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Journal
d>er
'practischegi „~--~
Arzneykonae
und
Wundarzneykunst
herausgegeben
von
C. W. Hufeland,
Königl. PreuCi. Staatsrath, Ritter des rothen Adler-
Ordens dritter Klasse« wirkl. Leibarzt, Professor der
Medizin zu Berlin, Director der Königl. Med. Chirurg.
Academie für das Militair, erstem Arzt der Charite',
Mitglied der Academie der Wissenschaften
etc,
und
K. H i m I y,
Professor der Medizin zu Göttingen, Director
des klinischen Instituts etc.
XXXVIII. Band.
Berlin i8i4'
In Commijiion der Realschul -Bud&*e&&\xt^
An die Leser.
Vyir haben ein Jahr durchlebt, groß
durch Thaten und durch ungeheure An-
atrengungen eines Volks, daß Alles opfer-
te, um das Höchste und Heiligste zu er-
kämpfen Ein solcher Zeitpunkt des blu-
tigsten Kampfes ist nicht der Zeitpunkt
für litterärische Arbeiten. Wenn das
Schwer d herrscht, ruht die Feder. — Der
Herausgeber selbst war das ganze Jahr
hindurch abwesend von Berlin, aller Buch-
handel, Korrespondenz und litterarisches
Verkehr gehemmt, selbst die Druckerei
ohne Arbeiter, die auch es rühmlicher
gefunden hatten, dem Vaterlande, als der
Presse zu dienen. Nothwendig mufste dies
alles eine Stockung in der Herausgabe
dieses Journals hervorbringen, die die
Leser wohl einer solchen Zeit zu gute
halten werden.
nen Nutzen beim PVahnsinn. Der Ge-
brauch ist nicht neu* Vielmehr finden wir,
dafs schon die 'alten Aerzte das häufige Trin-
ken von kaltem Wasser gegen Melancholieen
und Manieen ganz vorzüglich empfahlen*
Sie glaubten , es wirke durch die Auflö-
sung stockender oder verdickter Säfte im
Unterleiber Diese iirklärungfcart vetwarf die
neuere Schule, und somit verwarf und ver-
gab man auch das Mittel, vergessend, dafs
bei der! Alten nicht, wie jetzt gewöhnlich,
die Theorie die Erfahrung, sondern die Er-
fahrung die Theorie machte, und also ihre
faktischen Wahrheiten immer höchstschätzbar
bleiben, man mag auch über ihre Theorie ürthei-
len wie man wilL Eine Bemerkung, im vor-
beigehen gesagt, die sich quf sehr viele an*
dere Gegenstände anwenden läfst, ün4 die es
sehr wünschenswerth macht, dafs man einmal
anfangen mochte* die Schriften der Alten in
diesem Sinn zu studiren, und, abgesehen von
aller Theorie, ja aus aller theoretischen Um-
gebung hervorgezogen* die faktischen Gold-
körner rein herauszuheben, die sie so reich-
lich enthalten. ,
Unstreitig liegt, im Wässer eine ungleich
Kraft > als wir bisher geahndet haben«
— 5 ." —
Wer hat noch je die wunderbar belebende
Kraft des einfachen Wasserbades, wer die
außerordentliche mit nichts zu1 vergleichende
Wirkung desselben in Krankheiten, und zur
Rettung des Lebens, beim Typhus, bei Kräm-
pfen, bei Atrophieen etc befriedigend er-
klärt? — Sonderbar genug, hat man sie al-
lem andern zugeschrieben , nur nicht dem
Wasser selbst Die gewöhnlichste Meinung
war, die mit dem Wasser verbundene, und
dadurch dem Organismus mitgetheilte, freie
Wärme bewirke diese groben Dinge durch
ihren -Reiz ; daher man auch eine Sfeit-
lang das kalte Bad, als blos Wärme entzie-
hend, und also schwächend, fast vergafs. —
Aber ich frage, wie geht es denn zu, dafs
das Bad, sowohl kalt als warm gebraucht, be-
*
lebend und stärkend wirkt? Wie könnte bei
dieser Voraussetzung ein Bad belebend wir-
ken, was, wife das gewöhnliche laue Bad, ei-
nen niedern Grad der Wärme als der Orga-
nismus , ja als die umgebende Luft, ' hat ?
Müdte ein solches Bad nicht die Lebensthä-
tigkeit herabstimmen, da es, nach den Ge-
setzen des Gleichgewichts, nothwendig die
dem Organismus beiwohnende Wärme ver-
mindert, und also ihm einen bedeutenden
A«
/ - 4 -
Theil dieses wichtigen Lebensreizes entzieht?
— Und doch habe ich bei typhösen Fiebern
im SSommer, wo die innere Wärme weit über
ag und die äufsere der Atmosphäre auf 28
stand, Bäder von 26 Grad mit dem auffallen-
dsten Nutzen von Belebung und Stärkung
angewendet. Und, ist es blos die Wärme,
warum thut denn warme Luft, warme Bedek-
kung des Kranken, nicht dasselbe ? wovon
wir aber gerade das Gegentheil, Schwächung
und Erschlaffung sehen.
Man hat ferner die in dem Wasser auf-
geteseten und enthaltenen Bestandteile als
das einzig wirkende betrachtet* Abetf, so
sehr ich zugebe, dafs durch Beimischungen
rerschiedener Art dem Bade verschiedenarti-
ge und höchstwirksame Eigenschaften mitge-
theilt werden können, so wird doch niemand
von einiger Erfahrung leugnen, data das
reine Wasserbad Wirkungen hervorbringt, die
oft alle die gemischten übertreffen, und dafs
man durch blödes reines Wasser beim höch-
sten Grade des Typhus die schon ersterben-
de und durch nichts mehr zu erweckende
Lebenskraft beleben, bei Atrophie und Rha-
chitis, Gicht, Hautkrankheiten, die Thätigkeit
des Lymphsystems, der Reproduction , der
Hautfunction, der Secretionen, wunderbar er-
heb ea und reguliren kann.
Alles dies hat bei mir schon • längst die
Ueberzeugung hervorgebracht, dafs die vor-
züglichste, die belebende, Kraft des Wassers,
dem Wasser als Wasser selbst angehöre, und
ihm als Element eigen sey, abgesehen von
seiner Temperatur Nebeneigenschaften und
Beimischungen. Ist es nicht sonderbar, daft
man bei der atmosphärischen Luft ohne Be-
denken das Element selbst, in seiner Mischung
aus Sauerstoff Kohlenstoff und Wasserstoff,
als das wirkende annimmt, und bei dem Was-
ser nicht? Ist es nicht eben sowohl wie die
Luft aus Sauerstoff Kohlenstoff und Wasser-
stoff zusammengesetzt, gleichsam eine verdich-
tete Luft, und ist es nicht eben so wahrchein-
Hch und den Gesetzen des Lebens analog, dafs,
ao wie dort in der Lunge, hier beim Baden in
der ganzen Oberfläche der Haut eine Zerset-
zuog erfolgt, wodurch dem Organismus Sauer-
stoff, Wasserstoff, und wer weifs wie viel uns
noch unbekannte Stoffe, mitgetheilt werden,
welche unmittelbar auf das Lebensprinzip und
die Grundprozesse des Lebens wohlthätig
einwirken? Genug, dasselbe Pabulum viiae,
— 8 —
verbreiten, die Reproduction im Ganzen oder
Einzelnen zu verbessern, oder neue Schöpfun-
gen zu bewirken sind, ist Wasser die unent-
behrliche Bedingung. Und wie wenig Krank-
heiten giebt es, wo diese Bedürfnisse nicht
statt finden? Zuverlässig wirken unsere Brun-
nen - und Ptisanenkuren eben so viel durch
die Menge des Wassers, die sie in den Kör-
per bringen, als durch die, oft sehr unbedeu-
tenden, Bestandteile, die sie enthalten, und
gewifs ist der gluckliche Erfolg, den die äl-
tere Medizin bei der Kur der Krankheiten
von Abdominalverstopfungen und Dyscrasieen
(Schärfen) hatte, grofsentheils der Menge von
Flüssigkeiten beizumessen, die sie dabei in
den Körper brachten, und die die neuere
Medizin zu sehr vernachlässigt.
Schon Iheden hatte mich auf den Ge-
brauch des reichlichen kalten Wassertrinkens
beim hohen Grade der Hypochondrie auf-
merksam gemacht» Er erzählte mir selbst, er
sey in seinen frühem Jahren äufserst hypo-
chondrisch gewesen mit vielen Verdauungs-
beschwerden, die Krankheit habe endlich im
vierzigsten Jahre einen Grad erreicht, dafs sie
bis zur heftigsten Schwerin uth gestiegen, und
ihn mehrmals in Versuchung geführt habe,
— 9 —
sich das Leben iu nehmen. Hier habe ihn
endlich da* Gefühl innerer Angst auf den Ge«
danken gebracht» viel kaltes Wasser iu trin-
ken; dadurch sey die Angst gewichen, er
habe immer mehr getrunken, und so sey end-
lieh Hypochondrie und Verstopfung so ganz*
lieh verschwunden, dafs er seit der Zeit (er
war 80 Jahr alt, also in einem Zeitraum von
40 Jahren) nie wieder einen Anfall gehabt,
und statt einer schwermlithigen, einer bestün-
dig heiteren und frohen Stimmung genossen
habe. Er hatte aber euch dieses Waisertrin-
ken, pder vielmehr diese Wasserfluth, bestän-
dig fortgesetit, denn er trank täglich 8 bis
to Quart (34 bis So Pfund) frisches Brunnen«
wasser, freilich auch eine bis swei Bouteillen
Wein dabei, welches jedoch unumgänglich
nothwendig war, wenn die ungeheure Was-
sermenge ihm nicht den Magen schwachen
und aufblühen sollte.
Ein Frauenrimmer von a6 Jahren, san-
guinischen Temperaments und Konstitution,
und von Übrigens gesundem, wohlgebauten
Kürper, hatte das Unglück gehabt, sich von
ihrer Jugend an der Onanie su ergeben, und
dadurch nach und nach ihre Gesundheit aufs
lubgrste su aerrtttten. Sie nahm endlich ihre
**- io —
Zuflucht zu mir, in einen* Zustand, der der
Verzweiflung nahe war« Ihr Hauptleiden war
eine heftige Angst, die sie forttrieb, ohne zu
wissen wohin, Verwirrung der Gedanken,
Schreckhaftigkeit, beständige Krankheitseinbil-
dung, schwerer Stuhlgang, öftere Schmerzen und
* Spannungen im Unterleiber mit dem Gefühl in
nerer Hitze verbunden, besonders aber ein be-
ständiger Reiz der Genitalien, Nymphomanie,
wozu sich sehr häufig äulsere Anschwellun-
gen und Phlogosen dieser Theile, auch eine
periodische Schleimabsonderung, oft mit be-
trächtlicher Scharfe, gesellte. Uebrigen* war
ihr Körper gesund, und ihre Menstruation in
Qrduung, nur immer mit Krämpfen und Zu-
nahme obiger Zufalle verbunden* Dw Un-
glückliche war schon mehrmals dem Selbst-
morde nahe gewesen; aber die wahre. Ursa-
che ihres üebels ahndete sie nicht, sondern
peinigte sich unaufhörJich mit der Idee eines
inneni Schadens« eines krebsartigen Uebels, im
Laibe, lcj^ machte sie zuerst auf die wahre
Quelle ihres Lebeis aufmerksam* überzeugte
sii* von der Gefährlichkeit derselben, und
Hmctue sie zu dem festen Entaehiula» die Sün-
ihst uie wieüer zu begehen, Aber aun war
diu groUe AuA&aüe* witr die nun. im J2feF*i~
•"- II -*
sehen und poch mehr iqi Psychischen erzeug«
%e ^Zerrüttung zu heben sey, welche letztere
schon in Melancholie übergegangen war, und
um so bedenklicher war, da in der Familie
schon ein Fall von wirklichem Wahnsinn exi-
atirte. Offenbar war Schwäche mit äufserst
erhöhter Sensibilität des ganzen Nervensy«*
Sterns, ganz besonders aber des Uterin - und
Abdominalsystems, der Hauptgrund ihres Lei-
dens; dazu gesellte sich aber ejn höchst reiz-
bares und noch energisches ßlutsystem, INei-
gung zum phlogistischen Zustand, besonders
zur Abdorainalplethora und davon herrühren/*
de Hämorrhoidalcongestionen. Pie Idee der
Kur mufste demnach seyn, Sensibilität und
Irritabilität herabzustimmen ,. die Nerven 311
stärken, vor allen Dingen das Gleichgewicht
des sensiblen Systems, und insbesondere zwi-
schen der psychischen und physischen Seite
desselben, wieder herzustellen, und ^iß Blut«-
congestionen im Unterlelbe zu vermindern«
Die besten Mittel dazu waren, nach meiner
Erfahrung, die Schwefelsäure (und zwar das
Eliopir aeidum Hulleri) leichte Aufgüsse von
Valeriana mit Extrt Hyoscyami, zwischen durch
zur Verminderung der Abdominalvollblütig-
keit eine Dosis Schwefelmilch mit Cremor
]
_ IS _
Tartan, und das Öftere Waschen der Genita-
lien mit kaltem Wasser, auch mit einer Mi-
schung, die ich bei solchen Fällen eines ona-
nitisch erhöhten Geschlechtsreizes bei beiden
Geschlechtern vortrefflich gefunden habe :
fyt. Aqu. Laurocerasi, Saturnin. Qoul. Acet.
Vin. ü, viel körperliche Bewegung und Luft-
genurs. Diese Mittel wurden anhaltend meh-
rere Wochen lang gebraucht, sie leisteten et«
was, aber nicht viel* Das Hauptleiden blieb
der übermäfsig erhöhte Geschlecbtsreiz, das
Gefühl einer brennendem Hitze im Uterinsy-
stem und Unterleib, und di* peinlichste Angst
mit Gedankenverwirrung. Diese innere Phlo-
gose mit der Angst brachte mich zuerst auf
die Idee, ihr in solchem Falle das reichliche
Trinken von kaltem Wasser zu empfehlen.
Sie that es, und es bewirkte ihr auffallende
Erleichterung. Ich rieth ihr, es nun regel-
mäfsig und so reichlich, als es ihr möglich
war, fortzusetzen, und sie stieg allmähtig bis
zu 16 — ao Pfund täglich, mit der sichtbar*
sten Besserung ihres Zustande«. Um dabei
den Tonus des Verdauungssystems zu schonen,
Hefs ich ihr das Infusum Valeriana«, 6 Unzen
mit 'Tinctura Ghinae Whytt. §j. versetzt, täg-
lich einigemal dabei nehmen, und alle *> 3
— 13 —
Tage nahm sie ein Schwefelpulver. Dies wa*
ren alle Arzneimittel, die Hie seitdem erhielt*
die aber nur als Corrigentien des Hauptmit-
tels, des Wassers^ betrachtet werden konnten,
und die sie auch schon früher ohne Nutzen
gebraucht hatte. Die immer mehr zunehmen*
de Besserung und das unmittelbare Wollige*
fühl nach dem jedesmaligen Genufs des frischen
Wassers gaben ihr selbst auch ein solches Zu*
trauen zu dem Mittel, dafs sie es mehrere
Monate ununterbrochen, und in eher gröfse*
rer als geringerer Menge täglich fortsetzte;
und wie groTs war mein Erstaunen und mei-
ne Freude, als sie nach dreimonatlichem Ge-
brauch, mir mit dem gerührtesten Herzen und
frohesten Muthe ihren Dank für ihre gänzli-
che Wiederherstellung brachte« Die Angst
hatte sieb gänzlich verloren , ihre Seele war
ruhig und ihre Gedanken geordnet, so dafs
sie alle ihre Geschäfte mit Konsequenz iind
Pünktlichkeit verrichten konnte; der Erethis*
mus der Genitalien war gänzlich gehoben)
un<J mit ihm auch die äufsern Affektionen
und Absonderungen; die Spannungen und
Schmerzen im Unterleibe waren verschwun-
den, und ihr ganzes Wesen, was vorher tiefe
Melancholie und Verzweiflung erfüllte, stellte
- M -
jetzt das BiM der Freude und Zufriedenheit
dar« Sie fühlt -Sich aber auch so glücklich
bei dem Gebrauch des Wassers* und ist von
dessen Kraft So überzeugt, dafs sie dasselbe
um alles in der Welt nicht aussetzen würde,
und so hat sie es nun ein Jahr lang fortge-
setzt, und sich bei dessen Gehrauch ununter-
brochen völlig wohl befunden.
Eine Frau von 30 Jahren* von wohlge-
nährtem Körper und sanguinischer Konstitu-
tion, in frühern Zeiten völlig gesund, hatte
das Unglück bei ihrer ersten Schwangerschaft
vor 4 Jahren im vierten Monat zu abortiren,
welches phne alle Ab Wartung . und Behand«*
lung geschah* Seitdem blieb ihr der Leib
stark, und fand sich all mählig eine Kränklich-
keit ein, zu der sich zuletzt eine eigene
Aengstlichkeit und Furchtsamkeit gesellte, die
am Ende in wahre Melancholie übergieng.
Es entstanden unwillkührlich peinliche und
schwere Gedanken, denen sie nicht widerste-
hen konnte, sie safs ganze Tage in . Thränen,
und schon fing sich an, zuweilen eine gänz-
liche Verwirrung ihrer Ideen zu zeigen* In
diesem Zustande sah ich sie nach dreijähriger
Dauer des Uebels zuerst. Ihr Aussehen war
noch gesund und wohlgenährt, die Funktio-
BSn de* Organischen Lebens in ziemlicher1
Ordnung, nur die Leibesoffnun^ selten und
Schwer, die Reinigung äüfserst kopios, , und
der Lei!) gespannt und aufgetrieben. Bei ge-
nauer Untersuchung, fand sich in der linken .
Seite in der Tiefe eine Geschwulst, die" sich
vom linken Hypochondrion bis über das Bek-
ken erstreckte, fest aber unschmerzhaft war«
Es war nicht zu bestimmen , ob es die Milz
oder ein damit zusammenhängendes Steatom,
oder da* Ovarium war, welches im vergrö-
fserten Zustande eben solche Erscheinungen
darbieten kann« Es waren ihr früher schon
von andern Aemen die stärksten Resolven-
tien, selbst Mercurialmittel innerlich und in
Einreibungen bis zur Salivation, ohne allen
Erfolg, angewendet worden. Ihr Uebel schien
theils in der Zerrüttung ihres Nervensystems,
theils in den organischen- Fehlern des Unter-
leibes begründet, die als Störer der Nerven«
funktionen wirken konnten. Ich verordnete
ihr eine Auflösung von Extr. Tarax. Terr.
foliata . Tartari und Extr. Hyoscyam. mit
Valeriana, und Einreibungen von Uhguen-
tum nervinum Fh. Paup. , und als darauf
nach einiger. Zeit keine Besserung, erfolgte,
das frische *Wa$$eT, nach und nach bis zu
- ■ i6 -
_» > i
6 Quart (18 Pfund) täglich steigend. Der Er-
folg war auffallend , keines unter allen Mit-
teln hatte diese Wirkung hervorgebracht« Die
Angst, die peinigenden Gedanken verloren
sich, es kehrte wieder Ruhe', Ordnung des
Denkens, zuletzt Zufriedenheit und Freudig«
. keit in ihre Seele zurück, und n|ch dreimo-
natlicher Fortsetzung erschien sie ä\$ ein völ-
lig umgewandeltes Wesen* Was aber vor«
/ züglich merkwürdig und erfreulich war, war
nicht nur die , Verminderung und Abnahm?
'des vorher aufgespannten Unterleibes, son-
dern selbst eine deutliche Abnahme der in-
nern Verhärtung* Sie hat nun die Wasser-
kur in denselben Dosen beinahe ein Jahr
lang ununterbrochen fortgesetzt, ihr Geiaüths-
zustand ist, kleine Anwandelungen ausgenom-
*
men, völlig ungestört geblieben, und die Ver-
härtung ist wenigstens um die Hälfte verklei-
nert; auch ist ihre Leibesöffnung viel regel-
mäfsfger, nur die Menstrua $ind noch zu stark,
wogegen' ich aber absichtlich nichts habe thun
wollen, da ich diese Ableitung noch für nütz-
lich halte. Bei der ganzen Kur hat sie nichts
als die obige Mixtur, und zwar sehr unter-
' krochen und wenig, gebraucht, ao dafs man
die
- /7 -
die ganze Kur der Kraft des Wassers »hzu*
schreiben hat. •
. Merkwürdig ist der Zug, defi eine Menge
hypochondrischer und schwermüthiger Men-
schen zum Wasser hat,und die ganz besondere Er»
leichterung und Befreiung vomDruck des Lebqoi
und der Leiden, die sie darin finden« Wer hat
nicht woKl einmal beim langen Verweilen und
Hereinblicken in ein schöne» Wasser diesen
Zug gefühlt, den Gothe so herrlich und wahr in
• seinem Fischer schildert, und den die* Volks-
sage in ihrer Wassernixe ausspricht? Selbst
i
der Selbstmordsschwermtithige fühlt ihn, und
ich erkläre mir die häufige Todesart demsel-
ben im Wasser weit weniger aus einer Ab«
sieht sich dadurch das Leben zu nehmen , als
aus diesem unwiderstehlichen Zug und ei-
nem dunkeln Gefühl , im Wasser allein sejr
Hülfe und Rettung für sie. Dies hat mir eine
melancholische, 4 nachher geheilte, Person
selbst versichert, dafs sie mehrmalen in de*
Nacht durch einen unwiderstehlichen Trieb,
als könne sie da allein Rettung von ihrer
Angst finden, zum Flusse hingetrieben wor-
den aey, aber dann, wenn sie auch, wie mehr-
mals geschehen, sich schon hineingetaucht
habe, jedesmal eine besondere Erleichterung
Job». XXXVlil. I. i. $u B
— i8 •?- ■
verspürt,, wieder Besinnung, und L^beosliebe
erhalten habe, und gestärkt und beruhigt. zu*»
rückgeke^rt $ey. „: - .
^ Jeder Arzt, der sicHJftiitr solchen Kranken
beschäftigt hat, kentot die Wunderbare Wir-
kung ' des Badens und Begießend demselben
ihit "kaltem Wasser. Man Schreibt sie blos
auf Rechnung der Kälte* Mir scheint die in-
Here! Spezifische, äuF eigne Art das Leben und
das Lebensgerdhl ergreifende Natur des Ele-
tnents bei weitem mehr hierbei zu thun* '
. Ick kann diese .Gelegenheit nicht vorbei
la&$fty;f ^pfrne an den diätetischen Gebrauch
des Wassers zu erinnern, den der einige Zeit
verbreitete Irrwahn, das Wasser b!os als eine
Schwächende Potenz au betrachten, fast ganz
• verdrängt hat, besonders itf Betreff der Kia-
f der. ..Ehedem hielt pian das Wasser für das
einzjg schickliche Getränk füt Kinder ; nur sel-
ten bekamen sie Wein und Bier; ja, es war ei«
ne Hauptregel, um Kinder gesund und stark zu
machen,, ihnen keinen Wein zu geben. „Absti-
neat Venere et Viao puer." Jetzt wird das Kind
eben so sorgfältig für Wasser bewahrt, dage-
gen an Wein und Bier gewöhnt ; selbst Was-
ser darf es nur mit Wein vermischt trinken.
— 19 —
leb glaube , ftchon ein flüchtiger 3]&dk)fjauf
diet Jugend der jetzigen . und die Jugend
der altern Zeiten kann uns zeigen, welche
Diät stärkender auf die Kinder wirkt. . Aber
ich will es auch beweisen; und ich stelle gjs-
&detu den Grundsat« aufs Wassertrinken in
der Kindheit und Jugend legt den Grund zu
einem dauerhaften und alle? vertrsgandfQ
Magen , so . wie zu einem gesunden ; ftöffieff
für das. ganze künftige Leben; Weintunken
in der Kindheit «und > Jugend thut das, Oegen>r
theil . und lygt den Grund zu Schwäche und
Kränklichkeit sowohl des Magens als . de*
Ganzen« . ..•'..
Denn einmal, was heilst denn ein »guter
Magen? Ich glaube der. der alles Vertragen,
alles verdauen kann,, was dem Menseben da*
zu gegeben ist. . Dazu gehurt unstreitig ein
gehöriger Grad von Sensibilität und Irri-
tabilität , assimilirende und reproduzirende
Kraft« Je vollkommner alle diese Verhältnis-
se vorhanden sind, je mehr und je leichter
sie in sich selbst, ohne äufsere Beihülfe, auf
ihre Bestimmung, die Auflösung und Meta-
morphose der ihnen dargebotenen Aulaen»
dinge, zusammen hinwirken, desto vollkomm*
ner wird die Verdauung soyn, und desto mehr
B »
_ ao —
wird der Magen das Attribut eines starken
Mag&äs verdienen. -Bei einem Kinde ist aber
'zur Erregung jener Thätigkeit die Reizkraft
der gewöhnlichen Nahrungsmittel und des
Wassers vollkommen hinreichend, und bleibt
man dabei, so erhält man dem Magen? die£e
jugendliche Frischheit' und Erregbarkeit auch
fiir die spätem Jahre; Gewöhnt- man ihn
aber schon in dieser. Periode an Wein, also
, den stärkern Reiz, so ist die natürliche Folge
die, dafs er die Fähigkeit verliert vom schwä-
chern Reiz., dem Wasser und d?n wäfsrigeri
Nahrungsmitteln, afficirfc zu werden, so wie
- die Zunge und Riechorgane, die wir an hefti-
ge Oeschmacks - und Geruchsreize gewöhnen,
rtriefzt' %den- Sinn für feinere- Eindrücke der
Art v^erKerefc; er wird sie 'folglich nur müh-
sam und nur unvollkommen verdauen. So«
nach wird also ein Magen, ' der ans Wass'er
gewöhnt ist, und, um mich so auszudrücken,
den Grad der Wasserreizbarkeit hat, Empfäng-
lichkeit und Reactionskraft auch für alles ande-
re* höherstehende haben, und es leicht und gut
verda*uenr d. b. er wird ein guter Magen seyn;
während der an den Wein frühzeitig gewöhnte
und nun den Grad der Weinreizbarkeit habende,
nur für stärkerreizende Stoffe Sinn und Kraft
— Ol —
haben, also nur eine Klasse von Nahrmsgamitv
teln gut, die niedrigerstehenden aber sofaleöht
oder gar nicht, verdauen wird, d. h. er wird ein
schlechter Magen seyn. Dies bestätigt uns
die Erfahrung vollkommen. Das erste ist,
dafs alle in der Kindheit und Jugend an Wein
und Bier gewöhnte Magen kein Wasser Ver-
tragen können; sie bekommen davon Druck,
Spannung, Aufblähung, es liegt ihnen scbw»T
im Magen, welches nichts anders, heilst,
als ihr Magen hat nicht die zu dessen Ver-
arbeitung erforderliche Reizbarkeit ; sie verlie-
ren also schon den unschätzbaren Vortheil,
Walser trinken zu können, welches auf Rei-
ten und in Lagen des Lebens, wo man nicht
immer Wein und Bier haben kann, ein sehr
grobes Uebel ist. Eben so wenig vertragen
sie Zugemiilse, Obst, Suppen, aus demselben
Grunde, und mit denselben Beschwerden;
und endlich sind sie immer mit Flatulenz be-
schwert, wenn sie nicht durch Wein und
Fleischdiät zu Hülfe kommen. Das sind denn
die Magen, Weinmagen möchte ich sie nen-
nen, welche rohen Schinken und haltgähres
Rostbeef ganz vortrefflich verdauen, aber *v*m
einem Löffel Suppe oder Spinat die ge^al^
tigsten Beängstigungen, Magenkrämpfe urhal»
— 7>% —
ten?r;»ad dies kann jch doch, feinen gutert
Mögen nennen, denn dazu- gehört dafe er al*
ies, nicht »blöi das harte «und starke, sondern
ftBich das weiche und «oHwache gut verdauet,
welches beim Wasaerrnagefc der Fall ist.
^Außerdem finde iah aber auch, . dafs ein
an> Wasser, besonder* früh und Abends, .ge-
wöhnter Magen, weit weniger an Verschleiß
mung, 'Vergällung und anderer gastrischer
Verderbnifa leidet, welches unstreitig daher
rührt , weil dadurch die gastrischen Absonde-
rungen weniger in ihrer Integrität ajteritf
und die erzeugten Unreinigkeiten gleich ,ia
ihrer Entstehung weggespület werden» denn
ich sehe nicht ein, warum man, wenn man
nuXfdie Wee; nicht zu weit treibt, den Magen
des Morgens nicht eben so gut von locker
aufliegenden Unreinigkeiten, auspüleu kannte,
ftlfcukp- Mund, . ' •■ ■
..d Endlich aber bitte; -ich. nicht zu verges-
sen, die Wirkung auf den ganzen Organis*
naus. Es bleibt ewig wahr: Vinum, Jap *e-
num; iac, vinum infantum. Milch und Was-»
seralfein sind die der Reizbarkeit des Kindes*-
alttra angemessenen Und von der Natur be-
stHufettfu. ^Getränke, -. Welchen ungewohnten
undf'&r die Reizbarkeit .des .kindlichen Blut-
will N er vensyttettts tifel <W starken Reit niüfii
da« Wein- und 4eh<fti das starke Biertrinken
hervorbringen! Mbfs nicht dadurch theils die
Sensibilität viel zu itntk aufgefegt, manche
ihrer Entwickeltingen (Geschlechtstrieb ins-
besondere) betfchfaraigt, ' dadurch der Grund
xü Arionialieeft ' del* Nerventhätigkeit , Kram-
pfen etc. gelägt, vtrid folglich eben dadurch,
anstatt, wie wir faWchlich hoffen , die Nerven
zu starken, der Grund zu ihrer Schwäche ge-
legt- werden? iünä eben so Sehr wird das Blut-
system dadurch nachtheilig affizirt, seine Heiz-
barkeit und Energie übermäfsig erhöht, und
das Blut selbst mehr erhitzt und phlogistisirt,
folglich mehr Neigung zu Blutcongestionen
und entzündlichen Krankheiten hervorgebracht«
Dies alles wird durch das Wassertrinken ver-
hütet, sowohl das Nerven* als Blutsystem im
Gleichgewicht erhalten, in seiner ruhigen Ent-
wickelung nicht gestört, und daher innerlich
mehr bekräftiget, die Leidenschaftlichkeit der
Seele selbst gemäfsigt, und so jene Excesse der
Bewegung und Krafräufserung verhindert, die
nur zu leicht bei Kindern in Krämpfen
und Entzündungen sich äuisern. Ist es nicht
jetzt, dem Himmel sey Dank, wieder allge-
mein anerkannt, dal's die antiphlogistische lio
- »4 -
bandlung bei Kinderkrankheit^ in der.R^gal
die beste aey? Und ist & nicht eben so ver-
nünftig und consequent, .*uph die diätetische
Behandlung antiphlogistisch, -einzurichten ? Ja
ich trage kein bedenken. zu behaupten, /cUf*
die in neuem Zeiten' auffallend, häufiger ge-
wordenen EntziindungskrankheiteiL der Kinder,
besonders die entzündliche Hirnwassersu^cht
und die Hautbräune» zum Theil auf Rech-
nung ihrer zu nahrhaften und zu, erhitzenden
Diät und des unterlassenen Wassertrinkens zu
schreiben sey.
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'.: «. fc .- . - n*
— a5 —
*«*. »
IL
Auswahl einiger merkwürdigen Fälle,
welche
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t
im königl. klinischen Institute der Universität
zu Königsberg beobachtet sind.
Von
»
Wilh* Reiner,
Professor der Medizin »u Königsberg.
In der seit dem isten Novbr. 180g beste*
henden klinischen Anstalt hieselbst, sind bis-
her 865 Kranke ,. theils auf Kosten des Jnsti-
tat es, theils auf Rechnung der hiesigen Ar-
men- Anstalten , welche mich wohlthätig bei
dem Bestreben zu helfen unterstützt haben»
theils auf ihre eigene. Rechnung behandelt.
worden« Es hgben. sich viele lehrreiche und
manche seltne Fälle unter dieser nicht gerin-
gen Zahl voa Kranken gefunden, und ich
— . *8 —
vollständig geheilt. Er war von mittlerer
Größe und robustem Körperbau, klagtä über
noch fortdauernde Schmerzen in der Brust)
hatte einen kleinen schwachen Puls, trockne
Zunge, Mattigkeit und grofse Schmerzen im
Bauche,, die zum Theil von einem ungeheo*
ren^Vesicatorio herzurühren schienen, welches
m/m dem Kranken über den ganzen Unter-
leib, sogar über den Nabel gelegt hatte. Der
.Appetit fehlte, der Stuhlgang war regelmäßig,
der Schlaf unterbrochen, der Kranke hustete
viel, warf blutige wä&rige Sputa aus, und
klagte über Angst. Ich besorgte einen lieber«
gang, der jetzt vorhandenen Nachkrankheit in
Typhus, . um so mehr, als sich zu den bisheri«
gen Zufällen* am aisten Mai grofse, die abend-
lichen Exacerbationen begleitenden Brustbe-
kleramungen einfanden, gegen welche ich Klj-
stire verordnete, durch die eine nicht geringe
Menge veralteter Faecum ausgeleert wurden,
und .Erleichterung, aber keine bleibende Hül-
fe entstand. Dabei nahm der Kranke klein»
Dosen stark excitirender Mittel, namentlich
Camphort Opium mit Ipecacuanha, Valeriana-
ol und dergl., und als die Brustbeklemmung
jeden Abend die Exacerbation begleitete, aber
eben so regelmäßig auch dem Gebrauche der
- aj -
ausleerenden Larements wich, so entschied
ich mich für die Anwendung des Quecksil-
bers,'in der Hoffnung, diesen Zufall, welchen
ich mir aus Abdominalleiden ableiten zu kön-
nen glaubte, dadurch zu beseitigen, so, dafs
idr alle fl Stunden zwei Gran Calomel mit
Zacker nehriaen liefs. Ich glaubte dies (am
i»5; Mai) um so dreister thun zu können, da
de? Kfrabke" heute wenig hustete, ganz unblu-
tlgtf Sputa auswarf, keine Schmerzen und mehr
Appetit hatte. Allein dieses Medicament ver-
schlimmerte den Zustand des Kranken augen-
scheinlich, indem schon nach zwei Tagen wie-
der blutiger Auswurf, Husten, Leib weh, spä-
terhin schleichendes Fieber, lebhaft rothe Wan-
gen, Decubitus, Deliria und ganz eiterig aus-
sehender Auswurf, am 3isten Mai zerfli eisen-
de Schweifse, Durchfall, Dyspnoe u. s. w. ein-
traten« Dafs gleich zu Anfang dieser Ver-
schlimmerung die Behandlung geändert wur-
de, bewarf kaum einer Bemerkung; ich liefs
Eichelcaffee, Salep, Nux Vomica , Klystire,
aromatische und Essigdämpfe zum Einathnien
gebrauchen, und fand, dafs sich dabei die Zu-
falle bald minderten, bald mehrten. Am 5ten
Junius war der Kränke sehr unruhig, hustete
viel, hatte Durchfall, phantasirte heftig in der
— oo
darauf folgenden Nacht, stand am 4* Juni früh
um 8 Uhr plötzlich auf, lief auf den Hausflur
und Hei dort« ohne einen Laut von sich zu
geben» todt nieder* Alle Belebungsversuche
waren vergebens* . . ■...•?■ fl«-..
Am folgenden Tage öffnete -jch dieuLgi*
che. Nachdem die äufsem Bedeckungen der
Brust weggenommen waren» guojl durcji
nen kleinen Einschnitt, welcher zum^eifs
den der Rippenknorpel gemacht war»
beträchtliche Menge dunkelrothes Blut. Nach
weggenommenem Sterno fand sich ein unge-
heuer grofses Pericardium, der linke Lungen*
flügel war zu einer compacten» l^berähnlicheu,
dunkelrothen Masse von geringem Umfange
zusammengeprefst, fest mit dem Pericardio
und den Rippen verwachsen, mit blutigem
Extravasat ganz bedeckt. Die rechte Lunge
war gesund, aber theils durch den ungeheue-
ren Herzbeutel, theils durch die sehr grobe
Leber an ihrer gehörigen Ausdehnung gehin-
dert. In der rechten Hälfte der Brusthöhle
war ein geringes wäfsriges Extravasat.
Beide Lungenflügel sammt dem Herzep
nahm ich behutsam aus der Brusthöhle her-
vor, und öffnete vorsichtig den Herzbeutel, an
dessen rechter vordrer Fläche sich eine etwa
— 3r —
zollgtojaet zerrissene OefFnung seigte^ au* wel-
cher das Blut hervorquoll. Erst da, als ich
vergebens nach dem Herzen suchte* bemerk-
te ich* dafs der Herzbeutel mit dem Herzen
Tollständig Verwachsen war,, und ich mich in
dem rechten* zu einem ungeheuren Aneurys-
ma ausgedehnten und -geborstenen Ventrikel
befand* Seine Substanz war ganz schwammig
und lpcker, ganz zerreiblich und bildete eine
ganz dünne Schicht von einer braunrothen
Masse auf der innern Fläche des. Pericardii«
Die Trabeculae corneae waren in dünne Fa-
den verwandelt, die Valvula tricuspidalis
fehlte ganz. Der linke Ventrikel war zwar
fest mit dem Herzbeutel zusammenhängend,
aber vollkommen gesund und mit der Val-
vula mitrali versehen. Eben so verhielten
zieh die Atria; das rechte fehlte, das linke
war gesund. Die Blutgefässe zeigten keine
Abweichung, so auch die Bauch eiogeweide,
aufser dafs die Leber und die Milz unmäßig
grofs waren. Fast alle Blutgefässe waren leer,
indem das ganze Cavum ikoracis sich mit
Blut angefüllt hatte.;
So war denn die Ursache des plötzlichen
Todes bei unserm Kranken, und mit ihr eine
Zahl der bei ihm beobachteten Zu-
— 3a —
fälle leicht genug entdeckt. Indessen bleibt
vieles in der Krankheit räthselhaft, vor Allem
die Entstehung der* sonderbaren Beschaffen*
heit des Herzens. '
Mehrere Schriftsteller beschreibeh ' unl
Verwachsungen des Herzens mit dem Peri-
cardio, sowohl an einzelnen Stellen, als auf
m
der ganzen Oberfläche, das letzte kommt je-
doch seltener vor als das erste» Es ist die
Frage, auf welchem Wege eine solche Vei>
'wachsung entstehen könne?
Einmal ist es möglich, dafs eine solche
Abnormität die Folge eines ursprunglichen
Bildungsfehlers sey, indem der Mensch über-
haupt ohne Pericardium geboren wird, odefr
richtiger, indem das Mediastinum medium^
statt den äufsern Ueberzug des Herzens blos
herzugeben, diesen selbst ausmacht. Ein sol-
cher Fall liegt aufserhalb der Gränzen unse-
rer Erklärung, indem wir überhaupt von der
Entsteh uDg regelmäßiger und regelwidriger
Formen bei den Organismen nichts mit Ge-
wißheit wissen. Es ist sehr möglich, ja fast
wahrscheinlich, dafs auf diese Weise die mehr-
sten Fälle von Verwachsungen des Pericardii
mit dem Herzen entstehen.
Denn
— 53 —
Denn der zweite denkbare Fall , ( ein
a
dritter möchte schwerlich zu finden seyn.) ist
der, in welchem die Verwachsung das JPro-
duct einer Entzündung des Herzens oder des
Herzbeutels, vielmehr beider ist, also der der
so vielfach bestrittenen Pericarditis und Car<-
ditis. Die Gründe , aus welchen man. diese
Krankheitsformen für wirklich vorkommend
hält, oder andererseits ihre Möglichkeit in
Zweifel zu ziehqp geneigt ist, sind zu bekannt,
als dafs ich es wagen dürft*, sie hier wieder-
holen zu wollen» Ich will nur die einzige
Bemerkung machen, dafs, wenn man über-
haupt geneigt ist, eine Herzentzündung anzu-
nehmen, man in meinem Falle besonders da«
zu Veranlassung finden möchte, da der- Kran-
ke, wie ich im Eingange zu dieser Geschieh-
te bemerkt habe, vorher pneumonische Zu-
fälle gehabt hatte, welche den Schriftstellern
zufolge denen der Herzentzündung sehr ähn-
lich seyn sollen. Allein ich bekenne, dafs
ich mich überhaupt von der Existenz dieser
Krankheit noch nicht überzeugt habe, für die-
sen Fall aber am wenigsten daran glauben
möchte, da die gänzliche Degeneration des
Herzens mir eine schon seit geraumer Zeit
bestehende Abweichung dieses Organs von
feara. XXXVUI. B, i. St C
- 34 . -
der regelmäfsigen Beschaffenheit zu verräthen
scheint. Desto geneigter aber bin ich, den
hier beschriebenen Fall mit denen, welche
Allan Burnt chronisöhe Herzentzündung mit
Erweiterung des Herzens verbunden nennt *),
für übereinkommend zu halten, indem die
votr diesem wackern' Arzte' beobachteten Fäl*
te, dem meinigen besonders darin gleichen,
dafs der Kranke einen heftigen Schmerz in
dem Unterleibe verspürte. Indessen weichen
freilich seine Beobachtungen von den meini-
gen wieder in vielen Planeten ab, und ganz
entschieden kann ich mich, besonders' da ick
Burn's Werk erst nachdem ich meinen Krän-
ken secirt hatte, las, und vorher wiiklich nichts
weniger als diesen Umstand zu finden glaub-
te, folglich, ich gestehe es, manches überse-
hen habe , worauf jener aufmerksam macht,
weder dafür noch dagegen erklären. Es ist
hier nicht der Ort, die Parallele ziehen zu
wollen.
a. Merkwürdige Desorganisation der Qin-
geweide des Unterleibts bei einem Hydrope
ovarii.
* ) Allan Burn's observations on aome of the most
frequent and important diseases of the heart, etc.
Edinburgh 1809. £• Seite 39 ff. und Seite 53 ff.
- 55 - •
Schon im Anfange, des Wintert schickte
mir Hr. Staats?ath Hufeland eine Frau, von
46 Jahren zu, welche tfn Wassersucht litt, und
von ihm für heilbar gehalten wurde, . Sie .hat-
te aber * bei der damals im Publikum noch
herrschenden Abneigung gegen das klinische
Institut, keine Lust in demselben zu bleiben,
und ioh gestehe es gern, d*fs ich sie. fuch
nicht gerade sehr dazu aufforderte, weil ich
meine* Lehrers und Freundes Hoffnungen
nicht theilen konnte. Dieselbe Frau kam .ijn
Man tfiit wieder , und wurde nun auf ihr
dringendes bitten aufgenommen. Ifrre Krank*
heit dauerte seit 3 Jahren, und sollte angeb-
lich entstanden seyn, nachdem sie beim Zeug-
Mangeln sich iibermäfsig angestrengt, und da-
bei eine Empfindung bekommen habe, als
risse ihr etwas im Leibe entzwei. Um diese
Zeit hörte ihre Menstruation auf, und der
Leib schwoll. Nachlässigkeit und Mangel lie-
fsen sie den Gebrauch von Medicamenten
versäumen, und als sie in das kiiuigl. klini-
sche Hospital kam, war der liuuch über 2 El-
len im Umfange, die wassersüchtige Fluctua-
Uon gans deutlich , ihr übriges Befinden aber
erträglich, aufser dafs sie hustete und mit vie-
ler Mühe athmete. Sie gebrauchte mit ab-
— 38 —
Vorkommest ausgeleert Er *«lleia hatte also
<*ie Quantität von 45 Pfund* dieter Flüssigkeit,
dürfet specü&bheäT Gfewtäht-ich nach sorgfütw
gen /ersuchen = 1,036 fand, enthalten. Die
$Eaiüo&la4e war etwas : Entzündet, woher sich
dfe: Bauchschmerzen, die Harnverhaltung, und
der ergeblich angestellt* Vetsnch: dear&atbeu
derisrens ableiten lassen.' Die* durch- die Pa«*
raeeitese^ ausgeleerte Flüssigkeit war Ey weil*,
inden sie bei der'"Sie!dehitze des -Wassert
schrei ürid ganz coagulirte. " /* «■• <i
.■ . • - » . . . .
Tth'ßyärope sa ccato * die Puüctioto zu
ma<hen, ist fehlerhaft,' ich* fcebe es gern zu.
Allan hier war bei der völlig gleichmäßigen
Ämdehnüng des Bauches nicht wohl auf eine
solche Krankheit zu1 denken *)•
.. .. . ■ . ■ . •
,3, Tumor cysticus von besonderer Grö-
fse m den Genitalien. (Hiezu Tafel I. IL)
»
Seit acht Jahren hätte, sich ohne, bekannte
Veranlassung an der rechten äufsern Schaam-
lippe bei der 56 jährigen Witt we Anne Hoch*
wald eine Geschwulst erzeugt, welche bestän-
dig wachsend, und aus ihrer stielförmigen
WurzeL nach vorn hin eine kleinere, der gro- '
*) Vergl. Hildebrandt Anatomie dea menschlichen Kör-
pers. 3 B.' S. 644*
-r 39 -
ben übrigens ähnliche hervortreibend, end-
lich bis über die Mitte* der Oberschenkel her-
abbing, und, damit sie die Kranke nicht im
Gehen und Sitzen hindern möchte, von ihr
im Bande getragen wurde. Sie kam am n.
Oct ißn in die Klinik. Die Geschwulst war
nichts anders als ein Steatom, von welchem
der gröfsere Theil im Diameter 5" 3 '"9 im
Perimeter 12" 5'", der kleinere im Diame-
ter 3" a"', im Perimeter 6" hatte. Die äus-
sere Oberfläche war knotig und gefäfsreich,
an mehrern Stellen zerrieben und exulcerirt,
und davon sehr schmerzhaft. Mit einem zwei-
sqhenldichen Stiele erstreckte sie sich nach. dem
Lotio mxterno ui*d nach dem Musculo peo-
tineo dextro. Herr Medicinalrath D. Hirsch
hatte die Gefälligkeit für mich, die Operation
zu übernehmen. Mit einem zwiefachen ellip-
tischen, von oben nach unten, von aulien nach
innen laufenden Schnitte, exstirpirte er am!
säten Oct« den Tumor, wobei die äufsere
Hälfte der äufsern Schaamlippe zerstört wer-
den mufste. Die beiden Tumores wogen zu-
sammen 4 Pfund 10 Loth. » Die Kranke ver-
lieb am 12,. Dec. das Haus, vollkommen ge-
nesen, ohne dafs bei der Kur etwas beson-
ders merkwürdige?, vorgekommen wäre.
. - 4o -
4. Sphacelus spontaneus an den Fingern:
Der 44 jährige Tuchmacher, Johann
Seiffertß ein Branntweintrinker, mager, vö»
schwächlicher Constitution, übrigens dem An-
schein nach gesund , hatte sich in der ersten
Hälfte des Decembers 18*0 nach vorherge-
gangener Erhitzung heftig erkältet, und stieb
sich, an den rechten Oberarm , einige : ZbH
über dem Armgelenke, wovon er heftige
Schmferzen empfand. Von diesem Augenblic-
ke an, verlor der Arm von der gestofsehen
Stelle an, bis in die Fingerspitzen, allmählig
Empfindung und Wärme, und auch die Be-
weglichkeit nahm ab, jedoch ohne ganz auf»
zuhören. Am igten Mai 181 1 kam er in das
Klinikum, der Arm war kalt, empfindungslos»'
blasser als der linke, besonders wenn er; ihn
in die Höhe hob, der Puls fehlte bis in die
Arteria axillaris gänzlich, die Fingerspitzen
der rechten Hand waren seit einigen Wochen
alle sphacelirt, am Zeigefinger die ganze, und
*am Mittelfinger die halbe erste Phalanx, an
den übrigen nur die äufsersten Spitzen« -Der
Kranke war übrigens vollkommen wohl und
alle seine Verrichtungen gingen regelmäfsig
von statten, auch war der Puls am linken
Arme ganz voll und kräftig.
*- 4* -
Merkwürdig war bei diesem Kranken diö
Entstehung des Uebels nach Erkältung und
einem Stofse am Oberarme, wovon er die
Stelle nicht genauer angeben konnte, als oben
geschehen ist, welche aber nicht wohl eine
andere seyn konnte, als die Gegend des Bra-
drialnerven, wegen der Wichtigkeit des Er-
folges. Jedoch blieb dabei der Zweifel, daü
di6* Verletzung nicht noch dringendere und
schnellere Folgen hatte, wenn sie grofs genug
War, um eine Lähmung 211 bewirket. * Merk*-'
würdig war ferner der Sphacelus axr fderi Fin-
gerspitzen, welcher selten sich bei einem Men-
schen von diesem Alter einfindet, sondern ge-
wöhnlich, auch bei Trinkern, eine Krankheit
des eigentlichen Greisenalters ist. Sehr merk-
würdig endlich die Pulslosigkeit am ganzen
Arme. Völlig fehlender Umlauf des Blutes
war nicht vorhanden, denn der Arm lebte
fort, und war weder kalt noch gefühllos ; hob
er ihn auf eine Zeitlang in die Höhe, so wur-
de er auffallend blafs, lief« er ihn wieder her-
abhängen, so färbte er sich aufs neue. Es
schien also das arterielle System des Armes
sich in ein venöses verwandelt zu haben, und
der Umlauf allein durch den Herzschlag und
Kraft der groben Arterien zu dauern«
Diese Eocttuu^ isc nur hol s»>
_ . ». * » •
ter. da es sack wra:
Ca ur. ca cie * . irmj-rg ces ner icn igm ud
dff ersten ArieriTMgirrjie ^zi Stande *ej, bis
in <t:e lernen Eci:ma der
chen. PäazMziene »*igsec Art aier rar
ran§ solcher Pr.b lerne Tiaren kJaziak
Es und üer eine zwiefache Krankheitt-
iafser^ng statt, einmal die Lihmung der Ex-
tremität, welche unfehlbar, auch nach dem
was ich Ton der Entstehung des Uebels ge^
sagt habe« das Primär' eiden war. und swefc>
tens der Brand, eine Folge der L^anmng. Ich
muiste beides bei der Behandlung berücksich-
tigen, indem das erste Uebel die Ztinahwe
des Brandes zur Folge haben muiste« der Bnyid.
aber gar leicht weiter greifen und noch be-
denklichere Zerstörungen zur Folge haben
konnte. Daher liefs ich denn neben dem
örtlichen Gebrauche von Campher und Ter-
penthin, und Armbädern von 'einer Weiden-
rinde-Abkochung mit Branntwein, Phosphor-
liniment in den ganzen Arm einreiben, und
gab innerlich Arnica, Cayennepfeffer, Cam-
pher, auch den Phosphor, das Acidum succi-
nicum, ohne allen Ei folg. Der Brand schritt
sehr langsam immer weiter, wobei auch die
- 43 -
Nagel abstarben, sich aber 'an allen *,4«6,.u,
auch an dem kränksten und am mehrsteb ab-
gestorbenen Zeigefinger , wieder ' erzeugten.
So unabhängig ist der Vegetationaprocefs in
deh Heilen des Körpers, welche am . entfern-
testen von der Organisation stellen, von der
Beschaffenheit der eigentlich lebendigen Kräf-
te des Organismus ! Indessen Hefa sich mit
Zuversicht daraus, so wie aus den gewaltigen,
Schmerren, welche der Kranke zuweilen, be-.
sonders nach dem* Gebrauche der Bäd^r an
den Fingern hatte, folgern, dafs in der Tiefe
noch nicht alles todt seyn müsse. . Eben die-
ser gewaltigen Schmerzen wegen wurden in-
nerlich Opiate angewendet, welche auch zu-
gleich durch den Brand angezeigt waren, und,
bei deren Gebrauche sich die Wärme im Ar-
m* vermehrte« Allein der Brand kroch im-
mer weiter, so dafs am ioten Jun. die zweite
Phalarix . des Mittelfingers, welche einige Tage
hindurch sehr geschmerzt hatte, gangränös
wurde. Quecksilber mit Mohnsaft innerlich,
Ameisenbäder äufserlich änderten nichts. Doch
sonderten sich todlich unter dem Gebrauche
dieser letzten Mittel, am aosten Jun. die spha-
cdosen Stellen von dem Lebendigen etwas
ab, und. die Gangrän des Mittelfingers verlor
- 44 -
sich wieder, so dafs es schien , eis wolle der
Brand sieh sistiren. Allein die didnrch ent-
standenen Risse schmerzten den Kranke» un-
gemein, weshalb versucht wurde, Opiumtink-
tur in dieselben zu tröpfeln, wonach der
Schmerz sofort gelindert wurde.
Mit dieser Behandlung fuhr ich, ohne
Torwarts an kommen, bis zum gten Julius
fort. Jetzt fiel ich darauf, durch ein Mittat,
welches das System' der blutführenden Ge&-
fse kräftig ergriffe, dessen Thätigkeiten im
Allgemeinen, besonders also vielleicht in dem
kränken Arme erhöhe te, die in die Function
von Venen zurückgetretenen' Arterien wieder
zu ihrem ursprünglichen Zustande zurückführ-
te, mit einem Worte, durch das Eisen, dem
Kranken Erleichterung,' vielleicht Heilung im
verschaffen* Ich Iiefs ihn also von einer Mi-
schung aus F&ri oxydulati nigri gr. LXIV.
Putv. aromat. %j\ 4m*l täglich einen Thete-
ltfffel voll nehmen, und fuhr fort die Finger*
spitzen und die entzündeten Theile der Fin-
ger mit apirituöser Opiattinktur waschen au
lassen. Bis zum 3ten August blieb alles beim
Alten, und ich weifs nicht, ob die ao diesem
Tage eingetretene ziemlich starke Blutung aus
dem Zeigefinger, an der Stelle, wo der Brand
' i— 45 —
dch absonderte, wobei auch etwas Eiter aus-
geleert wurde, als etwas Erhebliches ahgeae-
nen werden itatffs. : Doch^ führe ich diesen
Umstand hier an» Da sich bis aum i3ten Au«
just keine Wirkung des bis dahin unausge-
setzt angewendeten Eisenpulvers gezeigt hatte,
10 wurde als- allgemeines Reizmittel Culilaban
rersucht,' wovon aber der Magen des Kranken
hk.'znaTErbrechen und der Entstehung gattri*
icher Unreinigkeiten belästiget wurde. • Jetzt
beschloß ichj nachdem der Salmiak diese
Symptome beseitigt hatte, alle allgemeinen
Mittel 9 welche sich sämmtlich unwirksam ge-
seigt hatten, aaszusetzen, und mit der Örtli-
chen Anwendung der Opiattinctur allein fort«
zufahren, wobei die bisherige nahrhafte Diät
und der tagliche Genufs einer kleinen Quan-
tität Branntwein beibehalten wu?de. Apa .30.
August hob sich der abgestorbene Theil des
Daumens ab, und dieser Finger war am aten
Sept. vollkommen gesund, auch mit einem
Denen Nagel versehen. Am 2ästen Oct. brach
durch einen Zufall die Spitze des Zeigefingers
so weit ab, als sie brandig war, also dicht
anter der Stelle, wo die erste Phalanx mit
der zweiten articulirt, und damit war auch
dieser Finder gesund, bis auf eine in denisel-
- — 4ß —
bau bleibende schmerzhafte Empfindung* wel-
che eine Vereiterung nachlieft. ■ '•<:..
Im Monat Novbr, aehnifl Hr> Mediana!?
rath Hirsch, welcher anderer Kranken wegen
im Spitale .war, den abgestobenen Theil dqi
Mittelfingers mit einer Scheere ab; die dar-
auf eintretenden heftigen Schmerzen dea Zu*
ruckgebliebenen, stillten sich nach Gpiattittk»
tur, so dafs der Kranke endlich am 3a. Nor.
vom Brande geheilt, aber noch immer nnrnU»
ständig lahm die Anstalt verlief*. Das Gsf
schwur am Zeigefinger heilte endlich auch zu,
der Finger ist aber steif geblieben* Allein
der Puls hat sich in dem kranken Arme noch
immer nicht wiedergefunden, er ist noch eben
so blau und etwas magerer als der gesunde.
Doch kann der Kranke ihn gebrauchen^ z* B.
mit der kranken Hand, ungeachtet der Ver*
stümmelung an den Fingern, ziemlich leser-
lich schreiben. Auch ist, bis auf einige unt*
herziehende Gliederschmerzen, welche mit die?
ser Krankheit schwerlich Zusammenhang lue
ben dürften, der Kranke jetzt völlig gesund«
Sonderbar genug ist es, dafs sich auf dem
Stumpfe des Mittelfingers ein, jedoch unförm«*
lieh gebildeter, Nagel erzeugt hat.
Noch will ich bemerken, dafs dieser
- 47 -
Mensch einen sehe hohen .Grad von Empfang-»
HdÜLett für den Magnetismus besais, welches
vielleicht mit der Krankheit seines Gefäfssyv»
Sternes einigen Zusammenhang haben dürfte.
£• Folgendes Bisses einer gif tigenSchlangei
m
Je weniger unser Klima Gelegenheit zu
Beobachtungen über die Wirkungen ' g;ebt,
welche der Bits giftiger Thiere hervorbringt,
um desto willkommener ist es dem Arzte*
Wem} ihm einmal ein Fall dieser Art vor«
kommt, und die Gelegenheit günstig genug
isty.ihn mit vollkommoer Sorgfalt von Anfang
bis -zu Ende zum Gegenstände sorgfaltiger
Observation zu maehen. Der vorige Herbst
gab mir diese Gelegenheit, in folgendem Falle.
Dorothea Busse , eine 49 jährige Frau,
war am aosten Juli v. J. Nachmittags, in den
Wald gegangen, um Heidelbeeren zu suchen.
Sie trat mit dem nackten Fufse in den Busch,
und fühlte plötzlich einen lebhaften stechen-
den Schmerz oberhalb des linken innern Fufs-
knöchels, welchen sie Anfangs zwar nicht
achtete, und einem Dorn oder Splitter, wor-
an sie sich verwundet haben möchte, zuschrieb,
der aber in wehigen Augenblicken so zunahm,
dafs sie gezwungen wurde, ihre kleine Arbeit
aufzugeben, und nach Hause zurück zu kehren.
. e
- 48 -
Sie bemerkte etwas Blut an der schwach rer-
letzten Stelle, und sah schön jetzt, dafs ihr
der Fufs zu schwellen anfange. Auf . dem
Heimwege vermehrten sich Schmerz und Ge-
schwulst, so dals sie zu wiederholten Malen
sich niedersetzen mufste, und ' mit Schrecken
bemerkte sie, dafs der Fufs immer stärker
anlaufe, sich immer1 dunkler roth färbe» Zd
diesen Symptomen gesellte sich sehr bald Er-
brechen, wovon • sie auf dem Rückwege« an
zehn Male befallen wurde, und eine so..££»t
fse Schwäche , dals sie beständig mit einer
Ohnmacht, rang, und nur taumelnd ihre
nung " erreichte. So danfeite ihr Zustand
zum eisten Juli fett, an welchem Tage Nach»
mittags um 4 Uhr sie in das Konigl» klinische
Hospital gebracht wurde, worauf ich sie so-
gleich besuchte.
Meine Vermuthungen über die Ursache
dieses Zufalles fielen sofort auf einen Schlau-
genbifs, um so mehr, da ich ähnliche Erschei-
nungen schon in meinem Vaterlande bei ei-
nem meiner Freunde gesehen hatte, welcher
von Coluber Berits L. in die Hand gebissen
war. Indessen konnte die Kranke, welche je-
nen flüchtigen lebhaften Schmerz, den siel im
Walde fohlte! keinesweges dieser Ursache bei«
-,. 4d -
gemessen, also -auch nicht weiter nachgeforscht
hatte, mir darüber keine Auskunft geben. Ob
ich mich in meiner Diagnose geirrt habe, mfr
gen meine Leser beurtheilen»
Ich fand den linken ImiIs dick geschwol-
len, roth und schmerzhaft. An der Steile wo
die Kranke jenen Schmerz gefühlt und
die blutigen Spuren ■ bemerkt hatte , :wa-
ren zwei kleine schwärzlich rothe, wie Pete*
chien aussehende Punkte bemerkbar, .Welche
in der am mehrsten entzündeten Stelle lagen»
und bei der Berührung schmerzten;, oberhalb
des » Fufsgelenkes* besonders an der äußern
Seite der Wade, waren rothe und dunkelblaue,
thalergrofse und größere Flecken , auch eihigfe
am Fufse selbst, die Wdde war geschwollen*
hart, sehr schmerzhaft, heifs, bei jeder etwaa
harten Berührung des.Fulses und der Wdde
bßkau\ die Kranke Uebelkeit und Erbreohjan,
welches eine schwarze grumüse Substana aus-
leerte, ähnliche Ausleerungen erfolgten, flüssig
und übelriechend, auch durch den Stuhlgang,
die Kräfte waren gänzlich gesunken, der
Puls sehr klein, hart und frequent, die Haut
trockei* und spröde, die Kranke hatte keinen
Appetit, heftigen Durst, aber ein merkliches
Hindernils im Schlingen, und war die vorige
Journ. XXXYM. B. i. Sf. L)
- £o -
Nacht vor Schmerz, vielleicht auch vor Angit
und Gemüthsbewegung über ihren Zustand,
schlaflos gewesen.
Getreu meiner Idee Über, die Entstehung
der Krankheit *) , behandelte ich den Fall wie
eine "vergiftete Wunde. Ich lieft die Stelle,
wo sie gebissen seyn wollte, und wa .sich je-
ne Flecken fanden, scarificiren, und rieb fol-
gende Salbe in dieselbe ein: fy. Hydrarg.
ovcyd.irubriy Pulv. Cäntharid. iä JyV Adip>
suilL 3<y» M. f. ungt. D. Innerlich lieft ich
eine Dose von folgenden Pulvern reichen:
J£?v Camphor. Rad. belladonna Hydr* muriau
jfu&.-aa &r* ccij> saceh. albi.gr* Lxxxiijj. Mi ft
P. dir. in &ij, pari; aequal. D, und rieb ihr
fleißig das Vagt. Hydr*. einer in Hals ein:
Schleimige Nahrungsmittel und Getränket
Milch, Hafergrütze .und dergl. wurden dar
+) Mein Freund, Hr. Prof. D*. Scktireigger, zweifelt an
der Giftigkeit von Coluber Ben* in untrer Gegend»
und Yfill Heber glauben , dafs Colubßjt Clipr+ta,
eine in Schweden einheimische giftige Selb lange,
auch hier Schuld an dem Unglücke meiner Patien-
tin gewesen aey. In dem Falle» dessen ith im Bin*
gange gedachte» habe ich die Schlange selbst in
Händen gehabt» und weif» es gewifr, dafs es C
Berus war. Auch wird dieser in meiner Heimath,
*> Um er nicht selten ist, allgemein für sehr gißig an-
... erkannt.
— St —
Kranken, so viel es ih* geringer Appetit er-
laubte, gereicht.
Am 2saten- Julius, Morgans* fand. ich. die
Kranke in Ansehung ihres allgemeinen Zu*
Standes, weiter nicht rerändert , *ls . daü ihr.
ganzer Körper mit Petechien übersaht, und
che blauen Flecke amFufse und »n- der Wa-
de dunkler , auch mehr in einander gelaufen
waren, so da(s man weniger Rothe bemerkte.
Die Einreibung der reizenden Salbe war ohne
Effect gewesen, wefshalb ich auf diese §tel|e ein,
mitGantharidenpu] ver geschärftes Blasenpflaster
legte* um so die örtliche Eiterung zu befördern»
Ein lauwarmes Bad mit aromatischen Kräu-
tern und etwas Branntweinspülich, sollte ihre
allgemeine Thäügkeit erhöhen, die sdbton .früh
Morgens verbrauchten Pulver wiirden reiteriiß
und unausgesetzt fortgebraucht, so auch die
Salbei mit welcher ihr. der Hals eingerieben
wurde« •■..•. > -ti ■.»»
QaS'Bad wirkte sonderbar. Gleich in
den ersten Augenblicken wurde«. .die. .Kranke
steif, wie wenn sie Vom Tetanus befallen wor-
den wäre^ und da dieses beständig zunahm,
so konnte sie; aus Furcht ernstliche*1 Zufälle,
nur einige Minuten darin gelassen werden.
Zwar folgte ein viertelstündiger.. Schlaf auf
Da
— 5ä — •
dieses Bad, allein er schaffte der
eben keine Erleichterung, und es schien mit-
hin nicht rathsam, den gefährlichen Versuch
noeh ^einmal zu wiederholen. Jetzt wurde
der ganze Unterschenkel, so weit die- : Ge-
schwulst und Farbenveränderung reichte, in
warme Kataplasmen von aromatischen Kräu-
tern gewickelt, welche fieüsig reiterirt wur-
den, : und, da auch die folgende Nacht ohne
Schlaf verlief, mit den Pulvern unablässig fort*
gefahren*
Ato 23sten Julius hatte die blaue Pinto
die ganze hintere und innre Fläche des Schenk
kels bis in die Nierengegend bedeckt, unü
der Schenkel war mindestens noch einmal *6
dick, als * der gesunde. Die Kranke brach
flicht- mehr so häung, sonst war ihr Befinden
unverändert. Der Schenkel war ohne Bewe-
gung, heftig schmerzhaft, und hatte keine ab-
weichende Temperatur *). Die anfangenden
-Zeichen von Salivation, welche die verbrauchten
48 Gran Galonfel bewirkt ihatten, liefsen mwh
Anstand nehmen, damit fortzufahren, ich gab
•:,■■ .-•'■■>: ' " :, •■ . ,,-.!>
.^.Idf bem*rfce dieses ausdrücklich, indem Eytrard
Home nach einem Klapperschlangttibisse Kälte der'
' kranken Elciremmltat beobachtete! &. Philosoph, iraiis-
, ...-.■Ä*
äotfftv th* jtar i$i©. Voli I. .»^
— 63 —
■
'daher von jetzt an folgende Mittel: $. Aad.
Bella den 77. Camphor% 7* gr. rizij. Sacch. albi
gr. Lxxjj. M. F. P. div. viüj. pari, aequal.
D: S. Alle a Stunden 1 Pulver zu nehmen.
T£. Rad. Angehe, conc. 3<'/. dig.' per hör. /.
•♦ Mquae cornm.fervid. s. q. Colat. fort.expr.
*$vj. adde Spir. Sulphur, aether..3fjj, S. Je-
de Stunde nach dem Pulver' einen - EfalÖffel
roll zu nehmen. Hiermit wurde, so wie mit
dem Gebrauche der Kräuterumschläge, den
Tag' und die Nacht • hindurch fortgefahren, die
Quecksilbersalbe aber zurückgesetzt* .
Am a4*ten Julius hatte wirklich die Ge-
schwulst sich sichtbar vermindert, die Farbe
des Schenkels war dagegen indigblau gewor-
den, und diese* • Ansehen erstreckte sich, mit
Ausnahme djss Yördern äufsern Drittheils der
Extremität, über den ganzen - Sehenkel ron
-der linken Nierengegend an. Der Schmerz
war derselbe, die Salivation beträchtlich. In
der Behandlung wurde nichts geändert« Ge-
gen Abend lief» ich neben dem Gebrauche
-der aromatischen Umschläge den Schenkel
mit Essig und Branntwein waschen, welehea
der Kranken angenehm war*.
Am folgenden Tage gränzte die Farbe
der bleuen Stellen ans Schwarze, der Puls
-.54 -
intermittirte; die Kranke > war im höchsten
Grade erschöpft und hinfällig. Um sie zu be- ,
leben, gab ich ihr mit jedem Pulver i5> Tro-
pfer Mixtura oleoso-balsamica, und blieb
bei den bisherigen Mitteln, Gern hätte ick
ihr das sowohl dem allgemeinen Zustande
sehr angemessene, als auch bekanntlich mit
günstigem Erfolge im Schlangenbisse gebrauch-
te Ammonium causcicum gegeben, aber der
Zustand ihres Mundeis, welcher von der Sali-
vation auf das schrecklichste litt, erlaubte mir
die Anwendung dieses, den Mund so heftig
reizenden Mittels nicht«
Als ich am a6steu Julius die Kranke sah,
delirirte sie viel, und hatte während der Nacht
noch heftigere Phantasien, gehabt, auch dank-
ten die Intermissionen im Pulse fort« Allein
die Geschwulst des Schenkels nahm etwas ak
Der heftigen Salivation, dem Schwächezustso-
de des Gefäfssystemes, und dem immer noch
beträchtlichen Fieber, hoffte ich mit Erfolg
die Schwefelsäure entgegenzustellen, ohn*
dafs ich es jedoch wagen zu können glaubt*»
mit den flüchtig excitirenden Mitteln aufzuhö-
ren. Ich gab daher folgende Mittel: fy. Ac>
di sulphur, diluti 3ij. Aquae Mentha* pip.
%U>. Syn simpl. g/\ S. Alle 2 Stunden x £&•
• *
".— 55 -»
löffel voll' zu nahmen, fy. Camphor. 3|L sol-
ve in Mixt\ oleo*. hals. %$ Eine jede Stun-
de nach der Mixtur So Tropfen zu nehmen«'
Am folgenden* Tage war wirklich, bei,
übrigens- unverändertem allgemeinen und ört-
lichen Zustande , der Puls nicht 'aussetzend,
und ich blieb also bei den gestrigen Mitteln,
doch fand ich Tags darauf wieder den 3ten,
4ten, 5ten Pulsschlag' ausbleiben, aber die Ge-
sehwulst,, welche- schon länger sich zu vermin-
dern begonnen hatte» war gänzlich verschwun-
den, und die Farbe des Schenkels wurde
deutlich blässer. -.Mit jedem Tage schritt, die
Besserung der Kranken fort, und unfehlbar
würde ich die Freude gehabt haben >• sie bald
geheilt zu sehen, wenn nicht die, allen Mitteln
hartnäckigen Widerstand leistende Salivation,
Ae auf das schrecklichste gequält und ge-
schwächt hätte, Ihr schrieb ich es gröbtentheilt
zu, dafs am 5 i st en Julius (dem utenTage der
Krankheit), die Kranke ohne alle äufsere Ver-
anlassung, Morgens um 6. Uhr in einen Zu-
stand von Erstarrung aller Glieder Verfiel,
welche zwar dem angewandten Mobnsafte
wich, aber doch einen doppelschlägigen Puls
sartickliefs, der mehrere Tage blieb. Sie ge-
hrsuchte fortwehrend Angefica, Camphor und
— 56 —
die JVfixtura oleoso - baUarhicct, abWechselnd
mit Pulvern aus Sohwefelkalk und Opium.
Heftige Schmerzen- &n der- Stelle des Schlau*
igenbisses, welche 'die Tibia hinaufstiegen,
traten, unter beständiger Abnahme der -blau»
.Farbe des Schenkels, am aten August ein,
..wichen aber bis zunv-ioten August, ohne dtfs
«eine besondre Behandlung (mit Ausnahme der
inifrier noch gebrauchten Umschläge von aro-
matischen Kräutern unoV »des- Waschens mit
•Essig und Branntwein) dagegen vorgenommen
wäre, auch verminderte sich endlich die Sali-
vatioii} welche die Kranke jedoch einige Zäh-
ne kostete, unter der Anwendung eines De-
eocts der Aadiv symphyii in Milch. Plötx-
lieh wider alles Erwarten, und als ich schon
an . der baldigen vollkommenen Genesung
meiner, Kranken keinen Zweifel mehr ■ hatten
kehrten jene Schmerzen im Fufset und in der
Tibia mit erneuerter Gewalt am igten Aug.
.(dem 24s*en Tage. der Krankheit) wieder und
der ganze Oberschenkel war an seiner innen
fläche wieder 'dunkelblau;- statt dafs er Tages
äuvot völlig das Ansehen des gesunden ge-
habt hatte» Wir fanden sie am i>5ten August
«uch an der bisher frei gewesenen äufseren
Fläche des Schenkels, und- -4m 17t« 'fUUft
6. *4nttevttunß"*w&er MehiehM äi**k
den MiMrüHil *)« ■ • j . I .
In lief» tum ÄAifiltimltorhun KrHiiplirrika-*
te dphüntid»1!! Dm Fi» A IminihK MJnif*n^ wartu*
mehrere UhnpUT Htmlriph totn AMIrbinndt
rtgriffpfl, iitirl tum* Tlieil tUi-mi gi«tti»rb«ui
Atme KiiiWuhnf>r Hiw Dnifri hiitti'tt *irlt de*
Fleiiichea i\pt rfttlfpn und iIpi- krank ßPwnr In-
timi flbpr ^pftrlilfl^htPlPii "(tahüPti • bfMiiMififlt,
Mtitl «IfliüiJlifi unter utah getkrilt, *• ' ihetl«
friitth ^p^pmpii, iliffili mir kNhftJgea- Nahrung
eibgPMUpn. PrH rnn ihnah, stiinintHcli W««*
bw, tikranktPO* tOn wnlrlicn »wH in <U*
lUinigli klinl^hn HiMpilil 0f>liriit.<ht wurtta«
Din ffr*tpf *4hha Kmrttntkti* 3& Jahr» (tlty
4ufg?nt>fnm*n mit 5r«i Augnsi 181», pt-kHhttci
ihre Krm>l«hHt«|)f*rhifihlf». fhlflPnr1pifl**Mlt t
NIm huht» Vnr a | TApen IriiiHii'i MHlirii
Ton rinum ßpFflllcnfii' Odtupn ßi*ßfiftpfM uticl
nirit ilflbflrh völlig im hl hiTiimlf n. Mphrfftt
Tuft* fiftchhi>r, nuliitimitliHi um n^tiMn JnHiti^
habe iip vnn «tinein hmlerii giffillen'Mn Odhien
*) Itli hillr, liimmil ilpn iiitp|-i»imiiitpn Aufruft tih#r
• iIciiBtlltHM Tall rii v«rgleii-liiMia rvelilieu /vc»/y> In nei» '
mimii lalirlnii Iip Mir *3|wiii Atgpttpjkimilf» vnn i F\ i »-••
fV fl" IT K«>f l«t|*f»rt tili.' fct Mti NHrli An«i»'iltiirt||
ilureh 'ilflii GM»/> tlti MtiitliM rntutfltifif.
— 58 —
selnd China, WeJdenrinde, Eichelndecoct ne-
ben der Wein* reinsäure, und einer sehe nabr-
*
haften Di äti Fußbädern m t Bcanntwemspii-
licb: gebrauchte, bis zum ijtea September hin,
Wo sich derkran :e Fuls unter Fieber und
Kopfschm rz ery^e-aiös entzündete. Am
j3t*n: Sepu bekam sie d^zu noch heftigen
Durchfall. Von beiden Erscheinungen ..wir
eine äufsere Veranlassnng nicht, zu entdecken!
Dieser neue Zufall erfüllte mich mit.nejioi
Besorgnissen, allein .er wich einer dagegen
gerichteten Behandlung bald, um am jötep
Sept* eineni Anfall^ von Magenkrämpfen und
einem heftigen Jucken mit Schmers in dem
kranken Fufse Platz zu machen, Aaa foe-
tida hob diese Uebel, und die Kranke ver-
>liefs das Spital am 3osten Sept., 73 Tage
nachdem sie gebissen war, völlig gesund, nur
klagte sie noch über Schwäche in dem krank
gewesenen Fufse. Dem Befehle sich in eini-
ger Zeit wieder zu stellen, leistete sie kei-
ne Folge, ist also wahrscheinlich gesund ge-
blieben« Jene Schwäche des kranken Theiles
blieb auch in dem Falle/ dessen ich im Ein-
gänge zta dieser Krankengeschichte gedachte,
-noch eine lange Zeit zurück.
