere Bemerkung
ist difi^ da£i es, bey dergleichen Zuständen
indii^fkter 3chwäche , häufig nicht so schwie*
fig ist, den gehörigen Grad d^ Reia^ung zn
treffen, der erfordert wird, um die gewalt*
same Äffection in dem einen oder andern.
Organe aufzuheben. Alle praktischen Aerzte
werden mit mir diese Erfahrung nicht selten
gemacht haben, zum Qlücke für sie und "^ für
die Kranken, denn wie tratirig wäre es für
beide, wenn es hier auf eine haarbreit ge-
naue Bereehnung d^s Standes der Erregbar-
keft, und der Reiz <- Summe, die im darzu-
reichenden Arzneimittel befindlich wäre,
ankäme:, Wie yiele Kranke, würden dann
wohl genescA? — Gelegentlich will ich hier
♦) Wahrscheinlich war» die KraaUieit bey nicht ge-
fundener Hülfe gar nicht in direkte Asthenie« son-
dem unmittelbar m Lähmung usd Tod überge-
gangeii.
^ 4e ^
^ur EdTaufiörung des eben Gesagten noch ekia
Erfahrang anPüh^ea« Schon vor- einiger Zeit
habe ich dem Hrn. Herausgeber dieses Jaur-
nals -zur eignen Prüfung und weitem Bekaiuatt<^
machung ein Mittlei zugeschickt, das det
Hauptsacl\e nach aus Granola besteht,, und
zuyerlärsig den Gichtafafall, als Podagra, Gkir«
f gra , Gonogra u* s. w« in ^4 bis 4^ Stun-
den heilt* Hiebey kommt es nun gar nicht
auf eine, mit scrupuloser Genauigkeit abg^
ipaessene Gabe, noch auf den Zeitpunkt des
Krankheit an; es hilft eben so gewifs, wenn
der. Anfall eben /entstanden ist, • als wenn es
schon acht und mehrere Tage gewahrt hat^
r— Es ist nicht meine Sache, würde mich auch
hier %u weit führen, eine Erklärung dieser
Erscli« inungen zu versuchen ;> ich wiinschta
fber wohl, dafs die vorzüglichen Bearbeiter
der Erregungstheorie, unter denen ich yor
allen Hm. Höschlaub und Hrn» Gutfeld *)
ip,enae, dieselben ihrer Aufmerksamkeit werth
gelten, da sie auf Eigenschaften ün Oirgi^
ny So gleicbgujytig Hr. Ori?. Cm/eJd die Meinung eine«
ihm unbekaantexi eotferni^en Arstea seyn mag, tq
kann ich die Gelegenheit doch nicht vorbey laMen,
inxp» de^i kalten t rujugeo, grilndJticken. A>iw
scher, hiemit ip^a innige Hochachtung i|U be-
seigen.
ttismu» hindeuten, die gewiß näherer Unteri
suchuDg und Bestimmung bedürfen *).
Der zweite Fall , wo die Heilung den
Asthma gelang, betrifft ein Mädchen yon 14
Jahren. Sie war von sohw&chlichem Körper«
baue, sei% acht Monaten menstruirt, hatt«
t) Hr. Prof. RosMauh hat weniniteiit in seines Not(K
logi* §• <47^ — 78 4«« Verhalten der indirekttn.
Asthenie tuf «ine Art entwickelt, die «Ich n\it ob^.
ff^n Erftbrungen nicht cu vertragen scheint. *-•
Ueberhtupt ist die Erregungslehre 9 war eine Kruk<^
lie, auF- die es sich um vieles fester stützt, als aui
alle vorhergehende, ^ber es fehlt noch viel, dals(
fia uns. eiqen sichern Gang gewähre. Sie grundef
(|ich \n^treitig f i\f ein.e Gjui;deigentcl\aft des Oxg%n
nismus, die wir, obschon sie ibrem Wesen nad^
vis occulta ist|^ d*ch aus ^e^ £i;scheinqngen, d\e.
sie darbietet, mit eben. solcher Bestimmtheit erken-^
Den-« wie die eiiecttische oder raagnetisohe Kraft/ —
. «Fer ihre Modificattonen in den Torschiedeiitn Os» ^
g9Jaen, sowohl iiiii. gesunken Zustan^d^ ä\$ weiu^
fie krankhaft arßdrt sin^, büeibt trou der Bei?3u«>
hungen ao viejier treflichaa Denker ;^ . noch ii?imer
ierra ineognita, tind mochte es 2uni Theü stetf
hleibmi. Was im Ali-gemeinen von der ganzen
Lehre ^t, trifft gans vorsüglich die Lehre^ Von de^
indirekten Schwäche, eine (lehre, die lur den ai^i»
übenden Heilkunstler von der gröllteix Wkh;tigkeit
]jS$ , und die gewifs einen viel weitem Umfang hat,
als man ihr bis jeut giebt. Worin ab«r ihr W«-.
'«eä. b^tehe, o}^ jedesmal' ein, wenn auch l^urs^
ijauernder, hyjpersthenisch^er Zustand VQWMi^i«^«xvr
ihre Reinigtuig alle drei Wochen ,| und xntai
siemlich häuiig, wobej sie sich mehr oder
weniger unwohl befand, r— Bey ihren nicht
hehiittelten Eltern genof^ sie eine grölstenn
thdils vegetabilische Kost, die wohl oft aim
harten . Mehls|>ei*ien , Kartoffeln , frischem
Hf)gg<)nbrode bestehen mochte; dabey ver»
richtete sie einei^ grofsen Theil der häuslip.
ch^n Arbeit y als Waschen u. dgl., so wie
drn tiiglicbexii flinkauf, wo sie dann Wind
und Wetter iteu ausgesetzt war. — Am a4-
Oolobt'r vorigen Jaliresi wurde sie plötzlich
yc^tit Asthma befalle^, ohne andere ausziunit-
|(*lnde Veranlassung) als dafs, nebst den er-
wAtinten allgemeinen sichwächenden $chäd-
KeUktiiten, rauhe nasse Witterung, upd ak
ihre Fol^e allerlei catarrhalische Beschwer-
df^ttf bes^onders Halsentziiodungen, herrschend
warattt I^er erste Anfall entstand früh, nach-
dem sie noch aiischeinend gesund aufgestan-
den war; er liefs erst nach einigen Stunden
i[iach, und sitellte sich nach einer kurzen
Pause schon wieder ein, währte wieder einige
Stunden y und nachdem er nur kurze Zeit
|ttt $tju, müsse, unter welchen Umstanden sje in
«intz aadern ZutUnd, als direkte Schwäche, Lah-
laanii Daiorganisation übergehe, dies sind Punkte^
4U aodi sehr der Erörterong und Bestimmung b«.
I^Pgehört hatte, kam er spSit am Abende moa^
dritten male, -r* Bey dem ersten Anfialle, zii
dem ich gerufen w^rde, konnte ich, nicht
anders deqken, als dals les die acute Form
des Uebels sej;; schon' daa Alter d^er Kranken ,
BiachtQ dies wahrscheinlich. Ich yerordjiieta
ihr daher sogleich den Moschu^ zu Tier Gr^n
^le zwei Stunden. Dies wiirkte nichts, denn,
ohschon die Nacht^ ^ioig? Stunden Ri^ie und
Schlaf erfolgt waren, so erschien doch gleich
am Morgen das Uebel aufs. Neue. X>a ich
der beengten Glücksuinstände der Elteni
wegen, die Gabe des Mittels nicht yermehren
konnte, so verband ich am folgenden Tage
nachstehende Mischung damit: Ift Pulv. cort.
peruv. opt. ,^vj coqv. c« j4q, foni. %j ad Ttf
man. %vj 5ub fin. coct. add. Pulv. gross, rad,
Faler. sylv. 5iy CoL expr. ad4* ^^. ^^'
fnon. sücc. $if ^. Faler'. oetK 5/ Syr. eomm.
^vij Ms. abwechselncl mit den Moschus -Pul-»
yern ^Ue 3 Stunden einen Efslöffel toll zu
nehmen. — . Die Anfälle wurden hierauf zwar
schwacher und seltner, kamen aber dock
wenigstens zweimal des Tages. Da ich mit
dem kostbaren Moschus nicht fortfahren
konnte, so suchte ich ihn am 27. durch folgen-
des zu ersetzen : 1^ Camphm gr. xij soly. in Ol.
Cajepuc 5/» wovon ich abwechselnd mit dem
Chinadecoct alle 3 Stunden 10 Txo^Usbl. 11^«^.
K
- 44 =^
men Uefs; auch verstärkte idi letzteres durcli
den,iZ^ü$atz Ton swei Quenten des fernsten
GhinapulTers zur fertigen Abkochung«. Alles
dieses, so wie eijx zwischen die Schultern ge«
legtes Blasenpflaster, war unzureichend, das
Uebbl zu bezwingen; nur soviel bewürkte eSf
dafs die Anfälle in gewissen Schranken blie^
ben, so^ dals die Kräfte der Kranken sicli
ziemlich erhielten. Am 3a. stellten sich di«
Mensfrua ein, und diesen |o wie den fol«
genden Tag bUeb der Anfall aus; am isten
Novbr. aber kam er mit vermehrter Stärk«
wieder, obsohon die Arzneien, unausgesetzt
fortgebraucht "forden waren *). Ich gab ihr
jetst die im ersten Falle angegebene Pillen^n
masse, 911 einem Skrupel oUci ^ Stunden, und
^) Es gebort ndch su dßn unter Laien allgeinein« nad
unter Aersten «um Theil herT«chende^ Vcgruxthei«
len« Kr«nkei\ vrälveAd dieser Periode keiae Ars*
liei^n SU reic^ien. Wenn nun aber durch ilireo
Qebrauph dor Eintritt dieser Ausleerung nicht g««
jbindert wurde, warum FQrchiet man sieh densg
daß sie den Verlauf stören? Bey Krankheiten ans
Schwäche ist dies^ Ausleerung, 4ie ^ *^ als
- jjMUA schwächende Potena würkt« im Gegentfieil
Acnaeige, dif Reizmittel au verstärl;en. An^ deut«
lichs^;en f^elit man das Nachtheill^e dieser Attslec-
ming b^y hystarfschen Frauen, die sich nicht übler
hefinden, ahi wenn, sie aufhört;- -^ ao Unge aie
^ähifli ai^si^ 4ia ^idp^lMa J^xve^ug der Gsbämus.
^ ^ 4ß -
Keh sie Allmählich ^bis zur halben Qutota
steigen. Sie fuhr damit bis zum ig; uxiaua^
gesetzt fort^aber alles^ was dadurch erlangt
wurde, bestand darin ^ dafs ab und zu einen
Tag die Anfalle ausliehen, und nicht £•
ntsprüngliche Heftigkeit hatten» Um wieder
eine Yoränderung in den Reizmitteln zu ma^
tcfaeu) verordnete ich an diesiem Tage folgen*
des : 9?» Camph. gr. xij TRI. f^aler. aeth. 3/-*
cpih, OL €iajep^ *flfa 50 ms. Alle a Stunden
l5 Tropfen zu nehthen^ und bis zu ^4 ^^
steigen» Den 4* Dec. erhielt aie 9^^ Imi.,
wnmon* succ. '^. Mosch. -"— succin. aeth^ aa
5^' ^J" t>pii Zij Ms^ Alle 3 Stunden 35 Tro-
pten i&u^nehmeti. *^ Död g. Dec. ^f. CampK
5il Amman, cürbon, pyn ofeoi. gr^ XLF^^
Castor. gTR XXV>, Extn Falen sp^ 5«/. — •
ep. gi\ üf m. f. piL pontk gr\ iif S% Viermal
des Tages 6 Pillen zu nehmen ^ nnd bis zu
io 2U Steigl^tt. Hiemit fnhr sie bis zum 17»
ibrt> Und der £rfolg blieb immer derselbe;
das heilst) die Anfälle bUeben einen, ja drei
ttti Bio ubrigieii Orgaikt irbn Aen ttindrnieil Aeils>
ienmgeii cu befreien^ die aber,' bey deren Aufhd-
tma\ ifik um eo Tefmebrter Starke widderkehrenw
Mit Erfolge hab« iob «oTchen -Personen, in dieser
l^eriode^ die durcbdringendsteti-Reiemitiel» voraug«
lidi in Yerbindting des Hmilcf sehen Elixirft> gegea>
ban^ und gleiahsam diaia Aualaarung unterdrückt.
- 46 -
jatich vier Tage atu^ kaoieh aben immer iri^
tier, und dann auch wohl, ohne nähere Veiy
«änlassung, manchen Tag zweimal* — Den
17. befiel 'die jüngere Schwester der Kranken
4eine sonderbare kri^mpf hafte Affectiqn der
Respiratioh^orgahe, die ich^ nach angestellter
Untersuchung, lediglich einer unwillkührlichen
Nachahmung jder altern Schwester zus^shrei*
ben konnte« Ich verordnete dagegen, nächst
möglicher £|ntferhung von der Schwester zu
cler Zeit, wenii« diese eben einen Anfall litt,
iäie Scäzsehisn Mittel *}; Bey der Gelegen-
*) Diese Krankheit » womit erst die mittlere« Bea»
jährige» und, einige Tage später, aiich die jüngste
•iebenjährige Schwester der Kranken befaUeii wur«
den^ war. eine der sonderbarsten £rscheiniin gea^
die einem Anrte Torkoinmen können, und dii^
tröts des neunsebnteB Jahrhunderts, von aö inan>
chein in der Sudt, als neuestes Beispiel von Behe-
xung^ ist eraählt worden. — Es befiel nämlich das
benannte Mädchen, an dem erwähnte^ Tage plöts-
lieh des Morgens, ehi beschwerliches Atheraholen»
,mit einem ganji eignen achnarrenden Geräusche.
Dieses währte ununterbrochen fort unter folgenden
Umständen. So lange sie frei in der Stube atand
(ein Paar Stellen ausgenommen, die auch eine
Aenderung machten), hielt der AnFall ununterbro-
chen an; sobald sie Jemand an der Hand fafste,
•der nur auf irgend eine Weise mit ihm in Be-
rührung kam, hörte er gleich auf; — lehnte aie
aich.irgenfhivo an der Wand an, tusgenonunen an
- 47 -
it neth ich der altern^ sie solle, sobald siis
ren A^ifefll bekomme, doöh auch inii; döB .
eben der jungem Sdiwester Verordneten
Öfeö, iö wir der Anfall weg. Eben die« gescliah,
yrenn sie sich an etwas fest hielt, das' die Wand
berühirtei z. B. einen .Tiscli; rückte man ihn aber
nur einige Linien von der Wand ah, so ertchien
auch das Uebel; •— safs sie auf dem Kanapee und
litt an dem Zufalle; so durfte sich nur hoch eine
Person; bhne mit ihr in Berührung itu kondmen,
darauf setaen, und weg war er. <— Als man sie
gegen die Nadit in ihr Bette legte, wurde der
Zuiall sehr stark; man wartete geraume Zeit, er
liels aber nicht nach. Der Vater nahm sie nun
JEU sich ins Bette; sogleich war sie ruhig iind
jcfalief bis an Morgen. Der Vater schlich sich
Yon ihrer Seite weg; kaiim dafs eir das Bette ver-
lassen hat, so erwacht sie mit ängstlichem Ge-
schrei^ springt wie aulser sich ä^s dem Beete und
die gestrige Brustbeschwerde ist wieder da« — Das
Anfassen einer ihrer Schwestera schafkö keine
Ruhe, wohl aber das ihres fünfjährigen Bruders;
so konnte sie auch durch Ahfaisen der Mutter
nicht to Vollständig beruhigt werden^ wie durch
das des Vaters. Setzte sie den Fula nur über die
Stubenschwelle in den Flur, so war der Anfall
w^; auch auf der Stralse und in einem ändern
Hause ^ufserte sich nichts davon. Prei Tage
nach dieser bekam nun auch die jüngste Schwester
gans dieselben Zufalle. Ich konnte nicht länger
zweifeln , daüi blos'der durch die Anfalle der alte-
tten Schwester -erregte Nerveneindruck, - Ursac\\«
dea Uebels sey. Da nun alle l^liit^V » ii% \€b. ka-
- -48 - .
Mittefai^ eineh Versuch machen^ Dieses üui
«ie^ und kaum ^faatte sie den Löffel töU alk»
lischer Auflösung niederg^schluckt^ als auck
der
Wandt«, Iruchtlos yräT\Bn, tmd ich unter andeü
Ibey dem Siüizschen Mlttöl mit der Gabe des Opiwi
hiB zu fünf Tropfeh aü^ Stunden gestiegen iv«
tmd das neunjährige Mädchen» in einem Tage ft
l^ropfen der officinellen Tinctür, ahne alle fichtbui
.Würkung, verbraucht hatte^ so drang ich, ¥or ilÜI
Dingen auf Trennung der Kinder voä einamfar
tmd von der ähdrn Schwester. Bey der jungttM
liififiien hierauf die Anfalle bald nach; di» mimt
j aber machte ihir iibch viel zu Ichaffen/ und -wurdl
(Brst durch anhaltenden Gebrauch der Chinu hkvA
^f^aienana in Substanz hergestellt. Dftli ubrigeal
bey beiden nicht etwa V^ierstellung; sondern yrüxi^
liehe krankhafte Reiiüing des Nervensystems, wii
in den von Boerkave und Fritze beobachteten Fal-
len ^ obwaltete j wird sum Theil durch die grolkfli
Gaben von Reixmittdn> welche diese Kinder ohot
allen sichtbaren Eindruck veitrugen, »ulser Zweifid
gesetst> und dann lehrte es auch der Augenachei^
daüi Kinder > die übrigens nichts damit besweckaa
konnten, solche lästige Zufälle nicht willkührltdi
nachahmen würden. Bey &em Anfalle Waren di«
Kinder in hohem Grinde beängstiget^ vorzüglich diä
ältere; im Liegen «warf sie sich bald auf die eine»
bal4 auf die andere Seite; bald richtete sie aidl
wieder auf, kurz < konnte in keiiier Stellung aus-
dauem. iDabey klagte sie über hbfilge firustschmer-
* aen, und der ganze Zufall glich einem wahren
aithmAtiicheni nur war er intensiv schwäeheri aber
\
^ 49 —
det Anfall Avle abgeschnitten war; Seitdem
Veifhiilclerte Sie jedesmal den Anfall, sobald
tBT nur &ich zu äulserh anfing, und dieses
hatte den glücklichen Erfolg, dafe allmählich
die Anfälie immer seltner kamen, und^ sm
der Mitte Januars^ Tollig ausblieben, -^ Wie
r^thsdhaft ist nicht iViedet diese trscheinungi
#r- Was durch so manchedei plänmäfsige
Versuche üicht erreicht wei'deh konnte^ be-
•würkte auf einmal das Öhngefähr! — und
Wodurch .V^-i. durch feiji Mittel j^ wdches dem
Ansch«ane nadij i^^edef mit deir so lange ani^
hältenden wichtigen Krankheit, noch, dei;
Heftigkeit des Anfalls; Ül yierhaltnifs zil
sejn scheint. -^ Die Mischung, die ich bttiU?^
chen liefs; war folgende: I^. Kali carSori 5/
solv. in >4qv. MePith. pip. '^iii adä. Sp. sulphi
kieth. '^ij Sjrr. comm, §f|. M, .Hief^bn ylf^ar eilt
^inziget EIslöiFd vbll hinreichend, nicht nui:
dem Ausbruche des^ sich meldenden* Parösyfr^
mus zuvOTzükomqfien ; sondern aulch den g&.
genWärtigen im Nu aufzuheben; — Wenn
ich auch -in diese gelungene Kur"iiofeh Zwei-
fel sfetzcf; so gründen sich diesö* darauf^ da&j
desto tnhaltender. Zuletit wurde die altere durcli
nichts mehr erleichtert, und das einemal währte
der Aufan, eirie Pause von einigen Stünden in der
Nacht abgerechnet, wo sie schlij^f» heihdi# ü^
Stuxrdeii uimnMrbtöcheA fort.
. ^ 5o — -
I« 'vor ohngefähr zwei Monaten dieselbe wift^
der eine Brustbeschwerde erlitt, die zwar
dem Asthma nicht glich, sondern in einer,
einige Tage anhaltenden Beklet^imung det
Brust bestand, so, dafs sie mühsam aihmete)
und nicht schnell gehen konnte (dyspnoea),
die aber doch,^ obschon sie auf gegebiese
Arzneimittel bald ,wich, auf vermehrte Reii»
empfanglichkeit in den Respirationsorganei
schjief»en, und mithin noch immer, eine be*
stehende Anlage zu dem alten Uebel iurcti*
ten ]ä£it a* Hat sie noch bis jetzt ihre Mnii«
terkeit und. das gesunde Ansehen, Welchei
sie vor der Krankheit hatte, nicht Völlig wi^
der erlangt.
Diesen beiden Krankengeschichten füge
ich noch die Erzählung einer dritten bey,
diH ich jedoch vor der Hand nicht beendiget
kann, da die Kranke noch lebt und fortv^älH
rend von mir behandelt wird. — Diese Kran«
ke, eine Frau von 58 Jahren, habe ich nitt
*schom in das dritte Jahr am Asthma in der
Kur; — ob es anfänglich meiner Anwendung
der Kunst gelungen seyn würde, das Uebel
mit Bestand zu heben, kann ich nicht be»
stimmen, da, bevor ihr Leiden nicht einen
hohen Grad erstiegen hatte, schwerlich, in
Rücksicht des Gebrauchs der Arzneimittel
eine unfolgsamere Kranke zu finden ist. In
N
-^51 —
Betreff des diätetisjphen Ar6fhalten$ Vermochte
selbst bis jetzt die Grölse ihres Uebels njcht
&ie weise zu tiiachen, und sie zu übet^eug^n,
dafs sie nicht den Arzt, sonderii sich selbst
betrügt* — Als ich im März 1801 ihrö Be-
kannt«»chaft machte, litte sife schon geraume
Zeit an ihrer Hesqhwerde, die sie indessen,
da die Anfalle gewöhnlich Vormittags kaiheli
iihd ilur dann und wann Abends äin zweiter
sich einteilte, auch sie überhaupt nicht hef-
tig waren und das übrige Befinden Wenig
störteh, noch immer nicht sehr geachtet
hatte; ^-^ jetzt aber, da der Anfall am Tage
sich s^lir verlängerte und Auch die Nächte
anfingen beinahe gani schlaflos tu Werden,
vetlangte sie von mir Hiilfe. Keine bestimmte
Ursache ihres Uebels war auszumitteln^ wohl
^ jaber eiti Heer schwächender Potenzen, die
seit Jahren auf sie gewürkt hatteüi Ich ver-
ordnete ihr damals Pulver aus Hb. digit. purp» ,
gr, j O/h gr. \ , früh und Abends und in der
Folge dreimal des Tages zu nehmen; stieg
auch allmählich bis zu zWei Gran der digitälis
und einem halben Gran O^ium, und das
Aslhma blieb ausi So Wie dieses gesciiah^
hörte sie mit dem Arzneigebrauche auf, und
wedet meine Ermahnungen^ lioch die Vor-
hersagung der Rückkehr und Verschlidim^r
ruDg' des Uebels fruchteten etwa^. — Üää
Da
— 5a —
gute Befinden währte bis in den Herbst* .Den
Sommer durch hatte sie zwar ein Paar mal ..
. leichte Anfälle gehabt, die aber nicht -vrieder-
kamen» Er$t im September stellten sie sich
förmlich wieder ein> und nöthigten die Kran*
ke am i* October abermals meine Hülfe zu
suchen» Auch diesmal erfolgte auf die phl^
gen Mittel bald Besserung, währte aber nvif
yierzehn Tage^ denn nachdem Patientin am
12. Öctober mit dem Arzneigebrauch aufge-
hört hatte^ mulste sie Anfang Novembers
ftchon wieder ihre Zuflucht zu mir nehooenft
Da« Uebel wurde nun schon hartnäckiger^
und er>t Anfang Januars gelang es mir, Mrie^
der für einige Wochen Ruhe zu schaffeni
Die Kranke war in dieser Zeit mit deir Di'^
gitatü bis, drei Gran, und d^m Opium tvi
einem Cran gestiegen; auch hatte ich zuletzt
noch die in den vorhergehenden Krankenge^
schichten erwähnten F^illen zu Hülfe genom-,
men^ so, daüs neben zwei Pulvern, dreimal
des Tages die Pillen gebraucht wufden* Di^
Kranke, die gewöhnlich hej erfolgter Besse«
rung Arzt und Arznei verliefs, verlangte
schon am 4* Febr« au|s neue meine Htilfef
die auch diesmal ihrer Erwartung entspracli;
denn durch dieselben Arzneien verloren sich
die Anfälle wieder, und die Kranke blieb
yom x# bis ao. März befreiet» Dann stellten
-- «5 -. .
»fch wieder einige ein, worauf sie abermals
bis Eade Aprils ausblieben« Von n^n aber
erscliien kein bedeutender Nachlais bis Ende
Augusts. Da die bisherigen Arzneien diesmal
die Erwartung zu täuschen schienen, so
machte ich einen Versuch mit dem TÄnkoxydf
das für sich ganz unwürksam war. In Ver^'
bindung mit Opium schien eine Abnahme
der Anfälle zu erfolgen, , die dann wohl meiir
dem letztern izutuschreiben ist. Ich kehrte
daher doch wieder zu der digicalis mit Opium
yuriick) indem ich besonders in der Gabe, die
gegen die Nacht genommen wurde, mit letz«
term stieg uiid zuletzt von beiden an drei .
Gran nehmen liefs« Am Tage wurden die
Pillen mit einem yermehrten Zusätze von
.Opium gebraucht, Und in Brust und Riiok*
grat die flüchtige Salbe, mit Hoffmann^ Le«
bensbalsam und Opium versetzt, eingerieben«*
Der September und Anfang Octob'e^ verUe«
fen ohne bedeutenden Anfall ; aber am Sten
des letztern erschien die Krankheit wieder, ■
und jüahm nun unaufhaltsam an Ex* und In-
tensität der Anfälle zu. £s fand .sich starkea
Oedem und allraählieb allgemeine Hautwasser«
sucht ein, die sich bis-ins Gesieht, in Arme
und Hände erstreckte. Dreimal wiederholte
bis fetzt (Afitte Septembers i8o3> diese Er-
scheinung, djfeim^ Ist sie meder ||em<äckeii>
-^ 54 - . ,
und drokt so eben «ich zum vi erteil male
einzustellen. Bey dieser Zunahme des UebelT
erschiea ds^ Asthma vorzüglich gegen die
Nacht und hielt bis anöden späteq JVorgen
an, SO) dais die ganze Nacht höchst elend
und schlaflos ipugebracht wupde, un4 . erst
gegen ii Uhir Yormittags einige Buhe und
Schlummer erfolgte; aber auch am Tage ira- r
ren nur kurze Pausen, und wenn das Uebel 1
den. höchsten Grad erstieg, so fa^d sich in 1
läjpiger als 24 Stunden kein freies Athemho-
' len ein, und dann stieg auch die Geschwulst
zusehends, worauf erst wieder der Nachiais
eintrat. Zu diesem hohen Grade yon Asth-
ma gesellte sich ein zweiter sehr lästiger
Zufall, ein Pressen nach den, Geburtstheileni
das der Kranken bald das GefUlil eines, je-
doch fruchtlosei^ Triebs zum Urinlassen, bald
das einer starken Anschwellung in diesen
Theilen, und in noch vermehrtem Grade die
Empfindung verursHchte , . als sollte ein ffenin
der Körper mit Gewalt herausgetrieben wer-
den. Dieser Zufall war der Kiranken höchst
beschwerlich, und schien lediglich ein Krampf
zu seyn, der mit dem m den Respirationsor-
ganeii korrespondirte; denn die ortliche Ui;i-
tersuchung zeigte keine Veründertlng in den
Theilen, die der Sitz des Leidens waren*
Bey dies^sm letztern Zustande vermindert«
~ '55 —
sich dann auch die Urinabsonderung , ja m«
letzt war sie beinahe ganz unterdrückt, und
darauf folgte die schnelle Zunahme der Haut«
wasaersucht.
Ich werde von dieser letsten Epoch«
blos die Folge der angewandten Arzneimittel
nebst ihrer WUrkung anführen 9 um den Le«
ser in den Stand zu setzen, sowohl die Be*
bandlung^ als den Erfolg zu beurtheilen.
Den 9. Oct. ^. Hb. digit. purp. 3i|| tbulh
pauU c, Aqv. fönt. q. s. CoL ^iij add.
Aqv. Cinnam. vin. ^ Aeth. acei. J; 'K»
^P' 3fi» ^J^^ c. Aurn ^iij Ms. Alle zwei
Stunden i Ef<«IöfFel voll zu nehmen) und
his zu i|^< zu steigen;
15^. Öpii gr. ij Radn ipeo. gr. j Kali SuU
phuric. 3^ m. f. Pulv. divid. in ij pari.
aeq^ S. Auf die Nacht eins und wenn
nicht Ruhe erfolgt in der Nacfac das
zweite zu nehmen.
, Pen x6. 1^ Hb. digiCn purp. Zij ebiilL pauL
Cn Aq. JonU q* s. €61. ^iij addn, Aq.
Cinnam. vin. Jifß AätK acet. '^iv 'TR. op.
3'/ ^y^'' ^* •^"^' 5^ ''w. Alle 2 Stunden
i| Efslöffel ToU zu nehmen und bis zu
a zu steigen«
Jji Op., gr* iij Rad. ipec. gr* j Kali sulptu
^^ m. f. Pulv. dii)idi in if part. S. Wie
die vorhergehenden*
Pf n a2. ^ iSTj». digit. purp, SiffI ü^^* c^/a«!».
^rom. Ziij ^buU. pauL c. Aq^ fönt. q. i.
CoL ^ü/ add. Aq. Cinnäm. w/. §// Sp,
sulph. aeth. Zij T[{. op. 5/ Syr* cor^^ Aur.
Ziif n^s. yV\e ^as yorl^ergel^ende/
Die Kranke fuhr daoiit und mit dfii^ P\il-
r.ei;ny TO.n d^nen sie zuweilt^n beide auf einmal
nahmi Ureter leidlichem Befinden bis zum 5.
Nov. fort, wo ic][i bey Aeuer Zunaho^e 4^
Uebtels folgeades gab.
t)ei], 5; Noy* ^ Ammoni c^arbqn. pyro^oieoi.
' '^ij Ex fr. corj. peruv. '^iv op. pur. gr^ iv
m. /. piluL Np. XU'IIJ S. Aüp drei
StundeQ 6 S,tück. zu ilebmeQ.
^ PL Arnic. Hb. boir, Afex. -^ Menih.
pip* ^A V^» ^^m Thee, wovon nach d^
Pülen warm zu trinken.
Pen \i;^ Acid. succinii}. '^ij J^xtr^ chamöm^
3v. op. gr. c. m. f. pilul. pondi» gr. iif
S. Wie die yorhergeh^endea.
^eid^ PiUetiinas^sen schaiTten gar ^eina
Linderung , sondern das Uebel wui^de eher
Yioch stärker und die Geschwulst der Eüfse
fa^d sich zum erstenmale ix^ betr^chtli^chem
Qra^e ein, dahei^
Den l5. 9^ Mb. digiu purp. Zij f. lnjus.'%iq
a4d. Aq. Cinjiam. virißs. ^(ß Sp. muriq^t.
aeth. Zif '^. op.^ 3*^* ^X^* ^r A'^^\ S"/
ms. Wie oben.
rrr. Sf ^_
Dabey die Pulv^er vom i6^ Qct.
p.en 19. 5j Puly. hb. ^igu. purp, -r- Cajiiar^
ppt. aa gr. xif Op. gr. iy I{uc. moschau
gr, xyiij Such. 3/^ m* divid. in vß pari,
i^eq. Ds. A^e 3 Stunden^ ein P^lve^: z^
nehmen«
Auch dies^ Pulver leisteten nichts^ dfiher
13 tn ax. 5i Hb. Digit. purp. 3// Rad*^ Valer^
^ coi%t. Zvj f. Infi^s. ^vj: addß Aq. Cinn. v^
^ij Liq. ammon. succ. 5iiji Sp. sulphur*
aefh. Zif '^. op, 3/> Syr. c» Aar. Zvj
ms. Alle 2 Stunde]^ 2 £(slö£[el voll ^u
nehmex^. ( \
A^f dieäe Mischung fing di^ Kraoke an^'
22. an sicli zu erbrechexi; ich li^üs sie dahei*
alle. Stunden zu einem ETs.lÖfifel voU nehmen;
aber der einmal i^ Aufruhr gebrachte Mage^ .
wollte auch d^es i;iich^t vertragen, daher
Den a3. ^. Sp. nuric aethj^ 5/ Aq. Meliss»
^iv Syr. c, Aur. ^ß ms* Alle halbe Stun*
dexjL I Efsjö^el vpU zu, nehmeA.
Iji Op. gr. 1/ Hydrarg. muriat. mit. gr. j
' Sticht 3/ ^* ß Puly. Dsf, Au£ die j^-achl;
^u nehmen.
Den 25. Das Erbrechexi hatte sich heni«
biget^ u^d das* fie&nden der Kr^nXen schien
Ißidlichei:; auph h^tte sich der U]Änahga9g
^t\\^as vermehrt, pie Nacht; hatt% aie seit
^ 56 ^
langer Zeit etwas geschlafen. Ich Üefs daher
die gestrige Mixtur fortbrauchen, und dabej
Jji Pulv^ Op^ gr. iij Hydr. muriat, mit* gr
ij „^ rad. ipec^ gr^ j Sach, 5ß m. divido
iu U pan. aeq* S. Auf die Nacht eins,
undy 'wenn mcht Ruhe erfolgt, in der
Nacht das zweite Pulver zu nehoien.
Die Kranke hatte seither, ohne einen fie*
berbaften Puls zu haben, beständig sehr $tar«
ken Durst gehabt, den ich zum Theil der
durch die Kurzathmigkeit verursachten Erhiz«
zung und Trockenheit des Schlundes, theils
aber auch den starken Reizmitteln und na-«
mentlich dem Opium zuschrieb. Wedel* aro«
noatische Aufgüsse noch Wasser und Wein
wollten der Kranken behagen, selbst reinen
Wein genofs sie wenig, sondern ihr meistes
Getränke war Porter, welchen sie in gesuH"»
den Tagen nie geliebt hatte. Sie trank da«
fon bis drei Bouteitlen in 24 Stunden, und
es ist gewifs, dafs dieses Getränk vorzuglich
ihre Kräfte mit erhielt, da die Ef^Iust jetzt
häufig mangelte, und noch öfterer mit schwer
verdaulichen Speisen, als Bratwurst und
Blätter- Gebackenem, befriediget wurde.
Den 37% Nqv% ^^ Extr. papav. errat, gr^ vf
•Jfydr. muriat. mit. ij Rad. ipec. gr^, f
Sack. Si m. ß Pulv. divid* i» ij. part* S. '
Wie die vorhergehenden.
^ 69 ~.
Des 29* 9^ Aeib. suiphur. 5iß Tp[. op. Gti.
XX. Aq. Meliss. ^vij ^yr. c. Aur. §7 ms.
Alle if Stunde» 3 E£slöfFe|r voll «u
nehmen*
Igi E:)cm hyosc% gr, xij -r- op^ gr^ itj ^^ lU
quir. gn xxxvj Pulv^ r* ipec. gr. iij i»,
f. pilul. No* xxiv Sn Vier Sräck auf die'
Nacht 9u nehmest u|id nach 3edücfhi|^
zu wiederhole».
Pen 2. I>ec 9^ J^ulv^ hb. digii. p^ gr. ix Qp^
gr. iv Sack. 3/^. m, dwid^ in vi part. Ä,
' Früh und Ahends eins und i» 4er Nacht
das dritte zu nehmen.
Dabey die Mixtur vom ag.
Den 3. J9{ TR. op. Zij -r. Mosch. ^ Faler^
aeth^ Uq. ammon^ succin* ad 5iß ms. Ge-
gen die Nacht, so lange bis nicht Ruhe
erfolgt^ alle halbe Stunden 24 Tropfen
zu nehmen.
Den 7, ?i Pulv. hh. digit^ p. Ij Ammon^
wrbon. pyro - oleos. 3^ Op. gr. vj Sach^
Zij m, f. Palv^'divid. in viij part. aeq^
V Ä. Drei Pulver des Tages* nnd N^cht*
die Tropfen zu nehmen.
Den 9. 9: Pulv. hb. digiiu p. -^ Opii aa,
gr. if Sach. 3j dispens., dos. tal. No, if
S. Aiif die Nacht eins pnd nach Se-t
dürfnifii. das zweite zu nehme^
' rrr 60 -^
Die Pulver vom 7. wurden zu zwei des
' Tages dabey genomme»^
Den, ir. 1^. Aq. ohamom, coliob. giv — .
Citin^ vin. ^ig Liq, amnton. succ. T^,
Vater, aeth. qna 31} — opiiZ] Syr. c. ^ur.
^g ms. Alle Stmden j Efslöflfol voll zu
nehmen.;
Dabey zur Nacht die Pulver vom 7.
Den 17^ ?^. Bad. scneg — serp. virg^ 'aa
3ij f. c. Aq. fero. Infus. T^iy add. Aq^
Cinnam. v^ §i|5 TR. op. 3} -r- Valer^
aeth. 3iß Syr. c. Aur. f g ww. Alle Stun-i
den I E&löfFel voll zu nehmen, und biib^
zu 2 allmählich zu steigen.
Die Pulver vom 7. wurden stets fbrtj;e«
braucht. Der einzige Nutzen' der von eWexK
diesen Mitteln erfolgte, wai* einige Ruhe^
nicht sowohl des Nachts, als gegen Morgen,
und 2ib und zu am Tage« Im Ganzen n>ach<t
te aber die Krankheit immer grölkere iFort^
schritte j die Füfse und Schenkel waren sehr
geschwollen,, und das Pressen auf die Ge-
burtstheile war der Kranken über alle Maasen
beschwerlich; dißs^es zu Kndern verordnete icfe
Den aS. Kec. As. foeud. 3ig Fitel. ov., q^ s. *
ad. subact. Infus. fl\ chomom. . ^fv Tfc
opü g^t LX Ö/. Uni. rec, Jj ms^ AU
Klystier beizubringen^ ^
Pi«s. YKiffde gegeu. 4ie Nach? Jxeigebracht,,
da fes aber die itränkö hicht langfe zurück-
halten konnte ) so war es auch von keiner
bedeutfendon Würküng. — Die übrigen Arz-
neien blieben dieselben; bis
iDen 3oi 9^. OL chamom. dest. T{. opii aa
5^^^^ f^aler. aiethk 3iß ms. Bey' starker
Engbrüstigkeit j besonders gegen die
flacht, alle halbe Stunden 20 i?ropfen zu
liehmen»
Da der kufee,Athem gär nicht nachliefst
SO wurden die Tropfen Tag und Nacht fort-
gebraucht, aber ohne alle Erleichterung.
Den 2. Jan. 1^« amon. 5ij solVi. teteiid. e
j4q, hfss'op. 5 vi adde ^. op. gu.^xxit
oopym. ^cHiii. 59) ms. Alle 3 Stunden a
, Elslöffel vo.il zu nehmen.
1^^ Mosch» opi.gn xy. Op. gr. iij Zinc»
oxjrdati gr. vj ^ach. 3ij ni. f. Pulvi dii^id.
in vj paru *^i Abwechselnd mit obiger
Mixtur alle 3 Stundeti ein Pulver zu
üehmeui v
Auch hierauf erfolgte ^nicht nur kein^
Besserung-, vielmehr waren alle Zufälle zur
gröütcn Höhe gestiegen und ich verzweifelte
achon, irgend etwas aufzufindeti, das das
unaufhörliche Leiden tn lindern vermöchte;
Der Urinabgang war beinahe ganz unterdrückt^
die Geschwulst allgemeiii, die Kur^athmigkeit
mnd das Pressen im Schoofiie ohne l^^tic^al^^
— :. 62 —
Unrer diesen Umständeii verlangte ich deli
Beistand eines zweiten Arztes, der mit* auch
in der Person des Hm. Hofrath La/omaint
'gegeben wütde^ Auf seinen' Rath erhielt dit
Kranke
Pen 6. Jan^ 1^. Extr. card. hened. §j —
lyosc, 3j solv. in jiq. Menth. 5 vi) ad dt
Syr. ö. Aar. §j ms. Alle a Stunden a Eü-
Itiffel voll zu nehmen.
^, 'It- ^P' 3ij Ol. litt, 5J Infus, chamom,
§iv ms, AL Klystiet* beizubringen.
Das Klystier blieb tiur kurze Zeit bey
der krahken und fruchtete daher nichts.
Die Mixtur aber bekam so übel, verursachte
solche Beängstigungen, Aufstofsen , Würgen,
und die bestehenden Krankheitszufälle nah-
men dabey so zu, da(s die Kranke in tnich
drang, mich ferner allein der Behandlung za
unterziehen, und mein Möglichstes zu ihrer
Linderung zu tliun. In dieser wahrlich nicht
geringen Verlegenheit verordnete ich
Den 8. Vji* ^^^i carbom 3) Acet. sciltit, ^,
s. ad. saturat^ Aq. petroseh — ' Cütnam.
vin ana ^i|5 Aeehk acetic^ ]^iv T{. Opti 3J
Syr. c. Aur. Jß ms. Alle Stunden t Eü»-
löifel voll zu nehmen.
Dieses half sogleich, der Urin ßng an ttt
fliefcen, die Engbrüstigkeit liefs nach, das
Pressen in den Geburtstheilen verlor «ich
-_ 63 — . ■
•
gänzlich, die Nächte Wut^de^i ruhiger und die
'Geschwulst verschwand. Die Kranke ^ti'^g
mit der Arznei allmählich bis üju zwei LöiFel
voll; aber dann fing sie an, ihr Erbrö'cheii
SU verursachen, welches auch durch die VeiS-
minderung auf einen Löffel roU nicht nach-»
liels, dotier erhielt sie
Den i3. Jan* ^j. Kali carbon. 3j Succ.Citr*
rec. expr. q^ s. ad sutürat* Aq. petroseU
— Ginhafn, vzh, ana ji§ Adih. acetic. '^i
aromau ana 3^^ "^ ^P^ 3] ^V^* Mentha,
^g. ms. Wie das vorhergehende»
Das Erbrechen legte sich hierauf ^wat,
aber der (Jrinabgang minderte sich, und zu-
gleich stellte sich stärkere Engbrüstigkeit und
das Pressen auf die Geburtstheile wieder ein,
Äuch nahm die Fufsgeschwulst zu.
Den au ^^ Hb, digii. purp. 3ij /. c. j4q.
ferv. Infus^ §iij adde Kali carboti. 3j Suct.
Citu rec. expr. q. s. ad. sau^ Lüj. ammon.
succirik Aethk sulphur. ana 3i§ '^. op. 9/
Aq. Cinnantk v., Syr. c* Aun ana 3vj wtf.
Wie das vorhergehende*
Auch hie von eürstand, als die Kranke
bis if 'Löffel voll gestiegen war,' Erbrechen,
sie -erhielt
Den ay. 9^. Rad^ serpent. tr, conc, Siij/l /ä-*
Jus. Jiij tid. Kali cärb. c. Succ. Citn ^a-
iurai.^Sj Liq. ammon. «uccin« 1a% iletH>
^ - 64 -
iulph. Sij ^, öpii 3W j4q. Cinnapt, vin.
§15 Syir. c. Aur. 3y| iwi; Wie dai yoir-
li<^rgelieiKle;
Die Kranke hattet idt der Zunahrrie der
tj^*rhwulst ilebi?Ä dent Porter^ einen Aufguls
der Wachholdörbeet^en getrunken, üoch ohne
Nutzen zu spüren. Da sie dessen überdrüfsig
war 9 und bey dem bestehenden Durste mit
dem Porter nicht ausreichte^ so erhielt sie
92. Hb. M^liss. Menth, FL chamont, seaU
ani'si stellat. anä ans. Zum Getränke; — ^
Ferner
9^. Sp. serpill.^i öpii ana §j i— cäntka^
rid. 3iij Ol. Cajepi Sij ms. In die Bniit
einzureiben;
Hierauf erfolgte abermals Etleiclit6ruii|i
diel jedodh auch nicht von Dauer War; idi
war daher bald genötl;Mget, andere Hülfsmittd
2u vejtsuchen, und gab
Den 4- Febr. ffi Zina oxjrdaL gr:Ax Op*
gr. iij Such. 3jg m.,fi diiüd. in vj pam
5i. Ammom pyro-oleos. gr. 7 Sack, ^f m;
y. Pulvi dispens. dos; ta}. Nb. vj. Si
Von. beiden Sorten Pulvera abwechselnd
all« anderthalb Stunden ein$ zu nehmelL
Die Engbrüstigkeit sti^g demungeachtM
iifidi mit ihr das Gefolge der übrigen Zu£jUh|
daher
Den 6i ^i Kali carbom 5j Aceti scilliti q;
'^ 65 -^
k: ad sat. Aq-. petröseh %ii] —^ ein. viti.
5) jieth^ ncetic. 3iv TR, op. 5} -^ As.
foetid. ,§g Syr. c. ^«r- 3vj ?ns. Alle
Stunden i Löffel voll zii nehmen und zu
ste]|[en;' '
Hieron war diie Würkiing wieder übet
le MaafsfMi erwünscht , die Engbrüstigkeit
iHor sich beinahe ganz und der Urin flols
ichlich; Aber leider ei regte, in dör Folg^
ich diese Arznei Erbrechen j und um die$
stillen verordnete ich
en 17; 9^; Aqi Melissi §iij Äeth; äc'eti '^if
"TR. o^i 3j Syr; c. aur. §j rhs. Alle Stun^
den lEfsIöffel voll zii nehihem
Doch' zvrang die Wiederkehr der alten
ifälle auch bald wieder, die alten Mittel
^rvorzuiucheii ; iiur gegen ' die Am föetidä
'Otestirte d.e Kranke, daher
en 21. 9J. Kali carbon. 3^) Acen sciliin q:
si ad. sat. Aq; pätrosel. §i/ Cihnam: ^viri.
5ip A^h. ücei. Sig^R, op. 3^^' — caschriu.
56 Sy''* ^' ^^^* 3vj ^* Wie das vorh^r-^
gehende;
DieWürkung dieser Ar^üei wai^ fedofch
^r vc»Bi 6teh nicht gleich 9 und da dort der
lisatz "der Tf* as. foei. oiFeüba'r iich heilsam
wiesen hatt«^^ so liefs ich um diesen' zii ei*-
tzen^ neben obiger MisHur^ xi^u^kstehend«
illen nchfl>efi:
~ 66 —
Den 25. Febr. 1^ As^ fott^ Zij ammon* carb.
pyro'- oteos. *^ij Mosch. 3/ Syr^ c. Aur.
q. s. m, ß piluL pond. gu iij S» Alle 3
Stundete 5 Pillen üu Aehmeh«.
Doch ersetzte dieses jene Mischung
nichts nnd da die Zufdlle Weder zunahmeil)
so mufste sich die Kranke entschliefsen, ihtM
Widerwillen lix überwinden. Sie brauchte
"daher Vom i. bis l^i März die Mischilüg
vom 6. F*»br. wieder fort; Jiur vermindertf
ich die Mi.nge des mit Meer^wiebelessig ge«
sättigten Kali bis auf 2wei ScrupeL Def
Erfolg War wieder günstig; da er jedoch bey
un^reränderter Arznei nachliefs^ &o Setzte ich' -
den i4« derselben Mischung noch eine Qttentö ^
Cantharidentinctur zu^ und wegen der wie»
der zunehmenden Geschwulst^' liels ich in
den Unterleib und Hütkgrat folgendes einreibeo:
Den 14* Märai. 1^ Liq*, atnmon, cawtL.^ij ^.
cantharid* %% — Op, Ziij OL' Cajep. Zij -.
— ß^ygd* dutc. $v/ M^
Alles dies Wurde jedoch unwürksam, und
die vermehrten Zufälle erforderten das Auf«
suchen neuer Hülfsmi^tel ^ also
Den ao« ^ Rad. angeL conc. Stj -^ enuh ^^
Ziij ebulL pauU c. Aq^ fotit* q. s. Cok
%vf ad* Aq. Cinnanu vin» %ij ^* canth.
^ij — , Op. Zj Sp. muriau Aeih: 3/p Syr. .
- 187 --
*
SquilL -^ C4 Aur, ana ^0 itm. Alle 2
Stunden 2 Eislöffel voll zu nehmeii.
Den Vj. wutdfe obigen Wurzfein noch
Eie Qüeütd des rothen Fingerhuts zum Auf-
sse be^esetzt; die iibHge Misciiung blieb
eseibe. Di^ Zufalle taiinderten sich jedoch
cht; die ÜrinäbsOüderung wurde aubh da-
Jrch tiicht V^rin^hit^ daher diö Geschwulst
(^ei: sehr liberhahd hähth.
3ü 3o; Aiätz. i^ Kali cärboh. Zj iai. t. jteei.
^futilik ifi ^. ü^. Atfk petroseL ^iv —
CihHakii vih. ^ij T{. Op. "^iv Sp. mur.
A^h.' ^ii Syr. Menth. 5i*J' tnsi Alle iStttn-
den I EDilöiFei voll zU hetimeh^ und hur
alltefihlich üih etwas zu Steigen. '
5h 4^ Apr, 9^ Ratt. angeL 5v --^ pfrethr.
$iif ebulL patiL <?♦ Ag. fönt. q. jv CöL
^vj-adde A^. Cinnatni i>ih. ^iij Aeth.
süiph. T3l* ^P^ '^^^ 5*f Oxym. skjuilU 3vJ
mSi Alle 2& ätuhdeä 2 ETsiöiSFel voll.
m iU 1^ Rddi tingel. 5v Aq. foht. 9. s. f.
Infus* ^v ad^ AooL juhip. Zvj Aq. Cinn.
*»». Jf/ Sp. müriat, aeth. 5i^ TJ* bpi' 5/
Os^m. sqüitL 5v ins. Wie das Vorhor-
tii if. ^ Hk digit. p. 3ß ebuii. päuL c.
Aq^fons. q^ s. CoL ^iij adde Aq^ Cinn.
viii* 5*J Spi muriätk aeth. 5ij TP{. op. Zj
— tantharid. "^ij Syr. d. Alihi. ^tii ms.
E 2
— 68 ^
Allö li Stimden i E&lö£FeI yoU a
nehmen. , .
Den 23. Apr.. Es wurde die Sllxtui^ Von
17. y bey der wieder einige Besserung und
vorsiiglich 'häufiger Urinabgang und Vermini»
derung der Geschwuliit erfolgt war, Wieder-
holt; nur liels ich vom Exir. Ci peruv. Jrig,
par. Zij zusetsen* -^ . Das. Befinden blieb er-l
tragUch, nur fing wieder die Harnausieertu^ 1
au zu stocken ^ daher
Den a« Mai. ^ Ammon, earb, 3g Acei^ s^uüL
q, s* ad, iat^ Atjk petrosd. — Cinn. . vin^
.anß §ij Excr. a pr. /n par. 3iij S/h
muriac. aeih. 3ij '^. op. Zi% -^ ciUuhh
3ii§ iSyr. rf. AeiK §j ms^ Wie daa toi«*
hergehende.
Den II. 92: Hb. digU. p% '^\)ßtnfu$k §ii} ai.
Aq. Cinnaau v* §ij Aeth. acet* 3ij ^
op. 31? Syr. c. Aun 3iij msi Wie dai
vorhergehende«
Das Erbrechen stellte sich wieden eiii|
daher
Den iG. ^ Aeth. acei. ^. op. eröth ana Sif
Aq. Mentha vin. ^iy Sjrn c. Aur% gf mi«
Wie das vorhergehende«
Den fli. 9t ^. Valeu aeih* 3ij — op* 31
Ol. dest. chamom^ gic zxiv Aq. Cinm.
simpL *-• vinos. ana |ü0 Syt. o* Auf.
M 0g -^
3i) nisi Alle Standen i Eßlöffel foll zu
nehmen.
)en aS. 1^ Ammon. earh. pyro-^ohos. gr. yj
Op* gf* \ Such, 3) '"• f* Pulv. disp* dos»^
ial No* vf ^. Drei des Tages zu neh«
men, und Wasser, zur Hälfte mit Ahein«
wein gemischt, nachzutrinken*
Dabey die Mixtur Tom 17«
«1 3i« 1^ Exir. car$^ aar. 3ij solv. in Aq^ pe^
* troseU T- Cinh. vih. ana Jij Sp. muriat.
aeih. 3iß ^. op. 3f Syr. c. Aur. Süj M.
]^ Amman, carb.. pyro-'oUot. gr. xm\ Op.
gr. ix Sach^ 3ij m. f. Pulv., dwid. in y}
pari, aeq., S.
iNaeh der Verordnung yom a3« beides zu
braudien'«
3n 6. JuDj. 1^ Op^ gr. ix Extr. squüL gr.
i] Milhped. pp^ 3ij Elaeos. Sassa/r. 5iß
.m. f. Pulv. divid. in vj pari. S. Wie
die vorhergehenden.
iVk i4* ^ Pulv.. hb. digit'. p. gn iij Op. gr.
»ij MUleped. pp. Elaeos. Sassm/r. ana 3</
' m. divid. in v) par^ aetf. S^ Wie die
▼ewigen.
Die Kranke hatte sich 9eit dem sß. Apu
Teehselnd bald etwas besser, bald etwas
Jimmer befunden, doch im Ganzen leid-
I genügt g^gefi den yorhergehenden
limoiaA Zustand; das Pressen au£ die Qi%-
— 70 —
bttitstbeile war nicke mehr, und weian es
sich auch äuis^rte, so war es oicht h^fug
und auch nicht anhaltend. Nur in den letz-
ten Tag^n wurden die Nächte durch stärker^
Ei)gbrü&ttgk.eit i^ieder sehr unruhig; auch
mehrte Uch die Geschwulst.' Ich hatte ver-
ordnet« die Krinke sot-te bej Schlaflosigkeit
l^och in der Nacht eine Dosis Pulver n.eh-s
men« aber uotec der üaad erfuhr ich, da£|
si<^ >tatt dea^en gleidi bejm Schlafengehen
Ay^Mi auf emmai nahou Dies brachte jedoch
ktflue sichtbare Wurkiuig hervor, und erst
jjt^^^M d<a M jr^Q er£dlg;te Schlaf. Ich ver-
IVu 4^s. K v^ iVTir, medL 3iij T{. aromai.
Äi/ - • ihr. ^ii ^^^f^ Gnnam. vin. — :
Mfm^X ♦•««« ^9^ §j/ Syr. r. ^ur. 3ii|
'»^■^ A)U Kunden t £iV!o£fel voll za,
1^' f^y wwtvl^n .die Pulver vom 14. foHr
^rhi^ii^^il. llit^rauf «rtV^l^e auf einmal wie-,
d^ ^\\\P j^anaUeh<^ Veränderung, Die Eng-
l^ri^Mi/ik^wil V«r)^>r *U"A, der Utin dols reich-
te h. a\\^ t^oHwaUr rer>chwand^ es fanden
Mvh MaiK^ Kl)4«ixt ntid ruhifp^ Nachte ein; nur
s\\^ K*\MW lVhb«Ht; die kianke konnte nicht
AWlk^ ttimi^ le^^ n^ -^ Ua »i« die Pulver nicht
iHf^v M^Hnim wvllte« M ({ab ich an ihrer
1«U«
* "
i Den ai« Jun, 5{ As^ foet, Extr. Valer. sp,
g. - ana 3iij Anifnan. carb. pyro^oleos. 3ij
[c . Casior, 3g Q/?. ^r, xvj OL y^len ^ij it».
t ß piluln ponds gf' iij «S* Dreimal des Ta-
5 . ges 8 Stück zu aehmen. -^-^ Dabey die
P Mixtur vom 16, •
^ Pie Kräfte wollten nicht, zunehmen, nach
iind nach fand sich wieder einige Versehlim-
nierung ein, d, b< die* Engbrüstigkeit meldete
ftich ab und ^, vorzüglich gegen die Naoht;
deswegen verordnete ich
^ Pen 4* July, ^ Extr^ c peruvn 3ij — sguill.
gr. V ^^v- Mentha pip^ — Cinn. vin*
ana ^ij Sp^ Nitr. aefh^ Siij 'T{. aromat.
Sij TT« ö/^*' 3] Syr^ Cn Aun Siij ini. Alle
i| Stunden, i Eisloffel voll zu nehmen«
Dabey Ue(s ich die Kranke über den
ganzen Leib mit warmem Brandtweine wa-
schen» ' Dieses hatte eine erstaunende WUr-
kung; die Kranke wurde wie neu, belebt,
und scliQn den .andern Tag nach dem zwei-
ten. Waschen fand ich sie in der Stube her«
iungehend^ Diese Veränderung war au^ih so
anhalteiMiy daia sie bis zum 10, Sept., einige
bald zu erzählende vorübergehende Unterbre-
chungen abgerechnet^ den Tag aufser Bette
zubrachte, welches sie seit dem December
nicht verlassen hatte. Der Durst, welcher
seither immer sehr stark war, veiloc %\dDi
— 7« — . . •
gänzlich, obschon die Witterupg hei£i.\wai^
und die Kranke mitunter stark schwitzte. — •
Um einige Veränderung in der Mischung dc(
Arznei zu machen, gab ich
Pen 16. 9^ txtr. c. peruv. 5zVf| -— squiü. gt»
yij A<i. Menth, pip, jiiiß 6p. P'in. reeiif.
3j -r JNur. aech^ 5iij TR op. 3j Syr. c;
Aur. 3vj.
Den 4* August wurde sie von d^r bejt
V9$ allgemein herrschenden Cholera befallen;
ich hatte sie seit zwei Tagen nicht geaeheoi
und ^nde sie heu te, mit eingefallenem Gesichte^
](.alten Extremitäten, aussetzendem Pulse;, hör
re, dafs seit der rerßo&senen Nacht plötslich
Erbrecb n und starkes Laxieren, mit heftigeni
Leibschmerzen eingetreten sey, und glaube
nun schon, dafs dieser Zufall der ohaehia
gpschwächieo Kranken, vollends den Rest ge*
ben werde. Ich verordne gleich ein Klystier
Qiit Opium, lasse geistige warme Umsrl^läge
auf den Unterleib machen, Weinsuppe mit
Gew::rz reichen, und ein Salepdecoci mit
geistigem Zimmelwasser und Opkimrinctur
nehmen. Schon nach dem KIjstier hatte
der Durchfall aufgehört ; am Abend fand ich
sie ziemlich munter; den andern Tag war
sie auGser Bette und sagte, &ie gedenke dep
Zeit iiicht, wenn ihr so wohl gewesen wäre;
sie hatte treflich geschlafen und bezoigte starke
— Jö.
E&Iust. — Doch schbn de» folgenden Tajfiet
Biekleten'sicfa die alten Zufälle, vorzüglich
die Engbriistigkeit; sie erhielt daher wieder
die Mixtur yom i6* Julj, uäd Abends noch
«inen Gran Qpium mit Ingwer. Den i4ten
August erlitt sie einen zweiten Anfall von
Cholera y der aber eben so schnell gestillt
wurdß* Die Kranke befand sich nachdem,
bey den erwähnten Arzn^en, die bald iq ge-
singe^cr', bald in stärkerer Gabe gereicht
-wurden, und bey dem fortgesetzten Waschen
mit Brandwein, in Verhältniis ihres Zustan-
de» s^hr gut; sie konnte viel geben, ihr*
Efslust war gut, der Durst war völlig ver-
schwunden, und nur am Tage scl^woHen dia ,
Eü&e etwas. -?- Dies wahrte bis Anfang Sep- ,'
tembeiV, wo sich die Engbrüstigkeit wieder
tirgKch veraehrte und die Kranke, w-elche^
achoA seit dem «loten das Bette nicht mehr
verlassen kann , jetzt wieder auf die bcichsta
Stufe ihres Leidens zu bringen droht; schon
Heute (den i& Sept.) verbreitet sich die Ge^
. sehwulst wieder in die Hände und das Ge-
stellet f die Kranke leidet beinahe ununterbro-«
eben an der Engbrüstigkeit und an Pressen
nach den Geburtstheilen zu,^ wobey nur von
Zei.t zu Zeit wenige Tropfen Urin unter
Schmerzen abgeheh. Bey alle dem bleibt deir
Pub ruhig und ziemlich kräftig. Dia 'GJUXxscsx
~ 74— ^
£elil|; seit x4 Tagent völlig, der Durst ist nicht
stark, y 4iber |;roIse Bitterkeit im Monde« Si«
erhielt
De« II« Sept, ^ KaU carbn 3H ^^^^^ ^
^cetn squilL g% s, add^ jig. Mentha mn^
Jiij T{. op. 3iJ — y^ler^ aeihcr^ 3ij ipij;
Aile StuiideA i £lslQffel voU «u nehmen.
^ Ifydr^ muriae^ piit^ gn i] Exir^ sifuüL
gr^ iv op^ gr^ vj Cinnam^ gr^ xxiv Sachn
3) m. f. Pult\ divid* in i? pan. ae^^ &
Gegen die ^acht eins, und in d«(
^acht das zweite zu geben«
Dabey uoch alle Abend eiu Klystier aus
vier Unzen Oecocr, r, ^Uh^ mit 6a T«H
pfen Tf. opU^
Schon den folgendeu Tag yerursaclita
die Mixtur Erbrechen, daher
Pen i3. 9( -^e^A« aceac^ 3ij HR« o/i. 3i/| J^^^
Cinnam. vin^ §iv tSjr. c« ^i/r^ 3^ m«
Wie dais voihergeheüdet
Dabey die Pulver und das Klystier^
Den 14. hatte die Engbrüstigkeit ^nd
ihr Gefolge noch um ein Groüies zug^ncMDr-
men, die gan^e Nacht W2^r achlafioa • «ii|^
bracht worden^ Ich' gab
9^ Kdli carb^ 3j Smcc^ Gtr^ g. s^ addm sai»
jiq^ peitosel^ — I Cinnam» vin. ana 3^ij
n[{. as^ foei^ Zyj -«^ op. 5i$ Sp. muriau
«e^Ä, 3ij Syr^ c Aur. 3r tns. Alle zwei
- - 75 - ■;
Stunden andenhalb bisi «wei ELIüffel voll
?u geben»
Auch dies erregte Würgen und Erbre-.
cheny nnd ohschon sich einige Erleichterung
eiJ^LStellte, .so weigerte die Kranfce sich doch
e$ fort zu braucheii, a)sQ
Pen i6, ?j Atf. Cmnam^ vin. r^. Naph^ an4
^ij. ^eih, acet^ Ziß 'T{. op^ ^ -^ coru ^
Aar* 3ij Syr. €. Aur. 3ii] ''^^ Alle Stun-i
deQ. ( bis. i| Elslolffel voll zu geben«
Pe« i8^ 9t Amygel^ dule^ 5v| tSi^i?». Ayoia Sij
^. petroseL §V /I Exnuls* c, add^ Aq^
Cinn. itin^ ^i]] T{. o/>. SiJ JSa?/A hjfosc.
gr^ xij -*- squilL gr. vj «Syr, r. ^/ir«, ^v
l»T« . A41e if. 3tui|deA 2 f^.lqiFel voll ^i^
iiehäienv
Piesesi rercichafTte einige Ruhe^ abex* kei-.
Ben vermehrten Abgang d?s Urins, und ich
bemerkte ^deutlich,, wie ich schon seit de^
letzen Verschiimmerung überhaupt wahrge- ^
nou;imeA hatte, dafs die Kranke jetzt -n^cht
sa starke Gaben Opiun\- vertrug, wie ehe-
mals; sie yeipursachten ihr jetzt Trockenhdt
djea Mimdes, ohne Durst, yorzugUch aber
häufig es schreekfaaftesi Erwachen aus dem
durch Kunst hervorgebrachten* Schluiniper*
Aus dieser Ursache verordnete ich
Den 20. ]^ Extr. cort. peruv., 3ij •^. squilL
gr. ^. solv. in Aq. Cinnam.vin. "^w add.
•w» jQi -wf
0eih. aeeiic* 5i^ Syr. e. Aar. 5][ mjt^ Ak
wechselnd mit der Emul>iQa'; i £(slöffe|
ybUalle 4 Stuladen zu nehmen«
Es erfolgte keine Besserung, vielmehr
•«hien die Kranke an Kräften beträchtlich
libzunehmen, der Urin wollte nicht fliefsen,
;die Geschwulst ttie^, yermehrte Engbrüstig«^ '
keit, Pressen nach ^en Geburtstheilen.
Jiß^ a3. Sept. 1^ Rßd. angelic. conc. 3v)
ebulL paul;, c Aq, fönt. ^, s. CoL ^vj '
' addp j4q* Cianam. vin. ^ij Extr^ c* pem
ruvn 3ij -. sffuilL gr^ V) aeth. ncetie^ 3ij
T{. Qpii 3j Syr. Men$h. ^j '^^* AMe %.
Stunden 2 Elslöffel voll zu nehmen.
Ijl Pulv. hb. Digiti p, gr. iij -=p Op. gr. ij
— r, zedoar^ ^^ «SacA* 3^ m. divid. in
ij ;yarA ae^. jf. Ein Pulver gegen dia
Nacht zu , und nach Bedürfnils später
das zweite zu nehmen.
Auch hierauf erfolgte keine Aenderung^
fufser dafs sich einige Eklust einstellte.
Pen 26. ^t Eapcr. enuL 3ij solv. inAq^ petraseL
§iij — Mtnih. vin. §j add* A€th^ acetic
3ij TR. nicotian. 3iif|. r^ Op. '^iv Syr.
Menth, 3v ms. Alle anderthalb StuQdeii
Z Elsloffel voll zvL Aehmen.
T^ Pulv. Rad. squill. gr. ij .. zedoar. gfs^
xiij -^ op. gr^ iij -- Sacb. 3ß m. dii^üL
in iipart^aeg.S^ Wiedievorhergdiendexu
-* 77 —
' bell ä7« £and ich die Kranki^ um vieles
Besser; sie hatte geschlaFen^ das Drängen
hatte .gaii2 aufgebörty und der . Urinabgang
War etwas stärker geworden. Diese Besserting
War jedoch von keinf^m Bestände^ denn schon
deA 3k Octöber steilteii sich alle Zufalle mit
neuer Heftigkeit ein. Am t, Ocr^ hatte ich
die Gabe der '^. nicoeiunM auf eine helbd
Unze verstärkt ; sonst wareii die Mittel die-i
selben geblieben« Das Pressen auf diö Ge«
burtst^eile wurde in der Nacht vom 4^ Büm
5. so stärk ^ wie es nur je gewesen war; deti
Urin war beinahe völlig unterdriickr.
Den 5. Oct« ^ Küli earbouk 3j solv^: iri Atfi
petroseL -- Cinn. vin^una ^üj Sp^ salphm\
Utk. 3j Syr, c. Aur. 3iij ms^ Alld 3
Stunden ik EfslöfFel voll ^u nehmtai
1^ ^. niMtiun. %% -^ op, 3ij y^eih. äceüe^
3iß A(]i Menth,, vin, ^\\] Syr, st/uiU. ^^
ms. Abiffechselnd mit jeneAi alle 3 ätim«
den i Eislöffel voll zu nehmen^
Hierauf Mrar aln 6teil wieder Öe^iSerung
erfolgt^ tl«h. das Pressen hatte ganz aufgehörtv ditf
Kranke hatte geschlafen^ a!>er der Urin
wollte nicht flielsen und es fand sich viel.
Busiejl 6in« ^
Da der Abgang diesisfr äämerkün^eii^
difii ich noch int September abzusenden ge^s
dachte > sich verzögert hat^ so kann ich huii
- 78 -
nachträglich diese Krankeligiischichte auch
noch beendigen. Die Besserung vom 6i
wat seht Voriibeirgehend ^ doch befand sich
die Kranke dexi 7. und 8i erträglich-; am iji
Aber wurde ich in aller Frühe gerufen, und
fand alle Vorboten des bevorstehenden To*
des^ der auch densölbeii Abend . erfolgte, mi
Die Urmabsohderung war iii den letzteii 24
Stulirleü gändich unterdrückt gewesen; dÜ
Geschwulst war beinahe über den galizen
Körper äiisgebteilet^ däbey wenig Durst^
ziemliche Efsluat, und beträchtliche Musket-
kräfte; seit dem 3. war der Puls hart trtid
häufig. Den Abend am 8. hattä sie zuerst
du Gefühl ihres tiahen Todes ^ sprafeh viel
tmd lebhaft > machte alleirlei Einrjchtufigeh;
dies währte bis gegeü S Uhr Morgans; disinii
verfiel sie plcitiÜch in grofse Mattigkeit ündt
VOju dem Augenblicke ah erlosch tuseheüdl
Aet Äost^ tön Lebenski'afti
öbigeii Bemerküngeh über daj( ÄAthoiä
ftige ich hier nur noch etwas übei" äihige
ändere chfonische Brustbeschwerdeii bey*
ji Die JOärripßgtfeitj Asthma humiduhii
Diese Ki'aükheit^ dereti diagnostische
Beschreibung ich oben gegebr^n häbe^ kdmmt
häufig unter der Benennutig Asthma vor.
— 7§ — .
. auch Heyer netmt si^ Asthma continuunu
Nach der oben gegebenen, Deßhirioä des
Asthm« kommt ihr dieser Nähme nicht zu^
sondern 3ie gehört Xu der Dysphoea^ wie
auch Säuvages sie utktet diesem Titel aus-
fuhrt und Dyspnceä püaitosä hennr. «-• Sie
ist nicht Sehen, tiild scheint ihr^m VVVren
tlÄch in einelf asthfetiiScheü AfFed i-.n der in*
tieJrii Membtan der Luftnihre und ihrer
Aeste ^ vorbildlich *aber der darin b -iindlichett
Schleimdrüsen tu bestehet!» Ihie (ßhtfi>rntea
tlrsacheü sindj me bey*m Asthma ^ vielfältige
diie häufigste aber ist auöh hier wieder die
öbeii ängegebeti^e d» h» in dem häuiigsteil
Falle ist sie Gicht in d^n Drüseti dor Luft-
röhrenaste* Nach dem was ich hiernber oben
gesägt habe, mufs ich auch diese Kratikh&it
.üur in seltenen Fällen für heilbar erklären^
dagegen aber kann man in den meisten FäU
len den Kränken bedeutende Erleichterung
Verschaffen 4 und wenn sie nicht fcnit Gewalt
Auf ihr Leben losst&rmen, so köuii^n \ie mit
ihrem Uebel das späteste Alter erreichen;
£)i«se Krankheit ist es^ in der Amoniac
Guinmi e Meerzwiebel ^ bittere Ettraote/ und
Lättgensak^ vorsiiglich das llü<:htiget in
schickliche Verbindung, gebracht^ von unfehl«
barem Nutzen sind« In den häufigsten FäU .
len verbinde ich mit jenen in PiUeü igi^lottci«»
— 8o ~
ten Ingredienzen noch einen Trank aus Isop
kraut und Seüega, oder Arnica.
i2. Brustbräu fie^ j4ngina pectörism
Diesä Krankheit habe ich nun das 2W6t
ie mal Gelegenheit zu sehen;, — Der erste
kranke war ein Mann von fünfzig Jahreoi
corpvlent und von ganz rüsjtigem Aussehe&
Acht Jahre lang quälte ihn sein Uebd^ ab
ich ihn kennen lernte. Aärzte und Afterärsta
in Menge^ ja ganze auswärtige F^cultatea
hatten ihre Rathschläge an ihm erschöpft;
auch ich Versuchte mein Heil; nachdem abel^
mein Bemüheii durch sechs Monate fruchtlos
blieb, so yetliels ich. ihn mit dem ili|th«|
fortan allen Aerzten und Arzneien Abschied
SU geben, eine schickliche Diät zu beoback;
ten und übrigens sein U^bel mit Geduld zit
ertragen. Das Leiden dieses Mannes wa^ so
gprois, dals et beinahe gar nicht aiMgehea
konnte; denn machte er nur einijgfe Schrittei
80 packt« ihn der Zufall; be/m Aus- und
Ankleidet! mufste er mehrmals einhalten^ ja
er kam ihm Nachts im BeUe^ wahrsdieintidi
in Folge, lebhafter Träume. Noch 'war bey
ihm ein Umstand, den JVichmanh iiicht
anfuhrt; nämlich zugleich, als ihn der Drude
auf der Brust mit dem schiefsenden Schmers-
in dem linken Arme befiel^ spannte sich ihm
der Unterleib so gewaltsam^ dals er gans.
*^ 8t —
«HiftsiVi htrt wie Holz tnxiirdhlen watv Diesö
Spannung lieb nur Nachts- im B^^^e gßok
nadi ; am Tage war sie beinahe immefr, fneh#
öder weniger^ vorhanden* — * JEinige MonaM
nachdem ich * den Kranken rerlaMen hatten
erhielt ich Wiehmanns Werk. Ich gehe
damit zum Kranken^ doUmetsobe ihm die
Jf^ickmannsche Schilderung (in der er ao-»
gleich sein Uebel selbst erkennt) und sugMch
die verheilsne Erieiditerung. Der Kranke
war sogleich bereit ^ die vorgeschlagenen
Mittel anzuwenden; die Fontanellen wurden
geUgt, und um redit genau der Vorschrift
nachzukommen^ wurde die Thedensche Anti«
monial-Tiuctur aus Hrn. Ober^^^Medicin* R;
Klaproik's Offidn verschrieben* Die WUr-^
kung dieser Behandlung war auffallend ; schon
nach vier Wochen spürte der Kranke Erieiclu
terung; in der Folge konnte er gehen, und
Spaziergange machen, wie er seit Jähren
nicht . gekonnt hatte;* die Anfalle kämen zwar
noch von Zeit zu Zeit, aber bey weitem
seltner und schwächer; die Spannung • dei ,
Leibes verlor sich beinahe ganz, kuns, der
Kranke hatte von nun an eine sehr leidliche
Existenz« Mit dem Gebrauche der Tinctüt
liefs ich ihn von Zleit zu Zeit Pausen machen^
und dann wieder mehrere Wochen lang fort«
brauchen« In der Nacht^ die das scheidende
xnu. B. i. St. F
— 8s —
Jahrhundert mit dem- jetzigen verband, h^
£wd er sich auf einem Balle; die Glockl
hatte zwölf geschlagen, er hebt so eben im
Glas empor, um den feierlichen Moment niK
einem Privat zu. feiern, als er plötzlich ioA
tu Boden stiirtzt*. Drei Jahre hatte er nn
dem Gebrauche der PFUchmanmchen Mitt4
und überhaupt zwölf Jahre mit seinem UeU
gelebt* Ob das Wichmannsche Verfahna
durch die Verbindung des innem mit dea
äulsem Mittel seine Würksamkeit erhalUi
oder ob in einem von beiden und in w^
chem sie gegründet sey — wage ich nicht
zu entscheiden; doch scheint es mir ini
mehreren Gründen, dals die alkalische Tfnfi*
tur den grölsten Antheil an dem Erfolge
habe> Dem sey nun wie ihm wolle, to habe
ich, da ich diese eigne glückliche Erfahrung
fiir mich habe, nidit gewagt^' bey dem Kran*
ken, den ich jetzt in der Behandlung habe»
von WichmanfCs Vorschrift abzugehen. Ob
der Erfolg wieder der Erwartung entspreche!
wird, berichte ich dann wohl in der Folgä
3. Herzziuern ( Tremor cordis )•
So muls ich eine Krankheit benennen,
die ich hier ziemlich oft zu sehen Gelegen-
heit gehabt habe. Sie besteht nicht in einem
Klopfen, d. h» vermehrtet* Stärke der nof*
malen Bewegung des Herzens, sondern in
— 83 —
\uner dutcham unordentlichen Bewegung des*
l^^lben, die man schon aus dem Pulse voll-
2 iit'ändig erkennt; denn er ist dabey kleioi
^ au$setzend| und so ungleich^ dais kaum drei
, einander folgende Schlag^, sowohl in Betreff
^'4es Umfangs als des Tempo*s, einander
gleich sind. Wenn die Anfälle anhalten ^ so
leiden cUe Kranket dabey Beängstigungen,
tind eine gewisse Melancholie^ die ihrer Phan-
tasie traurige Bilder vorspiegelt* Bey hefti-
gen Anfallen leiden sie am Gefühle allgemei-
ner Entkrafttunjg bis zur Anwandlung von
Ohnmacht. — Die entfernte Ursache die^ier
Krankheit scheint eine anomäJisch vermehrte
Heisbarkeit des Herzens zu seyn^ durch die
es die Anlage erhält, von allen physischen
und moralisjchen Reizen ^ die auf den Orga-
nismus würkeni zu diesen abnormen Bewe-
gungen erregt zu werden* Unter diesen
iReizen sind die häufigsten die. Welche aus
einer beschwerlichen Verdauung entstehen,
und nächst diesen, Gemüthsaffecte. Mehrere
meiner Bekannten, die an diesem Uebel lei-
den, haben es seit zwölf und mehreren Jah-
ren, ohne dafs ihr übriges Befinden Wesent-
lich dadurch gestoret würde; ja ich zähle
darunter eine Frau von achtzig, und einen
Mann von drei und siebenzig Jahren. Dals
bey diesem Uebel keine Desorganisation \t^
- 84 -^
I
Herzen obwalte, wird durch die kngtt
Zwischenräume, die oft zwischen den Anfie-
len yorkommen, und dann auch durch die
lange Dauer des Uebels unbeschadet der fib-
rigen Functionen des Organismus, au&er
Zweifel gesetzt. Einmal habe ich es dci
Tod veranlassen sehen. Eine Nonüe^* die
diesem Zufalle unterworfen war, litte scfaoi
zwei mal vier und zwanzig Stunden ohiM
Nachlafs an dem Anfalle, als ich zu ihr ge-
rufen iVurde. Die Beängstigungen wana
grols, und die Fiilse bis über die Kniee ge-
schwollen und kalt. Bevor die kiSitigiM
Reizmittel, als Opium mit Zimmet-TEncur,
Aether, Wein u, s. w. Nachlals zu yersc:lia£fM
vermochten, vermehrte sich die Geschwulit
beinahe über den ganzen Korper, und beidt
Fü&e wurden mit Brandblasen besetzt; Di6
Fortsetzung der innem diffusibeln Reimiittd»
nebst der Chinarinde, innerlich und Kaiser-
lich angewendet, brachten nun zwar deft
Herzschlag wieder auf den Punkt der No^
malität, und erregten in den Fttfsen Entinlt-
duog und Absonderung des Brandigen; dar
Umfang der letztern aber war so grofs, dab
durch die starke Eiterung Zehrfteber imd
Tod verursacht wurde.
Bey Anfällen, die so heftig sind , dab
sie Hülfe bediirfeD, ist Opium mit Wein ib
- 85 ^
ui dreister Gabe das gewisse HüIfsmitteL Kleine
j Anfalle werden ihrer Veranlassung nacli be-
I handelt, und oft wird ein solcher, von einem
•; Diätfehler. erregter, durch ein wenig Magne»
1 sia augenblicklich gestillt. Zur Vorbeugung
, dienen stärkende Mittel, vorzüglich China,
.Quastia, Jffaller's Elixir u. a. m. — Ein Herr
I Yon 70 Jahren, der seit vielen Jahren an
diesem Uebd^ Utt, wurde yor drei Jahren
von einem gewaltsamen Schwindel plötzlich
befallen* Diesem Schwindel, wobey er auf
einen Augenblick das Bewufstseyn verlor,
folgte heftiges Fieber, das sich nach einigen
Stunden mit Schweifs endigte. Das Wohl-
befinden kehrte sogleich zurück, nur bh'eb
eine Neigung zum Schwindel, die sich nur.
dann äulserte, wenn der Kranke einen Ge-
genstand mit den Augen fixirte, daher er
auch gar nidht anhaltend lesen konnte. Um
ihn von dieser Beschwerde zu befreien, gab
ich ihm '^^ Falerian. aeiher. und Liq» am--
mon, succ. zu gleichen Thcilen gemischt, im
Anfange täglich viermal dreifsig Tropfen« Alle
ider Tage liels ich fünf Tropfen mehr neh-
men und so bis 60 Tropfen steigen« Auf
eben die Art^ wie er aufgestiegen war, liels
ich ihn nun wieder mit der Gabe herabstei-
gen, sie zuletzt seltner nehmen^ uad dann
mfhören, Dabdy verordnete ich, 'Vfexu^%\ibu%
— 86 ~
früh und Abends PfeBPermfinzthete zu trink
Dieses hatte den Erfolg, dafs der Krai
nicht nur von seinem Schwindel, aondi
auch vom Herzs^ittern befreiet wurde, i
Welchem letztern er erst jeti^t, nach 3 Jahi
;vvieder, ab und %u einige geringe Anf;
verspürt. — In ein Paar Fällen hat mir
Auflösung de^r Silberkrystalle auffallenden N
mm geleistet, und ich möchte fast behaupt
da(s dieses Mittel specifisch gegen die Il<
barkeit des Her/^ens wiirkt^ Ich lasse z
Gran in vier Unzen Pfeffermiinzwasser i
lösen, eine halbe Unze Pomeranzensjrup
setzen und davon drei bis vier mal des T
eiiken Elslöffel voll nehmen. -^ Gemeinigl
v^ursacht das Mittel in den ersten a4'St
den Purgireni das aber von selbst wie
aufhört»
~ 87 -
m
TL.
Neue Beobachtungen
über die
Bestandtheile und Würkungen
des Nenndorfer Ba4es.
Xlerr Professor Schauby der den verganib
genen Sommer die Schwefelquellen su Nenn-
dorf, am Kurorte «elbst, von neuem unter-
sucht hat, und welcher die daselbst gemachten
Versudie, so wie seine gioognostische Bemer-
kungen über die Gegend um Nenndorf nächstens
ToUstandiger in einer besondem Abhandluög
deraPublikum ttbwgeben wird^hat Resultate ge-
liefert, welche dem Physiker und dem Arste ^
gleich wichtigseynmüssenJXe neulich gemachte
Beobaditung in den Aachner Quellen von Gim^
bemal y da£i diese nämlich SlickstoiFgaa ent«.
hielten, in welchem der Sdiwe£e\ anii^f^^ix
« 88 -«
«ey, bestätigte sich eben ao wohl in det
Nenndorfer Wassern. Wasserstoffgas y du
bisher allgemein in den Schwefelquellen aa»
fjenominen wurde ^ fand man nicht« Dieii
Entdeckung wurde mir um so wichtiger, dl
solche mir, als praktischem Arzte, E«cha>
nungen beym Gebrauche der dortigen Bäder
erklärte y die bisher mit der angenommenea
Theorie der Schwefelwasser im Widersprude
waren I oder die Richtigkeit meiner Begbadu
tungen zweifelJiatt machten. Bey Anwendoif
der gewöhnlichen lauwarmen Schwefelbäder
zu Nenndorf bemerkte ich nämUch, dafii .sol-
che bey den verschiedensten Personen^ bc|
denen, welche an hektischen Fiebern lilMi
so wie auch bey Gesunden, die des Morgan
früh gleich nach dem Erwachen ins Bad gä-
gen, eine auffallende verminderte Frequeos
der Pulsschläge bewiirkte. Diese Vemundi»
rung fiel binnen einer halben* Stunde atnf S
bis lo Schläge in einer Minute« Ich aahfl^
dals selbst reizbare Personen bey diese«
Wärmegrade Stunden lang im Bade eitaaa
konnten, ohne die gewöhnlichen Folgen foa
vermehrter Reizung zu erfahren.
Die mehreren Geschäfte, die dem Bnn^
nenarzte obliegen, verbunden mit den. Schwii-
rigkeiten, diese und ähnliche Beobaditungaa
in Bädern anzustellen , veranlsisten, dab ich
- «9 -
L Anfangs einiges MUstrauen in die Richtigkeit
dieser Bemerkungen setzte, um so mehr, da
a andere Aerste von der reizenden Würkung
I unserer Bäder so vielen Schaden fürchten.
, Zum Theil wollte ich diese Erscheinung da«
< durch eiUären, dais während des Sitzens im
i Bade viel Schwefelgai eingeathmet werde,
> wodurch die Einathinung des Sauerstofigas
E germger wird, und also die Oxydation und
die dadurdh vermehrte Wärme und Circula*
tion des Blutes auffallend vermindert werden
miitte. Meine diesjährigen wiederholten Be<-
obachtungen gaben gleiche Resultate, und ob
ich gleich jene Erschamung von dem Ein-
, athmen- einer geringem Menge Sauerstoffs
audi. jetzt noch annehme, so ist doch die
verringerte Anzahl der Pulsschläge gegenwär-
tig um so erklärbarer, da wir bey den bisher
noch wenigen Erfahrungen von der Einwfir-
kung des Stickstoffgas auf den menschlichen
Körper doch dieses wissen , dals es die Eiv
regbarkeit der Blutgefalse vermindert, und
deren Erregung herabstimmt, dals es
in seiner reinen Gestalt und in geringer
Menge angewandt, die Thätij^t aller Func»
tionen des tbierischen Körpers retardirt.
Auch dieses Jahr sähe ich günstige Wlir«^
kung vom innem und äulsern Gebrauche
vnsers Nenndorfer Wassers , bey ^\ii»t^^x^
— y> —
fOB, (&« abgecehtt wtf. <
«ra» Reber bdkjoi^ «sd
vurf batte« Der Anamuf tc
da» Fieber bÜd» weg, Patientin
rem, fireiem Athem vnd bej
dieser Zufalle besserte sich auch
nen ibr ganzer Röipermstand. Leicht ed
let hierauf, wanun der zu hinfigey auch
xn lange Gebraocfa dieser Bader mand
Körper »diwächt, wamm es in mnndieii !
achwerden Ton zu grolser ErTegbarkeitf
gut yerfragen wird nnd selbst wohlthl
würkt. Auch zeigen sich hier die Milj^
wenn gewöhnliche künstliche Schwefdbi
die zu Nenndorf ersetzen sollen« Ea ist a
leichter zn begreifen, warum in melM
Fifllen die Nenndorfer Schwefelbäder gBw
würkten, wo jene künstlichen Bäder nie
gefrnchtet hatten. Wir wissen, dais der SA
Stoff einen großen Theil des körperlid
Bestandtheils ausmacht. Sollte da nicht n
eher Ersatz geschehen können, dessen i
Wesenheit Krankheit bewürkt? Sind '
schon so weit ins Innere der Natur gedn
gen, um ]Vde Eirscheinung im meuschlidi
KlirptT blo« durch Abwägung und Beati
muDg dei^ angenommenen Kxäf^engi^ilae i
klären au können?
Ich weilt wohl, dals diese Beobachtnqg
— 9« —
^vncl Erfahrungen denen entgegen ^ind, wel-
^ ishe der gelehrte Kör$um hej'm Gebrauche
^ der Aachner Bäder erwähnt. Ich schätze die
'BeobachtiiDgen dieses grofsen Arztes zvl sehr,
^ uls dals ich sie durch die meinigen auch nur
' im geringsten verdachtig machen wollte, wel-
che ich selbst einer noch weitern Berichti-
' jj[ung unterwerfen werde. Sind aber die Be-
^tandtheile der Wasser zu Aachen mit denen
' XU Nenndorf ganz gleich? und selbst im Falle
" dieser Annahme, welches die beiden nach-
''stens zu erwartenden Bekanntmachungen der
''Untersuchungen dieser beiden Gesundheits«
'gellen entscheiden werden, macht die grofse
'Verschiedenheit des Wärmegrads, mit wel-
chem die beiden Quellen zu Tage gehen,
nicht einen groben Unterschied? Sollte denn,
der von Kornim angeführte Umstand, nach
^welchem er den wsirmen Aachner Quellen Vor
-' den kalten Schwefelquellen einen Vorzug
' einräumt, nicht gerade das Gegentheil be-
weisen? Konum nimmt in seiner Schrift über
die Bäder t\i Aachen noch das Schwefelwas^
' seirstoIFgäs an, hält dies für reizend und sagt:
' dalS} nach seinen Erfahrungen, Kranke nicht
Über 4^ Minuten in den Bädern zu Aachen
baden konnten, ohne mehr oder weniger die
Wiirkungen einer zu groCsen Reizung zu er»
'fahren. Er glaubt daher , daGs &\e \:b\\.^xi
-<• 9® -^
«OB^ die abgezehrt waf, die jeden Abend et-
wa$ Fieber bekam, und einen starken Aus-
wurf hatte« Der Auswurf verminderte sich,
das Fieber blieb weg, Patientin bekam Jeich-*
tem, freiem Athem und bej dem Nachlassen
dieser Zufalle besserte sich auch im allgemei-
nen ihr ganzer Körperzustaud. Leicht erhel-
let hieraus 2 warum der zu häufige, auch der
SU lange Gebrauch dieser Bäder manchen
Körper schwächt, warum es in manchen Be«
schwerden yon zu grofser Erregbarkeit, 90
gut vertragen wird und selbst wohlth&tig
wUrkt« Auch zeigen sich hier die Mifsgriffd,
wenn gewöhnliche künstliche Schwefelbäder
die zu Nenndorf ersetzen sollen« £a ist nun
leichter zu begreifen, warum in mehreren
Fällen die Nenndorfer Schwefelbäder günstig
wfirkten, wo jene künstlichen Bäder niditi
gefruchtet hatten. Wir wissen, dais der Stidb-
Stoff einen großen Theü des körperlickea
Bestandtheils ausmacht. Sollte da nicht man^
eher Ersat« g^chehen können, dessen Ab-
wesenheit .Krankheit bewürkt? Sind wir
sdion so weit ins Innere der Natur gedrun-
gen, um jede Eirscheinung im menschlichen
Körper bloa durch Abwägung und Bestin^
mung dei^ angenommenen Kräf^engrolse er«
Idiren au können?
Idi weils wohl, dals diese Beobachtungen
— 9« ~
npd Erfahrungen denen entgegen ^ind, wel-
Cihe der gelehrte Kor$um bey'm Gebrauche
der Aachner Bäder erwähnt. Ich schätze die
Beobachtungen dieses grofsen Arztes zu sehr,
als dals ich sie durch die meinigen audh nur
im geringsten verdachtig machen wollte, wel-
che ich selbst einer noch weitern Berichti-
jg;ung unterwerfen werde. Sind aber die Be*
standtheile der Wasser zu Aachen mit denen
zu Nenndorf ganz gleich ? und selbst im Falle
dieser Annahme, welches die beiden nach-*
st^ns zu erwartenden Bekanntmachungen der
, ' Untersuchungen dieser beiden Gesundheits-
* gellen entscheiden werden, macht die grofsa
Verschiedenheit des Wärmegrads, mit wel-*
chem die beiden Quellen zu Tage gehen,
nicht einen grolsen Unterschied? Sollte denn,
der von Korium angeführte Umstand, nach
^ welchem er den wsirmen Aacbner Quellen Vor
' den kalten Schwefelquellen einen Vorzug
'einräumt, nicht gerade das Gegentheil be^
weisen? Korium nimmt in seiner Schrift über
die Bäder tu. Aachen noch das Schwefeiwas^
serstofigäs an, hält dies fdr reizend und sagt:
' dais, nach seinen Erfahrungen, Kranke nicht
über 4^ Minuten in den Badern zu Aachen
baden konnten, ohne mehr oder weniger die
Würkungen einer zu grolaen Heizung zu er**
''fahren. Erglnubt daher, &s£b. dxe ^äx^'Q'
— 92 —
-starken Schwefelquellen dies noch mehr thim
müfflteny weil sie das geschwefelte Wasser-
•to£Fgas fester gebunden hätten und also dies
langsamer durch die kiinstlidie Wärme yer-
iören. Auf dies Raisonnement gründet sich
sein Urtheilf womit er den Satz schlielity
Wenn er sagt: ^Vor gewärmten Bädern soh
eher Schwefelhakiger Mineralwasser^ die. hak
hervorquellen j hat dieses natürliche vrarme
Bad grofse und unleugbare J^örziige.n Ob
nun gleich dieser angenommene Nachtheü
d^r kalten Schwefelquellen leicht gehoben •
werden könnte, und eine längere Verdun-
stung, oder eine gröfsere Beimischung des
kochenden Wassers sie den warmea Aachner
Bädern gleich machen würde , so Sin ich
/doch geneigt, diese Eigenschaft vielmehr als
einen Vorzug der kalten reichhaltigen Schwe-
felquellen anzusehen. In den meisten Fäll^
hält man immer die Sachen besser, von de»
nen man ohne ihre Gute zu yerri^gem etwas
abgeben kann, als die, denen man zur Ver-
besserung etwas hinzuthun muis. Gewila ist
es, und die diesjährigen Versuche haben
mich Ton neuem überzeuget, wie fest daa
Schwefelgas unserm Wasser zu Ne^nndorf
beigemischt ist Die gewohnlichen Bilder
würken noch nach 6 bis 8 Stunden auf die
anf Schwafalgas hineingebrachten Reagentien«
- 87 -
n.
Neue fieobachtungeB
über die
Bestandtheile und WiirkungeH
des Nenndorfer B«4®*«
JtjLerr Professor Schauh^ der den rergan*
genen Sommer die Schwefelqaellen sa Nenn-
dorf , am Kurorte «elbst, tob neuem untei^
sucht htt, und welcher die daselbst gemaditen
Versudie, so wie seine gioognostisphe Bemer*
fcungen über die Gegend um Nenndorfnüchstens
ToUständiger in einer besondem Abhandlung
demPublikum Ubergd>eB wird^hat Resultate ge-
liefert, welche dem Physiker und dem ArBte -
gleich wichtigseyn müssenJDieneDliok gemachte
Beobachtung in den Aachner Quellen von Gim^
hematf dab diese nämlich Stickstoffgaa ent«.
hielten, in welchem der Sdiwefel anfgdöst
- 94 -
tarn B^obacIituDgeB in mehreren Baden
ähnlicher Art kann man erwarten , da£s die
bis jetEt noth herrschenden Zweifel und Vue
gewilsheit über die Art der Würkung dieser
•Mineralwaaser eine genauere Berichtigung m-
halte. Denn die Natur handelt stets gleidi
nach ihren einfachen und festen Gesetzen«
Die frühere Bekanntmachung dieser we*
nigen Bemerkungen wird also keinen Tadst
verdienen, da sie blos eine für die Folge
genauere Bestimmung der Wlirkung def
Schwefelbäder zur Absicht hat, und ich selbtt
meine Beobachtungen zurücknehmen werd^
wenn mich künftige Erfahrungen eines andern
belehren, oder Versuche anderer mich .vott
Gegentheile überzeugen*
fTaitu
- 9« -
Einige medidnische
< aidit pmM
Brownische Bemerkungen.
Ptußet AlU» ^ Büd tfb0 Bett« Whibct.
X^er rahig beobachtende Am sieht mit
ASils^rgniigen und gerechtem Abschene die
ewigen MÜsrerständnisse , die medicinisehen
2Uitikereien, die öffentlichen , den Mann wqb,
Herz und Kopf entwürdigenden Fehden^ wel-
che tum gleichen Nachtheile der wohlthitigen
Wissenschaft, wie der leidenden Memcfaheit,
Yon den sogenannten Brownionern nnd ihnrn
Antipoden geführt werden. Wenn Stoli,
Egoismus und andere Leidenschaften spre-
chen, kann für die gute Sache nichts gewonnen,
wohl aber, besonders durch längeres Fortses-
zen derselben^ alles rerlohren werden« Mödx\%
sich doch diese besondere Periode det me^^*
- 96 -
Giiii8cl]e& Untitdichkeit schnell ihrem
nahem, damit man mehr wesentlicha FoiV
achritte in der Heilkunde machte, wosu vm
die wichtigen Entdeckungen in allen Zwei*
gen derselben auffordern, damit man, dtuch
jene yeranlalst» nicht Menschenleben yerwaÜv*
loste, und der Moralitit in so yieleni Ba*
tracht Hohn spräche; damit man endlich
auch die Schriften mancher denkenden K8pb
-^ jener elenden Sprache wegen «^ tddk
mit Verachtung bey Seite legen mülste.
Die Manen des tiefdenkenden Brmm^i
mülfiten es wehmttthig empfinden, wenn sie
von dem Unheile unterrichtet seyn solhea,
das srein, vielleicht oft zu aphoristisch hingt*
worfenes philosophisch -medicinisches SysteMy
durch Nicht - und MUsverstehen --r doick
seine unleugbaren Mangel --^ besonders dar
übertriebenen Vereinfachung -^ in der Ba»
publik der Aerzte verursacht hat. Das Gala
desselben au verkennen wäre aber wahflkk
Undank, eben so wie es Unwissenheit
und Geistesschwäche yerratben wUrde, wean
man der Meinung widersprechen wolltav
dals jeder rationelle imd äoht hippocrvti*
sehe Arzt -*- vor der Periode der Browniachen
Revolution, der Hauptsache? nach •-« stheniadi
und asthenisch, nach jedesmal vorh^endar
Veranlassung gehandelt , und den einfachen
— a? -
.mregf der Natur überall Terfolgt habe. ,DaIi«^
«f^b^ iob^ dals auch jetzt ein grofser OTKeil
-aolcher Aeraterin der Hauptsache mit einaiv-
•der TöUkdmmen einverstanden ist ^ wenn sie
-auch gleich in einzelnen Sätzen von einander
-^bweidien« Wie grols aber die Vorsicht seyn
-iDiuiae> um nicht durdi. die Stimme so yieleur
in.unsem Zeiten irre. geführt zu werden» err
»ipiebt sich am besten bey der Ausübung der
.Arzneiwissenschaft am Krankenbette» Daher
•ist auch der Grundsatz, als Eklectiker au
liandeln, der nutzbarste4 Als Beweise voti
.jener mögen nachstehende Erfahrungen dia-
nen« Vor einiger Zeit kamen bey uns,
obschon. nur sporadisch^ verschiedene Fatien«-
ten am Typho darniederliegend vor. Die
Heftigkeit der Anfälle^ gleich in den ersten
Tagen mit der höchsten Asthenie vergesell-
-8chaCtet> die geschwächte Denkkraft^ dek* anr
XängUche vollkommene Mangel des Schlafs^
der tief gesunkene Puls^ die gestörte Vexv
dauungs-» und Assimilationskraft, die man*
cheriei spasmodischen Nervenbeivegungen,
das Sehnenhüpfen, Flockenlesen ^ das. Herab-
sinken im Bette, welche letztere besonders,
doch nicht wmer^ nur als Vorlaufer d^s
Todes .eintratw : '— bestimmten midi unge-
sänmt, m^ den dringelisten Symptomen ab-
feiihalfen^ zur exfntirtnden B«halxdA»sif^>| isi\
- 9« -
grasen • Umfange derselben. Also • Sßrmdtb
>^(ein, Naphtka, künstlicher Moschna^ CSaa»
rille, China, starkes Braunbier, Opinm^ kxifr
T(^e Bouillons I jedesmahl nach den iädiik
duellen Erfordernissen und der bestimmtn
subjektiven Indication im gehörigen Varluäl-
Bisse der Quantität, QuaUtit und xlea 2^ti^
raums angeordnet. Bey den meisten warm
gleich im Beginnen des Uebels -^ bej aadera
aber erst im ferneren Verlaufe desselbeiii
gänzlicher Mangel der Elsfust, gespannta
Pracordien, überhaupt unwidersprechlich mr-
gescirende Sordes da. Allein die unbeschreSir
liehe allgemeine Atouie schien die yerschricas
sogenannte antigastrische Methode zu Terbi^
ten. Dahero wurde die Behandlung ficht
Brownisch angefangen. Mit ruhiger Vorbidil
beobachtete ich den Verlauf a bis S Tagt.
Ein Theil der vorzüglichen Beschwerden mil-
derte sich zwar; allein bey keinem eiDzageH
konnte ich angemessen schnell oder grüad-
lich vorwärts rücken, wenn nicht zuvor en^
weder die wohlthätige Natur aUein, oder
durch die Kunst unterstützt, wiederholt Er-
brechen und Stuhlausleerungeii bewürkt hatte.
In einem Falle wollte ich, bey der sonst
guten Matchine des Patienten das fialserste
abwarten, achtete jene Stimme der Natur
nicht, und gab anstatt der nur anscheinond
- 93 -
Das Wasser zu den Knnstbadem, weichet^
EUnf viertel Stunden lang gekocht worden
war, zeigte noch im Dunstkasten und im Kei»
sei von seinem geschwefelten Ga^. Ein Ver»
such\ der die Behauptung widerlegt, dafs je»
des Dampfbad blos vermöge seiner Dämpfe
wurke, der innere Gehalt des Wassers aber
daran keineh Äntheil habe. Bejr offenen
Gefifsen ist 44 Minuten lang die SiedewBrme
nothig, um dem Wasser das geschwefelte Gas
zu benehmen. Dies Schwefelgas verdunstet,
muls sich noch lange erhalten; denn im Ba-
dehause zu Nenndorf, das von grofser L&nge
ist, fand ich zu einer* Zeit, wo nur noch
etwa So bis 60 Bäder täglich bereitet worden,
die oberste Etage, welche bewohnt wird, so
^n diesem Schwefelgas geschwängert, dals
Papier, woraut mit einer Auflösung von
Bleizucker geschrieben war, welches ich zu
Versuchen brauchen wollte, nach wenigen
Minuten sich schon geschwärzt hatte, und zu
jener Absicht unbrauchbar geworden war.
Selbst in den Taschen getragen war die
Schrift binjDen dieser 2^t schon lesbar ge«
worden.
Man sieht, wie wenig wir bisher mit der
Theorie der Schwefelbäder und ihren Wür»
kungen ins Reine waren; nur von den Be*
' mühungen mehrerer Chemiker, von den wei-
Moborahiiaj Toniccy F^xcitantim u« AfjL ?«►
wisi^ht werden miisse *).
Die Wichtigkeit der Ei&wQifkimg
rie!ler Ursachen , selbst bey der constigei
besten Behandlung , wird dadurch naeh e^
sichtlicher, dals ich hiefr einige Fälle nah»
hafc mache, in welchen sich einige an jenem Tj*
pho darnieder liegende reconvalescirende Pa-
tienten, durch einige Diätfehler einen Rück-
fall, und einer den Tod •— aller exact
angewendeten zweckmäisigsten Mittel nag»
achtet) zuzogen -<- der andere aber durch s
Brechmittel und darauf gegebene Abf&liniii-
gen gerettet und zuletzt mit Rheinwein g^
stärkt wurde.
Nöthig finde ich hier noch das Bekennt
nifs beizufügen, dafs nach meiner Erfahrong
im Jypho der spirUus vurioh und spirüus sola
communis zu gleichen Theilen, zu 3, Giiod
g Tropfen pro Dosi in . der ftirchterlichatiA
Periode desselben, wo man beinahe nicttt
gewisseres , als den Tod erwarten konnte •«
treflich wUtkten, eine schnelle Metataarphoii
der ganzen Krankheit hervorbrachten, und die
ersten und sichersten Schritte zur gänalidwi
Besserung fest gründeten*
*) Ich biue, hierbey desien, wtt ich in maiil9 AUundL
%hn da» I^enreo6eber gesagt haba. lich sa sriiaM«
— lOI —
IV.
Eine Pe te chi an os e
'\ ■ ■ '
V o n
Georg Christian Wagner,
Sttdk* «nd Amtspbyucu» su Balingen und Rosenfeld
.im Henogthiim Winemberg.
D.
'en 9f März dieses Jahrs (i8oa) wurde
•von dem Uatersmte Oestmettingen an dss
himge Oberämt einbenchtet, dals des Schmidts
Iph^nnei Saüiers Töchterlein daselbst, iis
Jafafe alt, viele tausend rothe und schwarz«
liclie ipieeken am ganzen Leibe, und schwär*
jee, ,g«ßiHt und ungefüllte Flecken sogar im
JUEunde habe 9 da&nel Blut aus demselben
•uigespien werde, und auch der Urin voller
3hit,s^. Das Unteramt bitte, dem Phjsicus
,A$XL Auftrag zu geben, dahin zu eil^ai^ wov
\
. — loa —
über diese Krankheit durch den Angen$cll«B
sich zu belehren, und schleunige Hülfe schiCt
fen zu können. Da ich wegen anderer dri»
gender Geschäfte nicht auf der Stelle abrei-
sen könnte, so schickte ich eine Mixtur aoi^
1^ Extr. dort, peruv. Cremor. tartar. baras.
ana 3/ Syr. rub. id. §7 Aq. fLor. SambuL
liij M. Ds. Alle a Stunden i Lofhl
voll zu geben,
und verordnete, den Mund bis zu meiner
Ankunft öfters mit Essig auszuspülen.
Den lo« März früh war ich selbst bej
der kleinen Kranken, und fand folgendfeik
Das Mädchen war 12 Jahre alt, und befiui
sich den ganzen Winter über 'gans woUi
doch hatte es immer ein bleiches Ausaehai»
Im ganzen Dorfe war, eine WassertUchtige
ausgenommen, kein Kranker. Die Krankhait
hatte keine Vorläufer. Das Mäddien atanl
den 8ten März Morgens früh aus dem BeOa
auf, kam unaogekleidet zu seinen Geidiwi»
Stern in die Wohnstube , wurde von diesan
ausgelacht, dafs es so von den Flöhen gesto-
chen worden sey, und bey näherer ITnmn-
chung fanden seine Eltern — viele tausend
blaue, schwarze, rothe Petechien auf iftt
Brust, dem Rücken, den Schenkeln, dw
Armen, sogar am behaarten Theile dea Ko-
pfes, im Gesichte, in den Augen, im Munde MC.
— 87 —
Wagr der Natur überall ?erfolgt habe. Dahfir
-{^b^ idi^ dals auch jetzt ein grofser Thieil
^cber Aerate in der Hauptsache mit einan-
der Tollkommen einverstanden ist^ wenn sie
auch gleich in einzelnen Sätzen von einander
^weichen. Wie grols aber die Vorsicht seya
müsse > um nicht durch die Stimme so vieler
in.unsem Zeiten irre geführt zu werden, et*»
:giebt sich am bestell bey der Ausübung der
Arzneiwissenschaft am Krankenbette» Daher
ist auch der Grundsatz, als Eklectiker au
handelily der nutzbarste« Als Beweise von
.jener mögen nachstehende Erfahrungen die-
nen« Vor einiger Zeit kamen bey una,
obschon nur sporadisch, verschiedene Fatien«-
ten am Typho damiederliegend vor. Die
Heftigkeit der Anfälle, gleich in den ersten
.Tagen mit der höchsten Asthenie vergesell*-
achaftet, die geschwächte Denkkraft^ dek* an-
Xanglide vollkommene Mangel des Schlafs^
der tief gesunkene Puls, die gestörte Ver*
danungs-* und Assimilationskraft, die man*
«iheilei spasmodischen Nervenbewegnogen,
das Sehnenhüpfen, Flockenlesen ^ das Herab-
ainken im Bette, welche letztere besonders,
«doch nicht ifnmer, nur als Vorläufer- des
:Todea eintratw '— • bestimmten midi ynge-
aSfunt, iipi dep dringensten Symptomen ab-
fenhelfen, zur exqitirenden Behandlung^ im
xvm. B. I. St. (^
- 9« -
gmsen ÜmCiiige derselben. ülso imodte
Weiii^ Naphtka, künstliclier Moschus^ Gasca^
rille, China, starkes Brannbier, Opinm, kra&-
Tolle Bouillons, jedesmahl nach den indi?»-
duellen Erfordernissen und der bestimmten
Subjektiren Indication im gehangen Verhalu
nisse der Quantität, QuaHtit und des Zeit-
raums angeordnet. Bey den meisten waren
gleich im Beginnen des Uebels — - bey andern
aber erst im ferneren Verlaufe desselben,
gänzlicher Mangel der Elsfust, gespannte
Präcordien, überhaupt unwidersprechlich tur«
gescirende Sordes da. Allein die unbeschreib*
liehe allgemeine Atonie schien die yerschriene
sogenannte antigastrische Methode zu yertM6^
ten. Dahero wurde die Behandlung acht
Brownisch angefangen. Mit ruhiger Vor^idtt
beobachtete ich den Verlauf a bis 3 Tagt«
Ein Theil der TorzUglichen Beschwerden nul-
.derte sich zwar; allein bey keinem einzigelt
konnte ich angemessen schnell oder gründ-
lich vorwärts rücken, wenn nicht zuvor ent-
weder die wohlthätige Natur allein, oder
durch die Kunst unterstützt, wiederholt Er-
brechen und Stuhlausleerungeii bewürkt hatten
In einem Falle wollte ich, bey de^ sonst
guten Maschine des Patientim das fiolserste
abwarten, achtete jene Stimme der Natur
nicht, und gab anstatt der nur anscheinend
Ifäkrangsmitteto tSglieh ein Trinkglas gnten
alti^iK Weins reichen. Bey dieser Behandlung
Termindeite sich schon den iit6n Man das
Birnen ans dem Mubde^ der Urin war weni->
get blutig- gefärbt, und' die Zunge, fing an
•ich xa keinigen* Der Schlaf war gut« .
Den I2ten März^ Das Bluten ,aus dem
Monde hat ganz nachgelassen, die schwatzen
«rhabenen Flecken auf tier Zunge waren weg,
der Urin war nur noch ein wenig blutig, die
VledkMn Verschwanden hie und da, und wur»
jden gdblieh) hingegen stieg die 'Schwäche
^Oy , dalii.' das Kind einigemal ehnraäohtig
wurde. Es erfolgte 'Zweimalige schwarze Oeff*
jiuag: roa geronnenem Blute^ mit zwei %mU
sf^brm^nu Güter Schlaf.
Den i3. Mira» Die E&hst ist gut, das
Bluten blieb weg, der Urin war noch etwas
röthlich, der Schlaf gut; hingegen wurde das
Kind Mittags ohnmächtig.
Den 14, März. Ber Appetit steigt, hin-«
g^n zeigt sich wieder das Bluten aus dem
aufgeworfenen Zahnfleische«
Den xju März. Der Schlaf und Appetit
aind gut, der Urin ist ganz hell und gesund,
die Kräfte nehmen zu, der Mund ist ganr
natürlich bis auf einige Stellen vorne am
Zahnfleische, die noch aufgedunsen sind und
tläulich aussehen. Es erfolgte NaseixbWvvEv
•^ lOO mm
Boborantia^ Toriicay f^xciutntia u. diJL ter^
wisdht werden müsse *)•
Die Wichtigkeit der EinwUrkung mtte«
rieJIer Ursachen, selbst bey der sonstigen
besten Behandlung, wird dadurch noeh er-
'sichtlicher, dals ich hier einige Fälle nahm«
hafc mache, in welchen sich einige an jenem Ty^
pho darnieder liegende reconvalescirende Pa<t
tienteu, durch einige Diätfehler einen Rück-»
fall, und einer den Tod — aller exact
angewendeten zweckmäfsigsten Mittel unge*
achtet, zuzogen -<- dür andere aber durch a
Brechmittel und darauf gegebene Abführung
gen gerettet und zuletzt mit Rheinwein ge^
stärkt wurde.
Nöthig finde ich hier noch das Bekennt«^
nifs beizufügen, dafs nach meiner Erfahrulli
im ^pho der spirUus vurioL und Spiritus salä
ifommunis zu gleichen Theilen, zu 3, 6vttild
g Tropfen pro Dosi in . der fUrchterlichitvA
Periode desselben, wo man beinahe nidns,
gewisseres , als den Tod erwarten konnte ^
treflich wüikten, eine schnelle Metamarphoü
der ganzen Krankheit hervorbrachten, und dk
ersten und sichersten Schritte zur gäntlidhitt
Besserung fest gründeten.
*) Ich biue, hierbey dessen, wAs ich in meia«t AbhaaA
über das r^ervaDfieber gesagt habe, sich rä
V.
Leichenöffnung,
•iiitft an: der .'
Mutigen Bräune (Attgitia tracheaÜs
oder membranacea)
' ■ ^ Terstorbenea Kindes»
■ - Vorii
i3^octor Albers zu Stolzenatr.
JtLiyiwohlgAiaHrtes, Vollkomineng6Sündes^ dif
Blattenmchoni überstanden babend<^ss und seit:
einem viertel Jahre abgevröhntes Kind ^ fünf
virtel Jahre alt, bekam am ai. Januar dieses
Jahres Heiserkeit und am andern Tage dazu
einen Husten, welcher die Aelterh gleich be«
sorgt machte^ weil dieselben ohnlSngst von
mit auf einige Arten Husten aufmerksam ge-
macht waren, welche ischnelle Hülfis esfor-
deren; Ich wur verreist) und sah das Kmd.
-• lo8 ~
1
trtt «m« 2^«t«i 'Abends. Ein ron oben vaA
unten ausleerendes Mittel war bereits ange-
wandt worden., Mit einigen Blutigeln u
dem obern Theile der Luftröhre und mit
einem lauwarmen Bade wollte ich den Anfang
der Kur machen. Gegen beides sträubte sidi
aber der kleine starke Knabe so mächtig
daCs ich davon abstehen 'mufste. Es konntao
daher jene Hüirsmittel erst am andern TafB
Üi&gawendet werden, da das Kind bereiti i#
schlecht war, dafs es sich alles gefallen Kels.
Uebrigens wandte ich die von unsenn wür-
digen Hm Leibmedicbs Lendn angegebsoa
sinnreiche Kurmethode in ihrem ganien Um-
fange um desto arzutlicher an, weil idx sdioi
dadurch drei Kinder rettete, und niir eiai
war mir ein Jahr vorher unter dieser Be-
handlung gestorben. Das Kind nahm iDs
demselben gereichte Mittel gut ein. An
%S. Morgens erfolgte der Tod, tind den %
Tag darauf unternahm der Hr. Dr. ff^olM
mit mir die Section. Unser beiderseitigai
Augenmerk war ToraUglich auf den Lafyim
und die Asp%ra artma gerichtet. Nachdeoi
diese Theile sammt den Lungen und den
Heraen herausgenommen, und die iraohm
behutsam geöffiiet war, fand sich in deraal»
ben eine eyiinderförmige Haut, welohe i*
Kehlkopfe fest verwachsen und nicht ohne
— log —
Btt zerräitsen von diesem zu trefmen war;
in der Luftröhre selbst aber hing sie wie ein
leerer Sack allenthalb-n frei hinab* B-ym
Eintritte in den Imken Ast der Luftröhre
vcrlot sich diese häurig© Textur und ging in
eine imzusammenhängende weiche Mdsse
über* In dem rechten Aste erstreckte sieh
aber diese Haut noch einen guten Zoll hin-
unter ^ wo sie aUdann auch anfing , in die
eb«in besagte Mass^ überzugehen. Von dieser
Masse war auch hin und wieder in den fei*^
nern Aesten beider Lungen etwas anzutreffen;
Ausgenommen, dais der hbus Minister et dex*
t&r polmonumy und yorztiglich der letztere^
etwas «ttf der concaven Seite entzündet, und
dafs d^ kleine Körper besonders blutreich
war, fand sich weiter nichts widernatürliches
in demselben'.
Anmerkung. Noch jedesmal bemerkte
ich yom Anfang der Krankheit an bis etwa
6 St9nden vor dem Tode einen sehr .schnei*
len, harten und vollen Pulsschlag, und auf
dem aus der Ader gelassenen Blute bildete
sich bald eine crusta pleuriticoy so wie auch
das aus den Btutigelöffnungen nachfiielsenda
Blut sich 'gleich als ein häutiges Concrement
an den Körper fest anhing. Diese Erschei-
nungen haben mich bewogen, hinftihro meht
antiphlogistisch zu verfahren , und \^e^oi^d%xs
JB der Minute, deft" Dubt war gemUrsigt.
Kein Frieren 9' kelnef Hitte, aber ^olke "Nhu
figkeit und Olirien^att&en« Der Kopf, die
BrnftI», die -Präcordien, der Unterleib warea
leidenfirei. Der Urin wajr schwarzbraun und
blutig I der Stuhlgang hart, von sohwanem
geronnenem Blute. Den Tag vorher hatte
da» Kind ein halbeift Trinkglas voll sohwarMt
Blut gebrochen. - Die Diagnose der Krankheit
war nicht schwer: es war der morbus maeu^
losu$ haemorrhagicus Wwlhofii^ hmemorrhoea
peiechianosis^ eine Krankheit, die uns die
Herren Acrel^ Maries^ Hufdaud^ Klinge^
Bcbaffer, FhgBly Wsrlhofy j^ichmamu uad
andei^ so schön beschrieben haben, nad
welcher idi aus Liebe cur Kürxe den Namen
^y Peidchianose^*^ gebe. Ich Tcrördnet» nun
iaum innerlichen Gebrauche;
' 9t Cori. Salicis alb. ^i^ pernio. seL ^ äofm
j. q. V« c. ptr f hoTn CöL ^vitf «Us
Slixir^ viirioli Bfyns. 5iij Syn rvi« ä«
^if m. Ds. Alle a Stunden 1 liöffel voQ
wxk geben. *-
Und cum Mmiiausspttlm und Ausreiben
' Ift Calami' aromas» ^/ c. ;i* q. V. e. per |
hör. CöL fisj adde Aoed vint f;r, Abt*
mim. crud. sübiil. pulv. 5if m. Ds. Alle
Stunden dauKit den Mund ansauspiileii.
und Gelk dem Kinde neben acUeiniicIiMi
— 211 -—
Kurze Nachrichten
• - nnd
medizinirchie Neuigkeiten.
Min Bandwurm in einem halbjährigen
Kinde. .
D.
'aft Kindy welehet yon Mutterleibe ans
bi^ )et2t gesund, dick, und munter blieb,
auch meistens an der Mutter Brust genähret,
übrigens auch in Allem lehr reinlich gebau-
tes und verpfleget wurde — - ist seif einem
lialben Jahre seines Lebens der Gegenstimd
einer besondern Verwunderung und der ärst-
lichen Beobachtung. Es gingen nämlich seit
Aer Zeit mehr als So Ellen eines Bandwurnia ,
nüdi und naeh stiickwtise durch desa lii&ust
— io6 —
eines düiinen hochrothen Bluts,- eu img«filir
drei Unzen, dals aber nach einiger Zeit ge-
rann. Die Arznei war nun aufgebraucht; das
Mundwasser wunl6 wiederholt, das Zahn«
fleisdi täglich dreimal mit Fieberrinde-Pulyer
tüchtig. gerieben, und innerlich bekam die
KrAnke folgendes: '
M ^i Cortic salie. alt. ^if peruv. sei. ^ß a s.
. q^ V* c* P^ X hör. .7)ers^ ßn^ coa. addß
^ nui AngaUc. %ij. Ool. %viy adde EUxir
'.: TfUriol. Myns. Ziij Syr. rub* ül, ^i$ ML
. ) Hsi, Alle 2 Stunde i Löffel toll zu geben.
Sa besserte sich nun yon Ta^e zu Tage, die
Flecken verschwanden,, die Kräfte stiegen,
aber erst den ig» und ao« März rerloren sidi
die Flecken im Weissen beider Augen, und
r*^ das Mädchen war geheilt»
— III --^
'■' : "\: '. ■•'Vir; ./;■ \; '\:.
Kurze Nachrichten
medizinifclie Neuigkeiten.
Ein Bandwurm in einem halbjährigen
' ' " Kinde. ,
D.
'aft Kind 9 welehet yon Mutterieibe ans
bi^ jet2t gesund, dick und munter blieb,
auch meistens an der Ikjtütter Brust genäbret,
übrigens auch in Allem sehr reinlich gebau-
ten und verpfleget wurde — ist seilf einem
halben Jahre seines Lebens der .Gegenstimd
einer beisondern Verwunderung und der ärlEl-
lichen Beobachtung. £s gingen nämbcb seit
der Zeit m^tr ails So Ellen eines Bandwurm»
iiädi und tiaeh Stückweise durch desa Ai&»
-Jk- 112
äh\ obttc^ dalft das Kind im iniiid)5stm-knii-
kelte^ mager, blals aussehe, und ungewöhn-
Kch viele Nahrung zu sich nehme« Der Ant
giebc diesem Kinde das Semen Sanionid,
als das allein zuträgliche Mittel. Dies beför*
dert ohne die mindesten Beschwerden, fir
das Kind den städeweisen Abgang des Band*
.wurms^ da. er es noch nicht wagen wolkf,
mit starkem Mitteln dem Wurme xu Leibs
zu gehen.
