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Full text of "Hufeland's journal der practischen Heilkunde"

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Journal 

d>er 

'practischegi „~--~ 

Arzneykonae 

und 

Wundarzneykunst 

herausgegeben 
von 

C.    W.    Hufeland, 

Königl.  PreuCi.  Staatsrath,  Ritter  des  rothen  Adler- 
Ordens  dritter  Klasse«  wirkl.  Leibarzt,  Professor  der 
Medizin  zu  Berlin,  Director  der  Königl.  Med.  Chirurg. 
Academie  für  das  Militair,  erstem  Arzt  der  Charite', 
Mitglied  der  Academie  der  Wissenschaften 

etc, 

und 

K.     H  i  m  I  y, 

Professor  der  Medizin  zu  Göttingen,  Director 
des  klinischen  Instituts  etc. 


XXXVIII.  Band. 

Berlin   i8i4' 
In  Commijiion  der  Realschul -Bud&*e&&\xt^ 


An  die  Leser. 


Vyir  haben  ein  Jahr  durchlebt,  groß 
durch  Thaten  und  durch  ungeheure  An- 
atrengungen  eines  Volks,  daß  Alles  opfer- 
te, um  das  Höchste  und  Heiligste  zu  er- 
kämpfen Ein  solcher  Zeitpunkt  des  blu- 
tigsten Kampfes  ist  nicht  der  Zeitpunkt 
für  litterärische  Arbeiten.  Wenn  das 
Schwer d  herrscht,  ruht  die  Feder.  —  Der 
Herausgeber  selbst  war  das  ganze  Jahr 
hindurch  abwesend  von  Berlin,  aller  Buch- 
handel, Korrespondenz  und  litterarisches 
Verkehr  gehemmt,  selbst  die  Druckerei 
ohne  Arbeiter,  die  auch  es  rühmlicher 
gefunden  hatten,  dem  Vaterlande,  als  der 
Presse  zu  dienen.  Nothwendig  mufste  dies 
alles  eine  Stockung  in  der  Herausgabe 
dieses  Journals  hervorbringen,  die  die 
Leser  wohl  einer  solchen  Zeit  zu  gute 
halten  werden. 


nen  Nutzen  beim  PVahnsinn.  Der  Ge- 
brauch  ist  nicht  neu*  Vielmehr  finden  wir, 
dafs  schon  die 'alten  Aerzte  das  häufige  Trin- 
ken von  kaltem  Wasser  gegen  Melancholieen 
und  Manieen  ganz  vorzüglich  empfahlen* 
Sie  glaubten ,  es  wirke  durch  die  Auflö- 
sung stockender  oder  verdickter  Säfte  im 
Unterleiber  Diese  iirklärungfcart  vetwarf  die 
neuere  Schule,  und  somit  verwarf  und  ver- 
gab man  auch  das  Mittel,  vergessend,  dafs 
bei  der!  Alten  nicht,  wie  jetzt  gewöhnlich, 
die  Theorie  die  Erfahrung,  sondern  die  Er- 
fahrung die  Theorie  machte,  und  also  ihre 
faktischen  Wahrheiten  immer  höchstschätzbar 
bleiben,  man  mag  auch  über  ihre  Theorie  ürthei- 
len  wie  man  wilL  Eine  Bemerkung,  im  vor- 
beigehen gesagt,  die  sich  quf  sehr  viele  an* 
dere  Gegenstände  anwenden  läfst,  ün4  die  es 
sehr  wünschenswerth  macht,  dafs  man  einmal 
anfangen  mochte*  die  Schriften  der  Alten  in 
diesem  Sinn  zu  studiren,  und,  abgesehen  von 
aller  Theorie,  ja  aus  aller  theoretischen  Um- 
gebung hervorgezogen*  die  faktischen  Gold- 
körner rein  herauszuheben,  die  sie  so  reich- 
lich enthalten.  , 

Unstreitig  liegt,  im  Wässer  eine  ungleich 
Kraft  >  als  wir  bisher  geahndet  haben« 


—      5  ."    — 

Wer  hat  noch  je  die  wunderbar  belebende 
Kraft  des  einfachen  Wasserbades,  wer  die 
außerordentliche  mit  nichts  zu1  vergleichende 
Wirkung  desselben  in  Krankheiten,  und  zur 
Rettung  des  Lebens,  beim  Typhus,  bei  Kräm- 
pfen, bei  Atrophieen  etc  befriedigend  er- 
klärt? —  Sonderbar  genug,  hat  man  sie  al- 
lem andern  zugeschrieben ,  nur  nicht  dem 
Wasser  selbst  Die  gewöhnlichste  Meinung 
war,  die  mit  dem  Wasser  verbundene,  und 
dadurch  dem  Organismus  mitgetheilte,  freie 
Wärme  bewirke  diese  groben  Dinge  durch 
ihren  -Reiz ;  daher  man  auch  eine  Sfeit- 
lang  das  kalte  Bad,  als  blos  Wärme  entzie- 
hend, und  also  schwächend,  fast  vergafs.  — 
Aber  ich  frage,  wie  geht  es  denn  zu,  dafs 
das  Bad,  sowohl  kalt  als  warm  gebraucht,  be- 

* 

lebend  und  stärkend  wirkt?  Wie  könnte  bei 
dieser  Voraussetzung  ein  Bad  belebend  wir- 
ken, was,  wife  das  gewöhnliche  laue  Bad,  ei- 
nen niedern  Grad  der  Wärme  als  der  Orga- 
nismus ,  ja  als  die  umgebende  Luft, '  hat  ? 
Müdte  ein  solches  Bad  nicht  die  Lebensthä- 
tigkeit  herabstimmen,  da  es,  nach  den  Ge- 
setzen des  Gleichgewichts,  nothwendig  die 
dem  Organismus  beiwohnende  Wärme  ver- 
mindert, und  also  ihm   einen   bedeutenden 

A« 


/    -     4     - 

Theil  dieses  wichtigen  Lebensreizes  entzieht? 
—  Und  doch  habe  ich  bei  typhösen  Fiebern 
im  SSommer,  wo  die  innere  Wärme  weit  über 
ag  und  die  äufsere  der  Atmosphäre  auf  28 
stand,  Bäder  von  26  Grad  mit  dem  auffallen- 
dsten Nutzen  von  Belebung  und  Stärkung 
angewendet.  Und,  ist  es  blos  die  Wärme, 
warum  thut  denn  warme  Luft,  warme  Bedek- 
kung  des  Kranken,  nicht  dasselbe  ?  wovon 
wir  aber  gerade  das  Gegentheil,  Schwächung 
und  Erschlaffung  sehen. 

Man  hat  ferner  die  in  dem  Wasser  auf- 
geteseten  und  enthaltenen  Bestandteile  als 
das  einzig  wirkende  betrachtet*  Abetf,  so 
sehr  ich  zugebe,  dafs  durch  Beimischungen 
rerschiedener  Art  dem  Bade  verschiedenarti- 
ge und  höchstwirksame  Eigenschaften  mitge- 
theilt  werden  können,  so  wird  doch  niemand 
von  einiger  Erfahrung  leugnen,  data  das 
reine  Wasserbad  Wirkungen  hervorbringt,  die 
oft  alle  die  gemischten  übertreffen,  und  dafs 
man  durch  blödes  reines  Wasser  beim  höch- 
sten Grade  des  Typhus  die  schon  ersterben- 
de und  durch  nichts  mehr  zu  erweckende 
Lebenskraft  beleben,  bei  Atrophie  und  Rha- 
chitis,  Gicht,  Hautkrankheiten,  die  Thätigkeit 
des  Lymphsystems,    der  Reproduction ,    der 


Hautfunction,  der  Secretionen,  wunderbar  er- 
heb ea  und  reguliren  kann. 

Alles  dies  hat  bei  mir  schon  •  längst  die 
Ueberzeugung  hervorgebracht,    dafs  die  vor- 
züglichste, die  belebende,  Kraft  des  Wassers, 
dem  Wasser  als  Wasser  selbst  angehöre,  und 
ihm  als  Element  eigen  sey,    abgesehen  von 
seiner    Temperatur   Nebeneigenschaften  und 
Beimischungen.    Ist  es  nicht  sonderbar,  daft 
man  bei  der  atmosphärischen  Luft  ohne  Be- 
denken das  Element  selbst,  in  seiner  Mischung 
aus  Sauerstoff  Kohlenstoff   und   Wasserstoff, 
als  das  wirkende  annimmt,  und  bei  dem  Was- 
ser nicht?    Ist  es  nicht  eben  sowohl  wie  die 
Luft  aus  Sauerstoff  Kohlenstoff  und  Wasser- 
stoff zusammengesetzt,  gleichsam  eine  verdich- 
tete Luft,  und  ist  es  nicht  eben  so  wahrchein- 
Hch  und  den  Gesetzen  des  Lebens  analog,  dafs, 
ao  wie  dort  in  der  Lunge,  hier  beim  Baden  in 
der  ganzen  Oberfläche  der  Haut  eine  Zerset- 
zuog  erfolgt,  wodurch  dem  Organismus  Sauer- 
stoff, Wasserstoff,  und  wer  weifs  wie  viel  uns 
noch  unbekannte  Stoffe,   mitgetheilt  werden, 
welche  unmittelbar  auf  das  Lebensprinzip  und 
die   Grundprozesse   des    Lebens    wohlthätig 
einwirken?   Genug,  dasselbe  Pabulum  viiae, 


—      8      — 

verbreiten,  die  Reproduction  im  Ganzen  oder 
Einzelnen  zu  verbessern,  oder  neue  Schöpfun- 
gen zu  bewirken  sind,  ist  Wasser  die  unent- 
behrliche Bedingung.  Und  wie  wenig  Krank- 
heiten giebt  es,  wo  diese  Bedürfnisse  nicht 
statt  finden?  Zuverlässig  wirken  unsere  Brun- 
nen -  und  Ptisanenkuren  eben  so  viel  durch 
die  Menge  des  Wassers,  die  sie  in  den  Kör- 
per bringen,  als  durch  die,  oft  sehr  unbedeu- 
tenden, Bestandteile,  die  sie  enthalten,  und 
gewifs  ist  der  gluckliche  Erfolg,  den  die  äl- 
tere Medizin  bei  der  Kur  der  Krankheiten 
von  Abdominalverstopfungen  und  Dyscrasieen 
(Schärfen)  hatte,  grofsentheils  der  Menge  von 
Flüssigkeiten  beizumessen,  die  sie  dabei  in 
den  Körper  brachten,  und  die  die  neuere 
Medizin  zu  sehr  vernachlässigt. 

Schon  Iheden  hatte  mich  auf  den  Ge- 
brauch des  reichlichen  kalten  Wassertrinkens 
beim  hohen  Grade  der  Hypochondrie  auf- 
merksam gemacht»  Er  erzählte  mir  selbst,  er 
sey  in  seinen  frühem  Jahren  äufserst  hypo- 
chondrisch gewesen  mit  vielen  Verdauungs- 
beschwerden, die  Krankheit  habe  endlich  im 
vierzigsten  Jahre  einen  Grad  erreicht,  dafs  sie 
bis  zur  heftigsten  Schwerin  uth  gestiegen,  und 
ihn  mehrmals   in  Versuchung  geführt  habe, 


—      9      — 

sich  das  Leben  iu  nehmen.    Hier  habe  ihn 
endlich  da*  Gefühl  innerer  Angst  auf  den  Ge« 
danken  gebracht»  viel  kaltes  Wasser  iu  trin- 
ken;   dadurch  sey  die  Angst  gewichen,    er 
habe  immer  mehr  getrunken,  und  so  sey  end- 
lieh  Hypochondrie  und  Verstopfung  so  ganz* 
lieh  verschwunden,  dafs  er  seit  der  Zeit  (er 
war  80  Jahr  alt,  also  in  einem  Zeitraum  von 
40  Jahren)  nie  wieder  einen  Anfall  gehabt, 
und  statt  einer  schwermlithigen,  einer  bestün- 
dig heiteren  und  frohen  Stimmung  genossen 
habe.    Er  hatte  aber  euch  dieses  Waisertrin- 
ken,  pder  vielmehr  diese  Wasserfluth,  bestän- 
dig fortgesetit,    denn  er  trank  täglich  8  bis 
to  Quart  (34  bis  So  Pfund)  frisches  Brunnen« 
wasser,  freilich  auch  eine  bis  swei  Bouteillen 
Wein    dabei,   welches   jedoch  unumgänglich 
nothwendig  war,   wenn  die  ungeheure  Was- 
sermenge ihm   nicht  den  Magen  schwachen 
und  aufblühen  sollte. 

Ein  Frauenrimmer  von  a6  Jahren,  san- 
guinischen Temperaments  und  Konstitution, 
und  von  Übrigens  gesundem,  wohlgebauten 
Kürper,  hatte  das  Unglück  gehabt,  sich  von 
ihrer  Jugend  an  der  Onanie  su  ergeben,  und 
dadurch  nach  und  nach  ihre  Gesundheit  aufs 
lubgrste  su  aerrtttten.    Sie  nahm  endlich  ihre 


**-      io      — 

Zuflucht  zu  mir,  in  einen*  Zustand,    der  der 
Verzweiflung  nahe  war«    Ihr  Hauptleiden  war 
eine  heftige  Angst,  die  sie  forttrieb,   ohne  zu 
wissen    wohin,    Verwirrung    der    Gedanken, 
Schreckhaftigkeit,  beständige  Krankheitseinbil- 
dung, schwerer  Stuhlgang,  öftere  Schmerzen  und 
*  Spannungen  im  Unterleiber  mit  dem  Gefühl  in 
nerer  Hitze  verbunden,  besonders  aber  ein  be- 
ständiger Reiz  der  Genitalien,  Nymphomanie, 
wozu  sich   sehr  häufig   äulsere  Anschwellun- 
gen und  Phlogosen  dieser  Theile,   auch  eine 
periodische  Schleimabsonderung,    oft  mit  be- 
trächtlicher Scharfe,  gesellte.     Uebrigen*  war 
ihr  Körper  gesund,  und  ihre  Menstruation  in 
Qrduung,  nur  immer  mit  Krämpfen  und  Zu- 
nahme obiger  Zufalle  verbunden*      Dw  Un- 
glückliche war  schon  mehrmals  dem  Selbst- 
morde nahe  gewesen;    aber  die  wahre.  Ursa- 
che ihres  üebels  ahndete  sie  nicht,    sondern 
peinigte  sich  unaufhörJich  mit  der  Idee  eines 
inneni  Schadens«  eines  krebsartigen  Uebels,  im 
Laibe,     lcj^  machte  sie  zuerst  auf  die  wahre 
Quelle  ihres  Lebeis   aufmerksam*  überzeugte 
sii*  von    der    Gefährlichkeit   derselben,    und 
Hmctue  sie  zu  dem  festen  Entaehiula»  die  Sün- 
ihst  uie  wieüer  zu  begehen,      Aber  aun  war 
diu  groUe  AuA&aüe*    witr  die  nun.  im  J2feF*i~ 


•"-    II     -* 

sehen  und  poch  mehr  iqi  Psychischen  erzeug« 
%e ^Zerrüttung  zu  heben  sey,   welche  letztere 
schon  in  Melancholie  übergegangen  war,  und 
um  so  bedenklicher  war,    da   in   der  Familie 
schon  ein  Fall  von  wirklichem  Wahnsinn  exi- 
atirte.      Offenbar  war  Schwäche  mit   äufserst 
erhöhter   Sensibilität    des    ganzen   Nervensy«* 
Sterns,  ganz  besonders  aber  des  Uterin  -  und 
Abdominalsystems,  der  Hauptgrund  ihres  Lei- 
dens; dazu  gesellte  sich  aber  ejn  höchst  reiz- 
bares und  noch  energisches  ßlutsystem,  INei- 
gung  zum   phlogistischen  Zustand,    besonders 
zur  Abdorainalplethora  und  davon  herrühren/* 
de  Hämorrhoidalcongestionen.    Pie  Idee  der 
Kur  mufste    demnach  seyn,   Sensibilität  und 
Irritabilität   herabzustimmen ,.  die  Nerven    311 
stärken,   vor  allen  Dingen  das  Gleichgewicht 
des  sensiblen  Systems,  und  insbesondere  zwi- 
schen  der  psychischen  und  physischen  Seite 
desselben,  wieder  herzustellen,  und  ^iß  Blut«- 
congestionen   im    Unterlelbe   zu  vermindern« 
Die  besten  Mittel  dazu  waren,   nach  meiner 
Erfahrung,  die  Schwefelsäure  (und  zwar  das 
Eliopir  aeidum  Hulleri)  leichte  Aufgüsse  von 
Valeriana  mit  Extrt  Hyoscyami,  zwischen  durch 
zur  Verminderung   der  Abdominalvollblütig- 
keit  eine  Dosis  Schwefelmilch   mit   Cremor 


] 


_     IS     _ 

Tartan,  und  das  Öftere  Waschen  der  Genita- 
lien mit  kaltem  Wasser,    auch  mit  einer  Mi- 
schung, die  ich  bei  solchen  Fällen  eines  ona- 
nitisch  erhöhten  Geschlechtsreizes  bei  beiden 
Geschlechtern     vortrefflich     gefunden    habe : 
fyt.  Aqu.  Laurocerasi,  Saturnin.  Qoul.  Acet. 
Vin.  ü,  viel  körperliche  Bewegung  und  Luft- 
genurs.    Diese  Mittel  wurden  anhaltend  meh- 
rere Wochen  lang  gebraucht,  sie  leisteten  et« 
was,  aber  nicht  viel*    Das  Hauptleiden  blieb 
der  übermäfsig  erhöhte  Geschlecbtsreiz,    das 
Gefühl  einer  brennendem  Hitze  im  Uterinsy- 
stem und  Unterleib,  und  di*  peinlichste  Angst 
mit  Gedankenverwirrung.     Diese  innere  Phlo- 
gose  mit  der  Angst  brachte  mich  zuerst  auf 
die  Idee,   ihr  in  solchem  Falle  das  reichliche 
Trinken    von   kaltem   Wasser  zu  empfehlen. 
Sie  that  es,    und  es  bewirkte  ihr  auffallende 
Erleichterung.     Ich  rieth  ihr,    es   nun  regel- 
mäfsig  und  so  reichlich,    als  es  ihr  möglich 
war,  fortzusetzen,  und  sie  stieg  allmähtig  bis 
zu  16  —  ao  Pfund  täglich,  mit  der  sichtbar* 
sten  Besserung  ihres  Zustande«.     Um  dabei 
den  Tonus  des  Verdauungssystems  zu  schonen, 
Hefs  ich  ihr  das  Infusum  Valeriana«,  6  Unzen 
mit  'Tinctura  Ghinae  Whytt.  §j.  versetzt,  täg- 
lich einigemal  dabei  nehmen,  und  alle  *>  3 


—     13     — 

Tage  nahm  sie  ein  Schwefelpulver.    Dies  wa* 
ren  alle  Arzneimittel,  die  Hie  seitdem  erhielt* 
die  aber  nur  als  Corrigentien  des  Hauptmit- 
tels, des  Wassers^  betrachtet  werden  konnten, 
und  die   sie  auch  schon  früher  ohne  Nutzen 
gebraucht  hatte.    Die  immer  mehr  zunehmen* 
de  Besserung  und  das  unmittelbare  Wollige* 
fühl  nach  dem  jedesmaligen  Genufs  des  frischen 
Wassers  gaben  ihr  selbst  auch  ein  solches  Zu* 
trauen  zu   dem  Mittel,    dafs  sie  es  mehrere 
Monate  ununterbrochen,  und  in  eher  gröfse* 
rer    als    geringerer  Menge   täglich  fortsetzte; 
und  wie  groTs  war  mein  Erstaunen  und  mei- 
ne Freude,  als  sie  nach  dreimonatlichem  Ge- 
brauch,  mir  mit  dem  gerührtesten  Herzen  und 
frohesten  Muthe  ihren  Dank  für  ihre  gänzli- 
che  Wiederherstellung   brachte«      Die  Angst 
hatte  sieb  gänzlich  verloren ,   ihre  Seele  war 
ruhig  und  ihre  Gedanken  geordnet,    so  dafs 
sie  alle  ihre  Geschäfte  mit  Konsequenz  iind 
Pünktlichkeit  verrichten  konnte;  der  Erethis* 
mus    der   Genitalien    war  gänzlich    gehoben) 
un<J    mit   ihm    auch    die  äufsern  Affektionen 
und    Absonderungen;    die    Spannungen    und 
Schmerzen  im  Unterleibe  waren  verschwun- 
den, und  ihr  ganzes  Wesen,  was  vorher  tiefe 
Melancholie  und  Verzweiflung  erfüllte,  stellte 


-    M    - 

jetzt  das  BiM  der  Freude  und  Zufriedenheit 
dar«  Sie  fühlt  -Sich  aber  auch  so  glücklich 
bei  dem  Gebrauch  des  Wassers*  und  ist  von 
dessen  Kraft  So  überzeugt,  dafs  sie  dasselbe 
um  alles  in  der  Welt  nicht  aussetzen  würde, 
und  so  hat  sie  es  nun  ein  Jahr  lang  fortge- 
setzt, und  sich  bei  dessen  Gehrauch  ununter- 
brochen völlig  wohl  befunden. 

Eine  Frau  von  30  Jahren*  von  wohlge- 
nährtem Körper  und  sanguinischer  Konstitu- 
tion, in  frühern  Zeiten  völlig  gesund,  hatte 
das  Unglück  bei  ihrer  ersten  Schwangerschaft 
vor  4  Jahren  im  vierten  Monat  zu  abortiren, 
welches  phne  alle  Ab  Wartung .  und  Behand«* 
lung  geschah*  Seitdem  blieb  ihr  der  Leib 
stark,  und  fand  sich  all mählig  eine  Kränklich- 
keit ein,  zu  der  sich  zuletzt  eine  eigene 
Aengstlichkeit  und  Furchtsamkeit  gesellte,  die 
am  Ende  in  wahre  Melancholie  übergieng. 
Es  entstanden  unwillkührlich  peinliche  und 
schwere  Gedanken,  denen  sie  nicht  widerste- 
hen konnte,  sie  safs  ganze  Tage  in .  Thränen, 
und  schon  fing  sich  an,  zuweilen  eine  gänz- 
liche Verwirrung  ihrer  Ideen  zu  zeigen*  In 
diesem  Zustande  sah  ich  sie  nach  dreijähriger 
Dauer  des  Uebels  zuerst.  Ihr  Aussehen  war 
noch  gesund  und  wohlgenährt,    die  Funktio- 


BSn  de*  Organischen  Lebens  in  ziemlicher1 
Ordnung,  nur  die  Leibesoffnun^  selten  und 
Schwer,  die  Reinigung  äüfserst  kopios, ,  und 
der  Lei!)  gespannt  und  aufgetrieben.  Bei  ge- 
nauer Untersuchung,  fand  sich  in  der  linken  . 
Seite  in  der  Tiefe  eine  Geschwulst,  die"  sich 
vom  linken  Hypochondrion  bis  über  das  Bek- 
ken  erstreckte,  fest  aber  unschmerzhaft  war« 
Es  war  nicht  zu  bestimmen ,  ob  es  die  Milz 
oder  ein  damit  zusammenhängendes  Steatom, 
oder  da*  Ovarium  war,  welches  im  vergrö- 
fserten  Zustande  eben  solche  Erscheinungen 
darbieten  kann«  Es  waren  ihr  früher  schon 
von  andern  Aemen  die  stärksten  Resolven- 
tien,  selbst  Mercurialmittel  innerlich  und  in 
Einreibungen  bis  zur  Salivation,  ohne  allen 
Erfolg,  angewendet  worden.  Ihr  Uebel  schien 
theils  in  der  Zerrüttung  ihres  Nervensystems, 
theils  in  den  organischen-  Fehlern  des  Unter- 
leibes begründet,  die  als  Störer  der  Nerven« 
funktionen  wirken  konnten.  Ich  verordnete 
ihr  eine  Auflösung  von  Extr.  Tarax.  Terr. 
foliata .  Tartari  und  Extr.  Hyoscyam.  mit 
Valeriana,  und  Einreibungen  von  Uhguen- 
tum  nervinum  Fh.  Paup. ,  und  als  darauf 
nach  einiger.  Zeit  keine  Besserung,  erfolgte, 
das  frische  *Wa$$eT,   nach   und  nach   bis  zu 


-  ■   i6     - 

_»  >         i 

6  Quart  (18  Pfund)  täglich  steigend.  Der  Er- 
folg war  auffallend ,  keines  unter  allen  Mit- 
teln hatte  diese  Wirkung  hervorgebracht«  Die 
Angst,  die  peinigenden  Gedanken  verloren 
sich,  es  kehrte  wieder  Ruhe',  Ordnung  des 
Denkens,  zuletzt  Zufriedenheit  und  Freudig« 
.  keit  in  ihre  Seele  zurück,  und  n|ch  dreimo- 
natlicher Fortsetzung  erschien  sie  ä\$  ein  völ- 
lig umgewandeltes  Wesen*  Was  aber  vor« 
/  züglich  merkwürdig  und  erfreulich  war,  war 
nicht  nur  die ,  Verminderung  und  Abnahm? 
'des  vorher  aufgespannten  Unterleibes,  son- 
dern selbst  eine  deutliche  Abnahme  der  in- 
nern  Verhärtung*  Sie  hat  nun  die  Wasser- 
kur in  denselben  Dosen  beinahe  ein  Jahr 
lang  ununterbrochen  fortgesetzt,  ihr  Geiaüths- 
zustand  ist,  kleine  Anwandelungen  ausgenom- 

* 

men,  völlig  ungestört  geblieben,  und  die  Ver- 
härtung ist  wenigstens  um  die  Hälfte  verklei- 
nert; auch  ist  ihre  Leibesöffnung  viel  regel- 
mäfsfger,  nur  die  Menstrua  $ind  noch  zu  stark, 
wogegen'  ich  aber  absichtlich  nichts  habe  thun 
wollen,  da  ich  diese  Ableitung  noch  für  nütz- 
lich halte.  Bei  der  ganzen  Kur  hat  sie  nichts 
als  die  obige  Mixtur,  und  zwar  sehr  unter- 
'    krochen  und  wenig,  gebraucht,  ao  dafs  man 

die 


-  /7     - 
die  ganze  Kur  der  Kraft  des  Wassers  »hzu* 
schreiben  hat.  • 

.  Merkwürdig  ist  der  Zug,  defi  eine  Menge 
hypochondrischer  und  schwermüthiger  Men- 
schen zum  Wasser  hat,und  die  ganz  besondere  Er» 
leichterung  und  Befreiung  vomDruck  des  Lebqoi 
und  der  Leiden,  die  sie  darin  finden«  Wer  hat 
nicht  woKl  einmal  beim  langen  Verweilen  und 
Hereinblicken  in  ein  schöne»  Wasser  diesen 
Zug  gefühlt,  den  Gothe  so  herrlich  und  wahr  in 
•  seinem  Fischer  schildert,  und  den  die*  Volks- 
sage  in  ihrer  Wassernixe  ausspricht?    Selbst 

i 

der  Selbstmordsschwermtithige  fühlt  ihn,  und 
ich  erkläre  mir  die  häufige  Todesart  demsel- 
ben im  Wasser  weit  weniger  aus  einer  Ab« 
sieht  sich  dadurch  das  Leben  zu  nehmen ,  als 
aus  diesem  unwiderstehlichen  Zug  und  ei- 
nem dunkeln  Gefühl ,  im  Wasser  allein  sejr 
Hülfe  und  Rettung  für  sie.  Dies  hat  mir  eine 
melancholische,  4  nachher  geheilte,  Person 
selbst  versichert,  dafs  sie  mehrmalen  in  de* 
Nacht  durch  einen  unwiderstehlichen  Trieb, 
als  könne  sie  da  allein  Rettung  von  ihrer 
Angst  finden,  zum  Flusse  hingetrieben  wor- 
den aey,  aber  dann,  wenn  sie  auch,  wie  mehr- 
mals geschehen,  sich  schon  hineingetaucht 
habe,   jedesmal  eine  besondere  Erleichterung 

Job».  XXXVlil.  I.  i.  $u  B 


—      i8     •?- ■ 

verspürt,,  wieder  Besinnung,  und  L^beosliebe 
erhalten  habe,  und  gestärkt  und  beruhigt. zu*» 

rückgeke^rt  $ey.    „:     -  . 

^  Jeder  Arzt,  der  sicHJftiitr  solchen  Kranken 
beschäftigt  hat,  kentot  die  Wunderbare  Wir- 
kung '  des  Badens  und  Begießend  demselben 
ihit  "kaltem  Wasser.  Man  Schreibt  sie  blos 
auf  Rechnung  der  Kälte*  Mir  scheint  die  in- 
Here!  Spezifische,  äuF  eigne  Art  das  Leben  und 
das  Lebensgerdhl  ergreifende  Natur  des  Ele- 
tnents  bei  weitem  mehr  hierbei  zu  thun*     ' 

.  Ick  kann  diese  .Gelegenheit  nicht  vorbei 
la&$fty;f  ^pfrne  an  den  diätetischen  Gebrauch 
des  Wassers  zu  erinnern,  den  der  einige  Zeit 
verbreitete  Irrwahn,  das  Wasser  b!os  als  eine 
Schwächende  Potenz  au  betrachten,  fast  ganz 
•  verdrängt  hat,  besonders  itf  Betreff  der  Kia- 
f  der.  ..Ehedem  hielt  pian  das  Wasser  für  das 
einzjg  schickliche  Getränk  füt Kinder ;  nur  sel- 
ten bekamen  sie  Wein  und  Bier;  ja,  es  war  ei« 
ne  Hauptregel,  um  Kinder  gesund  und  stark  zu 
machen,,  ihnen  keinen  Wein  zu  geben.  „Absti- 
neat  Venere  et  Viao  puer."  Jetzt  wird  das  Kind 
eben  so  sorgfältig  für  Wasser  bewahrt,  dage- 
gen an  Wein  und  Bier  gewöhnt ;  selbst  Was- 
ser  darf  es  nur  mit  Wein  vermischt  trinken. 


—  19  — 
leb  glaube ,  ftchon  ein  flüchtiger  3]&dk)fjauf 
diet  Jugend  der  jetzigen .  und  die  Jugend 
der  altern  Zeiten  kann  uns  zeigen,  welche 
Diät  stärkender  auf  die  Kinder  wirkt.  .  Aber 
ich  will  es  auch  beweisen;  und  ich  stelle  gjs- 
&detu  den  Grundsat«  aufs  Wassertrinken  in 
der  Kindheit  und  Jugend  legt  den  Grund  zu 
einem  dauerhaften  und  alle?  vertrsgandfQ 
Magen ,  so  .  wie  zu  einem  gesunden ;  ftöffieff 
für  das.  ganze  künftige  Leben;  Weintunken 
in  der  Kindheit  «und  > Jugend  thut  das,  Oegen>r 
theil .  und  lygt  den  Grund  zu  Schwäche  und 
Kränklichkeit  sowohl  des  Magens  als  .  de* 
Ganzen«  .  ..•'.. 

Denn  einmal,  was  heilst  denn  ein  »guter 
Magen?  Ich  glaube  der.  der  alles  Vertragen, 
alles  verdauen  kann,,  was  dem  Menseben  da* 
zu  gegeben  ist.  .  Dazu  gehurt  unstreitig  ein 
gehöriger  Grad  von  Sensibilität  und  Irri- 
tabilität ,  assimilirende  und  reproduzirende 
Kraft«  Je  vollkommner  alle  diese  Verhältnis- 
se vorhanden  sind,  je  mehr  und  je  leichter 
sie  in  sich  selbst,  ohne  äufsere  Beihülfe,  auf 
ihre  Bestimmung,  die  Auflösung  und  Meta- 
morphose der  ihnen  dargebotenen  Aulaen» 
dinge,  zusammen  hinwirken,  desto  vollkomm* 
ner  wird  die  Verdauung  soyn,  und  desto  mehr 

B  » 


_     ao     — 

wird  der  Magen  das  Attribut    eines  starken 
Mag&äs  verdienen.   -Bei  einem  Kinde  ist  aber 
'zur  Erregung  jener  Thätigkeit    die  Reizkraft 
der    gewöhnlichen   Nahrungsmittel    und    des 
Wassers  vollkommen  hinreichend,  und  bleibt 
man  dabei,  so  erhält  man  dem  Magen?  die£e 
jugendliche  Frischheit'  und  Erregbarkeit   auch 
fiir   die   spätem    Jahre;      Gewöhnt- man   ihn 
aber  schon  in   dieser. Periode  an  Wein,  also 
,    den  stärkern  Reiz,  so  ist  die  natürliche  Folge 
die,  dafs  er  die  Fähigkeit  verliert  vom  schwä- 
chern Reiz.,  dem  Wasser  und  d?n  wäfsrigeri 
Nahrungsmitteln,   afficirfc  zu  werden,    so   wie 
-  die  Zunge  und  Riechorgane,  die  wir  an  hefti- 
ge Oeschmacks  -  und  Geruchsreize  gewöhnen, 
rtriefzt'  %den-  Sinn   für  feinere-  Eindrücke  der 
Art  v^erKerefc;    er  wird  sie 'folglich  nur  müh- 
sam und  nur  unvollkommen  verdauen.    So« 
nach  wird   also  ein  Magen, '  der  ans  Wass'er 
gewöhnt  ist,  und,  um  mich  so  auszudrücken, 
den  Grad  der  Wasserreizbarkeit  hat,  Empfäng- 
lichkeit und  Reactionskraft  auch  für  alles  ande- 
re* höherstehende  haben,  und  es  leicht  und  gut 
verda*uenr  d.  b.  er  wird  ein  guter  Magen  seyn; 
während  der  an  den  Wein  frühzeitig  gewöhnte 
und nun  den  Grad  der  Weinreizbarkeit  habende, 
nur  für  stärkerreizende  Stoffe  Sinn  und  Kraft 


—       Ol        — 

haben,  also  nur  eine  Klasse  von  Nahrmsgamitv 
teln  gut,  die  niedrigerstehenden  aber  sofaleöht 
oder  gar  nicht,  verdauen  wird,  d.  h.  er  wird  ein 
schlechter   Magen   seyn.     Dies  bestätigt  uns 
die   Erfahrung   vollkommen.     Das   erste  ist, 
dafs  alle  in  der  Kindheit  und  Jugend  an  Wein 
und  Bier  gewöhnte  Magen  kein  Wasser  Ver- 
tragen können;  sie  bekommen  davon  Druck, 
Spannung,  Aufblähung,  es  liegt  ihnen  scbw»T 
im    Magen,     welches    nichts    anders,   heilst, 
als  ihr  Magen  hat  nicht  die  zu  dessen  Ver- 
arbeitung erforderliche  Reizbarkeit ;  sie  verlie- 
ren also    schon  den  unschätzbaren  Vortheil, 
Walser  trinken  zu  können,  welches  auf  Rei- 
ten und  in  Lagen  des  Lebens,  wo  man  nicht 
immer  Wein  und  Bier  haben  kann,  ein  sehr 
grobes  Uebel  ist.    Eben  so  wenig  vertragen 
sie  Zugemiilse,  Obst,  Suppen,  aus  demselben 
Grunde,    und   mit   denselben  Beschwerden; 
und  endlich  sind  sie  immer  mit  Flatulenz  be- 
schwert,   wenn    sie   nicht    durch   Wein   und 
Fleischdiät  zu  Hülfe  kommen.    Das  sind  denn 
die  Magen,   Weinmagen  möchte  ich  sie  nen- 
nen, welche  rohen  Schinken  und  haltgähres 
Rostbeef  ganz  vortrefflich  verdauen,  aber  *v*m 
einem  Löffel  Suppe  oder  Spinat  die  ge^al^ 
tigsten  Beängstigungen,  Magenkrämpfe  urhal» 


—      7>%      — 

ten?r;»ad  dies  kann  jch  doch,  feinen  gutert 
Mögen  nennen,  denn  dazu- gehört  dafe  er  al* 
ies,  nicht  »blöi  das  harte  «und  starke,  sondern 
ftBich  das  weiche  und  «oHwache  gut  verdauet, 
welches  beim  Wasaerrnagefc  der  Fall  ist. 

^Außerdem  finde  iah  aber  auch, .  dafs  ein 
an>  Wasser,  besonder*  früh  und  Abends,  .ge- 
wöhnter Magen,  weit  weniger  an  Verschleiß 
mung,  'Vergällung  und  anderer  gastrischer 
Verderbnifa  leidet,  welches  unstreitig  daher 
rührt  ,  weil  dadurch  die  gastrischen  Absonde- 
rungen weniger  in  ihrer  Integrität  ajteritf 
und  die  erzeugten  Unreinigkeiten  gleich  ,ia 
ihrer  Entstehung  weggespület  werden»  denn 
ich  sehe  nicht  ein,  warum  man,  wenn  man 
nuXfdie  Wee;  nicht  zu  weit  treibt,  den  Magen 
des  Morgens  nicht  eben  so  gut  von  locker 
aufliegenden  Unreinigkeiten,  auspüleu  kannte, 
ftlfcukp-  Mund,  .      '    •■  ■ 

..d  Endlich  aber  bitte; -ich.  nicht  zu  verges- 
sen, die  Wirkung  auf  den  ganzen  Organis* 
naus.  Es  bleibt  ewig  wahr:  Vinum,  Jap  *e- 
num;  iac,  vinum  infantum.  Milch  und  Was-» 
seralfein  sind  die  der  Reizbarkeit  des  Kindes*- 
alttra  angemessenen  Und  von  der  Natur  be- 
stHufettfu.  ^Getränke,  -.  Welchen  ungewohnten 
undf'&r  die  Reizbarkeit  .des  .kindlichen  Blut- 


will  N  er  vensyttettts  tifel  <W  starken  Reit  niüfii 
da«  Wein-  und  4eh<fti  das  starke  Biertrinken 
hervorbringen!  Mbfs  nicht  dadurch  theils  die 
Sensibilität  viel  zu  itntk  aufgefegt,  manche 
ihrer  Entwickeltingen  (Geschlechtstrieb  ins- 
besondere)  betfchfaraigt, '  dadurch  der  Grund 
xü  Arionialieeft  '  del*  Nerventhätigkeit ,  Kram- 
pfen  etc.  gelägt,  vtrid  folglich  eben  dadurch, 
anstatt,  wie  wir  faWchlich  hoffen ,  die  Nerven 
zu  starken,  der  Grund  zu  ihrer  Schwäche  ge- 
legt- werden? iünä  eben  so  Sehr  wird  das  Blut- 
system dadurch  nachtheilig  affizirt,  seine  Heiz- 
barkeit und  Energie  übermäfsig  erhöht,  und 
das  Blut  selbst  mehr  erhitzt  und  phlogistisirt, 
folglich  mehr  Neigung  zu  Blutcongestionen 
und  entzündlichen  Krankheiten  hervorgebracht« 
Dies  alles  wird  durch  das  Wassertrinken  ver- 
hütet, sowohl  das  Nerven*  als  Blutsystem  im 
Gleichgewicht  erhalten,  in  seiner  ruhigen  Ent- 
wickelung  nicht  gestört,  und  daher  innerlich 
mehr  bekräftiget,  die  Leidenschaftlichkeit  der 
Seele  selbst  gemäfsigt,  und  so  jene  Excesse  der 
Bewegung  und  Krafräufserung  verhindert,  die 
nur  zu  leicht  bei  Kindern  in  Krämpfen 
und  Entzündungen  sich  äuisern.  Ist  es  nicht 
jetzt,  dem  Himmel  sey  Dank,  wieder  allge- 
mein anerkannt,  dal's  die  antiphlogistische  lio 


-    »4    - 

bandlung  bei  Kinderkrankheit^  in  der.R^gal 
die  beste  aey?  Und  ist  &  nicht  eben  so  ver- 
nünftig und  consequent,  .*uph  die  diätetische 
Behandlung  antiphlogistisch, -einzurichten  ?  Ja 
ich  trage  kein  bedenken. zu  behaupten,  /cUf* 
die  in  neuem  Zeiten'  auffallend,  häufiger  ge- 
wordenen EntziindungskrankheiteiL  der  Kinder, 
besonders  die  entzündliche  Hirnwassersu^cht 
und  die  Hautbräune»  zum  Theil  auf  Rech- 
nung ihrer  zu  nahrhaften  und  zu, erhitzenden 
Diät  und  des  unterlassenen  Wassertrinkens  zu 
schreiben  sey. 


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Auswahl    einiger    merkwürdigen  Fälle, 

welche 

t 
t 

im  königl.  klinischen  Institute  der  Universität 
zu  Königsberg  beobachtet  sind. 

Von 

» 

Wilh*   Reiner, 

Professor  der  Medizin  »u  Königsberg. 


In  der  seit  dem  isten  Novbr.  180g  beste* 
henden  klinischen  Anstalt  hieselbst,  sind  bis- 
her 865  Kranke ,.  theils  auf  Kosten  des  Jnsti- 
tat  es,  theils  auf  Rechnung  der  hiesigen  Ar- 
men- Anstalten ,  welche  mich  wohlthätig  bei 
dem  Bestreben  zu  helfen  unterstützt  haben» 
theils  auf  ihre  eigene.  Rechnung  behandelt. 
worden«  Es  hgben.  sich  viele  lehrreiche  und 
manche  seltne  Fälle  unter  dieser  nicht  gerin- 
gen Zahl  voa  Kranken  gefunden,    und  ich 


— .    *8     — 

vollständig  geheilt.  Er  war  von  mittlerer 
Größe  und  robustem  Körperbau,  klagtä  über 
noch  fortdauernde  Schmerzen  in  der  Brust) 
hatte  einen  kleinen  schwachen  Puls,  trockne 
Zunge,  Mattigkeit  und  grofse  Schmerzen  im 
Bauche,,  die  zum  Theil  von  einem  ungeheo* 
ren^Vesicatorio  herzurühren  schienen,  welches 
m/m  dem  Kranken  über  den  ganzen  Unter- 
leib, sogar  über  den  Nabel  gelegt  hatte.  Der 
.Appetit  fehlte,  der  Stuhlgang  war  regelmäßig, 
der  Schlaf  unterbrochen,  der  Kranke  hustete 
viel,  warf  blutige  wä&rige  Sputa  aus,  und 
klagte  über  Angst.  Ich  besorgte  einen  lieber« 
gang,  der  jetzt  vorhandenen  Nachkrankheit  in 
Typhus, .  um  so  mehr,  als  sich  zu  den  bisheri« 
gen  Zufällen*  am  aisten  Mai  grofse,  die  abend- 
lichen Exacerbationen  begleitenden  Brustbe- 
kleramungen  einfanden,  gegen  welche  ich  Klj- 
stire  verordnete,  durch  die  eine  nicht  geringe 
Menge  veralteter  Faecum  ausgeleert  wurden, 
und  .Erleichterung,  aber  keine  bleibende  Hül- 
fe entstand.  Dabei  nahm  der  Kranke  klein» 
Dosen  stark  excitirender  Mittel,  namentlich 
Camphort  Opium  mit  Ipecacuanha,  Valeriana- 
ol  und  dergl.,  und  als  die  Brustbeklemmung 
jeden  Abend  die  Exacerbation  begleitete,  aber 
eben  so  regelmäßig  auch  dem  Gebrauche  der 


-     aj     - 

ausleerenden  Larements  wich,    so  entschied 
ich  mich  für  die  Anwendung  des  Quecksil- 
bers,'in  der  Hoffnung,  diesen  Zufall,  welchen 
ich  mir  aus  Abdominalleiden  ableiten  zu  kön- 
nen glaubte,  dadurch  zu  beseitigen,   so,   dafs 
idr  alle   fl  Stunden   zwei  Gran  Calomel  mit 
Zacker  nehriaen  liefs.    Ich  glaubte  dies  (am 
i»5;  Mai)  um  so  dreister  thun  zu  können,  da 
de?  Kfrabke"  heute  wenig  hustete,  ganz  unblu- 
tlgtf  Sputa  auswarf,  keine  Schmerzen  und  mehr 
Appetit  hatte.    Allein  dieses  Medicament  ver- 
schlimmerte den  Zustand  des  Kranken  augen- 
scheinlich, indem  schon  nach  zwei  Tagen  wie- 
der blutiger  Auswurf,  Husten,  Leib  weh,  spä- 
terhin schleichendes  Fieber,  lebhaft  rothe  Wan- 
gen, Decubitus,  Deliria  und  ganz  eiterig  aus- 
sehender Auswurf,  am  3isten  Mai  zerfli eisen- 
de Schweifse,  Durchfall,  Dyspnoe  u.  s.  w.  ein- 
traten«    Dafs   gleich  zu  Anfang    dieser    Ver- 
schlimmerung  die  Behandlung  geändert  wur- 
de, bewarf  kaum   einer  Bemerkung;    ich  liefs 
Eichelcaffee,    Salep,    Nux  Vomica ,    Klystire, 
aromatische  und  Essigdämpfe  zum  Einathnien 
gebrauchen,  und  fand,  dafs  sich  dabei  die  Zu- 
falle bald  minderten,  bald  mehrten.     Am  5ten 
Junius  war  der  Kränke  sehr  unruhig,  hustete 
viel,  hatte  Durchfall,  phantasirte  heftig  in  der 


—      oo      

darauf  folgenden  Nacht,  stand  am  4*  Juni  früh 
um  8  Uhr  plötzlich  auf,  lief  auf  den  Hausflur 
und  Hei  dort«  ohne  einen  Laut  von  sich  zu 
geben»  todt  nieder*  Alle  Belebungsversuche 
waren  vergebens*  .   .  ■...•?■  fl«-.. 

Am  folgenden  Tage  öffnete -jch  dieuLgi* 
che.  Nachdem  die  äufsem  Bedeckungen  der 
Brust  weggenommen  waren»  guojl  durcji 
nen  kleinen  Einschnitt,  welcher  zum^eifs 
den  der  Rippenknorpel  gemacht  war» 
beträchtliche  Menge  dunkelrothes  Blut.  Nach 
weggenommenem  Sterno  fand  sich  ein  unge- 
heuer  grofses  Pericardium,  der  linke  Lungen* 
flügel  war  zu  einer  compacten»  l^berähnlicheu, 
dunkelrothen  Masse  von  geringem  Umfange 
zusammengeprefst,  fest  mit  dem  Pericardio 
und  den  Rippen  verwachsen,  mit  blutigem 
Extravasat  ganz  bedeckt.  Die  rechte  Lunge 
war  gesund,  aber  theils  durch  den  ungeheue- 
ren Herzbeutel,  theils  durch  die  sehr  grobe 
Leber  an  ihrer  gehörigen  Ausdehnung  gehin- 
dert. In  der  rechten  Hälfte  der  Brusthöhle 
war  ein  geringes  wäfsriges  Extravasat. 

Beide  Lungenflügel  sammt  dem  Herzep 
nahm  ich  behutsam  aus  der  Brusthöhle  her- 
vor,  und  öffnete  vorsichtig  den  Herzbeutel,  an 
dessen  rechter  vordrer  Fläche  sich  eine  etwa 


—     3r      — 

zollgtojaet  zerrissene  OefFnung  seigte^  au*  wel- 
cher das  Blut  hervorquoll.  Erst  da,  als  ich 
vergebens  nach  dem  Herzen  suchte*  bemerk- 
te ich*  dafs  der  Herzbeutel  mit  dem  Herzen 
Tollständig  Verwachsen  war,,  und  ich  mich  in 
dem  rechten*  zu  einem  ungeheuren  Aneurys- 
ma ausgedehnten  und -geborstenen  Ventrikel 
befand*  Seine  Substanz  war  ganz  schwammig 
und  lpcker,  ganz  zerreiblich  und  bildete  eine 
ganz  dünne  Schicht  von  einer  braunrothen 
Masse  auf  der  innern  Fläche  des.  Pericardii« 
Die  Trabeculae  corneae  waren  in  dünne  Fa- 
den  verwandelt,  die  Valvula  tricuspidalis 
fehlte  ganz.  Der  linke  Ventrikel  war  zwar 
fest  mit  dem  Herzbeutel  zusammenhängend, 
aber  vollkommen  gesund  und  mit  der  Val- 
vula mitrali  versehen.  Eben  so  verhielten 
zieh  die  Atria;  das  rechte  fehlte,  das  linke 
war  gesund.  Die  Blutgefässe  zeigten  keine 
Abweichung,  so  auch  die  Bauch eiogeweide, 
aufser  dafs  die  Leber  und  die  Milz  unmäßig 
grofs  waren.  Fast  alle  Blutgefässe  waren  leer, 
indem  das  ganze  Cavum  ikoracis  sich  mit 
Blut  angefüllt  hatte.; 

So  war  denn  die  Ursache  des  plötzlichen 
Todes  bei  unserm  Kranken,  und  mit  ihr  eine 
Zahl  der  bei  ihm  beobachteten  Zu- 


—     3a     — 

fälle  leicht  genug  entdeckt.  Indessen  bleibt 
vieles  in  der  Krankheit  räthselhaft,  vor  Allem 
die  Entstehung  der*  sonderbaren  Beschaffen* 
heit  des  Herzens.  ' 

Mehrere  Schriftsteller  beschreibeh  '  unl 
Verwachsungen  des  Herzens  mit  dem  Peri- 
cardio,    sowohl  an  einzelnen  Stellen,    als  auf 

m 

der  ganzen  Oberfläche,   das  letzte  kommt  je- 
doch seltener  vor  als  das  erste»     Es  ist  die 
Frage,  auf  welchem  Wege  eine  solche  Vei> 
'wachsung  entstehen  könne? 

Einmal  ist  es  möglich,  dafs  eine  solche 
Abnormität  die  Folge  eines  ursprunglichen 
Bildungsfehlers  sey,  indem  der  Mensch  über- 
haupt  ohne  Pericardium  geboren  wird,  odefr 
richtiger,  indem  das  Mediastinum  medium^ 
statt  den  äufsern  Ueberzug  des  Herzens  blos 
herzugeben,  diesen  selbst  ausmacht.  Ein  sol- 
cher Fall  liegt  aufserhalb  der  Gränzen  unse- 
rer Erklärung,  indem  wir  überhaupt  von  der 
Entsteh uDg  regelmäßiger  und  regelwidriger 
Formen  bei  den  Organismen  nichts  mit  Ge- 
wißheit wissen.  Es  ist  sehr  möglich,  ja  fast 
wahrscheinlich,  dafs  auf  diese  Weise  die  mehr- 
sten  Fälle  von  Verwachsungen  des  Pericardii 
mit  dem  Herzen  entstehen. 

Denn 


—     53     — 
Denn    der  zweite   denkbare   Fall ,    ( ein 

a 

dritter  möchte  schwerlich  zu  finden  seyn.)  ist 
der,  in  welchem  die  Verwachsung  das  JPro- 
duct  einer  Entzündung  des  Herzens  oder  des 
Herzbeutels,  vielmehr  beider  ist,  also  der  der 
so  vielfach  bestrittenen  Pericarditis  und  Car<- 
ditis.  Die  Gründe ,  aus  welchen  man.  diese 
Krankheitsformen  für  wirklich  vorkommend 
hält,  oder  andererseits  ihre  Möglichkeit  in 
Zweifel  zu  ziehqp  geneigt  ist,  sind  zu  bekannt, 
als  dafs  ich  es  wagen  dürft*,  sie  hier  wieder- 
holen zu  wollen»  Ich  will  nur  die  einzige 
Bemerkung  machen,  dafs,  wenn  man  über- 
haupt geneigt  ist,  eine  Herzentzündung  anzu- 
nehmen, man  in  meinem  Falle  besonders  da« 
zu  Veranlassung  finden  möchte,  da  der-  Kran- 
ke, wie  ich  im  Eingange  zu  dieser  Geschieh- 
te  bemerkt  habe,  vorher  pneumonische  Zu- 
fälle gehabt  hatte,  welche  den  Schriftstellern 
zufolge  denen  der  Herzentzündung  sehr  ähn- 
lich seyn  sollen.  Allein  ich  bekenne,  dafs 
ich  mich  überhaupt  von  der  Existenz  dieser 
Krankheit  noch  nicht  überzeugt  habe,  für  die- 
sen Fall  aber  am  wenigsten  daran  glauben 
möchte,  da  die  gänzliche  Degeneration  des 
Herzens  mir  eine  schon  seit  geraumer  Zeit 
bestehende    Abweichung    dieses   Organs   von 

feara.  XXXVUI.  B,  i.  St  C 


-     34  .  - 

der  regelmäfsigen  Beschaffenheit  zu  verräthen 
scheint.  Desto  geneigter  aber  bin  ich,  den 
hier  beschriebenen  Fall  mit  denen,  welche 
Allan  Burnt  chronisöhe  Herzentzündung  mit 
Erweiterung  des  Herzens  verbunden  nennt  *), 
für  übereinkommend  zu  halten,  indem  die 
votr  diesem  wackern'  Arzte' beobachteten  Fäl* 
te,  dem  meinigen  besonders  darin  gleichen, 
dafs  der  Kranke  einen  heftigen  Schmerz  in 
dem  Unterleibe  verspürte.  Indessen  weichen 
freilich  seine  Beobachtungen  von  den  meini- 
gen wieder  in  vielen  Planeten  ab,  und  ganz 
entschieden  kann  ich  mich,  besonders'  da  ick 
Burn's  Werk  erst  nachdem  ich  meinen  Krän- 
ken secirt  hatte,  las,  und  vorher  wiiklich  nichts 
weniger  als  diesen  Umstand  zu  finden  glaub- 
te, folglich,  ich  gestehe  es,  manches  überse- 
hen habe ,  worauf  jener  aufmerksam  macht, 
weder  dafür  noch  dagegen  erklären.  Es  ist 
hier  nicht  der  Ort,  die  Parallele  ziehen  zu 
wollen. 

a.  Merkwürdige  Desorganisation  der  Qin- 
geweide  des  Unterleibts  bei  einem  Hydrope 
ovarii. 

* )  Allan  Burn's  observations  on  aome  of  the  most 
frequent  and  important  diseases  of  the  heart,  etc. 
Edinburgh  1809.  £•  Seite  39  ff.  und  Seite  53  ff. 


-     55     -  • 

Schon  im  Anfange,  des  Wintert  schickte 
mir  Hr.  Staats?ath  Hufeland  eine  Frau,  von 
46  Jahren  zu,  welche  tfn  Wassersucht  litt,  und 
von  ihm  für  heilbar  gehalten  wurde,  .  Sie  .hat- 
te aber  *  bei  der  damals  im  Publikum  noch 
herrschenden  Abneigung  gegen  das  klinische 
Institut,  keine  Lust  in  demselben  zu  bleiben, 
und  ioh  gestehe  es  gern,  d*fs  ich  sie.  fuch 
nicht  gerade  sehr  dazu  aufforderte,  weil  ich 
meine*  Lehrers  und  Freundes  Hoffnungen 
nicht  theilen  konnte.  Dieselbe  Frau  kam  .ijn 
Man  tfiit  wieder ,  und  wurde  nun  auf  ihr 
dringendes  bitten  aufgenommen.  Ifrre  Krank* 
heit  dauerte  seit  3  Jahren,  und  sollte  angeb- 
lich entstanden  seyn,  nachdem  sie  beim  Zeug- 
Mangeln  sich  iibermäfsig  angestrengt,  und  da- 
bei eine  Empfindung  bekommen  habe,  als 
risse  ihr  etwas  im  Leibe  entzwei.  Um  diese 
Zeit  hörte  ihre  Menstruation  auf,  und  der 
Leib  schwoll.  Nachlässigkeit  und  Mangel  lie- 
fsen  sie  den  Gebrauch  von  Medicamenten 
versäumen,  und  als  sie  in  das  kiiuigl.  klini- 
sche Hospital  kam,  war  der  liuuch  über  2  El- 
len im  Umfange,  die  wassersüchtige  Fluctua- 
Uon  gans  deutlich ,  ihr  übriges  Befinden  aber 
erträglich,  aufser  dafs  sie  hustete  und  mit  vie- 
ler Mühe  athmete.     Sie  gebrauchte  mit  ab- 


—     38   — 

Vorkommest  ausgeleert  Er  *«lleia  hatte  also 
<*ie  Quantität  von  45  Pfund*  dieter  Flüssigkeit, 
dürfet  specü&bheäT  Gfewtäht-ich  nach  sorgfütw 
gen  /ersuchen  =  1,036  fand,  enthalten.  Die 
$Eaiüo&la4e  war  etwas :  Entzündet,  woher  sich 
dfe:  Bauchschmerzen,  die  Harnverhaltung,  und 
der  ergeblich  angestellt*  Vetsnch:  dear&atbeu 
derisrens  ableiten  lassen.'  Die*  durch-  die  Pa«* 
raeeitese^  ausgeleerte  Flüssigkeit  war  Ey  weil*, 
inden    sie    bei    der'"Sie!dehitze  des   -Wassert 

schrei  ürid  ganz  coagulirte.  " /*    «■•    <i 

.■ .  •  -       »  .  . .     . 

Tth'ßyärope   sa ccato  *  die   Puüctioto    zu 

ma<hen,  ist  fehlerhaft,'  ich*  fcebe  es  gern  zu. 

Allan  hier  war  bei   der  völlig  gleichmäßigen 

Ämdehnüng  des  Bauches  nicht  wohl  auf  eine 

solche  Krankheit  zu1  denken  *)• 
..    .. .  ■  .    ■  .  • 

,3,  Tumor  cysticus  von  besonderer  Grö- 

fse  m  den  Genitalien.     (Hiezu  Tafel  I.  IL) 

» 

Seit  acht  Jahren  hätte,  sich  ohne,  bekannte 
Veranlassung  an  der  rechten  äufsern  Schaam- 
lippe  bei  der  56  jährigen  Witt we  Anne  Hoch* 
wald  eine  Geschwulst  erzeugt,  welche  bestän- 
dig wachsend,  und  aus  ihrer  stielförmigen 
WurzeL  nach  vorn  hin  eine  kleinere,  der  gro- ' 

*)  Vergl.  Hildebrandt  Anatomie  dea  menschlichen  Kör- 
pers. 3  B.'  S.  644* 


-r       39       - 

ben  übrigens  ähnliche  hervortreibend,  end- 
lich bis  über  die  Mitte*  der  Oberschenkel  her- 
abbing,  und,  damit  sie  die  Kranke  nicht  im 
Gehen  und  Sitzen  hindern  möchte,  von  ihr 
im  Bande  getragen  wurde.  Sie  kam  am  n. 
Oct  ißn  in  die  Klinik.  Die  Geschwulst  war 
nichts  anders  als  ein  Steatom,  von  welchem 
der  gröfsere  Theil  im  Diameter  5"  3 '"9  im 
Perimeter  12"  5'",  der  kleinere  im  Diame- 
ter 3"  a"',  im  Perimeter  6"  hatte.  Die  äus- 
sere Oberfläche  war  knotig  und  gefäfsreich, 
an  mehrern  Stellen  zerrieben  und  exulcerirt, 
und  davon  sehr  schmerzhaft.  Mit  einem  zwei- 
sqhenldichen Stiele  erstreckte  sie  sich  nach. dem 
Lotio  mxterno  ui*d  nach  dem  Musculo  peo- 
tineo  dextro.  Herr  Medicinalrath  D.  Hirsch 
hatte  die  Gefälligkeit  für  mich,  die  Operation 
zu  übernehmen.  Mit  einem  zwiefachen  ellip- 
tischen, von  oben  nach  unten,  von  aulien  nach 
innen  laufenden  Schnitte,  exstirpirte  er  am! 
säten  Oct«  den  Tumor,  wobei  die  äufsere 
Hälfte  der  äufsern  Schaamlippe  zerstört  wer- 
den mufste.  Die  beiden  Tumores  wogen  zu- 
sammen 4  Pfund  10  Loth.  »  Die  Kranke  ver- 
lieb am  12,.  Dec.  das  Haus,  vollkommen  ge- 
nesen, ohne  dafs  bei  der  Kur  etwas  beson- 
ders merkwürdige?,  vorgekommen  wäre. 


.  -    4o    - 

4.  Sphacelus  spontaneus  an  den  Fingern: 
Der  44  jährige  Tuchmacher,  Johann 
Seiffertß  ein  Branntweintrinker,  mager,  vö» 
schwächlicher  Constitution,  übrigens  dem  An- 
schein nach  gesund ,  hatte  sich  in  der  ersten 
Hälfte  des  Decembers  18*0  nach  vorherge- 
gangener Erhitzung  heftig  erkältet,  und  stieb 
sich,  an  den  rechten  Oberarm ,  einige :  ZbH 
über  dem  Armgelenke,  wovon  er  heftige 
Schmferzen  empfand.  Von  diesem  Augenblic- 
ke an,  verlor  der  Arm  von  der  gestofsehen 
Stelle  an,  bis  in  die  Fingerspitzen,  allmählig 
Empfindung  und  Wärme,  und  auch  die  Be- 
weglichkeit nahm  ab,  jedoch  ohne  ganz  auf» 
zuhören.  Am  igten  Mai  181 1  kam  er  in  das 
Klinikum,  der  Arm  war  kalt,  empfindungslos»' 
blasser  als  der  linke,  besonders  wenn  er;  ihn 
in  die  Höhe  hob,  der  Puls  fehlte  bis  in  die 
Arteria  axillaris  gänzlich,  die  Fingerspitzen 
der  rechten  Hand  waren  seit  einigen  Wochen 
alle  sphacelirt,  am  Zeigefinger  die  ganze,  und 
*am  Mittelfinger  die  halbe  erste  Phalanx,  an 
den  übrigen  nur  die  äufsersten  Spitzen«  -Der 
Kranke  war  übrigens  vollkommen  wohl  und 
alle  seine  Verrichtungen  gingen  regelmäfsig 
von  statten,  auch  war  der  Puls  am  linken 
Arme  ganz  voll  und  kräftig. 


*-    4*    - 

Merkwürdig  war  bei  diesem  Kranken  diö 
Entstehung  des  Uebels  nach  Erkältung  und 
einem  Stofse  am  Oberarme,  wovon  er  die 
Stelle  nicht  genauer  angeben  konnte,  als  oben 
geschehen  ist,  welche  aber  nicht  wohl  eine 
andere  seyn  konnte,  als  die  Gegend  des  Bra- 
drialnerven,  wegen  der  Wichtigkeit  des  Er- 
folges. Jedoch  blieb  dabei  der  Zweifel,  daü 
di6*  Verletzung  nicht  noch  dringendere  und 
schnellere  Folgen  hatte,  wenn  sie  grofs  genug 
War,  um  eine  Lähmung  211  bewirket.  *  Merk*-' 
würdig  war  ferner  der  Sphacelus  axr  fderi  Fin- 
gerspitzen, welcher  selten  sich  bei  einem  Men- 
schen von  diesem  Alter  einfindet,  sondern  ge- 
wöhnlich, auch  bei  Trinkern,  eine  Krankheit 
des  eigentlichen  Greisenalters  ist.  Sehr  merk- 
würdig endlich  die  Pulslosigkeit  am  ganzen 
Arme.  Völlig  fehlender  Umlauf  des  Blutes 
war  nicht  vorhanden,  denn  der  Arm  lebte 
fort,  und  war  weder  kalt  noch  gefühllos ;  hob 
er  ihn  auf  eine  Zeitlang  in  die  Höhe,  so  wur- 
de er  auffallend  blafs,  lief«  er  ihn  wieder  her- 
abhängen, so  färbte  er  sich  aufs  neue.  Es 
schien  also  das  arterielle  System  des  Armes 
sich  in  ein  venöses  verwandelt  zu  haben,  und 
der  Umlauf  allein  durch  den  Herzschlag  und 

Kraft   der  groben  Arterien   zu   dauern« 


Diese  Eocttuu^  isc  nur  hol  s»> 


_  . ».  * »  • 


ter.    da  es   sack  wra: 

Ca  ur.  ca  cie  * .  irmj-rg  ces  ner  icn  igm  ud 

dff  ersten  ArieriTMgirrjie  ^zi  Stande  *ej,  bis 


in  <t:e  lernen  Eci:ma  der 


chen.  PäazMziene  »*igsec  Art  aier  rar 
ran§  solcher  Pr.b  lerne  Tiaren  kJaziak 

Es  und  üer  eine  zwiefache  Krankheitt- 
iafser^ng  statt,  einmal  die  Lihmung  der  Ex- 
tremität, welche  unfehlbar,  auch  nach  dem 
was  ich  Ton  der  Entstehung  des  Uebels  ge^ 
sagt  habe«  das  Primär' eiden  war.  und  swefc> 
tens  der  Brand,  eine  Folge  der  L^anmng.  Ich 
muiste  beides  bei  der  Behandlung  berücksich- 
tigen, indem  das  erste  Uebel  die  Ztinahwe 
des  Brandes  zur  Folge  haben  muiste«  der  Bnyid. 
aber  gar  leicht  weiter  greifen  und  noch  be- 
denklichere Zerstörungen  zur  Folge  haben 
konnte.  Daher  liefs  ich  denn  neben  dem 
örtlichen  Gebrauche  von  Campher  und  Ter- 
penthin,  und  Armbädern  von  'einer  Weiden- 
rinde-Abkochung mit  Branntwein,  Phosphor- 
liniment  in  den  ganzen  Arm  einreiben,  und 
gab  innerlich  Arnica,  Cayennepfeffer,  Cam- 
pher, auch  den  Phosphor,  das  Acidum  succi- 
nicum,  ohne  allen  Ei  folg.  Der  Brand  schritt 
sehr  langsam  immer  weiter,    wobei  auch  die 


-     43     - 

Nagel  abstarben,  sich  aber  'an  allen  *,4«6,.u, 
auch  an  dem  kränksten  und  am  mehrsteb  ab- 
gestorbenen  Zeigefinger ,  wieder '  erzeugten. 
So  unabhängig  ist  der  Vegetationaprocefs  in 
deh  Heilen  des  Körpers,  welche  am .  entfern- 
testen von  der  Organisation  stellen,  von  der 
Beschaffenheit  der  eigentlich  lebendigen  Kräf- 
te des  Organismus !  Indessen  Hefa  sich  mit 
Zuversicht  daraus,  so  wie  aus  den  gewaltigen, 
Schmerren,  welche  der  Kranke  zuweilen,  be-. 
sonders  nach  dem*  Gebrauche  der  Bäd^r  an 
den  Fingern  hatte,  folgern,  dafs  in  der  Tiefe 
noch  nicht  alles  todt  seyn  müsse.  .  Eben  die- 
ser gewaltigen  Schmerzen  wegen  wurden  in- 
nerlich Opiate  angewendet,  welche  auch  zu- 
gleich durch  den  Brand  angezeigt  waren,  und, 
bei  deren  Gebrauche  sich  die  Wärme  im  Ar- 
m*  vermehrte«  Allein  der  Brand  kroch  im- 
mer weiter,  so  dafs  am  ioten  Jun.  die  zweite 
Phalarix .  des  Mittelfingers,  welche  einige  Tage 
hindurch  sehr  geschmerzt  hatte,  gangränös 
wurde.  Quecksilber  mit  Mohnsaft  innerlich, 
Ameisenbäder  äufserlich  änderten  nichts.  Doch 
sonderten  sich  todlich  unter  dem  Gebrauche 
dieser  letzten  Mittel,  am  aosten  Jun.  die  spha- 
cdosen  Stellen  von  dem  Lebendigen  etwas 
ab,  und.  die  Gangrän  des  Mittelfingers  verlor 


-    44    - 

sich  wieder,  so  dafs  es  schien ,  eis  wolle  der 
Brand  sieh  sistiren.  Allein  die  didnrch  ent- 
standenen Risse  schmerzten  den  Kranke»  un- 
gemein, weshalb  versucht  wurde,  Opiumtink- 
tur  in  dieselben  zu  tröpfeln,  wonach  der 
Schmerz  sofort  gelindert  wurde. 

Mit   dieser   Behandlung   fuhr  ich,    ohne 
Torwarts  an  kommen,   bis  zum   gten  Julius 
fort.    Jetzt  fiel  ich  darauf,  durch  ein  Mittat, 
welches  das  System'  der  blutführenden  Ge&- 
fse  kräftig  ergriffe,    dessen  Thätigkeiten  im 
Allgemeinen,  besonders  also  vielleicht  in  dem 
kränken  Arme  erhöhe  te,  die  in  die  Function 
von  Venen  zurückgetretenen'  Arterien  wieder 
zu  ihrem  ursprünglichen  Zustande  zurückführ- 
te, mit  einem  Worte,  durch  das  Eisen,  dem 
Kranken  Erleichterung,'  vielleicht  Heilung  im 
verschaffen*    Ich  Iiefs  ihn  also  von  einer  Mi- 
schung aus  F&ri  oxydulati  nigri  gr.  LXIV. 
Putv.  aromat.  %j\  4m*l  täglich  einen  Thete- 
ltfffel  voll  nehmen,  und  fuhr  fort  die  Finger* 
spitzen  und  die  entzündeten  Theile  der  Fin- 
ger  mit  apirituöser  Opiattinktur  waschen  au 
lassen.    Bis  zum  3ten  August  blieb  alles  beim 
Alten,  und  ich  weifs  nicht,  ob  die  ao  diesem 
Tage  eingetretene  ziemlich  starke  Blutung  aus 
dem  Zeigefinger,  an  der  Stelle,  wo  der  Brand 


'     i—    45    — 

dch  absonderte,  wobei  auch  etwas  Eiter  aus- 
geleert wurde,  als  etwas  Erhebliches  ahgeae- 
nen  werden  itatffs.  :  Doch^  führe  ich  diesen 
Umstand  hier  an»  Da  sich  bis  aum  i3ten  Au« 
just  keine  Wirkung  des  bis  dahin  unausge- 
setzt angewendeten  Eisenpulvers  gezeigt  hatte, 
10  wurde  als-  allgemeines  Reizmittel  Culilaban 
rersucht,'  wovon  aber  der  Magen  des  Kranken 
hk.'znaTErbrechen  und  der  Entstehung  gattri* 
icher  Unreinigkeiten  belästiget  wurde.  •  Jetzt 
beschloß  ichj  nachdem  der  Salmiak  diese 
Symptome  beseitigt  hatte,  alle  allgemeinen 
Mittel  9  welche  sich  sämmtlich  unwirksam  ge- 
seigt hatten,  aaszusetzen,  und  mit  der  Örtli- 
chen Anwendung  der  Opiattinctur  allein  fort« 
zufahren,  wobei  die  bisherige  nahrhafte  Diät 
und  der  tagliche  Genufs  einer  kleinen  Quan- 
tität Branntwein  beibehalten  wu?de.  Apa  .30. 
August  hob  sich  der  abgestorbene  Theil  des 
Daumens  ab,  und  dieser  Finger  war  am  aten 
Sept.  vollkommen  gesund,  auch  mit  einem 
Denen  Nagel  versehen.  Am  2ästen  Oct.  brach 
durch  einen  Zufall  die  Spitze  des  Zeigefingers 
so  weit  ab,  als  sie  brandig  war,  also  dicht 
anter  der  Stelle,  wo  die  erste  Phalanx  mit 
der  zweiten  articulirt,  und  damit  war  auch 
dieser  Finder  gesund,  bis  auf  eine  in  denisel- 


-    —    4ß    — 

bau  bleibende  schmerzhafte  Empfindung*  wel- 
che eine  Vereiterung  nachlieft. ■  '•<:.. 

Im  Monat  Novbr,  aehnifl  Hr>  Mediana!? 
rath  Hirsch,  welcher  anderer  Kranken  wegen 
im  Spitale  .war,  den  abgestobenen  Theil  dqi 
Mittelfingers  mit  einer  Scheere  ab;  die  dar- 
auf eintretenden  heftigen  Schmerzen  dea  Zu* 
ruckgebliebenen,  stillten  sich  nach  Gpiattittk» 
tur,  so  dafs  der  Kranke  endlich  am  3a.  Nor. 
vom  Brande  geheilt,  aber  noch  immer  nnrnU» 
ständig  lahm  die  Anstalt  verlief*.  Das  Gsf 
schwur  am  Zeigefinger  heilte  endlich  auch  zu, 
der  Finger  ist  aber  steif  geblieben*  Allein 
der  Puls  hat  sich  in  dem  kranken  Arme  noch 
immer  nicht  wiedergefunden,  er  ist  noch  eben 
so  blau  und  etwas  magerer  als  der gesunde. 
Doch  kann  der  Kranke  ihn  gebrauchen^  z*  B. 
mit  der  kranken  Hand,  ungeachtet  der  Ver* 
stümmelung  an  den  Fingern,  ziemlich  leser- 
lich schreiben.  Auch  ist,  bis  auf  einige  unt* 
herziehende  Gliederschmerzen,  welche  mit  die? 
ser  Krankheit  schwerlich  Zusammenhang  lue 
ben  dürften,  der  Kranke  jetzt  völlig  gesund« 
Sonderbar  genug  ist  es,  dafs  sich  auf  dem 
Stumpfe  des  Mittelfingers  ein,  jedoch  unförm«* 
lieh  gebildeter,  Nagel  erzeugt  hat. 

Noch    will    ich    bemerken,    dafs    dieser 


-     47     - 

Mensch  einen  sehe  hohen  .Grad  von  Empfang-» 
HdÜLett  für  den  Magnetismus  besais,   welches 
vielleicht  mit  der  Krankheit  seines  Gefäfssyv» 
Sternes  einigen  Zusammenhang  haben  dürfte. 
£•  Folgendes  Bisses  einer  gif tigenSchlangei 

m 

Je  weniger  unser  Klima  Gelegenheit  zu 
Beobachtungen  über  die  Wirkungen  '  g;ebt, 
welche  der  Bits  giftiger  Thiere  hervorbringt, 
um  desto  willkommener  ist  es  dem  Arzte* 
Wem}  ihm  einmal  ein  Fall  dieser  Art  vor« 
kommt,  und  die  Gelegenheit  günstig  genug 
isty.ihn  mit  vollkommoer  Sorgfalt  von  Anfang 
bis  -zu  Ende  zum  Gegenstände  sorgfaltiger 
Observation  zu  maehen.  Der  vorige  Herbst 
gab  mir  diese  Gelegenheit,  in  folgendem  Falle. 

Dorothea    Busse ,    eine    49  jährige    Frau, 
war  am  aosten  Juli  v.  J.  Nachmittags,  in  den 
Wald  gegangen,  um  Heidelbeeren  zu  suchen. 
Sie  trat  mit  dem  nackten  Fufse  in  den  Busch, 
und  fühlte  plötzlich  einen   lebhaften  stechen- 
den Schmerz  oberhalb  des  linken  innern  Fufs- 
knöchels,    welchen    sie    Anfangs    zwar    nicht 
achtete,  und  einem  Dorn  oder  Splitter,  wor- 
an sie  sich  verwundet  haben  möchte,  zuschrieb, 
der  aber  in  wehigen  Augenblicken  so  zunahm, 
dafs  sie  gezwungen  wurde,  ihre  kleine  Arbeit 
aufzugeben,  und  nach  Hause  zurück  zu  kehren. 


.  e 


-     48     - 

Sie  bemerkte  etwas  Blut  an  der  schwach  rer- 
letzten  Stelle,  und  sah  schön  jetzt,  dafs  ihr 
der  Fufs  zu  schwellen  anfange.  Auf .  dem 
Heimwege  vermehrten  sich  Schmerz  und  Ge- 
schwulst, so  dals  sie  zu  wiederholten  Malen 
sich  niedersetzen  mufste,  und '  mit  Schrecken 
bemerkte  sie,  dafs  der  Fufs  immer  stärker 
anlaufe,  sich  immer1  dunkler  roth  färbe»  Zd 
diesen  Symptomen  gesellte  sich  sehr  bald  Er- 
brechen, wovon  •  sie  auf  dem  Rückwege«  an 
zehn  Male  befallen  wurde,  und  eine  so..££»t 
fse  Schwäche ,  dals  sie  beständig  mit  einer 
Ohnmacht,  rang,  und  nur  taumelnd  ihre 
nung "  erreichte.  So  danfeite  ihr  Zustand 
zum  eisten  Juli  fett,  an  welchem  Tage  Nach» 
mittags  um  4  Uhr  sie  in  das  Konigl»  klinische 
Hospital  gebracht  wurde,  worauf  ich  sie  so- 
gleich besuchte. 

Meine  Vermuthungen  über  die  Ursache 
dieses  Zufalles  fielen  sofort  auf  einen  Schlau- 
genbifs,  um  so  mehr,  da  ich  ähnliche  Erschei- 
nungen schon  in  meinem  Vaterlande  bei  ei- 
nem meiner  Freunde  gesehen  hatte,  welcher 
von  Coluber  Berits  L.  in  die  Hand  gebissen 
war.  Indessen  konnte  die  Kranke,  welche  je- 
nen flüchtigen  lebhaften  Schmerz,  den  siel  im 
Walde  fohlte!  keinesweges  dieser  Ursache  bei« 


-,.    4d    - 

gemessen,  also  -auch  nicht  weiter  nachgeforscht 
hatte,  mir  darüber  keine  Auskunft  geben.  Ob 
ich  mich  in  meiner  Diagnose  geirrt  habe,  mfr 
gen  meine  Leser  beurtheilen» 

Ich  fand  den  linken  ImiIs  dick  geschwol- 
len, roth  und  schmerzhaft.  An  der  Steile  wo 
die  Kranke  jenen  Schmerz  gefühlt  und 
die  blutigen  Spuren  ■  bemerkt  hatte ,  :wa- 
ren  zwei  kleine  schwärzlich  rothe,  wie  Pete* 
chien  aussehende  Punkte  bemerkbar,  .Welche 
in  der  am  mehrsten  entzündeten  Stelle  lagen» 
und  bei  der  Berührung  schmerzten;,  oberhalb 
des  »  Fufsgelenkes*  besonders  an  der  äußern 
Seite  der  Wade,  waren  rothe  und  dunkelblaue, 
thalergrofse  und  größere  Flecken ,  auch  eihigfe 
am  Fufse  selbst,  die  Wdde  war  geschwollen* 
hart,  sehr  schmerzhaft,  heifs,  bei  jeder  etwaa 
harten  Berührung  des.Fulses  und  der  Wdde 
bßkau\  die  Kranke  Uebelkeit  und  Erbreohjan, 
welches  eine  schwarze  grumüse  Substana  aus- 
leerte, ähnliche  Ausleerungen  erfolgten,  flüssig 
und  übelriechend,  auch  durch  den  Stuhlgang, 
die  Kräfte  waren  gänzlich  gesunken,  der 
Puls  sehr  klein,  hart  und  frequent,  die  Haut 
trockei*  und  spröde,  die  Kranke  hatte  keinen 
Appetit,  heftigen  Durst,  aber  ein  merkliches 
Hindernils  im  Schlingen,  und  war  die  vorige 

Journ.  XXXYM.  B.  i.  Sf.  L) 


-     £o     - 

Nacht  vor  Schmerz,  vielleicht  auch  vor  Angit 
und  Gemüthsbewegung  über  ihren  Zustand, 
schlaflos  gewesen. 

Getreu  meiner  Idee  Über,  die  Entstehung 
der  Krankheit  *) ,  behandelte  ich  den  Fall  wie 
eine  "vergiftete  Wunde.  Ich  lieft  die  Stelle, 
wo  sie  gebissen  seyn  wollte,  und  wa  .sich  je- 
ne Flecken  fanden,  scarificiren,  und  rieb  fol- 
gende Salbe  in  dieselbe  ein:  fy.  Hydrarg. 
ovcyd.irubriy  Pulv.  Cäntharid.  iä  JyV  Adip> 
suilL  3<y»  M.  f.  ungt.  D.  Innerlich  lieft  ich 
eine  Dose  von  folgenden  Pulvern  reichen: 
J£?v  Camphor.  Rad.  belladonna  Hydr*  muriau 
jfu&.-aa  &r*  ccij>  saceh.  albi.gr*  Lxxxiijj.  Mi  ft 
P.  dir.  in  &ij,  pari;  aequal.  D,  und  rieb  ihr 
fleißig  das  Vagt.  Hydr*.  einer  in  Hals  ein: 
Schleimige  Nahrungsmittel  und  Getränket 
Milch,   Hafergrütze  .und    dergl.    wurden    dar 

+)  Mein  Freund,  Hr.  Prof.  D*.  Scktireigger,  zweifelt  an 
der  Giftigkeit  von  Coluber  Ben*  in  untrer  Gegend» 
und  Yfill  Heber  glauben ,  dafs  Colubßjt  Clipr+ta, 
eine  in  Schweden  einheimische  giftige  Selb  lange, 
auch  hier  Schuld  an  dem  Unglücke  meiner  Patien- 
tin gewesen  aey.  In  dem  Falle»  dessen  ith  im  Bin* 
gange  gedachte»  habe  ich  die  Schlange  selbst  in 
Händen  gehabt»  und  weif»  es  gewifr,  dafs  es  C 
Berus  war.    Auch  wird  dieser    in  meiner   Heimath, 

*>  Um  er  nicht  selten  ist,  allgemein  für  sehr  gißig  an- 

...    erkannt. 


—     St     — 

Kranken,  so  viel  es  ih*  geringer  Appetit  er- 
laubte, gereicht. 

Am  2saten-  Julius,  Morgans*  fand. ich.  die 
Kranke  in  Ansehung  ihres  allgemeinen  Zu* 
Standes,  weiter  nicht  rerändert ,  *ls .  daü  ihr. 
ganzer  Körper  mit  Petechien  übersaht,  und 
che  blauen  Flecke  amFufse  und  »n-  der  Wa- 
de dunkler ,  auch  mehr  in  einander  gelaufen 
waren,  so  da(s  man  weniger  Rothe  bemerkte. 
Die  Einreibung  der  reizenden  Salbe  war  ohne 
Effect  gewesen,  wefshalb  ich  auf  diese  §tel|e  ein, 
mitGantharidenpu]  ver  geschärftes  Blasenpflaster 
legte*  um  so  die  örtliche  Eiterung  zu  befördern» 
Ein  lauwarmes  Bad  mit  aromatischen  Kräu- 
tern und  etwas  Branntweinspülich,  sollte  ihre 
allgemeine  Thäügkeit  erhöhen,  die  sdbton  .früh 
Morgens  verbrauchten  Pulver  wiirden  reiteriiß 
und  unausgesetzt  fortgebraucht,  so  auch  die 
Salbei  mit  welcher  ihr.  der  Hals  eingerieben 
wurde«  •■..•.  >    -ti  ■.»» 

QaS'Bad  wirkte  sonderbar.  Gleich  in 
den  ersten  Augenblicken  wurde«. .die. .Kranke 
steif,  wie  wenn  sie  Vom  Tetanus  befallen  wor- 
den wäre^  und  da  dieses  beständig  zunahm, 
so  konnte  sie;  aus  Furcht  ernstliche*1  Zufälle, 
nur  einige  Minuten  darin  gelassen  werden. 
Zwar    folgte  ein    viertelstündiger..  Schlaf  auf 

Da 


—     5ä     —  • 

dieses  Bad,  allein  er  schaffte  der 
eben  keine  Erleichterung,  und  es  schien  mit- 
hin nicht  rathsam,  den  gefährlichen  Versuch 
noeh  ^einmal  zu  wiederholen.  Jetzt  wurde 
der  ganze  Unterschenkel,  so  weit  die- :  Ge- 
schwulst und  Farbenveränderung  reichte,  in 
warme  Kataplasmen  von  aromatischen  Kräu- 
tern gewickelt,  welche  fieüsig  reiterirt  wur- 
den, :  und,  da  auch  die  folgende  Nacht  ohne 
Schlaf  verlief,  mit  den  Pulvern  unablässig  fort* 
gefahren* 

Ato  23sten  Julius  hatte  die  blaue  Pinto 
die  ganze  hintere  und  innre  Fläche  des  Schenk 
kels  bis  in  die  Nierengegend  bedeckt,  unü 
der  Schenkel  war  mindestens  noch  einmal  *6 
dick,  als  *  der  gesunde.  Die  Kranke  brach 
flicht-  mehr  so  häung,  sonst  war  ihr  Befinden 
unverändert.  Der  Schenkel  war  ohne  Bewe- 
gung, heftig  schmerzhaft,  und  hatte  keine  ab- 
weichende Temperatur  *).  Die  anfangenden 
-Zeichen  von  Salivation,  welche  die  verbrauchten 
48  Gran  Galonfel  bewirkt  ihatten,  liefsen  mwh 
Anstand  nehmen,  damit  fortzufahren,  ich  gab 

•:,■■        .-•'■■>:  '  "  :,  •■    .    ,,-.!> 

.^.Idf  bem*rfce  dieses  ausdrücklich,    indem    Eytrard 
Home  nach   einem  Klapperschlangttibisse  Kälte  der' 
'  kranken  Elciremmltat  beobachtete!  &.  Philosoph,  iraiis- 


,        ...-.■Ä* 


äotfftv  th*  jtar  i$i©.  Voli  I.  .»^ 


—     63     — 

■ 

'daher  von  jetzt  an  folgende  Mittel:  $.  Aad. 
Bella  den  77.  Camphor%  7*  gr.  rizij.  Sacch.  albi 
gr.  Lxxjj.  M.  F.  P.  div.  viüj.  pari,  aequal. 
D:  S.  Alle  a  Stunden  1  Pulver  zu  nehmen. 
T£.  Rad.  Angehe,  conc.  3<'/.  dig.'  per  hör.  /. 
•♦  Mquae  cornm.fervid.  s.  q.  Colat.  fort.expr. 
*$vj.  adde  Spir.  Sulphur,  aether..3fjj,  S.  Je- 
de Stunde  nach  dem  Pulver'  einen  -  EfalÖffel 
roll  zu  nehmen.  Hiermit  wurde,  so  wie  mit 
dem  Gebrauche  der  Kräuterumschläge,  den 
Tag'  und  die  Nacht  •  hindurch  fortgefahren,  die 
Quecksilbersalbe  aber  zurückgesetzt*    . 

Am  a4*ten  Julius  hatte  wirklich  die  Ge- 
schwulst sich  sichtbar  vermindert,    die  Farbe 
des  Schenkels  war  dagegen  indigblau  gewor- 
den, und  diese*  •  Ansehen  erstreckte  sich,  mit 
Ausnahme  djss  Yördern  äufsern  Drittheils  der 
Extremität,    über   den    ganzen  -  Sehenkel  ron 
-der    linken  Nierengegend  an.    Der  Schmerz 
war  derselbe,  die  Salivation  beträchtlich.    In 
der  Behandlung  wurde  nichts  geändert«    Ge- 
gen Abend  lief»   ich   neben   dem  Gebrauche 
-der   aromatischen   Umschläge    den    Schenkel 
mit  Essig  und  Branntwein   waschen,   welehea 
der  Kranken  angenehm  war*. 

Am  folgenden  Tage    gränzte    die    Farbe 
der  bleuen  Stellen    ans    Schwarze,    der   Puls 


-.54    - 

intermittirte;  die  Kranke  >  war  im  höchsten 
Grade  erschöpft  und  hinfällig.  Um  sie  zu  be- , 
leben,  gab  ich  ihr  mit  jedem  Pulver  i5> Tro- 
pfer Mixtura  oleoso-balsamica,  und  blieb 
bei  den  bisherigen  Mitteln,  Gern  hätte  ick 
ihr  das  sowohl  dem  allgemeinen  Zustande 
sehr  angemessene,  als  auch  bekanntlich  mit 
günstigem  Erfolge  im  Schlangenbisse  gebrauch- 
te Ammonium  causcicum  gegeben,  aber  der 
Zustand  ihres  Mundeis,  welcher  von  der  Sali- 
vation  auf  das  schrecklichste  litt,  erlaubte  mir 
die  Anwendung  dieses,  den  Mund  so  heftig 
reizenden  Mittels  nicht« 

Als  ich  am  a6steu  Julius  die  Kranke  sah, 
delirirte  sie  viel,  und  hatte  während  der  Nacht 
noch  heftigere  Phantasien,  gehabt,  auch  dank- 
ten die  Intermissionen  im  Pulse  fort«  Allein 
die  Geschwulst  des  Schenkels  nahm  etwas  ak 
Der  heftigen  Salivation,  dem  Schwächezustso- 
de  des  Gefäfssystemes,  und  dem  immer  noch 
beträchtlichen  Fieber,  hoffte  ich  mit  Erfolg 
die  Schwefelsäure  entgegenzustellen,  ohn* 
dafs  ich  es  jedoch  wagen  zu  können  glaubt*» 
mit  den  flüchtig  excitirenden  Mitteln  aufzuhö- 
ren. Ich  gab  daher  folgende  Mittel:  fy.  Ac> 
di  sulphur,  diluti  3ij.  Aquae  Mentha*  pip. 
%U>.  Syn  simpl.  g/\    S.  Alle  2  Stunden  x  £&• 


•  * 

".—     55    -» 

löffel  voll' zu  nahmen,  fy.  Camphor.  3|L  sol- 
ve  in  Mixt\  oleo*.  hals.  %$  Eine  jede  Stun- 
de nach  der  Mixtur  So  Tropfen  zu  nehmen«' 

Am  folgenden*  Tage  war  wirklich,  bei, 
übrigens- unverändertem  allgemeinen  und  ört- 
lichen Zustande ,  der  Puls  nicht  'aussetzend, 
und  ich  blieb  also  bei  den  gestrigen  Mitteln, 
doch  fand  ich  Tags  darauf  wieder  den  3ten, 
4ten,  5ten  Pulsschlag' ausbleiben,  aber  die  Ge- 
sehwulst,, welche- schon  länger  sich  zu  vermin- 
dern begonnen  hatte»  war  gänzlich  verschwun- 
den, und  die  Farbe  des  Schenkels  wurde 
deutlich  blässer.  -.Mit  jedem  Tage  schritt,  die 
Besserung  der  Kranken  fort,  und  unfehlbar 
würde  ich  die  Freude  gehabt  haben  >•  sie  bald 
geheilt  zu  sehen,  wenn  nicht  die,  allen  Mitteln 
hartnäckigen  Widerstand  leistende  Salivation, 
Ae  auf  das  schrecklichste  gequält  und  ge- 
schwächt hätte,  Ihr  schrieb  ich  es  gröbtentheilt 
zu,  dafs  am  5  i  st en  Julius  (dem  utenTage  der 
Krankheit),  die  Kranke  ohne  alle  äufsere  Ver- 
anlassung, Morgens  um  6.  Uhr  in  einen  Zu- 
stand von  Erstarrung  aller  Glieder  Verfiel, 
welche  zwar  dem  angewandten  Mobnsafte 
wich,  aber  doch  einen  doppelschlägigen  Puls 
sartickliefs,  der  mehrere  Tage  blieb.  Sie  ge- 
hrsuchte  fortwehrend  Angefica,  Camphor  und 


—     56    — 

die  JVfixtura  oleoso  -  baUarhicct,  abWechselnd 
mit  Pulvern  aus  Sohwefelkalk  und  Opium. 
Heftige  Schmerzen-  &n  der- Stelle  des  Schlau* 
igenbisses,  welche  'die  Tibia  hinaufstiegen, 
traten,  unter  beständiger  Abnahme  der -blau» 
.Farbe  des  Schenkels,  am  aten  August  ein, 
..wichen  aber  bis  zunv-ioten  August,  ohne  dtfs 
«eine  besondre  Behandlung  (mit  Ausnahme  der 
inifrier  noch  gebrauchten  Umschläge  von  aro- 
matischen Kräutern  unoV  »des-  Waschens  mit 
•Essig  und  Branntwein)  dagegen  vorgenommen 
wäre,  auch  verminderte  sich  endlich  die  Sali- 
vatioii}  welche  die  Kranke  jedoch  einige  Zäh- 
ne kostete,  unter  der  Anwendung  eines  De- 
eocts  der  Aadiv  symphyii  in  Milch.  Plötx- 
lieh  wider  alles  Erwarten,  und  als  ich  schon 
an  .  der  baldigen  vollkommenen  Genesung 
meiner,  Kranken  keinen  Zweifel  mehr  ■  hatten 
kehrten  jene  Schmerzen  im  Fufset  und  in  der 
Tibia  mit  erneuerter  Gewalt  am  igten  Aug. 
.(dem  24s*en  Tage. der  Krankheit)  wieder  und 
der  ganze  Oberschenkel  war  an  seiner  innen 
fläche  wieder  'dunkelblau;-  statt  dafs  er  Tages 
äuvot  völlig  das  Ansehen  des  gesunden  ge- 
habt hatte»  Wir  fanden  sie  am  i>5ten  August 
«uch  an  der  bisher  frei  gewesenen  äufseren 
Fläche  des  Schenkels,    und- -4m    17t« 'fUUft 


6.     *4nttevttunß"*w&er  MehiehM  äi**k 
den  MiMrüHil  *)«  ■   •  j  .  I  . 

In  lief»  tum  ÄAifiltimltorhun  KrHiiplirrika-* 
te  dphüntid»1!!  Dm  Fi»  A  IminihK  MJnif*n^  wartu* 
mehrere  UhnpUT  Htmlriph  totn  AMIrbinndt 
rtgriffpfl,  iitirl  tum*  Tlieil  tUi-mi  gi«tti»rb«ui 
Atme  KiiiWuhnf>r  Hiw  Dnifri  hiitti'tt  *irlt  de* 
Fleiiichea  i\pt  rfttlfpn  und  iIpi-  krank  ßPwnr  In- 
timi flbpr  ^pftrlilfl^htPlPii  "(tahüPti  •  bfMiiMififlt, 
Mtitl  «IfliüiJlifi  unter  utah  getkrilt,  *• '  ihetl« 
friitth  ^p^pmpii,  iliffili  mir  kNhftJgea- Nahrung 
eibgPMUpn.  PrH  rnn  ihnah,  stiinintHcli  W««* 
bw,  tikranktPO*  tOn  wnlrlicn  »wH  in  <U* 
lUinigli  klinl^hn  HiMpilil  0f>liriit.<ht  wurtta« 

Din  ffr*tpf  *4hha  Kmrttntkti*  3&  Jahr»  (tlty 
4ufg?nt>fnm*n  mit  5r«i  Augnsi  181»,  pt-kHhttci 
ihre  Krm>l«hHt«|)f*rhifihlf».  fhlflPnr1pifl**Mlt  t 

NIm  huht»  Vnr  a  |  TApen  IriiiHii'i  MHlirii 
Ton  rinum  ßpFflllcnfii'  Odtupn  ßi*ßfiftpfM  uticl 
nirit  ilflbflrh  völlig  im  hl  hiTiimlf  n.  Mphrfftt 
Tuft*  fiftchhi>r,  nuliitimitliHi  um  n^tiMn  JnHiti^ 
habe  iip  vnn  «tinein  hmlerii  giffillen'Mn  Odhien 

*)  Itli  hillr,  liimmil  ilpn    iiitp|-i»imiiitpn    Aufruft    tih#r 
•     iIciiBtlltHM  Tall  rii  v«rgleii-liiMia  rvelilieu  /vc»/y>  In  nei»  ' 
mimii    lalirlnii Iip  Mir  *3|wiii  Atgpttpjkimilf»     vnn     i F\ i »-•• 
fV  fl"    IT   K«>f l«t|*f»rt    tili.'    fct    Mti    NHrli    An«i»'iltiirt|| 
ilureh  'ilflii  GM»/>  tlti  MtiitliM  rntutfltifif. 


—     58     — 

selnd  China,  WeJdenrinde,  Eichelndecoct  ne- 
ben der  Wein*  reinsäure,  und  einer  sehe  nabr- 

* 

haften  Di äti  Fußbädern  m  t  Bcanntwemspii- 
licb:  gebrauchte,  bis  zum  ijtea  September  hin, 
Wo  sich  derkran  :e  Fuls  unter  Fieber  und 
Kopfschm  rz  ery^e-aiös  entzündete.  Am 
j3t*n:  Sepu  bekam  sie  d^zu  noch  heftigen 
Durchfall.  Von  beiden  Erscheinungen  ..wir 
eine  äufsere  Veranlassnng  nicht,  zu  entdecken! 
Dieser  neue  Zufall  erfüllte  mich  mit.nejioi 
Besorgnissen,  allein  .er  wich  einer  dagegen 
gerichteten  Behandlung  bald,  um  am  jötep 
Sept*  eineni  Anfall^  von  Magenkrämpfen  und 
einem  heftigen  Jucken  mit  Schmers  in  dem 
kranken  Fufse  Platz  zu  machen,  Aaa  foe- 
tida  hob  diese  Uebel,   und   die  Kranke    ver- 

>liefs  das  Spital  am  3osten  Sept.,  73  Tage 
nachdem  sie  gebissen  war,  völlig  gesund,  nur 
klagte  sie  noch  über  Schwäche  in  dem  krank 
gewesenen  Fufse.  Dem  Befehle  sich  in  eini- 
ger Zeit  wieder  zu  stellen,  leistete  sie  kei- 
ne Folge,  ist  also  wahrscheinlich  gesund  ge- 
blieben«   Jene  Schwäche  des  kranken  Theiles 

blieb  auch  in  dem  Falle/  dessen  ich  im  Ein- 
gänge zta  dieser  Krankengeschichte  gedachte, 

-noch  eine  lange  Zeit  zurück. 

Ein  Rückblick  auf  die  Behandlung,  wel- 


-    Sa    -      t 

che  ich  mit  der  Kranken  vorgenommen  habe, 
.ist  mir  in  so  fern  angenehm,  als  der  gün&ti- 
ge  Erfolg  derselben,  die  Heilung  eines  in  kur- 
zer Zeit  mit  ungeheurer  Schnelligkeit!,  bis  zur 
dringenden  Lebensgefahr  steigenden  Uebels, 
mich  davon  überzeugt,  daß». meine  Induktio- 
nen richtig  gefafst,  meine  Mittel  passend  aus- 
gewählt waren,  Ist  Vergiftung  durch  einen 
Schlangenbifs,  wie  ich  nicht  wohl  ander*  ver- 
muthen  kann,  wirklich  die  Ursache  der  Krank- 
heit gewesen,  ist  die  Vergiftung,  wie  map 
vermuthet,  Krankheit  des  lymphatischen  Sy- 
stems, so  ist  der  Gebrauch  des  Quecksilben 
und  der  Tollkirsche  angezeigt,  der  letzten  in 
diesem  Falle  um  so  mehr,  da  die  Fauoes  4er 
Kracken  zu  leiden  begannen.  Die  Anwen- 
dung des  Camphors  hielt  ich  theils  wegen 
der  diaphoretischen  Wirkung  desselben,  theils 
and  besonders  aber  deshalb  für  durchaus  noth- 
wendig,  da  die  Kranke  an  einer  so  beträcht- 
lichen Asthenie  der  Nerventbätigkeit.litt,  wel- 
che ich  auf  diesem  Wege  am  sichersten  9  und 
ohne  den  übrigen  Mitteln  Abbruch  zu  thun, 
-heben  zu  können  glaubte.  Allein  ich  verheh- 
le es  riiir  nicht,  dafs  ich  einen  grofsen  Fehler 
bei  der  Cur  begangen  habe,  dessen  Folgen 
zu  besiegen  mir  leicht  hätte  unmöglich  wer- 


-    64)    -    . 

msrnd^'daüart*  der;  Zustand  so  bii  zum  io- 
testo&vgttMi  forty  wo  di4  Kranke  viel  Schweift, 
grpfce  Schwäche,  Bitterkeit  ;im  Munde,  .und 
anfangöndÄSali¥ation»zmokett  .angab,'  sich  auf 
der.  {Hand  ihnt.  dein.)  Armei  -viele  neue  Blasen 
eräugt' hatten,  die.  alten  aber,  und  nrit  ahnen 
ei»  Theil  der.  sie  umgebenden  Substanz- spbai 
celös ,  gftwordep.  war.  Der.  Speichelflufs :  not 
thigte  mich  da»  Quecksilber  auszusetzen,. <da- 
gegen  iuhr  ich  mit '  dem  *  Angelicawurzd-  Apf« 
gus&e.fort,.  und  verband' die  .brandigen  Stellen 
an.jier  .Hftpd  mit  Vngt*  T&rjebimHnae*  Hie* 
zu  fügte  ich  am  folgende^.  Tage,  wo  sich  der 
Brand  vermehrt  hatte.*: und  der  Handrücken 
einzelne,  harte,  knotige  Auswüchse  bekam,' 
vö(x  :  denen  ich  das-  Entstehen  bedenklucheii 
Geschwüre  fürchtete*  Bäder  des  ganzen:  Annas 
in  warmen  Aufgüssen  von  aromatischen:  YaüvA 
^ernj  mit  Branntwein,  -wodurch  auch  der.-Jpefe. 
tigef  Gestapk  des  Armes  gemindert  Wurdet 
liefs  das  brandige  Tags  nachher  ao  tief. alt, 
möglich  scjpißciren  und  in.  diese  Stellen  .Garn« 
phorpulver  streuen.  .  Unter  dieser  Behandlung, 
besserte  sich  das  Befinden  der  Kranken-  am 
i3ten  Augufct  dahin,  dals  die  Sehmerzen  und 
die  Gesqhwulst  etwas  abnahmen,  und  am  ^4"' 
ten  August  der.  Brand  sich  zu  sistirfen  anfinge 

auch 


-  65  - 
i  die  Intermlasionen  im  Pulse  gUnrlich  auf- 
iit  hatten.  Von  da  an  ichritt  dio  Bosse« 
5  rasch  vorwärts,  alles  brandige  stiefs  ilch 
die  Geschwüre  heilten,  und  dlo  Krankt 
da  am  agsten  August  aus  der  Anstalt  ent- 
IB|  mit  dem  Befehl,  sich  nach  einiger  Zeit 
Jer  ui  Hellen,  damit  ich  die  Beschaffen- 
der Hand  untersuchen  könne,  welches 
:  nicht  geschah, 

Anne  Doroth.  Trejke^  /fi  Jahr  alt,  eben- 
.  in  Absinthkeimen  wohnhaft,  nfthrto  ein 
d,  und  h*tte  ebenfalls  von  demselben  Ocht 
,  welchem  die  Xamimka  ihre  Krankheit 
dankte,  am  »tisten  Julius  Fleisch  eingesaL» 
,  worauf  si6  am  eisten  oiue  Blatter  am 
telfinger  der  rechten  Hand  bekam,  und  den 
Ctn  Kopfschmerz  Frost,  Uebelkeit,  beträeht- 
en  Schmer«  von  dem  Finger,  den  Arm 
ang,  bis  in  die  Achselhöhle,  Geschwulst 
AchseldrUlsen  und  der  Mamma  dieser 
:e  empfand.  Am  atitcn  August  wurde  die 
ie  scbvvür*liili,  und  der  damalige  Unter- 
i  des  Institutes,  welcher  eines  Geschäftes 
;en  in  Absiuthkeimon  war,  fand  ihren 
I  klein  und  sparsam,  wobei  die  vorhin  m» 
ebenen  Symptome  fortdauerten.  Man  er» 
Ite,  dafa  eine  dritte  Frau  von  7a  Jahren^ 
w*  xxxvui.  v.  i.  Bt,  E. 


—     66     — 

welche  auch  Fleisch  von  diesem  Ochsen  ein-l« 
gesalzen  habe«  und  bei  welcher  sich  ei*  k 
Blatter  auf  dem  Arme  gefunden  hatte,  am  6tes  |r 
August  gestorben  sey.  Dagegen  waren  ilii 
die  Personen ,  welche  sich  mit  dem  Enthält  in 
ten  des  gefallenen  Ochsen  beschäftigten*  »o|k 
wie  die  welche  blos  von  dem  Fleische  geges- 
sen hatten«  ohne  weiter  etwas  damit  vom* 
nehmen,  vollkommen  gesund  geblieben.    * 

Am  7ten  Aug.  kam  die   Trepke   in  du 
Konigl.  klinische  Hospital  ,   in  dem  oben  be- 
schriebenen Zustande«    Da  ich  keinen  Grund 
hatte,  eine  andere  Behandlung  mit  ihr  als  mit 
der  Katninska  vorzunehmen,  so  gab  ich  ihr, 
wie  dieser,    Quecksilber  mit  Campher,    und 
aufserdem  Angelica  mit  kaustischem  Ammo- 
nium, liefs  Camphorsalbe  einreiben,  und  mach- 
te aromatisch  *  spirituöse  Umschläge  um  den 
Arm.    Bei  dieser  Behandlung  trat  am  iö,  Axh 
gust  etwas  Ptyalismus  und  reichlicher  Schweift 
ein ,   weshalb   ich  das    Quecksilber   weglieft« 
Am  folgenden  Tage  war  der  Puls  aussetzend« 
Diese  Erscheinung  war  mir  um  so  merkwür- 
diger, als  sich  bei  der  ungleich  krankem  A#- 
minska  keine  Abweichung  im  Pulse  bemerken 
liefs  j  und  ich  mich  nicht  davon  überzeugen 
kann,  dals  die  plötzliche  Ablactation,  von  wet 


-     67      - 

eher  die  Kranke  allerdings  einige,  jedoch  ge- 
ringe, Unbequemlichkeit  litt,  die  Ursache  die- 
ses wichtigen  Fehlers  im  Umlaufssysteme  seyn 
tollte*  Allein  dieses  Symptom  hatte  keine 
bedenklichen  Folgen«  Im  Gegentheile  schritt 
die  Besserung  der  Kranken  unter  der  bisher 
rigen  Behandlung  immer  fort*  so  daü  sie  am 
a$.  Aug.  aus  der  Anstalt  entlassen  werden 
konnte*  Sie  stellte  sich*  wegen  Hoch  nicht 
gänzlich  geheilten, Geschwürs  am  Finger,  nach- 
her noch  einige  male*,  gebrauchte  während 
dieser  Zeit  ein  selbst  bereitetes  Infusum  von 
der  Angelicawurzel  mit  einem  kleinen  Zusätze 
von  Salzsäure*  und  war  am  5ten  September 
Tollständig  geheilt 

*  Aufser  dem  Weichselzopfe*  der  Rabies* 
der  Krätze*  den  Schutzblattern,  ist  also*  wie 
diese  Beispiele  aüfs  Neue  beweisen*  der  Milz- 
brand eine  von  den  Wenigen  Krankheiten* 
welche .  dem  Menschen  und  dem  Thiere  ge- 
meinschaftlich* oder  richtiger*  vom  Thiere  auf 
den  Menschen  verpflanz  bar  sind.  Indessen 
ist  unter  allen  diesen  Krankheiten  der  Milz- 
brand diejenige*  welche  itoe  Gestalt  am  mehr«» 
stett  verändert*  indem  sie  auf  den  fremden 
Boden  versetzt  wird*  obgleich  man  es  wohl 
nicht  läugnen  kann*    daß  sie  alle,  indem  sie 

£  a 


I 


—     68     — 

•ich  dem  menschlichen  Körper  gleichsam  ae- 
*  climatisiren ,  ihre  *  ursprüngliche  Gestalt  im- 
mer etwas  verändern«  Allein-  merkwürdi- 
ger als  diese,  bereits  mehrfällig  angestellte 
Betrachtung,  ist  mir  ein  anderer  Umstand  ge- 
wesen, nämlich  die  Erscheinung,  dafs  nur  die* 
Personen,  welche  das  kranke  Fleisch  einsalz* 
ten,  von  dem  Uebel  ergriffen  -wurden,  da  hin- 
gegen diejenigen,  welche  die  gefallenen  Häup- 
ter enthäuteten,  oder  6ie}  welche  von  dem 
Fleische  afsen,  gänzlich  frei  von  allem  Uebel- 
'befinden  blieben.  Andere  Fälle,  selbst  eine 
traurige  Gelegenheit  dieser  Art,  welche  vor 
-einigen  Jahren  unsere  Provinz  um  einen  wak- 
kern  Arzt  brachte,  zeigten  uns,  dafs  blos  das 
Besprützen  mit  dem  Blute  des  kranken  oder 
gefallenen  Thieres,  im  Stande  sey,  eine  tod- 
bringende Ansteckung  zu  bewirken.  Ist  viel- 
leicht das  Contagium,  bei  verschiedenen  Gra- 
den der  Krankheit  de»  Thieres,  von  welchem 
et  ausgeht,  von  verschiedener  Wirksamkeit? 
Ich  wage  es  nicht ,  diese  Frage  zu  verneinte, 
da  es  mir  an  genauer  Bekammebaft  mit  der 
Krankheit  bei  dem  Rindriehe  *bgehv  'kann 
sie  aber  auch  nicht  wohl- bejahen;  da,  so  viel 
ich  wdifs,  der  Milzbrand  nicht  für- eine  an- 
steckende  Epizootit  gehaben  wird,   und   da 


-     69     - 

ansteckende  Menschenkrankheiten,  wenigstem 
nicht  immer,  den  Maatsstab  ihrer  Heftigkeit 
von  der  Heftigkeit  des  Falles  hernehmen,  von 
welchem  die  Ansteckung  ausging.  Dals  jene 
drei  Weiber  durch  das  Einsalzen  des  Fleischet 
sich  ansteckten,  da  die  übrigen  Personen,  wel- 
che das  Fleisch  derselben  Thiere  genossen 
und  gehandhabt  hatten,  verschont  blieben,  ist 
übrigens  wohl  daraus  zu  erklären,  dals  theils 
nicht  alle  Ansteckungsstoffe,  ja  nicht  einmal 
alle  Gifte  durch  den  Magen  wirken,  wie  man 
dies  z,  B.x  von  dem  Lustseuchegifte  wissen 
will,  und  vom  Schlangengifte  nach  Redi  und 
Fontana  mit  Gewifsheit  weifs,  und  da  an- 
derntheils  das  Salz  aus  mehrern  Gründen  die 
Haut  empfänglicher  gegen  dergleichen  schäd- 
liche Eindrücke  von  aulien  her  machen  kann, 
als  sie  es  für  sich  ist, 

7.  Sonderbare  Hautkrankheit,  wahrschein- 
lich venerischen  Ursprunges.  (Hierzu  Ta£lU) 

e  • 

Der  folgende  Fall  ist .  mir  seiner  Natur, 
seines  dunkeln  Ursprungs,  seiner  Heilung  we- 
gen gleich  interessant,  und  ich  glaube  ihn  der 
Beurtheilung»  Sachkundiger  vorlegen  zu  dür- 
fen.- Ueber  seine  Ursache  bin  ich  lange  in 
Zweifel  gewesen,  erst  jetzt  glaube  ich  mit 
Wahrscheinlichkeit  ihn  für  eine  Form  der  Lust- 


—     7°     — 
«nute  criü&ren'  an*  dürfen,  welche  bekanm^ 
Uefa    sich   tu»  unter   tausend    verschiedenen 
Masken  aeigr,    und*  häufig  schwer,   zuweilen 
g*r  nhsfet  zu  entlarven  ist; 

Die  17  jährige  Dienstmegd  Anna  Luise 
K\  wurde  am  5ten  Aug..  i8ra  in  das  konigl. 
klinische  Hospital  gebracht,  und  erzählte  fei- 
gsnde  Rrankhestageschichte: 

Yar  etwa  fünf?  Wachen  bekam  sie,  ohne 
Bekannte  Veranlassung,  einen  Fieheraniall, 
nachher  Brustschmerzen,  welche  sie  zu  einem 
Tag  und"  Nach*  ununterbrochenen  Schreien 
zwängen ,  auf  diese  folgten  die  heftigsten 
Schnieften  m  den-  Knochen ,  und  bald  darauf 
ein-  firiesdartiger  Ausschlag  über  den  gamma 
Körper,  welcher  m  die  jetzt  vorhandene  Krank« 
heü  überging.  Wie  lange  jeder  einzeihe  die? 
ser  Zufalle  gedauert  habe,  welche  Mittel  dage- 
gen angewandt  seyen,  und  welchem  tob  ihnen 
die- Veränderungen  zuzuschreiben  seyen,  wnfste 
die  Kranke  nicht  anzugeben,  kaum  war  es 
möglich1,  ron  ihr  diese  Thatsachen  zit  erfar* 
sehen,  in  deren  Erzählung  sie  aber  sich  gleich 
M*e&.  Es  ist  noch  an  bemerken,  da£s  sie  erst 
einmal  in  ihrem  Leben  menstruitt,  und  da» 
seit  dem  Anfange  ihrer  Leiden,  an  der  Stelle 
der  Mcmhwi  cum»  dem  Anscheine  nach»  g*£~ 


-  7* "  - 
artige  Medorrhöe  sieb  eingefunden  hatte.  Sie 
war  im  höchsten  Grade  abgezehrt,  ungemein 
kraftlos,  schlief,  afs  und  trank  sehr  wenig,  fie- 
berte aber  nicht»  '  An  den  Genitalien  und  im 
Rachen  zeigten  sich  keine  Geschwüre« 

'  Von  der  Ferse  bis  zum  Scheitel  war  die 
Kranke,  an  den  behaarten  und  unbehaarten 
Theilen  des  Körpers,  mit  einzeln  stehenden, 
kleinern  und  grofsern,  hier  wie  eine  Erbse, 
dort  wie  eine  Wallnufs  groben,  dunkelbrau* 
neu  Schorfen,  welche  eine  stinkende  eiter- 
ähnliche Feuchtigkeit  ergossen,  oder  mit  war- 
zenförmigen Oeschwiirchen  bedeckt,  welche, 
nachdem  sie  etwa  a4  Stunden  gestanden  hat- 
ten, in  jene  Schorfe  übergingen,  und  in  kur- 
zer Zeit,  jedoch  bei  weitem  nicht  alle,  sich 
um  das  zehnfache  in  ihrem  Umfange  vergrö- 
bern konnten.  Manche  der  Schorfe  waren 
abgefallen,  und  hatten,  ohne  wiederzukom- 
men, rothe  Narben,  wie  Blatternnarben  nach- 
gelassen, andere  fielen  ab,  erzeugten  sich  aber 
wieder,  und  diese  waren  es  namentlich  meh- 
rentheils,  welche  die  vorzüglichste  Gröfse  er- 
reichten«  Die  Schorfe  schmerzten  bei  der  lei- 
sesten Berührung,  heftig,  hatten  aber  durch 
ihren  Ausbruch,  dem  Knochenschmerze  voll- 
kommen ein  Ende  gemacht»    Sie  fanden  sich 


—      7- 

äs.  Gesichte,  in  den  Handflächen,  auf  dm 
Fufosohlep  sogar,  und  beobachteten  in  ihrem 
Verlaufe  schlechterdings  nichts  IVegelmälsiggs» 
wie  denn  auch  z»  B.  die  Zeit,  während  wel- 
cher ein  Schorf  stehen  blieb,  ganz  unbestimmt 
war.  Ich  habe  manche  wenige  Tage  nach 
ihrer  KnWphung  abfallen,  und  die  Haut  heü 
werden,  sehen,  andere  dagegen  standen  die 
ganze  Zeit  der  Kur  hindurch  unverändert, 
wieder  andere  fielen  ab ,  und  Heuen  um  sich 
fressende  Geschwüre  zurück. 

Da  ich  schon  unter  den  Kranken,  wel- 
che ich  bei  hohen  Graden  von  Lustsenche 
mit  dem  arseniksauren  Kali  behandelte,  einen 
Fall  gehabt  hatte ,  wa  sich  ein  diesem  Aus- 
schlage vollkommen  gleichender  im  Gesichte 
des  Krankpn  erzeugte,  und  hartnäckig  stehen 
bliebe  ohne  selbst  dem  Arsenik  zu  weichen, 
aa  ahndete  ich  Syphilis,  und  beschloß*  den 
Gebrauch  des  yersülsten  Quecksilbers  zu  ver- 
suchen,, wovon  ich  aber  sofort  gro&e  Gaben 
anwendete.  Dabei  IieCs  ich  die  Kranke  täg- 
lich lauwarm  baden.  Die  Schmerzen  in  den 
Schorfen  verminderten  sich  etwas»  auch  Helen 
einig«  von  ihnen  ab,  allein  dafür  entstanden 
neue,  und  diese  schmerzten  unbeschreiblich. 
Das  Quecksilber,  van  welchem  bis  zum  toten 


—     *3     — 

uhne  nllen  Nulr.en  (tphrnmh  gemacht  vt*r> 
wurde  Bit  diesem  Tage  ,f,l'  l'PMI  itt  ehroni- 
ichen  Krankheiten  viel  get  Minuten,  auch  von 
mir  selbst  Hinge  mal*  mit  Ktlolg  gegebenen 
tHumbagine  vetlausrht,  welt-he  Uli  folgender- 
fiestilt  anwendete:  IV.  I%lumhn§in.  ungf.  Wi- 
rt/* fuhu  fif.  Meli,  midi  t/n.  s.  ut  J\  elevt. 
iV,  Alle  m  Stunden  i  iheelaffel  vnlltn  neh- 
men* lind  hietnjf  veihand  ich,  bei  IJmsith- 
Tressen  tief  Scholle,  und  sehr  urgent  (Jestatjke 
derselben  auch  den  Hulseru  tJehreucli  des 
Wasserbleies,  aul '  füllende  Weise:  IV.  Vlum- 
htiß>  nrtßL  futßti/i  pule  -j(l.  Adifh  will,  fifj* 
f.  U99$t.  »V.  Zum  f  et  binden  der  tief  unier 
titih /testenden  HesnhwUrv.  1  liemil  l'nlir  ich  bis 
«um  ifllen  Aug.  fort,  ohne  c Inf s  das  lrm  (schrei- 
len  der  Krankheit,    ihre    wirkliche  sirhllmte 

■ 

Verschlimmerung  auch  mit-  im  •'lindesten  auf- 
gehalten, geschweige  tlf»»u  nu  eine  Jiesseriiug 
ilu es  /iiistandea  *tt  denken  gMvrPiPtt  nute. 
Audi  nahm  die  Magert  eil  der  kranken  sicht- 
bar tu,  So  dnls  sie  einem  (letippe  nht'ljrh 
war«  und  die  Klüfte  sanken  mit.  jedem  T«ge 
mehr.  lriS  winde  Ifdglich  heute  eine  neue 
Aenderting  der  llehnndliiitg  heschldMen.  Mi- 
neralsüuren  haben  sich  so  nd  in  )Uml -i*uk- 
heilen  thatig  bewiesen,    wiiken  so  ktiWiig  io 


_  99  *  ___ 

Hut  Verrichtungen  des  lymphatischen  Systems 
und  der  Haut  ein,  ändern  die  Absonderung^ 
processe  so  allgemein  v  und  heben  die  Kräfte 
so  sichtbar,  dafs  ich  sie  von  allen  diesen  Sei- 
ten Kr  angezeigt  hielt  ?  und  ihren  Gebrauch 
beschloß.  Jetzt  aber  wollte  ich  alles  specific 
sehe  und  speeifisch  -  scheinende  meiden,  und 
wählte  daher  absichtlich  picht  die  hier  rid- 
Jeicht  mehrfach  indicirte  Salpetersaare,  damit, 
im  Falle  eines  günstigen  Ausganges,  man  nickt 
deren  antisyphilitische  Wirkung  in  Anschlag 
bringen  möchte.  Die  verdünnte  Schwefelsäur 
re  wurde  der  Kranken  stundlich  zu  15  Tro- 
pfen mit  Thee  gegeben,  und  da  die  Krank« 
Husten  und  einen  dem  Eiter  nicht  unähnli- 
chen Auswurf  bekam,  täglich  3  mal  eineTlste 
voll  Gelatina  Lichenis  Islandici  mit  einem 
Theelöffel  roll  Pulv,  semin.  phellandr.  aqua*, 
Um  die  Wirkung  der  Säure  möglichst  zu  ver- 
stärken, wurde  auch  deren  äufsere  Anwen- 
dung versucht,  namentlich  der  scharf  saure 
Rückstand  von  der  Destillation  des  schweflig« 
ätherischen  Geistes  dem  Badewasser  zugesetzt, 
bis  es  eine  essigähnliche  Säure  hatte« 

tfis  zum  3osten  August  wurde  beharrlich 
fortgefahren,  jedoch  die  Quantität  der  Säure 
alle  zwei  Tage  verstärkt,  $0  dafs  die  Kranke 


-     75     - 
heute  stündlich  40  Tropfen  davon  nahm,  und 
im  Ganzen  3  yiiij  in  i3  Tagen  innerlich  Ter» 
braucht  hatte«    Sie  war  jetzt  deutlich  auf  dem 
Wege  zyr  Besserung;  nicht  nur  die  neu  ent~ 
stehenden   Schorfe  fielen  rasch  ab,    sondern 
auch  die  (riten  trockneten  ,  löteten  sich  los, 
und  unter  ihnen  fand  sich  gesundes  Fell  ohne 
Geschwüre.    Pagegen  aber  erzeugte  sich  ein 
Heues  Leiden.    War  es  Folge  des  ungeheu- 
ren Gebrauches   der  Säure,    was  sehr  wohl 
möglich  ist,  oder  war  es  ein  RückwärtsschreP 
ten  der  Krankheit,  welche  mit  Knochenscb mer- 
zen angefangen  hatte,  was  manchem  möglich 
scheinen  möchte,  genug  die  arme  Kranke  be- 
kam heftige  Schmerzen  in  den  Kniegelenken, 
welche  mit  jedem  Tage  zunahmen,    und  be- 
sonders des  Nachts  sich  verstärkten*    Ich  lieb 
Thee  aus  aromatischen  Kräutern,  und  als  am 
gten  Sept  das  Uebel  noch  immer  heftiger  ge- 
worden war,  die  bekannte  Mischung  aus  Opi~ 
Httinctur  und  Spiefsglanzweinstein    in  Gaben 
ron  8,  nachher  von  *5  Tropfen  tfebmeq,  wel- 
che schon  *m   i3ten  Sept,    allen  Schmerzen 
ein  finde  gemacht  hatten,    Unterdessen  wi- 
ren  die  Schorfe  beständig  häufiger  getrocknet, 
und  ohne  etwas  nachzulassen  abgefallen,  so 
dafs  die  Kranke  völlig  geheilt  am  3o.  Sept, 


-     7«     - 
die  Anstalt  vertiefe.    Sie  hat  sich  nachher  siebt 
wieder  gezeigt. 


Ist    diese  Krankheit  venerisch  gern 
oder  nicht?    Sie  verglich  sich  einigermalsc*  , 
mit  den  Yaws^  besser  mit  der  Frambaeda  ia 
ihrem  Assehen,  bekanntlich  Krawlrh^ff^  weU  * 
che.  der  Syphilis  nahe  verwandt  sind,    aDeui 
sie  wich  keinem  der  gebrauchten  Mittel,  all 
den  enormen  Gaben  der  Schwefelsäure,  weU 
che  neben  der  Phosphor-  und  der  Kohlen-- 
stofisäure,  von  den  of&ränellen  einfachen  San». 
Ten,  gerade  nicht  gegen  Lues  gebraucht  wor- 
den ist.     Localübel,   welche  auf  Tenerischen 
Ursprung  hatten  deuten  können,  waren  nicht 
vorbanden,    bis   auf  die  gutartig   scheinende. 
Blennorrhoe.     Das  Mädchen  war  noch  sehr 
jung  und  sehr  wenig  reizend.    Ich  gestehe  et» 
ungeachtet  ein  von  mir  hochverehrter  Arzt,- 
welcher  die  Kranke  einige  male  zu  sehen  die' 
Gute  hatte,  seine  Vermuthung  über  Syphilis, 
als  Ursache  des  Uebels,  gütig  genug  war  deut- 
lich zu  äufsera,   so  habe  ich  doch  daran  ge- 
zweifelt. 

Jetzt  aber  bin  ich  von  diesem  Zweifel 
ziemlich  geheilt  Obgleich  ich  nämlich  nicht 
wohl  begreife,  wie  .die  Schwefelsäure  diese* 
Uebel  heben  konnte/  so  ist  doch  theils  das 


—  77  — 
Beispiel  des  im  Eingange  zu  dieser  Krank- 
heitsgetchichte  genannten,  bestimmt  Veneri- 
schen, theils  ein  Fall,  welchen  ich  mit  zwei 
meiner  geschätztesten  Herren  Collegen  eine 
Zeitlang  behandelt  habe,  und  welcher  ent- 
schieden venerischen  Ursprungs  war,  theils 
endlich  ein  Fall,  welchen  ich  jetzt  im  Clinico 
habe,  der,  nach  der  Erklärung  des  Arztes,  # 
welchen  die  Kranke  früher  zu  Ratbe  zog,  und 
dessen  Unheil  ich  nicht  in  Zweifel  ziehen 
darf,  ebenfalls  venerischer  Natur  ist,  für  mich 
bestimmend  gewesen.  Diese  letzte  Kranke 
nimmt  ebenfalls  Schwefelsäure,  und  nähert 
sich  der  Heilung  unter  ihrem  Gebrauche.  Sie 
ist  jedoch  bei  weitem  nicht  so  krank,  als  die, 
deren.  Geschichte  ich  hier  beschrieben  habe, 
und  hat  nur  im  Gesichte  den  Ausschlag,  ge- 
braucht auch  die  Schwefelsäure  in  viel  klei- 
nem Gaben  *). 

•)  Sie  Besserte  sich  zwar,  ist  aber  nicht  geheilt,  und 
mufste  die  Anstalt,  ohne  ganz  von  ihrem  Üebel  be- 
freit zu  werden,  verlassen.  Nachher  soll  sie  durch 
Quecksilber  geheilt  seyn. 

Die  zu  diesem  Aoitats  gehörigen  Kupfer  werden  naA- 
geliefert,  i  d.  H. 


-ts- 


nt. 

Ueber  die  böate  Art, 
die  China  im  Wechselfieber  t\i  geben. 

Von 
Dr.     Nässe, 

Äitt  tu  Bielefeld. 


Welche*  ist  die  kleinste  Menge  China,  wo« 
mit  ein  Wechselfieber,  worin  China  angezeigt 
ist*  geheilt  werden  kann?  Zu  dem  wissen- 
schaftlichen Interesse  dieser  Frage  gesellt  sich 
in  einer  Zeil*  wo  bei  gesperrter  Chinazufuhr 
die  der  China  bedürfende  Krankheit  epide- 
misch herrscht,  auch  ein  ökonomische*.  Un- 
sere praktischen  Handbucher  fordern  meistens 
Unzen;  was  mit  einer  Drachme,  einem  Scrti- 
pgl  ausgerichtet  werden  könne,  darüber  schwei- 
gen sie.  Bekanntlich  lassen  wir  Aerzte  ei  uns 
aber  nicht  leicht  zweimal  sagen*  dafs  zu  ir- 
gend einer  Kur  gfofse  Arzneiquantitäten  er- 


—    .79    — 

forderlich  ieyen;  und  es  ist  noch  in  frischem 

Andenken,  wie  es  denen  erging*  welche  statt* 

wie  es  Sitte  War,  immer-  größere  Arzneigaben 

zu  reichen*    auch  von  sehr  geringen   grofse 

Wirkungen  erzählten«    Der  Gebrauch  der  Chi« 

na  im  Wechselfieber  hat  den  Einfluß  der  Zeit, 

wa  das  kräftige  Kuriren  Mode  war*  ebenfalls 

«fahren  *) ;    und  noch  vor  kurzem  ist  uns 

ein  Chinadecoct  von  einer  Unze  China,  wozu 

eine  halbe    Unze    Chinaefctract,    zwei    Unzen 

Chinatinctür  und  eine  Unze  Chinapulver  hin- 

sugesetzet  worden*  als  probat  im  Quotidian- 

fieber  empfohlen  worden«      Je  kräftiger  ein 

*)  Die  meiste  China  verbrauchen  allerdings  die  eng* 
tischen  Aerzte,  weil  sie  dieaelbe  iö  einer  grobem 
Zahl  von  Krankheiten  verordnen ,  elf  man  in  an-« 
deren  Ländern  gewohnt  ist«  Im  Wechselfreber  dür£» 
te  hingegen  der  Gbinaverbrauch  in  der  letzten  Zeit 
am  gröfsten  bei  den  deutschen  Aerzten  gewesen 
Seyn;  nnd  vielleicht  werd»  rl  die4e  hier  nur  von  den 
jetzigen  römischen  Aerzten,  welche,  nach  lodert 
„die  Fieberkranken  voll  Zentner  von  Chinapulvern 
Stopfen, "  übertreffen«  Auffallend  unterscheidet  sich 
auch  hier  das  Verfahren  französischer  Aerzte  voil 
dem  ariderswö  gebräuchlichen«  „CdU  un  remeda 
Iröp  /ort/*  sagte  ein  angesehener *  einem  grofseö 
Hospital  vorstehender  Paiiser  Arzt  von  der  China, 
die  er  seit  Jahr  und  Tag  nicht  verordnet  hatte. 
Liegt  dief  Ursache  dieser  Verschiedenheit  bkoa  in 
theoretischen  Ansichten? 


—     8o     — 

Mittel,  desto  schneller  heilt  ek  ja;   und  hilft 
denn  nicht  Viel  Viel? 

Daf's  auch  eine  geringe  Quantität  CWai 
grobe  Heilkraft  gegen  (Ins  Wechsel  lieber  bfr 
.fitze,   beweist   da*   /jeugnil's  friilierer  Aentft 
Der  'jetzige   reichliche    Gebrauch   der 
wäre    demnach    nur    dann    zu    re< 
wr»nn    man    nachweisen    konnte,    die   Piebff 
oder    die   China   hütten   sich    seit  jener  Zät 
verschlimmert ;    schwerlich   dürfte   aber   eiat 
Solche  Nachwoisung  gelingen.    Dala  verfälsch 
te  China  bereits  vor  hundert  Jahren  im  Han- 
del vorkam,  wissen  wir  aus  Condamine's  und 
Anderer  Nachrichten ;  in  neuerer  Zeit  mögen 
diese  Verf. i lieh ungen  häuliger  geworden  seyn; 
in  guten  Olli  einen  fehlt  es  jedoch  auch  jettf 
nicht  an  lichter,  unverdorbener  China,  und  die 
ist  noch  immer,    auch  in  geringen  Quantiti- 
ten,    ein  grolses,  kraftiges  Heilmittel   gegflD 
das  Fieber.    Ihre  volle  Wirksamkeit  kann  sia 
aber   nur   dann    äufsern ,    wenn   in  Hinsicht 
der  Art  und  Weise,   wie  sie  gegeben  wird) 
gewitse    Bedingungen    erfüllt   werden.     Von 
den  schon  oft  und  noch  neulich  von  Hern* 
Weltmann  getadelten  Chinadecocten  und  In- 
fus en,    worin  das  küstliche  Arzneimittel  un- 
verantwortlich  verschwendet    wird,    ist   hier 

nicht 


—     8t      — 

nicht  die  Rede,  so  häufig  der  verderbliche 
Gebrauch  derselben  auch  noch  seyn  dürfte. 
Wenn  es  Fälle  von  Wechselfiebern  gab,  wor- 
in nach  allen  Krankheitserscheinungen  CJjina 
ingezeigt  war,  und  in  denen  dennoch  ein 
reichlicher  Gebrauch  des  Chinapulvers  keine 
Heilung  zu  bewirken  vermochte,  so  entsteht 
die  Frage,  ob  nicht  vielleicht  eben  der  reich- 
iche  Gebrauch  der  China  Schuld  an  dem 
tfichterfolge  war,  und  ob  man  nicht  oft  mit 
smer  geringeren  Gabe  der  Rinde  (wie  man« 
che*  andern  Arzneimittels)  mehr  ausgerichtet 
beben  würde,  wie  mit  der  grofseren.  Wie 
der  gesunde  Körper  zu  seiner  Ernährung  nnr 
einer  gewissen  Menge  von  Nahrungsmitteln, 
eo  bednE  auch  der  kranke  .zu  semer  Heilung 
nur  eines  bestimmten  Grades  arzneilicher  Ein« 
wirknng ;  und  wenn  schon  Ober  Bedürfhifs 
genossene  Nahrungsmittel,  nachtheilig  auf  ihn 
einwirken,  wie  viel  schädlicher  muft  es  für 
ihn  seyn ,  wenn  das  Maafs  der  Arznei  Über- 
schritten wird?  —  Wo  der  reichliche  Ge- 
brauch  nicht  Schuld  ist  an  der  geringeren 
Wirksamkeit,  die  man  an  der  jetzigen  China 
beobachtet  haben  will,  da  kann  ihre  Heilkraft 
ä\m^t**\*  vermindert  worden  seyn,  dafa  sie  dem 
Kranken  zur  unrechten  Zeit  gegeben  wurde» 

Joara.  XXXVUI.I.  i.  Sr.  F 


—     8s     — 

Dieser  Punkt  scheint  nicht   minder  wi 
als  der  vorige,  obgleich,  mehrere  Schriftsteller 
wie  P.  Frank  z.  BM  ihn  nicht  besonders  fc» 
rücksichtigt  haben.    Ziemlich  allgemein  scheint 
man  jedoch  jetzt  anzunehmen,    dafs  es  nid» 
gleichgültig  sey,    ob  man  die  für  eine  Inter» 
mission    bestimmte    Chinamenge   auf   einmid 
kurz  vor,  oder  kurz  nach  dem  Anfalle ,  oder 
in  gebrochenen  Dosen  von  einem  Anfall  «üb 
andern  gebe;  die  Aerzte  sind  nur  noch  nickt 
darüber    einig,   welche  Art    die  bessere   sey. 
Verdient  die  frühere  Methode  Frassohis  und 
Tonis,  oder  die  von  Sydenham  befolgte,  oder 
irgend  eine  andere  den  Vorzug;    durch  wel- 
che heilt  der  Arzt  am  schnellsten,  mit  der  wth 
nigsten  China?  Die. Beantwortung  dieser Fm 
gen ,   welche  *  den  : Gebrauch  .  eines  so   häufig 
verordneten  Mittels  betreffen,  ist  gewifa .  einer 
fortgesetzten  Untersuchung  werth.    Hiejr  mei- 
nen Beitrag  dazu«  ,.,* 
Wer  die  Wirksamkeit  einer  mit  Unrecht, 
vergessenen  Heilmethode  auf  rdem  Wege  .der 
Erfahrung  von  neuem  darthut,  verdient  Tiiclit 
minder  unsetn  Dank,  als  derjenige,  der  dies*' 
Methode  zuerst  entdeckte«    Und  dieser  Dank 
gebührt  dem  trefflichen  Thuessink,  weä.  er  es 
ist,  der  in  neuerer  Zeit  wieder  zuerst  von  der 


—     83     — 

Eigenschaft  der  China,  auch  in  geringer  Quan- 
tität ein  grofses  Heilmittel  xn  seyn ,  Zeugnils 
gegeben  hat,  der  wieder  zur  alten  Mäfsigkeit 
im  Gebrauche  der  China  zurückkehrtet  nach- 
dem die  zuletzt  von  Cullen  und  h } ahnemann 
empfohlene  Methode,  das  Wechselfieber  durch 
wenige,  vor  dem  Anfalle  gegebene  China  zu 
heilen,  wenigstens  nach  dem  Schweigen  der 
Schriftsteller  zu  schliefsen,  in  der  letzten  Zeit 
Töllig  aufser  Gebrauch  gekommen  war.  In 
seinen  im  Jahr  1S08  erschienenen  FVaarne- 
mingen  erzählt  der  holländische  Arzt,  welche 
geringe  Menge  China,  seinen  Beobachtungen 
zufolge,  zur  Heilung  der  für  dieses  Mittel  ge- 
eigneten Wechselfieber  hinreichte;  wozu  bei 
gewöhnlichen,  nicht  veralteten  Fiebern,  sonst 
Unzen  verbraucht  wurden,  das  richtete  er  mit 
einer  Drachme,  ja  mit  einem  Scrupel  aus« 
Doch  nicht  blos  frisch  befallene,  sondern  auch 
Kranke  ttoit  inveterirten ,  jedem  anderen  Ver- 
fahren hartnäckig  widerstehenden  Wechselfie- 
bern,  heilte  er  mit  einer  Quantität  China,  die 
rier  und  mehrere  mal  geringer  war,  als  die« 
welche  von  Jen  Aerzten  gemeiniglich  verord- 
net wird.  Daß*  er  sich  einer  andern,  als  der 
gewöhnlichen  guten  China  bedient  habe,  er- 
wähnt Thüessinft  nicht ;  was  derselben  in  sei* 

Fa 


-    84     - 

ner  Hand  solche  Wirksamkeit  verlieh,  war 
die  Art  und  Weise,  wie  er  sie  gegen  das  Fie- 
ber gebrauchte  \  die  Wiedereinführung  der 
früheren  römischen  Methode,  das  Heilmittel 
nicht  lange  vor  dem  Krankheitsanfalle,  oder 
nach  Beendigung,  sondern  kurz  vor  dem  Ein- 
tritt  desselben  zu  reichen. 

Die  seit  fünf  bis  sechs  Jahren  unter  man- 
nichfaltigen  Formen  in  hiesiger  Gegend  herr- 
schenden Wechselfieber  *)  boten  mir 


•)  Die  ersten  hiesigen  Fieberkranken,  der  letzten  Epi- 
demie kamen  in  einer  «wei  Stunden  von  hier  em« 
ferntth  Gemeinde  bereits  im  Frühling  jgo6  vor; 
nachdem  ihrer  allmählich  mehr  geworden,  fiel  du 
Maximum  derselben  in  die  Jahre  1808»  9  und  10. 
1807  «ählte  icfi  hier  in  der  Stadt  unter  q\,  i$o8 
unter  22,  1809  unter  2.5,  1810  und  n  unter.  JqüV 
nern  Kranken,  einen  mit  Wechselfieber.     Betriebt* 

-  lieh  mehr  Fieberkranke  kamen  auf  dem  Lande  vor; 
die    Häufigkeit     derselben*    diiferirte    jedoch    nach 

•  den  verschiedenen  Gegenden.  Eine  schmale,'  rat 
Ost  nach  West  ziehende  Bergkette,  achejdot.  hjsr 
Sand  und  Kleiboden;  auf  dem  Sande  .waren  d« 
Kranken  mehr,  yr'ie  auf  dem   Klei.    Das  Maximum 

-  kam  in  einer,  eine.grofse  Sandebene  bevrobnendu 
.  Gemeinde  vor;  vom  April  j8io   bis    Februar    ifil 

litten  hier  unter  836  Einwohnern    336    am    Fiebar. 
Auch  in  diesem  Frühling  (1812)   giebt  es  in  einssL' 
neu  Gemeinden  noch  viele  von   frischen  Teftianen 
und  Quotidianen  befallene*  Kranke.    Wie-  die 'Hm» 
figkeit,  so  differirte  hier  .auch   der  .  Typua'ndea  .Fit* 


-     85    - 
ihende  Gelegenheit  dar,  die  von   Thueuink 
empfohlene  Methode  unter  yertchiede- 


bera  nach  den  verschiedenen  Gegenden.  Hier  in 
der  Sude  kamen  fast  allein  gelinde  Tertianen  und 
Quotidianen  vor;  und  beinahe  eben  se  verbleit  ea 
eich  bei  den  auf  Kleiboden  wohnenden  Landleu* 
tan»  die  Bewohner  der  jenseitigen  San^ebene  wurden 
dagegen  häufig  Ton  hartnäckigen  Quartanen  geplagt; 
in  jener  am  meinen  leidenden*  (und  auch'  wahr- 
scheinlich suerat  vom  Fieber  befallenen)  Gemeinde» 
waren  unter  den  226  Wechsel  fieberkranken  nur  33 
mit  dauernden  1  ertianen,  die  übrigen  193  litten 
afimmtlich  an  hartnackigen,  mit  Quotidlana  (drei- 
facher Quartana?),  seltener  mit  Tertiana  wechseln- 
den einlachen  und  doppelten  Quartanen.  Dieser 
offenbaren  Einwiikung  des  Bodens  (auch  die  Küste 
Groningen,  wo  27messinh  die  häufigen  Wechaelfie» 
'bei  beobachtete,  ist  eine  Sandfläche)  gesellte  sich 
allerdings  auch  der  Einflufs  der  nach  dem  Boden 
verschiedenen  Lebensweise,  des  verschiedenen  Wohl» 
a  tan  des  (die  Sand  bewohn  tr  sind  hier  meistens  arm) 
hinzu.  Von  Suuipfausdunstutigen  war  jene  Diffe- 
renz hingegen  r.icbt  abzuleiten.  Gerade  jene  am 
meisten  leidende  Gemeinde  wohnt  am  trockensten; 
die  hier  gewöhnlichen  Flachsröstegruben  siqd  in 
ihr  vielleicht  am  wenigsten  häufig.  Solcbo  Qruben 
erfüllen  dagegen  während  der  Monate  Julius  und 
August  in  weiter  Ausdehnung  die  Atmosphäre  jener 
Kleigc^onden  (wo  die  Fieber  in  dieser  Epidemie 
minder  häufig  und  vor  dersieben  nur  schon  spora- 
disch wann;  mit  den  Eftluvien  des  in  ihnen  in 
Fäulnils  übergehenden  FUchsbestandtheilea  (des 
grünen    Öaizmebli    nämlich    nach    Promis    Vfrmu- 


•  —     86     -r 

nen  Umständen  anzuwenden;  ein  Verfahr«, |i 
das  die  Masse  des  Arzneimittels  und  die  Ko-Ii 
steh  der  Cur  vermindert,  bat  sowohl  für  den  |n 
Arzt,  wie  für  seinen  Kranken  viel  Einladende! 
Ich  verdanke  dieser  Methode  die  schnelle  und  Ife 
leichte  Wiederherstellung  einer  grofsen  An-|i 
zahl  von  Wechselfieberkranken:  sie  hat  mir 
da,  Wo  China  angezeigt  war,  mehr  geleistet; 
als  irgend  eine  andere  Gebrauchsweise  dieses 
Mittels.  Ein  Wechselfieber  mit  einer  so  äu- 
ßerst geringen  Menge  China  zu  heilen,  wie 
Thuessink  einigen  Kranken  reichte,  ist  mir 
Zwar  nicht  gelungen,  und  ich  habe  keinen 
einzigen  Fall  beobachtet,  wo  ein  Kranker 
durch  einen  einzigen  Scrupel  wiederhergestellt 
worden  wäre.  Nahm  ich  aber  statt  eines 
Scrüpels,  wie  auch  Thuessink  bei  andern  Kran- 

th.ung);  auf  Torfgninde  liegen  diese  Gruben  nicht. 
Heeringe  ^enofs  unser  Landmann  vor  dem  Kriegs 
nur  selten,  und  in  jener  Quartangeroeinde  Sind  sie 
kaum  bekannt;  wohl  aber  war  der  Verbrauch  der- 
selben in  der  Standt  sonst  ziemlich  häufig.  Da  je* 
doch  die  letzte  Epidemie  auch  in  England  (vergl. 
dieses  Journal  33»  5,  Il4>  ferner  Medlcal  and  *ur- 
gical  Journal  of  Edinburgh  für  1808,  vol.  40»  l0 
wie  in  Schweden  (d.  Journal  33,  i,  u3.)  sich  äu- 
fserte,  so  ist  die  Entbehrung  der  Heeringe  auf  die 
jetzige  Wdchselfieberepidemie  wohl  schwerlich  von 
Efnflufs  gewesen. 


i  -     87     -   ■ 

ken  UM,  anderthalb,   höchstens    zwei  Dreeb- 
men  einer  guten  gelben    China,   und  verfuhr 
ich  mit  denselben  nach  der  alten  römischen 
Weise,  so  war  das  Ausbleiben  des  Fiebers  in 
allen  Fällen,  welche  überhaupt  China   forder» 
ten,  fast  jedesmal  gewifs.    Es  liefs  sich  dieses 
Ausbleiben  des  Fiebers  unter  den  angegebe- 
nen   Bedingungen   mit    einem,    hohen  Grade 
von  Sicherheit  voraussagen,    und  unter  mehr 
als  hundert  Fällen  zähle  ich  nur  wenige,   wo 
einer    solchen    Prognose     der  Erfolg    wider- 
sprochen hätte.     Mehrere  von  dfen  auf  Thue&-> 
links  Weise  geheilten  Kranken  hatten  vor  An- 
wendung dieser  Methode   mancherlei  China» 
Surrogate,  Chinadecocte,  oder  auch  selbst  Chi» 
napulver,  zu  -zehn  und  mehreren  Granen  alle 
zwei  Stunden  während   der« ganzen  Intermis- 
sion,  vergebens  genommen;  es  waren,  aufser 
Tertiankranken,  auch  mehrere  an  Quotidianen 
und  ein  paar  an  Quartana  leidende  unter  ih* 
nen.    Mein  Freund,  Herr  Dr    fVilmanSj  .  der 
sich  der  von   Thuessink   empfohlenen  Weise, 
die  China  zu  geben«  ebenfalls  mit  Erfolg  be- 
diente,   heilte  die  seltene  Form  einer  Quin- 
tana triplexj  wogegen  vorher  bereits  China- 
pulver nach  der  gewöhnlichen  Art,  und  man- 
cherlei Chinasurrogate  vergebens  versucht  wa- 


—     88     — 

-ven,  schnell  lind  ohne  Recidive  mit  zwei 
^Drachmen  guter  gelber ,  vor  dem  Anfall  ge- 
nommener China  *)♦  '  . 
;;:  Um  den  Kranken  das  Einnehmen  zu  er- 
4eitohtern,  gab  ich:  ihnen  die  für  sie  bestimm- 
ten anderthalb  oder  zwei  Drachmen  in  zwei 
-gleichen  Th eilen,  die  eine  Hälfte  eine  Stun- 
de vor  dem  AnGalle,  die  andere -in  dem  Au- 
genblicke wo  sie  das  erste  Frösteln  empfin- 
«den,.  und  zwar  in  solchen  Fällen,  wo  Uebel- 
keiten  zugegen'  sind,  mit  ein  paar  Granen 
Zimmt  oder  einem  anderen  Gewürze*  Da« 
durch  wird  in  der  Regel  schon  die  Kraft  des 
•eintretenden  Anfalls  gebrochen;  der  nächste 
Jbleibt  ganz  aus.  Da  mir  jedoch  Fälle  vorge- 
kommen sind,  wo  sich  voto  diesem  zweiten 
Anfalle  noch  einige  Spuren,  ein  Ziehen  in 
den  Gliedern»  gelinde  Kopfschmerzen  etc. 
zeigten,  so  lasse  ich,  um  ganz  sicher  zu  ge- 
hen, vor  diesem  zweiten  Anfalle  noch  einmal  an- 
derthalb  Drachmen  in  zwei  Portionen  nehmen» 

*)  Die  Kranke,  ein  junges  Mädchen  und  ebenfalls  eine 
'.  .  $andbewohnerin,  litt  erst  .an  Tertiana  Simplex, 
dann  an  Tertiana,  du  plicata,  hierauf  an  der  oben 
erwähnten  Quintana,  bei  welcher  ein  paarmal  hin- 
tereinander zwei  fieberfrei  Tage  auf  drei  Tage  mit 
Fieberanfallen  folgten. 


-     89     — 
Biemit  itf  xlan»  che  Kur  beendigt.    In  Betreff 
des  Fortgebrauch*  der  China  nach  ausgebliet- 
becem  Fieber  fand  ich  dasselbe  bestätigt,  wai 
echon    Michaeli*  und  Andere  in  der  letzten 

• 

Epidemie  bemerkten;  ein  solcher  Fort-  oder 
auch  Wiedergebrauch  der  China  brachte  nie 
Nutzen;  statt  die  Recidive  zu  verhüten,  ver- 
größert derselbe  blofs  die  Apothekerrechnueg 
und  die  Consumptton  eines  kostbaren  Arznei- 
^mittels.    Ich  hielt  es  deshalb  für  -  besser,    die 
China  nach  ausgebliebenem  Fieber  nicht  eher 
wieder  nehmen  zu  lassen,  als  bis  wiijdich  eine 
Recidive  erfolgte.    Das  Ausbleiben  dieser  be- 
wirkt Thuessinks  Methode  eben  so  wenig,  wie 
jede    andere    Anwendungsweise    der    China; 
■auch  bei  dem  sorgfältigsten  Regimen,  bei  Ab- 
wartung   der  Crisen,   beim   Vermeiden  *aller 
vermeidbaren  nachtheiligen  Einflüsse,  erschei- 
nen Rückfälle.     Dauert    doch]   noch    immer 
die   den    intermittirenden    Fiebern    günstige 
constitucio  stariönaria,  und  für  den  Einflufs 
dieser  sind. alle  geschwächten  Personen  am  em- 
pfänglichsten.   So  lange  wir  nun  aber  unsern 
FieberreconValescenten  nicht  in  ein  paar  Ta- 
gen wieder  stark  und  kräftig  machen  können, 
(was  die  China  so  wenig  vermag,  wie  irgend 
ein  anderes  Arzneimittel)*  so  lange  sind  auch 


X* 


—     «o      — 

Recidiven  des  We<^  elfieb  er»  jetzt  meht  mit» 
meiden,  insofern  -dieses  Fieber  nicht,  wie  im 
«xanthematische  und  zum  Theil  auch  der  T5p- 
phus  die  Anlage  zu  seiner  Rückkehr  selbft 
tilgt  *).  So  wie  Thuessinks  Methode  jedoch 
leicht  und  schnell  die  erste  Reihe  von  Anfäl- 
len endiget,  so  hebt  sie,  durch  den  Wieder 
gebrauch  von  anderthalb  oder  awei  Drachme* 
•der  Rinde >  auch  bald  die1  zweite,  dritte«  Je 
früher  d£r  wiederbefallene  Kranke  zur  China 

curückkehrt,  desto  weniger  Zeit  hat  das'  Fie- 

..  • 

•)  Dafa  das  Wecbaelfieber  die  Anlage  zu  seiner  Rück- 
kehr nicht  tilge,  gilt  jedoch  sehr  wahrscheinlich  nur 
für  eine  gewisse  Zahl  von  Recidiven;  die  dritte  Re- 
cidive  erfolgt  nicht  so  leicht,  wie  die  zweite;  die 
vierte  wieder  schwerer  als  die  dritte,  so  dafj  eias 
fünfte,  sechste  nur  selten  vorkommt.  So  wie  dar 
Typbus  hingegen  eine  geringere  Anlage  zu.  Recidi- 
ven hat,  .als  das  Wechseln*  eb  er;  so  verschwindet 
auch  die  Neigung  des  letztern  z-ti  Ruckfällen  um 
ao  mehr,  je  ähu lieber  es  m  seinem  Charakter  dem 
Typhus  wird.  Bei  einem  Kranken,  dessen  anhal- 
tendes Nervenfieber  in  ein  inteimittirendcs,  mit  so- 
porösem  FrosMadium  begleitetes  übirging,  und  der 
durch  ein  paar  Drachmen  China  geheilt  ward,  sah 
ich  keine  einai^e  Recidive  erfolgen,  so  häufig  su 
derselben  Zet  bei  gelinden  Fiebern  auch  Rückfälle 
waren.  Auch  Rubini  aagt:  die  bösartigen  .Wechsel» 
lieber  werden  minder  häufig  reeidiv,  a's  die  ge- 
wöhnlichen. 


—     $x     — 

ber  sich  festzusetzen,  desto1  leichter  ist  et  zu 
entfernen,  —  Und  so  gelang  es  auch  mir, 
nach  Thucssinfo  Methode,  mit  dem  vierteA, 
fechten  Theile  China  dasselbe-  auszurichten. 
Wozu  gewöhnlich  das  Ganze  verbraucht  wird» 
Sollten  nun  auch  die  Beobachtungen  anderer 
Aerzte  jener  Methode  den  Preis  vor  allen  an- 
deren Anwendungsarten  der  China  zuerken- 
nen, welche  ungeheure  Quantität  dieser  köst- 
lichen Arznei  wäre  dann  bisher' ohne  allen 
Voitheil  für  die  Fieberkranken  verbraucht 
;  worden;  was  für  eine  grobe  'Menge  ginge 
noch  täglich  verloren !  Wird  man  den  Aerzten, 
falls  sie  im  Gebrauch  der  Rinde  wirklich  mit 
Unrecht  die  bessere  Methode  für  die  schlech- 
tere hingegeben  haben  sollten,  künftig  nicht 
einen  ähnlichen  Vorwurf  der  Chinaverschwen- 
dung machen,*  wie  er  die  amerikanischen  Cas- 
carilleros  (Chinaschäler)  trifft,  die  nach  v. 
Humboldt  (Ideen  zu  einer  Geographie  der 
Pflanzen,  S.  64.)  >  statt  dafs  sie  jetzt  jährlich 
nur  neunhundert  Stämtne  fällen  dürfen,  vor 
1779»  unbedachtsamerweise  jährlich  fünf  und 
zwanzigtausend  fällten? 

Ist  nun  aber  die  geringe  Menge  China, 
.womit  sich  nach  Thuessinks  Weise  ein  Wech- 
selfieber  heilen  läfsf,   das  absolute  Minimum 


—    »2    — 

der  m  einer  solchen  Heilung  erforderl 
Chinaquarritit;  oder  lüt  sich,  wenn  man 
China  za  anderen  Zgirgn,   als   kurz  ror 
Anfale  giebt,  mit  einer  noch  geringeren  Mee> 
ge    auskommen?    Die   Erfahrungen,    die  ioY 
hierüber  gesammelt  habe,  sprechen  dorchanf 
an  Gunsten  der  ersten   Methode.    Wenn  idl 
die  zwei  Drachmen,    wodurch    ich    auf   jap 
Weiset  in  der  Regel,  ein  Fieber  unterdrücket 
konnte,  in  zwölf  getheilten  Dosen,    während 
der  ganzen  Intermission,    alle    zwei'  bis  drei 
Stunden  eine,  nehmen  lieü,    to    erfolgte  .  d*f 
Ausbleiben  des  Fiebers  nur  zuweilen,  und  bei 
weitem  nicht  so  sicher,   als  wenn  die, beides 
Drachmen  von  dem  Kranken   kurz   vor   dem 
Anfalle  in  zwei  Theilen    genommen    wurden» 
Eben  so  fand  ich  die  Wirksamkeit  der  China  - 
gegen  da*  Fieber  geschwächt,  wenn  ein  Kran- 
ker, nachdem  er  sich  in  der  Bestimmung  der- 
Eintrittszeit  seines  Fieberanfalls    geirrt   hatten 
die  nach  römischer  Weise  zu  nehmenden  an- 
derthalb  oder  zwei  Drachmen  ein  paar  Stun- 
den zu  früh  nahm  *)  —  In  wie  fern  die  Wirk« 

•)  Das  wechirlnde  Vor-  und  Nacbseuen  der  Anfallt 
Lei  minchnn  Wecbitilfioljcrkrankon  oricbwert  aller» 
dingt  oft  die  lWolgung  der  Hegel,  die  Cbint  es 
einer  ge willen  Zeit  vor  dorn  Auiaüo  xu  geben.  Die' 


—     93     —   • 

knkeit  derselben  China  gäbe  erhöht  oder  ver- 
inde.it  werde,  wenn  sie  statt  yor  dem  Fie- 
ranfalle,  gleich  nach  demselben  genommen 

Kranken  wissen  sieb  sehr  oft,  besondeta  bei  doppelten 
Tertianen,    doppelten   oder   dreifachen   Quartanen, 
niebt  «urecht  zu  finden  ;  der  Arzt  mufs  sie  deshalb 
bei  ihren  Rechnungen  unterstützen,   wo  denn  beim 
genaueren  Nachsehen  in  der  Regel    die    scheinbare 
Unregelmässigkeit  der  Eintrittszeiten    verschwindet» 
Eben  ao  ▼erhält  es  sich  häufig    mit  den  von  selbst 
erfolgenden  Paroxysmen  der  Epilepsie,  der  Starraucht 
und  anderer  Nervenkrankheiten.   Giebt  es  überhaupt 
irobl  atypische  intermittirende  Krankheiten,    offen- 
bart sich  nicht  in  allen  der  Rhythmus  des  Lebeos? 
Der  Typus  mancher   Neurosen  ist  freilieb    ao    ver- 
worren, dafs  er  der  gewöhnlichen  Beobachtung  ent- 
geht; dennoch  ist  er  da.     Bei    einem    von  mir  be- 
handelten catäleptischen  Mädchen  kamen  die  Krank- 
-  heitaan  fälle  bald  Morgens,  bal'd  An*»nd6, bald  Nachts; 
die  Kranke  sowohl,    als    ich  und  noch  ein  anderer 
Arat,  waren  vergebens  bemüht,  in  den  Ein  tri  ttsz  eis- 
ten dieser  Anfälle  eine  Regel  aufzufinden.  Während 
•    die  Catalepsie  novh  fortdauerte,    ward    die  Kranke 
sur2  Somnambule.    Vom  Magnctiseur  dazu  aufgefor- 
dert, gab  sie  nun,  in  ihrem  Schlafwachen,  den  bis* 
herigen  und  künftigen  Typna   ihrer  Anfälle   auf  das 
genaueste  an,  ohne  in  ihrer   Angabe   im    mindesten 
zu  irren.     Sie  litt,  wie  sie  jetzt  seihst  nachwies,    an 
einer  doppelten  Reihe  von  Anfällen,  die  sich  unter- 
einander nach  einem  zwar  verwickelten,    doch  aber 
bestimmten  Gesetze  «vermischten,  das  der  .Somnam- 
bule klar  war,  obgleich  es  schwerlich  j  f.  m  arid  ausser 
ihr  entdeckt  baue. 


-     96     _ 

Kranken  in  Lebensgefahr  bringen  etc. 
tiger  ist  aber  die  von  Sydenham  *)  uns  hnfr 
terlassene  Nachricht,  dafs  ein  paar  Fieber 
kranke,  die  nach  damaliger  Sitte  die  Ghmi 
einige  Stunden    vor  Eintritt  des  Paroxysmal 

'genommen  hätten,  von  der  so  gebrauchtet 
China  gestorben  seyen.  Memini  accidisi$, 
tagt  Sydenham;  diese  Fälle  scheinen  al&o  ihn 
selbst  nicht  vorgekommen  zu  seyn,  und  w» 
dürfen  deshalb,  ohne  die  Achtung  gegen'  im 
grofsen  Meister  aufser  Augen  zu  setzen,  wetf 
etwas  an  der  Richtigkeit  der  Thatsache*  zw» 
fein,  da  Mfeder  Frassoni  und  Torti,  welche 
kurz  vor  dem  Fieberanfalle  grolse  Gaben  Gb» 
na,  noch  Cullen,  Hahnemann  und  Tku6j> 
sinL  welche  zu  derselben  Zeit  kleine  Gäben 
nehmen  ließen,  nachtheilige  Wirkungen  von 
ihrem  Verfahren  beobachtet  haben.  Q*  4if 
China,  wie  Condamine  **)  erzählt,  bereit*» 
der   frühem*  Zeit  ihres  Gebrauchs,  von    dtfk 

I  Einwohnern  von  Loxa  verfälscht  ward,  ein 
Betrug,  der  damals,  wo  die  Merkmale  der 
ächten  China  noch   minder   bekannt  waren» 

wüs 

*)   Epist.   responsor.  prima  de  morbis,  epide/tu   Edk\ 
Genep.  p.   ifi7.  ■    •  *r 

**)  Memoire*  dcVAoad,  det  Sciences  de  Paris,  annü 
1733-  p.  333. 


—     97    — ' 

« 

-Wie  späterhin,  leicht  verborgen  bleiben  konn- 
tet so  rührte  der  Tod  der  Ton  Sydenham  er* 
wähnten  Kranken ,  wenn  ander»  das  Faktum 
richtig  ist,  vielleicht  auch  davon  her,  dafs  sie 
e  mit  schädlichen  Zusätzen  verfälschte  Chi« 
genossen  hatten«  Unter  einer  großen 
Menge  von  Fällen,  wo  ich  ein  bis  anderthalb 
Drachmen  China  in  zwei  Dosen  kurz  vor  dem 
Anfalle  nehmen  lieft,  ist  mir  kein  einziger 
vorgekommen,  wo  dies  Verfahren  üble  Fol*- 
gen-  gehabt  hätte.  Nur  ein  paar  zum  Erbre- 
chen geneigte  Personen  brachen  die  auf  sol- 
che Weise  genommene  China  mit  Eintritt  des 
Anfalls  wieder  weg;  behielten  sie  aber,  nach- 
dem ihr  etwas  Zimmt  zugesetzt  worden,  beim 
nächsten  Fieber  bei  sich.  Ein  Wiederausbre- 
dfen  der  China  tritt  jedoch  bekanntlich  zu- 
weilen auch  dann  ein,  wenn  sie  .lange  vor 
dem  Anfalle  genommen  wird»  Niemals  habe 
ich*  wo  ich  nach  Thuessinks  Art  verfuhr,  Ma- 
gendrücken,  Angst  im  Anfalle,  und  Nachkrank- 
heiten des  Fiebers,  daurende  Dispepsie*  Ma- 
gen- oder  Milzanschwellungen  etc*  beobach- 
tet Kein  indicirtes  Arzneimittel  hat  da  üble 
Nebenwirkungen,  wo  wir  es  in  der  Dosis  rei- 
chen, deren  die  Krankheit  bedarf;  und  so  wie 

das  Quecksilber  In  den  Entzündungen,  wo  es 

i 

Joarn*  X1XVJU.  B*  x,  th  G 


-     98     - 

angezeigt  ist,  weder  Salivation  noch  Durd» 
fall  verursacht,  so  wirkt  auch  die  China  d% 
wo  man  keine  gröbere  Dosis  von  ihr  reicht^ 
als  der  kranke  Körper  gerade  bedarf,  nur  heil- 
sam-, Wohl  aber  fragt  sich,  ob  Beschwerde!  |i 
jener  Art  nicht  zuweilen  durch  den  2U  reich- 
lichen, über  das  Bedürfhifs  des  Kranken  hin- 
aus gehenden  Chinagebrauch  erzeugt  werden; 
ob  nicht  so  manches  Böse,  was  der  .Chini 
nachgesagt  wird,  von  dieser  verkehrten  An- 
wendung derselben  herrühre»  Sollte  Quariris, 
Murray^s  und  anderer  Versicherung:  Nullum 
ex  chma  incommodum  oritur,  si  plus,  quam 
opus  est,  assumatur,  auch  so  wahr  seyn,  ab 
sie  zuversichtlich  ist? 

Nicht  einer  der  geringsten  Vorzüge  dtt 

von    Thuessink   wieder,  empfohlenen   Weisen 

die  China  zu  geben,  dürfte  der  seyn,.  dafs.  sie* 

falls  sie  Probe  hält,  dazu  beitragen  wird,  den 

unnützen  Haufen  von  Surrogaten  wieder  in 

verdrängen,  den  man  an  die  Stelle  jenes  nn* 

entbehrlichen  Arzneimittels  setzen  wollte,  und 

der   als  Pseudo-  China   am  Krankenbette  viel 

Uebel  stiftet    Man  surrogire  die  Unzen  Chi« 

na  künftig  mit  Scrupeln  und  Drachmen !    Zu 

dem  Suchen  nach  Surrogaten  veranlagte  doch 


—  99  — 
wohl  weniger  ein  übelrerstandener  Patriotis- 
mus, de*  für  die  Kranken  eben  nicht  sehr 
wohlthatig  ist,  als  der  steigende  Preis  der 
China;  die  Ausgabe  für  ein  paar  Drachmen 
kann  aber  selbst  der  Unbegüterte  noch  be- 
streiten» Bekanntlich  sind  wir  Deutschen  in 
dem  Finden  von  Surrogaten  so  glücklich  ge- 
wesen, dafs  wir,  ohne  Mangel  zu  leiden,  be> 
trächtliche  Quantitäten  davon',  zum  Eintausch 
für  Manches,  was  uns  eben- fehlt,  an  unser* 
Nachbaren  überlassen  konnten,,  falls  diese  an- 
ders zu  solchem  Tausche  Last  hätten  *)•  Nach 
deia,  was  eigene  Versuche  über  die  Arsnei- 
kräfte  unserer  gepriesensten  Surrogate  mich 
lehrten,  kommt  keines  unter  ihnen  der  Chi» 
na  an  Wirksamkeit  gegen  dasjenige  Wechsel- 
fieber, worin  sie,  und  mit  ihr  angeblich  die 
Sippschaft  ihrer  Stellvertreter,  angezeigt  ist, 
nur.  einigermalsen  nahe.-  Die  China  umfabt 
die  ganze  Sphäre  des  reinen,  bald  mehr  rheu- 
matischen, bald  mehr  leicht  gastrischen  Wecb- 

sdüebers;  die  Surrogate  eignen  sich  hingegen 

*  ■        -  ■ 

•)  Vielleicht  machten  auch  ander«  deateche  China- 
•urrogate,  gleich  der  Rofakastanienrinde,  welch« 
jetzt,  nachdem  sie  hei  übt  nie  grofse  Dinge  hat 
tbun  wollen,  in  Frankreich  su  Ehren  kommt,  ihr 
Gluck. im  Auslände«  » 

G  % 


—    ioo    — 

nur  fdr  einzelne  Theile  dieser  Sphäre,  nur 
für  leichtere  Grade'  jenes  Fiebers.  Vielleicht 
lielse  sich  auch  von  ihnen  ein  bestimmter 
heilsamer  Gebrauch  im  Wechselfieber  machen) 
wären  wir  nur :  bekannt  mit  der  besonderen 
Modification  des  Fiebers,  der  dieses  oder* je- 
nes Surrogat  zusagt;  das  wird  uns  jedoch  bei 
der  allgemeinen  Empfehlung  derselben  nicht 
gesagt.  Aber  eben  deshalb  ist  das  Verord- 
nen* Ton  Chinasurrogaten  bis  jetzt  nur  ein 
blofses  Experimentiren,  am  Krankenbette;  zu-  ; 
weilen  hilft  awareihes  oder  das  ändere;  ver- 
sucht man  das  wirksame  dann  in  einem  an- 
deren Falle  wieder,  so  hat  es  seine  Kraft  ver-  ' 
loren*  Während  des  -Experimentirens  verliert 
der  Kranke  Geld  und  Zeit,    und  er  erhohlt 

sich  nur  um  so  schwerer;  je  länger  «ein  Fie-  1 

i 

ber  gedauert  hat,  Oft  mufs  der  Arzt,  nach 
dem  vergeblichen  l  Versuche  mehrerer  Surro- 
gate* zuletzt  doch  zur  China  greifet,  so  daüs 
dann  also  der  Kranke  die  Surrogate  und  das 
surrogirte  Mittel  obendrein  bezahlen  mufs. 
Heilt  aber  auch  ein  Surrogat  einen  Wechsel- 
fieberkranken,  so  geschieht  das  doch  niemals 
so  schnell,  wie  beim  rechten  Gebrauch  der 
China ;  für  die  erwerbende  Klasse  ist  <  aber 
auch   jede   müßige  Stunde   ein  Geldverlust 


V  • 


Damm  aejr  die  China  von  A^erztm  und  Kran« 
ten  in  alle  Wege  gepriesen!  *) 

Gebührt  nun  gleich,  wie  ea  mir  scheint? 
icr  nach  Thuessinks  Weise  gegebenen  China, 
da  wo  China  angezeigt  ist,  der  Vorzug  vor 
dien  andern  Anwendungsarten  dieses  Mittelt 
and  vor  allen  Surrogaten  desselben,  ao  bin 
ich  doch  weit  entfernt,  die  China  oder  jene 
Gebrauchsweise  derselben  zu  einem  Univer- 
udmittel  gegen  das  Wechselfieber  erheben  xu 

•  * 

*)  Vom  Arsenik ,  den  man  doch  wohl  nur  uneigent« 
lieh  ein  Chinasurrogat  nennen  wurde,  ist  in  dem 
obigen 'nicht  die  Rede;  China  und  er  lassen' sich 
nicht  gut  unter  einander  vergleichen,  weil  jedta 
von  ihnen  seinen  besondern  Wirkungskreis  «u  ha« 
ben  scheint,  — -  Noch  unwirksamer,  als  Caffee, 
Mandeln,  Fieberklee  etc.,  die  doch  zuweilen  ein 
•  Fieber -heilen    (von    der  Rinde    des  Tulpenbaums) 

\  und  der  Granaten  habe  ich  dies  nie  gesehen),  fand 
ich   die   gepriesene  Spinnwebe;    sie   war    durchaus 

•  ohne  allen  Einflufs  auf  das  Fieber.  Mehr  als  eini» 
ge  Gran  derselben  (nach  der  englischen  Vorschrift: 
dreimal  fünf}  habe  ich'  jedoch  keinem  Kranken  ge« 
geben;  vielleicht  liefae  sich  mit  gröfsern  Gaben  mehr 
ausrichten.  Da  aber  (wie  Darwin  im  hot%  gqrden 
I,  394  erzählt)  Spinnewebe,  wie  rohe  Seide  (die 
.  eich  also  vielleicht,  wo  jene  nicht  irisch  *u  haben 
■  ist,  ala  Fiebermittel  gebrauchen  ljefse),  innerlich 
genommen,  sehr  krank  machen  soll,  so  habe  ich  ea 

.  .nicht  gewagt,  'eine  gröfsere  Dosis,  ala  die  rorge« 
sehriebene,  daron  zu  geben.   '       "A   ■-  ■ 


—       IOÄ       — . 

wollen;    Wie  die  entzündliche,   die  ausg 
det  gastrische  Form  dieser  Krankheit  ganz  afr|* 
dere  Mittel,  als  China,  fordern,  bewährte  sieb 
auch  hier;  in  jener  Form  zeigte  sich  der  to*|k 
Marcus  empfohlene   Tart.  depurat. ,    wie  ii|& 
dieser,  unter   anderen    das  Extr.   GratioU» 
yorzüglich  wirksam.     Dann  giebt  es   gewiue 
inveterirte  Quartanen,  bei  welchen  der  Unter- 
leib  der   Kranken   hart,    gespannt,    zuweilen' 
schmerzhaft,  die  Zunge  rein,  die  Verdauung 
ungestört  und  kein  anderes  Zeichen  von  Was- 
sersucht zugegen  ist;  die  als  Tertianen  anfan- 
gen, dann  in  Quartanen  übergehen,  ausblei- 
ben,  nach  einiget  Zeit  wieder  erscheinen  und 
so  Jahre  lang  fortdauern,   ohne  dafs  der  Ge- 
brauch von  China,  auf  welche  Weise  man  ihn 
auch  versuche,   sie  zu  heilen  im  Stande  say« 
Solche  Quartanen  waren  die,  welche  in  der 
oben  erwähnten  Gemeine  herrschten,  wo  un- 
ter 226    Wechselfieberkranken  ig3   an  Quar- 
tanen litten.    Der  mit  diesen  letzteren  käm- 
pfende Arzt  ward  durch  dieselben  nur  zu  oft 
an  dasjenige  erinnert,  was  bereits  Sydenham 
über  die  von  ihm  in  den  Jahren  1 661  — 1664 
beobachteten  viertägigen  Fieber  sagte:  „Quar* 
eanarum  quod  attinet  curationemy  nemo  est, 
opiaor ,  in  hac  arte  vel  med^ocrüer  versa- 


—    io3    — 

Dlt  qui  n*maty  quam  per  um  voiii  rttpon* 
taai  mathodi  isla*  omnes,  quaa  huio  ma* 
'ioorum  opprobrio  eluatido  haettnm  detti- 
mntur%  si  corticem  parttvianum  excipiamut, 
ui  tarnen  induems  Mtopius  irnpetrat  morbof 
\umm  aundem  debollat. ;  cum  pouquam  ad 
aptimanas  duas  v«l  tros  dtluuprit*  magno 
um  aegri  amolumento,  qui  ab  illo  mala 
tuliatus  paululum  t'runrim  rc$piraty  mox  da 
ovo  racrudascanss  haud  segniux  quam  prius 
toauit;  atqufi  tu  plurimum,  quotiaicunquo 
\amum  raprtamr  //lud  medicameneum,  non 
ui  longa  tnmporis  tractu  tjpugnaiur." 
)aa  aum  magno  atgri  emolumenio  war  hier 
d  der  Regel  nicht  der  Fall,  und  auch  dio 
Mlirnialigo  Wiederholung  der  China  bei  meli- 
eren Krankon  für   die  Tilgung   dea  Fiebera 

on  keinem  Nutzen  *). 

i  ... 