Ein Rückblick auf die Behandlung, wel-
- Sa - t
che ich mit der Kranken vorgenommen habe,
.ist mir in so fern angenehm, als der gün&ti-
ge Erfolg derselben, die Heilung eines in kur-
zer Zeit mit ungeheurer Schnelligkeit!, bis zur
dringenden Lebensgefahr steigenden Uebels,
mich davon überzeugt, daß». meine Induktio-
nen richtig gefafst, meine Mittel passend aus-
gewählt waren, Ist Vergiftung durch einen
Schlangenbifs, wie ich nicht wohl ander* ver-
muthen kann, wirklich die Ursache der Krank-
heit gewesen, ist die Vergiftung, wie map
vermuthet, Krankheit des lymphatischen Sy-
stems, so ist der Gebrauch des Quecksilben
und der Tollkirsche angezeigt, der letzten in
diesem Falle um so mehr, da die Fauoes 4er
Kracken zu leiden begannen. Die Anwen-
dung des Camphors hielt ich theils wegen
der diaphoretischen Wirkung desselben, theils
and besonders aber deshalb für durchaus noth-
wendig, da die Kranke an einer so beträcht-
lichen Asthenie der Nerventbätigkeit.litt, wel-
che ich auf diesem Wege am sichersten 9 und
ohne den übrigen Mitteln Abbruch zu thun,
-heben zu können glaubte. Allein ich verheh-
le es riiir nicht, dafs ich einen grofsen Fehler
bei der Cur begangen habe, dessen Folgen
zu besiegen mir leicht hätte unmöglich wer-
- 64) - .
msrnd^'daüart* der; Zustand so bii zum io-
testo&vgttMi forty wo di4 Kranke viel Schweift,
grpfce Schwäche, Bitterkeit ;im Munde, .und
anfangöndÄSali¥ation»zmokett .angab,' sich auf
der. {Hand ihnt. dein.) Armei -viele neue Blasen
eräugt' hatten, die. alten aber, und nrit ahnen
ei» Theil der. sie umgebenden Substanz- spbai
celös , gftwordep. war. Der. Speichelflufs : not
thigte mich da» Quecksilber auszusetzen,. <da-
gegen iuhr ich mit ' dem * Angelicawurzd- Apf«
gus&e.fort,. und verband' die .brandigen Stellen
an.jier .Hftpd mit Vngt* T&rjebimHnae* Hie*
zu fügte ich am folgende^. Tage, wo sich der
Brand vermehrt hatte.*: und der Handrücken
einzelne, harte, knotige Auswüchse bekam,'
vö(x : denen ich das- Entstehen bedenklucheii
Geschwüre fürchtete* Bäder des ganzen: Annas
in warmen Aufgüssen von aromatischen: YaüvA
^ernj mit Branntwein, -wodurch auch der.-Jpefe.
tigef Gestapk des Armes gemindert Wurdet
liefs das brandige Tags nachher ao tief. alt,
möglich scjpißciren und in. diese Stellen .Garn«
phorpulver streuen. . Unter dieser Behandlung,
besserte sich das Befinden der Kranken- am
i3ten Augufct dahin, dals die Sehmerzen und
die Gesqhwulst etwas abnahmen, und am ^4"'
ten August der. Brand sich zu sistirfen anfinge
auch
- 65 -
i die Intermlasionen im Pulse gUnrlich auf-
iit hatten. Von da an ichritt dio Bosse«
5 rasch vorwärts, alles brandige stiefs ilch
die Geschwüre heilten, und dlo Krankt
da am agsten August aus der Anstalt ent-
IB| mit dem Befehl, sich nach einiger Zeit
Jer ui Hellen, damit ich die Beschaffen-
der Hand untersuchen könne, welches
: nicht geschah,
Anne Doroth. Trejke^ /fi Jahr alt, eben-
. in Absinthkeimen wohnhaft, nfthrto ein
d, und h*tte ebenfalls von demselben Ocht
, welchem die Xamimka ihre Krankheit
dankte, am »tisten Julius Fleisch eingesaL»
, worauf si6 am eisten oiue Blatter am
telfinger der rechten Hand bekam, und den
Ctn Kopfschmerz Frost, Uebelkeit, beträeht-
en Schmer« von dem Finger, den Arm
ang, bis in die Achselhöhle, Geschwulst
AchseldrUlsen und der Mamma dieser
:e empfand. Am atitcn August wurde die
ie scbvvür*liili, und der damalige Unter-
i des Institutes, welcher eines Geschäftes
;en in Absiuthkeimon war, fand ihren
I klein und sparsam, wobei die vorhin m»
ebenen Symptome fortdauerten. Man er»
Ite, dafa eine dritte Frau von 7a Jahren^
w* xxxvui. v. i. Bt, E.
— 66 —
welche auch Fleisch von diesem Ochsen ein-l«
gesalzen habe« und bei welcher sich ei* k
Blatter auf dem Arme gefunden hatte, am 6tes |r
August gestorben sey. Dagegen waren ilii
die Personen , welche sich mit dem Enthält in
ten des gefallenen Ochsen beschäftigten* »o|k
wie die welche blos von dem Fleische geges-
sen hatten« ohne weiter etwas damit vom*
nehmen, vollkommen gesund geblieben. *
Am 7ten Aug. kam die Trepke in du
Konigl. klinische Hospital , in dem oben be-
schriebenen Zustande« Da ich keinen Grund
hatte, eine andere Behandlung mit ihr als mit
der Katninska vorzunehmen, so gab ich ihr,
wie dieser, Quecksilber mit Campher, und
aufserdem Angelica mit kaustischem Ammo-
nium, liefs Camphorsalbe einreiben, und mach-
te aromatisch * spirituöse Umschläge um den
Arm. Bei dieser Behandlung trat am iö, Axh
gust etwas Ptyalismus und reichlicher Schweift
ein , weshalb ich das Quecksilber weglieft«
Am folgenden Tage war der Puls aussetzend«
Diese Erscheinung war mir um so merkwür-
diger, als sich bei der ungleich krankem A#-
minska keine Abweichung im Pulse bemerken
liefs j und ich mich nicht davon überzeugen
kann, dals die plötzliche Ablactation, von wet
- 67 -
eher die Kranke allerdings einige, jedoch ge-
ringe, Unbequemlichkeit litt, die Ursache die-
ses wichtigen Fehlers im Umlaufssysteme seyn
tollte* Allein dieses Symptom hatte keine
bedenklichen Folgen« Im Gegentheile schritt
die Besserung der Kranken unter der bisher
rigen Behandlung immer fort* so daü sie am
a$. Aug. aus der Anstalt entlassen werden
konnte* Sie stellte sich* wegen Hoch nicht
gänzlich geheilten, Geschwürs am Finger, nach-
her noch einige male*, gebrauchte während
dieser Zeit ein selbst bereitetes Infusum von
der Angelicawurzel mit einem kleinen Zusätze
von Salzsäure* und war am 5ten September
Tollständig geheilt
* Aufser dem Weichselzopfe* der Rabies*
der Krätze* den Schutzblattern, ist also* wie
diese Beispiele aüfs Neue beweisen* der Milz-
brand eine von den Wenigen Krankheiten*
welche . dem Menschen und dem Thiere ge-
meinschaftlich* oder richtiger* vom Thiere auf
den Menschen verpflanz bar sind. Indessen
ist unter allen diesen Krankheiten der Milz-
brand diejenige* welche itoe Gestalt am mehr«»
stett verändert* indem sie auf den fremden
Boden versetzt wird* obgleich man es wohl
nicht läugnen kann* daß sie alle, indem sie
£ a
I
— 68 —
•ich dem menschlichen Körper gleichsam ae-
* climatisiren , ihre * ursprüngliche Gestalt im-
mer etwas verändern« Allein- merkwürdi-
ger als diese, bereits mehrfällig angestellte
Betrachtung, ist mir ein anderer Umstand ge-
wesen, nämlich die Erscheinung, dafs nur die*
Personen, welche das kranke Fleisch einsalz*
ten, von dem Uebel ergriffen -wurden, da hin-
gegen diejenigen, welche die gefallenen Häup-
ter enthäuteten, oder 6ie} welche von dem
Fleische afsen, gänzlich frei von allem Uebel-
'befinden blieben. Andere Fälle, selbst eine
traurige Gelegenheit dieser Art, welche vor
-einigen Jahren unsere Provinz um einen wak-
kern Arzt brachte, zeigten uns, dafs blos das
Besprützen mit dem Blute des kranken oder
gefallenen Thieres, im Stande sey, eine tod-
bringende Ansteckung zu bewirken. Ist viel-
leicht das Contagium, bei verschiedenen Gra-
den der Krankheit de» Thieres, von welchem
et ausgeht, von verschiedener Wirksamkeit?
Ich wage es nicht , diese Frage zu verneinte,
da es mir an genauer Bekammebaft mit der
Krankheit bei dem Rindriehe *bgehv 'kann
sie aber auch nicht wohl- bejahen; da, so viel
ich wdifs, der Milzbrand nicht für- eine an-
steckende Epizootit gehaben wird, und da
- 69 -
ansteckende Menschenkrankheiten, wenigstem
nicht immer, den Maatsstab ihrer Heftigkeit
von der Heftigkeit des Falles hernehmen, von
welchem die Ansteckung ausging. Dals jene
drei Weiber durch das Einsalzen des Fleischet
sich ansteckten, da die übrigen Personen, wel-
che das Fleisch derselben Thiere genossen
und gehandhabt hatten, verschont blieben, ist
übrigens wohl daraus zu erklären, dals theils
nicht alle Ansteckungsstoffe, ja nicht einmal
alle Gifte durch den Magen wirken, wie man
dies z, B.x von dem Lustseuchegifte wissen
will, und vom Schlangengifte nach Redi und
Fontana mit Gewifsheit weifs, und da an-
derntheils das Salz aus mehrern Gründen die
Haut empfänglicher gegen dergleichen schäd-
liche Eindrücke von aulien her machen kann,
als sie es für sich ist,
7. Sonderbare Hautkrankheit, wahrschein-
lich venerischen Ursprunges. (Hierzu Ta£lU)
e •
Der folgende Fall ist . mir seiner Natur,
seines dunkeln Ursprungs, seiner Heilung we-
gen gleich interessant, und ich glaube ihn der
Beurtheilung» Sachkundiger vorlegen zu dür-
fen.- Ueber seine Ursache bin ich lange in
Zweifel gewesen, erst jetzt glaube ich mit
Wahrscheinlichkeit ihn für eine Form der Lust-
— 7° —
«nute criü&ren' an* dürfen, welche bekanm^
Uefa sich tu» unter tausend verschiedenen
Masken aeigr, und* häufig schwer, zuweilen
g*r nhsfet zu entlarven ist;
Die 17 jährige Dienstmegd Anna Luise
K\ wurde am 5ten Aug.. i8ra in das konigl.
klinische Hospital gebracht, und erzählte fei-
gsnde Rrankhestageschichte:
Yar etwa fünf? Wachen bekam sie, ohne
Bekannte Veranlassung, einen Fieheraniall,
nachher Brustschmerzen, welche sie zu einem
Tag und" Nach* ununterbrochenen Schreien
zwängen , auf diese folgten die heftigsten
Schnieften m den- Knochen , und bald darauf
ein- firiesdartiger Ausschlag über den gamma
Körper, welcher m die jetzt vorhandene Krank«
heü überging. Wie lange jeder einzeihe die?
ser Zufalle gedauert habe, welche Mittel dage-
gen angewandt seyen, und welchem tob ihnen
die- Veränderungen zuzuschreiben seyen, wnfste
die Kranke nicht anzugeben, kaum war es
möglich1, ron ihr diese Thatsachen zit erfar*
sehen, in deren Erzählung sie aber sich gleich
M*e&. Es ist noch an bemerken, da£s sie erst
einmal in ihrem Leben menstruitt, und da»
seit dem Anfange ihrer Leiden, an der Stelle
der Mcmhwi cum» dem Anscheine nach» g*£~
- 7* " -
artige Medorrhöe sieb eingefunden hatte. Sie
war im höchsten Grade abgezehrt, ungemein
kraftlos, schlief, afs und trank sehr wenig, fie-
berte aber nicht» ' An den Genitalien und im
Rachen zeigten sich keine Geschwüre«
' Von der Ferse bis zum Scheitel war die
Kranke, an den behaarten und unbehaarten
Theilen des Körpers, mit einzeln stehenden,
kleinern und grofsern, hier wie eine Erbse,
dort wie eine Wallnufs groben, dunkelbrau*
neu Schorfen, welche eine stinkende eiter-
ähnliche Feuchtigkeit ergossen, oder mit war-
zenförmigen Oeschwiirchen bedeckt, welche,
nachdem sie etwa a4 Stunden gestanden hat-
ten, in jene Schorfe übergingen, und in kur-
zer Zeit, jedoch bei weitem nicht alle, sich
um das zehnfache in ihrem Umfange vergrö-
bern konnten. Manche der Schorfe waren
abgefallen, und hatten, ohne wiederzukom-
men, rothe Narben, wie Blatternnarben nach-
gelassen, andere fielen ab, erzeugten sich aber
wieder, und diese waren es namentlich meh-
rentheils, welche die vorzüglichste Gröfse er-
reichten« Die Schorfe schmerzten bei der lei-
sesten Berührung, heftig, hatten aber durch
ihren Ausbruch, dem Knochenschmerze voll-
kommen ein Ende gemacht» Sie fanden sich
— 7-
äs. Gesichte, in den Handflächen, auf dm
Fufosohlep sogar, und beobachteten in ihrem
Verlaufe schlechterdings nichts IVegelmälsiggs»
wie denn auch z» B. die Zeit, während wel-
cher ein Schorf stehen blieb, ganz unbestimmt
war. Ich habe manche wenige Tage nach
ihrer KnWphung abfallen, und die Haut heü
werden, sehen, andere dagegen standen die
ganze Zeit der Kur hindurch unverändert,
wieder andere fielen ab , und Heuen um sich
fressende Geschwüre zurück.
Da ich schon unter den Kranken, wel-
che ich bei hohen Graden von Lustsenche
mit dem arseniksauren Kali behandelte, einen
Fall gehabt hatte , wa sich ein diesem Aus-
schlage vollkommen gleichender im Gesichte
des Krankpn erzeugte, und hartnäckig stehen
bliebe ohne selbst dem Arsenik zu weichen,
aa ahndete ich Syphilis, und beschloß* den
Gebrauch des yersülsten Quecksilbers zu ver-
suchen,, wovon ich aber sofort gro&e Gaben
anwendete. Dabei IieCs ich die Kranke täg-
lich lauwarm baden. Die Schmerzen in den
Schorfen verminderten sich etwas» auch Helen
einig« von ihnen ab, allein dafür entstanden
neue, und diese schmerzten unbeschreiblich.
Das Quecksilber, van welchem bis zum toten
— *3 —
uhne nllen Nulr.en (tphrnmh gemacht vt*r>
wurde Bit diesem Tage ,f,l' l'PMI itt ehroni-
ichen Krankheiten viel get Minuten, auch von
mir selbst Hinge mal* mit Ktlolg gegebenen
tHumbagine vetlausrht, welt-he Uli folgender-
fiestilt anwendete: IV. I%lumhn§in. ungf. Wi-
rt/* fuhu fif. Meli, midi t/n. s. ut J\ elevt.
iV, Alle m Stunden i iheelaffel vnlltn neh-
men* lind hietnjf veihand ich, bei IJmsith-
Tressen tief Scholle, und sehr urgent (Jestatjke
derselben auch den Hulseru tJehreucli des
Wasserbleies, aul ' füllende Weise: IV. Vlum-
htiß> nrtßL futßti/i pule -j(l. Adifh will, fifj*
f. U99$t. »V. Zum f et binden der tief unier
titih /testenden HesnhwUrv. 1 liemil l'nlir ich bis
«um ifllen Aug. fort, ohne c Inf s das lrm (schrei-
len der Krankheit, ihre wirkliche sirhllmte
■
Verschlimmerung auch mit- im •'lindesten auf-
gehalten, geschweige tlf»»u nu eine Jiesseriiug
ilu es /iiistandea *tt denken gMvrPiPtt nute.
Audi nahm die Magert eil der kranken sicht-
bar tu, So dnls sie einem (letippe nht'ljrh
war« und die Klüfte sanken mit. jedem T«ge
mehr. lriS winde Ifdglich heute eine neue
Aenderting der llehnndliiitg heschldMen. Mi-
neralsüuren haben sich so nd in )Uml -i*uk-
heilen thatig bewiesen, wiiken so ktiWiig io
_ 99 * ___
Hut Verrichtungen des lymphatischen Systems
und der Haut ein, ändern die Absonderung^
processe so allgemein v und heben die Kräfte
so sichtbar, dafs ich sie von allen diesen Sei-
ten Kr angezeigt hielt ? und ihren Gebrauch
beschloß. Jetzt aber wollte ich alles specific
sehe und speeifisch - scheinende meiden, und
wählte daher absichtlich picht die hier rid-
Jeicht mehrfach indicirte Salpetersaare, damit,
im Falle eines günstigen Ausganges, man nickt
deren antisyphilitische Wirkung in Anschlag
bringen möchte. Die verdünnte Schwefelsäur
re wurde der Kranken stundlich zu 15 Tro-
pfen mit Thee gegeben, und da die Krank«
Husten und einen dem Eiter nicht unähnli-
chen Auswurf bekam, täglich 3 mal eineTlste
voll Gelatina Lichenis Islandici mit einem
Theelöffel roll Pulv, semin. phellandr. aqua*,
Um die Wirkung der Säure möglichst zu ver-
stärken, wurde auch deren äufsere Anwen-
dung versucht, namentlich der scharf saure
Rückstand von der Destillation des schweflig«
ätherischen Geistes dem Badewasser zugesetzt,
bis es eine essigähnliche Säure hatte«
tfis zum 3osten August wurde beharrlich
fortgefahren, jedoch die Quantität der Säure
alle zwei Tage verstärkt, $0 dafs die Kranke
- 75 -
heute stündlich 40 Tropfen davon nahm, und
im Ganzen 3 yiiij in i3 Tagen innerlich Ter»
braucht hatte« Sie war jetzt deutlich auf dem
Wege zyr Besserung; nicht nur die neu ent~
stehenden Schorfe fielen rasch ab, sondern
auch die (riten trockneten , löteten sich los,
und unter ihnen fand sich gesundes Fell ohne
Geschwüre. Pagegen aber erzeugte sich ein
Heues Leiden. War es Folge des ungeheu-
ren Gebrauches der Säure, was sehr wohl
möglich ist, oder war es ein RückwärtsschreP
ten der Krankheit, welche mit Knochenscb mer-
zen angefangen hatte, was manchem möglich
scheinen möchte, genug die arme Kranke be-
kam heftige Schmerzen in den Kniegelenken,
welche mit jedem Tage zunahmen, und be-
sonders des Nachts sich verstärkten* Ich lieb
Thee aus aromatischen Kräutern, und als am
gten Sept das Uebel noch immer heftiger ge-
worden war, die bekannte Mischung aus Opi~
Httinctur und Spiefsglanzweinstein in Gaben
ron 8, nachher von *5 Tropfen tfebmeq, wel-
che schon *m i3ten Sept, allen Schmerzen
ein finde gemacht hatten, Unterdessen wi-
ren die Schorfe beständig häufiger getrocknet,
und ohne etwas nachzulassen abgefallen, so
dafs die Kranke völlig geheilt am 3o. Sept,
- 7« -
die Anstalt vertiefe. Sie hat sich nachher siebt
wieder gezeigt.
Ist diese Krankheit venerisch gern
oder nicht? Sie verglich sich einigermalsc* ,
mit den Yaws^ besser mit der Frambaeda ia
ihrem Assehen, bekanntlich Krawlrh^ff^ weU *
che. der Syphilis nahe verwandt sind, aDeui
sie wich keinem der gebrauchten Mittel, all
den enormen Gaben der Schwefelsäure, weU
che neben der Phosphor- und der Kohlen--
stofisäure, von den of&ränellen einfachen San».
Ten, gerade nicht gegen Lues gebraucht wor-
den ist. Localübel, welche auf Tenerischen
Ursprung hatten deuten können, waren nicht
vorbanden, bis auf die gutartig scheinende.
Blennorrhoe. Das Mädchen war noch sehr
jung und sehr wenig reizend. Ich gestehe et»
ungeachtet ein von mir hochverehrter Arzt,-
welcher die Kranke einige male zu sehen die'
Gute hatte, seine Vermuthung über Syphilis,
als Ursache des Uebels, gütig genug war deut-
lich zu äufsera, so habe ich doch daran ge-
zweifelt.
Jetzt aber bin ich von diesem Zweifel
ziemlich geheilt Obgleich ich nämlich nicht
wohl begreife, wie .die Schwefelsäure diese*
Uebel heben konnte/ so ist doch theils das
— 77 —
Beispiel des im Eingange zu dieser Krank-
heitsgetchichte genannten, bestimmt Veneri-
schen, theils ein Fall, welchen ich mit zwei
meiner geschätztesten Herren Collegen eine
Zeitlang behandelt habe, und welcher ent-
schieden venerischen Ursprungs war, theils
endlich ein Fall, welchen ich jetzt im Clinico
habe, der, nach der Erklärung des Arztes, #
welchen die Kranke früher zu Ratbe zog, und
dessen Unheil ich nicht in Zweifel ziehen
darf, ebenfalls venerischer Natur ist, für mich
bestimmend gewesen. Diese letzte Kranke
nimmt ebenfalls Schwefelsäure, und nähert
sich der Heilung unter ihrem Gebrauche. Sie
ist jedoch bei weitem nicht so krank, als die,
deren. Geschichte ich hier beschrieben habe,
und hat nur im Gesichte den Ausschlag, ge-
braucht auch die Schwefelsäure in viel klei-
nem Gaben *).
•) Sie Besserte sich zwar, ist aber nicht geheilt, und
mufste die Anstalt, ohne ganz von ihrem Üebel be-
freit zu werden, verlassen. Nachher soll sie durch
Quecksilber geheilt seyn.
Die zu diesem Aoitats gehörigen Kupfer werden naA-
geliefert, i d. H.
-ts-
nt.
Ueber die böate Art,
die China im Wechselfieber t\i geben.
Von
Dr. Nässe,
Äitt tu Bielefeld.
Welche* ist die kleinste Menge China, wo«
mit ein Wechselfieber, worin China angezeigt
ist* geheilt werden kann? Zu dem wissen-
schaftlichen Interesse dieser Frage gesellt sich
in einer Zeil* wo bei gesperrter Chinazufuhr
die der China bedürfende Krankheit epide-
misch herrscht, auch ein ökonomische*. Un-
sere praktischen Handbucher fordern meistens
Unzen; was mit einer Drachme, einem Scrti-
pgl ausgerichtet werden könne, darüber schwei-
gen sie. Bekanntlich lassen wir Aerzte ei uns
aber nicht leicht zweimal sagen* dafs zu ir-
gend einer Kur gfofse Arzneiquantitäten er-
— .79 —
forderlich ieyen; und es ist noch in frischem
Andenken, wie es denen erging* welche statt*
wie es Sitte War, immer- größere Arzneigaben
zu reichen* auch von sehr geringen grofse
Wirkungen erzählten« Der Gebrauch der Chi«
na im Wechselfieber hat den Einfluß der Zeit,
wa das kräftige Kuriren Mode war* ebenfalls
«fahren *) ; und noch vor kurzem ist uns
ein Chinadecoct von einer Unze China, wozu
eine halbe Unze Chinaefctract, zwei Unzen
Chinatinctür und eine Unze Chinapulver hin-
sugesetzet worden* als probat im Quotidian-
fieber empfohlen worden« Je kräftiger ein
*) Die meiste China verbrauchen allerdings die eng*
tischen Aerzte, weil sie dieaelbe iö einer grobem
Zahl von Krankheiten verordnen , elf man in an-«
deren Ländern gewohnt ist« Im Wechselfreber dür£»
te hingegen der Gbinaverbrauch in der letzten Zeit
am gröfsten bei den deutschen Aerzten gewesen
Seyn; nnd vielleicht werd» rl die4e hier nur von den
jetzigen römischen Aerzten, welche, nach lodert
„die Fieberkranken voll Zentner von Chinapulvern
Stopfen, " übertreffen« Auffallend unterscheidet sich
auch hier das Verfahren französischer Aerzte voil
dem ariderswö gebräuchlichen« „CdU un remeda
Iröp /ort/* sagte ein angesehener * einem grofseö
Hospital vorstehender Paiiser Arzt von der China,
die er seit Jahr und Tag nicht verordnet hatte.
Liegt dief Ursache dieser Verschiedenheit bkoa in
theoretischen Ansichten?
— 8o —
Mittel, desto schneller heilt ek ja; und hilft
denn nicht Viel Viel?
Daf's auch eine geringe Quantität CWai
grobe Heilkraft gegen (Ins Wechsel lieber bfr
.fitze, beweist da* /jeugnil's friilierer Aentft
Der 'jetzige reichliche Gebrauch der
wäre demnach nur dann zu re<
wr»nn man nachweisen konnte, die Piebff
oder die China hütten sich seit jener Zät
verschlimmert ; schwerlich dürfte aber eiat
Solche Nachwoisung gelingen. Dala verfälsch
te China bereits vor hundert Jahren im Han-
del vorkam, wissen wir aus Condamine's und
Anderer Nachrichten ; in neuerer Zeit mögen
diese Verf. i lieh ungen häuliger geworden seyn;
in guten Olli einen fehlt es jedoch auch jettf
nicht an lichter, unverdorbener China, und die
ist noch immer, auch in geringen Quantiti-
ten, ein grolses, kraftiges Heilmittel gegflD
das Fieber. Ihre volle Wirksamkeit kann sia
aber nur dann äufsern , wenn in Hinsicht
der Art und Weise, wie sie gegeben wird)
gewitse Bedingungen erfüllt werden. Von
den schon oft und noch neulich von Hern*
Weltmann getadelten Chinadecocten und In-
fus en, worin das küstliche Arzneimittel un-
verantwortlich verschwendet wird, ist hier
nicht
— 8t —
nicht die Rede, so häufig der verderbliche
Gebrauch derselben auch noch seyn dürfte.
Wenn es Fälle von Wechselfiebern gab, wor-
in nach allen Krankheitserscheinungen CJjina
ingezeigt war, und in denen dennoch ein
reichlicher Gebrauch des Chinapulvers keine
Heilung zu bewirken vermochte, so entsteht
die Frage, ob nicht vielleicht eben der reich-
iche Gebrauch der China Schuld an dem
tfichterfolge war, und ob man nicht oft mit
smer geringeren Gabe der Rinde (wie man«
che* andern Arzneimittels) mehr ausgerichtet
beben würde, wie mit der grofseren. Wie
der gesunde Körper zu seiner Ernährung nnr
einer gewissen Menge von Nahrungsmitteln,
eo bednE auch der kranke .zu semer Heilung
nur eines bestimmten Grades arzneilicher Ein«
wirknng ; und wenn schon Ober Bedürfhifs
genossene Nahrungsmittel, nachtheilig auf ihn
einwirken, wie viel schädlicher muft es für
ihn seyn , wenn das Maafs der Arznei Über-
schritten wird? — Wo der reichliche Ge-
brauch nicht Schuld ist an der geringeren
Wirksamkeit, die man an der jetzigen China
beobachtet haben will, da kann ihre Heilkraft
ä\m^t**\* vermindert worden seyn, dafa sie dem
Kranken zur unrechten Zeit gegeben wurde»
Joara. XXXVUI.I. i. Sr. F
— 8s —
Dieser Punkt scheint nicht minder wi
als der vorige, obgleich, mehrere Schriftsteller
wie P. Frank z. BM ihn nicht besonders fc»
rücksichtigt haben. Ziemlich allgemein scheint
man jedoch jetzt anzunehmen, dafs es nid»
gleichgültig sey, ob man die für eine Inter»
mission bestimmte Chinamenge auf einmid
kurz vor, oder kurz nach dem Anfalle , oder
in gebrochenen Dosen von einem Anfall «üb
andern gebe; die Aerzte sind nur noch nickt
darüber einig, welche Art die bessere sey.
Verdient die frühere Methode Frassohis und
Tonis, oder die von Sydenham befolgte, oder
irgend eine andere den Vorzug; durch wel-
che heilt der Arzt am schnellsten, mit der wth
nigsten China? Die. Beantwortung dieser Fm
gen , welche * den : Gebrauch . eines so häufig
verordneten Mittels betreffen, ist gewifa . einer
fortgesetzten Untersuchung werth. Hiejr mei-
nen Beitrag dazu« ,.,*
Wer die Wirksamkeit einer mit Unrecht,
vergessenen Heilmethode auf rdem Wege .der
Erfahrung von neuem darthut, verdient Tiiclit
minder unsetn Dank, als derjenige, der dies*'
Methode zuerst entdeckte« Und dieser Dank
gebührt dem trefflichen Thuessink, weä. er es
ist, der in neuerer Zeit wieder zuerst von der
— 83 —
Eigenschaft der China, auch in geringer Quan-
tität ein grofses Heilmittel xn seyn , Zeugnils
gegeben hat, der wieder zur alten Mäfsigkeit
im Gebrauche der China zurückkehrtet nach-
dem die zuletzt von Cullen und h } ahnemann
empfohlene Methode, das Wechselfieber durch
wenige, vor dem Anfalle gegebene China zu
heilen, wenigstens nach dem Schweigen der
Schriftsteller zu schliefsen, in der letzten Zeit
Töllig aufser Gebrauch gekommen war. In
seinen im Jahr 1S08 erschienenen FVaarne-
mingen erzählt der holländische Arzt, welche
geringe Menge China, seinen Beobachtungen
zufolge, zur Heilung der für dieses Mittel ge-
eigneten Wechselfieber hinreichte; wozu bei
gewöhnlichen, nicht veralteten Fiebern, sonst
Unzen verbraucht wurden, das richtete er mit
einer Drachme, ja mit einem Scrupel aus«
Doch nicht blos frisch befallene, sondern auch
Kranke ttoit inveterirten , jedem anderen Ver-
fahren hartnäckig widerstehenden Wechselfie-
bern, heilte er mit einer Quantität China, die
rier und mehrere mal geringer war, als die«
welche von Jen Aerzten gemeiniglich verord-
net wird. Daß* er sich einer andern, als der
gewöhnlichen guten China bedient habe, er-
wähnt Thüessinft nicht ; was derselben in sei*
Fa
- 84 -
ner Hand solche Wirksamkeit verlieh, war
die Art und Weise, wie er sie gegen das Fie-
ber gebrauchte \ die Wiedereinführung der
früheren römischen Methode, das Heilmittel
nicht lange vor dem Krankheitsanfalle, oder
nach Beendigung, sondern kurz vor dem Ein-
tritt desselben zu reichen.
Die seit fünf bis sechs Jahren unter man-
nichfaltigen Formen in hiesiger Gegend herr-
schenden Wechselfieber *) boten mir
•) Die ersten hiesigen Fieberkranken, der letzten Epi-
demie kamen in einer «wei Stunden von hier em«
ferntth Gemeinde bereits im Frühling jgo6 vor;
nachdem ihrer allmählich mehr geworden, fiel du
Maximum derselben in die Jahre 1808» 9 und 10.
1807 «ählte icfi hier in der Stadt unter q\, i$o8
unter 22, 1809 unter 2.5, 1810 und n unter. JqüV
nern Kranken, einen mit Wechselfieber. Betriebt*
- lieh mehr Fieberkranke kamen auf dem Lande vor;
die Häufigkeit derselben* diiferirte jedoch nach
• den verschiedenen Gegenden. Eine schmale,' rat
Ost nach West ziehende Bergkette, achejdot. hjsr
Sand und Kleiboden; auf dem Sande .waren d«
Kranken mehr, yr'ie auf dem Klei. Das Maximum
- kam in einer, eine.grofse Sandebene bevrobnendu
. Gemeinde vor; vom April j8io bis Februar ifil
litten hier unter 836 Einwohnern 336 am Fiebar.
Auch in diesem Frühling (1812) giebt es in einssL'
neu Gemeinden noch viele von frischen Teftianen
und Quotidianen befallene* Kranke. Wie- die 'Hm»
figkeit, so differirte hier .auch der . Typua'ndea .Fit*
- 85 -
ihende Gelegenheit dar, die von Thueuink
empfohlene Methode unter yertchiede-
bera nach den verschiedenen Gegenden. Hier in
der Sude kamen fast allein gelinde Tertianen und
Quotidianen vor; und beinahe eben se verbleit ea
eich bei den auf Kleiboden wohnenden Landleu*
tan» die Bewohner der jenseitigen San^ebene wurden
dagegen häufig Ton hartnäckigen Quartanen geplagt;
in jener am meinen leidenden* (und auch' wahr-
scheinlich suerat vom Fieber befallenen) Gemeinde»
waren unter den 226 Wechsel fieberkranken nur 33
mit dauernden 1 ertianen, die übrigen 193 litten
afimmtlich an hartnackigen, mit Quotidlana (drei-
facher Quartana?), seltener mit Tertiana wechseln-
den einlachen und doppelten Quartanen. Dieser
offenbaren Einwiikung des Bodens (auch die Küste
Groningen, wo 27messinh die häufigen Wechaelfie»
'bei beobachtete, ist eine Sandfläche) gesellte sich
allerdings auch der Einflufs der nach dem Boden
verschiedenen Lebensweise, des verschiedenen Wohl»
a tan des (die Sand bewohn tr sind hier meistens arm)
hinzu. Von Suuipfausdunstutigen war jene Diffe-
renz hingegen r.icbt abzuleiten. Gerade jene am
meisten leidende Gemeinde wohnt am trockensten;
die hier gewöhnlichen Flachsröstegruben siqd in
ihr vielleicht am wenigsten häufig. Solcbo Qruben
erfüllen dagegen während der Monate Julius und
August in weiter Ausdehnung die Atmosphäre jener
Kleigc^onden (wo die Fieber in dieser Epidemie
minder häufig und vor dersieben nur schon spora-
disch wann; mit den Eftluvien des in ihnen in
Fäulnils übergehenden FUchsbestandtheilea (des
grünen Öaizmebli nämlich nach Promis Vfrmu-
• — 86 -r
nen Umständen anzuwenden; ein Verfahr«, |i
das die Masse des Arzneimittels und die Ko-Ii
steh der Cur vermindert, bat sowohl für den |n
Arzt, wie für seinen Kranken viel Einladende!
Ich verdanke dieser Methode die schnelle und Ife
leichte Wiederherstellung einer grofsen An-|i
zahl von Wechselfieberkranken: sie hat mir
da, Wo China angezeigt war, mehr geleistet;
als irgend eine andere Gebrauchsweise dieses
Mittels. Ein Wechselfieber mit einer so äu-
ßerst geringen Menge China zu heilen, wie
Thuessink einigen Kranken reichte, ist mir
Zwar nicht gelungen, und ich habe keinen
einzigen Fall beobachtet, wo ein Kranker
durch einen einzigen Scrupel wiederhergestellt
worden wäre. Nahm ich aber statt eines
Scrüpels, wie auch Thuessink bei andern Kran-
th.ung); auf Torfgninde liegen diese Gruben nicht.
Heeringe ^enofs unser Landmann vor dem Kriegs
nur selten, und in jener Quartangeroeinde Sind sie
kaum bekannt; wohl aber war der Verbrauch der-
selben in der Standt sonst ziemlich häufig. Da je*
doch die letzte Epidemie auch in England (vergl.
dieses Journal 33» 5, Il4> ferner Medlcal and *ur-
gical Journal of Edinburgh für 1808, vol. 40» l0
wie in Schweden (d. Journal 33, i, u3.) sich äu-
fserte, so ist die Entbehrung der Heeringe auf die
jetzige Wdchselfieberepidemie wohl schwerlich von
Efnflufs gewesen.
i - 87 - ■
ken UM, anderthalb, höchstens zwei Dreeb-
men einer guten gelben China, und verfuhr
ich mit denselben nach der alten römischen
Weise, so war das Ausbleiben des Fiebers in
allen Fällen, welche überhaupt China forder»
ten, fast jedesmal gewifs. Es liefs sich dieses
Ausbleiben des Fiebers unter den angegebe-
nen Bedingungen mit einem, hohen Grade
von Sicherheit voraussagen, und unter mehr
als hundert Fällen zähle ich nur wenige, wo
einer solchen Prognose der Erfolg wider-
sprochen hätte. Mehrere von dfen auf Thue&->
links Weise geheilten Kranken hatten vor An-
wendung dieser Methode mancherlei China»
Surrogate, Chinadecocte, oder auch selbst Chi»
napulver, zu -zehn und mehreren Granen alle
zwei Stunden während der« ganzen Intermis-
sion, vergebens genommen; es waren, aufser
Tertiankranken, auch mehrere an Quotidianen
und ein paar an Quartana leidende unter ih*
nen. Mein Freund, Herr Dr fVilmanSj . der
sich der von Thuessink empfohlenen Weise,
die China zu geben« ebenfalls mit Erfolg be-
diente, heilte die seltene Form einer Quin-
tana triplexj wogegen vorher bereits China-
pulver nach der gewöhnlichen Art, und man-
cherlei Chinasurrogate vergebens versucht wa-
— 88 —
-ven, schnell lind ohne Recidive mit zwei
^Drachmen guter gelber , vor dem Anfall ge-
nommener China *)♦ ' .
;;: Um den Kranken das Einnehmen zu er-
4eitohtern, gab ich: ihnen die für sie bestimm-
ten anderthalb oder zwei Drachmen in zwei
-gleichen Th eilen, die eine Hälfte eine Stun-
de vor dem AnGalle, die andere -in dem Au-
genblicke wo sie das erste Frösteln empfin-
«den,. und zwar in solchen Fällen, wo Uebel-
keiten zugegen' sind, mit ein paar Granen
Zimmt oder einem anderen Gewürze* Da«
durch wird in der Regel schon die Kraft des
•eintretenden Anfalls gebrochen; der nächste
Jbleibt ganz aus. Da mir jedoch Fälle vorge-
kommen sind, wo sich voto diesem zweiten
Anfalle noch einige Spuren, ein Ziehen in
den Gliedern» gelinde Kopfschmerzen etc.
zeigten, so lasse ich, um ganz sicher zu ge-
hen, vor diesem zweiten Anfalle noch einmal an-
derthalb Drachmen in zwei Portionen nehmen»
*) Die Kranke, ein junges Mädchen und ebenfalls eine
'. . $andbewohnerin, litt erst .an Tertiana Simplex,
dann an Tertiana, du plicata, hierauf an der oben
erwähnten Quintana, bei welcher ein paarmal hin-
tereinander zwei fieberfrei Tage auf drei Tage mit
Fieberanfallen folgten.
- 89 —
Biemit itf xlan» che Kur beendigt. In Betreff
des Fortgebrauch* der China nach ausgebliet-
becem Fieber fand ich dasselbe bestätigt, wai
echon Michaeli* und Andere in der letzten
•
Epidemie bemerkten; ein solcher Fort- oder
auch Wiedergebrauch der China brachte nie
Nutzen; statt die Recidive zu verhüten, ver-
größert derselbe blofs die Apothekerrechnueg
und die Consumptton eines kostbaren Arznei-
^mittels. Ich hielt es deshalb für - besser, die
China nach ausgebliebenem Fieber nicht eher
wieder nehmen zu lassen, als bis wiijdich eine
Recidive erfolgte. Das Ausbleiben dieser be-
wirkt Thuessinks Methode eben so wenig, wie
jede andere Anwendungsweise der China;
■auch bei dem sorgfältigsten Regimen, bei Ab-
wartung der Crisen, beim Vermeiden *aller
vermeidbaren nachtheiligen Einflüsse, erschei-
nen Rückfälle. Dauert doch] noch immer
die den intermittirenden Fiebern günstige
constitucio stariönaria, und für den Einflufs
dieser sind. alle geschwächten Personen am em-
pfänglichsten. So lange wir nun aber unsern
FieberreconValescenten nicht in ein paar Ta-
gen wieder stark und kräftig machen können,
(was die China so wenig vermag, wie irgend
ein anderes Arzneimittel)* so lange sind auch
X*
— «o —
Recidiven des We<^ elfieb er» jetzt meht mit»
meiden, insofern -dieses Fieber nicht, wie im
«xanthematische und zum Theil auch der T5p-
phus die Anlage zu seiner Rückkehr selbft
tilgt *). So wie Thuessinks Methode jedoch
leicht und schnell die erste Reihe von Anfäl-
len endiget, so hebt sie, durch den Wieder
gebrauch von anderthalb oder awei Drachme*
•der Rinde > auch bald die1 zweite, dritte« Je
früher d£r wiederbefallene Kranke zur China
curückkehrt, desto weniger Zeit hat das' Fie-
.. •
•) Dafa das Wecbaelfieber die Anlage zu seiner Rück-
kehr nicht tilge, gilt jedoch sehr wahrscheinlich nur
für eine gewisse Zahl von Recidiven; die dritte Re-
cidive erfolgt nicht so leicht, wie die zweite; die
vierte wieder schwerer als die dritte, so dafj eias
fünfte, sechste nur selten vorkommt. So wie dar
Typbus hingegen eine geringere Anlage zu. Recidi-
ven hat, .als das Wechseln* eb er; so verschwindet
auch die Neigung des letztern z-ti Ruckfällen um
ao mehr, je ähu lieber es m seinem Charakter dem
Typhus wird. Bei einem Kranken, dessen anhal-
tendes Nervenfieber in ein inteimittirendcs, mit so-
porösem FrosMadium begleitetes übirging, und der
durch ein paar Drachmen China geheilt ward, sah
ich keine einai^e Recidive erfolgen, so häufig su
derselben Zet bei gelinden Fiebern auch Rückfälle
waren. Auch Rubini aagt: die bösartigen .Wechsel»
lieber werden minder häufig reeidiv, a's die ge-
wöhnlichen.
— $x —
ber sich festzusetzen, desto1 leichter ist et zu
entfernen, — Und so gelang es auch mir,
nach Thucssinfo Methode, mit dem vierteA,
fechten Theile China dasselbe- auszurichten.
Wozu gewöhnlich das Ganze verbraucht wird»
Sollten nun auch die Beobachtungen anderer
Aerzte jener Methode den Preis vor allen an-
deren Anwendungsarten der China zuerken-
nen, welche ungeheure Quantität dieser köst-
lichen Arznei wäre dann bisher' ohne allen
Voitheil für die Fieberkranken verbraucht
; worden; was für eine grobe 'Menge ginge
noch täglich verloren ! Wird man den Aerzten,
falls sie im Gebrauch der Rinde wirklich mit
Unrecht die bessere Methode für die schlech-
tere hingegeben haben sollten, künftig nicht
einen ähnlichen Vorwurf der Chinaverschwen-
dung machen,* wie er die amerikanischen Cas-
carilleros (Chinaschäler) trifft, die nach v.
Humboldt (Ideen zu einer Geographie der
Pflanzen, S. 64.) > statt dafs sie jetzt jährlich
nur neunhundert Stämtne fällen dürfen, vor
1779» unbedachtsamerweise jährlich fünf und
zwanzigtausend fällten?
Ist nun aber die geringe Menge China,
.womit sich nach Thuessinks Weise ein Wech-
selfieber heilen läfsf, das absolute Minimum
— »2 —
der m einer solchen Heilung erforderl
Chinaquarritit; oder lüt sich, wenn man
China za anderen Zgirgn, als kurz ror
Anfale giebt, mit einer noch geringeren Mee>
ge auskommen? Die Erfahrungen, die ioY
hierüber gesammelt habe, sprechen dorchanf
an Gunsten der ersten Methode. Wenn idl
die zwei Drachmen, wodurch ich auf jap
Weiset in der Regel, ein Fieber unterdrücket
konnte, in zwölf getheilten Dosen, während
der ganzen Intermission, alle zwei' bis drei
Stunden eine, nehmen lieü, to erfolgte . d*f
Ausbleiben des Fiebers nur zuweilen, und bei
weitem nicht so sicher, als wenn die, beides
Drachmen von dem Kranken kurz vor dem
Anfalle in zwei Theilen genommen wurden»
Eben so fand ich die Wirksamkeit der China -
gegen da* Fieber geschwächt, wenn ein Kran-
ker, nachdem er sich in der Bestimmung der-
Eintrittszeit seines Fieberanfalls geirrt hatten
die nach römischer Weise zu nehmenden an-
derthalb oder zwei Drachmen ein paar Stun-
den zu früh nahm *) — In wie fern die Wirk«
•) Das wechirlnde Vor- und Nacbseuen der Anfallt
Lei minchnn Wecbitilfioljcrkrankon oricbwert aller»
dingt oft die lWolgung der Hegel, die Cbint es
einer ge willen Zeit vor dorn Auiaüo xu geben. Die'
— 93 — •
knkeit derselben China gäbe erhöht oder ver-
inde.it werde, wenn sie statt yor dem Fie-
ranfalle, gleich nach demselben genommen
Kranken wissen sieb sehr oft, besondeta bei doppelten
Tertianen, doppelten oder dreifachen Quartanen,
niebt «urecht zu finden ; der Arzt mufs sie deshalb
bei ihren Rechnungen unterstützen, wo denn beim
genaueren Nachsehen in der Regel die scheinbare
Unregelmässigkeit der Eintrittszeiten verschwindet»
Eben ao ▼erhält es sich häufig mit den von selbst
erfolgenden Paroxysmen der Epilepsie, der Starraucht
und anderer Nervenkrankheiten. Giebt es überhaupt
irobl atypische intermittirende Krankheiten, offen-
bart sich nicht in allen der Rhythmus des Lebeos?
Der Typus mancher Neurosen ist freilieb ao ver-
worren, dafs er der gewöhnlichen Beobachtung ent-
geht; dennoch ist er da. Bei einem von mir be-
handelten catäleptischen Mädchen kamen die Krank-
- heitaan fälle bald Morgens, bal'd An*»nd6, bald Nachts;
die Kranke sowohl, als ich und noch ein anderer
Arat, waren vergebens bemüht, in den Ein tri ttsz eis-
ten dieser Anfälle eine Regel aufzufinden. Während
• die Catalepsie novh fortdauerte, ward die Kranke
sur2 Somnambule. Vom Magnctiseur dazu aufgefor-
dert, gab sie nun, in ihrem Schlafwachen, den bis*
herigen und künftigen Typna ihrer Anfälle auf das
genaueste an, ohne in ihrer Angabe im mindesten
zu irren. Sie litt, wie sie jetzt seihst nachwies, an
einer doppelten Reihe von Anfällen, die sich unter-
einander nach einem zwar verwickelten, doch aber
bestimmten Gesetze «vermischten, das der .Somnam-
bule klar war, obgleich es schwerlich j f. m arid ausser
ihr entdeckt baue.
- 96 _
Kranken in Lebensgefahr bringen etc.
tiger ist aber die von Sydenham *) uns hnfr
terlassene Nachricht, dafs ein paar Fieber
kranke, die nach damaliger Sitte die Ghmi
einige Stunden vor Eintritt des Paroxysmal
'genommen hätten, von der so gebrauchtet
China gestorben seyen. Memini accidisi$,
tagt Sydenham; diese Fälle scheinen al&o ihn
selbst nicht vorgekommen zu seyn, und w»
dürfen deshalb, ohne die Achtung gegen' im
grofsen Meister aufser Augen zu setzen, wetf
etwas an der Richtigkeit der Thatsache* zw»
fein, da Mfeder Frassoni und Torti, welche
kurz vor dem Fieberanfalle grolse Gaben Gb»
na, noch Cullen, Hahnemann und Tku6j>
sinL welche zu derselben Zeit kleine Gäben
nehmen ließen, nachtheilige Wirkungen von
ihrem Verfahren beobachtet haben. Q* 4if
China, wie Condamine **) erzählt, bereit*»
der frühem* Zeit ihres Gebrauchs, von dtfk
I Einwohnern von Loxa verfälscht ward, ein
Betrug, der damals, wo die Merkmale der
ächten China noch minder bekannt waren»
wüs
*) Epist. responsor. prima de morbis, epide/tu Edk\
Genep. p. ifi7. ■ • *r
**) Memoire* dcVAoad, det Sciences de Paris, annü
1733- p. 333.
— 97 — '
«
-Wie späterhin, leicht verborgen bleiben konn-
tet so rührte der Tod der Ton Sydenham er*
wähnten Kranken , wenn ander» das Faktum
richtig ist, vielleicht auch davon her, dafs sie
e mit schädlichen Zusätzen verfälschte Chi«
genossen hatten« Unter einer großen
Menge von Fällen, wo ich ein bis anderthalb
Drachmen China in zwei Dosen kurz vor dem
Anfalle nehmen lieft, ist mir kein einziger
vorgekommen, wo dies Verfahren üble Fol*-
gen- gehabt hätte. Nur ein paar zum Erbre-
chen geneigte Personen brachen die auf sol-
che Weise genommene China mit Eintritt des
Anfalls wieder weg; behielten sie aber, nach-
dem ihr etwas Zimmt zugesetzt worden, beim
nächsten Fieber bei sich. Ein Wiederausbre-
dfen der China tritt jedoch bekanntlich zu-
weilen auch dann ein, wenn sie .lange vor
dem Anfalle genommen wird» Niemals habe
ich* wo ich nach Thuessinks Art verfuhr, Ma-
gendrücken, Angst im Anfalle, und Nachkrank-
heiten des Fiebers, daurende Dispepsie* Ma-
gen- oder Milzanschwellungen etc* beobach-
tet Kein indicirtes Arzneimittel hat da üble
Nebenwirkungen, wo wir es in der Dosis rei-
chen, deren die Krankheit bedarf; und so wie
das Quecksilber In den Entzündungen, wo es
i
Joarn* X1XVJU. B* x, th G
- 98 -
angezeigt ist, weder Salivation noch Durd»
fall verursacht, so wirkt auch die China d%
wo man keine gröbere Dosis von ihr reicht^
als der kranke Körper gerade bedarf, nur heil-
sam-, Wohl aber fragt sich, ob Beschwerde! |i
jener Art nicht zuweilen durch den 2U reich-
lichen, über das Bedürfhifs des Kranken hin-
aus gehenden Chinagebrauch erzeugt werden;
ob nicht so manches Böse, was der .Chini
nachgesagt wird, von dieser verkehrten An-
wendung derselben herrühre» Sollte Quariris,
Murray^s und anderer Versicherung: Nullum
ex chma incommodum oritur, si plus, quam
opus est, assumatur, auch so wahr seyn, ab
sie zuversichtlich ist?
Nicht einer der geringsten Vorzüge dtt
von Thuessink wieder, empfohlenen Weisen
die China zu geben, dürfte der seyn,. dafs. sie*
falls sie Probe hält, dazu beitragen wird, den
unnützen Haufen von Surrogaten wieder in
verdrängen, den man an die Stelle jenes nn*
entbehrlichen Arzneimittels setzen wollte, und
der als Pseudo- China am Krankenbette viel
Uebel stiftet Man surrogire die Unzen Chi«
na künftig mit Scrupeln und Drachmen ! Zu
dem Suchen nach Surrogaten veranlagte doch
— 99 —
wohl weniger ein übelrerstandener Patriotis-
mus, de* für die Kranken eben nicht sehr
wohlthatig ist, als der steigende Preis der
China; die Ausgabe für ein paar Drachmen
kann aber selbst der Unbegüterte noch be-
streiten» Bekanntlich sind wir Deutschen in
dem Finden von Surrogaten so glücklich ge-
wesen, dafs wir, ohne Mangel zu leiden, be>
trächtliche Quantitäten davon', zum Eintausch
für Manches, was uns eben- fehlt, an unser*
Nachbaren überlassen konnten,, falls diese an-
ders zu solchem Tausche Last hätten *)• Nach
deia, was eigene Versuche über die Arsnei-
kräfte unserer gepriesensten Surrogate mich
lehrten, kommt keines unter ihnen der Chi»
na an Wirksamkeit gegen dasjenige Wechsel-
fieber, worin sie, und mit ihr angeblich die
Sippschaft ihrer Stellvertreter, angezeigt ist,
nur. einigermalsen nahe.- Die China umfabt
die ganze Sphäre des reinen, bald mehr rheu-
matischen, bald mehr leicht gastrischen Wecb-
sdüebers; die Surrogate eignen sich hingegen
* ■ - ■
•) Vielleicht machten auch ander« deateche China-
•urrogate, gleich der Rofakastanienrinde, welch«
jetzt, nachdem sie hei übt nie grofse Dinge hat
tbun wollen, in Frankreich su Ehren kommt, ihr
Gluck. im Auslände« »
G %
— ioo —
nur fdr einzelne Theile dieser Sphäre, nur
für leichtere Grade' jenes Fiebers. Vielleicht
lielse sich auch von ihnen ein bestimmter
heilsamer Gebrauch im Wechselfieber machen)
wären wir nur : bekannt mit der besonderen
Modification des Fiebers, der dieses oder* je-
nes Surrogat zusagt; das wird uns jedoch bei
der allgemeinen Empfehlung derselben nicht
gesagt. Aber eben deshalb ist das Verord-
nen* Ton Chinasurrogaten bis jetzt nur ein
blofses Experimentiren, am Krankenbette; zu- ;
weilen hilft awareihes oder das ändere; ver-
sucht man das wirksame dann in einem an-
deren Falle wieder, so hat es seine Kraft ver- '
loren* Während des -Experimentirens verliert
der Kranke Geld und Zeit, und er erhohlt
sich nur um so schwerer; je länger «ein Fie- 1
i
ber gedauert hat, Oft mufs der Arzt, nach
dem vergeblichen l Versuche mehrerer Surro-
gate* zuletzt doch zur China greifet, so daüs
dann also der Kranke die Surrogate und das
surrogirte Mittel obendrein bezahlen mufs.
Heilt aber auch ein Surrogat einen Wechsel-
fieberkranken, so geschieht das doch niemals
so schnell, wie beim rechten Gebrauch der
China ; für die erwerbende Klasse ist < aber
auch jede müßige Stunde ein Geldverlust
V •
Damm aejr die China von A^erztm und Kran«
ten in alle Wege gepriesen! *)
Gebührt nun gleich, wie ea mir scheint?
icr nach Thuessinks Weise gegebenen China,
da wo China angezeigt ist, der Vorzug vor
dien andern Anwendungsarten dieses Mittelt
and vor allen Surrogaten desselben, ao bin
ich doch weit entfernt, die China oder jene
Gebrauchsweise derselben zu einem Univer-
udmittel gegen das Wechselfieber erheben xu
• *
*) Vom Arsenik , den man doch wohl nur uneigent«
lieh ein Chinasurrogat nennen wurde, ist in dem
obigen 'nicht die Rede; China und er lassen' sich
nicht gut unter einander vergleichen, weil jedta
von ihnen seinen besondern Wirkungskreis «u ha«
ben scheint, — - Noch unwirksamer, als Caffee,
Mandeln, Fieberklee etc., die doch zuweilen ein
• Fieber -heilen (von der Rinde des Tulpenbaums)
\ und der Granaten habe ich dies nie gesehen), fand
ich die gepriesene Spinnwebe; sie war durchaus
• ohne allen Einflufs auf das Fieber. Mehr als eini»
ge Gran derselben (nach der englischen Vorschrift:
dreimal fünf} habe ich' jedoch keinem Kranken ge«
geben; vielleicht liefae sich mit gröfsern Gaben mehr
ausrichten. Da aber (wie Darwin im hot% gqrden
I, 394 erzählt) Spinnewebe, wie rohe Seide (die
. eich also vielleicht, wo jene nicht irisch *u haben
■ ist, ala Fiebermittel gebrauchen ljefse), innerlich
genommen, sehr krank machen soll, so habe ich ea
. .nicht gewagt, 'eine gröfsere Dosis, ala die rorge«
sehriebene, daron zu geben. ' "A ■- ■
— IOÄ — .
wollen; Wie die entzündliche, die ausg
det gastrische Form dieser Krankheit ganz afr|*
dere Mittel, als China, fordern, bewährte sieb
auch hier; in jener Form zeigte sich der to*|k
Marcus empfohlene Tart. depurat. , wie ii|&
dieser, unter anderen das Extr. GratioU»
yorzüglich wirksam. Dann giebt es gewiue
inveterirte Quartanen, bei welchen der Unter-
leib der Kranken hart, gespannt, zuweilen'
schmerzhaft, die Zunge rein, die Verdauung
ungestört und kein anderes Zeichen von Was-
sersucht zugegen ist; die als Tertianen anfan-
gen, dann in Quartanen übergehen, ausblei-
ben, nach einiget Zeit wieder erscheinen und
so Jahre lang fortdauern, ohne dafs der Ge-
brauch von China, auf welche Weise man ihn
auch versuche, sie zu heilen im Stande say«
Solche Quartanen waren die, welche in der
oben erwähnten Gemeine herrschten, wo un-
ter 226 Wechselfieberkranken ig3 an Quar-
tanen litten. Der mit diesen letzteren käm-
pfende Arzt ward durch dieselben nur zu oft
an dasjenige erinnert, was bereits Sydenham
über die von ihm in den Jahren 1 661 — 1664
beobachteten viertägigen Fieber sagte: „Quar*
eanarum quod attinet curationemy nemo est,
opiaor , in hac arte vel med^ocrüer versa-
— io3 —
Dlt qui n*maty quam per um voiii rttpon*
taai mathodi isla* omnes, quaa huio ma*
'ioorum opprobrio eluatido haettnm detti-
mntur% si corticem parttvianum excipiamut,
ui tarnen induems Mtopius irnpetrat morbof
\umm aundem debollat. ; cum pouquam ad
aptimanas duas v«l tros dtluuprit* magno
um aegri amolumento, qui ab illo mala
tuliatus paululum t'runrim rc$piraty mox da
ovo racrudascanss haud segniux quam prius
toauit; atqufi tu plurimum, quotiaicunquo
\amum raprtamr //lud medicameneum, non
ui longa tnmporis tractu tjpugnaiur."
)aa aum magno atgri emolumenio war hier
d der Regel nicht der Fall, und auch dio
Mlirnialigo Wiederholung der China bei meli-
eren Krankon für die Tilgung dea Fiebera
on keinem Nutzen *).
i ...
•) Hr. Dr, A'/urjü vwnlifiU unmrn atifilchtigtn Dank
für dUio Ktitinimiitg \\m\ lUitutigiing dar MntltotU
mein** if»(ilii lim I'riniiicl«*, <lra würdigan l'rol«M0r
7%§tßjnink *u (iruiiingnii. Nur' b«imnrkn ich liitr
noch in Absinkt «1«*r lU«idiva, «UI« mir di# Vorhu-
lung Uti*nlb«n uutl tlU völlig» Auiroitmig <U« lpin-
bor karikier* in Ii4itiiii<.kigait l'ullnn, dadurch «in
bnat«n «aliiugim iit, (UI* ich einigt* Monat« laug
uglkh <a Dracluntf« ChifMfralvar trab man traft.
< > d, II.
I • !•
*
— io4
IV.
1 Historische Uebersicht
i über
die Fortschritte der Medizin
in England
rem Juli bis December J8*a»
Von
R o 7 s t o n, *)
■
üb ersetzt
Ton
Dr, E, Osann,
■ Atsittirendem Arzt de* Poliklinischen Initituta xn Berlin,
The variable composuion of maiCs bodjr, hath mada
H an Instrument easjr to dlsiemper, and, tkertfore, tke
poeu did weil to conjoih nuuic and medicine in 4poU
lo, because the office of medicine is but to tttne ihe
ikis curious harp of maus bodjr, and reduce it to härm
mony." n- Be}co, ..
s
eit der Bekanntmachung pnsers letzten Be-
richtes erhielt die Chemie durch den ersten
Band von Humphrey Davys Elementen, eine
neue Ausgabe von Murrays Chemie und durch
•) London medicai and physical Journal No. 167. i8i3*
Der frühere Bericht vom Jahr 1807 wurde schon in
dieser Zeitschrift mlfgetBeilt, Bd. 32. St. 5.
r.
— io5 —
fiele analytische» und synthetische* tob fran-
zösischen Scheidektinstlern angestellte Ver-
suche eine grofse Bereicherung. Wir geden-
ken von den letztern nur der Untersuchung' ^
einer fossil vegetabeln , dem Bernstein ähnli-
chen Substanz von Destouches, der Analyse
des Urins von dem Vogel Straub von Vau-
(fuelin und Fourcroy, des rosenrothen in ei-
nigen Fiebern im Urin abgesetzten Bodensat-
zes von Vauquelin* der wäßrigen Feuchtig-
keit der Hirnhölen von Haldat und eines
Versuches des Letztern, Blut zu bereiten, oder
vielmehr der Zusammensetzung einer dem
Blute von Thieren sehr ähnlichen Flüssigkeit.
Ueber Zoochemie erschien nichts, was so sorg-
sam ausgearbeitet und befriediget hätte, als
die chemischen Untersuchungen über Blut und
einige andere animalische Flüssigkeiten von
Brande, welche ausführlich schon in Nr. 165»
dieser Zeitschrift angezeigt wurden.
Von den neuen Entdeckungen, welcher
in diesem letzten halben Jahre die Chemie
siqh zu erfreuen hatte, erwähnen wir vorzüg-
lich der eines neuen und untrüglichen Rea-
gens des Arseniks ypn Mr. Hume zu Long
Acre. Schon im Jahr 1809 hatte er das Glück
diese Entdeckung zu machen, und brachte im
— io6 — .
Philo sophicaV Magazine zur Kenntnifs dm
Publikums , daü die Verbindung des Silben
mit dem Arseqik. ein sicheres Mittel darbiete
durch ersteres auch die unbedeutendsten Thet
le dieses in girier Auflösung befindlichen Mi-
nerals zu erkennen. Im Mai und October
1S10 bemerkte Mr. Harne von neuem in un-
serm Journal die Wirksamkeit dieses Reagens;
doch scheint alles die$ nicht gehörig beachtet
worden zu seyn , da die Verfasser der Ab-
handlung in dem zweiten Bande der Medice*
Chirurgical Transactions of tfie medico-chi*
rurgieul Society of London, welcher im An-
fang des Jahres 18*2 erschien, hei der Erzäh-
lung einer Arsenikvergiftung sich das Ver-
dienst einer solchen Entdeckung zuzueignen
scheinen, wenigstens mit gröfster Genauigkeit
die Anwendung und eine gründliche Erklä-
rung desselben mittheilen *). Im Gefühl der
*) Im Monat Februar hatte Hr. Roget an einem jun-
gen Mädchen von neunzehn Jahren, welche absicht-
lich sechzig Gran weiften Arsenik auf Butterbrot!
1
gestreut, verschlu kt hatte, Gelegenheit eine solch*
Vergütung zu beobachten. * Die ausführliche Ge-
schichte dieser Unglücklichen, welche jedqch noch
geiettet wurde, wurde in dem genannten Werks
S. i65 abgedruckt, so wie die mit Dr. 'Marcet an*
gestellten analytischen Versucher mit mehrern fle»
agenüen , um in denf ausgebrochen*«. Flüssigkeit«
— 107 ~*
Krediten, aber dadurch beeinträchtigten An-»
>rüche auf die Entdeckung und die vollstän-»
ige Mittheilung der dabei zu beobachtenden
auch die kleinsten Theile von Arsenik zu entdek-
ken. Nachdem mit Kupfervitriol, mit Schwefelgas
geschwängertem Wasser und mehreren anderen Ex-
perimenten gemacht worden Ovaren, welche in der
Flüssigkeit keinen Arsenik anzeigten, ging man zu dem
Salpetersäuren Silber über. Man läfst, sagt Hr. Bö-
get, die Flüssigkeit, welche' Arseniktheile enthalten
aoU* filtriren, und diese mit der Spitze einer Glas-
röhre» welche mit einer Auflösung von' reinem Am-
■ xnonium befeuchtet ist, und einer zweiten, welche
- mit einer. Auflösung von salpetersaurem Silber an-
gefeuchtet ist» in Berührung bringen. Enthält die
Flüssigkeit auch nur den kleinsten Theil von Arse^
nik, so entsteht in dem Augenblick der Berührung
eine glänzend gelbe, in das orange spielende Far-
be« und fällt als Niederschlag zu Boden. Da die-
ser Niederschlag sich in Ammonium auflösen läfft,
eo hüte man sich, nicht zu viel davon zuzusetzen.
Setzt man successiv Ammonium und sslpetersaures
Silber zu destillirtem Wasser , so erfolgt kein Nie-
derschlag. Fowlers Arseniksolution giebt auch ei-
nen gelben Niederschlag, welcher dem des weifsen
Arsenik ähnlich ist, doch unterscheidet sich eine
*
Auflösung der .Arseniksäure durch einen ziegelro*
then Niederschlag. Die fixen Alkalien statt Ammo-
nium gebraucht, bewirken auch ejn gelbes Präcipi-
tat, doch sind die Resultate derselben weniger be-
istimmt, da in diesem Verhältniu), das salpetersaure
Silber dadurch leicht zersetzt wird. Die vergleichen-
den Versuche mit denselben Reagentien, nämlich Am-
monium und salpetersaurem Silber, und Flüssigkei-
Handelsweise, sucht 'Mr. Hume in zwei in,
dem vorhergebenden Journal abgedrucktes
Abhandlungen dieselben in Hinsicht des Be>
keiten, welche Zink, Eisen, Kupfer, Merkur oder
Blei enthalten, angestellt, liefern Erscheinungen,
welche sich wesentlich von denen mit Arsenik un-
terscheiden, und «eigen, dafs letzteres Metall leicht
aus Flüssigkeiten, wenn sie gleich die genannten
andern auch enthalten, ausgeschieden werden kann.
Blei- oder Kupfersalze mit einer Arseniksolution
vermischt, bewirken keinen Unterschied ia? den Re-
sultaten. Mit einer Auflösung des Sublimate giebt
Ammonium einen weifsen Niederschlag, ist aber
Arsenik in derselben enthalten, und setzt man aal«
petersaures Silber zu, so wird er sogleich gelb gefiirbt.
Die Gegenwart von schwefelsaurem Eisen schwächt
ebenfalls keinesweges die Wirksamkeit dieser zwei
Reagentien; ein Gleiches gilt von schwefelsaurem
Zink, nur braucht man dann mehr Ammonium, um
die Schwefelsaure zuvor zu sättigen, doch ist dies
geschehen und der Zink niedergeschlagen, so er» '
zeugt der Zusatz von salpetersaurem Silber -äugen»
blick lieh die 'gelbe eigentbümliche Farbe, wie in
den übrigen Fällen," — Um zu erfahren, welche
kleine Quantität des Arseniks durch diese Reagen*
tien sich ausmitteln lasse, wurde ein Gran weifsef
Arsenik in einer bestimmten Menge' destill irtem -
Wasser aufgelöset, und man fand, dafs von den
ö5,oposten. Theil eines Grans Arsenik mittelst die-
•er Reagentien ein glänzend gelber Niederschlag
erfolgte. Verdünnte man die Flüssigkeit noch mehr,
ao gab noch der 5o>oooste Theil einte Grans eine
deutliche gelbe Farbe. Bei noch gxöfserer Verdun-
•— log —
ahmen* '«des Dr. Marcet und flöget zu ver-
teidigen» Da es erwiesen ist, dafs Mr. Hume
hon im Jahr 1809 diese Entdeckung bekannt
iiiliig verschwand allmählig die bestimmte gelbe
Farbe, und der Niederschlag erschien lichtblau,
selbst bei dem 2^0, 000s ten Theil eines Grans von
Arsenik. —
jiiexander Maren setzte diese angefangene Unter«*
snchungen noch weiter fort, 'und t heilte die Resul-
tate derselben durch eine Vorlesung am 2?sten De-
cembrv 18*3 der Medizinisch - Chirurgischen Ge-
' asllscbuft zu London mir. (Med. Chirurg. Trans»
att; of tne Med. Chirurg. Socirtjr of Lontlon. Fol*
III*' S. 342.) Gegen die Einwürfe des Hrn. Syht*
" Her sM Durby ( On metallic Polsdns in Nicholson'*
- ■ Jourmtl fbr' Dccember 181a. Vol. XXXI II pag, 3o6.)
bestätigt derselbe die Richtigkeit dieses Reagens
Tand fugt folgende dem gelben Niederschlage ei-
gentümliche Erscheinungen hinzu. Hat man das««
selbe mit destillirtem Wasser ausgewaschen, und
liüst es in einem offenen Gefafs stehen, so nimmt
es allmahlig eine braune Farbe an, doch es wird
k ' nicht, wie salpetersaures Silber, schwarz. Es löset
sich leicht in verdünnter Salpetersäure auf; ein zu-
gesetzter Ueberschufs von Ammonium in dem Au«
genbück der Entstehung desselben löset es auf, hat
man es aber ausgeschieden getrocknet, so ist es
nicht mehr merklich lösbar in Ammonium. Setzt
man einen kleinen Theil dieses Niederschlages auf
siner Plarinaplatte der Hitze einer Lampe aus, %o
steigt ein weifierj Rauch empor und metallischet
Silber bleibt am Piatina zurück« Deutlicher erfolgt
■och diese Reduktion des Silbers in Gestalt eines
— HO —
*
machte, und eine zweite Darstellung deeiet
ben im Jahr 1810 gab, ao können die Anfor-
derungen des Dr. Mareen welcher dieses Re-
agens erst im Jahr 181 2 durch den Druck
mittheilte, nur unzulänglich seyn. Das Publi-
kum ist jedoch Dr. Marcet für die Bekanntma«
Kugel ch'ens, wenn man etwas Kohle damit ve>
mischt und eines Löth röhret «ich dazu bedient hat.
Wird der gelbe Niederschlag in ein Rohr einge-
schlossen, der Hitze einer Lampe auageift.'st« to
schiefst der weifte Rauch an der -kalten Seite des-
selben in kleinen achteckigen Kryst Allen von Arse-
niksäure an. Hr. Marcet folgert hieraus» dal* die*
ser Niederschlag eine Verbindung der Arseniktattie
mit Silber, oder arseniksaurcs Silber ist, und glaubt
dafs bei der Bildung desselben, eine doppelte Zar*
Setzung und eine Verbindung statt findet, na ml ich
arseniksaures Silber als unauflöslicher Bodentate, und
salpetersaures.» auilösliches in der übrigen Flüssig-
keit enthaltenes Ammonium. Der Zusatz von Am*
rnonium wird nöthig, da die Arseniksaure alleht
nicht salpetersaures Silber zersetsen kann, daher
auch in Fowlcr's Solution, in welcher Arsenik schon
mit einem Alkali verbunden ist, die Zersetzung oh-
ne einen Zusats von Ammonium erfolgt. Dr. Ao-
get warnt, nicht zu viel Ammonium zuzusetzen, da»
mit nicht dadurch das schon sich bildende Präci-
pitat von neuem aufgelöset wird. — Die von Um.
Hunte ausführlich später mitgetheilte Nachricht von
dem Gebrauch dieses Reagens befindet sich im £on-
äon mcdical Journal. Vol. XX F. I IL S. 366.
Anmerkv d. .{Jebera.
*— *l 1 1 -■•
I drang einer SO gehaltvollen Erfahrung, und fiir
1 den daraus hervorgehenden Streit, welcher
| das Ganze deutlicher und verständlicher macht,
i Dank schuldig.
Für Botanik, Materia medica und Phar-
macie war gegenwärtiger Zeitraum wenig er*
giebig. Der erste Band der Flora Vir ginicm
«schien in America von Dr. Barton, ein viel*
versprechendes Werk, über einen Gegenstand)
welcher eine un ermüdete Geduld, wie den grofs^'
ten Scharfsinn erfordert und mit Hecht ver*
dient. In England erschien eine medizinische
Botanik in vier starken Octav- Bänden von
■ Dr. Stokes, nur ein einfaches Verzeichnifs von
Pflanzen, welches sehr nützlich seyn mag, aber
- im Ganzen wenig Interesse gewährt. — Wir
- geben zu dem Abschnitt von der Pharmacie
i über, und berühren einige in französischen
- Blättern gefundene Beobachtungen, obschon
* sie von geringem Gehalt sind; nämlich ein
Verfahren, um reine Essigsäure zu bereiten,
von Mr. Lartigue, Pharmaceuten zu Bour-^
deauxj die Bereitung der in Teutschland be-
kannten englischen Pfeffermünzkuchelchen, ei-
nes ätherischen Kampher wassers *) , d^erEisen-
- '•) Dieses Eau eiherie camphrec ist hell wie destillirtet
Wasser, und hat den Geruch und Geschmack von
Campher und Aether, und verbindet sich leicht mit
I
kugeln von Mr. Restat und einiger mageö-
stärkenden Pillen (pilules digestives) Von Mr»
Bouriat, welche eine so. aufserordendicbe
(Wirkung besitzen sollen, dafs man dieselben
füglich mit der eines jeden Arkanum verglei-
chen könnte*
Da eine Vervollkommnung der Elementar*
theile, so wie der Hilfswissenschaften der Me*
dizin, als die sicherste Basis einer vollende»
ten Theorie und glücklichen Praxis angese-
hen werden mufs, so machen wir es uns zur
besondern Pflicht, die Thatsachen sorgfältig
0
aufzuzeichnen, welche zu diesem Theile un* .
seres Berichtes gehören, und sie zugleich so
ausführlich zu liefern, da£s die Leser selbst
Ton den Verbesserungen und Fortschritten
derselben* am besten urtheilen, und besonde^ .
re Entdeckungen oder neue Handlungsweisen,
in -der praktischen Medizin in Gebrauch zie-
hen können. Wird es gleich nicht immer t
möglich seyn, alle halbe Jahr in dieser Hin«
sieht viel neues und interessantes vorzulegen,
so glauben wir doch jetzt eine unverkennbar
fortschreitende 'Verbesserung der praktischen*
Me-
sndenl deatillirtem Wa««er oder Syrup; jede Unze
enthalt acht Gran Campher und achtzehn bis zwan*
»ig Aeihtt*
— Il5 —
r
MUtt und Chirurgie sieht Bbenehen tu
ferfen, und auf eine weit gröbere Einfach-
st, welche die Kumt der Vollkommenheit
bon ungleich näher bringt, aufmerksam ma-
ton txc müssen.
*
Ein karakteriatiachea Wahrzeichen dieaer
Nehmenden Verbeaaerung der Kunst, ist die
Igemeine Abnahme der reisenden Methode
kflebern und der dagegen häufige Gebrauch
Oft kühlenden Ausleerungamitteln, vorzüglich
tayansen und Hlutentriehungen, nebit der
karen Anwendung von kalter Luft und kei-
ft Begleitungen. Am auffallendsten bemerk«
l man dies in der Behandlung des Typhus,
lll Mr« Pigott in einer Abhandlung in Nr.
b, unserer Zeitschrift gründlich dargethan
t Die dort mitgetheilten Pille von Typhus
Igen, wie weit man in dem Gebrauch der
Tgirmittel gehen, und welchen Erfolg man
n denselben erwarten kann.
Mit gleich trefflicher Wirkung wurden
I endern Ausleerungsmiitel, vorzüglich Ador-
se in einer Krankheit angewendet, welche
in Mäher für unheilbar hielt. Wenn wir
oh «weifein, ob kühne Bluten tri eh an gen
rfcliche Rabies eanina auch dann noch ge»
1t haben, als schon wahre Wasserscheu aua»
!•«». xxxvw, *. i, st. H
- n4 -
gebrochen war, so laut sich doch nicht
neu, dafs wohl Grund genug zu diesem
gjurche{i Heilverfahren vorhanden war«
Kinglpke hat uns eben mit einigen geistt
len Beobachtungen über die Verwarn
zwischen Gastritis x\Xi<i Hydrophobie h<
un4 die Wahrscheinlichkeit des guten
dargethan, welcher sich von der Anweni
des Aderlasses in beiden Krankheiten erwähl
ten läfst, während Dr. Tytler zu CaZcqOfr!
die Geschichte einer Hydrophobie bekamt
machte* welche vollkommen durch dieses Mifc*
tel geheilt wurde. Mit ähnlichem Glück bc^
handelte Dr. Shoolbred in Indien einen fa-
dem Fall durch starke Blutentziehung^n«.^}
Wir ergreifen mit Begierde in einer Krai^
heit, in welcher bisher auch alle erpreß
ten Heilmittel scheiterten, jede* wenn r 49^)
$och nicht evident bewiesene VerheU^tu^
und fühlen uns von der Verzweiflung an Qp
nem glücklichen Heilverfahren zu schönen
Erwartungen hingezogen. Es sey fern, Jue*
durch fernere Versuche unterdrücken zu waU
■ ■ ■
len* $ber bemerkt zu werden verdient es, daft
una noch hierzu ein überzeugender Beweis
fehlt. Die glücklicheHeilung , weicheunter des
Leitung des Dr. Tymon erfolgte, war schwer-
V
|B| die einer wahren Hydrophobie. Man letzte
k diesem Falle die Blutentziehung so lange
ort, bis man ai* jedem Arm den Pub nur
»ch gaiiz schwach fühlen konnte, und dann,
urden Opium, Merkurialeinreibungen und
laseppflaster in Gebrauch gezogen, Dies
rieht natürlich nicht bloa für die Heilkraft
• Aderlässen*, und es bleibt, auch aügege-»
p, daüs die behandelte Krankheit wirkliche
rdrophobie war, immer noch ungewiß, oh
? Heilung durch die andern angewandten
ttel, oder allein durch das jnstituirte Adeis
*ea erfolgte, oder durch das. glückliche,
nm gleich zufallige Zusammentreffen aller
nanntet* Mittel, Döfch was auch hiervon
i
k Wahre sey, jeder praktische Arzt; whni
ae Zweifel nach dieser kurzen Darstellung
%ew Mittel Aufmerksamkeit und Zutrauen
ie$keq, dasselbe aber immer noch aU.eixv
*
ur zweideutiges Mittel betrachten« ..Man
Ja hedauern, da(s bei der von Dr, Pitikdrti
Nr. 166. dieser Zeitschrift so trefflich mit-
keilten Beobachtung einer Wasserscheu, die
men Aderlässe nicht früher empfohlen wor^
i waren*
■» • .