Ein Sputwurm in der Ürinhtase eines HunJkk
In dem Jahre t>7gö öffnete zu Pafia ii
meinem Beyseyn, der leider ror 6 Jahiai
IfestorbeJM Sohn des Herrn Gouvertiiaktd»
•{Franz Frank) ^ damals noch Studaati
einen jüngst abgelebten sohwarzei^« Hnni
Toii mittelmülsiger Orofse^ der doick
•sein langet Winseln und das Tröpfois
•des Urins aus der Harnröhre 5 agiü
-Blasensdmierzen zu erkennen gab« JBifi^ Ifr
staunen sahen wir, nachdem die HarAblait
gefiffaec war, einen Faust groben BaU^^ pj^
IJiiB in der Harnblase liegend, die iibiigpW
- «3 ^
nicht eiiUtind«t yrar« Nach der Entwick^
JuDg de^elbi^n ^rkatipten wir einen . Spulr
wurA ^^scßris lumbncoides) yon der Dicke
eines. kleiiiie& Man^i&fingers , der in seiaer
äufaern Hi^ut gan« blutroth infiltrirt ai^sah,
und u aeiner JJkug^ obnge£Uir driuhjeilb El-
len betrug.
Steatöm des Unterleibes bey casirirten Sub^
jecteü.
Bin Bauer roii o)bngefaht 40 Jahren kam
tOüT einigen Jahren in das grqf^ »kadelnische
Hospital au Piivia^ mit eixleüB grolseii scir*
f höseii Testikel der Unkeü. .S^it^« der yon in«*
nerlichen Ursachen entstaod^il 9 und yon
.Hrn.. Professor Scarpa ^exturp^i wurde.
Vergebens erwartete dieser : Mann hierauf
seine gÜnzliche Gesundheit, und kam nach
Verlaaf .beinahe eines Jah|*es Wieder in di»»
aea Hospital. Er hatte ei|le gro&e, ungleiches
harte und unschmershafte Gesohwul<^t tyntef
dem Unken Hypoobo^drioi^ die sich von der
Beekenhöhle an bis unter di^ Nabelgegend
hin erstreckte^ Er war auiserst abgemafert»
UaTs, stupid^ sofforös^ Verbreitet« ^dskoin wdau
xvuL £.M.at H
lUMJk Baylei- iJLonii mtditu Journal^ I78<r
pag. aiy) ai^a der Drossdader bis zur Ohn-
macht Blut zu lassen y wodurch ich hoffen
darf, der aus den krampiPhaA: gereizten lym-
phatisdien Gefälsen des Laryngs ausschwiz«
senden Lymphe, die zu grolse Neigung, sich
4urch den Zutritt der äufsern Luft in der
Luftröhi^e zur Haut zu bilden, einigermarsen
zu schwachen. Ferner machte ich auch die
Bömericung, . dals die Kinder gern den Kopf
zurückhalten . und in dieser Lage besser
Athem holen können, weil sich abdann die
mai^ria peccans nicht so leicht senken kann.
Uan sey daher dieser Lage in dieser Krank«
Jieit nicht en^egen, aondem suche sie yiel*
pEiehr zu biifördenw
— h5 — • ■
i ^ > . '
^ Abgangs der Niermisieine dn fast unglauHich^.
* ., / Menge.
% ■ ..
y. ^ Auf «sner Reise irom 20«, Juny 1790
1 durch Cbma besuchte ich in Begleitung de$
] Hrn* Nessi, ehemaligem Professor der Chi-
I. rurgie «u.Payia, das dortige Krankenhospita^
Find^- und Erziehungshaus für Madcliex^
j In dem. letztern traf ich ein Bauermädchen
an, das mit Nierenachmerzen und Convnlsio*
nfrn öfters behaftet ist. Sie yrs^r schon So
Jahre alt, sehr diek und yoUbltitig, hatte
einen groisen,. harten Baueh, ihre menswua
cuweiien auch .sehr wenig und unjregelmä&ig
etc. Von diesem Mädchen sind, nach dem
Berichte des Hm« Nessi selbst, beinahe schpa
10,000 (schreibe zehntausend) schwarze kie^
seJtormige Steinchen, bald von der Gröls«
einer, Bohne, bald einer Erbse abgegangei^
Sie ging damals ziemlich munter im Haus«
herum, und brachte mir so eben wieder ein«
Schachtel voll Steine, die sie seit kurzem
. aus ihrem Nachttopfe nach und nach ge-
sammelt hatte.
Hai
\
ii6 —
5.
Sin Schlügflufs tntstanden Vureh eins Esfh
sto^e an denn rechten Felsenbeine^
Zu Bruchsal starb vor ohagefäbr i8 Jah-
ren ein Soldat einige 20 Jahre Vilt, * am
Schlagflu^scf', von welchem er überfallen wuf-
^e, als er, sich vorwärts beugend,
6tn Bäumchen mit der Wurzel a^sireissen
tirollte. — ^ Er fiel hierauf plötelich zu. Boden,
ti&d lebt;e noch ti, Stunden unter den Zufal-
len des Schlages,
Nach der Sectioh, bey der ich selbst ia
dem Hospital der barmherzigen Bi4ider anm
#esend war, traf man an dem rechten 'Pelseo-
beine eine Knochengeschwulst von d^r GrÖlia
einer Häselnüls« In der nämlicben Seite, ßusj
itian den plexuni choroideum zerrissen, iind
das. Blut sd extra vasirt an, dafs es sogar du
soptuni m^ium zerrissen hatte, und ia den
vtntriculum hinUbi^r gedrungen war.
"7 —
I n h a 1 t.
I. Benrarkungan &her dM Asthma« roni M^di".
cinalrath VTolffxa Warvcbau , • • 9
II. Neue Beobtcfatungen über die Besundtheile
u>d Warkungen des N^nndorfer Badet» von
Uofr. Walz suOss^ •« ^ • • • ^7
m. Einige mediciiiiiche .nicht gaiu( Brownitdie
Bemerkungen . • v . . . * gS
IV. Eine Fetecbianote, von Herrn Phyaicus
JVagner sn Balingen , . / • • , 10%
V. Leidienöffflung einet an der häutigen Brau»
ne (angina trackealis oder membranacea) ver-
ttorbenen Kindet, vqm Dr. Albers zu Stol-
aenau ' . , . • . , . • 107
VI. Kurze Nachrichten un4 mediciniache Neuig-
keiten.
1. Ein Bandwurm in einem* halbjährigen
Kinde tll
2. Ein Spulwurm in der Ufinblate einet
Hundea w^
- t.4 -
litwas cndarerösen scharfen Geruch 'von sich,
und starb bald hernach. Nach der Section
des Cadarers flofs nach dem abgetöste^
Bauchfelle, und den zurückgelegten Gedär-
«nen^ein häufiges gelbes . Wasser hervor , und
Ita der Dnplikatur der linken LendenhöUe
sähe man gleich die Geschwulst, die 'hartv
knotig und hie und da mit gelben Blasen
besetzt war, eine länglichte speckartige Ge-
schwullst formirte, welche die Lendenhöhle
so fest ausfüllte, dafs von der linken ver»
schwundenen Ni/sre kaum noch etwas sieht«
bar war. Der linke Saanienstrang war roth^
hie und da etwas knotig, und Hr. Professor
Scarpa sagte, däfs er den Saamenstrang b^
Gastritten Subjekten oft sogar in der Fdrm
leines RosenkrdnEes knotig gesehen habe.
Auch sähe man über dem, linken Schlüssd^
beine, gegen den Hals hin eine scirriiÖse
Windgeschwulst in der Gröf^e einer Faust
Uebrigens hat man dieses Steatom nicht wei-
ter zum Aufbewahren präpariret, weil der^
gleichen Deformitäten der Niere nach d^r
Gastration nicht gar selten beobachtet wer^
%len, und noch viel merkwürdigere . Stücke
von solcher Gattung in dem Museo paiholo»
gieo schon aufbewahret waren.
— uS ^
Abgang^der Nierensieine .in fasi unglmuWdmr,
Menge.
Auf eiii«r Reis« vom ao*. Jtiay 1790
dmch Como besuchte ich in Begleitung des
Hm. Nessi, ehemaligem Professor der Chi«»
mrgie zu Pavia , das dortige Krankeahospital^
Findel- und Erziehungshaus für Madchen.
In dem. letztem traf ich ein BauermadcheA
an, das mit Nierenschmerzen und Convulsio«
nen Öfters behaftet ist. Sie war schoii 3b
Jahre alt 9 sehr diek und yollbliitig, hatte
einen groisen, harten Baueh, ihre m^nsunm
zuwaüen auch sehr wenig und unregefanäCsig
etc« Von diesem . Mädchen sind, nach deo^
Berichte des Hrn. Nessi selbst, beinahe schoo
IO9O00 (schreibe zehntausend) schwarze kie-
aelföFmige Steinchen , bald Von der Grölsa
einer Bohne 9 bald einer Erbse abgegamgeii^
Sie ging damals ziemlich munter im Haus«
herum, und brachte mir so eben wieder eine
Schachtel voll Steine, die sie seit kurzem
aus ihrem Nachttopfe nach und nach ge-
sammelt hatte.
Ha
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5.
!Ein SchUigßufs entstanden Hurch eine Exo^'
si;ojifi an dem, rechten Felsenbeine^
Zu Bruchsal starb vor ohagefäbr 18 Jah-
ren ein Soldat einige 20 Jahre "alt, am
Schlagflu&sc^i von welchem er iiberfallea wlir-
^^e, als er, sich Torwarts beugend^
0in Bäumchen mit der Wurzel ai^sjeissen
#ollte. -^ Er fiel hierauf plötslich zu, Boden,
find leb^e noch li Stunden unter den Zufäl-
len des Schlages«
• Nach der Sectioh , bey der ich selbst in
dem Hospital der barmherzigen Bi^uder an^'
#esend war, traf man an dem rechten Felsen-
beine eine Knöchengeschwulst von dfer GröJao
tiner Häselnuür. In der nämlichen Seite fknd
iftian d^n pUxurn chotoideum zerrissen , un4
das. Blut s6 extravAsirt an, dafs es sogar das
septuni medium aserrissen hatte, Und in den
ventriculuTn hinUbi^r gedrungen war.
— "7 —
Inhalt.
I. Bemerkungen aber die Atthmt« Tom Medi««.
cinalrath Wolffx^ Wtncfatu , . . 9
II. ^eiie Beobecbtungen über die BesUndtheila
oyd Würkungen des Nenndorfer Bidet« Toa
Hoff. Waiz SU Ctttel . * . • < ^7
OL Einige medicioUche iucli( ganji Brownitche
Bemerkungen . • « . . . * gi
ly. Eine Fetecbianoie, von Herrn Phyticui
Wagner sn Balingen « . / • • < lOi;
V. Leicbenöffoung einei an der häutigen Brau-
ne (angina trachealis oder membranßcea) ver-
atorbenen Kindet, T9m Dr. Alben au Stol-
aenau '...•.,.• 107
VI. Kurze ^(acbricbten und fnedidnisclie Neuig-
keiten.
1. Ein Bandwurm in einenr halbjährigen
Kinde . . . • . . , .111
2. Ein Spulwurm in der Ufinblaae eine«
Hundea IIQ
I.
Nachricht
von dem Zustande
des Krankenhauses der Charit^
im Jahre i8o3.
JLlie Zahl der in diesem Jahre behandelten
beträgt 5oo4 Personen , nämlich 4355 im
Verlaufe des Jahrs neu aufgenommen und
65o Bestand vota vorigen Jahre.
Von diesen starben 457, wurden geheilt
3o32y und ungeheilt entlassen oder andern
Anstalten übergeben 2ßx. Die übrigen sind
noch in der Kur. ,
xyiu. B. 2.St. A
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Ich lege nun dem Publikum wie geW<
'lich| die besonderen Tabellen über die
seinen Krankheiten, ihre Menge ^ Sterbl
keit und Heilbarkeit vor«
iten.
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Januar.
Februar«
Mars.
April.
May.
Juoy.
JuJy.
Augutt.
Septemb.
October.
Novemb.
Decemb.
Jahrliche
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Geheilten
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alM> xwar nicht ganz so geringe» wie im to-
rigen Jahre, aber doch immer noch unbe-
deutend geoug> Und dabej bitte ich zn he*
denken» dab eine Menge Kranke erst zuletat)
gleithsaoi blos zum Sterben, in das Kranken-
haua gebracht vrerden^ und da& die grolue
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Zahl der LuQgensiichtigen auch erst i& deaif
letsten Zeiträume d(^ Kranlsjieit uns zviOülti
wo keine Rettung mehr ist» Doch vermin«
derc dies übrigens den inhern ,Werth und
das Verdienst .nicht; denn auch Erleichte«
rung der letzten Lebensperiode und dei
Sterbens ist Pflicht tmd grolse Wohlthat der
Kunst.
— «2 —
Die Zahl der Venerischen wafr 63al| kf|
lieh etwas geringer als voriges Jähr.
Aber die Zahh der Liingensüchtigen üh
stieg die des vorigen Jahrs um ein hunder
.Auch die Zahl der Gemüthskicanken I
^ugenooimen, Wil^ bekamen in diesena Ja!
\a38 n'^ue, da im vorigen nur 20a aufj^eb^
nien wordeijt y^aren. Blicken wir aber :
ruck, und bemerken, dals im voriet^en Ja
auch schon 4<^ weniger als das leuta 1
(nur i6o) aufgenommen worden waren,
giebt dies eine tr'iurige Andeutung von <
Zunahme dieser Krankheitsklasise, über d^
Quellen, die unstreitig in einigen herrschi
den Fehlern der jetzigen pl^sischen xad gt
sfigen Lebensart der Menschen Uegen^ i
mir vorbehalte in der Folge einiges zu sag<
Doch kann die Vermehrung dieser Krank
in unserer Anstalt einigen Grund auch
dem zunehmenden Rufe derselben in Heile
dieser Art Krankheiten haben, wodurch vi
Auswärtige und Wohlhabende veranlalst w
dea^ ihre Kranken hierher su schicken v
unserer Behandlung anzuvertrauen. * — Ai
Beigten die Resultate , dafü dieselbe ihr |
wohnliches Glück brybehahen hat. Es wi
den in diesem Jahre 4^'^ Wahnsinnige behi
delt (im vorigen betrug ihre Zahl nur 36
Von diesen wurdtn 77 geheilt und 3o starb«
; -=? a5 — '^ ■ .
s Verhaltnilftr^^r GeheikttB.Bu d«r. gaas«»
il war also wie % z\x 5j un^l der Gestor-»
len wie i zu i3. — E» war ein grolser
winn für das Ini(tituty dafs wir durch Veiv
ung des Accouchirimtituts in den andern
9.. ausgebauten Flügel des Hauses die bisr
* demselben gehörigen Zimmer zum Ge«
uche für' die Gemiith^anKen erhielten,
durch es möglich würde , dafs diese Krjin«
I besser abgesondert und klassificirt, und
onders die Reconyalescenten ganz yon det
tion der WahnsinQigei^ getrennt werden
wten, -^ eine Wohlthat, wodurch ijas
dcksal UDgeine^ erleichtm/ und die vöU
I Heilung wesentlich befördePt wird. *
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U.
B e m e r k u n g e n
über 4ie häufigen, TonügUch
intermittirenden Fiebert
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Rheiagegenden yea 1794 bis 1799 hauptsftchiidi hef dm
Soldaten herrschten.
Aufgenommen
in dem FUrstl. Hessen-Darmstädtisch» BIffilir«
Hospitale tu Bickenbach bey Darmstadt,
▼ o m
Stabsmedicus Dr. Amelung.
Jjlvine sehr grolsd Anzahl der Kranken, di«
während des französischen Krieges in dm
Feldlazareth zu Bickenbach gebracht wurden,
Ktten an asthenischen Fiebern aller Formen
Yorniglich h&nfig aber kamen untar dieseB
— ■ 25 r-
I
** Wechselfieber vor. Meistens waren dieses
Quotidian-, wenigerhäuflg erschienen Tertiana
fieber« Qnartanfieber gehörten ?u den selt-
neren Erscheinungen; und auch diese fingen
nicht so als primaire Ki^nkheit an, sondern
waren entweder aus Quotidian- oder Tertian-
fiebern entstanden«
Wechselfieber, so wie überhaupt jede
andere Art der gewöhnlichen asthenischen
Fieber, finden sich in unserer Gegend sehr
^ häufig unter den Bewohnern ein, besonders
in den zunächst an dem Rheine, gelegenen
, Orten, wo ^rstere Gattung im Grui^de en<«
demisch ist. Dieses rührt ganz von der Lage
und BeschaJBP^hheit der Gegend her, welche
^ die meisten Requisiten, die nur «pr Entste-»
hung dieser Krankheitsformen etwas beytra-«
gen können, in sich vereint. Da die Fürstl.
Brigade, welche in dem Französiachen Kriege,
bey der Reichsarmee stand, und von der die
Kranken in das unter meiner Direction ge-
standene Feldlaaareth gebracht wurden, wäh«
rend des Kriegs fast nie aus der hiesigen
Gegend, weit vom 'Rheine' kam , sondern
bald bey Philippsburg stand, bald zu den
Besatzungen von Mannheim und Mainz ge-
hörte, meistens aber in der Nähe dieser
Städte sich befand, $o richtete sich auch d^
Gharacter der Krankheiten dieser Tra^^g^ix
— aS —
nach dem endemischen der Gegend. Ehe
ich daher weiter etwas von diesen Fieböra
anführe, will ich' zuvor die Lage der Gegend
und den gewöhnlich daraus entspringenden
Gesundheitszustand, 9fi wie ich ihn seit 1798
zu beobachten Gelegenheit hatte, beschreibeiL
Wir wohnen in einer ziemlich groEsaii,
eben so angenehmen, als fruchtbaren Ebene,
welche ehedem das Bett eines grofsen Landr
aees war, den einst der Rhein von Bingen
gegen die Schweiz hin bildeten Die gröisM
Ebene dieses Thals^ welches an den meistm
Orten 6 bis 8 Stunden breit ist , erstreckt
sich in dieser Breite vom Main südlich bia
gegen Philippsburg. Sie wird auf der Novd«*
Seite jenseits des Mains von der sogenannCeA
Homburger Höhe begränzt. Gegen Wtateaa
jenseits des Rheins erheben sich anföngÜoh
kleinere Anhöhen, die sich weiter g^gen
Nordwest an den Hundsf ücken , den Rhein
^ hinauf aber mehr west - und südwestlich an
den Donner&berg und die Hardtgebürge an*
schlie£ien. Gegen Siklen, oberhalb des Nec-
kars, sind ebenfalls kleinere Anhöhen, .die
sich aus der Gegend von Philippsburg. gegen
Heidelberg hinziehen. Von hier aus abaf
erheben sich diesseits des Neckars gegien
Nordost ansehnlichere. Berge, die sich bia
gegen Darrastadt hin e^trecken ; unter ,wel*
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chen sich, der durch seine Höhe und vor-
trefliche Aussicht bekannte Malchen (Melibo-
cus) auszeichnet« Diese machen die west-
liche Wand des Odenwaldes, an deren Fuls sich
die durch ihre Schönheit bekennte Bergstrafse
hinzieht Gegen Nordost ist die Gegend ab*
wechselnd bald eben, bald durch kleinere
Berge uod Anhöhen bis an den Main hih
unterbrochen. -
Der Rhein durchströmt diese Fläche an
der westlichen Seite, in sehr langsamen Laufe.
Seine Ufer sind auf der diesseitigen Seite
so laiedrig, <lafs dessen Wasser, bey einigem
Anschwellen des Stroms dieselben an Höhe
übertri£[t. Nur durch sehr kostbare Dämme
wird er in seinem Bette erhalten, ohae weU
die ein grofser Theil der hiesigen Gegend
öfters in einen See würde verwandelt werw
den« Obschon diese Dämme mit" sehr grolsea
Kosten, Fleils und Kunst auf das sorgfältigste
unterhalten werden, so sind sie doch nicht
immer im Stande, der Gewalt d^ Wassers
zu yriderstf hen. Bey Eisgangen , oder auch
bey lang anhaltendem Regenwetter, wätjist
der Strom so an, dafs er diese Dänime sogar
übersteigt, ja wohl auch zum Theil ganz weg-
reifkt, und hierauf grofse Strecken Landen
und Dörfer ^ auf mehrere Wochen üben-
schwemmt. Geschieht dieses aber auch nicht,
, — 2« —
so verarsachen bey hohem Rhelnwasser,
von dem Gebürge kommenden vtxtC in
Rhein sich ergießenden kleinem Bäche
wohl) als auch das 'W- asser, welches sich'
ter der Oberfläche der Erde beGndet,
jetzt durch die Höhe des Rheins . gehobdl
wird, sowohl in der Nähe als auch wegei
der Ebene in weiterer Entfernung von dem-l
selben, mehrere Wochen lang stehendil
Wasser. Dieses verursacht Sümpfe und weil
ausgedehnte Moräste, die, nachdem die Wit-
terung einfällt, bald schneller, bald langii-
mer und auch zum Tfaeil nie ganz austrock-
nen« Daher auch wohl der zunächst am
Rheine gelegene Strich Landes, in hiesiger Ge-
gend den Namen ßitd erhalten h^t.
Das Trinkwasser ht an allen dietieils
des Rheins gelegenen Orten durchg^ehends
schlecht. Es wird aus gegrabenen, meistern
ganz seichten Ziehbrunnen geschöpft, und
hat immer einen erdigten und alkalischen
Geschmack und Geruch. Es ist selten ganz
hell und klar, sieht meistens molkenartig ans,
löst die Seife äulserst unvollkommen auf
und wird fast von jeder reinen Säure getrübt»
Im Winter, Frühjahr und Spätherbst, be-
sonders wenn ersterer lau ist, so wie wir
ihn zwar öfters, aber ganz besonders in den
Jahren von 179$ auf 1796, von X7g6 auf
— »9 —
»ti797> ™^^ ^^^ ^797 Ä^if ^798 Hatten, eni-
K stehen in diesen Gegenden häufige , nicht
iitiiehen sehr unkngenehm rieehende Nebel^ die
k -öfters auf einige Stunden von dem Orte il|-
•Ter Entstehung weggetrieben werden. Ujebri*
I gens ist der Winter im Ganzen genommen
i nicht allzu inreng und anhaltend 1 sondern
mehr gelinde und mit öfterm Regen Terbun^-
den. Die in den Jahren von 1798 auf 1799
und von 1799 auf 1800 zeichneten sich daher
-auch wegen ihrer Dauer und Strenge sehr
von den gewöhnlichen aus. Er fängt meistens
erst im December mit Regen und Schneege-
stöber an.
Das Frühjahr zelg^ sich gewöhnlich sdion
mit Ende de^ Februars» Es ist nichts Selte«-
nes, dals mit dem Anfange des Monats März
Mandeln, Pfirschen, Aprikosen u« s. w. blü-
hen. Im Sommer ist das Wetter gewöhnlich^
anhaltend und die Luft am, Tage^ wegen d«r
vielen, beygemischten Wasserdünste, schwuhl.
Warme und heitere Tage folgen auf einander
und Öfters steigt die Hitze am Tage so, ddfs
de^: Grad derselben des Nachmittags im
Schatten zwischen 26 -^ 28 und auch noch
mehr Grade nach Beaumur betragt. Gegen
Abend aber, so ^ie> die Sonne den Horizont
verläfst, wird es öfters, vorztiglich ]e näher
man dem Rheine ist, merklich kühl^ YiA<^%%
— 3o —
ln9 gegen Mitternacht nicht sekefi ibu einei
schauderhaften Gefiihle von KäUe fttei^
Oefters entstehen auch eu dieser Jahi
nach Sonnenuntergang auf den gro&en
rastigen Wiesen und Weiden Nebel,
aicii dem Anscheine nach nur 3 bis 4 F>^|
über die Erde erheben , und in der {fälie
nen unangenehmen Geruch haben , woduick'
sowohl die Brust eingenommen , als auch du
Athmen etwas erschwert wird.
Unsere herrschenden Winde kamen bii-
her von Süd und Südwesten, und diese^ is
wie der Nordwind, haben bey uns gani- ireien
Zugang. Gegen den so heftigen Nordost-
oder Ostwind .schützen uns die Ge.hüige iles
Odenwaldes einigermaßen. Unser Clina ist
im Ganzen milde und die Vegetation äulserst
lebhaft. Alle Gewächse , die nur unter
Deutschlands Himmel wachsen, kooimnia
unserer Gegend vorrreflich fort. Die Frncht-
barkelt des Bodens ist aa den meisten Orten
sehr gut und bringt einen Ueberßuls an
Feld- 9 Wein und Baumfrüchten aller Art,
welche letztere zu einer ganz vorzüglichen
Keife gelangen, im Ueberflu^^ hervor.
So reichlich die gütige Matur in hioi^iger
Gegend, nicht allein für die zum Unt««rhalt
des Lebens nöthigen Producte, sondern «luch
für solche, die zu einem bequemern und
— 3i —
^fikatem Leben diekien, gesorgt: hat; so
istirt doch «uf der andern Seite em Um-
alid, der für die Gesundheit und das Le-
•Ä der Einwohner sehr nachtheilige Folgen
it, und diese» sind die vieteii mhrasirgen
id sumpfigen Orte *). Aus diesien werden,
' lange die Erde nicht mit Schnee, und
ese Sümpfe mit einer Kruste von Eis be-
tckt ^ind, eine Meüge fUr die Gesundheit
sr Menschen sehr nachtheilig wirkende
hello., die man gewöhnlich mit dein allge->
feinen Namen Sumpfluft bezeichnet, entwik-
5lt und der Atmosphäre ^eygemiscbc Wie
hidlich dergleichen Ausdünstungen für die
^) Ward man im S<&ndA, diese ganz aussutrocknen,
oder doch wenigstens xu vermindern» welches letz-
tere vielleicht dadurch^ geschehen konnte, wenn
4ia schon vorhandenen Abzugsgrahen tiefer und
breiter gemacht, oder auch neue angelegt würden»
damit das Wasser einen schneilern und Freiern
Ahflufs erhielt: so würde hierdurch nicht allein
sehr vieles vortrefliches , jetzt im Grunde öde lie-
gendes Land gewonnen t^erden, sondern was noch
•weit schätzbarer wäre, die Gesundheit bey Men-
sdhen und Vieh würde dadurch in unseter Gegisnd
unendlich viel j|ewijinen. Denn ohne allgemeine
-keuche, ist auch bejr dem Vieh die Sterblichkeit
sehr grols, wovon die Hauptursache ebenfalls in
den grolsen^ nassen, Aorastigen Weiden zu
suchen ist.
- 3«, -
Gesundheit der Menschen sind) besonders
wenn das Clima dabey warm ist 9 zeigen so
viele Gegenden in Amerika , z. h^ die von
Philadelphia, wo meines flrachtens die Haupt*
Ursache ^des so berüchtigten gelben Fiebers in
dergleichen Ausdünstungen zu suchen ist^ die
westindischen laseln grörstentheils, mehrere
für Europäer so mörderische Orte in Ostin-
dien, einige Gegenden von Italien, Ungarn
und viele andere. Die Schädlichkeit dieser
Theile nimmt zu oder vermindert sich genas
nach dem Grad der Wärme oder Kälte der
Gegend. In kältern Clima ten, als Norw^o,
Schweden, dem nördlichen Rulsland, empfin*
den die Einwohner weniger üble Wilrkungen
von dergleichen sumpfigen Ausdünstungen,
da doch unter denselben Umstand« n in war-
mem Climaten die aller bösartigsten Fieber
zu Hause sind* Auch in unserer Gegend ist
der Einflufs und die Würkung dieser Theile
sehr sichtbar. Schon in übrigens, gesundem
Zustande haben die Bewohner jener an dem
Rheine gelegenen Orte, nicht die gesunde
frische Farbe der nicht allzu weit davon
entfernten Bergbewohnen Vorzüglich zeigt
sich dieses bey dem weiblichen Gesrhlechte,
die meistens einen schlechtem Wuchs, bltfr*
gelbe Gesichtsfarbe und übeihaupt einen
laxern Körperbau haben. Auch trift man in
diesen
— 35 —
iiewen Orten wexiig Menschen von . hohem
Alter an, die doch in nicht so weit davon
entlegenen gebürgigen Gegenden . nicht
selten sind.
Die aus den Sumpfen und wasserreichen
Orten ausgedünsteten und der Atmosphäre
.beigemischten Theile« die hauptsächlich aus
Slick^ und fVassersioffgas bestehen ^ wobej
aber vielleicht noch Theile enthalten siod^
die wir auch bey den so grofsen Fortschrit*
ten der neuern Chemie, dennocli nicht im
Stande sind, besonders darzustellen, die ab«r
deniun|[eachtet auf den animalischen Körper
sehr wirksam seyn können, verursachen,
wenn sio unter gewissen Bedingungen, durch
die einsaugenden Gefalse der Haut, oder*auch
durch das Einathmen, dem Körper sugeftihrt
werden, auiser einer überhaupt die Le*
beu>bedingnisse schwächenden 'J cndenz^ vor*
auglich in dem lymphatischen Systeme einen
widrigen krankhaften Eindruck. Durch die
EinwUrkung dieser Schädlichkeiten entstehen
in diesen Organen nicht allein Stockungen
und anomaUsdie Actionen, sondern es wird
auch, selbst durch den Beytritt dieser Theile^
und durch jene anomalische Reaction^ die
natürliche Mischung dieser Flüssigkeit auf
eine, für die Gesundheit nachtheiüge, Art
verändert« Hieraus zusammen genommen
triiL B. 3. sf. C
_ 34 -
(entsteht das Uel>el , welches man gewöhnlich
Rheumatismus » sonst auch rheumatische
Schärfe oder Materie , nennt.
Die Einwürkung dieser schädlichen StoflFe
aus der Atmosphäre geschieht dann yorzüg*
lieh, wenn durch den Reiz der Wärme, oder
anderer dahin würkenden Ursachen, die
Hautthätigkeit so vermehrt wird, dafs Am-
dünstung erfolgt; und wenn dann die hier-
durch empfindlicher und empfänglicher ge-
wordene Oberfläche des Körpers, vorzuglich
schnell zuströmender Luft, die solche Stoffe
in grölserer Menge enthält, ausgesetzt wird.
Die vorher geöffneten Poren der Haut, wer-
den durch die Einwürkung dieses schädlichen
Reiz^'S bald geschlossen , die Haut zieht sich
fcr)Eimpfhaft zusammen, und es entsteht eine
ao genannte Gänsehaut, womit zugleich ein
Gefiihl von Kälte verbunden ist; wofaaf
dann die andern Übeln Zufälle des Rheuma«
tismus in kürzerer oder längerer Zeit folgen.
Denn nicht bey jeder plötzlichen Erkältuag
entstehen rheumatische Beschwerden, sondern
dann ganz vorzüglich, wenn in der Atmos-
phäre viel Wasser und Stickstoff enthalten
ist, so wie bey neblichter feuchter Luft, bt/
würklichem Regenwetter, oder auch wenn
Wasser langsam auf der Oberfläche -des Kör-
pers verdunstet. Dafs hierbey die im Körper
— 35 —
durch plötzliche Erkältung zurückgehaltene,
•chon excernirte Ausdünstungsmaterie mitwar-
ken, oder sich aubh wohl mit jeneA einwür«
kenden schädlichen StoiFen verbindea mag,
kann wohl seyn; doch ist gewifs von dieser
: nicht so viel, als von erstem zu fürchten.
• Ein jeder wird gewifs schon öfters Gelegen-
heit gehabt haben, die Bemerkung an sich
selbst 2a machen ^ dals bey feuchter Luft,
. vorzüglich wenn sie mit einer gewissen
: Schnelligkeit auf den Körper zuströmt, immer
- ein äufserst unangenehmes Gefühl, eitle ge-
wisse beüsende Empfindung, wie die von
scharfen Dingen, auf der Haut entsteht, wel-
i ches einzig diesen reizenden Stoffen der At-
mosphäre zuzuschreiben ist. Zu keiner Zeit
entstehen aber auch rheumatische Beschwer-
den aller Art häufiger, und zu keiner Zeit
rührt sich die im Körper vorhandene rheu-
matische Anlage mehr, als bey solcher Wit-
terung.
Diese krankhaften Erscheinungen kom-
L men in unserer Gegend häufig vor, be&on-
t ders dann, wenn der Wind einige Zeit von
i Kord oder Nordost gekommen ist und sich
I dann wieder nach Südwest Wendet, wodurch
l besonders die Aüsdütistungen der morastigen
jK Bheingegenden zu uns geführt werden. Oef-
# ters sähe ich nach solchen Luftveränderungen
_ 36 —
auf einen Tag unter ganz verschiedenen
Uitiständen^ bey Erwachsenen sowohl «b
Kindern mancherlei rheumatische Zufälle enjt-
stehen^. Recht aufiallen^ zeigte sich dieses iü
dem Winter von 1798 auf 1799. Bey dem.
so lange anhaltenden Nord - und Nordost«*
Winde, wobey es so aufserordentlich kalt i
war, sähe und hörte ich nichts von frisdi
entstandenen rheumatischen Zufällen, obgleich
hier Unterdrückung der Ausdünstungen und
Erkältung am Körper nichts Seltenes war.
So wie sich hingegen der Wind wieder nadi
Südwest drehte, Würde es nicht allein so
gelinde, dafs das Wetter aufging, sondern
auch' die bisher durch das Eis eingeschlosse*
nen sumpfigen Ausdünstungen wurden wieder,
durch die vermehrte Wärme entwickelt ^ und
uns durch diese Winde zugeführt: so|^eidi
entstanden rheumatische Krankheiten io
Menge* Eben so zeichnete sich fast iU
ganze Jahr 1799 wegen seiner besondetn
Gesundheitsconstitution und eben daher röh-
rende geringeren Sterblichkeit der Einwohner
in hiesiger Gegend, sehr merklich vor andeis
aus. Die Ursache hiervon lag ganz offenbar
in den herrschenden Winden. Den gröiatea
Theil des Jahrs über hatten wir Nord - und
Nordost - Wind. Diese führten uns immer
reine, mehr mit Sauerstoff geschwängerte Luft«
-. 37 - -
"Ueile zu 9 und die der Gesundheit so nach-
'^eiligen Ausdünstungen der sumpfigen Rhein-
"^egenden wurden eben dadurch nicht allein
^on uns entfernt, sondern ^uch ihr Einfluls
^uf die Gesundheit unschädlicher gemacht
O^ie Folgen hiervon waren im Ganzen gute
^Gesundheit der Bewohner hiesiger Gegend.
Fiir jeden aufmerksamen Beobachter
ömufs es überhaupt eine sekr bemerkenswerthe
Sache seyn y dafs w;ir uns in unserem süd-
-westlichen Theile von Europa bey anhalten-
dem Süd- und Südwest- Winde, nie so ganz
behaglich, sondern mehr abgespannt fühlen,
dafs iiicht allein dabey im Ganzen die Luft
wärmer, sondern auch^ zugleich feuchter und
meiir zu Regen geneigt ist. Das Barometer
steht dann nicht- allein im Durchschnitt nie-»
driger, sondern das Verhältnils des Stick -
und Wasserstoffgas zum Sauerstaffgas ist in
der Atinosphare auch sehr verändert Bey
Noird- und Nordostwind hingegen ist nicht
allein das Wetter trocken nnd die Atmos-
phäre enthält mehr Sauerstoff, sondern wir
fühlen uns auch im Ganzen stärker und thS«
tiger. Bey erstem. Winden herrschen über«
haupt mehr Krankheiten mit verminderten
Lebensäulserungen, asthenische, da im Ge-
gentheil bey letztem niehr mit vermehrter
Thätigkeit entstehen. Bey den BeKoba^xu
- '58 -
de$ nördlichen Afrika ist dieses nach dem
Zeugnisse einiger Reisenden ganz umgekehrt,
Bey diesen entstehen nicht allein bey Nord»
und Nordost -Wind Regen, sondern auch
häuHge gefährliche epidemische Fieber, Diese
lassen wieder nach> so wie sich der Wind
wieder nach Süden oder Südwesten wendet,
und eben dieses letztere findet auch selbst
bey der Pest statt. Da nun aber nach den
neuesten chemischen Untersuchungen nicht
allein die Witterung, sonder:^, so wie aiich
so vielfache Erfahrungen bewiesen haben,
die meisten epidemischen Krankheiten und
vorzüglich deren Character fast gans allein
Ton der Beschaffenheit und der eigenthibn-
liehen chemischen Luftmischung abhängt, so
fragt es sich, woher die Atmosphäre bey
Süd- und Südwest- Wind die für uns in je»
der Hinsicht sehr merkwürdige Eigenschaft
erhält? Gewöhnlich leitete man die Erschei-
nung des Regena bey Süd >- oder Südwest«
Wind Von den durch die Sonnenwärme aus
dem Mittelländischen Meere -entwickeUen
Wassertheilen her, und dafs uns durch jene
Winde mehr Wärmestoff aus den heissen
Zonen zugeführt werde. Allein dieses möchte
wohl, nach meiner Ueberzeugung, die Sache
nicht so ganz hinreichend erklären. Denn
sollten wohl, ohne irgend eine andere Ur-
- 39 -
^ Sache, aus der kleinen Portion Wasser / wel«
*- ches das Mittelländische Meer gegen das un-
geheure Meer, welches unser Europa von
1 Westen und Norden umgiebt, ausdiachti
durch die Sonnenwärme allein so viele Wa»-,
sertheile entwickelt werden, als der so häu-
fige, ja fast einzige Regen bej Süd- und
Südwest- Wind ausmacht? Es werden doch
•^'ohl aus dem Atlantischen Meere, der Nord-^
und Ostsee, auch Wasserthelle in Dämpfe
verwandelt und der Atmosphäre beygemischt,
müfste es. hiernach, wenn uns diese durch
den . Nord - oder Nordwest - und Westwind
2ugefuhrt werden, wo nicht noch mehr, doch
eben so viel regnien? Hiergegen aber spricht,
wie jedermann weifs, die tägliche Erfahrung,
Sollte nun hiervon die Ursache nicht in ei«
ner ganz ' eigenthümÜchen Bescha£Fenheit der
Erde unter dem Mittelländischen Meere lie-
gen? Mir scheint dies sehr wahrscheinlich zu
seyn. In den zunächst um uns gelegenen
Theilen der Erde ist kein Strich Landes und
keine Gegend, welche so grofse Erdre-
volutionen durch Erdbeben und feuerspeien-
de Berge erlitten hat, und noch täglich er-
leidet, als die Länder, welche als Halbinseln
oder Inseln über der Fläche des Mittelländi-
schen Meers hervorragen* Die meisten In-
seln dieses Meers sind Produtte 4^0cl^x
filrchterlich grolsen Naturbegebenheiten. Keia
Meer ist so stürmisch, keines hat so yiek
Strudel und ganz eigenthümliche Winde » ili
eben dieses. Hierzu kommen nocE die swä
so nahe Ueysammen liegenden feuerapeiendea
Berge, die vielen, bestänaig Stick-*^ Kohleiu
und Wasser^ Stoff ausdämpfenden Orte u« s*
w. Diese in jeder Hinsicht sehr merkwüp*
digen Erscheinungen setzen doch wohl in
der That eine ganz eigenthümUche Beschaf-
fenheit der Erde in der Tiefe voraus y zu«
mal da fast alle diese heftigen Explosionaa
immar in eipem gewissen Zusammenhangt
mit einander stehen. Aus allem diesem er«
hellt wohl ganz deutlich, dafs hier untef dem
Meere, in dem Schooa der Erde, eine grolse
chemische Werkstätte sich befinden mala,
wo beständig die gröfsten Zersetzungen und
Verbindungen vor sich gehen, wodurch, ausii
ser andern Pioducten, eine Menge . Gasarten
entwickelt werden, welche, wenn sie sich
stark genug angehäuft haben, mit den fürch-
terlichsten Explosionen bey Erdbeben , oder
durch die beiden feuerspeienden Berge , der
Atmosphäre sich mittheilen. Aulserdem aber
scheint dieses auf eine nur weniger bemerk-
bare Art zu geschehen. Hierdurch wird nicht
allein sehr vieles Wasserstoffgas, sondern auch
zugleich andere Gaaarteny als Stick- und
^ 4« - • _ . '
•Kohlensaures Gas, der Atmosphäre in Menge
beygemiseht. . Werden uns nun diese StoflFe
4urch die Süd- und Südwest-» Winde zuge-
führt ,^ se wird nicht allein die chemische
Mischung unserer Atmosphäre iind die unmit«'
telbar dayoii abhängende Witterung yerän«
dert, sondern der ganxe Gesundheitszustand '
muls sich auch überhaupt nach der Tendenz
dieser, auf den menschlichenKörperwürkenden
Potenzen richten. Den seit melireren Jahren
so allgemein in Deutschland bemerkten, ner«
yosen Character fast aller herrschendeyn Krank«
heiten glaube ich ganz aus dieser Ursache '
herieiten zu können : denn Süd <- und Süd-
westwinde waren seit dem Jahre 1792 bis
1800 fast einzig herrschend. Kommen nun
aber noch in der Nähe ähnliche^der zum
Theil gleichwürkende Potenzen hinzu, so
n)uls natürlich der Eihfluls dieser Theile .yer** -
mehrt werden imd die Folgen mehr in die Augen
fallend seyn, so wie dieses der fall in unse- '
rer Gegend ist.
Die durch die EinwUrkung der schädli*
chen Potenzen der Atmosphäre in dem Kor«*
per entstandenen Veränderungen, sowohl in
dynamisdier, als materieller ^) Hinsicht»
'^) So sehr man auch ia neuem Zelten von «ni^en
Orten her ge^m jsdo materidU 1Sx«»k\i«iuutü.^^
- 4a . ^
machen eigemlich die Hauptursache unserer
meisten 9 so wohl fieberhaften als auch chro-
nischen Krankheiten, Hieraus entwickJen
in^ dem Körper atreiien mag, 90 kann ich mick
hiervon bi« jeut noch nicht ganc überzeugen, da
mir noch täglich Fälle vorkommen, wo die Ent
. atehung und Fortdauer der Krankheit gan» von
der Existens einer materiellen Veränderung lier
organischen Mischung abhängt, Bey vielen Kran-
ken iah ich nie eher eine glückliche und vollkom-
mene Genesung erfolgen j bevor nicht durch irgend
eine vermehrte, es aey nun eine natürliche oder
erst künstlich gemachte pathologische Sec^etjon,
als eine eiternde Blase, eine Absonderung irgend
einer Materie erfolgt -wäre. Oeftera sähe ich hier-
auf fast augenblicklich alle üblen Zufälle auflidren.
Im Jahre löoo kamen im Monat August unter den
Soldaten, die in den Ortschaften gegen den Bhein
hin lagen, öftere Ruhren zum Vorscheine. Die
Ursache hiervon waren theiU heisse Tage und
kühle darauf folgende Nächte , beaonders aber d«r
Einflufi der feuchten, sumpfigen Ausdünstnngeni
Lange wandte ich gegen diese heftige Krankheit
Hüchtige, reitzende, beruhigende Mittel, und unter
diesen besondere das Extraaum nucis vomieatt
welches sich sonst sehr würksam seigte, und du
gröllite unter allen diesen, das Opium j an; lieft
«uberlich flüchtige Kampfersalbe mit Opium auf
den Unterleib einreiben, erweichende «romatieche
Fomentationea und Bäder anwenden, und Injectio«
nen von achleimigten Infusen mit Opium machen.
Die Zufalle wurden hierauf zwar etwaa gelinder,
MlleiBL diüi tie gins nachlielien« könnt« ich nur
- 43 ■ -
:h, nachdem diese öfters sehr heftig wiir*
jnde Ursache, ein Organ oder ganze Sy-
sme des Körpers einnimmt und auf sie
bey einigen hierdurch 'erlangen, Waren sie auch
•inmal einen Tag vermindert, so kamen sie den
andern desto heftiger -wieder. Die Patienten nah-
men dadurch, wie leicht «n denken, so an Kräften
ab, lind das meistens damit yerbündene Fieber so
«u, dais ich, besonders bey «Weien, grofse Ulsach«
hatte« an ihrem Aufkommen zu zweifeln. In die«
•er mifslichen Lage, und bey dem schon hohen
Grade direkter Schwäbhe, liefi ich auf di% Waden
Spanische Füegenpflsster legen , und' diese bis zuyx
Blasenziehen liegen. Den ersten Tag bemerkte ich
keine sonderliche Veränderung; so wie eher den
andern Tag einige Absonderung von Byter erfolgte,
hörten auch die so heftigen Leibschmerzen und
der so peinigende Z^wang« der vorher nie auf
Opium weichen wollte, ganz auf. Die vorher we<
nig wü^kenden fluchtig »reiteenden Mittel würkten
nun so 4SU sagen eiphtbar; die Fieberzufalle Hefsen
, bald nach, die öftem Stühle wurden seltener und
naturlicher, es stellte sich Appetit und Schlaf ein;
und so trat nicht allein bald Keconvalescenz, son*
dem auch vollkommene Genesung ein, und ick
hatte das Vergnügen keinen dieser Kranken zu
verlieren. Hier konnte man doch wohl nicht die
Würkung der Blasen blos euf den Reiz, den sie
auf der Haut verursachen« einschränken, denn
sonst hätte die Wüikung viel früher, ^nd nicht
dann erst erfolgen müssen, «la die Abion.d.et>rci\
von E^ter kam^
würkt, und je nachdem die Lebensthätigkeit
des eingenommenen Organs oder Systems
dagegen reagirt, mancherlei Qeberhafte so»
wohl, als andere krankhafte Zufälle. Dieses'
fand ich bey einer sehr groCsen Anzahl von*
Kranken, die mir seit dem Jahre 1794 an
mancherlei Zufällen, besonders aber Fiebern
aller Art ins Laz^reth gebracht wurden, durch*
aus bestätigt. Ich glaube daher diese mit
Hecht als die Basis unserer herrschenden
Krankheitsconstitution annehmen zu diirfen;
Dafs hierbey sehr viel auf die Lebensart
Gewohnheit und das Temperament, den nä^
türlichen Bau und die Beschaffenheit des Kör-
pers ankommt, brauche ich wohl kaum«sa
erinnern. Die herrschende Witterung, Jahrs^
zeit und andere zufallige Umstände sdieinen
blos jedesmal die mancherlei Formen und
Modificatio&en der Ktankheitzu bestimment
Naeh welchen Gesetzen dieses aber geschiehti
dals «. B« heute bey feuchtem Sudwest-Win«
de asthenische AugenentzUndungen, zu ,eine^
andern Zeit Diarrhöen, Koliken oder Brust«
catarrhe entstehen , ist wohl filr jetxt ein
undurchdringliches Geheimnifs der ^Natur.
Im Winter 2 der, wie ich schon oben be»
merkte, häufig lau und nais in unserer G&*
gend ist, also an und für sich schon schwä«
chend und die Reizbarkeit yermehrend
^ 45 ^
wjirkt, herrschen bey uns s^hr häufig asthe^
nische, nervöse Fieber, die sich bald als hef-
tiger Typhus, bald ajs Synochus, bald aber
als bloses gelindes remittirendes Fieber äus-
sern« Sehr oft stehen mit diesen Fiebern
örtliche Sdiädlichkeiten im Unterleibe in
Verbindung, die dann als initwürkende Ur-
sache anzusehen[sind, und eine sogenannte ga-
strische Gomplication ausmachen. Qefters sind
audi bey diesen Fiebern Petechien, Friesel
und Scharlach Vorhanden. Dergleichen asthe-
nische Fieber herrschten besonders in dem ^
Winter von X'jcß auf 1794 , wo ich sie sehr
häufig, mit gastrischen Zufällen complidrt,
und Scharladiausschlag begleitet, sähe. Im
Winter von 1794 auf 1796 sähe ich derglei-
chen Fieber noch häufiger unter dem Militäro
entstehen« Sehr vielfältig fanden «ich hier
ebenfalls Örtliche Schädlichkeiten des Unter«
leibes ein, fast durchgängig aber waren sie
mit Petechien, Friesel und Scharlach in Ver-
bindung» In den Wintermonaten von 1796
auf 1797 erschienen auch dergleichen Fieber,
aber seltener kamen Zufälle des Unterleibes
dabey zum Vorscheine, waüen auch bey wei-
tem nicht so allgemein und mit so üblen
Symptomen verbunden, als in den vorherge-
henden Jahren. In den beiden Wintern von
1797 auf 1798, und von diesiim Äut ,v^of^^
- 46 -
kamen zwar auch dergleichen Fieber zun
Vorscheine, allein ohne allen w.eitern üblen
Verlauf; es waren blos ganz einfache gelinde
remittirende Fieber. Die übelsten und mör«-
derihchten Epidemien herrschten in den beiden
Wintern von 1793 auf 1794 und von diesem
auf 1795.
Auf den so altgemeinen asthenischen,
nervösen Character und die Bösartigkeit fast
aller unserer lierr:>ch enden KrankJteiten,
hatten in diesen Jahren, ' aufser den
schon angezeigten physischen Ursacheni
auch der in unserer Gegend mit so vieler
Hefrigkeit geführte Krieg und die unmittelbar
damit verbundenen Uebel, grolsen und sichr*
baren EinQufs. Die häufigen und sehr ahl*
reichen Einquartierungen, der dadurch en^
standene Mangel an frischen Lebensmitteln,
besonders die so üble Seelenstimmung von
Furcht und Angst« das sehr häufige Trans*
portiren und Uebernachten der kranken Sei*'
daten bey den Einwohnern, und noch so
viple andere damit vereinte Dinge, erzeugten
und vermehrten den schon vorhandenen
asthenischen Character der Krankhefiten. Sie
Wurden hierdurch nicht nur bösartiger und
tödtUcIier, sondern auch ausgebreiteter.
Obschon die Hauptur aciie dieser ge*
wöiinlich im Winter herrschenden Fieber in
unserer Lage und den damit verbundenen
physischen Ursachen zu suchen ist, so werdea
sie doch nicht häufig so ganz allgemein und
bösartig) als man wohf erwarten tollte. Die-
ses ist, wie ich dafür halte ^ theils der über-
hiaupt bessern und nahrhaftem Lebensart der
Einwohner hiesiger Gegend, als wohl auch
ganz besonders dem sehr häufigen Genüsse
des Weins zuzuschrtiiben« Die ^anze Lebens-
kraft aller Organe des Körpers erhält dadurch
nicht allein mehr Energie, sondiern sie wer-
den eben dadurch auch unempfindlicher und
tmempfanglicher gegen alle die schädlichen
Potenzen, die von auls^i auf sie würken.
Die^e Fieber halten insgetnein bis in den
März und April ati. Die Atmosphäre wird
dann durch die natürliche Veränderung der
Jahrszeit, durch die wieder frisch hervorkei-
inende Vegetation und besonders durch die
tim diese Jahrszeit häufigen Nordwest - und
Ostwinde von den schädlichen Ausdünstun-
gen befreit, und ihr dagegen mehr Sauerstoff
zugeführt Gelinde rheumatische B^^schwerden,
die man gewöhnlich unter dem Nahmen ca-
tarrhalische begreift, bald mit, bald ohne
etwas Fieber begleitet, treten ah die Stelle
der Fieber des Winters.
Im Sommer entstehen zwar auch zuwei-
len dergleichen Fieber, wie im ^iV\1[iX.1£t^ Äi^dft.
^ 48 -
kommen sie eigentlich nur sporadisch Tor.
Der Einflufs der oben genannten Schädliche
keiteOf scheint sich zu dieser Jahrs£eit lieber
tiefer in dem Unterleibe auf die dicken Ga^
därmo zu äulsern ^ und hier krankhafte
Reaclionen zu verursachen. Die Folgen hier^
von sind Durchfälle mit und ohne Leib*
schmerzen, und in einem noch hühern Grade
Ruhren. Letztere entstehen dann besonders
bey uns 9 wenn das Frühjahr und der Vor«
sommer nafs waren und die darauffolgenden
Monate sehr heifs werden. Diese erscheinen
dann nicht selten sehr heftig, sind sehr oft
durch asthenische« Fieber complicirt, und
werden dadurch nicht allein hartnäckiger,
sondern auch tödtlicher. So war dieses der
Fall im Sommer vom Jahre ijgo« Et regnete
yom April bis in den Junius sehr häufig, die
darauf folgenden Monate Julius und Augast
hingegen wurden sehr heifs; schon in der
Mitte des letztem Monats wüthete eine' »ehr
heftige Ruhrepidemie in unserer ganxen um-
liegenden Gegend, welclie viele Menschen -
dahin raffte» Sie hielt bis in den October
fast mit gleicher Heftigkeit an. In dem dar-
auf folgenden Jahre 179/f regnete es iwar
nicht so häufig, als in dem vorhergehenden^
dahingegen aber machte der Rhein im An^
fange des Augusts an einigen Orten ^er
tiißsigen
' - 49 - ■
Ijliesigen Gegeml Ueberschwemmungen, und
ei entstanden ebenfalls Rühren'^ jedoch nur
sporadisch) imter den Bewohnern jener Orte*
In den darauf folgenden Jahren blieb es
oaehr bej Diarrhöen, die bisweilen von /ei-
nem gelinden Fieber begleitet waren; doch
kamen auch im Jahre iSoo öftere Ruhren in
den Oertem nach dem Rheine hin vor«
Entzündliche sthenische Fieber, mit Ver«
mehrt er Lebensthätigkeit, sähe ich in diesen
Jahren eigentlich nicht. Im Anfange des Jah-
res 1798 kamen zwar» bey äusserst gelinder
Witterung (das Thermometer zeigte fast her
ständig 8 bis 10 Grad Wärme nach Reau^
mar), bey fast beständigem O&t- und Sud-
Ostwinde^ itß Januar und Februar einige Fie-
ber mit Peripneiunonien- artigen Zufällen zun^
Vorscheine; sie waren aber nichts weniger
als rein sthenische, sondern mehr asthenische
Entzündungen* Sehr vorsichtig mulste man >
daher auch bey Heilung dieser Formen des
Uebelbeiindens seyn; nie mehr schwächende,
so genai^nte antiphlogistische Mittel anwen-
den, als nur zur Dämpfung der dringendsten
Symptonie nöthig waren; denn der allgemeine
asthenische Zustand schien nur auf einige
Zeit unterdrückt zu^ seyn. War man mit
dem Blutlassen' und andern direct schwächen-
den Mitteln zu verschwenderisch , so (^«u^
KTin. A a. 8t. D ^
— 5o —
der scheinbsire hypersthedische Zustand oA
ganz plötzlich in einen direct ästfaeniadltf
über, und die Kranken geriethen dadurch i^
die gtö&te Lebensgefahr Auch hier wiirkta
eiternde Blasen, und besonders geiind te»
zende, urintreibeüde Mittel, ganz yorzüg]
gut.
Besonders häufig aber entstehen in laih
siger Gegend, aus den angezeigten Uraadieiii
Fieber iotermittirender Art. Obgleich diatf
in den zunächst am Rheine gelegenen Orta
das ganze Jahr hindurch nie gant aufhöm,
So scheint doch das Frühjahr undbesondeA
der Herbst dazu geeignet zu seyn^ delglei«
chen hervor zu bringen. Diese Fieber geben
dann gewöhnlich gegen den Wintet hini
vrenn die Witterung mehr naf^ und kalt, also
schwächend wird, in reuiittirende über, wet
che dann, wie ich schon oben anführte, den
Winter hindurch unter mancherlei Gestalten
herrschen. In den unmittelbar an dem Rheine
gelegenen Orten, besonders diesseits^ höttn
Wechselfieber nie ganz auf. Fremde die ^
hin kommen und an die widrigen Eindrücke
der schädlich würkenden Theile der Atraos»
phäre nicht gewöhnt sind. Werden sehr bald
Ton dergleichen Fiebern befallen. So «r»
krankten z. B. in sehr kurzer Zeit viele ton
den Churfiirstl. Sächsischen Truppen, als nie
10. Jakre 1795 um Mannheim und Hngs dem
Blieind im Lager standen, an solchen Fiebern.
Eben so gieng es itn darauf folgenden Jahre
den hiesigen und allen andern Truppen , die
in jeae Gegend kamen. v
Aii^r diesen fieberhaften Zufallen sind
topische rheumatische Beschwerden sehr häu-
fig. Ja, ich kenne sehr wenig Einwohner der
hiesigen Gegend, die nicht an einem oder
dem. andern Uebel der Art bald mehr, bald
welliger leiden. Die am häufigsten vorkom*
tuenden s?nd Hüft- und Kreuzschmerzen, Zahn-
weh, Gliederreissen , Kopf - und Ohren-
achmenlen, mancherlei Gesell wUllste^ und
besonderf häufige Brustcatärrlie. . Letztere
geheut da mtiti sie insgemein für zii gering-
fügig hält^ um zweckmäfbiges Refgimen und
ditfiiiiche Mittel dagegen anzuwenden, sehr
öit iü Lungeüsuchten und Auszehrungen
iibär. Häufig kommen daher auch letztere
Üebel iii hiesiger Gegend vor, zu deren £nt-
itehuügxuod Beförderung der Genius unser»
.Zeitalters denü auch sehr vieles b^jträgt.
Auch^ die seit einigen Jahren so häufigen
hetpeiiäcikeh und kiäuigeü Hautkrankheiten
iii, ttn^eter Gegend haben ebenfalls ihren
Grütid^ iiadh tneiüei* Üeberiseugutig , in der
fiinwUrkuHg det schädlichen Theile der At-
tnosphäre. Durdh den Einfluls derselben wer-
. Ö 2
— 5» ^
den die Haut und Absonderungsdritsen iet
Stilben in ihren Verrichtungen gestört; 1
ter^ gehen durch den Reiz dieser heterogott
Theile in Entzündung und Eyterung iiiiai
oder es stirbt blos die Epidermis ab, wakb
sich nachher abschuppt, so wie dieses bf
den flechtenartigen Uebeln der ^ Fall ist.
Diese vorzüglich zunächst an dem Rhea
entstehenden und herrschenden Krankhoki
verbreiten sich sehr häufig in der umlieg»
den Gegend, besonders geschieht dies mit
dem Gangä der herrschenden Winde, so m
ich schon oben anführte. Die Bewölmtfl
hiesiger Stadt, welche schon, entfernt Toa
Rheine y' muhr erhaben an dein Fuße MDge
hendiar Berge liegt , wo eine reinere Bsir^aE
von mehreren Seiten freien Zugang hat» wc
man klares und gesundes Trinkwasser lul,
leiden sehr häufig an den oben angeseigtai
Krankheiten« Diese sind zwar gewöhnfici
nicht so heftig und auch weniger allgefluiB!
als an denen nach dem Rheine geleganei
Orten. Indessen hatten alle Krankheiten, dk
ich bisher auf dem hiesigen Militairlazarsth
zu behandeln hatte, denselben rheumatisdui
Character, erforderten eben dieselben M«m
regeln und dieselbe Vorsicht bej der Ha»
lung, wie bej denen in dem Feldlazareth».
Das Korps, von welchem die Kranksi
~ 53 — .
in das unter meiner Direction gestandene
Feldlazareth gebracht wurden , bestand aus
einer Brigade Infanterie yon 3ooo Mann«
Das Lazareth selbst war zu Bickenbaehy ei-
nem S Stunden von hier enifernten Orte an
der Bergstraise nach Heidelberg zu, in einem
geräumigen frei stehenden fiirstl. Jagdschlosse
angelegt. Die Gegend um den Ort heium
ist auf drei Seiten ganz eben , nur auf der
östlichen zieht die westliche Wand des
Odenwaldes hin. Der Boden ist auf allen
Seiten zunächst um das Dorf herum trocken
und sandig, gegen Westen aber, drei viertel
Stunden von dem Orte, fangen die sumpfigen
Wiesen an, welche sich gegen den Rhein
hin ziehen, und vor&iiglich das alte Bett des
- Neckars ausmachen« Eine viertel Stunde von
dem Orte östlich erhebt sich majestätisch der
^ höchste 'Gipfel der von Heidelberg herabzie-
henden Gebürge, welcher unter dem Namen
Malchen (MeUbocus) allgemein bekannt ist.
Gerade hier, wo sich dieser höchste Gipfel
V erhebt, ändert sich zugleich auch die Bich-
i:j\tnng dieser Bergreihä, und zieht sich, da
Z-- vorher ihre Richtung von Nordost gegen Süd-
i^ Westen gieng, jetzt mehr gegen Südosten,
f; wodurch eine sehr bemerkbare Biegung an
kT dieser Bergkette entgeht. Dieser Umstand
t verursacht , dals fast beständig ein sehr fühl-
- 54 -
barer Luftzug in dieser Gegend statt findet^
wodurch also die Atmosphäre jener Gegend
beständig erneuert wird. Aus dieser Ursache
scheinen auch die Aiisdünstungeu der mora-
stigen Gegenden hier weniger EinfluCi auf
den menschlichen Körper zu haben. ^ - Die
Einwohner dieses Orts genossen in den 5
Jahren, als ich mich mit dem Lazaretlr da-
selbst befand, vor andern OrteQ der Gegend
eine sehr gute Gesundheit, obgleich, sowohl
durch das Lazs^reth, als durch die zu den
Einwohnern gelegte^ Reconyalescenten, beson-
ders aber durch die sehr häufig durch tnins-
portirten und hier gewöhnlich übemachteodeB
andern kranken Soldaten, sehr häufige Gele-
genheiten zu ansteckenden Krankheiten vor-
handen waren. Sehr bemerkenswerth war es
auch, dafs, als im Jahie 1796 die heftigste
Viehseuche in allen umber liegenden Ortea
aufs schrecklichste wiithete, dieser Ort, wo
noch dazu die so äufserst frequente Land-
fitrafse nach Schwaben u« s. w. durch geht,
WQ also eine vollkommene Absonderung ua-
möglich statt finden konnte, ganz verschoat
blieb.
Nach dieser, mir hier noth\v;endig schei-
nen^lcn Digression, kehre ich wieder insbe-
sondere auf die Fieber, welche in ihren An-
fällen einen intermittirenden Typus äuJiserD,
- 57 -
luriick. Kranke der Art machten einen
grofiien Theil der Anzahl aus, welche in daa
Feldlazareth zu Bickenbach gebracht wurden»
Ihre Menge richtete sich jederzeit genau
nach d^i: liage und Beschaffenheit des Or^
an welchem sich die Truppen befanden. Zur
nähern und bessern Uebersicht des hier An-
gefahrten, füge ich eine tabellarische Ueber-
sicht des ganzen Zugangs der Kranken im
Hazarethe, mit Bemerkung der allgemein herr-
schenden Formen der Krankheiten, vorzügUch
der Wechselfieber, des Barometer- und Ther-
mometer-Standes, der gewöhnlichen Witte-
rung, des Wildes I und des Aufenthalts der
Tnippen, bey.
— 56'
Tabellarische
des ganzen Zugangs und der allgemeiim
Witterung und des Aufenthaltes der Brigadei
Jafani
Monate. ^^ £
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Herr«clicnide Form der
ijbrigea Zufalle»
AugUAl.
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ßemiuircDda A^ihenUclie
Fiobe:, die sehr häufig mit
gasirlschen Zuriill^ji ver
buodün waren, haufigeDii'
rbueu luit Letbsdimcraep
und Raliren ; rutilirere tti\i
Kraue, eiriße mit Was-
seraufihten und rlieuiDfiti-
Bcheti Gliedert cbiner:tFn
33
O
Septemb.
35
i3
Fieber und »onstige Zu-
FiiUe des vorigen Monat»;
die niarrböen geben häu-
figer in Rubren über.
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^
17
ici
Oaob«r.
Die Pieber der vorigen Mo-
nade ungemein büung; neh*
raen *n Asthenie mehr zu,
werden typhu^arciger. und
lind haiihg mit htftijren
rollifjuaiiven DurchfäUen
begleitet, Rubren hörtii
ganz 4uF^
34
r- Ö7 —
Üeb ersieht
j^orm der Krankheiten, der Sterblichkeit, der
von dem Monate August 1794 bis\ Ende des
Remcbendsr Wind
und Witterung,
Auüuthtlt der Trupptit.
/
Der Wind kam raoi-
aiwafi vonS, W», u*
einige Tage von O.
u. S^O. Der Him-
mel meiitan« be-
d«tkt, die Luft
äcbwubl, und einU
ge Gewitter mil Ro-
gen*
Dia Brigade manch irt au«
dem Lag» bey SxoWhoTexu
einer niedricep ftefar fendi^
tep Gegend am Rheine»
in «In andete« bey Warm««
auf den Anbohea gegen
GrunaLadt au.
Der Wind abWech-
aetnd von S, W» u.N*
O, DasWeEtermei-
»[ena bell, gegen En-
de d M. et^aa neb].
Im Lager hej Woniu>
,1 I -Der Wind durch
gängig von S. W.
Das Wetter -verän*
^ -+ -+ derlicb, bald hell,
B *^ ^ bald trüb, meistens
aber wolkig, beson-
ders in der leisten
t Hälfte häufiger H^
I . , gen»
Maracbirt iir der sweitea
Hälfice des Monata am
Garnison nach Mains.
^ 58 —
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Herrcchende Fomi dar
ül^rigflii Zufälle,
Navsmb.
39
Bey Jünpn im LazarethL^b&
fiDJUchenKritnkcn nimmt
{ier aacbeniache Zustand
■ehr HU 1 uad die Durchs
Fdlle sind t'aat unaufbalt
iAtn-, voa derselben Be
icha^uheit siad auch die
neu angt^kcnninenen. Di«
meisten bleiben, deaubl«a
Trari*p. wegen zu iVlains*
tcx-5uid
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Ci
P«cemb>
56
Di« Fieber de* vorigen Mo-
nau, mJt den heFtl^sten
Dlariböen, u. sonstige Zu*
fälle der voi-igen Monate;
mehrere Bleisiite. Die
Kranken , welche iiu La-
iireth gebrichl wurden be^
fanden sich alle in lehr üb*
Jen Umständen, worandie
schlechte Lage zn Mainz»
die ubethäufteAniabl und
derXraniport bey heftiger
Kalte wohi die Uraachea
1795-
Janaar«
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94
lit^GADfeii wie im vorigen
Monate^ nur nahmen die
üblen Zufalle und die
beftigfen Diarrböen Ley
der hefüfen KjiUe etwai
ab. ^
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Herr8oliend«r Wind
uad Witterung.
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AuAmthalt dar Truppvn/
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Der Wind aniang-
lieh von N.O., dann
aber durchauai von
6.W. Das Wetter
sehr veränderlich*
:bald trüb^ neblich
und Reffen, bald
stürmifch n. hell.
In Mains.
1
1
Der Wind meistens
vo» S. W. , mit un-
ter4iber von O. Das
Wetter trüb, windig
und mit Schneege-
stöber verbunden.
Gegen Ende des
Monat« wird es so
kalt, daCi der Rhein
sufriert.
la Mains in sehr engen,
mit Menschen angefulltea
Quartieren, bey schlechten
und th euren Ldbensmiiteln»
ausserordentlich starkem'
mit vielen Strapauen v^-
bundenem Dienste.
1
1
DerW. abwecbs.v.
N. u.N.O.tt.S.W.
Die Witterung ver-
änderl., bald hMl,
baldtruS wmdig u.
geg.EndeThw.u.R.
In Mainz.
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Herr« eil an de Form der
übrigen Zufällfl.
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F«bruar,
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Dieselben Fieber uad Zu-
falle der vorigon Mopaie.
So wie d<ft Wetter, aber
wieder gelicder -wird,
nimmt der aftthepUche
Zustand aebr £U.
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1
Mars.
0-.
-
Die Lefiigen afltbeniacben
Fieber der vorigen Mona-
te dauren, verbunden mit
dien üblen ZuTillon, im-
mer noch fort*
49
^
w
April.
1.
—
Di6flitheniecbenriel>ormii
denlieUigaC^nZutalleii ; ei-
nige HautkranLbeiren. Die
nicbtunterden b«aten Um-
Blanden den Winter über
i n Mii i n ji a n g eb auf tenKr a n*
Icen wurden in diesem u.
dem vorigen Monate nach
Eickenbach gebracht.
55
s
U.7.
98
5
Die behigen ansehen Fieber
dcrWintermoo. horenbey
denNeu^ugeb. gaii^ aufj ge-
lindere reroittir* mit catar-
rbaLBcBcbwerd.iUuitenu.
t ei tbt V or u bergeb .rb e uma t.
Güedertcbmerxen kom-
men >n deren SitWtn
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Thermo-
meter-
Sund.
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5i
g.
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(S*
1
s
Herrschender Wind
und Witrecung.
Aufenthalt der Truppe
Der Wind in der er-
dten Hälfte Ton S.W.
dannvonN.'O.; das
Wetter anfänglich
prüb mit vielem Re-
gen; dann hell und
windig.
In Mainz, immer noch un-
ter den oben angeführten
Umständen.
Der Wind in den er-
•tenWochen y.N.O.
dann aber abwechs.
▼•S.W. DasW.an-
fängl.hell,trockec u.
windig, nachh. aber
trüb, Sturm, m. viel.
R. u. Schgest. verb.
In Mains» wie oben.
Der Wbd fast
durchgängig von N.
u. N. O. Das Wol-
ter im Ganzeft hell
und trocken»
Die Brigade marschirt end-
lich aus Mains ^ in den
Rheingau.
Dier W. koitamt mei-
stens V. S. W., doch
nach einig. T. v. O.
u.N.O Das Wetter
meist, tr. u. schwül,
öftersR. U.Stürme u.
geg. das £nde einige
Gewitter aus N. W.
Cantonirt im Kheingau,
swifchen £llfeld und Brau-
bach, vorzüglich in den
Gebürgen , einer gesunden
Gegend*
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Mofia^te,
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Herrsch onde Form der
übrigen ^ufalk.
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ter^ Stand.
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Unbedeutendti iheumiti-
ich& ZuF^)]ei und einige
Äugen eu Leu ji<^.u □ gtn .
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Wie im vorigen Monate.
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HLnigeDlarrbueri mit Letb-
icbraerten, und eini|e mit
rb e um atitcb en"^ eh m e r/ en »
I
Septemb.
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R^mitlitende Fieber mit
■örtlichen Schädliclikeitea
im Untertcfbe ; h^uGge
rheumatiicke Glieder-
5cbmer/en und Augenent-
ȟnduagen.
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DU Zufallt det.Vörigetf
Monau. •
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Stand.
Herrschender Wini
uad Witterung.
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Aureatbftlt dtt Truppe«.
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Oet Wind.ihwpclis.
S.W., VY, u, N. U,
Üa» Weuer verün-
derl.bAMuubu.Be-
gen. baldliell; eim-
geGewhcer au«S W-
In den Caniojmiruogen im
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Der Wind abwech«.
vönN.O. mirS.W.
Der Hiintoiel. meist,
bedeckt, gegen das
Ende itiem-ere Oew.
mit vielem Regen.
Cantonirt im Kheingau*
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8.
13
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Der Wind weht von.
S.W. Daa Wetter
beständig und bell;
einige Gewitter mit
B^gen.
Wie im vorigen Monat.
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19
Der Wind mei-
at«nt Ton N. xi. N«
O. Das Wettet be-
itaadig.
Die Brigade retirirt mit der
Kaiserl. Armee in die hie-
sige Gfgend, und geht mit
derselben bey Arheilgen,
eine Stundl von hier, ins
Lager. *
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4-
Oi
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DerWind durch gän-
r von S. W. Das
etter ver&derlich
bald hell, balduub
Und im Gammen viel
Regen.
Theils im Lager bey Ar. .
t^eilgdn, theils aa der Rhein«
und Mainspiu« in CantOA«
niningen
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Manäf.
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übrigen Zutillü.
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Novamb*
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Fieber der vorigan Mona-
te , harCDacki^e rbeuni*itU
Bebe Schmerzen, a(a I-
icbifttlic, und mehrere
Ble$«irtc und UauEkrack-
keiCen,
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DecGinb,
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Die Formen des Lebelbe-
findeö* de» vorigen Mo*
4
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nat« dauten noch foiL
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1796.
57
GaciE einfacbe^ unbedeu-
tende rbeumaüacbe catar-
rbalibche Zufalle, leichter
vorübergebeader Husten»
mic wenig oder £ar kei-
nen Heberbaften ZufUllen
begleitet; einige mit Aus-
zehrung und WaMer^ticbt.
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Februar.
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Geringe Zufalle« mrie im
vorigen Monat««
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und Witterung.
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Aufeatlwlt der Trupp«.
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W*tter weriiid,,mpi^
itenstriib.bfteriHeg
Eftd* Schnetfgeilöb,
Mar^tJnrt in die Gf'gend
von Creuioacli, nimmt an.
den dorijeen Getucbcea
Theil, wobey »ie iheiU
contonirt» theiJi im Lager
»[efar.
•4»
13
Ca
Der W. fast durch-
gän^E von «S. W.
Das Wetter trüb,
kii|ifiger Regen und
stürmisch.
Marschirt in die Gegend
von Gundersblum , in der
Pfalz, einer mit Hügeln ab-
wechselnden, gesunden Ge-
gend.
-••
«4.
0.
Der Wind deristen
Woche vonO, dann
aber durchgängig v.
S. W. Das Wetter
trüb, einiger Regen
und gegen das En-
de ein Gewitter.
In weitla'ufcigen guten Wia«
terquartieren.
1
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Der Wind in der i.
Hälfte von S. W.
dann aber vcnaN.Q.
Das Wetter aolangl.
trüb, öfters Regen
und Schneegesober,
dani> aber Jieli u.
windig.
In dtn Wint«r({vartier«ii.
XVUL ft- a> St
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Moaitt.
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Hemtihende Form der
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Wie im vorig«!! Monate.
ZuRü]« du voTjgeii Mo
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Einige rHeuKiaciAche Fie
ber, oftef« mit ga«tTL«chen
Zufilien bi^gLeitet; Augeu-
fDUundungeiij Giitder-
reiuen und Kratr«.
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Die ZufoK« verhalten jic;h
wie im vorigen Monat«,
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Hemchen der Wind
und WiEiAntng«
AuTcntLftlt dex TruppiB.
Der Wind wechselt
vonN. ü. u. ö. W;
Da^W euermGisLena
hell, in den ietzteo
Wochen alior trübr
öfierfl Heg an mit
Schne^^catober und
Jitürniisch,
In den ^lni0i^u«rtinreti.
Der Wiad meistiona
von N. O. und O.
Das Wetter hell
zuweilen -windig. In
den letzten Wochen
Gewitter mit Regen.
In den Winterquartioreo.
\
Der W. sehr veränd.
balclvon S.W., bald
v.N.O.> baldO- u.
W. Pas W. ebenfalls
vejänd., meist, trüb,
u. der H. mit dicken
G.Wolk.bed..vielR
Die Brigade verlafat die
Winterquartiere und mar-
acbirt diesseits des Bheins,
auf vielen Umwegen endlich
an die Lahtt> in die Gegend
Von Limburg.
O)
DerW. bis zum «26.
V. S.W., dann aber v.
N.O. Das W. trüb,
derH.meist.m. dicjc.
Gewitterw. bed., öi-
tereBlitzeu. jed.Tag
,R., u. überh. nur 3
I helle im gauisen Mo.
Marschirt zu Anfange des
Monats in die Gegend von
Neuwied, und campirt da-
selbst.
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H^rrAcbende Form der
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ßarome-
ler- Stande
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Julj;
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Genüge rheumaiUch« Fie-
ber ^ und dergl. Zufalle ;
mehrere Bleiiirte.
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August.
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In Mains «nt&tanden bey
den Trupp en viele a j ih ejii-
scbe remittirende und iit-
terminirende Fieber» nU
lein wegen Blokado konn-
ten keine Kranken bei am-
gebracht werden.
^
S*pteinb.
t
o
Remittirende aatbenijche
Fieber mii und ohne ga-
Itriicbe Zureite, hehige
jheiimatiacbe Schmerlen,
einige Diarrhoen, Haut-
Lrankheiten ti. fileaairt«.
Q
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4
October.
1
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Die Form der übrigen Zu
falle ganz wie im vorigeii
Mohate, nur keine Bles-
sirteti und keine Di/irrbö-
«n mehr.
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Kovemb.
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36
So wie dieintermittirenden
Fieber abnehmen, nehmen
die aithenisch. remittiren-
den zu u. erscheinen sehr
häufig ala Thyshi oderSy-
nochi ; übrigens deuren die
übrigen Beschwerden fort.
6
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4
-T 69 -
Herrschend tr Wind
und Witterung;.
Aufemlidt der Truppea,
• >er W. fast durch-
aus vonS^W. Das
Wetter meisfens
schwül^ öftere Ge-
witter mit Regen.
Schlägt sich hey Neuwied
mit den Franzosen, retirirt
mit der Kaiser!» Armee u.
kommt mit 'jtur Besatzung
nach Mainz.
Der V\ ind wechselt
häufige kommt bald
vonRO:u.O.,bald
aber von S. W. Das
Wetter, aufser ei-
nigenGewittern.hell
und schwül.
Die Brigade ist. in Mainz
eingeschlossen. Das Laza-.
retn war zwar noch zu
Bickenbach , . allein wegen
den umhorschwärmeaden
Franzosen fast ohne Kran-
ken.
-4-
Der W. bi».«um 24
von S.W., dann von
N.O. DasWarock.
der Himmel abei* be-
deckt, und die Luft
schwul.
Marschirt, nach aufgehobe-
ner Blokade» von Mainz,
wo sie den Ausfällen bey-
gewohnt hatte, zur Besaz-
'zung nach Mannheim.
-fr
Der W. in der ersten
Häiftev.SW.,d«nn
vonN.O. DasWet.
ter veränderl., öfters
Regen |U.. Stürme.
In Mannheim.
Der, Wind meistens
von N u. N. 0.
Efas Wetter mei-
stens uüb' und neb-
lieh.
In Mannheim.
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Hemchoid« Form d«r
übrigen Zufall«.
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DecMKib* 48
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Vcrlialtea tich ^aiu me
in vorigen Moii4teH
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J«iiiiir.
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Die in den Tongen Mo-
njuen hcmdi«ndeti Fitbor
mit allen ihrenZuUll^Jili »1-
irn n jcli in , \rob^y «leb
ab« bcy viclpD Seiien«te-
chcn dtxu gebellt«
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F«bni«r.
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Die Fieber d^r Torigen
Moii4tclAa*en etwai nacli,
imd cf «rscbdncti omige
Pütipneumonien.
' 2
M«rj.
n
10
Oirreripneumonien hören
auf, dagegen erscheinen
die remittirenden Fieber
wieder häuBger.
3
April.
t
BS
l>ie Fieber der vorigen
Monate laasen vrieder et-
was nach; sehr häußg
aber erscheinen rheuma-
tische Schmersen nnd
dergl.
4
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13 B
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— 7> —
Therm o-
. xneter-
Stand.
«
HemAoiderynnä
und Wittenm^
Anfimduli te Tn^iD«
DerWmdvönS.W.
bis in den letxtenT^
gen aWecbcelnd ▼•
N.n.O. DasWet.
ter trüb, neblicb, mit
Regen und Scbnee-
gestober ' ▼mnitdit.
Der Wind in der er-
steoHültevonN. O.
dann aber von S. W.
DatWettermeistent
trübe ^ nnd mitmi-
ter R^en und
\ Scbnee.
Der Wind »ehr ver-
anderl^baldv^.W.
ba]dTon0.n.N.O.
Das Weder cl»eD-
CJlsTcrinderL« frub
vnd neblidi.
MarscinfC ans
tfaeUfl im dem OdcBwald^
thcib im dae%mm§BCw§mä,
▼ JlJi.O. «.O. dasBi
T.S.W. Das Weneril
■mtbcUa.wiiidif.1
Der Wind wedttdc
n S. W. «. N.
O. DasWeacTTer-
iG«-
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Moii«M.
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Herirtcheiid.e Forii der
übriien Zufalle.
May.
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73
Die Zufalle dea vorigen
Monata balten noch an/
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Judy.
35
23
Die Fiebersufalle laaaen
Fast gan^ nach^ die rheu-
matischen Beschwerden
aber halten an.
I « ^
^alj.
4
t8
Nur *ehr ivenige mit Hs-
beriufallen, dage^jen aber
kommea Acbr Jiäuße rbeu-»
maij icb eßes*^h wwden vor,
al« ftngeacliwollflne Glie-
der xind beaondeM Hüft-
weh.
I
*
■
August.
99
6o
Zufalle des vorigen Mo-
nats, wobey zugleich öf-
tere Diarrhöen mit Leib-
schmerzen erach jenen.
'
&,
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:
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M
•
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Septemb.
98
66
Remiitircnde Fieber kom-
men vrieder etwas häufi-
ger; ubrigeoB aber wie im
TorigeD Monate. \
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-^ 75 -
•Thermo-
^ineter-
iStand. ,
g?
I
Hcmchenfler Wind
und Witteriiii|[.
Aufenthalt der Tr^ppit.
&
D^r Wind roeistenj
vonS. W. Der Him-
mel ist stets mit
Wolken bedeckt, u.
einige Gewitter mit
Regen;
In den Gantonnirungs quar-
tieren des vorigen Monats«
g
Der Wind wie im
vorigen Monate u.
ebed so auch das
Wetter, nur mehr
und häufiger Re-
ge». ^
An den Oi: del vorigen
Monats.
B,
Der Wind in der er-
sten Hälfte v. S. W.,
dann aber abwechs.
vonW.u.N.O. Das
W. veränd», meist,
tr., wenige helle Ta-
ge, öfteVeGew. m. R.
In denselben Ort^.
Der Wind von S.
W. Helle u. trübe
Tsge wechseln; öf-
tere Gewitter mit
Regen.
In denselben Orten.
Der Wind von S.
W. Trübe u. helle
Tage wech&eln; ge-
gen Ende des Mo-
nate öfters Regen.
In dc(n Orten der vorigen
Monate.
- 74 -
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S
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1
Herr! eben de Torrn der
übrigen ZufJiUe.
B^rome-
rer- Stand.
JUanUe.
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1
2.
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October,
36
■7
Die Diarrboeti U^aen Dacb,
dagegen "koramön die re^
mittirenden Fieber biufig
6
k3
1
Novemb.
-9
9
Die remiiüreiiden Fieber
kommrn^n -wie^Ur aebr
briüfig, thejU al* Tvabre
Lbyphi, und auch als äy-
Tiochi, mit und oLn© ga-
Atriscbe Zufälle, und atich
«ehrbäufise rbeumadscbe
Bescb werden*
3
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D«cflmb.
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1
Die Fieber und andern
Ziifälle Yrift im vorigen
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1
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75
[ III
rherino-
SUnd.
Si
Herrfcfa ender Wind
und Witterung.
Aufeqthalt der.Tmpp««»
V»
Der Wind in der
ersten Hälfte von
N. O., dann von S.
W. Das Weuer ver-
änderlich, öftem u.
starken Regen, mit
I häufigen Stüirmen.
An den vorigen Orten,
Der Wind meictens
von &. W. Das
Wetter trüh, neb-
lich , windig » und
mit hänfigem Regen
verbunden.
Wie
des Torig49 Me-
+
Der Wind meistens
von S.W. , nur
wenige Tage von
N. O. Das Wetter
meistens trübe und
neblich, windig mit
häufigem Regen.
Die Brigade marschirt im
Anfinge des Monate nadi
Mains, gegen dk§ Ende
aber mit der Kaiserl. Ar-
mee nach Baiem, in die
Gegend von Regensburg.
- 76 -T
So wie sich die Trupen aus der hIesigeM
Qegend entfernten/ hörten auöh sehr bidd
die intermittirenden , so wie die die andern
Fieber, und fast alle, unter dem Nahmen
rheumatische, bekannten Zufälle, auf. Dia
Brigade kam in Baiern zwar auch in die Nihe
der Donau und anderer Flüsse, allein da
jene Gegend gebürgigl: ist, so haben die Witt-
ser alle einen schnellern Laut; es können
daher auch nicht so viele Theile derselben
auf einmal verdunsten, besonders nicht in
einem faulichten Zustande, in welchem niclit
allein das Wasser, sondern auch alle frem-
den Theile, welche in demselben enthalten
sind, in ihre Grundlagen zersetzt werden,
wodurch deAn erst die Luft die für die Ge-
sundheit des Körpers schädlichen Potenzen
erhält. Im Gegentheile zieht, wie bekannti
ein schnell fliefsendes Wasser dergleichen
schädliche Theile der Luft an sich und macht
diese eben dadurch reiner, und also für die
Gesundheit der Menschen zuträglicher. Die
Folgen dieser Luftveränderung waren, daGt
die Truppen in einem iSmonatlicben
Aufenthalle in jenen Gegenden fast gar keine
Kranken, besonders keine mit dergleic^ien
Fiebern oder andern heftigen rheumatischen
Zufällen hatten. Hingegen wurden in dem-
selben Jahre 1798, das in Rücksicht der
\
— 77 —
herrschenden Witterung und des fast bestan-
digen Süd- und Südwestwindes den vorher-
gehenden ganz gleich war, viele Kranken von
der hiesigen Garnison, * meistens an remitti-
tirejEiden und intermittirenden Fiebern, bey
denen ganz dieselben Zufälle und Charactere
■me bey den vorher anwesenden , waren, in
das Feldlazareth zu Bickenbach gebracht.
Nicht allein nber sah ich dei gleichen
Fieber bey Personen, die in hiesiger Gegend,
erkrankten, sondrrn auch bey solchen, die
. aus anderen entfernten, aber mit der unsrigen
ähnlichen Gegenden kamen. Gegen Ende
des Jahres 1797 kehrte eine zweite Brigada
der Fürstl. Truppen, welche, um nach Gi-
braltar eingeschifft zu werden, nach Triest
marschirt war, aber wegen Annäherung der
Franzosischen Armee nuch Croatien, in dia
Gegend voii Jaska, Karlsstadt und Waras-
demm retiriren mufste, hieher zurück* Diese
Gegend liegt, der Beschreibung nach, eben«
falls sehr niedrig, hat mehrere stehende Was-
ser, viele Sümpfe, und ist im Sommer unge-
mein warm; sie hat also mit der unserigen
vieles gemein, nur dafs das Klima noch wär-
mer ist. In dein Sormmer 1797, als die Trup-
pen in jener Gegend waren, herrschten eben-
falls bey deilselben intermittirende Fieber so
häufig, daXs nur wenige von der Brigade von
- f 8 -T
denselben verschont blieben« , Der Besdhrei-*^
buDg nachy die ich von den Zufällen, welcha
mit diesen Fiebern in Verbindung stan^IeSi
erhieh, und auch selbst isüm Theile noch
Gelegenheit hatte zu beobachten, kamen sie
in der Hauptsache mit den unserigen ganjt
iiberein, nur dafs sie sich bösartiger und
heftiger äufserten (welches allen Umständen
nafch Folge des wärmern Klima's War), so
dafs an dem Orte ihrer Entstehung viele
schon beynl Sten oder 4ten Paroxysmus star-
ben. Die Brigade brachte nahe an 200 Kran-
ke, welche in jener Gegend von solchen Fie-
bern befallen worden waren, hierhor zurilcki
welche mir zur weitern Besorgung in das
Feldlazareth su Bickenbach gebracht wurden»
Mehrere von diesen hatten noch würkliches
intermittirendes Fieber, bey den meisten aber
war wohl die Form des intermittirenden Tjr--
pus unterdrückt, allein nichts weniger als die
Ursache selbst gehoben. Sie litten daher
theils an schleichenden nervösen Fiebern, wo
bey einigen von diesen die Lungen schon
heftig angegriffen und purulenter Auswurf
entstanden' war; andere hatten angeschwol«
lene, zum Theil verhärtete Eingeweide des
Unterleibs; bey andern war schon wüikliche
Bauch- lind Brustwassersucht entstanden; fast
«alle aber hatten angeschwollene Füfse, und
— 79 ^
sahen aufs^rst elend und abgezehrt aus. Zu
dieser in der That. übL^n BeschafFenbeit der
meisten dieser Kranken, hatte freilich da
lange, beschweiliclie Maisch bey so ungün-
stiger Witterung, auF off^^nen Wagen, auch
yieles beygetragen. — So wenig Gutes
ich mir auch anfänglich von dem gröfsten
Tbeiie dieser Kranken versprechen mulste,
»o hatte ich doch das grofse^Vergniigen, alle
diese, bis äu( 4 9 welche starben, wieder
gänzlich herzustellen.
Die in den oben angeführten Jahren
herrschehden Wechselfi eher, gehörten, über-
haupt^ ihrem eigentlichen Charackter nach,
ganz in die Klasse der nervösen oder asthe-
nis'^hen Fieber. Sie erscheinen indessen, ja
nachdem die krankheiterregende Ursache
mindervoder heftig würkte, je nachdem ein-
zelne Organe oder Systeme besonder^ ange*
griffen waren, und je nachdem überhaupt
die ganze Disposition des Körpers beschaf-
fen war, unter verschiedenen Modificationen
und Formen» Da man auf diese bey der
Heilung besondere und genaue Rücksicht zu
nehmen hatte, so glaube ich auch diese hier
besonders anführen zu müssen.
Bey einei* sehr grof^en Anzahl v^n* Kran-
ken war blos im Allgemeinen die £rregbiirkeit
' von der Einwürkung dieser reizenden Ursache^
— 8o — • ^
ia einer widernatürlichen iLrampfhaften Bew^
gung) ohne dafs weiter ein Organ besonders
wäre angegrüFen gewesen. Der Körper rea-
girte hier mit ganzer Kraft. Bey jedem Pa-
roxysmus waren Py - und Apyrezien sdir.
deutlich. t)er Typus war meistens quotidiaiif
doch auch, wiewohl aber seltner, tertiaiu
Seine Dauer war sehr verschieden, bey eini«
gen kaum eine Stunde, bey andere Vmgsr^
Zeit, doch überhaupt nie über vier. Stunden«
Frost und Hitze standen mit einander in
ganz genauem Verhältnisse, und waren nie
sehr heftig. Auf einen mäßigen Frost folgte
eine mälsige Hitze und so umgekehrt. So
wie die Hitze nachliefs fing auch die Haut
an feucht an zu werden, und endigte sich
bey den meisten mit einem reichlichen, gani
eigenen, übel riechenden Schweisse. Der
Urin, der nach dem Paroxysmus etwas reidi*
Ircher abgieng, war trübe und machte den,
bey diesen Fiebern gewöhnlichen ziegelfarbU
gen Bodensatz. War dieses vorüber, so be-
fanden sich die Kranken bis zum nächsten
Paroxysmus aufser einer, wiewohl mälsigea
Entkraftung, wohl. Einige Stunden vor dem
Eintritte des Paroxysmus klagten die.KraJn*
ken, aufser den gewöhnlichen Vorläufern des
Fiebers, über einen ziehenden, öfters reis-
senden Schmerz in allen Gliedern, besonders
in
— 8i —
in den Gelenken, der, je näher die. Zeit
nun Froste heranrückte, zunahm. Dabey war
ihnen die Brust krampfhaft zusammen gezo-
gen, es entstand etwas trock^er Husten, der
^aber bey einigen so heftig wurde, daik er
Seitenstich - artige Schmerzen verursachte«
Diese Zufälle, die wahrend dem eigentlichen
Froste noch heftiger wurden, liefsen erst mit
Endigung des ganzen Paroxysmus nach. Der.
Kopf war, so lange der Paroxysmus anhielt,
zwar etwas eingenommen, die Kranken em«
'pfänden auch öfters Schwindel, aber keine
eigentliehen Kopfschmerzen, und auch dieser
hörte mit dem Paroxysmus wieder ganz auf.
Die Zunge war gewöhnlich ganz rein, bis«
weilen mit einem dünnen durchsichtigen
Schleime bedeckt, der gegen die Wurzel zu.
etwas dicker wurde. Während dem Paroxys-
mus war der Geschmack etwas fade, schlei*
migt und bisweilen auch etwas bitter, aulser
demselben aber natürlich und der Durst nie
* zu heftig.' Der Appetit war bey allen gut,
die Verdauung gieng in gehöriger Ordnung
von statten, und die Leibesöfinung war jganz
in natürlichem Zustande* Der Puls fühlte
^ch während des Paroxysmus gereizt, krampf-
haft, yermehrt Und bisweilen hart an; aufser
demselben aber natürlich, fast nur ein wenig
zu langsam« Das Ansehen war bey mehreren
xyilL £. a. St. * F
- 8a ^
Kra&ken in der Apyrexie nicht viel geändert,
ja vielen sähe man ganz und gar nichti
Krankhaftes an ; sondern sie hatten ihre sonst
eigene natürliche Gesichtsfarbe. Die Kräfte
litten auch nicht allzu sehr, wenigstens nicht
schnell, ja einige t}iat6A sogar noch bej dem
Fieber- einige Zeit ihren Dienst. Nie zeigte
sich bey diesen Fiebern auch nur von ferne
einige Gefahr. Diese Form kam ungemein
häufig vor und machte gewifs die Häl£te der
grofsen ' Anzahl von Fieberkranken aus, die
mir in das Feldlazareth gebracht wurdet.
Nicht so leicht und gefahrlos aber waren
die Zufalle bey einer zweiten Gattung Wieset
Fieber. Im Gegentheile kamen hier liaufif
heftige anomalische, dem Leben des Kranken
drohende Symptome zum Yorscheime. Alle
Lebensverrichtungen befanden sich in einem
gestörten Zustande, und alles zusammen
zeigte, dais das ganze Nervensystem, Gehirn,
mit einem Worte, die ganze Lebensthätig-
keit, aufs heftigste angegriffen wai*. Sie ge-
hörten daher im eigentlichsten Sinne zu den
nervösen, oder wie man sie auch sonst
nannte, zu den malignen Fieber* *Sie kamen
zwar nicht so häufig, als die vorher angefiihr*
ten vor, waren aber doch nichts weniger als
selten. Der Typus dieser Fieber war £Mt
durchaus quotidian^ nur sehr wenigemal saht
— «5 ^
ith ihn teitiatt« Der Frost Sufsette sfch hier
^anz schwach und nicht ununterbrochen fort-
dauernd. Ei entstand ein Ueberlauf, dieser
tiefs etwas nach; es schif^n Hitzig einzutreten,
liUeih sogleich kam wieder ein neuer Anfall
^on Kälte, und so folgten bisweilen zehn und
mehrere Anfälle auf einander, so, dafs dieser
^Zustand öfters über zwei Stundem anhielt.
lKes«r Horror schien, dem Gefühle des
Kranken nach, sich nicht tiefer als die Haut,
äiso nicht über die Endigungen der GefühU
nerven zu erstrecken. In diesem krampfhaf-
ten Zustande hoben sich die Pori der Haut,
und es entstand eine sogenannte Gänsehaut,
|)ie jedesmal mit dem Gefühle von Hitze auch
wieder verschwand, und dann bey jedem
andern Ueberlaufe ^ auch wieder erschien.
Hierauf folgte eine Anfangs gelinde, bald
aber auf einen hohen Grad steigende, trockne,
.brennende, äulserst ermattende Hitze. So
wie diese auf einen gewissen Grad gekom-
men war, "War auch jedesmal alle Besinnuisgs-
kraft und alles Vorstellungsvermögen bey
dem Kranken theils ganz verschwunden, theils
in einem sehr verworrenen Zustande. Einige
/delirirten in diesem Zeitpunkte bisweilen so
heftig; dals es an wahre Woth gränzte. Sie
warfen sich gleich Rasendcin im Bette herum,
sprachen, oder schrien vielmehr dx<^ iiS^«t
F a
— ^4 T»*
unvereinbarsten Dinge dyrch einander 9 wo-
bey sie bald heftig lachten oder sangen, biild
in Angst und Schrecken geriethen, so, dala
sie gleich Kindern zu weinen anfingen. In
dieser für jeden Umstehenden schreckhafiten
Lage, die nicht selten gegen drei Stundien
anhielt, wurde durch diese so heftige Anstren^
gung die ganze Energie der Erregung so
consumirt, dafs die Kranken endlich hödbt
entkräftet in einen betäubenden erquickuogs*
losen, soporösen Zustand perfiden, mit
dem sich dann der ganze Paroxysmus nach^
und nach endigte. Andere fingen mit dem
Gefühle von Kälte etwas heftig und nur yr«-
nig verworren an zu sprechen, fielen darauf
mit dem Anfange der Hitze in einen sopb-
rösen Zustand und I^gen so gleichsam gefühl-
los bis zum Ende des Paroxysmus da* Der
ganze Paroxysmus dauerte gewöhnlich von
vier bis gegen acht Stunden, ja bey einigen,
wo die Zufälle sehr heftig waren, fast bis
zum nächsten Anfalle, so , dals dieses Fieber
dem eigentlichen nervösen remittirenden oder
dem Typhus sehr nahe kam. Selten war auch
dieser einen Tag wie den andern, bald «twai
gelinder, bald etwas stärker*
Schon mit dem Gefühle von Kälte enN
standen hier verschiedene heftige krampfhafte
anomalische Zufälle. Es erschienen häufig
^ 8$ —
Subsultua tendinum, mtncherlei Verzemmgen*
des Mondes und ganzen Gesichts, Zucknogen
der Glieder, ScUuchsen u. s. w. Alle die^e
Zufalle nahmen mit dem Steigen uod Abneh-
men der Hitze zu und ab. Aufser diesen an^
geführten Zufällen sähe ich auch bey einer
jungen, zart gebauten, sehr empfindlichen
Frau, die im Wochenbette von einem solchen
Fieber befallen wurde, ab schon der höchste
Grad yon Hitze yorbey war, Sprachlosigkeit
und auf der rechten Seite Hämiplegie ent-^
stehen^ welche heftige und gefährliche Zufille
nnr auf starke Gaben ?on Opium und Mo-
schns wieder wichen.
Der Puls war bey dieser Form von Fie-
bern sehr verschieden und unordentlich; bald
klein, hart gespannt und geschwinde, bald
ybli, zittemd, äufserst längstem und auch
bisweilen aussetzend* Der Kopf war hier
heftig angegriffen, die Patienten klagten über
stärken Schrnndel, der im höchsten Grade
des Paroxysmus öfters in klopfendes Kopf-
weh, besonders im Hinterjkopfe mit einem
Gefühle yon inberm. Drucke, übergieng«
Auch aülser dem Paroxysmus wurde der Kopf
nie ganz frei, sondern die Kranken fühltea
immer ein sehr unangenehmes Gefühl yon
einem innern stumpfen Drucke, wodurch ihre
Einbildungskraft in einen ungewöhnlichen
- 86 - - .
Zustand 9 ihit traurigen , sehr beängstigendtn
Vorstellungen versetzt wurde. Auch äulser-
lich empfauden sie an demselben ein gani
eigenes widriges Gefühl, so, als wenn die
Haate, die sonst nach dem Hinterkopfe ;ia
gewöhnt waren , jetzt alle entweder in die
Höhe ständen, oder nach Torne zu lägeSf
wo bey dem Dar Überstreichen mit der ^and
oder dem Kamme ein sehr unangenehmes
Gefühl unter der Haut entstand*. Bey vielen
fielen auch nach überstandener Krankheit die
Haare selbst aus. Tief in den Augen ea«
pfänden sie auch Öfters einen drückenden
SchmeiZy wobey es ihnen bald schwars vor
denselben wurde, bald-^ feurige u^d l&Mgfi
Punkte davor herum schwebten.
Vor dem eigendichen Anfange des Pa-
roxysmus äulserten die Kranken gewöhnlich
etwas Durst, der mit dem würklichen £iiH
tritte desselben ganz aufhörte. Die Zmtge^
welche anfänglich etwas wenig scUeiinigti
blasigt, belegt war, wurde im Parozysoivf
gan« trocken, bekam eine bräunliche) imd
wenn er sehr hef^*g war und lange dauerte
eine schwärzliche Farbe, schien in der Mitttf
etwas angeschwollen zu seyn, so, daüi der
Kranke sie kaum vor den Mund bringen
konnte; sie sprang' öfters an mehreren Stet
len ganz auf, welches dann lange Zeit be/i*
- 87 -
Trinken oder Hinimterschlucken der Speisen
Schmerzen verursachte. Auch empfanden sie
bey'm Hinmiterschlucken der Speisen und
Getränke eine ganz eigene unangenehme^
Empfindung im Halse, so, als wenn der
Schiimd zu enge wäre, und die Speisen und
Getränke nur mit Mühe durch konnten. Der
Gesehmack war sehr verschieden; bey eini-
gen natürlich, bey andern sowohl in als aus-
ser dem Fieber fiide, bisweilen auch
salzig. Der Appetit war ebenfulls sehr
Verschiedisn, bey einigen natiiriich gut, bey
andern abwechselnd ; alle aber äulserten ein
grolses Verlangen nach pikanten, säuerlichen
Speisen und Getränken.
Der Paroxysmus endigte sich auch hier
mit etwas Scbweib, der aber sowohl in der
QuaKtit, ab Quantität, von dem bey Endi«
gnng der vorher angeführten Fieberform sehr
yersdiieden war. Er hatte immer eine mehr
kl^brigte Beschaffenheit und einen widrigen,
mebr fitullichten Geruch. Die Kränken ftihl-
ten dabey immer ein sehr unangenehmes
Brennen und Jucken auf dem ganzen Kör-
per, vOTztigUdi aber auf der Brust und dem
Obertheile des Rückens, wo bey einigen
Scharlach -artige Flecken, bey andern wahre
Petechien entstanden. Der Abgang des Uriüs
trar hier fast jeden Tag verändert, bald sehr
— 88 -
reichlich y bald äulserst sparsam, Öfters sah«
er ganz hell wie Wasser aus, öfters aber ging
er ganz trüb, näiolkig, oder auch bräunlich
ab. Sehr häuHg fühlten auch die Kranken
bey dem Urinlassen unaogenehme brennende
Schmerzen in der Harnröhre. Bey einem
andern Kranken, welcher in übrigens gesun*
den Tagen, als Folge einer übel behanddten
Gonorrhoe, nur mit Mühe uriniren konnte»
gieog jetzt der Urin £Eist ohne alle Schmer«
zen ab.
Ehe der Paroxysmus wUrklich eintrat^
empfunden die Kranken ebenfalls umhertie-
hejide Schmerzen in allen Gliedern und Ge»
lenken, besonders fühlten sie die Brußt an«
sammen gezogen«, es entstand bey ihnen
Husten, der auch hier Öfters sehr besdiwer-
lieh wurde. Dabey überfiel die Kranken eine
ungewöhnliche Furcht,, so, dais viele aich
des Weinens nicht enthalten konnten. Ihrem
Gefühle nach glaubten sie, als wenn ihr Le-
bensende vorbanden sey, und ii^end eine
Verwandlung mit ihnen vorgehen sollte. Bey
einigen war dieses beängstigende Gefühl so
stark, dajs sie fest überzeugt waren, sie wur-
den sterben, und nahmen daher in diesem
Zustande öfters von allen Umstehenden fönoH
lieh Abschied.
In diesen Fiebern litten , wie leicht in
- 89 -
u:. denken ist, die Kräfte ganz auüierordentlich,
^Schon nach dem zweiten Anfalle konnten
»die Kranken, wenn sie sich auch ihrem Ge-
L fühle nach nicht gerade sehr kränk glaulpten,
II tiregen Ermattung nicht lange aüfser dem
Bette seyn. Der Schlaf war^ wenn er auch
i nicht gerade durch einen eigeHtUchen Fieber-*
i'paroxysmus unterbrochen wurde , doch un-
ruhig, dutch fürchterliche Träume gestört,
_ und ganz erguickungslos.
Sehr leicht giengen diese Fieber, da oh-
nedem schon hbj vielen die Intermissionen
sehr kurz waren, in eigentliche remittirende
nervöse Fieber {Typhi) über. Das kleinste
Versehen konnte dieses bewurken« wodurch
aber immer das I«eben in iaoch gröfsere Ge4
fahr kam» Eben so dauerte es auch immer
eine geraume Zeit, wenn auch das Fieber
ganz vollkommen gehoben war, bis sich die
Krankgewesenen wieder vollkommen erholten
und zu ihreln gehörigen Kräften kamen.
Bey einer dritten Aeulserung dieser Fie-
ber waren, aufserdem, dais der ganze OrgaÄ
nismus des Körpers angegriffen war, noch
besonders die Fiscera des Unterleibs af&cirt
und in ihren natürlichen Verrichtungen ge-
stört« Es entstanden dadurch theils vermehr-
te, theils fehlerhafte. Seoretionen. Die Ver-
dauung gien^; entweder gar nicht, oder in
— 90 —
einem sehr yerSnderten, Tangsaiaen Zustande
von sxatten. Hierdurch entstanden in dem
Magen und Darmkanale Schädlicbkeiten, wd-
che wieder auf den ganzen Verlauf der
Krankheit grolken Einflufs hatten, und die
Fieber erhielten dadurch einen so. genannten
gastrischen Gharacter. Ob nun iztvar diese
Erscheinung nur als Folge der allgemein
würkenden Fiekerursache auf den Unterkib
anzusehen, also ein bloses Symptom der achon
angeführten Fieber war, so mufste man doch
bey der Heilung genau darauf achten y)da
eines theils hieraus wieder neue Zufälle e^
schienen, und auch zum.Theil das; Fieber
selbst dadurch unterhalten wurde.
Der Frost äufserte sich hier heftiger, ab
bey den vorher gehenden, und schOttette»
wie man zu sagen pflegt, den Patienten redit
durch* Die hierauf folgende Hitze aber wu
seht rerschieden. Bey einigen öfters kanm
fühlbar, bey andern stärker, doch war sie
nie so unerträglich, als bey der vorhergehen^,
den Form. In zwei, höchstens drei Stunden
war gewöhnlich der ganze Paroxysmus geen«
digt. Der Typus war hier fast durchatis te^i
tian, doch du^licirte er bisweilen- auch«
Bey diesen Kranken fanden sich * alle
Zeichen der gastrischen ZußUe ein: Spannen
und Drücken in den Präcordien» Unbefaag-
— 9« —
eit im Umerleibe, häufiges unangenek-
Aufstofsen, dick, belegte Zunge, gelbe
e um die Nä$e, so me gelb angelaufen^
n in. dem Weissen der Augen , das Ge«
gewöhnlich etwais aufgetrieben, beson-
wenn-das Fieber schon einige Zeit ge-
flt bat, klopfende Kopfschmerzen, beson-
uhter der Stime. Der Ajppetit fehlte
ganz, es entstanden Uebelkeiten^ und'
s freiwilliges Erbrechen, welches auch
immer anf eine knrze Zeit Erleichterung
^haffte. Der Dmrst war hier aufserordent«
heftig, besonders wahrtod dem Froste.
Brost war auch hier eingenommen und
ielf; ttch ganz wie bey der zuerst ange-
ben Form dieser Fieber, und eben so
i die Vorläufer« Die Haut wurde in die-
Fiebern hey Endigung des Paroxysmüs
r feucht, nie aber kam, besonders ehe
Einfluls der in dem Maj^en und Darm«
de befindliehen örtlichen Schädlichkeiten
t entfernt war, der reichliche Schwei&
Vorscheine^ wie bey den Fiebern erste-
Form. Häufiger entstanden in dem Un-
ribe Bewegungen und Rumpeln, worauf
öhnlich ein oder auch zwei Eöcvi^tstm
de folgten, womit sich dann der ganze
^xysmus^ besonders die fast unerträglichen
üidbmerzen, theils ganz' endigten ^ xVi«^%
— ga —
Sm
sich doch sehr yermiiideiten. Erfolgten
freiwilligen Ausleerungen nicht, und
auch nicht durch die Kunst,' etwa durch ai
Klyistiery bewürkt, so hielten die Kopfiidm»
zen noch lauge an, ja fast bis zuai nächns
Paroxysnms. Der Urin wurde hier, im V»
hältnisse des genommenen GetränkV, in a»
f siger Quantität abgesondert, sah roth aus ■!
machte^ besonders nach dem ParoxysHi
eiof'n starken orangefarbigen Bodensatz« Kl
Kräfte waren hier nicht sowohl gesunken, ä
yii^lmehr unterdiUckt. Die Patienten fiihhtt
hier nicht sowohl eigentliche Ermattung, db
vielmehr eine äulserst lästige Schwere in al- 1
len Gliedern. Sie erholten sich dalur sack
so wie nur die Ursache des Fiebers smCtnt
war und mit dieser die Fieberanfalle am&fii^
ten, äufserst schnell. Den meisten sah mift
schon nach 8 Tagen nichts mehr von lim
Krankheit an«
Diese Form der Fieber gieng ebenfiilb
sehr häufig in die remittirende über* Ab«
fast immer war dieses Folge einer vorbeige-
gangenen widersinnigen, auflösenden und
ausleerenden Heilart. Die Kranken kamen
dadurch nicht allein in sehr grofse .Gefahri
M>nder|i sie erholten sich auch, wenn nicht
andere öfters ganz unheilbare Krankheiten
daraus entstanden, nur sehr langsam« Leider!
H^^^^^^^^^^H
^K^t tf) ^16 Erwachtene Cd^c von ;e-
^m 1 «dtranken. Ganz atte P«r-
^^ n dt>ch »eltner davon
t _^^i'ichemlich weil ihre
^^ EinwürkliDgen der Au
[ at war^ sie aUo aodi
iv .', «U ji^Dgere Personen,
^» ^ Starke und^ robuste
^ :'*i?*^ß eben so häufig
> ils Scbwacbe, nur nahm
\ 1 der schon mehr krank-
i^ -'^;^ikejt, das Fieber ge-
1^ ] Grad an, und gieng
k 1 tfinittirendes Nervenheber '
^^ J^^*i?r Fi«^ber hing in vielen
^^T^ nilcin Ton der schicklichen
^^^^v * dem V^rrh^lten d«,»^
1^^^ I « i^st^jn El
1 ^ .1- in s*'l
riucli au
halle, Kranr
" n bcry L^ ^^^^|
ic*idt*n ^^^H
üincin ^^^H
tue chronisch' ^^H
<id ^^M
^^M
^^H
^^^^^^^j
- 94 -
beiten aus alten Versessenheiten herleitete,
und alle Uebel einzig und allein durch soge-
nannte auflösende und abfuhrende Mittel, in
Verbindung mit den köstlichen Visceralkljr-
stieren, heilen wollte« Hierzu kommt nnii
auch noch, dafs die meisten gemeinen Leute,
so wie sie eine Unpä&lichkeit befallt, sogleich
selbst ihre Zuflucht zu heftig ausleerenden
Mitteln nehmen, wo ihnen dann leider! .fon
vielen Seiten her treue Hülfsleibtung. ge-
schieht. — So möchte es in der That, wenn
man diese, besonders hierhin schwächend
würkenden Dinge alle zusammen nimmt, laicht
zu bewundern seyn, wenn nach solchen Vor-
gängen in diesen Theilen, dem Magen und
Darmkanale, so wie in den mit ihnen in
unmittelbarer Verbindung stehenden Eing--
weiden, die Erregbarkeit so vermehrt wird»
dals sie bey jedem, auch dem unbedeutend-
sten Zufalle, sogleich mit afficirt werden,
wodurch dann krankhafte Reaciionen, fehler»
hafte, zum Theil auch vermehrte Absonde-
rungen entstehen , wovon dann überhaupt
das, was man unter dem Nahmen Sonks
primarum viarum versteht, die Folge ist.
Diese Fieber überhaupt verschonten we-
der Alter, Geschlecht, noch Leibesconstito*
tion. Ich sah ganz kleine, erst einige Wochen
- 9« - ,
alte Kinder, so wie Erwachiene fast von je-
dem Alter daran erLranken. Ganz alte Per*
ftonen sciiienen indessen doch seltner daron
befallen zu werden, wahrscheinlich weil ihre
Erregbarkeit an die Einwürkungen der At-
mosphäre schon gewöhnt war, sie also auch
-nicht in dem Crade,' als jüi^ere Personen,
davon affidrt wurden. Starke und^ robuste
Menschen wurden- hingegen ebei^ so häufig
davon angegriffen, als Schwache, nur nahm
bejr letztern, wegen der schon mehr krank-
haft vermehrten Erregbarkeit, das Fieber ge-
wöhnlich einen heftigem Grad an, und gieng
dann leicht in ein reouttirendes Nervenfieber
oder Typhus über«
Die Dauer dieser Fieber hing in vielen
Fällen fast ganz allein von der schicklichen
. Behandlung und dem Verhalten des Kranken
ah. Bey den aller schlimmsten Erscheinun-
gen sah ich öfters Kranke in sehr kurzer
Zeit geneseh, so wie ich auch auf der andern
Seite Gelegenheit hatte, Kranke zu sehen,
die an geringen Zufällen bey unschicklicher
Behandlung sehr lange, leiden mulsten; wo
endlich das Fieber in einen Typhus oder
Synochus, oder in eine chronische Krankheit
üb^gieng, und so bald sclinell, bald langsaifi
gjegen das Leben des Patienten würkte«
Nahm bey den Fiebern mit den eigentlich
- 96 -
neryosen Zurällen der Frost zu, so, dab er
mehr dem gewöhnlichen Fieberfroste nahe
kam, so war auch die darauf folgende Hitze
nicht 80 lang anhaltend und ermattend; et
kamen dann gewöhnlich vermehrte Secretio*
nen durch den Schweifs und Urin, und in
den gewöhnlichen Fällen blieb das Fieber
sehr bald selbst ganz weg. Oefters liela der
Paroxjsmus so weit nach,« dals nur ein Star-
ker, ziemJicJi erschütternder Frost und wenig
Hitze kam, und statt dieser aber Kopf jchmer»
zen, vorzüglich im Vorderkopfe. Dann wa-
ren gewöhnlich noch schädliche Materien in
den ersten Wege unterhaltende Ursache des
Fiebers, und dieses hörte dann gewohnlichs
auf ein gelinde ausleerendes Mittel, sogleich
ganz auf.
Diese Fieber hingen, wie ich schon oben
bemerkte, fast ganz allein von d^er Verände-
rung ab, welche sowohl in djmamischer als
qualitativer materieller Hirisicht, durch die
EinwUrkung der eigenthümlichen Beschaffen-
heit der Atmosphäre in dem menschlichen
Körper war hervorgebracht worden. Nit
aber konnte ich das von einigen großen
Aerzten angenommene eigenthümliche Weobp
selfiebermiasma wahrnehmen. Viele Beobadii*
tungen zeigten mir im Gegcntheile, dals die-
selbe Ursache, welche ein Wechselfieber ver-
aipilalstt,
— 97 —
anlafste^ audh untfr andern Umstnüden ein
mderes Fieber oder eine sonstigp Krankheit
erseiigen konnte. War die^e e. rogrode Ur*
•acho) ron welcher das Fieber lunüchst ah*
Jiing', erst einmal in dem Körper eiseugt, so
war sie auoh im Stande, unter gewissen
Umstanden und Bedingnissenr, durch die
Ausdünstung und unmittelbare Berührung auf
andei« Körper Überzugehen, und gleiche oder
docdi ähuliche Fieber zu erregen. Vorzüglich
geschah diese Ansteckung dann sehr leicht^
Wenn der Körper schon an rheumatischen
Zufällen, als Gliederreisaen, oder Geschwulst
n. dgL litt* Dieses zeigten mir mehrere
Falle aulser allem Zweifel« Wegen der aus«
aetordentUchen Menge von Kranken, die
öfters auf jeinmal an diesen Fiebern ins La«
sareth gebracht wurden, war der nichts we-^
niger als beschränkte Raum doch nicht hin«
reichend, jeden, von diesen besonders zu
legen« Es traf sich daher bisweilen, dals ei-
ner mit einem gelinden Wechselfieber mit
einem andern Kranken unter eine Decke, zu
liegen kam; es dauerte dann gewöhnhch
nicht lange, ao hatte dieser dasselbe oder
ähnliche Fieber seines Bettcammeraden; und
eben dieses geschah noch häufiger in den
Cantonnirungsquartieren , ehe sie in das La-
zäreth kamen« In eii^em Falle suchte ich
XVIIL ^' «• ^t. G
-. 98 -
diese Ansteckung auch absichtlich zur
hing eijpker hartnäckigen rheumatischen 1
geschwulst au bewürken, und es g
ganz ToHkommen. Da dieser Fall vidi
einige Anfmerk^oikeit verdienen möcfat«
will ich ihn daher hier etwas niüständl
erzählen* Ein Soldat, Nameos Schuffer^
Leibgrenadierbataillon, muiste bey t
Marsche im Herbste 1797 eines Morgen
sumpj&gen Wiesen öfters im Wasser g
Bald darauf empfand er reissende Sehn«
in beiden I vorzüglich dem rechten Ui
schenket, die sich bis an und über das
erstreckten. Nach einigen Tagen lieisei
Schmerzen im linken Beine nach, di^
aber fing das rechte Knie an etwas dÜ
werden, und schwoll so in kurzer Tjit
einer beträchtlichen Gröfse an. Er emp
dabey heftige Schmerzen darin , konnl
nicht bewegen und also auch nicht ^
lieh gehen. Die beträchtliche Gesck
war mäfsig hart, elastisch, und Temrsi
beym Anfiihlen starke Schmerzen. Ei
übrigens gesund aus, hatte guten Ap]
konnte aber wegen der häufigen Schme
die sich besonders des Nachts über eu
den, wenig oder gar nicht schlafen« In
sem Zustande wurde er den 17. Novei
1797 in das Feldlazoreth nach Bickes
— 99 —
gebracht. Mehrere Wöchpn suchte ich diese
Geschwulst durch die wiirksamsten antirheu-
matischen Mittel zu aertheilen« Es wurden
in der Absicht inoerlich verschiedene Anti-
monialpiäparate, Guajak-Harz, Calomel^ Tot«-
aiigUch aber Aconüum und Opium nach und
nach gegeben. Aeulserlich aber wurden war-
me Bäder I Einreibungen von flüchtigen Sal*
ben und Oelen mit Opium und Mercurius,
Einwickelungen von Flanell und frischer
Schaalwolle, Blasenpflaster , das Vnguentum
SquilUtivum und amm/niacale angewendet.
Dabey trtok er noch Ptisanen aus Stipüe§
dulcamarüBf Lign. Juniperiy Bad* Bardan4
xmA Graminit. Alle diese Mittel aber schie-
nen 'ganz umsonst angewendet ^ au werden ;
das ^UebeI blieb im Ganzen unverändert.