•)  Hr.  Dr,  A'/urjü  vwnlifiU  unmrn  atifilchtigtn  Dank 
für  dUio  Ktitinimiitg  \\m\  lUitutigiing  dar  MntltotU 
mein**  if»(ilii  lim  I'riniiicl«*,  <lra  würdigan  l'rol«M0r 
7%§tßjnink  *u  (iruiiingnii.  Nur'  b«imnrkn  ich  liitr 
noch  in  Absinkt  «1«*r  lU«idiva,  «UI«  mir  di#  Vorhu- 
lung  Uti*nlb«n  uutl  tlU  völlig»  Auiroitmig  <U«  lpin- 
bor  karikier*  in  Ii4itiiii<.kigait  l'ullnn,  dadurch  «in 
bnat«n  «aliiugim  iit,  (UI*  ich  einigt*  Monat«  laug 
uglkh  <a  Dracluntf«  ChifMfralvar  trab  man  traft. 
<    >  d,  II. 


I  •     !• 


* 

—    io4 


IV. 

1  Historische   Uebersicht 

i  über 

die  Fortschritte   der  Medizin 

in  England 

rem  Juli  bis  December  J8*a» 

Von 

R  o  7  s  t  o  n,    *) 

■ 

üb  ersetzt 
Ton 

Dr,    E,    Osann, 

■  Atsittirendem  Arzt  de*  Poliklinischen  Initituta  xn  Berlin, 


The  variable  composuion  of  maiCs  bodjr,  hath  mada 
H  an  Instrument  easjr  to  dlsiemper,  and,  tkertfore,  tke 
poeu  did  weil  to  conjoih  nuuic  and  medicine  in  4poU 
lo,  because  the  office  of  medicine  is  but  to  tttne  ihe 
ikis  curious  harp  of  maus  bodjr,  and reduce  it  to  härm 
mony."  n-  Be}co,  .. 


s 


eit  der  Bekanntmachung  pnsers  letzten  Be- 
richtes erhielt  die  Chemie  durch  den  ersten 
Band  von  Humphrey  Davys  Elementen,  eine 
neue  Ausgabe  von  Murrays  Chemie  und  durch 

•)  London  medicai  and  physical  Journal  No.  167.  i8i3* 
Der  frühere  Bericht  vom  Jahr  1807  wurde  schon  in 
dieser  Zeitschrift  mlfgetBeilt,  Bd.  32.  St.  5. 


r. 


—    io5    — 

fiele  analytische»  und  synthetische*  tob  fran- 
zösischen Scheidektinstlern  angestellte  Ver- 
suche eine  grofse  Bereicherung.  Wir  geden- 
ken  von  den  letztern  nur  der  Untersuchung'  ^ 
einer  fossil vegetabeln ,  dem  Bernstein  ähnli- 
chen Substanz  von  Destouches,  der  Analyse 
des  Urins  von  dem  Vogel  Straub  von  Vau- 
(fuelin  und  Fourcroy,  des  rosenrothen  in  ei- 
nigen Fiebern  im  Urin  abgesetzten  Bodensat- 
zes von  Vauquelin*  der  wäßrigen  Feuchtig- 
keit der  Hirnhölen  von  Haldat  und  eines 
Versuches  des  Letztern,  Blut  zu  bereiten,  oder 
vielmehr  der  Zusammensetzung  einer  dem 
Blute  von  Thieren  sehr  ähnlichen  Flüssigkeit. 
Ueber  Zoochemie  erschien  nichts,  was  so  sorg- 
sam ausgearbeitet  und  befriediget  hätte,  als 
die  chemischen  Untersuchungen  über  Blut  und 
einige  andere  animalische  Flüssigkeiten  von 
Brande,  welche  ausführlich  schon  in  Nr.  165» 
dieser  Zeitschrift  angezeigt  wurden. 

Von  den  neuen  Entdeckungen,  welcher 
in  diesem  letzten  halben  Jahre  die  Chemie 
siqh  zu  erfreuen  hatte,  erwähnen  wir  vorzüg- 
lich der  eines  neuen  und  untrüglichen  Rea- 
gens des  Arseniks  ypn  Mr.  Hume  zu  Long 
Acre.  Schon  im  Jahr  1809  hatte  er  das  Glück 
diese  Entdeckung  zu  machen,  und  brachte  im 


—     io6    — . 

Philo sophicaV  Magazine  zur   Kenntnifs    dm 
Publikums ,    daü   die  Verbindung   des  Silben 
mit  dem  Arseqik.  ein  sicheres  Mittel  darbiete 
durch  ersteres  auch  die  unbedeutendsten  Thet 
le  dieses  in  girier  Auflösung  befindlichen  Mi- 
nerals zu  erkennen.      Im    Mai  und   October 
1S10  bemerkte  Mr.  Harne  von  neuem  in  un- 
serm  Journal  die  Wirksamkeit  dieses  Reagens; 
doch  scheint  alles  die$  nicht  gehörig  beachtet 
worden  zu  seyn ,    da   die  Verfasser   der  Ab- 
handlung in  dem  zweiten  Bande  der  Medice* 
Chirurgical  Transactions  of  tfie  medico-chi* 
rurgieul  Society  of  London,  welcher  im  An- 
fang des  Jahres  18*2  erschien,  hei  der  Erzäh- 
lung  einer  Arsenikvergiftung   sich    das    Ver- 
dienst einer  solchen  Entdeckung  zuzueignen 
scheinen,  wenigstens  mit  gröfster  Genauigkeit 
die  Anwendung  und  eine    gründliche  Erklä- 
rung desselben  mittheilen  *).    Im  Gefühl  der 

*)  Im  Monat  Februar  hatte  Hr.  Roget  an  einem  jun- 
gen Mädchen  von  neunzehn  Jahren,  welche  absicht- 
lich sechzig   Gran   weiften   Arsenik   auf  Butterbrot! 

1 

gestreut,  verschlu  kt  hatte,  Gelegenheit  eine  solch* 
Vergütung  zu  beobachten.  *  Die  ausführliche  Ge- 
schichte dieser  Unglücklichen,  welche  jedqch  noch 
geiettet  wurde,  wurde  in  dem  genannten  Werks 
S.  i65  abgedruckt,  so  wie  die  mit  Dr.  'Marcet  an* 
gestellten  analytischen  Versucher  mit  mehrern  fle» 
agenüen ,  um  in   denf  ausgebrochen*«.  Flüssigkeit« 


—    107    ~* 
Krediten,  aber  dadurch  beeinträchtigten  An-» 
>rüche  auf  die  Entdeckung  und  die  vollstän-» 
ige  Mittheilung  der  dabei  zu  beobachtenden 

auch   die  kleinsten  Theile  von  Arsenik  zu  entdek- 
ken.    Nachdem  mit  Kupfervitriol,  mit  Schwefelgas 
geschwängertem  Wasser  und  mehreren  anderen  Ex- 
perimenten gemacht  worden  Ovaren,  welche  in  der 
Flüssigkeit  keinen  Arsenik  anzeigten,  ging  man  zu  dem 
Salpetersäuren  Silber  über.     Man  läfst,  sagt  Hr.  Bö- 
get, die  Flüssigkeit,    welche' Arseniktheile  enthalten 
aoU*  filtriren,  und  diese  mit  der  Spitze  einer  Glas- 
röhre» welche  mit  einer  Auflösung  von'  reinem  Am- 
■  xnonium  befeuchtet  ist,   und  einer  zweiten,  welche 
-   mit  einer.  Auflösung  von  salpetersaurem  Silber   an- 
gefeuchtet  ist»   in  Berührung  bringen.     Enthält  die 
Flüssigkeit  auch  nur  den  kleinsten  Theil  von  Arse^ 
nik,  so  entsteht  in   dem  Augenblick  der  Berührung 
eine  glänzend  gelbe,    in   das  orange  spielende  Far- 
be« und  fällt  als  Niederschlag   zu  Boden.     Da  die- 
ser Niederschlag  sich  in    Ammonium  auflösen  läfft, 
eo  hüte  man  sich,  nicht  zu  viel   davon   zuzusetzen. 
Setzt  man  successiv  Ammonium   und   sslpetersaures 
Silber  zu  destillirtem  Wasser ,   so  erfolgt  kein  Nie- 
derschlag.    Fowlers  Arseniksolution   giebt  auch  ei- 
nen gelben  Niederschlag,  welcher  dem  des  weifsen 

Arsenik  ähnlich  ist,    doch    unterscheidet   sich  eine 

* 

Auflösung  der  .Arseniksäure  durch  einen  ziegelro* 
then  Niederschlag.  Die  fixen  Alkalien  statt  Ammo- 
nium gebraucht,  bewirken  auch  ejn  gelbes  Präcipi- 
tat,  doch  sind  die  Resultate  derselben  weniger  be- 
istimmt, da  in  diesem  Verhältniu),  das  salpetersaure 
Silber  dadurch  leicht  zersetzt  wird.  Die  vergleichen- 
den Versuche  mit  denselben  Reagentien,  nämlich  Am- 
monium und  salpetersaurem  Silber,  und  Flüssigkei- 


Handelsweise,  sucht  'Mr.  Hume  in  zwei  in, 
dem  vorhergebenden  Journal  abgedrucktes 
Abhandlungen  dieselben  in  Hinsicht  des  Be> 

keiten,  welche  Zink,  Eisen,  Kupfer,  Merkur  oder 
Blei    enthalten,    angestellt,    liefern   Erscheinungen, 
welche  sich  wesentlich   von  denen  mit  Arsenik  un- 
terscheiden, und  «eigen,  dafs  letzteres  Metall  leicht 
aus   Flüssigkeiten,    wenn    sie   gleich   die  genannten 
andern  auch  enthalten,  ausgeschieden  werden  kann. 
Blei-   oder  Kupfersalze    mit    einer  Arseniksolution 
vermischt,  bewirken  keinen  Unterschied  ia?  den  Re- 
sultaten.    Mit    einer  Auflösung  des  Sublimate  giebt 
Ammonium    einen    weifsen    Niederschlag,    ist    aber 
Arsenik  in  derselben  enthalten,    und   setzt  man  aal« 
petersaures  Silber  zu,  so  wird  er  sogleich  gelb  gefiirbt. 
Die  Gegenwart  von  schwefelsaurem  Eisen  schwächt 
ebenfalls  keinesweges   die  Wirksamkeit  dieser  zwei 
Reagentien;    ein  Gleiches  gilt  von  schwefelsaurem 
Zink,  nur  braucht  man  dann  mehr  Ammonium,  um 
die  Schwefelsaure  zuvor  zu   sättigen,    doch  ist  dies 
geschehen   und   der   Zink  niedergeschlagen,    so   er»  ' 
zeugt  der  Zusatz  von  salpetersaurem  Silber  -äugen» 
blick  lieh   die 'gelbe   eigentbümliche  Farbe,    wie  in 
den  übrigen  Fällen,"  —    Um  zu  erfahren,    welche 
kleine  Quantität  des  Arseniks   durch   diese  Reagen* 
tien  sich  ausmitteln  lasse,   wurde  ein  Gran  weifsef 
Arsenik    in    einer    bestimmten    Menge'  destill irtem  - 
Wasser   aufgelöset,    und   man  fand,    dafs  von  den 
ö5,oposten.  Theil   eines  Grans  Arsenik  mittelst  die- 
•er  Reagentien  ein   glänzend    gelber   Niederschlag 
erfolgte.     Verdünnte  man  die  Flüssigkeit  noch  mehr, 
ao  gab  noch   der  5o>oooste  Theil  einte  Grans  eine 
deutliche  gelbe  Farbe.    Bei  noch  gxöfserer  Verdun- 


•—    log    — 

ahmen*  '«des  Dr.  Marcet  und  flöget  zu  ver- 
teidigen» Da  es  erwiesen  ist,  dafs  Mr.  Hume 
hon  im  Jahr  1809  diese  Entdeckung  bekannt 

iiiliig  verschwand  allmählig  die  bestimmte  gelbe 
Farbe,  und  der  Niederschlag  erschien  lichtblau, 
selbst  bei  dem  2^0, 000s ten  Theil  eines  Grans  von 
Arsenik.  — 

jiiexander  Maren  setzte  diese  angefangene  Unter«* 
snchungen  noch  weiter  fort, 'und  t heilte  die  Resul- 
tate derselben  durch  eine  Vorlesung  am  2?sten  De- 
cembrv    18*3    der  Medizinisch  -  Chirurgischen  Ge- 
'  asllscbuft  zu  London  mir.     (Med.   Chirurg.    Trans» 
att;  of  tne  Med.  Chirurg.   Socirtjr  of  Lontlon.   Fol* 
III*'  S.  342.)     Gegen   die  Einwürfe  des  Hrn.  Syht* 
"    Her  sM  Durby   (  On  metallic  Polsdns   in  Nicholson'* 
-  ■  Jourmtl  fbr'  Dccember  181a.  Vol.  XXXI II  pag,  3o6.) 
bestätigt    derselbe    die   Richtigkeit    dieses   Reagens 
Tand  fugt   folgende   dem    gelben  Niederschlage    ei- 
gentümliche Erscheinungen  hinzu.    Hat  man  das«« 
selbe   mit   destillirtem  Wasser  ausgewaschen,    und 
liüst  es  in  einem  offenen  Gefafs  stehen,  so  nimmt 
es  allmahlig   eine  braune   Farbe  an,    doch  es  wird 
k '  nicht,  wie  salpetersaures   Silber,  schwarz.     Es  löset 
sich  leicht  in  verdünnter  Salpetersäure  auf;  ein  zu- 
gesetzter Ueberschufs  von  Ammonium  in  dem  Au« 
genbück  der  Entstehung  desselben  löset  es  auf,  hat 
man  es   aber  ausgeschieden   getrocknet,    so   ist   es 
nicht  mehr  merklich   lösbar  in  Ammonium.    Setzt 
man  einen  kleinen  Theil  dieses  Niederschlages  auf 
siner  Plarinaplatte  der  Hitze  einer  Lampe  aus,    %o 
steigt    ein  weifierj  Rauch   empor  und  metallischet 
Silber  bleibt  am  Piatina  zurück«   Deutlicher  erfolgt 
■och  diese  Reduktion  des  Silbers  in  Gestalt  eines 


—      HO      — 

* 

machte,  und  eine  zweite  Darstellung  deeiet 
ben  im  Jahr  1810  gab,  ao  können  die  Anfor- 
derungen des  Dr.  Mareen  welcher  dieses  Re- 
agens erst  im  Jahr  181 2  durch  den  Druck 
mittheilte,  nur  unzulänglich  seyn.  Das  Publi- 
kum ist  jedoch  Dr.  Marcet  für  die  Bekanntma« 

Kugel ch'ens,    wenn    man    etwas  Kohle    damit  ve> 
mischt  und  eines  Löth röhret  «ich  dazu  bedient  hat. 
Wird   der   gelbe  Niederschlag   in    ein  Rohr   einge- 
schlossen,    der  Hitze   einer    Lampe  auageift.'st«  to 
schiefst  der  weifte  Rauch   an   der  -kalten  Seite  des- 
selben in  kleinen  achteckigen  Kryst Allen  von  Arse- 
niksäure an.     Hr.  Marcet  folgert  hieraus»    dal*  die* 
ser  Niederschlag  eine  Verbindung   der  Arseniktattie 
mit  Silber,  oder  arseniksaurcs  Silber  ist,  und  glaubt 
dafs  bei  der  Bildung  desselben,  eine  doppelte  Zar* 
Setzung   und  eine  Verbindung  statt  findet,  na  ml  ich 
arseniksaures  Silber  als  unauflöslicher  Bodentate,  und 
salpetersaures.»   auilösliches  in    der  übrigen   Flüssig- 
keit enthaltenes  Ammonium.     Der  Zusatz  von  Am* 
rnonium   wird   nöthig,    da    die  Arseniksaure   alleht 
nicht   salpetersaures    Silber    zersetsen   kann,    daher 
auch  in  Fowlcr's  Solution,  in  welcher  Arsenik  schon 
mit  einem  Alkali  verbunden  ist,  die  Zersetzung  oh- 
ne einen   Zusats  von  Ammonium  erfolgt.    Dr.  Ao- 
get  warnt,  nicht  zu  viel  Ammonium  zuzusetzen,  da» 
mit  nicht  dadurch   das   schon  sich  bildende  Präci- 
pitat  von  neuem  aufgelöset  wird.  —   Die  von  Um. 
Hunte  ausführlich  später  mitgetheilte  Nachricht  von 
dem  Gebrauch  dieses  Reagens  befindet  sich  im  £on- 
äon  mcdical  Journal.  Vol.  XX F.  I IL  S.  366. 

Anmerkv  d.  .{Jebera. 


*—   *l  1 1    -■• 

I  drang  einer  SO  gehaltvollen  Erfahrung,  und  fiir 
1  den  daraus  hervorgehenden  Streit,  welcher 
|  das  Ganze  deutlicher  und  verständlicher  macht, 
i    Dank  schuldig. 

Für  Botanik,  Materia  medica  und  Phar- 
macie  war  gegenwärtiger  Zeitraum  wenig  er* 
giebig.  Der  erste  Band  der  Flora  Vir ginicm 
«schien  in  America  von  Dr.  Barton,  ein  viel* 
versprechendes  Werk,  über  einen  Gegenstand) 
welcher  eine  un ermüdete  Geduld,  wie  den  grofs^' 
ten  Scharfsinn  erfordert  und  mit  Hecht  ver* 
dient.  In  England  erschien  eine  medizinische 
Botanik  in  vier  starken  Octav-  Bänden  von 
■  Dr.  Stokes,  nur  ein  einfaches  Verzeichnifs  von 
Pflanzen,  welches  sehr  nützlich  seyn  mag,  aber 

-  im  Ganzen  wenig  Interesse  gewährt.  —    Wir 

-  geben  zu  dem  Abschnitt  von   der  Pharmacie 
i    über,   und  berühren    einige  in  französischen 

-  Blättern  gefundene  Beobachtungen,  obschon 
*  sie  von   geringem  Gehalt  sind;    nämlich   ein 

Verfahren,  um  reine  Essigsäure  zu  bereiten, 
von  Mr.  Lartigue,  Pharmaceuten  zu  Bour-^ 
deauxj  die  Bereitung  der  in  Teutschland  be- 
kannten englischen  Pfeffermünzkuchelchen,  ei- 
nes ätherischen  Kampher wassers  *) ,  d^erEisen- 

-  '•)  Dieses  Eau  eiherie  camphrec  ist  hell  wie  destillirtet 
Wasser,  und  hat  den  Geruch  und  Geschmack  von 
Campher  und  Aether,  und  verbindet  sich  leicht  mit 


I 

kugeln  von  Mr.  Restat  und  einiger  mageö- 
stärkenden  Pillen  (pilules  digestives)  Von  Mr» 
Bouriat,  welche  eine  so.  aufserordendicbe 
(Wirkung  besitzen  sollen,  dafs  man  dieselben 
füglich  mit  der  eines  jeden  Arkanum  verglei- 
chen könnte* 

Da  eine  Vervollkommnung  der  Elementar* 
theile,  so  wie  der  Hilfswissenschaften  der  Me* 
dizin,  als  die  sicherste  Basis  einer  vollende» 
ten  Theorie  und  glücklichen  Praxis  angese- 
hen werden  mufs,  so  machen  wir  es  uns  zur 

besondern   Pflicht,   die   Thatsachen  sorgfältig 

0 
aufzuzeichnen,    welche  zu  diesem  Theile  un*  . 

seres  Berichtes  gehören,    und  sie  zugleich  so 
ausführlich   zu   liefern,    da£s   die  Leser  selbst 
Ton   den    Verbesserungen    und   Fortschritten 
derselben* am  besten  urtheilen,  und  besonde^ . 
re  Entdeckungen  oder  neue  Handlungsweisen, 
in -der  praktischen  Medizin  in  Gebrauch   zie- 
hen können.      Wird   es    gleich   nicht  immer    t 
möglich  seyn,  alle  halbe  Jahr  in  dieser  Hin« 
sieht  viel  neues  und  interessantes  vorzulegen, 
so  glauben  wir  doch  jetzt  eine  unverkennbar 
fortschreitende 'Verbesserung  der  praktischen* 

Me- 

sndenl  deatillirtem  Wa««er  oder  Syrup;  jede  Unze 
enthalt  acht  Gran  Campher  und  achtzehn  bis  zwan* 
»ig  Aeihtt* 


—     Il5     — 

r 

MUtt  und  Chirurgie  sieht  Bbenehen  tu 
ferfen,  und  auf  eine  weit  gröbere  Einfach- 
st, welche  die  Kumt  der  Vollkommenheit 
bon  ungleich  näher  bringt,  aufmerksam  ma- 
ton  txc  müssen. 

* 

Ein  karakteriatiachea  Wahrzeichen  dieaer 
Nehmenden  Verbeaaerung  der  Kunst,  ist  die 
Igemeine  Abnahme  der  reisenden  Methode 
kflebern  und  der  dagegen  häufige  Gebrauch 
Oft  kühlenden  Ausleerungamitteln,  vorzüglich 
tayansen  und  Hlutentriehungen,  nebit  der 
karen  Anwendung  von  kalter  Luft  und  kei- 
ft Begleitungen.  Am  auffallendsten  bemerk« 
l  man  dies  in  der  Behandlung  des  Typhus, 
lll  Mr«  Pigott  in  einer  Abhandlung  in  Nr. 
b,  unserer  Zeitschrift  gründlich  dargethan 
t  Die  dort  mitgetheilten  Pille  von  Typhus 
Igen,  wie  weit  man  in  dem  Gebrauch  der 
Tgirmittel  gehen,  und  welchen  Erfolg  man 
n  denselben  erwarten  kann. 

Mit  gleich  trefflicher  Wirkung  wurden 
I  endern  Ausleerungsmiitel,  vorzüglich  Ador- 
se  in  einer  Krankheit  angewendet,  welche 
in  Mäher  für  unheilbar  hielt.  Wenn  wir 
oh  «weifein,  ob  kühne  Bluten  tri  eh  an  gen 
rfcliche  Rabies  eanina  auch  dann  noch  ge» 
1t  haben,  als  schon  wahre  Wasserscheu  aua» 
!•«».  xxxvw,  *.  i,  st.  H 


-    n4  - 

gebrochen  war,  so  laut  sich  doch  nicht 
neu,  dafs  wohl  Grund  genug  zu  diesem 
gjurche{i  Heilverfahren  vorhanden  war« 
Kinglpke  hat  uns  eben  mit  einigen  geistt 
len  Beobachtungen  über  die  Verwarn 
zwischen  Gastritis  x\Xi<i  Hydrophobie  h< 
un4  die  Wahrscheinlichkeit  des  guten 
dargethan,  welcher  sich  von  der  Anweni 
des  Aderlasses  in  beiden  Krankheiten  erwähl 
ten  läfst,  während  Dr.  Tytler  zu  CaZcqOfr! 
die  Geschichte  einer  Hydrophobie  bekamt 
machte*  welche  vollkommen  durch  dieses  Mifc* 
tel  geheilt  wurde.  Mit  ähnlichem  Glück  bc^ 
handelte  Dr.  Shoolbred  in  Indien  einen  fa- 
dem Fall  durch  starke  Blutentziehung^n«.^} 
Wir  ergreifen  mit  Begierde  in  einer  Krai^ 
heit,  in  welcher  bisher  auch  alle  erpreß 
ten  Heilmittel  scheiterten,  jede*  wenn r 49^) 
$och  nicht  evident  bewiesene  VerheU^tu^ 
und  fühlen  uns  von  der  Verzweiflung  an  Qp 
nem  glücklichen  Heilverfahren  zu  schönen 
Erwartungen  hingezogen.  Es  sey  fern,  Jue* 
durch  fernere  Versuche  unterdrücken  zu  waU 

■  ■  ■ 

len*  $ber  bemerkt  zu  werden  verdient  es,  daft 
una  noch  hierzu  ein  überzeugender  Beweis 
fehlt.  Die  glücklicheHeilung ,  weicheunter  des 
Leitung  des  Dr.  Tymon  erfolgte,  war  schwer- 


V 


|B|  die  einer  wahren  Hydrophobie.  Man  letzte 
k  diesem  Falle  die  Blutentziehung  so  lange 
ort,  bis  man  ai*  jedem  Arm  den  Pub  nur 
»ch  gaiiz  schwach  fühlen  konnte,  und  dann, 
urden  Opium,  Merkurialeinreibungen  und 
laseppflaster  in  Gebrauch  gezogen,  Dies 
rieht  natürlich  nicht  bloa  für  die  Heilkraft 
•  Aderlässen*,  und  es  bleibt,  auch  aügege-» 
p,  daüs  die  behandelte  Krankheit  wirkliche 
rdrophobie  war,  immer  noch  ungewiß,  oh 
?  Heilung  durch  die  andern  angewandten 
ttel,  oder  allein  durch  das  jnstituirte  Adeis 
*ea  erfolgte,  oder  durch  das.  glückliche, 
nm  gleich  zufallige   Zusammentreffen  aller 

nanntet*   Mittel,     Döfch  was   auch   hiervon 

i 

k  Wahre  sey,  jeder  praktische  Arzt;  whni 
ae  Zweifel  nach  dieser  kurzen  Darstellung 
%ew  Mittel  Aufmerksamkeit  und  Zutrauen 

ie$keq,  dasselbe  aber  immer  noch  aU.eixv 

* 

ur  zweideutiges  Mittel  betrachten«  ..Man 
Ja  hedauern,  da(s  bei  der  von  Dr,  Pitikdrti 
Nr.  166.  dieser  Zeitschrift  so  trefflich  mit- 
keilten  Beobachtung  einer  Wasserscheu,  die 
men  Aderlässe  nicht  früher  empfohlen  wor^ 

i  waren* 

■»  • . 

(Der  Beschluß*  folgt.) 

Ha 


—    »i7    — 

l  Stichen  collegta)  lachen  Gedanken  verkebis  dar  Aeu- 
•m  deutlichsten,  da  bei  den  eintretenden  neuen  und 
rheerenden  epidemischen  Krankheiten  nur  durch  Mi t- 
rilung  vielieitiger  Beobachtungen  und  Ansichten  der 
fetige  Karakter  und  die  Heilart  derselben  auegemittelt 
kd  festgesetzt  werden  konnten ,  Schmerzhaft  betrauert 
i*  Gesellschaft  den  Verlust  von  vier  ihrer  würdigsten 
Ctglieder,  die  sümmtlich  als  Opfer  ihrer  edlen  Anstren- 
ge* durch  die  Kriegspest  fielen ;  des  Prof.  Rcil,  des- 
b  Verlust  zugleich  ein  unersetzlicher  Verlust  für  dae 
sich  der  Wissenschaft  und  dpa  Geistes  ist»  der  Prof, 
r^P^gttJser%  Hock  und  Flemming,  welche  sä  mm  dich  * " 
r  die  Menschheit  und  die  Kunst  schon  viel  geleistet 
ttsn,  und  in  der  schönen  Blüthe  ihres  Lebens,  in  der 
!  der  Tod  wegraffte,  noch  so  viel  versprachen.  Wäh* 
id  der  Abwesenheit  des  Directors,  welcher  der  Kö- 
(liehen  Familie'  nach  Schlesien  gefolgt  war,  führte  Hr, 
theimeratb  hetm  den  Voreits»  . 

Die  Versammlungen  waren  folgendes 

Den  8*  Jan.  Zum  Director  wurde  für  dieses  Jahr 
Staatsrath  Hafeland  wieder  erwählt,  zum  Censor  der 
ifimerath  Heim.  Das  Protokoll  der  Arbeiten  des 
gern  Jahres  wurde  von  dem  D.  Osann  verlesen. 
ranf  die  Beobachtung  eines  Kranken ,  welcher  ale 
»•  eines  unzeitig  supprimirten  venerischen  Uebels, 
r.atwei  Jahre  an  chronischer  Kolik  mit  Diarrhöe  mit 
eimiebtem  und  polypösen  Abgang  gelitten  haue,  di* 
tigsten  Mittel  vergebens  gebraucht  hatte,  und  zuUtzt 
&  den  vitalen  Magnetismus  allein  geheilt  werden 
,  eo  dafs  er  jetzt  gehörige  und  ficculentp  Stühle 
m  alle  Schmerzen  hat.     Das  merkwürdige  war,  dafe 

Magnetisation  durch  einen  gan«  unbefangenen 
i    unerfahrnen,   ja    den   Magnetismus  nur   aus  Be- 


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-*u»      .  v'P"-  t.  ••.-  Uff».       J.C2-      •LJ;..._ 

'■^»«    .■>**-.     *.**.     ä«*r.     *vt..  ü-   aer    ^or,*sr:i. . 
•  ■•  -r;f-.     »■       ■trr.-r     i.r>;-.r.it     £t::ct.:.. 

«..  -  •  *s-       '■:*        -      i.*-    ..  -;:'     ;:  ,:o:     ;?      rc:. 


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*■■'«■       '.      -'     .•:.■.■»-       V/r    Tis  *•  i'.'t*  «■  i^r'.   ur. .' *fiüL 
'■■-*'      •'  *      *';     '- .     *-*•  /»-'ici      ""C. '.  .  ■„  ■■  S3*:.       I>« ■    .T"V£Xlf 

«■■'--  ■■■    '    •.  ■-«.     ■    .    .Ti     L.<::    -    u:..    *  .:rr* rxr.'.trsi 

-    -        «../      «;...f/..-.    ''.i.-.-     .,«.'      T-fllfj#rr;ff~--   L*Vi=ia      tili;    <Hp 

Jf'.v^..    *?»     j',.t.   .!•/   r.i...   ^     ltfif:    v\  ö^i-.-raiiiiir     zitTtfiiaE 


^    W  ^>»i^.^:ii>    *-..id    i«-    Jou«iu)    vollständig  init£«ihsik 


—     .121      — 

japd  häufig  als  Handelsartikel  Mi  um  kommenden  fein 
»filterten  China,  welche  oft  mit  Co«.  Hippocaatani 
maischt  ist,  von  dar  ächten  mit,  woran  dat  sichern« 
Jr,  diu  du  Decoct  der  unverfälschten  viel  heller  alt 
pat  der  verfälschten  ist;  ferner  die  Bereitung  des  Va- 
■ttUeatyrups,  sweier  Arcanen  gegen  die  Krätze,  wovon 
^Iss  eine  in  Waschen  mit  Arsen ikauflösung,  das  andere 
-lak  vsrdunnter  Schwefelsäure  besteht;  und  Versuche 
Jsk  der  N*x  I'omicu,  woraus  sich  ergab,  dafa  eine  Zie- 
ls Drachmen,  eine  Henne  3(?o  Gran  ohne  Nachtheil 
f,  Hunde  von  10  —  60  Gran,  ein  Frosch  von  3 
geiudtet  wurden.  —  Die  Konstitution  noch  ner- 
^•s  inflammatorisch  —  lirustaftcktionen.  Durchfalle» 
•Wütige  Durchfälle,  doch  keine  wirkliche  Ruhr  — 
fiühe  Fieber. 

Den  15.  Ocr.     Die  Sitzung  wurde  blos  mit  Discus- 
itoatn  über  die  herrschenden  Krankheiten   ausgefüllt. 

*  Den' 93.  Oct.  Hr.  Reg.  Chir.  Völker  las  über  die 
MpendiÖKSte  und  am  wenigsten  kostspielige  Einrieb- 
■Ig  eines  chirurgischen  Feldetuis,  für  die  jetsigen  Zei- 
n  sehr  passcn<l.  Hin  solches  Etui,  welches  alle  nöthi- 
m  Inatrumente  enthalt,  kostet  bei  dem  Instrumenten- 
acher  Hrn.  Lutter  (Krauttustrafse  Nr.  20.)  nicht  mehr 

•  fl6  Rthlr. ,  int  1/)  Zoll  lang  und  4  Zoll  dick,  und 
legt  nicht  mehr  als  10  Pfund.  —  Die  Konstitution 
(igt  sich  mehr  zur  rheumatischen  — -  Katarrhalische 
Tekcionen,  Diarrhöen,  Rheumatismen  häufig. 

Den  f).  Niv.  Hr.  Dr.  Hauk  I heilte  Erfahrungen 
er  Imperjio  und  Heiropenh  uteri  mit.  Die  leutere 
irde  erat  nach  dreimaligen  mit  vielen  Schwierigkeiten 
rbnndenen  Versuchen  gehoben  und  die  Kranke  geret- 
U  —  Hr.  HR  Bremer  *«igte  awei  Kugcrlzangen ,  von 
m.  Mechaniciis  llaillif  gefertigt  vor.  —  Die  Gesell- 
halt hatte  heute  das  Vergnügen,  Hrn.  HB.  Krtyfiifr 
n'bmedikus.  und  Hrn.  D.  Hob*rw*lnt  Leibthiiurgua 
Jonra.  XXXVIIF.  B.  1.  8t.  I 


n<»n  -nri  ?m«»m  Teiimiün  SoeicheLiliilk.  Nicn  5  TVtjpff 
■r*r  ^r  orseirelir.  \S*r  »*  bli ab  noch  -ein  Jahr  lug 
I-fei«#rt»ir  vr  jsruTtmp.  rocfcner  Ünscen.  ina  Ata  HtUK 
^Un     am    -np.   —     i\  r-rwr ratio xl    iLdSflioe« 

.T«f  "JJrrh^iiiiTur    i«r  »-»nöarbir^naea     ber    isa    «tit  btfi^ 

s#*i'^Tir*n     7trJ*r«  :■"*«.      f-ir.s    >?ite     leiLirr   ^uagefuUb 

I«%    vftr/1    :•:?■/:?    .ij»  *i::.*Äi;.-.ir    '.sr  Z.-rn-rsxuea   »nxiclri»1 

♦*n  .     mI«    :i«      jrzr  i*rFfr!-..»r.:.a    rvr:i.uaer::ieRU»  einen 

■■n-r-l-r     -r.rn"nrI".rSi#r    AüTtkUr      :üC*.       US      iß     iORlUjffl* 

Jal,  :;.-fpnrr.:^::ngcn      r.    u-     -rstea    r^^en*    sCÜMft 

r»   ">*«firr.rr.rpT|  "'".ilrh    iiucrriMne.     lorr*    ist  .  mmex  uifr 

".V*"  -  M*'  >r.  .ii.rrctb  »traf  .«^tc  nn  üudk 
"nn  *«*  '  '-<■■#!  •  »#/////.-  -ori  ^iiipm  .'Juan  "oji  ji  iaftp 
7i»ii  »iit  »;n*«r  -ür  uh.':»».«  1 1 1  i-r  ranz  intjewiiiniiLUffli 
v^-rt.'.rhornnw  -^r.  —  Jir.  D.  ■/:*:/>.  2Ui.  Ulm»  '9111 
•^ir..<-i«  .  hffiiti*  .Fitfr.^*atiri?  It'mernanijen  iupt  tiff  5r 
^itiV.ivM.4  »n.f.*itii«rMi>iit  it%  -v-.rt  iiu  jw  tt»n  Ami  «in  hmv* 
^'■"'•H  *  i»  tn"n  ii»:  —«nnr:»riinn  KranüiieiL  unl  (Bit 
4  •*  •■<*■$!»»»  -r.rv**»iiinn  }r.r;i»t  iiu.  —  Zia  ^Lamämtiaa 
4i  **«»'.■**»«   •<»•»   T.*  i»n.i**i  ■■*»«•  nehmen,    su» 

e**+v   '.•'.>■*.*'  **.  -:«..••■„•:.  »ir    i:.*  *r  wLjht   itHiäiin&r» 
?«r  i%*r-*      •'■•  *v »    ,n    -"rtiTA'i   Vf.- «•.!.-.■»   *rtJ2.i^3  j£  .    ht& 


M*  ^»V*f/*l*f  ^•*f*n'?*f  K. w#*#*.  ?  Vit.kh  esi&raiea;  aber 
rf?»  T#V«»<iN*Mfi  itft't,  y,  *t  mtzn  nachher.  —  KEenmf 
t)»»i)!»  Hf.  OVIft  /T /*/>"» 7*  «Tjf  dem  Journal  dm 
rhti'mitfl***  9  d'f  Vfft9fubn4aa£«sekfaen  der  auf  Eng- 
land 


ien  find  dabei   gtr  kein  bedenkliches  Symptom.  -~ 
irlachfieber  käufig. 

Den  17.  Dec.  Hr.  OMR.  Khproch  eine  Analyse 
Jamespulver,  aus  wehber  erhellt,  dafs  es  eine  Mi« 
ng  von  gleichen  Theilen  Hirschhorn  "und  Spiels* 
soxyd  (das  ehemalige  nur  völlig  von  fremdem  An« 
[  befreite  jintimonium  diaphoreticum)  sey,  folglich 
keineswegee  unwirksames  Mittel.  —  Ferner  einig« 
esische  Arzneimittel  nebst  dem  dazu  gehörigen  ein- 
leben Rezepten,  und  endlich  Stücke  von  der  wahren 
falschen  (in  ihren  Wirkungen  gefährlichen)  Angin 
urtnds  rar  Vergleichung.  —  Konstitution  dieselbe, 

VesM  Methode  chronische  Rheumatismen  zu  hellen* 

I  besteht  in  Reizung  der  Transpiration  durch  Muskel' 
Igung  mit  vermehrter  wärmerer  Bekleidung.  Der 
fasser  dieser  Geschichte  litt  mehrere  Jahre  an  den 
igsten  chronischen  Rheumatismen  und  vorzüglich 
ler  Form,  welche  man  Ischiadik  nennt. 
Ich  kleidete  mich,  erzählt  der  Verfasser,  in  eine 
»ige  Menge  Flanell,  und  nahm  mir  vor  so  weit  als 
konnte  zu  gehen.  Mit  der  größten  Schwierigkeit 
1  ich  eine  halbe  Meile  zurück,  und  der  Schmerz, 
hen  ich  dabei  empfand,  unterstützte  sehr  die  Wir« 
\  der  Bewegung,  die  Transpiration  zu  befördern, 
inem  profufsen  Schweifs  kehrte  ich  nach  Hause  zu- 
9,  rieb  mich  am  Feuer  trocken  und  legte  mich  zu 
Nach  einer  Stunde  stand  ich  wieder  auf,  fühlte 
1  tehr  ermüdet,  aber  doch  nicht  in  anderer  Hin« 
schlechter.  Acht  und  vierzig  Stunden  darauf  wie- 
alte ich  diese  Art  von  Bewegung,  und  fand,  dafs 
ane  Meile  mit  derselben  Leichtigkeit,  gehen  konn- 


te,  mit  welcher  ich  am  enten  Tage  nur  eine  halbe  s>| 
rückgelegt  hatte.      Meine|  Empfindungen    itn  '  Allgemein 
nen  waten  dieselben  wie  jene,    alt   aber  die  Ermüdi 
nachliefe,  glaubte  ich  au  h  eine  Verminderung  dar  rl 
malischen  Schmerzen  wahrzunehmen •     Drei  Tage  nie 
her  machte  ich  den  dritten  Spaziergang  und  weiter  ab] 
früher,    hatte  eine  weit  bessere  Nacht  darauf,    weaigsij 
durch  Schmerzen  unterbrochen,  wie  ich  mich  kainer  U 
achtzehn  Monaten  zu  erfreuen   hatte.     Jeder   folgend* 
Spazirrgang  Verminderte  meine  Schmerzen,  und  ich  kua 
mit  Gcwifsheit  behaupten,    dafs  nach  dem  secheten  icfcj 
so  von  allen  Schmerzen  befreit  war,  wie  nie  früher  ii! 
meinem  ganzen  Leben.     Das  einzige   was  zurück  blieb, 
wie  ich  mich  entsinne,   war  eine  Lähmung,    nichts  all' 
eine    Schwäche     des    linken    Fufses     und    ein    kleine} 
Gefühl  von  Betäubung  dem   iachiadischen  Nerven  eat> 
lang.    Bei  meinen  Spaziergängen  hatte  ich  mich  jede^ 
zeit  auf  folgende  Weise  gekleidet:  unmittelbar  auf  mei- 
ner Haut  trug  ich  Strümpfe,    Unterbeinkleider  und  eis 
Hemd   von  wollenem  Zeug,    über   diesen  zwei  btt  drei 
üanellene  Beinkleider,  zwei   bis  drei  flaaellene  Weites 
und  meine  Hüften   und  Lenden  umgürtete   ich    mit  ei* 
11  em  sechs  Ellen  langeil    Stück  Flanell,    obschon  durch 
die  Beinkleider  und   Westen   der  Flanell    achtfach  an 
der  obern  Stelle  des  Schmerzes  und  des  Ursprung*  des 
ifchiadisclien   Nerven  war;    über   alles   dieses   trug  ich 
noch  warme Pantalons  und  einen  grofsenKock.  Gehe  ich 
ein  oder  zwei  (englische) Meilen  mehr  oder  weniger,  nach 
der  Wärme  des  Tages,   so  bekomme  ich  einen  proraüses 
Schweifs.     Ich  habe  nicht  bemerkt,  dafs  die  Menge  der 
^Transpiration  einen  Ein  flu fs   auf  die  Wirksamkeit  die- 
ses Mittels  gehabt  hat.     Ich  glaube,  dafs  ein«  vernrehr- 
te  Thätigkeit  in  allen  Systemen  des  Körpers  die  Haupt« 
Ursache  dieses  günstigen  Erfolges  war,  und  daher  horte 
cih  dann  auch -auf,  alt  ich  glaubte,   diese  Thätigkeit  er«1 


— *     i*5    — 

HR  *m  \*x~*  Der  Z<r«k  ^zrde  r&ILifcammes  durch 
ic  «Wb  bw^ÄiS««  *t*r  wirne  Klfi^-ia^  bei  mü*i{ 
maa  \T«Esr  ud  Äarek  «it»  ein  bi*  rwi  aleUeu 
reite  Gebest  "i  U"**».  Wesa  der  Körper  •<>  im  Beze- 
ug feters  wc^a  wer,  heb  sxh  4er  PaU  bis  co  und 
to  ScfcigB  «ei  w:ri*  t*V.  nr.d  srark,  < *!arCe*  new 
mathmd  «/  i-emc-rtrt:  ix  CsW»*f  Jt«wajsr«fifr»  i*  Jfcii  o 
liri'grr-?  T~*x*-?\    c  '*  ffcr  mid.zmS  and  **»>»*£.  &>cu.\ 


Anzeige  an  die  Herren  Mitarbeiter. 

Dnrcfc  den  Krieg  ist  anch  die  Versendung  der  Ho* 
in   der  0»?ennesse   I6i5   wnmcjiieh    cesnacht 
Sie  werden  caher   luiieich   für  das  Jahr  ($(2 
■Mr~iftl3L    «■    der  Of lernest«    diese«  Jahre«  berichtiget 

ah. 


Aßt  diesem,  Stücke  des  Journals  wird  aas*rge&*n* 

Bibliothek  der  praetischen  Heilkunde.    Em 
und  dreißigster  Band.    Erstes  Stück* 

Inhalt, 

d.  Gm  Richter  Specirlie  Therapie,  nach  den  hixter* 
lästerten  Papiere.*  des  fersio-btmn  ^Lehrer  der  .1/«*- 
disim  und  C*tirM*gie  su  Gv^ingra),  herausgegeben  ron 
/>.  G.  A.  Richter.  Frster  Band.  E'Sfe  +4bt'ieUnt:fi 
■  acuter  Krankheiten.  Zweiter  Band.  ZtveLe  jfl*:hei- 
Immg  acuter  Krankheiten,  gr.  5.  herum  in  der  JXieoiOi- 
schen  Buchhandlung.    i5l3. 

Die  noch  fehlenden  Stucke  sollen  in  den  nächsten  Mo- 
naten nachgeliefert  werden. 


Inhalt. 

I>  Das  Element  des  Wassers  als  Heilmittel,  beton« 
dexa  sein  innerer  Gebrauch  beim  Wahnsinn» 
Von  Dr.  Hufeland*.      ,  ,        .         ,        . .       Seit* t 

II.  Auswahl  einiger  merkwürdigen  Fälle,  welche  im 

König),  klinischen  Institute  der  Universität  an 
Königsberg  beobachtet  sind»  Von  Wilh»  Remer, 
Prof.  zu  Königsberg.  ♦    *.*•.       »         —  I 

I.   Zerreifsung    des  Herzens  von  innerer  Ursa- 
che. .         .         .         .    '    »        .        .        —  fl 
/*.  Merkwürdige  Desorganisation  der  Eingewei- 
de  des  Unterleibes  bei   einem  Hydrope  ova- 
rii.         *•  •         *        *.»        •        •        * ■• " 
3»  Tumor  cysticua  von    besonderer  Grö&e  an 

den  Genitalien»       .  .         •         »         —3 

4*  Sphacelue  spontaneus   an  den  Fingern*        -±\ 
5*  Fqlgen  des  Bisses  einer  giftigen  Schlange.  —  4 

6.  Ansteckung  zweier  Menschen  durch  den  Milz- 
brand» •  »  •   '      »         .         *         —  fi 

7.  Sonderbare    Hautkrankheit,    wahrscheinlich 
venerischen  Ursprunges.  .         *  .      .        —6 

III.  Ueber  die  beste  Art,  die  China  im  Wechselfie- 
ber zu  geben.  Von  Dt.  Nasse,  Arzt  zu  Biele- 
feld  '       -7 

IV.  Historische  Uebersicht  über  die  Fortschritte  der 
Medicin  in  England  vom  Juli  bis  Decemb.  J812. 
Von  Rojeston.  .  »  *         •        —  IC 

y.  Kurze  Nachrichten  und  Auszüge. 

I.  Arbeiten  der  Medizinisch  -  Chirurgischen  Ge- 
sellschaft zu  Berlin  im  Jahr  i8i3*        •    ,     —II 
s.  Neue    Methode    chronische    Rheumatismen 
zu  heilen«       ,         -         .         •        *  —  I! 

Anzeige  an  die  Herren  Mitarbeiter  des  Iournals  und 
der  Bibliothek.        •  .       .«        .       —  11 


Journal 

d«r 

ractischen   Heilkunde 

hfcrauig«g«b«n 

TOB 

C.   W.     H  u  f  e  1  a  n  d, 

MnlgL  Prtub.  8uater«th,  hirttr  de»  rotlnta  Adler* 

)rd«Of  dritter  Kiene,  wirkl.  Leib«r«t,  Pi ofeeior  der 

Medicin  «u  Berlin  etc. 

und 

■ 

K.     H  i  m  1  y, 

htlmor  der  Medicia  iu  Göttlngen,  Direktor 
des  klioiichea  laidtuu  ttc» 


Or*u,  Freund,  in  mll*  Theorie, 
Doch  grün  «f«#  Lebern  goldner  Baum» 

Qöthe. 


IL  Stück.  Februar. 
ii  ■  • 

Berlin  i8*4. 
h  ConunUiion  de?  ReaJechul- Buchhandlung. 


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I- 

Dritter  Jahresbericht 

des 

Königl.    Poliklinischen    Instituts 

der  Universität  zu  Berlin 

vom  Jahre  1812 

rom 

Herausgeber. 


E 


s  wurden  in  diesem  Jahr  im  Poliklinischen 
Institut  behandelt:  i$i5  Kranke.  Von  diesen 
mirden  geheilt:  748,  starben  4^9  9°  wurden 
andern  Anstalten  abgegeben,  weggeblieben 
1789  *44  *"><!  noch  in  der  ,Kur.  Es  starb 
iko  der  29s  te,  und,  wenn  wir  die  Augen- 
branken abrechnen,  der  i8te. 

In  diesem  Jahre  wurden  56  junge  Aerate 
unterrichtet,  und  42  von  diesen  nahmen  thä- 
tigen  Antheil  an  der  Behandlung  der  Kranken* 

Ihre  Namen  folgen :  D.  Tesmer,  D.  Sachs, 
D.  Badowicz,  D.  Ziuerland,  D.  Jung, 
D,  Grahn,  D.  Suffert  aus  Preüfsen,  D.  Husson 
and  Dr.  Bugaysky  aus  O  est  reich,  D.  Isavri- 

Jtttr*.  XXIY1U.  0.  a.  Sc.  A  Qk 


-     4     - 

des  aus  Griechenland,  D.  Fehr  aus  der  Schweif- 
D.  Schmidt  aus  Thüringen,  D.  Frick  und 
D.  JFbwe  aus  Westpnalen ,  D.  Haak  un4 
D.  Äe/w  aus  Pommern,  D.  Brückner  aus 
Mecklenburg,  D.  Schulze,  Meier,  Kose,  Mdssa- 
lin,  Joachimi,  Henoch,  Ludwig  aus  Preufsen, 
Schwarz  aus  der  Schweiz ,  Bärkmanru  -aus 
Rufsland,  Thalke,  TVaubke,  Hertel  aus  Poiri- 
mern,  Hellriegel  und  Hornung  aus  Sachsen, 
Thaer  aus  Hannover. 

Den  Sekretariats -Geschäften  standen  tot 
die  Hrn.  D.  Pr^olf  aus  Anhalt,  D.FVeifs  aus  Sach- 
sen, D.  Friedländer,  Küster  und  Michaelis  aus 
Preufsen*  D.  Bringolf  und  ilo/zr  aus  der  Schweiz, 
Gerike  aus  Hamburg,  Kolle  aus  Bayreuth, 
'Teller  aus  Sachsen*  Hufeland  aus  Thüringen* 

Die  beiden  Herrn  Assistenten  Hr.  D.  Osann 
und  Unger  besorgten  mit  ihrem  gewohnten 
Eifer  und  Geschicklichkeit  ihre  Geschäfte,  und 
hatten  wesentlichen  Antheil  nicht  blos  an  dem 
glücklichen  Erfolg  der  Heilungen,  sondern 
auch  an  dem  Belehrenden  des  Instituts  für  die 
Studirenden.  *) 

•)  Auch  jwufs  ich  bemerken,  da£i  fast  die  ganse*  Ausar- 
beitung dieses  Beri' htes  und  die  Sammlung  der  einzel- 
nen Tbatsacben  aus  den  Krankenbüchern  der  Anstalt, 
das  Werk  des  D.  Osann  ist,  da  mich  meine  Entferv 
nunc  das  .ganze  verflossene  Jabr  hindnrck  daran  y*t* 
binderte.  d.  H. 


—      5      — 

i 

In  den  Monaten  Julius  und  August,  wo 
durch  anhaltende  Hitze  ein  asthenischer  Ka- 
«akter  hervorgerufen  wurde,  hatten  wir  meh- 
rere sporadische  Nervenfieber  zu  behandeln. 
Ihr  Hauptkarakter  war  gastrisch ,  biliös  oder 
katarhalisch,  seltener  entzündlich^,  und  beinah 
alle  Kranke  hatten  sich  einer  schnellen  Gene- 
sung zu  erfreuen. 

Bei   einer    jungen    Frau   von  vj  Jahren, 
welche  durch  heftige  Gemüthsbewegungen  und 
Erkältungen  sich   ein  febr.   nervös,   irriiabil. 
zugezogen  hatte,    ging  dem  Ausbruch  dieses 
Rebers  eine  entzündliche  Kolik  voraus,  wel» 
die  durch  örtliche  Blutentziehungen  nur  ge~ 
hoben  werden  konnte;    und  als  die  Kranke 
durch  eine  Erkältung  ein  Recidiv   des  Ner- 
▼enfiebers  bekam,    begann  auch  dieses  Red-» 
&?  mit  einer  ähnlichen  Kolik,   welche  eine 
gleiche   Behandlung   nothwendig   machte.   — 
Brechmittel,  Salmiak,  Valeriana-»  China,  Arni- 
ka, Katoipfer,  Galomel,  Wein  und  Naphthen, 
und  äufserlich  Eisumschläge,  Vesikatorien,  Si- 
napismen,  versagten  auch  hier  ihre  heilbrin- 
genden Kräfte  nicht: 

Gegen  Ende  des  Jahres  1812  fingen  von 
neuem  durch  die  aus  Rufsland  zurückkehren- 
den Flüchtlinge  verbreitet,  sehr  bosatrige  Ner- 


—      6      — 


ter  in  den  ersten  3  Mouta  des  Jähret 
in  eine  secx  geiäiiiicae  Epidemie  ai 
deren  l^nfrig  gedaent  weiden  wird« 

Von  55  Wecktet  fieber- Kranken 
in  diesem   Jahr  2 5   vollkommen  geheilt, 
bei  einfachen  Fiebern  durch  bloLsen  Gl 
des  Salmiaks.    Die  China  factitia  in  D< 
oder  noch  wirksam»  in  Pulver,   aber  imi 
mit  einem  aromatischen  Zusatz  begleitet, 
•tätigte  von  neuem  die  schon  früher  geruhifrlt^ 
te  Heilkraft  derselben,  und  nur  bei  hartnitu 
kigen  Febr.  inttrmiueni.  quortonis  nahm  nue  « 
zu  der   China  vera,    in  Substanz   mit  CqH*\\ 
Cinnamom.  und  Wein  gereicht,  seine  Zuflod& 
Die    ursächlichen   sie   hervorbringenden  Mo- 
mente waren  meist   in    der  Atmosphäre  ge- 
gründet; bei  einigen  jedoch  erschien  Febrit 
intermütens  nach  glücklich  überstandenet  -Sji- 
teritisy   gewissermaßen  als  Krise.    Ein  junget 
Mädchen,  welches  schon  lange  an  einer  chro- 
nischen Leberentzündung  mit  Icterus  und  Fe- 
bris  intermiuens  gelitten,    wurde  nach    dem 
Gebrauch  des  Galomel  und  Extr.  Chelidonii 
vorzüglich   gebessert,    doch   unterbrach    eine 
Reise  die  fernere,  ohne  Zweifel  glückliche  Be- 
handlung.    Auch    mehrmalige    Recidive    des 


am  Yentanx  n*mo&.    xae  Knmfce  etato* 


idm  Fiebe»,  ak  an  V«ÜRam  d«r  O*. 


gutartigen  Kärgster,  dock 
Ute  et  auch  niete  an  Ausnahmen.  Ein  Kind 
an  i£  Jahren,  an  Durchbrach  der  Zahne  lei- 
«od,  früher  schon  sehr  krAnklicbi  wurde  rom 
jcbatlach  befallen.     Das  Exanthem  kam  nicht 
ra    einem  gleichförmigen    allgemeinen   Ans» 
brach,  die  Angina  war  sehr  bedeutend»   und 
es  bildete  sich  bald  eine  Metastase  nach  dem 
Hirn,  es  entstand  Hydrops  Cerebri,  und  das 
Kind,  bei  welchem  alle  die  kräftigsten  Mittel» 
Moschus,  Campher,  Wein  u.  dergh  nicht  ge- 
spart wurden,  starb  als  ein  Opfer  dieses  heim* 
tückischen    Exanthems.      Bei    einem    andern 
Kinde   gesellte  sich    zu   dem   Scharlach   oirif* 
heftige  Pneumonie,   welche   aber  durch  rem 
antiphlogistische  Behandlung  gänxlidi    grhnili 
wurde.      Muffig   warmen,   ruhigen   Vorhaltfii 
und   gelinden  Oiapnoicis   wichen  die  MaiPttr 
schnell,  nnr  zwei  Fälle  boten  sich  unserer  IIa 


* 


—      8      — 

Handlung  dar,  wo  sie  sehr  gefährlich  wurden.  |i 
Im  ersten  Fälle  bei  einem  8  jährigen  Kinds 
schien  sich  nach  dem  Gehirn  eine  Metasta- 
se zu  entwickeln ;  der  Ausschlag  erschiet 
unvollkommen,  es  entstand  Sopor,  verbündet  |Ie 
mit  Krämpfen,  Zähneknirschen,  wechselnd  mit 
ungewöhnlicher  Lebhaftigkeit  u.  s.  w. ;  Cam- 
pher, Zink  und  Galomel,  und  äufserlich  Bis* 
senpflaster,  auch  später  ein  Deco  et  von  Leri» 
stic  mit  Valeriana  und  Spirit.  nitric.  aetben 
verhütete  diese,  Gefahr  drohende  Richtung  der 
Krankheit,  und  schieden  das  Exanthem  thefli 
durch  starke  Schweifse,  theils  durch  sehr  ko- 
pföse  Urinausleerungeta.  Bei  einem  zweites 
Kinde,  einem  7  jährigen  sehr  vollblütigen  Kna- 
ben, gesellte  sich  zu  den  Masern  eine  sehr 
heftige  Pleuritis,  welche  aber  glüddich  durah 
Blutigel,  Nitrum  und  Galomel  gehoben  wurde 

Dysenterien  kamen  in   diesem  Jahre  nie 
vor,  leicht  zu  heilende  Diarrhöen  häufig. 

An  Entzündungen  der  Lungen  und  des 
Brustfelles  wurden  im  Ganzen  So  Kranke 
behandelt,  zwei  starben  hieran  und  die  übrigen 
genasen  schnell  nach  einer  antiphlogistisch- 
«  antirheumatischen  Behandlung.  Wenige,  bei 
welchen  das  Leiden  der  Brust  sympathisch  war 
und  durch  gastrische  Uneinigkeiten  in  den  er- 


s  W^n  bermwiiifen  wurdo,  wurden 
nell  durah  HrMtntiiipli  NaJmimK  und  Ab» 
rungon  ftpbpilti  Itt  dienen  füllen  fehlt*  der 
y^»  «Miend»  Ni'httiei * ,  flmUw  Pretzien» 
i  1'titftefc  imil  die  Symptome  von  0**trit4l« 
tt  waren  iinvetkeunlMr, 
An  KniPNh*  wnrtlptt  vl^r  Km««ki»  »uffle« 

fttlft0»l    Mhit   flPb»»l|,       AllUe*1     den    H^ltfift   flP* 

MttM  MHi<|ililii^UiUi«liifit  Milien  wurden  die 
ifikm  »ein1  edpmhtert  durah  (^M|iIhah^m 

d  #rweb'hpudp  kmth|ifriilleu»|p  HMjpr.   Itaii 

t  ifl  iH^n  lallen  4(>  hellftflfiie  Aderlfdii  war 
Ifcftt  btrf  ApItpitlbAr  M<ltWftl<liPftl  PuU  »hu»  ll  dl* 

ihigkeit  der  tMutiPt  refft  fjtttUp  lliu«ili»lilem« 
UHU  ttfld  den  Alt^pttipiiipii  /fiuttnd  Her  Hbri* 
■  Krttfte  Itidiitlt i,   lr<iti  pituiflp«  »unke*  In  «eh 

t  dl«  J|*ft»P  hiJiukheJl  lind  iuftt<hte  iIIp  Wie* 

rholtlfiff   ||PMPII(PM    llftfWHklfli    IMtd    flfM   *!«*- 

A  OtbrNueh  vom  Nlinutt  und  i iidtiiuel  «Jier- 
Miff, 

Wie  !Hii»flli*fMl  de*,  flefllhl  vnn  ßfidker 
gemeine*  Mtihwftehe  *eyf  wm  dergleichen 
Anke»  v<ir*llglJt<h  Nti  l'neMimmien  leidende, 
t  bAben,  KPi^rp»  mehrere  H|inhfti>liiHtijt{Pfi. 
ne  Kt*u  v«n  jj/j  Jahren,  welehe  nehmt  «elf 
ifgen  TAflpji  *n  einer  heftigen  Hnftiindunj! 
ff  bunten  Ulf 9  und   Über  eine  t<t  urnfoe 


—        IO       — * 

Schwäche  klagte,  dafii  sie  kaum  aufrecht 
zen  konnte,  einen  sehr  schnellen  und 
Puls,  verbunden  mit  groüer  Oppression 
Brust  hatte,  und  da  man  die  Krankheit 
Typhus  hielt,  mit  Naphtha  bisher  b 
delt  hatte,  konnte  nur  durch  zwei  sehr  sutl-^ 
ke,  binnen  24  Stunden  instituirte  Adedifrli 
se  gerettet  werden.  Die  Kranke  fühlte  ttkl* 
nach  denselben  gestärkt,  und  Calomel,  Senepl^ 
und  Blasenpflaster  stellten  sie  in  kurzer  Zdtlfc 
vollkommen  her.  —  Eine  5o  jährige  Fm,!^ 
welche  immer  in  sehr  kümmerlichen  und  drfik- H 
kenden  Verhältnissen  früher  gelebt  hatte,  wur- 
de plötzlich  von  einer  heftigen  Leberentsüo- 
dung  befallen,  und  alle  innerlich  und  äufser- 
lich  angewandten  Mittel  waren  umsonst;  dsr 
Verlauf  der  ganzen  Krankheit  war  so  rapid, 
dafs  es  schien,  als  sey  der  plötzliche  Tod 
schon  durch  die  früheren  häuslichen  Leiden 
der  Frau  längst  vorbereitet  gewesen  9  und 
gegenwärtige  Krankheit  nur  als  gelegentli- 
che Ursache  des  Ausbruches  desselben  zu  be- 
trachten. 

Dafs  bei  Verhärtungen  der  Leber,  mit 
periodischem  Icterus  verbunden,  oft  chronische 
Entzündung  dieses  Organs  fortdauert,  davon 
überzeugten  uns  zwei  Kranke y  bei  welchen  die- 


)ß  Erscheinungen  nach  einer  akuten  Jieberent- 
||lBclnng  erfolgt  waren ;  beide  Kranke  wurden 
•doch  durch  bittere  au  Hülsende  JKxtracte,  vor- 
fttfglich  Urtn  Chdidonii,  Ca/omet,  DigUati* 
§mA  Afjum  Jsauro-Cerau  wieder  hergestellt 
■—  Ein  47  jähriger  Kutscher  f  welcher  schon 
fot  einigen  Jahren  eine  Hhnlinhe  Krankheit 
phabt  au  haben  vorgab,  erhielt,  naeih  anhal- 
Moden  starken  körperlichen  Anstrengungen, 
roraUglioh  Erschütterung  beim  Fahren,  eine 
Splenüis,  nulscr  grobem  «Schwindel,  Hrustbe- 
kUmmurg,  ~  einen  beständigen  dumpfen,  bei 
luberer  Berührung  tunehmenden  tirJmiera  in 
den  linken  \\y  pochoudrien,  beträchtliche  Taub- 
heit  des  linken  »Schenkels,  einen  kleinen  und 
harten  Pult,  beständige  Uebelkelt  und  Fomi- 
tUi  crutntn*.  Kr  genas  in  kuraer  Zeit  nach 
JnstJtuirten  Venswectioneh  und  kühlenden  an- 
tiphlogistischen Miitc*ln. 

An  (larditis  wurde  ein  vollblütige!  Mäd- 
chen von  %h  Jahren  behandelt,  welche  schon 
früher  von  demselben  Institute  von  einer  /Veu- 
riii*  war  geheilt  worden.  Unordentlicher  Mo- 
natsflufs  und  eine  sehr  heilige  Erkältung  der 
Fülse  konnten  als  Ursachen  der  neuen  Krank- 
heit betrachtet  werden.  Die  Krankheit  hegnnn 
mit  einem  solchen  Ungestüm,   dal's  nmn  sich 


—     IÄ     •*■ 

t 

Anfangs  schon  keine   vollkommene  Wied 
Herstellung  der  Kranken  versprechen  ko 
Der    Puls    war    von    ungemeiner    Frequ 
Weichheit  und  Ungleichheit,  der  Durst  b 
pend,  ein  stechender  Schmerz  in  der  Gegi 
des  Herzens  ohne  Nachlafs,  der  Athem  km 
und  ängstlich;    sie  konnte  nur  aufrecht  nni 
nach  vorn  gekehrt  sitzen,    und    hatte  Öftqp. 
Anwandlungen  von  Ohnmächten,    Trotz  mehr3 
rerer    sehr  reichlichen  Aderlässe,-    welche  n. 
den  ersten  24  Stunden  instituirt  wurden,  Hai- 
der andern  in  sehr  starken  Dosen  g£reichtaA  ] 
antiphlogistischen  Mittel,  hinterließ»   die  EnS>. 
zündung   eine   Desorganisation    des  Herzens, 
welche  später  Ascites  und  Hydrothorax  -und 
zuletzt  den  Tod  herbeizog.    Bei  der  Obduk- 
tion fand   man  das  Pericardium  mit  zehn  bjs 
zwölf   Unzen    Wasser    angefüllt ,    das    rechts 
Atrium  cordis  um  das  Vierfache,  den  ^echten 
Ventrikel  um  das  Doppelte  erweitert,  die  VdU 
vulae  mitrales  hart  und  an  mehreren  Stellen 
verknöchert;    alle   übrigen  Eingeweide  waren 
gesund,    nur  enthielt  das   Cavum  abdominh  • 
gegen  ein  Pfund  Wasser«      Nach  gehobener 
Carditis  litt  die  Kranke  nie  an  periodischen 
krampfhaften  Brustbeschwerden,    sondern  xan 
einer  beständig  dauernden,  unbeschreiblichen 


—     13     — 

igst,  Orthopnoe,  kurzem  Husten,  Schmerzen 
der  Gegend  des  Herzens  und  heftigen  Pal* 
tttionen. 

Die  Zahl  der  behandelten  Nervenkran- 
n  war  grob*  ilnd  gewährte  in  so  fern  eine 
«ue  Bestätigung  der  Behauptung,  dab  an  See- 
ilten  und  in  großen  Städten  diese  Krank- 
itsklasse  sich  am  häufigsten  vorfindet.  Die 
jnehn  blos  am  Magenkrampf  leidenden 
anken  boten  uns  Gelegenheit  dar  zu  beob- 
tten*  Ton  welchen  verschiedenartigen  Ursa- 
en  diese  Krankheit  oft  entsteht*  und  wel- 
e  verschiedenartige  Behandlung  sie  eben  des« 
»gen  fodett;  oft  war  er  rein  nervöser  Art* 
M  Symptom  der  Hysterie,  und  dann  leiste- 
s  Magisterium  Bismuti*  OL  Cafe puc,  Es* 
Ut  Gasforei  und  versüfste  Säuren  die  be- 
ll Dienste ,  oft  erregten  ihn  Gichtmet  asta- 
i  oder  organische  Fehler,  oft  blofse  Blut- 
igestionen, anomale  Hämorrhoiden;  immer 
gten  sich  jedoch  äufsere .  krampfstillende 
ttel  sehr  wirksam.  —  An  Katalepsie  lit- 
i  zwei  Kranke.  Dfcr  eine  davon  ein  junger 
inn  von  ig  Jahren,  sehr  hektisch  gebauet, 
d  früher  schon  an  Brustbeschwerden  lei- 
ad,  bekam  unregelmäfsige  Anfälle  von  Ka- 
epsie;  die  Ursache  der  Krankheit  liefs  sich 


-    14    - 

nicht   bestimmt  nachweisen,    doch  schien, 
nicht  unwahrscheinlich,  dafs  ein  grofser  Schreck 
und   früher    vielleicht    Ausschweifungen    dat 
Grund  dazu  gelegt  hatten.     Durch  den  anhal- 
tenden Gebrauch  der  Zinkblumen  verschwand 
den  die  katalep tischen  Zufälle  zwar,  dach  <&•  f1 
bisher   reine   Nervenkrankheit    ging    in    eins 
Krankheit  der  Reproduktion   über;    er  vezfol 
in  eine  Abzehrung  und  eilt  jetzt  als  Lungen- 
süchtiger  seinem  nahen  Tode  entgegen*     Bei 
einer  zweiten  vierzehn  Jahr  alten,  sehr  voll- 
blütigen Kranken,    war    die  Katalepsie   nach 
Zurücktritt  einer  Flechte  zwar  entstanden,  dock 
schien  sie  zugleich  noch  Entwickelungskrank- 
heit  zu  seyn.     Alle  bisher  gebrauchten  Mittel 
schienen  die  Katalepsie  mehr  in  Epilepsie  n 
verändern,  die  Congestionen  von  dem  Kopf 
mehr    nach  dem    Unterleib    zu   leiten,    und 
es  steht  zu  erwarten,  dafs  der  Durchbrach  der 
bisher  noch    nie  gehabten  Menstruation    der 
Krankheit  eine  vorteilhafte  Wendung  geben 
wird.  —    An  wirklicher  Epilepsie  wurden  21 
behandelt.      C.  H.,  ein  junges  Mädchen  von 
16  Jahren,  vor  mehreren  Jahren   schon  dura 
zu  verschiedenen  Zeiten  kommende  Krämpfe 
und  Würmer  geplagt,  wurde  von  den  epilep- 
tischen   Krämpfen,    welche   sie  seit   einigen 


'      -     i5    -     . 

maten  sehr  heftig  befallen  hatten,  vollkom- 
n  durch  Flor.  Zinc.  ( täglich  zu  vj  —  viij 
in)    Folia   Aurantior.,    Sem.    Säntonic., 
d.  Valeriana  und  dazwischen  gegebene  Mer- 
rialabfllhrungen   glücklich  hergestellt.     Be* 
rrketiswerth  war  es,   dafs  obgleich  Würmer 
Ursache  der  Krankheit  angenommen  wur- 
i,  die  Genesung  der  Kranken  durch  Wurm- 
ttel,  doch  ohne  wirklichen  Abgang  von  Wür- 
«rn,  erfolgte.  —  Gleiche  Wirksamkeit  zeig- 
i  die  Zinkblumen  bei  der  Chorea  St.  Viti. 
An  Cephalaea  nervosa  wurden  drei  Kran- 
behandelt und  alle  glücklich  geheilt ;    der 
ite,  bei  welchem    früher  Ausschweifungen, 
rbunden  mit  grofsem  Säfteverlust  die  Krank- 
it   begründet    zu    haben    schienet,    wurde 
frch   China,    Valeriana   und   Eisen   geheilt; 
r  zweite,  bei  welchem  die  Krankheit  mehr 
i  eine  nervöse*  Gichtmetastase  zu  betrach* 
n  war,  durch  Guajak  und  Akonit,  und  der 
ftte,  bei  welchem  es  hysterischer  Natur  war, 
irch  Valeriana,  Naphthen,  Arnica  und  Hyos- 
*mus.  —    Hydrophobie  kam  nicht  vor« 

Unter  den  paralytischen  Kranken  zeich- 
te sich  vorzüglich  folgender  aus :  J.  W.  D. , 
Jahr  alt»  von  Profession  ein  Schneider,  frü- 
r  aichtuchen  Beschwerden  sehr  unterwor- 


—      i6     — 

fen,  hatte  nach  zu  schnellem  Zuheilen  artbrh 
tischer  Geschwüre,  eine  unvollkommene  Life 
mung  des  rechten  Fufses  sich  zugezogen*  wafc 
che  ihm  nur  einen  schwachen  Gebrauch  dcc 
Füfse  durch  einen  Stab  unterstützt»  vergönnte 
Vergebens   hatte  man    durch  künstliche  Ge* 
schwüre,   Einreibungen  der  Autenriethschen 
Antimonialsalbg,    den    innern  Gebrauch  yob 
Arnika,  Guajak,  Akonit,  Tinct  Antimon«  acris, 
Digitalis,  Colocynthen,  Schwefel  etc;  den  Zu- 
stand   des    Kranken    zu    erleichtern  versucht* 
Nach   so  vielen  fruchtlosen   Bemühungen  ist 
es  jetzt  erst  gelungen,  in  der  Krankheit  eine 
so  bedeutende  Besserung  herbeizuführen,  dafs 
Patient  nicht  nur  Treppen  gut  steigen,    son- 
dern auch  mit  Leichtigkeit  auf  den  Straften 
umhergehen  kann.    Er  brauchte  äußerlich  ei- 
ne Auflösung   von  Phosphor  in  Ol.  Papaver. 
Terebinth.  und  Campher,    und  innerlich  die 
Tinct.  Rhois  Toxicodendr.  zweistündlich  fünf 
und  zwanzig  Tropfen.     Durch  Versehen  ent- 
stündet?  sich    eines  Abends    beim  Einreiben 
des  Liniments  der  Phosphor,  und  die  dadurch 
entstandene  Entzündung  der  Haut  des  Ober- 
schenkels, schien,  das  schon  erstorbene  Leben 
dieses  Theiles  neu  anzufachen. 

An 


—     17     — 

An  Asthma  syncopticam  und  Fehlem  des 
Ebnen*  wurden  mehrere  sehr  interessante 
(ranke  behandelt«  Rheumatische  Metastasen, 
unterdrückte  gewohnte  Blutausleerungen  oder 
ingewohnlich  starke  körperliche  Bewegungen, 
Mtonders  mit  den  oberen  Extremitäten,  wa- 
ren fast  immer  vorausgegangen,  und  hatten 
üftige  Congestionen  oder  eine  chronische 
Entzündung  des  Herzens  veranlaßt,  von  wel- 
shen  die  organischen  Fehler  als  Folgen  er* 
ehienen.  Bei  zwei  Kranken,  welche  starben, 
rinem  Weber  und  einer  Wäscherin,  zeigte 
lie  Obduction  eine  aneurysmatische  Erweite» 
nag  des  linken  Ventrikels,  und  der  Unken 
lurikel;  einige  polypöse  Concretiönen  von 
ehr  leichter  Textur,  schienen  erst  nach  dem 

■ 

Tode  entstanden  zu  seyn.  Bei  keinem  dieser 
tranken  fand  man  Verhärtungen  der  Leber, 
reiche  doch  so  oft  gleichzeitig  mit  Fehlern  des 
f  erzen*  zu  seyn  pflegen.  Die  roußrera  aufge- 
teilte Hypothese,  dafs  Asthma  syncopticum  oft 
Ja  Folge  einer  Leberverhärtung  zu  betrachten 
ey,  fanden  wir  nicht  bestätigt.  —  Im  An- 
sage der  Krankheit,  ehe  dieselbe  in  wirkli- 
hen  Ascites,  Oedema  faciei  und  pedum, 
ind  Hy.drothorax  überging,  verriethen  sich 
lie  anfangenden  organischen  Fehler  des  Her- 

Jörn.  XXXVIII,  ß.  •.  Sl  ß 


—     18     - 
zent  durch  die  Symptome  des  Asthma  syn* 

t 

copticwnt  heftige  Brustkrämpfe 4  weichet* 
häufigsten  in  der  Nacht,  doch  auch  am  Tage 
nach  Geniüthsbewegungen  oder  raschem  Ge* 
hen,  gierigem  Essen  u.  dergL  erfolgten:  Mit 
den  Krämpfen  der  Brust  erschien  gleichseitig 
der  bekannte  Schmerz  des  linken  Arm-*  J  Her** 
klopfen  und  Anwandlungen  von  Ohnmächten 
beschlossen  sie.  Merkwürdig  war  der  Puh 
aufser  den  genannten  Paroxysmen,  voll«  hart^ 
schwer  zusammen  zu  drücken  und  gleichsam 
werfend,  aber  doch  dabei  irregulär«  vorzüg- 
lich am  linken  Arm.  Instituirte  Aderlässe 
nahmen  ihm  diese  Härte,  doch  nur  auf  kurze 
Zeit«  und  das  aufbewahrte  Blut  zeigte  keine 
Crusca  inßammatoria.  Das  Herzklopfen  war 
nicht  nur  auch  in  der  rechten  Brust  zu  füh- 
len« sondern  oft  so  ungestüm,  dafs  die«  die 
Brust  verbergende  Bettdecke  die  krampfhaf- 
ten Bewegungen  deB  Herzens  verrieth;  Gro- 
ßer Mifsmuth  und  Ueberdrufs  am  Leben«  die 
traurigen  Begleiter  der  Krankheiten  des  Herzens, 
fehlten  auch  hier  nicht»  Beide  Kranke«  welche 
früher  an  Hämorrhoiden  gelitten  hatten,  wor- 
den im  Anfange  sehr  antiphlogistisch  behan- 
delt* Blutlassen  erleichterte  allerdings«  doch 
nur  kurze  Zeit;    ein  Gleiches  galt  von  kiih- 


r. 

h 


—      ig     — 

Jeoden  Abnihrungsmitteln ,  kramprstiliendeB 
Einreibungen,  Xarcoticia,  Säuren,  Flor.  Zinci, 
Prunus  Padus,  (zweistündlich,  ja  stündlich  ei- 
nen EfJöffel  roll  des  Spirituosen  Infusodecocts 
gereicht),  Aqua  Lauro-Cerasi  cohobata,  Digita- 
lis und  andern  Diuretieis.  Gro&e  und  langer 
dauernde  Besserung  bewirkten  Fontanellen, 
ein  Decoct  der  Senega,  mit  Nur  um,  Aqua 
Lauro- Geras,  cobobafr,  Spiiiu  nitric.  aetber. 
und  Extr.  Hyoscyam.  Zur  augenblicklichen 
Beruhigung  zeigten  sich  sehr  wirksam  eben« 
falls  Aqua  Lauro  -  Gerat,  cohob.  mit  Spir.  nitr. 
aether.  in  starken  Gaben;  Opium  betäubte, 
aber  erhitzte  zugleich  zu  sehr. 

Erfreulicher  und  lohnender  waren  die  Re- 
sultate bei  zwei  anderen  am  Asthma  sjrncup- 
iteum  leidenden  Kranken.  Ein  45  jähriger, 
sehr  robuster,  vollblütiger  Zimmermann,  wel- 
cher durch  Unterdrückung  der  Hämorrhoiden 
und  eine  sehr  starke  Erkältung  sich  diese 
Krankheit  zugezogen  hatte,  uqd  sogleich  Hül- 
fe bei  dem  Institute  suchte,  wurde  in  Zeit 
ron  mehreren  Wochen  durch  Vesicatoria, 
kr  ampCi  tili  ende  Einreibungen  und  Wiederher- 
stellung der  Hämorrhoiden  narh  dem  Gebrauch 
tqo  Gremor  tartar. ,  Schwefel  und  Rheum,  ge* 
heilt.    Mit  mehr  Schwierigkeit  und  Aufwand 

B  » 


—     so      — 

von  Zeit  war  die  Heilung  des  zweiten,  eines 
38  jährigen  Posamentirers,  verbunden«  Schon 
sein  Handwerk,  das  beständige  Anstemmen 
eines  sehr  harten  Bretes  gegen  das'  Sternnm, 
und  die  beständig^  Anstrengung  der  Arme 
hatten  der  gehörigen  Ausbildung  seiner  Brust- 
organe geschadet/  und  als  er  daher  im  Octo- 
ber  18 10  in  einer  sehr  stürmischen  Nacht,  in 
welcher  er  an  einer  zugichten  Strafsenecke 
Schildwache  stehen  mufste,  sich  erkältete,  er- 
hielt er  eine  Pneumonie  mit  Haemoptysis, 
vielleicht  auch  eine  oberflächliche  Carditis, 
Von  dein  hinzu  gerufenen  Arzte  wurde  nicht 
zur  Ader  gelassen,  innerlich  zwar  Mittel  ver- 
ordnet, doch  die  Krankheit  schien  sich  im- 
mer mehr  zu  verschlimmern ;  zu  den  heftigen  < 
Schmerzen  in  der  linken  Seite  gesellten  sich 
Herzklopfen,  Ohnmächten,  Orthopnoe,  u,  d.  g. 
—  Die  verordneten  Mittel  hoben  zwar  den 
akuten  Zustand  des  Kranken,  aber  gleichwohl 
blieb  Engbrüstigkeit,  mit  periodischen  Krampf-' 
anfallen  von  Herzklopfen,  Orthopnoe,  Schmer- 
zen der  linken  Brust  und  des  linken  Anns, 
Zusammenschnürung  der  Hypochondrien  und 
Anwandlungen  von  Ohnmächten  zurück. 

.  Nachdem  der  Kranke  schon  ein  halb  Jahr 
lang  viel  Mittel  mit   abwechselndem  Erfolge 


.rXil 


I 
I 


—     ar    — 

gebraucht  hatte)  suchte  er  bei  dem  Institute 
HUlfe.    Der  äufserst  volle,  harte  und  werfen- 
de Puls  indicirte  ein  Aderlafs  und   topische 
Blutentleerungen  durch  Blutigel ;  eine  auf  die 
Brust  gelegte,   ein  Jahr  lang  offen  erhaltene 
spanische  Fliege  und  innerlich  kühlende,  -  auf 
Ableitung  der  Brustcongestionen  und  Wieder- 
herstellung des  Hämorrhoidalflusse*  wirkende 
Mittel ,   Diuretica ,   vorzüglich   ein  Thefe  von 
Rad.  Levistic.  und  Bacc.  Juniperi,  und  Spirit» 
nitric.  aeth.  stellten  den  Kranken  so  weit  her, 
dafs  die  Krampfanfalle  gänzlich  verschwanden, 
der  Puls  normal  wurde  und  der  Kranke  so- 
.gar-  seine  Geschäfte    allmählig  wieder  anfan* 
geh  konnte.    Nur  bei  sehr  stürmischer  Wit- 
terung   bekommt    er   zuweilen    Herzklopfen, 
doch  auch  dieses  verschwindet  schnell,   wenn 
er  zu  kühlenden  Schwefelpulvern   seine  Zu- 
flucht nimmt. 

-  Unter  den  chronischen  hartnäckigen  Haut* 
ausschlagen  leistete  in  einem  Falle  bei  einem 
Mädchen  von  32  Jahren  der  innere  Gebrauch 
der  Gort.  Ulmi,  der  Hb.  Onpnidis  spinös,  ver- 
bunden mit  Dulcamara  und  Sublimat  treffli- 
che Wirkung.  Eine  Gutta  rosacea  einer 
41  jährigen  Frau,  welche  lange  den  trefflich- 
sten Mitteln  getrotzt  hatte,  verschwand  ziem- 


_     a»     — 

lieb  schnell  nach  dem  fiufsern  und  innera 
Gebfauch  des  Graphita,  «—  Ein  krätzartiger 
Hautausschlag  der  Hand,  womit  ein  Schnei* 
der  schon  mehrere  Jahre  lang  geplagt  woiv 
den  war,  und  welcher  bisher  den  kräftigstea 
Mitteln  Trotz  geboten  hatte,  besserte  sieb  sehr 
nach  dem  Gebrauch  der  Aqua  Calcis  anü*> 
moniata  (täglich  zu  anderthalb  Quart  ohne  ■ 
Magenbeschwerden  genossen),  doch  war  die 
Besserung  nicht  von  Dauer. 

Allgemeine  PVassersuchttn  waren  häufig 
Gegenstand  unserer  Beobachtungen,  doch  erw 
schienen  sie  wenig  als  für  sich  bestehende 
Krankheiten,  meist  als  blofse  Krankheitsfall 
men,  welche  als  letzte  Stadien  anderer  unheil- 
barer Krankheiten  betrachtet  werden  mufsten* 

An  Brustw  asser  suchten  wurden  13  Kran- 
ke behandelt.  Bei  grofser  Schwäche  des  gan- 
zen Körpers,  vorzüglich  aber  der  einsaugen- 
den Gefäfse,  zeigte  sich  ein  Infus.  Hb.  Digu* 
tal.  mit  Tinct.  Sc/IL  Kaiin.  und  Spirit.  nur, 
aethtr,  sehr  wirksam,  indem  dadurch  Vorzug* 
lieh  auch  $ie  Brust  erleichtert  und  der  Hu- 
sten gelöst  wurde»  Bei  Hämorrhoidalkompli- 
cationeh  leistete  auch  Schwefel  mit  Cremor 
tartaik  viel,  vorzüglich  verbunden  mit  Rad. 
Levistic.   B actis   Juni p er L      Die    von    vielen 


•—     ä5     ~ 

Aorten  als  so  bewährt  gerühmten  Zeichen, 
am  yicher  aus  denselben  diese  Krankheit  zu 
^«kennen,  wurden  nicht  immer  ata  solche  er~ 
fanden,  vielmehr  schienen  sie  in  einigen. Fat* 
iin  nt  täuschen,  * 

F       An  schleimichten  und  eiternden  Lungen- 
r.  xkwindsuchtm  wurden  33  Kranke  behandelt. 
*/ welche  beinahe  in  allen  Stadien  der  Krank* 
^bcit  aufgenommen  worden  waren«     Entzünd- 
liche Brustkatarrhe,  welche  oft  als  anfangende 
Phtfusis  betrachtet  werden  konnten,   wurden 
*  schnell  durch  kühlende  antiphlogistische  Be- 
handlung, Senega,  Dulcamara  und  endlich  Li- 
ehen Jslandic.  beseitiget.     Sehr  hülfreich  zeig-, 
te  sich  der  innere  Gebrauch  des  Bleis  bei  ei- 
nem achtjährigen  Knaben,  welcher  an  einem 
Empyem   und    gleichzeitigen   Abzehrung    mit 
starkem  Husten  litt.    So   oft  auch  bei  wirk« 
lieh  schon  ausgebildeter  Phthisis    exulcerata 
alle  Versuche  der  Heilung  scheiterten,  da  sie 
häufig,    besonders    bei    jungen   Subjekten    in 
gallopirende  Schwindsucht  überging,  desto  er- 
freulicher und  bemerkenswertster  schienen  uns 
folgende  Fälle- 

Frau  Seh.,  alt  45  Jahr,  lange  Zeit  schon 
an  Hämorrhoidal-  und  Brustbeschwerden  lei- 
dend, hatte  nach  einem  vernachlässigten  Brust- 


.   '    -    *4    t-     •  :  • 

katarrh  einen  so  heftigen  /Husten  zurück! 
halten,  verbunden  mit  eiterig  -  blutigem  Ai 
wurf,  grofsen  Brustschmerzen,  eipem  Zehrf 
her  und  starken  nächtlichen  Schweißen,  d 
kein  Zweifel  übrig  blieb,  sie  leide  an  i 
Phehisis  pituitosa ,  im  «weiten  Stadio  < 
Krankheit.  Liehen  Islandic.  in  allen  Form« 
und  durch  mildernde  Zusätze  alternirt,  koi 
te  durchaus  nicht  vertragen  werden,  v  ind; 
die  Expectoration  durch  dasselbe  plötzlich, i 
terdrückt  zu  werden  schien,  Senega  verme 
te  die  Neigung  zu  Gongestionen  und  alle  < 
dere  Mittel  werden  gleich  wenig  vertrag 
Man  schritt  endlich  zu  dem  Gebrauch  > 
Bleizuckers  mit  Tinct.  Thebaica  in  Aqua  B 
lissae,  nach  Kausch's  Empfehlung,  aufgelö; 
Dir?  Kranke  verspürte  sogleich  darnach  un 
meine  Besserung;  der  Husten,  dielSchmen 
das  Fieber,  die  Nachtschweilse,  —  alle  lief 
sogleich  nach;  die  Kranke  brauchte  nun  m 
rere  Wochen  lang  ununterbrochen  dies  B 
te),  ohne  die  geringsten  nachtheiligen  Fol 
auf  die  Verdauung  zu  haben,' und  ist  jetzt 
vollkommen  geheilt  zu  betrachten,  da  sie 
reits  anderthalb  Jahr  ohne  allen  Gebrauch 
Medicin,  keinen  Rückfall  erhielt. 

Carl  Ä,  alt  neunzehn  Jahr,  schlank 
schnell    gewachsen,    mit   sehr    eingedrücl 


ttt,  seit  zwei  Jahren  in  einer  hiesigen  Druk« 
rei  Drucker,  bekam,  nach  einer  starken  Er- 
ttong,  einen  ^entzündlichen  Brustkatarrb,  ver-  m 
ridässigte  jedoch  denselben,  fuhr  in  seihen 
br  beschwerlichen  Arbeiten  des  Drückens 
tt,  bis  sein  täglich  sich  verschlimmerndes 
finden  ihn  nöthigte,  bei  uns  Hülfe  zu  su- 
n.  Er  litt  an  Heiserkeit,  beständigem  Kit« 
l  im  Halse,  trockenem  krampfhaften  Husten, 
bleichendem  Fieber,  allgemeiner  Abzehrung, 
4,  seine  Krankheit  wurde  für  eine  anfan- 
nde  Phthisis  trachealis  gehalten*  Nach  ei- 
m  sogleich  instituirten  Aderlafs  und  am  Hals 
•eisten  Blutigeln,  gebrauchte  er  Senega,  D#l- 
mara  mit  Antimonialwein,  später  ^Liehen  I** 

m 

odic.  und  eine  mehrere  -Monate  offen  erhal« 
ne  Fontanelle  mit  so  glücklichem  Erfolge 
ils  der  Kranke  vollkommen  hergestellt  als 
srgeant  in  der  Berliner  Landwehr  im  Som- 
er  i8i3  in  das  Feld  gerückt  ist» 

D./  47  Jahr  alt,  früher  in  den  Gewölben, 
ar  Kaufleute  bei  vielen  Erhitzungen  der  be- 
endig kalten  Kellerluft  ausgesetzt,  zog  sich 
irch  Vernachlässigung  eines  starken  Brust- 
hnupfens  einen  hohen  Grad  von  Schleim- 
hwindsucht  zu.  Der  Kranke  besserte  sich 
hon  sehr  nach  dem  Gebrarich  eines  Senega» 
id  Lichendekoktes,  des  CaacarillenwXx&ÄÄV 


—     a6     — 

von  spanischen  Fliegen,  yu  s.  w.,  doch  schien 
die   dadurch    bewirkte  Besserung  nicht   yon 
lenger  Dauer  zu  seyn.    Es  wurde  daher  zu 
der  Anwendung  des  Bleis  geschritten*      Mit 
Opium  in  Wasser  aufgelöst,  hob  es  nicht  nur 
alle  Beschwerden«  sondern  verhütete  zugleich 
alle  frühere  Rückfalle.      Da   iedoch  beim  Ge- 
brauch dieses  Mittels  der  Magen  sehr  zu  lei- 
den  schien,    bekam   er  zu  gleicher  Zeit  stär- 
kende Tropfen  aus  7*j?ca  Absinth*    und    ro~ 
bor  an  i  Ph~  Paup. :    und  als  einigemal  Pro* 
iromi  Colirme  Santrminae  eintraten,  wurden 
diese  schnell  durch  eine  mit  Tsnrt.  Opu  und 
Ammonnmm  amsotum  versetzte  Emulsion  ge- 
hoben.   Der  Kranke  ist  jetzt  als    geheilt  zu 


Die  Zahl  der  behandelten  Kimderkrank- 
heitern  war  groüs  und  ihre  Form  mannichfal- 
tig;  znm  Theil  waren  es  reine  Entwickehings- 
kranktest en»  und  sie  erschienen  gleichzeitig 
mir  der  Ausbildung  einzelner  Orjam\  z.  E. 
der  Dentition,  oder  spater  der  anfangenden 
Ptabertär:  andern  Theils  wurde  bei  epidemi- 
schen oder  kontagiusen  Krankheiten  die  Form 
und  der  Karakter  derselben  durch  das  zarte 
kindische  Aher  rerotdUedentlicfti  modificsit.  Zu 
der  essten  genäettn  ZahnkTMupfc^  Wut- 


—     »7     -V 
}  die  den  Kindern  eigentümlichen  Hals- 
Brust*-  Krankheiten  u.  d.  gl.;  zu  der  zwei- 
Art  acute  Hautausschläge,   Ein  Knabe  von  7 

wurde  von  einem  grobe  Gefahr  dro-  v 
iden  Morbus  maculos.  pferlhof,  glücklich 
China,  Säuren   und  Bäder  von  Gort. 
is   geheilt,   und    merkwürdig    w$r  der 
itand,  daü   derselbe  früher  an  Skropheln 
litten 9   und    dafs    nach    Beseitigung   dieser 
ikheit  des  Gefäfssystemes  die  frühere  des 
iphsystemes  stärker  wieder  hervortrat.  — 
sehr  zartes  Kind,  welches  durah  Unacftt- 
»keit  der  Wärterin  ein  Stück  geschliffene« 
verschluckt  hatte,  wurde  glücklich  durch 
tige  Abführungen  von  Jalappa  und  Ol,  Amyg» 
[{darum,  welches  man  als  Surrogat  des  jheu- 
em  Oleum  Hicini  wählte,  in  kurzer  Zeit  voll- 
kommen  hergestellt.      Scropheln  waren  hau« 
fig  mit  Würmern  vergesellschaftet.     Bei  eini- 
gen fand  man  nach  dem  Tode  auch  Verachlin- 
guugen  der  Gedärme,  ohne  Spuren  von  Ent- 
bindung oder  Brand  und  ohne  data  man  wäh- 
rend de»..  Lebens  Zeichen  bemerkt  hätte,  die 
diese  Abnormität  verriethen.     So  zeigte  die 
Section  eines  vierjährigen  an  Skropheln  und 
allgemeiner  Abzehrung   gestorbenen   Knaben 
fünf  Intussuseeptionen.  — -    Merkwürdig  war 


—       38       — 

I 

der  Fall  eines  zweijährigen,  früher  lehrpfc* 
sunden  Mädchens,  welches  an  so  stärken  U*p£ 
nischen  Krämpfen  der  Muskeln  des  G< 
des  Halses  und  Schlundes  litt,  (Jafs  man 
nur  mit  Mühe  etwas  beibringen  konnte, 
waren  zwar  periodisch,  doch  waren  die  Zwi»1 
schenperioden  sehr  kurz.  Nachdem  manvof^l^ 
lüglich  gegen  vermuthete  Würmer  versdnt- 
dene  Mittel  der  Kleinen  gegeben,  auch  Ott 
später  nicht  erhitzende  Nervina  gereicht  hfl* 
te,  die  Krankheit  aber  unverändert  blieb,  ver- 
schwand dieselbe  in  kurzer  Zeit  nach  dem 
Gebrauch  der  Tinctura  Asae  foetidae.  — ' 
Die  Gehirnwassersucht  wurde  nicht  selten  an 
kindlichen  Subjekten  beobachtet,  'theils  als 
Folgekrankheit  des  Scharlachs,  theils  als  eine 
Entwickelungskrankheit  eigener  Art.  Wir  hat- 
ten leider  auch  Gelegenheit  zu  bemerken,  wie 
die  Anlage  hierzu  bei  der  ersten  Entwicke- 
lang  des  Organismus  schon  vorhanden  und  | 
gleichsam  angeboren  werden  könne,  und  dann 
fast  immer  unheilbar  sey.  So  verloren  zwei 
sehr  skrophulöse»  Eltern  alle  ihre  Kinder  an 
dieser  Krankheit  sehr  früh,  sobald  dieselben 
nur  ein  gewisses  Alter  erreicht  hatten.  — - 
Merkwürdig  war  die  Geschichte  eines  sehn- 
monatlichen Kindes,   welches   ganz   an    den 


—     ag     — 

lymptomen  der  Gehirnwassersueht  und  unter 
Ion  dieser  Krankheit  gewöhnlichen  Krämpfen 
■tob,  aber  bei  der  Obduktion  nicht,  wie  man 
ttrmuthete,  bedeutende  Wasseranhäufungen 
ttttdeckte,  -sondern  nur  eine  ungewöhnliche 
Gräfte  und  schwammige  Auflockerung  dea 
Xtebirns,  vermöge  welcher  durch  die  engen 
Jaöchernen  Wände  des  Schädels  ein  Druck 
nf  dasselbe  entstehen  mufste«  Das  Kind  hat- 
te früher  an  Keichhusten  und  Skropheln  ge- 
litten ^  und  warum  sollte  man  nicht  glauben 
können,  dals  die  Skropheln  eine  der  Auflok« 
kerung  der  Unterleibsdrüsen  ähnliche  im  Ge- 
hirne hervorbringen  können?  —  Ein  ein  jäh« 
liger  Knabe,  dessen  Kopf-  und  Gesichtsbü- 
dung  eine  ungewöhnlich  frühe  EntwickeluAg 
Yerrieth,  war  nach  Aussage  der  Mutter  seit 
iwei  Monaten  plötzlich  blind  geworden ;  nach- 
dem er  früher  sehr  gut  Farben  und  die  ein- 
zelnen Gegenstände  unterscheiden  konnte,  war 
ihm  jetzt  beides  unmöglich.  Er  befand  sich 
übrigens  ^ehr  wohl  und  an  dem  Auge  war 
nichts  zu  bemerken,  aufser  eine  gänzliche  Un- 
empfindlichkeit  der  Iris  gegen  Licht«  Man 
rermuthete  eine  lokale  Wasseranhäufung  des 
Gehirns,  zumal  da  die  Urinexkretion  bei  dem- 
selben schwach  war,  und  dals  so  durch  den 


-     3o     - 

Druck  des  Wassert  auf  den  Sehnerven 
Sehkraft  gelähmt  würde,  man  gab  daher 
lomel*  später  Levisticum,  und  nach  einem  vi 
monatlichen  Gebrauch  dieser  Mittel  hatte 
Kleine   den   vollkommenen  Gebrauch   aen 
Gesichtes« 

Auffallend  war  die  bedeutende  Zahl  dar] 
Kranken  ,    welche  an  dem  Bandwurm  littafrj 
Die  durch  diese  Thiere  bewirkten  Zufalle,  er- 
schienen so  periodisch ,  wie  sich  immer  diepel 
Krankheit  darzustellen  pflegt;  unter  den  selt- 
neren Symptomen   wurde  besonders  Schwin- 
del und  ein  Gefühl  von  Taubheit  in  denFÜK 
gerspitzen   beobachtet.     Ohne   günstigen  Er- 
folg wurde  das   neuerdings  von  den  finglin- 
dern so  sehr  empfohlene  Oleum  Terebinthi» 
nae  in  starken  Gaben,  ferner  Sem.  SabadüL 
Tinct.  Colocynthid. ,  Ferrum ,   Gunun.  Gut» 
tae,  PiluU  Jannini%  JNuffers  und  Mathievl* 
Mittel  angewendet,  dagegen  leistete  bei  einem 
Kinde  von  zwei  Jahren  die  Aqua  mercuria- 
lis  cocta  sehr  viel,  und  drei  andere  Kranke 
verloren  nach  dem  anhaltenden  Gebrauch  des 
Electuar.  anthelmintic.  Ph*  P.  theils  allein, 
theils  mit  Limatur.  Scann  i   und   Rad.  Füi- 
cis   maris    verbunden,    mehrere  Ellen   lange 
Stücke.  > 


d  den  8*  ftranken*  welche  tu  Gictö 
iett  wurden»  zeigte  sich  die. Krankheit 
den  manoichfaltigsten  Formen«  Ein  jun~ 
»ffftungsveller  Mann  von  ao  Jahren,  wei~ 
chon  fftiher  durch  ,  angeerbte  gichtuch* 
werden  an  herumziehenden  Glieder- 
rzen  sehr  gelitten  hatte  ,  klagte  seit  ei- 
nüben Jahr  über  einen  fixen  Schmerz, 
kt  von  der  plania  pedis,  vorzüglich  dem 
et  Zeh  an  sich  bis  in  das  Hüftgelenk 
Ate,  dem  Kranken  alle  Naphtruhe  und 
it  raubte  und  ihm  die  geringste  Sewe-» 
versagte.  Nachdem  viele  Mittel  verge» 
rersttcht  worden  waren  r  versuchte  man 
ennmethode,  um  durch  Tödung  4*r  Nerv- 
en Schmers  zu  lindern;  doch  umsonst« 
ien  der  ersten  und  zweiten  Zehe .  auf 
fanta  pedis,  wo  die 'Operation  gemacht 
n  war,  entstand  ein  bei  Berührung  aus«* 
ichmerzhafter  Callus  und  die  Heftigkeit 
s  in  das  Hüftgelenk  sich  erstreckenden 
trzes  nahm  zu.  Als  der  Kranke  sich  des-» 
u  uns  wendete ,  wurde  er  binnen  meb» 
Monaten  durch  den  innerlichen  Ge- 
i  von  Rad.  Belladonnae,  Jßulsbider  von 
felleber,  und  Einreibungen  VOflf  Phos« 
vollkommen  hergestellt;    die  Schmerlen 


—     3ä     — 

lieben  nach,  der  Callas  fing  an  sich  zu  sen 
theilen  und  Patient  genießt  jetzt  der  beste! 
Gesundheit.  —  Aufser  den  gewöhnlichen  g* 
gen  Gicht  gebrauchten  Mitteln  wurde  der  £ip 
ijuor  hydrosulphuratus  (Ammonium  sulphw^ 
rat  um)'  Beguini  in  verschiedenen  Fällen  mk 
sehr  gutem  Erfolge  gebraucht;  am  besten  MI 
denjenigen  Subjekten,  wo  die  Gicht  mehr  ato* 
nischer  Art,    von  langer  Dauer,   und  oft  mk 
Hysterie  zu  gleicher  Zeit  verbunden  war«  An» 
fanglich  wurden  zwar  nur  täglich  a  —  4  Tro- 
pfen in  Aqua  Melissae  gelöst  mit  einem  pas- 
senden Syrup  dem  Kranken  gereicht,    doch 
später  dann  bis  zu   10  —  18  Tropfen  täglich 
gestiegen«     Die  nächsten  Wirkungen   diecei 
durchdringenden  Mittels   waren   ganz   denefl 
der  mineralischen  Schwefelwässer  analog,  ge* 
linde   meist   kritische   Nachts chweifse,    alvw 
laxa,  verbunden  mit  bedeutendem  NachlaA 
der  quälenden  Gichtschmerzen.    Bei  den  stei- 
genden Gaben  dieses  Mittels  klagten  die  Kran« 
ken  oft  über  Magenbeschwerden,  doch  wur- 
den diese  leicht  durch  dazwischen  genomme- 
ne Visceralmittel,  Magentropfen  u.  <L  gl.  ge- 
hoben;   und  die   schnelle  Durchdringlichkeil 
dieses  Mittels  sowohl,  als  die  lange  dauernde 
gute  Wirkung  dieses  Mittels  schien  zu  ferne- 


r  —  33  — 

MB   Gebrauch    vorzüglich    aufzumuntern.    — 

ichst  dem  Gebrauch  der  spanischen  Fliegen, 

sich  äufserlich   sehr  wirksam  Petro- 

Mß    Oleum   Terebinthinae    und  Juniperi 

it  Ungt.  nervin*  PK  P*  verseut;    so   wie 

i 

and}   bei    Arthritis   atonica    verbunden  mit' 
fober  Nervenschwäche  die  Tinctur.  Guajae. 
9olaäL  ammoniata  mit  gleichen  Theilen  Tin~ 
pt&r.  Valenan.  ammon.  undSpirit.  sulphuri- 
^*o-mcther>  vortreffliche  Wirkung  leistete. 

Unter  den  Weiberkrankheiten  zeichneten 
.  ttch  vorzüglich  zwei  Fälle  aus.    Eine  Unglück- 
|Hdie  Frau»,  welche  *   ohne  dafs  sich  hätte  eine 
t  boitimmte  Ursach  nachweisen  lassen,    an  ei* 
;  aem  sehr  hohen  Grad  von  Nymphomanie  litt) 
.  war  schon  lange   ärztlich  behandelt  worden« 
Man  hatte  theils  alle  nur  möglichen  materiell 
lan.  allgemeinen  und   örtlichen  Krankheitsur- 
sachen berücksichtiget  >  theils  durch  die  Nar- 
kotika, welche  am  schnellsten  und  stärksten 
die  Reizbarkeit  herabstimmen,  auf  die  Krank- 
heit  zu   wirken    versucht«      Die   Behauptung 
Galens,    dafs.   das  Blei    optimum  remedium 

m 

scy  ad  coercendam  et  delendam  libidinem, 
hatte  uns  endlich  bewogen,  dieses  Metall  in 
Gebrauch  zu  ziehen;  äufserlich  wurden  häu- 
fige Waschungen  von  Aqua  Goulardi  ver- 

Jowa.  XXXYUI.  •>  *.  §u  C 


-  54  - 
ordnet  und  innerlich  Plumbüm  acetic'unk  mit 
Hbi  Belladonna^  und  Opium  gereicht;  Ob-» 
schon  sich  eigentlich  wegen  den  kurzeii  Ge- 
brauch dieses  Mittels  keine  bestimmten  Re- 
iultate  erwarten  lassen,  so  hat  doch  die  Kran-* 
ke  nach  der  Anwendung  dieses  Mittels1  so- 
gleich größere  Besserung  der  Krankheit  ab 
Von  allen  früher  ihr  gegebenen  bemerkt«  — 
Bei  einer  zweiten  Kranken  *  welche  an  Scir- 
rhus  und  Exulzeration  des  Orificii  des  Uterus 
litt,  leistete  ebenfalls  der  innerliche  Gebrauch 
des  Bley  mit  Opium  und  Belladonna  verbun- 
den Vortreffliche  Wirkung ;  der  hektische  Zu- 
stand  der  Kranken  besserte  sich  sogleich,  der 
eiterige  Ausflufs,  so  wie  die  Schmerzen  li eisen 
nach  und  die  Kranke  ist  jetzt  alssehf  gebes- 
sert zu  betrachten.  Aufserlich  war  nichts 
sonst  gebraucht  worden,  als  Einspritzungen 
von  Kalkwasser  und  den  ausgeprefsten  Saft 
von  rothen  Mohrrüben* 

Geschichte  eines  glücklich  geheilten 
chronischen  Erbrechens, 

Charlotte  T.,  alt  19  Jahr,  früher  gans 
gesund,  Rheumatismen  und  krampfhafte  Be- 
schwerden abgerechnet,  welche  letztere  zuwei- 
len so  heftig  waren,  dafs  sie  epileptischen  Zu- 


—     35     — 

{allen  glichen«  Seit  dem  Nachlaßt  der  rheu- 
matischen Gliederschmerzen ,  erschienen  gro- 
fie  Brustschmerzen  und  Brustbeklemmung  mit 
starkem  Husten  und  Schleimauswurf,  vorzüg- 
lich früh  und  Abends«  Doch  auch  diese  Be- 
schwerden verschwanden  und  statt  derselben 
bekam  Patientin  ein  heftiges  konvulsivisches 
Erbrechen,  welches  jedesmal  nach  dem  Ge- 
nufs  von  Speisen,  oft  auch  von  freien  Stücken 
erfolgte;  die  Herzgrube  war  gespannt,  beim 
Druck  mit  der  Hand  etwas  schmerzhaft,  der 
Puls  schwach  und  krampfhaft,  die  Menses 
so  wie  alle  Exkretionen  normal,  die  Zun- 
ge rein,  der  Kopf  frei  voll  Druck  und 
Schmerzen,  die  Füfse  oft  kalt,  und  frü- 
her gehabte  Fufsschweifse  schienen  supprimirt. 
Patientin  hatte  an  diesem  Erbrechen  schon 
langer  als  einem  Jahr  gelitten  und  viel  Mittel 
vergebens  gebraucht,  als  "sie  den  17.  Januar 
im  Poliklinischen  Institut  Hülfe  suchte. 
Man  hielt  die  Krankheit,  weil  fast  alle  Zei- 
chen für  einen  organischen  Fehler  des  Ma- 
gens sprachen,  blos  für  eine  rheumatische  Me- 
tastase und  verordnete  Vorläufig  eine  Satura- 
tion des  Ctoli  carbonic.  mit  Succ.  Cur.  re- 
center  express.  ,  .  Extr.  Hyoscyam.  und 
Aqua  meliss.  und  aufserlich   eine   spanische 

Ca 


-     36     -. 

Fliege  in  die  Herzgrube,  welche  durch  dtf 
tägliche  Verbinden  mit  EmpL  Cant 
per p fit.  Ph.  i\  lange  Zeit  offen  erhalten*  w* 
den  sollte,  und  aufeer  diesen  reizende.  Fat 
bäder  von  Senfpulver  und  heifsem  WatM 
alle  Abend.  Von  allen  Nahrungsmitteln  uri 
Getränken  Wurden  ihr  nur  dünne  ^chlfüqgi 
zu  sich  zu  nehmen,  erlaubt« 

Den  ig.  Jan.  Das  Ziehen  der  spanisch« 
fliege,  hatte  ihr  heftigen  Schüttelfrost  np4 
Zusammenschnürungen  des  Halses  rerumd$ 
.als  wenn,  nach  Aussage  der  Krankeü,  mm 
Kugel  ihr  aus  dem  Magen  in  den  Hals  stieg; 
dennoch  behielt  sie  nach  langer  Zeit  zum  et 
stenmale  das  genossene  Frühstück  und  AG* 
tagsessen  bei  sich»  Aufser  den  schon  vo» 
ordneten  Mitteln,  mit  welchen  fortgefakm 
wurde,  erhielt  sie  noch  Liniment.  vokA 
mit  Tinct.  Thebaic.  camphor*  zu  Einreibm» 
gen  in  Brust  und  Hals. 

Den  20.  Jan.  Nach  eiiter  sehr  ruhig* 
Nacht,  bemerkte  sie  zwar  Nachlafs  der  ,&• 
sammenschnürungen,  aber  Brustschmerzen  oft 
Husten  und  Auswurf  und  gegen  9  Uhr  dtf 
Abends  Frost,  welcher  mit  Hitze  und  Kofi- 
weh  endete.  Die  genossenen  Speisen  blie- 
ben. 


_     37     — 

Den  ar.  Jan.  Die  Speisen  wurden  ans« 
gebrochen ,  nur  kaltes  Wasser  und  die  ver- 
ordnete Medizin  blieb.  Am  Abend  des  ao. 
Jan.  erfolgte  wieder  ein  schwächerer  Fieber- 
anfall. 

Den  a5.  Jan.  Da  bis  jetzt  das  Erbre- 
chen nach  dem  Genufs  von  Speisen  sich  un- 
unterbrochen einstellte,  wurde  der  Kranken 
statt  der  bisher  gebrauchten  Saturation  ver- 
ordnet: 1^.  Extr.  Belladonna  gr.  jL  solv.  iti 
Aq.  Lauro  Cerai.  coohat.  %j.D.  S.  Viermal 
täglich  zehn  Tropfen.  —  Die  spanische  Flie- 
ge in  der  Herzgrube,  wurde  fortwährend  in 
Eiterung  durch  das  Empl.  Cantharid.  per- 
pet.  erhalten,  mit  den  Senffufsbädern  ebenf- 
alls continuirt. 

Den  §o.  Jan.  Obschon  bisher  die  Fieberbe- 

4 

wegungen  fast  gänzlich  verschwunden  waren, 
so  ^erschienen  sie  heute  gegen  Abend  stärker 
Das  Erbrechen  nach  dem  Genufs  von  Speisen 
dauert  fort;  die  Medizin  bleibt  bei  inr,  ver- 
anlagt aber  narkotische  Beschwerden,  vor- 
züglich Trockenheit  des  Halses  und  wird  des- 
halb ausgesetzt,  und  statt  derselben  blos  ein 
Thee  von  Flor  es  Sambuc.  und  Herb.  Card* 
benedict.  verordnet. 

Den  3.  Februar.  Patientin  klagt  Über  fort- 


i 


-r-        38        — 

währendes  Erbrechen,    sowohl  nach  der  Me* 
dizin,  als  nach  Qenufs  der  Speisen,  und  yer? 
minderte    Sehkraft    und    Druck    des  rechten 
Auges.    Verordnet  wurde;    ^.  £xtr.  Aconit, 
gr,  ß.  Resin.   Guajac.  gr.  iv.  Eleosacch.  F04-,  ?■ 
nicuL  9g.  M.  f.  Pulv.  Disp,  dos.  tal,  Nr.  vi.    . 
D.  S.   Täglich   3  mal    ein  Pulver;    und  zum 
äußerlichen     Gebrauch.       fy.     Vngt.    nervin, 
Ph.  P.  Ung.  Merc.  7a  J/.     M.  D.  S.      Tqg-    ' 
lieh  2  Mal  eine  ffäselnu/s  grofs  in  die  Herz- 
grube eingerieben.    Fieberbewegungen  waren 
nicht  wieder  erfolgt. 

Pen  5.  Febr.  Mit  bedeutenden  Conge- 
stionen  nach  Kopf  und  Brust,  sehr  vermin- 
dertem Appetit,  fortwährendem  Erbrechen,.  _ 
Fieberbewegungen  und  beständig  drückenden 
Schmerzen,  welche  sich  bis  in  den  Hals  er- 
strecken,  traten  sehr  copios  die  Menses  ein, 
alle  Mittel  wurden  sogleich  ausgesetzt,  uhd 
der  Kranken  nur  ein  Splep-Decoct  verordnet, 
welches  sie  bei  sich  behielt;  nemlich:  J$L  ' 
Pulv.  rad.  Salep.  3/.  coq.  c.  Aq.  fönt.  q.  s. 
ad  per/,  solut.  cal.  %vjii.  add.  Aq.  Cinna- 
mom.  s,  V.  5/.  Syrup.  simpl.  ^ß.  ZJ.  «S.  JE/ä- 
löjfelweise. 

Den   n.  Febr.   hörten  die   Menses  auf; 
der   übrige   Zustand    unverändert,    Nachlafs 


■   I 


—  59  — 
der  Schmerzen  und  des  Druckes  in  der  Herz- 
grube verspürt  nur  Patientin  nach  erfolgtem 
.Erbrechen.  Mit  den  früher  verordneten  Pul- 
fern,  den  Merkurial-Einreibungen  und  dea 
reizenden  Fufsbädern  wird  fortgefahren,  und 
dazwischen  Saturation  von  Kali  carfronic.  ge- 
geben, 

Den  17.  Febr.  Die  Fieberbewegungen 
io* wie  das  Erbrechen  lassen  zwar  nach,  der 
Druck  und  die  Spannung  in  den  Präkordienv 
nimmt  zu,  ohne  Zeichen  von  gastrischen  Un- 
reinigkeiten  und  erschwert  die  Respiration; 
such  klagt  Patientin  über  reifsende  Schmerzen 
des  rechten  Arms.  Mit  der  Gabe  der  Resin. 
Guajac.  wurde  von  vier  Gran  auf  zwölf  Gram 
taglich  3  mal  gestiegen. 

Den  ig.  Februar.  Merkliches  Nachlassen 
und  seltenes  Vorkommen  des  Erbrechens.  Pa- 
tientin fährt  mit  allen  Mitteln  fort. 

Den  21.  Febr.  Nachlafs  der  Schmerzen 
im  Arm,  aber  gleichzeitige.  Zunahme  des  Er- 
brechens uqd  Vermehrung  der  Schmerzen  und 
Spannung  in  den  Präkordien* 

Mit  sehr  abwechselndem  Glück  wurde 
bis  zu  En,de  März  theils  mit  den  schon  be~ 
kannten   Heilmitteln  fortgefahren ,  theils  der 


-    4o    - 

äulsere  feebrauch  des  in  Essig  gereicht«! 
Mezerum,  theils  Visceralklystire  in  Gebraadi 
gezogen«  Man  entschloß  sich  daher  durch  ei- 
ne stärkere  örtliche  Reizung  der  Haut  und 
durch  länger  unterhaltene  Suppuration  rinf 
kräftige  Ableitung  zu  bewirken.    .  I 

Am  a.  April  wurde  der  Kranken  eine  Md» 
xa  in  die  Herzgrübe  gesetzt,  innerlich  mit 
Salep  und  Aconitextract  fortgefahren.  So« 
gleich  liefs  das*  Erbrechen  gänzlich  nach  und 
die  darauf  folgende  starke,  durch  Unguwu 
basilic.  mit  Cantharidenpulver  versetzt,  na» 
terhaltene  Suppuration  hatte  auch  in  den  fot 
genden  Tagen  den  besten  Effect.  Bis  in  die 
Mitte  des  Monat  Juni  hatte  Patientin  sthff 
wenig  und  höchst  selten  nur  gebrochen,  dock 
als  sie,  durch  die  grofsen  Schmerzen  der  snp* 
purirenden  Stelle  be wogeil,  nachlässig  de* 
reizenden  Verband  besorgte  und  die  Sttppu» 
ration  endlich  ganz  aufhörte,  erschien  dievo* 
rige  Krankheit  in  ihrer  ganzen  Heftigkeit  El 
wurde  deshalb  den  23  Juni  der  Kranken  eiüa 
zweite  Moxa  auf  die  Magengegend  gesetzt 
und  ihr  innerlich  Pillen  von  Extr.  und  Herbl 
Gicutae,  zu  welchen  später  noch  Calomel  ge« 
fügt  wurde  y  verordnet.  Die  Wirkung  dies« 
Büttel  war  erwünscht  und  das  Erbrechen  be* 


~    41    - 

teilte  sich  von  neuem  ungemein ,  früh  und 
Abends  hatte  es  vollkommen  aufgehört,  und 
nnr  des  Mittags  erfolgte  es  zuweilen.  Wegen 
der  zu  heftigen  Schmerzen,  welche  der  Kranket* 
die  mit  Unjgt.  basilie.  und  Kantharidenpulvev 
verbundene  offne  Stelle  verursachte,  liefs  man 
sie  zuheilen,  legte  aber  am  rechten  Fufs  zwei 
Vesicator.  perpet. 

Im  Monat  October  beobachtete  man  ei- 
nen groben  häufigen  Wechsel  des  Befindens 
der  Kranken,  oft  erfolgte  an  einigen  Tagen 
so  heftiges  Erbrechen,  dafs  es  unerklärbar 
schien,  wenn  man  nicht  die  rauhe  Herbst» 
Witterung  und  neue  Erkältungen,  vorzüglich 
der-Füise  vielleicht  als  Veranlassungen  dieses 
Verschlimmerung  hätte  betrachten  wollen. 
Einwickelungen  der  Fiifse  von  Wachstaffent 
und  der  innere  Gebrauch  von  Tinct.  Aco- 
nit, aether.  und  Tinct.  Vcderianae  ather. 
verbesserte  den  Zustand  der  Kranken  in  kur- 
ier Zeit  außerordentlich.  Unter  denNutrien- 
,,tibus  vertrug  sie  am  besten  den  Potus  ana- 
■  lepticus  Ph.  P.  und  Hordeum  praeparatum 
mit  Cortex  Cinnamomi  und  Saccharum  aU 
tum. 

Der  November  und  die  erste  Hälfte  des 
December  verstrich,  indefs  noch  der  Zustand 


*-*    4*    ~  1 

der  Kranken  häufigem  und  schnellem  Weck 
sei  unterworfen  war,  aufser  dem  Erbrecht!) 
.  litt  Patientin  oft  an  Krämpfen  der  Brust  find 
des  Halses,  Am  13.  Dcbr.  früh  um  11  Uhr 
ohne  alle  vorhergegangene  Veranlassung  wurde 
sie  plötzlich  von  einem  Fieberfroste  befalle^ 
weichem  Hitze  und  Schweifs  folgten. 

Das  Fieber  kehrte  zwar  am  folgenden 
Tage  wieder,  dann  aber  wurde  es  ein  reget 
mäfsig.  dreitägiges.  Aufser  den  bisher  stett 
gebrauchten  Cioqtapillen  und  der  Tinctur% 
Aconit,  und  Valeriänae  aeth.  nahm  die 
Kranke  fetzt  eine  Solution  des  Rxtr.  Ca** 
laur.  miner.  und  Aqua  flor,  $an\buc.  und 
Spirit.  Min  der  er i.  Die  krampfhaften  Be- 
schwerden besserten  weh  sehr,  und  das  Er- 
brechen, welches  nie  während  des  Fieber« 
anfalls  erfolgte,  zeigte  sich  nach  und  nach  auch 

• 

immer  seltner.  Die  Fieberanfälle  wurden  immer 
schwächer  und  verliefsen  die  Kranke  am  & 
Januar  181 3  gänzlich.  Seit  dieser  Zeit  ist 
das  Erbrechen  ganz  verschwunden  nur  selten  , 
nach  groben  Diätfehlern  pflegt  es  npch  au 
erscheinen,  Die  Genesene  kann  ohne  Be- 
schwerde, Bier  und  Wasser  trinken  upd  alle 
leicht  verdaulichen  Speisen  ohne  Nachlheil 
geniefsen,  alle  Exkretionen  sind  normal,  der 


;  fJpterleib  weich  ohpe  Spanpqng  imd  Schmer- 
9»;  purberqprkj  sie  eine  bedeutende  Schwi- 

*■  che  des  Gedächtnisses  pnc]  der  Augen* 

{  '  •        * 

!?    Geschieh  (e  einer  $urch  chronische  Enfzün* 
t    4w$  und  Vereiterung  eines  IJieils  fas  Oeso- 
1  p /tag us  entstandenen  Dysphagie. 

Frau  Papke^  a8  Jahr  alt,  früher  immer 
\-  «ehr  gesund,  suchte  im  König].  Poliklin.  Insti- 
lut  'den  i.  August  Hülfe  gegen  bedeuten- 
de Halsschmerzen  und  sehr  beschwerliches, 
schmerzhaftes  Schlucken*  Anfänglich  hatte 
Patientin  blos  beim  Schlingen  sehr  harter 
und  grober  Speisen  einige  Beschwerde  ver- 
spürt, doch  hatte  binnen  mehreren,  Wochen 
dieser  Zufall  so  zugenommen,  dafs  die  Patien- 
•  tin  nur  flüssiges  (am  besten  noch  Kaflfö)  und 
auch  dieses  nicht  ohne  grofse  Anstrengungen 
und  Schmerzen  schlucken  konnte; .  sie  hatte 
immer  ein  Gefühl,  als  sey  ihr  der.  Hals,  wie 
sie  sich  ausdrückte,  mit  einem  Riegel  zuge- 
schlossen, und  die  von  ihr  gekauten  Speisen 
kamen  jedesmal,  mit  vielem  Schleim  vermischt 
zurück;  in  dem  Hals  verspürte  sie  einen  be- 
ständigen Heiz  und  ein  Gefühl  von  Trocken- 
heit. Der  Puls  war  sehr  klein,  schwach  und 
beständig  fieberhaft;    vor  zehn  Monaten  war 


-    44    -  j 

-1 

•ie  Ton  einem  Kinde  entbunden  worden i*w4k 
ches  auch  noch  jetzt  von  ihr  gestillt  wnrdi 
Der  Schmerz,  über  welchen  sich  Patientin  w 
sehr  beklagte,  war  zwischen  den  zweiten  unjj 
dritten  Ring  der  Trachea,  man  konnte  äufserlm 
aber  an  dieser  Stelle  keine  Geschwulst  waüfc 
nehmen;  dabei  klagte  sie  sehr  über  Schmaw 
zen  der  Brust  und  einen  höchst  lästigen,  qak 
lenden  Krampfhusten«  Ohne  dafs  man  in' 
Stande  war  eine  bestimmte  Ursache  disNS 
Krankheit  zu  entdecken,  hatte  dieselbe  scher 
sieben  Wochen  angedauert. 

I)a  eine  noch  fortdauernde  EnttUndttBj 
vernuithet  wurde,  wurden  äulserlich  Blutigel, 
•in  Vesicatorium  perpetuum  und  innerlich 
Pulver  von  Calomel  mit  Opium  verordnet» 
welche  Patientin  auf  der  Zunge  zergeh« 
lieft. 

Den  5.  Aug.  hatte  sich  Patientin  schal 
merklich  gebessert.  Flüssiges  konnte  sie  leicht 
ter  genielsen  und  war  schon  im  Stande  etwal 
feste  Speise  hinabzuschlucken. 

Den  10.  Aug.  Wiewohl  sich  Vorboten  von 
Salivation  zeigten,  wurde  fortgefahren,  di< 
Calomelptflver,  welche  sie  schon  schlucken 
konnte,  brach  sie  aus.  Da  die  Salivation  ziem- 
lich stark  schon  eingetreten  war  und  die  Kran* 


hHH,    iWi-ffrf*  Hill-   h*H  t^ihhnirHM    Ittol 

mn*f  MHtifrtimi    I'mUm    tMM  WA,  f '**»*»*»•, 

IlttH    tIHrf    /iHhkH    MHll    NHUntlll-llj     #Hf>ltfl»Hl 
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sMtH'kt*«    Hh»t    H<Mll    Hilf   ftflttHlhlt  li*««i»r  MllN»" 
lltpf    *t'Mm*kl*H    khtttUK     «llHnVtH     Mff'lf    HltF 
01*  Hrfftt   Hlhllt    l.llf>    tMtq|tl|(l»* 

llHl    f)<   Rhpili*       WImmmIiI   |h    iImm    Ii* 

ftlt     tHÜ'k    Itttffll't    Ai-tftttHti!    FMiHlMHMt-lNi    Mffll 
iHrtt  HH»I    Mit«*    HtllMf>M4     AM    *!*•!*  4ll4t   «lH9 

tohlMtkMft  nWk»ühkH1  fttltht  HHt  f  »ht  |iri«04»M-t| 


-     48  '  - 

Am  17.  Nov.  hatten  sieb  die  Brustschmer* 
«en  sehr  vermindert,  doch  waren  die  Kräfte 
der  Kranken  in  den  letzten  Wochen  so  sehr 
geschwunden,  dafs  sie  am  18.  Novbr.  Abends 
ganz  ruhig  entschlief» 

Bei  der  angestellten  Obdtiction  fand  man 
zwischen  den  Halsmuskeln  der  linken  Seite 
einen  Abscefs,  welcher  zum  Theil  die  Mus* 
kein  zerstört,  sich  um  die  Cartilago  thyredi* 
dea  herumgezogen>  die  vordere  Fläche  des 
Oesophagus  durchbrochen  und  so  mit  dem 
Schlund  in  Verbindung  stand.  An  dieser 
Stelle  war  der  Oesophagus  stark  "verhärtet 
und  mit  allen  benachbarten  Theilen  verwach- 
sen; die  linke  Seite  des  Cartilag.  thyreoid* 
war  ebenfalls  angefressen  und  dieselbe  Seite 
der  Glandula  thyreo idea  vollkommen  zei* 
stört;  Kler  Oesophagus,  so  wie  die  Trachea^  ' 
W&ren  an  allen  übrigen  Stellen  ganz  unvert 
tebrt»  In  der  rechten  Lunge  fand  sich  eine 
Vomica  you  der  Gröfse  einer  Wallnufs*  und 
aufser  derselben  eine  Menge  Tuberkeln,  weK 
die  zum  Theil  schon  in  Eiterung  übergegan- 
gen waren* 


-     49     - 
Tabellaruche  Uebersicht 


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trinkt  aiun. 

Monatliche  Summ«* 
in  belmndshen   Kr.nkhriten. 

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Bauchwuiewicbt 

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Erbrechen  (chron.) 

Durchfall 

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Kr.nkheil  der  Harn. 

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Zahnkra niheit   dar 
Kindar 

Slcinkrankheit 

HysleriB 

KatiraanienfKnnkh) 
MntrerblutBuf* 
Weifier  FluTi 
Nymphom.ni« 
Blldungafenler  de* 

B'enochorit  dar  Ein- 
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Kntropio.ni 
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Bydropi    oculi 
Hypopion 

In  Ha 

lippilodo 
Obsenralto   et  macn- 

Ophlhtlmla 
fimmuM 

Frol.piiu  Iridil 
Piorophibalmia 

Pwrvejmn 

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Siraburam 
Tricbia.i* 
Ulctra  Corneas: 
Ynlnera  Corneae 

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Innerliche 
Chirurgische 
Augen  krank« 


Chirt 


.    Geheilt    Ahgegeb.   Weggebl.    Geitorfc. 


748. 


Banchalicbe 

Btuenatich  i.         Enifrpationen  fr 

Trepanation  I.         Horniotomio i. 

FiBgeramputailon     1.  Summa-      iL.  . 

.  AderlaiMD,  Schröpfen,  Scarifi<.-iren,  Düatiren,  Eröffnen  der  Ab. 
Operationen  im  Zungenbändcben  and  dergt.  m.  nhana  ■ 
Meinem  Operationen  und  ibid  daher  webt  ipecificin. 


—    53     — 


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IL 

Versuch 

über 

die  Erscheinungen,  Ursachen  uud  den 
Verlauf  der  Seekrankheit 

■     • 

Vom  ,  . 

Hm.    Dr.     Keraudren, 

■ 

«•um  Arst  und  Inipector  dei  Sanität«  -  Weieftf  beim 
Miaiaterium  der  Mariae  und  der  Colonien  etci  *)  | 

«.^I^M.  .   "       'f. 

I 

JL/as  Meer  iit  nie  in  einer  vollkommenen 
Ruhe;  Winde,  Strömungen,  Ebbe  und  Fluth 
erhalten  die  Wogen  in  iteter  Bewegung,  wo- 
durch die  Schiffe  fortwährend  von  der  einen 
cur  andern  Seite  schwanken  oder  ihre  End- 
theile  abwechselnd  steigen  und  sinken.  Diese 
letzte  Bewegung  ist  es  vorzüglich,  die  auf  die- 
jenigen, welche  zum  erstenmale  eine  Seereise 

*)  8.  Journal  de  Medeciat  lila. 
Jeuro.  UXVUI.  B.  a.  St.  E 


-    54    - 

unternehmen,  so  überaus  unangenehm  wirkt 
Sehr  bald  bekomm»!  sie:  Schwindel»  ftia» 
mern  vor  den  Augen,  Magenschmerz,  Uebdv 
keit,  und  endlich  häufig  wiederkehrende' 
schmerzhaftes  Erbrechen«  — -  Ermattung  und 
Angst  steigen  bald  aufs  höchste.  Die  Kruh 
ken  frösteln,  krümmen  sich  und  haben  w* 
der  die  Kraft,  noch  den  Muth  sich  zu  bewe- 
gen; nicht  Drohungen  noch  Gewalt  sind  im 
Stande  sie  dazu  zu  bringen.  In  diesem  Zu- 
stande physischer  und  moralischer  Vernick- 
tung  sucht  der  Mensch,  gleich  dem  schmal- 
zigsten Thiere,-  nicht  mehr  sich  den  ihn  um- ' 
gebenden  Unredlichkeiten  zu  entziehen.  Er 
itt  unbekümmert  für  die  Erhaltung  seiner  Exi- 
stenz ,  verschmähet  die  ihm  gereichten  Nah« 
rangen  und  würde  mit  Gleichgültigkeit  dw 
Tode  entgegensehen. 

Die  Ursach  dieses  sonderbaren  Zustand* 
auf  eine  genügende  Weise  zu  ei  klären , '  iü 
keine  leichte  Aufgabe.  Man  hat  Anfangs  dis 
Seeluft  als  Veranlassung  zu  dieser  Krankheit 
angesehen,  doch  betrifft  dieselbe  auch  dieje- 
nigen, die  auf  süfsen  Gewässern,  Seen  und 
Flüssen  reisen.      Gilchrist  *)  sucht  den  Ur- 

*)  De  Vutilite    des   voyages  tur  mer,  pour   la  cmrs  dt 
difßrtrUei  maladies  *tc.\    traduit  de  l'angiois  fO 


—     55     —     < 

Sprung  dielet  Uebela  in  einem  Consentus  dar 
Unterleibs'-Organe  mit  denen  duVch  die  Be- 
wegung des  Schiffes  erschütterten  Hirn  und 
Nerven«  Diese  Erklärung  ist  jedoch  sehr  un- 
bestimmt und  Hn  Bourru  (Uebersetzer  der 
Schrift  des  Hrn.  G.)  siebt  die  Seekrankheit 
diher  fUr  eine  Folge  des  raschen  Wechselt 
der  Eindrücke  auf  den  Nervus  \  opticus  an, 
wodurch  es  unmöglich  wird,  bei  einer  ersten 
Seereise  die  umgebenden  Gegenstände  zu  fU 
4ren  und  diese  in  einem  immerwährenden 
Schwanken  zu  seyn  scheinen.  Denn,  sagt  er, 
wenn  die  Erschütterungen  des  Gehirns  Ursa- 
che der  Seekrankheit  wären,  ifie  würden  Per* 
jenen,  die  das  Tragen  in  einer  Senfte  krank 
macht,  das  Schaukeln  eines  Wagens  vertragen 
können  P  —  Dieses  Argument  des  Hrn.  Bour* 
tu  scheint  aber  gegen  seine  eigene  Meinung 
ebenfalls  zu  sprechen;    denn  das  scheinbare 

* 

Sck^panken  der  Objekte  mu£s  unstreitig  mehr 
keim  Fahren  statt  finden,  als  wenn  man  in 
einer  Senfte  getragen  wird.  Uebrigens  wür- 
de man,  wenn  dieser  Umstand  die  wahre  Ui» 
Sache  der  Seekrankheit  wäre,  dieselbe  dadurch 
sehr   leicht  verhindern   und   heben   könnet)? 


Mr,'  Bourru,  Doeteur^regeni  de  la  faculU  de  A/#- 
deeine  de  PurU. 

E  a 


4 


—    56     — 

daft  man  den  Kranken  die -Augen  bed 
lieft  e. 

In  dön  Phüosophical  TrämaeUons 
3.  *8io,  findet  man  folgende  Theorie  der  S 
krankheit,  vom  Hrn.  WoUaston>  Alle  die} 
nigen,  sagt  er*  die. die  Seekrankheit  edittfltf 
haben,  stimmen  darin  überein,  dafs  der  eftfc 
pfindlichste  Moment  derjenige  ist,  wo.  c& 
Schiff  plötzlich  und  in  der  gröfsten  SchnelKj* 
keit  mit  der  Welle  herabsinkt,  durch  weldtf 
es  zuvor  gehoben  wurde»  Ia  diesem  MomaAi 
drückt  das  Blut  ganz  besonders  aufs  Getilgt 
—  Es  ist  klar,  dafs  in  einem,  auf  dem  Bockt 
des  Schiffes  stehenden  Menschen  das  Gesfci 
brum  gar  keinen  Druck  vom  Blute  zu.  erlt>i 
den  bat»  sondern  dafs  das  Gewicht  der  Blot* 
säule  von  5  bis  6  Fufs  lediglich  auf  die  Gs* 
fafse  dös  Rumpfes  und  der  Unterextremitätta  1 
lastet,  deren  Gontractionen  demselben  entg* 
gen  wirken»  Wenn  man  nun,  hypothetisch, 
den  Boden  des  Schiffes  plötzlich .  vernichtete 
so  wurden  die  Gefälse  das  Blut  nicht  mehr 
aufhalten;  dasselbe  würde  sich,  mit  den  G#- 
falsen  nach  unten  senken  und  die  Contractu» 
dieser  letztern  würde  die  Flüssigkeit  mit  ei« 
ner  Kraft  zum  Gehirn  treiben,  die  der  primi- 
tiven   Blutcolonne    proportional    wäre.     Aus 


-   St    - 

ien  Ursache  würde  auf  gleacltt  W*fe+ 
iem  minder  schnellen  Sinken  de*  Selrifi» 
•  Individuum  eine  partielle  Veradndt» 
ieses  JDmcks  des  Bluter  auf  die  Wen» 
i  der  Gefifee  und  also  auch  eine  paiw 
teaction  auf  das  Gehirn  erleiden,  wel* 
Lekwirkung  man  durch  ein  tiefes  Ein« 
i  zu  vermindern  sucht«  ~  tylan  kann 
nfluß,  den  die  äufsern  Bewegungen  auf 
wegungen  des  Blutes  haben,  an  einet 
nfiche  Weise  disponirten  Quecksilber* 
vrahmehmen.  Das  Barometer  hat  auf 
teere,  bei  ruhigem  Wetter,  eben  den 
den  es  auf  der  Erde  bat  Wenn  aber 
Inff  sinkt,  so  scheint  das  Quecksilber 
gen,  weil  ein  Theil  seiner  Schwere  d*» 
irendet  wird,    es  mit  dem  8cbiffe  sin* 

machen;  in  einer  unten  rerscbtasM» 
cäire,  wurde  also  das  Quecksilber  in 

Faüe  nicht  seinen  ganzen  Druck  auf 
ausüben-    Eben  so   dm  Blut,     Es 


unten,   wird  «*dbfr  imrtk  4ie- 


*>i»rH3L  weäcne  sew  an  inr  TgtaBfir 


nsrooe  dos  Hau  PT+Hmnm  <et 


—     58     ^ 

nicht  minder  fehlerhaft;  ah  die  andere,    h* 
dem  das  Schiff  aiukty  sagt  Hr.  fV.,  fällt  auch 
das  Blut  und  die  umgebenden  festpn  Theik 
mit  gleicher  Geschwindigkeit.     Hieraus  labt 
sich  aber  nichts  anders  achUelseii,  ab  dal*  ij 
den  Verhältnissen  und  gegenseitigen  Wirken» 
gen  heider  nicht*  verändert  wird,     Wie  k/um 
41sq    die  Contraction    der  Getane   die   de* 
Druck  des    Blutes    entgegenwirkte*    d^ssell* 
jetzt  nach  dem  Gehirne  treiben?  Die  Gefa&e 
des  Gerebri  bleiben  dieselben;  ihr  Durchmefc 
per  ist  unverändert,  wie  können  sie  eine  gro* 
Jsere  Blutmasse  zum  Gehirn  durchlassen?  -» 
Jst  die  Proportion  des  Fluidum*  ii|  den 
dem  Arterien  nicht  mehr  ihrer  Lage  und  i 
rer  Gräfte  angemessen?  Können  sie  das  Bist 
nach  andern  Theilen,    als  denen, ,  in  welch« 
sie  sich  verbreiten,  hinfuhren?  Man  hetrachta 
daa  Gesicht' der  an  der  Seekrankheit  leideor 
den,  und  man   wird  keine  Spur  von  Coage- 
ationen  nach  dem  Kopf,    keine  Erscheinung 
wahrnehmen,   die  als  eine  Folge  des  Drucb 
auf  das  Gehirn  ungesehen  werden  könnte;  im 
Gegentheil  ist  das  Gesicht  bleich,  die  Auges 
sind  matt,  alle  Züge  deuten  auf  Hinftlligkgt 
und  Schwäche.  — -  Was  des  Hrn.  PFoüostom 
Vergleich  der  Bewegung  des  Merkurs  in  dar 


-     69     - 

ometerWJhre  mit   der   du  Blute*  In  de* 
eriea  betrifft,  »0  ündet  ewiaehen  beiden 

keine  Aehnliebkeit  *tait.    Dm  Queduil- 

in  tintr  eimdgeu  Xl/Jlira  vo?  fleiobein 
ohmoMtr  umft  Jeder  Uewefunf  dea  Hehlt» 
iieehgeben;  da*  Ulm  dagegen  Int  im  le* 
dm  Körper  nitilii  blo*  d^u  (J0»9t^u  der 
leere  utirl  der  Hydiaullk  unterworfen»  *on- 
v  der  Leben*kraft,  diu  gerade  alba  rein* 
Italien  KlnwJrkungea  entyegenMrebt.  Kein 
b9  keine  Hewegung  kann  daher  dem  Mute 

autaea  Hiltgetheilt  werden  v  *ctn*t  wllrd* 
Kal*ien/<  de*  Meinwhen  in  jedem  Augen» 
t  in  (ieialir  fterethefl.  Ueberdie*  mutk 
i  nintit  verjfeMen,  dal*,  da  der  Durehmea- 
der  Atierimt  »J<b  bei  jeder  Thelluug  der- 
en veifttln<leii|  ihre  ftanxe  <3ontrnmiIitttt 
rderllUi  iu»  um  die  in  Union  enthaltene 
aMule   f'virftubew*Mea.     Oea  Blut   verhMlt 

aUu  keine»  wc^e»  wie  ü**  (juadcailber  in 
iiariimeUtfr/ilire.  ßa  übt  mithin  audi  in 
•  Auftwililirk,  wo  da*  Schiit'  ilakr«  keinen 
wiein  Druuk  •nf  iIüa  tlehlrn  au*,  auit- 
k  wiid  *iei*  nach  der  Hiehtung  der  Arte- 
i  in  welchen  0*  wiilielten  i*i,  bewegt, 
im  dm  eh  eintn  blo*  ftiechaaUdieu  Mofa 
Uhu  (tlOmlitih  tmib  dem  Kopf  aufiteigen 


tonnte,  wie  würde  sich  das  Gehlm  jener  b*\ 
herzten  Luftschiffer  verhalten ,  die  sich  in  .efr] 
nem  Fallschirm  aus  den  höchsten  Regional; 
der  Luft  schnell  herablassen?  Was  wimb 
nicht  die  unglücklichen  Seeleute  erdulden,  <fii|5 
man  zur  Strafe  an  einen  Mast  heraufzieht,  und 
sie  so  plötzlich  und  mehrmals  hinter  einander, 
ins  Meer  fallen  lädt?  und  dennoch  bewirkt 
diese  seemännische  Strafe  nur  Gliederschnief» 
zen,  als  Folge  der  Erschütterung« 

Es  scheint,   dab  man  sieh  bei  Erklanug 
der  Seekrankheit  zu  sehr  von  dem  näohstei 
Leiden  entfernt  und  mehr  bei  auferwesentti* 
eben  Symptomen  aufhält.    Wie  viel  liegt  nicht 
in  Hipp  o  erat  es  .wenigen  Worten:    Declaral  \ 
autem  navigatio   quöd  motus  corpora  tmr* 
bat.      Denn  giebt  es  eine  Lage,    worin  ea 
Mensch  mehr  und  unangenehmer  bis  in  die 
innersten  Organe  bewegt  wird,  als  cur  Seef 
Der  Körper  mufs  den  so  verschiedenen  Be- 
wegungen des  Schiffes  nachgeben,  sich  darsa 
gewöhnen.    Das  irft  aber  demjenigen,  der  aum 
ersten  male  eine  Seereise  unternimmt,  unmög- 
lich.    Seine  Füfse  tragen  ihn  kaum,  er  ver- 
mag keinen  Schritt  zu  thun,  ohne  sich  an  die 
ihn  umgebenden  Dinge  zu  halten.    E*  wird 
mit  dem  Schiffe  nach  allen  Seiten  hin  bewegt 


«~     6t     «~ 

und  geworfen,   empfindet  jeden  St  oft,   jedes 
Schwanken.     Wie   zerreifsend  ist   nicht   die 
Empfindung  beim  sohneilen  Sinken  des  Schifi- 
fes(Je  tangage),  und  seinem  eben  so  schnell 
len  Steigen?     Welche  Erschütterung  erleiden 
dadurch  nicht  die,  frei   im  Unterleibe  so  su 
sagen  seh  webenden   Abdominal-  Eingeweide? 
Davon  entsteht  das  Ziehen  in  der  Magenge*» 
gend,  eins  der  empfindlichsten  Symptome  der 
Seekrankheit.     Eben  so  sefor  wird  das  Dia* 
phragma  durch  die   successiren  Bewegungen 
des  Schiffes  erschüttert«    Die  periodischen  Zu-» 
sammenziehungen   und  Ausdehnungen   dieses 
Muskels  können  nicht  immer  mit  der  steigen* 
den  und  fallenden  Bewegung  des  Schiffes  cor« 
respondirend    und   gleichzeitig  seyn.     Wenn 
das  Schiff  sinkt,    so    steigen  die  Eingeweide 
des  Unterleibes ,  drücken  das  Diaphragma  in 
die  Höhe.     Geschieht  dies  in  dem  Augenblick 
der  Inspiration,  wo  das  Zwergfell  gerade  durch 
die  Gontraetion  herabsteigen  soll,    so    kann 
dies   nur   mit  Schwierigkeit  erfolgen.     Wird 
das  Schiff  dagegen  aus  den  tiefsten  Abgrün- 
den auf  den  Gipfel  der  Wogen  geschleudert, 
*o  Sturzen  durch    diese   plötzliche  Erhöhung 
die  Eingeweide  in   den  untersten  Theil   der 
.  Bäuchhöhle,  und  gerade  im  Momeet,  wo  das 


fr-   ß»   — 

Diaphragma  rar  Bewirkung  der  Exspiration 
in  die  Höhe  steigt,  Dies  ist  der  Mechanik 
mus  der  Störung  de«  RespirationsgeschäJta, 
welche  auch  Hr.  fFollastan  bemerk*  hat,  aber 
Mos  in  sofern  dadurch  der  Druck  de»  Blutes 
auf  das  Gehirn  begünstigt  wird« 

Die  wiederholten  Bewegungen  des  Schif« 
fes  bringen  also  Störungen   in  dep  Organen 
des   Unterleibes    hervor.      Diese  Eingeweide 
werden  an  einander  gerieben  und  so  gedrückt, 
dafs   dadurch   leicht   ein  spastischer  Zustand 
und  Zusammenziehungen  des  Magens  hewirkt 
werden  können.      Wenn  man  nun  aber  die 
grofse  Empfindlichkeit  der  Magengegend,  die 
Zahl  und  Gröfie  der  Nerven,  mithin  die  Be- 
deutsamkeit der  Störungen  derselben  hetrach- 
tet,  so  leidet  es  keinen  Zweifel,  dafs  M 
«inen   wesentlichen  Einflufs   auf  die   Ul 
hinzukommenden  Zufälle  haben  sollten*    Die 
Erschütterungen    des  Nervus  phrenicus  sind 
beinahe  allein  schon  hinreichend  das  Zwerg« 
feil  zu  Contra ctionen  zu  reizen,  wodurch  der 
Magen   gedrückt   und    das  Erbrechen  erregt 
wird;  sollten  nun  abec  die  Verzweigungen  des 
Lungen-  und  Magennprvep,  des  Spl^nchnicus 
und  vorzüglich  die  beiden  Gangl*  aemilnnar. 
die  sich  gerade  im  Contro  dieser  heftigen  B+- 


~   <w   -» 

w*gungeu  befinden,  nicht  j»Q«b  weit  mehr  auf 
den  Magen,  die  Eingeweide  nad  lomit  auf 

den  gw^en  Organismus  wirken? 

Pas  Resultat  des  Gesagten  Ist  demnach 
dieses ;  Die  Bewegungen  des  Schiffe«  sind  die 
entfernte,  oder  Gelegenheitaursach  der  See-i 
krankheit.  Eine  zufallige  Schädlichkeit  in  der 
ekelhafte  Geruch,  den  da*  gebeerte  Tauwerk 
lind  die  Schiffsseile  verbreiten«  und  der  schnei* 
le  Wechsel  der  äuisern  Gegenstände,  wodurch 
Schwindel  bewirkt  wird.  Die  nächste  Ursach 
<far  «Seekrankheit  scheint  rein  nervös  zu  seyn 
Und  vorzüglich  von  den  Nerven  des  Unterlei» 
bes  abzuhängen,  Eine  Äffection  des  Gehirns 
findet  nicht  statt,  Per  Kopfschmerz,  als  ein 
häufiges  begleitendes  Symptom,  ist  bloa  sym« 
pathisch,-^ 

Unmöglich  ist  es,  die  Wirkungen  aufzu- 
heben, wenn  man  die  Ursachen  nicht  entfer- 
nen kann;  umsonst"  bemüht  man  sich  daher, 
die  verschiedenen  Symptome  durch  Säuren, 
krampfstillende  Mittel  etc,  zu  beseitigen,  Man 
mnfs  nicht  gleich  Anfangs  das  Erbrechen  zu 
stillen  suchen,  zieh  vielmehr  damit  begnügen, 
.  es  zu  mildern«  Da  der  Magen  bald  vollkom- 
men ausgeleert  ist,  so  suche  man  den  Wider- 
willen des  Kranken  gegen  Speisen  und  Ge- 


—    A4    — 

tränke  zu  bekämpfen,,  indem  man  ihm  lunlebt 
dühne  und  leichte  Sachen,  wie  Bouillons  und 
Gallerte,  giebt,  die  den  Magen  weder  beschwe- 
ren! noeh  reizen,  und  gehe  nun  allmählig  za 
festeren  Sachen  über,  die  weniger  leicht  auf- 
gebrochen werden,  dahingegen  flüssige  selb* 
'  oft  Erbrechen  erregen.    Ich  halte  es  für  sehr 
rathsam,  die  Kranken  von  Zeit  zu  Zeit  etWu 
Zwieback  nehmen  zu  lassen.  Bei  anhaltenden 
Convulsionen  des  Magens  gebe  man  den  The* 
riak  zu  einer  Drachme  und  einen  guten  Wein. 
Die  Vorsicht,  sich  dem  Schwerpunkt  des  Schif- 
fes möglichst  nahe  aufzuhalten,    ist   sehr  sn 
empfehlen,  nicht  minder  die  horizontale  Lage 
in  schwebenden  Betten,  wo  die  Bewegungen 
des  Schiffes  kaum  mehr  auf  den  Kranken  wir« 
ken.    Da  man  nun  aber  nicht  beständig  in 
dieser  Lage  verbleiben  kann,    so  ist  es  am 
rathsamsten,  sich  dem  Uebel  freiwillig  zu  un- 
terwerfen   und    sich   dagegen    abzustumpfen. 
Man  bleibe  daher  in  freier  Luft  auf  dem  Ver- 
deck und  vermeide  es  Anfangs,  die  Wellen 
mit  den  Augen  zu  fixiren. 

Da  es  den  angegebenen  Ursachen  zufolge 
unmöglich  ist,  die  Seekrankheit  zu  heben»  so 
bleibt  immer  noch  die  Frage  zu  erörtern  übrig, 
woher  es  komme,  dals  diese  Ursachen  nach 


-     6$    — 

und  nfteh  nicht  mehr  dieselben  Wirinnigen 
hervorbringen?  -  Hierauf  mufs  man  zuerst  einf 
gestehen,  dafs  ein  Sturm  auf  der  See  auch 
noch  lange  Zeit  mehr  oder  weniger  die  Ma« 
trosen  krank  macht  Gewohnheit  scheint  je- 
doch auch  gegen  dieses  Uebel  den  Körper 
abzustumpfen,  wie  sie  den  Matrosen  geschickt 
macht,  ungestört  dem  Winde  und  den  WeU 
lexi  iü  trotzen  und  seine  MänöetiVrfes  zu  Ver- 
richten. Umsonst  wird  das  Schiff  nach  allen 
Seiten  hin  geworfen,  —  er  stehet  fest«  Uh* 
bewufst  und  ohne  Anstrengung  folgt  sein  Kör- 
per jeder  Belegung  des  Schiffes  und  erhält 
sich  so  im  Gleichgewicht,  Er  macht  gewis* 
aermafsen  nur  ein  Gänzfes  mit  dem  Schilfe 
aus,  so  dals  er  durch  die  Bewegungen  dessel- 
ben keine  EftchBtteiungen  meto  zu  erleidet* 
scheint.  * ) 

'•)  Dafs  eine  Afftctloit  der NerVengeflechte  ih  derPra> 
cordialgegend  gewits  die  wesentliche  Ursache  und 
sugleich  der  Sit*  der  Seekrankheit  Ur,  ist  auch  rhei« 
pe  Ueberseugung,  and  ich  habe  hierauf  folgende* 
Mittel  gegründet,  wovon  ich"  schon  einigemal  die 
besten  "Wirkungen  snr  Verhütung  der  Seekrankheit 
gesehen  habe,«  Rec.  Ernpl.  de  Galhan.  croc.  Unc.  j\ 
Optfj  C*mphor,  Bai  v^fat.  C.  C»  Ol*  Cajeput.  ana 
Dr,  semis,  ft/»  Dies. wird  auf  Leder  in  der  Gröft* 
-  zweier  Hände  gestrichen,  und  beständig  auf  der 
Majengegend  getragen«  .    d.  H. 


f 


0 


~    6*    ~ 


HL 

Erfahrungen 

Aber 

die   grofsen  Wirkungen  des  Eises, 

innerlich  gebraucht* 
Vom 

D  r.   K  1  e  e  f  e  1  d,  v  , 

nu  Danzig» 


JL/er  Hr.  Kollegienrath  Loffltr  hatim  siebe* 
ten  Stücke  1810  dieses  Journals  seine  Beobach* 
tungen  über  die  Wirkung ,  des  Eises »  als  ei- 
nes innern  Arzneimittels,  niedergelegt  und 
dadurch  die  Aerzte  auf  einen  sehr  wichtigen 
Gegenstand  aufmerksam  gemacht«  Schon  seit 
mehrern  Jahren  habe  ich  Versuche  über  das 
Eis  zum  innern  und  äußern  Gebrauche  ge- 
macht und  die  Kraft  dieses  wahrhaft  groben 
Zaubermittels  bewundert,  bin  aber  immer  aus 
Besorgnils ,   ich  möchte  zu  früh   mit  meinen 


Erfahrungen  hervortreten  r  davon  abgehalten 
worden ,  sie  bekannt  zu  machen.  Jetzt  will 
ich  sie  den  Löfflerschen  an  die  Seite  stellen* 
und  vielleicht  auch  etwas  'zu  behutsamen  und 
bestätigenden  Versuchen  mit  diesem  heroi- 
ichen  Mitter  beitragen* 

Im  Winter  1799  Ward  ich  dringend  iU 
einem  gefahrlichen  Kranken  nach  Marienburg 
gerufen.  Ich  reisete  die  Nacht,  und  die  Käl- 
te war  so  heftig ,  dafs  der  Wein  in  meinetn 
Schlitten  fror«  Dies  veranlagte  mich  zu  Be* 
trachtungen  über  die  Wirkungen  der  Kälte  auf 
den  Organismus,  und  zu  dem  Gedanken,  dafs 
sie.  und  besonders  das  Eis*  mehr  bei  Krank« 
heiten,  vorzüglich  Lokalaffektionen,  angewen- 
det zu  werden -verdiente*  So  langte  ich  vot 
des  Kranken  Haus  an,  und  horte  ihn  in  de* 
stillen  Nacht  im  zweiten  Stocke  schluchzen. 
Ich  fand  ihn  mit  einem  hippok,ratischen  Ge* 
sichte,  fast  ohne  Puls,  eiskalt,  Von  kaltem 
Schweifse  triefend,  im  heftigsten  Schluchzen, 
ohne  Bewufstseyn.  Er  lag  schon  seit  3  Ta- 
gen in  diesem  Zustande,  dem  Jktzten  Stadium 
eines  heftigen  akuten  Fiebers,  das  sich  als 
ein  rheumatisches  angefangen  hatte  (det  Mann 
war  ein  alter  Podagrist)  und  das  durch  ein» 
sehr   heftige   Aergernifs    in   ein  Gallenfiebet 


übergegangen  und  bis  zu  dieser  Hohe  gestj» 
gen  war*    So  war  der  Bericht  seines  Arztg* 

Was  uns  nur  die  Kunst  in  solchen  FIU 
len  an  die  Hand  giebt»  hatte  sein  Arst  alles 
atigewendet»  Es  war  nichts  innerlich  ixid&u» 
serlich  unversucht  geblieben  -**-  alles,  ehdf 
Erfolg* 

Das  schlimmste  Symptoni*  das  WeiiigsteNt 
die  schnellste  Beseitigung  erfoderte,  war  da? 
Schluchzen ,  den  ich  noch  nie  so  heftig  gs- 
sehen  hatte«  Er  war  vollkommen  konvubp 
tisch« 

Meine  auf  der  Heise  unterhaltenen  Idm 
wurden  jetzt  rege,    und  ich  that  dem  Haus- 
ärzte den  Vorschlag,  einen  Versuch  mit  dem  . 
Eise  zu  machen.     Da  ich's  als  ein  sehr  hefti- 
ges Mittel  ahndete,  das  die  lokaf  erhöhte  La-  ' 
benskraft  (was  doch  wohl  hier  im  Magen  der 
Fall  warj   plötzlich  herabzustimmen  im  Stau*' 
de  sey,   und  da  ich  wegen   der  grofsen  Ner- 
Yengeflechte  in  der  Magengegend  auch  eine 
heftige  sympathische  Eiriwizkung  aufs  gesamts- 
te Nervensystem  fürchtete,  so  schlug  ich  zu- 
gleich eine  Ableitung  oder  vielmeHr  eine  an« 
dere  erhöhende  Erregung  vor;  nämlich  Hand« 
und  Armbäder  von  sehr  scharfem  Senfabmd. 
Dem    Kranken  wurden  also   beide  Arme  in 

Mal- 


_     6g     — 

Mulden,  die  mit  dem  Senfabsude,  wozu  noch 
Viel  Salz  gesetzt  war,  hineingelegt  und  mit 
«Tüchern  bedeckt ,  und  zugleich  wurden  ihm 
j»  m  aufgehäufte  Theelöffei  voll  gestobenes,  lis, 
£  su  dem  ao  Tropfen  aether.  suiphur.  und  10 
:..  Tropfen  Tinct.  Opii  crocat*  gesetat  waren, 
r  tingegeben.  (Er  hatte  schon  seit  <j8  Stunden 
^V.gröfaere  Gaben  von  Stunde  zu  Stunde  von 
^-'  diesen  Mitteln  bis  jetzt  aber4  ohne  Wirkung 
\    erhalten« ) 

In  dem  Augenblicke,  da  er  diese  Mischung 
hinuntergeschluckt  hatte,  hörte  der  Schlueh- 
•"  zen,  das  Athmen  und  •*-  wie  es  schien  —  auch 
das  Leben  selbst  plötzlich  aufi  Es  trat  ein 
völliger  Stillstand  in  der  ganzen  Maschine  ein, 
,  und  die  Umstehenden  'jammerten  laut  über 
das  plötzliche  Verscheiden.  Der  Hausarzt  und 
ich  fanden  indessen  den  Puls  an  beiden  im 
Bade  liegenden  Händen  gröber  und  lang&a-  ' 
mer,  und  wir  konnten  also  die  Familie,  ob- 
gleich kein  Athmen  bemerkbar  war,  beruhi- 
gen. Das  Herz  schlug  auch,  und  nach  eini- 
ger Zeit  fing  der  Kranke  saufe  und  regelmä- 
Isig  zu  athmen  an.  Der. kalte  Schweifs  än- 
derte sich  in  einen  warmen  um,  das  todten- 
bleiche  Gesicht  bekam  Röthe,  und  innerhalb 
einer  halben  Stunde  hatte  der  turgor  viiatis 

Joorn.  IXXYUl*.  a,  Sr.  F 


—  7°  —■  - 
die  eingefallene  Physiognomie  gehoben  und 
belebt.  Wir  liefsen  den  Kranken,  der  ganz 
das  Ansehn  eines  ruhig  Schlafenden  hatte, 
nicht  stcii  en  und  verordneten  Mos,  dafs  voi 
Zeit  zu  Zeit  zu  den  Arm-  und  Handbädern 
ein  frischer  Zugute  gemacht  und  vom  erkal- 
teten Absude  etwas  abgenommen  wurde,  und 
so  schlief  der  Kranke  3  Stunden  ununterbro- 
chen, ohne  auch  nur  ein  einziges  mal  nach 
der  Eismischung  geschluchzt  zu  haben* ~  Bern 

■ 

Erwachen  hatte  er  gleich  sein  Bewufstsem 
bewillkommnete  mich,  da  er  mich  sonst  schon 
kannte ,  und  verlangte  etwas  zu  össen.  Ick 
liefs  ihm,  da  er  beim  Sprechen  wieder  schwa- 
ches Schluchzen  bekam,  sogleich  wieder  zwei 
Theelüffel  Voll  Eis  mit  10  Tropfen  Aether  und 
5  Tropfen  Opiumtinktur  geben,  und  nach  ei- 
ner Viertelstunde  eine  kalte  Weinsuppe  mit  ' 
Eydotter  uud  Gewürz.  Er  war  mit  a  Tassen 
hiervon  nicht  zufrieden,  und  nur  das  Verspre- 
chen, dafs  er  innerhalb  einer  Stunde  wieder 
eine  Tasse  voll  haben  sollte ,  konnte  seine 
Ungeduld  darnach  m  als  igen. 

Ich  mufste  den  Morgen  gleich  wieder  ab- 
reisen und  verabredete  mit  dem  Hausarzte, 
dafs  er  täglich  einigemal  Ungerwein  mit  Ge- 
würz in  Eisform  erhalten  sollte,  die  JibrigeBe- 


.  •-■  7I  -     • 

handlang  übernahm  der  Hausarzt  nach  Maafs- 
•  .gäbe  der  Umstände,  und  ich  reiste  ab.  Der, 
.  Kranke  hatte,  wie  ich  nachher  erfuhr,  nicht 
mehr  geschluchzt,  sondern  sich  allmählig  der 
Genesung  genähert,  und  im  Frühjahr  besuch- 
te er  mich  als  ein  vollkommen  gesunder  Mann. 
Er  lebt  auch  noch  diese  Stunde. 

Die  in  diesem  Falle  bewiesene  Zauber- 
kraft:  des  Eises,  so  sehr  sie  mich  auch,  ich 
gestehe  es  gern,  im  Augenblicke  der  Anwen- 
dung erschreckt  hatte,  machte  mir  Muth,  das 
Eis  in  ähnlichen  Fällen  wieder   zu  versuchen»  , 

Ich 'glaube,  dafs  Aerzta  von  noch  ausge- 
breiteterer  Erfahrung  als  ich,  diesen  Kranken 
ftir  rettungslos  erklärt  haben  würden,  und  als 
solchem  wagte  ich,  ihm  auch  nur  ein  sa  he- 
roisches Mittel  zu  geben.  Ueberües  machte 
mir  der  Umstand,  da£s  seihe  Krankheit  ur- 
sprünglich  rheumatischer  oder  arthritischer  Na- 
tur gewesen  sey,  einige  Bedenklichkeit,  in- 
.  dessen  beim  Versuche-  war,  meiner  Ansicht 
nach,  nichts  mehr- zu  verlieren,  sondern  nur 
noch  zu  gewinnen* 

Sollte  auch  nicht  vielleicht  die  Kälte  den 
Rheumatismus  öder  die  Gicht  so  schnell  vom 
Magen  und  den  nachbarlichen  Gebilden  ent- 
fernt haben,   als  kalte  Umschlage  es  auf  den 

F  a 


•    —       7*  — 

i 

Ballen  des  Fußes  beim  Podagra  thtra?  Und 
wäre  diese  vertreibende  Wirkung  nicht  gen« 
de  wünsöhenswerth ,  da  die  Versetzung  voa 
einem  der  edelsten  Theile  geschähe?  Fragen, 
die  gewifs  Beachtung  verdienen. 

Im  Sommer  1800  bekam  eine  Frau  voi 
einigen  So  Jahren,  die  ich  nur  vor  kurzem 
nach  einem  langwierigen  Lager  von  der  schlei- 
migten Lungensucht  geheilt  hatte,  in  der  Mit- 
te ihrer  Schwangerschaft,  worin  sie  schön  10 
viel  an  Erbrechen  gelitten  hatte,  die  Gelb- 
sucht. Die  Ursache  wir  wahrscheinlich  eine 
Erkältung  gewesen.  Das  übelste  Symptom 
war  das  bei  dieser  Krankheit  schon  gewöhn- 
liche Würgen  und  Erbrechen,  aber  hier  in 
einem  so  hohen  Grade,  dafs  die  Kranke  sich 
nicht  allein,  beim  Genüsse  jeder  Art,  sondern 
auch  bei  jeder  Art  von  Bewegung  erbrach. 
Sie  konnte  nur  horizontal  liegen  und  schon 
das  Aufheben  des  Kopfes,  wenn  sie  trinken 
oder  Medizin  nehmen  sollte,  erregte  Würgen 
und  Erbrechen,  und  die  Versuche,  ihr  etwas 
beizubringen,  muisten  eingestellt  werden.  Dali 
sie  von  der  Krankheit,  der  Schwangerschaft, 
dem  Abhungern  und  den  Anstrengungen  höchst 
elend  wurde,  war  kein  Wunder.  Alles,  inne- 
re und  äulsere  Anwendung  der  gewöhnlichen 


~  73  '- 
Mittel  geschah,  aber  alles  vergebens.  Schon 
öfters  eintretende  Ohnmächten  und  die  gröfs- 
te  Schwäche  Heften  mich  einen  Abortus  furch- 
ten, und  jetzt  entschlofs  ich  mich  abermals  zu 
der  Anwendung  des  Eises.  Ich  liefs  sie  Him- 
beereis, wie  man's  bei  den  Italiänern  oder 
Zuckerbäckern  hat,  alle  Stunden  zu  einem 
Theelöffel  voll  nehmen,  weil  sie  ein  grofses 
Verlangen  nach  säuerlichen  Sachen  hatte,  und 
in  einigen  Stunden  hörte  das  Würgen  und 
Erbrechen  gänzlich  auf.  Sie  behielt  auch  Es- 
sen und  Trinken,  ]\  auch  die  Medizin  bei 
sich  und  genau  allmählig  von  ihrer  Krankheit. 

Noch  den  vergangenen  Sommer  habe  ich 
'das  Eis  abermals  bei  einer  gelbsüchtigen  Dame 
gegen  das  marterndste  Würgen  und  Brechen 
mit  dem  besten  Erfolge  angewandt. 

Das  lästige  Schwangerschaftssymptom,  das 
Brechen ,  weicht  dem  Eise  in  kleiner  Portion, 
aus  Wein  und  Gewürz  gemacht,  sehr  sicher; 
schon  ein  Spitzglas  recht  kalten  Wassers  und 
die  Vermeidung  alles  warmen  Getränkes  ist 
allein  rdieses  beschwerliche  Uebel  zu  heben 
im  Stande;  noch  besser  thut  es  eiskalter  Bi~ 
schoff,  wie  mich  häufige  Erfahrungen  gelehrt 
haben. 

Auch  äußerlich  angewandt,  wirkt  das  Eis 


\ 


Mfar  rcirt&felj&fch»     \iu%  e*  ftcri:«T>  ort  bei  K« 

uuc  jca  »*£*?  «*  r-^njez-  :n  i>a  der  £.©pfi 
*er*u<&t  r^adnu  üi^  £*d*±.  c-m  E*te.gi 
Uetithirui   <i+   fj*:i*?t^ag    einiger  Kinder 

I4J1  habe  es  aber  auch  einmal  in  ei; 
Fall«  iopt  +  zwii .  wo  ich  nicht  weif*,  dal 
je  gebraucht  ist.     Es  ist  folgender. 

Eine  Frau  bekam  im  dritten  Monat  i 

ersten    Schwangerschaft    eine    Urin  verhalt 

Ein  andrer  Arzt,  der  sie  3  Wochen  hind 

in   diesen  Umstünden   behandelt  hatte,  1 

Blutllssen,  Laxirn»itt<;l,  Blutige!,  Einreibiu 

urintreibende  Mittel  etc.  angewandt,  das  l 

blieb  aber  dasselbe  und   die  Frau  war  g 

thigt,  sich  täglich  einige  male   durch  den 

theter  den  Urin  abnehmen  zu  lassen*    So 

aie  denn  nun  schon  8  Tage  ohne  Arzne 

Wesen,  als  ich  gerufen  wurde.    Ich  unten 

te  sie«  ob  etwa  eine  widernatürliche  Lag« 

Gebärmutter  oder  eine  Einklemmung  di 

ben  Schuld  daran  seyn  möchte,  fand  ab« 

Gebärmutter  natürlich  gestaltet,    den  BI 

hals  ganz  frei  und  hierin   also  nicht  di< 

sache.     Die  Blase  war    übermässig  ang 

übrigens  die  Frau  ganz  wohl  und  nach 


'—  '75     — 

•  I 

Versicherung  war  sie's  auch,  bis  auf  die  Angst 
Ton  der  Urinanhäufung,  immer  gewesen.    Ich 
fand  g^r  keine  Anzeige  zur   Anwendung  ir- 
gend  ein^s   Mittels,    und    da    auch    fast  *lles 
Vergeblich   angewandt  worden    war,    sab  ich 
nicht  ein,    warum   icn  sie  wiederholen  sollte* 
loh  schlofs   aus   allem   auf   eine  Reizlosigkeit 
und  einen  gelähmten  Zustand  der  Blase,  und 
da  wirklich  kräftige  äufsere  Einreibungen  und 
Blasenpflaster  nichts  ausgerichtet  hatten,  liefs 
ich  eine  zinnerne  Schüssel,  die  wohl  4  Pfund 
Wasser  fafste,   in  die  Kälte  setzen  Und   das 
Wässer   darin   (es  war  im  strengen  Winter) 
frieren.    Diese  Schüssel  voll   Eis   mufste  sich 
c)ie  Frau  auf  die  angefüllte  Blase  halten,  ohne    • 
dafs  sie  daran  einen  starken  Druck  empfand, 
und  innerhalb  10  Minuten  flofs  der  Urin  ab» 

* 

Jfoch  einige  male  wurde  derselbe  Versuch  ' 
wiederholt  und  zuletzt  durfte  sie  nur  ein  in 
eiskaltes  Wasser  getauchtes  Tuch  minuten- 
lang auf  die  Blasengegend  halten.  Nach  5 
Tagen  war  auch  dieses  überflüfsig,  und  sie  war 
gänzlich  geheilt.  Selbst  in  den  letzten  Wo- 
chen der  Schwangerschaft  kehrte  das  Uebel 
nicht  wieder,  auch  in  ihren  zwei  nachfolgen-* 
den  Schwangerschaften  blieb  sie  gänzlich  frei 
davon. 


Sey  es  nun,  dafs  durch  die  vorher  ange- 
wandten Mittel  die  Ursache  schon  entfernt 
und  nur  noch  Reizlosigkeit  zurückgeblieben  "■ 
war,  oder  dafs  die  schwangere' Gebärmutter 
alle  Nerven-  und  Muskelthätigkeit  von  der 
Blase  abgeleitet  hatte,  so  verdient  doch  in, 
beiden  Fällen  die  Anwendung  des  Eise!  eine 
nähere  bestätigende  Erprobung  ia  dieser 
Krankheit, 

Ich  enthalte  mich  alles  Raisonn  ernenn 
über  die  Wirkungsart  des  Eises  überhaupt 
und  lege  blos  diese  reine  Erfahrungen  hier 
nieder«  Sie  sind  es  alle,  die  ich  gemacht  habe^ 
und  keine  davon  entsprach  nicht  nur  meiner 
Erwartung,  sondern  übehraf  sie  sogar. 

Ich  würde  mich  glücklich  schätzen,  wenn 
ich  durch  diesen  kleinen  Beitrag  etrfas  zum 
Wohl  der  leidenden  Menschheit  gethan  hätte. 


—     77     — 


rvv 

t  i 

Merkwürdiger  Fall       '    -, 

.     -  *  von  einer 

\        schnell  entstandenen  aufserordentlichen 

r 
t 

Geschwulst  der  Genitalien  und  untern 

L 

Extremitäten 

t 

bei    einer    Schwängern» 

Von  ' 

Dr,    Krügelstein, 

Arzt  zu  OhrdruiEt 


•Trau  B.,  5a  Jahr  alt,  im  letzten  Monat  der 
sechster*  Schwangerschaft ,  r ermerkte  seit  ei- 
nigen Tagen  eine  auch  in  den  andern  Schwan« 
gerschaften  bei  ihr  gewöhnliche  Fufsgeschwulst, 
kurze  Zeit  darauf  aber  stellte  sich  ein  leich- 
ter Urinzwang  ein,  und  als  sie  in  einer  Nacht 
davon  ,im  Schlafe  gestört  wurde,  bemerkte 
sie,  dafs  die  Geburtstheile  s'ehr  angeschwollen 


V 


~     78'- 
waren;  bis  zu  Tages  Anbruch  waren  auch  die* 

i 

Ober-' und  Unterschenkel  so  angelaufen,  daüj 
sie  dicker  als  eine  Wasserkanne  waren. 

Erst  einige  Tage   darauf,    den  aten  Mai 
1809  wurde  ich  zu  der  Kranken  gerufen»   Ick. 
fand   sie  in   einem  zweischläfrigen   Bette  mit 
möglichst     ausgespreizten    Schenkeln    liegen, 
weil  die  geringste  Berührung  der  Geschlechts- 
theile  von  den  Schenkeln  ihr  an  erstem  hef- 
tiges  Brennen  verursachte.     Füfse  und  Schein1 
kel  waren    bis    an    die  Hüften,    wo    die  Ge- 
schwulst einen  deutlichen  Absatz  machte,  so: 
ungeheuer   geschwollen,    dafs   das  Ganze  wie! 
eine    unförmliche    Fleischmasse    aussähe  oind 
man  kaum  die  Zehen  und  Knie  zu  unterschei- 
den  wufste.     Die    Geschwulst    der    Schenkel 
war  weifs,  kalt  und  unschmerzhaft  und  behielt 
sehr  lange  den  Druck   des  Fingers;    aber  ei- 
nen   erschrecklichen   Anblick    gewährten    die  j 
Geschlechtstheile.     Wie  zwei  gröfse  möglichst  i 
ausgespannte  Pferdeblasen  hingen  die  Schaam« 
lefzen    bis    auf   die    Mitte    der   Oberschenke!  * 
herab;  sie  waren  rothfaufartig  entzündet,  sehr 
heifs  und  bis  zum  Zerplatzen  angespannt,  dia  , 
Wasserlefzeh  aber  waren  ganz  verstrichen  und 
bewiesen  mir  die  in  der  Hallischen  Litteratnr- 
Zeitung  Nr.  385.  Anno  1806  aufgestellte  B* 


—  79  — 
haupt'ng,  dafs  die  Wassernymphen  weniger 
zur  Leitung  des  Urins,  als  zur  Erweiterung 
/der  grofsen  Schaamlefzen  beim  Durchgänge 
ins  Kopfes  in  der  Geburt  dienten;  indem  in, 
dem  jetzigen  Falle  die  Kranke  den  Urin  in  ei- 
nen Strahl  lassen  konnte,  o ungeachtet  die 
kleinen  S /haau.lippen  ganz  verstrichen  waren. 
Die  L.fzen  ragten  hinten  weit  über  die  Schen- 
kel hervor  unl  stellten  gleichsam  noch  ein. 
ptar  Hiutejback*  n  vor.  An  dieser  Stelle  wa- 
ren schon  ein  paar  von  der  Oberhaut  ent- 
blöfsre  Sa  IW,  d;e  brandig  werden  wollten  - 
Und  ein  gelatinöses  Wasser  aussickerten:  der 
Dt>mm  war  so  sehr  ausgespannt/  als  er  es  nur 
zu  Ende  der  Geburt  seyn  kann,  such  der 
Schaamberg  sehr  aufgeschwollen.  •  Alle  diese 
Leiden  aber  wurden  noch  durch  ein  starkes 
Wundseyn  auf  beiden  Seiten  zwischen  den 
Schenkeln    und    Lefzen    und    einen    starken 

> 

Weiften  Flufs»  der  alle  Betten  durchnä&te,  ver- 
mehrt. Innerlich  war  die  Frau  ganz  gesund, 
und  nur  wegen  des  heftigen  Schmerzes  an 
den  Geburtstheilen  und  <ter  Sorge  wegen  ih- 
rer bevorstehenden  gefahrvollen  Entbindung 
unruhig  und  abgemattet. 