(Der Beschluß* folgt.)
Ha
— »i7 —
l Stichen collegta) lachen Gedanken verkebis dar Aeu-
•m deutlichsten, da bei den eintretenden neuen und
rheerenden epidemischen Krankheiten nur durch Mi t-
rilung vielieitiger Beobachtungen und Ansichten der
fetige Karakter und die Heilart derselben auegemittelt
kd festgesetzt werden konnten , Schmerzhaft betrauert
i* Gesellschaft den Verlust von vier ihrer würdigsten
Ctglieder, die sümmtlich als Opfer ihrer edlen Anstren-
ge* durch die Kriegspest fielen ; des Prof. Rcil, des-
b Verlust zugleich ein unersetzlicher Verlust für dae
sich der Wissenschaft und dpa Geistes ist» der Prof,
r^P^gttJser% Hock und Flemming, welche sä mm dich * "
r die Menschheit und die Kunst schon viel geleistet
ttsn, und in der schönen Blüthe ihres Lebens, in der
! der Tod wegraffte, noch so viel versprachen. Wäh*
id der Abwesenheit des Directors, welcher der Kö-
(liehen Familie' nach Schlesien gefolgt war, führte Hr,
theimeratb hetm den Voreits» .
Die Versammlungen waren folgendes
Den 8* Jan. Zum Director wurde für dieses Jahr
Staatsrath Hafeland wieder erwählt, zum Censor der
ifimerath Heim. Das Protokoll der Arbeiten des
gern Jahres wurde von dem D. Osann verlesen.
ranf die Beobachtung eines Kranken , welcher ale
»• eines unzeitig supprimirten venerischen Uebels,
r.atwei Jahre an chronischer Kolik mit Diarrhöe mit
eimiebtem und polypösen Abgang gelitten haue, di*
tigsten Mittel vergebens gebraucht hatte, und zuUtzt
& den vitalen Magnetismus allein geheilt werden
, eo dafs er jetzt gehörige und ficculentp Stühle
m alle Schmerzen hat. Das merkwürdige war, dafe
Magnetisation durch einen gan« unbefangenen
i unerfahrnen, ja den Magnetismus nur aus Be-
4» ml K--«*- =4
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- - «../ «;...f/..-. ''.i.-.- .,«.' T-fllfj#rr;ff~-- L*Vi=ia tili; <Hp
Jf'.v^.. *?» j',.t. .!•/ r.i... ^ ltfif: v\ ö^i-.-raiiiiir zitTtfiiaE
^ W ^>»i^.^:ii> *-..id i«- Jou«iu) vollständig init£«ihsik
— .121 —
japd häufig als Handelsartikel Mi um kommenden fein
»filterten China, welche oft mit Co«. Hippocaatani
maischt ist, von dar ächten mit, woran dat sichern«
Jr, diu du Decoct der unverfälschten viel heller alt
pat der verfälschten ist; ferner die Bereitung des Va-
■ttUeatyrups, sweier Arcanen gegen die Krätze, wovon
^Iss eine in Waschen mit Arsen ikauflösung, das andere
-lak vsrdunnter Schwefelsäure besteht; und Versuche
Jsk der N*x I'omicu, woraus sich ergab, dafa eine Zie-
ls Drachmen, eine Henne 3(?o Gran ohne Nachtheil
f, Hunde von 10 — 60 Gran, ein Frosch von 3
geiudtet wurden. — Die Konstitution noch ner-
^•s inflammatorisch — lirustaftcktionen. Durchfalle»
•Wütige Durchfälle, doch keine wirkliche Ruhr —
fiühe Fieber.
Den 15. Ocr. Die Sitzung wurde blos mit Discus-
itoatn über die herrschenden Krankheiten ausgefüllt.
* Den' 93. Oct. Hr. Reg. Chir. Völker las über die
MpendiÖKSte und am wenigsten kostspielige Einrieb-
■Ig eines chirurgischen Feldetuis, für die jetsigen Zei-
n sehr passcn<l. Hin solches Etui, welches alle nöthi-
m Inatrumente enthalt, kostet bei dem Instrumenten-
acher Hrn. Lutter (Krauttustrafse Nr. 20.) nicht mehr
• fl6 Rthlr. , int 1/) Zoll lang und 4 Zoll dick, und
legt nicht mehr als 10 Pfund. — Die Konstitution
(igt sich mehr zur rheumatischen — - Katarrhalische
Tekcionen, Diarrhöen, Rheumatismen häufig.
Den f). Niv. Hr. Dr. Hauk I heilte Erfahrungen
er Imperjio und Heiropenh uteri mit. Die leutere
irde erat nach dreimaligen mit vielen Schwierigkeiten
rbnndenen Versuchen gehoben und die Kranke geret-
U — Hr. HR Bremer *«igte awei Kugcrlzangen , von
m. Mechaniciis llaillif gefertigt vor. — Die Gesell-
halt hatte heute das Vergnügen, Hrn. HB. Krtyfiifr
n'bmedikus. und Hrn. D. Hob*rw*lnt Leibthiiurgua
Jonra. XXXVIIF. B. 1. 8t. I
n<»n -nri ?m«»m Teiimiün SoeicheLiliilk. Nicn 5 TVtjpff
■r*r ^r orseirelir. \S*r »* bli ab noch -ein Jahr lug
I-fei«#rt»ir vr jsruTtmp. rocfcner Ünscen. ina Ata HtUK
^Un am -np. — i\ r-rwr ratio xl iLdSflioe«
.T«f "JJrrh^iiiiTur i«r »-»nöarbir^naea ber isa «tit btfi^
s#*i'^Tir*n 7trJ*r« :■"*«. f-ir.s >?ite leiLirr ^uagefuUb
I«% vftr/1 :•:?■/:? .ij» *i::.*Äi;.-.ir '.sr Z.-rn-rsxuea »nxiclri»1
♦*n . mI« :i« jrzr i*rFfr!-..»r.:.a rvr:i.uaer::ieRU» einen
■■n-r-l-r -r.rn"nrI".rSi#r AüTtkUr :üC*. US iß iORlUjffl*
Jal, :;.-fpnrr.:^::ngcn r. u- -rstea r^^en* sCÜMft
r» ">*«firr.rr.rpT| "'".ilrh iiucrriMne. lorr* ist . mmex uifr
".V*" - M*' >r. .ii.rrctb »traf .«^tc nn üudk
"nn *«* ' '-<■■#! • »#/////.- -ori ^iiipm .'Juan "oji ji iaftp
7i»ii »iit »;n*«r -ür uh.':»».« 1 1 1 i-r ranz intjewiiiniiLUffli
v^-rt.'.rhornnw -^r. — Jir. D. ■/:*:/>. 2Ui. Ulm» '9111
•^ir..<-i« . hffiiti* .Fitfr.^*atiri? It'mernanijen iupt tiff 5r
^itiV.ivM.4 »n.f.*itii«rMi>iit it% -v-.rt iiu jw tt»n Ami «in hmv*
^'■"'•H * i» tn"n ii»: —«nnr:»riinn KranüiieiL unl (Bit
4 •* •■<*■$!»»» -r.rv**»iiinn }r.r;i»t iiu. — Zia ^Lamämtiaa
4i **«»'.■**»« •<»•» T.* i»n.i**i ■■*»«• nehmen, su»
e**+v '.•'.>■*.*' **. -:«..••■„•:. »ir i:.* *r wLjht itHiäiin&r»
?«r i%*r-* •'■• *v » ,n -"rtiTA'i Vf.- «•.!.-.■» *rtJ2.i^3 j£ . ht&
M* ^»V*f/*l*f ^•*f*n'?*f K. w#*#*. ? Vit.kh esi&raiea; aber
rf?» T#V«»<iN*Mfi itft't, y, *t mtzn nachher. — KEenmf
t)»»i)!» Hf. OVIft /T /*/>"» 7* «Tjf dem Journal dm
rhti'mitfl*** 9 d'f Vfft9fubn4aa£«sekfaen der auf Eng-
land
ien find dabei gtr kein bedenkliches Symptom. -~
irlachfieber käufig.
Den 17. Dec. Hr. OMR. Khproch eine Analyse
Jamespulver, aus wehber erhellt, dafs es eine Mi«
ng von gleichen Theilen Hirschhorn "und Spiels*
soxyd (das ehemalige nur völlig von fremdem An«
[ befreite jintimonium diaphoreticum) sey, folglich
keineswegee unwirksames Mittel. — Ferner einig«
esische Arzneimittel nebst dem dazu gehörigen ein-
leben Rezepten, und endlich Stücke von der wahren
falschen (in ihren Wirkungen gefährlichen) Angin
urtnds rar Vergleichung. — Konstitution dieselbe,
VesM Methode chronische Rheumatismen zu hellen*
I besteht in Reizung der Transpiration durch Muskel'
Igung mit vermehrter wärmerer Bekleidung. Der
fasser dieser Geschichte litt mehrere Jahre an den
igsten chronischen Rheumatismen und vorzüglich
ler Form, welche man Ischiadik nennt.
Ich kleidete mich, erzählt der Verfasser, in eine
»ige Menge Flanell, und nahm mir vor so weit als
konnte zu gehen. Mit der größten Schwierigkeit
1 ich eine halbe Meile zurück, und der Schmerz,
hen ich dabei empfand, unterstützte sehr die Wir«
\ der Bewegung, die Transpiration zu befördern,
inem profufsen Schweifs kehrte ich nach Hause zu-
9, rieb mich am Feuer trocken und legte mich zu
Nach einer Stunde stand ich wieder auf, fühlte
1 tehr ermüdet, aber doch nicht in anderer Hin«
schlechter. Acht und vierzig Stunden darauf wie-
alte ich diese Art von Bewegung, und fand, dafs
ane Meile mit derselben Leichtigkeit, gehen konn-
te, mit welcher ich am enten Tage nur eine halbe s>|
rückgelegt hatte. Meine| Empfindungen itn ' Allgemein
nen waten dieselben wie jene, alt aber die Ermüdi
nachliefe, glaubte ich au h eine Verminderung dar rl
malischen Schmerzen wahrzunehmen • Drei Tage nie
her machte ich den dritten Spaziergang und weiter ab]
früher, hatte eine weit bessere Nacht darauf, weaigsij
durch Schmerzen unterbrochen, wie ich mich kainer U
achtzehn Monaten zu erfreuen hatte. Jeder folgend*
Spazirrgang Verminderte meine Schmerzen, und ich kua
mit Gcwifsheit behaupten, dafs nach dem secheten icfcj
so von allen Schmerzen befreit war, wie nie früher ii!
meinem ganzen Leben. Das einzige was zurück blieb,
wie ich mich entsinne, war eine Lähmung, nichts all'
eine Schwäche des linken Fufses und ein kleine}
Gefühl von Betäubung dem iachiadischen Nerven eat>
lang. Bei meinen Spaziergängen hatte ich mich jede^
zeit auf folgende Weise gekleidet: unmittelbar auf mei-
ner Haut trug ich Strümpfe, Unterbeinkleider und eis
Hemd von wollenem Zeug, über diesen zwei btt drei
üanellene Beinkleider, zwei bis drei flaaellene Weites
und meine Hüften und Lenden umgürtete ich mit ei*
11 em sechs Ellen langeil Stück Flanell, obschon durch
die Beinkleider und Westen der Flanell achtfach an
der obern Stelle des Schmerzes und des Ursprung* des
ifchiadisclien Nerven war; über alles dieses trug ich
noch warme Pantalons und einen grofsenKock. Gehe ich
ein oder zwei (englische) Meilen mehr oder weniger, nach
der Wärme des Tages, so bekomme ich einen proraüses
Schweifs. Ich habe nicht bemerkt, dafs die Menge der
^Transpiration einen Ein flu fs auf die Wirksamkeit die-
ses Mittels gehabt hat. Ich glaube, dafs ein« vernrehr-
te Thätigkeit in allen Systemen des Körpers die Haupt«
Ursache dieses günstigen Erfolges war, und daher horte
cih dann auch -auf, alt ich glaubte, diese Thätigkeit er«1
— * i*5 —
HR *m \*x~* Der Z<r«k ^zrde r&ILifcammes durch
ic «Wb bw^ÄiS«« *t*r wirne Klfi^-ia^ bei mü*i{
maa \T«Esr ud Äarek «it» ein bi* rwi aleUeu
reite Gebest "i U"**». Wesa der Körper •<> im Beze-
ug feters wc^a wer, heb sxh 4er PaU bis co und
to ScfcigB «ei w:ri* t*V. nr.d srark, < *!arCe* new
mathmd «/ i-emc-rtrt: ix CsW»*f Jt«wajsr«fifr» i* Jfcii o
liri'grr-? T~*x*-?\ c '* ffcr mid.zmS and **»>»*£. &>cu.\
Anzeige an die Herren Mitarbeiter.
Dnrcfc den Krieg ist anch die Versendung der Ho*
in der 0»?ennesse I6i5 wnmcjiieh cesnacht
Sie werden caher luiieich für das Jahr ($(2
■Mr~iftl3L «■ der Of lernest« diese« Jahre« berichtiget
ah.
Aßt diesem, Stücke des Journals wird aas*rge&*n*
Bibliothek der praetischen Heilkunde. Em
und dreißigster Band. Erstes Stück*
Inhalt,
d. Gm Richter Specirlie Therapie, nach den hixter*
lästerten Papiere.* des fersio-btmn ^Lehrer der .1/«*-
disim und C*tirM*gie su Gv^ingra), herausgegeben ron
/>. G. A. Richter. Frster Band. E'Sfe +4bt'ieUnt:fi
■ acuter Krankheiten. Zweiter Band. ZtveLe jfl*:hei-
Immg acuter Krankheiten, gr. 5. herum in der JXieoiOi-
schen Buchhandlung. i5l3.
Die noch fehlenden Stucke sollen in den nächsten Mo-
naten nachgeliefert werden.
Inhalt.
I> Das Element des Wassers als Heilmittel, beton«
dexa sein innerer Gebrauch beim Wahnsinn»
Von Dr. Hufeland*. , , . , . . Seit* t
II. Auswahl einiger merkwürdigen Fälle, welche im
König), klinischen Institute der Universität an
Königsberg beobachtet sind» Von Wilh» Remer,
Prof. zu Königsberg. ♦ *.*•. » — I
I. Zerreifsung des Herzens von innerer Ursa-
che. . . . . ' » . . — fl
/*. Merkwürdige Desorganisation der Eingewei-
de des Unterleibes bei einem Hydrope ova-
rii. *• • * *.» • • * ■• "
3» Tumor cysticua von besonderer Grö&e an
den Genitalien» . . • » —3
4* Sphacelue spontaneus an den Fingern* -±\
5* Fqlgen des Bisses einer giftigen Schlange. — 4
6. Ansteckung zweier Menschen durch den Milz-
brand» • » • ' » . * — fi
7. Sonderbare Hautkrankheit, wahrscheinlich
venerischen Ursprunges. . * . . —6
III. Ueber die beste Art, die China im Wechselfie-
ber zu geben. Von Dt. Nasse, Arzt zu Biele-
feld ' -7
IV. Historische Uebersicht über die Fortschritte der
Medicin in England vom Juli bis Decemb. J812.
Von Rojeston. . » * • — IC
y. Kurze Nachrichten und Auszüge.
I. Arbeiten der Medizinisch - Chirurgischen Ge-
sellschaft zu Berlin im Jahr i8i3* • , —II
s. Neue Methode chronische Rheumatismen
zu heilen« , - . • * — I!
Anzeige an die Herren Mitarbeiter des Iournals und
der Bibliothek. • . .« . — 11
Journal
d«r
ractischen Heilkunde
hfcrauig«g«b«n
TOB
C. W. H u f e 1 a n d,
MnlgL Prtub. 8uater«th, hirttr de» rotlnta Adler*
)rd«Of dritter Kiene, wirkl. Leib«r«t, Pi ofeeior der
Medicin «u Berlin etc.
und
■
K. H i m 1 y,
htlmor der Medicia iu Göttlngen, Direktor
des klioiichea laidtuu ttc»
Or*u, Freund, in mll* Theorie,
Doch grün «f«# Lebern goldner Baum»
Qöthe.
IL Stück. Februar.
ii ■ •
Berlin i8*4.
h ConunUiion de? ReaJechul- Buchhandlung.
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I-
Dritter Jahresbericht
des
Königl. Poliklinischen Instituts
der Universität zu Berlin
vom Jahre 1812
rom
Herausgeber.
E
s wurden in diesem Jahr im Poliklinischen
Institut behandelt: i$i5 Kranke. Von diesen
mirden geheilt: 748, starben 4^9 9° wurden
andern Anstalten abgegeben, weggeblieben
1789 *44 *"><! noch in der ,Kur. Es starb
iko der 29s te, und, wenn wir die Augen-
branken abrechnen, der i8te.
In diesem Jahre wurden 56 junge Aerate
unterrichtet, und 42 von diesen nahmen thä-
tigen Antheil an der Behandlung der Kranken*
Ihre Namen folgen : D. Tesmer, D. Sachs,
D. Badowicz, D. Ziuerland, D. Jung,
D, Grahn, D. Suffert aus Preüfsen, D. Husson
and Dr. Bugaysky aus O est reich, D. Isavri-
Jtttr*. XXIY1U. 0. a. Sc. A Qk
- 4 -
des aus Griechenland, D. Fehr aus der Schweif-
D. Schmidt aus Thüringen, D. Frick und
D. JFbwe aus Westpnalen , D. Haak un4
D. Äe/w aus Pommern, D. Brückner aus
Mecklenburg, D. Schulze, Meier, Kose, Mdssa-
lin, Joachimi, Henoch, Ludwig aus Preufsen,
Schwarz aus der Schweiz , Bärkmanru -aus
Rufsland, Thalke, TVaubke, Hertel aus Poiri-
mern, Hellriegel und Hornung aus Sachsen,
Thaer aus Hannover.
Den Sekretariats -Geschäften standen tot
die Hrn. D. Pr^olf aus Anhalt, D.FVeifs aus Sach-
sen, D. Friedländer, Küster und Michaelis aus
Preufsen* D. Bringolf und ilo/zr aus der Schweiz,
Gerike aus Hamburg, Kolle aus Bayreuth,
'Teller aus Sachsen* Hufeland aus Thüringen*
Die beiden Herrn Assistenten Hr. D. Osann
und Unger besorgten mit ihrem gewohnten
Eifer und Geschicklichkeit ihre Geschäfte, und
hatten wesentlichen Antheil nicht blos an dem
glücklichen Erfolg der Heilungen, sondern
auch an dem Belehrenden des Instituts für die
Studirenden. *)
•) Auch jwufs ich bemerken, da£i fast die ganse* Ausar-
beitung dieses Beri' htes und die Sammlung der einzel-
nen Tbatsacben aus den Krankenbüchern der Anstalt,
das Werk des D. Osann ist, da mich meine Entferv
nunc das .ganze verflossene Jabr hindnrck daran y*t*
binderte. d. H.
— 5 —
i
In den Monaten Julius und August, wo
durch anhaltende Hitze ein asthenischer Ka-
«akter hervorgerufen wurde, hatten wir meh-
rere sporadische Nervenfieber zu behandeln.
Ihr Hauptkarakter war gastrisch , biliös oder
katarhalisch, seltener entzündlich^, und beinah
alle Kranke hatten sich einer schnellen Gene-
sung zu erfreuen.
Bei einer jungen Frau von vj Jahren,
welche durch heftige Gemüthsbewegungen und
Erkältungen sich ein febr. nervös, irriiabil.
zugezogen hatte, ging dem Ausbruch dieses
Rebers eine entzündliche Kolik voraus, wel»
die durch örtliche Blutentziehungen nur ge~
hoben werden konnte; und als die Kranke
durch eine Erkältung ein Recidiv des Ner-
▼enfiebers bekam, begann auch dieses Red-»
&? mit einer ähnlichen Kolik, welche eine
gleiche Behandlung nothwendig machte. —
Brechmittel, Salmiak, Valeriana-» China, Arni-
ka, Katoipfer, Galomel, Wein und Naphthen,
und äufserlich Eisumschläge, Vesikatorien, Si-
napismen, versagten auch hier ihre heilbrin-
genden Kräfte nicht:
Gegen Ende des Jahres 1812 fingen von
neuem durch die aus Rufsland zurückkehren-
den Flüchtlinge verbreitet, sehr bosatrige Ner-
— 6 —
ter in den ersten 3 Mouta des Jähret
in eine secx geiäiiiicae Epidemie ai
deren l^nfrig gedaent weiden wird«
Von 55 Wecktet fieber- Kranken
in diesem Jahr 2 5 vollkommen geheilt,
bei einfachen Fiebern durch bloLsen Gl
des Salmiaks. Die China factitia in D<
oder noch wirksam» in Pulver, aber imi
mit einem aromatischen Zusatz begleitet,
•tätigte von neuem die schon früher geruhifrlt^
te Heilkraft derselben, und nur bei hartnitu
kigen Febr. inttrmiueni. quortonis nahm nue «
zu der China vera, in Substanz mit CqH*\\
Cinnamom. und Wein gereicht, seine Zuflod&
Die ursächlichen sie hervorbringenden Mo-
mente waren meist in der Atmosphäre ge-
gründet; bei einigen jedoch erschien Febrit
intermütens nach glücklich überstandenet -Sji-
teritisy gewissermaßen als Krise. Ein junget
Mädchen, welches schon lange an einer chro-
nischen Leberentzündung mit Icterus und Fe-
bris intermiuens gelitten, wurde nach dem
Gebrauch des Galomel und Extr. Chelidonii
vorzüglich gebessert, doch unterbrach eine
Reise die fernere, ohne Zweifel glückliche Be-
handlung. Auch mehrmalige Recidive des
am Yentanx n*mo&. xae Knmfce etato*
idm Fiebe», ak an V«ÜRam d«r O*.
gutartigen Kärgster, dock
Ute et auch niete an Ausnahmen. Ein Kind
an i£ Jahren, an Durchbrach der Zahne lei-
«od, früher schon sehr krAnklicbi wurde rom
jcbatlach befallen. Das Exanthem kam nicht
ra einem gleichförmigen allgemeinen Ans»
brach, die Angina war sehr bedeutend» und
es bildete sich bald eine Metastase nach dem
Hirn, es entstand Hydrops Cerebri, und das
Kind, bei welchem alle die kräftigsten Mittel»
Moschus, Campher, Wein u. dergh nicht ge-
spart wurden, starb als ein Opfer dieses heim*
tückischen Exanthems. Bei einem andern
Kinde gesellte sich zu dem Scharlach oirif*
heftige Pneumonie, welche aber durch rem
antiphlogistische Behandlung gänxlidi grhnili
wurde. Muffig warmen, ruhigen Vorhaltfii
und gelinden Oiapnoicis wichen die MaiPttr
schnell, nnr zwei Fälle boten sich unserer IIa
*
— 8 —
Handlung dar, wo sie sehr gefährlich wurden. |i
Im ersten Fälle bei einem 8 jährigen Kinds
schien sich nach dem Gehirn eine Metasta-
se zu entwickeln ; der Ausschlag erschiet
unvollkommen, es entstand Sopor, verbündet |Ie
mit Krämpfen, Zähneknirschen, wechselnd mit
ungewöhnlicher Lebhaftigkeit u. s. w. ; Cam-
pher, Zink und Galomel, und äufserlich Bis*
senpflaster, auch später ein Deco et von Leri»
stic mit Valeriana und Spirit. nitric. aetben
verhütete diese, Gefahr drohende Richtung der
Krankheit, und schieden das Exanthem thefli
durch starke Schweifse, theils durch sehr ko-
pföse Urinausleerungeta. Bei einem zweites
Kinde, einem 7 jährigen sehr vollblütigen Kna-
ben, gesellte sich zu den Masern eine sehr
heftige Pleuritis, welche aber glüddich durah
Blutigel, Nitrum und Galomel gehoben wurde
Dysenterien kamen in diesem Jahre nie
vor, leicht zu heilende Diarrhöen häufig.
An Entzündungen der Lungen und des
Brustfelles wurden im Ganzen So Kranke
behandelt, zwei starben hieran und die übrigen
genasen schnell nach einer antiphlogistisch-
« antirheumatischen Behandlung. Wenige, bei
welchen das Leiden der Brust sympathisch war
und durch gastrische Uneinigkeiten in den er-
s W^n bermwiiifen wurdo, wurden
nell durah HrMtntiiipli NaJmimK und Ab»
rungon ftpbpilti Itt dienen füllen fehlt* der
y^» «Miend» Ni'httiei * , flmUw Pretzien»
i 1'titftefc imil die Symptome von 0**trit4l«
tt waren iinvetkeunlMr,
An KniPNh* wnrtlptt vl^r Km««ki» »uffle«
fttlft0»l Mhit flPb»»l|, AllUe*1 den H^ltfift flP*
MttM MHi<|ililii^UiUi«liifit Milien wurden die
ifikm »ein1 edpmhtert durah (^M|iIhah^m
d #rweb'hpudp kmth|ifriilleu»|p HMjpr. Itaii
t ifl iH^n lallen 4(> hellftflfiie Aderlfdii war
Ifcftt btrf ApItpitlbAr M<ltWftl<liPftl PuU »hu» ll dl*
ihigkeit der tMutiPt refft fjtttUp lliu«ili»lilem«
UHU ttfld den Alt^pttipiiipii /fiuttnd Her Hbri*
■ Krttfte Itidiitlt i, lr<iti pituiflp« »unke* In «eh
t dl« J|*ft»P hiJiukheJl lind iuftt<hte iIIp Wie*
rholtlfiff ||PMPII(PM llftfWHklfli IMtd flfM *!«*-
A OtbrNueh vom Nlinutt und i iidtiiuel «Jier-
Miff,
Wie !Hii»flli*fMl de*, flefllhl vnn ßfidker
gemeine* Mtihwftehe *eyf wm dergleichen
Anke» v<ir*llglJt<h Nti l'neMimmien leidende,
t bAben, KPi^rp» mehrere H|inhfti>liiHtijt{Pfi.
ne Kt*u v«n jj/j Jahren, welehe nehmt «elf
ifgen TAflpji *n einer heftigen Hnftiindunj!
ff bunten Ulf 9 und Über eine t<t urnfoe
— IO — *
Schwäche klagte, dafii sie kaum aufrecht
zen konnte, einen sehr schnellen und
Puls, verbunden mit groüer Oppression
Brust hatte, und da man die Krankheit
Typhus hielt, mit Naphtha bisher b
delt hatte, konnte nur durch zwei sehr sutl-^
ke, binnen 24 Stunden instituirte Adedifrli
se gerettet werden. Die Kranke fühlte ttkl*
nach denselben gestärkt, und Calomel, Senepl^
und Blasenpflaster stellten sie in kurzer Zdtlfc
vollkommen her. — Eine 5o jährige Fm,!^
welche immer in sehr kümmerlichen und drfik- H
kenden Verhältnissen früher gelebt hatte, wur-
de plötzlich von einer heftigen Leberentsüo-
dung befallen, und alle innerlich und äufser-
lich angewandten Mittel waren umsonst; dsr
Verlauf der ganzen Krankheit war so rapid,
dafs es schien, als sey der plötzliche Tod
schon durch die früheren häuslichen Leiden
der Frau längst vorbereitet gewesen 9 und
gegenwärtige Krankheit nur als gelegentli-
che Ursache des Ausbruches desselben zu be-
trachten.
Dafs bei Verhärtungen der Leber, mit
periodischem Icterus verbunden, oft chronische
Entzündung dieses Organs fortdauert, davon
überzeugten uns zwei Kranke y bei welchen die-
)ß Erscheinungen nach einer akuten Jieberent-
||lBclnng erfolgt waren ; beide Kranke wurden
•doch durch bittere au Hülsende JKxtracte, vor-
fttfglich Urtn Chdidonii, Ca/omet, DigUati*
§mA Afjum Jsauro-Cerau wieder hergestellt
■— Ein 47 jähriger Kutscher f welcher schon
fot einigen Jahren eine Hhnlinhe Krankheit
phabt au haben vorgab, erhielt, naeih anhal-
Moden starken körperlichen Anstrengungen,
roraUglioh Erschütterung beim Fahren, eine
Splenüis, nulscr grobem «Schwindel, Hrustbe-
kUmmurg, ~ einen beständigen dumpfen, bei
luberer Berührung tunehmenden tirJmiera in
den linken \\y pochoudrien, beträchtliche Taub-
heit des linken »Schenkels, einen kleinen und
harten Pult, beständige Uebelkelt und Fomi-
tUi crutntn*. Kr genas in kuraer Zeit nach
JnstJtuirten Venswectioneh und kühlenden an-
tiphlogistischen Miitc*ln.
An (larditis wurde ein vollblütige! Mäd-
chen von %h Jahren behandelt, welche schon
früher von demselben Institute von einer /Veu-
riii* war geheilt worden. Unordentlicher Mo-
natsflufs und eine sehr heilige Erkältung der
Fülse konnten als Ursachen der neuen Krank-
heit betrachtet werden. Die Krankheit hegnnn
mit einem solchen Ungestüm, dal's nmn sich
— IÄ •*■
t
Anfangs schon keine vollkommene Wied
Herstellung der Kranken versprechen ko
Der Puls war von ungemeiner Frequ
Weichheit und Ungleichheit, der Durst b
pend, ein stechender Schmerz in der Gegi
des Herzens ohne Nachlafs, der Athem km
und ängstlich; sie konnte nur aufrecht nni
nach vorn gekehrt sitzen, und hatte Öftqp.
Anwandlungen von Ohnmächten, Trotz mehr3
rerer sehr reichlichen Aderlässe,- welche n.
den ersten 24 Stunden instituirt wurden, Hai-
der andern in sehr starken Dosen g£reichtaA ]
antiphlogistischen Mittel, hinterließ» die EnS>.
zündung eine Desorganisation des Herzens,
welche später Ascites und Hydrothorax -und
zuletzt den Tod herbeizog. Bei der Obduk-
tion fand man das Pericardium mit zehn bjs
zwölf Unzen Wasser angefüllt , das rechts
Atrium cordis um das Vierfache, den ^echten
Ventrikel um das Doppelte erweitert, die VdU
vulae mitrales hart und an mehreren Stellen
verknöchert; alle übrigen Eingeweide waren
gesund, nur enthielt das Cavum abdominh •
gegen ein Pfund Wasser« Nach gehobener
Carditis litt die Kranke nie an periodischen
krampfhaften Brustbeschwerden, sondern xan
einer beständig dauernden, unbeschreiblichen
— 13 —
igst, Orthopnoe, kurzem Husten, Schmerzen
der Gegend des Herzens und heftigen Pal*
tttionen.
Die Zahl der behandelten Nervenkran-
n war grob* ilnd gewährte in so fern eine
«ue Bestätigung der Behauptung, dab an See-
ilten und in großen Städten diese Krank-
itsklasse sich am häufigsten vorfindet. Die
jnehn blos am Magenkrampf leidenden
anken boten uns Gelegenheit dar zu beob-
tten* Ton welchen verschiedenartigen Ursa-
en diese Krankheit oft entsteht* und wel-
e verschiedenartige Behandlung sie eben des«
»gen fodett; oft war er rein nervöser Art*
M Symptom der Hysterie, und dann leiste-
s Magisterium Bismuti* OL Cafe puc, Es*
Ut Gasforei und versüfste Säuren die be-
ll Dienste , oft erregten ihn Gichtmet asta-
i oder organische Fehler, oft blofse Blut-
igestionen, anomale Hämorrhoiden; immer
gten sich jedoch äufsere . krampfstillende
ttel sehr wirksam. — An Katalepsie lit-
i zwei Kranke. Dfcr eine davon ein junger
inn von ig Jahren, sehr hektisch gebauet,
d früher schon an Brustbeschwerden lei-
ad, bekam unregelmäfsige Anfälle von Ka-
epsie; die Ursache der Krankheit liefs sich
- 14 -
nicht bestimmt nachweisen, doch schien,
nicht unwahrscheinlich, dafs ein grofser Schreck
und früher vielleicht Ausschweifungen dat
Grund dazu gelegt hatten. Durch den anhal-
tenden Gebrauch der Zinkblumen verschwand
den die katalep tischen Zufälle zwar, dach <&• f1
bisher reine Nervenkrankheit ging in eins
Krankheit der Reproduktion über; er vezfol
in eine Abzehrung und eilt jetzt als Lungen-
süchtiger seinem nahen Tode entgegen* Bei
einer zweiten vierzehn Jahr alten, sehr voll-
blütigen Kranken, war die Katalepsie nach
Zurücktritt einer Flechte zwar entstanden, dock
schien sie zugleich noch Entwickelungskrank-
heit zu seyn. Alle bisher gebrauchten Mittel
schienen die Katalepsie mehr in Epilepsie n
verändern, die Congestionen von dem Kopf
mehr nach dem Unterleib zu leiten, und
es steht zu erwarten, dafs der Durchbrach der
bisher noch nie gehabten Menstruation der
Krankheit eine vorteilhafte Wendung geben
wird. — An wirklicher Epilepsie wurden 21
behandelt. C. H., ein junges Mädchen von
16 Jahren, vor mehreren Jahren schon dura
zu verschiedenen Zeiten kommende Krämpfe
und Würmer geplagt, wurde von den epilep-
tischen Krämpfen, welche sie seit einigen
' - i5 - .
maten sehr heftig befallen hatten, vollkom-
n durch Flor. Zinc. ( täglich zu vj — viij
in) Folia Aurantior., Sem. Säntonic.,
d. Valeriana und dazwischen gegebene Mer-
rialabfllhrungen glücklich hergestellt. Be*
rrketiswerth war es, dafs obgleich Würmer
Ursache der Krankheit angenommen wur-
i, die Genesung der Kranken durch Wurm-
ttel, doch ohne wirklichen Abgang von Wür-
«rn, erfolgte. — Gleiche Wirksamkeit zeig-
i die Zinkblumen bei der Chorea St. Viti.
An Cephalaea nervosa wurden drei Kran-
behandelt und alle glücklich geheilt ; der
ite, bei welchem früher Ausschweifungen,
rbunden mit grofsem Säfteverlust die Krank-
it begründet zu haben schienet, wurde
frch China, Valeriana und Eisen geheilt;
r zweite, bei welchem die Krankheit mehr
i eine nervöse* Gichtmetastase zu betrach*
n war, durch Guajak und Akonit, und der
ftte, bei welchem es hysterischer Natur war,
irch Valeriana, Naphthen, Arnica und Hyos-
*mus. — Hydrophobie kam nicht vor«
Unter den paralytischen Kranken zeich-
te sich vorzüglich folgender aus : J. W. D. ,
Jahr alt» von Profession ein Schneider, frü-
r aichtuchen Beschwerden sehr unterwor-
— i6 —
fen, hatte nach zu schnellem Zuheilen artbrh
tischer Geschwüre, eine unvollkommene Life
mung des rechten Fufses sich zugezogen* wafc
che ihm nur einen schwachen Gebrauch dcc
Füfse durch einen Stab unterstützt» vergönnte
Vergebens hatte man durch künstliche Ge*
schwüre, Einreibungen der Autenriethschen
Antimonialsalbg, den innern Gebrauch yob
Arnika, Guajak, Akonit, Tinct Antimon« acris,
Digitalis, Colocynthen, Schwefel etc; den Zu-
stand des Kranken zu erleichtern versucht*
Nach so vielen fruchtlosen Bemühungen ist
es jetzt erst gelungen, in der Krankheit eine
so bedeutende Besserung herbeizuführen, dafs
Patient nicht nur Treppen gut steigen, son-
dern auch mit Leichtigkeit auf den Straften
umhergehen kann. Er brauchte äußerlich ei-
ne Auflösung von Phosphor in Ol. Papaver.
Terebinth. und Campher, und innerlich die
Tinct. Rhois Toxicodendr. zweistündlich fünf
und zwanzig Tropfen. Durch Versehen ent-
stündet? sich eines Abends beim Einreiben
des Liniments der Phosphor, und die dadurch
entstandene Entzündung der Haut des Ober-
schenkels, schien, das schon erstorbene Leben
dieses Theiles neu anzufachen.
An
— 17 —
An Asthma syncopticam und Fehlem des
Ebnen* wurden mehrere sehr interessante
(ranke behandelt« Rheumatische Metastasen,
unterdrückte gewohnte Blutausleerungen oder
ingewohnlich starke körperliche Bewegungen,
Mtonders mit den oberen Extremitäten, wa-
ren fast immer vorausgegangen, und hatten
üftige Congestionen oder eine chronische
Entzündung des Herzens veranlaßt, von wel-
shen die organischen Fehler als Folgen er*
ehienen. Bei zwei Kranken, welche starben,
rinem Weber und einer Wäscherin, zeigte
lie Obduction eine aneurysmatische Erweite»
nag des linken Ventrikels, und der Unken
lurikel; einige polypöse Concretiönen von
ehr leichter Textur, schienen erst nach dem
■
Tode entstanden zu seyn. Bei keinem dieser
tranken fand man Verhärtungen der Leber,
reiche doch so oft gleichzeitig mit Fehlern des
f erzen* zu seyn pflegen. Die roußrera aufge-
teilte Hypothese, dafs Asthma syncopticum oft
Ja Folge einer Leberverhärtung zu betrachten
ey, fanden wir nicht bestätigt. — Im An-
sage der Krankheit, ehe dieselbe in wirkli-
hen Ascites, Oedema faciei und pedum,
ind Hy.drothorax überging, verriethen sich
lie anfangenden organischen Fehler des Her-
Jörn. XXXVIII, ß. •. Sl ß
— 18 -
zent durch die Symptome des Asthma syn*
t
copticwnt heftige Brustkrämpfe 4 weichet*
häufigsten in der Nacht, doch auch am Tage
nach Geniüthsbewegungen oder raschem Ge*
hen, gierigem Essen u. dergL erfolgten: Mit
den Krämpfen der Brust erschien gleichseitig
der bekannte Schmerz des linken Arm-* J Her**
klopfen und Anwandlungen von Ohnmächten
beschlossen sie. Merkwürdig war der Puh
aufser den genannten Paroxysmen, voll« hart^
schwer zusammen zu drücken und gleichsam
werfend, aber doch dabei irregulär« vorzüg-
lich am linken Arm. Instituirte Aderlässe
nahmen ihm diese Härte, doch nur auf kurze
Zeit« und das aufbewahrte Blut zeigte keine
Crusca inßammatoria. Das Herzklopfen war
nicht nur auch in der rechten Brust zu füh-
len« sondern oft so ungestüm, dafs die« die
Brust verbergende Bettdecke die krampfhaf-
ten Bewegungen deB Herzens verrieth; Gro-
ßer Mifsmuth und Ueberdrufs am Leben« die
traurigen Begleiter der Krankheiten des Herzens,
fehlten auch hier nicht» Beide Kranke« welche
früher an Hämorrhoiden gelitten hatten, wor-
den im Anfange sehr antiphlogistisch behan-
delt* Blutlassen erleichterte allerdings« doch
nur kurze Zeit; ein Gleiches galt von kiih-
r.
h
— ig —
Jeoden Abnihrungsmitteln , kramprstiliendeB
Einreibungen, Xarcoticia, Säuren, Flor. Zinci,
Prunus Padus, (zweistündlich, ja stündlich ei-
nen EfJöffel roll des Spirituosen Infusodecocts
gereicht), Aqua Lauro-Cerasi cohobata, Digita-
lis und andern Diuretieis. Gro&e und langer
dauernde Besserung bewirkten Fontanellen,
ein Decoct der Senega, mit Nur um, Aqua
Lauro- Geras, cobobafr, Spiiiu nitric. aetber.
und Extr. Hyoscyam. Zur augenblicklichen
Beruhigung zeigten sich sehr wirksam eben«
falls Aqua Lauro - Gerat, cohob. mit Spir. nitr.
aether. in starken Gaben; Opium betäubte,
aber erhitzte zugleich zu sehr.
Erfreulicher und lohnender waren die Re-
sultate bei zwei anderen am Asthma sjrncup-
iteum leidenden Kranken. Ein 45 jähriger,
sehr robuster, vollblütiger Zimmermann, wel-
cher durch Unterdrückung der Hämorrhoiden
und eine sehr starke Erkältung sich diese
Krankheit zugezogen hatte, uqd sogleich Hül-
fe bei dem Institute suchte, wurde in Zeit
ron mehreren Wochen durch Vesicatoria,
kr ampCi tili ende Einreibungen und Wiederher-
stellung der Hämorrhoiden narh dem Gebrauch
tqo Gremor tartar. , Schwefel und Rheum, ge*
heilt. Mit mehr Schwierigkeit und Aufwand
B »
— so —
von Zeit war die Heilung des zweiten, eines
38 jährigen Posamentirers, verbunden« Schon
sein Handwerk, das beständige Anstemmen
eines sehr harten Bretes gegen das' Sternnm,
und die beständig^ Anstrengung der Arme
hatten der gehörigen Ausbildung seiner Brust-
organe geschadet/ und als er daher im Octo-
ber 18 10 in einer sehr stürmischen Nacht, in
welcher er an einer zugichten Strafsenecke
Schildwache stehen mufste, sich erkältete, er-
hielt er eine Pneumonie mit Haemoptysis,
vielleicht auch eine oberflächliche Carditis,
Von dein hinzu gerufenen Arzte wurde nicht
zur Ader gelassen, innerlich zwar Mittel ver-
ordnet, doch die Krankheit schien sich im-
mer mehr zu verschlimmern ; zu den heftigen <
Schmerzen in der linken Seite gesellten sich
Herzklopfen, Ohnmächten, Orthopnoe, u, d. g.
— Die verordneten Mittel hoben zwar den
akuten Zustand des Kranken, aber gleichwohl
blieb Engbrüstigkeit, mit periodischen Krampf-'
anfallen von Herzklopfen, Orthopnoe, Schmer-
zen der linken Brust und des linken Anns,
Zusammenschnürung der Hypochondrien und
Anwandlungen von Ohnmächten zurück.
. Nachdem der Kranke schon ein halb Jahr
lang viel Mittel mit abwechselndem Erfolge
.rXil
I
I
— ar —
gebraucht hatte) suchte er bei dem Institute
HUlfe. Der äufserst volle, harte und werfen-
de Puls indicirte ein Aderlafs und topische
Blutentleerungen durch Blutigel ; eine auf die
Brust gelegte, ein Jahr lang offen erhaltene
spanische Fliege und innerlich kühlende, - auf
Ableitung der Brustcongestionen und Wieder-
herstellung des Hämorrhoidalflusse* wirkende
Mittel , Diuretica , vorzüglich ein Thefe von
Rad. Levistic. und Bacc. Juniperi, und Spirit»
nitric. aeth. stellten den Kranken so weit her,
dafs die Krampfanfalle gänzlich verschwanden,
der Puls normal wurde und der Kranke so-
.gar- seine Geschäfte allmählig wieder anfan*
geh konnte. Nur bei sehr stürmischer Wit-
terung bekommt er zuweilen Herzklopfen,
doch auch dieses verschwindet schnell, wenn
er zu kühlenden Schwefelpulvern seine Zu-
flucht nimmt.
- Unter den chronischen hartnäckigen Haut*
ausschlagen leistete in einem Falle bei einem
Mädchen von 32 Jahren der innere Gebrauch
der Gort. Ulmi, der Hb. Onpnidis spinös, ver-
bunden mit Dulcamara und Sublimat treffli-
che Wirkung. Eine Gutta rosacea einer
41 jährigen Frau, welche lange den trefflich-
sten Mitteln getrotzt hatte, verschwand ziem-
_ a» —
lieb schnell nach dem fiufsern und innera
Gebfauch des Graphita, «— Ein krätzartiger
Hautausschlag der Hand, womit ein Schnei*
der schon mehrere Jahre lang geplagt woiv
den war, und welcher bisher den kräftigstea
Mitteln Trotz geboten hatte, besserte sieb sehr
nach dem Gebrauch der Aqua Calcis anü*>
moniata (täglich zu anderthalb Quart ohne ■
Magenbeschwerden genossen), doch war die
Besserung nicht von Dauer.
Allgemeine PVassersuchttn waren häufig
Gegenstand unserer Beobachtungen, doch erw
schienen sie wenig als für sich bestehende
Krankheiten, meist als blofse Krankheitsfall
men, welche als letzte Stadien anderer unheil-
barer Krankheiten betrachtet werden mufsten*
An Brustw asser suchten wurden 13 Kran-
ke behandelt. Bei grofser Schwäche des gan-
zen Körpers, vorzüglich aber der einsaugen-
den Gefäfse, zeigte sich ein Infus. Hb. Digu*
tal. mit Tinct. Sc/IL Kaiin. und Spirit. nur,
aethtr, sehr wirksam, indem dadurch Vorzug*
lieh auch $ie Brust erleichtert und der Hu-
sten gelöst wurde» Bei Hämorrhoidalkompli-
cationeh leistete auch Schwefel mit Cremor
tartaik viel, vorzüglich verbunden mit Rad.
Levistic. B actis Juni p er L Die von vielen
•— ä5 ~
Aorten als so bewährt gerühmten Zeichen,
am yicher aus denselben diese Krankheit zu
^«kennen, wurden nicht immer ata solche er~
fanden, vielmehr schienen sie in einigen. Fat*
iin nt täuschen, *
F An schleimichten und eiternden Lungen-
r. xkwindsuchtm wurden 33 Kranke behandelt.
*/ welche beinahe in allen Stadien der Krank*
^bcit aufgenommen worden waren« Entzünd-
liche Brustkatarrhe, welche oft als anfangende
Phtfusis betrachtet werden konnten, wurden
* schnell durch kühlende antiphlogistische Be-
handlung, Senega, Dulcamara und endlich Li-
ehen Jslandic. beseitiget. Sehr hülfreich zeig-,
te sich der innere Gebrauch des Bleis bei ei-
nem achtjährigen Knaben, welcher an einem
Empyem und gleichzeitigen Abzehrung mit
starkem Husten litt. So oft auch bei wirk«
lieh schon ausgebildeter Phthisis exulcerata
alle Versuche der Heilung scheiterten, da sie
häufig, besonders bei jungen Subjekten in
gallopirende Schwindsucht überging, desto er-
freulicher und bemerkenswertster schienen uns
folgende Fälle-
Frau Seh., alt 45 Jahr, lange Zeit schon
an Hämorrhoidal- und Brustbeschwerden lei-
dend, hatte nach einem vernachlässigten Brust-
. ' - *4 t- • : •
katarrh einen so heftigen /Husten zurück!
halten, verbunden mit eiterig - blutigem Ai
wurf, grofsen Brustschmerzen, eipem Zehrf
her und starken nächtlichen Schweißen, d
kein Zweifel übrig blieb, sie leide an i
Phehisis pituitosa , im «weiten Stadio <
Krankheit. Liehen Islandic. in allen Form«
und durch mildernde Zusätze alternirt, koi
te durchaus nicht vertragen werden, v ind;
die Expectoration durch dasselbe plötzlich, i
terdrückt zu werden schien, Senega verme
te die Neigung zu Gongestionen und alle <
dere Mittel werden gleich wenig vertrag
Man schritt endlich zu dem Gebrauch >
Bleizuckers mit Tinct. Thebaica in Aqua B
lissae, nach Kausch's Empfehlung, aufgelö;
Dir? Kranke verspürte sogleich darnach un
meine Besserung; der Husten, dielSchmen
das Fieber, die Nachtschweilse, — alle lief
sogleich nach; die Kranke brauchte nun m
rere Wochen lang ununterbrochen dies B
te), ohne die geringsten nachtheiligen Fol
auf die Verdauung zu haben,' und ist jetzt
vollkommen geheilt zu betrachten, da sie
reits anderthalb Jahr ohne allen Gebrauch
Medicin, keinen Rückfall erhielt.
Carl Ä, alt neunzehn Jahr, schlank
schnell gewachsen, mit sehr eingedrücl
ttt, seit zwei Jahren in einer hiesigen Druk«
rei Drucker, bekam, nach einer starken Er-
ttong, einen ^entzündlichen Brustkatarrb, ver- m
ridässigte jedoch denselben, fuhr in seihen
br beschwerlichen Arbeiten des Drückens
tt, bis sein täglich sich verschlimmerndes
finden ihn nöthigte, bei uns Hülfe zu su-
n. Er litt an Heiserkeit, beständigem Kit«
l im Halse, trockenem krampfhaften Husten,
bleichendem Fieber, allgemeiner Abzehrung,
4, seine Krankheit wurde für eine anfan-
nde Phthisis trachealis gehalten* Nach ei-
m sogleich instituirten Aderlafs und am Hals
•eisten Blutigeln, gebrauchte er Senega, D#l-
mara mit Antimonialwein, später ^Liehen I**
m
odic. und eine mehrere -Monate offen erhal«
ne Fontanelle mit so glücklichem Erfolge
ils der Kranke vollkommen hergestellt als
srgeant in der Berliner Landwehr im Som-
er i8i3 in das Feld gerückt ist»
D./ 47 Jahr alt, früher in den Gewölben,
ar Kaufleute bei vielen Erhitzungen der be-
endig kalten Kellerluft ausgesetzt, zog sich
irch Vernachlässigung eines starken Brust-
hnupfens einen hohen Grad von Schleim-
hwindsucht zu. Der Kranke besserte sich
hon sehr nach dem Gebrarich eines Senega»
id Lichendekoktes, des CaacarillenwXx&ÄÄV
— a6 —
von spanischen Fliegen, yu s. w., doch schien
die dadurch bewirkte Besserung nicht yon
lenger Dauer zu seyn. Es wurde daher zu
der Anwendung des Bleis geschritten* Mit
Opium in Wasser aufgelöst, hob es nicht nur
alle Beschwerden« sondern verhütete zugleich
alle frühere Rückfalle. Da iedoch beim Ge-
brauch dieses Mittels der Magen sehr zu lei-
den schien, bekam er zu gleicher Zeit stär-
kende Tropfen aus 7*j?ca Absinth* und ro~
bor an i Ph~ Paup. : und als einigemal Pro*
iromi Colirme Santrminae eintraten, wurden
diese schnell durch eine mit Tsnrt. Opu und
Ammonnmm amsotum versetzte Emulsion ge-
hoben. Der Kranke ist jetzt als geheilt zu
Die Zahl der behandelten Kimderkrank-
heitern war groüs und ihre Form mannichfal-
tig; znm Theil waren es reine Entwickehings-
kranktest en» und sie erschienen gleichzeitig
mir der Ausbildung einzelner Orjam\ z. E.
der Dentition, oder spater der anfangenden
Ptabertär: andern Theils wurde bei epidemi-
schen oder kontagiusen Krankheiten die Form
und der Karakter derselben durch das zarte
kindische Aher rerotdUedentlicfti modificsit. Zu
der essten genäettn ZahnkTMupfc^ Wut-
— »7 -V
} die den Kindern eigentümlichen Hals-
Brust*- Krankheiten u. d. gl.; zu der zwei-
Art acute Hautausschläge, Ein Knabe von 7
wurde von einem grobe Gefahr dro- v
iden Morbus maculos. pferlhof, glücklich
China, Säuren und Bäder von Gort.
is geheilt, und merkwürdig w$r der
itand, daü derselbe früher an Skropheln
litten 9 und dafs nach Beseitigung dieser
ikheit des Gefäfssystemes die frühere des
iphsystemes stärker wieder hervortrat. —
sehr zartes Kind, welches durah Unacftt-
»keit der Wärterin ein Stück geschliffene«
verschluckt hatte, wurde glücklich durch
tige Abführungen von Jalappa und Ol, Amyg»
[{darum, welches man als Surrogat des jheu-
em Oleum Hicini wählte, in kurzer Zeit voll-
kommen hergestellt. Scropheln waren hau«
fig mit Würmern vergesellschaftet. Bei eini-
gen fand man nach dem Tode auch Verachlin-
guugen der Gedärme, ohne Spuren von Ent-
bindung oder Brand und ohne data man wäh-
rend de».. Lebens Zeichen bemerkt hätte, die
diese Abnormität verriethen. So zeigte die
Section eines vierjährigen an Skropheln und
allgemeiner Abzehrung gestorbenen Knaben
fünf Intussuseeptionen. — - Merkwürdig war
— 38 —
I
der Fall eines zweijährigen, früher lehrpfc*
sunden Mädchens, welches an so stärken U*p£
nischen Krämpfen der Muskeln des G<
des Halses und Schlundes litt, (Jafs man
nur mit Mühe etwas beibringen konnte,
waren zwar periodisch, doch waren die Zwi»1
schenperioden sehr kurz. Nachdem manvof^l^
lüglich gegen vermuthete Würmer versdnt-
dene Mittel der Kleinen gegeben, auch Ott
später nicht erhitzende Nervina gereicht hfl*
te, die Krankheit aber unverändert blieb, ver-
schwand dieselbe in kurzer Zeit nach dem
Gebrauch der Tinctura Asae foetidae. — '
Die Gehirnwassersucht wurde nicht selten an
kindlichen Subjekten beobachtet, 'theils als
Folgekrankheit des Scharlachs, theils als eine
Entwickelungskrankheit eigener Art. Wir hat-
ten leider auch Gelegenheit zu bemerken, wie
die Anlage hierzu bei der ersten Entwicke-
lang des Organismus schon vorhanden und |
gleichsam angeboren werden könne, und dann
fast immer unheilbar sey. So verloren zwei
sehr skrophulöse» Eltern alle ihre Kinder an
dieser Krankheit sehr früh, sobald dieselben
nur ein gewisses Alter erreicht hatten. — -
Merkwürdig war die Geschichte eines sehn-
monatlichen Kindes, welches ganz an den
— ag —
lymptomen der Gehirnwassersueht und unter
Ion dieser Krankheit gewöhnlichen Krämpfen
■tob, aber bei der Obduktion nicht, wie man
ttrmuthete, bedeutende Wasseranhäufungen
ttttdeckte, -sondern nur eine ungewöhnliche
Gräfte und schwammige Auflockerung dea
Xtebirns, vermöge welcher durch die engen
Jaöchernen Wände des Schädels ein Druck
nf dasselbe entstehen mufste« Das Kind hat-
te früher an Keichhusten und Skropheln ge-
litten ^ und warum sollte man nicht glauben
können, dals die Skropheln eine der Auflok«
kerung der Unterleibsdrüsen ähnliche im Ge-
hirne hervorbringen können? — Ein ein jäh«
liger Knabe, dessen Kopf- und Gesichtsbü-
dung eine ungewöhnlich frühe EntwickeluAg
Yerrieth, war nach Aussage der Mutter seit
iwei Monaten plötzlich blind geworden ; nach-
dem er früher sehr gut Farben und die ein-
zelnen Gegenstände unterscheiden konnte, war
ihm jetzt beides unmöglich. Er befand sich
übrigens ^ehr wohl und an dem Auge war
nichts zu bemerken, aufser eine gänzliche Un-
empfindlichkeit der Iris gegen Licht« Man
rermuthete eine lokale Wasseranhäufung des
Gehirns, zumal da die Urinexkretion bei dem-
selben schwach war, und dals so durch den
- 3o -
Druck des Wassert auf den Sehnerven
Sehkraft gelähmt würde, man gab daher
lomel* später Levisticum, und nach einem vi
monatlichen Gebrauch dieser Mittel hatte
Kleine den vollkommenen Gebrauch aen
Gesichtes«
Auffallend war die bedeutende Zahl dar]
Kranken , welche an dem Bandwurm littafrj
Die durch diese Thiere bewirkten Zufalle, er-
schienen so periodisch , wie sich immer diepel
Krankheit darzustellen pflegt; unter den selt-
neren Symptomen wurde besonders Schwin-
del und ein Gefühl von Taubheit in denFÜK
gerspitzen beobachtet. Ohne günstigen Er-
folg wurde das neuerdings von den finglin-
dern so sehr empfohlene Oleum Terebinthi»
nae in starken Gaben, ferner Sem. SabadüL
Tinct. Colocynthid. , Ferrum , Gunun. Gut»
tae, PiluU Jannini% JNuffers und Mathievl*
Mittel angewendet, dagegen leistete bei einem
Kinde von zwei Jahren die Aqua mercuria-
lis cocta sehr viel, und drei andere Kranke
verloren nach dem anhaltenden Gebrauch des
Electuar. anthelmintic. Ph* P. theils allein,
theils mit Limatur. Scann i und Rad. Füi-
cis maris verbunden, mehrere Ellen lange
Stücke. >
d den 8* ftranken* welche tu Gictö
iett wurden» zeigte sich die. Krankheit
den manoichfaltigsten Formen« Ein jun~
»ffftungsveller Mann von ao Jahren, wei~
chon fftiher durch , angeerbte gichtuch*
werden an herumziehenden Glieder-
rzen sehr gelitten hatte , klagte seit ei-
nüben Jahr über einen fixen Schmerz,
kt von der plania pedis, vorzüglich dem
et Zeh an sich bis in das Hüftgelenk
Ate, dem Kranken alle Naphtruhe und
it raubte und ihm die geringste Sewe-»
versagte. Nachdem viele Mittel verge»
rersttcht worden waren r versuchte man
ennmethode, um durch Tödung 4*r Nerv-
en Schmers zu lindern; doch umsonst«
ien der ersten und zweiten Zehe . auf
fanta pedis, wo die 'Operation gemacht
n war, entstand ein bei Berührung aus«*
ichmerzhafter Callus und die Heftigkeit
s in das Hüftgelenk sich erstreckenden
trzes nahm zu. Als der Kranke sich des-»
u uns wendete , wurde er binnen meb»
Monaten durch den innerlichen Ge-
i von Rad. Belladonnae, Jßulsbider von
felleber, und Einreibungen VOflf Phos«
vollkommen hergestellt; die Schmerlen
— 3ä —
lieben nach, der Callas fing an sich zu sen
theilen und Patient genießt jetzt der beste!
Gesundheit. — Aufser den gewöhnlichen g*
gen Gicht gebrauchten Mitteln wurde der £ip
ijuor hydrosulphuratus (Ammonium sulphw^
rat um)' Beguini in verschiedenen Fällen mk
sehr gutem Erfolge gebraucht; am besten MI
denjenigen Subjekten, wo die Gicht mehr ato*
nischer Art, von langer Dauer, und oft mk
Hysterie zu gleicher Zeit verbunden war« An»
fanglich wurden zwar nur täglich a — 4 Tro-
pfen in Aqua Melissae gelöst mit einem pas-
senden Syrup dem Kranken gereicht, doch
später dann bis zu 10 — 18 Tropfen täglich
gestiegen« Die nächsten Wirkungen diecei
durchdringenden Mittels waren ganz denefl
der mineralischen Schwefelwässer analog, ge*
linde meist kritische Nachts chweifse, alvw
laxa, verbunden mit bedeutendem NachlaA
der quälenden Gichtschmerzen. Bei den stei-
genden Gaben dieses Mittels klagten die Kran«
ken oft über Magenbeschwerden, doch wur-
den diese leicht durch dazwischen genomme-
ne Visceralmittel, Magentropfen u. <L gl. ge-
hoben; und die schnelle Durchdringlichkeil
dieses Mittels sowohl, als die lange dauernde
gute Wirkung dieses Mittels schien zu ferne-
r — 33 —
MB Gebrauch vorzüglich aufzumuntern. —
ichst dem Gebrauch der spanischen Fliegen,
sich äufserlich sehr wirksam Petro-
Mß Oleum Terebinthinae und Juniperi
it Ungt. nervin* PK P* verseut; so wie
i
and} bei Arthritis atonica verbunden mit'
fober Nervenschwäche die Tinctur. Guajae.
9olaäL ammoniata mit gleichen Theilen Tin~
pt&r. Valenan. ammon. undSpirit. sulphuri-
^*o-mcther> vortreffliche Wirkung leistete.
Unter den Weiberkrankheiten zeichneten
. ttch vorzüglich zwei Fälle aus. Eine Unglück-
|Hdie Frau», welche * ohne dafs sich hätte eine
t boitimmte Ursach nachweisen lassen, an ei*
; aem sehr hohen Grad von Nymphomanie litt)
. war schon lange ärztlich behandelt worden«
Man hatte theils alle nur möglichen materiell
lan. allgemeinen und örtlichen Krankheitsur-
sachen berücksichtiget > theils durch die Nar-
kotika, welche am schnellsten und stärksten
die Reizbarkeit herabstimmen, auf die Krank-
heit zu wirken versucht« Die Behauptung
Galens, dafs. das Blei optimum remedium
m
scy ad coercendam et delendam libidinem,
hatte uns endlich bewogen, dieses Metall in
Gebrauch zu ziehen; äufserlich wurden häu-
fige Waschungen von Aqua Goulardi ver-
Jowa. XXXYUI. •> *. §u C
- 54 -
ordnet und innerlich Plumbüm acetic'unk mit
Hbi Belladonna^ und Opium gereicht; Ob-»
schon sich eigentlich wegen den kurzeii Ge-
brauch dieses Mittels keine bestimmten Re-
iultate erwarten lassen, so hat doch die Kran-*
ke nach der Anwendung dieses Mittels1 so-
gleich größere Besserung der Krankheit ab
Von allen früher ihr gegebenen bemerkt« —
Bei einer zweiten Kranken * welche an Scir-
rhus und Exulzeration des Orificii des Uterus
litt, leistete ebenfalls der innerliche Gebrauch
des Bley mit Opium und Belladonna verbun-
den Vortreffliche Wirkung ; der hektische Zu-
stand der Kranken besserte sich sogleich, der
eiterige Ausflufs, so wie die Schmerzen li eisen
nach und die Kranke ist jetzt alssehf gebes-
sert zu betrachten. Aufserlich war nichts
sonst gebraucht worden, als Einspritzungen
von Kalkwasser und den ausgeprefsten Saft
von rothen Mohrrüben*
Geschichte eines glücklich geheilten
chronischen Erbrechens,
Charlotte T., alt 19 Jahr, früher gans
gesund, Rheumatismen und krampfhafte Be-
schwerden abgerechnet, welche letztere zuwei-
len so heftig waren, dafs sie epileptischen Zu-
— 35 —
{allen glichen« Seit dem Nachlaßt der rheu-
matischen Gliederschmerzen , erschienen gro-
fie Brustschmerzen und Brustbeklemmung mit
starkem Husten und Schleimauswurf, vorzüg-
lich früh und Abends« Doch auch diese Be-
schwerden verschwanden und statt derselben
bekam Patientin ein heftiges konvulsivisches
Erbrechen, welches jedesmal nach dem Ge-
nufs von Speisen, oft auch von freien Stücken
erfolgte; die Herzgrube war gespannt, beim
Druck mit der Hand etwas schmerzhaft, der
Puls schwach und krampfhaft, die Menses
so wie alle Exkretionen normal, die Zun-
ge rein, der Kopf frei voll Druck und
Schmerzen, die Füfse oft kalt, und frü-
her gehabte Fufsschweifse schienen supprimirt.
Patientin hatte an diesem Erbrechen schon
langer als einem Jahr gelitten und viel Mittel
vergebens gebraucht, als "sie den 17. Januar
im Poliklinischen Institut Hülfe suchte.
Man hielt die Krankheit, weil fast alle Zei-
chen für einen organischen Fehler des Ma-
gens sprachen, blos für eine rheumatische Me-
tastase und verordnete Vorläufig eine Satura-
tion des Ctoli carbonic. mit Succ. Cur. re-
center express. , . Extr. Hyoscyam. und
Aqua meliss. und aufserlich eine spanische
Ca
- 36 -.
Fliege in die Herzgrube, welche durch dtf
tägliche Verbinden mit EmpL Cant
per p fit. Ph. i\ lange Zeit offen erhalten* w*
den sollte, und aufeer diesen reizende. Fat
bäder von Senfpulver und heifsem WatM
alle Abend. Von allen Nahrungsmitteln uri
Getränken Wurden ihr nur dünne ^chlfüqgi
zu sich zu nehmen, erlaubt«
Den ig. Jan. Das Ziehen der spanisch«
fliege, hatte ihr heftigen Schüttelfrost np4
Zusammenschnürungen des Halses rerumd$
.als wenn, nach Aussage der Krankeü, mm
Kugel ihr aus dem Magen in den Hals stieg;
dennoch behielt sie nach langer Zeit zum et
stenmale das genossene Frühstück und AG*
tagsessen bei sich» Aufser den schon vo»
ordneten Mitteln, mit welchen fortgefakm
wurde, erhielt sie noch Liniment. vokA
mit Tinct. Thebaic. camphor* zu Einreibm»
gen in Brust und Hals.
Den 20. Jan. Nach eiiter sehr ruhig*
Nacht, bemerkte sie zwar Nachlafs der ,&•
sammenschnürungen, aber Brustschmerzen oft
Husten und Auswurf und gegen 9 Uhr dtf
Abends Frost, welcher mit Hitze und Kofi-
weh endete. Die genossenen Speisen blie-
ben.
_ 37 —
Den ar. Jan. Die Speisen wurden ans«
gebrochen , nur kaltes Wasser und die ver-
ordnete Medizin blieb. Am Abend des ao.
Jan. erfolgte wieder ein schwächerer Fieber-
anfall.
Den a5. Jan. Da bis jetzt das Erbre-
chen nach dem Genufs von Speisen sich un-
unterbrochen einstellte, wurde der Kranken
statt der bisher gebrauchten Saturation ver-
ordnet: 1^. Extr. Belladonna gr. jL solv. iti
Aq. Lauro Cerai. coohat. %j.D. S. Viermal
täglich zehn Tropfen. — Die spanische Flie-
ge in der Herzgrube, wurde fortwährend in
Eiterung durch das Empl. Cantharid. per-
pet. erhalten, mit den Senffufsbädern ebenf-
alls continuirt.
Den §o. Jan. Obschon bisher die Fieberbe-
4
wegungen fast gänzlich verschwunden waren,
so ^erschienen sie heute gegen Abend stärker
Das Erbrechen nach dem Genufs von Speisen
dauert fort; die Medizin bleibt bei inr, ver-
anlagt aber narkotische Beschwerden, vor-
züglich Trockenheit des Halses und wird des-
halb ausgesetzt, und statt derselben blos ein
Thee von Flor es Sambuc. und Herb. Card*
benedict. verordnet.
Den 3. Februar. Patientin klagt Über fort-
i
-r- 38 —
währendes Erbrechen, sowohl nach der Me*
dizin, als nach Qenufs der Speisen, und yer?
minderte Sehkraft und Druck des rechten
Auges. Verordnet wurde; ^. £xtr. Aconit,
gr, ß. Resin. Guajac. gr. iv. Eleosacch. F04-, ?■
nicuL 9g. M. f. Pulv. Disp, dos. tal, Nr. vi. .
D. S. Täglich 3 mal ein Pulver; und zum
äußerlichen Gebrauch. fy. Vngt. nervin,
Ph. P. Ung. Merc. 7a J/. M. D. S. Tqg- '
lieh 2 Mal eine ffäselnu/s grofs in die Herz-
grube eingerieben. Fieberbewegungen waren
nicht wieder erfolgt.
Pen 5. Febr. Mit bedeutenden Conge-
stionen nach Kopf und Brust, sehr vermin-
dertem Appetit, fortwährendem Erbrechen,. _
Fieberbewegungen und beständig drückenden
Schmerzen, welche sich bis in den Hals er-
strecken, traten sehr copios die Menses ein,
alle Mittel wurden sogleich ausgesetzt, uhd
der Kranken nur ein Splep-Decoct verordnet,
welches sie bei sich behielt; nemlich: J$L '
Pulv. rad. Salep. 3/. coq. c. Aq. fönt. q. s.
ad per/, solut. cal. %vjii. add. Aq. Cinna-
mom. s, V. 5/. Syrup. simpl. ^ß. ZJ. «S. JE/ä-
löjfelweise.
Den n. Febr. hörten die Menses auf;
der übrige Zustand unverändert, Nachlafs
■ I
— 59 —
der Schmerzen und des Druckes in der Herz-
grube verspürt nur Patientin nach erfolgtem
.Erbrechen. Mit den früher verordneten Pul-
fern, den Merkurial-Einreibungen und dea
reizenden Fufsbädern wird fortgefahren, und
dazwischen Saturation von Kali carfronic. ge-
geben,
Den 17. Febr. Die Fieberbewegungen
io* wie das Erbrechen lassen zwar nach, der
Druck und die Spannung in den Präkordienv
nimmt zu, ohne Zeichen von gastrischen Un-
reinigkeiten und erschwert die Respiration;
such klagt Patientin über reifsende Schmerzen
des rechten Arms. Mit der Gabe der Resin.
Guajac. wurde von vier Gran auf zwölf Gram
taglich 3 mal gestiegen.
Den ig. Februar. Merkliches Nachlassen
und seltenes Vorkommen des Erbrechens. Pa-
tientin fährt mit allen Mitteln fort.
Den 21. Febr. Nachlafs der Schmerzen
im Arm, aber gleichzeitige. Zunahme des Er-
brechens uqd Vermehrung der Schmerzen und
Spannung in den Präkordien*
Mit sehr abwechselndem Glück wurde
bis zu En,de März theils mit den schon be~
kannten Heilmitteln fortgefahren , theils der
- 4o -
äulsere feebrauch des in Essig gereicht«!
Mezerum, theils Visceralklystire in Gebraadi
gezogen« Man entschloß sich daher durch ei-
ne stärkere örtliche Reizung der Haut und
durch länger unterhaltene Suppuration rinf
kräftige Ableitung zu bewirken. . I
Am a. April wurde der Kranken eine Md»
xa in die Herzgrübe gesetzt, innerlich mit
Salep und Aconitextract fortgefahren. So«
gleich liefs das* Erbrechen gänzlich nach und
die darauf folgende starke, durch Unguwu
basilic. mit Cantharidenpulver versetzt, na»
terhaltene Suppuration hatte auch in den fot
genden Tagen den besten Effect. Bis in die
Mitte des Monat Juni hatte Patientin sthff
wenig und höchst selten nur gebrochen, dock
als sie, durch die grofsen Schmerzen der snp*
purirenden Stelle be wogeil, nachlässig de*
reizenden Verband besorgte und die Sttppu»
ration endlich ganz aufhörte, erschien dievo*
rige Krankheit in ihrer ganzen Heftigkeit El
wurde deshalb den 23 Juni der Kranken eiüa
zweite Moxa auf die Magengegend gesetzt
und ihr innerlich Pillen von Extr. und Herbl
Gicutae, zu welchen später noch Calomel ge«
fügt wurde y verordnet. Die Wirkung dies«
Büttel war erwünscht und das Erbrechen be*
~ 41 -
teilte sich von neuem ungemein , früh und
Abends hatte es vollkommen aufgehört, und
nnr des Mittags erfolgte es zuweilen. Wegen
der zu heftigen Schmerzen, welche der Kranket*
die mit Unjgt. basilie. und Kantharidenpulvev
verbundene offne Stelle verursachte, liefs man
sie zuheilen, legte aber am rechten Fufs zwei
Vesicator. perpet.
Im Monat October beobachtete man ei-
nen groben häufigen Wechsel des Befindens
der Kranken, oft erfolgte an einigen Tagen
so heftiges Erbrechen, dafs es unerklärbar
schien, wenn man nicht die rauhe Herbst»
Witterung und neue Erkältungen, vorzüglich
der-Füise vielleicht als Veranlassungen dieses
Verschlimmerung hätte betrachten wollen.
Einwickelungen der Fiifse von Wachstaffent
und der innere Gebrauch von Tinct. Aco-
nit, aether. und Tinct. Vcderianae ather.
verbesserte den Zustand der Kranken in kur-
ier Zeit außerordentlich. Unter denNutrien-
,,tibus vertrug sie am besten den Potus ana-
■ lepticus Ph. P. und Hordeum praeparatum
mit Cortex Cinnamomi und Saccharum aU
tum.
Der November und die erste Hälfte des
December verstrich, indefs noch der Zustand
*-* 4* ~ 1
der Kranken häufigem und schnellem Weck
sei unterworfen war, aufser dem Erbrecht!)
. litt Patientin oft an Krämpfen der Brust find
des Halses, Am 13. Dcbr. früh um 11 Uhr
ohne alle vorhergegangene Veranlassung wurde
sie plötzlich von einem Fieberfroste befalle^
weichem Hitze und Schweifs folgten.
Das Fieber kehrte zwar am folgenden
Tage wieder, dann aber wurde es ein reget
mäfsig. dreitägiges. Aufser den bisher stett
gebrauchten Cioqtapillen und der Tinctur%
Aconit, und Valeriänae aeth. nahm die
Kranke fetzt eine Solution des Rxtr. Ca**
laur. miner. und Aqua flor, $an\buc. und
Spirit. Min der er i. Die krampfhaften Be-
schwerden besserten weh sehr, und das Er-
brechen, welches nie während des Fieber«
anfalls erfolgte, zeigte sich nach und nach auch
•
immer seltner. Die Fieberanfälle wurden immer
schwächer und verliefsen die Kranke am &
Januar 181 3 gänzlich. Seit dieser Zeit ist
das Erbrechen ganz verschwunden nur selten ,
nach groben Diätfehlern pflegt es npch au
erscheinen, Die Genesene kann ohne Be-
schwerde, Bier und Wasser trinken upd alle
leicht verdaulichen Speisen ohne Nachlheil
geniefsen, alle Exkretionen sind normal, der
; fJpterleib weich ohpe Spanpqng imd Schmer-
9»; purberqprkj sie eine bedeutende Schwi-
*■ che des Gedächtnisses pnc] der Augen*
{ ' • *
!? Geschieh (e einer $urch chronische Enfzün*
t 4w$ und Vereiterung eines IJieils fas Oeso-
1 p /tag us entstandenen Dysphagie.
Frau Papke^ a8 Jahr alt, früher immer
\- «ehr gesund, suchte im König]. Poliklin. Insti-
lut 'den i. August Hülfe gegen bedeuten-
de Halsschmerzen und sehr beschwerliches,
schmerzhaftes Schlucken* Anfänglich hatte
Patientin blos beim Schlingen sehr harter
und grober Speisen einige Beschwerde ver-
spürt, doch hatte binnen mehreren, Wochen
dieser Zufall so zugenommen, dafs die Patien-
• tin nur flüssiges (am besten noch Kaflfö) und
auch dieses nicht ohne grofse Anstrengungen
und Schmerzen schlucken konnte; . sie hatte
immer ein Gefühl, als sey ihr der. Hals, wie
sie sich ausdrückte, mit einem Riegel zuge-
schlossen, und die von ihr gekauten Speisen
kamen jedesmal, mit vielem Schleim vermischt
zurück; in dem Hals verspürte sie einen be-
ständigen Heiz und ein Gefühl von Trocken-
heit. Der Puls war sehr klein, schwach und
beständig fieberhaft; vor zehn Monaten war
- 44 - j
-1
•ie Ton einem Kinde entbunden worden i*w4k
ches auch noch jetzt von ihr gestillt wnrdi
Der Schmerz, über welchen sich Patientin w
sehr beklagte, war zwischen den zweiten unjj
dritten Ring der Trachea, man konnte äufserlm
aber an dieser Stelle keine Geschwulst waüfc
nehmen; dabei klagte sie sehr über Schmaw
zen der Brust und einen höchst lästigen, qak
lenden Krampfhusten« Ohne dafs man in'
Stande war eine bestimmte Ursache disNS
Krankheit zu entdecken, hatte dieselbe scher
sieben Wochen angedauert.
I)a eine noch fortdauernde EnttUndttBj
vernuithet wurde, wurden äulserlich Blutigel,
•in Vesicatorium perpetuum und innerlich
Pulver von Calomel mit Opium verordnet»
welche Patientin auf der Zunge zergeh«
lieft.
Den 5. Aug. hatte sich Patientin schal
merklich gebessert. Flüssiges konnte sie leicht
ter genielsen und war schon im Stande etwal
feste Speise hinabzuschlucken.