Kaum, dals nur des Nachts über die Schmer«
sen ein wenig nacblielsen« Da ich sah, dalül
durch diese Arzneien hier wenig würde aus-
gerichtet werden, so kam ich auf dia Idee,
daia, .wenn der Patient in einen fieberhaften
Zustand versetat werden könne, durch diese
BLevolütion der hier im Knie featsitzen.de
llieamatische Stoff wohl am besten in Bewegung
kommen, und dann Wohl mit d^^m Fi^beir
anj^ch gehoben werden könne. Da der Pa-
tient ein wohl genährter, volKaftiger, starker
Mann war, so schien es mir nöthig zu seyn,
G a
leine Erregbarkeit zuvor aaf einen gewissen
Grad zu vermehren, um ihn dadurch für ei*
nen neuen Reitz empfänglicher zu machen«
Um dieses zu bewürken, gab ich ihm täglidi
•o viel Glaubersalz y dafs es ihm ein bis zwei
flüssige Stühle verursachte , und liels ihm
dabey eine etwas sparsamere Diät . reicheiu
Nach Verlauf von 6 Tagen fühlte er sich um
ein Merkliches matter. Die Schmerzen nah-
men dabey eher etwas ab als zu, die Ge-
schwulst aber blieb unverändert. Um nun-
mehr die Fieberansteckung selbst zu bewür-
ken, lieüs ich ihn zu einen andern Kranken
mit Tertian- Fieber, während des Fieberan-
falles, ins Bett legen, und damit er dar
Ausdünstung ganz ausgesetzt sej, mit einer
Decke bis nach geendigtem Paroxysmns zih
decken. Diese Procedur wurde bejr den zwei
zunächst auf einander folgenden Parozysoea
wiederholt» Den dritten Tag hierauf fiiUta
er eine ungewohnte Schwere und Triglieil
in allen Gliedern, wozu noch bald fluchtigi
Kopfschmerzen und Schwindel kamen. Dsr
Appetit nahm zugleich ab, der Giaachmaqk
wurde fade, schleimigt und die Zunge wcib
blasigt belegt, der Schlaf wurde unruliigv
nnd nicht mehr erquickend. Ich war flini"
mehr nach diesen Erscheinun|(en fibenengt^
dais er in Kurzem würkliches Fieber bdboü*
— 101 -*.
men würde« Den 5ten Tag, atdidem «r das
letztemal be^ dem Fieberpttieiiten gelegen
hatte, kam ein Fiebef*, das mit Froit anfing,
bey ihm znm Vor&cheine, weichet taglidi
wieder kam, und dem eigentlich nervöaen^
•o wie ich es oben beschrieben habe, sehr
nahe kam. Schon nach dem zweiten Paro^
jjioiua bemerkte er einen etwaa rermehrten^
mehr ziehenden Schmers in der Geschwulst
am Knie, wobey es schien, als nälyne sie an
ihrer Grölse etwas ab. Nach dem sechsten
Paroxysmus lielsen die Schmerzen £ut ganx
nach, die Geschwulst wurde betrichdich klei-
ner, und er konnte den Fuis besser nnd
fast ohne alle Schmerzen bewegen. Nach
dem gten Paroxysmuk waren Schmerzen und
Geschwulst am Knie gänzlich rerschwunden^
tind er. konnte den FuIs ganz firei bewegeni
wie ^r wollte. Das Fieber suchte ich dann
nach der noch zu bestimmenden Methode
zu heilen, welches auch in wenigen Tagen
glodkte. Ohne dais er nachher anch nur die
geringsten Schmerzen in den FUlsen empfun-
den, oder dais man noch etwas von der
Geschwulst am Knie entdeckt hitte^
yerliefs er bald darauf die Krankenstube»-
und vollkommen gesund kehrte er bey der
toten Gelegenjieit zu feinem Bataillon zurück^
Ick konune nun zu dem^ was idi besonn
— toa —
dets bejr der Heilung dieser Fieber beobiich*
f ete^ Obgleich diese Fieber, wie ich sphon
oben betherktf!, überl^^ipt asthenischer Art
"Äraren, so war es doch zu einer schnpllttB
ifnd sichern Heilung unumgänglich notbwen«
dig, nicht aliein auf das dynamische Rein-
rerhäliniTs den Körpers zu sehen, ali^ lach
ganz besonder^ aiif die Veriänderung , wekhe
durch die einwiirkung der verschi^idetoi
Potenzen der Atmosphäre in der organischen
Mischung selbst entstanden war, und w^cha
letztere besonder^i in dem L jmph •« und Dirii-
semysteme statt fand« Denn berör die, in
diesen zur Lebensöperation so wichtigen Qp*
ganen entstandenen Stodeungen gebobeo, «od
befor ihre zum Theil schadhaft yerandeiten
Contentarerbessert, und auf den normalen
Zustand ^urUck gebracht,' oder zum TheU
rfuch durch irgend eine Absonderung > eitier-
Mrt waren, sah ich weder in dieser, noch
ändern Fieberformen eine glOckliche und
l^nzHche Heilung erfolgen. Es ist zwar nidit
zu läugnen, dafs in yieleh Fällen, so wio
Gberbaupt die Leben^thätigkeit d«s gamen
Körpers wieder auf den normalen Grad m-
ilickgebracht wird; auch diese Stockungen,
durdi die rermehtte Energie der einielaeft
Organe gehoben werden, und da& eben hter«
darüh auch die Mischung der Materie Terinderti
_ loS —
und diese tum Theil auch ansgafÜhit wird. AUeia
in vielen Fällen Fand dieses entweder gar nicht
•tatt, oder es gieng nur äufserit laogsam
Ton statten I und die Krankheit selbst hielt
nm so viel linger an. Es muikten daher auch
aolcha Mittel angewendet werden, welche
aulser ihrer allgemeinen Wurkung auf den
Körper j noch ganx vorzüglich auf vermehrte
Thitigkeit in jenen leidenden Organen wfir-
ken. Sehr gut lielsen sich die Mittel dieser
beiden Hanptindicationen, wegen ihrer Wech*
aelwürkung, mit einander vereinigen. Hier-
her gehörten überhaupt die Büttel, welche
man oater dem Nahmen flüchtige, durchdrin-
gende, reitzende begreift Von diesen wen-
dete ich in diesen Fiebern vorzüglich folgen-
de mit dem besten und schnellsten Erfolge
«n, als Plores Arnicae und ChamomiUae,
üadix Falerianaej Serpeniariae und Caryo*
phyliaiaej ganz vorzüglich häufig den Gam-
pheTi als eins der aller würiuamstea Arznei*
mittel, sowohl in dieser als der andern Form
der asthenischen Fieber. Mit diesen wurde
sehr h&nfig der Spiritus Mindereriy Spiritus
Salis dulcis^ Liquor ßnoäyn. mUiier. H*^ Liq.
C CL Suce. und Wein in Verbindung ge-
setzt, in einigen Füllen auch Moschus nati^
«W9 Utadt^ nber der Moschus arti/icialis,
wehdier sich nicht allein bey a&okn^chen Aeus-
AenmgeB des Neiren^ystems/ .ak Kiia^
etc. , sondern auch bey sehr gesunkenen b
bensäulserungen, - sehr wfiduam - mäg^
und wpgen seiner Wohlfeilheit aehr
pfehlen ist- «-* Dann wendete ich noch soleb
Mittel^an, welche wegen ihrer ganz eigenthiU
chen Wilrkung, besonders in den feinatenGflfi»
aen des Lymph- und UrUsensystema Yermidi
Thätigkeit heryorbiini^en , die Stöckungam
diesen heben, und überhaupt Termdrt
Secretionen, besonders des Unna undSchm»
ses, bewürken. Hierher gehören fast i
meisten Aniimonialpräparate, die Xmcnm
guajaci volaülisy gan)E yorsüglich du iSr
iractuin aeoniü und die Radix
ffyösfyamuM^ Digitalis purpurea,
das hier, seiner allgemeinen WUrkung Bsch
so ganz passend gewesen wäre , wendats id
dochv da es den meisten Kranken, andii
kleinen Dosen, nicht so gut bekam, aiA
so häufig an« Aulser der unangenehmen tf
haltenden Leibesverstopfung, die ea bewüikl
empfanden die meisten Kranken auf sd
kleine Gaben, schon eine unangenehnie h
taubende Empfindung im KopFe. Weit Bi
ber, und mit wahrem Nutzen gab ich dah
an de>sen Statt das hxiracium Hyo^tymm
Es beruhigte die anomalischen Bfewia|{niigi
des fiervensystema aehr ^t^ di« Knnla
fiihltan immer ein gewiises WoMbehagen'
darauf y vorzüglich wenn es mit dem Aconito
yerbunden war. Die riieumatischen Schmer-
zen, die Beklemmungen der Bnut, vermin«
derten sich darauf sichtbar, und hiermit
nahm auch das Fieber selbst ab.
'Ifit ungemein gro&em Nutzen verband
ich öfters mit diesen fliichtig reittenden auch
säuerliche Mittel, vorzüglich wenn zugleich
örtKdie Schädlichkeiten im Unterleibe sutt fan-
den, als Tamarinden, kleine Portionen Cre^
mar ianarij oder Sal essentiäle iartarij und
ganz vorsügUcb häufig das Sal ammoniao.^
als ein, wahrscheinlich uregen der prädomini«
renden Kochsalzsäure, hier ganz vorzüglich
wiirLsames Mittel Durch diese an Saneiw
Stoff reichhaltigen Mittel wurde nicht allein
der ganze Körper erfrischt, der öfters sehr
heftige Durst gestillt, sondern sie setzten
besonders auch einzelne Secretionsorgane, vor-»
züglich die des Urins, iu grolsere ThStigkeit,
welches immer eine in diesen Fiebern sehr
erwünschte Sache war. Obschon diese Fie-
ber ganz in die Klasse der asthenischen ge-
hörten, wo einige Aerzte weder säuerliche
Mittel, als vermeinte schwächende Potenzen,
noch viel weniger eine etwas vermehrte Lei-
besöffnung w(rilen statt findtfi lassen, %o
kann ich doch veifidieni, daik aick alU
— iq6 ^
meine Kranken, auch die den. Umitlnfai
naeh sehr schwachen, sehr erleichtert St
ten, wenn sie täglich einen. föculeaten Snä
hatten, welcher, aufi^er der andern Wuriui
ebenfalls durch diese Mittel erhalten
Nie sah ich auch bey so vielen »
Gestalten dieser Fieber nur den
femtesten Nachtheil für die GenMung
erfolgen« Im Gegentheile wurden die ei^
lieh flüchtig reiuenden Mittel hierauf S&B
weit wiirksamer und eindringendet. JA
mvSs überhaupt ganz frei gestehen ^ dals id
mirwnicht rorsteilen kann, wie in irgead »
ner Form des Uebelbefindens, im fieberba/he
Zustande, wo stündlich Arzneien gwnuaea
werden, wo man dem Kranken, oft gepaiSl-
len Appetit mehrere nahrhafte Speisnii )•
sogar in ziemlicher Quantität, mstopfti
eine 8 bis ai und mehr tägige Leibes versUif
fung, wie in neuem Beobachtungen engl'
fuhrt wird, die man noch dazu durch anhalte»li
Mittel recht absichtlich hervorzubringen sucht
von wahrem Nutzen seyn kann. Im GegM
theile kann ich versichern, dals bej denei
wo sich eine so groüse Verstopfung der as
türlichen Escretionen, als die des Stuhls nni
Urins, einfand, immer die grölste Lebeosga
Eahr zugegen war, ja, wenige sah ieh bej
(iie§ea eintretendfon S^usgiomva "«ivbiiMz ^|MI»
, Kexneswegft aber will ich hier der §a»
$ voa jedem TemUnftig denkende» .Ancte
;st vergessenen Auflösunga^ nnd Auslee»-
gsmethode auf irgend eine Art das Wort
en,- Denn dtiese ist selten ^ in diesen Fiei-
a ^aber gewils nie» von wahrem Nutzen
resen, dk sie gans der Natur der Kcanfc-
t iQwider ist.
Oefters warcgu aber auch diese flUchtig
I zum Theil specifik reitzenden Jdittel
bt hinreichend, eine Abreiniguog der
nkhaft veränderten organischen Stoffe, als
rissermafsen der nächsten Fieberursache,
xh die natürlichen Secretionswege hervor^
»riDgen ; und um dieses . zu bewUrken,
tsten gleichsam neue Organe geUIdet wer-
I, Welches besonders durch die Anwen^P
lg der Blaseupflaster bewiirkt wurde,
rch die hierdurch entstandenen künstlichen
ichMriire— - depn sie muTsten bis zum Zie<-
i . einer Blase liegen bleiben — - wurde
ht allein durch die Eyterung eine patho»
iache Absonderung bewUrkt, sondern es
rden • durch diesen Reitz auf der Haut,
Ji andere, Öfter& lange gegen gleichsam
«ufik ritzende Mittel unempilndlich geblie»
I« Secretionsorgane^ als die des Urin^^ in
ibera Thätigkeit gesetzt, und so die krank-
te Anlage entfernt. So sehr . tncV %^Cj»>
— xo8 —
diesen Gebraach der Blasenpdaster von ei»
nig<>n Af^rzten, nach angenommenen theore-<
tischen Sätzen, bejr allen Asthenien, wo sie
schwächend würken sollen, geeifert wird, und
man nicht allein ganz und gar keinen Nn^
cen, solidem im Gegenthcile den groJatem
Nachtheii beobachtet haben wrll, ao kann
ich, da mir bisher so viele Falle gerade das
Gegentheil bewiesen haben, mich doch ton
diesen speculativen Ansichten keineswegft
überzetigen. — Diese Mittel waren bey den
im eigentlichsten Sinne nervösen Fiebern £ut
unentbehrlich, beaonders je mehr anomaliacht
Bewegungen und Aeusserungen des NttteBF
Systems vorhanden waren.
Die apeciellere Anwendung dieser Ifittiel
richtete sich immer nach den einzehien ?er»
achiedenen individuellen Fällen und den di*
bey erscheinenden Umständen. War das
Fieber Von einem geringen Grade , ohne dafs
besondere Zufälle dabey zugegen waren, ao
wie bey den zuerst be&chriebenen, so war
Öfters ein Infusum Flor, arnicae mit etwas
Sal ammonic. und Spirii. Minderer. hinrei>
reichend, es zu heben* Waren die Zufalb
heftiger, so wurde der Infusion noeh Bai
Paler. oder Serpeniaria zugesetzt. Je hefii*
ger die Hitze und der Schwindel waren, ja .
klein&t und mattet sich zugleich der Pub
— log —
nfUhhe, desto mehr war immer der ganze
prganismu» angegriffen, und erforderte daher
ILudh einen anhaltendem und öftern Gebrauch
JBLer flüchdg reitzenden Mittel. Zeigten^ die
Eufälley dals das ganze Empfindungsyermö«
gen, Gehirn und Nervensystem in einem
hohen Grade afiicirt waren, so wie bejr den
Etebern der zweit;en Art, so war ein noch
öfterer Gebrauch der durchdringendsten fluch-
lag reitzenden Mittel nöthig, um die Thätig«
k^eit der einzelnen Organe so zu vermehren,
4lftfs sie dem natürlichen Zustande näher ka-
men* Unter diesen Mitteln zeigte sich be**
.sonders der Campher sehr wüiksam* Die
heftigsten Fieberparoxysmen mit den bedenk«
lichsten Zufällen, gaben sich nach, seiner
Anwendung sehr bald. Die Gabe dieses, in
/^ler Hinsicht vortreflicfaen Mittels, muC^ta
sich immer nach dem Grade des Paroxjrsmus
sichten. Je heftiger dieser war, desto starker
mnlkten die - stiindlichen Portionen dieses
Mittels seyn, die sich bisweilen auf 2 biji 3
Gr.beliefen, so daIböftersinnerhaIb24Stunden
fiber eine Drachme und mehr gegeben wur'ie«
Waren hingegen die Zufälle geringt r, so war
Öfters schon ein halber bis ganzer Scrupel
hinreichend, dieselbe gute WUrkung hervor«
subringen.
>Varen anhaltende krampfhafte^ aivom^*
-— 110 —
lösche A^u&erungen des Nenren^stejns bey
diesen Fiebern, so erforderten diese yorziig«
lieh den Gebrauch solcher Reitzmittel, welche
zugleich ein betäubendes (narcotisches) Prin«
dp enthalten. In dieser Hinsicht verband
ich mit den scho^ oben genannten Arzneien
Opium ^ bisweilen das Extractum nucü vomi»
cae^ am häufigsten aber aus den schon oben
angeführten Gründen das Extractutn Ifyos»
tyanuy und zwar gewöhnlich mit dem E»*
iraao aconlti in Verbindung. Gewöbniidi
lieft ich eine halbe Drachme Extractum Hyof^
cyami und eine Drachme Extractum aetmid
in t4 Drachmen Zimmetwasser auflösen, nnd
hierzu a Drachmen Spiritus Salis dulcis Ümu
Hiervon liefs ich anfanglich alle s^ StuttdeA
n^ben dem Campher, i5^ räch und aach
aber bis auf 60 Tropfen steigend 9 nehnaiu
Ob zwar schon die Gabe dieser beiden* MitJ
tel yielleicht das Gewöhnliche iiberschrcdtet;
so kann ich nach vielfäliigen Erfahruligifll
rersichehi, dais A bis 4 Gran dieser Extrsctl
des Tags iiber gegehen^ gewöhnlich nicht di4
geringste Würkung hatten*
Waren gastrische Zufälle mit diesen Fia^
bem verbunden, dann erfor^lerten diese, na»
ben den angeführten Reirzmi^teln, die Aa*
Wendung eigentlicher , jedoch nur schwaeh
wiirkender Ausleerungsmittel. Waren hiecsu
— XII —
Je sSthigen Anseigen yollianden, äh beson-
tmrs ein heftiger Froit^ mit mälsiger darauf
slgender Hitze b#y'm Paroxjrsmus^ anhalten-
Le klopfende Kop&chmenen unter der Stirne^^
Lnangenehmeii öfteres Aufstolsen mit Nei*
;nng cum Erbrechen , Spannen und Drücken
m Unterleibe 9 wozu sich öfters Leibschme^
&en gesellten^ vermehrter) gespannter^ härt-^
iobetf mehr unterdrückter als matter Puls u.
u yt. Dann war öfters ein gelindes Brech-
iiittel von Ipecacuanha^ oder häufiger ein
i«hw|iches Infumm Potior. Sennae mit etwas
Cremor Tariarij, das einige flOssige Stühle
bewürkte» hinreichend» alle tiblen Zufälle auf
«inmal tu heben« Die Kranken leerten ge-
^röhnüch eine ziemliche Portion Schleim
und Galle aus, und in vielen Fällen sähe ich
hierauf die Fieberzufalle ganz aufhören, ode^
ll^rden doch so vermindert dals dann ein
ganz gelindes Reitzmittel im Stande war, die
nöthige gleichförmige Action der organischen
Theile zn bewürken, und so eine vollkom«
jnene Reconvalescenz hervorzubringen.
Bey diesen Fiebern überhaupt bekamen
die Kranken, den Umständen gemäfs, Wein;
Bum gewöhnlichen Getränke aber Wasser, das
mit Weinessig y oder Sal essendale tanari^
oder am hSufigsten mit Schwefelsäure, bis zu
«inem hinlänglichen Grade von Siure vev-
— 113 —
mischt war« Zur Speise aber wurde den
Kranken, so lange noch Fieberzufalle erschie-
nen, nichts als Suppe gereicht« die aus einer
malsig starken Fleischbrühe bestand ^ worin
bald geschälte Gerste, Reis, Spelzengrieiiy
bald etwas Weifsbrod gekocht war. Fieisdi
in Substanz liefs ich gewöhnlich, wenn auch
die Verdauungsorgane wieder mehr Thätig*
keit erlangt hatten und vermehrter Apparit
sich eingefunden hatte, doch nicht eher ge«
hWj, als bis gar keine FieberbewegungfU
mehr erfolgten* Denn ich fand immer, daJs,
wenn auch der Appetit so ziemlich war , und
die Verdauung, dem Anscheine nach, in der
Ordnung Yon statten gieng, das Fieber im*
mar langer und hartnäckiger wurde, wann
der Patient zu viele consistente Speisen zu
•ich nahm. Denn dex|[Ieichen schon härtere
Speisen erfordern, wie hinlänglich bekannt
ist, immer einen gröfsem Aufwand von Kriif^
ten, bia sie der Magen gehörig verdaut; aller
Aufvrand und alle Anstrengung von Kräften
, aber vermehrten immer die Fiebeiranfalle»
Auch kann in der That, so lange das Fieber
anwesend ist, wegen der allgemeinen Störung
der verschiedenen Organe des Körpers in
ihren Functionen, wohl nie eine gana gute
Verdauung statt finden. Wird nun der Mt*
gen mit zu rillen Nahrungsstoffen oder gar
noch
ftöcli mit ICörpern angefüllt , die er nur halb»
öder nicht gehörig schnell verdauen kanii^
to bleiben diese zu lange daselbst liegen, er- ^
ieügeü viele beschwerliche Blähungen ^ und
.treriuiachen in der Hinsicht nicht allein viele
Beai:hwerden, sondern vermehren auch ebea
dadurch die Fieberzufälle^ wie mich viele
tiSle hinlänglich überzeugten«
Nach diesem angezeigten tleilplane wa«
tea gewöhnlich die Ursachen und mit diesen
das Fieber selbst in sehr kurzer Zeit geho-
ben. Da .aber der Körper während dem Fie«
ber, War ^i auch ilur von kurzer Dauer ge-
Weseti, theils Wegen tnangel- und fehlerhafter
Emalknüig, theils auch wegen der widerna-
fiirlicheü Lebensäufseruhgen der ver^chied^
fien Organe immer mehr oder weniger von
Meinet Materie selbst, und den dem gesunden
Znstande zukommenden Zusadimehhang und
die Energie verloren hatte, wodurch bald ein
^ölserer^ bald geringerer Mangel an Kraft
litid natürlicher Lebensthädgkeit entstand, io
rrät es üöthig, diesen 2ur Erhaltung tind
Fortdauer des Lebens so wichtigen Abgang,
Sd bald ak möglich wieder zu ersetzen. Die^
aesi geschah theils durch nährende Speisea,
theib dvLTth solche Arzneien, welche in die
Materie des Körpers selbst übergehen, und
AeA efinzehiän Theilen ntehr l^usammenhdng
XVIIL B. a. st H
- ii4
nuJk
und Ton geben. Diesels zuscammen
eigentli' h die letzte Heilanzeig^ dieser FiAa
aus. In dieser Hinsicht erhielten die no
mehr Rer^onvalescirenden aui\er gut nähr»
den Fleischspeisen 9 und was sonst bi«"]
gehört, solche ArzuBien, welche man utf
dem Namen fixe Roborantia begreift; U»
her gehörten nun besonders China, oder Ml
häufiger deren Surrogate, als Coriex I^
costaniy. die Quassia^ das Extracium
und ChafnomiUaCf Martialia^ und betondn
die Flor. Salis ammoniaci mariiales etc. Ol
öfters sehr tief gesunkenen Kräfte eisetiM
sich hierauf bald wieder. Kranke, diel
den letzten Paroxysmen dem Tode niJw a
seyn schienen , sah ich schon in wenig Wo-
chen wieder umher gehen und in 3 bis ^
Wochen wieder bey vollen Kräften sa ibici
Bataillons geheD.
Chinarinde, dieses von so vielen iip-
sehenen Aerzten in diesen Fiebf^rn gleicfaili
als specitik angepriesene Mittel, vertra{fl
meine Kranken schlechterdings nicht. Wt
ren auch die V^rdauimgsorgane weniger 0
gegriffen, so dafs ein ganz guter i^ppel
und gehörige Verdauung da waren, oder, «i
man auch sonst zu sagen pflegte, die er>tt
Wege r^in waren, wo man also den Heiltf
zeigen der China gemäfs, sie hätte gebe
- ii5 - •
können, so sah ich dennoch, so lange nicht
die fiebererregende Ursache, welche in der
organischen Mischung selbst lag, gehobeii
war, nie 'Jene heilsame wohlthätige Wiirkung,
die man ihr zuschreibt, darauf erfolg'^n. Im
Anfange meinrr practischen Laufbahn wen-
dete ich dieses Mittel, im Vorirauon auf die
Autoritäten so vieler angesehenen 'Aerzte,
sehr hantig in diesen Fiebern an; allein ich
TXivSs aufrichtig bekennen, dafs ich wohl eben
so vielen Schaden damit gethan habe» Der
Parozjsmus veraiinderte sich zwar in «ehr
Tielen Fallen, niinilich Frost und Hitze nah-
men darauf ab, und hörten auch wohl nach
fortgesetztem Gebrauche ganz auf. Allein die
meisten fühlten uicht jent's Wohlbehc/gen
und fene Leichtigkeit in ihrem Körper, wel-
che doch erfolgen mufs, wenn eine Krank-
heit vollkommen gehoben ist. Im Gegentheile
vermehrte sich sehr häufig die Mattigkeit, die
die kranke blafsgelbe Gesichtsfarbe blieb, wie
im Fieber selbst, und obgleich bey den mei-
sten der Apprtit gut war^ so gi eng doch
Keine gehörig*^ Restauration von statten, son-
dern sie blieben' im Grunde ia dem unglUck-
- liehen Mittelzustande zwischen würklichem
Krankseyn und Gesundheit. Hatten sie sich
so einige Tage oder Wochen hingeschleppt,
so schwollen ihnen die Füfsie an> es entstan-
H a
'— ii6 —
den Verhärtungen im Unterleib^i so geni&nte
Fieberkuchen 9 und sehr glücklich gieng es.
Wenn in Kurzem das Fieber selbst wieder
zum Ausbruche kam. Oefters aber' sähe ich
leider! diesen traurigen Zustand, troti dem
fortgesetzten Gebrauche der China, in Was^
sersuchten oder Auszehrungen übergehen. la
andern Fallen kam nach diesem erholnngslo»
aen Zustande anhaltendes Fieber,^ und die
Kranken wurden dann in vielen Fällea^ we»
gm Mangel an Kräften, eine Beute des To«
des* Die Ursache dieser widrigen Würkung
lag wohl ganz offenbar darin, dafs^nicht die
Ursache des Fiebers selbst gehoben, sondern
nur durch den anhaltenden Reitz der.(3uuaa
unterdrückt wurde, um sich dann hey der
igeiingsten Veranlassung wieder desto hefti^
ger zu äulsern. > Und wie sollte auch ein
Mittel, dessen Hauptbestandtbeil BitteiMoff
ist, das nur sehr wenig flüchtig reitzendei
die Nenrenthätigkeit hebende Bestandth^
hat, so unbestimmt und allgemein gegen dt*
ne Krankheit angewendet werden könneOi
die doch, wie bekannt, aus so vielerlei Ur-
sachen entsteht, die sich abei nichts weniger
als durch zusammenziehende Mittel . heb«
lassen? Mehrere von den angefüfanen widri-
gen Erscheinungen und ein genaueres Stu-
dium des Fiel>ers selbst bestimmten michy
— 117 —
^ses Mittel, dessen grolse Würksiimkeit idt
■igens im höchsten Grade schätze^ so lange
«h nicht durch flüchtig reitzende Mittel die
c3ernatUrIichen Aeusserungen der Erregbar«
Kt modificirt waren , und eben dadurch in
3r organischen Mischung selbst eine VerSn-
simg erfolgt war, nie mehr zu gebrauchen^
isl bis jetzt habe ich noch nicht Ursache
=aabt, diesen Grundsatz zu bereuen, oder
ändern. Waren aber die dem Fieber zum
xinde liegende materielle Veränderung im
^ rper dein normalen Zustande wieder näher
bracht, und die anomalischen Aeusserun-
:3i des Nervensystems, durch die oben an-
führten Mittel gehoben, und dauerten den«
fcich die FieberparoqEysmen, so wie es bey
ehreren geschah, gleichsam aus Gewohnheit
rt; dann war kein Mittel würksaiper, um
lese Fiebererscheinungen zu heben, und al-
in Theilen mehr natiiriiche Heaetion und
*on zu geben als die China. Und in diesem
Zustande habe ich sie allein in diesen Fie«
ern wahrhaft niitzUch gefunden.
WaTv durch einen zu frühzeitigen Ge«
rauch der China der Fieberparoxysnms eher
nterdrückt, als die Ursache des Fiebers
^Ibst gehoben war, und waren die oben
Dgeführten widrigen Zufälle eingetreten, so
rar, um dieselben tchnell und griindlich zu
- ^18 -
heben I nichts besser, als wo möglich den
Fieberparoxysmus selbst wieder hervor zu
bringen. Die in diesen Fallen gleichsam lo-
c.al würkende Ursache wurde hierdurch wie-
der aufs neue in Bewegung gesetzt, und
dann bey schicklicher Behandlung mit dem
Fieber selbst leicht und vollkommen entfemt.
Diese Wiedorhervorbringung des Fiebers
suchte ich besonders durch kleine Gaben
von Sal mirabile Glauben j so wie* ich schon
oben zeigte, zu bewürken, welches auch in
sehr vielen Fällen vollkommen glückte.- Der
Ton, der in den festen Theilen durch den
anhaltendjen Gebrauch der China hervorge-
bracht war, wurde dadurch wieder Termin-
dert, odet überhaupt die «ErregbaiLeit ver-i
mehrt, so, da(s mit dieser das Fieber selbst
wieder erschien, worauf bald die üblen Zu-
fälle , welche auf den zu frühen Gebrauch
der China entstanden waren, vergiengen
War dieses erfolgt, so suchte ich dann auf
die angezeigte Art durch flüchtig reitzende
Mittel die Ursache zu entfernen, vromit zu-
gleich das Fieber selbst aufhörte. Durch die-
ses Verfahren glückte es mir, die sehr grolse
Anzahl von Kranken, welche im Jahre 1797
mit einer Brigade aus Kroatien zurückkamen
und die gröfstentheils in diese Klasse gehör-
ten, in sehr kurzer Zeit wieder herzustellen.
— iiy — . •
Ich kann versichern, so sehr auch der
Jiefolgte Heilplan in mehreren Stücken von
der jetzt hie und da als einzig wahren ange-
pHefsnen Heilungsmethode abweicht, dafs
doch die so häufigen Fieber sowohl in dem
Lazarethe, als in meiner Privatpraxis, sehr
schnell und glücklich dadurch gehoben wur-
den. Unter vielen hundert Kranken sah ich
nur seht selten ein ftecidiv entstehen, eine
Sache, die bey Soldaten und in einem Feld-
lazarethe, wo man nicht alle Begueitilichkei-
ten haben kann , gewifs zu den Seltenheiten
gehört. Erfolgte ja eins, so war es blos der
unsinnigen LebensorJnung dels Individuums
selbst zuzuschreiben^ vorzüglich weiän es sich
zu lange und öfters der kühlen, . feuchten
Abendluft ausgesetzt hatte. Allein es gab si« h
auch eben so schnell wieder. Nie sah ich
andere Krankheiten äh ifolge dieser Fieber,
worüber sopst die practiscHen Aerxte so häu-
fig klagen, als Oedema pedum^ so genannte
Fieberkuchen , oder andere Verhärtungen,
Wassersuchten oder gar auszehrende Krank-
heiten, noch viel weniger den Tod selbst,
erfolgen« • '
— 120 -^ . .
Versuche und Beobachtungen
über die
\yVürks£uiik^it d^r thieii$ch(ßii GelatiM
cur
Heilung intennittirender Fieber,
Dr. Giuseppe Gautierij
Delegtto Medico dea Departemenu ^on An§0|ia,
^ebers^tst
und mit Anmerkungen begleitet
Vom
Dr. B i s c h o f f *)»
Ant «u Berliii,
VV^nn es w&hr ist 9 dafs die Gltncen des
Wiosens sich bis auf den heutigen Tag nicht
^) Ohnerachtet dietes Journal einzig für Tauucbe
Originalabhandluiigen bestimmt iit, und auch •ei^
ibeii bestimmen laaisen, und dals jedes Be-»
reben, der VervoUkommliung der Wissen«
haften ibr Ziel abzumessen, yon den Den«
;nden fiir kecke Unbesonnenheit oder blinde
nwiisenheit gebalten worden ist, so erheU
t) dals wir die Eigenschaften der Körper
)s Thier«-, . PAan^n- und Mineral -Reichs,
»wohl der einfachen als zusammengesetxten,
s w£ diesen Tag nicht anders, als aus der
rfabrung bestimmen J^önnen, Die Trans-»
endental f- Philosophie würde aufhören, die-
A Nahmen 2;u verdienen, wenn sie, statt
e Ursachen von den Würkungen zu ab-
rahiren , dahin gelaugt wäre, die Ursachen
st zu begri{nden und diQ Würkungen dar^
IS abzuleiten.
Allein di^sa letzte Methode ist bey yie«
her, dieiem Grnndaatie treu, eia Nation«lprocbct
Teutscher Ifedicin geblieben ist, «o seh« ich mich
doch bey gegenwärtiger Abhandlung des Hm. Dr.
Gaittieri genöthigt, eine Ausnahme in. machen, da
der Gegenstand (besonders «u «iner Zeif, wo man
auf XJoterstützung der Armen und auf Gewinnung
der Gallerte aus Knochen so viele Aoimerlisamkeit
wendet 2 von so grprsem Interesse ist, dafs ich ihn
gern recht bald und recht allgemein in die Hand^
des medicinischen Publikums bringen möchte, wel-
ches gewila auf keinem Wege so sicher, als durch
dieses Jlovmal erreiebt ireiden k«nii.
— i2a —
lea Geschieht Schreibern-, Philosophen und
Aerzten eben so sehr eingpwurzelt, als sie
dem menschlichen Interesse nachtfaeilig mid
dem Zwecke aller philosophischen Untersn^
chimg^n entgegen ist; und das auf' eine sot
che Art, dais, bey der Trüglichkeit einer so
beschaffnen Methode, der Logiker sich (i&
Hinsicht auf die unthäti^^e Nachgiebigkeit der
Menschen, auf df^n Ue^erRufs an andam
Quellen, auf die Spirzfündigkeit der Sopln«
sten und auf die geduldige Genüg«; amkeit
des menschlichen Geistes) einem supponirten
oder blindlings gehuliiigtHn glänzenden Teu-
rem gegenüber, dennoch berechtigjt £ndea
kann, vielen, von den gelehrten Partfaeigän«
gern aufgestellten Ursachen der Dinge sei«
nen Glauben zu versagen. Ich berufe mich
hierin, was die Geschichtschreiber betrifft,
auf Baylcy unter den Aerzfen auf Gaubius
und Brown y und unter den. Philosophen iiuE
ßaco.
Wenn nun demnach das Urtheil Über
Entdeckungen in der Medicin, die der Zu*
fall, die gewöhnliche Quelle der Begebenhei-
ten, darbietet, oder die eine vernünftige
Analogie oder auch ein glücklicher Bück des
Genies daraus zu schöpfen weifs, einzig und
allein auf einen richtigen Schlufs ans der
Summe der Er^icheinungen in der Erfahrung
— ia3 —
g€|;rän(let werden kann, so wird ^iclf derje-
nige stets der Unwissenheit oder einet bos-
haften Nebenabsicht schuldig machen,, der
sich zum Richter /über eine Sache aufwir&,
ohne die Erfahrung darüber 2uvor zu Rathe
%n ziehen. Wie viele Aerztö alley Zeiten
und Nationen fehlten aber nicht gegen dieses
> (Besetz. Sind denn die China^ der Tartarus ' *
. emetigusy das Quecksilber ^ die Vaccination
allein die Gegenstände des jFaden 'Gespöttes,
« des gehässigen Anfeindens und der unver-
söhnhchen Verläumdung ! Mufs denn der
Mensch immer 'nur darauf rafHniren, dem
Wohl der Menschheit; entgegen zu arbeiten! .,
— Am Ende siegte die Wahrheit doch übet
alle Hindernisse, welche die Unwissenheit
, den Fortschritteil der Wissenschaften, uüd
dem Öffentlichen Wohl entgegen stellte. Die
Wirksamkeit jener Mittel und ihi: heilsamer
Gebrauch ward dadurch nicht im geringsten
geschmälert, und bedarf keiner Lobrede»
Aber Heil unsr er Nachkommenschaft, der es
gelingen wircL, sich noch mit andern Arznei-*
mitteln zu bereichern , die sich nichjC nur
den obenerwähnten an Würksamkeit gleich
stellen, sondern «ie gar noch übertreffen
werden.
Bis ea^^ nnsrer Chemie daher gelingen
wird, die Grundbestandcheile der Korper
glücklich zu erforschen und kennen ,za fer-
nen, berechtigt und spornt sie selbst uns an,
unsre Aufmerke an^keitf auf jene Körper selbst
2U richten, und setzt uns demnächst in des
Stai^d, durch eine scharfsinnige IndüctioB
und Analogie auf die Kräfte und von dies«
auf die beilsamen Würkungen derselben in
tchliefsen«
So verfuhr auch Seguin^ als ei> die Be«
standtheile der China zu erforschen- und za
bestimmen suchte, vojj welchen die Vis Je^
frifuga dieses Mittels abhängt* Elr fand
nämlich bey der Untersuchung der verschie«
denen Arten der China, dafs diejenige die
iWürksamkeit gegen das Fieber in einem
yor züglichen Grade besäfse, welche, aufgelöst
in Wasser, die gröfste Menge GerbestoS
{Concino)^ und am wenigsten schwefelstaresEi«»
aen präcipitirte; und dafs dagegen diejenige Art
yon geringerer und unbedeutenderer Wiirk*
samkeit sey, welche viel schwefelsaures füsea
und wenig GerbestofF prädpitire.
Diese beiden funkte festgesetzt^ unter»
suchte er nun weiter, welche Substans in der
Natur gleich der China die grÖfite Menge
V&B Gerbestoff und den wenigsten Eisenvi«
triol präcipiiirte, und fand, dals dieses bey
der Gelatina oder dem thierischen Gluten
der Fall sey« Nach einer vernünftigen und
— izS'
gleichsam auf eine mathematische Basis ge<^
gründeten induction vermuthete daher Següih^
daXs die concentrirto Colja *), oder die thie-
rische Gelatinai l>der das Gluten> dieselben
Würkungeh hervorbrirgen miifste wie die
China* > Er Wandte rie bey seinen eigenen
Kindern gegen ein imetmittirendes Fieber
an, ii«i)ches selbst der China widei;stand; und
der Erfolg entsprach seiner Erwartung **).
•j leb bemerke bielr ein für allemal, daft uüiet Verf.
mit ,, Colla *' stets den Tiscblerleim , die thieriscbe
Gelatioa bezeichnet; freilich sebt unricbtijg^ da
Colla in der Chemie den Pilanzenkleber, od^er
doch nur den Kleber im Allgemeinexi^ biedeutet.
X)a Bischof,
*♦) Bey sorgfeltlger l>ruiung der hier erwäbitten Untet»»
auchungen Sfsguins und der von ihm und depi'
yerf. dieser Abhandlung weiter unten daraus gezo^
gsfien Resultate, läfst sich nicht läugnen , dafs
beide > und besonders letzterer, durch das Bestre-
ben > Absicht und Zusammenhang in die Eufälligen
Entdeckungen zu bringen^ verleitet, zu weit in
ihren Behauptungen gegangen, und uns den Be-
inreis für dieselben schuldig geblieben sindy
Ich halte ea daher zur Verhütung allelr Mifj*
Yerständniss'e in dieser so ihti'eressanteii und wich-
tigen Angelegenheit fbr nöthig^ den Lesern dasjd«
nige näher bestimmt mitzutheilen , was Seguins
bikher bekannt gewordene Untersuchungen und ei*
-nige Versuche, welche ich selbst, unterstützt durch
43ie Güte udsers rubmlichtt bekannten C\i«Di\\L«i%^
— ^ ia6 — *
Die Vemichey welche Seguin und die «i
diesem Zwecke Ton dem National - Institvti
za Paris ernannte Commission in der Folp
nun anstellten, zeigten, dals die conccntrim
Hm. Gehlen , über diesen Gegensuad mn^HtJk
babe» lehren.
Segain fand nimlich , nadi der einzigea Kidi-
riclit, die von seinen VersucLen im BmlieÜMdm
Sciences , par la Socicie philo matique. Paris» iW
nädor XI, . Ab. 77. 5. i3o , und Im Amga^
darana im Berlinischen Jahrbiwhe für die Pbaina ie
u. «. w. i8o3. bis jeut mitgfibeilc wordcB» dal«
die fiebervertreibende fiigenscbaft der Ch'ju jof
einem Principe beruhe^ dessen cbaracteHsUKhe
Merkmale folgende sind : dafs es die Auflöiiu; </es
Gerbesto£Fs niederschlägt, aber nicht die AnCö-
•aog der Gallerte und de« schwefelsauren Eimt.
£r fand demnach, da£s diejenige China das bcOi
Febrifitgum sey, welche am stärksten die Auflöiisf
des Gerbestofifs« und am wenigsten die des schfre*
feisauren £isens und der Gallerte niedersdils^
(Ob und in wiefern die sich also verhaltende Cbim
vor oder nach der chemischen Analyse als das vor*
sijglichste Febrifugiun am Krankenbette bewahrt
gefunden sey, davon wird gar nichts erwähnt).
Die Auskunft und fernere Untersuchungen hierüber
würden um so interessanter und noth wendiger
•eyn, da nach meinen \^rsu eben, das Decoct meh-
rerer Sorten der gewöhnlichen ofBcinellen Cbios
(C Chinae ruscus) von verschiedener Güte, lo
wie das der rothen (C. Chinae ruber) und der ff\-
btn (C. Chinae flavus s, regius) sehr stark, wean-
olla oder der Leim, de&«en ndi Srt X.sdb-
r bedit^nen und d-r aos k-csu, si^ <sb^
Krockn#>tttn thi-^rischen GeLtBaa b"-^«". d«
igp'nsch.ft besitze, die UMldnmiMiM'^Bi^LzM Exb^
er zu heben«
^eicli in TcrsdreiJafr Fanr, apamAk «ob «EOEff
Aoflösong dci GerlMs''«iffis. u» vsvt «üncr lüifiiifiui^
der Gal erte nud des ftdLv.e9r«BHpgE Jjnsni ^lülc
tnude (ans mtidbtam Gswa»^ anvi. «üfantLrci 3u^
maU l^iuioi. mkonü ■. -Äs» sx Ciiönrtifn.v::»^ «&-
sen tollu). AUc «Eoe I>«i«cae tm^nuB mm%> mub--
lirb dem GerbocofEe, U)C«k dunä. air fi« Jl&iffi^
•ung der Ge'lerte ia iiisri|pv f sb» «"■itiiiyÄinpmi
TTurde; aber ^»i^ckfc smth iämDutA 'Aar i^smlutna,
indem üe die Auß&^mn^ dgm GiaiU«as& ^[*rtrtia*dm
xeidiflcfa laufacB. Drikesf Ür « jtmwitiuiitwmnrfu
deü beide R^a^Baaean, «awoot '<Sie ^luiIiueM^ fi«
Gerbettoffii wie die der Geiuv-br^ li«f; ^OutikfM'JUCi^
ibrct gansen G^f.aia» ra, ^itgiaium ^scsxkmmn. jmwsn.
diese» xavor mküu orfier ircaii|(V «or-r tpgyirir uni*
mit krmftignm Geacttewadto (fev CumE «««01401.
durcb ilas ZapeiSiea ^«Mir fttfef^anuoT- o^r ^yiur
«Dtlarbc klar mmd mlUkm. hm i^'^Jun^ussKatm- wuiuot.
Nach S^mim aoee d^tauAdi. xUäsc *ubp iswacn^
•toff da« Pri0f€iptmm f4^Jinjpum^ dtt 4r # if^a»
als Reagena FTr du»»»» aa&cicflc^ atid! ifW >Vail«tr»
oder der hittitthe Ltam, ^f.'ikm JS^^fuüt: fH9n0i*w-'n-
geleitci, crfabresa n^ mv^y Mi^ mt^ m- ifp^' ^
Fehrifmpam ar.'a liekt a6g^ aädie 4fi<^ i^^^^
Spiir TOB Gevbcaiflpff ai»t|f Vamw V'fnliaanf *i««j|l^
gen-baft den G«rb«»atoff^ wie er W'ür^r Hirien; i^nir
bcftimiitt cdJift^ lir ciM» hn^innwiirfim ttM^vAd-
— 128 —
Diese Entdei^kutig ward Sogleich den
Prafecten der Departements mitgetheilt, dt-
mit sie die Aerzte derselben im Allgeineiiiea
mit der Methode ^ die thierische öaUerte ni
dieis
tiieil des autlfebrilisclien Pincipi, weichet er äa
in einehi bestimmten VerliäLtnisse des GerbMefi
SU dem Extractiv- und Bitterstoffe in der Chin^
oder cd dem thierischen Bestandtheile ih im Gii-
lerte sucht. Die Gallerte soll dcfmnach und nadi
der wörtliclien Behauptung unsefs Verfaisen Gsn
be^toff enthalten; denn von einer iufaÜigpä Bey-
niischung kann hier doch wohl Teriiüiütigerweis«
nicht die Rede seyn. Dieses aber bat der Wfuser
Uns durch nichts bewiesen; tind aw4r Uns den
natürlichen Grunde, weil 6s sich nicht btftreisen
läfst. Denn die Auflösung der Gallerte Schlaft di6
Auflösung des schwefelsauren Eisens» die durch
den Gerbestofl in allen Fällen und VechiltDissei»
'*. B. auch durch die China mit schwilra-blaulidier
oder dunkelgrüner Farbe pulverföräii^ niederge-
echlagpBn wird« keinesweges in dieser Gestlüc nie-
der; sondern gerinnt nur mit derselben« wie inic
mehreren andern riieullischen ^oltitioAeti» ku ei-
nem wenig gefärbten Megma, «o trie thierisduf
Substanzen überhaupt mit Metalloxyden sich gern
irerbiaden. Der Gerbestofi präcipiCirt ferner in dso
verschieden sten quantitativen und qualitativen Vai^
Üältnisaen, z. B. in der China, stets die GelatinI'.
Wie kann man also berecbtlgtrseyn, in dieser Gar-
bestofif anzunehmen? welches Seguin auch, so viel
mir bekannt ist^ nirgends thut. Die Gegenwart
des Gerbestoits in der Cfä/ta wiM -aber dtdardi
ese Art anzuwenden, bekannt: timchea und
3 auffordern mögten, sorgfältiger die Wür-
ingen jenes Mittels zii untersuchen und
e Dosis «und die Umstände näher su be^
immeni unter welchen es am zuträglich*
m sey» ' •
Der Präfect des Pepartements von Sesia'
füllte nicht allein den Wunsch seines Insti-
ts^ sondern hatte auch die Gefälligkeit) ihn
di^misck ünwidetlegiick dmrgeüian, cla£t die GhinA-
soladon Hiebt nur die Auflöiung des scWefelsau*
Iren Eiseiif tchwarxUch • grün , aondera auch di«
Auflösung der Gelatina in eben der Fonn, wie de^
reine GerbestoiEP dieselben niedersdilagt.
Nach *Seguins höchst wahrscheinlich nur sufal^
ligea Entdeckung, dafs die Gallerte itii gleichen»
ja noch vollkommeneren Grade -wie die China jene
adtifebrilische Eigenschaft besit2e^ scheint es dahet
vielmehr, dafs diese gänslich unabhängig von dem
.GerbestofFe und in einem andern, noch uhbekand-
ten Sto£Fe, oder in einem noch nicht ausgemittelteü
Mischungsverhältnisse su suchen sey. Von der
gröJGiten Wichtigkeit wäre es allerdings, die sorg-
fältigsten Untersuchungen über diesen Gegenstand
anzustellen, . und es wiad unnöthig seyn, thätigt
Chemiker udd Aörxte dasu äuEsüforderh.
Dalj der verdiente Verfasser dieser Abhandlung
sich bey seiner Hypothese auf Seguin berufen und
stutsen will,, verräth ein gtoüsei MÜsverständnift
ton sttner Seitt«
Serliiti bfi Bkchojf^
~ i3o .—
dem l'räfecten meines Departement»* bdunnt
zv{ machen, der mir jene ihm ertheilte Nacb-
richt sogleich mittheilte, indem er nnch in
seinem Schreiben vom 1 5. Julius d. J. (x8o3)
sub Num. 8375 aufforderte, ihr so weit maa
District rechte die Publicität zu verschaffn,
welche ich fiir die Wohlfahrt dieses Departe-
ments dienlich erachtete.
Wenngleich ich schon von Vercelli ms
Ton einigen glücklichen Versuchen unterrich-
tet war, welche einige franzSsische Aente
mit jenem Mittel gemacht haben sollten, und
wenngleich sowohl die öffentliche Bekannt-
machung des Präfecten von Sesia^ ab audi
einige andere öffeatliche Blätter den j^Sck-
lichen Erfolg jener Versuche priesea^ so
schien es mir keinesweges überflülaigy äae
ofBcielle Anzeige von allen in dem Departe-
ment gemachten Versuchen zu Teranstalten,
und darnach ein sicheres Unheil an fallen.
Die Fama i^t nicht immer die Gefährtin der
Wahrheit; und niemals leitete ein yerstÜBdi-
ger Zweifel auf Irrtbümer.
Ich zögerte deshalb nicht, die Aenll
von Capoluogo und vielen anderen Goinma*
nen, die, was die Nahrungsmittel, die La«
bensait, die Constitution und die KranUisi*
ten ihrer Bewohner und die verschiedane
Empfänglichkelit für letztere nach der IrfMp
— j3i — .
Polhöfae, Gesundheit, Kachbarschaft und
dem Locale ihrer WQhtiorte, betrifFt, sehr
von einander verschieden sind/ aufzuforde-
Ten, an jenen Versuchen mit der conc^ntrir-
ten Coila Theil zu nehmen, und bin durch
sie in den Stand gesetzt, ein allgemeines
Resultat liefern zu kennen. Es erhellet aus
den von diesen Aerzten angestellten und mir
mitgetheilten Versuchen, wie aus meinen ei*-
genen, dals die starke GoUa in der That
eine wahre P^im febrifuisam besitze. Hier
nur kürzlich die Resultate, nebst den Nah-
men der Aerzte, welche sich um diese Ver«
suche bemiibeten^
Hey- einfachen Tertianfiebern, ward jene
Wiirkung der concentriiten GoUa vollkom-
men bestätigt gefunden: von mir in Novara,
Casalbeltrame und Biandrate, von DmgosUniy
Matachiniy Tarnielli und Ompdei in Novara,
von Calaironi in Mede und der umlieg,enden
Gegend, von jPeratzi in Borgomanero, Cres«
sa und Cavallirio, von TrovaU in Ottobiano,
von Majocchi in Sangiorgio, von Caione in
Parasaocot Gropello, Sedone und Validone,
von Snniagostino in, Gropello, von Morstlli
in Vigevano, von. Francia in Omegna, von
Bergamo in Borgoverceili, von Ferrari in^
Cameri, von .Zanna in Intra und der umlie-
genden Gegend |. von Nasi in Biandrate^ voa
I a
JUoreita in GalUate, ron Vidini in Vocogno^
. von Paganini >in Oleggio^ von Presbüero in
Oandia und Langosco, yon Piedra in Gam-
bolö) von Reale in FaraJ von Cappa in Gar*
lascö, yon Beretta \xx Paiestro, von ßuratti
.in Casalvolone, yon Antonini in Casteln'o*
yettOf yon Bossi in Borgomanero, voz^ MigoU
in Ganobbio, von Paldi in Robbio , yon
Marini in Carpignano , von Zanone in Bor-
gosesia , von Brindesi in Truinello.
Nicht weniger glücklich war der Erfolg
ihrer Anw)enduDg bey der Febris nertiana
duppUcata^ sowohl nach meinen Beobachttm«
gen, als auch nach denen yon Dmtgosiim^
Matachini^ Tornielliy Calatroni^ Pvam^
Presbiiero^ Trovati^ Omodei^ Pieirm% Both^
linij in Marengo und Agnelengo, Ton Afa-
jocchiß Canlone, Zanone'^ Brindesi^ MoruUi^
Ferrari, Zanna^ Baggi in Civalegna, yon
Nasi^ Moretta^ Paganini, Cappa ^ Berma^
Santagostino und Croce in Grignasooy und
von Pieträ iu Gambolö.
Selbst in gefährlichen Fällen aeigte aidi
dieses Mittel nicht weniger heilsam, wie fol-
gende Beobachtnugen beweisen. Ich unter-
drückte mit einer einzigen Dosis bey einer
Schwangeren eine tertiana, dupplicoia^ ^
Anfangs cholericayraTj hinterher aber in eine
emetica ubergieng. Ferrari heilte damit swei
— i35 —
einfache Tertian{ieber| von denen das eine
mit heftigen Anfallen von Erbrechen , das
andere mit heftigen krampfhaften Kopf-
schmerzen begleitet war. Calatroni unter-
drückte mit der Colla eine tertiana pleuritica^
und sab eine cardialgica bey einem jungen
und robusten Subjecte, durch dieselbe beträcht«
lieh vermindert, werdeii, welche hinterher dem
Wüiische des Kranken gemäls mit einer Unze
China, abernicbt ganz rollkommen, geheilt wur-
de, und deren Heftigkeit n^sSxCalaiTonis eige«^
ner Aeusserung nicht würde gemindert wor-
"den seyn, wenn er sich vom Anfange an aU
lein auf die Cliina' verlassen hatte. Derselbe
Arzt hat hinterher, wie ich gehört habe, nocA
andere Fälle glücklich mit. diesem Mittel be<«
handelt. Presbitero heilte damit seine eigene
Frau yon einer tertiana dupplicata subin'-
tränte^ Borsalini zwei Fälle von einer tertia^
na dupplicata cholerica^ eine^ lert. dupplicata
cardialgica und eine t. d. emetica. Majocchi
heilte eine^ tertiana dupplicata ^ die an den
gleichen Tagen von Erbrechen und Diarrhöe.
* begleitet war, und Cantone eine tertiana
dupplicata cholerica.
Nicht weniger würksam zeigte sich dieses
jjyiittel bej QuartanfieberUi die der China
und den würksamsten Ubrigto Mitteln wider-
— i34 —
standen hatten, nach den Zeugnissen fon
Pagafvni^ CappUy Samagostino und Brnsu
Eben so grofs War die Würksamkeit die-
se<i Mittels, b«^y den infermittirendea -Quoti*
diantiebem. haggi hedte damit zu seinem
grölsten Erstaunen ein iSjähriges Midchea
yom höchsten Grade der Schwäche, mit
Oedem des Gesichts und der Füfse, den hef-
tigsten Kopfschmerzen und unauFhöriidien
Sausen und Taubheit vor den Ohren, die
schon seit langer Zeit am Quotidianfiebec
niederlag» Schon unmittelbar nach der zwei»
ten Dosis dieses Mittels erwachten die Ctft
schon ganz erloschenen Lebensgeister wieder
in ihr-n Blicken und ihren Augen, und das
Fieber liels nach. Bossi hemmte dasnil iwei
Quotidianfieber, von denen das eine ans ei-
nem veroachläfsigten iotercurrirenden Ter»
tianlieber entstanden war. Paganini heilte
nur zwei Quotidianfieber. Calatroni heilte
ein langwieriges Quotidianfieber und zugleich
das Anasarcuy welches sich zu denueibea
geseih hatte.
Endlich wurden durch die Colla noch
mehrere Fälle einer Febris suhoontinua und
der Beb. continua remiuens geheilt, wie fol-
gende Erfiihrungea beweisen. Borsalini heilie
damit die Feb. subcontinna in drei FilleDf
ich hingegen eine Feb. quotidiana retaüfmi
— i35 —
bey einer Schwangeren im siebenten Monatet
bejr eioer andern Patientin eine Tertiana
duppUcata subcontinua^ in welche ein ver«
nircUalsigtes Quotidianfieber Uberg#'gangen
-war. Dieses Fieber verwandelte, sich nach
der dritten Dosis der Colla in eine Tertiana'
duppUeataj hierauf in einfaches Tertianfieber
und endigte mit einem unbedeutenden Tag-
fieber* Es würde sich vielleicht schon auf
die fünfte Dosis dieses Mittels verloren La-
beiu Allein dieses, vereitelte die Kranke
wohl selbst, indem sie von Zeit zu Zeit Ver-
suche inachte, das Bett zu verlassen« Be^
reiia heilte damit eine aus einer periodischen
entstandene Febris continua^ bey welcher
sich alle drei, vier Stunden Erbrechen von
Galle und den Magensäften einstellte, daa
nur auf kurze Zeit und vorübergehend durcl^
Theriak mit Wein und durch Bähungen der
tilagengegend mit Weia und Laudanum er-
leichtert werden konnte« Paganini heilte
alier Wahrscheinlichkeit nach nur durch
Hülfe der Colla eine Febris continua remit*
Uns. Doch ^ fand er es für nöthig, diesen
Patienten, wegen gro&er Atoi^ie des Magens,
abwechselnd dabey eine Mixtur aus der Aqua
Cinamomi^ Aq. Menthae mit etwas Lauda^
num nehmen zu lassen.
Eine, solche Mannichfaltigkeit Ton That->
^ i56 -- . .
Sachen und das einstimmige Zcugnib so tie«
ler Aerzte, iiie weder dieser noch jener Par-
thei zugethan sind, widerlegen unwiderbrin^
lieh alle« Argumente derjenigen, die absicht-
lich die giofse Würksamkeit der GoUa ab«
läugnen wollen. Wer hätte glauben sollen,
dals in Zeit von vier Monaten allein in dii»*
sem Departement £)re/ hundert und funftig
intermiitirende Fieber rermittelst der Colla
geheilt werden würden! —
Die ooncentrirte Golla kam in Rück-
sicht ihrer Würksamkeit der China nicht al«
lein in vielen Fällen vollkommen gleicht
sondern üb ei traf sie noch« Seguin und an«
dere französisch^ Aerzte sahen dorcli die
Colla verschiedene intermittirende Fidber g&*
heilt werden , die der besten China wider-
standen hatten« So heilten auch (Umione^
Vidiniy Cappa^ Bergamo, Santagostinoj Zan^
na und ich fast augenblicklich dnrdi die
Colla die hartnäckigsten Terii^nfleber, die
dem Opio^ der China und allen anderen
Reltzmitteln widerstanden. Zanna heilte
durch die Colla ein rein asthenisches Ter-
tianfiebpr, dessen Exacerbationen bis dahin
bey dem ' Gebrauche der China nteht nach-
gelassen hatten. Cantone ist so überaeagt
von der grofsen Würksamkeit der CoUa, dafs
er kein Bedenken trägt , sie in allen Fällen
- 137 ^\
Alle» übrigen Feb^ifugis vorzuziehen. Nie*
nials Kac er eine nachtheilige' Nebehwürkung
beobachtet, und niemals hat er unter allen,
die er mit der Colla behandelt hat (bis auf
einige, die nicht dahin zu bringen waren,
das Mittel mehr als einmal zu nehmen), eine
entgegengesetzte Beobachtu'ng von einem
eingetreteneii Recidive gemacht. Endlich '
haben Borsalini, \Raffgij Cantone^ Calaironi\
ich und andere eben so schnell die in vete*
rirten als die frischen intermittiirenden Fieber
damit curt^^ wenigstens immer da, wo sie nicht
von inveterirten Obstructionen , Cachexie,
Hypochondrie, Hysterie und Aziasar<» beglei^
tet wären.
Aber nicht allein die Colla, sondern
auch die gewürzte Kälber-Gallerte zeigte je-
ne Wlirksamkeit gegen das Fieber. Ich.
wandte ^sie zu Novara bey einer Dame von
mehr als 60 Jahren, zwei Tage lang iij der
Dosis von 6 Unzen taglich, mit so sichtba«
rem Erfolge an, dals sie in zwei Tagen. von
einem ziemlich heftigen TertianfieSer befreiet
und nach einer kurzen Beco^valesccna; voll«
kommen ijelt^t ward.
•Zwei Wöchnerinnen waren«, so schreibt
mit Bergamo y «seit 8 Tagen von einer Ter^
iiana duppticaea^ mit schmerzhafter Dysen«r
terie begleitet, befallen worden. Da ich. vd\\>
— i38 ~ '
daf» auch die zweite Do<ie der 'China noch
nirht die geringste Erteichterong verschtflPtey
so nahm ich zur KalSsgallerte , mit einem
halben Scrupel gepulverter , Zimmtrinde ge-
würzt, meine Zuflucht, iind li^^fs davon alb
3 Stunden nehmen. Nachdem dieses yicr
Tage lang fortgesetzt war, verschwand niihl
allein, die Dysenterie, sondern in derselben
Zeit auch das Fieber; und nach i4 T^g^
befanden sich bt^ide Pafieniinnen wieder
Vollkommen wohl. Paganim. hob durch zwei
Posen Kalbsgalierte, zwei Tage fainrereinao-
der genommen, eiii Tertianheber^ ohne ir-
gend andere Mittel vorauszuschicken, Cnu
bedient sich schon seit mehreren Jahren m/t
Nutzen der Gallerte vom Huhn und Kalbei
die mit Zimmt oder mit Gewürznelken ge-
würzt ist, bey'm Typhus und den intermit«
tirenden Fi^^Lerformen. Beretta heilte init
de^ Kalbsgallerte eine Dame von einem colli-
quativen Fieber, nachdem der Theriak, dsi
Opium, die China und deren Präparate ihr
eine Dysenterie zugezogen hatten. Er zieht
sie noch der Colla vor« Seine Gründe lassen
sich hören; und ich bi4 seiner Meinung
Nämlich: i) Die Gallerte des Kalbfleisches
ist viel angenehmer zu nehmen, und wird
ehender von jedem Magen vertragen, vorzüg-
lich wenn sie nkch dem Geschmacka einei
- '39 -
jeden auf irgend eine Art gemmil wirdL %)
Sie riecht nicht so übel wie die CoOa, die
aller Zusätze ungeadttet, doch den ddes
Geruch nicht fahren lijsl. 3) Sie iit den
meisten Patienten nickt so ekfihaft nnd wi-
derstehend, wie die GoILu 4/ ^^»^ kaan
sie' in größerer Qnanfitit gdiea, oline darcna
irgend eine Beschwerde oder eiae^ JiaftoWil
zu befürchten.
Zulaai^ Arzt m CßftSa^ der AeaUk d&a
CoUa sehr heilsam gegen dae intenuttticadcm
.Fieber g^^funden hat, hatte sdioa rorlKr dm
thierische Geiatina mit Nntzem bef Kranit
heiten ron Schwache angeweodet^ SeBwf
schon im Aherthnme beamUte aum me fe^fr
den asüienisdicB Kradk heilem; mmi dBe cwa^
sischen Landleote, bejr wcldbem die Qnsa
ni<dit gebräadiBcli ist, cuiinai ssch die im^
termittirenden Fieber mit dickem Btihfln, ^&e
. sie aus Kalbsfulsem, mit wemg IKm^etr hm^
dut^hgdLOcht, beMten«
Die Rtndsgailme zeigte amdi Jm^^
Würkong. Ich habe drei Patiff« mit 4^^
selben hergesteUt, Toa demem der cime ^dUom
bejahrt uiid seit, xwei MomaTif d«mb «m
heftiges Tertianfieber sehr h^ewumm$^^m^
men war*.
Nodi wandle OUmuami das Gummi mr^
hiqum mit Erfolg fsfw die imMnmnk%^m4^
^140 —
Fieber an. , Bey einer Tertiana dupplicaitty
die mit einem bedeutenden Husten beglritet
.war, empfand die Patientin auf eine Unis
O« amhicum^ die er binnen eines halben
Tages verbrauchen liels, eine solche RuIm^
dafs sie dieselbe eia»m Opiate zuschriek,
welches der Ar2t ihr gegeben hätte*, Dai
Fieber blieb nun auch an dem Tage aii%
da es hatte erscheinen müssen ; und aof dia
zweite Gabe des G. arabicum fühlte die Pa^
tientin dieselbe Neigung zur Ruhe. Zwm,
andere Patienten wurden von Canione und
Saniagoseino bej^'m intermittirenden Reber
mit glücklichem Erfolge mit dem G. mmbi»
cum behandelt. j
Die Colla der Fische scheint nidil we»
siger bey intermittirenden Fiebern ahwend*
bar zu seyn. Sie ist weniger auflöslich, wie
die andere Colla , welches nach Fourcroy di«
Gegenwart einer grolsen Menge des Gerbe-
atoffs {Concino) in derselben verrathen miils*
te. Calatroni wandte sie mit gutem Erfolge
bey einem Subject'e an^ welches vom ersten
Grade der Phthisis glücklich hergestellt und
darnach in ein unbestimmtes nächtlichas'
Tertianfieber verfallen war.
Aus allen diesen Beobachtungen erfaeliec
zur Genüge, dafs viele Substanzen die Kraft
besitzen, das intermittirende Fieber zn heben.
- 14« -
Ich fordere daher die Aerzte auf, die An-
wendung derselben 9 wo es möglich ist, zu
. befördern. Da nun die Gallerten, vor^ugUch
die von Hühnern und Kalbern, mit etwas
Gewürz versetzt, wie es auch gar nicht zu
bezweifeln war, dieselbe Vim fehnfugam
' besitzt, wie die CoUa (wobey ich nur noch
die Bemerkung mittheUen will, dafs die GoIIa
aus Flandern, die Englische, von Triffst, die
Holfändische, die in ihren Bestandi heilen
mit der Gallerte, welche die Köche bereiten,
übereinkommen, gleich würksam gegen das
Fieber gefunden wurden^, so kann sie ohne
Bedenken derselben substituirt werden; und
wir. besitzen in ihr zugleich ein grolses Arz-
nei- und Nahrungsmittel.
Die von Calatroni gemachte Beobach«
tUDg, dals die mit der Colla geheilten sthe«
nischen intermittirenden Fieber in eine Fe*
bris coniiaua übergiengen, ward von Deago»
siinij Bergamo , Trovaü und mir bestätigt-
gefunden; und wir bemerkten sogar noch,
dals auch die asthenischen intermittirenden
Fieber, so wie sie sich ihrer Unterdrückung nä-
herten, in eine Febris cqntinua übergiengeu;
dafs aber diese Continuität bey den letzteren
nur einen, höchstens zwei Tage anhielt, ge-
wöhnlich aber sich schon gegen Mittag ver-
Johir, indem sie den Character einer Synochai
~ f4a —
aozunehinen schien, die sieb oft ohne iDe
weitere Hülfe verlor. Aerzte, die mit den
Würkungen der GöUa nicht bekannt sind^
haben sich durch fene Continuitäc des Fie-
bers nicht selten abschrecken lassen, uail
augenblicklich wieder ihre Zuflucht zur CUü
genommen, der sie hinterher dann des
durch die CoUa schon bewürkren Nadilaii
des Fiebers zuschrieben. Die sthenisdiea tu»
termittirenden Fieber, welche mit der Colli
geheilt waren, giengen aber nur bej den/a-
nigen in ein solches continuirendes Fieber
fiber, die anfänglich mit China hehandek
war^n. Endlich beobachtete ich noch nebst
Calatroni^. dafs bey letzterem die K.rankiieit
nicht allein einen gefährlichen^ Tjpus an*
nahm', weil die Natur nicht Zeit hatte, sich
zu erholen, sondern überhaupt viel faarinak-
kiger ist und den Patienten erst nach mdi-
reren Tagen und Wochen wieder aufkom-
men läist. In einem Momente gescdiieht es
alsdann, da(s die thierische Maschiene, die,
wegen des Mangels an Nahrungsmitteln und
der EntziehuDg der gewohnlichen Lebansreisei
dem durch die China ihr zugefubrten gelin-
den Reitze nicht widersteht, sich wieder in
das relative Gleichgewicht der Geaundhak
setzt«
Die WUrkuDg der CoUa und der China
— i43 —
ist ia solcheo Fallen fast identi<;ch» Beide
heben die Fieberschauer, stören und unter-
brechen die Regelinäf^igkeit der Paroxysmen,
Und heben , diese endlich gänzlich, so wie
der Patient sich der Reconvalescenz nähert.*
Ich hahe es Rir ein sicheres Zeichen yon
der Wurknng der Colia, wenn d^r Fieber-
£rost unf^erdrückt wird, und betrachte es als
eine Annäherung zur Reconvalescenz, . wenn
das Fieber merklich dontinuiren*] wird, weU
cfaes auch nicht selten bey denen geschieht,
die mit der China behand.elt werden. Dieses
Fieber ist manchmal so unbedeutend , dals
der Patient es • gar nicht bemerkt, und der
Arzt es daher oft ehender erkennt, als der
Patient selbst. Nur bemerkt man, dafs er
gern schläft, sich nicht gern aufvrecken läfst,
beym Erwachen sich dehnt und gähnt, dafs
die Pupille ungewöhnlich erweitert, und der
Patient für das Licht empfindlich ist; dabey
seigre sich Schweils an der Stirne, ein Afa-
dor über den ganzen Körper,, die Haiire glän*
^en yon Schweifs, das Gesicht ist ungewöhn-
Cch blafs, die Zunge weilslich belegt an den
Seiren; der Pi(tieat klagt über Unmuth,
Schläfri^eit und Mangel an Appetit, und
der Puls ist dabey klein und weich , aber
freguent. Sehr selten ist der Fall, dalji das
=- i44 -
Fieber gänzlich nachlälst und plötzlich unto-
krochen verschwindet*
Die CoUa hebt» sage ich, die Begelmis*
sigkeit der Paroxysmen, indem diese sick
entweder frliher oder später wie sonst einstel-
len) häußger werden^ oder einer in den ti-
deren übergehen und, wie icli schon bemeikt
habe^ auf diese Art gleichsam eine Febrk
continua bilden. Bis jetzt ist es mir nicht
gelungen, die unmittelbar bevorstehenden
Paroxysmen durch dieses Mittel aurzuhaltea
und um ein bedeutendes zu verspäten, Uaa
hat vielmehr allgemein bemerkt, dals sie ds*
von anticipiren. Duratti^ Bigoliy tieagomm
und ich sahen einfache Tertidufieber dadurclt
verdoppelt werden, aber auch alsdann miten
oder zwei viel leichteren Paroxysmen auf
immer und ohne alle andere Mittel ver«
schwinden. Zanone sah ein Quartanüeber
durch die Colla unterbrochen werden. Man
beobachtet dieses auch häufig bey solcheHi
die mit der China behandelt worden sind.
Ich habe Grund anzunehmen, dals jene durch
die Golia bewürkte Duplication des Fieben
nichts anders sej, als ein Bestreben der Na«
tur, dasselbe in eine F* continua zu yerwan«
dehi, mit welcher dann das intermittirends
Fieber von selbst aufhört. Ich habe in der
That bemerkt 9 dafs die Fieber, welche öine
lange
- .«45 -
langte . Apyirexie beobachten viel, langwieriger
und hartnäckiger sind. £s tnheint siofa in
diesen Pausen gleichsam d^r Stü£F zu einem
neuen Fieber «u sammeln. i^^gi hatte
schon seit langer Zeit ^e Beobachtung ge-
macht, dals 'd'e doppielrien Tertiantieber in
einfache übergiengen und dann bös^rrig wur-
den, yorsügiich bey neuen Fehlern der Di&t,
oder bey Unterdrückung der Transpiration»
Dieses . scheint mir aber meistens duhtx zu
rühren, dals die gegebene Do^is d^s Mitteb
SU klein und nicht stark genug War, um den
Uebergattgv^i^s intermrttirenden Fiebers ijpi
ei9 «^mdnuirendes . zu bewürken. So safaA
auch Paganini und Trövaü auf di^' Änww«
düng: der/.CoUa das- Fieber eicaeerbiren und
versohwinden; wie acute Krankheiten moht
selten nach -stUrmi- chenumd den achreckkcbi«
steh SyraptomeA plötelith* nfcchlassen» .
: Wie kann aber I ^ine thi^rische Substancs^
gleiche. Wut'kuiiged mit einßr vegetabilisdieh
besitzen? Dteeie . Frage vtird iohn^ grolae
> .^shwierigkeit zu beantwbrtta seyn, .Wenn
«wir« bedenken ^ daf» das Pflatuienreieh gleich-
•am cks^'Vermiuelnde Glied, awt^cfaen de6i
Mineralreiche und dem Thierreicha •aus«*
ib^t^t» dafs die mineralischen. Stoffe in der
\ JPfltmse gleichsa(n schon orgfiiUjsGh ^und für
\ dto thiecischen Körper assimiUihar geworden
\ Kvm. B. a. St* - K
— i46 —
lind; dafii femer manche animaliseh« Gifii
diesdben oder wenigstens ähnliche Wiiikm-
gen zeigen y wie die vegetabilischen , dib
Tidli Pflimzen schon für sich eine Ait tm
Gelatina oder Mucäago enthalten ^ dals o^
fidt die China und die Colla beide (??)fa
Gerbestoff in grolser Menge enthalten; w^
chem Bestandtheile man daher (der nack
Prousu Untersuchungen die Eigenichaft ha-
ben soll 9 der Fanlnifs in einem bedettandcB
Grade zu wide^tehen und daher in YerbiDp
düng mit dem thieris^en Gluten dieMi toi
jener bewahrt), wie es nach den hishsrigBa
Untersuchungen scheint, die Vitn fiMf^igm
jener Mittel zuschreiben mula.
Aber, wird man aagen, wean der Ge^
bestoff die Eigenschaft hätte, die
senden Fieber zu heben, warum
denn hierin andere Holzrinden, die ii
reich sind an bittem, resinösen Bestandik«-
len und Extractivstoff nicht der China gkicki
da doch die Warkftamkeit der letzten Mk
allein in dem Gerbestoffe zu sncfaea ist? lA
kann mich nicht auf die zwei Teracfaiedtf»
Untersuchungen hierüber einlassen; aondi*
bemerke nur» dala die Rinden anderer Höh*
arten, die gleidifalls re$iaöse BeatandtWb
und Extractiystoff enthalten, im Aligei
auch für Febrifuga zu halten aind| ahr
\
— «47 —
Ton minderer Würk^flnikeit a^s die Chi«
na, aey es nun, weil sie entweder leer,
oder nur arm an Geibesto£F aind, oder weil
tie andere Bestandtheile enthalten« welche
entweder unwürksam oder der WUrkung dea
Geil>esto£Fs entgegen sind. VieiLdcht daia
'^ um jene f^irn fehri/agam zu be&itzen , der
; Gerbeatoff mit dem Exti activsto£Fe verbur.den
P aeyn muls, und da£i aus der Vereinigung
t> dieser beiden eine Adi^chung hervorgeht,
die in ihrer Qualität von der jener beiden
Grundbestandtheile abweicht. In der Chemie,
^ wie Überhaupt in der Matur ist dieses sehr
^ häufig der Fall. Ich bin daher, der Meinung,
I daia der Gerbestoff, mit den bitteren Extrao-
ten verbunden, in seiner WUrkung mit der
China übereinkommen müs e. Die Eifahrung
wird vielleicht diese meine Idee bestarigen.
In der Colla haben wir demnach den Ger^
bentoff mit dem thierischf-n Glucen verl^un«
den (??)• Auch treffen wir dieses bey lebenden
Thieren immer mehr oder weniger mit jenen
yerbunden; und durch denselben widersteht
,M der EäulniTs, wenn es nicht mit Wasser
in Berührung kommt»
Der Gerbe^toff eztrahirt sich aus der
CoUa nicht in so beträchtlicher Mango, wie
aus der China« D^r. Apotheker JPnmo, wel-
cher au£ meine VeranJassung .yerschiedezir
— i4S —
Untersuchungen darüber anstelle, fand, di6
sich vermittelst des Kali carbonicum (cArb-
nat de poiasse) aus der' Solution der Cob
bey weitem weniger Gerbestoff pricipiditei
als aus der Solution der China. Aflan köna»
vielleicht nicht ohne Grand daraus schliebs,
<lars die Golla daher der China an Wiirbam-
keit nadistehen müsse. Allein ich kami diesem
nicht annehmen, da ich der Meinung bin, dafi
nicht auf dem Gerbe>tofFe allein die antife-
brilische Eigenschaft jener Substanz» beruhe,
sondern vielmehr auf der Verbindimg des-
selben mit dem Extractiv- und Bitter -Stoffd
jener Pflanzen, oder mit dem thierisciiai
Gluten; dals sich daher der Geii>ertoff in
der China mit dem ExtractivstoflFe, dem Bit-
terstoffe und den resinösen BestandtheiltB,
itk der Colla aber mit dem thierischen GbttSB
zu jener Substanz verbinde , die fiir den le-
benden thierischen Körper so leicht zu asii-
jniliren und so wohlthätig für den Magen bl
Demnach ist auch die Verbindung dei
adstringirenden Princips mit dem BittentoA
nicht nothwendig erforderlich fiir ein' Fetth
fugum^ wenngleich sie bey der China itHt
findet, und die Würicsamkeit derselben , nach
Marabelli^ 'immerhin mit ihrer Bitterkeit iag^
radem Verhältnisse stehen mag, da' der' Gei^
bestoff oder das adstringirende Piincip lait
— - i49 —
d^m thieiischen Giuten verbunden dieselbe
Wtidcung besitzt« Auch ist es mir wahr-
scbeinlidi, dafs der GerbestolF mit dem ve-
getabilischen Mucilago verbunden, dieselbe
Wiiiksamkeit besitzen könne. Der mit dem
G. arabicum gemachte Versuch scheint mei-
ne Meinung hierin zu bestätigen. Ich über-
lasse es den Aerzten. .und Chemikern , die
Eigenschaften des GerbestoiFs und seiner
Verbindungen mit andern Substanzen näher
zu untersuchen und bekannt zu machen.
Die Colla und die China würken beide
energisch auf den Magen. Sobald die Colla
genommen ist, verbreitet sich ein Gefühl
von behaglicher Wärme im Magen und von
da nicht selten über die ganze Oberfläche
des Körpers. Doch verderben beide, die
Colla und die China, den Appetit, Selbst
auch dann, wenn dieser, ehe si<:^ genommen
'wurde, recht gut war (welches ich selbst
€unmal beobachtet habe). Sie hemmen fast
augenblicklich das Erbrechen, wenn es näm-
' lieh ein Symptom des Fieberparoxysmus ist
z. B. bey einer gefährlichen Pebris intermit"
i/ens emeüca^ selbst dann wenn der Magen
weder Speisen noch andere Arzneimittel an-
- nimmt. Aber sie unterdrücken es nicht und,
wier es nach einigen Beobachtungen scheint,
befördern es sogar in dem Falle, dafs dßx.
- — i5q —
Patient eine entsohied^ne Abneignng dagcgea
hat, oder sie mit Widerwillen nimmt« Bridi
heben durch die vermehrte Erregung dm
'Sfingens die Asthenie der Haut, unterdrücka
die Fieberschauer und beförd Tn d«n SchwaG;
beide bewiirken eine gewisse AHspannvi{
un.d TerschaiFen bald, nachdem sie geno»
men sind, einen suisen Schlaf; beide, wib-
rend der Fieberhitze genommen^ Termehien
ehender das Fieber, als dafs sie es verriii-
gern, und verursachen unter diesen Unuliii-
d( n nicht selten Uebelkeit, AufstofseB, Ein«
genommenheit drs Kopfes, grolse Unnihe
und Krbrechen, welche Uebel sie simmiUdi
verhüten, wenn sie auch nur kars vpr den
Fieberfroste genommen werden. Beide var»
ursachen eine langwierige Abneigung des
Magens gegen die Säuren, vorzüglich die
vegetabilischen, so, dafs bey denen, welcha
sich derselben während der Reconvalesceu
bedienen, leicht Recidive entstehen. Beide
erhöhen die allgemeine Erregung, oder we»
ni;;stens die des Magens nicht so schnell, ab
man dem Grade des Reitzes nach, den sie
auf deu Körper äuisern, voraussetzen solltei
Die Fieber, welche entweder mit der Golla,
oder auch mit der China geheilt worden
sind, endigen oftmals mit^einem Ausschlage
an den Lippen» wie ich, MorselU und «ndtfi
— i5i —
lijiobachtet haben, t>der mit anderen Haut-
•usschlägen, welche £a$t immer critUch nnd
ein Zeichen der rückkehrenden ncNrmalen
Thätigkeit der ersten Wege sind. Beide
Mittel erfotdein endlich die Mitwürkung des
Arztes/ des Kranken und dea Reconvales-
centen^ um die Kräfte des Bfagens und die
gehörige Transpiration aufrecht eu erhalten.
Wird man demnach nicht yon einem
anomalen Zustande des Magens und des
Hautoigana den Ursprung und die Ursache
der intermittirenden Fieber herieiteii miissenf
Ich aweifle daran keinesweges* Keiner weil»,
was ein intermittirendea Fieber aey, der
«uchr Fehler in der Diät begieng, oder sich
nicht einer feuchten Luft lange oder vdeder-
holentÜch aussetate. Die möglichste Vermei-
-düng dieser beiden schädlichen Einflüsse ist
•s, welche so viele Bewohner feuchter, sum«
pfigeib Gegenden vor intermittirenden Fiebern
bewahrt. Zum Belege fiir diese beiden Bap
haiiptungen könnte ich eine Menge von Be-
obachtungen anführen; allein um mich nicht
in Nebensachen zu verlieren » viU ich nur
bemerken:
i) Dafii bey allen intermittirenden Fie-
bern^ ohne Ausnahme^ ein Fehler des Haut-
- oiigana oder der ersten Wege zugegen sey;
a) psda Fehlte der TranspiiaüotL «KAt&
1^2
einen: krankhofta^n ;2justahd- de& Magens, md
öoigekehrt DiätfehJer einen krankhaften Za«
stand des Hautorgans zur Folge ihaben.
5) DaFi»/ wenn diese localen Zustände
gehoben sind, das Fiebf^r von seihst nachlifa;
w^nn es hinterher geiini^t, die leidende
Organe vermittelst schwächender Mittel ii^
ihren normalen Urad der Erregung auruek«
aubringen j dals daher die srhenischen ioter«
mitticenden Fieber, wenn nur die erwähniei
lDdicati«>nftn erfüllt werden, gewöhnlich von
selbst und ohne alle Hülfe der Kuiut ter-
schwinden ;
4) ^^^^ ^^^ asthenischen intermittifeB-
den Fieber zu ihrer UnterdriiGkung , Wfliui-
gleich nicht im ganaen' Umfange, do(^ ge-
-wi&serma£>en die Erfüllung jener IndicalioneB
erheischen, und zwar Reirzmittel^ vorziig^ck
die fixen, die sich lange Zeit im Magen auf-
halten, um nicht allein den Magen, aondeff
auch den Oarmkanal mit der Haut in du
•primitive Gleichgewicht der Lebenskräfte xn
setzrn; zu welchem Zwecke die China und
die CoUa ganz vorzüglich indicirt sind.
5) Dals alle Arzneimittel nichts g«gen
die intermittirenden Fieber ausrichten, weflB
sie nicht mit dem Darmkanale oder mit defl
Magen in Berührung gebracht werden. Du
Opium, welches äulserlidi und in beträchdi«
\
— i5* —
IiMbachtet haben, t>der mit andema Htnt»
ansachlägen, welche last imaier critisch «nd
ein Zeichen der riickkehrenden normalen
Thatigkeit der ersten Wege sind. Beide
IJittel erfordefn endlich die Ifitwiirfcnng des
Arnes, des Kranken und des Reconyales-
centm^ um die Kräfte des Magens und die
gekörige Transpiration aufirecbt lu erhalten«
Wird man demnach nicht Ton einem
anomalen Zustande des Magens und des
Bautorgana den Ursprung und die Ursache
der intermittirendan Fieber herieiten mOssenf
Ichsweifle daran keinesweges. Keiner vrmlfßf
was da intennittirendes Fieber aey, der
nicht Fehler in der Diät begieng, oder sich
nicht einer feuchten Luft lange oder wieder-
holendich aussetste. Die möglichste Vermei-
^ong dieser beiden schädlichen Einflüsse ist
^s, welche so viele Bewohner fSsuchter, sum-
pfige^ Gegenden vor intermittirenden Fiebern
bewahrt. Zum Belege fiir diese beiden Bap
hauptungen könnte ich eine Menge yon Be-
obachtungen anführen; allein um mich nicht
in Nebensachen zu yerlieren , irül ich nur
bemerken:
i) Dals bey allen intermittirenden Fie-
bern^ ohne Ausnahme^ ein Fehler des Haut-
- Organa oder der ersten Wege zugegen sey;
a) psda Fehlte der Transpiration stets
~ i54 —
deren: Beobaditungen auch ich zum TUl
bestätigen könnte« — Nach Calairpni zeiga
aich in Mede die intermittirenden Fieber tmI
seltener zu Anfange der Weinle.ie und dei
Weinkeltems , auch sind sie seltener in da
fruchtbaren Jahren.
7) Dafs die intermittirc*nden Fieber, wd*
che vermittelst der China odgr der CoIIt mn
terdriickt wordeh sind, ohne dalä der 2U«i
alimeniaris und die Haut wieder ia ihre bi-
tegrität hergestellt sind, sich gleichsam notbß
wendigerweise wieder einfinden, gleich als
wenn diese Mittel nicht hinreichten , wie lia
denn auch oftmals eioe gelinde Diacrböe ued
anhaltenden Schweils verursachen«
8) Dafs die intermittirenden Fieber ack
TorsUglich häufig zeigen bej nebeligter und
regnigter Witterung, und besonders in dca
feuchten Jahrszeiten, wie im FrübÜnge nad
im Herbste.
g) Dals die schlecht bekleidete uad
baarfuls gehende, Volksklasse, und vorsüglkb
diejenigen, welche den Reis und des Haa
mähen, am meisten von den intermittiita-
den Fiebern befallen werden, und sich ntf
durch bessere Nahrungsmittel und sorgCaliffi
Unterhaltung der Transpiration davor bewah-
ren können;
.io)'(DaIs endlich die feuchten Winde die
— ij5 —
eher GAbeangeweadet nieht iin Stande wtry
mtenrnttirendes Fieber zn unterdröcken, s^gta
alsobald "^ürknog, als es inneriidi gelben
wurde. Doch ist nicht zu laugnen, dafa die
kefrig würkenden aulsem Reitzmittel, Akf.
Vesicatorien uihI reitzenden Epiihemmiay ia
die Herzgruben appKcirt, mandtmal wegen
des zwischen d?n erwähnten Organen statt
findenden Consensus, bey diesen Fiebern
haben grofse Hülfe leisten können.
6} Oals auch in den Fällen, wo das in-^
termittirende Fi'-ber nicht von einer jener
obenerwähnten Ursachen herzurühren scheint^'
benändig doch eine Schwäche des Magana
und consensuell daher auch eine Schwäche
der Haut zugegen ist. Dies war der Fall bey
einer PArii quartana ^ • welche einer schwe-
ren Dentition rorhergieng^ femer bey einer
' J^« quaruma^ die der China hartnäckig wi-
derstand, endlich aber plötzlich durch «n
Erbrechen ron Schwämmen gehoben wurde^
welche sich seit mehreren Wochen im Ma-
gen aufgehalten hatten, — und endlich bey
vielen andern intermittirenden Fiebern, die
Yon localen AiFectionen des UieruSy der
'Milz, der Leber, des Pankreas oder d^
-Hautorgans herrührten, und deren PniSkhy
Brera^ Borsieri^ Van Swieten^ Beilf Gmiti
und unzahKge andere Sdimficsteller erwähnekit
menste Gesundheit gepossea n&d bis auf
4ieseit THg -be itzen.
a) Di^i verschit^depen LaFt - oder Gat-
Arten, welche sich von den in solchen Ge-
genden -faulenden vegetabilischen und anim^
li&cben Substanzen entwickeln kannten, sinl
fast säuimtlich mit Hydrosen geschwänzelt
und suchen daher von selbst, vermöge ibrer
gröfseren specid&chen Leichtigkeit, riie obem
Luftschichten der Atmosphäre« Sie können
daher auch nur einen unmerklichen EixkRük
auf den Menschen äufsern, da dieser nur
die untere Lufrregion bewohnt. Ich weifs
sehr wohl, dafs sich unter jitnen Umstinden
4uch menche kohlensaure Gasarteii entwik-
kein können. Ich bemerke aber dagegen,
dals diese meistens seh wirrer sind, ^e die
atmosphärische Luft, und sich daher nor
dicht am Erdboden aufhalten, sich daselbit
präcipitiren, vermöge ihrer Verwandtschaft
mit den verschiedenen Erdarten verbinden,
oder daselbst, wie Morozzo beobachtet haben
will, schwärzliche Kohlenstoffreiche Schichten
(Panne) bilden. Es ist daher wenig ron
den Gasarten zu fürchten, - die doch nur die
untern Theile des menschlichen Korpers afiS-
ciren können, und bey eintretender Einwiir-
kung der Sonne in die höhern Luftschichfien
übergehen.
, - i57 -
3) Nach den bisher in die^ser Rücksicht
angestellteh Untersuchungen wpif> man nicht,
dafs zwischen der LuFt der feuchten und
trocknen Länder ein grofser Unterschied statt
finde I ab nur in Ansehung der wässerigten
Dünste, die sich, yorzüglich gegen Morgen
und g'^gen Abend, mehr oder weniger ü!)cr
die ObfrAwche der einen oder der anderen
Oegpnd ei heben. Und wenn aurh drr Ge-
ruch hie und da die En wickelung e^ner
Luftart verriethe, so ist die Menge dersel-
ben gewifs immer nur sehr unbe'leutend, und
wenn wir nicht alle Wahrsch^inlichke t über-
schreiten wollen, nicht glaublich, dafs inter-
mittirende Fieber dadurch veranlafst werden
JLÖnnten. Wie oft habe ich nicht im Winter
in Wien und änderen Orten Gerüche wie
von dicken Nebeln bf-merkt? Und wer sah
jemals darauf intermittirende Fieber allgemein
entstehen?" So viel der Eudiometer bis jetzt
auch geleistet hat, so hat er doch hiefür
noch kein Zeichen gegebf>n. Ohne Anfmerk»
sainkeit darauf und besonders ohne Mitwiit^
kung der Einbildungskraft bemerkt man oft
in den Wiesen und Reisfeldern nicht den
geringsten* Geruch. M^n würde diesen, wie
es* mir scheüit, niemals bemetken, wenn
sich nidtt die riechbaren' StofFe, und Wahr-
scheinlich eb^n jenes schwefelliahig« ^ti^
— i58 —
fcoUenstofflialtige Hydrogen-Gai, sich sieht
nach oben begäben^ und mit den wässerig-
ten. Dünsten za Bissen verbänden;, alle dteie
beschuldigen hielse doch wohl die Gribuei
der , Möglichkeit vergessen; und auf sie alleis
könnte man doch nur Verdacht werfen. So-
viel ist daher ausgemacht und durch al%e*
meine Erfahrung beitätige, dafii die Lnft in I
sumpRgten Gegenden keüiesweges ungesund
ist 9 so wie dieses allerdings von der immer
sehr feuchten Morgen r und Abendluft wahr
ist. Uebrigens ist das Urtheilen nach dem
Gerüche oft ein sehr unsicheres Mittel, um
hinter die Wahrheit au kommen. . Das Amj-
lum des Waiuens riecht wie der menschlicÄa
Saame und einige Species des ChwyuaUk^
mum wie AsphaUum. Und doch sind diese
Köiper so sehr von einander versdiiedeiL
In uxuern Zeiten würde die Nase des Anto»
nius Musa kein erhebliches Glück machen.
4) Wenn eine fauligte und \^e einige
es zu nennen wagen) inficirte Luft, und ins-
besondere da» kehlensaure Gas der Reisfel-
der und Wiesen die intermittirenden Fieber
eräugte, so würde in ihr niemand davon
verschont bleiben; auch würden die, welche
«m.FuTse der GebUrge wohnen, und dem
Strome jener Ausdünstungen mehr ausgesetst
9^ld, . me^ denselben unterworfen sejn, ab
_ ,59 —
dl« Bewohner der Ebenen. Denn dk die
-m^inde natürlich auch die unteren Lufrschidi-
ten in Bewegung setzen, so erhellet, daft
diese, am FuIsh der Gebiirge aufj^ehttlten,
daselbst stagniren würden, da sie nicht über
die Gipfel xlerselben hinwegkönnen. ■■ iA^ie
iinglückJidi wären die Thäler von Agogna,
wenn die Reisfelder und Wiesen solche
echädliche Lnftarten entwickeltea. Der Wind
•um Mittag mülste für die Bewohner dersel-
ben schneckUcher seyn , als der Wirbelwind
den alten Galliern und Tirolern war; unsere
Gebürgsbewohner würden dorc keine Tempel
(gleichsam zur Sühne) errichten, sondern
wahrscheinlich ihre vaterländischen Gegenden
Terlassea und mit anderen weniger undank-
baren., oder doch weniger ungesunden rer-
tauschen. Wenn in den sich bejr der Faul-
jiilji entwickelnden specifisch leichteren Gas«
arten ^ ab die atmosphärische Luft, eine 4iut-
Würkende Ursache der inrermi^tirenden Fieber
XU suchcin wäre,' in Welcher beständigen Ge-
fahr müiäten nicht in diesem unwahrschein-
lichen Falle die Bergbewohner leb«fn! Allein
SuIseM: aalten hat man Gelegenheit gehabt,
fiber die Hohe Ton 5oo Toisen über der
OberAadie des Meers hinaus intermittirende
Fieber, und nur sthenische zu beobachten.
Alle die Städte und Gegenden, welche weni^
~ i6o —
ger ctier Feachtigkeit ausgesetzt* sind, bleiben
auch mehr verschont von intermirtirendan
Fieberiii* So sind sie in den Gegenden tob
^Harz^ bis nach Helmstädt und Braunschwor
selten, von dieser Stadt an aber bis an die
: Nord- und Ost - See häufig. So findet jmb
in 'dem gebürgigten Theile von SadiNen lur
wenige intermittirende Fieber^ unzählige siMr
in den flach<>m Gegenden desselben, voc^
ftügirch in der Nähe von Leipzig. Auch ia
ühs^m GebUrgen:sInd sie selten, sehr häufig
■ber in den ebenen Gegenden« So ist fenier
der gebürgigte Theil von Sumatra und wa
Ungarn frei von. intermittirendejt Fiebfn, |
die niedrigen Gegenden dieser Länder Aüi- |
*gegen allgemein' davon geplagt* i In. der 1 <
'Schwf^ik kennt nran sie gar nicht, .in Uogan 1 h
und Morea sind sie wie zu Hause« Auck 1 1^
die feuditen Winde scheint die Entstehnif I i
dieser Fieber zu begünstigen. So beobachttt | ]jj
man auf der Seite des Erzgeburges, iveGli I vi
zu Böhmen gehört und dem Südostwinde 1
ausgesetzt ist, häufig intermirtirende FiebcTi &
selten aber auf der entgegengesetzten Seitti I.
die einen Theil von Sachsen ausm^ciit iiiJ ie
TÖm^Nord - West - Winde bestrichen wid i^.
In- der Stadt- Annaberg unter anderen kentf kl
taan, wie verschiedene Einwohner u«d eil lo
erfiihrener Arzt daselbst mich recsichertei^ i u
' fast
\
-^ i6i ^
fittt keine intennittirenden Fieber; und die
inveterirteAten T**rti«Mi - und Quartan - Fie-
ber werden dabeihat »ehr bald und oft ohne
alle Hülfe der Kunst gehoben.
5) Welche büse Dünste entwickeln sich
Biiclit in dex Nähe von Kanälen , Flüssen,
£een und selbst des Meeres? Und dennoch
sind die intermittirenden Fieber daselbst
nichts weniger aU häufig, und würden noch
jgeltener seyn, wenn die mit solchen Woh-
nungen gewöhnlich verbundene Leb?nsart
nicht Schwäche der Haut und.Atonie des
JCuhi alimentaris begünstigte* Vielleicht dafs
jdie salzsauren Dämpfe, wolche .sich von der
Oberfläche des Seewassers entwickeln und
erheben,, die Lungen auf eine wohlthätigeT
Art reitzen und das Eindringen der Feuch-
tigkeit in die Haut verhüten« Ich kenne üb-
rigens einige Seeleure, die mitten auf dem
Meere von in termittir enden Fiebern befallen
wurden«
Wir hatten demnach keinen Grund,
iiber die irrige Meinung der Aerzte, Welche
die Ursache der intermittirenden Fieber in
dem kohienstoffhaitigen Hydrogen - Gas su-
chen 9 in Zweifel zu seyn. Weder Jars noch
ich und andere Mineralogen, welche Stein-
kohlen- und andere Gruben zu wiederholten
malen untersucht haben ^ in denen da» WoV«
XYIILB. xati lu
— - l62 —
lenstoffhaltige WasserstoflFgas zu äwM ist,
haben jemals unsere gelehrte Neugierde mk
einem Tertianfieber u« s. w. bezahlen mfis*
sen; und auch die, welche beständig dann
' arbeiten , sind deshalb doch nicht besonden
den intermittirenden Fiebern unterworfen. —
Verlassen wir aber diese Untersuchungen^
die ohnehin, wie es mir scheint, sdion Ge-
fahr laufen, für einseitig gehalten zn wer-
den; und verlieren wir (nicht zu g^enkeüt
dals das Zeugnifs ron VoUa^ PrmtUff^ Zo-
voisier^ Vasalli^ Seguiriy Gioberi und videa
anderen Chemikern und Physikern, Weidie
sich bey ihren Untersuchungen so häufig
dem EinAuiise aller Gasarten aussetzten, ohne
jemals von einem wahren intermittirenden
Fieber befallen zu werden, laut lor uns
spricht), verlieren wir, sage ich, keine wei-
tere Worte über das laugst zu Grabe getn-
gene Sumpfniiasma* Die Schüler ron Am*
croy und andere^ welche durch die EinwQp-
kung der übersauren Gasarten vom Schnup-
fen befallen wurden, bekamen sie wohl
jemals durch die Verflüchtigung finderer Gai-
arten in dem chemischen Laboratorio int»
mittirende Fieber? -^
Wenn die nächste Ursache des mtermit-
tirenden Fiebers in dem aufgehobenen deich-
gewichte zwischen der Haut ui|d dem Darm-
— i63 —
kßndt lie^i d» Ii. in einer Erhöhung oder
IVenninderuDg des Erregungssustandes beider
Organe; eo erhellet , dals, wenn eines oder
daa endore dieser Organe auf seinen natür-
lichen ®ungszustand surückgebracht ikjtj
sugleich auch das Fieber gehöben seyn wird.
Und in der That, wie oft werden nicht
etheniscfae intermittirende Fieber durch einen
blosen Schweils, mlde oft nicht asthenische
allein durch eine nährende und reitzende
Diät gehoben P Und dieses würde noich weit
iMufiger der Fall seyn, wenn nicht das ort*
Uche Leiden des Darmkanals im Wege isl^re.
Ich betrachte ^ie Colla als einen direc*
ten Reitz sliqbt allein für den Magen , son-
dern auch fär die äauu Sie befördert den
^thweifs, indem sie di^ ^auttbatigkeit erhcH
heti Und • dals sie ini der That die Erregung
beider, sowohl d^s Magens jals der Haut er-
höhe, beweisen: das Nachlassen det* Fieber-
schauer, des. Hungers, des IHirstes, der £x^
creiia at^i;/, des. Erbrechens; ihre Eigenschaft,
mehr bey asthenischen als. bey sthenischen
Fiebern, ndehr bey schwachen als bey robu«
sten Subj^cten die Erscheinung von Schweifs
und endlich die UnterdrUckting des Fiebers
zu bewürken; wdeher zwiefach wohlthätigen
WürkuDg allein der Schlaf xnraschreiben ist,
.der gewils' nicht ohne weise Absicht d«t
/ütttgif TOC Ö^ ZdlSt
lUiVC;
wgÄ: ffli b^eoie. «ii in der loit. «tfpiii
«Uff Kiiu; «k iD der 'Wai
<i«i dfl^««r ber d«&
Ui*«k«:iM; MiRt, dk sicL. so
As(
&UuiileA, <Kl«r «lie sweL drei TbgB, je
4tfMi <Uff ly^iik d^ Fi«d>tfs
Mm dürMsr i^f aucii die
|>4i MUH di« Usterdriicknpg des Fr
ki^^ MlAukizt, js sogar guulidi Terfeittlf ü
mtdä äU4:U diu Colls, deren Wfirkmg fos-
KÜ^Iidi dsiia tMMtfht, den Rebwfrost ü
r«ikUtiiA| ror dem Anfalle des Fieben geg^
— i65 —
fcon 'vrerdflii« -— £ben so wie die auf (Ten
Fieberfirosf folgende Reaction fast immer mit
ider Intensität desselben in Veihältnifs steht^
•o muCs natürlich so wie dieser abnimmt,
auch jener '^acfawäcker werden. Und hierin
liegt eben der Grund dayon, dafs der Patient
nach Hebung des Frostes durch die Colla
liinterher nicht in jene grofse Schwäche yerfällt,
die so olt die Reconvalescenz begleitet, welche
ebenfalls mit der durch die Fieber- Reitzung
^littenen Anstrengung im Verhäknisse steht»
-Ich weils wohl, dais man erwiedem wird,
daifr dieser gereitite Zustand dem Patienten
:sebr wohlihätig «ejr, weil ein reichlicher
Scbweüs darauf erfolge ^ der bey den sthem-
•chen intermittirenden Fiebern allerdings zit-
trägtich ist. Allein ich gebe nur zu bedexi-
JcAsi dafs» so wie nicht alle Operationen' dar
Jiptv^T unmittelbar ron heilsamen Erfolge
mtAy auch diese nicht immer dem Patienten
suträgUeh^ sondern bey den asthenischen in-
termittirenden Fiebern, wegen der darauf er-
folgenden profusen SchweiTse, oftmals gefähr-
lich ist. Uebrigens ist die Colla für sidi
ancb bey. den gelind athenischen intermitti-
r^iden heilsam , weil sie die Haut beständig
in einem gelinden Duften erhält. — Doch
will ich midi nicht tiefer in diese spedelle
Untersuchung einlassan, weil ich befürchtea
— i6ß —
mSUlstey in jene undankbare UntcrsuefanBg
über den Optimismus der Natur bej ihren
Krankheiten xu gerathen, den Sleevogi be-
reits widerlegt hat ; wobey ich zugl^ch Ge-
fahr laufen wUrde, mich zu jener Schule der
müfidg Euscbauenden Medicin zu gesellen, dis
Torzüglich in Frankreich Yrieder an die Ta-
gesordnung zu kommen scheint.
Was aber auch die Ursathe der tägli-
chen Wiederkehr des Fiebers seyn mag» so
Ut sie doch auf jeden Fall schrrer aasxnmit-
teln« Auch würde ich mich, naoh meiner
Meinung, w6hl nicht der Wahrheit nihenif
wenn ich sie Ton der Ansammlung einei ge-
. wissen Princips in der Atmosphäre Iieileitetei
so wie Meioh die Ursache des Morgeofiebcn
der Phthisischen und der Abend - Ettoeiba-
tion anderer Fieber in das Azote aeub £•
ist daher wahrscheinlich, dafs jene Rückkehr
des Fiebers auf einer, zu der gegebienen Ztit
aufs neue eintretenden Alteration des Ma-
gens beruhet, indem es ja zur GonatmctioA
der intermittirendcn Fieber* eines atoniachea
Zustandes dos Magens, und dem «u- Folgt
euch der Haut bedarf, und das Fieber naeh-
lä(st, sobald dem Magen seine Verdauoag»-
kraft wiedergegeben ist, an welcher et ebia
ohngeachtet des Hungers bey den ioterrail-
tirenden Fiebern fehlt. Aber konnte die
_ ' — xß7 — .
Rüdkicelir de« Fiebers Bicbt rieUeicht dureh
eine dazu erforderlidie Contraction der Mus-
kelfibem des Magens ^ oder durch eine wie-
derkehrende Atonie der Haut, ^ oder aber
durch eiüe qualitativ oder quantitativ* ver«
änderte, Secretion des Magensafts veranlafst
werden? Kehrt das Fieber vielleicht, deshalb'
wieder, weil die Schwäche rückkehrt, welche
durch den daher entstandenen Hunger und
die darauf erfolgte Reitzung des Magens
vermittelst der Nahrungsmittel erzeugt wird?
Oder, ist es eine Uebersäuemng des Magen-
saftes (der, wie iCai/i;fcA neuerdings X gezeigt
hat, viel Ozygen enthält), welche die Hiick-
k^hr des Fieberfirostes, die Anstrengung des
Magens und das Brechen, dieses so gewöhn-
liche Symptom bej'm Eintritte des Fiebers,
verursacht? Sind vielleicht die China, welche *
eiüe gro&e Verwandtschaft zum Oxygen hat,
und die Colla darum* hier so heilsam, weil
sie das Oxygen absoibiren, und dad^^urch die
Ursache jener Contraction fortsichaffen; oder
weil sie den atonischen Zustand des Magens
heben und somit joie Seeretion verhindern
.*und unmittelbar nnterdrücken? loh w'eils
zwar wohl, dals Reichs Unterauchnogen die-
ser meiner Conjectur geradezu widersprechen*
Allein ich bitte z^ bedenken, dals Meich
kdnesw^es bewiesen hat,, dals die Säuren
«-0 x68 —
«
^ ^ ohnfehlbar und überall das Fieber heben;
daii» die Süuren, so vortreHichliftie mach bej
den stbenischen Fiebern sind, bejr Tieleft
dstheniftchen otrenbar schädlich eind» und
togar "^die Recidi^e befördern; dals Bewk
und seine Anhänger noch viel weniger b^
wiesen und erklärt haben, dais bey ,aUei
Fiebern eine relative oder absolute Vennin«
derung des Oxjgetis statt finde, und warmn
ieh von den iiiineralischen Säuren 9 selbst
auch den übersäuerten, bey den esthenisdieB
intermitiirenden Fiebern niemals einige Wiir«
knng beobachtet haboi und es daher Cur
unverantwortlich halten mufs, die Siuien in
gefährlichen Fällen anzuwenden? fil^bat Mkm
reas^ d^r eifrige Lobredner der SaUlure
(doch nicht der oxygenisirten) .Tennoehte
nicht ein einziges Tertianfieber mit der-
selben zu heilen. «— Ist es Tielleicht auch
der Mangel des gelatinösen Stoffs, welchsr
das intennittirende Fieber veranUCity indsa
das Oxygen deshalb ungebunden bleibt, bb
die Natur sich endlich desselben durch das
Erbrechen zu entledigen sucht? — Bedenk
man , daTs im Norden , wo der Gennis des
Fleisches bis zum Excefs getrieben wird, dis
intermittirenden Fieber selten ^ bey uns Un-
geg«»n im Frühlinge, im Sommer imd §6gt^
den Herbst zu, in welchen Jahrsseitcai sajf
mfm l$fl mm
es Bau wegen derFasteiij oder wegen UfeW«
flufs an Frücäiten^ oder auch der Hitze wo»
geil, wenig Fleisch gegeaaen, imd von denen/
die nicht von Getraidearten leben, nichts^wie
^ Wasser und saure Früchte genossen werdeii|
bedenkt man, sage ich, dafs hier jene Fie«
b^r allgenieih sii Hause sind, dals sie am ^
meisten diejenigen befallen, welche vorzüg*
lieh Schweüsen und Mühseligkeiten, und
gerade diesen beiden unterworfen sind, sd«
tener hingegen feiste nnd robuste Menschen,
als Köche, Fleiseher, Gerber, dals sie oft«
mala allein schon durch eine gute . Diät ge^
heilt werden; femer, ^als viscide ScbweiTse^
vorzüglich zu Anfange der Krankheit, auf
Uebergang des intermittirendeA Fiabers in
ein nervöses hindeuten, dals der Grad der
Cohäsion grölstentheils auf dem thierischen
Gluten beruhe j und daU eben di^e, wie die
grolse Geneigtheit zur JEjitstehung von Em«
physemen, zum Anasarca, ^a Hämorrhagien,
zum Icterus, zu Obstructionen, Auszehrungen
und nervösen^. Fiebern beweisen, bey den
intermittirendeit Fiebern vermindert sey •—
bedenkt man dieses ^es, ao erhellet, dals
jeae Conjectur der Wahrheit sehr nahe
komme. Vielleicht verbindet sich d[as thie«.
rische Gluten mit derni in dem Magen ent-
haltenen Ozygen nnd erzeuge ao eine. Art
Ton reThoTg^nen ynd von disr firzeugung dti
Eiters verscliiedeneii Verbrennungsprocels ? -«
Vielleicht macht sich auch das Azote des
Gluteiis frei uad tritt mit dem alterirten
Magensafte oder anderen übersam^en Saftet
m Verbindung? — ^ •
Sollte die Hitze, Welche auf den Frost
folgt;, nicht von dem bey der Verbindung
des Oxygens mit den thierischen Bestand«
thjnlen, insbesondere mit dem Gluten und
dem absorbirten Fette, frei werdenden War*
mestolFe herrühren? Die Fieber, welede von
einem heftigen und lange anhaltendem Froste
begleitet sind, magern den Patienten sehr
ab; und ich bin daher der Meinung, daü
während des Fieberft'ostes die Ijrmphatiicfaen
Gefäfse starker absorbiren, die secemirenden
aber schwächer secerniren; so wie umge*
kehrt während der Fieberhitze die secemi«
irenden Gefäfse in Thätigkeit und die lym*
phatischen fast gänzlich unthätig sind« Das
im Magen angesammelte Oxjgen wird, wenn
es nicht ausgeleert ward, von den lymphati*
sehen Gefäfsen absorbirt; clie Natur aber
sucht sich nur des Ueberflusses an demselben
durch die nun entstehende Hitze und dea
Schweifs zu entledigen. Der saure Geruch,
den dieser Schweifs verbreitet, scheint diese
Meinung zu bestätigen. Vermittelst der
— 17« —
SdiweifseBüd anderer Ezcretioiulii
sich auch in der Tlut die Geneigtheit sn
heftigeren Fieberschaaem; ans d>en dem
Grunde ist es ench so heilsein nnd nothwctt-
dig, dais der Patient sidi wohl bedecke nnd
die iufsere Luft yon der Hint abhalte. So
ist' ebenfalls der Fiebeifrbet anch viel kfirzer,
wenn sich gleich sn AnGmg des Fiebers Er*
brechen einstellt. Denmach mnls der Ant
dieses nicht hemmen wollen, weil die Natnr
sich durch diese nnd andere Anslecrungea
von dem freien nnd iiberflnCrigen Qijgen sn
entleeren strebt. ' Es ist wahr, dais, wem
auch dieses nicht ycyhnpHm ist» notJnreDdi^
gerweise das Erbrechen damadi das Fieber
sistiren mnJj. Allein ich erinnere nur daran:
l) Dafs die Fieber oftmals gerade dann lang-
wieriger sind nnd oftanab recidinren, wenn
das Erbrechen ohne weitere Umstände nnd
ohne dafs man daranf Rücksiclit nahm, der
Natur sn einer andern Ansleemng behiilflick
SU sejrn, anterdriickt ward«
a) Dals die Natnr in aVen ^SekMehm
Fällen,' und swar meistens dmdi die Hant^
einen anderen Weg d^ Andeennig bahnl^
nnd dais 9 wenn dieses nidit erfolgt , 6m
Fieber in ein continnirendes fibergeht. Nidit
selten habe ich ein solches continnirendes
und dem hecfisehen ähnliches Fieber^ dsts
— 17» —
^u^€h den imzeiti|;en Gebrauch der Ghiiii
yeranlafst war^ 'durch die Erregang von
Schweifsen heben inUsseD. — • Nach diesem
allen scheint es, daf's wir berechtigt aind|
eine Termehrte. Zu tiöoiimg des Oxygem
sum Magen als die Ursache der Wif^dt^rkek
des Fiebftrs anzunehmen) und dem bu Fo^
Mittel anEuwenden^ nicht allein eti fort so
^chaBFen, oder su absorbiren, sondern es
auch durch Substanzen, die viel Azote oder
Kohlenstoff enthalten, zu neutralisiren, nnd
eudlich die Secretion desselben gänzlich zu
unterdrücken, und daa Gleicbgenvicht mit
der Haut wiederherzustellen.
Es ist wahr, dals die China nicht giai-
lich leer an Oxygen ist. Allein sie ist den^
noch im Stande, noch viel mehr davon zu
absorbiren. So enthalten auch die Eisenfeile
und die übrigen Präparate des Eisens, das
Sal ammoniacumj der Lüf^ c. c. succinaoa^
der Li^^ terr. foliaL iariari^ der Tan. ita^
tarisatus^ der Spir. Minderen^ die Extrma^
kyoscyami, .— graminis — taraxaoi —» i^^mh
fflossi <— chamomillae — trifoLfibrüU -^
das Sal essfuiämle oder die Potassa carbotuM
(Kali carbonicum)y und mehrere anders
Medicamente viel Ozygen, aber nehmen
dennoch mehr davon auf, als sie fahren las-
sen. Oasselbe gilt von den aromaftischen
Pflanxen, den resinSsen Substans^n, den
fttlierischen Oelen und Geistern, rom Alko-
hol» der Naphrha^ dem Campher, dem
Opium, die nach Reichs Vorgeben einzig
und allein (!') durch das Oxygen würlLen
sollen,/ welches sie enthalten. Schwer lidi
läf>t lieh aber darauf erklären, warum die
China in Substanz (nach MarabeUi insbe-
sondere die g^l^) viel würicsamer bey Fie-
bern ist, als ihre Präparate? Warum noch
niemand mit den Mercurialoxyden und an*
deren Substanzen, die ihrer grolsen Ver*
wandtschaft mit d»m Oxygen ohngttachtet^
dennoch nur leicht damit gebunden sind>
in der That intermittirende Fieber geheilt
hat? Wenn üe/cA' jemals das Fieber mit den
oxygenisirten Säuren heilte, so war dieses
jgeVrifs nur von der sthenischen Species, die
im Norden häufig beobachtet wird, aber ge«
wifs kein asthenisches, wie 'die bey uns vor*
koknmenden, die nur der China, der CoUa,
dem Opium, dem feurigen Weine, einer
nfihrenden Diät und anderen positiven und
permanenten Reitzniitreln weichen, welche
reich an Azote und Kohlenstoff sind.
loh könQte die Wahrscheinlichkeit von
allem diesen noch durch manche Conjecturea
bereichern. Allein es ist hier nicht die Zeit
und der Ort, mich in dunkeln Untersuchuoe»
— 174 —
gen zu ^reriieren ; und -die bisherigen Beob-
adbtungen und Untersuchungeii leiten la
weni^ in ihrem Labyrinthe. Mögen jene
WiiÜLe nur dazu dienen, au ferneren Unter*
aucbungen und Beobachtungen anzuaporneiL
Ich zweifle nach diesem Allen keima
Augenblick, d^afs die primäre Würkung d«
thieri&chen Gluten eben darin bestehe, däb
es den Fieberfrost unterdrückt. Wird aber
^icht hiedurch der Ruhm des thieiisdien
Glutena, dals es durch Verminderung und
aelbst durch Verhütung des Fieberfrostes das
Fieber y^miindern und heben könne, yer-
dichtig werden: — Wie würde nicht CuUm
«ich freuen, in dem Gluten sein Aniitptu^
modicum cuianeum wieder' zu finden. — Es
ist nicht zu bezweiflen, dals er seine künst-
liche China und sein Nauseosum augenblick-
lich mit diesem sichereren und zuverläfdge-
reren Mittel gegen die intermittirenden Fie-
ber vertauscht haben, würde» Und wer weliii
wie viel die CoUa zur Heilung oder Erleidi-
terung mancher anderer Krankheiten noch
leisten könnte, die von einer Asthenie def
Haut begleitet sind«
Bey der Schwäche des Magens und der
Haut^ welche durch die China und die CoHa
au heben sind, darf sich kein anderea Mittal
mit diesen beiden messen, weil kein anderes
- 175 -.
in dem Grade, wie diese, den Magen u&d
die 'Haut erregt« Daher reichen auch nur
aelten der Cortex fVinierßnuSy der Cori, 4i
foUä Salicis j der Cort. quertus^ die Radix
Simarubaej die bitteren Extracte und andere
io genannte Febrifuga hin, um bedeutende
intermittirende Fieber xu heben, weil der
M«gen feiner besonderen Reitzbarkeit wegen
dieae Mittel nicht so gut verträgt; weil fer«
nto dieselben nicht in dem Grade eonsensuell
auf, die Haut würken und so die directe
Schwäche derselben heben, und weil sie end*
lieh nicht so permanent reitaend wie die
CoUa und. die China auf den Magen würken,
AioM diesem letzten Grande erhellet auch,
warum das Opium, der Brandtwein mit P£e£*
fer und die übrigen diffusiblen Reitzmittel,
nur selten die intermitdrenden Fieber au
heben termögen. Sie erhöhen nur momen«
tan die Erregung, und so wie ihre Würkung
nachÜäisty scheint die vorige Schwäche nur
noch in höherem Grade wiederztikehren. Es
wurde daher nöthig se]rn, durch die wiedar«*
holte Anwendung fener 90 genannten Exci^
tantien die Erregung lebhaft zu unterhalten«
Allein dieses ist zu bedenklioh, da man am
Ende zu einem unmälsigen Gebrauche jener
Mittel genöthigt seyn wttrde. Mai^ hat zwar
in der That hie und da allein mit dem
— 176 —
Opium mtemiittirende Pieber geheilt. Allem
ich stehe in Versuchung anzunehmen ,' dals
dieii0 sehr unbedeutend gewesen und bkM
Tön einer AlFection der Haut entstandaa
•eyn mögen; so 9 dals vielleicht FrictionflO
mit warmen Wein und warme diaphoretiscks
Qetranke dasselbe bewürkt halten»
Die CoUa dient aber nicht aliein als Reitsmit»
tel, wie andere Medicamente; sondern la
gleicher Zeit auch als NahrungsmittaL In
dieser Rücksicfat verdient sie bey übrigens
gleichen Vorzügen jedem andern Mittel vor*
gezogen zu werden , insbesondere wom das
zu heilende intermittirende ' Fieber^ wie- fast
immer y ein asthenbches ist. Die Nekffuiigs-
mittel sind überhaupt die zuträglichste Beioi-
mittel für die thierische Maschiene^ weil sie
nicht allein reitzend auf di^-selba wiirkeoi
sondern sie auch zugleich fähig machen, auf 1
andere Reitze zu reagiren, wenn man bereici J
ohne Erfolg die nicht nährenden Arsnciaiit* 1i
tel angewendet hat. Die CoUa erfordert ab«
deshalb eine beträchtliche Zeit^ um verdaust ||
zu werden; und dieses ist eben eine ihrtf
vorziighchen Eigenschaften , weil ihre WflS'
kung, den Fieberirost zu unterdrücken, desH
länger anhält. Ueberdies ist diese ihre &
genschaft keinesweges unwichtig , wenn msa
bedenkt I dals vermöge derselben der Magsi
allmählich
^
I
ällmähliGh für die Reitze eipp^ängUck wird,
die ihm durch Gewohnheit angemessen sind*
Man bedenke 9 dsls^ was knan auch von den
Völkern des ätlahtisfehen Meeires sageii mag,
das Fleisch uns viel :ftuttagIioher isjk, als die
Vegetabilien, die erst dadurch nahrhaftet
und kuträglichet für den Mageh gemacht
wefdte taüM^sien^ dals thaü sid, mit yek^hied^
Hen Gewürzen versetit ji einer Felrmenutioii
imtetwirft, durch Welche ein ganx neuelf
Product entsteht.
Man sollte glauben ^ dafs die Colla , so
Wie die China ^ alle a^— 3 Stunden, und vor-
züglich 4kur Zeit der Abnahme des Fiebet'pärojcys«
lliiis,j^ereicht werden inüiste. Alleili meine Er-
fahrnngeiii ao Wie die von Calaironij Deägostini^
ferrafi utid Borsalini haben gezeigt i daij sie
eigentlich kuriE vor detal Parokjrsmo und bej
Erscleinnng seiner Vorlaufer gegeben Wer-^
den mGsse. 2u einer anderen Zeit zeigt sie
selbst in viel beträditliehereic Dosis lUige*
Wendet 9 nicht die schnelle Wfirksamkeit ge^
gen das Fieber. Dies^ Beobachtung lehrt,
da£i die Würkung det GolU vorzüglich darin
besteht, die Atonie des Magens und der
Haut iu heben, £rst dann ist ^ räthsäm^
auc)l tn Verschiedenen anderen Stünden des
Tagö» cdnige Dosen von der Collä iu geben,^
Wenn das Fiebgr entweder bereil)» gehohetti
XVIILB. a. St. M
— 178 —
oder nur unbedeutend ist» und kein Frost
und Schaudern vorangeht. Die geringe
'Würksumkeit) welche die^ CoUa oft zeigte,
rührte meistens von der UnregelmälsigLeit
und Nachlälsigkeit ihrer Anwendung her.
laicht weniger aber fehlen, diejenigen,
welche aus Nachgiebigkeit gegen den Ge*
schmack ihrer Patienten, die Colla zu. sehr
mit Wasser verdünnen. Dieses Mittel iatium
so wUrksamer, je weniger Wasser es enthalt.
Zwei Unzen Wasser reichen füglich hin, um
eilf bis zwölf Drachmen von der Colla auf-
zulösen. Wenn der Kranke nicht eihe beson-
dere Abneigung gegen dicke Medicinen hat^
so verschluckt er jenes mit Leicht^keit.