Ich  hatte  beim  ersten  Anblick  der  Kran- 
ken  und  nach  ihrer  Erzählung  geglaubt,  dafs 


—     So     — 
ich  es  mit  einer  bloßen  vom  Druck,  des  Kin« 

i 

des  auf  die  Lympbgefafse  herrührenden  Ge- 
schwulst, die  freilich  von  gröfserer  Bedeutung  i 
«ls  gewöhnlich  sey,  zu  thun  hätte,  und  such« 
te  schon   in  (bedanken   diesen  Zufall   mit  der 
Phlegmatia  alba  dolens  Puerperarum  fVhit- 
tu  *)  zu  vergleichen,  wozu  mir  besonders  die 
Bemerkung  Veranlassung  gab,  dafs  hier,  wie 
bei  joner,  die  beträchtliche  Geschwulst  in  den 
Schaarolefzen   ihren  Anfang  genommen  hatte;  , 
denn  die  Geschwulst  in  den  Schenkeln  folgte   ; 
erst  jener  in  den  Lefzen  nach ;  diesen  Schlaft  * 
aber  störte  gewissermaßen  die  auffallend  star-   j 
ke  Secretion  in  der  Vagina  und  zwischen  den ; 
Lefzen  und  Schenkeln   mit   dem   specifischea 
Geruch  einer  Tinea  capitis,   die  eine  andere j 
unterdrückte  Secretion  vermuthen  liefs,    und 
nöthigte  mich,   näher  nach  der  Ursache  der 
Krankheit  zu  forschen.      Im  Anfange   wollte 
sich  die  Frau  durchaus   nicht  besinnen,    da& 
sie  durch  etwas  zu«  diesen  Zufällen  Gelegen« 
heit  gegeben  haben  könnte,    endlich  aber  er** 
fulir  ich  doch,  dafs  sie  vor  etwa  vier  Wochen,» 
bei  kaltem  schlackigten  Wetter  über  Feld  ge- 

§  .   ■  ' 

•)  Karl  Whiues  Untersuchung  der  Geschwulst  W 
Kindbetrerinnen'  an  den  untern  Gliedmafien.  Auf 
dem  Engl.  Mit  i  K.  Wien  bei  Ctoieeini.   iSoa*     • 


.    -  p  - 

gamgea,  durchaus  nafs  geworden  und  erfroren 
tmre,    und  seit   dieser  Zeit  ihren    sonst    ge* 
wohnlichen  Schweifs  an  den  Füßen  nicht  mehr 
bemerkt  habe., 

Ob  ich  nun  gleich  nach  Auffindung  die- 
ser Ursache  eine  ziemlich  baldige  und  siche- 
re Heilung  versprechen  konnte;  so  wurde  ich' 
doch  durch  die  Nachrfcht,  dafs  die  Frau  viel- 
leicht nur  noch  acht  Tage  bis  zu  ihrer  Nie- 
derkunft Zeit  haben  könne ,  in  nicht  geringe 
Verlegenheit  gesetzt.     Denn  wie  konnte  ich/ 
-    hoffen,  bis  dahin  die  rosenartige  Entzündung 
und  die  erschreckliche  Geschwulst  zu  zerthei- 
len,    zumal  da  die  gelatinöser  Feuchtigkeit  in 
den  Lefzen  der  Einwirkung   der  Mittel   viele 
Hindernisse  in  den  Weg  setzen  mufste,   und 
Wie  konnte  man  dann  erwarten,, dafs  sich  bei 
der  Geburt  die  äufsern  Geburtstheile  hinläng- 
lich ausdehnen  und  erweitern  würden,    ohne 
dafs  man  beträchtliche  Quetschungen  an  den- 
selben und  vielleicht  gar  einen  Rifs  des  Mit- 
telfleisches würde  vermeiden  können«     Ich  be- 
N  fahl  deswegen  der  Hebamme,    mir   von  dem 
Anfang  der  Geburt  sogleich  Nachricht  zu  ge- 
ben,   und    unterrichtete    den  .Wundarzt   des 
Orts,  dafs  wenn  ich  durch  die  Kürze  der  Zeit 
verhindert  werden  sollte,    bei  der  Geburt  zu 


■       —      8a     — 

seyn,  er  beim  Eintritt  des  letzten  Zeitraums 
im  Fall  der  Noth  durch  Einschnitte  in  die 
Schaamlefzen  dieselben  ausleeren  und  zur  Er- 
weiterung geschickt  machen  sollte.    '  ' 

Noch  bei  meiner  Anwesenheit  wurden 
der  Kranken  die  FuTse  mir  einer  Abkochung  * 
von  Waizei.kleyen  und  S^ife  warm  abgewa- 
schen und  mit  wollpnen  Tüchern  gerieben; 
sodann  aber  in  Säfke,  die  mit  erwärmter 
Asche  und  Scheuersand  angefüllt  waren,  ge- 
steckt und  dieses  trockene  B:d  so  oft  erneu- 
ert,  als  es  anfing  seine  Wärme  zu  verlieren; 
auf  die  Geburtstheile  aber  und  zwar  auf  die 
Stellen ,  die  schon  aufgebrochen  waren  und 
brandig  zu  werden  drohten,  so  Tyie  «auch  auf 
die  wunden  Stellen  zwischen  den  Schenkeln, 
liefs  ich  Goulardsches  Bleiwa^ser  mit  Campher- 
geist erwärmt  übersehlagen  ;  auf  die  Schaamlef- 
zen  aber  Kräuterkissen  von  Hb.  SerpilL  Menth, 
crispae  piperit. ,  Florib.  Lavendul.  auflegen 
.und  innerlich  gab  ich,  wegen  des  noch  inWner 
,  anhaltenden  Urinzwanges,  Campherpul^r  ab/ 
wechselnd  alle  a  Stunden  mit  folgender  Mix- 
tur 1^.  Tinct.  antimon*  acris ,  Spirü.  SaL 
ammoniac.  anüat.  ^  3ij.  M*  D.  S.  abwech- 
selnd mit  dßm  Pulver  olle  2  Stunden  4  5  Tro- 
pfen zu  nehmen. 


1 
1 


i   ' 

—      03      — 

* 
I 

Das  erste,  was  icli  bei  meinem  «weiten 
Besuche  bemerkte,  war,  dal*  sich  in  der  Ge- 
gend des  Perinaei  die  Geschwulst  zu  setzen  - 
tnfing  und  sich  wieder  kloine  Hautfalten  zeig« 
teh,  woniger  bemerMich  aber  war  dieses  an  ( 
den  Lefzen  selbst,  aus  deren  wunden  Stellen 
noch  immer  fort  und  in  gröfserer  Menge  «1* 
luvor  ein  gelatinöses  Wasser  ausflofs,  so  wie 
ii  auch  jetzt  aus  den  Poren  der  Lefzen  aus« 
lohwitzle.  Ich  faßte  daher  die  Hoffnung,  dal* 
bef  \yeder  erlegter  Thätigk«it  des  zellichten 
Gewebes  sich  dieses  zusammenziehen  und  die 

Feuchtigkeit    wio    durch    ein  Piltrum    durch« 

i 

drücken  würde.    Das  Wurtdseyn  zwischen  den 
Schenkeln  und  der  starke  weifst*  Flufs  hatten 
•ehr  nachgelassen,  wurden  aber  augenblicklich 
Wieder  stärker,  wenn  man  mit  dem  Umschla- 
gen des   Uleiwussers    nachlieft.      Der  Abgang 
des   Urins  war    wieder    freier,    und    es   ging 
derselbe  in   großer  Menge   ab.     Am   allerwe* 
nigsten  bemerkte  man  noch  an  den  Schenkeln 
etwas  von  einer  Veränderung;    die  Fiilie  An-     . 
gen  zwar  an  etwas  wärmer  zu  werden,  auch 
stellten  sich  leichte  Schmerzen  darin  ein;  die 
Geschwulst  sank  aber  noch  nicht. 

Nach  achttägigem  Gebrauche  dieser  Mit- 
tel hatte  ich  endlich  das  Vergnügen  hoffen  zu 


-    «4    - 

können,  dafs  die  Geburt  leicht  und  ohne  Ver 
lefzung    der    Geburtstheile    ablaufet    wüidsl 
denn  zwei  Dritthtile  der  Geschwulst  hatte| 
•ich   gesetzt  und  der   Damm   war  ganz  fräj 
der   weifse  Fhils   und   da:;   Wundseyn  JiatftJ 
gänzlich  aufgehört  ;    dagegen    wer   einö  seM| 
grofse  Menge  Wasser  aus   den   ächaamlefMJ 
geflossen*  auch  hatte  sich  die  Geschwulst  dlrij 
Schenkel  merklich  gesetzt  *  die  Kranke  kundjj 
te   die  Schenk  el   wieder  etwas   bewegen  ufl4 
der   Schweifs  an   den   Füfsnn    fing   allmählich 
wieder  an»      Endlich  am    loten  Mai   stelltcflf 
sich  die  Vorboten  der  Geburt  ein^  sie  verlief 
aber  so  schnell,  dafs  die  Frau  bei  meiner  An- 
kunft schon  völlig   entbunden  war  und  riihif 
schlief»     Es" hatte  sich  auch  nicht  das  gering 
ste  Widrige  zugetragen,  und  anstatt  dafs,  wii 
ich  fürchtete,    die  Geschwulst  nach  der  G* 
burt  wieder  zunehmen  möchte,  hatte  sie  sich 
vielmehr  noch  etwas  gesetzt;    es  war  bei  <kff 
Geburt  äußerst  wenig  Kindswasser   abgegao* 
gen,  auch  hatte  das  sehr  kleine  Kind  viel  zur 
schnellen  und  glücklichen  Entbindung  beitra- 
gen müssen.     Ich  liefs  die  Arznei  einige  Tage 
aussetzen,  um  nicht  in  diesem  kritischen  Zeit« 
punkt  eine  vielleicht  nachtheilige  Wirkung  zu 
verursachen,  und  gnb  dann  aat£  des  Camphera 

und 


-     N*     - 
*t    t«Hß*tt  Mintitt    hlm    tili*   Am/tfte 

•W/t  rf/Arrt»,  llU>  Mitrft  «tiFOrclijHrt  »I|p  M»|t 

Tnfi*u  im  StuHtPfi  ßf»rrifliMi«  ftHnU 
Jglriirh  urlfcfW  lift-jRthlllH  titi'l  rllr»  MHldf) 
1  tili  ht  ho  httufig,  tflt*  JH  ilf»h  tiitl{j»fi 
HhHtMti  Hnnffllpfl  wollt**,  r»"ftli»lifh». 
}tfc  wlttl  nintfcltftr  Äfft*    dp*  k^irin  ml*- 

►  It k»«tl^  riet  Pimp)tlM||nf  fl|<  f|jr>  j^igpÄ 
l*llll»tttft  rl»a  MrIapi  Mtftl  (]t*t  fit  fi<9l  kr>rttif> 
HHtlHttj  nie  l»«h  i\l*mn  Mit(*>|  ß^gtH 
^llli^i'if»  Kt«tikliflh  fftmcrttleff  kotthtP» 
fMHriltffll'MiMß  k«mi  tttlf- ftl.ipMIitJfl:  mtfe. 
di  iW  f  4^sf!hriinrk  ftti  »Im4,  li»»f-tNta  HU 
LMfr.tp  nii-ht  Tum  li»»M«diMhrlfii  fttlffgriftt 
ntnl  'Um  tir>MMth  H/i(?}u>r   (li^  HHlrnlU 

Wptllfj  imIpi    iiii-lll»   ruft    iltM«*t!l  MlMi»! 

*h.     F»lh«ii  .fahrt   nihrr  «Im  hl«»  nbn* 

I  Im  rlnr  I  Ifhofqlrltf  ne'fli^a  ililrln  hU 
^rtrl  4tri»lr»Mftr»«  Mlilfrl  nti 4  nffm*  Himm 
lil-tl  W  irküitfnk'-ft  *M  M-#illlM»ii.  Hin« 
tut  sin  hfl  cl^n  rflf r>rn  Ahif;it»n  nt»hv  im 

Hl  11». ,|  AfMf-linti;  //üfjmahh  ((lllir. 
.  'riij  liMMItrlllH  »I*,  um  illi-  JlHntßtifig 
•    l.'*rltjf.||    in    fififtß  fit    bfiftfttfl  1     ifrftA/ 

iip  .'«Hilller  rrflri'IhMi  sin  mit  I  iIm!/j  ^p- 

»  /itirnlli*   v»m  MltsbrnnHi   tli»«i   f^Mfv.k- 

Hti;  und  /  »fi*f  fHtal'ir.  Al-lH*.  modle!.; 
1.  ItlVIfl.  (I,  i.  It,  i\ 


/ 
/ 


—     86     — 

giebt  sie  Wassersüchtigen,  und  sagt  von  ihr, 
dafs  sie  die  Milch  vermehre.  Die  PimpineUe 
hat  sich  mir  nicht  nur  in  allgemeiner  Ver« 
schleimung  und  den  Krankheiten  des  Lymph* 
Systems  überhaupt, .  sondern  auch  besonder* 
zur  Hebung  der  Anlage  der  Darrsucht  bei 
Kindern,  die  überfüttert  worden,  wo, ein  & 
her  Kleister  die  Därme  auskleidet  und  ein 
dicker  Leib  mit  Abmagerung!  aber  noch  kei- 
ne Anschwellung  und  Verhärtung  der  GekröY* 
drüsen  vorhanden  ist,  schon  für  sich  allein 
sehr  hülfreich  erwiesen« 

Die  Geschwulst  an  den  Schenkeln  und 
Schaamtheilen  setzte  sich  auf  den  Gebrauch 
der  PimpineUe  in  wenig  Tagen  so  sehr,  dafs 
ich  nunmehro  die  Kräuter-  und  Blciwasser- 
Umschläge,  die  auch  wegen  der  Lochien  nicht 
gut  mehr  anzuwenden  waren,  entbehren  konn- 
te, und  ich  verordnete  deswegen  blos  noch 
einige  Fufsbader,  und  liefs  die  Schenkel  und 
Füfse  mit  wollenen  mit  Bernsteinrauch  durch- 
zogenen Tüchern  reiben;  worauf,  als  sich  der 
Fufsschweifs  völlig  wieder  einstellte,  die  G#- 
schwulst  ganz  verschwand. 


—     87     — 


i      • 


V. 

1  Ueber  die  Wirkung 

eiset 

neuen    Merkurial- Präparat* 

■ 

in  venerischen  Krankheiten,  ' 

von 
Doctor    Schlesinger) 

Arxt  au  Frankfurt  tn  der  Oder« 


JJie  Bekanntmachung  eines  neuen  Präparats 
des  Quecksilbers  möchte  vielleicht  ganz  über* 
lustig  scheinen ,  da  es  deren  schon  so  viele 
_giebt;  allein  wegen  der  geschwinden  heilsa- 
men  Würkung  des  von  mir  bekannt  zu  ma- 
chenden, glaube  ich  immer  etwas  nützliches 
dtmit  zu  bewürken,  vornehmlich  bei  sfchr 
dringenden  Zufällen,  als  z.  B.  Schanker  im 
Halse,  mit  dem  es  manchmal  so  weit  gedie- 
hen ist,  dafs  Zerstörung  und  Verunstaltung 

G  a 


t 


/ 


—     88     — 

organischer  Theüe  zu  befürchten  sind.  Hier 
kommt  alles  darauf  an,  die  Zufalle  zu  besie- 
gen; und  deswegen  kann  ein  Piäparat  des 
Hydrargyri,  welches  nach  meinen  Erfahrun- 
gen in  weit  geringerer  Zeit  seine  gute  Wir- 
kung als  eines  der  schon  bekannten  Präpa* 
rate,  äufsert,  nicht  überflüssig  seyn.  Lieber- 
diefs  ist  dieses  Präparat  von  so  gelinder 
Würkung  und  den  Kindern  sehr  leicht  bei- 
.  zubringen,  dafs  es  auch  dieserwegen  schon 
empfohlen  zu  werden  verdient. 

Die  sogenannte  Plenksche  Solution  oder 
vielmehr  Subaction  des  Hydrargyri  ist  jedem 
Arzt  bekannt  genug.  Ungefähr  vor  36  Jah- 
ren war  wegen  ihrer  Heilkraft  in  Syphilid* 
sehen  Krankheiten  ein  heftiger  Streit.  Ei- 
nige heilten  sehr  schnell,  andere  gaf  nicht 
damit.  Der  Grund  lag  blos  in  der  bessern 
oder  schlechtem  Bereitung  in  den  Apo- 
theken, denn  es  gehörte  2  bis  S  Stunden 
Reiben  dazu,  wenn  der  Merkur  völlig  subi* 
girt  werden  sollte. 

Als  ich  1779   nach  Warschau  kam,    gab. 
es  sehr  viel  Kinder,  die,  besonders  bei  Bier» 
und  Brantweinschenkern,  und  zwar  mehren« 
theils  im  Halse  von  dieser  Krankheit  infidrt 
waren.     Weil  nun  die  Merkurialsalze  theils 


-*     89     — 
-.  zu  langsam  würken,   theils  auch   Für  Kinder 
zu  angreifend   sind,    so   entschlofs  ich  michj  , 
bei   diesen  wenigstens  mich   der  Plenkschen 
Solution  zu  bedienen. 

a  Anfänglich  liefs  ich  sie  selbst  zubereiten,, 
wo  der  Erfolg  meiner  Hoffnung  entsprach. 
Da  es  mir  aber  zu  beschwerlich  wurde,  so 
verschrieb  ich  sie  in  den  Apotheken,  aber 
da  war  die  Zubereitung  selten  gerathen,  ent- 
weder w.eil  die  dazu  erforderliche  Zeit  den- 
selben zu  lang,  oder  weil  das  mühsame  Rei- 
ben ihnen  zu  beschwerlich  war.  Ich  mufs- 
::  (e  also  auf  ein  anderes  Merkurial  -  Präparat 
t     denken. 

I  Ich  fiel  auf  das  Sperma  ceti,  weil  es  bei  • 

•-    seiner  Fettigkeit  etwas  schleimiges  in  seiner 
j.    Mischung   hat,    und  der   animalischen  Natur 
näher  kommt. . 

s  -  Ich  machte  folgende  Probe,  die  ich  selbst 
zubereiten  liefs :  ich  *  nahm  für  Kinder  10 
Gran  Hydrargyri  purificati  mit  §  Drachm. 
spetma  ceti,  diese  liefs  ich  zusammen  rei- 
ben in  einem  blos  gewärmten  Serpentinen 
Mörser,  -die  Sperma  ceti  durfte  nur  weich 
werderi,  aber  nie  bis  zum  schmelzen  kom- 
men; der  Mörser  wurde  nur  immer  über 
einer  Kohlenpfanne  mit  wenigein  Feuer  ge- 


lind  warm  gehalten,,    auf  diese  Art  war  der' 
Merkurius  in  einer  Zeit   von  einer  halben 

* 

viertel  Stunde,  subigirt;  nun  setzte  ich  noch 
ein' Gelbes  von  einem  Eie  dazu,  welches  dann 
unter  immer  unterhaltener  gelinder  Wärme 
zusammen  gerieben  wurde,  bis  es  sich  Ter* 
einigte,  wozu  dann  eine  Unze  Syrup.  aUheae 
und  zwei  Unzen  Wasser  nach  und  nach  un* 
ter  beständigem  Reiben  zugegossen  wurde 
nun  war  die  Mischung  gleich,  und  lieb  den 
Merkurius  nicht  fallen,  und  wenn  auch  manch- 
mal etwas  zu  Grunde  fiel,  so  war  es  doch 
jedesmal  in  Verbindung  mit  dem  Sperma 
ceti,  es  durfte  also  nur  etwas  vor  dem  Ge» 
brauch  aufgeschüttelt  werden ,  so  behielt 
es  seine  Wirkung«  Eine  solche  Portio^ 
wurde  Tür  Kinder  von  ein  bis  zwei  Jahren  in 
6  bis  8  Tagen,  kaffelöffelweise  verbraucht. 

Der  gute  Erfolg  war  zu  meinem  groben 
Vergnügen  über  meine  Erwartung  geschwind* 
Ich  blieb  also  bei  dieser  Art  von  Mischung 
in  meiner  Praxis  ohne  Unterschied,  bei  Kin- 
dern sowohl,  als  bei  Erwachsenen,  die  an 
dem  venerischen  Uebel  litten,  nur  stieg 
ich  bei  Letzteren  bis  zur  halben  Drachme, 
ja  bei  starken  Konstitutionen,  wo  ich  sicher 


v  war,  da|s  noch  kein  Merkurius  gebraucht 
worden,  bis  zu  2  Scrupul.  Mercurius,  und 
wie  es  sich  von  selbst  versteht,  nach  obigem 
Verhältnifs  des  Sperma  ceu  und  der  andern 
Ingredienzen  in  der  oben  gedachten  Zeit. 
Während  ich  in  Warschau  war,,  habe  ich  . 
niemals  eine  Neigung  zur  Salivation  nach 
dem  Gebrauch  dieser  Mischung  bemerkt. 

Da  aber  wegen  d£s  Eigelbes,  v^elchds 
biezu  gebraucht  wurde,  diese  Mischung  in 
warmen  Tagen  oder  in  warmen  Stuben  bald 
verdarb,  liefs  ich  es  dann  ganz  weg,  und 
setzte  etwas  mehr  von  dem  Mucilagine  Gum- 
mi mimosi  hinzu.  Nachher  versuchte  man  es 
in  den  Apotheken  statt  drei  Theile  des  f 
Sperma  ceti  gegen  einen  Theil  ßtercurius, 
nur  3  Theile  des  Ersteren  gegen  einen  des 
Letzteren  zu  nehmen,  und  die  Subaktion 
ging  eben  so  geschwind  von  Statten,  nur 
bemerkte  ich  bei  dieser  Zubereitung  etwas 
mehr  Neigung  sur  Salivation,  so  dafs  manch- 
mal die  Arznei  auf  einige  Tage  ausgesetzt 
werden  mußte* 

Auch  selbst  im  Testiculus  venereus  (Her- 
nia  humoralis)  und  Bubonen  bediente  ich 
mich  dieser  Mischung  mit  dem  besten  Erfolg, 


—      9»     — 


V 


so  dafs  .  sie  sich  jederzeit  zertheilten  und  j 
nie.  ?um  Aufbrechen  kamen,  welches  oft 
langwierige  schmerzlich  und  beschwerlich 
wird.  Ich  Uefs  aber  diese  gedachten  Zufälle 
nie  mit  erweichenden  Umschlägen  behandeln, 
sondern  ich  liefs  das  Unguentum  hydrargy~ 
ri    einer  eurn  mit    dem     Zusätze  des    vierten 

■  Theils  Ex  er.  herbae  hyosoiami,  auch  zuweilen 
bei  tesciculus.  vener  eus.  eben  so  viel  JZxtr, 
cicutae,  über  den  leidenden  Theil  legen. 

Um.  endlich  Recidive  zu  verhüten,  liefi* 
ich  noch  2  bis  4  Wochen  die  gedachte  Arz- 
nei fort  brauchen,  und  zwar  nur  einmal 
des  Tages,  und  selbst  diese  eine  Po$is  wur« 

v  de  nach  und  paqh  vermindert, 


\ 


.—     93     — 


IV. 

>  • 

JHistoriscbe'  Uebersicht 

über 

die  Fortschritte  der  Medizin 

in  England 

vom  Juli  bis  Oecember  -i8**U 

Von 

R  o  y  s  t  o  n, 

übersetzt 

yoa  * . 

Dr.    E.    Osannr 

AMUtirendem  Arzt  des  Poliklinische?  Instituts  tu  Berlin, 


(  B  e  •  c  h  1  u  A.  ) 

V  on  einem  Mittel,  über  dessen  Wirksam« 
keit  unsere  Kenntnifs  nur  noch  höchst  man«* 
gelhaft  ist,  läfst  sich  nur  durch  eine  ausgedehnt 
ten  und  mannichfaltige  Anwendung  desselben 
in  der  Folge  mehr  positive  Gewüsheit  erhalten» 
Die  Beispiele  von  der  Heilkraft  des  Arseniks 
in  verschiedenen  und  sehr  hartnäckigen  Fäl- 
len von  periodischem  Kopfweh,  sind  zahlreich 


*  * . 


-  94  ~ 
genug,  um  die  Vorzüge  desselben  in  dieser 
Krankheit  anzuerkennen.  Weniger  gekannt 
indefs  ist  er  in  der  Epilepsie;  und  wir  glan* 
ben  den  Dank  des  Publikum?  zu  verdie- 
nen, wenn  wir  an  'zwei  Fälle  dieser  Krank- 
heit erinnern,  welche,  wiewohl  von  sehr  lau« 
ger  Dauer,  glücklich  geheilt  wurden«  Bei- 
de Fälle  ereigneten  sich  in  der  Zeit,  welche 
diesem  Berichte  gewidmet  wurde,  berechtigen 
zu  dem  glücklichsten  Erfolg  in  einer-  so  schwer 
zu  heilenden  Krankheit,  und  mögen,  so  un- 
vollkommen sie  auch  hier  mitgetheilt  werden 
können,  zu  einer  ausgedehnteren  Anwendung 
dieses  kräftigen  Heilmittels  auffördern« 

Ein  Präparat  von  Gold,  dessen  schon  in 
einigen  frühern  Berichten  Erwähnung  geschah« 
wurde  mit  günstigem  Erfolge  bei  einigen  Sy- 
philitischen zu  London  angewendet.  Erlaub- 
ten wir  uns  früher  Anspielungen  an  die  char- 
latanmäfsige  Färbung,  welche  Dr,  Chrestien 
seinem  neuen  Mittel,  einer  Art  Aurum  po- 
labile  gab,  so  war  nur  unsere  Absicht  blin- 
dem Empirismus  zu  steuern,  keinesweges  aber, 
von  ferneren  Versuchen  damit  abzuschrecken« 
Gleich  uns  nährten  unsere  transatlantischen  Brü- 
der eine  ähnliche  Vorliebe  zu  einem  Mittel,  wel- 


,   .\ 


_     95     -x.    ■ 

eher  der  genannte  Arzt  zu  Montpellier  gesdhickt 
zu  schmeicheln  wufste«  Eine  Reihe  von  Ver- 
suchen hat  zu  New- York  begonnen,  und  da» 
bisher  hieraus  hervorgehende  Resultat  begün- 
stigt die  Meinung  des  Dr,  Chrestien.  Noch 
sind  '  Dr«  Pas  falls  und  Sejaman  mit  dieser 
Untersuchung  beschäftiget,  doch  bemerken 
wir  mit  einigem  Bedauern,  dafs  dieHauptpb- 
sicht  derselben  ist,  blos  die  antisyphilitischen 
Heilkräfte  dieses  Metalls  weit^  zu  verfol- 
gen, ohne  zugleich  andere  Wirkungen  des- 
selben zu  berücksichtigen,  welche  es  gegen 
einige  Formen  von  Carcinoma,  oder  Prä- 
disposition  zu  dieser  fürchterlichen  Krank- 
heit  äufsert.  Wir  besitzen  schon  gegen  Sy- 
philis ein  so  sicheres  Heilmittel,  dafs  wir  es 
ohne  Bedenken  als  das  beste  Specifikum  ge- 
gen dieselbe  aufstellen  können;  gegen  Cancer 
hingegen  haben  wir  nicht  ein  einziges,  was 
mehr  als  palliative  Hülfe  leistet. 

Allerdings  hat  die  Schrift  des  Dr.  Car* 
michael  die  Aufmerksamkeit  der  Aerzte  vor- 
züglich auf  ein  neues  Mittel  gegen  den  Krebs, 
das  kohlensaure  Eisen,  gezogen,  da  mit  einer 
so  festen  Zuversicht  von  dessen  trefflicher 
Wirkung  in  dieser  Krankheit  gesprochen  wird. 
Ohne  Zweifel  gründete  sich  aber  dieser  un- 


-     96     ~ 
verdiente, '  zu  große  Ruhm  darauf,    dab  man 
Krankheiten  mit  dem  Naknen  Carcinoma  b& 

w 

legte,     welchen    diese  Benennung    nicht  zu»  ; 
kam.     Grofse  Aufklärung  hierüber  haben  die 
Arbeiten   des  Dr.    Gamage   in   Nordamerika  . 
gegeben,  welcher  die  guten    Wirkungen  die?  <i 
ses  Mittels   in  einer  Krankheit  zeigte,    welche   3 
zwar    dem     Carcinoma    sehr    ähnlich,     aber    ! 
doch  nur  Vereiterung  des  Uterus  war.    Vi«  -; 
höchst    lehrqpiche  von  Dr.   Gämage  in  dem 
New  England  Journal  for  Me  de  eine  mitgb» 
theilte,  mit  Anmerkungen  begleitete  Fälle  be- 
weisen   das  Gesagte,    und  zugleich    die    Un* 
Wirksamkeit   dieses   Mittels  bei  dem  wahreil 
Krebs.  ■*) 

*)  Nicht  bei  Carcinoma  uteri  allein»  auch  bei  Conen 
mammae  in  zwei  Fällen  und  bei  Cancer ,  paroditU 
in  einem  Falle  wendete  Dr.  Gamage  schwefelsau- 
res' und  falzsaures  Eisen  an,  doch  ohne  glucklichen 
Erfolg.  Dr.  Carmichael  empfahl  vorzüglich  phos« 
phorsaures  Eisen»  Dr,  Gamage  gab  kohlensaures  Eisen 
in  Form  von  Latwerge  mit  Conserva  roiarum  dreimal 
täglich  eine  halbe  Drachme  bei  einem  jungen  Mäd- 
chen, welche  an  Exukeratlo  uteri  litt,  mit  dem* 
trefflichsten  Erfolge,  Um  Carcer  uteri  von  bloften 
Ulcertbus  uteri  richtig  unterscheiden  und  danach 
den  Heilplan  einrichten  zu  können,  macht  er  vor- 
auglich  aut  die  knotenartige,  körnige  Härte  aufmerk* 
•am;  welche  ein  steter  Begleiter  des  Krebses,  nie 


—  97  — 
Unsere  Leier  werden  sich  ohne  Zweifel 
einiger  in  dem  sechsten  Berichte  gemachten 
Bemerkungen  erinnern,  in  Betreff  einer  zu 
Blakaton  in  Dartmot  sich  zeigenden  sehr  be* 
unruhigenden  Krankheit,  welche  schnell  meh* 
rere  Personen  hinwegraffte  und  dann  wieder* 
plötzlich  verschwand«  Wir  erwähnen  hier  der* 
selben  zum  zweiten  male,   wegen   der  Aehn- 

* 

lichkeit,  welche  sie  mit  dem  kürzlich  zu  New 
York  beobachteten,   von  den  amerikanischen 

so  stark  bei  blofsen  Geschwüren  de§  Uterus  vor* 
banden  ist*  Aufser  derselben  klagen  bei  Exulcera- 
tiön  des  Uterus  die  Kranken,  nach  ihm,  vorzüglich 
über  stumpfe  Schmerlen  in  den  Hypogastrien,  gro* 
fse  Schwäche  des  Rücken«,  heftige  von  einer  -Heft* 
nach  der  andern  schiebende  Schmerzen,  welche 
•ich  sehr  von  den,  dem  Caninöma  eigenthumlU' 
chen  reibenden  unterscheiden,  fortwährende  Leu* 
corrnoe;  die  Catamenieu  flicken  sehr  unregelmäfsig 
und  Orificium  wie  Fundus  Uteri,  sind  etwas  ausge» 
dehnt. 

Kimmt  die  Krankheit  zu,  so  erfolgt  grobe  Ab* 
magerung,  das  Gesicht  der  Kranken  wird  blafs  und 
elend,  der  Puls  klein,  schwach  und  febrilisch;  blu- 
tiger und  eiteriger  Aus  flu  fs  aus  der  Vagina  dauert 
beständig  fort*  das  Orificium  uteri  wird  uneben, 
und  die  Kranken/  bekommen  *  wie  Gebährende 
Paroxysmen  von  sehr  heftigen  Schmerzen  mit  Ha- 
rn orrhagien  begleitet.  New  England  Journal  of 
Mc  de  eine  and  Surger j.  Fol  /.  Nr.  3.  Boston  i8l2. 

Anmerk»  d.  Uebert. 


—     98     — 

Aerzten  unter   dem  Namen  Flechfieber  ben 
schrieben en,    zu    haben    scheint.     Einige  in 
Dr.    Strongus    Inaugural  -  Dissertation    vom 
Jahr  1810  zu  Hartford  erzählte  Fälle,  liefern 
unverkennbare  Zeichen  von  Uebereinstimmiuig 
dieser  Krankheiten,  und  auch  die  letzten  Stück- 
ke  des  New  England  Journal  for  Medecine 
suchen  diese  Aehnlichkeit  noch  treffender  zu 
beweisen«  Die  in  Amerika  herrschende  hatte  oft 
plötzliche,  apoplektischen  ähnliche  Zufälle,  wel- 
che in  der  Gestalt  von  Goma  mit  partiellen 
Lähmungen  oder  Hemiplegien  begleitet  waren« 
Beginnt    die  Krankheit    mit  Lokalschmerzen, 
so  beschränken  sie  sich  meist,  trotz  ihrer  Un- 
stätigkeit,.  nur  auf  eine  Seite.      Unter  allen 
Theilen  wird  der  Köpf  am  ersten  von  diesen 
angegriffen,   und  die  Schmerzen  in  allen  an- 
dern Theilen  erstrecken  sich  nach  dem  Kopfe, 
welcher  fast  nie  frei  von  denselben  oder  an- 
dern Affektionen  ist;  hat  der  Schmerz  in  dem- 
selben einen  hohen  Grad  von  Heftigkeit  er« 
reicht«    so  folgt  Delirium,    oft  auch  Hirnent- 
zündung,   Blindheit  und  andere  diesem  Zu- 
stande eigentümliche  Erscheinungen   beglei- 
ten die  Krankheit,  vorzüglich  eine  erweiterte 
Pupille,  alle  andern  Sinne,  mit  Ausnahme  des 
Gesichts,   leiden    selten.      Die    Körperkräfte 


—     99     — 

tcheinen  anfgelöset*   der  Brost  ist  allgemein» 
mt  Blässe  verbunden,  die  Lebensgeister  wie 
bei  den  heftigsten  nervösen  Affektionen  de«* 
frimirt.    Das  Gemüth  des  Kranken  ist   nie« 
r   dergesehlagen,  der  Puls  nachdem  er  sehr  lang- 
'    mbb  gewesen,  nimmt  an  Schnelligkeit   zu*  ist 
Aet  doch    klein  und  schwach,    Und  oft  un~ 
1  gemein  veränderlich«   Der  Magen  besitzt  eine 
!    gto&e  Reizbarkeit >  oft  kommen  Ohnmächten, 
L   die  Respiration  wird  kurz  und   der  Tod  er- 
folgt nicht  selten  binnen  zehn  bis  zwölf  Stun- 
den« Die  Wiederherstellung  mehrerer  Kranken 
hinterliefs  jederzeit  eine  sehr  grofse  Schwä- 
che*   Vorliegende  kurze  Darstellung  scheint 
mit  dem  zu  Blakaton  herrschenden  Fieber  die 
größte  Aehnlichkeit  zu  haben.  *) 


r 

t 


•)  Da  englischen  Aerzten  zufolge  Flecköit  nicht  hau* 
fig,  bei  einen  von  zehn  Kranken  oft  nur  zum  Vor- 
schein kamen,  acheint  diese  Krankheit  nicht  ganz 
den  Namen  «ines  Fleckfiebers  au  Verdienen ;  da» 
Hirn  leidet  am  stärksten  und  alle  andere  Erschei- 
nungen sind  diesem  primären  Leiden  untergeord- 
net« Zur  Erläuterung  des  Gesagten  nur  zwei  Fälle« 
Ein  junger  Mann  Von  79  Jahren,  früher  sehr  wohl 
und  gesund,  wurde  beim  Spielen  eines  Instruments  mit 
einem  Male  blind,  unmittelbar  darauf  folgte  Ekel  und 
heftige  Magen-  und  Kopfschmerzen  und  endlich  Phan- 
tasmen; und  diese  Erscheinungen  kamen  so  schnell, 
data  binnen  fünf  Minuten  nach  erfolgter  Blindheit 


»       s 


—      IOO      — 

Mit  vielem  Scharfsinn  Wurde  kürzlich 
von  Dr.  Cheyne  die  Apoplexie  abgehandelt 
und  seinen  Untersuchungen   zufolge ^fodern 

al- 

vier  bis  fünf  Mensen eri  nötnig  warfen,  lim  den  Kräfte 
ken  aufrecht  zu  erhalten;     Nach  drei  Stunden  kam 
ein  Arzt,  noefi 'waren  die  Kopfschmerzen  sehr  groft, 
der  Puls  sehr   Schnell,    klein   und  kaum  zu  fühlen. 
Beinah  acht  Stünden  von  Mitternacht  an  nahm  Pa- 
tient   gegen  48°  Tropfen   Laudanurh!    mit    einigen 
andern   verdünnten    Spirituosen   Mitteln   und  fühlte 
sich    danach    sehr   gebessert   sein   JPuls  war,    wenn 
gleich  noch  sehr  schwach,  doch  weit  regelmäßiger 
und  ruhiger.     In  der  Nacht  bekam  der  Kranke  Von 
.    neuem  einen  Rückfall;  wurde  aber  durch  Laudanum 
wieder  hergestellt)   seine  Schwäche,  Niedergeschla- 
genheit  und   Neigung    zu   Delirien    datierten   zwar 
tiöcn  mehrere  Tage  fort;    doch    erlangte  ?er  durch 
Wein,  spirituöse  Mittel   urid  Laudanum  nach  eini- 
ger Zeit  vollkommen  seine  Gesundheit  wieder. 

Ein  eilf  Jahr  altes  sehr  gesundes  Mädchen ,  wel. 
thes  aus  einer  benachbarten  Stadt  in  ihr  elterliches 
Haus  bei  sehr  kaltem  Wetter  gereist  war*  da  ihre 
Mutter  an  der  epidemischen  Krankheit  darnieder 
lag;  fühlte  sich  den  ersten  Tag  noch  recht  wohl, 
wurde  am  folgenden  aber  nach  Tische,  als  sie  zu 
ihrer  Mutter  Zimmer  eine  Treppe  heraufsteigen 
wollte,  von  einem  heftigen  Fieberschauer,  starken 
Zittern  und  Zähnklappern  ergriffen.  Sie  klagte 
über  ein  Gefühl  von  grofser  Schwäche,  Kälte  in  der 
Herzgrube  und  eine  Art  von  Lähmung  des  einen 
Füfses.  Ihre  Augen  waren  wild  und  glänzend,  ihre 
Gedanken  verwirrt,  die  Extremitäten   kalt,  der  Puls  < 


4  * 

■       -.,.,01      -. 

alle  Fälle  dieser  Krankheit  Blutentziehtmgen, 
welche  Behauptung  Pönal  zu  bertätigeii 
scheint;  beide  tadeln  die  Anwendung '  de* 
Brechmittel  und  sehen  Blutentleerüngen  alt 
das  heilsamste  Mittel  an»  Es  entstanden' je- 
doch Zweifel  unter  sehr  scharfsichtigen  Aera* 
ten,  ob  es  nicht  eine  Form  oder  Art  von 
Apoplexie  gäbe,  welche  durch  ein  fehler* 
hafte*  Leiden  des  Magens  verursacht, 'und 
•Wo  das  Gehirn  sekundär  oder  als  Folge 
dieses  abnormen  ZuStandes  ergriffen  wird. 
Mehrere  aus  meiner  eigenen  Erfahrung  ge- 
saaimleten  Fälle  scheinen  für  diese  Meinung 
su  sprechen,  und  die  Nordamerikanischen 
Aerzte  Dr.  Pfarren  und  Fisher  bestätigen 
sie  ferner;  beide  behandelten  Kranke,  de- 
ren Magen  quantitativ  oder  qualitativ  durch 
Nahrungsmittel. beschwert  war,    wodurch  di- 

•ehr  schwach.  Alles  Genossen«  wurde  sogleich  ausge- 
brochen, und  der  Magen  behielt  seitdem  durchaus 
nicht!  bei  eich;  zwei  Stunden  nach  dem  ersten  An- 
fall erfolgte  Com«  und  Läbmuog  des  Schlundes,  der 
Puls  fiel  immer  mehr  und  nachdem  sie  i£  Stunden. 
In  einem  komatösen  Zustand  gelegen,  verschied  sie 
gerade  5  Stunden  nach  ihrer  Mutter,  welch«  *n 
derselben  Krankheit  53  Stunden  gelitten  hatte.  New 
JShgland  Jourm.  of  Medec.  and  Surgery.   13 13* 

jtnmerk.  des  Ueb. 
Jomnu  XXXTJU.  ■.  e.  St.  H 


mm      10*     — 

■ 

recte  die 'Anfalle  von  Apoplexie  veranlaßt 
x  Wurden«  Erbrachen  die  Kranken  sich  von 
freien  Stücken,  oder  suchte  man  durch  Kunst 
es  zu  bewurken,  so  verloren  sich  die  apo- 
piektischen  Anfölle»  Den  Nutzen. und  die 
*  Wichtigkeit  der  Brechmittel  in  solchen  Fäl- 
Jen  hat  die  Erfahrung  bewährt.  t  Vorzüglich 
bemerkenswerth  in  dieser  Rücksicht  erscheint 
die  Krankengeschichte  des  Dr.  Fischer y  wo 
eine  Person  an  einem  Anfall  von  Apoplexie 
litt,  welcher  nach  verdorbenem  Magen  ent- 
standen  wAf»  und  obgleich  schon  ^äözlich 
aufgegeben,  durch  ein  Brechmittel  geheilt 
wurde.  Die  von  Dr.  Harro Id  im  vorherge- 
henden Hefte  mitgetheilte  Geschfchtp  einer 
-  Lähmung,  liefert  einen  schönen  Beweis  von 
der  Wirksamkeit  der  Brechmittel  bei  einigen 
krankhaften  Leiden  des  Gehirns  und  wie. 
wenig  wir  die  Wirkungen  und  den  Einfluß 
des  Magens  überhaupt  kennen» 


—    io3    — 


V. 
Kurze   Nachrichten 

und 

Ana  zag  t. 


x. 

WWiufige  Nachricht,  von  efner  eehr  glücklichen  und  hochsh 
mn/mchen  Behandlung  der  jetzt  herrschenden  Kriegipeet. 
0         (Aus*ug  aus  einem  Brief«.) 

In.  der  jeuigen  Epidemie  bin  ich  Außerordentlich  glück- 
lich gewesen,  denn  ich  habe   erlebt,    Trat  wohl  leiten 
Sern  durfte«  deft  ich  keinen  eimigen  Kränken,  eo  furch* 
ttrlich  auch    seine  Krankheit  war,    wenn4ch  ihn  vom 
Anfang    an  au  behandeln  bekam»    an    diese»  Krankheit 
?erloren  habe.    Ich  habe  von  derselben  meine  eigene  An- 
rieht, und  gäns  eigene  Behandlung  mit  einem  Mittel,  von 
welchem  ich  vermuthe,  dafs  es  auf  das  Kontagium  che- 
nüich  und   unmittelbar  eerstörend  wirkt.     Dieses  gebe 
Üb  in  verschiedenen  Verbindungen,  Dosen   etc.,    nach 
ist  durch  die  Individualität  des*  Subjekts   entstandenen 
Modifikation  der  Krankheit,  und  dies   mit  einer  Sicher» 
htit,  welche  mir  den  Typhus  gana  gleichgültig  gemacht 
Wt,. 


t. . 


Ein   Hauptfehler  vieler  Aerate  liegt  darin,   dale  eie 

gleich  vom  Anfange  an,  im  Stadium  irritaiioni*,  weichet 
mehr  o4er  weniger  an  Entzündung  grenst,  (der  eeeL 
Stoll  wurde  tagen,  aliquid  subinßammaiimncmlae  /aeW), 
die  grobe  Geschütz  der  Reizmittel,  %.  B.  Angelika«  Ar- 
nika* Serpeataria  etc.  gebrauchten  und  damit  den  Kran- 
ken to  überreixten  dafs  er  am  5ten  6(en  Tage  völlig 
erschöpft  upd  auagereiit  war.  Bisweilen,  aber  nicht 
oft,  habe  ich  Blutigel  an  den  Kopf  legen  lasten  nul- 
len, auch  kalte  Umschläge  gebraucht,  bis  das  Gleichge- 
wicht «wischen  Irritabilität  und  Sensibilität  wieder  her- 
gestellt war,  und  ich  es  mit  mehr  nervösem  Zustande 
/au  thun  hatte.  Mein  Hauptmittel  war  der  Spiritus  mm- 
riaiico-artkereus  mit  dem  Zimmtwasser,  worauf  bald  die 
Haut  feucht  wurde,  der  Puls  sich  hob  und  langsamer 
wurde.  -  War  der  nervöse  Zustand  bedeutender,  so  leg- 
te ich  Sinapismen  auf  und  setxte  au  meiner  obigen 
Mixtur  noch  die  77««,-'.  mosehi  comp.  Bei  noch  hoher 
gestiegenem  nervösen  *  Zustand  nut  deli'.ferox,  wo  die 
weihe  Marksubataos  des  Centralorgans  selbst  ergriffen 
Ut,  legte  ich  noch  Veaicatorien  auf  deu  Wirbel,  auch 
länge«  der  Gervikalnerven ,  Hefa  dan  Kopt  fleÜaig  mit 
Vitrio  naphtha ,  oder  Hoffmanns  Liquor  begiefeem  etc. 
Doch  wenn  ich  von  Anfang  an  den  Kranken  behandelte» 
so  reichte  der  Spir.  mmriatico  -  **tm .  hin,  die  ganae 
Krankheit,  welche  dann  nicht  so  hoch  stieg,  su  heilen, 
und  ich  brauchte  dann  wedar  Moechue,  noch  eonet  et* 
wae.  Meine  ReconYalaecenten  bekamen  nicht»  eis  Co- 
htoabo  oder  ähnliche  einfache  bittere  Mitral.  Doch 
5io  sollen  nächetena  darüber  mehr  von  mir  hören. 

Da*  vorgeschlagene»  Add.  •xymtmimtic-  habe  ich 
nicht  versucht,  aber  ich  bin  ubersengt,  dale  im  der 
Safaaänre,  und  in  allen  den  Mitteln,  wo  ate>  Betas  ist, 
eine  Eigenschaft  steckt,  dam  lLontagtnat  am  entkräften, 
auf  welche  Art»  will  ich  nicht  beetimmen.     Giebc 


I 

I 


—    to5  —     ■  , 

'       I 

4at>on  mir  gebraucht«  Mittel  gleich  vom  Anfang  an» 
wo  das  Kootagium  noch  locker  anhangt,  so  steigt  nicht 
nat  die  Krankheit  wenig,  sondern  sie.  kürst  sich  auch 
ab,  mnd  ich  kann  unzählige  Fälle  aufweisen,  wo  der 
Typhus  gar  nicht  *ur  Ausbildung  gekommen  ist,  weil 
tkh  am  oten  3ten  Tage  Krisen  durch  Schweifs  und 
Ulis  unter  dem  Gebrauch  dieses  Mittels  einfanden. 

3. 
FergUickende    Uebersicht    der    verschiedenen    j4rten  s  der 
'  Bruche,  aus  den  Annale*  der  New  Ruptur*  Society 

mu  London» 

folgende    vergleichende  Zusammenstellung,    aus    dem 

vollständigen    Verzeichoifs   von  3194  Kranken  entlehnt» 

«flehe  Hülfe  durch    die  New  Rupture  Society'  bis   «um  ■ 

17.  December  181a  erhalten  hatten,    wird  die  Art  der 

Brache    und    das   Verhältnifs,  wie   sie  bei  beiden  Ge- 

schlechtem  vorkamen,  aeigen: 

Manner    Frauen 

g>'  J  in  beiden  Inguinalgegenden    x        715        ,'    14 

tu  \  an  beiden  Schenkeln  3  sg 

•  C»  !<£  J        recfatei1  Seiu  1307  38 
5          "  I  £.  Ider  linken  Seite                69c  fl5 

s  UV 

8-       &*  I  3-  f  der  rec^len  Seite  i&  ,0* 

•  w  I  1. 1 dcr  linken  Sdiw  7  68 

2,  V2L     Nabelbrüche,  221  144 

f             Ventralbruche  3  9 

Vorfälle  des  Anua  i3  14 

— •      des  Uterus  o  80 

—     der  Urinblase  o  r 


2675  5i9; 

«675 

Total  summen  3194 


.— ■    io(5    —    ^ 

Es  ist  schwer  jju  bestimmen,  in  welchem.  Alter  Per. 
tonen  diesen  Krankheiten  am  meisten  ausgesetzt  sind 
irahracbeinlich  jedoch  am  häufigsten  in  *  der  mittlem 
Periode  des  Lebens»  doeh  hatten 'nicht  weniger  denn 
einhundert  der. angeführten  Kranken,  fast  lauter  männ- 
liche, von  der  Geburt  diese  Krankheit  erhalten,,  und 
nach  dem  angegebenen  Verhältnils  hatte  der  fünfte 
einen  doppelten  Bruch. 

Von  den  vierzehn  weiblichen  Subjekten  mit  Vor- 
fallen des  Anus  hatten  awölf  prolmpsit*  uteri ,  eine  einen 
Nabelbruch  und  eine  einen  Vorfall  der  Urinblase.  Meli, 
rere,  weiche  schon  Nabelbrüche  bauen,  hatten  gleichseitig 
auch  Inguinal-  oder  Cruralbrüche  und  eine  Frau  hat« 
te  einen  V  cor  fall  des  Anus.  Eine  Person,  welche  an  ei* 
»em  Ventralbruch  litt,  hatte  «u  gleicher  Zeit  zwei  In- 
gutnalbruche.  Ein  Mann  hatte  Vorfäll  de*  Anne  und 
einen  Inguinalbruch ,  ein  anderer  einen  Inguinal«  und 
awei  Schenkelbruche,  durch  au  grobe  körperliche 
Anstrengung  v  er  an  1*  Ist»  Verschiedene  weibliche  Suh- 
jeete,  welche  an  Vorfallen  des  Uterus  litten,  hatten 
also  an  einer,  wohl  auch  an  beiden  Seiten  zugleich 
Bruche ;  und  bei  mehrern  Männern  war  Hydroceie  mit 
andern  Brüchen  rerbunden;  alle  jedoch  wurden  durch 
passende  chirurgische  Hülfe  erleichtert  oder  geheilt» 
-(l.oado/t   medtcml  «**j  pkjticsl  Journal.    Immmmiy.   l£t3« 

&  83-  84J 


r-    «<7     — 


t 


Inhalt. 


h    Drhter  Jahresbericht   des  KönigL.  Poliklinischen 
Institut*  der  •  Universität  au  Berlin   vom  Jahre 
;   1812«  Von  Hufeland.   >•        *  .         .        Seite  3 

Tabellariache  Uebersicht  aller  Im  König].  Polikli- 
nischen Institut  im  Jahr  1812  behandelten,  Krank- 
heiten« .        .        ,        .        «        •         ♦        -—49 

H  Versuch  über  die  Erscheinungen,  Ursachen  und 
den  Verlauf  der  .Seekrankheit  vom  Hrn.  Dr* 
Keraudten,  zu  Paris«  •         *      '  *         .         -«-53 

JTII^  Erfahrungen  über  die    grofsan  Wirkungen   des 
Eises   innerlich    gebraucht.     Vom    Dt.  Klefeld,  . 
zu  Danaig.  •        .         ,         .        ,        *        —  68 

IV.  Merkwürdiger  Fall  von  einer  schnell  entstande- 
nen außerordentlichen  Geschwulst   der  Genita*  * 
lien  und  unfern  Extremitäten  bei  einer  Schwan- 1 
gern.  Vom  Dr.  Krümels  fein  Arzt  zu  ObrdrulF.  —  77 

V.  Ueber  die  Wirkung  eines  neuen  Merkurial  Pra* 
parats  in  venerischen  Krankheiten'»  von  Ör« 
Schlesinger  Arat  zu  Frankfurt  an  der  Oder,     —  86 

VI.  Historische  Uebersicht  über  die  Fortschritte  der 
Medizin  in  England  vom  Juli  bis  .December 
i8i3;  Von  Royston,  übersetzt  von  Dr.  E.  Osann* 
(Beschluß).  .         .         .         .         .        .       *—  q$ 

yiL  .Kurze  Nachrichten  und  Auszüge. 

I,  Vorläufige  Nachricht  Von  einer  sehr  glücklichen 
und    böchsteinfachen  Behandlung    der    jetzt 
herrschenden  Kriegspest;    (Auszug  aus  einem 
x  Briefe).       .    ,         .         .         .         .         .         —  104 

».  Vergleichende  Uebersicht  der  verschiedenen  Ar- 
ten der  Hernien ,  aus  den  Annalen  der  2Vevr 
Ruptur*  Society  zu  London.  —  i«6 


1 
^  ■ 


ßflt  diesem  Stacke  des  Journals  wird  ausgegeben: 

Bibliothek  der  pr  actischen  Heilkunde*  Ein 
und  dreißigster  Band.    Erstes  Stück. 

Inhalt. 

Essay  sur  les  maladies  et  les  lesions  organiques  du  coeur 
et  des  gros  vaisseaux;  extrait  des  Jecons  cliniques 
de  J.  N.  Corvisart.  PublU  sous  ses  jreuse  pur  C. 
C.  Höre  au,  Doct.  en  Medec*  etc.  Paris  de  CimprU 
merie  de  Migrieret*     1806.   8» 

Allan  Bums,  von  einigen  der  häufigsten  und  wichtig- 
stem Herzkrankheiten,  ferner  vom,  Aneurismm  der 
Brustaorta,  'von  Pulsationen  in  der  obem  Bauchge- 
gend und  von  dem  ungewöhnlichen  Ursprung  und  Vet- 
lauf  einiger  grofsen  Arterien  des  menschlichen  Kör* 
pars.  Aus  dem  Englischen  übersetzt,  nebst  einer  Ab" 
handlang  über  die  blaue  Krankheit,  von  Dr,  Nasse, 
Lemgo.  I8I4*  $• 


•  \ 


*••<■ :    » -■  1  ♦ 


*  »■ 


«w 


Journal 

der 

praktischen    Heilkunde 

herauf gegeben 

♦  von 

'  C.      W.      Hufelandl 

König},  Preufs.  StMtsTAth,  Ritter  des  rothen  Adler-    . 
v  Ordens  dritter  Klasse,  wirkl,  Leibjam,  Professor  det 

Medizin  au  Berlin-  etc. 

und 

*  K.     H-imly, 


• 


Professor  der  MedUiii  «u  Göttingen,  Director 
des  klinischen  Instituts  etc. 


m—*m 


Grau,  freund,  üt  alle  Theorie, 
Doch  grün  dt*  Lebens  goldner  Baum, 

Göth*. 


III.    S  tücfc.     März. 


i^~*—mmmammm—m—m 


Berlin  i8*4- 
In  Commission  der  Realschid-Buclih«dl*iflg. 


y        / 


X 


■*  * 


/ 

« 


L 


'  Bemerkungen  und  Erfahrungen 

\  .  * 

verschiedene   Krankheiten, 
\     D  r,    W  oxl  f, 

.Pfiiei  A«l  Medicuul-ColUgiumi  m  Warschau. 


i)  Pfuhisis  pultnonßtis. 

Wenn  aohon  in  den  meisten  Fällen  dies« 
Krankheit  der  geübte  Praktiker  die  heilbaren 
ron  den  unheilbaren  unterscheiden  kann» 
ao  kommen,  doch  -hin  und  wieder  wekhe  vor, 
wo  die  wahrnehmbaren  Zufälle,  die  Geschichte 
der  Entstehung  und  des  bisherigen  Verlauf 
der  Krankheit  keine  richtige  Einsicht  in  das 
Wesen  und  den  Grad  der  organischen  Ver- 
letzung gewahren ;  da  mit  der  Hoffnung  tntif» 


—     6      ~ 

aey  aie  doch  übrigem  ziemlich  wohl  gewesen 
lind  habe  ihr  Hauswesen  besorgen  kämen, 
Die  Entstehung  des  Hustens  schrieb  sieb  vom 
Juni  vorigen  Jahres  her,  wo  bei  einem  grobe* 
Brande  ihre  Wohnung  in  Gefahr  kam,  Schrei, 
ken,  Angst,  Erhitzung  und  dann  wieder  Auf. 
enthalt  im  Freien  die  ganze  Nacht  durch 
Schädlich  auf  sie  gewiirkt  hatten.  — »  Da*  hef- 
tige, mit  gastrischen  Zufällen  verbundene  Fie* 
bjer,  besimmte  mich  ihr  Salmiak  mit  Lakrizen« 
aalt  und  Spiesglanzw^iu,  dann  am  dritten  Ta* 
ge  ein  Brechmittel  zu  verordnen,  welches  sehr 
gut  würkte  und  die  günstigste  Veränderung 
hervorbrachte.  In  Zeit  von  acht  Tagen  war 
bei  Fortsetzung  obigen  Mittels  der  Huste« 
zur  Hälfte,  das  Fieber  um  f  vermindert,  es 
fand  sich  Efslust,  Zunahme  an  Kräften;  ja« 
setzte  ich  noch  das  JSxtr,  marrub,  alb,  zu,  im 
April  trank  sie  dabei  Schnekkenbgruhe  mit 
Körbel  »  und  Kressensaft,  zuletzt  isländisch 
Moos  mit  Polygala,  und  ich  hatte  das  Vergnü- 
gen, die  schon  aufgegebene  wieder  aufleben 
und  endlich  so  hergestellt  zu  sehen,  dafs  nach 
ihrer  eigenen  Versicherung,  sie  sich  seit  Jak 
ren  10  stark  und  wohl  nicht  befunden  hatte, 
Im  Frühjahr  1797  wurde  ich  zu  einem 
Fremden  geholt.     Ich  finde  eine  Gestalt  im 


-     7     -       • 
Bette  liegen,    die  im   strengsten  Sinne   dee 
Worts  nur  Haut  und  Knochen  war,  aber  eine 
breitschultrige  Figur,  einen  gewölbten  Thorax 

* 

und  überhaupt  ein  Knochengebäude,  wie  man 
et  nur  selten  sieht«    Vom,  Bette  bis  Über  die 
Mitte  der  Stube  erstreckte  sich  eine  unun- 
terbrochene Lache,  die  das  Resultat  des  Aus« 
würfe  vom   gestrigen  Nachmittag  bis  diesen 
Morgen  um  10  Uhr  war.     Der  Mensch  hu« 
stete  fürchterlich  fast  zur  Erstickung  und  njit 
so  kursen  Pausen  f  dafa  ich  die  gröfate  Mühe 
hattef  ihn  gehörig  auszufragen,  der  Auswurf 
war  dabei  sehr  häufig  und  ein  ganz  wässriger 
Schleim.    Die  EntkrKftung  war  so  groß,  daifc 
er  nicht  auf  den  FtU'seh  stehn  könnte,  und  in 
den  letzten  Tagen  war  er,  nach  dem  nur  alle 
zwei  bis  drei  Tage  erfolgenden  harten  Stuhl- 
gange,  jedesmahl  auf  dem  Nachtstuhl  ohnm&ch» 
tig  geworden.    Kr  fieberte  stark,  hatte  keine 
Efslutt,  viel  Durst,    keine  Morgenschweifsey 
der  spaisam  abgehende  Urin  war  dunkelbraun 
ohne  Bodensatz,  die  Haut  pergamentartig.  Er 
konnte  auf  beiden  Seiten  liegen,  doch  nicht 
ohne  alle  Beschwerde,   lieber  lag  er  auf  dem 
RUcken;  er  konnte  nicht  tief  einathmen,  oh» 
ne  zu  husten,  doch  lag  er  fast  horizontal.   Dio 
Krankheit  war  seit  a  Monaten    entstanden; 


—      8      — 

der  Mann  hatte  bei  nalkkalter  Witterung  tibm 
Holzschläger  im  Walde  die  Aufsicht  geführt 
war  Wer  Tom  Seitenstioh  befallen  worden, 
wogegen  man  ihm  Ader  gelassen  und  Metk 
mit  Pfeffer  zum  Schwitzen  gegeben  hatte,  hier- 
auf hatten  die  Stiche  sich  zwar  rerlohreo,  der 
Husten  aber  war  geblieben  und  $o  wir  er 
denn  allmählig  in  den  Zustand  gerathen,  in 
welchem  ich  ihn  antraf.  Seit  zehn  Tagen  wir  . 
er  nach  der  Stadt  gebracht  und  hier  ron  einem 
Arzte  behandelt  worden,  der  ihm,  wie  ich  tat 
den  Recepten  sah,  Hob.  Sambucci  mit  Nimm 
und  Oxjrmel  Ter  ordnet  hatte ,  da  er  indesifln 
'keine  Besserung  ,  gespürt ,  im  Gegentheil,  tag- 
lieh  schwächer  geworden  ley,  bo  habe  er  ihn 
seit  drei  Tagen  Terabichiedet.  —  Ich  Ter- 
ordnete  ihm  eine  Abkochung  der  Pofygala 
Senega  mit  Extr.  marrub.  alb.  ein  Ziebpfla* 
ster  auf  die  Stelle,  wo  er  früher  die  Stich« 
gefühlt  haue,,  und  zum  Getränke  Isländisch 
Moos  mit  Isop.  —  Hierauf  erfolgte  keine 
wesentliche  Besserung,  nur  fand  sich  etwa* 
Eislust,  ich  Terschrieb  daher  am  achten  Tage 
den  Wasserfenchel  |  nebst  dem  Ghinadekokt 
genau  wie  Herz  in ,  dem  Ton  ihm  erzählten 
Falle,  nnd  hatte  das  unerwartete  Vergnügen, 
diesen  Kranken   in  Zeit  Ton  drei  Monaten 


—  9  —. 
soweit  hergestellt  tu  sehn,  dafs  .er  die  Rück- 
reiM  nach  Danzig  antreten  konnte*,  Im  fol- 
genden Sommer  iah  ich  ihn  wieder,  aber  nie 
bitte  ich  in  dem  rollwaagigen,  blühenden 
(3a  Jahr  alten)  Manne  jenes  Knoohengerippe 
-wiedererkannt. 

Me.  D.  aG  Jahr  alt,  Theater  -  Sängerin , 
eine  schlanke,  schmalbrüstige  Blondine  hatte  im 
Frühjahr  1797  zu  Frankfurt  an  der  Oder  das 
Fieber  aechs  Wochen  lang  gehabt,  in  Folge 
dessen  bekommt  sie  einen  aufgetriebnen  Leib, 
Husten  und  kurzen  Athem,  sie  reist  nach  Pots- 
dam, um  dort  Hr.  Regim.  (Jh.  2V.  N.  einen  guten 
Bekannten  su  Käthe  zu  ziehn,  kaum  angekom- 
men befällt  sie  starkes  Blutspeyen,  sie  "wird 
jjfpdoch' soweit  hergestellt,  dafs  sie  im  Decem- 
ber  hierher  kommen  kann,  um  ihre  Stelle  beim 
deutschon. Theater  anzutreten.  Am  Neujahrs« 
tage  bei  grimmiger  Kälte  betritt  sie  zum  er- 
stenmal die  Bühne,  während  sie  eben  men- 
struift  ist;   nach  dem  Schauspiel  ist  sie  zum 

• 

Abendachmaus  beim  Direktor,  wo  sie  Wein 
und  ziemlich  viel  Punsch  trinkt,  die  Menstrua 
werden  sofort  unterdrückt  und  früh  Morgens 
hustet  sie  Blut.  Sechs  Wochen  nachher  werde 
ich  au  ihr  geholt,  finde  sie  abgezehrt,  eine 
schmutzige  Gesichtsfarbe,  klebiige  Schweifse, 


~f       lO       —    ' 

•  ■  • 

völlige  Heiserkeit,  heftigen  Husten  mit  vielem  * 
,  gelbgrünen  Auswurf  und  starkes  Abendßeber. 
—  Trotz  aller  nachtheiligen  Umstände,  wel- 
che den  schlechtesten  Ausgang  furchten  lie-  . 
fsen,  wurde  sie  picht  nur  völlig  hergestellt! 
sondern  erhielt  mit  blühendem  Aussehen  und 
Körperfülle  ihre  Stimme  90  vollkommen  wie- 
der,  dafs  sie  noch  ferner  ihre  Stelle  beim 
Theater  behaupten  konnte;  und  dies  eben» 
falls  durch  das  Phellandrium  und  Chinade- 
kokt» 

Frau  Krgsr.  K.  62  Jahr* alt,  von  hob* 
"  magrer  Gestalt,  langem  Halse,  flacher -Brust, 
war  seit  mehrern  Jahren,  alle  Winter  mit 
heftigem  Husten  beschwert.  Im  Winter  x8o| 
zog  sie  mich  deshalb  zu  Rathe,  und  schon 
damals  fürchtete  ich  völlige  Ausbildung  der 
Lupgensucht,  sie  wurde  jedoch  wieder  besser 
und  befand  sich  den  ganzen  Sommer  leidlich. 
Im  Herbste  aber  stellte  sich  der  Husten  mit 
x erneuter  Heftigkeit  ein,  das  vorigen  Winter  ' 
heilsam  gewesene  isländische  Moos  mit  Sene- 
ga  und  Bilsenkrautextrakt  fruchtete  jetzt  nichts, 
eben  so  wenig  die  AmmonisoMilcb  mit  Meer» 
zwfebelhonig,  der  Wasserfenchel,  GoldschWe- 
fei  und  Opium  mit  und  ohne  Kalomel,  wah* 
rend  zugleich  durch  ein  ZiefapfUster  zwischen 


—    II    —    '  ■ 

Schultern  ein  Gegenret*  gemacht  und  ün* 
ferkelten  wurde.  Einhauchen  von  Dämpfen 
ins  BUaen  und  Pappolkraut  linderten  dm  qua* 
Uadm  Huaten  im  g oringaten  nicht,  Aethcr  ?#r- 
nutete  ihn  auf  der  Stelle.  Daa  Uthel  atiefl 
nach  «nd  nach  au  einer  fürchterlichen  Hübe, 
ein*  brennend*  Fieber  mit  unaufhörlichem 
Aeite  in  der  Luftröhre  quälten  die  Krank  $  > 
MTcgey  vorallgllch  aber  dea  Naohta;  wenige 
Tropfen  Opium  erregten  achon  NerrenmfiUle 
Aufaehreeken  im  Mlnatlichen  Schlummer,  per* 
tJnlle  eonvulaiviache  Bewegungen  clnaelntr 
Otttdmaraen,  vermehrten  die  Trockenheit  dw 
Zunge)  kurz  die  Kranke  wurde  ao  entkräftet 
dafll  man  von  einem  Tage  aum  andern  ihrer 
Anfltiaung  entgegen  aifa.  In  dieaem  hoflfnpnga^ 
loaen  Zuatande,  wo,  wenn  noch  irgend  etwae 
an  thun  war,  ea  darauf  ankam  den  örtlichen 
Reit  in  der  Luftröhre  abiuatumpfen,  von  wel» 
ehern  die  Aeiaung  dea  GeWfuyitema  aecuü- 
där  abzuhängen  aohien,  wo  ea  darauf  anw 
kam,  nicht  aowohl  die  kaum  mohr  au  hoffen*' 
de  Heilung,  ala  Linderung  dea  quaal rollen 
Zuatandee  su  bowürken,  verordnete  ich  du 
Plumbum  aoiticum  au  awei  Oran  in  vi#r 
Unaen  deatillirten  Waaaer  aufgelöst,  acute 
neun  Tropfen  Opium tfnctur'su,  und  lieft  hier» 


% 

I 


'•—       IS      — 

von  alle  zwei  Stunden  einen  Efslaffel  voll 
nahmen.  —  Es  ist  kaum  zu  glauben»  welche 
grofse  Veränderung  diese  Arznei  Schon  nach 
H4  Stunden  hervorgebracht  hatte.  Ich  fand  die 
Kranke  am  folgenden  Morgpn  wie  neugebo- 
ren, sie  hatte  mehrere  Stunden  eines  ruhigen 
und  erquikkenden  Schlafs  genossen ,  der  Reis 
zum  Husten  war  bedeutend  vermindert,  die 
Frequenz  des  Pulses,  die  Hitze  der  Haut  wa- 
ren geringer,  die  Zunge  war  feucht*  Die  Bes- 
serung ging  nun  unter  Fortsetzung  derselben 
Arznei  unaufhaltsam  vorwärts,  das  Fieber  ver- 
lor sich  bald  gänzlich ,  der  Husten  wurde  im« 
mer  seltner,  Efslust  und  Schlaf, ,  Zunahme  an 
Kräften  und  an  Fleisch  verbürgten  den  Fort* 
gang  der  Genesung,  die  beifa  Gebrauch  ei* 
nes  Chinadekokts ,  welches  die  Kranke  jetzt 
recht  gut  vertrug,  über  alle  Erwartung  erfolg- 
te. —  Nach  sechstägigem  Gebrauche .  obiger 
Mischung  liefs  ich  die  Gabe  um  einen  halben 
Elfslöffel  voll  vermehren,  dagegen  nur  alle 
drei  Stunden  eine  nehmen ,  am  zehnten  Tage 
verband  ich  damit   den   abwechselnden   Ge- 

1  « 

brauch  des  Chinadekokts,  so  dafs  von  jedem 
in.  94  Stunden  dreimal  genommen  wurde, 
nach  einigen  Tagen  liefe  ich  die  Auflösung 
de*  Bleizukkera  nur  zweimal  nehmen,  und  mit 


-\ 


.    -     13     .- 

dem  zwanzigsten*  Tage  völlig  daöiit  aufhören. 
In  allem  hatte-die  Kranke  dreifsig  Gran  ver- 
braucht. Sie  befand  «ich  nachgehend*  so 
wohl  wie  nur  irgend  vorher,  lebte  noch  fcwef 
'Winter  hier  unter  meinen  Augen,  ohne  einent 
Rückfall  ihres  Hustend  zu  erleiden,  und  lebt 
wahrscheinlich  noch,  denn  seit  beinahe  zwei 
Jahren  hat  sie  unsere  Stadt  verlassen,  und 
1  ich  habe  Weiter  keine  Nachricht  von  ihr  gehabt« 
Die  hier  erzählten  vier  Fälle  von  Lun- 
gensuohten  geben  Stoff  zu  mancherlei  nicht 
unfruchtbaren  Betrachtungen,  Dafs  in  jedem' 
ein  verschiedener  Zustihd  de*  vorzüglich  l^i* 
denden  Organs  sowohl,  ifels  des  Allgemeinlei« 
dens  obwaltete,  geht  aus  den  Krankenge- 
schichtet  herror.  Im  ersten  Falle  waren 
durch  Erkältung  wahrscheinlich  zuerst  die 
Respiration*  -  Organe  verletzt,  aber  mochten 
nun  die  gleichzeitigen  Angst  und  Schrecken? 
hiezu  vorbereitet  haben,  wahrscheinlich  dui;ch 
Einflufs  der  Witterung,  die  den  ganzen  Win« 
tet  durch  feucht  und  nafskalt  war,  auch  wohl 
durch  Nahrungssorgeo,  zugleich  das  gastrische 
System  in  die  gröfste  Mitleidenschaft  gezogen 
worden,  und  es  ist  kaum  zu  bezweifeln.  d«ö 
die  gleichzeitige  Störung  in  dessen  Function, 
eben  so  viel  Anteil  an  dorn  Allgemeinleiden 


«•*    t4    —»        - 

hatte  als  da*  Lungenübel.  Dies  bestätigt  noch 
mehr  der  Erfolg  der  Kur*  denn  sobald  da 
.Leiden  im  gastrischen  System  Vermindert  war, 
Verminderte  sich  das  Fieber,  ja  selbst  das 
Leiden  der  AthmensorgSne*  und  so  wie  je» 
lies  Würken  normaler  Wurde*  erfolgte  tilge» 
meine  Besserung« 

Erwägt  man  in  No*  2  und  3  die  Ver- 
schiedenheit des  Habitus,  der  vorbereitend« 
umd  entfernten  Ursachen*  ja  auch  der  Zufälle, 
so  sollte  man  mit  Hecht  auf  die  grofate  Ver- 
scliiedenheit  des  wesentlichen  Leidens  schlie» 
Isen.  Dagegen  zwingt  uns  der  Erfolg  dersel- 
ben Heilmittel  in  beiden  Fällen  zu  dem  Glatt* 
be/a*  dafs  die  nächste  Ursache  de*  krankhaf- 
ten Erscheinungen  dieselbe  war*  In  beiden 
Fällen  scheint  das  Allgemeinleiden  durch  dss 
f  Jrtliche  Leiden  der  Athmensorgane  gesetst 
'  worden  am  seyn*  letzteres  aber*  obschon  durch 
an  sich  verschiedene  Schädlichkeiten  herb«« 
geführt,  obschon  durch  verschiedene  Erschei- 
nungen sich  äufserad*  dennoch  wesentlich  in 
ähnlicher  Verletzung  dieser  Organe  bestanden 

• 

«m  haben*  oder  aber*  war  auch  der  Zustand 
<Üerselben  wesentlich  verschieden*  ^o  mufste 
*r  in  beiden  Fällen  von  der  Art  seyn*  dafs 
durch  blofse  Erhöhung  de*  Energie  des  Wut* 


-  1$   - 

lumgavefrmögens  ilire  norrfiale  Thatigkeit  wie- 
derhergestellt  werden  konnte*  welches  letztere 
wokl  das  wahrscheinlichere  ist« 

Die  vierte  Krankengeschichte,  acheint  mir 
in  doppelter  Rücksicht  nicht  uninteressant:, 
erstlich  bestätigt  sie  die  grofse  Würkung  ei« 
fiel  lange  vernachlässigten,  fast  allgemein  ge* 
scheuten  Heilmittels ;  zweitens  gewährt  sie 
uns  einen  Fingerzeig  mehr  dessen»  An* 
wendbarkeit  künftig  genau  zu  bestimmen* 
den  Zustand  des  idiopathisch  leidenden  Or- 
gan** den  de^  ganzen  Organismus  auszumit- 
telnt  wo  ei  heilsam  seyn  kapn  und  wird« 
Wir  wissen«  dafs  diese*  Metallsalz«  wie  Blei 
in  jeder  Form,  lähmend  auf  das  Nervensystem 
wiirkt,  dafs  es  wahrscheinlich  blofs  durch  die- 
se Würkung»  die  Thatigkeit  des  Schlagader- 
Systems,  so  wie  gan*  Vorzüglich  die  der  Ver- 
daaungsorgane  mindert     Es  wird  daher  ge- 

.  wifii  in  allen  Fällen  unnütz«  ja  schädlich  teyn» 
Wb  ohnehin  Herz  Und  Arterien  an  geschwäch- 
ter Energie  leiden»  2)  wo  die  Heproductions- ' 

.  organe  zugleich  ergriffen  sind»  z,  B*  in  der 
Lungensucht  der  Hyßochondristen«  Wahre 
Eiterige  Lungensucht  dürfte  es  wohl  nur  in 
sehr  seltenen  Fällen  heilen»  vielleicht  aber  da 
nüuen*  wo  man  einen  entzündlichen  Zustand 


—     i6     — 

• 

des  Geschwürs  mnthmaJSen  könnte.  Gegen 
die  knotige  Lungensadit  wird  ein  Arzt,  wo 
er  sie  als  solche  erkennt,  dies  Heilmittel  wohl 
am  wenigsten  versuchen.  —  Es  sind  daher 
nur  gewisse  Falle  der  Blennorrhoe  der  Lu- 
gen, wo  es  mit  Nutzen  anzuwenden  seyn  wird, 
und  künftige  Erfahrungen  müssen  uns  die  Art 
oder  Arten  dieses  proteusförmigen  Uebels,  ge- 
gen die  es  anwendbar  ist,  noch  naher  ken- 
nen lehren.  —  Mein  Fall  gehört  nicht  unter 
diese  Gattung,  ich  möchte  ihn  Keber  durch 
eine  chronische  katarrhalische, (rosenartige?) 
Entzündung  der  Luftröhrenäste  bezeichnen;  — 
das  Uebel  in  diesem  Qrade  ist  gewifs  selten, 
ich  sah  es  nur  dies  eine  mal,  gegen  dieses 
Wirkte  das  Bleisalz  speciüsch. 

Bevor  ich  diesen  Abschnitt  schieße,  noch 
ein  paar  Worte  Über  die  so  häufig  gepriesene 
Dighalis  f/urpurea  —  ich  habe  sie  oft  Ter-' 
sucht,  aber  selbst  in  der  anfangenden  Lungen- 
sucht i  'Ja  Uuter  Umständen,  wo  rationell  et« 
was  Ton  ihr  zu  erwarten  war,  weder  von  der 
Tincpir»  noch  iu  Substanz,  oder  im  Aufgufs 
angewandt,  je  Nutzen  davon  gesehen«  Dage- 
gen hfibe  ich  sie  in  der  schleichenden  Ent- 
zündung der  Lunge,  auch  wohl  wo  ich  Ent- 
zündung  eines   yorhandenea   Knoten    muth« 

maßte, 


—     »7     — 

i 

mabte,  mehrmals  in  Verbindung  mit  Calomel 
mit  augenscheinlichem  Erfolge  gegeben. 

a)  Pleuritis,  Pneumonie. 

Wie  überall  kommen  biet  Lungenentzün- 
dungen im  Winter  und  Anfang  de«  Frühling« 
jlhifc'cb,  bald  häufiger,  bald  seitner,  ab7 und 
m  auch  im  Herbate  vor»  In  den  neunzehn 
Jahren,  die  ich  hier  ab  Arzt  verlebt  habe, 
habt  ich  nur  einen  an  dieaer  Krankheit  Ter« 

i 

leren,  und  dieaea  eine  war  ein  schwächlicher, 
kachektiacher,  jeden  Winter  mit  Husten  ge- 
plagter Mann,  den  ich  ein  Jähr  vorher  eben* 
ftU*  achon  an  einer  heftigen  Pleuritis  behan- 
delt hatte.  Sonntag!  den  ao.  Januar  ißoS 
fühlte  er  aich  achon  fieberhaft,  hustete  stark, 
und  empfand  ab  und  zu  Stiche  in  derselben 
Säte,  die  vor  einem  Jahre  gelitten  hatte,  den- 
noch geht  er  zu  Fufse  über  die  zugefrorno 
nach  Praga  zu  einer  Kindtaufe, 
den  Tag  dort  in  emer  beiden  Stube 
voll  Menschen  zu,  trinkt  ein  paar  Gläser  Weto, 
und  kommt  spät  am  Abend  bei  kaltem  stür- 
mischen Wetter  höchst  elend  nach  Hause» 
Den  folgenden  Tag  werde  ich  zu  ihm  geholt, 
aber  obachon  ein  paarmal  Anschein  zu  einer 
heilsamen  Entscheidung  eintrat,  kam  sie  doch 

Jmr*  XXXVfU,  B.  *,  St.  B 


—     iS     — 

nicht  völlig  zu  Stande,  die  Kräfte  sanken  un- 
aufhaltsam,  am  zehnten  Tage  trat  Lähmung  ! 
der  Lungen,  als  Vorbote  des  bald  nachfolgen- 
den Todes  ein. 

Von  der  nahmhaften  Zahl  dieser  Kran- 
ken, die  ich  in  dieser  Reihe  von  Jahren  ge- 
heilt habe ,  wurde  nur  einer  durch  rein  anti- 
athenische  Behandlung ,  d.  h.  durch  Aderlaß 
sen  und  Salpeter,  hergestellt.  Noch  bei  drei 
oder  vieren  habe  ich  gleich  Anfangs  einen 
mäßigen  Aderlaß  verordnet,  aber  wenn  auch 
kein,  bedeutender  Nachtheil  davon  entstand, 
so  zeigte  sich  doch  gleich  die  Notwendig- 
keit, die  Thätigkeit  des  Organismus  zu  erhö- 
hen, nicht  noch  mehr  zu  schwächen.  —  Eines 
Tages  werde  ich  zu  einem  Kranken  geholt, 
ich  finde  einen  blühenden  muskulösen  Mann 
von  a8  Jahren,  der  seit  fünf  Tagen  am  Sei* 
tenstich  litt,  sein  erster  Am  war  verreist,  die* 
•er  hatte  ihm  vor  zwey  Tagen  Blut  gelassen, 
'worauf  er  sich  erleichtert  gefühlt,  seit  gestern 
aber  hatten  die  Zufälle  wieder  zugenommen, 
und  einen  höhern  Grad  erreicht,  als  vor  dem 
Aderlafs.  Die  Stiche  waren  heftig,  de*  Kran* 
ke  hustete  ohne  Unterlafs  und  warf  unter 
gröüter  Anstrengung  wenigen  ganz  blutigen 
Schaum  aus;  der  Athem  war  schnell  und  kurz. 


—    *fl   — 

» 

dl*  Haut  heifi,   der  Pul*  roll  und  halt,  dae 
Geaifiht  roth«,  die  Zunge  und  der  Geachmaefc 
rein»  die  Muakelkräfte  gut.  — .    Unter  diesen 
UmatHndeh  verordnete  ich  einen  «weiten  Ader« 
Uta  von  8  Unzen  und  ein  Grafswurzeldeooct 
mit  Salpeter  und  Sauerhonig.    Nach  dem  Blut« 
laaaeq  erfolgte  Erleichterung!    aber  nur  ron 
kurier  Dauer,   achon  am  Abend  befand  aich 
der  Kranke  wieder  achlechter  und  verbrachte 
die  Nacht  aiuend  im  Bette  unter  beatändigem 
Huiten  und  den  heftigsten  Stichen-    Am  fol- 
genden Morgen  fand  ich  ihn  mit  matten  ein* 
gefallnen  Augen,  kleinem  hüufigcti  Pulte,  Ton 
Schweifte  triefend;  —  Aihem,  Stiche,  Hüeteft 
sieht  erleichtert«    Jetzt  verordnete  ick  Galo- 
mal  mit  Opium  abwechselnd  mit  einem  De* 
eoct  aua  Senega,  dem  Liq.  ammon.  am*  au- 
gesetzt  war,    und  ein  Blaaenpflaater  auf  «die 
leidende  Seite«    Diei,  ao  wie  nachgehende  der 
Gebrauch  dea  Kamphera  *  der  Arnica  u»  e.  w« 
bewirkten  nun  wohl  Beaserung,  hinderten  aber 
nicht*  daft  die  Krankheit  nicht  in  einen  chrö- 
niachen   Zuitand  Überging;   heftiger  Husten 
|ftst  mit  häufigem  Sohleira-Auawurf,  Abendfie- 
ber« ermattende  Schweifte,  die  den  vollen  ifttlt- 
backigen  jungen  Mann  zum  Skelett  herunter- 
brachten« ~»  leb  Übergehe  hier  die  verachie- 

,    Bi 


Gebd 

£■&,  da 


wotl  Se 


larSrfctrfattfc  mi  e»£ndh« 


,  hs   n.  drei 


so 
alle  drei 
hatte»  den 


lilgL«^   «ei  m  der 


ab  er 


betricktiidke  WSUer  in 


Nord-  «ad Nordost-  Winde  gewSShaBck 


Tofti  mane  be- 
gröberer  TWfl 


..      —       «I      .-m 

einem  robusten  Menschenschläge  besteht»  dar 
viel  Fleilch,  viel  Branntwein  und  »tatke*  Bw 
geuiefst,  ist  mir  stets  so  .merkwürdig  gewe* 
$en,  'cUf$  ich  es  jchon  früher  durch  dieses 
Journal  dem  kollegiaüacben  Publikum  mr  y§x* 
gleichung  mit  einet  jeden  eignet  Erfahrung, 
und  ?ur  weitem  Erörterung  einer  so  auffal-» 
lendeu  Erscheinung  würde  vorgelegt  haben, 
wäre  die  Bearbeitung  dieses  Gegenstande« 
picht  iur  ein  größere*  Werk  besummt  gewe* 
sen,  dessen  Vollendung  aber  *ich  bei  der  we- 
nigen Mirfse  immer  mehr  entfernt, 

{n  der  genannten  Reihe  von  Jahren  gab 
ea  so-iiemlich  alle  Nuancen  von  Winter* Wit-* 
terupg;  sehr  strenge,  mittlere  und  ganz  ge« 
linde,  feuchte  und  trockne  Winter,  schnellen 
XJebergang  *u  warmer  Frühlingsluft,  Umsetzen 
lauer  Witterung  in  strenge  Kälte.  Unter  den 
Kranken  befanden  sich  von  allerlei  Ständen-; 
vom  höchsten  Adel,  Gelehrte,  Handwerker 
von  sitzender  Lebensart,  und  anstrengend  in 
freier  Luft  arbeitende,  als  Schmiede  und  Flei- 
ftcber«  Menschen  vom  verschiedensten  Alter 
und  Körperbeschaffenheit,  Greise,  Mittelalter, 
Jünglinge  und  Kinder,  robuste  und  schwäch* 
liehe«  Es  erfolgte  die  Krankheit  gewifs  bei 
vielen  nach  schnellem  Uebergange  von  Kälte 


•—       J2S       —      . 

in  Wärme,  so  wie  bei  andern  uihgekehrt  nadi 
langem  Aufenthalt  in  aehr  warmer  Tempo»* 
tur,  nach  Erhitzung  durch  geistige  Getränke, 
heftige  Gespräche  und  nun  darauf  folgenden 
Aussetzen  der  Einwirkung  schneidender  Kita 
—  Also  bei  so  grofser  Verschiedenheit  ja  röU 
ligem  Entgegengesetztseyn  dÄ  krankmache* 
den  Einflüsse,  bei  der  gröfsten  Verschieden»' 
heit  und  Mannichfaltigkeit  der  körperliches 
Constitutionen,  und  der  in  ihnfn  erzeugte* 
Opportunität,  entstand  in  Allen  eine  Kraut» 
heit,  die  wesentlich  dieselbe  seyn  muTste,  da 

■ 

bei  Allen  die  Genesung  durch  denselben  oder 
wenigstens  einen  gleichen  Heilungsprooefs  b* 
wirkt  wurde !  —  Noch  kann  ich  die  Versieh' 
rung  beißigen,  dafs  aus  der  Zahl  der  yonnrir 
geteilten,  mir  auch  nicht  ein  Fall  bekamt 
geworden  ist,  wo  späterhin  Zufalle  gestörter 
Lnngenfunction,  als  chronischer  Hosten,  Bisa- 
nörrhoe,  Vomica  u.  d.  gl.  sich  geautsert  hatte* 
Was  sollen  wir  nun  hieraus  schliefen?  — 
Entweder,  das  ganze  Menschengeschlecht  Ü 
seit  SydenhamSy  ja  erst  seit  Trillers  Zeitea, 
so  in  seinem  Organismus  verändert,  deusa 
Energie  ist  allgemein  so  gesunken,  data  es  ia 
der  Rfjgel  keiner  activen  Entzündung  meb 
fähig  ist,   oder  aber,  Entzündung  (ich  spi* 


igkcit  i£e& 


rkoken.  — 


nickt. 
Uich 


C2J&    2X0» 


S*\X.  ▼jTL; 


urck  Adsr. 
pbe  ick  &e 


■-.* 


*  die  Heüszkc 


itte  hisker  xi&Ok 

Stube 

,  nachdem  < 

tig  getaut 

erntcht  bei 

;  nick  stingr 


W 


~    «4    _ 

hatte,  sein  Pub  war  klein  und  hart,  aeia  An*, 
sehn  blafs,  er  trippelte  ohne  Unterlaß  unra* 
hig  in  der  Stube  herum,  Ich  verordnete  ihm 
Calomel  mit*  Opium,  einen  Aufguß  der  An»- 
ca  mit  Süfrholz;  und  Ain  Blasenpflaster,  den 
folgenden  Tag  war  er  schlechter,  ich  verstar- 
ke die  Gaben  und  finde  ihn  nach  94  Stunden 
noch  mehr  verschlimmert,  jetzt  ergreife  ich 
die  Indication  ex  juvantihus  et  nocentibus* 
lasse  zur  Stelle  ein  tüchtiges  Aderlaß*  machen, 
dessen  Wirkung  $0  augenscheinlich  war,  daü 
auf  dieser  Anzeige  beharrend,  ich  ihm  jetzt 
einen  Trank  aus  Grafs  wur?el,  Salpeter  und 
Sauerhonig  verschrieb ,  und  in  wenigen  Tagen 
den  Kranken  hergestellt  sah,  *-~  Ich  möchte 
diesen  Fall  fast  für  meine  Meinung  als  be- 
weisend ansehn ;  —  durch  die  lange  Dauer 
der  Krankheit  waren  näqalich  die  entzündeten 
Gefäße  so  geschwächt,  dafs  durch  Erhöhung 
der  allgemeinen  Thätigkeit  des  Gefäfssysteras, 
die  ihrige  nicht  in  dem  Grade  belebt  werden 
konnte,  um  das  Hindernils,  welches  die  gro- 
ße Anhäufung  von  Blut  ihrer  Gontraction  ent- 
gegensetzte, tu.  überwinden,  im  Gegentheil 
wurde  bei  diesem  Zustande  durch  vermehrte 
Thätigkeit  der  grobem  Gefafse  der  Züdrang 
des  Bluts  nur  noch  stärker,  die  Expansion  der 


-    «5     - 

entzündeten  Weinen  noch  vermehrt,  mithin 
d*e  Uebel  verschlimmert«  In  den  ersten  Tau 
gen-  wäre  meine  Behandlung  vielleicht  gl  Uek* 
Hohn  geweien,  jetst  aber  mubte  daa  örtliche 
HiqderbiU  durch  Verminderung  der  Blutmai« 
et  gehoben  werden)  und  wenn 'nun  die  Con* 
traction  der  so  sehr  expandirten  Gefifso  ohnli 
leitende  Heilmittel  erfolgte,  so  ist  dies  wohl 
einerseits  dem  geringen  Umfange  der  Krank-« 
beit,  der  hier  obzuwalten  schien,  andrerseits 
dem  jugendlichen  Alter  des  Kranken  susu* 
schreiben,  wo  dio  natürliche  Energie,  nach« 
dem  erst  das  I  laupthinderniGi  beseitiget  wary 
ihre  Rechte  behauptete, 

Während  ich  nun  auf  dem  von  mir  ver- 
folgten Wege  mich  eines  so  glücklichen  Er- 
folgs su  erfreuen  hatte,  wurden  in  eben  die« 
sem  Zeiträume  nicht  wenige  Kranke  von  an« 
lern  Acrxten  durch  Aderlassen  von  derLun-. 
genentsünduDg  befreit,  aber  auch  gar  manch« 
gingen  schlafen,  und  mehrere  sah  ich  an  dem 
Folgen  siechen,  ~~  In  ein  paar  Füllen  hattet 
ich  Gelegenheit  den  Widerstand  der  Natur- 
kräfte au  bewundern,  ich  hatte  die  Menschern 
in  geaunden  Tagen  als  schwächliche  schlaffa 
Ktfrper  gekannt,  sie  erkrankten  bei  einer  Wit- 
terung, einem  Barometerstand,  die  keines  wo- 


—       26       — 

ges  actire  Entzündungen  begünstigten,  wo 
alle  bessern  Aerzte  nur  asthenische  sahen,  man 
lieis  ihpen  mehrmals  Ader ,  sie  unterlagen 
nicht,  kränkelten  zwar  lange,  .  aber  erholten 
•ich  doch  nach  und  nach. 

Wundern  mitft  man  sich,  noch  mehr  aber 
bedauern,  dafs  es  in  nnsern  Tagen  noch  Aew- 
te  giebt,  die  weder  Alter  und^  Körperconsti- 
tution,   noch  Jahreszeit,   Witterung  und  die 
herrschende  Krankheitsconstitution  berücksich- 
tigen,  nach  der  robesten  Symptomatologie  ihre 
.Diagnosis  formiren,  und  so  z.  B.   wo  Stiche, 
etwas  blutiger  Auswurf,    ein   härtlicher  Puls 
sich  vorfinden,  ohne  weitere  Rücksicht  Blut 
sapfen.*)  Mehrmals  sah  ich  dieses  roh  empiri- 
sche Verfahren  bei  bejahrten  Personen  noch 
dazu  im  Herbste,  aber  dann  auch  mit  unbe- 
dingt tödtlichem  Erfolge  anwenden,  und  dann 
hörte  ich  noch  den  Tod,  nicht  dem  Blutzap- 
fen, sondern  dem  zu  wenigen  beimessen«  — 
Nicht  leicht  kann  man  ein  auffallenderes  Bei- 
spiel haben,  wie  sehr  die  äußern  Erscheinun- 
gen am  Kranken  der  gangbaren  Theorie  nach 
täuschen  können,  als  das  oberi  an  dem  jun- 
gen kräftigen  Manne  aufgestellte ;  —  wie  viel 

•)  Zu  bemerken  ist.  dafe  diese  Bemerkungen  im  Jahr 
i8o5  niedergeschrieben  wurden.  — £  Ein  merkwurdi« 

Ser  Beitrag  *u  der  Verschiedenheit  der  herrschenden 
Lonituiiuon  der  damaligen  Zeil  und  der  jetsigen! 

d»  H. 


—  »7  — 
behutsamer  mu(s  ein  solches  uns  machen,  da 
wo  Alter,  Körperconstitution,  Jahreszeit  ohne** 
hin  auf  Schwäche  deuten«  -  Es  sey  mir  erlaubt 
hier  noch  ein  Beispiel  anzuführen,  von  dem 
schnellen  und  glücklichen  Erfolge,  den  richti- 
ge Behandlung  dieser  Krankheit  haben  könne. 
'  Graf  Gh.  ein  muntrer  Greis,  hatte  vor 
6  Tagen  sein  yfctes  Jahr  angetreten.  Aufser 
einer  seit  Jahren  bestehenden  Schwäche  der 
Füf*e,-die  ihm  wenig  active  Bewegung  ge- 
stattete,  zumal  am  Tage  immer  beträchtliche 
tfdematöse  Geschwulst  um  die  Knöchel  vor«  s 
banden  war;  aufser  täglichen  mqjhr  oder  we- 
niger anhaltenden  Anfällen  von  Herzzittecn, 
befand  er  sich  wohl,  als  mit  Appetit,  seine 
Soelenkräfte  und  Sinne  waren  fast  utfge- 
schwächt;  in  seiner  Jugend  hatte  er  mehr- 
mals Blutspeyn  erlitten,  aber  seit  mehr  als  4° 
Jahren  nicht  die  geringsten  Brustzufälle  ge- 
.habt  Den  io.  Januar  J8&4  Morgens  um  g 
Uhr  hatte  ich  meinen  gewöhnlichen  Besuch 
als  itausarzt  bei  ihm  gemacht,  er  befand  sich 
wohl  und  bemerkte  noch,  dad  er  die  vergan- 
gene Nadit  ungewöhnlich  anhaltend  und  fest 
geschlafen  habe.  Dies  .fiel  mir  auf,  und  ich 
frag  ihn,  ob  er  auf  diesen  Schlaf  sich  munter 
fühle  P  er  erwiederte,  der  Kopf  aey  ihm  etwas 


—     a8     —  ' 

'  *  ■ 

schwer;  Sein  gewöhnliches  Frühstück  hatte 
er  mit  Appetit  genossen»  Um  49  Uhr  empfin- 
det er  einen  druckenden  Schmerz  in  der  lin- 
kte Brust,  sein  Kammerdiener  erklärt  es  für 
Blähungen  und  giebt  ein  KljUir«  indessen 
nimmt  der  Schmerz  zu  und  es  findejt  sich  ein 
trockner  Husten,  Jetzt  werden  Boten  ausge- 
schickt mich  zu  suchen,  um  halb  iaUhr  kom- 
me ich  zum  Kranken,  Ich  finde  ihn  im  Lehn« 
stuhl  sitzend,  unaufhörlich  hustend,  und  auf 
eine  Art,  die  nur  zu  deutlich  das  bald  kom- 
mende fllutspeyn  ankündigte;  ich  bereitet« 
ihn  darauf  vor,  dafs  der  häufige  Speichel,  den 
er  jetzt  ausspie,  bald  blutig  werden  würde. 
Der  Schmerz  in  der  Brüst  war  heftig,  der 
Puls  gereizt,  der  Atbem  kurz.  Es  währte  kei- 
ne zehn  Minuten,  so  wurde  der  Speichel  rfc- 
senroth,  ein  heftiger  Frost  überfiel  den  Kran- 
ken, der  Husten  wurde  so  ungestüm,  dafs  der 
Kranke  den  Mund  nicht  schlofs,  der  Auswurf 
wurde  schäumendes  Blut,  die  Brustschmerzen 
wuchsen  mit  jeder  Minute,  Als  Veranlassung 
zu  diesem  plötzlichen  und  heftigen  Erkranken 
konnte  ich  nichts  auffinden,  als  dafs  der  Kran« 
ke  am  8ten  in  der  Mittagsstunde  ausgefahren, 
und  da  das  Wetter  nicht  unangenehm  (das 
Thermometer  nur  einen  Grad  unter  o ; )  ge- 


—   fl9   — 

wesen  *' ausgestiegen  und  eine  kleine  Streck« 
iuf  der  öffentlichen  Promenade  zu  Fufs  ge- 
gangen war«  —  Den  ganzen  Monat  war  we* 
aig  Frost  gewesen  ,  es  hatten  seit  dem  ersten 
stets  Süd'-  und  Westwinde  geweht,  nuf  am 
7ten  war  der  Wind  östlich  mit  drei  Grad 
Kllte  in  der  Frühe  gewesen.  —  Bei  dem 
Aher  des  Kranken  und  der  Heftigkeit  de* 
Uebet*  machte  ich  die  traurigste  Prognosis* 
Ich  verordnete!  $t.  Hyd*.  muriat.  mit*  Op+ 
pur.  Tu  gf*  ij.  Sack.  3  */•  m.  divid*  in  vj\  pdrt* 
aequ.  —  (fc.  Aq.  foenic.  $üj<  Liq.  ammon* 
aeet>  %j.  Tinct.  aconit*  aeth.  57.  Syr.  Alth*  ^ß. 
M.  Hieron  liefs  ich  abwechselnd  die  eine  Stun- 
de ein  Pulver,  die  andere  einen  Efslöffel  voll 
Mixtur  geben,  die  leidende  Seite  wurde  mit 
Spec.  arom.  die  mit  Franzbranntwein  zu  ei* 
nem  Brei  angerührt  waren, ,  recht  warm  fomen- 
tirt«  —  Dem  Froste  war  bald  heftige  Hitze 
gefolgt,  die  von  Stunde  zu  Stunde  stieg«  Nack 
Mitternacht  erfolgte  einige  Ausdunstung,  die 
Frequenz  des  Pulses  minderte. sich  etwas,  der 
Husten  machte  längere  Pausen,  und  der  bis 
dahin  ganz  blutig  gewesene  Auswurf  war  mit 
weiisem  Schleim  vermischt.  Gegen  Morgen 
schlummerte  der  Kranke  beinahe  eine  Stunde, 
beim  Erwschen  aber  klagte  er*  wieder  sehr 


—     Zo     — 

Über  den  Schmerz  in  der*  Brust»  Ei*  erhielt 
heute  1^*  Hydr.  muriat.  mü.  Op.  pur.  ü  gr.  üjt 
Amnion*  carb.  pyn  oleos.  gr.  xxxvj^^Sadu 
%iij.  m.  f  Pulv.  divid.  in  IX  pari*  aequ.  -r 
IJf.  Rad.serp.  virg.  Z*vj* /•  c.  Aq.  ferv.  q.  s* 
Infus.  %vj.  Col.  add.  Sp.  sulplu  aetk.  g/fF 
Extr.  hyosc*  gr.  xij.  Syr.  aurant.  Svj*  M.  — 
so  wie  gestern  abwechselnd  alle  Stunden,  auf 
die  schmerzhafte  Stelle  legte  ich  ein  Ziebplla* 
ster*  -—  Der  Schein  von  Besserung ,  welcher 
sich  am  Morgen  gezeigt  hatte,  nahm  zu,  die 
Ausdünstung  wurde  stärker,  mit  ihr  der  Pak 
langsamer  und  grüfser,  der  Husten  seltner* 
schon  am  Mittage  war  der  Auswurf  fast  nicht 
mehr  blutig,  ging  leicht  von  statten,  kurz  die 
Besserung  schritt  so  rasch  vorwärts,  dals  noch 
diesen  Abend  ich  den  Kranken  aulser  Gefahr 
erklärte»  Den  ja.  verordnete  ich  f^4  Rad. 
serp.  virg*  gß*  El.  arnic.Zij,  /.Infus*  %vij 
Col.  add,  Tinct.  aconü.  aetb.  &iv.  Extr.  aco* 
nit.  gr*  viij\  Aq.  cinnam.  Syr.  aur.  ü  ?y\  M. 
S.  Alle  a  Stunden  %  Eßlöffel  voll  zu  neu* 
men;  die  PuWer  blieben  weg«  Den  !{£  Chi* 
nadecoct  mit  Serpent.  Tinct.  acon.  aeth>  und 
Extr.  squill.  —  Seit  dem  ri.  nahm  der  Kran» 
ke  ron  Zeit  zu  Zeit  einen  Löffel  yoll  alten 
Ungemein)  trank  als  gewöhnliches  Geträn- 


ke  Wasser  mit  etwas  Rheinwein,  genof*  ab 
und  su  eine  Tasse  Bouillon.  Am  i3«  fand 
sich  schon  etwas  Efsluat,  auch  verliefe  der 
Kranke  ein  paarmal  eine  Stunde  lang  das  Bet- 
te. —  Am  15.  verschrieb  ich  noch)  um  den 
Rest  von  Husten  zu  tilgen,  Pillen  aus  Sulph. 

1 

stib.  cur.  Camph.  Op.  und  Ertr.  chin.  /rig. 
par.  Völliges  Wohlbefinden  und  Herstellung 
der  vorigen  Kräfte  folgte  hierauf  und  noch 
heute  in  seinem  Besten  Jnhre  lebt  der  würdi- 
ge Greis  munter  und  thätig. 

3,    Ileus» 

* 

Wo  keine  Entzündung,  kein  eingeklemm- 
ter Bruch  war,  habe  ich  durch  Klystire  aue 
der  Abkochung  des  Rauchtabacks  in  allen  mir 
vorgekommenen  Fällen  HUlfe  geschafft*  Ob* 
schon  ich  andere  mir  zweckmäßig  scheinen« 
de,  der  bekannten  oder  muthmafslichen  Ur- 
sache angepafste,  innere  und  Sufscre  Mittel 
nicht  verabsäumte,  so  muhte  ich  doch  diesem 
allein  die  Hebung  des  Gefahr  drohenden  Zu- 
falls, der  hartnäckigen  Lnibesverstopfung  zu- 
schreiben. Wahrscheinlich  wirkt  dieses  Mit« 
tel  nicht  blos  als  kräftiger  Reiz  auf  die  duc- 
ken Därme  und  befördert  ihre  Entleerung 
durch  verstärkte  wurmförmige  Bewegung,  son- 
dern as  hebt  direct  den  Krampf)  der  in  den 


—     Sa     — 

freisten  Fällen  Ursache  der  Einsperrung  de* 
Kothes   und    der    abnormen    Bewegung    dei 
£)armkabals?  ja  selbst  der  durch  letztere  vcr-1 . 
Ursacbten  Einschiebungen  der  Därme  ist, 
man  bei  Leichenöffnungen  gefunden  hat. 

4  )   Ü  y  d  r  o  p  i. 

Wassersüchten  bei  gemeinen  Leuten  und 
bei  Kindern  habe  ich  öfters  geheilt*  Selten 
oder  nie  bei  Erwachsenen ,  Vornehmen  Stan- 
des. Die  Ursache  hieron  habe  ich  in  mei- 
ner Abhandlung  über  das  Asthma  angedeutet 
.Wässersuchten  als  Folge  vernachlässigter  Fie- 
ber, nach  Blutflüssen  und  von  unterdrückter 
Ausdünstung,  vom  Druck,  des  schwangern  Ute- 
rus auf  die  griifsern  Gefäfsstämme,  sind  un- 
ter gemeinen  Leuten  die  häufiger  vorkommen- 
den,  und  da  gewöhnlich  die  Organe  dabei 
unverletzt  bleiben,  zum  öftersten  heilbar.  — 
Mehrmals  habe  ich  von  der  Digitalis  treffli- 
che Wirkung  gesehn.  Ein  Jäger,  etliche  4° 
Jahr  alt,  hatte  sich  im  Herbste  auf  der  Schne- 
pfenjagd tüchtig  durchkältet  und  durchnäßt, 
kam  keuchend  zu  mir  mit  höchst  kurzem 
Athem,  trocknem  Husten,  geschwollnen  FiUsen 
und  Unterleib ;  Pulver  aus  einem  Gran  Digi- 
talis, einem  halben  Gran  Calomol,  \  Gr.  Opi- 
um und  vier  Gran  Stern* Anis ,  nebst  einem 

Trank 


—     SS     — 

Trank  aus  Waohholderbeoren  und  Lakriam* 
Wuraelf  stellten  ihn  in  acht  Tagen  her;  -*- 
tino  Auflösung  des  üitWrUee^MxtiactiinMUna- 
.weeaer  niii  Minderen*  (ieis,  ätherischem  ttaJft» 
geiat  •  und  Meerzwiebelhunig  befestigten  die 
Kur.  —  Ein  Schmidt,  der  sich  lange  mit  dem 
viertägigen  Fieber  geschleppt,  eine ,  Menge  , 
Hausmittel»  unter  andern  äohicl'spulper,  dann 
wieder  Pfeffer  in  starker  Uabe,'  lieide  in 
Brenn tweta  genuintnen  hatte,  war  über  .und 
Über  gesdi wollen,  sah  gelbsilehtig  aus,  Leber 
und  Mils  fühlte  man  iiu  Liegen»  wq  dieümui- 
nung  des  Leibes  doch  noch  nachgab,  auige- 
triebnn,  die  l<'it*ber*I'aruxysmcn  waren  «war 
unterdrückt,  doch  aeiohnete  sich  der  dritte 
Tag  noolf  immer  durch  vermehrtes  Unbeh*» 
gen  und  stürkorn  Durst  aus*  Nacih  niuhrtfin 
liurlitloaon  Versuchen  mit  bittern  Kxtractenf 
Salmiak  und  tSquille,  mit  Cihina  rein  und1  mit 
»Salmiak,  dann  wieder  out  eisenhaltigen  Sal- 
miakblumcn  vermischt  u.a.  Wt  heilte  ich  ihn 
mit  dem.  von  Jl  si*  foxel  in  seinen  Prae- 
/er/,  </e  cogn.  et  cur.  morb*  g.  ü/f.  emplohl- 
neu    f'inum   medicatum  *)#  —    im  Sommer 

•)  k*v.  lih.  t'pnt,  min*  imni,  S#/r.  thtfmh.  vnig.  ififitL 
fibr,  ttftf  Äff.  /**/«/.  vhnmttm,  roai.  ftttg.  //.  faf,  S*nn* 
nttfh,   MßHphnr.  niff»   mnm  e/if.  ##m/#.   Cvrtlc,  jurUt* 

Joura.  XXXVUI.  B.  I    St,  0 


—    S4    — 

• 

1807  wurde  ich  zu  einem  zwölfjährigen  Kna* 
,  ben  gerufen,  den  ich  mit  einer  vollständigen 
Haut-»  und  Bauchwassersucht,  bei  fieberhaftem 
Pulse  und  öfterm  trocknem  Husten*  antrat 
Man  erzählte  mir,  er  habe  vor  14  Tagen  du 
dreitägige  Fieber  bekommen,  dies  sey  nach 
dem  vierten  Anfalle  von  selbst  weggeblieben, 
hierauf  sey  er  so  geschwollen.  Ich  verfnuthe* 
te  eine  Erkältung  zur  Zeit  des  Fieberschweii- 
ses,  zumal  ich  hörte,  der  Kranke  sey  während 
der  Anfälle  herumgegangen,  und  verordnete 
die  Digitalis  mit  Calomel,  Kampher  und  Pnlr. 
arotn.  —  Die  Zufälle  stiegen,  der  Kranke  war 
sehr  unruhig,  hatte  keinen  Schlaf,  trockne 
Haut,  der  Urinabgang  war  noch  vermindert  — 
Squilla  mit  $  Gr.  Opium,  abwechselnd  mit 
einer  Abkochung  der'  Senega  und  dem  Liq. 
•  ammon»  acet.  bekamen  eben  so  wenig,  da* 
Uebel  stieg  zu  einem  beunruhigenden  Grade, 
der  Puls  wurde  immer  frequenter,^  der  Durst 
stark  und  fast  kein  Urin»  Jetzt  verordnete 
ich  den  Tart.  borax»  in  Petersilien- Wasser 
mit  etwas  Sp.  mur.  aetb*  und  Ox.  scill.,  und 
mein  Kranker  war  in  Zeit  von  a4  Stunden 

«Uff»  jt  Tart.  tan.  dt.  vj.  C.  C*  M.  st  affund.  Wal 
albi  libr*  ij  ad  iij  et  aqm  comm*  libr.  f.  Hujui  int 
fast  cyathut  bis  Vel  t*r  singati*  diebus  hauritur. 


-     &     - 

wie  neu  geboren,  in  drei  Tagen  völlig  Herr 
gie* teilt*  und  brauchte  nun  zur  Nachkur  ein 
Ghinadecoct  mit  dem  besten  Erfolge»  Gani 
diesem  Falle  eines  Hydrops  acutus  „ähnliche 
ereignen  sich  nicht  selten  nach  dem  Schar» 
lachfieber,.  wo  das  Uebel  durch  alle  reizende 
und  direct  urintreibende  Mittel  vermehrt,  ja 
trenn  man  nicht  bald  umkehrt,  der  Tod  un- 
Termeidlich  wird,  durch  jene  kühlende  Mi» 
•chung  aber  der  Urinabgang  sofort  befördert 
und  das  Gefahr  drohende  Uebel  schnell  ge- 
hoben wird.  Waren  die  Kinder,  ehe  sie  von 
der  Scharlächkrankheit  ergriffen  wurden-,  ge- 
sund, lebhaft,  wohl  genährt,  war'  diese  gut« 
artig,  verlief  ohne  bedeutende  Zufälle,  ohne 
viel  Arzneien,  und  es  äußert  sich  nun  Ge*t 
schwulst,  so  wird,  sumal  wenn  diese,  schnei) 
überhand  nimmt,  in  der  Regel  durch  diese 
Arznei  am  sichersten  Hülfe  erfolgen» 

5)    Gonorrhoen. 

Vielleicht  findet  sich  unter  den  Lesern 
des  Journals  auch  einer  oder  der  andere,  für 
den  nachstehende  Warnung  nicht  Überflüssig 
ist,  darum  stehe  sie  hier*  Ich  habe  nämlich 
nicht  selten  di$  Erfahrung  gemacht,  dafs  Kr^n» 
ke,  denen  man  Einspritzungen  verordnet  hatte, 

C  a 


-    s«    - 

nicht  waren  belehrt  wor/den,  die  Harnröhre 
hinten  zuzudrücken/  Aufrer  dab  im  gelinde» 
tten  Falle  der  Zweck  der  Einspritzung  Ter* 
fehlt  werden  mufs,  sähe  ich  von  dieser  Un- 
Vorsichtigkeit  mehrmals  schlimme  und  einmal 
sogar  tödtliche  Folgen«  Ein  junger  .Mann  tob 
32  Jahren  wurde  auf  diese  Art  am  Tripper 
behandelt,  das  Uebel  wollte  nicht  weiche*, 
die  Einspritzungen  wurden  daher  verstärkt» 
adstringirender,  reizender  verordnet,  Der  un- 
erfahrne  Kranke,  welcher  zum  ersten  mal  an  • 
diesem  Uebel  leidend  >  von' seiner  Seite  alles 
that*  um  es  los  zu  werden,  spritzte  was  das 
Zeug  hielt,  nicht  nur  aber  dafs  es  nicht  bes- 
ser wurde,  entstanden  Urin  verhaltungen,  die 
lerst  seltner,  dann  öfter  wiederkamen.  Zwei 
Jahre  hatte  das  Uebel  gewährt,  gegen  das  in 
den  letzten  Zeiten  ein  geschickter  Heilkunst- 
ler  alles  mögliche  versucht  hatte,  als  ich  mit 
zu  Rathe  gezogen  wurde.  Er  litt  unausspredU 
lieh ,  die  Urin  verhaltung  hielt  oft  36  Stun- 
den unter  den  fürchterlichsten  Beängstigungen 
an;  kein  Katheter  war  beizubringen;  Bäder 
Klystire  mit  Opium,  Einreibungen  von  Opium 
und  Hyoscyamus-Oel  ins  Mittelfleisch  schaff-' 
ten  dann  den  Urin  wieder  fort,  aber  die  trau- 
rige Sceno  erneuerte  sich  in  10  bis  8  Tagen 


T-    »7     —  . 

zuletzt  in  5  und  3  Tagen  immer  wieder,  es 
geteilte  sich  schleichend  Fieber  hinzu  und  der 
Kranke  starb.    Die  Leichenöffnung  zeigte,  dafs 

.  «lies  was  verounftmäiaig  zur  Radikalkur  ver- 
bucht worden  war,  fruchtlos  seyn  mufste.   Die 
Blasenhäute  waren  in  hohem  Grade  verdickt, 
die  Blase  selbst  in  zwei  Höhlen  getheilt,   die 

-  durch  eine  Oeffnung  von  nicht  ganz  einem 
Zoll  mit  einander  communicirten,  und  beide, 
namentlich  aber  die  hintere,  waren  voll  flacher, 
runder  und  glatter  Steine,  dhngefahr  von  der 

'  Gröfse  eines  Sechspfennig -Stucks,  mehr  als 
dreifsig  an  der  Zahl. 

6)  Febris  puerperalis. 

Bios  zur  Bestätigung  der  im  17  Bd.  die- 
ses Journals  bekannt  gemachten  Erfahrung, 
bemerke  ich  hier,  dafs  ich  seitdem  noch  eini- 
gemal diese  Krankheit  durch  dieselben  Mittel 
mit  gleichem  Glücke  behandelt  habe.  ^  Unter 
diesen  Kranken  war  eine  besonders ,.  wo  die . 
Zufälle  zu  einem  hohen  Grade  gestiegen  wa- 
ren. 


\ 


1  '  '  . 

■  •  •  ■.       '    t  ■ 


—   sa- 


li. 

Geschieht* 

©ine«    Aneurysma     der     Orbita 

durch  Unterbindung 
der   Arteria  Carotis  geheilt« 

■ 

Von 

Benjamin  Travers,  *) 

Lehrer  der  Anatomie  am  Guys  -  Hotpitale,,  Wund» rat  W 

der  Westindiacheo  Compagnie  und  an  dem.  Hospital 

für  Augen  kranke  ?u  London, 


F 

X   r 


ran  eis  Stoffel*,  eine  gesunde  und  thätigt 
Frau  vou  34  Jahren,  mittler  Statur  und  wohl» 
gebautem  Körper,  Mutter  mehrerer  Kinder, 
erhielt  am  Abepd  des  28  Decembers  1804» 
da  sie  schon  mehrere  Monate  sich  schwanger 
fühlte,  an  der  linken  Seite  des  Vorderkopfes 
plötzlich  die  Empfindung  eines  schmerzhaften 

•)  Medico-chirurgical  Tanaacrion«  pf  tbe  medico  »  cht» 
Wf.  öoeisty  of  London,  18  ia»  Vol.  n.  8.  1. 


-  39  -  • 
Knalle»,  '■  als  »ey  ein  bedeutende«  CefäDi  ge- 
platzt, .  welcher  ein  reichlicher  Ergab  von  dun* 
ner  Flüssigkeit  in  das  Zellgewebe  des  Augen« 
liedes  an  derselben  Seite  folgte.  Mehrere 
Tage  früher  hatte  sie  schon  über  einen  hefti« 
gen  Kopfschmerz  geklagt,  welcher  so  zunahm, 
dafs  sie  eine  ganze  Woche  lang  unvermögend 
gewesen,  war  aus  dem  Bette  aufzustehen.  Ein* 
Stiche  hoben  die  ödematöse,  die  Augenhöhle 
umgebende  Geschwulst,  an  den  Schläfen  wur» 
de  wegen  einer  hinzugekommenen  schmerz« 
haften  4ußenei*tzündung  eine  Fontanelle  ge« 
setzt,  und  Blutigel  und  kalte  Waschungen  an- 
gewendet, Sie  bemerkte  jetzt  erst  eine  Her* 
vortreibung  des  Augapfels,  wobei  das  Sehen. 
eu  leiden,  schien,  und  eine,  umschriebene,  b^t 
Berührung  elastische  Geschwulst,  von  der 
Gröfse  einer  Haselnufs,  welche  am  Infraorbi- 
tal-Rande  hervortrat.  Eine  weichere  und 
mehr  verbreitete  Geschwulst  zeigte  sich  an 
derselben  Seite  über  der  Sehne  des  nmscu* 
las  orbiculnris  palpebrarum*  In  der  untern 
Geschwulst  sah  und  fühlte  man  eine  mit  den 
gro&en  Arterien  gleichförmige  Bewegung; 
die-  obere  verursachte  der  Kranken  eine 
stark  klopfende  Empfindung.  AHmählig 
wuchs  die  Geschwulst,  und  tfie  swychen  dem 


—    4*    -*•' 

Augapfel  und  unterfi  Augenliede  befindliche 

• 

Haut  wurde  hart  und  dick«  Per  Augapfel . 
wurde  nach  und  nach,  nach  oben  und  aufsea 
getrieben  und ,  die  Bewegungen  desselben  bei- 
nahe gänzlich  dadurch  beschränkt.  Dabei 
klagte  die  Kranke  über  ein  beständiges' Sau- 
sen im  Kopfe,  welches  sie  mit  dem  ununter- 
brochen Blasen  zweier  Bläsebälge  zu  verglei-  ' 
eben  pflegte.  Starke  Gemütsbewegungen  und 
körperliche  Anstrengungen  vermehrten  die 
klopfende  Bewegung  in  beiden  Geschwülsten« 
Das  beschwerlichste  jedoch  von  allen  Symp- 
tomen war  ein  dumpfer  Schmerz  im  obern 
Theile  des  Kopfes,  welcher  von  dem  Vorder- 
köpf  nach  der  Gegend  der  Schläfe  zu  sich 
erstreckte  und  die  Kranke  nöthigte,  der  lin- 
ken Seite  ihres  Kopfes  durch  ihre  Hand  eine 
ruhende  Stellung  zu  verschaffen,  da  das  Brau- 
sen, wie  der  Schmerz  heftig  zunahm,  wenn 
ihr  Kopf  niedrig  lag  und  nicht  unterstützt 
wurde. 

Diese  kurze  Beschreibung  vom  Zustande 
der  Kranken  erhielt  ich,  als  mein  Freund, 
Hr.  Doctor  Cholnteley,  ässistirender  Arzt-  am 
Guys -Hospitale  mich  ersuchte,  sie  selbst  zu 
besuchen.  Hure  Gesichtsbildung  war  kräftig 
und  wohlgenährt,  die  die  Gegend  der  Augen- 


höhle  «mHchst  nnmAKeffende   Häuf  sdflün 
krankhaft  verdickt   und  faltig.  .  Die  Augen- 
brauneä  der  kranken  Seite  waren  straff  und 
zwei  bis  drei  Linien  über  ihre  natürliche  Stei- 
le  herausgetrieben.      Verschwunden  war  die 
Augenhöhle,  das  obere  Augenlied  erhob  sich, 
durch  den  hervorgedrückten  Augapfel  getrie- 
ben,' in  einer  convexen  Gestalt  von  dem  Su- 
percüiarrande.    Die  obere  Hälfte  des  innera 
Augenwinkels  war  durch-  die  klopfende  Ge- 
schwulst ausgefüllt,  welche  sehr  weich  anzu- 
fühlen,  leicht  zusammenzudrücken ,  und  bei  ei- 
nem mäfsig  angebrachten  Druck,  starke  Pulsa- 
tion  verrieth.    Die  Venen  des  pbern  Augenlie- 
des, gleich  wie  die  an  der  Seite  der  Nase,  waren 
varikös  ausgedehnt,  und  die  über  dem  Thrä- 
iiensack  liegende  Haut'  auch    angeschwollen* 
Die  untere  Geschwulst,  aus  der  Suborbital- 
höhle hervorragend,  hatte  eine  konische  Ge- 
stalt  und  war   bei  der   Berührung  ebenfalls 
sehr  elastisch*    Das  untere  Augenlied  war  bis 
zu  dem  änfsern  Winkel  der  Augenhöhle  weit 
über  die  Wange  erhoben.     Man  konnte  die 
untere  Geschwulst  zwar  in   die  Augenhöhle 
zurückdr Ucken ,  aber  alsdann  wurde  die  Pul« 
tation  sehr  heftig:  und  der  Schmerz,  durch  den 
Vermehrten  Druch  des  Augapfels  gegen  die 


-    4»    - 

• 

Decke  und  Seite  der  Augenhöhle,  unerträg- 
lich. Ein  vorsichtiger  Druck  auf.  die, Tempo- 
ral* Maxillar-  und  Angular-  Arterien  enge» 
bracht,  blieb  ohne  Wirkung  auf  dar  Aneurin 
ma,  comprimirte  ich  aber  mit  n^dnem  Dau- 
men den  Stamm  der  allgemeinen  Carotis,  $o 
Jiefs  sogleich  die  Pulsation  in  der  Qetchwulft 
nach  und  die  Bewegungen  der  kleinen  Ge- 
schwulst wurden  sehr  schwach.'  Die  neue  Zu- 
nahme von  Anschwellen  der  Haut  über  dar 
Nasenwurzel  und  unter  dem  Winkel  des  ent- 
gegengesetzten Auges  beunruhigte  die  Kran- 
ke und  deren  Freunde,  welche,  nicht  ohne 
Grund,  eine  ähnliche  Affektion  der  rechten 
Augenhöhle  besorgten. 

,  Als  ich  zum  erstentpale  die  Kranke  sah, 
hielt  ich  mich  überzeugt,  dafs  die  Krankheit 
keine  andere  >  als  die  von  Bell  so  schön  un- 
ter den  Namen  Aneurism  by  Anastomosii 
beschriebene  seyi  könnte«  Sie  hatte  in  der 
vThat  zu  viel  Aehnlichkeit  in  den  vorzüglich- 
sten Symptomen  mit  [mehreren  von  Bell  ge- 
schilderten Fällen,  glich  aber  besonders  der 
von  Hr.  Freer  zu  Birmingham  mitgetheilten 
Geschichte  eines  Kranken,  welcher  allen  ärzt- 
lichen Beistand  verschmähend,  an  einer  Ver- 
blutung endlich  starb,  dafs  ich  bei  der  sieht- 


-     45    - 

banai  Zunahme  der  Krankheit  meine 
hangen  dieselbe  zu  heilen  mit  Grund  verdop- 
pln iu  müssen  glaubte«  Dem  Karakter  der 
Krankheit  und  meiner  von  derselben  gefaß- 
ten Ansicht  zufolge,  lief*  sich  erwarten,  da£» 
dieselbe,  wiewohl  klein  und  unbedeutend  im 
Anfrage  erscheinend/  schnell  zunehmen  und 
um  sich  greifen  würde«  Zuerst  versuchte  ich 
mamf,  Druck  auf  die  Geschwulst  anzubrin^ 
gen,  welcher  aber,  obschon  höchst  gelinde» 
nur  kurze  Zeit  wegen  des  äufserst  heftigen, 
durch  den  Druck  auf  die  Arterie  heiyorge» 
brachten  Schmerzes  vertragen  werden  konnte» 
Auch  kalte  Umschläge  wurden  in  Gebrauch 
gesogen,  doch  ohne  alle  Wirkung;  und  'die 
lange  Dauer,  wie  die  Heftigkeit  der  Krankbeb, 
Beb  von  diesem  Mittel  nichts  erwarten.  Aus» 
schneiden,  als  das  einzige  Mittel,  welches  in 
ähnlichen  Fallen  Kranke  vollkommen  geheilt 
hatte,  lieb  sich  durchaus  nicht  hier  ohne  Ex- 
sttrpation  des  ganzen  Auges  anwenden,  und 
(bei  der  veränderten  Lage  des  Augapfels  und 
dem  begreiflichen  Ursprung  der  Krankheit  in 
der  Augenhöhle,  betrachtet^  ich  das  Resultat 
einer  so  wichtigen  Operation  als  höchst  ge- 
wagt und  ungewils,  Ueberzeugt  von  der  be- 
ständigen Zunahme  der  Krankheit,  glaubte  ich 


I 

-    44    -  .  - 

nach  der  jungst  -erst  so  glücklkh  gelungene! 
Kur  des  Hrn.  Astley  Cooper,*)  diese  Methods 
hier  auch  anwenden  zu  können,  und  hielt  M 
sonst  günstigen  Umständen  eine  Ligatur  um 
die  Carotis  anzulegen  für  nicht  zu  gefährlich, 
In  der  Hoffnung,  dafs  durch  Schtiefsung'  die- 
ses Blutkanals  auf  alle  Fälle  eine  bedeutende 
und  bleibende  Verminderung  des  Blutandran- 
ges gegen  die  kranken  Theile  statt  finden 
miifste,  schritt  ich  an  einem  Dienstage  des 
a3  Mai  1809  in  Gegenwart  des  Hrn.  Doctot 
Cholmelej-j  Georg  Young*  Brickenden  und 
anderer  zur  Operation. 

Die  Kranke  wurde  auf  den  Rücken  ge- 
legt, der  Nacken  durch  ein  Kissen  unterstütz 
und  das  Kinn  nach  der  linken  Schulter,  zog* 
wendet*  In  der  Entfernung  von  einem  ZoH 
•Ton  der  Extremitas  scernaUs  von  der  C2o- 
vicula  wurde  ein  drittehalb  Zoll  langer  Ein« 
schnitt  in.  einer  gebogenen  Richtung  ■  den , 
,Lauf  des  Sternocleidomastoideus  entlang  ge- 
macht, die  Lagen  dieses  Muskels  blos  gelegt, 
Jder  Rand  desselben  aufgehoben  und  die  Schei- 
de der  grofsen  Gefäise  mit  Vorsicht  an  der 
TracKealseite  aufgeschnitten.  Durch  diese  sdtf 

*)  Medidnisch  chirorg.  Abhandlungen  der  med.  chirurg. 
Gesellschaft  «u  London»  Jlu$  d.  Enal,  überseut  von 
Dr.  Oimnn.  i%xu  S.  4. 


—    !45     — 

kleine  Oeffnung  brachte  manf  eine  gebogene 
Sonde,  -mit  fein/er  starken  Ligatur  ein  und 
fährte  sie  nnter  der  Arterie  weg,  indem  mau 
sorgfältig  sich  bemühte,  die  Nerven  davon 
auszuschließen. .  Nach  Wegnahme  der  Sonde» 
wurden,  die  die  Ligatur  bildenden  Fäden  ge- 
trennt, der  unterste  an  dem  untersten ,  der 
oberste  an  dem  obersten  Ende  der  entblöß- 
ten Arterie  angelegt«  Sie  waren  über  den 
Tierten  Theil  eines  Zolls  von  einander  ent- 
fernt, und  nachdem  sie  fest  angezogen}  .konn- 
te man  die  Theilung  der  innern  Haut  des 
Gefalses  deutlich  fühlei.  Die  Wundränder 
wurden  leicht  durch"  Heftpflaster  %it  einan- 
der verbunden  und  die 'Ligaturen  an  der  ent- 
gegengetetzten  Seite  ihrer  Anlegung  befestiget» 
Ehe  noch  Patientin  den  Tisch  verliefst 
fühlte  sie,  dafs  der  Schmerz  betäubt,  und  da£s 
das  Getöse  in  ihrem  Kopfe  gänzlich  verschwun« 
den  war.  In  des  kleinen  Geschwulst  über  dem 
Auge,  hatte  sie  noch  ein  klopfendes  Gefühl, 
aber  unbedeutend«  -Zwei  Stunden  später,  nach- 
dem man  die  Kranke  zu  Bette  gebracht  hat- 
te, fand  ich  sie  vollkommen  frei  von  allen 
Schmerzen,  aber  ungehalten,  ruhig  in  dersel- 
ben Lage  verbleiben  zu  müssen.  Siewar  sehr 
erschöpft;  und  besorgt  nicht  schlafen  zu  können« 


-    46     - 

Acht  Uhr  des  Abend*.  —  Patientin  klagte 
über  Ekel,  war  zwar  sehr  ach|llng,  witf- 
*ie  aber  durch  krampfhaftes  Auffahren  lud 
-Ängstigende  Gedankeif  über  ihren  Maas 
•und  ihre  Kinder  beunruhigt;  de  beschwer- 
te sich  über  einen  heftigen  Schmers  im 
Vorderkopfs  und  Rücken  und  Lend 
schmerzen;  der  Puls  hatte  90  Schläge  und  war 
härtlicher,  die  Temperatur  der  Haut  normal 
Durst  unbedeutend.  Die  untere  Geschwulst 
schien  gleich  der  obern  eine  ähnliche  klopfen- 
de Bewegung  (angenommen  au  haben«  lab 
^verordnete  ihr  daher  eine  effervescirende  sal* 
zige  Satutation,  alle  3  Stunden  einen  Löffel 
davon  zu  nehmen* 

Zweiter  Tag,  acht  Uhr  des 
— -  Die  Nacht  war  sehr  unruhig,  Patientin 
hatte  sich  während  derselben  in  der  grollten 
Bewegung  umhergeworfen.  Vorzüglich  un- 
wohl fühlte  sich  die  Kranke  von  *  —  4  Ohi 
sie  versuchte  jetzt  aufzustehen  und  sich  an- 
zukleiden, und  schien  ziemlich  wohl,  da  sie 
später  einen  kurzen  aber  erquickenden  Schlaf 
gehabt  hatte.  —  Der  Rückenschmerz  war 
sehr  heftig,  der  des  Kopfes  nur  auf  den  Vor- 
derkopf beschränkt,  hatte  an  Heftigkeit  ver- 
loren ;  der  Puls,  welcher  hart  war,  hatte  ia4 


,      -  -.     47     - 

Schlüge,  die  Zange  war  leicht  belegt  ^    der 

Durst  maTsig* 

Zwei  Uhr  de*  Nachmittags.  Die  Unruh* 
und  die  übrigen  Symptome  dauerten  fort; 
der  Puls  schlug  132  Schläge. 

Acht  Ohr  des  Nachmittags  hielt  sieh  die 
Patientiji  selbst  für  sehr  gebessert,  frei  von 
allen  Kopfschmerzen,  auch  die  der  Lenden 
hatten  .nachgelassen:  der  Puls  wie  zuvor,  die 
Zange  feucht,  die  Haut  kühl ;  war  auch,  der 
Schlaf  kurz,  so  war  er  doch  erquickend;  sie 
klagte  über  Steifheit  des  Halses  und  Nackens» 
ihr  Gemüth  war  beruhigt» 

Dritter  Tag.  Zehn  Uhr  des  Vormittags« 
Patientin  hatte  eine  sehr  ruhige  Nacht  und 
einen  recht  gesunden  Schlaf,  der  Rücken* 
schmerz  war  gänzlich  verschwunden.  Sehr  er-* 
schreckt  durch  Abfeuern  der  Kanonen  im  Tower, 
empfand  die  Kranke  seitdem  einen  peinigenden 
$chmeft  in  dem  oborn  und  untern  Theil  des 
Kopfes;  der  Puls  schlug  na  Schläge,  war 
voller,  aber  bedeutend  langsamer«  In  beiden 
.Geschwülsten  verursachte  eine  leichte  Beruh» 
rang  der  Kranken  ein  Gefiihl  von  Getöse  und 
Klopfen,  bei  einer  starkem  Cotnpression  konn* 
te  man  in  der  unteren  sehr  deutlich  noch 
eine  Pulsation  fühlen* 


i 


-     48    - 

Zehn  Uhr  des  Abend*.  Ein  Klystier 
wurde  ohne  Erfolg  angewendet^  und  da  die 
Kranke  über  kolikartige  Scbmerten  des  Un- 
terleibes sich  beklagte  und  an  Verstopfiag 
litt,  ein  salinische*  JPurgans  verordet. 

Vierter  tag,  neun  Uhr  jjes  Vortnittagk 
Eine  wegen  der  heftigen  Kop£ichmerzen  scUtf» 
lose  Nacht;  doeh  jetzt  Nachlafs  dieser  Sehnet» 
sen«  Gegen  7  Uhr  erfolgte  eine  -  k*pto§e 
Stuhlausleerung  und  Eintritt  der  erwartete* 
Catamenien* 

Vier  Uhr  des  Nachmittags«  —  Patientin 
klagte  über  einen  lästigen  Schmerz  im  Hinter- 
kopf und  über  sonst  kein  Symptom,  welche! 
auf  Störung  des  Gefäßsystems  schliefsen  lieft, 
der  Puls  schlug  92  Schläge  und  war  weidk 
Sie  sals  im  Bette  halb  aufgerichtet,  und  genob 
mit  Wohlgeschmack  einen  leichten  Pudding» 

Fünfter  Tag,  zehn  Uhr  des  Vormittag!, 
—  Die  fortdauernden  Schmerzen  im  oben 
und  hintern  Theile  des  Kopfes  verursachten 
der  Kranken  eine  unruhige  Naoht.  Sie  klagtet* 
dafs  der  Schmerz,  wenn  gleich  tiefer  im  Kopfe 
sitzend,  die  Haut  desselben  empfindlicher  mach- 
te. Die  Geschwülste  waren  bedeutend  ve£- 1 
kleinert  und  das  Augla  weniger  hervorstehend,  jj 

i 


-    4f    -     x 

Aliale  ilch  im  Uette  Aufrecht  aetsen  wollte,  wir 
ihr  Kopf  au  achwach,  dala  aie  gtmtithlgt  wur- 
de» die  vorige  ruhende  l«age  ihrem  KUrper 
sa  geben«  Ich  bemerkte,  dala  dem  Augapfel 
eine  kleine  puUirende  Uewegung  mitgetheilt 
worden  war«  ihr  (ieaicht  war  kut«  und  alle 
Gegenatttnde  erschienen  ihr  grtilaer  all  go- 
WÖhnlicli  und  minder  deutlich« 

Vier  Uhr  dea  Nachmittag!«  In  jeder 
Hioaicht  befand  lieh  Patientin  beiaery  da  aie 
tinige  Stunden  geichlafen  hat;  der  Schmers 
Im  Kopfe  hat  giiiuhch  aulgrhürt;  drrPuli  hat- 
te 84  Schläge  und  war  natürlich,  Ohne  eine 
fitüue  iu  bedürfen,  konnte  aie  länger  die  alt« 
M&de  Stellung  vertragen« 

Swhstar  TVig,  Mittag»  —  Patientin  a& 
Bit  Wohlgcicshitiaek  eine  Makrall»  /u  Mittag 
und  wat;  ImtwHhrend  frei  von 'allen  Schinnr« 
Ben«  Uni  dt>r  Abnahme  dea  Verbendrs  (lufi 
der  Eiter  reichlich  au  der  Seite  der  Iiigntu- 
rea  heraus«  I  Jeher  und  unter  deraelben  hat« 
te  lieh  die  Wunde  durch  die  erste  Verein!« 
gung  gfcacbloaaeiii  Die  Granulation  und  der 
Ausilufa  war  aehr  gut. 

Siebenter  Tag,  Mittag«  Öle  gunae  Naohl 
bau«  Patientin  ungostürt  geschlafen,  wurde 
am  Tage  durch  daa  Llitfen  der  Ulucken  afiOU 

ftaan.  XXXVIII,  1.  |.  tu  D 


•        ta       $0      -- 

ort  und  fand  das  lortdfturetide  Getöse  höchst 
beschwerlich«  Ich  erlaubte  ihr  heute  Fleuch 
zu  genießen*  Die  kehrende  Bewegung  der 
untern  Geschwulst  wurde  Aur  beftnerkt»  wenn 
man  auf  die  obere  eine  Compression  an« 
brachte;  doch  fand  dabei  ein  schwaches,  wenn 
gleich  deutliches  Pulsireü  statt» 

Achtet  und  neunter  Tag.  In  aller  Bück* 
sieht  Besserung  der  Kranken  *  Granulation 
und  Eiter  waren  gut» 

Zehnter  Tag.  Erster  Juni,  —  Patient^ 
hatte  eine  sehr  unruhige  und  traurige  Nacht* 
da  die  Schmerzen  im  Kopfe  seit  3  Uhr  von 
neuem  sich  einfanden  und  auch  die  allge- 
meinen Bedeckungen  empfindlich  wurden» 
Sie  war  aufgestanden  und  fand*  dafs  sie  übe* 
Erwartung  besser  umhergehen  konnte»  Di*  . 
Wunde  heilte  sehr  gut,  ausgenommen  die  Li« 
gatüreu*  welche  sich  noch  nicht  loagelöset 
hatten* 

Zwölfter  Tag.  —  Patientin  führte  keine 
Klagen*  safs  im  Bette  aufgerichtet*  arbeitete 
ohne  zu  ermüden*  afs  uud  schlief  gut« 

Vierzehnter  Tagt    Noch  hat  die  Kranke 
zuweilen  wohl  Schmetten  im  obern  und  hin- 
tern Theil  des  Kopfs**  doch  sind  sie  Weit 
traglicher,  als  Vor  der  .Operation* 


--        AI         *- 

trink  Puffetiiln  Ihren  Tha*  »iil'uer  Itelt,  Hlk 
dlPiett  Mnrfcv-H  In  Mnwn,  nn  Ihre  S^ltUFkaHt* 
thw  fttuliMidfiiri  Sfilltimi-i  *  niltlif»  «Irli  ihliWirh 
titid  fliehtet*?  nur  Hnr»  Vpi-tiniitMltung  des  Au* 
g*ft,  ludrlti  n\n  ßlitlilitP,  dl*  AtfgehbrfluHehdtt 
kHlhfc>h  Angr«!  ntllnilrn  hfJhW  hIa  tll*  deflge» 
ittndtM*  und  ille  nttlMtn  fl*ii'htttdir  w«h- 
dft  grüftt-r.  Ihr  Mftrih,  wie  ihr»;  ftetind^ 
thtUttn  rilMidli*  Meamßhlk  1)1«  filgittitett 
llH£t*H  An  loii-r  ku  wenk»n»  hie  tlnke  Reit« 
ttn  Nnrktfu  von  der  ftnhtdter  bis  fcuHi  Ohr 
tont-  Mwm  <♦»»  I",  nhfhihh  tlie  Irtfle  MewegtiHg 
del  KopTrÄ  {»»«»Hit  wurde,  hie  faiern  dei 
NitttMilm  /»/w/j  vnnyniil**  tMhltWH  llfch  hurt: 
Mhd  HtflttthtiftrH^  Hh,  fffthrnthrlnllüh  titiff  f^lg* 
def  *»nM  ^hiiliirh  ftniftllttrlitng  in  ilrr  Wunde* 

fielt  der  lelrten  iNlt'hflrhl  Vnn  Ihrem  Jlellndett, 
hat  nif»  fcti»f»tii-ndi)  fli-hmi-rx en  In  dein  Aflgt  gg« 
hftbtt  tlip  aber  leicht  diiHdi  Hnen  grllfcfttldeheti 
ftrlilrm  liMelllgt  wurden,  Wtlt'hetftülioh  VOh  dtfff 

UjietaUob  oll  defilelben  ftffekt  bewirkt  luttWh 

ftlnHhAtitühtifltfef  Tilg.  Ohrt#  duft  (1i* 
towlt  nflthlg  getieften  wHr§,  Wurtle  dl*  nb*M 
tjignttir  ftligelftatt.  Patientin  kiinn,  ohne  dl* 
gering»!«  ileifcbwerd*  tu  «mi>Ilttdrtj  *itii»jrtt 


—     5a     — 

und  arbeiten»  Höchst  erstaunt  *f«r  sie,  ab 
sie  bemerkte,  dafs  sie  mit  ihrem  rechnen,  dem 
sresunden  Auge,  kleine  Schrift  lesen  und  feine  , 
Arbeit  verrichten  kennte,  welches  ihr  seit  Jak* 
ren  unmöglich  gewesen  war.  Pie  Steifheit 
der  linken  Seite  des  Nackens  hatte  abgenom- 
men. Vor  einigen  Tagen  bat,  sie  sch,Qn  fstp 
dringend  um  die  Erlaubnifs  ausgehen  zu  dür- 
fen. 

Zweiundzwanzigster  Tag*  Auch  die  un- 
tere Ligatur  kam  von  selbst  hervor  und 
wurde  in  den  Verbandstücken  gefunden»  Die 
Arterienhaut  hing  noch  fest  an  den  Fäden« 

An  diesem  Tage  erlaubte  ich  der  Kraa» 
ken  auszugehen»  An  dem,  dreiundzwanzig- 
sten  Tag  nach  verrichteter  Operation  ging 
sie  zwei  Stunden  weit,  wodurch,  wie  sieh 
wohl  voraussehen  liefs,  sie  sehr  erschöpft 
wurde.  Am  neunundzwanzigsten  Tag,  war 
die  Wunde  glücklich  geheilt  und  sie  kehr- 
te zu  ihrer  Familie  zurück.  Am  Ende  dar 
fünften  Woche  konnte  sie  alle  die  Ge- 
schäfte, welche  ihre  Lage  forderten,  so  gut  |l 
wie  vor  der  Operation  übernehmen.  Sie  war  h 
ungemein  vergnügt  über  die  plötzliche  Ver-  * 
kleinerung  der  Geschwulst,  Abnahme  des  Pul-  > 
tirens  und  das  gänzliche  Versahwinden   der    1 


\ 


-    —     53     — 

•  *  ■ 

Schmerzen!  welche  sie  schon  Jahre  lang  ge~ 
peinigt  hatten.  i 

Zwanzigster  September.  Vier  Monate 
sind  nach  verrichteter  Operation  jeut  verflos- 
sen. Die  Geschwülste*  sind  augenscheinlich 
kleiner  und-  die  Bewegung  derselben  ebenfalls 
sehr  schwäch.  -  Der  Augapfel  ist  weniger  her- . 
Vorgetrieben,  der  dumpfe  Schmerz,  früher  oft 
Wechselnd,  kömmt  jetzt  nnr  höchst  selten« 
Man  unterscheidet  durch  das  Gefühl  gana 
deutlich,  dafs  die  Arterie  der  linken  Seite 
.finter  dem  Winkel  der  Kinnlade  weit  schwä- 
eher  schlägt ,  während  die  Arterie  der  ent- 
gegengesetzten  Seite  mit  mehr  *ls  gewöhnli- 
cher Kraft  pulsirt.  Patientin  leidet  zuweilen 
an  Fehlern  der  Verdauung,  voran  sie  schon 
früher  oft  litt,  inhalier  andern  Rücksicht  be- 
findet  sie  sich  sehr  wohl  und  setzt  ihre  er- 
erxiiüdendetf  Geschäfte  mit  wehiger  Beschwer« 
de  als  früher,  fort« 

Am  Sonnabend  den  '28;  Oktober  abor- 

•  .'■■.■ 

tirte  sie  öhngefäbr  nach  zehnwöchentlicher 
Empfängnifs.  Die  Blutung  war  dabei  so  au- 
ßerordentlich grofsr-  da£s  Ohnmacht  erfolgte 
und  ein  Zustand  Vöh  sehr  grofser  Schwäche 
zurück  blieb.  Den  darauf  folgenden  Morgen 
war  die  untere  Geschwebt  g&n*  Aach  gewor- 


-    54    ~ 

den,  und  du  Pulsiren  hatte  gänzlich  aufgta 
hört.  Am  darauf  folgenden  Morgen  fühlte 
sie  grofse  Schmerzen  in  der  leidenden  Seite 
des  Kopfes  und  hatte  Fieber,  Binnen  we* 
»ig  Standen  war  das  Zellgewebe  der  Gegend 
der  Augenhöhle  mit  einer  serösen  Flüssigkeit, 
wie  es  die  Kranke  im  Anfange  der  Krank- 
heit hatte,  gefüllt;  der  Schmers  liefs  nach, 
und  das  Jlesorgniis  erregende  Ordern,  sq  >i* 
die  bedeutende  Hitze  desselben,  wurde  durch 

■ 

kaltes  Wasser  gehoben.  Sie  hat  jetzt  im  Mo« 
nat  November  keine  Schmerzen  des  Kopfs 
mehr  und  nur  aus  Schwäche  wegen  zu  gro* 
fsen  Blutverlust  zuwejlen  Herzklopfen  und 
Schwindel,  Die  untere  Geschwulst  und  dif 
Anschwellungen  zwischen  den  Augenbraunen 
sind  gänzlich  verschwunden.  Der  Augapfel 
hat  eine  weit  natürlichere  Ltage,  die  untere 
Geschwulst  ist  unelastisch  und  hqt  keine  wir 
dernarilrliche  Pulsation, 

.Noch  ehe  sie  sich  von  der,  durch  die  zu 
frühe  Niederkunft  hervorgebrachte  Schwäche 
erholt  hatte,  wurde  sie  gegen  Weihnachten 
durch  den  Verlust  eines  Kindes  sehr  betrübt« 
Sie  wurde  von  heftigen  Ohnmächten  befallen, 
b"kpm   starkes    Aufstofsen  und   verlohr   viel 

Blut  aus  dem  Anus»     Beinahe  zwei  Monat« 


—     65     - 

lang  mufftt*  ab»  au  Uelte  Mitbringen  und  in 
'  einem  Zustand  von  tichwHrhe  und  Betrllbnift, 
dala  ihre  I  fmfli'bungen  an  ihrer  Wiedergene- 
•ttiig  w*w*l  feiten«  Im  folgenden  Monat  Ju- 
ni besuchte  sie,  auf  meinen  Jlath  einige  Freun- 
dinnen auf  dem  Lande,  drelfrlg  Meilen  ron 
London  entfernt  und  verweilte  daselbst  awei 
Monate,  Sehr  gesund  keltite  sie  aurllok  und 
genofs  aelt  dieser  Zielt  einer  vreit  dauerhaf- 
tem und  bessern  Gesundheit,  all  in  dem  rer» 

gangenen  Jahre. 

Mai  |Rit,  —  Mrs.  Stnfjol  hat  {etat  ein 
lehr  Muhende*  und  gesundes  Aullehen.  Eine 
klelpe  Krhahenheit  von  der  Grübe  einer  Erbse, 
Über  dem  einen  Winkel  dea  Augea  iat  die 
einclge  flpur,  welche  von  der  Krankheit  an» 
'sllckblieb.  Magcnbeachwerde  und  beaondere 
Dyapepsie,  Uebel  woran  sie  schon  aelt  t5  Jahren 
leidet«  pflegen  auweilea  aie  noch  r.u  befallen« 

Da  ich  nie  ein  dem  eraHhlten  gleichen 
Fall  au  beobachten  Gelegenheit  hatte,  kana 
ich  nicht*  über  die  Natur  dieaer  seltenen 
aber  gefährlichen  Art  Yon  UesohwUlaten  hin« 
tufllgen, 

Ich  hielt  diese  Krankengeschichte  in  dop« 
pelter  Hinsicht  für  clenkwiirdig«  erstlich  ge* 

wahrt  sie  uns  einen  neuen  Beweis  von  der 


-.    5«    — 

Sicherheit  einer  Operation,  welche  man  bis« 
her  entweder  für  unmöglich,  oder  wenig* 
stens  höchst  nachteilig  für  die  Funktionen 
des  Gehirns  betrachtete;  zweitens  beweist  sie 
den  Einfluft,  welchen  wir  durch  Unterbin- 
düng  der  Arteria  Carotins  auf  den  krankhaf- 
ten Zustand  der  Nebenzweige  derselben  erhal- 
ten. Es  erhellt  hieraus,  dafs  die  Carotis  gleich 
jedem  andern  Arterienstamme  verstopft  werden 
kann,  ohne  dafs  für  das  Organ,  welchem  sie 
Blut  zuführt,  hierdurch  ein  Nachtheil  erwächst 
und  dafs  die  Nebenäste  derselben  dann  eine 
zu  seiner  Ernährung  und  Function  hinlängli- 
che Menge  Blut  zufuhren* 


f>\ 


/  irr, 


\ 


-     57    - 


IIL 

Nachtrag  zu  der  Abhandlung 

üb« 

fremde  in  die  Luftröhre  gefallene  Dinge, 

Von 

Dr.    Michaelis* 

vProfeuor  xu  Marburg, 
(Nebst  Abbildung.) 

Ich  läugne  keineswegs,  dafs  ei  seltner^  Fälle 
.giebt,  wo  die  Operation  der  Luftröhrehöffnung 
allerdings  bedeutend  und  schwieriger  werden 
kann.  Es  giebt  nämlich  Leute,  welche  einen 
sehr  dicken,  fetten  und  kurzen  Hals  haben« 
Bei  ihnen  liegt  gemeiniglich  die  Luftröhre  sehr 
tief,  zumal  bei  Krankheiten,  wo  die  Rückkehr 
des  Blutes  vcta  Kopf  nach  dem  Herzen  etwas 
gehindert  wird,  Und  wo  deswegen  der  ohne« 
hin  dicke  Hals  noch  mehr  aufschwillt.  Da 
liegt,  zumal  bei  Erwachsenen,  die  Luftröhre 
zuweilen  jo  ungemein  tief,   dafs  es  wirklich 


t-    58    - 

i 

i 

Höchst  schwierig  wird,  sie  mit  dem  BroAcho- 
tom  w  erreichen*  Pazu  kömmt  noch,  da& 
/die  Luftröhre  nicht  völlig  fest  liegt,  bq  daft 
das  Messer  oder  auch  der  Bronehotom  zuwei» 
Jen  an  ihr  abglitscht,  und  man  in  Gefahr  steht 
mit  der  Spitze  darneben  liegende  Theile  zq 
verletzen,  wovon  eine  starke  Blutung  die  Fol« 
ge  ist, 

Schon  Lfi  Blanc  hat  diese  Uuanneh'mliclv 
keit  gefühlt,    Er  hat  deswegen  ein  halbmond« 
förmiges,  an  einem  Stabe  befestigtes,  schmales 
Instrument  erfunden,    dal*   die  Luftröhre  ?u 
fhciren  bestimmt  ist,  (S.  s.  Operation*  de  Chi* 
rurgie.  VqU  /<  Planche  I.  Fjgf  9.)    Allein  die- 
aes  leistet  das,  was  es  leisten  soll,  nur  höchst 
unvollkommen,  wie  ich  aus  an  Cadavern  un* 
ternommenen  Versuchen  weiß.     Aber  we*n 
auch   dadurch  die  Luftröhre  vollkommen  be* 
festigt  wlirde,  so  ist  man  dennoch  nicht  vor 
der  Gefahr  gesichert,  dafs  das  Messer  bei  sehr 
tief  liegender  Luftröhre,  an  ihr,  ohne  sie  ein« 
zuschneiden,  herabgleitet,  wenn  man  nach  Lei* 
tung  des  Zeigefingers   der  linken  Hand,   mit 
dem  Messer  dieselbe  einzuschneiden  willen* 
ist.  ' 

Diese  Schwierigkeit  ist  es  vielleicht  haupt« 

sächlich,  welche  Unerfabrnere  von  dieser  aus« 


-    59    r- 

ien*.  woblthätigen  Operation  zu/üokschreckt, 
teh^habe  mir  deswegen  ein  paar  Instrument* 
machen  lassen,  mit  welchen  ein  jeder  Dort» 
^Jl/i4*ftf  diese .  Operation  mit  der  größten 
Wichtigkeit  unternehmen»  und  dadurch  man-* 
phem.  Upglücklichen  das  lieben  retten  kanp. 
Allein,  hüre  ich  fragen ,  welcher  Dorf- Wund- 
lixt  wird  just  diese  Instrumente  bei  der  Hand 
haken?  Darauf  antworte  ich,  sie  sind  so  ein« 
Each,  dafs  wer  sie  einmal  gesehen  hat,  sie  im 
Nothfall  in  sehr  kurzer  Zeit  aus  recht  hartem 
Holz  wird  nachmachen  können}  wenn  er  nur 
irgend  mit  Holzschnitzen  umzugehen  weifs. 

Das  erste  dieser  Instrumente  (S,  Fig,  i, 
ml}  at)  ist.  für  den  Fall  bestimmt,  wo  man 
»tnea  fremden,  in  der  Luftröhre  befindlichen 
törpers  wegen,  einen  senkrechten  Einschnitt; 
n  (dieselbe  zu  machen  wünscht«  Hier  unter-» 
mcht  man  zuerst  die  ganze  vordere  Gegend 
iee  Halses,  vom  untern  Theil  de$  Luftröhren*» 
topfes  bis  dahin 9  wo  $iph  die  .Luftrühre  in 
ixe  Brust  senkt,  mit  Genauigkeit,  Findet  man 
hier,  dal*  in  der  Gegend  des  a  —  5  Luftröh- 
rqjpknorpels,  die  Luftröhre  ganz  unmittelbar 
und  ohne  den  geringsten  Zwischenkörper,  un- 
ter der  Haut  und  sehnigen  Verbindung  der 
beiden  Sterno-thyreoideorum  liegt,  daß  «l»o 


I 

—     6o     — 

gewifs  an  dieser  Stelle,  wo  ich  eumuehiui- 
den  Willens  bin,  die  Schilddrüse  nicht  vw- 
liegt,  so  lege  ich  gleich  dieses  Instrument  tuf 
den  Theil  der  Luftröhre,  welcher  sifeh  Tön 
untern  Theil  des  Luftröhrenkopfes  bis  An  A* 
Brustbein  erstreckt,  so  dafs  seine  Convexitit 
aufwärts  gekehrt  ist,  und  lasse  es  nun  in.  die- 
ser Lage  durch  einen  Gehülfen  halten,  der 
auf  der  linken  Seite  des,  in  einem  etwas  nach 
hinten  gebogenen,  mit  einer  hohen  Lehna 
^versehenen  Lehnstuhle  sitzenden  Kranken 
steht.  Die  Lehne  dieses  Stuhles  muß  wohl 
ausgepolstert  seyn,  und  der  Kopf  des  Kran« 
ken  durch  einen  hinter  ihm  stehenden  zwei- 
ten Gehülfen  fest  gehalten  werden.  Ein  drit- 
ter gleichfalls  auf  der  linken  Seite  des  Kran« 
ken  stehender  Gehulfe,  hält  seine  beiden  Hin« 
de.  Der  erste  Gehülfe,  der  das  Instrument 
hält,  umfafst  mit  den  4  Fingern  den  Stiel  des« 
selben  und  drückt  die  Hand  wider  den  obern 
Theil  des  Brustbeins«  Auf  diese  Weifte  also 
wird  die  Luftröhre  völlig  fixirt,  und  jeder  Be- 
wegung unfähig  gemacht.  Nim  ergreift  'der- 
jenige, welcher  die  Operation  verrichtet,  %in 
etwas  convexes  Bistourie,  welches  iwbkWSg- 
Jich  in  seinem  Hefte  steckt,  und  macht  duifcfc 
die  in  der  Mitte  des  Instrumentes  befindliche 


fc*    ßl  — 

Rinnt  einen  longitudinellen  Schnitt  durch 
Hautdecken  bis  in  die  Luftröhre.  Dies  kann 
durch  einen  einzigen  Schnitt  geschehen,  des« 
aen  Länge  durch  die  verum thliche  Grpfse  des 
fremden  .Körpers  modificirt  wird,  den  man 
in  der  Luftröhre  Vermuthet.  Sollte  mftn  glau- 
ben, däü  dieser  Schnitt  allein  noch  nicht  Raum 
genug  verschaffte,  so  macht  man  noch  einen 
Queerschnitt,  welcher  in  der  horizontalen.  Li« 
nie  fortgeht,  die  zu  diesem  Zweck  an  ebea 
diesem  Instrument  angebracht  ist.  Diesen* 
Queerschnitt  macht  man  entweder  mit  dem? 
Messer,  oder  besser  mit  einer  gekrümmten 
Scheere*  Sobald  dies  geschehen  ist,  nimmt 
man  das  Instrument  weg,  und  laut  den  Kopf 
gleich  yorwärts  halten,  damit  kein  Blut  in -die 
Luftröhre  fliefst.  Es  wird  nicht  lange  wäh- 
ren, so  wird  der  fremde  Körper  ausgeworfen 
1  werden.  Sollte  kein  Mensch  bei  der  Hand 
seyn,  welcher  ein  solches  Instrument  aus  Holz 
schnitzen  könnten,  so  kann  man  auch  nur  eine 
's  < —  3  .Zoll  lange,  inwendig  glatte  Baumrinde 
dazu  nehmen,  in  welche  zwei,  einige  Linien 
breite  Einschnitte  gemacht  sind,  die  zusam- 
mengenommen die  Gestalt  eines  Kreuzes  bil- 
den. Diese  Baumrinde  legt  man  mit  ihrer 
concayen  Fläche  auf  den  vordersten  Theil  des 


—    6»     _ 

Halses ,  lö  dal*  ihre  Conteiitat  ntek  anlieft 
Weht.  ; 

Sollte  man  aber  an  dein  Orte  de*,  Hal- 
tes, Wo  man  den  Einschnitt  zu  machen  vor* 
hat,  die  Luftröhre  nicht  unmittelbar  übtet  de» 
Haut  und  der  sehnigen  Ausbreitung  ftiklen 
können,  So  tnufs  man  freilieh  vertnutheto;  da& 
die  Schilddrüse  übet  die  Stelle  hettbl-agt,  WO 
min  einschneiden  will»  Hier  tnulsfelsö  freilich 
ei%t  diese  beseitigt  werden«  Hier  tnurs  man 
erst  die '  Haut  sehr  behutsam  einschneiden* 
behutsam,  um  die  unterliegende  Sehilc)druse 
nicht  fcü  verletzen*  Diese  Vorsicht  Wird  maß 
bei  einigen  Kindern,  als  wb  diese  Drüse  noch 
gtoCs  ist*  wohl  nie  vernachlässigen  dürfen* 
Alsdann  bringt  man  den  Zeigefinger  def  lifr» 
ken  Hand  ein*  schiebt  damit  die  Schilddrüse 
behutsam  zurück,  Und  entbloCst  die  Luftröhre. 
Nun  erst  bringt  man  das  Instrument  Fig.  U 
ein,  Und  Schneidet  die  Luftröhre  mit  völlig* 
ster  Sicherheit  ein; 

Das  Instrument  Fig.  3  und  4«  »t  für  6fo 
Fälle  bestimmt,  wo  ich  durch  Einstofsen  dal 
Bronchotoms  Luft  in  die  Luftröhre  bringen 
Will.  Auch  hier  fühle  ich  erst  recht  genau 
zu,  ob  in  der  Stelle,  Wo  ich  den  Bronchötött 
durchzustofsen  willens  bin>   (und  ich  würde 


—  65  — 
dazu  den  ZmAchöfifatim  iwistihen  dem  schild- 
und  ringförmigen  Knorpel  de»  Luftröhrenkop* 
fes  wählen  0  der  Theil  des  Luftröhren  köpfe« 
deutlich  und  nur  yon  der  Haut  bedeckt  ge» 
fühlt  wird.  Ist  dies  nicht  der  Fall,  so  schnei* 
de  ich  etst  die  HfäUt  eih*  Ist  es  aber  der 
fall,  *o  lasse  ich  durch  einen  Gehülfen  da* 
Instrument  Fig*  3  und  4.  auf  bliesen  Theil  dei 
Luftröhrenkopfes  fest  so  legen,  dafs  die  Öeff- 
hang  des  Instrumentes  auf  die  Stelle  kömhtt*, 
Wo  ich  die  Durchbohrung  machen  will.  Nun 
bringe  ich.  den  Zeigefinger  der  linken  Hand 
in  den  Zwischenraum  zwischen  den  Schild^ 
Und  ringförmigen  Knorpel  des  Luftröhrenkob« 
fei,  und  stofse  mit  der  rechten  Hand  deti 
firoachotom  durch  die  Haut  und  das  Liga*» 
ment  durchs  welches  beide  Knorpel  mit  eini 
ander  verbindet  (Das  LigamehtUfti  crico* 
thyreo ideurn.)  Dann  ziehe  ich  die  Schneidig 
heraus^  und  lasse  das  RöJbrchen  sitzeü.  Uebri- 
geüs  würde  ich  gern  am  fironchotom  ein  dop- 
pehei  stählernes»  gekrümmtes  Röhrcheti  ha-» 
bett,  um  das  innere  Röhrehen  *  wenn  der  Fall 
ey forderte s  dafs  das  Instrument  'längere  Zeit 
in  der  Luftröhre  bliebe,  herausziehh  und  Von 
Schleim,  der  ei  nicht  Selten  verstopft >  reini- 
gen zu  können.  (S*  Fig*  5  —  9.)     ß*ti  hat 


\ 


/ 


-    «4    - 

gehont  «in  doppeltet  gerades  Röhrchen  zu  glei- 
chem Zweck  angegeben*  Allein  die  Gründe, 
welche  schon  mein  verewigter,  nie  genug  zu 
feyernder  Lehrer  Richter  angiebt,  warum  er 
ein  gekrümmtes  Rohrchen  einem  geraden  vor- 
zieht, bestimmen  mich  ersteres  vorzuziehn. 
Die  geraden  sind  gar  zu  leicht,  entweder  zuv 
Juffz ;  oder  zu  lang«  Sind  sie  zu  lang ,  so 
beriihren  und  reizen  sie  die  hintere  Fläche 
der  Luftröhre,  und  verursachen  Husten  und 
SffbmÄz*  Sind  sie  zu  kurz,  so  fallen  sie  leicht 
aus  der  Wunde  heraus«  Dazu  kommt  noch, 
4afs  die  gerade  Röhre  den  Strom  eftr  ein« 
dringenden  Luft  immer  gegen  die  hintere  Sei* 
Je  der  Luftröhre  richtet,  und  dadurch  zum 
Husten  reizen  kann»  Es  ist  meines  Erachten* 
noch  nicht  genug,  wenn  Bell  versichert,  die» 
ae  Unbequemlichkeiten  nie  beim  Gebrauch 
des  geraden  Röhrchens  gesehen  zu  haben» 
Dadurch  ist  noch  nicht  erwiesen,  daü  sie  auch 
feei  vorzüglich  Empfindlichen  nie  entstehen* 
Eine  Vorsicht  aber  die  Bell  empfiehlt,, würde 
ich  immer  nachahmen*  Er  steckt  nämlich  den 
Troiskart,  ehe  er  ihn  einsticht,  zuvor  mitten 
durch  eine  vierfache  leinwandne  Compresse» 
Dadurch  nun,  dafs  man  in  der  Folge  ein  odet 
mehrere  Stücken  von  dieser  Leinwand  weg* 

nimmt/ 


.    —     65     —  ,    .        ■' 

nimmt)  kann  ich  die  Länge!  des  Röhrcheus 
nfch  Gefällen  vermehren.  Dies  Hinwegneü- 
men  kann,' ohne  Bewegung, des  Instrumentes, 
Mos  durch  Hülfe  der  Scheere  geschehen.  Dies 
.  ist  ein  Umstand  von  Wichtigkeit«  Denn  bei 
,"  der  nach  der  Operation  ^erfolgenden  Geschwulst 
kann   das  Röhrchen  sonst  fast  ganz  aus  der 

■  *     .  < 

Wunde  herausgetrieben  werden.  —  Sollte  die 
Geschwulst  wieder  fallen,  so  kann  man  wie« 
dter  ein  paar  Lagen  Leinwand  zwischen  die 
{Kompressen  schieben  *)• 

Der,  Vorschlag  des  Herrn  Hofirath  Picket 
zu,  Paderborn,  ein  doppeltes  Röhrchen  zu 
brauchen,  wovon  das  eine  von  elastischem 
Harz  wäre,  scheint  mir  deswegen  nicht  wohl 
ausführbar,  weil  das  Ganze  zu  dick  werden 
dürfte. 

Das  Kind,  dessen  ich  im  vorhergehenden 
erwähnte,  (Schneider  Heyls  Kind)  bei  dem 
die  Bohne  stückweise  ausgeworfen  ward,  hat 

+)  Bydden  empfahl  ein  Röbrcben  mit  einem  Aüsfcuge» 
um  es  verlängern  zu  können.  E Jülich,  welcher  das* 
selbe  in  »einen  Chirurg*  Beob.  Th*  i.  S.  gr»  und 
Tabi  //.  ßg*  4<  bei  uns  bekannj  machte,,  sagt«  sein 
Nutzen  sey  noch  nicht  erwiesen.  Der  einfache  /?#//- 
sehe  Verband  mit  untergelegter  Compresse/  scheint 
auch  mir  hinreichend  zu  sejm. 

Hj. 

Joara.  XXXVIH..B.  3.  Sf.  E 


einen ,  wie  man  fürchtet»  ichwiuldsiichtigtfl 
Husten  bis  jetzt  (Ende  von  1812)  fcachbe* 
halten. 

Ich  habe  das  ^elierdtefl*  was  an  de* 
Röhre  des  Bronchotoms  befindlich  ist*  in  der 
rj  Figur  besonders  zeichnen  lassen,  um  zu  zei* 
♦gen,  dafs  es  so  klein  seyii  mufs,  daß*  dailn- 
atrument  Fig.  4-  leicht  darüber  Weggöioged 
Werden  kann» 


-t-*ftfei-^ 


I 

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-  fy 


I  I 


IV. 

Amputation 

durch 

venerische  Geschwüre  nöthig 
gemacht) 

Voä 

Dr»  Peter  Gottfried  Joerdens> 

t 

t 

Stadtpnyiikui  in  Ho& 


öelbst  um  die  Motilität  mehr  emporzuheben» 
Ut  besonder*  von  ilor  Seite  »der  Befriedigung 
thieriidv:r  Triebe  betrachtet*  das  Aufstellen 
lolcher  Gemälde  von  unbezweifeltem  Nützen* 
}a  oft  voii  den  bleibend  -  zurückschreckend-  v 
sten  Eindruck  >  in  welchen  die  fürchterlichen 
Begleiter  jener  ungezügelten  Leidenschaft 
ich  meine  der  Wollust  •—  treu  dargestellt 
werden.     Allein    auch    die  wissenschaftliche 


—     68     — 

Kunst  muta  in  so  fern  dabei  gewinnen»  in  wie 
fern  die  Behandlung  jener  Folgen  oft,  auch 
bei  dem  gröfsten  Aufwand  von  rationalem 
Verfahren  doch  einen  unglücklichen  Ausgang 
nimmt)  und  das  leidende  Subjekt  seih  doppelt 

* 

elendes  Leben  nur  mit  Verlust  eines  betrachte 
liehen  Gliedes  seines  Körpers  erkaufen  kann. 
So  viele  Patienten  mir  auch  schon  von 
gekommen  sind ;  so  kämpfte  doch  keiner  mit 
so  langwierigen  Beschwerden,  als  eine  Weibs-  - 
person,  von  welcher  jetzo  die  Rede  seyn  soO» 
Arm    von  einem  Handwerksmann  gebohren, 
mochte  sie  sich  schon  frühzeitig  jenem   elen- 
den körperlichen  Gewerbe   zur  Befriedigung 
des  Geschlechtstriebes  überlassen  haben*  und 
erhielt  auch  eben  so  frühzeitig   die   unmittel- 
bare Strafe  an  ihrem  Körper    dafür.      Denn 
schon    im    Anfang    der    aoger    Jahre    zeig- 
ten   sich    die    ersten    Symptome  venerischer 
Ansteckung  an  einem  bösartig  weifsen  Fluü; 
dazwischen  verschiedene  Exantheme   an  den 
Pudendus,  auch  wirkliche  Exulcerationen   da- 
ran u.  r*  w.  die  bald  langsamer,  bald  .geschwin- 
der, je  nach  der  Zeit  ihrer  Dauer,—  und  der 
Regelmäfsigkeit    oder    Vernachlässigung    des 
Arzneigebrauchs,  und  des  übrigen  Verhaltens, 
entweder  radical  oder  nur  palliativ  gehoben 


—     6g     — 

wurden.  Allein  letzteres  vorzüglich ,  war  ge- 
wöhnlich tbeilft  physisch^  theils  moralisch  sd 
beschafFen9  dafs  sie  aus  Noth  jede  Kost  nur 
zur  Sätigung  geniefsen,  in  Unsauberkeit  leben 
mufste,  und  des  Erwerbs  wegen,  die  Tugend  ver* 
gafs  und  reichlich  dem  Genossenwerden  preis- 
gab. Bei  der  durch  alle  jene  Ursachen  vermehr- 
ten Atome,  vermehrte  sich  anch  die  Receptivi- 
tät  für  das  venerische  Miasma,  mithin  auch  die 
Hartnäckigkeit  und  die  Allgemeinheit  des 
Uebels  bei  ihr.  Deswegen  kamen  mehrere 
Beschwerden  nach  jenen  erst  angezeigten,  die 
die  deutlichsten  Kennzeichen  des  allgemeinen 
syphilitischen  Zustandes  darboten.  Ohne  be* 
sondere  allgemeine  äufsere  Veranlassung,  bil- 
deten  sich  auch  zuerst  an  dem  rechten  Fufte 
einige  Anfangs  unbedeutend  scheinende  Ge- 
schwüre, die  bald  so  schnell  um  sich  griffen, 

• 

dafs  man  bei  ihrem  ünläugbaren  venefischen 
Gharraktef ,  und  bei  der  Verwechselung  von 
Seiten  der  Patientin,  kaum  schnell  genug 
durch  starke  Merkurialpräparate  von  innen 
und  aufsen  angewendet,  dieselben  verbessern 
konnte.  So  achtsam  auch  diefs  behandelt 
und  die  Geschwüre  würklich  geheilt  wurden, 
so  brachte  doch  ihre  föfctd&ufernd  schlimme 
Aufführung  bald  darauf  wieder  verschiedene 


Ausschläge  der  Haut,  und  besonder*  Kopf« 
grind  hervor  und  waren  diese  geheilt,  so 
«teilten  sich  die  Fu&übel  wieder  ein.  Bei 
diesen  blieb  es  auch;  so  dafs  sich  seit  fünf« 
sehn  Jahren  alles,  venerische  Gift  in  dem  Un? 
keu  Fuls,  coucentrirte,  und  daselbst  iusbeson* 

dere  in  dem  ersten  Gelenk  des  Vorfufses  3 ei- 

1 

nen  fixirtea  Wohnsitz  aufschlug, 

Von  meinem  Vorführern  als  arme  Kranke 
auf  öffentliche  Kosten  dufcb  langer  als  zehn 

1 

Jahre  in  verschiedenen  Zeiträumen  mit  Sorg* 
falt  und  allen  angezeigten  Merkurialpräpara* 
'  %en  gründlich  behandelt,  konnte  es ,  bei  dem 
abwechselnd  günstigen  Anschein,  doch  bei 
weitem  nicht  dahin  gebracht  werden,  dafs  man 
sie  da  vollkommen  geheilt  betrachten  konnte, 
vielmehr  änderte«  die  Fufsgesehwüre  $0  oft 
Ort  und  Qualität,  dafs.  ihre  phagadenische 
Metamorphose  täuschend  die  besten  Mittel  wh 
würksam  machte,  Leider  mufste  man  auch, 
selbst  unter  gebärige  Aufsicht  gebracht,  bei 
dieser  Patientin  die  nemlichen  unangenehmen 
Erfahrungen  machen,  die  sich  uns  90  oft,  be« 
sonders  bei  dieser  Art  Menschen  aufdringen, 
ich  meine  damit  jene,  von  ganz  fehlerhaftem 
Verbalten,  sowohl  in  der  ersten  Zeit  der  Kur, 

«U  besonder»  während  der  Periode  der  Re«, 


~  7*  — 
ponvalescenz,  wodurch  nicht  selten  dip  Kunst 
des  Arztes  ohne  glücklichen  Erfolg  bleibt,  die 
Thäugkqit  der,  wenn  auch  gut  geleiteten  Na- 
turkräfte  unterbrochen  und  mifsgeführt,  und 
90  ein  an  sich  schlimmes  Ueb$l  bis  zur  Un- 
teilbarkeit hervorgebracht  wird, 

Vor  fiun  ?wei  Jahren  übernahm  ich  dio 
Jtur  derselben  mit  Antritt  des  Stadtphyiikats, 
nU  Armenarzt.  Die  Beschaffenheit;  der  Pa- 
tientin war  genau  sq,  wie  ich  jetzt  angebe, 
gie  hatte  das  54s*e  Jahr  zurückgelegt,  war  yon 
mittlerer  Statur,  und  mäfsig  starkem  Körper- 
bau und  hatte  einen  auffallenden  Charakter 
yon  Cachexie  in  ihrem  Aeufcern,  Beide  Vor-. 
derfiifse  zeigten  offene  Geschwüre ;  der  rechte 
ein,  einen  und  einen  halben  Zoll  in  der  Pe- 
ripherie haltendes,  auf  der  Mitte  d?s  Platt-» 
fuüses  festsitzendes;  der  linke  zwei,  wovon 
das  erste  und  grqfsere  die  ganze  Oberfläche 
de?  Vorfufses  einnahm  und  sämmtliche  Zehen 
in  den  ersten  Phalangen  angegriffen  hatte, 
welches  sich  in  der  Breite  über  drei,  und  in 
der  Länge  Über  einen  und  dreiviertel  Zoll 
erstrecken  mochte,  Das  «weite  sab  4m  Mal- 
leolo  externo,  herabwäjts  gegen  da#  Cßlca- 
neunij  in  der  Qröfse  yon  ein  und  einem  vier- 
tel Zoll,  mehr  länglich  als  breit,    Per  ganze 


_       73       — 

Fufs  war  sehr  verunstaltet,  mehr  breit  ge- 
drückt und  bis  fast  an  die  Wade  hart  ge- 
schwollen; sämmtlic&e  Geschwüre  fand  taian 
:mifsfarbig,  in  der  Tiefe  fungoefse  pxcrescen- 
zen,  die  Ränder  speckigt  umgebogen  und  auf- 
getrieben; eine  röthliche  Jauche  durchnäßte 
die  schmuzige  Leinewand*  Sie  gaben  einen 
unausstehlichen  fauligten  Geruch  und  ver- 
breiteten in  einem  grofsen  Umkreise  Entzün- 
dung. 