Den 10. Aug. Wiewohl sich Vorboten von
Salivation zeigten, wurde fortgefahren, di<
Calomelptflver, welche sie schon schlucken
konnte, brach sie aus. Da die Salivation ziem-
lich stark schon eingetreten war und die Kran*
hHH, iWi-ffrf* Hill- h*H t^ihhnirHM Ittol
mn*f MHtifrtimi I'mUm tMM WA, f '**»*»*»•,
IlttH tIHrf /iHhkH MHll NHUntlll-llj #Hf>ltfl»Hl
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lltpf *t'Mm*kl*H khtttUK «llHnVtH Mff'lf HltF
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llHl f)< Rhpili* WImmmIiI |h iImm Ii*
ftlt tHÜ'k Itttffll't Ai-tftttHti! FMiHlMHMt-lNi Mffll
iHrtt HH»I Mit«* HtllMf>M4 AM *!*•!* 4ll4t «lH9
tohlMtkMft nWk»ühkH1 fttltht HHt f »ht |iri«04»M-t|
- 48 ' -
Am 17. Nov. hatten sieb die Brustschmer*
«en sehr vermindert, doch waren die Kräfte
der Kranken in den letzten Wochen so sehr
geschwunden, dafs sie am 18. Novbr. Abends
ganz ruhig entschlief»
Bei der angestellten Obdtiction fand man
zwischen den Halsmuskeln der linken Seite
einen Abscefs, welcher zum Theil die Mus*
kein zerstört, sich um die Cartilago thyredi*
dea herumgezogen> die vordere Fläche des
Oesophagus durchbrochen und so mit dem
Schlund in Verbindung stand. An dieser
Stelle war der Oesophagus stark "verhärtet
und mit allen benachbarten Theilen verwach-
sen; die linke Seite des Cartilag. thyreoid*
war ebenfalls angefressen und dieselbe Seite
der Glandula thyreo idea vollkommen zei*
stört; Kler Oesophagus, so wie die Trachea^ '
W&ren an allen übrigen Stellen ganz unvert
tebrt» In der rechten Lunge fand sich eine
Vomica you der Gröfse einer Wallnufs* und
aufser derselben eine Menge Tuberkeln, weK
die zum Theil schon in Eiterung übergegan-
gen waren*
- 49 -
Tabellaruche Uebersicht
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trinkt aiun.
Monatliche Summ«*
in belmndshen Kr.nkhriten.
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Innerliche
Chirurgische
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Banchalicbe
Btuenatich i. Enifrpationen fr
Trepanation I. Horniotomio i.
FiBgeramputailon 1. Summa- iL. .
. AderlaiMD, Schröpfen, Scarifi<.-iren, Düatiren, Eröffnen der Ab.
Operationen im Zungenbändcben and dergt. m. nhana ■
Meinem Operationen und ibid daher webt ipecificin.
— 53 —
f
IL
Versuch
über
die Erscheinungen, Ursachen uud den
Verlauf der Seekrankheit
■ •
Vom , .
Hm. Dr. Keraudren,
■
«•um Arst und Inipector dei Sanität« - Weieftf beim
Miaiaterium der Mariae und der Colonien etci *) |
«.^I^M. . " 'f.
I
JL/as Meer iit nie in einer vollkommenen
Ruhe; Winde, Strömungen, Ebbe und Fluth
erhalten die Wogen in iteter Bewegung, wo-
durch die Schiffe fortwährend von der einen
cur andern Seite schwanken oder ihre End-
theile abwechselnd steigen und sinken. Diese
letzte Bewegung ist es vorzüglich, die auf die-
jenigen, welche zum erstenmale eine Seereise
*) 8. Journal de Medeciat lila.
Jeuro. UXVUI. B. a. St. E
- 54 -
unternehmen, so überaus unangenehm wirkt
Sehr bald bekomm»! sie: Schwindel» ftia»
mern vor den Augen, Magenschmerz, Uebdv
keit, und endlich häufig wiederkehrende'
schmerzhaftes Erbrechen« — - Ermattung und
Angst steigen bald aufs höchste. Die Kruh
ken frösteln, krümmen sich und haben w*
der die Kraft, noch den Muth sich zu bewe-
gen; nicht Drohungen noch Gewalt sind im
Stande sie dazu zu bringen. In diesem Zu-
stande physischer und moralischer Vernick-
tung sucht der Mensch, gleich dem schmal-
zigsten Thiere,- nicht mehr sich den ihn um- '
gebenden Unredlichkeiten zu entziehen. Er
itt unbekümmert für die Erhaltung seiner Exi-
stenz , verschmähet die ihm gereichten Nah«
rangen und würde mit Gleichgültigkeit dw
Tode entgegensehen.
Die Ursach dieses sonderbaren Zustand*
auf eine genügende Weise zu ei klären , ' iü
keine leichte Aufgabe. Man hat Anfangs dis
Seeluft als Veranlassung zu dieser Krankheit
angesehen, doch betrifft dieselbe auch dieje-
nigen, die auf süfsen Gewässern, Seen und
Flüssen reisen. Gilchrist *) sucht den Ur-
*) De Vutilite des voyages tur mer, pour la cmrs dt
difßrtrUei maladies *tc.\ traduit de l'angiois fO
— 55 — <
Sprung dielet Uebela in einem Consentus dar
Unterleibs'-Organe mit denen duVch die Be-
wegung des Schiffes erschütterten Hirn und
Nerven« Diese Erklärung ist jedoch sehr un-
bestimmt und Hn Bourru (Uebersetzer der
Schrift des Hrn. G.) siebt die Seekrankheit
diher fUr eine Folge des raschen Wechselt
der Eindrücke auf den Nervus \ opticus an,
wodurch es unmöglich wird, bei einer ersten
Seereise die umgebenden Gegenstände zu fU
4ren und diese in einem immerwährenden
Schwanken zu seyn scheinen. Denn, sagt er,
wenn die Erschütterungen des Gehirns Ursa-
che der Seekrankheit wären, ifie würden Per*
jenen, die das Tragen in einer Senfte krank
macht, das Schaukeln eines Wagens vertragen
können P — Dieses Argument des Hrn. Bour*
tu scheint aber gegen seine eigene Meinung
ebenfalls zu sprechen; denn das scheinbare
*
Sck^panken der Objekte mu£s unstreitig mehr
keim Fahren statt finden, als wenn man in
einer Senfte getragen wird. Uebrigens wür-
de man, wenn dieser Umstand die wahre Ui»
Sache der Seekrankheit wäre, dieselbe dadurch
sehr leicht verhindern und heben könnet)?
Mr,' Bourru, Doeteur^regeni de la faculU de A/#-
deeine de PurU.
E a
4
— 56 —
daft man den Kranken die -Augen bed
lieft e.
In dön Phüosophical TrämaeUons
3. *8io, findet man folgende Theorie der S
krankheit, vom Hrn. WoUaston> Alle die}
nigen, sagt er* die. die Seekrankheit edittfltf
haben, stimmen darin überein, dafs der eftfc
pfindlichste Moment derjenige ist, wo. c&
Schiff plötzlich und in der gröfsten SchnelKj*
keit mit der Welle herabsinkt, durch weldtf
es zuvor gehoben wurde» Ia diesem MomaAi
drückt das Blut ganz besonders aufs Getilgt
— Es ist klar, dafs in einem, auf dem Bockt
des Schiffes stehenden Menschen das Gesfci
brum gar keinen Druck vom Blute zu. erlt>i
den bat» sondern dafs das Gewicht der Blot*
säule von 5 bis 6 Fufs lediglich auf die Gs*
fafse dös Rumpfes und der Unterextremitätta 1
lastet, deren Gontractionen demselben entg*
gen wirken» Wenn man nun, hypothetisch,
den Boden des Schiffes plötzlich . vernichtete
so wurden die Gefälse das Blut nicht mehr
aufhalten; dasselbe würde sich, mit den G#-
falsen nach unten senken und die Contractu»
dieser letztern würde die Flüssigkeit mit ei«
ner Kraft zum Gehirn treiben, die der primi-
tiven Blutcolonne proportional wäre. Aus
- St -
ien Ursache würde auf gleacltt W*fe+
iem minder schnellen Sinken de* Selrifi»
• Individuum eine partielle Veradndt»
ieses JDmcks des Bluter auf die Wen»
i der Gefifee und also auch eine paiw
teaction auf das Gehirn erleiden, wel*
Lekwirkung man durch ein tiefes Ein«
i zu vermindern sucht« ~ tylan kann
nfluß, den die äufsern Bewegungen auf
wegungen des Blutes haben, an einet
nfiche Weise disponirten Quecksilber*
vrahmehmen. Das Barometer hat auf
teere, bei ruhigem Wetter, eben den
den es auf der Erde bat Wenn aber
Inff sinkt, so scheint das Quecksilber
gen, weil ein Theil seiner Schwere d*»
irendet wird, es mit dem 8cbiffe sin*
machen; in einer unten rerscbtasM»
cäire, wurde also das Quecksilber in
Faüe nicht seinen ganzen Druck auf
ausüben- Eben so dm Blut, Es
unten, wird «*dbfr imrtk 4ie-
*>i»rH3L weäcne sew an inr TgtaBfir
nsrooe dos Hau PT+Hmnm <et
— 58 ^
nicht minder fehlerhaft; ah die andere, h*
dem das Schiff aiukty sagt Hr. fV., fällt auch
das Blut und die umgebenden festpn Theik
mit gleicher Geschwindigkeit. Hieraus labt
sich aber nichts anders achUelseii, ab dal* ij
den Verhältnissen und gegenseitigen Wirken»
gen heider nicht* verändert wird, Wie k/um
41sq die Contraction der Getane die de*
Druck des Blutes entgegenwirkte* d^ssell*
jetzt nach dem Gehirne treiben? Die Gefa&e
des Gerebri bleiben dieselben; ihr Durchmefc
per ist unverändert, wie können sie eine gro*
Jsere Blutmasse zum Gehirn durchlassen? -»
Jst die Proportion des Fluidum* ii| den
dem Arterien nicht mehr ihrer Lage und i
rer Gräfte angemessen? Können sie das Bist
nach andern Theilen, als denen, , in welch«
sie sich verbreiten, hinfuhren? Man hetrachta
daa Gesicht' der an der Seekrankheit leideor
den, und man wird keine Spur von Coage-
ationen nach dem Kopf, keine Erscheinung
wahrnehmen, die als eine Folge des Drucb
auf das Gehirn ungesehen werden könnte; im
Gegentheil ist das Gesicht bleich, die Auges
sind matt, alle Züge deuten auf Hinftlligkgt
und Schwäche. — - Was des Hrn. PFoüostom
Vergleich der Bewegung des Merkurs in dar
- 69 -
ometerWJhre mit der du Blute* In de*
eriea betrifft, »0 ündet ewiaehen beiden
keine Aehnliebkeit *tait. Dm Queduil-
in tintr eimdgeu Xl/Jlira vo? fleiobein
ohmoMtr umft Jeder Uewefunf dea Hehlt»
iieehgeben; da* Ulm dagegen Int im le*
dm Körper nitilii blo* d^u (J0»9t^u der
leere utirl der Hydiaullk unterworfen» *on-
v der Leben*kraft, diu gerade alba rein*
Italien KlnwJrkungea entyegenMrebt. Kein
b9 keine Hewegung kann daher dem Mute
autaea Hiltgetheilt werden v *ctn*t wllrd*
Kal*ien/< de* Meinwhen in jedem Augen»
t in (ieialir fterethefl. Ueberdie* mutk
i nintit verjfeMen, dal*, da der Durehmea-
der Atierimt »J<b bei jeder Thelluug der-
en veifttln<leii| ihre ftanxe <3ontrnmiIitttt
rderllUi iu» um die in Union enthaltene
aMule f'virftubew*Mea. Oea Blut verhMlt
aUu keine» wc^e» wie ü** (juadcailber in
iiariimeUtfr/ilire. ßa übt mithin audi in
• Auftwililirk, wo da* Schiit' ilakr« keinen
wiein Druuk •nf iIüa tlehlrn au*, auit-
k wiid *iei* nach der Hiehtung der Arte-
i in welchen 0* wiilielten i*i, bewegt,
im dm eh eintn blo* ftiechaaUdieu Mofa
Uhu (tlOmlitih tmib dem Kopf aufiteigen
tonnte, wie würde sich das Gehlm jener b*\
herzten Luftschiffer verhalten , die sich in .efr]
nem Fallschirm aus den höchsten Regional;
der Luft schnell herablassen? Was wimb
nicht die unglücklichen Seeleute erdulden, <fii|5
man zur Strafe an einen Mast heraufzieht, und
sie so plötzlich und mehrmals hinter einander,
ins Meer fallen lädt? und dennoch bewirkt
diese seemännische Strafe nur Gliederschnief»
zen, als Folge der Erschütterung«
Es scheint, dab man sieh bei Erklanug
der Seekrankheit zu sehr von dem näohstei
Leiden entfernt und mehr bei auferwesentti*
eben Symptomen aufhält. Wie viel liegt nicht
in Hipp o erat es .wenigen Worten: Declaral \
autem navigatio quöd motus corpora tmr*
bat. Denn giebt es eine Lage, worin ea
Mensch mehr und unangenehmer bis in die
innersten Organe bewegt wird, als cur Seef
Der Körper mufs den so verschiedenen Be-
wegungen des Schiffes nachgeben, sich darsa
gewöhnen. Das irft aber demjenigen, der aum
ersten male eine Seereise unternimmt, unmög-
lich. Seine Füfse tragen ihn kaum, er ver-
mag keinen Schritt zu thun, ohne sich an die
ihn umgebenden Dinge zu halten. E* wird
mit dem Schiffe nach allen Seiten hin bewegt
«~ 6t «~
und geworfen, empfindet jeden St oft, jedes
Schwanken. Wie zerreifsend ist nicht die
Empfindung beim sohneilen Sinken des Schifi-
fes(Je tangage), und seinem eben so schnell
len Steigen? Welche Erschütterung erleiden
dadurch nicht die, frei im Unterleibe so su
sagen seh webenden Abdominal- Eingeweide?
Davon entsteht das Ziehen in der Magenge*»
gend, eins der empfindlichsten Symptome der
Seekrankheit. Eben so sefor wird das Dia*
phragma durch die successiren Bewegungen
des Schiffes erschüttert« Die periodischen Zu-»
sammenziehungen und Ausdehnungen dieses
Muskels können nicht immer mit der steigen*
den und fallenden Bewegung des Schiffes cor«
respondirend und gleichzeitig seyn. Wenn
das Schiff sinkt, so steigen die Eingeweide
des Unterleibes , drücken das Diaphragma in
die Höhe. Geschieht dies in dem Augenblick
der Inspiration, wo das Zwergfell gerade durch
die Gontraetion herabsteigen soll, so kann
dies nur mit Schwierigkeit erfolgen. Wird
das Schiff dagegen aus den tiefsten Abgrün-
den auf den Gipfel der Wogen geschleudert,
*o Sturzen durch diese plötzliche Erhöhung
die Eingeweide in den untersten Theil der
. Bäuchhöhle, und gerade im Momeet, wo das
fr- ß» —
Diaphragma rar Bewirkung der Exspiration
in die Höhe steigt, Dies ist der Mechanik
mus der Störung de« RespirationsgeschäJta,
welche auch Hr. fFollastan bemerk* hat, aber
Mos in sofern dadurch der Druck de» Blutes
auf das Gehirn begünstigt wird«
Die wiederholten Bewegungen des Schif«
fes bringen also Störungen in dep Organen
des Unterleibes hervor. Diese Eingeweide
werden an einander gerieben und so gedrückt,
dafs dadurch leicht ein spastischer Zustand
und Zusammenziehungen des Magens hewirkt
werden können. Wenn man nun aber die
grofse Empfindlichkeit der Magengegend, die
Zahl und Gröfie der Nerven, mithin die Be-
deutsamkeit der Störungen derselben hetrach-
tet, so leidet es keinen Zweifel, dafs M
«inen wesentlichen Einflufs auf die Ul
hinzukommenden Zufälle haben sollten* Die
Erschütterungen des Nervus phrenicus sind
beinahe allein schon hinreichend das Zwerg«
feil zu Contra ctionen zu reizen, wodurch der
Magen gedrückt und das Erbrechen erregt
wird; sollten nun abec die Verzweigungen des
Lungen- und Magennprvep, des Spl^nchnicus
und vorzüglich die beiden Gangl* aemilnnar.
die sich gerade im Contro dieser heftigen B+-
~ <w -»
w*gungeu befinden, nicht j»Q«b weit mehr auf
den Magen, die Eingeweide nad lomit auf
den gw^en Organismus wirken?
Pas Resultat des Gesagten Ist demnach
dieses ; Die Bewegungen des Schiffe« sind die
entfernte, oder Gelegenheitaursach der See-i
krankheit. Eine zufallige Schädlichkeit in der
ekelhafte Geruch, den da* gebeerte Tauwerk
lind die Schiffsseile verbreiten« und der schnei*
le Wechsel der äuisern Gegenstände, wodurch
Schwindel bewirkt wird. Die nächste Ursach
<far «Seekrankheit scheint rein nervös zu seyn
Und vorzüglich von den Nerven des Unterlei»
bes abzuhängen, Eine Äffection des Gehirns
findet nicht statt, Per Kopfschmerz, als ein
häufiges begleitendes Symptom, ist bloa sym«
pathisch,-^
Unmöglich ist es, die Wirkungen aufzu-
heben, wenn man die Ursachen nicht entfer-
nen kann; umsonst" bemüht man sich daher,
die verschiedenen Symptome durch Säuren,
krampfstillende Mittel etc, zu beseitigen, Man
mnfs nicht gleich Anfangs das Erbrechen zu
stillen suchen, zieh vielmehr damit begnügen,
. es zu mildern« Da der Magen bald vollkom-
men ausgeleert ist, so suche man den Wider-
willen des Kranken gegen Speisen und Ge-
— A4 —
tränke zu bekämpfen,, indem man ihm lunlebt
dühne und leichte Sachen, wie Bouillons und
Gallerte, giebt, die den Magen weder beschwe-
ren! noeh reizen, und gehe nun allmählig za
festeren Sachen über, die weniger leicht auf-
gebrochen werden, dahingegen flüssige selb*
' oft Erbrechen erregen. Ich halte es für sehr
rathsam, die Kranken von Zeit zu Zeit etWu
Zwieback nehmen zu lassen. Bei anhaltenden
Convulsionen des Magens gebe man den The*
riak zu einer Drachme und einen guten Wein.
Die Vorsicht, sich dem Schwerpunkt des Schif-
fes möglichst nahe aufzuhalten, ist sehr sn
empfehlen, nicht minder die horizontale Lage
in schwebenden Betten, wo die Bewegungen
des Schiffes kaum mehr auf den Kranken wir«
ken. Da man nun aber nicht beständig in
dieser Lage verbleiben kann, so ist es am
rathsamsten, sich dem Uebel freiwillig zu un-
terwerfen und sich dagegen abzustumpfen.
Man bleibe daher in freier Luft auf dem Ver-
deck und vermeide es Anfangs, die Wellen
mit den Augen zu fixiren.
Da es den angegebenen Ursachen zufolge
unmöglich ist, die Seekrankheit zu heben» so
bleibt immer noch die Frage zu erörtern übrig,
woher es komme, dals diese Ursachen nach
- 6$ —
und nfteh nicht mehr dieselben Wirinnigen
hervorbringen? - Hierauf mufs man zuerst einf
gestehen, dafs ein Sturm auf der See auch
noch lange Zeit mehr oder weniger die Ma«
trosen krank macht Gewohnheit scheint je-
doch auch gegen dieses Uebel den Körper
abzustumpfen, wie sie den Matrosen geschickt
macht, ungestört dem Winde und den WeU
lexi iü trotzen und seine MänöetiVrfes zu Ver-
richten. Umsonst wird das Schiff nach allen
Seiten hin geworfen, — er stehet fest« Uh*
bewufst und ohne Anstrengung folgt sein Kör-
per jeder Belegung des Schiffes und erhält
sich so im Gleichgewicht, Er macht gewis*
aermafsen nur ein Gänzfes mit dem Schilfe
aus, so dals er durch die Bewegungen dessel-
ben keine EftchBtteiungen meto zu erleidet*
scheint. * )
'•) Dafs eine Afftctloit der NerVengeflechte ih derPra>
cordialgegend gewits die wesentliche Ursache und
sugleich der Sit* der Seekrankheit Ur, ist auch rhei«
pe Ueberseugung, and ich habe hierauf folgende*
Mittel gegründet, wovon ich" schon einigemal die
besten "Wirkungen snr Verhütung der Seekrankheit
gesehen habe,« Rec. Ernpl. de Galhan. croc. Unc. j\
Optfj C*mphor, Bai v^fat. C. C» Ol* Cajeput. ana
Dr, semis, ft/» Dies. wird auf Leder in der Gröft*
- zweier Hände gestrichen, und beständig auf der
Majengegend getragen« . d. H.
f
0
~ 6* ~
HL
Erfahrungen
Aber
die grofsen Wirkungen des Eises,
innerlich gebraucht*
Vom
D r. K 1 e e f e 1 d, v ,
nu Danzig»
JL/er Hr. Kollegienrath Loffltr hatim siebe*
ten Stücke 1810 dieses Journals seine Beobach*
tungen über die Wirkung , des Eises » als ei-
nes innern Arzneimittels, niedergelegt und
dadurch die Aerzte auf einen sehr wichtigen
Gegenstand aufmerksam gemacht« Schon seit
mehrern Jahren habe ich Versuche über das
Eis zum innern und äußern Gebrauche ge-
macht und die Kraft dieses wahrhaft groben
Zaubermittels bewundert, bin aber immer aus
Besorgnils , ich möchte zu früh mit meinen
Erfahrungen hervortreten r davon abgehalten
worden , sie bekannt zu machen. Jetzt will
ich sie den Löfflerschen an die Seite stellen*
und vielleicht auch etwas 'zu behutsamen und
bestätigenden Versuchen mit diesem heroi-
ichen Mitter beitragen*
Im Winter 1799 Ward ich dringend iU
einem gefahrlichen Kranken nach Marienburg
gerufen. Ich reisete die Nacht, und die Käl-
te war so heftig , dafs der Wein in meinetn
Schlitten fror« Dies veranlagte mich zu Be*
trachtungen über die Wirkungen der Kälte auf
den Organismus, und zu dem Gedanken, dafs
sie. und besonders das Eis* mehr bei Krank«
heiten, vorzüglich Lokalaffektionen, angewen-
det zu werden -verdiente* So langte ich vot
des Kranken Haus an, und horte ihn in de*
stillen Nacht im zweiten Stocke schluchzen.
Ich fand ihn mit einem hippok,ratischen Ge*
sichte, fast ohne Puls, eiskalt, Von kaltem
Schweifse triefend, im heftigsten Schluchzen,
ohne Bewufstseyn. Er lag schon seit 3 Ta-
gen in diesem Zustande, dem Jktzten Stadium
eines heftigen akuten Fiebers, das sich als
ein rheumatisches angefangen hatte (det Mann
war ein alter Podagrist) und das durch ein»
sehr heftige Aergernifs in ein Gallenfiebet
übergegangen und bis zu dieser Hohe gestj»
gen war* So war der Bericht seines Arztg*
Was uns nur die Kunst in solchen FIU
len an die Hand giebt» hatte sein Arst alles
atigewendet» Es war nichts innerlich ixid&u»
serlich unversucht geblieben -**- alles, ehdf
Erfolg*
Das schlimmste Symptoni* das WeiiigsteNt
die schnellste Beseitigung erfoderte, war da?
Schluchzen , den ich noch nie so heftig gs-
sehen hatte« Er war vollkommen konvubp
tisch«
Meine auf der Heise unterhaltenen Idm
wurden jetzt rege, und ich that dem Haus-
ärzte den Vorschlag, einen Versuch mit dem .
Eise zu machen. Da ich's als ein sehr hefti-
ges Mittel ahndete, das die lokaf erhöhte La- '
benskraft (was doch wohl hier im Magen der
Fall warj plötzlich herabzustimmen im Stau*'
de sey, und da ich wegen der grofsen Ner-
Yengeflechte in der Magengegend auch eine
heftige sympathische Eiriwizkung aufs gesamts-
te Nervensystem fürchtete, so schlug ich zu-
gleich eine Ableitung oder vielmeHr eine an«
dere erhöhende Erregung vor; nämlich Hand«
und Armbäder von sehr scharfem Senfabmd.
Dem Kranken wurden also beide Arme in
Mal-
_ 6g —
Mulden, die mit dem Senfabsude, wozu noch
Viel Salz gesetzt war, hineingelegt und mit
«Tüchern bedeckt , und zugleich wurden ihm
j» m aufgehäufte Theelöffei voll gestobenes, lis,
£ su dem ao Tropfen aether. suiphur. und 10
:.. Tropfen Tinct. Opii crocat* gesetat waren,
r tingegeben. (Er hatte schon seit <j8 Stunden
^V.gröfaere Gaben von Stunde zu Stunde von
^-' diesen Mitteln bis jetzt aber4 ohne Wirkung
\ erhalten« )
In dem Augenblicke, da er diese Mischung
hinuntergeschluckt hatte, hörte der Schlueh-
•" zen, das Athmen und •*- wie es schien — auch
das Leben selbst plötzlich aufi Es trat ein
völliger Stillstand in der ganzen Maschine ein,
, und die Umstehenden 'jammerten laut über
das plötzliche Verscheiden. Der Hausarzt und
ich fanden indessen den Puls an beiden im
Bade liegenden Händen gröber und lang&a- '
mer, und wir konnten also die Familie, ob-
gleich kein Athmen bemerkbar war, beruhi-
gen. Das Herz schlug auch, und nach eini-
ger Zeit fing der Kranke saufe und regelmä-
Isig zu athmen an. Der. kalte Schweifs än-
derte sich in einen warmen um, das todten-
bleiche Gesicht bekam Röthe, und innerhalb
einer halben Stunde hatte der turgor viiatis
Joorn. IXXYUl*. a, Sr. F
— 7° —■ -
die eingefallene Physiognomie gehoben und
belebt. Wir liefsen den Kranken, der ganz
das Ansehn eines ruhig Schlafenden hatte,
nicht stcii en und verordneten Mos, dafs voi
Zeit zu Zeit zu den Arm- und Handbädern
ein frischer Zugute gemacht und vom erkal-
teten Absude etwas abgenommen wurde, und
so schlief der Kranke 3 Stunden ununterbro-
chen, ohne auch nur ein einziges mal nach
der Eismischung geschluchzt zu haben* ~ Bern
■
Erwachen hatte er gleich sein Bewufstsem
bewillkommnete mich, da er mich sonst schon
kannte , und verlangte etwas zu össen. Ick
liefs ihm, da er beim Sprechen wieder schwa-
ches Schluchzen bekam, sogleich wieder zwei
Theelüffel Voll Eis mit 10 Tropfen Aether und
5 Tropfen Opiumtinktur geben, und nach ei-
ner Viertelstunde eine kalte Weinsuppe mit '
Eydotter uud Gewürz. Er war mit a Tassen
hiervon nicht zufrieden, und nur das Verspre-
chen, dafs er innerhalb einer Stunde wieder
eine Tasse voll haben sollte , konnte seine
Ungeduld darnach m als igen.
Ich mufste den Morgen gleich wieder ab-
reisen und verabredete mit dem Hausarzte,
dafs er täglich einigemal Ungerwein mit Ge-
würz in Eisform erhalten sollte, die JibrigeBe-
. •-■ 7I - •
handlang übernahm der Hausarzt nach Maafs-
• .gäbe der Umstände, und ich reiste ab. Der,
. Kranke hatte, wie ich nachher erfuhr, nicht
mehr geschluchzt, sondern sich allmählig der
Genesung genähert, und im Frühjahr besuch-
te er mich als ein vollkommen gesunder Mann.
Er lebt auch noch diese Stunde.
Die in diesem Falle bewiesene Zauber-
kraft: des Eises, so sehr sie mich auch, ich
gestehe es gern, im Augenblicke der Anwen-
dung erschreckt hatte, machte mir Muth, das
Eis in ähnlichen Fällen wieder zu versuchen» ,
Ich 'glaube, dafs Aerzta von noch ausge-
breiteterer Erfahrung als ich, diesen Kranken
ftir rettungslos erklärt haben würden, und als
solchem wagte ich, ihm auch nur ein sa he-
roisches Mittel zu geben. Ueberües machte
mir der Umstand, da£s seihe Krankheit ur-
sprünglich rheumatischer oder arthritischer Na-
tur gewesen sey, einige Bedenklichkeit, in-
. dessen beim Versuche- war, meiner Ansicht
nach, nichts mehr- zu verlieren, sondern nur
noch zu gewinnen*
Sollte auch nicht vielleicht die Kälte den
Rheumatismus öder die Gicht so schnell vom
Magen und den nachbarlichen Gebilden ent-
fernt haben, als kalte Umschlage es auf den
F a
• — 7* —
i
Ballen des Fußes beim Podagra thtra? Und
wäre diese vertreibende Wirkung nicht gen«
de wünsöhenswerth , da die Versetzung voa
einem der edelsten Theile geschähe? Fragen,
die gewifs Beachtung verdienen.
Im Sommer 1800 bekam eine Frau voi
einigen So Jahren, die ich nur vor kurzem
nach einem langwierigen Lager von der schlei-
migten Lungensucht geheilt hatte, in der Mit-
te ihrer Schwangerschaft, worin sie schön 10
viel an Erbrechen gelitten hatte, die Gelb-
sucht. Die Ursache wir wahrscheinlich eine
Erkältung gewesen. Das übelste Symptom
war das bei dieser Krankheit schon gewöhn-
liche Würgen und Erbrechen, aber hier in
einem so hohen Grade, dafs die Kranke sich
nicht allein, beim Genüsse jeder Art, sondern
auch bei jeder Art von Bewegung erbrach.
Sie konnte nur horizontal liegen und schon
das Aufheben des Kopfes, wenn sie trinken
oder Medizin nehmen sollte, erregte Würgen
und Erbrechen, und die Versuche, ihr etwas
beizubringen, muisten eingestellt werden. Dali
sie von der Krankheit, der Schwangerschaft,
dem Abhungern und den Anstrengungen höchst
elend wurde, war kein Wunder. Alles, inne-
re und äulsere Anwendung der gewöhnlichen
~ 73 '-
Mittel geschah, aber alles vergebens. Schon
öfters eintretende Ohnmächten und die gröfs-
te Schwäche Heften mich einen Abortus furch-
ten, und jetzt entschlofs ich mich abermals zu
der Anwendung des Eises. Ich liefs sie Him-
beereis, wie man's bei den Italiänern oder
Zuckerbäckern hat, alle Stunden zu einem
Theelöffel voll nehmen, weil sie ein grofses
Verlangen nach säuerlichen Sachen hatte, und
in einigen Stunden hörte das Würgen und
Erbrechen gänzlich auf. Sie behielt auch Es-
sen und Trinken, ]\ auch die Medizin bei
sich und genau allmählig von ihrer Krankheit.
Noch den vergangenen Sommer habe ich
'das Eis abermals bei einer gelbsüchtigen Dame
gegen das marterndste Würgen und Brechen
mit dem besten Erfolge angewandt.
Das lästige Schwangerschaftssymptom, das
Brechen , weicht dem Eise in kleiner Portion,
aus Wein und Gewürz gemacht, sehr sicher;
schon ein Spitzglas recht kalten Wassers und
die Vermeidung alles warmen Getränkes ist
allein rdieses beschwerliche Uebel zu heben
im Stande; noch besser thut es eiskalter Bi~
schoff, wie mich häufige Erfahrungen gelehrt
haben.
Auch äußerlich angewandt, wirkt das Eis
\
Mfar rcirt&felj&fch» \iu% e* ftcri:«T> ort bei K«
uuc jca »*£*? «* r-^njez- :n i>a der £.©pfi
*er*u<&t r^adnu üi^ £*d*±. c-m E*te.gi
Uetithirui <i+ fj*:i*?t^ag einiger Kinder
I4J1 habe es aber auch einmal in ei;
Fall« iopt + zwii . wo ich nicht weif*, dal
je gebraucht ist. Es ist folgender.
Eine Frau bekam im dritten Monat i
ersten Schwangerschaft eine Urin verhalt
Ein andrer Arzt, der sie 3 Wochen hind
in diesen Umstünden behandelt hatte, 1
Blutllssen, Laxirn»itt<;l, Blutige!, Einreibiu
urintreibende Mittel etc. angewandt, das l
blieb aber dasselbe und die Frau war g
thigt, sich täglich einige male durch den
theter den Urin abnehmen zu lassen* So
aie denn nun schon 8 Tage ohne Arzne
Wesen, als ich gerufen wurde. Ich unten
te sie« ob etwa eine widernatürliche Lag«
Gebärmutter oder eine Einklemmung di
ben Schuld daran seyn möchte, fand ab«
Gebärmutter natürlich gestaltet, den BI
hals ganz frei und hierin also nicht di<
sache. Die Blase war übermässig ang
übrigens die Frau ganz wohl und nach
'— '75 —
• I
Versicherung war sie's auch, bis auf die Angst
Ton der Urinanhäufung, immer gewesen. Ich
fand g^r keine Anzeige zur Anwendung ir-
gend ein^s Mittels, und da auch fast *lles
Vergeblich angewandt worden war, sab ich
nicht ein, warum icn sie wiederholen sollte*
loh schlofs aus allem auf eine Reizlosigkeit
und einen gelähmten Zustand der Blase, und
da wirklich kräftige äufsere Einreibungen und
Blasenpflaster nichts ausgerichtet hatten, liefs
ich eine zinnerne Schüssel, die wohl 4 Pfund
Wasser fafste, in die Kälte setzen Und das
Wässer darin (es war im strengen Winter)
frieren. Diese Schüssel voll Eis mufste sich
c)ie Frau auf die angefüllte Blase halten, ohne •
dafs sie daran einen starken Druck empfand,
und innerhalb 10 Minuten flofs der Urin ab»
*
Jfoch einige male wurde derselbe Versuch '
wiederholt und zuletzt durfte sie nur ein in
eiskaltes Wasser getauchtes Tuch minuten-
lang auf die Blasengegend halten. Nach 5
Tagen war auch dieses überflüfsig, und sie war
gänzlich geheilt. Selbst in den letzten Wo-
chen der Schwangerschaft kehrte das Uebel
nicht wieder, auch in ihren zwei nachfolgen-*
den Schwangerschaften blieb sie gänzlich frei
davon.
Sey es nun, dafs durch die vorher ange-
wandten Mittel die Ursache schon entfernt
und nur noch Reizlosigkeit zurückgeblieben "■
war, oder dafs die schwangere' Gebärmutter
alle Nerven- und Muskelthätigkeit von der
Blase abgeleitet hatte, so verdient doch in,
beiden Fällen die Anwendung des Eise! eine
nähere bestätigende Erprobung ia dieser
Krankheit,
Ich enthalte mich alles Raisonn ernenn
über die Wirkungsart des Eises überhaupt
und lege blos diese reine Erfahrungen hier
nieder« Sie sind es alle, die ich gemacht habe^
und keine davon entsprach nicht nur meiner
Erwartung, sondern übehraf sie sogar.
Ich würde mich glücklich schätzen, wenn
ich durch diesen kleinen Beitrag etrfas zum
Wohl der leidenden Menschheit gethan hätte.
— 77 —
rvv
t i
Merkwürdiger Fall ' -,
. - * von einer
\ schnell entstandenen aufserordentlichen
r
t
Geschwulst der Genitalien und untern
L
Extremitäten
t
bei einer Schwängern»
Von '
Dr, Krügelstein,
Arzt zu OhrdruiEt
•Trau B., 5a Jahr alt, im letzten Monat der
sechster* Schwangerschaft , r ermerkte seit ei-
nigen Tagen eine auch in den andern Schwan«
gerschaften bei ihr gewöhnliche Fufsgeschwulst,
kurze Zeit darauf aber stellte sich ein leich-
ter Urinzwang ein, und als sie in einer Nacht
davon ,im Schlafe gestört wurde, bemerkte
sie, dafs die Geburtstheile s'ehr angeschwollen
V
~ 78'-
waren; bis zu Tages Anbruch waren auch die*
i
Ober-' und Unterschenkel so angelaufen, daüj
sie dicker als eine Wasserkanne waren.
Erst einige Tage darauf, den aten Mai
1809 wurde ich zu der Kranken gerufen» Ick.
fand sie in einem zweischläfrigen Bette mit
möglichst ausgespreizten Schenkeln liegen,
weil die geringste Berührung der Geschlechts-
theile von den Schenkeln ihr an erstem hef-
tiges Brennen verursachte. Füfse und Schein1
kel waren bis an die Hüften, wo die Ge-
schwulst einen deutlichen Absatz machte, so:
ungeheuer geschwollen, dafs das Ganze wie!
eine unförmliche Fleischmasse aussähe oind
man kaum die Zehen und Knie zu unterschei-
den wufste. Die Geschwulst der Schenkel
war weifs, kalt und unschmerzhaft und behielt
sehr lange den Druck des Fingers; aber ei-
nen erschrecklichen Anblick gewährten die j
Geschlechtstheile. Wie zwei gröfse möglichst i
ausgespannte Pferdeblasen hingen die Schaam«
lefzen bis auf die Mitte der Oberschenke! *
herab; sie waren rothfaufartig entzündet, sehr
heifs und bis zum Zerplatzen angespannt, dia ,
Wasserlefzeh aber waren ganz verstrichen und
bewiesen mir die in der Hallischen Litteratnr-
Zeitung Nr. 385. Anno 1806 aufgestellte B*
— 79 —
haupt'ng, dafs die Wassernymphen weniger
zur Leitung des Urins, als zur Erweiterung
/der grofsen Schaamlefzen beim Durchgänge
ins Kopfes in der Geburt dienten; indem in,
dem jetzigen Falle die Kranke den Urin in ei-
nen Strahl lassen konnte, o ungeachtet die
kleinen S /haau.lippen ganz verstrichen waren.
Die L.fzen ragten hinten weit über die Schen-
kel hervor unl stellten gleichsam noch ein.
ptar Hiutejback* n vor. An dieser Stelle wa-
ren schon ein paar von der Oberhaut ent-
blöfsre Sa IW, d;e brandig werden wollten -
Und ein gelatinöses Wasser aussickerten: der
Dt>mm war so sehr ausgespannt/ als er es nur
zu Ende der Geburt seyn kann, such der
Schaamberg sehr aufgeschwollen. • Alle diese
Leiden aber wurden noch durch ein starkes
Wundseyn auf beiden Seiten zwischen den
Schenkeln und Lefzen und einen starken
>
Weiften Flufs» der alle Betten durchnä&te, ver-
mehrt. Innerlich war die Frau ganz gesund,
und nur wegen des heftigen Schmerzes an
den Geburtstheilen und <ter Sorge wegen ih-
rer bevorstehenden gefahrvollen Entbindung
unruhig und abgemattet.
Ich hatte beim ersten Anblick der Kran-
ken und nach ihrer Erzählung geglaubt, dafs
— So —
ich es mit einer bloßen vom Druck, des Kin«
i
des auf die Lympbgefafse herrührenden Ge-
schwulst, die freilich von gröfserer Bedeutung i
«ls gewöhnlich sey, zu thun hätte, und such«
te schon in (bedanken diesen Zufall mit der
Phlegmatia alba dolens Puerperarum fVhit-
tu *) zu vergleichen, wozu mir besonders die
Bemerkung Veranlassung gab, dafs hier, wie
bei joner, die beträchtliche Geschwulst in den
Schaarolefzen ihren Anfang genommen hatte; ,
denn die Geschwulst in den Schenkeln folgte ;
erst jener in den Lefzen nach ; diesen Schlaft *
aber störte gewissermaßen die auffallend star- j
ke Secretion in der Vagina und zwischen den ;
Lefzen und Schenkeln mit dem specifischea
Geruch einer Tinea capitis, die eine andere j
unterdrückte Secretion vermuthen liefs, und
nöthigte mich, näher nach der Ursache der
Krankheit zu forschen. Im Anfange wollte
sich die Frau durchaus nicht besinnen, da&
sie durch etwas zu« diesen Zufällen Gelegen«
heit gegeben haben könnte, endlich aber er**
fulir ich doch, dafs sie vor etwa vier Wochen,»
bei kaltem schlackigten Wetter über Feld ge-
§ . ■ '
•) Karl Whiues Untersuchung der Geschwulst W
Kindbetrerinnen' an den untern Gliedmafien. Auf
dem Engl. Mit i K. Wien bei Ctoieeini. iSoa* •
. - p -
gamgea, durchaus nafs geworden und erfroren
tmre, und seit dieser Zeit ihren sonst ge*
wohnlichen Schweifs an den Füßen nicht mehr
bemerkt habe.,
Ob ich nun gleich nach Auffindung die-
ser Ursache eine ziemlich baldige und siche-
re Heilung versprechen konnte; so wurde ich'
doch durch die Nachrfcht, dafs die Frau viel-
leicht nur noch acht Tage bis zu ihrer Nie-
derkunft Zeit haben könne , in nicht geringe
Verlegenheit gesetzt. Denn wie konnte ich/
- hoffen, bis dahin die rosenartige Entzündung
und die erschreckliche Geschwulst zu zerthei-
len, zumal da die gelatinöser Feuchtigkeit in
den Lefzen der Einwirkung der Mittel viele
Hindernisse in den Weg setzen mufste, und
Wie konnte man dann erwarten,, dafs sich bei
der Geburt die äufsern Geburtstheile hinläng-
lich ausdehnen und erweitern würden, ohne
dafs man beträchtliche Quetschungen an den-
selben und vielleicht gar einen Rifs des Mit-
telfleisches würde vermeiden können« Ich be-
N fahl deswegen der Hebamme, mir von dem
Anfang der Geburt sogleich Nachricht zu ge-
ben, und unterrichtete den .Wundarzt des
Orts, dafs wenn ich durch die Kürze der Zeit
verhindert werden sollte, bei der Geburt zu
■ — 8a —
seyn, er beim Eintritt des letzten Zeitraums
im Fall der Noth durch Einschnitte in die
Schaamlefzen dieselben ausleeren und zur Er-
weiterung geschickt machen sollte. ' '
Noch bei meiner Anwesenheit wurden
der Kranken die FuTse mir einer Abkochung *
von Waizei.kleyen und S^ife warm abgewa-
schen und mit wollpnen Tüchern gerieben;
sodann aber in Säfke, die mit erwärmter
Asche und Scheuersand angefüllt waren, ge-
steckt und dieses trockene B:d so oft erneu-
ert, als es anfing seine Wärme zu verlieren;
auf die Geburtstheile aber und zwar auf die
Stellen , die schon aufgebrochen waren und
brandig zu werden drohten, so Tyie «auch auf
die wunden Stellen zwischen den Schenkeln,
liefs ich Goulardsches Bleiwa^ser mit Campher-
geist erwärmt übersehlagen ; auf die Schaamlef-
zen aber Kräuterkissen von Hb. SerpilL Menth,
crispae piperit. , Florib. Lavendul. auflegen
.und innerlich gab ich, wegen des noch inWner
, anhaltenden Urinzwanges, Campherpul^r ab/
wechselnd alle a Stunden mit folgender Mix-
tur 1^. Tinct. antimon* acris , Spirü. SaL
ammoniac. anüat. ^ 3ij. M* D. S. abwech-
selnd mit dßm Pulver olle 2 Stunden 4 5 Tro-
pfen zu nehmen.
1
1
i '
— 03 —
*
I
Das erste, was icli bei meinem «weiten
Besuche bemerkte, war, dal* sich in der Ge-
gend des Perinaei die Geschwulst zu setzen -
tnfing und sich wieder kloine Hautfalten zeig«
teh, woniger bemerMich aber war dieses an (
den Lefzen selbst, aus deren wunden Stellen
noch immer fort und in gröfserer Menge «1*
luvor ein gelatinöses Wasser ausflofs, so wie
ii auch jetzt aus den Poren der Lefzen aus«
lohwitzle. Ich faßte daher die Hoffnung, dal*
bef \yeder erlegter Thätigk«it des zellichten
Gewebes sich dieses zusammenziehen und die
Feuchtigkeit wio durch ein Piltrum durch«
i
drücken würde. Das Wurtdseyn zwischen den
Schenkeln und der starke weifst* Flufs hatten
•ehr nachgelassen, wurden aber augenblicklich
Wieder stärker, wenn man mit dem Umschla-
gen des Uleiwussers nachlieft. Der Abgang
des Urins war wieder freier, und es ging
derselbe in großer Menge ab. Am allerwe*
nigsten bemerkte man noch an den Schenkeln
etwas von einer Veränderung; die Fiilie An- .
gen zwar an etwas wärmer zu werden, auch
stellten sich leichte Schmerzen darin ein; die
Geschwulst sank aber noch nicht.
Nach achttägigem Gebrauche dieser Mit-
tel hatte ich endlich das Vergnügen hoffen zu
- «4 -
können, dafs die Geburt leicht und ohne Ver
lefzung der Geburtstheile ablaufet wüidsl
denn zwei Dritthtile der Geschwulst hatte|
•ich gesetzt und der Damm war ganz fräj
der weifse Fhils und da:; Wundseyn JiatftJ
gänzlich aufgehört ; dagegen wer einö seM|
grofse Menge Wasser aus den ächaamlefMJ
geflossen* auch hatte sich die Geschwulst dlrij
Schenkel merklich gesetzt * die Kranke kundjj
te die Schenk el wieder etwas bewegen ufl4
der Schweifs an den Füfsnn fing allmählich
wieder an» Endlich am loten Mai stelltcflf
sich die Vorboten der Geburt ein^ sie verlief
aber so schnell, dafs die Frau bei meiner An-
kunft schon völlig entbunden war und riihif
schlief» Es" hatte sich auch nicht das gering
ste Widrige zugetragen, und anstatt dafs, wii
ich fürchtete, die Geschwulst nach der G*
burt wieder zunehmen möchte, hatte sie sich
vielmehr noch etwas gesetzt; es war bei <kff
Geburt äußerst wenig Kindswasser abgegao*
gen, auch hatte das sehr kleine Kind viel zur
schnellen und glücklichen Entbindung beitra-
gen müssen. Ich liefs die Arznei einige Tage
aussetzen, um nicht in diesem kritischen Zeit«
punkt eine vielleicht nachtheilige Wirkung zu
verursachen, und gnb dann aat£ des Camphera
und
- N* -
*t t«Hß*tt Mintitt hlm tili* Am/tfte
•W/t rf/Arrt», llU> Mitrft «tiFOrclijHrt »I|p M»|t
Tnfi*u im StuHtPfi ßf»rrifliMi« ftHnU
Jglriirh urlfcfW lift-jRthlllH titi'l rllr» MHldf)
1 tili ht ho httufig, tflt* JH ilf»h tiitl{j»fi
HhHtMti Hnnffllpfl wollt**, r»"ftli»lifh».
}tfc wlttl nintfcltftr Äfft* dp* k^irin ml*-
► It k»«tl^ riet Pimp)tlM||nf fl|< f|jr> j^igpÄ
l*llll»tttft rl»a MrIapi Mtftl (]t*t fit fi<9l kr>rttif>
HHtlHttj nie l»«h i\l*mn Mit(*>| ß^gtH
^llli^i'if» Kt«tikliflh fftmcrttleff kotthtP»
fMHriltffll'MiMß k«mi tttlf- ftl.ipMIitJfl: mtfe.
di iW f 4^sf!hriinrk ftti »Im4, li»»f-tNta HU
LMfr.tp nii-ht Tum li»»M«diMhrlfii fttlffgriftt
ntnl 'Um tir>MMth H/i(?}u>r (li^ HHlrnlU
Wptllfj imIpi iiii-lll» ruft iltM«*t!l MlMi»!
*h. F»lh«ii .fahrt nihrr «Im hl«» nbn*
I Im rlnr I Ifhofqlrltf ne'fli^a ililrln hU
^rtrl 4tri»lr»Mftr»« Mlilfrl nti 4 nffm* Himm
lil-tl W irküitfnk'-ft *M M-#illlM»ii. Hin«
tut sin hfl cl^n rflf r>rn Ahif;it»n nt»hv im
Hl 11». ,| AfMf-linti; //üfjmahh ((lllir.
. 'riij liMMItrlllH »I*, um illi- JlHntßtifig
• l.'*rltjf.|| in fififtß fit bfiftfttfl 1 ifrftA/
iip .'«Hilller rrflri'IhMi sin mit I iIm!/j ^p-
» /itirnlli* v»m MltsbrnnHi tli»«i f^Mfv.k-
Hti; und / »fi*f fHtal'ir. Al-lH*. modle!.;
1. ItlVIfl. (I, i. It, i\
/
/
— 86 —
giebt sie Wassersüchtigen, und sagt von ihr,
dafs sie die Milch vermehre. Die PimpineUe
hat sich mir nicht nur in allgemeiner Ver«
schleimung und den Krankheiten des Lymph*
Systems überhaupt, . sondern auch besonder*
zur Hebung der Anlage der Darrsucht bei
Kindern, die überfüttert worden, wo, ein &
her Kleister die Därme auskleidet und ein
dicker Leib mit Abmagerung! aber noch kei-
ne Anschwellung und Verhärtung der GekröY*
drüsen vorhanden ist, schon für sich allein
sehr hülfreich erwiesen«
Die Geschwulst an den Schenkeln und
Schaamtheilen setzte sich auf den Gebrauch
der PimpineUe in wenig Tagen so sehr, dafs
ich nunmehro die Kräuter- und Blciwasser-
Umschläge, die auch wegen der Lochien nicht
gut mehr anzuwenden waren, entbehren konn-
te, und ich verordnete deswegen blos noch
einige Fufsbader, und liefs die Schenkel und
Füfse mit wollenen mit Bernsteinrauch durch-
zogenen Tüchern reiben; worauf, als sich der
Fufsschweifs völlig wieder einstellte, die G#-
schwulst ganz verschwand.
— 87 —
i •
V.
1 Ueber die Wirkung
eiset
neuen Merkurial- Präparat*
■
in venerischen Krankheiten, '
von
Doctor Schlesinger)
Arxt au Frankfurt tn der Oder«
JJie Bekanntmachung eines neuen Präparats
des Quecksilbers möchte vielleicht ganz über*
lustig scheinen , da es deren schon so viele
_giebt; allein wegen der geschwinden heilsa-
men Würkung des von mir bekannt zu ma-
chenden, glaube ich immer etwas nützliches
dtmit zu bewürken, vornehmlich bei sfchr
dringenden Zufällen, als z. B. Schanker im
Halse, mit dem es manchmal so weit gedie-
hen ist, dafs Zerstörung und Verunstaltung
G a
t
/
— 88 —
organischer Theüe zu befürchten sind. Hier
kommt alles darauf an, die Zufalle zu besie-
gen; und deswegen kann ein Piäparat des
Hydrargyri, welches nach meinen Erfahrun-
gen in weit geringerer Zeit seine gute Wir-
kung als eines der schon bekannten Präpa*
rate, äufsert, nicht überflüssig seyn. Lieber-
diefs ist dieses Präparat von so gelinder
Würkung und den Kindern sehr leicht bei-
. zubringen, dafs es auch dieserwegen schon
empfohlen zu werden verdient.
Die sogenannte Plenksche Solution oder
vielmehr Subaction des Hydrargyri ist jedem
Arzt bekannt genug. Ungefähr vor 36 Jah-
ren war wegen ihrer Heilkraft in Syphilid*
sehen Krankheiten ein heftiger Streit. Ei-
nige heilten sehr schnell, andere gaf nicht
damit. Der Grund lag blos in der bessern
oder schlechtem Bereitung in den Apo-
theken, denn es gehörte 2 bis S Stunden
Reiben dazu, wenn der Merkur völlig subi*
girt werden sollte.
Als ich 1779 nach Warschau kam, gab.
es sehr viel Kinder, die, besonders bei Bier»
und Brantweinschenkern, und zwar mehren«
theils im Halse von dieser Krankheit infidrt
waren. Weil nun die Merkurialsalze theils
-* 89 —
-. zu langsam würken, theils auch Für Kinder
zu angreifend sind, so entschlofs ich michj ,
bei diesen wenigstens mich der Plenkschen
Solution zu bedienen.
a Anfänglich liefs ich sie selbst zubereiten,,
wo der Erfolg meiner Hoffnung entsprach.
Da es mir aber zu beschwerlich wurde, so
verschrieb ich sie in den Apotheken, aber
da war die Zubereitung selten gerathen, ent-
weder w.eil die dazu erforderliche Zeit den-
selben zu lang, oder weil das mühsame Rei-
ben ihnen zu beschwerlich war. Ich mufs-
:: (e also auf ein anderes Merkurial - Präparat
t denken.
I Ich fiel auf das Sperma ceti, weil es bei •
•- seiner Fettigkeit etwas schleimiges in seiner
j. Mischung hat, und der animalischen Natur
näher kommt. .
s - Ich machte folgende Probe, die ich selbst
zubereiten liefs : ich * nahm für Kinder 10
Gran Hydrargyri purificati mit § Drachm.
spetma ceti, diese liefs ich zusammen rei-
ben in einem blos gewärmten Serpentinen
Mörser, -die Sperma ceti durfte nur weich
werderi, aber nie bis zum schmelzen kom-
men; der Mörser wurde nur immer über
einer Kohlenpfanne mit wenigein Feuer ge-
lind warm gehalten,, auf diese Art war der'
Merkurius in einer Zeit von einer halben
*
viertel Stunde, subigirt; nun setzte ich noch
ein' Gelbes von einem Eie dazu, welches dann
unter immer unterhaltener gelinder Wärme
zusammen gerieben wurde, bis es sich Ter*
einigte, wozu dann eine Unze Syrup. aUheae
und zwei Unzen Wasser nach und nach un*
ter beständigem Reiben zugegossen wurde
nun war die Mischung gleich, und lieb den
Merkurius nicht fallen, und wenn auch manch-
mal etwas zu Grunde fiel, so war es doch
jedesmal in Verbindung mit dem Sperma
ceti, es durfte also nur etwas vor dem Ge»
brauch aufgeschüttelt werden , so behielt
es seine Wirkung« Eine solche Portio^
wurde Tür Kinder von ein bis zwei Jahren in
6 bis 8 Tagen, kaffelöffelweise verbraucht.
Der gute Erfolg war zu meinem groben
Vergnügen über meine Erwartung geschwind*
Ich blieb also bei dieser Art von Mischung
in meiner Praxis ohne Unterschied, bei Kin-
dern sowohl, als bei Erwachsenen, die an
dem venerischen Uebel litten, nur stieg
ich bei Letzteren bis zur halben Drachme,
ja bei starken Konstitutionen, wo ich sicher
v war, da|s noch kein Merkurius gebraucht
worden, bis zu 2 Scrupul. Mercurius, und
wie es sich von selbst versteht, nach obigem
Verhältnifs des Sperma ceu und der andern
Ingredienzen in der oben gedachten Zeit.
Während ich in Warschau war,, habe ich .
niemals eine Neigung zur Salivation nach
dem Gebrauch dieser Mischung bemerkt.
Da aber wegen d£s Eigelbes, v^elchds
biezu gebraucht wurde, diese Mischung in
warmen Tagen oder in warmen Stuben bald
verdarb, liefs ich es dann ganz weg, und
setzte etwas mehr von dem Mucilagine Gum-
mi mimosi hinzu. Nachher versuchte man es
in den Apotheken statt drei Theile des f
Sperma ceti gegen einen Theil ßtercurius,
nur 3 Theile des Ersteren gegen einen des
Letzteren zu nehmen, und die Subaktion
ging eben so geschwind von Statten, nur
bemerkte ich bei dieser Zubereitung etwas
mehr Neigung sur Salivation, so dafs manch-
mal die Arznei auf einige Tage ausgesetzt
werden mußte*
Auch selbst im Testiculus venereus (Her-
nia humoralis) und Bubonen bediente ich
mich dieser Mischung mit dem besten Erfolg,
— 9» —
V
so dafs . sie sich jederzeit zertheilten und j
nie. ?um Aufbrechen kamen, welches oft
langwierige schmerzlich und beschwerlich
wird. Ich Uefs aber diese gedachten Zufälle
nie mit erweichenden Umschlägen behandeln,
sondern ich liefs das Unguentum hydrargy~
ri einer eurn mit dem Zusätze des vierten
■ Theils Ex er. herbae hyosoiami, auch zuweilen
bei tesciculus. vener eus. eben so viel JZxtr,
cicutae, über den leidenden Theil legen.
Um. endlich Recidive zu verhüten, liefi*
ich noch 2 bis 4 Wochen die gedachte Arz-
nei fort brauchen, und zwar nur einmal
des Tages, und selbst diese eine Po$is wur«
v de nach und paqh vermindert,
\
.— 93 —
IV.
> •
JHistoriscbe' Uebersicht
über
die Fortschritte der Medizin
in England
vom Juli bis Oecember -i8**U
Von
R o y s t o n,
übersetzt
yoa * .
Dr. E. Osannr
AMUtirendem Arzt des Poliklinische? Instituts tu Berlin,
( B e • c h 1 u A. )
V on einem Mittel, über dessen Wirksam«
keit unsere Kenntnifs nur noch höchst man«*
gelhaft ist, läfst sich nur durch eine ausgedehnt
ten und mannichfaltige Anwendung desselben
in der Folge mehr positive Gewüsheit erhalten»
Die Beispiele von der Heilkraft des Arseniks
in verschiedenen und sehr hartnäckigen Fäl-
len von periodischem Kopfweh, sind zahlreich
* * .
- 94 ~
genug, um die Vorzüge desselben in dieser
Krankheit anzuerkennen. Weniger gekannt
indefs ist er in der Epilepsie; und wir glan*
ben den Dank des Publikum? zu verdie-
nen, wenn wir an 'zwei Fälle dieser Krank-
heit erinnern, welche, wiewohl von sehr lau«
ger Dauer, glücklich geheilt wurden« Bei-
de Fälle ereigneten sich in der Zeit, welche
diesem Berichte gewidmet wurde, berechtigen
zu dem glücklichsten Erfolg in einer- so schwer
zu heilenden Krankheit, und mögen, so un-
vollkommen sie auch hier mitgetheilt werden
können, zu einer ausgedehnteren Anwendung
dieses kräftigen Heilmittels auffördern«
Ein Präparat von Gold, dessen schon in
einigen frühern Berichten Erwähnung geschah«
wurde mit günstigem Erfolge bei einigen Sy-
philitischen zu London angewendet. Erlaub-
ten wir uns früher Anspielungen an die char-
latanmäfsige Färbung, welche Dr, Chrestien
seinem neuen Mittel, einer Art Aurum po-
labile gab, so war nur unsere Absicht blin-
dem Empirismus zu steuern, keinesweges aber,
von ferneren Versuchen damit abzuschrecken«
Gleich uns nährten unsere transatlantischen Brü-
der eine ähnliche Vorliebe zu einem Mittel, wel-
, .\
_ 95 -x. ■
eher der genannte Arzt zu Montpellier gesdhickt
zu schmeicheln wufste« Eine Reihe von Ver-
suchen hat zu New- York begonnen, und da»
bisher hieraus hervorgehende Resultat begün-
stigt die Meinung des Dr, Chrestien. Noch
sind ' Dr« Pas falls und Sejaman mit dieser
Untersuchung beschäftiget, doch bemerken
wir mit einigem Bedauern, dafs dieHauptpb-
sicht derselben ist, blos die antisyphilitischen
Heilkräfte dieses Metalls weit^ zu verfol-
gen, ohne zugleich andere Wirkungen des-
selben zu berücksichtigen, welche es gegen
einige Formen von Carcinoma, oder Prä-
disposition zu dieser fürchterlichen Krank-
heit äufsert. Wir besitzen schon gegen Sy-
philis ein so sicheres Heilmittel, dafs wir es
ohne Bedenken als das beste Specifikum ge-
gen dieselbe aufstellen können; gegen Cancer
hingegen haben wir nicht ein einziges, was
mehr als palliative Hülfe leistet.
Allerdings hat die Schrift des Dr. Car*
michael die Aufmerksamkeit der Aerzte vor-
züglich auf ein neues Mittel gegen den Krebs,
das kohlensaure Eisen, gezogen, da mit einer
so festen Zuversicht von dessen trefflicher
Wirkung in dieser Krankheit gesprochen wird.
Ohne Zweifel gründete sich aber dieser un-
- 96 ~
verdiente, ' zu große Ruhm darauf, dab man
Krankheiten mit dem Naknen Carcinoma b&
w
legte, welchen diese Benennung nicht zu» ;
kam. Grofse Aufklärung hierüber haben die
Arbeiten des Dr. Gamage in Nordamerika .
gegeben, welcher die guten Wirkungen die? <i
ses Mittels in einer Krankheit zeigte, welche 3
zwar dem Carcinoma sehr ähnlich, aber !
doch nur Vereiterung des Uterus war. Vi« -;
höchst lehrqpiche von Dr. Gämage in dem
New England Journal for Me de eine mitgb»
theilte, mit Anmerkungen begleitete Fälle be-
weisen das Gesagte, und zugleich die Un*
Wirksamkeit dieses Mittels bei dem wahreil
Krebs. ■*)
*) Nicht bei Carcinoma uteri allein» auch bei Conen
mammae in zwei Fällen und bei Cancer , paroditU
in einem Falle wendete Dr. Gamage schwefelsau-
res' und falzsaures Eisen an, doch ohne glucklichen
Erfolg. Dr. Carmichael empfahl vorzüglich phos«
phorsaures Eisen» Dr, Gamage gab kohlensaures Eisen
in Form von Latwerge mit Conserva roiarum dreimal
täglich eine halbe Drachme bei einem jungen Mäd-
chen, welche an Exukeratlo uteri litt, mit dem*
trefflichsten Erfolge, Um Carcer uteri von bloften
Ulcertbus uteri richtig unterscheiden und danach
den Heilplan einrichten zu können, macht er vor-
auglich aut die knotenartige, körnige Härte aufmerk*
•am; welche ein steter Begleiter des Krebses, nie
— 97 —
Unsere Leier werden sich ohne Zweifel
einiger in dem sechsten Berichte gemachten
Bemerkungen erinnern, in Betreff einer zu
Blakaton in Dartmot sich zeigenden sehr be*
unruhigenden Krankheit, welche schnell meh*
rere Personen hinwegraffte und dann wieder*
plötzlich verschwand« Wir erwähnen hier der*
selben zum zweiten male, wegen der Aehn-
*
lichkeit, welche sie mit dem kürzlich zu New
York beobachteten, von den amerikanischen
so stark bei blofsen Geschwüren de§ Uterus vor*
banden ist* Aufser derselben klagen bei Exulcera-
tiön des Uterus die Kranken, nach ihm, vorzüglich
über stumpfe Schmerlen in den Hypogastrien, gro*
fse Schwäche des Rücken«, heftige von einer -Heft*
nach der andern schiebende Schmerzen, welche
•ich sehr von den, dem Caninöma eigenthumlU'
chen reibenden unterscheiden, fortwährende Leu*
corrnoe; die Catamenieu flicken sehr unregelmäfsig
und Orificium wie Fundus Uteri, sind etwas ausge»
dehnt.
Kimmt die Krankheit zu, so erfolgt grobe Ab*
magerung, das Gesicht der Kranken wird blafs und
elend, der Puls klein, schwach und febrilisch; blu-
tiger und eiteriger Aus flu fs aus der Vagina dauert
beständig fort* das Orificium uteri wird uneben,
und die Kranken/ bekommen * wie Gebährende
Paroxysmen von sehr heftigen Schmerzen mit Ha-
rn orrhagien begleitet. New England Journal of
Mc de eine and Surger j. Fol /. Nr. 3. Boston i8l2.
Anmerk» d. Uebert.
— 98 —
Aerzten unter dem Namen Flechfieber ben
schrieben en, zu haben scheint. Einige in
Dr. Strongus Inaugural - Dissertation vom
Jahr 1810 zu Hartford erzählte Fälle, liefern
unverkennbare Zeichen von Uebereinstimmiuig
dieser Krankheiten, und auch die letzten Stück-
ke des New England Journal for Medecine
suchen diese Aehnlichkeit noch treffender zu
beweisen« Die in Amerika herrschende hatte oft
plötzliche, apoplektischen ähnliche Zufälle, wel-
che in der Gestalt von Goma mit partiellen
Lähmungen oder Hemiplegien begleitet waren«
Beginnt die Krankheit mit Lokalschmerzen,
so beschränken sie sich meist, trotz ihrer Un-
stätigkeit,. nur auf eine Seite. Unter allen
Theilen wird der Köpf am ersten von diesen
angegriffen, und die Schmerzen in allen an-
dern Theilen erstrecken sich nach dem Kopfe,
welcher fast nie frei von denselben oder an-
dern Affektionen ist; hat der Schmerz in dem-
selben einen hohen Grad von Heftigkeit er«
reicht« so folgt Delirium, oft auch Hirnent-
zündung, Blindheit und andere diesem Zu-
stande eigentümliche Erscheinungen beglei-
ten die Krankheit, vorzüglich eine erweiterte
Pupille, alle andern Sinne, mit Ausnahme des
Gesichts, leiden selten. Die Körperkräfte
— 99 —
tcheinen anfgelöset* der Brost ist allgemein»
mt Blässe verbunden, die Lebensgeister wie
bei den heftigsten nervösen Affektionen de«*
frimirt. Das Gemüth des Kranken ist nie«
r dergesehlagen, der Puls nachdem er sehr lang-
' mbb gewesen, nimmt an Schnelligkeit zu* ist
Aet doch klein und schwach, Und oft un~
1 gemein veränderlich« Der Magen besitzt eine
! gto&e Reizbarkeit > oft kommen Ohnmächten,
L die Respiration wird kurz und der Tod er-
folgt nicht selten binnen zehn bis zwölf Stun-
den« Die Wiederherstellung mehrerer Kranken
hinterliefs jederzeit eine sehr grofse Schwä-
che* Vorliegende kurze Darstellung scheint
mit dem zu Blakaton herrschenden Fieber die
größte Aehnlichkeit zu haben. *)
r
t
•) Da englischen Aerzten zufolge Flecköit nicht hau*
fig, bei einen von zehn Kranken oft nur zum Vor-
schein kamen, acheint diese Krankheit nicht ganz
den Namen «ines Fleckfiebers au Verdienen ; da»
Hirn leidet am stärksten und alle andere Erschei-
nungen sind diesem primären Leiden untergeord-
net« Zur Erläuterung des Gesagten nur zwei Fälle«
Ein junger Mann Von 79 Jahren, früher sehr wohl
und gesund, wurde beim Spielen eines Instruments mit
einem Male blind, unmittelbar darauf folgte Ekel und
heftige Magen- und Kopfschmerzen und endlich Phan-
tasmen; und diese Erscheinungen kamen so schnell,
data binnen fünf Minuten nach erfolgter Blindheit
» s
— IOO —
Mit vielem Scharfsinn Wurde kürzlich
von Dr. Cheyne die Apoplexie abgehandelt
und seinen Untersuchungen zufolge ^fodern
al-
vier bis fünf Mensen eri nötnig warfen, lim den Kräfte
ken aufrecht zu erhalten; Nach drei Stunden kam
ein Arzt, noefi 'waren die Kopfschmerzen sehr groft,
der Puls sehr Schnell, klein und kaum zu fühlen.
Beinah acht Stünden von Mitternacht an nahm Pa-
tient gegen 48° Tropfen Laudanurh! mit einigen
andern verdünnten Spirituosen Mitteln und fühlte
sich danach sehr gebessert sein JPuls war, wenn
gleich noch sehr schwach, doch weit regelmäßiger
und ruhiger. In der Nacht bekam der Kranke Von
. neuem einen Rückfall; wurde aber durch Laudanum
wieder hergestellt) seine Schwäche, Niedergeschla-
genheit und Neigung zu Delirien datierten zwar
tiöcn mehrere Tage fort; doch erlangte ?er durch
Wein, spirituöse Mittel urid Laudanum nach eini-
ger Zeit vollkommen seine Gesundheit wieder.
Ein eilf Jahr altes sehr gesundes Mädchen , wel.
thes aus einer benachbarten Stadt in ihr elterliches
Haus bei sehr kaltem Wetter gereist war* da ihre
Mutter an der epidemischen Krankheit darnieder
lag; fühlte sich den ersten Tag noch recht wohl,
wurde am folgenden aber nach Tische, als sie zu
ihrer Mutter Zimmer eine Treppe heraufsteigen
wollte, von einem heftigen Fieberschauer, starken
Zittern und Zähnklappern ergriffen. Sie klagte
über ein Gefühl von grofser Schwäche, Kälte in der
Herzgrube und eine Art von Lähmung des einen
Füfses. Ihre Augen waren wild und glänzend, ihre
Gedanken verwirrt, die Extremitäten kalt, der Puls <
4 *
■ -.,.,01 -.
alle Fälle dieser Krankheit Blutentziehtmgen,
welche Behauptung Pönal zu bertätigeii
scheint; beide tadeln die Anwendung ' de*
Brechmittel und sehen Blutentleerüngen alt
das heilsamste Mittel an» Es entstanden' je-
doch Zweifel unter sehr scharfsichtigen Aera*
ten, ob es nicht eine Form oder Art von
Apoplexie gäbe, welche durch ein fehler*
hafte* Leiden des Magens verursacht, 'und
•Wo das Gehirn sekundär oder als Folge
dieses abnormen ZuStandes ergriffen wird.
Mehrere aus meiner eigenen Erfahrung ge-
saaimleten Fälle scheinen für diese Meinung
su sprechen, und die Nordamerikanischen
Aerzte Dr. Pfarren und Fisher bestätigen
sie ferner; beide behandelten Kranke, de-
ren Magen quantitativ oder qualitativ durch
Nahrungsmittel. beschwert war, wodurch di-
•ehr schwach. Alles Genossen« wurde sogleich ausge-
brochen, und der Magen behielt seitdem durchaus
nicht! bei eich; zwei Stunden nach dem ersten An-
fall erfolgte Com« und Läbmuog des Schlundes, der
Puls fiel immer mehr und nachdem sie i£ Stunden.
In einem komatösen Zustand gelegen, verschied sie
gerade 5 Stunden nach ihrer Mutter, welch« *n
derselben Krankheit 53 Stunden gelitten hatte. New
JShgland Jourm. of Medec. and Surgery. 13 13*
jtnmerk. des Ueb.
Jomnu XXXTJU. ■. e. St. H
mm 10* —
■
recte die 'Anfalle von Apoplexie veranlaßt
x Wurden« Erbrachen die Kranken sich von
freien Stücken, oder suchte man durch Kunst
es zu bewurken, so verloren sich die apo-
piektischen Anfölle» Den Nutzen. und die
* Wichtigkeit der Brechmittel in solchen Fäl-
Jen hat die Erfahrung bewährt. t Vorzüglich
bemerkenswerth in dieser Rücksicht erscheint
die Krankengeschichte des Dr. Fischer y wo
eine Person an einem Anfall von Apoplexie
litt, welcher nach verdorbenem Magen ent-
standen wAf» und obgleich schon ^äözlich
aufgegeben, durch ein Brechmittel geheilt
wurde. Die von Dr. Harro Id im vorherge-
henden Hefte mitgetheilte Geschfchtp einer
- Lähmung, liefert einen schönen Beweis von
der Wirksamkeit der Brechmittel bei einigen
krankhaften Leiden des Gehirns und wie.
wenig wir die Wirkungen und den Einfluß
des Magens überhaupt kennen»
— io3 —
V.
Kurze Nachrichten
und
Ana zag t.
x.
WWiufige Nachricht, von efner eehr glücklichen und hochsh
mn/mchen Behandlung der jetzt herrschenden Kriegipeet.
0 (Aus*ug aus einem Brief«.)
In. der jeuigen Epidemie bin ich Außerordentlich glück-
lich gewesen, denn ich habe erlebt, Trat wohl leiten
Sern durfte« deft ich keinen eimigen Kränken, eo furch*
ttrlich auch seine Krankheit war, wenn4ch ihn vom
Anfang an au behandeln bekam» an diese» Krankheit
?erloren habe. Ich habe von derselben meine eigene An-
rieht, und gäns eigene Behandlung mit einem Mittel, von
welchem ich vermuthe, dafs es auf das Kontagium che-
nüich und unmittelbar eerstörend wirkt. Dieses gebe
Üb in verschiedenen Verbindungen, Dosen etc., nach
ist durch die Individualität des* Subjekts entstandenen
Modifikation der Krankheit, und dies mit einer Sicher»
htit, welche mir den Typhus gana gleichgültig gemacht
Wt,.
t. .
Ein Hauptfehler vieler Aerate liegt darin, dale eie
gleich vom Anfange an, im Stadium irritaiioni*, weichet
mehr o4er weniger an Entzündung grenst, (der eeeL
Stoll wurde tagen, aliquid subinßammaiimncmlae /aeW),
die grobe Geschütz der Reizmittel, %. B. Angelika« Ar-
nika* Serpeataria etc. gebrauchten und damit den Kran-
ken to überreixten dafs er am 5ten 6(en Tage völlig
erschöpft upd auagereiit war. Bisweilen, aber nicht
oft, habe ich Blutigel an den Kopf legen lasten nul-
len, auch kalte Umschläge gebraucht, bis das Gleichge-
wicht «wischen Irritabilität und Sensibilität wieder her-
gestellt war, und ich es mit mehr nervösem Zustande
/au thun hatte. Mein Hauptmittel war der Spiritus mm-
riaiico-artkereus mit dem Zimmtwasser, worauf bald die
Haut feucht wurde, der Puls sich hob und langsamer
wurde. - War der nervöse Zustand bedeutender, so leg-
te ich Sinapismen auf und setxte au meiner obigen
Mixtur noch die 77««,-'. mosehi comp. Bei noch hoher
gestiegenem nervösen * Zustand nut deli'.ferox, wo die
weihe Marksubataos des Centralorgans selbst ergriffen
Ut, legte ich noch Veaicatorien auf deu Wirbel, auch
länge« der Gervikalnerven , Hefa dan Kopt fleÜaig mit
Vitrio naphtha , oder Hoffmanns Liquor begiefeem etc.
Doch wenn ich von Anfang an den Kranken behandelte»
so reichte der Spir. mmriatico - **tm . hin, die ganae
Krankheit, welche dann nicht so hoch stieg, su heilen,
und ich brauchte dann wedar Moechue, noch eonet et*
wae. Meine ReconYalaecenten bekamen nicht» eis Co-
htoabo oder ähnliche einfache bittere Mitral. Doch
5io sollen nächetena darüber mehr von mir hören.
Da* vorgeschlagene» Add. •xymtmimtic- habe ich
nicht versucht, aber ich bin ubersengt, dale im der
Safaaänre, und in allen den Mitteln, wo ate> Betas ist,
eine Eigenschaft steckt, dam lLontagtnat am entkräften,
auf welche Art» will ich nicht beetimmen. Giebc
I
I
— to5 — ■ ,
' I
4at>on mir gebraucht« Mittel gleich vom Anfang an»
wo das Kootagium noch locker anhangt, so steigt nicht
nat die Krankheit wenig, sondern sie. kürst sich auch
ab, mnd ich kann unzählige Fälle aufweisen, wo der
Typhus gar nicht *ur Ausbildung gekommen ist, weil
tkh am oten 3ten Tage Krisen durch Schweifs und
Ulis unter dem Gebrauch dieses Mittels einfanden.
3.
FergUickende Uebersicht der verschiedenen j4rten s der
' Bruche, aus den Annale* der New Ruptur* Society
mu London»
folgende vergleichende Zusammenstellung, aus dem
vollständigen Verzeichoifs von 3194 Kranken entlehnt»
«flehe Hülfe durch die New Rupture Society' bis «um ■
17. December 181a erhalten hatten, wird die Art der
Brache und das Verhältnifs, wie sie bei beiden Ge-
schlechtem vorkamen, aeigen:
Manner Frauen
g>' J in beiden Inguinalgegenden x 715 ,' 14
tu \ an beiden Schenkeln 3 sg
• C» !<£ J recfatei1 Seiu 1307 38
5 " I £. Ider linken Seite 69c fl5
s UV
8- &* I 3- f der rec^len Seite i& ,0*
• w I 1. 1 dcr linken Sdiw 7 68
2, V2L Nabelbrüche, 221 144
f Ventralbruche 3 9
Vorfälle des Anua i3 14
— • des Uterus o 80
— der Urinblase o r
2675 5i9;
«675
Total summen 3194
.— ■ io(5 — ^
Es ist schwer jju bestimmen, in welchem. Alter Per.
tonen diesen Krankheiten am meisten ausgesetzt sind
irahracbeinlich jedoch am häufigsten in * der mittlem
Periode des Lebens» doeh hatten 'nicht weniger denn
einhundert der. angeführten Kranken, fast lauter männ-
liche, von der Geburt diese Krankheit erhalten,, und
nach dem angegebenen Verhältnils hatte der fünfte
einen doppelten Bruch.