Doch mufs man nicht versäumen den Apo*
theker anzuweisen, dafs er di« Colla nur
bey gelindem Feuer auflöse und sie zuvor
in Stückchen zerbreche, damit sie nicht la
lange auf dem Feuer bleibe, und durch die
Verdunstung des Wassern wiederum zu dick
und zähe werde* In diesem letzten, nicht
seltenen Falle, zumal da es manche Arten,
von Colla giebt, die eine grolsere Menge
von Wasser zu ihrer Auflösung erforden,
kann man noch einige Drachmen Wassea
zusetzen. Dieser Zusatz ist um so nöthigei^
je öfterer das Ganze auFs neue erwämt
werden mufs. Auf jeden Fall sind -auf an-
\
. — 179 —
derthalb Unzen Colla zwei tind eine halb^
Unzen Wassers hinreichend, .%Ib6t auch
wenn die Solution etwa zwanzig Minuten
bey einem gelinden Feuer erhalten wenden
mufs. Mit zu viel Wasser verbunden ver-
liert die Colla nach Calatroni ilire Würksam-
keit; und wenngleich ßoi'saliniy HigQli tind
Pcrazzi auch von der sehr verdünntcp Colla
gute Würkungen beobachtet, fa sogar inter*
mitdrende Fieber dapiit gehoben haben, so
ist doch auf keine Weise zu dieser Anwen«
dungsart zu rathen»
Wenn die auf diese Art aufgelöst^ Colla
aufs neue gerinnt ^ wobey sie klar wi^d, sa
reicht ein gelinder Grad voji Wärme hi%
sie wieder flüssig und trinkbar zu x^achen,
indem man nur das Glas, • worin sie enthaU
ten ist , über Asche zu halten brliuöht* .
Die zuletzt von Seguin vorgeschriebene
Anwendungsart ' ist die riditigste und Qn«
wendbarste, wenngleich nach Zulaui und
einigen anderen Aerzten des Departements
schon eine Unze hinreicht, d^a .Fieber zu
heben« Seguin schreibt vor, eine|Unze und
drei Drachmen bey gelindem Feuer in zwei
Un2en Wassers aufzulösen. Diese Solution
nun giebt das Fthrifugum^ .von welchem hier
die Rede ist, indem alle übrigen, von Seguin
vorgeschlagenen Znisätz^, so nützlich sie auch
M a
— iBo -^
^eyn mi^gcn, keinesweges notbwendig sindi
indem sielPclie Würkung dieses Mittels nur
höchst indirect erhöhen. Bergamo liefs es
nach Maalsgabe der Umstände in einem
Ghamtllen «> Decocte auflosen ^ zugleich um
ihm seinen specifikeü Geruch zu benehmen;
und ick folge darin seinem Beyspiele. Seguin
setzte noch überdies ein oder zwei Drich«
men Zucker 211^ um die Mischung angenehm'
ztt machen ) und noch 8"— to Tropfen von
der j4if* ßon naphae. Diese Zusätze müssen
nun nach der Idiosynkrasie und dem .Ge-
schmecke ' der Patienten ^ und nach den
Symptomen der Krankheit vermehrt odel
Vermindert werden. -^
Ohne eine Zersetzung zu befiirditen tu
, haben ) kann man auch aromatische Wasser
und wesentliche Oele zu jener Solution tu*
setzen 9- wie auch ich, Zanna, Maiachinif
Bergamo und andere zu thun pflegen, 'oder
Laudanum nach Paganini^ wie auch aronis»
tische Oele und andere Mine), die wemg
Oxygen enthalten. Man theilt jene Pordoa
in drei Theile, und giebt die erste Dosii
eine halbe Stunde iror dem Paroxysmus, die
zweite aber zehn Minuten uud die dritte
zwanzig Minuten nach dem Paroxysmus. Ich
habe aber gefunden, dafs die Befolgung die-
ser Ordnung nicht so nothwendig ist, wie
(
— lÖi —
ZDän Anfangs geglaubt hat. - Ich und andere
Aerzte haben jene drei Dosen ^alle viertel
oder alle halbe Stunden hintereinander gege-
ben, ohne die Würknog dadurch im minde-
fiten beeinträchtigt zu sehen« In der That
lehrt sphon die gesunde Vernunft, dafs die-
s^es Mittel zu lange im Magen verweilt, als
dais seine Wiirkung ni^ht längef, als fener
Zwischenraum, dauren sollte. Wenn aber
der Fieberfrost schon eingetreten ist, dann
ist es nicht rathsam» die Colla nehmen zu
lassen, -weil die Pattenten sie nicht selten
wegSrechen, und oftmals sogar während des
Fieberfrostes Opiat- Mixturen, selbst die Po^
iio anüemetica Riverii nicht bey sich behal-
ten. Doch fehlt es nicht an Beyspielen von
Fallen, in welcheii die 'Colla erst bey Erschei-
nung der Prodromirde» Fiebers gegjben wur-
de, z. B. von Päffaninij Bonalini^ R^gi
und anderen Aerzten, ohne dals die Patien-
ten sie wegbrachen, wenngleich sie kein an-
deres Aranei - oder Nahrungsmittel bey sich
behielten.
' Weim aber aucU- das Fieber zunimmt
ojqid in eine Fehris subcontinua oder wohl
gar in eine F. con^inua überzugehen drohet,
'SO scheint es doch nicht rathsam, eine viel
gröfsere Oosis zu Terordnen« Ich habe es
niemals gewagt, einem Patienten man ^
die Hälifte fener Portion zu geben. BorsaUni
beobachtete bey einer Dame, die Yon einer
tertiana duplicata befallen war und ihn bat,
sie mit der Colla zu behandeln, aber darauf
bestand, des dreimaligen Schluckens über«
hoben zu werden, und die ganze Portion inf
einmal zu nehmen, dafs daraus kein, weiterei
Nachtheil entstand , als dals sie den ganzen
Tag über an Uebelkeit litt. , Nasi beobach«
tete ebenfalls in zwei ähnlichen Fallen nicht
den geringsten Nachtheil; und das Kebci
verschwand nach einer solchen Dosis. Abei
berechtigen uns solche einzelne Falle, den
sichern >Weg in der Praxis zu yeilassen?
Man wiederholt die Anwendung jener ^tliei1«
ten Dosen an dem nächsten Fiebertage; und
dieses a-^5mal wiederholt, reicht auch in
den meisten Fällen hin, selbst hartnackiga 1
und bösartige intermittirende Fieber zu he* Ij
ben. Deagostini und ich pflegen sie anck Ij
an den fieberfreien Tagen zu geben, dl L
man doch an ihnen allerdings eine Alten« li
tion des Körpers annehmen mufs ; und sIb^
denn diese Tage nicliC in der That atf
durdi gelinde Anfälle, durch Prodrom! dfll
Fiebers, einen cachectischen Zustand odtf,
andere Krankheitsanlage contraindicirt? -* e
Gehen nicht die einfachen Tertianfieber, nA b
selbst überlassen, meistens in doppelte über?
^ 183 -^
Wihrend der Apyrexie entwickelt und sanvi
melt sich die Ursache der Pyrezie. Der Ge-
brauch dieses Mittels kann daher keineswegs
nnnöthig sejn, da e; übrigens kein gefJirü-
ches Mittel ist, keine Besch^verden yercr-
sacht, sondern vielmehr zn einem heilsamen
I^ahnuigsmittel dient Ich kann es anch in
der That bestätigen, dals die Colla. wenn sie
auch an dem fieberfreien Tage gegeben wur*
de, ohne allen Zweifel zur Verhütung des
Fiebers vom folgenden Tage mitririL-kte,
während nadi allen Symptomen die hück-
kehr desselben nicht zu yerkennen war. Die
Colla kömmt deshalb auch hierin mit der
China 2iberein, weldie auch vorzugsweise in
der Apyrezie, oder wenigstens nicht in der
Höhe des Fiebers, gereicht werden m-.üs.
Da die sehr yerdiinnte Colla wenig oder
gar keine Wnrkung gegen das intennittirecde
Fieber zeigt, so erhellet, dals sie nur von
geringem oder gar keinem Nutzen sejn mul»,
wenn der Patient viel, besonders wenn er
viel saures Getränke nachtrinkt Man über-
sehe deshalb keinesweges die von Seguin
gegebene Vorsichtsregel, dem Kracken erst
einige Stunden nachdem die Colla genom-
men worden, das Trinken zu erlauben. Ich
-habe es selbst nöthig gefunden zur Kur,
dem Patienten in den ersten zvei Su^c.d-Tv
nachher Mieder Trinken noch 'Essen ya yer^
statten, Sjdhi* häufig &iD4 die Beispiele t dab
die wte|TOitt^re^de^ Fieber i^ich? geheilt wor,
den i^ind« weil inai^ nicht dieseii Verfahren
beojhiachtete« Aus eheu diesem Grufide zeigte
«ici^ cUfi Coli« mtik in 4e9 JHqspitälern ofU
mals. unwürKsaoit >.
Die QoWsi, befördert den SchweiCj^ , der
fiut immer ^ITgemeiA und viscide ist. Sollte
er nidit vielleicht schon die WUrkiing der
wieder auf die flaut abgesetzten CoUa aeynf
Pcrcivßl wurde yielleicht nicht anstebent
diesefli anzuQehmeii. Es ist ferner nicht nn-
wahrscheinlicli y dafs die Natur sich durch
diesent Schweifs der übers^uerteA oder sonst
auf ei<ie ai^dere Art alterirte^ Säfte entledigt
Er ist fast immer critisch> wie bej Gichti-
schen ;j und gewöhnlich geht ihm eiiie allge-
meine brenpendd Hitze yor^^us^ ii\ welche
die gelinde^ nachdem die GqlU geQommeil
sich einfixide Wärme Übergeht^ Es acheinti
dafs die mit der Colla behaAdeltep Patienten
einige Tage lang eineiig dem der Colla nicht
unähnlichen Geruch von sich verbreiten«
Ganz deutlich habe ich diesen Geruch bey
einer junge^ Dame, lyelche ich vermittelä
der Colla von einer Tertiana duplicaiß gfi»
heilt hatte ^ noch zwei -^ drei Tage nachdeo
sie das Bett verlassen hatte, beobachtet. Das
-- 4o4 -
igSiminert ^<>rixi aia schlief, behielt noch Wo*
4ihei|laii^ diesen Gemdi, so vne sie eine
gelbliche Farbe in\ Gesichte nn4 einei\ mat-
ien l^lick.
Es ist keinesweges gegründet, dafs die
mit d^r CoIU geheiltep Patienten leicht eia
JlecidiT bekommexi) obschon BorsaUni diesem
vnter den vielen, die er mit derselben heil-
te, bey ^iner Patientin beobachtete, welche
sich abefi iiach kaum yollendeter Kur, man-
cherlei schwächenden Einflüssen ausgesetzt
ba^te. Die, Patienten glaube^ sich sogleich
gäfizlich geheilt, urenA sie nur yoQ dem Fie-i
berf|t>st9 frei bleiben, yerli^sseä augenblick-
lich das' Bett, exponiren sich der Luft, und
bekommen ein Recidir. Ich rathe meinen
Patienten, noch zwei Ta^e nachdem das"
Fieber gehobeil ist, da«^ Bett zu hüten, und
in den ersten 4 ~* ^ Tagen die Luft , beson-
ders^ jede feuchte und kalte LulFt, zu meiden»
Sobald sie sich aber in der Ileqonyi^Iescjenz der
Kalte o4er Feuchtigkeit: aussetzen, oder einen
Fehler in ihrer Lebensart oder Diät begehen,
•o ist daifli Recidiy unvermeidlich, Auch in
Rücksicht dieser zurückbleibenden Geneigt-
heit der {leconyalescenten zu Recidlven,^
kommen die WürkungeHi der Golla mit dehen
der China überein^ Aber darin unterscheidet
"sich jene von dieser, dals die Reconvalesceti«^
— i86 —
oder, was dasselbe heifst, die Geneigtheit zu
Recidiven * viel kürzer dauert bey deaeoi
welche mit der Colla behandelt sind, als bey
denen, welche durch die China geheilt
wurden.
Da im Allgemeinen genommen die bey
den intermittirenden Fiebern Torhandene
Diathesis fast impier asthenisch ist, so kann
es auch nicht fehlen, dafs die reitiende
Heilmethode auch in den 'meisten Fällen die
beste ist. Doch wird die Anwendung dieser
Heilmethode oftmals zu weit getriehen, weil
der Magen sie nicht rerträgt, und daher, in*
dem die Reitzung sich dem Darmkanale mit-
theilt, entweder Diarrhöen oder auch Erbre-
chen entstehen. Nur die Gefahr kann den
Arzt berechtigen, den Magen bey schon vor-
handenen Erbrechen und Diarrhöen durch
die wiederholte Anwendung der EoBcitantith
und insbesondere der China oder der Collay
zu belästigen und zu bestürmen. Deagostini
bemerkt, dafs in den Fällen, wo die Cdli
und die China wegen ihrer zu grolsen Dosb
Oppression verursachen, das Fieber auch
nicht nachläfüt; auch steht nach seiner Mei-
nung dieses im umgekehrten Verhältnisie
mit jener. Aber in solchen Fällen beobachtel
man, so oft ein Fieber dazu GelegenheiK
giebt, immer eine grolse Geneigtheit xu Ito-
\
, - iS7 -
cidiFdn, Magendrücken und grolse Empfind-
lichkeit des Magens fiir alle Ing^ta. RecoA«
Hralescenten yon dieser Art muls man als be-
ständig krank, betrachten.
Das bisher in Betreff der Anwendung
von Reitzmitteln Gesagte, gilt nicht weniger
yon den Nahrungsmitteln. Wa^^um den Ma-
gen mit Reitz - und Nahnings - Mitteln zu
einer Zeit bestürmen, wo er entweder schon
hinlänglich durch den Reitz der Arzneimittel
.belastigt wird, oder,. wie oftmals der Fall ist,
nicht im Stande ist, jene Mittel zu verdauen?
Ich habe beobachtet, dals die Medicamente
in einem solchen Falle yon geringer Würk-
^ samkeit sind* Ist die Gefahr grols, so kann
der Patient immer einige Stunden ohne
Nahruxtgsmittel bleiben, um so mehr, da der
Reitz der Medicamente sdipn hinreichen
kann, um die Kräfte einigermalsen aufrecht
SU erhalten. Warum nun, wenn keine Ge^
j&hr yorhanden ist, die heilsame Würkung
der Arznei durch gleichzeitige Anfiillung des
Magens mit Speisen, schwächen? Und dieses
muls erfolgen, wenn man den Kranken mit-
ten zwischen den Speisen alle zwei Stunden
CoUa oder China nehmen ljU<>t. Ich erlaubt^
in driogenden Fällen, in welchen ich China
verordnen mulste, höchstens nur noch Rouil^
Ion dabey zu nehmen, oder yerband difi
-^ m —
China mit Wein und nährendeii Clystierm. Die '
mit der GoIIa behandelten Patienten bediir«
feo ah^er um sq weniger der Speiaen, da jelie
«chon ein ziemlich substantielles Nahrungt^
mittel ist^ Ich ha)>e gefunden, da{s ein ge-
schlagener Eidotter, aufgelöst in Bouillon mit
einem geringen Zusats^e von Zucker, oder
liuch von Wein, nach den Umständen und
dem Qeschmacke eines jeden i die Kiafte
^ehr gut erhält und dahey den Magien weder
^VL lange belästigt, noch Uberflürsig reitst«
Wenn man diese.«^ dreimal täglich ^i«bt, so
"wird der Patieut nicht nur nicht achwächeri
«ondern vielmehr genährt und gestärkt«
Pie Nahrungsmittel mUssen im . AVgiemei-
xien mehrere Stunden vor oder «laA der
GoIla gegeben werden» am besten fliisaig und
reitzend; sie müssen ferner animaliacher Na«
tut seyn (denn in Krankheiten fordert die
Natur ihre flechte und macht es uns cur
Pflicht, ihren Geseti^en zu folgen), und sich
in ihrem Wesen der Colla nähern. Dadurch
kömmt man dem Magen zu Hülfe und erhak
ihn in einer dauerhaften und gleichförmigen
Erregung.
£s giebt manphe Menschen,, die» imlncr
sehr besorgt sind, weun sie den Pfttienteu
in einem soporosen Schlafe liegen aefaeüf
und sieh*s znr Pflicht machen, ihn in
— iSg —
seinem Schlafe zu unterbrechen. Diese
Lente (meistens ake Weiber), die, weil sie
einige Kranke geMTattet haben, sich einbilden^
als verstanden sie dieselben wohl z*^ behan*
deln^ muls man ja oftmals mit Strenge be«
deuten* E^. ist nachrheilig^ den Kranken^
vorzüglich nachdem er die CoUa genommen
haty >aus seinem Schlafe zu ^y ecken > und
schwächt nach nyftiner und Cataironi's Crfah*»
rang die Wütkung dieses Mittels. Dasselbe
gilt von den OemUthsa£Fecten. Der Himmel
stehe jedem Kranken bey, dessen Pflege eU
ner verrückten Schwätzerinn anvertrauest ist!
Und wie^ oftmals ist dies nicht der Fall« Sol-
che unerträgliche Geschöpfe stören nicht aU
lein den Schlaf des Kranken, sondern belä<»
stigen ihn auch mit unnti||^n Ideen und der
EÜhzählung von Stadtgeschichten, die ihn we«
. nigstens nicht interessiren^ sondern ihm Wohl
gar Schmerz verufsacheti, ihn erbittern öder
mit «anderen Affecten beunruhigen können.
Bey einer Hysterischen sah ich durch eine"
traurige Botschaft die Würkung der Coila
sehr geschwächt werden, so> dafs ich genÖ*
thigt War, die Oose^ der Colla dreimal ztt
wiederholen. Es ist daher auch sehr glück«
lieh für^die Hysterischen, dafs sie, nach mei«
nen Beobachtungen, sehr selten von inter*
oaittireBden Fiebern befiiUeti werden.
— igo —
Ehe man' die Golla verordnet, unterrichte
man sich gehörig von der Diathesis der
Krankheit und ihrer CompUcation. Ich habe
sonst schon die Bemerkung gemacht ^ daTs
nach meinen Beobachtungen^ >frie auch ntch
Deagosiini^ Ferrari^ Calaironiy Bergamo,
Cantone und Anderen eine sthenische Dia-
thesis bej intermittirenden Fiebern die Anwen-
dung der Golla, sowie die der Ghina^ verbietet»
Samagnsüno fand in einem solchen Fallesowohl
die China als die Golla gänzlich unwürksam, und
heilte das Fieber durch Aderlassen. Daher muls
der Arzt zuvor sorgfältig die Diathesis der Con-
stitution untersuchen, und, erkennt er sie
für sthenisch, ohne Verzug dabey Itge artU
£u Werlee gehen. Wird die Krankheit auf
diese Art gleich Anfangs in ihrem Entstehen
durch eine geschickte Behandlung gehoben,
so wird der Arzt selten genothigt seyn, zur
China oder Golla seine Zuflucht zu nehmen,
weil die Krankheit meistens von selbst nach-
läfst. Wenn aber der Patient durch die von
Brech- und Purgir^ Mitteln herrührende An-
strengung des Darmkanals, oder durch an
reichUche und durch säuerliche Getränke zi
sehr beförderte Schweiise, oder durch ein«
zu strenge Diät (versteht sich, dals hier
nicht von einer directen Entziehung der
Reitze durch Aderlassen die Hede ist» da
— 191 —
diese« nur seitön indicirt ist)' auf einen nie*
didgeren Erregungszustand heruntergekoiU'^
men ist^ als der natürliche; in diesem Falle
ist die GoUa ganz vorzüglich indicirt« Hier
thut sie Wunder; indem manchmal eine ein-»
zige Gabe hinreicht, das vorhandene Fieber
zu heben. , Aber eine sthenische Diathösis
reicht an sich n,icht hin zur Bildung eines'
in termittirenden Fiebers ; sie ist hier auch
nichts anders als die Würicung der Reaction
des Gefälssystems auf die Anstrengung des
Muskelsystems (reazione del sysiema vascoiare
a dispendio del muscolare^^ daher nur eiüa
scheinbare, intermittirende Sthenie, ein sthe«
nischer Parözysmus der Gefäfse, insbesondere
der Hautgefäfse. In der That ist auch das
sthenische Fieber entweder continuirend
oder subcontinuirend, mit einem gleichen^
starken Pulse* Sthenische (d. h* sogenannte) .
intermittirende Fieber beobachtet man des-
halb auch insbesondere im Frühjahre, nach
athenischen continuirenden . Fiebern , weil
diese bey reitzbaren, vorzüglich plethorischen
Subjecten, und nach Fehlern der Transpira-
tion leicht in intermittirende Fieber überge-
hen. Wenn daher die sthenische Diathesis
bey intermittir enden Fiebern gleichsam nur -
symptomatisch und niclit die eigentliche
Constitution des Fiebers ist^ so erhellet.
— 196 —
l^dich AnfaBgs imd nur bey Abwesenheit
aller Gontraindicationen gegeben habe«
Waa soll man denn nun AUea yo& dar
Colla erwarten? Vielleicht, dals aie aar
Schmach für die Irrthiimer der Aerzte mlh
Krankheiten« heilen» heben oder gar yerhiitaa
werde? — So lautete wenigstens die yerwe-
gene^ unsinnige Zumuthung, welche einige
acl^einbar bescheidene Denker und Hohmui:-
tätskrämer an die Beförderer der Vmcdoation
machten«
Was die zu gebende Dosis dieaea Mittds
betrifft) so lälst sie sich nicht genan bestim«
men» Einige Fieber weichen einer geringMi
andere nur einer beträchtlicben Do^s» Die
vorhandene Diathesis, Hie Complicaftion der
Krankheit I das Temperament, die Punkt*
lichkeit der Patienten in der Anwendung
dieses Mittels und in der Befolgung dar
arztlichen Vorschriften , sind nicht iibenl
dieselben; auch kann die Empfanglichkik
der Organismen fUr die Einwüikung der Col* |(
la und die Dauer der letzteren nicht andtfi 1
als verschieden seyn. Zu rechter Zeit gafi- f
ben und unter günstigen Umständen reich« a
drei Dosen gewöhnlich hin, das Fieber, ttf
es nun dreitägig oder doppelt dreitägig, fi
selbst ein bösartiges intermittirendes Fiab«
zu heben* Ich bi^e einigte Fieber
^ 197 —
durdi die sweite Dosis geheilt, so wie aocli
Dtagosdni^ Tomiclli^ Calatnmiy Trovaii^
Raggij ßorsaliai^ Peragzij Ffüncm, Poga*
nini^ ßossi^ Nasi und GanAifte. Borsalini
versicherte mich, nachdem er schon viele
Fieber geheilt hatte, daf> er bis dahin nicht
genörhigt gewesen sej, die dritte Dosis die-
ses Mittels zu geben. Eine alte Patientin^
die yon einer Teriiana dupticaia befallen
^WjBUTf heilte Borsalini mit zwei Dosen, Ton
denen die eine am dritten, die andere am
fünften Tage gegeben wurde. Schon nach
der, ersten Doaii sahen üaggi^ Deagosäni^
Majocchi^ ßonaliniy Cantone^ Calatronij
Francia nnd leh den Fieberfrost beträchtlich
schwacher nnd das Fieber yerkürzt werden;
nnd Borsalini unterdrückte mit einer einzi-
gen Dosis ein yemachlälsigtes doppeltes Ter-
tianiieber. leb sah durch eine einzige Dosis
Gallerte, die ans Ochsenfiilsen bereitet war,
ein einfaches Tertianfieber geheilt werden,
das schon drei nnd mehrere Monate gedauert
hatte. Der Patient empfand, ab er dieselbe
genommen hatte, durchaus kein Fieber mehr,
sondern nur eine Scbläfrigkeit und Brenoen
in der Haut. Catatroni und Bonalini sind
Töllig tiber2eugt, dafs sie mit der GoUa eben
so sidier, wie mit der China, einem zweiten
Anfalle yorbeugea könneB. Endlich lubca
^ ig8 -^
dia Beob^chtungeq yon Baggl^ CaIatroni\
Borsalini, Cappa^ Cantone^ Santagon
sfina und Aiiderea sowohl, . wie meine
eigei^eA ErfahrimgeQ zur Genüge gelehrt,
da£3 die Colla in so wepig Tagen und Stuo-»
den iEttermittirende Fieber geheilt hat, ili
es aller W^rscheinlicbkeit nach durch die
China und andere, bis jetzt bekannte Mifteli
sieht möglich gewesen wäre.
N^ichdem nun «ur Genüge geseigt ist^
dals der Leinx (/a coUa^ forte) die intermit«
tirenden Fieber hebt, wird es pütEliph- sej^,
mit einem prüfenden Blicke > noch die übri^
gen Vortheile zu betrachten, welclie« qian der
Anwendung' der Colla und der thierischen
Gelatinazum Theil schon verdankt» oder
noch davon zu . erwarten berechtigt ist«
i) Durch die E^inführuug der Colla und
der Gelatine^ zur Heilung intermittwender
Fieber wird unser Chinabedarf selyr abneh-
luent und der Staat eine het^äcbtUche Sum-
me Geldes im Lande erhalten^ Ich glaube
liicht zu übertreiben 9 wenu ich, was nun
auch im Stande ist, zu berechnep, behaupte^
dals . unsere Republik allein dadurch aoo ^
95o,ooo Livrei^ jährlich gewinnen wiirde. Da«
^er muis o[iaj|;i. auch von der Regierung aelbst
- ,39 -
die ftHgemeiiie Verbreitiuig dieser Entdek«
kung erwarten. ^ VieUeickt kann die CoUa
▼id allpmeioM' angewendet werden, als wir
bis jeut glauben. Ich weils, dals man Tor
Anwendong der CoUa hie und da geglaubt
> hat, die Einfuhrung derselben sej die Wür-
kung "des feindlichen' Hasses gegen eine
grolscf Nation; timdich weifs auch sehr wohl,
dals inan diejenigen rerlachte, die sie an-
wendete, al» wären sie blind für den Zweck,
ztr weldiem die Golla eingeführt sey. Aber
mag dieses iuch gegründet seyn, so gereichte
jener Hals wahrlich zu unserem Heil und
Besten. iSo" entstanden und blüheten ja auch
df^mals unter dem Getümmel des Krieges
Manufacturen^ und ganze Provinzen kamen
durch ihn in Flor und bereicherten sich.
3) Ein toderer Gewinn davon für den
Staat ist der, dals die Klasse der Hülfsbe«
dürftigen dabey weniger durch Geldausgaben
bedrückt wird. Meistens sind es die Bear-
beiter der Wiesen und Reisfelder, welche
Ton deü intermittirenden Fiebern heimge-
sucht und geplagt werden. Ein Drittheil des
Lohns, den sie so mühselig yerdienen, flielst*
alsdann wenigstens in die Händfe des Apo-
thekers, um China und andere Medicamente
tu ihrer Herstellung zu bekommen« Zu d-
merj und- in anderen «ehr gesunden Com-
»w» ado •«
maneiL, sind« kaum sollte man e» glauben,
4ie intermitdrenden Fieber häufig, weil ^iele,
4ie in den Wiesen und Reisfeldern arbeiten,
sich daselbst das Fieber holen und mit sich
in ihr Vaterland nehmen; ein Unglünkf wel-
ches sie mit den Bewohnern ron Gorfn ge-
mein haben, die eine ähnliche Krankheit aus
J^omclien und Morea init «uriick^ubringen
pflegen. Ihnen könmit die Colla' sehr au
statten; und sie werden, wie ich glayl^e« be-
stiuidig dabey bleiben, da die Golla ihnen
eben so hülfreich wd um yiel^s wolrffeiler
ist/ wie die. China^
3) Aber elA noch grofserer Vortbeil
wird für den Staat daraus erwac^hnn^ diu
die Reconvalescenz bey denjenigen, die mit
der CoUa behandelt werden, beträchtlich «b«
gekürzt wird« Sowohl ich, als auch Calatro'
niy Francia^ Raggiy Borsalini, Nasij Tor^
niellif Canione und Andere haben die Beob-
achtung gemacht, dals, so wie das Fieber
durch die Golla gehoben ist, auch die Kriifto
des Patienten f^st gänzlich hergestellt sind,
und zwar so, dals die meisten nach gehobe-
nem Fieber 9 sogleich ihre gewöhnlichen Ar*
beiten wiedt^r yomehmen konnten, ßaggi hat
beobachtet, dafs einige, mit der Golla Geheiltei
ungewöhnlich im Gesichte abnahmen , und
ihre Geisteskräfte^ ja selbst mehr Muskel-
krÜte^ ak im giewöhnlichen ZastanHe, schnell
-vrieder eiliielteii. Dieser Gewinn ist fast
nicht zu beredinen und überwiegt alle an-»
deren:; indem nämlich auf diese Art die ar-
beitsamen* Hände im Staate thatig^ dadurch
der Ackerbau aufrecht* eriialten, und die Fa«
milien unserer Landleute nicht genüthigt
werden, den karglichen Ertrag ihres Schweis^
ses mit gedungenen Taglöhnern in theilen«
Ja uügUublich ist es , was ich jedoch für-
ausgemacht Jiahe, dals, .Wenn die Colla ange-»
wendet worden ist, . die Landleute zu ihren
vorigen Arbeiten zuriickkebren können, ohne
ein Racjdir zu befürchten r zu haben; welchias*
aie, wie schön bemerkt ist, >selbst auch dann
nicht hekotoimen, weiin sie. sich denselben.
Einflüssen -fiitsseuen, wie zuvor; Sowohl ich
als auch JSannüy BorsaUniy Nasiy Berganm^\
Boggle Deagosiiniy Matachini und Andai^
sahen solche Recidive«> Allein hier ist nicht
von der Geneigtheit zu BecidiFcn die Rede,
welche, wie- es mir scheint, nicht geringer
ist bey den mit der China geheilten (denn
ich habe athenische intermittirende Fieber,
die bereits gehoben waren, durch die China
aufs neue entstehen gesehen); sondern viel-
mehr von der Länge der Reoonvalesoena ;
und~ diese ist in der That viel kürzer in je«,
nem Fllle, als in diesem (d^ h, nadx komt^
i
— a03 —
düng der China > £• ist mir gar wohl b»*
kannt, . da£s Manche , die mit dem neuen
Mittel geheilt waren 9 aa einer langwierigen
Reconyalescenz litten, die Yon beträchtlicher
Matdgkeit begleitet war« Doch gebe ich lu
bedenken 9 da£i: •.!.)) Dieser Fall sehr selten
ist, und da&, wenn es darauf ankommt, ein
B<^ues Mittel anzunehmen oder zu yerwerfen,
man auf die Aligemeinheit glücklicher Fälle
sehen müsse; a) dafs «ine langwierige, mit
Mattigkeit begleiiet^ it:Qc6nvale$cenz am häu«
figsten bey solchen Tolrkömmt« die mit der
China behandelt worden sind; woraus klar
erhellet , dals die. China nicht naobYerhält-
niü»' ihrer freitzenden Eigenschaft das Fieber
hebt ; 5) dafr jene Mattigkeit^ die idi East
eine ' Stupidität des ' Muskelsystems nAnnos
muchtei fast alfein nur nach veraa<JiläJsigteB9
odet! 'Solchen intörmittirendea Fiebern, beob*
achtet wurde, die zu sehr mit schwachenden
Mittdh behandelt worden, meistens mit ei-
nem,* nicht gehobenen, localen Uebel des
Darmkanals vergesellschaftet waren , und
vorzüglich hypochondrische Subjecte befielen;
4) dafs eine solche Mattigkeit und Geneigt-
heit zu Recidiven meistens von einer Schwä-
che des Darmkanals herrühren, die sieb
durch Maugel an Appetit, Uebelkeit, Ver-
stopfung, Borborigmen, Hartleibigkeit zu er-
ttT- 't.-^v-z.
3-:- ^'.
-LzfL
ii:i V -:: — ^ :-^
t:m. ^a;'"— "-^
r-rc "^-^^ -S^
' *5^iÄrUi««'r«srr-
irr.-äj» .ü*-^-.-;
Cci:» :r^ .«^u-;^^.
L-sx ^«L* i'*
5) £'n nicht wMiger bedeutender "Vor^
, tlieil ^ von der Anwieaoung der jCoUa ist der^
fast immer äu einem und dem«elben Preise
ein.Medicament haben zu können , bey wel-
chem nicht zu fürchten ist, dafs jemand üch
die^ Mühe geben werde, es zu verfälschen^
welches nur zu oft bey der China der FaU
ist. Ddt Leben des Armen wird durch die-
ses liütcel' eben ao gut geschützt fceyn, wie
das des Reichen.
i^' 6) Wenn 'man die Colla oder die. Gela-
tina* 'durch einen Zusatz von Zucker oder
eines anderen Aroms * angenehm macht, so
ist- sie auch Kindern , selbst kleinen Kindern,
nicfar zuwider ; man wird di^se' daher oft
durch die Colla vom Tode retten können,
der wtegen der nnüberwindlichtn Ai»ieigung
gegen, -die China in manchen Krankheiten
nnausbleiblich seyn würde.
7) Da wir demn/ich an der Colla ein so
Tortrefliches Mittel gegen die intermittiren-
deni'Fieber besitzen, so wird es sehr zweck-
Ȋ&ig sejn, wenn die Regierung nur die
aller beste China einzuführen Verstattete.
Wie* viel Gelegenheit wird nieht dabey snm
Wucher- gegeben ! Unter dem Vorwando , aur
Erleichterung für die ärmere Klaase einCache
Chinadecocte und das Eztract bereiten m
wollen, wird von den Droguisten die eller
— so5 —
scUediteste tmd wohlfeilste China gekauft;
weldhea denn die Folge hat, da£i jene Klasse^
' entweder in der China keine Hülfe findet» .
nnd durch die nöthige grölsere Quantität
ypn der schlechteren China dasselbe verliert»
was die bessere gekostet haben würde» oder
dals eine grolse Geneigtheit su Recidiven,
eine, nicht au hebende Schwache» ein 2^stand
yon -LeuKophlegmasie und Obstructionen zu-»
riickbleiben» welche von den vielen ver-
aohfuekten unnützen und schädlichen Bestand-
theilen der Hölzer undRinden entstehen müssen*
8) Die China muls, sobald ihr die CoUa»
wenn auch nur bey in tertnittir enden Fiebern»
aubs'titttirt wird (und sie wird es werden
überall^ wo man sie kennen lernt), noth<»
wtodig im. Preise fallen, weil die Consum-
tion verringert wird. Die Ausfuhr des haa-
ren Geldes wird daher abnehmen» und die
Nothwendigkeit» Länder bereichem zu müs-
sen» die uns längst mit Unterdrückung und
Rache für die alten erlittenen Beleidigungen
bedrohen«
9) Sowohl Calatroni als auch ich selbst
haben- die Bemerkung gemacht» dals die
China» in den subcontinuirendf.n und mit
unbedeutendt-m Fieb^rfioste begleiteten Fie-
bern gegeben, welche der Colla oder der
einfachen Gelatina widerstanden, sich den-
_ ao6 — ,
Aock in geringerer Dose und auch hej ge-»
tingerer Qualität der Cliins und vschneDer
wUrksam xeigte, Wenn die CoUa zuror ange*
Wendet war. Ebeb so beobachteten auch
Ciuuone^ Saniagostino . und Franzöu&che
Aerzte, dals ein Fieber, welches der China
widerstand » der Golla sehr leicht wich« Die
Verschiedenheit des Beitzes belebt auTs neue
die Kräfte des Magens» Noch mehr, F^emm
tind andere Aerzte beobachteten^ daüs die
Recidive bej solchen^ die mit der Colla ge*
heilt waren, leicht durch die China Und das
Opium gehoben wurden; wotana ku erkellen
adieinty dafs die Colla und die China sich
«gegenseitig ergänzen, weshalb man denn die
China in geringerer Dosis geben kann nach
Anwendung der Colla, und umgekehrt die
Colla in geringerer Dosis nach Anwendung
der China*
lo) Noch gröfser Wiirde der Gewinn
aeyn^ wenn die concentrirte Colla nur bey
uns in hinlänglicher Menge bereitet und da«
durch die Geldausfuhr für dieselbe gehoben
würde« Es glebt bey uns so viele Gerber,
die thierische fiestandtheile in grolser Menge
▼erarbeiten; wie kann es daher an hinling*
liehen Fabriken für die Colla fehlen? Ich
weils zwar wohl, dafs der Abfall von dea
Fellen verbraucht wird^ um das Papitf aa
— ao7, — •
leimen« -Allein ich w^ift auch, dals dle^nnoch .
viel von den Fellen verloren geht, und i^cht
Alle» in den Papiermphlen verbraacht wird^
Für welche Überhaupt der Abfall von den
Stiegen«») Sehaaf- und Kalb «Fellen anwend*
barer ist; dafs hingegen der Abfall von deti
Fellen des Rindviehs brauchbarer ist fisur Be«
reitung der concentrirten Colla (weshalb
auch die Colla von Deutschland, wo nicht
so viel Kalbfleisch gegessen wird^ wie bey
uns, unsere Colla an Güte Übertrifft), wie
auch die Theile von,' yorziiglich von ausge«
wachsenen und starken Pferdea/ Da dem-
nach beide Arten von Manufactuffen neben*
einander bestehen können, so würde >es für
den Staat der Mühe werth seyn, beiden
ihre^Gränsen anzuweiseii. Doeh ist es ab*
dann auch von der anderen Seite nöthig,
. dals die Regierung die medicinische und
bürgerliche Polizißi beauftrage, ein wachsa-
mes Auge auf die Art und Weise 2u haben,
wie die verschiedenen Arten der Colla fabri«^
cirt werden. Wenn das Publikum sicher ist,
dafs die Colla nicht aus allen möglichen Ar-
ten von thieriscben Bestandtheilen bereitet,
wird, so wird es sibh, wie jetzt oftmals def
Fall ist, nicht femer weigern,' davon Ge-
brauch zu machen. Boshafte Feinde des all*
gemeinen Besten werden vielleicht gar zur
y/ectfumdimg ddr Colla den £mWdrf macjieii)
dalk.nian durch den Gebrauch derselben yon
den ani^teckenden Krankheiten der Th^ere
be£allen werden könnte^ um den Unwissen-»
den und Furchtsamen nicht sowohl abxart-
then, als sie blindlings surückzuschrecken. Dem
Staate liegt es daher ob, sich durch Versu-
che geschickter Männer von der besten Me*
thode, die verschiedenen Arten der Goila n
bereiten, zu unterrichten; und demnächst
diese Methode den Fabrikanten ab unab*
änderliche Notm yorzuschreiben«
II) Wenn die Colla allgemein in 4^n
Hospitälern eingeführt wird, so wird der
Nutzen davon für diese sehr grols aejn,
nicht nur wegen der geringen Kosten dieses
Mittels, sondern auch weil die damit bchan-»
delten Patienten weniger Nahrungsmittel ht*
dürfen, da die Arznei schon dazu dient
Noch ausgedehnter aber wird der Nutzes
der Colla für die Hospitaler seyn, da£i sie
die Reconvalescenz beträchtlich abkürzt« Ick
brauche, aber die Administrationen der 'Ho-
spitäler wohl nicht erst darauf aufmerksam
zu machen^ dals die Aerzte und Kranken*
verpfleger die Colla sorgfaltiger verordnea
und anwenden und die China zu Käthe hal-
ten müssen, da sonst die Beobachtungen der
Aerzte mangelhaft und irrig und. die Resul»
lata
täte weniger gtiickbdi ausfallen mtissen , und
der Nutzen yon; der Einßilirung der Colla
daher unbedeutend scheinen/ oder gar niöht
einleuchten würde.
is!) Da die CöUa die lAtonie der Haut
hebt,' und die Erregung. des Magens erhöht^
so ist gar nicht zu bezweiflen, dafs sie auch
mit Nutzen bey anderen Krankheiten, imd
zwar insbesondere bey den periodischen
oder den recurrirenden, angewendet werden
könne^ Ferrari heilte mit derselben yer-
schiedeneSubjecte vom Krampf husten (iasseäs^
ninä)^ welcher dem Opium und der China wider«
stand ; Bergamo sah augenblicklich einelschurie
und Taenesmus auf den Mastdarm dadurch geho^ >
ben werden; Calatroni sah bey Anwendung
derselben alsobald ein Anasarca yerschwin*
den, welches sieh zu einem langwierigen in»
termittirenden Fieber gesellt hatte ^ das end*
]ich in kurzer Zeit durch ^ die Colla unter«
druckt war. Ich beobachtete dasselbe bey
einem Buben, bey dem in einem Alter von
9 Jahren die Testikel . noch nicht in das
Scrotum getreten waren, und der siugleich
an einet Hydrocele litt Sorsalini .mlYl eine
Gelbsucht dadurch gehoben werden, die eini
T^tianfiieber begleitete | Cantone hingegen
ein* Dysenterie;" wie auch Ferrari zu Ver-
eeltu Sollte die Colla aber nicht nocbi ia
xvra. B. 9. sc O
— aio —
anderen Krankheiten wohlthätig seyn? Sollte
sie nicht auch daa idiopadsche; Erbrechen
heben können, und sollte sie nicht bey Ab-
zehrungen vorzüglich heilsam seyn? ch be-
zweifle die Wiirksamkeit der Colla in die-
sem Falle keineswegei, da Regogliosi bereits
yon einer dicken Abkochung von Kalbsfui-
sen^ BKrschhom und Isländisch Moos die
heilsamsten Würkungen beobachtete. Ra^
sah 9 dafs ein junger. Mensch 9 der durch ein
doppeltes Tertianfieber, mit einem näcfaili-
chen, Hasten begleitet, sehr abgezehrt war,
%o^ dais das Fieber in ein lentescirendes
und in Tabes überzugehen drohete, sich
durch die Golla fast augenblicklich erholte«
Sollte man durch sie nicht die Fieberschauer
iieben können, welche die Phihisü pulmO'
nalis begleiten; indem man zugleich durch
sie den Kranken ernährte und auf diese Art
den Kohlenstoff und Stickstoff ersetzte 9 wd-
die bey dieser Krankheit täglich .in betridit-
licher Menge yerlohren gehen? Meine od
Ferrari's zu Verctflli Beobachtungen eatsob»
den dafür« Ich heilte mit der.Coile^ foa
Ochsenfüfsen bereitet, eine Asthenie der
Haut vom höchsten Grade, so, dais dieselbe
fast gänzlich verschrumpft war, welche c^a
Menorrhagie begleitete. Zwar gebnocbt»
Patientin zu gleicher Zeit die Ghina^ ii
— au —
Verbindung mit Aet Aq* cinnßmomi vinosa
und Laudanum liq, Syd». Allein diese Mi-
schung war lange vergebens ang^twandt» da
hingegen din Atonie der Haut schon pach«
dem die zweite Portion der ob gpn Dosis
Ton der Gelatinä genoihmen war^ nachliefst
Ob nun in diesem Falle die * Menorrhagie
und das Fieber^ welches dieselbe begleitete»
durch diö Uelrftind^ odör ob sie duich jene
exdtiiende Mischung gehobea wurden^ «-^
darüber müssen fernere Versuche entschei-»
den. Sollte die Gelatiüa nicht iuch bej'm
LungenC4tarrh und bey den nieisten . Rheu«
matismen heiLam S/^yn^ und somit die theu»'
ren Plockianscheh Morsellen entSehrlicb nu^ .
eben? Canione sah zwei Asthmatische durch
splche Gelatinä -Morst^en auffallpnd erleich-
tert werden^ welche er statt des Gerstensufc«
kers tiehnien liefs.
Allein ich miilste befürchten, in 'dem
Liichtö eines partheiisohieni Lobredn^rs dar
Colla und der Gelatina zu erscheinen, statt
mir den Namen eines trieuen Historikers tu
erwerben, wenn ich nicht ijiuch die entge*
gengesetzten Beobachtungen mittheilte, und
die Einwürfe unberichtigt Uelse, v&elche gegen
dieselben gemacht werden« Diese sind '£oU
^endes
i) Die Colla Teniräacht nach deli Beob«
O a
wAixaigm, tun Permui imä Gi&rdani o&mak
Anbto&en und Vomituritionen» nadi Pewüm
aad Prmneia Erbredien, nadi Peiuu«, üi-
goU^ Giordani und Paganini Uebdkati
nacli Majocchi^ Deagatäni tmi. Perazsi as£-
faUenden Druck im Magen, nach Ma/ocekij
Pemtzi und Moretta eine Cardialgie^ nadi
^PeroMÜj MaJ9odti nnd GiorJani Maagri an
Appetit^ und nach Majocchi nnd ACimtfn
-STonmna und Verstopfung.
Aber kann man denn in der TlMt h&i
haepten, dafii die Golla die Ursadie von dia^
wem Allen gewesen sey? Nasi beobadtteft»
bey zwei Subjeeten, wdche die ganse Dosis
«nf einmal hineinwürgten und dadnroh anch
geheilt wurden, keinesweges )^ene SjmploaM.
'Calätrom beobachtete unter drei und fttnfing
Patienten , welche er im ersten Moaate mit
der Golla behandelte und heilte, onr bej
xwei Subjecten Uebelkeit davon, weil aie die
Arznei mit Vorurtheil nahmen. BoruUuäy
Calatronij Nasiy Camone und idt aahan
niemals Cardialgie davon entstehen ; ja Umggi
bedbachtete sogar, dals die Golla das Eibce-
chen, die GardiaJgien, Goliken und Dianho-
en erleichterte und eine Ruhe über das ganse
Verdauungssystem verbreitete, die sicdh daas
ganzen übrigen Systeme mittheilte, mit wel-
chem jenes in so innigem Gonsensoa atebti
Unter ftinP qitd nranzig , welche ich mit der
Cblla behandelte ) habe ich niemak Erbre*
cheii beobachtet. Ein einzi|[esinal erregte
die ^tte Dosis von gewürzter GaUerte Er-
brechen. Aber sie hob auch unmittelbar das
Fieber. Die nachthmügen Würkungen, welche
die CoIIa aeigte* 'seheinen daher nicht ihr
eigenthümlich za segrn, vorausgesetzt, dafii
sie yon^ ^ter Quidttät ist, nicht mit zu nel
Zucker, wohl aber mit irgend einem ange-
nehmen Aroma versetzt und zur rechten Zeit
gegeben wird, d» b. nntev den nödiigen Pti-
cautionen, und wenn sie nicht diffch War-
iner, ünreinigketten des Dannkanals, dardi
Hypochondrie und gioüe Abneigung der
Patienten gegen ihren Gebrauch contraindi-
cirt ist* Vielleicht erregte sie auch nur bey
denen Erbrechen, bey welchen Peragzi die
mehr verdünnte und nicht gewürzte Colla
anwandte.
Caiatroni und ich haben den Geschmack
der Patienten für die CoUa sehr verschiedat
gefunden; Borsalini hingegen beobachtete,
dala sie auf die obige Art verordnet, jeder-
mann wobkchmeckend war. Wie dem auch
aeyn mag, so versichert doch ßorsmlinh dala
sich in 2^t von einer halben Stunde die so
ellgemeilie Abneigung der Patienten gegen
.Anneien veilierc Und dieses ist kein
g^ngftr Voraug, weil man bey An^^^enduog
der China ge^ öthigt ist, alle 2 — 3 Stunden
nud den ganzen Tag über den Patienten ni
btiunruhigen, und ihn dadurch in seiner
liübe» seinem Schlafe und in seiner Verdaa-
«ng -unaußiörlicb zu unterbrechen»
Da Borsalini und Bergamo mehreremale
mit der Golla die Tertiana duplicata emetiea
utid cholerica heilten, und die CoUa-) .statt
3rechen zii erregen, das vorhandene nd*
mehr hob, 'so erhellet, dafs man das £rbre«
eben, welches beym . Gebrauche der CoIIa
zuweilen beobachtet wurde, keines Weges liU
durch diese Veranläfst und noch viel weniger
ak ursprünglich von ihr herrührend betnch*
ten darf. Welche Substanz kann jemals dem
Bdagen annehmUcher seya^ ab das Giuiw
gnimale?
Dea^osiini gab der grolsten Beklem«
mung im Magen, bey einem eiofachen Ter*
tianBe|:>(^r, ohngeachtet , einem jungen Men-
scb'-'n ,, der die Umstehenden quälte , Um mit
einem Brechmittel zu verschonen, da er un<«
ter ähnlichen Umständen bereits einmal vier
dergleichfru an Einern Tage ohne Erfolg gt»
noiAme-n habe, die ColIa, ohne dafs sie ihm
irgend Erbrechen verursacht hätte; vielmehr
li<^f*en die Symptome des Fiebers nach» und
dieses verschwand auf die dritte Dosis diese«
— fli5 ^ , ^
Mittels. Trovati -wandte die Colla einmal
yor dem Fieberparozjsmus an^ dec von an-
haltendem Erbrechen begleitet war. Allein
der Patient behielt dennoch die Colla hej
sich nnd ward geheilt.
Cantone hemmte eipst durch die Colla
ein Erbrechen, bej welchem der Patient At
le$y was er yoi| Speisen, Getränk, oder Arz-
neien genommen hatte, wieder von sich gab.
Ja,, was noch mehr ist, die Colla verursacht
sowohl nach meinen als nach Majocohts Er-
fahrungen, selbst bey leerem Magen genom*
men, weder die geringste Beschwerde, noch
sonst eine Veränderung des ganzen Systems
o^er eines einzelnen Organs. Vielleicht ist
das 'Eibrechen, welches die Colla in einzel-
nen Pälleii bey ^er zweiten oder dritten Do-
sis verursachte, schon ein Vorläufer der. Bes«
serung. Ich erinnere mich eines Falles ^ der
dieses zu bestätigen scheint. Die Uebelkeit
' nach den Arzneimitteln ist sicher oftmals ein
Zeichen der Reconvalescenz.
Man- würde die Gränzen einer billigen
Beurtbeilung überschreiten, wenn man an-
nehmen wollte, dais dieser oder jener den
Arzt hintergangen, ^und das Erbrechen nach
der Colla nur vorgegeben habe, um fenen
zu einer Veränderung der Arznei zu bewe-
gen. Nicht selten sah ich auch die China
— ai6 —
TOn manchen Patienten wieder wegbracheiit
denen aia zuwider war, oder die überzeugt
waren, dals sie ihnen keinen Nutzen achat
fen werde.
a) Nach der Heilung des Fiebers durdi
die Golla beobachteten Peramy Frandä^
Paganini^ Majocchi ^ ich und Andere bej
den Reconralescenten Verstopfungen.
Dieses ist jedoch nicht so allgemein der
Fall) wie mancher glaubt. Denn nach Bmggi^
Borsalini und nach meinen Beobachtungen
ist dies nur äurserst selten, wenn die GoUa
mit der nöthigen Vorsicht genommen wird«
Oftmals aber findet sich eine solche Ver«
f topfung bey denen ein, die mit der China
behandelt worden sind. Was aber an die»
sem Einwurfe auch sejn mag, so ist dodi
ao viel gewifs, dals jene Verstopfung, weit
entfernt ein übles Zeichen zu seyn, Tielmehr
die yoUkommene Heilung anzeigt. Die Na>
tur bestrebt sich nach den Fiebern das Ver*
lorene zu ersetzen, und sich Alles anzueig»
neu, was sich ihr darbietet. Vielleicht sind
die absorbirenden Milchgefälse in der Recon*
yalescenz thätiger, als im vollkommen ge-
sunden Zustande ; und der Hunger fordert
dann auf, dem Winke der Natur fu folgen*
leh habe in der That jene Verstopfung nie-
mals für ein Ubies Zeichen genommen; und
Unter ftiAf vmd swanzig ^ welche ich mit der
•ColU behandelte ) habe ich niemak Erbre*
cheii beobachtet. Ein einzigesma) erregte
die dritte Dosis von gewürzter Gallerte Er-
brechen. Aber sie hob auch unmittelbar daa
Fieber. Die nachtheiligen Würkungen, welche
die CoIIa aeigtQ« 'scheinen daher nicht ihr
eigenthiimlich an sejrn. Torausgesetzt , dafii
sie Ton guter Qualität ist, nicht mit >u rki
Zucker, wohl aber mit irgend einem ange-
nehmen Aroma yersetzt und zur rechten Zeit
gegeben wird, d. h» unter den nödiigen Pti-
«autionen, und wenii sie nicht diffch WUr*
iner, Unreinigkeiten des Dannkanals, dardi
Hypochondrie und gro£ie Abneigung der
Patienten gegen ihren Gebrauch contramcGl-
cirt ist. Vielleicht erregte' sie auch nur bey
denen Erbrechen, bey welchen PdmgBi die
mehr yerdiinnte und nicht gewürzte Colla
anwandte.
Caiatroni und ich haben den Geschmack
der Patienten für die Gotia iehr yerschtedot
gefunden; BorsaUni hingegen beobachtete,
dals sie auf die obige Art verordnet, jeder*
mann wobkchmeckend war. Wie dem auch
sejn mag, so yersicbert dpch ßörsmlinh dajb
sich in Zeit joä einer hafl>en Stunde die so
allgemeiilie Abneigung der Patienten gegen
Arzneien yerliert Und dieses ist kein
-— arS —
häufiger bey den bösartigen, gefahrlichsten
' Fiebern J>eobachtet^ bey denen es rathsam
istf der Unreinigkeittn in den ersten Wegen
ohngeachtet die China anzuwenden, als unr
jemals bey denen ^ welche von ünyemüiifti*
gen Aerzten vom Anfange des Fiebers an,
ohne Rucksiebt auf den localen Zustand Ah
D^rmkanala, mit beträchtlichen Dosen der
China bestürmt waren. Dieselben Mtteli
welche die Verstopfung heben , beseitigen
auch diese Uiibe<}uemlichkeit,
4) In einigen Fällen beobachtete, man
Diarrhöen während der Reconvalesoens«
Diese von Bergamo und auch Ton mir
zweimal gemachte Beobachtung bewfliaC| da&
die Trägheit 'der Darmausleerung nicht im«
mittelbar von der CpIIa herrührt. Mir ist es
vielmehr wahrscheinlich, daPs sie eine Folge
der wieder hergestellten Normal -* Erregong
des Darmkanals, oder die Würkung des
Reitzes der decomponirten und zu nenea
Substanzen recomponirten Faeces ist, niemab
aber von dem dirocten Reitze der Colla be^
rührt. Bergamo und ich haben auch in der
That die Diarrhöe nach vorausgegangOMT
Verstc^pfung und Hartleibigkeit entstehen ge»
sehen. Daher darf man sie in manchen Fii*
len auc^ nicht unterdrücken, a. B. wenn sie
nach dein Gebrau<;he der mineralischen Sin-
Km oder auch der China entstanden ist;
weil sie in diesen^ Fällen fast immer entwe-
der die veranlassende Ursache, oder die
Würknng des Fiebers, oder das Caput mbt"
iuum der Digestion fortschaHty und, wie
wenigstens ich mit Fordyce annehme, viel-
leicht nichts wie ein Combusticns-Procels ist»
SJ Perazzi und Andere bemerkten einen
antfällead^ren Mangel des Appetits und der
Verdanungskräfte bey denen, welche mit .der
Colla behandelt waren, als bey solchen, wel-
che China bekommen hatten*
In der.That bemerkte auch ich dasselbe,
jedoch auf auf wenige. Stunden , und an den
. Tagen y an welchen die Golla genommen
wa^ Diese Appetitlosigkeit und Anorexie
riihrt ii^ den meisten Fällen nur von der
Gegenwart der Golla im Magen her, in wel-
* cheni sie, wie ich schon bemerkt habe, lange
Zeit vierweilt. Es giebt sogar einige Bey-
apiele, daß die Colla fünf Stunden j nachdem
sie genommen, noch wieder weggebrochen
wordcm«: Da die CoUa auf der anderen Seite
^ auch .ein JNTahrungsmittel ist, so mufs sie
- antih vrie ändere Nahrungsmittel den Appetit
!^ ' Termiodem und den Hunger stillen. Die
^ CSoUa' mit Zucker und irgend einem Aroma*
. renetzt und zwei — dreimal täglich genom-
. • joien, reicht wahrlich wohl zur Erhaltung
— %SLO -*-
•ines Kranken hiiit der, wie es bey dfti
Tertian-Fiebej*- Patienten der Fall ist, vredar
grofsen Appetit hat, noch vieler Nahraig
be.darf. Es ist jenes iH>erdies auch keines-
weges immer det* Fall, .indem Raggi und
andere Ae/.zte nach dem Gebrauche der Cot
la den Appf^tit ungewofanl'ch zunehmen sa*
hen. Doch hihe ich beobachtet, daCi jeae
Appetidos'gkeit bry denen, welche mit der
Colla behandelt worden, manchmahl moM das
Grunde andaure, weil dem Patienten Torhac
eine zu strenge Diät yörgeschrieben waff oder
weil der Arzt auf die vorhandenen Goiitiai&-
dicationen keine Rücksicht genommen hatten
ehe er die Colla verordnete; Fehler, walcbe
selbst die Empiriker bej AnwenduBf der
CShina begehen.
' 6) Perazzi bemerkte bej denen, wddie
die Colla gebrauchten, grölsere Neiguiig sui
tiefen und langen Schlafe, als begr deneDi
welche die China gebrauchten«
Dasselbe beobachtete ich in der Thsl
aelbst. Doch war nicht zu verkeimen, dab
dieses von der Verminderung der Nahmngk
mittel, vorziigÜch der reitzenden herr3]ifl%
welche Jch verordnete, um desto sidieM
die Würkungen der Colla zu beobachta»
Per Schlaf, welchen ich beobachtete, iNff
daher ;melu: die WUrkung des Mangeb, ab
iffgend einer anderen Ursache. Und diese
Ursache fiel weg, so wie das Fieber nach-
UeDif und der Patient den gewohnten Reits
des Weins und der übrigen, dem Gau:riea
und dem Magen behaglichere n, Nahrungsmit-
tel wieder erhielt.
Auf der auderen Seite ist aber die Be-
obacbtang von Perazti sehr richtig, dals
der Kranke eine ungewöhnliclie Schläfri^keit
nach der Golla empfindet. Diese Schläßrig*
keit haben sowohl ich als andere Aerzte bey
den meisten Patienten bemerkt, die, sejr es
«uch noch so z\ireckmälsig, mit d<;r ColU
behandelt waren« Sie rührt, so zu sagen,
Ton der ungewöhnlich>='n fie»chäftigung des
Magens her, und ist keinesweges n^chtheilig,
sondern vielmehr sehr nützlich. Der Fieber»
firo^t ist dabey schwächer, und nicht selten
terschlaft der Patient denselben« Ja ich darf
behaupten, dtls, wenn der Patient bald
nachdem die Golla genommen worden ist,
in einen solchen Schlummer yerfalit, man
Grund hat, zu ho£Fen^ dals das Fieber nur
, schwach und der Frost unbedeutend seyn
oder gar ausbleiben werde. In solchen Fäl-
len weicht das Fieber untrUglich der Wür«
kung der Golla. Der Umstand, den man,
.iprenn ich nicht irre, sonst auch beobachtet
hmXj daCs nämlich die Schläfrigkeit c^to^«L
— ^22
oder geringer ist, je nachdem die Auflösung
■der CoUa dicker oder dünner ist, scheint
hinreichend zu se]ni, um dadurch die grölsere
oder geringere Würlcung der Colla zu be-
stimmen.
7) Bey einigen , die mit der Colla be^
handelt waren, zeigte sich, nachdem die
Krankheit gehoben war^ auPs neue eine be-
trächtliche Schwäche; wodurch die Reconra-
lescenz in die Länge gezogen ward.
Ich habe schon an einem anderen Orte
bemerkt, dafs die Reconvalescenz hej den^n,
welche mit der Colla behandelt waren, T'*el
kürzer dauerte, als bey denen, welche durch
die China hergestellt waren. Jene Schwache
steht daher durchaus nicht mit <lem Gebräu-*
che der Colla im Zusammenhange « sondern
rührt ohnfehlbar von manch erlei Umstanden,
Yon Fehlern des Arztes ^ der Wärter und
des Patienten selbst, meistens aber von der
Langwierigkeit und dem Character der Y0^
angegangenen Krankheit: her. Sie ist ei»
der gewöhnlichen Gel^rechen der Reconvale^ I'
centen von den asthenischen intermittire^ i
den Fiebern. i
Sollte jene Schwäche vielleicht ton eiatf ir
tJeber-äuerung der fe<^ten Theile und insb^ 2«
sondere der Muskeln herrühren? ßmhm^ k
würde es wahrscheinlich finden, dals aiat ^
— 2a5 —
iK>lche U^ebersauening würküdi statt fände,
als Folge der Gonsumtion der Fluida. Allein
Jteichs Gründe yerbieten mir, dic-es anzu-
nehmen. £« -kann sehr wohl seyn, daf^ die
Aluskularschwäche heiy'm Anfange mancher
Fieber von einer Ueber&äaerung, bey ande-
ren hingegen von einem Mangel des Sauer««
$toS& herrührt, wie jenes z. B. bey'm An-
fange mancher rheumatis(;hen und entzünd-
lichen Fieber, dieses aber bey'm Typhus der
jPall sejn mag. Dasselbe gilt yon der Schwä'-
che, ,wdche die Reconyalescenz Legleitet; sie
kann sowohl yon dem einen als dem ande-
ren Znstande herrühren. Der Organismus
> Juufn yon Haus aus zu einer Uebersäuerung
oder XU einer Untersäueruni; {soiiosMfc»na^
zion^') sowohl seiner festen , als seiner Eü^si-
' gen Bestandthfiie bestimmt seyn. Daiu
kommt noch, dafs der eine im gründen
oder kranken Zustande , oder auch in der
Reconyalescenz mehr Oxygen vertragen «kann,
wio der andere. Als ausgf marht anzimeh«'
men, - dafs alle Fieber yon Ueber-äuerung
' .herrühren, wie Bahrens thnt, oder yon
Aüangel an Sauerstoff, nach Reich ^ ist ohn-
«treitig absurd. Denn dieses heifst entgegen-
gesetzte und sich widersprechende Wütkun*
Igen yon einer und derselben Ursache herlei«
Xmjfi* Im Jahre 1796 heilte ich in BannatA
— a84 —
vermittelst der übersauren Sänren neitose,
Jentescirende Fieber, welche Sauvages die
UDgarischen ' nennt, und hob die gröfste
Kraftlosigkeit und Stupidität , welche die Re»
convalescenz begleitete, durch Innuctionen
des ganzen Körpers mit dem Linim. mlaiih
Von jenen beiden Systemen würde keines
hinreichen, dieses zu erklären»
Allein die Schwäche, von welcher hier
die Rede ist, scheint von' dem Zustande der
Oxjgenation der festen und flüssigen Theile
unabhängig und nichts anders zu scyn, als
die natürliche Folge des Nachlasses der
Krankheit, folglich desjenigen Zustandes dei
geschwächten lebenden Körpers ^ in welehefli
die Natur eine Entziehung der gewohnten
Reitze erleidet » und sich bestrebt, sie tn
ei^etzen« So empfindet auch der gesunde
Mensch, wenn er hat Mangel leiden 'müssen,
dieselbe Schwäche, und leidet sogar an den-
selben Symptomen, an derselben DispositioB
zu Krankheiten und denselben BeschwtfdeOi
wie der Reconvalescent« Daher habe idv
weit entfernt, diese Schwäche für ein Übbi
Zeichen zu halten, sie vielmehr für einsa
Vorläufer der Besserung und für eins dar
bestimmtesten Zeichen der vollkommentfi
Reconvalescenz angesehen, und auf dieselba
Art gehoben, wie Toüla die beinahe auiga-
hongerlea
hunmtetk NüapotitaDpr wieder m, Kräften
brachte, nämlich mit beinahi» flüssigen, leicht
verdaulichen Nahrungsmitteln iind «^iffusiblen
Reitzen« Nicht selten .sind ja auch an sich
üble Symptome dem Arzte ein günstiges
Zeichen; so z. B. ein stlb.t heftiges Fieber
nach Con^ulsionen, der Schmerz über der
Orbita nach dem Gebrauche der Dtgüalis
purpweai fem er auch die Eingenommenheit
des Kopfes nach dem Aconitum napellusj so
die Bauchschmerzen yon Purgänzen , bey der
Bleikolikt die zuf* Unzeit mit Opium untere
drückt worden; ferner die ungowöhniiche
Uebelkeit; nach d n M<*dicamenten gegen
das Ende diner Krankheit , die Diarrhöe bef
einer Leberentzündung u. s w*
Doch ist es eine g^grüildete Beobach-*
tung^. dufii diese Schwäche sich viel häufiger
• .in der Stadt als bey den Lan'.IIeuten zeigte
welche meistens die Aeconiralescenz sehr
schnell überstehen« Ich glaube^ dafs man
dieses der Qualität dieses Mittels suschrei*
ben müsse, indem dasselbe^ da es. zugleich als
Nahrungsmittel dient (welches man ▼ergebf*ns
.Ton der China erwaitet)/ den M^gen für
derbere Speisen vorbereitet. Sobald sie zu
diesen wieder zurückkehren können^ d. h.
.sobald sie wieder Appetit bekomoieo und
ihre gewohnten Nahrungsmittel wieder zu
i:yuL 0. a. SU P
-— fi26 —
aich nehmen^ veriiert sick auch die Schüche
DaGi diese Schwäche häufiger bey den Stid-
tebewohnern. beobachtet wird, kann aber nar
TOD der Entziehung der Reltze herröhreDi
welche sie iii gesuiideil Tagen ehendet Hufs-
brauchen, als gebrauchen. Allein eine nahr-
hafte Diät, ^e feurigen Weitie^ die Martin
tia und die bittereii Extracte stellen s^st
bey itädtischeh Weichlingen die Kräfte des
Mageüs wieder her, und hebezi jede Hoch
vorhandene Schwäche«
Wie konnte auch, mögte ich snt Brown
aageii^ die Golla direct schwächeli, da sie
asthenische Krankheiten heilt ? Heiltett nicht
Cälatroni und ich in der That mit derselben
das Anas^ca bey'm intermittiretideli Fieber?
Hemmten nicht Cälatroni^ Borsalini^ Oui-
ione^ ich üzid andere Aerzte durch dieselbe
Erbrechen und Diarrh<{en? Ist ea liicht auf
der anderen Seite mehr als ausgemacht ^ da&
die Golla ihre Würksamkeit am aicherittf
und schnellsten bey zärtlichen^ asthenischea
und schwachen Subjecten und bej asihe»
sehen intermittirenden Fiebern äulsert? W^
XU daher Beschuldigungen widerlegen^ welchs
an sich falsch sind, und auf den AidiUgKt
zurückfaUen ? Deagosiini heilte mit der Gob
ein Tertianfieber, welches einen Alten, i»
kaum von einem Typhus genesen war, ab» tl*
— . ia27 —
in det Reconvalescenz befiel. WUrkte die
Collä denn in diesem Falle ddrch Verminde-
iiting der Erregung??? —
8) Di^ CoIIa versagte ihre Würkung bey
hypochöndri^hen Subjecten.
Dieses haben Bergamo ^ ich und andere
Aerztfif bestätigt gefunden. Doch habe ich
beobachety dafs auch solche Subjecte für die
Würkuiig der Colla empfänglich wurden,
Wenn die Krankheit bereits eine gewiss^
Z&t gedaut^rt hatte« Aber sollte diese^ wenn
ich so sagen darf , Contraindication wohl in
der l'hat dem Verdienste der Colla Abbruch
thun können? Findet dasselbe nicht Vielleicht
iuch bejr det China statt? Ich und viele an-
dere haben bey hysterischen Frauenzimmern
oft die beunruhigendsten Symptome, bis zu
» Ohnmächten, voii der China entstehen sehen,
^ die oftmals erst dann nachliefsen, w^nn die.
: CSllina selbst fortgebrochen wurde. Wird
0 inail aber deshalb die China als unnütz und
^ Ichädlicb verdammen wollen, weil sie sol-
^'chen Patienten manchmal unnutz und nach-
Siheilig war?
B^' Nach unseren Beobachtungen weirden
k^ klierdiiigs auch bey Hypochondristen die
^'Bieberparoxysmen durch die Colla gehoben.
^ Aber auch iiach «1er Unterdrückung derselben
' beobachtet maxi fast immer noch eine ^\e\>«t-^
P a
— 228 —
hafte Alteration des Organismus^ die mehrere
Tage selbst mit Ekel, VomituritioBen, Ruc^
uis, Schmerzen und Verstopfung des Unttf-
leibes, Globus hystericusy Beängstigung,
IJißberdrurs, einer blassen Gesichtsfarbe und
Schläfrigkeit begleitet , anhält. So wie die
Colla genommen ist, klagen solche Patienten
nicht selten über ein Gefühl yon Druck im
Magen, leiden an Beklemmung und brechen
sie leicht wieder weg; welches fast jedesmal
sicher erfolgt, wenn der Kranke sie mit Wi-
derwillen nimmt.
Wird man aber nun daraus, weil £e
Cojla so wie die China bey den stfaenisden
Krankheiten contraindicirt sind, nait Grunde
den Schluis ziehen können , dais die Hypo-
chondrie und Hysterie sthenische Krankhei-
ten sind? — - Ich kann' mich nidat daron
überreden, wenngleich die Abneigung der
Constitution solcher Patienten gegen alle
Reitzmittel es wahrscheinlich mac^t, und
manche dafiir sind. Vielmehr hahe ich, dieie
Zustände fiir eine directe Schwäche ^ die in
einer aufserordentlichen Anhäufung der Er-
regbarkeit besteht, welche nun bey. der Ein-
würkung eines lebhaften Reitzes plötslich in
Thätigkeit gesetzt wird. Ich empfehle iB
solchen Fällen die CoUa in kleinen, aber oft
iriederholten Dosen anzuwenden, und nit
— * 229 —
•infgen Tropfen Laudanum luf. SyJ.j oder
, Uq, anadyn. m. Hoffm. , oder irgend ^inem
QngeBehmen aromatischen Wasser zu verbin-
den« Der Magen solcher Patienten will, me
ihre Phantasie, entweder gestreichelt oder
durch etwas gereitzt. seyn.
Älldn warum wüfkt denn die CoUa so*
wohl ab die China bey zärtlichen ^ schlecht
genährten, geschwächten und sogenannten
abgezehrten S^bjeeten^ nach Calaironij ßor^
salinij Majocchi^ Bossiy Paganiniy Bergamo
und nach meinen eigtnen Beobachtungen,
sicherer und schneller, als bejr den Hysteri«^
sehen? Wenn ich darüber meine Metnung
sagen darf; ^so rührt dieses daher, da& bey
jenen die Fähigkeit zu einer sehneHen und
heftigen Erregung fehk, die bey den Hyste-^
rtschen im höchsten Gnde vorhanden ist«
Bey erschöpften und geschwäditen Subjeeten
verarbeitet die Natur Alles zur Nahrung, wel«*
ches bey Hysterischen nicht d^r Fall ist;
bey Abgezehrten ist die Cohäsion sehr ge-
ring, bey Hystemchen hingegen Sj^r bedeu«
tend; bey jenen ist directe Muskulär -Schwa-
che, bey .diesen directe Nervenschwäche
vorhanden; bey jenen ist die Sdiwäche von
einem Unvermögen zu einer dchnelleii und
lebhaften Reaction, bey diesen mit einer
Geneigtheit 2u einer solchen begleitet; jene
— a3o T^-
rertragen schon starke, pannan«me Heitren
und am besten Nahrungsmittel , diese hinge«
gen haben eine grofse Abneigung gegen hes
roiscbe Arzneien und sehr nahrhaft^ Speisen;
bey jenen befinden sich diet Gefälse in .einem
Zustande von Asthenie, bey diesen hingegen
in einer vollkotnm^en Sthenie, pder 4och
in einer grofsen Geneigtheit dazu ; bey |enei^
ist die Irritabilität und die Sensatioz| yennin*
dert, lind daher die IiTitafion und S^nsibili«
tat erhobt, bey diesen hingegen die Sensibi-
lität un4 Irritation vermindert und daher die
Irritabilität und Sensation erhöht ; bey jenen
ist die Productivität erhöht und die Produc^
tion vermindert, bey diesen hingegen die
Production erhöhet und dje Productivität
yeripindert; bey jenen ist der Galyanisintts
unthätig, bey diesen sehr würksam; bey )e-f
nen ist Mangel an Sauerstoff, bey diesen
grofser Ueberflufs.
9) Das Fieber geht naeh den Beobach-
tungen von Calatroni^ Borsaliniy Ferrarit
Deägostini und anderen Aerzten in eint
Feb. sUbcontirma vel continua über.
Dieses isf aber etwas sehr Gewöhnlicheii
auch bey solchen , welche Gbins^ nehman.
Calatf-oniy welcher so zu sagen sein ganzas
Leben unter Fieber t Patienten zubringt, be-
merkte sogar ^ da& die Chinia yiel auffallen«
dei' diese Continuität Aeü Fiebers bewurkt*
Eine sattsame Beobachtung hat mich
überzengt, .dafs diese Continuität' des Fiebers
fast imnier bey Hjsterischen und solches
Subjekten erfol^j bey welchen eine bestimm«
te Stbenie der GeGMse statt findet, oder eine
bestimmte Muskularscl^wiicbe und Mangel der
Oohäslön, Torzoglich im Zellgewebe, beob-
achtet wird* • Dahin gehören diejenigen, wel-
che ztt Krankheiten - der Uebersäuerung ge>-
lieigt sind, oder gegenwärtig daran leiden«
Bey i^ieumatisdien intermittirenden Fiebern
hatte- ich Gelegenheit, diese Degeneration
des Fiebers in ein co'ntinuirendes^ sowohl
nach"4em Gebrauche der GoUa, als der
Ghina , zu beobachten, Iq' beiden Fällen ist
«s'iiöthig^ wie bereits oben bemerkt ist, die
Erregung der Haut - herabzustimmen; und
dann reichen die GoUa und die China hin,
das Fieber schxiell zu heben. Die Continui-
tät des Fiebers naöh' dem Gebrauche -der
Colla beweist daher in einem solchen Falle
nichts, als die UnerEshrenheit des Arttes»
-oder Yerrääi wenigstens, da& er es nicht
verstaud, die Sthenie der Hautgefafse zu he-
ben. Ohne die Erfüllung dieser Indication
kann die Anwendung der China, welche
Su^ke mit' Rechte bey den rheumatischen
Fid>eni enipTiehlr, diese nur verschKinm^ni;
onJ nicht seltnn sah ich solcho interonitti«
rende Fieber in cnntinHirende sthenische und
endlich bey fortgesetztem Gebrauche der
China in Sjnocha libprg^hen« — * Wie oft
sind nicht die AerztQ die Urheber der
Krankheiten! -^
Ein anderes aber ist es| wenn bey
WfJMm nahe berorsteh^nder Genesung das
Fieber nach Anwendung der Collft in ein
oontinuireodes Übergebt. In oinem solchen
Falte aber dauert das Fieber höchstens einen
Tag, und der Kranke yerspiirt es kaum,
^Der Puls ist dann nicht zurückgeaK>gen9 hart
und gespannt, ■ sondern rielmehr- weickt
klein, meistens undosuty jedoch auch fre*
quent« ^ Die Haut ist dabey nicht trocken,
sondern f raucht, geschmeidig, glänzend iiad
fettig anzufühlen, die Schwäche unbedeutende
die Brust frei, ,das äufsere Ansehen des Ge»
sichts fast natürlich und der Geist des Pa*
tientea heiter und ruhig. Kann eine solche
Continuität des Fit^bers aber wohl dazu die-
nen, die Colla zu beschuldigen ^ da sie doeh
nichts als ein offeabares Zeichen der Reco»-
yalesc'^nz it?
lo) Die CoUa wUrkt nicht so reitaendf
wie die China.
!W'as lälst sich aber auf diesen Einwarf
antworten? Etwa, dals die CoUa nicht das
Fieber zu heilen yerinäge? Die Erfahrung
nnd die That haben aber ihre WUrksamkeit
bewährt« Mit mehr Grund iie&e sich.vieU
leicht behaupten, dafn, weil die Golla in der
That nicht in dem Grade reitzend würkt^
wie die China, und dennoch asthenische Fie*
)»er beut» welche der China nicht weichen
wollten, nicht allen asthenischen intermitti-»
renden Fiebern eine , allgemeine Asthenie
des ganzen .Organismuft zum Grunde hegen
müsse« laicht selten ist auch die Asthenie
nur iocal, und ein^ purgans oder emeticum
reicht I|in, die Kräfte wieder herzustellen«
.Bey der -Hypersthenie sind die Muskulär«
Kräfte fast gänzlich vernichtet, und die so
genannten schwächenden Mittel stellen sie
wieder hen 'Wie oft muls der Arzt nicht
fehlen in seinem Unheile, wenn er, Falls
ich so sagen darf, nicht die verschiedenen
Systeme des Organismus beobachtet; und
wie oft hält er nicht sejne Arzneien fiir
Keitzmittel, während sie in der That als
-Schwäcfaungsmittel würkten. Die Muskulär«
Kräfte sche'nen mit dem Empfindungsver«^
mögen gerade im umgekehrten Verhältnisse
zxk stehen. So ruheo z. JB, bey der höchsten
Erregung^ wie auch bey Convulsionen , meU
stena die ^ne, und wiederum sind diese
laehr aufgelegt bey einer wahreA Schwiche«
jßesiut nidit die Schildkröte, welche so
Teicli an Nerven und, mögte ich fast hehanp-
ten, idioelectriscli ist, dennoch das schwäch-
ste Bewegungs vermögen? Ganz anders ansi*
seit das Herz dasselbe, welches eine so groise
Irritabilität besitzt^ £s verrätb eben so viel
IJnerfahrenheit, i|lle Indicatiopien erfüllen
;ßu wollen^ wenn sie unter einander entge*
genge«etzt sii^d, i^ls fs irrig ist, yu glaubciii,
4afi| alle Symptome der Asthenie yob Schwä-.
^e oder yom I^aogel der Erregung des gan-
zen Organismus beri'ühren, und d^ dieser
in allen Fällen durch Exci^nüß ' gehoben
werden müsse. Sowohl die Gbini^ als der
CSampher yermehrten* bey'm Anfangs des
Petechialfiebers gegeben, welches die letzten
Jahre unsere Gegenden heimsuchte, pnd Ton
Üasori so trefflich beschrieben ist, jedesmal
die Muskularschwäche, ohngeachtet sie fast
immer die Sthenie der BlutgeßUse erhöheten.
Oftmals erfuhr ich, dals man der Reitzong
von einigen Granen Opiums oder Ganipher
die Heilung eines Kranken 2;usdirieb, welche
ohne Zweifel nur die Folge der Schwächung
durch die profusen Schweiise war, welche
j<i*iie Mittel bewürl^ten. Alle Reitzmittel kön*
nen Schiyächungsmittel werden durch ihre
Würkung, und durch die Entziehung des
— a35 —
:^eit9ien fcann man oft He l^rregang erhöhe^.
Ich cSah selbst die China , . wie auch- 4as
Qpium« den Campher und andere diffusibl^
Reitzmittel rheumatische intermittirende Fie-
}>er durch die Schwächung heben, welche
sie durch heftige Schweilse bewiirfcten.
Die Reitzmi^el, welche in ihrer Wür^
kuDg gerade entgegengesetzt sind, sind f^M
immer die sichersten HeiljoiitteL Die HeiU
]&unde midiste sich bestrebeii, die Wiirkung
derselben sorgfältiger zu beobachten imd
besser kennen zu lernen^ Die Hipzufugung
des einen Reitzmittels vermindert manchmal
4ie yon dem anderen herrührende I{yper-
Stlienie, weil sie diie thierische Maschi#ne
yon dem primitiven üeitze befreiet, oder
diesen^ unwürksam macht* Auf diese Art
>vürken ?;. B, die Antiphlogistica und insbe-
sondere die '$äuren , bey den Entzündlichen
Pyrexien, die Purgannähj^y den Saburral«
Fiebern n. der Sublimat gegen das Opium.
SoUtex^ vielleicht auch die GoUa und die
China auf diese Art bey den int^rniittiran-A
den Fiebern würken? l^ir ist dieses wahr-
scheinUch, denn:
X) Die QqXLßL und die Chisii^ heilen Fie-
ber,, welche den stärksten lieitzmitteln
nicht viriqhen. .
!») Beid^ heben s^ll^t bösartige Fieber,
— a36 —
\ '
welche Von Symptomen einer localen Sthenie
%. B. eioer Pleuritis begleitet sind.
3) Beide erhöhen die Erregung der Ge-
iaise und vermindeni die der Muskehi*
4) Beide hinterlassen dem geheilten
Kranken nicht selten eine zuyor nicht yor*
handelie Schwäche, Schläfrigkeic, Mattigkeit
nnd Stumpfheit.
, S) Beide erregen den Organismus nidit
nach Verhältniis ihrer Qualität undQnantitat
6) Beide zeigen ihre WUrksamkeit' we*
der schnell nodi sicher in dem FsBsy da/s
der Tubus alimentarius ortlich leidet.
7) Beide bewürken zugleich mit der
Besserung einen vermehrten Schweiis.
8) Beide würken direct auf den Magen
und consensualiter, nicht aber auf dem
Wege der Absorbtion, auf den Darmksnal
und die Haut*
9) Beide zerstören oder neutralisireiit
wie es scheint 9 den ReitZi (wahrscheinlieb
den übersäuerten Magensaft), welcher directs
oder indirecte den Fieberfrost Temrsacht.
Diejenigen, welche ab getreue Anhinger.
des nackten Brown! sehen Systems das Leben
fSr nichts als eine Reihe yon Ursachen und
Wiirkungen, nnd für ein Resultat yon me-
chanischen und chemischen Würknngen SB
halten gewohnt sind, ohne auf die Tersdua-
antworten? Etwa 9 dals die Colla aidit das
Fieber zu heilen vermäge? Die Erfahrung
und die That haben aber ihre Würksamkeit
bewährt. Mit mehr Grund Ueiae sich.vieU
leicht behaupten, dad, weil die Colla in der
That nicht in dem Grade reitzend würkt»
wie die Chin«, und dennofch asthenische Fie«
)>er heilt > welche der China nicht weichen
wollten, nicht allen asthenischen intermitti-
renden Fiebern eine , allgemeine Asthenie
des ganzen .Organismua zum Grunde Legen
müsse. laicht selten ist auch die Asthenie
nur local, und ein^ purgans oder emeiicum
reicht hin, die Kräfte wieder herzustellen.
Bey der Hypersthenie sind die Muskulär«
Kräfte fast gänzlich vernichtet, und die aö
genannten schwächenden Mittel stellen sie
wieder her. Wie oft muls der Arzt nicht
fehlen in seinem Urtheile, wenn er, FaUs
ich so sagen darf, nicht die verschiedenen
Systeme des Organismus beobachtet; und.
wie oft hält er nicht sejne Arzneien für
Heitzmittel, während sie in der That als
Schwächungsmitte) wiirkten. Die Muskulär«
Kräfte scheinen mit dem Empfinduugsver«
mögen gerade im umgekehrten Verhältnisse
zu stehen. So ruhen z» JB« bey der höchsten
Erregung^ wie auch bey Con?ulsionen, mel«-
stens die Sinne , und wiederum ßind diese
— a38 —
•taiidtheile berecbüen wollen. Sind nicht
diLS Sagapenum, die Myrrhe, die Asa fcia^
tida u. s.. w. alle Gummi «^Aesinen^ und
kommen sie daher nicht grölstentheils in
ihren Bestahdtheiten mit dem Opium
übereiii? Aber wie wehig sind sie
alle in ibreii Wütkuiigeii einandei* ätihlich;
oder .identisch ! -+ t)ie Verbindung aus Was*
ser, thierischem Muciiagö, der Soda nnd
deni phosphorsaureh Kalke ^ in welcher det
inenschliche Saame besteht, hat sich /ernah
ein Chemiker ünterfangeii^ diese »jtitheti&cli
darzustellen? — ^
Alleiil es geziemt mir nichts micli weif^fc
iäuftig über eine Sache zu yerbreiteiiy die
mir bis zum Ekel zuwider geworden ist.
Kann nicht das thierische Glüten iii Verbita-
dlun^ mit d(^m üerbestoiFe^ welche Verbin«
düng nicht allein nährend , laicht zu assimili^
i*en ist^ sondern auch der Fäulnüs widersteht
und dem Magen behagt^ kann sie
flicht vielleicht eine hinlängliche Witrkaam-
keit besitzen, um das Gleichgewicxht der
thierischen Maschiene^ die gehörige J£iM*
gung des Magens, und vermöge diesei* tack
der Haut wieder herzustellen? Die Erfiümm^
bejdht dieses; und vergebens ist daher äÜes
Widetstreben der Schivachsilinigen. jioh
weils iphr wohl^ dab iriän iagt^ dafii die
günsligeü Erfahrungen hierüber nrcht^ be-^
wiesen^ indem die Heilung oftmals uniibhän-^
^g TOtk den luigeWendeten Arzoeipiitteln er^
folge»; Ich aber glaube inich zu jenem
Sehludse be^ethtigt^ wenn ich sehe, dais ein
liiittel unter yerschiedeneii Umständen^ in
Verschiedene]!' Ländern, bey verschiedenen
Subjecteii gleich untrüglich Seine Würksani^
keit zeigt. Und dieses ist bey der- Colla ein,
tinutnstölsliche& f*actum^ welches alle Ränke
und boshafte Einwürfe durch sich selbst 24
Boden schlägt* •
Aber was ist es denn^ waruni maii
läughet (ich: enthalte mich^^es- mit dem rech-^
ten Namen zu zUchtigen^ wegen derer, die
es t^effexl würde) ^ dafs das thierische Gluten
die Fähigkeit besitze, das ("ieber zu hebend
Vielleicht Weil Wir uns im gemeinen Leben
desselben aU Nahrungsmittel bedienen? Dann
könnte' tnäjä, mit demselben Hechte behaup--
ten^ der Weiii tef ülamütz bey den i^er^o^en
Fiebern und in der Recoilyalesöenz ^ tlanH
dürfteii ilie Orientale^ sich nicht berauschen
im Opium ^ die» mittäglichen Völker ixl ihrem
Weine und die Bewohner des Nordens in|
Bier lind BrandteWein« Ich keäne Mehschen^
welche gewohnt sind, Opium zu schlingen^
und demohngeÄchtet durch das Opium in
Krankheiten gerettet Wurden. Man kann
zwar wobl behaupten , dafs , wenfi der Orga^
tiismus einmal an einen Reitz gewohnt ist»
er einer gr ö&eren Dosia desselben bedarf
Um, darauf zu reagiren; aber keihesWeges^
dals ein solcher gewöhnter Reite keine, oder
nur eine geringe Würkung auf die thierische
Mvchine äufsert Viehnehr empfindet diese
denselben so sehr^ dafs sie 9 Wenn ihr der^
selbe entzogen wird, aus dem Gleichgewichte
kommt, schwach wird und erkrankt* Holte
nicht CuUen mit reichlichen Dosen Weins
Convulsionen, welche von der Entziehung
desselben entstanden waren? Mensdien, diA
an Opium oder spirituöse Getränke gewöhnt
sind, verfallen in Krankheiten ^ sc^ald üe
sich mit einem male gandich von denselben
entwöhnen wollen* Selbst bey sthenischen
Krankheiten solcher Menschen darf man ih*
nen diese Reitze nicht gänzlich .entziehen«
In Ungarn stellte ich einige Patienten da«
durch her, dals ich ihn^^n wieder erlaubtSi
T^bak zu rauchen. Endlich ist auch diesss
au«^gemacht, dafs unsere Landleute zu der
Zeit am meisten von den intPrmittirendeo
Fiebern leiden^ wenn sie zu strenger Arbeit
g^nöthigt sind, andere^ nicht so nahrhafte
und nicht so viel ^ahruogsmittel zu sidi
nehmen I als nöthig w^tre^ das. zu eraetzeff
was tägUch verloren geht* Der Landmana«
welcher
(
— ö37 —
denen ZustSnde der Erregbarkeit und der
Erregung 9 welche zu gleicher Zeit in te^**
schiedenen Theilen des Organismus statt
finden können , RUcksicht zu nehmen; diesd
werden niemals im Stande seyn, die Krank*
heiten gehörig zu construiren. Ihre Patien*
ten verdanken die Herstellung meistens
den nicht zu berechnenden Heilkräften der
Natur/ welche müchtiger sind) als die Irr*
thümer der Aerzte*
Wenn endlich die Colla nicht in dem
Grade reitzend wiirkt, wie die China> desto
besser für uns, möchte ich mit Calatroni
sagen;, weil wir sie alsdann in dringenden
Fällen auch dann anwenden konnten , wenn
unbedeutende Contraindioationen, s. & eine
Sthenie der Gefafse, zugegen wären, in wel*
chem Falle die China entweder unwUrksam ist^
oder den Patienten unbeschreiblich geneigt
zu Recidiven macht.
ii) Die Colla «ntbält^ so sagt man fer^
ner, nur eine geringe Menge von Ammoniak
und Gerbestoff, von welcher man mit Grund
keine antifebriBsohe Wütkung erwarten
kann.
Aber wahrlich seht unwissend und tmer^ ;
fahren in der Chemie müssen diejenigen
seyn^ welche die Wtirkimgen der AtzneimiC*
tei nach der Menge ihrer constitutiren Be«
\
1
itas der Beobachtung aller Ägtentieii der or-
ganischen und unorganischen Welt geiogeu
wurden, wtirde sie jemals dahin gediehen
aeyn/ den gerechten Namen einer göttlichen
Wiflisenschafe zu yerdieneni wenn die Hin-
demiase, welche sich ihr in den Weg legten,
•!• abgescbredct hätten/ statt sie zum Sitge
anzuspornen P ' — Die entscheidendsten Heil«
mittel, welche die Stütze des Practikers
sind, sind eben solche, die mit d^r grdlsten
Aufmerksamkeit und Sorgfalt gebrancht und
angewendet seyn wollen. Wir wollen daher
diese Schwierigkeit nicht noch Tfnnehroi,
um zu unserer Schande genSthigt äu wei den,
sie zu überwinden.'
•Wird die Colla zu einer anderen Zeit,
als. eine viertel, frühstens eine ganze Stunde
TOr dem Eintreten des Fiebers gegeben, so
ist sie weniger würksam. Sie hemmt alsdana
zwar allerdings auch wohl das Fieber, aber
mindert doch nicht in dem Grade die He^
. tigkeit desselben. Raggi beobachtete, daft,
wenn die Colla drei Stunden yor dem Fia*
beranfalle gegeben war (indem dieser ns
so fiel Zeit später eintrat), sie alsdann nidt
das Fieber zu heben yermochte, wohl abir
seine Heftigkeit minderte und seine Dan«
abkürzte, und dafs auch der heftige Kopt
schmerz ausblieb, welcher den Fieberanfii
welcher bey seiner Arbeit geiimde SpeUMi
und nur ein wenig Wein, oder, doch nur
die Icräft'gfn Nahrungsmittel haben kjump
deren er gewohnt i^t, .dieser. Ucht der SümpC«
Ittft und weils nichts vom Fieber«
la) Der Augenblick des' FieberanfaUi
Bist sich nicht immer mit Sicherheit bestim-
men, folglich auch nicht die Würkung
dieses Mittels,
Wenngleich dieser Einwurf gegriindei
ist, indem in gewisser Rücksicht di« Erfahr
rung ihn bestätigt, so dürfen wir uns den«
noch nicht überreden lassen, atif ein Heil«
mittel Verzicht zu thun, weil Sorgfalt bej
seiner Anwendung erforderlich ist* AUo
Heilmittel bleiben unwUrksam^ und ewigen
wenigstens ihre heilsame Würkung nicht- an«
ders, als nur unter gewissen Umständen;
diese aber mufs der Arzt kennen, die güi^
atigen herbey führen, die ungünstigen «b«
entfernen, aufht-ben oder unterdrücken* Sol«
len wir denn ein Mittel fisibren lassen, Veil
es unseren Wünschen niur unter der Ooncnr*
renz mancher Umstände und nur bey einer
^ richtigen Beurtheilong entspricht?« Die Aueit
Übung der practischen Medicin, welche tAeu
nes Bedünkens nichts anders ist, als das
Resultat scharf sinniger Inductionen, und da«
her eine Verkettung ron Schlüssen, Welch«
SYDL B. a. at. Q
--. «44 -
gm behaglidi ist imd ihn TOilMnhei. s)
Dafs die CoIIa oder die Gdctinay imt der
geliorigen Vorsicht gegeben, kein EibreduB
erregen , sondern Torhandenes Tidmehr stü-
Jen. 3) Dals man endlich, da die Solotk»
der CoUa mit einem Decoct der CSiamomüh
oder eines anderen angenehmen Krautes be-
reitet werden kann, und man Ten dem Zu-
sätze von Gewürzen, Lü/. anad. as» Boffm.
und Land, lüf* Syd. zu denselben keine Zer-
Setzung zu befürditen hat, dals man sie des-
halb nach Gefallen für den Ganmn und
den Magen angenehm machen kan^ ^u
soll man aber nun thun, wenn das Rebtr
anticipirt? Bfan verfahre wie im letaleren
Falle: man gebe die CoUa zn Anfiuige des
Fieberfroates. Da man übrigens das eiste
Drittheil der bekannten Dosis eine halbs
oder auch eine ganze Stunde Tor der ge«
wohnlichen Zeit des Fieberanfalls sn gdm
pflegt, so läuft man selten Gefahr, das Bfif-
tel zu spät anzuwenden, indem es ungewSha-
lich ist, dais das Fieber unvorhergesehtf
von einem Tage zum anderen um ao fid
antieipirt; — ich sage unvorhergesehen^ wA
wenn der Arzt bereits beobachtet hat, dsfi
das Fieber bey jedem Anfalle um swet Stoa-
den anticipirt, es sich von seihet verstehi
d(ils auchrdie Dosis der CoUa um drei Scno-
(
- M5 -
des früher gefiommen werden miisse, nänü^
lieh «m sa yiel^ als die Anticipatian des Fie-
ber«-'lurd dieses ArzneifDitteU betragen würde*
Bej den Fiebern endlich^ welche anomal
nstd iinFegefanälsig^sind, und dal^er keinen
bestimmten Typus beobachten,, möchte man^
wie ieh glaubei schwerlich mit der Colla et«»
WM auarichten können. In dieser Rücksicht
würde es aber ohne Zweifel doch wohl billi-
ger Bepif zu Gbnsten der Gelatinä zn ent-
scheiden! da der Kranke sie ohne die gering«
stm Gefishr häufiger^ die ganze Dosis zwei •— '
dreimal tiglich nehmen kann. Ein weites
Feld üör künftige Untersuchungen! —
Nachdelb somit die gemachten £inwiirfe
geloben 9 die ungünstigen Beobachtungen be-
richtigt, und TorzügUch nachdem in so zahl«
ireichen Fätten die Heilung durch das thieri-
»ehe Glutengejungen, wer sollte da noch woU
fSUiig aejBy sein unseeliges Verdammungsur- .
th^ üb« diesen Gegenstand auszusprechen!
iind die Menschen durch die diesem Mittd
gedrohete Vergessenheit von demselben ab-
suschreoken! statt ihre bekümmerten Herzen
au erleichteren! Wer sollte wohl so sehr
seine irztliche Pflicht und Würde vergessen»
da£i w, wie oftmals geschah, die Möglichkeit
der antifebrilis(chen Würkung dieses Mittels
sa läugnen wagte! Wer würde sich nidit der
— «46 —
roliesteii Empirie, ich will nicht sagen einer
boshnfren Absicht, schuldig machen, wenn
er sich weigerte, ein neues Mittel aniuer-
lcenn«^n^ blos um an dem Alten zu kleben?
Wer endlich wifd es wageo, auf die Beob-
achrungen der unbescholtensten, aufgeldane-
ften^ glaubwill digsien und unpaitheüschan
A<^rate ein verdächtiges Licht in werfen, und
pmer dem ehrenvollen Deckmantel der Vor-
aicht fiir eine hartnäckige, auf Nichts gegrün-
dete Widersetzlichkeit die gesuchte BebMup^
tung aufzustellen, dafs die mit der Colla ge-
heilten Fieber keinesweges durch dieselbe
geheilt wären?
' Auf diesen letzten Einwurf kann ich ;V
doch nicht, umhin , noch Einiges sn erwie-
dern; welches ich denn auch nicht mit Tiden
Worten, sondern mit Thatsachen thnn will
Dals die geheilten Tertianfieber alle Ton der
Art gewesen waien, deren HippocnUet er-
wähnt, dio in kurzer Zeit von selbst ver-
schwinden , läist sich deshalb unmöglich aa-
nehmtn, weil i) viele dieser Fieber gerade
dann nachließen , wenn kaum die Colla od»
die Gelatina angewendet war;' a) weil sie
oftmals schon bey*m Ausbruche des Paroz]f»-
mus unterd Uckt wurden ; 3) weil sie viet
länger anhielten bey denen, welche die CbDs
gar nicht,^odet welche sie auch ijnr u|iregii-
von fornft FSeb«m, MtlM% «i« iMtlii i^t^MH
GhMMCer, naicli flow F<mii nuJi «l«r Jftli«ii&
xot sa den Heri>$lfi«l>«m g^oHM ^ 8) ^t
Me der. schwickendea oder eufttt^erehd^H
Methode, durch welche ttiffpötiiti^ M^lstMi
die FrShliogs&eber heilte, nicht wieheil) 6)
weil sie mit der grörsteti KrAftlofilgkeit, «ih«ih
{deinen Pulse , Diarrhöen 9 Lettoophlegmasieh^
Anasarca^ einer allgemeinen Giohe*ie tttld
oftmals mit SehnenhUpfen und eihet* ht^Üt^
nenden Hitsa begleitet warM, «nd dtfltiitty
den Kranken in eine unheilbare A#thetito M
Sturzen droketen; 7) weil sie lfia««lrtN«( fAK
der Art dev Nadiffid^ WitfMif Ae #)^
dofck eines nnbedeaMttdei» ^ i^^ littff^ ift-
kalteadeii Ff dit^ eütte* sw^lt|$edKygMM* ^fi1f#,
pertieueF fcvvieiiae^ Aeift#g|syi!Ma^ die MrcMf#
Scanfäebe^^ enaeia WMfceMM: Hertl^ft eivd ^tvfn
Jkan» S{)f«(Mi» <uwritfltM<ai ^ vr<»{f itf4 <^
flub «dlw ^M ddMf iH6^*im^4M', 0 #aH
9» Hieil» sriem ^mm Mtftytm tMif iwtMi^
Seoi duantewr faMMI; iO-> tf»^'l ii!4 «rfhhH M^^
atimttic htid an d««^ ^«iff1i<«H , M4 iM <hM
TomiMi^ MomtUniy ÜiMrtit, Aäggl an^ itfH
rohesten Empirie, ich will nicht sagen einer
boshnfren Absicht, schuldig machen, wenn
er sich weigerte, ein neues Mittel anxuer-
kennen, blos um an dem Alten zu kleben?
Wer endlich wi^d es wagefi, auf die Beob-
achrongen der unbescholtensten, au%eklane-
ften, glaubwiirdigsten und unpaitheüschsn
A^rzte ein verdächtiges Licht zu werfen, und
pmer dem ehrenvollen Deckmantel der Vor-
sieht fiir eine hartnäckige, auf Nichts gegriin^
dete Widersetzlichkieit die gesuchte Behaup^
tung aufzustellen, dafs die mit der Golla ge-
heilten Fieber kieinesweges durch dieselbe
geheilt wären?
' Auf diesen letzten Einwurf kann icb /e-
doch nicht, umhin, noch Einiges sn erwie»
dern ; welches ich denn auch nicht mit Tielen
Worten, sondern mit Thatsachen thun will
Dals die gebeilten Tertianfieber alle yon der
Art gewesen waien, deren Hippoisraus er-
wähnt , die in kurzer Zeit yon selbst ver-
schwinden, läist sich deshalb nnmögÜGh as-
nehmcn, weil i) viele dieser Fieber gerads
dann nachließen , wenn kaum die Golla odff
die Gelatina angewendet war;' a) weil sis
oftmals schon bey'm Ausbruche des Parozjs-
nius unterd Uckt wurden ; 3) weil sie fiel
länger anhielten bey denen, welche die GbÜi
gar nicht,' oder welche sie auch i)nr upregsl-
mafsig nahmen ; 4) '^^^^ &^. ^Q vielen Fällen
ihrer Natur nach sehr verschieden waren
Ton jenen Fiebern, indem sie nach ihrem
GhAracter, nach ihrer Form und der Jahvs^
zeit zu den Herbstfiebern gehörten, 5) Weil
isie der, schwächenden oder ausleerenden
Methode, durch welche Hippocraies meistens
die Frühlingsfieber heilte, nicht wichen; -6)
weil sie mit der grofsten Kraftlosigkeit, einem
kleinen Pulse, Diarrhöen, Lenoophlegmasien,
Anasarcai einer allgemeinen Gachexie und
oftmals mit Sehnenhiipfen imd einer bren-
nenden Hitze begleitet waren, und deshalb
den Kranken in eine unheilbare Asthenie zu
Sturzen droheten; 7) weil sie manchmal yoa
der Art dec Nachtfieber -waren, die sich
durch einen . unbedeutenden ^ aber lange an-
haltenden Frost, einen zurückgezogenen Pub,
partielle SchweiTse, Abmagerung, die höchste
Schwäche , einen trockenen Husten und einet
kurze Epyrexie auszeichnen; 8) weil sie oft*
mab selbst der Ghina widerstanden; g) weil
sie nicht telten einen nervösen und bösarti-
gen Character hätten; 10) weil sie schon in-
veterirt waren; 11) weil sie TÖllig unbe-
stimmt bald an den gleichen ^ bald an den
ungleichen Tagen endigten, wie Oalaironi^
:TomieUiyBorsaUniy Zanna^ ^^ES^ ^^<1 ^<^^
. beobachteten ; xa) weil endlich ^ele yon
dm geheilten intemiittirendeii Piebcni n
der Klasse der sabcoDtinuirenden, der Quoti-
dhm •- und der Qtiartan - Fieber gehörten.
Wie kann übrigens sich jemand einbilden,
daft alle mit dem thierisohen GIdten geheiU
/ ten intermittirenden Fieber, besondere Fieber
»oder Frühlings -Fieber gewesen waren, da
'diese nur durch eine schwächende Behand«
'luDg gehoben werden können, und, yoniig-
lieh zu Anfange, sowohl durch die Golla als
durch die China yerschlimmert , c3>er ieines-
weges gehoben werden! Die Golla leigte sich
•owohl in den Thälerh des'Trcino, liU anch
in den Reisfeldern sehr würhsaro. Sollten
denn wohl die daselbst geheilten FiebeTi wel-
che oft auch der China hartnäckig wider-
•tanden, alle von jener Art gewesoi seyn?
Cantoney welcher im Herbste und in den
Th'älem des Ticino Viele mit der CoUa ge-
heilt hat, versichert, dals nur sehr wenige
oder kein einziger imter diesen von selbst
würden hergestellt worden seyn, indem er
immer sich's zum Grundsatze gemacht hatte;
die CoUa in solchen Fällen anzuwenden, in
welchen die Krankheit von schweren ^Symp*
tomen begleitet sey, in welchen demnach
die China unumgänglich erforderlich gewese»
wäre. Man mu& das Gluten versuchen, na
sich von seiner Würksainkeit zu übeneugeo.
— »49 —
Da ich 9 sagt Calatroni^ schon dea zw<^iteA
AnfalL einer Tertiana simplexy die .sogleich
.bey der, ersten Anwendung der GoUa in ei-
nen Zustand von Ekel und Unbehaglichk^it
yermindelt Mrurde^ ^nzUch unterdrückt habe,
80 omlstd ich blind seyn för die Evidenz,
wenn ich dio wunderwütdige Würkucg der
Colla nicht anerkennen wollte. Ich weifs
sWar wohl, dafs manche intermittireudt: Fie-
ber der Art sind, dals sie nicht selten der
Erwiirtung desjenigen entsprechen, der sie
Jßir seinfe Entdeckung empfänglich zu finden
-vriuischt. Allein ich yreifs auch., dafs dieser
Argwohn weder auf alle die intermittirenden
Fieber y .welche mit dem thierischen Gluten
Iffoheilt worden sind,, noch auf alle die Aerzte
fallen kann, welche dieselben mit dem er-
wähnten Jyfittel behandelten. Ich 7^ B. , wie
auch Maggij Deagoulniy Omodeiy Sereiuiy
Calatronij Bossiy Perazzi^ Burattiy Ferrari
und' andere Aerzte hielten die Wiirksamkeit
dieses Mittels für ganz unmöglich, ehe wir
saine Würkungen beobachtet hatten. Unsere
Ueberzeugung ist die Folge der Erfahrung
und die Würkung der Wahrheit.
.Njiemand aber wird sich wohl einfallen
lassen, der Fiebeir zu erwähnen, welche mit
der Colla behandelt, aber nicht geheilt, und
faintarh«r mit der Gentiana, dem Laudanum^
~ a5o .¥—
dem aromatiscben Weuie oder mit der China
geheilt wurden, z. B. yo;i Morselliy GiorSa^
niy Calaironif Barsälini^ Majocchi^ Baggi^
Ferazzi und Anderen. Diese Fieber waren
entweder asthenische oder . athenische« hn
ersten Falle hätten sie der Colla weichen
ihüsaen^ yorausgeset^, daTs diese gehörig an^
gewendet worden, und im Organismus keine
Hindernisse ihrer Wiirkung vorhanden gew^
aen wären; waren jene nicht geheilten Fieber
aber athenische, so nrtifs man aich nicht
grols darÜifeT wunderz^, da die CoUa gegen
diese wenig oder gar nichts auarichtet. Aberi
wird, man mir entgegensetzen , wie konnten
denn jene Beitzmittel die sthenisoben inter-
mittirenden Fieber heben? Dieses "wird leicht
seyn zu begreifen, wenn nuui den Zeitpunkt
der Krankheit mit in Rechnung bringt. Die
Erregung ist hey den athenischen intermitti-
renden Fiebern niemals so beträchtlich und
ao hartnäckig erhöht, dafs sie mehrere Tage
anhielte. Daher können denn auch die China
und andere Reitzmittel, welche Anfange nicht
passen, nach Verlauf einiger Tage ollerdingf
heilsam werden; indem alsdann durch die
eingeschränkte Diät, die profusen Schweifse»
durch die angewendeten Purganzen, die
anhaltende Unthätigkeit des Muakularsystenii^
durch die '«anhaltende Desozygeniaatioa der
\
Haut, und endBch dur^b die Entziehung des
Lichts , ^er Unterhaltung und reifender Ge-
miithsbewegongen die Sthenie bereits geho-
ben ist. Hätten jene Aerzte die erwähnten
Mittel vom Anfange der Krankheit an ange-
wendet, so würden sie gänzlich unnütz ge-
wesen seyn. Ich habe solche Fieber durch
lyiederholte Anwendung d/sr China viel hart-
näckiger, werden, und ' hinterher durch viel
schwächere Reitze, als z. B. bittere Decoct^,
mit bitteren Extracten und Salmiak versetzt,
heilen gesehen. So verursacht auch das
Opium, wenn es in beträchtlicher Dosis an-
gewendet .wird , 4inü nervöse Hyperstheniei -
die von anhaltende^ Schlaflosigkeit begleitet
.ist. Manchmal jedoch geschieht es, dafs
(zur Erinnerung an die Weisheit der Natur,
die sich stets bestrebt, unseren Irrthümem
zum Trotze Alles zu erhalten, oder wieder
in's Gleichgewicht zu bringen) daCi, sage ich,
jene Reitzmittel die ExcretioDen^ vermehren,
und auf diese Art schwächend die Krankheit
heben. So verursachte die Colla. einem ple-
thorischen und robusten TertiaofiebeivPatien-
ten zwei Morgen hintereinander Nasenbluten,
und der Kranke ward hergestellt. Noch mufs
ich auch darauf aufmerksam machen, rdais^
wenA ein Arzneimittel nicht zur gehörigen
• Zeit angewen<(l«t9 und daher der Organismus.
der Einwiirkimg desselben in einem Zeit-
punkte ausgesetzt wird, in Welchem keine
Reaetion auf dasselbe möglich iat» dab
alsdann dieses Mittel^ wenn es nur zur
rechten Zeit angewendet wird, von geringe^
rer Wurkung seyn mufs* Der Magen ins-
besondere scheint alsdann eine Abneigung
gegen solche Arzneimittel zu bekommen, und
das besonder« in diesem, Falle, da die Wur«
kung der Colla fast gänzlich auf dieses Vis^
cus gewichtet ist* Diese Beobachtung^ welche
diejenigen Aerzte, die tiber ihre Patienten
reiflich naChzüdeiiken gewohnt sind f oEtmaU
anzustellen' Gelegenheit finden, macht uns
darauf aufmerksam, mit Verstand luid nach
Maasgabe der Umstände in den Heitzmittdn
zu wechseln, und erklärt uns, wie die Colla
augenblicklich intermittirende Fieb«r unter«
drücken konnte, die der China hartnäckig
widerstanden hatten, und wie umgekehrt die
China sowohl als auch andere Exciiamia in-
termittiriende Fieber zu heben TermochteD,
die der China nicht wichen.
Hieraus läfst sich schlieisen, dals dieje-
nigen Fieber, die ohne Erfolg mit der Colls
biehandelt wurden und hinterher anderes
Reitzmitteln wichen, in ihrem Entstehea
wahrscheinlich sthenischer Art, oder ron
einer Localität begleitet waren, dab sie aber
— a55 —
ia ihrem Verlaufe asdienisch wurden, oder
durch die , angewendeten Ausleernngsmittel
ihre Nahrui3g rerloren.
Ich habe es in der That erfahren, daf$
Teradbiedene Aerzte Forderungen an die
Gektini^ machten^ die sie niemals an die
China 'zu machen wagten* ' Sie gaben die
Golla in allen Fällen, ohne auf die Uehung
des localen Leidens im Dari^kanale beftacht
zu seyn, ohne die Verdauungsorgane auf
dieselbe vorzubereiten, ohne sie dem Gau-
men* uni^ dem Magen annehmlichejr zu ma*
chen; und noch weniger überredeten sie die
Patienten yon ihrer Unschädlichkeit, ge^
achweige denn von ihrer Würksanikeit»
. Und dieses nennt man nun die Würk*
aamkeit der CoUa mit der der China ver-
gleichen!^ Man mtifste auf seine Vernunft
Verzicht thuul^ iim- de^ Schlüssen von so
mangelhaften 9 zweideutigen imd unzureichen-
den Versuchen auch nur den geringsten
Glauben beyzumeasen«
.Eine nicht weniger lächerliche Forde-
rung ist die, dafs das thierisohe Gluten schon
bey der ersten Dosis das Fieber unterdrilk-
ken aoll. Wie unzählige male ist der Arzt
nicht genÖthig^, die Dosis der China zu wie-
derholen* Da schreiet und wundert man
sidi aber nicht so gewaltig« Man wei& iii>\v*
>- 254 —
gens, dafs eine halbe Unze Cbiiit; £e son^t
oft hioreicliend war, das heftigste .und Jiart-
näckigste intermitttrende Fieber zu hd>en,
gegenwärtig (sey es nun» well sie zu früh
yeroid^et wird, oder weil der Kranke und
die Angehörigen es so wollen, oder weil die
China ron schlechterer Qualität ist) sehr sel-
ten hinreichend ist, den FieberanfaU in dem
Grade zu unterdrücken, dafs erfahrene Aen-
te es nicht für nöthig finden » oft zwei, ja
drei Unzeiu binnen 24 Stunden nehmen zu
lassen. Wie kann man denn nun fordern,
dab eine Unze und drei Drachmen Colla
ikiehr würken sollen, als drei Unzeü China?
Gewifs träumten weder Seguin noch andere
denkende Aerzte jemals eine solche Unge-
reimtheit Ich habe schon an anderen Orten
Gelegenheit gehabt zu bemerken, und will
daher auch hier nicht verhehlen, dals glück-
liche Erfahrungen und ein unüberlegtes VeN
trauen auf die Arzneimittel, oftmals dazu
beygetragen haben, das Ansehen derselben
zu stürzen. Es erhellet demnach 9 dals ei
nothwendig ist, die Colla in hinreichender
Dosis anzuwenden; und dafs dieselbe fiehanp*
lichkeit, welche der Arzt zur richtigen Er-
kennung einer Krankheit und zur Bestim-
mung ihrer Heilart bedarf, nicht weiiiger
hej Anwendung der Colla erforderlich ist
— a55 —
Erinnert man sicjh an das Beispiel eines
Menghini und anderer Praktiker, so wird
man sich mit nair des Argwohns nirht er-
wehren können, dals in vielen Fällen das
Fiieber deshalb nicht durch die Ck>Ila| son*
dern hinterher erst durch andere Exciiantiä
geheilt worden sey, weil entweder der Arzt, .
od^l* der Patient» oder dessen Angehörige,
nicht die zur Anwendung dieses Mittels er*
forderliche Beharrlichkeit besalsen. Allein
"wenn ein neues Mittel sich auch kein Ver-
trauen zu erwerben reroiag, so sollte maa
wenigstens seine Sorgfalt, seiner Genauigkeit»
und seinen 8char£iinn bey den Vehuchen
mit demselben yerdoppeln* Wenn Torü^
Motion j fFerlhof xmdi andere gelehrte Aerzto
nicht Nachsicht gehabt hätten mit den Späs-
sen , Spöttereien und Beschuldigungeh , die
sie trafen, so würden^sie in ihren Untersu«
chungen über die China nicht die weise Be^
harrlicULeit bewiesen haben und nie im
Stande gewesen seyn, ^e Symptome der
Krankheit ron den WUrkuogen der China
zu unterscheiden. Wir aber hätten dann
dies sichere Hülfsmittel entbehren miissen,
und das Leben tön Millionen von Menschen
würde ein Opfer d^ Unwissenheit , Halsstar*
zjgkeit und Bosheit der Aerzte geworden seyn.
Es ist wahr, da£i es grofser^rgfalt und
Genauigkeit des Arztes bedarf, um die
Symptome der Krankheit ron, den WUrkim«
gen der Arzneimittel zu unterscheiden. Das
Erbrechen, die fiörborigmen, das Dehnen
in den Gliedern, die Schmerzen, die Han-
leibigkeit, die Beklommenheit und anden
krankhafte Äffectionen, welche sich nach
dem Gebraudie des thierlschen Glutens ein^
fanden , wie oft waren sie nicht Syniptome
der Krankheit und nicht Würkung der GoUa.
Deägostiniy Paganini^ liigoli^ Buraiü, Bor'*
saUniy ich und andere Aeri^te sahen oftmals
■den Patienten nach dem Gebrauche' der
CoUa schlimmer werden, bey fortgesetztem
Gebrauche aber alsdann zu unserer Freude
ToUkommen genesen. Würden wir aber
nicht einen Fehlschlufs gemacht haben, wenn
wir das Mittel deshalb beschuldigt hätten? —
Die Krankheiten beobachten ihre bestimm-
ten Perioden, und widerstehen im Verlaufe
derselben oft allen Arzneimitteln. Wenn wir
, in dem letzt erwähnten Falle das tl6erische
Gluten bey Seite gesetzt und-iidie China an-
gewendet hätten, würde man die Herstellung
des Patienten dann nicht dieser, keineswegcs
aber der Colla zugeschrieben haben? Aber
bis jetzt ist es noch nicht dahin gelangfi»
dais ein solches Raisonn^ment , so al|g(
^
— aSy —
es auch ist, dem denkenden Menschen ge-
niigen könnte.
Man würde der Unwissenheit und Uner-
fahrenheit zu viel Ehre erweisen, wean man
sich noch weitläuftiger darauf einlassen woll-
te, die gegen das thierische Gluten gemach-
ten EinwLirfe zu widerlegen. Die Erfahrung
entscheidet für dasselbe, und das Resnlta't
derselben ist, mögte auch ich mit Cdlatroni
sagen, grÖ&er als die Sache selbst.
Wenn daher au manchen Orteü, vorzüg-
lich aufserhalb unseres Departements, das
thierische Gluten nicht den gehofften Erfolg
zeigte, so hatte man ohne Zweifel' in diesen ■
Fällen versäumt, auf die an anderen Orten
bereits angezeigten Contraindicationen Rück-
sicht zu nehmen»
Vielleicht lag die Schuld an den Apothe-
kern, welche (wie das an manchen Orten
der Fall war) nicht verstanden liatten, die
Golla ih so wenigem Wasser, als angezeigt
ist, aufzulösen, und sie daher zu sehr ver-
dünnten. Vielleicht waren auch die Fieber,
-welche mati vergebens damit behandelte,
athenische. Die Erfahrung hat auch in der
That gezeigt, dals das thierischi^ Gluten in
den zwischen den Gebürgen belegenen Com-
munen, deren Bewohner sich gewöhnlich in
einer Sthenie des Gefvissystems befinden^
XVIII. B. 9. St. R
— 26« -^
reszeity oder bey einem anderen Characrer
der Krankheit gleichfalls ihre Würksamkeit
zeigen werde, yorzügUch wenn man nieht
versäumen wird, alle' die Vorsichtsmaasregeln
zu beobachten, deren strenge Befolgung noth-
w.endig ist. Vielleicht wird an manchen Or-
ten, und besonders im Frühlinge und zur
Herbstzeit, die Colla .immer unwiirksaxn,
oder bey der so häufigen Cooiplication tait
Würmern imwUrksam bleiben.
Ich will diese Abhandlung damit scfah'es-
sen, die Gründe zu entwickeln, aus welchen
der' Gebrauch der Colla viel schneller auf
dem Lande (wo er auch noch gegenwärtig
sich erhält) eingeführt und allgemein ver-
breitet ward , als in den Flecken und
Städten.
Dieses ist eine nicht ehrenvolle, aber
uuläugbare Thatsache« Dasselbe erfuhr die
Vaccine, da selbe erfuhren alle Heilmittel
bey ihrer ersten Einführung. Heil unserem
Departement, in welchem keine der Ur$t-
chen, die ich zu entwickeln gedenke, würk-
sam gewesen ist.
Die Unempfänglichkeit . der Bewohner
der Städte und Flecken für die Ueberredang
der Aerzte, mui's hier als eine der ersten
Ursachen genannt werden. Wie oft wird
man nicht durch den Eigensinn der Patienten
— a6i —
geBDthigty unwürksamere Mittel an ihrer
Stelle anzuwenden? Ich ^weils zwar wohl^ dafs
auch der Landniann sich nicht * so schnell
durch Gründe überzeugen läfst. Allein ein,
günstiges Factum reicht hin, ihn augenblick-
lich zur Annahme eines Mittels zu bestim-
men. Ist es dem Arzte einmal gelungen^
seine Achtung zu erwerben, so ist er auch
seines Glaubens gewils. In der Stadt aber
verhält sich dies ganz anders. Ein jeder
will urtheilen, ein jeder wirft sich zum Rieh«
ter auf 9 und ein jeder glaubt sich nach Be-
lieben berechtigt, neue Arzneimittel bis in
den Himmel erheben oder unterdrücken,
loben oder yerläumden, und ihre Anwen-
dung empfehlen oder widerrathen zu dürfen.