Aufser    diesen  fand   man  jetzt  an  ihrem 
ganzen    Korper,    vorzüglich  auch  weder  im 
Hals,  noch  an  den  Pudcndis,  keine  Spur  von 
newr  Infection  oder  Exulceration;     an  dem 
Zahnfleisch  aber  mehrere. Stellen/  die  lockef 
und  mifsfarKig  waren,    jedoch  ohne  dafs  sie 
viel  Speichelabfluls  dabei  hatte,  oder  man  ei- 
nen    specifiken     Merkurialgeruch     bemerken 
konnte.    Alle'  übrige  körperliche  Verrichtun- 
gen  waren    aufserdem    gut.     Diefs   alles  gab 
also    einen  hinreichenden  Beweis,    däfs  kein 
neueres,  sondern  ein  sehr  veraltetes,  tief  ein- 
gewurzeltes Uebel  mit   seinen  Folgen*  anzu- 
greifen war,  welches  schon  ehedem  nach  meh- 
reren Symptomen  zu  urth eilen,    mit  nicht  zu 
wienig   Merkur  bekriegt  worden  aeyn  mul'ste. 
Diese  Momente  sämmtlich  unter  einen  Ge- 


—     73     —  .     • 

Sichtspunkt  zusammengefaßt,  gaben  also  fol- 
gende Resultate  als  Indicationen. 

i)  Dafs  die  festen  Theile  nach  und  nach 
"einen  weit  Mähern  Grad  von  Stärke  erhalten. 

2)  Die  Säfte  selbst  theils  hierdurch,  theils 
indirekt  durch  specifique  das  Uebel  bekäm- 
pfende Mittel  verändert, 

.     3)  und  lokal  die  Geschwüre  angemessenst 
zur  Heilung  gebracht  werden  müßten. 

Um  jetzt  diese  Entzwecke  schnellmög- 
lichst zu  erreichen,  verordnete  ich  zuerst 
die  diensamsten  Nahrungsmittel,  empfahl  über« 
haupt  Ruhe  und  eiue  horizontale  Lage  des 
Fulses,  Reinlichkeit  des  ganzen  Körpers,  die 
zeither  so  wesentlich  gemangelt  hatte;  über« 
haupt  aber  mehrere«  Getränk,  besonders  ei- 
nes reinen  Braunbiers  und  dazwischen  einet 
Dekokts  von  Bittersüfsstengeln,  Qua  jakholz, 
Seifen'-  und  Klettenwurzel,  nebst  den  Ge- 
brauch von  Pillen  aus  der  Antimonial- Seife 
und  dem  Extrakt  der  Gratiola;  zum  äufser- 
liehen  Verband  aber  rieth  ich  eine  concen- 
trirte  Abkochung  der"aWeidenrinde  mit  %  einer 
inäfsig  starken  Sublimatauflösung  mit  feiner 
Leinwand  täglich  drei  mal  überzulegen,  und 
den  ganzen  Fufs  mäfsig  einzuwickeln«   In  den 


-    74    - 

I 

ersten  >ier»ebn  Tagen  waren  fost  keine  Fqrfc 
schritte  in  der  Wunde,  einige  Reinigung  der* 
,  Reiben  in  der  Tiefe,  und  einiget  Kleioerwer« 
den  der  karten  Ränder  ausgenommen  zu  be- 
merken. Poch  hatte  der  oedomatose  Zu* 
Stand  des  Fufses  beträchtlich  abgenommen« 
Pefswegen  liefs  ich  keine  Abänderung  in  der 
Arznei,  wohl  aber  in  der  zunehmenden  Port 
fcion  machen,  sq  daft  Pillen  und  Trank  mit 
dem  Drittheil  verstärkt,  also  ein  halber  Sern* 
pel  von  der  Gratiola  und  fünf  und  zwanzig 
Gran  von    der  Antimonial  -  Seife  täglich  ge* 

nommen  wurden«  Pie  möglichst  nahrhaf- 
testen Speisen  und  Getränke  mufsten  bei« 
behalten)  die  Sublirpataußosung  zum  aufsern 
Gebrauch  verstärkt,  und  diesen  noch  das  öf* 
tere  Ueherlegen  von  kaltem  Wasser  beige«  , 
lögt  werden*  Letztere«  hielt  ich  der  durch 
90  lange  Zeit  erhöhten  Erschlaffung  8  allein 
und  um  die  Geschwüre  befindlichen  Theü<ß 
wegen,  für  «ehr  uöthtg,  und  zwar  um  sq 
mehr,  je  mehr  ich  in  sq  vielen  andern  Fällen 
bei  veralteten  Geschwüren  damit  oft  mehr 
gute  Folgen  erreichte,  als  ich  außerdem  mit 
der  angemessensten  Behandlung  allein  nichf 
zu  bezwecken  im  Stande  war,  Für  den 
Gmh(*  reiner  kuft  und  die  Beobachtung  kör* 


,• ; 


«■■     ?5     ~"     ■ 
jwtticfeer  Reinlichkeit  mufne  ^uablässjg  strenge 

.5or«e  getragen  werden, 

X>iß-  anfänglichen  Schmergen  milderten 
lieh  allmählig,  der  üble  Geruch  nahm  ab,  die 
jpeckigt^n  Räuder  blieben  jedoch,  aller  me« 
titanischen   Nachhülfe  ohngeachtet,    grbfrten* 

ibeiU  unverändert!  und  die  Anfangs  im  Grund 
4er  Wunde  sich  ergebene  Besserung  er« 
litt  einen  Stillstand,  Um  nun  bei  beträchtlich 
emporgehobenen  Kräften  mehr  den  veranlas- 
fanden  »pecifiquen  Ursachen  entsprechend  zu 
begegnen,  glaubte  ich  den  indefs  ungewohnt 
Reiz;  und  die  tiefe  Einwirkung  der  Meiv 
UlVßttel  wieder  benutzen  zu  müsse/  £)er 
.{tfercuriu*  cinerea  mit  dem  Extracto  dulca- 

jnarae  im  VerhäJtnifs  von  I  zu  g   wurde  ntfu 

täglich  früh  und  Abend*  in  6  —  8  Stück  Pil- 
len zu  a  Gran  gereicht;  obigen  Trank  der 
Gortex  mezerei  beigefügt,  der  Sublimat  in 
Wegebreitwasser  aufgelöfst,  mit  der  Abko- 
chung der  Weidenrinde  in  Verbindung  äu- 
ßerlich nebst  etwas  Digeativ  beibehalten  und 
die  umgebogenen  Ränder  nun  täglich  öfter 
mit  dem  Lapide  infernatt  stark  betupft,  übri- 
gens alles  andere,  wie  zuerft  erinnert,  genau 
beibehalten 

Drei  Wochen  danach  konnte  mm  eine 


4 


I 


'   '      —    76    — • 

ungemein  wesentliche  Verbesserung  an  den 
verschmolzenen  Rändern,  an  dem  nicht  nur 
ganz  gereinigten  Boden  der  Wunde; -sondern 
auch  an  den  sich  Von  allen  Seiten  häufig  da- 
rinnen emporhebenden  Fleischgranulationen 
bemerken« 

Diese  günstigere  Beschaffenheit  zeigte 
sich  hauptsächlich  in  den  Exulcerationen  des 
reckten  Vorfufscs,  an  den  Zehen  rückwärts, 
jind  an  den  drei  übrigen  Seitentheilen.  We- 
niger fortschreitend  war  die  Heilung  an  dem 
linken,  wo  noch  die  Zehen  sehr  angegriffen, 
in  ihren  Zwischenräumen  durch  den  scharfe^ 
Ausfiufs  corrodirt,  und  am  Malleolo  der  nem- 
liche  Zustand  zu  bemerken  war.  ~  Da  diese 
Geschwüre  veralteter,  folglich  durch  mehrere 
töpische  Destruction  der  Organisation  und 
'durch  das  liier  festen  Posten  gefafste  Miasma 
sehnfach  hartnäckiger  waren;  so  wurde  hier 
noch  das  Digestiv  mit  dem  Präcipitat  ver- 
mischt, nebst  den  oben  angegebenen  Mitteln 
zum  aufserlichen  Gebrauch  angewendet,  rück- 
Sichtlich  des  innern  aber  nichts  geändert,  .da 
durch  das  gehörige  Verfahren  keine  Saliya- 
tion  erweckt  worden  war.  Erfreulicher  wa- 
ren von  Tag  zu  Tag  die  Fortschritte  in  der 
Heilung  des  rechten  Fuües,   der  einige  Tage 


—     77     — 

über  5  Wochen*  yon  Anfang  der  Behandlung 
gerechnet  grofstentheils ,  sowohl  oben  als  in 
den  beiden  Seitengeschwüren  geschlossen  war 
and  nur  noch  einige  schmale  Oeffnungen  dar« 
bot,  die  dem  simplen  Digestiv  leicht  nachga- 
ben, und  so  die  nahe  gründliche  Vernarbung 
verkündigten,  von  welcher  man  auch  deswe- 
gen mit  Grund  Bestand  erwarten  konnte,  weil 
in  der  ganzen  Peripherie  alles  natürliche  Fe* 
atigkeir,  ohne  Zurucklassung  des  geringsten 
Schmerzes  erlangt  hatte»  Auch  der  link« 
Schaden  näherte  sich  voA  oben  gegen  die 
Zehen  herab ,  in  Jenem  Zeitraum  schon  bei« 
nahe  der  Hälfte  der  Heilung;  weniger  aber 
jenes  am  Malleolo  externo,  das  weit s meh- 
rere Atonie  in  seinem  ganzen  Umfang  zeigte, 
weswegen  ich*  noch  das  Rxtractum  gratiolae 
in  der  verstärkten  Sublimatauflosung  solvirf, 
anrieth  und  innerlich  den  Mercurium  eine* 
reum  mit  dem  Pkosphorat.  Fuchsii  vertausch- 
te und  diesen  bis  zum  Anfange  der  Saliva- 
tion  täglich  3  mal  von  einem  halben ,  bis  ein 
und  einen  halben  Gran  gab«  und  nach  dem 
einige  Tage  beiseitesetzen,  in  kleine  Dosen 

.fortbrauchen  ließ« 

* 

Es  ist  nicht  zu  läugnen^  dafs  das  übrige 
strenge  Verhalten  und  besonders   die  ange» 


Ihessefien  Nahrungsmittel  zu  dem  UHU  ersidfr 
lieh  -  glücklichen  Erfolg  sehr  viel  beitrugen; 
weswegen  auch  darauf  so  ernstlich  Wie,  auf 
das  Beibehalten  der  äufsefrtt  und  innetn  Mit- 
tel gedrungen  wurde. 

Nach  etwa  i8  Wochen*  Seit  Anfang  der 
feigentlichen  Kur,  waren  beide  Füfse  so,  ge- 
beilt, dafs  nur  noch  auf  dem  linken  eine  klei- 
fce*  kaum  4  Linien  grofse  Stelle  waf ,  wöyob 
ftich  bei  dem  von  ihr  öfters  geäufserten  Üeber- 
druls  übet  den  längern  Aufenthalt  im  Kran-1 
kenkause  —  nach  den  zeithefigen  günstiges 
tortschritten    —   auch    äulserhalb    desselben 
Schnellere  Heilung  erwarten  llefs;   weswegen 
Sie  aus  dem  Krankenhause  entlassen»  ihr  aber 
dabei  die  nachdrücklichste  Vermahnung,  we- 
gen femern  aeufaten  Verband,  wegen  des  all- 
gemeinen Einwickeins  der  Füße»  wegen  Ver- 
meidung vieler  f  ufsbewegttng,  Und  jeder*  4oü- 
fctigen  unordentlichen  Lebensart,  eingeschärft 
wurdet    auf  deren  Erfüllung  insgesammt  iie 
um  so  mehr  bedacht  seyn  mufste>    )e  meto 
sie  fcich  äufserdem  bei  meinen  öftern  Besu- 
chen  de»  Arbeitshauses»   wo   sie  nun   ihren 
Aufenthalt   erhielt,    der  strengsten  Ahndung 
aussetzte»    Mehrmals  erkundigte  ich  mich  auch 

nach  ihr*  und  fand»  &Js  &  sich  wesent* 


-'  .»  -  . ;  _ 

iü  jede*  Hinsicht  besserte  Eine  Rebd 
-^ntsog  sie,  bei  der  doch  änderweit  veranstaU 
^fceten  Sorge  fiif  sie»  mehrere  Wocheh  meinet 
^Aufmerksamkeit.  Nach  meinet"  Rückkunft 
forschte  ich  sogleich  -wieder  nach  ihrem  Ge«* 
dheitszustände,  Und  erfuhr»  daft  et  zWä* 
ich  ihtet  Aussage,  gut  mit  ihr  ginge»  wurde 
t  bei  eine?  persönlichen  Untersuchung  lei* 
eines  Schlirümern  überzeugt.  Denn  durch 
tauberkeit»  vernachlässigten  Verband,  tag* 
tes  oft  stundenlanges  Bettelnlaufen»  und 
iziich  bei  Seite  g  es  et  4t  e  gute  Diät»  WÄf 
linke  Pufs  nun  wieder  mit  mehreren  häJtk» 
ten  Geschwüren  bedeckt.  Der  fechte  abe* 
tb  fortdauernd  gut  vernarbt.  Unter  aol*. 
eü  Umstünden  war  es,  %o  sehr  sie  des  leich* 
2  Sern  Betteins  weg  eil  dagegen  srebte,  üothwen-* 
s  ^*£i  *ie  wieder  Unter  strenge  Aufsicht  tu  set* 
v  *en,  Weswegen  sie  übertnals  ins  Krankenhaus 
r  gebracht  wurde.  Wochen  und  Monat^  lang 
i  'Wurde  obige  Methode»  nebst  den  erforderli« 
>  dien  Modifikationen»  bald  mit  scheinbar  gu* 
?  tem,  bald  ftchlirnttifen  Erfolg  angewendet,  OpiA* 
^  ta,  Gratiola,  die  besten  Nahrungsmittel  Und 
s  Getränke»  und  überhaupt  die  tweckmäbigstd 
£  Behandlung  dabei  zu  Hülfe  gezogen;  Aber  al* 
h   las  ohne  sichtbar  glücklichen  Erfolg;  vielmehr 


Beigte  sich  der  ganze  VorfuCs  mehr  anfgetriqi 
ben,  mehrere  Stellen  brandig,  alle  Zehen  to* 
allen  Seiten  davon  gleichfalls  angegriffen,  unl 
dies  so  schnell,  dafs  den  7ten  Novembr.  1801 
die  zweite  Zehe  als  ganz  verdorben  exstiiptt 
werden  mufstc.    Nach  wie  vor  legte  man  dia 
indicirtesten  Heilmittel,   bald  in  VerbinduaJ 
und  zuletzt  mit  Beiseitesetzung   aller  Merca* 
rialien,   auf  die  sich  immer  mehr  verschlin* 
mernden  Fuftgeschwiire;    allein  weder  Chin% 
noch  Giatiola,   weder  Kalchw  asser,  noch  dil 
gewöhnlich   balsamischen   Mittel    vermochtet 
einiges  Günstige   zu   bewirken«      Das  täglich 
sich  vermehrende  unreine  Ansehen  derselbe 
der  unerträgliche  Geruch,   die  immer   dicktf 
werdenden  speckigten  Ränder,  das  im  GaüiQl 
.  von  der  Ferse  bis  fast  an  das  Knie  aufgetrie- 
bene, daher  ganz  ungestaltet  aussehende  Beia^ 
an  welchem  überall  gleichförmige  Härte,  dis 
keinem  Eindruck  nachgab,  zu  bemerken  wH 
und  welches  alles  in  der  Tiefe  unheilbare  Ur- 
sachen mit  Grund  vermuthen  lieb,  bestimm- 
ten mich  zur  Amputation,   besonders,  da  dfo 
4  noch  rückständigen  Zehen  nur  noch  durch 
die  Ligamente  mit  dem  Ganzen  in  Verbin- 
dung standen.     Auber  obiger  Beschaffenheit 
im  Allgemeinen  gaben  die  Geschwüre  auf  dem 

Rücken 


Rücken  tles  Fufse*  jetzt  eine  Menge  stinktenct« 
ichorQser  Feuchtigkeit  vcn  .sich;  die  4—5 
Linien  tiefe,  ja  an  manchen  Stellen  noch  tie* 
fere  Exulcerationeh  waren  mit  mifsfarbigen 
Fleischmassen  ausgefüllt,  und  die  beinahe  vier* 
eckigte  Figur'"  der  obersten  $  enthielt  3  Zoll 
Ton  den  Zehen  aufwärts  in  die  Länge '  und  - 
41  in  die  Breite,  welches  nicht  statt  finden  i 
tonnte,  wenn  die  unglaublich  widernatürliche 
Vergrößerung  des  ganzen  Beins  sich  nicht 
Aach  und  nach  gebildet  hätte*  ► 

Theiis  alo  wird  aus  dem  Vorhergehen* 
den$  theils  aus  dem  geschilderten  Zustande 
des  seit  *o  langer  Zeit  kranken  Fufsfcs,  in  Ver- 
bindung  mit  den  sich  immer  vermehrenden 
Knochenschmerzen,  ~  hinreichend  die  Noth« 
wendigkeit  der  den  3i  Decbr.  1802  veranstalte* 
ten  Amputation  erhellen  f  die  um  so  mehr  ge* 
.rechtfertigt»  wird,  je  mehr  die  Unmöglichkeit 
der  Heilung  aus  dem*  Resultat  der  Zergliede* 
tung  desselben  sich  ergeben  wird* 

Merkwürdig  war  die  in  12  Minuten  roll 
einem  braven  Chirurgen  verrichtete  Amputa- 
tion nur  in  $0  fern?  in  wie  fern  die  Leiden* 
de  sie  ganz  ruhig,  ohne  einen  bedeutenden 
Ausdruck  von  Schmerz;  aushielt;  wozu  theils 
die  dreiviertel  Stunden  vorher  gegebene  Tin* 


—     8a     — 

ctura  thebaica  zu  vierzig  ^Tropfea,  theils  die 
,  starke  Gompfeasion  mit  dem  Tourniquet,  höchst 
wahrscheinlich   sehr  viel    beitrugen«      Da  sie 
nur  a§  Zoll  unter  dem  Knie  veranstaltet  wur- 
de, so  zogen  sich  die   aus   der  arteria  poplU 
tea  entspringende   arteria  tibialis  antica  et 
-    postica  mit  ihren  ramulis  schnell  zurück  und 
I   verursachten  bis   zum  Hervorziehen  mit  einer 
Pincette,  und  der  Unterbindung  oder  des.  Tarn- 
ponirens,  wo  jene*  nicht  haftete,,  einigen  Blut- 
verlust, der  aber  im  Ganzen  genommen,  von 
•     keiner  Bedeutung  war* 

An  dem  zerlegten  schadhaften  Fufs  fand 
man  sowohl  die  äufseren  Bedeckungen  unge- 
wöhnlich stark  und  rigid >  als  auch  die  Gellu- 
losa  ganz  verhärtet,  welches  sich  insbesonde- 
re an  den  vernarbten  Stellen  auffallend  zeig- 
te«. Hauptsächlich  zeichnete  sich  die  Fetthattt 
sowohl  durch  die  Menge  und  Festigkeit  der 
enthaltenden  Fettmassen  selbst,  als  auch  durch 
das  tiefe  Einsenken  derselben  in  die  Muskel- 
lagen aus  *  von  welchen  auch  ganz  eigenthünv- 
lieh  die  harte»  den  starken  Eindrücken  nicht 
nachgebende  Geschwulst  des  ganzen  Fufses 
herrührte,  die  auch  immer  stärker  wurde,  je 
mehr  man  sich  in   der   anatomisch,  genauen 


>—     83     —•  • 

'Untersuchung  dem  Vorfufs  näherte,  wo  sie  in  ' 
Wer    Gegend   des  Tarsus  "eine    cardilaginösp 
«Schlich  3  Linien  dicke,    einer  Aponeu^ose 

Yehr  ähnliche  Membran '  bildete,  die  durch  das 

«  • 

-Messer  nur  mit  MUhe  getrennt  werden  konn- 
%ey  die  sich  sogar  verdichtete»  wo  sie  an  al- 
ten Narben  oder  den  Geschwüren  vorbeilief,  * 
und  in  ihren  Verlängerungen  gegen  die  Ferse  ? 
und  Fufssohle  einen  obschon  nicht  festen,  son- 
dern vielmehr  lockern,  aber  reichlich  i  Zoll 
starken  Fettpolster  bildete,  welcher  die  Mus- 
keln, Flechsen  und  Bänder  ganz  bedeckte. 

An  den  Knochen  des  Tarsi  und  Meta- 
tarsi  sowohl,  wie  an  den  Extremitäten  der 
Tibiae  und  Fibulae  fand  sich  keine  Spur  von 
Garies :  sie  waren  zwar  sämmtlich  noch  genau 
mit  dem  Periostio  umkleidet,  allein  sehr  stark 
in  Textura  spongiosa  aufgetrieben  und  nach 
ihrer  mifsfarbigen  Beschaffenheit,  wahrschein* 
lieh  in  kurzem  einen  gleichen  Grad  von  Ca» 
lies  unterworfen,  von  welchem  schon  alle 
Phalanges  digitorum  heftig  angegriffen  waren* 
Dieses  sowohl,  wie  das  ungewöhnliche  Fett- 
depot, welches  vermöge  des  gestörten  Kreis- 
laufs überhaupt,  so  wie  durch  die  mangelnde 
Reaction  der  festen  Theile  insbesondere,  alle 

F  a 


—     86     — 


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lieber 


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.•  •  » 


..    .  .     .    .  .^ 


ein  neues  und  sicher  genanntes  Mittel 

nicht  nur 

den  Lüngenkatarrh,  sondern  auch  den  Reich- 
husten  und  die  häutige  Bräune  zu  heilen. 

m 

Von 

Dn   Wesenerf 

ausübendem  Arzte  in  Düllmen,  im  Lippiachen. 


JL/ie  Franzosische  Regierung  hatte  für  das 
Jahr  1809  einen  Konkurs  eröffnet  ftir  die  bc* 
ste  Abhandlung  über  die  häutige  Bräunt 
.  (Croup)  und  einen  Preis  von  1 2,00er  Franken 
für  dieselbe  ausgesetzt»  —  Zur  Beurtheilung 
der  eingelaufenen  Abhandlungen  war  eine 
Kommission  niedergesetzt,  welche  aus  den 
Aerzten:  Lepreux,  Halle,  Belleroy*  Chaus- 
sier,    J,  J.  Leroux,    Duckanoy,    Pinel  und 


—     87     — 

Portat  bestand, '    Diese    Kommission   macht 

« 

nun.  in  einem  eigenen  Rapport  ihre  Recen- 
tion  bekannt,  welche  deta  Arrondissements- 
Aerzten  (medecins  d'epidtmie)  durch  die  Pf  ä- 
fekten  zugeschickt  ist* 

Unter  den  eingelaufenen  Abhandlungen 
über  den  K-roup  haben  jene  des  Hrn.  Dr,  Al- 
bers in  Bremen,  und  die  des  bekannten  7u- 
rine  in  Geneve  den  ersten  Preis  davon  ge- 
tragen und  unter  sich  getheilt.  Ich  mufs  aber 
hier  beiläufig  bemerken,  dafs  nach  meiner 
Ansicht  die* Abhandlung  von  Albers  im  We- 
sentlichen weit  über  die  des  Hrn,  Arme,  her- 
vorragt, —  Unter  den  andern  Abhandlungen 
sind  drei  einer  ehrenvollen  Erwähnung  wür- 
dig erklärt,  von  welchen  die  letzte,  von  ei- 
nem Pariser  Arzte,  Mr.  Double,  sich  durch 
die  Bekanntmachung  eines  seyn  sollenden  Spe-  - 
eifikums  gegen  den  Lungenkatarrh,  gegen  den 
Keichhusten  und  die  häutige  Bräune,  auszeich^ 
net.  Ich  will  hier  dife  Uebersetzung  der  In- 
struction über  die  Gebrauchsart  dieses  Speci- 
ükums,  so  wie  feie  jene  Kommission,  genau 
nach  dem  Verfasser,  angegeben,  mittheilen, 
und  dann  einige  eben  gemachte  Versuche  bei- 
fügen. N 


/•«■■        88        "*^ 

„Unterricht  über  die  Anwendung*«!*  der 
„Schwefpjleber  (Sulfure  de  potass? ,  pu  d* 
9>$Qude))in  der  häutigen  Bräune  (jCronp) ,  den* 
*§tickhitften  (ßq%qjiß}uche)  und  dem  l^ungenr 
„katarrh  (Catarrhe  pulmonaira),^ 

„Unter  den  Abhandlungen,  welche  zu  dem 
'  Concors ,  den  die  Freigebigkeit  Sr.  Majestät 
üt^er  die  häutige  Bräune  zu  eröffnen  geruhet 
hfrt,  eingeschickt  sind,  findet  sich  Eine,  wel- 
jche  die  Anzeige  eine*  Mittels  enthält,  auf  wel- 
che* wir  die  Aerztg  aufmerksam  zu  machen, 
fiörii^thighaltßp,  Der  Verfasser  schlägt  dipses 
Mittel  alj*  ^ixi  sicheres  Specifikum  gegen  den 
XSroup  vor;  und  wiewohl  sich  die  Idee  eines 
jSpecifikums  mit  der  Idee  einer  Krankheit,  die 
jHcty  in  so  verschiedener  Form  und  mit  sp 
.verschiedenen  Verbindungen  darstellt,  schwer 
vereinigen  laut,  so  scheinen  doch  die  vom 
Verfasser  angegebenen  Erfahrungen!  .und  der 
Erfolg  der  von  den  Mitgliedern  dieser  Kom- 
mission selbst  ganz  frisch  angestellten  Versu- 
*uche,  anzuzeigen,  dafs  man  sich  von  dem 
Mittel  glückliche  Erfolge  versprechen  dürfe, " 

„Diese«  Mittel  ist  die  Schwefelleber  ojder 
(le  ßulphure  4e  potqsse  ou  de  so\ide)  ganz 
frisch  bereitet,  und-  bräunlich  von  Farbe.  Der 
Vater  d©$  Verf,  hat  Um  diese*  Mittel,  *1#  ein 


—     HO     — 

* 

tfbare*  flpaeMtkum  gegen  den  Kelehhftrtanj 
barliofert;   or  aelbtt  hat  im  mit  demselben 
tfolge  in  die«er  Krankheit  Angewendet;  und 
r  Viraiohert,  dal'«  die  Versuche,  die  #r  nach- 
#r  damit  im  Croup  gemaeht  habe,  «eine  Hoff* 
Aingi  die  er  »ich  davon  gemacht,  nioht  be- 
rogen  habt»    „Dieae«  Mittel,"  aagt  er  in««U 
i#r  Abhandlung,  „hat  ineine  Erwartung  eben 
,eo  «ehr  im  Croup  nU  im  Keitihhu^en  er* 
yCUUt|   ea  hat  mlah  noch  nie  betrugen,  und 
iHioh  der  Kenntnil«,  die  ich  vom  Wdien  der 
f Krankheit"  (er  behauptet  n»mli«h  in  lalniv 
Abhandlung,  dal«  der  Croup  lediglich  in  el» 
Mt   krankhaften  Veränderung   de«  Schleimt, 
dir  in  den  Uronchian  abgeaondert  wird,  be« 
aMba)   „und  von   der  Wirkung  de«  Mittali 
„habe,  acheint  e«  mir  unm/Jgtioh,  daß  dieaei 
»Trug  Jamal«  «tait  linden  werde.'1 

„Der  Verfe«««r  varntuoht  gewöhnlich  dli 
Schwefelleber  mit  lionig>  um  «ia  nahmen  a« 
lauen.  Dia  Gabe  diaaaa 'Mittel«  vom  ernten 
Anfalle  dee  Croup  bl«  *ur  deutliehen  Abnahm 
ma,  l*t  von  «euh«  bl«  au  aehn  Ciran  Morgani 
und  Abanda  gereicht,  Man  vermindere  naeh 
und  naob  diese  JJtoai«  in  dam  VerhMltni«aa9 
wie  die  Krankheit  au  arlüaehan  aehoint;  und 
In  den  latatan  Tagen  giebt  man  nur  die  HH1C 


•     —     9°     — 
te«    Uebrigens  darf  nicht  dat  Alter  det 
ken,  sondern  einzig  die  Gefahr  4er 
die  Dosis  bestimmen." 

„Der  Verf.  verlangt,  dafs  der  Apo 
jede  Gabe  in  einem  wohl  verstopften 
eben  verschicke,  und  er  vermischt  die  SdtWS* 
felleber  mit  dem  Honig  in  dem  Augenblick^ 
-wo  sie  soll  genommen  werden.  Ihm  wa  VA» 
ge  ist  die  beste  Methode,  dieses  Mittel  gm 
kleinen  Kindern  beizubringen  die,  dafs  Ott 
seinen  'Finger  in  das  Gemische  taucht,  und 
den  beladenen  Finger  dem  Kinde  in  VkA 
Mund  steckt,  und  ihn  so  lange  darin  lafst,  Kl 
dasselbe  ihn  ganz  abgeleckt  hat.  -  Wenn  im 
Kranke  das  Mittel  ausbricht,  so  soll  man  ihn 
sogleich  eine  neue  Gabe  beibringen*  Ma 
kann  es  auch  in  einem  Efslöffel  vwll  Milcht 
oder  in  einem  mit  Wasser  verdünnten  Syrup 
öder  endlich  in  einer  Latwerge  geben.  Dia 
schon  etwas  gröfsern  Kinder  verschlingen  • 
am  sichersten  und  leichtesten  auf  eine  dieser 
letzten  Arten.  Wenn  sich  der  Arzt  nicht  feit 
genug  auf  die  Leute,  die  um  den  Kranken 
sind,,  verlassen  kann,  so  müder  ihn  jede 
Gabe  in  seinem  Beiseyn.  nehmen  lassen.'' 

„Die  Lefzen  und  das  Innere  des  Mundes 
werden  durch  die  Einwirkung  der  Schwefel« 


—     91     — 

leber  weif«,  und  man  empfindet  eine  Wärme 
im  Magen,  nach  dem  Grade,  wie  das  Mittel 
ihn  erreicht.  Sehr  häufig  .veranlassen  auch 
dfe  ernten  Gaben  ein  Erbrechen  einer  sähen 
lind  raweüen  einer  zusammenhängenden  Mas-» 
se,  welcher  die  Sohwefelleber  «inen  grünlichen 
Anstrich  gegeben  hat." 

„-Gewöhnlich, "  sägt  der  Ver£,  „bemerkt 
„matt  eine  deutlich*  Erleichterung  vom  ersten 
„oder  zweiten  Tage'  an,  des  Gebrauches  die- 
„ses  Mittels,  aber  man  mufs. nichts  desto  we- 
„taigdr*  dasselbe  bis  zut  völligen  Genesung 
„fottgfebeti,  und  selbst  noch  einige  Tage  wei- 
p Ter  htalftü*,  weil  man  sonst  Rückfalle  befurch- 
»tfeh  fmuür; 

„Wenn  das  Kind  an  der  Brust  ist,    so 
*'  •       •     ■     ^  ... 

kann  es  während  der  Kur  daran  bleiben*  Den 
andern  Kranken  erlaubt  der  Verf.  nur  flüssi« 
ge  Nahrung  und  leichte  Speisen,  nach  dem  wie 
ihrlieide?  mehr  oder  weniger  .bedeutend  ist." 

.  „Die  .Schwefelleber  haut  nicht*  aHein  den 
Group,  nach  dem  Verf.,  .sondern  sie  ist  auch 
das  Bewahruslgsmittel  dagegen.  Man  giebt  sie 
alsdann-  bei  der  geringatenShAndeutung  dieser 
Krankheit*  und  immer  auf  dieselbe  Art  und 
in  der  nämlichen  Dosis. 


-    04    — 

«käme  er  mit  jedem  Ziihusten  einen  Mund  vdf 
Schleim.  Ich  setzte  den  aten  Tag  das  Mittel 
auf  dieselbe  Art  fort,  und  der  ErfoJg_war  noek 
günstiger.  Die  folgende  Nacht  schlief  er  *» 
unterbrochen  durch,  ohne  einmal  zu  hoste» 
Weil  der  Junge  aber  mit  so  grofsem  Absehet 
das  Mittel  nahm ,  und  darüber  fest  ganz  tb 
Appetit  verlor,  so  setzte  ich  es  den  StenTig 
ganz  aus.  Die  darauf  folgende  Nacht  hustete 
er  wieder  und  am  Morgen  einmal  recht  stuL 
Ich  gab  ihm  nun  wieder  zwei  Tage  hratar 
einander  Morgens  und  Abends  a  Drachma 
von  dem  Safte  und  am  3ten  Tage  nur  eine 
Dosis  beim  Schlafengehen,  und  der  Hustet 
war  nun  ganz  und  gar  verbannt* 

2.  Eines  armen  Tagelöhners  Kind,  en 
Mädchen  von  4  Jahren,  war  vor  14  Tagä 
von  dem  Stickhusten  ergriffen*  Die  Anfalle 
kamen  sicher  alle  halbe  Stunden,  und  waren 
•o  heftig,  dafs  dem  Kinde  Blut  zur  Nase  und 
zum  Munde  heraus  kam.  Ich  beredete  die 
Aeltern,  obiges  Mittel  anzuwenden,  und  lieb 
dem  Kinde  4  m*l  täglich  ungefähr  eine  Dracb- 
me  reichen.  Erst  nach  6  Tagen  war  das  Mit- 
tel gänzlich  verbraucht,  die  Aeltern  nahmen 
das  Kind  beständig  mit  ins  Freie, an  ihre  Ar- 
beit, in  den  beständig  wehenden  kalten  Nord- 
wind, aber  dennoch  versicherten  sie  mir*  diA 


—     M    «■■ 

fcüühri^n  direkt  »n  <liM  MlhMlet  Am  tnn^A 

li  ifrhlfckeii. 

I*      Mein«  Wttitflta  firtobrMfctfM  illi*f   tlip*« 

Mittel  *l«d  nun  IVi1ßttti»lf»i 

0       f  i  MpIm  pl^pitei'  HiiliMi  HM  *;  (äliHgPh  ttt»<t» 

IHM  ffHitttf'ttM    itrtrl  M*iWpr   Ktt*be<    ttm-il* 

(¥01*  3   Wm#»!ipm  lipl  fliiftt   flHhfllfphflpfi   rVgpy 

tffUl  tUft    k«ll*M  Nritrl-    tmrl    NufrlirMfcj  WlH-# 

tfeft  thit  tlmmi  IimHI^mm  HiHfMft  MmIIpm.  flei- 

■#  fitlttiMtP  Hr*r  p«vtm  ItnlUMh  »Ipt  I  tiMlpii   wrtf 

tHjt»k<*tf  und  i|nält*  Uli«  In«*  tli»  ^fia*  Nftfhhi 

■bb  Itiif  ftAlitn   ftMM  iH   Urrtff  t-^ff«ltf:   gut   IJWPiti*- 

f#  Äehw*M)piW<  Ifhpti*  tili»«»  in  *  Hi^luttMtt 
dttMlli  WM***  «hT,  Mhtl  4t»t*lr*  ^iff#i  Mhtt*  fly* 

fUßl    *I»Ii*«p    MIiäHi       llipftiirt    gffli    IH»    Hurt 
4tf0tyfw*   um  ti  Uhr  fHfgpl'llir   pImö  Urflfthttitli 

Abfetril*  tttr  fMiUlengplira  ß«l«  Mi  iltttt  ***( 
Dt**)*  Mf  t»  f    w*lrhp;  pr  «fifN  ßlilrklifh  ItehitiL 

terhMfhi  *  —  Nmh  inttfli  Mi  j|pr  Wahrheit  pp> 
fttHlh  lipfc*n*n»Hi  ftflld  iIIp*p  lirtal«  eirtrtt  *nht 
HuMklWVti  fellNMigf»rt  KhtflHfi  äM  freit*  M» 
tlnfM»  ihtf  *t»  Mrtr  Im1*  Italt  ffpmimitieti<  UM»  ihn 
geMltt»!*  IhmiIhMhmi   *u   kontiert,     ftr  ItMfttete 

«Ml    **•»!    tf»MI*llipr|p»IMtl    Mflleflf    Ull^t-   t|Hf-   ßfUl* 

kilrae  /Hfi  «ttifl  *1*r  !  IiiM pH  wiih  *ie  mihh  «m 

tÜflMh   (fliegt,     SM   Int*    ÜrfS  fl  »tiMei!*     HU   litt»« 


—    $6    — 

den  nahm»  6  GrAn  bekam«  Der  Huste*  fr 
sete  sich  alsbald*  und  ob  er  gleich  an  Fi» 
quenz  in  den  folgenden  Nächten  nicht  abge*j 
nommen  hatte  *  so  war  er  doch  sehr  leicfy 
ohne  Brustschmers  und  Erbrechen ,  und  da 
Kranke  spie  einen  häufigen^  dicken  Schlei» 
aus.  Am  3ten  Tage  gab  ich  dein  Kranktt 
dieselbe'  Mischung,  setzte  aber  zu  jedem  Et 
löffel  roH  noch  einen  Gran  Exen  Hyoscy* 

"  pii\  das  in  Finum  stibiat.  aufgeloset  warr  hi* 
gu*  Hierauf  minderte  sich  auch  die  Frequeai 
des  Hustens,  und  nach  4  bis  5  Tagen  war  et 
ganz  verschwunden» 

Meine  eigenen  biet  erzählten  Erfahrne 
rungen  sind  noch  zu  unbedeutend*  als  dab 
ich  ein  Urtheil  über  die  Wirksamkeit  des  Mit- 
töls  fällen  könnte,  indessen  ist  soviel  gewiV 
dafs  die  Schwefelleber  eine  ganz  ausgezeidv* 
nete  Wirksamkeit  auf  die  Schleimhäute  de* 
Luftröhre  und  der  Lungen  besitze*  und  id 
bitte  daher  meine  teutschen  Hrn«  Kollegea 
dieses    neue    Mittel    gegen    oben    benannte) 

'  schreckliche  und  allem  Fleifse  und  allen  IJeil» 
mittein  gewöhnlich  spottende  Uebel  anzuwen* 
den,  und  ihre  Beobachtungen  baldigst  bekannt 
zu  machen*  —  Geschrieben  im  July  18124 


'  V 


—     97 


•  * 


VL 

»     • 

■ 

Einige   Bemerkungen 

übtr 

die      Ruhrepidemi  e^ 

Tom  Jahr  i8x  t. 
Von   , 
Demselben. 


JDeinahe  noch  nie  hat  die  Ruhr  In  der  All- 
gemeinheit und  wenigstens  in  meiner  Gegend, 
in  solcher  Heftigkeit  gewüthet,  alt  im  vori- 
gen Herbste«  Schon  in  der  Mitte  des  Augu- 
stes bekam  ich  Ruhrkranke  in  die  Kur,  und 
noch  im  Anfange  des  Decembers  hatte  ich 
die  wahre  Ruhr  zu  bebandeln.  Merkwürdig 
^ber  scheint  es  mir,  dal*  In  dem  Städtchen, 
wo  ich  wohne,  die  Ruhrsich  einen  guten  Mo- 
nat früher  einstellte»  als  auf  dem  Lande  und 
dafs  sie  in  ihrer  grüütea  Heftigkeit  dort  wU« 

loa».  XXXVUI.  L  5.  Sf.    ,  (i 


—       98      r~ 

thete,   während   man  auf  «dein   Lande 
einen  Ruhrkranken  antraf«      Im   Gege 
waren  nur  noch  wehige  Ruhrkranke 
Stacjt*    als  sie  auf   dein  Lande    ihre    < 
schwing. 

Die  entfernten  Ursachen  derepiden 
.Ruhr  sind  wohl  nicht  so  ganz  siehe 
leicht  auszumitteln,  indessen  glaube  ich 
defs  wir  dafür  keinen  eigenen  in  der 
Sphäre  verbreiteten  Ruhrstoff*  oder  eine 
inont'schen  Teufel  anzunehmen  brauch* 
dem  es  offenbar  genug  ist)  <lafs  starke 
inerhitze  und  häufiger  Genufs  kalter  C 
ke,  welches  zunächst  die  schleioiabsondi 
Organe  des  Darmkanals  angreift,  die  w 
Vielleicht  einzigen  Ursachen  der  ep 
sehen  Ruhr  sind.  — >  Ich  will  dieses  näi 
läuten!; 

t*  Die  epidemische  Ruhr  erscheu 
^wohnlich  mir  in  heifsen,  trocknen  Som 
Seit  beinahe  10  Jahren  hat  hier  keine 
geheirscht,  aber  auclr  seit  sehn  und  im 
Jahren  haben  wir  keinen  Sommer;  wi< 
vorigjährigen  gehabt    • 

4.  Die  Ruhr  ist  meistens  und  aussei 
lieh  Krankheit  der  niedern  arbeitende  \ 
klasse.    Weil  nemlich  diese  Menschen 


die  abhaltenden ,  schweren  j  körperlichen  Ar- 
beiten  in  freier  Luft  und  bei  grofser  Hitze, 
ihrem  Körper  durch  profuse  Schweifte  feine 
nnberechenfcare  Säftemasse  entziehen«  so  leiden 
sie  einen  beständigen  Dürft*  den  sie  mit  san- 
ftem Biere,  kalter  Milch*  oder  kaltem  Wasser, 
Oder  wohl  gar  allem  diesem  durcheinander 
*U  stillen  suchen.  Es  mufs  aber  jedesmal  die 
Kälte  auf  den,  durch  den  starken  Säfteverlust 
Hoch  teilbarer  gewordenen  Dafmkanal,  als 
Jteftigcs  Reizmittel  wirken:  fand  da  diese 
Schädlichkeit  nun  zunächst  euf  die  Turticä 
itülosa  wirket,  so  nrnfs  in  ihr  eine  Diathesis 
inflmmm  atoria  hervorgebracht  werden ,  -  die 
froh  öder  sp&  in  offene  Entzündung  Aus- 
bricht; 

Diese  Entzündung  hat  aber  allerdings  et- 
y*&  eigenes,  indem  sie  sich  blofit  auf  die 
tchleimabtondernden  Organe  das  Darmtanais 
xü  beschränken  scheint  Et  sind  folglich  dkl 
Tmuea  villosm  und  ihre  Schleimdrüsen,    die 


hier  vorzüglich  und  in  der  gelindem  Ruhr 
tasschÜelshch  leiden*  —  Ich  glaube^  dda  die 
Leichenöffnungen  der,  an  der  Ruhr  Verstört 
benen,  dieses  zur  Genüge  beweisen«  Btanfia^ 
det  die  Häute  der  Gedärme*  besonders  die 
innere*  schleimige  Hsnt  des  Darinfcinab  *nd 

Ol 


J 


mmm        IOO        — 

die  Schleimdrüsen  drei-  auch  vierfach  re» 
dickt«  An  manchen  Stellen  findet .  man  da 
Drüsen  vereitert  und  die  Häute  brandig,  ji 
oft  durchlöchert.  Ich  habe  mickvaber  seüti 
durch  Leichenöffnungen  überzeugt)  dab  aB» 
mal  die  Entzündung  und  folglich  auch  de 
Brand  von  der  Schleimhaut  ausgehet«  h 
kann  «ich  auch  jede»  leicht  hiervon  üben» 

r 

gen»  denn  man  wird  nicht  leicht  eine  Rate« 
leiche  öffnen,    wo  man  nicht  alle  Grade  dar 
Entzündung,  bis  zur  Vereiterung  und  bis  na 
Brande,  stellenweise  zusammenfindet.    An  da 
weniger  vorgerückten  entzündeten  Stellen  wirf 
man  aber  immer  finden»    daft  hier  noch  & 
Schleimhaut  allein  leide»     Schreitet  die  E* 
zündung  aber  weiter,  so  werden  die  MatiU* 
häute  des  Darmkanals  und  auch  das  Pento» 
neum,  welches  sie  äufseriich  überzieht,  mitk 
die  Entzündung  und  ihre  Folgen  hineingerät' 
sen.  —  Dafs  sich   in  den  gelindern  Gndn 
der  Ruhr  kein  Entzündungsfiebeit  oder  aadsn 
deutliche  Zeichen  der  Entzündung  offenbar^ 
beweiset  nichts  gegen  meine  Behauptung,  flh 
dem  die  ergriffene  Partie,  nicht  zu  den  edel- 
sten Organen  gehört  und  wahrscheinlich  aick 
nur    wenige    Nerven    erhält.   —    Bemerke! 
wir  doch  gewöhnlich   den  einfachen.  N 


i  * 


t-  • 


\      * 


101      — 


katarrh,  welcher  in  einer  Entzündung  der 
[  Schleimhaut  der  Nase  besteht,  welche  Entzün- 
dung dem  Centro  des  Nervensystems  doch 
so  nahe  ist,  ohne  alles  Fieber;  und  endlich, 
wenn  in  den  Ruhrleichen  der  Brand  in  den 
Gedärmen  und  die  vereiterten  Schleimdrüsen 
.  evident  darthun,  dafs  hier  Entzündung  vor- 
herging, warum  soll  man  denn  nicht  auch  in 
den  gelindem  Graden  der  Ruhr,  die  nicht  dem 
Wesen,  sondern  nur  dem  Grade  nach,  sich  von 
der  todendeh  Ruhr  unterscheidet,  eine  Ent- 
zündung annehmen? 

-  Nirgeuds  spricht  sich  aber  die  Wahrheit 

r 

der  Brownischen  Lehre  von  hypersthenischer" 
,  und  asthenischer  Entzündung  deutlicher  aus, 
als  in  der  epidemischen  Ruhr.  —  Wenn  ich 
so  glücklich  war,  meine  Ruhrkranken  im  er- 
sten Stadio  der  Rufir  anzutreffen,  so  fand  ich 
sehr  häufig,  ein  rothes  Gesicht/  etwas  glän- 
zende Augen,  eine  belegte  Zunge  mit  trocken 
rothen  Rändern,  einen  mehr  oder  weniger 
vollen  and  härten,  sehr  oft  ungleichen  Puls, 
'  und  was  das  wichtigste  war,  einen  wüthen- 
den  Leibschmerz  mit  Stuhlgang  und  gerin- 
gen  Stuhlausleerungen.  Dieses  waren  Zeichen 
genug  für  mich,  um  sogleich  zu  den  antiphlo- 
gistischen  Mitteln  und  zwar  zu  den  ganz  spe- 


x 


zifisch  die  Thätigkeit  der  Schleimorgane  fa 
DarmkanaU    deprimirenden  •  MittelsaUen  g 
greifen.    Ich  gab  alsdann  eine  Auflösung  toi 
einer,  anderthalb,  auch  *wei  Unzen  Natri  ofc 
phurfci  und  eben  sq  viel   Pulpa  tamarinio* 
rum  in  6  bis  7  Unzen  HoUunderblütbenwaMq 
und  liefs  davon  Erwachsenen,    starken  Per? 
sonen,    1  auch  2  Efslöffel  voll    alle    Stunde» 
nehmen«    Hierauf  legten  sich  alsbald  die  Leib- 
schmerz«} und  der  Tenesmus  und  et  stellt« 
sich  breiige,  schleimige  und  *Pl  Ende  seröa 
Stühle  ein.     Ich  habe  öfter  mit    einer  eifri- 
gen solchen  Mixtur  die  heftigste  Ruhr  besei- 
tiget, fand  ich  aber  nach  dem  völligen  V«f 
brauche  derselben  poch  Zeicheil  fryperstheni- 
scher  Entzündung,  so  setzte  ich  dieselbe,  jfc 
dpch  schwächer  fort;,    litffs  aber  spgleicb  dfe 
mit  aufhören,   wem*  sich  obige  £eicl}ep  y«h 
loren.    Ich  rieth  dann  den  Kranken  pach  Be- 
schaffenheit der  Umstände,  entweder  gar  nicht* 
mehr  zu  gebrauchen  und  sich  rthig  upd  M 
sparsamer,  leichf  verdaulicher  Diät  zu  halten, 
oder    liefs    sie  dazu    am  Tage   einige  ßläscf 
rothen  Wein  trinken.     Die  Armuth  meiner 
Mitbürger    mufs   dieses   Verfahren    entachulr 
digen.    Manche  fielen  wieder  zurück,  Andere 
fchleppten  sich  noch  3  bis  4  Wocfcep  tpitPir 


I 
( 


fUrhoen  herum,    die   bei  dem  Fortgebrauche 
"jhreckpiälsiger  Arzneien    bald*  verschwunden 
j$&yn  würden;  allein  war  die  eigentliche  Ruhr 
beseitiget,  so  blieben  mir  auch  meine  kran- 
ken weg,  oder  sie  verbaten  sich  fernere  Ver« 
.Ordnungen,  / \ 

Mehrere  Kranke  auf  dem  l-.ande,  die  ich 
flicht  täglich  besuchen  konnte,  trieben  den 
Gebrauch  obiger  Mixtur  zu  weit,  und  bei  die- 
sen nahm  >icht  selten  plsdann  die  Ruhr  den 
•athenischen  Charakter  an.  Diese  Ruhr  be- 
Jhandelte  ich  glsdann  wie  eine  priniärtastheni* 
tche  Ruhr. 

X)\esh  asthenische  Ruhr,  die  ich  aus  dem 
ganzen  Habitus,  aus  einem  blassen  Gesichte, 
jnatten  Augen,  aus  einer  schmutzig  weifs  oder 
gelblich  belegten  Zunge,  eus  der  Art  d$s 
ittfibschmerzes,  <}•*  nur  anfalls  weise  unfi  bei 
deil  Stuhlausleerungen  kam  und  aus  denhäui- 
£gen,  blutig-schleiipigen  Stuhlgängen  erkannte, 
Gebändelte  ich  mit  Opium  und  Rhabarber  in 
einem  schleimigen  Vehikel  mit  so  zufallen- 
dem Glücke,  daia  ich  alle  meine  Amtsbrüder 
dringend  bitte,  bei  wiederkommender  Ruhr, 
ja  diese  Verbindung  zu  versuchen.  — '■  Ich 
bemerke  hier  blols,  dala  ich  von  161  Rührt» 
kranken   zwei  und  zwanzig  verführen  habe, 


—    xo4   — 

Dem  aber  dieses  Verhältnis   noch    zu  stak 
scheinen  möchte;   den  bitte  ich  zu  bedenk«, 
mit  welchen  unbeschreiblichen  Schwierigkei- 
ten die   Krankenbesorgüng   auf  dem  Lande, 
in  einer  armen  Gegend  verbündte  isr#     Und 
dann  mufs  ich  erinnern,  dafs  ich  vom  August 
bis   in    der  Mitte    Septembers ,    wo    die  Ar- 
men  gar  keine  Unterstützung  genossen,  fünf- 
zehn Ruhrkranke,  nachher  aber,  als  durch  eis 
Kaiserliches  Dekret  den  armen  Kranken  Eni- 
er  Arzneigebrauch  zugesichert  war,  ijur  achte 
yerlohren  habe.    Und  endlich  darf' man  nicht 
vergessen,  dafs  bei  epidemischen  Krankheiten 
immer  manche  Verwickelungen  vorkommen, 
die    nicht   geschwinde   genug    zu    ergründen 
sind,  oder  die  aller  Kunst,  und  allem  Flei&e 
trotzen.  ' 

Ich  gab  meinen  asthenischen  Ruhrkranken 
nach  ihrer  Konstitution  und  nadh  derHöhe  ihrei 
Leidens,  alle  Stunden  zwei  bis  fünf  Tropfen 
Tinct.  Opü  Simp.  und  12,  i5  bis  20  Tropfen 
von  der  wässerigen'  Rhabarbertinktur  in  ei- 
nem Deeooto  rad.  altheae,  ein  wohlfeiler  und 
herrlicher  Schleim.  Hierauf  legten  sich  so- 
gleich die  Schmerzen  und  der  Stuhlgang  min- 
derte sich  ausnehmend;  die  Stühle  wurden 
bald  breiig  und  das  Blut  verlor  sich*   Ich  lieft 


io5 


dtteae  Mixtur  fortgebrauchen,  rermchrte  oder 
verminderte  nach  Erfordernils  das  Opium  und 
die  Rhabarber  und  so  waren  meine  Kranken 
käufig  mit  der  4ten>  5ten,  höchstens  mit  der 
'6ten  Verordnung  geheilt,  wo  ich  dann  den 
Kranken  noch  einige  Tage  Ruhe  und  den 
;  Fortgebrauch  des  rothen  Weines  und  der 
weich  gesottenen  Eier  empfahl. 

Ich  weifs  es  mir  nicht  ganz   zu  erklaren, 
aber  heilig  und  gewifs.  ist  es,    dafs  ^ch  mit 
Opium  allein  und  mit  keinem  andern  lyiittel 
in  der  asthenischen  Ruhr,  wiewohl  ich  deren 
im  Anfange  der  Epidemie  mehrere  versuch- 
te, das  bewirken  konnte,   was  obige  Verbin- 
dung bewirkte  und  ich  möchte  mir  fast  dein 
Vorwurf    machen,      dafs    vielleicht    manche 
Kranken  über  diese  Versuche  gestorben  sind, 
die    nach    letzterer    Methode    vielleicht    er« 
halten  worden  wären.  — -   Es  mufs  nothwen- 
dig  eine  antagonistische   Thätigkeit  im  T$a- 
ctus  intestinorum  in  der  Ruhr  obwalten,  nem- 
•    lieh :  eine  heftige,   peristaltische  Bewegung  in 
den  dicken  und  eine  antiperistaltische  Bewe- 
gung in   den1  dünnen  Gedärmen«     Denn  die 
meisten   Ruhrkranken,    vorzüglich   aber   die, 
welche  blols  stopfende  Mittel,    worunter  ich 
auch   Opium   rechne ,  '  gebrauchten ,    klagten 


\ 


über  eine  entsetzliche  Vollheit  in  der  He* 
grübe,  hatten  Uebelkeit,  ja  oft  Erbrechen,  bei 
den  heftigsten  Stuhlausleerungen.  Man  mußte 
sich  sehr  hüten,  hier  ßrechmittcfl  zu  gebes» 
denn  ich  habe  einigemal,  von  Andern  in  die- 
sen Umstünden  gereicht,  davon  tödtliche  Fol- 
gen gesehen,  dagegen  hob  alle  jene  Uebd 
meine  Zusammensetzung  ?ugt  Bewundern 
schnell.  ; 

Gestützt  auf  die  Erfahrungen  eines  JTbnt, 
wendete  ich  anfänglich  in  mehreren  Fällen 
asthenischer  Ruhr  die  JSux  vornioa  inPulver9 
im  Extr.  und  die  Tinctur  davon  an,  allein, 
wie  gesagt,  ich  hatte  bald  Ursache  diese  An- 
wendung zu  bereuen,  ja  das  Mittel  schief 
mir  die  Stühle  tu  vermehren«  In  den  hohem 
und  höchsten  Graden  der  Ruhr,  wenn  sie  den 
typhösen  Karaktor  annahm,  gab  ich  einigemal 
den  Aether  sulph.  aber  mit  augenschetnliqheiti 
Machtheile«  Es  that  hier  also  wohl  recht 
fioth,  blos  das  Qualitative  des  Reizmittels  sq 
berücksichtigen.  In  mehreren  yerzweiflungsvoj* 
len  Fällen,  da,  wo  nemlich  Gangrän,  ode? 
liähmung  des  Darmkanals  nicht  mehr  fem 
war,  that  mir  <Jer  Moschus  noch  bewunde* 
pungs  würdige  Dienste. 

Ich  gab  ihn  für  «ich  allein  z,  B.  alle  Stun- 


W9         IP7        fPT 

den  einen  halben,    oder  einen  ganzen  6*40, 
mit  Opium  und  n*it  Zucker  abgerieben. 

i 

Ich  entrifs  unter  andern  auf  diese  Art 
pine  junge  hoffnungsvolle  Lehrerin  dem  Ra- 
chen des  Tod  es,  nachdem  sie  alle  Umste- 
llenden und  ich  selbst  bereits  verlohren  gege- 
ben hatten,  welches  mir  eine  unbeschreib- 
liche Freude  gewahrte.  / 

§ 

Jetzt  erlaube  man  mir,  noch  ein  paar 
Worte  von  dem  Kranken  zu  sagen,  dessen 
Krankheitsgeschichte  ich  im  Augustheft?  die- 
pe%  Journals  pag.  i38,  vom  Jahre  1810  und 
nachher  noch  in  einem  andern  kleinen  Auf- 
sätze, den  ich  aber  noch  nicht  wieder  gese- 
llen, Erwähnung  gethan  hebe. 

Mein  Kranker  bekam  auch  die  Ruhr,  upd 
4a  sie  .sich  als  asthenische  Ruhr  paanifestirte, 
#0  gab  ich  ihm  mein  Altheadekokt  mit  Opium 
nnd  Rhabarber,  Pas  Mitte}  versagt?  auch 
liier  seine  gewohnten  Pienste  nicht,  al|p 
schlimme  deichen  legten  sich  bald,  und  er 
befand  sich  während  dreien  Tagen  wohl/ 
Nun  fing  aber  sein  alte*  Krampfleiden  mit 
schrecklicher  Heftigkeit  wieder  zu  wüthen  an, 
Per  Leib  war  verstopft  nnd  es  kam  wieder 

jxm  fürchterlichsten  Erbrechen,    ich  lieft  ihm 


—    io8    — 

Oehlklystier*  setzen  und  gab  ihn*  dabei  etat 
Auflösung  von  Natrum  sulphuricumundPul* 
pa  tamar.  Das  half,  die  Stuhlgänge  atdU 
ten  sich  wieder  ein,  wurden  auch  wieder  Mu- 
tig, der  Kranke  bekam  aber  guten  Appetit 
und  auch  ordentliche  Verdauung«  Das  Bist 
verlohr  sich  indessen  nach  einigen  Tagen, 
der  Kranke  hatte  täglich  8  bis  10  Stühle»  wo« 
bei  er  sich  jedoch  wohl  befand  und  Schmerzen- 
los  war.  Er  war  nun  zu  keinem  andern 
Mittel  mehr  zu  bereden,  und  der  Kranke  hat 
obige  Mixtur  so  lieb  gewonnen,  dafs  er  sie 
bis  jetzt  wohl  schon  an  loomal  mag  haben  re» 
petiren  lassen.  Ob  er  nun  gleich  die  Mixtur 
nachher  wenigstens  ums  doppelte  k  verstärken 
ließ,  so  dafs  6  Unzen  eines  Infusums  Fol 
sennae  %  und  eine  halbe  Unze  Natr.  sulpfu 
und  2  Unzen  Pulpa  tamar.  nebst  einer  Un- 
ze Zucker  enthielt,  so  minderten  sich  doch 
nachher  die  Stühle  so  weit,  dafs  in  a4  Stun- 
den nur  4i  5,  höchstens  6  erfolgten,  die  ganz 
dünne,  jedoch  verdaut  waren.  Er  hat  wohl 
schon  8  Tage  auf  mein  Begehren  das  Mittel 
ausgesetzt,  und  seine  gemischte  Nahrung, 
denn  er  als  jetst  wieder  alles  mit,  ciabei  fort- 
gesetzt, dann  schienen  sich  aber  seine  Krämpfe 
wieder   einzustellen   und    er   griff  wieder  zu 


ler  Mediiinflasche.  Diese  kttoetUoh»  Ruhr 
er  bei  dem  besten  relativen  Wohlbefin- 
i  bis  im  verflossenen  Juni  fortgetrieben, 
1  er  war  sehr  froh  dabei;  seit  jener  Zeit 
len  sich  ^ber  seine.  Schmersen  wieder  ein, 
1  ob  seine  Stühle  gleich  noch  immer  sehr 
ine  und  wässerig  lind,  so  fehlt  seinem 
recklichen  Leiden  doch  wenig  mehr  an 
ler  allen  Heftigkeit.    . 


I 


*    , 


—      HO 


4 

VII. 

/ 

1  «  t  . 

Summarischer  Bericht  • 

über  den  Zustand 

des  Röniglicheü  Chärite-KraLükeühause« 

Vom  Jähre    idi5» 

x         '  Von 

den  Aerzten  des  Hauses 

ttüfelarid    und    Mortis 


\r\m   isten  Januar   i8i3  war    der  Kränken« 
bestand        *        *      .  «^      •     ^  •    ^    •         70Ä 

Vom  i  steril  Januar  bis.  ultimo  .Dec, 
*8*3  wurden  aufgenommen        •        •       5oo5 


Summa  aller  Ktankeü 
Vorri  uteri  Jaii;  bis  ultiontö  Dec. 

1813  sind  geheilt  entlassen  4°90; 
-*-    —  angeheilt  aus  der  Anstalt 

entladen     .*       •       .217« 


57'3 


—    III     — 

>m  t«  Jan.  bis  ultimo  D«o.  x8iS 
Von  einer  Station  auf  die  an* 
dere  verlegt       «       •       «      ao* 
—  gestorben  inolus«  der  Säug- 
linge i 

a)  sterbenskrank  aufgenom- 
men und  innerhalb  5  Ta* 
gen  verschieden      •       ü3S* 

b)  naeh  iHngerer  Zeit    ♦     43*« 

[erunter  befanden  sich  Überhaupt 
589  männliche,  und  276  weib« 
Hohe  Individuen. 


er  sHmmtliche  Abgang  betrügt  daher    5ij4* 
Summa  aller  Kranken    £713*  \ 

Abgang       5 174« 


rt^MMMtl 


leibt  Beitand  d*n  uten  Jan« 

i8t4  in  Summa        4        4     539« 

aa  VorhHltnifs  aller  Geheilten  cum  Kranken« 
bestände  inclusive  der  Aufgenommenen 
betrügt  ungefähr  wie  l  zu  if 

.  _•  der  ungebeilt  aus  der  Anstalt  Entlkl* 
aenen  ungefdhr  wi*  l  tu  a6J* 

.  _  der  Oeitorbenen  Inclusiv*  der  ster- 
benskrank Aufgenommenen  und  binnen 
5  Tagen  Verschiedenen  ungefähr  wia  1 
au  8ft* 


—      113     — 

Das  Verhältnis  dir  nach  längerer  Zeit  Vefr 
storbenen  ungefähr  wie  z  «u  i3<£., 

Das  Verb&ltnifs  der  Summe  der  Aufgenom- 
menen, au  der  der  Geheilten,  Ungehal- 
ten und  Verstorbenen  der  einzelnen  Sta- 
tionen ist  folgendes: 

iste  Abtheilung  der  innern  Kranken. 

i 

Bestand  derselben  war  den  iste  Jan.  i8t3*  ifc 
Ixn  Laufe  dea  Jahirfes  j8i3  wurden  aufge- 
nommen: 

a)  hitzige  meistens  Ner  venfieberkranke  1961* 

b)  andere  meistens  chronische  Kranke  648. 

Summa    3771t 
Davon  wurden  (drei  Viertheil  an  ner- 
vösen Fiebern)  geheilt  entlassen  1879« 
«_  _  ungeheilt  entlassen  und  ver- 
legt       ♦        .        •        .        .        i5g« 

a)  sterbenskrank  aufgenom- 
g  I        men  und  binnen  1  Stunde  , 
jj  (       bis  5  Tagen  verschieden  a  1 5* 

b)  nach  längerer  Zeit    .      333« 

Summa  dea  Abgangs     a,566, 

Bleibt  den  2,  Jap«  18x4  der  Bestand     ao5. 
Dies  giebt  ein  Verhältnils  der  Geheilten  zum 
Bestände  incl,  der  Aufgenommenen  un- 
gefähr wie  1  tu  il.  ■      ' 

•      ■  Dm 


»  Vet-hHUttlb  de*  tutgeheilt,ßltti«MMttl  Mfl« 
gefitht  wl«  i  «ti  ad. 

—  tiwtöfrbeiieit  lue),  der  Itttbeftlkriftk 
AtifgehtttHttieiiett  ung#fthf  wie  i  gfl  5. 
«-«.  tief  aithÄ  Tagen  und  in  längerer  £«it 
Uefttorbefieil  Wie  i  iU  04. 

tt*  Abthetlühß  tteh  ömütKikfühkäH  und 

MpittpHittkm 

it«ml  tlertelbeB  wir  «Im  t,  fatal  tilg»  «  tgj. 
1  Laufe  dei  Jahre!  i8iä  würden  ittf- 
gefttihitttett        tili        t4t< 

s  tfüttittia     8*4. 

ivoa  wurden  geMIt  entfallen   8d. 
und  «war  08  Geititlthiithlftkft 

und         14  fc(jil#ptllök*i 

*-•  uttgeMIt  etitlaMea  UHd  auf 
•ntlet*  AbthHluHgöM  verlegt  61 

(1)  ttM-benikriftlc.  Itiige* 
hürtfrti««  Und  blatten 
^etitUhdefc  teMfchiedeft  4 

|'    b)  £  tage  Midi  der  Auf- 

nähme  und  In  lingefff 
Steif      1      1      <     i4 

fltiifimi  de*  Abgingt     i&0. 

»fn     -r  Tr  mim     I    U 

fllelbt  den  1*  Jlrt,  ig(4  dir  tieitind      ftfji 
•«Mi  JUtittti«  »1 1  **<  14 


1 


e 


I 

Dies  giebt  ein  Verhältnift  der  Geheilten  sntt 

Bestände  incl»  der  Aufgenommenen  tu» 

gefähr  wie  i  zu  4* 
— -    7—  der  ungeheilt    Entlassenen    ungefiÜr 

wie  i  zu  3§* 
_    —  der  Gestorbenen  incl.    der  Sterbens* 

krank   Aufgenommenen  ungefähr  wis  t 


iu  ii  4* 


Illce  Abtheilung  der  venerischen  Kranken. 

Bestand  derselben  war  den  i.  Jan.  i8*3.  *    73» 
Im  Laufe  des  Jahres  1813  wurden  auf«* 

genommen         •        •        ♦        .  456. 

'  Summa      5ag, 
Davon  wurden  geheilt  entlassen    4*  7» 

—  —  ungeheilt  entlassen  uhd 

verlegt       *        *        •  v     <Jq„ 

—  —  starben        •        •       * '    ■  .  5. 


mm 


Summa  des  Abgangs    4$** 

'    Bleibt  den  1.  Jan«  1814  der  Bestand       47* 
Dies  giebt  ein  Verhältnifs  der  Geheilten  zum 
Bestände  incl.  der  Aufgenommenen  un- 
gefähr wie  1  zu  ij. 

—  —   der  ungeheilt   Entlassenen   ungefähr 
wie  1  tu  8f    . 

—  —   der  Gestorb  enen  ungefähr  wie  t  zu  1 06. 


9 


r/^/tf  Abtheilung  der  krätzigen  Kranken. 

•stand  derselben  war  den  i.  Jan»  1813»  ♦■-  74« 
1  Laufe  des  Jahres  181 3  wurden  auf- 
genommen»        ♦        .        ♦        ♦         .'765* 

Summa    839 
iron  wurden  geheilt  entlassen  787* 

—  ungeteilt  entlassen  und 
verlegt  ♦        .        ♦     ,  —■ 

—  starben        ♦        .        .         6» 

Summ*  des  Abgangs    79$, 

Bleibt  den  1.  Jan»  1814  der  Bestand       46» 

ie*  giebt  ein  Verh&ltnifs  der  Gebeilten  zum 
Bestände  incl.  der  Aufgenommenen  iuh 
gefähr  wie  1  zu  itf* 

t   —  der  Gestorbenen  ungefähr  wie  l  tu  1 4o« 

V.  Chirurgische  Abtheilung.   , 

»stand  derselben  war  den  *.  Jan.  181 3.  ♦  i$6% 

1  Laufe  des  Jahres  181 3  wurden  auf- 
genommen        *        ♦        ♦        ♦         361* 

s  Summa    497* 

aron  wurden  geheilt  entlassen     a44» 
•    —  ungebeilt  entlasten  und 

verlegt       »       ♦     ,  ♦        150. 

Ha 


(  *)  binnen  5  Tagen 

t\  ..   t__  I         wn&L    der    Auf- 

Davon  starben  J 

nähme        •         & 


in  längerer  Zeit  So* 
/  Summa  des  Abgangs    43o»' 

Bleibt  den  i.  Jan.  i8i4  der  Bestand     671 
Dies  giebt  ein  Verhältnifs  der*  Geheilten  zum 

Bestände  inch  der  Aufgetiomtnen&i  ujh 

gefähr  wie  i  zu  4* 
-~    *-  der  angeheilt  Entlassenen  üdgefahr  wi* 

1  zu  3|. 
...    — .  der  Gestorbeneii  ungefähr  wie  i  zu  j, 

Grofse  Operationen  waren  in  diesem  Jahre  ij 
Dadurch  würden  gerettet  tiüd  geheilt 

Entlassen        «        *        •        *  id. 

Dadurch  wurden  nicht  gerettet  und 

Starbexi  ■     *        *        *        *        •     3* 

VIt6  Abtheilung  der  Ehthindühgsdnstall. 

Die  Zahl  der  Geburten,  unter  denen  f  ZwS* 
lirigsgeburt  war,  beträgt        •        *       jlä 
Hievon  kamen  todt  tat  Welt    a& 
Nach  der  Geburt  itarbeh     i       17. 
Dies  giebt  fciä  Verhältnifs  der  Todtgebofarntf 
zur  Zahl  def  Geburten  überhaupt  wie  / 
zu  g< 


•  # 


w    ?»7    -" 
ad  das  Verhältnifs  der  in  den  ersten  Wo- 
chen  in  der  Anstalt  gestorbenen  Säuglin- 
ge ist  zur  Summe  der  lebendig  Gebohr- 
nen  wie  i  zu  |3-|-  , 

f  Entbunden.  ' 

n")  Durch  die  Zange*   «8? 

b)  Durdi  die  Wendung  i. 

c)  Durch  die  Enthirnung  i. 
Steifsgeburten  '  •  6* 
Fufsgeburten  f  N  3# 
Qesichtsgebqrten     .  9* 

Bemerkungen^ 

Primiparae  waren  ia4» 
Multiparae.  •**»  io3« 
W'üchnerinneji  stgrbeQ    ^ 

[•  £ahj  dep  Aufgenommenen  exclus,  fQnd*? 
betrug         .       ,        •       ,       r         47* 

ie  JSahl  4^r  Entlassenen  betrug       ,        38t 

E*  starben  f        t        t        t        5* 

r 

iß  Zahl  der  Impflinge  inclusive  der.  Yon  an- 
dern Abtheilnngen  der  Anstalt  betrug  i 
diesem  Jahre        .        f       3& 


/       •■  -    -1- 


\  i 


.  / 


.     Anmerkungen, 

i.  Die  Z$hi  der  ungeheilt  aus  der  An- 
stalt Entlassenen,  welche  im  Jähre  18 13,  217 
betrug,  ist  deshalb  so  bedeutend  gewesen, 
weil  die  grofse  Menge  der  ansteckenden  Ner- 
venfieberkranken  einen  hinreichenden  Raum 
nothwendig  machte,  x  Solche  chronische  Kran- 
ke, deren  Krankfreitstferlauf  noch  Jahre  lang 
dauern  konnte,  z.  B.  Gelähmte,  Gichtische, 
manche  Schwindsüchtige  etc,  mufsten  daher 
denselben  weichen«  * 

au  Zu  denen  auf  der  'Abtheilung  .der  in» 
nern  Kranken  sterbenskrank  Aufgenommenen 
und  binnen  5  Tagen  Verschiedenen,  gehöret 
allein  133  hitzige  Nervenfieberkranke,  worun- 
ter viele  zugleich  an  gelbsüchtigen  Zufällen, 
an  iBrand"  der  Extremitäten  und  an  versäum- 
ten^ Entzündungen  innerer  Organe  litten;  fer- 
ner 14  Kranke,  die  in  derselben  kurzen  Zeit, 
ohne  Verbindung  mit  Nervenfieber,  an  den 
Folgen  versäumter  Entzündungen  der  Lungen, 
der  Brusthaut;,  des  Gehirns,  des  Magens,  und 
der  Gedärme,  der  Ruhr  und  des  Scharlach- 
Hebers  litten.  14  andere  starben  am  Schlag- 
flufs;  aufserdem  starben  12  Lungen3üchtige, 
13  Wassersüchtige,  29  Auszehrende,  inclusive 
derer,  welche  vorher  an  langwierigen  Durch- 


VI  ' 

I 

*  —    119    — 


fällen ,  schleichenden  Fiebern,  Altersschwach« 
Uhd  Entkräftung  gelitten  hatten. 

Zu  denen,  welche  in  längerer  Zeit  und 
namentlich  nach  5  Tagen  auf  der  Abtheilung 
der  innerlichen  Kranken  starben,  gehören  82, 
welche  an  hitzigen  Nervenfiebern,  binnen  6,  7, 
8,  9  Tagen  nach  der  Aufnahme  verschieden, 
von    denen    die   meisten  zugleich  am    Bran- 
de der  Extremitäten,    Gelbsucht,    Pneumonie, 
Darmentzündung  und  metastatischen  meistens 
sphacelösen  Geschwülsten  gelitten  hatten.  Fer- 
vet<  starben  auf  dieser  Abtheilung  nach  län- 
gerer Zeit  107  an  der  Lungensucht,  .Vereite- 
rung des  Kehlkopfes,    der   Luftröhre,   38  an 
der    Auszehrung,^  meistens    mit    organischen 
Verderbnissen  der  Organe,  der  Digestion  und 
Generation,    45  an"  der  Wassersucht,    18  an 
Altersschwäche  und  Entkräftung,    13  an  Ent-  , 
aündung  der  Lungen,  der  Brusthaut,  des  Ma- 
gens, der  Gedärme  etc.,   7  am  Schlagflufs,  5 
am   Krebs    der  Gebärmutter,    2  an  Lungen« 
blutsturz,  10  an  langwierigen  Durchfällen  und 
schleichenden  Fiebern,  2  an  complrcirter  Gelb- 
sucht, flfan  der  sogenannten  schwarzen  Krank- 
heit,  und  1  an  einer  Pulsadergeschwulst  des 
Herzens* 

3.  Die  GemUth&ranken,  welche  in  den 


•»  .!*» 


1. 


fftteq  72  Stunden  nach  ihrer  Auin*hine 
yer^clneden,  starben  meisten*  m.  derLuof 
sucht  und  am  §chlagfluisf  pie  nach  läng 
Zeit  Verstorbenen  starben  an  4er  Ner 
Schwindsucht  und  zwar  hieran  3,  pn  der  I 
gensucht  5,  $m  SchJagflufs  3,  an  der  Wa« 
sucht  1,  am  kolliquativen  Durchfall  und  5 
rung  a,  an  Altersschwäche  und  Entkräftun 

4.   Auf  der  Abtheilung  der   venerisi 
Kranken  starben  4    an  der  J4Migen?incht 
I  an  der  Wassersucht  $ 

5«  Auf  der  Abteilung  der  krätzigen  K 
ken,  starb  1  an  der  Lnngensijcbt,  1 
der  Wassersucht,  1  an  Krämpfen  und  Set 
flufs,  2  an  Altersschwäche  und  Entkräf 
und  1  an  einer  krebshaften  Verhärtung 
Wagenmundes    und    hinzugekommener    4 


6.  Auf  der  chirurgischen  Abtheilung  1 
ben  6  in  den  ersten  5  Tagen  nach  der  - 
nähme  und  zwar  an  Entkräftung,  am  Bn 
der  Gedärme  n^ch  eingeklemmtem  Bruch 
?n  d^n  Folgen  einer  allgemeinen  Verb 
nung  der  Oberfläche,  3  an  BjrajidgeachwL 
Die  nach  längerer  Zeit  Verstorbenen  stai 
im  Gefolge  der  Auszehrung  und  Entkräft 
welche  qen  krankhaften  Geschwüren, 
Brajidgeschwüren,  dem  Beinfrflfs,  der  wei 
Kniegeschwulst  etc.  sich  hinzugesellten,  / 
gehören  hieher  einige  Fälle  yon  Verwunc 
gen,  welche  wegen  wichtiger  CompHcatio; 
oder  wegen  zu  spät  gesuchter  Hülfe  ei 
tödtlichen  Ausgang  hatten. 


~      !«* 


VIII. 
Knrie   Nachrichten 

i 

V 

Auszüge, 


l>t  A\lent  Pr&seiwtifmechodi  gegen  die  Ansteckung 

der  fest. 

An,  einer  Zeit,  wo  09  viel  ron  Anateckung  und  von 
ftiteryarion  dagegen  die  JUde  ist,  wir4  e|  npjffentlich 
H/chf  unarigenebm  aeyn,  au  froren,  wie  aich  «in  alte* 
wackrer  Engliacber  Atzt,.  Allen,  bei  d*f  großen  Ptirii* 
London  dagegen  icbütste.  Wir  finden  sie  in  «einer; 
fynopsto  uniyersq*  tyedicinap  prac(k§§  Cap.  dq  PeUe. 

9,  Quod  ad  meipaum  attjnet  •  mirafcantur  quicjem 
jnulti,  quod  ego,  quj  quanlibet  aadaa  infectaa  iqdiicri« 
jniiiatjro  inyiaebam,  -a  tan  14  conUgij  yioleDfia.  non  lae* 
(lerer;  imprimia,  pec  terrori,  nee  irae,  nee  moerori,  lo- 
tum  concedefram  \  §\  forte  meipaum  aliquo  modo  com 
iriatatum  pereiperem,  tum  t;ribua  qiifttuorve  yini  hauati? 
^ue  aeeumptie  cor  exbilarafcam ,  atque  ita  triff hi am  fu- 
gabam.  In  victu  utebar  eibje  eupbymia  ;  potui  mihi 
erat  cerevisia  coramnnie«  ut  et  yinum  album  tenue  yel 
medioere,  quo  wterdum  ueqoe  %4  hjUritatem,  nunquana 
ad  ebrittatera,  utebar.  Mane  inter  boram  quartam  tf 
quintam  aegroe   inyiauraa  nibi)  omnino  eibi  aut  potne 


ant  nadlcaraenti  aiausnere  jpotui,  aed  oUrnti»  Dm  pnd* 
kos  »oi  um  modo  aliquot  granu  Cardamomi  minOru  na* 
arlct^co  jcjusni  primos  aegroi  inriiebam  uaque  ad  ho* 
lac  auxam.  Tum  Tal  TheHmcae  Tel  Diascordii  paust 
lux,  Tt.  co-ticzm  amran:.  condiuan,  Tel  ut  plorimm 
raJ.omm  Htlenti  condüarum  tria  quatuorve  frusmla  com» 
cdebam;  circa  horam  aepiimam  Tel  octavam  fruataai 
p jnis  cum  butrro  et  casao  otÜIo  Tiridi  jentabam,  so* 
prrbibendo  hau  st  um  cereviaiaa ;  quandoque  haustna 
v  ni  abrrmhiiis  bibebam,  circa  dedmam,  ai  per  otiwi 
liceret,  Cstulam  unam  Tabaci  ezsugebam ,  et  poat  pna- 
dium  duas  tresre,  nee  paudores  poat  coenaan;  aaeps 
ctiam  intermediis  horia  post  meritÜem  dnaa  treave  futfr> 
las  aumebam:  ai  aucem  ab  aegrotorum  foetore  ne  Tai 
taaülium  alteramm  aentirem,  statim  poatpoaitis  omnibii 
jiegotüa,  qualicunque  diei  hora  foret,  ad  Tabaci  nana 
Jugiebam:  nana,  ut  verum  facear,  labmeum  pro  prima* 
rio  praeaerrativo  aemper  babni,  et  re  Tera  tale  um, 
Bon  sola  ratione  duetus,  aed  experientia  edoctua  com' 
peri;  neque  aliud  melius  pro  ordinario  uau  fcactenni 
inventuin  fuisss  exiatimo  ;  aed  obaerratu  dignum  an, 
auod  non  ttisi  insueiis  auxiliabilur  fumi  suclio  qua» 
propter  ey>  aolo  Tahaco  contentua  nullia  aliia  auffumi* 
giia  utebar,  et  poatea  ejus  usum  ruraus  dereliqui," 

2. 

Reue  Erfahrung  über  die  irefßichen  Wirkungen  des  Che* 

nopodium  ambrosloides  bei  Lähmungen,   über  dii 

Resti  venerischer  Krankheiten  und  Heilung   der 

Warzen* 

(Auszug  au«  einem  Briefe.  J 

JL/aa  Chenopodium  mexieanum  tat  sich  mir  kürzlich  ia 
•inex  halbieitigea  Lähmung  alt. Folge   des  Scharlach* 


—      123      — ' 

9 

•o    wunderthätig  wirksam  bewiesen,   dafa  ich  es  nicht 
genug  preisen  kann.  t  Ausleerungen«  Veaicatoria  an  den 

ganz    lahmen    Extremitäten,    aromatische    Einreibungen 

fruchteten  nichts.  —  Nun  setzte  ich,  nachdem  ich  mich 
mehrere  Wochen  dabei  und  bei  der  Chine  vergebens 
aufgehalten  hatte,  alle  andere  Mittel  fcei  Seite,  und  lieb  * 
adle  2  Stunden  .eine  f*8*0  recht  starken  Chenopodium« 
Thee  trinken  und  immer»  Zuerst  so  Tropfen,  von  der 
Essens,  dann  immer  mehr  bis  75  zumischen,  und  in  14 

.  Tagen  -wurde  der  welke  Fufs  des  10  jährigen  Mädchene 
zuerst  angesetzt,  in  4  Wochen  bekam  ich  auch  schon 
einen  Händedruck  und  jetzt  ist  die  gänzliche  Xierstel« 
long  erfolgt. 

,  Die  Reste  venerischer  Krankheiten  sind  noeji  im« 
mar  ein  grobes  Kreuz  für  mich!  Alle  Arten  des  &ter« 
kurs  bleiben  unwirksam,  Bardana,  Sassafras,  Guajac  hel- 
fen nichts,  scheinen  oft  nur  zu  bessern,  die  £esDardscb,e> 
Tinctur  hilft  gar  nichrs.  Das  Umherschauen  und  die 
amtive  Berücksichtigung  der  Nebenursachen  helfen 
aach  sehr  wenig.  Nach  ^-8  Wochen  zeigen  eich 
immer  neue  Symptome,  und  das  iat  oft-  bei  Patienten 
der  Fall,  welche  von  den  besten  Aerzten  als  geheilt  ent« 

"fassen  waren,  —  Kurz  ich  gehe  immer  mit  Sorgen  an 
die  Behandlung  der  Aöihe  und  Spannung  in  den  Hals« 
Speicheldrüsen,  worauf  sich  oft  kleine  gelbe  Nadelknöpfat 
zeigen;  an  die"  Behandlung  der  aufgeschwollnen  Schnei* 
derschen  Membran,  der  Flechten  Erscheinungen  an  den 
Genitalien  etc.  —  Feigwarzen  ,  heile  ieh  jetzt  immer 
ohne  Alle  Aetzmittcl  durch  blofses  Einreiben  des  Un- 
guenti  neapolitani  in  die  Geschwulst  selbst»  und  verhü- 
te so  das  Wiederkommen  am  sichersten >  welches  nach 
Wegätzungen  so  gewöhnlich  ist« 

Sie  warfen  irgendwo  einmal  die  Frage  auf:  ob  die 
Warsen  jetzt  überhaupt  seltner  wären  ?  Hier  treffe  ich  oft 
alle  Finger  damit  verunstaltet.    Einer  meiner  Freunde, 


\ 


I 
f. 


*34     ^ 


•elbst  ein  Arzt»  gebrauchte  viele  Mittel  vergeben«,  um  siel) 
selbst  davon 'su  befreien.  Was  er  nicht  konnte/ ver- 
atand  eine  «einer  Patientinnen  ?  sie  hieb  einem  leben- 
digen Aal  4en  Kopf  4b,  bestrich  dem  Doctor  alle  War- 
ben mit  derja  Blute,  des  1  feiere*,  und  begrub  ea  unter 
•inen  Tropfenfall,  «  Er  lachte  über  die  Dame,  befolgte 
aber  ih^en  Befehl,  A*t  Blut  nicht  abzuwaschen,  und  alle 
Warzen  verschwanden  niebf  nur,  sondern  Rainen  auch 

nicjir,  wieder, 

» 

3- 

»  Nachricht  von  $rtl  jungen  j4$inos^ 

JVlan  versicherte  mir,  dafs  in  der  Gegend  von  Piaben« 
nee,  drei  Ständen  von  Brest»  drei  Kinder  lebten,  deren 
Haupthaare,  Augen  braunen  und  Augenwimper  vom  Ge- 
burt weify  und  deren  Augen  roth  wäre*.  Von  dem 
Wunsch  getrieben,  diese  so  seltene  als  auffallende  Er«* 
aebeinungen  aufzusuchen,  begab  ich  mich  Sonntags  den 
%l.  July  nach  Plabennec,  und  achlug  meinen  Weg  gera- 
fleawegt  auf  das  Porf  ein,  vre?  die  Familie .  der  Albi? 
Hot  wohnte, 

In  einiger  Entfernung  von  dem  Stadtchen  Plaben- 
nec ging  ich  an  einer  Gruppe  von  Bauern  yorlrei,  un* 
fer  welchen  ein  junge*  Mensch  mich  durch  die  aufser* 
p^rc! entließe  Weifse  seiner  Haare»  un4  weil  er  seine  Aut 
g*n)ieder  fast  ganz  zudrucKte,  auffiel,  Jch  hielt  ihn  an 
und  erkannte  an  ihm  in  der  That  alle  die  Merkmale, 
die  einem  Albino  eigen  sind.  Ich  setzte  mein«  Reise 
bis  zu  dem  Öorfe  fort,  dessen  topographische  Läse  ich 
Untersuchte,  und  nach  einigem  Suchen  gelang  es  mir, 
4ie  drei  Kinder  zu  finden  und  mir  folgende  PJachricb- 
|en  ÄU  verschaffen. 

Yves  Land  arg  t  das  Haupt  dieser  sonderbaren  Fami- 
lie, ist  ein  J^ann  von  54  Jahren,  5  Fufe  3  Zoll  grols* 


fttlflt  fiaare  sind  hall  kastanienbraun  |  »Irin«  Constitution 
fcager  und  robust;  dar  Augapfel  hellgrau.  Er  hat  vor 
dar  Revolution  unter  dar  6ee- Garde  gadiant. 

Dessen  Frau,  A/aWe  C*Ui,  ist  44  Jahr  ah,  §  Vut$ 
gfof*,,  brünett  und  stark*  das  Auge  schwAre, 

Sia  hat  0  Kinder  und  nicht*  Ungewöhnliche*  Wäh- 
lend ihren  ftcbwarigerschaflten  g*if>tirt*  Mann  und  Frau 
hewohnert  da*  Dorf  Pratittmnt  au  PUvUn  gehörig,  ÜOf 
terpiaffkttir  VoH  Hmt. 

Dir  Ana  Dorf /Hegt  in  einer  trockenen  Gegend,  und 
tief*  lieh  hotll;  und'  Ich  habe  keine  deutliche  Ursache 
Von  ungesunder  Beschaffenheit  entdetken  können«  Jeda 
Voraueipraung  in  dieser  Hinsicht  wurde  Wegen  defti  Vor« 
faUf tttir»  nwiar hen  Wohlgestalteten  Kindern  und  den  Albi- 
nos unwahrscheinlich  und  geWagt  leyri,  wie  man  nach  der 
unten  aufstellten  Familien -Tafel  st/h  überzeugen  kann* 

Die  jungen  Albinos  sind  im  ganaen  Umkreis  ala 
krank  angesehen  worden,  und  msn  nennt  lia  nur  »  dia 
kranken  "  o«ler  ,*die  Weifien  Kinder. M 

Zorütkf.eactgen  in  einem  Winkel  der  Ärdt,  entfernt 
von  dett  Heeratrsliert  Urtd  jeder  Coftimnnikatlon,  kein 
Marktflecken  ala  Hub  inner  und  lluviin  Itf  der  Hegel 
besuche-id,  kannten  ala  Wenig,  bis  *ie  l<bon  au  einem 
l'ewiisn  Alter  gelangt  wäi an,  vött  Mensches!  beobachtet 
Werden  t  die  dies*  sonderbare  Natur- Erscheinung  gehet* 
tig   sehatatefli 

fihe  Ich  die  nilftn  Umstünde  dieser  Kinder  ein« 
aeln  angebt,  will  ich  erst  ihre  Gebdrtstafel  ferteichtten, 
wo  sia,  wie  ich  schon  gesagt  habt»  mit  ihren  Wohlge- 
stalteten Brüdern  Und  Schwestern  wechseln* 

Uta*  Kind  .  *         Albino  •  *  Mario       t  ig  .  .  4    8   > 

■  —    —     .  .  — —    *   .  Franko!*    *  17  *  .  fl     I 

3  —    -—    .  .  kein  Albino  .  .  Jesu  .  t$  .  .  4    | 

4  —  —  .  .  —  — —  ,  ♦  Jeannette  .  13  .  .  4  — 
$  —  —  «  .  Albino  |  .  Christophe  lo  .  *  4  hp 
«3  —    —    .  .  ktltt  Albino  •  i  Annette    *    4  <  .  i    a 


^ 


Die»«  drei  Kinder  sind  stark*  fest  und  wohl  getaut« 
tragen  keine  Zeichen  von  ScHwäche  an  sich;  ihre 
färbe  der  Haut  ist  lebendig.  Sie  haben  die  Miene, 
Starke  und  Farbe  von  blonden  Kindern  desselben  Al- 
ters und  beweisen  also  gerade  das  Gegentheil  von  dem« 
Vras  die  Schriftsteller  über  den  Unterschied  der  Albin  o's 
geschrieben  haben.  Ihre  Haare  sind  weifs,  dick,  lang, 
•  steif,  stark,  und  haben  mehr  die  Fertigkeit  der  Pferde* 
'haare,  als  der  Geschmeidigkeit  der  Seide« 

Dia  Apgenbraunen  und  Augenwimper  sind  von  der 
nämlichen  Farbe,   als   die   der  Haupthaare»    Jedoch  dal 
Auge  ist  der  Gegenstand,    der  vorzüglich  die  Aufmerk- 
»amkeit  des  Beobachters  anf  sich  zieht,     tast  gan«  ver- . 
borgen  unter  dem  Augenlied,  läfst  es  sich  kaum  bemer- 
ken.    Diese   jungen   Albinos   tragen   fast    beständig-  den 
,  Kopftief>um  das  Sonnenlicht  zix  vermeiden,  welches  den- 
.    selben  Schmerzen  verursacht ;  sie  sind  gern  im  Schatten,  wo 
•ie  das  Auge  ohne  Beschwerde  öffnen  könne».    Nachts, 
wenn  ihre  Aeltern,  Bruder  und  Schwestcn  nichts  mehr 
tinter-schölden   können,   sehen    sie  noch  ein  wenig   und 
*    haben  mir  versichert,  dafs  sie  die  Gegenstände,    die  die 
Andern    nicht  mehr  bemerkten,    wieder  erkennen   und 
;       sehen   könnten.     Die   drei  Theile,    die  das  Auge  zeigt, 
-     die  dunkle  Hornhaut,  die  Iris    und  die' Pupille,  stellen 
\        drei  gesteigerte  Niiancirungen  dar,    von  ronenfarben  bis 
jbu  dunkeroth.     Das  Weilse   des  Auges    ist   rosenfarbig,  . 
^   der  Augapfel  he^roth,   und   die  Pupille   dunkdroth  in 
Violett  spielend.      '  %  ^ 

Das  Auge  ist  in  beständiger  Bewegung,  wie  ein  Per- 
pendikel, und  diese  Beweglichkeit  giebt  ihrem  Blick 
eine  seltsame  und  wirklich  wunderbare  Beschaffenheit.. 
(Journal  dt^Mtdtcine  etc.  i8u»  VqI*  XX1K*  p.  35o.) 


c 


I      # 


/ 


Inhal    t. 


I»    Bemerkungen  und  Erfahrungen  über  verschied»» 
ne  Krankt eiten.  Von  Dr.  fVv(ft  zu  Warschau» 

i)  Phthisis  pulmonalis.  .  .  .  ■     Seite    3 

52)  Pleuritis,  pneumoniae  .  .  «  —     i£ 

*    3)  Ileus.*       .                 »  •  *  —3c 

4)  Hydrops.           .        .  •  .  .  .'  —    3a 

&)  Gonorrhoe«»     .        ♦ .  *  .  •  —    55 

6)  Febris  puerperalis.  .  —    37 

II.  Geschichte   eines  Aneurysma    der  Orbita   durch 
»        Unterbindung  der  Arteria  Carotis  geheilt.     Von 

Benjamin  Trauert,  zu  London.      «   •         .  —33 

III.  Nachtrag  zu   Aer  Abhandlung  über  fremde   in 
,       die  Luftröhre   gefallene   Dinge.     Von   Dr.  Mi- 

»  ckaelis,  zw  Marburg.     (Nebst  Abbildung.)     —    $f 

IV»  Amputation  durch  unheilbare  venerische  Ge- 
schwüre nötbig  gemacht.  Von  Dr.  Peter  Qou* 
fried  Jocrdcw,  in  Hof.       -  *  .  •         .  »    —     €f 

yj  Ueber   ein   neues   und   sicher  genanntes  Mittel, 
nicht  nur  den  Lungenkatarrh,  -sondern- auch  den    _ 
Keic)>husren  und  die  häutige  liräune  zu  heilen» 
Von  Dr.  Wescnir,  zu Düllmen,  im  Lippischen.  —     86 

'VI*  Einige    Bemerkungen    über    die    lluhrepidemie 

vom  Jahr  l$il.     Von  Ebendemselben,        ,       —     97 

VII.  Summarischer  Bericht   über   den    Zustand   dea 
König).  C|iarite*- Krankenhauses  vom  Jahre  tSi3* 

'  Von    den  Aerzten    des    Hauses   Hufe/and  und 
Born.         •         .         ,         .         *         .         4         •-*-  t'fsj 

VIII.  Kurze  Nachrichten  und  Auszüge.  . 

I.  p.  Jllens  Präservatifmethode   gegen  die  An- 
steckung der  Pett»         ....        — ***tat 

'  0»  Neue  Erfahrung  über  die  trefflichen  Wirkun- 
gen des  Chenopodjum  ambrosioides  bei  Läh- 
mungen, über  die  Reste  venerischer  Krank- 
heiten, und  Heilung  der  Warj&n.  (Auszug 
aus  einem  Briefe.)         .        »         .         .        *—  12t 

3«  Nachricht  von   drei  jungen  Albinos.     (Jotir* 
nal  de  Medecine  FoL  XXiK  p.  35o.)  .    *—     I&4 


I 


s- 


Mit  Jiesetn  Stücks  das  Journals  wird  smsgegeben\ 

4 

Bibliothek  der  praatisttiefi  Reiikuhde.  Rut 
und  dreißigster  Band.    Drittes  Stück 

t  h  h  d  1 1. 

Mssay  sur  tes  mäladies  et  les  lesiohi  organijues  du  eoetr 
et  des  gros  toaisseaux:  extratf  des.  tegons  clinUnut 
de  J.  iV,  Corvisart.     (Fortsetzung.) 

Allah  Burns,  toon  einigen  der  häufigsten  und  mckNf< 
sten  Herzkrankheiten,  ferne*  i>om  AneUrisma  da 
ßrustaotta,  von  Pu/sätionSn  in  def  bbern  Bauchig 
gehd  und  1>on  detri  ungewöhnlichen  Ursprung  und  Pa- 
tau/ einiger  grofsen  Arterien  des  m&ns  hlichrh  Kfa 
pars.  Auf  dem  Englischen  übersetzt,  nahst  einer  AI 
handlang  über  die  blaue  Krankheit,  von  Dr.  Natu 
(Fortsetzung.) 


-■ W&2^^urna£sff+xJ(4r& , 


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Journal 

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practischen   Heilkunde 

VOfl 

C.     W.     H  u  f  •  1  i  n  d, 

lUnlgl.  Pffuli,  giaifirath,  Hlittff  dti  retUis  Adl#r- 
Orü«tti  dflittr  Klum,  wirkt,  Utbiut,  Pfthiitf  dir 

Ittdlila  na  fiarliii  Atf. 

und 

K.    II  1  tri  1  yf 

Fribittr  du  Madiila  fu  G#ttlifffii  Dlftettf 
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IV.    3  Mick.     April/ 


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Aphorismen 

e  i  ie  s    freieü   A  r  z  t  e  fc 


|  Medibui  MM,  HU  humatu  a  %c  atUnum  pmbt 


'% 


ßas  iichtt Are  Lebeü  ferfcirgt  «ift  ümickt- 
bäte*;  Sieh  An  das  Sichtbäte  halten*  abdr  dai 
Unsichtbare  zugleich  itdi  erfasse*;  im  Sieht* 
baren  lebefy   denken j  handeln,   *bef  iäi  ,fre* 


]N*hö  dich  jedeobt  Kränken  *  als  faahetetf  dnt  N 
dich  einem  Tempel  der  Natur,  ihrem  Hdl^ 
thunu  In  jedem  ist  sie  ganz*  beschäftigt  mit  - 
dem  höhet*  Kämpf  des  Lichts  mit  der  Fiö- 
Sternifsj  des  Lebens  toit  d<jdi  Tod&  Versau*, 
fne  nicht  sü  dchteri  auf  die  Summe  des  still 
schaffend«  Lebens  in  .halbzerstörtem  Qeßüfc 


•*.  ■*.  i- 


I 

ständigen  Gefühl  und  Achtung  des  Unsicht- 
baren; das  sichtbare.  Leben  immer  nur  be- 
trachten als  Erscheinung,  welcher  ein  unsicht- 
bares* sich  dadurch  offenbarendes  *  höherei 
Leben  zum  Grunde  Hegt;  —  das  ist  die  höch- 
ste Aufgabe  des  Lebens  überhaupt*  und  ütt* 
besoü4erö  der  Heilkunst 


i 

mm 


4 

Theorie  heifst,  da*  Sichtbare  äü  dai  Ün* 
sichtbare  anknüpfen» 


Ächtung  für  das  Unbegreifliche  der  Ju- 
gend einzuflößen,  mufs  das  Hauptstrebeil  der 
Erziehung  seyn*  und  die  Anerkennung  der 
Ünbegreiflichkeit  selbst,  aus  Vernimftgründen* 
,und  mit  klarer  Üebepzeügung  det  Vernunft* 
ist  das  höchste  Ziel  ihres  Streben*,  ihr 
herrlichster  Triumph*  das  wahre  Unterpfand 
ihrer  Göttlichkeit  —  Das  eben  ist  der  Ka- 
raktef  der  Getneiüheit,  dafs  sie  alles  begreift, 
uüd  nichts  gelten  läfst,  als  was.  sich  greifen 
läfst*  Solche  Zeiten  sind  die  Zeiten  der  grofs- 
ten  Dürre  für  Wissenschaft*  Religion  und  T u* 
gend. 


V 

\ 


—  .    3     - 

Wie  kam!  üiatt  glauben*  den  Sinn  für  dal 
Unsichtbare  dadurch  sä  erwecken,  data  inan 
da*  Unsichtbare  sichtbar  mächt  (Geistere** 
scheinütig)?  Heilst  dal  nicht  vielmehr*  dal 
Unsichtbare  Wieder  ixi  da*  Reich  der  Smii- 
Jichkeit  herabziehet!  ?  —  Nor  inwendig  in  Ulli 
existirt  der  Geist  Und  das  Geisterreich*  und 
Huf*  durch  uns  kann  sich's  offenbarere 


Allel  Wissen,  und  folglich  alles,  was  fiif 
uns  da  ist,  f  educirt  sich  in  seiner  Genesis  auf 
drei  Grundideen,  die  eben  deswegen  die  drei 
Wurzeln  aller  ferkenntnifs  sind,  und  das  gän* 
ze  menschliche  Wissen  begreifen:  i.  tch$  fdas 
Denkende).  &  Nicht  Ich,  (das  Aufsending,  die 
Welt,  Natui*,  unser  eigner  Körper).  &  Etwas* 
was  beides  in  und  äufser  mir  vereinigt,  und 
folglich  höhet  liegt  als  beides,  (Gott).  Des- 
wegen giebt  es  auch  eigentlich  nur  zwei  Wis- 
senschäften :  Philosophie  lind  Empirie  (Mröftin* 
tet  Sowohl  Natur  als  Geschichte  fällt);  t)a* 
dritte  ist  Religion  *  keine  Wissenschaft*  iött* 
dem  Offenbarung^  Glaube; 


ßenkeü  und  ThüÄj   das  ist  diä  Sache; 

nicht  sprechet  üftd  Schteiben;     Die  Papier- 

Aä  # 


-    4     -* 

weit  hat  <Üe  wirkliche  Welt  verdrängt,  iieson* 
ders  bei  den  Teutschen.  —  Er  hat  die  gröfs*. 
ten  Erfindungen  zuerst  gedacht,  aber  nicht 
gethan,  höchstens  geschrieben*  Andere  Na- 
tionen thaten  sie,  und  gaben  ihnen  dadurch 
e*st  das  Leben  und  sich  den  Ruhm,  Beweise, 
der  Telegraph,  die  Aeronautik,  die  Vaccina- 
tion» 


So  tvie  die  Erfindung  des  $chiefspülvets 
eine  ganz  neue  Kriegskunst,  ja  eine  ganz  neue 
Periode«  der  Weltgeschichte,  herbeigeführt  hat; ' 
eben  so  wirken  Entdeckungen  grober  neuer 
Heilmittel  auf  die  Heilkunst.  So  die  Entdec- 
kung der  grofseix  Heilkräfte  des  Quecksilbers, 
des  Opium*,  der  China.  Sie  haben  der  Heil« 
kunst  eine  ganz  neue  Richtung  gegeben,  ganz 
neue  Verhältnisse  der  organischen  Welt  er- 
öffnet, und  sie  sollten  einmal  von  dieser  Seite 
tneht  gewürdigt  worden. 


«u 


Ein  Hauptfehler  der  Menschen  ist,  sich 
einzubilden,  es  habe  nie  ändere  Menschen  ge- 
geben, wie  jetzt,  es  sey  die'  Welt,  die  Natur 
seihst,  nie  anders  getf  eseü,  als  jetzt,  und  folg- 


mm       5        —    '■ 

\ 

I 
i 

lieb,  wa»  jetrt  nicht  geschieht)  könne  auch  nie 
geschehen  sey*. 


im 


W'ß$  heijsen  denn  Simplicia  in  dfer  {leil« 
kunst,  und  w*s  heilst  das ,  man  soll  nur  Sim* 
plicia  geben?  Es  giebt  ja  keine  wahren  Sim- 
plicia  in 'der  Natur  selbst,  sie  sind  alle  schon 
Komposita,  oft  aus  höchst  verschiedenarti- 
gen Ingredienzien ,  und  eben  in  dieser  Mi« 
schung  liegt  ihre  Kraft.  —  Warum  soll  nun 
das,  was  die  Natur  hier  vorzeiehnet,  nicht 
auch  der  Kunst  erlaubt  seyn?  Warum  soll  aie 
nieüt  eben  dadurch,  selbst  durch  chemisch 
widersprechend  seheinendp  Mischungen,  neue 
Schöpfungen  lind  dadurch  neue  Kräfte  und* 
Wirkungen  auf  den  Iahenden  Organismus, 
hervorbringen  dürfen? 


■N      <'■*       J       .IWU» 


Es  giebt  nur  zwei  Arten  des  Todes,  ent* 
weder  Tod  des  Nervenlebens,  oder  Tod  des 
Blutlebens.  ( der  Sensibilität^  oder  der  Irritabi- 
lität) 


■Nw 


Wie  kafan  der  Mensch  sagen,  „er  lebt  in 
<Jer  Zeit,"  da  doch  er  allein  <Ue£e^  macht, 


»  *■ 


I  •  »  ■ 

und  o\mP  $m  g*?  keine  Zeit  49  wäre?  —  Jst 
4m  nicht  der  teste  Beweis,  daß»  seine  ganze 
Wel?  in  ihn*  selbst,  sein  eigen  Produkt  ist? 


.Eben  so,  Wenn  er  sagt,  es  lebt  im  Raum, 
4*  doct  der  Raum  nur  in  ihm  d*  ist,  und  w 
eigentlich  damit  sagt :  es  lebt  in  mir, 


"■-i 


Da*  bittre  Prinzip  ist  felo*  tsui  Produkt 
4er  organischen  Chemie,  d,  h.  des  Gebens; 
alsp  ohne  Lehen  gäbe  es  keine  Bitterkeit, 
physisch  sowohl,  wie  moralisch,  ' 


Die  Heilkunst  ist  die',  einzige  Physik 
Jebeq den  Natur,  un4  das  Kuriren  ein  ewigem 
Experimentiren  in  den  Regionen  des 


Pm  einzige  feste  und  bestehende  in  der 
Körperwelt  ist  die  Urform ,  der  Typus,  ihres 
Daseyns  —  dies  ist  eigentlich  der  fortwirkende 
Gedanke  Gottes,  das  Wesen  der  Dinge*  — •■ 
nicht  der  Stoff,  der  in  sich  immer  eines,  4ocb; 
äußerlich  nie  dasselbe  bleibt,  der  auf  unend- 
lich vielerlei  Art  immer  von  neuem 
ten,  umgeformt,  und  neu  dargestellt 
Pfther  44«  Spiel  mit  den  Elementen,, die  plöte- 


«-  7  — 
auf  dreißig  und  mehr  anwuchsen,  und  nun 
Frieder  immer  mehr  zu  »abwinden  anfangen« 
Clement;  kann  nur  di$  Grundformen  des  Da- 
peyns  des  Stoffs  bezeichnen,  und  to  Wird  es 
ewig  bei  der  alten  Einteilung  der  Elemente 
bleiben;  das  Luftige,  das  Feurige,  fatPFofs* 
Tige  (Tropfbare),  das  Feste  (Starre)« 


Viele  glauben  jezt,  eine  Sache  dapn  erst 
zu  kennen,  wenn  sie  sie  zerstört  (zerlegt)  ha- 
ben. Gerade  so  machen  <?a  die  Kinder  mit 
ihren  Sf  Jelsachen, 


Was  heifst  Sterben  anders,  als,  »ich  Veiv 
puppen?  Diese  Ansicht  seilte  man  mehr  fest 
halten  und  einführen,  i 


Man  sollte  doch  endlich  aufhören  ,  das 
Herz  den  Mittelpunkt  und  Quell  des  Lebens 
znl  nennen,  —  Nicht  das  Hqrz,  sondern  das 
Blut  ist  der  Quell  des  Lebens,  und  et  heilst 
offenbar  das  Gefaft  mit  der  Sache  yerwecht 
sein,  wenn  8*an  <*as  erste  sagt,  Das  Her?  ist 
ein  Muskel  wie  jeder  andere,  und  bekommt 
seinen  hohen  Werth  nur  dadurch,  dais  es  der 
fiauptbehälter  und  Beweger  desjenigen  ist,  was 


4 

eigentlich  dal  Leben  in  sich  iaht.  •*-  Dem 

es  bleibt  ewig  wahr,  was  schon  die  Schrif 
sagt :  „  Des  Menschen  Leben  ist  in  %einen 
Blute/9  Der  eigentliche  Sitz  des  organische] 
Lebens,  seine  Grundlage  und  sein  Träger,  is 
das  Flüssige,  das  Blut.  Dieses  allein  ist  di 
Werkstätte  des  ewigen  Lebfenspro$esses,  um 
mufs  eben  deswegen  in  steter  Bewegung,  aki 
^üssig,  und  in  Gefäfsen  herumgetrieben  seyi 
Die  Bewegung  ist  blos  die  Bedingung  des  Le 
t>Qns,  picht  das  Lebep  selbst/  Alle  feste  Ol 
gane  sind  nur  dazu  da,  das  eigentlich  leben 
dige  zu  halten,  zu  gestalten  und  zu  äufseT 
Verrichtungen  geschickt  zu  machen.  IJnd  3 
bleibt  das  eigentlich  lebende,  das.  ganze.  Lebe 
hindurch,  wie  bei  der  ersten  Erzeugung,  ei 
Tropfen,  nur  durch  feste  Behälter  mnschlffl 
sen  und  jnannichfaltig  gestaltet. 


Ein  Arzt  schrieb ,  si)  Anfang  *e\Q$r  Ffl 
*i$>  folgendes  über  s^in  Tagebuch: 

D&  Menschen  Leiden  zu  versüßen. 
Das  höchste  Gluck  gans  zu  genieftenf 
JSin  Retter,  Tröster  hier  *u  seyn; 
Diefs,  Gott,  lab  mich  in  tjllen*  Sorgen, 
In  Tages  Last,  an  jedem  frühen  Morgen, 
Gerührt  empfinden,  gans  mich  weihn, 
j&u  trotten,  zu  helfen,  *n  erfreun ! 

(Pie  Forwsuun^  folgt«) 


«-■        0         M» 


Sl    / 


I  t 

»I  .    '       »       * 


II. 


I  I  » 


h. 


Praktisch«  Fragment* 

übtr 

den  Jetssl:  herrschende»  Tyßhuf 

uhcj 

«eine  Behandlung. 
prf  Hans  Adolph  QoMfQt 

tUfpali  litt  Oombinntn,  jttpt  «m  |iuii#Uiif 


Einleitung, 

L)iete  Ansichten  und  Erfahrungen  hat  otfr  di* 
Praxis  ge wonnen ;  daa  bedeutende Militafe»Laza* 
rethtuGumbinneninLitthaiieBt  dem  iah  sur  Zeit, 
als  leitender  Arzt  rotstehf ,  ^Mbt  mir  täglich  dif 
fmehe  Gelt genbeit  in  dija  rei«chi*densrtigsttzi 
Gestaltungen  4m  kraust  Leben  au  beobach» 
tan!  vnd  bei  den  verschiedensten  JnditjdtieU« 

fiten,  \m  dt*  «fitlwvtüM  Jtowwn  die  An 


-+r        Jö       w» 

a 

dlvidualiijmng  der  Krankheitsformen  und  dis 
Wirkung '  der  Arzneien  zu  «ergreifen.  Hit 
Erlaubnis  des  Herrn  Herausgebers  werdet 
diese  Fragmente  fortgesetzt  werden«  Eine 
vollständige  Geschichte  der  merkwürdige! 
Typhus -Epidemie,  welche  im  Winter  i8{f 
in  (jitthapen,  Ost-  und  Weatpreufteu  so  vs* 
beerend  wüthete  —  ist  von  mir  xu  erwarten; 
eine  heitere  Mufse  und  Mufse  ip  einer  ruü 
gern  und  hessern  Zeit  wird  für  die  Wissen* 
Schaft  die  Früchte  reifen,  wozu  die  Praxis  <ft 
Keime  gelegt! 

I, 

Von  dem  Qualitäts-  Unterschiede  des  TyphW\ 

oder  von  seiner  $pecies< 

Worin  da*  Wesen  des  Typhus  bestehe^ 
darüber  sind  die  Aerzte  noch  nicht  einig. 
Wer  den  innern  Entwicklungsgrund  und  dk 
Form  und  da*  Gesetz  in  der  Metamorphose 
juiffftlst»  dem  wird  die  Einsicht  in  das  Innere 
sich  eröffnen,  Das  FVesen  ist  nnd  bleibt  iuh 
immer  gleich  r  e^ist  hier  wie  dort,  eins  un4 
dasselbe,  nur  die  Stufen  der  Entwickele 
auf  denen  e*  ergriffen  wird,  sind  verschiede* 
Die  äußere  Gestaltung  und  Empfängnifs  des 

W^ieni  in  deu  verschiedenen  Gebilden,  auf 


den  Stufen  der  Metamorphose,  giebt  den  Grund 
für  die  Verschiedenheit  im  Verlauf,  und  di* 
gräjseret  Analogie  und  J)iathesi*  de*  einen 
ocjer  de*  andern  Gebildes  für  den  typhösen 
Fieberreiz  giebt  die  Bestimmung  für  den  ver- 
fchif denen  Charakter  des  Typhus, 

In  den  organischen  Gebilden  und  ihre? 
Diathesis  ist  daher  der  Grund  Air  die  Einthei* 
Jung  und  ihr  Gesetz  zu  suchen, 

Pas  Wesen  des  Typhus  beruhet  •  auf 
Entzündung;  das  Eigentümliche  der  typhö* 
fei|  Entzüo düng  ist  durch  folgendes  bestimmt: 

i)  Eine  Entzündung  von  dem  typhösen 
fVcs^n  hat  das  Streben  zur  Nervosität ;  sie 

muCs  und  wird  immer  im  Verlauf  den  Netv 
Ten  entzündend  ergreifen,  und  früher  oder 
später  den  Status  nervosus  entwickeln  j  sie 
entzündet  ferner  den  Nerven  im  Organismus, 
nicht  im  Organ,  im  Nerven  als  ein  Qtsarnmt* 
gebilde  ist  der  Sitz  der  typhösen  Entzündung* 
a)  Der  Typhus  hat  nicht  da*  «usacbliefa* 
Hohe  Recht  *u  einem  Organ,  sondern  ftllet 
nur  bald  mehr  das  Eine,  bald  das  Andere,  wer* 
den  in  seine  Metamorphose  hineingezogen, 
Er  ist  daher  eben  so  wenig  identisch  mit  der 
Encephalitis,  wie  mit  der  Hepatitis*  baW  Jet 
das  tebersystem  trän  Wurzel,  bald  dM  Qf« 


Jdrn ;  der  Typhus  ejicephalicut  und  der  ict§« 
ricus. 

3)  Der  Typhus  durchläuft  in  seiner  Me* 
tamorphose  die  Gesammtheit  der  Gebilde,  fort« 
gehend  von  dem  einen  auf  das  andre  bis  zum 
Höchsten  und  hiedurch  die  Verschiedenheit 
der  Stadien,  die  im  Verlaufe  so  deutlich  her- 
vortritt, begründend.  Diese  Metamorphose 
ist  dem  Typhus  eigentümlich  und  wesentlich; 
ihn  unterscheidend  von  der  Synocha  und  dem 
Febris  catarrhalüy 

Jedes  Fieber,  um  Typhus  zu  seyn,  mujs 
zuletzt  den  Status  nervosus  entwickeln!  im 
nervösen  Gebilde  hat  er  seine  Blüthe;  vorher 
aber  mufs  es  cataixhalisch  und  dann  arteriös 
gewesen  seyn.  Wi?  das  Schleimgebilde  £ru? 
her  war  wie  das  arteriöse,  wie  dieses  sich 
eher  vollendet  als  der  Nerve,  eben  in  dem 
Typus  entwickelt  dir  Typhus  seine  Metamor- 
phose auch* 

Hiedureh  ist  er  wesentlich  von  der  Syn* 
0eha*wd  dem  Febris  catarrhalis  verschieden; 
beule  haben  keine  Macht  über  den  Nerven 
und  nicht  das  Vermögen  zur  Nervosität.  In 
dem  Gebilde, -in  Welchem  ihre  Wurzel  und 
|hr  Anfang  ist,  in  demselben  ist  auchv  ihre 
Bleiche  uftd  Entscheidung,    Pie  Febris  c*w* 


«    i3    »■ 

rJta£t  übertcfareitrt  die  Schleifflgebilde  nicht} 
die  Synocha  ttekt  in  dem  Arteriösen  Gebilde 
fest,  in  ihm  ursprünglich  entstehend,  Verlan* 
fefcd  ttrid  sich  entscheidend. 

Der  Typhus  ist  das  Eigenthum  der  Ge* 
iammtheit  des  Organismus  in  dem  Rechte  zt* 
Seinen  drei  Gfiindgebilden  }  diese  dreifach* 
Metamorphose  ist  ihm  eigentümlich  und  we* 
»entlieh, 

4)  Der  Typhus  geht  äüf  Entnervung  de* 
organischen  Wesens  }  was  den  Nerven  reizend 
angreift,  in  den  Stand  der  Entkräftung  setzte 
bringt  Entseelung'  hervor*  Der  Status  ma± 
lignus,  putridüs,  die  CölH(Juatioü  ist  das  end-» 
liehe  Resultat  der'  typhösen  Entzündung.  De* 
Nerve  ist  das  beseelende,  verbindende  für  da* 
organische \  Aus  ihm  empfangt  das  Reale,  ba- 
sische, da*  organische  Wesen,  die  Form}  ist 
der  Nerve  bezwungen  und  beherrscht  von  *i» 
nem  andern  Element,  so  verschwindet  die  or* 
ganfcche  form  aus  dem  lebendig  verbunde- 
nen; der  Ausdruck  dafür  ist  die  Cotliqud* 
tiotii  ein  Prödtict,  dem  die  ötganishhe  Form 
und  das  Wesen  nicht  mehr  hüMohni.  De* 
Status  stupidüs,  iopotosüSy  und  der  ieatüs 
putridus  haben  das  gleiche  Wesen  —  das  dfet 

Colliffuatiofi  in  den  beiden  vendueden$bßßhä* 


jfen  des  Organismus;  jener  ist  der  Procefs  der 
faulnifs  in  der  thierischefi  Sphärd*  dieser  ist 
fein  Sopor  in  der  pflanzliqheäi  ' 

-  Hieraus  ergiebt  sich  der  Unterschied  des 
Typhus  und   das  Gesetz   seiner  £intheüung* 

,  Wesentliche  Verschiedenheit  hat  nickt  Ititt 
$  wischen  den  Formen  Seiner  Gestaltung;  denü 
was  innerlich  tuid  Weien  ist*  kann  sieb  der 
Verschiedenheit  nicht  ergeben,  er  ist  eihd  ffe- 
bris  süi  generisi  ein  morbus  principaliä.  Seid. 
Wesen  beruhet  auf  Entzündung)  und  dieiö  ist  * 
feststehend  Und  beständig  in  allen  Foriöeii 
Seiner  Gestaltung,  das  Innere  in  allen  Specifes. 
Der  Grund  des  Unterschiedes  liegt  also 
in  dem  mehr  Aeufseren,  Realen;  in  den  Ge- 
bilden*  Jedes  Gebilde  hat  seine  eigne  Natur, 
die  allgemeinen  Elemente  und  Kräfte  des  Le- 
bens aufgenommen  vi  sein  Wesen  auf  eigne 
)/Veise  Und  zun!  eignen  Leben  verjubeltet. 
Alles  was  einwirkt  auf  dasselbe!,  wird  daher 
Tön  itfm  aufgenommen  und  durch  selbststän- 
dige Reaciion,  seiner  Natur -gemifs  verwan- 
delt- Die  Kraft  wird  modifiziri  in  Subitist} 
das  Element  in  Gebilde. 

Der  typhöse  Fieberreiz,   die  Entzündung 
im  Triebe  des  Typhus,  wird  daher  Verschiß 

tlen  gestaltet  iä  den  verschiedenen  Gebilde»; 


las  Wesen  hat  hier  einen  andern  Charakter* 
nrie  dort, 

Die  Stadien  im  Verlauf  geben  das  Bild  . 
ier  Eintheilung.  Wehcher  Charakter  im  Ver* 
lauf  der  hervorstechend  ausgedruckte  und 
herrschende  ist,  d eisen  Qualität  wird  der  Ty- 
phus auch  tragen.  Da»  Bild  von  dem  Wesen 
#ebt  das  Gebilde  *  wie  das  AeuTtere  überall 
dar  Reflex  des  Innern  ist  Das  eine  öder  An- 
dre Stadium  in  einem  Falle  fixirt  und  festste-» 
fcend,  giebt  für  diesen  den  Charakter  des  Fie- 
bers* Aber  dieses  Feststehen  des  Stadium* 
ist  nur  ein  relative»}  die  Metamorphose  geht 
die  Stufen  hindurch*  welche  dem  Typhus  we* 
Mntlich  sind*  nur  bleibt  das  Bild  des  eine/t 
auch  in  dem  andern  herrschend  ausgedrückt* 
und  der  eine  Charakter  scheint  vorzugsweise 
nuf  den  verschiedenen  Stadien  durch. 

So  gelangt  der  Typhus  cätarrhalis  in  )4- 
dem  Falle  zur  Nervosität ,  er  entwickelt*  den 
Nerven  endlich  entzündend*  den  Statu*  nervo* 
susi  aber  selbst  noch  auf  dieser  Stufe  sticht 
du  Bild  des  catarrhaliachen  Charakters  her- 
vor. Alle  Gebilde  haben  die  gleiche  Em- 
pfangnif*  für  den  Typhua,  und  das  Vermögen 
Miner  Entwicklung,    aber  in  Verschiedenen 

Leibern   und   zu  verschiedenen  Epidemien 


t  —     iB    **  • 

(Hrohflt  «ine  größere  Diathesis  lA  dein  ti&eft 
Als  in  dem  andern ;  hier  ist  die  Analogie  tm 
Tietveh  gröCief ,  dort  zutii  Bltftgefals*,  dort 
zum  Schleimgebilde,  und  hienach  wird  de* 
Charakter  verschieden  seyrt. 

Die  verschiedenen  Charaktere  des  T^bil 
haben  also  nur  eine  teldtire  Bedeutung;  sie 
bleiben  nicht  feststehend  und  Selbststandig,  » 
einem  jeden  niufs  das  Wesen  sich  ganz,  in 
seiner  ganzen  Metamorphose  tnthüllen,  tat 
der  herrschende  Ausdruck  ist  es*  Welcher  ixt 
Unterschied  giebfc 

Die  Entwicklung  des  Wesen*  ist  nidt 
durch  ein  Aeufseres  bedingt,  sondern  geht  al- 
lein aus  dein  Innefn  hetvör,  Jus  ellgeffleinefl, 
unsichtbaren  Kräften.  Aber  *ö  wie  es  ent- 
wickelt in  die  Erscheinung  tritt;  kommt  eft 
Jnit  aufsein  Verhältnissen  in  Berührung*  durch 
Verschiedene  Media  inflüiren  die  allgemeinen 
Kräfte  darauf;  und  gestalten,  bestimmen  * 
in  derb  Ton  und  d&  Stimmung  j  rtölche  g** 
tad6  di&  gegtbeneti  Sinai 

Die*  ist  das  Wesen  töü  der  fcpidentiach« 
Constitution;  Diese  hat  nicht  die  Qetiralt  di* 
friorbi  principales,  die  'ursprünglichen  Fieber 
hervorziuruferi,    denn  dasselbe,    wodurch   iid 

iglbst  bedingt  ist,  ist  fljith  de*  Grand  ran  dsri 

Grund- 


—    l7  — 

formen  des  Fiebers;  wohl  aber  vermag  sie 
dessen  Entwickelungsgang  und  Gestaltung  au 
bestimmen,  den  Reiz  und  das  Element  mehr 
auf  dieses,  oft  mehr  auf  jenes  Qebilde  fyüi- 
leitend. 

Das  Intermittens ,  der  Typhus,  die  Fe- 
bris  nervosa  kommen  su  jeder  Jahreszeit,  un* 
ter  jeder  Constitutio  annua  vor:  aber  auf 
ihre  Qualität,  auf  ihren  Charakter  influirt  die« 
selbe«  Dafs  das  Intermittens  oder  der  Typhus 
hier  mehr  ent;zünfllioh,    dort  mehr  serös,  ca- 

tarr haiisch,  und  dort  endlich  die  herrschende 

* 

Analogie  sur  Nervosität  .hat ,,  dies  ist  in  der. 
Constitutio  annua  gegründet. 

Was  die  Constitutio  annua  im  Leben 
der  Erde,  das  ist  die  Diathesis  im  Organis« 
mus.  Wie  im  Bunde  der  Elemente  an  den 
▼erschienenen  Jahreszeiten  die  eine  ojjer  an- 
dre allgemeine  Naturkraft  die  vorherrschende 
ist,  wie  unter  ihrer  Potenz  das  Leben  zum 
Lebendigen  sich  versöhnt,  so  wird  innerhalb 
des  Kreises  des  Organismus  in  dem  Gebilde  • 
das  regsamste  Leben  wohnen«  was  die  ent- 
sprechende Analogie  tu  der  herrschenden 
Jfaturkra/t  fiat.  Dies  ist  die  Idee  der  Dia« 
thesis:  vermöge  der  Stimmung,  welche  die 
Erde  beherrscht,  hat  daa,üebilde  die  größere 
Jottf*  xxxvin.  1,  4-  »«.  B 


—     lA     — 

Empftngnir»  für  die  allgemein*  Naturkraft; 
wo  um  regsamsten  da»  Lehen  ist,  darauf  geht 
auch  alle  Influenz  vorzugsweise  bin*  Wie  Stim- 
mung riet  Macrocosmus  ist  re/Iectirt  im  Mi* 
crocosmui;  wie  die  Mrde  im  Wechsel  der  Jak 
rewseifen  Hebert,  so  der  Organitaiua  in  d«A 
DiaOie*en. 

J)ie  ComiUutio  caLarrhalis  gehört  dem 
Frühling  an;  die  allgemeinen  Nnturkläfte,  Ab 
Fieberreize  haben  hiwr  deshalb  die  gröbere 
Gewalt  über  did  Schleirngeßilde ;  daher  hat 
jede  Entzündung,  der  Typhu»  und  das  Int» 
mitten*  hier  den  c;iturihalift<hcn  Ghorakter* 
Die  Constitiuio  arteriöse,  wflammatoria  int« 
spricht  dem  Winter;  in  der  Arterie  und  ibref 
Metamorphose,  «lern  (jbrönen  Oewebe  wohnt 
der  Trieb  zur  Empfängnis,  daher  neigt  sich 
jede  Entzündung  xtir  arteriösen  Qualität; 
die  Synodia  herrscht.  Die  Constitutio  norm 
vosa  ist  dem  Herbst  eigen ;  der  Nerre  bat 
hier  die  I)i»th"sis  und  das  regsamste  Leben, 
und  das  /;ro!We  Anziehungsverm/igm  für  flie 
eletneniarischen  Krüfte,  daher  herrscht  der  Ty* 
phns  nenwtus,  und  alle  Entzündungen 9  wie 
auch  das  Infermittens,  tendiren  zur  Nervosi- 
tät. 

Der  Dreizahl  der  Gebilde  analog  ergiebt 


♦II 

■1l  IflM  Tl|«llH«:  ^lM  i\l»\fa"\\ni  'JltJlllHU«  !  IM  . 
rrlttffl  Itlpc,.  f'li.ithklMh  gi<lirM  «|| #«  lillr»- 
t  rlrt  l'.llitlli -HiiHR:  ri'"  t  cl.i «5  ItlMftf«  1l|  jfi. 
Hl  Inf  Hl«i|  lili-lbl  'I««!  ffl|J|i'llr>  VY'^MI,  tlds 
itff>l«|if<H  rflffrh  :i||f»  *  !«»lillr|l«  Itl1(|  ifrt<  Sit"«- 
M    711»    NpM'i -l»H».    itl*    ffltlllfllh  fttlfU'IrlcillÜlg 

11  h.i    /'i^/»tM  tithitrhiith.   diu  uhrtHsti 
-liInlMilli  I»- 1       M"t    ti-MnlHilglit  t  :lifft t «flct-#«t  Nt 

f    nll.Ml    NMitlntl     nrhnlHl     ^    l|llfrhf      Hfffll    Hilf 

f  Shilr    'l't    O..II|i|tintlnh,    Ift    «loh  Sr!ll«lHI- 

.|i|l.|#«M     7,  lfit      rl<f-(fi      «lt«||    rfWM     I|H||     tfJfKlIgf- 

M<m;  1t«  rll'«riM  tlpflfllih*  ulul  rlht  Htßrttflfe 
114  JMtfHftt'.  'Ii'trh  i||n  lM*>!lf  ffof  frtfltr.fltl- 
jfl;.  fi  hl  llrt  .if|i1tll«rlli»  WmpM  Htflfnf,  d||» 
.fffh  "l"!.'.  !•••  HMil  ktRI'H»  ttH»l»ti  l)H  fflHrf 
rhll-hi  Im  »I.  H  f  \-  "MliHi.  tllf  trtltl  iifßHttlirhHfl 
;fw,.M    i.tl'iü-nh   *IM»I       7.<>t<(pft7ltMg  tlta   iWufl*- 

fllt;     rlrt      f.     tili      -  M|  f  f»     Iftlfl     M  f  l » ff*» ,      ffn<      h^ffhl- 

.||ffl  »:,lil,  Im.  In  <rlntlp«,  tollllrlltp*  Wim*«} 
t  rlj..  I  Jfi.<  HI..1  hf  «Im«  i';|t|lfl«.  Am  ßji- 
,{|n.tMi  rltiwh  'S  iHfHiHMl'Hflt'llt  1-rtrlfnf  Ih 
r.m  hi.l.h  ?(•»  M»ic<ul|!lf  |«f  tliM  tr|ihr(4*> 
l    ...m  d*  hth'ii :  fiiw'li  ilIMM  ItNt  iHm  ntfuHtl- 

»1  'fulliifn,  <•«  fttnl'-s  ill*  AtOHe  diltrlignlt*«, 
im  #|ft«ti   NMttM    tu  tHgfHfttl. 


—     ao     — 

i)  Der  Typhus  inßammatorius  ;  der  ar- 
teriöse Charakter.  Die  Arterie  und  das  fibrö- 
*e  Gewebe  hat  die  gröCsere  Empfängnils  fijr 
die  typhöse  Entzündung;  in  der  Arterie  er- 
stirbt der  Nerve  zuerst,  vorzüglich  in  diesem 
Gebiet  tritt  die  Colliquation  hervor;  der  To- 
talausdrtick  derselben  in  dieser  Sphäre  ist  der 
Status  putridus:  Zersetzung  der  Lebenssäfte 
und  Stoffe  in  faulichtes,  dünnes,  aufgelöset» 
Blut. 

Auch  bei  dieser  Species  wohnte  die  Ent- 
zündung im  Schleimgebilde  zuerst,  aber  der 
catarrhalische  Charakter  ist  schon  auf  der  er- 
sten Stufe  verschlungen  von  dem  entzündli- 
chen ;  auch  sie  ergreift  den  Nerven ,  der  ner- 
vöse Charakter  wird  in  der  Arterie  sichtbar 
durch  den  Status  nervosus ,  und  dieser  geht 
der  Putreszenz  voraus.  Die  Stadien  bleiben 
beständig  in  jeder  Species,  denn  die  Meta- 
morphose durch  sie  ist  dem  Typhus  wesent- 
lich ;  nur  sind  sie  verschlungen  in  dem  herr- 
schenden Charakter;  die  beiden  ihm  nicht 
analogen  Bildungsstufen  treten  schneller  zu- 
rück, und  sind  rascher  vorübergehend« 

5)  Der  Typhus  nervosus;  der  nervöse 
Charakter  ist  in  allen  Gebilden  unmittelbar 
und  ursprünglich  herrschend;  rasch  durchgeht 


—      21       —  '       - 

-  • 

die  Entzündung  die  untern  Styfen\der  Meta- 
morphose _den  Nerven  ergreifend; 'im  Nerven 
wird  das  nervöse  Wesen  von  der  Entzündung 
.zuerst  und  ursprünglich  getilgt,    in  ihm  tritt 
die  Colliquation  in  dem  ihm  eignen  Ausdruck 
ein«    Der  tiefe  Sopor,  der  Lethargus,  die  gro- 
fse  Stupidität  und  Gleichgültigkeit;  der  wilde 
^  und  irre.  Blick  der  ohnmächtigen  y erzweife- 
lung,   das   seelen-  und  charakterlose  Wesen 
im  Auge  und  der  Physiognomie  —  zeigen  dio 
Colliquation  im  nervösen  Gebiete.      Für  die 
-  topische  Entzündung  von  dem  nervösen  Cha- 
rakter ist  die*  Gangraena  der  Ausdrude  fii? 
die  Colliquation. 

vDiese  allgemeinen  Charaktere  de*  Typhi» 
und  diese  Glieder  seiner  Eintheilung  entspre- 
chen genau  den  Entwicklungsstufen  im  Vejw 
lauf;  nur  so,  dafs  in  jedem  einzelnen  Falle 
mehr  der  eine  oder  der  andre  Charakter  in. 
allen  Gebilden  der  herrschende  ist. 

Der  Entwicklungsgang  im  Einzelnen  mufs 
sich  auch  im  Ganzen  enthüllen.  Denselben 
Verlauf,  dieselben  Stufen  der  Metamorphose, 
welche  der  Typhus  in  jedem  speciellen  Falle 
zeigt,  werden  wir  auch  im  Allgemeinen,  im 
großen  Gang?  einer  Epidemie  ergreifen.  Aüeh 


—       32        — 

diese  hat  ihre  Stadien  nach  dem  vorzugs- 
weise herrschenden  Charakter. 

Eben  wie  und  weil  die  Geschichte  den 
grofsen  Gang  der  Welt  und  in  derEntwicke- 
lung  des  einzelnen  Menschen  die  des  Men- 
schengeschlechts offenbart,  weil  sie  in.  einer 
charaktervollen  Periode  den  Lauf  des  Ganzen 
wiederholt,  dadurch  zeigt  sie,  dafs  der  höhere 
Geist  der  Wissenschaft  in  ihr  wohne. 

So  auch  im  Leben  der  Natur;  rjach  dem 
Vorbild  des  Ganzen  enthüllt  das  Einzelne  sein 
Wesen;  gerade  wie  in  der  Epidemie  das  L* 
ben  der  Natur,  der  Erde  erkrankt,  wie  ein 
Charakter  in  allen  ihren  Erscheinungen  herr- 
schend hervorsticht,  eben  so  und  nicht  an- 
ders erkranken  die  Individuen« 

Wenn  auch  verschiedene  Epidemien  ver- 
schiedene Charaktere  haben,  wenn  in  der  eiL 
nen  die  Analogie  und  das  Streben  zur  Ner- 
vosität mehr  hervorsticht  als  in  der  andern,  ' 
wenn  hier  der  Typhus  mehr  entzündlich)  dort 
mehr  rein  nervös  erscheint,  so  erkennt  doch 
auch  eine  jede  Typhus-Epidemie  verschiedene 
Perioden,  die  durch  die  verschiedenen  Cha- 
raktere bezeichnet  sind.  Dasselbe  Gesetz  der 
Metamorphose,  was  dem .  Typhus  wesentlich» 
seinen    Entwickeluogsgang    und    Verlauf    im 


•  —     a3     - 

i 

Einseinen  beherrscht ,  dasselbe  gilt  aucl|  ron 
der  Epidemie. 

Dies  ist  der  Grund,  worin  die  Gefahr 
steigt  mit  der  Zunahme,  der  wachsenden  Dauer 
der  Epidemie:  die  Diathesis  aur  Entzündung 
wird  in  dem  Nerven  hervorstechender,  und  die 
Analogie  zum  Nervensystem  gröfaer,  je  mehr 
die  Verhältnisse  der  Erde  entwickelt  sind,  in 
eine^n  je  grüfs?rn  Kreis  sie  das  lebendige  um- 
achliogen,  welche  die  Diathesis  sum  Typhus 
begründen. 

Im  Änfaoge  der  Epidemie  ist  in  der  Re- 
gel der  catarrhalische  Charakter  der  herrschen- 
de, dann  wird  er  der  entzündliche,  auf  der 
Höhe  der  nervöse.  Zuerst  tragen  die  Schleim- 
gebilde  die  gröfsere  Diathesis,  von  diesen  wird 
dieselbe  auf  die  Arterie  und  das  fibröse  Ge- 
webe fortgepflanzt,  und  endlich  wird  auch  das 
Nervensystem  unmittelbar  in  dap  Kreis  der 
typhösen  Metamorphose  gesogen. 

Wie  die  Pflanze  keimt,  sich  entwickelt 
und  blühet;  so  auch  der  Typhus  im  Einzel- 
nen, wie  im  allgemeinen  Gange  der  Epide- 
mie. Das  Nervensystem  ist  die  BlUthe  des« 
thierischen  Lebens ,  so  auch  die  BlUthe  der 
typhösen  Metamorphose  im  Einseinen  wie  im 
Gänsen«    Man  bedenke  aber:  dafs  das  einfa- 


t      }  » 

_     24     _ 

che  Naturgesetz,  was  im  Groben  wie  im  Kla- 
nen gilt,  wonach  die  Sterne  werden,  wacht« 
und  vergehen,  wonach  die  Pflanze  blühet  und 
welkt,  dafs  dies  auch  die  Entstehung  der  Fie- 
ber und  der  Epidemien  beherrscht,  dafs  ab* 
es  iner  sich  Modificatiorien  ergeben  muff,  in«  I 


dem  es  hinabgezogen  in  den  Kreta  der 
Individualität  und  der  Verhältnisse  der  Ma- 
schenwelt* 

Der  ewige  Geist,  der  in  den  Erscheinun- 
gen der  Geschichte  und  der  Natur  überall  her- 
vorbricht, giebt  "dem  verstehenden  Gemüthe 
und  der  verwandten  Seele  die  Lehren  de 
Weisheit  und  der  Erfahrung.  Keine  Förmig 
keine  Theorie  vermag  sie  zu  beschwören;  wtf 
unendlich  ist,'  läfst  sich  durch  die  Tabelle  nick 
bannen!  Praktische  Weisheit  und  gediegaae 
Erfahrung  ist  das  Eine  was  Noth  thut  untrer 
Zeit;  die  Formel  und  Theorie  bat  das  Lebea 
so  gehaltlos  und  armseelig  gemacht;  nicht  auf 
dem  Wege  der  Wissenschaft  ist  dies  Gut  a 
erwerben ;  in  der  Tiefe  der  Natuc>  in  den 
Gange  der  Geschichte  offenbart  es  sich  detf 
stillen  Gemüthe  des  Weisen.  Noch  ist  die 
Zeit  nicht  gekommen,  dafs  jene  herrliche  BIS- 
the,  welche  in  den  Gefühlen  und  Ahnung« 
Stndium  und  Leben  gewonnen,  in  der  Wi* 


—      35      — 

/ 

/ 

tenscbaft  Fruchte  trage  —  erst  mufs  der  Bo- 
len errungen  werden,  auf  dem  die  Lehren 
ler  Geschichte  und  Natur,  die  Gefühle  und 
geheimen  Triebe  zum  freien  und  sonnenheW 
en  Leben  gedeihen! 

ii. 

Von  den  chronischen  AJfcctionen  des  hepa* 
•   tischen  Systems,  als  Folgen  des  Jyphus. 

Wunderbare  Cachexien,  zehrende  schlei- 
chende Fieber,  die  offenbar  in  den  Ahdo« 
mtnal-Eingeweideh  ihre  Wurzel  hatten,  ka* 
tnen  nach  der  letzten  Typhus-Epidemie  und 
zugleich  in  den  Lazarethen  in  grober  Menge 
vor.  Viele  gingen  davon  noch  verlprext| 
vrelche  den  Typhus  bereits  überstanden; 
nur  die  Einsicht  in  das  Innere  Wesen  und 
Entwicklungsgrund  der  Symptome,  gab  die 
bewährte  Arznei  Und  das  Mittel  des.  Heils. 

Der  icterische  Typhus,  derjenige,  wel- 
cher vom  Lebersystem  aus  den  Organismus 
putreszirend  ergriff,  war  es,  welcher  jene 
Folgen  zuruckliefs.  In  diesen  Fällen  der 
Epidemie  «hatte  das  Fieber  die  offenbare 
Analogie  mit  dem  Typhus  ieteroides;  die 
achmuttig-gelbe  Farbe}  des  Gesichts,  das  gelb 


—       36      — 

< 

I 

tingirte  Auge,  da*  schwärze  Blutbreehcn  - 
das  sichere  Zeichen  von  der  Colliquation  is 
der  Milz  — -  die  Verwandlung  dar  gelbes  I 
Farben  in  die  dunkelblaulicht-  schwarzgelbe 
etc.  zeigten  dieß  hinlänglich.  Von  der  Le- 
ber ausgehend  verbreitete  sich  hier  die  Ent- 
zündung über  das  ganze  Abdominalsysten, 
und  zuerst  über  die  vegetative  Sphäre;  ent 
bei  späterer  Entwicklung  zog  sie  sich  auch 
auf  die  animalische  hinüber,  den  Nerven 
und  das  Gehirn  entzündend;  Der  Magen, 
die  Milz,  der  Daroikanal,  die  Urinblase  waren 
ergriffen,  bald  mehr  in  dem  einen,  oder  ifr 
dem  Charakter,  bald  mehr  mit  d*m  Gepräge 
des  einfachen  Gastricismus ,  bald  mehr  ent- 
zündlich, bald  mit  grofserer  Nervosität. 

Das  Fieber  in  dieser  Form  hatte  deut- 
lieh  und  standhaft  seine  Crisis  durch  dm 
Stuldgang;  es  entschied  sich  in  Durchfallen 
Oft  traten  diese  kritischen  Diarrhoen  wih* 
jend  yoller  Bewußtlosigkeit  des  Kranken  und 
unwillkührlich  ein;  Meteorismus  ging  in  den 
mehr&ten  Fällen  voraus;  bald  wurden  nie  mit 
Willkühr  verrichtet,  das  Bewufstscyn  wnrdt 
heller,  von  einem  äufserst  angenehmen  und 
erleichternden  Gefühl  waren  die  Durchfalls 
begleitet,  der  Meteorismua  losete  sich,   ctia 


_       2*7        *—• 

Physiognomie  wurde  freier,  und  allmählig  ver- 
lor bei  fortdauernden  Stuhlau^eerungen  der 
Habitus  den  Charakter  der  Nervosität» 

Die  sonst  io  sehr  gefürchteten  unwill« 
kiihrlichen  Stuhlausleerungen  waren  in  die*- 
ser  Epidemie  'ein  sehr  erwünschter  Zufall 
und  gewöhnlich  der  Anfang  der  Genesung* 
So  ist  alles  gut,  was  zu  seiner  Z?it,  und  un- 
ter guten  Umständen  sich  ereignet. 

Die  kritischen  Stuhlausleerungen  dau- 
erten mehrere  Tage  fort,  oft  7,  &  10  Tage 
bei  zunehmender  Besserung,  bei  wachsenden 
Kräften ,  und  uuter  dem  Verschwinden  des 
Fiebers.  Eine  unglaubliche  Menge  von  Ex- 
cretis  ward  ausgeleert ;  der  Genesende  ging 
häufig  innerhalb  24  Stunden  8>  *o,  1*  mal 
und  noch  öfter  zu  Stuhl,  onne  dafs  er  sich 
ermattet  fühlte,  im  Gegentheil  nahmen  die 
Kräfte  zu*  Die  Consisjtens  des  Excretum  s 
war  breiartig  flüssig,  nicht  dünn  und  wässe- 
rigt; im  Anfange  war  der  Geruch  oft  aas- 
haft, nahm  aber  allmählig  ab,  behielt  aber 
immer  etwas  Eigenes,  durchdringend  Schar- 
fes. Mit  grolsen  Stücken  von  polypösen, 
schleimigten  Conorementen ,  von  Häuten  wa- 
rej>  bti  ^eder  Ausleerung  die  Excreta  ter- 


—       28       — 

mische  Ganze  Röhren  eines  zähen ,  dickA 
Schleims  gingen  ab,  gro&e  Stücken  u^ 
Flooken. 

In  diesem  Zustande  bedurfte  esgewöb- 
lich  der  Arzneien  nicht;  aber  sorgfältig  mvif 
te  Diät  und  Pflege  seyn.  .  Ward  'durch  f* 
waltsame  Eingriffe  von  aulaen  dieser  Gidj 
der  sich  ermannenden  und  heilenden  Nttt 
unterbrochen,  so  entstanden  die  iibehta 
Folgen.  Eine  unglückliche  Theorie,  dem 
Sünden  das  Leben  schon  so  lange  und'vid- 
fach  getragen,  that  auch  hier  die  verdeA- 
liehst en  Fehlgriffe/  Der  armseelige  Begrif 
von  der  asthenischen  Natur  des  Fiebers  wx> 
leitete  zu  dem  Gebrauch  hitziger  sogenana- 
ter  stärkender  Mittel,  ja  die  N*tur  ward» 
wenig  verstanden,  dafe  man  die  auf  da 
Durchfall  folgende^Schwäche  fürchtend,  difr 
sen  zu  stopfen  versuchte!  Gelang  dieses,« 
waren  die  hartnäckigsten  Abdominal-Uebd 
Hypochondrie,  verhärtete  Eingeweide,  Inf* 
cten ,  chronisches  Erbrechen  ,  >  Cardialgia, 
Gelbsucht  etc.,  die  unausbleiblichen  JFot 
gen.  ■ 

Die  Störung  dieser  kritischen  Stuhls«- 
leerungen,  oder  dafs  sie  nicht  vollkommen 
zur  Vollendung  kapen,    gab  auch  die  V* 


i 


—    29    — : 

anlassung  zu  dem  hier  in  Rede  stehenden 
chronischen  Leiden.  Oft  trat  die  Crisis  un- 
ter Besserung  ein,  aber  ging  nicht  fort,  daa 
Fieber  verschwand  nicht  ganz,  der  Unterleib 
blieb  aufgeblasen,  in  der  Tiefe  brückend  und 
schmerzhaft,  den  einen  Tag  folgten  die  Se- 
des,  den  andern  wieder  nicht;  einige  Gaben 
des  ,  Ricinus-Oehls  halfen  hier  und  brachten 
die  Crisis  zur  Entwicklung.  Alle  reizende, 
stärkende  Mittel  waren  durchaus  zu  meiden,  . 

*  » 

sie  bekamen  nicht  und  hatten   die  unglück- 
lichsten Folgen. 

Das  hier, zu  beschreibende  Uebel  zeigt» 
sich  in  folgendem  Bilde: 

Das  Aussehen,    der  ganze  Habitus  war 
cachektisch;  die  Gesichtsfarbe  blafs,  schmut- 
zig gelb,  das  Weifse  im  Auge  gel  blicht,  das* 
Bild   des  Icterus  war  in  vielen  'Fällen   vol- 
lendet    ausgeprägt;     gänzliche   Appetitlosig- 
keit, und  bald  wieder  schnell  verschwinden«  # 
der  Heifshunger;  die  Zunge  schmutzig,  gräu- 
lich gelb,  aschgrau  belegt,  ^er  Geschmack  % 
fad-bitter,  Aufstofsen,  Würgen,  Schleimbre- 
chen,   Anfälle  von  Cardialgie.     Die  Hypo- 
chondrien waren   gespannt,    angeschwollen, 
oft  empfindlich,  bei  der  Berührung  schmerz- 
'  hafc  Die  Leber  war  häußg  stark  angeschwol- 


—     3o  .  — 

len;  hervorgetrieben,  und  deutlich  zu  umfas- 
seh;  in  andern  Fällen  recht,  aber  immer  fand 
inan  in  der  Tiefe  der  Leber  einen  tief  sit- 
zendfen,  drückenden,  stumpfen  Schmerz,  der 
bei  der  äufsern  Berührung  deutlicher  her- 
vortrat; mehrentheils  klagte  der  Kranke  das 
Gefühl  von  Schwere  und  Druck,  in  dieser 
Gegend.  Der  Stuhl  war  bald  verstopft,  bald 
wechselnd  mit  profusen  Colliquationen  ganz 
Vasserigten  flüssigen  Stuhlgängen.  Die  Fie- 
berbewegungen hatten  den  hektischen  Aus- 
druck, und  offenbarten  sieh  durch  Bren- 
nen und  Röthe  der  Wangen,  der  flachen 
Hände. 

So  dauerte  dieser  Zustand  mehrere  Wo- 
chen  hindurch;  dann  aber  entwickelte  er 
sich  weiter.  -Der  wässerigte  Durchfall  ward 
anhaltend,  sehr  häufig,  colliquativ;  die  Kräfte 
sanken,  die  Fülse  schwollen  ödematö's  auf, 
das  Brechen  ward  oft  anhaltend,  durch  nichts 
zu  stillen ,  Bauchwassersucht  und  zehren- 
de Nächtschweifce  machten  dem  Leiden  ein 
Ende« 

In  vielen  Fällen  hatte  diefs  letzte  Sta- 
dium eine  andere  Gestalt.  Das  Hüftgelenk, 
die  Muskeln  des  Schenkels  wurden  von  dem 
fürchterlichsten  Schmerz   ergriffen,   welcher 


—     3i     — 

lieh  deutlich  von  der  Lebergegend  aus  durch 
die  Abdomioalmuskeln  bis  unter  da»  Knie 
hinab  erstreckte»  Dieser  Schmerz  wüthete 
mehrere  Tage;  dann  bildete  .sich  eiiie  große, 
rothe,  sehr  schmerzhafte  Geschwulst  an  der 
Hüfte,  an  den  Musculis  gl  utaeis,  auf  den 
Schenkelmuskeln.  Eine  ungeheure  Menge 
Eiter  ward  erzeugt,  die  Muskeln,  Sehnen 
und  Häute  wurden  in  Eiter  verwandelt,  die 
Knochen  angegriffen  —  und  ein  zehrendes 
Fieber  mit  den  anhaltenden  wässerigten 
Durchfallen  beschloß  die  Szene« 

Bei  einem  Tartaren,  der  an  den  Folgen 
des  Typhus  ictericus  edag,  zeigte  die  Sek« 
tion:,  die  ganze  Leber  vereitert,  in  ein  schmut- 
zig-gelbes stinkendes  Eiter  aufgel eiset,  gro* 
£se  Eite§ansammlungen  in  den  Zwischenräu- 
men der  Abdominalmuskeln,  im.  Hüftgelenk, 
in  den  Schenkelmuskeln.  Von  der  Leber 
bis  anm  Knie  -ging  die  Verbreitung  der  pro* 
fusesten  Vereiterung. 

Die  Section  wiefs  in  allen  Fällen  eine 
Entartung  und  Verderbnifs  der  Leber,  wel- 
che sich  durch  das  Syttem  der  Pfortader  bis 
in  die  Milz  gezogen«  Fast  immer  war  die 
Mjlz  mit  der  Leber  auf  analoge  Weise  ent- 
artet. Die  Pfortader  war  aufgeschwollen,  bläu- 


3$&     ■■■ 

Höh,  an  mehrern  Stellen  entzündet,  gangi* 
ncis.  Die  Leber  war  entweder  durch  und  durck 
verhärtet,  zu  einer  ungeheuren  Masse  aufge* 
'  trieben,  scirrhös.  In  diesem  Falle  fand  ma 
zuweilen  in  der  Tiefe  der  Substanz  ein  ret 
schlossenes  Geschwür,  welche«  eine  stinke» 
de,  faulichte  Jauche  enthielt*  Die  Milx  Wtf 
ebenfalls  verhärtet,  die  Vasa^  brevia  aiilge- 
schwollen,  bläulicht  röth  und  oft  genug 
durch  $ie  die  Entzündung  in  die  Haute  de 
Magens  hinein» 

Oder:  die  Leber  war  Jn  ihrer  ganttö 
Substanz  vereitert,  bildete  eine  grofse  Eiter- 
hohle. Diepe  Vereiterung  war  nun  entwfr 
der  auf  die  Leber  beschränkt,  oft  erstreckte 
sie  sich  weiter,  so  dafs  man  in  den  Zwischen- 
räumen derAbdominal  -,  Schenkel- und  Hüft* 
Muskeln  gleichzeitig  mehrere  gro&e  Eiter- 
höhlen fand.  Immer  und  in  federn  Falk 
fand  man  dort,  wo  die  Leber  in  Eiteru*§ 
war,  kleine  eiternde  und  entzündete  Sld- 
len  in  der  bezeichneten  Muskel-Sphäre. 

Diese  Erfahrung  giebt  die  wichtige  Lein 
r£:  bei  fürchterlichen  Schmerzen  im  Hüftge- 
lenk und  den  Schenkelmuskeln,  welche  10 
oft  für  gichtisch  und  rheumatisch  angespro- 

chflt 


1 


m    33     — 

clion  werden  und  bei  den  Vereiterungen  in 
die  $iq  übergehen,  den  Zustand  de*  Leber- 
Systems  in  Rücksicht  zu  nehmen;  in  den 
mehnten  Füllen  wird  man  hier  ihre  Wurfccl. 
"und  Quelle  linden.  Diese  Einsicht  in  den 
Grund  giebt  grgen  dos  unheilbare  und  töd- 
liche Uebel  fast  immer  die  bewährte  Arznei, 
welche  zur  rechten  Zett  gereicht,  so  selten 
Verl  ä  Ist«  '     v 

In  diesen  Zügen  ist  im  allgemeinen  das 
lufscre  BiM  des  Uebels  umschrieben;  was 
das  wesentliche  upd  im  innern  Grunde  ist, 
wird  sich  daraus  ergaben.  Das  Bild  trügt 
im  Allgemeinen  den  Charakter  der  Cache« 
xie,  Entkrttftung  des  ErnlhrnngAsystems,  Un- 
terdrückung der  lymphatischen  Kiaft  von  ei« 
Dem  fremden  Reis.  Der  entzündliche  Cha* 
raktrr  i.it  herrschend  in  einem  Gebiete,  dafa 
dem  serösen  Wesen  zukommt;  eine  hetero- 
gene Hegeisiigung  verschlingt  die  emlhrendo 
Kraft,  die  ernährenden  Säfte  werden  scharf, 
heterogen  dem  organischen  Wesen ,  daher 
reisend^  verzehrend.  Was  zur  organischen 
Form  verbunden,  in  den  Kteis  der  Atetamoft 
phose  gezogen  seyn  soll,  widerstrebt  dieser, 
ist  roh,  dem  organischen  Wesen  nicht  ho« 
mögen« 

;#sr*  uanrui.  i.  4.  f i»  C 


I 


-     94    -      . 

Jedes  Ding  taugt  und  /gilt  nur  was  IS 
seinem  Ort  und  zu  seiner  Zeit;  an  einer  In- 
dern Stelle ,  ergiebt  es  sein  Wesen  einen 
Fremden«  | ; 

Das  Lympbsystem  war  in  seinem  gatuäi 
Umfange  ergriffen ;  der  Reiz  von  dem  es  be- 
zwungen, mußte  in  einem  Punkte  sich  grün* 
den,  in  dem  die  ernährende  Kraft  ihre  QueU 
le  und  das  System  seine  Wurzel  hat;  ein 
Lebenssaft  mußte  zuerst  vergiftet*  in  seinem 
Wesen  scharf  und  verdorben  seyn,  welcher 
den  untern  Säften  die  organische  Form  auf» 
drückt»  sie  fähig  Und  empfänglich  machend 
für  die  höhere  'Metamorphose. 

Der  Sitz  und  die  Wurzel -dts  Uebeti 
gab  das  Lebersystem  i  die  Quelle  war  dem 
organischen  Wesen  entfremdet,  sie  nährt  ei* 
ne  rohe,  fremde  Natur  in  sich.  Die  untein 
Säfte  in  sie  aufgenommen,  erhielten  einen 
heterogenen  Charakter,  sie  wurden  dem  or- 
ganischen fremd. 

t)er  begründende  Meiif  das  innere  JVe* 
sen  des  Vebels  beruhete  auf  Entzündung. 
Die  Leber  war  entzündet,  und  ihr  näheres 
System,  die  Pfortader  und  Milz,  waren  eben- 
falls von  der  Entzündung  ergriffen.  Die 
Sectionen  uitd  Symptome   wiesen    diets.   In 


-    .  _    .35     — 

der  Leber  als  dem  Prinzipal-Eingeweide,  als 
dem  Central  -  Heerd  des  lymphatischen  Sy- 
stems, war  der  Sitz  und  die  Wurael  des 
Uebels ;  Entzündung  der  Leber  sein  Inneres 
T/Vesen.  „ 

Diese  Entzündung  hat  aber  in  diesem 
Fällen  ein  eigenes  Wesen;  es  ist  die  In* 
ßammatiö  ocöultäy  d.  h.  •  eine  Entzündung) 
wo  der  basische  Organismus  nicht  mehr  die 
.Reaction  und  Bewegung  gegen  den  Reiz, 
sondern  irrc  Gegentheil  für  ihn  macht;  das 
Realorganische  in  seiner  basischen  Kraft, 
die  Elemente  und  Lebensreize ^  die  ölige-  ^ 
meinen  Naturkräfte  zu  binden,  sie  aufzuneh- 
men in  die  organische  Form,  ist  schön } an- 
gesteckt von4  einem  fremden  Triebe  und 
hat  in  ihm  ein  fremdes  Streben  und  Wesen 
empfangen! 

Die  lnßammäti&  ööcutta  ist  immer  die 
Wurst]  der  Hektik;  jede  Phtbidis,  jedes  Zehr- 
fieber ist  in  derselben  gegründet  und  geht 
aus  von  ihr.  Wie  die  laflammadö  ßcuta, 
in  Gangran  sich  endigt«  so  die  occutta  in 
Vermehrung*  Hektik,  die  Hektik  ist  die  Col- 
lhjnation  im  chemischen  Ausdruck» 

Die  Vereiterung  der  Leber  nach  def 
Äepatiti*  von  dem  synochalen  Wesen ,  wel- 
L  C  a 


-     36     - 

che,  ohne  den  Nerven  zu  erreichen ,  in  der 
Arterie  stillstand  und  sich  entschied,  hat  ei- 
ne ganz  andere  Bedeutung.     Es  ist  ein  rei- 
ner Leberabscefs,  die  Eiterung  nicht  yeneh-' 
rend  vielmehr  heilend,  organisch-bildend 

Wo  sich  Colliquation ,  Verzehrung  e> 
giebt,  da  war  immer  die  vorausgegangene 
Entzündung  eine  typhöse;  der  Nerve  war 
ergriffen.  Die  lnßammatio  putrida,  der  Sut- 
tus  coüiquativus  folgt  immer  eist  auf  den 
Status  nervosus;  che  die  organische  Form 
aus  der  Materie  weicht,  mufs  vorher  erst  du 
Nervenwesen  gelähmt  $eyn,  bezwungen  von 
einer  fremden  Gewalt,  welche  die  Form  giebt 
und  halt. 

Die  lnßammatio  öccülta  als  Grund  der 
Zufaile,  sprach  sich  deutlich  genug  in  den 
Symptomen  aus.  Der  Status  biliosus  ifl 
chemischen  Ausdruck,  der  icterische  Habi- 
tus, das  Gefühl  eines  tiefen,  heimliches 
Schmerzes  in  der  Lebergegend,  das  Aufge- 
triebenseyn  derselben,  der  Druck,  der  bei 
äufsercr  starker  Berührung  sich  lebhafter  an» 
^  lscrnde  Schmerz,  die  unerträglich  entzufl- 
dungftarligen  Schrtierzcn  im  Hüftgelenk,  des 
Schenkel  -  und  Wadenmuskeln   der  rechtes 


V 


-     37     — 
ielr*  «-  vetrltithflu  deutlich  g»nug  don  Sita 

lllduig  mkanut  und  In  »einem  Wenn 
•rgiin'nni  war  die  Hq1Iiiq#  alejtt*r  und  leitiht* 
8<?IUi  im  «weitem  fli^nde  dea  (Jahel*,  bei 
irhoii  *mu  liHtiHiidtin  KitlirpnfJon  Durehßii«  , 
l#n,  Imi  »Hunt  tiinßfltretewm  i'ltnditei'liflhen 
ßelnneunii  iu  dar  Hllfte  et«,  <l#tr  reehten 
Seit«*,  hui  nti«A^blli)tJt^r9  allgemeiner  Cache« 
xle  geling  ilüiit  VeriaiKer  nonh  mebrereinaj* 
dl«  Heilm»/?.  Alinr  verkannt,  mit  «ogennui* 
len   iiingntutiii k<*ud«n    Aiauelan   behandelt» 

war  der  #J'oi!  diu  tidiere  endliche  Felge, 

1 

Die  iiMftnä<<<kjg*if>h  fhraniiiflhen  Dlai» 
»hüo»,  woMi*  in  dicaer  Epidemie  dl«  ae 
hftiilifle  1'wi/i^  d«i  Tyj»hua  waren t  widewtan» 
den  hartnäckig  diu  tonnt  10  how&hrfen  MiW 
toln.  Opium,  ijniaan.!  (ioluntlui,  Anguatura* 
Bimaruba,  Alaun  u.  a,  w.  thaten  niohta  «■• 
vaü  fem  augenblicklich  wurden  aie  beawun« 
UM  durch  einige  *t«rk*  (laben  dea  (jueok* 
aUbttr*  Um  ll^dimt^yii  »miiat.  mit. 

Die  aehreckN  ahnten  mehr  erwähnten 
Behmeraen  an  d«r  Hüfte  etei  der  reehten 
Bette,  wurden  durah  den  Marken  Gebrauch 
dea  (JueeMlbera  augeubUeklieh  laut  gemln- 


-     88     -'     •      . 

dert,  und  nie  kam  dann  die  so  zerstöre* 
Vereiterung  zu  Stande,  Dem  Verfasser  kom 
es  so  vor,  als  wqnn  in  vielen  Fällen  das  fbi 
nische  Hüftweh«  die  Ischias  nervosa, dorre« 
ten  Seite,  welche  so  hartnäckig  allen  A 
neien  widersteht  und  sich  mit  der  zex^l 
renden  Vereiterung  endigt,  seinen  Sitz 
der  Leber  hat  und  sich  auf  eine  jfcßamm 
tio  occuha  dieses  Gebildes  gründet, 
diesen  Fällen  würde  das  Galomel  gewidii 
als  die  herrlichste  und  sicherste  Arznei  b 
währen« 

Die  Anzeigen  zu  den  Arzneien  in  di 
widersprechenden  Fällen  sind  lange  dt» 
nicht  bestimmt  genug«  Die  wissenschaftlid 
Begründung  fohlt  der  Lehre  von  den  ludst 
tionen  noch»  Wir  haben  Arzneien  und  ü 
dicata  genug;  nur  selten  wissen  wir  ups  il 
rer  mit  Zuverlässigkeit  zu  bedienen;  mA 
dem  Gltlck,  dem  dunklen  Gefühle  vartitt 
man,  als  der  klaren  Einsicht  in  den  Grn(j 
der  Krankheit  und  ihrer  Genesis,  Der  Bbft 
muls  den  ganzen  Organismus  durchdriagft 
den  allgemeinen  Charakter  der  Zufalle»  m 
Wesentliche  und  Genetische  davon  festb*N 
ttnd  die  Symptomen  ^Gruppe  in  ihrem  Ä 
telpunkt  ergreifen. 


I 

Die  Anzeige  gegfen  den  in  Rede  Stehen- 
Fall  war  leicht;  es  war  die  Entzündung 
zu  heben,  welche  das  hepatische  System  er- 
griffen und  von  ihm  ausgehend,  sich  ver- 
breitete; den  entzündlichen  Charakter,  der 
d(e  Leber  und  das  Pfortadersystem  beherrsch* 
te,  zu  tilgen*  So  nur  wurde  der  Galle  ihr 
^eigentümlicher,  milder,  organischer  Charak- 
ter wiedergegeben,  die  Scharfe 'in  ihr  ge- 
dämpft und  das  verzehrende  Streben ,  der 
cachektische  Trieb  in  das  der  Ernährung  zu« 
rückgewendet« 

Gegen  die  sich  entwickelnde  Cachexie 
war  die  Anciphlogosis  das  bewährte  Gesetz, 
Die  stärkende  Arznei  vermochte-  hier  nichts, 
weil  eben  derjenige  Lebenssaft,  in  dem  die 
Wurzel  der  organischen  Ernährung  ist,  die 
Grundquelle  der  tbierischen  Materie  seinem 
Wesen  widersprechend,  der  Ernährung  ent- 
gegen ist.  Nur  dadurch,  dafs  der  fremde 
entzündliche  Charakter  in  der  Galle  getilgt 
ward,  war  es  möglich,  der  thierischen  Mate- 
rie die  Kraft  und  den  Saft  zu  ihrer  Nahrung 
\md  zu  ihrem  Bestände  wiederzugeben«  Wo 
die  Wurzel  verdorben,  da  kann  die  Pflanze 
nicht  wachsen;  so  kann  das  Thierische  sich 
nicht  ernähren,  wo  der  Saft  seine  Natur  ver- 


*  — *   4°   -■*".■ 

loren,  aus  dem    die  Materie  den  Stoff  der 
Nahrung  und  das  thierische  .Wesen  sieht' 

Die  Natur  d*r  Entzündung  bestimmt« 
die  Anzeige  näher;  es  war  die  Occulta ;  Blut« 
ausleerungen  hatten  nicht  statt.  Die  Vena* 
Sektion  wirkt  vorzüglich  dadurch,  dafc  m 
den  gehemmten  %  und  stockenden  Kreislanl 
freier  macht,  dafs  sie  die  Arterie  Von  dem 
Drucke  befreiet  und  dadurch  dieselbe  « 
lebhaftem  Reactionen  anreizt.'  Auf  die  b* 
sische  Reaction  des  Organismus  ist  in  dei 
Occulta  nicht  mehr  zu  rechnen;  ein  Lebens 
saft  ist  von  einem  fremden  Triebe  angesteckl 
man  gehe  ihm  sein  JVesen  zurück  i  mal 
greife  dreist  und  unmittelbar  auf  des  Leb« 
system  ein,  tilge  in  ihm  und  in  der  Gsll 
den  entzündlichen  Charakter,  und  wende  da 
sich  entfremdete  in  sein  Wesen  und  in  seil 
.-  Maas  zurück.  Ist  der  entzündliche  Gharakte 
getilgt,  hat  die  Quelle  und  die  Lymphe  ihre: 
verzehrenden  Trieb  aufgegeben  und  wiedc 
den  ernährenden,  organischen  angenommen 
so  verbessere  man  diese  Lebenssäfte-,  vei 
stärke  und  unterstütze  die  verjüngte  Krd 
und  das  ernährende  Vermögen  durch  homo 
gene,  stärkende,  ernährende  Arznei, 


In  drei  Momenten  ist  der  Cyclus  der  ' 
~  Methode  zu  ergreifen,  *  Im  ersten  gilt  das 
Antipblogisticum  gegen  die  Entzündung  im 
hepatischen  System,  das  Hy drargyrum  muria* 
-ticum  mite;  hat  dieses  seinen  Zweck  er- 
reicht und  die  Entzündung  gehoben ,  dann 
ist  auf  dem  2ten  Moment  eine  andere  Ars« 

-  nei  gefordert:  zur  Verbesserung  des  sich 
seinem  Wesen  entfremdeten  Lebensaftes,  der 
Galle  und'äur  Auflösung  der  ftoch  etwa  zu- 

*  ztickgebli ebenen  Schärf e,  zur  Wiedererstattung 
des  orgänisch-mitten,  ernährenden  Charak« 
ters.  Das  Kali  aceticum  mit  den  seifenar- 
tigen auflösenden  Extracten  und  vorzüglich 
mit  dem  Extract,  chelidonii  hatte  hier  Platz. 
Im  3ten  Moment  trat  das  reine  Restaurari 
ein;  die  dem  ernährenden  Vermögen  freund» 
liehe,  homogene  Arznei  i  die  China,  das  Ex* 
tractum  amarum  etc. 

Zuerst  wird  der  Gebrauch  -des  Queck- 
silbers durch  eine  zu  reizbare  örtliche  Stirn« 

-  mung  des  Magens  beschrähkt«  Der  Kranke 
leidet  an  einem  heftigen,  anhaltenden  Wür* 
gen,  an  einem  Erbrechen,  welches  auf  jede 
Arznei  erfolgt.  In  diesem  Falle  gehe  dem 
Gebrauche  des  Quecksilbers  das  Kali  carbo« 


-*•    4*    — "    -. 

pia  voraus,  und  dann  gebt  xftan  das  Calomel . 
in  Verbindung  mit  der  Magnesia,  Der  Durch* 
fall  giebt  keine  Gegenanzeige;  .  das  Qalomi 
ist  die  beste  Arznei  gegen  Hin,  indem  es  du 
Uebel  in  der  Wurzel  fafst;  wo  nemlich  db 
verborgene  Entzündung  des  Leb^rsystems,  die 
durch  den  Entzü'nduogsreiz  scharfe  Galle  dff 
Grund  d©s  Durchfalls  ist. 