Von den vierzehn weiblichen Subjekten mit Vor-
fallen des Anus hatten awölf prolmpsit* uteri , eine einen
Nabelbruch und eine einen Vorfall der Urinblase. Meli,
rere, weiche schon Nabelbrüche bauen, hatten gleichseitig
auch Inguinal- oder Cruralbrüche und eine Frau hat«
te einen V cor fall des Anus. Eine Person, welche an ei*
»em Ventralbruch litt, hatte «u gleicher Zeit zwei In-
gutnalbruche. Ein Mann hatte Vorfäll de* Anne und
einen Inguinalbruch , ein anderer einen Inguinal« und
awei Schenkelbruche, durch au grobe körperliche
Anstrengung v er an 1* Ist» Verschiedene weibliche Suh-
jeete, welche an Vorfallen des Uterus litten, hatten
also an einer, wohl auch an beiden Seiten zugleich
Bruche ; und bei mehrern Männern war Hydroceie mit
andern Brüchen rerbunden; alle jedoch wurden durch
passende chirurgische Hülfe erleichtert oder geheilt»
-(l.oado/t medtcml «**j pkjticsl Journal. Immmmiy. l£t3«
& 83- 84J
r- «<7 —
t
Inhalt.
h Drhter Jahresbericht des KönigL. Poliklinischen
Institut* der • Universität au Berlin vom Jahre
; 1812« Von Hufeland. >• * . . Seite 3
Tabellariache Uebersicht aller Im König]. Polikli-
nischen Institut im Jahr 1812 behandelten, Krank-
heiten« . . , . « • ♦ -—49
H Versuch über die Erscheinungen, Ursachen und
den Verlauf der .Seekrankheit vom Hrn. Dr*
Keraudten, zu Paris« • * ' * . -«-53
JTII^ Erfahrungen über die grofsan Wirkungen des
Eises innerlich gebraucht. Vom Dt. Klefeld, .
zu Danaig. • . , . , * — 68
IV. Merkwürdiger Fall von einer schnell entstande-
nen außerordentlichen Geschwulst der Genita* *
lien und unfern Extremitäten bei einer Schwan- 1
gern. Vom Dr. Krümels fein Arzt zu ObrdrulF. — 77
V. Ueber die Wirkung eines neuen Merkurial Pra*
parats in venerischen Krankheiten'» von Ör«
Schlesinger Arat zu Frankfurt an der Oder, — 86
VI. Historische Uebersicht über die Fortschritte der
Medizin in England vom Juli bis .December
i8i3; Von Royston, übersetzt von Dr. E. Osann*
(Beschluß). . . . . . . *— q$
yiL .Kurze Nachrichten und Auszüge.
I, Vorläufige Nachricht Von einer sehr glücklichen
und böchsteinfachen Behandlung der jetzt
herrschenden Kriegspest; (Auszug aus einem
x Briefe). . , . . . . . — 104
». Vergleichende Uebersicht der verschiedenen Ar-
ten der Hernien , aus den Annalen der 2Vevr
Ruptur* Society zu London. — i«6
1
^ ■
ßflt diesem Stacke des Journals wird ausgegeben:
Bibliothek der pr actischen Heilkunde* Ein
und dreißigster Band. Erstes Stück.
Inhalt.
Essay sur les maladies et les lesions organiques du coeur
et des gros vaisseaux; extrait des Jecons cliniques
de J. N. Corvisart. PublU sous ses jreuse pur C.
C. Höre au, Doct. en Medec* etc. Paris de CimprU
merie de Migrieret* 1806. 8»
Allan Bums, von einigen der häufigsten und wichtig-
stem Herzkrankheiten, ferner vom, Aneurismm der
Brustaorta, 'von Pulsationen in der obem Bauchge-
gend und von dem ungewöhnlichen Ursprung und Vet-
lauf einiger grofsen Arterien des menschlichen Kör*
pars. Aus dem Englischen übersetzt, nebst einer Ab"
handlang über die blaue Krankheit, von Dr, Nasse,
Lemgo. I8I4* $•
• \
*••<■ : » -■ 1 ♦
* »■
«w
Journal
der
praktischen Heilkunde
herauf gegeben
♦ von
' C. W. Hufelandl
König}, Preufs. StMtsTAth, Ritter des rothen Adler- .
v Ordens dritter Klasse, wirkl, Leibjam, Professor det
Medizin au Berlin- etc.
und
* K. H-imly,
•
Professor der MedUiii «u Göttingen, Director
des klinischen Instituts etc.
m—*m
Grau, freund, üt alle Theorie,
Doch grün dt* Lebens goldner Baum,
Göth*.
III. S tücfc. März.
i^~*—mmmammm—m—m
Berlin i8*4-
In Commission der Realschid-Buclih«dl*iflg.
y /
X
■* *
/
«
L
' Bemerkungen und Erfahrungen
\ . *
verschiedene Krankheiten,
\ D r, W oxl f,
.Pfiiei A«l Medicuul-ColUgiumi m Warschau.
i) Pfuhisis pultnonßtis.
Wenn aohon in den meisten Fällen dies«
Krankheit der geübte Praktiker die heilbaren
ron den unheilbaren unterscheiden kann»
ao kommen, doch -hin und wieder wekhe vor,
wo die wahrnehmbaren Zufälle, die Geschichte
der Entstehung und des bisherigen Verlauf
der Krankheit keine richtige Einsicht in das
Wesen und den Grad der organischen Ver-
letzung gewahren ; da mit der Hoffnung tntif»
— 6 ~
aey aie doch übrigem ziemlich wohl gewesen
lind habe ihr Hauswesen besorgen kämen,
Die Entstehung des Hustens schrieb sieb vom
Juni vorigen Jahres her, wo bei einem grobe*
Brande ihre Wohnung in Gefahr kam, Schrei,
ken, Angst, Erhitzung und dann wieder Auf.
enthalt im Freien die ganze Nacht durch
Schädlich auf sie gewiirkt hatten. — » Da* hef-
tige, mit gastrischen Zufällen verbundene Fie*
bjer, besimmte mich ihr Salmiak mit Lakrizen«
aalt und Spiesglanzw^iu, dann am dritten Ta*
ge ein Brechmittel zu verordnen, welches sehr
gut würkte und die günstigste Veränderung
hervorbrachte. In Zeit von acht Tagen war
bei Fortsetzung obigen Mittels der Huste«
zur Hälfte, das Fieber um f vermindert, es
fand sich Efslust, Zunahme an Kräften; ja«
setzte ich noch das JSxtr, marrub, alb, zu, im
April trank sie dabei Schnekkenbgruhe mit
Körbel » und Kressensaft, zuletzt isländisch
Moos mit Polygala, und ich hatte das Vergnü-
gen, die schon aufgegebene wieder aufleben
und endlich so hergestellt zu sehen, dafs nach
ihrer eigenen Versicherung, sie sich seit Jak
ren 10 stark und wohl nicht befunden hatte,
Im Frühjahr 1797 wurde ich zu einem
Fremden geholt. Ich finde eine Gestalt im
- 7 - •
Bette liegen, die im strengsten Sinne dee
Worts nur Haut und Knochen war, aber eine
breitschultrige Figur, einen gewölbten Thorax
*
und überhaupt ein Knochengebäude, wie man
et nur selten sieht« Vom, Bette bis Über die
Mitte der Stube erstreckte sich eine unun-
terbrochene Lache, die das Resultat des Aus«
würfe vom gestrigen Nachmittag bis diesen
Morgen um 10 Uhr war. Der Mensch hu«
stete fürchterlich fast zur Erstickung und njit
so kursen Pausen f dafa ich die gröfate Mühe
hattef ihn gehörig auszufragen, der Auswurf
war dabei sehr häufig und ein ganz wässriger
Schleim. Die EntkrKftung war so groß, daifc
er nicht auf den FtU'seh stehn könnte, und in
den letzten Tagen war er, nach dem nur alle
zwei bis drei Tage erfolgenden harten Stuhl-
gange, jedesmahl auf dem Nachtstuhl ohnm&ch»
tig geworden. Kr fieberte stark, hatte keine
Efslutt, viel Durst, keine Morgenschweifsey
der spaisam abgehende Urin war dunkelbraun
ohne Bodensatz, die Haut pergamentartig. Er
konnte auf beiden Seiten liegen, doch nicht
ohne alle Beschwerde, lieber lag er auf dem
RUcken; er konnte nicht tief einathmen, oh»
ne zu husten, doch lag er fast horizontal. Dio
Krankheit war seit a Monaten entstanden;
— 8 —
der Mann hatte bei nalkkalter Witterung tibm
Holzschläger im Walde die Aufsicht geführt
war Wer Tom Seitenstioh befallen worden,
wogegen man ihm Ader gelassen und Metk
mit Pfeffer zum Schwitzen gegeben hatte, hier-
auf hatten die Stiche sich zwar rerlohreo, der
Husten aber war geblieben und $o wir er
denn allmählig in den Zustand gerathen, in
welchem ich ihn antraf. Seit zehn Tagen wir .
er nach der Stadt gebracht und hier ron einem
Arzte behandelt worden, der ihm, wie ich tat
den Recepten sah, Hob. Sambucci mit Nimm
und Oxjrmel Ter ordnet hatte , da er indesifln
'keine Besserung , gespürt , im Gegentheil, tag-
lieh schwächer geworden ley, bo habe er ihn
seit drei Tagen Terabichiedet. — Ich Ter-
ordnete ihm eine Abkochung der Pofygala
Senega mit Extr. marrub. alb. ein Ziebpfla*
ster auf die Stelle, wo er früher die Stich«
gefühlt haue,, und zum Getränke Isländisch
Moos mit Isop. — Hierauf erfolgte keine
wesentliche Besserung, nur fand sich etwa*
Eislust, ich Terschrieb daher am achten Tage
den Wasserfenchel | nebst dem Ghinadekokt
genau wie Herz in , dem Ton ihm erzählten
Falle, nnd hatte das unerwartete Vergnügen,
diesen Kranken in Zeit Ton drei Monaten
— 9 —.
soweit hergestellt tu sehn, dafs .er die Rück-
reiM nach Danzig antreten konnte*, Im fol-
genden Sommer iah ich ihn wieder, aber nie
bitte ich in dem rollwaagigen, blühenden
(3a Jahr alten) Manne jenes Knoohengerippe
-wiedererkannt.
Me. D. aG Jahr alt, Theater - Sängerin ,
eine schlanke, schmalbrüstige Blondine hatte im
Frühjahr 1797 zu Frankfurt an der Oder das
Fieber aechs Wochen lang gehabt, in Folge
dessen bekommt sie einen aufgetriebnen Leib,
Husten und kurzen Athem, sie reist nach Pots-
dam, um dort Hr. Regim. (Jh. 2V. N. einen guten
Bekannten su Käthe zu ziehn, kaum angekom-
men befällt sie starkes Blutspeyen, sie "wird
jjfpdoch' soweit hergestellt, dafs sie im Decem-
ber hierher kommen kann, um ihre Stelle beim
deutschon. Theater anzutreten. Am Neujahrs«
tage bei grimmiger Kälte betritt sie zum er-
stenmal die Bühne, während sie eben men-
struift ist; nach dem Schauspiel ist sie zum
•
Abendachmaus beim Direktor, wo sie Wein
und ziemlich viel Punsch trinkt, die Menstrua
werden sofort unterdrückt und früh Morgens
hustet sie Blut. Sechs Wochen nachher werde
ich au ihr geholt, finde sie abgezehrt, eine
schmutzige Gesichtsfarbe, klebiige Schweifse,
~f lO — '
• ■ •
völlige Heiserkeit, heftigen Husten mit vielem *
, gelbgrünen Auswurf und starkes Abendßeber.
— Trotz aller nachtheiligen Umstände, wel-
che den schlechtesten Ausgang furchten lie- .
fsen, wurde sie picht nur völlig hergestellt!
sondern erhielt mit blühendem Aussehen und
Körperfülle ihre Stimme 90 vollkommen wie-
der, dafs sie noch ferner ihre Stelle beim
Theater behaupten konnte; und dies eben»
falls durch das Phellandrium und Chinade-
kokt»
Frau Krgsr. K. 62 Jahr* alt, von hob*
" magrer Gestalt, langem Halse, flacher -Brust,
war seit mehrern Jahren, alle Winter mit
heftigem Husten beschwert. Im Winter x8o|
zog sie mich deshalb zu Rathe, und schon
damals fürchtete ich völlige Ausbildung der
Lupgensucht, sie wurde jedoch wieder besser
und befand sich den ganzen Sommer leidlich.
Im Herbste aber stellte sich der Husten mit
x erneuter Heftigkeit ein, das vorigen Winter '
heilsam gewesene isländische Moos mit Sene-
ga und Bilsenkrautextrakt fruchtete jetzt nichts,
eben so wenig die AmmonisoMilcb mit Meer»
zwfebelhonig, der Wasserfenchel, GoldschWe-
fei und Opium mit und ohne Kalomel, wah*
rend zugleich durch ein ZiefapfUster zwischen
— II — ' ■
Schultern ein Gegenret* gemacht und ün*
ferkelten wurde. Einhauchen von Dämpfen
ins BUaen und Pappolkraut linderten dm qua*
Uadm Huaten im g oringaten nicht, Aethcr ?#r-
nutete ihn auf der Stelle. Daa Uthel atiefl
nach «nd nach au einer fürchterlichen Hübe,
ein* brennend* Fieber mit unaufhörlichem
Aeite in der Luftröhre quälten die Krank $ >
MTcgey vorallgllch aber dea Naohta; wenige
Tropfen Opium erregten achon NerrenmfiUle
Aufaehreeken im Mlnatlichen Schlummer, per*
tJnlle eonvulaiviache Bewegungen clnaelntr
Otttdmaraen, vermehrten die Trockenheit dw
Zunge) kurz die Kranke wurde ao entkräftet
dafll man von einem Tage aum andern ihrer
Anfltiaung entgegen aifa. In dieaem hoflfnpnga^
loaen Zuatande, wo, wenn noch irgend etwae
an thun war, ea darauf ankam den örtlichen
Reit in der Luftröhre abiuatumpfen, von wel»
ehern die Aeiaung dea GeWfuyitema aecuü-
där abzuhängen aohien, wo ea darauf anw
kam, nicht aowohl die kaum mohr au hoffen*'
de Heilung, ala Linderung dea quaal rollen
Zuatandee su bowürken, verordnete ich du
Plumbum aoiticum au awei Oran in vi#r
Unaen deatillirten Waaaer aufgelöst, acute
neun Tropfen Opium tfnctur'su, und lieft hier»
%
I
'•— IS —
von alle zwei Stunden einen Efslaffel voll
nahmen. — Es ist kaum zu glauben» welche
grofse Veränderung diese Arznei Schon nach
H4 Stunden hervorgebracht hatte. Ich fand die
Kranke am folgenden Morgpn wie neugebo-
ren, sie hatte mehrere Stunden eines ruhigen
und erquikkenden Schlafs genossen , der Reis
zum Husten war bedeutend vermindert, die
Frequenz des Pulses, die Hitze der Haut wa-
ren geringer, die Zunge war feucht* Die Bes-
serung ging nun unter Fortsetzung derselben
Arznei unaufhaltsam vorwärts, das Fieber ver-
lor sich bald gänzlich , der Husten wurde im«
mer seltner, Efslust und Schlaf, , Zunahme an
Kräften und an Fleisch verbürgten den Fort*
gang der Genesung, die beifa Gebrauch ei*
nes Chinadekokts , welches die Kranke jetzt
recht gut vertrug, über alle Erwartung erfolg-
te. — Nach sechstägigem Gebrauche . obiger
Mischung liefs ich die Gabe um einen halben
Elfslöffel voll vermehren, dagegen nur alle
drei Stunden eine nehmen , am zehnten Tage
verband ich damit den abwechselnden Ge-
1 «
brauch des Chinadekokts, so dafs von jedem
in. 94 Stunden dreimal genommen wurde,
nach einigen Tagen liefe ich die Auflösung
de* Bleizukkera nur zweimal nehmen, und mit
-\
. - 13 .-
dem zwanzigsten* Tage völlig daöiit aufhören.
In allem hatte-die Kranke dreifsig Gran ver-
braucht. Sie befand «ich nachgehend* so
wohl wie nur irgend vorher, lebte noch fcwef
'Winter hier unter meinen Augen, ohne einent
Rückfall ihres Hustend zu erleiden, und lebt
wahrscheinlich noch, denn seit beinahe zwei
Jahren hat sie unsere Stadt verlassen, und
1 ich habe Weiter keine Nachricht von ihr gehabt«
Die hier erzählten vier Fälle von Lun-
gensuohten geben Stoff zu mancherlei nicht
unfruchtbaren Betrachtungen, Dafs in jedem'
ein verschiedener Zustihd de* vorzüglich l^i*
denden Organs sowohl, ifels des Allgemeinlei«
dens obwaltete, geht aus den Krankenge-
schichtet herror. Im ersten Falle waren
durch Erkältung wahrscheinlich zuerst die
Respiration* - Organe verletzt, aber mochten
nun die gleichzeitigen Angst und Schrecken?
hiezu vorbereitet haben, wahrscheinlich dui;ch
Einflufs der Witterung, die den ganzen Win«
tet durch feucht und nafskalt war, auch wohl
durch Nahrungssorgeo, zugleich das gastrische
System in die gröfste Mitleidenschaft gezogen
worden, und es ist kaum zu bezweifeln. d«ö
die gleichzeitige Störung in dessen Function,
eben so viel Anteil an dorn Allgemeinleiden
«•* t4 —» -
hatte als da* Lungenübel. Dies bestätigt noch
mehr der Erfolg der Kur* denn sobald da
.Leiden im gastrischen System Vermindert war,
Verminderte sich das Fieber, ja selbst das
Leiden der AthmensorgSne* und so wie je»
lies Würken normaler Wurde* erfolgte tilge»
meine Besserung«
Erwägt man in No* 2 und 3 die Ver-
schiedenheit des Habitus, der vorbereitend«
umd entfernten Ursachen* ja auch der Zufälle,
so sollte man mit Hecht auf die grofate Ver-
scliiedenheit des wesentlichen Leidens schlie»
Isen. Dagegen zwingt uns der Erfolg dersel-
ben Heilmittel in beiden Fällen zu dem Glatt*
be/a* dafs die nächste Ursache de* krankhaf-
ten Erscheinungen dieselbe war* In beiden
Fällen scheint das Allgemeinleiden durch dss
f Jrtliche Leiden der Athmensorgane gesetst
' worden am seyn* letzteres aber* obschon durch
an sich verschiedene Schädlichkeiten herb««
geführt, obschon durch verschiedene Erschei-
nungen sich äufserad* dennoch wesentlich in
ähnlicher Verletzung dieser Organe bestanden
•
«m haben* oder aber* war auch der Zustand
<Üerselben wesentlich verschieden* ^o mufste
*r in beiden Fällen von der Art seyn* dafs
durch blofse Erhöhung de* Energie des Wut*
- 1$ -
lumgavefrmögens ilire norrfiale Thatigkeit wie-
derhergestellt werden konnte* welches letztere
wokl das wahrscheinlichere ist«
Die vierte Krankengeschichte, acheint mir
in doppelter Rücksicht nicht uninteressant:,
erstlich bestätigt sie die grofse Würkung ei«
fiel lange vernachlässigten, fast allgemein ge*
scheuten Heilmittels ; zweitens gewährt sie
uns einen Fingerzeig mehr dessen» An*
wendbarkeit künftig genau zu bestimmen*
den Zustand des idiopathisch leidenden Or-
gan** den de^ ganzen Organismus auszumit-
telnt wo ei heilsam seyn kapn und wird«
Wir wissen« dafs diese* Metallsalz« wie Blei
in jeder Form, lähmend auf das Nervensystem
wiirkt, dafs es wahrscheinlich blofs durch die-
se Würkung» die Thatigkeit des Schlagader-
Systems, so wie gan* Vorzüglich die der Ver-
daaungsorgane mindert Es wird daher ge-
. wifii in allen Fällen unnütz« ja schädlich teyn»
Wb ohnehin Herz Und Arterien an geschwäch-
ter Energie leiden» 2) wo die Heproductions- '
. organe zugleich ergriffen sind» z, B* in der
Lungensucht der Hyßochondristen« Wahre
Eiterige Lungensucht dürfte es wohl nur in
sehr seltenen Fällen heilen» vielleicht aber da
nüuen* wo man einen entzündlichen Zustand
— i6 —
•
des Geschwürs mnthmaJSen könnte. Gegen
die knotige Lungensadit wird ein Arzt, wo
er sie als solche erkennt, dies Heilmittel wohl
am wenigsten versuchen. — Es sind daher
nur gewisse Falle der Blennorrhoe der Lu-
gen, wo es mit Nutzen anzuwenden seyn wird,
und künftige Erfahrungen müssen uns die Art
oder Arten dieses proteusförmigen Uebels, ge-
gen die es anwendbar ist, noch naher ken-
nen lehren. — Mein Fall gehört nicht unter
diese Gattung, ich möchte ihn Keber durch
eine chronische katarrhalische, (rosenartige?)
Entzündung der Luftröhrenäste bezeichnen; —
das Uebel in diesem Qrade ist gewifs selten,
ich sah es nur dies eine mal, gegen dieses
Wirkte das Bleisalz speciüsch.
Bevor ich diesen Abschnitt schieße, noch
ein paar Worte Über die so häufig gepriesene
Dighalis f/urpurea — ich habe sie oft Ter-'
sucht, aber selbst in der anfangenden Lungen-
sucht i 'Ja Uuter Umständen, wo rationell et«
was Ton ihr zu erwarten war, weder von der
Tincpir» noch iu Substanz, oder im Aufgufs
angewandt, je Nutzen davon gesehen« Dage-
gen hfibe ich sie in der schleichenden Ent-
zündung der Lunge, auch wohl wo ich Ent-
zündung eines yorhandenea Knoten muth«
maßte,
— »7 —
i
mabte, mehrmals in Verbindung mit Calomel
mit augenscheinlichem Erfolge gegeben.
a) Pleuritis, Pneumonie.
Wie überall kommen biet Lungenentzün-
dungen im Winter und Anfang de« Frühling«
jlhifc'cb, bald häufiger, bald seitner, ab7 und
m auch im Herbate vor» In den neunzehn
Jahren, die ich hier ab Arzt verlebt habe,
habt ich nur einen an dieaer Krankheit Ter«
i
leren, und dieaea eine war ein schwächlicher,
kachektiacher, jeden Winter mit Husten ge-
plagter Mann, den ich ein Jähr vorher eben*
ftU* achon an einer heftigen Pleuritis behan-
delt hatte. Sonntag! den ao. Januar ißoS
fühlte er aich achon fieberhaft, hustete stark,
und empfand ab und zu Stiche in derselben
Säte, die vor einem Jahre gelitten hatte, den-
noch geht er zu Fufse über die zugefrorno
nach Praga zu einer Kindtaufe,
den Tag dort in emer beiden Stube
voll Menschen zu, trinkt ein paar Gläser Weto,
und kommt spät am Abend bei kaltem stür-
mischen Wetter höchst elend nach Hause»
Den folgenden Tag werde ich zu ihm geholt,
aber obachon ein paarmal Anschein zu einer
heilsamen Entscheidung eintrat, kam sie doch
Jmr* XXXVfU, B. *, St. B
— iS —
nicht völlig zu Stande, die Kräfte sanken un-
aufhaltsam, am zehnten Tage trat Lähmung !
der Lungen, als Vorbote des bald nachfolgen-
den Todes ein.
Von der nahmhaften Zahl dieser Kran-
ken, die ich in dieser Reihe von Jahren ge-
heilt habe , wurde nur einer durch rein anti-
athenische Behandlung , d. h. durch Aderlaß
sen und Salpeter, hergestellt. Noch bei drei
oder vieren habe ich gleich Anfangs einen
mäßigen Aderlaß verordnet, aber wenn auch
kein, bedeutender Nachtheil davon entstand,
so zeigte sich doch gleich die Notwendig-
keit, die Thätigkeit des Organismus zu erhö-
hen, nicht noch mehr zu schwächen. — Eines
Tages werde ich zu einem Kranken geholt,
ich finde einen blühenden muskulösen Mann
von a8 Jahren, der seit fünf Tagen am Sei*
tenstich litt, sein erster Am war verreist, die*
•er hatte ihm vor zwey Tagen Blut gelassen,
'worauf er sich erleichtert gefühlt, seit gestern
aber hatten die Zufälle wieder zugenommen,
und einen höhern Grad erreicht, als vor dem
Aderlafs. Die Stiche waren heftig, de* Kran*
ke hustete ohne Unterlafs und warf unter
gröüter Anstrengung wenigen ganz blutigen
Schaum aus; der Athem war schnell und kurz.
— *fl —
»
dl* Haut heifi, der Pul* roll und halt, dae
Geaifiht roth«, die Zunge und der Geachmaefc
rein» die Muakelkräfte gut. — . Unter diesen
UmatHndeh verordnete ich einen «weiten Ader«
Uta von 8 Unzen und ein Grafswurzeldeooct
mit Salpeter und Sauerhonig. Nach dem Blut«
laaaeq erfolgte Erleichterung! aber nur ron
kurier Dauer, achon am Abend befand aich
der Kranke wieder achlechter und verbrachte
die Nacht aiuend im Bette unter beatändigem
Huiten und den heftigsten Stichen- Am fol-
genden Morgen fand ich ihn mit matten ein*
gefallnen Augen, kleinem hüufigcti Pulte, Ton
Schweifte triefend; — Aihem, Stiche, Hüeteft
sieht erleichtert« Jetzt verordnete ick Galo-
mal mit Opium abwechselnd mit einem De*
eoct aua Senega, dem Liq. ammon. am* au-
gesetzt war, und ein Blaaenpflaater auf «die
leidende Seite« Diei, ao wie nachgehende der
Gebrauch dea Kamphera * der Arnica u» e. w«
bewirkten nun wohl Beaserung, hinderten aber
nicht* daft die Krankheit nicht in einen chrö-
niachen Zuitand Überging; heftiger Husten
|ftst mit häufigem Sohleira-Auawurf, Abendfie-
ber« ermattende Schweifte, die den vollen ifttlt-
backigen jungen Mann zum Skelett herunter-
brachten« ~» leb Übergehe hier die verachie-
, Bi
Gebd
£■&, da
wotl Se
larSrfctrfattfc mi e»£ndh«
, hs n. drei
so
alle drei
hatte» den
lilgL«^ «ei m der
ab er
betricktiidke WSUer in
Nord- «ad Nordost- Winde gewSShaBck
Tofti mane be-
gröberer TWfl
.. — «I .-m
einem robusten Menschenschläge besteht» dar
viel Fleilch, viel Branntwein und »tatke* Bw
geuiefst, ist mir stets so .merkwürdig gewe*
$en, 'cUf$ ich es jchon früher durch dieses
Journal dem kollegiaüacben Publikum mr y§x*
gleichung mit einet jeden eignet Erfahrung,
und ?ur weitem Erörterung einer so auffal-»
lendeu Erscheinung würde vorgelegt haben,
wäre die Bearbeitung dieses Gegenstande«
picht iur ein größere* Werk besummt gewe*
sen, dessen Vollendung aber *ich bei der we-
nigen Mirfse immer mehr entfernt,
{n der genannten Reihe von Jahren gab
ea so-iiemlich alle Nuancen von Winter* Wit-*
terupg; sehr strenge, mittlere und ganz ge«
linde, feuchte und trockne Winter, schnellen
XJebergang *u warmer Frühlingsluft, Umsetzen
lauer Witterung in strenge Kälte. Unter den
Kranken befanden sich von allerlei Ständen-;
vom höchsten Adel, Gelehrte, Handwerker
von sitzender Lebensart, und anstrengend in
freier Luft arbeitende, als Schmiede und Flei-
ftcber« Menschen vom verschiedensten Alter
und Körperbeschaffenheit, Greise, Mittelalter,
Jünglinge und Kinder, robuste und schwäch*
liehe« Es erfolgte die Krankheit gewifs bei
vielen nach schnellem Uebergange von Kälte
•— J2S — .
in Wärme, so wie bei andern uihgekehrt nadi
langem Aufenthalt in aehr warmer Tempo»*
tur, nach Erhitzung durch geistige Getränke,
heftige Gespräche und nun darauf folgenden
Aussetzen der Einwirkung schneidender Kita
— Also bei so grofser Verschiedenheit ja röU
ligem Entgegengesetztseyn dÄ krankmache*
den Einflüsse, bei der gröfsten Verschieden»'
heit und Mannichfaltigkeit der körperliches
Constitutionen, und der in ihnfn erzeugte*
Opportunität, entstand in Allen eine Kraut»
heit, die wesentlich dieselbe seyn muTste, da
■
bei Allen die Genesung durch denselben oder
wenigstens einen gleichen Heilungsprooefs b*
wirkt wurde ! — Noch kann ich die Versieh'
rung beißigen, dafs aus der Zahl der yonnrir
geteilten, mir auch nicht ein Fall bekamt
geworden ist, wo späterhin Zufalle gestörter
Lnngenfunction, als chronischer Hosten, Bisa-
nörrhoe, Vomica u. d. gl. sich geautsert hatte*
Was sollen wir nun hieraus schliefen? —
Entweder, das ganze Menschengeschlecht Ü
seit SydenhamSy ja erst seit Trillers Zeitea,
so in seinem Organismus verändert, deusa
Energie ist allgemein so gesunken, data es ia
der Rfjgel keiner activen Entzündung meb
fähig ist, oder aber, Entzündung (ich spi*
igkcit i£e&
rkoken. —
nickt.
Uich
C2J& 2X0»
S*\X. ▼jTL;
urck Adsr.
pbe ick &e
■-.*
* die Heüszkc
itte hisker xi&Ok
Stube
, nachdem <
tig getaut
erntcht bei
; nick stingr
W
~ «4 _
hatte, sein Pub war klein und hart, aeia An*,
sehn blafs, er trippelte ohne Unterlaß unra*
hig in der Stube herum, Ich verordnete ihm
Calomel mit* Opium, einen Aufguß der An»-
ca mit Süfrholz; und Ain Blasenpflaster, den
folgenden Tag war er schlechter, ich verstar-
ke die Gaben und finde ihn nach 94 Stunden
noch mehr verschlimmert, jetzt ergreife ich
die Indication ex juvantihus et nocentibus*
lasse zur Stelle ein tüchtiges Aderlaß* machen,
dessen Wirkung $0 augenscheinlich war, daü
auf dieser Anzeige beharrend, ich ihm jetzt
einen Trank aus Grafs wur?el, Salpeter und
Sauerhonig verschrieb , und in wenigen Tagen
den Kranken hergestellt sah, *-~ Ich möchte
diesen Fall fast für meine Meinung als be-
weisend ansehn ; — durch die lange Dauer
der Krankheit waren näqalich die entzündeten
Gefäße so geschwächt, dafs durch Erhöhung
der allgemeinen Thätigkeit des Gefäfssysteras,
die ihrige nicht in dem Grade belebt werden
konnte, um das Hindernils, welches die gro-
ße Anhäufung von Blut ihrer Gontraction ent-
gegensetzte, tu. überwinden, im Gegentheil
wurde bei diesem Zustande durch vermehrte
Thätigkeit der grobem Gefafse der Züdrang
des Bluts nur noch stärker, die Expansion der
- «5 -
entzündeten Weinen noch vermehrt, mithin
d*e Uebel verschlimmert« In den ersten Tau
gen- wäre meine Behandlung vielleicht gl Uek*
Hohn geweien, jetst aber mubte daa örtliche
HiqderbiU durch Verminderung der Blutmai«
et gehoben werden) und wenn 'nun die Con*
traction der so sehr expandirten Gefifso ohnli
leitende Heilmittel erfolgte, so ist dies wohl
einerseits dem geringen Umfange der Krank-«
beit, der hier obzuwalten schien, andrerseits
dem jugendlichen Alter des Kranken susu*
schreiben, wo dio natürliche Energie, nach«
dem erst das I laupthinderniGi beseitiget wary
ihre Rechte behauptete,
Während ich nun auf dem von mir ver-
folgten Wege mich eines so glücklichen Er-
folgs su erfreuen hatte, wurden in eben die«
sem Zeiträume nicht wenige Kranke von an«
lern Acrxten durch Aderlassen von derLun-.
genentsünduDg befreit, aber auch gar manch«
gingen schlafen, und mehrere sah ich an dem
Folgen siechen, ~~ In ein paar Füllen hattet
ich Gelegenheit den Widerstand der Natur-
kräfte au bewundern, ich hatte die Menschern
in geaunden Tagen als schwächliche schlaffa
Ktfrper gekannt, sie erkrankten bei einer Wit-
terung, einem Barometerstand, die keines wo-
— 26 —
ges actire Entzündungen begünstigten, wo
alle bessern Aerzte nur asthenische sahen, man
lieis ihpen mehrmals Ader , sie unterlagen
nicht, kränkelten zwar lange, . aber erholten
•ich doch nach und nach.
Wundern mitft man sich, noch mehr aber
bedauern, dafs es in nnsern Tagen noch Aew-
te giebt, die weder Alter und^ Körperconsti-
tution, noch Jahreszeit, Witterung und die
herrschende Krankheitsconstitution berücksich-
tigen, nach der robesten Symptomatologie ihre
.Diagnosis formiren, und so z. B. wo Stiche,
etwas blutiger Auswurf, ein härtlicher Puls
sich vorfinden, ohne weitere Rücksicht Blut
sapfen.*) Mehrmals sah ich dieses roh empiri-
sche Verfahren bei bejahrten Personen noch
dazu im Herbste, aber dann auch mit unbe-
dingt tödtlichem Erfolge anwenden, und dann
hörte ich noch den Tod, nicht dem Blutzap-
fen, sondern dem zu wenigen beimessen« —
Nicht leicht kann man ein auffallenderes Bei-
spiel haben, wie sehr die äußern Erscheinun-
gen am Kranken der gangbaren Theorie nach
täuschen können, als das oberi an dem jun-
gen kräftigen Manne aufgestellte ; — wie viel
•) Zu bemerken ist. dafe diese Bemerkungen im Jahr
i8o5 niedergeschrieben wurden. — £ Ein merkwurdi«
Ser Beitrag *u der Verschiedenheit der herrschenden
Lonituiiuon der damaligen Zeil und der jetsigen!
d» H.
— »7 —
behutsamer mu(s ein solches uns machen, da
wo Alter, Körperconstitution, Jahreszeit ohne**
hin auf Schwäche deuten« - Es sey mir erlaubt
hier noch ein Beispiel anzuführen, von dem
schnellen und glücklichen Erfolge, den richti-
ge Behandlung dieser Krankheit haben könne.
' Graf Gh. ein muntrer Greis, hatte vor
6 Tagen sein yfctes Jahr angetreten. Aufser
einer seit Jahren bestehenden Schwäche der
Füf*e,-die ihm wenig active Bewegung ge-
stattete, zumal am Tage immer beträchtliche
tfdematöse Geschwulst um die Knöchel vor« s
banden war; aufser täglichen mqjhr oder we-
niger anhaltenden Anfällen von Herzzittecn,
befand er sich wohl, als mit Appetit, seine
Soelenkräfte und Sinne waren fast utfge-
schwächt; in seiner Jugend hatte er mehr-
mals Blutspeyn erlitten, aber seit mehr als 4°
Jahren nicht die geringsten Brustzufälle ge-
.habt Den io. Januar J8&4 Morgens um g
Uhr hatte ich meinen gewöhnlichen Besuch
als itausarzt bei ihm gemacht, er befand sich
wohl und bemerkte noch, dad er die vergan-
gene Nadit ungewöhnlich anhaltend und fest
geschlafen habe. Dies .fiel mir auf, und ich
frag ihn, ob er auf diesen Schlaf sich munter
fühle P er erwiederte, der Kopf aey ihm etwas
— a8 — '
' * ■
schwer; Sein gewöhnliches Frühstück hatte
er mit Appetit genossen» Um 49 Uhr empfin-
det er einen druckenden Schmerz in der lin-
kte Brust, sein Kammerdiener erklärt es für
Blähungen und giebt ein KljUir« indessen
nimmt der Schmerz zu und es findejt sich ein
trockner Husten, Jetzt werden Boten ausge-
schickt mich zu suchen, um halb iaUhr kom-
me ich zum Kranken, Ich finde ihn im Lehn«
stuhl sitzend, unaufhörlich hustend, und auf
eine Art, die nur zu deutlich das bald kom-
mende fllutspeyn ankündigte; ich bereitet«
ihn darauf vor, dafs der häufige Speichel, den
er jetzt ausspie, bald blutig werden würde.
Der Schmerz in der Brüst war heftig, der
Puls gereizt, der Atbem kurz. Es währte kei-
ne zehn Minuten, so wurde der Speichel rfc-
senroth, ein heftiger Frost überfiel den Kran-
ken, der Husten wurde so ungestüm, dafs der
Kranke den Mund nicht schlofs, der Auswurf
wurde schäumendes Blut, die Brustschmerzen
wuchsen mit jeder Minute, Als Veranlassung
zu diesem plötzlichen und heftigen Erkranken
konnte ich nichts auffinden, als dafs der Kran«
ke am 8ten in der Mittagsstunde ausgefahren,
und da das Wetter nicht unangenehm (das
Thermometer nur einen Grad unter o ; ) ge-
— fl9 —
wesen *' ausgestiegen und eine kleine Streck«
iuf der öffentlichen Promenade zu Fufs ge-
gangen war« — Den ganzen Monat war we*
aig Frost gewesen , es hatten seit dem ersten
stets Süd'- und Westwinde geweht, nuf am
7ten war der Wind östlich mit drei Grad
Kllte in der Frühe gewesen. — Bei dem
Aher des Kranken und der Heftigkeit de*
Uebet* machte ich die traurigste Prognosis*
Ich verordnete! $t. Hyd*. muriat. mit* Op+
pur. Tu gf* ij. Sack. 3 */• m. divid* in vj\ pdrt*
aequ. — (fc. Aq. foenic. $üj< Liq. ammon*
aeet> %j. Tinct. aconit* aeth. 57. Syr. Alth* ^ß.
M. Hieron liefs ich abwechselnd die eine Stun-
de ein Pulver, die andere einen Efslöffel voll
Mixtur geben, die leidende Seite wurde mit
Spec. arom. die mit Franzbranntwein zu ei*
nem Brei angerührt waren, , recht warm fomen-
tirt« — Dem Froste war bald heftige Hitze
gefolgt, die von Stunde zu Stunde stieg« Nack
Mitternacht erfolgte einige Ausdunstung, die
Frequenz des Pulses minderte. sich etwas, der
Husten machte längere Pausen, und der bis
dahin ganz blutig gewesene Auswurf war mit
weiisem Schleim vermischt. Gegen Morgen
schlummerte der Kranke beinahe eine Stunde,
beim Erwschen aber klagte er* wieder sehr
— Zo —
Über den Schmerz in der* Brust» Ei* erhielt
heute 1^* Hydr. muriat. mü. Op. pur. ü gr. üjt
Amnion* carb. pyn oleos. gr. xxxvj^^Sadu
%iij. m. f Pulv. divid. in IX pari* aequ. -r
IJf. Rad.serp. virg. Z*vj* /• c. Aq. ferv. q. s*
Infus. %vj. Col. add. Sp. sulplu aetk. g/fF
Extr. hyosc* gr. xij. Syr. aurant. Svj* M. —
so wie gestern abwechselnd alle Stunden, auf
die schmerzhafte Stelle legte ich ein Ziebplla*
ster* -— Der Schein von Besserung , welcher
sich am Morgen gezeigt hatte, nahm zu, die
Ausdünstung wurde stärker, mit ihr der Pak
langsamer und grüfser, der Husten seltner*
schon am Mittage war der Auswurf fast nicht
mehr blutig, ging leicht von statten, kurz die
Besserung schritt so rasch vorwärts, dals noch
diesen Abend ich den Kranken aulser Gefahr
erklärte» Den ja. verordnete ich f^4 Rad.
serp. virg* gß* El. arnic.Zij, /.Infus* %vij
Col. add, Tinct. aconü. aetb. &iv. Extr. aco*
nit. gr* viij\ Aq. cinnam. Syr. aur. ü ?y\ M.
S. Alle a Stunden % Eßlöffel voll zu neu*
men; die PuWer blieben weg« Den !{£ Chi*
nadecoct mit Serpent. Tinct. acon. aeth> und
Extr. squill. — Seit dem ri. nahm der Kran»
ke ron Zeit zu Zeit einen Löffel yoll alten
Ungemein) trank als gewöhnliches Geträn-
ke Wasser mit etwas Rheinwein, genof* ab
und su eine Tasse Bouillon. Am i3« fand
sich schon etwas Efsluat, auch verliefe der
Kranke ein paarmal eine Stunde lang das Bet-
te. — Am 15. verschrieb ich noch) um den
Rest von Husten zu tilgen, Pillen aus Sulph.
1
stib. cur. Camph. Op. und Ertr. chin. /rig.
par. Völliges Wohlbefinden und Herstellung
der vorigen Kräfte folgte hierauf und noch
heute in seinem Besten Jnhre lebt der würdi-
ge Greis munter und thätig.
3, Ileus»
*
Wo keine Entzündung, kein eingeklemm-
ter Bruch war, habe ich durch Klystire aue
der Abkochung des Rauchtabacks in allen mir
vorgekommenen Fällen HUlfe geschafft* Ob*
schon ich andere mir zweckmäßig scheinen«
de, der bekannten oder muthmafslichen Ur-
sache angepafste, innere und Sufscre Mittel
nicht verabsäumte, so muhte ich doch diesem
allein die Hebung des Gefahr drohenden Zu-
falls, der hartnäckigen Lnibesverstopfung zu-
schreiben. Wahrscheinlich wirkt dieses Mit«
tel nicht blos als kräftiger Reiz auf die duc-
ken Därme und befördert ihre Entleerung
durch verstärkte wurmförmige Bewegung, son-
dern as hebt direct den Krampf) der in den
— Sa —
freisten Fällen Ursache der Einsperrung de*
Kothes und der abnormen Bewegung dei
£)armkabals? ja selbst der durch letztere vcr-1 .
Ursacbten Einschiebungen der Därme ist,
man bei Leichenöffnungen gefunden hat.
4 ) Ü y d r o p i.
Wassersüchten bei gemeinen Leuten und
bei Kindern habe ich öfters geheilt* Selten
oder nie bei Erwachsenen , Vornehmen Stan-
des. Die Ursache hieron habe ich in mei-
ner Abhandlung über das Asthma angedeutet
.Wässersuchten als Folge vernachlässigter Fie-
ber, nach Blutflüssen und von unterdrückter
Ausdünstung, vom Druck, des schwangern Ute-
rus auf die griifsern Gefäfsstämme, sind un-
ter gemeinen Leuten die häufiger vorkommen-
den, und da gewöhnlich die Organe dabei
unverletzt bleiben, zum öftersten heilbar. —
Mehrmals habe ich von der Digitalis treffli-
che Wirkung gesehn. Ein Jäger, etliche 4°
Jahr alt, hatte sich im Herbste auf der Schne-
pfenjagd tüchtig durchkältet und durchnäßt,
kam keuchend zu mir mit höchst kurzem
Athem, trocknem Husten, geschwollnen FiUsen
und Unterleib ; Pulver aus einem Gran Digi-
talis, einem halben Gran Calomol, \ Gr. Opi-
um und vier Gran Stern* Anis , nebst einem
Trank
— SS —
Trank aus Waohholderbeoren und Lakriam*
Wuraelf stellten ihn in acht Tagen her; -*-
tino Auflösung des üitWrUee^MxtiactiinMUna-
.weeaer niii Minderen* (ieis, ätherischem ttaJft»
geiat • und Meerzwiebelhunig befestigten die
Kur. — Ein Schmidt, der sich lange mit dem
viertägigen Fieber geschleppt, eine , Menge ,
Hausmittel» unter andern äohicl'spulper, dann
wieder Pfeffer in starker Uabe,' lieide in
Brenn tweta genuintnen hatte, war über .und
Über gesdi wollen, sah gelbsilehtig aus, Leber
und Mils fühlte man iiu Liegen» wq dieümui-
nung des Leibes doch noch nachgab, auige-
triebnn, die l<'it*ber*I'aruxysmcn waren «war
unterdrückt, doch aeiohnete sich der dritte
Tag noolf immer durch vermehrtes Unbeh*»
gen und stürkorn Durst aus* Nacih niuhrtfin
liurlitloaon Versuchen mit bittern Kxtractenf
Salmiak und tSquille, mit Cihina rein und1 mit
»Salmiak, dann wieder out eisenhaltigen Sal-
miakblumcn vermischt u.a. Wt heilte ich ihn
mit dem. von Jl si* foxel in seinen Prae-
/er/, </e cogn. et cur. morb* g. ü/f. emplohl-
neu f'inum medicatum *)# — im Sommer
•) k*v. lih. t'pnt, min* imni, S#/r. thtfmh. vnig. ififitL
fibr, ttftf Äff. /**/«/. vhnmttm, roai. ftttg. //. faf, S*nn*
nttfh, MßHphnr. niff» mnm e/if. ##m/#. Cvrtlc, jurUt*
Joura. XXXVUI. B. I St, 0
— S4 —
•
1807 wurde ich zu einem zwölfjährigen Kna*
, ben gerufen, den ich mit einer vollständigen
Haut-» und Bauchwassersucht, bei fieberhaftem
Pulse und öfterm trocknem Husten* antrat
Man erzählte mir, er habe vor 14 Tagen du
dreitägige Fieber bekommen, dies sey nach
dem vierten Anfalle von selbst weggeblieben,
hierauf sey er so geschwollen. Ich verfnuthe*
te eine Erkältung zur Zeit des Fieberschweii-
ses, zumal ich hörte, der Kranke sey während
der Anfälle herumgegangen, und verordnete
die Digitalis mit Calomel, Kampher und Pnlr.
arotn. — Die Zufälle stiegen, der Kranke war
sehr unruhig, hatte keinen Schlaf, trockne
Haut, der Urinabgang war noch vermindert —
Squilla mit $ Gr. Opium, abwechselnd mit
einer Abkochung der' Senega und dem Liq.
• ammon» acet. bekamen eben so wenig, da*
Uebel stieg zu einem beunruhigenden Grade,
der Puls wurde immer frequenter,^ der Durst
stark und fast kein Urin» Jetzt verordnete
ich den Tart. borax» in Petersilien- Wasser
mit etwas Sp. mur. aetb* und Ox. scill., und
mein Kranker war in Zeit von a4 Stunden
«Uff» jt Tart. tan. dt. vj. C. C* M. st affund. Wal
albi libr* ij ad iij et aqm comm* libr. f. Hujui int
fast cyathut bis Vel t*r singati* diebus hauritur.
- & -
wie neu geboren, in drei Tagen völlig Herr
gie* teilt* und brauchte nun zur Nachkur ein
Ghinadecoct mit dem besten Erfolge» Gani
diesem Falle eines Hydrops acutus „ähnliche
ereignen sich nicht selten nach dem Schar»
lachfieber,. wo das Uebel durch alle reizende
und direct urintreibende Mittel vermehrt, ja
trenn man nicht bald umkehrt, der Tod un-
Termeidlich wird, durch jene kühlende Mi»
•chung aber der Urinabgang sofort befördert
und das Gefahr drohende Uebel schnell ge-
hoben wird. Waren die Kinder, ehe sie von
der Scharlächkrankheit ergriffen wurden-, ge-
sund, lebhaft, wohl genährt, war' diese gut«
artig, verlief ohne bedeutende Zufälle, ohne
viel Arzneien, und es äußert sich nun Ge*t
schwulst, so wird, sumal wenn diese, schnei)
überhand nimmt, in der Regel durch diese
Arznei am sichersten Hülfe erfolgen»
5) Gonorrhoen.
Vielleicht findet sich unter den Lesern
des Journals auch einer oder der andere, für
den nachstehende Warnung nicht Überflüssig
ist, darum stehe sie hier* Ich habe nämlich
nicht selten di$ Erfahrung gemacht, dafs Kr^n»
ke, denen man Einspritzungen verordnet hatte,
C a
- s« -
nicht waren belehrt wor/den, die Harnröhre
hinten zuzudrücken/ Aufrer dab im gelinde»
tten Falle der Zweck der Einspritzung Ter*
fehlt werden mufs, sähe ich von dieser Un-
Vorsichtigkeit mehrmals schlimme und einmal
sogar tödtliche Folgen« Ein junger .Mann tob
32 Jahren wurde auf diese Art am Tripper
behandelt, das Uebel wollte nicht weiche*,
die Einspritzungen wurden daher verstärkt»
adstringirender, reizender verordnet, Der un-
erfahrne Kranke, welcher zum ersten mal an •
diesem Uebel leidend > von' seiner Seite alles
that* um es los zu werden, spritzte was das
Zeug hielt, nicht nur aber dafs es nicht bes-
ser wurde, entstanden Urin verhaltungen, die
lerst seltner, dann öfter wiederkamen. Zwei
Jahre hatte das Uebel gewährt, gegen das in
den letzten Zeiten ein geschickter Heilkunst-
ler alles mögliche versucht hatte, als ich mit
zu Rathe gezogen wurde. Er litt unausspredU
lieh , die Urin verhaltung hielt oft 36 Stun-
den unter den fürchterlichsten Beängstigungen
an; kein Katheter war beizubringen; Bäder
Klystire mit Opium, Einreibungen von Opium
und Hyoscyamus-Oel ins Mittelfleisch schaff-'
ten dann den Urin wieder fort, aber die trau-
rige Sceno erneuerte sich in 10 bis 8 Tagen
T- »7 — .
zuletzt in 5 und 3 Tagen immer wieder, es
geteilte sich schleichend Fieber hinzu und der
Kranke starb. Die Leichenöffnung zeigte, dafs
. «lies was verounftmäiaig zur Radikalkur ver-
bucht worden war, fruchtlos seyn mufste. Die
Blasenhäute waren in hohem Grade verdickt,
die Blase selbst in zwei Höhlen getheilt, die
- durch eine Oeffnung von nicht ganz einem
Zoll mit einander communicirten, und beide,
namentlich aber die hintere, waren voll flacher,
runder und glatter Steine, dhngefahr von der
' Gröfse eines Sechspfennig -Stucks, mehr als
dreifsig an der Zahl.
6) Febris puerperalis.
Bios zur Bestätigung der im 17 Bd. die-
ses Journals bekannt gemachten Erfahrung,
bemerke ich hier, dafs ich seitdem noch eini-
gemal diese Krankheit durch dieselben Mittel
mit gleichem Glücke behandelt habe. ^ Unter
diesen Kranken war eine besonders ,. wo die .
Zufälle zu einem hohen Grade gestiegen wa-
ren.
\
1 ' ' .
■ • • ■. ' t ■
— sa-
li.
Geschieht*
©ine« Aneurysma der Orbita
durch Unterbindung
der Arteria Carotis geheilt«
■
Von
Benjamin Travers, *)
Lehrer der Anatomie am Guys - Hotpitale,, Wund» rat W
der Westindiacheo Compagnie und an dem. Hospital
für Augen kranke ?u London,
F
X r
ran eis Stoffel*, eine gesunde und thätigt
Frau vou 34 Jahren, mittler Statur und wohl»
gebautem Körper, Mutter mehrerer Kinder,
erhielt am Abepd des 28 Decembers 1804»
da sie schon mehrere Monate sich schwanger
fühlte, an der linken Seite des Vorderkopfes
plötzlich die Empfindung eines schmerzhaften
•) Medico-chirurgical Tanaacrion« pf tbe medico » cht»
Wf. öoeisty of London, 18 ia» Vol. n. 8. 1.
- 39 - •
Knalle», '■ als »ey ein bedeutende« CefäDi ge-
platzt, . welcher ein reichlicher Ergab von dun*
ner Flüssigkeit in das Zellgewebe des Augen«
liedes an derselben Seite folgte. Mehrere
Tage früher hatte sie schon über einen hefti«
gen Kopfschmerz geklagt, welcher so zunahm,
dafs sie eine ganze Woche lang unvermögend
gewesen, war aus dem Bette aufzustehen. Ein*
Stiche hoben die ödematöse, die Augenhöhle
umgebende Geschwulst, an den Schläfen wur»
de wegen einer hinzugekommenen schmerz«
haften 4ußenei*tzündung eine Fontanelle ge«
setzt, und Blutigel und kalte Waschungen an-
gewendet, Sie bemerkte jetzt erst eine Her*
vortreibung des Augapfels, wobei das Sehen.
eu leiden, schien, und eine, umschriebene, b^t
Berührung elastische Geschwulst, von der
Gröfse einer Haselnufs, welche am Infraorbi-
tal-Rande hervortrat. Eine weichere und
mehr verbreitete Geschwulst zeigte sich an
derselben Seite über der Sehne des nmscu*
las orbiculnris palpebrarum* In der untern
Geschwulst sah und fühlte man eine mit den
gro&en Arterien gleichförmige Bewegung;
die- obere verursachte der Kranken eine
stark klopfende Empfindung. AHmählig
wuchs die Geschwulst, und tfie swychen dem
— 4* -*•'
Augapfel und unterfi Augenliede befindliche
•
Haut wurde hart und dick« Per Augapfel .
wurde nach und nach, nach oben und aufsea
getrieben und , die Bewegungen desselben bei-
nahe gänzlich dadurch beschränkt. Dabei
klagte die Kranke über ein beständiges' Sau-
sen im Kopfe, welches sie mit dem ununter-
brochen Blasen zweier Bläsebälge zu verglei- '
eben pflegte. Starke Gemütsbewegungen und
körperliche Anstrengungen vermehrten die
klopfende Bewegung in beiden Geschwülsten«
Das beschwerlichste jedoch von allen Symp-
tomen war ein dumpfer Schmerz im obern
Theile des Kopfes, welcher von dem Vorder-
köpf nach der Gegend der Schläfe zu sich
erstreckte und die Kranke nöthigte, der lin-
ken Seite ihres Kopfes durch ihre Hand eine
ruhende Stellung zu verschaffen, da das Brau-
sen, wie der Schmerz heftig zunahm, wenn
ihr Kopf niedrig lag und nicht unterstützt
wurde.
Diese kurze Beschreibung vom Zustande
der Kranken erhielt ich, als mein Freund,
Hr. Doctor Cholnteley, ässistirender Arzt- am
Guys -Hospitale mich ersuchte, sie selbst zu
besuchen. Hure Gesichtsbildung war kräftig
und wohlgenährt, die die Gegend der Augen-
höhle «mHchst nnmAKeffende Häuf sdflün
krankhaft verdickt und faltig. . Die Augen-
brauneä der kranken Seite waren straff und
zwei bis drei Linien über ihre natürliche Stei-
le herausgetrieben. Verschwunden war die
Augenhöhle, das obere Augenlied erhob sich,
durch den hervorgedrückten Augapfel getrie-
ben,' in einer convexen Gestalt von dem Su-
percüiarrande. Die obere Hälfte des innera
Augenwinkels war durch- die klopfende Ge-
schwulst ausgefüllt, welche sehr weich anzu-
fühlen, leicht zusammenzudrücken , und bei ei-
nem mäfsig angebrachten Druck, starke Pulsa-
tion verrieth. Die Venen des pbern Augenlie-
des, gleich wie die an der Seite der Nase, waren
varikös ausgedehnt, und die über dem Thrä-
iiensack liegende Haut' auch angeschwollen*
Die untere Geschwulst, aus der Suborbital-
höhle hervorragend, hatte eine konische Ge-
stalt und war bei der Berührung ebenfalls
sehr elastisch* Das untere Augenlied war bis
zu dem änfsern Winkel der Augenhöhle weit
über die Wange erhoben. Man konnte die
untere Geschwulst zwar in die Augenhöhle
zurückdr Ucken , aber alsdann wurde die Pul«
tation sehr heftig: und der Schmerz, durch den
Vermehrten Druch des Augapfels gegen die
- 4» -
•
Decke und Seite der Augenhöhle, unerträg-
lich. Ein vorsichtiger Druck auf. die, Tempo-
ral* Maxillar- und Angular- Arterien enge»
bracht, blieb ohne Wirkung auf dar Aneurin
ma, comprimirte ich aber mit n^dnem Dau-
men den Stamm der allgemeinen Carotis, $o
Jiefs sogleich die Pulsation in der Qetchwulft
nach und die Bewegungen der kleinen Ge-
schwulst wurden sehr schwach.' Die neue Zu-
nahme von Anschwellen der Haut über dar
Nasenwurzel und unter dem Winkel des ent-
gegengesetzten Auges beunruhigte die Kran-
ke und deren Freunde, welche, nicht ohne
Grund, eine ähnliche Affektion der rechten
Augenhöhle besorgten.
, Als ich zum erstentpale die Kranke sah,
hielt ich mich überzeugt, dafs die Krankheit
keine andere > als die von Bell so schön un-
ter den Namen Aneurism by Anastomosii
beschriebene seyi könnte« Sie hatte in der
vThat zu viel Aehnlichkeit in den vorzüglich-
sten Symptomen mit [mehreren von Bell ge-
schilderten Fällen, glich aber besonders der
von Hr. Freer zu Birmingham mitgetheilten
Geschichte eines Kranken, welcher allen ärzt-
lichen Beistand verschmähend, an einer Ver-
blutung endlich starb, dafs ich bei der sieht-
- 45 -
banai Zunahme der Krankheit meine
hangen dieselbe zu heilen mit Grund verdop-
pln iu müssen glaubte« Dem Karakter der
Krankheit und meiner von derselben gefaß-
ten Ansicht zufolge, lief* sich erwarten, da£»
dieselbe, wiewohl klein und unbedeutend im
Anfrage erscheinend/ schnell zunehmen und
um sich greifen würde« Zuerst versuchte ich
mamf, Druck auf die Geschwulst anzubrin^
gen, welcher aber, obschon höchst gelinde»
nur kurze Zeit wegen des äufserst heftigen,
durch den Druck auf die Arterie heiyorge»
brachten Schmerzes vertragen werden konnte»
Auch kalte Umschläge wurden in Gebrauch
gesogen, doch ohne alle Wirkung; und 'die
lange Dauer, wie die Heftigkeit der Krankbeb,
Beb von diesem Mittel nichts erwarten. Aus»
schneiden, als das einzige Mittel, welches in
ähnlichen Fallen Kranke vollkommen geheilt
hatte, lieb sich durchaus nicht hier ohne Ex-
sttrpation des ganzen Auges anwenden, und
(bei der veränderten Lage des Augapfels und
dem begreiflichen Ursprung der Krankheit in
der Augenhöhle, betrachtet^ ich das Resultat
einer so wichtigen Operation als höchst ge-
wagt und ungewils, Ueberzeugt von der be-
ständigen Zunahme der Krankheit, glaubte ich
I
- 44 - . -
nach der jungst -erst so glücklkh gelungene!
Kur des Hrn. Astley Cooper,*) diese Methods
hier auch anwenden zu können, und hielt M
sonst günstigen Umständen eine Ligatur um
die Carotis anzulegen für nicht zu gefährlich,
In der Hoffnung, dafs durch Schtiefsung' die-
ses Blutkanals auf alle Fälle eine bedeutende
und bleibende Verminderung des Blutandran-
ges gegen die kranken Theile statt finden
miifste, schritt ich an einem Dienstage des
a3 Mai 1809 in Gegenwart des Hrn. Doctot
Cholmelej-j Georg Young* Brickenden und
anderer zur Operation.
Die Kranke wurde auf den Rücken ge-
legt, der Nacken durch ein Kissen unterstütz
und das Kinn nach der linken Schulter, zog*
wendet* In der Entfernung von einem ZoH
•Ton der Extremitas scernaUs von der C2o-
vicula wurde ein drittehalb Zoll langer Ein«
schnitt in. einer gebogenen Richtung ■ den ,
,Lauf des Sternocleidomastoideus entlang ge-
macht, die Lagen dieses Muskels blos gelegt,
Jder Rand desselben aufgehoben und die Schei-
de der grofsen Gefäise mit Vorsicht an der
TracKealseite aufgeschnitten. Durch diese sdtf
*) Medidnisch chirorg. Abhandlungen der med. chirurg.
Gesellschaft «u London» Jlu$ d. Enal, überseut von
Dr. Oimnn. i%xu S. 4.
— !45 —
kleine Oeffnung brachte manf eine gebogene
Sonde, -mit fein/er starken Ligatur ein und
fährte sie nnter der Arterie weg, indem mau
sorgfältig sich bemühte, die Nerven davon
auszuschließen. . Nach Wegnahme der Sonde»
wurden, die die Ligatur bildenden Fäden ge-
trennt, der unterste an dem untersten , der
oberste an dem obersten Ende der entblöß-
ten Arterie angelegt« Sie waren über den
Tierten Theil eines Zolls von einander ent-
fernt, und nachdem sie fest angezogen} .konn-
te man die Theilung der innern Haut des
Gefalses deutlich fühlei. Die Wundränder
wurden leicht durch" Heftpflaster %it einan-
der verbunden und die 'Ligaturen an der ent-
gegengetetzten Seite ihrer Anlegung befestiget»
Ehe noch Patientin den Tisch verliefst
fühlte sie, dafs der Schmerz betäubt, und da£s
das Getöse in ihrem Kopfe gänzlich verschwun«
den war. In des kleinen Geschwulst über dem
Auge, hatte sie noch ein klopfendes Gefühl,
aber unbedeutend« -Zwei Stunden später, nach-
dem man die Kranke zu Bette gebracht hat-
te, fand ich sie vollkommen frei von allen
Schmerzen, aber ungehalten, ruhig in dersel-
ben Lage verbleiben zu müssen. Siewar sehr
erschöpft; und besorgt nicht schlafen zu können«
- 46 -
Acht Uhr des Abend*. — Patientin klagte
über Ekel, war zwar sehr ach|llng, witf-
*ie aber durch krampfhaftes Auffahren lud
-Ängstigende Gedankeif über ihren Maas
•und ihre Kinder beunruhigt; de beschwer-
te sich über einen heftigen Schmers im
Vorderkopfs und Rücken und Lend
schmerzen; der Puls hatte 90 Schläge und war
härtlicher, die Temperatur der Haut normal
Durst unbedeutend. Die untere Geschwulst
schien gleich der obern eine ähnliche klopfen-
de Bewegung (angenommen au haben« lab
^verordnete ihr daher eine effervescirende sal*
zige Satutation, alle 3 Stunden einen Löffel
davon zu nehmen*
Zweiter Tag, acht Uhr des
— - Die Nacht war sehr unruhig, Patientin
hatte sich während derselben in der grollten
Bewegung umhergeworfen. Vorzüglich un-
wohl fühlte sich die Kranke von * — 4 Ohi
sie versuchte jetzt aufzustehen und sich an-
zukleiden, und schien ziemlich wohl, da sie
später einen kurzen aber erquickenden Schlaf
gehabt hatte. — Der Rückenschmerz war
sehr heftig, der des Kopfes nur auf den Vor-
derkopf beschränkt, hatte an Heftigkeit ver-
loren ; der Puls, welcher hart war, hatte ia4
, - -. 47 -
Schlüge, die Zange war leicht belegt ^ der
Durst maTsig*
Zwei Uhr de* Nachmittags. Die Unruh*
und die übrigen Symptome dauerten fort;
der Puls schlug 132 Schläge.
Acht Ohr des Nachmittags hielt sieh die
Patientiji selbst für sehr gebessert, frei von
allen Kopfschmerzen, auch die der Lenden
hatten .nachgelassen: der Puls wie zuvor, die
Zange feucht, die Haut kühl ; war auch, der
Schlaf kurz, so war er doch erquickend; sie
klagte über Steifheit des Halses und Nackens»
ihr Gemüth war beruhigt»
Dritter Tag. Zehn Uhr des Vormittags«
Patientin hatte eine sehr ruhige Nacht und
einen recht gesunden Schlaf, der Rücken*
schmerz war gänzlich verschwunden. Sehr er-*
schreckt durch Abfeuern der Kanonen im Tower,
empfand die Kranke seitdem einen peinigenden
$chmeft in dem oborn und untern Theil des
Kopfes; der Puls schlug na Schläge, war
voller, aber bedeutend langsamer« In beiden
.Geschwülsten verursachte eine leichte Beruh»
rang der Kranken ein Gefiihl von Getöse und
Klopfen, bei einer starkem Cotnpression konn*
te man in der unteren sehr deutlich noch
eine Pulsation fühlen*
i
- 48 -
Zehn Uhr des Abend*. Ein Klystier
wurde ohne Erfolg angewendet^ und da die
Kranke über kolikartige Scbmerten des Un-
terleibes sich beklagte und an Verstopfiag
litt, ein salinische* JPurgans verordet.
Vierter tag, neun Uhr jjes Vortnittagk
Eine wegen der heftigen Kop£ichmerzen scUtf»
lose Nacht; doeh jetzt Nachlafs dieser Sehnet»
sen« Gegen 7 Uhr erfolgte eine - k*pto§e
Stuhlausleerung und Eintritt der erwartete*
Catamenien*
Vier Uhr des Nachmittags« — Patientin
klagte über einen lästigen Schmerz im Hinter-
kopf und über sonst kein Symptom, welche!
auf Störung des Gefäßsystems schliefsen lieft,
der Puls schlug 92 Schläge und war weidk
Sie sals im Bette halb aufgerichtet, und genob
mit Wohlgeschmack einen leichten Pudding»
Fünfter Tag, zehn Uhr des Vormittag!,
— Die fortdauernden Schmerzen im oben
und hintern Theile des Kopfes verursachten
der Kranken eine unruhige Naoht. Sie klagtet*
dafs der Schmerz, wenn gleich tiefer im Kopfe
sitzend, die Haut desselben empfindlicher mach-
te. Die Geschwülste waren bedeutend ve£- 1
kleinert und das Augla weniger hervorstehend, jj
i
- 4f - x
Aliale ilch im Uette Aufrecht aetsen wollte, wir
ihr Kopf au achwach, dala aie gtmtithlgt wur-
de» die vorige ruhende l«age ihrem KUrper
sa geben« Ich bemerkte, dala dem Augapfel
eine kleine puUirende Uewegung mitgetheilt
worden war« ihr (ieaicht war kut« und alle
Gegenatttnde erschienen ihr grtilaer all go-
WÖhnlicli und minder deutlich«
Vier Uhr dea Nachmittag!« In jeder
Hioaicht befand lieh Patientin beiaery da aie
tinige Stunden geichlafen hat; der Schmers
Im Kopfe hat giiiuhch aulgrhürt; drrPuli hat-
te 84 Schläge und war natürlich, Ohne eine
fitüue iu bedürfen, konnte aie länger die alt«
M&de Stellung vertragen«
Swhstar TVig, Mittag» — Patientin a&
Bit Wohlgcicshitiaek eine Makrall» /u Mittag
und wat; ImtwHhrend frei von 'allen Schinnr«
Ben« Uni dt>r Abnahme dea Verbendrs (lufi
der Eiter reichlich au der Seite der Iiigntu-
rea heraus« I Jeher und unter deraelben hat«
te lieh die Wunde durch die erste Verein!«
gung gfcacbloaaeiii Die Granulation und der
Ausilufa war aehr gut.
Siebenter Tag, Mittag« Öle gunae Naohl
bau« Patientin ungostürt geschlafen, wurde
am Tage durch daa Llitfen der Ulucken afiOU
ftaan. XXXVIII, 1. |. tu D
• ta $0 --
ort und fand das lortdfturetide Getöse höchst
beschwerlich« Ich erlaubte ihr heute Fleuch
zu genießen* Die kehrende Bewegung der
untern Geschwulst wurde Aur beftnerkt» wenn
man auf die obere eine Compression an«
brachte; doch fand dabei ein schwaches, wenn
gleich deutliches Pulsireü statt»
Achtet und neunter Tag. In aller Bück*
sieht Besserung der Kranken * Granulation
und Eiter waren gut»
Zehnter Tag. Erster Juni, — Patient^
hatte eine sehr unruhige und traurige Nacht*
da die Schmerzen im Kopfe seit 3 Uhr von
neuem sich einfanden und auch die allge-
meinen Bedeckungen empfindlich wurden»
Sie war aufgestanden und fand* dafs sie übe*
Erwartung besser umhergehen konnte» Di* .
Wunde heilte sehr gut, ausgenommen die Li«
gatüreu* welche sich noch nicht loagelöset
hatten*
Zwölfter Tag. — Patientin führte keine
Klagen* safs im Bette aufgerichtet* arbeitete
ohne zu ermüden* afs uud schlief gut«
Vierzehnter Tagt Noch hat die Kranke
zuweilen wohl Schmetten im obern und hin-
tern Theil des Kopfs** doch sind sie Weit
traglicher, als Vor der .Operation*
-- AI *-
trink Puffetiiln Ihren Tha* »iil'uer Itelt, Hlk
dlPiett Mnrfcv-H In Mnwn, nn Ihre S^ltUFkaHt*
thw fttuliMidfiiri Sfilltimi-i * niltlif» «Irli ihliWirh
titid fliehtet*? nur Hnr» Vpi-tiniitMltung des Au*
g*ft, ludrlti n\n ßlitlilitP, dl* AtfgehbrfluHehdtt
kHlhfc>h Angr«! ntllnilrn hfJhW hIa tll* deflge»
ittndtM* und ille nttlMtn fl*ii'htttdir w«h-
dft grüftt-r. Ihr Mftrih, wie ihr»; ftetind^
thtUttn rilMidli* Meamßhlk 1)1« filgittitett
llH£t*H An loii-r ku wenk»n» hie tlnke Reit«
ttn Nnrktfu von der ftnhtdter bis fcuHi Ohr
tont- Mwm <♦»» I", nhfhihh tlie Irtfle MewegtiHg
del KopTrÄ {»»«»Hit wurde, hie faiern dei
NitttMilm /»/w/j vnnyniil** tMhltWH llfch hurt:
Mhd HtflttthtiftrH^ Hh, fffthrnthrlnllüh titiff f^lg*
def *»nM ^hiiliirh ftniftllttrlitng in ilrr Wunde*
fielt der lelrten iNlt'hflrhl Vnn Ihrem Jlellndett,
hat nif» fcti»f»tii-ndi) fli-hmi-rx en In dein Aflgt gg«
hftbtt tlip aber leicht diiHdi Hnen grllfcfttldeheti
ftrlilrm liMelllgt wurden, Wtlt'hetftülioh VOh dtfff
UjietaUob oll defilelben ftffekt bewirkt luttWh
ftlnHhAtitühtifltfef Tilg. Ohrt# duft (1i*
towlt nflthlg getieften wHr§, Wurtle dl* nb*M
tjignttir ftligelftatt. Patientin kiinn, ohne dl*
gering»!« ileifcbwerd* tu «mi>Ilttdrtj *itii»jrtt
— 5a —
und arbeiten» Höchst erstaunt *f«r sie, ab
sie bemerkte, dafs sie mit ihrem rechnen, dem
sresunden Auge, kleine Schrift lesen und feine ,
Arbeit verrichten kennte, welches ihr seit Jak*
ren unmöglich gewesen war. Pie Steifheit
der linken Seite des Nackens hatte abgenom-
men. Vor einigen Tagen bat, sie sch,Qn fstp
dringend um die Erlaubnifs ausgehen zu dür-
fen.
Zweiundzwanzigster Tag* Auch die un-
tere Ligatur kam von selbst hervor und
wurde in den Verbandstücken gefunden» Die
Arterienhaut hing noch fest an den Fäden«
An diesem Tage erlaubte ich der Kraa»
ken auszugehen» An dem, dreiundzwanzig-
sten Tag nach verrichteter Operation ging
sie zwei Stunden weit, wodurch, wie sieh
wohl voraussehen liefs, sie sehr erschöpft
wurde. Am neunundzwanzigsten Tag, war
die Wunde glücklich geheilt und sie kehr-
te zu ihrer Familie zurück. Am Ende dar
fünften Woche konnte sie alle die Ge-
schäfte, welche ihre Lage forderten, so gut |l
wie vor der Operation übernehmen. Sie war h
ungemein vergnügt über die plötzliche Ver- *
kleinerung der Geschwulst, Abnahme des Pul- >
tirens und das gänzliche Versahwinden der 1
\
- — 53 —
• * ■
Schmerzen! welche sie schon Jahre lang ge~
peinigt hatten. i
Zwanzigster September. Vier Monate
sind nach verrichteter Operation jeut verflos-
sen. Die Geschwülste* sind augenscheinlich
kleiner und- die Bewegung derselben ebenfalls
sehr schwäch. - Der Augapfel ist weniger her- .
Vorgetrieben, der dumpfe Schmerz, früher oft
Wechselnd, kömmt jetzt nnr höchst selten«
Man unterscheidet durch das Gefühl gana
deutlich, dafs die Arterie der linken Seite
.finter dem Winkel der Kinnlade weit schwä-
eher schlägt , während die Arterie der ent-
gegengesetzten Seite mit mehr *ls gewöhnli-
cher Kraft pulsirt. Patientin leidet zuweilen
an Fehlern der Verdauung, voran sie schon
früher oft litt, inhalier andern Rücksicht be-
findet sie sich sehr wohl und setzt ihre er-
erxiiüdendetf Geschäfte mit wehiger Beschwer«
de als früher, fort«
Am Sonnabend den '28; Oktober abor-
• .'■■.■
tirte sie öhngefäbr nach zehnwöchentlicher
Empfängnifs. Die Blutung war dabei so au-
ßerordentlich grofsr- da£s Ohnmacht erfolgte
und ein Zustand Vöh sehr grofser Schwäche
zurück blieb. Den darauf folgenden Morgen
war die untere Geschwebt g&n* Aach gewor-
- 54 ~
den, und du Pulsiren hatte gänzlich aufgta
hört. Am darauf folgenden Morgen fühlte
sie grofse Schmerzen in der leidenden Seite
des Kopfes und hatte Fieber, Binnen we*
»ig Standen war das Zellgewebe der Gegend
der Augenhöhle mit einer serösen Flüssigkeit,
wie es die Kranke im Anfange der Krank-
heit hatte, gefüllt; der Schmers liefs nach,
und das Jlesorgniis erregende Ordern, sq >i*
die bedeutende Hitze desselben, wurde durch
■
kaltes Wasser gehoben. Sie hat jetzt im Mo«
nat November keine Schmerzen des Kopfs
mehr und nur aus Schwäche wegen zu gro*
fsen Blutverlust zuwejlen Herzklopfen und
Schwindel, Die untere Geschwulst und dif
Anschwellungen zwischen den Augenbraunen
sind gänzlich verschwunden. Der Augapfel
hat eine weit natürlichere Ltage, die untere
Geschwulst ist unelastisch und hqt keine wir
dernarilrliche Pulsation,
.Noch ehe sie sich von der, durch die zu
frühe Niederkunft hervorgebrachte Schwäche
erholt hatte, wurde sie gegen Weihnachten
durch den Verlust eines Kindes sehr betrübt«
Sie wurde von heftigen Ohnmächten befallen,
b"kpm starkes Aufstofsen und verlohr viel
Blut aus dem Anus» Beinahe zwei Monat«
— 65 -
lang mufftt* ab» au Uelte Mitbringen und in
' einem Zustand von tichwHrhe und Betrllbnift,
dala ihre I fmfli'bungen an ihrer Wiedergene-
•ttiig w*w*l feiten« Im folgenden Monat Ju-
ni besuchte sie, auf meinen Jlath einige Freun-
dinnen auf dem Lande, drelfrlg Meilen ron
London entfernt und verweilte daselbst awei
Monate, Sehr gesund keltite sie aurllok und
genofs aelt dieser Zielt einer vreit dauerhaf-
tem und bessern Gesundheit, all in dem rer»
gangenen Jahre.