Wenn in' einigen Communen das Volk selbst
sich weigerte j -lie CoUa zu nehmen, so war
der Grund immer der, dals sie dieses Mittel
hatten yerläumden gehört*
Die auf dem Lande gemachten Beobach-
tungen sind bey weitem die sichersten ^ weil
die Patienten daselbst nicht allein yiel folg-
samer sind, sondern auch nicht so ängstliöh
den zweifelhaften Aufgang furchten , nicht
von hochweisen Rathgebern irre gemacht
werden, frei sind von GemüthsajQFecten, nicht
belästigt durch unzeitige Bekümmernifs der
Ihrigen^ weil sie sich nicht l)erechtigt glauben^
^ a62 -^
in der Zeit, der ^t, in der Quantität, ja
ifohl gar in der Qualität des Mittels bej
der Anwendung desselben nach . Gutdünken
von der Vorschrift abzuweichen, und weil
sie endlich weder den Arzt, noch die Um«-
ft^enden und sich selbst durch Ungeduld
beunruhigen. Die Versuche, welche ich in
meinem Landdistrikte yon Gasalbeltrame an»
stellte, waren deshalb auch von viel gUickli*
cherem Erfolge, als die in der Stadt ange-
stellten*
Die Aerzte auf dem Lande sind überdies
weit entfernt von der elendein Sucht, ihren
Nebenbuhlern, nicht selten auf Kostender
Wahrheit, schaamlos, zur Schande für ihre
Kunst imd zum Schaden der . Kranken, m
widersprechen und entgegen zu seyn« Frei
von Vorurrheilen und Nebenabsichten man-
chen sie ftich's zur Pflicht, die Mittel au&u*
nahmen, die ihnen von Leuten empfohlen
werden, welche öffentliche Glaubwürdigkeit
besitzen, und spenden weder Lob noch Ta^
del, um neuen Entdeckungen entgegen sa
arbeiten. Allein Einige bestehen bey dem
Allen darauf, die CoIIa und die Gelatioa
müssen unnütz und schädlich seyn; und da
die That und die Erfahrung ihren Lrrthum
entblöst, so greifen sie in der Noth zu elen*
dem Witz und SpoU. Dies^ «ber waren
— a65 —
noch nie die Waffen der Wahrheit und rer-
riethen noch immer die Unsicherheit ihrer
- Urheber, Wie grofs ist leider nicht die In-
dustrie der in den empirischem Mantel ver-
kappten Ignoranz! Muis denn der Mensch^
den die Natur schon zur Täuschung ver-
dammt, darin seinen Trpst suchen y andere
und sich selbst ^u hintergehen? —
Kaum sollte man glauben, dafs sich
selbst unter den Apothekern Gegner der
CoUa finden, welche absichtlich eine Verän-
derung in der Vorschrift machen, und dals
Aerzte aus niedrigem Interesse oder anderen
Gründen . sich zu ihnen gesellt haben, um
dieses Mittel auf mancherlei Art in fiblen
Ruf zu biingen, und mit allem Fleifse die
notfawendige Vorsicht nicht beobachten, um
den Erfolg zu vereiteln« So oft ich auch
benachrichtigt worden bin, dals dieses in
der That geschah^ so mufs ich doch der
Wahrheit gemäfs betheuren, dafs dieses von
keinem einzigen Arzte oder Apotheker unsers
Departements behauptet werden kann. Wel-
che Zticbtigung verdiente auch nicht di^se
Schandthat! —
Ein anderer Grund, warum die An wen*
düng der CoUa in dda Städten^ und Flecken
von minder günstigem Erfolge war, mufs in
der Qualität des -liIngew^ndMen Mittels ge-
sucht werden. . Viele wollten dasselbe nicht
nehmen y weiL ihnen die Idee der Entstehung
und VerfertigUDg der Colla ekelhifc war.
Warum waren denn solchen eigenen Sub-
jecten die Tinct* c« cervi, die fetten Mittel,
der "Waürath, die Tince, ßiliginis j der Sal-
miak, das Oleum animale Dippelii, der
Phosphor, das Castoreumy der Moschus und
andere Arznei^iittel von noch schmutzigerem
Ursprünge, nicht eben so ekelhaft wie die
Colla ?^ Der Uringeist, oder richtiger das Al^
cali volatile^ findet es sich nicht unsertrenn-
Uch bey den zartesten und mit Vapeurs ge-
);>lagten Damen? Werden nicht manche der
grölsten Pelicatessen noch ärger gehandfaabt,
ehe wir sie geniefsen ; oder stammen sie
vielleicht aus höheren Sphären?! ,-i— Allein
wir wollen dennoch die Phantasie sol-
cher Empfindlichen nicht mehr als nöthig
beunruhigen. Die auf die erwähnte Art zu-
bereitete, d. h. mit ilrgend einem angeneh-
men Aroma, einem reitzenden Wasser oder
einigen Tropfen Laudanum versetzte Gallene,
wird ihnen eben so wie die Colla (der
Tischlerleim) Erleichterung und HüLe
schaffen.
Andere Gründe, warum man sich in dtr
Stadt mehr als auf dem Lande der Anwea*
duDg der Colla widersetzt,* könnten za
— ::»65 —
5U(^e|i Mjn: in der lächerlichen Besorgnils
^maacber Aerzt^, daß die Behandlung der
intecmittireiidejjL^ Fieber in die Hände des
groDsen Haufens kommen^ dafs dieses Heil-
mittel von Layen yerordni^t werden, dals sich
mancbiBr Patieiit mit . diesem trivialen Mittel
■selbst behandeln und dieses zu wohlfeil seyn
würde; ■ und endlic]^ in der grofsen Menge
von Verläumdern) Mülsiggängern, naseweisen
Spöttern und Schwätzern, von denen die
Städte voll und beicngesuidit sind; Ein ein-
ziger mii'slungener Fall ist. hier hinreichend,
das beiU^niste Unternehmen zu stören. Denn
der Mensch bringt,, sagt Calatroni sehr wahr,
immer mehr die Unfälle, als das Qliick in
Rechnung. Dürfen wir uns daher wundem,
dals man in manchen Städten und Flecken
sich herausnahm, selbst denkende und auf-
geklärte Aerzte mit beleidigenden Beynamen
von Mode - Aerzten« Reformatoren in der
Medicin, blinden JNachbetern der Französi-
schen Entdeckung und zu dreisten Experi-
mentatoren zu belegen? Aber die Strafe folgt
jenen schon auf dem Fulse« Es sind diesel-
ben, welche, beschränkter als die Bewohner
des Cauc2^sus , die Mahomedaner und die
Waldbewohner Amerika*s, noch immer nicht
sich von der schützenden Eigenschaft der
Vaccine überzeugen lassen, welche jeder
..- 266 ~ ,
nenen Entdeckung widerstreben 9 |edes Vor-
Drtlieil in Schutz nehmen, die Ftnsteraifs
^begünstigen, und bis jetzt sich noch- blähen
mit ihrer I^noran^. .
Grofs sind demnach die Vortheile, wel-
che die Menschbeit von der Einftihruag xaid
allgemeinen Anwendung der CoUa und der
Gelatina zur Heilung, wo nicht yö]% mehro-
ren Krankheiten, doch wenigstens der inter-
niittirenden Fieber sich versprechen kann«
Und wenn Isie auch nur äie leichten intern
mittirenden Fieber höbe, so reicht auch die-
ses unstreitig hin, um Seguin^s THämea Att
Unsterblichkeit würdig zu machen« Wa$
mich betrifft, so würde ich meinem Zweck
vollköintnen erreicht glauben, wenn diese
Schrift hinreichte, der gelehrten Welt den
Scharfsinn, die Gelehrsamkeit und den re-
gen Eifer der Aerzte dieses Departements zu
beurkunden, in welchem ich das Glück
habe zu leben, und wenn mein Vaterland in
ihr meinen heissen Wunsch, nützlich zu wer-
den, nicht verkennen würde.
— 207 —
Nachtrag des Uebersetzers.
Es wird-unsera Lesern interessant seyn
KU hören, dafs eine bedeutende Anzahl von
Versuchen, welche bey den, in den letzten
Wochen hier gerade häufig vorgekommenen!,
intermittirenden Fiebern von mancherlei Art
von dem würdigen, Hrn. Geh. Rath Fritze
in dein hiesigen grofsen Krankenhause der
Charit^, zum Theile mit dem aus frischen
Knochen bereiteten -^ gröfstentheils aber
mit dem ordinären Tischler- Leime angestellt
worden, bis jetzt sämmtlich [von dem gün-
stigsten Erfolge gewesen sind, und den In«
halt der obigen Abhandjung vollkommen be«
stätigt haben.
Es hat dieser Wichtige Gegenstand bereits
die Aufmerksamkeit und seegensreiche Thä«*
tigkeit des weisen Chefs unserer höchsten
Medicinalbehörde auf sich gezogen. Dem
zu Folge ist nun eine Commission der ver«
dienstvollsten Männer bestellt worden, um
diese Angelegenheit mit der gründlichsten
Gewissenhaftigkeit zu untersuchen, und dem
Resultate dieser Untersuchung eine ölFentlicho
Autorität %VL geben; welches Resultat dem-
nächst in diesem Journale ausführlich mitge-
theilt werden wird.
Nach den Veriüchen^ welche der hiesige
Hr. Apotheker Bergemßnn auf meine Bitte
gefälligst angestellt hat, würde, nach hiesigen
Preiien, das Pfuiid von dem aus yöllig fri-
sche4 Knochen und zwar im Papinianischen
Topfe (in weichem man in den hiesigen
Kranken- und Armen-Anstalten hereits auch
treffliche und wohlschmeckende Kraftbrühen
aus Knötchen kocht) bereiteten Gluten^ im
Durchschnitt auf etwa 20 Ggr. zu stehen kom-
men. Doch scheiiit der Tischler -^eim yolU
kommen dasselbe 2u leisten,, imd keinen
weiteren JN^achthei} als seine ekelhafte ])e«
9cha£Fenheit zu habep^
Pa dieses Mittel, welches in Italien und
in den Sommer-Monaten so wikksam befun-
den wurde, aUch bey uns und in der entge-
gengesetzten Jahrszeit seine grofsen Wür-
kungen nicht versagt, so ist nicht zu be-
zweiflen, dals es auch überall das leisten
werde, was wir davon erwarteten und bereits
schon sahen.
Wir fordern daher auch die Aerzte de«
Auslandes dri gendst auf, zu der gründlich-
sten Untersuchung dieses wichtigen Gegen«
Standes thälig mitzuwürken.
,269 —
n h a 1 t.
Seite.
I. Nachriclit von dem Zustapde des Kranken-
hauses der Charit^ im Jahre i8o3« vov(k
HeraMg, . . . , , . . . 5
II. Bemerkungen über die häufigen , vorzuglich
intermitürenden Fieber, die, in den Bheinge-
gend^n von 1794 bis I799 hauprsächlich bejr
den Soldaten herrschten. Aufgenommen in
dem l'ürstl. Hessen - Oarmstädtischen Militär-'
Hospitale zu Bickenbach bey JDarmstadt, vom
Staabsmedicus Dr. jimelung , . . -24
III. Versuche und Beobachtungen über di«
Würksamkeit der thieriächent Gelatinii xur
Heilung iniermittirender Fieber. Vom Dr. '
Giuseppe Qrauueri, D^^legaij> Medico def De-
partemenu von Afigogna^ Uebersetzt urtd
mit Anmerkungen begleitet vom Dr. BUckoJf,
Arzt zu Berlin • . . , « 190
— ayo — ^
Mit die/em Stücke des Journals wird ousgegeheMi
Bibliothek der prahtifchen Heilkunde* Eilfttr
Band* Zweites Stüclu
Inhalt.
J. P. Desault'f, chirurgischer Nachla/s ete» Ber-
ausgegeben durch Kavier Bichat eic, Uebersetzt etc. vom
Georg Wardenhurg etc, . Zweiter Bandl 3rer smd i^tr
Theil.
. Druckfehler.
Seile 127. Zeile 8. ^. o. lies gefällt sttLtt gefiilli.
— — — 10. manis statt mortis.
— 129. — C), V. u. yf'ird statt wisd.
Nach den VÄriüchen, welche der hiesige
Hr. Apotheker Bergemßnn auf meine Bitte
gefälligst angestellt hat, würde, nach hiesigen
Preisen, das Pfund von dem aus TÖlUg fri-
scheii Knochen und zwar im Papinianischen
Topfe (in weichem man in den hiesigen
Kranken- und Armen-Anstalten {>ereits auch
treffliche und wohlschmeckende Kraftbrühen
aus Knochen kocht) bereiteten Gluten^ im
Durchschnitt auf etwa 20 Ggr. zu stehen kom-
men. Doch scheiiit der Tischler-]Leim voll-
kommen dasselbe zu leisten,, und keinen
weiteren JVachtheil als seine ekelhafte l)e«
9cha£Fenheit zu habep.
Pa dieses Mittel, welches in Italien und
in den Sommer-Monaten so wilrksam befun-
den wurde, atich bey uns und in der entge-
gengesetzten Jahrszeit seine grofsen Wür-
kungen nicht versagt, so ist nicht zu be-
zweiflen, dals es auch überall das leisten
werde, was wir davon erwarteten und bereits
schon sahen.
Wir fordern daher auch die Aerzte de«
Auslandes dri gendst auf, zu der gründlich-
sten Untersuchung dieses wichtigen Gegen«
Standes thälig mitzuwürken.
Journal
der]
practifchen
Arzireykunde
und
Wundarzneykunft
herattsgegeben . '
C; W. H ,u f e 1 a n d,
Konlgl-Preoli» Geheimen Aatk» wirkl. Leibant, Directer
dei Colleg, med. chirturgM erftem Arn der Gharittf.
u. f. w.
Eilf ter Band^ Drittes Stück.
Berlin 1804*
Ia Ungen Journalhaudluiii^.
— ayo — i
Mit die/em Stucke des Journals wird ausge^ebent
Bibliothek der praktifchen Heilkunde^ Eilfur
Band* Zweites Stück»
Inhalt,
J, P. Desault's, chirurgischer NachJa/s ete» He^ .
atugegeben dnrch Kavier Bichat etc, Uebersetu etc. con
Georg H^ardenbnrg etc, . Zweiter Bandl Zier und i^er
TheiL
Druckfehler.
Seite 127. Zeile 8. ^- 0. lies gefällt sutt ge/ullt.
— — — 10. martis statt mortis,
— 129. — G. V. u. yrird statt fuisd.
L
Chirurgische und mädicinische
Beobachtungen
• » Vom
Doctor Gottfried Philipp Michaelis^
- SU Harburg.
U
F'erenkung des Kniegelenkes ^n innerer
Ursache f durch allmähliche Ausdehnung
geheiU^
J emehr man yorurtheikfrei beldbaohtet^ was
man ron der gehörig unterstützten Natur
erwarten darf, desto mehr wird man abge^^
neigt, entscheidende Kuren zu uiitemehmei||
wodurch man den gewöhnlichen Gang völlig '
unterbricht, und neue Wege zur Heilung
bahnt. Hierhin rechiue ich votxu^\<^ ^^a
XYULJB. f. fb Ik
\ — 6 -^
t
grausame Mittel , nämlich das Abnehmen
ganzer Glieder, wenn nur irgend Hoffnung
ist, das Leben ohne diese Operation ^und
ein, wenn gleich nicht yöllig brauchbares
GliedV zu erhalten* Pie gehäuften neueren
Er£Eihrungen, besonders im Felde,- haben uns
zu deutlich gezeigt, dals dies Mittel nicht
immer so geschickt ist, um die erste Indica-
tiön, nändich die Erhaltung des Lebens, zu
erfüllen, wi^ man wohl glaubt Nur zu oft
beschleunigte das Abnehmen eher den I'oJ,
als dafs es ihm yorbeugte. — Hingegen er-
reichte man diesen Zweck auf eine weniger
grausame, wenn gleich langwierigere "Weise,
wenn man das Glied zu erhalten suchte, und
alle die Mittel anwendete, die eine rationelle
Arznei- und Wundarzneikunde an die Hand
gab. Was aber die Wahl zwischen einem
wenig brauchbaren' Gliede und einem höl-
zernen Substitut betrifft, so sollte auch dann
es nie ein6 Indication zu einem so ' gefährli-
chen Hülfsmittel werden, wenn man ohne
Amputation auch ein unbtauchbares ^lastigei
Glied erhalten würde. Nur mit Schauder
erinnere ich mich immer npch eines am Te-
tanus Verstorbenen, dem man blos vregci
eines unbequemen Krähenauges den 2jeheB
amputirte. . -^ Die folgende Beobachtnng
dient in einem hohen Grade zum Beweise
— 7 ~
dieser Beliauptun^» indem liier ein Fehler
ohne Amputation geheilt ward, bey dein,
ehemals wohl immer die Amputation ange-r
rathen seyn würde« Aui^erdem bestätigt si«,
was DesauU durch seine glücklichen Kuren
auffallend zerstörter Gelenke ohne Amputa-
tion bewiels, und zeigt, dals die Hulfsmittel
dieses über mein Lob erhabenen Wundarztes,
auch in anderen Fällen mit dem glücklich-
sten Erfolge angewendet werden können*
Ein eilf)ähriger Bauerjunge, geracte nicht
von se^hr robusten Eltern erzeugt, dessen'
Geschwister al)e eine etwas bleiche Farbe
hatten, so wie er auch selbst niö ein blühen^
des Aussehen gehabt hatte, bekam, nachdein
er nie eine schwere Krankheit überstanden
. ^oder sonst gekränkelt hatte, aulser dals er
einmal an einem anhaltenden Kopfschmers
litt, yon dem mir aber die Ursache nicht
f bekannt ist, \m. Monate Februar i8o3 einen
heftigen Schmerz in dem unteren Theile dea
Oberschenkels rechter Seite« E^ schwoll an
und es zeigten sich Fieberbewegungen« Ein
Escadron- Chirurg rerordnete die Einreibung
einer flüchtigen Salbe , . und innere so ^e*
nannte antirheumatische Mittel. Die Ge-
schwulst schien hierbey ^war abzunehmen!.
A a
änderte aber, im Grunde nut die Stelle und
zog^ in das Knie heraib , welches betrichllicb
anschwoll ui^d nur zu deutlich zeigte, dab
man eine Eitersammlung nicht mehr yerhüten
könnte. . -Nachdem sich diese gebildet und
eine deutliche aber^ tiefe Fluktuation gezeigt
hatte 9 so öffnete der Wundarzt die Ge-
schwulst 14 Tage nach seinem ersten Be-
suche»* am 3ten März auf der aufseren und
am anderen Tage auch auf der inneren Seite
mit einem Schnitte, Dieser mulste, nach
Aussage des Wundarztes , bey der aaiehnli-
chen Geschwulst drittehalb Zoll tief gemacht
werden^ bevor sich Eiter zeigte* Dies ergols
sich nun in grofser Menge. — Noch setzte
man eine Zeillang die an,tirheumatischen Mit«
tel fort ; als aber bey fortdauernder Eiterung
die Kräfte beträchtlich schw^deü, und ein
anhaltendes Fieber sich zeigte, so Ward China
und eine nahrhafte Diät, aber in zu gerin-
gem Maaf&e, verordnet — Aber Alles ward
schlimmer , und da nach zwei Wochen die
sqhon verschwundenen Schmerzen sich aufs
neue zeigten und ungeheuer zunahmen , da
der Schenkelknochen entblöst war, so ver-
langte man am aisten Märzj 5 Wochen nach
entstandener Krankheit, meinen Räth.
Den Kranken fand ich aufs iulserste
abgezehrt, im heftigsten anhaltenden Fieber.
— 9 —
Das leidende Glied hatte eine auffallend ver«
änderte Gestalt. Das Ansehen des Knies lieÜs
auf den ersten Blick yermutbeni dafs eine
neue Eitersammlung da sey. Aber die ge-
nauere Untersuchung durch s Gefühl zeigte,
dals eine yöllige Verenkung des Kniegelen-
kes Ursache dieser sonderbaren Gestalt war.
Die Knieseheibe, machte mit. dem^ Unter«
schenke! einen rechten Winkel, der Sehen«
kelknochen stand über der Kniescheibe und
drohte die Haut zu durchbohren« Der oede-
matos geschwollene Fuls war in beständiger
Extension. Eäoe Vei^leichung des kvanken
Beines mit dem gesunden zeigte eine Ver^ ^
kürzung von drei bis Tier QuerfingerDw Die
widernatürliche BewegUohkeit der l^ibia. nach
yorne und nach den Seiten,, die Unmöglicbt
kdt, das Knie in der gewöhnlichen. Richtung
zu biegen, und endlich di^ deutliche Ui^er-
scheidung des oberen Endes der Tibia hin«
ter dem unteren Ende des Sehenkelknochenti
wekhes ^ einige Zoll über dies«» hinaufge-.
schoben war, stellten die charaeteristisdien
Zeichen einer Verenkung der Tibiä nach
hinten dar^ die unstreitig dordi das im Ge- .
lenke enthalten gewesene Eiter ^d durdi
die dadurch erzeugte Zerstörung der Gelenk-
bänder yeraolafst war« — Eine Untersuchung
durch die Wunde an der aujseren Seile des
— lO —
iBeines Uefs den entblößten Schenkelknochen
entdecleep« Purcli die Wunde an der inne-
ren Seite Konnte man hingegen nichts vom
Knochen unterscheiden, da erst ein Gang
nach oben führte 9 der alsdann unter dem
Knochen herum gieng.
Diese Umstände Heften bey der aufser«
sten £ntkjä{tung des Kranken 9 bey der so
schnell bewürkten Abzehrung, keinen gluck«
liched Ausgang erwarten. Es schien hier nur
eine möghchst schnelle Entfernung der
schwächenden Eiterung und eine Wiederein«
renkuDg des Gelenkes 'Hülfe zu versprechen«
Aber wie sollte man diese Einrenkung bey
^en enormen Schmerzen bewiirken« wie sollte
man sie erhalten, und wie durfte man hof-
fen der prpfusen Eiterung, nach der völiigen
Aufzehrung der Kräfte, Einhalt thnn su
können? Hier schien würklich der Fall zu
seyn, wo eine Abnahme des Gliedes schnell
einen Theil der Gefahren, die dem Kranken
drohten, aus dem Wege räumen konnte, und
nur geringere Gefahren aln die Stelle setzte.
Von ihr durfte man erwarten )' dals sie
schneller wie jedes andere Mittel die colli«
C[uativen Schweilse und Durcbßlle, an denen
der Kranke schon litt, heben würde. Aach
schlug ich dies Mittel als das eiuz.'g walu>
scheinliche Yor, den Kranken zu retten, und
Stelltd jede« andere , alt weniger fähig einen
glücklichen Erfolg^ zu yerspreehen, dar. Und
welcher Wundarzt würde anders g^rathen
haben, welcher konnte den glücklichen Aus-
gang erwarten 9 der eine andere von mir be-
folgte Behandlung krönte. Der unüberwind*
liehe Widerwille der^ Eltern gegen eine sol-
che Operati DU, yerhinderte die Abnehmung
des Gliedei, und zwang mich, einen Weg
einzuschlagen, den ich zwar gerne aber mit
geringen Hoffnungen betrat. — Folgendes
war der Karplan, den ich mir yorschrieb.
Die Einrenkung der Knochen war zur
Verminderung d^r Eiterqng und des nach-,
theiligen Reitzes unumgänglich nöthig. Aber
üe auf einmal zu bewürken, war würklich
wegen der Schmerzen, an welchen der -
Kranke litf^ und wegen der längeren Zeit,
welche sie wahrscheinlich schon gedauert
hatte, unmöj^lich. Und wie sollte man sie
erhalten, ohne, eine beständige Ausdehnung
anzuwenden? Ich eiutschlofs mich deshalb,
dasjenige Mittel, welches ich zur Erhaltung
der Einrenkung anwenden mufste, z;jgleich
zur Einrenkung selber anzuvrenden, tuid
hoffte, indem ich so die Schmerzen minderte,
' ohne neue heftigere zu erregen, hieron mehr
Vorthei|, als von einer schnellen gewaltsamen
• Einrenkung, zu erlangen. Ich wählte hierzu
— la *—
den von DesauU vorgeschlagenen Ausdeh-
nung^verband für den Bruch des Schenkel-
beiahalsesy jedoch nur die lange äuCsere
Schiene 9 die einzige, die hier nöthig war.
Um die Eiterung zu mindern und diis
Absonderung des entblusten Knochens su
befördern, so weit ersteres durch die Be-
handlung der Wunde bewürkt und nicht
schon durch die erste Indication erreicht
wurde, wollte ich dem Eiter einen freien
Abfluis durch Erweiterung der Wunde rer-
sdiafien und ein^ Abkochung von China
mit Liquam^ Myrrhae , und den Stea Tkeil
Phosphorsaure einspritzen.
Um die so aufs äufserste gesunkenen
Kräfkie $u heben^ von denen kaum eine grös-
sere Abnahme ohne Tod zu' denken war^
und durch Hebung derselben zur Verminde-
rung der Eiterung beyzutragen, verordnete
ich alle zwei Stunden einen Scrupel Pulv.
Con. Begii mit sechs Gran des Saameni
vom Wasserfenchel, und rechnete besonders
auf die trelliche Würkung des letzten Mittebi
welches sich mir bey starken Eiterungen nnd
daher rührenden Coiiiquationen in viden
Fallen so heilsam zeigte. Allmählich ward
diese Gabe so verstärkt, dafs zuletzt alle a
Stunden i5 bis 20 Gran genommen wurdeSf
und zwar mit dem ausgezeichnetesten Erfolge*
— x5 —
-^ Ob dies Mittel blo^ durch ei'höhetö Erre»
gang wUrkt, oder ob andere narkotische Ei-
genschaften, die es be^iitzt, die Ursache sei»
ner auffallenden Wirkungen sind, dies zu
entscheiden, ist hier der Ort nicht. — ^ Um
nun zugleich die verlornen Kräfte durch Mit-,
tel, welche mehr die Restauration' bezwek-
k^n, zu ersetzen, ward ein satunrtes Decott
¥om Isländischen Moose verordncft^ und zu-
gleich der Genuis starker Fieischsuppen , der
tägliche Genufs von weichen Eiern angera-
then« Zuin Getränke ward gewöhnlich Eng-
lisches Porterbier und vier mal täglich ein'
halb Glas alter Wein gereicht., AuTserdem
ward noch in Rücksicht des profusen Schweis-
ses, der gesunkenen Kräfte und der cariösea
Knochen täglich vier mal 3o Tropfen j4ci1i.
Phosphori diluium genommen, um auch
nichts zu versäumen, ^on dem man zur.
glücklichen Beendigung einige Hülfe sich
versprechen konnte«
Den 22« März, als am anderen Tage,' sah
ich den Kranken wieder, um ihm den Aui-
dehoungsverband anzulegexi. Schon waren
seit gestern lo Gaben China verbraucht, und
das Ansehen des Kranken munterer, seine
Hitze gemäfsigter. Aber das kränke Bein war
nun um drei Zoll kürzer * als das gesunde,
und das Ende des Sckenkelknochexu hatte
- i4 -
die Haut schon an einigen Stellen durch-
bohrt. Ich legte den genannten Verband an,
und bewürkte eine mäfsige Ausdehnung, die
ni<^t schmerzte, und das Bein nur einen
Zoll kürzer wie das gesunde liefs. Nachdem
eine Stunde verflossen war, ward der Ver»
band) der wegen der oe^ematösen Gesdiwnht
des Fufses nachgelassen hatte, wiederum bü
Schmerzen entstanden angezogen, und mm
betrug die Verkürzung nur einen guten hil*
ben Zoll« Das Knie hatte eine regelmaü^gere
Form bekommen, und der Knochen war von
der flaut entfernt. Dieser glückliche firfolg
.machte es wahrscheinlich, dals man schon
den anderen Tag den Zweck völlig erreichen
würde. Ich trug die tägliche Besorgung, da
der Kranke von mir zu entfernt W|ir, dem
Escadron-Chirurgus auf, und sah den Kran-
ken Anfangs nur alle 3 bis 4 T^g^* -—
So sehr man nun auch Ursache hatte,
zu vermuthen, dals eine völlige Einrichtung
in den nächsten Tagen sehr leicht aeja
würde, so waren die Bemühungen bia w^m
6. April noch nicht völlig geglückt. Man
erhielt das Glied in der Lage, hinderte das
Hervordringen des Schenkelknochena, aber
dabey blieb es« Der Oberschenkel Ung an
beträchtlich zu schwellen^ und ich war ge-
nöthigt^ diesen Verband mit einem anderen
— i5 —
zu reitauschen. - Das kranke Beia ward nun
an das gesunde auf die von fV^ardenburg
vorgeschlagene Weise gebunden, jedoch alle
Schienen weggelassen. Aus der Oeffnung an
der aufseren Seite waren mehrere kleine
Knochenstücke gekommen, und die Unter-
suchung zeigte, dafs nocb mehrere halb lose
StüdLe vorhanden waren, und der Schenkel-
khöcheA an vielen Stellen nekrosirte. Die
Eiterung war beträchtlich, aber das Eiter
hatte noch keinen hinreichenden Abduls* loh
erweiterte deshalb die äufsere Wunde ^ so,
dafa ich mit dem Finger gut- eindringen
konnte. Den Schenkelknochen fand ich in
einer Länge von drei Zollen völlig Llos und
rauh; weiter nach oben war er von einer
dicken Haut bedeckt, die ich für das Perio-
steum erkannte« Die Gelenkköpfe der Tibia
waren noch mit Knorpel bedeckt. Mit den
Arzneien fuhr der Kranke in steigender Gabe
fort 9 aber statt der PhosphGtrsänre ward in-
nerlidi die Vitriolsäure verordnet« Das Be-
finden des Kranken war sehr gebessert, das
Fieber vermindert, die Schweilse waren aus-
geblieben, der Appetit war gut, das Ausse^
hen heiter, und schon hatte der Kranke wie-
der angefangen, an Fleisch zuzunehmen. Den
t6ten April kamen einige Knochenatücke
litraus.
— i6 —
Den ao. April befand sich der Kranke
so wohl, wie man es in der Lage nur erwar-
ten konnte. Obgleich das Fieber noch nicht
völlig Terschwunden war, so nahm der
Kranke doch an Kräften und Fleisch taglidi
zu. Mit dem S^amen des Wasserfencheb
war man bis a^f ,i4 Gran alle swei Stunden
gestiegen. Die Knochenhaut des Sehenkel-
knochens schwoll immer mehr an, und maa
konnte wUrklich die Bildung des neuen Kno-
chena fühlen. Der fFardenburgUche Ver*
band ward mit deiu Brünninghatuischen
Steigbügel verwechselt, um den Druck nicht
sb lange auf die nämliche Stelle des noch
immer geschwollenen 'Fufses wütkeii zu las-
sen. Diesen Verband behielt ich nun auch,
da der Kranke folgsam genug war, um den
gesunden Fuls immer ausgestreckt zu erhal-
ten, bey, bis ich endlich am Ende des Mo*
nats Junius allen Ausdehnungsverband femer
für iiberflürsig erkannte, indem ^ das kranke
Bein nun gleiche Länge mit den! gemndeo
hatte, und diese Länge auch bey Unterdriik«
kung des Verbandes behielt. Die Geschwulst
des Beines nahm immer mehr ab, die Kräfte
nahmen immer mehr zu, alles Fieber ?er*
schwand gänzlich, so, dafs man die Pulver
aus China und Wasserfenchel rermindero,
uad die Vitriolsäure ganz weglassen durfte,
ohne
— '7 ~
oline dämm eine VerminderuDg der Kräfte
zu bemerken* Der Abflufs des £iters nahm
fib, die Oeffnung an der inneren Seite des
Schenkels schlols sich im, Jiilius ganz, und
die äuCsere Öeffnung yerkleinerte sich be-
trächtlich. Aber man fühlte mit der Sonde,
dal^ ein ziemliches Stück des Jinochens sich
getrennt hatte^ und da es am Ende des Mo-
nats Junius völlig lose zu seyn schien, sO
wurden alle Einspritzungen bey Seite gesetzt.
Aber noch war es nicht lose genug, um es
gaxiz herausnehmen zu können.
Das Bein hatte nun seine gehörige Län-
ge und Form, und die Einrenkung war all-
mählich geschehen, ohne dals ich, da ich
den Kranken nicht täglich und zuweilen in-
nerhalb 8 Tagen nur einmal sah, den Tag
bestimmen kann, an welchem das Gelenk
eingerenkt war. Doch f^d ich schon am
Ende des Mayes. das Bein ron gleicher Länge
mit dem gesunden, und keine Spur von
Verrenkung mehr. -
Im Monate JuUus fing der Kranke an,
auf Krücken zu gehen. Diese Yersucbe, das
Glied zu gebrauchen, wurden, mit Erfolg im-
mer vermehrt. Aber es achienen neue Fie-
berbewegungen zu entstehen, und das spar-
sam ausHielsende Eiter war ^von üblem Ge-
rüche. ZuweUen flofs aus der kleinen Wunde
XYUI. B. 3. St. B
— Ifl —
gar nichts «ut« Ich erweitert« deshalb wieder
die Wunde I de der Knochen nun ohnedem
lose genug war, um herausgenemmen werden
SU können» wobey eine ansehnliche Menge
einfs stinkenden {liters ausfloß Den Kno-
chen fand ich völlig lose, aber er war zu lang^
um herausgenommen werden su können^ dt
seine Enden weit über und unter die ge-
machte Oeffnung hinausragten, un4 er weder
herauf noch herunter geschoben Werden
konnte. loh erweiterte die Wunde deshalb
noch mehr, hielt die gemachte Oeffoung
durch Prefssohwam auseinander , und nahm
mir vor, mit einer Krone den Knochen sn
theilen. Der Gebrauch der Chinat des Was-
serfenchels und der Vitriöliäure ward wieder
verstärkt und erneuert.
Am Ende des Monats Julius aetste ich
die Krone an, und es gelang mir den nekro«
sirten Knochen in drei Theüe su trennen,
von welchen ich sivei Stücke herausnahoL
Aber das obere war durch das Anbohren so
fest geschoben, dafs mir es jetst nicht mög-
lich war, es herauszunehmen* Diese diti
Stücke hatten eine Länge von 5 Zoll rheinl
Auiser diesen nahm ich noch ein dünnet
Stück von beinahe a Zoll heraus. Erst am
19» August gelang es dem den Kranken ref^
— ig —
bindenden Wundaret^ dat obere und gjcöSM
Stuck herausEuziehen.
Als ich nun den Kranken am ^a. Aug«,
selbst sahy' fund ich keine losen Knochen^
stücke mehr. Auch war aller Ko^chen mit
Haut und Fleisch bedeckt; Aber innerlich
waren noch grolse Höhlen, die durch d&k
neuen, noch sehr angeschwollenen Knochen
gebildet wurden. Die Eiterung ininderte
sich nun immer mehr« Das Gelenk liefs eine
geringe Biegung zu, die durch Uebung und
Torsichtige Versuche, das Knie immer mehr
au biegen^ vermehrt werden sollte; Alle
Arzneien wurden am Ende des Augusts^ so
wie auch die Krücken, bey Seite gesetzt^
und Anfangs nur noch ein Stock gebraucht.
Nach eiUein Monate hörte, aller Ausfluls
von Eiter auf, und es floXs Abends und
Morgens bey'm Verbindeü nw ein röthlij:!hea
Wasser aus. Zuweilen zeigte sich dies, in
grölserer Menge, zuweilen Hur in geringer^
und hin und wieder fing es wieder an or-i
deutlich zu eitarii« Hieran mochten wohl
übertriebene AnstrenguDgen des Gliedea
«chuld seyü , da nun der Knabe wieder al-
lenthalben ohne Stock, herumlief« Aber die»
Höhlen im Knochen blieben immer von der
nämlichen GrÖlse., ohne sich. mit Fleisch an-
zufüllen. Reitzend» Einspritzungen vermocht
B 21
(
- - - ■ I
ten mcktf , da« Wachsen des Fleisches so
vermehren. So blieb es den ganzen Winter
hindarcbi bis ich mich nun im Februar iSo^^
wo ich dies niederschreibe , entschlofi, am
die Bewegungen des Gelenkes, die nur we-
n^y aber doch etwas, zugenommen hatten,
'ta befördern I die Qualmbäder von Brand^
weinstrank anzuwendeo, wozu» da der Grob*
yater ein Brenner ist, gute Gelegenheit war.
-— Der Schenkelknocheti hatte sich alhnähl^
Terkleinerty war aber über dem Knie noch be-
trächtlich dieser 9 wie der des ge&onden
Beins. Uebrigens war der Fuis nicht mehr
geschwollen und auch der UntersdieBkil
nicht geschwunden/ Die Kniescheibe hatte
zwar nicht die völlige aber doch hiyilSifiriiiA^
Beweglichkeit, um die Bewegungen des Knies
nicht völlig zu hindern.
4)ie völlige ächliefsung der Wunde läist
sich kaum früher erwarten | als bU der neu
gebildete Knochen sich zu deni Grade zu-
sammengezogen hat, dals alle Höhluog ia
demselben verschwunden ist, worüber fr^ich
noch Jahre hingehen können« Aber in dsr
Hauptsache darf man doch /etat den Knabeo,
da nicht einmal Eiter ausfl^^ti als geheik
ansehen.
^ ai —
Hydrops vagus.
Richter hatte ia seinen Beobadbtungen
^inen Fall von einem Hydrops vagus bekalojat
gemacht, den ich noch als Stndent im Kran^
fcenhause zu Göttingen selbst ibeobachtete.
Es gehört diese Form der Wassersuchten
sicher zu einer der seltensten , und scheint,
wie Richter auch bettierkte, eine gichtische
oder rheumatische l^fache zum Grunde ztt
haben. , Ob ni^i gleich' die Krankengeschichte
te^ die ich mittheile ^ keinen glficklichen'
Ausgang hatte, ao /wird sie doch dazu die«
nen, es. immer wahrsdieinlicher ad madieiit
dars eine arthrotische oder rfaeomatisehef Ur^
Sache der Krankheit aum Grunde^ liegt , oder
dafs die Krankheit nur in dec Form Toa
Gicht renchieden iit.
Am Ende dos Januars 18^ ward idti in-
einem Knaben ron la Jahren auf einer der
Elbinseln gßrufenj» der seit Michaelia dea
vorigen Ja|ures angefangen hatte zu Juränkeku
Die Eitern'' hatten damals zuerst kejr dam
übrigens gesunden, nnd wohl geaSkirteA Kna«
ben^ der fiur in den ersten Jahren aeinea
Lebens an einem allgemitinen Ausschlage
gelitten hatte, tfnf einem Wege au Fiifse ei-
neki schweren y ächwtnkendeil Ga^g und An^
22
sdiwellen der Beine bemerkt. Bald darauf
klagte er über Schmerzen in den Backen,
die dabej anschwollen, welches die Eltern
für eine Folge von einer gewöhnliAen rheu-
matischen ^ init Zahnschmerzen Terbundeneo,
geschwollenen Backe hielten, bis 'er auch tn
anderen Theilen, z. B. an der Brust, an den
Händen u* s. f. anfing zu schwellen« Diaul
Anschwellungen waren mit heftigen Sdun«^
len in den Theilen verbunden, fibrigens
aber wQrklicb oedematc^se Anschwellongeii.
Hierbey befand sich der Kranke ganz Wohl,
auf^er wenn die Geschwulst die Brust ei3Q-
nahm, wobej er Beklemmung bekam« Ein
Feldscheer auf dem Lande gab dem' Jnngan 1
Brechmittel uidd iiAmer AbfiihruBgen. Hier-
bej gieng^n Stucke von einem BAndwvnn,
und zwar der iaenia laia ab. Ob sich nun
gl« ich der Wundarzt, der die ganze Krank-
heit vom Bandwurm herleitete, bemuhete,
dt^nselben ganz abzutreiben, so gelang ihm
die» doch nicht, -r- Aber der Darmkanal
vrard durch diese Mriederholten Versuche lo
g^chwächt, so wie auch der ganze ^öiper,
dal\ d«t Kranke seit Weihnadhten nicht 10
Stande war, das Bette zu verlassen.
Am Ende des Januars veilaiigte man
meine Huih. Ich fand den Kranken im ».
Bette mit einexii sehr angeschwollenen Ge« 1
• 1^ aS —
* dchte «nd herunter bangenden b}assen
Wangen. Die Brust war gleichfalls oedema-
tos geschwollen ) und So seigten sich auch
Wasseranhäufiingen in der Baujchhöhle, und
ein geringes Oedem der Fölse, welches je«
doph mit. der Geschwulst des Kopfes in kei^
nem Verhältnisse stand* Ueber Schmerzen
klagte der Kranke jetxt nicht sehr , aber ToT
einiger Zeit hatte er in allen Gliedern . deren
so heftige gehabt^ dafs man ihn kaum yon
einer Stelle zur anderen bringen könnt«.
Fieber bemerkte man nicht an dem Kranken.
Die Augen waren hell und heiter und der
Geist munter. Der Urin war nicht sehr, sa-
turirt, aber der Kranke litt an einem bestäu*
digen Drange zufai Stnhigange, ohne nel lola
zu werden. Auch war der Abgang nicht
recht Terdauet* Alle Nachfragen, um eine
Ursache dieser Zufalle ztt entdecken , waren
yergebens. Verkältet, meinten die Ehern,
könnte er sich wohl haben, aber yon einer
heftigen Verkältung wulstea sie nichts anzn«
geben. Nach dem in den ent^ Jahren
iiberstandenen Aussdilage, der yieUeidtt mm
Geschlechte der llilcliborken gehörte, und
durch ein altes Weib gehdlt Worden ^ept
sollte, hatte er dch TöOig wohl befunden«
Es liefs sich kaum erwarten, dals der Band« '
wurm diese hemmzieheade, mit Sehmenen
- a4 ~
l
verbundene und' abwechselnde Geschwalit
hervorbringen sollte, obgleiqh Beyspiele Y0^
^handen sind, dafs Würmer Wasseranhäufno-
gen erzeugten. Aber .die Möglichkeit gani
zu'läügnen , und gar nicht Rücklicht darauf
zu nehmen, war doch auch nicht rationelL
loh. entschlois mich deshalb , zuerst einen
Versuch zu machen, ob der Wurm nicht
ganz zu entfernen sey, und wenn dies ge*
lang, aus dem Erfolge auf die Ursache der
Krankheit zu schliefsen, so wenig ich auch
erwartete, dafs ich durch die Entfemung des
Wurmes die Zufälle heben w^rde. Da be-
kanndich diese Gattung des Bandwurms sehr
hartaäckig ist^ so wählte ich das im B. 17.
St. 2. dieses Journals bekannt gemachte Mit-
tel, aber nahm nur die Hälfte der Gabe. —
Aber man hatte .mich falsch yerstandea, und
gab erst eins von den drei Pulvern am
Morgen, und darauf das Pulver aus dem
versiilsten Quecksilber am Nachmittage, und
das Oel gar nicht. Demohngeachtet gieng
der Wurm in der Nacht, ohne. dafs es der
Kranke merkte, in einen Klumpen gewickelt
ab. ^ Als ich ihn am anderen Mittag besah,
fand ich; dals nur die Spitze des Kopfes am
Wurme fehlte« Aber der Wurm war schon
zerrissen 9 da er doch in einem Stücke «bge»
gelegen war, und leicht konnte das ieine
■. ' ■ — aS ■- ,
Eaa.de abgerissen , und bey de^i Herausneh-
men aus dem einen Gefafse in, da5 andere
verloren worden seyn. Um ab^er doch sicher ^
zu seyn, dafs alles abgegangen sey, so lieb
ich am Abende die Portion Mandelöl neh* -
men, zu der ich noch einige Tropfen OL
anisi desi. gesetzt hatte^ um dessen Würkung
auf ilen Bandwurm zu verstarken ^ und am
anderen Morgen ward- eins der drei PuTver
genommen«. Aber ohnerachtet einer hinrei«
chenden Würkung i^uf den otuhl war nichts
mehr zu entdecken*
Schon den Tag nachdem der Kranke
den ^urm verloren hatte, war die Ge-
schwulst beynahe aus allen Theilen ver«
schwunden. Aber dies Verschwinden hatte
schon vorher angefangen, tind die Eltern
glafibten, die Milphklystier^ ^ die ich nehmen
lieTs, um den Wurm in den unteren Theil
des Darmkanals zu lenken, hätten diese
Abnahme bewörkt« — Da aber nun sutt der
Geschwulst im rechten Arme ansehnliche
Schmerzen und beynahe ein^ völlige^ Läfa^
mung sich zeigte, und aulserdem öfters sol«
che schnelle Abnahme der Geschwulst sich
gezeigt hatte, so konnte man wohl höchstens
von dem heftigen Reitze des Quecksilbers
erwarten, dafs es diese Veränderung der
Form der Krankheit bewürkt hätte, nicht
— a6 —
aber, dafs sie durch die Abtreibung d«
Wurms gehoben Wäre« Auch war diesei
Verschwinden der Geschwulst nur ron km^
4er Dauer. Um die Därme cu stärken t^
ordnete ich ein Deo. (Jon. Regit mit Es»,
Cort» Begii^ dem ich Roob^ /uniperi, Sp. Sä,
äulo. und TVnciv Theb* asusetste^ um sugldch
die Secretion des Urins nt befördern* Nachdaa
dies verbraucht war^ fing das Gesicht und
die Brust wieder an su schwellen ^ ob^eid
die Beine dünn blieben^ und selbst der
Bauch schien nicht so Tiel Feuchtigkeit ra
Enthalten', wie rorher. Der linke Ajm fing
gleichfalls an su schwellen^ aber nicht der
rechte^ der noch schmerztef obgleich 8chlBe^
sen und Lähmuug nachließen« 0er Ulis
gieng öfters ) hell, aber nur in geringer
Menge ab« Der Stuhlgang war consistentet
und mehr verdauet , wie er es vor dem Ge-
brauche der Mittel gegen den fiandwuim
gewesen war, aber er war nie recht hrani
gefärbt Es gieng mit demselben zugleick
eine Masse ab, did wie grüne Seife ausssli^
und auch ohngefähr die nümliche Gonsistev
hatte. Sie war fettig« Es war su Tiel nad
die Masse war su consistent, als clais sii
hätte von dem genommenen Oele herrUbfei
können. Auch erfolgte dieser Abgang ^ta
mehrere Tage nachher« Eine ähnliche Mäu^
\
— »7 —
TO^ grüner Farbe sah ich einst bey einem
Kinde abgehen , welches zuvor an heftigen
Leibschmerzen litt, so, da£i ich auf eine
Kupferv^ergiftung fiel. Aber die Untersuchung
auf Kupfer zeigte auch kleine Spur in dieser
Masse. Ich konnte diese Masse, die jedoch
nicht bitter, schmeckte, da durchaus nichts
genossen war, wovon sie ein RUckbleibsel
seyn konnte , damals fUr nichts anders, als
eine anomalisch abgesonderte Galle haUeq.
Und atich in diesem Falle schien die graue
Farbe des Stuhlgangs, die halb rerdauetea
Speisen auf einen Fehler in der Galle -Ab-r
sonderung mit Recht schliefsen zu lassen.
Vielleicht , dais die Erfahrungen anderer
Aerzte über den Abgang ähnlicher Massen
mehr Aulschluls geben können.
Da diese Mittel nun nicht hinreichend
schienen, um diese Krs^nkheit zu heben, di^
es femer nun ausgemacht.' war, dafs der
Bandwurm nicht Ursache der ZufUle war^
da femer alle andere^ , mit der Krankheit
yerbundenen Erscheinungen, und die greise
Aehnlichkeit, ^die dieser Kranke mit dem
Richterschen hatte, es höchat wahrscheinlich
machten, dals Alles nur eine andere Form
^i|Mr gichtischen Krankheit sey^ so verord*
nete it^h den 4« Febraar folgendes:
9t. Meto. Suhl, corros. gr. ij Eßsir. Tri f.
- fl4 ~
l
verbundene und' abwechselnde Geschwakt
hervorbringen sollte 9 obgleiqh Beyspiele yor»
^handen sind, dafs Würmer Wasseranhäufun-
gen erzeugten. Aber die Möglichkeit ganx
zu'läügnen, und gar nicht Rücksicht darauf
zu nehmen 9 war doch auch nicht rationelL
loh entschlois mich deshalb, zuerst eineft
Versuch zu machen, ob der Wurm nicht
ganz zu entfernen soj, und wenn dies ge«
lang, aus dem Erfolge auf die Ursache der
Krankheit zu schlieisen, so wenig ich auch
erwartete, dafs ich durch die Entfernung des
Wurmes die Zufälle heben w^rde. Da be-
kanndich diese Gattung des Bandwurms sehr
hartaäckig ist^ so wählte ich das im B. 17*
St. 2. dieses Journals bekannt gemachte Mit-
tel, aber nahm nur die Hklfte der Gabe. -«
Aber man hatte .mich falsch verstanden, und
gab erst eins von den drei Pulvern am
Morgen, und darauf das Pulver aus dem
versUfsten Quecks'ilber am Nachmittage, und
das Oel gar nicht. Demohngeachtet gieng
der Wurm in der Nacht, ohne.daDi es der
Kranke merkte, in einen Klumpen gewickelt
ab. ^ Als ich ihn am anderen Mittag besah,
fand ich j daJs nur die Spitze des Kopfes am
Wurme fehlte« Aber der Wurm war schon
zerrissen , da er doch in einem Stücke abge»
gai^gen war, und leicht konnte des jEejne
— aS ■- ,
Ende abgerissen, und bey de^i Herausneh-
men aus dem einen Gefafse in, da5 andere
verloren worden seyn. Um abjer doch sicher
zu seyn, dals alles abgegangen sey, so lielä
ich am .Abende die Portion Mandelöl neh* -
men, zu der ich noch einige Tropfen OL
anüi desi. gesetzt hatte^ um dessen Würkung
auf ilen Bandwurm zu verstärken^ und am
anderen Morgen ward- eins der drei PuTver
genommen«. Aber ohnerachtet einer hinrei«
chenden Würkung i^uf den Stuhl war nichts
mehr zu entdecken*
Schon den Tag nachdem der Kranke
den ^urm verloren hatte, war die Ge*
schwulst beynahe aus allen Theilen ver«
schwunden. Aber dies Verschwinden hatte
ischon vorher angefangen, tind die Eltern
glafibten, die Milphklystier^ ^ die ich nehmen
liefs, um den Wurm in den unteren Theil
des Darmkanals zu lenken, hätten diese
Abnahme» bewürkt« — Da aber nun sutt der
Geschwulst im rechten Arme, ansehnliche
Schmerzen und beynahe ein^ völlige^ Läh^
' mung sich zeigte, und aulserdem Öfters sol«
che schnelle Abnahme der Geschwulst sich
gezeigt hatte, so konnte man wohl höchstens
von dem heftigen Reitze des Quecksilbers
erwarten, dafs es diese Veränderung der
Form der Krankheit bewiirkt hätte, nicht
— 3o —
Sommer hier zum erstenmale ausgebrochene
l^latternepidemie, welches ein Kind, das in
Hamburg argesteckt worden War, und dm
ich, ohne dies eu wissen, die Kuhpockes
impfte, hier verbreitete, hat auch die hie&ip
Impfung als • völlig sichernd bewiesen. Ja,
seihst in denen Fällen, wo die Materie, mit
der geimpft war, erst am iiten Tage au^
nommen war, oder wo alle die characteristi-
sehen Zeichen einer voUkommedeii Kranke
heit nicht zugegen gewesen waren, blieben
die Geimpften gegen natürliche und iuoit-
liehe Ansteckung der Blattern gesidbot
Meine eigenen Kinder j die ich schon in
Jahre tSoo geimpft hätte, impfte ich lum
ohne Erfolg, jedoch mit Zeichen einer öitK*
chen geringen Affection, mit Blattern- Bibto-
rie. Andere Kinder^ ja ganze Familien l$g^
bey Blatterkindem im Bette, ohne angestackt
zu werden. Nur das erste Kind , dem ich
die Kuhpocken hier in Harburg impfte, bej
dem ich aber bey wiederholter Impfung nie
eine ordentliche Pocke hervorbringen konnte^
bekam nun die rechten Blattern. Weil msB,
durch einen Ausschlag ain Arme getauscht^
glaubte, das Kiud habe vielleicht schon die
Blattern gehabt, so ward es nicht mehr wii
, dreimal geimpft. Es entstand auch jedesmal
nach der Impfung ein kleines Geschwür» vi
— »7 —
^ «
TOH grüner Farbe iah ich einst bey einem
Kinde abgehen, welches zuvor an heftigen
Leibschmerzen litt, ao, da£i ich auf eine
Kupfervergiftung fiel. Aber die Untersuchung
auf Kupfer zeigte auch k.eine Spur in dieser
Masse. Ich konnte dieae Masse, die jedoch
nicht bitter schmeckte, da durchaus nichta
genossen war, wovon sie ein RQckbleibsel
seyn konnte, damals fUr nichta anders, als
eine auomalisch abgesonderte Galle haltex^
Und auch in diesem Falle schien die graue
Farbe des Stuhlgangs, die halb rerdaueten
Speisen auf einen Fehler in der Galle -Ab«
sonderung mit Recht achliefsen zu lassen*
Vielleicht daia die Erfahrungen anderer
Aerzte über den Abgang ähnlicher Massen
mehr Aulschluls geben können.
Da diese Mittel nun zucht hinreichend
schienen ) um diese Krs^nkheit zu heben, di^
es femer nun ausgemacht; war, dafs der
Bandwurm nicht Ursache der ZuiEllle war,
da ferner alle andere;;» , mit der Krankheit
yerbunaenen Erscheinungen, und die grolse
Aehnlichkeit, "die dieser Kranke mit dem
Bichierscken hatte, ea höchat wahrscheinlich
machten, dals Alles nur eine andere Form
Äier gichtischen Krankheit sey^ ao verord*
nete it^h den 4« Februar folgendes:
9t. Merc^ Suhl, corros. gr. ij Egur. Trif.
dem maa xudit wulste^ ob es die Blatte
gehabt hatte ^ ob os gleich als Kiad mit der
älteren Schwester in einer Stube gewciei
war, als diese die Blattern hatte ,: verlief die
Krankheit ohogefahr den nämhchen Giaj
Ich impfte es den ai. März. Es biU^e
sich auf beiden ' Armen regelmälsige fiUb
tern; den 26, und 27. März zeigte sich hA
tiges Ziehen in den Achselhöhlen, zugieicii
Kopfschmerz , und in der Nacht vom a&tei
auf den 27. März heftige Hitze und Unmlie
Den 27. schien es, als wenn sich eineAöt&i
^ef in der Haut zeigen wollte, aber dtioi aS.
und 29. März war nichts zu sehen » ^
Impfstelle ward schon braun, und am SostM
ganz schwarz y schmerzte aber auf einem Ar
me etwas« Solche ^ die schon einmal vi
Kuhpockenstojff geimpft waren, veihiehn
sich bejr einer zweiten Impfung eben so, all
wenn sie mit Blattern-Materie wären gefinpfi
gewesen. Meinen älteren Knaben , den ick
den 29Sten Sept. 1800 zum erstenmale impft^
impfte ich den 22. April i8o3 nochmals mit
.Kuhpoeken - Mateiie. Schon den ^4* -^P*^
war ein Knötchen sichtbar. Den 216. Apiil
entstand Röthe und Geschwulst. Diese
ward schon den 28. April trocken , obgleidi
die Röthe noch zugenommen hatte und meh-
rere Zoll im Umfange hielt. Den .^3. April
nahm
— »9 —
Arznei «inen Saft aus Syn rad. SquiUf^ Lac.
Gmi. Ammoniaci mh Sp* SaU Dulc^^ woyon
öfters ein Theelöffel Toll genommen werden
sollte« Der Eisgang in der Elbe mächtig mir
es unmöglich f den Kranken einige Tage
nachher zu besuchen. Die Beängstigungen
mehrten sich yöA Tage zu Tage, und ^h
der Kranke einige Tage darauf aufser Bette
auf dem, Stuhle safs, und vorher noch ver-
nünftig gesprochen hatte , starb er plötzlich,
nachdem man an diesem Tage aufsefeiner
Mattigkeit der Augen nichts AuiFallendes be-
merkt hatte, Nach allen eingezogenen Er-
kundigungen war sein Tod weder mit apo-
plektischen Symptomen i noch mit Zufällen
von Erstickung verbunden. Die fortdauernd
gehinderte Gommunioation . durch den Eis-
gang hielt mich ab, die Leiche zu unter-
suchen.
Kukp ecken.
Immer mehr bestfitige« sich die schützend«
Würkung der Kuhpocken. Eine seit der Ei|i«
luhrung di^er Impfmethode im verflosseaaa
— 3o —
Sommer hier zum erstenmale ausgebrochene
l^lattemepidemie, welchie ein Kind, das in
Hamburg angesteckt worden War, und dem
ich, ohne dies eu wissen, die Kuhpocken
impfte, hier verbreitete, hat auch die hiesige
Impfung als • völlig sichernd bewiesen. Ja,
selbst in denen Fällen, wo die Materie, mit
der geimpft war, erst am iiten Tage aufge-
nommen war, oder wo alle die chäracteristi-
sehen Zeichen einer vollkommexieü Krank-
heit nicht zugegen, gewesen waren, blieben
die Geimpften gegen natürliche und künst-
liche Ansteckung der Blattern gesichert.
Meine eigenen Kinder j die ich scdion im
Jahre tSoo geimpft hätte, impfte ich nun
ohne Erfolg, jedoch mit Zeichen einer örtli-
chen geringen Affection, mit BIatt€^m- Mate-
rie. Andere Kinder, ja ganze Familien lagen
bey Blatterkindern im Bette, ohne angesteckt
zu werden. Nur das erste Kind^ dem ich
die Kuhpocken hier in Harburg impfte, bey
dem ich aber bey wiederholter Impfung nie
eine ordentliche Pocke hervorbringen konnte^
bekam nun die rechten Blattern. Weil man,
durch einen Ausschlag ain Arme getäuscht,
glaubte, das Kiud habe vielleicht schoi^ die
Blattern gehabt, so ward es nicht mehr wie
; dreimal geimpft. Es entstand auch jedesmal
nach der Impfuug ein kleines GeschwUr». und
-^■. 3i --^
das erstemal sogar ein allgemeiner AusschUg^
aber es fehlte, alles allgemeine Uebelbefinden
und die peripherische Röthe« Die Mutter '
und deren Schwester waren gleichfalls unge^
wifS| ob sie die Blattern schon gehabt hatten,
und ich impfte diese mit Kuhpocken-Materiia
zu verschiedenen malen » aber ohne eine
Kuhpockenkrankbeif hertrorbtingen lu kön-^
nen. Doch war der Verlauf der Impfung
bej der Schwestei* merkwürdig. Es war eine
verheirathete Dame yon 28 Jahren, die ich)
da das erstemal gar keine Würkuog nadi
jder Impfung erfolgtei den gten Januar i8o3
zum zweiten male auf beiden Armen mit
kleinen Rissen impfte* Schon den la. Jan*
schwoll die Impfstelle des einen -Armes an*
Schon den i3* Jan* zeigte si<ih Röthe; diese
nahm den i4* Jaü. zu, imd war am i5. am
heftigsten, aber sie hatte nicht das Ansehen
Ton der peripherischen Röthe , sie war brau-
ner und ihr Rand War nicht so unuchriebeli.
Den i6. war aUes verschwunden, also an
dem Tage, wo sich die Röthe erst hatte bil-
den müssen. Den 14. und i5. Januar klagte
sie über Schmerzen in der Achselhöhle-, und
am i4* auch über Kop&chmerzen. Am iSten'
Tage nach der Impfung zeigten sich am ge-^
impften Arme einige BluUchwären. öey
eiAam jBuud^rtn XTJährigen Frauenzimmer, ron
,,- 3s -
dem maa xudit wulste, ob es die Blatteta
gehabt hatte ^ ob es gleich als Kind mit der
älteren Schwester in einer Stube gewesen
war, als diese die Blattern hatte,, verlief die
Krankheit ohogefahr den nämüchen Gang.
Ich impfte es den ai. März. Es bildeten
sich auf beiden ' Armen regelmälsige Blat-
tern; den 26, und 27. März zeigte sich hef-
tiges Ziehen in den Achselhöhlen, zugleich
Kopfschmerz , und in der Nacht, vom aSsten
auf den 27. März heftige Hitze und Unruhe.
Den 27. schien es, als wenn sich eine Röthe
^ief in der Haut zeigen wollte, aber den s8»^
und 29. März war nichts zu sehen, ^^A
Impfstelle ward schon braun, und am hosten'
ganz schwarz, schmerzte aber auf einem -Ar-
me etwas. Solche, die schon einmal mit
KuhpockenstojBF geimpft waren, verhielten
sich bejr einer zweiten Impfung eben so, dh
wenn sie mit Blattern-Materie wären gem^ft
gewesen. Meinen äitencn Knaben , den ich
den 29sten Sept. 1800 zum erstenmale impfte,
impfte ich den 22. April i8o3 nochmals mit
^Kuhpoeken - Materie. Schon den 24* April
war ein Knötchen sichtbar. Den 26. April
entstand Röthe und Geschwulst. Diese
ward schon den 2S. April trocken, obgleich
die Röthe noch zugenommen hatta und meh-
rere Zoll im Umfange hielt. Den ^g. April
nahm
- 57 -
einer vollkomineneii Ppcke, ohne alle darauf
folgende peripherische Röthe und Fieberbe-
wegungen. Ohnerachtet einer wiederholten
iiachherigen Impfung, war ich nie im Stande,
eine andere als die gewöhnlich auf eine aweite
Impfung folgende ördiche Würkung hervcMr«
zubringen, weshalb ich mich berechtigt glaubte^
das Kind für yoUig gesichert zu halten. Da
der Vater, ein OfBcier, diesen Ort noch yör^
Ausbreitung der Blattern yerliefs» ao bin ich
noch nicht im Stande ^ aus Erfahrung zu ur-
theilen. Erst ganz vor kurzem sah idi hejr
einem Mädchen yon fünf viertel Jahren auf
einem Arme statt der Impfpustel eine Blaae
ron eifkem Zoll im Durchmesser, mit Lymphe
angefüllt, die den 8ten Tag sich achnall er-
lioben hatte, und Wie ich sie sab scIk»! auf-
geplatzt war. Die Stelle sah aus, als wenn
ein Zugpflaster darauf gelegen hätte, aber
man koünte noch deutlich die erhabenere
Stelle der eig^itKchen Irapfpustel unterschei-
den. Auf dem anderen Arme war ein^ ge«
wohnliche Impl^nsteL Aber nach der Bildung^
der peripherischen Röthe zeigten siöh noch'
mehrere Blasen auf der Schulter, doch yon
kleinerem Umfange, die sich zuletzt über den '
Hiidcen dieser Seite yerbreiteten, hingegen
bUeb der andere Arm ytm <fiesem Aussdblage
Tersdiont.
- « 36 —
Was di^ ErscheinuDgen des Allg
lefidens betrifit, so habe ich zu me
malen schon am 6ten Tage nach der Ii
ein Fteber beiiterkt, yon dem mtfki
andere Ursache als die Impfung ent
^konnte» Bey einem Kinde , welches i
3.' Jan. 1 8o3 impfte , entstand schon
Jan. ein Fieber. Dies Terschwand d
.ffinzliohf. zeigte sich aber wieder den
und i3. ziemlich heftig. . Den la« zei{
der Anfang der Röthe. — Am geiwci
sten fand ich dier Fieberbewegungen (
und II. T<«ge nach der Impfung, doch
^dios, so wie die frühere oder spätere I
nung.der .Rörhe, deren höchster Gi
dem heftigsten Fieber meistens zuaanao
nach Verschiedenheit der Kinder, w
gleich Geschwister waren , und &ie
nämlich«^ Art und mit der nämlichen '.
zu gleicher. Zeit geimpft waren, AI
Ganzen bewürkte doch ein wärmere
halben eine Beschleunigung der Kn
und ich fand bey Kindern, die ich 2
eher Zeit geimpft hatte, die aber '
gehalten worden wann, schon den
die volle per'pherische Röthe und djss
wenn ich bey den anderen, die immer
sen in der Kälte herum gelaufen
kaum den Anfang der Aöthe und noch
- 39 -
Spur Ton Fieber bemerken konnte. — • Bey
sehr jungen ^ Kindern , von einigen Wochen
und Monaten, erschien die Röthe meistens
früher, wie bey älteren. Aber nur in, sehr
sehenen Fällen bemerkte ich bey Kindemin
den ersten Monaten de» Lebens heftigere
Fieberbehnregungen, und meistens gieng die
g^nze Krankheit so leicht yorüber, dals ea
schwer war, eine Krankheit zu bemerken.
Oft ward auch sieht eine Nacht nnruhigeri
wi^ sonst, zugebracht. Hingegen litten Er-
wachsene im Durchschnitte mehr, ^und nicht
selten sah ich bey di^en heftiges Fieber,
Kopfsdimerzen, Uebelkeiten, Erbrechen,
Mangel des Appetits, Zeischlagenheit der
Glieder und eine Neigung zu Ohnmächten
bey einiger Anstrengung, z. B. wenn sie
zum Impfen anderer Kinder dienen sollten,
und einige Zeit standen. In einem Falle
beobachtete ich Conrulsionen, die allein den
Kuhblattem zugeschrieben werden konnten^
und in einem anderen Falle erfolgte der
Tod eines geimpften Kindes am xoten Tage
nach der Impfung plötzlich, ohne daik man
jedoch Ursadie gehabt hätte, die Pocken zu
beschuldigen. Hier" sind die näheren lAn*
stände beider Fälle.
Die drittehalbjährige Tocht^ einer Na-
4ierin Namens fyHUirodiy impfte Idi den ig.
„ 4« -
April MorgeBs mit Mateiie, die ich kunsu^
Vor, am.öten Tage nach der Impfung, yoa
einem Kinde von drei Monaten aufgenom-
men hatte, wie gewöbniiöh mit einigen Rif-
aen, und bedeckte die StMle mit GoIdacUi*
gerhaut. Den a3« April erschienen auf b»
den Armen die Zeichen der Haftung» b
der Nacht vodi ay« auf den 28. April hatte
das Kind Hitze und Unruhe. Atn a8. April
fing sich die peripherische Röthe nn su bildea.
Am Abende dicjsea Tages» als die Mutter hej
einem unangenehmen kalten Nordostlrinde
mit dem Kinde zu eint'.^ Nachbarin gegangen
war, bek^n es bey dieser einen Anfall VOB
Krämpfen epileptischer Art, die über one
viertel Stunde anhielten« Nie hatte dai
Kind etwas ähnliches gehabt, alleiix der Vataf
des Kindes litt zuweilen an Fpilepsie» Dl
ich gel ade auf dem Lande bey einem Kraa-
Ken war, so sah ich das Kind erst ^ine halbf
Stunde nachher« Ich fand es qoch unruhig
mit den Augf^n , noch leichte Zuckungen ia
den Glied rn und müde. Ich verordnetei
einige Gran Zinkblumen ofrera zu nehmen.
Deu 29. April hatte es noch ric:! Hitse und
.war auch < die verflossene Nacht unruhig ge-
wesen. Am 3o April war es völlig wohl und
die Röthe im Abnehn^cn. Nachher hat dal
Kind, so lange ich es beobachtete » keine
- 37 -
einer vollkommenen Ppcke, ohne alle daraol
folgende peripheiische Röthe und Fieberbe-
wegungen. Ohnerachtet einer wiederholten
nachherigen Impfung, war ich nie im Stande^
eine andere als die gewöhnlich auf ein^ aweite
Impfung folgende örtliche WUrkung hetyotm
zubringen, weshalb ich mich berechtigt glaobtei
das Kind fiir yiöUig gesichert zu halten. Da
der Vater, ein Offider, diesen Ort nodi Tör^
Ausbreitung der Blattern Terliefs, ao bin ich
noch nicht im Stande ; aua Erfahrung zu uv-
theilen. Erst ganz vor kurzem sah idi bej
einem Mädchen von fünf yierfel Jahrein auf
einem Arme statt der Impfpustel ^e Blaae
Ton eiftem Zoll im-Durchmesseri mit Lymphe
angefüllt, die den 8ten Tag sich achnell ^f^
hoben hatte, und Vde ich sie sah. schoii auf«
geplatzt war« Die Stelle sah aus, als wenn
ein Zugpflaster darauf gelegen hätte, aber
man ' koünte noch deutlich . die erhabenere
Stelle der eigentlichen Irapfpustel unterschei-
den. Auf dem anderen Anne war wie ge-»
wöhnliehe knpfpnstel. Aber nach der Bildung
der peripherischen Röthe leigtjsn siibh nock
mehrere Blasen auf der Schulter, doch yon
kleinerem Umfange» die aich zuletzt über den
Hucken dieser Seite verbreiteten, hingegen
blieb der andere Arm rem diesem AttSS€^age
Terschont.
'- 44 -
g^ben^ von dem es aber nun zweifelhaft
war, ob es nicht würklioh Angina membr^
nacea sey. Jedoch liels' dieser Krampfhustflif
mit dem starkes Fieber verbunden war, htj
diesem^ von jeher sohwächlicken Kinde ai(
den Gebrauch des Moschus ziemlich nidii
aber in der Nacht erschien allgemeiiicr
Schaclachäusschlag. Vier und zwanzig Sta^
den nachdem der Ausschlag erschienen wiTi
starb dies Kind unter Zufällen yon erscliira^
tem Atiiemholen, von dem die TJrsaclie Mbet
nicht im Larynx, sondern in den Lugen
selbst zu liegen schien, nachdem der Ans*
schlug zuvor, vielleicht wegen einer Eikil-
tung, in der Nacht verschwunden war. —
Diese Umstände hielt ich zur richtigen Beiß'
theilung der Erscheinungen bey unserem kU-
nen Impfling mitzutheilen fiir nöthig.
Den 7. Febr. erhielt ich die Nachrickti
das Kind sey schon den zweiten Tag asck
der Impfung, als den a. Febr., nicht so mos-
ter als sonst gewesen, und dabey die Att*
sieht etwas trübe. «Meine Tochter neint,"
schreibt mir der Grofsvater, gleichfalls tii
Prediger, «^dafs es einem Schnupfen sttss*
«sdireiben sey. Heute ist sie wieder munta^
«An einem Arme hat es nur gefafst, und ei
«zeigen sich zwei Impfpusteln, aber die ai-
«rgentliche Röthe ist noch nicht da. Am
• ■ . - 45 ^ ' .
•Abende spät zeigte sieh etwas Röthe an
«dem einen Arme; an dem anderen Arme,
«wo. es nicht fabte, ist nichts zu sehen, und
«die Kleine ist ruhiger, wie sie seit dem
«Donnerstage gewesen ist.>» -*- Bey der
nähern-Erkundigung nach den Zeichen dieses
Uebelbefindens erfuhr ich!, «dafs das Kind
«heischer gewesen sey und Hit^ gehabt
, «habe, dafs es am Donnerstage, als den 2ten
«Febr«^ am kränksten, &en Freitag ^er
«schon wieder besser gewesen sey, und sid^
«nach dem 7. Febr. yölhg munter befunden
«habe. Während des Uebelbefindens habe
«es nicht imnier gut saugen wollen.» •—
Am Freitage den ,10. Febr. erhielt ich
nun folgende unerwartete Nachricht vom
Grolsvater des Kindes : «Heute Morgen um
«6 Uhr wird meine Tochter geweckt und ihr
«gesagt, dals der Kleinen die Luft weggeblü'-
üben sey* -*- So eilig siie sich auch hin be-
«giebt, ist der Zufall doch roriiber. Das
«Kind schien nun ganz wohl zu seyn^ hat
•nachher die yolle Brust gesogen^ und darauf
»ruhig gesehla/en. Gegen 9 Uhr erwacht es,
«will aber nicht saugen, und indem man es
«auf die Arme nimmt, bekommt es heftige
«Schäurchen (ein Proyinzialausdruck für Gon-
«Tulsioiien der Kinder), wird blau, verzieht
«sich, und ist innerhalb liinf lünuten toÜt*
/
— 46 — .
«cl^ir schickten gleich nach E. . • • (^tm
ccEscadron • Chirurgus), der es aber achon
«todt fand. Er machte Vej^uche, einen Reift
«im Munde^kerrorzubringen , aber vergebeai.
«-*- Die Impfpusteln haben gestc^m Abend
«gut gestanden, die Röthe war gehöjrig, der
«Arm stark angescbvvroUen , und selbst die
«Drüsen unter dem Arme.i»
Es fehlten zu viel Data, um genau be-
stimmen zu können, woran das Kind eigeot-
lieh gestorben sey. Ich, verlangte also fiber
mehrere Punkte Aufklärung und bat ui 'etoe
Section. Diese Ward ^örne bewilligt, vad
mir folgendes mündlich am i3. Febr«, am
Tage der Section gesagt: Das Kind habe
sich völlig wohl befunden | habe am 9» Febr.
keine Hitze oder Kränklichkeit gezeigt, dis
Nacht auf. den 10. gut geschlafen, und die
peripherische Röthe sey noch nicht im Ab-
nehmen gewesen. Was den ersten An£sül
betrifft 9 so habe die erschrockene Ammt
nicht bestimmt sagen können, worin er be-
standen habe , doch sagte ein dabejr gegen«
wärtig gewesenes Kindermädchen, daCi er
d<»m zweiten ahnlich gewesen aey, den dis
Schwester der Mutter, welche das Kind ge-
rade auf den Arm g^iommen hatte, genau
be^'bachtete. Diese sagte, sie habe etwas
^' Schaum vor dem Munde des Kindea; b^jm
~ 4« - •
Krämpfe wieder bekommen. Aebitliche Er-
scheinungen sind, wie wir kürzlich erfahren
haben, auch von Dömling beobachtet uud
im Archive für medidnische Erfahrung, von
Hom^ mitgetheilt worden« Es ist auch nicht
au verwundernd dafs ein Reitz, der so mäch»
tig, so dauernd und so eigen auf die ganze
Organisation würkt , 'unter gewissen , nicht
vorher im cohcreten Falle zu bestimmenden
und vorauszusehenden Umständen, solche
Convuhipnen wird erregen können« Aber
die Erfahrung lehrte doch bis jetzt,' dafs e$
viel seltener, wie bey den Menschebblattern,
der Fall war« In dem von Dömling heoh^»
achteten Falle, gieng wUrklich eine deutliche
Anlage zu dieser Krankheitsform voraus«
Dies war jedoch bey dem gesund«: n und aU
lern Anscheine nach starken Kinde nickt der /
Fall, bey dem ich sie beobachtete. Es schien
hier würklich mehr Ueberreitzung zu seyn, '
-wenn wir uns dieser Vorstellung b^ einer
Krankheit bedieneh dürfen, die ErsobeinütiF*
gen darbietet, welche durchaus nicht durch
blose erhöhete oder verminderte Erregung
erklärt werden können. '
Der andere angeführte P^ll war folgen-
der. Den 3i. Febr. 1804, Abends^ gegen 9
Uhr, impfte ich die la Wochen alte Tochter
des Hm. Pastor K... zu H, mit Muterie, die
-r- 4S —
Farbe der Haut, den Umkreis der periphe»
sche.i Köthe, ungefähr von der GrüUe
hulben Guident« erkennen.
3) Da ich eine Anschwellung der Mifr
dein veimuthete, so öffnete icrh den Miae
so viel wie möglich. Es Eei'gte sich eiv
auge^^chwollene, zwischen deu Kinnladen h»
vorgetretene Zunge, auf deren hintena
Theile etwas Milch befindl'ch war. DieMifr
dein ran() irh nicht angeschwollen , aber da
Zäpfchen wenig^tens noch einmal so laa^
wie man es bey dem Alter veraiuthea solltet
und an der Spitze sehr roth von ausgedeha«
ten Adern.
4) Hierauf machte ich eioen HautsduiO
vom Kinn an bis an die Schaamknodiei^
und legte zuerst die Aspera arieria und da
Larynx blos, wo ich nichts krankhaftes £uul
Unter der Haut fand sich bey diesem Schnirc
allenthalben Fett von der d-cke eines halbes
bis ganzen F.ngers. Bey der Oeffnung des
Kahlkopfes zeigte sich, so wie auch in d«
Luftröhre, etwas Schleim.
5) Bey der Oeffnung der Brusthöhle «^
schien die Lunge der linken Seite g^nz i0
Rücken und vom Herzen bedeckt^ so, djIÄ
man ■ nichts von ihr sah« Auf der rechtes
Seite hingegen Visr die Lunge au^gedehat
und etwas rötUiche Feuchtigkeit ia dtf
Bnut-
\
- 49 -
Brusthöhle. ^ Dia Lutige dieser Sfite hatte
ein hdlh*othes Ansehen, und war nur auf der
hinteren Seite m^hr mit Blut angefüllt und
dunkelroth gefärbt. Die lioke Lunge hinge*
:gen war nur wenig, und nur der obere Theil
etwas von der Luft ausgedehnt^ undVoti
etwas hellerer Färbe; der gtöfste übrige .1 heil
aber^ besonders der untere Lappen , dunkel»
roth^ zusammen gefallen , und strotzte ron
Blut. In den Bronchien zeigte sich ein mit
Blut giemischter Schleim. Beide Herzen
waren ziemlich leer von Blut. Doch waren
die Kranzadem des linken mehr anfgetrie*
l>eny wie die des rechten« Das im Herzen
noch enthaltene Bilut war schwarz und nicht
geronnen. Bey der Durchschneidung der
Yenen des Herzens AqIs dunkel *schwarzeS|
.ungeronnenes Blut aus^ welches überhaupt
nirgends geronnen erschien. Das Hiarz war
picht schlaff«
6) In der Bauchhöhle zeigte sich durch-^
aus nichts regelwidriges, und die. Milchgei^
false waren noch mit Chjlua angefüllt i hin-«
gegen die Bluudern nicht ron Blut stroz«
send«
7) Bey der Oe£Pnullg der Kop/es zeigte
eich in den Blutbehaltern yiel ungeronneilea
achwarzea Blut^ die pUxut chor(Mei yoü
XVIU. B. %. ff. • P
- 46 -.
«cl^ir schickten gleich nach Jff...J (eioem
ctEscadron • Chirurgus), der es aber schon
«todt fand. Er machte Ve^^uche, einen Reits
«im Munde^herrorzubringen , aber vergebeos«
«-*• Die Impfpusteln haben gest€»*n Abend
«gut gestanden, die Röthe war gehö.rig, der
«Arm surk angeschwollen, und selbst dia
«Drüsen unter dem Arme.i»
Es fehlten zu viel Data, um genau be-
stimmen zu können, woran das Kind eigent-
lich gestorben sey. Ich, verlangte also über
mehrere Punkte Aufklärung und bat nifi 'eine
Section. Diese Ward ^örne bewilligt, und
mir folgendes mündlich am i3. Febr., am
Tage der Section gesagt: Das Kind habe
sich völlig wohl befunden, habe am g* Fehr«
keine Hitze oder Kränklichkeit gezeigt, die
Naöht auf. den lo. gut geschlafen, und dia
peripherische Röthe sey noch nicht im Ab-
nehmen gewesen. Was den ersten Anfall
betrifft, so habe die erschrockene Amme
nicht bestimmt sagen können, worin er be»
standen habe^ doch sagte ein dabey gegen-
wärtig gewesenes Kindermädchen, dals er
d<»m zweiten ahnlich gewesen sej^ den dia
Schwester der Mutter, welche das Kind ge-
rade auf den Arm g^iommen hatte, genau
beobachtete. Diese sagte, sie habe etwas
Schaum vor dem Munde des Kindea; b^jm
- 47 -
Aufnehmen desselben aus der Wiege, belnerkt,
und kaum habe sie es auf dem Arme gehabti
als das Angesicht blau geworden und stark
angeschwollen sey. Hierbey habe es keinen
Athem geholt, die Zutige sey aus dem Munde
getreten, das Kind habe darauf das linke
Auge verzogen und geschlossen, dann auch
die linke Seite des Mundes, und bald habe
es das rechte Auge- geschlossen und sey todt
gewesen. Eigentliche Convulsionen wären
gar nidit erfolgt. Nach dem Tode sey es
wieder ' blals geworden. Der Wundarzt
konnte weiter keinen Aufschlufs geben. Man
legte das Kind hierauf in die warme Wiege,
und liefs es in einer geheltzten Stube zwei
Tage stehen. Nach dem Tode fand man die
linke Seite blau. — .
Die Section des 'schon ziemlich steifen,
beynahe gefromen Körpers,, der erst am
Ofen etwas gesdimeidig gemacht werden
mulste, unternahm ich im Beyseyn des Esca-
dron->ChirurgL it., der hiezu gerufen war, am
x3* Febr. Vormittags, und es zeigte sich^ dals-
i) Der Köiper des Kindes wohl genährt
-und fett, und das Gesicht nicht verstellt war.
Auf dem RUcken und an einzelnen Stellen
an der linken Seite, war der Körper braun.
a) Auf dem linken Arme konnte man nun
die beiden Impfpostelii nodi an einer gelberen
. — 5a —
Gegenstände uiid yorzUglich, durch dea rnhi-
IpnScUaff nach genommener .Nahrung, au^
.^Mrte« -^ . . . ••
Auch die, JBreüich etwas su spät unter-
^aoiBmene- Sectipn des Kindes^ nachdem der
JLeichnam sohon von Kalte erstarrt geweseB,
gewaschen, und Viel bewegt worden war, be-
W^t: einen Tod dordi Hemmung, des Ein-
ikduneiia der. Lufc^ und macht eine ortliabe
Ursache dieses Zu&Iles sehr wahrscheinUdu
Die- so sehr yön Blut strotzende , zusamman-
.gefallene Unke Lunge, der blutige Sdilaün
in den Bronchien^ das tiberall nicht. gecon*
nene j so schwarze Blut, die starke Anfiilhuf
der Himadern deuteten auf Erstickung;. Aber
einiger Zweifel hiergegen entsteht durch die
heUrothe Farbe der mit Luft angefulkea
rechten Lunge , und durch die Blutleere dei
Herzens, besonders des rechten« Aber weoa
man bedenkt , dafs der Körper erat eini^
Tage in einem warmen Zimmer und in der
warmen Wiege liegen blieb , und dala er
darauf heftig bewegt und! sodann in eine
Kälte gebracht ward, die ihn dem Frierea
nahe brachte, so lassen sich manche £^
«cheinungen, die dem Ersticken nicht gaai
entsprechen, theils auf diese Umstände, theik
auf eine, yielleicht noch zurück geblieben«»
— 53 —
nicht sogleich völlig uBterdrttc^Lte Reitsbarluit
des Hersens zuruekfuhren. '*
Fragt man, was diese Hemmiiog der
Respiration hatte bewUrken könnes^ so bleibt
freilich keine andere wahrscheilüitlito Uisl^'a
zu entdecken, aU die so sehr veriSkigeite
Uvula y die vielleicht bey einer lospiratioa
in die Glotns schlüpfte , ttnd so did Erstik-
kung bewürkte. Wie dies das erstemal Mor*
gens früh geschah , ward sie vielMdit dardi
die allgeoMinen Anstrengungen wieder atts-
gestolsen, und so der Zu£dl schnell gehebeni
ohne dals irgend ein Uebelb^findea snr&ek
blieb«. Bey^ dem zweiten Zufalle fiel die
schon dal^n gewohnt e/vieUeidit^s enMbial
noch mehr ausgedehnte Uvula\ gieidl An«?
längs bey einer Ifupiratioa tiefer in die
Glottis herab, und ward durch einen Krw^
der nun schon empfindlidi« gewovdeatn
Gloitisy bis zum erfolgten Tod^ aurftclk
gekaiten.
Der einzige andere ZuAdt, mit dem dia
Symptome Aehnlichkeit hattan, und disff
durch die LMchenöffnuDg einigen Söheiik' vte
Widirscheinlichkeit erlrielt, war eine Apople-
xie. Das greisere Leiden didr Kidcen Seifte^
die blauen Flecken auf der linken Seite dee
Körpers, die zuerst auf der linkte Seite ent-
standenen ZudLungien iiu Gesiotilai die von
. I
^ 54 — !
Luft l'^ere, toxi Blut strotzendd linke Lunge
liprechen dafür. Aber es würde kaum zu be-
greifen seyn, wie das, Kind gleich nach dem
•raten Anfalle wieder so wohl sich hätte be-
findep können » wie es so ruhig hätte sdilt-
fen köAnen , und wie es so wohl wieder am
dem Schlafe erwachte, *^- Es l)ileibt deshsH)
das Zäpfchen, welches noch dasu an der =
Spitze angeschwollen war und erweiterte
31utgefäfse zeigte, in dem gröisten Verdachte^
Ursache des Todes gewesen zu seyn.
. < Was die allgemeinen Ausschläge bey
den Kuhpoeken betriflPt» so fand ich am häu-
figsten kleine, den Masern ähnliche rotho
Flecken, die zuweilen ein. höheres Stippcbea
in der Mitte hatten , und entweder zur Zek
der höch>ten Rüthe, oder am i3ten und 14
Tage nach der Impfung sich zeigten, wena |
die Köthe der Impfstelle schon abgenommen
hatte, Dieser Ausschlag stand ein bis zweif
hc»«.hstens drei Tage. In anderen Fällen be-
obachtete ich einen allgemeinen Nesselaui-
schlag, theils während der peripherischea
Röthe, theils nachdem sie schon Terachwun-
den war. Einigemal zeigte sich eine allge*
meine Röthe über den ganzen Körper, aia
xoten Tage nach der Impfung, die man TO0
— $1 —
ztt seyii) da ich sie unter ZutiUin' hemeAX6^
die alle von eixier vetmelirten ReiulÄg^seiig^
ten^ n-imUch bey heftigem Fieber und stai^
ker Röihe. — * Es würde deshalb zu rermu«
then gewe^ien seyn, daiEk audi .faey.. dieaeia
Kinde sich Zufille ron heftiget Reitasiijogy
heftiges Fieber, sehr starke Röthe» Unruke^
Schlaflosigkeit u. s. w. gezeigt hab^n wiird6ii>
wenn der Tod als eine Folge der Schntipdb»
ken angesehen werden dürfte. Aber diese
Zeichen' höherer Reitxung ff^hlten gänzlich;
Das Kind hatte die Nacht ruhig geschlafen^
war am Abende zuFor nicht krank gewesen^
und be&nd sich selbst nach dem ersten Zu«
falle sogleich wieder rötlig wohl« Alles die*
ses spricht dafür, dais es' nur eine .örtliche
Krankheit war^ welche die Zufälle yon Er«
stickung hewürkte^ und dals die Schutzpocken
nichts damit zu sdiafFen hatten. -^ Auch die
ZufäQe selbst sprechen dafür« £s waren
keine Convulsion#=in, sondern eine Unter**
driickung des Athemhc^iiS) ei^e bfolse Er-^
stickung , die dem Kinde den Tod ansog.
Und dätst die Ursache dieser Unterilriickung
des Respiratiohsgeschäftes blos örtlich war^
beweist das rollkommene Wohlbefinden, des
Kindes gleich nach dem Zufalle, welches
sich durch das Saugen desselben y durch die
Aufmerksamkeit auf die dasselbe umgebenden
Oft
— sa -^
TDieijiind die verschiedenen EnehcSniii^
gen, die sich bey meinen Impftiagen ait
Sckaupockenmateria seigten.
KHktnfft des gumen Kürpw».
i
Ein Mädchen von 5 bis 6 Jahren» d«
nSmliche, welches Gelegenheit sur .Aawsii-
dung des vegetabilischen Laugen^alsea ^Sidit
Journ. d. prakt. Heilk. B. 3. St. a. S. 344.)
gab, litt seit einiger Zeit an folgenden B^
schwerden. Ihre Sprache ward muIentBchi
atottemd, ihre Bewegungen wurden heft^
und zuckend, und dabey lachte aie fast ba»
ständig. Die Kräfte nahmen ab , und s«
verlor den Gebrauch der Glieder ao sehr,
dals sie nicht einmal mit der rechten, besoa-
ders leidenden Hand essen konnte* Ihr Asf-
aehen war verwirrt, und in ihren atotten-
den Erzählungen, da ihr Sprechen suleUl
nur noch in einem Herausstolsen kaum, ve^
atändlicher Töne bestand, fiel sie von eine«
Gegenstände auf den anderen. Ihr Geist litt
an der nämlichen Krankheit, wie ihr Körper.
Da dem Kinde öfters Würmer abgegsf-
— 53 —
nicht sogleich vdlUg unterdrttcKte ReitiKbariMit
des Hersens zuruekfiikren.
Fragt man, was diese HemsiliBg der
Respiration hätte bewUrkea können^ sa treibt
freilich keine andere wahrscheüdithie Unache
zu entdeckeai aU ^ia 6<> sehr veriSngert«
Uvula ^ die vielleieht bej einer fiispiration
in die Glottis sehlüpfte» Und so die Erstik«
kung bewürkte. Wie dies das erstema) Mor-
gens früh geschah, ward sie irietMdit dondi
die allgemeinen Anstrengungen wieder ans«
gestoisen, und so der Zufall schnell gehebeni
ohne dak irgend ein Uebelbefinden »irBek
bliebe Bey^ dem anreiten. Zulalle fiel die
schon dalün gewohnte, rieUeieht ika eiiteinal
noch mehr ausgedehnte Uvula\ gleiollrAn*»
fangs bey einer Iiupiration tiefer in die
Glottis herab^ und ward durch einen Krttn^
der nun schon empfindlidier gewoidenin
Glonisy bis aum erfolgten Tod^ aurftdu
gehaitett.
Der einzige andere Zu<i mit dem dlie
Symptome Aehnlichkeit hatten, und der
durch die Leichenöffnung einigen Sthmt tte
.Wahrscheinlichkeit erhielt, war eine Apople-
xie. Das greisere Leiden diar linken Seifte^
die blauen Flecken auf dar linken Seite des
Körpers, die zuerst auf der linktni Seite ent-
standenen Zuekungian üu Gesiolitei dte t6&
— 58 —
gerade nicht vorhanden waren, die hatislidieB
Geschäfte verrichten konnte* GewöhnKdi
bekam sie aufserdem einige mal des Taget
ein sichtbares Zusammenziehen des Mageu
nnd der Muskeln des Unterleibes , welch«
mit starkem Geräuschen verbnndei» vrar* Rum«
mer über häusliches Unglück mochte woU
eine Hauptursache dieser Beschwerden seyn.
In der Abwesenheit ihres ge^öhnlidien An-
tes kam sie in meine Bebandiung. Alle Mit-
tel, > auch in den geringsten Gaben , ver
scfaUmmerten das ßebel. Endlich verschrieb ich
folgendes: 1^. Napht. Vüriolij AlcohoU Vini
ana 5ifi Tina. Thebaicae 3|[. m. Hiervoa
liefs ich ao Tropfen mit Wasser nehmen.
Aber die Krämpfe traten sogleich ein. Mi
liefs deshalb la Tropfen nehmen^ aber mit
keinem besseren Erfolge. Nun gab ich 6
Tropfen dieser Mischung, und verordnete,
allmählich mit einem Tropfen zu steigea
Hierauf blieben die Krämpfe sogleich am.
Die Kranke stieg nun bis auf 12 Tropfen,
OTaucbte diese Arznei eine Zeitlang fort, und
ward völh'g hergestellt. Sollte man glauben,
dafs eine so kleine Gabe von nicht einnitl
einem Tropfen Tina. Thebaica und drei
Tropfen Naphtha so viel hätte wiirken kön-
nen? Man konnte hier doch keine ao atarka
directe allgemeine Schwäche annehmen, ftir
- 59 - „
4ieia 'Tropfen di^^ rMif chüng als %u gtos*
30r Reitt gewürkt Jbätten; <]eaii eine so groCse
ifidirecte Schwäche Uefs dch mit dem ühfi^
g(en iBeßnd^ft nicht reimeni» Und doch ge-
stattet die JErregungstbeorie keine andere.
Erklärung, 4 — Ist nun diese Beobachtung
falsch, oder ist es die Theorie? — * Wolke
man sagen, der Magen war in diesem Falle
der vorzüglich leidende Theil, und befand
aich in einem viel höheren Grade von Erreg«
barkeit, wie die anderen Theile, und deshalb
vrürkten diese Mittel in so kleiner Gabe
schon so heftig y so ist dies zwar sehr wahr,
aber eben so unerklärbar ist esi nach den
von JRüschlaub aufgestellten Grundsataen, wie,
ein einzelnes Gebilde sich ein halbes Jahr
bihdurch in einem* so ungeheuren Grade der
Erregbarkeit befinden konnte 9 ohne dals
nicht in dieser Zeit auch die andercai Gebil-
de des Organismus id .einen ähnlichen Grad
verfallen mufsten, was doch die Verrichtun-
gen dieser Organe gar nicht bewiesen. — -
Man siebt aus diesen und ahnlichen Erschei-
nungen, wie weit die Erregungstheorie noch
davon entfernt ist, alle Erscheinungen erklä-
ren zu können. Und dafii die Behaup^tung,
Krankheiten coiistruiren iu können, nur m
den Grofsprahlereien g«hörd - So etwas zu
Tersprecben, und ^. doch noch wegen disa^Ur- ^
~ 6o -r
sficfalichen der Formen, die bey der Behini*
lung d^r Krankheiten, selbst naoh den Ai»
sprüchen der Anhänger der ErrejgungstheofM^
besondere Rücksicht verdienen , ,8*^^°*
Dunkeln zu ^eryn^ ist nur bey gewittd
Geistesstimmungeii möglich.
6.
Herzklopfen und Leichend^namg.
Die folgende Geschichte, die eine Krtnk«
heit betrifft, welche man sowohl w^en <fa
Ursachen, als wegen der Art, wie sie jedii'
mal auFs neue entstand, und wegen der &
falle, als den höchsten Grad der KrankM
darstellen könnte, die man mit dem ao ns*
scbieklichen Namen Angina peaoris bdcgt
hat, zeigt,, dals man von dem Aussetzen»
ner Krankheit nicht immer auf die nick
örtliche Ursache schlielsen darf, und we^
augleich ein Mittel als höchst wurksam ii
asthenischen Beschwerden, über dessen Yf^
kungsweise man so yiel gestritten hat, ni»'
lieh die Kälte.
Ein Mann von 4o Jahren, aeiner PrO"
fession ein Buchbinder^ von schwäcUid^
^ 57 -
genv waren s so hatte icli, hej allcnn Mangel
anderer Anseigen , diese in Verdacht. AbeTf
ob ich gleich eine änaehnlidlie Mei^ nebtt
vielem Schleime ausleerte, so yeranderte sich
die Zunahme der Beschwerden doch nicht.
Ich bra.uchie nun starkende, reitzende Mitteli
a. B. Valeriana, Serpentaria, China, Oleum \
Cajeputj und äu&ere reitzende Bfittel, ohne
allen Erfolg. Endlich gab ich. Aeih^. VU
irioli 3^ und Tincf:. Th^baica ^, woTön ieh
mit 5 bis 6 Tropfen anfangen, nnd allmäk*
lieh bis SU ao und mehreren steigen liels.
Sogleich trat die Besserung ein, nnd Badi-
dem das Kind hiermit einige Monate fortge-
lehren halte, yerminderte ieh allmählich die
Gabe, und hatte das Vergnligen, sie allein
durch dies, Mittel röllig hergestellt sn sejien.
Schon sind einige JahM ohne MckfSdl yer* ^
flössen.
5. . • ,^
Auffallende Wurlung sehr kleiner Gaben
von Arzneien.
Ein junges Frauensimmer Ton i8 Jahren
hatte schon seit längerer Zeit allgemeine
Krämpfe, wobey sfo jedoch, 1fenn diese
^ 6a -^
wQiiLen , der mit dem Herson in eiiuer xiihch
rea Wechselwiirkjing zu stehen schien, ^
Welchem Falle der Magen dieses Krankä
J)e8onders za seyn schien, wie das krampf^
hiifte Wiirgen und Erbrechen bey jeder Zi-
nahme des Herzklopfens und der Beängsti-
gung zeigte, liels ich kaltes Wasser inneriick
nehmen» Schon nach den ersten Glfsen
befand sich der Kranke sehr erleiditert vai
das Wiirgen lie(s nach. Er trank immer za,
und leerte, nach seiner Tersicherung ^ in ei-
ner Nacht beynieihe einen Eimer roll Wasser
ans, den ich am . anderen Morgen bey nahe
leer vor seinem Bette fand» Aber niin wv
auch alle Beängstigung und alles Henklopfea
yerschwunden.
Sobald es sich in der Folge se(gte, ws^
zu gewöhnlich Bewegongen des GemQthe
oder des Körpers Gelegenheit gaben, gcif
er zu seinem Mittel, zu dem keine Vorschrift
nöthig war« und welches ihm der »%a^hr<*
Brunnen lieferte. Zwei Jahre brachte de
Kranke so» ohne einen bedeutenden Anbl
zu bekommen, zu, als er einst bey einen
heftigen Laufen sich sehr erhitzte , und ds^
auf erkältete. Es zeigten sich Gichtbeschwov
den und sogluch auch sein gewöhtUidiai
Herzklopfen. Vergeblich griff er zu seinaA
alten RettungsmitteL Unaufiialtsam nahm dis
\
— 63 —
üngst und das Herzklopfen bu^ und hierbey
hatte er eine unangenelune JEmpfiodung in
der Gegend der Spitze des Herzens -, die
nicht in Schmerz bestand, aber yon der er
sagte: «da. müsse es sitzen»»
Audi war es bej dem anhaltenden
Herzklopfen, welches eigentlich nie yoUig
verschwand, aber nur nach Bewegungen
diese beängstigende Höhe erreichte, höchst
wahrscheinlich, dals Örtliche Fehler zugegen
waren. Aber würklich, wer mag, trotz un-
seres yerewigten JVichmanns. treflich,er Dia^
gnostik, im bestimmten Falle entscheiden,
welche von den verschiedenen örtlichen Ur«
aachea, die Herzklopfen erregen könneiit
gerade sich hier findet, da überdem so sei-*
ten eine dieser örtlichen Ursachen allein zu-
gegen ist^ wie denn auch hier die Leichen-
Sfinnng eine ganze Sammlung krankhafter
VeränderUDgen zeigte. ^-^ Wahrscheinlich
schien es 9 dals zugleich mit nicht zu bestim-
menden Ördichen Fehlern de». Herzens Was-
sersucht der Brusthöhle verbündte war^ wel-
ches die Wasseranhäufuogen , die an Beinen
und Händen entstanden, die aber audi frei-
lich blos Folge des so anhaltend gehinderten
Blutumlaufes seyn konnten, zu beweisen
schienen. Wassersucht desr Herzbeutels hin-
gegen kopinte nicht füglich wegte des. za
- 64 -
deutlicheii Hentohlages zogegen seyn. Immii
mulste der Kranke mit yorgebeügtem Körper
titBeOy und jede Bewegung, Jeder Venödi
eine andere Lage anzunehmen, brachte die
Gefahr der Erstickung noch naher. Tag imd
Nacht aals er $o, und schlief , betäubt fon
Mohnsaft; einige Stunden in dieser Stelloag»
So wie die Gichtbetchwerden rerachwandaii
mehrte sich die Beängstigung immer mehr.
Da das kalte Wasser alle Dienste rersagte,
so ward Opium, Hyoscyamus^ ICoschui,
2iinkblumen, Valeriana und viele aivdare Mit«
tel ohne alle HiilFe gegeben« Höohatens be-
wiirkte Opium, mit Moschus und fluchtigem
Laugensalze, eine yorübergehende Erieidta-
ningi t)der vielmehr nur eine Betänbungt &
dem KranlLen seinen Zustand weniger Bäi'
bar machte, aber im Ganzen blieb er ie»
selbe. Angenehm war auch dieser Zustiiul
von Betäubung nicht; deiin der Kranke nah*
nur mit grolsem Widerwillen zum Mohnssfb
seine Zuflucht« 80 in der schrecklichttcB
Angst, mit eiskalten Extremitäten, mit einei
hageren eingefallenen Gesichte^ auf dem sick
die schrecklichste Angst au&drückte, lebf»
der Kranke über einen Monat, bis endlick
der Tod diesen schrecklichen Zustand endigift
Die Sectiön zeigte: i) Völlige Verwacb-
sung beider Lungen mit dem BmstTelle^
anfser
\
— 65 —
aufser an einigen Stellen ^ wo sieh in dem
Zwischenräume Wa«seranhäufiing zeigte; ü)
yöllige Verwachsung des Herzbeutels mit dem
Herzen; 3) gröfse würkliche Polypen in bei-
den Herzkammern; 4) ^^^ ansehnliche Ver«
knöcherung, die zwei Dritrheile der Basis
des Herzes umgab, und an einigen Stellen 3
bis 5 Linien breit war; 5) Verknöcherungen
an den KJappen der Aorta und «der Lungen-
Arterie.
Kaum sollte man glauben, dals biey ei«
nem solchen Zusammenflüsse von Ursa€heii|
von denen eine allein schon fähige war^ Be-
ängstigung ttdd Herzklopfen zu erregen, eine
so auffdUendtf Remission statt finden konnte,
wie dies doch würklich in df*n letzten zwei
Jahreo der Fall war. Und wie würkt^ hier
das kalte Wasser! Wtirkte es blos, indem
es den Kreislauf durch die Reitzmindeindd
Eigenschaft der Kälte langsamer machte?
Oder ist man wohl nicht eher berechtigt,
anzunehmen, dals die schaelle Anwendung
des kalten Wassers auf den . so sehr ge-
schwächten Magen als ein heftiges Reitzmit«-
tel wiirkteP Vergebens moc^ften sich wohl die
Anhänger der Etregungstheörie bestreben,
.die reitzende Eigenschaft der Kälte bey ihrer
ersten und schnellen Anwendung ganz zu
läugnen , die auch T0|i yielen dieser Sekte
KTin. B. s. st« , El
— 66 —
•ingesehen, aber oft auf die sonderbantt
Weise, um doch nicht ganz gegen die Theo-
rie zu streiten 9 erklärt wurdci.
7-
Hirnschaalenbrueh.
Mit wie wenig Zufallen oft die uiselai-
lichsten Zerschmetterungen des Schädels rer«
bunden sind, wenn nur aller Druck iuE das
Gehirn dabey mangelt, beweist folgende G^
schichte.
Eine Frau auf dem Lande von Se Jsb-
ren, wollte den xg. Dec. i8oa, gegen Mitoi^
aus einem neu gegrabenen Brunnen Wasstf
winden. Noch stand die Winde über dee
Brunnen, deren man sich bey dem Grabes
desselben bedient hatte* Durch ein Vmt
hen gieng dio Winde los, und ein Stiel dei
Kreutzes derselben schlug die Frau gerade ii
die Mitte der Stirne, so, dals sie betank
niederfiel. Nac];idem sie eine unbettimmti^
jedoch nicht lange Zeit gelegen hatte, iw
sie wieder zu sich, und gieng in das Hai»
um ihrem Manne ihr Unglück r.u klagen
Ein hinau gerufener Wundarzt fand eine ao»
\
- 67 -
I sefanjiche Zerschmetterung des Schädels, mit
^ Depression mehrerer Stücke ^ die er nicht
. ^ vermögend war zu eleviren. Man verlangte
meine Hülfe , und den* Nachadttag nach 4
Uhr kam ich hin. ^
Leicht verbunden fand ich die Frau bey
der vollkommensten Besinnung auf dem
Bette. Der Puls war etwas voll und langsam.
Sie klagte über beträchtliche Schmerzen des
ganzen Kopfes« Die Wunde befand sich ge*
rade über der Nase« Die zerrissene H^iiC
war nach der Nase zu durch einen Schnitt
erweitert. Aus der Nase war Blut geflossen,
und es war auch Blut ausgebrochen worden,
^ welches wahrscheinlich durch die Nase in
Jen Rachen gelaufen war. ,
' Einige der Knochenstücke £and ich repo»
ziirt, abjer aufser aller Verbindung mit der
Haut oder den Knochen. Em gröiseref hin-
^ gegen war- unter die Hirn&chaale geschoben,
^ und hatte nicht weichen wollen. Ich nahm
die getrennten losen Fragmente weg, von
^ denen das gröfste über drei viertel Zoll laD^
^ und einen halben Zoll breit war* Dieses
' I^atte schräg gebrochene Randen Das klei*
' ziere war nur von der oberen Knochentafel
' ' abgesprungen. Ich erweiterte nun die Haut-
wunde noch nach der Seite, um das gi öftere
deprimirte Stück zu entfernen« Aber dies
E a .
I
-. 6ö -
bfelt sehr schwer. Die» Stück war nach in-
nen zu viel gröfser^ als seine äuisere Tafei|
und es hatte noch eine lange Spitze, weiche
aus der schräg abgebrochenen Spina da
Stirnbeins zur Anlage des processus fakifof^
mis bestand. Diese machte die Reposition
.oder Wegnahme sehr beschweilich. Macbdea
ich mich aber völlig überzeugt hattB, dab
dies' Stück durchaus in^ keiner Verbindung
mit häutigen Theilen staifd, so schob ich ei
ildt einer Zange zuerst nach oben, und h<k
es sodann mit einem auf jeder Seite enge*
brachten Elevatorium heraus. Diese sehr be-
schwerliche Handleistung ward dadurch eiiM
erleichtert, dafs über der Nase noch
Knochenstück los war, welches nur mit te
Haut zusammen hing. Dies grölste der fnt
mente mais, %o viel von der äulseren TiM
abgesprungen war, einen halben Zoll in der
Breite und drei viertel Zoll in der LSoii
Aber die innere Seite des Stückes war sie*
ben viertel Zoll laug und einen breit ni'
die ganze Spina frontalis war von ihivi
Anfange an ge.ost. Hierdurch war nicht n*
der Anfang des Blutbehälters der Stirne nt
letzt, sondern die Stirnhöhlen waren aick
geöffnete wie. noch vier andere FragmeBü
von verschiedener Gröfse bewiesen, von ds-
nen das gröf^te, welches drei viertel ZoO i0
— 65 —
auiser an einigen Stellen ^ wo sieh in dem
Zwischenräume Waiseranhäufung zeigte; ^)
völlige Verwachsung des Herzbeutels mit dem
Herzen; 3) gröfse würkliche Polypen in bei-
den Herzkammern; 4) ^^^ ansehnliche Ver«
knöcherung, die zwei Dritrheile der Basis
des Herzes umgab , und an einigen Stellen 3
bis 5 Linien breit war; 5) Verknöcherungen
an den KJappen der Aprta und ^der Lungen-
Arterie*
Kaum sollte man glauben, dals bey ei-
nem solchen Zu>.ammenßusse yon Ursaehen,
von denen eine allein schon fähige war^ Be-
fingstignng udd Herzklopfen * zu erregen, eine
so auffallende Remission statt finden konnte,
wie dies doch würklich in d#*n letzten zwei
Jahreo der Fall war* Und wie wurkt^. hier
das kalte Wasser! Würkte es blos, indem
es den Kreislauf durch die Reitzmindenidd
Eigenschaft der Kälte langsamer machte?
Oder ist man* wohl nicht elier berechtigt,
anzunehmen , dalk die schnelle Anwendung
des kalten Wassei^ auf den . so sehr ge-*
schwächten Magen als ein heftiges Reitzmit«-
tel würkte? Vergeliens mÖQt^ten sich wohl die
Anhänger der Eiregungsthebrie bestreben,
.die reitzende Eigenschaft der Kälte bey ihrer
ersten und schnellen Anwendung ' ganz zu
läugnen, die auch yon yielen dieser Sekte
KYin. B. s. St4 £
— 7^ ~-
imd laogsav. Die Uebelkeit hatte sich ver-
loren und es war natürliche Oeffnung erfolgt.
In der Folge befand sich die Kranke
»emiich wohl, aufser dals.sie über heftig
Schmerzen des Scheitels kUgte, an denet
sie schon .vorher viel litt, und welche aDei
Schlaf hinderten« Aber einige Gaben Mohn-
saft hoben auch diese Beschwerde. Dil
Wunde gab^mä&iges Eiter. Aber da ik
Ränder sich immer nach innen bogenj fo
Inufstea sie durch einige Stiche veraai^
werden.
Am II. Jan, i8o3 zeigten sich nodi drei
Oefinungen, die zu einer ziemlichen 'HoUe
führten y aber dem Anscheine nach,; .da ikk
schwammiges Fleisch io dieselben gaicUt
hattej der Heilung nahe schienen. • Uebrigeü
verrichtete die Kranke, schon wieder ilu«
häuslichen Geschäfte^ und befand sich tf-
träglich wohl. Aber erst nachdem iid Jnlitf
noch eiuige Knochensplitter aus der Wund*
^amen, heilte sie völlig.
8.
Zurückbeugung der Gebähnnuuer.
Die folgenden beiden Krankengeschickr
ten sind theils wegfn der verschi^dtt^
^ 67 -
sefanjiche Zerschmetterung des SchSdek, mit
Depression mehrerer Stucke » die er nicht
' . vermögend war zu eleviren. Man veiiangte
meine Hülfe, und den* Nachmittag nach 4
Uhr kam ich hin. ^
Leicht verbunden fand ich die Frau bey
der yollkommenaten Bemannung auf dem
Bette. Der Puls war etwas roll und lapgsaoL
' Sie klagte über beträchrliehe Schmerzen dea
ganzen Kopfes« Die Wunde bt^fand sich ge*
rade über der Nase« Die zerrissene Haut
war nach der Nase zu durch einen Schnitt
erweitert Aus der Nase war Blut geflossen,
und es war auch Blut ausgf^brochen worden,
welches wahrscheinlich durch die Nase in
den Rachen gelaufen war. ^
Einige der Knochenstücke £and ich repo*
nirti aber aufser aller Verbindung mit der
Haut oder den Knochen. Ein grölseref hin-
gegen war. unter die Him&chaale geschob<^n,
und hatte nicht weichen wollen« Ich nahm
die getrennten losen Fragmente weg, von
denen das grölste über drei viertel Zoll laD^
und einen halben Zoll breit war« Dieses
hatte schräg gebrochene Ränder. Das kiei*
nere war nur von der oberi>n Knochentafel
abgesprungen. Ich erweiterte nun die Haut«
wunde noch nach der Seite, um das gröf^ere
deprimirte Stück zu entfernen. Aber dies
E a .
•- 7* ~
mdnts-Ghirurgbs Arznei geholt, diel aus einer
ansehnlichen Gabe yon einem abführende!
Salze, mit acht Unzen Inf. Laxat. bestand
Diese hatte zwar Oeffnung TerAchafiFt^ aber
der Urin wollte nicht fliefsen, und alle Be-
schwerden waren die nämlichen« Nur daiia
flofs Urin ab, wenn ^ie Frau einen in di<
Scheide herabhängenden blasenartigen Korw
per in die Höhe drückte.
Bey der Untersuchung zeigte sich ein
weicher' Körper, welcher das ganze JÜeine
Becken ausfüllte. Gieog ich mit dem Koger
über den Schaambeinbogen hinauf , so sagte
sich einen halben Zoll über demselben ^^
Muttermund, in welchen ich mit der Sfiitxa
des Fingers, aber nur bis an den Hals, kom-
men konnte-, denn hier wat* dieser in eiaei
rechten Winkel gebogen. Es blieb sonack
kein Zweifel wegen der Ursachen der Be-
schwerden übrig. Mit einem Catfaeter, des
ich gerade bey mir hatte, Uefs ich drittebilk
Quartier hellen Urin ab« Hierauf sank i^
Leib. Ich liefs die Frau nun auf die Kflii
und Ellenbogen gestützt legen, und versucbt*
die Gebährmutter durch den Mastdarm f^
wohl, wie durch die Scheide, in die Hok*
%Vi heben. Aber alle die^e Versuche, we»
ich sie auch durch einen Druck, auf dit{
Scbaämgegend des BaUches nach unten
t
^ yS ^
unterstützte ) wai'en vergeben!. Die Gebähr«-:
ioQutter war weich und nachgebend , aber ich
konnte den Grund derselben mit aller Mühe
nicht von dem promomorio ossis sacri ent-«
fernen. Da ich nicht im Stande war, mehr
auszurichten) so empfahl ich eine , anhaltende
Bauchlßge. OefFnung war an diesem Tage
- noch reichlich I wahrscheinlich noch in Folge
der genommeneiEi heftig würkenden Abfüh-
rung, erfolgt«
Man ersuchte mich, die Kranke den an-
dern - Tag nochmals zu besuchen« ^och
fand ich Alles* m der nämlichen Lage« Der
Leib war wieder sehr über den Schaambei«
* nen ausgedehnt , und man fühlte die l^lase
bis an den Nabel herauf« ^s war wieder
Oeffnung erfolgt. Ich zapfte noch eine an«
sehnlichere Menge eines braunen Harns ab,
wie gestern, und versucht^ dann wieder in
einer möglichst hohen I^age des Hinteren,
bey der die Frau sich auf die Ellenbogen
und die FUfse stützen mufste, theils durch
den Mastdarm, theils durch die Scheide den
Grund des Uterus herau&ustolseii, theils
durch Herunterziehen der vorderen Wand
der Scheide den Hals herab zu bringen.
Ilierdurch richtete ich so viel aus, dals der
Muttermund drei viertel Zoll tiefer herab
kaiD; und nun nicht mehr über den Sctii^am-
- 74 -•.
beinen stand. Die ganze Curvaiura *ossü m«
cri fühJte man jetzt frdi, und der Fundoi
der Gebahrmutter lag mehr auf als vor
dem Vorgebürge des Heiligenbeihs« Da sich
aber mit Recht erwarten liels^ da£s, sobald
sich die Hamb1a<(e wieder angefüllt habei
würde, auch dieser Vortheil bald wiedflf
> verschwinden^ würde, so brachte ich einaa
biegsamen Catheter mit der Vorschrift ein,
den kleinen Zapfen alle anderthalb St^nd«ll
zu öffnen.
. Da die Mutter der Kranken Anfiuiga
blos durch das Heraufdrücken defs iranden
Körpers in der Scheide, nämlich des £/larttf,
den Abgang des Urins befördern koiinle, so
litt es keinen Zweifel, dafs man damals mit
leichter Mühe das Uebel hätte heben k$D-
nen. Nun schien die Ursache der Hartnak-
kigkeit des ZiiTiIIes in einer Ausdehnung
und Erschlaffung der Bänder zu liegen, dia
die Hülfe der Natur hinderte.
Den i4* März meldete der Mann, dab
sich noch Alles bey'm Alten befinde. Di
die Gebährmutter nun ziemlich hoch herauf
gebracht war, und man vermuthen durfte^
dals durch die anhaltende starke Ausdehnung
der Blase, ein Unvermögen derselben ^ dcii
zusammen zu ziehen, entstanden sejr, so
rerordneto ich innerlich und äulserlich d»
- 75 -
Gebrauch des Steinöls , und im FaUe si« am
anderen Morgen nach Herausnahme 4es Ca-
theters äen Harn > nicht la&sen könnte , so.
sollte man sie in die Stadt bringen , wo ich
für ihr Unter|c:ommen sorgen wollte, da sie
zu weit entfernt war^ i^n bey der anschei-
nend längeren Dauer des Uebels , sie täglich
sehen zu können, , wie es doch nöthig wai;.
Da d^r Urin nicht abgegangen war, so
brachte man sie am anderen Abende in die
Stadt« Ich fand nun Alles wieder wie- An-
fangs, und den Pundus des Uterus tief im
Becken herab gesunken. Den Harn zapfte
ich mit einem biegsamen Catheter ab, und
liels diesen in der Blase, Den i6ten März, -
nachdem der Harn abgezapft war^ brachte
ich in der oben beschriebenen Lage den
Uterus in die Höhe. Aber wenn ich ihn
auch weit über das Vorgebiirge des Heiligen-
beins gebracht hatte | welches' man, wenn
man es frei fühlte, mit Recht das Vorge-
biirge der guten Hoffnung nennen konnte,
so blieb doch das Orificium uieri in der re-
gelwidrigen Lage , und der Fundus sank
bald^ auch bey eineir Bauchlage und bestän^
dig in der Blase gelassenem Gatheter^ in die
Aushöhlung des Heiligenbeins zurück.
Den Nachmittag am 17« März gieng die
Frau aus einem Hauso in das andere) wob^y
die Gebährmutter wieder tief herabsank. Di«
Beine waren nun nicht mehr geschwolleor
Seit zwei Tagen war keine OeflFnung erfolgt.
— Den i8. erfolgte' Oeffnving , übrigens wtf
Alles noch bey'm Alten, ohner'achtet der
täghchen', zu mehreren malen wiederhoheOi
Versuche.
. Noch den ig, Abends war nichts ywin-
dßit. In der nun folgenden Nacht ttksm
die Kranke heftige Leibschmerzen^ mit Dns-
gen zum Harnlassen, wobey Urin und dtf
Terst6})fte biegsame Catheter mit abgKB^
Seit diesem Augenblicke liefs die Krtiike
freiwillig Urin> und er stürzte bey jede«
Hustea weg. Als ich sie am andereil U^
gen sah , fand ich den Muttermund in ^di5-
riger Lage « utid die Aushöhlung des Heiii'
genbeins völlig frei.
Sonderbar ist diese, beinahe Ton selU
gehobene Unibeugung. Krampf , entwedtf
der runden Muttetbänder, oder fler Urifr
blase ) oder beider zugleich, mochte dias \>^
würkt und den Theilen ihre verlorne Krife
sich zusammen zu ziehen, wieder ertheilt it
hen. Diese günstige Veränderung blieb, lad
ich konnte die Frau, nachdem aie einifS
Stärkungsmittel erhalten hatte, am 24. Ifia
nach Hause fahren lassen. Sie kam in dir
Folge leicht und glUckHcb nieder.
w 75 ^
unterstützte, wai^n vergeben!. Die Gebähr^-i
inutter war weich und nachgebend, aber ich
konnte den Grund derselben mit aller Mühe
nicht von dem promontorio ossis sacri ent-^
fernen. Da ich nicht )m Stande war, mehr
auszurichteti, so empfahl ich eine anhaltende
Bauchlßge. Oefinung war an diesem Tage
noch reichlich I wahrscheinlich noch in Folge
der genommenen heftig würkenden Abfüh-
rung, erfolgt.
Man ersuchte mich, die Kranke den an-
dern^ Tag nochmals zu besuchen« Noch
fand ich Alles* m der nämlichen Lage« Der
Leib war wieder sehr über den Schaambei«
' nen ausgedehnt, und man fühlte die l^lase
bis an den Nabel herauf« ^ war wieder
Oeffnung erfolgt« Ich zapfte noch eine an-
sehnlichere Menge eines braunen Harns ab,
wie gestern, und versuchte dann wieder in
einer möglichst hohen I^age des Hinteren,
bey der die Frau sich auf die Ellenbogen
und die FüTse stützen mufste, theils durch
den Mastdarm, theils durch die Scheide den
Grund des Uterus herau&ustolseh, theils
durch Herunterziehen der vorderen Wand
der Scheide den Hals herab zu bringen.
Hierdurch richtete ich so viel aus, dals der
Muttermund drei viertel Zoll tiefer herab
kam; und nun nicht mehr über den Schi^am-
- 74 - .
beinen stand. Die ganze Curvaiura 'ossiß m«
cri fühire man jetzt frdi, und der Fundü
der Gebährmutter lag mehr auf als vor
dem Vorgebürge des Heiligenbeihs« Da sich
aber mit Recht erwarten liels,* dals, sobald
sich die Harnblase wieder 'angefüllt habea
würde, auch dieser Vortheil bald wiedflf
verschwinden würde, so brachte ich einso
biegsamen Gatheter mit der Vorschrift eio,
den kleinen Zapfen alle anderthalb Stunden
zu öffnen.
. Da die Mutter der Kranken Anfang!
blos durch das Heraufdruclcen defs fremdeB
Körpers in der Scheide, nämlich des Uimt^
den Abgang des Urins befördern konnte, so
litt es keinen Zweifel^ dals man damala mit
leichter Mühe d^s Uebel hätte heben kön-
nen. Nun schien die Ursache der Hartnak-
kigkeit des ZifTiIIes in einer Ausdehnung
und Erschlaffuqg der Bänder zu liegen, die
die Hülfe der Natur hinderte«
Den 14. März meldete der Mann, dafi
sich noch Aües bey'm Alten befinde. Da
die Gebährmutter nun ziemtich hoch herauf
gebracht war, und oran yermuthen Authe,-
dals durch die anhaltende starke Auadehniuig
der Blase, ein Un?erm0gen derselben ^ sich
zusammen zu ziehen, entstanden sejr, , so
verordnete ich innerlich und äulserlieh d»
- 7« -
Gebrauch des Steinök, und im Felle sie em
anderen Morgen nach Herausnahme des Ca*
theters den Ham nicht lassen könnte^ so
sollte man sie in die Stadt bringen , wo ich
für ihr UnterlLommen sorgen wollte, da sie
zu weit entfernt war 9 l^n bey der anschei-
nend längeren Dauer des UebelS| sie täglich
sehen zu können, wie es doch nöthig wai:«
Da d^r Urin nicht abgegangen war, so
brachte man sie am anderen Abende in die
Stadt. Ich fand nun Alles wieder wie- An«
fangs, und den Fundus des Uierus tief im
Becken herab gesunkent Den Harn zapfte
ich mit einem biegsamen Catheter ab, und
liefs diesen in der Blase. Den i6ten März,
nachdem der Ham abgezapft war^ bri^chte
ich in der oben beschriebenen Lage den
Uterus in die Höhe. Aber wenn ich ihn
auch weit über das Vorgebiirge des Heiligen-
beins gebracht hatte, welches' man, wenn
man es frei fühlte, mit Recht das Vorge-
biirge der guten Hoffnung nennen konnte,
so blieb doch das Orificium uteri in der re-
gelwidrigen Lage , und. der Fundus sank
bald, auch bey eineir Bauchlage und bestän- ^
dig in der Blase gelassenem Gatheter, in die'
Aushöhlung des. tieiligenbeins zurück«
Den Nachmitiag am 17. März gieng die
Frau aus einem Hause in das andere 1 wobej
die Gebährmutter wieder tief herabsank. Di«
Beine waren nun nicht mehr geschwolleiir
Seit zwei Tagen war keine OefiFnung «folgt
— Den i8. erfolgte' Oeffniing , übrigens wir
Alles noch bey'm Alten , ohnerisichtet der
täghchen, zu mehreren malen wiederholteOi
Versuche.