Man  gebe  das  Quecksilber  in  stafta 
Gaben ;  wo  es  gegen  die  Entzündung  auf  set 
uer  analogen  Stufe  der  Metamorphose  ange- 
zeigt ist,' da  sind. auch  immer  dreiste  Gaben 
erforderlich;  in  kleinen  hat  es  nicht  das  V«* 
mögen  des  Antiphlogisticums,  Zweifach  tat 
man  beim  Gebrauch  des  Quecksilbers  gefehlt; 
i)  in  Rücksicht  auf  die  Zeitperiode  der  Eni- 
zündung  in  der  man  es  gab;  seine  Anzeige 
bat  in  der  Metamorphose  des  Typhus  ihn 
entsprechende  Stufe;  nicht  früher,  nicht  spi* 
ter  ist  es  gefordert.  Wo  die  Entzündung  den 
catarrhalischen  Charakter  trägt,  wo  dieSchleim* 
häute  das  hervorstechend  ergriffene  Gebilde 
ist,  da  hat  das  Quecksilber  noch  nicht  unbe» 
schränkt  sein«  Anzeige;  die  Schleimgebilde 
müssen  vorzüglich  in  solchen  Organen  enfr 
aündet  seyn ,  welche  die  drüsigte  N^tur  bs* 


-      4.3      -   ;• 

ben,  die  glandulöse  Form.  Im  erstem  Pelle 
bei  dem  rein  catarrhalischen  Charakter,  ohne 
dal*  die  Entzüpdunfc  von  dieser  Qualität  her« 
rorstechend  in  einem  drüsigten  Eingeweide  ent- 
wickelt i*t,  vertritt  der  Salmiak,  das  essigsaurb 
Ammonium  seine  Stella,  Der  Liquor  fcmmon. 
ecetic  und  das  Hydrargyr.  muriatic  mite  sind 
dasselbe  in  der  untern  Sphäre,  in  der  Pflanz* 
lieben,  in  den  Lymph-Gefafsen  und  Schleim- 
Gebilden,  was  der  Mosebus  und  das  Liquor 
smtnon.  succin«  für  die  höhere  Thierische,  fUr 
den  Nerven,  Wie  das  Quecksilber  gegen  die 
seröde  Entzündung  in  glandulüsen  Organen 
alles  vermag«  so  tritt  dort  der  Liq. '  aqimon, 
succ  als  Antiphlogisticum  auf,  wo  der  Nefrve 
in  seinem  Ganglicnsytfem  entzündet  ist;  wie 
des  essigsaure  Ammonium  dann  gefordert  ist, 
wo  die  Schleimhäute  als  allgemeines  Gebilde 
die  Entrundung  entwickeln,  so  bewührt  der 
Moschus  sich  wo  der  Nerve  in  seiner  Wurw 
xel  und  in  seiner  hohem  thierisebea  OigoU 
dU  ergriffen  ist, 

a)  In  RUcksicht  der  Gabe.  Bei  dem  in 
Frage  stehenden  Zustand  sind  um  sp  mehr 
aterke  Dosen  erfordert,  indem  das  Wesen 
chronisch  ist  und  um  so  mehr  eine  schnelle 


<-    44    — 

Verbesserung    des    ernährenden    Gallei 
angezeigt  ist» 

Der  Status  ictericus,  die  Zeichet 
Jnflammatio  ooculta  der  Leber ,  die  I. 
und  Sdfi enkelschmerzen  zeigen  das  Ca< 
an;  je  mehr  diese  Symptome  entwickelt 
je  lebhafter  sie  hervortreten,  desto  dri 
der  die  Anzeige,  desto  dreister  die  G 
Der 'Verfasser  läfst  in  diesem  Falle  gleic 
gr,  iv.  Hydrarg.  ■  mur.  mite  zweistündlich 
geben  anfangen  und  steigt  bis  auf  sechs 
p.  D. 

Wo  das  Quecksilber  angezeigt  ist 
so  lange  die  Stufe  für  seine  Anzeige  d 
hat  man  von  diesem  starken  Gebrauch  ■ 
nachtheiligen  Folgen  zu  fürchten;  es  < 
weder  Speichelfluß,  noch  Durchfall;  im 
gentheil  heilt  es  diesen  und  verwände!; 
dünnen  flüssig-  wäfsrigen, Stühle  in  Ai 
Tungen  von  mehr  Consistenz,  und  fuhrt 
grofse  Menge  ganz  harter,  knotiger,  ve 
bener  Excreta  aus  —  und  dann  ist  der  I 
ke  ohne  Frage  gerettet.  In  der  Regel 
stet  es  die  erwartete  Wirkung  auch  sei 
meist  innerhalb  zweier,  oder  dreier  Tage, 
hurt  von  selbst  sein«  Anzeige  auf, 


Dafs  das  Calomel  ausgesetzt  wird,  be~ 
immt  der  veränderte,  verbesserte  Zustand« 
erschwindet  der  Status  ictericus  und  die 
lfälle  der  Hepatitis  occulra,  wird  der  Ha* 
tus  und  die  Physiognomie  freier'  und  kommt 
eben  und  Kraft  in  das  Blasse,  Cachektische 
nein,  so  hört  seine  Anzeige  a«£  Vor  allem 
t  hier  dertStuhlgang  ein  wichtiges  Criteriüm: 
itweder  litt  der  Kranke  Vorher  an  Verstop- 
ng,  oder,  der  Stuhl  war  sehr  träge,  wenig; 
if  den  Gebrauch  des  Calömels  werden  die 
aihlgänge  frei,    entartete  Stoffe   werden  in 

• 

röfser  Menge  ausgeleert,  und  zwischendurch, 
1$t  nachher  zeigen  sich  Ausleerungen  voä 
armaler  Beschaffenheit,  Farbe  und  Consistens 
.  oder  es  hatte  Durchfall  statt,  der  Stuhl- 
10g  war  häufig,  ganz  dünnflüssig,  wäfsrig; 
if  den  Gebrauch  des  Calömels  werden  die 
sdes  verändert,  harte,  entartete  Expreta  ver- 
ascht mit  den  dünnflüssigen  werden  ausge- 
reit,  und  darauf  wird  der  Stuhl  normal;  so- 
ald  diese  Veränderung  vorgegangen  ist,  tritt 
i*  Quecksilber  zurück. 

Ein  Mann  von  einigen  ufid  30  Jahren  hat* 
»  den  Typhus  ictericus  bestanden;  er  ver« 
el  in  den  in  Rede  stehenden  Zustand»  Be- 
rits 6  Wochen  war  das  Fieber  verschwun« 

/ 


—    45    — 

den^  und  so  lange  kämpfte  er  mit  den  zu  be- 
schreibenden  Zufällen«  Siein  Habitus,  sein  gan- 
zes Aussehen  war  im  höchsten  Grade  kachek- 
tisch,   der  Status  ictericu*  vollkommen  ent- 
wickelt, die  Gesichtsfarbe,  das  Weifse  im  Auge 
durch  und  durch  gelb;    der  Geschmack  war 
fade,  der  Appetit  fehlte;    er  litt  an  wäfsrigw 
häufigen  Durchfällen,  /Angst  und 'Schwere  in 
den  Präcordien,    häufigen  Uebelkeiten.     Die 
Leber  war  deutlich  aufgetrieben,  angeschwol- 
len, in  der  Tiefe  bei  der  Berührung  lebhaft 
schmerzend ;  aufser  einem  äufsern  Druck  nur 
eine  heimliche,  drückende  Empfindung  tief  in 
der  Lebergegend.    Dabei  fand  sich  eine  voll- 
kommene Lähmung  der  ganzen  rechten  Seite, 
er  konnte  durchaus   die   Gliedmaßen    dieser 
Seite  nicht  bewegen,  sie  waren  geschwunden, 
abgezehrt,  viel  dünner  wie  die  der  linken  Sei- 
te;  fürchterliche,  reifsende  Schmerzen  in  der 
Hüfte  und  den  Schenkeln  stellten  sich  öfters, 
vorzüglich  während  der  Nacht  bin,  waren  aber 
nicht  anhaltend,  sondern  nur  vorübergehend, 
periodisch«      Fieberbewegungen    zeigten   sich 
nicht;   auch  waren  noch  keine  wäfsrige  An- 
sammlungen entwickelt,  aufser  einem  leicht« 
Oedem   der   Füfse»    welches   vorzüglich   am 
Abend  sichtbar  ward»    Entkräftung  grob;  der 


\ 


.  —     47    — 

Kranke  müfste  im  Bette  liegen,  nur  von  meh» 

i 

reren  gestutzt  konnte  er  et  verlassen. 

Bis  jetzt  waren  $lle  Arzneien*  von  einem 
andern  Arzte  verschrieben,  ohne  Erfolg.  Die 
anhaltend  stärkende  Methode  war  von  diesem 
bdfolgtlf  Die  verschriebenen  Miftel  waren  vor- 
züglich t  Anguuura,  Colutnbo,  China,  Extr* 
nuc.  vamic.y  Ipecac*  Opium»  mit  Extr  actis 
anjafis  und  spirituosis  —  eine  nährende*  rei- 
zende Diät  und  Wein« 

Obiges  ist  das  Bild  von  dem  Zustande 
in  der  Periode,  wo  der  Vf.  die  Behandlung 
nahm» 

Alle  bis  dahin  gebrauchten  Arzneien  wur- 
den bei  Seite  gesetzt  Jv statt  ihrer:  Hydrarg. 
muziat.  mit.  zu  gr.  iv«.  alle  zwei  Stunden  mit 
Magnesia  und  sehr  wenig  Opium;  in.  die  Le- 
.  b'ergegend  und  ganzen  rechten  Seite  ward  das 
Vugt. .  Hydrarg.  einer,  mit  Liniment,  ammo* 
niat.  und  Campher  stark  eingerieben« 

Nach  einem  3  tägigen  'Gebrauch  war  die 
-  Besserung  bedeutend;  das  Quecksilber  ward 
zwei  Tage  ausgesetzt,  und  keine  Arznei  gege- 
ben; darauf  wieder  damit  angefangen  in  glei- 
.  eher  Gabe«  $in  8tägiger  Gebrauch  des  Ca« 
lomels  war  zur  Kur  hinreichend;  alle  Symp- 
tome verschwanden   allmählig,    der  Habitus 


.     _     Sä     — 

der  Entzündung  in  den  Säften,  als  g 
die  Entzündung  selbst.  Was  das  Cal< 
gegen  den  ursprünglichen  und  Wesentli* 
Zustand  ausrichtet,  das  vermag  das  Kali  i 
äcurri  gegen  den  secundairen.  Es  wird  ■ 
Icterus  nicht  beseitigen;  nicht  die  Infarc 
und  Stockungen  in  den  Därmen  entfeto 
mit  einem  Worte,  nicht  eher  üief  Oalle « 
serösen  Säfte  verbessern  *  bevor  nicht  dan 
das  Quecksilber  der  entzündliche  Gharikl 
im  Lebersystem  getilgt  ist;  Dem  erzeug« 
den  Gebilde  muis  vorher  Sein  Wesen  wiedfl 
gegeben,  es  mui's  befreiet  seyn  von  demk 
terogenefü  eleriientarischen  Reis;  bevor  ik 
analoge  Lebenssaft  iü  seiner  ursprünglich 
Natur  sich  wieder  darstellen  kann. 

Das  Kali  acetieuni  verschreibt  mad  tf 
besien  in  Verbindung  mit  dem  ExtracL  öf 
tidonü  maj.  —  einer  Arznei,  dereri  Oall^Vff 
bessernde  Kraft  längst  anerkannt  ist;  Diödf 
liehe  Dosis  des  Kali  ist  3ij* 

Die  chronische  Krankheit  hat  ihren  ä 
mehr  in  den  Säften,  einen  Reizj  einen  fo* 
den  Trieb  haben  diese  in  sich  empfangen^ 
organische  Wesen  verloren.  Das  Mitefl4 
woraus  der  Organismus  sich  nähren  sollji* 
diesem  entfremdet;  im  Fieber  hingegen;  ttßf! 


tat  die  Säfte  hoch  gegen  den  Reiz,  hit  la- 
chen difc  teilende  Kraft  zu  binden,  sie  iä  das 
Maafs  das  Örgahisttiüs  zufückzuleiteh; 
,  Verbesserung  der  Säfte  (der  Constitution) 
ist.  tut  die  chronische  Krankheit  die  erste  An- 
ieig*.  Durch  analoge  Ernährung  gebe  ibaii 
dem  Nahrung*  -  Material,  den  Säften,  den  inil- 
ditt,  otganisfcheri  Charakter  zurück.  Solch«* 
Aktien,  Virelchä  die  ernährenden  Kräfte  iä 
Sifch  tragen ,  welche  dem  organischen  firnäh- 
fttfcgssystein  hdtnogen  und  befreundet  iind^ 
,  habet*  hiet  ihre  Stelle.  Das  Gleiche  ruft 
Überall  dai  ihni  Gleiche  h€rvor  ,m  und  setzt 
Höh  fort  in  ihriti 

Auf  däS  Kali  äceticüni  folgt  die  Chinay 
dief  tLxtracta  ärharä,  t)ie  Perurinde  ist  di6 
fcoiüogenftte  Atznei  für  die  lymphatische;  er- 
nährende  Kraft;  Die  kränken,  schwachen^  se^ 
tösetk  Säfte  erholen  und  Stärken  sich  an  ihr* 
sie  giebt  dett  faden  und  entkräfteten  d4*  or- 
ganische Wesen  Und  dä$  Vermöge*  de*  Et* 
Häktüfcg  wieder. 

fit 
£fie  kalten  Stürzbäder  gegen  den  Typhut. 

Vorzüglich   bat    der  Typfiü*    bewtekeüj 
w«Ich  Üfaheil  6in«   arm»&elige  THedrif  Ubef 

Da 


.  ■» 


TT?         54  rrr'-  • 

(i£>er  die  Gesammheit  de$  0rg<*ni#mus.  Piet 
wjir  4er  Typh^  jctericusf  putridus}  denn  im- 
pj^f  entwickelte  sich  auf  $eiper  fjöjie  aus  dem 
Status  nervosus  die  Putreszen?,    der  «Statut 


Z?er  innßrß  Qrupd  des  Status  putrides 
ist  eine  Entzündung  der  Galle,  nur  J*ierau$ 
vermag  dip  faulnifs  sieb  zu  entwickeln;  jede 
putrida  ist  ursprünglich  pine  biliöse* 

folgende  Symptqmeu  geben  das  B1I4  difr 
ser  Species:  der  gleich  anfangs  Jebljaft  ausger 
druckte  Status  gastrici^  d\e  innere,  brennen? 
fle  Hitze,  später  der  Calor  mordax*  yof  allen 
«die  gelbe  {^arbe  des  Gesichts,  das  Weißte  im 
Auge  deutlich  'gelb  tjngjrt  ( diese  Zufälle  zfifc 
%en  sich  schon  gewöhnlich  YOf  dem  Ausbruch 
«des»  fiebers);  danp  in  der  spätem  Periode 
.  «jas  fürchterliche  schwarze  Erbfechen;  deisGe? 
Jura  ward  er3t  später  angegriffen,  tind  dino 
tratep  Delirien  hervor,  die  abe?  pie  dep  wil- 
4?n  phrenitischen  Charakter  hatten ,  sondern 
mehr  blande  wqreu,  eine -einfältige,  4¥mEPC 
Ytfwiriung,  dumme  ynbesinnlichkeit  uo4 
Ql^iphgülügk«?«,  gittern  «de?  Hände  und  Hefe 
k«?nlesen. 

Iq  beiden  Formep  war  das  jixqntbem  eia 
pppstantes  ßjmptom;    nur  ^afs,  es   bei  de?» 


—     55     — 

tcephalicus  mehr  als  Friesel,  bei  dem  Icte* 
tue  aber  als  Petechien  hervortrat.    In  die* 
r  Species  kamen  auch   die  Parotidei  yorr 
id  die  Petechien  bildeten  häufig  blaue,  gro- 
?,  schwarze  Flecken  und  Striemen. 

Per  Ictericus  >  nahm  ip  seine  Bildung 
enfalU  den  dreifachen  Qualitäts- Unterschied 
tf  bald  mehr  ip  diesem,  baldin  jenem  Chi* 
der  sich  entwickelnd. 

Die  Methode  mulste  gegep  beide  Formen 
le  verschiedene  seyn.  Zwar  lag  bei  bei* 
n  eine  i*n4  dieselbe  Indication  cum  Grün* 
p  die  Antiphlogosis,  pber  in  der  Ausführung 
tr  ein  Unterschied.  Ganz  andre  Arzneien 
ritn  gefordert  zur  Erfüllung  der  Ami* 
bgosis  im  hepatischen  System ,  als  zu  der 
dir  Cerebralsphäre. 

Ali  einem  ander?  Ort  wird  der  Vf.  4iei| 
iter  ausführen  und  die  Methode  ip  den  be- 
Protesten  Zügen  entwickeln ;  hier  ist  es  nur 
•ck  die  Aufmerksamkeit  auf  eine  Arznei 
lichten,  welche  immer  den  -  herrlichsten 
folg  und  fFirht+ng  hat.  Es  betrifft  #* 
pfehjupg  der  kalten  Uebergieftungen ,  das 
t*  Stursb*d.  Der  Vf.  hat  eip  solche*  Ver- 
tau  dazu  gewonnen,  dafs  er  jetzt,  wo  er 
les  Mittel  anwepden  kann,   den    Typhus 


—     56   '  -» 

newosus  eben  so  wenig  fürchtet,   wie  das 
.Wechaelfeber.  # 

Um  den  Fäll  zu  bestimmen,  in  Welchem 
dieses  Mittel  seine  Stelle  hat,  mufs  man  sieh 
erst  seine  Wirkung  zu  erklären  suchen«  Zu« 
'  erst  wird  es  hiebei  gefordert'  die  faden  und 
nichts  sagenden  Begriffe  von  Schwächen  und 
Stärken  aufzugeben.  Der  Vf.  behauptet  ge* 
jradezu,  da/s  die  Kälte  antiphlogistisch  wirkt; 
der  Einwand  hingegen,  dafs  doeh»  das  Wesen 
der  ^Entzündung  auf  Contra ction  beruhe,  und 
dafs  die  Kälte  diese  setze,  ist  leicht  dadurch 
beseitiget,  dafs  dies  eine  Meinung  der  Schule 
sey,  welche  aber  als  Meinung  für  das  Leben 
und  die  Praxis  keine  Gültigkeit  hat*  Die  Käl- 
te thut  beides,  sie  schwächt  und  stärkt,  wie 
man  will;  denn  im  Kreise  des  freien,  indivi» 
duellen  Lebens  gilt  alles  nur  unter  seinen 
Umständen  und  ist  nur  gut  zu  seiner  Zeit, 

Die  antiphlogistische  Kraft  der  kalten 
Uebergiefsungen  ist  näher  zu  erläutern. 

Dem  Typhus  ist  es  wesentlich,  steine  Me* 
tamorphose  bis*  zur  nervösen  Qualität  zu  ent- 
wickeln, das  Nervensystem  zu  entzünden-  und 
sich  iß  die  Bliithe  desselben,  in  das  Gehirm 
hineinzusetzen.  So  ist  der  Nerve  gefährdet 
sein  Wesen  zu  verlieren  5   eine  fremde  Kraß, 


-  5?  — 
wenn  Jtfe  herrschend  wird  in  einem  fremden 
Gtebiet,  hat  auch  das  Vermögen  das  Substrat 
in  ihr  Wesen  aufzunehmen,  ihren  Charakter 
geltend  an  machen  und  den  ursprunglichen 
und  wesentlichen  anfangs  zu  unterdrücken  und 
endlich)  zu  vertilgen.  In  diesem  Stande  des 
Typhus  trägt  das  Nervensystem  ein  fremdes 
Wesen,  das  irritable*  der  entzündliche  Charak* 
ter  ist  der  herrschende  in  ihm. 

Hieraus  ergiebt  sich  die  Idee,  welche  der 
Heilung  zum  Grunde  liegt,  es  ist:  den  ent- 
zündlichen Charakter  im  Nerven  zu  tilgen^ 
seinen  wesentlichen!  die  Nervenkraft  zu  er« 
.wecken,  zu  erhalten,  sie  zur  Reaction  zu  re- 
gen, dafs  sie  sich  ermuntere,' und  die  fremde 
Kraft  aus  ihrer  Sphäre  herauswende.  Der 
Nerve  ist  zur  Besinnung -zu  bringen,  dafs  er 
sich  wieder  erkenne  in  seinem  Wesen  und 
sich  aus  seiner  Unterdrückung  befreie  und 
ermanne«  Sie  Seele  im  Nervensystem,  wel- 
che einer  physischen  Gewalt  unterliegt,  ist 
aus  ihrer  Betäubung  zu  erwecken.  Nur  d*~ 
durch  kann  das .  rohe,  wilde  Wesen,  das  Cha« 
*akterlose,  dem  der  Organismus  sich  im  Sea+ 
ms  nervoius  ergeben,  beseitigt  und  jene  See« 
len~  und  charaktervolle  Form,  die  dem  Or~ 
ganisehen  eigen,  wieder  zurückgeführt  werden. 


r-       58       —  .    •  ,  ■       ' 

Durch  feine*  dem  ffervenwesen  homoge- 
ne und  freundliche  Arzneien  erwecke,  bewJK- 
,  re  und  stärke  man  dies ;    man  rufe  die  Ner- 
yenkr^ft  aus  ihrer  Unterdrückung  und  Betäu- 
bung hervor,  cjamit  sie  sich  ermanne  und .  ^e 
fremde  Gewalt  aus-  ihrer  Sphäre  herauswende, 
pie  so  in  sich  empfangend  und  inafsigend*  wie 
es  dem  Nervenwesen  adäquat  und  analog  ist 
£war  haben  die  allgemeinen  "Lebensreize  auf 
alles  *  Organische  pinflufs,  alles  lebt  aus  ihnen, 
und   diese  allgemeinem  Kräfte  sind   in  allem 
und  jedem  Gebilde  gegenwärtig,  aber  sie  müs- 
sen in  jedem  so  gebunden  seyn  und  in  einem 
solchen  Verhältnisse  stehen,  wie  es  der -Natur 
fei  Gebildes  und  dessen  Wesen  angemessen 
ist;  eben  das  Heraustreten  der  Kraft >us  die- 
sem Maals  setzt   das  Gebilde  in   den  Stand 
der  Rohheit  und  entfremdet  es  sich  selbst*   - 
•"    Der -Nerve  ist  daher  *o.  zu  stimmen  un4 
in  seinem*  Wesen  zu  erwecken,    dafs  er  sei? 
nen  Ton  behaupte,  heraus  wendend  die  frem- 
de Gewalt  aus  seiner  Sphäre.    Man  sohtyäpht 
die  Kraft,    indem  man  die  reagirßnde  yer- 
stärke  und  gegen  jene  wendet:    Durch  die 
Nervenreaction  wird  der  entzündliche  Charak- 
ter getilgt  und  der  Eihflufs  des  Irritablen  be- 
schränkt und  gemässigt 


* » 


-—       An      — 

i 

Eine  Arznei  wird  zu  diesem  Behuf*  ge- 
fördert, welche  unmittelbar  und  gewaltssm  auf 
den  Nerven  einwirkt,  welche  den  betäubten 
fin4  unterdrückten  aus  seiner  Betäubung  weckt, 
|ip4  *ta  bestimmt,  das  fremdartige  in  sich  zi} 

bezwingen,  und  den  reizenden  Einfluß  wie?    • 

i 

dejrum,  seinem  Ton  gemäfy  her^bznstimmen, 
f>ie  Aufgabe  ist,  den  Nerven  gleichsam  zur 
Besinnung  zu  ^ringen,  damit  er  sich  iz|  sei«  * 
nfip\  Wesen  wiedererkenne;  die  Kraft,  wp- 
durch  cUesfclbe  gel  ose;  wird,  ist  die  erschiU* 
feinde,  die  durch  Schreck  gleichsam  erwek- 
kende  uijd  ermunternde,  DerNerye  wird  be- 
ttiinint  sich  selbst  zn  befreien,  und  an*  der 
Unterdrückung  sein  Wesen  hervorzuheben  un<s| 
zu  entwickeln, 

^Piesen   Zweck   erreich;    man  durcjj    die 

kalten  TJebergie&nngen ;  durch  die  empfindli- 
che Einwirkung  auf  de?  entblösten  Oberflä- 
che w^d   die  Nervenkraft  zn  sich  selbst  ger 

bracht  und  ?u  lebhaften  Reactionen  bestimmt, 

*  * 

Erschrocken    erwacht    4er    Nerve    au$    dem 

Schlummer  und  wendet  seine  Kraft  gegen  die 
fremde  Gewalt*  die  ihn  in  seinem  Wesen  un- 
terdrückt \m&  gefangen  Mit. 

Jn  4er  Periode  de*  Typhus,  wq  4er  $$<h 
tus  nervQ&us  schon  in.  seinen  vollständigsten 


«••'     60      —  ' 

■ 

ZUgtn  und  im  rollenderen  Bilde,  entwi' 
ist,  hat  noch  keine  wahre  Nervenschwi 
keine  Entkräftung,  keine  Paral  jrsis  des  '. 
ven-Wesejns  statt.  Das  Charakter«  und 
lenlose  im  Habitus,  in  der  Phyffanomie 
in  allen  Functionen  beruhet  auf  eine  Uj 
drückung  der  Nervenkraft,  sie  ist  gefa, 
und  betäubt  von  einer  fremden  Gewalt 
ao  unterdrückt,  dafs  sie  sich  nicht  äul 
und  ihr  Wesen  über  den  Organismus 
breiten  kann.  Hier  f  gilt  die  Antiphlo 
noch;  denn  den  Nerven  Von  dem  untere 
kenden  entzündlichen  Charakter  zu  befir 
ist  die  *u  lösende  Aufgabe, 

Die  Wirkung  der  kalten  Sturzbäder  ist 

1 

jenigon  der  Brechmittel  analog,  wie  sie  siel 
weisen  als  heilende  Arzneien  in  vielen  du 
sehen  Nerven-Krankheiten,  Krämpfen,  Hj 
xie  etc.,  welche  in  dem  Plexus  abcfomii 
dem  Gehirn  des  pflanzlichen  Organismus 
re  Wurzel  haben.  In  dem  Centralherd 
Sphäre  ergreifen  sie  den  Nerven,  bringen 
zu  sich  selbst  zurück;  wie  der  kalte  Uc 
gufs  die  Nerven-Seele  im  Gehirn  erschUl 
so  ergreift  sie  das  Brechmittel  im  Mägen 

bestimmt  $iß  zur  lebhaften  Reaction  g< 


—  '  61.     — 

i 

den  Reit,  der  ihr  Wesen  eingenommen  und 
unterdrückt  hat. 

Es  ergitbt  lieh  hierauf,  wann  und  wo 
und  unter  welchen  Bedingungen  die  kalten 
tlebergiefsungen  gegen  den  Typhus* gefördert 
sind ,•  um  derjenigen  Hitze,  welche  aus  den 
centralen  Herden  des  Organismus  gegen  dai 
Nervensystem  ausströmt,  die  Kälte  entgegen« 
zusetzen,  welche  von  den  peripherischen  Ner- 
Ten -Enden  aufgenommen  und  zu  den  cen- 
tralen Herden,  den  Ganglien  und  Gehirn, 
geleitet  wird. 

Wo  das  Nervensystem  und  schon  im 
Gehirn  von  der  Entzündung  ergriffen,  wo 
der  Status  nervosus,  $ey  es  hur  erst  in  sei-« 
nen  leisesten  Zügen,  oder  schon  in  mehr  vol- 
lendetem  Bilde  entwickelt  i$t,  da  ist  im  AH* 
gemeinen  der  Zeitpunkt  für  die  kalten  Uebi»** 
giebungen.  Die  Schwere  und  grofse  Betau* 
,  bung  des  Kopfs,  der  leichte  Sopor,  der  Halb- 
achlaf,  der  Schwindel  und  Taumel  beim  Auf- 
richten —  bestimmen  schon  dazu.  Wenn 
gleich  hier  das  Nervensystem  noch  nicht  selbst 
und  realiter  ergriffen  ist,  so  zeigt  doch  diese 

«  

Symptomengruppe  den  Trieb  der  Entzündung 
auf  das  Gehirn,  ihre  typhöse  Natur;  und  dafa 
m  Zeit  aey,   den  Nervep  tu  erwecken   und 


—     6a     -i 

gleichsam  aufmerksam  zir  machen,  auf  die  Ge- 
fahr, welche  ihm  bevorsteht 

Je  gewaltsamer  und  vollendeter  <Jer  Sta- 
tus nervosus  hervorbricht,  defctö  dringend* 
die  Anzeigt  Die  Metamorphfrie  der  fcrit- 
zilndung  zur  Nervosität  drückt  sich  vorzüglich 
im  Auge  und  an  der  Zunge  aus*  das  Aug6 
hat  etwas  Eigen-Lebhaftes*  wildes;  verzerrte^ 
der  Blick  ist  umtat,  verwirrt,  iA  dieser  Ver- 
wirrung etwas  stieres,  statt  des  Gewöhnliche! 
ist  der  Blick  ein  ganz  anderer*  widernatür- 
lich; die  Zunge  ist  dürr,  trocken*  oft  g*ix, 
oft  pur  in  der  Mitte*  oft  aufgesprungen*  bräun, 
schwärzlich  belegt;  dabei  entwickelt  die  Gei- 
stesverwirrung sich  deutlicher*  es  tritt  hef- 
tiges Irrereden  ein*  mit  grölsern  oder  kla- 
nerri  freiem  Intervallen*  öder  ganz  änhal* 
tend;  Trieb  zum*  Heraüsspringen  aus  dein 
Bette*  verwirrtes  Herumgehen  unter  stetem  Ir- 
tereden*  Unruhiges  Herabwerfeü  der  Bettdecke; 
grofse*  brennende  Hitze  auch  ^äutserlich  mit 
Durst  und  dem  eignen  Appetit  zu  kaltem1 
WäsSer,  mit  Verachtung  alles  andern  Getränk^ 
mit  Abscheu  selbst  '  gegeri  deri  gewöhntet 
Wein; 

Zwei  Zufälle  waren  es,   weiche  Vorzugs 
lieh  den  Verfasset   zu  den  kalten  Uebergi^ . 


--     63     — 

i 

fsungen  bestimmten:  i)  der  inner*  angst-» 
volle  Trieb  des  Kranken  aus  dem  Bette  her- 
au*  in  die  freie,  kalte  Luft,  oder  ins  kalte 
Wässer  zti  springen.  Dieser  Zufall  war  in 
der  lernen  Epidemie  sehr  gewöhnlich;  man 
konnte  den  Kranken  kein  wohltätigeres  Ge-% 
fühl  verschaffen,  als  wenn  man  >ie  aus  dem 
geheizten  Zimmet  und  dein  warmen  Bett,  in 
ein  kalte*  ungeheiztes  brachte,  sie  in  ein  fri- 
sches* durchaus  nicht  erwärmtes  Bett  legte* 
Und  bei  der  fürchterlichsten  Kälte*  die  den 
Wime*  t8H  für  Litthauen  uhvergefslich  mä- 
chen wird,  alle  Fenster  öffnete;  Gleich  dar- 
auf  lieisen  die  Delirien  nach,  die  Kranken 
fühlten  sich  wohl  er  und  freier  und  viele,,  das 
Sturzbad  verweigernd,  genasen  auf  diese  A*t* 
ohne  alle  Atinei.  Merkwürdig  wa±  auch  der 
Trieb  zum  Herumgehen  ixi  der  frischen,  kalten 
Luft  und  dessen  wohlthätiget  Erfolg«  Nifcht 
selten  sind  die  Beispiele  hie*  in  Gumbimiten, 
da(s  Kranke  während  der  Nacht  im  Delitfo, 
gänzlicher  Beweislosigkeit ,  mit  gewaltigem 
Fieber,  ihtein  Wartet  entsprangen,  ganze Stfrek- 
ken*  wenig  bekleidet*  oft  baarfufs  über  SqB  ned 
und  Eis  weggingen  —  nach  mehrern  9tuii~ 
den*  zwar  ermattet*  aber  mit  freiem  Berufst- 


-    «4.  —  *' 

ieyn  «urückkehrtcn  —  und  tob  Stand  an  ge» 


a)  Der  inaftinktartigt  Appetit,   die  unbe- 
grenzte   Sehnsucht  nach  kaltem   Wasser  mk 
Verabscheuung   und  Verweigerung   alles  an* 
dem  Getränks«    Es  ist  unglaublich ,    welche 
ungeheure  Menge  eiskaltes  Wasser  viele  ge- 
trunken  und    dabei  genasen  j    da    diejenigen 
hingegen  ,    welchen  man  dieses   verweigerte 
und  die  man  zum  Wein  zwang,  in  der  Regel 
ohne  Rettung  verloren  gingen»     Merkwürdig 
war  auch  der  Abscheu    der  Krankte  geges 
alle   reizende,    erhitzende  Arznei,    wenn  sb 
Sonst  so  gern  alles  nahmen.     Dagegen  vo< 
schlangen  sie  den,,  doch  so  widerlichen  küh- 
lenden Salpeter  mit  heißhungriger  Begierde 
Ein  geschätzter  Arzt  von  Gumbinnen,  der  mit 
einer  der  ersten  an  diesem  Fieber  litt,  kann 
nicht  lebhaft  genug  das  widerliche  und  schrecke 
liehe  Gefühl  mahlen,    welches  die  Reizmittel 
ihm  erregten.    Lange  genug  von  den  Aerzten 
gemartert    erfüllt  ein  gutmlithiger  Wundarzt^ 
in  Abwesenheit   der  Aerzte  seinen,    im  Defr 
rium,    mit  zitternder  Zunge  ausgesprochen* 
Wunsch  ihm  etwas  Limonade  zu  reichen.  Er 
trank   diese  stark  mit  Arid,  tartaric.   bereitet 
mit  der  gröfsten  Begierde  und  ohne  das  Vofr 


—     63     — 

lien  der  Aerzte,  in  unglaubliche*  Meng**-« 
d  genas.    Was  der  viele  Wein*    die  Vdef« 

•  Serpentar.»  der  Aether*  der  Campher«  daa 

•  cajep«  —  kur»  die  ganze  Schwere  Batte* 
)  nicht  vermocht*  das  that  dies  einfach« 
ittel  —  '  es  rettete  den  Kranken  4  den  die 
•rate  verlohren  gegeben  und  der  gewifa  dem 
>de  ein  Opfer  gefallen  wäre,  wenn  der  In* 
nkt  der  Matur  nicht  weiser  wäre,  wie  die 
ihren  der  Schule  I  >. 

Bei  diesem  angedeuteten  Stande  dea  He» 
ra  waren  die  kalten  Uebeigie&ungen  diu 
ilsamste  Arznei.  In  den  Lazarethen»  wo  die 
inst  idi  freiem  Kreise  sich  bewegt,  wandte 
r  Verf.  sie  hier  in  vielen  Fallen  an  — •  t^nd 
br  viele  mehr  genasen  hier  unter  den  sonst 
ungünstigen  Verhältnissen  *  als  die  reichen 
ranken  in  der  Stadt  bei  der  aufmerksam* 
?n  Pflege,  wo  Vorurtheile  der  rettenden 
•inei  im  Wege  standen! 

Der  Erfolg    war   auffallend \   gleidfe  nach 

* 

t  ersten  Uebergi**faung  veränderte  der  Zu« 
md  sieh  bedeutend«  Bei  vielen  kehrte  auf 
r  Stelle  fast  das  Bewufttseyn  zurück  4  der 
ose  Habitus,  die  Physiognomie  ward  freier 
id  natürlichen  Der  Status  nervosus  ward 
mindert«  die  Physiognomie  dea  Auges  em* 

U  XXXTUL  ».  4.  ü/  ti 


—     66    — 

pfing  wieder  Karakter  und  aeelenrolles 
ben.     Oft  war  dieser  Erfolg  hur  vorüB« 
hend,  die  Wirkung  nicht  dauernd}     nad 
nem  kurzen,  freien  Zwischenraum   kehrte 
Delirium    zurück    und    das    Uebrige»     I 
mufsten  die  Uebergiefsungen  erneuert  wei 
Zuweilen  nahm  da*  Fieber   gleich  nach 
ersten    Sturzbade  den  deutlich   remittirei 
Typhus;  es  machte  gegen  die  Nacht  die 
cerbation,  am  Tage  war  der  Kranke  bei 
wufstseyn    und  fühlte    sich    wenig   ersch 
Auch  hier  ward  das  Sturzbad  fortgebrauc 

In  der  Regel  erfolgte  die  Entschei 
innerhalb.  3er  Tage,  aber  dennoch  ki 
in  manchen  Fällen    gegen  Abend    eine 

'  übergehende  Verwirrung  und  leichtes  1 
rium  zurück,  welches  noch  mehrere  Tag« 
hielt,  ja  sich  noch  zeigte ,    wenn  der  Kr 

,  bereits  aufser  Bett  war»  Immer  war  diefs 
ne  Folgen«         , 

Nach  Umständen  wurden  die  kj 
Uebergiefsungen  mehreremale  am  Tage 
gewandt,  in  dringenden  Fällen  alle  a  S 
den  ^wiederholt»  Der  Grad  der  Entwi 
hing  des  Status  nervosus,  der  topischen 
tection  des  Gehirns   und  die  Heftigkeit 


• 

r 


■   V 


"  I 

Statut  phreniticus  entschieden  für  die  tiftere 
Anwendung;  iu  dringender  jene,  desto  drin- 
gender  diese«  Die  a  malige  Anwandung  im 
Tage  war  in  der  Hegel  genügend;  am  besten 
dos  Vormittags  nach  9,  und  des  Abends  nach 
8  Uhr. 

Der  Verf.  bediente  sich  folgender  Ate* 
thode.  Der  Kranke  ward  in  ein  lauwarmes 
Bad  gesetzt)  was  ihn  bis  zum  Unterleib  be» 
deckt«* ;  dann  wurden  ihm  4  •—  ü  Eimer  eis* 
kaltes  Wasser  in  abgesetzten  ZUgi-n  Über  den 
Kopf  und  obern  Theil  des  Körpers  von  ei- 
nem Stuhle  herabgegossen;  hierauf  ward  er 
ins  Bett  zurückgebracht.  Eine  halbe  Stande 
dach  dem  HaJe  ward  ihm  eine  Gabe  Mo- 
gchus  mit  dem  Hydrarg.  mur.  mite,  oder  die* 
$ea  l*t*teref  bei  Armen  und  in  Lasarethefi, 
mit  Campher  gereicht« 

Auf  dem  beschriebenen  Stande  des  Ty- 
phus hatten  die  kalten  Uebergiefsungen  keine 
eigentliche  und  unmittelbare  Gegenanaeige« 
Aber  ein  Umstand  war  es,  welcher  vor  der 
Anwendung  eine  grobe  Rücksicht  verdiente 
Und  dieselbe  wenigstem  vorläufig  und  mit* 
gelbar  beschränkte.  Diefs  war  der  Status 
pleihoricua  des  Kopfs«    eine  groüe  Ueberflil* 

E  a 


# . 

—    68     — 

lung  des  Gehirns  mit  Blut,  eine  deutlich  am» 
gedrückte  topische  Encephalitis  In  diesem 
Falle  war  der  Typhus  mehr  von  dem  arteriS» 
seü  Charakter,  der  entzündliche  auch  real» 
ter  der  herrschende '}  die  Arteriß  war  her- 
vorstechend ergriffen.  Die  Constitution  wir 
die  Vollsaftige,  das  Gesicht  war  aufgedunsen 
und  roth,  das  Auge  entzündet,  die  Sinns 
stumpf,  grofse  Betäubung,  Funken  vor  des 
Augen,  Stupor  des  Geistes,  Rückenlage,  gro* 
he  ynbesinnlichkeit*  Sopor,  abwechselnd  mit 
fürchterlichem,  wüthenden  Irrereden»  mitwib* 
rer  Wuth,  mit  wildem,  fürchterlich  stieret 
Blick)  so  dafs  der  eine  Zustand  in  den  an» 
dem  überging  und  mit  ihm  wechselte;  dabei 
der  Puls  veränderlich,  aber  immer  unterdrück^ 
'  die  Hitze  grofs  und  brennend,  die  Haut  heili 
und  trocken,  die  Zunge  trecken  und  schwach 
aufgerissen  et& 

tn  solchen  Fällen  meide  man  den  ünmfe 
telbaren  Gebrauch  der  kalten  Uebergiefsüfc* 
gen.  Durch  die  heftige  Reaction,  die  siem* 
chen,  und  bei  der  grofsen  Spannung  der  Äi* 
terie  im  Gehirn  hat  man  Blutausleerunged» 
Extravasate  und  plötzlichen  apoplectischeS 
Tod  zu  fürchten.  Man  suche  erst  den  hervor- 
stechenden   arteriösen    Charakter    zu    tilge*» 


,    -  *  -  ;■ 

und  das  Fieber  von  der  töpischen  Complka- 
tion  zu  reinigen.  Eine  Jugular-Venaesedtion, 
Blutigel  an  den  Schjäfeu;  hinter  den  Ohren, 
die  kalten  Umsehläge  auf  den  Kopf^  das  Kalt 
nitricura  in  starken'  Gaben  sind  hier  die  heil«*' 
Samen  Arzneien«  Ueberhaupt  gut  die  Regele 
vor  dein  Gebrauch  der  kalten  Uehergielsun* 
gen  den  hervorstechenden  Charakter  zu  ergreif 
fen  und  ihn  im  Verlaufe  aufzuheben.  Dann 
erst  tritt  das  allgemeine  Mittel  desto  unbe- 
dingter ein«  Je  starker  der  Trieb  zu*  Ner- 
vosität, je  deutlicher  und  schneller  der  Sta- 
tus nervosus  sich  ergiebt,  desto  mehr  passen, 
die  kaken  Uebergieisitngen,  desto  dringendes 
sind  sie  angezeigt. 

Ob  die  Haut  trocken  ist  oder  feucht, 
verändert  die  Anzeige  nicht.  Dieser  Zufldl 
ift  in  dem  Typhus  zu  unbedeutend ;  bei  ihm 
hat  die  Entzündung  ihren  Sitz  in  den  central 
ten  Herden  des  Organismus  und  ist  unmit- 
telbar im  Nervensystem  zu  bezwingen.  Der 
Znstand  der  Haut  ist  überhaupt  sehr  verän- 
derlich, bald  feucht,  bald  schwitzend,  bald 
dürr  und  trcteken.  Die  kalten  Uebergieüun-r 
gen  unterdrücken  den  Schweil*  auch  nicht, 
im  Gegentheil  rufen  sie  den  eritisdien  her* 
tot  und  oft  fliefo  die  Haut  gleich  neck  ihrer 


r  ■ 


1  s 

Anwendung  in  einem  warmen ,   wehhhätigeB, 

das    Fieber    entscheidenden    Schweifs«       Die 

Kalte  wirkt  unmittelbar   auf  das  Centrale  des 

Organismus;  sie  giebt  dem  Nervensystem  die 

eigene  Mäßigung  und  Abkühlung  gegen  die 

Entzündungshitze,     bewährt    und    erregt    den 

Nerven  sich  in  seinem   Wesen  zu  behäopten 

und  sich  nicht  einem   fremden  Triebe   zu  er« 

geben,  der  eben  als    ein  heterogener  für  ihn 

die   verzehrende    Gewalt    hat;    sie    bestimmt 

den   Nerven    den    fremden    irritablen    Reflex 

aus  sich   heraus  zu    wenden*     Dadurch,  da& 

man  das  Nervenwesen    erweckt  und    erhebt, 

giebt  man    der    wilden    irritablen  .Kraft    ihr ' 

Maas  wieder  und  leitet  sie  in  ihren  Kreis,  in 

ihre  Grenze*  zurück. 

•    Wo  im  Typhus  noch  Hitze  und  Frösteln 

wechselt,  soll, man   die  Kälte  meiden«     Ditob 

ist  der  Fall  im  ersten  Stadio,  wo  die  Schleim* 

häute  die  Entzündung  fragen,    oder   auch  in 

spätem  Perioden  der  Species,   wo  der  katar» 

rhalische  Charakter   der  hervorstechende   ist* 

Auch  passen  die  kalten  Uebergiefsungen  hier 

picht,  so  lange  der  Status  nervosus  noch  nicht 

entwickelt  ist;  dieser  ist  es  ja  nie»  welcher  ih» 

re  Anzeige  bedingt»     Tritt  aber  in  dem  Ty» 

phu*  catarrhaty  ein  bedeutendes  Leiden  d* 


V 


—  7*  - 
rehlrns  ein,  entwickelt  der  8titui  nervo- 
ae  sich,  so  haben  sie,  euch  hier  allerdinge 
ire  Anzeige  und  sind  dm  einaigo  Mittel  den 
usgang  in  den  tüdtlichen  Hydrops  *  Cerebri, 
eloher  dieser  Speoie»  eigen,  au  Verhüten. , 

Nioh  den  kalten  Uebergletsungftn  und 
riechen  deren  Wiederholung!  lege  man  die 
iken  Fomentationen  über  den  abgesohornen 
op£;  mau  bereite  dieselben  aus  &tl.  nitrlo«, 
(umon.  tttur.  und  Weinessig.  Ausserdem 
ebt  man  am  Tage  niehts  anders ,  wie  ein 
•ooct  der  Had.  Alth.  mit  Kai.  nitile.  und 
imphor,  spMter  statt  des  Althaedecoota  ein 
lue.  Flor,  arnio.  mit  eben  den  Araneieo;  am 
bend  eine  (labe  Moschus,  in  der  Nacht  ein 
larmal  wiederholt. 

Von  (Irr  Behandlung  des  Typhut,  welche 
»oh  so  wonig  verstanden,  im  Allgemeinen, 
le  im  Desondern,  von  den  Anseigen  und 
in  dem  die  einxnlne  AraneUAnieigenden, 
irch  strenge  Auffassung  der  Entwicklung*- 
fifen  der  Metamorphose  des  entzündlichen 
tbens,  historisch  und  wissenschaftlich  be- 
iludet, werde  ich  in  einem  grütseren  Werk : 
frer  die  iißichicht*  d*r  Typhus Hpid* mit 
>m  IVinfr  ig;j  ausAlhrlldh  handeln.  Ea 
t  mir  die  reiche  Gelegenheit  geworden,  die* 


•es  Fieber  in  seiner  verschiedenartigsten  6e* 
staltung    und'  bei    den    verschiedensten  und 
entferntesten  Nationen  zu  sehen  und  *u  J>e* 
,  handeln, 

,  Von  dem  Gebrauch  der  kalten  Ueber- 
giefsungen  in  dem  icterischeh,  putriden  Ty- 
phus ein  andermal  in  diesem  verehrten  Jour- 
nal. Vorjetzt  kann  'der  Verf.  schon  versi- 
chern ;  dafs  er  im  höchsten  Grade  dieses  Ty- 
phus, gegen  den  furchtbaren  Meteorismus, 
gegen  die  profusen,  colliquativen,  unwillkühfr 
liehe,  aashaft  stinkenden,  fauligen,  Durch- 
fallen kein  herrlicheres  Mittel  kennt,  als  die 
oft  erneuerten  kalten  Fomentationen  aus  Sal- 
"pet^r,  Salmiak  und  Weinessig  über  den  Un» 
terleibt 


s    « 


•  ■      ■  : 

~     7S     * 


■s  '      . 


\ 


III. 


»     . 


Historische  Uebersicht 

der  Fortschritte  der   Medizin 

in  England 

Tom  Januar  bis  Juni  j8j3« 

Von 

Roysron,*) 

übersetz       i 

Dr.  E.  O  s  a  n  n, 

Aiailtirendem  Ars;  des  Poliklinischen  {njtitutf  $vl  Berlin, 


s 


eit  Bekanntmachung   des   letzten   Berichts 
erschienen  im  Januar    dieses  Jahres    das  für 

4 

Anatomie  und  Physiologie  wichtige  Werk  des 
Dr,  Monroy  ferner  ein  Versuch  über  die  ein«* 
saugenden  Gefäße  von  Pring.,  die  in  diesem 
Jahre  in  der  medizinischen  Gesellschaft  am 
London  von  Saumarez  gehaltene  Rede  über 
die  Principien  der  Heilkunst  und  Physiologie, 

•)  (iondoa  jnedical  Journal  1813.  July,  9,  |, 


und  der  erate  Band  eines  vorzüglichen  Wer- 
kes über  die  pathologische  Anatomie  der  Le- 
ber von  Dr.  Farre.  Das  «erste  des  Dt.  Mon~ 
ro  in  drei  Qctavbänden  und  einem  Band  Kup* 
ferstichen,  ist  ein  Abrifs  des  Cursus  der  Vor* 
lesungen  üb^r  Anatomie  und  Physiologie,  wel- 
che lange  vor  den  berühmten  Gliedern  die« 
ser  Familie  zu  Edinburg  gehalten  worden  sind. 
Der  Plan  des  Ganzen  ist  sehr  weit  umfassend, 
da  es  nicht  nur  die  natürliche  Lage- und  Funk* 
tiohen  de&  Organismus  im  gesunden  Zustan* 
de,  sondern  auch  die  krankhaften  Verände». 
rungeo  und  pathologischen  Processi  schildert« 
Die  kleine  Schrift,  des  Hrn.  Pring  begreift 
die  Qeschichte  der  Entdeckung,  eine  kursori- 
sche Uebersieht  der  Anatomie  und  Physiolo- 
gie der  GefaCse  und  Drüsen,  eine  Darstellung 
der  krankhaften  Veränderungen  derselben  und 
eine  Untersuchung  über  das  Verhältnifs  zwi- 
schen dem  secernirenden  und  einsaugenden 
System.  Die  Ansichten  über  Physiologie  und 
Keilkunde  von  Saumarez  sind  in  frühem 
Stücken  dieser  Zeitschrift  bereits  mitgetheilt 
worden,  so  dafs  nicht  leicht  einer  unserer  Le- 
per  mit  denselben  unbekannt  seyn  wird«  Den 
Menschen  deflnirt  unter  andern  Saumarez  in 
seiner  genannten  Schrift,  als  ein  mit  Vernunft 


m  . 

-     7*    -  v        v 

i 

begabtes  Wesen   in  einem  belebten  Körper, 
welcher   demselben  nur  als  Werkzeug  dient, 
wodurch  schon  Hr,  Richerand  hinlänglich  wi» 
dersprochen  wird,  der  in  seinen  zweimkl  in 
das  Englische  übersetzten  Elementen  der  Phy- 
siologie zu  behaupten  sich  erdreistet»  die  tno* 
rausche  Natur  des  Menschen  stünde  unter  ei** 
ner  zu  strengen  und  notwendigen  Abhängige 
keit  von 'der  physischen,  und  Laster  wie  Tu- 
genden wären  entweder  blofce  Moditicationen 
und  Produkte  der  Erziehung,  oder  noch  häufi- 
ger als  natürliche  Folgen  der  physischen  Orga* 
nisation  überhaupt  zu  betrachten.    In  der  ge- 
fühlvollen und  feurigen  Sprache  eines  Mannes, 
welcher    vollkommen    von    der  Existenz    des 
moralischen  Guten  und  Bösen  überzeugt  ist, 
und  selbst  ohne  sich  durch  einseitige  Ansich- 
ten beherrschen  zu  lassen,    vorurteilsfrei  die 
Natur  beobachtete,   bestreitet  Hr.  Saumarez 
diese  Behauptung,  welche  gegen  alle  Drund- 
gesetze  der  Moral  streitet  und  die  moralische 
Freiheit  des  Menschen  gänzlich  aufhebt.    Un-» 
tör    andern,  stellt   Hr,   Richercmd    in  seiner 
Schrift  den  Grundsatz  auf,    „dafs  die  M^enge 
des  Verstandes  immer  der  Zahl-  und  Vollkom« 

* 

menheit  der  Sfnnorgane  entspräche,'1    Ohne 
es  %u  wellen  und  m  wissen,  widerspricht  er 


-   «**•    jß     mm' 

sich  selbst  hierin,  und  es  würde  nicht  schwer 
sejhn,    durch   die  alltägliche  Erfahrung    diese 
Behauptung  zu  widerlegen.     Läßt  es  sich  nicht 
um  Bestimmtheit  beweisen,  dafs  dieSinnorgane 
in  den  Thieren  einen  hohen  Grad  von  Voll- 
kommenheit erreicht  haben,  welche  sehr  einge- 
*  schränkte  Verstandeskräftehaben,  wie  bei  de- 
jien,  welche  oft  sehr  ausgezeichnete,  besitzen? 
Als  Belege   zu   seiner  Behauptung   fährt  Hr. 
Sawnarpz  eine  grolse  Menge  von  allgemein 
anerkannten   Thatsachen    an,      Okäe    jedoch 
weiter  in  diesen  Streit   eingehen  zu  wollen^ 
können  wir  unmöglich  glauben,  dafs  eine  Phi- 
losophie  fest   gegründet   iejn  könne,    deren 
Haupttendenz  zu  seyn  scheint,  die  Thiere  ** 
erheben  und  dem  Menschen  gleich  zu  stellen, 
während  sie  den  Menschen   zum  Thiere  efr 
niedrigt, 

Der  ersye  Band  von  Favre* s  Werk  über 
die  pathologischen  Desorganisationen  der  Le» 
ber  gewährt  für  die  Pathologie  allerdings  Be* 
reicherungen,  obschon  der  therapeutische  Thefl 
weniger  befriedigend  ist,  da  der  Verf.  die  zwei 
unter  den  Namen  Tubera  circumscripta  und 
diffusa  beschriebenen  Formen  ron  Leber- 
krankheit,  als  unheilbar  betrachtet.    Wenn  wir 

uns  gegen  die  vx  allgemeine  Benennung  pa* 


-    77    - 

kologüche  Anatomie  erklären,  in  io  fem 
ie  Erforschung  der  Krankheit  mittelst  Anato- 
ue,  oder  anatomische  Beschreibung  der  krau- 
en Organ?  seyn  toll,  so  werden  'gewifc  un- 
rte  Leser  mit  uns  einverttäiidep  atyn*  wie 
ir  et  mit  diesem  geistvollen  Sphjriftatelle* 
ad»  dafs  nämlich  die  hierzu  nötfaigen  Unter« 
ichungeti  dem  diagnostischen  Theile  de*  Me- 
tin angehören*  da  man  to  viel  als  möglich 
ferzeit  die  Symptome  mit  der  organischen 
«•Änderung  der  Organe  verbinden  mufs.  Ge* 
x  Dr.  Parre  müssen  wir  erklären,  daft  die« 
nwei  Arten  Von  Verhärtungen  nicht  alt 
t*chaus  unheilbar  anzusehen  sind,  und  dafs  nur 
befangen  fortgesetzte  Untersuchungen  ge» 
m  untere  Kenntnisse  zu  einem  aolchen  Grad 

m 

n  Vollkommenheit  erheben  werden,  der  für 
i  Kunst,  wie  für  die  Kranken  gleich  gtoft* 
»rtheil*  hoffen  läfst  *)♦ 

')  Thi  morbid  Jhatojnf  of  tn§  L\s>*r\  Zeitig  UM  /«- 
auiry  into  M#  andxomical  Charatter,  tytntoms  and 
Treaimcnt  o/*  certnin  distasei,  wfiibh  Itttpaif  ot  </#• 
stroy  th*  VUtou.  OrdtK  l.  Part.  L  London,  igiQ.  — * 
Dr.  Farn  Unterscheidet  Ttitnote*  und  lubera  h*pa* 
tU.  Unter  enteren  versteht  er>  weder  in  Fori* 
noch  Struktur,  sondern  nur  durch  ungewöhnli- 
che und  Vergrößerung  des  Volumens  ?erachieden# 
Anichwellungenf     unter     leutern     begrinste    &«« 


I 


In  der  Zoöcfaemie,  einet  mit  diesetn 
der  Natnrräitenschaft  eng  verbundene 

schwülste  *6a  schwammariigei»  und  mehr  c< 
Natur,  welche  auf  der  Oberfläche  der  erl 
Organe  sich  durch  benimmt«  Erhabenheit 
zeichnen. 

Tubera  tlrcUnu&tpt* ,    meist  toü  -gelblich 

Farbe,  bilden  in  dem   die  Leber  umkleiden« 

ritonäum  Erhabenheiten,  welche,  schwach  yo 

gefa&en  durchflochten,    aus  coucentrischen  1 

kungen  bestehen   und  in  der  Mitte  weift  an 

fest  sind.     Von  der  Verhärtung  jedes  einselae 

ten  hängt  auch  die  Gestalt  desselben  ab; 

fange  sind  sie  sehr  klein,   werden  aber  imm 

fser,  erhalten  die  karakteristischen  Zeichen  u 

tragen   cur  Zeit  der  Reife  mehr   dedu  eint 

im  Durchmesser.     Sje  sitsen  fest  in  der  Leb 

ben   eine  begrängre   Form    uncf-  s wischen  da 

ist  die  Leber  blässer  *  schlaffer,  weniger  auss 

hängend   und  zu weilen  mit  ergossenem  Blut 

füllt.     Gewöhnlich  sitsen  die.  Knoten  auf  dej 

fläche  der  Leber,    erstrecken  sich  aber  aulsfc 

tief  in    das   Innere   derselben    Und    bilden  s 

grofse,  kranke  Masse.     Oft  lebt  der  Kranke  so 

bis  durch  diese  Desorganisationen  der  grölst 

des  Unterleibes   ausgefüllt   und   das   natürlicl 

webe  der  Leber  beinahe  gänslich  verschwunc 

Sie  haben  eine  so  feste  und  cell  ich  te  Struku 

sie  bei  der  ersten  Untersuchung  grat  undrgai 

Körpern  g'eichen,  beim  Durchschneiden,  flief 

Weifse  dicklihe*    dem  Kahme   ähnliche   Flui 

aus,  und  das  aellichte  Gewebe  derselben  wird 

Maceratien  am  sichtbarsten» 


—     79     —    . 
lin,  wurde  durch*  Dr.  Berzelius}  Professor 
r  Chemie  iu  Stockholm,  no6h  mehr  Licht 

Symptome.  Der  Kranke  leidet  an  Sdimeraed 
In  der  Lebergegend,  St  li  wie  he,  App*titloai{ik<ni 
lind*  Husten,  und  nur  vr^nn  die  I.ebcr  verningo 
ihre«  vermehrieu  Wacliichutm  und  Umganges  sich 
bis  unter  die  Hypochondrien  erstreckt,  erkannt 
man  oft  er«  di«  wehre  Krankheit;  die  Funktionen 
dt*  Durmkaiuli  werden  g««türt,  d«r  Körper  eebrt 
ab  und  durch  die  muskulösen  Wunde  des  Unter- 
leibes fühlt  uun  die  Vergrößerung  und  Hin«  der 
Laber.  Nimmt  die  Kiaukbeit  noch  mehr  au»  10 
leidet  l'atieiu  vorimglich  en  dem  grofa^n  Umfange 
der  Geschwulst,  de  Heipiration  wiid  beengt,  der 
Darmk«nsl  «u  Durchfällen  gennigr.  'Gelbsucht,  wie 
geroac  Er^uise  in  das  Periioniiuin,  kö  nen  als  iu* 
fällige,  nicht  aber  als  wesentliche  Brach  ein  un  gen  be- 
trachte^ weiden.  *  Dr.  Furr*  eraahlt  «wei  lehr» 
reich«  Fülle  dieser  Art,  nabst  da«u  gehörigen  Ob« 
ajuktionaberichten.  und  erklärt  aich  wiewohl  mit 
«naureich enden  Gründen,  gegen  die  Annahme  ton 
acrophulutrr  Utsacbr. 

Tubirm  diffus*  durchdringen  nicht  allein  In  einer 
bestimmten  uuu\  eueamm  anhänge  d"n  Form  die  I  e- 
ber,  aonderu  aitaen  oft  auch  gleich Förmiger  als  die 
$nk*r,  ttrcumicrifjt.  aui  der  Oberfläche.  Sie  lind 
ton  weicherer  Consistene,  bei  verschiedenen  Sub* 
Jekten  durch  Form  und  Lage  auch  verschieden,  und 
verschonen  keinen  Tlieil  des  Körpers;  man  findet 
ei«  ohne  Auanahme  in  allen  Eitigeweiden ,  in  den 
Zellhäuten,  eojrar  in  den  Knochen. 

Symptome*  Sie  richten  sich  gana  nach  dem  Sit* 
dieaer  Knoten  in  den  verschiedenen  Organen,  uad 


—     8o     — 

verbreitet,  und  seine  schätzbaren  Fotschiupi 
durch  die  Uebersetsung  ronm  den  Fortschrittt  I 
und  dem  gegenwärtigen  Zustand  dieser  Letal  I 
welche  Hr.  Brüntimark  besorgte,  in  EngU 
bekannt«  An  einem  andern  Orte  giebt  Dt 
Berzelius  dem  englischen  Leser  eine  iBf* 
meine  Uebersicht  von 'der  Zusammenierna| 
der  animalischen  Flüssigkeiten,  und  eine  ds 
Medizinisch  -  Chirurgischen  Gesellschaft  ■ 
London  vorgelegte  Abhandlung  von  deni4 
ben  Vf.  dringt  noch  tiefer  in  diesen  Gefl* 
stand  ein.  Das  Blut  ist  der  Hauptgegenstal 
seiner  Untersuchung.  Der  Faserstoff  wurde  fc 
Einwirkung  dei;  Wärme  durch  kochendes  W» 
ter,  dem  Alkohol,  Aether,  der  Essig****, 
ichwacher  Salt-  und  Salpetersäure  und  aö* 
dem  Kali  ausgesetzt  Die  chemischen  ßg* 
Schäften  des  Färbestoffs  werden  auf  ähnlich 

Weil 


I 


I 


die  Diagnosis  hingt  demnach  vöji  der  minni 
tigen  Verbreitung  dieser  Knoten  in  den  Thsil*»  ■ 
Körpers  ab.  Wird  die  Leber  aber  gans  toriutf* 
davon  ergriffen,  so  fl literscheiden  sich  die  Sjpnf# 
nie  wenig  von  denen,  welche  die  tabfr.  tfrcun&t 
begleiten. 

Bei  zwei  aber  schon  sehr  lange  von  dieier  fctt* 
heit  befallenen  Personen,  wurde  von  Dr.  Fi  ** 
kur  in  grofsen  Gaben,  doch  ohne  glücklichen*1' 
folg,  angewendet.  Anih.  d,  U ehern 


—     8i      — 
»iie  untariufcht,  und  vor*  II  glich  de*  EJntiuti 

i  Kiieni  Auf  Bildung  tUeie'l  Fttrbeitolfri  aui- 
nittoln  rtriiiflhb  Wenn  01  gftgrllndet  Jit, 
»  unter  IjAndimann  Hr,  Brande  behauptet, 
b  der  FdrbeitoiF  des  Blutes  gan»  unabhMn- 

vtm  doitt  fiiieii  beitehti  10  icheint  dieier 
»11  der  Abhandlung  de*  Dr.  ßtrgelitti  gana 
rvfliliiJgi    Du  Serum,  der  Eywejfutoff  u»d 

Salse  des  Hlutei  werden  die  ftAuptgtgen- 
nde  leioer  Unteriuchung*  von  denen  wir 

Resultate  kürdich  mittheJIen. 

Blut  beitoht  am  einem  Tlieil  gtelefaarti* 

l''!ili»ißk<«itt  und  einem  andern,  wel- 
v  ilclt  eo^loirli  in  dem  abgeladenen  BluM 
l  freien  Siilrken  von  dem  vorigen  trennt« 
r  ernte  beitritt  am  einer  AnllMiung  von 
!«m  Eywdfi-  und  wbnlg  Faielritoiff  duroh 
U  vetbunden,  und  enihHlt  ftoch  einige 
«e  und  '•  thieriiche  Bell Andthelle *  *ber 
lehr  goringor  Monge*  Der  Thellj,  wel» 
t  ilch  von  dem  andern  trennt j  ist  der 
btatofr*  wnlohe  lieh  von  dem  K/weifutolf 
ch  leint  .  Farbe  und  UnauflÜibarfceit  In 
um  unterscheidet.  Die  Färbt  scheint  Von 
n  ßiicn  bersur Uhren  \  von  welchem  ein 
ttel  In  hundert  Theilen  tnthalten  lit»  wtl- 
•  aber  ninf  so  langt  tl  FArbeitoff  bleibt, 

üiri,  XX*  VIII.  I.  4  iL  tf      v 


•-     8a     — 

getrennt  werden  kann.  Die  Ausscheidung 
selben  kann  man  nur  durch  Verbrennen, 
Zue-itze  von  sehr  concentrirten  Sauren  be 
ken,  wodurch  diese  Reagentten  den  dem 
sea  beigemischten  Färbestoff  gänzlich,  mi 
ren.  Künstlich  Idfst  sich  der  Färbestoff  d 
durch  Verbindung  des  Eyweifsstoffei  mit 
then  phosphorsaurem  Eisen  bewirken. 

Faser-  Eyweifs-  und  Färbestoff  gletc 
unter  einander  sich  so  sehr,  dafs  man  sie 
Modifikationen  einer  Substanz  betrachten  kl 
Zersetzt  man  diese  drei  mittelst  chemiK 
Reagentien,  so  erhalt  man  als  Produkte«  I 
nesweges  als  Edukte,  Phosphorerde  undk 
lensauern  Kalk;  nie  kann  wohl  lebendeil 
Phosphorerd^i  in  Auflösung  enthalten,  ( 
vielleicht  in  einer  so  geringen  Quantität, 
sie  sich  nicht  entdecken  läßt* 

Die     eyweifsartigen     Bestandteile 
Blutes    verbinden     sich     mit    Säuren, 
bilden  so  Zusammensetzungen ,    welche  i 
salinische  nennen  könnte'    sie  löfsen  sie) 
&eutralisirt  in  Wasser  auf,  trennen  sich  i 
wieder,  wenn  man  sehr  viel  Wasser  sw 
Salpetersäure   mit    denselben   digerirt* 
det  eine  in  Wasser  unauflösliche  Zusamfl 
setzung,  welche  aus  verändertem  Eywcifa 


—    -83    — 

F 

Salpeter  und  Apfelsäure  besteht     Die*e  Ei- 

'  gefiihUmlichkeit  sich  mit  Sauren  zu  verbinden, 

i 

dauert  in  einigen .  Fällen  au.ch  bei  dem  Ei* 
weifsstoff  fortt  Wenn  er  schon  durch  die  Ö£* 
gane  der  Sekretion  Veränderungen  erlitten 
hat)  wie  i*  E.  iü  der  Galle,  Milch  U*  s*  W» 
Das  Blut  enthält  keine  Gallerte» 

MjieWohl  noch  übef  die  Art  der  Zusam- 
mensetzung der  secernirten  Flüssigkeiten  de* 

.  Körpers  eine  grofse  Dunkelheit  herrscht,  So  iind 
sie  doch  sehr  wichtig  in  ihren  Folgen,  indem  $ie 
theils  2U  dem  innerlichen  Leben  wesentlich 
nothwendig  sind)  oder  theils  dem  Körper  Stoffe 

v  wegfahren«  Welche  zurückgeh  alten,  krankhaft 
te  Störungen  veranlassen  würden;  Man  kann 
alle,  Füglich  in  a  Klassen  theilen*  die  eine  ist 
zur  Unterhaltung  des  Lebemproce&ses*  die  an* 
dere  zur  directeü  Ausführung  aus  dem  Kor* 
per  bestimmt)  und  merkwürdig  ist  die  £r-> 
*<ftieinung)  dafs  die  Flüssigkeiten  der  Ersten 
Klasse,  die  Eigen thütolichkeiten  der  Alkalien, 
die  der  zweiten  die  der  Säuren  besitzen* 

Die  Yöri  f>n  Jferieiitii  untersuchten  flu*- 
Sigkeiten,  sind  Galle)  Speichel,  der  »us  den 
Sghleimmembrdnen  der  Gallenblase,  der  Tra- 
chea, der  Urinblase  ausgeschiedene  Schleim, 


-    84    - 

dieSecreia  der  serösen  Membranen,  S 
und  Milch«  •'  Auffallend  war  es  uns,  < 
Verf.    das   so  wichtige  Sperma  unun 

liefs. 

Von  dem  besobdem  Galleüstoff,  ' 

Thouardy  Pieromel  nennt,  giebtBcrze 

gende  Nachricht:    Er  hat  eii^n  sehr 

Geschmack,  dem  jedoch  ein  sülslichc 

eiücn  gafcz  eigentümlichen  Geruch  i 

ne  bei  fast  alleii  Thieren  von  grün  k 

grün  übergehende  färb*.    Er  ist  im 

auflösbar,    und  diese  Lösbarkeit    wir 

durch  das  in  de*  Galle  befindliche  All 

wirkt,    denn  neuträlisirt  man  letztere 

Säuren,    *ö  wird  dieser  Stoff  dadürcl 

getrennt;  auch  löiet  fet  sich  in  allen  1 

üissen  in  Alcohbl  auf.     Gleich  den  < 

Stoflfcaltigön  Bestandtheilen    des  Blute 

welchen  zum  Theil  diesem  Stoff  beiteil 

bindet  er  sich -mit  Säurön,    wodurch  2 

Hinsitht  der  Sättigung,   wie   der  Lös 

verschiedene  Grade  von  Verbindunge 

stehen.    Die  Essigsäure,  welche  mit  d< 

weifsstoff  des  Blutes  eine  auflösbare  A 

düng   eingeht,   bewirkt  mit  dem  Gall 

eine   ähnliche*    daher    entsteht  kein  I 

schlag,  yrwn  man  Essigsäure  aur  Gal 


V    ^    ss    -»  - 

#  # 

sotrt,  wohl  aber  einer,  wenn  statt  derselben 
Schwefel,  Salpeter }  oder  Salzsäure  hinzuge? 
gössen  wi{*d,  A^f  <}ie  letzte  Art  entsteht 
dur^h- Verbindung  de«  GgUenstoffs  mit  einer 
B£ipera.lsäuje  jene  schwer  losbare  Substanz, 
welche  viele  Chemiker  für  eine  resigöse  hiel«? 
ten,  da  sie  die  karakteristischen  Zeichen  eixfeg 
Harze;  hat,  in  der  H[itze  aemlich  schmilzt, 
sich  in  Weingeist  aijflöfst  und  durch  einen 
Zusatt  von  Wasser  piedergescBlagen  wird, 
Alkalien,  alkalipische  Erden  und  Verbindun- 
gen der  Kalien  pnit  Es$ig  zersetzen  und  läsen 
vsie  aijf,  die  eisten  dadurch,  dafs  sie  denael-? 
£en  die  mit  derselben  gebundene  $äure  rau- 
ben, die  letztere  aber,  dafs  sich  die  Essig? 
f.äure  mit  dem  Galleuatoflf  verbindet  und  den^ 
-  fplhen  im  Wasser  lösbar  macht, 

Derselbe  verbindet  sieh  auf  gleiche  Weise 
mit  einigen  metallischen  Oxyden  in  pulreri» 
sirter  Gestalt  nhd  der  harz  ähnliche,  durch 
Mineralsäuren  gebildete  Körper,  bildet  mit 
Qxy^ep  $ine  pflasterähnliche  Mass^  u&d  gleicht 
puch  hierin  den  Harzent  , 

W^ll  man  diesen  Q^Henstoff  darstellen, 
sq  vermischt  man  frische  Galle  mit  verdünn-» 
fer  Schwefelsaure   t\nd  drei  bis  vier  Theilen 

Wasser*    Zuerst'  erfolgt  ein  gelber  Nieder* 


i . 


—     8«     «, 

#cilag,  welcheb  man  rieh  auf  den  Bode&4*tt« 
?ep  läfst  und  dann  entfernen  jnufs;  mag  fah- 
79  dann  fort,  Schwefelsäure  zuzusetzen,  wäh- 
rend man  das  Ganze  der  Hitze  einige  Stun- 
den aussetzt  und  so  lange,  bis  ein  grüner 
Niederschlag  erfolgt f  dekantire  die  Flüssig« 
keit  und  süfse  darf  zurückgebliebene  Harz 
aus,  Diese  harzige  Substanz  löset  sich  nur 
sehr  schwer  im  Wasser  und  kann  auf  zwei 
Wegen  von  der  Säure  befreiet  werden,  weaa 
jnaa  neentich  es  mit  kohlensaurem  Baryt  in 
Wasser  digeiiren  läfst,  wodurch  die  Koh« 
Jensäure  frei  wird,  und  in  dem  Wasser, eine 
grüne,  alle  Eigenschaften  des  Gallepstoffs  be- 
sitzende Flüssigkeit  erscheint,  oder  wenn  man 
es  in  Alkohol  anEötet  und  kohlensaures  Kali 
oder  kohlensauren  Kalk  so  lange  zusetzt,  bis 
kein  harziger  Niederschlag  mehr  erfolgt,  wel- 
chen map  abdampfen  läfst, 

Per  reine  (iallenstoff  gleicht  ganz  trockn* 
Gallet  Da  er  sich  in  Alkohol  ayflöfst,  sollt* 
man  verqnuthen,  dafs  es  auch  in  Aether  gesche- 
hen würde,  doch  verändert  letzterer  denselben, 
wie  den  JÜweifsstoff  des  Blutes,  in  eine  atiü* 
keude  den  Adiporieu  ähnliche  Substanz,  Merk* 
würdig  ist  es,  dafs  der  Gallenstoff  destillirt 
Ammonium  giebt,  ftlsp  weh  nicht-Stick- 


,    -     87     - 

i 

ff!  enthalt,   obgleich  alle .  andern  Bestand- 
ile    der  Galle  ihn    enthalten,.     Nach    Dr. 

■ 

tßmlius  Analyso  besteht  die  Üalle  «US  fol- 
iden  Bestandteilen* 

Vaa»*r.  907,  4« 

yallenttofF.  fio*  0« 
Icblcim  der  Gallenblase,  welcher 

der  Galle  vermischt  iat.  m   3*  9» 

Lllen    ae cern irren    Flüssigkeiten 

mthUmliche  Sake  und  Alkalien.  9.    6« 

0  #  ■ 

.1000.  o. 

Der  wunderbare  Bau    des   Gehirns  und 

demselben   eigentümlichen    Funktionen 

en  geistvolle  und  forgAltige  Unterauchun- 

swar  veranlafat,  welche  indefs  noch  au 

lern  sichern  Resultat  führen,  da  man  f  ich 

*u  blos  der  chemischen  Analyse  bediente. 

grobe  Geschicklichkeit,  welche  Fauque- 

in  diesem  Fache  besitst»  ist  au  begannt, 

seine  Analyse  von  dem  Gehirn  des  Men- 

m  und  einiger  Thiere  unberührt  au  lassen» 

ie  Zweifel  hat  er  seine  Vorgltager  hierin 

t  Übertreffen,  die  gröfste  Genauigkeit  und 

einen  hieraus  gefolgerten  Schlüssen  einen 

snen  Scharlatan  gesagt,   doch  gelang  ei 


ihm  nicht,  hierdurch  über  diePhysioIög 
ses  Orgtnt  mehr  Klarheit  zu  verbreitei 
Praktische  Mediain,  wie  Chirurgie, 
beide  in  dem  vergangenen  halben  Jal 
teressaj}te,  Wenn  auch  nicht  sehr  wicht 
reicherungen  erhalten« 

Die  nachteiligen  Folgen  einer  A 
Fieber,  welche  In  sumpfigen  Gegenden 
dem  eigentümlichen  Zustand  der  Ata 
rc  hervorgerufen  wurden,  sind  sa  wicht 
ter  andern  auch  hei  militairischen  Op 
nen,  dali  jeder  Wnrsuch,  hierüber  ne 
fahrungen  oder  Entdeckungen  mitzui 
unsere  ungeteilte  Aufmerksamkeit  ve 
Höchst  fühlbar  und  beunruhigend  wun 
Wirkungen  eine«  solchen  zerstörenden  . 
heitsstofFes  im  Jahr  180g  bei  der  m 
sehen  Expedition  nach  der  Insel  Wa 
Viele  die  Armee  dahin  begleitende 
und  Wundärzte  lieferten  sehr  ausfti 
Schilderungen  dieser  Krankheit,  keine 
war  so  glücklich*  die  eigentliche  Ursacl 
selben  zu  ergründen.  Wenn  wir  jetzt 
be  auch  noch  nicht  vollkommen  erkan 
ben,  so  läfst  sich  doch  mit  der  grobten ' 
scheinlichkeit  behaupten,  dafs  die  durc 
sumpfigen  Boden  veranla&ten  bösen  Ai 


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stung£n   die  Hauptursache    derselben  waren.. 
Gelang  es  auch  Gilbert  Blane  nicht  rollkom* 
men,- diese  schwierig«  Aufgahe  zu  lösen,    so 
gebührt  ihm  doch  Dank  für  die  bündige  und 
vollständige   Zusammenstellung  der  Wirkunr 
gen  dieses  Miasma  und  die  Bekanntmachung 
der  Methode,  am  sichersten  diesen  Einflüssen 
vorbeugen  zu  können.     Es  sey  uns  hier  er-? 
laubt,  auf  die  besondere  Beschaffenheit  dier 
ser  Sumpfluft  aufmerksam  zu  machen.     Des 
Angabe  des  Sir  Gilbert  Blane  zufolge  ist  »die 
ganze  Insel  Walchem,  mit  Ausnahme  einiger 
SandhUgel  an  der  Westküste  eine  öde  Flache, 
Welche  bei  hoher  See  tief  unter  der  Meeres* 
fläche  liegt  und  gegen  Ueb erschwemm ungen 
jfltn*  durch  künstliche  Dämme  gesichert  wird« 
Der  Boden  selbst  besteht  aus  einem  Gemenge 
von  feinem  weifsen  Sand,    welchen  man  in 
den  westlichen  Gegenden  Englands  unter  dem 
Namen  Sih  kennt,  und  dem  dritten  Theil  van 
Lehm«    Kleine  zahlreiche  zumAbflufs  dienen* 
de  Kanäle  durchschneiden  die  Insel,  und  sind 
in  der,  diese  Krankheit  vorzüglich  erzeugen? 
den  Jahreszeit  mit  zwei  Drittel  schlammigen 
Wasser  angefüllt.    Verbreifen  sie  auch  keinen 
üblen  Geruch,  so  erzeugen  d^ch  diese  stehenden 
Gewässer  höchst  nachtheilige  Ausdünstungen. 


—     go     — 

Der  ganze  Boden  scheint,  wie»  die  Erdzunga 
grofser  Flösse  blos  aus  angeschwemmtem  Lin- 
de zu  bestehen,  und  alle  Inseln  Seelands  ver- 
danken höchst  wahrscheinlich  den  Anschwem- 
mungen des  Rheins  und  der  Scheide  ihres 
Ursprung,  Dafs  die  bösartigen  Exbalaüoa« 
nicht  von  animalischer  Fäulnifs  herrühren 
können,  erhellt  schon  daraus,  dafs  faulen  Aus* 
dünstungen  ausgesetzte  Personen,  wie  Ämte- 
rn en  und  Gerber,  nicht  ähnlichen  Krankheit 
tf-n  unterworfen  sind.  Stehendes  Was**, 
doch  ohne  sichtbare  Zeichen  von  Verderb- 
nifs,  scheint  daher  allein  diese  Ausdünstungen 
hervorzubringen.  Das  Delta  des  Nil  erzeugt 
nicht  ähnliche  intermittirende  Fieber,  da  die 
grofsen  Ueberschwemmungen  dieses  Flufiei 
die  nachtli eiligen  Wirkungen  von  stehendem 
Wasser  verhüten,  während  auf  der  Insel  Mi- 
norca  auf  sehr  trocknem  Boden,  ja  oh  felsigem 
Grunde,  diese  Fieberart,  als  Folge  der  häufig 
stehendem  Gewässer  in  Kanälen  und  Teichen, 
sich  häufig  und  heftig  zeigt.  In  Seeland  sind 
diese  Ausdünstungen  ?swar  nachtheiliger  ab 
in  England,  aber  in  den  tropischen  Läpdem 
oft  noch  weit  gefährlicher.  Oft  wurden  in 
Westindien  und  Calcutta  Schiffe,  welche  drei 
tausend  Fufs  ypn  den  sumpfigen  Küsten  vor 


r   *'    - 

üiker  Jagen,  Ton  den  büaen  Ausdunstungen 
erselben  ergriffen*  Zur  ErUut#rungf  wie 
reit  diese  Miasmen  wirken  können  und  wei- 
he Richtung  sie  eu  nehmen  pflegen,  werden 
on  iSVr  Gilben  Plane  mehrere,  lehrreiche 
'alle  erzählt,  und  doch  andere  glaubwürdige 
'ertönen  behaupten,  da/s  durch  künstliche 
Errichtungen,  und  vorzüglich  durch  einen 
erben erten,  guten  Wseaenbflufa,  wohl  die 
Irseugung  dieses  Miasmas  verhütet  werden 
Önnte.  —  *)  7      ' 

♦)  Medico  *  chtrurßlcml  Tränte- 1  Ions  of  the  mpt?<  chirnrg^ 
09d*tjr  of  London,   J'o/,   ///,  .igto*   &    f.     Diät«« 
böaartige  Fieber  rerbrejtete    lieh    unter    dar    euglif 
acben,   nu  Welchem  ateh  enden  Armaa  00  lehn  all, 
dafa  Sir  Gilbet  ßUm,  eli  er  Anfang  Ocpbera  auf 
dieeor  Intel  ankam,  mehr  denn  die  Hälfte  dar  gaa* 
aen  Armee  thella  krank«  theila   all  RekonraleeeeMeai 
in    den     Hospitälern     fand  1     nur     wenige     litten 
an  Typbua  und  Dysenterie,   die  meisten  an  Wach* 
aelfiabrrn     (8.,  7.)      Ute    Hailung    dieaer    Fieber 
wird,    nach    demselben,    aebr  eehwiarig  wagen  der 
grollen    Heilbarkeit  der  Eingeweide    dea    Unterleg 
bei    und    dem    gleichzeitigen    beiden    der    lieber» 
weshalb  China   n.ur  aelten   und    achwer    vertragen 
wurde.      Abftihrungamittrl   mu fiten   im  Anfange  get 
geben    werden»,    voraiiglich   Calomel,   Neutralaalae, 
kohlenaaura  Magneaia  mit  Citronenaafr,  apater  Opium, 
mit  Gowfiree  und  in  dieaer  Verbindung  auch  China, 
»der  Aneeik,  (8,  ad  —  *4)    I»  tahr  bartnacki|f94 


\. 


-^     9«     -~ 

Ueber  den  Gebrauch  des  Opium  in  De» 
lirium  tremens  machte  Dr.  Sutton  neue  &■  1 
fahrungen  und  stellte  eine  neue  Behandlung* 
art  der  Entzündung  des  Peritonaeqm  *u£  wi 
che  wohl  Betrachtung 


Die  von  Suttqn  unter  dem  Namen  D* 
hrium  tremens  beschriebene  Krankheit  fingt, 
*llmälilig  an.  Einige  Tage  vor  dem,  bestirnt 
ten  Anfang  d£r  I^nltfisit  beklagt  aich  dtf 
Kranke  über  *  Unwohlseyn  ,  Appetitlosigkeit 
Verdrossenheit,  Seh  wache,  Unruhe,  Kopfschme> 
zen,  hat  zuweilen  auch  Erbrechen.  Gemeutf- 
glich  ist  im  Anfange  der  Puls  nioht  schnei 
oft  aber  uqstät  und  veränderlich,  die  Hot 
picht  sehr  heils,  die  Zunge  belegt  aber  fepdtt, 
In  diesem  Zustande  kann  der  Kranke  nidt 
lange  an  einenf" Orte  liegen,;  fühlt  sich  leb 
unwohl  und  wünscht  beständig  Yeraqdepufl 

Fällen  wurden  m\  grolseni  Nutxen  einige  Stunde*  ?fl 
^en  Fieberanfall  30  —  4°  Tropfen  T*t*ct*rm  Hr 
haica  mit  Tinetura  Rhei^  und  später  sur  VenneV 
(hing  der  Rückfalle  kohlensaure*  £jisetn,  !*£***? 
($.  35).  Sei  allen  Wechiel fieberkranken  blieb  I* 
go  Zeit  eine  grofse  Neigung  su  Rückfällen  furwk 
und  hatte  man  diese  gehohen ,  ^ine  jn  ehrer«  Jak* 
laqg  dauernde  Schwäche K  itolche  viel« .  MenfdtfS 
fluni  Militärdienst'  untauglich  machte 

Jtnm%  4S  Uebcrtt  • 


\ 


i         mm      ,g3        *» 

»iner  Lage;  sein  ganze*  Anstehen  verräjtb  gro- 
a  Agitation  und  seine  Hände  zittern»   Gleich* 
ritig  hiermit  entstehen  Delirien»  und  taehmed, 
it  jedem  Tage  zu»  je  weiter  die  Krankheit 
»rtschreiret*    Bei  der  Zunahme  derselben  t>e* 
erkt  man  nicht  ein  wilde«  Umhersöhweifenj 
cid .  eine  grofse  Exaltation  de*  Denjtvernui- 
>nt,  aondern  nur  im  Gespoüche*  und  in  den 
»gebrochenen  Reden   eine   Verwirrung   der 
•danken.    Bei  Zunahme  der  Krankheit  vftr*  - 
th  Patient  grofse  Besorgnits  über  leizie  An- 
lltgenheiten  |  verlangt  sehr  nac^i  leinen  Ge* 
thäiten,  versucht  zu  wiederholten  malen  sidt  s 
Mi  den  ihn  umgebenden  Personen,  wenn  sie 
in  hiervon  zurückhalten*  loszureifieri*     Alle 
aahalb  gemachten  heftiger  Anstrengungen  ver* 
theb  gleichwohl  keine  Bösartigkeit,  auch  zeigt 
iraelbe  Über  den  gebrauchten  Zwang  iVeder 
•pf*e  Angst,  noch  Urfwillen;  er  scheint  viel* 
•hr  das  kurz  vorher  vorgefallene  schon  ver* 
laaen  zu  haben  >  und  nur  durch  die  starken 
in  drücke  der  vorübergehenden  Ideen  ange* 
leben  zu  werden*    In  diesem  Zustande  ver* 
srt  er  das  Gefühl  von  Schmerz,  und  erkennt 
ri  den  fast  beständigen  Delirien  nur  Air  Au« 
»blicke  seine  ihn  umgebendeh  Freunde  und 
trwandte«    Das  dieser  Krankheit  eigenthüm-» 


—  94  — ' 
liehe  Zittern  der  Hände  nimmt  ai*  und  wifd 
von  SehnenhÜpfen,  krampfhaften  Bewegungen' 
der  Hände  und  Schluchten  begleitet;  die  Hiä* 
de  werden  konvulsivisch  nach  innen  und  *us* 
ien  gezogen,  so  dafs  es  unmöglich  wird)  ru- 
hig den  Puls  zu  untersuchen«  Wird  der  Kran* 
ke  etwas  ruhiger*  so  hat  er  doch  oft  Flocken-» 
lesen  und  eine  beständige  Beweglichkeit  der 
Hände«  v  Während  der  heftigen  Paroxysmal 
gehen  die  Stuhlgänge  unbewufst  ab.,  der  Puls 
'Wird  sehr  frequent  -uifd  schwach  Gleichzei- 
tig erfolgt  ein  klebrigter  kalter  Schweifs,  meist 
mit  einem  sehr  i%'en  Geruch;  die  Tempera- 
tur der  Haut  wechselt  sehr,  ist  teilen  beifs 
Und  Patient  hat  viel  Durst«  Das  ganze  Anse- 
hen "des  Gesichts  ist  verwirrt,  die  Augen  sind 
etwas  entzündet;  und  so.  verschieden  auch  der 
Zustand  der  Eingeweide  des  Unterleibes  ist, 

fto  kommen  doefo  während  heftiger  Paroxys* 

j. 

tuen  häufige  Stuhlausleerungen  selten  vor«  In 
der  Hohe  der  Krankheit  leidet  et  an  einer 
Reizbarkeit  der  Nerven,  welche  ihm  alle  Ruhe 
raubt  und  so  lange  fortdauert,  bis  die  Krank-* 
heit  überhaupt  nachläfst,  oder  Unempfindlich-» 
keit,  Comä,  Apoplexie  und  endlich  der  Tod* 
folgt* 

Mit  grober  Heftigkeit  dauert  die  Krank* 

i 


—     9$,     — 

rit  von  drei  Tagen  bis  einer  Woche,  mit 
achlafc  der  Symptome»  oft  länger  und  nimmt 
um  eine  mehr«  chronische  Form  am 

Die  IJauptindikation  zur  Beseitigung  die- 
\r  Krankheit  ist«  Ruhe  und  Schlaf  tu,  ver«# 
iha/Fen ;  und  zur  Erfüllung  derselben  wurde 
pium  in  grofsen  Gaben«  alle  zwei  Stunden; 
rei  Gran  des  Extrakts,  in  einigen  Fällen  so- 
IT  alle  Stunden  mit  dem  glückliphsten  Erfok* 
5  gegeben  *> 

•)    Thomas  S ütton  *n  detiriiint  tremens,   ort  Pttltö* 

Otitis  and  ort   some    oiher   inflammaiory    yt/fectioni 

and  on  the  Gout.     London*  08*3»       Schon    WiU 

Harn     Saunder* »     welcher      4»«».«    KrankheitaFortA 
besonders   abhandelte»     betrachtete  sie  als   eine   in, 
dem     Em.ccph.alon    begründete »  .  abef     wesentlich- 
_    von   EncphaliiLs    verschieden ;     SutCon    unterschei- 
det sie  von  der  letzten  durch  die  grofse  Empfind- 
lichkeit der  Sionet  den  Pult  Und  das  den.  Gliedern 
•igembümliche  Zittern»  Zeichen»  welche  hol  ßnce* 
phalitis  fehlen.    Da  der  gröfste  Theil  der  Kranken 
geheilt  wurde,  so  tot  sieb  wenig  Gelegenheit  dar» 
-   nach  dem  Tode  au  untersuchen»    ob  dieselbe  nicht 
auf  einer  eigentümlichen*    vielleicht  entzündeten 
Affekt  ion    des    Gehirns    beruhe;      Im    Allgemeinen 
mifsbiüigt    Sutton»    die     ausleerende     Methode    in 
dieser  Krankheit,  obgleich  er  beobachtet* »   dafs  416 
bei  sehr  plet («arischen  Personen  schnell  tödlich  wut*' 
de*  und  vorzüglich  bei  solchen  vorkommt»  welche* 
viel  epirituöse  Getränke  su  sich  nahmen»  (fii  560 
Von  29  Kranken  starben  ihm  4*  nnd  ton  diesrn\ 


.  / 


—     96  .**.  . 

Statt  Wärmet  Fomenuttofcgn  tirid  Bidtf, 
t^nd  der  Anwendung  der  Wärme  in  andern 
Formen  bei  Peritonitis*  empfiehlt  Dn  Sutton 
die  Kälte  *  und  erzählt  einige  Fälle  $  wo  Ent- 
ziehung de*  Wärme  durdh  kalte  Waschung« 
des  Unterleibes  die  trefflichsten  Didhtte  l«fc 
steten  *).  Wir  können  diese,  Methode  tb 
eine  nicht  unwichtige  praktische  Verbessernog 
betrachten;  Können  wir  uns  die  Wirkung!- 
art  des  Opium  bei  Delirium  tremens  afldp 
nicht  ganz  erklären,  so  ist  doch  die  der  Kalte 
in  der  Peritonitis  sehr  klar  und  einleuchtend 

v  •      « 

Vier  fand  er  drei  schbri  in  einem   solchen  Ztistipl 
dafs  ke\ße  Rettung  mehr  au   hoffen   war.     Er  hak 
daher  in   Solchen  Fällen  wohl  Aderlässe  für  aick 
unpassend,  rathet  aber  gleich  .nachher  stärket  Gab* 
ton  Opium  £U  geben:    Blasenpflaster  wirkten  ^stfe 
nachtheilig*   indöm  sie   die  grobe  Heiabarktfit»  da?  J 
Nerven  vermehrten  und  die  beruhigenden  Wirktl-'l' 
gdn   des  Opium  störten ;    PUrgirmittel  wurden  «n 
bei  vorhandener  Obstruktion   angewendet  und  w»--li 
minderten  dann  sehr  das  Leiden  des  Kopfes.  (M<l  I 
mufs  sich  mit  Recht  wundem,  dafi  die  in  iSigltjl.'f  * 
doch  so  oft  empfohlenen  kalten  Uebergiefsungen  fc" 
dieser  Krankheit  nicht  in  gebrauch  gebogen  t%lk 
deri.)  Anm.  d*  Ueberti     .'*  M.  • 

*)  Die  tön  Sutton  empfohleden .Waschungen  bei Af \%  * 
tohtiis  bestanden  aus :  licc.  Mixtur:  Camph:  arte:  *f  W*U 
Lip  Jtmmcn.  aCciic  unc.  iij\  Spin  vim.  unc.  }i  M>  lj^ 

Anm.d,  [/ehern 


—     97     — 
Bei  allen  Lokalentziindungen  findet  in  dem 

leidenden  Theile  eine   eigenthiimliche  ErhÖ- 

i 

hang  der  gewöhnlichen  Temperatur  statt,  und 
durch  Entziehung  dieser  Wärme,  mufs  nicht 
'  nur  die  rermehrte  Temperatur  nachlassen,  son- 
dern: auch  ein  wesentlicher  Theil  der  krampf- 
haften Thätigkeit  vermindert  jnrerdem 

Auf  die^  in  Indien  gemachten  Erfahrungen 
tfrtrauend,  leben  wir  noch  immer  der  Hoff- 
nung, durch,  grofse  Blutentziehungen  Wasser- 
scheu heilen  zu  können.  Seit  der  Bekannt- 
machung derselben  hat  t>r.  O'Dormel  von  Ux- 
bridge  mehrere  Fälle  dieser  fürchterlichen 
Krankheit  ^iem  Publikum  mhgetheilt,  welche 
zwar  gleich  allen  andern  tödlich  endeten; 
doch  glaubt  er,  dals  starke  Aderlässe  das  si- 
cherste Mittel  darbieten,  den  Wirkungen  die- 

*  ■  ■ 

«es  Giftes  Widerstand  zu  leisten.  Ein  in  dem 
Fall  von  Joseph  Wütsoh  vorkommende*  Um- 
itand,  welchen  Dr.  CyDonhel  erzählt,  Wird  uns 
bei  den  Krankheiten,  welchen  Hunde  über- 
haupt' ausgesetzt  sind,  vorsichtiger  machen» 
Die  Hundini  nämlich,  wdche  Joseph  fVatsori 
bifs,  hatte,  nach  dötrt  £eugniis  aller,  Welche 
sie  sahen,  nicht  die  bekannten  Symptome  der 
rabies  canina,  und  gleichwohl  verfielen  alle! 
ton  ihr  gebissene  Thiere  in  Httndiwutb,  zum 
j*»m.  xixviti,  b.  4»  su  G 


-     98     - 
Beweis,  dafs  dieses  Gift  vollkommen  ausge- 
bildet,  ohne  die  eigentümlichen  karakteristi- 
schen  Zeichen  desselben,  in  Thieren  vorhan- 
den seyn  kannf 

Die  von  Adams  gegen  die  ägyptische 
Augenentzündung  angewendete  Methode  ver- 
dient eine  besondere  Empfehlung,  da  sie  so 
kräftig  das  Fortschreiten  einer  den*  Sehorgan 
so  gefährlichen  Krankheit  hemmt  *)r 

Erwähnung  verdient  die  Entdeckung  ei- 
ner besondern  Art  von  Betrug,  welch?  im 
vergangenen  Monat  April  sich  ereignete.  An- 
na Moore  zu  Titlbury  iq.  Stajfordfhire  rühm- 
te sich  seit  fünf  bis  sechs  Jahren ,  ohne  alle 
Speise  zu  leben,  Sie  benahm  sich  hierbei  mit 
einer  solchen  Klugheit,  data  viele  sehr  schau» 
bare  Personen  hierdurch  getäuscht,  ihr  Glan- 

•)  Seine  Metbpde  besteht  in  dem  innerlichen  Gehranch 
des  Tartarus  emetfeus,  um  theile  wirkliche«  Erbre- 
chen* tWls  euch  oft  nur  anhaltenden  Ekel  zm  ex* 
regen,  und  der  äußerlichen  Anwendung  des  Üb» 
gmnt.  tfydrar^yr.  nitric.  oxyd.  Die  oft  *ehr  schnei* 
Je  BeHnog  bei  dieser  Behandlung  eeigte  «ich  mock 
Tür  kurzem,  aU  An*  diesem  Leiden  in  dem  St*  Psn* 
form  Workhousc  p\i  London  viele  erkrankten  t  wie 
die  Wundärete  dieses  fieuses  Uppout  und  Ltmli 
selbst  bezeugen.  {London  mtdic,  JoamaL  April 
I8i3.  &  3o2.  July  iöi3.  &  4r>). 

Anm*  d*  Ueb. 


—     99     — 
ben  beimafsen.    Im  Jahre  1808  unterwarf  sie 
»ich  einer  strengen,  mehrtägigen  Untersuchung 
und  das  Resultat  derselben  fiel  so  günstig  für 
sie  aus,   dafs  der  Grlaqbe  an  ihre  gänzliche 
Enthaltsamkeit  von  Nahrung  nur  noch  mehr 
bestätigt  wurde.    Hr.  Dr.  Henderson  aus  Lon- 
don besuchte  sie  damals  >   aber. alle  über  sie 
gemachte  Beobachtungen  Überzeugten  ihn,  dafs 
sie  eine  blofse  Betrügerin  sey.    Seine  zuerst 
in  diesem  Journal  und  später  in  einer  beton« 
detn  Schrift  bekannt  gemachten  Bemerkungen 
waren  so  gestellt,   dafs  sie  sich  nothwendig 
einer  zweiten  Untersuchung  unterwerfen  muls- 
te,  und  das  aus  dieser  hervorgehende  Resul- 
tat war  ein  offenes  BekenntnUs  ihres  Betrugs. 
Man  erfuhr  to9   dafs  dieses  Mädchen,   tbeil* 
durch  Gewohnheit,  theils  durch  einen  eigen« 
thUmliehen  Zustand  der  Funktionen  des  Ma- 
gefcs,   allerdings  sich  lange  Zeit  aller  festen 
und  flüssigen  Nahrungsmittel  enthalten  konn- 
te, und  es  ist  aufser  Zweifel,  dafs  sie  in  der 

1 

letzten  Zeit,  um  ihren  Betrug  möglichst  treu 
durchzuführen,  neun  Tage  und  neuA  Nächte 
lang  ohne  die  geringste  Nahrung  zubrachte. 
Die  Geschichte  liefert  uns  mehrere  Beispiele 
ähnlicher  Betrügerinnen,  wenige  wurden  indefr 
so  allgemein  bekannt,  fanden  so  unbedingten 

Q  a 


—      lOO       — * 

Glauben,  und  wurden  so  vollkommen  aufge- 
klärt, wie  diesen 

Unter  dem  Titel  „Einleitung  in  die  me- 
dizinische Litteratur "  erschien  seit  vergange- 
nem Januar  ein  neues  Werk  von  Dr.  Jhonrni 
Youngj  über  Medizin  im  Allgemeinen«  Ei 
hat  die  Gestalt  einer  Bibliothek,  enthält  viele 
unter  bestimmte  Klassen  geordnete  ■  Anzeigen 
von  Schriften,  und  sucht  nach  Aft  der  Phi- 
fasophia  Bptanica  von  Lintia  eine  richtige- 
re Nosologie  zu  liefern.  Die  Lücken  in  CuL- 
len's  Nosologie  bewogen  Dr.  Young,  dieit 
mühsame  und  schwierige  Arbeit  zu  überneh* 
meto ;  ob  und  wie  weit  es  ihm  gelang,  mögen 
einsichtsvolle  Männer 


Ali  Erläuterung  eü  den  in  diesem  Beriebt  kuralfek 
■  angedeuteten  Beobachtungen  von  Hydr«jpm»bie>    einig» 
ausführlichere  Mittheilungen  i 

Abraham  Cooke^  au  Atcham  wohnhaft*  ohngtfahj 
vier  Meilen  von  Shrewsbury  entfernt,  wurde  am  satten 
Januar  d.  j.  von  einer  Hündin,  welche  alle  Zeichen  dsr 
Hündsvruth  hatte,  in  die  Hand  gebissen.  Den  Bitten 
•einer  Freunde  nachgebend,  entschlofs  er  eich  nach 
Shrewsbury  au  gehenj,  und  liefs  sich  von  Hrn.  7%omaf 
Sutton  die  verletzte  Stelle  ausschneiden*  Dia  Wunde 
war  eugebeiltt  und  Patient  hatte  sich  vollkommen  iroal 


IOJ         ~A 

befanden,  all  am  fünften  Februar  er  «ich  über  Unwohl- 
eeyn  und  Schn\erz  an  dem,  durch  den,  frühem  Bifi  rer- 
*  letzten  Theii  der  Hand,  au  klagen  anfing.  Dies  Un- 
wohlteyn  nahm  äonnabend  und  Sonntag  v  immer  mehr 
MUj  und  am  Montag  stand  er  nach  einer  unruhigen 
Nacht»  mit  einem  vermehrten  brennenden  Schmerz  in 
•einer  Hand,  Kopfweh,  Schwäche,  starker  Beklemmung 
in  der  Herzgrube,  und  grober  Engbrüstigkeit,  auf;  trotz 
dieser  Zufalle  ging  er  doch  zu  seiner  Arbeit,  kehrte  aber 

i 

bald  weif  kränker  yon  derselben  zurück.  Er  trank 
«war  etwasi  warmes  Bier,,  gab.'  es  aber  sogleich  wieder 
mit  heftigem  Erbrechen  von  'sich.  Mit  Mühe  erreichte 
er  seine  Wohnung,  und  auf  dem  Wege  dahin  fühlte  er 
eine  ungewöhnliche  Unruhe,  da  er  glaubte,  daft  alle 
Vorübergehenden  ihn  umreiten  würden.  Da  seine 
Frau  ihn  so  krank  sah,  bat  $lß  ihn,  doch  etwas  Was- 
ser zu  trinken ,  doch  er  hatte  dafür  den  grollten  Ab* 
scheu»  konnte  es  nicht  über  sich  gewinnen  und  ent- 
schuldigte sich  mit  den  Schmerzen  und  Erbrechen,  na^h 
dem  Genufr  von  Bier.  Seine  Frau  nahm  etwas  Wasser 
und  setfte  es  ihm,  seinen  Einwürfen  ungeachtet,  an  den 
Mond.  Es  laßt  sich  nicht  mit  Gewißheit  bestimmen, 
ob.  er  etwas  getrunken,  doch  fcaon  es  nur  eine  sehr  un- 
bedeutende Quantität  gewesen  seyn.  Seine  wilden  BUk- 
ke  erschreckten  seine  Frau,  und  alle  übrigen  Sy  capto  na,* 
nahmen  .zu;  seine  Augen  wurden  stier  und  entzündet» 
sein  Gesicht  sehr  rojth  und  die  verdreheten  Gesichtszü- 
ge verrrethen  die  schrecklichste  Angst.  '  Mit  Müjxe  Uefa 
er  sich  zu  Bett  hatten*  und  war  sehr  wach,  und;  besorgt, 
dafs  ein  Gegenstand  ihm  entschlüpfen  möchte,  welche^ 
sein©.  Traurigkeit  veirjetb^ 


—      10*     — 

Bei    Vflintr  Duichreiae    durch    dieeee  Dorf  gs|ta 

I  Uhr  dee  Nachmittags  werde  ich  dringend  gebeten,  ihe 
su  besuche*.     Ich  fand  ihn  in  dem  «ehon  beschriebens* 
Zutrande.     Kurie  Zeit  nachher  wurde  seine  linke  Hand, 
•ein  Arm  und  Kopf  von  Convulaionen  befall rn.    Ich  Jiefä 
mir  von  aeiner  i'rau  die  Geed'ichte  kurs  ersahlan,  und 
bar.  ihn  dann,  do<?h  erwaa  Waiser   au    trinken.     Er  war 
nicht  hierjsu  isii    bewegen,     erhielt   bei    diesem   blofiea 
Anerbieten      einen     atarken    Schauder    und     war    auch 
au    unruhig ,     um    ee     «u     können.       Ohne     den   Bai* 
rath    rneinea   getchrftxten    Preuodea    dee    Dr.   Suttnn  ab- 
warten cu  können,  da  die  Krankheit  schnelle  Hülfe  fe- 
drrin,    oninr.Moh   ich   mich»    ihm   «ine  Ader  eu  öffnaa, 
und  lief«  das  Dliit  bi»  »ut  Ohnmacht  fliehen.     Beinans 
eine  «Stunde  Ung  konnte  man  bei  ihm  keinen  Pula  luk- 
Icn,    und    di*«fi   ganxe   Zeit  über  liefe  stifte  Krankten 
narh.     S  in  Geai'.hr  wurde  fuhiger  und  weniger  bleich, 
«eine  Augen    weniger   entsufidet,    die  Convulaionen  lis* 
f'scu  na'.h.  un'i  eu  meiner  groben  Freude  fragte  er  mich 
selbst,    of>  e,r  wohl    etwa«  Wasaer  trinken    durftet    uni 
eh  man  e,a  ihm  reichte,  eihien  er  hierüber  erfreut.   Ich 
muf'.r«  ihn  nun  verla«sen  ,  bat  eher»  sobald  die  voriges 
Zuf.illo  wieder  eintreten  sollten,   mir  ee  sogleich  wisaaa 
üti  laaien;  und  vorordnete   ihm    nun,    nach    S^oolhrrd'» 
Methode,   atarke  Gaben  von  Opium,  Calomel    und  Je- 
an es -Pulver. 

Am  Dienirae;  früh  um  H  Uhr  beeu  hte  ich  ihn  wie- 
der. Er  hau«  fiinn  giichisfen,  war  aber  durch  sehred- 
hahr»  Träum*  beunruhigt  worden,  und  craä Silte  mir,  dsfi 
«lif'so  ihn  bei  weitem  nicht  ao  ergriffen  hatten,  «la  fr 5* 
her,    wo  ihn  ein  Hund  in  seinem  Zimmer  eo  lange  be* 


—    mg    — 

UtfrtiMfft  hlttf»   bii  er  nach   «Irtti  ArietUra  ohnmlchtlg 
gmorden  a*y.     Et  »chlen  nnrh  hnffi'gt,    nnnt9»    tt  tat 
lach  ivtir  krank,  und  ttflrde  nlrltt  wieder  ichlafen.    In 
Mutti  Htndgeleriken»  nnd  den  flrhultern  fanden  krampf- 
kill«  Verdrehungen  atatt.    Kr  ereflhlre  mir,  et  aev  Ihm« 
Jll  labte  Mimi  In  dem  Mnmlitnlivrtkfi  $  Kaffee  od  et  ffiit 
Nr  ph  trinken,  temelgerte  er.    tfeln  Gealclit  *ar  ruhig» 
ffctr  riachdenkeud  i    er  eteHhlte  mir,    Min«  Nachbarn 
klickten  abalrhtlirh  hIIk  Nennt  UerAmrh,  und  alle»  ging 
tftin  durch  den  Kopf,     fle!  der  HHnaten  Hertegung  und 
llHM  utibedeutaudMen  QerJIttjrh  In h r  er  auF,    und  aaiai 
IfthSt  ttir  in    lein  .    dafa  er  rnirh   dem  Arhall  unteft- 
«ktorfi   tratn   |»Hv>r  torfibarfahrende   Wagen  angahttrta. 
aj%  «achtete  »In  ptvelrei  Aderlara  Mir  rtothnendlg,   und 
k«t  Effekt  deatelben  nar  dem  geatrlgen  gleicht  er  vtttr* 
U  ftttMHilrhtlg»  war  vollkommen  ruhig  nach  dleaer  £elt» 
illfl  blieb    bin  .1  Uhr  dm  Narhmittaga   frei  fort  allan 
3*fcfftlaf«neH,  wo  aalne  Frau   In  leinen  Schul  tarn  »In 
Stttfc««  «u  bimarkerl  glaubte, 

Am  Mittwoch  fand  Ich  Ihn  fcabeaiietr.  Am  Donnert- 
•I  fllhlte  ei  alrh,  narhdem  er  einige  Zelt  aufgaaeaaen 
litt«»  a»br  achtfach  und  wtlrde  nhnmHeiitlg.  Ich  be> 
Mrhl»  Ihn  aelt  dleaer  7,elt  regelmaTaigi  und  beobachta- 
•  nie  alne  auiT'tllendo  Kranktteltart-achelnuHg  i  er  he- 
■od  eich  Hehr  tfnhli  aufgenommen,  dale  »ein  Mund  an 
lefrkurfalgHelmOreh  leidet.  —  Aulier  mir  hat  Dr.  fint- 
BfH*  tifcbtt  andertt  Aer/ten  rileaen  Krartkeri  braucht,  und 
llift  ktinnen  ein  Qlalrhat  beeeugeu.  (ff.  rftmte't  rt*e 
If  9U*d  tyaf'dpAtfA/rf      i.VHtföH  fatdtctil  Jtifirrtnt.   jif»V. 


—    io4    — T 

William  Honiy,  ein  35  Jahr  alter  Schiffer,  welche* 
an  dem  Grand  -  Junction  -  Kanal  arbeitet» ,  hatte  einen 
kleinen  3  Monate  alten  Hund.     Am  ia.  Decembr.  1611 
fraft  die# es   Thier,  während   die   Barke  sn   Paddiagton 
lag,  eine  Unze  Tabak»  welcher  diesem  Schiffer  geborte, 
lind  welchen  er  in  der  Barke  fand,  rann    dann  diroi, 
und  niemand  wußte  wohin,  kehrte  dea  Abenda  sortier; 
;und  achien  sich  nicht  unwohl  au  befinden.     Sein  Herr, 
wie  er  ei  aonit   au   tbun   pflegte,'  fing  an  mit  ihm  so 
fpielen   und   au   schäkern,    der  Hund    aber    au  braav 
men  und  tu  beifsen,    10    data    der   Schiffer    auf  den 
Bücken  aeiner  rechten   Hand  einen   Viertelsoll  grobes 
Bifs  erhielt.    Denselben  Abend  frei*  der  Hand  noch  ein 
Packet  Tabak,  lief  am  andern  Morgen   aehr  früh  diioa 
und  man  hörte  nie  wieder  etwas  von  ihm.     Zwei  Tags 
zuvor,  ehe  er  den  Schiff er  Boney  bifs,  bifs  er  einen  u« 
«lern  Schiffer  beim  Spielen ,    und  den  Tag  nachher  Bo- 
ney's  siebzehnjährigen  Knaben,   auch  beim  Spielen,  ia 
beide  Hände.     Die  Zähne  dea  Hundes   drangen  so  tiefc 
dafs  die  Wunde  blutete,  schnell  aber  wieder  heilte.  DU 
iWunde  in  Honey's  Hand  war  von  einem  Schorf  ange- 
ben, welcher  nach  vierzehn  Tagen  erst  abfiel,  und  dann 
vollkommen  gut  war.    Da  der  Hund  auf  der  Barke  tia- 
gesperrt,  selten  nun  auf  dem   festen  Lande  war,  und 
der  andre   Hund  anf  der  Barke  fehlte,    konnte  er  na« 
möglich  durch  einen  Bifs  van  andern   diese  Krankheit 
erhalten  haben,  sondern  dieselbe  mutete  aofhwendig  i» 
?hm  selbst  entstanden  aeyn.    Der  andere  gebiaaene  Schif- 
fer, Rabert  Ilgsei  ejQ  wie  aoeh  Hon*jf*  Knabe,  yerspuVi 
ten  durchaus  keine  Übeln  Folgen.    Honey  acute  sei« 
Arbeit  indefs  bis  sum  23.  Januar»  den  33*ten  Tag  lud) 


—    io5    — *  ' 

dem  Bits,  ununterbrochen  fort.  Aa  dittem  Tage  klagt» 
er  über  Spannung  und  Schmerzen  in  der  Magengegenc), 
kurzen  Athem  und  stärket  Laxiren,  Beschwerden,  zu 
denen  er  sonst  nicht  geneigt  war.  Dennoch  setzte  er 
•eine  Geschäfte  auf  der  Barke  fort,  hatte  aber  eine  sehe 
unruhige,  schlaflose  Nacht, 'und  klagte  in  derselben  sehr 
über  Schmenen  unter  dam  rechten  Ohr.  Am  24*  sa^  eE 
■ehr  übel  aas,  und  beklagte  sich  über  Trockenheit  im  Hai* 
aa;  das  Laxiren  und  der  kurse  Athem  dauerten  fort.  Am 
Abend  trank  er  Thee,  und  beklagte  sich  in  der  Nacht 
über  einen  heftigen,  noch  nie  bisher  gefühlten  Sehmerz 
in  der  Schalter,  das  Laxiren  hatte  den  Abend  aufgehört. 
Die -Nacht  war  sehr  unruhig,  und  er  bekam  in  deraeU 
bau '  einen  solchen  Ffoat,  als  wenn  er,  nach  seiner  mehr? 
na  ahligen  Erfahrung,  sich  stark  erkältet  hätte.  Er  dau? 
eite  jedoch  nicht  lange,  seine  Haut  wurde  darauf  hei(*> 
seine  Respiration  enger  und  beklommner.  Am  Sonn- 
abend Morgen  dauerten  alle  Symptome  mit  unm erkür 
eher  Veränderung  fort,  nur  schien  er  sehr  niedergeschla- 
gen su  seyn,  noch  zeigte  er  keinen  Abscheu  vor  Ge- 
tränk, trank  vielmehr  des  Abends  etwas  Tischbier  ohne 
etwas  zu  bemerken,  legte  sich  dann  au  Bette,  und  klag- 
te nur  über  Schmerzen  im  Hals  und  Schuhet  und  BeT 
klpmmenheir  der  Brusr.  Die  Nacht  darauf  war  sehr, 
schiecht,  mehrmal  sprang  er  aus  dem  Bette  auf,  auf 
Furcht,  erdrosselt  am  werden ;  er  sagte  zu  wiederholten^ 
malen,  es  sey  ihm  nicht  anders,  als  hätte  man  ihn  in 
kaltes  Wasser  geworfen.  Am  s6sten  *den  Sonntag  ver- 
liefe er  seine  Barke,  und  bezog  seine  Wohnung  in  Ux- 
hridge.  Da  et  von  einer  Adexlals  Besserung  erwartete, 
|i«f§  ihn  Hr.  Reyrner  au  Uxbridge  am  rechten  ^rm  a.uj 


I 
—    106    — 

Ader  und  gtgen  x4  Unscn  Blut  abnuGrcev  Ohne  Hm. 
R*yn*r  tonte  etwas  Ton  teuer  Krankheit  ao  eagen,  ▼er- 
lieft er  iba  und  ging,  wenn  gleich  durch  des  Adorltit 
eehr  eebwach  sich  fühlend,  noch  su  Paria,  tob  eeiuei 
Frau  begleitet,  nach  Haute.  Nach  eeiaer  Buckhehr  bei 
merkte  er  suertt,  alt  er  eine  Täte«  Theo,  trinken  wttb\ 
te,  dafs  er  et  nicht  ▼ermugend  war«  ertehrak  eehr,  eprack 
hierüber  mit  »einer  Frau,  erwähnte  aber  Bin  det  Hm* 
dt* bitsei,  und  schien  auch  nicht  su  glauben,  dafs  diese? 
auf  seine  jetsige  Krankheit  einigen  Beeng  haben  kömti 
te.  Er  ging  swar  su  Bette,  konnte  aber  dnrehaua.  nickt 
echlafen,  klagte  über  dietelben  heftigen  Sehmerseo,  aud 
über  ein  Gefühl  in  teuer  Brust,  alt  würde  dieee  pletr* 
lieh  in  Wetter  getaucht;  seit  Freitag,  wo  der  Durchfall 
aufgehört  hatte  und  der  Schmers  in  der  Schulter  tat» 
etanden  war,  hatte  er  keinen  Stuhlgang r  gehabt.  An 
Montag  den  ojtten  verlangte  er  nach  ■  amtlichem  Bei« 
etand.  Hr.  Rryner,  welchen -man  herbeirief,  verschrieb 
ihm  eine  antispasmodieche  Mixtur,  und  auch  ich  wurdt 
gegen  10  Uhr.  hineugerufen.  Ich  fand  den  Kranken  aal» 
recht  im  Bette  titaend,  seine  Frau  und  eine  andre  ne» 
ben  ihm,  teine  Hände  haltend  und  ihm  Gebete  Yorle* 
tend,  wozu  er  oft  und  au  unbestimmter  Zeit  «in  Amm 
ausrief;  er  schien  in  der  gröfsten  Gemüthebewegeag 
und  sein  Gesicht  hatte  den  echrecklichan ,  allen  Hydro- 
phobischen  eigen  thü  ml  ilhen  Autdruck.  Ale  ich  teine 
Hand  ergriff,  fand  ich  aie  in  einem  klebrigen  Schweif* 
den  Pult  to  unregelmifsig ,  dafs  ich  ihn  nicht  sahtea 
konnte.  Er  tagte*  er  habe  ein  kältet  Bad  genommen, 
und  nach  demselben  Rh eum stiemen  in  Schulter  and  Nah* 
ken,  nnd  einen  eehr  bösen  Halt  erhalten.     Ich  iaebt» 


—    107    ~ 

An  s«  beruhigan.  und  machte  ihm  Hoffnung  jrur  baldi- 
gen Besserung,  doch  verminderte  eich  hierdurch  nicht  die 
grobe.  Agitation,  in  welcher  sein  Gemüth   sich  befand. 
Er  ergriff  mit  Gewalt  meine  Hand,    so'  daU  ich  Müh« 
hatte,  aie  aus  der  seinigen  loaxu  winden,  und  seine  Au» 
gen  stierten  mich  und   eile  Umgebenden  mit  einer  im* 
beschreiblichen  Wildheit    und  Wuth    an;    doch  legt« 
•ich  naeb  einigen  Minuten  dieser  Paroxysmus.    Da  ich 
bemerkte,    dafs   er  von  dem  Bio   des  Hundes  wie   von 
einem  Ereignils  sprach,  welches  mit  gegenwärtiger  Krank- 
heit in  keiner  Verbindung  stand,  lief«  ich  mir  dasselbe 
▼on  ihm  en ählen.    Er  that  es  mit  großer  Autfüi  rlich- 
keit,  wenn  gleieh  nicht  ohne  Kampf,   indem    er  hinzu- 
fügte, dafs  der  Hund  keineswegs  toll  gewesen,   sondern 
nur  etwas  Tabak   gefressen   habe.      An    der  gebissenen 
Stelle  war  weder  Härte,    noch   eine  Narbe,    wohl  aber 
•ine  besondere  Röthe,    welche  bald  verschwand,    bald. 
wieder  «um  Vorschein  kam,   au  sehen;    ein  aschgrauer 
Fleck  war  die  einsige  Spur,  welche  nach  Verschwinden 
dieser  Roth«  die  Stelle  kenntlich  machte.    Ich  bat  ihn, 
«ine  Tasse  von  der  ihm  verordneten  Medizin  einsuneh« 
neu,  doch  die  blofse  Erinnerung  daran  verursachte  dem- 
selben das  Seh  luchsen  und   die  fürchterlichen,  Hydro- 
phobischen eigentümlichen  Verserrungen  de«  Gesichte. 
Nach  langem  vergeblichen   Zureden,    berührte  ich  mit 
einer  nassen  Feder  seine  Lippen,    nnd  diea  allein  be- 
wirkte  die  gröfste  Agitation.    Ich  stand  sogleich  von  al- 
len  fernem  Versuchen  ab,    entfernte   mich,   und  rieth 
seinen  Freunden,  ihm  ein  enges  £amisol   (das  Wiilisi- 
•che)    ansiehen  au   lassen,    da  bei  der. Heftigkeit  und 
Stärke  dieses  Mannes  sonst  ein  Unglücksfall  *u  beso*. 


gen  wir.  Kaum  hatte  ich  ihn  verlassen,  ao  überfiel,  ilm 
von  neuem  ein  heftiger  Paroxysmua,  er  ergriff  teine  tot 
«einem  Bette  sitzende  Frau,  und  wollte  sie  umbringen* 
indem  er  sagte,  sie  würden  beide  zusammen  sterben, 
4 och  wurde  sie  glücklicherweise  vqn  mehreren  im  Ra- 
iner anwesenden  Personen  aus  seinen  Händen  gerissen. 
Bei  diesen  heftigen  Anstrengungen,  wurde  die  am  Sonn« 
tag  beim  Aderlafs  geöffnete  Vene  von  neuem  säfgerit- 
•en,  und  Patient  verlor  eine  grofse  Menge  Blut.  Dar 
.Wundarzt,  Hr.  James  zu  Uxbridge  wurde  swar  schnsll 
hiozugerufen,  verband  auch  die  Ader,  verliefe  ihn  aber 
allem  Anschein  nach  an  dem  erlittenem  Blutverluste 
sterbend.  Ich  eilte  auch  sogleich  zu  ihm,  fand  ihn  sbtx 
•chon  wieder  aus  seiner  tiefen  Ohnmacht  erwacht;  doch, 
ergriff  ihn  ein  neuer  Paroxysmus,  er  richtete  sich  im 
Bette  empor,  sank  aber  bald  darauf  wieder  mit  beni- 
gen, dem  Trismua  ähnlichen  Krämpfen  zurück;  seil 
Kopf  und  übriger  Körper  wurden  krampfhaft  nach  den» 
Bücken  gezogen  und  waren  gans  steif,  sir  gleicher  Zeit 
trat  ein  starker«  dem  Seifenschaum  ahnlicher,  Schaum 
vor  seinen  Mund;  noch  war  ihm  die  verordnete  engs 
Jacke  nicht  angexogen,  und  zwölf  in  dem  Zimmer  be- 
findliche Menschen  wurden  durch  diese  fürchterliche) 
Gebehrden  sq  erschreckt,  dafs  keiner  sich  getraute  ihm 
9i)  nahen ,  aufser  ein  Soldat,  welcher  trotz  der  Krampfs 
Ihm  das  Camisol  anzog.  Sein  Abscheu  gegen  eile  Nah- 
rung und  Flüssigkeit  dauerte  fort.  Alle  ärztliche  Hülfe 
schien  nach  meiner  Ueberzeugung,  da  die  Krankheit 
schon  einrn  so  hoben  Grad  erreicht  haue,  fruchdot 
doch  versuchte  es  Hr.  Rayner  ihm  eine  Gabe  von  Opi- 
um und  Campher  beizubringen ,  um  dadurch  vielleicht 


-    109    " 

Mine  Nerven  au  beruhigen»  aber  Patient  war  «um  Ein4 
nehmen  dieses  Mittele  nickt  au  bewegen.  Seit  dieser 
Zeit  lag.  er  in  einen,  dem  leuten  Stadium  des  Typhue 
ähnlichen,  Delirium,  und  verschied  so  am  Abend  um 
$  Ubr»  fünf  Tage  nach  angefangener  Krankheit,  und  3g 
Stunden  nach  wirklich  aufgebrochener  Hundswuth. 

Am  s8.  Januar  erfolgte  in  Gegenwart  sehr  achtungs* 
weither  Aerete  die  Obduktion.  Die  Oberfläche  des  gad« 
*en  Darmkanals»  vorzuglich  der  dünnen  Gedärme,  hat«« 
tan  alle  Zeichen  von  Entzündung«  auch  der  Magen  hat« 
te  mehrere  entaündete  und  brandige  Stellen.  Als  de* 
Larynx  weggenommen  wurde,  um  den  Schlund  genauer 
au  vnterssKhen,  fand  ich  die  £piglottia,  wie  die  Con* 
etrictoree  -pharyngis-  und  den  ganaen  Larynx  entzündet. 
Die  Gefäke  der  dura  und  pia  mater  waren  angeschwol- 
len, und  die  Lateralventrikel  enthielten  gägen  vier  Un» 
sen  Flüssigkeit;  die  gröTsten  Spuren  von  Entzündung 
sieigten  sich  jedoch  an  der  Basis  desselben,  nahe  bei 
den  cruribue  cerebri,  dem  tüberculd  annulari  und  denl 
Ursprünge  dea  achten  ftervennaares*  die  Pii.  mater  war; 
auch  hier  mehr*  als  an  andern  'jf heilen  geröthet  und 
von  ausgetretenem  Blute  angefüllt.  Vor  dem  Tode  be- 
merkte  man  «war  an  der  Stelle  des  Bisses  eine  unge* 
wohnliche  Rötbung ,  konnte  aber  bei  genauer  'Untersu- 
chung nichts  entdecken,  aulser  dafa  ein  bedeutender 
Ate  des  Hautnerven  in  die  Wunde  verflochten,  etwaa 

*  * 

blos  lag*  aber  keinesweges  entaündet  war.    (O* Donnct 
Cäses    of  Hfdrophobla%  with  sOme  Observation*  on  cht 
natura  and  teat  of  che  DUeasa  London.  l8r3-) 
*      Joseph  Wauoni  alt  4  Jehr»    wurde  von  eirier  Hün- 
din, welche  einen  Monat  alte  Junge  hatte*  in  die  Wange* 


•-      HO     — 

gebissen,  doch  spielte  dieser  Knabe  «od  die  Kiadtr  1« 
Hrn.  Pächter  Pejrne,  des  Herrn  diese«  Hundes,  mraue> 
brochen  mit  letJterra  and  dessen  Jungen  fort»   und  eil 
Hündin  verrieth  dsbei   kein  Symptom  roa  Kranket^ 
walste  sich  vielmehr,  gleich  indem  Hunden,  so  auf  Ja 
Erde  herum,  dafs  man  sie  für  vollkommen  gesund  hal- 
ten mußte.    Den   Tag  auvor  hatte  eie  eine  mit  flum 
Jungen  in  einem  Sülle  stehende  Ruh  nnd  nachher  aech 
ein  Schwein,  gehissen.    Nach  der  dafür  erhaltenen  Strse 
kam  sie  furchtsam  au  ihrem  Herrn   gelaufen,   legte  stt 
su  dessen  Piifsen,  wie  Hunde  su  thun  pflegen,  ohne  alls 
Spur  von  Krankheit;   sie   frafs  und  trank  wie  gewollt- 
lieh,  und  sah  munter  und  wohl  aus.    Da  sin  \  der  W» 
hern  Strafe  ohngeachtet,  den  Knaben  gebieten  bstta,*» 
beschlofs  Hr.  Pajyne,  sie,  als  ein  böses  Thier,  tödttaii 
lassen,  und  rief  einen  seiner  Leute,  ihm  hierin  bsbs* 
stehen ,  und  so  wurde  die  Hündin ,  ohne  dafa  sis  sei 
nur  den  geringsten  Widerstand  leistete,  getodtet. 

Am  igten  August  1811»  gerade   einen  Monat  wed* 
ger  einen  T'g  nach  eifolgtern  Bifs,    wurde    der  Urin 
PPatson  auf  einem  Wagen  in  mein  Haue  gebracht;  4b 
Wunde  war  vollkommen  geheilt  und  nur  'noch  eine  n> 
the  Narbe  sichtbar;   da  man  nichts  von  der  Hündin  b> 
sorgen  au  müssen  geglaubt  hatte,  war  diese  Wunde  mV 
nig  beachtet   und  nur  ein   gana  gewöhnlicher  Veraase1 
angelegt  worden.    Am  14*  August  hatte  der  Klein«,  nach 
Aussage  der  Mutter,  über  Uebeikeit  und  Schwindel  f*> 
klagt,  aber  nicht  gebrochen.    Am   i5ten  Aug.  war  uk 
Leib  hart  und  geschwollen*  und  er  laxirte,  weichet  aal. 
auf  schwere  Speisen  schob ,  die  er  gegessen  haben  seD» 
te.     Am  täten  Aug.   dauerte  das  Laxiren  fort,  nnd  sÜl 


f 


_        HI,      _ 


Ausleerungen  warm  dünn  und  übelriechend ;  er»  war 
«ehr  übelgelaunt,  sprach  nicht*  und  wollte  nicht  aus 
dem  Bette  aufstehen.    Am  17.  Aug.  hörte  «war  da«  La- 

-adren  auf,  doch  beklagte  er  sich  über  Trockenheit  im 
Halte,     Am  ig.  Aug.  wurden  die  Eltern   über  «ein  Aus« 

t  aehen  sehr  besorgt  und  bemerkten,  daJs  der  Knabe  sei- 
nen Thee  des  Morgens  nicht  trinken  konnte.  Am  igten 
Aug.  wurde  er  endlich  au  mir  gebracht,  und  ich  er  kann* 

~te  sogleich  die  Krankheit  für  Wasserscheu,  wovon  die 
guten  Leute  auch  entfernt  keine  Ahnung  hatten.  Ich 
erfuhr  bei  meiner  ersten  Frage,  dafs  er  von  genanntem 
Hunde  war  gebissen  worden,  von  welchem  jedoch  die 
Bitern  behaupteten,  dafs  er  nicht  toll  gewesen  sey. 
Wasser,  was,  ich  dem  Kleinen  lum  Trinken  anbot ,  ver- 
ursachte ihm  die  gewöhnlichen  Symptome  von  Schau« 
der  und  SuJBfocation ,  welche  zum  Theil  schon  hervor* 
ferufen  wurden,  als  ich  ihm  das  leere  Trinkgeshir  dar- 
bot. Es  regnete  damahla  sehr,  und  ich  seute  ihn  dem 
Regen  aus,  ohne  da£s  eine  Veränderung  seines  Zustan- 
det dadurch  bewirkt  wurde,  aufser  die,  welche  die  blofse 
Bewegung  in  freier  Luft  noth wendig  veranlassen  muffte. 
Ich  empfahl  nichts  als  Laudanum,  welches  aber  dem 
Knaben  nicht  beigebracht  werden  könne;  und  er  starb 
Doch  denselben  Abend ,  nachdem  er  sich  sechs  Tage 
krank  befinden,  und  nur  35  Stunden  lang  die  wahren 
Symptome  der  Wasserscheu  gehabt  hatte. 

Wenige  Tage  nach  dem  Tode  dieses  Knaben  mel- 
dete mir  der  Pfarrer  des  Kirchspiels,  welcher  sich  sehr 
für  den  Knaben  interessirt  hatte,  dafs  die  gebissene  Kuh 
und  das  Schwein  toll  geworden  wären,  erstere  war  wirk- 
lick toll  und  gefährlich,  letzteres  verfiel  in  einen  Zu- 
stand von  Betäubung,  und  beide  wurden  gttedtet.  — 


Nachschrift  des  U*btt*etxe**\ 

5«  sehr  auch  diese  auf  starke  Blutentsiehtrogen  |i 
gründete  Heilart  die  Aufmerksamkeit  der  Aerste  mit  ?ol 
lern  Recht«  beschäftigen  mufa,  aö  scheint  dock  tsel 
aut  dern  Wesen  der  Krankheit,  theila  atie  den  Reiel» 
ten  dieser  Behandlungsart  hervorsugeheri ,  dals  elsJi 
Krankheit  des  Organismus  weder  für  eine  rein  iafss* 
matorische,  noch  fein  nervöse  su  halten  eey.  Min  psf 
ohne  Zweifel  su  weit,  wenn  man  so  groise  BlntaaiUfr 
rangen*  wie  man  in  England  su  inaütniren  wagts,  «* 
bedingt  gegen  diese  Krankheit  billigen ,  und  blof  <£s* 
all  das  wirksamste  Heilmittel  gegen  Hydropbobia  em- 
pfehlen wollte;  Wann  Kinglahm  bis  sur  Obnmtcatj^ 
derzeit  sur  Ader  su  lassen ,  und  dies  oft  su  wiss*«*» 
len,  reihet  (London  med.  and  physicai  Journal,  jtoarf 
J8l3-  &  43 )»  AO  dürfen  dabei  innere  theils  annptkf" 
stische,  thells  krampfstlllerlde  Mittel  nicht  vertlöi* 
werden.    (Edinburgh -medical  EUäyt.   Voll.  IL  8.  Ä) 

Laugnen  lädt  et  eich  jedoch  nicht,  da(s  die  Kis» 
heh  in  ihrer  Akme  meist  einen  inflammatorisch**  fr 
T&kttr  annimmt.  Sollte  der  feurig  rothe  Urin«  wdeM 
die  Kranken  su  lassen  pflegen,  blos  aus  Mangel  fflf 
•ener  Flüssigkeiten  entstehen?  Sind  nicht  oft  Lokal** 
sündungen  diesem  Zeiträume  der  Krankheit  eigsai 

■eil 

lieh,  wie  die  des  Gliedes»  der  Lungen ,  des  MsgtB* PI 
des  Gehirns  ?   Sprechen  nicht  die  tiarte  des  Pulsei,  •*■ 
glänzen  den  Augen,   die   den  Muskeln  inwohnend*  *^ 
gewöhnliche  Stärke,  die  heftigen  Fieberanialle  flr»*, 
active  Entrundung?    Und  erscheint  in  andern  Rrti*** 
ten  die  Wasserscheu  selbst  nicht  suweilen  als  einSjef, 
tom   der  heftigsten  Entzündung  des  Hersenij   dsf^rli 
hirns  oder  der  Blase?  —    Auch  sprechen  für  di#tf-f*lj 
licht  der  Krankkeit  fiele  Obduktionen,    und  es  fr I1 


—    u5    — 


n  in  dieeer  Röckaickt 

be  Aerste  Gastritis  mit  Bj, 

,  welcher  bei  ei 

an  Tbeil  de«   Ocsopkmgms 

\lricmli  entsündet  fand; 

Anficht  bei.    »4  empflaü 
rken  Blutenteiehuageej  ;  ( 
iL  &.  454-    jimpuu  £.  g6>)  — 
rch  Mormndo.  Brogüum 
Dacht  wurden.  —   KaYdlirfc  *a> 
i  einem  vorwaltendes 

Krankheit«  «elbet 
ht  oft  bloa  ala 
armm  leiaietea  M 
entte?   Waran  Bäder,  t 
Blstaueleerungea  ?  — 

Ei  enteteht  nur  die  Frage: 
eakheit  nach  eingesogenem  und 
■'taten   Gifte    ursprünglich 
r  Nerven    beruhe,    iat  ea 
cbft  wabracheinlich ,  dstg  in  der 

rein  in  flamm ato  nach 
im  eintritt,    welche«  r 
rden  muß?  —   oder  wären  die 
'  actire  Entzündung  deutenden 
•entliehe,  acceaaoriacho,  durch 
rachiedenheiteB  bedingte, 
ge,  auf  welche  echon  Aamga 
i  macht.  » 

£a  iat  aulaer  Zweifel,    daia 
Briefe  aich  ungemein 
,  Beklemmung»  Abtchon  vor 
on  dauernde  Verstopfung  amei 
Jooj*.  X1XVHL  J.  4.  Sc. 


matorocae,  nocn  reia  menroae  mm  wmm  «ajb 
ahne  Zweifel  an  weit*  waaa  »Sa  ao  feaiea  , 
rangen*  wm  au*  in  Bagland  an  inethairaei  i 
bedingt  gegen  dieee  Krankheit  billige»»  and, 
'  alt  daa  wirksamat«  Heilmittel-  gegen  Hjdroj 
f  fehlen  Trollte;  Wenn  Kttgläk*  bis  rar  Ob 
derteit  sur  Ader  an  laatea,  «md1  die*  oft  an 
\en,  rettet  (Löhdon  med.  and  pkjshät  Jornr* 
[I  i8t3-  &  43) »  ••  dürfen  dabei  inner«  thalli 

j  etucbe ,  thcila  kxampbfJÜeflde  Mittel  nicht 

ttarden.    (Edinburgh ~msdic*J  Emyti  Voll.  1 
Laugnett  läfet  ee  eich  jedoch  nicht; '  data 
heh  in  ihrer  Akme  meiat  einen  inflaiairurtoi 
rakter  annitmnn    Sollte  der  feurig  reih«  Pcb 
die  Kranken  an  laaten  pflegen,  bloe  tau  Mau 
eener  Flüitigkeiten  entstehen?  Siod^rjtcht^o/i 
aundungen  dieaem  Zeiträume  der  Krankheit 
lieb,  wie  die  des  Gliedea,  der  Lungen ,  im 
dea  Gehirn«?  Sprechen1  nient  die  fitarta  dat.] 
glänzenden  Augen,  die  den  Muskeln  innofr 
gewöhnliche  Starke,  die  heftigen  Fie&eraniel 


—    u5    - 

•hen  ia  dieser  Rficksieht  auch  neuerdings  mehrere  tag« 
liscbe  Aerste  G  nur  Uli  mit  tfydrophoMt,  voraüglich  Be- 
rti, welcher  bei  einem  Hvdrophobiarhen  nach  dem  Tod • 
•inen  TbtU  des  Ortopkmgw  und  dit  portio  cnrdimom 
ißtmiricmli  enuündet  fandj  such  Kfagimk*  pflichtete  dit« 
••r  Ansicht  bei,  und  empfahl  in  dieser  Hinsicht  dl« 
Marken  Blutcnteiehungea ;  {London  *W.  Journmt»  1913. 
/«a/.  I.  444*  ^*|«"«  &  96.)  —  Erfahrungen  ,  welch« 
>  durch  Mormndo,  ßroginni  and  andtra  ältere  Aerste  achoa 
g«m«cht  wurden.  —  Endlich  sprechen  Itir  die  Meinung 
von  ein  am  vorwaltenden  enteüud  liehen  Karakter  in  die- 
ne* Krankheit»  aelbit  die  Heiliuitul.  Sollte  Merkur  hier 
siebt  vft  bloa  ala  entsündungs  widrig  es  Mittel  wirken? 
Warum  leisteten  Markuiialeiureibiingen  oft  ao  treffliche 
Dienste?  Warum  Bäder,  tonische  und  euletat  allgemein 
»•  MefausUerungea  ?  — 

Es  entsteht  nur  die  Fraget  Angenommen,  daff  dl« 
«Kaaakheit  nach  eingesogenen  und  in  den  Körper  von 
breiteten  Gifte  ursprünglich  «war  auf  einem  Leidem 
der  Nerven  beruhe«  ist  es  nicht  möglich»  ja  sogar 
fctichst  wahrscheinlich,  daf«  In  der  Höhe  der  Krankheit 
srio  rein  inflammatorisches,  derselben  wesentliches  Au- 
di um  eintritt,  welches  rein  antiphlogistisch  behandelt 
werden  mufa?  —  oder  waren  die  nicht  au  llugoenden, 
auf  ective  Entsutidung  deutenden  Zeichen,  bloa  ala  un- 
wesentliche, accessorische,  durch  einsein«  Individuell« 
Verschiedenheiten  bedingte,  au  betrachten?  —  Eine 
Frage«  auf  welche  schon  Nunftni  sehr  richtig  aulmerk« 
•am  macht.  % 

Es  ilt  aufser  Zweifel ,    dafs  viele  Kranke  nach  dem 

Aderlafs  sich   ungemein   erleichtert  fühlten,  data  Kram« 

afe,  Beklemmung,  Abicheu  vor  Flüssigkeiten,  die  lange 

achoa  dauernde  Verstopfung  und  die  Schlaflosigkeit  se- 

Jeura.  XXXVm.  M.  4*  •*•  U 


I 

—    n4   — 

gleich  nachließen,  wie  Shooihred  beobachtete.  (S.  Gut 
öf  ttydropkobia  succeisfulty  treated;  in  tke  AHatic  Bßr- 
rör.  May.   10.  ißt»)  Unbeachtet  darf  jedoch  nicht blei. 
ben,    data   die  Krankheit  ursprünglich  eine  der  Nervei 
ist,  dafs  wenn  ihr  ein  inflammatorisches  Stadium  eigts- 
tbumlich  ist,  es  stets  nur  einxStadiura,  nicht  die  Krank* 
heit  selbst  ist,    und  daher  von  blos   antiphlogistisch« 
Mitteln  sich  allerdings  Hülfe  in  dem  entzündlichen  St*- 
dium,  nicht  aber  zugleich  auch  gegen  die  ganze  Krank- 
heit erwarten   läfst.     In   dieser  Rücksicht   unterscheide 
man  den  ersten  Zeitraum  der  Krankheit,  wo  das  Wutb- 
gift  scheinbar  in  dem  Körper  schlummerte,  wo  Moschtu, 
Belladonna,  Kampher  und  andere  vegetabilische  Neifi* 
na  oFt  im  Stande  waren,  daa  Uebel  in  dem  ersten  Kei- 
me zu  ersticken;    und   zweitens   den  wahren   Ausbruch 
der  Krankheit  selbst»    welcher  meist  gleichzeitig  durch 
entzündliche  Symptome  bezeichnet  wird.     Nach  gehöri- 
ger Rücksicht  auf  das  frühere  Stadium  und  die  Nerres- 
affektion,  verdiente   bei   dem    wirklichen  Ausbruch  der 
Krankheit  das  Ader  lad  wohl  um  so  mehr  empfohlen  n 
werden,  um   durch  Hebung  der  inflammatorischen  Di*- 
tbesis,   mit  mehr  Freiheit  Nervenmittel  reichen  zu  kes> 
nenv     Der  Rath  ad  deliquium  msau*  zur  Ader  zu  lasset» 
/er dient   in   dieser  Hinsicht  beachtet  zu   werden,    denn 
die  Ohnmacht    selbst    ist    oft  in   diesem   Falle   als  ein 
Wendepunkt  der  Krankheit  zu  betrachten,  ein  Zustand, 
wo  nach  so  heftiger  Schwächung   des  Gefaftsystems  das 
Nervensystem   eigenmächtig,  vermöge   de«   Gegensatseii 
aich  zu  heben  beginnt ;   das  Ad  er  Ufa  erscheint  dann  aar 
als   ein   Mittel,  welches  durch  dringendere  Gelegenheir, 
dem  Organismus   selbst   aber  grössere  Freiheit   xur  Ent- 
wicklung der  schlummernden,   niedergedruckten  Krif» 
verschaffen   soll.      Auch  scheint   für  diese   Ansicht   die 
Art,    zur  Ader  zu  lassen,    *u  sprechen,    wie  eie  z.  f- 


4«h  4*  §*w »Unlieb*  fHmMM$*n  W*#  nUUti 
l*m  4*  fr  mß  in  A\*''V*nim  #bw  ttftjfiwäb** 
i  nttinunf  hmUm  muh,  4mh  in  Uüft&f'foii 
Mtil  *tf«0S*fo,  v»d  »*  d*f  »fbn»titt  Rindruek 
\fU*H  HiHUwlMM  tut'  4i*  iinvß?i  m&hf,  *l§ 

h4  HtUHvAukiinH    ki$t   b#jü'k+i«bfi|*t  w*t* 


Ha 


—      Il6      mm     -  ,* 


■  I 


IV. 
Knrze   Nachrichten 

and 
Auszug*. 


Ükhr  iU  Wirlummkiit  des  CUmd^8mm*u  U 
jim£*n*nt*undmng. 

Uie  Aagenentsundung  ist  in  Egjrpten,  wit  im  visha 
andern  hetfsen  Ländarn  häufig,  and  hat»  Torsüglieh  wttir 
sie  nicht  gehörig  und  mit  grober  Sorgfalt  babaaath 
wird,  nicht  selten  den  Verlust  den  Geeichte  aar  Feit* 
Ich  habe  fast  .während  eines  Lustrmne  die« er  (rankben 
meine  besondre  Aufmerksamkeit  gewidmet  «ad  eine  aas* 
fuhrlichere  Abhandlung  über  Ursachen,  Natur-  aad  Be- 
handlung derselben  verfault. 

Dre  Bewohner  von  Egypten  "pflegen  4a  dieser  Rnak* 
heit  ein  Mittel  anzuwenden,  desien  grofte  Wirksamkeit 
ia  Europa  bekannt  *u  werden  verdient»  näualich  aei 
Samen,  welchen  sie  Cismi  nennen,  und  dar  aach  in  aar 
europäischen  Türkei  unter  dem  Namen  Cariwanaa  W 
kannt  ist.  Dieser.  Samen  kommt  grölatentlieils  rat  das ' 
Innern  von  Afrika  nnd  vorzüglich  aas  dar  GagendSee** 
Ost  von  Egypten,  welch«  Dav-door  genannt  wird.  A 


.—    "7    — 

ist  sobr  wahrscheinlich ,  dafs  die  tme  Renatnilt  *ea 
dem  Nutsen  dieses  Samens  durch  die  Neger  bis  nach 
Grofs-Cairo  gebrecht  worden  ist.  Der  scharfsichtige 
Beobachter  Prosper  Alpin  hat  in  seiner  Naturgeschichte' 
Egyptens  eine  Pflanse  abgebildet,  welche  er  Abtut  nennt ; 
aber,  so  sehr  er  auch  über  alles  in  diesem  Lande  gese« 
hene  sich  ausläfst,  so  sagt  er  doch  von  dem  vorteil- 
haften Gebrauche  derselben  bei  Augenentzündungen  gar 
nichts.  Einige  Mitglieder  des  ägyptischen  Instituts  der 
'Künste  unfl  Wissenschaften  haben  den  Cismesamen  an 
einem  schattigen  Orte  gesäet,  und  es  ist  eine  Pflanae 
daraus  aufgegangen ,  welche  sie  für  Castia  Abtut  Lin. 
erkannten.  Doch  findet  sich  bei  Linni  wenig  befriedi* 
gendes  über  diese  Pflanae  und  ihren  Samen.  Mein  ge» 
ichäuter  College  Sauarosi,  ist  unter  den  Neueren  der 
erste ,  der  in  seiner  Topographie  von  Damietta  diesea 
Mittels  erwähnt  hat. 

v  Begierig  au  wissen ,  ob  die  Cisme*  in  einem  so  ge- 
snäfsigten  Clima  wie  das  griechische  gedeihen  könne, 
•gab  ich  im  verflossenen  April  dem  franaösischen  Con- 
iul  Herrn  Pöuquepill*  in  Giannina  etwas  von  dem  Sa» 
men,  und  sah  au  meiner  Zufriedenheit  daraus  eine  Pflad* 
so  aufgehen,  die  mit  dem  Abtut  des  Prosper  Alpin  sehr 
Viel  Aehnlichkeit  hat.  Im  Julias  dieses  Jahres  saeten 
die  Herrn  PUri  und  Doria  ProtaUndi,  beide  ausgezeich- 
nete Mitglieder  der  jonischen  Akademie  die  Citme*  auf 
der  Insel  Korfu,  wo  sehr  bald  mehrere  Pflanaen  auf- 
gingen. 

„  Der  Samen  hat  die  Gräfte  und  Gestalt  einer  Linse, 
dunkelbraune  Farbe  mit  einem  oder  awei  helleren  Punk- 
ten und  eiae  bedeutende  Härte.  Gepulvert  und  mit 
Wasser  übergössen  liefert  er  vielen  Schleim  und  einen 
etwas  stechenden  und  aromatischen  Dunst.  Um  ihn  in 
Augenentsündung  «u  gebrauchen,  muia  er  auf  folgende 


Are  zubereitet  werden.  Nachdem  ejr  zuerst  toigfikif 
gereinigt  und  wiederholt  mit  keltern  Waeaar  gewaschea 
ist,  trocknet  man  ihn  in  der  Sonne  und  serstofst  ihm 
nachher  in  einem  meullenen  Mörser»  eiebt  ihn  dana 
durch  ein  aehr  feines  Sieb  oder  Tuch  und  mengt  iha 
mit  einem  gleichen  Tbeile  dea  feinaten  weiden  Zek» 
kers.  Dies  Gemenge  wird  in  wohlverstopften  Fiischfsi 
Aufbewahrt. 

Ehe  wir  von  dem   Nuten   dieses  Mittels  epretes*  ' 
ist  es  nöthig  zu  bemerken,  dafs  die  Ägyptische  Ophthal* 
roie  nicht,  wie  man  gewöhnlich  glaubt»   eine  stheaiscfas 
Entzündung  ist»  und  dafs  alle»  die  nach  der  aogenau« 
ten  antiphlogistischen  Methode  behandelt  wenden,  lies 
verschlimmern.'   Eine  lange  und  aufmerksame  Beobteb* 
tung  bat  uns  gleichfalls  überzeugt»   dafs  eebr  viele  At- 
genentzundungen  in  unserm  Clima  asthenischer  Art  ass 
blos  Ertlich  sind »    und  wir  wünschen   zum  Beaten  aar 
Kranken  und  zur  Ehre  der  Kunst»  dafs  die  Aerzte  osi 
Wundärzte  sich  bei  einer  genauen  Untersuchung  deM 
was  sie  bei  vielen  Autoren  zerstreut  finden»  in  Verghi» 
chung  mit  dem  Krankenbette  aelbst  von   dieeer  Wah> 
heit  überzeugen  rrögen  *).   Wenn  man  überdies  erwägt 
mit  wie  weniger  Unisicht  viele  Aerzte  daa   empfindlich 
ate  und  zarteste  Organ   dea  menschlichen  Körpers  b#> 
handeln»  indem  sie  eine  Menge  von  Mitteln»  ohne  en> 
mal  die  Dosis  genau  zu  bestimmen»  anwenden»  aowini 
man  dem  verdienten  FrUdr.  Hoffmonn  wohl  Recht  £* 
ben ,    wenn  er  behauptet,    dafs   die  nn bedachtsame  Aa- 
wendung  der  Mittel  mehrere  Kranke  blind  mache,  ab 
die  Ophthalmie  selbst.    Uebrigens  ist  ee  aehr  merkwa* 
dig,  daCi  die  Egyptier»  so  einfältig  sie   auch   conti  stfi 

#)  Dieser  Wunsch  ist  In  Italien  um  so  mehr  am  rechten  Orta 
als  mit  Aderlässen  n.  dgL  hier  weit  freigebiger  ist ,  all  ir» 
gendffo  anders. 


.—     H9    — 

\m9  doch  in  Hineicht  des  Gebrauche  der  Clame*  gut« 
Regeln  eufg  et  teilt  haben»  woraua  tich-ergiebt,    dafr  die 
Ciamd  nur  in    beatimmtfn  Fällen  enauwenden  aey.    So 
loben  ate  a.  B.  diaaelba  gant  im  Anfange  der  Ophthal- 
mie, und  in  der  That  «»igt*  aie  dann  auch  auffallende 
Wiikeamkeit.      lac    aber   dai    Auge    echon    aehr   rotb, 
•cfamershafc,  thränend,    dann  iit  diea  Mittel  echädlich, 
wenn  hingegen  die  erate  Heftigkeit  dea  UebcU  vorüber 
iitf  welche»  gewöhnlich  am  achten  bia  «ahnten  Tage  au 
ooyn  pflegt,  ao  kann  man   ea  aufa  neue  mit  gutem  Er- 
folge anwenden.     Gewöhnlich  wird  oa   nur  einmal  den 
T«g  über  und   vorzugsweise  gegen   Abend   angewandt; 
oft  verschwindet  das  Uebel  aebun  nach  dinier  eineigtn 
Anwendung.    Wenn   dai  Auge  durch   dieaoe  Mittel   au 
•ehr  gereiat  wird,    10  gebraucht   man   ea  nur  alle  awei 
Tage.    Die  beatändige  Wirkung  dea  Mittele   beateht  in 
ninom  leichten  Brenneu  und  Thrkneji,dca  Augea.      fia 
iat  noch  übrig  awei  Haupiumetände  au  erörtern,   näm- 
lich die  Art  der  Anwendung  und  die  Dose  dea  Pulvert. 
El  Kranke  irtuU  sich  wagerecht  niederlegen,  dann  Ott« 
aet  der  Am  oder  eine  andre  daeu  geachickta  Pereon 
«inft  die  Augenliedor  mit  der  linken  Hand  und  nimmt 
mit  der  rechten  vermittelet  einer  kleinen  dünnen  Munae 
#o  viel  von  dem  Pulver,  ala  etwa  die  Orö£ie  einte  Gcr- 
•tenkorna  beträgt,  und  schüttet  diea  gans  aua  der  Nähe 
»Uten  aufa  Augto,  d.  li.  auf  die  Hornhaut.    Sind  beide 
Augen  krank,   ao  macht  inan'a  niit  dem  andern  Auge 
•ben  ao. 

Die  heiliame  und  auffallende  Wirkung  dieaea  Mit* 
tele  mufi  unsere  Erachtena  dem  augemoetenen  und  ho- 
mogenen (?)  Reise  eugeachrieben  werdrn.  Gewifa  iit  ea, 
dafa  wir  von  dem  Mittel  die  heiliamaten  und  schnell- 
eten  Wirkungen  geieben  haben,  mehr  ala  von  irgond 
•inem  bekannten  Augcnwaiier.    Dieter  Erfolg  hängt,  wie 


—         1*0       -6-, 

es  \un*  scheint,  nicht  allemal  too  dar  jf atur  da»  ] 
eelbat,  sondern  auch  von  dar  aanften  Art*  womi 
battimmta  Mang«  desselben  an  daa  Auga  daa  K 
gebracht  wird.  Wir  sind  überfleugt,  daiä  wenn  dl 
te  und  Wundärzte  ernstlicher  bedacht  gewesen 
das  Gesjcbtsorgan  in  Krankheitsfällen  aar  mit  eii 
nam  bestimmten  Quantitar  von  Mitteln  so  behi 
auch  der  Erfolg  ihrer  Kuren  glücklicher  g eweae 
und  eie  durch  ihre  Kunst  daa  in  Kursen*  erlangt 
wurden,  was  ihnen  so  ort  nur  Aach  langem  Zeit? 
gelingt,  * 

Auch  in  den  chronischen  Ophthalmien  ist 
wähnte  Pulver  sehr  hülfreich ,  doch,,  iat'a  sieht 
nöthig,  aeine  Wirksamkeit  dann  etwas  su  erhöh« 
n>r  der  schicklichsten  Zusätze  ist  die  Curcutn 
•Verhältnis  des  vierten  oder  dritten  Theils.  Aue 
gen  einige  einen  Tbeil  des»  gepulverten  Cism4 
mit  Citronensaft  zu  infundiren  und  dann  «um  C 
che  an  der  Sonne  su  trocknen.  Noch  andre  aet 
sen  kleinen  Tbeil  AHaon  und  Galläpfel  su.  Wh 
geben  indefe  der  Ciame  mit  dem  Zucker-  allei 
höchstens  mit  der  Curcume  den  Vorzug,  von  i 
Mischung  wir  beständig  die  heilsamsten  Wirkung 
sehen  haben.  •  Auch  zur  Heilung  der  Flecken  dei 
haut  bedienen  sich  die  Egyptier  des  Cismesainen 
dann  dürfen  sie  weder  sehr  undurchsichtig,  no< 
ah  seyn.  Schlit.fslich  empfehlen  wir  nun  noch  d 
bau  dieses  trefflichen  Mittels  und  den  Aerzten  d< 
brauch  desselben,  da  ea  schon  erwiesen  ist,  da) 
Pflanze  auch  in  einem  so  gemässigten  Clima  gc 
als  das  von  .Griechenland  und  Corfu.  (Von  Dj 
tvig  Frank,'  «ua  einem  Briefe, an  Dr.  Fiajami  su  J 


~      'JkM      — • 
2. 

I/itttrariteh*  NotixM. 

Folgend«  tiauara  ttcbrlftatt  lind  dar  AufmarkaarakaU 
iti  madialnlicban  Publlkumi  «u  tttipftLImi, 

l*r#cbaika  DliquUitlo  or/fanUm!  huiturtl  ajuitfu«  pr«. 

caiaui  vltalli.  YVian.  e 

•  •  b  r»  a  1  a  dlagnoitUch«  TabtlUn.    Zwalta  Auflagt. 
Conrad!'  Orundrlfi    dar    l'alliolofcfa    und    Tbt/aplt, 

Zwaltar  lhall,  tv  alebar  die  iptalalla  Palbologia  und 

Tharapla  antbillt, 
Ortn  Hafidbncli  dar  l'Wmakolögla,  harauigpgabfffl  fott 

fearfthardl  und  Diiclibolta.   g  ftitadai 
Loabtnitain  Loabal  di«  fitkanntfiiia  und  Hailuflg 

dtf  Gablmautallndung,  dat  Inflam  Waatafkopfaf  und 
.  drf  KranfpfkraJtkljfltan  im   klndlkbaii  Altar, 
MUtiaclia  flbar  A$n  Stalutabfiiu,  ntbit  awal  Abbil- 

diflgan  In  Ataindtuck. 
B.   f.  Siibold  ftammluitg  attifrltianar  «ad  a»lf#ai#r 

«hirjirgUcbar  ßaobaebt  Ungar?.    Dritt«?  Bald. 
Walcb  Untanucbungan  fibar  dl«  Natur  und  Haltung 

da*  fiaban- 


—       122.      — 

v  Verseichnift 

der  medicümchen  Vorlesungen  zu  Berlin 

im  Sommer  1814*  . 

I.  Bei  der  Univtrutät. 

Medieinisefce  Eneyclopadi«  und  Methodo- 
logie, Hr.  Prof.  Rudolpht»  Mittwochs  und  Sonna- 
bends von  9  —  10  Uhr  öftentlich. 

Osteologie,  Montags,  Dienstags,  Donnerstags  «ad 
Freitags  von  12  —  1  Uhr  Hr.  Prof.  Knatpe. 

Gefäfslehre,  oder  such  Nervenlehre,  Hr. Dr. 
Rosenthal. 

Vergleichende  Anatomie,  Hr.  Prof.  Rudol- 
ph i,  Montags,  Dienstags»  Donnerstags  und  Freitags  rot 
9  —  10  Uhr. 

Vergleichende  Anatomie  des  Auges,  Hin 
JDr.  Rosenthal. 

Knochenlehre  der  H&usthiere,  Hr.  Profan» 
Reckleben,  zweimal  in  der  Woche  öffentlich. 

Physiologie  täglich  von  8  —  9  Uhr  Hr.  Prof. 
Rudolph*.  . 

Einleitung  in  die  allgemeine  Physiologie 
Dienstag«  und  Sonnabends  von  12  —  I  Uhr  fir.  mL 
Horkel,  öffentlich. 

Pathologie  nach  Brandis,  Hr.  Prof.  Reich»  iie> 
mal  in  der  Woche  von  3  —  4  Uhr. 

Die  Institutionen  der  praktischen  Medi* 
ein,  welche  die  Anfangsgrunde  der  Erkenntnis  und 
Heilung  der  Krankheiten  enthalten,  trägt  Hr.  Prof,  Hl» 
fei  and  vor  von  1  —  2  Ubr. 

Die  specielle  Therapie  und  zwar  den  erttsa 
Theil,  weicher  die  akuten  Krankheiten  enthalt,  der- 
selbe von  4  —  5  Uhr. 

Semiotik  viermal  wöchentlich  vton  4  —  5  Unr  fir. 
Dr.  Wolfart. 

Semiotik  nach  Grüner t  Hr.. Prof.  Reich. 

Allgemeine  Fieberlebre  nach  eigaen  Heftst, 
derselbe  Mittwochs  und  Sonnabends  von  4  —  5  Ükr 
öffentlich. 

Die  Heilart  der  dynamischen  Knochen* 
krankheiten,  Hr.  Prof.  Gräfe,  öffentlich. 

Formulare,  Montags,  Dienstags  und  Donnantaej 
von  11  —  12  Uhr  Hr.  Prof.  Knape. 


— •      123 


I 

I 


Generell«  Chirurgie,  Montags,  Dienstags*  Don- 
ner« ags  und  Freitags  von  3  —  4  ^nr  **r-  JP*o£  Gräfe. 
Medicinische  Chirurgie,  Ur.  Dr.  Bernstein 

ton  4  "~  $  Uhr. 

Die  Kumt  de«  Verbandet  und  der  Anle* 
fünf  der  Maaehinen  eeigt  derselbe  von  3  —  4 
IJhr.  / 

Geburtsfcülfe,  Hr.  Prof.  Gräfe  Donnerstags  und 
Freitags  von  7  —  8  Uhr;     y 

Theoretischer  und  praktischer  Theil  der 
GeburtshüiYe,  Herr  Dr.  Friedländer  Montags, 
Mittwochs  und  Sonnabends  ron  2  —  3  Uhr. 

Medicinische  Poliaei  Tiermal  wöchentlich  in 
noch  su  bestimmenden  Stunden  Hr.  Prof.  Knape. 

Geschichte  der  Medicin  Hr.  Prof.  Reich, 

Klinische  Uebungen  in  Verbindung  mit  Hrn. 
Dr.  Bernstein,  der  die  chirurgische  Praxis  besorgt, 
im  Ködigl.  poliklinischen  Institut  Hr.  Prof.  Hufeland 
täglich  von  11  —  12  Uhr. 

Klinik  der  Chirurgie  und  Augenheilkun- 
de im  Königk  chirurgisch  -  klinischen  Institute  Hr.  Prof. 
Gräfe  von  9  —  3  Uhr. 

Praktische  Anleitung  zur  geburtshilfli- 
chen Klinik,  Hr.  Dr^Friedländer  Montags,  Mite* 
WOchs  un.d  Sonnabends  von  3  —  4  ^nn 

Theoretische  und  praktische  Thierheil- 
kunde,  sowohl  für  Thierärate  als  künftige  Physiker» 
wie  auch  für  Oekonomen ,  Hr.  Dr.  Rerklehen.     v 

Allgemeine  Naturlehre  wird  Hr.  Prof.  Ermaa 
öffentlich  lehren. 

Vom  Weltorganiimus  handelt  Montags  und 
Donnerstag«  von  4  —  5  Uhr  Hr.  Dr.  Wolfart  öffent- 
lich. 

Die  Anfangsgründe  der  Optik  lehrt  Hr.  Prof. 
Fischer  aweimal  wöchentlich  von  11  — .  ia  Uhr. 

Anleitung  «ur  chemischen  Analyse  ertbeilt 
Hr.  Prof.  Klaproth  Montags  und  Freitags  von  3— 5  U. 

Von    den    chemischen   Best  a  n  d  th  eilen   der 
oi  ganischen    Körper  «handelt    öffentlich    Dienstags 
und  Freitags  von  6  —  7  Uhr  Morgens  Hr.  Prof.  Herrn  b- 
.städt. 

Allee  meine  Zoologie  liest  fünfmal  wöchentlich 
Hr.  Prof»  Lieh  ten  st  ein. 

Ornithologie  oder  ausführliche  Naturge- 
schichte der  Vögel  lehrt  derselbe  auf  dem  Kö- 
nig!, zoologischen  Museum  an  drei  Tagen  wöchentlich^ 


—    i*4    — 

Naturgeschichte  der  Crustaceen,  dersefbi 
wöchentlich  sweimäl  öffentliche 

Allgemeine  Botanik  oder  Physik  der  -Manul 
täglich  von  i  —  2  Uhr  Hr.  Prof.  Horkel. 

Allgemeine  Botanik  lehn  nach  Wildeaowt 
ßrundrifs  der  Kraut  ei  künde,  in  Verbindung  mit  Deset» 
strationen  lebender  Gewüchae  Hr.  Dr*  Heyne,  iie> 
mal  wöchentlich  ioo  7  —  $  Uhr  Morgens. 

Dendrologie  oder  Forstbotanik  tragt  dsr» 
sei  be  Dienstags  und  Freitags  von  10—11  Uhr  vor. 

Zur  Zergliederung  der  Blumen  und  Pruee- 
te  der  Gewachse  und  deren  Beschreibiai 
wird  derselbe  privatiesime  Anleitung  gehen,  wie  aeco 

Herbationen  den  ganaen  Sommer  hindurch  m> 
chentiieh  einmal  mit  seinen  Zuhörern   anstellen. 

Geognosie  wird  Hr.  Prof.  Weifa  Montags,  Mio* 
wochs  und  freitags  von  13  —  I  Uhr  vortragen» 

Krystallographie,  derselbe  dreimal  wöckss» 
lieh  in  noch  eu  bestimmenden  Stunden. 

Ein  U  ebungscoll  egium  in  der  Erkeaaiif 
und  Unterscheidung  der  Mineralien  wird  se> 
selbe  auf  dem  König].  Museum  aweimal  wödaenjica 
halten. 

E'xperimental  -  Pharmacie  liest  Harr  M 
Hermbstädt  nach  der  Preußischen  PhexnMCspeJl 
Montags,  Donnerstags  und  Freitage  Abende  von  4—7 
Uhr. 

Uaeber  die  Preufsische  Pharnacopöie  lisMjj 
auch  "Hr.  Prof.  Klaproth  Mittwochs   ond  öoanshesii 
von  4  —  6  Uhr. 

IL  Bei  der  Königl.  medicinisch-  chirurgiscktuli 

Milicairacademie.  I  ? 

I.   Profestores    ordinariL 

C.  L.  Mursinn  4,  Dr.,  Decanua,  wird  Montagiv^a^ 
Dienstags  von  10  bis  11   Uhr  öffentlich    die  Lehre- tstj^ 
•  Fracturen  und  Luxationen  vortragen,   und  diese:  Lsas 
in  den  Sommermonaten  völlig  eoden.     Privatim  wisJi 
Dienstags  und  Freitags  von  4  bis  6  Ubr  die  theor"1"^ 
praktische   Geburtshülfe  in  seiner  Wohnung  voj 
und  sugleich  des  Mittwochs  und  Sonnabende  von  U 
13  Uhr  die  praktischen  Uebungen   in  der  Ghariitf  " 
nehmen. 

JL  Formey,  Dr.  wird  Montags  und Mittwoch) 3 


— -     ia5    — 

mittag  von  $  bii  9  Uhr,'  die  Lehre  von  der  Erkennmiie 
und  Kur  der  biteigen  Krankheiten   öffentlich  vortragen. 

C.  F.  Graefe,  Dr.  wird  1)  Donnerstag»  und  Frei- 
tags von  9  bis  10  Uhr  öffentlich  medizinische  Chirur- 
gie, und  zwar  die  Lehre  der  dynamischen  Knochenkrank- 
liehen  vortragen.  2)  Privatim  wird  er  viermal  wöchent- 
lich, nämlich  Montage  Dienstags,  Donnerstags  und  Frei- 
tags von  3  bis  4  Uhr,  die  generelle  Chirurgie  in  ihrem 
ganzen  Umfange  lehren. 

5.  F.  Hermbttaedt,  Dr.  wird  Montags  und  Diens- 
tags Vormittags  von  11  bis  12  Uhr  die  Elemente  der 
Chemie  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Arzneykunst' 
öffentlich  abhandeln.  Desgleichen  wird  derselbe  Mon- 
tags und  Freitags,  in  den  Abendstunden  von  4  bis  6  Uhr, 
die  Zubereitung  der  Arzneymittel  nach  der  Pharma  co- 
poea  Borussica,  so  wie  nach  der  zweiten  Auflage  seine» 
Grundrisses  der  experimentellen  Ph'arraacie, 
im^Laboratorio  der  Königl.  Hofapotheke  theoretisch  uud 
praktisch,  gleichfalls  öffentlich  lehren. 

E.  Hörn,  Dr.  wird  1)  des  Sonnabends  von  8 
bis  9  Uhr  die  Lehre  von  den  venerischen  Krankheiten 
öffentlich  vortragen,  und  in  der  klinischen  Lehranstalt 
im  Charit^- Krankenhaus^  praktisch. erörtern.  2)  Priva- 
tim wird  er  des  Montags,  Dienstags,  Mittwochs,  Don- 
nerstags  und  Freitags  von  g  bis  9  Uhr  über  speciell« 
Pathologie  nach  eigenes  Heften  Vorlesungen  halten,  und 
die  vorgetragenen  Gegenstände  am  Krankenbette  prak- 
tisch erläutern.  3)  Wird  er  in  der  Könißt.  klinischen 
Lehranstalt  täglich  von  9  bis  10  Uhr  die  klinischen 
Uebungen  leiten. 

F.  Hufeland,  pr,  wird  öffentlich  Miuwochs  und 
Sonnabends  von  9  bis  10  Uhr,  Pathologie  vortragen; 
privatim  Pathologie,   Dienstags,   Donnerstags   und  rrei- 

-  tags>ven  10  bis  11,  und  Therapie  täglich  von  12  bis  I. 
I.  G.  Kiesewetter,  Dr.  ist  abwesend, 
C.  Knape,  Dr.  wird  Donnerstags  und  Freitags  Vor* 
mittags  von  .10  bis  11  Uhr  die  Osteologie  öffentlich  vor« 
tragen.  Privatim  wird  er  die  medisinische  Polueiwis- 
senschaft  in  noch  au  bestimmenden  Stunden,  die  Osteo- 
logie Montags,  Dienstags,  Donnerstags  und  Freitags  von 
13  bis  1  Uhr,  Physiologie  täglich  von  »  bis  9  Uhr,  und 
das  Formulare  Montags,  Dienstags  und  Donnerstags  von 
II  bie  12  Uhr  lehren.  ^ 

Lu  B.  v.  Koenen,  Dr.  wird  die  Materia  medica  öf- 
fentlich Donnerstage  und  Freitags  von  11  bis  12  Uhr 
lehren.    Privatim  wird  «r  dieselbe  ^Wissenschaft  nach 


—      I2ß  ,  — *■ 

Hörnt  Grundrifa  der  medictnisch  -  chirurgischen  Arzney 
mitteil  ehre,  Mnntats»  Dienstags,  Donnerstage  und  Frei- 
tags von  5  bis  6  Uhr  vortragen. 

C.  H.  Ribcke,  wird  des  Donnerstage  und  Freitags 
?on  S  bis  9  Ubr  die  Geburtsbulfe  öiFenuich  vortragen* 

C.  A.  Rudolph  i,  Or.  öffentlich  Mittwoch«  und 
Sonnabende  von  9  bis  10  Ubr  die  medizinische  fincyclo- 
padie*  und  Methodologie ;  privatim  die  Physiologie  sechs 
Stunden  die  Woche  Morgens  von  3  bis  9  Uhr,  die  ver- 
gleichende Anatomie  Montags,  Dienstags,  Donnerstags 
und  Freitags  von  9  bis  10  Uhr.  - 

IL  Professor**  extraordinarii. 

G.  C.  Reich,  Dr.  wird  Dienstags,  Donnerstags  und 
F/eitags  Nachmittags  von  4  bis  5  Uhr  öffentlich  die  Ge- 
schichte der  Medizin  in  den  früheren  Jahrhundertea 
vortragen.  Privatim  lehrt  er  Semiotik  und  Matcria  ms- 
dica. 

C.  D.  Tourte,  Dr.  wird  seine  Vorlesungen  nach 
seiner  bald  zu  erwartenden  Rückkehr  anzeigen. 

C.  F.  Roaentfcial,  Dr.  (Proeector)  lehrt  öffentlich 
vergleichende  Anatomie  des  Auges,  Sonnabende  Vormit- 
tag von  10  bis  11  Ubr.  Privatim  x)  Ueber  die  Krank- 
heiten des  Augei,  Montags  und  Donnerstag«  von  10  bw 
1 1  Uhr.  a)  Angiologie,  wöchentlich  in  zweien  noch  so 
bestimmenden  Stunden. 

Privatdocent. 

F.  G.  Heyne,  Dr.  wird  Montags,  Dienstags,  Don» 
nersrags  und  Freitags  früh  von»  7  bis  8  Uhr,  aUgemetae 
Botanik  mit  Demonstrationen  lebender  Gewächse  vor* 
tragen  und  den  ganzen  Sommer  hindurch  botanische 
Sxcursionen  machen,  und  zwar  in  jeder  Woche  eint. 


Intal». 


Inhalt 


[*   Aphoriime*   eiaee  freien  Aretei*   (ferttetluiigif 

I»  Praktische  Fragmente  Aber  den  jetet  Lörrach«** 
diu  Tjrphua  tihd  •ein«  Behandlung»    Vda  Dr* 

.  Hans  Adolph  Gaeifrrti  *  -         ***    § 

t.  Voa  dem  Qualltiti- Unterschiede  deo  Tjr* 
phua»  oder  von  seiner  Special»         «        •**    to 

«»  Von  den,  chronischen  Aifect  Ionen  dei  nav 
pa  fliehen  System*»  all  Folgen  dea  Typhus.  —   #J 

g.  Die  kalten  Sturebftdet  gegen  den  Typhue*  ^-  0! 

Dt.  Historische  Uebereicht  der  Forticbritte  der  Mav     • 
dteln  in  England  ?m  Januir  bia  Juni  1613.  Voa 
Jlow/o/t,  übersätet  voa  Dr.  £*  O/o/t/t  au  Berlia* 

IV*  Kurie  Nachrichten  und  Auaaiigtf. 

f,  Ueber  die  Wirksamkeit  dee  Giattd-SetaeHi 
\-      bei  Augeaeattfindungea,     (Voa  Dt.  /Mtttoig 

fit  Litterarische  Notleen.     «*«•&-.  |g| 

Vlfieichnifa  der  medleiaiachfti  Voeleettogea  eil  Ben* 
IIa  im  Sommer  19141        ,        ,        t      *         —  fta 


( •  Ml  «rWm  oVtftAe  ei*#  Jöurnmh  Wird  äuitfegetgni 

MlHtothek  der  prac tischen  Heilkunde.    Min 
und  dreifsigster  Band.    Vierte*  StüoL 

i  n  h  m  i  *> 
QttptiAtl  Eitny  iUr  tet  ntälädlei  etci  (Blichtttfi.) 