Mai |Rit, — Mrs. Stnfjol hat {etat ein
lehr Muhende* und gesundes Aullehen. Eine
klelpe Krhahenheit von der Grübe einer Erbse,
Über dem einen Winkel dea Augea iat die
einclge flpur, welche von der Krankheit an»
'sllckblieb. Magcnbeachwerde und beaondere
Dyapepsie, Uebel woran sie schon aelt t5 Jahren
leidet« pflegen auweilea aie noch r.u befallen«
Da ich nie ein dem eraHhlten gleichen
Fall au beobachten Gelegenheit hatte, kana
ich nicht* über die Natur dieaer seltenen
aber gefährlichen Art Yon UesohwUlaten hin«
tufllgen,
Ich hielt diese Krankengeschichte in dop«
pelter Hinsicht für clenkwiirdig« erstlich ge*
wahrt sie uns einen neuen Beweis von der
-. 5« —
Sicherheit einer Operation, welche man bis«
her entweder für unmöglich, oder wenig*
stens höchst nachteilig für die Funktionen
des Gehirns betrachtete; zweitens beweist sie
den Einfluft, welchen wir durch Unterbin-
düng der Arteria Carotins auf den krankhaf-
ten Zustand der Nebenzweige derselben erhal-
ten. Es erhellt hieraus, dafs die Carotis gleich
jedem andern Arterienstamme verstopft werden
kann, ohne dafs für das Organ, welchem sie
Blut zuführt, hierdurch ein Nachtheil erwächst
und dafs die Nebenäste derselben dann eine
zu seiner Ernährung und Function hinlängli-
che Menge Blut zufuhren*
f>\
/ irr,
\
- 57 -
IIL
Nachtrag zu der Abhandlung
üb«
fremde in die Luftröhre gefallene Dinge,
Von
Dr. Michaelis*
vProfeuor xu Marburg,
(Nebst Abbildung.)
Ich läugne keineswegs, dafs ei seltner^ Fälle
.giebt, wo die Operation der Luftröhrehöffnung
allerdings bedeutend und schwieriger werden
kann. Es giebt nämlich Leute, welche einen
sehr dicken, fetten und kurzen Hals haben«
Bei ihnen liegt gemeiniglich die Luftröhre sehr
tief, zumal bei Krankheiten, wo die Rückkehr
des Blutes vcta Kopf nach dem Herzen etwas
gehindert wird, Und wo deswegen der ohne«
hin dicke Hals noch mehr aufschwillt. Da
liegt, zumal bei Erwachsenen, die Luftröhre
zuweilen jo ungemein tief, dafs es wirklich
t- 58 -
i
i
Höchst schwierig wird, sie mit dem BroAcho-
tom w erreichen* Pazu kömmt noch, da&
/die Luftröhre nicht völlig fest liegt, bq daft
das Messer oder auch der Bronehotom zuwei»
Jen an ihr abglitscht, und man in Gefahr steht
mit der Spitze darneben liegende Theile zq
verletzen, wovon eine starke Blutung die Fol«
ge ist,
Schon Lfi Blanc hat diese Uuanneh'mliclv
keit gefühlt, Er hat deswegen ein halbmond«
förmiges, an einem Stabe befestigtes, schmales
Instrument erfunden, dal* die Luftröhre ?u
fhciren bestimmt ist, (S. s. Operation* de Chi*
rurgie. VqU /< Planche I. Fjgf 9.) Allein die-
aes leistet das, was es leisten soll, nur höchst
unvollkommen, wie ich aus an Cadavern un*
ternommenen Versuchen weiß. Aber we*n
auch dadurch die Luftröhre vollkommen be*
festigt wlirde, so ist man dennoch nicht vor
der Gefahr gesichert, dafs das Messer bei sehr
tief liegender Luftröhre, an ihr, ohne sie ein«
zuschneiden, herabgleitet, wenn man nach Lei*
tung des Zeigefingers der linken Hand, mit
dem Messer dieselbe einzuschneiden willen*
ist. '
Diese Schwierigkeit ist es vielleicht haupt«
sächlich, welche Unerfabrnere von dieser aus«
- 59 r-
ien*. woblthätigen Operation zu/üokschreckt,
teh^habe mir deswegen ein paar Instrument*
machen lassen, mit welchen ein jeder Dort»
^Jl/i4*ftf diese . Operation mit der größten
Wichtigkeit unternehmen» und dadurch man-*
phem. Upglücklichen das lieben retten kanp.
Allein, hüre ich fragen , welcher Dorf- Wund-
lixt wird just diese Instrumente bei der Hand
haken? Darauf antworte ich, sie sind so ein«
Each, dafs wer sie einmal gesehen hat, sie im
Nothfall in sehr kurzer Zeit aus recht hartem
Holz wird nachmachen können} wenn er nur
irgend mit Holzschnitzen umzugehen weifs.
Das erste dieser Instrumente (S, Fig, i,
ml} at) ist. für den Fall bestimmt, wo man
»tnea fremden, in der Luftröhre befindlichen
törpers wegen, einen senkrechten Einschnitt;
n (dieselbe zu machen wünscht« Hier unter-»
mcht man zuerst die ganze vordere Gegend
iee Halses, vom untern Theil de$ Luftröhren*»
topfes bis dahin 9 wo $iph die .Luftrühre in
ixe Brust senkt, mit Genauigkeit, Findet man
hier, dal* in der Gegend des a — 5 Luftröh-
rqjpknorpels, die Luftröhre ganz unmittelbar
und ohne den geringsten Zwischenkörper, un-
ter der Haut und sehnigen Verbindung der
beiden Sterno-thyreoideorum liegt, daß «l»o
I
— 6o —
gewifs an dieser Stelle, wo ich eumuehiui-
den Willens bin, die Schilddrüse nicht vw-
liegt, so lege ich gleich dieses Instrument tuf
den Theil der Luftröhre, welcher sifeh Tön
untern Theil des Luftröhrenkopfes bis An A*
Brustbein erstreckt, so dafs seine Convexitit
aufwärts gekehrt ist, und lasse es nun in. die-
ser Lage durch einen Gehülfen halten, der
auf der linken Seite des, in einem etwas nach
hinten gebogenen, mit einer hohen Lehna
^versehenen Lehnstuhle sitzenden Kranken
steht. Die Lehne dieses Stuhles muß wohl
ausgepolstert seyn, und der Kopf des Kran«
ken durch einen hinter ihm stehenden zwei-
ten Gehülfen fest gehalten werden. Ein drit-
ter gleichfalls auf der linken Seite des Kran«
ken stehender Gehulfe, hält seine beiden Hin«
de. Der erste Gehülfe, der das Instrument
hält, umfafst mit den 4 Fingern den Stiel des«
selben und drückt die Hand wider den obern
Theil des Brustbeins« Auf diese Weifte also
wird die Luftröhre völlig fixirt, und jeder Be-
wegung unfähig gemacht. Nim ergreift 'der-
jenige, welcher die Operation verrichtet, %in
etwas convexes Bistourie, welches iwbkWSg-
Jich in seinem Hefte steckt, und macht duifcfc
die in der Mitte des Instrumentes befindliche
fc* ßl —
Rinnt einen longitudinellen Schnitt durch
Hautdecken bis in die Luftröhre. Dies kann
durch einen einzigen Schnitt geschehen, des«
aen Länge durch die verum thliche Grpfse des
fremden .Körpers modificirt wird, den man
in der Luftröhre Vermuthet. Sollte mftn glau-
ben, däü dieser Schnitt allein noch nicht Raum
genug verschaffte, so macht man noch einen
Queerschnitt, welcher in der horizontalen. Li«
nie fortgeht, die zu diesem Zweck an ebea
diesem Instrument angebracht ist. Diesen*
Queerschnitt macht man entweder mit dem?
Messer, oder besser mit einer gekrümmten
Scheere* Sobald dies geschehen ist, nimmt
man das Instrument weg, und laut den Kopf
gleich yorwärts halten, damit kein Blut in -die
Luftröhre fliefst. Es wird nicht lange wäh-
ren, so wird der fremde Körper ausgeworfen
1 werden. Sollte kein Mensch bei der Hand
seyn, welcher ein solches Instrument aus Holz
schnitzen könnten, so kann man auch nur eine
's < — 3 .Zoll lange, inwendig glatte Baumrinde
dazu nehmen, in welche zwei, einige Linien
breite Einschnitte gemacht sind, die zusam-
mengenommen die Gestalt eines Kreuzes bil-
den. Diese Baumrinde legt man mit ihrer
concayen Fläche auf den vordersten Theil des
— 6» _
Halses , lö dal* ihre Conteiitat ntek anlieft
Weht. ;
Sollte man aber an dein Orte de*, Hal-
tes, Wo man den Einschnitt zu machen vor*
hat, die Luftröhre nicht unmittelbar übtet de»
Haut und der sehnigen Ausbreitung ftiklen
können, So tnufs man freilieh vertnutheto; da&
die Schilddrüse übet die Stelle hettbl-agt, WO
min einschneiden will» Hier tnulsfelsö freilich
ei%t diese beseitigt werden« Hier tnurs man
erst die ' Haut sehr behutsam einschneiden*
behutsam, um die unterliegende Sehilc)druse
nicht fcü verletzen* Diese Vorsicht Wird maß
bei einigen Kindern, als wb diese Drüse noch
gtoCs ist* wohl nie vernachlässigen dürfen*
Alsdann bringt man den Zeigefinger def lifr»
ken Hand ein* schiebt damit die Schilddrüse
behutsam zurück, Und entbloCst die Luftröhre.
Nun erst bringt man das Instrument Fig. U
ein, Und Schneidet die Luftröhre mit völlig*
ster Sicherheit ein;
Das Instrument Fig. 3 und 4« »t für 6fo
Fälle bestimmt, wo ich durch Einstofsen dal
Bronchotoms Luft in die Luftröhre bringen
Will. Auch hier fühle ich erst recht genau
zu, ob in der Stelle, Wo ich den Bronchötött
durchzustofsen willens bin> (und ich würde
— 65 —
dazu den ZmAchöfifatim iwistihen dem schild-
und ringförmigen Knorpel de» Luftröhrenkop*
fes wählen 0 der Theil des Luftröhren köpfe«
deutlich und nur yon der Haut bedeckt ge»
fühlt wird. Ist dies nicht der Fall, so schnei*
de ich etst die HfäUt eih* Ist es aber der
fall, *o lasse ich durch einen Gehülfen da*
Instrument Fig* 3 und 4. auf bliesen Theil dei
Luftröhrenkopfes fest so legen, dafs die Öeff-
hang des Instrumentes auf die Stelle kömhtt*,
Wo ich die Durchbohrung machen will. Nun
bringe ich. den Zeigefinger der linken Hand
in den Zwischenraum zwischen den Schild^
Und ringförmigen Knorpel des Luftröhrenkob«
fei, und stofse mit der rechten Hand deti
firoachotom durch die Haut und das Liga*»
ment durchs welches beide Knorpel mit eini
ander verbindet (Das LigamehtUfti crico*
thyreo ideurn.) Dann ziehe ich die Schneidig
heraus^ und lasse das RöJbrchen sitzeü. Uebri-
geüs würde ich gern am fironchotom ein dop-
pehei stählernes» gekrümmtes Röhrcheti ha-»
bett, um das innere Röhrehen * wenn der Fall
ey forderte s dafs das Instrument 'längere Zeit
in der Luftröhre bliebe, herausziehh und Von
Schleim, der ei nicht Selten verstopft > reini-
gen zu können. (S* Fig* 5 — 9.) ß*ti hat
\
/
- «4 -
gehont «in doppeltet gerades Röhrchen zu glei-
chem Zweck angegeben* Allein die Gründe,
welche schon mein verewigter, nie genug zu
feyernder Lehrer Richter angiebt, warum er
ein gekrümmtes Rohrchen einem geraden vor-
zieht, bestimmen mich ersteres vorzuziehn.
Die geraden sind gar zu leicht, entweder zuv
Juffz ; oder zu lang« Sind sie zu lang , so
beriihren und reizen sie die hintere Fläche
der Luftröhre, und verursachen Husten und
SffbmÄz* Sind sie zu kurz, so fallen sie leicht
aus der Wunde heraus« Dazu kommt noch,
4afs die gerade Röhre den Strom eftr ein«
dringenden Luft immer gegen die hintere Sei*
Je der Luftröhre richtet, und dadurch zum
Husten reizen kann» Es ist meines Erachten*
noch nicht genug, wenn Bell versichert, die»
ae Unbequemlichkeiten nie beim Gebrauch
des geraden Röhrchens gesehen zu haben»
Dadurch ist noch nicht erwiesen, daü sie auch
feei vorzüglich Empfindlichen nie entstehen*
Eine Vorsicht aber die Bell empfiehlt,, würde
ich immer nachahmen* Er steckt nämlich den
Troiskart, ehe er ihn einsticht, zuvor mitten
durch eine vierfache leinwandne Compresse»
Dadurch nun, dafs man in der Folge ein odet
mehrere Stücken von dieser Leinwand weg*
nimmt/
. — 65 — , . ■'
nimmt) kann ich die Länge! des Röhrcheus
nfch Gefällen vermehren. Dies Hinwegneü-
men kann,' ohne Bewegung, des Instrumentes,
Mos durch Hülfe der Scheere geschehen. Dies
. ist ein Umstand von Wichtigkeit« Denn bei
," der nach der Operation ^erfolgenden Geschwulst
kann das Röhrchen sonst fast ganz aus der
■ * . <
Wunde herausgetrieben werden. — Sollte die
Geschwulst wieder fallen, so kann man wie«
dter ein paar Lagen Leinwand zwischen die
{Kompressen schieben *)•
Der, Vorschlag des Herrn Hofirath Picket
zu, Paderborn, ein doppeltes Röhrchen zu
brauchen, wovon das eine von elastischem
Harz wäre, scheint mir deswegen nicht wohl
ausführbar, weil das Ganze zu dick werden
dürfte.
Das Kind, dessen ich im vorhergehenden
erwähnte, (Schneider Heyls Kind) bei dem
die Bohne stückweise ausgeworfen ward, hat
+) Bydden empfahl ein Röbrcben mit einem Aüsfcuge»
um es verlängern zu können. E Jülich, welcher das*
selbe in »einen Chirurg* Beob. Th* i. S. gr» und
Tabi //. ßg* 4< bei uns bekannj machte,, sagt« sein
Nutzen sey noch nicht erwiesen. Der einfache /?#//-
sehe Verband mit untergelegter Compresse/ scheint
auch mir hinreichend zu sejm.
Hj.
Joara. XXXVIH..B. 3. Sf. E
einen , wie man fürchtet» ichwiuldsiichtigtfl
Husten bis jetzt (Ende von 1812) fcachbe*
halten.
Ich habe das ^elierdtefl* was an de*
Röhre des Bronchotoms befindlich ist* in der
rj Figur besonders zeichnen lassen, um zu zei*
♦gen, dafs es so klein seyii mufs, daß* dailn-
atrument Fig. 4- leicht darüber Weggöioged
Werden kann»
-t-*ftfei-^
I
»
- fy
I I
IV.
Amputation
durch
venerische Geschwüre nöthig
gemacht)
Voä
Dr» Peter Gottfried Joerdens>
t
t
Stadtpnyiikui in Ho&
öelbst um die Motilität mehr emporzuheben»
Ut besonder* von ilor Seite »der Befriedigung
thieriidv:r Triebe betrachtet* das Aufstellen
lolcher Gemälde von unbezweifeltem Nützen*
}a oft voii den bleibend - zurückschreckend- v
sten Eindruck > in welchen die fürchterlichen
Begleiter jener ungezügelten Leidenschaft
ich meine der Wollust •— treu dargestellt
werden. Allein auch die wissenschaftliche
— 68 —
Kunst muta in so fern dabei gewinnen» in wie
fern die Behandlung jener Folgen oft, auch
bei dem gröfsten Aufwand von rationalem
Verfahren doch einen unglücklichen Ausgang
nimmt) und das leidende Subjekt seih doppelt
*
elendes Leben nur mit Verlust eines betrachte
liehen Gliedes seines Körpers erkaufen kann.
So viele Patienten mir auch schon von
gekommen sind ; so kämpfte doch keiner mit
so langwierigen Beschwerden, als eine Weibs- -
person, von welcher jetzo die Rede seyn soO»
Arm von einem Handwerksmann gebohren,
mochte sie sich schon frühzeitig jenem elen-
den körperlichen Gewerbe zur Befriedigung
des Geschlechtstriebes überlassen haben* und
erhielt auch eben so frühzeitig die unmittel-
bare Strafe an ihrem Körper dafür. Denn
schon im Anfang der aoger Jahre zeig-
ten sich die ersten Symptome venerischer
Ansteckung an einem bösartig weifsen Fluü;
dazwischen verschiedene Exantheme an den
Pudendus, auch wirkliche Exulcerationen da-
ran u. r* w. die bald langsamer, bald .geschwin-
der, je nach der Zeit ihrer Dauer,— und der
Regelmäfsigkeit oder Vernachlässigung des
Arzneigebrauchs, und des übrigen Verhaltens,
entweder radical oder nur palliativ gehoben
— 6g —
wurden. Allein letzteres vorzüglich , war ge-
wöhnlich tbeilft physisch^ theils moralisch sd
beschafFen9 dafs sie aus Noth jede Kost nur
zur Sätigung geniefsen, in Unsauberkeit leben
mufste, und des Erwerbs wegen, die Tugend ver*
gafs und reichlich dem Genossenwerden preis-
gab. Bei der durch alle jene Ursachen vermehr-
ten Atome, vermehrte sich anch die Receptivi-
tät für das venerische Miasma, mithin auch die
Hartnäckigkeit und die Allgemeinheit des
Uebels bei ihr. Deswegen kamen mehrere
Beschwerden nach jenen erst angezeigten, die
die deutlichsten Kennzeichen des allgemeinen
syphilitischen Zustandes darboten. Ohne be*
sondere allgemeine äufsere Veranlassung, bil-
deten sich auch zuerst an dem rechten Fufte
einige Anfangs unbedeutend scheinende Ge-
schwüre, die bald so schnell um sich griffen,
•
dafs man bei ihrem ünläugbaren venefischen
Gharraktef , und bei der Verwechselung von
Seiten der Patientin, kaum schnell genug
durch starke Merkurialpräparate von innen
und aufsen angewendet, dieselben verbessern
konnte. So achtsam auch diefs behandelt
und die Geschwüre würklich geheilt wurden,
so brachte doch ihre föfctd&ufernd schlimme
Aufführung bald darauf wieder verschiedene
Ausschläge der Haut, und besonder* Kopf«
grind hervor und waren diese geheilt, so
«teilten sich die Fu&übel wieder ein. Bei
diesen blieb es auch; so dafs sich seit fünf«
sehn Jahren alles, venerische Gift in dem Un?
keu Fuls, coucentrirte, und daselbst iusbeson*
dere in dem ersten Gelenk des Vorfufses 3 ei-
1
nen fixirtea Wohnsitz aufschlug,
Von meinem Vorführern als arme Kranke
auf öffentliche Kosten dufcb langer als zehn
1
Jahre in verschiedenen Zeiträumen mit Sorg*
falt und allen angezeigten Merkurialpräpara*
' %en gründlich behandelt, konnte es , bei dem
abwechselnd günstigen Anschein, doch bei
weitem nicht dahin gebracht werden, dafs man
sie da vollkommen geheilt betrachten konnte,
vielmehr änderte« die Fufsgesehwüre $0 oft
Ort und Qualität, dafs. ihre phagadenische
Metamorphose täuschend die besten Mittel wh
würksam machte, Leider mufste man auch,
selbst unter gebärige Aufsicht gebracht, bei
dieser Patientin die nemlichen unangenehmen
Erfahrungen machen, die sich uns 90 oft, be«
sonders bei dieser Art Menschen aufdringen,
ich meine damit jene, von ganz fehlerhaftem
Verbalten, sowohl in der ersten Zeit der Kur,
«U besonder» während der Periode der Re«,
~ 7* —
ponvalescenz, wodurch nicht selten dip Kunst
des Arztes ohne glücklichen Erfolg bleibt, die
Thäugkqit der, wenn auch gut geleiteten Na-
turkräfte unterbrochen und mifsgeführt, und
90 ein an sich schlimmes Ueb$l bis zur Un-
teilbarkeit hervorgebracht wird,
Vor fiun ?wei Jahren übernahm ich dio
Jtur derselben mit Antritt des Stadtphyiikats,
nU Armenarzt. Die Beschaffenheit; der Pa-
tientin war genau sq, wie ich jetzt angebe,
gie hatte das 54s*e Jahr zurückgelegt, war yon
mittlerer Statur, und mäfsig starkem Körper-
bau und hatte einen auffallenden Charakter
yon Cachexie in ihrem Aeufcern, Beide Vor-.
derfiifse zeigten offene Geschwüre ; der rechte
ein, einen und einen halben Zoll in der Pe-
ripherie haltendes, auf der Mitte d?s Platt-»
fuüses festsitzendes; der linke zwei, wovon
das erste und grqfsere die ganze Oberfläche
de? Vorfufses einnahm und sämmtliche Zehen
in den ersten Phalangen angegriffen hatte,
welches sich in der Breite über drei, und in
der Länge Über einen und dreiviertel Zoll
erstrecken mochte, Das «weite sab 4m Mal-
leolo externo, herabwäjts gegen da# Cßlca-
neunij in der Qröfse yon ein und einem vier-
tel Zoll, mehr länglich als breit, Per ganze
_ 73 —
Fufs war sehr verunstaltet, mehr breit ge-
drückt und bis fast an die Wade hart ge-
schwollen; sämmtlic&e Geschwüre fand taian
:mifsfarbig, in der Tiefe fungoefse pxcrescen-
zen, die Ränder speckigt umgebogen und auf-
getrieben; eine röthliche Jauche durchnäßte
die schmuzige Leinewand* Sie gaben einen
unausstehlichen fauligten Geruch und ver-
breiteten in einem grofsen Umkreise Entzün-
dung.
Aufser diesen fand man jetzt an ihrem
ganzen Korper, vorzüglich auch weder im
Hals, noch an den Pudcndis, keine Spur von
newr Infection oder Exulceration; an dem
Zahnfleisch aber mehrere. Stellen/ die lockef
und mifsfarKig waren, jedoch ohne dafs sie
viel Speichelabfluls dabei hatte, oder man ei-
nen specifiken Merkurialgeruch bemerken
konnte. Alle' übrige körperliche Verrichtun-
gen waren aufserdem gut. Diefs alles gab
also einen hinreichenden Beweis, däfs kein
neueres, sondern ein sehr veraltetes, tief ein-
gewurzeltes Uebel mit seinen Folgen* anzu-
greifen war, welches schon ehedem nach meh-
reren Symptomen zu urth eilen, mit nicht zu
wienig Merkur bekriegt worden aeyn mul'ste.
Diese Momente sämmtlich unter einen Ge-
— 73 — . •
Sichtspunkt zusammengefaßt, gaben also fol-
gende Resultate als Indicationen.
i) Dafs die festen Theile nach und nach
"einen weit Mähern Grad von Stärke erhalten.
2) Die Säfte selbst theils hierdurch, theils
indirekt durch specifique das Uebel bekäm-
pfende Mittel verändert,
. 3) und lokal die Geschwüre angemessenst
zur Heilung gebracht werden müßten.
Um jetzt diese Entzwecke schnellmög-
lichst zu erreichen, verordnete ich zuerst
die diensamsten Nahrungsmittel, empfahl über«
haupt Ruhe und eiue horizontale Lage des
Fulses, Reinlichkeit des ganzen Körpers, die
zeither so wesentlich gemangelt hatte; über«
haupt aber mehrere« Getränk, besonders ei-
nes reinen Braunbiers und dazwischen einet
Dekokts von Bittersüfsstengeln, Qua jakholz,
Seifen'- und Klettenwurzel, nebst den Ge-
brauch von Pillen aus der Antimonial- Seife
und dem Extrakt der Gratiola; zum äufser-
liehen Verband aber rieth ich eine concen-
trirte Abkochung der"aWeidenrinde mit % einer
inäfsig starken Sublimatauflösung mit feiner
Leinwand täglich drei mal überzulegen, und
den ganzen Fufs mäfsig einzuwickeln« In den
- 74 -
I
ersten >ier»ebn Tagen waren fost keine Fqrfc
schritte in der Wunde, einige Reinigung der*
, Reiben in der Tiefe, und einiget Kleioerwer«
den der karten Ränder ausgenommen zu be-
merken. Poch hatte der oedomatose Zu*
Stand des Fufses beträchtlich abgenommen«
Pefswegen liefs ich keine Abänderung in der
Arznei, wohl aber in der zunehmenden Port
fcion machen, sq daft Pillen und Trank mit
dem Drittheil verstärkt, also ein halber Sern*
pel von der Gratiola und fünf und zwanzig
Gran von der Antimonial - Seife täglich ge*
nommen wurden« Pie möglichst nahrhaf-
testen Speisen und Getränke mufsten bei«
behalten) die Sublirpataußosung zum aufsern
Gebrauch verstärkt, und diesen noch das öf*
tere Ueherlegen von kaltem Wasser beige« ,
lögt werden* Letztere« hielt ich der durch
90 lange Zeit erhöhten Erschlaffung 8 allein
und um die Geschwüre befindlichen Theü<ß
wegen, für «ehr uöthtg, und zwar um sq
mehr, je mehr ich in sq vielen andern Fällen
bei veralteten Geschwüren damit oft mehr
gute Folgen erreichte, als ich außerdem mit
der angemessensten Behandlung allein nichf
zu bezwecken im Stande war, Für den
Gmh(* reiner kuft und die Beobachtung kör*
,• ;
«■■ ?5 ~" ■
jwtticfeer Reinlichkeit mufne ^uablässjg strenge
.5or«e getragen werden,
X>iß- anfänglichen Schmergen milderten
lieh allmählig, der üble Geruch nahm ab, die
jpeckigt^n Räuder blieben jedoch, aller me«
titanischen Nachhülfe ohngeachtet, grbfrten*
ibeiU unverändert! und die Anfangs im Grund
4er Wunde sich ergebene Besserung er«
litt einen Stillstand, Um nun bei beträchtlich
emporgehobenen Kräften mehr den veranlas-
fanden »pecifiquen Ursachen entsprechend zu
begegnen, glaubte ich den indefs ungewohnt
Reiz; und die tiefe Einwirkung der Meiv
UlVßttel wieder benutzen zu müsse/ £)er
.{tfercuriu* cinerea mit dem Extracto dulca-
jnarae im VerhäJtnifs von I zu g wurde ntfu
täglich früh und Abend* in 6 — 8 Stück Pil-
len zu a Gran gereicht; obigen Trank der
Gortex mezerei beigefügt, der Sublimat in
Wegebreitwasser aufgelöfst, mit der Abko-
chung der Weidenrinde in Verbindung äu-
ßerlich nebst etwas Digeativ beibehalten und
die umgebogenen Ränder nun täglich öfter
mit dem Lapide infernatt stark betupft, übri-
gens alles andere, wie zuerft erinnert, genau
beibehalten
Drei Wochen danach konnte mm eine
4
I
' ' — 76 — •
ungemein wesentliche Verbesserung an den
verschmolzenen Rändern, an dem nicht nur
ganz gereinigten Boden der Wunde; -sondern
auch an den sich Von allen Seiten häufig da-
rinnen emporhebenden Fleischgranulationen
bemerken«
Diese günstigere Beschaffenheit zeigte
sich hauptsächlich in den Exulcerationen des
reckten Vorfufscs, an den Zehen rückwärts,
jind an den drei übrigen Seitentheilen. We-
niger fortschreitend war die Heilung an dem
linken, wo noch die Zehen sehr angegriffen,
in ihren Zwischenräumen durch den scharfe^
Ausfiufs corrodirt, und am Malleolo der nem-
liche Zustand zu bemerken war. ~ Da diese
Geschwüre veralteter, folglich durch mehrere
töpische Destruction der Organisation und
'durch das liier festen Posten gefafste Miasma
sehnfach hartnäckiger waren; so wurde hier
noch das Digestiv mit dem Präcipitat ver-
mischt, nebst den oben angegebenen Mitteln
zum aufserlichen Gebrauch angewendet, rück-
Sichtlich des innern aber nichts geändert, .da
durch das gehörige Verfahren keine Saliya-
tion erweckt worden war. Erfreulicher wa-
ren von Tag zu Tag die Fortschritte in der
Heilung des rechten Fuües, der einige Tage
— 77 —
über 5 Wochen* yon Anfang der Behandlung
gerechnet grofstentheils , sowohl oben als in
den beiden Seitengeschwüren geschlossen war
and nur noch einige schmale Oeffnungen dar«
bot, die dem simplen Digestiv leicht nachga-
ben, und so die nahe gründliche Vernarbung
verkündigten, von welcher man auch deswe-
gen mit Grund Bestand erwarten konnte, weil
in der ganzen Peripherie alles natürliche Fe*
atigkeir, ohne Zurucklassung des geringsten
Schmerzes erlangt hatte» Auch der link«
Schaden näherte sich voA oben gegen die
Zehen herab , in Jenem Zeitraum schon bei«
nahe der Hälfte der Heilung; weniger aber
jenes am Malleolo externo, das weit s meh-
rere Atonie in seinem ganzen Umfang zeigte,
weswegen ich* noch das Rxtractum gratiolae
in der verstärkten Sublimatauflosung solvirf,
anrieth und innerlich den Mercurium eine*
reum mit dem Pkosphorat. Fuchsii vertausch-
te und diesen bis zum Anfange der Saliva-
tion täglich 3 mal von einem halben , bis ein
und einen halben Gran gab« und nach dem
einige Tage beiseitesetzen, in kleine Dosen
.fortbrauchen ließ«
*
Es ist nicht zu läugnen^ dafs das übrige
strenge Verhalten und besonders die ange»
Ihessefien Nahrungsmittel zu dem UHU ersidfr
lieh - glücklichen Erfolg sehr viel beitrugen;
weswegen auch darauf so ernstlich Wie, auf
das Beibehalten der äufsefrtt und innetn Mit-
tel gedrungen wurde.
Nach etwa i8 Wochen* Seit Anfang der
feigentlichen Kur, waren beide Füfse so, ge-
beilt, dafs nur noch auf dem linken eine klei-
fce* kaum 4 Linien grofse Stelle waf , wöyob
ftich bei dem von ihr öfters geäufserten Üeber-
druls übet den längern Aufenthalt im Kran-1
kenkause — nach den zeithefigen günstiges
tortschritten — auch äulserhalb desselben
Schnellere Heilung erwarten llefs; weswegen
Sie aus dem Krankenhause entlassen» ihr aber
dabei die nachdrücklichste Vermahnung, we-
gen femern aeufaten Verband, wegen des all-
gemeinen Einwickeins der Füße» wegen Ver-
meidung vieler f ufsbewegttng, Und jeder* 4oü-
fctigen unordentlichen Lebensart, eingeschärft
wurdet auf deren Erfüllung insgesammt iie
um so mehr bedacht seyn mufste> )e meto
sie fcich äufserdem bei meinen öftern Besu-
chen de» Arbeitshauses» wo sie nun ihren
Aufenthalt erhielt, der strengsten Ahndung
aussetzte» Mehrmals erkundigte ich mich auch
nach ihr* und fand» &Js & sich wesent*
-' .» - . ; _
iü jede* Hinsicht besserte Eine Rebd
-^ntsog sie, bei der doch änderweit veranstaU
^fceten Sorge fiif sie» mehrere Wocheh meinet
^Aufmerksamkeit. Nach meinet" Rückkunft
forschte ich sogleich -wieder nach ihrem Ge«*
dheitszustände, Und erfuhr» daft et zWä*
ich ihtet Aussage, gut mit ihr ginge» wurde
t bei eine? persönlichen Untersuchung lei*
eines Schlirümern überzeugt. Denn durch
tauberkeit» vernachlässigten Verband, tag*
tes oft stundenlanges Bettelnlaufen» und
iziich bei Seite g es et 4t e gute Diät» WÄf
linke Pufs nun wieder mit mehreren häJtk»
ten Geschwüren bedeckt. Der fechte abe*
tb fortdauernd gut vernarbt. Unter aol*.
eü Umstünden war es, %o sehr sie des leich*
2 Sern Betteins weg eil dagegen srebte, üothwen-*
s ^*£i *ie wieder Unter strenge Aufsicht tu set*
v *en, Weswegen sie übertnals ins Krankenhaus
r gebracht wurde. Wochen und Monat^ lang
i 'Wurde obige Methode» nebst den erforderli«
> dien Modifikationen» bald mit scheinbar gu*
? tem, bald ftchlirnttifen Erfolg angewendet, OpiA*
^ ta, Gratiola, die besten Nahrungsmittel Und
s Getränke» und überhaupt die tweckmäbigstd
£ Behandlung dabei zu Hülfe gezogen; Aber al*
h las ohne sichtbar glücklichen Erfolg; vielmehr
Beigte sich der ganze VorfuCs mehr anfgetriqi
ben, mehrere Stellen brandig, alle Zehen to*
allen Seiten davon gleichfalls angegriffen, unl
dies so schnell, dafs den 7ten Novembr. 1801
die zweite Zehe als ganz verdorben exstiiptt
werden mufstc. Nach wie vor legte man dia
indicirtesten Heilmittel, bald in VerbinduaJ
und zuletzt mit Beiseitesetzung aller Merca*
rialien, auf die sich immer mehr verschlin*
mernden Fuftgeschwiire; allein weder Chin%
noch Giatiola, weder Kalchw asser, noch dil
gewöhnlich balsamischen Mittel vermochtet
einiges Günstige zu bewirken« Das täglich
sich vermehrende unreine Ansehen derselbe
der unerträgliche Geruch, die immer dicktf
werdenden speckigten Ränder, das im GaüiQl
. von der Ferse bis fast an das Knie aufgetrie-
bene, daher ganz ungestaltet aussehende Beia^
an welchem überall gleichförmige Härte, dis
keinem Eindruck nachgab, zu bemerken wH
und welches alles in der Tiefe unheilbare Ur-
sachen mit Grund vermuthen lieb, bestimm-
ten mich zur Amputation, besonders, da dfo
4 noch rückständigen Zehen nur noch durch
die Ligamente mit dem Ganzen in Verbin-
dung standen. Auber obiger Beschaffenheit
im Allgemeinen gaben die Geschwüre auf dem
Rücken
Rücken tles Fufse* jetzt eine Menge stinktenct«
ichorQser Feuchtigkeit vcn .sich; die 4—5
Linien tiefe, ja an manchen Stellen noch tie*
fere Exulcerationeh waren mit mifsfarbigen
Fleischmassen ausgefüllt, und die beinahe vier*
eckigte Figur'" der obersten $ enthielt 3 Zoll
Ton den Zehen aufwärts in die Länge ' und -
41 in die Breite, welches nicht statt finden i
tonnte, wenn die unglaublich widernatürliche
Vergrößerung des ganzen Beins sich nicht
Aach und nach gebildet hätte* ►
Theiis alo wird aus dem Vorhergehen*
den$ theils aus dem geschilderten Zustande
des seit *o langer Zeit kranken Fufsfcs, in Ver-
bindung mit den sich immer vermehrenden
Knochenschmerzen, ~ hinreichend die Noth«
wendigkeit der den 3i Decbr. 1802 veranstalte*
ten Amputation erhellen f die um so mehr ge*
.rechtfertigt» wird, je mehr die Unmöglichkeit
der Heilung aus dem* Resultat der Zergliede*
tung desselben sich ergeben wird*
Merkwürdig war die in 12 Minuten roll
einem braven Chirurgen verrichtete Amputa-
tion nur in $0 fern? in wie fern die Leiden*
de sie ganz ruhig, ohne einen bedeutenden
Ausdruck von Schmerz; aushielt; wozu theils
die dreiviertel Stunden vorher gegebene Tin*
— 8a —
ctura thebaica zu vierzig ^Tropfea, theils die
, starke Gompfeasion mit dem Tourniquet, höchst
wahrscheinlich sehr viel beitrugen« Da sie
nur a§ Zoll unter dem Knie veranstaltet wur-
de, so zogen sich die aus der arteria poplU
tea entspringende arteria tibialis antica et
- postica mit ihren ramulis schnell zurück und
I verursachten bis zum Hervorziehen mit einer
Pincette, und der Unterbindung oder des. Tarn-
ponirens, wo jene* nicht haftete,, einigen Blut-
verlust, der aber im Ganzen genommen, von
• keiner Bedeutung war*
An dem zerlegten schadhaften Fufs fand
man sowohl die äufseren Bedeckungen unge-
wöhnlich stark und rigid > als auch die Gellu-
losa ganz verhärtet, welches sich insbesonde-
re an den vernarbten Stellen auffallend zeig-
te«. Hauptsächlich zeichnete sich die Fetthattt
sowohl durch die Menge und Festigkeit der
enthaltenden Fettmassen selbst, als auch durch
das tiefe Einsenken derselben in die Muskel-
lagen aus * von welchen auch ganz eigenthünv-
lieh die harte» den starken Eindrücken nicht
nachgebende Geschwulst des ganzen Fufses
herrührte, die auch immer stärker wurde, je
mehr man sich in der anatomisch, genauen
>— 83 —• •
'Untersuchung dem Vorfufs näherte, wo sie in '
Wer Gegend des Tarsus "eine cardilaginösp
«Schlich 3 Linien dicke, einer Aponeu^ose
Yehr ähnliche Membran ' bildete, die durch das
« •
-Messer nur mit MUhe getrennt werden konn-
%ey die sich sogar verdichtete» wo sie an al-
ten Narben oder den Geschwüren vorbeilief, *
und in ihren Verlängerungen gegen die Ferse ?
und Fufssohle einen obschon nicht festen, son-
dern vielmehr lockern, aber reichlich i Zoll
starken Fettpolster bildete, welcher die Mus-
keln, Flechsen und Bänder ganz bedeckte.
An den Knochen des Tarsi und Meta-
tarsi sowohl, wie an den Extremitäten der
Tibiae und Fibulae fand sich keine Spur von
Garies : sie waren zwar sämmtlich noch genau
mit dem Periostio umkleidet, allein sehr stark
in Textura spongiosa aufgetrieben und nach
ihrer mifsfarbigen Beschaffenheit, wahrschein*
lieh in kurzem einen gleichen Grad von Ca»
lies unterworfen, von welchem schon alle
Phalanges digitorum heftig angegriffen waren*
Dieses sowohl, wie das ungewöhnliche Fett-
depot, welches vermöge des gestörten Kreis-
laufs überhaupt, so wie durch die mangelnde
Reaction der festen Theile insbesondere, alle
F a
— 86 —
» '
.. .■»
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:.-:li".-".
V.
lieber
l * * Jb«- » ■
.• • »
.. . . . . .^
ein neues und sicher genanntes Mittel
nicht nur
den Lüngenkatarrh, sondern auch den Reich-
husten und die häutige Bräune zu heilen.
m
Von
Dn Wesenerf
ausübendem Arzte in Düllmen, im Lippiachen.
JL/ie Franzosische Regierung hatte für das
Jahr 1809 einen Konkurs eröffnet ftir die bc*
ste Abhandlung über die häutige Bräunt
. (Croup) und einen Preis von 1 2,00er Franken
für dieselbe ausgesetzt» — Zur Beurtheilung
der eingelaufenen Abhandlungen war eine
Kommission niedergesetzt, welche aus den
Aerzten: Lepreux, Halle, Belleroy* Chaus-
sier, J, J. Leroux, Duckanoy, Pinel und
— 87 —
Portat bestand, ' Diese Kommission macht
«
nun. in einem eigenen Rapport ihre Recen-
tion bekannt, welche deta Arrondissements-
Aerzten (medecins d'epidtmie) durch die Pf ä-
fekten zugeschickt ist*
Unter den eingelaufenen Abhandlungen
über den K-roup haben jene des Hrn. Dr, Al-
bers in Bremen, und die des bekannten 7u-
rine in Geneve den ersten Preis davon ge-
tragen und unter sich getheilt. Ich mufs aber
hier beiläufig bemerken, dafs nach meiner
Ansicht die* Abhandlung von Albers im We-
sentlichen weit über die des Hrn, Arme, her-
vorragt, — Unter den andern Abhandlungen
sind drei einer ehrenvollen Erwähnung wür-
dig erklärt, von welchen die letzte, von ei-
nem Pariser Arzte, Mr. Double, sich durch
die Bekanntmachung eines seyn sollenden Spe- -
eifikums gegen den Lungenkatarrh, gegen den
Keichhusten und die häutige Bräune, auszeich^
net. Ich will hier dife Uebersetzung der In-
struction über die Gebrauchsart dieses Speci-
ükums, so wie feie jene Kommission, genau
nach dem Verfasser, angegeben, mittheilen,
und dann einige eben gemachte Versuche bei-
fügen. N
/•«■■ 88 "*^
„Unterricht über die Anwendung*«!* der
„Schwefpjleber (Sulfure de potass? , pu d*
9>$Qude))in der häutigen Bräune (jCronp) , den*
*§tickhitften (ßq%qjiß}uche) und dem l^ungenr
„katarrh (Catarrhe pulmonaira),^
„Unter den Abhandlungen, welche zu dem
' Concors , den die Freigebigkeit Sr. Majestät
üt^er die häutige Bräune zu eröffnen geruhet
hfrt, eingeschickt sind, findet sich Eine, wel-
jche die Anzeige eine* Mittels enthält, auf wel-
che* wir die Aerztg aufmerksam zu machen,
fiörii^thighaltßp, Der Verfasser schlägt dipses
Mittel alj* ^ixi sicheres Specifikum gegen den
XSroup vor; und wiewohl sich die Idee eines
jSpecifikums mit der Idee einer Krankheit, die
jHcty in so verschiedener Form und mit sp
.verschiedenen Verbindungen darstellt, schwer
vereinigen laut, so scheinen doch die vom
Verfasser angegebenen Erfahrungen! .und der
Erfolg der von den Mitgliedern dieser Kom-
mission selbst ganz frisch angestellten Versu-
*uche, anzuzeigen, dafs man sich von dem
Mittel glückliche Erfolge versprechen dürfe, "
„Diese« Mittel ist die Schwefelleber ojder
(le ßulphure 4e potqsse ou de so\ide) ganz
frisch bereitet, und- bräunlich von Farbe. Der
Vater d©$ Verf, hat Um diese* Mittel, *1# ein
— HO —
*
tfbare* flpaeMtkum gegen den Kelehhftrtanj
barliofert; or aelbtt hat im mit demselben
tfolge in die«er Krankheit Angewendet; und
r Viraiohert, dal'« die Versuche, die #r nach-
#r damit im Croup gemaeht habe, «eine Hoff*
Aingi die er »ich davon gemacht, nioht be-
rogen habt» „Dieae« Mittel," aagt er in««U
i#r Abhandlung, „hat ineine Erwartung eben
,eo «ehr im Croup nU im Keitihhu^en er*
yCUUt| ea hat mlah noch nie betrugen, und
iHioh der Kenntnil«, die ich vom Wdien der
f Krankheit" (er behauptet n»mli«h in lalniv
Abhandlung, dal« der Croup lediglich in el»
Mt krankhaften Veränderung de« Schleimt,
dir in den Uronchian abgeaondert wird, be«
aMba) „und von der Wirkung de« Mittali
„habe, acheint e« mir unm/Jgtioh, daß dieaei
»Trug Jamal« «tait linden werde.'1
„Der Verfe«««r varntuoht gewöhnlich dli
Schwefelleber mit lionig> um «ia nahmen a«
lauen. Dia Gabe diaaaa 'Mittel« vom ernten
Anfalle dee Croup bl« *ur deutliehen Abnahm
ma, l*t von «euh« bl« au aehn Ciran Morgani
und Abanda gereicht, Man vermindere naeh
und naob diese JJtoai« in dam VerhMltni«aa9
wie die Krankheit au arlüaehan aehoint; und
In den latatan Tagen giebt man nur die HH1C
• — 9° —
te« Uebrigens darf nicht dat Alter det
ken, sondern einzig die Gefahr 4er
die Dosis bestimmen."
„Der Verf. verlangt, dafs der Apo
jede Gabe in einem wohl verstopften
eben verschicke, und er vermischt die SdtWS*
felleber mit dem Honig in dem Augenblick^
-wo sie soll genommen werden. Ihm wa VA»
ge ist die beste Methode, dieses Mittel gm
kleinen Kindern beizubringen die, dafs Ott
seinen 'Finger in das Gemische taucht, und
den beladenen Finger dem Kinde in VkA
Mund steckt, und ihn so lange darin lafst, Kl
dasselbe ihn ganz abgeleckt hat. - Wenn im
Kranke das Mittel ausbricht, so soll man ihn
sogleich eine neue Gabe beibringen* Ma
kann es auch in einem Efslöffel vwll Milcht
oder in einem mit Wasser verdünnten Syrup
öder endlich in einer Latwerge geben. Dia
schon etwas gröfsern Kinder verschlingen •
am sichersten und leichtesten auf eine dieser
letzten Arten. Wenn sich der Arzt nicht feit
genug auf die Leute, die um den Kranken
sind,, verlassen kann, so müder ihn jede
Gabe in seinem Beiseyn. nehmen lassen.''
„Die Lefzen und das Innere des Mundes
werden durch die Einwirkung der Schwefel«
— 91 —
leber weif«, und man empfindet eine Wärme
im Magen, nach dem Grade, wie das Mittel
ihn erreicht. Sehr häufig .veranlassen auch
dfe ernten Gaben ein Erbrechen einer sähen
lind raweüen einer zusammenhängenden Mas-»
se, welcher die Sohwefelleber «inen grünlichen
Anstrich gegeben hat."
„-Gewöhnlich, " sägt der Ver£, „bemerkt
„matt eine deutlich* Erleichterung vom ersten
„oder zweiten Tage' an, des Gebrauches die-
„ses Mittels, aber man mufs. nichts desto we-
„taigdr* dasselbe bis zut völligen Genesung
„fottgfebeti, und selbst noch einige Tage wei-
p Ter htalftü*, weil man sonst Rückfalle befurch-
»tfeh fmuür;
„Wenn das Kind an der Brust ist, so
*' • • ■ ^ ...
kann es während der Kur daran bleiben* Den
andern Kranken erlaubt der Verf. nur flüssi«
ge Nahrung und leichte Speisen, nach dem wie
ihrlieide? mehr oder weniger .bedeutend ist."
. „Die .Schwefelleber haut nicht* aHein den
Group, nach dem Verf., .sondern sie ist auch
das Bewahruslgsmittel dagegen. Man giebt sie
alsdann- bei der geringatenShAndeutung dieser
Krankheit* und immer auf dieselbe Art und
in der nämlichen Dosis.
- 04 —
«käme er mit jedem Ziihusten einen Mund vdf
Schleim. Ich setzte den aten Tag das Mittel
auf dieselbe Art fort, und der ErfoJg_war noek
günstiger. Die folgende Nacht schlief er *»
unterbrochen durch, ohne einmal zu hoste»
Weil der Junge aber mit so grofsem Absehet
das Mittel nahm , und darüber fest ganz tb
Appetit verlor, so setzte ich es den StenTig
ganz aus. Die darauf folgende Nacht hustete
er wieder und am Morgen einmal recht stuL
Ich gab ihm nun wieder zwei Tage hratar
einander Morgens und Abends a Drachma
von dem Safte und am 3ten Tage nur eine
Dosis beim Schlafengehen, und der Hustet
war nun ganz und gar verbannt*
2. Eines armen Tagelöhners Kind, en
Mädchen von 4 Jahren, war vor 14 Tagä
von dem Stickhusten ergriffen* Die Anfalle
kamen sicher alle halbe Stunden, und waren
•o heftig, dafs dem Kinde Blut zur Nase und
zum Munde heraus kam. Ich beredete die
Aeltern, obiges Mittel anzuwenden, und lieb
dem Kinde 4 m*l täglich ungefähr eine Dracb-
me reichen. Erst nach 6 Tagen war das Mit-
tel gänzlich verbraucht, die Aeltern nahmen
das Kind beständig mit ins Freie, an ihre Ar-
beit, in den beständig wehenden kalten Nord-
wind, aber dennoch versicherten sie mir* diA
— M «■■
fcüühri^n direkt »n <liM MlhMlet Am tnn^A
li ifrhlfckeii.
I* Mein« Wttitflta firtobrMfctfM illi*f tlip*«
Mittel *l«d nun IVi1ßttti»lf»i
0 f i MpIm pl^pitei' HiiliMi HM *; (äliHgPh ttt»<t»
IHM ffHitttf'ttM itrtrl M*iWpr Ktt*be< ttm-il*
(¥01* 3 Wm#»!ipm lipl fliiftt flHhfllfphflpfi rVgpy
tffUl tUft k«ll*M Nritrl- tmrl NufrlirMfcj WlH-#
tfeft thit tlmmi IimHI^mm HiHfMft MmIIpm. flei-
■# fitlttiMtP Hr*r p«vtm ItnlUMh »Ipt I tiMlpii wrtf
tHjt»k<*tf und i|nält* Uli« In«* tli» ^fia* Nftfhhi
■bb Itiif ftAlitn ftMM iH Urrtff t-^ff«ltf: gut IJWPiti*-
f# Äehw*M)piW< Ifhpti* tili»«» in * Hi^luttMtt
dttMlli WM*** «hT, Mhtl 4t»t*lr* ^iff#i Mhtt* fly*
fUßl *I»Ii*«p MIiäHi llipftiirt gffli IH» Hurt
4tf0tyfw* um ti Uhr fHfgpl'llir pImö Urflfthttitli
Abfetril* tttr fMiUlengplira ß«l« Mi iltttt ***(
Dt**)* Mf t» f w*lrhp; pr «fifN ßlilrklifh ItehitiL
terhMfhi * — Nmh inttfli Mi j|pr Wahrheit pp>
fttHlh lipfc*n*n»Hi ftflld iIIp*p lirtal« eirtrtt *nht
HuMklWVti fellNMigf»rt KhtflHfi äM freit* M»
tlnfM» ihtf *t» Mrtr Im1* Italt ffpmimitieti< UM» ihn
geMltt»!* IhmiIhMhmi *u kontiert, ftr ItMfttete
«Ml **•»! tf»MI*llipr|p»IMtl Mflleflf Ull^t- t|Hf- ßfUl*
kilrae /Hfi «ttifl *1*r ! IiiM pH wiih *ie mihh «m
tÜflMh (fliegt, SM Int* ÜrfS fl »tiMei!* HU litt»«
— $6 —
den nahm» 6 GrAn bekam« Der Huste* fr
sete sich alsbald* und ob er gleich an Fi»
quenz in den folgenden Nächten nicht abge*j
nommen hatte * so war er doch sehr leicfy
ohne Brustschmers und Erbrechen , und da
Kranke spie einen häufigen^ dicken Schlei»
aus. Am 3ten Tage gab ich dein Kranktt
dieselbe' Mischung, setzte aber zu jedem Et
löffel roH noch einen Gran Exen Hyoscy*
" pii\ das in Finum stibiat. aufgeloset warr hi*
gu* Hierauf minderte sich auch die Frequeai
des Hustens, und nach 4 bis 5 Tagen war et
ganz verschwunden»
Meine eigenen biet erzählten Erfahrne
rungen sind noch zu unbedeutend* als dab
ich ein Urtheil über die Wirksamkeit des Mit-
töls fällen könnte, indessen ist soviel gewiV
dafs die Schwefelleber eine ganz ausgezeidv*
nete Wirksamkeit auf die Schleimhäute de*
Luftröhre und der Lungen besitze* und id
bitte daher meine teutschen Hrn« Kollegea
dieses neue Mittel gegen oben benannte)
' schreckliche und allem Fleifse und allen IJeil»
mittein gewöhnlich spottende Uebel anzuwen*
den, und ihre Beobachtungen baldigst bekannt
zu machen* — Geschrieben im July 18124
' V
— 97
• *
VL
» •
■
Einige Bemerkungen
übtr
die Ruhrepidemi e^
Tom Jahr i8x t.
Von ,
Demselben.
JDeinahe noch nie hat die Ruhr In der All-
gemeinheit und wenigstens in meiner Gegend,
in solcher Heftigkeit gewüthet, alt im vori-
gen Herbste« Schon in der Mitte des Augu-
stes bekam ich Ruhrkranke in die Kur, und
noch im Anfange des Decembers hatte ich
die wahre Ruhr zu bebandeln. Merkwürdig
^ber scheint es mir, dal* In dem Städtchen,
wo ich wohne, die Ruhrsich einen guten Mo-
nat früher einstellte» als auf dem Lande und
dafs sie in ihrer grüütea Heftigkeit dort wU«
loa». XXXVUI. L 5. Sf. , (i
— 98 r~
thete, während man auf «dein Lande
einen Ruhrkranken antraf« Im Gege
waren nur noch wehige Ruhrkranke
Stacjt* als sie auf dein Lande ihre <
schwing.
Die entfernten Ursachen derepiden
.Ruhr sind wohl nicht so ganz siehe
leicht auszumitteln, indessen glaube ich
defs wir dafür keinen eigenen in der
Sphäre verbreiteten Ruhrstoff* oder eine
inont'schen Teufel anzunehmen brauch*
dem es offenbar genug ist) <lafs starke
inerhitze und häufiger Genufs kalter C
ke, welches zunächst die schleioiabsondi
Organe des Darmkanals angreift, die w
Vielleicht einzigen Ursachen der ep
sehen Ruhr sind. — > Ich will dieses näi
läuten!;
t* Die epidemische Ruhr erscheu
^wohnlich mir in heifsen, trocknen Som
Seit beinahe 10 Jahren hat hier keine
geheirscht, aber auclr seit sehn und im
Jahren haben wir keinen Sommer; wi<
vorigjährigen gehabt •
4. Die Ruhr ist meistens und aussei
lieh Krankheit der niedern arbeitende \
klasse. Weil nemlich diese Menschen
die abhaltenden , schweren j körperlichen Ar-
beiten in freier Luft und bei grofser Hitze,
ihrem Körper durch profuse Schweifte feine
nnberechenfcare Säftemasse entziehen« so leiden
sie einen beständigen Dürft* den sie mit san-
ftem Biere, kalter Milch* oder kaltem Wasser,
Oder wohl gar allem diesem durcheinander
*U stillen suchen. Es mufs aber jedesmal die
Kälte auf den, durch den starken Säfteverlust
Hoch teilbarer gewordenen Dafmkanal, als
Jteftigcs Reizmittel wirken: fand da diese
Schädlichkeit nun zunächst euf die Turticä
itülosa wirket, so nrnfs in ihr eine Diathesis
inflmmm atoria hervorgebracht werden , - die
froh öder sp& in offene Entzündung Aus-
bricht;
Diese Entzündung hat aber allerdings et-
y*& eigenes, indem sie sich blofit auf die
tchleimabtondernden Organe das Darmtanais
xü beschränken scheint Et sind folglich dkl
Tmuea villosm und ihre Schleimdrüsen, die
hier vorzüglich und in der gelindem Ruhr
tasschÜelshch leiden* — Ich glaube^ dda die
Leichenöffnungen der, an der Ruhr Verstört
benen, dieses zur Genüge beweisen« Btanfia^
det die Häute der Gedärme* besonders die
innere* schleimige Hsnt des Darinfcinab *nd
Ol
J
mmm IOO —
die Schleimdrüsen drei- auch vierfach re»
dickt« An manchen Stellen findet . man da
Drüsen vereitert und die Häute brandig, ji
oft durchlöchert. Ich habe mickvaber seüti
durch Leichenöffnungen überzeugt) dab aB»
mal die Entzündung und folglich auch de
Brand von der Schleimhaut ausgehet« h
kann «ich auch jede» leicht hiervon üben»
r
gen» denn man wird nicht leicht eine Rate«
leiche öffnen, wo man nicht alle Grade dar
Entzündung, bis zur Vereiterung und bis na
Brande, stellenweise zusammenfindet. An da
weniger vorgerückten entzündeten Stellen wirf
man aber immer finden» daft hier noch &
Schleimhaut allein leide» Schreitet die E*
zündung aber weiter, so werden die MatiU*
häute des Darmkanals und auch das Pento»
neum, welches sie äufseriich überzieht, mitk
die Entzündung und ihre Folgen hineingerät'
sen. — Dafs sich in den gelindern Gndn
der Ruhr kein Entzündungsfiebeit oder aadsn
deutliche Zeichen der Entzündung offenbar^
beweiset nichts gegen meine Behauptung, flh
dem die ergriffene Partie, nicht zu den edel-
sten Organen gehört und wahrscheinlich aick
nur wenige Nerven erhält. — Bemerke!
wir doch gewöhnlich den einfachen. N
i *
t- •
\ *
101 —
katarrh, welcher in einer Entzündung der
[ Schleimhaut der Nase besteht, welche Entzün-
dung dem Centro des Nervensystems doch
so nahe ist, ohne alles Fieber; und endlich,
wenn in den Ruhrleichen der Brand in den
Gedärmen und die vereiterten Schleimdrüsen
. evident darthun, dafs hier Entzündung vor-
herging, warum soll man denn nicht auch in
den gelindem Graden der Ruhr, die nicht dem
Wesen, sondern nur dem Grade nach, sich von
der todendeh Ruhr unterscheidet, eine Ent-
zündung annehmen?
- Nirgeuds spricht sich aber die Wahrheit
r
der Brownischen Lehre von hypersthenischer"
, und asthenischer Entzündung deutlicher aus,
als in der epidemischen Ruhr. — Wenn ich
so glücklich war, meine Ruhrkranken im er-
sten Stadio der Rufir anzutreffen, so fand ich
sehr häufig, ein rothes Gesicht/ etwas glän-
zende Augen, eine belegte Zunge mit trocken
rothen Rändern, einen mehr oder weniger
vollen and härten, sehr oft ungleichen Puls,
' und was das wichtigste war, einen wüthen-
den Leibschmerz mit Stuhlgang und gerin-
gen Stuhlausleerungen. Dieses waren Zeichen
genug für mich, um sogleich zu den antiphlo-
gistischen Mitteln und zwar zu den ganz spe-
x
zifisch die Thätigkeit der Schleimorgane fa
DarmkanaU deprimirenden • MittelsaUen g
greifen. Ich gab alsdann eine Auflösung toi
einer, anderthalb, auch *wei Unzen Natri ofc
phurfci und eben sq viel Pulpa tamarinio*
rum in 6 bis 7 Unzen HoUunderblütbenwaMq
und liefs davon Erwachsenen, starken Per?
sonen, 1 auch 2 Efslöffel voll alle Stunde»
nehmen« Hierauf legten sich alsbald die Leib-
schmerz«} und der Tenesmus und et stellt«
sich breiige, schleimige und *Pl Ende seröa
Stühle ein. Ich habe öfter mit einer eifri-
gen solchen Mixtur die heftigste Ruhr besei-
tiget, fand ich aber nach dem völligen V«f
brauche derselben poch Zeicheil fryperstheni-
scher Entzündung, so setzte ich dieselbe, jfc
dpch schwächer fort;, litffs aber spgleicb dfe
mit aufhören, wem* sich obige £eicl}ep y«h
loren. Ich rieth dann den Kranken pach Be-
schaffenheit der Umstände, entweder gar nicht*
mehr zu gebrauchen und sich rthig upd M
sparsamer, leichf verdaulicher Diät zu halten,
oder liefs sie dazu am Tage einige ßläscf
rothen Wein trinken. Die Armuth meiner
Mitbürger mufs dieses Verfahren entachulr
digen. Manche fielen wieder zurück, Andere
fchleppten sich noch 3 bis 4 Wocfcep tpitPir
I
(
fUrhoen herum, die bei dem Fortgebrauche
"jhreckpiälsiger Arzneien bald* verschwunden
j$&yn würden; allein war die eigentliche Ruhr
beseitiget, so blieben mir auch meine kran-
ken weg, oder sie verbaten sich fernere Ver«
.Ordnungen, / \
Mehrere Kranke auf dem l-.ande, die ich
flicht täglich besuchen konnte, trieben den
Gebrauch obiger Mixtur zu weit, und bei die-
sen nahm >icht selten plsdann die Ruhr den
•athenischen Charakter an. Diese Ruhr be-
Jhandelte ich glsdann wie eine priniärtastheni*
tche Ruhr.
X)\esh asthenische Ruhr, die ich aus dem
ganzen Habitus, aus einem blassen Gesichte,
jnatten Augen, aus einer schmutzig weifs oder
gelblich belegten Zunge, eus der Art d$s
ittfibschmerzes, <}•* nur anfalls weise unfi bei
deil Stuhlausleerungen kam und aus denhäui-
£gen, blutig-schleiipigen Stuhlgängen erkannte,
Gebändelte ich mit Opium und Rhabarber in
einem schleimigen Vehikel mit so zufallen-
dem Glücke, daia ich alle meine Amtsbrüder
dringend bitte, bei wiederkommender Ruhr,
ja diese Verbindung zu versuchen. — '■ Ich
bemerke hier blols, dala ich von 161 Rührt»
kranken zwei und zwanzig verführen habe,
— xo4 —
Dem aber dieses Verhältnis noch zu stak
scheinen möchte; den bitte ich zu bedenk«,
mit welchen unbeschreiblichen Schwierigkei-
ten die Krankenbesorgüng auf dem Lande,
in einer armen Gegend verbündte isr# Und
dann mufs ich erinnern, dafs ich vom August
bis in der Mitte Septembers , wo die Ar-
men gar keine Unterstützung genossen, fünf-
zehn Ruhrkranke, nachher aber, als durch eis
Kaiserliches Dekret den armen Kranken Eni-
er Arzneigebrauch zugesichert war, ijur achte
yerlohren habe. Und endlich darf' man nicht
vergessen, dafs bei epidemischen Krankheiten
immer manche Verwickelungen vorkommen,
die nicht geschwinde genug zu ergründen
sind, oder die aller Kunst, und allem Flei&e
trotzen. '
Ich gab meinen asthenischen Ruhrkranken
nach ihrer Konstitution und nadh derHöhe ihrei
Leidens, alle Stunden zwei bis fünf Tropfen
Tinct. Opü Simp. und 12, i5 bis 20 Tropfen
von der wässerigen' Rhabarbertinktur in ei-
nem Deeooto rad. altheae, ein wohlfeiler und
herrlicher Schleim. Hierauf legten sich so-
gleich die Schmerzen und der Stuhlgang min-
derte sich ausnehmend; die Stühle wurden
bald breiig und das Blut verlor sich* Ich lieft
io5
dtteae Mixtur fortgebrauchen, rermchrte oder
verminderte nach Erfordernils das Opium und
die Rhabarber und so waren meine Kranken
käufig mit der 4ten> 5ten, höchstens mit der
'6ten Verordnung geheilt, wo ich dann den
Kranken noch einige Tage Ruhe und den
; Fortgebrauch des rothen Weines und der
weich gesottenen Eier empfahl.
Ich weifs es mir nicht ganz zu erklaren,
aber heilig und gewifs. ist es, dafs ^ch mit
Opium allein und mit keinem andern lyiittel
in der asthenischen Ruhr, wiewohl ich deren
im Anfange der Epidemie mehrere versuch-
te, das bewirken konnte, was obige Verbin-
dung bewirkte und ich möchte mir fast dein
Vorwurf machen, dafs vielleicht manche
Kranken über diese Versuche gestorben sind,
die nach letzterer Methode vielleicht er«
halten worden wären. — - Es mufs nothwen-
dig eine antagonistische Thätigkeit im T$a-
ctus intestinorum in der Ruhr obwalten, nem-
• lieh : eine heftige, peristaltische Bewegung in
den dicken und eine antiperistaltische Bewe-
gung in den1 dünnen Gedärmen« Denn die
meisten Ruhrkranken, vorzüglich aber die,
welche blols stopfende Mittel, worunter ich
auch Opium rechne , ' gebrauchten , klagten
\
über eine entsetzliche Vollheit in der He*
grübe, hatten Uebelkeit, ja oft Erbrechen, bei
den heftigsten Stuhlausleerungen. Man mußte
sich sehr hüten, hier ßrechmittcfl zu gebes»
denn ich habe einigemal, von Andern in die-
sen Umstünden gereicht, davon tödtliche Fol-
gen gesehen, dagegen hob alle jene Uebd
meine Zusammensetzung ?ugt Bewundern
schnell. ;
Gestützt auf die Erfahrungen eines JTbnt,
wendete ich anfänglich in mehreren Fällen
asthenischer Ruhr die JSux vornioa inPulver9
im Extr. und die Tinctur davon an, allein,
wie gesagt, ich hatte bald Ursache diese An-
wendung zu bereuen, ja das Mittel schief
mir die Stühle tu vermehren« In den hohem
und höchsten Graden der Ruhr, wenn sie den
typhösen Karaktor annahm, gab ich einigemal
den Aether sulph. aber mit augenschetnliqheiti
Machtheile« Es that hier also wohl recht
fioth, blos das Qualitative des Reizmittels sq
berücksichtigen. In mehreren yerzweiflungsvoj*
len Fällen, da, wo nemlich Gangrän, ode?
liähmung des Darmkanals nicht mehr fem
war, that mir <Jer Moschus noch bewunde*
pungs würdige Dienste.
Ich gab ihn für «ich allein z, B. alle Stun-
W9 IP7 fPT
den einen halben, oder einen ganzen 6*40,
mit Opium und n*it Zucker abgerieben.
i
Ich entrifs unter andern auf diese Art
pine junge hoffnungsvolle Lehrerin dem Ra-
chen des Tod es, nachdem sie alle Umste-
llenden und ich selbst bereits verlohren gege-
ben hatten, welches mir eine unbeschreib-
liche Freude gewahrte. /
§
Jetzt erlaube man mir, noch ein paar
Worte von dem Kranken zu sagen, dessen
Krankheitsgeschichte ich im Augustheft? die-
pe% Journals pag. i38, vom Jahre 1810 und
nachher noch in einem andern kleinen Auf-
sätze, den ich aber noch nicht wieder gese-
llen, Erwähnung gethan hebe.
Mein Kranker bekam auch die Ruhr, upd
4a sie .sich als asthenische Ruhr paanifestirte,
#0 gab ich ihm mein Altheadekokt mit Opium
nnd Rhabarber, Pas Mitte} versagt? auch
liier seine gewohnten Pienste nicht, al|p
schlimme deichen legten sich bald, und er
befand sich während dreien Tagen wohl/
Nun fing aber sein alte* Krampfleiden mit
schrecklicher Heftigkeit wieder zu wüthen an,
Per Leib war verstopft nnd es kam wieder
jxm fürchterlichsten Erbrechen, ich lieft ihm
— io8 —
Oehlklystier* setzen und gab ihn* dabei etat
Auflösung von Natrum sulphuricumundPul*
pa tamar. Das half, die Stuhlgänge atdU
ten sich wieder ein, wurden auch wieder Mu-
tig, der Kranke bekam aber guten Appetit
und auch ordentliche Verdauung« Das Bist
verlohr sich indessen nach einigen Tagen,
der Kranke hatte täglich 8 bis 10 Stühle» wo«
bei er sich jedoch wohl befand und Schmerzen-
los war. Er war nun zu keinem andern
Mittel mehr zu bereden, und der Kranke hat
obige Mixtur so lieb gewonnen, dafs er sie
bis jetzt wohl schon an loomal mag haben re»
petiren lassen. Ob er nun gleich die Mixtur
nachher wenigstens ums doppelte k verstärken
ließ, so dafs 6 Unzen eines Infusums Fol
sennae % und eine halbe Unze Natr. sulpfu
und 2 Unzen Pulpa tamar. nebst einer Un-
ze Zucker enthielt, so minderten sich doch
nachher die Stühle so weit, dafs in a4 Stun-
den nur 4i 5, höchstens 6 erfolgten, die ganz
dünne, jedoch verdaut waren. Er hat wohl
schon 8 Tage auf mein Begehren das Mittel
ausgesetzt, und seine gemischte Nahrung,
denn er als jetst wieder alles mit, ciabei fort-
gesetzt, dann schienen sich aber seine Krämpfe
wieder einzustellen und er griff wieder zu
ler Mediiinflasche. Diese kttoetUoh» Ruhr
er bei dem besten relativen Wohlbefin-
i bis im verflossenen Juni fortgetrieben,
1 er war sehr froh dabei; seit jener Zeit
len sich ^ber seine. Schmersen wieder ein,
1 ob seine Stühle gleich noch immer sehr
ine und wässerig lind, so fehlt seinem
recklichen Leiden doch wenig mehr an
ler allen Heftigkeit. .
I
* ,
— HO
4
VII.
/
1 « t .
Summarischer Bericht •
über den Zustand
des Röniglicheü Chärite-KraLükeühause«
Vom Jähre idi5»
x ' Von
den Aerzten des Hauses
ttüfelarid und Mortis
\r\m isten Januar i8i3 war der Kränken«
bestand * * . «^ • ^ • ^ • 70Ä
Vom i steril Januar bis. ultimo .Dec,
*8*3 wurden aufgenommen • • 5oo5
Summa aller Ktankeü
Vorri uteri Jaii; bis ultiontö Dec.
1813 sind geheilt entlassen 4°90;
-*- — angeheilt aus der Anstalt
entladen .* • .217«
57'3
— III —
>m t« Jan. bis ultimo D«o. x8iS
Von einer Station auf die an*
dere verlegt « • « ao*
— gestorben inolus« der Säug-
linge i
a) sterbenskrank aufgenom-
men und innerhalb 5 Ta*
gen verschieden • ü3S*
b) naeh iHngerer Zeit ♦ 43*«
[erunter befanden sich Überhaupt
589 männliche, und 276 weib«
Hohe Individuen.
er sHmmtliche Abgang betrügt daher 5ij4*
Summa aller Kranken £713* \
Abgang 5 174«
rt^MMMtl
leibt Beitand d*n uten Jan«
i8t4 in Summa 4 4 539«
aa VorhHltnifs aller Geheilten cum Kranken«
bestände inclusive der Aufgenommenen
betrügt ungefähr wie l zu if
. _• der ungebeilt aus der Anstalt Entlkl*
aenen ungefdhr wi* l tu a6J*
. _ der Oeitorbenen Inclusiv* der ster-
benskrank Aufgenommenen und binnen
5 Tagen Verschiedenen ungefähr wia 1
au 8ft*
— 113 —
Das Verhältnis dir nach längerer Zeit Vefr
storbenen ungefähr wie z «u i3<£.,
Das Verb<nifs der Summe der Aufgenom-
menen, au der der Geheilten, Ungehal-
ten und Verstorbenen der einzelnen Sta-
tionen ist folgendes:
iste Abtheilung der innern Kranken.
i
Bestand derselben war den iste Jan. i8t3* ifc
Ixn Laufe dea Jahirfes j8i3 wurden aufge-
nommen:
a) hitzige meistens Ner venfieberkranke 1961*
b) andere meistens chronische Kranke 648.
Summa 3771t
Davon wurden (drei Viertheil an ner-
vösen Fiebern) geheilt entlassen 1879«
«_ _ ungeheilt entlassen und ver-
legt ♦ . • . . i5g«
a) sterbenskrank aufgenom-
g I men und binnen 1 Stunde ,
jj ( bis 5 Tagen verschieden a 1 5*
b) nach längerer Zeit . 333«
Summa dea Abgangs a,566,
Bleibt den 2, Jap« 18x4 der Bestand ao5.
Dies giebt ein Verhältnils der Geheilten zum
Bestände incl, der Aufgenommenen un-
gefähr wie 1 tu il. ■ '
• ■ Dm
» Vet-hHUttlb de* tutgeheilt,ßltti«MMttl Mfl«
gefitht wl« i «ti ad.
— tiwtöfrbeiieit lue), der Itttbeftlkriftk
AtifgehtttHttieiiett ung#fthf wie i gfl 5.
«-«. tief aithÄ Tagen und in längerer £«it
Uefttorbefieil Wie i iU 04.
tt* Abthetlühß tteh ömütKikfühkäH und
MpittpHittkm
it«ml tlertelbeB wir «Im t, fatal tilg» « tgj.
1 Laufe dei Jahre! i8iä würden ittf-
gefttihitttett tili t4t<
s tfüttittia 8*4.
ivoa wurden geMIt entfallen 8d.
und «war 08 Geititlthiithlftkft
und 14 fc(jil#ptllök*i
*-• uttgeMIt etitlaMea UHd auf
•ntlet* AbthHluHgöM verlegt 61
(1) ttM-benikriftlc. Itiige*
hürtfrti«« Und blatten
^etitUhdefc teMfchiedeft 4
|' b) £ tage Midi der Auf-
nähme und In lingefff
Steif 1 1 < i4
fltiifimi de* Abgingt i&0.
»fn -r Tr mim I U
fllelbt den 1* Jlrt, ig(4 dir tieitind ftfji
•«Mi JUtittti« »1 1 **< 14
1
e
I
Dies giebt ein Verhältnift der Geheilten sntt
Bestände incl» der Aufgenommenen tu»
gefähr wie i zu 4*
— - 7— der ungeheilt Entlassenen ungefiÜr
wie i zu 3§*
_ — der Gestorbenen incl. der Sterbens*
krank Aufgenommenen ungefähr wis t
iu ii 4*
Illce Abtheilung der venerischen Kranken.
Bestand derselben war den i. Jan. i8*3. * 73»
Im Laufe des Jahres 1813 wurden auf«*
genommen • • ♦ . 456.
' Summa 5ag,
Davon wurden geheilt entlassen 4* 7»
— — ungeheilt entlassen uhd
verlegt * * • v <Jq„
— — starben • • * ' ■ . 5.
mm
Summa des Abgangs 4$**
' Bleibt den 1. Jan« 1814 der Bestand 47*
Dies giebt ein Verhältnifs der Geheilten zum
Bestände incl. der Aufgenommenen un-
gefähr wie 1 zu ij.
— — der ungeheilt Entlassenen ungefähr
wie 1 tu 8f .
— — der Gestorb enen ungefähr wie t zu 1 06.
9
r/^/tf Abtheilung der krätzigen Kranken.
•stand derselben war den i. Jan» 1813» ♦■- 74«
1 Laufe des Jahres 181 3 wurden auf-
genommen» ♦ . ♦ ♦ .'765*
Summa 839
iron wurden geheilt entlassen 787*
— ungeteilt entlassen und
verlegt ♦ . ♦ , —■
— starben ♦ . . 6»
Summ* des Abgangs 79$,
Bleibt den 1. Jan» 1814 der Bestand 46»
ie* giebt ein Verh<nifs der Gebeilten zum
Bestände incl. der Aufgenommenen iuh
gefähr wie 1 zu itf*
t — der Gestorbenen ungefähr wie l tu 1 4o«
V. Chirurgische Abtheilung. ,
»stand derselben war den *. Jan. 181 3. ♦ i$6%
1 Laufe des Jahres 181 3 wurden auf-
genommen * ♦ ♦ ♦ 361*
s Summa 497*
aron wurden geheilt entlassen a44»
• — ungebeilt entlasten und
verlegt » ♦ , ♦ 150.
Ha
( *) binnen 5 Tagen
t\ .. t__ I wn&L der Auf-
Davon starben J
nähme • &
in längerer Zeit So*
/ Summa des Abgangs 43o»'
Bleibt den i. Jan. i8i4 der Bestand 671
Dies giebt ein Verhältnifs der* Geheilten zum
Bestände inch der Aufgetiomtnen&i ujh
gefähr wie i zu 4*
-~ *- der angeheilt Entlassenen üdgefahr wi*
1 zu 3|.
... — . der Gestorbeneii ungefähr wie i zu j,
Grofse Operationen waren in diesem Jahre ij
Dadurch würden gerettet tiüd geheilt
Entlassen « * • * id.
Dadurch wurden nicht gerettet und
Starbexi ■ * * * * • 3*
VIt6 Abtheilung der Ehthindühgsdnstall.
Die Zahl der Geburten, unter denen f ZwS*
lirigsgeburt war, beträgt • * jlä
Hievon kamen todt tat Welt a&
Nach der Geburt itarbeh i 17.
Dies giebt fciä Verhältnifs der Todtgebofarntf
zur Zahl def Geburten überhaupt wie /
zu g<
• #
w ?»7 -"
ad das Verhältnifs der in den ersten Wo-
chen in der Anstalt gestorbenen Säuglin-
ge ist zur Summe der lebendig Gebohr-
nen wie i zu |3-|- ,
f Entbunden. '
n") Durch die Zange* «8?
b) Durdi die Wendung i.
c) Durch die Enthirnung i.