. Noch den ig, Abends war nichts veritf
dert. In der nun folgenden Nacht bekan
die Kranke heftige Leibschmerzen, mit Drän*
gen zum Harnlassen , wobey Urin und dal
Tersto}ifte biegsame Catheter mit abgiengi
Seit diesem Augenblicke liers die Kraob
freiwillig Urin^ und er stürzte bey jede«
Husten weg. Als ich sie am andereli Mo^
gen sah, fand ich den Muttermund in gehö-
riger Lage« und die Aushöhlung des Heili-
genbeins völlig frei.
Sonderbar ist diese, beinahe Ton selbt
gehobene Unibeugung. Krampf, entweder
der runden Mattet bänder, oder der UriA*
blase, oder beider zugleich, m^ochte . dies b^
würkt und den Theilen ihre verlorne Krafi»
sich zusammen zu ziehen, wieder ertheilt hi-
hen. Diese günstige Veränderung blieb, usi
ich konnte die Frau, nachdem sie einige
Stärkungsmittel erhalten hatte, am ^4. Hau
nach Hause fahren lassen. Sie kam in dtf
Folge leicht und glücklicb nieder.
— 8i —
Kindern gleich nach der Geburt antrifft, und
die durchaus nicht mit der Kopfgevchwulst
Terwechselt werdt>n dürfen ^ welche man gc*
wohnlich bey Kindern an dem- voriiegenden
Theile des Kopfes antrifft, wenn die ,6ebi;irt
etwas lange dauerte« Diese Blurgeschwulst
ist immer mit einer Entblösung der Hirn«
achale verbunden, und Mangel d^r äufseren
Tafel des Schädelknochens scheint die eigent«
4icbe Krankheit und die Blutg^^hchWulst «ine
-Folge zu seyn. Die er^te Geschichte zeigt
deutliche dafs hier auch an anderen Stellen
Knochenfehler zugegen waren. Ueberlafst
man diese Blutge<cbwülste sich selbst, so
entsteht Caries des Scheitelbeines, und d^r
Tod ist die Folge daron^ Hier folgen noch
einige Beobachtungen.
Den 4« April i8o5 entband ich Abends
uni 8 Uhr Frau von Ä, Mutter mehrerer
Kinder^ nachdem kurz zuvor im Bette die
jBlase gesprungen und dl» Kreidende keine
^ertel Stunde auf dem Stuhle gesessen hatte.
JDer Kopf stand vor und in der ersten Stel«
lang der Scheitelgeburten, nach Baudelöguep
li0d obgleich die Nabelschnur einmal um
^en Hals geschlungen war^ so erfolgte 'die
SSntwickelüng des Kopfes doch so schnell^
«fllafs ich sie durch einen Drude aut den
imm mäfsigen niulste* £s war ein gesundec
xvm. B. 3. Sc F V
— 8a —
Knaliev und ^ey der van mir selbst besorg
ten /Reiaigimg des Kindes fand ich am Köpft
keine Geschwulst, und nur, was ich auck
schon bey'm Untersachen fühlte, äusserts
dünne, biegsame Scheitelknochen. Wah-
rend der Schwangerschaft hattd ^ie Da«
viel Gemüthsbewegungen gehabt, u|id
war besorgt, dafs diese naphtheilig auf lia
Kind gewürkt hätten.
Am anderen Morgen bemerkte man aa
dem Kopfe des Kindes, auf den Scheirelbe^
nen, zwei Erhabenheiten. Ich fand das Kmd
ziemlich gelb von Farbe, und auf jeder Seite
der Pfeilnaht, jedoch völlig von dieses g^|
trennt, eine umschriebene Geschwnbt, i*|
eine, unter allen weichen Bedeckungen dal
Kopfes liegende Flüssigkeit enthielt. Am a»|
sehnlichsten war die Geschwulst auf is\
rechten Seite, wo sie z Zoll lang und am Ua*
teren breitesten Ende einen Zoll breit M
Diß Geschwülste hatten beide die charaktc^
stischen Zeichen, die ich im Loderschen Jo^
nale angegeben habe, nur war der KnodüT
rand nicht so deutlich zu sehen, wie idi^
sonst bemerkte. Ich versuchte zuerst ^
Geschwülste durch Fomentatioiien von A
und Flor, Arnicae in Wein gekocht zu
theilen, aber vergeblich. Da aioh non-''
Gelbsucht des Kindes nach angewendiCif
>.
— 83 —
Mitteln yerlor, da ferner der von Tage zu
Tage deutlicher werdende Knochenrand auf
eine gröisere Re»orbtion des Knochens schlieft-
sen liefs, so öffiaete ich am 1 2. April zuerst
die gröfsere Geschwulst durch eineli kli-inen
Schnitt mit dem Bistouri, und sodann die
kleinere mit einem Lanzettenstiche. £s Hofs
aus beiden schwarzes , zähes Blut. Beide
Wunden bl teten nur wenig nach. Den
Knochenrand konnte man nun deutlicher
durch die Haut fiihlen. Auf die kleinen
Wunden legte ich Charpie in Alcohol Fini
getaucht, und befeuchtete auch Gomprefssen
damit I die ich so sehr befestigte, wie mög-
lich. Das Kind befand sich völUg wohl nach
der Operation« — Am anderen Tage halte
sich wieder etwas blutige Feuchtigkeit in
.der grölseren Geschwulst gesammelt. Dies
war auch den i4ten April der Fall, an weU
ehern Tage ich die schon zusammen gekleb-
te Wunde wieder mit der Lanzette öffnen
mufstei die nun den blosen Knochen be-
rührte. Das Kind befand sich die Nacht
darauf nicht so wohl, war unruhig. Aber
• es war ungewifs, ob die kleine Wunde am
Kopfe, oder ein Anschuls an der Brust der
. Mutter, Ursache w^r. Wenig^teus waren die
^^Bedeckungen des Kopfes durchaus nicht ge*
•dbwoUen. Naoh einigen Tagen konnte mtiL
F a
- 84 -
allen Verband wegUsscm , da alles fest y
Wachsein war. Aber man fühlte noch imi
die Vertiefung im Knochen, besonders
der rechten Seite. Auf dieser Seite zei
sich auch noch unterhalb der Geschwu
am Hinterhauptswinkel des Scheitelbeii
eine Stelle von der Gröfse einer Erbse,
alle Knochensubstanz mangelte. Nan,
das Kind beinahe ein Jahr alt ist, fühlt n
hiervon nicht eine Spur mehr, ob n
gleich in den er^tea Monaten diese Stt
noch immer wie ein Loch im Koodr
fühlte«
Im Julius desselben Jahres rief n
mich ^u einem Bauerkinde in Moorbn
welches zehn Tage alt war, bej dem ir
sogleich am Tage nach der Geburt 0
ansehnliche Geschwulst auf dem recht
Scheitelbeine bemerkte, die man bisher TC
geblich zu zertheilen versuchte. Sie nal
nun beynahe das ganze Scheitelbein e
so , ^ dafs nur ein Rand von einem halb
Zolle breit davon übrig blieb. Sie ht
alle die angegebenen charakteristischen Z
ichen. — Ich öffnete die Geschwulst, tf
es liefen einige EfslöiFel voll dickes, achwi
zes Blut heraus. Am anderen Tage hH
es sich ziemlich wieder angefüllt , aber <
war nun nur blutiges Wasser in der &
-n. 85 -
hwulst enthalten. Es ward nun eine Bä-
mg aus einem Infuso Flor, und Hb. Ar^
Icae mit Extr. ^tf/i^mi übergelegt, worauf
e Haut nach sech» Tagen wieder mit dem
Qochen verwachsen war.
86 —
IL
Sectio ns-Beri cht
diss am 6ten März allbier veratorbenen
Herrn Professor Dr. Fritic
Xch theile hier die Sectionsgeschichte to
würdigen Prof. Fritze mit, der uns am (!»
März zu früh für die Wissenschaft und H*
ser Gollegiunrj, aber zu <pät für seine Leidet
entrissen wurde. — Seine Krankheit best*'
in einer Eng!>rüstigkeit, an der er in geringe^
Grade von Jugend anf , im heftigsten Gn''
aber seit 4 Jähren gelitten hatte, nach^ <
er einst einen Weg ron einer halben Stau^
gleiih nach Tische in der Mittagshitze, 4 <
heftiger Gemiiihibewegung und in ydM J
LauLe gp.macki Ivatte« Sein Puls war dm
— 83 —
Mitteln verlor, da ferner der von Tage zu
Tage deutlicher Mrerdende Knochenrand auf
eine greisere Re»orbtion des Knochens schUeSr-
sen liefs, so öffnete ich am x 2. April zuerst
die gröfsere Geschwulst durph eineiüi kleinen
Schnitt mit dem Bistouri, und sodann die
kleinere mit einem Lanzettenstiche. £s Hofs
aus beiden schwarzes , zähes Blut. Beide
Wunden bl steten nur wenig nach. Den
Knochenrand konnte man nun deutlicher
durch die Haut fithlen. Auf die kleinen
Wunden legte ich Charpie in Alcohol Fini
getaucht, und befeuchtete auch Gompressen
damit» die ich so sehr befestigte, wie mög-
lich. Das Kind befand sich völlig wohl nach
der Operation* — Am anderen Tage hatte
sich wieder etwas blutige Feuchtigkeit in
,der gröfseren Geschwulst gesammelt* Dies
war auch den i4ten April der Fall, an wel«
chem Tage' ich die schon zusammen gekleb-
te Wunde wieder mit der Lanzette öjQFnen
mufste, die nun den blosen Knochen be-
rührte. Das Kind befand sich die Nacht
darauf nicht so wohl, war unruhig. Aber
es war ungewifs, ob die kleine Wtinde.am
Kopfe, oder ein Anschufs an der Brust der
Mutter, Ursache w^ir. Wenig^teos waren die
-Bedeckungen des Kopfes durchaus nicht ge*
adbwoUen. r^aoh einigen Tagen kpmite man
Fa
^ ^ 68; ~' -
gemartert w^r, 2;eigte äußerlich nichts betoB-
detp widernatuiliches*
2) Die Gedärme waren ^ besonders die
dünneren 9 sehr geröthet^ sonst aber yos
guter Beschafienheit«
3) Die Leber war von blaugriiner Faibe^
•und am iufseren R<»nde hin sehr stark Tei«
bärtet. Die Gallenblase leer. .
4) In der Brusthöhle fand man die Lus-
gen von dunkelgrüner Farbe , and sehr zn*
sammengesohrumpft
5) In der rechten Brusthöhle befand üch
auf a Quart Wa&ser, von grUplicher Faibe.
6) Die linke Brusthöhle enthielt kein Wts-
ser, aber die Lunge in derselben war ron dea
überaus greisen Herzen sehr zusammen gf*
prefst; und der untere Lappen erstrecku
sich nicht über das Herz herab ^ sondea
dieser zeigte sich mit seinem grölseren unte*
Ten Theile sogleich unter der Pleura.
7} ^wischen dem Herzen und des
Hertbeuteü wurde ntir die gewöhnliche Menp
.Wassers vorgefunden.
8) Das Herz wog, nachdem es fos
fremden Theilen best - möglichst ge^äubeit
war, aber noch nicht vom Blute entleerti
4. Pfund 25, Loth. Der Ventriculus sinista
war gröfser , als der rechte , sonst abtf
keine auffallende Abnormität an demselbes
■- 89 _-: _
ZU finden. In boiden Atriis waren weilsliche
häutige Concremente (Schleiinpfröpfe), de-
ren Spitzen bis in die Ventrikel reichten,
die aber doch nirgends fest saften.
Die grofsen Kranzadern des Herzens
hatten einen halben 2ioll im Durchmesser.
d.H.
m.
Fragmentarische Nachrichten
über die
bösarfige Epidemie zu Malägi
im J a h i^e i 8 o 3.
Mitgetbeilt
von einem Augenzeugen.
Ich theile hier meinen Lesern einige Ai*-
ziige aus einem Briefe mit, die, ob r.^e gletä
von keinem Arzto herrühren, doch ante
der allgemeinen Wichtigkeit des GegenstiB'
des ) noch dadurch Interesse erhalten, dii
der Verfasser die Krankheit ap seinem eig^
nen Brudfer zu beobachten Gelegenheit hati»
— Diese Nachrichten bestätigen von DenM
eines Th^ils, dals diese Epidemie, so wie dk
vor ige 9 keine Pest, sondern Abart des Aflie-
rikani&clien gelben Fiebers war; denn iß
~ gr ~
tten beide das nSmIiehe pathognomonisehe
tnptom des gelben Fiebers, Blutergiefsun-
rn durch Brechen und Stuhlgang; anderen
beils aber auch, dafs die Methode der dor«
len Aerzte noch schwankeüid und auf kei«
^n bestimmten Kurplan gegrUndet war«
Malaga den 30. Januar 1804.
«Die epidemische Krankheit, welche hier
^herrscht hat , hat seit einem Monate auf*
»hört. Die Zahl der Gestorbenen kann
[ine Uebertreibung auf 8000 geser.t werden,
iren Wunsch würde ich wahrscheinlich bey
ürklich reellen medicinischen Kenntnissen
ur sehr unvollkommen befriedigen können,
a unsere geschicktesten Aerzte weder genau
lle Symptome dieses sonderbaren, schreok-
chen Uebels , das sich hier in Malaga unter
iusenderlei Gestalten gezeigt hat, angeben,
och irgend ein probates Mittel zu dessen
leilung gefunden haben. Tausende sind bey
llen HUIfsmitteln der Kunst gestorben, an«
lere durch die einfachsten Hausarzneien, als
läufigen Gebrauch der Lavemehts, und das
Trinken seh weilst reibender GetuSnke geheilt
yorden.»
«Die gewöhnlichsten Anzeigen der ein-
getretenen Krankheit waren: heftige Ko^&
— ga —
^lld Gliederschmerzen, besonders in de
Schlafen, dem Kreutze und den Hüften, Fie
, b^erscfaauer, Entzündung in den Augen, seil
unreine Zunge y welches Alles den KLrankei
plötzlich, ohne vorherige Unpalslichkeil
überßel. Mein Bruder war bis lo Uk
Abends ganz munter und gesund, als ih
auf einmal ein heftiger Kopfschmerz überfiel
Den Puls Ter&ichem die Aerzte während ie
Krankheit wenig verschieden von dem be]
einem gewöhnlichen kleinen Fieber gefbndei
zu haben« ~ ^JBin tödtliches Zeichen ym ge-
wöhnlich, wenn das Fieber am 3ten 1^i
den Kranken verliefs, und er sich allem An-
scheinn nach besser liiblte; Tages darauf er-
folgte dann gewöhnlich £rbreclien Ton yex«
dorbcner Galle und Blut, welches auch häa«
Hg durch den Stuhlgang äbgieng, oder inl
beiden Orten zugleich, worauf dann am 5tei
oder yten Tage der Tod zu folgen p.flegte.»
«Die gewöhnlichsten Heilaittel, der«
sich die Aerzte, jedoch nicht mit allgemei
xxem Erfolge, bedienten, waren, gleich nad
eingetretener Krankheit, der Gebrauch da
Tartarus emeticus^ wovon zwei Gran spanis
Gewichts, in einem Pfunde Wasser aofgelösti
dem Patienten von viertel Stunde zu viertel
Stunde eine halbe Theetasse voll gegebefl
wurde, bis Erbrechen erfolgte; nach
- 89 -
ZU finden. In boiilen Atriis waren weilsliche
häutige Concremente (Schleiinpfröpfe), de-
ren Spitzen bis \vl die Ventrikel reichten,
die aber doch nirgends fest saften.
Die grofsen Kranzadern des Herzens
hatten einen halben 2ioll im Durchmesser.
d. H.
- 94 -- :
' anodino la Serpentaria Virginfana y A 1^
rave de Umon^ y si la devilidad es much^h
ciniura aquosa de la quina Ugera y adm
larga sino produce ardon Geen este caso k
suspendo y vso de otros corroboranies»
Vebersetzung.
Die Heilmethode, welche ich befolge^
ist nachstehende.
Das Brechmittel (nämlich Tariarus ar**
iicüs) von halber Stunde zu halber Stunde eine
Theetasse, bis Würkung erfolgt. Vorher eil
warmes Fufsbad, und Milchlavements« "Wab-
rend des Brechens häiifiges Trinken warmei
Wassers von Cordialblumen (JFlores oordiit
les '*')^ caldo hlanco **) mit GordialblameBi
Zuckftr und einigen Tropfen Citronema^
von 5 zu 3 Stunden , und abgewechselt oü
der Auflösung einer Unze Cremor Tartaru
einer Unze Zucker, in 3 Pfund Wasser 4
Cardo Santo ***). Die Cataplasmata ai»
dyna auf den Leib, ein Tuch, in lauwanv
Milch getaucht r um die Stirne.
Wenn in dieser Zeit das Erbrechen ei»
.*; Flora cordiaUs Baglossuml Borrago^ H f^
la officinarum,
V) Caldo blanco: Panade, Brodwatftw.
***) Cardo Santo t Carduus benedicius officinarmm, C»
taurea bemedicta Liimi»
- 95 -
tritt, Sals äe Azenjos ""), Citronensart, Jarave
-dt Althca **)^ und Adormidera* Lavements
von Walser, Oel und Essig , oder Mf»erwas-
ser, wenn kein leichter offner Leib erfolgt«
-widrigenfalls Lavemenis von Milch.
Im Zustande der Corroboration , unter
dem Caldo bianco^ leche de Cevada'^ *) und
einige Eislöffel Wein, und von '3 Stunden
SU 3 Stunden ein Dccoct d$ Bayas de
JEnehro f), hierva buena ff), oder Flor, de
Asar ttt)» ^^ Confecrion de JaciaioSy der
Liifuor anodyno^ die Serpentaria Firginiania^
und der Jarave de Limon (Citronensaft).
Ist die Schwäche sehr grofs, der Ge-
brauch der China -Tinetur ia häufigen Por-
tionen, wenn kein Brennen dadurch erfolgf,
sonst höre i^h damit auf, und rerordne an-
dere Gorroborirende Mittel^
' Liceniiat Don Juan de Rivera.
*} JlgenJQ9i ^hnnthium {Artemisia\
^^} Jarave d'Altlua: Syrupus de Alihaea»
^^) Leche de cePoda: Emulsio Qord, (ör^tfof) GtriUii-*
mildi. .
t) ^^y^ de Enebro: Baccae JuniperL ,
j^J Hierva buena: Mentha orispOm
fff) Aean Aearum?
96
IV.
4
Ueber die
Epidemie zu Willhelminenorth
#iif der .Graflieb Reichenbachschen Winterlnrr-
«cbaft Neutcblofs.
N.
I achdem über die Epidemie zu ff^iühd*
minenorth so widersprechende und sunt Tb«!
so sehr übertriebene Gerüchte im Publikioi
verbreitet worden: so dürfte wohl eine aV
tenmäfsige kurze Erzählung dieses Vorfdii
einem Theile der Leser dieser Blätter nicb
unwillkommen seyn. In dieser ErwartoBf
liefere ich hier folgende Notizen«
Am lo. Januar i8o4 bereiste ich dieiei
Ort zum erstenmale. Bereits waren 6 Pe^
sonen binnen 8 Tagen ge.^torben; die mei*
steo waren in 5 — 6 Stunden gesund oi'
todt. Eine, zwar etwas kränkliche, Frau ke*
tete einem sterbenden Knaben vor, und is
«iiiar
.— s 97 —
einer Zeit Von wenigen Stunden War sie
eine Leiche. Am längsten hatte sich in di^
ser Krankheit, unter den bereits Verstorben-
nen, ein lyjäUHg^s Mädchen noch gehalten;
diese kämpfte i3 Stunden, ehe -der Tod ih-
rer mächfig wurde. Krank war bey meinemi
ersten Daseyn nur eine einzige schwangere Frau;
diese rang mit dem Tode, wie ich sie be«»
suchte, und sie starb kurz nach meinem Be«-
^ suche. Letztere war jedoch schon 48 Stun<»
den vor meiner Visite krank > uncf hatte be-
reits einen Milsfall während dieser Zeit erlit-
ten. Dies war die 7te Person, die gestorben
ist. Den 11. Jan. wurde der Knabe, eines
Wii^thes kraiik, der bereits schon 3 Kinder
in dieser Krankheit verloren hatte. Nach 18
Stunden war der Knabe todt; sein Ableben
erfolgte den la. Dies war also der '4te To-
desfall in einer JFamilie, binnen anderthalb
Wochen»
Den i3. des Morgens wurden Morveäu*-
sehen Mineralsau feräUcherungen^ wodurch sal«»
saures Gas aus dem Kochsalze mittelst der con-
centrirteh Schwefelsäure entbunden Wird,
cum erstenmale von dem Candidaten der
Chirurgie, Hrn« Oeifsler^ auf das sorgfältigste
an allen nur einig^rmafsen verdächtigen Or-
ten angewendet, und seitdem ist auch keine
Person mehr krank^ geworden^ noch weni^<^^ .
XVIII. B. 3. St. G ^
- 94 -- :
' anodino la Serpentaria Virgin^ana y el To-
ravä de Umon^ y si la devilidad es mucha U
untura aquosa de la quina ligera y adasis
larga sino produce ardon Geen esie caso la
suspendo y vso de otros corroboranus»
Vebersetzung.
Die Heilmethode, welche ich befolge,
ist nachstehende«
Das Brechmittel (nämlich Tartarus etr^
iicüs) von halber Stunde zu halber Stunde eine
Theetasse, bis Würkung erfolgt. Vorher ein
warmes Fufsbad, und Milchlavements. Wäh-
rend des Brechens häufiges Trinken warmen
Wassers von Cordialblumen (Flores cordior
les *)y caldo hlanco **) mit Cordialblomen,
Zuck(»r und einigen Tropfen Citronensaft,
Ton 5 zu 3 Stunden , und abgewechselt mit
der Auflösung einer Unze Cremor Tartariy
einer Unze Zucker , in 3 Pfund Wasser Je
Cardo Santo ***). Die Cataplasmoia a/io-
djrna auf den Leib, ein Tuch, in lauwarme
Milch getaucht r um die Stirne.
Wenn in dieser Zeit das Erbrechen ein-
*; Florei cordiales BHgiosswn^ Borrago^ H Fly
la officinarum,
**) Caldo blanco: Panade, Brodwaitcr. -■
***) Cardo Santo: Carduus hen0diciiu ^fioinmrmm, Ceih
taurea bemcdicta Linni» '
— 99 —
linsen gehabt haben, und zuweilen auch noch
grÖ&er gewesen seyn. Bey der agonisirenden
sdhwangeren Frau fand ich 'dieselben folgen-
dermdfsen: Hand und Vorderarm waren dun-
kel - violett- blau; diese Farbe war gegen
den Oberarm i wie man dies bey*m NBranda
zu sehen pflegt, gleichsam mit einer scharfen
Linie abgeschnitten. Die Nase und der
Mund bildeten gle.chsam einen Kern des Ge«
sichts von eben dieser Farbe. Das übrige
Gesicht zeigte die natilrliche ^arbe einer
agonii>irenden Person. Die Hinter|;>flcken
(aber nicht der Uaterleib) boten ebc^n diese
Fai)>e dar. Uebrigens wvtrde auch viel von
tgrolsen schwarzen Fl^cken^ vor und nach
dem-Tode, in Hinsicht auf die anderen G3«
^torbenen, erzählt; allein in diesen Ei^ählun«
gen lag so viel Wi^tersprech^ndes, daf;i ich
^denselben nur w'enig Zuverlä^^igkeit beyge*
messen haben würde, n wenn sich nicht die
Gelegenheit mir dargeboten hatte, diese auf-
fallende Erscheinung, wovon uns Hn JDoctor
Rademacher in Hufelands Journal etwas ahn«»
liches vorgelegt hat^ bey der gedaebten
schwangeren Frau noch während 'ihres Le«
bens'mit eigenen Augen zu beobachten«
lieber den Ursprung des Uebeb hat sich»'
aller Nachforschung ohqgeachtety noch nichts
Genügendes au&mitteln lassen. Der zuerst
Ga
96
IV.
4
Ueber die
Epidemie zu Willhelminenortli
#uf der .Grüflicb Reichenbachscheii Winterfaerr-
«chaft NeuAcblofs.
N.
I achdem über die Epidemie zu ff^iühd^
minenorth so widersprechende und Eum Theil
so sehr übertriebene Gerüchte im Publikum
verbreitet worden: so dürfte wohl eine a^-
tenmäfsige kurze Erzählung dieses VorfalU
einem Theile der Leser dieser Blätter nicht
unwillkommen seyn. In dieser Erwartung
liefere ich hier folgende Notizen*
Am lo. Januar i8o4 bereiste ich diesen
Ort zum erstenmale. Bereits waren 6 Per-
sonen binnen 8 Tagen ge.storl[>en ; diie mei-
stev waren in 5 — 6 Stunden gesund und
todt. Eine, zwar etwas kränkliche, Frau be*
tete einem sterbenden Knaben vor, und in
einer
,--^ 97 —
einer Zeit von wenigen Stunden war sie
eine Leiche. Am längsten hatte sich in die>-
ser Krankheit, unter den bereits Verstorben
nen, ein i7JäUVig^s Mädchen noch gehalten;
diese kämpfte i3 Stunden, ehe der Tod ih-
rer mächtig wurde. Krank war bey meinem
ersten Daseyn nur eine einzige schwangere Frau;
diese rang mit dem Tode, wie ich sie be«»
suchte, und sie starb kurz nach meinem Be^
, suche. Letztere war jedoch schon 48 Stun«»
den Tor meiner Visite krank) und* hatte be-
reits einen Milsfall wnhrend dieser Zeit erlit*
ten. Dies war die 7te Person, die gestorben
ist. Den 11. Jan. wurde der Knabe, eines
Wii^thes krank, der bereits schon 3 Kinder
in dieser Krankheit verloren hatte. Nach 18
Stunden war der Knabe todt; sein Ablebeä
erfolgte den la. Dies war also der-4te To-
desfall in einer Familie, binnen anderthalb
Wochen»
Den i3. des Morgens Wurden Morv&au^
schenMineralsauferäucherungen\ wodurch sals«
saures Gas aus dem Kochsalze mittelst der con*
centrirten Schwefelsäure entbunden wird,
zum erstenmale von dem Candidaten der
Chirurgie, Hrn* Oeifsler^ m£ das sorgfälfigsnif,
an allen nur einig^rmafsen yerdBcktil^^^M^
ten angewendet, und seitdem ist w
Person mehr kranke geworden |^f|k^
XYIILB. 3. St. G. '.V
loz
Beobachtung
eine«
vollkommenen Austrittes des Augapf
aus der Orbita ,
welcher durch die Äusrottuag des in dertäbf
befindlichea Sclrrhus
, glUeklicb geheilt wurde*
Von
J. G. B r e i t i n g,
d. Heilkunde u. W. A K. Doctor und praktitcbn
Augenarzte in Augsburg.
.JL/er^ vollkommene Austritt des Auj
(^hxophthalmia) aus seinen knöchernen U
gebungen, gehört unstreitig zu den seltei
Kra- kheiien. Die Kunst vermag nur
höchst seltenen Fällen durch den Gebrai
pharmacüuti^scher Mittel die gänzliche Aad
^. düng dieses Uebels zu yei hindern; öfters
-wird das Leben dadurch gefährdet ^ und der
Wundarzt sieht sich gezwungen, um dieses
zu retten t das Messer zu Hülfe zu nehmen;
Glücklich, wer den rechten Augenblick der
Hülfe nicht versäumt, sonst ist auch dieser
Schritt vergebens« Da der folgende Fall zu
jenen wenigen gehört, wo die Kunst siegte,
to mag er^ in dieser Zeitschrift einen Platz
I finden.
• Der Austritt des Auges aus der Orbiia
entsteht durch Veranlassungen verschiedener
i Art; die wahre dauernde Ausweichung des*x
selben erfolgt aber nur durch den Druck ei-
nes von dem Hintergrunde der Augenhöhle
nach vorne zu würkenden Körpers. Ftflsch
wird mit fiesem Namen bezeichnet eine' An«
schwellang des Augapfels, mit oder ohne
r Ausartung der Bestandtheile dessdbeny wäre
sie auch noch so beträchtlich^ denn das Vo^
lumen des Bulbus kann dabey aulserordent*
lieh vergröfsert seyn , und dodi ist er nicht ,
aus seiner eigenthümlichen Lage gewichen«
Wer hätte diese Erscheinung nicht bey aus-
artenden Staphylomen der Cornea^ oder bey
' Eitersammlungen, und dem sogenannten Hy'-
drops ox)uli beobachtet? Viele, bey den Sjohiifi:«
stellern als Vorfälle des Augapfels erzählte Be«
, ; obachtungen, sind eis daher keineswegesi, Der
^, 104 —
wahre bleibende Vorfall kann allein duck
Knochengesch Wülste f ' Balggeschwülste und
Scirrhen innertialb der Orbica veranla&t wer-
den« Einen vorübergehenden Austritt dei
Augapfels bringen von aufsen eindringende
Körper zuwege,, der bey bald erfolgender Hülfe
oft den Rücktritt des Bulbus in seine yorige
Lage erlaubt fVhice*) und jicreU **) In-
ben Fälle dieser Art beobachtet. Den durck
Balggeschwülste verursachten Vorfall, heil»
ten einige Wundär;Qte durch die Punktion,
Abscesse platzten von selbst , und das Ao^«
nahm seine vorige Stelle' wieder ein, ' Gfoiie
Scirrhen hingegen in der Augenhöhlei trei-
ben es endlieh ganz aus seiner Lage: be^
dem höchsten Grade der Ausdehnung da
-Muskel^ entstehen endlich Entzündung, he&
tige Schmerzen der^ äufserst gezerrten uU*
reichen Nerven des Auges, und wird je«
die Ausrottung nicht vorgenommen, so wA
entweder der Kranke durch die fortdauemdi
Entzündung, die sich in das Gehirn foxt«
pflanzt, dem Todd überliefert, oder im gun-
stigeren Falle platzt der Augapfel, und du
Ganze verwandelt «ich in ein Krebsgeschwfit
Die Frau eines hiesigen Webers, 49
•) Casea of Surgery,
**) Chirurg» Vf^ahrnehmungen a, d, Schwede '77^.
— ^ MI —
Dies hat sich in der Folge bej genauerer
Prüfung der protokollirten Aussagen deutlich
ergeben« Wer ein solches Geschäft kennt|
wird sich dariiber nicht wundern; denn es
war hier nicht einmal rathsam, die' zu yer«
nehmenden Personen in die Stube kommen
zu lassen, wo protokollirt wurde, und die ^
Kälte der Witterung machte es auch nicht
mögtich, sie Stunden lang im Freien stehen
zu lassen.
Miliuch den 7t6n Mars i8o4>
Dr. Rausch y
Kr'eitphyticut.
loz
V.
Beobachtung
eine«
vollkommenen Austrittes des Augapfels
aus der Orbita,
welcher durch die Äusrottuag des in derselben
befindlichen Scitrhus
, glüeklicb gehellt wurde«
Von
J. G. B r e i t i n g,
d. Heilkunde u. W. A K. Doctor und praktiicfaem
Allgenarzte in Augsburg.
D.
^er., vollk-ommene Austritt des Auges
(^kxophthalmiä) aus seinen knöchernen Um*
gebungen, gehört unstreitig su den seltenen
Kra>kheiien. Die Kunst vermag nur in
höchst seltenen Fällen durch den Gebrauch
pharmacüuü^jcher Mittel die gänzliche Ausbil«
— i^5 —
düng dieses Uebels zu Yeihinderii; Öfters
wird das Leben dadurch gefährdet , und der
Wundarzt sieht sich gezwungen, um dieses
zu retten y das Messer zu Hülfe zu nehmen«
Glücklich, wer den rechten Augenblick der
Hülfe nicht versäumt , sonst ist auch dieser
Schritt vergebens« Da der folgende Fall zu
jenen wenigen gehört, wo die Kunst siegte,
so mag er in dieser Zeitschrift einen Platz
finden.
Der Austritt des Auges aus der Orbiia
entsteht durch Veranlassungen verschiedener
Art; die wahre daucnrnde Ausweichung des*
selben erfolgt aber nur durch den Druck ei-
nes von dem Hintergrunde der Augenhöhle
nach vorne zu würkenden Körpers, Ftflsch
wird mit diesem Namen bezeichnet eioe An«
schwellang des Angapfels, mit oder ohne
Ausartung der Bestandtheile desselben y wäre
sie auch noch so beträchtlich ^ denn das Vo^
lumen des Bulbus kann dabey aulserordent«
lieh vergröfsert seyn , und dodi ist er nicht ,
aus seiner eigenthümlichen Lage gewichen«
Wer hätte diese Erscheinung nicht bey aus-
artenden Staphjlomen der Cornea^ oder bey
Eitersammlungen, und dem sogenannten Hy»
drops oculi beobachtet? Viele, bey den Sjohiift-
stellern als Vorfälle des Augapfels erzählte Be-
obachtungen, sind eis daher keinesweges« Der
^, io4 — . \
wahre bleibende Vorfall kann allein durch
Knochengesch Wülste, Balggeschwülste und
Scirrhen innertialb der Orbita veranlafst wer-
den. Einen vorübergehenden Austritt dei
Augapfels bringen von aufsen eindringende
Körper zuwege, der bej bald erfolgender Hülfe
oft den Rücktritt des Bulbus in seine vorige
Lage erlaubt. fVhüe*) und AcreU **) ha-
ben Fälle dieser Art beobachtet. Den durch
Balggeschwülste verursachten Yorfall. heil«
ten einige Wundärzte durch die Punktion,
Abscesse platzten von selbst , iind das Auge
nahm seine vorige Stelle' wieder ein, ' Grofse
Scirrhen hingegen in der Augenhöhle, trei-
ben es endlieh ganz aus seiner Lage: bej
dem höchsten Grade der Ausdehnung der
Muskel^ entstehen endlich Entzündung, hef«
tige Schmerzen der/ äufserst gezerrten zahl«
reichen Nerven des Auges, und wird jeut
die Ausrottung nicht vorgenommen, so wird
entweder der Kranke durch die fortdauernde
Entzündung, die sich in das Gehirn fort«
pflanzt, dem Todä überliefert, oder im gün*
«tigeren Falle platzt der Augapfel, und das
Ganze verwandelt «ich in ein Krebsgeschwür.
Die Frau eines hiesigen [Webers, 40
•) Casea of Surgery, ,
**) Chirurg. Jfiahrnehmungen a, d. Schwed, IJja,
— io5 T-
Jlihre alt, litt yon der ersten Jugend an all«-
g^meiner Schwache des Lymph - und Drüsen-^
Systems y mit .scrophulöser Diskrasie, wtlche'
das anhaltende Leben in feuchter verderbe«
ner Kellerluft ( denn die Weber treiben in
hiesiger Stadt tind Gegend ihr Handwerk in
Kellern) f in Verbindung mit armseeliger
Kost, Kumimer und .Elend unterhalten und
bey zi^nehmendem Alter yermefirt werden
mufste« Vollkommene Verhärtung der Schild-
drüsen sowohl, als der benachbarten Drüsen
des Halses, fortdauernde asthmatische Be-r
schwerden mit Husten uq4 abnormer Secre«
tion des Bronchialschleimes sind jetzt noch
die bestehenden Beweise dieses durch die
Lage der Person unvertilgbar bleibenden
Uebels. Erst im .36sten Jahre verheir^thete
sie sich, und es ist beknerkenswerth, dals sie
ihre beiden gesund gebonien Kinder nicht
stillen konnte. Drei Jahre yor ihrer Verehe«^
lichung überfiel sie, nachdem sie öfters schon
an heftigen Kopfschmerzen gelitten' hatte,
bey lange fortgesetzter Bearbeitung des Gat-
tuns im feuchten Keller, ejnstmals- ein so hef«
tig reissender Schmerz hinter und über dem
rechten Auge^ dafs sie ohne Bewufstseyn
hinfiel, und anderthalb Stunden lang deU
Kopf auf die geballten Hände unter lautein
Schreien stüts^en mu£ite, Nachdem sie sich
— 110 -*-
Gehirns und der Orbila folgren. Als i
mich nach etwa anderthalb Tagen rufen lid
standen bereits di^ äufsersten Schichtend
Hornhaut in Eiterung, der humor agnm
war ganz ausgt^flossen, und bey der wadM
den Entziiadupg war an keine Rettung k
Gesichtes zu denken. Ich brachte es ioR
oben erwähnte Mittel , nebst aromatiidM
Bähungen der leidenden Seite des Kofb
dahin, dals zwar der Schmerz nachlieis, {■
konnte ich ihn aber, selbst durch greise Dotf
Opium und anderer narkotischer Mittel tii
;ßum Schweigen bringen. Das Auge blielf
empfindlich, dafs es den mindesten Lnftuec^
sei nicht mehr ertrug. Kurz, von alUs^
derungsmitteln blieb das verdünnte Giili''^
sehe Bleiwasser das hUlfreichste. Miti^*
Gebrauche dieses Mittels fuhr sie gegci'
Wochen fort, wo sich auf eiomal, ohne''
ich die Ursache anzugeben vermag, ernetff
Schmerzen mit solcher Heftigkeit einstdltf
dafs Patientin nach einigen Tagen versichert
sie könne diese Marter nicht länger H
dauern. Es zeigten sich schon fortwährci
Fieberbewegungen, schüttelnder Frost i*
leichter fliegender Hitze ^ das Augenlied ti
kam ein Lläulichtes Ansehen und sc]i*>
oedematös an; einige Tropfen Eiter R(0
aus der geboistenen Hornhaut, und die^i
— l'll —
rängte sieh durch di<^ zerstörte Stelle in
orm eines Pfropfes hervor; die Schmerzen
^ütheten Tag und Nacht so anhaltend, dals
rofse Gaben Opium (Patientin erhielt bitt-
en den letzten 214 Stunden vor der Opera-
.on über 10 Gran) nicht die geringste Lin-
eruDg bewürkten, ja es nahmen die Schmer«^
sn mit jedem Augenblicke d^rm^Isen zu,
a£^ die Kranke bey jeHer kleinen Bewegung
es Körpers laut aufschrie.
Unter diesen Umständen war nun > die
Operation .dringend angezeigt; denn die zu-
idiends zunehmende Entzündung drohte
^hrenitis und apoplektischen Tod. Ich ver«
Lchtete also die Operation alsbald folgender-
dalsen: Ich liels die Patientin, das Gesicht
;egen das Fenster gekehrt, auf einem etwas
liedrigen Stuhle sitzen. Der assistirende
Vundarzt fixirte den Kopf auf seiner Brust
qiit der linken Hand , zugleich hob er mit
[en Fingern der rechten das obere Augenlied
o weit als möglich in die Höhe. Ich liels
ibsachtlich weder Haken noch die von ßich"
er *) empfohlene Zange anwenden; denn
ch mufs gestehen 9 dafs ich den Gebrauch
beser Werkzeuge, wegen der dabey^ unver-
Beidlichen Quetschung, welche Geschwulst
•; Hanäk. d. W. ji. K. 5. Band. p. 426^
— io8 —
beider Äugenlieder schwitzte bestSBdig, be-
sonders zur Nachtzeit, eine grofse Meogo
Schleim aus, der in harten Schuppen hie
und da diß Bindehaut bedeckte. Das unten
Augenlied verhielt sich ganz wie bey dem
ectropium. Am unteren Drittheile der-Honi-
haut befand sich ein Absce£s| der vor weni*
gen Stunden sich entleert hatte, deshalb er-
schienen die obersten Lamellen der Uornhaat
zusammen gefallen und gefaltet; der übrigl
Theil derselben war noch durchsichtig, so^
dafs man die z^iemlich lebhaften Bewegungen
der Regenbogenhaut bej dem Lichtwechsel
deutlich walirnehmen konnte. Die Bindehent
war schwach geröthet und zeigte wenig fV>*
kose Gefalse nach der Cornea jeu, mehrere
dagegen bey den Insertioi^sstellen der Mus-
keln, deren abwechselnde Bewegungen wegen
der gänzlichen Entblösung deutlich zu sehen
waren. Aulser einem leichten Brennen der
ganzen Oberfläche des den Lufteindriicken
beständig ausgesetzten Augapfels , empfand
Patientin keinen Schmerz^ weder in diesem,
noch in dem Scirrhus selbst; dagegen quihe
sie ein unaufhörliches Reissen di>erhalh der
Augenbraunen, in der Gegend des Austrittes
des oberen Stirnnerven und der Gegend sei-
ner Verästelung unter der Haut« Ich kam
diesem Zufalle durch Opiat-Einreibungen au*
— ii3 —
I düngen des Scirrhus mit der Orbita er-
I Schwerte die Trennung ungemein ; das nach
yorne gelegene Drittheil desselben konnte
|ich ganz, das übrige nur stückweise trennen,*
,da ich, um die allzu starke Eiterung zu ver-
meiden, die Bindehaut so viel wie möglich,
^und die Thränenwerkzeuge ganz schonen
^wollte, und grofse Stucke der Geschwulst nicht
abzusondern Vermochte. Die letzteren blie-
ben auch so unversehrt 9 dafs jetzt, nach ei-
;iiem halben Jahre, die Absonderung und
Ableitung derselben durch den Nasenkanal
.ohne alle Schwierigkeit von statteii geht. Die
.Gröfse des Scirrhus betrug den Umfang ei-
nes Gänse-Eies: die einzelnen Drüsenknoten
'verhielten sich verschieden; der grolste über-
stieg nicht die Grplse einer mäfoigen Hasel-
.nuTs. Die Blutung war nach d^r gänzlichen
Ausschalung sehr unbeträchtlich, und stillte
sich nach dem Einbringen einiger Tampons
^ganz. Die erste Nacht brachte die Operirte
^ziemlich unruhig zu, die folgende war besser.
Auf einmal zeigte sich am 5ten Tage nach
der Operation eine elastische glänzende Ge-
schwulst des oberen Augenliedes, mit allen
Begleitern einer wiederkehrenden Entzün-
dung. Nach einem lauwarm übergeschlagen
»Ij^en Oxycrat verschlimmerte sich alles, so
flafs ich schon befürchten muiste, ein Ge-
xVm. B. 8. sr. H
— 110 -A-
Gehirns und der Orbila folgfen. Als sie
mich nach etwa anderthalb Tagen rufen lieh,
standen bereits di^ aufsersten Schichten der
Hornhaut io Eiterung, der humor agmeui
war ganz ausgi^flossen, und bey der wachsen-
den Entziiadupg war an keine Rettung dei
Gesichtes zu denken. Ich brachte es durd
oben erwähnte Mittel , nebst aromatischei
Bähungen der leidenden Seite des Kopfei
dahin, dals zwar der Schmerz nachliefs, gam
konnte ich ihn aber, selbst durch grofse Doses
Opium und anderer narkotischer Mittel Dich
zum Schweigen bringen. Das Auge blieb iO
empfindlich, daf» es den mindesten LuftWech* .
sei nicht mehr ertrug. Kurz, von allen Lia-
derungsmitteln blieb das verdünnte Goula^
sehe Bleiwasser das hülfreichste. Mit dem
Gebrauche dieses Mittels fuhr sie gegen fi
Wochen fort, wo sich auf eiomal, ohne dali
ich die Ursache anzugeben vermag, erneuerte
Schmerzen mit solcher Heftigkeit einstellteo»
dafs Patientin nach einigen Tagen versichert«!
sie könne diese Marter nicht länger aas-
dauern. Es zeigten sich schon fortwährende
Fieberbewegungen, schüttelnder Frost nad
leichter fliegender Hiue, das Augenlied b^
kam ein Lläulichtes Ansehen und schwol
oedematös an; einige Tropfen Eiter floiscs
aus der geboi stenen Hornhaut , und die M
{
— ii:) —
t den, sind die* einzigeu Uiebiprbleibsel nach
tdcr Operation. ,
t, Ich verrichtete die Ausrottung des Aug«
|£pfels sowohl 9 als des Sciirhus, mit einem
I etwas bauchigten Scalpell mit stumpfer Spitze,
inach Heisters Rath ^), der die von Fabr.
^Hildanus **), Bar tisch ***) und Muys \) ei-
^gends dazu empfohlenen löfFelförmigen \Iesser
^aus guten Gtünden yerwiift. Richter zieht
^swar ein gekrümmtes Scalpell vor, welches
yVon Bell und Beer verworfen wird. Letzterer
^empfiehlt die von Louis empfohlene ge-
krümmte Scheere, zur Trennung des Zellge«
^yirebes; ich wandte sie bey dieser Operation
.isbenfalls an , allein ich ^konnte mich von
.dem gröEseren Nutzen nicht überzeugen;
denn auf&erdem,. dais die Blutung zu sehen
verhindert 9 was m^n in den Schnitt falst^ so
jprfordert die Entfernung der Arme einen
.ziemlichen Raum, der in der Augenhöhle
sehr beengt ist. Die Geschicklichkeit des
Operirenden bestimmt übrigens, allein ' d^n
Vorzug der zu wählenden iFormen der Instru-
siente.
r"
r^ •) Chirurgie. Nürnbergs 1763. p. 58o.
'♦•) Fabr. Hildäni Op. om. Cent. 1. Obs. i.
^Ä*) Augendiemt. a. Aufl. Sulzbach. p. ZQ^ ßg. .46.
\ f) Prax. med. ckir., raüotu ' Amstel. 1695. ff. $94*
' H 2
-^ IIb — '
Jetzt noch ein Paar Worte über diel
stehung dieses Vorfalls. Die Geschwulst
stand, wie ich oben erwähnte, aus eil
Convolue von Driisenknoten y die unter <
ander durch Zellgewebe verbunden '
ren, welches zum Theil oiit gelbliditem F<
ausgeßillt war. Der erste Anstofs zur ^
artung dieser Drüsen,, die in greiser M«
ia dem Hintergrunde der Augenhöhle (
eintretenden Sehnerven umgeben , muis e
durch allgemein vorhandene scrophulösal
* krasie herbey geführte Entzündung und l
Schwellung einer oder mehrerer- dea Gdi»
tes gewesen seyn. Wir beobachten dtf^i
Erscheinung bey scrophulösen Körpe0 ^
andern Theilen. Mit allmälilich zundi«e
der Asthenie des lymphatischen Systt>
entstehen Entzündungen, Abscesse und ob
unzertheilbare Verhärtungen dieser Organe, <
endlich bey fehlerhafter 'Behandlung o^
Nachlälsigkeit der Kranken -in Scirrhen a
Krebs übergehen, und gleichsam die C
schichte des Scrophelübels beschliefsen. I
schlimmste aller Einflüsse, der diese Knu
heitsform' begünstigt^ dumpfige^ feuchte,
Sauerstoff arme I^uft, traf diese Patieol
vorzüglich. Da wo das Uebel schon f
Kindheit an seinen Sitz aufgeschlagen btf
in den Drüsen des Halses und des Kopf
— .i»7 —
g^eschah die Entwickelung aller Zufälle mit
rermehrter Stärke. Eine überspannte, lange
Fortgesetzte Anstrengung d^s rechten Arms^
bey der j^earbeitung der Bauinwollen-Zeuge,
Ebrmte den letzten Moment zur Bildung des
n:sten Keimes dieses Scirrhus in der Augen-
höhle; alle Bedingungen zur Entwickelung
ilesselben dauerten fort, da* Patientin eine
EWeokmafsige Behandlung gänzlich entbehne«
Ich getraue mir zu behaupten, dafs, neben
der Anwendung .der reitzenden Methode in
ihrear ganzen Umfange, der Gebrauch der
Quecksilber- Oxyde dieses Uebel im Anfange
fireheilt haben würde, woron mehrere Beob-
ichter glückliche Bejspiele hinterlassen ha<-
^en, die gewils diesem beschriebenen Falle
inalog sind *). .
'*) y^m a. O, Kranhh. d, jiugen übera, von Miscfief.
'_ Berlin, Cap, 30.
HO —
VI.
Geschichte
eines gab eilten
voUkömmehen schwarzen Staare
von Ebendemselben;
Oö unähnlich diese Geschichte der TO
hergehenden ist, da die Form beider Knol
heilen so sehr von einander abweicht, •
stelle ich sie doch absichtlich neben dnü
der, da dieser Contrast durch die Gleidthc
des Ursächlichen versehwindet. Die Heib!
dieser Krankheit gehört zu sehr unter ä
seltenen Phänomene, als dafs nicht jeder eö
zelne Fall allgemein bekannt zu -werden Te
diente, der zwar isolirt keinen besonder
Werth haben kann, in der Zusammeust*
lung mit vielen afcer, wenn sie mit Schi
sinn bearbeitet sind, zu einer endlichen I
hellung des Dunkels, welches noch di(
Krankheit form verhüllt, verhelfen kann. I
meisten Abhandlungen über diese Krankhei
form enthalten nichts weiter, als eine A
zählur^g der bekannten Symptome die
Blindheilsgattung, die gewöhnlich durch ei
Menge Schärfen verursacht werden soll- w<
"■ '*9 ■"
^chev Hypothese zu Gefallen die Heilversuche
oft eben so empirisch geordnet sind. I^h
kann mich nicht enthalten, dies^ Unheil .-
auf das neueste Werk Scarpas *) auszudeh-
nen, worin der Abschnitt rom schwarzen
Staar äufserst dürftig und einseitig ausgefal^
'W ist; Wer wird es glauben, dafs allt
"Lähmungen der Netzhaut ron gilstrisdien
Reitzen/ Infarkten u. &• w* herzuleiten sind,
jwo^egen das ganze grobe Geschütz dieser
Jülethode, Brech- und Purgiermittel zutn An«
iange, die Schmuckerschen Pillen zum Be*
yffchlusse empfohlen werden?? So schätzbar
«mehrere Aufsätze in diesem Werke sind, so
'sind wir doch dadurch in Hinsicht -dieser
Krankheitsfprm imd ihrer Behandlung um
.nichts klüger geworden.
' Die scrophulöse Anlage hat das Eigene,
dafs unter einem gegebenen GonAikt ron
äufseren Einflüssen die Entwickelnng der
Scröphelkrankheit in verschiedenen Leiden
der Organe sich rollend et darstellt. Die
Fortwiirkung erstreckt sich weiter, als blos
auf das Drüsensystem des Darmkanals und
der Bronchien. Die* feinsten Verastlungen '
*) Praci, j4bhandl, über die j^ugenkrahkheUen , mus
dem Franz, des B. LeveilU ßberteizi TfOH F, JT.
Martens. Leipzig i8od.
de$ Ljmphsy Sterns, das die Weric^täite <b
Emahrungs - und Restaurationsprocesses da
tbieriscben Organismus darstellt , erstreckei
sich tief in das , Gehirn , das RückeBind:
und die begleitenden Necvenscheiden, Dia
endlichen Würkungen 'einer allgemeinen tief
einge\7urzelten scrophulö^en Diskrasie w«^
den also Schwäche ündLähmungen^derEmpfii-
dungs-undBewegungswerkzeuge seyii.DasweäH
liehe Ges^Iecht ist durch seine Gonstmctiof
zu ;^6n scrophulö&en Zufällen des hocktes
Gradei^, Scirrhus und offenem Krebs, Tono;-
lich genttigt, denn Uterus und Brüste v^^
gleichsam der Wohnort dieses fürchterlidui
Uebels. , Die Entwiokelung derselben tvi'
durch nichts so sehr begünstiget , aU irci*
das Weib seine Bestimtnung durch EmpSag*
nils und Tragen der Frucht nicht erfok:
statt der erwarteten Entwickelung dieser Or-
gane durch die angegebenen Functionen eflt*
steht Ausartung, und als Folge öfters gtitf-
liclie Destruclion. Geschieht dies nicht, K»
bleibt doch eine fortdauernde Stimmung der*
selben, bey der geringsten Verletzung ihie»
Zerstörung procefs zu beginnen. Im GegeS'
theile sehen wir kränkelnde hysterisch
Miidchen, die gewöhnlich scrophulös vni
nach einer glücklichen Yerheirathung gesoBJ
und blühend weiden. Erfolgt diese enl
— "7 —
f geschah die Entwickelung aller Zufälle mit
\^ vermehrter Stärke. Eine überspiannte , lange
I fortgesetzte Anstrengung des rechten Arms^
f bej der j^earbeitung der Bauinwollen-Zeuge,
formte den letzten Moment zur Bildung des
ersten Keimes dieses Scirrhus in der Augen-
höhle; alle Bedingungen zur Entwickelung
desselben dauerten fort^ da* Patientin eine
zweckmafsige Behandlung gänzlich entbehrte«
Ich getraue mir zu behaupten, dals^ neben
der Anwendung ,der reitzenden Methode in
ihrear ganzen Umfange, der Gebrauch der
Quecksilber- Oxyde dieses Uebel im Anfange
geheilt haben würde ^ woron mehrere Beob-
acliter glückliche Bejspiele hinterlassen ha-
lben, die gewils diesem beschriebenen Falle
analog sind *). .
'*) y^m a, O, Kranhk. d, jiugen übera, von Misehel,
" Berlin, Cap, 30.
HO
VI.
G e s c h i c h t e
eines gebeilten
vollkommenen schwarzen Staares,
von Ebenüemselben.
s
ö unähnlich diese Geschichte der vor-
hergehenden ist, da die Form beider Krank-
heiten so sehr von einander abweicht, so
stelle ich sie doch absichtlich neben einan-
der/ da dieser Coatrast durch die Gleichheit
des Ursächlichen versehwindet. Die Heiluog
di'^ser Krankheit gehört zu sehr unter uie
seltenen Phänomene, als dafs nicht jeder ein«
zelne Fall allgemein bekannt zu « werden ver-
diente, der zwar isolirt keinen besonderen
Werth haben kann, in der Zusamme^stel-
lung mit vielen aj>er, wenn sie mit Scharf-
sinn bearbeitet sind, zu einer endlichen Er«
hellung des Dunkels, welches nooh diese
Krankheit form verhüllt, verhelfen kann. Die
meisten Abhandlungen über diese Krankheits-
form enthalten nichts weiter, . als eine Auf-
zählung der bekannten Symptome dieser
BHndheilsgattung, die gewöhnlich durch eine
Menge Schärfen verursacht werden soll; wel-
- itg -
eher Hypothese zu Gefallen die Heilversuche
olt eben so empirisch geordnet sind. I^h
kann mich nicht enthalten, diese! Urtheil.-
auf das lieueste Werk Scarpa's *) auszudeh-
nen, worin der Abschnitt rom schwarzen
. Staar äufserst dKrftig und einseitig ausgefal^
len ist. Wer wird es glauben, dafs allt
Lähmungen der Netzhaut Ton güstrisdien
Reitzen,' Infarkten u. &• w* herzuleiten sind,
wogegen das ganze grobe Geschütz diesfr
Methode, Brech- und Purgiermittel zntn An*
fange, die Schmuckerschen Pillen zum Be*
Schlüsse empfohlen werden?? So schätzbar
mehrere Aufsätze in diesem Werke sind 9 so
sind wir doch dadurch in Hinsicht -dieser
Krankheitsfprm imd ihrer Behandlung um
nichts klüger geworden.
Die scrophulöse Anlage hat das Eigen«,
dafs unter einem gegebenen GonAikt ron
äufseren Einflüssen dit Entwickeinng der
Scrdphelkrankheit in verschiedenen Leiden
der brgaäe sich rollend et darstellt. Dit
Fortwiirkung erstreckt sich weiter, als blos
auf das Drüsensystem des Darmkanals und
der Bronchien. Die* feinsten Verastlungen '
*) Pract, jibhandl. über die Augenkrankheiten, mus
dem Franz, des B, LeveilU übersetzt von F, JT.
Martens, Leipzig i8od.
i— 124 —
Staar war also rein paralytisch* .Da» redft
Auge verhielt sich gut^ doch glaubte Pati«9
tin seit ^4 Stunden ebenfalls Abnahme k
Sehkraft desselben zu spUreiK Mehen k
unverkennbaren scrophulösen Diskrasie schml
. ich die plötzliche Erscheinung dieaer Erblii
düng der vorhandenen Gessation der Um
atruation zu, welche greise Zerstörungea i
den Sehorganen zu verursachen vermag, lai
verordnete der Kranken sowohl als allgeflci
nes Reitzmittel für das SaugadersysteiBi ^
besonderes für das System der Geschkcktt'
Organe, den versüisten Merkur in folgeite
Formel: ^ .
j|^, Calomel. 3/., Exir. MillefoU Zjj.f -
hyosry. nigr. '^Jj\, §. r. rh, ^j/. Jü. P.fi
pond. gr. ij\ S. Täglich i3mal 5 Stück i
nehmen.
Ich schiols aus dem Gange der Erblindet
des erst er en Auges, dafs wohl dieses WA
nicht schnell genug würken könnte^ um ^
andere vor dem gleichen Schicksale t
sichern^ und machte die Kranke vorttni
darauf gefafst. Würklich erfolgte die Erbb
düng des rechten Auges binhen.5 Tagepy a
dafs die Patientin auch im vollkommeniti
Dunkel den Schimmer eines vorgehaltüM
Kerzenlichtes nicht zu unterscheiden td
mochte« Nach einem i4tägigen Gebraud
— 120. — .
der Pillen in steigender Gabe bemerkte ich
Besserung des Geschwüres; mit blandem
Eiter zeigten sich Granalationen, un4 die
reissenden Kopfschmerzen nahmen so weit
ab, dals Patientin wieder schlafen konnte«
Bey diesen augenscheinlichen Beweisen der
kräfrigen Würküng der erw^ihnten Mittel,
fahr ich ununterbrochen mit dem Gebrauche
derselben fort; und erhöhte sie durch reiz-
sende Fleischkost, täglichen Gebrauch star-
ken Weines, nebst Bestreichen des Augen«
bogens und der Oberfläche der Augenlieder
mit Liq. anod. Ho/ßn, So fuhr di^ Kranke*
6 Wochen laug ohne Unterlafs fort In der
^en Woche konnte ich mehrere Tage we-
l^n Unpäiklichkeit das Zimmer nicht verlas-
sen, und es mochten ohngefäht sechs Tage
-seyn, dafs ich sie zum letztenmale gesehen
hatte, als ich die Nachricht erhielt, dafs die
Mittel abermals verbraucht seyen, Patientin
swar seit 2 Tagen die Buchstaben einzeln
wieder erkenneü, aber noch ^icht lesen
könne. Erstaunen und Neugierde liefsen
mich nicht ruhen, Patientin noch an demsel-
ben Tage zu besuchen. Sie erkannte mich
alsbald bey*m Eintritte in das Zimmer, und
erzählte mir in^ rollern Jubel die glückliche
Veränderung. Das Geschwür war unterdes-
ganz yemarbt) der Kopfschmerz gänzlich
— 1^6 —
Terschwunden , das zuerst erblindete Augi
war aber, während das zweite mit jedes
Tage "aja Sehkraft gewann, merklich zurud
geblieben. Bald gewann die Pupille ihre vo-
rige Beweglichkeit wieder, die, als die Krant
heit den höchsten Gipfel erreicht hatte, ktoii
aufsein Paar Linien sichtbar war. Um die
Zeit der ^ Wiederkehr des Gesichtes steib
sich lauch die Menstruation wieder ein, eU
wichtiger Punkt in dieser Geschichte, deo
ich die Heilung eines anderen . noch weit
schreckliclieren Uebels verdanke, woyon idi
die Geschichte in einem der kitnftigen Herte
dieser Zeitschrift mitiheilen will. Nun, nach
fast fünf viertel Jahren, befindet sich die
^Person recht wohl, hat binnen dieser Zeit
weder an der miadrsien Geschwulst im Ge-
sichte, noch an einem offenen Geschwüre ge-
litten, liest mit dem Fechten Auge die klein-
ste Schrift, das zuerst erblindete linke Auge
kann aber blos Hauptfarben unterscheiden,
und gröfsere stark beleuchtete Gegenstände
erkennen. Hieraus folgt deutlich , dals die
Heilbarkeit des schwarzen Staars im strengen
,; Verhältnisse mit der Dauer desselben stehe,
und das erloschene Würkungsrermogen der
Netzhaut nichts zu erwecken im Stande sey.
Ich liefs die obigen Mittel in derselben Form
selbst nach der Herstellung des Sehvec-
der Mundwinkel T^rzent* blieb« Bald darauf ^
ereignete dch ' dersielbe Fall weiter oben im
-Gesichte n^ben der Nase; der' rechte Nas^n-
Aiigel gieng yerloren. In der Folge wnrden
auch die Znngendrüsen angegriffen und zer*
stört, die Gaumenknochen nahmen ebenfalls
Antheil, so, dafs durch die erfolgte gänzliche
Zusammendrückung der Nasenhöhlen das
Athmen schwer und die Sprache röchelnd
blieb. Binn^en ii Jahren erschienen nun von
einem viertel Jahre zum anderen dergleichen .
Hafitgeschwüre , die endlich die gan;se Ge«
Sichtsoberfläche in eine zusammenhängende
Narbe yerwandelteu» Im Monat« July iSoä
nahmen die Kopfschmerzen gewaltsam über«
band, das linke Auge erblindete bey steter
Zunahme derselben gändich, und unter die-
sen Umständen rief mich die Kranke zu sich.
Der ihr damals beystehende Wundarzt ver*
band das zu der Zeit vorhandene Geschwür
an der Nasenwurzel mit Bleiextract, und
hatte nie den Gebrauch innerlicher Mittel
vorgeschlagen. Bey genauer Untersuchung
des linken Auges, fand ich dasselbe durch
die verschiedensten Lichtgrade gleich uner-
regbar; die Pupille war neblicht, doch fühlte
sich das A-'ge weich an, und zeigte weder
variköse Gefäfse,' noch andere Spuren eiaer
sichtbaren Entmischung des Glaskörpers. Der
i— 124 —
Staar war also rein' paraljtiech. . Dat riechta
Auge verhielt sich gut. doch glaubte Patien-
tin seit ^4 Stunilen ebenfalls Abnahme der
Sehkraft desselben zu spüren. Neben der
unverkennbaren scrophulösen Diskrasie schrieb
. ich die plötzliche Erscheinung dieser 'ErbliBi>
düng der vorhandenen Gessadon der Men«
atruation zu, welche grolse Zerstörungen in
den Sehorganen zu verursachen vermag » und
verordnete der Kranken sowohl als allgemei-
nes Reitzmittel für das Saugadersystem, ab
besonderes für das System der Geschledits-
organe, den versüisten Merkur in folgender
Formel: ^ ,
1^. Calomel. 3/., Exir. MiüefoU Zjj.y —
hyoscy. nigr. '^jj\, §. r. rh, 3^/. JH. F* pü*
pond. gr. ij\ S. Täglich i3mal 5 Stück ni
nehmen.
Ich schlols aus dem Gaüge der Erblindong
des ersteren Auges, dals.wohi dieses Mittel
nicht schnell genug würken könnte^ um das
andere vor dem gleichen Schicksale la
sichern^ und machte die Kranke vorlänfig
darauf gefaist Würklich erfolgte die Erbliib-
dung des rechten Auges biiüien.5 Tagen, so,
dafs die Patientin auch im vollkommenste
Dunkel den Schimmer einea vorgehaltenen
Kerzenlichtes nicht zu unterscheiden ver«
mochte. Nach einem i4tägigen Gebraudia
— 1^9 —
aem Pfunde fener Ferschieddoen FleischartcOi
die gedachteiir Bestandtheile sich ( nach dem
mittleren Durchschnitte) in folgenden Ver-
hältnissen finden: '
ä) trockne« nährende Gallerte und riech-
barer Stoff • • * • 4'^i^^L<>th«
*) Fett ...••,. / |-$ —
c) Fasersubstanz • • « , • 4 -« 5 -.
d) Watiertheile ... a5^ .^5»if— >
Summa 3^ — 3:« L.
Von feneu Bestandtheiten im Fleische ist die
JEiiit Wasser extrahirbare Gallerte allein, als
(der wahre nährende Stoff zu betrachten; die
Fleischfaser ist blos sättigend , und kann^
^äm die Activität des Magens zu unterhalten^
durch leden anderen Stoff ersetzt werden.
Die Knochen enthalten in ihrem frischen,
vom anhängenden Fleische, Fette, von Sehnen
)ind Hauten' befreiten Zustande, in eixiem-
Pfunde nachfolgende Bestandtheile:
- a) trockne, nährende Gallerte, nebst riecfaf»
barem Stoffe . • 8 bis g Loth.
■ b) Fett . • . . • • ^3 — * 3 — —
^ c) Knochensubstänz • « 16 ~ i5 «^
d) Wassenheile ... 6 — 5 -—
III I I tl II y K
Summa 3a «^ 3a Loth.
'Die Gallierte aus den Knochen ist der
AUS dem Fleische VöUig gleich, und die Kho^
chensubstanz ist der Fasersubsianz aus dem
Fleische sehr analog,' folglich matrhen .die
Knochen eigentlich blps ein verhärtetes oder
ausgetrocknetes Fleuch aus.
Beide, nämlich die Knochen ^^ Wie das
Fleisch^ zeichnen sich von anderen thieri-»
sehen Substanzen 'dadurch vorzüglich aus|
4äls sie den oben genannten eigenen^ riech«
KTin. B. 3. St. 1
— 126 —
y erschwunden , das zuerst erblindete Auge
war aber, während das zweite mit jedem
Tage "aja Sehkraft gewann, merklich zurück
geblieben. Bald gewann die Pupille ihre vo-
rige Beweglichkeit wieder, die, als die Krank-
heit den höchsten Gipfel erreicht hatte» kaum
auf, ein Paar Linien sichtbar war. Um die
Zeit der Wiederkehr des Gesichtes . steüte
sich auch die Menstruation wieder ein, ein
wichtiger Punkt in dieser Geschichte, dem
ich die Heilung eines anderen noch weit
schrecklicheren Uebels verdSmke, woyon ich
die Geschichte in einem der künftigen Hefte
dieser Zeitschrift mltiheilen will. Nun, nacb
fast fünf viertel Jahren, befindet sich die
.Person recht wohl, hat binnen dieser Zeit
weder an der mindesten Geschwulst im Ge-
sichte, noch an einem offenen Geschwüre ge-
litten, liest mit dem Fechten Auge die k/ein-
ste Schrift, das zuerst erblindete linke Auge
kann aber blos Hauptfarben unterscheiden,
und gröfsere stark beleuchtete Gegenstäntle
erkennen. Hieraus folgt deutlich , dals die
Heilbarkeit des schwarzen Staars im strengen
./Verhältnisse mit der Dauer desselben stehe,
und das erloschene Würküngsifermogen der
Netzhaut nichts zu erwecken im Stande sey.
Ich liefs die obigen Mittel in derselben Form
selbst nach der Herstellung des Sehver-
— xZt —
Nach der oben gegebenen^ auf Erfak*
rung , gegründetea Bestimmung , enthält . ako^
(im mittleren Durchschnitte berechnet] ein
Pfund frische Knochen, zweimal so viel
trockne, nährende Gallerte , als ein Prun4
frisches^ mageres und knochenloses Fleisch,
Da aber das Fleisch, so wie solches vom
Schlädhter verkauft wird, wenigstens i^ pro
Cent Knochen enthält, die bey'm gewöhnli*
eben Kochen desselben nur einen geringen
Theil ihrer Kraft von sich geben, so kann
das Verhältnifs der Theile für eih Pfund ge-
wöhnliches knochenhalriges F.eisch, eigent-
lich nur folgendermalseiL apgesetzeti werden:
a) KnocheH ••.««« 8 Loth.
b) Gallerte 3 —
c) Fett ....... f —
d) Fasemsubstanz • . • . 3 —
e) Wasser theile .... i^^. -.
Summa 3a Loth.
Wird also die Gallerte, als der eigentlich
nährende und Kraft restaurirende Stoff,* so-
wohl aus dem gewohnlichen knochenhaltigen
Fleische, als aus den Knochen selbst ausge-
sogen, so verhält sich die Quantität dieser
Gallerte im Fleische zu der in den Knochen
wie 3 zu 8, oder wie i zu 2-|; folglich ist
also ein jedes Pfund Knochen 2f mal so viel
werth, als ein Pfund Fleisch, wenn beide
in Hinsicht ihrer nährenden Kraft mit einan-
der verglichen werden.
Selbst diejeaigen Knochen ^ welche mit
dem Fleische zugleich auf dem gewöhnlichen
Wege gekocht worden sind, behalten noch
den grölsten Theil ihrer Gallerte und ihres
Fettes zurück; denn sie geben )>«y der Be-
I a
— i3a —
handlun^ nach meiner Methode wenigsten:
^ 80 viel an Gallerte und Fett 9 ab fmck^
noch nicht gekochte Knochen.
Jene Methode, die Knochen zu extrahira
ttnd'^den Gebalt ihrer nährenden Ba^taai
theile abgesondert darzustellen, ist bey A
dem nichts weniger als kostspielig.
Selbst dann, wenn ich frische Knoda
vom Schlächter kaufte, und ihm das PAumI
gleich dem Fleische, mit 3 gr« bezahlte, toi
ich dab^y allemal grofse Vortheile,
Kann man aber die in grolsen ]wf^
staatlichen Küchen abfallenden Knodui
von schon gekochtem oder gebratenem FM'
sehe, um einen geringen Preis, «• B^fn^^
Pf. das Pfund, haben, dann hat dasfcttt
welches aus ihnen gewonnen wird, Kboi
allein den Werth aller übrigen darauf n
▼erwendenden Kosten an Brenn -* Matecuit
Zeit etc., und die nahrhafte Brühe, wetö«
daraus gewonnen wird, kostet eig^entlich gtf
nichts.
Es läl'st sich also, wenn die Knochen,
welche vom gekochten Fleische in grolsen
herrschaftlichen Küchen abf^rten, g^^gmiBeli
werden, daraus eine nahrhafte und kraforolle
Bouillon bereiten, welche toT Unterbaltiing
bedeutender Kranken- und Armen «Vei|)fle-
gungs-Anstalten , fast ohne^lle Kosten ver-
wendet werden kann, wobey das Fett, wel-
ches nebenbey abfüllt ^ tum Schmalzen der
Speisen zu verwenden ist. .
Eben so können die in jeder kleinsB
Haushaltung abfallende Knoöhen getammelr,
und von Zeit zu Zeit in einem' dasu achick-
liehen Apparate ausgekocht werden, diu
ohne Kostenaufwand kraftvolle Brühen an
arhalteD, die einen groüsen Theil des Heisch«
bedarfs entbehrlich nuchen*
Grolse öffentliche OeiLonomie- und Veiv
pflegungS'Anstahen, können hieraus die we-
sentlichsten Vortbeile ziehen.
Es schlachte z, B. eine solche Anstalt
monatlich ao Stück Ochsen, so bträgt dieses
£ür ein Jahr d4o Stück. Nun wiege ein jeder
geschlachteter Ochse 5oo Pf«, so beträgt die
ganae Masse zusammen 120,000 Pfund. Hier-
von fallen aber wenigstens aS pr« Cent Kno-
chen, und also in Summa 3o,ooo Pfund
Knochen ab«
Nun enthält I meinen Erfahrungen zu
Folge, ein' Pfund solcher Knochen im frischen
Zfibtande^ nach dem mittleren Durchschnitte,
a) 8 Loth trockne Gallote,
b) 2 Loth Fett; folglich enthaken jene
3o>ooo Pf« Knochen
i) Achtmal 3o,ooo, oder 940,000 liOth,
oder 7,5oo Pf, trockne Gallerte, und
2) 60,000 Loth, oder 1,875 Pf. Fett,
Da aber, wie vorher gezeigt worden, ein Pf»
dieser trocknen Gallerte, als nährender Stoff
betrachtet, eben so fiel werth ist, als
8 Pfund Fleisch, so haben diese 7,500 Pfund
der trocknen Knochen - Gallerte einep eben
so großen Werth, als 60,000 Pfiind Fleisch,
und wenn im Durchschnitte das Pf^. Fleisch
SU a gr. angenommen wird,' einen Geldes«
wenh yon 4ooo Hthlr*.
Bringt man femer das Pfund gewönne*
nen Fettes sn 4 8^* in Anschlag, io haben
die gewonnen 1875 Pfund Fett, einen Geld-'
werth von 3127 Rthlr,
Folglich gewinnt eine solche Anstalt
hierdurch jährlich 53 la Rthlr. la gr., wekhes
alle mögliche Aufjoierksanikeit yesdienx»
Der möglichst grcäite Gewmn Ton «uw
solchen irpoknen Knochen - Gallerte Ueb
sich aber für die Armeen im Felde, für st^
hende und ambuUrende Lazarethe ziehe%
dei^n wenn Behutis derselben diese trocktt
Gallerte aus ganzen Thieren vorräthig ?er<
fertigt würde, so könnte solche mit leichter
Mühe ohne Verderbnifs transportirt werdot
woraus^ denn der Vortheil fiieist, dafs:
i) Dem Soldaten im Felde auf i
wohU'eile Art, stets eine kraftvolle, ihn re>'
ataufirende und seine Gesundheit erhaltendi
Nahrung, gereicht werden kann;.
d) Dils bf*y Belagerung n die Be^ft^
ten vor Mangel an Fleisch geachützt w^en
können.;
3; Dals den Kranken und Verwondeten
in den stehenden und ambulirendeji Lazar^
then, stets eine kraftvolle Nahrung an Tkrf
werden kann,
Soll die trockne Gallerte als Tasches-
Bouillon dargestellt werden,' so muis sie toi
dem Eindicken einen Zusatz von einigen
Rüben, Zwiebeln und etwas (jewürzen, auch
Salz . erhulten , und sie ist dann , wie meine
Erfahrungen mich überzeugt haben, von dtr
trocknen, aus Fleisch bereiteten Bouillon gu
nicht verschieden.
Mehrere andere Vortheile, welche ans
der Darstellung taner solchen Knochengalleite
gezogen yferden können, werde ich in einer
besondereh Schrift darüber, näher entwik-
keln; hier begnüge ich mich, blos einen all-
gemeinen Ueberblick der Vortheile gegeben
zu haben, welche daraus für die Menschbait
gezogen werden können.
Berlin. Im April 1804* H^nnbstüdt*
i35 —
In h a 1 t.
1
SMtt.
!• Gbirurgiscbe .und medicinisclie Beobaclituii-
fen vom Hrn. Dr. Oottfr» PhiL Micha^lu «u
Larburg.
\, Verenkung de$ Kniegtlenkea Ton innettr
Ursache, durch allmäl^üche Auadahnuog ge»
beut * . ; , . , . 5
fi. Hydroyt vagua • . • ' . • si
5* SchutjEpocken -*.••* 09
4t Krämpfe des ganaen Körpers' . . t6
5* AufFallend^ Würkung sehr kleiner Gaben
▼on Arsneien . . « . ■ 67 .
6w Heraklopfen und Leichenöffnung . . 60
7. Hirpt.chaaleDhnich . * 4 • «66
8. Zuruckbeugung der Gebährmutter , . 70
9. Blutgeschwulste nettgebuhrner KinderV am
Kopfe f <8o
II. Sactionr-Bericht des am 6. Mära allhier ver*
atorbenen Hrn. Prof. Dr. Fritze, vom Herausg» 8Q
III. Fragmentarische Nachrichten über die bös-,
artig« Epidemie au Malaga , im Jahre x8o3«
Mitgetheilt von einem Augenzeugen « • go
IV. lieber die Epidemie au Willhelminenonh ,
auf der Gräflich Aeichenbachschen Winter-
herrichafr Neuschip fs, vom Hrn. Kreisphysikus
Dr. Rausch au Miiiuch . , . . 96
V. Beobachtung . eines vollkommenen Austrit-
tes des Augapfel« aus der Oxbita, welcher
durch die Ausrottung des dn derselben be*
fiadiichtB Sdrrhua glücklich geeilt wurde.
: - Si
Vom Hrn. Doctor Breiting, prakdtchem An-
genarste in Augsburg . . ' . . , . i(
VI. Oeccbicbte eines gfcbeilten voUkoianieaen
' scbwärsen Staäres» von Ebeudemseiben « li
VIT. Resulute der von mir angestellten Vertodie
über die Zubereituug nabrbafter Bouillon aus
- friscben und scbon gekocbten Knochen, von
' Hrn. Ober -, Medicinal - Kach Hermbtt&dt s«
Berlin • * . • . '. . . n
ilfi^ dUjmn StäcXe d^i lournfh wird mtugmeimt
ßibliöihek der pfaktifcheh Heilkunde. Üftt
Band. Drittes SiiicJk^
I n h i^ l i.
jä, JF\r, Marcus etc. Moga^infür sp^eieUm 7Vf
und Klinik eie* Ersten Bandes erstes wtd MWeiief S*^
Immanuel GottL Knebel etc* Ormndrtfi ^
polizeilich' gerichtlichen Enlbindungsktmde. Enttt Ben
chen.
edbalten, die einen groüsen Theil des fleisch«
bedarfs entbehrlich machen.
Grolse offentlicbe OeiLonomie- und Ver-
pflegungs- Anstalten, können hieraus die we-
sentlichsten Vortheile ziehen.
£$ schlachte z, B. eine solche Anstalt
monatlich ao Stück Ochsen, so bträgt dieses
£Ur ein Jahr d4o Stück. Nun wiege ein jeder
geschlachteter Ochse 5oo Pf., so betrSIgt die
ganae Masse zusammen 120,000 Pfund. Hier-
von fallen aber wenigstens aS pr« Cent Kno-
chen, und also in Summa 3o,ooo Pfund
Knochen ab«
Nun enthält 9 meinen Erfahrungen zu
Folge, ein' Pfund solcher Knochen im frischen
Zustande, nach 4em mittleren Durchschnitte,
a) 8 Loth trockne Gallote,
b) 2 Loth F^tt; folglich enthalten jene
3o)Ooo Pf« Knochen
i) Achtmal 3o,ooo, oder 940,000 Loth^
oder 7,5oo Pf, trockne Gallerte, und
2) 60,600 Loth, oder 1,876 Pf. Fettr
Da aber, wie vorher gezeigt worden, ein Pf»
dieser trocknen Gallerte, als nährender Stoff
betrachtet, eben so viel werth ist, als
8 Pfund Fleisch, so haben diese 7,500 Pfund
der trocknen Knochen - GaUerte einen eben
so großen Werth, als 60,000 Pfund Fleisch,
und wenn im Durdischnitte das Pf^. Fleisch
zu a gr« angenommen wird,' einen Geldes«
werth von 4ooo Hthln.
Bringt man femer das Pfund gewonne-
nen Fettes zu 4 p» in Anschlag, io haben
die gewonnen 1875 Pfund Fett, einen Geld-
werth von 3127 Rthlr,
Folglich gewinnt eine solche Anstalt
hierdurch fährlich 53 la Rthlr. la gr., wekhes
alle mögliche Aufmerksamkeit verdient«
Wlfff^mSRn^^*r^^>i^i\^^^r^Sft
B c m c r k ti n g e n
über
den Ziiftand
Medicinal- und Apothekerwefens
in'Italien.
VomProf. Harles»
xLliie Tivelmalige Anwefenhelt in Italien, ia
den Jahren igoi und 1803^ » während welcher ich
.nach und lizch faft alle Häuptojrte ' diefes durch
Natur und Kunll ausgezeichneten Landes (Ta-
xin, Genua, Lucca und 'Parma au^jgedomtncli)
zu befuchen Gelegenheit hatte, verfchallte mk
auch manchen Stoff zu 'Beobachtungen und Bo-
trachtungen über den* gegenwärtigen' Zuftand
des Medicinal - und Apothekerwefens in den
▼erfchiedenen von mir befuchten Staaten und
Hauptflädten Italiens, von denen ich dat^ ^vk
xvni. B. 4. Sc. A
mir aus meiner Erinnening und einigen wccf
gen in meinem Tagebuche aufgezeichneten le
metkungen zu Gebote fleht , den Liefem dJcfa
g^chätzten 2eitfchrift mittheilen jwilK Wcs
das Folgende auch Gottlob den Vorfiehem aoi
Mitgliedern des teutfchen Medizinal - imd Apo
thekerwefens (wenigßens in den nuißen lit
dern und Städten Teutfchlands^ nicht als ä
Beifpiel zur Nachahmung aufgefiellt wcnis
' kanui fo möchte es doch infofem für fie okk
ohne Nutzen und Interefie feyn , inrofem b
fich daraus überzeugen können » -wie wA^
Ganze der teutfchen Medizinal - und Apod»
kerpflege an Zweckmäfigkeit and Wohlthät^
dem italiänifchen (nur etwa in gewifler Hinick
die Cifalpinifche Republik ausgenommen) ^'
ausgerückt fey, und wodurch zunächft dieUso*
gel und Gebrechen des letztern» fo wie eiacs
jeden ihm ähnlichen, begründet werden* Vt
benlier findet üch dann auch wohl em FingR'
zeig auf pia deßderia in unferm teutfchen Vater-
laude, dergleichen wohl in verfchiedenen Ge-
genden und Städten deflelben , m Bezug vi
jene allgemein wichtigen Gegenftäude» noch gx
manche exiftiren mögen ; ein Memento fiir di(i
welche fich mit ihren italiänifchen Kollegen ib
"einer etwas zu nahen Verwandtfchafft und su*
gleich mit dlefen getroffen fühlen ^ Yiellekbc
auch dne Veranlaflunß für ein und. den aHn
idern, den es angeht«, und der Autorität, Kraft
und Einflufs genug 'befitzt, den. Mängeln,, an
denen hie -und da das teutfche Medizinal - und
\Apothekerwefen noch leidet, zweckmäfig und
dauernd abzuhelfen.
Vorher mufs ich aber noch Folgendes be-
jnerken. .EiAens foll und kann das, was ich
hier über den obigen Gegenßand liefere, nur
ein Fragment, eine kleine Zahl kurzer und ab-
gebrochener Bemerkungen feyn, für deren Rich-
tigkeit ich mich zwar verbürge, deren' detaillirte
Ausführung ich aber gern andern mit Italien
bekannten Aerzten überlafie, je weniger fie auch
hier von mir verlangt werden kann. Sodann
werde ich mich hier aus gewiflen Gründen auch
blo8 auf das eigentliche öffentliche und private
Medizinal « und Apothekerwefen befchränken,
und felbft bei diefem die italiänifchen Hofpital«
anHalteu nur kurz berühren, die medizinifch«
chirurgifcheh Lehr - imd Bildungsanflalten (auf
den hohen Schulen ^ CoUegien, Indituten etc.)
Italiens hingegen ganz übergehen; da ich ohne*
hin von diefen theils fchon einige Naclirichten
in dem Journal der ausländifchenmed. Literaiur*')
*) Welches, beiläufig ^efagt , zwar feit dem^ April
d. vor. J. durch verfchiedene zufallige ümltänoe
uuCM-brochcn wordtn ift^ aberYOO jeztau^ unter
A 1 '
gegeben, habe, tbeils noch xnelu'ere, mit ^
naueren Details , künftig in demfelben Jounul
SU liefern gedenke. ^
Aus den ehemaligen Piemontefifchen, (ject
der franzöf. Repub. einverleibten) Staaten, dem
Parmefanifchen und Genuefifchen kanp ich ko-
ne Nachrichten, den Zuüand der dortigen He-
dezin und Pharmacie betreffend, mittfaeileD,
weil ich diefe Länder nicht befucht habe« In*
delfen weils ich , dafs das Medizinal - und Apo*
thekerwefen in jenen Ländern, wexugüens bis
auf die Zeit ihrer refp« ßefitznehmung von dea
Fianzofen (die doch bereits, wie ich höre,
mehrere heilfame Abänderungen , befoDdoi
durch zweckmäfsigere Einrichtung von Medifr
nal - und SanitätskoUegien , fo wie durch An-
fiellung von gefchickten . Departements - uiui
Bezirksärzten, getroffen haben) im Gänsen deffl
des übrigen — und namentlich des nicht lepu-
blikanifchen — Italiens gleich war.
Bei meiner erAen Reife nach Italien, in dea
Monaten Auguft bis November 1801, nahm ich
den Weg über die Schweitz und den St. Golt-
hardsberg, den fchönen Lago maggiore, (deifen
reizende Ufer und Umgebungen mich wenig-
einigen 2T\rcckmäfigen Veränderungen und in
einem andern Verlag, von dem Hrn. G. R. Hu-
feland und mir ununterbrochen fortgefetit w«r-
dtn wird«
fiens eben fo fehr anzogen, als die auf ihm ge?
lejgene — eigentlich nur durch den Aufwand
der Kund und des Cuhurfleilses merkwürdige
— Ifola bella), und Sefto nach Mailands Von
da fetzte ich die Reife über Favla^ Lodi *>,
Crema (wo jetzt der thä(ige Dr. Br^ra als De-
partements- und Hofpitalarzt ift), Bre^cia, V^,
rona^ Vicenza, Padua^ nach Venedig fort. Hier-
auf gieng ich über Ferrara und Bologna nach
Florenz y Fifa ^ und Livorno^ und reifte von da
wieder zurück nach Venedigs von wo ich meine
Rückreifc über Trevifo und üdine durch Kärn-
ihen und Steyermark nach WieA u. £ f,, fort-
fetzte^ ^ •
Auf meiner zweiten Reife, in den- Mona-
ten Junius bis Septembet 1803, nahm ich mei-
ne Route durch das Tyrol über Botzeii, Trieiit
und Trevifo nach Venedig , und befuchte vpn
da aus abermala Padua^ fo wie die in feiner
Nachbarfchaft gelegenen Bäder. Hierauf gieng
ich über Bologna, iSinigagliai Ancona^ ItotetiOf
Spoleto, Terni etc. nach £om, befuchte voa da
aus einige umliegende merkwürdige Orte, reifste
dann nach Neapel, und nahm von .da meinen
Rückweg über Bom^ Florenz , Bologna ^ Fenc
♦) In den niclit ' kurfiv gedrnkten Orten htbe ich
mich encvre^l^r niclit , oder nicht lange genu^
aufgelialt^^ um genauere Beobachtungen anfal-
len zu Können*
mir aus memer Erinnerung und einigen weni-
gen in meinem Tagebuche aufgezeichneten Be-
merkungen zu Gebote lieht , den Lefern diefei
g^chätzten 2eitfchrift mittheilen [will. Wenn
das Folgende auch Gottlob den Vorßehern und
Mitgliedern des teutfchtn Medizinal - und Apo«
thekerwefens (wenigfiens in den mdßen Län-
dern und Städten Teutfchlands) nicht als ein
Beifpiel zur Nachahmung aufgefiellt werden
kanUi fo möchte es doch infofern für lie nicht
ohne Nutzen und Interefie feyn, infofem fie
fich daraus überzeugen können, wie . writT das
Ganze der teutfchen Medizinal - und Apotlie*
kerpflege an Zweckmäfigkeit und Wohlthätigkeit
dem italiänifchen (nur etwa in gewilTer Hinficht
die Cifalpinifche Republik ausgenommen) vor-
ausgerückt fey, und wodurch zunächfl die Man«
gel und Gebrechen des letztem» fo wie eines
jeden ihm ähnlichen, begründet werden. Ne-
benher findet fich dann auch wohl ein Finger-
zeig zut pia deßderia in unferm teutfchen Vater-
laude f dergleichen wohl in verfchiedenen Ge*
genden und Städten defielben , in Bezug auf
jene allgemein ivichtigen Gegenftäude» noch gar
manche exifilren mögen; ein Memento für die,
welche fich mit ihren italiänifchen Kollegen in
einer etwas zu nahen Vjerwandtfchafft und zu*
gleich mit dvtieiv ^^tioffen fühlen j Tielleichc
mehr crft im Werden , und hat manchen
Kampf theils mit dem zu tief eingewurzelten:
Schlendrian, theils mit den Vorurtheilen des
Volkes, fa^ wie mit der Trägheit, Ignoranz
und felbil mit den Ränken und Widerfetzlich«
leiten einzelner Aerzte zu begehen. Am heften
prganifirt und ii^ der zweckmäfigften Thätigkelt
fcheint mir — aufser der medizinifehen Fakul-
^tät zu Pawa,* die freilich nur gewiffermafsen
und für einen befchränkt^n Diflrikt ali Verwal-
tungsftelle der öjQfentlichen Medizinal- und Sa-
xiitätspflege betrachtet werden kaiin, übrigens
aber in ihren dahin gehörigen Arbeiten, die
zweckmäfigfie Thätigkeit und ^e geläutef ften
Einrichten zeigt — die Ober - Medizinal - und
Sanitäts • Komiflion (oder Delegazione ) z1i
Mailand^ und nächft diefer die zu Bologna , un-
ter deren Mitgliedern die mehreßen der dorti-
gen medizin. chirui^« ProfeiToren find« Ich
werde nachher noch auf diefe eben genannten
Städte zurückkommen«
In dem übrigen Italien exiftiren Cs/Zegia
medico ' chirurgica f oder folche oberile, vom
Staate eingefezte und diefem verantwortliche
Verwaltungsgremien der öffenflichen Sanitäts-
pflege und aller Zweige der Staatsarzneikunde,
nur dem Napieh nach* Ja von untergeordne-
Ufn und Pr%vinzialkoUegieu diefer Art, findet
gegeben, habe, iheils noch melu'ere, mit ge.
naueren Details , künftig in demfelben Journal
SU liefern gedenke. -^ '
Aus den ehemaligen Piemon.tclifchen , Qezt
der franzöf. Repub. einverleibten) Staaten, dem
Parmefanifchen und Genueflfchen kann ich kei-
ne Nachrichten, den Zuüand der dortigen Me-
dezin und Pharmacie betreffend, mittheilen,
weil ich diefe Länder nicht befucht habe. In-
deflen weifs ich , dafs das Medizinal - und Apo<
thekerwefen in jenen Ländern, wenigftens bis
auf die ^eit ihrer refp. ßefitznehmung von den
Franzofen (die doch bereits, wie ich höre,
mehrere heilfame Abänderungen , befondeis
durch zweckmäfsigere Einrichtung von Medizi«
nal - und SanitätskoUegien , So wie durch An-
fiellung von gefchickten . Departements - und
Bezirksärzten, getroffen haben) im Gkinzen dem
des übrigen -— und namentlich des nicht repu-
blikanifchen . — Italiens gleich war.
Bei meiner erften Reife nach Italien, in den
Monaten Auguft bis November 1 80 j,. nahm' ich
den Weg über die Schweitz und den St. Gott-
hardsberg, den fchönen Lago maggiore, (deifen
reizen^le Ufer und Umgebungen mich wenig-
einigen zweckmäligen Veränderungen, und in
einem andern Verlag, von dem Hm. G. R. Hu-
feland und mir ununterbroclLen fortgefetzc wor-
df& Tfild» /
Jlens eben fo fehr anzogen, als die auf ihm ge?
legene — eigentlich nur durch den Aufwand
der Kund und des Guhurfleilisies merkwürdige
— Ifola bella), und Sefto nach Mailand. Von
da fetzte ich die Reife über Pavia, Lodi *),
Crema (wo jetzt der thätige Dr. Brera als De-
partements- und Hofpitalarzt ift), Brescia, Fe^
rona^^ Vicenza, Padua^ nach Venedig fort Hier-
auf gieng ich über Ferrara und Bologna nach
Florenz^ Pifa^ und Livorno^ und reifte von da
wieder zurück nach Venedigs von wo ich meine
Rückreifc über Trevifo und Udine durch Kärn-
ihen und Steyermark nach Wieh u, f. f. forl-
fetzte.
Auf meiner zweiten Beife, in den^ Mona-
ten Junius bis September 1803, nahm ich mei-
ne Route durch das Tyrol über Botzen, Trieut
und Trevifo nach Venedig , und befuchte von
da aus abermals. Padua^ fo wie die in feiner
Nachbarfchaft gelegenen Bäder, Hierauf gieng
ich über Bologna, iSinigagliai Ancona, Loretto,
Spoleto, Terni etc. nach Rom, befuchte voa da
aas einige umliegende merkwürdige Orte, reifste
dann nach Neapel, und nahm von .da meinen
Rückweg über Rom^ Florenz, Bologna, Vene»
*) In den niclit ' kurfiv gedrnkten Orten Iitbe ich.
mich entvre^^ nichts oder nicht lange genug
aufgelialt^y um genauere Beobachtungen anftdr
len zu Können. ' " ^ , .
— 8 —
man in den Provinzen und Depaitementem ein-
selner ital. Staaten, z. B. des NeapolItMifchen
und des KiicbenAaates kaum eine Spur oder
ein kaum fo zu nennendes und ganz zwecklofes
Analogen. Ueberhaupt haben die Italiäner
kaum einen Begriff von dem Ganzen und von
einer zweckmäfigen Leitung und Verwaltung
der Staatsarzndkunde (welches nicht ganz fchick-
liehen Ausdrucks ich mich nur in Ermangelung
eines beffern, bediene).
Man kann fich erflens nichts Schlechteres
denken, als die medizinifche Polizei in Italien«
Zu den Gegen (lau den und unter das Fomm
einer gut eingerichteten medizinifchen Polizei
gehören bekanntlich: genaue und öfters wiedei-
holte Unterfuchungcn und Berichte über den
phyfichen und Sanitätszulland der Einwohnet,
über die gewöhnlicli auf fie und ihren Gc-
fundheitszuftand wirkenden Einfluffc des KU«
ma's, der Luft, der Nahrung, der Lebensart
und Gewerbe, und des Verkehrs mit andern
Völkern, über auffallende und erweisliche Ver-
änderungen in diefen Einflüfleni infofern Ce
nachtheilig und kraiikheiterzeugend auf eine
gröfsere Zahl von Einwohnern gemeinfchaftlich
wirJcen, z B. Miswachs, ungewöhnlich fchlechte
oäer verdorbene Nahrungsmittfel und Getränke,
übermäfslgei od^i fonü^fchädUch wirkender Luxui
— 9 —
und andere Ausfchweifungen, infofem fie auf
das VÄM Mehrerer einen nlatürlichen'Einfluft
haben, luftverdierbende oder der Gefundheit
Idehrerer fchädilche Gewerbe und f'abrik^tionen,
(denen wenigftens ein anderes Lokale zu ge-
ben, oder ein weniger fchädlicher Modu/; labo-
landi vorzufchreiben ifl), nachtbeillge und durch
Anftekkung oder durch Schwängerung der At-
jnofpäre leicht Krankheiten und Epidemien er-
zeugende Stoffe , (Unrath, faulende, Aagnirende
Subftanzen, Effluvien auf öffentlichen Plätzen
oder in Privathäufern etc. ) vorzüglich auch
übei; ausbrechende Epidemien und anileckende
Krankheiten (auch Epizootieen), ihren Urfprung,
und über die zweckmäfsigilen Verhütungs - und
Heilanßalten gegen diefe, endliich 4uch über
die gehörige Befchränkung der Ausübung der
Arznei - und Wundarznei - fo wie der Apothe«
Icerkunil, auf die von den Staats- oder den
treffenden m^dizinifchen Behörden dazu berech«
tigten und verpflichteten Perfonen, alfo auch
über die Mifsbräuche und unbefugten Eingriffe
und Schliche von Afterärzten, Pfufchern und
Quackfalbern , und über die kräftigüen Mittel,
dem Unwefea der medizinifchen ,Quackfalberei
zu fleuern, und dadurch das Wohl der Ein-
wohner, und die Würde und Wirkfamkeit der
zechtmäfsigen oind kunllerfahrnen, Praktiker au
(etfuchungen über den SaDitätszufiand des In
des 9 über auffallende Eigenheitea und Vcd
derungen desEUim^'s, des Bodens, und derWtt
xuog, übei; fchädliche Einwirkungen gevi
Gewerbe und Arbeiten auf datf gemeine ph^
fdie Wohl u« f. w. anziiAellen, oder wai|
Aen3 ölFendiche Berichte darüber und Verwd
Tungsregeln etc. bekannt zu machen. Gefdiki
auch etwas diefer Art, fo bleibt es gewöhnü
bei der blofsen Anzeige der etwa eingetidei
Schädlichkeiten, ohne dafs ernAe -Vorkeiutf
gen dagegen getroffen und mit zweckmäfi^
Thätigkeit ins Werk gefezt werden. Id
muffen dergleichen gemeinfchädliche EdÖ*
(z, B. verdorbenes Getraide, Thöurung daU-
bensmittel, Waffermangel, verpeftende Efflufl*
aus Sümpfen etc.) fchon fchreiend genug feji»
wenn fie die Aufmerkfamkeit der mediziu^
Kollegien, oder der fupplirenilen Behörden c
regen, und fie zur Ergreifung von Alaasrejd
dagegen ermuntern foUen. Man fielit häd
todtes Vieh auf den Heerßrafsen , noch häuß»
fchlechtes und fchon Hinkendes Fleifch ab(
ftandne Fifche etc. auf den Märkten fchinut
ge Unreinigkeiten in Menge in den Strafe
mancher Städte, ohne dafs es den dazu bcfi
len Aerzten einfiele , Anzeige deshalb zu n
chen, und eirv VetUot dag^e^en zu bewirk
Aerzten verlangen kann) die ricktigßen, deuti
lichßen, und vin einer gründlichen Kenntnifs
der Natur- des zu bekämpfenden Uebeltf und
der Bedingungen zu feiner Hebung gegründe«
ten Vorbauungs - und Heilregeln und Mittel
enthalten«.
Von allen diefen und noch manchea an«
dem Gegenwänden und Erforderuiffen einer gu<
ten und weilen Medizinalpolizeiverwaltung (von
denen freilich viele auch an manchen Orten
unferes teutfchen Vaterlandes, auch da wo Me* *
dizinalkollegien find, noch fehr mangelhaft und
zweckwidrig behandelt w^en), finden lieh in
den allermeiften (um nicht zu fagen in allen)
Provii^zen und Städten Italiens, felbft da, wo
zahlreich befezte CoUegia medica exif&en, nur
wenige fo berückfichtigt und betrieben, wie es
zur ExiAenz und zur gemeinwohlthätigen Wirk-
famkeit einer medizinifchen Polizei und öffent^
liehen Sanitätsinfpectiqn erforderlich wäre; viele
und zum Theil die wichtigfien jener ^Punkte
und Obliegenheiten durchiius tiberfehen, ver*
fäumt und vernacbläfigt. Den medizinifchen
Kollegien zu Venedig, (wenn dort nicht, wie
.es den Anfchein hat, feit der jetzigen Oefler-^
reichifchen Regierung hierinn befli^e Einrich*
.^tungen getroffen werden), Rom, Florenz , Nea-
pel u. f., f. fällt es ga]; nicht ein, offizielle UiV:
— 12 —
(etfuchungen über den Sanitätszußand des Lan-
des, über auffallende Eigenheiten und Verän-
derungen des Klimans, des Bodens, und der Witte-
rung, über fchädliche Einwirkungen gewifler
Gewerbe und Arbeiten auf datf gemeine phyfi-
fche Wohl u« f. w. anzuAellen, oder wenig-
Aen3 öffentliche Berichte darüber und Verwah*
Tungsregeln etc. bekannt zu machen. Gefchieht
auch etwas diefer Art, fo bleibt es gewöhnlich
bei der blofsen Anzeige der etwa eingetretenen
Schädlichkeiten, ohne daüs ernfle Vorkehrun-
gen dagegen getrofifeu und mit zweckmäßiger
Thätigkeit ins Werk gefezt werden« Auch
müiTen dergleichen gemeinfchädliche Einfiüfle
(z* B, verdorbenes Getraide, Th^urung der Le^
bensmittel, Waffermangel , verpeftende Effluvicn
aus Sümpfen etc.) fchon fchreiend genug feyn,
wenn fie die Aufmerkfamkeit der medizhiiTchen
Kollegien, oder der fupplirenden Behörden er-
regen, und fie zur Ergreifung von Alaasregeln
dagegen ermuntern foUen. Man fieht häufig
todtes Vieh auf den Heerßralseu , noch häufiger
fchlechtes und fchon Hinkendes Fleifch, abge-
ftandne Fifche etc. auf den Märkten, fchmutzi«
ge Unreinigkeiten in Menge in den Strafscn
mancher Städte, ohne dafs es den dazu befug-
ten Aerzten einfiele, Anzeige deshalb zu ma-
-chin^ und eixv Vetb^x. ^^^<^^^^x' im bewirken.
Jeder kann Brod und allerlei Gebackenes vet-
luLufen, ohne dafa unteifuclitwird, ob er dazu
befugt fey » und ob er lieh keiner fchädlicbeti
Ingrediensien bediene. Die nieifien Speifen
werden in .den italienifchen Gaft • und Privat»'
häufem in kupfernen Gefäfsen gekocht, und
wenn'diefe auch gewöhnlicli verzinnt find, fo
.bekümmert fich keine medizinifche oder andere
Polizeibehörde um die Befchafifenheit diefer Ge-
fälle, und um die Nachtheiie, die aus einer
vemachUU>en oder fchlechten Verzinnung für
fo viele Menfchen entftehen können«
In Hinfichl der öfleiitlichen Lulldimen ge^
fchieht noch weniger.. Zwar giebt es in ganc
Italien keine öffentlich geduldeten oder noch
weniger privUegirte Bordelle , aber dennoch — •'
wie man fich leicht denken kann — für die
Venus vulgivaga die häufigfle und unge&ichte-
fle Gelegenheit. Es giebt in jeder Stadt — am
meiden in Neapel — eine Menge folcher feilet
Gefchöpfe (in Neapel rechnet man deren weit
über loooo), welche ihre Kuppler (feltner find
es Kupplerinnen), gemeiniglich die unverfcbibn-
teflen und xudringlichfien Menfichen haben ,
und fich durch diefe verbandeln laflen. Weaa
daher auch auf den öffentlichen Strafften uu«l
Plätzen der itaiiän. Städte nicht foUber anftöfsU
gec Unfug und Iblche Upggzogcnh<:iten vofftl»
— i6 —
fiecfamgen, die durch Schiffe aus vadScUgoi
odec notonfch von der Peft oder p^uigoi
Fiebern befallenen Orten verbreitec wenlen kön-
nen; und trifft zu diefem Ende die
chen Anftalten der einfachen oder bei
ren Verdacht der doppelten Quaraiiitaipe« < des
J>urchniuchems und Durchlüftens der auodb-
denden Waaren und Papiere, oder auch da
Verbrennens ppirklich rerpeßeterWaaren» dcriUb-
fondening verdachtiger oder kranker ^CaimMiifc
von disr gefunden u. L w. Alleine zu
gen,. daCs .diefe an fich fehr guten
doch' nicht immer mit der gehörigen "Voificht
und Strenge befolgt werden, (woran geineiiii|!^Bch
Eigienttutz Schuld ift), fo find auch in iiii|irn
ital« Häfen die Anftalten und Gebäude xor
Quarantaine in Hioficht auf das Locale gar
nicht fo befchaffen , wie £e zur £cheis EjTei-
chung ihres Zweckes feyn feilten. So inl be-
Ibhders in jlncona^ wo doch ein ftarker Han-
delsverkehr ifl, die zur Quarantaine beRimoies
Gebäude fammt dem Lazareth etc. viel jtu nahe
an der Stadt, oder vielmehr man geht von der
lanc^en Strafse, <Ue die Vouladt (von Siiii^a^^IIa
her fowohl, als von Loietto und Rom her,
denn man mufs durch ein und daffelbe Thor nach
den entgegengefezten Orten ein • und auspa&
XJtn) aufmacht, bU» über eine ZughiucJce in
^ 17 —
, das an lieh fchöne und «ziemlich gerMuinige
Quarantaine • und Ls^arethgebäude. Brechen
alfo In difefem durch an gefleckte Schiffe. Kr^Dk*>
heiten aus , fo ül auch die Stadt nicht vor An«
ileckuhg gefichert. In den kleinern Häfen des
Kirchenftaats und des ueapolitanifchen Heichs^
Sinigaglia , Fano ^ Pefaro , Mola dt Cdeta U. <t' find
die Sicherungsanftalten gegen die von derSee her
zu befürchtenden Anfteckungskrankheiten noch
viel unvollkommener^ und es fehlt dort zumTheil
ganz an eigentlichen und abigefonderten Qua-
rant^inegebäuden. Weit befFer iß zwar auf der
einen Seite in den Häfen von Seapel und ^ens-
dig für die V^bütung der Anßeckung und ih*
rer Verbreitung von Schiffen aus geforgt^ inlb-
fern nämlich die QuarantaiuegiErbäudö iUid £iä-
zarethe für Schiffe aus det Levante öder än-
dern verdächtigen Orten im Uafen von Vent*
dig eine Stunde von det Stadt entfernt (im. £o-
genannten Laiantto vecdüo und nüovo') befind-
lich find, und die Schiffe in bedenklicheten '
Fällen, bei fchon ausgebrocbtoeti J^ukheiiien,
noch etwas übeif eine Stunde weitet (bei der
Infei Tifold) bleiben muffen^ .Und vai ckiajeftäti*
fchen Hafen von Niaptl^6xt ( unaüfebnlicheti
und faft tuitieiiättigen) Läüiatethgebäude iü^ die
Quarantäine hältenden Schiffe «auf eiueiü näkten
wii fteiieh Felfeu dicht bel^^et Inlel Nmdä,
-- lö — .
(iieinabe drei Stunden von der Stadt) angekjgt
find.. Aber in anderer Hinüchl, d. li» in Afile-
htißg der medizinirchen Verwaltung und Jk-
handlung, möchten diefe Lazaxeth - und Qua-
nintaineänfialten y/ahl auch wenig vor den üiiri-
gen. italiän. Häfen voraus haben. Es find zwar
an allen öffentliche Lazareih - Aerzte (iWedid
dtlla Sanitär in Venedig und Neapel ein Proio^
medico d. h. ohngefähr die Peßihnttarü amdeiac
Xiänder), und aufserdem auch einige Chiruigen
angefietit, von denen die erfieren täglich ein*
zwei • und nadi Befund mehremalen das Laza-
teth (denn Ce wohnen nicht felbft da^ befuchen
und die Mannfdhaft auf den ^chÜTen untedu-
eben nsüffen; auch befindet fich wohl ein t/ei*
ner Arzneivorrath und das nöthigfie chirurgifdii
Geräthe in jenen Anfialten. Aber die Unter*
fucbungs - und medizinifche Behandlungsart ift
doch dort in der Regel ziemlich nachläffig und
oberflächlich« Man wendet bei ausgebrochenen
Krantkheiten nur zu oft nicht die rechten Mittel
und Arzneien an, verordnet nicht felr^n ftark«
Ausleerungsmittel (befonders Brechmittel), mit-
unter auch wohl Aderläffe, neben China und
Kampfer in dergleidien höchfl typhodifehen Fi«*
bem, befchränkt fich zur Unterdrückung des
Contagiums und Verwahrung der Unangefteck«
tea yoc ihm auf Räucherungeu von Kamijfte
~ ^9 "^
und gewiiTen aromatifch - harzigten Raucher«
pulvern, und mit Befprengung der Zimmer \
und KleidungsflücJce mit einfachen oder äroma-
madfchem Effig. An die — doch fchon feit
einigen Jahren bekannt gewordeneu, und allen
Nachrichten nacli fo vorzüglichen -— Räuche-
ruhgen mit jden Dämpfen der Salpeterlaure oder
auch nur der conzentrirten Effigfäure,_ fcheint
man bi&r jezt in den Peühäufern der italiänU
liehen Häfen noch nicht gedacht «u haben; we*
nigften» find fie dort noch nirgends im Ganges •
In Hinficlit anderer epidemifclien und ton-
tagiöfen Krankheiten, die unter den Bewohnern
der voh der See entferntem Städte und Gegen-
den ausbrechen , gefchieht von Seiten einer Sa-
nitätspolizei noch vielweniger. Es iß gewüji
etwas höciiß Seltenes, wenn bei ausbrechenden
Ruhr - Typhus - Ausfchlags - etc. Epidemien iti
den italiänifchen Staaten (neuerdings etwa die*
italiänifche Republik ausgenommen) von den
oberüen Medizinal • und Sanitätsbehörden ge-
druckte Awiso's und Belehrungen üiitejr das
Volk • zur Verhütung und Befchränkung der
Anfieckung oder zur nöthigftea Selbßbehand« ,
lung verbreitet werden. Und doch herrfchen
dergleichen ^ Krankheiten in vielen Gegenden
Italiens häuüg und todten viele Menfchen. So
kerrfdien in und um Rom jähtlicVi m 'doi 'ä^'DOL-:
— fiO r-
mermonaten ; beronders vom Julius bis zum
September I zahlreiche remittirende ^ervenfiebei
C Typhi per eminentiam nervoß), fo wi^ auch ty*
phodifche Wechfelfiebef , deren Anfieckungakiaft
"^on Niemanden dort bezweifelt wird » und de-
ren wichtigfle äufsere TJrfache ohne allen ZmÄ-
fei in den durch die Sommerhitze ftärJcer und
Tielleicht auch conzentrirter entwickelten uiui
durch die heifse ^ dünne und trockne Luft leicb-
ter und weiter (befonders bei Südwinden) Ytt
breiteten Ausdünilungen d^r benaclibarten fbn^
tmjchtn Sümpfe zu fuchen ift. Auch iß der
Einwohner Roms und noch mehr der um]i6
genden öden Ebne (der Campagna di Boma)
von der Schädlichkeit der zu diefex ^eitheo*
ichenden Luft, (die auch deswegen durchgängig
unter den Namen der aria catliva odet moT aria
bekannt, und unter den Einwohnern det an*
grunzenden italiänifchen Staaten in einem noch
höhern Grad, als fie es verdient ^ verrufen und
gefürchtet ift), und von ihrem Einiluis auf
fchnelle Erzeugung der gefährlichften Fieber
durch Unzähliche Erfahruiigen io fehr über-
zeugt i dafs in jenen Monaten der grölste TbeS
der Landleute ) welche in den wenigen Dörfern
in den Umkreis yda s(, 3 und mehr Stunden
um Rom herum wohnen, mit feiner Familie
und mit temeu '&«\x«xi ia.Ocl B.mv i^s^ht^ u»
— 121 —
; dort zu fcUafeü , und nur tien gröfsern Theil
€*^A Tags, zur Beftreitung der nöthigfteu' Ga«
fchäfte in feinen^ Wohnungen auf dem Lande
zuzubringen. (Ich felbft' habe mehrere folche '
, Wägen mit Weib und Kind und mit Betten
zum Thor del Popolo liereinfahren fehen).
Und dieüi' deswegen, weil man — und dieb
nicht mit Unrecht — die Luft der Stadt Rom
fetbil , oder vielmehr ihrer ' höher gelegenen
'..Theile, diefTeits der Tiber, z. B. des fpanifchen
Platzes, des Viertels Trinita del Monte, des
Corfo u. a. m. (nicht fo . den kieinent, niedri-'
gercn, jenfei ts der Ti^)er gelegenen' Theil,
TransteverCf wo die Peterskirche, der Vatikan,
die Engelsburg, und fatalerweife auch das grofse
Hofpital S« Spirito befindlich find, und wo die
Luft in ddn Sommermonaten merklich fchlech-
ter ift, daher auch dort häufiger typhodifclie
Wechfcl- und andere . Fieber herrfchen) für viel
weniger verdorben hält, als die der öden und
ruinenvollen Campagna di Roma« *- Demphn«
geachtet thut das römifche Collegium der Aerzte
{fammt dem PollzeicoUegium) foyiel S|ls nichts,
um, foweit es wenigftena zja ihm läge,^ zur Ver-
minderung oder Verhütung jener geßihrlichen
', Folgen der {.uftverdetbipift bchülflich zu feyri,
öder um die. Einwohner und Landleute über
die ficherfiea YcipW^farungjBmixteV va V^t^^i^a^Vs
.■Z^^ Baben. cUe Päpfie dejc heuern Zat, jand
.befbnders der treffliche Frus VI, die GruDikB-
. hcbie. diefer menfclieiifreireucfeD und eioen bo^
.OEfiduIichen Difirikt d|er. födlichen Hiafie da
KlccheoiUab entvölkernden, und sitr ^Einöde
' tnaehenden EfflTuvien durch Atifitrocknung dar
pontinirdien Sümpfe fdbft zu vertilgeii. geiucht^
uttA Pms, VI. hat bekanntlich auf diefes gn»fe
ITnieraf hmen , das ihm (wenn es auch Dicht
vollendet werden konnte) fchon )dlein lauem
. Volke unveigefslich machen und ihm sum. im-
SerbUchen -Verdienfi gereichen mufa» mehieBp
Millionen Thaler gewendet Aber leider ge*
neth diefe Aufitrockiiung theils dutch die leb
gro&e Ausdehnung der Sümpfe., theila dnidi
.dieäufserfte ]^oiUpieligkeit derfclben uud-durck
den Mangel am G^lde, theils durch die Bevo-
lutionsfcenen der neueften Zeit und den Tod
des guten Pabftes ins Stocken. Und jezt, un*
ter der Regierung des aus Noth wendigkeit öko*
nomifirenden Plus VII. und bei dem fchlech-
ten Zußande der FäpfUichen Finanzen, fcheint
man jenes treffliche Unternehmen -—.'für eine
geraiune Zeit wenigßens — ganz ruhen laflen zu
wollen (fdbft befiimmten Aeulserungen der Be-
gierun^ zufolge), und erfchwert 'dadurch' freilich
. eine künftige Foftfetzung und Beendigung der-
üelbeui indeia unxend^fiien manche au^etrockM^
I
ieri vtnA urbar gemachten Stellen wieder zum
Sumpfe werden,, und vielleicht felbfl die un-
übertreixlich fchöne, fchnurgerade durch dra
^Sümpfe (bis Terracina, an ihrem Ende) in
ciher Cänge. yon weuigftens feehs deutfclien
Meilen föhrende ChauiTce an manchen Steilen
in Verfall gerathen wird; Auf jeden Fall ift
alfo durch jene ungeheure Arbeit bis jezt für
die VerbelTeruiigen der Luft in den pontini-
fchen Sümpfen und den nahegelegenen Gegen-
den noch nicht fehr viel: gewonnen; und' eß
bliebe alfo nodi immer wichtige Angelegenheit
der medizinifchen und der Landespol izer, zut
Verminderung' ihres fchädlichen Einflufles, fo-'
*welt diefs durch allgemeine polizeilich- medizi«
nifche Vorkehrungen .9 durch Angabe fier dien-
licEften Verwahrungtmittel etc. thunlich wäre,
kräftig zu wirken. Man. könnte z, B-. durch
Anfchläge oder . öffentliche Blätter bekannt ma«'
clien ia£fen, dafs die Einwohner Roms und der
umliegenden Gegend in jenen' gefährlichen Mo«'
naten fich mehr als fonft vor itarker Erhitzung,^
befoildeis in den Aben'dfhinden, und ftir fchneK
1er Abkühlung des in Schweis geratbenen Kör-
pers in der Luft (welche dort vor eine der
licherßen und geiahrhchßen Veranlaffungen zut
Anfteckuhg au halten ift), desgleichen vor dem
Ruhen und Schlafen in tie^degaaca xvsAi^'^^Sti^.