Ulmn  ßnrns,  von  einigln  c/#/  häufigsten  und  tolthtlf. 
4t  en  Krankheitin,  eta     {Hi  schläfst) 

LVf  r*  Ptoipetto  de4  ritultumentl  otienutl  ntliä  elinUU 
Medien  eici 


jatta.  IXIVÖI,  r  4.  H 


4*. 


Literarischer  Anzeiger. 

In  der  Realachulbuchhandlung  au  Berlin  ist  au  bebst 

Hufmland  Armcnpharmakopöa  —  von  der  Regierung  ia 
alle  Arraenanstalcen*drr  Preufsiachen  Monarchie  einge- 
führt,    geheftet.     Preis  19  Gr.  Cour.. 

—  G«srhichte  d»-r  Gesundheitt  Zweite  vermehrte  Auf- 
lage. Preis  \6  Gr. 

•—  Erst?  1  Jahresbericht  des  Poliklinischen  Instituts  dir 
Universität  /u  Merlin,     pr,   m  Gr, 

*—  Zweiter  Jahrcaherirht     —         —         -p^     Pr.  8  Gr. 

«—  Dritter  Jahresbericht    —        •—        — ■       Pr.  8  Gr, 


Endes  Unterzeichneter  findet  eich  rtjranja-rat,  dam 
ärztlichen  Pub  iknm  andurch  anzuzeigen,  data  die  von 
ihm  zeithor  ununterbrochen  herausgegebenen  jlllg'mei» 
um.  medizinischen  hnaltn  dm  neunzehnten  Jahrhundert» 
durrh  die  kriegerischen  St  firme  des  verwichenen  Jaltftl 
nur  eine  temporäro  Stockung  erlitten  haben,  II od  •»■ 
nun  au  wieder  regtlmafaig,  jedorli  unter  folgenden,  deich 
dir  Zeitveihäliniaae  herbeigeführten  Modificatioaen  tf* 
eclicineii  werden, 

1)  l)tr  Jahrgang  igi3  ist  mit  dem  Monat  September 
g' schlössen  und  wird  daher  den  Interessenten  auch 
nur  zu  j  dea  vorherigen  Preises  berechnet. 
q)  Der  Jahtgnng  iH»4  erscheint   wie   bisher  in  Dop- 
pelli<»hc»n,    deren  einei ,   nach    den  frühem  ßest'B« 
munden,  der  Heilkunde,   der  andere  der  Heilkuo« 
ft'wi'Wnet  blribt,  (wovon  auch  jeder  auf  Verlaufs 
beaonders  versendet  wird;)  jedoch  werden  die  iis» 
herigeti  6  liefen,    aus    denen  jede  Aburteilung  bf- 
atand,  fl»ii' 4}  flogen   rednciit,     Im  Verhältnifs  ■« 
riifs<<ni  Ahiuurh  wird  dor  currente  Freie  des  coo* 
pletoii    Jahrgangi    auch    von    8  Thlr.    16  Gr,    aof 
(i  Thlr.    16  (Jr.   riprahe/aftlzt. 
J)  Der  nur  eist  bi*  «um  6ten  Heft  erschienene  Äsjr  |* 
p Urnen t ha nJ  der  Allgem.  Med.   Annalen  dt»  §nu* 
Derenuiums,  odei  mit  Ablauf  des  Jahree  lfc»0,  *id 
mit    dem    Sien  lieft    geschlossen    werden,    welfbe? 
ein  Gencralreuertoriuin  über  di«i  ganze  frühere  San- 
to der  Zeitschrift  enthalten    wiru.     Dieser  sowsW 
als    A*b    noch  rückständige    7te   Stück    werden  i> 
Laufe  dieses  Jahres  unfehlbar  erscheinen. 


/, 


\ 

t 


%  \ 


Diese  gedachten,  nur  die  äufsere  Form*  betreffenden 
Beschränkungen,  werden  den  ursprünglichen  Zweck  die* 
ser  "Zriuchtift,  deutsche  jjerzte  nämlich  mit  dun  Fortschritt 

Uen.  ihrer  Wissenschaft  sowohl,  als  de*  Geistes*  in  weU 
chetn  sie  cuhiviri  wi'd,  in  ununterbrochner  Bekanntschaft 
mU  erhalten,  keineswegee  beeinträchtigen,  vielmehr  wird 
•eibige.  nach  den  nun  theiU  wieder  angeknöpften,  theilt 
erweiterten  Connexionen  mit  achtbaren  Mitarbeitern,  an 
Intensität  das  reichlich  ersetzt  erhalten ,  was  sie  an  E*> 
teusität  scheinbar  verloren  hat.  Auch  ist  die  dadurch 
möglich  gewordene  Verminderung  des  Preises  derselben 
um  jp  ein  in  dermaligen  Zeiten  nicht  unerheblicher  Ge» 

-  winn  für  einen  grofsen  Tbeil  der  Inreressenten, 

Bekann  termafsen  dient  diele  Zeitschrift,  >die  im  Jahr« 
1798  als  Med,  National- Zeitung*  anhob  und  damals  den 
Stand  der  Medizin  bezeichnete,  wie  solcher  zum  Schhift 
des  Jahrhunderts  war,  sodann  als  Annalen  Vi  es  Jahrhun- 
derts alles  Wissens  -  und  Bemerkungswerthe  umfafste, 
waa  die  fortgehende  Cuitur  der  Medizin  nach  ihrem  gan- 
zen Umfang  darbot»  vorzüglich  aber  vom  Jahr  1811  an, 
oder  mit  Eintritte  dea  zweiten  Oecenniums,  mit  scharfer 
Unterscheidung  der  Heilkunde  und  der  Heilkunst  eine 
erweitertere  und  bestimmtere  Tendenz  erhielt,  in  ihren 
Suiten  von  Jahrgängen  jfu  einer  umfassenden  compendio- 
jen  Biblio  hek  Jur  alles  das,  was  aus  dem  neuesten  Zeit* 
raunt  der  meuizinitchen  Geschichte  den  denkenden  und 
nach  Fortbildung  strebenden  jtrzt  in  Hinsicht  seiner  Wis- 
senschaft und  Kumt  interessiren  kann.  Nur  wenige  prak» 
tische  Aerzie  befinden  aich  aber  in  der  Lage,  dafs  der 
für  diese  Suiten  früherer  Jahrgänge  bestimmte  Preis  sie 
sieht  vor  deren  Anschaffung  und  Benutzung  zum  Hand« 
gebrauch,  (wozu  insbesenderte  die  beigefügten  Keperto« 
rien  sie  tauglich  machen. )  abschrecken  sollte.  In  die* 
ser  Hinsicht  hat  die  Verlagshandlung  sich  entschlossen, 
einen  'I  heil  ihrer  Vorrätbe  der  frühe 


ern  Jahrgänge   den 


seyi 

deshalb  durch  Buchbändlergelegenheit,  oder  auch  direct 

durch  die  Post  an  das  literarische  ComtOtr  hier  wenden 

und  den  Betrag  sofort  entrichten,   die  gedachten  Suiten 

.  früherer  Jahrgänge  unter  folgenden  Bedingungen  anzubieten; 

a)  die  netteste  Suite  vom  Jahr  l3ll  — 18'3>  von  w* 
an  die  Allgem.  Med,  Annalen  erst  ihre  dermal  ige  erwei- 
terte Einrichtung  erhielten,  welche  nach  den  bisherigen 
Pi  eisen  24  Thir.  Iwatet,  um  6  Thlr.  1%  Gr.  CQnv,Geldj 


b)  die  Suite  von  1806  his  I&IO,  mit  Einschlaft  iu 
Supp Urnen lenba ndes ,  und  von  da  an  zugleich  die  obi*e 
Suite  181 1  "  Ifci3»  vrelcbe  nach   dem  frühem  Verkaufs* 

£  reise  48  Thlr.   8  Gn   und  auch   nach    den   bitWigen 
erabgesetaten   Preiie   dar  Jahrgänge  i8oi>  —  18 10  noch 
4o  Thlr.  8  Gr.  kosten  würde«,  um  13   Thlr,  8  ■-">* 

c)  die  sämmt  liehen  Jahrgänge  d<>r  Zeitschrift  von  tk> 
rer  Entstehung  an,  alao  Ton  1798  —  181.3,  der*n  Ver- 
kaufspreis nach  den  frühem  Ansätzen  83  Thlr.  oder  nien 
dem  bisherigen  herabgesetzten  Preise  der  ersten  i3  Jah- 
re 61  Thlr.  16  Gr.  kosten  wurden;  um  ±6  Thlr.  16  Gr. 

Die  ältr-rn  Suiten  von  den  neuern  getrennt,  können 
tim  deswillen  nicht  abgelassen  werden .  weil  von  ibaen 
Terhältnifsraäfsig  die  wenigsten  Vorrathe  noch  torbin* 
den  sind. 

Die  Verlagshandlung  behält  sich  vor,  sobald  01s 
bestimmte  Zahl  von  Exemplaren  auf  diesem  WVge  dt- 
bitirt  ist,  solches  durch  öffentliche  Blätter  bekannt  «1 
machen,  worauf  der  alte  Preis  wieder  eintritt. 

Für  obigen  Betrag  erhalten  die  Interessenten  die 
Jahrgänge  auf  dem  Wege  des  Buchhandels  durch  gaos 
Deutschland,  durch  die  I'o&ten  aber  inneihalb  der  Säch- 
sischen Lande,  oder  auch  in  nicht  allnu  entfernten  deufr 
•eben  Staaten,  gut  emballirt  und  portofrei  sugeeandr. 


.  Bei  dieser  Gelegenheit  neigt  Endesgeaetztef  aiigleich 
an,  dafs  das  von  ihm  im  Jahr  18 13  herausgegebene  und 
euch  auf  das  Jahr<r8l4  zugesagte  Taschen-  und  Addrrft* 
buch  für  Arrzte  und  Wundärzte  unter  den  dermaligen 
Zeitverhältnissen  auf  dieses  Jahr  nicht  habe  erscheinen 
können,  dafs  er  es  aber  nach  einem  erweiterten  Plans 
auf  das  Jahr  1815  herauszugeben  gedenke. 

Altenburg,  den  1.  April  1814« 

D.  Pierer, 

U.  S.  Hofrath,  Amts-  und  Stadtphtaicus  allbi* 


f 


Journal 


<Ur 


ractischen    Heilkunde 


h«rtuigeg«b«n 


TOB 


C.     W.     H  u  f  e  I  t/h  d, 

tSnigl.  Preuh.  Suatirath ,  Ritter  dee  rothen  Adler» 
irdene  dritter  Klaeie,  wirkl,  Leibarat,  Profeuor  dar 

Mediain  su  Berlin  etc. 

und 

K.    H  I  m  1  y, 

PfoffMoi  der  Medisin  au  Göttingen,  Director 
des  kliniichm  laathute  etc* 


/ 


Orau,  Frgunä,  in  *//«  Th«orU, 
Dock  grün  d—  Ltbiru  goldnw  Bannt, 

Goch,. 


V.    Stück.     May. 


Berlin  x8i4* 

In  Coxnmliilon  der  R#tlicbul-Buchhtaellnii|# 


L 


',8* 


.-% 


Beobachtungen 

'.    Aber 

den    ansteckenden   Typhus, 

welcher  , 

im  Jahre  18H  ^  Hanau  epidemisch  war«. < 

'  f  Vom 

Dr,  J.  H,  Kopp« 


öeitdem  der  Krieg  «wischen  Preufien  und 
Frankreich  ausbrach,  hatten  wir  hier  stets  etp 
AlilitairspitaL  Als  die  Heere  in  Sachsen 
kämpften,  mehrten  sich  die  Verwundeten  uqd 
Kranken  in  diesem ,  vor  der  §tadt  gelegenen 
Lazafethe  so,  dafs  endlich  noch  ein  anderes 
innerhalb  der  Stadt  eingerichtet,  werden  mulitp* 
Viele  der  Krankenwärter  und  Unterchirujrgen 
dieser  Spitäler   erkrankten  am  Typhii*  und 

losm.  XXXVtti  B.  $.  8t«  A 


dieser  zeigte    sich   auch  stet*  einzeln  unter 
den  Einwohnern    der  Stadt«      Besonders  be- 
fiel er  die  Leute,    welche  Einquartirung  für 
Geld  übernahmen«     In  ihren  Wohnungen  war 
immer  ein  grofser  Zusammenfluß  an  Militair, 
unter   welchen  sich  häufig   Reconvalescenten . 
aus    sächsischen  Lazarethen    befanden.      Die 
Krankheit  war  deutlich  ansteckend,    denn  ge- 
wöhnlich erkrankte  nach  und  nach  die  ganze  Fa- 
milie«   Indefs  traf  das  Uebel  bei  diesen  minder 
heftigem  Einflüssen*  nur  einzelne  Häuser  und 
man  konnte  es  keineswegs  epidemisch  nennen. 
Jetzt  erschienen    die  Tage    der  Schlacht 
bei  Leipzig  und  mit  ihnen  die  Ausleerung  al- 
ler französischen  Militairhospitäler    der  hiesi- 
gen   Gegend.      Endlich    begann    der    Rück- 
zug der  französischen  Armee  auf  der  groücfl 
sächsischen  Heerstrafae,    die   gleich    bei  Ha- 
nau    herzieht«     Die    Ankunft  der    baierisch 
österreichischen  Truppen  über  Aschaffenbufgl 
hatte  ein ,    zwei  Tage  dauerndes  Gefecht  m 
Folge,  in  welchem  die  Stadt  erobert  und  wiM 
der  gestürmt,  mit  Haubitzgranaten  beschösse*] 
durch  Brand,  Plünderung  und  andere  Drai 
sale  des  Kriegs  geängstigt  wurde*   Eine  Mi 
Gefangene,  durch  Strapaszen.  Hunger, 
hafte  Nahrung   und  Blöfse   schon    yor 


»      ' 


i  i 

Gefsngennehmung  zum  fruchtbaren  Bode£ 
üppig  wuchernder  Krankheitsbildung  bearbei* 
tet  —  Wurde  in  die  Stadt  gebracht  Aber 
schon  während  der  Schlicht  hatte  sich  darin 
ein  Korps  der  französischen  Armee  ausge* 
breitet  ,  das  den  Keim  der  Ansteckung  au* 
Sachsen  bereits  mit  lieh  brachte,*  denn  die 
Gegend  von  Dresden  könnte  als  der  grotfse 
Heerd  angesehen  werden,  yrö  bei  einer  un~ 
geheuera  Menschenmasse  sehr  verschiedener 
Nationen,  durch  die  Concurrenz  so  vieler  ün* 
gewöhnlicher  Momente  die  Fruchtbarkeit  für 
pestartige  Krankheiten  ungemein  gro£t  wir* 
den  mabte«  — -  Hierzu  kam  noch)  data  viele 
Einwohner  aus  der  niedrigsten  Klasse  auf 
dem  Wahlplatze  Beute  machten«  Tornister 
und  Effekten  der  Todten  wurden  eingebracht 
und .  benutzt«  Bei  dem  Begraben  der  Tod«« 
ten  geriethen  die  Kleidungen  derselben  in 
die  Hände  ihrer  Beerdiger  und'  durch  sie  in 
ihre  Familien«  den  ärmsten  in  der  Stadt  und 
in  den  benachbarten  Dörfern«  Audi  so  ver- 
breitete sich  der  Stoff  zur  Ansteckung/  Ei 
war  nichts  seltenes,  daß  ich  in  Häuser  von 
:'  Annen  kam«  in  welchen  ganze  Familien  am 
Typhus  litten«  und  neben  den  niedrigen  K*tz>> 
kenstufren,  noch  die  Uniformes)»  Hemden  etc. 

Ai 


4     - 

der  Todten  des  Wahlplatzes  hingen.  *— 
Man  will  bei  dem  podolischen  Vieh  Wahrge- 
nommen haben ,  dafs  es,  in  Heerden  fremde 
Länder  durchziehend ,  die  Löserdürre,  oder 
die  Viehpest  einbringe,  -ohne  dafs  oft  selbft 
ein  Stück  deutlich  die  Symptome  der  ausge- 
bildeten Löserdürre  an  sich  tragt;  so  scheint 
auch  die  Kriegspest  die  Soldaten  oft  und  aus 
Gewohnheit  für  das  lange  einwirkende  Con- 
tagium  —  jetzt  noch  zu  verschonen,  ob  sie 
gleich  die  Ansteckung  ungewohnten,  dem 
Gedeihen  der  Krankheit  sehr  günstigen  Kör- 
pern, zutragen  können» 
» 
Gleich  nach  der  Sc&lacht  mehrte  sich  die 

Zahl  der  Kranken  schnell.  Ueberall  zeigte 
sich  der  Typhus  und  er  stieg  schon  in  der 
zweiten  Woche  zur  Epidemie.  Im  Anfange 
konnte  die  Krankheit  gutartig  genannt  wer- 
den» es  starben  verhältnifsmäfsig  zu  der  Menge 
Kranken  wenige*  Nun  trat  aber  eine  .Periode 
tfrofser  Sterblichkeit  ein*  bis  endlich,  nach- 
dem  die  Seuche  4  Monate  lang  gewüthet»  eine 
Abnahme  erfolgte.  So  ist  es  jetzt,  und  es 
scheint*  als  wolle  sich  die  Epidejnie  allmählig 
ganz  verlieren» 

Die  Sterblichkeit  wurde  in  diesem  Win- 


■i    .* 


V  » 


—     5      ~ 

ter  hier  zu  einem  Grade  gesteigert,  der  seit 
vielen  Jahrzehenden  nicht  statt  fand, 

Epidemieen,  welche  sich  durch  grofse 
Mortalität  auszeichnen,  sind  hier  überhaupt; 
selten.  Die  Seuchen,  welche  im  3o  jährigen 
,  Kriege  herrschten  und  in  den  Archiven  Pest 
genannt  werden,  mögten  wohl  nichts  anders 
als  das  Lazarethfieber  gewesen  seyn,  Sie  wa- 
ren in  jenem  Kriege,  besonders  während  der 
Belagerung  von  Hanau,  (1636),  sehr  morde« 
lisch.  .Auch  in  den  Jahren  1666  —  1669  und 
1680  waren  bösartige,  mit  großer  Sterblich-* 
keit  verbunden^  Epidemieen  herrschend»  Von 
diesem  .Zeiträume  an,  bis  zum  Jahr  174s 
scheint  keine  bedeutende  Epidemie  hier  ge^ 
wesen  zu  seyn.  Im  letztgenannten  Jahre  aber 
fiel  die  Schlacht  bei  Dettingen,  3  Stunden 
von  Hanau,  vor«  Durch  die»  englische  Armee 
wurde  die  Ruhr  nach  der  Stadt  gebracht  und 
durch  diese  Krankheit  die  Mortalität  von  der 
gewöhnlichen  oder  Mittelzahl  (374  jährlich, 
zufolge  eines  zehnjährigen  Durchschnitts)  auf 
780  (ohne  Militair)  für  das  garifce  Jahr  1743 
gesetzt«  Diese  Zahl  der  Gestorbenen  war  die 
grölate,  während  fast  zog  Jahren,  nämlich 
aeit  1726,  bis  wohin  meine  bestimmten  Nach« 
richten  reichen«    Das  verflossene  Jahr  1813 


4 


a    -  ■ 

hatte  eine  Todtenzahl ,  welche  <  von  jener  nur 
um  2  Menschen  abweicht,  sie  in  gewisser 
Hiqsicht  aber  weit  überstieg.  Diese  war  nem~ 
778,  Zu  berücksichtigen  aber  ist,  dafsim 
Jahr  1743  die  Rührepidemie  den  ganzen  Som- 
jner  und  einen  Theil  des  Herbstes  durch  dau» 
erte,  mithin  die  ganze  Epidemie  damals  in 
d*s'J*br  1743  fiel,,  Bei  dem  Jahre  *8i3  ver«- 
h£lt  aich  dieses  aber  anders,  denn  nur  ein 
Theil  der  Epidemie,  etwa  die  Hälfte  kommt 
dem  Jahre  1313,  der  -andere  dem  Jahre  1814 
$U«  Die  ungeheure  Mortalität  in  den  beiden 
Monaten  November  und  Deoember  (1813) 
allein  bewirkten  mitbin  eine  so  grofae  nach- 
theilige  Abweichung  von  der  Normalzahl,  Die 
Menge  der  Verstorbenen  ,  war  in  diesen  bei- 
den Monaten  378«  -  In  guten  Jahren  ist  aber 
die  Mittelsabi  vom  November  und  Deoember 
zusammen  54* 

Die  Epidemieen  seit  t743  sind  bei  wei» 
fem  weniger  bedeutend  in  der  Sterblichkeit, 
So  die  Seuchen,  wahrend  des  siebenjährigen 
Krieges  1757  bis  1763,  ferner  das  Nerven  *  und 
Faulfieber  in  177a,-  r 793,  1794  und  1795,  da* 
Scharlachfieber  von  1790;  die  Blattern  in  1796, 
die  Influenza  in  1803-  Die  Zahl  der  Beeiv 
diäten   in  jedem  diese*  Jahre  kam   nie  4er 


Tom  verflossenen  Jahre  bei.  Wie  Verderb* 
lieh  und  mörderisch  die  letzte  Seuche  wa#, 
ergiebt  sich  noch  klarer,  wenn  darauf  hinge- 
•eben  wird/dals  ehedem  die  Bevölkerung  im» 
mer  grofser,j  als  in  den  letztem  traurigen 
Ktfiegsjahren-war,  die  geringere  Pepnlattab 
also  doch  eine,  in  unserer  neuern  Vaterland» 
achen  Geschichte  fast  beispiellose  Menge 
Menschen  einbüßte.  Welche  niederschlagende 
Aussichten  dir  die  Bevölkerung  bieten  sich 
-aber- nicht  allein  in  diesem  Abgange,  sondern 
auch  im  Zuwachse  dar.  Seit  17*6  war  dm 
Zahl  der  Getrauten  in  Keinem  Jahre  sq  ge* 
ring,  als  im  Verflossenen,  sie  belief  sich  näm*- 
Ifch  jftir  auf  5 1  Paare«  Die  vorhergegangene? 
Jahre  ( waren  "''nicht  viel  vorteilhafter.  Im 
Jahre  i8ir -zahlte  man  6g  und  im  Jahre  i8iu 
55  getraute  Paare«  Der  Verlust,  welchen  die 
Population  tlurch  diese  Verminderung  der 
Ehen  leidet,  wird  erst  sehr  bemerklich,  wenn 
diese  geringe  Summe  mit  der  sonst  gewöhn- 
lichen verglichen  wird«  Die  Mittelzahl  der 
hier  jährlich  geschlossenen  Ehen  ist  nämlich 
nach  einem  10  jahrigen  Durchschnitte  .  108 
Paare,  Im  Jahre  1763  betrug  die  Ansaht 
selbst  170  Paare,  also  weit  über  das  dreifache 
der  gegenwärtigen  Menge.   Traurige  Wirkung 


I 

gen*  des  Krieges*  dieser  tief  serftehcbende» 
.GeiaseL 

-«./.--  Der  Anfang  der  Epidemie  war,:  wie  ich 
schon  bemerkte,  gleich  nach  der  Schlacht 
Von  da  an  bis»  jetzt  ist  die  hiesige  Sterblich- 
ksit  in  der  That,  außerordentlich  statk.  gawe» 
mm 

*;..  Mit  grofser  Schnelligkeit  verbreitete  sich 
die  Krankheit.  In  den  Wochen  vor  der 
Schlacht,  also  Vor  dar  Epidemie,  war  die  wo«* 
«hstntKehn  Zahl  der  Beerdigtet  noch  ra,  i4t 
*jb&,  als  sie  plötzlich  in  der  eraten  Woche 
Wichher  auf  28,  dann  auf  45  stieg,  ja  selbst 
w«  einer  Woche  6g  erreichte.  Von  da  an  bis 
jetzt,  ist  sie  unter  äo  gewesen«  Am  größten 
/whr  die  Mortalität  im  Deeembor  dann  vom 
Jttexi  Oecbr.  hir  4**11  Jan,  starben  048  Ment- 
•cheny .  Also  täglich  8.  Die  Normalcahl  für 
den  December  -aber  ist  So,  es  verschied  mit* 
hin:  daa  Achtfache  mehr"  als  gewöhnlich. .  Die 
Menge  der  Verstorbenen  dieaes  einzigen  Mo- 
nates war  nicht  :  sehr  von  der  Zahl  der  Beer* 
digten  eines  ■  ganzen  Jahres  in  guten  Zeiten 
verschieden,  denn  im  Jahre  1786  starben  hier 
mir  087  Menschen, 

Die  S  -imme  aller  Verstorbenen  vom  afoten 
Oetober  191 3  fcis  zumjsten  Mär»  i8i4i  mit- 


\ 


hin  Ton  4  Monaten,  i>elief  sich  auf  6*5  -(in 
guten'  Jahren  i*t  sie  wahrend  dieser  Periode 
ia5).  Es  starben  beinahe  5  Menschen  täglich 
im  Durchschnitte  Die  Gehörnen  während 
dieser  Zeit,  verhielten  sidi  au  den  Gestortte» 
nen, -wie  igt  ioo.  Die  Verstorbenen  de*Mi~ 
litaira  sind  bei  diesen .  fiereohnungen  natiüw 
lieh  ganz  ausgeschlossen.       * 

Auf  dem  platten  Lande  verbreitete  sich 
die  Seuche  auf  eine  noch  weit  verderblichere 
Weise.  Da  die  Aerzte  in  den  Städten  mit 
Geschäften  überhäuft  waren,  so  mufste.  der 
ärztliche  Beistand  auf  dem  Lande  selten  oder 
wegen  der  Entfernung  und  aus  andern  Ursa* 
eben  oft  unvollkommen  seyn.  Die  Kranken 
blieben  rieh  meist  selbst  Überlassen,  lagen 
in  engen  warmen  Stuben  bei  einander.  Aus-« 
geplündert,  oder  durch  andere  Kriegsplagen 
zurückgekommen,  konnten  sie  sich  nur  wenig 
Erleichterung  verschaffen.  Ein  Familienglied 
nach  den  andern  erkrankte  und  in  manchen, 
der  Stadt  sehr  nahen  Dörfern,  wie  in  Kea-? 
selstadt,  Bruchbüttel  starb  der  vierte  Theii 
der 'Menschen  aus. 

Die  Witterung  während  der  Epidemie 
war   verschieden.      Direkten  fiinflufs    schien 

sie  auf  eine  Krankheit,  wetabe  ffch  pwdwch 


'      \ 


Ansteckung  fortpflanzte,  nicht  *u  haben«  .*  Die 
Seuche  stieg  "und  Gel  bei  abwechselndem 
Wetterf  bei -hohem  und  »iedero  Barometer- 
•fände?  bei  kaltem  und  milden,  bei  trocke« 
nem  und' feuchtem  Wetter,  Besonders  zeigt» 
sieh  dieser  geringe  Einflafs  im  December,  in 
welchem  dt«  Knmk&eit  im  heftigsten  wüthets 
und  in  dem  das  Barometer  eine  Zeidang  hoch 
iind  dann  wieder  eine  Folge  von  Tagen  nied« 
/  rig  stand,  der  Thermometer  bald  eine  Tem- 
peratur über  dem  Gefrierpunkte,  bald  unter 
demselben  zeigte, 

Pas  Charakteristische  de*  meteorologi- 
schen Verhältnisse  während  der  4  Monate  war 
nachstehendes. 


*i8i3  November. 

i 

Höchster  Barometerstand ;  28  Zoll,  4  Lin<  9  Dez, 
Tiefster  Barometerstand ;  27'  —  1  v—  :5    — 

,  Höchster  Thermometerstand ;  +  io°  R; 
Tiefte?  Thermometerstand;  —  s°  R, 

Herrschendster  Wind ;  S  W.  und  N« 

Häufigste  Witterung;  Meist  trüber  Himmel 
und  Regen.  In  der  Mitte  stürmisch  mit 
Schn<?e  und  Kieseln«  Fast  durchaus  keine 
»,  nur  in  den  <  letsten  Tagen  unter  0. 


mm         U         — 

i8l3  December. 
Höchster  Barometerstand  :  28  Z*  4 !*■•  £  De». 
Tiefster  Barometerstand;    33  •*•  5  —    5  — 
Höchster  Thermometerstand  ; .4*  4  *  Reaum. 
Tiefster  Thermometerstand;  ~  7J  Reattm, 
(forschendster  Wind;  NO, 
Häufigste  Witterung;    Anfangt  heiter,   danr» 
■  Glatteis,  Schnee,  öfters  Nebel,  am  Ende  bei* 
ter  mit  trüben  Tagen  vermischt. 

i8i4*  Januar. 
Höchster  Barometerstand :  »8  Z.  a  Lin#  8  Det, 
Tiefster  Barometerstand;    %m  Zoll.  5  Dezim, 
Höchster  Thermometerstand;  +  5°  R. 
Tiefster  Thermometerstand:  —  i5f  °  R. 
Herrschendster  Wind;  NO,  NW.  N.  O. 
läufigste  Witterung:  kalt,  meist  unter  o,  viel 
Schnee  und  trübes  Wetter. 

--  Februar, 
höchster  Barometerstand :  38  Z.  3  Lin,  1  Des. 
[lefster  Barometerstand;    27  —  4  —    7  ~ 
höchster  Thermometerstand ;  +  4  °  R» 
Hefster  Thermometerstand:  —  12  i °  R. 
Herrschendster  Wind:  Nü9  und  N. 
Häufigste  Witterung:  meist  hoher  Barometer« 
•Und«  kalt  fast  immer  unter  o.    Meist  M- 
.   1er  Himmel»  zuweilen  Schnee« 

Ich  sagte  oben,  dal*  die  Witterung  kei- 


nen  direkten  Einfluß  auf  die  Krankheit  hälfe. 
Ind$fs  schien  aber  die  Kälte  allerdings  nach- 
theilig  zu  wirken ,   und   die  Verbreitung  der 
Krankheit  dadurch  zu  begünstigen,    da£s  das 
Lüften  der  Krankenzimmer  mehr  vermieden 
und  durch  die .  grofsere  Zusammenhäufung  bei 
^tärkerm  Erwärmen    der  Stuben   das   Konta« 
gium  konzentrirter  aftif  Gesunde  übergetragen 
wurde.      Eine  Bestätigung  dafür,    da£s  k$lte 
.Witterung  die  Verbreitung  des  Typhus  beför- 
dere,   finde  ich  in  diesen  Tagen*    Vor  einer 
Woche  nämlich  schien  während  des  Thauwet» 
ters  die  Epidemie  sich  sehr  ihrem  Ende  zu 
nahen,  seit  5  —  6  Tagen  aber,  .'als  wieder 
Frostkälte  eintrat,  melden  sich  auf  einmal  wie-» . 
^ier  neue  lypbuskranke.    Die  *  nämliche  Be* 
ebachtung  hat  man  auch  an  andern  Orten  ge- 
macht*   So  schreibt  man  mir  von  Friedberg: 
„  es  scheint  nicht,  als  sey  die  Kälte  ein  Feind 
„  des  Nerveafielfer*,  vielmehr  hat  es  jich  die- 
sen Winter  über  gezeigt,. als  wenn  bei  dem 
„Zunehmen  und  Fallen   der  Kälte   auch  das 
„Fieber  sich  vermehre  oder  verminderet" 

Gewöhnlich  erkrankte  erst  ein  Glied  der 
Familie  und  dann  nach  und  nach  die  meisten 
der  übrigen«  Zuweilen  wurden  aber  auch 
ptttelich  Mann-t  Frau,  und  Kiader  zusammen 


—     iS     — 

Ton  der  Krankheit  ergriffen.  Sonderbar  war 
es  auch  9  dals  in  vielen  Familien  cino  Porton 
krank  wurde,  und  nach  ihrer  Genesung  oft 
mehrere  Wochen  verstrichen,  ehe  wieder  eine 
andero  derselben  Familie  den  Anfang  dea 
Uebeli  empfand. 

In  den  Häusern»  wo  Reinlichkeit  herrsch- 
te» auf  Erneuerung  der  Luft  gesehen  und  ad* 
dere  Vorsicht  angewendet  wurde»  boll«l  die 
Krankheit  oft  nur  ein  Familicngliedf  ohne  steh 
weiter  im  Hause  zu  verbreiten.  Wo  man  je* 
ne  HUoksichten  nicht  beobachtete»  wurde  häu- 
fig das  ganze  Haus  durchgeteucht.  Es  sind 
mir  Fülle  bekannt,  wo  ein  einstiger  Kranken* 
besuch  den  Typhus  in  die  Familie  brachte« 
Mehrmals,  wo  der  ausgcbildotsto  ansteckende 
Typhus  vorhanden  war,  liefs  sich  die  Anstek- 
kuogsart  nicht  nachweisen.  Hier  mufsto  sie 
auf  eine  Air  den  Kranken  und  seine  Zugehö- 
rigen unmerkliche  Weise  statt  gefunden  ha* 
ben,  und  wir  linden  dieses  auch  bei  andern 
eneteekenden  Krankheiten»  lilattern  eto. 

In  den  Familien  der  hohem  Stände  waf 
die  Krankheit  seltner;  greisere  Reinlichkeit» 
Vorsicht  vor  der  Ansteckung»  geringere  An- 
häufung von  Menschen  in  einem  Hause,  min* 
derer  Zulauf  von  Leuten  aus  der  niedera  Kl«*» 


*e  und  gröfsere  Entfernung  von  dem  Militär 
schützte  sie.    Wurden  Dienstboten  m  solchen 
Häusern  krank»  so  wurden  sie  häufig  aus  dem 
Hause  gebracht  und  anderwärts  verpflegt«  Meh- 
,  rere  Häuser  von  Standespersonen»    in  denen 
Militär  aller  Art  und  Leute  voü  der  geringe- 
ren Klasse  häufig  ein-  und  ausgingen»  die  zum 
Theil  selbst  durch  ihre  Lage  in  der  Nähe  von 
Militärspitälern  in  der  Gefahr  der  Ansteckung 
sich  befanden»  blieben  dennoch  frei.     In  ihnen 
wurden  täglich  oxydirt  salzsaure  Räucherun- 
gen»   die  das  ganze   Gebäude  durchdrangen, 
gemacht.     Im  ßürgerttande  war  der  Typhus 
am  herrschendsten«    Besonders  suchte  et  die 
Wohnungen  heim»  in  denen  die  Einquartirun- 
gen  für  andere  übernommen»  und  dieses  Ge- 
schäft als  Erwerbszweig  betrachtet  wurde«  Hier 
war  ein  steter  Zusammenflufs  von  einer  Men- 
ge Militär»  und  ich  kenne  nicht  ein  einziges 
Haus  der  Art»    das  von  der  Krankheit  ver- 
schont blieb.     Unter  den  höhern  Ständen  wa* 
fr'en  Aerzte  und  auch  Geistliche  durch  ihre  Be- 
stimmung der  Ansteckung  Preis  gegeben  und 

«  * 

die  meisten  det  erstem  wurden  von  derSeu* 
•  *  *  .  '  * 

che  ergriffen«    Hanau  verlor  durch  sie  3  Aerz* 

te;  einige  Unterchirurgen  starben  ebenfalls« 
Die  Krankheit  hatte  im  Allgemeinen  ioU 


I* \ 


—     i5     — " 

genden  Verlauf*    Der  Kruke  fühlt*  «ich;  yo$ 
Schwere  und  Mattigkeit  in  allen  GKedera  er- 
griffen.   Er  hatte  Kopfschmerz,  oft  Schwing! 
oder  einen  dumpfen  Druck;  über  den  Augen» 
Diese  waren  tttibe,  dann  glänzend,  Uchttdieu« 
Di*  Zunge  weidlich  'belegt*    Der  Geschinack 
fade,  oft  bitter«    Die  Efslust  vermindert  oder 
ganz    verschwunden.     Meist    vorübergehende 
Uebligkeiten,   zuweilen  wirkliches  Erbrechen« 
Der  Stühlgang  eher    trag    als  vermehrt«  Zie- 
hen und  Dehnen«  zuweilen  Schmerzen  in  den 
Gliedern«    Oefters  Schauder  und  Frösteln  mit 
abwechselnder  Hitze.    Der  Puls  beschleunigt 
und  oft  voller  als  gewöhnlich«   Der  Urin  rotji 
und  brennend«  Schlaflosigkeit.  Mit  diesen  Zu« 
fallen,    die  bald  allmählig,   bald  plötzlich  sich 
einstellten,   begann  das  UebeL      Das  Fieber 
wurde  nun  heftiger,    der  Kopf  oft  röth,    die 
Stirn  sehr  heifs  beim  Anfühlen,  die  Pulsadern 
derselben  heftig  klopfend«  die  Venen  sehr  an- 
gelaufen,   das  Sausen   und  Klingen    vor   den 
Ohren  heftiger.    Remissionen  des  Fiebers  wa- 
ren deutlich.    Bei  vielen  Patienten  trat  Na- 
senbluten ein,  manche,  brachen  Würmer  weg« 
Jetzt  oder  schon  früher  stellten  sich  Delirien 
ein,   aite  waren  bald  sanft,    bald  tobend  und 
letztere  charakterisierten:  sich  häufig  durch  Nei- 


—     16     — 

guog  «um  Selbstmorde.  Der  Kranke  gab  di 
•e  durch  Worte  und  Geberden  zu  erkenne 
man  muffte  ihn  sorgsam  bewachen»  und  d 
geringste  Nachlässigkeit  hatte  zuweilen  trän 
ge  Folgen.  Es  sind  hier  mehrere  Falle  gew 
sen,  in  denen  sich  solche  Kranke  mit  dt 
Messer  gefahrlich  verwundeten,  oder  aus  de 

Fenster  sprangen*    Oft  lagen,  aber  die  Km 

■ 

ken  nur  still  vor  sich  hin  und  waren  häuf 

in    einem   soporösen   Zustande*     Bei   viele 

Kranken  erschienen  Petechien  (auch  Streifes. 

xothe,  braune ,  zuweilen  schwärzliche,  zumi 

an  den  Th eilen,  worauf  die  Kranken  lagei 

Diese  Erscheinungen  zeigten  sich  häufig  scho; 

in  den  ersten  9  Tagen,  manchmal  aber  auc 

erst  späten      Bei  andern  Kranken  aber,    b< 

denen  das  Uebel  oft  einen  -hohen  Grad  voi 

Gefahr  annahm,  waren  gar  keine  Flecken  » 

finden.    Selten  brach  ein  Frieselexanthem  auf 

Eins    der   häufigsten  Symptome   bei  einigen 

Grade  der  Krankheit  war  Schwerhörigkeit  unc 

schwere  Sprache«    Entere  stieg  oft  zur  Taub* 

heit,  verlor  sich  aber  nach  der  Krankheit  gän» 

lieh«    Die  undeutliche  schwere  Sprache  rührt« 

von  einer  Schwäche  der  Zungenmuskeln  her, 

die  sich  auch  dadurch  erwies,  daii  der  Kran» 

ke  die  Zunge  nur  mit  Mühe  oder  gar  niefaf 

mit 


.   —     *7    Ä 

ttuf  dein  Monde  strecken  konnte    Schul  hat* 

» 

tefc  die  Kranken  ein  auffallend  scharfe*  Ge=- 
hör,'  Der  Durst  war  ntfeto  *tark,  oft  aber 
«ich  fcäring;  SeW  beschwerlich  für  iffie  mefc 
ften  Kranke*  war  diu  atete  Raüscjito  vctf  den 
Ohren,  das  aliweilen,  a  be^  vermindert ,  noch 
wahrend  d^  Rekönnstesxeafe  andauerte.  fi«i 
manchen  Kranken:  entstanden  heftige  Gottn&» 
ttim&ttärt  ZdKcm  wdtfr  e*n<T*ian*a  ähnli- 
che* Au%*atf<fckts£yn  derGtfede*.  ßteHfeMt 
w*p  bttejf^d,  oft  baüaentL  Mentha  Kranke 
jfeigtefe  bei  dem  AnftiMei»  wenig  Verjährung,' 
«weilen  Verminderung  ddt  Temperatur.  Die 
Extr^nitiKeri  manchmal  ab  wechselnd  kalt  Der 
?ol*w*rde  aehr  freqitäht  tiod  aticfc  bis  *u  iao$- 
i3<*>  und  noch  mehr  Schiigen  jft  de*  Minute; 
**  wn*dai  zitternd,  klein,  iäm^  g&ttnkertj  ir^ 
i-egulir,  oft  auch  tollet  als  gew-öfinttch,  *bet 
hart*  aussetzend;  Dreimal  beobachtete  tek  im 
Jföefaeten  Grade  dea  Fiebert  gänzliche  Pttlslo- 
aigkdif ■  an  den  Händen;  mit  aller  Anstrengung- 
konnte  an  diesen,  gewöhnlich  kalten,  fixtre^ 
toitateri  kein  Puls  gefühlt  werden.  Zwei  Votf 
diese»  Kranken'  genasen.  Der  Urin  war  gleich 
röü  Anfang  rpth,  dann  trübe ;  eltst  init  den* 
Beginnender  Genesung  Witrdö  tf  heil;  hatt* 
.«ne*  dann  unten  ein*  Wolke  und  Endlich  «U 
Unit.  xkxmL  b.  5.  iu  B 


nett  starkem  föthlichen  Bodensatz.  t>ie  Haut 
war  schmutzig,  trocken,  oder  fühlte  .sich  rauh» 
zuweilen  klebrig  und  Erschlafft  an»  ohne  dab 
doch  ein  allgemeiner  YolUtommner  Schneid 
dawar»  Oft  war  die  Hautfarbe  gelblijjh,  manche 
mal  wie  bei  der  Gelbsuqbt.  Die  Gestalt  und 
da*  Aussehen  der  Zunge  war  sc&f.  charakte- 
ristisch in .  dfi£:  Krankheit*  Im  Anfepge.  .wurde 
ei*i?we&Jtelegt*.  dato»  xeth*  wie;  entzündet, 
glänzend*  wie*,  gläftirt»  Srockenj  dick,  not  gelb- 
4ifckcri,  bräunen  oder,  adiwärzlicbea  Erhaben* 
heilen  »der  IJab^reuge.  Der  Kranke  konnte 
■siei  nur  mit  Mühe  oder  gar  nicht  zwischen 
die,  mit*  Schjnutz  Überzogenen,  iüüuut  und 
Lippen  bringen,  oft  war.  sie  wie  gebogen,;  rifc- 
zig in  die  Länge  und.  Queere,  so  dais  kleine 
Platten  dadurch  entstanden,  schwärzlich,  gelb» 
lieh,  bräunlich  gestreift»  Erst  mit  dpm  An- 
finge der  Besserung  wurde  die  Zunge?  Jan»  der 
Spitze  und  am  Rande,  dann  stellenweise  fencht 
und  allmählig  verlor  sich  das  krankhaft»  An- 
sehen« Oft  war  das  Zslnfletsch  geschwollen 
und  empfindlich,  eben  so  der  Rachen,  und 
dar  Krahke  konnte  nur  mit  Schmerzen*  schluk- 
ken.   Die  Nase  war  trocken.  .   .*      . 

Hervorstehend  war  immer  das  Leiden  des 
Köpft.   .  .     i.  " 


."4*, 


\ 


—    ig    — 

Häufig  waren  wahrend  der  Hohe  de* 
Ktfcnkheit  Diarrhöen  Von  oft  unerträglichem 
Gerüche»  Bisweilen  gaben  die  Kranken  selbst 
ohne  solche  koltiquatire  Durchfalle  einen  ka* 
darerösen  Geruch  von  sich» 

Verlief  die  Krankheit  in  den  Tod,  so  tra- 
ten noch  gewöhnlich  folgende  Zufälle  eint 
Meteorismus,  Flockenltesen,  heftiges  Sehnen* 
hüpfen,  halb  offne  Augen ,  Unfehlbarkeit  fiiv 
äulsere  Reue,  .für  Sinapismen,  Vesicatorien, 
Fliegen  auf  degjtiaut;  erstorbener  Blick,  was* 
seriges  gelbes  Auge,  matte  Hornhaut,  schmut» 
zige  kalte  Nase,  rerfallnes  entstelltes  Gesicht» 
beständige  Abwesenheit  des  Kranken ,  hefti- 
ges Verlangen  desselben  yon  einem  Orte  nach 
einem  andern  gebracht  zu  werden,  unwillkür- 
licher Abgang  des  Urins  und  des  Koths*  Der 
Tod  erfolgte  im  Sopor  mit  kalten  Extremität 
ten  und  immer  mehr  unterbrochener  Respi- 
ration. —  Endigte  die  Krankheit  mit  Gene- 
sung, so  äuberte  sie  dies  meist  durch  kriti- 
schen Urin,  oft  auch  clurch  Auswurf  einet  ia- 
hen, schaumigen  Schleims  und  Speichels,  der 
oft  sich  ak  wahre,  mehrer»  Tag?  andauernde' 
Salivation  darstellte;  der  Urin  verlor  seine 
brennende  Röthe  und  sein  jumentöses  Anse-' 
hen,  wurde  hell)  zeigte  ein  Enäorem  und  end« 


—     so     — . 

lieh  einen  starken  Bodenaatz.  Nur  sehen  bc 
merkte  ich  die  Entstehung  von  Abscessen,  bc 
sonders  in  den  Glutaeis,  oder  auch  als  kriti 
sehe  Erscheinungen,  Geschwülste  der  Paroti 
den,  geschwollne  Füfse  oder  Hände,  Brand 
blasen  auf  dem  Rücken,  welche  geöffiaet  Brand 
stellen  hinterließen.  Nie  sähe  ich,  dal*  sid 
die  Krankheit  vollkommen  durch  Schweife  ent 
schieden  hätte* 

Im  Allgemeinen  konnte  man  twei  Perio- 
den  der  Krankheit  unterscheiden,  eine  die  sid 
cjurch  gro&e  Reizung,  und  eine,  welche  sid 
durch  Schwäche  charakterisirte.  Die  Dana 
beider  war  sehr  unbestimmt,  am  häufigatei 
war  es,  dafs  die  entere  Periode  —  freilich 
als  Folge  der  Kur  —  nur  kune  Zeit  anhielt 

Im. Anfange  der  Epidemie  war  die  Krank- 
heit häufig  gleich  beim  Entstehen  mit  Halsbe- 
schwerden komplizirt,  in  den  letzten  Monaten 
waren  Komplikationen  mit  BrustaffektionsB 
häufiger. 

Die  Menschenpocken »    welche    jpr  der 
Epidemie,  jedoch  wegen  der  Menge  vacdniit 
tta  Kinder  «licht  epidemisch*  hier  waren,  schlt 
ehen  im  Verborgenen  forty  und  noch  vor  we- 
nigen Tagen  sähe  ich  ein  Kind  daran  krank 


—       AI       — 

1  • 

liegen«    Da*  Sehariachfieber  zeigte  sich  eben» 
falls  einzeln  während  der  Epidemie« 

Als  Naehkrankheiten  beobachtete  ich  hef* 
tige  Schmerzen  in  den  Schienbeinen,  Geschwül- 
ate  der  Füfse,  einmal  auch  ein  «ehr  häßliches, 
Aufsatz  ähnliches  Exanthem»  einigemal  Ohren» 
sausen«  Nie  beobachtete  ich  Nachkrankheiten 
des  Kopffes,  die  auf  vorausgegangene  wahre 
Entzündung  des  Gehirns  hingedeutet  hätten, 
nie  Abscesse  im  Gehirn,  Ausfluls  aus  den  Oh» 
ren,  Gemüthskrankheiten,  Lähmungen,  Schlag, 
Schwindel,  Kopfwsssersucbt,  gestörte  Sinnes* 
Verrichtungen,  chronische  Kopfschmerzen.  — 
Zuweilen  härte  ich  die  Klage  vom  Ausgehen 
der  Haare,  was  so  häufig  nach  Krankheiten 
mit  Kopfschmerzen  der  Fall  ist« 

Die  Krankheit  befiel  jedes  Alter  und  je* 
des  Geschlecht.  Ich  hatte  selbst  Kinder  von 
5  Jahren  mit  Petechien  in  der  Kur.  Auch 
Schwangere,  Kindhetterinnen  und  Säugende 
blieben  nicht  verschont«  Schwangere^  die  den 
voUkommnen  Typhus  hatten,  behandelte  ich 
5*  Eine,  wekhe  im  Tten  Monate  war <  starb, 
4  genasen*  Eine  bekam  jedoch  eine  Frühge- 
burt im  6ten  Monate  der  Schwangerschaft, 
und  merkwürdig  war  es,  dafs  in  den  Tagen, 
wo  diese  Frau  zu  früh  niederkam,  alle  Symp- 


1  I 


tome  der  Krankheit,  besonders  des  Kopfs,  fast 

« 

verschwunden  zu  seyn  schienen,  aber  bald 
nachher  wieder  zurückkehrten  und  das  (Jebel 
wie  gewöhnlieh  seine  Perioden  durchlief. 

«In  Hinsicht  der  Prognose  fand  folgendes 
statt*  Männer  in  ihren  besten  Jahren  waren 
gewöhnlich  gefahrlicher  krank,  alt  junge  Wei- 
ber- Traf  die  Krankheit  Weiber  in  ihrer  kü* 
jnakterischen  Periode,  so  unterlagen  sie  sehr 
oft.  Bei  Kindern  war  das  Uebel  meist  gutar- 
tiger und  milder,  als  bei  Erwachsenen,  Alte 
raffte  die  Krankheit  schon  ihres  Alters  wegen 
leichter  weg,  als  Junge«  —  Nasenbluten  im 
Anfange  zeigte  häufig  an,  dafs  die  Krankheit 
einen  hohen  Grad  erreichen  würde«  Pete- 
chien  waren  .nicht  immer  Beweis  von  der 
^grofsen  Heftigkeit  der  Krankheit,  Bei  vielen 
Kranken  stieg  das  Uebel  auf  einen  Grad,  der 
mit  der  äußersten  Bösartigkeit  verbunden  wrar, 
ohne  dafs  Petechien  erschienen,  dagegen  an- 
dere, bei.  denen  der  Typhus  keine  ausgeieich- 
nete  Heftigkeit  hatte,  mit  Petechien  übersäet 

waren«  —    Furiose  D.elirien  waren  weit  gün- 

\  — 

•tiger  für  die  Voraussagung,  als  stille,  oder 
gar  mit  Sopor  verknüpfte.  —  Harthörigkeit 
war  im  Allgemeinen  ein  gutes  Zeichen,  Schwel- 
le#  der  Hände  und  Füfae  war  von  guter  Vor- 


"^       S5      *m 

Bedeutung.'  Eben  so  das  Brandigwerden  der 
Stellen,  wo  Vesicatorien  oder^Sihap&men  ge- 
legen hatten«  — -  Befiel  die  Krankheit  Perso» 
nen,  die  an  starkes  Wein,*  oder  Bifenntwein* 
trinken  gewöhnt  waren,  so  hatte  sie  meist  ei« 
nen  tüdtliohen  Ausgang,  Alte  Säufer  waren 
daher  fast  nicht  tu  retten.  Besonders  War  es 
noch  bei  diesen ,  dafs  ein  im  Anfange  gegebe- 
nes Brechmittel  kein  Brechen,  sondern  Durch* 
fall  bewirkte;  selbst  die Ipecacuanha  that  dieses* 
—  Leute,  welche  alte  Brustbeschwerden  hat«* 
ten,  litten  sehr  rom  Typhus  und  unterlagen 
oft.  -^  Brechen  von  Würmern  im  Anfange 
der  Krankheit  zeigte  einen  bevQr$t$h$24en 
hohen  Grad  der  Krankheit  an, 

Die  Dauer  der  Krankheit  war  gewöhnlich 
M  Tage  bis  3  Wochen,  ohne  die  Reconva- 
leszenz,  Zuweilen  schleppten  sich  die  Kran- 
ken 5  Tage  und  länger  mit  den  Vorboten  des 
Typhus  herum,  bis  dieser  endlich  ausbrach« 
Solche  Kranke  waren  gewöhnlich  die  gefähr« 
liebsten,  Der  Tod  trat  den  *4ten,  oder  30* 
sten»  bisweilen  den  gten  Tag  ein. 

Nicht  selten  wurden  Personen  plötzlich 
Ton  allen  Symptomen  der  Krankheit  heftig 
ergriffen,  durch  die  Anwendung  zweckmäfsi- 
$er  Mittel  aber  ward  der  weitere  Verlaufes 


;  —     a4     — 

Üfbek  ganz  abgeschnitteji,  «o  dafs  xler.  gaws 
Allfall  nur  4  —  6  Tag*  dauerte.  ^-  Abet 
auch  w4ep|i  die  Krankheit  ibre  gewöhnliche 
Zeit  4??  Dauer  durchlief,  $o  war  sie  in  Hin- 
sicht des  Qrades  flpe?  Jleftigkeij;  safer  y#* 
£cbjejlen. 

Von  meinen  Kranken,  die  den  *usgeh3r 
jjeten  Typhus  hatten,  wurde  keiner  wahrem} 
dieser  Epideinie  zweimal  davon  befallen* 

Meine  Behandlung  war  in*  Allgemeinen 
folgend?.  Sobald  ich,  frühzeitig  gerufen,  ßm 
pintritt  der  Krankheij;  erkannte,  lieft  ich  den 

Patienten  ein  Brechmittel  nehmen*  Diese* 
Wap  in  der  Regel  Ipecacuanhx  2  Scrupel  bil 
I  Drachme  in  getheilten  Dosen  bewirkte  den 
gewünschten  Erfolg.  "War  Verstopfung  da,  so 
Wurde  die  firechwurzel  mit  Tart.  emet.  yer- 
setzt.  Das  Brechmittel  war  eine  der  yQrzüg? 
Jichsten  Requisiten  zur  glücklichen  Kür,  und 
schon  viel  verloren,  wenn  es  versäumt  wur- 
de. Meist  leerte  das  Brechmittel  Qalle  aus. 
Der  franke  fühlte  sjch  nach  ihm  und  nach  ei? 
nigen  d^darch  gewöhnlich  entstandenen  StuhJ«- 
gangen,  immer  sehr  erleichtert,  der  Kopf  wur- 
de freier  und  der  Jlautkrampf  verschwand^ 


■r-       U6       -* 

Rftkonvelessep*  verbot  ich  allen  Wein  und 
geistige  Getränk* 

Der  Kttpke  muftt$  mit  dem,  nicht  mit 
einer  Miitfta  oder  Haube  bedeckten,  Kopfe 
Nif  einem  Kauen  von  Pferdehearen  f  iber  auf 
Jieifleu  Federn,  liegen.  Den  Kopf  suchte  ich 
immer  klthl  tu  erhallen,  Das  Zimmer  durfte 
jUium  eine  Tcniperatur  von  +  13°  {WftumOr 
h*ben. 

Uleiqh  nach  dem  Brechen  liefs  ich  mit 
den  eiikalttn  Fomcntacionen  auf  den  Kopf 
aqfapgep  und  während  der  gansen  Krankheiti 
eo  lange  hoch  irgend  ein  Symptom  4m  Kopt- 
leiden« da  wer,  fortfahren, 

Piete  eiskalten  Umschlüge  *uf  den  Kopf 
sind  in  dar  That  ein  souveränes  Mittel  bei 
d#r  Kur  des  ansteckenden  Typhus  und  ai* 
verdienen  die  grüfatp  Aufmerksamkeit  der 
Aerzte.  Ich  wandte  sie  sogleich  mit  dem  Aus« 
Bruche  der  Epidemie  an  und  iwar  suent  bei 
dem  P^rrer  Mf ,  der  8  Tage  nach  der  Schlacht 
Von  eipem  tfufserst  heftigen,  mit  tobenden 
Delirien  und  starken  Kröpfen  verbundenen! 
Typhus  befallen  wurde,  Ihre  auszeichneten 
treflNchqn  Wirkungen  ip  diesem  Falle  bestimm« 
top  mich,  pie  künftig  au  gebrauchen,  und  «a 
ist  mir  auch  «icht  •**  'typ^wkran^er  vorg*- 


—     j»6     -^ 

kommen ,   bei  ^deiö  sie  nicht  ausgezeichnete 
Dienste  geleistet   hätten.     Vorzüglich   durch 
sie  gelang  dife  Heilung  höchstgefährlicher  Ty-r 
phuskranker.     Konnte  die  Rettung  des  Kran- 
ken wegen  individueller  Umstände,  wegen  zu 
hohen  Alters,  früherer  Brustübel ,  Kcnmplika* 
tion.  mit  Menstruationsbeschwerden    in    den 
klimakterischen  Jahren  etc.  nicht  bewirkt  wer- 
den, so  schafften  sie  doch  ungemeine  Erleich*» 
terung,  ~   Die  Rücksicht  auf  die  gerühmfen, 
'    aber  in  der  Privat  praxi»  fast  nicht  auszufiih- 
#         fenden  Wirkungen  der  Currie'schen  Sturzbad 
der,  verbunden  mit  der  Ueberzeugung,  dals  der 
ansteckende.  Typhus  vorzüglich  eine  Krankheit 
des  Kopfes  sey,  brachte  mich  auf  die  Anwen* 
dung   der   eiskalten  Fomentationen   auf  den 
Kopf» 

Diese  Fomentationen  wurden  von  mir  auf 
nachstehende  Weise  angewandt,  Sine  grofse, 
im  Wasser  erweichte  Schweinsblase  wird  oben 

# 

erweitert  und  mit  zerstobenem  Eis  oder  noch 
besser  mit  Schnee  angefüllt,  die  darüber  be» 
Endliche  Luft  ausgedrückt,  fest  zugebunden 
und  mit  einem  Tuche  auf  dem  Vorderkopfe 
so  befestigt,  dafs  dieser  dadurch  ganz  bedeckt 
ist.  Hat  die  Blase  hier  eine  halbe  Stunde  ge- 
legen*  *o  wird  sie  abgenommen  und  auf  der 


_     »7     _ 

verkehrten  Seite  auf  den  Hinterkopf  eben  so 
befestigt  und  gleichfalls  eine  halbe  Stunde 
dort  so  gelassen»  cM's  der  Kranke  Uberdinfs 
noch  mit  der  Schwere  des  Kopfes  auf  der 
Blase  liegt.  Jetzt  wird  die  Blase  abgenommen 
und  der  Kopf  bleibt  unbedeckt,  Diese  Auf« 
•obläge  werden  alle  4^5  —  6 Stunden  eben 
so  wioderhohlt,  und  ich  tinde  diese  Unterbre» 
ohungen  weit  heilsamer,  als  wenn  die  Fomen« 

•'  tatiunen  anhaltend  gemacht  werden.  -»  Die 
Bisse  ist  gewöhnlich  auf  der"  äufsern  Seite 
nach  dem  Abnehmen  durch  die  Hitze  des 
Kopfes  trocken.  Bei  dm  ersten  Aufschlügen 
ist  dem  Kranken  oft  im  Anfange  des  Auflie» 
gens  die  Ortliche  Kälte,  sumal  auf  der  Stirn, 
unbehaglich ,  so  wie  aber  der  Aufschlag  eini- 
ge Zeit  gelegen  hsr,  so  wird  er  dem  Kranken 
angenehm,  dann  fühlt  er  die  wohlthätige  Wir* 
Jumg  dieses  Mittels,  und  er  verlangt  selbst 
darnach,  ich  habe  viele  Kranke  gehabt,  cjie 
kaum  die  Zeit  erwarten  konnteto,  in  welcher 
dieses  treffliche  Heilmittel  wieder  gebraucht 
wurde,  tue  versicherten,  daft  während  der 
Zeit  dea  Auiliegens  dos  Schnees  alle  Kopfbo- 
4chwerden  wichen. 

Nur  in  don  wenigen  Fällen,  wo  im  Ver- 

1    laufe  der  Krankheit  ein  sehir  torpider  Zustand 


'     * 


/ 


.   ""    *•    — 

eintrat,  die  Kranken  beständigen  Frost  hatten 
und  dieser  nach  jeder  Fomentation  sich  auf- 
Xallend  vermehrte,  lieb  ich  die  halten  Um» 
schlage  weg. 

Die  Sch/riu ehelichen  Umschläge  aus  Sat 
peter,  Salmiak,  Essig  und  Wasser  sind  weit 
weniger  wirksam,  weil  sie  einmal  nur  einen 
Kältegrad  von  höchstens  -f-'40  R«  geben,  swei« 
tens,  weil  dieser  nicht  einmal  anhaltend  ist, 
sondern  stets  wechselt,  indem  sich  der  Auf«- 
achlag,  auch  öfters  erneuert,  durch  die  Hitze 
des  Kopfs  erwärmt,  dagegen  jene  Schnee-  oder 
Eiaiimscihläge  stets  —  so  lange  noch  Schnee 
oder  Eis  in  der  Blase  ist  —  eine  Temperatur 
von  o  haben,  drittens,  weil  die  Schmucker* 
sehen  Fomentationen  zugleich  nafs  suchen 
"und  dadurch  mit  mancherlei  Unbequemlich- 
keiten und  Beschwerden  verknüpft  sind,  was 
bei  jenen  nicht  der  Fall  ist,  und  endlich  weil 
die  Schmucker  ichen  Umschläge,  anhaltend  ge- 
braucht, ein  theuere;  Mittel  sind,  jene  aber 
im  Wütter  nichts,  im  Sommer  bei  guten  An- 
stalten nur  wenig  kosten.  In  jeder  Apotheke 
sollte  nämlich  die  Einrichtung  hestehen,  wie 
sie  jetzt  hier  in  mehreren  Apotheken  getrof- 
fen i«r,'da{s  in*  Winter  Ei»  für  den  Sommer 
in  eisern  |trt  erbauten  Eiskeller  gesammelt 


-     a9     - 

werde«  Die  Auslagen  für  eine  kleine  Eingra- 
be in  einem  Garten  auf  der  Nordseite  aind 
unbedeutend  gegen  den  groben  Nutten,  wal- 
chen sie  gewahrt ;  da  nicht  allein  der  Typhus, 
sondern  auch  viele  Kopfverletzungen,  manche 
epoplektinche  Anfülle  und  andere  Uebql  dca 
Gebrauch  der  eiskalten  Fomentationto  ver- 
langen. 

Um  Kulte  ctr  erregen,  bedient  man  sich 
euch  der  Naphtha  äuiaerlich  als  Heilmittel*. 
Diese  ist  aber  au  diesem  Zwecke ,  verbraucht 
sehr  theuer,  und  dennoch  erreicht  man  die 
gewlinachte  Absicht  nicht  ganz«  Der  Nep^tha- 
geruch»  welcher  den  Kranken  umgiebt*  ist  au 
reisend  fiir  ihn  und  wirkt  schädlich«  Uebtnw 
dies  rqizt  die  Naphtha  immer  zugleich  w*h* 
read  des  Verfliichtigena  die  Haut,  und  diee 
will' der  Arzt  doch  nicht,  er  will  bloa  Killte 
erregen.  Auf  jeden  Fall  stehen  also  die  Naph- 
tha* Einreibungen  der  Anwendung  des  .Eises 
oder  Schnees  weit  nach. 

■ 

War  nach  dem  Arechen  der  Kopf  noch 
foth,  die  Venen  an  der  Stiin  angelaufen,  die 
Augen  brennend,  der  Puls  voll*  die  Roiutitu- 
tioa  dea  Kranken  stark  und  plethorisch,  aq 
gab  ich  jetzt  Salmiak  in  reichlichen  Doscin  als 
Auflösung  mit  einem  Safte«     Zum  Getränke 


—     3o     — 

Seltener  Wasser  mit  Milch*  anfordern  Fleisch- 
brühen»   Nächst  dem  Salmiak  wurde  mit  Säu- 
ern gewechselt    Vorzüglich  war  die  Schwe- 
felsäure als  Elixir  aeidum  Hallen.    Ich  Heb 
%  Quentchen  mit  a  Urnen  Kimbeerensaft  mi- 
schen und  davon*  so  oft  der  Kranke  an  trin- 
ken verlangte,  %  TheelöfM  roll  irf  einer  Taste 
Selterser  *  oder  Bf  od  *  oder  Reiftwasser  neh- 
men»     Die    Schwefelsäure    sowohl    als    dis 
Phosphorsäure  lieis  ich  die  ganze  Krankheit 
durch  dem  Getränke  beimischen.  'Letztere  sei 
fy*  Acid*  phosph.  sioc,  3f/.  Aq.  Flor.  Napk 
Sjrup*  rub.  id  «  J/.  M.  S.  %  Theetöffel  voll 
ZU  einet  Tasse  fpasßer  etc.    Zuweilen  wir 
auch  neben  dem  Salmiak  der  versü/ste  Mer* 
hur  unter  den  erwähnten  Umständen  pfesend 

Dieses  Verfahren  wurde  eine  längere  oder 
kürzere  Zeit  fortgesetzt,  nach  der  individuel- 
len Beschaffenheit  der  Kranken« 

Zeigten  sich  aber  nach  dem  Brechen  die 
Augen  matt  und  trübe«  das  Gesicht  bla£s  umi 
entstellt,  war  der  Puls  frequent  und  nicht  Voll» 
die  Schwäche  gröfs,  stellten  sich  schon  ein- 
zelne nervöse  Symptome  ein,  dann  that  die 
Valeriana  gute  Dienste.  I£  Pah.  Rad.  Ve- 
ler<  5/.  in/und.  Aquae  ferv.  q.  s.  CoL  rfr» 
/War«  \viii.  üdd.  Spir.  nit.  dulc.  oder  Tincs, 


^    5x     — 

faler.  aether.  $/♦  tyrup.  V-gler.  %j.  Mv  4? 
Alle  Stunden  1  Eßlöffel  volt*  In  bqidep 
Fällen  wqr>ve$  «ehr  heilte»,  dem  Kranken  so- 
gleich  ein  grpi*e#  Blaseqj>(laster  auf  denJNak-»- 
kenizu  legen  j  und  die-:  offene/Stelle  während 
4§t  ganzen  Krankheit  durch  Ung.  dige&f  mit 
Piik.  Cunthftr.  in  Eiterung  zu, unterhalten*  . 
r  !.  ^ipfcjEenaem  Verlaufe  d$r Krankheit»  wo* 
die  Periode  des  völligen  «Sinkens  der  Kräfte 
eintrat,  wurde  iyin  ^ln^li&.zu;v  stärkern  Reiz« 
mittel^  gesphritten.  ^Auf  r\ch{igen  Uebergadg 
au  gelinder  Reizmitteln  und^ran  diesen  zu 
kräftigem  <ira4L;  auf ;  dg»  .^eckmäfsjgs  .;Afrr 
wechselung  d»g$r )*m>  alles  gq,:  ,  ;  ■:■■-,;  a^ 
Dieite/d#^  Vorzug« 

liebsten  Mittel»  und  die  Konsumtion  .derselben, 
während  detfEpidetnie  w^  ^.sterk,  dafs  mag, 
I^^Dgel^  ungeachtet  der  ungeb^uejen  Vorrä tbe*. 
befürchtete.  .  (Igh  liefs  das ^Infusuni .  in idgpt* 
Y^teufe,  ^er  «weiten  Periode  des  Typhim  4^ 
konzentrirt  nehmen  und  sahe^davou  .grofkea  % 
Vo/theii*  £wei  Unzen  Wurzel  auf  8  Unzen  K^ 
latur  mit  andern  Adjuvanten  alle  Stundenplan 
Eislöffel  volL  ..."•         - 

-  -  l^ig  j^lf^iqa  wirkte.  vortrefflich :  auf-  da* 
Storno*  wpd  zur  Erhebung  der  Kräfte.  Ich; 
UeJ*  aie-u^i  .-^«f  QuentÄuf  3  Unzen  JKo- 


—     g*    — 

t 
i 

latur*  gewöhnlich  mit  de*  Valeriana  in 
{nfundifem 

Die  SetpentariA  tfitiet  sifch  ebedfa] 
Bdisam,  und  es  wutd*  oft  noütf  ihr  üri 
Baldrian  gewechselt  Sfnr  8diaclef  dal 
ein  Mangel  an  diesem  Mittel  Eitstand  • 
dadurch  sehr  im  Preise  stieg.  -Bei  de 
terialisteti  in  Frankfurt  und  Nürnberg 
sie  gänzlich. 

M      Die  Angeiiöa.    Ich  gib  aie  lieber 
Tinktur,    als  im  Aufgüsse  j    weil  die  ' 
Törziiglich  resinöse*   in  Walser  uriafufl 
Heile  enthält.    Die  Tinktur  ist  ih  ff« 
ein  kräftiges  und  dabei  wohlfeSäft  Mitt 

':  Der  ßisatrt^bewährte^üh  da,  Wo 
nes  hohen  Preises  wegen  angewandt:  t 
konnte,  immer,  als  ein  treffliches  Mittel, 
das  oft  allein  der  soporöse  Zustand  wie 
gab'  ihn  in  grolsen  Zwischenräumen  ron 
Stünden,  aber  zu  '4  bis-  6  Gran  pro 
Auch  die  Ttrtct:  Ambräe^  welche  ifaN 
jefigHehste  Wirksamkeit  dem  Mäscfans 
dankt,  wurde  mit  Nutten  arige#4ndk ' 

Dar  Kampher  war  eins  der  hülfrei 
tteentbehrKehsten  MitteL  G&neiirfglici 
i«&  ihn  abwechselnd  mit  der  8*ld*tau 
m  a  **  3  Gran  <ffl*  #  Stand«  Belüften* 


•  -  -  ■•  -  4*   -/V.~-V  .  •  :•»*;.      •«   ■-..'.—  ■  f 


—     33     — 

in  Klistieren  wirkte  er  sehr  gut  als;  ableiten* 
des  Mittel  ty*  Camphor*  gr*  x4  Mucit.  Cum,. 
arah>  Xttfüs\  Valer.  7k  §/•  M.  S.  Zum  Klysuef* 
Dieses  Klystier  blieb  gewöhnlich  bei  dbm  Kran- 
ken, und  es  wurde  ton  Zeit  zu  £eit  wieder* 
holt»  Bisweilen,  war  hartnäckige  Verstopfung 
da,  und  in  diesem  Falle  liefs  ich  ein  Klystier 
aus  6  Unzen  Valerianaaufguls  mit  2  Unzen 
Kampheressig  geben.  War  zugleich  ein  seht 
torpider  Zustand  vorhanden ,  so  wurden  dem 
Baldrian  bei  der  Infusion  zwei  Drachmen  Ar« 
nicablumen  zugesetzt. 

Sal  Succini  war  wegen  seiner  Säure  und 
wegen  des  immer  anhängenden  flüchtigen 
Bernsteinöls  sehr  passend.  Ich  gab  es  ge* 
wohnlich  mit  dem  Moschus  oder  mit  Kampher 
zu  i  —  ä  Gran. 

2u  den  vorzüglichsten  Reizmitteln  (und 
um  der  Krankheit  eine  günstigere  form  zu 
geben)  gehörten  Sinapismeti.  .  Sie  durften* 
wie  die  Blasenpflaster,  nicht  zu  lange  verscho- 
ben und  mufsten  zuweilen  oft  wiederholt  wer« 
den«  Der  Ort  der  Anwendung  waren  bald 
die  Waden,  bald  die  innere  Seite  der  Schen- 
kel, bald  .die  Fufssohlen  und  der  obere  Theil 
des  Pulses,  so  dafs  beim  Sopor  die  Fütse  bis 
an  die  Knöchel  in  Senfteig  gewickelt  wurden» 

Jeorn.  tXXVlil,  I*.  St.  C 


-     34     - 

Mäfsige  Oeffnung  war  immer  gut.  Colli- 
quative  Durchfälle  liefsen  sich  leicht  durch 
©piat-KIystiere  stillen»  Die  gewöhnliche  Form 
war  fy.  Pulv.  Op.  dep*  gr.  yß.  Infus.  Valer. 
MuciL  g.  ar.  Z*  §/•  Mt.  zum  Klystier. 

Während  der  ganzen  Krankheit  wurde 
der  Patient  3  mal  täglich  über  den  Körper 
durchaus  gewaschen.  Im  Anfange  mit  Essig 
vob  der  Temperatur  der  Stube,  worin  der 
kranke  lag,  nachher  würde  dem  Essig,  Franz« 
öder  Hefenbranntwein  zugesetzt  und  das  Ge- 
misch etwas  erwärmt« 

Das,  Bettzeug  und  die  Hemden  der  Kran« 
fcen,  wurden  oft  erneuert.  Reine  Luft  und 
öfterer  Wechsel  derselben  war  eine  Haupt- 
rücksicht« Aber  gerade  in  diesem  Punkte 
waren,  besonders  bei  der  kalten  Jahreszeit, 
die  Leute  dir  niedern  Klasse  am  unfolgsam- 
sten und  man  hatte  grobe  Mühe  nöthig,  um 
das  zu  bewirken,  was  man  wünschte.  Stets 
mufsten  einige  Fenster  im  Krankenzimmer 
geöffnet  sejrn  und  wo  es  nur  einigermafsen 
die  Umstände  erlaubten,  wurde  der  Kranke 
aus  seiiiem  Zimmer  auf  einig*  Zeit  in  ein 
anderes  gebracht  und  während  dem  starker 
Durchzug  mittelst  Oeffnen  aller  Fenster  und 
Thüren  gqra^chr.     Dabei  wurden  täglich  im 


-    85    - 

[MM  Haute  und  aelbit  ipi  Krankenatamer» 
He  oxydirt  lalteauren  Dlmpfe  verbreitet».  Die 
faohtheile  derselben  Air  die  Bruit  find  btl 
reiten*  nicht  ao  gro&,  al»  man  behauptet  hat 
lad  für  den  Nutten,  welchen  ale  reriohaffcn* 
m  erheblich. 

Zur  Spelte  erhielten  die  Kranken  Fleiaeh» 
»ruhen  *  Hals  -  Hafer  -  oder  Geratenichleim 
nlt  Fleischbrühe  gekocht  Im  weitern  Vet» 
aufe  einen  nicht  su  starken  Kaffee. 

China  fand  ich  nur  in  der  Rekonralca* 
«na  paaaend  und  da  häufig  durch  bittere 
dittel  entbehrlich.  Der  Wein  war  offenbar 
leh&dlich  ,wlhrend  der  Krankheit,  deato 
rohlthitiger  aber  in  der  Rekonvaleacen*.  In 
cner  vermehrte  er  den  Orgaatnua  im  Gehirn 
tnd  die  Kopf/uftller  Hüchat  verderblich  war 
ler  Innere  Gebrauch  dee  Opiuma.  Eine 
tahwangere,  die  achon  0  Tage  an  einem  Tjr* 
>hue  mit  Bruntbetchwerden  litt  und  wegen 
lee  quälenden  Huatena  aua  eignem  Antriebe 
ille  paar  Stunden  Laudanum  nahm,  gerieth 
ehr  achnell  in  einen  aoportfeeo  Znatand,  dar 
nlt  dem  Tode  endigte.  Ven  der  Anwendung 
lee  Mohntaftee  in  Klyetleren,  um  Diarrhoen 
m  etopfen,  aahe  ich  aber  nie  Vhnliche'aobKd« 
tahe  Folgen«    Di0  Wirkung  blieb  bloa  örtlich 

Gl 


.  —  3S  —  .. 
auf  den  Mastdarm»  —  Da  die  Krankheit  vor- 
ziiglich  ein  Leiden  des  Sensoriums  ist,  so 
mufs  auch  der  innere  Gebrauch  <ie*  Weins 
und  des  Opiums,  die  beide  schon  im  gesun- 
den Zustande  prädominirend  auf  diesea  Or- 
gan wirken,  besonders  nachtheilig  seyn» 

Einen  sebr  üblen  Ausgang  nahm  gewöhn- 
lich die  Krankheit  da,  wo  gleich  Anfangs 
starke  Reizmittel  gegeben  wurden.  Höchst 
schädlich  war  es  auch  für  die  Kranken,  wel- 
che  das  Beginnen  des  Uebels  flir  einen  Roth* 
lauf  (wie  man  hier  auch  ein. geringes  katar- 

•  rhalisches  Fieber  nennt)  hielten  und  sich 
durch  Schwitzen,  recht  warme  Zimmer,  dicke 

/Federbetten  und  durch  Schwitzmittel  zu  hel- 
fen suchten» 

In  4  fällen  war  mit1  dem  Petechialfieber 

* 

vom  Anfange  der  Krankheit  bis  zurReconva- 
lescenz  der  Charakter  der  Sjnocha  verbun- 
,  den.  Drei  waren  junge,  vollsaftige,  plethQii« 
ache  Mädchen,  die  4te  eme  eben  so  kon- 
stituirte  junge  Frau,  im  6ten  Monate  schwan- 
ger* Bei  allen  diesen  war  das  Nasenbluten 
im  Anfange  der  Krankheit  profus  und  oft 
wiederkehrend,  der  Kopf  roth  nnd  brennend, 
die  Augen  glänzend,    die  Delirien- heftig  und 


-  57  - 
tobend,  der  Puls  voll,  die  Flecken  bald  grö- 
ßer, bald  kleiner  und  sehr  roth.  Ein  Brech- 
.  mittel  und  dann  abwechselnd  Salmiak,  Kalo- 
mal  und  Vitriolsäure  in.  Verbindung  der  eis- 
kalten Fomentationen  auf  den  Kopf,  des  kal- 
ten Waschens  mit  Essig,  der  Vesikatorien  und 
Sinapismen,  thaten  hier  sehr  jute  Dienste«  In 
swei  dieser  Fälle  war  ich  genothigt,  Blutigel 
an  den  Hals  setzen  zu  lassen.  (Sonst  habe 
ick  bei  keinem  Kranken  Aderlässe  gebraucht). 
Stublausleerungen  schafften  Erleichterung«  Die 
Patienten  verschlimmerten  sich  sogleich  nach 
der  Anwendung  Ton  Valeriana  und  erst  in 
der  Rekonvaleszenz  wurden  bittere  Mittel  tnit 
Nutten  genommen« 

Diese  Fälle,  in  denen  während  der  gan- 
ten Krankheit  die  Behandlung  nur  darauf  aus- 
'  gehen  muhte,  die  erhöhete  Lebensthätigkett 
su  vermindern,  waren  indefs  nur  Abweichun- 
gen von  der  Hegol.  Da  die  Länge  der  er- 
sten Periode  der  Krankheit  unbestimmt  war, 
•o  muffte  auch  bald  längere,  bald  kürzere 
Zeit  mit  den  Reizmitteln  zurückgehalten  wer- 
den» Sehr  häufig  fanden  gelinde  Reizmittel, 
wie  ein  schwaches  Valeriani-Infusum  mitSpi- 
rit  nitr,  dulc  gleich,  nach  dem  Brechen  schon 


—     38     — 

statt,  tob  dosen  man  dann  m  stibkern  über« 
geben  konnte. 

Bei  den  öfters  sehr  beschwerlichen  Schmer* 
*en  in  den  Beinen  als  Nachknnkiteit,  leiste« 
ten  Einreibungen  von  Spin  tv'n,  camph, 
Bah.  vit.  Hojfm*  ete.  Dunstbäder  für  die 
leidenden  Theile  gute  Dienste«  Zuweilen 
blieb  noch  eine  Schwere  und  Schwäche  in 
den  Gliedern  mit  besonderer  Empfänglich« 
fceit  für  Erkältungen  zurück,  Wobei  der  innere 
Gebrauch  des  Liq.  anöd,  martia^  abwecb* 
selnd  mit  bittern  Extracten  sich  heilsam  er« 
wies«  —  Die  oft  noch  lange  sehr  beschwer« 
lieben  brandigen  Stellen  der  Vesicatorien  und 
Siuapismen  heilten  allmählig  bei  dem  Aufl* 
gen  einer  Salbe  aus  Kampher«  Myrrhe  und 
Gerat,  saturn. 

Gewöhnlich  erholten  sieh  die  Kranken 
nach  dem  Typhus  ziemlich  schnell  und  hat- 
ten eine  fast  nicht  ?u  befriedigende  Efalust 

DiQ  Zahl  meiner  Kranken  vom  Anfange 
der  Epidemie  bis  jetzt,  welche  am  ausgebt 
deten,  ansteckenden  Typhus  litten,  war,  mei- 
nen vor  mir  liegenden  Tabellen  su  Folge,  jg«, 
•~  Von  ihnen  waren  98  männKchen  und  94 
weiblichen  Geschlechts*  In  Hinsicht  des  Al- 
ters waren  sie  nächsten^  verschieden ; 


k     X 


—    59     — 

1  *  i 

I  , 

yon    3  bie    5  Jahren    3 


—    5  —  io   —      %4 

.  —  io  —   i5    —      a3 

/ 

—  i5  —   ao    —       18 

—  ao  —  So    —      38 

—  3o  —  4°    •—      4* 

—  40  —  So  ,—     4° 

—  5o  —  6o    —   •  *  8 
«  6o  —  70    —        6 

# 
» 

—  70  —  80    —         1 

• 

19a 

• 

Von   diesen  Tjphuakranken 
1  yom  männlichen  und  1a  vom 
•eehleohte),  nämlich; 

starben  si 
weiblichen 

1      * 

yon  i5  bis  ao  Jahren    a 

—  20  —  So    •—         1 

'% 

—  3o  —  4°    •—         * 

—  4°  —  5°    —        *• 

—  5o  —  60    —         3 

—  60  —  70    —       .3 

—  70  —  80    —         1 

■ 

2t 


Zwei  unter  den  Gestorbenen  hatte  ich 
cht  yom  Anfange  in  der  Kur,  sondern  die 
»handlang  ■  erat  später  Übernommen»    eint 


0 


—     4*     w 

war  im  7ten  Monate  schwanger*  eine,  ein» 
Wöchnerin,  6  waren  in  ihren  klimakterischen 
Jahren,  %  hatten  sonst  immer  Brustbeschwer- 
den, '       ■     .        • 

Unter  jenen  Typhuskranken  sind  die 
nicht  mitgezählt,  welche  nur  einen  Anfang 
der  Krankheit  hatten,  indem  diese  in  ihren 
weitern  Fortschreiten  durch  die  angewende- 
ten Mittel  unterbrochen  .wurde.  Die  Zahl 
dieser  Patienten  war  nicht,  genüg. 


\ 


\  : : 


/ 


\        ,  I 


/ 
/ 

c  • 


— •    4*     — 


Medicinische  und  chirurgische 

Beobachtungen*    ' 

Vou 

Johann  August  Wilhelm  Hedenus, 

Königl.    Sichtlichem  Hofrftth,    und    Leibchinufus 
Sc  2^ajestä(  des  König«  von  Sscbien, 


9     »/ 


In  Betreff  beifolgender  Aufsätze  erlaube  ich 
mir  zuvor  zu  erinnern,  dafs  ich  nie  den  Phan- 
tasien der  neuern  Zeit  einigen  Geschmack 
habe  abgewinnen  können,  sondern  vielmehr 
diese  Luftgebilde  einer  überspannten  Imagi- 
natfon  nach  ihrer  wahren  Nichtigkeit,  beur- 
theilt  habe,  und  deshalb  die.  Krankheiten  nicht 
nach  einem  Systeme,  sondern  nach  den  Er- 
scheinungen,  die  mir  der  Charakter  der  Krank« 
heit  darbot,  so  wie  auch  nach  meinen  und 
unserer  Vorfahren  ächten  Erfahrungen ,  be- 
handalt habe.  —  In  dieser  Hinsicht  hat  denn 
Hr.  Prof.  Qu  Kletten  ja  seiner  Schrift ;  B*U 


-    .4»    - 

träge  zur  Kritik  der  neuesten  Meinungen 
und  Schriften  in  der  Medicin,  drittes  Stück, 
Rostock  und  Leipzig.  r8<>4«  p&g«  444  folgen- 
des sehr  richtig  und  wahr  gesagt:  „Was  je 
„  Gutes  und  Merkwürdiges  in  der  Arzneikun- 
„  de  erdacht  und  erfunden  worden  ist,  ist  nur 
„aus  richtigen  Versuchen,  getreuen  Beobach- 
tungen und  sichern  Erfahrungen  hervorge- 
gangen. Nur  auf  diesem  Wege,  den  Hip- 
„pocrates  den  Aerzten  am  zweckmäßigsten 
„Torgezeichnet  hat,  ist  die  Heilwissenschaft 
„zu  ihrer  Vervollkommnung  fortgeschritten. 
„Jeder  andere  Weg  ist  ein  Irrpfad,  der  in 
„das  bodenlose  Reich  der  Phantasien  fuhrt 
„Unermeßlich  ist  das  Feld  der  Beobachtun- 
gen, so  wie'  die  Natur  in  den  Darstellungen 
„mannichfajtiger  Krankheitsformen,  vorzüglich 
„in  einzelnen  Individuen  unerschöpflich  ist, 
„und  nur  in  diesen  Gefilden  der  viel  umfa- 
ssenden Untersuchung  blüht  de*  un Verwelk» 
„liehe  Ruhm  des  Arnes  auf."i 

Belladonna,  als  Präservativ  gegen  das  Schar* 
lanhfieber,  nach  JBrn*  JD/%  Haknemann. 

Ob  ich  schon  von  diesem  Mittel,    als  ei 
noch  Geheimnifs  war,  keinen  Gebrauch  mach- 


~     45     - 

tt»  weil  ich  von  jeher,  all*  Aroana  rerab« 
eoheue»  ao  wurde  ich  doch  durch  die  Bekannt- 
machung dea  Or»  Jiahnemunn  in  der  Folg* 
aufmerksam  gemacht,  beiondera  da  ea  ein  ao 
wirksames  Ingrediens  enthielt»  ala  die  Bella« 
donna  iat«  Da  ich  mir  «her  ?on  der  nach 
•einer  Vorschrift  unendlichen  Vortheilung  der 
Belladonna  niohta  versprach»  weichet  auch 
wohl  die  Uraaohe  war,  data  ea  einige  Aerate 
•la  Präservativ  erprobt  gefunden  hauen»  an« 
der*  aber  nicht,  ao  wendete  ich  ea  nach  toU 
gtnder  Vorschrift  an,  loh  liafe  nttmlioh  awei 
Gran  eorgßUtig  bereitete!  Extraotum  Belladon- 
na« in  einor  (Jnae  Aqua  oinnamomi  c*  rino 
•uAUben»  und  wendete  dieae  Auflösung  naoh 
folgender  Bestimmung  an«  bei  einer  gerin- 
gen Epidemie  lieft  ioh  s,  B.  einem  Kinde  ron 
einem  Jahre»  Morgena  und  Abenda»  jedesmal 
m  Tropfen  in  Thee  oder  Weiser  geben»  und 
damit  ao  lange»  als  die  Epidemie  dauerte»  fort« 
fahren.  Ueberhaupt  habe  ioh  dieae  obige  Mi- 
aefaung  immer  so  gegeben»  dafa  das  8ub|eot 
Jedesmal  einen  Tropfen  mehr  bekam,  ala  ea 
Jahre  hatte»  a,  B.  3  —  5  bia  7  fahrig«  beka- 
men 4  -~  ß  —  8  Tropfen«  War  aber  dio 
Epidemie  heftiger»  war  eine  schnelle  Anitek* 
kung  au  befürchten»  oder  schon  in  der  B* 


-   '44    - 

hausung,  wo  mehrere  Familien  wohnten ,    so 
liefs  ich  Morgens,  und  Abends  jedesmal  noch 
einmal  so  viel  Tropfen  nehmen,  als  das  Sab« 
ject  Jahre  hatte ,  z.  JB.  2  —  4  —  IO  jährige, 
bekamen  4  —  8  —  so  Tropfen.  —  Nach  die* 
.er  -Wendung  h.be  ich  schon  »eU  mehren. 
Jahren  das  beruhigende  Gefühl  genossen,  sehr 
viele  Kinder  und  auch  Erwachsene  vor  dem 
Sqharlachfifcber  zu  schützen»    Selbst  solche  Per- 
sonen  wurden   geschützt,    die  sich   Tag  und 
Nacht  um  dergleichen  gefährliche  "Kranke  znr 
Wartung  und  Pflege   befanden.     Audi  habe 
ich  das  Vergnügen  gehabt  zu  bemerken,  daß, 
wenn  dies  Mittel  nicht  lange  genug  gegeben 
wurde,    und  dann  Ansteckung  geschah,    die 
Krankheit  äufserst  gelinde  verlief.     Dies  war 
4er  Fall,    als  ich  im  Jahre  1807,    das  in  der 
Sächsischen  Schweiz  liegende  Schandauer  Bad 
gebrauchte,  wo  ich  dieses  ^Mittel  vielen  ge- 
ängstigten Eltern,  wegen  ein$r  stark  und  mör- 
derisch  herrschenden    Scharlachfieber  -Epide- 
wie,  für  ihre  Familien  verordnete,  und  alle, 
die  es  ihren  Kindern  nach   obiger  Vorschrift 
reichten,  blieben  verschont»    In  zwei  Familien 
aber,  wo  dies  Mittel  nicht  bis  nach  beendig- 
ter  Epidemie  war  fortgesetzt  worden,  erschien 
nach  einigen  Wochen  daa  Scharlachüeber,  aber 


■■  -    «1* 

IM*    ftl|l»f|    riJUMM    KlHllMlH    IH    PlM»Nt    »H   H'** 

tPtfi     tfltfijp  'I'rt0°    •!•*   HmIH»    +lt    llli|»fl,     IlMI'lt 
vi*|f>   Al*MMl«l    *»i    »H'littiliii        AfM'll    IjHHf'fthlf- 

flltMtf  llMJJWIIil«'M  ftf-llfllljll-lllltft'MI    f'«lAllltM«    üMl* 

AHftMtt»kmij|    fiiniiMltiMt»    mikUImj    iImihi    mI«  *Iw 
•t4tHM  lIlM  MJHmI,  •.Ita  «li-lt  «tiM  hiftftihltuM   Hh** 

*Mtjltlt*H   M|il    VMiliul    tliu  KinhkllMll'  WmI*  finIlM^ 
ICH    K^t<f*hllH«t«e«*tl    llllll    IM'lltHHiglW,     »IlM    l«ll 

MlM   »tli**M   Mllld  *"M    /    Ulli  KU  In  mw*1m  mH» 
k        -     UM   N».liA»ln»'f»ÜM|i«;f    Ii4l<*   |«.li    Itlpt   li^nf« 

*     ltMH|i|      IM      Itfttfllt-Mli      |l|'it1*HlltiM       IImI        |fM4Hfi  = 
-f     fll>|ll|      hllif'ItU      li~i(«fi»t<.ll        HMit      0*>l«Ml!f  fo 

L<    Wü;    l1lM'll0H»i£<l^    m.Ii    MttPHi    4itl#ll»iitl|fit    tirtli 

»*>     IH'MHI     lNi'l<M      l*i»£tl»-»f  1  I  «      *lf     }»h||.|||     *Im       £ltl* 

•*■  im    «vi«    tünt  ti'ltitM    fluff    lt<    ftimiUffiiti    Hh=> 
■+*  ftttihit  i      IM      •«•Ihm-      fli-hflt)      /*•••••  *#4mm^w 


-r      48      — 

emet.  j3f$.  nach  Niemanns  Vorschrift ,  auf  Le- 
der  gestrichen,  in  den  Nacken,  und  zwar  mit 
großem  Nutzen,  gelegt.  (S4  Heberdens  Com- 
Inentarien  über  den  Verlauf  der  Krankheiten 
und  ihre  Behandlung*   Aus  dem  Lateinischen 
mit  Anmerkungen  von  Dr.  Jofi.  JPriedr*  Nie* 
mann.  Leipzig  i8o5.)  — -  Dann  wurden  anti- 
phlogistische Abführungsmittel,  aus  Crem,  tart*, 
Sal  Glaube  calck,   Tart.  tartaris.  Nitr*.  Man' 
na,  Oxymel  simpL,  Pulpa  tarn arind>y  Tart. 
stibiat.  scopo  resolvente  etc.  gegeben,  »o  dafs 
alle  24  Stunden  3  bis  4  Sedes  erfolgten»  Hier- 
mit wurde  4  bft  6  und  8  Tage  nach  Beschaf- 
fenheit des  Fiebers  fortgefahren«      Zum  Ge- 
tränk liefs  ich  Haferschleim,  Königskerzenthee, 
Limonade,  Gersten-Decoct  mit  Oxymel  aimpL, 
auch  Wasser  mit  Himbeer*  oder  Kirschsaft, 
warm  reichen,    Hollunderblüthen-Thee   liefs 
ich  vor  dem  5ten  bis  yten  Tag  nie  trinken, 
weil  er  mir  zu  excitirend  war.    Von  dem  5ten 
oder  7ten  Tage  an,  gab  ich  antiphlogistische 
Diaphoretica,   aus  einer.  Auflösung  dea  Salis 
ammoniac.  c.   Tart*  stib^  um    eine    gelinde 
Transpiration  zu  erregen J    jedoch  ,  wurde  zu- 
gleich  strenge  darauf  gesehen,  dafs  täglich  eine 
Leibesöffnung  erfolgte;  war  dies  nicht,  ao  wur* 
de  ein  erweichendes  Lavement  gegeben.  Weil 

ich 


—  49  —  - 
ich  beobachtete,  dal*»  wenn  kein*  Oeffhnng  er* 
folgte,  die  Patienten  de*  Nachts  kränker  wur* 
den ,  vorzüglich ',  aber  der  Kopf  sehr  einge* 
üommen  wurde«  Klagte«  der  Kranke  übe» 
Schwere  Und  Schmerg  im  Kopfe,  fing  er  aft 
zu  deliriren*  und  wichen  diese  Zufälie  obigen 
Breche  Und  abführenden  Mitteln  nicht,  so 
wurden,  nebst  dem  fortgesetzten  Gebrauch 
derselben,  wenn  der  Puls  geschwind,  hart  und 
klein,  oder  Voll  War,  den  Sten,  4ten»  auch 
den  Sten  und  ?ten  Ttß  noch,  6, 8  bis  ia  Blut- 
igel hintär  die  Ohren,  Schläfe  Und  Hai*  ge- 
legt, auch  wohl  Ader  gelassen!  Die  schnell 
eintretende  £sule  zur  Auflösung  der  Säfte  nach 
den  Bluten tleerungen,  habe  ich*  so  wie  Hehr 
fit;  R,  Hufeland  am  a.  O;  p.  4tyi  nie  erfolg 
gen  sehen,  vielleicht  deswegen,  weil  ich  im- 
mer dahin  bedacht  war,  den  Vorhandenen 
gallichten  Stoff  zuvor  zu  entfernen..  Nach 
diesem  Verfahren  rettete  ich  mehrere  Kranke* 
die  nach  den  neuen  Schwindel -Systemen  it\ 
dem  typhösesten  Zustande  darnieder  gelegen 
hätten,  und  die  man  mit  Väletiana^  Serpent^ 
jlngeliöa,  Imperator.*  Campte*  Opium,  Ar* 
rate*  Wein,  Vesibator.*  Sinapistnen  u.  s.  w.. 
in  die  Hände  des  Todtengräber*  geliefert  hät- 
te.   Obige  Abführungsmittel  habe  ich  bei  vie- 

Journ.  JUXVIH.  B,  $.  Il  D 


—     So  — 

len  Kranken  &  *r  bis  9  Tage  müssen  fortneh- 
men lassen,  weil  aufserdem   das  Gehirnleiden 
sogleich    wieder    hervortrat.    ,  Unter    andern 
muTste  ich  sie  bei  einigen  vollsaftigen  Kran- 
ken noch  länger  fortsetzen)  weil»  wenn  nicht 
täglich  einige  Ausleerungen  erfolgten,  gegen 
Abend  das  Delirium  wieder  anfing»    Dies  war 
auch  im  November  1610  der  FaH»  bei  den 
zwei  nicht  sehr  starken  Kindern  des  Hrn.  F., 
wo   obige   Mittel    auch  bi$  zum  gten  Tage 
mufsten  fortgesetzt  werden  *    weil 'bei   deren 
Aussetzung  *  und  der  Darreichung  obiger  So- 
lution aus  dem  Salmiak,  sogleich  Sopor  und 
Delirium  eintraten*     Hätte  ich  diese  letztem 
für  Symptome  eines  eingetretenen  Nervenfie* 
4>ers  gehalten  v  wie  dies  die  neuern  Systeme 
besagen,    und  mit  Reizmitteln*  behandelt,  so 
wären  sie  sicher  an  Hirnentzündung  gestor» 
ben»    Dieses  ist  in  den  verschiedenen  Epide» 
mien  häufig  der  Fall  gewesen,  und  man  hat 
dadurch  das  Scharlachfieber  künstlich  bäsar* 
tig  und  tödlich  gemacht.  —    Die  lange  Fort» 
40tsung  dieser  sanft  ausleerenden  Mittel,  war 
vorzüglich  bei  aolchen  noth wendig,    wo  der 
ganze  Körper  mit.  Ausschlag  Überzogen  war» 
und  wo  durch  den  Darmkanal  das  geschehen 
mufste,  was, durch  die  Haut  hätte  geschehen 


—   $i    — 

eollefl*  —  Veaicatorien  und  8i64pitmta  wM^ 
dete  ich,  berot  die  gallichten  Anhäufungen 
nicht  entfernt  und  die  Blutentleerungdn  ge* 
echehen  waren*  beim  aoporöten  Zustande  nie 
an» 'und  machten  iie  tich  dann  nothwendig* 
wekhet  äniaerst  aelten  der  Fall  war*  ad  wun- 
den aie  alt  Gegenreize  nicht  awitchefc  die 
Schultern,  .sondern  auf  die  Wade*  gelegt*  n& 
aie  Ihren  Zweck  erreichten;  jedoch  zog  idfr 
Ha  8inapiimen  den  Veaicatorien  vor.  Warefi 
nach  obigen  Mitteln  keine  bedeutenden  2»« 
fülle  mehr  vorhanden*  das  Fiebet  mäftig,  die 
Zunge  rein*  die  Empfindung  im 'Habe  gering 
lad  der  Kopf  frei*  ao  gab  ich  nun  bia  aum 
t*teo*:i4ten  auch  i8teü  Tage  folgendet  Dia« 
pböreticbm  aus  Infus.  Fl*  stomb.  %vj>  Liquor* 
Minderen  %ij.  TaH*  *met.  gr*  ij.  Alle  % 
Stunden  tu  einem  halben  bis  ganten  Bf$« 
lÖffeL  <-*  Fleiachapeiten  bekamen  meine  Kran« 
ken  Ter  der  dritten  und  vierten  Woche  nicht, 
aondera  tnulaten  tich  mit  einer  mälaigen  ve- 
getabiliichen  Kott  begnügen,  waa  den  groleen 
Nutzen  iur  Folge  hatte,  dafs  ich  weder  Waa* 
aergetdiwültte*  noch  irgend  eine  andere  Nach- 
krankheit au  tehen  bekommen  habe*  —  Uebri- 
gena  lieft  ich  meine  Kranken  vSfsig  warm 
halten*  aie  durften  daa  Bette  ror  ginalichem 

D  m 


—     5a     — 

Ablauf  des  Fieber*  nicht  Verlassen*  —  Nacb 
eben  dieser  Methode  behandelte  ich  fcchon 
1794  das  hier  herrschende  Schariachfieber,  so 
wie  alle  darauf  folgende  Epidemien  *  mit  dem 
nämlichen  glücklichen  Erfolg»  —  Diese  Heil- 
methode gründete  ich  auf  den  Befund  meh* 
rerer  Seetionen,  die  ich  mit  denen  an  dieser 
Krankheit  Verstorbenen  vornahm  >  wo  ich  je- 
desmal in  dem  Zwölffinger*  und  Leerdarm 
eine  Menge  gallichten«  Schleim  an  mehren» 
Stellen  der  zottigen  Haut  isolirt  Anhängend 
vorfand*  und  den  Darm  nur  An  diesen  Stel- 
len entzündet,  auch  zuweilen. gangränös;  fer- 
ner waren  die  Blutgefäfse  der  Hirnhäute  und 
der  Gehirnsubstanz  selbst  wie  mit  Blute  inji- 
cirt,  so  wie  auch  die  Blutbehälter,  und  in  den 
Gehirn  Ventrikeln  ein  stark  gefärbtes  blutiges 
Serum.  Dieses  war  aber  nicht  etwa  der  Fall 
bei  solchen  Individuen,  die  vor  dieser  Krank« 
heit  eine  starke  und  robuste,  sondern  auch 
bei  solchen,  die  zuvor  eine  schwächliche  und 
phlegmatische  Constitution  genossen  hatten. 
—  Also  Beweis  von  Gehirnentzündung,  wo 
der  Abdominalreiz  eine  Ablagerung  des  Krank- 
heitsstoffs aufs  Gehirn  zur  Folge  hatte. 


0  • 


—    65    - 
II. 

•      i 

Angina  mtmbranac&a. 

Da  Ich  Über   die  glückliche  Behandlung 
pnd  Heilung  der  singina  mtmbranacta,  die 
.    ich  in  dem  Jahre  1808  und  bu  jetzt,  eben- 
falls durch  den  anfänglich  angewendeten  an» 
dpUogiatiichen  Apparat,    erwilnachte  Erfah- 
rungen gemacht  habe,    ao   glaube  ich  nicht 
»weckloa  *u  handeln  ,    wenn  auch  ich  die- 
ee  ächten  Erfahrungen   un4  Beobachtungen» 
dieaem  Journale    einverleibe,    beaondera   da 
dieae  Krankheit  cur  allgemeinen  Spaache  ge- 
kommen iat,  ao  dafa  ein  jeder  aein  Schcrflein 
mit  beizutragen  berechtiget  iat    Dieae  glücke 
licht  Keilung  hatte  ich  einer  nähern  Erwä«, 
gnng  der  Krankheit  surerdanken«    Denn  ala 
ich  im  Jahre  i8o&und  7,  awei  Knaben  tob 
4  *&d  6  Jahren  an  dieaer  Krankheit  rerlor, 
auch  mehrern  Aersten  ellhier,  trota  der  enge* 
wendeten  Zenit/iachen  Kur-Methode,  die  meh- 
reaten  daran  erkrankten  Kinder  atarben  und 
ich  bei  der  Section  vieler  Leichname,  dieaich 
gebildete  Membran  in  der  Luftrühre  mehren» 
theila  aehr  dünn,  And  üftera  aebr  locker  an« 
altiend  in  denen  feinen  Bronchial  -  Verzwei- 
gungen aber,  dieaelben  aue  geronnener  Lym- 


V   ^    54    ~      .    .     t 

phd  gebildeten  Concremente,  welche  sich  zu 
I  bis  ifZpll  lang  herausziehe*}  liefsen,  vor* 
fand,  auch  sich  auf  denen  feinsten  Verzwei- 
gungen, wie  ein  dickes  schleimiges.  Eiter  her- 
vordrücken lief*;  so  bestimmte  ich  mich  zu 
Folge  dieses  Befunds,  den  ersten  Kranken 
dieser  Art,  anfänglich  antiphlogistisch  zu  ber 
handeln,  und'  zwar  noch  aus  dem  Grunde, 
weil  die  sich  durch  das  Ausschwitzen  der  coa- 
gulablen  Lymphe  erzeugende  Membran,  doch 
nur  die  Folge  eindr  activeu,  athenischen  odsr 
aynochoesen  Entzündung  in  der  Luftröhre 
bis  zu  den  feinsten  Luftröhren -Aesten  seyn 
und  passive,  oder  asthenische.  Entzündungen, 
nie  eine  solche  coagulable  Lymphe  ausschwit- 
zen, die  so  schnell  gerinnen  und  eine  solche 
Membran  bilden  konnte*  Da  ich  nun  in -den 
meisten  Fällen,  die  gebildete  mehr  oder  wer 
piger  dicke  Membran  seltr  locker  ansitzend 
fand,  mithin  leicht  hätte  ausgehustet*  werde« 
können,  wenn  nicht  die  tiefer  in  den  Bron«* 
dual  -  Verzweigungen  sitzende  Entzündung» 
dies  verhindert  hätte,  wodurch  ein  angestrengr 
tes,  starkes  Husten  verhindert  und  die  Er» 
stickung  hervorgebracht  wurde,  so  glaubte 
ich  vorzüglich,  bei  Anwendung  der  Hülfs-Mitr 

feli  auf  die  #*pk  gleich  mit  ausbildende  bw* 


-     «5     — 

gen*EntsUn<hing  besonders'  wtlrken  su  mtls» 
een,  weshalb  ioh  auoh  die  Blutigel  »lebt  an 
den  Htli,  sondern  an  die  Brust  legte»  Frei» 
lieh  halten  einige  Schriftsteller  diese  EntiUn* 
düng  Air  passiv  oder  für  asthenisch,  welche 
nach  den  neuern  Ansichten  mit  Reismitteln 
«oll  behandelt  und  geheilt  werden«  Aber  wel* 
eher  prsetisebe  Arst,  wenn  er  nämlich  ein 
beobachtendes  Auge  hat,  macht  nicht  tüglioh 
die  bestimmte  unbesweifelte  Erfahrung»  dafa 

* 

auch  passive  Entzündungen,  die  erstem  Taget 
besonders  die  der  Brust,  mit  schwächenden 
Mitteln,  jedoch  mit  Vorsicht  und  swar  mit 
dem  besten  Erfolge  behandelt  werden  müssen? 
Aber  nicht  allein  dieses  Alles ,  sondern  auch, 
die*  so  schön  und  practisch  geschriebene  Ab» 
Handlung  über  diese  unsere  Krankheit»  indem 
rortreffliohen  praktischen  Handbuch  Air  an» 
gebende  Aerste,  ?on  Dr.  Samuel  Öotiliek 
fbg  e/,  im  4ten  Theil  —  ein  Buch»  welches 
ich  wegen  seiner  Reichhaltigkeit»  nicht  in 
meiner  Bibliothek  entbehren  möchte ,  befe- 
stigte diesen  meinen,  oben]  festgelegten  Heil» 
plan  noch  mehr« 

Als  ich  nun  den  lösten  Januar   s8o8> 
des  Morgens  S  Uhr  gebeten  wurde»   eiligst 


tu  einem  fUnftehalbjährigen  «arten  Knaben,  wie 
die  Blondins  es  gewohlich  sind,  zu  kommen, 
indem  der  Knabe  in  der  Nacht  bei  d*m  Anfall 
eines  heftigen  Hustetia  hätte  ersticken  wollen, 
auch  zugleich  von  dein  Bedien,  nach  meinem 
Befragen  erfuhr,  dafs  der  Knabe  seit  2  Tagen 
einen  leichten  Hustep  gehakt,  und  sich  überMü, 
digkeit,  Schläfrigkeit  mit  unterdrückter  Edlmt 
beklagt  hätte,  so  ahndete  ich  sogleich  daaVor- 
handenseyu  unserer  Krankheit,  welches  auch 
bei  meiner  Ankunft  die  nähere  Piüfung  des 
Kranken  bestätigte;  denn  es  waren  die  sammt* 
liehen  Symptom  ata  derselben  in  ihrer  ganzen 
Grüfs'e  zugegen.  Der  I^urtrährenkapf  und  de* 
ren  Körper  (Trachea)  war  beim  gelinden 
Druck  empfindlich;  der  Hasten  war  heftig, 
erschütternd  und  rasselnd;  der  Ton  dessel- 
ben war  tief  und  hohl,  wie  eine  Haftsumme, 
auch  zuweilen  bellend;  die  Respiration  war 
geschwind,  ängstlich  und  pfeiffend.  Die  Stim- 
me war  rauh  und  sehr  heiser.  Das  Gesicht 
r<>thiich,aufgetrieben;  die  Augen  funkelten  und 
verriethen  ein  sehr  ängstliches,  unruhiges  und 
furchtsames  UmKerachauen,  Dabei  konnte 
der  Kranke  nicht  liegen,  sondern  mußte  mit 
etwas  zurückgebogenem  Kopfe  sitzen.  Die 
Zunge  war  mehr  trocken,  als  feucht  und  mit 


-    57    - 

einem  gelblichen  Schleim  tiberiogen,  der 
Purst  lehr  grofs.  Dm  synochöte  Fieber  che« 
rakterisirte  sich  durch  einen  kleinen,  ga> 
schwinden  und  harten  Pult,  nebst  trockner 
«ehr  warmer  Haut  —  Ich  verordnete  daher 
Bach  obiger  Ansicht  sogleich  folgende«  Eleo* 
tuarium  ty.  CryMalU  tan.*  Sali*  Glaub,  cqU 
cinati  ü  jß.  Nüri  puri  3*/«  Tartart  emet, 
gr,  ij.  Pulpa*  tamartnd,  A  Sjrrupi  rubi  idaei 
ii  3/1;  M,  D.  S.  Alle  Stunden  einen  ßfdöf* 
fei.  Kleinere  Kinder,  oder  die  dies  nicht 
nehmen  wollten,  oder  konnten  f  bekamen  ein 
Jnfusum  folior^  sennae  ct  Manna*  tar(,  tar* 
iarü,  et  Nitr.  c.  Fino  aneim,  — ♦  zugleich  Uefa 
ich  auf  jede  Seite  der  Brust,  in  die  vier  obern 
Zwischenräume   der  Rippen  4  Blutigel,    also 

8te  legen  *),    nach  dem  Abfallen  noch  eine 

* 

halbe  Stunde  bluten,  dann  mit  einer  leinwand* 


*}  Dia  Blutigel  leg*  ich  deahslb  nicht  tu  den  Halt» 
sondern  in  die  Zwiachenrüume  der  Rippen,  weil 
ich  i,  die  Ergiebung  der  coegulablen  Lymphe  in 
die  Broncbial-Aeite  der  Lungen,  at«  eine  Folge  der 
propagirten  Entetindung,  welche  g#tmi«r  tüHtet, 
tnebr  furchte«  ale  die  aich  erneugende  Haut  in  der. 
Luftröhre,  wie  ich  oben  achon  erwähnt  habe  und 
Stent,  weil  ich  aladann  die  Einreibungen  und  Auf- 
fcblüge  auf  und  um  des)  Hals  beaaer  anwenden 
kann. 


.  _     58     —    •  ■ 

nen  4?*°he11  Comprette,  die  mit  warmen 
Weinessig  angefeuchtet  war,  die  kleinen  Wun- 
den und  den  ganien  Brustkasten"  bedecken, 
wodurch  die  Blutung  nach  einer  Stunde  nach 
und  nach  aufhörte,  welches  ich  wünschte» 
Nach  dieser  Besorgung  Wurde  >  ein  Layemeut 
aus  einer  Tasse  Leinsamen-Decoct,  und  4 
Loth  Sauerhonig  gegeben,  welches  alle  3  Stun- 
den wiederhohlt  wurde« 

Um  die  untern  Extremitäten,  von  den 
Fuftzehen  bis  zu  den  Hüften,  wurde  ein  gro» 
Ikes  Stück  Flanell,  welches  in  halb  Wasser 
und  Weinessig  getaucht  und  ausgewunden 
war,  alle  Stunden  warm  umgeschlagen  *)  und 
um  den  Hals  liefs  ich  folgendes  Liniment  le- 
gen und  zuvor  einreiben»  2^.  Liquoris  C* 
C.  succ.  j  Spirit.  salis  ammon*  caust+  ü  3*/« 
Olei  infitsi  herbae  hyosciami  311/.  M.  D.  S, 
Alle  3  Stunden  einzureiben ,  und  ein.  Stuck 
Flanell  durchaus  damit    betröpfelt,    um   den 

gapzea  JW$  ?u  legen,  -*■  Da«  Getränk  be» 


*)  Dieses  Fomentum  hat  auch  aufs  er  seinem  ableitete 
den  Reis,  den  groben  Nutzen,  dafs  es  aehr  Yrohl* 
thasig  aufs  Haufe  Organ  würkt  und  die  Transpiration 
hervarlockt.  -*-  Ueberhaupt,  bei  manchen  Kinder- 
JCrankbeiten  das  Köpft  und  d«  $roat,  ein  gröbst 
Witte}. 


/ 


\ 


'  \ 


..  -  59  -  , 
stand  in  lauwarmer  Limonade,  Königskerzen» 
Thee,  dünnem  Hafergrütz- Schleim,  Cremor  tar* 
tari- Molken  mit  Krebs-Augen  abgesüftt»  oder 
Gersten-Decoct  reichlich  mit  Sauerhonig  ver- 
setzt. Zugleich  he£*  ich  öfters  pochenden 
.Weinessig  auf  Hollunderblüthen  giefsen  und 
die  aufsteigenden  Dämpfe,  in  der  Nähe  des 
Bettes  verdampfen,  um  die  einzuathmen- 
d&  Luft  damit  zu  schwängern,.  Uebrigens 
durfte  der  Kranke  das  Bette  nicht  verlassen» 
Um  i*  Uhr  Mittags  erfolgte  eine  Leibesöff- 
nung  von  mit  Schleim  vermischtem  schwarz- 
braunem Stuhlgange  mit  Erleichterung  der 
nicht  zu'  beschreibenden  quälenden  Aengst»» 
Uchkeit;  es  fand  sich  eine  Stunde  hernach  ei- 
ne  sanfte  Ausdünstung  ein,  wodurch  die  bren- 
nende Trockenheit  in  der  Haut  nachlief^ 
Und  so  erfolgten  bei  fortdauernder  9  jedoch 
sehr  warmer  Haut»  Transpiration»  bis  um 
5  Uhr  noch  zwei  ähnliche  Stuhlgänge,  mit 
sichtbarer  Verminderung  der  Aengstlichl^eit 
und  des  beschwerlichen  Athmeni.  Gegen  j 
Uhr  Abends  stellte  sich  nebst  vermehrtem 
Fieber»  ein  heftiger  Husten  mit  drohender 
Erstickung  ein»  der  aber  nach  der  Aussage 
der  Eltern  mit  dem  erstem  in  der  Nacht 
nicht  91»  vergleichen  war,    6er  Hmteg  wtfc 


—     6ü     — 

noch  krächzend  f    die  Sprich«    blieb    unter- 
drückt, tief  und  kaum  vernehmlich.    Ich  fuhr 
daher  mit  den  obigen  Afitteln  die  ganze  Nackt 
fort,    wodurch    die  Transpiration   und  der 
Stuhlgang  mit  Ei  leichterung  des  Kranken,  in» 
dem  sich  nur  einige  kleine  Erstickung!  *  Zu- 
fälle eingefunden  hatten,  unterhalten  worden, 
jedoch  wurde  die  Nacht  grälstentheils,  wag« 
des  Fiebers  und  Hustens,  schlaflos  zugebracht 
—-  Da  nun  des  Morgens,  als  den  a5steu  ge- 
gen 6  Uhr,  sich  die  Aengstlichkeit  vermehrte, 
die  Sprache  noch  unvernehmlicher  erschien, 
so  wie  der  Husten  wieder  krähender»  die  Zu- 
ge noch  sehr  unrein  und  das  Fieber  noch 
stark  war ,    welches   der   kleine ,    geschwin- 
de und  hart*,  jedoch  seit  gestern  etwas  wei- 
cher gewordene  Puls  anzeigte,  so  verordnete 
ich  obiges  Eteciuarium    nur   alle  3  Stunden 
zu  einem  halben  Eßlöffel   und  folgende  So- 
lution dabei  zu  geben,     fy.  Sali*  ammoniw 
puri,  Nitßi  puri  ü  $iv,  Spec.  diatragacanth, 
reform  tu.  $i/\    solve    in  jiq.  rubiidaei  ii», 
adde  Syrup.  daueor,  J/t  Vini  stib,  Huxh.  $ij, 
D.  Sf    Li  der  Zwischenzeit  das  Electm  stand' 
lieh  einen  Jifslöffel  zu  geben.     Obige  Un> 
schlage  um  die  FUfse,  den  Aufschlag  um  des 
Hals,    die  Essig-Dämpfe,    die  Getränke  hA 


—   et    — 

Ich  fort  anwenden  ,   und  weil  in  der  Nacht 
mehrere  Sech?*  erfolgt  waren,  nur  alle  4  W* 
6  Stunden  obige  Iiavenrenta  applidlren.    Ge- 
gen Mittag  verminderte  sieh  bei  fortdauern- 
der Transpiration   dai    Fieber,    welchei  dl« 
Verminderung  und  Weichheit  der  PulsschlHge 
anaeigte  und  so  verminderten  lieh  auch  die 
übrigen  Symptome.    Zwischen  G  und  7  Uhr 
Abendi   wurde    der  Husten,    der  aber  nicht 
mehr  10  charakteristisch  Krähend  war,   aehr 
atark,  wobei  einige  Stückchen  *äher,  häufiger 
Schleim*  die  mit  dem  gewöhnlichen  GatatrhaU 
Schleim  vermischt  waren,  mit  großer  Erleich- 
terung des  beschränkten  Athemholens  auftge» 
Jtuatet  wurden,     Deslialb   lieft  ich  nun  mfl 
obigen  Mitteln  die  Nacht  Über,  au  oft  es  rief 
durch  den  Husten  unterbrochene  Schlaf  er- 
laubt hatte,  bis  dei  Morgen»  fortfahren,   wo 
loh  jiei  meiner  Visite  das  Fieber  vermindert, 
die  Zunge  etwa*  reiner,  das  Athemltoleit  frei« 
er,  die  Aengstltchkcit  geringer,  der  Urin  sehr 
trilbe  und  molk  igt,    der  Durst  weniger  atark 
und  einen  seltnem  Husten  ohne  Erstickung«- 
sufrille  vorfand. 

Den  nisten  wurde  dieirm  au  Folge  daa 
Elect.  ausgeseift,  die  übrigen  Mittel  aber  fort- 
gebet tt,    wobei   sich  die  gesammten  Zufälle 


ao  verminderten»  dafs  den  satten  alle  Gefahr 
vorüber  und  ich  nichts  als  einen  Gatarrhal- 
Husten,  mit  verringertem  Fieber*  übrig  hatte« 
Da  nun  dieser  Husten  von  der  in  den  Luft« 
wegen  sich  ergossenen  phlogistischen  Lymphe 
herrührte,  so  verordnete  ich,  um  diesen  pa* 
thologischen  Stoff  aus  den  Luftwegen  au  ent* 
fernen  und  die  durch  obige  Mittel,  herabge- 
stimmte Entzündung    vollends   zu  zertheilen* 
folgencfe  Pulver,    fy.  Calomellitis  gt,  vj.  Sul- 
jkhur.    antim>    aurat.  Extracti  hyosciami  jü 
gr.  iij\    Magnes.   Edinb*   Sacch^   eanariensi 
ü  3/.  M.  ß  pulv.  s  übt  iL  divido  in  vj*  aequäL 
D.  &    Alle  3  Stunden  ein  Pulver  und  liela 
ip  der  Zwischenzeit  jedesmal  einen  Efslöffel 
von  obiger  Mittur  geben«     Es  erfolgte  dar« 
auf  eine  leichtere  Expectoration  eines  zähen 
Schleims  >    die  Transpiration   wurde   dadurch 
unterhalten«  das  Athem holen  wurde  frei*    das 
Fieber  hörte  bei  dem,  bis  zum  agsten  fortge- 
setzten  Gebrauch  dieser  Mittel  ganz  auf  und 
so  beschlofs  ich  nun  die  Heilung  mit  einer 
Auflösung    des  Extracti    cascarillae    aquosif 
dem  das  Öxymel  stjuillit.  beigesetzt  war«  — • 
Mit  eben  diesen  Mitteln  behandelte  und  heilte 
ich  6  Wochen  hernach  einen  Knaben  von  6 
Jahren  ebenfalls  glücklich,  so  wie  vergange* 


-    63    - 

Mi  Jahr  ein  Mädchen  ron.  |  Jahren«  —  Auch, 
»xnige  meiner  ärztlichen  Freunde*  denen  ich 
lieses  Heilverfahren  mittheilte)  haben  es  mit 
Reichem  Erfolg  angewendet  —  Uebrigen«, 
prill  ich  durch  vorstehende  Beobachtungen 
fceineeweges  die  Behauptung  aufstellen»  dab 
das  Scharlachfieber  und  die  häutige  Bräune 
nicht  auch  vom  Anfang  gleich  mit  einem 
ssthenüchen  oder  typhösen  Fieber  eintreten- 
könne^  da  sehr  bewährte  und  glaubwürdige 
Autoren  dergleichen  Beobachtungen  uns  mit» 
getheilt  haben,  jedoch  bin  ich  fest  Uberieugtj 
leih  dieses  bei  Kindern  nur  immer  der  sel- 
tenste Fall  seyn  könne«  —  In  der  Folge  wer« 
de  ich  einen  zwar  tödlich  abgelaufenen,  aber 
sehr  wichtigen  Fall  einer  Angina  membrana- 
eea  mit  völligen  Remissionen  mittheilen)  den 
ieh  bei  einem  jungen  hagern  Mädchen  von 
10  Jahren  beobachtet  habe« 

11t 
tlefniotomia  cruralisy  wichtig,  sowohl  in  ope* 
.  r Oliver  y  als  in  therapeutischer  Hinsicht* 

Eine  Frau  von  ohngefähr  36  Jahren,  Na-« 
mens  Barthelin>  Mutter  von  3  Kindern»  hatte 
einen  eingeklemmten  Schenkelbruch  rechter 
Seite*   an  welcher  ich  den  fünften  Tag  der 


-  64  - 
fortdauernden  Einklemmung,  als  den  10.  Mai 
t8o8,  gerufen  wurde*  De*  hier  handelnde 
Arzt  und  Wundarzt  hatten*  Weil  diö  Einklem- 
mung anfänglich  krampfhaft,  dann  in  die  ent- 
zündliche Übergegangen  war«  aufser  der  mehr- 
mals fruchtlos  vorgenommenen  Reposition, 
die  zwefckmäfsigsten  Mittel  *  jedoch  ohne  Er- 
folg* angewendet.  Da  nun  die  Heftigkeit  der 
vorhau  denen  Symptome*  ala  ein  bia  aufs  ans* 
serste  gespannter*  lehr  schmerzhafter  Unter- 
leib* heftiges  Kotb*-Erbredien  (Miserere)  *  ein 
kleiner  kaum  fühlbarer*  bald  langsamer,  bald 
geschwinder  Puls*  mit  kalten  Von  Schweifs 
bedeckten  Extremitäten  *  höchrothe  Wingea 
und  dabei  ein  eingefallenes  weif*  und  Mais- 
gelbes, ebenfalls  mit  kaltem  SchvttiTs  bedeck* 
tes  Gesiqht*  verbunden  mit  der  gfofsten  und 
angstvollsten  körperlichen  Unruhe ,  mich  So- 
gleich zur  Operation*  ala  dem  einzigen  Ret- 
tungsmittel bestimmte,  so  Wurde  aie  4  Stun- 
den hernach,  Nachmittags  2  Uhr,  in  fieiseyn 
mehrerer  hiesigen  Aerzte,  ^Regiments  -  und 
Staabs  -  Chirurgen  unternommen»  Um  deo 
Hautschnitt  zu  machen*  konnte  keine  Haut«  t 
falte  gebildet  werden,  indem  die  Entzünduqf 
den  Bruchsack,  die  darüber  liegenden  Ingm- 
naldrüsen,  nebst  dem  Zellgewebe  und  den* 

ga- 


lt 

/< 

4 


—     65     — 

gemeinsamen  Bedeckungen  ergriffen  fcat$e,  mit- 
hin die  Bruobgeschwulst  sich  so  feit,  wie  ein 
Bnbo,  anfühlte  und  dieser  Schnitt  aus  freier 
Hand  gemacht  werden  mußte.    Nachdem  ich 
nun  diesen  auf  solche  Weise  gewagten  Schnitt 
verfolgend,    das   Zellengewebe    durchsuchte, 
ao    erschien     eine   glänzende    häutige    Stel- 
le,   welche   der    Saccus   herniosus   zu   eeyn 
schien,    die    ich  nun  wiederhohlte  male  mit 
einer   feinen  Arterienpincetfe   in    der    Form 
einer   kleinen  Pyramide  in    die    Höhe    hob 
und  vnjit    dem    Bistourie ,    dessen   Schneide 
schief  nach  den  Spitzen  der'  Pincette  gerich-  ' 
tet.war,  behutsam  wegschnitt.    Nun  überzeug» 
te  ich  mich,  dafs   dies  der  Saccus  herniosus 
nicht,   sondern  dafs  es  eine  entzündete  und 
sehr  aufgeschwollene  grofse  Leistendrüse  war, 
welche  sich  fluetuirend  anfühlte,    und  mich 

w 

daher  berechtigte,  einen  Lancettenstich  hin- 
ein «u  machen,  worauf  ein  mäfsiger  Eßlöffel 
Eiter  ausflofs.  Da  ich  mich  nun  überzeugt 
hielt,  da(s  der  Bruch  tief  lag,  wie  dies  bei 
Cruralbrüchen  gewöhnlich  der  Fall  ist,  und 
mir  diese  Drüse  im  Wege  lag,  ao  entfernte 
ieh  sie  ganz,  trennte  die  darunter  liegende 
f Ostia  lata  tensoris  femoris,  separirte  mit 
dem  hölzernen  Scalpellhefte  ä.  la  Hunter  das 

Jobib.  XXXVUI.  B.  5.  Sc  E 


,     •  .*.     66     — 

Zelleugewebe,  und  nun  entdeckte  iifch  in  der 
Tiefe  den  durch   die  Heftigkeit  der  Entzün- 
dung dunkelblau  gewordenen  Bruchsack.   Um 
aber  diesen  mit  der  noth wendigen  Vorsicht 
au  öffnen,  mufste  ich  den  flfuscul.  pectin.  von 
seiner  Verbindung   etwas-   frei   machen,    und 
durch*  die  ArnaucUchen  stumpfen  Haken  zu- 
rückziehen   lassen.     Nachdem    ich   nun   den 
Bruchsack  auf  oben  schon  beschriebene  Art' 
geöffnet  hatte,  so   flofs   ohngefähr  eine  Unze 
sich  gesammelter  und  durch .  die  Entzündung 
ergossener   Vapor  abdominalis  oder  psori- 
atisches Serum  aus,  und  nach  Erweiterung  des- 
selben präSQntirte  sich  mir  eine  Hernia  late* 
ralis,    welches    kleine  Stückchen  Darm   ganx 
schwarz    aussah  f   jedoch    aber    zwischen  den 
Fingern,  so  weit  iöh  es  fassen  konnte,  nicht 
zerreibbar  war.    Jetzt  mußten  nun,    um  den 
Darm  zurückzubringen,   da  das  Collum  sacci 
hemiosi  nicht   die  Ursache  der  Incarceration 
war,  die  organischen  Gebilde  des  Hiatus  cru* 
ralis   eingeschnitten   werden,    welches    durch 
drei  kleine,   ohngefähr  eine  halbe  Linie  be- 
tragende Einschnitte,  nach  dem  rordern  und 
obern  Hüftbeinhöcker  C  Spina  anterior  et  su- 
fperior  ossis  ilei)  geschah,    welche  Richtung 
bei  Cruralbrüohen,  in  den  mehreren  Fällen, 


\ . 


die  sicherste  ist.  Da  aber  zuweilen  tiie  Na« 
tur  in  Betreff  der  Lage  der  Bauchschlagader 
{.Arter.  epigastric.)  abweicht,  so  mufs  man 
jedesmal,  wenn  man  einen  Einschnitt  mit  an- 
gedrängter Fingerspitze  durch  das  Buche  er  sehe 
Bruchmesser  gemacht  hat,  mit  der  Fingerspitze 
nachforschen,  ob  Pulsation  in  der  Nähe  des 
gemachten  Einschnitts  ist,  und1  in  diesem  FaU 
le ■  den  Schnitt  nach  der  weifsen  Linie  {Linea 
alba)  oder  nach  der  Vereinigung  der  Schaam- 
beine  (Symphysis  ossium  pubis),  so  wie  ich 
jedesmal  bei  Inguinalbrächen  operire,  und  alt 
die  vorzüglichste  Schnittrichtung  empfehle,  ho- 
rizontal richten ,  wo  man  alsdann  sicher  ope- 
rirt;  aufserdem  aber  bleibt  man  bei  der  er- 
stern  Richtung  des  Einschnitts«  —i  Nur  un- 
ter diesen  Bedingungen  kann  man  .  der.  Ver- 
letzung der  Bauchschlagader  sicher  entgehen, 
welches  aufserdem  nicht  leicht  möglich  ist, 
besonders,  wenn  sich  noch  zu  diesem  so  sehr 
wichtigen'  Operations- Actus,  der  operifende 
Wundarzt  einer  Hohlsonde  bedient,  welches 
ich  noch  neuerlichst  zu  meinem  nicht  gerin- 
gen Erstaunen  in  einer  schätzbaren  Zeitschrift 
lesen  mufste.  —  Diese  Einschnitte  erlaubten 
mir  nun  den  Finger  in  den  Hiatum  cruralem 
zu  führen,  den  aufs  heftigste  entzündeten  gan- 

E  a 


-     68     — 

aussehenden  Darm  sanft  hervorzuzie- 
hen, seinen  pathologischen  Zustand  an  unter- 
suchen, und  da  derselbe  trotz  seiner  blau- 
schwarzen Farbe  sich  zwischen  den  Fingern 
nicht  zerreiben  liels,  (ein  Zeichen,  daü  nock 
nicht  Sphacelus  eingetreten  war,)  in  den  Un- 
terleib zurückzubringen,  weil  der  Vapor  ab- 
dominalis, nach  entfernter  Ursache,  das  bell» 
Fomentum  ist,  um  diese  den  nahen  Brand 
drohende  Entzündung  zu  zertheüenu  —  So 
wie  ich  den  Darm  zurückschob,  so  gab  die 
Leidende  mit  Frohsinn  zu  erkennen,  dab  sie 
nun  frei  athmen  könne,  indem  es  wäre,  als 
wenn  in  der  Herzgrube  ein  festliegender  Strick 
wäre  durchschnitten  worden.  —  Ob  ich  nun 
schon  gewöhnlich  diese  durch  den  Brucbaduitt 
verursachten  Wunden  per  primam  intentuh 
nem  vereinige,  und  sie  sehr  oft  mit  dem 
gten  und  1 3ten  Tag  zur  Vernarbung  gebrach 
habe,  so  bestimmte  mich  theils  die  grobe 
Älifsfarbigkeit  des  Darms,  theils  die  Entzi!» 
dung  derjenigen  organischen  Gebilde,  die  dk  1 I 
Bruchgeachwulst  bildeten,  theils  die  ao  sekf  d 
tiefe  Lage  des  Bruchs  selbst,  diese  Wunde  Id. 
mit  Charpie  locker  auszufüllen ,  diese  mit  &\l 
nigen  Plumaceaux  zu  bedecken,  darauf  eiset 
Bausch  von  Charpie,  der  die  Große  des  Ä*  ]  C 


-     69     - 
ius  cruralis  übertraf,  mit  Heßpflastern  zu  be- 
festigen, darüber  graduirte  triangulaiie  Com* 
pressen  zu  legen  und  diesen  ganzen  Verband 
mit  einer  T  Binde  zu  befestigen.  —  Nachdem 
ich  nun  die  Kranke  in  eine  bequeme,  mit  dem 
Becken  etwqs  erhöhte,  nach  der  linken  Seite 
sich  neigende  Lage  gebracht  hätte,  so  wurde 
nun  der  Unterleib ,  um  der  Entzündung  ent- 
gegen zu  wirken,   mit  folgendem  Linimente 
und  zertheilendem  oder  excitirendem  Umschla- 
ge eingerieben  und  fomentirt.    $•  Camphor.    . 
3y.     Tinct.   thebaic.  Lond.  3y.    Naphth.  vi- 
irioL  %ß.  Olti  Uni  rec.  5/.  M.  f  L  a.  Lini- 
ment.   D.  S.    Alle  2  bis  3  Stunden  in  den 
ganzen  Unterleib  einzureiben,  —  fyt.  Sapoiu 
venet.  rasae  %iiif}  coej.  etsolv.  in  Aq.  comm. 
Mens.  iij\  remotu  ab  igne  adde  Spirit.  fru- 
mentu  Mens.  j.  Extr.  Satürni  ^/.  D.  S.  Da» 
mit  angefeuchteten   Flanell  warm  auf  den 
Unterleib  zn  legen  und  stündlich  zu  erneu» 
ern.  -—    Innerlich  verordnete  ich,  da  seit  5 
\  Tagen  keine  Leib  es  Öffnung  hatte  bewirkt  wer- 
den können,  so  wie  auch  wegen,  der  vorhan- 
denen Darmentzündung,  folgende  Mittel.  ~ 
tyt.  Infusi  laxativi  Vindobonens.  %v.  Evapo-> 
retur  mqäerato  igne  ad  rem*  £&/>  cui  adde 
Olei  Uni  rec.  expr.  Muoilagin.  spec.  diatra- 


\ 
3 


—  7°  — 
gac.,  Syrupi  diacod.  «t$/j  Spirit*  niiri  duk 
3;.  D  S.  Alle  Stunden  einen  EJsloffeL  uni 
in  der  Zwischenzeit  ein  Calomelpulver  zu  % 
Gran  zu  geben.  —  Zugleich  bekam  sie  »De 
3  Stunden  ein  Lavement  aus  Fariru  sem.  Uni; 
Flor.chamomilL  vulg.,  Hb.  serpüli  mit  %  Efr 
löffeln  Leinöl,  dein  nach  a  Stunden  eint  toi 
"Weinessig  mit  Wasser  folgte.  — -  Die  ersten 
d  Stunden  nach  der  Operation  waren  norfi 
mit  Erbrechen  vergesellschaftet,  dann  aber  blieb 
sowohl  das  Infus,  laxat.  als  die  Pulver  und  du 
Getränk ,  ohne  wieder  ausgeworfen  zu  wer- 
den, es  fingen  an. Blähungen  abzugehen,  und 
Abends  8  Uhr  erfolgte  eine  geringe  Leibe*- 
Öffnung,  der  um  10  Uhr  eine  reichlichere  mit 
grofser  Erleichterung  obiger  Zufälle  folgte  - 
In  der  Mitternacht  nach  13  Uhr  traten  aber 
wiederum  die  heftigsten  Zufälle,  die  oben  vor 
der  Operation  beschrieben  worden  sind,  eis, 
als  starkes  Brechen  u.  s.  w.,  nur^aber  war  der 
wieder  sehr  aufgetriebene  Unterleib  nicht  meto 
so  schmerzhaft,  die  Angst  desto  grofser,  der 
geschwinde  Puls  kleiner  und  zugleich  die  groß* 
te  M uthlosigkeit  vorhanden*  Da  ich  bei  mei- 
ner Morgen visite,  als  den  2ten  Tag,  diese  rück- 
kehrenden  Zufälle  entweder  der  vorhanden« 


v 


.  —  7i  — 
fortschreitenden  passiven  oder  asthenischen 
Entzündung ,  oder  auch  dem  nieder  vorge- 
fallenen Darm  zuschreiben  raufst  e,  so  unter« 
suchte  ich  zuerst  die  Wunde,  welche  zu  we- 
nig entzündet  war,  hochroth  aussah  und  viel 
Serum  ausschwitzte;  das  Ostium  herniosum 
war  frei  und  kein  Hervortreten  irgend  eines 
Theils  zugegen,  weshalb  ich  die  Wunde  mit 
der  Solu t.  myrrlu  aceta;.  c.  mell,  rosar.  ver- 
band und  damit  de?  Verband  des  Tags  eini- 
gemal anfeuchten  liefs.  Die  übrigen  Zufälle 
veranlagten  mich  innerlich  ein  stärkeres  Reiz- 
mittel,  nebst  einem  camphorirten  Blasen-Pfla- 
ster «uf  den  Unterleib,  anzuwenden,  um  die 
Nerventhätigkeit  des  Unterleibes  zu  erhöhen. 
Die  gestern  verordneten  innern  Mittel  wur- 
den ausgesetzt,  das  Fomentum  aber,  nebst 
Lavements  fort  angewendet,  fy.  Fol.  nicotian. 
opt.i  3  h/.  Rad.  rhei  conc.  Zij.  coq.  c.  Aq. 
commun.  s.  q.  ad  remanent.  Zviij.  Cola  et  in 
colatura  dissolve,  Extr,  valerian*  frig.  pa- 
rat 3ij.  D.  S.  Alle  Stunden  einen  Eßlöffel. 
—  Diesem,  von  dem  verdienstvollen,  nun  ver- 
ewigten  grofsen  Herrn  Hofrath  und  Profes- 
sor Richter  in  Göttingen,  empfohlenen  Mittel, 
welches  ihm  in  Verzweifelten  Fällen  öfters  die 


'*-'  7*  — 
erwünschtesten  Dienste  geleistet  hatte,  setzte 
ich  noch  das  Extractum  valerian.  zu,  um 
.es  dadurch  für  diesen  Fall  noch'  würksamqx 
zu  machen.  —  Die  zwei  ersten  EfslofFel  wur- 
den  '  weggebrochen ,  die  folgenden  blieben, 
das  Brechen  hörte  auf,  gegen  ß  Uhr  Nach- 
mittags bis  9  Uhr  Abends  erfolgten  3  Stuhl« 
gange  mit  Verminderung  der  Zufälle  und  ich 
versprach  mir  einen  guten  Ausgang,  Allein 
diese  Hoffnung  wurde  in  der  Nacht,  bei  Fort- 
setzung «des  Mittels  wieder  vereitelt,  indem 
wiederum  nach  12  Uhr  das  Brechen,  nebst 
allen  Zufällen  und  zwar  verstärkt  sich  einfand, 
so  dafs  ich  den  dritten  Tag  des  Morgens  we- 
nig oder  nichts  mehr  hoffen  konnte*  Der 
Unterleib  war  so  hoch  aufgetrieben,  dafs  die 
Patientin  kaum  mehr  athmen  konnte,  da- 
bei aber  Jeider  noch  weniger  schmerzhaft, 
als  gestrigen  Tages;  das  häufige  Brechen 
war.  kein  Erbrechen  ,  sondern  ein  wahres 
Heraufcjuellen  der  Feuchtigkeiten  in  und  aus 
dem' Munde,  welche,  da  sich  Patientin  we- 
gen grofser  Schwäche  nicht  bewegen  konn- 
te, mit  einem  Schwamm  aufgefangen  und 
abgewischt  werden  musften ;  der  Puls  warv 
sä  klein  und  geschwind,    dafs  man  ihn  fast 


—     73     — 

gar  nicht  mehr  fühlen  konnte;  die  E*» 
tremitäten  warfen  marmorkalt,  mit  kaltem 
Schweifs  übergössen,  so  wie  das  entstellte, 
blasse  und  eingefallene  Gesicht;  die  Nase  war 
spitz,  die  Augen  ganz  matt  und  die  Pupillen 
erweitert.  Mit  einem  Wort,  Facies  Hippo- 
cratica.  —  Da  diese  Zufälle. insgesammt  einen 
hohen  Grad  von  Lähmung  der  Unterleibs  - 
Nerven  verriethen,  %o  glaubte  ich,  dafs  nur 
ein  starkes  Reiz-Mittel  im  Stande  wäre,  die 
gesunkene  und  bald  erloschende  Lebgns-Kraft 
wieder  in  Thätigkeit  zu  bringen  Und  hierzu 
wählte  ich  vorzüglich  das  Oleum  aeihereum 
Sassafras  mit  dem  Cortice  chinae  tartaris. 
Vogleri,  f  siehe  dessen  Pharmacia  selecta) 
gemischt,  ein  Mittel,  welches  ich  in  hartnäk- 
kigen  Leibes  Verstopfungen  den  Absichten  sehr 
öfters  entsprechend  gefunden  habe.  Das  OL 
dest>  Sßssafr,  setzte  ich  diesem  Mittel  deshalb 
zu,  weil  die  Lebenskraft  so  sehr  daniederlag, 
mithin  ein  stärkeres  Einwirken  nothwendig 
war  und  mir  meine  Beobachtungen  dieses  äthe- 
rische! Oel  als  specifik  einwirkend  auf  die  Ner- 
ven des  Unterleibes  hatte  kennen  lernen  las- 
sen, —t  *fy.  Olei  aeth.  sassafr.  3ß-  Pah. 
cort.    chin.   alcoholisati  op$;  3iy.     Crystalli 


-     74     — 

tartari  3*/.  M.  D.  ad.  >vitr.  Sm  Stund« 
+  lich  einen  gehäuften  Theelöjfal  zu  ge- 
ben*). Dieses  Mittel  wurkte  *o  vortrefflich, 
dafs  nach  3-  Stunden  das  Brechen  aufhörte, 
nach  der  4ten  Stunde  die  Stuhlausleerungen, 
nebst  groben  Luft-Explosionen ,  dermaßen  er- 
folgten ,  dafs  von  2.  Uhr  Nachmittags  bis 
Abends  8  Uhr,  fünf  copiöse  Stuhlgänge,  mit 
Abnahme  der  Gefahr  drohendsten  Zufalle,  er- 
folgt waren.  Die  Wunde,  die  ich  diesen 
Morgen  bei  Anlegung  eipes  neuen  .Verbandet 
von  mifsfarbigen  schlaffen  Ansehen  fand,  streu- 
te ich  mit  einem  Pulver  aus  Eichenrinde, 
Campher,  Myrrhe  und  Zucker  voll  und  legte 
die  mit  Myrrhen-Essig  befeuchtete  Charpie, 
nebst  übrigen  Verband  darüber«  —  Von  8 
Uhr  an  bekam  sie  nun  das  Pul  vor  die  Nacht 
hindurch   alle  2  Stunden,   worauf  noch   eini- 

1 

ge  Sedes,  mit  fortschreitender  Besserung,  er- 
folgt waren.  Denn  bei  meiner  Morgen*  Visite 
den  4ten  Tag  fand  ich  die  Gesichtszüge  minder 

•J  Fünf  Wochen  apäter  hatte  der.  Regiments- Chirur- 
gua  Wehrmann  bei  einer  Dame  den  nämlichen 
Fall  nach  einer  verrichteten  «Herniotomie,  und  er 
wendete  obiges  Pulver,  dafa  er  von  mir  bei  dieser 
Kranken  hatte  anwenden  sehen,  mit  dem  glücklich- 
sten Erfolge  an. 


-  7*  ~ 
natürlicher ,  die  Haut  war  'tfarm,  der  Blick 
der  Augen  verrieth  mehr  Lebens- Thätigkeit, 
der  grofse  Dum  hatte  nachgelassen,  die  trok- 
keno  Zunge  war  feucht,  das  Athmen  nicht 
mehr  ängstlich,  der  Unterleib  weicher, .  nicht 

mehr  sehr  aufgetrieben,  jedoch  noch  empfind- 

# 

lieh  beim  üufsern  Drtick,  der  Puls  weich, 
frei,  nicht  mehr  sehr  gereist,  der  ganze  Kör- 
per mäfsig  warm  und  transpirabel  und  die 
Krjrake  fühlte  sich,  nebst  mir,  außerordent- 
lich glücklich.  Die  Tiefe  der  Wunde  hatte 
aber  rücksichtlich  der  Mifsfarbigkeit  seit  ge- 
stern sich  um  nichts  gebessert,  weshalb  mit 
dem  Verband  continuirt  wurde.  Das  Pulver 
bekam  sie  nun  von  heute  an  nur  alle  3  Stun- 
den,  trank  dabei  öfters  eine  Tasse  ChamHIen- 
thee,  Gerstenschleim  mit  Bouillons  und  Ci- 
tronensaft  bereitet,  oder  Wein-Molken.  Der 
Tag  und  die  Nacht  verliefen  sehr  gut,  die 
Kranke  war  mit  einigen  Stünden  erquicken- 
dem Schlaf  erfreut  worden.  Auch  waren  in 
•diesen  a4  Stunden  Sedes  erfolgt.  Das  Vesi- 
catorium  wurde  mit  EmpL  matris  zur  Hei- 
lung gebracht,  und  obiges  Fomentum,  so  wie 
das  Liniment  ausgesetzt.  — -  Den  5ten  Tag 
flössen  Exkremente  aus  der  Wunde,    die  ei- 


-.   76     - 

nen  Beweis  abgaben,  dafs  die  bei  der  Ope- 
ratiön  bemerkte  dunkelblau- schwarze,  gan- 
gränöse Stelle  des  eingeklemmten  Darms  spha- 
celirt  und  sich  geöffnet  hatte.  Es  wurde  nun 
deshalb  das  obige  Pulver,  jedoch  mit  Weglas- 
sung des  aether.  Oels  alle1  3  Stunden  zu  ei- 
nen Theelöffel  fortgesetzt,  die  Wunde  täglich 
3  mal  mit  dem  Campher* Pulver  eingestreut 
und. mit  Myrrhen-Essig  fort  verbunden.  Da 
sich  etwas  Appetit  einfand,  so  bekam*  sie 
Mittags  und  Abends  eine  Gries  -  oder  Nudel- 
Suppe,  das  Getränk  blieb  und  das  übrige 
Befinden  entsprach  meinen  Wünschen.  — 
Mit  diesen  innern  und  äu&ern  Mitteln,  und 
mit  etwas  mehr  nährenden  und  leicht  ver- 
daulichen Speisen,  liefs  ich  nun,  bei  täglich 
sichtbarer  Besserung  der  Kranken  und  Ver- 
minderung der  ausfließenden  Excremente 
bis  zum  igten  Tage  fortfahren,  an  welchem 
Tage  der  Excrementen  -  Ausflufs  aufhörte.  • 
Die  Wunde  granulirte  bei  guter  Eiterung  und 
mit  dem  §5sten  Tage  vernarbte  sie  gänzlich. 
Während  dieser  Tage  hatte  sie  iäglich  eine 
freiwillige  OefFnung,  der  Schlaf  war,  so  wie 
der  Appetit  gut,  die  Kranke  hatte  an  Kräften 
sehr  gewannen. 

Da  die  Witterung  sehr  günstig  war,  s? 


—  77  — 
wurde  ihr  erlaubt«  in  einem  Garten  hinter 
der  Wohnung  spatzieren  zu  gehen,  wo  sie 
dfsn  sich  sehr  bestratenden  Fehler  beging», 
sich  ips  feuchte  Gras  zu  setzen ,  v  welches  den , m 
grofsen  Nachtheil  hatte ,  dafs  sie  Abends  ei- 
nen bedeutenden  Fieberanfall,  mit  rheumati- 
schen .Schmerzet)  in  Ixeiden  Unterschenkeln 
bekam,  welche  letztere  sich,  trotz  der  ange- 
wendete!) diaphpretischen  Mittel,  die  aus  Liq. 
Minder.  Roob  samb.  Vin,  antim.  Huxh%  und 
Aq.fi.  thüiae  bestanden,  den  andern  Tag  auf 
die  bereits  vernarbte  Operations- Wunde  ver- 
breiteten, eine  starke  Entzündung,  nebst  de- 
ren Folgen  erregten  und  den  5ten  Tag  nicht 
allein  die  Haut- Wunde»  sondern  auch  die  ver- 
heilte Darm  -  Parthie  wieder  zum  Aufbruch 
brachten  und  so  die  Kranke  in  ihre  vorige 
Lage  zurücksetzten«  Allein  die  fortangewen- 
deten innern  und  äufsern  Mittel,  besserten 
durch  einen  den  yten  Tag  eingetretenen  kri- 
tischen Schweift  und  Sediment  im  Urin  den 
Zustand  dermafsen,  dafs  den  gten  Tag  weder 
Fieber,  noch  Schmerz  zugegen  war.  Die  wie- 
der aufgeeiterte  Bruchstelle  verband  ich  bjjL, 
zu  diesem  letztarn  Termin  mit  einer  Mischung 
aus  frischem  Provenceröl,  Wein,  arabischen 
Gummi,   und  Campher y,   wodurch  eine  gute 


-     78     — 

Eiterung  hervorgebracht  worden.    Vom  xoten 
Tage  an  lieft  ich   ihr   wieder,    siebst   einer 
•anft  nährenden  Diät,  obiges   einfache  Ginnt* 
Pulver  täglich  3  Theelöffd  nehmen,   die  ma 
eiternde  Wunde,  die  nur  in  der  Tiefe  durch 
eine  dünne  nach  Excrementen  riechende  Feuch- 
tigkeit verunreinigt  wurde,  mit  letzterm  Mit- 
tel, nachdem  zuvor  obiges  Kampher  -  Pulrer 
war  eingestreuet  worden,   täglich    3  mal,   bk 
zum  23*ten  Tage  verbinden,  an  welchem  rieft 
die  Oeffnung  des  Darms  wieder    geschlossen 
hatte.     Während  diesen  Tagen  hatte  sie  täg- 
lich eine  Stuhl ausleerung,   der  Schlaf  war  er- 
quickend,   und  die  Kräfte  hatten  sich  wiedet  I 
eingefunden.  —  Von  mm  an  verband  ich  sie 
täglich  nur   zweimal  und  nach  7  Tagen  nur 
einmal,    und  den  3/Sten  Tag  war  diese  neu 
aufgeeiterte  Stelle  völlig  vernarbt,  sie  behielt 
keinen  Anum  artificialem,    und   befand  sich 
gesund.    Sie  trug  nun   ein  gutpassendes  ela- 
stisches Bruchband,    welches  sie  nach  einem 
halben  Jahre,    wider  meinen  Rath    abgelegt 
hatte  und  jetzt,  da  ich  dieses  schreibe,  befin- 
det sie  sich  nach  5  Jahren,    bei  ihrer   anhal- 
tenden Arbeit,   als  Silber- Wäscherinn  in  den 
besten  Gesundheit» -Zustand. 


—     79-    — 
Dieser  Krankheits  -  und  Operations -Ge- 
schichte fuge  ich  noch  eine  frühere  Schdi&el- 
bruchrOperati©n  bei,  die  auch  nicht  ohne  In- 
teresse seyn  wird. 

Vor    nun  bereits    10  Jahren,  wurde  ich 
zu   einer  64  jährigen  Kranken,    die   schön  4 
Tage  an  einer  lncarceratione  inflammatoria 
her  nie  e  cruralis  gelitten  hatte,  gerufen.    Her 
Hausarzt  hatte  neben  Aderläspen,  Bädern,  Auf- 
tröpfeln der  Naphthae  sulphur.,    kalten   Um- 
schlägen   auf    den  Bauch,    warmen   aus  den 
Copitib.  papav.    Hb.  hyosc*  flor.  samb.  und 
farin.  sem.  Uni  bestehenden  Breiumschlägen, 
auf  den  Unterleib,   und   Einreibungen   eines 
Liniment,  vol.  c.  Tinct.  opii  und  andern  da- 
hin abzweckenden  Mitteln,  nichts  unversucht 
gelassen,    um  die  Reposition    zu  bewiirken; 
aber   alles    ohne  ^  Erfolg.     Diesen    4ten   Tag 
hatte  er  noch,  einige  Stunden  zuvor,  ehe  ich 
kam,  ein  Infus  um   aus  3/.  Hb.  Belladonna  in 
einem    Lavement    geben   lassen,  worauf  die 
heftigsten   Zufalle,    die    die  Belladonna    nur 
hervorbringen  kann,  als,  plötzliches  Hinsinken 
aller  Kräfte,  Sinken  des  Pulses,   völliger  Me- 
teorismus  ohn$  die  geringste  Bewegung  der 
gleichsam    paralysirten    Därme,    eingetreten 
waren  -und  ohngeachtet  der  gänzliched  Ab- 


—     8ö     — 

•pannung  aller  festen  Theile,    war  die  Repc 
•ition  doch   unmöglich.      Unter    diesen  Un 
ständen    die  Operation   vorzunehmen,    wai 
Verwegenheit  gewesen,    daher  wendeten  m 
erstlich  Mittel  an,    um  die  Folgen    des  Ge 
brauchs  der  Beilad«  zu  heben,  '—   als  Lav» 
ment  von  halb  Wasser  und  Wein  -  Essig  tmJ 
da  diese  nicht  weggingen,    von  Wein-E^ 
allein  alle  halbe  Stunden.    Die  Kranke  wurde 
ferner  mit  warmen  Wein-Essig  über  den  «u- 
zen  Körper  gewaschen,  dergleichen  Umschlage 
auf  den  Unterleib  gelegt  und  innerlich  offen 
ein  Efslöffel  Wein-Essig  oder  Citronensäure, 
auch  abwechselnd  10  —  ia  Tropfen  Naphtk 
acte,  gereicht  so  wie  dazwischen   eine  Taue 
schwarzer   starker  Kaffee    efslöffelweiae  ein- 
geflöfst.    Nach  diesem  Verfahren  wichen  die 
Zufälle  nach  und  nach  so,    dafs  sie  sich  ifl 
der  Nacht,  bis  auf  die  noch  vorhfodene  Kopf« 
und   Augenschwäche   ganz  %verlohren   hatten 
Allein  gegen  Morgen  war  das  sehr  geminder 
te  Brechen  wieder  stärker,    so  wie  auch  der 
bis    in    die   Nacht  unempfindlich    gebliebene 
Unterleib  wieder  schmerzhaft  wurde,   so  dafi 
wir  diesen  Morgen,  als  den  5ten  Tag  der  1fr 
eorceration,  die  Operation  unternahmen  *)•  - 

■    ni  i 

*)   DU  ton    -Aatm.  tl*gftuatint*il  in   diejem  JotntfV  J#1 


—     81     — 

He  Operation  war  hier  weniger  schwierig, 
b  im  vorhergehenden  Falle,  w^il  die  Kranke 
iemlich  mager  war,  mithin  das  Ostium  her- 
iosiim  und  der  Biruch  selbst  nicht  so  tief  lag» 
rh  operirte  sie,  nachdem  ich  durch  eine 
'entfalte  den  Hautschnitt  so  grofs  gemacht 
■tte,  dafs  sich  die  ganze  Bruchgeschwulst 
rüsentirte,  nach  der  oben  beschriebenen 
[ethode.    Die  vorgefallene  Darmschlinge,  die 

der  pr.  Heilk.  17  Bds.  1  Stk.  pag.  ig5,  durch  Zu- 
lall  entdeckte  vortreffliche  Wurkung  der  Belladon. 
in  Lavemems,  die  in  einigen  Fällen  Incarcerirter 
Bräche  auch  meinen  Wünschen  ganz  entsprechen, 
igt  nur  daselbst  zu  allgemein  in  Betreff  der  Quan- 
tität empfohlen  worden,  denn»  nachdem  ich  schon 
Ton  Dr.  un.  zu  starke  Einwirkungen  erfolgen  sah, 
•o  nehme  ich  nie  mehr,  als  Dr.  Sem.  Pulv«  hb.  bei* , 
lad.  zu  einem  Lavement  und  wenn  nach  3  Stun- 
den  die  erwünschte  Wurkung  nicht  erfolgt,  10 
laase  ich  es  wiederholt  geben.  Da  man  dies 
Lavements;  gleich  nach  seiner  Bekanntmachung 
hier  öfters  in  obiger  Quantität,  nämlich  eine 
Handroll,     anwendete,     $0    wurde     ich    in    Zeit 

'  von  anderthalb  Jahren  zu  zwei  dergleichen  Kran- 
ken gerufen,  wo  die  'danach  entstandenen  Zu- 
falle, ohnerachtet  des  Gebrauche  des  im  eben  er- 
fühlten Falle  mit  Nutzen  angewendeten  Weines* 
•ige  etc.,  nach  5  und  7  Stunden  in  ein«  tödtliche 
Apoplexie  übergingen;  ich  warne  daher  junge  Wund- 
ärzte sehr,  bei  Anwendung  dieses  Lavements  mit 
Vorsicht  au  handeln* 

fem.  XXXVIII,  B.  *\  St.  F 


—     8a      — 

einen  Theil  des  Iniestini  coli,  nebst  einem 
kleinen  Theil  des  Neues  ausmachte,  hatten 
beide,  jedoch  ersteres  mehr  als  letzferas,  eia 
mifsfarbiges  Ansehen,  jedoch  wurden  beide, 
nach  Einschneidung  des  Hiatus  cturalis  h 
dea  Unterleib,  um  dort  in  ihr  Jus  domicS 
wieder  einzutreten*  zurückgebracht,  Phin.bfr 
nutzte  ich  hier  mein  mehrmahls  glücklich 
ausgeführtes  Verfahren ,  nämlich  die  Wunde  I l 
per  reunionem  zu  heilen.  Ich  liefs  deibb  I G 
die  Wundränder  in  genaue  Berührung  brifr|u 
gen,  vereinigte  sie  mit  darübergelegten  Hefcl^ 
pflastern,  deren  eines  das  andere  genau  b»|A 
rührte,  legte  darüber  trockene  Plumacetfl  °l 
und  (len  obenangeführten  Verband.  Wir|  ^ 
brachten  sie  nun  in  die  oben  beschriebene 
Lage,  die  sich  nur  dahin  abänderte,  dafi« 
mit  der  linken  Hüftgegend  hoher  gelegt  wer« 
den  mul'ste,  weil  an  dieser  Seite  der  BW 
war.  Da  von  der  Zeit  der  Einklemmung  m 
keine  Stuhl- Entleerung  erfolgt  war,  und 
Kranke  über  brennenden  ^chmerz,  jed 
mehr  auf  der  linken  Seite,  als  in  den.  übrig 
Gegenden  des  Unterleibes,  klagte,  trock 
mit  einem  gelben  Schleim  belegte.  Zunge, 
Durst  und  bedeutendes  Fieber  hatte,  so  vflf  ^. 
ordneten  wir    die  Vom  Professor  Vogel  eai  ti< 


I 
s 


—     83     — . 

:ohlene  Mischung,  (siehe  Vogtl*  eine  leichte 
id  neue  Methode,  den  Ileus  von  eingeklemm- 
n  Brüchen  tu  heilen.  Altdorf,  1797«  p^  17 
•  ig)  alle  Stunden  1  —  2  Elslüffel  tu  ge- 
lb und  gleich  darauf  a  — •  3  EfrlüfFel  tobt 
ichstehender  Emulsion;  —  fy.  Olei  amyg- 
ist9,  dulc.  ree.  expr.,  Syrupi  diaöodiL  ia  §J. 
ummi  arab.  J  ij.  M.  F.  filtr*  cum.  Äq.flor. 
Uiae.  %vf.  EmuUio*  D.  S.  ut  supra.  *)  das  ' 
etränk  bestand  in  Chamillenthee ,  Salep- 
t&leim  und  Tamarinden  -  Molken ;  zugleich 
fkan  sie  aller  2  bis  3  Stunden  ein  erwei- 
terndes und  krampfstillendes  Lavement,  das 
»ige  Cataplasma  anodytium  und  Linimen- 
nn  voL  c.  Tina,  opii  auf  den  Unterleib.  — . 

•)  Wie  wesentlich  wichtig  mir  der  Gebrauch  dee 
•Mandelöhls,  blonden  in  dieeer  Emulsion,  —  (dt«« 
•an  grobe  Heilkräfte  in  verschiedenen  Krankheiten, 
•chon  längst  der  Hr.  St.  H,  Uujeland,  nicht  Allein 
in  "oben  erwähnter  Schrift,  sondern  euch  in  diesem 
Journal  10  Itda,  4  Stk.  i35#  gehörig  gewurdign  hat) 
—  nach  allen  nur  einigermafsen  bedeutenden  chi- 
rurgischen Operationen  oder  nach  Verwundungen, 
immer  gewesen  ist,  und  wie  sehr  sich  mir  ihr  Nut- 
fen  betätiget  hat,  kann  ich  hier,  ohne  in  ein  weit- 
•  Uufuges  Tbeoretiatren  von  denen  Wurkung  einau- 
gohen,  nicht  unberührt  lasten.  Ihm  verdanke  ich 
das  besondere  Glück,  dato  ich  bei  meinen  so  sehr 
häufig  verrichteten  und  so  sehr  schweren  Opera* 
üonen    mancherlei  Art,    als  nach  dem  Steiaschnitt, 

F« 


•-    84    - 

t 

Die  Larements  bewirkten   keine  Stuhl-Ent- 
leerungen, die  Mixtur  brach  die  Kranke  meh- 
reremale  weg,  bis  nach  Verlauf  von   6  Stun- 
den nach   der  Operation  das  Erbrechen  auf- 
horte, 'die  innern  Mittel,  nebst  Getränke  blie- 
ben.    In  der  Nacht    erfolgten    einige  Sede*, 
wodurch  der  Unterleib  in  seiner  sehmerzhaf- 
ten  Ausdehnung,  so  wie  das  Fieber  sich  ver- 
minderte, und  die  Kranke  sich  sehr  erleich- 
tert fühlte«    Bei  diesen  guten  Aussichten,  be- 
kam sie  nun   den  6  ten  und  7  ten  Tag  obige 
Mixtur  nur  alle  3  Stunden  zu  2  Eßlöffeln  pro 
Dosi  die  Emulsion  dazwischen  und  mit  den 
Übrigen  Mitteln  liefsen  wir  ebenfalls  fortfah- 
ren.    Die   Abnahme   aller   bedeutenden  Zu- 


nach  der  5  mal  glücklich  vollbrachten  Exstirpation 
der    Glancfulae    tbyebideae,    nach   Enucleation  der 
Ueberbeine,  Cassationen   u.  f.    w.   auch   nicht  ein* 
mal  den  Kinnbacken-Krampf  gesehen  habe,  so  wie 
es  mir  auch    das  Wundfieber    immer  in  «einen   ge- 
hörigen Schranken  gehalten  und  dae  beleidigte  Ner- 
vensystem durch  seine  Sedativ-Kraft   in   vielen-  Fäl- 
len weit  mehr  beruhigt  hat,  als  das   Opium.     Des» 
halb  setze  ich   auch  nur  in   denjenigen   Fällen  den 
Syrup.  diacod.  zu,   wo  die  Sensibilität,   des  Nerven- 
systems sehr  erhöht  war  und  der  Kranke  eine  sehr 
schmershafte  Operation  überstanden  hatte;    außer- 
dem seue  ich  den  Syr.  de  alth,  oder  £acch.  canar. 
au» 


o 


'  ^ 


• 


—     85     —  , 

He    machte,    da&  wir   der  fortschreitende!* 
aaserung  vom  7ten  Tage  an,    gewifs  seyn 
.    können  glaubten.     Allein  den   7ten  Tag 
»s  Abends  erschienen  wider  Erwarten  neue, 
»•orgnifs    erregende   Zufälle,    die   sich    die 
ranke  durch  eine  kleine   Gemüthsbewegung 
td   Erkältung  bei  dem  Wechsel  des  Bette* 
id  der  Wäsche  zugezogen  hatte;  sie  bestan- 
►n  in  kleinen  Horripilationen ,  denen  etwas 
überhitze  folgte,  mit  kleinem,  geschwinden, 
wichen  Puls,    der  76  — v8o  Schläge  in  der 
taute  that,  in  Neigung  zum  Brechen,    g*ö- 
•rem  Durste,    vermehrter  Ausdehnuag  de* 
aterleibs,  dessen  noch  zurückgebliebene  Em-» 
isdlichkeit  wieder  in  Schmerz  Überging;  Zü- 
rich war   die   zeither    warme    transpirable. 

# 

tut  minder  trocken  und  kühl  anzufühlen^ 
sonders  an  den  Extremitäten,  und  die  La-» 
ments  gingen  ohne  Erfolg4 wieder  weg.  Die 
unde  war  nicht  schmerzhaft,  weshalb  der- 
Ibe  nicht  gewechselt  wurde«  Da  hier  theils 
xch  die  Erkältung,  theils  durch  den  Krampf, 
i  Folge  der  Gemüthsbewegung  die  Entzün- 
ing  wieder  von  Neuem  hervorgerufen  wor- 
n,  so  verordneten  wir,  die  f^ogehche  Mix-» 
•  auszusetzen,  statt  deren  aber  alle  a  Stun- 
a  einen  Eislöffel  von  einer  Mischung  aus 


—    86     - 

gleichen. Theilen  Liquor  Minderen  und 
diacodii  und  in  der  Zwischenzeit  einen  1 
ttolgran  PuU>.  rad.  ipecac.  pro  dosi  *u 
ben;  das  Cataplasma  anodynum  wurde 
den  Spec,  aromar.  verstärkt,  mit  der  E 
sion,  so  wie  mit  den  Getranken  und 
übrigen  Mitteln  die  Nacht  durch  contij 
—  Am  Morgen  'des  achten  Tages  fander 
die  nämlichen  Zufälle  noch,  aufser  daß 
Brechen,  nachdem  zuvor  eine  Leibesöff 
erfolgt  war ,  von  4  Uhr  an  aufgehört  h 
der  Unterleib  war  aber  mehr  anfgetrii 
schmerzhaft,  der  Atbem  beengt,  der  Puls! 
samer  und  weich,  die  Extremitäten  fe 
aber  kühl.  '  Um  also  dieser  passiven  un< 
nervoesen  sich  neigenden  Entzündung*  < 
kräftigere  Mittel  Einhalt  iu  thun,  so  b« 
die  Kranke  statt  des  Liq.  Minderer iy  al 
Stunden  eiui  von 'folgenden  Pulvern  fy. 
lomel.  gr.  xij.  Camph.  gr.  vj\  Kernt,  mn 
Opii  purij  Pulv.  rad.  ipec/acuanh.  ü  ^ 
Lapiais  cancror.  ppt.  ij.  Misceant.  ejcat 
me^filtrapulv.  subt.  divid.  in  vj.  part.  ae 
D.  S.  Alle  2  Stunden  ein  Pulver  ui 
der  Zwischenzeit  einen  Efslöffel  von  fol 
der  Mixtur:  J^»  Boracts  vcnet.  Zij.  Gl 
arab.  Büij.  Syrupi  emuUUn  j^ß.  Aq.  mel 


-     87     - 

\iiij.  M.  F.  Solution.  *)'  —  Der  Tag  und 
lie  Nacbt  war  ohne  Verschlimmerung,  jedoch 
luch  ohne  grofse  Abnahme  der  Zufalle  ver- 
tufen,  der  Leib  war,  ohne  an  Ausdehnung 
erlobren  zu  haben,  nicht  mehr  so  schmerz-» 
alt,  der  Puls  war  langsam»  weich,  gleichför- 
mig und  schlug  Gq  mal  in  der  Minute,  der 
)urst  war  nicht  grofs,  das  Brechen  hatte  sich 
licht  wieder  eingefunden,  so  wie  auch  keine 
>effnung,  der  Urin  machte  ein  schleimigtes 
•edimentu  —  Bei  meiner  Morgen*  Visite,  (den 

■ 

ten  Tag  nach  der  Incarceration,  oder  den 
tei^  nach  der  Operation)  wo  ich  den  eben- 
rw&hnten  Zustand  vorfand,  fiel  mir  aber  be- 
onders  der  noch  mehr  aufgetriebene,  nicht 
ehr  schmerzhafte  Unterleib  auf,  ich  unter- 
uchte  ihn  sehr  vorsichtig  mit  gröfater  Auf- 
lerksamkeit,  und  glaubte  eine,  von  ergösse- 
en  Feuchtigkeiten  herrührende  Fluctuation 
\x  fühlen,    wozu  noch  karJu,  daü  die  Kranke 

*)  Ueber  die   vortreffliche  Würkung   deainnern   und 

«ufaern   Gebraucht    dea    Borac.  venet. ,    bei   innern 

.  und  Mufsern  Enufindungen,  werde  ich  in  der  Folge, 

mehrere  am  Krankenbette  gemachte  Beobachtungen, 

in     diesem   Journale     mittb eilen;      vorzüglich    hat 

•r  eich  mir,  in  Peripneumonieen,  und  im  Puerperal- 
1 
-    Fieber    mit    Gebärmutter  -  Entzündung    verbunden, 

praemiaais  praemittendit  sehr  wirksam  bewiesen. 