Steifsgeburten ' • 6*
Fufsgeburten f N 3#
Qesichtsgebqrten . 9*
Bemerkungen^
Primiparae waren ia4»
Multiparae. •**» io3«
W'üchnerinneji stgrbeQ ^
[• £ahj dep Aufgenommenen exclus, fQnd*?
betrug . , • , r 47*
ie JSahl 4^r Entlassenen betrug , 38t
E* starben f t t t 5*
r
iß Zahl der Impflinge inclusive der. Yon an-
dern Abtheilnngen der Anstalt betrug i
diesem Jahre . f 3&
/ •■ - -1-
\ i
. /
. Anmerkungen,
i. Die Z$hi der ungeheilt aus der An-
stalt Entlassenen, welche im Jähre 18 13, 217
betrug, ist deshalb so bedeutend gewesen,
weil die grofse Menge der ansteckenden Ner-
venfieberkranken einen hinreichenden Raum
nothwendig machte, x Solche chronische Kran-
ke, deren Krankfreitstferlauf noch Jahre lang
dauern konnte, z. B. Gelähmte, Gichtische,
manche Schwindsüchtige etc, mufsten daher
denselben weichen« *
au Zu denen auf der 'Abtheilung .der in»
nern Kranken sterbenskrank Aufgenommenen
und binnen 5 Tagen Verschiedenen, gehöret
allein 133 hitzige Nervenfieberkranke, worun-
ter viele zugleich an gelbsüchtigen Zufällen,
an iBrand" der Extremitäten und an versäum-
ten^ Entzündungen innerer Organe litten; fer-
ner 14 Kranke, die in derselben kurzen Zeit,
ohne Verbindung mit Nervenfieber, an den
Folgen versäumter Entzündungen der Lungen,
der Brusthaut;, des Gehirns, des Magens, und
der Gedärme, der Ruhr und des Scharlach-
Hebers litten. 14 andere starben am Schlag-
flufs; aufserdem starben 12 Lungen3üchtige,
13 Wassersüchtige, 29 Auszehrende, inclusive
derer, welche vorher an langwierigen Durch-
VI '
I
* — 119 —
fällen , schleichenden Fiebern, Altersschwach«
Uhd Entkräftung gelitten hatten.
Zu denen, welche in längerer Zeit und
namentlich nach 5 Tagen auf der Abtheilung
der innerlichen Kranken starben, gehören 82,
welche an hitzigen Nervenfiebern, binnen 6, 7,
8, 9 Tagen nach der Aufnahme verschieden,
von denen die meisten zugleich am Bran-
de der Extremitäten, Gelbsucht, Pneumonie,
Darmentzündung und metastatischen meistens
sphacelösen Geschwülsten gelitten hatten. Fer-
vet< starben auf dieser Abtheilung nach län-
gerer Zeit 107 an der Lungensucht, .Vereite-
rung des Kehlkopfes, der Luftröhre, 38 an
der Auszehrung,^ meistens mit organischen
Verderbnissen der Organe, der Digestion und
Generation, 45 an" der Wassersucht, 18 an
Altersschwäche und Entkräftung, 13 an Ent- ,
aündung der Lungen, der Brusthaut, des Ma-
gens, der Gedärme etc., 7 am Schlagflufs, 5
am Krebs der Gebärmutter, 2 an Lungen«
blutsturz, 10 an langwierigen Durchfällen und
schleichenden Fiebern, 2 an complrcirter Gelb-
sucht, flfan der sogenannten schwarzen Krank-
heit, und 1 an einer Pulsadergeschwulst des
Herzens*
3. Die GemUth&ranken, welche in den
•» .!*»
1.
fftteq 72 Stunden nach ihrer Auin*hine
yer^clneden, starben meisten* m. derLuof
sucht und am §chlagfluisf pie nach läng
Zeit Verstorbenen starben an 4er Ner
Schwindsucht und zwar hieran 3, pn der I
gensucht 5, $m SchJagflufs 3, an der Wa«
sucht 1, am kolliquativen Durchfall und 5
rung a, an Altersschwäche und Entkräftun
4. Auf der Abtheilung der venerisi
Kranken starben 4 an der J4Migen?incht
I an der Wassersucht $
5« Auf der Abteilung der krätzigen K
ken, starb 1 an der Lnngensijcbt, 1
der Wassersucht, 1 an Krämpfen und Set
flufs, 2 an Altersschwäche und Entkräf
und 1 an einer krebshaften Verhärtung
Wagenmundes und hinzugekommener 4
6. Auf der chirurgischen Abtheilung 1
ben 6 in den ersten 5 Tagen nach der -
nähme und zwar an Entkräftung, am Bn
der Gedärme n^ch eingeklemmtem Bruch
?n d^n Folgen einer allgemeinen Verb
nung der Oberfläche, 3 an BjrajidgeachwL
Die nach längerer Zeit Verstorbenen stai
im Gefolge der Auszehrung und Entkräft
welche qen krankhaften Geschwüren,
Brajidgeschwüren, dem Beinfrflfs, der wei
Kniegeschwulst etc. sich hinzugesellten, /
gehören hieher einige Fälle yon Verwunc
gen, welche wegen wichtiger CompHcatio;
oder wegen zu spät gesuchter Hülfe ei
tödtlichen Ausgang hatten.
~ !«*
VIII.
Knrie Nachrichten
i
V
Auszüge,
l>t A\lent Pr&seiwtifmechodi gegen die Ansteckung
der fest.
An, einer Zeit, wo 09 viel ron Anateckung und von
ftiteryarion dagegen die JUde ist, wir4 e| npjffentlich
H/chf unarigenebm aeyn, au froren, wie aich «in alte*
wackrer Engliacber Atzt,. Allen, bei d*f großen Ptirii*
London dagegen icbütste. Wir finden sie in «einer;
fynopsto uniyersq* tyedicinap prac(k§§ Cap. dq PeUe.
9, Quod ad meipaum attjnet • mirafcantur quicjem
jnulti, quod ego, quj quanlibet aadaa infectaa iqdiicri«
jniiiatjro inyiaebam, -a tan 14 conUgij yioleDfia. non lae*
(lerer; imprimia, pec terrori, nee irae, nee moerori, lo-
tum concedefram \ §\ forte meipaum aliquo modo com
iriatatum pereiperem, tum t;ribua qiifttuorve yini hauati?
^ue aeeumptie cor exbilarafcam , atque ita triff hi am fu-
gabam. In victu utebar eibje eupbymia ; potui mihi
erat cerevisia coramnnie« ut et yinum album tenue yel
medioere, quo wterdum ueqoe %4 hjUritatem, nunquana
ad ebrittatera, utebar. Mane inter boram quartam tf
quintam aegroe inyiauraa nibi) omnino eibi aut potne
ant nadlcaraenti aiausnere jpotui, aed oUrnti» Dm pnd*
kos »oi um modo aliquot granu Cardamomi minOru na*
arlct^co jcjusni primos aegroi inriiebam uaque ad ho*
lac auxam. Tum Tal TheHmcae Tel Diascordii paust
lux, Tt. co-ticzm amran:. condiuan, Tel ut plorimm
raJ.omm Htlenti condüarum tria quatuorve frusmla com»
cdebam; circa horam aepiimam Tel octavam fruataai
p jnis cum butrro et casao otÜIo Tiridi jentabam, so*
prrbibendo hau st um cereviaiaa ; quandoque haustna
v ni abrrmhiiis bibebam, circa dedmam, ai per otiwi
liceret, Cstulam unam Tabaci ezsugebam , et poat pna-
dium duas tresre, nee paudores poat coenaan; aaeps
ctiam intermediis horia post meritÜem dnaa treave futfr>
las aumebam: ai aucem ab aegrotorum foetore ne Tai
taaülium alteramm aentirem, statim poatpoaitis omnibii
jiegotüa, qualicunque diei hora foret, ad Tabaci nana
Jugiebam: nana, ut verum facear, labmeum pro prima*
rio praeaerrativo aemper babni, et re Tera tale um,
Bon sola ratione duetus, aed experientia edoctua com'
peri; neque aliud melius pro ordinario uau fcactenni
inventuin fuisss exiatimo ; aed obaerratu dignum an,
auod non ttisi insueiis auxiliabilur fumi suclio qua»
propter ey> aolo Tahaco contentua nullia aliia auffumi*
giia utebar, et poatea ejus usum ruraus dereliqui,"
2.
Reue Erfahrung über die irefßichen Wirkungen des Che*
nopodium ambrosloides bei Lähmungen, über dii
Resti venerischer Krankheiten und Heilung der
Warzen*
(Auszug au« einem Briefe. J
JL/aa Chenopodium mexieanum tat sich mir kürzlich ia
•inex halbieitigea Lähmung alt. Folge des Scharlach*
— 123 — '
9
•o wunderthätig wirksam bewiesen, dafa ich es nicht
genug preisen kann. t Ausleerungen« Veaicatoria an den
ganz lahmen Extremitäten, aromatische Einreibungen
fruchteten nichts. — Nun setzte ich, nachdem ich mich
mehrere Wochen dabei und bei der Chine vergebens
aufgehalten hatte, alle andere Mittel fcei Seite, und lieb *
adle 2 Stunden .eine f*8*0 recht starken Chenopodium«
Thee trinken und immer» Zuerst so Tropfen, von der
Essens, dann immer mehr bis 75 zumischen, und in 14
. Tagen -wurde der welke Fufs des 10 jährigen Mädchene
zuerst angesetzt, in 4 Wochen bekam ich auch schon
einen Händedruck und jetzt ist die gänzliche Xierstel«
long erfolgt.
, Die Reste venerischer Krankheiten sind noeji im«
mar ein grobes Kreuz für mich! Alle Arten des &ter«
kurs bleiben unwirksam, Bardana, Sassafras, Guajac hel-
fen nichts, scheinen oft nur zu bessern, die £esDardscb,e>
Tinctur hilft gar nichrs. Das Umherschauen und die
amtive Berücksichtigung der Nebenursachen helfen
aach sehr wenig. Nach ^-8 Wochen zeigen eich
immer neue Symptome, und das iat oft- bei Patienten
der Fall, welche von den besten Aerzten als geheilt ent«
"fassen waren, — Kurz ich gehe immer mit Sorgen an
die Behandlung der Aöihe und Spannung in den Hals«
Speicheldrüsen, worauf sich oft kleine gelbe Nadelknöpfat
zeigen; an die" Behandlung der aufgeschwollnen Schnei*
derschen Membran, der Flechten Erscheinungen an den
Genitalien etc. — Feigwarzen , heile ieh jetzt immer
ohne Alle Aetzmittcl durch blofses Einreiben des Un-
guenti neapolitani in die Geschwulst selbst» und verhü-
te so das Wiederkommen am sichersten > welches nach
Wegätzungen so gewöhnlich ist«
Sie warfen irgendwo einmal die Frage auf: ob die
Warsen jetzt überhaupt seltner wären ? Hier treffe ich oft
alle Finger damit verunstaltet. Einer meiner Freunde,
\
I
f.
*34 ^
•elbst ein Arzt» gebrauchte viele Mittel vergeben«, um siel)
selbst davon 'su befreien. Was er nicht konnte/ ver-
atand eine «einer Patientinnen ? sie hieb einem leben-
digen Aal 4en Kopf 4b, bestrich dem Doctor alle War-
ben mit derja Blute, des 1 feiere*, und begrub ea unter
•inen Tropfenfall, « Er lachte über die Dame, befolgte
aber ih^en Befehl, A*t Blut nicht abzuwaschen, und alle
Warzen verschwanden niebf nur, sondern Rainen auch
nicjir, wieder,
»
3-
» Nachricht von $rtl jungen j4$inos^
JVlan versicherte mir, dafs in der Gegend von Piaben«
nee, drei Ständen von Brest» drei Kinder lebten, deren
Haupthaare, Augen braunen und Augenwimper vom Ge-
burt weify und deren Augen roth wäre*. Von dem
Wunsch getrieben, diese so seltene als auffallende Er«*
aebeinungen aufzusuchen, begab ich mich Sonntags den
%l. July nach Plabennec, und achlug meinen Weg gera-
fleawegt auf das Porf ein, vre? die Familie . der Albi?
Hot wohnte,
In einiger Entfernung von dem Stadtchen Plaben-
nec ging ich an einer Gruppe von Bauern yorlrei, un*
fer welchen ein junge* Mensch mich durch die aufser*
p^rc! entließe Weifse seiner Haare» un4 weil er seine Aut
g*n)ieder fast ganz zudrucKte, auffiel, Jch hielt ihn an
und erkannte an ihm in der That alle die Merkmale,
die einem Albino eigen sind. Ich setzte mein« Reise
bis zu dem Öorfe fort, dessen topographische Läse ich
Untersuchte, und nach einigem Suchen gelang es mir,
4ie drei Kinder zu finden und mir folgende PJachricb-
|en ÄU verschaffen.
Yves Land arg t das Haupt dieser sonderbaren Fami-
lie, ist ein J^ann von 54 Jahren, 5 Fufe 3 Zoll grols*
fttlflt fiaare sind hall kastanienbraun | »Irin« Constitution
fcager und robust; dar Augapfel hellgrau. Er hat vor
dar Revolution unter dar 6ee- Garde gadiant.
Dessen Frau, A/aWe C*Ui, ist 44 Jahr ah, § Vut$
gfof*,, brünett und stark* das Auge schwAre,
Sia hat 0 Kinder und nicht* Ungewöhnliche* Wäh-
lend ihren ftcbwarigerschaflten g*if>tirt* Mann und Frau
hewohnert da* Dorf Pratittmnt au PUvUn gehörig, ÜOf
terpiaffkttir VoH Hmt.
Dir Ana Dorf /Hegt in einer trockenen Gegend, und
tief* lieh hotll; und' Ich habe keine deutliche Ursache
Von ungesunder Beschaffenheit entdetken können« Jeda
Voraueipraung in dieser Hinsicht wurde Wegen defti Vor«
faUf tttir» nwiar hen Wohlgestalteten Kindern und den Albi-
nos unwahrscheinlich und geWagt leyri, wie man nach der
unten aufstellten Familien -Tafel st/h überzeugen kann*
Die jungen Albinos sind im ganaen Umkreis ala
krank angesehen worden, und msn nennt lia nur » dia
kranken " o«ler ,*die Weifien Kinder. M
Zorütkf.eactgen in einem Winkel der Ärdt, entfernt
von dett Heeratrsliert Urtd jeder Coftimnnikatlon, kein
Marktflecken ala Hub inner und lluviin Itf der Hegel
besuche-id, kannten ala Wenig, bis *ie l<bon au einem
l'ewiisn Alter gelangt wäi an, vött Mensches! beobachtet
Werden t die dies* sonderbare Natur- Erscheinung gehet*
tig sehatatefli
fihe Ich die nilftn Umstünde dieser Kinder ein«
aeln angebt, will ich erst ihre Gebdrtstafel ferteichtten,
wo sia, wie ich schon gesagt habt» mit ihren Wohlge-
stalteten Brüdern Und Schwestern wechseln*
Uta* Kind . * Albino • * Mario t ig . . 4 8 >
■ — — . . — — * . Franko!* * 17 * . fl I
3 — -— . . kein Albino . . Jesu . t$ . . 4 |
4 — — . . — — — , ♦ Jeannette . 13 . . 4 —
$ — — « . Albino | . Christophe lo . * 4 hp
«3 — — . . ktltt Albino • i Annette * 4 < . i a
^
Die»« drei Kinder sind stark* fest und wohl getaut«
tragen keine Zeichen von ScHwäche an sich; ihre
färbe der Haut ist lebendig. Sie haben die Miene,
Starke und Farbe von blonden Kindern desselben Al-
ters und beweisen also gerade das Gegentheil von dem«
Vras die Schriftsteller über den Unterschied der Albin o's
geschrieben haben. Ihre Haare sind weifs, dick, lang,
• steif, stark, und haben mehr die Fertigkeit der Pferde*
'haare, als der Geschmeidigkeit der Seide«
Dia Apgenbraunen und Augenwimper sind von der
nämlichen Farbe, als die der Haupthaare» Jedoch dal
Auge ist der Gegenstand, der vorzüglich die Aufmerk-
»amkeit des Beobachters anf sich zieht, tast gan« ver- .
borgen unter dem Augenlied, läfst es sich kaum bemer-
ken. Diese jungen Albinos tragen fast beständig- den
, Kopftief>um das Sonnenlicht zix vermeiden, welches den-
. selben Schmerzen verursacht ; sie sind gern im Schatten, wo
•ie das Auge ohne Beschwerde öffnen könne». Nachts,
wenn ihre Aeltern, Bruder und Schwestcn nichts mehr
tinter-schölden können, sehen sie noch ein wenig und
* haben mir versichert, dafs sie die Gegenstände, die die
Andern nicht mehr bemerkten, wieder erkennen und
; sehen könnten. Die drei Theile, die das Auge zeigt,
- die dunkle Hornhaut, die Iris und die' Pupille, stellen
\ drei gesteigerte Niiancirungen dar, von ronenfarben bis
jbu dunkeroth. Das Weilse des Auges ist rosenfarbig, .
^ der Augapfel he^roth, und die Pupille dunkdroth in
Violett spielend. ' % ^
Das Auge ist in beständiger Bewegung, wie ein Per-
pendikel, und diese Beweglichkeit giebt ihrem Blick
eine seltsame und wirklich wunderbare Beschaffenheit..
(Journal dt^Mtdtcine etc. i8u» VqI* XX1K* p. 35o.)
c
I #
/
Inhal t.
I» Bemerkungen und Erfahrungen über verschied»»
ne Krankt eiten. Von Dr. fVv(ft zu Warschau»
i) Phthisis pulmonalis. . . . ■ Seite 3
52) Pleuritis, pneumoniae . . « — i£
* 3) Ileus.* . » • * —3c
4) Hydrops. . . • . . .' — 3a
&) Gonorrhoe«» . ♦ . * . • — 55
6) Febris puerperalis. . — 37
II. Geschichte eines Aneurysma der Orbita durch
» Unterbindung der Arteria Carotis geheilt. Von
Benjamin Trauert, zu London. « • . —33
III. Nachtrag zu Aer Abhandlung über fremde in
, die Luftröhre gefallene Dinge. Von Dr. Mi-
» ckaelis, zw Marburg. (Nebst Abbildung.) — $f
IV» Amputation durch unheilbare venerische Ge-
schwüre nötbig gemacht. Von Dr. Peter Qou*
fried Jocrdcw, in Hof. - * . • . » — €f
yj Ueber ein neues und sicher genanntes Mittel,
nicht nur den Lungenkatarrh, -sondern- auch den _
Keic)>husren und die häutige liräune zu heilen»
Von Dr. Wescnir, zu Düllmen, im Lippischen. — 86
'VI* Einige Bemerkungen über die lluhrepidemie
vom Jahr l$il. Von Ebendemselben, , — 97
VII. Summarischer Bericht über den Zustand dea
König). C|iarite*- Krankenhauses vom Jahre tSi3*
' Von den Aerzten des Hauses Hufe/and und
Born. • . , . * . 4 •-*- t'fsj
VIII. Kurze Nachrichten und Auszüge. .
I. p. Jllens Präservatifmethode gegen die An-
steckung der Pett» .... — ***tat
' 0» Neue Erfahrung über die trefflichen Wirkun-
gen des Chenopodjum ambrosioides bei Läh-
mungen, über die Reste venerischer Krank-
heiten, und Heilung der Warj&n. (Auszug
aus einem Briefe.) . » . . *— 12t
3« Nachricht von drei jungen Albinos. (Jotir*
nal de Medecine FoL XXiK p. 35o.) . *— I&4
I
s-
Mit Jiesetn Stücks das Journals wird smsgegeben\
4
Bibliothek der praatisttiefi Reiikuhde. Rut
und dreißigster Band. Drittes Stück
t h h d 1 1.
Mssay sur tes mäladies et les lesiohi organijues du eoetr
et des gros toaisseaux: extratf des. tegons clinUnut
de J. iV, Corvisart. (Fortsetzung.)
Allah Burns, toon einigen der häufigsten und mckNf<
sten Herzkrankheiten, ferne* i>om AneUrisma da
ßrustaotta, von Pu/sätionSn in def bbern Bauchig
gehd und 1>on detri ungewöhnlichen Ursprung und Pa-
tau/ einiger grofsen Arterien des m&ns hlichrh Kfa
pars. Auf dem Englischen übersetzt, nahst einer AI
handlang über die blaue Krankheit, von Dr. Natu
(Fortsetzung.)
-■ W&2^^urna£sff+xJ(4r& ,
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Journal
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practischen Heilkunde
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Orü«tti dflittr Klum, wirkt, Utbiut, Pfthiitf dir
Ittdlila na fiarliii Atf.
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Fribittr du Madiila fu G#ttlifffii Dlftettf
4«i UlnUftktft Iiitltutf #w.
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IV. 3 Mick. April/
Bnrllu i8*4*
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Aphorismen
e i ie s freieü A r z t e fc
| Medibui MM, HU humatu a %c atUnum pmbt
'%
ßas iichtt Are Lebeü ferfcirgt «ift ümickt-
bäte*; Sieh An das Sichtbäte halten* abdr dai
Unsichtbare zugleich itdi erfasse*; im Sieht*
baren lebefy denken j handeln, *bef iäi ,fre*
]N*hö dich jedeobt Kränken * als faahetetf dnt N
dich einem Tempel der Natur, ihrem Hdl^
thunu In jedem ist sie ganz* beschäftigt mit -
dem höhet* Kämpf des Lichts mit der Fiö-
Sternifsj des Lebens toit d<jdi Tod& Versau*,
fne nicht sü dchteri auf die Summe des still
schaffend« Lebens in .halbzerstörtem Qeßüfc
•*. ■*. i-
I
ständigen Gefühl und Achtung des Unsicht-
baren; das sichtbare. Leben immer nur be-
trachten als Erscheinung, welcher ein unsicht-
bares* sich dadurch offenbarendes * höherei
Leben zum Grunde Hegt; — das ist die höch-
ste Aufgabe des Lebens überhaupt* und ütt*
besoü4erö der Heilkunst
i
mm
4
Theorie heifst, da* Sichtbare äü dai Ün*
sichtbare anknüpfen»
Ächtung für das Unbegreifliche der Ju-
gend einzuflößen, mufs das Hauptstrebeil der
Erziehung seyn* und die Anerkennung der
Ünbegreiflichkeit selbst, aus Vernimftgründen*
,und mit klarer Üebepzeügung det Vernunft*
ist das höchste Ziel ihres Streben*, ihr
herrlichster Triumph* das wahre Unterpfand
ihrer Göttlichkeit — Das eben ist der Ka-
raktef der Getneiüheit, dafs sie alles begreift,
uüd nichts gelten läfst, als was. sich greifen
läfst* Solche Zeiten sind die Zeiten der grofs-
ten Dürre für Wissenschaft* Religion und T u*
gend.
V
\
— . 3 -
Wie kam! üiatt glauben* den Sinn für dal
Unsichtbare dadurch sä erwecken, data inan
da* Unsichtbare sichtbar mächt (Geistere**
scheinütig)? Heilst dal nicht vielmehr* dal
Unsichtbare Wieder ixi da* Reich der Smii-
Jichkeit herabziehet! ? — Nor inwendig in Ulli
existirt der Geist Und das Geisterreich* und
Huf* durch uns kann sich's offenbarere
Allel Wissen, und folglich alles, was fiif
uns da ist, f educirt sich in seiner Genesis auf
drei Grundideen, die eben deswegen die drei
Wurzeln aller ferkenntnifs sind, und das gän*
ze menschliche Wissen begreifen: i. tch$ fdas
Denkende). & Nicht Ich, (das Aufsending, die
Welt, Natui*, unser eigner Körper). & Etwas*
was beides in und äufser mir vereinigt, und
folglich höhet liegt als beides, (Gott). Des-
wegen giebt es auch eigentlich nur zwei Wis-
senschäften : Philosophie lind Empirie (Mröftin*
tet Sowohl Natur als Geschichte fällt); t)a*
dritte ist Religion * keine Wissenschaft* iött*
dem Offenbarung^ Glaube;
ßenkeü und ThüÄj das ist diä Sache;
nicht sprechet üftd Schteiben; Die Papier-
Aä #
- 4 -*
weit hat <Üe wirkliche Welt verdrängt, iieson*
ders bei den Teutschen. — Er hat die gröfs*.
ten Erfindungen zuerst gedacht, aber nicht
gethan, höchstens geschrieben* Andere Na-
tionen thaten sie, und gaben ihnen dadurch
e*st das Leben und sich den Ruhm, Beweise,
der Telegraph, die Aeronautik, die Vaccina-
tion»
So tvie die Erfindung des $chiefspülvets
eine ganz neue Kriegskunst, ja eine ganz neue
Periode« der Weltgeschichte, herbeigeführt hat; '
eben so wirken Entdeckungen grober neuer
Heilmittel auf die Heilkunst. So die Entdec-
kung der grofseix Heilkräfte des Quecksilbers,
des Opium*, der China. Sie haben der Heil«
kunst eine ganz neue Richtung gegeben, ganz
neue Verhältnisse der organischen Welt er-
öffnet, und sie sollten einmal von dieser Seite
tneht gewürdigt worden.
«u
Ein Hauptfehler der Menschen ist, sich
einzubilden, es habe nie ändere Menschen ge-
geben, wie jetzt, es sey die' Welt, die Natur
seihst, nie anders getf eseü, als jetzt, und folg-
mm 5 — '■
\
I
i
lieb, wa» jetrt nicht geschieht) könne auch nie
geschehen sey*.
im
W'ß$ heijsen denn Simplicia in dfer {leil«
kunst, und w*s heilst das , man soll nur Sim*
plicia geben? Es giebt ja keine wahren Sim-
plicia in 'der Natur selbst, sie sind alle schon
Komposita, oft aus höchst verschiedenarti-
gen Ingredienzien , und eben in dieser Mi«
schung liegt ihre Kraft. — Warum soll nun
das, was die Natur hier vorzeiehnet, nicht
auch der Kunst erlaubt seyn? Warum soll aie
nieüt eben dadurch, selbst durch chemisch
widersprechend seheinendp Mischungen, neue
Schöpfungen lind dadurch neue Kräfte und*
Wirkungen auf den Iahenden Organismus,
hervorbringen dürfen?
■N <'■* J .IWU»
Es giebt nur zwei Arten des Todes, ent*
weder Tod des Nervenlebens, oder Tod des
Blutlebens. ( der Sensibilität^ oder der Irritabi-
lität)
■Nw
Wie kafan der Mensch sagen, „er lebt in
<Jer Zeit," da doch er allein <Ue£e^ macht,
» *■
I • » ■
und o\mP $m g*? keine Zeit 49 wäre? — Jst
4m nicht der teste Beweis, daß» seine ganze
Wel? in ihn* selbst, sein eigen Produkt ist?
.Eben so, Wenn er sagt, es lebt im Raum,
4* doct der Raum nur in ihm d* ist, und w
eigentlich damit sagt : es lebt in mir,
"■-i
Da* bittre Prinzip ist felo* tsui Produkt
4er organischen Chemie, d, h. des Gebens;
alsp ohne Lehen gäbe es keine Bitterkeit,
physisch sowohl, wie moralisch, '
Die Heilkunst ist die', einzige Physik
Jebeq den Natur, un4 das Kuriren ein ewigem
Experimentiren in den Regionen des
Pm einzige feste und bestehende in der
Körperwelt ist die Urform , der Typus, ihres
Daseyns — dies ist eigentlich der fortwirkende
Gedanke Gottes, das Wesen der Dinge* — •■
nicht der Stoff, der in sich immer eines, 4ocb;
äußerlich nie dasselbe bleibt, der auf unend-
lich vielerlei Art immer von neuem
ten, umgeformt, und neu dargestellt
Pfther 44« Spiel mit den Elementen,, die plöte-
«- 7 —
auf dreißig und mehr anwuchsen, und nun
Frieder immer mehr zu »abwinden anfangen«
Clement; kann nur di$ Grundformen des Da-
peyns des Stoffs bezeichnen, und to Wird es
ewig bei der alten Einteilung der Elemente
bleiben; das Luftige, das Feurige, fatPFofs*
Tige (Tropfbare), das Feste (Starre)«
Viele glauben jezt, eine Sache dapn erst
zu kennen, wenn sie sie zerstört (zerlegt) ha-
ben. Gerade so machen <?a die Kinder mit
ihren Sf Jelsachen,
Was heifst Sterben anders, als, »ich Veiv
puppen? Diese Ansicht seilte man mehr fest
halten und einführen, i
Man sollte doch endlich aufhören , das
Herz den Mittelpunkt und Quell des Lebens
znl nennen, — Nicht das Hqrz, sondern das
Blut ist der Quell des Lebens, und et heilst
offenbar das Gefaft mit der Sache yerwecht
sein, wenn 8*an <*as erste sagt, Das Her? ist
ein Muskel wie jeder andere, und bekommt
seinen hohen Werth nur dadurch, dais es der
fiauptbehälter und Beweger desjenigen ist, was
4
eigentlich dal Leben in sich iaht. •*- Dem
es bleibt ewig wahr, was schon die Schrif
sagt : „ Des Menschen Leben ist in %einen
Blute/9 Der eigentliche Sitz des organische]
Lebens, seine Grundlage und sein Träger, is
das Flüssige, das Blut. Dieses allein ist di
Werkstätte des ewigen Lebfenspro$esses, um
mufs eben deswegen in steter Bewegung, aki
^üssig, und in Gefäfsen herumgetrieben seyi
Die Bewegung ist blos die Bedingung des Le
t>Qns, picht das Lebep selbst/ Alle feste Ol
gane sind nur dazu da, das eigentlich leben
dige zu halten, zu gestalten und zu äufseT
Verrichtungen geschickt zu machen. IJnd 3
bleibt das eigentlich lebende, das. ganze. Lebe
hindurch, wie bei der ersten Erzeugung, ei
Tropfen, nur durch feste Behälter mnschlffl
sen und jnannichfaltig gestaltet.
Ein Arzt schrieb , si) Anfang *e\Q$r Ffl
*i$> folgendes über s^in Tagebuch:
D& Menschen Leiden zu versüßen.
Das höchste Gluck gans zu genieftenf
JSin Retter, Tröster hier *u seyn;
Diefs, Gott, lab mich in tjllen* Sorgen,
In Tages Last, an jedem frühen Morgen,
Gerührt empfinden, gans mich weihn,
j&u trotten, zu helfen, *n erfreun !
(Pie Forwsuun^ folgt«)
«-■ 0 M»
Sl /
I t
»I . ' » *
II.
I I »
h.
Praktisch« Fragment*
übtr
den Jetssl: herrschende» Tyßhuf
uhcj
«eine Behandlung.
prf Hans Adolph QoMfQt
tUfpali litt Oombinntn, jttpt «m |iuii#Uiif
Einleitung,
L)iete Ansichten und Erfahrungen hat otfr di*
Praxis ge wonnen ; daa bedeutende Militafe»Laza*
rethtuGumbinneninLitthaiieBt dem iah sur Zeit,
als leitender Arzt rotstehf , ^Mbt mir täglich dif
fmehe Gelt genbeit in dija rei«chi*densrtigsttzi
Gestaltungen 4m kraust Leben au beobach»
tan! vnd bei den verschiedensten JnditjdtieU«
fiten, \m dt* «fitlwvtüM Jtowwn die An
-+r Jö w»
a
dlvidualiijmng der Krankheitsformen und dis
Wirkung ' der Arzneien zu «ergreifen. Hit
Erlaubnis des Herrn Herausgebers werdet
diese Fragmente fortgesetzt werden« Eine
vollständige Geschichte der merkwürdige!
Typhus -Epidemie, welche im Winter i8{f
in (jitthapen, Ost- und Weatpreufteu so vs*
beerend wüthete — ist von mir xu erwarten;
eine heitere Mufse und Mufse ip einer ruü
gern und hessern Zeit wird für die Wissen*
Schaft die Früchte reifen, wozu die Praxis <ft
Keime gelegt!
I,
Von dem Qualitäts- Unterschiede des TyphW\
oder von seiner $pecies<
Worin da* Wesen des Typhus bestehe^
darüber sind die Aerzte noch nicht einig.
Wer den innern Entwicklungsgrund und dk
Form und da* Gesetz in der Metamorphose
juiffftlst» dem wird die Einsicht in das Innere
sich eröffnen, Das FVesen ist nnd bleibt iuh
immer gleich r e^ist hier wie dort, eins un4
dasselbe, nur die Stufen der Entwickele
auf denen e* ergriffen wird, sind verschiede*
Die äußere Gestaltung und Empfängnifs des
W^ieni in deu verschiedenen Gebilden, auf
den Stufen der Metamorphose, giebt den Grund
für die Verschiedenheit im Verlauf, und di*
gräjseret Analogie und J)iathesi* de* einen
ocjer de* andern Gebildes für den typhösen
Fieberreiz giebt die Bestimmung für den ver-
fchif denen Charakter des Typhus,
In den organischen Gebilden und ihre?
Diathesis ist daher der Grund Air die Einthei*
Jung und ihr Gesetz zu suchen,
Pas Wesen des Typhus beruhet • auf
Entzündung; das Eigentümliche der typhö*
fei| Entzüo düng ist durch folgendes bestimmt:
i) Eine Entzündung von dem typhösen
fVcs^n hat das Streben zur Nervosität ; sie
muCs und wird immer im Verlauf den Netv
Ten entzündend ergreifen, und früher oder
später den Status nervosus entwickeln j sie
entzündet ferner den Nerven im Organismus,
nicht im Organ, im Nerven als ein Qtsarnmt*
gebilde ist der Sitz der typhösen Entzündung*
a) Der Typhus hat nicht da* «usacbliefa*
Hohe Recht *u einem Organ, sondern ftllet
nur bald mehr das Eine, bald das Andere, wer*
den in seine Metamorphose hineingezogen,
Er ist daher eben so wenig identisch mit der
Encephalitis, wie mit der Hepatitis* baW Jet
das tebersystem trän Wurzel, bald dM Qf«
Jdrn ; der Typhus ejicephalicut und der ict§«
ricus.
3) Der Typhus durchläuft in seiner Me*
tamorphose die Gesammtheit der Gebilde, fort«
gehend von dem einen auf das andre bis zum
Höchsten und hiedurch die Verschiedenheit
der Stadien, die im Verlaufe so deutlich her-
vortritt, begründend. Diese Metamorphose
ist dem Typhus eigentümlich und wesentlich;
ihn unterscheidend von der Synocha und dem
Febris catarrhalüy
Jedes Fieber, um Typhus zu seyn, mujs
zuletzt den Status nervosus entwickeln! im
nervösen Gebilde hat er seine Blüthe; vorher
aber mufs es cataixhalisch und dann arteriös
gewesen seyn. Wi? das Schleimgebilde £ru?
her war wie das arteriöse, wie dieses sich
eher vollendet als der Nerve, eben in dem
Typus entwickelt dir Typhus seine Metamor-
phose auch*
Hiedureh ist er wesentlich von der Syn*
0eha*wd dem Febris catarrhalis verschieden;
beule haben keine Macht über den Nerven
und nicht das Vermögen zur Nervosität. In
dem Gebilde, -in Welchem ihre Wurzel und
|hr Anfang ist, in demselben ist auchv ihre
Bleiche uftd Entscheidung, Pie Febris c*w*
« i3 »■
rJta£t übertcfareitrt die Schleifflgebilde nicht}
die Synocha ttekt in dem Arteriösen Gebilde
fest, in ihm ursprünglich entstehend, Verlan*
fefcd ttrid sich entscheidend.
Der Typhus ist das Eigenthum der Ge*
iammtheit des Organismus in dem Rechte zt*
Seinen drei Gfiindgebilden } diese dreifach*
Metamorphose ist ihm eigentümlich und we*
»entlieh,
4) Der Typhus geht äüf Entnervung de*
organischen Wesens } was den Nerven reizend
angreift, in den Stand der Entkräftung setzte
bringt Entseelung' hervor* Der Status ma±
lignus, putridüs, die CölH(Juatioü ist das end-»
liehe Resultat der' typhösen Entzündung. De*
Nerve ist das beseelende, verbindende für da*
organische \ Aus ihm empfangt das Reale, ba-
sische, da* organische Wesen, die Form} ist
der Nerve bezwungen und beherrscht von *i»
nem andern Element, so verschwindet die or*
ganfcche form aus dem lebendig verbunde-
nen; der Ausdruck dafür ist die Cotliqud*
tiotii ein Prödtict, dem die ötganishhe Form
und das Wesen nicht mehr hüMohni. De*
Status stupidüs, iopotosüSy und der ieatüs
putridus haben das gleiche Wesen — das dfet
Colliffuatiofi in den beiden vendueden$bßßhä*
jfen des Organismus; jener ist der Procefs der
faulnifs in der thierischefi Sphärd* dieser ist
fein Sopor in der pflanzliqheäi '
- Hieraus ergiebt sich der Unterschied des
Typhus und das Gesetz seiner £intheüung*
, Wesentliche Verschiedenheit hat nickt Ititt
$ wischen den Formen Seiner Gestaltung; denü
was innerlich tuid Weien ist* kann sieb der
Verschiedenheit nicht ergeben, er ist eihd ffe-
bris süi generisi ein morbus principaliä. Seid.
Wesen beruhet auf Entzündung) und dieiö ist *
feststehend Und beständig in allen Foriöeii
Seiner Gestaltung, das Innere in allen Specifes.
Der Grund des Unterschiedes liegt also
in dem mehr Aeufseren, Realen; in den Ge-
bilden* Jedes Gebilde hat seine eigne Natur,
die allgemeinen Elemente und Kräfte des Le-
bens aufgenommen vi sein Wesen auf eigne
)/Veise Und zun! eignen Leben verjubeltet.
Alles was einwirkt auf dasselbe!, wird daher
Tön itfm aufgenommen und durch selbststän-
dige Reaciion, seiner Natur -gemifs verwan-
delt- Die Kraft wird modifiziri in Subitist}
das Element in Gebilde.
Der typhöse Fieberreiz, die Entzündung
im Triebe des Typhus, wird daher Verschiß
tlen gestaltet iä den verschiedenen Gebilde»;
las Wesen hat hier einen andern Charakter*
nrie dort,
Die Stadien im Verlauf geben das Bild .
ier Eintheilung. Wehcher Charakter im Ver*
lauf der hervorstechend ausgedruckte und
herrschende ist, d eisen Qualität wird der Ty-
phus auch tragen. Da» Bild von dem Wesen
#ebt das Gebilde * wie das AeuTtere überall
dar Reflex des Innern ist Das eine öder An-
dre Stadium in einem Falle fixirt und festste-»
fcend, giebt für diesen den Charakter des Fie-
bers* Aber dieses Feststehen des Stadium*
ist nur ein relative»} die Metamorphose geht
die Stufen hindurch* welche dem Typhus we*
Mntlich sind* nur bleibt das Bild des eine/t
auch in dem andern herrschend ausgedrückt*
und der eine Charakter scheint vorzugsweise
nuf den verschiedenen Stadien durch.
So gelangt der Typhus cätarrhalis in )4-
dem Falle zur Nervosität , er entwickelt* den
Nerven endlich entzündend* den Statu* nervo*
susi aber selbst noch auf dieser Stufe sticht
du Bild des catarrhaliachen Charakters her-
vor. Alle Gebilde haben die gleiche Em-
pfangnif* für den Typhua, und das Vermögen
Miner Entwicklung, aber in Verschiedenen
Leibern und zu verschiedenen Epidemien
t — iB ** •
(Hrohflt «ine größere Diathesis lA dein ti&eft
Als in dem andern ; hier ist die Analogie tm
Tietveh gröCief , dort zutii Bltftgefals*, dort
zum Schleimgebilde, und hienach wird de*
Charakter verschieden seyrt.
Die verschiedenen Charaktere des T^bil
haben also nur eine teldtire Bedeutung; sie
bleiben nicht feststehend und Selbststandig, »
einem jeden niufs das Wesen sich ganz, in
seiner ganzen Metamorphose tnthüllen, tat
der herrschende Ausdruck ist es* Welcher ixt
Unterschied giebfc
Die Entwicklung des Wesen* ist nidt
durch ein Aeufseres bedingt, sondern geht al-
lein aus dein Innefn hetvör, Jus ellgeffleinefl,
unsichtbaren Kräften. Aber *ö wie es ent-
wickelt in die Erscheinung tritt; kommt eft
Jnit aufsein Verhältnissen in Berührung* durch
Verschiedene Media inflüiren die allgemeinen
Kräfte darauf; und gestalten, bestimmen *
in derb Ton und d& Stimmung j rtölche g**
tad6 di& gegtbeneti Sinai
Die* ist das Wesen töü der fcpidentiach«
Constitution; Diese hat nicht die Qetiralt di*
friorbi principales, die 'ursprünglichen Fieber
hervorziuruferi, denn dasselbe, wodurch iid
iglbst bedingt ist, ist fljith de* Grand ran dsri
Grund-
— l7 —
formen des Fiebers; wohl aber vermag sie
dessen Entwickelungsgang und Gestaltung au
bestimmen, den Reiz und das Element mehr
auf dieses, oft mehr auf jenes Qebilde fyüi-
leitend.
Das Intermittens , der Typhus, die Fe-
bris nervosa kommen su jeder Jahreszeit, un*
ter jeder Constitutio annua vor: aber auf
ihre Qualität, auf ihren Charakter influirt die«
selbe« Dafs das Intermittens oder der Typhus
hier mehr ent;zünfllioh, dort mehr serös, ca-
tarr haiisch, und dort endlich die herrschende
*
Analogie sur Nervosität .hat ,, dies ist in der.
Constitutio annua gegründet.
Was die Constitutio annua im Leben
der Erde, das ist die Diathesis im Organis«
mus. Wie im Bunde der Elemente an den
▼erschienenen Jahreszeiten die eine ojjer an-
dre allgemeine Naturkraft die vorherrschende
ist, wie unter ihrer Potenz das Leben zum
Lebendigen sich versöhnt, so wird innerhalb
des Kreises des Organismus in dem Gebilde •
das regsamste Leben wohnen« was die ent-
sprechende Analogie tu der herrschenden
Jfaturkra/t fiat. Dies ist die Idee der Dia«
thesis: vermöge der Stimmung, welche die
Erde beherrscht, hat daa,üebilde die größere
Jottf* xxxvin. 1, 4- »«. B
— lA —
Empftngnir» für die allgemein* Naturkraft;
wo um regsamsten da» Lehen ist, darauf geht
auch alle Influenz vorzugsweise bin* Wie Stim-
mung riet Macrocosmus ist re/Iectirt im Mi*
crocosmui; wie die Mrde im Wechsel der Jak
rewseifen Hebert, so der Organitaiua in d«A
DiaOie*en.
J)ie ComiUutio caLarrhalis gehört dem
Frühling an; die allgemeinen Nnturkläfte, Ab
Fieberreize haben hiwr deshalb die gröbere
Gewalt über did Schleirngeßilde ; daher hat
jede Entzündung, der Typhu» und das Int»
mitten* hier den c;iturihalift<hcn Ghorakter*
Die Constitiuio arteriöse, wflammatoria int«
spricht dem Winter; in der Arterie und ibref
Metamorphose, «lern (jbrönen Oewebe wohnt
der Trieb zur Empfängnis, daher neigt sich
jede Entzündung xtir arteriösen Qualität;
die Synodia herrscht. Die Constitutio norm
vosa ist dem Herbst eigen ; der Nerre bat
hier die I)i»th"sis und das regsamste Leben,
und das /;ro!We Anziehungsverm/igm für flie
eletneniarischen Krüfte, daher herrscht der Ty*
phns nenwtus, und alle Entzündungen 9 wie
auch das Infermittens, tendiren zur Nervosi-
tät.
Der Dreizahl der Gebilde analog ergiebt
♦II
■1l IflM Tl|«llH«: ^lM i\l»\fa"\\ni 'JltJlllHU« ! IM .
rrlttffl Itlpc,. f'li.ithklMh gi<lirM «|| #« lillr»-
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itff>l«|if<H rflffrh :i||f» * !«»lillr|l« Itl1(| ifrt< Sit"«-
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M<m; 1t« rll'«riM tlpflfllih* ulul rlht Htßrttflfe
114 JMtfHftt'. 'Ii'trh i||n lM*>!lf ffof frtfltr.fltl-
jfl;. fi hl llrt .if|i1tll«rlli» WmpM Htflfnf, d||»
.fffh "l"!.'. !••• HMil ktRI'H» ttH»l»ti l)H fflHrf
rhll-hi Im »I. H f \- "MliHi. tllf trtltl iifßHttlirhHfl
;fw,.M i.tl'iü-nh *IM»I 7.<>t<(pft7ltMg tlta iWufl*-
fllt; rlrt f. tili - M| f f» Iftlfl M f l » ff*» , ffn< h^ffhl-
.||ffl »:,lil, Im. In <rlntlp«, tollllrlltp* Wim*«}
t rlj.. I Jfi.< HI..1 hf «Im« i';|t|lfl«. Am ßji-
,{|n.tMi rltiwh 'S iHfHiHMl'Hflt'llt 1-rtrlfnf Ih
r.m hi.l.h ?(•» M»ic<ul|!lf |«f tliM tr|ihr(4*>
l ...m d* hth'ii : fiiw'li ilIMM ItNt iHm ntfuHtl-
»1 'fulliifn, <•« fttnl'-s ill* AtOHe diltrlignlt*«,
im #|ft«ti NMttM tu tHgfHfttl.
— ao —
i) Der Typhus inßammatorius ; der ar-
teriöse Charakter. Die Arterie und das fibrö-
*e Gewebe hat die gröCsere Empfängnils fijr
die typhöse Entzündung; in der Arterie er-
stirbt der Nerve zuerst, vorzüglich in diesem
Gebiet tritt die Colliquation hervor; der To-
talausdrtick derselben in dieser Sphäre ist der
Status putridus: Zersetzung der Lebenssäfte
und Stoffe in faulichtes, dünnes, aufgelöset»
Blut.
Auch bei dieser Species wohnte die Ent-
zündung im Schleimgebilde zuerst, aber der
catarrhalische Charakter ist schon auf der er-
sten Stufe verschlungen von dem entzündli-
chen ; auch sie ergreift den Nerven , der ner-
vöse Charakter wird in der Arterie sichtbar
durch den Status nervosus , und dieser geht
der Putreszenz voraus. Die Stadien bleiben
beständig in jeder Species, denn die Meta-
morphose durch sie ist dem Typhus wesent-
lich ; nur sind sie verschlungen in dem herr-
schenden Charakter; die beiden ihm nicht
analogen Bildungsstufen treten schneller zu-
rück, und sind rascher vorübergehend«
5) Der Typhus nervosus; der nervöse
Charakter ist in allen Gebilden unmittelbar
und ursprünglich herrschend; rasch durchgeht
— 21 — ' -
- •
die Entzündung die untern Styfen\der Meta-
morphose _den Nerven ergreifend; 'im Nerven
wird das nervöse Wesen von der Entzündung
.zuerst und ursprünglich getilgt, in ihm tritt
die Colliquation in dem ihm eignen Ausdruck
ein« Der tiefe Sopor, der Lethargus, die gro-
fse Stupidität und Gleichgültigkeit; der wilde
^ und irre. Blick der ohnmächtigen y erzweife-
lung, das seelen- und charakterlose Wesen
im Auge und der Physiognomie — zeigen dio
Colliquation im nervösen Gebiete. Für die
- topische Entzündung von dem nervösen Cha-
rakter ist die* Gangraena der Ausdrude fii?
die Colliquation.
vDiese allgemeinen Charaktere de* Typhi»
und diese Glieder seiner Eintheilung entspre-
chen genau den Entwicklungsstufen im Vejw
lauf; nur so, dafs in jedem einzelnen Falle
mehr der eine oder der andre Charakter in.
allen Gebilden der herrschende ist.
Der Entwicklungsgang im Einzelnen mufs
sich auch im Ganzen enthüllen. Denselben
Verlauf, dieselben Stufen der Metamorphose,
welche der Typhus in jedem speciellen Falle
zeigt, werden wir auch im Allgemeinen, im
großen Gang? einer Epidemie ergreifen. Aüeh
— 32 —
diese hat ihre Stadien nach dem vorzugs-
weise herrschenden Charakter.
Eben wie und weil die Geschichte den
grofsen Gang der Welt und in derEntwicke-
lung des einzelnen Menschen die des Men-
schengeschlechts offenbart, weil sie in. einer
charaktervollen Periode den Lauf des Ganzen
wiederholt, dadurch zeigt sie, dafs der höhere
Geist der Wissenschaft in ihr wohne.
So auch im Leben der Natur; rjach dem
Vorbild des Ganzen enthüllt das Einzelne sein
Wesen; gerade wie in der Epidemie das L*
ben der Natur, der Erde erkrankt, wie ein
Charakter in allen ihren Erscheinungen herr-
schend hervorsticht, eben so und nicht an-
ders erkranken die Individuen«
Wenn auch verschiedene Epidemien ver-
schiedene Charaktere haben, wenn in der eiL
nen die Analogie und das Streben zur Ner-
vosität mehr hervorsticht als in der andern, '
wenn hier der Typhus mehr entzündlich) dort
mehr rein nervös erscheint, so erkennt doch
auch eine jede Typhus-Epidemie verschiedene
Perioden, die durch die verschiedenen Cha-
raktere bezeichnet sind. Dasselbe Gesetz der
Metamorphose, was dem . Typhus wesentlich»
seinen Entwickeluogsgang und Verlauf im
• — a3 -
i
Einseinen beherrscht , dasselbe gilt aucl| ron
der Epidemie.
Dies ist der Grund, worin die Gefahr
steigt mit der Zunahme, der wachsenden Dauer
der Epidemie: die Diathesis aur Entzündung
wird in dem Nerven hervorstechender, und die
Analogie zum Nervensystem gröfaer, je mehr
die Verhältnisse der Erde entwickelt sind, in
eine^n je grüfs?rn Kreis sie das lebendige um-
achliogen, welche die Diathesis sum Typhus
begründen.
Im Änfaoge der Epidemie ist in der Re-
gel der catarrhalische Charakter der herrschen-
de, dann wird er der entzündliche, auf der
Höhe der nervöse. Zuerst tragen die Schleim-
gebilde die gröfsere Diathesis, von diesen wird
dieselbe auf die Arterie und das fibröse Ge-
webe fortgepflanzt, und endlich wird auch das
Nervensystem unmittelbar in dap Kreis der
typhösen Metamorphose gesogen.
Wie die Pflanze keimt, sich entwickelt
und blühet; so auch der Typhus im Einzel-
nen, wie im allgemeinen Gange der Epide-
mie. Das Nervensystem ist die BlUthe des«
thierischen Lebens , so auch die BlUthe der
typhösen Metamorphose im Einseinen wie im
Gänsen« Man bedenke aber: dafs das einfa-
t } »
_ 24 _
che Naturgesetz, was im Groben wie im Kla-
nen gilt, wonach die Sterne werden, wacht«
und vergehen, wonach die Pflanze blühet und
welkt, dafs dies auch die Entstehung der Fie-
ber und der Epidemien beherrscht, dafs ab*
es iner sich Modificatiorien ergeben muff, in« I
dem es hinabgezogen in den Kreta der
Individualität und der Verhältnisse der Ma-
schenwelt*
Der ewige Geist, der in den Erscheinun-
gen der Geschichte und der Natur überall her-
vorbricht, giebt "dem verstehenden Gemüthe
und der verwandten Seele die Lehren de
Weisheit und der Erfahrung. Keine Förmig
keine Theorie vermag sie zu beschwören; wtf
unendlich ist,' läfst sich durch die Tabelle nick
bannen! Praktische Weisheit und gediegaae
Erfahrung ist das Eine was Noth thut untrer
Zeit; die Formel und Theorie bat das Lebea
so gehaltlos und armseelig gemacht; nicht auf
dem Wege der Wissenschaft ist dies Gut a
erwerben ; in der Tiefe der Natuc> in den
Gange der Geschichte offenbart es sich detf
stillen Gemüthe des Weisen. Noch ist die
Zeit nicht gekommen, dafs jene herrliche BIS-
the, welche in den Gefühlen und Ahnung«
Stndium und Leben gewonnen, in der Wi*
— 35 —
/
/
tenscbaft Fruchte trage — erst mufs der Bo-
len errungen werden, auf dem die Lehren
ler Geschichte und Natur, die Gefühle und
geheimen Triebe zum freien und sonnenheW
en Leben gedeihen!
ii.
Von den chronischen AJfcctionen des hepa*
• tischen Systems, als Folgen des Jyphus.
Wunderbare Cachexien, zehrende schlei-
chende Fieber, die offenbar in den Ahdo«
mtnal-Eingeweideh ihre Wurzel hatten, ka*
tnen nach der letzten Typhus-Epidemie und
zugleich in den Lazarethen in grober Menge
vor. Viele gingen davon noch verlprext|
vrelche den Typhus bereits überstanden;
nur die Einsicht in das Innere Wesen und
Entwicklungsgrund der Symptome, gab die
bewährte Arznei Und das Mittel des. Heils.
Der icterische Typhus, derjenige, wel-
cher vom Lebersystem aus den Organismus
putreszirend ergriff, war es, welcher jene
Folgen zuruckliefs. In diesen Fällen der
Epidemie «hatte das Fieber die offenbare
Analogie mit dem Typhus ieteroides; die
achmuttig-gelbe Farbe} des Gesichts, das gelb
— 36 —
<
I
tingirte Auge, da* schwärze Blutbreehcn -
das sichere Zeichen von der Colliquation is
der Milz — - die Verwandlung dar gelbes I
Farben in die dunkelblaulicht- schwarzgelbe
etc. zeigten dieß hinlänglich. Von der Le-
ber ausgehend verbreitete sich hier die Ent-
zündung über das ganze Abdominalsysten,
und zuerst über die vegetative Sphäre; ent
bei späterer Entwicklung zog sie sich auch
auf die animalische hinüber, den Nerven
und das Gehirn entzündend; Der Magen,
die Milz, der Daroikanal, die Urinblase waren
ergriffen, bald mehr in dem einen, oder ifr
dem Charakter, bald mehr mit d*m Gepräge
des einfachen Gastricismus , bald mehr ent-
zündlich, bald mit grofserer Nervosität.
Das Fieber in dieser Form hatte deut-
lieh und standhaft seine Crisis durch dm
Stuldgang; es entschied sich in Durchfallen
Oft traten diese kritischen Diarrhoen wih*
jend yoller Bewußtlosigkeit des Kranken und
unwillkührlich ein; Meteorismus ging in den
mehr&ten Fällen voraus; bald wurden nie mit
Willkühr verrichtet, das Bewufstscyn wnrdt
heller, von einem äufserst angenehmen und
erleichternden Gefühl waren die Durchfalls
begleitet, der Meteorismua losete sich, ctia
_ 2*7 *—•
Physiognomie wurde freier, und allmählig ver-
lor bei fortdauernden Stuhlau^eerungen der
Habitus den Charakter der Nervosität»
Die sonst io sehr gefürchteten unwill«
kiihrlichen Stuhlausleerungen waren in die*-
ser Epidemie 'ein sehr erwünschter Zufall
und gewöhnlich der Anfang der Genesung*
So ist alles gut, was zu seiner Z?it, und un-
ter guten Umständen sich ereignet.
Die kritischen Stuhlausleerungen dau-
erten mehrere Tage fort, oft 7, & 10 Tage
bei zunehmender Besserung, bei wachsenden
Kräften , und uuter dem Verschwinden des
Fiebers. Eine unglaubliche Menge von Ex-
cretis ward ausgeleert ; der Genesende ging
häufig innerhalb 24 Stunden 8> *o, 1* mal
und noch öfter zu Stuhl, onne dafs er sich
ermattet fühlte, im Gegentheil nahmen die
Kräfte zu* Die Consisjtens des Excretum s
war breiartig flüssig, nicht dünn und wässe-
rigt; im Anfange war der Geruch oft aas-
haft, nahm aber allmählig ab, behielt aber
immer etwas Eigenes, durchdringend Schar-
fes. Mit grolsen Stücken von polypösen,
schleimigten Conorementen , von Häuten wa-
rej> bti ^eder Ausleerung die Excreta ter-
— 28 —
mische Ganze Röhren eines zähen , dickA
Schleims gingen ab, gro&e Stücken u^
Flooken.
In diesem Zustande bedurfte esgewöb-
lich der Arzneien nicht; aber sorgfältig mvif
te Diät und Pflege seyn. . Ward 'durch f*
waltsame Eingriffe von aulaen dieser Gidj
der sich ermannenden und heilenden Nttt
unterbrochen, so entstanden die iibehta
Folgen. Eine unglückliche Theorie, dem
Sünden das Leben schon so lange und'vid-
fach getragen, that auch hier die verdeA-
liehst en Fehlgriffe/ Der armseelige Begrif
von der asthenischen Natur des Fiebers wx>
leitete zu dem Gebrauch hitziger sogenana-
ter stärkender Mittel, ja die N*tur ward»
wenig verstanden, dafe man die auf da
Durchfall folgende^Schwäche fürchtend, difr
sen zu stopfen versuchte! Gelang dieses,«
waren die hartnäckigsten Abdominal-Uebd
Hypochondrie, verhärtete Eingeweide, Inf*
cten , chronisches Erbrechen , > Cardialgia,
Gelbsucht etc., die unausbleiblichen JFot
gen. ■
Die Störung dieser kritischen Stuhls«-
leerungen, oder dafs sie nicht vollkommen
zur Vollendung kapen, gab auch die V*
i
— 29 — :
anlassung zu dem hier in Rede stehenden
chronischen Leiden. Oft trat die Crisis un-
ter Besserung ein, aber ging nicht fort, daa
Fieber verschwand nicht ganz, der Unterleib
blieb aufgeblasen, in der Tiefe brückend und
schmerzhaft, den einen Tag folgten die Se-
des, den andern wieder nicht; einige Gaben
des , Ricinus-Oehls halfen hier und brachten
die Crisis zur Entwicklung. Alle reizende,
stärkende Mittel waren durchaus zu meiden, .
* »
sie bekamen nicht und hatten die unglück-
lichsten Folgen.
Das hier, zu beschreibende Uebel zeigt»
sich in folgendem Bilde:
Das Aussehen, der ganze Habitus war
cachektisch; die Gesichtsfarbe blafs, schmut-
zig gelb, das Weifse im Auge gel blicht, das*
Bild des Icterus war in vielen 'Fällen vol-
lendet ausgeprägt; gänzliche Appetitlosig-
keit, und bald wieder schnell verschwinden« #
der Heifshunger; die Zunge schmutzig, gräu-
lich gelb, aschgrau belegt, ^er Geschmack %
fad-bitter, Aufstofsen, Würgen, Schleimbre-
chen, Anfälle von Cardialgie. Die Hypo-
chondrien waren gespannt, angeschwollen,
oft empfindlich, bei der Berührung schmerz-
' hafc Die Leber war häußg stark angeschwol-
— 3o . —
len; hervorgetrieben, und deutlich zu umfas-
seh; in andern Fällen recht, aber immer fand
inan in der Tiefe der Leber einen tief sit-
zendfen, drückenden, stumpfen Schmerz, der
bei der äufsern Berührung deutlicher her-
vortrat; mehrentheils klagte der Kranke das
Gefühl von Schwere und Druck, in dieser
Gegend. Der Stuhl war bald verstopft, bald
wechselnd mit profusen Colliquationen ganz
Vasserigten flüssigen Stuhlgängen. Die Fie-
berbewegungen hatten den hektischen Aus-
druck, und offenbarten sieh durch Bren-
nen und Röthe der Wangen, der flachen
Hände.
So dauerte dieser Zustand mehrere Wo-
chen hindurch; dann aber entwickelte er
sich weiter. -Der wässerigte Durchfall ward
anhaltend, sehr häufig, colliquativ; die Kräfte
sanken, die Fülse schwollen ödematö's auf,
das Brechen ward oft anhaltend, durch nichts
zu stillen , Bauchwassersucht und zehren-
de Nächtschweifce machten dem Leiden ein
Ende«
In vielen Fällen hatte diefs letzte Sta-
dium eine andere Gestalt. Das Hüftgelenk,
die Muskeln des Schenkels wurden von dem
fürchterlichsten Schmerz ergriffen, welcher
— 3i —
lieh deutlich von der Lebergegend aus durch
die Abdomioalmuskeln bis unter da» Knie
hinab erstreckte» Dieser Schmerz wüthete
mehrere Tage; dann bildete .sich eiiie große,
rothe, sehr schmerzhafte Geschwulst an der
Hüfte, an den Musculis gl utaeis, auf den
Schenkelmuskeln. Eine ungeheure Menge
Eiter ward erzeugt, die Muskeln, Sehnen
und Häute wurden in Eiter verwandelt, die
Knochen angegriffen — und ein zehrendes
Fieber mit den anhaltenden wässerigten
Durchfallen beschloß die Szene«
Bei einem Tartaren, der an den Folgen
des Typhus ictericus edag, zeigte die Sek«
tion:, die ganze Leber vereitert, in ein schmut-
zig-gelbes stinkendes Eiter aufgel eiset, gro*
£se Eite§ansammlungen in den Zwischenräu-
men der Abdominalmuskeln, im. Hüftgelenk,
in den Schenkelmuskeln. Von der Leber
bis anm Knie -ging die Verbreitung der pro*
fusesten Vereiterung.
Die Section wiefs in allen Fällen eine
Entartung und Verderbnifs der Leber, wel-
che sich durch das Syttem der Pfortader bis
in die Milz gezogen« Fast immer war die
Mjlz mit der Leber auf analoge Weise ent-
artet. Die Pfortader war aufgeschwollen, bläu-
3$& ■■■
Höh, an mehrern Stellen entzündet, gangi*
ncis. Die Leber war entweder durch und durck
verhärtet, zu einer ungeheuren Masse aufge*
' trieben, scirrhös. In diesem Falle fand ma
zuweilen in der Tiefe der Substanz ein ret
schlossenes Geschwür, welche« eine stinke»
de, faulichte Jauche enthielt* Die Milx Wtf
ebenfalls verhärtet, die Vasa^ brevia aiilge-
schwollen, bläulicht röth und oft genug
durch $ie die Entzündung in die Haute de
Magens hinein»
Oder: die Leber war Jn ihrer ganttö
Substanz vereitert, bildete eine grofse Eiter-
hohle. Diepe Vereiterung war nun entwfr
der auf die Leber beschränkt, oft erstreckte
sie sich weiter, so dafs man in den Zwischen-
räumen derAbdominal -, Schenkel- und Hüft*
Muskeln gleichzeitig mehrere gro&e Eiter-
höhlen fand. Immer und in federn Falk
fand man dort, wo die Leber in Eiteru*§
war, kleine eiternde und entzündete Sld-
len in der bezeichneten Muskel-Sphäre.
Diese Erfahrung giebt die wichtige Lein
r£: bei fürchterlichen Schmerzen im Hüftge-
lenk und den Schenkelmuskeln, welche 10
oft für gichtisch und rheumatisch angespro-
chflt
1
m 33 —
clion werden und bei den Vereiterungen in
die $iq übergehen, den Zustand de* Leber-
Systems in Rücksicht zu nehmen; in den
mehnten Füllen wird man hier ihre Wurfccl.
"und Quelle linden. Diese Einsicht in den
Grund giebt grgen dos unheilbare und töd-
liche Uebel fast immer die bewährte Arznei,
welche zur rechten Zett gereicht, so selten
Verl ä Ist« ' v
In diesen Zügen ist im allgemeinen das
lufscre BiM des Uebels umschrieben; was
das wesentliche upd im innern Grunde ist,
wird sich daraus ergaben. Das Bild trügt
im Allgemeinen den Charakter der Cache«
xie, Entkrttftung des ErnlhrnngAsystems, Un-
terdrückung der lymphatischen Kiaft von ei«
Dem fremden Reis. Der entzündliche Cha*
raktrr i.it herrschend in einem Gebiete, dafa
dem serösen Wesen zukommt; eine hetero-
gene Hegeisiigung verschlingt die emlhrendo
Kraft, die ernährenden Säfte werden scharf,
heterogen dem organischen Wesen , daher
reisend^ verzehrend. Was zur organischen
Form verbunden, in den Kteis der Atetamoft
phose gezogen seyn soll, widerstrebt dieser,
ist roh, dem organischen Wesen nicht ho«
mögen«
;#sr* uanrui. i. 4. f i» C
I
- 94 - .
Jedes Ding taugt und /gilt nur was IS
seinem Ort und zu seiner Zeit; an einer In-
dern Stelle , ergiebt es sein Wesen einen
Fremden« | ;
Das Lympbsystem war in seinem gatuäi
Umfange ergriffen ; der Reiz von dem es be-
zwungen, mußte in einem Punkte sich grün*
den, in dem die ernährende Kraft ihre QueU
le und das System seine Wurzel hat; ein
Lebenssaft mußte zuerst vergiftet* in seinem
Wesen scharf und verdorben seyn, welcher
den untern Säften die organische Form auf»
drückt» sie fähig Und empfänglich machend
für die höhere 'Metamorphose.
Der Sitz und die Wurzel -dts Uebeti
gab das Lebersystem i die Quelle war dem
organischen Wesen entfremdet, sie nährt ei*
ne rohe, fremde Natur in sich. Die untein
Säfte in sie aufgenommen, erhielten einen
heterogenen Charakter, sie wurden dem or-
ganischen fremd.
t)er begründende Meiif das innere JVe*
sen des Vebels beruhete auf Entzündung.
Die Leber war entzündet, und ihr näheres
System, die Pfortader und Milz, waren eben-
falls von der Entzündung ergriffen. Die
Sectionen uitd Symptome wiesen diets. In
- . _ .35 —
der Leber als dem Prinzipal-Eingeweide, als
dem Central - Heerd des lymphatischen Sy-
stems, war der Sitz und die Wurael des
Uebels ; Entzündung der Leber sein Inneres
T/Vesen. „
Diese Entzündung hat aber in diesem
Fällen ein eigenes Wesen; es ist die In*
ßammatiö ocöultäy d. h. • eine Entzündung)
wo der basische Organismus nicht mehr die
.Reaction und Bewegung gegen den Reiz,
sondern irrc Gegentheil für ihn macht; das
Realorganische in seiner basischen Kraft,
die Elemente und Lebensreize ^ die ölige- ^
meinen Naturkräfte zu binden, sie aufzuneh-
men in die organische Form, ist schön } an-
gesteckt von4 einem fremden Triebe und
hat in ihm ein fremdes Streben und Wesen
empfangen!
Die lnßammäti& ööcutta ist immer die
Wurst] der Hektik; jede Phtbidis, jedes Zehr-
fieber ist in derselben gegründet und geht
aus von ihr. Wie die laflammadö ßcuta,
in Gangran sich endigt« so die occutta in
Vermehrung* Hektik, die Hektik ist die Col-
lhjnation im chemischen Ausdruck»
Die Vereiterung der Leber nach def
Äepatiti* von dem synochalen Wesen , wel-
L C a
- 36 -
che, ohne den Nerven zu erreichen , in der
Arterie stillstand und sich entschied, hat ei-
ne ganz andere Bedeutung. Es ist ein rei-
ner Leberabscefs, die Eiterung nicht yeneh-'
rend vielmehr heilend, organisch-bildend
Wo sich Colliquation , Verzehrung e>
giebt, da war immer die vorausgegangene
Entzündung eine typhöse; der Nerve war
ergriffen. Die lnßammatio putrida, der Sut-
tus coüiquativus folgt immer eist auf den
Status nervosus; che die organische Form
aus der Materie weicht, mufs vorher erst du
Nervenwesen gelähmt $eyn, bezwungen von
einer fremden Gewalt, welche die Form giebt
und halt.
Die lnßammatio öccülta als Grund der
Zufaile, sprach sich deutlich genug in den
Symptomen aus. Der Status biliosus ifl
chemischen Ausdruck, der icterische Habi-
tus, das Gefühl eines tiefen, heimliches
Schmerzes in der Lebergegend, das Aufge-
triebenseyn derselben, der Druck, der bei
äufsercr starker Berührung sich lebhafter an»
^ lscrnde Schmerz, die unerträglich entzufl-
dungftarligen Schrtierzcn im Hüftgelenk, des
Schenkel - und Wadenmuskeln der rechtes
V
- 37 —
ielr* «- vetrltithflu deutlich g»nug don Sita
lllduig mkanut und In »einem Wenn
•rgiin'nni war die Hq1Iiiq# alejtt*r und leitiht*
8<?IUi im «weitem fli^nde dea (Jahel*, bei
irhoii *mu liHtiHiidtin KitlirpnfJon Durehßii« ,
l#n, Imi »Hunt tiinßfltretewm i'ltnditei'liflhen
ßelnneunii iu dar Hllfte et«, <l#tr reehten
Seit«*, hui nti«A^blli)tJt^r9 allgemeiner Cache«
xle geling ilüiit VeriaiKer nonh mebrereinaj*
dl« Heilm»/?. Alinr verkannt, mit «ogennui*
len iiingntutiii k<*ud«n Aiauelan behandelt»
war der #J'oi! diu tidiere endliche Felge,
1
Die iiMftnä<<<kjg*if>h fhraniiiflhen Dlai»
»hüo», woMi* in dicaer Epidemie dl« ae
hftiilifle 1'wi/i^ d«i Tyj»hua waren t widewtan»
den hartnäckig diu tonnt 10 how&hrfen MiW
toln. Opium, ijniaan.! (ioluntlui, Anguatura*
Bimaruba, Alaun u. a, w. thaten niohta «■•
vaü fem augenblicklich wurden aie beawun«
UM durch einige *t«rk* (laben dea (jueok*
aUbttr* Um ll^dimt^yii »miiat. mit.
Die aehreckN ahnten mehr erwähnten
Behmeraen an d«r Hüfte etei der reehten
Bette, wurden durah den Marken Gebrauch
dea (JueeMlbera augeubUeklieh laut gemln-
- 88 -' • .
dert, und nie kam dann die so zerstöre*
Vereiterung zu Stande, Dem Verfasser kom
es so vor, als wqnn in vielen Fällen das fbi
nische Hüftweh« die Ischias nervosa, dorre«
ten Seite, welche so hartnäckig allen A
neien widersteht und sich mit der zex^l
renden Vereiterung endigt, seinen Sitz
der Leber hat und sich auf eine jfcßamm
tio occuha dieses Gebildes gründet,
diesen Fällen würde das Galomel gewidii
als die herrlichste und sicherste Arznei b
währen«
Die Anzeigen zu den Arzneien in di
widersprechenden Fällen sind lange dt»
nicht bestimmt genug« Die wissenschaftlid
Begründung fohlt der Lehre von den ludst
tionen noch» Wir haben Arzneien und ü
dicata genug; nur selten wissen wir ups il
rer mit Zuverlässigkeit zu bedienen; mA
dem Gltlck, dem dunklen Gefühle vartitt
man, als der klaren Einsicht in den Grn(j
der Krankheit und ihrer Genesis, Der Bbft
muls den ganzen Organismus durchdriagft
den allgemeinen Charakter der Zufalle» m
Wesentliche und Genetische davon festb*N
ttnd die Symptomen ^Gruppe in ihrem Ä
telpunkt ergreifen.
I
Die Anzeige gegfen den in Rede Stehen-
Fall war leicht; es war die Entzündung
zu heben, welche das hepatische System er-
griffen und von ihm ausgehend, sich ver-
breitete; den entzündlichen Charakter, der
d(e Leber und das Pfortadersystem beherrsch*
te, zu tilgen* So nur wurde der Galle ihr
^eigentümlicher, milder, organischer Charak-
ter wiedergegeben, die Scharfe 'in ihr ge-
dämpft und das verzehrende Streben , der
cachektische Trieb in das der Ernährung zu«
rückgewendet«
Gegen die sich entwickelnde Cachexie
war die Anciphlogosis das bewährte Gesetz,
Die stärkende Arznei vermochte- hier nichts,
weil eben derjenige Lebenssaft, in dem die
Wurzel der organischen Ernährung ist, die
Grundquelle der tbierischen Materie seinem
Wesen widersprechend, der Ernährung ent-
gegen ist. Nur dadurch, dafs der fremde
entzündliche Charakter in der Galle getilgt
ward, war es möglich, der thierischen Mate-
rie die Kraft und den Saft zu ihrer Nahrung
\md zu ihrem Bestände wiederzugeben« Wo
die Wurzel verdorben, da kann die Pflanze
nicht wachsen; so kann das Thierische sich
nicht ernähren, wo der Saft seine Natur ver-
* — * 4° -■*".■
loren, aus dem die Materie den Stoff der
Nahrung und das thierische .Wesen sieht'
Die Natur d*r Entzündung bestimmt«
die Anzeige näher; es war die Occulta ; Blut«
ausleerungen hatten nicht statt. Die Vena*
Sektion wirkt vorzüglich dadurch, dafc m
den gehemmten % und stockenden Kreislanl
freier macht, dafs sie die Arterie Von dem
Drucke befreiet und dadurch dieselbe «
lebhaftem Reactionen anreizt.' Auf die b*
sische Reaction des Organismus ist in dei
Occulta nicht mehr zu rechnen; ein Lebens
saft ist von einem fremden Triebe angesteckl
man gehe ihm sein JVesen zurück i mal
greife dreist und unmittelbar auf des Leb«
system ein, tilge in ihm und in der Gsll
den entzündlichen Charakter, und wende da
sich entfremdete in sein Wesen und in seil
.- Maas zurück. Ist der entzündliche Gharakte
getilgt, hat die Quelle und die Lymphe ihre:
verzehrenden Trieb aufgegeben und wiedc
den ernährenden, organischen angenommen
so verbessere man diese Lebenssäfte-, vei
stärke und unterstütze die verjüngte Krd
und das ernährende Vermögen durch homo
gene, stärkende, ernährende Arznei,
In drei Momenten ist der Cyclus der '
~ Methode zu ergreifen, * Im ersten gilt das
Antipblogisticum gegen die Entzündung im
hepatischen System, das Hy drargyrum muria*
-ticum mite; hat dieses seinen Zweck er-
reicht und die Entzündung gehoben , dann
ist auf dem 2ten Moment eine andere Ars«
- nei gefordert: zur Verbesserung des sich
seinem Wesen entfremdeten Lebensaftes, der
Galle und'äur Auflösung der ftoch etwa zu-
* ztickgebli ebenen Schärf e, zur Wiedererstattung
des orgänisch-mitten, ernährenden Charak«
ters. Das Kali aceticum mit den seifenar-
tigen auflösenden Extracten und vorzüglich
mit dem Extract, chelidonii hatte hier Platz.
Im 3ten Moment trat das reine Restaurari
ein; die dem ernährenden Vermögen freund»
liehe, homogene Arznei i die China, das Ex*
tractum amarum etc.
Zuerst wird der Gebrauch -des Queck-
silbers durch eine zu reizbare örtliche Stirn«
- mung des Magens beschrähkt« Der Kranke
leidet an einem heftigen, anhaltenden Wür*
gen, an einem Erbrechen, welches auf jede
Arznei erfolgt. In diesem Falle gehe dem
Gebrauche des Quecksilbers das Kali carbo«
-*• 4* — " -.
pia voraus, und dann gebt xftan das Calomel .
in Verbindung mit der Magnesia, Der Durch*
fall giebt keine Gegenanzeige; . das Qalomi
ist die beste Arznei gegen Hin, indem es du
Uebel in der Wurzel fafst; wo nemlich db
verborgene Entzündung des Leb^rsystems, die
durch den Entzü'nduogsreiz scharfe Galle dff
Grund d©s Durchfalls ist.
Man gebe das Quecksilber in stafta
Gaben ; wo es gegen die Entzündung auf set
uer analogen Stufe der Metamorphose ange-
zeigt ist,' da sind. auch immer dreiste Gaben
erforderlich; in kleinen hat es nicht das V«*
mögen des Antiphlogisticums, Zweifach tat
man beim Gebrauch des Quecksilbers gefehlt;
i) in Rücksicht auf die Zeitperiode der Eni-
zündung in der man es gab; seine Anzeige
bat in der Metamorphose des Typhus ihn
entsprechende Stufe; nicht früher, nicht spi*
ter ist es gefordert. Wo die Entzündung den
catarrhalischen Charakter trägt, wo dieSchleim*
häute das hervorstechend ergriffene Gebilde
ist, da hat das Quecksilber noch nicht unbe»
schränkt sein« Anzeige; die Schleimgebilde
müssen vorzüglich in solchen Organen enfr
aündet seyn , welche die drüsigte N^tur bs*
- 4.3 - ;•
ben, die glandulöse Form. Im erstem Pelle
bei dem rein catarrhalischen Charakter, ohne
dal* die Entzüpdunfc von dieser Qualität her«
rorstechend in einem drüsigten Eingeweide ent-
wickelt i*t, vertritt der Salmiak, das essigsaurb
Ammonium seine Stella, Der Liquor fcmmon.
ecetic und das Hydrargyr. muriatic mite sind
dasselbe in der untern Sphäre, in der Pflanz*
lieben, in den Lymph-Gefafsen und Schleim-
Gebilden, was der Mosebus und das Liquor
smtnon. succin« für die höhere Thierische, fUr
den Nerven, Wie das Quecksilber gegen die
seröde Entzündung in glandulüsen Organen
alles vermag« so tritt dort der Liq. ' aqimon,
succ als Antiphlogisticum auf, wo der Nefrve
in seinem Ganglicnsytfem entzündet ist; wie
des essigsaure Ammonium dann gefordert ist,
wo die Schleimhäute als allgemeines Gebilde
die Entrundung entwickeln, so bewührt der
Moschus sich wo der Nerve in seiner Wurw
xel und in seiner hohem thierisebea OigoU
dU ergriffen ist,
a) In RUcksicht der Gabe. Bei dem in
Frage stehenden Zustand sind um sp mehr
aterke Dosen erfordert, indem das Wesen
chronisch ist und um so mehr eine schnelle
<- 44 —
Verbesserung des ernährenden Gallei
angezeigt ist»
Der Status ictericus, die Zeichet
Jnflammatio ooculta der Leber , die I.
und Sdfi enkelschmerzen zeigen das Ca<
an; je mehr diese Symptome entwickelt
je lebhafter sie hervortreten, desto dri
der die Anzeige, desto dreister die G
Der 'Verfasser läfst in diesem Falle gleic
gr, iv. Hydrarg. ■ mur. mite zweistündlich
geben anfangen und steigt bis auf sechs
p. D.