— s4 —
tfB Gegenden -unter- freiem Himmel' (wodmdi
feht oft fchon vom jerfieiimal das höainü^
Wecbfelfieber erzeugt wird), auch vof dem Tdi^
ken von vielem Waiter, befonders unreiocB,
oder aus (umpfigten, niedrigen Gegenden eiü-
fpringenden (worunter jedoch das uriübertref*
lieh gute und reine WaSer des diefieits der Tf
ber gelegenen Theila von Rom, das durch die
kofibarften Wafierleitungen groüsentheilsvon des
mehr als zwölf Stunden entlegenen Trevi -^ deo
alten Treviae — hergeleitet wird , nicht begriffet
ift), A> wie vor allen beträchtlich- fchwächen-
den und erfchlaffenden Einflüflen, AdeilälTeii,
Darmausleerungen u. f. w« zu hüten hätten. Difa
üe, im Fall eingetretener Anileckung odercp*
demifcher Krankheit aus jener Quelle, die dico-
lichflen Mittel, z. B. Bäuchern mit Säuren, W»
fchen mit Effig, Kamphergeifl u^f. w. zur Selbßvet-
Wahrung anwenden, und zugleich durch foi5-
fältige Abfqnderung der Kranken, Reinigung
der Gefäfse und Betten u. f. f. die ftrenglle Aut
merkfamkrrit auf Verhütung der weitern Krank-
heitsverbreitung haben follten. Dafs fie nicht,
ohne vori der JZ'weckmäfsigkeit de^ Verfahrens
unterrichte (zu feyn, im Krankheitsfall zu her-
kömi^lichen aber ohne Unterfcheidqng und
(fehr häufig) mit dem gröfsten Nachtl^U ange-
wsäidteii H3Lu%m\Udvi oder Vorfchiiften von
— ä5 —
unverlUbridigeii Afteränten und Lauen, wiewohl
,gaT zu ftaiken Brechmtiteln (die man, fo wift
überhaupt iii Italien, fo ganz befonders in Rom
{ehr liebt, fie gewohnlich aus dem — doch fo
leicht in typhodifchen Fiebern die fchwächen«
fien Duithfalle bewirkenden — * Brechweinfteiu
zuwendet, ja mit ihnen auch felbft bei der Kur
der fchlimiiiften Typhusfieber mdßtnthiils den
Anfang .macht), Purganzen , Aderläffen (mit de*
nen man dort ebenfalls auf eine wahrhaft
furchtbar verfchwenderifche Art umgeht, und
£e nicht feiten in den entfchiedenften aßheni« ,
fchen Fiebern «-wiewohl in den Spitälern Gott-
lob jezt vielweniger als fonfi — zu wiederhol«
ti-nmalen anwendet) ihre Zufludit nehmen fol-
len u. d. m. -^ Statt deflen nimmt man lieber
im Fall von ausbrechenden Krankheiten (die
jedoch in der Stadt iRom in jenen Sommermo*
xiaten nicht fo befländig vorkommen , und nicht
fo fehr den Aufenthalt der Fremden dafelblt zu
diefer Zeit — * falls fie nur die gehörigen Vor»
fichtsregeln beobachten — gefährlich mächen)
zur Befprengung mit Weihwafler, zu Amuleten,
zu Bittgängen und öffentlichen (^beten , und
überläfst das Uebrige Gott oder der Natur und'
dem Zufall« Ja man yerhnidert oder befchränkt
nicht einmal gewifle Gebräuche des Landvolks, die
offenbar auf ^ Befiirderung und AusbreUau^ä«!,
— s4 —
tfB Gegenden -unter- freiem Himmel' (wodurclt
fehr oft fchon vom jerfieiimal das bösartige
Wfcchfelfiebcr erzeugt wird), auch vor dem Trin-
ken von vielem Waiter, befonders unreinem,
oder aus (umpfigten, niedrigen Gegenden ent«
fpringenden (worunter jedpcli das unübertreff-
lich gute und reine WaSer des diefleits der Ti*
ber gelegenen TheiU von Rom, das durch die
kofibarften Wafierleitungen grofsentheils'vpn dem
mehr als zwölf Stunden entlegenen Trevi —^ dem
alten Treviae : — hergeleitet wird , nicht begriffen
ift), A> wie vor allen beträchtlich fch wachen-
den und erfchlaffenden Einflüflen, Aderläffeo,
Darmausleerungen u. f. w« zu hüten hätten. Daft
fie, im Fall eingetretener Anileckung oder epi-
demifcher Krankheit aus jener Quelle, die dien-
lichflen Mittel, z. B. Räuchern üiit Säuren, Wa-
fchen mit Effig, Kamphergeifl u*f w. zur Selbfiver-
Wahrung anwenden, und zugleich durch forg-
fältige Abfqndfrung der Kranken, Reinigung
der Gefäfse und Bet(en u. f. f. die ftrenglle Auf-
merkrainl{;eit auf Verhütung der weitern Krankp
hei^verbreitung haben fqllten, Dafs fie nicht,
ohne von der J^weckmäfsigkeit de^ Verfahren!
unterrichte (zu feyn, im Krankheitsfall zu her-
kömiQ^lichen aber ohne Unterfcheidi^ng und
(fehr häufig) mit dem gröOrten Nachti^U su^
wAdteu Ha\iim\XXAu oder Voifcluiften von
— ö5 ^ —
unverftändigen Afterärzten und Laien, wiewohl
gar zu ftaiken Brechmtiteln (die man, fo wie
überhaupt iii Italien, fo ganz befomlers in Rom
{ehr liebt, fie gewöhnlich aus dem — doch fo
leicht in typhodifcben Fiebern die fchwächen«
fien Durchfälle bewirkenden — « Brechweinfleiu
anwendet, ja mit ihnen auch felbft bei der Kur
der fchlimiiiften Typhusfieber mdßenthdls den
Anfang .macht), Purganzen, Aderläflen (mit de*
nen man dort ebenfalls auf eine wahrhaft
furchtbar verfchwenderifche Art umgeht, und
fie nicht feiten in den entfchiedenften afiheni*
fchen Fiebern «-wiewohl in den Spitälern Gott-
lob jezt viel weniger als fonfi — zu wiederhol-
te nmalen anwendet) ihre Zufludit nehmen fol-
len u. d. m. -^ Statt defien nimmt man lieber
im Fall von ausbrechenden Krankheiten (die
jedoch in der Stadt iRom in jenen Sommermo-
naten nicht fo befländig vorkommen, und nicht
fo fehr den Aufenthalt der Fremden dafelblt zu
diefer Zeit — * falls fie nur die gehörigen Vor*
fichtsregeln beobachten — gefährlich mächen)
xur Befprengung mit Weihwafler, zu Amuleten,
zu Bittgängen und Öffentlichen Gebeten, und
überläfst das Uebrlge Gott oder der Natur und'
dem Zufall« Ja man verhindert oder befchränkt
nicht einmal gewifle Gebräuche des Landvolks, die '
offenbar auf di^ Beförderung und Ausbreitung dec
— ft8 —
Auch in aadem Städten und
Italiens trifft man feiten befleie medisinifch*
lixeiliche Anftalten gegen etwa ausbi
^demifche Krankheiten. So ift es z. B. au'
bisherigen Erfahrung bekannt , dals man im
Stadt Neapel t die fchon öfters ilas Unglück!
von den gefäbriichften und verheerendften
demieen heimgefucht zu werden (wem fallt lusl
bei nicht Sarcone ein?) bisher von R^iemD^I
und Sanitäts- Deputationswegen zu deren He»|
mung fo gut als nichts that (wenn ich fr|
Quarantaineauftalten, und die neuefien iumtfl
liehen Anflalten des Königs zur Vermindeni^l
der Blatteryerheerung und zur Beförderuog ^
Kuhpockenimpfung ausnehme); dalii maoite
wohl in den fchlimmften Fällen andädidgel
Bufsübungeu und PTozeffionen zu^ dem häl
Januarius verordnete , auch wohl zu den
Wunder der Fiüfllgmachung des Blutes dieb
Schutzheiligen feine JZTuflucht nahm. — Sdbt
'die ^orgloAgkeit d^s Volkes bei ausbrechendes
bp6irtige^ Epidemleen (die freilich zunädill
Folge der Sorglofigkeit der Regierungs - und
Medizinalpolizei iß) geht (o ^eit, dafs mao
ohne grofs^ Bedenken und ohne fonderilche
Vorficht, fich der Betten und Kleidungsfiücken
von ^lenfchen, die an anßeckendep, hitzigen
f*ieberu ftarben, bedien! » wälirencl man hiDg^
und die frcfycj durch keine belrächllictien Berge
unterbrochene Communikation derfelbeu mit den
Sümpfen beitragen. (Gerade durch eine diefec
entgegengefetzte geographifcbe Lage , und durch
.die dazwifchenflehendcn Riffe der appenini>
fchen Gebirge 9 ift* <üe Stadt' Neapel von jenen
fchädlichen Einwirkungen der pondnifchen Süm-
pfe; die doch felbft noch mit (chmalen Strichen
in das neapolitanifche audlaufen, befreit). Hier-
aus erklärt fich alfo, in wiefern jene Verbreui^
nung der Stoppeln allerdings zur Verfchlipame»
Tung der Luft in und um Rom beitragen kanb
(obgleich Manche gerade, in jenem Gebrauch. ein
Verb^fltrungsmittel der Luft zu finden glauben,
wobei fie nur nicht bedenken, dafs es zwar an
Ort und Stelh^ wenn da die Luft fehon fchlecht
und mit mephitifchen Stoffen erfüllt war» filr^
eine kurze' Zeit und gewifs nicht viel länger , als
die Verbrennung dauert , luft^verbeffemd wirken
kann, nicht aber für entferntere Gegenden und
deren Atmofphären); imd in wiefern daher die
Behauptung des Ländmanns jener Gegenden
(die ich felbft aus dem Munde' einiger Land«
leute weifs) gegründet ift^ Wenn fie fagen, dafs
die aria cattiva der Campagna di Roma vorzüg-.
lieh mit oder bald nach dem s[often Juliu«
eintrete«
— so —
hcramwackclnden, unverhüllten Kopf deil
tcn zu erblicken? — '
Eine noch ftrengere Hüge verdient die indl
italiärjifclieh Städten noch herrfchende
heit, die Todten aus den vermögenderen!
den ohne Unterfchied der Krankheit, ani
fie ftarben (es müfste denn eine entfchie
peftartige feyn), einige Zeit vor ihrem Bej
nifs — wohl öfters einen Tag Icng — ^ ini
Hausfluren oder .Sälen zur öfiTemlichen Scbl
und zur andäditigen Befprengung mit WAI
waffer auszupellen, und fie nachher oiäil
bff entliehen Kirchen beizufetzen. In ganz 1^1
ftirbt keine Perfon aus einer nur einigenDifa|
angfcfehenen oder begüterten Familie , der A
in den Grüften der Kirchen oder der an ita»
ftofs enden Kreuzgänge (Campo Santo ^ bMiabeft
würde. Nur die Todten aus der armem Voll*
klaffe,' oder Einwohner und' Ausländer voa
einer andern ais der kathölifchen Confeffion '
werden in Kirchhöfen aufaerhalb der Stadt oder
auf leeren Plätzen innerhalb derf^lhen und
nachft am Thore, wie zu Rom, beerdigt. Beide
verwerfliclie Gebräuche (die offene Ausfetzuog
und das Begraben in den Kirchen oder andern
Gewölben innerhalb der Stadi) find leider auch
in vielen Gegenden TeutfchLands nur noch w
häufig im Schwange, und zu oft fchon von
gen vor Auszehrungskranttbeiten (die freilich in
Zfalieu ungleich feltener vorkommen, als bei un«)
den gröfsten Abrcheu hat, die Betten und^Zim*
iner, in denen ^in Schwindfüchtiger ftarb, forg«
fsiltig durchräuchert und laftet, und feine Rlei-
dungsflücke «etc. wohl, gar zuweilen verbrennt,
oder wegwirft.
Noch mufs ich eines Uebelfiandei erwäh«
xiM, der in mehiern itaUän. Städten, z. B. in
Venedigs Padua^ wo ich nicht irre auch in Hom
u. a. m. geduldet wird, den nämlich: dab man
die Todten bei ihrer Beerdigung in offenen Sär-^
gm durch die Strafseu der Stadt nach ihren Be-
gräbnifsplätzeu tragen oder fahren läfst. ^ Das
Utifchickliche und leicht fo Nachtheilige diefes
Gebrauchs, fieht Jeder leicht ein. Wie leicht
können, wenn der Todte an einer anilecken«
den Krankheit (die eben nicht gerade die Peft
SU feyn braucht!, wo es freilich auch nichtige*
gefchehen würde) geftorben war, dadurch Con«
tagien uud Krankheiren 'Verbreitet werden? wie
fchädlich kann für reisbare und nervenfchwache ^
Perfonen, für Schwangere u. a. m., wenn iie
zufällig aus den Fenftern der obern Stockwerke
herabfehen, der Anblick folcher (ieichen feyn?
Und wie widrig und ekelhaft ift es auch tut
Crefund«9 den bei jed^m Schritte der T^ei^^
— so —
heramwackeliiden , unveihüllten Kopf des Tod-
ten zu erblicken? — '
Eine noch ftrengere Hügevetdient die in allen
italiänifcheti Städteii noch henrchend.e Gewohür
heit| die Todten aus den vermögenderen Stän-
den ohne Unterrchied der Kranl^ieit, an da
fie flarben (es müfste denn eine entfchiedene
peftartige feyn), einige Zeit vor ihrem Begrab-
uifs — wohl öfters einen Tag kng — ^ in den
Hausfluren oder .Sälen zur öfifenilichen Schau
und zur andächtigen Befprengung mit Weih-
waffer auszufeilen, und fie nachher in dm
hffentlkhen Kirchen beizufetzen. In ganz Italien
ftirbt keine Perfon aus einer nur eiaigcrma&en
angfcfehenen oder begüterten Familie, der nicht
in den Grüften der Kirchen oder der an ihnen
fiofs enden Kreuzgänge (Campo Santo) begraben
würde. Nur die Todten aus der ärmern Volks-
klaffe,* oder Einwohner und' Ausländer von
einer andern als der katholifchen Confeflion
werden in Kirchhöfen aufserhalb der Stadt oder
auf leeren Plätzen innerhalb derfvlhen und
nachft am Thore, wie zu Rom, beerdigt. Beide
verwerfliche Gebräuche (die offene Ausfetzung
und das Begraben in den Kirchen oder andern
Gewölben innerhä:lb der Stadt) lind leider auch
in vielen Gegenden Teutfchlands nur noch zu
li^ufig im Sc\iwai\gj^) axciAl im oft fchon von
ceutrchen Aerzten und Nidaärzten in lixiet gan-
een Schädlichkeit und Verwerflichkeit dargefieUc
/worden, als dab man hierüber noch Erinnerun«
' gen zu machen nöthig hätte. Gewifs ift es
' übrigens, dals diefe Gebräuche in Italien, be-
' fonders im Sommer, bei der Hitze uqJ Trdk«
Xenheit des dortigen Klima's , noch mehr Scha«
den bringen können, als in kaltem Ländern,
und dafs dort insbefondere bei epidemifch- con-
tagiöfen Krankheiten die fchnellere Ausbreitung
und Verfchlimraerung der Epidemie durch jene,
die Staatspolizei entehrenden Gebräuche gar fehr
befördert werden kann. -^
Freilich kommen alle bisher gerügten Man«
gel und Blöfsen in der öffentlich. 6anitäts- und
medizin. Polizeiverwaltung,, wie aller Orien,
fo auch in Italien nicht allein dejn ärztlichen ^
Theil der Sanitäts - und PolizeikoUegicn , oder
den eigentlichen Medizinalkolhgien und zur Poli-
zeiverwaltuug mit verordneten Medizinal - De«
putationen zur Lafl, fondern fie ireffen auch
grofsetltlieils die an der iSpitze oder unter der
Mitglifedfchaft jener Kollegien etc. befindlichen
- Staats > Regierungs -. und Polizeibeamten , und
überhaupt die Vorfteher und Mitglieder der ge*
richtlicheh Polizei Verwaltung , au&er den Aerx«
^ ten. Aber diefen , den dazu y^pfUchteten
V — 3» —
Aenten, ift doch iminex der gröfsere Tlieil det
Schuld an Mängeln und Verkehrtheiten obiger
Art» beizumeflen, weil man yon ihnen mehr,
als von Jedem Andern, verlangen kann, dals
fie 'den Inbegriff und die gefammten Erforder-
nilTa einer gut und zweckmäfaig einzurichten-
den öffentlichen Sanüäts - und Medi»na1polizei-
Adminiftration genau kennen, dafs fie die in die*
fem Betreff im Staate oder Orte fiattfindendea
Idängel , Fehler , Ungebührlichkeiten u. £ w*
'Tcharf und bcffer als irgend ein Anderer, be-
merken und unterfuchen , und dafs fi« zu ibrec
Abhülfe die dienlichfien und fchnellwirkend&äi
Maasregeln ergreifen, oder wenn diefii — wie
leider bei zu fehr gebundenen Händen nur «i
oft der Fall ifi — nicht in ihrer Macht fieht,
dafs iie davon die nöthigeu und eindringend-
fien Berichte an die obeni Polizei • oder Begie-
rungsbehörden machen folleo. Wirken diefe
nicht, und verfaumen die obein Staatsbehörden
ihre Pflicht zu thun, und dem Arzt hülfreiche
Hand zu bieten, fo hat doch dieler, oder dai
medizinifche Kollegium feine Pflicht gethan,
ift. vorwurfsfrei und bei dem Publikum gerecht«
fertigt. Werden aber jene höhern Polizei - uod
Begierungsbehörden für das öffentliche Wohl
und die Sicherung oder Wiederherfiellung des
allgemeinen baau^aLtsftandei Juaitig und zweck-
— 55 ■ -^
verwerfliche Klafle jener Quackfalber , wie
Scharfrichter, Abdecker; ake Weiber aus der
niedrigften Hefe , Hirten u. f. w. unter * den
Italiänem , feibft auf dem Lande und' bei der
gemeinen Volksklafle, ungleich weniger im Kre.
dit und Gebrauch ift, als — unter unfern Lands» '
leuten. Wenn es auch imtnerhin in ttallert
xnedi^inifche Pfufcher genug urtd nur zuviel
giebt , fo ift doch der wirkliche Arzt oder Wund-
arzt in dei: Regel dort vielmehr geachtet, und
"wird viel allgemeiner gebraucht und dem After*
ärzt vorgezcgeh, feibft unter dem gemeinen
Manne, als in Deutfchlarid, Ja wienn 'gleich
der Stand eines Dottore noch jezt wie in den
alten leiten, in Italien eben nicht der 'glän«
' fcendfte und geehrtefte zu feyn fcheint^ fo ilt
doch das Änfehen und die Autorität dei Araü-
tes, als folcheh, dort in der' Äegel viel gröfser,
man vertraut feinen Einfichtini weif unbeding*-
ter, und folgt feinen Vorfchriften weit tvilliger
und pünktlicher, als fehr häufig bei uns. Et
giebt daher gewifs fehr viele Falnilien lind In-
dividuen in Italien^ die im Fall des Klrankwer-
dens alled eher leiden oder fich vom Arzte ge-
fallen laflen t^erden, altf lie fich einem Quack-
falber anvertrauen. Diefer mindere Unfug der
Pfufcherei kann aber nicht der (laicht ftattfid-
denden) Sorgfalt und Wachfamkeit der mßd&sLv
C 4
— 36 — ' *
hUchen Kollegien u. f. w zugefchrieben wetiai
fbcdem theils dem Herkommen, theils der in
' diefem Punkte aufjgeklärten Deakart der italu»
fchen Nation, --^ Die meiflen EiiigriJGfe io A
recfatmäbige medizinifche Praxis dürften in h
lien die Apotheker thun, die fehr häufig um mt
dizinifchen Rath befragt werden, weil fie— k»
fonders unter dem gemeinen Manne — in eioes
groÜBen Anfehen von Gelehrfanäkeit fiehen, »
dem diefer fie wohl dort, wie anderwärts, viä
der Menge der Droguen und Büclifen bend^
net. Ein andrer Grund liegt auch in der xtf^
läfligcn AufTicht der Medizinal- Behörden übff
üe felbfl« Davon noch in der Folge Etwafc
Viele Pfufchereien und praktifche Müpf*
fe und Verirrungen werden übrigens in te-
ilen auf der einen Seite vermieden, auf Jff
andern auch wohl nicht feiten hegüdtigif
durch die dort allgemein übliche (im Vedölt*
nifs zu Deutfchland) viel fchärfere Trennung ifX,
Medizin von der Chirurgie. In der Regel pflegen
fich die italiän. Aerzte nicht mit der Wundarf-
neikunft abzugebeii , und find auch eben, fo we*
nig dazu berechtigt, als die Wundärzte, logt-
nannte innerliche oder flreng ärztliche Prazlf
zu treiben. Ja in gröfsern Städten findet min
felbil für einzelne Fächer der Medizin und Cbi«
rurgie eigene Pi^Vükec^ die lieh aus^chlieiieod
I
\
— 35 ■ —
verwerfliche Klafle jener Quackfalber, wie
Scharfrichter, Abdecker, ake Weiber aus der
niedrigften Hefe , Hirten u, f. w. unter * den
Italiänem , feibfl auf dem Lande und' bei der
gemeinen Volksklafle, ungleich weniger im Kre.
dit und Gebrauch ift, aU — unter unfern Lands* '
leuten. Wenn es auch imtnerhin in ttaliert
medizinifche Pfufcher genug und ni;r zuviel
giebt , fo ift doch der wirkliche Arzt oder Wund-
arzt in der Regel dort vielmehr geachtet, und
wird viel allgemeiner gebraucht und dem After«
ärzt vorgezcgeh, felbft unter dem gemeinen
Manne, als in Deutfchland. Ja wienn gleich
der Stand eines Dottore noch jezt wie in den
alten leiten, in Italien eben nicht der *glän*
zendfte und geehrtefte zu feyn fcheint , fo ift
doch das Änfehen und die Autorität dei Araü-
tes, als folcheh, dort in der' Regel viel gröfser,
man vertraut feinen Einfichtert weit unbeding-
ter, und folgt feinen Vorfchriften weit tvilliger
und pünktlicher, als fehr häufig bei Uns. Et
giebt daher gewifs fehr viele Fatniliert und In-
dividuen in Italien, die im Fall des ICrankwer-
dens alleö eher leiden oder ficli vom Arzte ge-
fallen laflen Werden, als fie fich einem Quack-
falber anvertrauen, Diefer mindere Unfug der
Pfufcherei kann aber nicht der (ijicht ftatffia-
denden) Sorgfalt und Wachfamkeit der laedl&v
' C *
— 36 — ^
blfcliäi Kollegien u. f. w zugefchrieben werden;
focdem theils dem Herkommen, theils der in
' diefem Punkte aufgeklärten Denkart der italiäni-
fchen Nation, *— Die meiften EingrifiGe in die
recbtmäbige medizinifche Praxis düiften in Ita-
lien die Apotheker thun, die febr bäiifig um me-
dizinifchen Ratb befragt werden, weil fie — be-
fonders unter dem gemeinen Manne — in einem
groben Anfeben von Gelebrfamkeit fieben, in-
dem diefer üe wobl dort, wie anderwärts, nach
der Menge der Droguen und Bücbfen beredi«.
neu Ein andrer Grund liegt aucb in der nach«
läfligen AufTicbt der Medizinal- Behörden über
CiB felbfl« Davon nocb in der Folge Etwas.
Viele Pfufcbereien und praktifche Müsgiifi
fe und Verirrungen werden übrigens in to
lien auf der einen Seite vermieden, auf der
andern aucb wobl nicbt. feiten begünßigt,
durch die dort allgemein üblicbe (im Verhält-
nifs zu Deutfchland) vid fchärfere Trennung der
Medizin von der Chirurgie, In der Regi^l pflegen
iicb die italiän. Aerzte nicbt mit der Wundarx«
neikunft abzugebeii, und fmd ai^cb eben, fo vrei
nig dazu berechtigt, als die Wundärzte, foge-
nannte innerlicbe oder ftreng ärztUcbe Praxis
zu treiben« Ja in gröfsem Städten findet man
felbft für einzelne Fäcber der Medizin und Chi«
lurgie eigene PiaikuVec^^ die lieh ausfcblie&en^
— 37 —
mit ihnen befchäftigen, w)^ AugehSrzte, Steinj:
Operateurs u. a. m. Nur einzelne Männer von
, umfangsvolleien KenntnilTeny und ausgebieitet»^
rem Ruf machen, wie natürlich, eine Aysnah-
' me. Diefe fchärfere Trennung zwifchen jenen
beiden Hauptfächern, hat natürlich ^ihre gute
und ihre fchlimme Seite, wie ich für fachkun-
dige nicht näher zu erörtern brauche. So lange
aber überhaupt noch eine Trennung der Medi-
zin Von der Chirurgie in der Perfon des Aus«
übenden nothwendig oder gefetzllch ftgyn wird,,
fo lange ifl es doch uiiflreidg beiTer, wenn fie,
unter den in Italien nnd Frankreich exißireu-
den Umftändcn und Verhältniffen , durch fchär-
fere Gränzen beflimmt, als wenn fie ganz der
Willkühr oder Anmafsung des Einzelnen und
dem Zufalle überlaiTeii wird. Es mufs nämücb
nicht nur (wie in Italien und ganz Frankreich
der Fall* iil) die Wundarzneikunft ganz von
dem gemeinen Handwerk des Bartfcheerengf fb
wie von dem Metier des Baders abgefondert
feyn (wollte der Himmel, dafe dies endlich
auch einmal in Deutfchland durchgängig ein*
geführt würde,.' damit die Chirurgie, fcy es
auch nur die fogenannte kleinere , aus der Ge-
meinheit und Erbärmlichkeit, in die fie bei uiw
unter dem grö&ten Theil der Ausübenden, die
fich doch auch Chirurgen aemieB, durch die
— 38 —
Vereinigung mit jenen ati fich höchlt niedrigen
und unwürdigen Handihierungen verfenkt iit,
emporheben könnte, was denn freilich ohne
Unterßützung von Seiten der Regierungen nicht
gefchehen kanti), fondem es mtiflen auch die-
jenigen, welche fich mit der Ausübung dei
Chirurgie und Geburtshülfe befchäftigeu wollen,
diefe Wiffenfchaften auf eine regelmälsige Ait
und unter den gehörigen Vorkenntniflen auf
hohen Schulen fiudirt, und in ßrengen akade-
mifchen Prüfungen ilure Tüchtigkeit zur Aus-
übung hinlänglich «rwiefen haben ; worauf fie
denn , wo dies eingeführt feyn foUte , nicht nur
auf die Auszeichnung durch eine akademifche
oder andere Würde, z, B. eines Doctors, Li-
zentiaten u. f. f. , fondern auch überhaupt gröf-
feres Anfehen und hohem Rang, als die gemei-
nen foi - difants Wundärzte oder Bader genief-
fen , gegründeten Anfpruch machen können, fo
verhält es fich in^ Ganzen genommen auch in
Italien , und infofern fleht dort die Chirurgie in
einem weit vortheilhafteren und würdevolleren
Verhältnifs zur Medizin, ivie in den meißen
Gegenden Deutfchlands. Das Bartfcheeren ift
dort 5 wie in Frankreich pnd England » mit dem
Metier des Frifeurs vereinigt. Das Badai haben
gleichfalls eigene Leute, welche Badftuben hal-
fen ^ und- ilch nicht Wundärzte uennen dürfen ,
-^ 39 — » ,
I
in den Städten zur ausfchliefisendeiti 6erecht(a«
me; nur auf dem Lande findet man es häufig
mit der Ausübung der kleinen Chirurgie ver-
einigt» wie es auch dort nicht wohl anders ge«
fchehen kann. In Hiidicht des Klyflirens findet
der feltfame und in mehrerer Huificht unfchick-
liehe Gebrauch in den meiflen wo nicht in
allen Gegenden Italiens ilatt, dafs die Applici-
rung deiTelbea ein Eigenthum der Apotheker ift.
Es kann einem Fremden nichts auffallender
feyn, als wenn er flatt des Wundarztes oder
Baders den Apotheker oder feinen. Gehüifen mit
der Kiyflirfpritze kommen fieht. Der Wundarzt
würde es dort für eine Beleidigung halten,
wenn man ihm zumuthen wollte, ein Klyftier
zu fetzen. Bei uns ift es nun gerade umgekehrt,
und auf jeden Fall ift unfer Gebrauch fchick-
lieber« Bei diefer Gelegenheit kann ich niclit
ungerügt laflen, dafs man fich dort noch hau«
fig hölzerner, zum Theil fchlecht geformter,
Klyßierröhre bedient, und von den unftreitig
brauchbarflen biegfamen Böliren aus der elafli-
fchen Maffe, wie fie in der PickeV/chen und eini-
gen andern Fabriken geliefert werden, noch
nichts zu wiiTen fcheint,
Uebrigens tbeilen fich die Wundärzte in
Italien ebenfalls in zwei Klaffen , Welche in, den
verfchiedenexi Staaten ^lehr 'oder weniger be-
; — 4^ —
llimmte unü fiatutenmäfsig vorgefchric^b^e GiKn^
zen haben , in einzelnen Individuen aber auch
wohl nicht feiten zufammenfliefsen. Die erile
und an Rang den Äerzten ziemlich gleich ge-
fetzte KiaiTe befchäftigt üch mit der Ausübung
der höhern Chirurgie, und mit allen dahin
fchlagenden Operationen und Kuren. 'Sie ift
ebenfalls zum Receptfchreiben ohne Refirictioii
berechtigt, und kann daher auch fcgenannte
innere oder ärztliche Kuren befolgen. Hier
ti'itt denn freilich oft Collifion mit den'Aetir
ten ein, doch nur wo eigentlich keine chi-
rurgifche Behandlung ftatt findet, und wo d«
höhere Wundarzt, .blos die Stelle des. Arztei
vertreten will ^oder foli. In allen andern Bt-
len gemifchter Behandlung kuriren aber hat
uud Wundarzt in der Regel gai)z ruhig und
friedlich nebeneinander, um fo mehr, da e$
dem italiänifchen Arzte feiten einfällt , lieh mit
chirurgifchen Operationen zu befaffen, weil er
auch in der Regel nicht die erforderlichen
KenntniiTe dazu hat. Jede angesehene italiäni-
fche Familie hat daher ihren Hausarzt und
Hauswundarzt« In bedenklichen Fällen werden
auch häufig Confulationen von mehreren Aerz«
ten und Wundärzten angeßellt, und fie gehö-
ren dort fogar mehr noch zur medizinifcheu
Edquettei aU bei uus^ fo daCs nicht leicht ein
— 41 —
I
StaliSinifcher Kranker von gutem Ton und Ver-
mögen. nur unter oder an dnem Arzt ilerbeit
wird«
Auf dem Lande felilt es deßo häufiger an
guten Wundärzten der erflern Klaffe. Hitr
fehlt es fogarjxicht feiten an Wundärzten der
zweiten Klafie, oder denen, welche eigendich
nut zur Ausübung der fogenannten kleinen
Chirurgie examinirt und berechtigt find. Diefe
laffen zur Ader, fchröpfen, fkarifiziren, fetzen
Haarfeile , Veficantien , legen Verbände an u. f. w.
dehnen denn doch aber, wenn und wo fie es
können, befonders auf dem Lande, ihre Praxi»
zu der des höhern Wundarztes aus. Uebrigens
find fie auch da, wo fie weniger iil die Sphäre
der hohem Chirurgie fich wagen dürfen (wie
in giöfsem Städten) mehr geachtet und ange-
feilen, als unfcre deutfchen gemeinen Wund-
ärzte, Stadibader u. dgl., und verdienen es duch
in der That mehr, indem fie im Durchfchniu
doch leicht mehr chirurgifche Kenntniffe befia-
zen, als -viele 'der unfrigen, trotz ihren theuer
erkauften Boutiquen. Dafs ich dadurch vielen
unter unfern deutfchen Stadt- und Land* Chi«
riirgen , die fich durch gründliche Kenntniffe
und Erfahrung vor der grofsen Menge ihrer
Kollegen auszeichnen, keineswegs zu nahe tre«
len will , wird mir jeder gerne glauben»
-.. ^ —
der beide Länder trennet, liegen, ein Sufed
bösartiges aufteckendes Fieber (Typbus pi
dus). Ganze Familien lagen tiaraii nieder und«
ftarb gewifs ein Dritthdl von denen, welche &|
Seuche ergriüen hatte. War erft ' ein Knib
in einem Haufe, fo Koiinte man ficher dirt
rechneu,, dafs die mehrllen, ja gewöhnlidiik
Zweige der Familie nachfolgten. Erft, ox^
dem ich.micii über alle Bedenklichkeiten fr
wegfetzte und die Vitriolfäure in ,den alleiffii^
ften Gaben anwandte, war. ich glückliche i>^
Heilung diefer gefahrlichen Krankheit, derii
felbil noch glücklich entgieng, oknerachtet ii
oft in einem Tage dreifsig und mehrere &*
in engen dumpfigen Stuben zu befuchenb*^
Nur in zwei Fällen war es mir möglfcli, '^
KäucheruDgen mit der Salzfäure aniufeä*
und die grofse Kraft derfelben zu beobachttO'
I. In einem Haufe lagen drei Kraxte ^
einer ziemlich geräumigen Stube, wo mehmal
^ iles Tages , aller Erinnerungen und Warnui^
ohngeachtet, ein ftarker Zufammenflufs vW
Menfchen war. Die faulichten Ausdünfluo^fB
der Kranken waren fo ßark, dafs man fie fchoa
bei'm Eintritt in die Stube deutlicli l)emeikte.
bei den Betten felbft aber kaum auszudauc»
verraogte. Ich liefs die Räucherungen mit cki
Salzfäure avjit dv^ unten bemerkte Art mie&
II.
Einige Eifalirungen
von dem Nutzen
der Räucherungen mit Salzfäurc
zur Verhütung
anfteckendex Krankheiten.
Vom Hofmedikus Dr. Mafius zu Schwerin.
jnLis ich 'vor anderthalb Jahren die bekannte
vortrefliche Schrift des Cuyton Morveßu *) lafs,
nahm ich mir vor, bei der erßen Gelegenheit ,
ivelche fich mir darbieten würde, die Bäuche»
rungen mit der Salzfäure anzuwenden. Einige Mo
rate darauf wüthete in Mecklenburg und Schwe-
difch - Pommern , In den Oertern , die läng A der
Trebel, einem kleinen höchft unreinen Fluffe,
*) Tr. des moyens de disinfecter Pair, de prevenir
la contagioii et d'en Ärreter los progres. Piiris >
an IX. lÖo.i. Ins deutsche überf. mit Amnerk.
V. Pfdil. Kiel, 1801.
gön zugegen gewefenen Perfonen verriclatei,
da& die Bjramken, vorzüglich aber die jungen,
nach jeder Räucherung merklich lebhafter ge-
worden feyen, und fo fand ich es auch W
den fünf folgenden, in meiner Gegenwart gE-
machten Wiederholungen,
Ich würde zu weiiläuftig werden, wem
kh jede Räucherung und deren Wirkung »
diefe Kranken erwähnen wollte. Genug! i
wurdenr, freilich feht langfam, jedoch voOh»
men , y^ledetheTgeRellt. Aber audi von ata
denjenigen, die feit Anwendung der Dia|fc
ins Krankenzimmer kamen, fefbft von ^
Haiwgenoflen , von welchen mehrere den gaw»
Tag und die Nächte in der Nähe der Krtto
waren, wurde kein Einziger weiter angcflafc
Alle befanden fich ungemein wohl und bliebeü
dies zum Erftaunen des ganzen Dorfs unJ w
ihrer eignen Verwunderung,
2. Gerade in der Zeit, wo die Epidemie
den höchften Grad der Bösartigkeit erreichi
hatte, wurde ein junger Pächter, ein kernfe%
Mecklenburger, von derfelben ergriffen. Voi-
urtheile der alten betagten Eitern verhindertes
die Anwendung der Räucherungen in der el-
ften Zeit der Krankheit. Endlich , da der Aus-
gang derfelben fchon zweifelhaft wurde bei
(roüser KialtVofe\ö«Lt\x. >iXid \3mLuChörlichen Ilillöi
— 4-5 ^
drei- in der Folge zweimal täglich , anwexickiu
J^wei von den Kranken, die fämmdich wie er-
harrt und' ohne Bewegung lagen, wurden bei
der erfien Räucherung unruhig, refpirirten tief
mit Stöhnen; der dritte, welcher die Nacht
darauf Aarb, fchien nichts zu empfinden. Bei
der zweiten Räucherung, welche nach fünf
Stunden wieder vorgenommen wurde, fiengea
jene beide abermal an ^.^ tief zu refpirken pnd
mehrmal zu feufzen; de^ vorher Ueipe,. k«unx
zu fühlende Puls ^rhob (ich. merklich, und es
fchien . mir nach einigen Minuten , als wenn
die Gefichtsfarbe bei dem Jüngern Kranken leb«^^
hafter würde. J^eide nahmen damals die Rinde
mit der Serpentaria und Vitrioiräure«
Den folgenden. Tag, nachdem^ berdts zwei«
mal geräuchert worden war, fahe ich meine
Kranken wieder. Ich fpürte heute bei meinem
Eintritt ins Krankenzimmer, nicht dei:^ mindes
ften unangenehmen Geruch, fondern vielmehc
eine fehr reine I^uft , fo dab ich ohne alle Uju*
bequemlichkeit beinahe eine Viertelflunde in
der Nähe der Kranken ausdauem konnte. Diefe
fand ich heute um vieles befler, als den Tag
zuvor: freiere Refplraüon, mehr gehobener,
gleicher und weniger zitternde Puls, lebhafture
Augen, feltnere Delirien u. f w. Die bei den
geltem und heute vorgenommenen Rsfuchecuo«
— 48 —
lichten AuEclünftiingen des Verßorbencn adt
lere Tage in feiner 'Nähe eingeTogen hado,
und diefer fchon einige Stunden- nach feioa
Tode einen ftarken Geruch verbreitete. Ü
Irieth deshalb mit den Därapfexi fortzuiahiSi
in dem Leichenzimmer wurde bis zum zwafl
Tag nach der Beifetzung des Leichnams ti^
lieh dreimal 9 und in. dem ^mmer wonn ^
Verfibrbene während, der Krankheit gelegen b^
tie^'^wei Tage einmal geräuchert, und nurfr
fem V^ahren ,und der reizenden Diät , die Ü
verordnete, fchreibe ich es zu, dais alle Bv»
g^oflen von der giftigen Seuche vukba^
blieben.
Da die anticontagiöfe Kraft der Mon^
fclien Dämpfe in den vorerwähnfen Fäll«'*
unzweideudg fich betätiget hatte, fo nabmi^
mir vor, diefelben bei mehreni contiffö^
Krankheiten, befonders bei d^n KindeiÜlt^
und dem Scharlach zu verfuchen» . Bei 'p^
habe ich noch nicht Gelegenheit gehabt, fieaß-
zuwenden, wohl aber zweimal "bei'm Scharia^'
fiebcr.
I. Eins von fünf Gefchwifi^m bekam d^
Scharlachfieber in einem felir heftigen Gradft
Sowohl die Mutter, als die gahare kleine Fami-
lie und ein Hausmädchen, welche alle ^
Kwikheit xiodi wht gehabt hatten, hlieb«B
— 47 —
Delirien der Körper mit Pelchien bedeckt w:ai
und häufige Blutungen aus der Nafe und colli*
quative Durchfälle lieh einil^lken , erlaubte man
mir alles, was ich für gut finden würde, ahsu-
wenden. Ich liefs denfelben Tag noch dreimal
in der Krankenflube, wo beide Eltern, eine
Schwefier und die Wärterin des geliebten Kran-
ken fich befanden, räuchern. Auf die beiden
let;Etern hatte das Contägium putridum wahr-
fcbeinlich fchoh gewirkt ^ -da fie fehon feit eini-
gen Tagen über Ermattung^ Ekel iitid KopC
fchrae^s klagten und üdk nur mit Mühe aufser-
halb dem 'ßette erhielten. Schön nach . den er«
ften idrei Räuoherungen - verfidierten fie, fich
etwas erleichtert zu befinden, freier refpiriren
zu können und in der Nä|ie des Kranken den
vorher fo fehr gefpürten Ekel nicht mehr zu
empfinden; der alte, zu aAhmatifchen Bc Ich wer-
den und Congefiionen nach dem Kopf fehr ge«
neigte Vater mufste fich aus dem Zimmer ent-
fernen , weil er fchon nach der erften Räuche-
rung Beklemimung und Schwindel , bemerkte.
Auf den Kranken hatten die Dämpfe nichr den
minderen bemerkbaren Ein^ufs^ er itarb bereits
den andern Morgen. Sein Tod erfchütterre die
Angehörigen aufs heftigfte und. ich befürchtete
jetzt um fo mehr, dafs fie alle von jder Kxank-
heic würden ergriffen werden, da fie die fau-
, — 50 —
lürxUch folgendes. Ich giefse in eine Ta/Ie
obngeßihr x Loth concentrifte Schwefeifäurei
fielle die Tafle in ein$ irrdene Schaale in mäf-
fig heifsem Sande, und ftreue, wenn die Schwe-
felfäure envärmt ifl, nach nnd nach i^ Loth
gepulvertes Salz hinzu. Indem ich diefe Mi-
(chung mit einem kleinen hölzernen Stäbchen
umrühre, trage ich die Schaale. im Zimmer her-
um*, vermeidie es indeflen, dem Krankenbette
' zu nahe zu kommen, welche Vorficht be-
fonders da, wo die Refpirationsorgane Vorzug«
U^h leiden, höchfl nöthig ifl. Die erße Stunde
nach der Räucherung lafle ich Thürexi und
Fenfter feilzuhalten, und fie erft dann, wenn
der Dampf fich gefetzt hat, wieder öShen^ um
fiäfehe Luft hineinzuIaiTen«
Ohnerachtet nach den zu Cadix und an-
dern Orten gemachten Erfahrungen diefe Däm-
pfe den Kranken felbft mcht nachtheilig zu feyn
Schienen, fo erfordert ihre Anwendung dodi
einige Einfchränkung. Sie in allen Fällen con-
. tagiöfer Krankheiten unbedingt anwenden zu
woUen, wäre viel gewagt; man könnte hierbei
fehr leich'^t Gefahr laufen, die Gefunden auf
KoAen der Kranken zu fchützen* Der Zeitraum
' der Krankheit, die Complicaüoa derfelben mit
einem ötdlcVvtti \SdiA, ^<t ^^vkerige v körper-
\
— 51 —
liehe Befchaflfcnheit des Kranken u. dgl. x m.
verdienen allerdings fini^e Riickficht. ßefcm-
ders aber würde ich fie in Krankheiten, bei
welchen die Refpirationsorgane h. rvorftechend
leiden, niemals oder dach nur mit der gröfsten
Vörficht anwenden. Bei den Mafern würde
icli fie wegen der , grofsen Empfindiichkeit der '
Augen in diefer Krankheit fürchten.
D a
III.
I
Erinnerungen an das Aderlafi
i n
krampfhaften Krankheiten*
u
' nter den vielfachen Gewinn , den die Arz^
nelkunde von den Brownifclien Grundfötzen
zog, und der fich in der Folge noch wohN
thätiger zeigen wird, fand fich aber doch aucli
mancher nachtheiliche Einflufs. Den Browni-
fchen Grundfätzen wurde oft, und mit Recht,
der Vorwurf der Einfeltigkeit gemacht. Diefi
hatte oft die fchädliche Folge, dafs man auch
am Krankenbette viel einfeitiger urtheilte, viel
einfeitiger handelte, als fonft, dafs man alte ge-
prüfte Erfahrungen der neuen Lehre zu Liebe
vergafs, und da& man den Fall , den man Aen
vor fich haue^ ut^vet ä^ ^vx&äwa^ Anficht
— 53 —
zwingen, und durch das einfeitlge Verfahren
jedesmal heilen wollte.
Befonders litt durch diefe Einfeidgkeit auch
die Behandlung aller Nervenkrankheiten , . der
Schlagflüfle, Lähmungen, hyflerifchen Zufälle
u. f. w. In allen diefen Fällen wollte man
nur afthenilchen Zuftand fehen, fie. alle nur
durch erregende Mittel heilen. So auegemacht
es ifl, dafs man fonil viel zu oft in diefen Fäl-
leji zur Ader liefs und purgirte, wodurch ^n•
ausbieiblicher Schad^i entliehen mubte, eben
fo wahr ift es aber doch auch, dafs es Fälle
diefer Art glebt, die durch zu grofse Lebens*
kraft und Lebensthätigkeit veranlafst werden,
i^nd wo nur eine fchwächende Kurart nützen
kann. Aber noch häufigere Fälle diefer Art,
flofsen dem praktifchen Aizte auf, wo allerdings
Allhenie der Erregung durch die vorausgegan-
genen fchwächenden Einflüfle hervor^bracht
wurde, wo man aber demohnjgeachtet einen
vorzüglichen Lebensreiz, die Blutmenge min-
dern mufs, wenn inan mit den reizenden Mit-
teln keinen Schaden fliften, fondem nützen, will»
Die Begriffe, die die fonlUgen iPathologen,
über Plethora verbreiteten , erklären diefes Phä-
nomen am Krankenbette leicht. Sie lehrten
uns eine Plethora ad fpatium kennen, welclie,
ob Ae gleic^i 9uf Schwäche de:i: Oefälse u^nd
— 64 —
des ganzen Organismus beruht, doch n,ur4'
durch mir Glürk behandelt werden kann, wen
man die ßlutim ige vermindert und fodanD ds
ganzen Körper zu ttärken fucht. Hieraus öt
fteht heilich ein inconfe(]uente8 Verfahren a
Kraiikenberie, welches aber durch J>aldige Gfr
^ uefung des Patienten fanktionirt wird.
Wir finden femer in den Schriften k
Vorbrownifchen Aerzte, dafs fie von fpa?misi
repletione, a plethora, vom Blutfchlagflufs fpR*
chen, in welchen Fällen fie, von Erfahnnisl
geleitet, das AderlafTen als nützlich einpfci)0> I
Nur feit der ErfclK inung der Brownifchen Li I
re,"hat fich der Aerzte eine (olche BlutWiö
bemächtiget, dafs fie das AderlafTen in Jß"^
diefen Fällen , als etwas fehr fchädliches fei^
ten ; weil Brown ahe diefe Fornnen des b'eb«!^
befiriJens unter die Ailhenieen rechnet, ^oes
ein Verbrechen ift, die Blutmenge zu mintet^
Oft hatte ich Fälle diefer Art zu behan-
deln, Audi angeftfcckt von der aligemeiRec
r>lulfrJieu , wollte ich mich fchlechterdings niciu
zum Aderlafs entfchliefsen. Ich gab Reiimit-
tel, die Uebel wurden fchlimmer. Nur eici
mit Furcht und Zittern verordnetes AderUÄ
leillete Dien de. Bisweilen mufste auch dar
nach noch fchwächend verfahren werden;
— 65 —
> nach dem Aderlars flüchtige und fixe Reizmii;
jttLiii Gebrauch gezogen werden. Eine noch
^l|lr ganz kurzer Zeil beobachtete Krankheit >
die ich hier erzähle « beftätL^t das Lezteie.
Ein Mann etliche 30 Jahr alt, von gefun*
dem Anfehen und fauguiiiifch • cholerifchem
Temperament, der in feinen frühern Jahren
das Leben fehr genoflen hatte, ftun feit S Jah-*
ren verheirathet iil , und gefunde Kinder ge*
zeugt hat, litt fciion mehrereuiale am hitzigen
Rheumatismus. Sein Arzt fuchfe ihn jedesmal
durch beüändiges Laxiren mit Glauberfalz und
Bre«bwein{lein , und oft wiederhohes Schröpfeil
zu heilen. Die abführenden Mittel wurden in
folchen Gaben gereicht, das alle 94 Stunden
11 — 14 Stühle erfolgten. Einigemal war diefe
Kurart, ohne üble Folgen zu hinrerlafieii , ge«
glückt. Auch im Frühjahr des vorigen Jahres
(iSos{) wurde fie bei einem neuen Anfalle diefer
Krankheit augewendet; nachdem der Schmers
9 Wochen lang gedauert hat,^ lieb er nach,
aber noch blieb gioke Matdgkeit. Der bishe-
rige Arzt hielt nun den Gebrauch des Carlsba«
des für fehr beilfam« Diels brauchte Patient
3 Wochen lang, bie Gefchäfdofigkeit , der
häufige Genufii der freien Luft und <ler ftärken*
de Ein Rufs der warmen Bäder wirkten mächti*
gec als die iaxirendeo Eigenfchaftw diefex
— 56 -^
Quelle; der Kranke kehrte etwas geßäikt «>
rück. Doch blieb immer npqh Schwäche ü)k
Sonß mit Leichtigkeit ausgeführte- Gefdiy
würden jezt fchwer; unbedeutende Anlfaren^»
gen fchwächten heftig. Im Jenner igog wunie
. die Gattin diefes Mannes fehl krank. ÜR
Kr^kheit dauerte über 4 Monate. KumoR
^Urr Art, Nachtwachen und häuiige Arbeit tf
Tage wechfelten ab,, um die Gefundheit unfa»
/Kranken ganz zu zerftören. Doch unterlag e
jezt noch nicht. Im Julius erlitt er eineiig
heftige Kränkung; und von einer andern Üit
drückte ihn auch noch ein anderer heftet
ünmitdieilbarer Kummer gan;s darnieder. Ok
Folge diefer Seelenleiden war Xraurigkeit i*"
wechfelnd mit wilder Fröhlichkeit.
Endlich am ig. Auguft früh gegen 10 11s
)cam Patient zu mir. Seine Hände litteiten
heftig, eben fo die Kniee, fo dafs er kaumß^
hen konnte. Er klagte über fclireckliche Angt«
Seine Augen hatten ein fonderbar veiftöites
Anfehen. Ich fragte ob er irgend einen Ruin-
iner habe. Ein Strohm unaufhaltbarer Thränen
war die Antwort. Er erzählte mir, dab er
fchon im vorigen Jahre, wenige Wochen vor
dem Ausbruche feines hitzigen lUieumadsmiüi
ähnliche Anfälle gehabt habe, und dafs damail
noch Ohunaa^lueo. Uirizug^ekommen wären«
. . , ' — 57 — •
Sein Geficht waf xoth und etwas aufgetrie-
ben, eben fo die Hände > der PuU war grofs
und weich, nicht fchnelL
Bekannt mit allen erzählten vorausgegan-
genen Schädlichkeiten , fuchte ich die Uifache '
diefes Zuftandes )n direkter Allhenie der Erre-
gung. Ich verordnete deswegen 3 Quenr LU
quor anodmus mit f Quent tinctura thebaica
und liefe davon alle Stunden io Tropfen neh-
men. Nach 1^2, Uhr wurde ich in das Haus des
Patienten gerufen. Es waren nun wirkliche
Ohnmächten eingetreten , die alle Viertelftun-
den fich erneuerten. Diefe Anßüle kann ich
nicht anders als Ohnmächten nennen, ob fie
gleich verfchieden von den gewöhtdichen Ohn-
mächten waren. Indem Patient fjpnrach, fühlte
er Zittern dei;^ Knie und Hände, nun fchlofs
er die Augen, der Kopf farik nieder, die ße-»
fpiratlan wurde fchwacheri das Bewufstfeyn ver. .
lor fich, der Puls blieb unverändert. Jezt er«»
folgte einigemal krampfhaftes Schütteln des gan«*
zen Körpers. Nach ohngeßihr einer Minute,
manchmal früher, manchmal fpäter, hörte der
Anfall mit einem tiefen Seufzer auf, li^fs aber .
höchft üble Gefühle von Angft nach lieh- Ich
liefs von den Reizmitteln alle halbe Stunden
die angegebene Gabe nehmen. Nach s Uhr
befuchte ich den Patienten abermals« Der gaq^e
. Zuftarid hatte fich vtrfchlimmert. Die Ohn-
mächten dauorten noch fort. Das Geficht war
fehr aufgetrieben und roth , der Kranke hatte
Erfcheinungen , abwechfelnd mit völliger Ver-
dunkeking der Augen» fo dafs e8 ganz finfier
um ihn w^r, aber dafs er doch alles wie durch
einen dicken Flor fah. Die Augen waren Hier
und hatten einen wideniatürlichen Glanife. Da*
bei wurde ein'läAiges Krit^beln in Händen und
Füfsen gefühlt, welches fo heftig wurde^ da&
68 der Kranke ein fürchterliches Bollen nannte,
und verficherte, dafs es unausfiehlich fey« Der
Puls war noch eben fö wie am Morgen.
Da hier die Arzneimittel nichts genüzt hat-
ten, da im Gegentheil der Zuftand viel fchlim-
mer wahrend ihres Gebrauches geworden war,
da alles heftigen Andrang des Blutes nach den
Kopf zeigte, welches, verbunden mit dem Krie*
bein in Händen umd Füfsen, Schlagflufs furch*
-teii liefs, und da der Puls eine grofse Blut-
menge zeigte, fo entfchlofs ich mich, nicht oh-
ne Anglt, ein Aderlafs zu verordnen. Ich
liefs ohngefähr \ Pfd. Blut am Fuft abzapfeiu
Bald darnach fühlte fich Patient erleichtert.
Das Rollen in den Gliedern liefs nach , es wurde
. ihm hell vor den Augen, und die Erfchehiun-
g^n verfch wanden, die Angfl verminderte ficli;
aber »och daueileu ^v^ 0\iwmachteii-fort. Der
,— -59 —
Nutzen diefes fcliwächenden Mittel« veranlafste
mich, dafs ich auch ferner fch wachend verfahr
ren i^^oike; ich verordnete daher eine Salziolu*
tion. Sie machte in der Nacht laxiren« ' Am
Morgen des andern Tages fand ich den Patien-
ten nocii fo wie . gellern Abend, Zu Mittag
fagte er mir, dafs es ihm wieder fchlimmet
fey, die Angft werde wieder heftiger und
manchmal wäre es ihm auch dunkel :vor den
Augen geworden. Es waren Vormittag noch
einige Stuhlgänge erfolgt. Abends war das
Befinden, bei fortgehendem Laxiren, noch
fchlechter. ^ ^ ^
Die abermahlige Verfchlimmerung nach
fch wachenden Mitteln veranlafste mich zu fol-
gender Betrachtung: Die Zufälle , die offenbar
eine zu grofse Blutmenge zeigten, und die nach
dem Aderlafs erfolgte ßefferung, zeigten deut-
lich, dafs daflelbe hier am rechten Ort ange-
bracht war, und dafs die Unteflaffung deffelben
nachtheilge Folgen gehabt l^ben würde. Die
Verfchlimmerung nach fchwäch^den Mitteln
beweift, dafs diefe unpaflend find; es kann da-
tier hier keine wahre Hyperfthenie ftatt finden.
Aßhenie ift alfo der herrfchende Charakter die-
fes Uebelbefindens. Die Blutmeoge mufste ver-
mindtrrt werden, weil fie für die Kräfte der
Gefäfse zu'grofs war,^ und weil reizende Mittel:
_ 6o ~
die ZufM^ verfchlimmerteri , und Schaden von
von dem zu vielen Blute, fürchten liefsen. Da
aber nun die Blutmenge vermindert ift, da die
fchwächenden Mittel fchadeten; fo werden ge-
wifs nunmehr flüchtige und iixe Reizmittel hier
am rechten Orte angebracht feyn»
Ich verordnete alfo ein Infufum von Valc- *
liana, cortex perüvianus mit Liquor änodinus.
Diefe Verordnung wirkte fehc gut. Die Nacht .
hatte mein Patient gefchlafen, am Morgen fand
ich ihn heiter, und feine Anfälle von Ohn-
madit dauerten nicht mehr lange, liefsen keine
fo heftige Angft mehr zurück und kamen über-
haupt nur dreimal an diefem Tage. Der Appe-
. tit kehrte wieder, die ganze Gefundheit wurde
wieder hergeßellt, und nach Verlauf von 7 Ta-
gen vom Ig. Augull angerechnet, konnte mein
Patient wieder an feine Gefchäfte gehen.
Aber leider dauerte auch nach diefei
Krankheit die Haupturfache derfelben, der na-
gende Kummer noch fort« Diefer verfcheuchte,
nach erneuerten Kräften , den nächtlichen
Schlaf, und veranlafste am Tage peinigende
Gefühle. Erfcheinimgen , die die Menfchen
daiftellten, welche feinen Kummer veranlafs-
ten, repräfentirten £ch oft in der Phantafie des
armen geplagten Manne». Noch blieb er Heir
über feine PbanuSiv^» ^^"Ö^ ^^ er lieh der
— 6x —
Tänfchnng bcvcfac So3!*Te lUbet der Zoüasid
übler waden, (blimi «Se hoheiai Gcifieslaäfte
nicht mehr TäufdbnDg ron U^abilicit unter-
fcheiden kömscn, dann söchie irohl Tottiga
WabnCnn nkht mehr anCscnbldben.
Doch furclite idi dieCi mm nicht mehr, dx
fich mein Patient nun fchon ieit S Tagen
wohl befindet In froher GefellfchaTt trank er
eines Abends einige Gläfcr Punfch auf mein
Aniathen. Dieb eriieitemde Getränk brachte
frohen Muth hervor und wurde die Urfache
einer fclilafvollen Nacht. Diefe einzige gute
J^acht flärkte den Geifl und den Körper auüser«
ordentlich. Mein Patient jft von diefer Nacht
an Herr peiner Vorftellungen , er kann die pei-
nigenden Ideen von fich entfernen. Die Er*
fcheinungen find mm ganz gewichen. Eine
Mifchung aus Elf. cailorei, tinctura thebaica und
EiT. valerianae, in kleinen Gaben genommen,
haben zeither den verbeflerten Ziiftand erhalten.
Mit Becht kann man mir bei diefer Kian-
kengefchichte den Vorwurf roadien, dafs ich
mein Verfahren nur durch das Schadende und
Nützende beftimmte. Ich kenne das unrichtige
diefer Handlungsweife fehr gut. Leider aber
hat diä Erfahrung gelehrt, dafs man fich am
Krankenbette oft. mit diefem wankenden Rolire
begnügen mub; denn noch find nicht alle
— 6a —
Aente zu einer fo fublimeti Anficht derbe-
gungstheorie gelangt, daTs fie dut durch b
Vorausgehende, oder wie andere wollen, duid
die Prognpfe, fich zu ihrer Handluiigsweile a
Krankenbette können beüimmen Jaflen.
Ich könnte noch mehrere Crankheitsfaüf
aus meinem Tagebuche niederfchreiben, wo d«
Aderlab in krämpfigen Krankheiten nützlid
war^ doch halte ich diefs je'zt für zwecU«
Nur erinnere ich meine ,Lefer noch an «*
von mir im i4ten Bande diefes Journals ii
iten St. erzählte Ck-fchi^te, wo eine ParzyS^
gie durch Adeilalf imd Abfjührüngsniittel gelifil
ivurde, ohnerachtet alle vorausgegangen&i £0*
flüfle geeignet waren ^ ^lUienifcheii Zufiao'A
erregen*
Müller.
Arzt zu Plauen.
► tl —in It^
IV.
U e b e r
die L e b e r e n tzün du n g .
derKinder,
einer häufig rerkannten und. unter die Rubrik
iesfchwereix Zahnens
geworfenen Kranklieic
der Kinder.
öeit Wichmann j in feinen Ideen' «ur DIagfto-'
fiilC) das Bahnen der Kinder aus der Reihe der
Kiankheitsuriaclien verbannt, und bk)s als phy-
fiologifches Ereignifs hat betracittet wiflen wol-
len, haben mehrere Aerzte die Beliauptung
Wicbmanns beftritten. Ein Gfgenfland der
ArzneiwifTenfchaft, der einen angftfehenen Arzt
mder und angefehene Aerzte für fich hat,
muf« naph allen möglichen Anfichten dargeftelU
— 64 -
und betrachtet werden, wenn endlich mit Zu-
verlafligkeit darüber entfchieden und das "Ur-
theil als Lehrfatz foU aufgenommen werden
lön]|en. Ich wDl, was ich, durch eine zwölf
jährige Praxis belehrt, zu diefer Sache zu fagen
weifs, meinen Herren Amtsbrüdern vortragen.
Mau fleht Kinder während des Ausbruch«
der Zähne gefährlich krank werden, und fleht
Kinder während des Ausbruchs der Zähne üer-
bcn; und doch kann das mechanifch gereizte oder
entzündete -?ahnfleifch, als ein zur Fortdauer
des Lebens nicht wichtiger Theil, nicht als
Urfache der gefährlichen Zufälle oder des er-
folgten Todes angefehen werden; ein Umftand
den felbft die Gegner Wichmanris eingeflehen,
und der bis jezt, foviel ich weifs, noch uner-
klärt ift.
Bei den meiflen Kindern die während des
Ausbruchs der Zähne erkranken, uad, wenn die
Krankheit fich felbft überlaiTen, oder nicht ge-
hörig erkannt und behandelt wird, fehr oft mit
dem Tode endigen, bemerke ich folgende Zu-
fälle: Die Kinder find matt, verlieren die ECi-
luft, haben Neigung zum Brecheri odet brechen
fich wirklich, die Zunge ift unrein, der PuU
ift tpäfsig fieberhaft, gegen Abend Exacerbadon,
die Leibesöfftkung ift unordendich , entweder
Durchfall odet V^Ro^^un^, ^\^ abgehenden
— 65 —
Extremen teil find weifs oder afcligrau, der Urin
]it dunkel von Farbe und die abgehende Menge
deflelben fehr gering. Bei weitern Vorfchritten
der Krankheit werden die Patienten betäubt,
fchlaffüchtig , es ftellen ficli* in diefem Grade
der Krankiieit gerne Zuckungen- ein.
Die weifsen, gallenlofen Excremente, der
dunkel gefärbte Urin, das l^ieber, die Empfiud-
lichkeit der Unterrippen- Gegend, der' rechten
Seite beim Druck, befonders unter den Knor*
peln der falfchen Rippen; verrathen die vor-
liaiidene Lebereiitzündung. Es ift kaum nöthig
zu bemerken, dafs die Krankheit heftiger ift,
wenn der concavf- Theil d«r Leber, die Uriteis
rippen'- Gegond hingegen beim Drucke fchmerz-
hafier, wenn der convcxe Theil dei;felben
mehr leidet. ' -
Diefe Krankheit kommt mir fo oft, bei Kin-
dern vom 6ten Monate bis in das 4te' Jahr und
immer während des Ausbruchs der Zähne, be-
fonders der Backenzähne vor, dafs ich feft
glaube, J^ahnrei« fey ihre nädifte Urfache;' ich
will fie daher cönfenfuelle oder fymptomädfdie
Leberentzündung nennen. Wem etwa eine
cönfenfuelle Entzündung nicht begreiflich feyn
wollte, den bitte ich zu bedenken, dafs nach
Verwundung des Gehirn^ auch cönfenfuelle Le-
berentzündungen entftehen; dafs der Trippisr
XVIII. B. 4. St, E.
von Zahnreiz, den ich zweimzl fah, confi
fuelle Entzündung der Urethra vorausfetzc, i
confenfuelle Entzündung des Mafldaimsi (
IJrfache der Ziahnrubr' fey u. f. w.
Sollte nicht etwa der Wahn von dem
genannten Anwachfen der Kinder in diei
Krankheit feinen Grund haben ?
, Das Heilmittel diefer I^eberentzUndung, i
das verfüfste Queckfilber nacfa Maasgabe «fcsi
fers zu- 1 — SS Gran täglich gegeben^ Es ifli
diefer Krankheit ganz zuyerlä^ig ^ und hat^
bequeme, dafs es weder riecht noch fchi«*i
\ind Kindein leicht beizubringen ift. Aa^
ften läfst CS fich in folgender Form b&hußg^
JRec. Aqua fervid. unc fem. folv, Gom. fi^
drachm. fem. adde merc. dulc. i -— 2 sl ^y^
fimpl. dragm« duas. M^ d. S. Alle Stun^'
Caffeelöifel voll wohlgefchütteit zu geben. Bei
heftigen Zufällen lafle ich noch, etwas Sa/pftfi
in' Mandelmilch oder Milch und Waflej auU^
löfst nebenher trinken. Aderlaflen habe icl
noch nie nöthig gefunden.
Folgendes mufs'ich noch erinnern! W*
,laffe lieh nicht durch die gaftrifchen Sympto
men zu Brechmitteln verleiten. Das gaftrücb«
ift blos morbus confecutivus. Die Verdauufi;»-
Werkzeuge verfallen in Unthätigkeit und Scivk
4b€, -weim d^tRdii der bittern Galle im Zwöi^
— 6.7 —
fingetdarm und den iibiigen Gedärmen fehlt, und
verlieren ficb~ von felbft, wenn der morbus Pri-
marius gehoben ift». Man lafTe fich ferner, nicht
durch die Betäubung Verleiten, zu glauben, man
habe eine Krankheit mit nervofer Complicatidn
vor ficb* Diefe Betäubung, ein Symptom der
Leberentzündung, unter fcheidet fich von der ner-
vofeä^ Betäubung dadurch , das kein Saufen vor
den Ohren und das Gehör dabei ungefchwächt
Sollten nicht die 5 Kmder, worifcer Herr
Dr., Schroer zu Luc&au im iften Stück des
loten Bandes diefes- 'Journals anfragt,^ an, der
vorgetragenen Krankheit geflorben feyn p
Lalir im Breisgau, den x8. April, ißoS»
Mytiua.
Fürlü. Ratii.
E 1
Ucber den Gebrauch
d e •
r c 1 i g i ö f e n M y f t i z i s raiiJ
bei
der Melancholie.
Durch eine glückliclie Kur erläuteri
JL/er Fall, über welchen ich mein Journal ii'
dem Publikum mittheile , würde mir füi ^
öfTentliche Bekanntmachung nicht in terefTaot g^
nug fcheinen, wenn er einer Seits nicht dsii
diente, manches von dem, was ich in iwh
neuerlich von mir erfchienenen Schriften (i^cM
zu einer Fhyßk der organifchen Körper und ir
menfcIiUchen Seele ^ Berlin, bei ZJnger ige}
un<l, Einige Worte über den Seelenreiz un^
eine neue Behandlungsart des IVafinßnns : '^
dem nümüchen Vcrla^^'i über den Gebiauct
— 69 —
der pfychologifchen ArznermiUel bei Gbmüthf*
krankhelten gefagt habe, zu erläutern, und nä-
her sü beftimmen, andererseits aber die öfTent-
lichen Mittheilungen über zweckinäfsig .ange-
ftellte pfychifche Kuren in den Schriftei; der
Aerzte fo feiten wären, daf» felbft da$ weniger
Inlereflante in einem noch fo fparfam kultivir«
ten Fache auf die Beachtung derifelben vielleicht
eiaige Anfprüche hat.
Ueberhaupt find die guten und brauchba«'
teti Bemerkungen über denjenigen Theil der
Seelenkunde, welclier den Arzt intereffirt m
den pfychologifchen und medizinifchen Schrif-
ten nur fparfam ausgellreut, und eine foigHUtige
Ziectüre der Werke von Monz, Platntry L J.
Schrradtf Dufour^ Lorry^ Arnold^ Harper, Crichtorif
Fakoner^ Pinel,^ Chiarugi u. a. hat mir nur eine
geringe Ausbeute «ierfelben geliefert. Was ins«
befondere die pfycho! ^gifche Behandlung der
Gemüthskrankheiten anbetrifft, fo fcheint es mir,
dab auf das Detail derfelben fehr viel und
eigentlich das Meide ankomme. Mit diefem
wird man aber nur durch die Darüellung ein-
seiner pfychologifcher Kuren bekannt *)* Es
*) Icli bin, was die Vorthtile betrifft, ^welche dat
' Publikuip durch die Bekanntmachung diefes De-
tails der pfychifchen Behandlung erhült, ndit llvu.
Reil (S. de/Ten Rhapfodicen über die Anwendung
der prychiTclicn Kurmethod« aui (Jft\&Ä%■I.«OL>i^^^^^-
lere Wochen aufs fchreckllchfte gea«gftigt, ohne
jc-rnanden den Grund ihrer Angft xhltzutheileD»
bis fie endlich einmal in der Abtnddärnimrm^^
da ich auf alle mögliche Weife ihr Vertrauen
zu gewinnen irnd fie treuherzig zu machen
fuchte, mir unter den Aeufferungen der gröls-
ten Verzweiflung geftand, dafs fie jenen Vcr-
ftoft gegen die Gefetze begangen habe. Ihr
Gold und Silberzeug hatte fie bereits im Kelltr
verfleckt, weil fie glaubte, dafs die Accisofifiziao-
ten, das ganze Haus durchfuchen und ihr gan-
zes Vermögen ihr wegnehmen ivürden,
Eine Grille, die bei diefcr Art von G^
müthskranken einmal tiefe Wurzel gefafst Iiar,
voUkammen herauszuarbeiten, fo dafs kein &ft
davon zurückbjcibi, hält äufserft fchwer. Un-
geachtet ich der Kranken die deutlichfteri /duift-
liehen Beweife Vorlegte, dafs die Accisinfpection
ifl Rückücht jener vergefTenen Anzeige vöU\5
zufrieden geflellt fey, und ihr nicht das Min-
defte dabei zur Laft lege, war fie doch noch
nicht beruhigt, fondera glaubte immer noch,
dnfs verfdüedene Aeiifserungen y;on ihr gegen
den Kaufer der einen Ziege den Verluft ihief
Vermö^enfe nach fich ziehen würden.
Das Herausfcbairen der Grillen ift, wenn
die Kranken zu fehr durch dlefelben beunru-
liigt weiden ^ hdVvd\ TiiCvv\\\%> fie werden aber
— 75 --
flAdurcih eben fo wenig von ihrem Hebel be-
freit, als ein Menfch, der einen fchwachen M^*
gen und Schleim ,mid Cruditäten darin hat,
durch Herausfchaflung diefir letztern von fei-
neV Magen fcluväche geheilt wird, wiewohl von
/<eit zu Zelt gegebene ausleerende Mittel als
JW?/bedinguilg der Kur unter diefen TJmftändea
jiöthig lind. So wie fich in einem fchwachen
Magen fortdauernd Unreinigkelten bilden, fo
findet im hypochondrifclien Zuftande eine un-
aufhörliche Grillenerzeugun^ im iSenforlum flatt.
D^r körperliche Zuftand der Kranken fchien-
^iemhch natürlich zu feyn, aufser dafs fie über
Hartleibigl^eit klagte. S^tockungen in den Ein«
geweiden des Unterleibes konnten mit bei der
Krankl^it im Spiel feyn. Ich zweifle aber, ob
fie in diefem Fall die ürfache derft-lben enthiel-
ten. Kranke, bei denen diefer Zuftand ftatt fin-
det, pflegen viel über körperliche Misgefuhle zu^
Jilagen und diefe für fehr gefährlich jund ominös
zu halten. Grillen von diefer. Art habe ich
aber nicht bei ihr bemerkt. Das XJebel, das
fie vergröfsert erblitkte , war nicht ihr körperli-
cher, fondern ihr Gemiirfo • Zußand. Sie yer-
fjcherte fortdauernd, dafs fie ganz verwirrt fey
und fich nicht belinhen könne, fprach doch
aber meiftena zufainmtnhange'pd und veraücvt
, • - - 76 -
tig, und verrichtete die Gefcliäfte, die Ce vor«
»aSim, ganz gut.
Als ich fie einmal ein Kapitel aus dem Bu-
che Hieb hatte lefeü lafTen , Hand fie auf, gicng
ilirer gewöhlichen Weife nach tieflinnig im Zim-
mer umher und fagte: Ach, wenn ich doch fo
•gut, wie Hiob wäre! Ein anderesraal verficherte
fie mich weinend t Sie fey nicht weith auf der
Erde zu gehen.
Da fie fich fortdauernd mit der Idee Sog-
fligte, dafs fie verhungern müflq , weil fie kein
Geld mehr habe, fo fuchte ihr älteller Sohn
und ich fie dahin zu vermögen, uns dai vor-
läthige Geld zu zeigen, wo fich eine vid puf-
fere Summe fand, als fie angegeben hattei Das
Vorzeigen des Geldes brachte fie indeffen von
diefer Grille nicht ab, fondern einige Tage
nachher kam fie wieder darauf zurück und be-
hauptete unter grofsen Wehklagen: ihr Sohn
habe falfch gezählt, ei fey kaum der dritie
Theil davon da und wir füllten fie nur vor
den Kopf fchlagen, weil fie fonfl in diefem
fchreckliclien Zuftande umkommen niüffe. Auf-
fer der Grille des Verhungerna haue fie noch
mehrere andere z. B. dafs alle Victualien im
Haufe verdorben, dafs die Kütheiigtwaclife im
Garten veidonten u. f» w.
Die Schwenttuth hatte bei ihr ihre regel-
mäfsigen Exacerbationen und Remiillonen. Die
erilern traten allemal des Morgends ein, des
Nachmittags und Abends befand üe/fich befTer*
.Nachdem ich die Kranke g Tage lang
beobachtet hatte» fieng ich mit dem 4ten Ju-
nius die Cur an.
Bei atlto denjenigen Krankheiten, die in
. 'einei^i allgemeinen oder partiellen torpor der
, Lebenskraft ihren Grund zu haben fcheinen,
bei SchlagflüfTen, Lähmungen, Hockender Cirku-^
lation in den Gefäfseb 14. f. w. find bekanntlich
JBrechmittel zuweilen von vorzüglichem Nutzen.
Ihre heilfame Wirkung beruht indeflen nicht
auf ihrer ausleerenden Kraft, fondeiti fie wirken
als Erfchütterunssmittel und veranlaffen durch
die allgemeine Excitation, die fi^ im Körper
hervorbringen, einen höhern Grad von Reiz*
barkeit auch in einzelnen Organen un(^ eine
lebhaftere Action derfelben«
Ein ähnlicher Zuftaud von torpor, wie er
in einzelnen Syftemen und Theilen des übri-
gen Körpers zuweilen vorhanden zu feyü fcheint,
findet,, wenn ich nicht irre, unter gewiflen Um"
fiänden auch im Senforium fiatt. ^ Pas Uhrwerk
der Seele fcheinf, fo zu fagen, verrofteC zu
-r 78 —
- feyn und Acttonen , - die ihr vorher fehr leicht
waren , gehen ^ jezt nur mit Schwierigkeit und .
unter läfligea Gefühlen von Statten, Diefer Zu-
ftand fcheint vorzüglich oft bei der Hypoehoa-
drie und Schwermuth obzuwalten* Ich glaubte
ihn auch bei der gegenwärtigen Kranken zu be-
merken und befchlofs daher die Anwendung
eixies pfychifc/ieji Erfchütterungsmittels , von dem
ich unter diefen Umftänden etwas erwartete«
Ich meine den Zorn*
, Die Hervorbringung diefes Affekts gefchai
auf folgende einfache Weife. Ich fagte der
Kranken, dafs ich, wie gewöhnlich, aulker
Haufe elTen werde, lieb mir aber des Mittags
unter dem Vorwande eine? Aend.erung meinet
f^ntfchluifes aus dem Gaflhofe eine Portion Ef-
fen holen und verzehrte diefe bei ihr. lA
wufste zum voraus, dafs fie dies als fchimpflich
für fich betrachten würde und eireichie den
Zweck der pfycliologifchen Reizung aufs voll-
kommenlle. Jeder Biflen, den ich in ihrer Ge-
genwart afs, wirkte initirend auf ihr Senforium,
fo dafs ich auf diefe Weife gewilTermafsen fogar
die Doßa des Zorns in meiner Gewalt hatte
und, fobald ich mit Effen fertig war, wurd»
iie wieder ruhiger.
Die Wirkung diefer Reizung war eine gröf-
fere GefchälU^keit uud eine leichtere Antwort
-7 ,79 ■—
auf .iie voTgölegten Fragen > als in ihren ge-
wöhnlichen Zuflandeftatt fand. Der Zorn fehlen
vorzüglich auf die 'Wülenskraft .bei ihr zu wir-
ken, und ich bin daher geneigt zu glauben»
dafs in den meiften Fällen des hypochondri-
fclien Zußandes der vorfichtige Gebrauch diefes
Affekts fehr heilfam ift, da die Neigung zu
fnimer urithätigen hinbrüten bekanntlich ein
Haupf Charakter diefer Gemüthslage ift, und viel,
leicht vorzüglich die Rückficht des Gemüths-
arztes bei der Kur erfordert. Jener Effekt war
indeffen blos vorübergehend und Nachmittags
befand fie fich wieder in ihrem vorigen Zu«
flande.
Da fie zugleich klagte, mehrere Tage übet
keine Leibesöffnung gehabt zu haben , fo ver-
fchrleb iph ihr fowol in diefer Rückücht als in
Bezug auf die etwa durch den vorhergegange-
nen Affekt bewirkte Gallenecgiefsung: Rec. BIlc*
tuar, knit, qjfic, unc fem. Crenu tarL foL drachm.
fem. Aqua menth, piperiu drachmam fem, M. S.
jJVlle a Stunden 2 Thelöffel voll. Nach den
Gebrauch diefes Mittels kam der Stuhlgang wie-
der in feine gewöhnliche Ordnung. Es ifl die»
zugleich ein Beweis, dafs nicht immer bei Me-
lancholifchen heftig ivirkcruie Mittel nöthig fjnd,
um Auslerungen zu bewirken, und die Vor-
ficht b^i Kranken von diefer Art^ die man noch
!
l
CHT ^iiiH- l:c3iili"-r itiz ?:'r=£ ~-fr:
•rsj*-ri f«:,Ufcr. einen t./...-.-. >-.'.^f-
:■ I ü^t L*:rvcr, da i:c ich ei' bil-iett, <
— 77 ^
Die Schwenttuth hatte 'bei ihr ihre regel-
märsigen Exacerbationen und Remiillonen. Die
crftern traten allemal des Morgends ein, des
Nachmittags und Abends befand fie/fich beffer.
.Nachdem ich die Kranke g Tage lang
beobachtet hatte» fieng ich mit dem 4ten Ju-
nius die Cur an.
Bei atl^n denjenigen Krankheiten, die in
'eineoi' allgemeinen oder partiellen torpor der
Lebenskraft ihren -Grund zu haben fcheinen,
bei ^chlagflüfTen, Lähmungen, Hockender Cirku^
lation in den Gefäfseb u. f. w. find bekanntlich
Brechmittel zuweilen von vorzüglichem Nutzen.
Ihre heilfame Wirkung beruht indeflen nicht
auf ihrer ausleerenden Kraft, fondeiti fie wirken
als Erfchütterunssmittel und veranlaifen durch
die allgemeine Excltation, die fi^ im Körper
hervorbringen, einen höhern Grad von Reiz*
barkeit auch in einzelnen Organen un(^ eine
lebhaftere Action derfelben«
Ein ähnlicher Zufland von torpor, wie er
in einzelnen Syftemen und Theilen des übri-
gen Körpers zuweilen vorhanden zu feyti fcheint,
findet, wenn ich nicht irre, unter gewiflen Um"
fiänden auch im Senforium fiatt. . Das Uhrwerk
der Seele fcheint, fo zu fagen , venofteC zu
' T 78 —
- feyn und Acttonen , die ihr vorher fehr leicht
waren , gehen jezt nur mit Schwierigkeit und ,
unter läfligen Gefühlen von Statten, Diefer Zu-
Hand fcheint vorzüglich oft bei der Hypochou-
drie und Schwermuth obzuwalten* Ich glaubte
ihn auch bei der gegenwärtigen Kranken zu be*
merken und befchlofs daher die Anwendung
eines pfychifchen Erfchütterungsinittels , von dem
ich unter diefen Umßänden etwas erwartete.
Ich meine den Zorn*
. Die Hervorbringung diefes Affekts gefchah
auf folgende einfache Weife. Ich fagte der
Kranken, dafs ich, wie gewöhnlich, aufser
Haufe eiTen werde, lieb mir aber des Mittags
unter dem Vorwande einer Aend'2rung meineß
IJntfchluffes aus dem Gaflhofe eine Portion Ef-
fen holen uud^ verzehrte diefe bei ihr. Ich
wufete zum voraus, dafs fie dies als fchimpfiich
für üch betrachten würde und eirelclue den
Zweck der pfycliologifchen Reizung aufs voll-
kommenlle. Jeder Biflen, den ich in. ihrer Ge-
genwart afs, wirkte initirend auf ihr Senforium,
fo dafs ich auf diefe Weife gewilTermafsen fogar
die Doßa des Zorns in meiner Gewalt hatte
uiid, fobald ich mit Efien fertig war, wurd*
fie wieder ruhiger.
Die Wirkung dieCer Reiaung war eine gröf '
{eu Gefcbäfügkevt uud eine leichtex'e Antwort
S
— 8^. — •
glaube 1 feht wichtige Bemerkung machen, däAi.
'die WitkuDg folcher EitiflüiTe, die das Gemüth
der Seelenkranken affizireh, nicht immer iif .dem,
Augenblicke ihrer Action, Tongern oft erft ^äter- '
hin eklatirt» weswegen man nicht glauben mi46»
dafs ein Experiment mit diefen Pingen mislon-
gen fey, wenn man nicht einen cugenbUcklicheß'
Effekt davon wahrnimmt Den 7ten Junius früh
trat ein Patoxysmüs bei der Kranken ^ia^JDec,
4er Verficherüng ihrer Tochter zufolge, die big«
her während dea gröfsten Theils ihr^r Krankheit
ihre Wartung beforgt und üe beobachtet hatte,
der ftärkße unter den im Laufe der Ejrankheit
erfchienenen, war, und ich vermuthe, dafs der
*Afiektenreiz, welcher in den nächftvorhergehen^
den Tagen theils mit Abücht , theils durch Zu*
fall bei der Kranken unterhalten war, . zu der
Entwickelung defielben viel beigetragen habea
, mochte. Die Kranke gieng mit yerftörteni zu«,
weilen wHden Blicken im Zimmer und; Haufe
umher und kehrte auf der Hälfte ;.de& Wegea
oft wieder um. . Ihr Anzug ikfs unordendifh.
und die Bänder d^r Nachthaube hiengea Ihr
los am ÜaUe herunter« da fie fonft, wie in allen
Stücken , fo befondf ts auch in des^, waa ihre
Kleidung betraf, £ehr . ai:curat wat. Als ich mit
der Tochter auf ein^ halbe Slunde efinenfiefuch
anidi^n wpltov fetoje.fe l^%j»«^:WoUte.uiA
— ' 8o —
night kennt, die Reizßihigkeic des Darmlcanals
er(t du^ch gelinde Mittel zu fondireu, dürfte
daher wohl in den wenigften Fäilea unnütz
feyn.
Den 5tcn Junius kam der Schwiegerfohn
der Krauken und ihre Tochter, die. ich zu einer
Gonferenz ihrentwcegen eingeladen hatte. Unfer
häuüges Zufammenfprechen wirkte, wie ich
merkte, ebenfallfi irritlrend auf fie, weil fie arg-
wöhnte, dafs unfere Gefpräche fie felber an-
giengen.
Den 6ten Junius lief unvermuthet ein Brief
von ihrem zweiten Sohn aus Nordamerika ein,
der feit 7 Jahren aus Deutfchland abwefend war
und den feine Venvandten fchon längft für torfc
gehalten hatten. Ihr ältefter, im Orte ariwefen-
der Sohn , bradite den Brief gerade zu ilir ins
Zimmer, erbrach ihn und lafs ihn ihr vor. Die
Mittheilung deilelben brachte iiideflen Aatt einer
belebenden Wirkung.', wi^ man wohl hätte er-
warten follen, einen heunruhigendefi Eindruck bei
ihr hervor y da iie £ch einbildete, der Abwefen-
de werde nunmehr das Geld, was er noch bei
ihr ßehen hatte, zurückfordern und fie werde
nun vollends verhungern muffen, ein Effekt,
det lieh indeffen nifcht fogleich, fondern erft
fpaterhin §anz offenbarte. Ich mufs hier im
Aligemeinen die für den Geniüthsarzt, wie ich
^ • " glaube
— 85 — ^
getcageni was fie feit den 14« Mai nicht mehr
gethan hafte.
' Sobald ich die Vorliinangeführten Umllända
Wahrnahm , Welche * mich etwas kritifches ver*
muthen liefsen, und jsugleich bemerkte » dafg
die Kranke fortdauernd durch die Gegenwart
ihrer Tochter und den Argwohn /als ob wiip
irgend etwas über fie faefchlöfTen) irritirt wuirdei
erfuchte ich die letztere fogleich abzureifen) um
die Kranke in diejenige Gemütheruhe zu ver-
fetzen^ welche mir zu einer wolilthätigen Lei-
tung jener Krife nöthig fchien. Ihre Toch-
ter war fo gefallijg, meinem Wunfche FoIgQ zu
leifien) und die Krife endigte, wie eben be-
tnetkt worden, mit einer dem Anicjieine nach
glücklichen Veränderung im Senfo^cium der
Kranken.
^ tch befchlofs nunmehr den Gebrauch eines
neuen pfychologifchen Arzneimittels. Nachdem
ich durch verfchiedene Aeulsetungen der Tbeil-
nähme ^ an ilirem Leiden, das Zutrauen der
Kranken Auf einige Augenblicke gewcjnnen hat-
te, nahm ich die Bibel ^ur Hand^ fcblug dai
Buch Hiob auf und bat fie einige Kapitel dar-
aus toxi lefen. Dies fehlen ihr feht tu gefallen ,
fie fetzte fich ftu mir und las die aufgefchlagene
Seite t wie es fchien» mit vieler Andacht. Ich
n^pübl itir )uQn|uf d4s Lefen In der Bibel u'cA
1? 4
— 8« —
nicht fortlaiTen. Einigemal, da fie im Herum-
gehen die Gellen des Schm^zes machte ^ blieb
der Arm eine Zeitlang in der 9afgehobeiien
Stellung ßdirt f ein Zußand, den ich fchon eini-
gemal bei tief Melapcholifchen im Paroxysmug
wahrgenommen habe. Sie fchien übrigens bei-
nahe völlig befinnuAgslos und gab auf die an
fie gerichteten Fragen gar keine oder- verkehrte
Antworten« Wenn fie fiille iland, fo zitterten
die Glieder und fie fchien umfallen zu wollen.
Wenii fie gieng, fo wai: ihr Weg meiftens im
2ikzak. Als ich fie mit etwas Zwang, auf das
Softi fetzte und fie bat^ an ihrem Strickzeuge ,
das vor ihr lag, fortzuarbeiten, rifs fie fich mit
Gewalt von mir los und ihr Blick wurde fo'
wild, dais ich den Ausbruch leines Anfalls von
Baferei befürchtete und fie in ihrem unruhigen
tlorumT^ankeii nicht weiter fiörte.
Icli ij^^iMuthei dafs diefer Parojcysmus, wo
nicht die Folge kntifch& Befragungen im Seelen«
oigau) döfch ^etoigftenS von delifelben begleitet
i^ar, Det Nächmittag nadi dem Anfall war
der ruhigftiB währehd det Zeit meiner Anwefen-
heit. Die Kräiike klagte wenige« fprach einige«
mal fogar heiter, und wie ich einige Tage dar^
auf bei einer zurälllg^h Durchficht ihre« ylusga*
be^' Buchs fahe, hatte fie am* Abend diefes Ta-
ges xixük ier^knai ^ledeür'ihr« Ausgaben^ «in»
-- 85 — '
dei Glieder und die Fiximng dea Ärmfl etfi^ie«
nen von neuem, und es zeigten fich| wie am
7ten Spuren von Befinnungslofigkeit. ' Ich holte
' abermals die Bibel herbei und fchlttg; das dritte '
V Kapitel in den Elagliedem Jeremiä auf. Dies
.Jas fie unter vielen Seufzen und bat mich, die
Stelle in der Bibel anzuzeichnen.
Idi hielt nunmehr für nöthigf den Haupt-
. fchlag auf ihre Eipbildungskraft zu thun und
fchrieb folgenden Brief an Sie, den ich hier'
wörtlich beifüge.
„Ich bitte Sie nochmals, liebe Mad., fleifsig
„in der Bibel und den geifilichea Schriften zu
),lefen. Ihre Krankheit befteht in einer Ver-
„dunkelung der Gedanken und inneren Unruhe
9, des Geilles. Ich habe öfters^ gehört, dafs Gott
'„denen, die iu einer folchen Lage fleifsig in
'. „ feinem Worte lefen^ entweder felbljt oder ihren
„Verwandten in Träumen ein Zeichen gegeben
„habe, wie ihnen zu helfen iß,, und glaube
„ fchon in diefer Nacht einige Eingebungen von
„diefer Art bei mir bemerkt zu haben. Ich
„durfte Ihnen mündlich nichts hierüber fagen,
^,weil fonft die Gnadenwirkungen aufhören, und
„§ie müi&n das, was ich ihnen hier fchreibe,'^
,$-forgfaltig verfchweigen und niemanden offen-
„ baren. Wenn fie fortfahren, flei&ig in dcai
Hgeiftlichen Schriiton w lefen, fo l^pSe klx \bw-
— 84- —
tndem geißllchßn Sehiiften als ein Hauptliei-
'lungßmittel ihres jetzigen Zuftandes upd führte
ihr mehrere Beifpiele von Perfonen an, die auf
diefe Weife durch Gottes gnädige Hülfe wieder
g^und geworden wären. Während des Lefens
fragte ich fie einigemal : oh fie lioch keine Wir-
kung vcrfpüre und trottete fie, als fie dies ver-
ndnte, mit der Verficherung, dafs die Gnaden*
frirkungen nicht ausbleiben würden.
Diefe Behandlung machte eine deutlich bi*
ruhigende Wirkung auf fie.
Den 8ten und gten war ihr Gemüthszufiand
tnerklich verbefTert, i^as indeflen wahrfcheinlich
zugleich die Folge des obigen, vermuthlidi kri-
tifchen Paroxysmus war. Sie fieng nun felbft
vcrfchie'dene von ihren vorigen Gefchäftene wie-
der an, wozu fie vorher durch kein Zureden
zu bew^en war, und der- bisherige Ton der
Kranken gieng einigemal wieder, dlme dafs fie
es wahrfcheinlich felbfi bemerkte, in den Acceiit
der Gefunden über. Sie fagte mir zugleich:
dafs fie die Nacht wieder gefchlafen hätte und
ihr bisheriger Arzt, der fie wieder befuchte,
bemerkte, dafs ihre Haut feudit geworden fey.^
Deti loten Morgeds trat inüefTen ein neuer
Paroxysmus ein. Sie weinte heftig, die Grille
der Geldnoth fieng wieder an i^arke Bewegun-
gen in iiirer Seele ^zu veranlaflSen, ths Zittern
— 87 -^
hintereiaander von ihr geträuppit habe, und dafs
ich ihi den Innhalt diefer Träume fchrifdich
xriittheilen, wolle. Ich wufste, dafs fie in. di^fj^xu
.Punkte etwas abergläubifch. (ey, und war ücher
durch dieie Aeuf^erung puf ihre Neugierde «su
wirken« Sie war' anfangs ftill, wie gewöhnlich:,
und Ich gteng su andern Dingen über.. Einige ^
Minuten nachher $eng fie von felbfi yöi^^ ddh
Träumen wieder an, und yerlangte.ditt münd-
liche, Miiheilung derfdben. Nach einigtti. Wei:-
gerungen von meiner Seite und det Aeube«
ning, dafs man übes diefe Dinge fo wenig als
lu.QgUch reden müfle, yerfprach ich äirem .Ver-
langen. Folge zu leifien, und erzählte ihr nun-
mehr: ifie. fey mir in dem. Zufiande, iirofän fie
fich vor einigen Tagen befunden habe,., im
Traum vorgekommen, Als, iie eine Zadan^
weinend und jammernd ^n !&immer umheige-
gapgen fey, wäre ihr feiiger Mann hereingekom^
me^i, hätte ihr die Bibel in die Hand gegeben,
die KlagUeder jTeremiä aufgefchlagen ynd ^efagt:
Da U^ und wenn du' drei Verfe gelefen hafi^
fo geh allemal im ^mmer ^mher und bete, &>
wirft du y^i^der, munter pnd gefund werden
und deiner Lebensjahre werden noch leiele Jeyn*
Zugleich (ugte ich einige WinM iiber Familien-
umfiände bei, worüber ich zufällig ftwas erfah«
k»n , züe |ibe( felbft ^tva? von i|hr ^ört t^atte«
— 56 —
^nen durch Gottes Hfilfe das Mittel zu Ihrer
„WicdeiherfielluDg bekannt zi:i machen/ Ihi:
u. f, w. *^
Diefen Brief gab Ich ihr des Mittags, ehe
ich zu Tifcbe gieng, mit einer fehr emfthaftea
Miene» bat fie, ihn durchzulefen und wohl zu
beherzigen und verfprach des Nachmittagflf wei-
ter mit ihr darüber zu reden.
Als ich den Nachmittag wieder «u ihr kam,
fluid ich einen Brief von ihrer Tochter an
mich, der an fie addreflirt war. Ich erbrach
ihn auf meinem Zimmer und fahe zu meineii
V^drufs, dafs unter andern auch von meiner
mit der Kranken vorhabenden Behandlung die
Rede war, worüber ich jener einiges gefagt
hatte» Es war mir daher unmöglich dem drin-
gend geäufserten Wunfche der Kranken, den
Brief ihr mitzutheilen ,' Folge 9su leiften, und
ich merkte mit vielem Misvergnügen , dafs fie
Verdacht gegen mich ^u fchöpfen anfieng, ein
Umßand , der mir gerade in diefem Augenblicke
höchfl unangenehm war, und den ganzen Er^.
folg meiner Behandlung >5u vernichten drohte.
Ich befchlofs indefien docli noch denfelben
Abend meinen Plan auszuführen. Nach Tifche
in der Dämmerung fieng. ich wieder an, über
meinen, den Mittag ihr mitgetheihen , Brief zu
iprechen und fagte ihr, dals mir inrei Nächte
— 87 -^
hintereiaander von ihr geträumt halbe ^ und dab
ich ihr den Innhalt diefer Träume fchriftlich
ndttheilen. wolle. Icli wufste, da£s fie in, di^&xu
Punkte etwas abergläubifch fey, und war ücher
durch dieie Aeuf^erung puf ihre Neugierde «su
wirken* Sie war' anfangs ftilly wie gewöhnlicIXf
und Ich gteng zu andern Dingen üben Einige
Minuten nachher ßeng fie von felbft yap>'ddn
Träumen wieder an, und. verlangte. diis münd-
liche^ Miiheilung derfdben. Nach einigte Wei^
gei:ungen von meiner Seite \ind det Aeube-
rung, dafs man. übes diefe Dinge fo wenig als
lu.Qglich reden müfle, Ycrfprachjch ^ifem .Ver-
langen. Folge zu leifien , und erzählte ihr nun-
mehr: £e. fey mir in dem. Zullande, iirofin fie
fich vor einigen Tagen befunden habe, . im
Traum vorgekommen, Als iie ^ine Zdidau^
weinend und jammernd im Zimmer umheige-
gapgen fey, wäre ihr feiiger Mann hereingekpm«
men, hätte ihr die Bibel in die Hand gegeben,
die KlagUeder Jeremiä aufgefchlagen und gefagt:
Da \it8 und wenn du* drei Verfe gelefen hafi^
fo geh allemal im ^mmer lunher und bete, fo
wirft du wieder, munter und gefund werden
und deiner Lebensjahre werdjen noch ^iele Xeyn*
Zugleich fügte Ich einige Winke iiber Familienr
umfiände bei, worüber ich sufäUig ^was erfah«
k»n , nie |ibe( f^^lbft ^twa? yoii ^ ^ört t^atte^
— 90 —
Inf Sti^ide, Es fey alles aus dem Kopfe w^.
Sie feufzte unaufhörlich und hob das Kion zu-
' "seilen .m die Höhe, als ob fie nach Luft
fchnappte. Während meiner Abwefenheit war
fie fswd Stunden hindurch im Keller heiump'
gangen, ~
Als ich fie hat, su ihrem Troite wieder a
(^erBihe) SU lefen» am wertete fie mir: fie fifl^
jezt nicht incbr die Freude daran , wie fooß»
und legte die aufgefchlagene Bibel wieder >
rück. Ich holte hierauf einen Bapd von Ib*
m'Magazin 2ur Erfahrungsfeelenkuude, tälai
Ihr eine Erzählung auf »die den Fali einoriuil
einer Krankheit zurückgebliebenen Genüd»
fchwäche betraf, und bat fie mir dierelbe n»
lefen. Sitf tliat dies, hatte abei: kaum onigs
'Zeilen gelefen, als fie wegen der .bemedß»
Aebnlichkeit des Falls mit dem ibrigen au(
merkfam zu. werden und zu flocken anSa^^
Sie lafs indeflen auf meine Bitte fort , und id
machte fie bei diefer Gelegenheit auf das GiPfoh^
Kcht von dergleichen Seelenzuiläiiden aufmeii*
fam, worüber fie fich zu wundern fcbieo, und
fiille und nachdenkend wurde.
Pen J4ten ziemlich wie am vorigen Tige,
doch etlyas befler. Am Abend befchlob ick
einen Verfuch mit der pfychologifchen Jjebtnam-
thod^ QS. Idfefcu vx ^vcÄX Ifh^fik der organÜcb*
— 89 r-f
/Verwandten durch den Anblick derfelben b^
unr uliigt y weswegen man'di^ Gefellfchaft -nicht
räthlich für iie hielt- Ich lieb he^te die Klein-
&e zu ihr bringen und bemerkte mit Vergnü»
geuy. dafs der Anblick derfelben eifie eifreuliche
Wirkung auf iie machte. Si,e nahm das Kind '
auf die Arme, kübte es und Jcherzte mit ihm,
ein Gemüthszudand, worin fie fich wahrfchein^
lieh feit mehreren Monaten nicht befunden
hatte.
Den ijten Morgens abermals Spuren von
einem herannahenden Paroxysmus. Der Athengi
£eng wieder an zu jagen i .die Kranke fah ftair
vor fich nieder ux^d klagte einigemal i^bev Bb»
linnungslofigkeitk Doch kam es wedeir zum
Schreien, noch zu verwirrten. AeuiFerupgen,
noch zu jenekn unruhigen Herumirren, .Zlttem
der Glieder u. f. w« wie am yten und ^otea
Junius.. Ich erinnerte :fie abermals mit einigen-
ernflhaften Worten an meinen Traum» und
fagte^ ihr, dafs fie fich bereits zu beflem anfan-
ge. Sie hörte hierauf einige Augenblicke auf
zu feufzen, und fchien etwas heiterer vu werden..
Des Nachmittags . abermalige Unruhe, unthäti«
geS' Herumgehen, Weinen, Klagen, daft fie
nichts tauge, von Gott verftofsen^fey u. f, wv
Sie .empfinde eine unüberwindliche . Träg/tdl zu
ajlen Gefchäften und fey nichts «u überdenke^
— 90 —
inf Stande, Es fey allef aus dem Kopfe Wig.
Sie feufete unaufhörlich und hob das Kinn zu-
' "seilen in die Höhe, als ob fie nach Luft
-fchnappte« Während meiner Abwefenheit war
fie jBwei Stunden hindurch im KeUer h^rum^e«
gangen, .
Als ich fie b.at, %\x ihrem Trolle wieder in
i^erBibe) SU lefen» am wertete fie mir: fie f^ide
Jesst nicht mehr che* Freude daran, wie ^onfif
und legte die aufgefchlagene Bibel wieder '^u*
rück» Ich holte hierauf einen Band von Mo-
m "Magazin cur Erfahrungsfeelenkuude , fchlug
ihr eine Erzählung auf i die den Fall einer iiach
einer Krankheit ^lurückgebliebenen Gemüths-
fchwiiche betraf, und bat fie mir diefelbe vorzur
lefen« Sit tliat dies, hatte ^ber kaum einige
* Zeilen, gelefen, als fie wegen der .bemerkten
Aehntichkeit des Falls mit dem ihrigen auf-
merkfam zu werden und ^m flocken anfieng.
Sie )afs indefTen auf meine Bitte fort, und ich
machte fie bei diefer Gelegenheit auf das Gewöhn-
Ktht von dergleichen Seelenzuiländen aufmerk-
fam^ worüber fie fich zu wundem fehlen, und
fiille und nachdenkefid wurde.
Pen J4ten ziemlich wie am vorigen Tage,
doch etwas befTer. Am Abend befchlofs ich
einen VerfucU mit der pfychologifchm JLebenfme-
$hod^ (S. Ideen zu einer Phyfik der organifch«
— 9X —
Körper und der menfchlichen Seele, 8. t^gr)
SU inachen, fieng an von ihrer Lage mit ihr
SU fprecheni und theilte ihr eine Nachricht mit,
von der ich überzeugt bin, dafs fie im gefüTukn
Gemüthfzuftande, gewifs eine'fehr erfreuliche
Wirkung bei ihr hervorgebracht haben würdlev
Diefer Verfuch miliiglü<i)(fe aber völlig) die ge-
machte Mittheilung wirkte ganz fchief auf fi^f
und fieng wieder an Crillen bei ihr tu entwickelni
eben fo wie die Nachricht von dem Leben ih-
res Sohnes, Man fieht hieraus, wie fehler es
hält, unter diefen Umfiänden den richtigen
Weg au treffen, und ich bin wirklich geneigt zu
glauben, dals, fo wie vieles von dem, was auf
Kranke diefer Art im gefunden Zufiande berU'^
higend gewirkt haben würde, jeat dnen beän^«
fiig^den Eindruck bei ihnen hervorbringt, im
Gegentheii mandaes, was fie damals beunruhigt
haben würde, nun einen belebenden Effekt «tuf
fie machen kann, weswegen die richtige Anwen«-
dungsart jener Methode von .den bisher hierv
über gewöhnlichen Jdeen wahrfcheinlich völlig
abweicht.
Den isten» Der Gemüthszußand noch der-
felbe, aufser dafs die Kranke mehr Neigung
/zum Schlaf und zum Stillfitzen jEn haben fchien
wie bisher« Da es ein heiterer, fchöner Mor«
gen war, fo bat ich fie, mit mir im i^arten btii«
— 94 -,
tec dem Haufe zu gehen.. Sie war, aber fcUeeli-
teidings dazu nicht zu bewegen» fondem be*
hauptete, da ich mit etwas fiarken Gründen in
ße einzudringen anfieng, fie könne dies nicht,
ii£h1 war, felbß da ich fie beim Arm nahm,
pjkht aus der Stelle zu bringen. Als ich hier-
auf, allein- im Garten gieng, fo kam fie eine
Wieile darauf vön felbß nach. Ich befchlofs
|iunmdir eiuen- neuen Angriff auf ilire Phanta-
fie zu mafdiep. Schon feit mehreren Tagen
Jiatte ich üe flurch ziemUch eindringende Vor-
flellungen zu einem Spatziergange oder Befuch
Mußerhalb des Haufes zu bewegen gefucht. Sie
|)ehaupiete indeiTen fortdauernd, es fey ihr dies
unmögUdi^ üe habe keine Haare mehr auf dem
Kopfe, um eioe Haube auffetzen zu können,
die ]8Ileider hiengen ihr in Stücken um den
lieibe herum u. f. w. Ich fieng jezt, indem
ich im Garten mit. ihr herumgieng, das Gefprüch .
damit au, dafs ich fie fowpl wegen meinen öf*
tern Abbuchungen dieferhalb als wegen der vor*
hörigen kleinen Zänkerei u'm Entfchuldigung bat,
und fetzte hinzu, dafs ich fo handeln muffe,
weil mir dies von Qott vorgefchrieben fey. Sie
horchte hier wieder etwas auf, und ich fetzte
hinzu, dafs ich, ihr neulich nur einen Theil
Tpeines Traums mitgetheilt habe. Da üe hier«
auf iji<:ht antwortete, fuhr ic^h in einem ahg«r
•^ 95 —
brothenen uncT erfchvtttetten Tone fort: dafi
ich nach dei^ Träume, den ich ihr ^neulich
Abends initgetheiic hätte , wieder eingefchlafea
fey; fie fey mir abermals vorgekommen, und
ihr ältefter Sohn, der als. Kind geftorben ift,
habe ihr auf dem Schoofe gefeflen luid ihre ^
Wangen^ gefireich<^lt. Sie habe aber Vor fich
niedergeblickt und geweint. Plötzlich hätte der
feiige L., ein genauer Freund i3}ie8 verflorbc-
iien Mannes, neben ihr gefianden, fie emS
und ruhig angeblickt und in einem feierlichezi
Töne zu ihr gefagt:' Gehe aus und fchäme dich
nicht. Mit diefen Worten fey alles verfchwun-
den gewefen und ich wieder aufgewacht. Sie
fehlen bei diefen Aeuiserungen zu erblaflen,
wandte fich weg und gieng fchneli zum Garten
heraus.
Den i6ten. Unveränderter Gemüthszuftand.
Als ich fie irochmals an das Ausgehen erinnerte
und eine kleine Rückweifung an den ihr gefVem
bekannt gemachten lezten Theil meines Traums
beifügte, fchüttelte fie leife den Kopf uhd fagte;
es fey doch ab.er nur ein Traum gewefen. Ich
fragte fie daher in einem fehr emfthaften To-
ne. Ob fiie nicht glaube, dafs Gott feinen WiÜ
len durch Träume offenbaren und denen, vreU
dien et gewogen fey, ein Zeichen geben kön-
nt? Als üe hierauf zu weinen anfieng^ fagie
*-• 94 —
ich: JbSk es nicht meine ifondern Gottes Stimme
fey» die iie hote, und das Gott diejenigeti) die
feine Befdlile nicht befolgten, zu. ßraftn pflege.
Ich beföhle ihr nochmals in der Bibel 2n iefen
und auszugehen. Sie antwortete hierauf nichts i
fondern feufzte und weinte, wie gewöhnlich.
Den Naclimittag ürickte fie fehr emGg und
ich fand die Bibel neben ihr aufgefchlagen. Zu-
gleich bemerkte ich bei ehiigen Aeuberüngen
übet den vorgefchlagenen Ausgang , dals ihr
Widerfpruch dagegen gegenwärtig fehr wöcAzu-
lajfm anfieng. Sie war merklich heiterer ids den
Morgen und das, was der Unerfahrne für eine
terroTißifche Maasrcgel hätte halten können, hat-
te einen erfreulichen Eindruck äyf fie giamcht
Den Abend fieng (ie fogar an einmal von ftlbfi
2u fprechen, da man ihr fonfl alles abfiragen
mufste. Sobald ich dies merkte, fuchte ich ein
unterhaltendes Gefpräch mit ihr anzuknüpfen i
wofür ich früher noch gar keinen 'Sinn bei ihr
bemerkt hatte, und hin und wieder fchien es,
ah ob fie wirklich einiges InterefTe ^ dem niSh-
me, worüber ich mit ihr fprach«
Den lyten. Ihr Gemüthszußand/ wie den
Nachmittag vorher« Sie arbdtete tmängehaltin.
Des Abends abermals iserAreuend^ Geipräche.
Den isten. Nach Tifche VerfchUmmetong
(I#0 Gemü\h&ZA>!Mx^* "^ ts^äcci^ ^ku dritten
-- 95 ^
Verlfichy Ce zum Ausgehen su bewegen, kontu
te aber wegen eingetretener fchlechter Witte«
rung ihn nicht zur Ausführung bringen. ^^
Den ig. und 20, Erüer Ausgang feit dem
Anfange ihrer Krankheit. Ujnter fortdauerndem
Weinen und Widerßreben entfclilofii fich die
Kranke endlich | da ich ihr unabUfsig mit den
Strafen drohte» die fie iich durch Ungehorfam
gegen die Befehle Gottes zuziehen würde, einen
Befuch bei einer ihrer Bekannten mit mir zu
machen, Sie fprach in der Gefellfchaft wenig ,
fahe meiflenfl vor fich hin und fchien in Kach^
denken verloren. Einmal , da ich, um eiuea
leichten Prob^angrijOf auf die fchwachen Stellen
in ihrem Senforium zu machen, da« Gefpräch
auf Accife« Ziegen U. dgl. leitete » iieng fie
plötzlich an fehl roth im Geficht und ängfilich
zu werden ) fo daib ich von diefer Materie
gleich wieder abglitt. Beim Zurückgehen mach-
te ich ihr über ihren^ jezt gezeigten G^horfam
^egen Gottes Befehle Lobfprüche und verfptäch
ihr eine baldige Beflerung ihres «Zuftandes.
Den stißen. Bei der Kachfrage, wie ibc
der gefirige Atisgang bekommen fey, behauptete
üe^ da£i £e fich weit fchlechter befinde und
fieng abermals an, Misttauen gegan oneine Vety
ficheruDgen zu äu&etn. Ich tagte ibk, hitrtufi*.
d^ diefe tegwöhnifohen Vo£fi«UiM||y» AofM^M
tüngen des TeufMis wSren, der einen Wider-
fiand gegen die Sefelile Gottes bei ihr zu erre-
gen fiiche, und dafs ihre Gefichtsfarbe fowol als
ihre Spradie die Merkmale der .anfangenden Bef-
ferung deutlich verriethen. Die Erinnerung an
den Teufel fehlen etwas ftark.auf fie zu wir-
ken, fie wagte es hernach nicht wieder auf die-
fen Punkt zu kommen, und ich fand, da ich
ttne Zddang nachher wieder zu ihr gieng,. die
Bibel abermals aufgefchlagen«
Den ii — 27ften. Theiis wegen des fchiech«
ten Wetter», theiis wegen anderer Verhinderun-
gen konnte ich die Befuche aufser dem Haufe
mit der Kranken nicht fortfetzen , ich fuchte fie
daher im Haufe durctr unterhaltende Gefpräcbe
.von ihren Grillen abzuziehen, und den Glauben
an die Götthchkdt meiner Vorfchriften immer
mehr bei. ihr zu befefligen. Zugleich liefe ich
fie von jezt an alle Mittage nach Tifche ein
Glas guten fpanifcheii Wein trinken, und rieth
ihr den Kopf alle Morgen mit kaltem WalTer 2u
wafchen« Der Gemütkszuftand der Kranken war
bei diefer Behandlung bald fchlimmer, bald bef
fcr, doch zeigte theiis die wieder anfangende
Gefchäftigkeit derfelben, theik das Aufsenblei-
ben der mehr turbulentfen Auftritte in ihrem
Senforium, die fich durch Herumitren, Hände-
aingai i mÜJädUche Aeuf^rungen^ . des tiefißen
Schmer-
1— 97 —
Schmerzes n. L w. verrietfaen, dafii fie widclich
in das Stadium der Wiedeigenefung oder we-
nigfiens der Befli^rung übetgieng* .
Den agßen« Abermaliger Befuch bei einer
Freundin der Kranken j wozu fie wieder nur
durch die Androhung der göttlichen Strafen be-
wogen werden konnte, und fo oft ich während
ihres Anzuges von meinem Zimmer zu ihr her-
unterkam, immer die Kleider wieder ausziehen
wollte. Sie fprach wieder nur wenig, ukid alles
in ihrem gewöhnlichen niedergefchlagenen Ac-
Cent, jedoch nichts Unzufammeiihängendes«
Den 3ofien. dritter Befuch bei der Fami-
lie ihres Sohnes. Die Kranke mufste bei die-
fer Gelegenheit einen Weg von einer halben
Stuijide auf einen beträchtlich hohen Berg bei
ziemlich heüsem Wetter machen. Sie verficherte
fortdauernd, dals fie dies nicht im Stande fey,
feu&te unaufhörlich, iagte, dals fie ohnmächtig
^vürde u. )f. w. Ich fprach ihr aber immer
Muth ein, und rieth ihr ganz langfam zu ge-
hen, und fo vollendete fie diefen befchwerli-
chen Weg herauf und herunter ganz glücklich.
Meine Haqptabficht bei duofem Gange war, ihr
einer Seits durch die That ZUtrauen zu ihren
körperlichen. Kräften einzuflöfsen, die fie für
fehr gering hielt, anderer Seits durch eine
sweckmälsige Strapaz$ und die dadurch bewirkte
XVin. B. 4« St. G
— lOO — • \
anvertranet bleiben könne und der Fäll der
Nothwendigkeit einer vormundfchaftlichen Auf-
ficht über fie noch nicht eintrete.
*Auch getraue ich mir zu behaupten , dab
das fortdauernde Bedürfnijs zw kleinen wirih-
ichaftlichen Befchäftigungeu » was ilire' gegen-
wärtige Lage mit üch bringt , fie in derjenigen
körperlichen fowol als Geißesthätigkeit erhalten
werde , welche zur Verhütung der Verfchlimme-
xung ihres Gemüthszufiandes die nothwendige
Bedingimg ift.
Ihr körperlicher Zuftand ift von der Be-
fcfaa£fenheit, dafs er, wenn nicht befouderei un*
vorhersufehende Umftände eintreten, keine nahe
Lebensgefahr befürchten läfst. Auch fcbeiut
der Verdacht einer anfangenden oder bereits
etablirten Brujlwqffirfucht ^ den die von Zeit zu
Zeit eintretenden Anfälle von Brufibeklemmung
erregten, nicht fo weit begründet zu feyn, um
für jtztj bei der weitern Behandlung der Kran*
ken darauf tlückficht zu nehmen.
Zur Verhütung der Verfchlimmerung ihres
Gemüthtzuil^ndes^ dieben meines Erachtens vor-
züglich der . fortgefetzte Umgang aufser dem
Haufe, wie ich ihn in den letztem Wodien
mit ihr angefangen hahe, 2Wetkmäbige Befchäf-
dgiuig innerhalb des HauIeS^ das Lefen der Bi*
bei und der regelmäüiige Befuch des öffendi«.
— lOl — •
cjxen Goltesdienltes. So grob auch ihr Wider*
Hand gegen die Befolgung diefer Maatregeln
ivai, fo ift es mir doch gelungen, fie sum Ge«
hprfam zu bringen, ipdem ici^ den Glauben bei
ilir zu erwecken und zu l](efeitigen fuchte» dafs
jene Vorfchriften Refultate göttlicher Eingebur^en
feyen, deren mich das höchfte Wefen gewür«
digt habe, um fie aus ihrem unglücklichen Zu-
ftande zu erretten. Es hielt fehr fcliwer, die-
fen Glauben bei ihr hervorzubringen, er ift
aber: je2;t,^ wenn ich nicht irre, ziemlich feft bei
ihr gewurzelt, uud ich hoffe, Fall» dies nöthig
feyn follte, noch durch eine behi^tlame fchrift^
liehe Fortfetzung meiner Comxhunicalionen die-'
ferhalb von B« aus fie ini Gehorfain'zu erhal-
ten« Die Verwandten der Kranken erfuche ich
aber m ihren Gefprächen mit ihr dief<^ Sache,
nicht zu berüluren, fondem fie nur durch allge*
meine, aus der Befchaffenheit ihres ^Gemüthszu-
fiandes gefchöpfte Gründe auf jenem Wege |:u
erhalten. Zugleich rathe ich mit dem tägli-
chen Genufs des W^i^fll und d^ra äuCtern Ge-
brauche des kalten WaiTers, fo wie ich ihn ihr
vorgefchlageii habe, fortzufahren.
s Uebrigen^ inufs ich noch bemerken, dafs
man die Belch^ffepheit des Gemüüiszuflandes
der Kranken , deffen Befferung tmd Verfchlim-
merung, nicht nach ihren Redtn abmeflen dar£
— 10i2 —
Die Gewohnheit, üher Kleinigkeiten zu feufzen
und zu klagen , und fich alles von der fchlimm-
ften 'Seite vorzuüellen, hatte fie fchon im ge-
Ignden Zuftandc; dies iß nicht Folge der Krank-
heit, fondem ihres Charahers^ der in ihrem AI*
ter nun wohl fchwerlich noch eine Aendemng
leiden dürfte. Daiii fie f/ch wirklich geheflert
hat, erhellet aus dem feltnern Eintritt dei [me-
lanchoKfchen Paroxysmen oder fogenannten
fchlimmen Zeiten und dem gelindem Charakter
. derfelben. Diefe Art von BefTerung kann aber
nur der beurtheilen , der einen folchen Kranken
mehrere Wochen lang oeobachtet und den gan-
zen Gang des Uebels ßudirt hat. Wer derglei.
chen Kranke nur von' Ztii zu 2!eit fieht und
mit den mannigfaldgen Larven diefer räthfelhaf-
ten Gattung vou Uebeln bekannt ift, möchte
fich fehr o/t in der Beurtheilang des Gemüfhs-
zußandes der Kranken irren, und fie bald für
helTer, bald fiir fchlimmer haUen, ohne dafs
weder das eine, noch das andere der Fall ift.
Anch mufs ich bemerken, dafs Gemüthskranke
oft ganz anders denken f als fic Jprechen^ und
dafs fie zuweilen etwas, wogegen fie noch kurz
vorher lebhaft protefiirt haben ^ einige Zeit nach-
her, wenn man ganz davon fchweigt, von ftlbß
thun. So bin ich ziemlich feil überzeugt, dafs
die gegenwältige Kranke wirklich jeet an ihre
— 103 -—
WiederheiAellung glaubt, und diefen latentm,
Glauben zu bewirken, war ein Hauptzweck
meiner Behandlung; hierüber befragt ^ wird fie
aber immer das Gegeutheil äufsem , blos weil»
es ihr zur Gewohnheit geworden iß^ immer
das Schlimmfie zu fagen.
So lange nicht zur Wiedex^ehifiihrung der
Kranken in die Gefellfchaft die Bahn gebrochen
war, fiel felbft die Möglichkeit zu einer Verr»
befTerung ihres Gemüth^zuftan^^B weg« Durch
vernünftige Gründe wäre fie auf keine Weife z\l
einem Verfuche diefer Art «U bewegen gewe«
fen , denn, ilir Wide^rfiand dagegen lyar un-
glaublich ftark. Der Gebra^uch des r^ligiöfe^
Myfii^ismus leifiete mir unter diefen Umfiän-
den vortrefflich^ Diente, ujid die Furcht vor
der Qefellfchaft ift jezt fchpn fe^!! bei ihr ge«
mindert.
.Noch erluche idi tfie Vi^wandten der,
Ksanken, bei ihren Befuchen derfelbeu nur im*
mer Muth einzufpr^chen,*ihr fortdauernd zu. fa-
gen, daüs fie iich. fre/^ne, gegenwärtig fchon
ganz anders ley als in vergangener Woche u. IL
w. und wenn das Gefpräch zufällig auf religiöfe
Gegenfiände- kommt, nie anders als fehr ernfis
liaft darüber %\x fprechen. Auch dürfte der öf-
tere Beluch Uuer kleinen Enkel als tm Vorzüge
— 104 — "
liches Mittel zur BefiemDg ihres 'Gemüthszu*
fiande^ anzufehen feyn«
Die Kränke i^ tieflinnig tincl leidet an einer
' Schwäche des Befinnungsvennögens. V^TT\ic}ii
ift fie nicht Sie Hand aber im Begriffe es zu
werden und die Furcht vor dem Einbitt einer
kritifchen Pmode^ die^ nicht gehörig geleitet,
jenen ZuAand hert»eifulireu konnte , bewog mich
meine Reife zu Hix nicht länger zu Terfchlc-
ben. Dafs ich in di^fer Vorausficht nicht irrte,
Veweift mein ühex ihre Krankheit geführtes
Journal, A}s ein charakterifUfche^ Merkmal der
Dauer jener Periode bitte ich ihr Ausgabebuch
nachzufehen, ip,\D,e Jliücke darin, die vom 14.
Mai anfängt und bis zum 7. Junius reicht, be-
zeichnet jenen geiahrlichen Zeitraum, der in*:
deflen Gottlob glücklich vorübergegangen ift,
ohne den Uebergang in die melanchoUfcke Ver-
rücJitheitf welche etwas anders als die tinfache
Schwermuth ifi, zur Folge zu haben. Es würde
mich freuen, wenn meine Behandlung etwas
zur Verhütung jenes Zufiandes mit beigetragen
haben foUte* Gebeflert hat fich der ^ufiand
der Kranken deutlich, die völlige Wiederher-
ftellung aber ift, Falls fie überhaupt möglich
feyn follte, nur von der Zieit und der Befol-
gung der. obenangegebenen Maasregeln zu er-
warten. Die Kranke ift 69 Jahr alt; in diefem
— 105 —
Alter' tiefTinnig zu werden' will etwas mehr Ta-
gen als im %oRen oder soften es 2u werden
u. f. w. •
Nach ehier fpkter erhaltenen NachricUt hat
die angefangene BeiFerung der Kranlcen auch
nach meiner Abreife noch fortgedauert, und fie
befindet fich jezt, indem ich dies fchreibe, bei
ihrem Schwiegerfohne zum Befuch auf dem
Lande.
Nun noch dnige Bemerkungen über die-
fen FaU.
Was wirkte denn bei der angezeigten Be-
handlung auf die Ejranke heiliam? Eben das,
was unter andern Umftänden oft die Quelle d^
Verrückung war. Ich meine hier alle die Ideen
von höhereu Eingebungen, Gnadenwirkungen,
Teufel, Gottes Zorn u. dgl. , fo wie fie in den
Schriften der religiöfen Myftiker enthalten find
und ehemals oft auch wohl voü .den Kanzeln
gehört wurden.
Wie war es aber möglich, Ixe von der
.Wirklichkeit diefer Dinge zu überzeugen^ die
dem aufgeklärten Verftande fo bifarr fcheinen?
Weil de einen natürlichen Hang, hatte 9 fie zu
glauben« d. h^ weil fie von Natur zum nttgii\ftn
Abtrglaubm disponirt war.
— io6 —
Woraus fchliefseft du aber, mein Freund ,
könnte man weiter fragen , daiii die Kranke
wirklich die vorgegebenen Offenbarungen im
Traume für haare Münze nahm. Aus dem fehl
einfachen Grunde, weil ich Ce durch die An-
. drohung der götdichen Strafen^ die fie iich
durch den Ungehorfam* gegen meiTie Vorfchrif-
ten zuisiehen werde, zum Ausgehen zu bewegen
im Stande war. Was für Selbflüberwindung ihr
diefe Befuche und der Rückgang unter die
lylenfchen kofiete, die, wie fie f>c.h vorfieilte,
alle ihren 2rußand kannten und fie als eine Art
von Monßrum betrachten würden, das kann
nur ^er beurtheilen, der ihr Benehmen beim
Ankleiden gefeheii hat. Sie war in diefen Mo-
inen ten* oft der völligen Verzweiflung nahe,, rifs
mehreremale die Kleider wieder vom Leibe her-^
unter, fchrie heftig, lief, ganz aufser fich, mit
fliegenden Haaren im Zimmer herum und vei-
fieberte fortdauernd , wenn ich bei meiner For.
derung beharrte, fie könne nicht ausgehen,
und wenn ich fie todtfchlüge. Einige kräfüge
und mit dem gehörigen Ernft beigebrachte Vor-
ilellungen über die Strafgerechtigkeit Gottes war-
vfen fie indeflen immer glücklich wieder in die
Kleider zurück. Soll ich nun annehmen, dafs
üe von einer Idee, die einen fo unglaublich
heftigen WVdei&w^ vo. '^^\ii Q^swüie zu über-
— 107 —
winden im Stande i^ar, nicht überzeugt gewefen
fey ? Und was hatte fie von dem Zorne Got*
U8 zu fürchten, wenh fie nicht dile Befehle, die
icli ihr mittheilte, als von Gott felbß gegeben,
betraclitete? Ob jene lebhafte Ueberzeugung
von der Göttlichkeit meiner Vorfchriften dauernd
bei ihr war, weifs ich freilich nicht, glaube es
auch nicht, denn fie ivweifelte an allem ^ felbft
an dem , was die Sinne ihr. unmittelbar darfteil-
ten , was z. B« bei Vorzeigung der bei ihr vor-
gefundenen Geldfumtne der Fall war, die fie^,
felbft als die Geldftücke vor ihr lagen, doch
nicht für fo grofs annehmen wollte i als fie war.