±r       88        — 

ein  Drangen  in  der  Gegend  des  Hiatus  cm- 
ralis  und  eine  Dürchnässung  des  Verbandes 
bemerklich  machte;  zugleich  fiel  mir  ein,  diu, 
wenn  ein  Hydrops  acutus  sich  gebildet  hätte, 
diese  Feuchtigkeit  sich  am  besten  durch  den 
Hiat.  crural.  würde  entleeren  lassen.  Id 
nahm  deshalb  den  Verband  weg,  fand  die 
Wundränder  an  einigen  Stellen  durch  Ad- 
häsion vereinigt,  allein  an  den  nicht  verei- 
nigten Stellen  eine  lymphatische  Feuchtigkeit 
vordringen«  Dies-  letztere,  bestätigte  meine 
Vermuthung,  ich  trennte  sogleich  durch  m 
gelindes  und  sanftes  Anspannen  der  Haut  die 
an  einander  geklebten  Wundränder,  welch« 
ohne  sonderlichen  Schmerz  geschah,  entdeckte 
im  Grunde  der  Wunde  wenig  Adhäsion,  aber 
ergossene  Lymphe  und  so  wie  ich  den  Fin- 
ger in  das  Ostium  herniosum  brachte,  um 
die  im  Innern  anliegenden  Theile  zu  entfer- 
nen, so  ergofs  sich  eine  bedeutende  Menge 
im  Unterleibe  gesammelter,  dem  geklärtes 
Sero  lactis  ähnlicher  Lymphe,  mit  der  groll- 
ten Erleichterung  der  sogleich  leichter  ath- 
menden  Kranken  Diese  Beschaffenheit  dff 
Lymphe  war  ganz  so,  wie  man  letztere.« 
Puerperalfiebern  anzutreffen  pflegt,  jedod 
ohne  Flocken,  oder  vielmehr  ohne  käseä 


-     89      - 

t 

e  Gerinnungen.  Die  Wunde  Würde  mit 
dmer  Charpie  locker  ausgefüllt  und  wie 
m  verbunden.  Den  Tag  über  hatte  sich 
Unterleib  mehr  entspannt  und  die  Schmer« 

waren,  aufser  einem  angebrachten  Drucke, 
it  mehr  bemerkbar.  <  Ich  fand  die  Kranker 

Abend*  sehr  gettostet  und  voller  Hoff- 
ig« Der  ganze  Verband,'  de*  wegen  der 
&  häufig  ausgeflossenen  Lymphe  ganz  dufch- 
st  war,  mufste  erneuert  werden,  und  die 
cht  durch  hatte  sie  die  letztern  Mittel,  so 
i  es  der  Schlaf  erlaubt  hatte,  alle  £  Stun- 
i  bekommen.  —  Den  10  ten  Tag  des  Mör- 
is  fand  ich  meine  Kranke  bei  einer  Tasse 
Töe,  welche  sie  mit  Vergnügen  genöfs  und 

versicherte  mir,  daü  sie  einige  Stunden 
ht  gut  geschlafen  hätte;  der  Puls  war  weich 
1  langsam,  die  Haut  transpirirte,  der  Leib 
te  sich  noch  mehr  verkleinert,  die  Zunge 
r  feucht,  der  Durst  mäfsig.  Die  Compres- 
i  und  der  ganze  Verband  waren  durchnäfst, 
shalb  ich  die  Wunde,  die  zwar  rein,    aber 

ras  schlaff  und  blafsroth  aussah,  wieder  trok- 

•  « 

i  verband«  Statt  der  letztern  Mittel  be- 
ll sie  nun  Pufo.  cort.  chin.  alcolu  3vj. 
em.  tan.  boraxat.  Ziij ,  alle  drei  Stunden 
ien  Theeloffel,  und  statt  des  Cataplasm.  und 


—      9«>      — 
Liniment«,  dea  Spirit.  junip*    zum  Einreiben 
in   den  Unterleib«      Der  Tag    und   die  Nacht 
verliefen  »ehr  gut,    unter  Verminderung  aller 
Zufalle.    Beim  Verband  des  Abends  war  seb 
-wenig    Lymphe     ausgeflossen,      weshalb    ick 
nun  die  Wunde  wegen  ihrer  Schlaffheit  mit 
Myrrhen  -  Essig  verband,  —     Den    1 1  ten  bis 
i4ten  war  die  fortschreitende  Besserung,   bd 
dem    fortgesetzten     Gebrauche     des    Pulren 
durch    nichts    gestört  worden    und   nachdem 
sowohl  Appetit,  als  Schlaf  die  Kräfte  vermehrt 
hatten,  so  liefsen  wir  nun   das  ^ulver  tägh'ch 
nur  dreimal    nehmen.      Die  Wunde   war  in 
diesen  Tagen,  durch   den  Verband   mit  Myr- 
rhen-Essig,   zu  einer  guten  Eiterung  gebracht 
worden,    und    in    ihrer  ganzen   Grundfläche 
hatten  sich   Granulationen  zur  Verkleinerung 
derselben  gebildet;    —    Eben  so   gut   verlief 
auch,  mit  Zunahme  der  Kräfte  und  mit  Ver- 
kleinerung der  Wunde,  der  i5te  bis  i8teTag 
weshalb  wir  nun  den  Gebrauch  des  Pulvers 
und   des    Spiritus  ganz   aussetzen  liefsen  und 
sie  auf  die  schon  beobachtete  leicht  verdau- 
liche   und    nährende   Diät    verwiesen.      Der 
Verband  wurde  nach  Beschaffenheit  der  Wun- 
de, welche  ich  mit  Heftpflastern,  so  viel  wie 
möglich,    zusammenzog,    bald  mit  dem  Myr- 


—  9«  —  ' 
en-Essig  befeuchtet,  bald  trocken  angelegt, 
d  so  war  aie  den  32*ten  Tag  gänzlich  ver- 
rbt.  JOiese  verheilte  Gegend  mußte  sie  nun 
;lich  mehrereoiale  mit  Aq%  regln.  Hungar. 
aohen,  um  die  Hf  ut  für  den  Druck  des  an- 
legenden  elauischeu  Bruchbandes  zu  sichern, 
4  ao  War  diese  Kranke  für  ihre  Geschäfte 
eder  ganz  hergestellt  ' 


Da,  bei  der  Inoareerauo  lenta  s.  chto- 
:a  s.  stercoraaca,  die  man  grüfttentheila 
i  alten  Personen  und  groben  alten  schon 
ige  im  Hodensack  gelegenen  Brüchen  und 
i  verminderter  Heizbark  ei t  und  Empfind« 
hkeit  der  Theilo  antrifft,  nach  dem  Rallf'e 
r  besten  Schriftstoller,  wegen  des  Jangsa- 
m  Ganges  den  diese  Incar^rafion  bis  zur 
tatehenden  Entzündung  nimmt,  die  Opera- 
n  ao  lange  aufgeschoben  werden  kann»  bia 
9  Zufälle  der  Entbindung  eintreten,  welches 
inchmal  erst  den  8ten*  i/jten,  eisten  Tag 
schiebt,  so  ich  fuge  diesem  zu  Folge*  das  He- 
Itat  meiner  darnber  gemachten  Erfahrungen 
L  Diese'  haben  mir  in  den  ersten  Jahren 
rines  praktischen  Wirkens  in  der  operati- 
n  Chirurgie,  wo  ich  den  gedachten  Hath 
folgte,  leider  bewiesen,  da&,  wenn  man  %o 


—     ga     — 

spät    erst    die   Herniotomie   unternimmt,   e* 
melirentheils  zu  spät  ist,  weil  die  von  eisern 
nur  mäßigen  Grade  der  Entzündung  ergriffe- 
nen   Netz-    und    Darm  -  Partbieen,    alsdann, 
auch  wenn  die  Incarceration  gehoben  ist,  und 
sie  in  den  Unterleib    zurückgebracht  worden 
sind,  unaufhaltsam  in  tüdtlichen  Brand  über- 
gehen.    Wenn  ich  daher  in  der  Folge  solche 
Kranke  bekam,    bei  denen  die  hier  zweck- 
mäßig angewendeten  Mittel  nichts  fruchteten, 
und   die  Reposition   nicht  gelang,    so  unter- 
nahm ich  alsdann  die  Herniotomie   den  3tes, 
4ten  Tag,    und  dann  war  der  Ausgang  der 
Operation  allemal  glücklich.  —~  Wartet  mm 
aber  bis   die  Entzündung,    nebst  Schmerz  im 
Bruch  und  Unterleib,   und  Fieber  eintritt,  10 
ist  es,  als  weng  die  I.ebepskraft  nach  2*4  Stun- 
den so  vernichtet  würde,    dafs  der  nun  za- 
gleich  eintretende  Brand  gleichsam  aHgn  Mit- 
teln Hohn  spräche  und  der  Kranke  stirbt 

■ 

(Die  Fortsetzung  folgt.) 


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WwflduM*  hhi  du*  frii»MiiM»^lMft  m«h  «m  Hm*|w#I 

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{-INFMII-  MM*I  ^f^U^I'Hlll   Afttll  IM  14 MffiM|(ffll- 

Util  Nm-lfMiiiHf^,  »iimIu   4mw\  mim  Mw- 
iIman  tyi^iiM  (W«ui;rtfi^Mij    mim  Mann  kmb 

Jj  Ms   rV<    I.,    Illiltl^i    ^MlMI  i    IIM    HltffJMN  ilm 

M    Hift|i|l.il    »Im«    frlHijMllHruiUI   fluhlWW,     qMil 
r  MH  flfcH  MM^W^uImmU^Imm  ZimMIImH  YM»  Wrt*  - 

Milium  Iui 

*j   |iiu»hi    4hU*h  t>»«».M^M  *usm  imi    4*M<(t<-  M*ur 
f^Ht  im  Mm'  u4m  iMtfiiui.   ««mMm  4M«  »Umwm  jn 

MI    Mf'«^     <Mh*/    «♦■••f    ♦«'er^W    luuutitl.    ib»V    /m- 
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i*fftf«  bei  4«f  WiMifi^iw 


—     94     — 

Der    Begleitungsbrief»    in    welchem   dar 

Schulmeister  fVood  um  die  Aufnahme  da 
Kranken  in  das  Hospital,  ansuchte,  und  die 
Freunde  des  Kranken ,  welche  denselben  be- 
gleiteten *),  gaben  Nachricht,  dab  der  Kran- 
ke vor  etwa  drei  Wochen  von  einem  für  toll 
gehaltenen  Hunde  in  das  Bein  gebissen  sej, 
und  dafs  die  hydrophobischen  Zufälle  sich 
zuerst  diesen  Morgen ,  den  5  Mai ,  gesagt 
hatten. 

Ich  besuchte  ihn  augenblicklich,  so  wie 
ich  seine  Ankunft  erfuhr,  und  fand  ihn  an/ 
der  Seite  eines  Bettes  sitzen,  mit  einem  Wir- 
ter, der  ihm  beide  Hände  hielt*  Der  ente 
Anblick  war  hinreichend,  um  die  Natur  Je- 
ner Krankheit  zu  erkennen.  Der  Körper  dei 
Kranken,  besonders  seine  Arme  und  Hakmus- 
keln, waren  beständig  in  krampfhaften  Znk- 
kungen.  Seine  Gesichtsmuskeln  geriethen  bei 
jeder  Inspiration  in  eine  heftige  krampfhafte 
Bewegung,  wobei  die  Mundwinkel  rückwärti 
und  das  Kinn  in  demselben  Augenblick  nach 
unten  gezogen  wurden;  wodurch  das  Gesiebt 
ein  fürchterliches  Ansehen  bekam.  Die  An- 
gen  starrten  aus  den  Augenhöhlen  hervor  und 
waren  mit  Blut  unterlaufen*  Sie  blickten  bald 
starr  und  schrecklich  wild  auf  denselben 
Punkt,  bald  bewegten  sie  sich  rollend  umher, 

•)  Ich  iiberseue  hier  wörtlich,  um  «ach  die  Leser  die- 
ses Journals  das  wohltbuende  Gefühl  geni eisen  si 
lassen,  welches  die  in  diesem  ganzen  Aufsätze  atb* 
mende  Achtung  des  Menschlichen  auch  im  gering- 
sten Hindu  gewährt;  um  so  mehr,  da  man  uns  sei! 
einigen  Jahren,  über  Frankreich,  so  viel  von  der 
allgemein  unmenschlichen  Behandlung,  die  sich  dii 
Engländer  gegen  die  Eingebornen  von  Hindottis 
erlaubten,  au  erzählen  gewufst  hat. 

</.   Ucbcrs. 


~     ö5     - 

I«  verfolgten  »i*  aiium.  dUfltwMii>kliih  Olalir 
rohondtm  (.ln^öiMfrtiiJ,  Zahn  SptMclitil  ll«#l» 
41  Umii  Mundo.  i)it**nr  w*ii  li^iandifl  nUiiit 
Win  nirihi  rtwn  dm  Knuik«*  di»  hippnti  miiI 
Inon  Aii/pmldirk.  KiiM'iimi*tiprrUi»i  um  dmi 
•Mn  hririßwi  Idfiilimwlmi  Sfitiic'liftUiililitftii  mit 

Itftjgkfil  lo|lMi*rli|inifl^lli;  Wuimj  (IftHM  drf« 
iMBthUlhliCliP  (#<<fÄIUf'|i  tWlaflfld,   (In*    man   •«» 

rt  mit  iIpiii  IStdlun   idiict«  Hundt»«   vmfclitfi/'ift 

4ft  .  IJiu  iSrhliili*  und  iltif  lUli  ffjtnm  mit, 
lebrigflm  tSrliwfiiUtf  iilwry.tißtm,  Mit*  lio*pi~ 
llion  war  in  liolinin  («mda  ^t?%t»ir  f f  und  v*r» 
lantft  «rtw  uin  M'luuipjw»  >iai;Ii  f will  <  fnm~ 
fff#)t  «U  trifft  AiIuupii   mm   htiiUtw,     Am  nmU 

tffl  glich  O«  dtifll  «fJlIncIlKAlMlffll  Alllfll^fl  («/;//» 
tfig)  Mftv*  MeiiirliMi,    d«i    iifti.li  mikI  i)«i;h  in 

Id  k*lt«*  Huri  ticl»  ftPiikt.  -  -  Aflrt  /nvmifj 
rar  doiti  KiHfikiru  h'klui  MfUiiigfwrilim,  und 
0  oft  er  finn  HaiuI  lotmA/rlian  kunuit*,  fuhr 
r  damit  wich  den»  H^r^nd»«,  um  ilwi  Wu* 
fott  ufiL»ft%c;lirmliy#ibriti  !VtiUli«lMi#em  4iuu*fti- 
'*»#  W^««  il«r  l#«miüfi«li^iifi  llfiiuliff  tlutuh 
4m  fi*H*mt  K/Jrpw,  ftiml  haitind*!*  wAgfin 
Of  HOiblÜMigAii  Zu<;kij|jfr,0n  in  den  Annan  *), 

#l#iif *i«fHil«f  IJm>«'|i*öm,Im tikaii  «ollm  #ijj»  A»'*f«>  vm 
mütm,  *i»U  iii'lii   «ii  Jtllgftfiiplv  n«1  '!■*#  I'hhhn  tln§ 

J*Ui**4  ""  #/#*  llnmlwuitßl  yn  liM' liHlfl»0#t(  t/,Mij*HO 
«f*'li«ll«<H    IM    liarffUn  Iiiui  l'f.i|«H    Jtlf'll    4M    ^«N  HihlU 

fmn  uiifl  4m  //«A*  «u  »iii*r«jif  Jit«.     Mm  n*k'#frM(**'ff 

<J«b«i  KHflUMi  0«Ug«<)i«)t,  «i/)|  «hM  liet  tHÜlL* 
4*«  |thiUf»rf'«lt|f«*  MillW  hupt*  UM  fllfUIMilJ^ffM,  Mifffl 
fnuN'iiH    juntar«     IjFftflllul«    Hilf     flftffi     1'ljUlfHlUfl     «ft 

i|«r  IIhimI  «rMiliiJHfl^riM  llfil*«f|M«i«rilii  lib*Ht  vflf//)|- 
lub    b«j    üMai«xk«w<i«H    KrftfiMi'H«*   »m»«j«    ^mW4«a 

'Jllüil  tUr  Ali»!"' lMJ!!£*Jf*fftllf  «IM  VMfttmhitttt,  ^fttU  Uv*§ 
in   #A   f«fM   *•   "IUI«    fc*f-Mlh*il    ffff   *Um    Kfiiftl»ttl|   m#- 

§aU§U§n  Ji«nMf  4m<m  #1/<»«#U1U  l'/J«/»»i  #U«  Ar  um  ms, 


-     96    .- 

war  es  unmöglich,  den  Pols  mit  Genau 

zu  zählen*     Doch-  .war  die  greise   Unbi 

digkeit  desselben,  sowohl  in  der  Stäfkc 

in   der  Frequenz,    sehr  leicht  zu   beme 

zuweilen  war  er  kaum  fühlbar  und  hol 

dann   wieder    unter    dem    fühlenden  Fi 

zuweilen  war  er  eine  kürzet  Zeit  mäßig 

sam  und  regelmäßig,    und  wurde   dam 

einmal' wieder  so  schnell,  dafs  man  ihn 

zählen  konnte.     Im  Ganzen  zeigte  er  vor 

grofsen  Störungen  im  Blutumlauf.  — -  Die 

war  nicht  heiß.  —    Obgleich  der   Kop 

Kranken  in  beständiger  Bewegung  w$r 

das  Gesicht  desselben  ein  schauderhaft  v 

und  verzerrtes  Ansehen  hatte,    so    dafs 

an  dergleichen  Erscheinungen  nicht  Gew« 

dabei  in  Entsetzen  und.  Angst  gerieth,  so  n 

te  doch  der  Leidende  durchaus  keine  V 

che  zu  beifsen.      Auch  ist  diese   Neigun 

beißen  eine  ziemlich  seltne  Erscheinung 

der  Wasserscheu,  und  muß)  wo  sie  vorkoi 

mehr  als    ein    Bestreben    angesehen    wei 

sich  von  den  haltenden  Händen,    Stricke 

s.  w.   zu  befreien.      Weder  diese    vermi 

Beifsbegierde,  noch  das   eigentümliche 

rausch,  das  die  Kranken,  aus  oben  angegi 

nem  Grunde,  zuweilen  mit  den  Lippen  ( 

der  Zunge?)  machen,  sind  von  der  Art,  < 

sie  zu  der  sonst  ziemlich  allgemeinen  thöri 

ten  Annahme  berechtigten,    als  wenn   dn 

den  Bifs  eines  wüthenden  Hundes  dem  M 

sehen  etwas  von  der  Natur  des  Hundes 

eingeimpft  würde. 

Alle  Fragen  über  seine  Gefühle  und  ü 
die  Ursach  seiner  Krankheit  liefs  er  unbes 
wortet,  entweder  weil  die  Störungen  in  < 
Respiration  ihm  nicht  erlaubten  zu  Sprech 

oc 


-     u7      -* 
PI   Wöll  t*lu  Uüinlirh  gg**  hIIuim   mil   ii«w 

I  HUHlü«|.|UM  »i.|ll»iilbl|f.|ti;fi   VllltlullHIItfPN  litt* 

MlMiMi   **•• 

li:|l  MgM--,  IM***  »itll*  llmi  W«»iul  l'lifl^uil» 

tylMlf-h    hili«    ■  »     «Uli    MimtillMlM   MlilHlllili:»    Ilflii 

MIMltMMI    ItiHMll»  *ilfc.Uii|il.;n    MM  I     VeitiH'lllfl 

U    VMM     *I^M    Jlflliu'JiliiM     l1lh»ll.'H    tut    4M    UMf- 

»ft  AU  »Ui^iF  «Iiiu»'  iltii  Am^iii iii|-  u|m 
r|"M#  mit  Wumvi  t<i4i;|ilii)  tili  ur  ttsluitiifiliU* 
lt  doiiuji'  hJHi    iifitlilit,    IHM   frli:lil|<uli;|li    VVl? 

tiuh  tiiu  iifi.«ii  *ut,  mhi  iUt  Mhhiu  4M  r*«*- 

|.  AllfH  iJii:  MHtJl  llh:  Hilllfl  lllt  *•••••  ^d* 
IM  K'IIHi  Y*m»|i*  t|u  iliul.li  tiU<el|bhißi:  k#«|«h|i^ 
1H  tltiWftgiUiti  *M»Mi.Kpis|U  •;••■  M«ilu-I  W4iui- 
01  tHgluil'Jl  ll'lt  <ii;tli.lil  ikh-Ii  j|nr  Nullt*  Hilft 
Jflflfll«  *l»:l»  Ulli  lli:ih  *m*»1muKu  ||m»Ö»I|»«K- 
B*    Hfill    fl"l    V|s»Avwtfi|liiiig    im   Hulli'   9MMIM- 

'Hj  KW^tfllHMipMl)  ^»ll'liU  jciluill.  fltil  flltftft 
Pfs|lMlh'*lH-  h  fnulvlifsli  ili.i:||  Hh:|||  |tBIHil|  MIN 
lflftfillll-1)    tJiftfcfiillUMf    lltlifliliai* 

£f)  K<«M    i|..i    /.ii*JJi||»|    ilt*  hl'UikMl    llfcl  tül* 

»f   AmI>hIihiu   mmiI    iIIUiiHIüIIju»    liHill    iluftult 

Hü     Ulli     hin?«     lllu    |ii^i:||lllf.llif    N«IM»     tftttr 

FfltiMltfil  iI*ii».Iimu*  Kuin  /.ivi:ili.t   iilulß  I  linli, 

itf    flu    M-Ii    kill*    VulIlM     III    ll'Jl     '/♦■llHU/j     Vli»l 
0flf4*    #Jlif«ll'll     llillli;,     ililU     \\l        i\*HUtl     |)|l|tl 
'jMltff  *(.(""<    ^iHlUlifl  Hill    ^.L|li4**tffl,  IJlUfik 
}«0f     ffllil    MjilHhl    gi:lll.lll    llHiltlf    «il     llltt»>M"U 

li   itimuM   f,«iti.ki:M    fiht.i«   41»  tu   bitbfiiMliilii- 

UM     l||<ll.|||ls     iLllliil       fcll|«l<:ii;|l     lijf|U     gluUi* 

iii|riltnM«iM     «•»••    Mff.|iii.'u     AlHiM  1      4««    *■»'"■ 

#r  iIm  Mltii  mil   Mii^ii^niiMlii-liui  tl«fiii^i>tiii 

|ll     tH     tiulltillll    llfclfUft|IMJ|0,      lUI»     •»•*••     M» 

IM  tiilltm  ijIil«  hu  Ailtilli;ii-,  mU  tili  Vp- 
ftfilnl  IimIIüIi.  Wuliriiftiit  i{)  |j|«  -tu  Um*** 
•«Hit.  H*VIIJ   *   *   t».  c* 


-     98     -=- 

Blut  wegliefen,    verminderten    «ich  dii 
kuogen  in    den  Armen  ,   im    Halse   u 

Sanzen     Körper     beträchtlich ;      der 
es  Kranken  war  jetit  ruhieer,    das  ( 
weniger  entstellt*    und  der  Kranke  sa£ 
vernehmlichen  Worten,   dals  der  Sehn 
den  Präcordien  und  in  der  Magengege 
ringer    würde.      Aufgemuntert    durch 
Anfang   von  Besserung,   lieb   ich    noeb 
Finten    (  welche   gegen  34  Unzen   dei 
Apothekergewicht  betragen,)  Blut  weg 
jetzt  der  Kranke  auffallend  ruhig  war,  s 
ich  ihm  sogleich  wieder  Wasser  reichei 
Erstaunen  und  Freude  sah  ich  jetzt,   da 
Kranke  das  Wassergefafs  in  die  linke 
nahm,  (weil  die  Ader  am  rechten  Arme 
blutete,)    und  ruhig,»  aber  mit  einem 
schreiblichen    Ausdruck    von    Wohlbeil 
zwei  bis   drei  Unzen  von  demselben  W 
trank,    dessen  blofser  Anblick  ihn  nocl 
wenig  Minuten  in  die  fürchterlichsten  l 
pfe  versetzt  hatte*    Nach  dem  Trinken 

Eerte  er^sich  drei*  bis  viermal,  warf 
los  etwas  Speichel  aus  dem  Halse  und 
Munde  aus«  — -  Als  ich  jetzt  fand,  daß 
Puls  104  Schläge  in  einer  Minute  hatte, 
schwach,  weich  und  regelmäßig  war;  f< 
dafs  der  Kranke  ohnmäcluig  war  (wa, 
come  faint),  und  dals  alle  vorherigen  schj 
lieh  krankhaften  Gefühle  aufgehört  hatte 
band  ich  dem  Kranken,  nachdem  er  noc 
wa  vier  Unzen  Wasser  getrunken  hatte 
Ader  zu  und  brachte  ihn  zu  Betr.  Jeizt 
serte  er,  dafs  er  zu  Stuhle  gehen  müsse, 
wollte  deshalb  in  den  Hof  des  Hospital 
hen.  Als  m«an  ihm  dieses  nicht  versta 
so  sagte  er  nichts  weiter  davon.    Besoi 


—     «J9     -r 

emerkenswerth  ist  noch,  dafs  der  Kranke 
ührencl  des  Aderlasses  ein  Zeichen  machte, 
lfd  man  ihm  mit  einem  Fächer  Luft  xuwe- 
m  möge;  eine  Erscheinung ,  die  mir  bei  ei- 
*th  Hydrophobischen  durchaus  fremd  war, 
a  diese  Kranken  immer  so  sehr  von  jedem 
Jawehen  der  Luft  angegriffen  werden,  dql's, 
ach  allen  meinen  Erfahrungen,  die  Furcht 
•or  dem  Anwehen  von  Luft  ein  eben  so  bc- 
ttndiger  Begleiter  der  Krankheit  ist,  als  die 
Wasserscheu  selbst. 

Mach  dem  Aderlafs  blieb  der  Kranke  voll- 
bmfnen   ruhig    und   schlummerte  etwa   eine 
binde;  was  ebenfalls  bewies,  dafs  die  Krank-* 
Bit  gehoben  war,  da  mnnnoch  keineh  Waa- 
Mclieu- Kranken  hat  schlafen  sehen.     Beim 
rwacben  wünschte  er  etwas  Scherbet  (oder 
»rbet,  Arab.  Schorbort;  bekanntlich  bei  den 
crgenlündcrn  ein  Getränk,   wie  unsere  Li- 
onade,  aus  Wasser,   Cftronensaft  und  Zuk- 
ferf)  au  trinken.    Man  gab  es  ihm  sogleich, 
ad  er  trank  vier  Unzen  davon  mit  grobem 
Wohlbehagen.     Darauf  schlummerte   er  wie-* 
fr  ein  und  bekam  während  dieaea  Schlum- 
era    wieder  einige   krampfhafte  Zuckungen 
den  Armen,  an  der  Hrust  und  im  Gesicji- 
9    aber  doch  nicht  so  stark,    data  er  davon 
wachte.    Ein  Viertel  nach  5  Uhr  erwachte 
o*  Kranke  von  selbst,    (der  Verf.   hat   die 
rit  dea  Einschlafens  nicht  angegeben,)  und 
hien  wieder  etwas  unruhig,  wobei  er  etwas 
srdüchtiges  im  Blick  hatte  und  offenbar  selbst 
reifelhaft  war,  ob  er  noch  eben  so  gut  schluk- 
»  könne,  ala  zuvor.    Er  nahm  die  Trink- 
haie in  die  Hand,  setzte  sie  mit  einer  schnei«* 
n  Bewegung  an  den  Mund    und  schluckte 
wa  vier  Unzen  Wasier  hastig  hinunter,  als 


—     *oo      -— ? 

wenn  er  fürchtete!  dafs  während  einer  aug«. 
blicklichen  Verzögerung  sich  die  Beschwerden 
beim  Schlucken  vermehren  könnten.  —  Aud 
legte  er  die  Hand  auf  die  Magengegend  nn4 
sagte,  dafs  die  Schmerzen  in  derselben  vi* 
der  anfingen. 

Diese  drohenden  Verboteh.  eines  Rück 
falles  bestimmten  mich,  noch  einen  Aderid 
zu  wagen.  Ich  öffnete  sogleich  eine  V« 
am  linkotx  Arme  und  liel's  das  Blut  Aiefra, 
bis  der  Kranke  völlig  ohnmächtig  wurde,  Doi 
ehe  es  dazu  kam,  halte  der  Schmerz  in  dff 
Magengegend  schon  aufgehört,  und  während 
das  lilui:  noch  ilols,  trank  der  Kranke  sock 
vier  Unzen  Wasser  ohne  Furcht  und  Wider* 
willrn.  Ab  er  aus  der  Ohnmacht  zu  sich  kam, 
räusperte  er  sich  wieder  mehrere  male,  irsf 
aber  auch  dieses  mal  nur  Speichel  aus«  * 

Zu  Ende  des  ersten  Aderlasses  schlug  d« 
Puls  io4  mal  in  einer  Minute;  unmittelbi 
vor  dem  zweiten  Aderlaß  zählte  man  96  Schü- 
ge  in  einer  Minute,  und  der  Puls  war  eil 
wenig  hart  und  klein  (with  a  slight  degr* 
of  s/iarpnfi/s).  Als  sich  aber  der  Kranke  toi 
der  Ohnmacht  nach  dem  zweiten  Aderlab  er« 
holt  hatte,  war  sein  Puls  889  regelmäßig,  mi- 
fsig  weich  und  schwach.  Er  klagte  nur  nod 
über  grofse  Schwäche,  Eingenommenheit  da 
Kopfes  und  Schwindel.  — r  Jetzt  schien  df 
ganze  hydro  phobische  Zustand  entfernt  n 
seyn;  ob  mit  Andauer?  —  das  mufste  der 
Erfolg  lehren. 

Als  ich  die  Behandlung  dieses  Kranket 
anfing,  war  es,  wie  gesagt,  meine  Absicht, « 
jeder  Hinsicht  und  naeh  allen  Umständen  <ta 
vom  Ilrn«  Tymon  mit  Glück  befolgte  V* 
lahreji  zu  beobachten,  und  Gl  stand  dejhilt 


N 


-f        101         mm 

ein  Haustui  mit  ioo  und  ein  Klystir  mit  3oo 
Tropfen  Opiumtinctur  in  Bereitschaft ,  um 
gleich  nach  dem  Aderlaß  gegeben  zu  werden. 
Als  ich  aber  den  über  alle  Erwartung  guten 
Erfolg  des  blofsen  Aderlasses  sah,  und  mich 
überzeugt  fühlte,  dafs  die  Krankheit,  wenig- 
a^ens  für  jetzt,  durch  die  reichliche  Auslee- 
rung entfernt  war,  so  beschlofs  ich,  die  Be- 
handlung so  einfach,  als  möglich  zu  lassen, 
um  nach  der  Genesung'  des  Kranken  einen 
"desto  sicherern  Schluls  auf  die  Heilmittel  ma- 
chen zu  können,  von  denen  man  künftighin 
die  Herstellung  solcher  Kranken  mit  Bestimmt- 
heit zu  erwarten  haben  könnte,  um  so  mehr, 
da  einige  sehr  achtungswürdige  Aerzte  versi* 
cherten,  dafs  sie  den  guten  Erfolg  des  Ty- 
mo/z 'sehen  Heilverfahrens  mehr  dem  Gebrauch 
des  Quecksilbers,  als  dem  Blutlassen  zuschrei- 
ben zu  müssen  glaubten. 

Ich  bin  jetzt  vollkommen  überzeugt,  dafs 
ich  in  Hinsicht  auf  die  Wasserscheu  bei  die- 
sem Kranken  aufser  dem  Aderlassen  keines 
Mittels  mehr  bedurft  hättf».  Allein  die  Be- 
trachtung, dafs  allerdings  Kalomel  und  Opium 
in  wiederholten  Dosen  die  dienlichsten  Mit- 
tel wäre?,  den  Körper  für  einen  Rückfall  we* 
niger  empfanglich  zu  machen,  und  dafs,  wenn 
'der  Kranke,  ungeachtet  des  jetzigen  guten 
Anscheines,  am  Ende  doch  nicht  genäse,  mein 
Abweichen  vom  Tjmonschen  Verfahren  mir 
yum  großen  ,  Vorwurf  gereichen  könnte ,  so 
fügte  ich  mich  demselben  in  so  fern,  dafs  ich 
dem  Kranken  alle  drei  Stunden  Tier  Gran 
Kalomel  und  einen  Gran  Opium  geben  liefs. 

Die  erste  Pille  wurde  eine  Viertelstunde 
vor  6  Uhr  gegeben,  aber  sogleich  wieder  weg- 
gebrocheji  mit  etwas  nachfolgender  wä langer 


.* 


10*      — 


/ 


Masse*  Fünf  Minuten  vor  6  Uhr  wurde  dar- 
auf eine  zweite  Pille  gegeben  f  welche  blieb. 
Jetzt  schlief  der  Kranke  bis  7  Uhr,  trank 
dann  wieder  etwas  Wasser  und  hatte  einen 
regelmäßigen  Stuhlgang.  Dieser  Umstand  be- 
stärkte mich  ebenfalls  in  der  Meinung,  dafii 
die  Krankheit  gehoben  sey,  da  ich  -nie  es  we- 
der selbst  erfahren,  noch  irgendwo  jgelesen 
habe,  dafs  bei  Hydrophobie  ein  regelmäßiger 
Stuhlgang  erfolgt  wäre. 

Um  9  und  um  ia  Uhr  nahm  der  Krank* 
wieder  eine  Pille,  schlummerte  abwechselnd 
und  trank  Wasser,  so  oft  ihn  durstete. 

Mittwochs,  den  6  Mai,  (am  zweiten  Tage 
der  Krankheit,)  Morgens  o  Uhr  hatte  der 
Kranke  84  Pulsschläge  in  der  Minute,  und 
eine  kühle  Haut  Er  hatte  die  Nacht  gut  ra- 
gebracht, sehr  oft  Wasser  getrunken,  um  3 
Uhr  eine  Pille  genommen'  und  eine  andere 
kurz  vor  meinem  Besuche.  Die  Zunge  war 
an  den  Rändern  rein,  in  der  Mitte  aber  noch 
mit  einem  Ueberzuge  von  Betel  bedeckt,  wel- 
chen der  Kranke  vor  dem  Eintritt  des  Uebels 
gekäuet  hatte.  Während  der  Nacht  waren 
zwei  Stuhlgänge  erfolgt.  Der  Kranke  klagte 
über  Kopfweh,  war  aber  ganz  frei  von  Be- 
schwerden in  der  Magengegend. 

Bei  der  Untersuchung  des  gestern  gelas- 
senen Blutes  fand  ich  das'Coagulum  dessel- 
ben ganz  ohne  concave  Oberfläche  und  ohne 
irgend  eine  Spur  der  sogenannten  Speckhaut 
Die  zuerst  weggelassene  Menge  maafs,  wenn 
man  das  während  der  NacHt  Verdunstete  mit 
anschlug,  40  Unzen,  das  zuletzt  Weggelassene 
zwischen  7  und  8  Unzen.  (Also  zusammen 
etwa  5o  Unzen  deutsches  Apothekergewicht  *). 

•)  Dleae  Reduction  mag  hier  entbehrlich  «eyn  und 


/  ■■ 


rietter  rtur  Pille.  woFwf  «ö*ifc»r  e^n*  Aixtae- 
mt£  tn-Mgt*.  Eine  fceJhe  Smmfe  mehHAr 
h  w  »rihl  I  m*et)  S»pr>.  —  Kr  «**r  *^ty;  g»p? 
oJrif  wnd  b«»irer.  «urf  Jc/Hffir*  *H*  Knc^n  «ihw 

mrb*&  He»n**.v>rren. 

!>  sajfre:  vor  rp  T*p#»n  (den  hfljriwi 
wiynefthftrt ;  habe  er  N^hmina/p*  4  1  rbr. 
«*  JJer  Surfe  kehr  vefc  seinem  H*u*e  711  TSn*- 
ipoglab  Msm  Vtsme  sein**  Herrn  m  <*w- 
inghee  eiften  PerMi-Hnnd  einen  l<Wber  An* 
iltan  «Dil  Seiften  sehn.  Mehrere  Menfrehen 
ÄtWÄ  «eh  unf  der  Steile  vertArttmelf  tfehabt; 
neb  er  sei  näher  ge$*n#eft.  Jem  «e\  der 
Tund  gecen  ihn  gerannt  und  hahe  ihm  «I» 
r  vor  demselben  b*we  fliehen  wollen,  biete« 
El  das  rechte  Rein  gebissen,  etwa  6  ftoll  %ibet 
len  Knfaheln.  An  dieser  Stolle  reifte  der 
tränke  awei  Narben,  die  eftra  anderthalb  ZoH 

* -ir«l  d#ab*la  m«-h  finr  *>i«ivfiibr  Anrft£*b+n ;  in 
«in»4i)ilift«n  andern  fiilln  n<vlli*  man  rii#»*^lb*  ahnr 
«iariliaut  nicht  v#riMim*n,  Ah  A\+  Mrdii  malkrwirh- 
t*  in  vmchitdntfen  l.Än<t«Mn  \<mi  Knirps  »o  nnlrn 
••«•l  v<*n  einander  abiw^i«^*«.  Oa  t1i<»#*  *f»Hvn« 
bttinVn  Hfducii^ntn  b*i  iUm  fifthram-hf  ri-r«nnVr 
mt«)itiniaf.h«»r  S< hvili^n  aaht  ol>  x\i>>Nihnlt  nml  da 
«lutt-h  a»1ir  hrachwtrliih  werben  »nnUi*n.  an  ist  r« 
auAftlltnil,  «Uf%  mm  <1i**tlb«*n  niiln  «ihnn  Una;«i 
tluirh  tine  ßni*  Ta)«#ll*  twintbilith  ß«»ma**hi  liat, 
währen«!  man  an  *inl»»  TaltdUn  lii«  mintWr  brilm- 
t*n«l«  uaad  twAu  v#rg«nftliih*  7iw*»rV#  i»nma»l.  I)n 
Urbtra.  hai  tUOialb  lAon  *or  rndttfrn  Mn'mpw 
von  guton  l\*tin<trn  ein  ioIiIi«*!  Mi*4rtiMiiin«mMt»,l 
v#rl>riigf*n  Immii  11ml  im  h\*  |*'ift  IO01  Mntrh  Arn. 
Mangel  1101  li  tintßnr  in  \>rplr»iMn»»i^  t\\  *\+\]wnArt 
AncsDen  abftftliallPii,  «Im  A « 1 1  »•  i «  «lnnltf»n  m  Um»  n.. 
Jvitorh  in  flieanm  jnn  aligpt«nllpti,  t^  iUI«  A\n  't'a- 
btlle  iu  YTtnig  VYui.Iipu  mt>  li^in»<n  nitil     — 

1/  r.Wf»-.» 


von  einander    entf»rnt,    aber  durchaus  ohne 
eine  Spur  von  Entzündung  oder  von  Verdikt 
kung  der  Häute  waren»  —    Nach  dem  Bisse 
verschwand  der  Hund«  und  der  Krqnke  horte 
nachher  nichts  weiter  weder  von   dem  gebis- 
senen Fischer,  hoch  von   dem  Hunde,     Die 
Wunden  bluteten  ziemlich  stark;  heilten  aber, 
da  sie  nur  flach  waren,    sehr  bald  und  ohne 
irgend  ein  Heilmittel.     Bios  unmittelbar  nach 
dem  Bisse  legte  der  Kranke  etwas  Scharlach- 
tuch (in  seiner  Sprache;  sultani  banat)   mit 
dem  Safte  einer  reifen  Pisangfrucht  getränkt 
auf  die  Wunde,  weichet  man  ihm  als  ©in  un- 
fehlbares Mittel  gegen  die  Ansteckung  durch 
den  Bils 'eines  tollen  Hundes  rühmte«  —    Er 
sah  nie  einen  Menschen,  der  an  Wasserscheu 
litt,  und  obgleich  er  gehört  hatte,   dafs  von 
tollen  Hunden  gebissene  Menschen  eine  Krank« 
heit  dieser  Art  zu  furchten  hätten,,   so  furch* 
iete  er  doch  nicht,  4*voa  befallen  zu  werden, 
und  dachte  nach  dem  Bisse  kaum  wieder  dar- 
an.   Er  blieh  bis  zum  4*  Mai  oder   bis   zum 
?7ten  Tage  nach  dem   Bisse   in  meinem   ge- 
wöhnlichen  Gesundheitszustande,    und  fühlte 
erst  jetzt  Eingenommenheit  des  Kopfs,  Schwe- 
re in  den  Gliedern,  eine  gewisse  Verdrossen- 
heit, Mangel  an  Efslust  und  eine  oft  wieder« 
kehrende  Vorstellung,  dafs  Hunde,  Katzen  und 
Schackals  ihn  anfallen  wollten.     Auch  fühlte 
er  einen  prickelnden  Schmerz  in   der  gebis- 
senen Stelle.    Als  seine  Schwiegermutter  ihm 
das  Frühstück,  brachte,  scheute  er  sich,  es  zu 
essen,    Doch  setzte  er  seine  Arbeit,  das  Was- 
serschöpfen aus  der  Cisterne  im  Hause  seines 
Herrn,  nach  bis  Mittag  fort;  konnte  aber  von 
da  an  {las  Wasser  weder  ansehen,  noch  be- 
rUhrepJ  und  wurde  hei  jedem  Versuche,  es  zu 


-f—     105    *• 

tbun,  mit  den  fürchterlichsten  Schreckhildern 
von  allerlei  Thieren,  die  sich  anschickten,  ihn 
zu  zerreißen,  gemartert.    Jetzt  dachte  er  zum 
ersten  male  an  die  .Krankheit  nach  dem  Bisse 
eines  tollen  Hundes,  hielt  sich  für  überzeugt, 
dafs.  er   daran  leide   und   dafs  er  dem  Tode 
nicht  entgehen  könne»    Er  afs  und  trank  den 
Abend  und   die  ganze  Nacht  nichts,    wegen 
der  schrecklichen  Phantome,    die  sich  unab- 
lässig vori  seiner  Einbildung  jagten.     Am  fol- 
genden Morgen  hatte  sich  sein  trauriger  Zu- 
stand   noch    verschlimmert;    es    fanden    sich 
Krämpfe  ein,    mit  Angst,    Beklemmung  und 
Schmerz   in  den  Präcordien  und  in  der  Ma- 
gengegend,   Die  Leute,  welche,  um  ihn  gewe- 
sen waren,  sagten,  dafs  er  in  jeder  Hinsicht 
immer  schlimmer   und    schlimmer   geworden 
sey,  bis  er  in  dem  schon  beschriebenen  Zu- 
stande im  Hospitale  angekommen  wäre.   Von 
dem,   was   am  Tage  seiner  Aufnahme  in  dqs 
Hospital  mit  ifem  vorgegangen  war,    konnte 
er  sich  nichts  mit  Bestimmtheit  erinnern.    lüjr 
besann  sich  nur  noch  schwach,  dafs  er  in  sei- 
nem eignen  Hause  gewesen  war ;  wie  er  aber 
dahin  gekommen y  wann  er  es  verlassen,  und 
auf  welche  Weise  er  zum  Hospitale  gebracht 
worden,  —  davon  wufste  er  durchaus  nicht?. 
Der    erste  Umstand ,     dessen    er    sich    nach 
den  heftigen*  Anfällen  wieder  «erinnerte,  war 
das  Trinken  des  3'cherbets,     Er    versicherte, 
dafs  er  seit  der  Zelt  ijjimer  bei  voller  Besin- 
nung gewesen  sey,    und   dafs  ihn  von  dem 
Augenblicke  an  alle  Furcht  verlassen  und  sich 
nie  wieder  eingefupden  habe.     Jedoch   irrte 
er  hierin,  da  er  zugestand,  dafs  er  von  dem 
zweiten    Aderlafs    nichts   wisse;    ein  Beweis, 
dafs  vor  diesem  Aderlafs  die  Krankheit;  schon 


—     io6    — 

wieder  stark  genug  geworden  wir,  um  seine 
Geisteskräfte  in  Unordnung  zu  bringen. 

Vormittags,  halb  u  Uhr,  klagte  der  Kran- 
ke über  heftigen  Kopfschmerz,  und  seine 
Au^en  waren  mehr  roth  unterlaufen,  als  des 
Morgens  früh.  Andere  Symptome  hatten  sich 
nicht  wieder  eingefunden.  — -  Man  liefs  ihm 
den  Kopf  scheeren  und  an  jeder  Schläfe  6 
Blutigel  ansetzen. 

Nachmittags,  3  Uhr:  der  Kranke  hatte 
um  ju  Uhr  eine  Pille  genommext  und  eine 
so  eben.  Die  Blutigel  hatten  vidi  gezogen. 
Der  Kopfschmerz  hatte  nachgelassen.  iZu  Mit- 
tag hatte  der  Kranke  8  Unzen  Sago  genosien. 
Abends  6  Uhr  waren  alle  Umstände  die- 
selben. Der  Kranke  hatte  jetzt  a8  Gran  Ka- 
lomel  und  7  Gran  Opium  genommen.  Ich 
liefs  ihn  von  jetzt  an  alle  5  Stunden  nur  2 
Gran  Kalomel  und  einen  halben  Gran  Opium 
nehmen* 

Abends  9  Uhr :  der  Kranke  hatte  a  Stun- 
den geschlafen ;  der  Puls  hatte  80  Schläge  in 
der  Minute.  —  Der  Kranke  nahm  noch  eine 
Pille,  auch  etwas  mehr  Sago.  Es  entstand 
eine  reichliche  gallichte  Ausleerung.  Der  Kran* 
ke  klagte  noch  über  Schwindel;  hatte  aber 
kein  Kopfweh. 

Donnerstags,  den  7.  Mai,  (am  dritten 
Tage  der  Krankheit,)  Morgens  6  Uhr:  der 
Kranke  hatte  Nachts  ia  Uhr  eine  Pille  ge- 
nommen, wollte  aber  um  ,3  Uhr  keine  neh- 
men, weil  ihm,  wie  er  sagte,  der  Mund  wund 
wäre*  Doch  nahm  er  jetzt  um  6  Uhr  eine 
Pille.  Er  war  in  der  Nacht  unruhiger  gewe- 
sen. Diesen  Morgen  brach  er  etwas  Galle 
weg. 

Vormittags   10  Uhr:    der  Kranke  litt  in 


—    it>7    — 

hohem  firmle  nn  HlierinNhlger  AlittindeMitifl 
der  l  lullet  welrhe  ihm  lirlidift  ittnl  von  dun 
kelftrüner  lrnt in*  diirrh  l'iilueriieu  und  Muruli- 
lull  fdjßitiff.  ''"'in  l'u'*  war  int  in  der  Mitiu» 
1.9 ;  Heine  llntil;  elwiu  hniU;  »eine  Ue'iuhK'il- 
ge  Imtlrtii  den  Aimdnirk  dpi  I  liiKflmpJii  l»Ki»il ; 
»ine  brennende  Km|iliiidMnß  liMte  nielt  filmt' 
den  mniixpii  1  fnleileili  veilueilM.  jed»»rh  ßmrsi 
vertrldedfii,  wie  der  Krnuke  nn^te,  von  id'iu 
rilllmrii  Nrhmei*  in  der  INnl»e)ß<  ft^ud.  lüh 
verordnete  ihm  eine  Pinie  u»eflen  r;  lltmtn 
nunh  deutlichem  UewirhtJ  (iliftmilleniherv  wn- 
nm«h  er  viel  (»*lln  eflimeh.  Dm  n  I  Mir  he- 
kflitt  er  nebt  (irrtH  A*i/»i/rfe/  und  Urteil  linlli 
r.w<llf  Uhr  eine  hnllip  lirm-lmm  ,lnl.i|i|w*  (II Air. 
oder  Wnif.fl.'1  j  und  elirn  nn  viel  iM^neiM. 
|)le*e  Mittel  bewirkten  e.pmui  Abend  hedrtt- 
lende  Pirleieliteiuiift.  Dorli  kehrten  diu  /ii- 
fftlle  in  der  Nnr.ht  xutllek  und  beiintuhißieji 
den  Krutlkru  no  »ehr,  diilii 

mit  Kreidig  Motten,  den  ß.  IVIni,  (mm  {. 
Tilfle  der  Krankheit,)  die  leinere  Aii«l'*etiing 
der  (»rille  dutili  Nenn*,  Mnniin  und  (Iremul- 
tmtml  li*?r«'ii •!#•! t  niiil  ein  K I % mi |i  von  linneul 
( %.  die  H*  iiierkuntft'ii  )  vcfiudner  \ter- 
den  niuUtn ,  um  i«ine  tit iH«Str>  Hul'una 
liervfitr.nlniii^en.  --  Mer  l'ul»  hntte  tun 
flu  iSrhlrtffe  in  der  IVtiriiile  und  wnr  ti"hi'irift 
weleh.  Mit«  brennende  Kmi'Hurlim^  über  iImu 
l/litetleih  wnr  veinehiviiuden.  Au«  dem  Mun- 
de Muli  eine  /;imUm  l\1f«n^i«  Sptiiehel.  In  (|fir 
Nm-hl    hfille   fiel    Krmike   eine    V\  nMermrlnne 

iSnntmliend«,  »Ihm  d.   Mal,  fnni  ',.  T»fln  der 
KmtlkhfitJ    Mnrßeti«   ||    tlhi      r.li.r    Kinnko   hnl 
te  eine  ftiile  Nmhl  fvt«hnlii.      hin   filmrm;iUi.>n 
fleuretioti   iJei    linlle    inun»  mwli^eUsseti.      Kr 


;   mm       10Ä      — 

bat  sehr  um  etwas  zu  eisen ;  Ich  erlaubte  ihm 
aber  blos  Reis  und  Sago.  Milch  wollte  er 
nicht  —  Er  schien  Jetzt  von  allen  krankhaft* 
ten  Beschwerden  befreit  zu  seyn.  und  es  zeig« 
te  sich  von  jetzt  an  keine  bemerkenswerthe 
Erscheinung  mehr.     Der  Kranke  hatte  sehr 

futen  Appetit;  mufste  sich  aber  mit  Pflanzen* 
pst  begnügen,  üinice  Abende  hindurch  zeig- 
te sich  noch  etwas  Hitze  in  der  Haut  und 
beschleunigter  Puls;  beides  verlor  sich  aber 
bald  nach  einigen  kalten  Bädern  und  bei  ei- 
ner beständigen  Aufmerksamkeit,  die  Leibet» 
Öffnung  gehörig  zu  unterhalten* 

Montags,  den  iß.  Mai,  (am  14.  Tage  der  Auf- 
nahme,) war  der  Kranke  bereits  einige  Tage  suf 
'die  gewöhnliche  Hospitaldiät  gesetzt  und  Bas« 
•erto*  da  er  sich  in  jeder  Hinsicht  wohl  fühl- 
te, den  Wunsch ,  aü  seinen  alten  Geschäften 
entlassen  zu  werden.  Da  aber  das  Wetter 
Ausserordentlich  heifs  war,  so  dafi  das  Ther* 
tnometor  im  Schatten  g5  bis  10p  Grad  zeigte, 
so  vermögt©  ich  den  Kranken,  noch  bis  tarn 
Eintritt  der  Regenzeit  im  Hospitale  zu  blei- 
ben. Dann  aber  werde  ich  ihn,  wo  mög- 
lich, zu  bereden  suchen,  dar«  er  wenigstens 
Ei"  Jahr  in  meinen  eignen  Geschäften  bleibt, 
damit  man  nicht  etwa,  wenn  er  nach  seiner, 
Entlassung  an  irgend  einer  andern  Krankheit 
Stürbe,  sagen  und  glauben  könnte,  er  %tf 
dennoch  an  der  Wasserscheu  gestorben» 

(Di«  Fortltutfng  folgt,) 


—   log  « 


1   .   .. 


Inhalt, 


Beobachtungen  fiber  den  aiiite'kenden  Typbui» 
Welcher  lin  Jabre  IB}1  1«  Hantn  tpidewiirit 
wth    Vom  Dr.  /.  tf.  K«w>,  *u  Hanau*      Stite    | 

«  Mediclniiche  und  cnlrnrgii«  he  Aeobachtunten. 
Vom  Hofrath  Jbh.  ^ag>  frilk*  fftämut,  Bit 
kreiden..       *       *        *  i        t        "^    4t 

I.  Belladonna,  all  PMimativ  gegen  du  fltbar* 
UehfUber*  nath  Hm»  Dr,  H*hnwnt*nn>       «—    44 

i,  Angina  Ihttttbranacea»         »       »      ,  »v      **-    44 

0>  Hernlotomla    cruralie,    toirhttg,    eoWohl   ilt 
oprratiter*  all  in  tWapftutlether  JUtniictit.  —  63 

It.  Killt  glücklich  durrh  Aderlaß  gehellte  Wauet» 
echoue  sieh  dam  filia*  einee  tollen    Hundee* .. 
Ton  Dr.  /•#»  iMeo/*>taf,  übertatet  ton  Üu  Kr*N*> 
AH  Oöttingtn*       *  •    »       .       .        r»  b£ 


HO 


Mii  dleäem  Stück  de*  Journals  wird  MUfgegebent 

Bibliothek  der  praktischen  Heilkunde.    Acht 
und  dreißigster  Band.     Fünftes  Stück. 

.Inhalt:: 

Uebersichl  der  Holländischen.  medicinUch  -  chirurgischen 
Utteratur  in  den  Jahren  1807  bit  ißio» 

1 

Anzeige 

an  die  Herrn  Mitarbeiter  des  Journals 
und  der  Bibliothek  d.  pr.  Heilk* 

JLn  der  gegenwärtigen  Ostermesse  werden  alle  rückstän- 
digen Honorarien  für  das  Journal  und  die  Bibliothek  Ton 
4«n  Jahrgängen  18 r2  und  181 3  ausgezahlet.  Indem  ick 
diejTs  den  Herren  Mitarbeitern  anzuzeigen  die  Ehre  habej 
bemerke  ich  nur»  dalj,  um  Postgeld  *u  ersparen ,  Still« 
schweigen  als  Quittung  angesehen'  werden  -soll.  Wer 
also  bis  tu  Michael  noch  nichts  erhalten  hat,  wird  ge- 
boten, solches  mir  anzuzeigen! 

Dr.  Hufeland. 


J  o  u  r  d  a  1 

practischen   Heilkunde 

herauigtgabea 

f  OB 

C.     W.     Hufeland, 

Kttnlgl«  Prauli,  fl?Mt*r»tli,  Elfter  daa  rothon  Adltr* 
Ordfai  drittar  JUmm,  wirkt,  Latbm r,  Proifuor  dar 

Madlei*  au  R$rlln  aia« 

•  * 

und 

K,    HImly, 

,    PiaffMor  dar  MacUeia  au  Oenlnfaii,  Dlraatar 
do  kllnlichan  imtlmti  ai«. 


0'*«,  Pr*und,  iti  a//#  Th*ori99 
Dotih  friin  4t  L§k*H$  goMißr  A*i**t. 

Qärk*. 

Vi.  Stück.   Juniua. 

Berlin  18M. 
In  Commliiion  daa  RaalaibuUfiuchfaAndltuifi 


Ml 


1  ♦ 


-     4     - 


Di 


'ie  antiphlogistische  Methode,  und  nament- 
lich das  Aderlafs,  fangt  jeUt  an,  eben  so  herr- 
schend zu  werden ,  wie  vor  sehen  Jahren  die 
reizend-stärkende,  und*  unleugbar  wird  sie  bei 
der  jetzigen  Typhusepidemie  oft  mit  yielq^ 
Nutzen  angewendet.  So  sehr  sich  der  ratio- 
nelle Arzt  über  diese  Veränderung^  freuen,  und 
denen  danken  mufs,  die  den  ersten  Anstolf 
dazu  gaben,  so  ist  doch  gar  sehr  zu  fürchten, 
dafs  nun  bald  der  grofse  Haufen  der  nicht 
selbst  denkenden  sondern  nur  nachahmen- 
den Aerzte  eben  solchen  Milsbrauch  mit  den 
Aderlafs  treiben  werde,  wie  noch  vor  kur- 
zen mit  dem  Opium.  Es  ist  ferner  sehr  na-' 
türlicb,  dafs  die  bessern  Aerzte  selbst  «ick 
fragen:  Ist  es  möglich,  dafs  ihr  die  wahr« 
Natur  des  Typhus,  so  lange  verkannt  haben 
solltet  ?  Ist  er  wirklich  und  immer  eine  Him- 
entzündung  ?  Und  wenn  dies  der  Fall  ist,  wil 
konntet  ihr  ihn  vor  10  Jahren  mit  Opium  und 
Wein  behandeln  und  glücklich  heilen,  und  je« 
mit  Aderlassen  und  Nitrum?  Wie  kann-  nup 
die  nämliche  Krankheit  auf  so  ganz  entgegen . 
gesetzte  Weise,  und  glücklich  behandeln  ? 


I 


-   &   -  • 

Dm  Publikem  tadliel,  iu  Innig  mit 
•m  Handeln  dea  Afitee  verwebt,  um  etah 
cht  daa  llteht  dea  Mitdenket!  und  Mltre- 
tti  anaunial'aett9  tttufa  et  nieht  irrt  m  UM 
»rdea  y  und  um  Endo  dt«  gaaae  Kunst  ftlr 
b  Gaukelspiel  und  dtr  Hamebaft  dtr  Mode 
itetworlen  ansahen? 

Jenen  Miiebraueh  au  verhüten,  und  Aaf- 
hlufs  au  geben  über  diese  scheinbaren  WU 
mprUehe,  dadurch  mehr  Licht  iu  verbreiten 
i«  daa  Wesen  und  die  Behandlung  dieser  . 
»wichtigen  Krankheit  #«lbatf  du  ist  du 
trank  dielte  Auisatata.  Der  Vtrlasser  glaub- 
►  itah  diitt  um  eo  mehr  aufgelodert,  dt  ff 
alagaahtit  hatte,  die*  Epidemie  an  dta  f  #r*  t 
Mtdtaartigsten  Ortta,  la  Breslau  und  in 
trlia*  tiad  unter  dta  mannicihfaUigitaa  öa* 
eltaagen  und  Behandlungen*  in  Grollen 
ad  im  Kitiaea  9  au  sehen,  da  er  iqhan  Im 
ihr  1807  die  damalige  Kriegspest  reaht  in 
rtr  Mitfee  beobachtete,  und  beschrieb,  und 
1  tf  alt  Anhinget  eines  herrschenden  By- 
d«r  Schule  geweien  ist. 


—      6     - 

.  -II 

i 


■      ■  ■  ■ 

Vergangenheit, 


Vor  allen  Dingen  kommt  et  darauf  n, 
den  Gegenstand  im  Ganzen  in'*  Auge  zu  ta> 
aen,  nicht  blos  in  seiner  gegenwärtigen  *tft- 
-  liehen    Erscheinung«      Denn    wie    kann  in 
•  Leben,  so  wenig  des  einzelnen  Menschen  A 
'  der  Menschheit,  so  wenig  im  Geistigen  ab  ia 
Physischen,  eine  einzelne  Erscheinung,  durek 
-Zeit  und  Umstände  bedingt,  einen  befriedw 
genden  Aufschlug  Über   die  wahre  Natur  * 
ner  Sache,  und  für  alle  Zeiten;  geben?  Ia 
sie  nicht  immer  nur  ein  Fragment  der  Ge- 
schichte des  Ganzen  ?  Und  ist  es  nicht  ebei 
ein  Hauptvorzug  unserer  Zeit,  dafs  wir  eist 
so  lange  und  gereifte  Vor  weit,    so  wie  ein 
noch  nie  so  vollständig  verbundene  MitwA 
bei  unsern  Untersuchungen  Entsprechen  1* 
sen  können? 

Wir  wenden  also  zuerst  unsern  Blick  J* 
grofsen  Lehrerin,  Geschichte,  und  fragen  ifo 
Was  lehrt  sie  ufcs  im  Allgemeinen  über  & 
Veränderung  der   Heilmethoden   in  Sieb«» 


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] 


—     7  -  —  •;  ' 

berhaupt,  und  dann  über  Typbutf  und  Krieg** . 
pidemieen    insbesondere,    mit    besonderer 
lückaicht  auf  das  Aderlafs? 


Fieber  Überhaupt. 

t 
Hier  finden  wir,  dafs  in  den  frühesten 

Seiten  die  Kunst  von  da  ausging ,  wohin  sie 
jeut  aurüokkehrt,  Zu  Aip  poerat  es  Zeiten  und 
bei  seinen  Nachfolgern  war  die  antiphlogisti- 
sche Methode  die  allgemeine  bqi  fieberhaften 
Krankheiten*  —  Auch  i»t  es  so  natürlich  und 
dem  reinen  Blick  der  Kindheit  der  Kunst  so 
angemessen,  da,  wo  Hitze,  vermehrte  Tätig- 
keit des  Herzens  und  4er  Gefäfse  vorherr- 
sehen,  wo  so  leicht  äuisere  und  innere  Ent- 
zündungen entstehen,  wo  die  Natur  selbst 
durch  «freiwillige  Blutergielsungen  oft  augen- 
blickliche Erldbhterung  verschafft,  kühlende 
Mittel  und  Blutentsichungen  anzuwenden*  Vor- 
züglich wurden  Affektionen  der  Brust  und  des 
Kopfes,  Irrereden,  Rasereyen,  heftige  Kopf- 
sehmenen,  als  dringende  Anzeigen  dazu  an- 
gesehen. So  blieb  es  im  Ganzen  bis  zu  Ga- 
lenus  und  auch  bei  ihm  und  seiner  viele  Jahr- 
hunderte dauernden  Geistesherrschaft;   bis  in 


■     .    -   —      8      — 

den  mittlem '  Zeiten  die  erwachende  Chemie r 
die  Aerote  neue  und  gewaltige  Mittel  zur 
Bekämpfung  der  Krankheiten  r  und  zugleich 
eine  neue  Ansicht  der  Krankheiten  selbst,  die 
chemische ,  lehrte*  Diese  verdrängte  zuerst 
das  Aderlafs  bei  der  Kur  der  Fieber.  Bisa 
sah  nun  in  den  Fiebern  flicht  mehr  blos  ei- 
nen  Orgasmus  des  Blutes,  sondfera  Stoffver- 
derbnisse,   innere  gegen  einander  streitende 

• 

chemische  Kräfte,  die  nun  wieder  durch  an» 
dere  entgegen  gesetzte  chemische  Potenzea 
aufgehoben  oder  ausgestoßen  werden  konn- 
ten, auch  durch  manches  neuentdeckte  treffli- 
che Mittel  wirklich  wurden.  Se  entstand  A- 
racelsus  und  Sylvius  Schule,  und  aus  diesen, 
in  Verbindung  der  damals  öfters  eintretenden 
Pest  und  pestilentialischen  Krankheiten,  die 
Vorliebe  für  hitzige  schweißtreibende  Mittel, 
und  die  Nichtachtung ,  ja  die  Furcht  für  4m 
Aderlafs  in  Fiebern»  Die  grofce  Entdeckung 
des  Blutumlaufs  durch  Harvey  machte  zuerst 
wieder  mehr  aufmerksam  auf  die  Blutentlee- 
rungen, Und,  als  nun  der  Mifsbrauch  der 
Schwitzmethode  den  höchsten  Punkt  erreicht 

■ 

hatte,  traten.  Boerhave,  Sydenham,  Fr.  Hof» 
mann  und  nachher  Tissot  und  Zimmermann 
auf,    zeigten  die  Nachtheile  des  allgemeinen 


—  9  — 
braucht  derselbe*  und  setzten  die  aatiphlo* 
aacl)*,  und  somit  auch  dt»  Aderlaß,  als  die 
indmethode  bei  faiuigen  Fiebern,  wieder  iq 
i  alten  Rechte  ein,  beschränkend  die  entert 
•  auf  die  Klasse  der  malignen  und  peati- 
tialtschen  Fieber,  bei  denen  aber  seibat 
h  ijn  Anfange  n«ch  das  Aderlafs  bei  jun» 
i  *ud  vollblütigen  Subjekten  gestattet  www 

—  In  «der  Mitte  des  achtsehnten .  Jahr-? 
iderts  bereitete  die  Lehre  von  gastrischen 
inkheiten  und  gastrischer  Methode,  in 
rtschland  suerst  gründlich  und  systematisch 
Wickelt  durch  Hehr  öder,  Brendels  Stott, 
hier»  dem  Aderlafs  in  Fiebern  neue  Be- 
ränkungen.  Es  ward  erwiesen,  dafs  bei 
triseben  Fiebern  das  Aderlassen  in  der  Rt- 

schädlich  iey,  und  daie  die  bisher  immer 
rein  entsUndlich  angenommenen  Affektio- 
Tder  Brust  und  der  andern  innern  Orga- 

insonderheit  des  Gehirns  (Phrenüis),  oft 
a  consensuelle  Wirkungen  eines  gastrischen 
xes  seyen,  durch  Aderlassen  verschlimmert 
I  nur  durch  Brech-  und  Purgir mittel  ge- 
lt werden  konnten.  Dies  wurde  nun  wie 
röhnlich  wieder  Übertrieben,  man  wollte 
►  Krankheiten  wegpurgiren,  man  leerte  am 
ie  die  Kräfte  mit  aus,  und  so  mufste  nach 


dem  natürlichen  Gesetze  des  Gegensatzes  du 
eine  Extrem  das  andere  hervorrufe^,  und  der, 
der  das  entgegengesetzte  predigte,  schnell  all- 
gemeinen Eingang  finden.  Dies  war  /.  ßrown. 
Solch  ein  Schicksal  hatte  das  Äderläfs,  so  lan- 
ge die  Kunst  ejristirte,  noch  nicht  gehabt  *  aber 
auch  solch  ein  Schicksal  €ie  Kunst  selbst  noch 
nicht.  Das  Adertassen  wurde  so  gtffc  wie  vöU 
Völlig  ans  der  Heilkunst  verwiesen.  Alle 
Krankheiten  verwandelten  sich  in  den  Kö- 
pfen der  Aerzte  in  Asthenien.  Seihst  auf 
Universitäten  wurde  die  Thesis  öffentlich  auf- 
gestellt, es  gebe  gar  keine  fcahre  Enteiindungi- 
krankheit,  und  das  Aderlafs  atfjr  nie  nöthig. 
Unglücklicher  Weise  kamen  Epidemien  hin- 
zu,  die  die  höchste  Schwäche  zum  Karakter 
hatten,  und  'diese Behandlung erfodeiten«  Doch 
auch  hier  öffnete  das  Uebermaafs  des  dadurch 
angerichteten  Unglücks  endlich  die  Augen. 
Eine  neue  naturgemäßere  Theorie  kam  dazu, 
und  mehr  noch  ein  heuer  mehr  entzündlicher 
Karakter  der  Krankheiten,  der  sich  zuerst  am 
deutlichsten  in  den  Scharlachepidemien  offen- 
barte und  da  den  Schaden  der  reizend -er- 
hitzenden Mittel  zu  deutlich  darstellte.  Mas 
ging  also  bei  dieser,  und  tllmählig  auch  bei 
Andern,  zur  antiphlogistischen  Methode  Über; 


das  Aderlafs  ward  wieder  in  seine  alten  Rech- 
te eingesetzt;  man  fand  «endlich  et  selbst  bei  ^ 
dem  epidemisch  eintretenden  Kriegstyphns 
heilsam,  und  wir  sind  jetzt  auf  demselben 
Wege,  wie  Vor  xo  Jahren  die  erhitzende  reiz- 
erhöbende,  so  jetzt  die  antiphlogistische  und 
reizentziehende  Methode  für  die  allein  und 
allgemein  heilsame  bei  hitzigen  Fiebern,  und 
vornehmlich  beim  Typhus,  den  man  selbst  für 
nichts  als  reine  Hirnfentzöndung  betrachtet,  zu 
halten  *)* 

Was  sehen  wir  in  dieser  kurzen  Ueber- 

■      •      . 

sieht  der.  ^Geschichte  der  Kunst?  Einen  Cj- 
cliis  der  Hauptmetboden*  die  wechselweise 
einander  verdrängten,  und  am  Ende  immer 
.wieder  au  ihrem  Anfapg.  zurückkehrten.  Der 
Unterschied 'ist  nur,  dals  früher  der  Cyclua 
langsamer,  in  den  neuem  Zeiten  schneller 
durchlaufen  wurde*  Es  scheint,  dals  je  Vei- 
ter das  Menschengeschlecht  kommt,  desto  ra- 
/  s eher  der  Lebensstrom  der  Menschheit  fließt, 

*)  Merkwürdig  ist  hierbei  eine  Erscheinung.  Bei  al- 
lem Wechsel  der  Kunst  und  der  Epidemieen  ist  das 
*  Französische  Volk  dam  Aderlafs  treu  geblieben.  Aber 
au  leugnen  Ut>  auch  nicht,  da(s  kein*  unter  allen . 
ao  sanguinisch  und  entzündlich  ist,  nj)d  das  Ader« 
lassen  mehr  fodert,  als  dieses» 


und  Umwälzungen,  did.  sonst  Jahrhunderte  er- 

■ 

loderten,  jetzt  in  Jfhrzehenden  möglich  tu 
So  geht  es  in  der  politischen,  tp  in  der  phi- 
losophischen, und  eben  so  Audi  in  der  me- 
dizinischen Welt*  Ein  Menscheneiter  ist  jetit 
hinreichend,  die  ehemalige  Weltgeschichte  ei-' 
nes  Jahrtausends  vor  sich  vorübergehen  n 
seheii,  und  so  braucht  man  nur  dreÜsigJskt 
die  .Kunst  geübt  zu  haben,  um  die  Kunstg* 
.  schichte  ganzer  frühem  Jahrhunderte  seiht 
durchlebt  zu  haben.  Ich  rufe  darüber  im 
Zeugnils  meiner  altern  Mitbrüder  auf,  und  ich 
kann  selbst  als  ein  solcher  auftreten,  ich  er- 
innere mich  noch  sehr  gut  aus  meiner  Jugtnd 
der  Heilmethode  meines  Vaters  und  GroEv 
Täters,  die  beide  Aerzte  aus  der  Hippocr** 
tisch  -  Ho  ff  mann* idhea  Schule  waren.  Wh 
höchst  einfach4  war  ihre  Praxis !  Alle  fieber- 
hafte Krankheiten  wurden:  in  zwei  Klasseo, 
hitzige  und  chronische  (welche  intermittuen* 
dg  und  schleichende  begriffen),  eing&heilt, 
die  liitzigen  wurden  in  der  Regel  alle  toi 
Anfang  an  antiphlogistisch  behandelt,  und  bei 
vollblütigen,  oder,  wenn  Brust,  Kopf  oder  eh 
anderes  edles  Eingeweide  hervorstechend  ft% 
im  Anfange  immer  Ader  gelassen«  Erst  M 
die  antiphlogistische  Methode  die  Zofifflo  flidl 


—     i5     — 

>e*serte,  der  Pult  tunk,  die  Zeichen  dov 
ichwHcho  (Bt'Narriflkeit,  *Ma!jgnitllt  hioU  ee 
lamals)  eintraten,  dann  wurdeq  mit  Vorsicht 
ixdlirende  Mino!,  Spiritus  Minderen,  Schwe- 
fel, dann  Katnpher,  Liquor  snodyitus,  Ai»pe- 
ica,  Valeriana  etc.  angewendet.  Die  Kunitt 
per  glücklich.  Ich  nahm  aie  ebenfalls  an,  nur 
mit  dem  Unterschied,  dufs  ich  durch  JUrtittr 
laad  Stall  unterrichtet,  die  Lehre  von  den 
gastrischen  Krankheiten  mit  iu  sio  aufnahm. 
Aber  eben  so  gut  erinnere  ioii  mich,  aus  dem 
Anfange  meiner  praktischen  Laufbahn,  wcl- 
eher  Milsbraueh .  da  von  Halbnr/.ten  und  lu- 
den mit  dem  Aderlassen  getrieben  wurde, 
wie  ich  öfters  iu  Kranken  -mit  Plcurusieen 
und  Phrenesieen  gerufen  wurde,  welche  durch 
tusseidges  oder  zu  hiluliges  Adcrlnssen  olFen- 
bar  rersohliinmert,  ja  oft  tödlich  gemacht  wor- 
den waren,  und  dadurch  die  IJeberr.<»ugiing, 
die  mir  schon  von  meinen  Lehrern  milgutlieilt 
worden  war,  anschaulich  erhielt,  dal*  es  Ar- 
teil  dieser  örtlichen  FieberafTcktinnon  gebe,  wo 
das  Aderlals  nicht  hlllfroirh,  sondern  achrtd- 
lieh  eey.  —  Ich  habr  hierauf  die  gastrische, 
derfh  die  JJrown'tche  Periode  vor  mir  vorbei* 
gehen  sehen,  und  nun  glaube  ich  mich  oft 
erfader  in  die   ersten  Zellen  zurtlckgeseur, 


—     14    - 

wenn  ich  sehe,  dafs  man  Adef  .'laltt  Mos  nach 
dem  Namen  der  Krankheit,  ohne  Rücklicht 
auf  Individuum,  Puls  und  Nebenumstände  zu 
nehmen;  wenn  ich  «ehe,  dafs  die  Halbärzte 
jetzt  eben  ao  leicht  und  eben  ap  gedanken- 
los zur  Lancette  greifen,  wie  vor  kurzem  noch 
zum  Opium« 

Xiervenfiebtr* 


Heben  wir  nun  insbesondere  die  Fieber* 
gattungen  heraus,  die  in  neuern  Zeiten  unter 
dem  Namen  Nerven-  und  Typhusfieber  eins 
So  grolse  Hölle  gespielt  haben,  und  fragen 
darüber  die*  Geschichte»  Haben  sie  immer 
existirt,  oder  sind  sie  auch  erat  Produkte  der 
neuern  Zeit,  wie  manches  andere  nur  tempo- 
relle?  Haben  sie  immer  dieselbe  Form  und 
Karakter  gehabt?    Sind  sie  immer  denselben 

Kurmethoden  gewichen? 

* 

'Schon  der  Vater  der  Kunst,  tlippocra» 
tes,  dessen  Blick  nichts  entging,  unterschied 
unter  den  hitzigen  Fiebern  gewisse  Arten,  ia 
denen  sich  etwas  bösartiges  (r#  *#*«*$-<*)  .und 
etwas  geheimes ,  höherer  Abkunft  (r#  .W) 
offenbartet  ',D^s  erstere  bezeichnete  er  durch 


-       V«       — 

•lud  naflewühnlifcha,  flleinh  totn  Anfang  an 
eintretende  J  ielj«-tiMüht»llrhe  «  und  groliMs 
eehnelle,  oft  tetatedtte  'IVJdllehtalt«  dm  en- 
dete «liirlttrch^  riala  f!«  tlüle  Jllenjrhcta  und 
Gebenden  yt^lHüli  ergriffe  ,  ohne  diu  g*- 
tt(Jhtilirht»tt  in  die  Pinne  fftllf*rfH«*ti  UrMnhert 
der  Krankheiten  *-nMtRhr4  fi«n*  tingf-wdhulJ- 
t-htt  8jfMptrit«M>  Nerrtirbfinßp«  und  üben  *0 
ahn«  llnnllch  bemerkbar»  IJrtanheti  wie- 
de*  attfh<Jris  und  sei  den  KfH*her  einer  In 
einet-  hühern  Ordnung  d»r  Hing*  liegenden 
Uteifthe  trage,  Narh  den  furhermhenden 
fijrttlp^ittietf  wurden  die*»  Fieber  vernehleden 
benennet!  bald  tjphn dm,  wenn  da*  Haupt- 
ijrttifitnHi  flrldaf  und  Krijtf«Mt»iott  war;  bald 
Ae/adw,  wenn  ea  kulliiualiter  (ich  welle  war; 
bald  alrmntlvi,  wenn  ea  gtolae  Atig*t  war; 
pemfihifndrt  ,  wenn  fttnuilirtiif*  vorhanden 
waren  etc.  Die  Fest  gehörte  vor  abglich  dar 
unter*  —  Unhnuu  der  hierin  flntir,  dein  thp - 
pörrrttes  folgte,  he*tlrnmte  stiemt  den  fl^fliiff 
der  MalignitNt  genauer*  «ftirl  rw*r  folgender- 
geltalt?  Kim*  Krankhelh  hei  itelrher  eine  nnn- 
gezeichnete  Profit rnH cm  tlr-r  J.f>bi?n9kieri«  aHieln- 
bare  Oelindlgkeit  und  detinneh  gtulie  nefabr 
(eiwaa  fereteekteei  helnttllfJcIsehei  >  find  kei- 
ne  beeUnttnten  fallen,  noch  weniger  ihre  re- 


—     i6    ■*_ 

0 

gelmäfsigen  Zeitperiaden  (daher  sie  i 
'ätypicae,  atactae  genannt  wurden)  vörk 
"inen.  Er  bemerkt  auch  schon,  dafs  bei  dii 
Fiebern  da»  Aderlässen  schädlich  sey;  i 
bebt  er  schon  eine  eigne  Art  heraus,  de 
den  Namen  Syhockus  pucris  giebt,  un 
nachherigen  Faulfieber.  —  80  wie  Galt 
Lehre,  so  erhielt  sieh  auch  dieser  Be, 
der  Malignität  und  die  Eintheilung  der  Fit 
bis  auf  die  neuern  Zeiten.  Man  untersci 
sie  nur  in  sporadische  und  epidemische  o 
tagiöse.  Fried.  Hof  mann  nannte  sie  Fei 
petechizantesi  contagiosa**  und  im  JiäiM 
Grade,  pestilentiales. 

Untersuchen  wir  genauer  die  Schildern 

gen ,  die  uns  die  bewährtesten  Autoren  je* 

Zeiten  von  diesen  Fiebern  geben,   90  find* 

wir,  dals  sie  alle  schon  tue  nämliche  Fieb* 

gattung  sahen,  und  deswegen  von  dem  Ha 

fen  der  andern  hitzigen  Fieber  absondert«! 

die  wir  jetzt  sehen,  und  die  wir  nachher  Fa4 

Nerven-  zuletzt  Typhusfieber  genannt  habet 

Die  Hauptsache  der  Karakteiistik  besteht  bs 

allen    darin:     Gleich    von  Anfang  an   grob 

Kraftlosigkeit,  Affektion  des  Kopfes,  Schorf 

* .  * 

Delirien,  Söpor,  Nerrenzttialle,  kleiner  »chwi> 

cker 


Venaesectia  in  hisce  febribüs  Valde  e#i- 
tiosa  esse  potest ,  et  quidem  eo  plus, 
quo  jfiagis  contagmm  nervös  ajfecerit.  Gft- 
lenus  jam  monuit,  pucredinem  non  indica*' 
re  ad  phlebotomiarJy  Forestus  multas  -  no- 
xos    in  Jebribus   putridii    o.   venaesectiotie 

' orifi  vi  du.  Ex  omnibus  colligerö  licet,  ve- 
naesectionem  tantum  in  casu  plefkorae,  nun* 
quam  vera  ob  ipsius  febris  putridae  indö-    ^ 

-lern  instüuehdam  essef  -Adest  quidem  non- 
rtunqjiam  stasis  inflammqtoria,  quae  phlebo- 
'tomiam  indicare  videtur  ;  pleiumque  yero, 
■haec  stasis  putrida  a  phlegmonei  in  febribüs 
"inßammatoHis'  consueta,    satis   diffezt)    free 

eadem  medendi  methodus  ei  conveniu    Hinc 

"  *-  ■*'... 

haemorr.hagitte  in  hisce  febribui  fere  nun- 
quain  vriucae*  et  rarissimä  cum  euphofia 
succeduhtp*  dum  plerumque  ex  dissolutioiie 
4>riuntur;  atque  tnorbi gravitatem  declarant. 
Neqtte  temer  e  vem  pletliora  in  febribüs  pu- 
tridis  observare  licet,  cujus  adparentia  ex  re- 
sohlt oria  tantum  sanguinis  turgescentia  pro- 
ducitur.  Quodsi  ergo  simul  virium  ratio  in 
censum  trahütur.  venaesectio  omnino  et  in 
his  febribüs*  präecipue  versus  crisiki,  ubi 
ejus  motus  saepe  abundantia  humorum  im- 
pediuntur,    utilitatem  praestare  potest*    — 

B  % 


-*-       S6      — 

Aber  wie  beschrankt  ist  nach  seine  Berti» 

mung  des  Nervenfiebers,    gegen  die  AusdA 

nung,  die  sie  nachher  erhalten  haben!  Offep»i 

bar  Fallen  bei  ihm   die  meisten   unserer  Tta 

Venfieber   unter    die    Klasse    der    Faulfieta 

Und  wie  kurz,  und  doch  für  das  wahre Ner* 

venfieber   so   viel  sagend  ist  die  Schilden^ 

der    Behandlung    in    den    wenigen.  Wort»; 4 

Temperantia ,    venaesectio  ,.    balnea  frigid*  l 

vesicatoria  atque  excitantia  vel  cardio* »f 

euratione  adhibenda  sunt.     Sed  his  fehl* 

bus  medendi  ratio    difficillime  i+ 

cetur.     Medici  ingenium  hicvimi* 

am     manifestaire     poeest.    —      CuB* 

nannte    diese  .Fiebergattung    Typhus,  ads 

Nervenfieber    und    Schwäche    für    synosjM* 

und    scheint    dadurch    nicht    wenig   zu  nM^ 

größerer    Verminderung  des    Aderlasses  Üffl 

Fiebern, 'sowohl  in  England  als  Teu 

beigetragen    zu    haben«    —      Die    Göwnfl 

Schule,  TUsot  und  Scoll  zeigten  nun,  wie  ff* 

fsen  Antbeil  gastrische  Unreinigkeiten  anHtf 

vorbringung  solcher  Fieber,  insonderheit  Ä 

Petechien,  und    des  Frieseis,  haben   könnt* 

und  dafs  in  solchen  Arten  des  Fiebers,  w4 

che  als  eine  eigne  Species,  febris  nervosa  wn 

putrida  gastrica,  festgesetzt  wurde,  nicht  lM*k 


t 
k 


k 
k 


.  t  -  «  - 

erlali,  welches  vielmehr  schädlich  aey, 
uiein  die  darmausleerenden  Mittel  allein 
Ife  schafften.  .Modi wendig  wurde  hie* 
xh  das  Aderlässen  dabei  .noch  mehr  be- 
rankt,  -—   Frank  stiich  die  Faulfieber  ganz 

•einem  System  weg,  und  alle  die  ehema- 
m  bösartigen  Fieber  wurden  unter  dem 
nen  Mervenii«  ber.  begriffen.  Doch  nimmt 
k  er  eine  inflammatorische  Komplikation 
>ei  als  möglich  an ,  quae  tarnen  prona  in 
egmones  dispositio  post  paucos  dies  dis-  . 
*tbit,  et  non  nisi  ipso  morbi  initio  ab  ex» 
vis  pro  tali  curari  potest.  Ueber  die 
Wendung  dea  Aderlasses  erklärt  er  lieh  ao : 
cusque  venaesectionis  in  nervosa  fe~ 

instituendae  ,  quod  in  hac,  ut  tali,  ne- 
\quam  conveniat,  non  facta  est  mentio% 
paueo  interdum  sanguine  hie  profuse, 
ülis  mox  vir i  um  inseffuitur  prostratio, 
iisque  vix  non  in  totum  sußlaminatur 
tntia.  Sed  ob  solum  putridae  nomeny 
Umeri  errorcs  a  medentium  vulgo  hac  in 
"e  commissi  fuerunt:  cum  titulo  magis 
otheticOß  quam  ratione ,  et  experientia 
ueti,  venaesectionem  in  quavis  nervosa 
teils  abhorrtant.  Saepius  certe ,.  quam 
»  conteudantj  sub  coelo  etiam  calidiori9 


.    -.  i,  - 

inß ammatoria  constitutio  cum  nervosa* 
tur  cohtagio ;  '  et  neglecta  sub  ipso  i 
ihitio  venaeJectio ,  quamcunque  inanem 
dere  potest  merfelam  *)•    "  ■ 

So  wurde  denn-  die  Ansicht  bei  den 
teil -allgemein ,    dafs  das  Nervenüeber  zy 
seinem  ursprünglichen  Wesen  eine  Krai 
des  Nervensystems,   und  zur  Schwäche, 

*)  Und  ferner  {de  cor.  hont.  morb.    T.   I.  p.    i$ 

j uve albus ,    pfethor.irs    subjectit,    satpc  ti,a'.ift 

^mitlendi  sanguinis  nnessila\  atfpte  ver.a'scai 

t?  quidem,  tt  in  fp  int  mcdici  praescntla ,    sa 

* 

'  dunj,  atiquotifs  instilui  debet;  iic^t  ve.l  npei 
hoc  maibo  'infiamma-ionem,  tarn  a'ulaci%  q 
pura  esset,  vet.arnm  intisionc  pc>  ira.tars  ; 
queamus.  Pestis  ipstt  nommnouam  vcnarj 
bus  cessit  f< Heiter ;   et  tnm.sangulnti  casis,    r. 

1  Ate'  inflammatoria,  tum  pulsuum,  al  orumqite.  s 
matum,  •praeeipu+veto  doloris  circa  vcutriculu 
ratio,  et  levamen  emisstttn  cruorem  mox  ins 
sat  satis  knie ,  operatiorä  favent.  Negleud ,  t 
cii  cumsi antiit,  itenaesectio  ,  ßbdomttiaünm  vis 
aut  pu'monuip,  ccrcbnquc  inj!  ammationibvs,  J. 
ter  viam  sternit;  et  licet,  quac  talia  feüris  si 
comingunt ,  non  raro  causam  alterius  Hliqut 
rae  agnoscant;  est  tarnen,  ~ubi,  et  his  in.  casib 
ttäesectioni,  sanguinis,  cttcurbilulis  scarifi<.ßiisl 
utiliter  esse  possfr ;  prudensque  medicus  null 
tempore  indicationem  t  consilio  atque  experienti 
maiam  amplctiitur.  -   + 

K 


—   «5     — 

lieh  jur  Fäulnil*  hinneigend  *ey,    dafs  aber 
damit  sowohl  das  gastrische  alt  selbst  das  ent- 
zündliche Fieber,  so  wie  wahre  Lokalentzün~ 
dulig,  verbunden  seyn  könne,  wodurch  so- 
"Wohl    gastrische   als  ftlutentziehungen   nöthig 
gemacht  werden  könnten,  und  dafs  besonder* 
**<ttt  ersten  Tage  des  Krankheit  diesen  Mitteln 
gewidmet  werden  müfsten.     In  diesem  Sinn 
«nd    als  Resultat  meiner  Erfahrung   gab   ich 
im  Jahr  1799  meine  Schrift  über  das  Nerven- 
fieber  heraus,   in  welcher    die  Komplikation 
mit  Entzündungsfieber,  ja  mit  wahrer  aktiver 
l*okalantzündung  festgesetzt,    uo4   das  allge- 
'flfcelfte  sowohl  als  örtliche  Blutentziehen  nicht 
Hos  erlaubt,   sondern   als  unentbehrlich,  zur 
Heilung,  selbst  um  dann  desto  freier  die  Reiz- 
mittel  amu wenden,  empfohlen  ward.  —  Aber 
wie  viel  hatte  ich  dafür,  bei  der  damals  all- 
gemein  gewordenen  ßrownschea  Ansicht,  und 
ktamentlich  über  diese  Zulässigkeit  und  Not- 
wendigkeit des  Aderlasses  bei  Nervenfiebern, 
m  leiden!  — •   Der  Strom' dieser  Lehre,   in 
Verbindung  einer  in   den    Zeiten  Allgemein 
^herrschenden  wirklich  höchst  nervösen  asthe- 
Stisthen  Konstitution,  rifs  fast  alles  mit  sich 
lUau    Die  bisherigen  Nervenfieber   mit  allen 
Deduktionen  fiflen  qun  ganz  unter  den 


.    -    «4    - 

generellen  Namen,  asthenische  Fieber,  zusam« 
inen*     Alles  war  Schwäche,  nichts  wie  Schwä« 
che,  und  wer  konnte,   wer  durfte   da  an  das 
Aderlassen   denken  ?      Auch     bei     den   drin« 
gendsten    Anzeigen   zum   Aderlafa    wurde  ei 
<|ennoch  aus  Furcht  der  Schwäche,   nicht  un- 
ternommen;   es  versdhwind  gänzlich   aus  der 
Kur  dieser  Fieber.    Statt  dessen,  machte  min 
die  einfachsten   Fieber  durch  unvernünftigen 
Gebrauch  des  Opium   und  anderer  Reizmittel 
ZU  Nervenfiebern,  (Febres  nervosae  artificia* 
les  von  mir  genannt,)   und  einfache  Nerve* 
lieber '  dadurch  zu  Faulfiebern,  4Doch,  nefan« 
dum  —  jubes^  rcnovare  dolorem*  ~~»     End- 
lich drang    die  Stimme  naturgetreuer  Aerzte 
und  die  Natur  selbst  durch,  ein  eintretender 
jnehr  entzündlicher  Karakter  der  Konstitution 
machte  die  Nachtheile  der  Hitzmittel  und  der 
unterlassenen  filutentziehungen    mehr    in  die 
Augen  fallend,  die  herrschende  Theorie  ward 
durch  die  Naturphilosophie  gestürzt,  und  die 
verblendeten   Geister   kamen  zur  Öesinnung. 
Mit  Dank  und  Verehrung  müssen  die  Namen 
derer  genannt  werden*  die  zuerst  wieder  öfc 
fentlich   der    antiphlogistischen  Methpde    du 
Wort  redeten*    Es  war  Stieglitz  beim  Schar- 
lachßeber,  und  Hüdenbrand  beim  Typhus« 


—    fl5     — 

eiterhin  trug  Marcus  nur  Verbreitung  dl* 
r  Ansicht  und  'des  Aderlässen»  im  Typhus 
besondere  vorzüglich  viel  bei« 


i 


So  entstand 9  so  verwandeltet  so  verbrat- 
:e  sich  der  Begriff  und  zugleich  die  Herr- 
uft des  Nerveniiebera.—  Welche  wunderba- 

Revolution  zeißt  uns  diese  geschichtliche 
iratellung  I  Wie  klein  fingen  sie  an  9  und 
M  ist  nachher  aus  ihnen  geworden I  Noch 
irden  sich  mit  mir  viele  ältere  Kunsfgenos- 
n  erinnern,  wie  skrupulös  wir  noch  vor  3o 
hren  waren^  einem  akuten  Fieber  den  Na- 
an  Nervenfieber  zu  geben9  der  erst  aufge* 
»mrnen  war,  den  Richter  selbst  noch  da- 
lls  in  seinen  Vorlesungen  als  solches  nidit 
aaprach,  sondern  nur  dem  chronischen,  schiel* 
enden  Nervenfieber  beilegte  ;  und  zwanzig 
hre  nachher,  war  fast  alles  Nervenfieber,  und 

•wir  der  Natne,  der  dem  unerfahrensten 
«te  am  leichtesten  auszusprechen  wurde, 
ghen  wir  au  seiner  ersten  Einführung,  zu 
r  Idee,  die  ihm  das  Leben  gab,  zurück, 
e  genau,  wie  sorgfältig  ist  sein  Urheber, 
JVhyU  in  seiner  Bestimmung  I  Wir 
)llen  die  Stelle  hier  wörtlich  ausheben,  weil 
>  gleichsam   die  Einführung*-  Urkunde  fifo 


(  -  —     36     -*»  * 

die  neue  Herrschaft  enthält.    „  AHf  Krankhei- 

* 

„ten  können  in  gewisser  Art  Nervenkrank- 
heiten genannt  werden,  weil  in  jeder  die 
„Nerven,  mehr  oder  weniger,  angegriffen  sind, 
„un,d  dadurch  mancherlei  Empfindungen,  Be- 
legungen und  Veränderungen  entstehen. 
„Deswegen  verdienen  nur  diejenigen  den  Na« 
„men  Nervenkrankheiten,  welche  wegen  ei- 
„ner  eigentümlichen  Empfindlichkeit  oder 
„unnatürlichen  Beschaffenheit  der  Nerven,  am 
„Ursachen    entstehen,    die  in  Menschen  tob 

» 

„gesunderer  Konstitution  solche  Wirkungen 
„gar  nicht ,  oder  in  viel  geringerem  Grade 
f ,  hervorbringen« " 

Auch  Seile  bleibt  diesem  Begriff  getreu. 
Seine  Karakteristik  des  Nervenfiebers  ist  fol- 
gende ;  Magna  atque  praeternaturalis  par- 
tium irritabilitas.  et  semibilitas,  Febris  inor- 
dinatay  nee  continem^  nequa  regulär 'Uer  re- 
mütens.  Symptpmata  nervosa,  nee  inter  se, 
jieque  causis  manifestis  respondentia  *)• 

*)  Ausfuhrlicher  erklärt  er  sich  darüber ,  n«ch  so: 
Ex  mera  cnlm- tynipiomatarti  nerpasontm  feeis  nihil 
ad  febi  is  natura  m  eoncludi  potesi.  Sic  irt  febribui 
biliosis  taepissime  symptornat*  deprehenduntur,  qua* 
vmnibus  nervosorum  dejiortyinatiQne  veniurtc ,'  eaaUt 
ratterte  jur*  illam  mer$ri  +idem*r9  qutnimm  p*rtur> 


»* 


\ 


—  «7  — 
ttacl  Wna  JAt  nachher  daraiia  flftwordrnP 
Iprade  flu  Khtßfiß»nf;p*olztii.  Klnir.  ilnPn  ehe- 
tut  tlni  Nervenücher  der 'tu'ßntive  HegrifF 
■iit\  wurde  ea  iiflHihnr  der  |>o*i|ivef  und  alle 
ö  tiefe  Fieher  negativ.  Miau  dala  man  nach 
fer  nyaprllfißliHirn  tinil  nllein  richtigen  H'^tim* 
iuriß  «in  Nervrnlieber  nur  dm  nennen  ncillf^ 
ro  in  den  Nerven  idleiu  tlnr  iiraprtinfjiche 
Itiind  dfcr  ttiarheinutißen  «u  auchen  ary»  lie» 
riff  matt  Jtaehher  nllo  Fieber  dnrunter,  wobei 
He  Nerven  aymptomatiarh  mit  ergriffen  witr- 
#t)f  Und  welrhea  Fieber  lälat  »irh  nicht»  bt* 
ottderi  in  tinaern  nerveoaehwerhen  Nrnnden 
hd  /jeitfcti,  darunter  bringen  i'  l,)*a  anhliimhate 
fMl*  nun  dtda  airh  suletrt  der  Mrgriir  ächwn* 

Aatai  futfciioHrs,  tt  tiwnw  *)  ttmirtre  prnrfm*  prn* 
d*ttt*it  »iJHHtv.  JVort  fttttrrn  trttlrm  r\t  t.nipf  fftttt 
Jtkrii  twitrnc  nittnmtP  nimvuftanlnr  t  nnfnt»  |H/^//n- 
mai*  tnjrfaibn*  bifitni.t  rviirm  juir  th'tn>jtnrnnt  wn- 
iurtt  mrrmlnr,  qm%  /^/;ff.f,  mixtmr  im  ^pprlfnmut. 
Kl  Art«!  firtitt>h  nüttti  rat  in  tut  ix  fl  ft.tr  Hrn  rU ,  H  fn* 
tili  tu  tipßtitlv*  rftmm  nfjitmüitvr  tl*&.riftftii'.  (,%i 
ergo  fehrht  tjnipmmtH'hu»  n  rrfu/?  .ttipnttt ,  nul/ntn 
«««.tiffM  e.r  ilt  niantf'ritni ,  ipm*  ti  int  frfatt  pnufn- 
tere  sahnt,  •«•/,  ywo«/  ithm  r.\t ,  .st  phrttwtmrnn  tnu- 
§it  mithifatte  mttntrth  hnntt  rsMpnnilmnt ,  i(*i  /rftrhfl 
flMfroitfm  rel  niaviatn  •«*,  atl/ittnait  dvhn.  /ttttr 
smH0  vtrm  p/ofiritttjHi'  r.u  tn>$int  ynttm  huir.  g*ti*rl 
mffijßpm  dehrmut,  st  nmnrtn  confituonem  tritnre    ve* 

lim**» 


—     a8      — 

ehe  desselben  bemächtigte,  Nervenfieber  und 
Asthenische  Krankheit  für  eins  genommen  wur- 
de/und  aus  dem  anfangs  nur  lokalen,  eU)  «- 
sentieller  Unterschied  entstand.  Denn  so  längs 
das  Nervrenfieber  noch  blös  als  Krankheit  et 
nes  i  Systems  betrachtet  wurde»  erlaubte  * 
noch  die  Annahme  eines .  verschiedenen  K*- 
rakters  und  verschiedener  Behandlung,  All 
es  aber  eins  mit  Asthenie  wurde,  dann'  war 
diese  für  die  Praxis  so  wichtige  Unterschei- 
dung der  verschiedenen    Arten  vorbei,   und 

es  gab  nur  Grad  Verschiedenheiten,  bei  denen 

i 

immer,  nur  in  verschiedenen  Graden,  gereizt 
und  gestärkt  werden  mufste.  Es  ist  merk- 
würdig,   dafs   der  Begriff  der  Malignität  das- 

r  t 

selbe  Schicksal  gehabt  hat,  wie  sein  Nach- 
folger das  Nervenfieber,  und  data  er  eben 
auch  wegen  seiner  Unbestimmtheit  uqd  seines 
Misbrauchs  verlassen  wordefn  ist.  Hieraus  er- 
hellt allerdings,  dafs  etwas  in  der  Sachs  selbst 
und  in  der  Schwierigkeit  der  Bestimmung 
liege. 

So  grefs  ist  die  Gewalt  der  Namen!  Wir 
haben  in  den  neuesten  Zeiten  etwas  ähnliches 
im  Group  erlebt.  Aber  es  ist  Zeit?  diesem 
Mi&brauch  Einhalt  zu  thun,  und  zurückzukeh« 


•-     ÄQ     — 
a  m   da*  uraprilagliflhan  Beatimmunff,  buk 
t  NervanJlfcbor  mu  mannte,  wo  da«  Mtrvon« 
itf*m  ui«|ir<lnfllinh  laldafc,  also  au  untern  nhei* 

0  Pihris  ti0rvo*a  und  JbMrh  eujmrunqut 
HWix  tum  affuctinn*  nervös*,    und   auch 

1  dam  erat  an  oioht  au  *  itrß<*aa«n ,  dala  •• 
t  allan  andern  Fiab*rffattuii||*n,  aalbat  de» 
Mündlichen»  verbunden  *oy*  künne. 


Iipidfitnicin* 


i 


Elntn  beanndera  bemprkmiawarthen  Plata 

dar  G^rhuhto   dor  M*u«cihb*lt    und  det 

inat  behaupte  dicjtfniffe  Klaaaf*  von  Fiebern» 

rlohe  vun  ftalt  r,u  Zeit  in  ßrolatn  Maaaan 

taheinnn,  gan«e  Iittndar  und  V/ilkur  bfliU 

* 

i  und  ttmiatens  rlnen   antfirkMidcu  Karafc» 
r  haben.    Wir  nennen  aio  Epidemieeit* 

Wir  aetben  nNmlicih,  dala  durch  Konkur» 
at  beeonderer  Verhlltnlaao  In  der  Natui 
er  dar  Mettaebenwelt  —  dan  beiden  Grund- 
ellap,  woraua  aunUnbat  allaa  hervorgeht,  waa 
f  ftrden  geacihieht  —  auch  Ijpaondere  ßr- 
agniaae  in  dar  tiphlre  dti  Lebene  bar« 
rgebraofat  war  dan,  dia  aia  allgemeine,   in 


__     3v>      —  • 

einer  bestimmten  Form  sich  darstellende  Ab* 
weichungen  des  organischen  Lebens  von  sei- 
nem Normalsusrande,  also  als  Allgemein  herr- 
schende Krankheiten,   erscheinen;  dafi  diese 
allgemeinen  Krankheiten    oft   feinere   Stoffe  k 
entwickeln,  welche  die  Krankheit,  aufser  it  P 
rer  ursprünglichen  Entstehung,  nachher  nock  I* 
durch  Mittheilung  fron  einem  Korper  auf  dd 
andern   übertragen ;    dafs   diese    Krankheit« 
sehr  mannichfältige  Formen  und  Erschein»* 
gen  haben,  von  sehr  verschiedenem    ja   gsox 
entgegengesetztem  Karakter  sind,  und  sehrre- 
schiedene,  ja  entgegengesetzte,  Heilmethoden, 
verlangen.      Sie  sind  zuweilen  nur  auf  ein« 
kleinen  Bezirk  beschränkt,  zuweilen  aber  ver- 
breiten sie  sich  mit  unwiderstehlicher  Gewalt 
über  ganze  Erdstriche  und  Nationen,  und  ver- 
dienen eine  Stelle  in   den  Annalen  der  Mos- 
schengeschichte.    Von  diesen  sey\  es  mir  er- 
laubt hier  einige  der  vorzüglichsten  aufzufüh- 
ren.    In   den  alten  Zeiten  kommen  sie  mei- 
stentheils  unter  dem  Namen  Pest  und  pesti- 
lentialische  Krankheiten  vor,   und  von  jenes 
furchtbaren  Pestepidemien  an,  die  zu  Üippo* 
cratds'  und  Th  ucydides'  Zeiten  Griechenland 
verheerten,  bis  auf  die  letzte  wahre  Pest,  wel- 
che in  den  Jahren  1707  nnd  8  Europa  noch 


->■'■■  V 

an  vielen  Orten  heimsucht«;  Anden  cwi*  viel© 
solcher  allgemeinen  'Seuchen  aufgezeichnet,  die 
zum  Theil  wahre  Pest,  zum  Theil  aber  offene 
bar  andere  Epidtemieeh  waren.  In  den  neuem 
Zeiten  ,   wo  man  die  wahre  Pest  schon  ge- 
nauer von  den  andern  Epidemieen   scheiden* 
und  letztere,  seit  nun  töo  Jahren  schon,  völlig 
«us  Europa  verbannen  gelernt  hatte,  bemerken 
wir  zuerst  jene  merkwürdige  Erscheinung,  wei- 
che unter  dem  Namen  der  Englische  Schweiß) 
im  sechzehnten  Jahrhundert  England,  Holland 
und  einen  Theil  des  nordlichen  Teutschlands 
heimsuchte.    Die  Krankheit  bestand  in  einem 
bösartigen  Fieber  mit  den  heftigsten  Schweis-> 
sen,  die  Kranken  verschwitzten  ihr  Leben  oft 
in   zwei,   drei  Tagen.      Die  einzig  hülfreiche 
Kur  war  der  Gebrauch    siaikender  analepti* 
scher  Mittel.    Die  neuesten  Zeiten,    die  letz» 
ten  4°  Jahre,*  waren  besonders  reich  an  die- 
sen  pathologischen  Schöpfungen*    Im  Jahr  1770 
und  71,  nach  allgemeinem  Mifswachs  und  Hun- 
gersnoth',  und  einem  durchaus  feuchten  Win« 
ter  und. Sommer,    verbreitete  sich  fast  über 
ganz  Teutschland   eine    allgemeine  Epidemie 
des  bösartigsten  tödlichsten  Fieckfiebersj  des*- 
sen  Haupterscheinungen  Petechien ,  Kolliqua- 
tiqn,  Sopor,  Raserei,  Gangraen  waren.    Mer- 


—      3«      — 

tens  und  Bucholt  haben  uns   davon  getreu« 
«nd  lehrreiche  Beschreibupgen  geliefert.  Brect 
mittel,   gelinde  Abführungen,  Säuren  im  A* 
x    fange  hoben  oft  ganz  allein  da»  Fieber;  beia 
hohen  Grad  war  die  China  das  Hauptmittel; 
Aderlassen  war  schädlich.  —  Zu  gleicher  Zä 
herrschte  in  Niedersachsen,  vielleicht  autdai 
nämlichen  Ursachen,    eine   epidemische  N» 
Venkrankheit,  uc*ter  dem  Namen  Kxiebelkraot 
heit  von  Taube  beschrieben,  and  mit  Jen  auf- 
fallendsten Nervensymptomen  begleitet.  —  Ip 
Jahr  17S2  erschien  jene  merkwürdige  Epide- 
mie, die  wir  mit  dem  Namen  Influenza  oAet 
Grippe  belegten.     Sie  kam  aus  Norden,  ta{ 
nahm ,   ganz  einer  Pest  gleich,   ihre  Richtuaj 
von  Nordost  nach  Südwesten  fast  über  gm 
Europa  hinweg.    Sie  war  eigentlich  katarrkfr 
lischer  Natur,    aber    das  Miasma  so  intensiv 
1  und  extensiv  gewaltsam,    dafs   es  nicht  allda 
in  Zeit  von  wenig  Wochen  fast  die  ganze  Po- 
pulation mancher  Orte  ergriff,   sondern  auck 
sehr  tief  in  den  Organismus  eingriff,  so  dal 
es  gleich  gänzliche  Ermattung,    die  heftigstes 
Fieber  mit  Lungenaffektionen,  bald  entzünde 
lieh  er,  bald  nervuser,  bald  gastrischer  Art  her- 
vorbrachte.   Die  Behandlung  war  in  der  Re- 
gel   antiphlogistisch,    und   Aderlassen  bäufij 

noth- 


—    '33     — " 

othwendig«  Doch  oft  auch  erfoderten  sie 
on  ganzen  Apparat  nervin  er  und  stärkender 
litte!.. —  In  den  Jahren  1800  bis  4  verbrei- 
te sich  unter  der  Form  der  Scharlachlieber 
M  Epidemie  mit  verheerender  Wuth  Über 
Den  großen  Theil  von  Teutschland,  unge- 
ühnlich  durch  das  Ergreifen  aller  Alter,  und 
arch  eine  besondere  Bösartigkeit  des  Conta- 
umi)  welches  weniger  wie  sonst  den  Hals 
»zidern  Kopf  und  Nervensystem  ergriff,  und 
külig  die  kräftigste  Anwendung  reizender  und 
Minder  Mittel  erfoderte,  —  Zu  der  näm« 
*ken  Zeit  existirte  die  verheerend*  Epide- 
ie  des  gelben  Fiebers  an  den  Küsten  Spa- 
iens  und  Italiens.  — -  Die  in  dieser  und  der 
Agenden  Zeit  durch  die  Kriege  erzeugten 
pideniien  werden  wir  gleich  näher  betrach- 
te Nur  bemerke  ich  die,  zwischen  ihnen  in 
M  Jahren  1809  und  1810  entstanden*  fipide- 
da  des  Wechselfiebers,  wodurch  diese  Krank« 
eit  im  ganzen  nördlichen  Teutschland  so  all- 
imein  wurde,  als  sie  noch  nie  gewesen  war« 
uch  eine  zu  gleicher  Zeit  epidemisch  herr- 
faende  Gelbsucht« 


röm.  xxxrni  b.  s.  11,  C 


-     34     - 


Kriegspest. 

Aber  am  nächsten  interessirt  uns  hie] 
diejenige  Art  von  Epidemien,  welche  als  Be-j 
gleiter  des  Kriegs  erscheinen,  und  welch 
wir,  da  sie  in  der  That  Produkte  des  Krim 
und  von  eigentümlicher  ansteckender  Nitvl 
sind  — -  Kriegspest)  Typhus  bellicus  —  n» 
nen  *). 

Von  jeher  finden  wir  sie  im  Gefolgeis 
Kriegs,    und  die  Erfahrung  aller  Zeiten  nat 


li 


m)  Der  W imi  Kriegspest  scheint  mir  der  ach! 
su  seyn,  und  ich  schlag«  daher  vor,  ihn  allfflaai 
dafür  zu  brauchen,  einmal  weil  die  Krankheit  «•• 
mer  Produkt  des  Kriegs  ist,  zweitens  weil  fie  «äs 
eigentümliche,  durch  ein  Contagium  sich  reife* 
tende  und  mit  der  Peat  viel  Aehnlichkeit  habest V* 
Produktion  ist,  und  endlich  well  aehr  viel  dmi 
ankommt  tie  als  solche  von  andern  Krankheiten  fl 
unteracheidert.  Wir  haben  oben  gesehen,  wie  v^ 
von  Namen  in  der  Medizin  abhangt.  —  Ick  UiV 
überseugt,  dafs  Tauaende  von  Menschen  auch  diisji 
mal  blos  dadurch  umgekommen  sind,  dafs  man  Ö 
Krankheit  Nerven  Heber  nannte,  aie  deshalb  mit  d* 
gewöhnlichen  Nerven  fiebern  verwechselte,  uod  & 
bei  denselben  eingeführte  Kuraxt  anwendete.  t|* 
Nervenfieber  im  gewöhnlichen  Sinn  des  Wortes  itl) 
es  gar  nicht.  Dasselbe  gilt  von  der  Benenn ungljfli 
phus,  der  ja  jetzt  gans  mit  dem  Nrrven fieber  * 
einen  Begriff  zusammenfallt. 


—     35     - 

.er  Völker  hat  dies  so  bestätigt,  dals  das 
irienklucblatt,  Krii»g,  Pest  und  theure  3&oitf a 
•  unzciirennliche  Gefährden  selbst  in  den, 
olksglauben  und  in  die  Volkssprache  über- 
gangen sind.  Hier  eine  kurze  (Jebersicht 
(t  vorzüglichsten  Epidemien  dieicr  Art»  — 
tan  die  ältesten  heiligen  Schriften  liefern 
jage  von  solchen  plötzlichen  Mioderlagen 
»Tser  Armeen  durch  Krankheit«  Xeno- 
o/i  erzählt,  dals  bei  dem  berühmten  Hilck« 
5«  der  Griechen,  von  der  Wirkung  des 
baeet  und  der  Kiilto,  JIrU'shtinger,  Hlind- 
it  und  der  kalte  Brand  häufig  bei  den  Sol- 
tan  entstanden  wiirrn.  Plmius%  dals  die 
>rnische  Armee  in  den  feuchten  Gegenden 
Igieps  und  des  uürdlicheu  Germauions  sehr 
*]  von  der  Stomacace  (offenbar  dem  Skor- 
t),  zu  b  iden  gehabt  habe.  Vlutarth  be- 
btet, dals  Dcmetrius  in  seinem  letzten  Krie- 
»  Über  Hooo  Mann  an  einer  Seuche  vcrlortn 
ibe,  die  aus  Mangel  der  Lebensmittel  ent- 
luden sey.  Urins  erwähnt  .einer  pestilun- 
diachen  Krankheit,  die  sowohl  bei  dem  Höf- 
ischen als  Karthagischen  Kricgsheere  in  Si-  ' 
lien  gewiithet  und  viel  Menschen  weggerafft 
>be,  und  Diodorus  einer  mit  einem  Blut- 
ifa  verbundenen  Seuche,  welche  die  Syracua 

C  a    * 


-     36     — . 

belagernde  Armee  fast  gänzlich  aufgerieb 
habe.  Doch  wir  übergehen  die  ältesten 
ten,  und  wollen  uns  blos  an  die  neuere 
schichte  halten,  die  uns  genauere  Schild 
gen  der  Krankheit  selbst  und  ihrer  Beb 
lung  darstellt.  —  Aus.  den  mittlem 
liefert  uns  die  Geschichte  der  Kreuzzüge  Bat] 
spiele  genug  von  furchtbaren  Niederlagen,  wi  |fe 
che  die  Heere  der  Kreuzfahrer  durch  toldk 
Seuchen  erlitten,  ohnerachtet  diese  zumTMl 
die  wahre  Levantische  Pest  gewesen  zntqi 
scheinen.  —  Im  Jahr  i£66  finden  wir,  di& 
nach  einem  schweren  Türkenkrieg,  den  K* 
ser  Maximilian  IL  in  Ungarn  geführt  hitöj 
eine  der  schrecklichsten  Epidemien  entttaai 
welche  nicht  nur  sein  Heer,  sondern  «4 
nachher  ganz  Teutschland  verwüstete;  es  w« 
ein  faulichtes  Fleckfieber  mit  kolliquatirei 
Schweifte,  und  wurde  das  Ungarische  Fiebei 
auch  wegen  der  vorherrschenden  GehinuE* 
fectionen  die  hitzige  Hauptkrankheit  genannt 
—  Im  Jahr  i6S5  erschien  nach  einem  aber* 
maligen  Türkenkriege  eine  ähnliche  Kriegv 
pest,  von  der  uns  Fr.  Hof  mann  erzählt;  «e 
hatte  die  gröfste  Ermattung,  heftige  Kopf- 
schmerzen ,  Schwindel  und  bald  darauf  jerfol- 
gende  Delirien,  Sopor  und  Petechien  zu  Haupt- 


-      37    - 

uptomen;  die  damals  gewöhnliche^ »  uqd 
U  den  Badern  häufig  gereichten^Alexiphar- 
ica  verschlimmerten  sie  und  mochten  sie 
Hieb;  am  heilsamsten  fand  Hof  mann  kiih- 
tdo  säuerliche  Mittel,  seine  Bezoarpulrer 
>tt  Absorbentien  mit  Nitrurn  und  ein  wenig 
lipfer)  Weinessig,  Roob  Sambuci,  Spiritus 
Vi  auch  Sulphuris  in  Wasser  verdünnt;  völl- 
igen Subjekten  Hefs  er  im  Anfange  und 
Verhütung  mit  dem  größten  Nutzen  Blut 

\  De  venarseeiione    guidein   an  in    ejitsmodi    acutU, 
malignis  contagiosa  et  exanthematicis  fehribut  pro» 
§U  vel  noerat,    Medici  adhuc  in  utramqne  partem 
dltceptant.    Egn  vorn  ceruro,  absolute  nil  posse  dem 
finiri,  eed  considttrandas  esse  a  Mrdico  clrcunispecto 
mc  periio  circumstantias  omnes,  qitoad  indolent,  cau~ 
tarn,  symptomata  et  tempus  morbi,  quo  ad  snbjectum, 
corpus  aegrotanr,   solidommquc  et  ßuidornm  in  eo 
dhposittenem.    E%o  quidem  multiplici    edoctus  sunt 
Observation* ,  verum  esse  gener  alem  hunc  practlcum 
eanomem:   si  corpus  est  admoditm  plethorfcum,  am» 
päs  vmsis  instructiiin ,    sanguinis  missioni  assuetum, 
ei  morbus  sanum  antea  corpus  coriipuit,  nrc  a  co/n- 
wnuni  ad  pmredinem  inclinantt  at'ris   virin  obortus, 
ii  vehementer  statin  caput  petit  ac  delirium  metuen- 
dum;   tum  ut'qne  ante  invathmem  tarn  ad  praeter- 
tftuionem,    quam  niam  mox  in  prineipio,    nunauam 
nocere   potrst   tnodrrata    sanguinis  missio   in   pede; 
atän  sub  his  circumsitmtiis  in  morbo  Hungarixo  ipsa- 
mm  pejiilentia  vcnaesectlo  est  niilLttima.  Quod  ii  vere 


ftf 


I1  I 


1        Di*  Tran*oset>krW|e  in  den  Wirt* 

-^5<y  fcraditW  abgifakÜ  eine  Kriegipeu 
Yor;  tfre  wir  aus  der  meisterhaften  Schild« 
£r&gfÄi  und  anderer   bei  der  Armee  i 

''stalten  Englucben  Aehte  kennen,  Ifr 
Zufällen  kam  He 'mit  der  vorigen  DM 
'ajröfte  Ermattung,  blonden  ein  Zitteq 
HincfeV  Ovaren  die'  ersten  Symptome ;{ 
grcifse  Niedergeschlagenheit,  Betäub'm 
Verwirrung  im  Kopf  folgten  bald  na< 

•  Puls  schnell,  undejch,  doch  gewöhnlich 
lieh  voll,  dje  Haut  und  Zunge  trocken, 
ge  Delirien  und  Rasereien  stehen,  selttri 
^aulttis  und  Coovulsionen,  häufig  Petechie 
höhern  Grad  Calor  mordax,  colIiquatfV< 
arrhhe*  gesunkener  Puls ,  der  Tod  oft :i 

,  denkten  Tag,  gewöhnlich  zwischen  dem 

■ ,  '  • . 

und  t4tep.    Die  Kur  war  Ligende:  ßa 

ii  , 

ersten  Anzeigen  der  Krankheit  Entferoon 
der  unreinen  Luft,  ein  Brechmittel ,  f  od 
jajif  Therjäk  und  Hirschhornsalz ;  zu  wetten 
ein  «weites  Brechmittel;  wodurch  oft  die 

r  ■  , 

I- 

■  ■*  ödductm*  hae  cirenmstandae  dewnt,  carputqtu 

.     *4*&v1nc  redurtfot,  nomia  omnlrro  9t  ptrnitlm 

tgmfoii  iniitto  Inttmpestiva.    Qimmqne  panti  \ 

dicii  pti$4*fltt*  poiiemmü  4hchtivu>    non   min 

geneftito  meto  remrdio  pins  tarps  damni,  qttmr 

;  i*  titmtntt  afirrii    tftd.  t»U  6yt%.  p.  079. 


—     39     - 

Krankheit  in  der  Entstehung  rernichttt 
de.  Hei  wirklicher  Ausbildung  des  Fit- 
i  wurde  gewöhnlich  zuerst  Ader  gelassen, 
h  mit  grolser  Vorsicht.  Man  bemerkte, 
i  zu  starkes  Hlutlassen  ungemein  den  Puls 
dächte,  und  dun  Kopf  mehr  angriff;  be- 
ders  schadeten  wiederholte  Aderlässe,  nur 

die  Lungen  angegriffen  waren,  war  ea  er- 
>t.    Hei  den  Kopfzufollen  war  ea  sicherer, 

Blut  durch  Hlutigel  am  Kopf  abzuziehen, 

eine  Ader  zu  öffnen.  Aber  bei  heftigen 
Ürien  mit  gesunkenem  I'uls,  schafften  aelbat 
tigel  keine  Erleichterung,  sondern  schade« 
,  Fiele  crholeten  sich,  die  kein  Blut  ge- 
\en  hatten,  aber  wenige,  die  viel  Blut  ver- 
tu hauen*    Durch  ein  starkes  Aderlässen 

ersten  Zeitraum  konnte  ein  plötzlicher 
jergang  der  Krankheit  aus  einem  gelinden, 

der  Gesundheit  ahnlichen  Zustand,  in  den 
:ten  höchsten  Grad  bewirkt  werden.  Die 
ilmittel  waren  anfangs  Diaphoretica  mit  Nu 
m,  kleine  Dosen  Kampfer,  dann  bei  mehr 
unkenem  Pulse,  Contrayerva ,  Serpentaria, 
ina,  Wein,  V esioatorien ,  hauptsächlich  frw 
e  reine  Luft.    Daa  Delirium  konnte  offen*-» 

durch  £wei  gans  entgegengesetzte  Urs««, 
in  s  erregt  und  erhöht   werden  /  entwed 


-    4ö    -. 

■ 

durch  ra  viel  Aderlässen,  oder  durch  zu  fr 
hen  Gebrauch  des  Weint  und  erhitzeuc 
Mittel, 

Der  sieben  jährige  Krieg  brachte  abermals 
ne 'Kriegspest  hervor,  von  der  uns  ßaldiai 
Nachricht  gegeben  bat.    Damals  hiefs  sie 
Soldatenfieber.    Ihre  Zufalle   waren    fast 
nämlichen;  große. Ermattung,  Betäubung, I 

0 

lirien,  die  heftigsten  Rasereien,  Herzensta( 
schwehres  Athmen-,  braune  trockne  Zu« 
brennende  Hitze,  Kopfschmerzen  nicht 
allen,  aber  bei  allen  Betäubung.  JSaldm 
behandelte  sie  mit  dem  besten  Erfolg,  ol 
Aderlassen,  anfangs  mit  Brech-  und  Purgin: 
teln,  dann  mit  Säuren, Spiritus  Minderen,  dei 
ausgezeichnet  rühmt,  Kampfer,  Blasenpßas 
zuletzt  China  und  Serpentaria.  —  Selbst 
grofse  König  Friedrich  lly  ^  dessen  helles  Ai 
alles  richtig  sah,  und  den  die  Krankheit  s 
nahe  anging,  tritt  hier  als  Zeuge  auf« 
achreibt  in  der  Geschichte  des  siebenjährij 
Krieges  I.  Theil  p,  237 :  „  Selbst  die  Verb 
rangen  des  Krieges  (sieben  gtofse  Feldschla 
ten)'  kamen  denen  nicht  einmal  gleich,  wel 
die  ansteckenden  Krankheiten  in  den  Spi 
lern  machten;   es  war  eine  Art  hitziger  I 


-    4«    - 

r9  die  mit  allen  Anaeigen  der  Pest  beglei- 
war ;  die  kranken  Helen  am  ersten  Ta~ 
clor  Krankheit  in  Wahnwitz  und  bokamen 
ulen  am  Halse  oder  unter  den  Achseln« 
war  gltticb«  ob  die  Acrxto  zur  Ader  liefsen 
er  nicht;  der  Tod  raffte  ohne  Unterschied 
l  diejenigen  hin,  dio  von  diesem  Uebol  an* 
griffen  wurden,  und  das  Gift  war  sogar  ao 
füg,  aeine  Fortschritte  so  schnell,  seine 
irkungen  ao  plötzlich,  dal's  es  einen  Men- 
den in  drei  Tagen  ins  Grab  brachte.  Man 
diente  aich  aller  Arten  von  Hlilfsmitteln  oh- 
.  Wirkung;  endlich  nahm  mau  seine  Zu- 
cht tum  Brachen,  und  dss  gelang.  Drei 
an  des  Brechmittels  wurden  in  einem  MaaCs 
euer  aufgelöst,  -und  dem  Kranken  so  lange 
von  au  trinken  gegeben,  bis  es  zu  wirken  an« 
g;  dief^ward  ein  spezifisches  Mittel  gegen 
tae  Krankheit,  denn  seitdem  man  sich  dessel- 
n  bediente,  starben  von  ion  Porionen,  die 
mit  befallen  waren ,  kaum  drei«" 

Von  dem  Ausbruch  der  Französischen  He» 
tlitjon  an,  dem  Anfange  eines  nun  über  ao 
br  fortdauernden  Kriegeszustandes  von  Bu- 
ße, aind  aich  mehrere  Epidemien  dor  Kriegs- 
rat  nach  einander  gefolgt.     In  den  ersten 


-    4»     - 

io  Jahren  mehr  im  südlichen  Teutschland  und/, 
Italien,  wo  der  Schauplatz  des  Krieget  wsrj^ 
doch  erschien  sie  auch  einmal  durch'  des 
Transport  von  Kriegsgefangenen  nach  Mag- 
deburg, wiewohl  nur  auf  kurze  Zeit,  und  Dir«,, 
an  den  Orten  des  Durchzugs,  in  Sachsen  nadl« 
Brandenburg«  Ihre  Erscheinungen  waren  fast  |r 
die  nämlichen,  der  Karakter  nervös,  asthenisch, 
die  Behandlung  dem  angemessen,:  Am  betten  i  ■, 
schildert  uns  diese  Epidemie  Larrey  bei  der 
Oesterreichisch*Russischen  Kampagne  vom  Jah- 
re 1803.  Er  nennt  es  nach  der  neufranzösisdien 
Pinel'schen  Nomenclatur,  Fievre  adynamico- 
ataxiquc.  Die  Hauptzufälle  waren,  Frost, 
•  Hitze,  doch  vorübergehend,  heftiges  Kopf  weht 
grofse  Empfindlichkeit  des  Gehör*  und  Ge- 
sichts, anfangs  langsamer  und  kleiner,  in  der 
Folge  ungleicher  und  geschwindes  Puls,  Urin 
trübe  und  lehnlicht,  bei  den  mehrsten  Diar- 
rhoe, Zittern,  Subsultus,  Delirien,  Erbrechen, 
Schluchzen,  weiterhin  colliquative  Schweifte, 
blutige,  schwarze  Stühle,  Nasenbluten,  trock- 
ne schwarze  Zunge  in  der  Mitte,  foth  und 
trocken  an  den  Rändern,  Betäubung,  gänzli- 
che UnempGndlichkeit,  zunehmende  Kleinhot 
und  Schnelle  das  Pulses,  endlich  Verdoppe- 
lung der  Exacerbation,  Rasereien,  Konvulsiv 


-     43     -r 
neo,  Metforismus,  plötzlich  klarer  wasserhel« 
ler  fJrio  (ein  sichere»  Todeszeichen)  Gangraen, 
der  Tod  im  5t en  bis  xiten  Tage.    Er  unter- 
scheidet zwei  Modiücatiooeu,  die  adynamische, 
wo  die  Krankheit  vorzüglich  Koj>f  und  Ner- 
rensystem   ergriff  (unsere  nervöse),  und  die 
ttaxiscbe,  wo  sie  mehr  das  organische  Leben 
atd  das  reproductive  System  einnahm  (unsere 
putride),     Das  Aderlaß^    wozu  die  franzüsi« 
•eben  Aerzte  Gewohnheit  und  Nationalconsti- 
tution  so  gern  verführt,  war  immer  schädlich. 
La  saignde,  sind  seine  Worte,  preconisde  et 
mse  en  pratique  par  quelques  medecins  dans 
cette  Üpidemie,  a  et 4  constamment  funeste; 
un  de   nos  plus    es/ im  ab /es    collegues,   Mr* 
lioussel,    qui    voulut    contre    mon    avisM 
temployer  pour  lui  d'an  Vinvasion  de  cette 
maladie,  qu'il  avoit  contraetde  dans  les  Ao- 
pitauXß  fut  victime  de   Vemploi  de  ce  mö- 
gen, et  mourut  le  septieme  jour,  malgrd  les 
secours  habils  qu'il  requt  de  ses  confreres. 
II  ne  faut  pas  intime  prodiguer  les  ventouses 
scarifides   qu'il  est    importQnt    d'ai/leurs    de 
seavoir  appliquer  d  p'ropos.    War  die  Krank-» 
heit  mehr  atactisch,  d,  h.  griff  sie  im  Anfang 
Kopf  und  Nervensystem  vorzüglich  an,  so  war 
die  beste  Behandlung  Scarilicationen  des  Nak- 


-  <r 


kens  und  der  Hypochondrien,  Sinapismen  an' 
die  Waden,  Mineralsäuren,  und  Potiones  the- ■ 
riacales  aethereae*    Dies  reichte  oft  zu,  die 
Fortschritte  aufzuhalten«    Nahmen  die  Zufälle 
zu,  so  wurde  Kampfer  und  Moschus,  Waschen 
des  ganzen  Körpers  mit  ICampferessig  eishalt 
k  gebraucht ,  stärkere  Säuren,  Vesicatorien,  an- 
gewendet.   Opium  schadete,  China  bekam  qnr 
in  der  zweiten  Periode  der  Krankheit,  wenn 
der  Erethismus  gehoben  war,  und  nur  in  fluch- 
tigen Formen»     Bei  der  zweiten,    adynam- 
schen  Modifikation  aber,   wo  das    organische 
und  Verdauungssystem   mehr  ergriffen   war, 
that  ein  Brechmittel  im  Anfange  vortrefflich, 
und  hierauf  bald  China  mit  Opium  und  Rha- 
barber, Wein,  Serpentaria,  Angelica..   Bei  al- 
len die  gröfste  Reinlichkeit,  und  immer  frei 
zuströmende  kühle  Luft*    Die  Sektionen  zeig« 
ten  bei  der  ersten  Art  immer  das  Gehirn  mit 
schwarzem  Blut  überfüllt,  bei  der  letztem  die 
Eingeweide   der  Brust   und   des  Unterleibes, 
besonders  Magen  und  Gedärme,  afficirt» 

In  dem  ersten  Preußischen  Kriegte  des 
Jahres  1806  —  7  brach  sie  in  den  Ländern, 
welche  der  Schauplatz  des  Kriegs  waren,  Preus- 
sen  und  Polen,  in  einem  fürchterlichen  Gr*r 
de  aus.    Die  angreifendste  Winterkampagne, 


-    45    - 

i  durchaus  feuchter  Winter,  Hunger,  Notlt 
d  Elend,   brachten  sie  hervor.     Ich  lobte 
tten  daruuier  und  beobachtete  aie  genau  *)• 
*•  Eracheinungen  waten  gleich  vom  Anfang 
i  hMchite  Brmiittunß,   Betäubung,  Zittern, 
Idfge  Delirien,  Schlafsucht,  schneller  gelung- 
ner Pull,  Hitze  leiten  brennend,    oft  ganz 
tUrlich,  Kiibiiihui,  KiAmpfc  nllcr  Art,  haupt« 
chlich,  als  dai  constnnteiru  und  dieser  Kpi- 
»mle  elgmthümlichc  Symptom,    von  Anfang 
i  Dianhoe,  und  besfiindig  fortdauernde  <#c- 
ligtbeit   zur  Kn]li<|uotion    durch   den  Sluhl- 
UDg.     Im   hi'ihrrn  Grade  alle  Erscheinungen 
M    bftiarfigMen     Fauliiebcri,     Kolli<[uation, 
rand.    Her  Tod  am  7 ton   bis    i.Sten  Tage, 
ielleicht  lag  darin  die  Ursache,  dafs  weniger 
etechien  erschienen,  und  dafs  überhaupt  die 
rankheit  jeden  Ambril  am  Inflammatorischen 
trlohr.     Dali  hier  keine  Spur  vom  Inflammn- 
irischen  und  der  Knrakter  dieser  Kpidcmie 
oine  Schwache   und  Neigung   zur  fauliciiten 
kudeisung  war,  zeigten  die  Erscheinungen  und 
ie    Dehundlunß,    und    werden    ei    alle    die 
Lerzte,  die  es  auch  iahen,    mit  mir  bezeu- 

*)  S.  rnrin»  JUicIirnibung  dea  N^ivenfiobAra  in  t'rnui- 
■•n  im  Jalir  1807.  Journal  d«r  j»i«kt.  Iioilkund« 
XXVI.  0.  3   »U 


cen-*)*  Ich  wendete  die  rein  exciti 
kende  Methode,  in»  Anfange  in  geli 
der  Höhe  der .  Kraohbeij;  im  höchst 

an;  Säuren  durften  liegen  des  Durc 

•"■•.■...       ■    ,  ■  ■  ■ 

nig  gqßeben  werden,  dagegen  war 
wegen  und  zur  Hebung  der  Kräfi 
von  vortrefflicher  Wirkung ;  die 
ftürien,  Sopor,  Frequenz  des  Pul* 
durch  Wein  Opium  und  ander* 
tien  auf  der  Stelle  vermindern.  Mi 
derung  <habe  ich  gesehen, ,  wie  nach  ei 
sem  starken  Wein  der  Puls  sogleicl 
und  hoher  wurde,  und  zugleich  der 
völliger  Sinnlosigkeit  gelegene  Kran) 
kam,  und  vernünftig  sprach,  da  hin< 
jeder  neuen  Ausleerung  der  Gedärm 
hlien  der  Sopor  die  Subsultus  und  < 
heit  und  Schnelligkeit  des  Pulses   z 

Bei  einem  solchen  Zustande  konnte  c 

,-■■■  • 

keinem  vernünftigen  Arzte  da*  Aderl. 
fallen«    Auch  habe  ich  es  nie  gethan, 
den  heftigsten  Kopfaffektionen,  selbs 
Theil  «ehr  jungen   und  vollblütigen 
die.  nfcht  durch  die  Strapazen  des  Kr 
dern  dferch  Ansteckung   den  Typhm 

-  .*)  Mtn'aebe  Hrn.  Gen.  Staabsarst  Neuman 
bung  im  Journal  d.  jprakr.  Heilk.  Bd.  X2 


-     48    - 

Jahrs  ifii2  —  13  bei  der  Französischen  und 
Russischen  Armee.  Sie  hatte  die  meiste  Ärm- 
lichkeit mit  der  von  Hof  mann  und  Pringle 
beschriebenen,  weniger  mit  der  des  Jahren 
1803,  noch  weniger  mit  der  vom  Jahr  1807, 
denn  sie  griff  im  Ganzen  weit  mehr  den  Kopf 
und  das  Nervensystem,  ab  das  reproductire 
System  an,  Diarrhoe,  Kolliqüation,  die  bei  der 
letzten  Epidemie  eine  Hauptrolle  spielten,  w»V 
ren  hier  seltener,  und  im  Ganzen  mehr  Nei- 
gung zum  Entzündlichen  besonders  im  Ge- 
hirn auch  sehr  oft  in  den  Lungen,  ab  uff 
faulichten  Auflösung»  Doch  wir  werden  sie 
hernach  genauer  betrachten» 

Hirnentzündung. 

■ 

Sehr  merkwürdig  und  belehrend  für  unsers 
Zweck  ist  die  Rolle,  welche  die  Gekirna/fec* 
t tonen  bei  Fiebern'  überhaupt  gfespielt  haben« 
So  wie  jezt  noch,  laufen  sie  immer  mit  unter, 
bald  als  eigentümliche  Krankheit  des  Gehirn* 
bald  als  Symptom  der  Fieber,  bald  als  Entzün- 
dung, bald  als  nervöse  Affektion  des  Gehirai 
betrachtet.  Schon  Hipp ocrates  erkannte  die  hef- 
tigsten Delirien  und  Rasereien  nicht  als  Entzün- 
dungen, ja  nicht  einmal  als  Affektionen  des  Ge- 
hirns, 


-    49    -- 

ns,  sondern,  weil  sie  mehr  durch  Brech- 

• 

d  .Abfuhrungsmittel     tls    durch    Aderlässe 
bessert  wurden,   als    aus' den  Praekordien 
i  tyiw)  entstehend;  daher  der  NamePAre- 
is   und   Paraphrenie.    Der    äufsere    An» 
lein  und  die  zuweilen  glückende   Anwen- 
tg  des  Aderlasses  bei  diesen  Zufällen  wen- 
16     nachher    die    Meinung     wieder     mehr 
t  das  Lokalentzündlicbe  des  Gehirns.    Aber 
n  trat  die  Anatomie  hinzu,  und  zeigte,  data 
e  heftigsten  und  anhaltendsten  Rasereien  im 
»her  daseyn  konnten,  ohne  dafs  man  nach 
mTode  die  mindeste  Spur  »/on.  Entzündung 
,    Gehirn    oder  Zwergfell    fand  ( Morgag- 
,   Bonnet,  de   haeny   fVillis).     Dazu  kam 
ich  die  Erfahrung,   die    besonders  Brendel 
td    Schröder    in    der    Mitte    des     vorigen 
brbunderts    geltend    machten,    dafs    häufig 
Iche  Gehirnaffectioben    vorkämen,     welche 
irch  Blutentziehung  offenbar    verschlimmert 
id    unheilbar   gemacht    würden,  'ja  wo    die 
»feigsten   Rasereien    unmittelbar   nach    dem 
derlafs  erst    ausbrächen;    data  hingegen   oft 
n  Gebrauch  der  Brechmittel  und. abführenden 
ittel  von    den  trefflichsten  Wirkungen  ge- 
esen  aey.    Daher   die   Ueberzeugung   noch 
Igemeiner    wurde,   dafs    sie  durchaus   nicht 

fem,  XXXVIII,  3.  t.  $u  D 


,    —     So     -— 

als  idiopathische,  noch  weniger  Entzündung*- 
affection,  sondern  als  symptomatische  -  aller 
.  Fiebergattungen,  nnd  oft  als  biofse  sympathi- 
sche (e  praecordüsy  Ton  gastrischen  Anhäufun- 
gen) zu  betrachten  und  zu  behandeln  sey. 
Noch  mehr,  die  Chirurgie  bewies  ad  oculos^ 
wie  ungewifs  die  Zeichen  der  Hiipentzündufig 
seyen,  indem  sie  Kranke  aufzeigte,  die  nick 
den  heftigsten  Kopfverletzungen  alle  Zeich« 
der  Hirnentzündung  und  doch  keine  Spur  der 
Entzündung  nach  dem  Tode  dargestellt  hatten, 
so  wie  andere,  die  nach  Kopfverletzungen  ohne 
alle  Zeichen  der  Hirnentzündung  gestorben! 
waren,  und  sie-  doch  gehabt  hatten,  wie  die 
Sektion  auswies. .  So  geschah  es  denn,  dii 
in  den  neueren   Zeiten,    da  man  die  Fieber 

\  I 

__  *  1 

und   fieberhaften    Affektionen    systematischer 
zu  oitinen  anfing,  sie  als  Morbus  primarm 
fast  ganz  aus  den  Systemen  verschwand,  und 
<•  der  treffliche  Seile  in  seiner  PyretologieqtiidA 
'  dem  er  gezeigt  hat,  dafs  die  wahre  Gdriia- 
entzündung  sowohl  in  Puls,  als  in  Absicht  der| 
Hitze,  keines weges  die  gewöhnlichen  Zeiche 
der  Entzündung  darstelle,  und  mehr  den  An- 
schein einer  nervosa  habe,  sagt:  In  his  mor- 
bis  fallacia  non  semper  ovitari  potest,   dum 
haec  cerebri  inflammacio ,  qua  plerumque  in 


eningibus  perquam  ducity  signis  cerüs  desfi- 
ta  est.  Hinc  veram  cerebri  inflammationem 
lesse  tunc  tan  tum,  secure  dici  patest, 
tando  morbus  laesionem  vel  comationem 
ipitis  sequitur.  Daher  er  selbst  dieses  ur- 
efalicbe  Moment  niit  unter  die  Signa  dia- 
\Q4tica  aufstellt  —  .So  auch  die  meisten 
Agenden  Observatores  und  SystematicL  Wie 
»ante  es  auch  anders  seyn?  Eine  Krankheit, 
e  Lein  conatqntes  Symptom  hatte,  deren  Er« 
faijiungen  vielmehr  mit  denen  des  Nerven- 
rbers  zusammen  Helen,  die  Überdies  untätig* 
ir  so  oft  nichts  anders  als  ein  Symptom  von 
apren-  Faul-  und  Gallenfieber  \var,  und  mit 
wen  richtigen  Behandlung  sich  von  selbst 
irlohr  *},  wo  überdieis  das  Aderlassen,  nach 
an  bewährtesten  Erfahrungen,  dft  groß* 
erschlimmerung,  ja  Todesgefahr  gebracht  hat- 
r!  Eine  solche  Krankheit  konnte,  nur  für  den 
ibarfsicbtigsten  Beobachter  existiren.  Für  den 
Dofsen  Haufen  der  A?rzte,  der  immer  lie- 
er  den  bequemsten  und  sichersten  Weg  geht, 

#)  Frank  tagt  de  cur.  hom.  morhf  L.  L  p,  109-  Nee 
tarnen  quisquam  tibi  a  smmmis  ac  furlosit  harte  in* 
de  deltrils  capitisqne  dolor ibus  hac  in  febre  pro  la- 
ienti  in  encephalo  inßammaitone  tmponi  sinat.  Fat- 
Imciuuii  quam  plurimum  hie  lotet. 

D  a 


_     5*     — 

muFste  sie  mit  den  allgemeinen  Klassen  der 
jedesmal  herrschenden  hitzigen  Fieberkrankhei 
ten  zusammenfallen,  nnd  so,  bald  als  Symptom 
eines  gastrischen,  bald  nervösen,  bald  faulich- 
ten,  zuweilen  auch  entzündlichen  Fiebers  er- 
scheinen; und  dies  war  auch  nicht  zu  ti- 
li ein;  vielmehr  glauben  wir  mit  Gewißheit  < 
annehmen  zu  können,  da(s,  wenn  auch  dabei 
zuweilen  einzelne  'wahre  f&rnentzünduzfSi 
vorgekommen  und  falsch  behandelt  worin 
sind,  doch  im  Ganzen  weniger  Opfer  gefak 
len  sind,  als  wenn  man  jede  Hirnaffektion  Ab 
Entzündung  gehalten  hätte;  und  wir  köttnea 
nicht  umhin,  noch  jetzt  im  Namen  der  Mensch*  Ji 
heit  jenen  groften  Männern  zu  danken,  wel- 
che zuerst  dagegen  warnten,  nicht  jede  akut!  h 
Gehirnaffektion  für  Entzündung  zu  halten,  uai  m 
daraus  allein  keine  Indication  zu  ziehen,  soft- 1) 
derb  mehr  auf  den  Karakter  des  begleitenden  I* 
Fiebers,  der  Gelegenheitsursache  und  der  sD-  I* 

l  i 

gemeinen  und  individuellen  Konstitution  n  |fe 

sehen.  '  rfc 

* 


\ 


-  53      - 


IL 


.Gegenwärtige  Epidemie". 


•  \     i 


«• 


.  Ioor  Deccmber  des  Jährt  181a  und  Im  Ja« 
0r  |8*3  erschienen  die  traurigen  Ueberreste 
ler  ungeheuren,  und  noch  vor  kurzem  der 
•It  Trotz  bietenden,  nun  aber  in  wenig  Wo- 
tu  auf  eine   beispiellose  Art  durch  Frost, 
wger    urid    Noth    fast   ganz    vernichteten) 
mariischen  Armee   an    den    Grenzen  «der 
tqlsiscben   Monarchie.     Mehr  Todten    als 
jbenden  gleichend,  aufs .  äufserste  entkräftet, 
gezehrt,  das  Schrecken  Gottes  auf  den  Ge- 
Atem,  und  mehr  noch  im  Innern  tragend, 
iy*isch  und  moralisch  erstorben,  zum  Theil 
it   erfrqrnen    Gliedern,    so    erschienen    die 
«maligen  Welt  überwinder,    zuerst   in    Lit- 
inen   und  Schlesien.      Noch  nie  hatte  die 
•1t   ein    solches   Uebermaafs    menschlichen 
snds   auf  einen   Punkt    zusammengedrängt 
tehen,    und  noch  nie   sahen  wir  es  in  so 
irecklichen  Wirkungen    dargestellt.     Nicht 
inkheit  —  dieser  Ausdruck  ist  zu  schwach 
das    letzte    Seufzen    der    zu    Tode   ge- 


—    54    — 

ängstigten   und  gequälten    menschlichen  Nt*|5 
tur    war   es,    was    wir  bei  den  meisten  ia- 
hen.   Sie  sanken  darnieder,  mit   allgeraefaefl 
Zittern,     gänslicher    Erschöpfung    der  IWt 
te,  Zerrüttung  des  Geistes  und   dep  Nerven- 1' 
Systems,  Abgestorbenheit  der    Haut,    Fiebq 
Petechien,  cbüifjuativer  Diarrhoe.    Sehr  fitb 
wurden  ein  Raub  des  Todes,  die  meiste«  der  V 
übriggebliebenen    trugen  langwierige    Krtak« 
Kchkeiten   davon,  und.  gewifs  ist  keiner  wa 
denen,    die  Moskau  brennen  saben ,    sur8ca> 
gekehrt,   ohne  den   Keim   des   Todes  in  tri- 
nem    Innern,     oder    wenigstens   ein   leben* 
längliches  Andenken  jener  schrecklichen  Ts|i. 
in  seinem  Physischen,  davon  getragen  zu  fcs» 
*  ben.      In  ihnen   erzeugte   sich,    von    ihnif 
ging  zuerst  aus  das  Gifr,  was  nachher  so  gro- 
fse  Verwüstungen  \mter  uns   anrichtete,  uns! 
dessen  Wirkung  jene  epidemische  Krankheit 
war,  von  welcher  hier  die  Rede  ist  *). 


•)  Man  erzählt  oft  die  Fabel,  daft  das  furch terlicbili 
Gifr,  die  y4qua  Toffa*u,  aus  dem  Speichel  ein«  • 
Tode  gequälten  Menschen  erseugt  werde.  Hier  bt» 
ben  wir  sie  wirklich  realisirt*  und  «war  in  höhen« 
Polens,  in-Masie,  als  ein  Gift  nicht  für  Individnei» 
sondern   für  die  Gattung,    denn  das,    was   naebb«1 

,   ganae  Lander  und  Völker  verheerte,    war  wirklick 


Sit  exiatitte  anfangs  nur  allein  an  dm 
ften*  wo  jene  unglücklichen  hinkamen,  aber 
loh  und  nach  wurde  sie  ron  einem  dein 
Ldern  mitgetheilt,  und  kam  so,  oft  erst 
der  dritten ,  Vierten  Generation ,  auch 
mtfernte  Gegenden.  Doch  blieben  man« 
#  Orte,  durch  die  zweckmäßigen  Maafe- 
jtln  der  Gesundheitspolizei,  oder  gtinstige 
lg*,  ganz  frei,  und  merkwürdig,  ubd  ein 
iwtb ,  dafs  nur  durch  Ansteckung  diese 
rsMaifctxt  sich  mittheilte,  war  die  Feltung 
teftrin*  welche  das  gana  Jahr  igi3  hin- 
Ernh  eng  gesperrt,  frei  davon  blieb,  ohn- 
aohtet  die  ganze  umliegende  Gegend  und 
Ibst  das  Belagerungsoorps,  gewaltig  daran 
Mm«  Die  «un  folgenden  Russischen  an 
«selben  Krankheit  leidenden  Truppen,  führ- 
n  die  Krankheit  immer  von  neuem  au; 
ir  nun  bei  und  von  uns  mit  unerhörten 
nstrenjjungen  und  MUhseeligkeiten  geführte 
lieg  reprodusirte  sie  selbst  au  wiederholten 
alen  in  unaerm  Lande  von  neuem,  und  so 
übte  sie  immer  allgemeiner  werden.  Am 
eisten  wurden  jedoch  die  Militairstrafsen 
id  die  Gegenden,  welche  lange  der  Schau- 

sin  Stoff,  prodiiflirt  •«•  Msmcbtn  durch  dlt  huck« 
Sit  Msnickanqus^« 


-     56     — 

platz  des  Kriegs  öder  einer  Belagerung  wate»! 
davon  heimgesucht.     Am  meisten  litten, 
eben  diesen  Ursachen,  und  weil  sie  der  Hiui 
sitz  der  Lazarethe  und  der  Gefangenen  m 
ren,  die  drei  Hauptstädte  des  Reichs,  Ben 
Königsberg  und  Breslau,  so  data  in  der  Höbf 
der  Krankheit  die  Sterblichkeit  derselben  bjs 
das  Doppelte,  ja  in  Breslau  noch  mehr,  fltho« 
het  wurde.    Aus  unserm  Lande  sog  die  Krist 
heit  mit  dem  Kriege  weiter,  erst  nach  Sashh ' 
sen,    das   durch   die  da  concentrirten  Dragr 
aale  des  Kriegs  ein  furchtbarer  neuer  Haei' 
für  ihre  Reproduction.  wurde,  und  von  da  * 
den  Rhein.  Im  October  erschien  sie  in  Hanai> 
und  den  Rheingegenden.    Erst  im  Decemba) 
in  SUdteutschland,  im  Würtembergscben,  uni 
auch  hier   zuerst  in  .dem  nördlichen  Theile, 
und  dann  erst  in  dem  südlichen  *),  zum  deut- 
liehen  Beweise  des  Fortgangs  durch  ^ Aastet» 
kung. 

Wir  hatten,  als  sie  bei  uns  erschien,  kei- 
ne Epidemie,  aufser  die  im  Winter  gewöhn- 
lichen Nervenfieber,  die  mehr  sporadisch  und 
nicht  bösartig  waren«  Sehr  deutlich  unter- 
schied sich  diese  neue  Krankheit,    die   msn 

•)  S.  Lohnes,  diu.  med.   da  utilitite  de  Hydnrgyti  In 
v  febre  typfaodtf.  Tubingae.  lftl4» 


-     S7    ~ 

i 

t  tfareeht  iueh  Nervenlieber  nannte,  van 
UNtif  und  tft  hemnhten  nun  beide,  «w«r  im 
ru&#rlitthfln  fchnltohe,  aber  Ja  ihrer  Natu? 
In  versohledefie ,  Krankheiten,  tiio  gew/Jhft- 
tü0  und  die  du  ruh  Anitei'kunjf  nraeuflten 
»  renfleber  (die  Kriegipeit)  neben  einander» 
ld  tunk  in  dieaef  war  ein  weieiitli«bef 
iMriebted  awfiebin  der«  welche  die  eratea 
lallen  tihd  Verbreiter  derselben,  1»  deren 
Ibitrstdrtett  Organisation  alc<h  da»  Olft  erat 
Mtt|ttf9  haften  |  und  der,  die  durch  Mit* 
tHing  diese*  fremrlartlf)«»  fitolfr  an  .bia  da« 
I  gesunde  Organismen  hervorgebracht  wur- 
i  und  welflbe  eben  den  bei  weiten»  griilk» 
i  Theii  der  nachher  herrschenden  Epidemie 
Sftaobte* 

X« 

ßle  Krscheinungen  glichen  Im  Oanaen 
AM)  welche  Allere  und  neuere  flchrilWel- 
r  ttftft  Von  der  Kringspest  überhaupt  aufge« 
lohnet  haben.  Nanh  mehrtägigem  UeMhl 
ifit/nwrdilseyn  begann  da*  lieber  mit  l'rfis- 
In,  darauf  folgende?  mHlsiger  Erhöhung  der 
'Arme <  umher  Ermattung,  Mangel  an  Uli« 
lf,  titTkllglich  aber  drei  karakierisi  Ischen 
ffttptmtien9  Hei»nlMtng  nder  vielmehr  ein  Ue* 
hl  ton  flerauschihelt  ifti  Kopfe,  etwas  /dt- 


*     —     58     — 

ternden  in  den.  Gliedern,  so  dals  es  ihnen 
schwer  war  etwas  fett  au  halten,  und  eine 
besondere  Schwäche  der  Ftilse,  die  das  Ste- 
hen fast  unmöglich  machte.  Die  Zufalle  stie- 
gen nun  mit  jedem  Tage,  '  hauptsächlich  dis 
des  Kopfs {  heftige  Kopfschmerzen,  zuweilen 
aber  auch  nur  ein  Gefühl  von  Druck  im  Kop£ 
Schläfrigkeit,  und  doch  unruhiger  ubterbroch- 
ner  Schlaf,  Delirien,  ein  bald  häufiger,  bald 
langsamer,  ungleicher*'  zuweilen  voller,  zuwei- 
len wefcber  und  kleiner,  niemals  harter,  Pub, 
immer  trockne  Haut,  erhühete,  zutreilen  bren- 
nende,  zuweilen  aber  auch  fast  natürliche, 
Warme,  häufig  Petechien,  der  Urin  jumentöi, 

mit  Zunahme  der  Krankheit  roth,  feurig,  oft 

• 

ganz  braun  wie  Bier,  mit  vielem  schweren 
kleyenartigen  Bodensatz,  zuletzt  oft  plötzlich 
wasSerhell,  zuweilen  mit  einem  kleinen  Wölk- 
gen ganz  oben  schwebend  —  ejn  sicheres  An- 
zeigen des  nahen  Todes  —  zuletzt  Schluchzen, 
Sopor  oder  Rasereien,  mit  dem  Trieb  davon 
zu  gehen,  Lähmungen  des  Schlundes  und  der 
Zunge,  bewufstloser  Abgang  des  Stuhls  und 
Urins',  —  das  waren  die  kara kteristischen 
Symptomen  der  ausgebildeten  und  ihren  höch- 
sten Grad  erreichenden  Krankheit.  Ddb  Tod 
erfolgte  soporös,  apoplectisch ,  zwischen  dem 


—  Ag- 
ni und  i8ten  Tage.  Zuweilen  geteilten  sich 
Rektionen  des  gastrischen  Systems,  zuweilen 
Äumonisnhe  ÄfFektonen,  sehr  häufig  Petechien 
i*u;  Nasenbluten  erfolgte  oft  und  gewöhnlich 
t  Erleichterung.  Das  Gericht  war  zuweilen' 
gh,  aufgedunsen,  die  Augen  glänzend ;  zuweilen 
erblaß,  entstellt,  verfallen,  die  Augen  man*), 
iarrhoe  war  selten,  und  weniger  häufig  Subiul- 
I  tendinum,  unrl  convulsivische  Zufälle,  wo« 
irch  sich  diese  Epidemie  von  der  des  Jahrs 
I07  auffallend  auszeichnete.  Noch  mehr  aber 
iterschieef  sie  sich  in  Absicht  des  innern  Ka- 
ktfcrs,  und  durch  die  Wirkung  der  Reagens 
Ml,  wodurch,  wie  bei  allen  zweifelhaften  Fäl- 
lt der  Praxis,  so  auch  hier,  die  wahre  Natur 
Bf  Krankheit  allein  ausgemittelt  werden  konn- 
>,  und  auch  ausgemittelt  worden  ist.  Der 
sringste  Gebrauch  erhitzend -reizender  Mittel 
Xmlich,  besonders  des  Weins,  bewirkte  so- 
Weh  Vermehrung,,  die  Anwendung  kühlen« 
er,  ableitender,  selbst  Darmausleerungen,  sie 

•)  Da  meine  Absicht  hier  nicht  ist,  tino  ausführliche 
Beschreibung  der  Krankheit  au  geben,  so  begnügeich 
mich  hier  mit  ihrer  Skiaeirung,  um  so  mehr«  da 
man  sie  bei  andern  Schriftstellern,  besondere  in 
Hm.  Hörn*  schalsbaren  Werke:  Ptfahrungm  über 
die  Heilung  des  ansteckenden  Tirrvenfiebers ,  lQl3» 
Yolhtandig  finden  kann. 


^  —     60     -~ 

mochten  durch  die  Natur  oder  die  Kumt 
zeugt  seyn,  Erleichterung  der  Kop&uÜlle, 
des  Fiebers;    da  hingegen   bei    der  vc 
Kriegspest  Wein  und  alle  excitirenden 
Besänftigung  der  Kopfzufälle  und  B< 
des  Pulses,    hingegen  y ermehrte  Darmai 
rung    und    alle  schwächende   Mittel   sogletyi 
Verschlimmerung  aller  Zufälle  hervorbracht» 


Doch  kamen  hier  mannichfaltige  Venu* 
denheiten  vor,  die  theils  durch  den  Grad  te 
Krankheit,  theils  durch  die  Individualität,  tkA 
durch  die  Lokalität  und  die  Zeit  -  der 
mie,  bestimmt  wurden. 

Der  Grad  def  Krankheit,  oder  hier 
mehr  der  Ansteckung,  konnte  sehr  verachjs* 
den  seyn,  und  es  gab  von  den  höchsten 
zu  dem  geringsten  eine  Menge  Abstufungen 
Bei  manchen  war  sie  so  gelinde,  dafs  sie  oh- 
ne alle  gefährliche  Erscheinungen,  in  Zeh  von 
einigen  Tagen,  ohne  Mittel,  von  selbst  sich 
verlohr;  b«i  manchen  erschien  sie  unter  off 
Form  gastrischer  oder  pneumonischer  Fieber 
und  sie  hatten  dies  sogenannte  Nervenfieb64 
ohne  es  selbst  zu  wissen,  (zuweilen  ein  Glück' 

"-■——■'■  H 


—     6'     —  ,  ' 

Im,  dar  dadurch  roii  dar  eacltlrenden  Me- 
»da  abgeleitet  wurde),  loh  iah  sogar  einmal 
»Krankheit  mit  Petechien  und  allen  Übrigen 
fahan  dea  heftigsten  Fiebers  bis  xumT  odo  ver- 
l#so,ohne  dais  der  Kopf  merklich  au  gegriffen 
Hdsn  wttre;  die'Kranke  blieb,  noch  bis  we^ 
|  Stunden  vor  ihrem  Ende,  völlig  besonnen. 
Avianchen  blieb  es  bei  einer  unvollkom« 
Hltn  Ansteckung,  und  Ausbildung,  und  es 
folgten  nicht  ileberhafle,  sondern  chronische 
ItflinschwMohen  und  Kränklichkeiten.  Auch 
fr  Zelt  der  Epidemie  mnchte  einen  wesent* 
hm  Unterschied;  die  ersten  Ansteckungen, 
d  also  dio  erste  Zeit  der  Kptdemie,  waren 
)  gefährlichsten,  Jo  mehr  uns  der  Krtog 
d  also  die  neue  Kr/eugung  verliofs,  und 
rieh  aus  sich  selbst  fortpilenxte,  desto  ge- 
der  und  gqtsrtigur  wsrd  die  Krankheit,  sie 
fahr  endlich  <lie  Austcckuugskraft  und  Ter* 
ah  dadurch  in  sich  selbst. 

Ja  selbst  der  Karakter  der  Krankheit  konn- 
MDnichfakige  Modilinstionen  erleiden,  ftu- 
fcst  bewirkte  dies  die  individuelle  Ver- 
ttdenbeit.  Wurde  ein  duroh  Alter,  oder 
eh  (Ibermiibigo  Srrspaaen  und  Entbehrung 
i  erschöpfter,  oder  von  Natur  schwächlicher 


«.     6a     — 

nervaler  Mensch  damit  befallen,  ao  nahm  die 
Krankheit  natürlicher  Weite  auch  mehr  da 
asthenisch -nervösen  Karakter  an,  so  wie  n 
jungen  vollblütigen  Menschen  sich  das  Ent- 
cündliche  mehr  entwickelte  und  höher  Steiger- 
te.  Eben  so  aber  konnte  auch  Lokalität  uai 
endemische  .  Konstitution  wirken.  Ich  habe 
deutlich  wahrgenommen,  dafs  in  Breslau,  wo 
die  Ort&beschaffenheit  und  die  in  diesem  Jak 
Torhergegangenen  grofsen  Ueberschwemmu- 
gen  schon  eine  allgemeine  asthenisch -ne^ö- 
ae  Stimmung  vorbereitet  hatten,  auch  diae 
Krankheit  einen  weit  bösartigem  faulichtn 
Karakter  annahm,  als  hier  in  Berlin,  wo  lii 
weit  mehr  entzündlich  war.  In  überhäuft* 
und  vollgepropften  Lazarethen  erhielt  das  Fie- 
ber immer  einen  bösartigen,  mehr  zur  Fant 
nifa  neigenden  Karakter,  daher  aqch  da  stf 
die  örtliche  A^faulung  ( deshalb  Hospitalbraod 
genannt)  vorkam.  Dasselbe  galt  am  schlimm« 
aten  bei  langen  und  miihseeligen  Belagerun- 
gen, besonders  in  feuchten  Gegenden,  s.  & 
Torgau,  Glogau.  Den  höchsten  Gr*d  der  Bös- 
artigkeit erhielt  sie  wohl  in  Torgaq, durch  mat 
tibetmäfsige  Zusammeadrängung  einer  sehr  gre- 
isen Menschenmasse  auf  einen  kleinen  Rann 
und  durch,  eine  unglaubliche  Verpestung  d* 


-     63     - 

ipitller  durch  Unredlichkeit  und  Vernaqh- 
ligung.  Hier'  starb  der  vierte  Theil  der 
iwohner,  und  iwei  Drittheil  der  Besatsung. 
0  Krankheit  stellte  das  fürchterlichste  Bild 
•  Fauliiebers  .dar.  Gänzliche  Kolliquation, 
Mkterliche  Hamorrhagien  ,  faulicht  -  blutige 
linrhtf«i9  grofse  Sugillationan,  örtliche»  Ab- 
ifcn  des  KOrpers,  der  heftigste  Gestank,  wirk« 
k  pestartige  brandige  Bubonen  waren  die 
Hill .  eintretenden  Symptome,  und  führten 
**fl  tum  Ende,  Aber  merkwürdig  war  es, 
ft,  sobald  die  Preufsische  Occupation  und 
Widers  die  unermiidete  Sorgfalt  des  Gene« 
»Ghirurgus  Oräfa  wieder  Heinlchkeit-  und 
daung  in  den  Krankenanstalten  hergestellt 
te,  dies  Fieber  bald  auch  hier  (den  Karakter 
es  einfachen  gutartigen,  m*hr  entsllndli- 
m  Typhus  annahm. 

Die  Dauer  der  Krankheit  war,  wenn  sie 
gebildet  war,  yrie  ich  schon  bei  der  ehe- 
Vgen  Kriegspest  bemerkt  hatte,  immer  ai 
je,  und,  wenn  sie  auch  ihrem  Grade  nach 
n  durch  die  gute  Wirkung  der  Mittel  nur 
bde  war,  so  seigte  sich  doch,  bei  allem 
igen  Wohlbefinden,  in  der  Mattigkeit, 
iMders  aber  in  dem  jumentüsen  Urin, 
k    der     innere     Krankheitsprocete    nicht 


•    ■» 

drär  leine  Völlige  Endscbaft  erreichte ' 
Recontalescenz,  und  die  oft  folgende*  ft 
krankhaften  dauerten  Viel  länger. 

'  {Jeber  die  Heilutog  habe  ich  folg« 
theils  ans  eigner  Beobachtung,  theiU  ab 
obachter  cler  verschiedenartigsten,  Metfo 
anderer  Aerzte  an  verschiedenen  Orten, 
merkt* 

Die,  Kr  ankheft  konnte  in  ihren  gedj 
Graden,  selbst  auch  zuweilen  in  hohem,  dl 
die  Kraft  der  Natur  allein  überwunden i 
den»  Wenigstens  viel  leichter,  ohne  alle] 
fe,  als  wenn  eine  unpassende,  vorzüglich 
zu*  Unzeit  erhitzende  -  reizende  Methode 
gewendet  wurde. 

*  -  Die  allgemeinsten  und  hülfreichsten  1 
tel  waren:  frische  Luft,  Kajte,  Vorzug 
durch  das  Medium  von  Luft  und  Wasser  mit 
theilt,  und  Reinlichkeit«  Es  war  ein  allgea 
bestätigter  ErEahrungssatz,  dafs,  je  wärmer 
Kranken  gehalten  wurden,  desto  heftiger, 
kühlte,  desto  leichter  die  Krankheit  vorüh 
ging«  Ja  et  war  merkwürdig  zu  sehen,  1 
bat  schnellen,  durch  das  Kriegsschidual  j 
boteAen  Transportirungen  ganzer  Lazsret 
aeUtft  Mi  der  rsuhesten  Luft,  trotz  dar  dil 


—     65     — 

r  er  meid  liehen  Entbehrungen,  die  Mortalität 
Fallend  abnahm,  und   eine  Meng«  sehr  ge« 

rlicher  Kranken  »iah  bessfltto,  die  im  Hos* 

*       » 

al  gewillt  ein  ftauh  den  Tode»  geworden 
reu.  Dies  bewirkte  ofFonbar  die  freie  im- 
r  veränderte  Luft,  und  die  kältere  Tempo« 
nr.  Derselbe  V  ortheil  waed  in  den  Ko»- 
Xlern  bemerkt,  die  es  xfim  Gesetz  machten, 

rner  einen  starken  huhmg  und  kalre  Tom« 

i 

ratur  zu  .unterhalten  f  wie  dies  in  der  Cha- 
i  der  Fall  war.  — '  Die  Applikation  dos 
Itin  WaMcrs  war,  aufs  er  dem  kalten 
tnkon,  in  dreierlei  Formen  heilsam.  Zu- 
rt  als  örtliche  Applikation,  vor/liglich  auf 
D  Kopf  als  Ifaupititt  dos  Leidens;  die  all« 
mrinstet  immer  erlaubte  und  imm>T  h/Jchst- 
>hlfhMtif;ef  Anvendun^art;  man  könnt"  auch 
itt  deren  %Schnee  und  Ffis  anwenden.  Auf 
n  Unterleib  thaien  di^ne  kalten  Fomentatio« 
»bei  entzündlichen  AlTociiimen  derAbdnmi- 
Jdngeweide,  Meteoritum«,  selbst,  schon  vor« 
fldonen  faulichton  Diarrhöen,  die  herrlich« 
*  Dienste.  Die  xwifo  Applikationsari  war 
I  Waschen  der  ganzen  Oberfläche  des  Ktfr- 
I»  mit  kaltem  Wasser  oder  Essiß;  auch  diese 
F  nie  rontraindicirt,  aufier  während  einer 
dachen  halituosen  Ausdünstung,  aber  nicht 
•«fa.  HXViir.  ».  a.  bu  £ 


—     66     — 

bei  wäfsrigen  oder  klebrigen  Schw$iTsen,  die 
rielmehr,  eben  so  wie  trockne  Haut,  dasselbe 
indi  orten»  Es  leistete  sehr  yiel  zur  Vermin- 
derung'  des  Fiebers  und  der  ganzen  Heftigkeit 
der  Krankheit,  zur  Belebung  der  Haut  und  zo 
Beförderung  der  Hautkrise, .  die  hier  die  Haupt- 
sache war«  Die  dritte  Anwendungsart  wir 
das  Begiefsen  mit  kaltem  Wasser  und  das 
Sturzbad.  Unstreitig  die  stärkste  und  oft  wuo- 
d erwirkende  Methode,  die  aber  schon  Vorsicht 
erforderte,  und  durchaus  nicht  als  unbedingt 
und  als  ein  ohne  Vorbereitung  anzuwen- 
dendes  Mittel  empfohlen  werden  konnte.  Am 
wohlthätigsten  und  sichersten  wirkte  es  ii 
den  frühem  Perioden  des  Fiebers  bei  jungen 
rüstigen  Leuten ,  und  bei  trockner  heifsei 
Haut.  Bej  altem,  schwächlichen  sehr  ner?ös- 
sensiblen  oder  sehr  erschöpften  Subjekten,  io 
spätem  Zeiträume  der  Krankheit,  bei  schon 
eingetretener  beträchtlicher  Passivität  des  Or 
v  ganismus,  bei  feuchter  Haut,  leistete  es  oft 
nichts,  ja  es  schien  Selbst  den  Sopor  vermeh- 
ren und  Apoplexie  herbeifuhren  zu  können. 
Mir  scheint  es,  dafs  auch  hier  die  nämlichen 
Rücksichten,  die  die  allgemeine  Therapie  über- 
haupt über  die  Anwendung  eines  kalten  Sturz- 
bades  uns  vox   Richtschnur  festsetzt ,  beach- 


\ 


\ 


-  67  - 

tet  werden  sollten.  £in  kältet  Sturzbad  kann 
auf  doppelte  Axt  tödlich  werden,  entweder 
bei  grofser  Vollheit  der  BIutge£afse,  durch  den 
Zurücktritt  des  Bluts  nach  innen,  und  dadurch 
erzeugten  Blutschlag,  oft  wirkliches  Blutextra  va- 
sat;  Oder  bei  großer  Lebpiusch  wache  durch 
die  gewaltsame  Erschütterung,  Kraft  Vernichtung, 
plötzliche  Wäriöeentziehung,  und  Lähtnung  des 
Gehirns,  durch  Nervenschlag.  Die  beiden  aner- 
kannten  Kontraindikationen  desselben  sind  da- 
her  Vollblütigkeit  und  hoher  Grad  von  Lebens- 
schwäche. Niemand  wird  ein  solches  anwen- 
den  bei  einem  Vollblütigen,  zu  Blutschlag  oder 
Extra vasation  geneigten,  Menschen,  niemand 
bei  einem  äufserst  erschöpften*  bei  kleinen 
Kindern,  bei  alten  Leuten«  Kann  nun  nicht 
beides  beim  ansteckenden  Typhus  auch  der 
Fall  seyn?  Das  erste  bei  einem  jungen  voll- 
blütigen Kranken,  dessen  Hirngefäfse  von  Blut 
strotzen,  vielleicht  schon  zur  Apoplexie  dispo- 
nirt  sind.  Das  zweite  bei ,  einem  schon  vor 
der  Ansteckung  Lebenschwachen,  jezt  an.  der 
höchsten,  zur  Lähmung  hinneigenden,  Passivi- 
tät des  Gehirns  leidenden  ?  Wird  bei  dem 
ersten  nicht  durchaus  erst  Entleerung  der 
Gefäfse  von  Blut  nöthig  seyn.,  um  diesen  ge- 
waltsamen Eindruck  der  Kälte  ohne    Gefahr 

E  * 


> 
• 


p-     68     - 

des  Blutschlags  anwenden  zu  können?  Ictm^ 
Überzeugt  davon,  und  halte  es  für  Pflicht 
Kunstgenossen  zu  warnen,  sich  nicht 
die  trefflichen  Wirkungen  zur  allgemeine  <— 
bedingten  Anwendung  hinreifsen  zu  I  J 
und. auch  dieses  grofse,  aber  immer  herce^^ 
Mittel  doch  ja  nicht  empirisch,  sonder"  — ^ 
xner  nur  nach  gehöriger  Untersuchung  es» 
dividuellen  Falls,  anzuwenden. 

Unstreitig  wargn  dies  die  Hauptr  — n 
frische  Luft,  Kälte ,  besonders  halte* —  / 
5er,  und  Reinlichkeit,  und  es  war  bess^^r  j 
se  allein  anzuwenden,  ohne  allen  inn&r/?^ 
brauch,  als  die  besten  innerlichen  Mittel <£. 
ne  sie. 

Doch  leisteten  auch  laue  und  warme  Bad« 
Nutzen,  obwohl  viel  weniger  in  die  Augen  fit 
lend,  als  in  der  Epidemie  1807,  wo  ich  sie  so  <& 
als  das  einzige  Rettungsmittel  erprobt  habe.  ^ 
meisten  waren  sie  da  angezeigt,  wo  die 
geöffnet  und  der  Kranke  schon  sehr  schw 
und  im  Zustand  der  Passivität  lag,    in  cS 
zweiten  Stadium  der  Krankheit.      Da  w 
kalte  Bäder  unwirksam,  ja  gefährlich.    JS 
gegen  laue  Bäder  mit  zugleich  angewend 
kalten  Fomentationen  oder  Begiefsungen 
_    den  Kopf  waren  heilsam»    Dieses  letztere 


«..' 


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inj 

I  ll'iltii^,    Wt-Hii   *Uu  f.iijisii   liriif«;«    gul   )<e 

t:f|    fcollltsii.        I||     «lull     llllllcif«     /clfti«     i|i;i 

tlt.il  4       illlll    |ii.;l       MiJUI       il»«rt-'if.M       |li;jf«*.|l 

flcllju    Il.fl    lllll  «.lläli^    Ltiiiii;!*     |  J mI^  «.41      Viiffi 

II      Mrlituil      VV  Ctlll^lJ||lfl|IJ|il2||. 

fttiPHlUvftH  HgtUi    «V  i4l  Uli   f|if-llf   «rfJli;fi  |i«,]| 
i|l<i     littllivvuiitli^     luii      il  )(;•(*!      I' j<Jj|iii#Jfc . 
*|lj:i:lill;i|lti     Aduilntft«.,      i4MMilji.li     In     fft,#j 

Tdgfcll        Je!        hrMIllkflCU,        rimU         Jj'llJlftitiJJ» 

IM  ^it^hiiifltsu,  liui  jjilijgiJ#i  VMl||Jilllß«;*i  (.'  /Jj 
lltsl    JitolligiSii   Kii^iltt«;liitiiii«tu»il    '«iliii    11c 
lg,  fiflur  I  lulliitkii,    Hill    loiliviii  fiwfi.Jii, 

I   Allgpii,    tVlif|ifrtllf1t;J|     It«|f        HiiiJ    <*' >*|/f 
llN  1!i|IUM|uImIi£<''II    f^f    ftlliftl       i4«li:f  U*4 
Wsjl|gt2ffft:jlirj}    itlil  i4|lU    ftrf»    i*l.)»«  fcJl-Jl«.";* 
U*,   ftfi  Witt  litt)   allan    fcftUiUJ'UjiJii.J«  Attt.lt 
liHJ'ytflJItill.llfcf     t)JJj«|j«:,    *;  fc).    fiel   tl-hil- 

HgMWtsiilu      I1mi;|i   yvajfcu  dl«*  HImii£#«i<H; 
9    |ht*J|itt*j«tig«   «lU    fcjft    nUQtiHiOi*:*  ■     u*.i\ 
|<flti>li|jj|t:t .    iifiifibf    }hJ/'-j#/1'.»   .'.//jlii;!    «<« 
lltll,      |f«   *llil|jfe||    MiM.li    iC^.fc,.,    I##J    >!•• 
«II    Hful     lilill     ftriuMi'itl    gt;f  «**».#<      l.nhi.. 

lud   tttlii    viiilü    ffwj»h,     »/in..-  «|k  ftl««» 

mn^au,  iiiiil  «1«  iV 41/n.«  f*.i «.»./•.  f.'-#'H|* 

II  iU*  Ai1<jjUm<»)  feudi»!  i<«i«.iiii.i.;lj^  «..;*# 

,    UAfl    ä»    Ailct.tl    fiffriJlfjfi     ¥>ijj»Jc        /Uli»! 

lits    imli viiliiiillii    Vfci*'Jwi.'J*.'<fc<Jj     Uhu» 


-    7°    ~ 

schon  vorher  sehr  geschwächten  oder  nervo- 
gen  Körpers,  sondern  auch  der  endemische 
Karakter  machte  hierin  einen  auffallenden  Ua- 
terschied,  In  Breslau,  bei  Torgau,  waren  die 
Anzeigen  zum  Aderlaf*  sehr  selten,  und  0 
wurde  nur  wenig  gebraucht;  da  hingegen  « 
Berlin  es  offenbar  viel  häufiger  angezeigt  war, 
und  mit  Nutzen  angewendet  wurde  *).    Ii 

*)  Unsere  erfahrensten 'und  angesehensten  Aerste,  tu 
denen  ich  nur  Heim^  Höhm%    Welper  p  Forme),  ne- 
uen vrill ,    w-reji  hierüber  völlig    einerlei  Meintffl 
"und    es  wurde   auch   in.    der  Versammlung  der  M» 
duinisch  -  Chirurgischen.  Gesellschaft  -von    mehr  u 
4q  hiesigen  Aerafsn  der  entzündliche  alt  herrscht» 
der  Karakter   4 er  diesjährigen  Epidemie  festgeiew 
Hr.  Hein)  insbesondere  ha|  «He  Gute    gehabt,  ■> 
folgendet«    als  Resultat  seiner  Erfahrung,,   darubs 
mitzuihe^len:     „Bei  allen  wohlgenährten    und  vol'* 
blutigen  Menschen,  hahe   ich,    ohne    mich  an  de 
Tag   der  r\rankheit   an  kehren,    su    Ader  gelast« 
und  mehrere  derselben   dadurch  vont  bevorstehe» 
den  Tode  sicher  gerettet,      Personen«    die  vor  da 
Krankheit  schwächlich   und   xu  Entzundungskraat 
heiten  nicht  geneigt  waren,  habe  ich  kein  Blut  ent-l 
sogen,  und  aie  sind  auch  sum  Theil  davon  gekoav 

-■  snen.  Bei  erster*,  liefen  die  grobe  Angst,  die  ß*j 
genommenheit  deft.&opfs  darauf  nach,  und  es  est 
standen,  wenn  es  Anfangs  geschah,  in  der  Folr« 
affine  oder  nur  schwache  Delirien ,  und  die  Krisl 
seit"  durchlief  ihre  Stadien  weit  leichter.  So  •& 
Angst»  Beklommenheit«  Unruhe  wieder  entstanden« 
wiederholte  ich  das  AderlaJbent    Seibit  «och  du 


—    7*.    r- 

V 

zweifelhaften  Fällen  blieb  die  alte  Regel  im* 
mer  sicherer,  das  Aderlafs  lieber  zu  unter- 
lassen*  und  sich  mit  ortlichen  Blutentziehun- 
^en  zu  begnügen.  Doch  machten  quch  hier  ent- 
zündliche Brustaffektionen  einen,  Unterschied. 
So  unsicher  und  grobe  Vorsicht  erfodernd 
das  Aderlafs  bei  Gehirnaffektionen  war,  so 
Konnte  man  doch  um  vieles  dreister  es  bei 
jenen  anwenden,  und  selbst  noch  in  spätem 
Zeiten  der  Krankheit  konnte  mit  Nützen  zur 
Ader  gelassen  werden,,  wenn  sich  en$zündli- 

m 

che  Brustaffektionen  einstellten,  aber  nicht:  bei 
den  Kopf  leiden,  wo  es  alsdann  die  Zufälle 
vermehrte,  und  den  Uebergang  in  Lähmung 
und  Fäulnifs.  beschleunigte:  Häufiger  und  si- 
cherer, und  zu  jeder  Zeit,  Würden  die  örtli- 
chen Blutentleerungen  durch  Blutigel  und 
Scbrüpfküpfe  am  Halse,  Schläfen,  hinter  den 
Ohren  und  im  Nacken  angewendet;  wo1  ir- 
gend  Anzeigen  von  "Blut congestiorien  nach 
dein  Kopfe  vorbanden  waren  *).     . 