Dafs aber in den Augenblicken, wo ich mich,
wenn ich diefen Ausdruck brauchen darf, mit
ihr in den pfychologifchen Rapport fetzte d. h.
durch kunftmäfsige Unterhaltung auf ihr Ge-
müth zu wirken fuchte, wirklich jene Ueber-
Zeugung bei ilir ftatt fand, ift bei mir aufser
allem Zweifel, und ich getraue mir beinahe zu
behaupten , dafs felbft der ftärkfte phyßfche
Zwang nicht fo kräftig auf fie gewirkt haben
würde, als diefer moraUJche^ dex^ durch die er-
wähnten Vorftellunge|i bewirkt wurde. Was
aber in jenen Augenblicken überzeugend für fie
fehlen, mufste doch wohl Spuren, wo nicht
von feiner Wahrheit, doch wenigftens von fei-
ner Wührfcheinßch/icit f in ihr zuiücUiifleiii di«
auch fflr den übrigen Zeitraum der BehandluAg
heilfam auf ihren Gemüthszuftand zu wirken im
Stande waneui und fo kann die unvermerkte
Wirl^ung jener Kurmethode' gar wohl dauernd
feyn , wenn gleich ihr ßchtbarer Effekt nur tem-
porär iß.^
Alle diefe verfchiedencn Verfahrungswei-
fen , diie zur Abficht haben , eine befondere Art
von Aberglauben in dem Kranken zu bewirken,
CS mag nun diefer religiöfer, oder phyfifchei
oder medizinifcher, pder naturhiftorifcher Att
feyn, wünfchte ich mit dem allgemeinen Na*
jnen des Imaginismus :zn belegen und betrachte
diefe Methode als eine ^auptgattung der G^
dankenleitung. ( S. Ideen zu einer Pfayfik der or-
gan«' Körper und der menfchl. Seele* S. S56.)
ITebrigens fetzt die Anwendung des Imaginis-
mu8, wenn fie von Erfolg feyn foll, eben.fo
gut eine gewiffe morßUfcht Difpofition in dem
Subjekt, mit dem man den Verfuch anflellen
will, voraus, wie die Anwendung des Magneti^
mus in ^inem folchen phyffche erfordert, wenn
fie gelingen folL Es fey mir erlaubt, hier das
2u wiederholen, was ich in der ebehangeführo
ten Schrift (S. 338f) gefagt habe: „Ich getraue
„mir nicht zu beftimment wie weit die Wirkon-
„gen fich treiben lafTen, die man vermittelft
„gehöriger Lenkung einer gbergläubifchen Phan-
— 109 —
i,fafie im Körper hervorbringen kann, dafs fie
,, aber fehr .weit gehen , davon bin ich ziemlich
i,feft überzeugt**
/
So eben (am ixteü October, alfo drei Mo-
nate nacli EndigUng der Kur) erhalte ich von
dem Sohne der Kranken ^ deren Behandlung
ich hier dem Publikum tautgetheilt habe, die
angenehme Nachricht: „dafs t^atientin, wie ex
„mir fchon gemeldet habe » nicht lange nach
„meiner Abreife von W*, ihtem Wohnort, zu
„ihrem SchWiegerfohne auf da^ Land abgeholt^
„nach dnein Aufenthalt von 14 Tagen dafelbft
„nach Wk zurückgekommen, und feitdem faft
„beflsfndlg^ Wo nicht ganz^ doch ziemlich fo
„munter und g^fund fey, all lie. es ehedem ge-
wefen wäre/* Ich geflehe, dälii ich einen fo
glücklichen Erfolg bei dem Alter der Kranken
und manchen ändern in ihrer äufsem Lage ge«
grüiHleten Hindemiflen der Heilung nicht er«
wartet hätte» Meine Abficht bei der lieber-
nähme der Kur war blos V^rbeffemng ihres Zu«
Aandea und Anordnung derjenigen Maaaregeln«
die die Verfehlimmerung deflelben und den
Uebergang in die melancholifche Verrücktheit
etwa zu verhüten im Stande feyn möchten. *
Deßomehr freut es auch, durch djefen glücb
— * HO —
liehen Ausgang mdner BemühuDgen auch un-
ter demjenigen Xheile dea Publikuma , der die
Zweckmäfßigkeit und Wirkfämkeit eineE Ku^n^
thode nach keinem andern Meikmale weiter als
dem Erfolge derfelben beurtheilt, vielleicht eini-
ge Stimmen iur die Brauchbarkeit einer Be-
handlungsart zu gewinnen, von der ich über*
seugt bin , daiii fie für die Kur der Geznütbs*
krankheiten von vielem Werth und leider von
den Aerzten nur zu lange vernacliläfsigt ifi.
OV die Kranke vor mehr oder wenige^: bedeu«
tenden JRecidiven ihre» Ucbels ganz gefiebert
fey, karm ich freilich nocli nicht mit Zu verficht
* beftlmmen, wie denn überhaupt Gewifsheit übej^
diefen Punkt meines Erachtens in keinüm F«iJe
einer geheUten Gemüthskrankheit möglich iß«
Doch fcheint mir gerade die innere Ueberzeu-
gung von einer bei ihrer Heilung im Spiel ge-
wefenen /lö/ierefi Einwirkung» die ich bei ihr zu
befeüigen gefucht habe und deren Spuren auch
j€zt wohl noch in ihrem Gemüthe nicht ganz
verwifcht feyn möchten, das ficheifte Präferva-
tiv g^en BückTälle un^ das hefte Echaltungs-
mittel ihrer Seelengefundheit zu feyn* !l^ ge-
fiehe, dafs ich eine Stelle in ihrem Senfaiium,
die vorher iiicht krank ^ fondern blos zu die«
fem .Zuftande disponin war, abfichtlich krank ge-
jaaacht habe, ohngefähx mit eben dem Recht,
--- 111: —
mit weldicm der Jcörperliclie Arzt zuweilen ein
künfUiches Gefchwüi applizirt, um eine anfan-
gende Lungenfudit zu heilen. Das Gefchwür
ift in diefem Falle ein viel geringeres körperliches
Uebel als derjenige Zuüandi der im crflen Sta.
dium der Phtifis pulmonalis (latt ,ündet, und
eben fo dürfte der Glauben, d^fs Gott zuweilen
feinen Willen durch Träume offenbare, FalLi '
er auch bei der Genefenen fortdauern foUte, für
ein weit geringeres 5ee/en- Uebel anzufehen fey,
als derjenige Zuftand, welcher das erfie Stadium
der n^elancholifchen Verrücktheit - bezeichnet,
und der, falfch behandelt, nicht feltea mit
einer Gemüthslage der Kranken fich endigt, die
den Gebrauch der Ketten nothw^ndig macht.
Ein Menfch, der von aZ/en Arten des Äberglau«
bens frei gewefen wäre, hat meines ^Erachtena
noch nicht exillirt. Die eine Art von Aberglau«
ben iß nur gefahrlichet für den Gefundheitszu-
üand der Seele als die andere, und ich febe
doch nicht ein» warum der Glaube an höhere
Eingebungen im Traume es mehr feyn foUte,
als der an Gefpenfier und Geißererfcheinungen,
welcher felbft in den Köpfen fehr gefclieutec
liCute gefpukt hat ixnd hin und wieder noch
fpuken mag, ohne dafs man dergleichen Perfo*
aaen deswegen iur vtrrückt hält.
— , iia —
VeimitteUt eines sweckmälsigen Gebrauchs
jener Gattung dea religiöfen Myfiiziamus bin
ich bei der gegenwärtigen Kranken im Stande
gewefen^ diejenige Umßimmung der Beizbarkeit
ihres Seuforlums einzuleiten ^ welche dies Or*
gan gegen Einfiüfle, die .vorher beinahe fort-
dauernd beunmldgend darauf wirkten, nunmehr
nach erfolgter Genefung unempfänglich macht.
(S. Ideen zu einer Phy.fik der organ. Körper und
der menfchl. Seele* S» 334 u« f.) Gefetzt nun
auch: es träumte ihr einmal etwas, was fie iiii
ein böfes Omen hielte, fo kann üe fich vielleicht
ein iverüg darüber angftigen; aber, ich ftehe da-
für, diefe Angft wird, fo lange jene kränkliche
Reizbarkeit des Seelenorgans nur entfernt bleibt,
ficher nicht um den zehnten Theil fo gtob
(eyn, als diejenige war, die in den lezten Ta-
igen, des Mais die Grille wegen der nicht ver-
acciften Ziegenlämiher in ihr erregte* lieber-
dein habe ich dadurch, dafs ich neben dem
Glauben an übernatürliche Träume zugleich die
beinahe fcbon völlig erlofchene Ueberzeugung
von der Exiilenz eines grofsen und guten We-
fens, deflen Willen es fey, dafs fie ein heiteres
und hohes Alter erreichen foUe, in ihr wiedei
belebte, allem demjenigen Uebel , was aus der
Misdeutung eigner Träume, dem Verdachte von
Anfechtungen des Teufels u# £ w. entfpringen
köimte,
— 113 —
lönnte, einen Damm entgegengeßellt, der, wie
ich ho£fe, nicht leicht einbrechen wird.
Dies ül das, was ich hier zur RechtCerti-
gung meiner Behandlungsart noch fagen wollte.
Ich wünfche nichts mehr, als dafs es dazu , die-
nen möge, die öfientliche Auf'merkfamkeit auf
'eiqe Gattung von Experimenten rege zu .ma-
chen, die, gehörig benuzt und verfolgt, da^u
dienen können, eine Brücke zwifchen zwei Wif-
fenfchaften zu bilden, die in Rückücht ihres
Stoffs und ihrer Beatbeitungsweife fo nalie mit
einander verwandt änd, dafs fchwer zu begrei-
fen ifl:, wie fie in den Köpfen der Gelehrten
jemals von einander getrennt feyn konnten, ich
meine die Arzneikunde und die Pfychologie.
X)r* Schmidt»
Arzt zu Berlin*
XyZürB. 4. St. H
VI.
Ideen
zur
Anwendung der Heilmittel.
Von Dr. Karl Wolfart.
»^Quorfum enim cinnainomutn , car^'ophylli, iru
pipera^ acoriis^ coftus, rhaponticum > caUia, befel-
liiuziy maftiche, amoiuiun, peucedanum > fpicauieny
ziiiziber> ligiium et fiiccus balfaniiy tragacandium »
chaniedrys > euforbiuni, olea quoque iiardi et moCche-
lini? Anne Ihigula liorum, in fcapiim etymo propoli-
tum- confpirant? — 1- — — Profeclo congreiKonii
limplicium, ad ignari lubitum factae, fcholas infatua-
nint, aegrofqiie exanimarunt: injecta fpe frultraruiu,
occaßonesqiie medcndi in momenta labiles , incerti»
conjecturis venum expofuerunt, atque praeterire fe*
cevunt. **
Hellmont.
Jedem denkenden Arzte mufs es aufiallen,
wenn er die eben . fo verfchiedeiien , und oft
ganz entgegengefetzten als fchwänkenden Mei-
nungen über die beftirnmte Wirkungsart der
meißen äufüeren Gegenilände und insbefondeie
_ — , 115 —
der Heilmittel auf organifche Körper betrachtet«
— dafs fo viel taufend Jalire es nicht vermocht
haben / über diefen G^genfland ein befriedigen-
des Licht zu verblreiten. Aber zugleich ,kanii
er aqch 1 nicht umhin 4 fem lebhäfted Intereflei
durch diefen Gegenftand fefTela zu lafien i fo-
bald er nur einen Blick auf die grofa^ Wichtig-
keit deflelben überhaupt und vorzüglich für difc
technifche Medizin wirft. •»— Hier iß tioth eiii
wichtiges weites Feld zu bearbeiten, üdd viel
wäre allerdings fchon für die Aufgabe gewon-
nen, wenn diefelbe erfi genau bellimmt und er-
örtert und eine Norm aufgehellt wiirdc,^nach
welcher die Unterfüchuiigen , die allein zuiii
Ziele führen können, fich richten iind fort^
fchreiten muffen. Diefes ill der Gefichtspüiikt|
aus welchem die folgenden Ideen zu betrach^
ten lindi
U
Öer Heilkünftler fucht, üiü Krankheiten äü
befeitigen^ äufsere Einflüffe, welche allein in
feiner Gewalt find« in Einwitkung auf den ge-
ftörten Otgahi^mus fo Sin bringen $ dafe derfelbe '
mitteUl einer Kette voii Aktion und Reaktioü
Von deöi abformen Zuftande t^^iedeif auf fein
Kormal verhäitnifs aSürückgefühitv^ird../' Infoferd
ift alfo auch alles Heilmittel ^ i wfas ^ih folches
8u bedingezi und zu wirken «fmag^ iremi ei
Hi
— ii6 —
ia EinwiikuDg auf den abnormea OrganfiBinus
gefetzt iß. Von diefer Stufe können wir zu
einer noch höheren aufzeigen, und wir fehen:
•«-« dafs Alles, was auf organifche GebilcJe zu
wirken vermag, unter gewilTen Umftänden In
gegebenen Fälleki, Heihnittel werden könne.
Der .^hetoretifche Theil der Medizin, dio
Heilkunde, deduzirt und conflruirt alle einzel-
nen Zuftände im abnormen Organismus, und
fiellt die einzelnen Formen des Uebelfeyns auf.
In diefer Handlung aber hat die WifTenfchaft
auch fchon den ganzen Prozefs der Heilung er-
griffen; und in d^^rfelben SchlufsketCe) wodurch
die Condruktion der Krankheit %u Stande ge-
bracht wurde, fortfchreiten4 oder vielmehr zu-
rückkehrend, bildet fie die ganze Reihe und
Verfchlingung der Vorgänge und ilirer Bedin-
gungen, welche bis zum Punkte des wiederher*
gefüllten Normal veihältniires führen. Auf diefe
Alt ümfafst die Heilkunde das ganze Gebret der
Heilmittel, wie wir es beßimmt haben; denn
indem fie Krankheit und Heilung bildend lehrt,
mufs Gk Alles, was im Laufe der Abnormität,
auf den Organismus wirkend ^ die in diefem
Kreife liegenden Erfdieinungen und Verände-
rungen hervorbringt, beiUmmen, und hinwie-
derum Alles da^Uen, was im Xiaufe des wie-
derkehrenden Nonnalvediältniflesi demfeU>cn ent-.
fprechend und es bedingend, Einfiul» auf deH
Organismus hat. — Diefes' ganze, imd wäre es
auch vollendetes Werk ift aber das, was allein
jede WifTenfchaft feya kaim — das Gemälde
der Wirklichkeit, der Geift vom Leben. Die
Heilkunde giel^t Abdrücke des Wirklichen als
Ideal; diefet; Ideal, um reelt zu feyn, rnuüs erft
in That und Wirklichkeit gefetzt werden; und
im Gegeniatze ift auch diefie* Wirklichkeit ein
todtes Chaos, wenn fie nicl^t zu jenem Ideal
emporgebracht wird?
Hierdurch geht fchon zum Theil das- wahre
Seyn und der Umfang des technifchen Theils der
Medizin, der Höilkunft, hervor« Wie die Heil-
kunde die Ideale zur Bildung von Krankheit
und Heilung gab, fo trägt die Heilkunft folche
in die Wirklichkeit über, in Handlung und
That. Sie fucht nach der ihr gelieferten Cohp
firuction der- Krankheit, dUe einzelnen Momente
ihrer Bildung' im Leben auf^ und kömmt dann
auf dem&lben Wege zu dem, was nun gefche-
hen mufs, um Heilung zu Stande zu bringen.
Hier ift der fchwierjgße Punkt; liier (bli nun
die Handlung geichehen, wie das Ideal in fei«
nen einzelnen JMomenlen forttcbreitet Hi«r
zeigt es fich,^ ob denn das Ideal wirklieh in
das Leben gefetzt tky^ oder nidii? ~ denn mit
dem Geiße fteht die Natur im ewi|en 8i
— 118 — *
tand wo fie Cch^ zu wideTfprec hen fcLeincn , da
kommen 'fie lieber nicht zufammen. Es iH,
wo fich diefes unwiderfprechljch ^cig^ der Mo-
ment, wo der Heilkünfller, räch Auffuchung
der einzelnen . ErfcheiiiUDgeu und ihrer Bedin*
jguiigrn. in der BilduDg der Krankheit, wie fie
die Heilkunde yorzeichnet, zu der Leitung äut
ferer Incitaniente auf den von feinem Nonnal-
yerhältnifs abgeTyicbenen Organismus fchreitel,
sfo, wie fie in Gemäsheit de^ Confiruction von
Krankheit und Heilung •— als de» leitenden
Idealeß -r^ erforderlich find, un^ , die ganze
Kette von Zufiänden, welche zum Normalver.
Iiältniit führen '^ zu bedingen und zu erfchaffen.
IT- Ein leichter Xrrthum, ein geringes Verfehen
lü hinreichend-, dafs das Ideal gar nicht, ins Le-
ben gefetzt i^erde; fomit auch Heilung nicht
eher möglich wird, als bis folches gefchieht, es
fey nun mit Bewufstfeyn — und der daher eul*
fpringepden Nothwemjigkeit — • oder ohne Be-
wufüifeyn '^ mithin zufällig. Die Anwendung
der Heilmittel ift den^pach der grofse Punkt,
auf welchen es am Ende bei aller Heilung an-
kommt, indem fich hier die Theorie mit der
wirklichen Handlung in die vollfte Ueberein-
ftimmuijg fetgjen mufs, und' fiets dadurch aub
neue begründet werden kann.
— 119 —
Wie vermag nun aber der HeilkünfUcr dic^
fer Forderung im ihrem ganzen Umfange eiü
Genüge zu leiten , und wie kann er das jemals
leißen, wenn er nicht einmal die Wirkung,
noch weniger den Gru;id und die Art und
Weife der Wirkung . aller Heilmittel in allen '
Graden, und durch alle fich dadurch entwik-
kelnden Zullände im Organismus kennt? Ja,
wir können es uns nicht verheelen -— wie nie-
derfchla^end auch dadurch der Blick auf den
gegenwärtigen Zußand diefes wichtigen Theües
fler tech nilchen Medizin feyn mag — dafs diele
Erkeniitnifs das Ziel fey, nach welchem die
H^ilkunft nothwendig ftreben muffe, dem jeder,
der den Namen eines Heilkünftlers verdienen
will, .einen grofsen Theil feiner Thätigkeit
und feiner i^rbeiten redlich . widmen mufs.'
Denn auch für die Heilmittel liefert die Heil-
kunde das Ideal; fie aufzufuchen im Leben
.und in der Wirklichkeit vermag allein die
Künft, und fchwingt. fich eben dadurch zu der
eigentlichen Sphäre der Kunfi hinauf.
2.
Die aus diefen Sätzen fich bildende Auf-
gabe für die Heilkunft ift demnach — befonders
nach dem jetzigen Stande der Heilkupde, die
uns ein vollendetes Ideal zu Handlung und
That für die WirtUchkeit ci^dlich v^ohl zu ge«
bcn verfpricht — voa der höchflen Bedeutung,
ihre Erfüllung aber von der umfaffendften Noth-
wendigkeit Um aber den Weg gehörig aufzu-
Ändeil, nach welchem die Erfüllung der Aufga-
be zu Stande gebracht werden kann, ift es nö-
ihig'y vdiefelbe vor allen Dingen genau zu be*
fiimmen und zu erörtern. Zur richtigfimögli«
chen Anwendung der Hieilmittel foll nämlich
auBgemittelt werden;
I, Wie ein jed^s Heilmittel in den Hauptzu-
i,fländen des Organismus, und vorzüglich in
I, feinen Abweichungen vom Normalverhalt-
,.m(£ß auf denfelben wirkt, und jva$ es m
„ibm wirkt." -r- *
Die Art und Weife , auf welche ein Heil-
mittel als folches fich ihätig beweift, d. h. der
Vorgang feiner erften Einwirkung auf organi-
fche Gebilde und den ganzen Organismus mufs
nicht nur aufgefunden und auseinandergefetzt,
fondem auch alle nachfolgenden ^uftände, wel-
che von diefer erftern Einwirkung bedingt und
abhängig find, müflen deudich beßimmt, gleich-
fam zum zweitenmaie nacherfchaffen werden, —
Auf folche Weife kann es alsdann möglich
feyn, von einem gegebenen Falle, der diefea
Erforderniflen nach genau und richtig beftimmt
ift, auf alle andere FäUe, welche ja nur, im
— lal —
höcßen Sinne genommen, and«ie Grade feyn
könneli, unumfiöfsliebe SclüüfTe zu bilden«
Vielleicht, dafs nie die groüse Aufgabe in
ihrem weitefien Umfange, in ihrer höchßen Be-
deutung eriiilit wücd^ aber das vorgefetate Ziel
doch zum Theil zu erreichen, überhaupt ihm
nah imd immer näher zu kommen t- das ver-
mag gewifs die Kunft. Diefe HojShung müfTe
über allen Skeptizismus, der ihr dient, über
allen unfruchtbaren ;^weifel» der ihr entgegeur
firebt, endlich üegen, und den HeilkünfUer an<P
fpornen , eintoi fo würdigen Berufe mit froher
IjuH zu folgen, und feine Arbeiten zu Erreit
chung des Erhabenen Zieles, welclies die glänv
zende Uebereinfiimmung des Ideales mit <fez
Wirklichkeit feiert, mit Zuveriicht zu beleben.
Von den Uteflen Zeiten her haben inunes
die Aerzte, wenn auch meiftens ohne Bewuiiit-
feyn, für diefe Aufgabe mehr oder weniger zu
arbeiten gefucht; und zum Theil haben wir daf
Wenige von daher empfangen, .was wir ubei
diefen wichtigen Gegenftand bis jezt wiflen.
Aber freilich viel konnte es auch nicht fcyn;
denn immer war der Weg, welchen man, um
jenes Ziel zu erreichen , eingefchlagcn ^hattet
nicht der ganz richtige. Um die zufälligea
Entdeckungen fcßhalten und gehörig würdigea
— 122 -—
ZU können, fehlte es durchaus jenen Beobach*
lern an höheren Prinzipien, an welche fie ihre
Beobachtungen anknüpfen und beleuchten konn-
ten. — Dafs man aber die Aufgabe zu erfül-
len gefucht, oder fie vielmehr geahnet habe,
zeigt una die Gcfchichie der Medizin. Von
jeher war es immer die gewölinliche, meiil bbs
finnliche Erfahrung,, die man, getäufchi durch
den Mai)gel an Kenntnifs des Unterfchiedes
zwifchen Theprie und Praxis, zwifchen Heil- •
künde und Heilkunft. (wie wir denfelben oben
zu befliinmen fuchten), als das Höchße ixüd
fall. Einzige in der Medizin betrachtete. So
endend nun, ohne leitendes Ideal jene Summe
von Beobachtungen, Erfahrung genannt, wel-
che nicht feiten die reine Beobaclitung dnes
denkenden Kopfes in ihrer Bljöfse zeigte, und
der, wieder dadurch vpn feiner Seite verleitet,
^uf den Trümmern d^s jnorfchen Gebäudes alle
Erfalirung für irrig erklären ^u ilürfen, fich für
b^^ptvUgt hielt. . Aber dann Jiegte wieder das
alte Sedürfnifs, und wieder wurde Erfahrung
gefammelt — blind, zufällig; und wieder war
das eigendiche Ziel verloren gegangen.
Auf folche Art erblicke^ wir in diefen bei*
deri Momenten die ganze Qefchichte der Medi-
zin entwickelt. Und fo enthüllt fich uns auch
in dicfey Gefchichte die ^infeitige Meinung der
-— 123' . "•
beiden Partlieien, wovon die eine die Medizin
lediglich als Erfahrungsfatz Ijetracht^t, die an-
dere ihr jenfeits' aller Erfahrung einen höheren
Standpunkt geben zu muffen glaubt. Wir ent-
warfen eben djs Büd der Medizin, in welchem
fich diefe Extreme der beiden Partheien zur
bedeutfamen Wahrheit vereinigen.
Leicht iil es nun auch einzufehen, warum
.bisher jene Aufgabe nicht erfüllt wurde, und
wir kommen eben duich diefe Einficht auf den
richtigen Weg, welcher dahin führt. — So lan-
ge die Krankheit felbfl: nicht conflruiit . wurde ,
und die einzelnen Prozefle, die Kette von Zu-
fländen bis zur Heilung, fo lange konnte man
auch durchaus nicht zur reinen Erkenntnifs der
Wirkung von den Heilmitteln gelanger^ Es
wurden nur entfernte Erfcheluungen diefer Ein-
wirkung^ auf den Organismus, oder'blos das
nefultat derfeiben aufgefafst. Auch iil es nicht
zu leugnen, ^Tufall und Aberglaube gaben die
Diemente der Heilmutellehre. Man folgte dem
Verlangen , dem Inftinkt der Kranken als Forde-
rung feiner Natur, oder dem ähnlichen Verfahr
ren der Thiere, oder es wurderii Dinge als Heil-
mittel gerühmt und empfohlen, deren äufsere
Merkmale den kindifchen Veiiland zum Schlufs
der durch irgend eine Aehnlichkeit bedingten
Wechfelwirkung im Organismus verleiteten \ z. B«
— ^ 'T24.' —
gelbe Wurzeln in der Gelbfucht u. f. f. Dcm-
ohngeachtet galaiigte man immer zu dniger
Keniitnifs: die gegebenen Mittel heilten entwe-
der zufällig, und dann war ein Heilmittel iur
diefen oder jenen Zulland aufgefunden, — oder
' £e heilten nicht, und es wurden neue Mittel ver-
fucht, oder man wendete oft das Entgegenge-
fetzte mit Glück an, 'wenn das vorige Mittel
den ZuRand verfchlimmert hatte« Auf folchem
Wege bildete fich hauptfächlich die Lehre der
Heilmittel.« Die verfchiedenartigfien Körper,
von denen die Erfahrung ausfagte, dafs. fie iii
diefem oder jenem [albnoniien Zuftande des Cti-
, . gauismus von Nutzen gewefen , wurden audi
alle ftets in folchen Zuftäuden vereint verfuclit,
weil folchen Vorßellungen gemäs, dadurch die
Heilung noch fchneller und beiTer erfolgen
foUte,
Nun beobachtete man ferHer einzelne Et-
fchein\ingen , welche die Heilmittel im Organis-
mus hervorbrachten, ohne dafs die Reihe von
Zufländen, bis zu dergleichen Erfcheinungen,,
ohne dafs die durch diefe Erfcheinungen nun
wieder gefetiste. Kette von Zuftanden bcrückfich-
tiget wurde. So überbrachte uns dann die Er-
fahrung Körper , welche Erbrechen oder Seh weis
oder anilere Ausleerungen (gröfstentixeils) erre-
ge» Köjper, welch« diefen oder jeh^n abnor-
men ZuRÄnd des Organismus melft gehoben
haben ü. t f. — und fo entftandj und fo ift
unfere Kenntnifs von den Heilmitteln, ihrer
Wirkung und Apwendung. Mehr konnte man
auch nicht nach dem angeführten Verfahren ge-
winnen , und es bleibt demnach unfern und
künfdgen Zieiten vorbehalten , unter dem lei«
tenden Ideal die Erfüllung der grofsen Aufgabe
XU begründen^
Wir fahen bisher, wie luid warum die
Aufgabe zur weiteren Vervollkommnung der
Heilkunfi nicht erfüllt wurde, und nicht erfüllt
werden konnte; — * wir können daraus die Ueber-.
Zeugung fchöpfen, dafs nie auf dem bisher vei«
fblgtea Wege wahre Kenntnifs der Heilmittel
und ihrer Anwendung zu erlangen iey. Wir
wollen nun unterfuchen, auf welche Art das ge:
wünfchte Ziel erreicht werden kann«
Das erfte, was nun gefchehen mufs, ift:
die Heilmittellehre ) fo wie fie uns übertragen
il^, und jest lieh vorfindet ^ su imterfuchen, zu
berichtigen, mit* einem Worte» neu zu beftim«
men. NothgedrUngen müITen wir zu< dem En^;
de die Heilmittel. geben, faft möchte ich fagen,
in der blinden Empirie der Tradition. Die ge-
wöhnlich und vielfach beoba^tetea Wirkungen
yon QeiboJinelA in KiM4ltfiit|zußäa4en und
/
— 126 —
Formen müfTen uns noch den Maasßab geben,
nach welchem wir die Heilmittel wählen, deren
wefentliche Natur uns die Conflruction der
Krankheit vorzeichnet. Aber fchon begnüget!
wir uns nicht hios mit dem Refultat» wir fa-
chen alle Bedingungen deflelben , alle Zm-
fchenglieder bis in den Kreid jBines folchen Be>
fultates, CS mag übrigens feyn, welches es wol-
' le', zu verfolgen lind aufzufinden* Die Theo-
rie als befiändige Führerin leitet der fichem
und reinen Erfahrung entgegen | und bald fe-
hen wir aus der rohen Empirie zweifelhafter
Traditionen die Wahrheit mitT ihfen ewigen
Prinzipien für die Anwendung der Heihnittd
hervorgehen.
Wie wird aber dies möglich fcyu? — •
Durch die bisher übliche Art der Anwendung
von Heilmitteln gewifs nicht. Ja felbß dann,
wann auch alles genau befolgt würde, was die
• Bedingung der reinften Erfahrung erheifcht, es
iit nicht möglich die groCse Aufgabe zu erfül-
len, fo lange mJirere Heilmittel vereint in Anwen-
dung gefetzt werden i wie es uns denn die Tradi*
tion, deren Urfprung wir zeigten^ als einen
gleichfami geheiligten Brauch überlieferte. — -
Ein Blick auf das W^fen der Heilmittel wird
.folches näher entwickeln«
— 127 -^,
Die weftigrteti Heilmitel können zu den
einfachen Körpern gerechnet werden, die allere
meiflen find mehr oder weniger zufammenge*
fetzt, und auf diefe Art als neue Kprper dar-
geftellt So lange es nicht Dnöglich iA, alle
Körper in ihre Elementartheile zu zerlegen,
und wir alfo auch über die Wirkung diefer Ele-
mente keine Verfuche aufteilen können, fo lau*
ge find wir berechtigt — ^ und es bleibt uns
xrichts anders übrig — alle Körper, infofern fie
als folche ihre Eigenthümlichkeit befitzen, und
diefen Namen nach der angebenen Benimmung
verdienen, als einzelne, für Cch beftehende
Heilmitel zu betrachten , uud zu erforfchen. -^
Icli fage, nur diefes bleibt uns übrig; denn ge-
langten wir einft dazu, uns die Elementartheile
aller Körper rein für fich zu verfchafFen, fo .
würde es die Vervollkommnung ' der Heilkunft
und unfere Aufgabe erheifchen, zuförderft die
Wirkung diefer Elemente in organifchen Gebil-
den zu erforfohen, und dann erft, wenn diefes
anders hernach noch erforderlich wäre, auf zu-
fammengefetzte Körper überzugehen. Und aus
diefem Grunde ift es hinwiederum die nächfte
Pflicht, genau alle Heilkörper für fich, ohne
weitere Zufammenfetzung zu betrachten, und
^ma untc-rfuchen.
l
fc— lag —
Die einselnen Körper und Heilmittel ^ wie
fie auch immer aus den einfachfien Stoffen viel-
fach zufammengefetzt feyn mögen» müflen vfii
demnach infofern als einfache annehmen , all
lie nicht aus mehreren folchen wieder gemifcht
Und« -« Die Wirkungsart diefer einzelnen Heil«
mittel in befiimmten Zuftitoden des Organismus
loll nun aber aufgefunden werden» Hierbei ift
nur noch zu bemerken , dals zu folchen Beobach*
tungen und AusmmittelluDgen ein jeder richtig
erkamite Zudand des Organismus «lienen kann;
denn ift die Wirkungsah eines Heilmittels in
dnem folchen Züflande einmal aufgefunden, fo
ift fie es für alle übrigen , und möglichen, er-
kannten Zuftände, und zwar aus demfeibcn
Grunde» als Ach aus einem gegebenen Winkel
nnd feinen Schenkeln die dritte Linie fürs
Dteieck in allen nur mögiicJien , Fällen von
felbft ergeben mu(s. —
Beftimmt werden wii; zuförderft zur An-
wendung eines Heilmittels in^ einem gegebenen
Zuftande des Organismus : theils durch die bis«
herigen auf Tradidon beruhenden Meinungen,
Empfehlungen und den Glauben, theils durch
Analogie beobachteter glücklicher Ausgänge bei
der Anwendung diefes Mittels in ähnlichen Fäl-
len, theils. durch die Erketintnifs, durch die
Conftruction des ganzen Zufiaadea des Oiganis-
BlUS
mus in allen feinen Bedingungen und Vorgän-
gen, und der «lamjit in nothwendiger und zwar
d<2m Heilzweck cntfprechender Wechfi^lwirkung
Gehenden Natur' des Heilmittels felbß. . Werden
wir in unferem Verfahreii durch das Gefammte
dleüer Gründe geleitet, fo ift daflelbe um foviel
vorzüglicher. Auf gleiche Weife verhält es iich
mit der BeAimmung der Gabe der 'Heilmittel
überhaupt fowohl in Rückficht auf Maas, als
auch auf Zeitraum.. Die fernere Art der An«
w^dung des Heilmittels hängt lediglich von
^er Conflruction der Krankheit, und von den
durch das angewandte Mittefl bewirkten Zußän«
den und Veränderungen, fonach vom Frozefie
der Heilung und Nichtheilung ab.
Es foll nun aber nicht blos der Enderfolg
Aei Anwendung eines Heilmittels, fondem cUe
ganze Kette von Veränderungen und ihre Be-^
dinguDgen, deren uothwendiges Refult2(t irgendL
ein Enderfolg feyn mufs, gefehen und erkannt
werden. Nun erfordert aber die Pflicht des
Arztes, da fein heiligfier Zweck Heilux^ i feyn
jnu£i, die Anwendung eines Heilmittels nicht
weiter fortzufetiien , fobald folclie Veränderun«:
gän, durch das ^eilmittel hervorgebracht wor«
den find , welche encUich einen dem Heilswecke
CJDtgegenfiehenden Erfolg nothwendig herbeifüh«
•S€D« InmvitteUl ift di^rch di^fra Vor^mg^ für
xvm. B. 4. 9t. I
- — ,i3o —
die Künß doch wieder gewouDen. Zum TLeiT
mufs doch die 'Wirkungsart des angewandten
' Heilmittds erkannt feyn, wenn auch nur ia
den erflen Bedingungen ; dann leitet diefe
Wah'rnehTnung des mifsglückten V^rfuches- den
xienkcnden Geill mit höherer Wahrfcheinliclikeit
des glücklichen Erfolges, zu der Anwendung
eines anderen beAimmten Heilmittels / das ia
dem Grade von dem vorhergehenden in feiner,
unferen Sinnen dargeßellteu Natur yerfchieden
ift, als jenes in feinen Wirkungen, von der
xur Heilung nothwendigen Kette von Verände-
rungen abwich. Und ' fo geht das Anwenden
und Beobachten auf die befchriebene Art von
neuem an. Gefetit nun aber: die durch das
Heilmittel hervorgebrachten Erfcheinungen und
Veränderiitigen im Organismus entfprächen dem
Meilzweck, fie Itihrten/in Üebereinftimmung mit
'der richtigen GonAruction der Krankheit (oder,
wie es leider noch oft gefchehen mufs! diefelbe
begründend und berichtigend) zur Heilung; —
fo wird dife Anwendung des Mittels fo lange
und auf die Art fortgefetzt ^ als es ]die Conti-
nuität der fiph entwidtelnden Zußände erfor-
dert. Nun werden Wir JTchön ficherer geleitet;
und dann werden wir auch freilich oft finden,
dafs nach und nach alle Mufseren Erfcheinun-
gen — deren Bedingungen nun fchon für im-
— 131 —
mer ergriffen tejn müfien — eintreten, fo wte.
es die Tradition ausiagt, dafs £ie .zur Heilung
eingetreten wären«
Aus dem Grcfagteh folgt , dais fler Fall ein-
treten kann, wo ein Heilmittel die Gränze fei-
Der, der Heilung entfprechen^en Wirkungen
erreichen mufs, oder wo es wohl gar von der
Heilung wieder entfernende , folglich abnorme
Zuftände zu fetzen vermag. Diefer Fall mufs
aber den vorhergehenden Sätzen zu Folge, in
der Reihe der Erfcheinungen als iiothwendig
eintretend vorausgefehen und fomit ein anderes
Heilmittel angewendet werden, deffen Natur
von dem ganzen Heilungsprozefs und dem vor«
herangewandten Mittel bezeichnet iA«
piefes ift die Anwendungsärt von Heilmit*
teln und die dadurch bedingte Heilung der
Krankheiten, wie fie ein Dedürfuifs der VervolU;
kommnung der Heilkunft ift. Ich brauche
kaum noch zu bemerke^, dafs während eine»
folchen Vorganges genau alle kufiseren EinflüfFe
berückfichtigt, und foviel als möglich mit dem
Bedürfnifs zum Heilzweck in Uebereinftimmung
gefetzt werden müflen ; ihr Antheil aber an den
Veränderungen im Organismus, hhiIs genau
befiimmt und von dem der befonderen Heilmit-
tel getrennt werden«
I t
— 132 —
r ' ,
So lange nun die Anwendiing der Heilmit-
tel lediglich in Verbindung mit nocb andern
'Wirkfamen Körpern gclcliieht, fo lange ift auch
nie die Wirkungsart derfclben auszumitteln. Nie
können wir da teftimmeir, weldie^ Mittel diefe
oder jene Erfchejipung und .ihr zu Grunde lie-
gende Verändwrung hervorgebracht', welches
AeRTk eigentlich die ProzefTe zur Heilung oder
Nichtheilung bedingt, habe. Höchftens kann
nur dadurch gefunden werden, dafe gegebene
Heilmittel in befiimmter Verbindung und in
einem beßimmten Falle angewandt, diefe odec
jene Ei:fcheinungen und Veränderungen bewirit
I^aben. Und diefes ift «s auch, ;wras uns die
Tradition gegeben, was wir aus den An/bren-
gungen von fo viel taufend Jahren empfan«.
gen haben. Aber es ift inzwifchen erwiefen
worden, dafa folche Befultate zur VervoUkomm-
niing der Heilkunft wenig beitragen, und für
das wahre Heilen nicht gei^iügen können.
Leugnep kann und will ich es nicht» tiafs
aus der Verbindung mehrerer Heilmittel ein Drit-
tes entftehen k-önne, welche^ in. feinen ^igen-
fchaften von allen den ^aterien , wotaus es «zu-
fauunengefetzt ift, abweicht, und gerade foldie
Zuftände in «inem g^ebenen Falle im Orga-
nismus bedingt, welche zur Heilung fuhren. So
können auch wohl in manchen Fällen^ zumal
— 133 —
h^i LökalkräDklieit, gerade mehrere Mittel, in'
Verbindung, durch ihre verfcUiedenen Eigen-
fchaften ^ die dem Heilzweck entfprechen«n .
. Veränderungen im Organismus gemeinfchaftlicli
fetzen.' Ja, diefes. mufs £ch nach den aufge-
Heiken Gkmdfatzen , auch wenn ivir. keine Xra- .
dilion und Erfahrung darüber hätten ^ wirklieb
fo verhalten. Aber^um.fb mehr müflen wir
aus diefem Grunde zur Kenntnifs'hinaufßieben)
iEicilmittel auf folche Art zu verbinden und ge-
meinfcbafUich anzuwenden ;i welche Kenntni£i
aber die der V/irkungsast der einfachen. Heil mit-
tel docii 'erft unbedingt vorausfetzt. Und wo
von. der Bearbeitung, diefes GegenÜandes- als
von der Grundfäule der Vervollkommnung der
Heilkunßr die Rede ift, k^nn in diefer Rück-
ficht von der zweiten Cotenz,. zu der wir nur
dann, eigentlich gelangen können^ wenn wir die
eiße ergriif^ßn haben, nämlich. von der oftnoth*>
wendigen Verbindui^g mehrerer Heilmittel, als
Einwurf, nie die Rede feyn* i
Infofem wir da, wo wir in Fiifjllecnifii um«
liertappen, alles zu ergreifen fuchen rqüflen,
was uns kiten kann, fehen wir uns freilich in
drlngemlcn Fällen, und wo uiTs die Coiiftruk-
lion der Krankheit verläfst, genöthigt, lediglich
der Tradifion zu folgen, und. Heilmittel und
«Verbindungen von Heilröittejn ist Einw:irkung
— 134- —
auf den Organismus zu bringen,- fo wie uns
diefelbeii die Tradition in ähnlichen Fällen als
hillfreich rühmt. Entßeht aber dadurch der
Kunfl ein Gewhin, felbfl wenn Heilung dadurch
bezweckt wird? — Aber wie oft ereignet fich
x»icht auch das Entgegengefetste ! wie oft folgt
nicht einem folchen Jahrhunderte hindurch* ge-
priefenen Heilmittel verein , eine aller Heilung
entgegengefetzte Kette von Zufiänden? Und.
wozu alsdann greifen? Schwerer ift nun die
Wahl anderer Heilmittel, da die Wirkung der
vorhergehenden nicht wohl unfere Wahl leiten
kann , weil es alsdann immer ungewifs bleibt,
welches von den zuCammenverbundenen Heil-
mitteln eigentlich die der Heilung zuwiderlau-
fenden Veränderuifgen bedingte. Anders und
unendlich belTer, verhält es fich hier, wie oben
gezeigt wurde, bei der Anwendung eines ein-
fachen Heilmittels.
Wir find wieder auf ilen Punkt gekommen,
von welchem die vierte' Unterfuchung ausge-
gangen wdr, zu dem Punkte, der allein uns zur
Erfüllung unferer Aufgabe zu führen vermag.
Demnach können wir nun als Bedingung
zur Erfüllung der Aufgabe das allgemeine Ge-
fetz aufftellen: „a//e anzuwtndtndm Heilrmtttl
• — 135 —
muffen einzeln für fich in JEinmrkung auf den Or-
ganismus sefetzt werden,^* ' ^
^Dle bedingenden Prinzipien diefes Gefetaoes
£nd fclion hinlänglich erörtert und in ihren
einzelnen Gliedern dargeAellt worden*
Allerdings iß ea unendlicl» fch wer , die
durch ein Heilmittel im Organismus gefetzten
Veränderungep und Erfcheinungen , und durch
beide hindurch di& Bedingungen diefer Zußäo-
de, das Wie des ganzen HeilungsprozefTea zu^
erkennen und äufzufafTen. lAiev muis uns aie
Theorie nach den obigen BeiUmmungen leiten«
Auf folclic Art entliehen zuerft Hypöthefen , die
^ weitere Verfuche veranlaflen, ynd irnfner tiefere*
Blicke in die Natur erregen» E$ reiht i]ich eine
reiche Kette von i^lchtigen Erfahrungen, an die
dei Geift mittelß jener der Wirklichkeit imm^
mehr entgegen wachfenden Hypothefen die un-
endliche Wahrheit knüpft»^ und die Heilkunft
in lichtvollein Einklang mit der Heilkunde', für
immer begründet, fich in eiiie höliere Sphäre,
erhebt.
* Kurze Nachrichten
und
mcdizinifche Neuigkeiten
Ein fichtru und fchnell wirkendes Mittel gegen dm
GichtanfalL
Ich -glaube vielen Kianken und felbft Aettten
kein unangenehmes Gefcheak zu machen, wenn
ieh fie eiti Mittel lehre den Gichtanfall er mag
Podagra, Chiragra, Gonagra u. f. w« feyn, in
fehr kurzer Zeit ohne Nachtheil des Kranken
zu heilen. Diefes Mittel heifst: Eaii medidnak
d^ Idujfon^ ancien Offiicier des troiipes de France f
refidant ä Sedan. — Wohl werden fich die Le-
fer wundem, hier ein Arcanum, denn du ift
es, von einem Arzte angepriefen zu lefeo,
aber es ift nun einmal fo, und wer auf mein
Wort den Verfuch machen will, fage dann, ob
ich unwahr geredet habe. Unter den vielen
Arcanis die befonders ehedem aus allen Ge-
— 137 -^ '
genden vorzüglich aber aus Frankreich, hierher
flrömten, befaad fich auch diefes« — ^ Selüe
Bekanntwerdung fallt vor meine Zeit, daher
ich nicht weifs, ob es je nach des Erfin-
ders Anpreifung ift in Gebrauch gekommen;
aber nach und nach ift es von mehrem in der
, Gicht auf eine Art und nnt einer Wirkung an"
gewendet worden, die, nach der Annonge zu
■ urtheilen , felbft vom Erfinder . nidit gerade fo
gekannt zu feyn fcheint. rls giebt hier eine
IMenge Peirfonen« die bei jedem Gichtanfalle von
dieCem Mittel Gebrauch machen, ßets mit dem-
felbeü Erfolge und ohne den geringften Nach-*'
tlieil; in drei bis vier Tagen ift der ganze An-
fall weg , die Kranken befinden fich fo wohl '
wie vorher, bis zu feiner -Zeit der Paroxysmus
wiederkdirt. Ein hiefiger Kaufmann, nun fchun
über 70 Jahr alt, bedient fich feit beinahe
swölf Jahren diefes Mittels,- hat ein munteres
blühendes Ausfehen, geht feft und ficlier auf
feinen Füfsen, obfchon er ein - auch zweimal
des Jahres dem Ppdagra unterworfen ift. Ich
habe ihn genau befiragt, ob er feit dem Ge-
' brauche des Mittels keine Veränderung in feiner
Gefundheit gefpürt habe, ob die Gicht nicht
irregulär, die AiifäUe häufiger geworden, er
verneint dies alles. — Auf fo viele Fälle, die
ich von der Wirkfamkeit des Mittels fah, ent*
— 138 —
Ic&Iob ich mich zii feioem Gebniuche, dochver-.
fucht^ icfaT mit Beihülfe eines geichickten Phai-
xuacevtikera erft die chemifche Zetl^ung» bd
der wir aber nur foviei herausbrachten^ dab ei
nichts metalüfches enthält, . und dafis es &ne
mit fpanifchem Weine extrahirte Tinktur dnes
PflanzenftoSi fey — nach dem Gefchmack, und
^nach der Wirkung, von der ich fc^leich fpre-
chen^ werde, üel unfer Verdacht auf die Cratuh
la/ — '- Ich habe es nun in mehrem Fällen ge-
braucht, und verfichere als ehrlicher Mann,
da(s ich immer die bald zu erzählende gute
Wirkung 9 ohne den geringften Nichtheil beob-
achtet habe» -^ Mau gieb^ dem Kranken dei
einen regulären Gichtanfall, am Fufse, Hand,
Knie oder fonft hat , es fey gleich bei der £ot-
ftehung oder nachdem der Aufall fchon einige
Zeit gedauert hat, einige Stunden nach einer
fehr geringen imd leicht verdaulichen, oder bet
fcr ohne vorhergehende Abendmahlzeit, einen
«KafifeelöSel yoU (etwa eine Drachme) beim.
Schlafengehen, oder wenn die Schmerzen am
Tage heftig find und der Kranke nicht den
Magen voll Speifen hat, zu jeder andern Tages-
zeit. Die Wirkung |dervon iß, dafs nach vier
bis fxeben Stunden fpäteftens, der Schmerz ficli
alimählig vennindert, der Kranke in fanfteo
Schlaf fällt, und beim Erwachen beinahe ohne
genden vorzüglich aber aus Frankreich, hierher
firömten, befaad fich auch diefes« — ^ Selüe
Bekanntwerdung fällt vor meine Zeit, daher
ich nidht weifs, ob eg je nach des iE^rfin-
ders Anpreifung ift in Gebrauch gekommen;
aber nach und nach ift ea Vion mehrem in der
, Gicht auf eine Art und mit einer Wirkung an*
gewendet worden, die, nach der Annonge zu
'Urtheilen, felbft vom Erfinder . nidit gerade fp
gekannt zu feyn fcheint. Es giebt hier eine
Menge Perfonen« die bei jedem Gichtanfalle von
diefem Mittel Gebrauch machen, ßiets mit dem-
felbeü Erfolge und ohne den geringften Nach-*' '
tlicil; in drei bis vier Tagen itt der ganze An-
fall weg, die Kranken befinden fich fo wohl '
wie vorher, bis zu felnto -Zeit der Paroxysmüs
wiederkdirt. Ein hiefiger Kaufmann, nun fchun
über 70 Jahr alt, bedient fich feit beitiahe
zwölf Jahren diefes Mittels,* hat ein munteres
blühendes Ausfehen, geht fefi und ficher auf
feinen Füfsen, obfchon er ein - auch zweimal
des Jahres dem Ppdagra imterworfen ift. Ich
habe ihn genau befiragt, ob er feit dem Ge-
brauche des Mittels keine Veränderung in feiner
Gefundheit gefpürt habe, ob die Gicht nicht
irregulär, die Aiifälle häufiger geworden, er
verneint dies alles. — Auf fo viele Fälle, die
ich von der Wirkfamkeit des Mittels fah, ent«.
-• 158 —
^&Iob idtmidä su finnem Gdiiauche, dodiver-.
flicht^ idbT mit Beihüife dnes gefchroktcn Fh&
xoacevtikeit eift die diemifche Zed^ungt bä
der wir aber nur foviri herauabitc^ten^ dab ei
nicht» metalüfches entttält, .und dalii €• ont
init fpanifcbem Weine -eztiahiite l^nktor einei
'PflüuBeilfioSb fey^ — nadb dem Gelcliihack, unil
^nach der Wiffcung , vbn der idi fc^leidi {pi&
dien^werdjb, -fiel unfer Verdacht auf die* Orath'
7a/^ Ich habe es nun in m^hrem Fällen ge-
' braucht, und verßcbeie als ehdicher Mann,
. dals ich'Ummer die bald za erzählende g^te-
Wirkung^ ohde den ^eringften Niehdi^l beob-
achtef habe* ^- Mau giebt dem : Kranken der
einen regulären Gichtanfall, am Fiifiie, Hand,
Knie oder fond hat, es fey gleich bei der ED^
fiehung oder nachdem der Anfall fchon einige
Zeit gedauert bat, einige Stunden nach einer
fehr geringen imd leicht verdaulichen, oder bef-
fcr ohne vorhergehende Abendmahlzeit, einen
«Kaffeelöfiel voll (etwa eine Drachme) beim
Schlafengehen, oder wenn die Schmerzen am
Tage heftig find und der Kranke nicht den
Magen voll Spcifen hat, zu jeder andern Tages-
zeit. Die Wirkung hiervon ift, d^s nach vier
bis fieben Stunden fpä^eften?, der Schionerz lieh
alimählig veyrminder^, der Kranke in lanften
Schlaf fällt, und \>räiv^^pii^chen beinahe ohne
aUen Schmerz ift. Gewöhnlich erfolgen dann ei-
nige gelinge U^belkeiteni auch ein paar weiche
Stuhlgänge, öfters aber auch gar keine Auslee-
rungen, die Gefch'wulft nimmt nun auch nach
und naph ab, und in z^eim^l vier und zwan-
zig Stunden ill gewöhnlich die ganze Krankheit
vorüber. Ich habe noch nie mehr wie eine
folche Dofit gebraucht; follte jedoch nach drei
Tagen noch etwas Schmerz übrig {eytx , fo kann
man dreift die Oofis wiederholen, leb habe
das Mittel auch im chronifcben Rbeuinatismus ,
vorzüglich iin Hüftweh verfucht, aber ohne be«
fondern Erfolg; es linderte zwar etwas die
Schmerzen» aber ohne Beileid — fonll hätte
tnan^ hieraus einen neuen Beweis für die Ver-
fchiedenheit beider Krankheiten ziehen können ,
aber in unfern Tagen ift dies Cohtrebande; doch
trotz allem, was in neuern Zeiten, befohders
von den Bearbeitern der Erregungstheorie , da-
gegen gefagt worden, bin ich noch immef von
diefer Vcrfdiiedenbeit überzeugt, und theile
wohl ein andermal meine gründe mit. — Der
Erfinder unferes Mittels rechnet vorzüglich auf
feine ausleerenden Wirkungen, und die hat es,
— nach feiner Vorfchrift zu zwei Drachmeu
gebraucht j wirkt es in reizbaren Körpern als ein
draftifches Mittel und macht zugleich Erbrechen,
— diefer Wirkung, und des etwas ähnlichen
— 14-0 — •
biltem Gefchmaks wegen» fiel ich vorzüglich
auf die Gratiola. Vielleicht dafs xuls Chemika
wie die Ä Ä Klaprnthf Hermßädt u. a. dar-
über beftimmtere Auffchlüffe geben. — Ich ha-
be es nie in obiger Üoßs angewendet , abar
diefe Wirkung durch andere erfahren.' So ftren-
ge. Diät aU der Erfinder yorfclireibt, der befno-
i ders die Eier fehr fürchtet, habe ich me beob-
achten lafTen» Den Tag nach dem Gebtauche
lafTe ich früh ein paar TafTen Pfefiermünz-Auf-
guüs und dann leichte Fleifr*,hbrühe trinkeo.
(Vom Herrn Medizinalrafli Wolff in Warfchau).
Ich will m^ine Lcfer mit der Anzeige de«
Erfinders verfchon^n, die ziemlich in dem ge-
wöhnlichen inarktfchreierifchen Tone allei «Ue-
fCT Anpreifungc-n abgefafs^ ift.
Nur das Zeugnifd, waa die berühmten Che-
miker Parmentier und Cadet derfelben ertbeilen,
und welche» wenigfleiis beweift, dafs es keine
min^ralifchen TheiJe enthält, füge ich hier bei.
Ma^atne la Marqnife de l'E...» de/irant favoir,
|i un remede, dont eile dit ttrc cuntcnte dos öfifeis, m
coiitlGAt puiiit des iniiieraux ou autres fiib/lanccs con-
fraires a la fante, a chargo les foiisÄgnes de Tcxi-
niiner, et de lui eu donner Icur avis.
Ca remede cft iine liqueur transparente, de cou-
leiir de'Bierre im pcu foncce, dont l'odciir et le
goiit leUcmbleiU "Vi^i'^vicow^ *.\x Vui d^Espague^^ niii*
ayaat vne (aTjOUt amere , qni anooiicc If prefence
d^ une matiere extractiy« ^egetale obtenue par la voie
de l'infufion.
Nous avons «mploye enfüite let reactifs les plus
puUTant en chymie pour t^cHer d'y d^coiivrir des
matieres metalliques j telles que preparations' mer-
curiellM, arf6nicales, cuiyreufeSy andmoiiiales ^ etc.
Xia nuniero xigoureufe doni: nous avons procede«
tant /ur la liqueur que für celle rapprochee par Teva*
poration, nous fait prononcer afErmaUTement , qu^elle
ne oontient rien d« femblable.
Quant a la fubfiHance amere v^getale, dont parti«
cipe cctte liqueur, qui paroit avoif im vin d'Espa^»
pour bafe, il eß impoiHble a l'Art, de ponvoir deter-
miner la pla|ite, ou les plantes dont eile a ete ex-
traite.
II refulte de cette 'analyre> que le remede dont il
«'agit »e reiiferme rien de metallique ni de corrofif,
et que fi Mada/ne la Marquife de TE.... efl contento
de fes efFets, ainli qu^elle PalTurey eile peut conti-
nuer d'en ufer ayec la plus grande confiance.
fait h Paris f ce 24. Mai 17Q2.
Signe, Parmenticr et Cadet.
Die Verfuche des würdigen 'Herrn Ober:
Medizinalrath Wolff^ verdienen allerdings Auf-
jnerkfamkeit, und können fowol für die Thec>^
rie der Gichtkrankheit als für ihre Behaadiuiig
wijchtige Auffchlüfle geben, befonders wenn es
lieh beftätigen follte,. dals das Mittel GratioIcL
wäre. -^ Doch muis ich bemeckea^ 4^ \^sv
— 14» *—
fchon einen Kranken in der Kur gäiabt I^;
der durch die Eau medicinak den podagrifchen
Paroxysmus fchnell geheilt, aber hierauf eine
Taubheit und Lähmung in deji Füfsen bebal-
ten hatte« Hier war alfo die Arthritis acdva
in Arthritis paffiva f. atonica verwandelt. Und
es iß nicht wohl denkbar, dafs ein Mittel, was
den Paroxysmus , d. h. die Aeuiserung der
Krankheit, fchnell fupprimirt, auch zugleich
eine radicale Xur der Gichtkrankheit bewirken
follte. N
d. H.
An die neueflen Vimhädigtr des Brannwüm.
Ich fchrieb vor zwei Jahren einen kleinen
Auffatz gegen die Vergiftung mit Bramivvtin
d. h. was wohl eigentlich nicht zu erinnern nö-
thig feyn folhe, gegen den Mifshrauch deJfdberL
Die Veranlaffur^ dazu war fehr natürlich. Ich
fah das unbefchreibliche Unglück, was er an-
richtete, und wie es immer weiter um lieh
griff, fah ganze Dörfer in einem fortdauernden
Branntweinraufch verfunken, fiah junge Leute
von gebildeten Ständen fchon (ich daran g^
wohnen i' und m Act IVkSa^x^ TüuiCchung ihr phy-
-^ 145 —
„wir yoroefamen wird ohne Nutzen fe yn, wenn
„nicht der jetzt verfammehe grofse Raih der 16
(.Feuer (der 16 vereinigten Staaten) verord-
„net. dafs kein Menfch Brantewein oder andere
„geihige Getränke an feine rothen Brüder ver*
„kaufe.- Vater, die Einfuhr diefes GiftA ift in
„unfern Feldern verboten worden, aber nicht
„in unfern Städten, wo manche unfrer Xlgec
„für dies Gift nicht nur Pelzwerk, fondern felbft
,',ihre Schiefdgewehre und Lagerdecken verkau«
„fen, una nackt zu ihren Familien zurückkehren.
^,E8 ffehlr, Vater, deinen Kindern nicht an
„Flelb; allein die Einfuhr diefes verderblichen
„Gifts macht, dafs iie; arm find. Deine Kinder
„haben noch nicht die Herrfchaft Über fich, die
„ihr habt. Ala unfre weifeen Brüder zuerfl in
„uufer Land kamen, waren unfre Vorfabien
„zahlreich und , glücklich ; allein feit unferm
„Verkehr mit dem weiben Volke und feit der
„Einfuhr jenes verderblichen Gifts find wir we*
f^niger zahlreich und glücklich g^wo^en*.
Der Prä&lent Jefferfon liefii auf dielen
Punkt, den die Wilden, ab den wichiigflen ih*
xer Sendung, am weitläuftjgften erörtert hatreQ^
dorch Aen Kiieg^fekretair folgendes antworten 1
„Brüder, euer Vaier, der Ptäfidenc, hat üih (thr
fiber liasjenige guttat ^ was ihr ihm Ober di«
XVHL B. J^ ^u K
— 144 —
haltt) j aher fit darf rdchi^ wegen ihrer gOJi^Qkßh
mtn Einwirkung in den Organismus ^ zw Geirobw
hat dts Ltbtns wtrdtn^ weil ße fonft nothwauSi
der Dauer und Integritit dejjelben fchadm mufst
wozu noch die grofst AbßumpfUng und endächt Vff'
nichtung der höhern intetttctuellen Kräfte kämmt ^ &
diefes Agens ^ mehr ah irgend ebi anders^ verurfachu
Ob nun gleich alfo ein feltener Gehrauch nicht gUtdi
fchadeh wird, fo iß doch jedem ^ befonders junga
Leuten zu rathtn^ fich dafür zu hüttn^ weil er gff
zu leicht Gewohnheit und Jiedürfnifs wird. Fvr
das Volk iß in Weinlimdem der IVein und in an-
dern ein gutes Bier gewifs wdt heilfamer widzmä-
mäßiger ah Branntwein , und die Xtgierungen jm-
den demnach Weit bijfer thttn , für guten und ßold-
feiUn Wein und Bier zu forgen^ als die Brannt-
weinbrennereien und Boutiken zu vervielfältigen.^
Dies fcy genug. Mehr zu fagen, bedarf
€8 nicht; die Sache fpricht für üch felbß, &c
mag und wird fich fejbil vertheidigeD.
Wer mir nicht glauben will, der höre doch
was der unbeHmgene Naturmenfch , der im vo-
rigen Jahre als Redner der Nordamerlkanifcheo
Wilden, bei dem Congreb zu Philadelphia auf-
trat, dem Präfidenten darüber fagte:
„Wir bitten dich um Pflüge und andre
,, Werkzeuge und um einen Schmidt, der feibi-
„ge aufibeS^m Yäuu^% KV^«:^ Vater, alles wai
^ 14^7 ~
Anzeige
•n die Herren Miiaibeiter diefes Journal« uzid dt¥
'Bibliothek.
Ich hab6 die Ehre, die Ilen'eii Mirarhrirer diefes
Journals und der Eihliöihek tai benachrichtigen, dal»
die Jlonorarien für Ihre Beytrligö zum XVl. X\MI und
XVIII. Bd. 1. Su • des Journals^ fo wie Kuni IX. X.
und XI; Bd. 1. St. der Bibliothek zu Kndo des INlo-
sats May 1804* ausgezahlet und abgefendet w^uden
^d.% und ich mir über deren Entpl.ing oder Miv'hl«
empfang einige gefällige Nachricht erbitte.
Berliiii den 10. Juni 1^04.
tlujtlanik
ftarken Getränke gefagt habt. Es ift ihm Bä
SU feben, dab ihr diefes Gift nicht weit« untei
euch' haben wollt. Er will mit dem gro&a
Rath der i6 Staaten überlegen, wie ihr gegea
dies grofse Uebel geüchert werden köimt.''
d. Ä
^ X4.7 ~
A n z*e i g ef
•n die Herren Mitarbeiter diej^es JouiuaU und dt¥
'Bibliothek.,
Icli habe die Ehre, die Herren Mitarbeiter diefes
Journals und der Bibliothek zu benachrichtigen, daff
die HonorarUn für Ihre Beyträgd ziun XVI. XVII und
XVIII. Bd. 1. Su • des Journals, fo wie zum IX. X.
und XI; Bd. 1. St. der Bibliothek zu Ende des Mo-
nats May 1804. ausgezahlet und abgefendet worden
fiud; und ich mir über deren Empfang oder Nichu
empfang einige gefällige Nachricht erbitte*
Berlin 1 den 10. Juni 1804.
tluftianii
1L
~ 148 -^
Inhalt des achtzehnten, Bandes.
ErfiesStück«.
I. Bemerkungen über das AAlima^ toib Medicinalntl
IVotff in Warfcliaii.
n. Neue Beobachtungen über die Be/tandtheile v»d
"Wirklingen des Neundorfer BaHes, vom Hofr. W^
«u Caflel.
III. Einige medicinifcliey .nicht gans Sro^yniTcke B«*
merkungen.
ly. Eine. Petechxanofe 9 vom Phy Ileus fVagemtr n
• Balingen.
V. Lei>chcnöffnnng eines an der häutigen Bräune /Jln*
gina trachealis oder menibranacea ^ veritorbeoea
lCindcs> vom Dr. Albers zu Stolzenau.
VI. Kurze Nachrichten und medicinifche Neiüfkeiten.
1. Ein Bandwurm in einem halbjährigen Kinde.
2. Ein Spulwurm in der Urinblafe eines Iluudes.
3. Sieatom des Unterleibes bei caftrirten Subjecten.
4. Abgang der Niereniteine in faß unglaublicher
Me^nge.
5. Ein SclilagEiifs, emitanden dorcb. eine Ezostoft
an dem rechten Steinbeine.
Zweites Stück. -
I. Nachricht von dem Zuitande des Krank enbaufes det
CUarue im 3a\\\e \^^'^> vom Heransgeber.
II. BeTnerVuu^e\A \V\iex ^ve ^^^^^^Sve^^xv ^^^sKxj^iLch intet-
— 14-9 —
^ - X794 tis 1799 liauptfächlicli bei den Soldaten herrfcli*
teil. Aufgenommen in dem Fürftl. Heflen-Darm-
fiädtifchen JVtilitär - Hofpitale zu Bickenlmoli bei
Darmftadt; vom Staabsmedicus^ Dr. Amelung, j
III. Verfnclie und Beobachtungen über die Wirkfarii-'
Iveit der tliierifchen Gelatina zur Hell ung intcrinit-
tirender Fieber. Vom Dr. Giufeppe Gautieri, Dele-
gat© Medico des Departements von Angogha. ■ Über«
Jj letz r und mit Aiunerk. begleitet vont Dr^ ÄycAo^ .
Arzt zu Berlin.
D r i t t e s S t ü c, k.
I. Chirurgifche und medicinifche Beobachnngen vom
Dr. Gottfr, Phil. Michaelisy zu Harburg.
1* Verrenkung des Kniegelenkes von innerer Urfaclie,
fV durch allmählige Ausdehnung geheilt.
£. Hydrops ragus.
^■. 5« Schutzpockeii.
4* Krämpfe des ganzen Körpers.
^ 5. Auffallende Wirkung fehr kleiner Gaben von
Arzneien.
,/ 6. Herzklopfen und LeichenöEnung.
7. Hirnfchaalenbruch.
!^ 8« Zurückbeugung der Gebärmutter. * - '
9. Blutgefchwülfte neugebolimer Kinder am Kopfe«
^ II. Sectionsbericht .des am 6. März allhier verfiorbe-
nen Hrn. Prof. Dr. FritiCy vom Herausgeber.
in. Fragmentarifche Nachrichten über die bösartig«
V Epidemie zu Malaga, im Jahr 1803. Mitgetheut
j von einem Augenzeitgen.
I IV. Ueber die Epidemie zu Wilhelrainenort , auf der
Gräflich Reichenbachfchen Winterherrfchaft Neu-
fchlofs , vom Kreisphyficus Dr. Kaufeh zu Militfch.
V. Beobachtung eines vollkommenen Austrittes des
Augapfels aus der Orbita, welcher durch die Aus-
rottung des in derfelbe» beiindiichen Scirrhus glück«
. lieh geheilt wurde. Vom Dr. Srdting, practifchen
Augenarzte in 4t»g^l>tVg« .'*
VI. Gefcliichte eines^eheilten vollkommenen fckwas*
zen Staares> von j^endemfelben.
-r- 15a
Ricl'ter. HI, 107J 111.
KivevÄ. IPI, 95.
Röfchlaub. I, 41.
Sagar. I, 12.
Saiivages. I, 12, 79.
Scarpa. III, ii§.
Schmidt. IV, 113.
Segjuin. II, 124, 179.
Seiifert. I, 27,
Seile, I, 11.
^tarke. 11, 151.
StolL I, 11.
Thileniiis. I, 11.
Totila. IJ, 224.
R. A. Vogel. I, 10.
WJiguer. I. 101.
Waiz^ I, 94.
White. III, 104.
Wolfart: IV, 114.
WoUF, I, 86.
— 155 —
■ >! IM <f
Sachrecifter.
Acidum ^phogphori dilutum. Anwendnng dc/Telbcn bei
einer Eitening im Kniegelenk und davon heiTüli-
render Luxation der Tibia nach hinten. III, 13.
jicidum futphuricUm S. yitriolJ'Uure,
Aderlafg yerfchlimniert aufserordentlich ein Aßhma. I,
55-*-36. Erinnerungen an dafTelbo in hrampfliafteii
Krankheiten. IV, 52 — ()2. Nutzen deflTelbeu bei
wirklicher Afthenie der Enegung. 53. Femer bei
apoplectifchen Zufällen von fcheinbarer direckter
Afmenie der Erregung. 54 -* 62. Erklärung diefer
Erfcheinungen aus den Begriffen der Alten von
Plethora. 53— .54-
j^mauroßs , Gefchichte einer vollkominnen , welcha
flkrophulöfen Urfprunes , nach vielen Krebsgefchvirü-
ren im Gelichte enatanden war nnd vorztlgUch
durch den Calomtl geheile wurde. III, 118 — 127.
Ce/Tation der Menltruation bei derfelben, 125»
und Rückkehr diefer bei erfolgter BelTerung derfel-
ben. 126. *" •
jimputation, Warnung vor derfelbcn. III, 5 — 7.
Anafatca^ nach einem intermittirenden Fieber dutch
die thierifche Gelatina geheilt. II, 20Q.
Angina, pectoris, Uuterfclued des eigentlichen ARhrati
Von derfelben. ' 1 , 14 — 15. Gefchichte einer fol-
chen. 15 — - 17. (die Note ^. Gefchichte einer »foli-
^chen bei einem 5ojäJirigen Manne. Qo 82. Neues
merkwürdiges Symptom bei derfelben. ßo — 8*» Di«
Wichmannfchen Mittel vorzüglich heilfam bei derfel-
ben. 81—82.
Angina tracheaUi, Leichenöffnung eines an derfelben
veritorbencm Kindes. I, 107' - jio. Empfehlung
einer antiphlogiititifchen Behandlung derfelbeu;
109 — 110. Wichtiger Wink über die Lage dei
Kopfes der Patienten dabei, iio.
i
■— 154- -*'
.Anßechung^ merliwin dige , zweier jungen Mädchen
mit dem Aftlima ilirer altern Schwefter. I, 46 -^-Aq,
rerner dürcli ein iiitermiitirendcs Fieber mit Erf^
zur Heilung einer rlieuniatifchen Kniegefchwulft
veranftaltct. II, py — 101.
Jlntimonialia. Verbindung dcrfelbcn mit flüchtigen
Reizmitteln zur Heilung inteimfttirender Fieber. II
10^—105- ' . . »
ApopUctifche Zufälle von fiihcinbarer directcr AXthenie
der ErregiLnfi; durch Aderlafs gehoben. IV, 54 — 62.
jipopUx'u diircii eine Exoitofe an> rechten Felfenbeiii©
cntltandun. I, 116.
Arthritis S. Gicht.
ArincimittfL Ueber die Anwendung derfelben während
der Mchilruation. 1 , 44^ — 45.
Arzneimittel» AnfTallende Wirkung yon fehr Meinen
Gaben derfelben. III, 57 — 60.
Ascarit lumbricoidee. S. Spulwurm,
Afihenie, Bemerkung i'ibcr die Behaifdlung^ der indi-
lefcten. I, 39 — 40. Uebor die I^eluo von derfel-
ben in der KiTcf:iin£;<;i]jcorie. "41 — 4^. Nutzen de»
Aderlafs bei \virl.liclicr. iV, 53.
Aßnmq, lienierliungen über dafTelbe. I, 9— 86? Un-
richtiger Begriff dciFelben. 10 — 12. Äcrichtiguug
d^cffelb^n. 12. Unterfohied dciFelben x) von der
Öänipiigkeit QAfihma. hnmidum) 13; 2) von jeder an-
deren anhältciden En(itrüfligkeit XDyspnoea) 13 — 14?
5). von d«r fogciiaimten Angina pectoris, 14 — 15;
4) vom Herzpolypen, 16 — iQ. Ucber die acute und
chronifche Form delTelben und deren Urfachep und
jEntftehung, i(> — 21. JDie acute köuimt nur bei
Kindern und i^ der Jugend, die chronifclie aus-
'fchlierslich bei' Erwaclifeiien und bei Männern vor.
IQ. Nächfte Urfachc dcüelben. 21. Entfemte ürfa^
chen dcflelbcn. 21—24. üebcrmäfsiger Bcifchlaf iit
jc'ine der "wicluig/icn ^on diefen. Z2 — 23. Ueber
^ die Prognofi« dei dcrfelbcn. 24 — 51. Ueber Withtr*
Behandlung dcilelben. 50 — 51. ICnr dcffelben iin
Allgemeine':!. 51 — 55. Wichmiinna Bcliandlun^ voi-
zügljch hciirani bei jlcr acuten Form deirelbeu, als
nnwivkiain bei der cLronifcJien. 51. Bcifpiel eines
folciicu 1) bei einem 40jährigen Man!?; 33—41» Im
iiöclilten Cxivide verfehl immer t durch Aderlafs mid
* AntiphlDgilac.ij 55 — 56. ' 2) Bei einem i4Jähri£ca
Mädchen." 41—50. Ausbleiben der Anfalle bei die-
fom wäiirend der Menflruation. 44. Merkwiirdigc
Mitilieuimg der Anf.ille au zwei jüngere Schwc-
itern die[cv V;ulenrin, 45 — 49. Vollkoniraene,
filüchUclie lltVua^^^ ^t«c V^^-LVercu 'd;ircli die St'üt\ifQht
— 153 —
mm\ j»i <•■
Sachre gift er.
Acidum \phosphori Jilutum. Anwendnng dc/Telbcri bei
einer Eiteming im Kniegelenk «nd davon heiTüli-
render Luxation der Tibia nach liintcji. III, 13.
jicidum ßttphurichm S, yitriolfäure,
Adtrlafs vcrfchlimniert aufserordentlich ein Aftlima. I,
35"*"3^* Eiinnerungen an dafTelbo in krampfhafteii
Krankheiten. IV , 52 — ()2. Nutzen deflTelben bei
wirklicher A/thenie der Erregung. 55. Femer bei
apoplectifchen Zufällen von fchein barer direckter
Afmenie der Erregung. 54 "*" ^^* I^i'klärung diefer
£rfcheinuno;en aus den Begriffen der Alten von
"D^
Plethora. 55 — 54.
AmauTofi9 y Gefchichte einer vollkominncn , welch©
flkrophulöfen Urfprungs , nach vielen Krebsgefchvirü-
ren im Geßchte entltanden Avar nnd vorzüglich
durch den Calomtl geheilt wurde. III, 118 — 127.
Ce/Tation der Menltruation bei derfelben, 1:25»
und Rückkehr diefer bei erfolgter BelTerung derfel-
ben. 126. *" •
Amputation, Warnung vor derfelben. III, 5 — 7.
Anafatcay nach einem intermittirenden Fieber dutch
die thierifche Gelatina geheilt. II, 2o(^.
Angina ptctorU, Unterfclued des eigentlichen Akhmii
Von derfelben. 1 , 14 — 15. Gefchichte einer fol-
chen. 15 — 17, (die Note ^. Gefchichte einer |fol-
chen bei einem 50 jährigen Manne, ßo Ö^' Neue§
merkwürdiges Symprora bei derfelben. 80— 8» • Die
Wichmannfchen Mittel vorzüglich heilfam bei derfel-
ben. 8^ — 82.
Angina trachealis, LeicheiiöfFnung eines an derfelben
verdorbenen Kindes. I, 107' - 110. Empfehlung
einer antiphlogilHtifchen Behandlung derfelben;
109 — 110. Wichtiger Vyink über die Lage dei
Kopfes der Patienten dabei, iio*
•— 154- --^^
.Anßeckungy meAwüiclige, zweier jungcu MiddifB
'mit dem A/tliiria ihrer altern SchweÄer. I, 46 -Ä.
rerner durch ein intermittireiidcs Fieber mit Erfof»
zur Heilung einer rheuiäiatifchen KnieSjefcliwulA
veranftaltct. II, py— -loi.
jintimonialia. Verbindung dcrfelbcn mit AürHti^fn
Keizmitteln zur Heilung lAtexnijtLironder Fieber. ^JI
10^—105- . •
ApopUctifche Zufälle von fchcinbarer dircctcr Afihcnie
der Erregiins; durch Aderlafs gehoben. IV, 54 — 6^-
Apoplexie diircli eine Esoßofe ani rechten Felfeubeiüe
cntßand«n. I, 116.
Arthritis S. Gicht.
ArindmittrL Uebcr die Anwendung derfelben wilirroi
der Mchibuation. 1 , 44 — 45'
Arzneimittel. Anffallende Wirkung TQn fehr Jdeinea
Gaben derfelben. III, 57 — 60.
Ascaris lumbricoidee, S. Spulwurm.
, Aßhenie. BemcrKung libcr die BehaiWhmg der ui&
lefcten. I, 39 — 40. Uebor die I^ehre von «'#iW-
ben in der Encfiiniiiihcorie. ^1 — ^, J^ulzen dei
Aderlafs bei \virlJiclitr. IV, 55.
Jifit.ma, licrn erklingen über dafTelDe. I, o— Qß. Un-
richtiger Eegrifl deifelben. 10 — is. Bericliiigun^
djsflel&^n. 12. Unterfohied dcffclben i) von ^tc
Dänijjßgkeit QyJfihmz humidum) 13 ; 2) von jeder lu-
deren anhäitcidtn Enfitrüßigkeit QDyspnoea) 15 — J^J
5). von d«r fogciiainiten Angina -pectorit, 14 — »5»
4) vom Jlcrzpolypen. 16 — ißr Ucber die acute uk<1
Tchronirdie Form deHelben und deren Urfachrn \n\l
Entftchnng, iQ -" 21. J>ie acute höuimr nur hti
Kindern Uiid in der Jugend, die chronifclic ."'."'•
fchlif.fslich bei Eiw^-iclifer.cii und bei Mamicrii v. 1.
ig. Näcbfte Ur fache tlcllcl ben. ni. Entfernte Ti!-
chen dc/Tclbcn. 2.1 — 24- üebcrmäfsiger J>cifcLlat' i-t
eine der ^vicliii^/lon ^on dicfcn. z^2. — ^3. Urbit
^ die Prognoli« dei derfelben. 24 — />*• Ucber Wit^t *
liehajidlmiii, deflelben, 50 — 31. Knr dcflclbrn i'n
Alliienieinc::. 51 — 5;^,. WichrF.ivrx I»cJi.iiicnnn , v»»-
ziigiicii lici'i.ini bei jler -icuicii rorni dcfTelliOii , .■■-''
nnwiv[,rani bei der cbronifcJien. ,'^^1. J\rifj»:cl cm»*
folc/Kii 1) bt.i einem 43jä]irip;eu Man!K 53 — ."ii. 1;^
höGhiicu Gr^rle verfchlimnitiL durch Aderl.'-l"« uiii
AniipliJ )j;iiiir.r, r^y — 3^7. n) Bei einoni i.|j.ihTii;^.i
Mädchen." 41 —7). An'«blcibcn der Anfalle bei iVi'-
fem w.ihreiul «lor iNien/iruAiion. Y\' Merk wurde';
i Miiilieijunfi; dfv AniVilJe an zwei jüngere ^Sch^•^r•
iteni <\\eUv AV\\\fc\\\"\w , <^'i — 4vN VoilKonniicMif ,
f g^lüclv\vc\ie ^VtVwxv- 5^et \.^-lv«>l^W ^c>s.^ die 5xu/;r/c.Tt
— 157 —
derfelben und der thieiircheii (iJlrrifi. lju— i.|^,
»49 — »51;
Chronififie Krankheiten. S. Kran- heilen.
€oi/a, uiiriclitigc Bcnciiniiii^; (Im' llmiilt hm liBldlin«.
II > 125. rtmcv S. Gtlaiina itni'. ,1/ ^
Colla pi/cium iriit r.riolp; Ut-'i rinn l*hihili» im iti'fi» ^e.
g;eii ein iiiibciiiinniici ii.icJiiiifjM« 'i'riu«iHli«.l#(.t wj^m-
waiidet. ]J , j.ji/.
Cvrtex peruvianuM, o. China,
Crtuiium* S. Hirn^haaltnltuyh.
Dämpfig Aeit. S. y^''*mx ^f/n/^vn.
Dtntiiio dif-i: t . L" : .> «i f < . «, » ;. r *-^ ^ , .« /' . . v* . i <^ ^ • '. < *
Deflau/tM M* -. ./. , < i't',,^.:.i /-•■.,• ', • .- ja ,...\
Arxuei.'j. _.:•*.. ^.', ^ \ h'.
und «.r'.'Oi ,'.■■■.•■'•. . = -. .,.-.. -•
£»Jlft Ä« -O* -I. ; ' '.;. /, .
lB«ari9 Ubf ^^,/.;
bcd ficiU-rii/'.i "..f •« .. #. i. ..#..,
£^uci9 u^ioutr i, . .1- •. .-. - '• • i * ■
Afil- lt*:£'.fi 11 -..•:•■
TUl'^U^i« .. *.#'.*. ...
rtrli '."'j^-. -1 . . '
eilte. t*«r '*-, *• ' ^ -
»ri» t . t. .. . r
— 158 --^ •
pTycliifclies bei vorliaudeneru Torpor des Seiiforii in
GLiniitliskrankliciron, 77 — 79.
Excpnthahniay der Vollkommene Austritt des Auges aus
der Orbila, S, Augapfel,
^ßirpatio bulhioculi zur Heilung eines vollkomm eneÄ,
durch einen Scirrlius vcranlaßten Austritt des Aiig-
apfeb -aus der Orbita. III, 111 — 117. Aeufserliclic
Anwendung des kalten WafTcrs dabfei vorzüglicii
"woiiitliätig zur Lindej-ung der Schmerzen. 112»
Ezf-cctum hvoscYami vorztig;lich wühltliatip: bei intermit-
tirciid^n Fiebern, befonders in Y^rbindung mit d«m
Aconit. II, 104 — 105. 110.
• F. •• '•
^ebris intermittetif^ Bemerkungen über die liHuHgen, ror-
züjyJicli interniittirenden Fieber, ^die in den Rhein-
gebenden von 1794 — 1799 liauptfäclillcb. bei den Soi
daicu lierrfchteu ; aufgenommen in. dem Militair-Hos-
Sitale zu Bickenbacn bei Darmitadt, II, 24 — 119.
Icdicinifchc Topograpliie diefer Gegend. 24 — 54.
Über die Entwickelung der Sumpflufc dafelbft und
deren Einflufs zur Erteugung intermittircnder Fie-
ber, 51 — 54. Tabellarifcne Ueberficht jener Fieber,
mit Bemerliung des Barometer- und Thermometer-
Standes, der Witterung, des Windes u. f. w. 57-76.
Allgemeiner Charakter diefer 'Fieber» 79. Die ver-
fchiedeneu Formen , Grade und V£rlaur diefer Fie-
ber. 7^ — 96. 1) Solche, die nur voa einer wider-
tiaiiirlichen krampfhaften Bewegung der Erregbar-
keit herrührten. 79 — 82. 2) Nervöle. 82 — 89- H^'
miplegie, Sprachlofigkeit bei einem folchen. 05. 5)
Solclie, bei denen insbefonderc die Eingeweide des
Unterleibes littien. 83 — 94. Ein Weclifeffieber Mias-
ma Tvurde dabei nichu wahrgenomHien , wohl aber
'ein Contagium. 96 — 101. Aniteckung durch daflclbe
lur Heilung einer hartnäclugen rheumatifchen Kiiie-
gefchwulft mit glücl^lichem Erfolge veran/ialtet.
97 — 101. Behandjuna jener Fieber 101 — 119. NotK-
-wendigkeü; der liückficht auf die organifche Mi-
fcliung da^>ei: iü2. Verbindung der flüchtigen Reiz-
mittel mit Sita Antimonialibus dabei. 105 — 105.
Ferner mit fauerlichcn Mitteln. 105 — 107. Fenier
mit Blafenpflaiter. 107 — lOg. Vorzüglicher Nutzen
des Kamphers bei denfelben. 105.' 109. Fern«' des
Mofchu^ artificialis, 103 — ^^4\ Ferner das Bxtracti hj-
oscyamiy vorzüglich in Verbindung mit dem Aconit.
104 — 105. 110. Ferner der Ausleerungsmiitel bei
galtriCckcu Zufällen. 110 — x 11» Diät bei denfejb^n.
— 159 —
111 — iij. Deliaiiäliinr^ der RcconvaTcscen« n«cK Äen-*
felben. 115 — 114- l^ie Cliiiia iinuüir. iiud iiachiliti-
lio; bei deiifclbeii. n/f — 116. .Unterdrückt oft den
Fieberparoxysmus mit naclidiciligcn Foliren. 117.
Wirkfamkeit des Sal mirabiU Glauberiy um deurelbeo
•wiederlierzußcllcn. ii^.
Verfuche und Eeobaclitiingen über die Wirk-'
ßimkeit deri tliicrifclicn Gelatju* zur Heilung iii-
termittireuder Fieber. II, 1^0 — 2.6^, Seguin^sVn'
terfucliung über, das daßelbe vertreibende Priu-
cip in der-.Cliiua. 124 — '129. Glückliche Anwen-
dung der tliieri feilen Gclatin.i gegen daüeibc iu Pa-
us. 125 — 127. Ferner in deii Dcpaitements vou
Sefia und Angogna in Italien. 12Ö. u. folg. 1) Bei
einfachen Tertianüebern. 131 — 132. 2) Bei der F*-
hris tertiana ditpUcata, i^% — 135. 3) Bei Quartanfio-
bern. 131^—133. Ueber die verickiedenen Arten der da-
bei anzuwendenden Gallerte. 137 — 141. Wirkfamkeit -
des G, arahieum gegen daflelbe. 139 — l4o. Geht bei
. Anwendung der^ tlüerifchen Gelatina lidufig in ein
- remittirendes Fieber über 141 — 142. Befondere Wii*-
kungen der Gallerte gegen dalTciüe. 142 — i45' Iß
ziach Gautieri iirfpriingltch in einem anomalen Zu-
jßand^ des Magens und des Ilautorgans begründet.
151. Gründe fiir diefe Beliauptung. 151 — 155. Pi«
Befchaifenheit der Luft trägt, die F^ucTitigkeit,
welche fie mit lieh führt, ab";crecJinet, wenig oder
gar nichts zur Bildung delTeloen bei. 155. Grund«
Für diefe Behauptung. 155— .162. Wirkung<?art der
thierifchen Gallerte bei demfelben. 165 — 165. Ucbei*
den Schlaf imd -die Unterdrückung des Fieberfroils,
welche die thierifchc Gallci'tc, das Opium und die
Cliiiia oftmahls bei demfelben bewirken. 163 — 165.
Ueber die Urfache der Wiederkehr defldbcn. 164 —
167. Einwürfe ge^eu Keicfis Theorie und Bchand-
luno; deiTelben. 166^—168. Ift.die Urfache delfelbeu
vielleicht Mangel des gelatinöfen Stoffs.? ifjg ~ 169.
I/t die Urfache der Wiederkehr deflclben vielleicht
vcrmelute Zufirömung das Oxygens zum Ma^cu?
170 — 173. Prinjiäre VVirkunc; der thierifchen Gela-
tina bei demfelben und Vergleichunj diefer mit .der
anderer Mittel. 174 — 176. Specklle Formel uji.l
Anwendungsart der thierirchen Gci.itina bei den) fel-
ben. 176 — i^g. Die Rcconvalesccriz von demfelben
ilt kurzer bei den mit der tiiievifchen GcJatüia alj
bei den mit der Cliin» behandelten. 200 — 202. Di»
thicrifclie Gelatina und die Cliina wirken bei dem-
felben nicht blos als allgemeine Fxcitantia\ 252 — 2^jj,
Tlores {iiwi ffiit Opium, hcxUam beim Aiihuia. Ij 55.
4
'•,'•— 158 -^
if>rycliifche55 bei vorliaudenem l'orpor des Senfarii b
GtiniitiiskrauKlicitcn, 77 — ^g.
JExopnthaimra^ der vallkoinjnene Austritt des Auges lui
der Orbiia. S. Augapfel,
JExdirpatio bulhi oculi zur Ileilnng eines voIlkomrDenei,
duicli einen Scirrlius vcranlaßteu Austritt des Aa^-
apfela aus der Orbita. III, 111 — 117. Aenfserlicüe
Anwendung des Aalten Wa/Tcrs diibei vorzügüa
-wolilLhätig zur Lindej-nng der Schmerlen. 112/
Eztractum hyoscvami vorztiglicli wahlth.ltiiT bei interrci'-
tircnd^n Fiebern, befonders in Y^rbinclung mit ^la
Aconit. II, 104 — 105, 110*
JFVfcris intermittent* Bemerkungen über die Iitlufi^tn, ti«
züg]icli iutcrnüttircnden Fieber, die in den Rliei>
fiegtnach von 1794—1799 Iiaupifaclillch bei den Sv
daLon herrfchteu; aufgenommen in. dem ]VIiiitair-Hu>r
Sitale zu Bickenbactt bei Darmßadt. II. i^ — ui
fcdicinifchc Topograpliie diefer Ge^-eud. a^-ji
Über die Entwickelung der Sumpfluf? dafelbft cJ
deren EinfluCs zur Erteueung intarmittircnder Vit
ber. 51 — 54. Tabellarifcne Ueberficlit jener TitTC
mit Bcmerliung des Barometer- und Tliermome«
Standes, der Witterung, des Windes u. f. w. 5--'
Allgemeiner Charakter diefer 'Fieber. 70. Die ^i-'
fcliiedeneu Fonnen , Grade und V£rlau£* dictei T-
ber. 71) — 96. 1) Solclie, die nur vou einer wi-'
naiiirlichen krampfhaften Bewegung der EiTei'"-
keit herrührten. 79 — Q2, 2) NervOIe. Q2. — i]o- -■
iiiiplegie, Sprachlofigkeit bei einem folchen. C-'r '
Solclie, bei denen insbefonderc die Eiu^ewciile
Uiiierleibes litten. 89 — 94- Ei" W'echfelheber M
ma "fvurde dabei iiicjit. "vvahrgenoniineii , wolil ;
ein Coniagium. 96 — 101. Anlteckuiig durch diC
zur Ileilimg einer hartnäclugcn rheum.itifchcn t-"
gefchwulit mit glücklichem EriV>li;e verani;:-
<yj — 301. Behandlung jener Fieber 101 — m^. > '
weudigkeLt der Ilüctficht auf die organifclie ^
fchung da^ei; 102. Verbindung der flüchtigen I'.-
mittel mit den Antimonialibus dabei. 103 — :
Ferner mit faucrlichcn Milteln. 105 — lor. Ff'"
mit Blafenpflafter. 107 — loQ. Vorzüglicher Nu::'
des Kampliejs bei denfelben. 103. iJc). l'cv.Mcri:'
Mofchus artificialis. 103 — 104« Ferner das Kxtructi -
oscyami, vorzüglich in Verbindung mit dem .U-r
lo/v — ^^5« ■^^^- ^t>^v\^^ der Ausrctrunüsmiucl ?^
\
— 159 —
411 — iij. Bcliandliing der RcconTalcscen« nacK den-
Xelben. 115 — 114. Die Cliiiia luniiitz und nachiliai-
lig bei denCelbeii. 114 — ii6. .Unterdrückt oft den
Fieberparoxysmus mit naclidiciligen Folgen. 137.
Wirkfamkeit des Sal mirahiU Glauben, um deulelbea
•wiederlierzultellen. ii^.
Verfuche und Eeobaclitungen über die Wirk-'
fiinikeit der, tliierifclien Gelaiiua zur Heilung in-
terinittirender Fieber. II, 120 — 263. Segttin^s Un-
terfiichung über, das daflelbe vertreibende Prin-
cip in deivCliina. 124 — 139. Glückliche Anw-eu-
dung der tliierifclien Gelatina geacu dalTelbc iu Pa-
ris. 125 — 127. Ferner in den Departements vou
Sefia imd Angogna iu Italien. 12Q, u. folg. 1) Bei
einfachen Tertianliebern. 131 — 132. 2} Bei der Fe-
hris tertiana duplicata. 152—133. 3) Bei Quartanfi«-
bern. 13!)— 135, Ueber die verßhiedenen Arten der da-
bei anzuwendenden Gallerte. 137 — 141. Wiikfamkeic -
des G, arabicum gegen daflelbe. 139 — xäo. Geht bei
. Anwendung der thierifchen Gelatina li'du/ig in ein
- remittirencfes Fieber über 141 — 142. Befondere Wii'-
kungen der Gallerte gegen daflcloe. 142 — 145. Iß
nach Gautteri lu-fprftngltch in einem anomalen 2u-
jßand^ des Ma£;ens und des Hautorgans begründet,
151. Gründe für diefe Behauptung. 151 — 155. X)i©
Befchailenheit der Luft trägt, die F«ucliLigkeit,
"welche lie mit ficli führt, abgerecJinet, wenig oder
gar nichts zur Bildiuig deflelbeu bei. 155. Grund«
Für diefe Behauptung. 155— »162. Wirkung^art der
thierifchen Gallerte bei demfelben. 165 — 165. üebei*
den Schlaf und -die' Unterdrückung des Fieberfro/is,
w^elche die thierifche Gallerte, das Opium und die
Cliina oftmahls bei demfelben bewirken, ;63 — ^65.
Ueber die Urfache der Wiederkehr deil'elben. 164 —
167. Einwürfe ge^en Reichs Theorie und Bcliund-
luno; deflelben. 166^—168. Ift die Urfache delfelbeu
vielleicht Mangel des gelatinöfen Stoffs.? i6S — 169.
Ilt die Urfache der Wiederkehr deflelbeu vielleicht
vermehrte Zuftrömung das Oxygeus zum Magen?
170 — 173. Priujiäre Wirkung; der thierifcben Gela-
tina bei demfelben und Vergleichung diefer mit der
anderer Mittel. 174 — 176. Specielle Forjuel njid
Anwenduiigsart der thierifchen Gelatina bei demfel-
ben. 176 — 135. Die Rcconvalescenz von demfelben
iTt kurzer bei den mit der tliierifclien Gelatina als
bei den mit der CJiin^ behandelten. 200 — 202. Di»
tliicrifplie Gelatina und die China wirken bei dem-
felben nicht blos als allgemeine Excittintia\ 252 — 2^^^,
^lores {inci jnait Opiuxu, heiJUam beim Aiümi^^« 1^ ^.
wenig -Amrnoniak imd GerbeftofF, von welcliem toän
cüic antifebrilifohe Wirkling erwarten kann. 237—
241. 12) Die Zeit des Fieberanfalls lüfst ßch niclit
beitininien, fulglicli aucli niclit die Wirkung diefes
IVlitiels. 2/11 — 245. 15) Die mit dcrfelbeu geheilten
Fieber i\i\a nicht durch dicfelbe geheilt. 2/jG — S/k).
i/f) Manche Fieber find nicht mit derfclben geheilt»
liinterhcr aber durch andere Reizmittel. 249 — 253.
15) Sie unterdrückt das Fieber nicht gleich bei der
erüen Dolis. 253 — 255. Nöthige Aufficht auf das
Verfahren der Apotheker bei ^ler Bereitung und
Aufbewahrung, und der Ki'anken bei A^iweudung
derfelben. 257 — 259. • Sie ift - contraindicirt durch
Würmer. 259. Gründe, warum die Anwendung der-
felben in -Itiilien rchucller auf dem Lande eingeführt
waid, als in den Flecken und Städten. 260—266.
JJeftäiigiing ihrer Wirkfamkeit in Berlin. 267. Preis
der aus fnl'chen Knochen bereiteten. 268. Kefultat«
der von Bermbßcfdt itt Berlin angeltellten Verfuche
über die Gewinnung derfelben aus frifcheu imd ge-
kochten Knocheli. III, I28— 134V
Gelh/'ucht ,■ nach einem intermittirenden' Fieber durch
die thierilche Gelatina geheilt. II, 209.
Gemuths rankheiten, üeber die pfychologifclie Behand-
lung derfelben im Allgemeinen und die bisherige
Anwendung derfelben. IV, 68-^71. Anwendung der
körperlichen Thätigkeit imd Strapazen zur HeUung
derfelben. 97 — 96. Winke zur Diagnofi? derfelben.
101 — 103. ' Imaginismus, eine Haiitgattung der Ge-
daukeuleitung in derfclben. 105.
Cerbefioff. Die Vis febrifuga der China beruhet nicht
auf demfelben. II, 127 — 129.
Gicht, Ein neues zuverlälHges Mittel zur fchnellea
Heilung von Anfälleu derfelben. I, 40. Eau medici'
fijU d*HufIbn^ ein ficheres, fchnell wirkendes und
. durch Erfahrungen bewährtes Mittel gegen An-
fälle derfclben. IV, 136 — 142. Zeiignifs von Far^
mentiir und Cadet übtr dalTelbe. 140— 141.
Gummi arabicum. Mit Erfolg gegen internuLtireüde Fio*
be^- angewendet. II, 139 — 140.
H.
Häemorrhoea petechianoßs, S. Petichranofe,
Heilkunde. Beftimmung ihres Gebietes und Tren-
nung derfelben von der Heilkunft. IV > 116 —
118.
Htilkitnll. Beitimrauuff ihres Gebietes und Tremiui}£
deCfeibeu -^o^- A«/»^ta^kundc. IV, ii6-*-ii8» Auf-
^ i6i -^
ben bei dem interitiittirenden Fieber und Vci^glei-
cbung derfelben mit der anderer Mittel. »74 — X76*
Beftimmung der Zeit ihrer Anwendung beim m*
t^rmittirenden Fieber. 177 — lyS* Specielle Formel
für die Anwendung derfelben« 178*^179» SeguitCs
Anwendungsart derXelben. 170 — 180. Ücber die ver*
Xcbiedenen Zufätze zu derfelben« 180 — 181» Dofis
und Anwendung derfelben an den fieberfreieii Tagen«
181 — 185- 196 — 198* Zu frühes Nachtrinken hebt
die Wirkfämlteit derfelben auf. 185—184. Wirkung
derfelben auf* die Haut und Perfpiration. 185^185-
Widerlegung derBefchuldigung, dafs leicht Reeidivo
des Fiebers nach der Anwendung derfellien entlie-
hen. 185*— 186« Diät und Verhalten beim Gebrauchs
derfelben. 187— i8y* Ift contraindicirt bei intermit«
tirenden Fiebern, (lurch wahre ithenifche Diatheüs.
190-^192. Vorzüglich indicirt aber nach zu weit
getriebeUer Schwächung. 190 -- 191« Mufs bei afthe«
nifchen und malignen mtermittirenden Fieber ohno
vorausgefchicktc Ausleerungen gegeben werden. 19a
— 196. Prüfung delr Vortheile ihrer Anwendung Bür
den Staat, die ärmere VolksklalTe, für die kranken
Individuen, für Hofpitäler 198 — ^09. Die Recon-
valesceuzTon intermittirendeu Fiebei?i ift viel kür-
zer nach Anwendung derfelben als na<;h Anwendung
der China» 200 — 202. üeber die verfchiedeneu Ar-
ten Iie zu bereiten und die ^ nöthige Aufficht des
Staats hierauf. 206—208« Wirkfamkeit detÜelben ■
bei anderen Krankheiten ^- beim Krampfhuften, bei
einer Ifchurie mit Tacnesmus, bei einem Anafarca,
' w^ie auch bei einer Gelbfucht nach dem intermitti«
renden Fieber, bei einer Diyfenterie. 209» Vorfchlag,
'He noch in anderen Krankheiten anzuwenden. 210
— 211. Einwürfe gegen diefelbe imd ihre Wirkfam-
keit beim intermittirenden Fieber, nebft Prüfung,
Berichtigung und Widerlegung derfelben. 211 — 245J
1) Sie beläSigt den Magen, verurfacht Erbrechen
u.f. w. 211 — 216. 2) Verurfacht Verfiopfung in der
Reconvalescenz. 116 — 217, Femer 3) Hartleibigkeit.
017 — 218. 4) Ferner Diarrhöen. 218^-219. 5) Fer-
ner Anorexie. 219— 22o. 6) Femer gröfsere Neigung
zum Schlaf, wie die China. 220 — 222. 7) Ferner ein©
Schwäche und langwierige Reconvalescenz. 222 — 227,
8) Sie verfagt ihre Wirkung bei hyjochondrifchea
Subjecten. 227—230. 9) Das intermittirende Fieber
geht durch diefelbe in ein continuirendes über. 230
— 232» 10) Sie wirkt nicht fo reizend wie dieChixvaL^
und beide wirken beim intermittitelväLexwT\£\>«xxL\.^\.
blos SLi8BxcitantitL.U, 232 — 257» i.x)^v« %tvx!b:i&a «»*
i^ttm. B. 4. St. iL
— i64 — ^
Xct*rvs, S. Gelhfucht,
Jmaginismus, eine Hauptgattung der Godankeiileitung
iiv GemütliÄKrankkeiten, JV, loS-
Jntermittirendf Fieber. S. Febris intermitten*,
Jfehvrie mit Taenesnms durch die thierifohe Gelatini
geheilt. II, 209.
Italien. Bemerkungen über den Zufiand des Medizi-
nal r und Apodiehcrwefens dafclbft. IV, 1—42.
Ueber die mcdiziuifche Polizei dafelbft im Allee-
xneipeu, 8-^ i3- Aufficht auf öfFendiche Dirnen da-
felbft. 15 — 15. Ferner auf epidemifche und anftek-
Jicnde Krankheiten. i< — 29. 'Uebelitand in Anfe-
hung der Beerdigung der Todten dafelbfi. 29 — 31.
Ueber die ürfachen der Mängel in diefem Allen.
5* — 33- Ueber dife Anflicht auf die Medizinalper^
(oilen dafelbit. 33 -r- 36. Schärfere Trennung 4er
Medizin voh 4er Chiiurgie dalelbH/ 56 — 39, lieber
4ie Wundärzte dafelbit. 59— 4S5«
K,
JCAftes Wafftr getrunken höchA wirkfam bei heftige«
Anfällen Von Herzklopfen. HI, 60—66.
— -^ Ai^ufserlieli angewendet yorzüglich iF^ohlthätig
7ur Linderung der Schmerzen bei einer Exßirpat'f
hulbi ocnli. III, li2.
JCfflte,, Höchil wirkfam in afthenifchen Befchfverden«
IH, 60 «.66.
Knießelenk, Verrenkung delTelben von innerer Urfacbe
nach einer Eiterun» in demfelben, durch allniäh-
lige Ausdehnung geheilt4 111% 5 — 20.
JCnieeefchwuiß ^ rheumatifohe* Heilung derfelben 'durch
eine veranftaitete Anfteckuug ,mit «inem interniit-
renden Fieber. II, 97 — 101.
JCnochen, Refultate der von Hermhftädi in Berlin angc-
ftellteu Verfuche, aus denfelben eine nahrhafte
Bouillon zuzubereiten imd die thierifche Gallerte
zu gewinnen, III, 128 — 134. Beltandtheile der-
felben. 129 — 130. Verhalten derfelben zum Fleifch
131. Großer Gewinn hievon fdr den Staat und das
allgemeine Wö}il, 133 — 134-
JCohUnßofftaldgt Hydroßtn - Gas * trjl^gt nicht^ zur Bil-
dung intei*mittireadcr Fieber bei. II, 156-^ 162.
JCopf Blutgefcliwalfte an demfelben u, f, w. S, Blut-
firfchwälß^,
^fLfämpfe des ganzen Körpers durch Aethtr vitrioii und
Tm%^H thcbÄWd ^öjäVU, lH, Sß'^SI^ ^ ^^^^ ^'
— i63 ,— ■
Cabc, welche für diefelbe" Iiieraus folgt. 119 — lÄi.
Untcrfiiclimio, ob und in wie weit diefe Aufgabe
bisher erfülu worden fey, und warum fie es nicht \
fey ? 121 — 125. '^
Ecilaihtel^ Ffyehifche. S. P/ycHfcfi£ UeilmitteL Ideen zur
Anwenduns; der Heilmittel. IV, 114—135. Beftim-
xnun^ des Begriffs eines folchen. 115 -r 116. iJeftim-
^ung ihres Gebiets als eines Gebiets der Heilkunde.
116 — 117. Unterfuchuug, auf welchem Wege wahre
Kenntnils derfelben und ihrer Anweliduno; zu
'erlangen fey? 125— 155. Dringendes Bedürfnifs
einer Berichtigung der bisherigen Lehre von den»
felben. .12^ -^ 126. Durch Anwendung derfel-
ben einfach ohne Verbindung; mit andern Mitteln.
126 — ^35. Vereinigung dieTes Zweckes mit der'
Pflicht der Heilung. 129 — 135.
Hepatitis, S. Leberent^ündung^ . - ^
Ihrbü digitaliS' purpurtae mit Opium heilfam beim Afih-
ma. I, 51. Vorzüglich wohltliätig gegen innere und
üufscre Waflerauhäufungen bei einer tödtlichen Eng-
bniiü«;keit von ungewöhnlicher Gröfse des Herzens,
ni, 87. "
Jhr^, Merkwiirdigc Verknöcherimg an der Bafis des-
fclben, HI, 65.
Herzklopfen, Gefchiohte eines heftigen und tödtlichen,
HI, 60*- 66; Verfchlimmenmg rfeßelben nach Gicht-
befchwerden. 61 — 62. Grofse Wirkung des kalten
Wa/Fers innerlich, dabei. 61— '63. Merkwürdige See
tion nach dem felben. 64**- 65.
Heripolyp, Unter fcheidimg defl'elben von Afthma und
Beifpiel, dafs derfelbe auch plötzlich tödten könne.
1,^16—18.
Her^^ittetn, S. Tremor .cor dis*
Hirtifchaalehbruch, Gefcnichte eines folchen w^elche be«
weift, dAfs oft die anftihulicliTten Zerfchinetterrtn-
fen des Schädels mit unbedeutenden ' Zufallen ver-
imden und. III, 6£ — 70.
Hvdrops vagus. Becybachtnng eines folchen, 'v\'elche es
vtrahrfcUeinlich macht, daCs derlclbe urfprünglich
gichtifcher oder rheumatifcher Natur fey. jll, 21 —
rg. Bandwui-m bei demfelben durch Becks Mittel
abgetrieben. 25-^04. ;
Hypochondrie. Se'fferts Pillen bei derfelben. I, 26.
Hyßerie, Ueber die Anwendung der thierifchen Gela-
tina bei derfelben. II, 228—229. Paralele zwifchen
ihr und der Abzehning. 229—250.
Hyßfrijc^c, durchdringende Reizmittel in Verbindimg
mit Elirir acidum Halleri find vorzüglich heilfam für
diefclbeii während der Menüruation. I^ 45.
La
— i6G —
Materiellts Verhältmjg, Noth-vrendigkcit der 'Riickficlit
auf dalTelbe bei der üeliaiidliing iiiiermittirerender
Fieber. II, 102.
Medizin. Uebcr die einzig mögliche l^ehandlun^ dei*
' felbeii und über die EntdeclTungeu iii derfellien in
Allgemeinen. II, i2o ~ 124.
M*d {mal - und Apcthekarwefen in Italien. S. Italien,
Medii'.tijch^n f o//{« ,■ ' Elf orderiii ffe einer wolil eingerich-
teten. IV^, 8— ii.
Idei'chclie, Ueber den Gebraucli dc;3 reliffiöfen My«
Ttizisnius bei derfelben : durcli eine glücldiclie Kur
ciläuiert. IV, 68 nS« Es find bei derfelben nicht
immer heftig wirkende Mittel erforderlich, um
Ausleerungen zu bewirken. 79 — 80. .
Mfnftruatiü. Anfälle von Althma bleibeii^aus während
dorfelbeu. I, z^. Uebcr die Anwendung von An-
lieimitteln während derfelben. 44-^45. iDurchdrin«
tende Reizmittel in Verbindung mit dem Hallerfcitn
iltjcir vorzüglich heilfam für Hyfterifchc während
derfelben. 45.
Mercunus dulcis ift das Hanptmittel bei der unter fie
Rubrik des fchwereu ^.Imens jgew^orfeiieu Lebcr-
eutzündung der linder. IV, & — 67. Ferner S.
CalomeL
Mineraljaure Käacherungen* _ S. Räucherung^en.
Morbus maculofus haemorrhagicus Werlhcfii. S. Peteehianofi'
Morveuujche Raucher unffen, S. Räucherungen,
MoJ'ehus art'ftcialis. Vorzüglicher Nutzen deifelben bei
iutermittirenden Fiefeern. II, 103 — 104.
Myßiiismüsy Ueber den Gebrauch des religiöfcn, bei
der Melancliolie , durch eine glücklic^ie Kur erläu-
tert. IV> 63—113.
N.
Nachricht von dem Zuftaude des Ki'ankenhaufes der
Charitc- im Jalir^ 1805. II, 5—23. S. Charite,
Nachrichten y kurze, und medizinifche Neuigkeiten. I,
111 — 116. IV, 156 — 142.
Necroßs. Qualnibädcr von Branntweiii^trank zur voll-
kommenen Heilung einer folchcn ange^vendet. 1II>
20. ^-
Ninndorfer "Bad. Neue BcobachtunÄen . über die Be-
^tandtheile imd Wirkungen deifelben. J, 87"" 94«
Enthält ^^'ic die Aachener Quellen StickftoffgaS. 87
— 88« Vcmiindevnng des Pulfes in den Bädefn da-
felbif, fogar bei reizbaren Subjccten, nebit ErUa-
lung dieferErfcheiimn"/ 88 -^89» wie^ auch ande-
rer .Witk\iu^€u des JNenndovfer Bades. 90.' V«-
— • i67 —
• ^leichiinc; defTclben mit den warmen fchwefclhaltl-
£cii QiicUcn zu AacJicii y ncb/t KinwürfeJi gc^eii
Kortum» Behauptung von dcnfollieii. 90 — 95.
üeupebokrne Kinder in zwei Fallen gidcklicJi von Blut*
ecfcliwüiUlcn am Kopf'ü durcJi 'Ocflnung dcrfclbcn
geheilt. JIJ, 80 — 85-
Hifren, Def o in li täten derfelben Lonnnen häufig nach
der Calh'aiion vor. X, 115—114,
^I^iertnjleine.. Abgang derfelben in unglaublicher Menge
bei einem B.ruerm.idchen*. I, 115,
O.
Oxitßtiu Jft die vennehrte ZitftrÖmnng de/Telben Eum
, Magen vlelieiclit ürraclie der Wiederkehr der inter.
.. inittirendeii lieber / Jf, 170 — 175.
Opium. In drcilter Gab« mit Wein , vorzüglich hcil-
/fani bei acuten Anlälieii de< Trtmor cordis. I, 8^) 85»
' Opium, In Verbbidung mit der Digitalis pnrpurta heii-
fam heim AiUuna. i, 51. reiner auch mit dca
. Floribut Zinci, 53.
Tetechiaaofe\ GeCchichte einer. I, 101—106.
PheUandrium aquaticum. Grofse Wirkfainkeit defTelben
bei Itarken Eiterungen niid davon herrührenden Col«
liqnationen. III, 12— i'^.
Phosphor J'dure, S. jicidum phosphori dilutum^
' Fhthifis pulmonalis. Voi'fchlag^ die tJiicrifcho Gelatin«
bei derfelben anzuwenden. Jl , 210.
Püliiei^ Midiiinifche, S* Medizin ifcht Potitti.
Pfi^ehifche Heilmittel, Anwendung; de^ religiöfen Myjfti-
ziimus als eines folchen. IV, ^»8— 115. Herror-
bringung des Zorns als -eines* folchen. 77—79. Sie
äufsem ihre Wirkung nicitt immer in dem Augen-
blicke ihrer Action. 8<>*-8i* J^eniiLzung dos Aber*
^ glaobens eiuer inelaiichulifchen Paiicnüii als eines
' -'' folchen. 87 — 88- "• folg.
Pfycholöfrifche Beh'xndlung, Vebcr die, der Gemüths*
krankheiten ira Allgemeinen und .die bisJierige An-
'wendung derfelben. JV, f>8«^7i.
Pfychologifche Lebemmethode^ Vcrfutli mit derfelben.
R.
Bäutherurifuru Einige Erfalir?iji«rcn von ^tm Nutzen der
mit Salzfaure zur Verhütung aiiRctiicuder Xrankhei-
-- i68 —
t«ii. nr, 45-^51* Vorzüj^che Wohldiiltigkeit
derfelben bei einem epidemifchen Typhus putridiu fo«.
Tirohl xur Heilung als zur Verhütong delTelben. 44.
y 48* Femer beim Scharlach. Aß--* 49- Methodo
ihrer Anwendune. 49 — 5p. Nöthige Vorficht mit
denfelben bei allen 'AfFectionen der Retpirationsor-
gane. 50—51.
Heicht Theorie und Behaildlnn£ des intermittireiiden
Fiebers. £in\Tfirfe gegen dießlbe. II, 166— 166«^
JLeipnittel^ durchdringenae, find in Verbindung mit
dem Elixir acidum Haüeri heilfam für Hyiterifch»
-während der Menitruatioiv I> 45*
Religio fer Myßi\istnus, S, Myfli{ismus,
Retroverfio utiri» S. ZorSckbeugung der Gehähnnutter,
Kkeingegenden. Medizinifche Topographie derfelben,
,be(onders der Gegend von Darmitadt. II, 35—52.
Binflufs dcr8iimpluft imd der der Atmosphäre oeige-
rnifchien BcHandtheile in dcnfclbcu auf die menfäi-
liche Gefnndheit. 51—35. Femer der Winde. 55—
44« Kranliiieiis* Coi^iititution des Winters in denfel-
ben. 44 — 47. 'Des Frühlings. 4?' ^^' Sommers.
47 — 49. Allgemeine ConUitution In denXolben.
49—52.
Rheumatifche Knitglfchw^lß. S. Kniegtfchwulß.
Jiom^ epidemifche Conßitution in und um, und übev
die y erhütiuig der mJt derfelben verbundenen ^ank«*
heitien, IV, 19^29,
S,
Säuerlich» Mittel. Verbindung derfelben mit flüchtigen
Reizmitteln zur Heilung mtermittirender Fieber. 11,
1Q5— 107.
Sal mirabile Gla^ubtri vorzüglich wirK'fam anr Ilerltellung
des iiitermittirenden liebcrs bei zu früher Unter-
drückung deffelben durch die China. II , n8«
Salxfaure Käueheruneen^ S. Käucherungen,
Schariack, Nützen der falzfauren Räucheriuigfen bei
demfelben. IV, 48 — 49.
Sehttt^pocken. BenierKungen , Erfahrungen und Beob-
achtungen über diefelben» III, 29—56. Unterfchied
Zwilchen der Impfung folcher Subjecte, die die
Schutzpochen oder Blattern fchon einmal uberltan^
den und folcher, die wahrfcheinlich g^r Keine Dis-
pofi^ion weder für Blattern noch Sclintzpocken hat-
ten, 51 — 5A, Verhalten, derfelben bei lolchen, die
zugleich (mtleye Blattern hatten. 55 — 56. Seltene Er-
♦ fclieinung bei denlclben an der Impfitellc. 56—57.
JlxtcUe^iUTv^ftA ^^ All^mriiikidens bei deufdlben.
— i.67 ' —
gleichinii; defTelbe^ mit den warmen fchWefcIkidtL.
' gen Qucilen ziji Aaciieii , nebft Einwiiifen gegen •>
Kortums üehauptuug von dcnfelben, C)o — 95.
^eufrebqkrne Kinder in zyvpi Fällen gliidtlicJl von Blut*
gcfckwüi^irreu am Kopfe diircJi (Defluung deiTelben
geheilt. JIJ, 80 — 85-
JNiirren. Deforniit.iten derfelben Konnnen häufig nach
der Calti-ado« vor. I, 115 — 114, ■ ^ /
^I^iennjhine.. Abgang derfelben in unglaublicher Menge
bei einem Ba\iermddchen*v I, 115«
O'xYßen, Jft die vennehrte Zitftröraimg de/Telbe'n' tum
IMagen vielleicht ür fische der WiederKelir der inter.
iiüttirenden rieber y If, 170— *• 173.
Opium. In dreilter Gabe mit Wein, vorzüglich heil-
, fani bei acuten Anfillien de^. Trtmor cordis, I, 84 ' 65»
Opium, In Verbhiduns; mit der Digitalit purpurta heil-
fam beim AiUuna. "l, 51. Ferner auch mit dca
. Floribus Zinci. 53.
Tetechianepty Gefchichte einer. I, 101 — 106.
PheUandrium aquatlcum» Grofse Wirkfamkeit deflelben
bei itarken Eiterungen und "davon heiTühi'enden Ck)l-
liquationen. III, 12 — 15.
PkosphorJ'duire, S. jicidum phosphori dilutum,
Fhthißs pulmonalis, Vorfchlag, die ihierifcho Gelatin«
bei derfelben anzuwenden. II, 210.
JPuliiei^ Midiiinifche^ S. Mediiinißht Potitei,
Pf^chijche Haimittel, Anwendung des religiöfen Myßi-
zismus als eines folchen. "Iv, 68—115. Hervor-
bringung des Zorns. als einey folchen. 77—79. Sie
äufscm ihre Wirkung nicht immer in dem Augen-
blicke ihrer Actiou. 80—81. Denutziuig des Aber*
^ glaubens eiuer melancholifchen Patientin als eines
■'' folchen. 87 — 88. u. folg.
Pfycholopifche Beh^nndlung, ""üeber die, der Gemüths*
ki'ankJieiten im Allgemeinen und .die bisherige Au-
fwendung derfelben. IV, 68 — 71.
PfYchoiogij'che Lebensmtthode^ Yerfuch mit derfelben.
IVi 90--91-
R.
Rauch frutffrtn^ Einige Erfahrungen von dem Nutzen der
mit Salzftlure tur Yerhuumg anfLecheadei: Kxv&lbi^vv-
— 170 —
ISiteian^ im Kniegelenke eiit/laiic?en und Jnrcliill-
nialiligc Ausdehuiing gcJieilt. IH, 9 — i2o.
Tjnitura antivboniaih Thtd^iiii^ /vorzüii.iich heilCäiti beider
yjngina pectoris nach Wichmanns ^ J!vleihodc flno;ewen-
dat. I, 81 — 82. -
Til'zy.lerh'in. V^erfiichc und -Beohachtiiiifi[en über die
AVirl^fainkeit. «leiTelben zur llciluxii; iiitermittireuiUi
Fieber. S. i> latm^i aritr.&Us. (IJ, li5).
Tre wr cord's y eine eigeuthilniliciie KranJsLeir, iJctcii
Cliarfiktcriltlk , Urfaclien, VerLiuf und J^eJiaiidluuj;,
nebit zwei Fällen davon. I, §2 — 8^- Opium mit
Wein in dreiiter Gabe ift ein ge%vi/rcs ilülfsmit-
tel bei «cuicn AnMljen defl'elhen. y.-^ — 85. Die Sil-
j berki^ltalle iivd oft fehr iiiUzlicli bei demfelben. 8^
Typhur y Spoiadifcher , glüclüch mit Reizmitteln nni
Ausleerungen zu glüicher Zeit beliandelfc. 1,97 — u'-o«
Der SpiirtHS vitriolt und Spiritits fnlis cowmtmis ana vor»
stiglicJi heillani bei d^mCelben. 100.
Typhus pi triam , die Vitriolfäure in den itUrküen Gabrn,
vorzüglich wohltbätig bei einem epidemifchcn. IV,
^^ I^mi;r die Käuchernngen mit lalzfauren Jüdin-
pfen, vorzüglich vrolütliäiig zur^Heilung und Vcr-
Lütung deß'elben. 44—43.
Ü.
Vrivbhfe, Spulwurm in derfelben bei einem Hunde
gefund . I, 112 — 113.
Uterus, S.-^^Mmiutter.
ycrknöchernvgeit der Ai;rerien — eine eigene Kla/Tc von
Krankheiren. 1, 27.
p'eßcntoria, S, Blajaipflaßer,
Vin'ioijäure in den ii.aildtcn Gaben, vorzüglich wohl-
tJiätig bei einem epidcniircheu Typhus ptitttdtts, IV, «f|.
W.
fVefferfenchef, S. Fhellanärium tiqnatkum,
JVttifef-ftofgas. S, Kohkiijtofhcihigi Hydrogevg^s»
Pl''cchfeljiebcr. S. Fehris intei mitten^'.
Ji'ilhdviincn - Ort. Ucber die Fpidcmie dafelbft im Win-
ter 10^4. IJJ, 96 — loa. ^:ellr.tllc Tödlicbkcit der-
felben. (fi — Cjn. Heainiun^ dci Itl bcn durcli A/ü.rr.;./
IMincralranrfianclioninscn und andtie TMaasreit,!».
07 — 98. ChaiiikicriiHk dci reiben. t)8 — 99.
JiijuU, über ditn lEiii\^ul"i ä.cv \vv^&Yv.^^\v^tt^ auf die
— 171 —
menfchliche Gefundheit in dcii Rhein gegenden. tS,
35 — 4^-
With€rSy über, Behandlung des Aithma. I, 50— 3^^ .
Z.
Zahnen der Kinder. S. Dentitio difficiUr.
Zorn. Hervorbringiing defl'elbeu als prycliifchcn Er-
fchütterungsniittels bei vorhandenem Torpor dos
Stnforii in GemiithsKrankheiten, r\-^, 77 — 79.
Zitritckkeugimg der Gebär mtttter. Zwei Falle derfelben»
"wahrfcheinlich von einer epidemircheu Koniticutioa-
herrührend. III, 70 — Qo»
Druckfehl er.
XVULBd. fites St. Pftg. 123. Zeile 5. v. oben lies „Prin-
cips"itatt „Pincips". Zeile 9.
' , V. unten lies „Smegnia*^ ftatt
„Megnia".
• XVIII.Bd. 3tesSt. Pag;. 124. Zeile 13. v. u. lies „3 mal'*
• itatt „13 mal".
XyiII.Bd. 4tesSt. Pae. 74. Zeile i. v. o. lies „Pete-
chien" Itatt „Pelchicn",