S,  7»  8»  9»  12,  ja  einem  Dauer  den  i^cü  Tag,  p'ach- 

dem   er  acbon  $  *t*ge  in   Öelirien    gefegen  Haue, 

habe  ich  zur  Ader   getfii'eh  Y  und  mit  dem  tfeaten 

^  Erfolg!  je  fröber  e^^dfcfc/uri^relcbHch  2a  iMund, 

dettö  bfeser  war  aUMMrUtt^  :i  Öocb  dÄifd  Wb 

"'  einige  geatorben,  bäi  denen  Äoer  gela*2eri  WiltbeJ" 

1 .    ■  ■•  .  • ■ ■  * 

*)  leb  kann  hier  nicht  umhin  ein  Wort  über  da$  jezt 


—  7*  — 
Sinapismen  an  die  Waden  und  Fuusolu 
len  waren  immer  ein  treffliches  Mittel  z\ir  Ab- 
leitung  vom  Kopfe  unter  allen  Umständen  und 
zu  jeder  Zeif  der  Krankheit;  auch  Vesicato* 
rien  im  Nacken , '  und  in  Eiterung  erhalten; 
an    den    untern    Ettremitäten    waren    sie  n 

so   iebr    vergessene  Schröpfen    zu    sagen  ,     worstf 
ich  schon   einst   im  Journal   i£o4  wieder-   au£sMfs> 
sam   machte.     Di«  Konstitution    der  Blutigel  irtriia 
unserer   Epidemie   so  groß,    dafs  zuletzt    in  BeAia 
gar  keine   mehr   jru  habwi.  waren,    und    sie  att  &ca 
ungeheuersten  Preisen  y  erkauft  worden.     Das  Sehn* 
pfen  kann  im  Allgemeinen,  die  Fälle  ausgenommci, 
wo    die  Lokalität  es  verbiet  et,  und  bei  kleinen  Kia- 
dem,  völlig  die  Stelle  der' Blutigel    veraeben;  et  ist 
wohlfeiler»    besonders   für    grofse   Krankenanstalten, 
selbst»  wirksamer,     da  ea  mit  einem  starkem  Hinu 
reis  verbunden   ist ^    nnd   man  hat   nichts  dabei« 
fürchten»  da  die  Blutigel »  wenn   sie  ein    etwas  grö- 
beres  Geiäfs  in   der  Tiefe   treffen,    xu weilen  eins 
nicht  «ogleich  au  stiljeafre^  oder  nach  einigen  Stau» 
den  oft  unbemerkt,  wiederkehrende»   Blutung  enrett* 
gen  können«   worauf  ich  besonders  'bei  Kindern  an 
achten  bitte.  .  Ich  hake  ein  solches  Beispiel  erlebt 
wo  die  Wunden  an  der  Brust*  die  schon  seit  4  ft1ul° 
den  au   bluten  aufgehör tj' hauen,    in  der  Nacht  bd 
t  dar  Fieberexacerlpatipn^yjieder  während  dafs  das  Riad 
ruhig  *u  schlafen  letueji»    »u  bluten  anfingen,  und 
es  sich  hätte  leicht  fftft  hjvjfen  können,  .wenn  nicht 
die  Wärterin  endlich  aurder  blassen  F,axbe  un4  d*v 
stillen  Athem  bemerkt  hatte,  dai*  es  nicht  im  Schlaf 
sondern  in  Ohnmacht  lag» 


-   ?\    — 

lini/tlM  Vhj*hI»i,  und  iihiUii;  fl*i  *i;hr  duji.li 

I  Tfllltläudft,  Hut  MnliH<lt«Jlii  IKK.ha/fV|jj,i,Jr, 
d  di<*  /üili  hfcfcliiiiifil  Wiiidtffl.  Aiii  u)ißlüj;k- 
^ffli    Wfir    d«J|    <  JiJil'iljfJl    Ciliiütilidtil     HtflV- 

Ftejt  In  d«f  Mu^ül  vifiiid^uij  diu  gi.iiii^üiQ 
gdfl  dui  fCuifjMiuir  ludim  uildUuudun  Jini*- 
ffplj    tili  komiU'»  i1tifuri.il   JidrJir   *u   hdii- 

Tf|  Olädui  fcjlhfln;ii  Wi.-j-i«.*!,  liiid  Wcjl  Ijuh* 
W*T  0«,  tyfc|*u  tnli.liü  Ki miiIs i;  |*lu*  ilui  IN*- 
j||j0flft«fctfU    ldltdii;Jl}     dU     oiiiü    fidiJiU   bdfiü- 

|0|tf  Iflillu  l;iliiii|li;ii.  AlK-Il  l^i  duii  ludli- 
r  (4l«iii:il  ilfii  Kidiikituii  w «ti  in  dum  m- 
r /«triliftiiiii  ilui  tiuliMuiJi  iliitttii  Klutfcu  vnii 
|ftf|n  iiiiiiioi'  «fJiüiili^li,  und  ^üiuiLtiiiii  Kuli 
lli«4liitM  und  AHuIh h'HUfti  tili«  Km|'^  und 
I  Fitibfli'.  K»  vvui  hii^ljinlif ii.ii,  Win  ti.liitüil 
»  gfcii  ujjtia  (Ul*u  K «« •••|»Ju##  (Ijijiim,  jn  milliU 
Ijijiaii«,  W*iu,  «Hi.li  ihm  uulur  W  4***11  %a 
ic(jr9  §nf  <W  MiJIü  diu  Ku/iUidi,  l<ii«ifji~ 

Pf    diu    Ko|jf)idddn,     Vtfl*f:lllilfUUi:l  11    kuniilc- 

p£J*£iii  Miliid,  vy*li:lia  diu  TMii/<kiiit  du» 
jNyftrffjii*  liciälikiiiiHuianj  und  •!!•-  IUm  ölt- 
tw  (külildfidit  iiJM^Iii»ruiii:«i )  Kiklihiükj  An- 


-    74    - 

timonialwein,  Spiritus  Minderen,  auch  Web- 
essig, Tamarinden,  vorzüglich  die  Präparate 
der  Salzsäure,  das  Acidum  muriaticum  oxyge- 
nicum  oder  der  Spiritus  muriatico-  aethereuj, 
sehr  mit  Wa$ser  verdünnt,  waren  die  bestes 
Mittel  im  ersten  Zeitraum.  Sie  minderten  das 
Fieber ,    die    Kopfcongestionen ,    unterhielten 

täglichen  offnen  Leib,  worauf  hier  so  viel  an- 

'i 
kam,    öffneten   die  Haut,    ebenfalls ,  hier  da 

Hauptbedürfnils,  und  reichten  oft  allein  hin, 
die  ganze  Heilung  zu  bewirken.  Nitrum  pik- 
te nicht,  es  war  zu  schwächend*  Doch  kann 
ich  nicht  sagen,  dafs  irgend  einet  dieser  Mittel 
eine  besondere  spezifische  Kraft  bewiesen  hat- 
te.  Auch  Brechmittel,  die  sonst  im  Anfange 
solcher  ansteckenden  Fieber  so  vortrefflich 
wirken,'  leisteten  keine  ausgezeichneten  Dien- 
ste. Entstanden  örtliche  inflammatorische  Af- 
fektionen des  Kopfs,  der  Lunge ?  der  Leber, 
Milz  etc.,  so  wurde  Calomel  in  reichlichen 
Gaben  mit  dem  ausgezeichnetsten  Nutzen  an- 
gewendet. Es  füllte,  wie  immer,  trefflich  die 
Lücke  aus,  wo  das  Blut  entziehen nicht  angezeigt 
pder  nicht  mehr  zu  wagen  war,  uqd  Reizmif" 
tel  noch  nicht  pafsten. 

War  aber  das  erste  Stadium,  gewöhnlich 
bis  zum  sechsten,  siebenten  Tage2  yorüber  und 


—     7-'»      — 
er  und  Knufalleoliniieu  veimindeiieri  &irli 
t,    auinloiil  ttioßtffi    vielmehr,    mit   yuiit*h- 
der    »Schwäch",     dpmi    imifViltfii    mein  im). 
■  ,     tUit'U     bei    Fniiaetr.iuiß    o!)i#*?r    Mii- 
lllil  Ittjchftt   voraichtitf,  Nei  vufimiritil   «n/;«*. 
det  wt'iilcfi,  iifiil  ilfl«  lienliYhaie  du*u  war 
ijilor  mit  Nitrum  oder  Miilmiiik  /u  i,  mich 
I   nur  j  (trau   «llr  u  bis  r»  »S|uii<|eii,    und 
niiui«.  Oin  Delirien  v euch  wanden  hei  dum 
irau<h   dea   K «inj »Irr«  niiÜ'iallcfni] ,    timl   die 
it  (illijcilü  aieli,     War  mirk  diea  veißelims, 
Itn  INiU  uml  KriH'ii»  wich  mehr,   mit  /u- 
rlitf  «Ic«  MojMin,  de«  Delirium«,  riet  /»ittem», 
r  Hellten  *i<h    dahei    kraiu|duafie  Zuf.dle 

Ileweßiiiifton  einf  dann  war  Onium  das 
IM  wie  und  Ali  in  u-f  'Stunden  die  ßan/e 
(10  vei  lindernde  Mittel,  an  wie  di«se*  Mit- 
[imjier  itm  healen  hekoimul,  je  mehr  nuui 
liur  da«  fJelälinyalem  fl|jßu«[»iinut  und  ah- 
(ihlf  hat,     Dodi  beduifte  et  iIhkii  gar  kei- 

ftlMikuu  ( laben,  und  dieae  würden  flearlni- 

hahen,  /«w«if  drei  Trojifcn  I<aud,  lii|iiid. 
leuh.  alle  tf  Stunden  waren  gewöhnlich  hin- 
dicnd,  und  (»rauchten  nur  einift"  'IVifjn  fort- 
ei/.t  xii  weiden.  Bin  au  (außer  J'ortge- 
iiiJi  achadete.     Dann  liela   irb  wich  immer 

llad.  Aniicae,  ala  ein  luerea  $iKrkujigamit- 


—      j6      — 

tel,  und  Serpentaria  mit  dem  gröfsten  Nutzen 
zugleich    anwenden,    und    die    Arnica  schien 
mir  unter  allen  Roborantien  das  einzige,  was 
dieser  Epidemie  angemessen  war,  und  was  die 
Kranken   vertrugen.      Wenn    bei   diesem  Zu- 
stande der  Lebensschwäche  und  äufserst  ange- 
griffenem Nervensystems,  der  Hautkrampf  vor- 
ziigl  ch  hartnäckig  fortdauerte,  und  die  Haut 
trocken,  oft  mit  Kälte  einzelner  Theile,  Hieb, 
—  ohne  geöffnete  Haut  war  keine  Hülfe  mög- 
lich —  dann  zeigte  einigemal  der  Moschus  sei- 
ne in  diesem  Falle  ganz  eigentümliche  und 
mit  nichts  zta  ersetzende  Kraft,    die  Haut  m 
offnen  und  so  das  Nervensystem  zu  befreien. 
Eine  mäfsige  Diarrhoe,  bei  welcher, der 
Zustand  sich  nicht  verschlimmerte,  durfte  nie 

■  ■  ■ 

gehemmt  werden«  Ihre  plötzliche  Unterdrüc- 
kung durch  Opiate  konnte  die  gefahrlichsten 
Zufäne,  entzündliche  Affektionen  des  Unter- 
leibes,   Schluchzen,    Meteorismus,    vermehrte 

* 

Kongestion  nach  dem  Kopf,  Vermehrung  des 
Fiebers  und  Unheilbarkeit  der  Krankheit,  zur 
Folge  baten.  Vermehrte  gastrische  Auslee-, 
rung  war  in  dieser  Epidemie  heilsam,  Ja  Be- 
dürfnifs,  und  mufste,  wo  sie  fehlte,  durch  er- 
öffnende Mittel  bewirkt  werden.  Ward  je- 
doch die  Diarrhoe  wäfsrigt  oder  gar  uawill« 


—  77  — 
ihrlidr,  mit  offenbarem  Sinken  des  Pulses 
,d  der  Kräfte,  daxin  mufrte  ihr  auf«  schleu- 
gste  Einhalt  geschehen,  wozu  ein  Klyatir 
m  Stärkemehl  mit  10  —  i5  Tropfen  Lau« 
innm  gewöhnlich  hinreichte. 

Die  Mortalität  war  äufserst  verschieden, 

m 

id  richtete  sich  nach  den  Graden  der  Krank« 
it,  nach  ihrer  Modifikation,  der  Behandlung 
A  nadi  der  Zeit  der  Epidemie.    In  den  letz- 

n  Zeiten,  in  der  vierten,  fünften  Generation, 

i 

ir  sie'  auffallend  gefahrloser,  als  in  den  er- 
n*  Es  gab  demnach  alle  Grade  der  Morta« 
it  von  der  geringsten,  die  etwa  einer  von 
ülfen  seyn  mochte,  bis  zu  der  fürchterlich« 
m,  wo-  drei  von  vieren  starben,  also  nur  ein 
ertheil  der  ganzen  Masse  davon  kam,  wie 
M  in  Torgau  der  Fall  war ,  wo  man  von 
opo  Franzosen  15000  Todre  zählte.  —  Be- 
nders  tödlich  war  die  Seuche  den  Aerzten, 
id  höchst  beklagenswei  th,  wenn  gleich  höchst 
hinvoll  für  sie  und  für  den  Stand,  der  sich 
!e  Morgen  für  die  heilige  Sache  der  Mensch« 
it  dem  Tode  weihete,  sind  so  viele  theure 
pfer,  die  von  unsern  Brüdern  gefallen  sind ! 
Breslau  allein  wurden  sechzehn  Aerzte  ein 
mb  des  Todes,  und  unter  ihnen  zwei  hochver- 


-     7*     - 

i 

diente  Lehrer  der  Universität,  Mendel  tu 
Meyer,  -r-  Und  wie  viöl  raubte  sie,  nicht  bl 
uns,  sondern  dem  ganten  Reiche  des  Geist 
in  dem  einzigen  Meili  in  dem  eine  gan 
"V^elt  geistigen  Lebens  abstarb  ! 


Was  die  Leichenöffnungen  betrifft,  so  i 
wohl  noch  •  in  keiner  Epidemie  diese  Qud 
der  Diagnostik  so  reichlich  benutzt  wordei 
wie  in  dieser,  da*  aüfser  der  Privatpraxis,  di 
Charit^  sich's  zum  Gesetz  gemacht  hatte,  b 
der  gtofsen  Menge  Kranken,  die  sie  hatte,  wi 
nige  ununtersucht  begraben  zu  lassen.  Ui 
man  kann  sägen,  dafs  auch  in  dieser  Minsic 
diese  Epidemie  Aufschlüsse  gegeben  hat,  w 
$och  keine  vorher,  worüber  besonders  Hr 
Horris  Abhandlung  äufserst  lehrreich  ist»  Ai 
diesem  reichen  Vorrath  von  Erfahrungen  ei 
giebt  sich  nun  |  dafs  Gehirnentzündung  g< 
rade  das  seltenste  war,  was  man  fand«  höd 
stens  bei  dem  zehnten.  Bei  neun  Zehnthe 
len'  fand  sich  das  Gehirn  entweder  völlig  g< 
Sund,  und  die  Gehirnsubstanz  ungefärbt,  od< 
nur  wenig  wäßriges  Extravasat,  zuweilen  di 
nervösen  Gefäfse  etwas  aufgetrieben,  nie  ei 
Extravasat  von  "Ölut,  selten  jene  Lymphe,  di 
man  bei  vo\Ytet^e£«x^&nen  Entzündungen  fin 


—     79     — 

det.  Auch  die  Lupge *  Leber,  Milz  fanden 
sich  zuweilen  entzündet*  aber  offenbar  nicht 
als  beständig  eS^mptofaieö  der  Krankheit  selbst, 
sondern  durch  individuelle  oder  zufällige  4Jm- 
ständfe  bedingt»  Bedeutende.  GftUenanhäufung 
war  bei  allen  vorhanden«  itei  -  aehf »  vieletf 
war  in  der  Beschaffenheit  der  innern  Organe 
auch  nicht  das  geringste  vom  natürlichen  Zu- 
stande veränderte  wahrzunehmen»  N 


.X 


t    ■     . 


t  •  »    ■  '■iL  !!•*■. 


—     8o 


IIL 


Resultate. 

■ 

Fassen  wir  nun  alles,  war  diese  geschicht- 
liche Darstellung  uns  darbeut,  mit  reinem  und 
unbefangenen  Sinn  zusammen,  ao  crgiebt  tick 
•  folgendes:  v  - 

* 

Wir  sehen,  dafs  man  ausging  von  der  an* 
tiphlogistischen  Methode  bei. der:  Behandlung 
der  Fieber,  aber  schon  frühzeitig,  einsah,  daft 
das  Aderlassen  nicht  bei  allen  Fiebern,  nock 
weniger  bei  allen  GehirnafiFektionen ,  passend 
sey,  unddafs  es  oft  dabei  nicht  helfe,  ja  offen- 
bar schade« 

Wir    sehen ,    dafs    es    immer   eine   herr* 
achende  Methode  in  der  Praxis  gab.,   die  sidi 
von  Zeit  zu  Zeit  veränderte/  und    bald  mehr 
den  antiphlogistischen,  bald  mehr  den  reizend* 
stärkenden,   bald  den  ausleerenden  Karaktsr 
hatte,  und  dann  immer  von  dem  groben  Hän- 
fen in  jeder  Art  übertrieben   wurde,   obwohl 
immer  Männer  von  nüchternem  Geist  und  rei- 
nem  Beobachtungssinn  blieben,    die   sich  da* 
durch  nicht  hinreifsen  liefsen,   die  ächte  hip- 


—   §1    — 

tfrathohe  Kumt  erhielten,  und  Jeder  Metho- 
den rechten  Plata  annieten* 

■ 

Wir  tehen  ferner,    dala  die  fteberf   dii 
1  jfttt  Neredn  -  und  Tjrph!uli*»ber  ntniiea, 
MT  da  geweten  aind»  duh  aber  ihr  Hegriff 
ftftern   Zeiten    ungebührlich    weit    auage- 
Mt  wordene  dtla  die'Knegtpeat  immer  eal- 
ifett*  aö  Itnge  greift»  Armeen  und  aohwa» 
fttUfe  eaiatirtenf  lad  ddük  sie  sieh  initnefr 
an  in  ihren  Erscheinungen  und  Kt» 
gleich  gewesen,   doch  bald  mehr  ana 
fründlf fhim »    bald'  tnthr    atim    fauliahten 
j^jlgend;    data    aotn    insbesondere,    wea 
i  Adtrllb  ba trifft,    d**elbe  aehr  kluBg  in 
Ihtm  Zeiten   dabei  angewendet  hat, 'aber 
^jmAlUaadaa  tiehaden  genüthigt  wfcrtien 
fti  et  wieder  einzifrdhrtiaken,    dala  mafcohe 
lütr  Epi  iemieen  ea  gana  ausanhlotaen,  und 
ftk  dl«  grüiken  Abrate  aller  Zeiten  all*  dar- 
I  ttaMinüteitneov  dafii  et  durflhaut  niiiht  ala 
b*  deatirflgaauriuett  Mittel  beim  'typhua  und 
■  Kjbppett  anauaefcen  aeyv'  sondern  au  de- 
*  flehUr»,   wekAe  tafnert  die  aorgfilltigtte 
Itnatudiung  -  einet  tiefblickenden  Ante*  #»- 
'•*«,  .«od  nur  in  detteo  Hand  woWthatig 

*****.  laim.  9.  i.  tr*  V 


—      88      — 

Wir  haben  endlich,  in  dieser  letztes  Zeit 
eine  Epidemie  erlebt,  wo  die  reuend  -  erkh-l 
zendfe  Methode  im  Allgemeinen  Schaden,  hiid 
gegen  die  kühlend-  schwächende  Nutze] 
brachte ,  und  selbst  dss  Aderlafs  nicht  sehel 
mit  Nutzen  angewendet  wurde. 


Kannen  und  sollen  wir  nun  aus  die* 
leisten  Erscheinung  schließen,  data  die  Kntf 
-bisher  nur  ein  blindes Herum  tappen,  eih&ji 
4er  Mode,  gewesen,  und  dafs  war  allein  tiq 
und  sehend  sey^n?  dafs  alles  .vergangene 
«ig,  und  un*  allein  das  Licht:  aufgeg 
«y?  «nd  dals  die  Ksaakheit  immer  und 
dein,  dai,  was  wir' jeiat  gesehen,  nämlich 
siüidlieh,  ■  und  die  haste  Methode  nur  die, 
mnr  kulfrefch  wir* -die  antiphlogistische, 
uind. immer  seyn -werde? 


i ■«.  * 


&'< 


Das  sey  ferne!  -^  Für  einem  aoldien  B 
Kinkel,  Air  einer  solchen  Vetträndigoog 
Jtfanen  unserer  größten  Vorfahren*  wo 
der  gute  Gejat  mkittf  Kunst! -bewsta 

•de  sieht  ein 'seleher  Mifsbrauch  des  B 
eine'  eben-  OkA*  -  Geiste 

phä*  Unwissenheit **4»ethfci**    a 

nicht  gar  langer  Zeit  die  Yenfttfckfenfcäl  o1 


—     AS     — 

tUtahtfrtP  Vielmehr  wollA  wir  mit  da* 
Nl  cur  Bescheidenheit  und  cum  Naehden* 
fc  ftlbrea  lauen,  die  Erfahrung  der  Oegen- 
ktud  der  Vergangenheit  vereinigen',  und 
blicke  Folgerungen  daraul  liehen,  auerat 
durch  Überhaupt  diese  Verschiedenheit  der 
tpltung  und  der  Meinung  entstanden»,  und 
HB»  waa  uns  dio  Vnrgangonboit  und  die.eo 
reiqhe  üegenwart  für  dio  N«tur  und  l)e- 
dlupg  dieaer  Krankheit  ata  weaemlieh  und 
aar  fjjltig  lehre. 

Di«  IHftt  aich  am  Uafin  anter  de* 
1  Hauptgeslnhtspunkten*  ^Kottüitut+on  und 
irtkhett,  oder  daa  Bwtimffefade,  und*  du 
timrote,  betrachten,  unter  weiche  *il#l  fllllt, 
\  snr  Sache  gehurt» 


» ?' 


.»rv 


Konstitution. 


..Jade  KranUieit  wird  in  ihrem  Karakter 
rob  die  Koastitutipn  bestimmt,  die  indivi- 
all*  durch  die  individuelle,' die  epidemische 
rah  die  allgemeine.  Die  Ausmittelung  die» 
•  ffluli  daher  jeder  andern  vorgehen. 

Daa  erate  und  wiohtigate  ist:  Oer  phjrsi- 
»  Karakter  der  Menschheit  und  iaabeson- 

F  a 


-     84    — 

dere  das ,  was  Irir  die,  herrschende 
tion  nennen,  bleibt  sich  nicht  immer  gleich 
sondern  wechselt  und  durcfiläuft  gewisse  B* 
qLoden*  Wir  sehen  dasselbe  im  geistigen  I* 
ben  der  Menschheit ,  und  eben  du  gut  nt 


Was  das  allgemeine  Leben  der  Mawk- 
Von  der  physischen  Seite  und  die  Off* 
chen  seiner  Modifikation  betrifft,  so  beriet 
ibh  mich  darübeFiuif  das,  was  ich  in  aÄff 
Geschichte  der  Gesundheit  gesagt  habet  ^ 
fegmerke.  hier  .quci/daTs  in  den  neuem  Zflittt 
pffenbat  der  Kaytfcter  der  Nervosität  und  4* 
ftastfizität  Toche^schwder,  geworden  ist,  ä 
et  yorhiu  war.  ..„_..• 

Was  aber  insbesondere  den  Karakter  eis» 
zelner  Zeitperioden  und  der  darin  herrsch«* 
den  Krankheiten  bettißt,  so  zeigt  sich  n* 
offenbar  ein  Wechsel  und  eine  auffalle** 
Verschiedenheit  in  der;  Stimmung  der  orgfr 
nischen  Natur  selbst,  die  eben  den  Begifl 
und  den  Namen  Ton  herrschender  Konstün 
tk>n  erzeugt  hat,  die  wir  auch  epidemische  ■ 
nennen  pflegen.  Wir  sehen,  dafs  zu  ein* 
Zeit  das  organische  Leben  up.  Ganzen  leb" 
Wta»  energischer,  lebt,  sft  efeer  andern  2 


j 


—     BS     - 

in  und  matter,  4m  hilfst,  Mi  tu  ei- 

4 

X  ein  mehr  entzündlicher,  cur  ködern 
fir  asthenischer  Kaiakter  herrscht,  dal( 
rselbe  iji  allen  Krankheiten  mehr  oder 
»  ausspricht,  und  sie  verschieden' ino- 
ja  dafi  nicht  Mos  bei  Menschen,,  aon- 
eh  bei  Thieren  dasselbe  statt  fiudstiP  Je- 
nerkiameund  eineReihe  von  Jahren  be- 
nde  Am  wird  dies  bot  tut  igt  gefunden 
die  griifsten  Münner  unserer  Kunst  cu 
leiten,    ein    h/pporrnrau    9yd$nham, 
h,  Ltmtin ,  \Sto/l,  Richter f  sind  hier- 
lilg  einstimmig»  und  stellen  diese  Leh- 
rine PundamentaUehre   der  Heilkunst 
den  wahren  Leitstern  derselben  ,  auf. 
weifein,  heifst  nicht  blos  an  aller  falb* 
Wahrheit,  sondern  an  den  ersten  Oe- 
les  Lehens   und  seinen  Bedingungen 
,    Denn  wir  fragen  s    Was  ist  denn 
hes  Leben  und  seine  äußerliche  Dar- 
P    Ist  es  nicht  eine  immerwährende, 
wechselnde  Erscheinung,  hervorgebracht 
nxHhlige  äuisere  Bedingungen,   durch 
ifliürliche  Einwirken  und  Ausströmen 
tern  Natur,   durch  einen  bestandigen 
1  der  DestandtheÜo,  ein  immer  währen* 
lex  des  allgemeinen  Weltorganlimus 


—  9ß  ■=- 
im  Kleinen,  im  Individuum  ?  Gleicht  # 
yollkqpmen  der  Flamme ,  und  nVussen 
10  wie  in  filier  unreinen  Luft  alle  dat 
findlchen  Lichter  matter,  in  einer  rein« 
genirten  Luft  aber  heller  und  lebhafte) 
nen,  also  auch  nach  Verschiedenheit  dp 
sphärischen  Luft  alle  einzelne  darin  b 
ch4  flammen  des  organischen  Lebens  ; 
Zeit  lebhafter,  au  der  andern  achwäc 
4ero?~  Man  lese  die  Schriften  jener 
Männer.  Was  bewog  sie,  ihre  Methode 
Jahre  lang  mit  Glück  und  mit  liebe? 
mup£  der  Natur  angewendet  hatten, 
nemmal  umzuändern  f  In  der  Tfaat  nj< 
deaucht,  qoch  eine  Idee  a  priori,  ; 
man  lese,  wie  sie  erstaunten,  dafs  die 
die  sie  bisher  bei  ähnlichen  Krankheit 
^•am.  gefunden  hatten,  nicht  mehr  hal 
augenscheinlich  schadeten.  Wer  vi 
selbst,  wenn  er  mit  Aufmerksamkeit  12 
tursinn  mehrere  Qegennien  hindurch 
achtet  hat,  hat  nicht  dasselbe  Jbestä 
funden?  Wer  hat  night,  um  nur  ein« 
wähnen,  das  AderUfs,  was  er  frühe: 
bei  hitzigen  Fiebern  mit  Nutzen  anv 
nachher  eine  Zeit  lang,  weniger  heil 
häufiger  schädlich,  werden  sehen  ? 


-      87;     - 

'  Fr«gtn  wir  nach  dtr  Kracht,  10  fat  ta 
ttrtitig  mtrat  dtr  Zuatand  dtr  Atmoephär* 
M  vtrsohitdtntn  Leben*,  ihr«  versohiedt- 
i  Miaehung,  Stoff  rtrhiiltnisst9  Spannung,  Eitle» 
ität  etc.,  .was  dtn  Karakttr  und  dit  Qua- 
;  dt*  organischen  Lebens  bestimmt    Dil, 

um  jtdto  Augenblick  dtn  Hauch  de*  l»e- 
t  Miwtbt»  ohnt  dem  et  keinen  Augenblick 
Daeoyn  bleiben  kann,  timft  auch  am  maU 
i  diettnt  Daseyn  dit  Modifikation  gaben» 
maMohst  aber  können,  allgemein  herrsohen- 

Ifnagtl  oder  Fohler  der  Nähr  ung*  mittel,  all« 
Mla  herrschende  Leidenschaften,  sowohl 
tfc,  Angst  und  Schrecken,  all  Freude,  allge- 
ine  UbermMige  KUrperanstrengungen,  bew- 
ende Moden,  genug  allof,  waa   allgtmtin 

Leben  eingreifend  wirkt,  aolcht  allgemti- 

Umstimmungtn  dte  organuchen  Leben« 
nrorbri^gen. 

DU  faktische  Wahrheit  dtr  herrschenden 
Institution  ist  demnach  über  allen  Zweifel 
lubun,  Waa  dtr  htrrachtndo  Zeitgeist  Air 
I  Geister,,  daa  ist  ait  Air  dit  KUrperwdt 

wie  jeder  alleü  Individuen  mehr  oder  wo- 
ger  seinen  Karakt  er  im  Denken,  Fühle«,  ü* 
mung,  Handeln  aufdrückt,   so  auch  dies** 


—     88     -* 

in  8er  Stimmung  i  Rtehtting,  AeuEtanmg  dctl  * 
organischen  Lebens;  so  wie  jener  *  vottugHA|  i 
stark  hervortritt  beim   Austreten  aus  der  g* 
Wohnlichen  Ordnung,  besonders  ganzer  Volb 
inassen,  so  auch  diese  bei  Krankheiten,  b+ 
sonders  ganzer  Massen  (den  epidemisch«}; 
•o    wie    es  bei    jenem   einzeln?    sehr 
oder  sehr  gefühllose  Geister  geben  kann,  die 
davon  nicht  berührt,  nicht  ergriffen  wedea, 
So  auch  giebt  es  hier  immer  einzelne  Niuws, 
•die  so  stark  oder  so  gefühllos  sind,  sichia» 
nem  Einßufs  zu  entziehen.  — Aber  nicht  Hm 
die  Lebensstimmung  im  Ganzen  mag  die  Koa» 
stitution  Verändern,  sondern  selbst  auf  euud- 
ne  Systeme,  ja  besondere  Organe,  vermag  sie 
ihre   Gewalt   und  einen   bestimmten  Eioflufi 
aussjiiibefi.    Wir  sehen  zu  einer  Zeit  das  Ner- 
Yensystem,  zu  einer  andern  das  Blutsystetn, 
darin  wieder  das  gastrische  System,  dann  wie- 
der das  Schleimsystem  u.  s.  f.  mehr  ergriffen; 
ja  wir  sehen  Zeiten,  wo  die  Macht  der  Koa- 
.  stitution  sich  auf  bestimmte  einzelne   Orgaal 
Concentrin,  Augen,  Hals,  Lunge,  Leber,  Haut, 
Finger,  Ohrendrüsen  —  epidemische  Ophthsl* 
mir,  Angina,  Pneumonie,  Icterus,  Exanthem 
Panaritien»  Parotiden. 


-  89  — 
tfnteruchen  wir  nun  genauer 9  so  findet 
hier  wieder  eine  merkwürdige  Vencltfe- 
eit.  Die  Konstitution  wechselt  entweder 
mifftig  nich  den  verschiedenen '  Jahres- 
a,  dies  ist  die  gewöhnliehe,  regelmÄfsige, 
eder  Jahresseit  wiederkehrende,  Jahrea- 
rirution,  ConstUutio  annua ;  andere 
kheiten  und  Krankheitskaräktere  giebt 
Jommer,  andere  der  Winter,  andere  der 
ling  und  Hei  bin  Oder  aber  ea  bleibt 
rere  Jahre  hindurch  der  nümliche  Krank- 
kart kter,  mit  kleinen  Verschiedenheiten, 
eben  die  Jahresseiten  und  andere  Um- 
le  hervorbringen.  Da  finden  wir  eine 
e  von  4,  5,  und  mehr  Jahren,  in  denen 
Grundkarakter  der  Krankheiten  durchaus 
r  nervtis,  dann  wieder,  wo  er  enttUndlioh, 
t,  wo  er  gastrisch  ist  u.  s.  w.  Auch  Hier 
1  ich  mich  auf  das  Zeügnifs  aller  auf- 
usmen  Beobachter  berufen.  Sydenham 
ihr  den  Namen  der  stehenden*  Constitu- 

(Constituiio  stationaria)  im  Gegensat« 
wechselnden,  jährigen.  Auch  darf  uns 
nicht  befremden,  da  wir  das  nämliche  im 
an  der  Erde,  und  ihren  Symptomen,  Wit- 
ng  und  Fruchtbarkeit,  dargestellt  finden, 

sehen  nicht  bloa  ganxe  Jahre,  sondern 


—     9*     — 

^uw  eilen  eine.  Reibe  von  Jahren,  nach  einan- 
der, immer  den  Karakter  der  Trockenheit  oder 
der  Feuchtigkeit,  oder  der  Kälte  oder  der 
Warme,  beibehalten;  daher  oft  Reihen  von 
fruchtbaren  und  unfruchtbaren  Jahren»  Eben 
tp  können  nun  aber  in  den  feinern  Bedin- 
gungen, Mischungen  und  Kräften  dea  kosmischei 
Lebens  gewisse  Eigenheiten  und  Abweichun- 
gen stehend  werden,  die  sich,  nicht  in  Witte- 
rung und  Fruchtbarkeit,  aber  wohl  in  eiflff 
bestehenden  Stimmung  des  animalischen  Le- 
bens  offenbaren.  Die  letzten  so. Jahre  habet 
dem  aufmerksamen  Beobachter  darüber  eines 
sehr  lehrreichen  Aufschlufs  gegeben.  Nach  ei- 
ner Reihe  von  Jahren,  in  welchen  ein  mehr 
gastrischer  Karakter  herrschend  war,  erschies 
mit  den  Kriegsseiten  des  letzten  Jahrzehends 
dea  vorigen  Jahrhunderts  ein  offenbar  mehr 
nervöser  asthenischer  Karakter  der  organi- 
schen Welt,  der  die  vorher  so  heilsam  ge- 
wesenen gastrischen  Ausleerungsmittel  und 
Bliitentziehüqgen  im  allgemeinen  weniger  an- 
wendbar machte,  dafür  aber  den  Gebrauch 
exciürend  -  stärkender  Mittel  weit  allgemei- 
ner federte.  Nachdem  er  in  dem  Jahre 
2806  bis  7  seine  größte  Höhe  erreicht  bit- 
te*  giag  er  durch  jene   merkwürdige   tilg«- 


i 


—  8'  — 
fo*  WechaeMiebarfjndefnie  %der  Jähr«  iffeg 
d  J0QB  in  einen  undir  eptiündUdien  Ka- 
tfef  liber,  worauf  iob  •  «hon  dauiela  bei  jf-» 
»Epidemi*  aufmorkaaui  macht*  *),  und  du 
MjfurUrdig*  Jahr  rflif,  mit  seinem  UohtstrU« 
rpdsn  Koro  den,  mit  seiner  ungewöhnlich« 
tft«9  Trockenheit,  eolafischen  und  elektrl* 
itfp.  Natur,  war  dar  wahre  Wendepunkt, 
d  gab  vollends  den  Ausschlag.  Mit  aulTal» 
tdto  Macht  verbreitete  »ich  nun  dia  Inflam« 
slfiiiche  ÜJatheals  in  allan  Organismen,  gab 
«9  Krankheiten  einen  mehr  iullammatori- 
wm  Karaktor,  und  nütbigte  aelbat  A  erste, 
e  §ana  davon  abgekommen  waren«  wieder 
pk  Aderlassen,  Ist  et  nun  au  verwundern, 
ita  aua  demselben  Grunde,,  aua  welchem  die 
riegspest  im  Jahr  1H07  einen  h/tahst  nervti- 
mfUrakter  erhielt 9  sie  im  Jahr  i|m  und 

•)  gtwaa  IknlUbnf  Andtn  wir  Im  Laban  dai  InriivU 
duurrtf.  Au  «vi«  dnit  fllitOatliinM,  au  kann  hijr  dal 
XidUiiluiiin  l«iff»  an  Krjtnklnltkaii,  NrliuWhli*  und 
atrtüiMtt  /uifüHil  Ipidan,  bli  snrlllrlt  all«*  kUbar 
Mfcntimmt«  Krtfnklif  likplt  ilnb  In  dla  bMtlmiai* 
Perm  «Ihn  Wft lifnllldbei«  Concentrin.  Dias  wltd 
dar  W*mUj»unlu,  btwlrkl  alna  Tölli||i*  M»tajinr«r|ilifi  - 
ia  Im  Orfciniitnm,  und  naoh  aaln*r  Kiifligiing  ffllih 
tirb  dafMnii9i.il  wli  n*UM»»hf*n,  und  daa  gana*  «*- 
gs.aitske  Lebaal  hai  aUf*.  aum  bsJabta*  ftaraktar. 


SS      0tf      ^ 

$8'i5  einen  enttOBdlidiW  ethahen  mufttl 

t 

Die    Kriegspest  in    riflT  in   der  Sphäre 
Menschorganismus    erzeugtet     neues    N 
produkt,  was  sich  als  ein  fremdartiges 
Organismus  mittheilt,   ihn  ergreift,    und 
gewisse  Form  des  Leidens  aufdrückt. 

m 

man  sich  nun  wubdern,  dafs  die  dadurc 
regte  Reaction,  ihrer  Innern  Natur  nach 
desmal  den  Karakter  des  Subjekts  odei 
allgemeinen  Stimmung  4br  organischen 
per  trägt«  das  heilst,  dafs  sie  durch  die 
yiduelle  uild  allgemeine  Konstitution  best 
wird,  und  demnach  das  einemal  mehr  ne 
Bas  anderetnal  mehr  entzündlich  erseht 
Wiifde  es  nicht  vielmehr  unbegreiflich  i 
wenn  es  nicht  so  "wire? 


■  ■  i  • 


"  '  Wir  sehen  dasselbe  bei  andern  ähnli 
Produkten  der  pathologischen  Natur. 
Scharia  chiieb  er,  die  Masern,  die  Pest,  das 
be  Fieber,  die  Ruhr  sind  eben  solche  tei 
rolle  Meteore,  werden  aber  in  ihrer  jede 
ligen  Erscheinung  im  Organismus  durch 
individuelle  oder  allgemeine  Komtitt 
bestimmt.  Daher,  alle  diese  Krankh< 
nicht  illein  im  einseinen ,  *  sondern  i 
epidemisch  mit  ^snz  'Verschiedenem  Kara 


will,  wie  -eben  eine  Krankheit!  in  ihrer  währen 
Natur,  die  Beschaffenheit  diese*  Geisteaaugei 
gewaltig»  auf  das  leibßche  selbst  wirkt,  und 
es  berückt»  -so  dafs  es  manche*  ttbersiebt,  -#K» 
wirklich  du  ist,  manches  sieht  was  nichrdtf 
ist,  lind  manches  anders  «siebt  als  es  wirklich^  ist.1 
DaheiTnahaiteh  solche  Beobachtungen,  die  ntf 
Zeit  einet  haschenden  Systems ,  sey  es  irtr 
Gänsen  oder  eineu>  eiriaelneaf  Kopfe,  gemacht 
werdeiV  durchaus  nicht  als  rein  und  naturge* 
tfeu,  llfcfraiAten  kann.  — *■  Müge  also  zu  Ifrütt 
und  Warnung  fSr-  die-Zukunft,  hier  noch  eim* 
kurze  Erit  Wickelung,  wiö:  solche  Arztconstitu* 
tkmeü'  SnjUtfchen ,  ihretf  Plävx  finden.  2  ' M 

•1  «  ■  *  i  ■    ■ 

..      j%-  .  »\    .-    ■  ••      » ■     -»    ■  .        /       ■   '..-' 

De*  *rten  «ranvi  legt  gewöhulich-eM 
tieuer  Gerttij^derKraftkheiten  oder  eine  neirii 
Epidemie,  die  die?  bisherige  Methode  ver* 
schmäht  und'  eine  nette  anzunehmen  gebietet 
Zuweilen  kann  auch  eine  neue  grofse  Eh& 
deckung  im  Reiche  der  Wissenschaften,  m 
der  Physik,  Chemie»  Anatomie,  ja  selbst  ifa 
der  PfaÜosöpHeV  daiü  Veranlassung  gebfcri* 
ao  ist -es  gewifs,  dafrdfe  Entdeckung  des  Bhitfc 
umlauft  die  A'derlafstaethode,  die  grofaen  Ent* 
deckungöfc  der  Chemie  difr  chemische  MeH&l 
de  attgemiriner  machten^  *  ^^u 


»      t 


-  «     sß     — 

tNjuvgfsell»  ü$h  fcinsa  die  Au*+m 
f*  fSmk  Mjm*es,  oder  eines  Syitems 
gtmacbtJe  Erfahrung  wird  von  einem 
lumigen  Kopfe,  in.  ein  System  gebne 
inen»,  kannte  sagen,  das  Gefundene  wi 
hinterdrein  erfunden*  >.  das  seitlich  u 
dingt,  .wahre  wird  dadurch  für  allgemt 
immer  wahr  ausgegeben,  zum  Prinzip  e 
mit  den  höchsten  Gesetzen  der  Natur  1 
JQenkep»  in  Uehereinstimmong.  gebracl 
weil  es  nun  so  wahr,  und  so  'co&eeqi 
aich  selbst  fcschetn^  *yon  der  Menge  al 
des  Penkeas  «und  ^Handelns  überhaupt 
nommen.  So  wirds.GeisteshemchaJx,  *r 
Glaubensartikel,  Sekte  und  Geistesgel 
Schaft.  ■■,  .Glücklieh  wenn  -  &  tUfttv  bL 
^cigfeit  der.  Mit»^  1fa&&d&mx9!Ü 
Aber  .vfr.ehe..  der  kif^£en  (SenfEfttum, 
es  die  'Lehrer.,  und  hehen  Schulen  e 
dann  erwächst  et r  wie  ;der  Fehler  de 
tischen  Erziehung»/  mit  /der  Konstitution 
den*  testen  Kcpin  4er  Geisteseq^wicjUui 
sphiefe  Richtung  ^q4^t  ]^chrän^UMigts  ui 
seit  den  Gerat  .füfff4giH)ze  Leben*  so,  • 
BJLe.wie4er  gaga  fi,ei  bpryottreten  kann 
ttf»  soUten  stefe^ljfl.  I^ebrer  u*4  L#hn 
hüten,  solthe  yon  dqs  vZeu :  WHjflJMWy 


—  97  —  • 
siebten  in  die  Grundlage  der  ersten  Bildung 
aufzunehmen,  und  wohl  unterscheiden  die 
Lehranstalt  von  der  Akademie  der  Wissen«* 
•ehalten,  und  dafa  es  bei  der  ersten  nicht  dar» 
auf  ankommt,  durch  Neuheit  zu  imponiren, 
sondern  einen  recht  festen  und  antiken  Grund 
für  die  Zukunft  zu  legen*  Fürwahr  ich  halte 
gerade  eine  solche  Lehranstalt  für  die  schlecht 
testet  die  jeden  Wind  einer  neuen  Lehie  in 
eich  aufnimmt ,  und  ihren  tboricbteo  Ruhm 
darin  sucht,  immer  auf  der  Höhe  der  neuesten 
Revolution  zu  schweben  I 

Was  nun  ferner  die  Verbreitung  und  Für» 
wahrhaltubg  solcher  neuen  Kun&tsysteme  aus* 
■erordentlich  begünstigt,  sind  die  in  dij)  er  en- 
gen Krankheiten  %  unter  welchen  ich  diejeni- 
gen verstehe,  die  ihrer  Natur  nach  nicht  töd- 
lich sind,  und  wobei  ea  ziemlich  einerlei  ist, 
ob  der  Kranke  so,  oder  anders,  oder  gar 
sieht,  behandelt  wird«  So  gro(s  ist  die  Oe* 
fdllißheit  der  Natur,  oder  vielmehr  die 
hohe  Weisheit  und  wunderbare  Kraft,  die 
in  ihr  liogt,  nicht  bloa  die  Krankheit,  son- 
dern auch  den  Arzt  zu  überwinden ,  und 
ihn  unschädlich  au  machen«  Wir  wollen  of- 
fenherzig seyn,  und  die  Kranken  unterscheid 
den*   die   durch  uns,  und  die  mti  uns  die 

fourn.  XXXMIi,  ß.  6.  *fc  Q 


•    -     98     — 

Krankheit  überstehen«    Ich  bin  nun,  nach  ei- 
ner   dreifsigjährigen  Praxis,  zu    der  Ueberzeu- 
gung  gelangt,  dafs  von  allen  Kranken,  die  ich 
behandle,  zwei  Drittel  auch    ohne   mich,  so 
wie  ohne  alle  Medizin,  ja  bei   den  verschie- 
densten Methoden,    dennoch  gesund  gewor- 
den wären;    das  übrigbleibende  Viertel  thei- 
le  ich  wieder   in   drei  Theile,    zwei    Drittel  I 
waren  auch  ohne  mich  am  Leben  geblieben,  I 
die  Kunst  hilft  ihnen  nur  leichter,   schneller, 
und  ohne  Nachkrankheiten   durch ;    und  nur 
das  letzte  Drittel,   etwa  der  Neunte  Ton  der 
ganzen  Zahl,    wäre  ohne  meine  thätige  Hülfe 
ein  Raub  des  Todes  geworden;   und  hier  al- 
lein  ist    es   sicher   nicht    einerlei,     wie'  der 
Kranke  behandelt  wird,  nur  die  vollkommen 
der  Krankheit   und  dem  Kranken   angepaßte 
Heilart  rettet  ihn«     Das,  sanatus  fuic*    heißt 
demnach     oft,    genau     genommen,      weiter 
nichts,    als:   er  ist  nicht  gestorben,    zuweilen 
wohl    gar :     er    ist    der    Kur   glücklich   ent- 
rönnen  *).     Was  ist  nun  also    dadurch   be- 
wiesen, wenn  bei  einer  neuen  Methode,  ein 

"*)  Eigentlich  tollten  dieae  Stell*  die  Niehtarate  gar 
nicht  zu  leaen  bekommen,  Da  et  aber  doch  mög- 
lich fit,  dafs  «ie  einem  tokhen  in    die  Hände  fallt; 

,  to  0ey  demselben  hierbei  gesagt:  dafa  «r  daraui 
nicVu  etwa.  au.  tchliefsen  habe,  er  fcönne  dea  Aratei 


dementier  Theil  der  Krnnken  nirht  gftutor- 
tk  i*tP  Winsen  wir  nun,  dnf»  er  rfurrii  die 
tfthodrf'bcim  lieben  erhalten  worden?  Wil- 
li wir,  wtJlHie  NfirlikrMnkhdtt'ti  n/ichgeknm* 
ert  lind,  toblrhe  ihm  eine  Andere  HehAnJ* 
ag  vielleicht  eripari  liMtto?  Oder,  wie  viel  von 
m  Gefttobenen  durch  dno  andere  Heh/ind~ 
Dg  gerettet  worden  wHren?  —   Kein<*w*ß|. 

Zulet/t  miU«.n  wir  min  mich,  tur  Krkllt» 
lDg  solcher  ( lel*teU*|»idemieerit  in  Auichlag 
rieben,,  die  indifferenten  Anritt,  das  heilst, 
ejenigon,  welche  nie  gewohnt  lind  Selbst  xu 
»oketif  nelbat  ku  handeln,  sondern  immer 
lt  blind  tin  hrubeten  und  michr.um*rhen9 
as  d^T  ion  Ansehend*«  Theil  ihst;  und  dereü 
nd  nicht  wenige  Hei  vielen  iit  es  wahr* 
rmuth  Hm  (itdstes  und  der  WissensrhufV,  et 
blt  jene  göttliche  /Virf///u*  innnta  et  in  com* 
unieahili%  des  guft»n  Allem  b"i  manchen  iit 
I  unaäHl^n  Mode*uchtf  der  Wahn  nicht  «u» 
Idttuhleihen  in  den  Fortschritten  der  Kunst, 
ie  sie  es  nennen.  Ach,  wllliten  sie»  WA» 
lata  sogenannten  Fortschritte  oFi  sindl 

Die»  aind  nun  die  wahren  TrH^er,  und 
!alt*r  der  heuen  Systeme  und  herrschenden 

entholif *•»! ,  (Hawaii   nr  j*  im    Anfang  <l#tr  Krankheit 
«•Ulli  fvlnvii  kann,  ob  ff  fti'lti  *l#r  Niuntg  iit. 


t         "    —     iook    — 

Methoden;  sie  verbreiten  sie  immer  weiter, 
treiben,  sie  immer  höher,  trotz  des.  lautesten 
Widerstrebens  der  Natur,  bis  das  Uebermaaü 
des  Unwesens  endlich  den  höchsten  Grad  er- 
reicht, und  dem  natürlichen  Gesetz  gemäß, 
den  Gegensatz  herbeiruft,  oder  die  Natur,  durch 
eine  neue  Epidemie  den  Abstand  recht  grell 
darstelltf  und  dadurch  eine  neue  Ansicht  & 
zwingt. 

Die  Krankheit. 

c 
f 

Nach  der  Konstitution  ist  es  die  Krankheit 
selbst,  über  die  "frir  nun  aus  den  aufgestell- 
ten Thatsachen  die  Resultate  zu  ziehen  haben. 
Denn  es  bleibt  ewig  wahr,  nur  aus  dieser 
,Que|le  kommt  fiir  uns  Heil  und  Wahrheit. 

Was  zuerst  die  Entstehung  dieser  Krank- 
heit betrifft,  so  ist  es  durch  die  Geschichte 
aller  Zeiten  und  auch  der  unsrigen  entschieden) 
*b  .ie  immer  du  Produkt  de.  Krieg,  ist 
Aber  die  Frage  ist  nun,  was  ist  es  eigentlich 
im  Kriege,  was  diese  Krankheit  ao  beständig 
hervorbringt?  —  Unstreitig  "ist  es  die  hier  er- 
folgende Vereinigung  all»  der  Momente,  der« 
jedes  allein  schon  eine'  solche  Krankheit  er 
zeugen  kann:   Uebermäfsige  Anstrengung  da 


— •       101      — 

iffe,  Mangel  oder  Verdorbenheit  der  Näh- 
rmittel, 0H#9ltfnl«fif]tiffif  Anßat,  Schrecken, 
tlit  anbetende  Krk  Übung  uml  Kuiftaaung, 
,*n»mendriinguijg  <l*r  Manschen  und  Anl- 
Üeiruiig  der  liiifi,  Wir  IjaIüii  ueaelien,  flal'i. 
rlufigerauotb  im  .lalir  1771  «im»  flau*  Ahn» 
le  Kjddemio  eraeußie;  Auf  Schilfen,  in  09« 
gniaien,  In  aehr  vi/llgejiro|druij  liHzarethen 
iintt  aie  ebenfalla  vor,  uml  hniUi.  de  da«  La« 

ftthlleber.      Wir    kennt    nicht   die  furcht- 

# 

re  aebwario  IlOle  xu  <)alcuiia,  wo  von 
5  in  flitr  Hitae  MiftanuiiengedrHngteii  Eng«  t 
dorn  nach  10  Sunden  nur  noch  u6  am  l«e- 
1  warpnf  —  Niemala  aber  wirken  alle  d'** 
furchtbaren  iCtnillllse  auf  die  Menachhelt 
vereinigt  auf  ein«n  Punkt,  ata  im  Kriege;  da« 
r  bringt  auch  der  Krieg  (nämlich  mit  Maaten 
o  Menadieii  geführt)  jenea  Produkt  immerund 
rer  allen  Tlmaiiinden  hervor.  Doch  iat  ea  be- 
ifflich,  dala,  wenn  xugloich  eine  ungetunde, 
ton  der*  naue  kalt«  Witterung  herraditt  al|o 
IJoihat-  und  Wimerfiaiiipaßnen,  oder  wenn 
tun  eine  nachiheiligo  eoiditmiaehe  Konitltu« 
n  voihandi-n  iitf  dieaea  fleiubat  ichneller, 
d  verderblicher  eifolgfn  Word*.  So  kann 
nh  elnea  dieaer  Momente  fehlen  und  die 
agkheit  erfolgt  dfonoob.    Man  bat  a.  B,  die 


*-       102 


übermäßige  Muskelanstrengiuijg  und  dadurch 
bewirkte  Krafterschiipfuug  für  die  Hauptursa* 
che  angesehen,  und  bei  der  letzten  Epidemie  war 
sie  es  in  Verbindung  der  Kälte  gewifs;  aber  I 
wif  haben  auch  schon  Kriege  gesehen,  wo 
die  Krankheit  durch  lange*  Stillestehen  der 
Armeen  und  Uflthätigkeit,  im  Lager,  in  eo* 
gen  Kantemirungen,  bei  Belagerungen,  hervor- 
gebracht wurde ,  z,  B.  in  den  Niederlande 
«eben  Feldzügen,    So  vie\  ist  gewifr,   dafi  ji 

mehr  eine  Armee  siegreich,  .vorwärtsgehend, 

*  •       -     ."     *  *  ■  ■   *      •• 

in  fortdauernde/  nicht '  übertriebener   Thätift* 

keft,  und  orts verändernd  ist,  desto  weniger, 
je  mehr  auf  einem  Orte  stiUeajebeod,  unthä« 
tig,  Unglück  erleidend  oder  erwartend,  desto 
me&r"  sie  diese  Krankheit  zu  fürchten  hat 
Daher,  auch  selbst  bei  den  strapazantesteo 
Feldztigen  und  bestandigem  Bivpuakiren  sie 
nicht  während  der  Periode  der  Thaügkeit  und 
Anspannung,  sondern  erst  nachher,  wenn  die 
Zeit  der  Ruhe,  und  Erschlaffung  eintritt,  aus- 
zubrechen pflegt. 


onv-- 


-.■*'■ 
1  Durch  diese   vereinte   und   fortwirkende 

krankmachende   Gewalt  wird  nun  zuerst  der 

Organismus  m  gewöhnlichen  Formen  gestört» 

und  es   entstehen   Fieber.    Krankheiten  und 


—    i<*5    — 

■ 

lBkliehkeiren9die  die  Form  der  gewöhnlichen 

■ 

gen;  nach  und  nach  aber,  durch  die  Port- 
ier oder  aueh  Steigerung  der  verderblichen 
Wirkung,  wird  tlur  Krankhpitspfuxefs,  die 
inialie  des  J«ebtwsf  hoher  gesteigert,  und 
let  eich  in  einer  bestimmten  neuen  Form 
et  entiteht  eine  neue  Krankhtiit.  die  ei- 
eignen  Ksraktor,  eigne  Iiokalitiilsbe/ie- 
gini  Organismus,  und  eigentümliche  Fpriu 
;  endlich,  wenn  aio  ihro  höchst»  Hohe  er- 
At,  erhält  lie  die  Fähigkeit,  sich  selbst  im 
[inismus  *u  n»produ/.irfn,  dal  hei  Tut,  sie 
i  anilerkend;  sie  ergreift  mit  ihrer  Eigen- 
niliehkeit  dergestalt  das  innerste  des  che- 
eben  Lebensproxusses,  dsf«  sich  aus  die- 
i  ein  Stoff  entbinder,  welcher  «die  ganxe 
nkhelt  im  Keim  enthKlt  und  eine  befrunh- 
Je  Kraft  hat  (ein  (Umtaffium).  Wir  se- 
v  dals  die  Epidemie  immer  diese  drei  Sta- 
dt diese  successivHn  Peiioden,  diuchlHuft. 
sind  im  (irunde  die  nämlichen,  die  sie  bei 
>m  Individiiurn  durchlHirfr,  erst  die  IWIot 
der  Anlage,  Kränklichkeit,  allgemein  ß»- 
lo  (iesundheit;  dann  die  Periode  der  wiik 
ausgebildeten  Krankheil ;  dann  die  l'erio» 
der  Kontagiositttr.  Und  in  denselben  Aid- 
lingen cbdigt  auch  wieder  die  Epidemie. 


Erst  hört  der  kontagiöse  Karakter  auf,  dm 
sahen  sie  sich  immer  mehr  den  einfachen  g* 
Wohnlichen  gutartigen  Formen  der  Fieber,  nni 
in  diesen  verschwindet  sie  auletzt  ganz. 

Wir  finden  ganz  etwai  ahnliches  aid 
bei  andern  Krankheiten.  Die  Ruhr  entsteh 
durch  gewisse  Bedingungen  der  Atmosphi 
re ;  zuerst  .wird  der  Organismus  nur  leicht  d 
ficirt,  und  es  erscheinen  allgemein  hemcta- 
de  leichte  Diarrhöen,  Koliken,  und  ähnfiifc 
Zufälle;  dann  erst  steigert  sich  die  Krankhc 
zur  bestimmten  Form  der  wirklichen  Rut 
und  erst,  wenn  diese  ihre  gröfste  Höhe  e 
reicht  hat,  entwickelt  sie  einen  Ansteckung 
Stoff.  Beiip  Scharlach,  beim  gelben  Fieber  i 
es  cjprselbe  Fall,  Ja  jeder  Katarrh  giebt  n 
ein  Beispiel  davon*  Erst  die  katarrhalisc 
Konstitution  der  Atmosphäre,  dann  die  d 
Organismus,  und  aus  diesen  die  Produkt* 
des  Kontagiums ,  die  den  Katarrh  von  euu 
Individuum  zu  dem  andern  Überträgt« 

Untersuchen  wir  die  Sache  genauer, 
ergiebt  sich,    da(s  es  das  allgemeine   Ge* 
der  Reproductiviiät  in  der  organischen  £ 
tur  ist,  was  hier,  so  wie  bei  jedem  neuerzei 
ten  individuellen  Leben,  so  auch  bei  dies« 


—    tflff   — 

)|rjgflr>bett,  in  WlikMmkpit  tritt  (lehna 
iuF  die  eitlen  Jludirnente  oder  Anl&nge 
rirg«nlftfdf#n  liebenleurlltdi.  Ann  im*  uft- 
nuten  Hedingungen  der  frier?«  mit  *  bildet 
ihr  Pfrfttt*  t'*<pvnfl  mift  dpi  ladt  dpi  Neliim« 
«Hl  d'-tti  V\  Mflpi  die  liiliMoiiPii;  edel  pif- 
tt  ale  mm  «I»  ntßani«rlip  Kift|ir»r<  au  er« 
in  life  miüh  die  Kmlt  <ler  llpprridui'liiin 
»  aietft  flelb*t  im  hMtJyti  r.ii  eihaltpn  ohne 
üftfirliufdirlii'ii  llpdlnguugen,  um]  ninli  *it 
'IflftlHgPii  iluirli  Abtoudeiungpff,  (Kpiuie 
•  Nrtfftttpn,)  die  wieder  d|p  nflndluhf»  lle- 
lurtlvitrit  erhellen.  —  Ritt  miliihe*  neue* 
oltigiftuh  *  imlnuiliittlieii  Kraeiiiullft,  eul*  dem 
M  der  Orgflniftmpn  mm  Individuum  Ann« 
ldetf  iil  uiin  eine  auMie  ppldeirdtrlitf 
jkheit.  Hie  ist  einer  neuen  Ve^eimiuii 
rerglelnhen»  Wo  nie  ile,  mit  winkelt  tie 
allniHhlig,  kommt  aur  lllllihe,  r.tir  IIHTuiig, 
t  tuleftt  Saainen,  die  pie  fnrbrelfpn,  und 
it  hierauf  ab  im  Rlntelnen,  flewfJlmlirh  utiidi 
Uensen,  Aber  §o  nie  bei  der  Ve^piAtion 
Mnieyn  de*  l'ioduku  *u  wellen  nur  auf  dui 
eyn  der  Hütern  Hedlnßungen  bmiihrRiikl, 
bei  andern  hingpgen  fortdauernd,  bei  man» 
n  nur  eiuiHhrlp,  hei  manchen  vleljflhilfl  Ut; 
luch  de*  deben  dieier  pAiliolofliicIi  -  orga- 


_     ,o6    — 

nischen  Produkte;  manche  behalten  nur  ihr 
Daseyn  so  lange  die  äufoern  Bedingungen 
fortdauern,  die  sie  hervorbrachten;  mit  dem  |i 
Aufhören  jener  verschwinden  auch  sie,  sie  sind 
nur  temporelle  Lebenserscheinungen ;  dies  ist 
der  Fall,  mit  unserer  Epidemie,  ao  wie  mit 
den  meisten  epidemischen  Krankheiten.  An- 
dere hingegen  sind  festerer  unzerstörbarer  Na- 
tur, und  behaupten  ihr  individuelles  Duejn 
durch  alle  Veränderungen  der  Aufsenwelttip- 
durch;  so  die  Pocken,  die  Masern,  die  vt» 
nerische  Seuche.  '  ' 

s  .  Von  dem  Anateckungsstoff  der  Kriegspeit 
selbst  kennen  wir  bis  jetzt,  so  wie  von  kei- 
nem ,  das  Innere,  sondert*  nur  folgende  Ei- 
genschaften» •  , 

i.  Er  13t  nicht  blos  fixer  Natur,  wie 
das  Pestcontagium,  welches  bekanntlich  nur 
einem  festen  Korper  anhängend,  jiie  durch 
die  Lufr,  fortgetragen  werden  kann,  sondern 
er  ist  auch  in  der  Luft  aufiöfslich ,  doch  nur 
in  geringer  Entfernung  von  dem  Kranken  die 
Ansteckungskraft  behaltend,  wie  etwa  Pocken- 
und  Masernstoff, 

2.  Er  kann  durch  Träger  (Zwischenkör* 
per)  Menschen  und  Orten  in  der  Entfernung 


1 


tftirgetlilrllt   wrrlftfi,    wo    fcdin    KmrtM    **f. 

lj#   #W>ltff?k  **«'•*  Kult    /M    Miillnn,    nm<I    'Im 
f 

nur  au  if»yn,   *U  *l»m  i'p»f?,i/tv    umhin**  *ui>h 

Clhott    iIaIAM«   h*f[»*illl'll    itf,   fUU   |«s|/t«i#«t«  gut 

?tahl  In  iIim  l«nli  fnifl^Ulifli  Ut.     i)pf/6ilMMpi 

Itsttffiflt  *!*•  An«t»#'ki»ri*ln  «i*<li  »im   \n  *i*t»  ?**■ 

*ri\fipu  A\i*nw\**mup1vf\  *\*t  Harn  miv!  «In«  l*nn* 

K#H   KM  UfMl»lit  iim'I  «Uo  m  «Pififf  l''ttwJfjfclimg 
•l«H    frjftlliMPItlfl«»'!  l,r|jUfi«j»**i/tU    zu    cffff«|<*rfi. 

Wtfrifjptftfi»  l«t  fftit  fc*in  H»hjii«il  l»*V  «>♦/*!,  tl*f« 

niff*  li*jjihtf,  tVnfif»  *j<?  frtt||/f|)ß  nli^ttyVH^rllAft 
Wrff,  fliff  Af|*t*f  l»Hfifr  Vfiflffffla?  J|flllir  f«f|'f  Mfr- 
JUMI»  Acivir?  iiimI  Afuii'if/>t>»f  (iahen  ImhmImiI^ 
•ibll^  Nu» 'hllieil  «nifoinlrt.      A'M   ftahUiifit'hM"!! 

W«r  fUliar  *Im  iirMiiiii«?ll#«ii»  Ai((frti%«trj  tief 
Alheim  «!"•  Kfdnkfiii   mifl   <Im  nah«  V*iw*J* 

lefl  ilt  *Hiinn  I>imifki (*<*«>,  #|a»^f|pj#(t^#i  *|jft 
IlMrllülliflllftf!     Oflftf      'IM     llaltlaiiliiii     M»||     ||tffl 

klifttllili  von  »fiiiinifi  Ihiii^i.  f|uiftlu"g*fieA  Khri- 

ffftfNgMlIiffcnii. 

y\.  D*r  Afiifff  knfifsMi'ifr  In  itiftt>li  hoflNfl« 

lllß««  /iU«U''#ih«n  von  liitrlief'  I  »nfi«  ihn  oh  K.ll* 
19  11ml  .'iminraliiU,  /*i«|/if liftf.  AMlI'rtlltffltl  tVif 
#»,  nvi0  *a!ir   in  •'•Iflmtt  Kumil^nKlflillltrit  MA(J 


—     108    — 

Krankenhäusern  die  Ansteckung  verhindert 
wurde,  wo  entweder  bestandige  Zugluft,  oder 

t 

ein  beträchtlicher  Grad  von  Kalte  erhalten 
wurde.  Auch  die  beständige  Entwicklung  ei- 
nes  sauren  Dufts  durch  die  salz-  oder  Salpe- 
ters Auren  Räucherungen  schienen  gute  Dies* 
atc  zu  leisten« 


1 


4*  Die  Mittheilung  selbst  kann  voBtom- 
rnen  oder  unvollkommen,  leicht  oder  sehnet  ] 
sevn,  je  nachdem  die  Empfänglichkeit  des  Or- 
ganismus grofs  oder  gering,  auch  wohl  die 
Intensität  des  Gifts  grö&er  oder  kleiner,  oder  j 
die  Mittheilung  mit  günstigen  oder  ungünsti- 
gen Umständen,  s.  E.  Furcht,  Traurigkeit, 
Schrecken,  verbunden  ist.  Es  gab  offenbar 
Ansteckungen,  die  gleichsam  in  der  äufsern 
Sphäre  des  Organismus  blieben,  und  nicht 
tiefer  eindrangen.  Der  Ergriffene  blieb  in 
der  ersten  Periode  der  Vorboten,  Mattigkeit} 
Schwindel,  Gefühl  von  Berauschtheit t  Zittern« 
Utibli{,keit,  und  nach  einigen  Tagen  war  das 
ganze  Uebelbefinden  durch  die  Kraft  der  Na« 
tur  oder  durch  Heilmittel  gehoben.  Bei  man- 
chen erfolgten  erst  mehrere  solche  unvoll- 
kommene Ansteckungen  nach  einandery  bis 
die  Krankheit  vollkommen  ausbrach,  und  ge- 


.—     *09    — 

ähnlich  war  sie  dann  von  der  gröfsten  Hef- 

■   ■■       ■ 

gkeit«  So  wurden  Krankenwärter,  Lazareth- 
spoktorcn,  Aerzte  und  Wundärzte  niehren- 
leils  am  gefahrlichsten  krank,  und  es  schien 
i  solchen  Fällen  eine  allmählige  und  vollsten- 
ige  Saturation  mit  dem  Gifte  statt  zu  finden, 
ei  manchen  aber  konnte  auch  auf  der  Stella 
Ä  einem  Schlage  gleich  das  Innerste  ergriffen 
r  er  den,  und  die  Krankheit  sogleich  in  ihrer 
ollen  Ausbildung  hervortreten. '  Ich  weils  Uei- 
piele,  wo  die  Ergriffenen  in  dem  Augenblick 
[er  Mittheilung  bei  dem  Kranken  ein  Schauer 
ait  der  Idee  des  nun  aufgefangenen  Gifte 
furchdrang,  und  von  dem  Moment  an  auch 
lie  Krankheit  selbst  sieh  auszubilden  anfing. 
—  Eben  dies  gilt  von  der  Periode  der  An« 
teckung  {Stadium  Infectionis),  sie  schien 
lach  den  obigen  Bedingungen  verschieden. zu 
eyn.  Bei  manchen  konnte  man  bestimmt 
>erechnen,  dafs  es  7,  9,  14  Tage  gedauert 
Mite,  ehe  nach  der  Mittheilung  die  Krankheit 
ntstand;    bei  manchen  waren  wenige  Tage» 

a  Stunden  dazu  hinreichend«    Ein  gesunder 

f  • 

Sauer  aus  einem  Orte,  wo  es  noch  gar  keine 
fieberkranken  gegeben  hatte,  fährt  einen  Rus- 
lachen  typhuskranken  Soldaten;  unterwegs 
lauen  ihn  der  frierende  Kranke,  und  er 


—      HO       — 

ihm  bis  zur  nächsten  Station  seinen  Mantel; 
auf  dem*  Rückwege  nimmt   er  ihn  selbst  wie- 
der  um,  und  kaum  ist  er  Abends  xu  Haute 
angekommen,  so  fühlt  er  auch  schon  die  er- 
sten Symptomen  des  Fiebers,    welches  er  is 
seiner    ganzen    Heftigkeit    aushalten    mußte 
Am  leichtesten  und  heftigsten  ergreift  es  in 
Leben   in  Iptaer  blühendsten    Periode,   roa 
igten  bis  zum  3osten  Jahre;    Kinder  und  Ate 
seltner  und  weniger  gefahrlich ;     Männer  mein 
und  gefährlicher  als  Weiber« 

Sehr   bemerkenswerth    aber  ist    hier  ea 
Gesetz,  welches  bei  allen  ansteckenden  Krank* 
heiten  zu  herrschen  scheint,  und  welches  ich  da 
Gesetz  der  Heterogeneüät  nennen  mochte«  Ei 
läfst  sieh  so  aussprechen!  je  fremdartiger  der 
Ansteckungsstoff  und   das  Subjekt,    was  ihn 
empfängt  (die  beiden  Faktoren  dieser  Gen>rt* 
fion)  einander  sind,  jegrüfser.der  Gegensau  zwi- 
sehen  beiden  ist,  desto  schnellerftt  die  Empfang 
nifs,  desto  heftiger  die  Heaction,  desto  energi- 
scher das  Produkt.    Es  ist  bekannt,   dafs  das 
gelbe  Fieber  in  Amerika  auf  die  Eingebohr- 
neh  sehr  wenig,  auf  die  Fremden  und  beson- 
ders    die    heuangekoinmenen    Europäer  so 
leichtesten    und    fürchterlichsten    wirkt«    Die 
erste  tSebmtagang  eineis  jeden  ansteckenden 


—    III    — 

Stoffes  Ift  rln  neues  dand  bringt  jederzeit  die 
Qlrchffbarite  Wiikunß  hervor.    So  die  l'nuken- 
krankbeit  bei  Ihrer  ersten  Erscheinung  in  Ame- 
rika! Island,  Kamtschatka;   so    <lio   Votieiiacho 
Krankheit  bei  ihrem  ersinn  Krschrinen  in  Ku- 
ropi  und  HO  eh  Drillich  bei  ihrer  ersten  I  If»l>oi- 
tragung  naeh  den  ttildsprinsrlii.     Modi  jcM  so- 
btlft  wir»  dali,   wenn   das   vrimiisrlin   (Üfl   mit 
•Inetil  Klima  ins  atidnrn  f;i'ti<i/>"ii  wird,  drtssel- 
bo  aufdieHewohnor  demselben  heftiger  (IVoitid- 
artiger)  einwitkf,     /,n/re>-   hrmiikio  dies  bei 
dem  veneiiiehen  (Jilie,  welches  aus  F.gvpleii, 
WO  ••  lehr  gelinde  wir  km,  nach    Fraiikreiun 
fttragen  wurde,   und   wir  haben  ilie  nelimli- 
fihe  Bemerkung  in  dm  b'fy.tefiKfir«geii  getuscht, 
dafa  das  Oifr,  was  Fi/in/oscn  oder  Iltissen   '.u- 
fUhrten,  voA    weil,  hrlil^nr^r   Wiikung    war, 
■1»  dal    einheimische».     Die  Kilegs|H'it    bietet 
die  merkwürdigsten  PhHnuiiinne  der  Art  dar. 
Kriegsgefangene  Truppen  aus  entfernten  Oe- 
geA den,    welche    lelbit    die  Krankheit    nicht 
ballen ,    wenigstens    nicht    ku     haben    schie- 
nen» konnten  an  den  Orten,  wo  sie  ciri<|iiAr* 
llrt  wurden,  die  Krartkheit  in  dorn  heiligsten 
Grade    verbreiten,     Khen  das    hninetkle  /Vu~ 
ttnrirth  •).  Cianxso  wie  bei  dem  davon  <|obt- 
■)  I'.  «.  |h  gi. 


—      1X2*      — • 

rühmten  und  benannten  ichwarten  Gericht 
Jahr  1577  tu  Oxford,  durch   Missethäter, 
man  unmittelbar  am  dem  Gefängnils  tot 
rictit  stellte ,  der   Richter,    der    gegenwii 
Adel  und  300  andere  Personen  der  Versal 
lung  krank,  wurden  und  starben;    die  Mi 
tbäter  selbst  waren  nicht  krank  und  blü 
am  Leben«    Es  ist  nicht  unwahrscheinlich^ 
selbst  die  verschiedenen  Menschenra£eii|  1 
che  pathologisch  noch  viel  zu  wenig  baue 
sind,    den    Gegensau  vermehren    können 
Das   nehmliche     sehen    wir   bei     der  V 
pest,    wo  ausländische  Thiere  das   Gift 
selbst    die   Krankheit  in  §0  geringem  G 
mit  sich    führen  können,    dafs  sie     ab 
sund  "erscheinen  •    und    dennoch  in    na 
Gegenden    die    tödlichste    Krankheit    d 
Mittheilung  desselben  erzeugen«      Selbst 
momentan    hervorgebrachte   Gegensatz    1 
diese  Wirkung  haben;   ein  Mensch,  der  1 
nie  dieser  Einwirkung  sich  nahete,  der  p 
lieh   aus  der  reinsten  Luft  in   ein    verp< 
tes    Krankenzimmer    tritt,    wird    am    h 
testen  und  am  gefährlichsten  angesteckt; 
vielleicht  gründet  sich  hierauf  die  Thatsi 
welche  Anderson  mittheilt,    dafs  der  gel 
lichste  Moment  für  die  Ansteckung  der 


MM  fffffiM  in  einem  AftgMtet'kteH  ftlffiffiär- 
Jtolit-h  fllf  Peridri»r  Hfftitf,  timl  fl«fi*  rHrt*  ff  I« 
»#■  ItttTt  li*rHriMr/iffif-ri  tol«f.  Ii-b  M**  (Ulier 
frier  ilia  jtfffj;f*fi  /Wtti»  in»"**,»»w»1  fllMW  AH- 
ttHi*k  *u  <f  fffi^l'I^M,  »firl  ftfJttfft  ?»r  ihfir 
tJfctffift  #fl#»  Ofiftffr  nllrif-ri  r.if  l»M*fi. 

M*h  l»«f   ill*   Kiff^|f^f  mit    ritf  Vidi- 

II  f#tf|lfi|i-ff*H  tvnll^fi,  rllt*  Ifirlfif  fltffjf  "l#i 
bflNWllI   flM    Krfi<£*   fit    «pfr»    IfNfftf.      /Wut 

IN  #ftff  flnVl  hmf|iHfW-lilif-li*M  im  *k  tiiiti  i«Hh 

M#ll(M«  /IäT*  ilt-  tlrrli  rile  bei  ilh*  tritt  4t>!h*t 
fft^l«  •«t,|h1*«  IlMfffHf  Hfi*  *!titl*rttll**h*  ml- 
tilht-hf  ftffhfMffffift  Itüt,  timf  *N  *IH  frcmrl- 
fiprf  fltfiff.  #»ff#*rt  «ff  wl#«  fllM  Muhte  M#-*f  mm* 
t  f  i**nnifi.  i»ih  ffi^»*rllhrt  •viril.  t>rnH  l«l  'Int 

l#bjiW'HfiMplmfi  tlrfl  fMHlfhf»  Ifhil  ft»Hf/J- 
M*l#f*  NllHt  ti»l  *rt«ii*f-k*hflf"  nU  iIm  fffi'l*M; 
1(1  rtffllJHf  fiHfi^f  r|M  Vl»fi|iMfWihtff£llifff  iffU 
N-  £tf#lfMJ»  fiMiimmM  nrwl   nn-h   '!"Hi   Tml* 

'  #fk#ffh^H'lf<  e»fMfl«r'lrf*  V*l Ämlw Hffff'*ff  f fffi 
ttp*t  hhlvnr,  ifj»  Krlff  |M*«f  nif  lit,  (Hm  Vf». li- 
tt Hit  fl«>Mtti*rh  fifTWil  Mt  rllf-  £t(|f«fM  Af-liH- 
ffjttflt  fftlt  rl*r  wffhfHi    Polt,   «bt»r   nlehi  mit 

ftt  Kri«g«f/phui. 

6.  1)1«  Wirkung  tieft  Coritnßluciii  «uf  deti 
Im,  ultia  b.  t.  fe  H 


—    ti4   — 

Organismus«  Die  Einwirkung  jedes  Contagi- 
ums.  so  wie  eines  jeden  Agens,  auf  den  Orga- 
nismus, ist  immer  eine  gemischte,  zusammen 
gesetzt  aus  der  Einwirkung  des  Stoff«  und  tf 
der  Reaction  des  Organismus,  tragend  sowokl 
den  Karakter  des  Einwirkenden  ala  des  Gegcs 
wirkenden,  in  erster  Hinsicht  constant,  ■ 
letzter  aber  mannichfaltig.  modifizirt  dnfli 
individuelle  und  allgemeine  Konstitution  ds 
Gegenwirkenden«  Bei  jedem  akuten  Cstf* 
gium  bemerken  wir  daher  eine  dreifache  W» 
kung.  Zuerst  wirkt  es  blos  als  ein  fremd» 
tiger  Stoff,  regt  auf»  sowohl  Blut»  ph  Nerv» 
thätigkeit,  erregt  Fieber,  NeryenaffectioD,  ai 
jnehr  oder  weniger  entzündlichem  Karakts; 
zweitens  ergreift  es  ein  Organ  vor  dem  and« 
vermöge  einer  dem  Contagium  seibat  eigaathui» 
liehen  Affinität,  dasScharlachcontagium;  denHik 
das  Ruhrcontagium  den  Mastdarm ,  der  Masen» 
Stoff  die  Lunge,  das  Typhuscqxtfagium  das  Ge- 
hirn ;  drittens,  es  wird  assimilirt  und  assimiltt 
sich  wieder,  verähnlicht  sich  dem  Organum* 
und  drückt  ihm  seinen  eigentümlichen  l* 
benskarakter  auf,  sowohl  in  der  Form  d* 
ganzen  Seyns,  (die  äufsera  Symptome  d* 
Krankheit),  alf  in  der  innem  Natur  des  orga- 
nischen Lebens,  sowohl  seiner  dynamische* 


.  j 


V      r 


\ 


niteben.  - Wethaltitoee*.  daher  Xtogm*- 
fcrrJetbnils  der  äafte,  Prod*oUt>n  des 
gl  lüftfct .  Föulnüj»?   So   beiner k*a  Air 
räeboriiaitenxaiittgicisÄ  KrünJümtän 
lir    verschieden*'  jStaadinn  ^ ::  Ua*  re*H*  > 
tnehr    den    Karakter    des    Individu* 
pflock  intakten ;,-  gegen  dofcdlindrin- 
£*ftftdr*nsfcrebendnn ,  Natu*,  JÜsq  ;.ei- 
lUttdlicken*'  tragty  und  em  aweites*  da* 
ätul: Karakter"  dca  min  in   das   orge« 
beben    aelbat .  eufgenommeiie*  Stoffe 
tat  J^embümlißlik«t  bat    U#d  hier 
bbetcmAeraJhdtaeäkt  werden*,  tiale  ctb 
»eatlictter  Unterschied  in  idar^  faaneia 
b  ^organischen  ?  Atatdr    der  ^Gbntegian  * 
toat*  findet r  wrmöge  wefahtr  einige 
>hf;  daa  >P*isuip!  des  individuellen  .Le- 
int  ergreifen  ^Tender»,  weni^ar«:  daher 
.wjait  schneller:,  und /'leichter  Ana    den 
o.das  *  weite  Stadium  übergehen,  und 
ine  Schwache  iind  die  mit  derselben 
laufende  Neigung  aur  Fäulnils  bewir- 
idere  hingegen  weniger,  mehr  daa  Ge- 
rn  ergreifen*  und   daher    viel  länger 
n dlartiger  Stoff  'wirken  und  den  ent- 
len  Karakter  unterhalten  kennen.    Zu 
MktAnlUiM«  geWJ«  dw  Mitcragift,  iu 


—    **7   — 

der  mteargehöat  da*  £eharlaok-,  W 

und  attcfaf  das  Typbusctatagitam.    Wir1 

■dafa  nun  bei  dem  eraterfn  noefc  in  deatii 

<&tadium  mit  Nutuen  Adeikseen  k^nnt  •  j 

bei  den  letztem  nicht.  \.t%u^-        ;- 

(fenev  nach  ^demselben  .Geietser:^ 

nun  -die- Wirkung >det-Typhue^au*giui 

ist  teiner  Natur  nech^ mehr  nervös^ 

(greift  »also  suersfc  und  am*  weeentliohei 

phint  und  Nervensystem,  und  furicbdw 

in'  den'  ^eigentlichen -Sitr)  der  'Kranfcfcd 

4hren  geneen  Verladt  Sukret  aber  ist  d 

£$6kM6TPoiit  einem*  Hodr  unverletzten  un 

nachwiesen  Gefaüay^tent  terbtmden,  Ha 

den  Katakter  der  £nt»zündnng,    stäche 

schwächer,,  länger  oder  kürzer,    ja>Vn, 

;  die  individuelle  ataribere  *der  «oh  wäcttei 

«atitut&oei  des  Inditiduumä  oder  der»  ej 

:  sehen  Diatheiis  ea  mü  «ich  bringt.  ;» 

grfeift  zugleich  oft  auch  andere  Systeme, 

falls  nach'  Verschiedenheit,  der   indivii 

-oder  allgemeinen  Konstitution*  bald .ac 

gastrische,  bald  mehr  d*a  lymphatische 

daa  Schlelmhautayatem ,  «nd v  erhätt    d 

gastrische,  rheumatische,  <katairhaliachs 

phatuob*  Komplikationen.   Ntärgeto  In 


-■*•  J>ei  'manchen  sind  we- 
fje  Tage  hinreichend,  bei  manchen  kann  et 
i mm  sechsten,  siebenten  Tage  dauern  — 
«das  zweite  Stadium  über,  welches  wir  mit 
N»t"das  passive"  im k  Gegensatz  <les  ersten 
iyeA  nennen,  wo  nämlich  die  Individuali* 
des  Organismus  überwunden  und  ihm  nun 

Edie  Krankheit  auf»  und  eingedrückt  ist: 
t  mehr  er,  sondern  die  Krankheit  in  ihm 
t*  Hier  ist  nun  Schwäche  der  Karakter 
s  l3anzen,  nicht  blos  das  Nervensystem, 
idcrn  auch  das  Gefäßsystem  ist  ihr  unter- 
ifeb,  utid  nun  tritt,  wie  immer,  als  Aus- 
kiek derselben  im  Chemismus,  Neigung  zur 
^mfa,  Colliquation,  Degeneration  der  Säfte, 
Bebe  Fättlniü,  ein« 

...  -  •    !  . 

Hierin  liegt  der  Unterschied  der  verschie- 
len  Epidemieen;  deswegen  erscheint  die 
inkheit  zuweilen  als  ein  wahres  Faulfieber, 
reuen  als  ein  gastrisches,  zuweilen  als  ein 
mündliches  Fieber;  "ebeik  %o  wie  die  Pok- 
ikrankheit,  das  Scharlach£*berr  zuweilen  ala 
)  faulichte  zuweilen  ala  entzündliche  zu- 
Las.  ab  gastrische  Epidemie  auftreten  kein« 
,  ohne  dafa  man  sagen  kann,  die  Pocken» 
r  Scharlachkrankheit  an  sich  und  ala  aoi» 


ehe,  haben  einen  solchem  lUrafcter  bestirnt 

und  immer,  "  ] 

»■•••■•  ■ 

Ob    nicht    dal    Typhuscqntagium  seÄH 

schon  in  seiner  Produktion*  gewisse  Vencki* 

denheiten  seiner  Natur  erhalten  könne*  wo* 

durch  es  das  eine  mal  mehr  £ntzündlichk4 

das  andere   mal   mehr   Lebensschwäche  ud 

Fäulnifs  im  Organismus  verbreiten  kann,  <lf 

ist  eine  Frage,  die  wohl  noch  genauere  I» 

*         -       ■  ■   i 

tersuchung  verdient«    Unleugbar  war  es  itf* 
bei  der  diesmaligen  Epidemie,,  dafa  es  durf 
übermäßige   Zusammendrängung     der    Kr* 
k<u,    unterlassene    und    schlechte     BebinA 
lung,    zu    einem    solchen   Grade    der  Pe* 
artigk'  it  gesteigert  werden  konnte,  da  fr  all* 
die  davon  ergriffen  wurden,  sogleich  ein  pest- 
artiges Faulfieber  erhielten ;  «um  Beweis  Tor* 
gau*  wo  9im  »weiten ,  dritten  Tage  schon  & 
fürchterlichsten  Blutungen  aus  Nase,    Muni 
Darnkaoa!,  grofse  Blutextravcsate  unter  dcrl 
Haiit,  br  and  igte  Bubonen,  eidtraten, 

-  Man  sieht  hfertuSt  wie  wichtig  und  itf 
wesenfliob  die  Unterscheidung  Ton  Typhi 
CQtHcgiows  und  spönpaneus  ist.  Der  erste* 
nmfs  durchaus  immer  als  eine  Vergiftuup' 
krankheit,  als  eine  dtnt  Organismus  tob  *«► 


—    Hg    — 

mufgednuigene  Krankheit,  betrachtet  wöt- 
,  welche  in  dem  gesundesten  frischesten 
per  statt  finden,  und.  daher  mit  der  krä£* 
ten  Reaction  verbunden  «evn  kann;  die 
tere  ist  immer  das  Product  eines  schon 
hergegangenen  innern  Krankwerdens;  ei* 
Schwächung,  entweder  des  Ganzen,  oder 
jgstens  des  Nervensystems,  und  trägt  da- 

auch  diesen  Karakter  wesentlich,  von  An« 
5  bis  zu  Ende.  Das  einzige,  was  beiden 
nein  ist,  ist,  dafs  das  Gehirn  und  Nerven- 
rem  das  prhnair  und  auszeichnend  leiden- 
Organ  ist*  Aber  wird  man  deswegen  die 
arlachkrankheit  und  die  Angina  für  einer- 
Krankheit  halten,  weil  bei  beiden  der  Hals 
süglich  angegriffen  ist,  öder  die  Phrenitis 
es  Onanisten  und  die  eines  vom  Sonnen- 
h  affizirten,    weil  bei  beiden  das  Gehirn 

leidende  Theil  ist  ?  —  Deswegen  zeigt 
i  uns  auch  in  der  Epidemie  selbst  eine 
rkwürdige  Verschiedenheit;  da,  wo  sie  sich 
rst  im  Organismus  selbst  entwickelte,  war 
äulserst  bösartig,  faulicht,-mit  dem  ganzen 
akter  der  Schwäche  verbunden,  denn  da 
*  sie  Typhus  spontaneus ;  je  mehr  sie  sich 
l  ihrer  ersten  Entstehungsart  entfernte, 
ch   Mittheilung    reproduzirte,    sich   durch 


Contagium  fortpflanzte,*  desto  mehr  erhielt  tie 
den  Karakter  der  Entzündlichkeit  und  endlick 
der  Gutartigkeit» 

Öas  Gehirn  und  Nervensystem  ist  ako 
das  Hauptorgan,  worauf  das  Gift  wirkt,  und 
was  der  eigentliche  Sitz  der  Krankheit  ist  und 
bleibt.  Was  es  für  eine  Veränderung  ist,  wel- 
che dasselbe  in  diesem  Organ  hervorbringt, 
können  wir  nicht  bestimmen,  ao  wenig  & 
wir  die  Natur  des  Nervenlebens  -und  des  A* 
steck "imgsstoffs  überhaupt  erkennen  *)•  äi 
geradezu  Entzündung  zu  nennen,  scheint  un 
viel  zu  unbestimmt  und  keineswegs  durd 
die  Erscheinungen  begründet,  denn  bei  drei 
Viert  heilen  aller  nach  dem  Tode  geöffnetes 
(und  derer  sind  nicht  wenige,  in  der  Charit» 
allein  an  fünfzig),  hat  sich  auch  nicht  eis« 
Spur  von  dem,   was  wir  Entzündung  nennen, 

*)  Wie  msnnichfsltig  diese  Affektionen  sind»  und  wit 
wenig  wir  davon  wissen  ,  seigt  uns  eis»  Sumpfmui- 
jna,  £s  errege  such  eine  Nervenaffektion.  aber  eist 
periodische,   oft  auch    m  t  gan*  typhösen  Gehirnik 

.  fektionen  verbunden.  Otr  neueste  Beleg  ist  die?» 
derbliche  Epidemie,  der  Englischen  Armee  auf  dir 
Insel  Walcbern,  weiche  auch  ein  Typhus,  eineKrisp» 
pest,  war,  sber  in  der  Form  einer  FehHx  int^mitte* 
ma'/gta,  snporosä,  durch  den  klimatischen  EinHoü 
•o  modißürt. 


\ 


— *    iax    m» 

AB.  UaberfilHmg  und  Ataftreibinrg .  der  Ge» 
fiklse  mit  Blut,  gefunden,  und  keinerwegs  ist 
das-  Aderlaie 'immer*  da*  wahre  und  helfend« 
Mittel.  Jede  Affektion  des  Gehirns  aber  Ent- 
zündung su  nctinen,  scheint  uns  weder  der 
Sprachgebrauch ,  noch  eine  gründliche  Patho* 
logie  su  erlauben*  Welche  Verwirrung  der  ße* 
gr\Te,  welche  Fehlgriffe  der  Praxis  würden 
daraus  entstehen?  Wie  wollen  wir  die  lieber» 
hfitie  Hirnaffektion  einer  Hysteri^a,  ein&a  durch 
Onanie  -oder  Blutverlust  geschwächten,  von 
der  wahrhaft  entzündlichen  unterscheiden.  Wie 
die  Apoplexia  sanguinea  von  der  nervosa? 
Ea  ist  dasselbe,  als  wenn  man  jede  Brustaf- 
fektion Pneumonie  nennen  wollte.  —  Dafs 
bei  einer  so  bedeutenden  Affektion  sich  auch 
unter  gewissen  Umständen  ein  vermehrter 
Blutandrang,  Kongestion,  Stockung,  selbst  Ex- 
travasat einfinden,  dafs  sich  selbst  Entzündung 
dadurch  ausbilden  kann,  das  ist  in  den  Ge- 
setzen der  Pathogenie  gegründet,  und  nie- 
mand wird  es  leugnen,  aber  es  ist  nicht  das 
Wesen  der  Sache,  und  kein  Beweis  ursprüng- 
licher Entzündung, 

■ 

Genau  betrachtet  finden  wir  die  gröfate 
Aebnlicbkeit  swiachen  der  Wirkung  de«  Ty- 


phaacnrttaghifna  mkdtdar  der  «utoötiechen  Gif. 
te  und  des  Kohfasdunstes.  Beide  wirken  zu- 
aachst  und  unmittelbar  auf  da*  »Gehirn,  brin- 
gen Schwindel,  Betäubung!  Sinnlosigkeit,  Nä» 
renaffection,  Aufregung  des  Gefäfssystens, 
wenigstens  Turgesoeni.  d*s  Bluts,  epoplekti* 
sehen  Tod,  herror.  Nach  dem  *$ode  findet 
.  sich  das  Gehirn  mit  Blut  überfüllt,  oft  ei'> 
yasirt.  Wer  möchte  nun  deshalb  die  Nareo- 
tica  und  den  Kohlendunst  enuündende  Po» 
fen,  und  ihre  Wirkung  £ntsündungy  nenne*? 

^  ... 

Behandlung. 


Das  letzte  betrifft,  die  Behandlung^  xaA 
hier  hat  uns  die  neueste  Epidemie,  wenn  wink 
mit  der  Geschichte  der  vergangenen  Zeiten  in 
Verbindung  setzen,  gewifs  grofse  Resultate 
geliefert,  und  wfr  können  mit  Wahrheit  m- 
gen,  wir  sind  in  der  therapeutischen  Kennt- 
nifs  dieser  Krankheit  und  ihrer  Heilart  wei- 
ter gekommen*  \  * 

Das  hauptsächlichste^  alles  aussprechen« 
de,  allen  Streit  schlichtende,  und  für  alle  künf- 
tige Zeiten  folgenreichste,  Resultt  ist  dieses: 

Kriegspest  in  heia  Nervenfieber  im  f+ 


\ 


lÜHniftTiiiia  ü\\\n*  des  Worts,  sondern  ,pim- 
dtfäh^yln'.  mgenthümliches  Gift    hervorge* 
trachte    und   bedingte  hitvige  j4nsteckwgs~ 
Krankheit jf.eben  so  wie.  JPesty  gelbes  Fieber^ 
thhariachfieber ,    mit  welchen,  sie  die  meiste 

jtßhnliqhkeit  hat;  sie  hat  demnach,  so  Wen\g 

*  ■  * "  * 

#10  jene*  einen  .bestimmten  und  immer  sich 

■  •  * 

gleichen  therapeutischen  Karakter ,  sondern 
kann  b«ld  nervöser  ,v  bald  .putrider»  bald  ga- 
«irischer,  bald  entzündlicher  Natur  teyn,  wel- 
ches letztere  diesmal  offenbar  an  den  meisten 
{firten  der  Palt  war.  Es  giebt  demnach  auch 
keine  ihr  eigenthiimliche»  intnier  gültige,  Heil- 
ärtj  sondern  jede  neue  Epidemie  muß  im- 
tker  erst  erforscht,  ihr  Karakter  ausge  mittels, 
und  dem  gemäß  die  Heilart  festgesetzt 
wtrden. 

Die  Grundregel  der  Behandlung  ist  folg« 
Heb  die  bei  jedem  contagiöien  Fieber:  Behand- 
ImHg  des- Fieberkar  akters  mit  Rücksicht  auf 
shu  Contagium  und  seine  EigenthümUchheit. 
Das  letztere  begreif t  folgendes :  Vermindere 
und  unterdrücke  möglichst  den  Bntwicklungs- 
prottfs  des  Contagiums  im  Organismus,  su- 

i 

che  den   giftigen  Stoff  durch  die  Haut  zu 
verflüchtigen,   und  vergiß  nicht»    daß   er 


—  i«4z  —  * 

gtöfie  Neigung  iutt,  bei  aüem- entamiHckaL  1- 
Anschein,  einen  nervös*  asthenischen  Zo- 
stnnd  hervorzubringen.-     •      * 

■  ■  * 

Diesmal  war  der  forakter  allerdings  mefa 

#_ 

entzündlich,  und  die  Heilart  in  ihrem  Gru- 
de antiphlogistisch,  aber  sehr  unrecht  wiirdi 
et  tevo ,  diefs  nun  auch  in  Zukunft  immer'  ff- 
warten,  und  die  antiphlogistische  Heilart  iur 
immer  als  die  allein  passende  festsetzen  n 
wollen. 

Und  selbst  das  Entzündliche  bei  diesem, 
Fieber  ist  nicht  rein  entzündlich,  sondern  ner-, 
vüs  -  entzündlich;  daher  kann,  das  lieber» 
rnaaü  der  Antiphlogoaia  leicht  schaden,  leicht 
Uebergang  in  Lähmung  und  Fäulnifs  veranlass 
sen.  und  sehr  leicht  kann  daher  der  Gebrauch 
nervenstärkender  und  flüchtiger  Mittel  nothig 
werden.  Die  Behandlung  gleicht  hierin  ganz 
der  beim  Scharlachfieber, 

Selbst  bei  diesem  ursprünglich  entztlnd» 
liehen  Karakter  konnte  doch  .  das.  Fieber 
auch  diesmal  einen  Grad  von  Bösartigkeit 
und  Fäulnifs  erhalten,  der  das  Bild  des  hef- 
tigsten Faulfiebers,  so  wie  es  Sarcone  be* 
schreibt,  darstellte,  und  die  kräftigsten  Reiir 
und  Stärkungsmittel  nothig  machte* .         ■..■;•■:*: 


/*** 


—    «5    — 

i.  D10  'äHgotneine  Aderlaß  g$Wrt,daljer  ür* 
Mi  au  den  -milelf che»  und  wftid  xu  erwägen« 
len  Mitteln;  und  ea  gilt  nach  •  immer  d+vop. 
prnft  />.  Hof  mann  und  PrysgU  .  d*i?üa,aagen. 
I»  gebart  ein  richtiger ,  prakxianber  JJUflfe  und 
orfgftlfige  Untersuchung  det*  individuellen 
falle  dam,  um  et  richtig  MMuwenden*  und 
in  Zeitpunkt  def  Krankheit  mach*  WflS- 
wi  •»  rfaeln-  höchst  ra  otentliefce*  Untefncbied. 
3i+  ftfgel  bleibt  immer:  In«  eweifvlhaften 
Vö/lairi  tat'  ef  sicherer  es tu  ,uM*rhtfsrn ,  ale 
ftlMU  unternehmen  i  und  wbn  tonn  t/tur-flep 
idhadm  j  *Jf *J  i  uhterUisiQH&i  (  durch  .  ürtJ  jphe 
HutMaWenibgeftt  Cabntiel«  h.  i<  w.  )  wieder 
%ut  numk*u\  mbuden  'des  atw^dckUck .ange- 
wendeten. Die  gewöhnlichen  Anzeigen  am 
lern  AfWUind'Judr  ebäfa  eo  tiriiglich  wie  bei 
im  P«iime*m*»te  erid  den  Unter  leibaenujln- 
h»gefe»<'.  8te"W»  dort  durch  den  gehinderten 
Durchgatog< de*  Bluts  durch-  (Im  Lunge  od^r 
iatch  kMMmpi hafte  JUFektion  der  Nerven  au* 
lern  Ihiarteföet  ao.Jtana  hier  der  J'nla,  durcti 
tte  Affekti<m>dea  Nervensystem*  rom  G*hjfl* 
uu,  abUtedrütiktt  klein»  ungleich  abhwaoh  ww*- 
les*  ohiur  deswegen  ein  Beweia  von  wahren 
jAbetoaactaräth*  und   ypm  JNicbtdaaeyn    der 

I^^VM^^H^V^^^^^^^^HB t^^^^e ^^^R«^^^W  ••i^^^^^^w*   ^^^^^^^^^B^^    ^^^^eW^^^^^^^^*^ 


-~-    «n6  — 

mittel    ist  Met,  also,  die  JUtakridrt  ?  auf  d 

kräftige  Konstitution,  di4  sebon  >  vorher  vo 

nattdene  VdUttttkigkftit ,  'und*    di*    Aozoji 

der    örtlichen  JMntkk)*g*atian.,     rpthes  aui# 

ttfebMes    Gesicbty  Jrothe    erhitzte .gha« 

de  Äug<&it    klopfende  Hals*  uria  JCopfaden 

Hitze  der  ßfitn,  —     In  Eweifoih*ften  Falle 

-flidftt  die  Priifun^durch  fteegentien,  wena4i 

Genüft  von  Wfciü  sogleich   Verschlammet«! 

der  Kopfleiden  hervorbringt^  tind  im  a 

eten  Falf  efcf  vorsichtiges  Ptobeaderlais, 

*der  genauesten  Aufmerksamkeit  auf  den 

Während '  des  Jlie&en*  des  Blut*  4    um, 

det"  Puls  sinkt,    kleiner  und  schneller.  nA 

-di^  Ader  sdgtereh  sohliefren  an  können, 

#■  -\  -             ..•'■•  * 

*       u ■  -    .■«  -,■>•■    ...  i       X1.* 

i   '    Aus  eben  d«m  Gtttntle.dWÄ.dtefli 
amtlich-  antiphlogistisch«  Methode  nie  so 
ittrid  fetark  angewendet  «werden, -witt  bei 
¥täfi  entzündliahefl  Weber;  Itnmefr  mufa  b 
Wferden»  tla&fe*  etine  nur  duvdp  einen 
«i«e  StoflF  erregt*  Aufrtfgffcng,  mehr  eine 
tetkere  Exaltation  des  Organismus  selbst 
*tfgte  Distteau  is*5  end  dafs  sie  mehr  in 
Nerveasytfei*  ale  ih  deaiGfeföfsayateei ; 
f>ahet  $W<A  Hsuptregdo*  :  Keine  in  «ich 
»e*-de*  fjMMtf ■■» atf  ^ch\f%hetKteH  Mittd 


in  wenden,;  und  sie,  immer',  mit  di#php|*$U 
eehdn  zu.  verbuken ; . » .  deswegen  kein  Nkruqfe 
höchsten«  alt  schwacher  Zusatz  zi*  reuen- 
den Mitteln r  dagegetf  Salmiak,  Spirituf  Mi*# 
deren,  Antimonielia,  Sauren»:  JP*eie  Diaphok 
resis  äs.  hier  ein.  Haupmüifk  der  antipJUogir 
ttischen  Meiho  de.  D*  dvrfcb?irir d .  der  *r  eaenfir 
Hche  Krankkeitsreiz,  das*  im  Organismus  vert 
breitete  und  aich  imipcr¥4*;*euem  erzeugen- 
de Contagium,  verflüchtigt,  die  innei*erReiau|i£ 
und  der  davon  erzeugte  Krampf  und  Konge- 
stion'am  -besten;  vermindert  <*-,  Ab**;  man 
veriteke  dies  wohl,  auf-  daf«  wir  nicht  in  Ag§, 
Fehler  der  -alten  Schwitzmethode  zurückfallen* 
die  auch  von  dieser  Idfce  ausging,  aber  durph 
überfnäisiges  Schwitzen. :  ditf  Krankheit  <?rt* 
techt  bösartig  machte«  Nur  offne  Haut,  der 
Normebustaud  der  Hautthatigkeit,  :die-/g**» 
förmige,  .die  nicht  'sichtbare,:  nicht  als»  Femte 
tigkek,', «andern  nur  als  weiche  aammtibnlicto 
Haut  fühlbare»  Absonderung  ist  darunter'  m 
yerstehen,. .  Jedes  Uebetaiasft,  jeder  eigene 
liehe  Sckweüa,  ist  eben  eo  schädlich,  aU  dj§ 
trokene  pergamentartige  Haut»  Das 
*en  vermehrt  die  Erzeugung  des 
also  die  Vergütung,  und  erschöpft  aulsererdent* 
lieh  die  Lebenskraft;  die  verschlossene  twcfciui 


—    tüS    — 

Haut  ▼eniiehrt  die  innere  Hitze,  die  Richtung 
des   Contagiums  nach  innen ,    die  gefährliche 
Affektiott  •  des  Nervensystems   und  die  Blut* 
kon'gestiön  nach  edlen  Thetlen.  -r-    Datier  ist 
itlihles  Verhüten -das  beste  Diaphoreticum,  dl 
&  die  anfangs  irtitner  entzündliche  Ueberra- 
Hing  de*  Haut  frerabstimmt,  dadurch  eist  die 
Haütvetschlieisung  löset,  und  ihre    Thatigkat 
auf  den  Grad  zurückfuhrt»  der  hier  allein  iroifc 
thatig^ti  .1     ■        •    ' 


Sehr  oft,  besonders  in  den  spätem 
den  der  Epidemie,  und  bei  starken  Subjekt   j 
fen,  bedarf  es  keiner  andern  Mittel*     Ja  die 
Natur  leibst  vermag  alsdann  durch  selbst  ge* 
schafFene  Krise  die  Krankheit  au  heben« 


• 

/  ■ 


*-  .  Aber  man  eey  seh*  aufmerksam  auf  defi 
Zeitpunkt'}  wo  die  sinkende  Lebenskraft  und 
Sei  Überwiegend*  ergriffene  Nervensystem 
Hülfe »f odern,  der  zuweilen  apätv  zuweilen 
abfer  auch  sehr  früh' eintritt;  der unkende  Puls* 
flie  Blässe  und  Kühlung  der  Haut,  die  tunöb- 
inenden  Nerventufälle ,  besondere  aber  die 
Unwirksamkeit  ode»  der  Nachtheif '  der  anti- 
phlogistischen Mittel,  geben  dazu  dem  aufc 
Aerksitoien  Ante  die  sichern  Aaseigen« 

Hier 


—     lag     — 

Hier  ist  ein  zur  rechten  Zeit  eintretender 
Gebrauch  nervenstärkender  und  flüchtiger  Mit- 
tel höchst  wohlthätig,  und  den  glücklichen  Aus» 
fang   entscheidend^  aber  selbst  dann  ist  gro- 
fse   Vorsicht  in  der   Gabe  und  Auswahl  der 
Reizmittel  nöthig,  um  nicht  das  Gefäßsystem 
zu  sehr   aufzuregen,    unfl   Kopfcongestionen 
xu  erzeugen;  und  immer  ist  die  Verbindung 
kühlender   und  das  'Gefafssystem    herabstim- 
mender   Mittel    mit    den    nervenstärkenden 
aothwendig,  z.  E.  Kampfer  mit  Nitrum,   ei« 
ae  Bedingung,    die  sich  in  dieser  Epidemie 
besonders  deutlich  zeigte.    Man  hat  eine  Zeit 
lang  ao  viel,  gegen  solche  Verbindungen  als 
unstatthaft  und  irrationell  gesägt,'  aber  sie  sind 
völlig  in  der  Natur  dea  Organismus  begrün- 
det, und  die  Erfahrung  bestätigte  es  vollkom* 
tuen»  dafa  nur  in  dieser  Verbindung  die  Mittel  . 
kftschädKch  und  heilsam  waren.     So  wie  hier 
da  Gegensatz  im  Organismus  selbst,  ein  auf- 
färegtea  Blutsystem  bei  einem  höchst  depri- 
teirten Nervensystem,  statt  finden  kann,  so  muGl 
hfl  -auch  die  Kunst  in  der  Behandlung  nachah- 
aeii,  zu  gleicher  Zeit  das  Gefäfssystem  und  die 
Viitneerzeugung  herabstimmen  und  die  Ner- 
"etikraft  erhellen;  beiderlei  Mittel  müssen  sich 
pgrasritig  unterstützen  und  verbeaaera. 

Jen»  XXXVH1.  B.  6.  $u  \ 


—    i3o    — 

Von  grobem  Werth  ist  hier  ein  Mittel,  wel- 
ches die  Lücke  zwischen  den  schwächend -an- 
tiphlogistischen und  den  phlogistisch-  reizendes 
ausfüllt,  das  Calomel.  —  Bei  Lokalinflamma- 
tionen,  wo  kein  Blutentziehen  mehr  passend, 
oder  schon  hinreichend  geschehen  ist,  und 
dennoch  die  reizenden  Mittel  das  Ge&fsiy- 
stem  noch  zu  sehr  aufregen,  kenne  ich  nichts, 
was  dieses  Mittel  ersetzen  könnte.  Es  bleibt 
das  einzige,  um  die  entzündliche  LibL- 


! 

1 


Stockung  zu  zertheilen,  *die  Absorption  rin&  i 
Krise  zu  vollenden,  ohne  das  Blutsyatem.  auf- 
zuregen oder  Phlogesis  zu  erzengen. 

Aber  eben  so  wenig  darf  man,  wenn  die 
nervöse  oder  faulichte  Modifikation  überwie- 
gend eintritt,  vergessen,  dafs  hier  die 
m  ste  Unterstützung  und  Erhebung  der 
die  Hauptsache  ist,  wobei  aber  immer  jene 
Grundidee  der  Diaphoresis  und  der  Karakter 
der  Flüchtigkeit  festgehalten  werden  mufs.  - 
Hierin  mag  die  Hauptursache  liegen,  warnn 
hier,  §o  wie  bei  jedem  ansteckenden  Typhw, 
die  China  fast  nie,  und  nur  erst  am  SchluttJ 
der  Krankheit  gut  bekommt.  Si?  ist  zu  fizer 
Natur,  und  scheint  den  ganzen  Prozef*  der  Vet 
flüchtigung,  worauf  hier  alles  ankommt,  zu  seb 


*—    i3i    — 

m  fixiren,  und  dadurch  die  Krise  zu  stören« 
Deswegen  ist  die  Räch  Arnicae  mit  ihrer  zwar 
permanent  stärkenden  aber  dabei  flüchtigen 
tfatur,  ihr  hier  sehr  vorzuziehen«  und  von 
lern  herrlichsten  Nutzen* 

■ 

• 

Die  Kälte  und  die  freie.,  immer  erneuer» 
e  Lufty  bleiben  nach  den  Erfahrungen  aller 
iltern  Zeiten  und  .  ganz  vorzüglich  der  diesm*> 
igen  Epidemie,  die  allgemeinsten  und  gtoüten 
Heilmittel  in   dieser  Krankheit,   die  einzigen, 
[ie  man  Specific*    nennen   kann,     weU   sie 
[er    Krankheit   als    bestimmte  Krankheit,  als 
igenthtimliches  Giftprodukt',  zukommen.    Die 
LSlte  wirkt  hier  weder  allein  als  entzündungs- 
ridriges  noch  als  erregendes  Mittel,    ohnor- 
cht  diese  Nebenwirkungen  keinesweges  aus« 
eschlossen   sind;     sondern    ihre    Hauptwif- 
ung  ist  die  chemische,  das  Gift  selbst  und 
en    eigentümlichen  Krankheitsprozeis   zer- 
torende.    Nur  auf  diese  Weise  laut  sich  er* 
lären,  wie  sie  bei  allen  auch  den  verschie-  ' 
ensten  dynamischen  Sfodificationen  des  Fie- 
ers  heilsam  seyn,  und  wie  sie  so  aulserep- 
ratliche  oft  wundervolle  Wirkungen  hervor« 
ringen  konnte*     Das   Wesen    jeder  conta- 
ösen  Fieberkrankheit  ist  ein  organischer  Fer- 


mentations*  oder  Vegetationsprocefs ;  Kälte  aber 
üt  das  allgemeinste  Hemmung! mittel  jeder  Fer- 
mentation, jeder  Vegetation*  Durch  aie  wird 
also  ein  dreifacher  Vortheil  für  den  Krankes 
erhalten,  und  dadurch  eben  die  aufserordent- 
liehe  und  oft  so  augenblickliche  Besserung  er- 
klärbar« Einmal  wird  durgh  die  Verminderung 
der  innern  Wärme  die  innere  Fermentation  und 
sowohl  die  Kraft  als  die  Wirkung  des  Gifts  iflf 
den  Organismus  vermindert;  zweitens  duick 
die  Einwirkung  auf  die  Haut  (besonders  durch 
das  Medium  des  Wassers,)  die  Wiedererze* 
gnn£  desselben,  die  vorzüglich  in  der  Ab- 
sonderung der  Haut  und  der  Lunge  ihren  Siü 
*U  haben  scheint,  aufgehoben,  und  das  erzeug- 
te zersetzt;  und  endlich,  besonders  wenn  be> 
ständige  Erneuerung  der  Luft  damit  verbun- 
den wird,  auch  die  den  Kranken  umgebend* 
Atmosphäre  des  giftigen  Dunstes  zerstört,  wo- 
durch nicht  -Mos  für  die  Verbreitung  des  Con» 
tagiums,  sondern  auch  für  den  Kranken  selbH 
der  höchste  .Gewinn  entsteht.  Denn  jedes 
-Kranken  mufs  man  sich  denken,  als  eingehüllt 
in  eine  Wolke  von  Gift  dunst,  die  er  selbst 
erzeugt,  die  ihn  beständig  von  neuem  vergütet 
sein  Nervensystem  immerfort  feindseelig  affi- 
rirt  und  deprimirf,  und  die  innere  Giftfermea- 


—    135    — 

on  unterhält.  Was  ist  des  erste,  was  wir  fhtw, 
m  wir  einen  Menschen  von  Kohlendunst 
giftet  finden,  dessen  Wirkung,  wie  wir  offen 
eigt  ,haben,  der  dieses  Contagiuips  ßo  jstbr 
log  ist?  Wir  nehmen  ihn  so  schpell  wie 
glich  heraus,  und  settep  ihn  der  (reim 
t  und  der  Kälte  aus«  Dies  allein  ist  oft 
Kur  schon  hinreichend,.  Was  wüfde  man 
i  dem  sagen,  der  bei  einem  solchen-  die 
ksamsten  innerlichen  Mittel  anwendete,  ikü 
»  immer  in  Kohlendunst  liegen  tiefte? 
d  was  thtin  wir  anders,  wenn  wir  einen  an 
ser  Krankheit  leidenden  auf  dem  nehqili« 
?n  Fleck,  im  ^ingeschlosAnen  warmen  Zim- 
r,  wohl  gar  mit  Betten  und  Bettvorhängen 
geben,  liegen  lassen?  -—  Es  ist  in  der  That 
mlich  dasselbe  als  die  Geschichte  jenes  Ba- 
rs, dcjr  bei  einem  Erhängten  alle  Vorichrif- 
i.  des  Rettungsmandats  pünktlich  befolgte, 
sr  den  Strick  am  Halse  abzuschneiden  ver+ 

i 

b,  —  Wir  finden  hier  die  gröfste  Aehnlich- 
it  mit  der  Pockenkrankheit,  die  ebenfalls 
Kälte  und  frischer  Luft  ihr  Hauptmittel 
det,  und  wo*  ich  oft  mit  Verwunderung  bei 
n  bösartigsten  Fällen  die  augenblickliche  B^s- 
rung  beobachtet  habe,  die  der  Heraus» 
hme.dayr  fcaqken  an«  ihrem  Giftdunst,  und 


—  134  — 
der  Einwirkung  der  Kälte  und  frischen  Luft 
folgte*  Ganz  dasselbe  sah  Samoilomtz  in 
der  furchtbaren  Pestepidemie  zu  Moskau  im 
Jahr  17799  wo  er  durch  Kälte,  und  durch 
Reiben  der  ganzen  Oberfläche  mit  Eis  06 
schon  erstorbene  Kranke  wieder  zum  Le- 
ben  brachte. 

Die  Kraft:   dieser   äufsera    Mittel   ist  $0 
groft,  dafs  sie  oft  allein  zur  Kur  hinreichen, 
und  dafs  es  besser  ist  $ie  allein  anzuwenden, 
ohne  innere  Heilmittel,  als  umgekehrt.    Der 
mehr    entzündliche  Karakter'der    diesjährigen 
Epidemie' machte    überhaupt  die,  Mitwirkung 
innerer  Mittel  im  HSanzen  weniger   notwen- 
dig und  weniger  sichtbar.    Eine  Menge  Krag- 
ken  erholeten  sich  bei   sehr   unbedeutenden 
Mitteln,  eine  Menge  ganz  ohne  alle  Heilmit- 
tel.   Doch  würde  es  sehr  unrichtig  seyn,  dies 
als  JRegel  beim  Typhus  überhaupt  ansehen  zu 
wollen*    Es   können    dereinst   wieder  Epide- 
mieen  kommen,   bei  denen  die  Lebenskraft  •• 
niedergedrückt  ist,  dßl%  nur  durch  Mitwirkung 
der  kräftigsten  Reiz«  und  Stärkungsmittel  du 
Üebel  besiegt,   und    der  Uebergang   in  Läh- 
mung nud  Fäulnifs  verhütet  werden  kann« 

Ueber  die  Kraft  der  Säuern  in  Luft  anf- 
f elcfret,  der  ww^W.  %ataau«rn  *1*  stipetena* 


—  'S?  — 
reu  Dämpfe»  zu  diesem  Zweck  iit  es  schwc^ 
ein  sicheres  Resultat  zu  ziehen»  (Sie  schienen 
allerdings  da,  wo  sie  angewendet  wurden^ 
Kranken  und  Gesunden  wohl  zu  thun,  und  die 
Ansteckung  zu  yerminäern.  Doch  wurden 
auch  Menschen,  deren  beständiges  Geschäft 
eben  dies  Räuchern  war,  angesteckt,  und  wir 
konnten  keinen  auffallenden  Unterschied  der 
Mortalität  in  den  Spitälern,  wo  sie  angewen- 
det wurden,  und  da,  wo  es  nicht  geschah,  be- 
merken,  wenn  nur  in  den  letztern  auf  ge- 
hörige Luftemeuerung  «sehen  wurde.  Ge» 
wifs  ist  die  Kälte  und  bestandige  Erneuerung 
der '  Luft  in  dieser  Absi^it  viel  wirksame!) 
und  es  scheint  mir  ein  Hauptnachtheil  solches 
riechbaren  chemischen  Verbesserungsmittel  m 
eeyn,  dafs  man,  sich  darauf  verlassend,  zg 
Jeicht  die  Oeffiaung  der  Fenster  un<i  ThU* 
ren  vergibt,  welche  doch  dadurch  keineswe* 
gas  ersetzt  wird» 

SchtuTswort. 

Von  neuem  steht  also,  nach  so  viel 
traurigen  Vorirrungen ,  das  alte  Gesetz  den 
Praxis   unserer  Vorfahren  fett:    Betrachte 

fades  Fieber,  seiner  fVesenheit  stach,  afs  er* 


^    156    - 

hohl*  THätigkeit  des  Bfutsy&ems,  als  philo- 
gistischen  Zustand,  und  behandle  es  im  An» 
fange  imfner  und  Jö  länge  antiphlogistisch^ 
bis  entscheidende  Symptome  eines  andern  Ka> 
takters  dir  eine  andere  Methode  gebieten* 

Fürchte  nicht  das  Aderlässen*  wo  .es  nö- 
Mg  ist,  aber  hüte  dich,  unschludiges  Blut 
zu  vergie/sen^   und  vergi/s  nicht,    da/s  im 

■  i 

Blute  des  Menschen  Leben  ist. 

Nicht  jede  Lokalaffektion  im  Fieber  ist 
Entzündung^  aber  aus  jedfr  kann  eine  wer* 
•den. 

Jede  neue  Epidemie  ist  ein  neues  Indi- 
viduum, und  mufs,  eben  so  wie  dieses,  in 
ihrer  Eigenthümüchkeit  erst  stuäirt  werden. 
fori  keiner  la/st  sich  geradezu  ein  Schluß 
Viff  dm  andere  ziehen. 

Jede  wahre  Kur  mufs  in  jeder  neuen 
Epidemie,  so  wie  in  jedem  Individuum,  und 
aus  ihr  heraus,  von  nettem  erfunden  wer* 
den. 


*37    ■* 


\ 


I    n    ha    lt. 


tafeerjlie  Kriegspest  alte»  und  neuer  Zeit,  rnjt  to* 
eonderer  Rücksicht  auf  das  Aderlässen  in  der« 
selben«    Von  Hüftlang       >     - 

t»  Vergangenheit.      *  *  .  , 

Fieber  überhaupt*  *  »  * 

Nervenfieber,         *  «  ,  # 

Epidemieen4          •  •  ■  f 

Krirgspest*           »  »  *  * 

'HirnenttunduHg*  *  »  « 

iL  Gegenwärtige  Epidemie»     »      * 

OL  Resultate*  »  •  »  '     , 

Konstitution*  *  «  *  * 

Krankheit.  *  •  •  < 

Behandlung*  ,   '  $  ,  # 

Schlußwort.  *         ♦         «        , 

ehalt  des  Bandes. 

[amen*  und  Sachregister« 


t 

• 


Seite    < 
—    6 

— .  7 

-  14 

-  34 

— )  48 

-  53 

***    8o 

-  83 
-<—  loa 

-  135 


-Ar**'*  diesem  Stück  den  Journals  wird  ausgegeben  i 

Bibliothek  der  praktischen  Heilkunde*  Drei» 
fsigster  Band.      Sechstes  Stück* 

*  Inhalt: 

Übersicht  der  Holländischen   rttediclnUch  •  chirurgischen 
LAUeratur  von  dem  Jahte  %%wj  blt  l8lQ<  (Bisehlufij 

nhalt,  Kamen-  und  Sachregister* 

loun.  sonnt,  8.  |.  iL  K 


—    iS8    — 


Inhalt 

de*  acht  und   dr*if«igsteii  Bandet* 


fitste«  Stuck. 

I«  Dl»  Element  des  Wassers  als  Heilmittel,  besonder* 
Sein  innerer  Gebrauch  beim  yVabnsinn.  Von  Or»  JüTs* 

feland. 

IL  Auswahl  einiger  merkwürdigen  Fälle*  welche  im  Ko* 
riigh  klinischen  Institute  der  Universität  zu  Könifl- 
berg  beobachtet  sind»  Von  tVUh.  Reiner^  ftrof*  zu  Kö- 
nigsberg* 

ii   Zerreifsung   des  Hertens  von  innerer  Ursache. 

2»  Merkwürdige  Desorganisation   der  Eingeweide  du 
Unterleibes,  bei  einem  Hydrope  ovarii^ 

3.  Tumor  cysticus    von   besondere*    Grobe  an   dta 

9      Genitalien* 

4«  Sphacelui  tpdntaneus  an  den  Fingern* 

5«  Folgen  des  Bisses  einer  giftigen  Schlange. 

6.  Ansteckung  zweier  Menschen  durch  den  Miljtbrasd. 

7*  Sonderbare  Hautkrankheit»  wahrscheinlich  veneri- 
schen Ursprunges. 

HL  Ueber  die  beste  An»  die  China  im  Wechselfieber  su 
gebm.    Von  Dr*  Nasse",  Arzt  zu  Bielefeld» 

IV,  Historische  Ueb ersieht  über  die  Fortachritte  der  Me» 
dicin  in  England  vom  Juli  bis  Decemb«  IÖI3.  Von 
Boysion»  übersetzt  von  Dr*  E»  OsAnn. 

V.  Kurze  Kachrichten  und  Auszuge« 

I.  Arbeiten  der  Medizinisch-Chirurgischen  Gesellschaft 
su  Berlin,  im  Jiht  i£i3. 


&  Nene  ntedttde  cbrönieene  ftnontnatissnen  sn  bnÜetf» 


Anleite  an  die  Harten  Mitafbeiiar  dm  Ioumels  «ad  da* 
Bibliothek* 

Zweite!  Stuckt 

li  Dritter  Jahresbericht  des  König].  Poliklinischen  tn« 
ititotf  der  Universität  su  Berlin  *pm  Jahre  1812.  Voll 
Hufcland. 

Tabellarische  Uebersicbt  aller  im  Königl.  Poliklinische* 
Institut  im  Jahr  1812  behandelten  Krankheiten. 

11.  Versuch  über  die  Erscheinungen,  Ursachen  und  den 
Verlauf  der  Seekrankheit  vom   Um.   Dr.  KemaaYeif » 

su  Paris» 

llL  Erfahrungen  über  die  grolaen 'Wirkungen  des  Eiset 
innerlich  gebrauche     Vom  Dr.  Klefrfd,  au  Danaig. 

IV.  Merkwürdiger  Fall  von  einer  schnell  entstandenen 
ausserordentlichen  Geschwulst  der  Genitalien  Und  on* 
tern  Extremitäten  bei  einet  Schwängern«  Vom  Dr*  4>sj« 
geistleih  Arzt  zu  Öhr  druff. 

V.  Ü<*bet  die  Wirkung  eitles  netten  Merkurial- Präparats 
in  venerischen  Krankheiten,  Von  Dt*  Schlesinger^  Arst 
zu  Frankfurt  an  der  Oder»       ' 

Vi.  Historische  Uebersicht  übet  die  Fortschritte  der  Ma* 
diain  in  Er.gland  vom  Juli  bis  December  i8t3.  Von 
Roy t  ton  t  ü  berietst  von  Dr.  E.  Ornnm    (Beschluß). 

Vll.  Kuräe  Nachrichten  und  Auseüge* 

j.  Vorläufige  Nachricht  von  einer  sehr  glücklichen  und 
böchsteinfachen  Behandlung  der  jeut  herrschenden 
Ktiegspest«    (Ausaug  tut  einem  Briete). 

S.  Vergleichende  Uebersicbt  der  verschiedenen  Arten 
der  Hernien»  aui  clett  Annalen  der  A'e#  Ruptmre  &>* 
&*ty  an  London. 

Dritte*  StucL 

%    Bemerkungen    und    Erfahrungen    übet  VfttftcbUdefle 
Krankheiten.  Von  Dr>  Wolf,  an  Warschau« 
l)  Pbthisis  puldsoneJie» 
s)  Pleuritis*  pneumoniae 

,        3)  IUsm. 

4)  Hydrops. 

M  Gonorrhoen. 

§)  Ftferie  »sMtptJsnliu. 


—    140   — 

IL    Geschichte  einet    Aneurysma  der  Orbit«  durch  Um 
t  erb  in  düng  der  Arteria  Carotis  geheiltl     Von  Btnjamit 
*    Trapers,  zu  London. 

tU.  Nachtrag  zu  der  Abbandlang  über  fremde  in  die 
Luftröhre  gefallene  Dinge.  Von  Dr.  Micha* l'ut  ia 
Marburg.     (/Nebst  Abbildung.) 

IV.  Amputation  durch  unheilbare  venerische  Geschwürt 
nöthig  gemacht.  Von  Dr.  Peter  Gottfried  Jocrderu,  ia 
Hof. 

'  V.  Ueber  ein  neues  und  firhtr  genanntes  Mittel , ' niAt 
nur  den  Lungenkatarrh,  sondern  auch  den  Keicxhuettn 
und  die  heutige  Bräune  zu  heilen.  Von  Dr.  Wettner y 
zu  Düllmen,   im  Lippi  sehen. 

VI.  Einige  Bemerkungen  über  die  Ruhrepidemie  ?oa 
Jahr  i8li>     Von  Ebendemselben* 

kVII.  Summarischer  Bericht  über  den  Zustand  des  Kö« 
nigK  Charite*-  Krankenhauses  vom  Jahre  1S13.  Von  des 
Aerzten   des    Hauses  Hufeland  und  Hörn» 

VIII.  Kurze  Nachrichten  und  Auszuge. 

1.  D.  Allen*  Präservatifmeihode  gegen  die  Antteckusf 
der  Pest« 

2.  Neue  Erfahrung  über  die  trefflichen  Wirkungen  dsf 
Chenopodium  arobrosioidea   bei   Lähmungen,    über 

.  die  Reste  venerischer  Krankheiten,  und  Heilung  der 
Warzen.     (Auszug  aas  einem  Briefe.) 

3.  Nachricht  von   drei  Jungen   Albinos,     (Journal  di 
Medecine  Fol,  XXIV.  p.  350.) 

Vierte«  Stuck. 

I.  Aphorismen    einet   freien   Arztes.    (Fortsetzung.) 

II.  Praktische  Fragmente  über  den  jetzt  herrschenden 
Typhus  und  seine  Behandlung.  Von  Dt.  Hans  Adolph 
Goeden. 

1.  Von  dem  Qualität!  -  Unterschiede  des  Typhus,  oder 
von  seiner  Speciee.  * 

8»  Von  den  chronischen  Afifectlonen  des  hepatische! 
Systems,  als  Folgen  des  Typhus. 

fj.  Die  kalten  Sturzbäder  gegen  den  Typhus. 

HI.  Historische  Ueb ersiebt  der  Fortschritte  der  Melitta 
in    England  vom  Januar  bis   Juni    1813.  Von  Royttoit, 
4     öberaeut  von  Dt.  E.  Osann  «k>  stalin. 


IV.  Kurse  Ilfcchnchten  und  Auszüge. 

I.  Üeber  die  Wirksamkeit  de*  Cisme*-  Saroeis  bei  Au» 
gern  duüii düngen.     (Von  Dr.  Ludwig  Frank.) 

fi.  Lkterarische  Notixen. 
Verxeichnifs   der  rnedixinischen  Vorlesungen  su  Berlin 
im  Sommer  1&1.4* 

*   .  Fünftes   Stück. 

I,  Beobachtungen  über  den  ansteckenden  Typhus»  wel» 
eher*  im  Jahre  18JJ  in  Hanau  epidemisch  "war.  Vom 
Dr.  /.  H+  Kopp,  xu  Hanau. 

Q.  Medicinische  und  chirurgische  Beobachtungen.  Vom 
Hofratb  Joh,  jiug*   IVii/i.  Hcdenus,  xu  Dresden. 

I#  Belladonna,  als  Präservativ  gegen  das  Scharlacbfte« 

ber,  nach  Hrn.  Dr.  ff  ahne  mann, 
S.  Angin*  membranacea. 

3.  Herniotomia  cruralis,  wichtig»    sowohl   tu  operati* 
ver,  als  in   therapeutischer  Hinsicht* 

EU.  Eine  glücklieh  durch  Ader  lau  geheilte  Wasserscheu 
nach  dem  Bisse  eines  tollen  Hundes,  von  Dr.  ,/ej, 
Shoolbred,  übers  etat  von  Dr.  Kraus,  au  üotlingen. 

Sechstes   Stück. 

Jeber  die  Kriegspeit  alter  und  neuer  Zeit»  mit  betone 
derer  Rücksicht  auf  das  Aderlässen  in  derselben.  Vou 
Rufcland* 

I.  Vergangenheit.  „ 

Fieber  überhaupt, 

Nervenfieber. 

£pidemiecn. 

Kriegtpest* 

Hirnentzündung, 

II.  Gegenwärtige  Epidemie* 

III.  Resultate. 

Konstitution» 

Krankheit». 

Behandlung* 

Schlußwort. 

nbalt  des  Bandet« 

tarnen*  und  ftftchreguttr. 


-   i4»  - 


N  «  m  e  n  r  e  g  1  h  e  r, 


A 


dam*  'IV.  98, 

Afide  I,   130, 

Albers  III.  87-. 

Allan  111.   iai.  VJ,  3,  ggt 

Alpin  IV,  117.  * 

Anderson  VI.   113. 

Autenrieth  VI,  in, 

1 

£a dovvit*  ,11.  |.     . 
Baerknlanff  II.  4,  \ 

Baidinger  VI.  4°. 
Barton  I,  in. 
Behrend  I.   122. 
Beil  IU.  4*.  64.  65, 
BnUftrqy  IV,  aN 
Beraelius  IV.  79, 
Blaue  IV.  89. 

Bock  1.  117. 
B.oeb m  YL  70. 
Boerhure  VI,  80» 
Bonnet  VI.  49* 
Bouriat  I,  112, 
Bourru  LI,  55-  % 
Brande  1.  iq5-  IV«  Bu 
Br«nvr  I,  120, 

Brendel  VI    9.  49. 
Brera.  II,  17, 
Bricfceiiden  III.  44* 
Brin^oüJI,  4. 
Broghni  IV.    113. 
Brown  II,  10. 

Brückner  II.  4- 

Brücken  I,  iac. 


Brunnmark  IV,  8«« 
Buchbolts  VI.  3s, 

Bum  I,  34. 
Busie  I.  118«, 

Carmichael  II,  g5« 
CWuMier  III.  86, 
Ghcyne  II.  100. 
Chrestien  II,  94, 
Cholmeley  IIL  40.  44 
Condamine  1.  ßo. 
Cullen  I.  8*  VI,  2Q, 

Darya  I.  \od< 
Peiiouches  I.  iq5, 
Piodorus  VI.  35- 
Pouble  HI.  87. 
Ducbanoy  m.  gg, 

Ehrlich  IU.  63. 
Farre  IV,  74.  76,' 
Fehr  IL  4,  - 
Fischer  II,  10 1. 
Flaj*ni  IV,  iao, 
Flemming  I.   117, 
Foicbey/Vl.  yQm 

fowe  II.  4, 
Fontana  I,  69, 
Fourcroy  I.   10& 
Frank  (Lt)  IV.  W, 
Frank  (?.}  I.  8a,  VI  21 
Fraaaoni  I.  82, 

FrMr  III.  42, 


*     / 


u,  4* 

Friedlaender  II,  4, 

Ganoage  I.  96. 
Oerikt  II.  4. 
Gilchrist  II.  54. 
Goeden  IV,  9. 
Goethe  I.  17. 
Graefe  VI.  63. 
Grahn  II.  3. 
Grapengiefter  L  117, 

Haen  (de)  VL  49. 
Hahnemann  V.  42. 
Haldat  I.  io5, 
Halle  Hl.  86. 
Harrold  IL  tos« 
Harvey  VI.  8-  % 
Haugk  L   J2I. 
Heberden  V.  48* 
Hedenua  V.  41* 
*  Heim  I.  |20.  VI.  79« 
.  Hendmoa  IV.  99. 
Hermbatfedt  I,  122. 
üaaae  1,  ii8« 
Hildenhrand  VI«  2Ä. 
Hippocrjtee  IL  60.  Vl.7%x4< 
Hoffmana  (F.)  II,  85, 
Home  I,  52. 
Hufeland  IL  4  (II,  I|0.  V, 

45,  VI.  a. 
Hume  I.  io5. 
Huxham  VI.  17. 
Hydden.  III,  65- 

Jahn  IL  85- 
Joahimi  IL  4* 
Jorrdena  111.  67. 
laauride«  IL  3. 
Jung  II.  3, 
Jurtne  III.  &j. 

Kaae  IL  4 

Kausch  II   34* 
Keraudren  II.  53, 
Kinglake  L  114.  IV,  HO, 
Klapproth  I.  HO. 
Kleefeld  IL  66. 


143     ~ 

• 

Kletten  T.  41.  % 
Koberwein  I.  121. 
Korlle  IL  4. 
Kopp  I.  61.  V,  t. 
Kraus  V.  93. 
Kreyfaig  I.  121. 
Krugelstein   IL  77, 
Küster  IL  4. 
Runaraann  L  119. 

Leblanc  III.  58» 
Larrey  VI.  4*» 
Lentin  VI.  85. 
Lepreux  HL  86. 
•  Lerouz  III.  86.  . 
Livint  VI.  55. 
Lodrr  I.  79. 
Loeffler  U.  66. 
t.u4vrig  II,  4, 

Marat  I.  109, 
Marcus  L  102.  VL  s5. 
Maasalin  II,  4, 
Meier  IL  4.  VL  78* 
Mendel  VI.  78. 
Mertena  VL  3r, 
Michaelis  1,89,  IL4,  DL  57. 
Monro  IV.  73, 
Morando  IV,  n3. 
Morgagni  VL  49* 
&urray  L  104. 

Nute  I.  78, 

£feumann  I.  80. 
Nieoiann  V.  48. 
Nugent  IV.  u3« 

O'Donnel  IV,  07. 

Osann  L104.  IL  93,  IV.  73. 

Paracelaua  VI.  8« 

Paacalia  IL  95.  I 

Pinel  HI,  86. 

Pieri  IV.  117, 

Plioioa  VI.  35. 

Plutarch  VI.  35. 

Pönal  IL  101.  HL  87« 

Priogle  VI.  38* 

Prosalendi  IV.  117. 


-   «44  - 


Redi  I.  6g. 

Reil  I.  uyv 

Beiner  I,  254 

Reatat  I,  iiq. 

Rieb  er  and  IV.  75* 

Richter  III.  (ty;  VI.  g.  85, 

Roeet  I.  106. 

Rohr  II.  4. 

Royston  1. 104.  IV,  73,  II,  93t 

Rubini  I,  go, 

Sachs  IL  3-    . 
Saumare*  IV.*  73, 
Saunders  IV.  95, 
Savaroti  \V.  117* 
Schlesinger  II.  87, 
Schmidt  II.  4* 
Schultse  IL  4« 
Scbroeder  VI.  g,  4g. 
Schweigger  I.  50,  » 

Seaman  II.  95. 
Seile  VI.  18.  26, 
Sboolbred  I.  114.  VT  g3. 
Stahl  iL  85.    - 
Stein  rück  I.,  rig, 
Stfeglit*  VI.  24. 
Stokes  I.  in. 
Stoll  VI.  9.  85« 
Steffert  IL  3. 
Simon  JV/95. 
Sydfnbam  I.  83.  95.  VI.  g. 

85« 
Sylvius  VI.  8- 

Teller  IL  4. 
Teamer.  IL  3«  ' 


Thaer  II.  4,« 
Thalke  IL  4 
Tbeden  I.  8. 
Thenard  IV.  84. 
Thuessink  I.  83.  8$, 
Tiasot  VI.  8t 
Torti  I,  82, 
Travera  111.  38 1 
Tymon  L  114.  V.  97, 
Tytler  I,  114,. 

Ungar  IL  4. 

Vaumielin  I.  io5» 
Voelker  I.  121. 
Vog*i  II.  85. 

Vogler  V.  73* 

» 

Warren  IL  lor»  " 
WaubkelL4. 
WehrmannV.  74. 
Weils  IL  4- 
Welper  VT,  70. 
Wiesen  er  JH.  8§.  g7# 
Whilte  II  80, 
Wbytt  VI.  17, 
Willis  VI.  17.  49« 
Will  mann  L  87« 
Woif  IL  4.  lü.  f. 
Wollaston  IL  56. 
Wynne  IV,  xo3. 

Xenophon  VI.  3£ 
Young  III.  44*  *^  l«Ö« 

Zimmermann  VL  8« 
Zittexland  IL  5* 


\. 


\ 


-   i45   - 


Sachregister 


\ 


A. 

J%Mlut.  Mittel  gegen  Warum.  III.  104. 
Abrieft,  Geachichte  deaaelbeu  im  Nerven lieber.  VI,  3, 
Indien tion  deaetlben    iciv  Typhue  nach  Seit*.   VI.    ig» 
Contraindicaiion.  VI.  30.     Prunk  über  das  \.  im  Tv* 
pbu%.   VI.   ac,  Q3.    /*>.    Hoff  mann   VI.  37.  58*     A.  in 
der  Epidemie  d,   J,  i8i3  —  24.   VI.  69.  71.    A,  heilt 
die  Vveaaerac-hau.  V.  93. 
j$lbixw*%  Nachricht  von  A.  III.   IQÖt 
jtmmoniwn,  bydroaulphurer.  Urguini.  II.  33. 
^Imputation  dee  Fufeea  wegen  ayphilitiacher  Geachnüre, 

HI.  67. 
j4n*nrytma  in   der  Orbitt  durch  Unterbindung  dar  Ca« 

rotii  gebeilf.  111   38. 
jiagina  ßrciorh.  U,  17. 

—  wfimhranacea.  V.  33,   durch  Antinhlogtatice  und  Blut« 
ig  tri  behandelt.  V,  57.    8chwefolleber  dagogÄ  empfoh* 
In.  HI.  bS, 
JnttAwöMungt/t,  der  Leber.  IV.  77, 
./4nsf  (klinge  bfliro  Typhue.   VI,  109. 
MniiphlogittUch*  Heilmethode,  in  des  Ilteatea  Zelten  die 
allgemeine  bei  fieberhaften  Krankheiten.  VI.  7.  136.  im 
Typhua,  a.  Typhus, 
JpopUriti  eoll  immer  mit  l)lutent«ti»hiing  behandelt  wer* 
den,  II.   ioq.     JSutnen  der  Brechmittel    in  deraelbeu, 
II.  103. 
Aana  catch  mnttmonil.  II.  03, 
A'C*n*t  gegen  Kreta«.  IL  iai, 
yirstnih,    Heilkraft  driaelben  in  perfodiachem  Kopfweh 

und  der  Epilepeie.  II.  gj. 
/frjanikvfrfi/tung,  durch  aatpetertauree  Silber  eu  entdek« 
ken.  I.  107.    Folgen  deraelben  glücklich  geheilt.  I«  119, 


-  *4«  w.    - 

strtwia  radialit  verknöchert.  L  ine, 
j§»a  /oetida.  II.  aS*  '  , 

jitfhma  syncopt\cum,  Symptome  desselben,  IL  \y. 
4iugenentxun4ung,    ägyptische,    durch    den    innera    Ge» 
brauch  des  Tart.  emet.    und  durcn    das  Ung.   hydrarg* 
nitrici  oxyd.  geheilt.  IV.  98,     Wirkung   des  Cismesu* 
jnens  äußerlich  bei  4er  A%  Ent».  JY,  |i$, 

$äd*r,  waren  ungünstig  nach  einem  Schlangenbiß  L5t« 
kalr,e  B.  gegen  Typhuf.  IV,  5i.  Sturzbäder,  VL  65- 
6$.  Wirkung.  VI.  £6,  den  Brechmitteln  analog.  60. 
Erfolg  65.  Methode  sie  aiuuwenden  67,  Indicationen 
VI,  61  -r-  63-  gegen  die  Hhae  u.  Stat,  nervös.  61. 
Cohtraindicat.  Stat.  plethoricna,  des,  Kopfe  VI*  68*  70* 

Bandwurm,  II.  3o, 

Belladum.ß,  all  Praeaerrat,  gegen  Scharlaeh  neu  cmpfok«     j 
Jen.  V,  43,  , 

£er///rW«*  ähnliches  Fossil  I.  105. 

ßlasenpflasl**,  Nutzen  derselben  im  Typhus.  Vlt  72. 

BUU  £*gen  Nymphomanie  II.  3^  He#*a  Fhtbiais  'IL  24* 
IÜ.  |i, 

Blut,  der  Färbe  Stoff  dra.  B,  soll  unabhängig  Tora  Eiiea 
aeyn  IV.  8i*     Beatandtbeile  des  B.  81.  8a* 

tfluu&rl,  in  der  Aug,  polypöse,  a.n  der  $ru#r,  und  nicht 
am  Halsp  applicirt  V,  57. 

Borax  ,  gunstige  Wirkung  des  innern  und  andern  Ge- 
.btauchi  desselben  bei  Kntsüodung  V.  87. 

Brand,  freiwilliger,  an  den  Fingern  nach  Stofr  und  Er- 
kältung I.  40.  am.  Arm  «nach  Ansteckung  durch  den 
Müzbrand  1.  64. 

Brechmittel,  Nuuen  derselben  im  Typhus.  IV,  s4* 

Bromhiotomie,  neues  Instrument  daiu  III,  5g.  • 

Brucheinklemmung  V,  63  —  gl,  chronische  gl,  PtPtr 
das  Ve.hältnifs  des  Vorkommen*  der, Brüche  bei  bei- 
den Geschlechtern  {I,  10$, 

'  ■        C.       " 

Cmlom&i  mit  Belladonna  gegen  Schlangenbiß  I,  50.  ge- 
gen Typhu§  IV.  4,  VI^74,  Lungenentzündung  III.  20. 
Indicationen  und  ContraindicationeA  ]V,  41*  48*    VI. 

CamphcTwassrr,  a etherisches.  I,  III»     . 
Carcinoma,  yergK   Ä«k 
Caotisx  Unterbindung  derselben  II,  38* 
Caial'psi*  ifitrnniutns  I,  05.  Ü»  13« 

Katarrh  d^  Lungen,  mit  och.vrefaUeher/  bebandelt  HI.  g5. 


I' 


Chtnepojdtuvn  nmbrotioldn  *  Wutteu  d treiben  bei  Uh« 

rnUug  III.    122, 

Qkinn,  über  die  bette  Art  «ie  im  Wecheelfieber  au  ge» 
ben  I,  78»  H4*  *n  kleinen  Doten  vor  und  jnit  dem 
Anfall  I.  $8.  05,  Uutoracheidungsaaicheu  dar  wahre* 
und  falschen  I,  iai, 

China  fßctUia  IL  6. 

ChinaxchiÜef  (CjascariUeros.)  L  gr, 

Cismt! '-  Saamen  von  Caisia  Abtus,  L.  gegen  Augenentvüa« 
düng  IV.  11.6  —  r2o,  gegen  Flecken  der  Hornhaut 
IV.  *rg,  , 

Ccäik*  chronische,  nach  supprimifter  Syphilis  durch  VUf- 
netisrnus  gel  eilt  I.  117.  » 

Colon%  Desorganisation  desselben  I,  \%% 

Coluber,  Bereit  u>.d  Chersea  L,  I,  48*  5o, 

Constitution,)  Rücksicht  auf  die  allgemeine  und  indivi« 
duell«  Constitution  ist  notwendig  bei  Behandlung  der 
Fvb  r  VI,  g3.  EinQufs  der  herrschenden  Constitution 
verschiedener,  ZeUen  auf  die  Veränderung  der  «System« 
der  Aerate  VI,  88,  03. 

C^nta^ium,  über  die  Entstehung  desselben  bei  der  Kriegs- 
pest VI.  io3,  Eigenschaften  demselben  VI.  io6--ll3* 
Einwirkung  desselben  auf  den  Qrganistnua.  VI.  1*4* 

JPeljrium  frem$n*%  eine  Krankheit  von  Sutton  besebf  ia- 
hen IV.  92  —  g5.  von  Encephalitis  verschieden  96. 
Opium  dagegen  9g.  g5,  #     * 

Desorganisation  der  AödQnainaleiogevreide  bei  Hydropf 
ovani  I,  37,    des  Colon  L  123, 

Diabetes  mellitus  I,   12a. 

Digital^  über  den  Gebrauch  derselben  bei  Phtbisis, 
fil.  16. 

Dysphagie*  Geschichte  einer  solchen,  II.  43« 

EisM  über  die  Wirkung  des .  Eises  innerlich  gehraucht  IL 
66,  heilt  convulsivischea  Schluchaan  II.  6  v»,  stillt  dai 
Erbrechen  einer  geibsü  cht  igen,  Schwangern  II,  73,  ge- 
gen rCopfwateersucbt  II,  74.  gegen  Utinverhaiiua^  ei- 
ner Schwangern  ]I,  75. 

EU on»  kobleneaures,  gegen  Exulceratio  uteri,  II,  96« 

EmulHo  oleosa  K  s*  hr  vorteilhafte.  Wirkungen  derselben, 
nach  Operationen  V.  83- 

Entzündung  der  Langen  IL  &•  4er  Parma  II,  9,  tau- 
schendes Gefühl  von  Sehn  ich  e  dabei  IL  9,  Leber« 
Entzündung  IL  ff.  .  Hera-E,  11.  11, 

EpideuxUen,  Geschichte  der  Epidemie«*  dea  Typhu*  VI, 


—   i48  •  — 

sg.  rergl.  Typhus»    Ueber  den  Unterschied  der  Epid* 

niieen  VI,  117. 
Epidemischer  Charahfr  der  Krankheiten  VI.  90  -^  92. 

der  Anrichten  der  Aer*tr.  Vi.  03.  '        1 

Epidemische  Fieber,   Utber  die  Entstehung  derselben  im 

Kriege    VI.   100  —  103. 
Epilepsie  II.    14. 
%rh'tchcnt  als  Folge  eines  Schlangenbisses  L  48*    c^lro' 

nisches,  glücklich  geheilt.  H.  34, 

F. 

Feigwarzen,  dnrch  Ung.  nespoltt.  geheilt  III.  123. 
Fiel/er,   Geschichte   der  Heilmethoden  der  Fieber  VL  7, 

bösartige  Fieber.    Bestimmung  derselben   nach  Hippo- 

eraps  und  Galen  VI.  14  -*•  l6. 
Frambatsia  I.  76. 

G.     1 

Gallenstoff',  Beschaffenheit  desselben  IV,  84*  85» 
Gastritis,  Verwandtschaft  derselben  mit  der  Wasserscheu 

1.  114» 

Gebärmutter,  Umkehrtmg  derselben  L  12 1, 

Gelbsucht  IX.  6.  x 

Genitalien,    merkwürdige  Anschwellung  weiblicher  Gen. 

11-  79i     von  unterdrücktem  Fubschweifs  IL  8"i. 
Geschwulst  der  Schenkel  und  Genitalien.  II«  77, 

CtcAi  II.  31. 

G/tfj,  verschlucktes  II.   27. 

Gold,  als  Airenri  grgen  Syphilis  IL  94. 

Graphit,  gpgen  Gutta  rosacea  II.  21. 

Graiiola,  gegen  Wechselfieber  I.  102» 

Grippe  VL  02, 

Gutta  rosacea  II.  2.1. 

H. 

Jfaemorrhoea  pettchialis  II.  27. 

Hautkrankheit],  sonderbare ,  syphilitische  I.  Gg.  chroni- 
sche H.  Ausschl.  II.  21. 

Hctniotomr'a  cruralis,  Geschiebte  zweier  glücklich  verrieb« 
teten  V.  63  —  <Qi, 

Hers,  Zerreifsung  desselben  I.  97,  Ursachen  dersvL32. 
Herzentzündung  II.  n.  ■ 

WirnenLi'undung ,   als  Gomplication   der  Einher  vorzüglich 

'  des  Typhus,  VI.  43.  heftige  Delirien  sind  kein  eiche* 
res  Zeichen  derselb.  VI.  49,  Unsicherheit  der  Diagno- 
se nach  Stil*  und  Frank  .VI  50,-  £i„  Die  8ect<on  bt* 
•tätigt  das  Unbestimmte  der  Diagnoae  VI.  äq  —  52. 


Hydrops  saccatiu  I,  38*  cerebri  I.  1x7.  EU  äußerlich  auf* 
gelegt  11,  ab.  H.  ovsrii  mit  Desorganisation  dar  Ein- 
*>w eitle  des  Unterleibes  1.  $5.  alldem *in«ur  H.  durch 
ox*  dirte  Salzsäure  geheilt  1.  122.  ßruttwassertucht  11.93« 

Hypochondrie,  Waiaer  alt  Heilmittel  dagegen  von  Tbe- 
den  gebraucht.  I.  8* 

I. 

James pufo  er,  seine  Zusaromensemmg  I.  ra?» 
Iteus,  durch  Tabacksklystire  geheilt.   111.  3l. 
Incorceraüo  Hernie*,  chronica.  IV.  91. 
Inflammatio  orculta  IV.  35» 
Inßuema  Vi.  5a» 

Ischias  der  rechten  Soite,  eine  verborgene  Leb  er  yEntstin* 
düng  IV.  38. 

K. 

# 

'Kälte,  Anwendung  derselben  im  Typhus.  VI,  64  —  68. 
Kali  aceikum,  Kräfte  desselben  IV.  4g. 
•—  arsenikiaures,  gegen  Syphilis  I,  72. 
Kind  er  krank  ht  tten  II.'  $G. 
Kirschtor breW asser  I.   1 19. 
Klapperschlange*  über  den  Bits  derselben  I.  £q, 
Krankheiten,  indifferente  VI.  97«  neue  Krankheit  in  Amt« 

rika  11.  97.     •  \ 

Kräfte,  z wer  Arcana  dagegen  II.  13  r. 
Kreht,  des  Utexus,  Eisen  dagegen  gebraucht  II.  or?. 
KrirhelkrankheU  VI.  32.  A 

Kiießipest,    Gesrbichto    dereflb^n    VI,    34.     Xmophon, 

Plt.torrh,  liviut  und  Plinius  35.    />/»</»  Hojfmann  36. 

Pringle  38.      llaldmger  40.      FriedrUhs  II.  ßo«  erkun« 

gen    darüber.    4°*       l*r*y's  Schilderung    d<>r  Epidemie 

▼on    1803.   VI.   43»     Kpid.    von    1807   in   Preufsch   45. 

des    Jahres    iftij  —    13.  "VI.   5  t.    gluckliche  Bshand* 

lung  derselben  II.  io3    vergl,   Typhus. 
Kugeltieher,  neuer  1.  1 2t. 

L» 

* 

Lähmung  des  Arms  mit  Sphacrius  der  Pioger  und  unter' 
druck tero  Pul«  I.  4p.     L    des  Fuf>ea  II.   16 

Leber,  chronisch«  Affecrionen  derswlben  nach  Typhus  IV, 

■  a$,  AnscbwfllHjiw.n  derst  lben  IV.  77.  eingetheilt  in, 
Tumorrs  und  Tubera  circumscripta  IV.  78*  Symptome 
derselben  78.  79. 

Lelbcshffnung,  sirben  und  dreifsigTage  laqg  unterdrückt. 

I.    109. 

Liquor  B%uini  II.  JA. 


—     456 

biiHäen*  ErttiunJnng  tt  8*  IÜ.  17.   Mattet*  des  CatoAd 

III.  30»  Ursachen  32.  Ein  flu  ft  dar  atmosphärischen  Luft 
auf  Entstehung  derselben.  IIL  95  —    26. 

tjungtn^Schwindsntht  ll,  s3.  Unsicherheit  der  Prognois 
derselben  III»  3.  FUU  Voii  glücklich  bewirkter  Hei« 
lung  IIL  6  —  13*  Blei  dagegen  gebraucht  OL  sj* 

ML 

Atageh,  was  ist  ein  stärkst  Magen  1  ig, 
Magenkrampf  II.  13.  <" 

Magtietimt/s   L  r)3„     hellt  eine  chronische  Diarrhoe  tob 

suppriniirter  Syphilis  1.   1 1 y* 
Mandeln,  das  Wasser  der  bittern  M.  enthält  mehr  Blaa* 

-iiui»  als  "das  KirachlorbecWisier  I.  iig*. 
Martubium  olbiim,  gegen  Phthisia  III.  6.»  8* 
Masern  Vi.  7»  l    . 

Mmhieu*  Wurmmittel  sögen  Bandwurm  ohne  Wirkan* 

U..3o.  .•    .  . 

Medizin,    über  die  Fortschritte  der  Mediain  in  England 

im  J.  1813.  IV,  73»  IL  93.  I.  to4. 
Mchsth,  Definition  des  Mk  IV.  74«    Rickerand  widerleg 

IV.  7fu 
ltfercwialpraparat,  nrües*  II.  8g. 
Miasma,  der  Sumpfluft  IV.  83.  8p. 

Mi'zbrand,   Ansteckung  aweier  Menschen  durch  deitisk 

bem  Verlauf  der  Krankheit«  L  6t.  62« 
Morbus  maculosa*  ll.  2?. 
Moechus  bei  Typhus  V»  3s» 

N. 

Naget,  Absterben  und  Wiederenjeügeh  derselben  beiSphfc 
celus  1.  4^-  43-  Erzeugung  eines  vollkommenen  Na* 
gefs  auf  einem  Stumpfe  des  Fingers.  I.  46. . 

Wahrur*.  neunrägiges  Enbalten  von  aller  Nahrung«  IV.  09* 

£?crve*:fit>l,er%  zuerst  Unter  diesem  Namen  Unter,  die  aku- 
.ten  Krankheiten  aufgenommen  VI.  %j,  Bestimmung 
des  Begriffs  desselben  VI*  26.  sporadische  II»  5«  con£ 
Kriegspest  und  Typhus* 

JVene  Krankheit  in  Amerika  ll.  97. 

Nuffcrs  Wurm  mir  tei  ohne  Wirkung  II.  3o. 

Wux  vomica.  Versuch  mit  derselben  an  Thielreü  I.  ttff. 

Nymphomanie,  Blei  dagegen  II.  33* 

0. 

Opium,  Anwendung  desselben  in  Delifiam  tfetfeeni.  lVi 

92'.  95- 


4 

—    t5«    — 

Optumtinctur,  in  ephicelö**  Stellen  eingetröpfelt,  Uadett 

die  Schmersen,  bewirkt  Heilung  derselben  L  45. 
Oesophagus,  Vereiterung  delielben  IL  43.  "  -* 

f.  . 

Pefltonitis,  Anwendung  der  Kätt#  d« gegen  III.  J&  gf.  ■*- 
Pest,   Präservativ  gegen  die  P.   III.   iai. 
Pete<kient  Folgen  einet  S'h  langet)  bisaee  I.  5r* 
Phlegma  im  alba,  doiene  Whvith  II   fto*  » 

Pimpln* IIa  alba*  wirkt  a  s  Pellen«   Für  die  Mtnatru«  dnd 

Lochien  VI.  85*     **§«»  Atrophie  iL  &6\  -  ' 
Plumiago,  L  73. 
P tumbu  tn  aCcururh.  Nutzen  desselben   gegen  ßhthttis  IL 

s4*      £pSen   Nymphomanie  IL  33.     gagen  Exukeritio 

uteri  II.  34» 
Policlinicum,  dritter^  Jahresbericht»  desselben  IL  1. 
Pulr,   gänzlicher  Mangel   desselben   am*  Arm  nach  einem 

Stoft  und  Erkältung»  ohne  Fühllo/igkeit  L  41*     intet* 

mittirend  nach.  Schlangenbiß  L  54*  .  ■    *  . 

Heizende  Methode*  allgemeine  Abnahme  derselbe*  ist 
Engelland  bei  Behandlung  der  Fieber  L  lt3. 

Reproduclivitht  der  Krankbeit-n  VI»  104. 

Rheumatismus,  chronischer*  neue  Methode  ihn  üU 
I.   :*3. 

Ruhr,  Beobachtungen  darüber  III»  97«  Ursachen  98»  B#» 
Handlung  102  —  104« 

8. 

Salpetersäure,  Vorschrift  Hu  Räucherungen  mit  bVfcelfcfft* 
I.'iaa,  ' 

Sahsämet  oxydifte  gegen  Hvdropa  L  T23. 

Sarsaparilla,  gegen  nartnäck^e  Geschwüre  I.  ifta. 

Scharlach  II.  17.  Belladonna  von  neuem  empfohlen  Vd* 
Hsdenus  V.  42.  Contafci..ra  des  Scbarlarhs  wirkt  »pe- 
cifiach  auf  das  Gehirn  V.  ^6.  glückliche  Resultate  der 
antiphlftgistisihan  Behandlung  47  — *  5a*  Leichenöff- 
nung'n  5a* 

Schlau  g#,  Bifs  einer  giftigen  L  47.  Symptome  46.  Tein* 
peratur  des  Verletzten  Gli^d-  *  unverändert  5a«  Behend» 
Jung  50.  53*     Ca'omel  und  Beladonne»  ibid. 

Schlingest,  b  etch  wer  liehet,  von  Eiterung  dee  OeeophäguJ. 
IL  43. 

Schröpf  n,  Nutten  demselben  im  Typhus»  VI.  71» 

Smlm  enger  Schaft»  aulter  der  Gebärmutter  L  isft. 


—    15*    — 

Schweiß,  englischer  Seh.  eine  botartige  Fieberepidemie, 
VI.  3i.  , 

SckwcJeUober,  gegen  tungencatarrb  IIL  05.  Nutsen  der- 
selben .gegen  Keuchhusten ,  neue  Erfahrungen  darüber. 
III-  o3.  96. 

"Schwefelsäure,  Nutien  derselben  gegen  einen  muthmab* 
lieh  syphilitischen  Ausschlag  I.  74. 

Seekrankheit  11.-  53.  Ursachen  .55.  nach  Hippokrates  ßo. 
Bewegung  des  Schiffes,  Erschütterung  der  Unterleib* 
nerven  IL  63»    Mittel  dagegen  66*  * 

Silber,  (Salper ersaures)  als  Reagens  auf  Arsenik  L  107. 

Somnambule  I.  93. 

Sperma  Cell  mit  Quecksilber  susammen   gerieben #   tia 

.    neues  Praeparat.  II.  89* 

Sphacelns,  s.  Brand» 

Spiritus  muriaiico  -  aethereus,  gegen  6m$  ansteckende  Ner- 

-  venfieber  II.  jo4». 

SturMder,  Nutten  derselben  im  Typbus.  VL  64  —  68» 
IV.  51  —  70. 

Sumpfluft,  als  Fiebrrmiasma  IV.  85  r~»  92. 

Symphitum,  (Radix  S.)  gegen  Sslivation.  I.  56. 

Syphilis,  vergl.   Venerische  Üebel. 

Systeme  der  Aerate  werden  vorzüglich  durch  die  za  ver- 
schiedenen Zeiten  herrschende  Krankheitsconsütution 
verändert.  VL  g3  — •  100. 

-  .  T. 
Tahaktkly stire ,  gegen  Ileus  III.  3r* 

Tabelle  der  Kranken  drs  Policlinic.  vom  3.  18 1 2»  II*  49» 
Tartarus  depuratus,  gegen  Wechselfieber.  I.  102» 
Terebinthinol,  gegen  Uandvfurm.  II.  3o* 
Tripper,  Vorsiebt  bei  Einspritzungen  IIL  30. 
Tumor  cyttieuft  «n  den  weiblichen  Genitalien  L  38* 
Typhus,  Verschiedene  *  ;)ecies  desselben  VL  10.     ist  Eni- 
eündung  t\t*  gesimirtien  Nervensystems   11.     hat  eine 
dreifache  Metamorphose  12.    epidemische  Constitution 
IV.   16.     Constitutio  annua   17.     Formen    des   T.   ig» 
T.  catarrhalls  IV.  19,   arteriosus  20.  nervosus  ai.  he* 

{»arische  Affecticnen  nach  T.  IV.  24»  Typh.  icteroidel 
V.  25.  Kur  40.  41.  kalte  Stünbäder  5t  —  70.  — 
ansteckender  Typhus  tu  Hanau  beobachtet  VL  r.  Ver- 
lauf desselben  V.  t5  —  24.  Behandlung  24  — •  40. 
Brechmittel  24.  kalte  Fotnentationen  *8*  Salmiak  öp> 
Sauren  3o,  Baldrian  31.  Arnica,  Angelica,  Serpeata« 
*ia,  Moschus  2b.  5in  pismen  33«  —  Cullen  nannte 
euerst  Typhus  eis  Febres  malignae  VL  20.   von  Mux- 

ham 


—    I.«  — 

foff»  iiml  VThyti  riinMt  1r.  iirfVnMH  fruimntH  VI.  17 
fymftniiip  ilnr  'I 'y |ilni«f i#*lt«»r  Im  AUftcrfiPiri' n  VI-  |f  =  .  17. 
t  •!•••  Iiiiliin  ilr»  f/f/i*f//f/f  dpi  T.  VI.  »j  inH  iitittmifiri^ 
tili«  Ctiiiiiilii  mifin  «Im  T,  itmli  l'tnnk  VI.  ur.  Oe 
•  illiililp  m-i  RpiflrMiir^n  lli>«  T.  VI.  yjj.  f  flß1Ut  llf« 
S*  liwfiilfitinliffir  VI.  ,tr.  Typlm«  linlHr  n«  '  14.  ^"1  tu«  1i* 
Ifi  ilm«i*lljiiti  9(.)  7f|.  |lr«f  li'^ihiititf  ilpr  C.iiidMnift  iIp» 
J.  iflil  VI  C),\  ';<j-  Allgiiifipiliii  KiliirMrln  Imlm  'I  y. 
|iliu«   VI.    \J%  rVl.     Iimillii  l.nlt  11111I  ft«'!»  »iml  ihn 

vniAtipJii  livirrt  Miltfl.  Applii  »muh  i|r«  U « J 1  *■  ti  W  ■nnf«i« 
fi4  -  IpM.  IHiiK'itliiipliiitifi  VI.  Inj.  ihltit'*  Urllinil  ilar. 
fibfot.  711.     I«ml*  71,  Vrtpu  utrif  ||in   7«.     Aiiitpliltißi* 

mim  7  1.  |<  du  Aiiiiiiffn  ilr«  {««Uiittn  1  74.  ItirltmirU  7/1. 
IMnttfllilfil    lirt    ilni     llpiilrmip    Vrtil    171V    7^.      I.r|i1i«t|f. 

«•lUniifimi  •/'*.     AI lp,rnin(iif*  OriiiiiUrirMn  iIm  llrliaiiitlnug 

tlr«  ' I ' >  1  •  1  •  1 1 •  Mi.  Mlirkmlit  Hill  ullflnitipin*  llml  imlivU 
flunlli«  f  .nfi«r ii iiii«ifi  V|.  tff t.  ||v>.  (iinim^iMtn  inj,  Var* 
«Iniili  ilm  I  mit  «Im  Virlipril  li.l,  tlMiPift  lifililunaj 
•I«*«  T.  MuiiBpioMM  timl  fpnitfjiiiftiii  VI.  tili,  T.  uns- 
aptt  ahh  «lf  rehrii  in  tarnt  utatia  mattf|na  VI-  t-jn 

u 

firm*,  ItivMftii  ••»  t0irnv»Min  f.   ?ji.     Vnrnlt^runf  mit 
Intimi  liplmiiilpli  ll.fjü.    mu  lllti  II.  .lj. 


/  -nrtltitißt  l'f/ißf,  Pnlßfin  «Iura  vrn,  II.    I.    117.     Tnl^nn 

iinl*riliiidiii»r  I.  117.     Magnet  iaiiju*  *l«if|^g«iii  gnbiitiilit. 

I.   117      AriWf ihIiim«  f|p«  Galilei  ||.  g.j 
-•  timhwHrp,  liiuitttion   mir  AiMpiirntion  cIm  Pultet 

III.  71).  N|. 
f  ripJftuHg  ilunli  »Siililimit*  AflMhjk   UHil  frhltrllrtßMaO 

I.   tjf).     llpiluiiM  «ml  Maatt  lUtaclban.  ibid. 
/  hktrHiM,    Vef«lnii  Iiuii*  «laftnlban  mit  lUr  Krlaunpaii. 

VI.  ii,|. 

W. 

t1'iififiAttwt   Wildungen  <l«t  Waiaara  baitti  W.  t.  1.19.  ifl. 

mgntiiiimlif  lim  'l'rinli  ilnr  Waluitiiinigim  lieh  im  Wai- 

•ni    hu  •tiirtPit   |.    17. 
P1\iww,  Aflllilnt  pin  Millnl  ilagrtgiMi   Ifl.   194. 
W,m*r,   llniliiiniul  baiin  WmIiimiiiii   I.  |.    Kult  ilnt  Wai- 

M<tlini|M  \\.     Iiünpjt    nlclil    blna  ab  vrni  ihr  'IVinparnitir 

llllfl    JlfUltlJlflllltlftfMI  I,  ^.  fi.    vl«4lci«lU  NOtt7*l%%\*\ME\%W 

•/»«#•■,  jr xx  viii.  0.  •.  ti.  \t 


Wirkung  du  innen  Gebraucht  6.  7.  gegen  Hj 
choqdrie  8.  diätetischer  Gebrauch  i&V  22.  Unter 
aen  desselben  ist  ein©  Urttch  'der  häufigen  enuüo 
chen  Krankheiten  der  Kinder  34* 

Wauwnympken,  Nutzen  derselben  II.  79. 

Wajuwieht  HL  3a.    acute  34.  J5.    s,  Hydrops. 

Wemrscktu,  Bemerkungen  darüber  IV,  97,     Krankt« 
geschienten   xoo  —  in.    Symptome  94.    io3-    8^ 
.  durch  Bintlaasen  V.  93.  Verwandtschaft  derselben 
Gastritis  L  11.3, 

Wechselfilber,  über  den  Gebrauch  der  China  gegen 
selbe  1,  73,     quartana  triplex  I,  87»    boaartiges  di 
Sumpfiuft  entstanden  IV.  88  —  92.     epidemisches 
33»     vertritt  die  Stelle  des  Typhue  Vi.,  120..    Weck 
lieber  mit  China  factiti*  geheilt  II.  6, 

T. 


literarischer  Anzeiger. .* 

* 

Vorläufige  Anzeige  der  Herausgabe 

...  ..  von 

Mefiine^a-   Natursystem 


D< 


Fa  ich  mich  entachloaien,  mein  'Natursysteros  wel 
ich  auf  den  Grund*  meiner  seit  49  Jahren   gem 
ten  Entdekkungen '  tmet  £rfahrungen   niedergeeenci« 
habe,   durch  den  Drück  der  Mitwelt  und   Nachwelt 
übergeben;  so  mache  ick  solches  vorläufig  bekannt, 
luge  die  Erklärung  bei:  daie  ich  mit  den   daau    gel 
gen  ren  mir  yerfalften  Manuskripten  die  gänsliche 
tung  der  Herausgabe  dem  Profestor  Wolfart  aus 
•onderem  Vertrauen  übertragen  habe« 
Konstan*  den  37.  Februar  i8*3. 

Mesmer. 

Nur  der  Drang  der  Zeit  und    naher  Kriefserei 
•e,  deren  ?oYg%  «Utf*»e&äv%  tUounung  dee  fi 


awiacliea    iem  zr^azen   LM:s*l    -■•i.*^**    L-i--* 
r,  bewo^  -ni-  -.    lie  o£Xe.u:.:ae    jr*.ii:.::ps«n.-*:i4      -'^ 
lender  £i.k.anins:  jh      :«  -v.  T^r*c.ii#'*»n       -^  u    '  ~',~ 
^ffn^a  iJte^   :L»-!\i- :i*t*-j<i«-n    »•i*nrren   a.:  ".».-.■  **•■**    -*•     ^"^ 
gnerimuf  au  anciurpcnen.  die  rfKraui^^Jc  i*.-i<r»    i*  -r-*- 
awsch*»    und.    iioraüicne    Weit    iietcainatiig    ■*«* ine*»»**** 
"J&mtmapieau,    ^azu  .ch  die  JIauuj.ji:'ie.   :h*1*4    :X  -•***" 
•eher,  theiis  :a  .ranzusis- her  .ipracae  au.*-.aj.i*.    *,uv'*'1* 
gta  hibfl ,    •ouaiti  als    m--siich   ja  "-'umi-,«.    ■»*  ****    "' 
die  Wissenscr.att    irjerhaupt.  :ur  die  ;liv.ü--a«*  .ueoee«  rä- 
dere §o  TTTcbiuei  ~C  r  er  nehmen,    .uit  *.a    mi'a  .  i  *«*»** - 
ben  nur  durrh   -ite  riereonücne  aahrrn  ili»k*ttiii*c-i«>'C    »*»«■ 
dem  Wrtaner  «gewachsen  :uiueu    Ur  .  «red   -^'»   ■*"ir   a*~ 
durch  Gei^^neit  « in»«.    ^nsUch  m  «et:i«*u  .ü«hwä*''S 
söiundringen,   and  selbst  die  Art  ieuiea  Auadituka  g*u** 
aa£n  fassen.   — 

Indem  :cn  nun  bei  der  Uebernahuin  dieeer  nur  au- 
Yennuten  rieriusgabe  Lediglich  ien  i^wKi  haaa.  :«»«.» 
damit  verbundene  VLihe  .iem  <thmirdi«ea  V*iia*»*»'  sft- 
suehmen,  de<nit  desselben  ftaüe  in  muium  tiouda  Al- 
ter auf  keine  Wai-e  mehr  jgesiür!  wintern  mo'.;«.  «*rka»e 
ich  sogleich:  daLf  dies«*  ei*jentuü.ni:i  hd  Wdr%  9U  ram. 
als  ea  aeraem  Urquell  entspringen  iai.  -isr  Aau  iiui^o- 
theilc  werden  soll.  Deshalb  wird  au»:h  am  Ij»"  i^' 
achea  Ausgabe  eine  rruisöetoeh«  «rs«:hrtiarfn  ,  dauni.  *»ei 
heaonderer  Bezeichnung  dessen,  wn  ia  ;eder  Aui^üt 
Originaltext  ist,  auf  jeden  Fall  alles  **  an  da«  L.kUi 
trete,  wie  solches  ursprünglich  teutach  oder  ümmaj»»  u 
▼on  dem  Verfasser  niedergeschridhen  werden.  Uai  Li« 
haltt  vetseichnifs ,  woraus  i<:h  nur  fnLfr-a.'.rt«  hmr  aushe- 
be, kann  übrigens  den  Sinn  uad  die  llei»:ühaln-k.eu  (Im 
Werke  bekunden. 

Zum  ersten  physif.hen  Tbeil  gehörend  All* 
gemeine  Ideen  über  Scoif  and  ßawe^un^  An*»«udu*g 
derselben  auf  die  Entwicklung  dar  Natur  -  \  «»u  den 
Eigenechsftea  der  organisircen  Km|ietj  »«* 
dem  Zusammenhang;  von  dar  Fedeikfeii»  »••••  da« 
Schwerkraft  der  Körper;  Theoria  der  f!idk««g«l  *  '•»*» 
die  Kometen;  über  rt>n  .VCagncc,  ub-f  Ebbe  uiu!  Huib; 
über  die  Warme;  Über  das  teuer  iib»i  daalulu.  üb.  1 
die  Elektrizität;  über  den  aligvmui««»  Usm'»^»«'""«.  d°* 
Natur;     über    den    rhieri«th«ii    Mafliisii«*"11"'  Ncni 

Menschen:  üb<r  die  N*i%— .  .»U«  diu  MuAelüe'  c.  . 
über  die  Reizbarkeit ;  über  Ji«  *'"•'••  *.,.«  inneni  Siuu  ; 
▼on  der  Empfindung  ited  «»m  li«ib»"..  »h«  «>•■"  1«" 
etinkt  und  das  Vorgeiuhl,  hü»»  d«  U.i.heu  und  den 
Schlaf;  über  Geiuadbtu.  Ls««u  ""«  Kj-ukbuii.  —