Wo das Quecksilber angezeigt ist
so lange die Stufe für seine Anzeige d
hat man von diesem starken Gebrauch ■
nachtheiligen Folgen zu fürchten; es <
weder Speichelfluß, noch Durchfall; im
gentheil heilt es diesen und verwände!;
dünnen flüssig- wäfsrigen, Stühle in Ai
Tungen von mehr Consistenz, und fuhrt
grofse Menge ganz harter, knotiger, ve
bener Excreta aus — und dann ist der I
ke ohne Frage gerettet. In der Regel
stet es die erwartete Wirkung auch sei
meist innerhalb zweier, oder dreier Tage,
hurt von selbst sein« Anzeige auf,
Dafs das Calomel ausgesetzt wird, be~
immt der veränderte, verbesserte Zustand«
erschwindet der Status ictericus und die
lfälle der Hepatitis occulra, wird der Ha*
tus und die Physiognomie freier' und kommt
eben und Kraft in das Blasse, Cachektische
nein, so hört seine Anzeige a«£ Vor allem
t hier dertStuhlgang ein wichtiges Criteriüm:
itweder litt der Kranke Vorher an Verstop-
ng, oder, der Stuhl war sehr träge, wenig;
if den Gebrauch des Calömels werden die
aihlgänge frei, entartete Stoffe werden in
•
röfser Menge ausgeleert, und zwischendurch,
1$t nachher zeigen sich Ausleerungen voä
armaler Beschaffenheit, Farbe und Consistens
. oder es hatte Durchfall statt, der Stuhl-
10g war häufig, ganz dünnflüssig, wäfsrig;
if den Gebrauch des Calömels werden die
sdes verändert, harte, entartete Expreta ver-
ascht mit den dünnflüssigen werden ausge-
reit, und darauf wird der Stuhl normal; so-
ald diese Veränderung vorgegangen ist, tritt
i* Quecksilber zurück.
Ein Mann von einigen ufid 30 Jahren hat*
» den Typhus ictericus bestanden; er ver«
el in den in Rede stehenden Zustand» Be-
rits 6 Wochen war das Fieber verschwun«
/
— 45 —
den^ und so lange kämpfte er mit den zu be-
schreibenden Zufällen« Siein Habitus, sein gan-
zes Aussehen war im höchsten Grade kachek-
tisch, der Status ictericu* vollkommen ent-
wickelt, die Gesichtsfarbe, das Weifse im Auge
durch und durch gelb; der Geschmack war
fade, der Appetit fehlte; er litt an wäfsrigw
häufigen Durchfällen, /Angst und 'Schwere in
den Präcordien, häufigen Uebelkeiten. Die
Leber war deutlich aufgetrieben, angeschwol-
len, in der Tiefe bei der Berührung lebhaft
schmerzend ; aufser einem äufsern Druck nur
eine heimliche, drückende Empfindung tief in
der Lebergegend. Dabei fand sich eine voll-
kommene Lähmung der ganzen rechten Seite,
er konnte durchaus die Gliedmaßen dieser
Seite nicht bewegen, sie waren geschwunden,
abgezehrt, viel dünner wie die der linken Sei-
te; fürchterliche, reifsende Schmerzen in der
Hüfte und den Schenkeln stellten sich öfters,
vorzüglich während der Nacht bin, waren aber
nicht anhaltend, sondern nur vorübergehend,
periodisch« Fieberbewegungen zeigten sich
nicht; auch waren noch keine wäfsrige An-
sammlungen entwickelt, aufser einem leicht«
Oedem der Füfse» welches vorzüglich am
Abend sichtbar ward» Entkräftung grob; der
\
. — 47 —
Kranke müfste im Bette liegen, nur von meh»
i
reren gestutzt konnte er et verlassen.
Bis jetzt waren $lle Arzneien* von einem
andern Arzte verschrieben, ohne Erfolg. Die
anhaltend stärkende Methode war von diesem
bdfolgtlf Die verschriebenen Miftel waren vor-
züglich t Anguuura, Colutnbo, China, Extr*
nuc. vamic.y Ipecac* Opium» mit Extr actis
anjafis und spirituosis — eine nährende* rei-
zende Diät und Wein«
Obiges ist das Bild von dem Zustande
in der Periode, wo der Vf. die Behandlung
nahm»
Alle bis dahin gebrauchten Arzneien wur-
den bei Seite gesetzt Jv statt ihrer: Hydrarg.
muziat. mit. zu gr. iv«. alle zwei Stunden mit
Magnesia und sehr wenig Opium; in. die Le-
. b'ergegend und ganzen rechten Seite ward das
Vugt. . Hydrarg. einer, mit Liniment, ammo*
niat. und Campher stark eingerieben«
Nach einem 3 tägigen 'Gebrauch war die
- Besserung bedeutend; das Quecksilber ward
zwei Tage ausgesetzt, und keine Arznei gege-
ben; darauf wieder damit angefangen in glei-
. eher Gabe« $in 8tägiger Gebrauch des Ca«
lomels war zur Kur hinreichend; alle Symp-
tome verschwanden allmählig, der Habitus
. _ Sä —
der Entzündung in den Säften, als g
die Entzündung selbst. Was das Cal<
gegen den ursprünglichen und Wesentli*
Zustand ausrichtet, das vermag das Kali i
äcurri gegen den secundairen. Es wird ■
Icterus nicht beseitigen; nicht die Infarc
und Stockungen in den Därmen entfeto
mit einem Worte, nicht eher üief Oalle «
serösen Säfte verbessern * bevor nicht dan
das Quecksilber der entzündliche Gharikl
im Lebersystem getilgt ist; Dem erzeug«
den Gebilde muis vorher Sein Wesen wiedfl
gegeben, es mui's befreiet seyn von demk
terogenefü eleriientarischen Reis; bevor ik
analoge Lebenssaft iü seiner ursprünglich
Natur sich wieder darstellen kann.
Das Kali acetieuni verschreibt mad tf
besien in Verbindung mit dem ExtracL öf
tidonü maj. — einer Arznei, dereri Oall^Vff
bessernde Kraft längst anerkannt ist; Diödf
liehe Dosis des Kali ist 3ij*
Die chronische Krankheit hat ihren ä
mehr in den Säften, einen Reizj einen fo*
den Trieb haben diese in sich empfangen^
organische Wesen verloren. Das Mitefl4
woraus der Organismus sich nähren sollji*
diesem entfremdet; im Fieber hingegen; ttßf!
tat die Säfte hoch gegen den Reiz, hit la-
chen difc teilende Kraft zu binden, sie iä das
Maafs das Örgahisttiüs zufückzuleiteh;
, Verbesserung der Säfte (der Constitution)
ist. tut die chronische Krankheit die erste An-
ieig*. Durch analoge Ernährung gebe ibaii
dem Nahrung* - Material, den Säften, den inil-
ditt, otganisfcheri Charakter zurück. Solch«*
Aktien, Virelchä die ernährenden Kräfte iä
Sifch tragen , welche dem organischen firnäh-
fttfcgssystein hdtnogen und befreundet iind^
, habet* hiet ihre Stelle. Das Gleiche ruft
Überall dai ihni Gleiche h€rvor ,m und setzt
Höh fort in ihriti
Auf däS Kali äceticüni folgt die Chinay
dief tLxtracta ärharä, t)ie Perurinde ist di6
fcoiüogenftte Atznei für die lymphatische; er-
nährende Kraft; Die kränken, schwachen^ se^
tösetk Säfte erholen und Stärken sich an ihr*
sie giebt dett faden und entkräfteten d4* or-
ganische Wesen Und dä$ Vermöge* de* Et*
Häktüfcg wieder.
fit
£fie kalten Stürzbäder gegen den Typhut.
Vorzüglich bat der Typfiü* bewtekeüj
w«Ich Üfaheil 6in« arm»&elige THedrif Ubef
Da
. ■»
TT? 54 rrr'- •
(i£>er die Gesammheit de$ 0rg<*ni#mus. Piet
wjir 4er Typh^ jctericusf putridus} denn im-
pj^f entwickelte sich auf $eiper fjöjie aus dem
Status nervosus die Putreszen?, der «Statut
Z?er innßrß Qrupd des Status putrides
ist eine Entzündung der Galle, nur J*ierau$
vermag dip faulnifs sieb zu entwickeln; jede
putrida ist ursprünglich pine biliöse*
folgende Symptqmeu geben das B1I4 difr
ser Species: der gleich anfangs Jebljaft ausger
druckte Status gastrici^ d\e innere, brennen?
fle Hitze, später der Calor mordax* yof allen
«die gelbe {^arbe des Gesichts, das Weißte im
Auge deutlich 'gelb tjngjrt ( diese Zufälle zfifc
%en sich schon gewöhnlich YOf dem Ausbruch
«des» fiebers); danp in der spätem Periode
. «jas fürchterliche schwarze Erbfechen; deisGe?
Jura ward er3t später angegriffen, tind dino
tratep Delirien hervor, die abe? pie dep wil-
4?n phrenitischen Charakter hatten , sondern
mehr blande wqreu, eine -einfältige, 4¥mEPC
Ytfwiriung, dumme ynbesinnlichkeit uo4
Ql^iphgülügk«?«, gittern «de? Hände und Hefe
k«?nlesen.
Iq beiden Formep war das jixqntbem eia
pppstantes ßjmptom; nur ^afs, es bei de?»
— 55 —
tcephalicus mehr als Friesel, bei dem Icte*
tue aber als Petechien hervortrat. In die*
r Species kamen auch die Parotidei yorr
id die Petechien bildeten häufig blaue, gro-
?, schwarze Flecken und Striemen.
Per Ictericus > nahm ip seine Bildung
enfalU den dreifachen Qualitäts- Unterschied
tf bald mehr ip diesem, baldin jenem Chi*
der sich entwickelnd.
Die Methode mulste gegep beide Formen
le verschiedene seyn. Zwar lag bei bei*
n eine i*n4 dieselbe Indication cum Grün*
p die Antiphlogosis, pber in der Ausführung
tr ein Unterschied. Ganz andre Arzneien
ritn gefordert zur Erfüllung der Ami*
bgosis im hepatischen System , als zu der
dir Cerebralsphäre.
Ali einem ander? Ort wird der Vf. 4iei|
iter ausführen und die Methode ip den be-
Protesten Zügen entwickeln ; hier ist es nur
•ck die Aufmerksamkeit auf eine Arznei
lichten, welche immer den - herrlichsten
folg und fFirht+ng hat. Es betrifft #*
pfehjupg der kalten Uebergieftungen , das
t* Stursb*d. Der Vf. hat eip solche* Ver-
tau dazu gewonnen, dafs er jetzt, wo er
les Mittel anwepden kann, den Typhus
— 56 ' -»
newosus eben so wenig fürchtet, wie das
.Wechaelfeber. #
Um den Fäll zu bestimmen, in Welchem
dieses Mittel seine Stelle hat, mufs man sieh
erst seine Wirkung zu erklären suchen« Zu«
' erst wird es hiebei gefordert' die faden und
nichts sagenden Begriffe von Schwächen und
Stärken aufzugeben. Der Vf. behauptet ge*
jradezu, da/s die Kälte antiphlogistisch wirkt;
der Einwand hingegen, dafs doeh» das Wesen
der ^Entzündung auf Contra ction beruhe, und
dafs die Kälte diese setze, ist leicht dadurch
beseitiget, dafs dies eine Meinung der Schule
sey, welche aber als Meinung für das Leben
und die Praxis keine Gültigkeit hat* Die Käl-
te thut beides, sie schwächt und stärkt, wie
man will; denn im Kreise des freien, indivi»
duellen Lebens gilt alles nur unter seinen
Umständen und ist nur gut zu seiner Zeit,
Die antiphlogistische Kraft der kalten
Uebergiefsungen ist näher zu erläutern.
Dem Typhus ist es wesentlich, steine Me*
tamorphose bis* zur nervösen Qualität zu ent-
wickeln, das Nervensystem zu entzünden- und
sich iß die Bliithe desselben, in das Gehirm
hineinzusetzen. So ist der Nerve gefährdet
sein Wesen zu verlieren 5 eine fremde Kraß,
- 5? —
wenn Jtfe herrschend wird in einem fremden
Gtebiet, hat auch das Vermögen das Substrat
in ihr Wesen aufzunehmen, ihren Charakter
geltend an machen und den ursprunglichen
und wesentlichen anfangs zu unterdrücken und
endlich) zu vertilgen. In diesem Stande des
Typhus trägt das Nervensystem ein fremdes
Wesen, das irritable* der entzündliche Charak*
ter ist der herrschende in ihm.
Hieraus ergiebt sich die Idee, welche der
Heilung zum Grunde liegt, es ist: den ent-
zündlichen Charakter im Nerven zu tilgen^
seinen wesentlichen! die Nervenkraft zu er«
.wecken, zu erhalten, sie zur Reaction zu re-
gen, dafs sie sich ermuntere,' und die fremde
Kraft aus ihrer Sphäre herauswende. Der
Nerve ist zur Besinnung -zu bringen, dafs er
sich wieder erkenne in seinem Wesen und
sich aus seiner Unterdrückung befreie und
ermanne« Sie Seele im Nervensystem, wel-
che einer physischen Gewalt unterliegt, ist
aus ihrer Betäubung zu erwecken. Nur d*~
durch kann das . rohe, wilde Wesen, das Cha«
*akterlose, dem der Organismus sich im Sea+
ms nervoius ergeben, beseitigt und jene See«
len~ und charaktervolle Form, die dem Or~
ganisehen eigen, wieder zurückgeführt werden.
r- 58 — . • , ■ '
Durch feine* dem ffervenwesen homoge-
ne und freundliche Arzneien erwecke, bewJK-
, re und stärke man dies ; man rufe die Ner-
yenkr^ft aus ihrer Unterdrückung und Betäu-
bung hervor, cjamit sie sich ermanne und . ^e
fremde Gewalt aus- ihrer Sphäre herauswende,
pie so in sich empfangend und inafsigend* wie
es dem Nervenwesen adäquat und analog ist
£war haben die allgemeinen "Lebensreize auf
alles * Organische pinflufs, alles lebt aus ihnen,
und diese allgemeinem Kräfte sind in allem
und jedem Gebilde gegenwärtig, aber sie müs-
sen in jedem so gebunden seyn und in einem
solchen Verhältnisse stehen, wie es der -Natur
fei Gebildes und dessen Wesen angemessen
ist; eben das Heraustreten der Kraft >us die-
sem Maals setzt das Gebilde in den Stand
der Rohheit und entfremdet es sich selbst* -
•" Der -Nerve ist daher *o. zu stimmen un4
in seinem* Wesen zu erwecken, dafs er sei?
nen Ton behaupte, heraus wendend die frem-
de Gewalt aus seiner Sphäre. Man sohtyäpht
die Kraft, indem man die reagirßnde yer-
stärke und gegen jene wendet: Durch die
Nervenreaction wird der entzündliche Charak-
ter getilgt und der Eihflufs des Irritablen be-
schränkt und gemässigt
* »
-— An —
i
Eine Arznei wird zu diesem Behuf* ge-
fördert, welche unmittelbar und gewaltssm auf
den Nerven einwirkt, welche den betäubten
fin4 unterdrückten aus seiner Betäubung weckt,
|ip4 *ta bestimmt, das fremdartige in sich zi}
bezwingen, und den reizenden Einfluß wie? •
i
dejrum, seinem Ton gemäfy her^bznstimmen,
f>ie Aufgabe ist, den Nerven gleichsam zur
Besinnung zu ^ringen, damit er sich iz| sei« *
nfip\ Wesen wiedererkenne; die Kraft, wp-
durch cUesfclbe gel ose; wird, ist die erschiU*
feinde, die durch Schreck gleichsam erwek-
kende uijd ermunternde, DerNerye wird be-
ttiinint sich selbst zn befreien, und an* der
Unterdrückung sein Wesen hervorzuheben un<s|
zu entwickeln,
^Piesen Zweck erreich; man durcjj die
kalten TJebergie&nngen ; durch die empfindli-
che Einwirkung auf de? entblösten Oberflä-
che w^d die Nervenkraft zn sich selbst ger
bracht und ?u lebhaften Reactionen bestimmt,
* *
Erschrocken erwacht 4er Nerve au$ dem
Schlummer und wendet seine Kraft gegen die
fremde Gewalt* die ihn in seinem Wesen un-
terdrückt \m& gefangen Mit.
Jn 4er Periode de* Typhus, wq 4er $$<h
tus nervQ&us schon in. seinen vollständigsten
«••' 60 — '
■
ZUgtn und im rollenderen Bilde, entwi'
ist, hat noch keine wahre Nervenschwi
keine Entkräftung, keine Paral jrsis des '.
ven-Wesejns statt. Das Charakter« und
lenlose im Habitus, in der Phyffanomie
in allen Functionen beruhet auf eine Uj
drückung der Nervenkraft, sie ist gefa,
und betäubt von einer fremden Gewalt
ao unterdrückt, dafs sie sich nicht äul
und ihr Wesen über den Organismus
breiten kann. Hier f gilt die Antiphlo
noch; denn den Nerven Von dem untere
kenden entzündlichen Charakter zu befir
ist die *u lösende Aufgabe,
Die Wirkung der kalten Sturzbäder ist
1
jenigon der Brechmittel analog, wie sie siel
weisen als heilende Arzneien in vielen du
sehen Nerven-Krankheiten, Krämpfen, Hj
xie etc., welche in dem Plexus abcfomii
dem Gehirn des pflanzlichen Organismus
re Wurzel haben. In dem Centralherd
Sphäre ergreifen sie den Nerven, bringen
zu sich selbst zurück; wie der kalte Uc
gufs die Nerven-Seele im Gehirn erschUl
so ergreift sie das Brechmittel im Mägen
bestimmt $iß zur lebhaften Reaction g<
— ' 61. —
i
den Reit, der ihr Wesen eingenommen und
unterdrückt hat.
Es ergitbt lieh hierauf, wann und wo
und unter welchen Bedingungen die kalten
tlebergiefsungen gegen den Typhus* gefördert
sind ,• um derjenigen Hitze, welche aus den
centralen Herden des Organismus gegen dai
Nervensystem ausströmt, die Kälte entgegen«
zusetzen, welche von den peripherischen Ner-
Ten -Enden aufgenommen und zu den cen-
tralen Herden, den Ganglien und Gehirn,
geleitet wird.
Wo das Nervensystem und schon im
Gehirn von der Entzündung ergriffen, wo
der Status nervosus, $ey es hur erst in sei-«
nen leisesten Zügen, oder schon in mehr vol-
lendetem Bilde entwickelt i$t, da ist im AH*
gemeinen der Zeitpunkt für die kalten Uebi»**
giebungen. Die Schwere und grofse Betau*
, bung des Kopfs, der leichte Sopor, der Halb-
achlaf, der Schwindel und Taumel beim Auf-
richten — bestimmen schon dazu. Wenn
gleich hier das Nervensystem noch nicht selbst
und realiter ergriffen ist, so zeigt doch diese
«
Symptomengruppe den Trieb der Entzündung
auf das Gehirn, ihre typhöse Natur; und dafa
m Zeit aey, den Nervep tu erwecken und
— 6a -i
gleichsam aufmerksam zir machen, auf die Ge-
fahr, welche ihm bevorsteht
Je gewaltsamer und vollendeter <Jer Sta-
tus nervosus hervorbricht, defctö dringend*
die Anzeigt Die Metamorphfrie der fcrit-
zilndung zur Nervosität drückt sich vorzüglich
im Auge und an der Zunge aus* das Aug6
hat etwas Eigen-Lebhaftes* wildes; verzerrte^
der Blick ist umtat, verwirrt, iA dieser Ver-
wirrung etwas stieres, statt des Gewöhnliche!
ist der Blick ein ganz anderer* widernatür-
lich; die Zunge ist dürr, trocken* oft g*ix,
oft pur in der Mitte* oft aufgesprungen* bräun,
schwärzlich belegt; dabei entwickelt die Gei-
stesverwirrung sich deutlicher* es tritt hef-
tiges Irrereden ein* mit grölsern oder kla-
nerri freiem Intervallen* öder ganz änhal*
tend; Trieb zum* Heraüsspringen aus dein
Bette* verwirrtes Herumgehen unter stetem Ir-
tereden* Unruhiges Herabwerfeü der Bettdecke;
grofse* brennende Hitze auch ^äutserlich mit
Durst und dem eignen Appetit zu kaltem1
WäsSer, mit Verachtung alles andern Getränk^
mit Abscheu selbst ' gegeri deri gewöhntet
Wein;
Zwei Zufälle waren es, weiche Vorzugs
lieh den Verfasset zu den kalten Uebergi^ .
-- 63 —
i
fsungen bestimmten: i) der inner* angst-»
volle Trieb des Kranken aus dem Bette her-
au* in die freie, kalte Luft, oder ins kalte
Wässer zti springen. Dieser Zufall war in
der lernen Epidemie sehr gewöhnlich; man
konnte den Kranken kein wohltätigeres Ge-%
fühl verschaffen, als wenn man >ie aus dem
geheizten Zimmet und dein warmen Bett, in
ein kalte* ungeheiztes brachte, sie in ein fri-
sches* durchaus nicht erwärmtes Bett legte*
Und bei der fürchterlichsten Kälte* die den
Wime* t8H für Litthauen uhvergefslich mä-
chen wird, alle Fenster öffnete; Gleich dar-
auf lieisen die Delirien nach, die Kranken
fühlten sich wohl er und freier und viele,, das
Sturzbad verweigernd, genasen auf diese A*t*
ohne alle Atinei. Merkwürdig wa± auch der
Trieb zum Herumgehen ixi der frischen, kalten
Luft und dessen wohlthätiget Erfolg« Nifcht
selten sind die Beispiele hie* in Gumbimiten,
da(s Kranke während der Nacht im Delitfo,
gänzlicher Beweislosigkeit , mit gewaltigem
Fieber, ihtein Wartet entsprangen, ganze Stfrek-
ken* wenig bekleidet* oft baarfufs über SqB ned
und Eis weggingen — nach mehrern 9tuii~
den* zwar ermattet* aber mit freiem Berufst-
- «4. — *'
ieyn «urückkehrtcn — und tob Stand an ge»
a) Der inaftinktartigt Appetit, die unbe-
grenzte Sehnsucht nach kaltem Wasser mk
Verabscheuung und Verweigerung alles an*
dem Getränks« Es ist unglaublich , welche
ungeheure Menge eiskaltes Wasser viele ge-
trunken und dabei genasen j da diejenigen
hingegen , welchen man dieses verweigerte
und die man zum Wein zwang, in der Regel
ohne Rettung verloren gingen» Merkwürdig
war auch der Abscheu der Krankte geges
alle reizende, erhitzende Arznei, wenn sb
Sonst so gern alles nahmen. Dagegen vo<
schlangen sie den,, doch so widerlichen küh-
lenden Salpeter mit heißhungriger Begierde
Ein geschätzter Arzt von Gumbinnen, der mit
einer der ersten an diesem Fieber litt, kann
nicht lebhaft genug das widerliche und schrecke
liehe Gefühl mahlen, welches die Reizmittel
ihm erregten. Lange genug von den Aerzten
gemartert erfüllt ein gutmlithiger Wundarzt^
in Abwesenheit der Aerzte seinen, im Defr
rium, mit zitternder Zunge ausgesprochen*
Wunsch ihm etwas Limonade zu reichen. Er
trank diese stark mit Arid, tartaric. bereitet
mit der gröfsten Begierde und ohne das Vofr
— 63 —
lien der Aerzte, in unglaubliche* Meng**-«
d genas. Was der viele Wein* die Vdef«
• Serpentar.» der Aether* der Campher« daa
• cajep« — kur» die ganze Schwere Batte*
) nicht vermocht* das that dies einfach«
ittel — ' es rettete den Kranken 4 den die
•rate verlohren gegeben und der gewifa dem
>de ein Opfer gefallen wäre, wenn der In*
nkt der Matur nicht weiser wäre, wie die
ihren der Schule I >.
Bei diesem angedeuteten Stande dea He»
ra waren die kalten Uebeigie&ungen diu
ilsamste Arznei. In den Lazarethen» wo die
inst idi freiem Kreise sich bewegt, wandte
r Verf. sie hier in vielen Fallen an — • t^nd
br viele mehr genasen hier unter den sonst
ungünstigen Verhältnissen * als die reichen
ranken in der Stadt bei der aufmerksam*
?n Pflege, wo Vorurtheile der rettenden
•inei im Wege standen!
Der Erfolg war auffallend \ gleidfe nach
*
t ersten Uebergi**faung veränderte der Zu«
md sieh bedeutend« Bei vielen kehrte auf
r Stelle fast das Bewufttseyn zurück 4 der
ose Habitus, die Physiognomie ward freier
id natürlichen Der Status nervosus ward
mindert« die Physiognomie dea Auges em*
U XXXTUL ». 4. ü/ ti
— 66 —
pfing wieder Karakter und aeelenrolles
ben. Oft war dieser Erfolg hur vorüB«
hend, die Wirkung nicht dauernd} nad
nem kurzen, freien Zwischenraum kehrte
Delirium zurück und das Uebrige» I
mufsten die Uebergiefsungen erneuert wei
Zuweilen nahm da* Fieber gleich nach
ersten Sturzbade den deutlich remittirei
Typhus; es machte gegen die Nacht die
cerbation, am Tage war der Kranke bei
wufstseyn und fühlte sich wenig ersch
Auch hier ward das Sturzbad fortgebrauc
In der Regel erfolgte die Entschei
innerhalb. 3er Tage, aber dennoch ki
in manchen Fällen gegen Abend eine
' übergehende Verwirrung und leichtes 1
rium zurück, welches noch mehrere Tag«
hielt, ja sich noch zeigte , wenn der Kr
, bereits aufser Bett war» Immer war diefs
ne Folgen« ,
Nach Umständen wurden die kj
Uebergiefsungen mehreremale am Tage
gewandt, in dringenden Fällen alle a S
den ^wiederholt» Der Grad der Entwi
hing des Status nervosus, der topischen
tection des Gehirns und die Heftigkeit
•
r
■ V
" I
Statut phreniticus entschieden für die tiftere
Anwendung; iu dringender jene, desto drin-
gender diese« Die a malige Anwandung im
Tage war in der Hegel genügend; am besten
dos Vormittags nach 9, und des Abends nach
8 Uhr.
Der Verf. bediente sich folgender Ate*
thode. Der Kranke ward in ein lauwarmes
Bad gesetzt) was ihn bis zum Unterleib be»
deckt«* ; dann wurden ihm 4 •— ü Eimer eis*
kaltes Wasser in abgesetzten ZUgi-n Über den
Kopf und obern Theil des Körpers von ei-
nem Stuhle herabgegossen; hierauf ward er
ins Bett zurückgebracht. Eine halbe Stande
dach dem HaJe ward ihm eine Gabe Mo-
gchus mit dem Hydrarg. mur. mite, oder die*
$ea l*t*teref bei Armen und in Lasarethefi,
mit Campher gereicht«
Auf dem beschriebenen Stande des Ty-
phus hatten die kalten Uebergiefsungen keine
eigentliche und unmittelbare Gegenanaeige«
Aber ein Umstand war es, welcher vor der
Anwendung eine grobe Rücksicht verdiente
Und dieselbe wenigstem vorläufig und mit*
gelbar beschränkte. Diefs war der Status
pleihoricua des Kopfs« eine groüe Ueberflil*
E a
# .
— 68 —
lung des Gehirns mit Blut, eine deutlich am»
gedrückte topische Encephalitis In diesem
Falle war der Typhus mehr von dem arteriS»
seü Charakter, der entzündliche auch real»
ter der herrschende '} die Arteriß war her-
vorstechend ergriffen. Die Constitution wir
die Vollsaftige, das Gesicht war aufgedunsen
und roth, das Auge entzündet, die Sinns
stumpf, grofse Betäubung, Funken vor des
Augen, Stupor des Geistes, Rückenlage, gro*
he ynbesinnlichkeit* Sopor, abwechselnd mit
fürchterlichem, wüthenden Irrereden» mitwib*
rer Wuth, mit wildem, fürchterlich stieret
Blick) so dafs der eine Zustand in den an»
dem überging und mit ihm wechselte; dabei
der Puls veränderlich, aber immer unterdrück^
' die Hitze grofs und brennend, die Haut heili
und trocken, die Zunge trecken und schwach
aufgerissen et&
tn solchen Fällen meide man den ünmfe
telbaren Gebrauch der kalten Uebergiefsüfc*
gen. Durch die heftige Reaction, die siem*
chen, und bei der grofsen Spannung der Äi*
terie im Gehirn hat man Blutausleerunged»
Extravasate und plötzlichen apoplectischeS
Tod zu fürchten. Man suche erst den hervor-
stechenden arteriösen Charakter zu tilge*»
, - * - ;■
und das Fieber von der töpischen Complka-
tion zu reinigen. Eine Jugular-Venaesedtion,
Blutigel an den Schjäfeu; hinter den Ohren,
die kalten Umsehläge auf den Kopf^ das Kalt
nitricura in starken' Gaben sind hier die heil«*'
Samen Arzneien« Ueberhaupt gut die Regele
vor dein Gebrauch der kalten Uehergielsun*
gen den hervorstechenden Charakter zu ergreif
fen und ihn im Verlaufe aufzuheben. Dann
erst tritt das allgemeine Mittel desto unbe-
dingter ein« Je starker der Trieb zu* Ner-
vosität, je deutlicher und schneller der Sta-
tus nervosus sich ergiebt, desto mehr passen,
die kaken Uebergieisitngen, desto dringendes
sind sie angezeigt.
Ob die Haut trocken ist oder feucht,
verändert die Anzeige nicht. Dieser Zufldl
ift in dem Typhus zu unbedeutend ; bei ihm
hat die Entzündung ihren Sitz in den central
ten Herden des Organismus und ist unmit-
telbar im Nervensystem zu bezwingen. Der
Znstand der Haut ist überhaupt sehr verän-
derlich, bald feucht, bald schwitzend, bald
dürr und trcteken. Die kalten Uebergieüun-r
gen unterdrücken den Schweil* auch nicht,
im Gegentheil rufen sie den eritisdien her*
tot und oft fliefo die Haut gleich neck ihrer
r ■
1 s
Anwendung in einem warmen , wehhhätigeB,
das Fieber entscheidenden Schweifs« Die
Kalte wirkt unmittelbar auf das Centrale des
Organismus; sie giebt dem Nervensystem die
eigene Mäßigung und Abkühlung gegen die
Entzündungshitze, bewährt und erregt den
Nerven sich in seinem Wesen zu behäopten
und sich nicht einem fremden Triebe zu er«
geben, der eben als ein heterogener für ihn
die verzehrende Gewalt hat; sie bestimmt
den Nerven den fremden irritablen Reflex
aus sich heraus zu wenden* Dadurch, da&
man das Nervenwesen erweckt und erhebt,
giebt man der wilden irritablen .Kraft ihr '
Maas wieder und leitet sie in ihren Kreis, in
ihre Grenze* zurück.
• Wo im Typhus noch Hitze und Frösteln
wechselt, soll, man die Kälte meiden« Ditob
ist der Fall im ersten Stadio, wo die Schleim*
häute die Entzündung fragen, oder auch in
spätem Perioden der Species, wo der katar»
rhalische Charakter der hervorstechende ist*
Auch passen die kalten Uebergiefsungen hier
picht, so lange der Status nervosus noch nicht
entwickelt ist; dieser ist es ja nie» welcher ih»
re Anzeige bedingt» Tritt aber in dem Ty»
phu* catarrhaty ein bedeutendes Leiden d*
V
— 7* -
rehlrns ein, entwickelt der 8titui nervo-
ae sich, so haben sie, euch hier allerdinge
ire Anzeige und sind dm einaigo Mittel den
usgang in den tüdtlichen Hydrops * Cerebri,
eloher dieser Speoie» eigen, au Verhüten. ,
Nioh den kalten Uebergletsungftn und
riechen deren Wiederholung! lege man die
iken Fomentationen über den abgesohornen
op£; mau bereite dieselben aus &tl. nitrlo«,
(umon. tttur. und Weinessig. Ausserdem
ebt man am Tage niehts anders , wie ein
•ooct der Had. Alth. mit Kai. nitile. und
imphor, spMter statt des Althaedecoota ein
lue. Flor, arnio. mit eben den Araneieo; am
bend eine (labe Moschus, in der Nacht ein
larmal wiederholt.
Von (Irr Behandlung des Typhut, welche
»oh so wonig verstanden, im Allgemeinen,
le im Desondern, von den Anseigen und
in dem die einxnlne AraneUAnieigenden,
irch strenge Auffassung der Entwicklung*-
fifen der Metamorphose des entzündlichen
tbens, historisch und wissenschaftlich be-
iludet, werde ich in einem grütseren Werk :
frer die iißichicht* d*r Typhus Hpid* mit
>m IVinfr ig;j ausAlhrlldh handeln. Ea
t mir die reiche Gelegenheit geworden, die*
•es Fieber in seiner verschiedenartigsten 6e*
staltung und' bei den verschiedensten und
entferntesten Nationen zu sehen und *u J>e*
, handeln,
, Von dem Gebrauch der kalten Ueber-
giefsungen in dem icterischeh, putriden Ty-
phus ein andermal in diesem verehrten Jour-
nal. Vorjetzt kann 'der Verf. schon versi-
chern ; dafs er im höchsten Grade dieses Ty-
phus, gegen den furchtbaren Meteorismus,
gegen die profusen, colliquativen, unwillkühfr
liehe, aashaft stinkenden, fauligen, Durch-
fallen kein herrlicheres Mittel kennt, als die
oft erneuerten kalten Fomentationen aus Sal-
"pet^r, Salmiak und Weinessig über den Un»
terleibt
s «
• ■ ■ :
~ 7S *
■s ' .
\
III.
» .
Historische Uebersicht
der Fortschritte der Medizin
in England
Tom Januar bis Juni j8j3«
Von
Roysron,*)
übersetz i
Dr. E. O s a n n,
Aiailtirendem Ars; des Poliklinischen {njtitutf $vl Berlin,
s
eit Bekanntmachung des letzten Berichts
erschienen im Januar dieses Jahres das für
4
Anatomie und Physiologie wichtige Werk des
Dr, Monroy ferner ein Versuch über die ein«*
saugenden Gefäße von Pring., die in diesem
Jahre in der medizinischen Gesellschaft am
London von Saumarez gehaltene Rede über
die Principien der Heilkunst und Physiologie,
•) (iondoa jnedical Journal 1813. July, 9, |,
und der erate Band eines vorzüglichen Wer-
kes über die pathologische Anatomie der Le-
ber von Dr. Farre. Das «erste des Dt. Mon~
ro in drei Qctavbänden und einem Band Kup*
ferstichen, ist ein Abrifs des Cursus der Vor*
lesungen üb^r Anatomie und Physiologie, wel-
che lange vor den berühmten Gliedern die«
ser Familie zu Edinburg gehalten worden sind.
Der Plan des Ganzen ist sehr weit umfassend,
da es nicht nur die natürliche Lage- und Funk*
tiohen de& Organismus im gesunden Zustan*
de, sondern auch die krankhaften Verände».
rungeo und pathologischen Processi schildert«
Die kleine Schrift, des Hrn. Pring begreift
die Qeschichte der Entdeckung, eine kursori-
sche Uebersieht der Anatomie und Physiolo-
gie der GefaCse und Drüsen, eine Darstellung
der krankhaften Veränderungen derselben und
eine Untersuchung über das Verhältnifs zwi-
schen dem secernirenden und einsaugenden
System. Die Ansichten über Physiologie und
Keilkunde von Saumarez sind in frühem
Stücken dieser Zeitschrift bereits mitgetheilt
worden, so dafs nicht leicht einer unserer Le-
per mit denselben unbekannt seyn wird« Den
Menschen deflnirt unter andern Saumarez in
seiner genannten Schrift, als ein mit Vernunft
m .
- 7* - v v
i
begabtes Wesen in einem belebten Körper,
welcher demselben nur als Werkzeug dient,
wodurch schon Hr, Richerand hinlänglich wi»
dersprochen wird, der in seinen zweimkl in
das Englische übersetzten Elementen der Phy-
siologie zu behaupten sich erdreistet» die tno*
rausche Natur des Menschen stünde unter ei**
ner zu strengen und notwendigen Abhängige
keit von 'der physischen, und Laster wie Tu-
genden wären entweder blofce Moditicationen
und Produkte der Erziehung, oder noch häufi-
ger als natürliche Folgen der physischen Orga*
nisation überhaupt zu betrachten. In der ge-
fühlvollen und feurigen Sprache eines Mannes,
welcher vollkommen von der Existenz des
moralischen Guten und Bösen überzeugt ist,
und selbst ohne sich durch einseitige Ansich-
ten beherrschen zu lassen, vorurteilsfrei die
Natur beobachtete, bestreitet Hr. Saumarez
diese Behauptung, welche gegen alle Drund-
gesetze der Moral streitet und die moralische
Freiheit des Menschen gänzlich aufhebt. Un-»
tör andern, stellt Hr, Richercmd in seiner
Schrift den Grundsatz auf, „dafs die M^enge
des Verstandes immer der Zahl- und Vollkom«
*
menheit der Sfnnorgane entspräche,'1 Ohne
es %u wellen und m wissen, widerspricht er
- «**• jß mm'
sich selbst hierin, und es würde nicht schwer
sejhn, durch die alltägliche Erfahrung diese
Behauptung zu widerlegen. Läßt es sich nicht
um Bestimmtheit beweisen, dafs dieSinnorgane
in den Thieren einen hohen Grad von Voll-
kommenheit erreicht haben, welche sehr einge-
* schränkte Verstandeskräftehaben, wie bei de-
jien, welche oft sehr ausgezeichnete, besitzen?
Als Belege zu seiner Behauptung fährt Hr.
Sawnarpz eine grolse Menge von allgemein
anerkannten Thatsachen an, Okäe jedoch
weiter in diesen Streit eingehen zu wollen^
können wir unmöglich glauben, dafs eine Phi-
losophie fest gegründet iejn könne, deren
Haupttendenz zu seyn scheint, die Thiere **
erheben und dem Menschen gleich zu stellen,
während sie den Menschen zum Thiere efr
niedrigt,
Der ersye Band von Favre* s Werk über
die pathologischen Desorganisationen der Le»
ber gewährt für die Pathologie allerdings Be*
reicherungen, obschon der therapeutische Thefl
weniger befriedigend ist, da der Verf. die zwei
unter den Namen Tubera circumscripta und
diffusa beschriebenen Formen ron Leber-
krankheit, als unheilbar betrachtet. Wenn wir
uns gegen die vx allgemeine Benennung pa*
- 77 -
kologüche Anatomie erklären, in io fem
ie Erforschung der Krankheit mittelst Anato-
ue, oder anatomische Beschreibung der krau-
en Organ? seyn toll, so werden 'gewifc un-
rte Leser mit uns einverttäiidep atyn* wie
ir et mit diesem geistvollen Sphjriftatelle*
ad» dafs nämlich die hierzu nötfaigen Unter«
ichungeti dem diagnostischen Theile de* Me-
tin angehören* da man to viel als möglich
ferzeit die Symptome mit der organischen
«•Änderung der Organe verbinden mufs. Ge*
x Dr. Parre müssen wir erklären, daft die«
nwei Arten Von Verhärtungen nicht alt
t*chaus unheilbar anzusehen sind, und dafs nur
befangen fortgesetzte Untersuchungen ge»
m untere Kenntnisse zu einem aolchen Grad
m
n Vollkommenheit erheben werden, der für
i Kunst, wie für die Kranken gleich gtoft*
»rtheil* hoffen läfst *)♦
') Thi morbid Jhatojnf of tn§ L\s>*r\ Zeitig UM /«-
auiry into M# andxomical Charatter, tytntoms and
Treaimcnt o/* certnin distasei, wfiibh Itttpaif ot </#•
stroy th* VUtou. OrdtK l. Part. L London, igiQ. — *
Dr. Farn Unterscheidet Ttitnote* und lubera h*pa*
tU. Unter enteren versteht er> weder in Fori*
noch Struktur, sondern nur durch ungewöhnli-
che und Vergrößerung des Volumens ?erachieden#
Anichwellungenf unter leutern begrinste &««
I
In der Zoöcfaemie, einet mit diesetn
der Natnrräitenschaft eng verbundene
schwülste *6a schwammariigei» und mehr c<
Natur, welche auf der Oberfläche der erl
Organe sich durch benimmt« Erhabenheit
zeichnen.
Tubera tlrcUnu&tpt* , meist toü -gelblich
Farbe, bilden in dem die Leber umkleiden«
ritonäum Erhabenheiten, welche, schwach yo
gefa&en durchflochten, aus coucentrischen 1
kungen bestehen und in der Mitte weift an
fest sind. Von der Verhärtung jedes einselae
ten hängt auch die Gestalt desselben ab;
fange sind sie sehr klein, werden aber imm
fser, erhalten die karakteristischen Zeichen u
tragen cur Zeit der Reife mehr dedu eint
im Durchmesser. Sje sitsen fest in der Leb
ben eine begrängre Form uncf- s wischen da
ist die Leber blässer * schlaffer, weniger auss
hängend und zu weilen mit ergossenem Blut
füllt. Gewöhnlich sitsen die. Knoten auf dej
fläche der Leber, erstrecken sich aber aulsfc
tief in das Innere derselben Und bilden s
grofse, kranke Masse. Oft lebt der Kranke so
bis durch diese Desorganisationen der grölst
des Unterleibes ausgefüllt und das natürlicl
webe der Leber beinahe gänslich verschwunc
Sie haben eine so feste und cell ich te Struku
sie bei der ersten Untersuchung grat undrgai
Körpern g'eichen, beim Durchschneiden, flief
Weifse dicklihe* dem Kahme ähnliche Flui
aus, und das aellichte Gewebe derselben wird
Maceratien am sichtbarsten»
— 79 — .
lin, wurde durch* Dr. Berzelius} Professor
r Chemie iu Stockholm, no6h mehr Licht
Symptome. Der Kranke leidet an Sdimeraed
In der Lebergegend, St li wie he, App*titloai{ik<ni
lind* Husten, und nur vr^nn die I.ebcr verningo
ihre« vermehrieu Wacliichutm und Umganges sich
bis unter die Hypochondrien erstreckt, erkannt
man oft er« di« wehre Krankheit; die Funktionen
dt* Durmkaiuli werden g««türt, d«r Körper eebrt
ab und durch die muskulösen Wunde des Unter-
leibes fühlt uun die Vergrößerung und Hin« der
Laber. Nimmt die Kiaukbeit noch mehr au» 10
leidet l'atieiu vorimglich en dem grofa^n Umfange
der Geschwulst, de Heipiration wiid beengt, der
Darmk«nsl «u Durchfällen gennigr. 'Gelbsucht, wie
geroac Er^uise in das Periioniiuin, kö nen als iu*
fällige, nicht aber als wesentliche Brach ein un gen be-
trachte^ weiden. * Dr. Furr* eraahlt «wei lehr»
reich« Fülle dieser Art, nabst da«u gehörigen Ob«
ajuktionaberichten. und erklärt aich wiewohl mit
«naureich enden Gründen, gegen die Annahme ton
acrophulutrr Utsacbr.
Tubirm diffus* durchdringen nicht allein In einer
bestimmten uuu\ eueamm anhänge d"n Form die I e-
ber, aonderu aitaen oft auch gleich Förmiger als die
$nk*r, ttrcumicrifjt. aui der Oberfläche. Sie lind
ton weicherer Consistene, bei verschiedenen Sub*
Jekten durch Form und Lage auch verschieden, und
verschonen keinen Tlieil des Körpers; man findet
ei« ohne Auanahme in allen Eitigeweiden , in den
Zellhäuten, eojrar in den Knochen.
Symptome* Sie richten sich gana nach dem Sit*
dieaer Knoten in den verschiedenen Organen, uad
— 8o —
verbreitet, und seine schätzbaren Fotschiupi
durch die Uebersetsung ronm den Fortschrittt I
und dem gegenwärtigen Zustand dieser Letal I
welche Hr. Brüntimark besorgte, in EngU
bekannt« An einem andern Orte giebt Dt
Berzelius dem englischen Leser eine iBf*
meine Uebersicht von 'der Zusammenierna|
der animalischen Flüssigkeiten, und eine ds
Medizinisch - Chirurgischen Gesellschaft ■
London vorgelegte Abhandlung von deni4
ben Vf. dringt noch tiefer in diesen Gefl*
stand ein. Das Blut ist der Hauptgegenstal
seiner Untersuchung. Der Faserstoff wurde fc
Einwirkung dei; Wärme durch kochendes W»
ter, dem Alkohol, Aether, der Essig****,
ichwacher Salt- und Salpetersäure und aö*
dem Kali ausgesetzt Die chemischen ßg*
Schäften des Färbestoffs werden auf ähnlich
Weil
I
I
die Diagnosis hingt demnach vöji der minni
tigen Verbreitung dieser Knoten in den Thsil*» ■
Körpers ab. Wird die Leber aber gans toriutf*
davon ergriffen, so fl literscheiden sich die Sjpnf#
nie wenig von denen, welche die tabfr. tfrcun&t
begleiten.
Bei zwei aber schon sehr lange von dieier fctt*
heit befallenen Personen, wurde von Dr. Fi **
kur in grofsen Gaben, doch ohne glücklichen*1'
folg, angewendet. Anih. d, U ehern
— 8i —
»iie untariufcht, und vor* II glich de* EJntiuti
i Kiieni Auf Bildung tUeie'l Fttrbeitolfri aui-
nittoln rtriiiflhb Wenn 01 gftgrllndet Jit,
» unter IjAndimann Hr, Brande behauptet,
b der FdrbeitoiF des Blutes gan» unabhMn-
vtm doitt fiiieii beitehti 10 icheint dieier
»11 der Abhandlung de* Dr. ßtrgelitti gana
rvfliliiJgi Du Serum, der Eywejfutoff u»d
Salse des Hlutei werden die ftAuptgtgen-
nde leioer Unteriuchung* von denen wir
Resultate kürdich mittheJIen.
Blut beitoht am einem Tlieil gtelefaarti*
l''!ili»ißk<«itt und einem andern, wel-
v ilclt eo^loirli in dem abgeladenen BluM
l freien Siilrken von dem vorigen trennt«
r ernte beitritt am einer AnllMiung von
!«m Eywdfi- und wbnlg Faielritoiff duroh
U vetbunden, und enihHlt ftoch einige
«e und '• thieriiche Bell Andthelle * *ber
lehr goringor Monge* Der Thellj, wel»
t ilch von dem andern trennt j ist der
btatofr* wnlohe lieh von dem K/weifutolf
ch leint . Farbe und UnauflÜibarfceit In
um unterscheidet. Die Färbt scheint Von
n ßiicn bersur Uhren \ von welchem ein
ttel In hundert Theilen tnthalten lit» wtl-
• aber ninf so langt tl FArbeitoff bleibt,
üiri, XX* VIII. I. 4 iL tf v
•- 8a —
getrennt werden kann. Die Ausscheidung
selben kann man nur durch Verbrennen,
Zue-itze von sehr concentrirten Sauren be
ken, wodurch diese Reagentten den dem
sea beigemischten Färbestoff gänzlich, mi
ren. Künstlich Idfst sich der Färbestoff d
durch Verbindung des Eyweifsstoffei mit
then phosphorsaurem Eisen bewirken.
Faser- Eyweifs- und Färbestoff gletc
unter einander sich so sehr, dafs man sie
Modifikationen einer Substanz betrachten kl
Zersetzt man diese drei mittelst chemiK
Reagentien, so erhalt man als Produkte« I
nesweges als Edukte, Phosphorerde undk
lensauern Kalk; nie kann wohl lebendeil
Phosphorerd^i in Auflösung enthalten, (
vielleicht in einer so geringen Quantität,
sie sich nicht entdecken läßt*
Die eyweifsartigen Bestandteile
Blutes verbinden sich mit Säuren,
bilden so Zusammensetzungen , welche i
salinische nennen könnte' sie löfsen sie)
&eutralisirt in Wasser auf, trennen sich i
wieder, wenn man sehr viel Wasser sw
Salpetersäure mit denselben digerirt*
det eine in Wasser unauflösliche Zusamfl
setzung, welche aus verändertem Eywcifa
— -83 —
F
Salpeter und Apfelsäure besteht Die*e Ei-
' gefiihUmlichkeit sich mit Sauren zu verbinden,
i
dauert in einigen . Fällen au.ch bei dem Ei*
weifsstoff fortt Wenn er schon durch die Ö£*
gane der Sekretion Veränderungen erlitten
hat) wie i* E. iü der Galle, Milch U* s* W»
Das Blut enthält keine Gallerte»
MjieWohl noch übef die Art der Zusam-
mensetzung der secernirten Flüssigkeiten de*
. Körpers eine grofse Dunkelheit herrscht, So iind
sie doch sehr wichtig in ihren Folgen, indem $ie
theils 2U dem innerlichen Leben wesentlich
nothwendig sind) oder theils dem Körper Stoffe
v wegfahren« Welche zurückgeh alten, krankhaft
te Störungen veranlassen würden; Man kann
alle, Füglich in a Klassen theilen* die eine ist
zur Unterhaltung des Lebemproce&ses* die an*
dere zur directeü Ausführung aus dem Kor*
per bestimmt) und merkwürdig ist die £r->
*<ftieinung) dafs die Flüssigkeiten der Ersten
Klasse, die Eigen thütolichkeiten der Alkalien,
die der zweiten die der Säuren besitzen*
Die Yöri f>n Jferieiitii untersuchten flu*-
Sigkeiten, sind Galle) Speichel, der »us den
Sghleimmembrdnen der Gallenblase, der Tra-
chea, der Urinblase ausgeschiedene Schleim,
- 84 -
dieSecreia der serösen Membranen, S
und Milch« •' Auffallend war es uns, <
Verf. das so wichtige Sperma unun
liefs.
Von dem besobdem Galleüstoff, '
Thouardy Pieromel nennt, giebtBcrze
gende Nachricht: Er hat eii^n sehr
Geschmack, dem jedoch ein sülslichc
eiücn gafcz eigentümlichen Geruch i
ne bei fast alleii Thieren von grün k
grün übergehende färb*. Er ist im
auflösbar, und diese Lösbarkeit wir
durch das in de* Galle befindliche All
wirkt, denn neuträlisirt man letztere
Säuren, *ö wird dieser Stoff dadürcl
getrennt; auch löiet fet sich in allen 1
üissen in Alcohbl auf. Gleich den <
Stoflfcaltigön Bestandtheilen des Blute
welchen zum Theil diesem Stoff beiteil
bindet er sich -mit Säurön, wodurch 2
Hinsitht der Sättigung, wie der Lös
verschiedene Grade von Verbindunge
stehen. Die Essigsäure, welche mit d<
weifsstoff des Blutes eine auflösbare A
düng eingeht, bewirkt mit dem Gall
eine ähnliche* daher entsteht kein I
schlag, yrwn man Essigsäure aur Gal
V ^ ss -» -
# #
sotrt, wohl aber einer, wenn statt derselben
Schwefel, Salpeter } oder Salzsäure hinzuge?
gössen wi{*d, A^f <}ie letzte Art entsteht
dur^h- Verbindung de« GgUenstoffs mit einer
B£ipera.lsäuje jene schwer losbare Substanz,
welche viele Chemiker für eine resigöse hiel«?
ten, da sie die karakteristischen Zeichen eixfeg
Harze; hat, in der H[itze aemlich schmilzt,
sich in Weingeist aijflöfst und durch einen
Zusatt von Wasser piedergescBlagen wird,
Alkalien, alkalipische Erden und Verbindun-
gen der Kalien pnit Es$ig zersetzen und läsen
vsie aijf, die eisten dadurch, dafs sie denael-?
£en die mit derselben gebundene $äure rau-
ben, die letztere aber, dafs sich die Essig?
f.äure mit dem Galleuatoflf verbindet und den^
- fplhen im Wasser lösbar macht,
Derselbe verbindet sieh auf gleiche Weise
mit einigen metallischen Oxyden in pulreri»
sirter Gestalt nhd der harz ähnliche, durch
Mineralsäuren gebildete Körper, bildet mit
Qxy^ep $ine pflasterähnliche Mass^ u&d gleicht
puch hierin den Harzent ,
W^ll man diesen Q^Henstoff darstellen,
sq vermischt man frische Galle mit verdünn-»
fer Schwefelsaure t\nd drei bis vier Theilen
Wasser* Zuerst' erfolgt ein gelber Nieder*
i .
— 8« «,
#cilag, welcheb man rieh auf den Bode&4*tt«
?ep läfst und dann entfernen jnufs; mag fah-
79 dann fort, Schwefelsäure zuzusetzen, wäh-
rend man das Ganze der Hitze einige Stun-
den aussetzt und so lange, bis ein grüner
Niederschlag erfolgt f dekantire die Flüssig«
keit und süfse darf zurückgebliebene Harz
aus, Diese harzige Substanz löset sich nur
sehr schwer im Wasser und kann auf zwei
Wegen von der Säure befreiet werden, weaa
jnaa neentich es mit kohlensaurem Baryt in
Wasser digeiiren läfst, wodurch die Koh«
Jensäure frei wird, und in dem Wasser, eine
grüne, alle Eigenschaften des Gallepstoffs be-
sitzende Flüssigkeit erscheint, oder wenn man
es in Alkohol anEötet und kohlensaures Kali
oder kohlensauren Kalk so lange zusetzt, bis
kein harziger Niederschlag mehr erfolgt, wel-
chen map abdampfen läfst,
Per reine (iallenstoff gleicht ganz trockn*
Gallet Da er sich in Alkohol ayflöfst, sollt*
man verqnuthen, dafs es auch in Aether gesche-
hen würde, doch verändert letzterer denselben,
wie den JÜweifsstoff des Blutes, in eine atiü*
keude den Adiporieu ähnliche Substanz, Merk*
würdig ist es, dafs der Gallenstoff destillirt
Ammonium giebt, ftlsp weh nicht-Stick-
, - 87 -
i
ff! enthalt, obgleich alle . andern Bestand-
ile der Galle ihn enthalten,. Nach Dr.
■
tßmlius Analyso besteht die Üalle «US fol-
iden Bestandteilen*
Vaa»*r. 907, 4«
yallenttofF. fio* 0«
Icblcim der Gallenblase, welcher
der Galle vermischt iat. m 3* 9»
Lllen ae cern irren Flüssigkeiten
mthUmliche Sake und Alkalien. 9. 6«
0 # ■
.1000. o.
Der wunderbare Bau des Gehirns und
demselben eigentümlichen Funktionen
en geistvolle und forgAltige Unterauchun-
swar veranlafat, welche indefs noch au
lern sichern Resultat führen, da man f ich
*u blos der chemischen Analyse bediente.
grobe Geschicklichkeit, welche Fauque-
in diesem Fache besitst» ist au begannt,
seine Analyse von dem Gehirn des Men-
m und einiger Thiere unberührt au lassen»
ie Zweifel hat er seine Vorgltager hierin
t Übertreffen, die gröfste Genauigkeit und
einen hieraus gefolgerten Schlüssen einen
snen Scharlatan gesagt, doch gelang ei
ihm nicht, hierdurch über diePhysioIög
ses Orgtnt mehr Klarheit zu verbreitei
Praktische Mediain, wie Chirurgie,
beide in dem vergangenen halben Jal
teressaj}te, Wenn auch nicht sehr wicht
reicherungen erhalten«
Die nachteiligen Folgen einer A
Fieber, welche In sumpfigen Gegenden
dem eigentümlichen Zustand der Ata
rc hervorgerufen wurden, sind sa wicht
ter andern auch hei militairischen Op
nen, dali jeder Wnrsuch, hierüber ne
fahrungen oder Entdeckungen mitzui
unsere ungeteilte Aufmerksamkeit ve
Höchst fühlbar und beunruhigend wun
Wirkungen eine« solchen zerstörenden .
heitsstofFes im Jahr 180g bei der m
sehen Expedition nach der Insel Wa
Viele die Armee dahin begleitende
und Wundärzte lieferten sehr ausfti
Schilderungen dieser Krankheit, keine
war so glücklich* die eigentliche Ursacl
selben zu ergründen. Wenn wir jetzt
be auch noch nicht vollkommen erkan
ben, so läfst sich doch mit der grobten '
scheinlichkeit behaupten, dafs die durc
sumpfigen Boden veranla&ten bösen Ai
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Tf- ÖQ -»
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stung£n die Hauptursache derselben waren..
Gelang es auch Gilbert Blane nicht rollkom*
men,- diese schwierig« Aufgahe zu lösen, so
gebührt ihm doch Dank für die bündige und
vollständige Zusammenstellung der Wirkunr
gen dieses Miasma und die Bekanntmachung
der Methode, am sichersten diesen Einflüssen
vorbeugen zu können. Es sey uns hier er-?
laubt, auf die besondere Beschaffenheit dier
ser Sumpfluft aufmerksam zu machen. Des
Angabe des Sir Gilbert Blane zufolge ist »die
ganze Insel Walchem, mit Ausnahme einiger
SandhUgel an der Westküste eine öde Flache,
Welche bei hoher See tief unter der Meeres*
fläche liegt und gegen Ueb erschwemm ungen
jfltn* durch künstliche Dämme gesichert wird«
Der Boden selbst besteht aus einem Gemenge
von feinem weifsen Sand, welchen man in
den westlichen Gegenden Englands unter dem
Namen Sih kennt, und dem dritten Theil van
Lehm« Kleine zahlreiche zumAbflufs dienen*
de Kanäle durchschneiden die Insel, und sind
in der, diese Krankheit vorzüglich erzeugen?
den Jahreszeit mit zwei Drittel schlammigen
Wasser angefüllt. Verbreifen sie auch keinen
üblen Geruch, so erzeugen d^ch diese stehenden
Gewässer höchst nachtheilige Ausdünstungen.
— go —
Der ganze Boden scheint, wie» die Erdzunga
grofser Flösse blos aus angeschwemmtem Lin-
de zu bestehen, und alle Inseln Seelands ver-
danken höchst wahrscheinlich den Anschwem-
mungen des Rheins und der Scheide ihres
Ursprung, Dafs die bösartigen Exbalaüoa«
nicht von animalischer Fäulnifs herrühren
können, erhellt schon daraus, dafs faulen Aus*
dünstungen ausgesetzte Personen, wie Ämte-
rn en und Gerber, nicht ähnlichen Krankheit
tf-n unterworfen sind. Stehendes Was**,
doch ohne sichtbare Zeichen von Verderb-
nifs, scheint daher allein diese Ausdünstungen
hervorzubringen. Das Delta des Nil erzeugt
nicht ähnliche intermittirende Fieber, da die
grofsen Ueberschwemmungen dieses Flufiei
die nachtli eiligen Wirkungen von stehendem
Wasser verhüten, während auf der Insel Mi-
norca auf sehr trocknem Boden, ja oh felsigem
Grunde, diese Fieberart, als Folge der häufig
stehendem Gewässer in Kanälen und Teichen,
sich häufig und heftig zeigt. In Seeland sind
diese Ausdünstungen ?swar nachtheiliger ab
in England, aber in den tropischen Läpdem
oft noch weit gefährlicher. Oft wurden in
Westindien und Calcutta Schiffe, welche drei
tausend Fufs ypn den sumpfigen Küsten vor
r *' -
üiker Jagen, Ton den büaen Ausdunstungen
erselben ergriffen* Zur ErUut#rungf wie
reit diese Miasmen wirken können und wei-
he Richtung sie eu nehmen pflegen, werden
on iSVr Gilben Plane mehrere, lehrreiche
'alle erzählt, und doch andere glaubwürdige
'ertönen behaupten, da/s durch künstliche
Errichtungen, und vorzüglich durch einen
erben erten, guten Wseaenbflufa, wohl die
Irseugung dieses Miasmas verhütet werden
Önnte. — *) 7 '
♦) Medico * chtrurßlcml Tränte- 1 Ions of the mpt?< chirnrg^
09d*tjr of London, J'o/, ///, .igto* & f. Diät««
böaartige Fieber rerbrejtete lieh unter dar euglif
acben, nu Welchem ateh enden Armaa 00 lehn all,
dafa Sir Gilbet ßUm, eli er Anfang Ocpbera auf
dieeor Intel ankam, mehr denn die Hälfte dar gaa*
aen Armee thella krank« theila all RekonraleeeeMeai
in den Hospitälern fand 1 nur wenige litten
an Typbua und Dysenterie, die meisten an Wach*
aelfiabrrn (8., 7.) Ute Hailung dieaer Fieber
wird, nach demselben, aebr eehwiarig wagen der
grollen Heilbarkeit der Eingeweide dea Unterleg
bei und dem gleichzeitigen beiden der lieber»
weshalb China n.ur aelten und achwer vertragen
wurde. Abftihrungamittrl mu fiten im Anfange get
geben werden», voraiiglich Calomel, Neutralaalae,
kohlenaaura Magneaia mit Citronenaafr, apater Opium,
mit Gowfiree und in dieaer Verbindung auch China,
»der Aneeik, (8, ad — *4) I» tahr bartnacki|f94
\.
-^ 9« -~
Ueber den Gebrauch des Opium in De»
lirium tremens machte Dr. Sutton neue &■ 1
fahrungen und stellte eine neue Behandlung*
art der Entzündung des Peritonaeqm *u£ wi
che wohl Betrachtung
Die von Suttqn unter dem Namen D*
hrium tremens beschriebene Krankheit fingt,
*llmälilig an. Einige Tage vor dem, bestirnt
ten Anfang d£r I^nltfisit beklagt aich dtf
Kranke über * Unwohlseyn , Appetitlosigkeit
Verdrossenheit, Seh wache, Unruhe, Kopfschme>
zen, hat zuweilen auch Erbrechen. Gemeutf-
glich ist im Anfange der Puls nioht schnei
oft aber uqstät und veränderlich, die Hot
picht sehr heils, die Zunge belegt aber fepdtt,
In diesem Zustande kann der Kranke nidt
lange an einenf" Orte liegen,; fühlt sich leb
unwohl und wünscht beständig Yeraqdepufl
Fällen wurden m\ grolseni Nutxen einige Stunde* ?fl
^en Fieberanfall 30 — 4° Tropfen T*t*ct*rm Hr
haica mit Tinetura Rhei^ und später sur VenneV
(hing der Rückfalle kohlensaure* £jisetn, !*£***?
($. 35). Sei allen Wechiel fieberkranken blieb I*
go Zeit eine grofse Neigung su Rückfällen furwk
und hatte man diese gehohen , ^ine jn ehrer« Jak*
laqg dauernde Schwäche K itolche viel« . MenfdtfS
fluni Militärdienst' untauglich machte
Jtnm% 4S Uebcrtt •
\
i mm ,g3 *»
»iner Lage; sein ganze* Anstehen verräjtb gro-
a Agitation und seine Hände zittern» Gleich*
ritig hiermit entstehen Delirien» und taehmed,
it jedem Tage zu» je weiter die Krankheit
»rtschreiret* Bei der Zunahme derselben t>e*
erkt man nicht ein wilde« Umhersöhweifenj
cid . eine grofse Exaltation de* Denjtvernui-
>nt, aondern nur im Gespoüche* und in den
»gebrochenen Reden eine Verwirrung der
•danken. Bei Zunahme der Krankheit vftr* -
th Patient grofse Besorgnits über leizie An-
lltgenheiten | verlangt sehr nac^i leinen Ge*
thäiten, versucht zu wiederholten malen sidt s
Mi den ihn umgebenden Personen, wenn sie
in hiervon zurückhalten* loszureifieri* Alle
aahalb gemachten heftiger Anstrengungen ver*
theb gleichwohl keine Bösartigkeit, auch zeigt
iraelbe Über den gebrauchten Zwang iVeder
•pf*e Angst, noch Urfwillen; er scheint viel*
•hr das kurz vorher vorgefallene schon ver*
laaen zu haben > und nur durch die starken
in drücke der vorübergehenden Ideen ange*
leben zu werden* In diesem Zustande ver*
srt er das Gefühl von Schmerz, und erkennt
ri den fast beständigen Delirien nur Air Au«
»blicke seine ihn umgebendeh Freunde und
trwandte« Das dieser Krankheit eigenthüm-»
— 94 — '
liehe Zittern der Hände nimmt ai* und wifd
von SehnenhÜpfen, krampfhaften Bewegungen'
der Hände und Schluchten begleitet; die Hiä*
de werden konvulsivisch nach innen und *us*
ien gezogen, so dafs es unmöglich wird) ru-
hig den Puls zu untersuchen« Wird der Kran*
ke etwas ruhiger* so hat er doch oft Flocken-»
lesen und eine beständige Beweglichkeit der
Hände« v Während der heftigen Paroxysmal
gehen die Stuhlgänge unbewufst ab., der Puls
'Wird sehr frequent -uifd schwach Gleichzei-
tig erfolgt ein klebrigter kalter Schweifs, meist
mit einem sehr i%'en Geruch; die Tempera-
tur der Haut wechselt sehr, ist teilen beifs
Und Patient hat viel Durst« Das ganze Anse-
hen "des Gesichts ist verwirrt, die Augen sind
etwas entzündet; und so. verschieden auch der
Zustand der Eingeweide des Unterleibes ist,
fto kommen doefo während heftiger Paroxys*
j.
tuen häufige Stuhlausleerungen selten vor« In
der Hohe der Krankheit leidet et an einer
Reizbarkeit der Nerven, welche ihm alle Ruhe
raubt und so lange fortdauert, bis die Krank-*
heit überhaupt nachläfst, oder Unempfindlich-»
keit, Comä, Apoplexie und endlich der Tod*
folgt*
Mit grober Heftigkeit dauert die Krank*
i
— 9$, —
rit von drei Tagen bis einer Woche, mit
achlafc der Symptome» oft länger und nimmt
um eine mehr« chronische Form am
Die IJauptindikation zur Beseitigung die-
\r Krankheit ist« Ruhe und Schlaf tu, ver«#
iha/Fen ; und zur Erfüllung derselben wurde
pium in grofsen Gaben« alle zwei Stunden;
rei Gran des Extrakts, in einigen Fällen so-
IT alle Stunden mit dem glückliphsten Erfok*
5 gegeben *>
•) Thomas S ütton *n detiriiint tremens, ort Pttltö*
Otitis and ort some oiher inflammaiory yt/fectioni
and on the Gout. London* 08*3» Schon WiU
Harn Saunder* » welcher 4»«».« KrankheitaFortA
besonders abhandelte» betrachtete sie als eine in,
dem Em.ccph.alon begründete » . abef wesentlich-
_ von EncphaliiLs verschieden ; SutCon unterschei-
det sie von der letzten durch die grofse Empfind-
lichkeit der Sionet den Pult Und das den. Gliedern
•igembümliche Zittern» Zeichen» welche hol ßnce*
phalitis fehlen. Da der gröfste Theil der Kranken
geheilt wurde, so tot sieb wenig Gelegenheit dar»
- nach dem Tode au untersuchen» ob dieselbe nicht
auf einer eigentümlichen* vielleicht entzündeten
Affekt ion des Gehirns beruhe; Im Allgemeinen
mifsbiüigt Sutton» die ausleerende Methode in
dieser Krankheit, obgleich er beobachtet* » dafs 416
bei sehr plet («arischen Personen schnell tödlich wut*'
de* und vorzüglich bei solchen vorkommt» welche*
viel epirituöse Getränke su sich nahmen» (fii 560
Von 29 Kranken starben ihm 4* nnd ton diesrn\
. /
— 96 .**. .
Statt Wärmet Fomenuttofcgn tirid Bidtf,
t^nd der Anwendung der Wärme in andern
Formen bei Peritonitis* empfiehlt Dn Sutton
die Kälte * und erzählt einige Fälle $ wo Ent-
ziehung de* Wärme durdh kalte Waschung«
des Unterleibes die trefflichsten Didhtte l«fc
steten *). Wir können diese, Methode tb
eine nicht unwichtige praktische Verbessernog
betrachten; Können wir uns die Wirkung!-
art des Opium bei Delirium tremens afldp
nicht ganz erklären, so ist doch die der Kalte
in der Peritonitis sehr klar und einleuchtend
v • «
Vier fand er drei schbri in einem solchen Ztistipl
dafs ke\ße Rettung mehr au hoffen war. Er hak
daher in Solchen Fällen wohl Aderlässe für aick
unpassend, rathet aber gleich .nachher stärket Gab*
ton Opium £U geben: Blasenpflaster wirkten ^stfe
nachtheilig* indöm sie die grobe Heiabarktfit» da? J
Nerven vermehrten und die beruhigenden Wirktl-'l'
gdn des Opium störten ; PUrgirmittel wurden «n
bei vorhandener Obstruktion angewendet und w»--li
minderten dann sehr das Leiden des Kopfes. (M<l I
mufs sich mit Recht wundem, dafi die in iSigltjl.'f *
doch so oft empfohlenen kalten Uebergiefsungen fc"
dieser Krankheit nicht in gebrauch gebogen t%lk
deri.) Anm. d* Ueberti .'* M. •
*) Die tön Sutton empfohleden .Waschungen bei Af \% *
tohtiis bestanden aus : licc. Mixtur: Camph: arte: *f W*U
Lip Jtmmcn. aCciic unc. iij\ Spin vim. unc. }i M> lj^
Anm.d, [/ehern
— 97 —
Bei allen Lokalentziindungen findet in dem
leidenden Theile eine eigenthiimliche ErhÖ-
i
hang der gewöhnlichen Temperatur statt, und
durch Entziehung dieser Wärme, mufs nicht
' nur die rermehrte Temperatur nachlassen, son-
dern: auch ein wesentlicher Theil der krampf-
haften Thätigkeit vermindert jnrerdem
Auf die^ in Indien gemachten Erfahrungen
tfrtrauend, leben wir noch immer der Hoff-
nung, durch, grofse Blutentziehungen Wasser-
scheu heilen zu können. Seit der Bekannt-
machung derselben hat t>r. O'Dormel von Ux-
bridge mehrere Fälle dieser fürchterlichen
Krankheit ^iem Publikum mhgetheilt, welche
zwar gleich allen andern tödlich endeten;
doch glaubt er, dals starke Aderlässe das si-
cherste Mittel darbieten, den Wirkungen die-
* ■ ■
«es Giftes Widerstand zu leisten. Ein in dem
Fall von Joseph Wütsoh vorkommende* Um-
itand, welchen Dr. CyDonhel erzählt, Wird uns
bei den Krankheiten, welchen Hunde über-
haupt' ausgesetzt sind, vorsichtiger machen»
Die Hundini nämlich, wdche Joseph fVatsori
bifs, hatte, nach dötrt £eugniis aller, Welche
sie sahen, nicht die bekannten Symptome der
rabies canina, und gleichwohl verfielen alle!
ton ihr gebissene Thiere in Httndiwutb, zum
j*»m. xixviti, b. 4» su G
- 98 -
Beweis, dafs dieses Gift vollkommen ausge-
bildet, ohne die eigentümlichen karakteristi-
schen Zeichen desselben, in Thieren vorhan-
den seyn kannf
Die von Adams gegen die ägyptische
Augenentzündung angewendete Methode ver-
dient eine besondere Empfehlung, da sie so
kräftig das Fortschreiten einer den* Sehorgan
so gefährlichen Krankheit hemmt *)r
Erwähnung verdient die Entdeckung ei-
ner besondern Art von Betrug, welch? im
vergangenen Monat April sich ereignete. An-
na Moore zu Titlbury iq. Stajfordfhire rühm-
te sich seit fünf bis sechs Jahren , ohne alle
Speise zu leben, Sie benahm sich hierbei mit
einer solchen Klugheit, data viele sehr schau»
bare Personen hierdurch getäuscht, ihr Glan-
•) Seine Metbpde besteht in dem innerlichen Gehranch
des Tartarus emetfeus, um theile wirkliche« Erbre-
chen* tWls euch oft nur anhaltenden Ekel zm ex*
regen, und der äußerlichen Anwendung des Üb»
gmnt. tfydrar^yr. nitric. oxyd. Die oft *ehr schnei*
Je BeHnog bei dieser Behandlung eeigte «ich mock
Tür kurzem, aU An* diesem Leiden in dem St* Psn*
form Workhousc p\i London viele erkrankten t wie
die Wundärete dieses fieuses Uppout und Ltmli
selbst bezeugen. {London mtdic, JoamaL April
I8i3. & 3o2. July iöi3. & 4r>).
Anm* d* Ueb.
— 99 —
ben beimafsen. Im Jahre 1808 unterwarf sie
»ich einer strengen, mehrtägigen Untersuchung
und das Resultat derselben fiel so günstig für
sie aus, dafs der Grlaqbe an ihre gänzliche
Enthaltsamkeit von Nahrung nur noch mehr
bestätigt wurde. Hr. Dr. Henderson aus Lon-
don besuchte sie damals > aber. alle über sie
gemachte Beobachtungen Überzeugten ihn, dafs
sie eine blofse Betrügerin sey. Seine zuerst
in diesem Journal und später in einer beton«
detn Schrift bekannt gemachten Bemerkungen
waren so gestellt, dafs sie sich nothwendig
einer zweiten Untersuchung unterwerfen muls-
te, und das aus dieser hervorgehende Resul-
tat war ein offenes BekenntnUs ihres Betrugs.
Man erfuhr to9 dafs dieses Mädchen, tbeil*
durch Gewohnheit, theils durch einen eigen«
thUmliehen Zustand der Funktionen des Ma-
gefcs, allerdings sich lange Zeit aller festen
und flüssigen Nahrungsmittel enthalten konn-
te, und es ist aufser Zweifel, dafs sie in der
1
letzten Zeit, um ihren Betrug möglichst treu
durchzuführen, neun Tage und neuA Nächte
lang ohne die geringste Nahrung zubrachte.
Die Geschichte liefert uns mehrere Beispiele
ähnlicher Betrügerinnen, wenige wurden indefr
so allgemein bekannt, fanden so unbedingten
Q a
— lOO — *
Glauben, und wurden so vollkommen aufge-
klärt, wie diesen
Unter dem Titel „Einleitung in die me-
dizinische Litteratur " erschien seit vergange-
nem Januar ein neues Werk von Dr. Jhonrni
Youngj über Medizin im Allgemeinen« Ei
hat die Gestalt einer Bibliothek, enthält viele
unter bestimmte Klassen geordnete ■ Anzeigen
von Schriften, und sucht nach Aft der Phi-
fasophia Bptanica von Lintia eine richtige-
re Nosologie zu liefern. Die Lücken in CuL-
len's Nosologie bewogen Dr. Young, dieit
mühsame und schwierige Arbeit zu überneh*
meto ; ob und wie weit es ihm gelang, mögen
einsichtsvolle Männer
Ali Erläuterung eü den in diesem Beriebt kuralfek
■ angedeuteten Beobachtungen von Hydr«jpm»bie> einig»
ausführlichere Mittheilungen i
Abraham Cooke^ au Atcham wohnhaft* ohngtfahj
vier Meilen von Shrewsbury entfernt, wurde am satten
Januar d. j. von einer Hündin, welche alle Zeichen dsr
Hündsvruth hatte, in die Hand gebissen. Den Bitten
•einer Freunde nachgebend, entschlofs er eich nach
Shrewsbury au gehenj, und liefs sich von Hrn. 7%omaf
Sutton die verletzte Stelle ausschneiden* Dia Wunde
war eugebeiltt und Patient hatte sich vollkommen iroal
IOJ ~A
befanden, all am fünften Februar er «ich über Unwohl-
eeyn und Schn\erz an dem, durch den, frühem Bifi rer-
* letzten Theii der Hand, au klagen anfing. Dies Un-
wohlteyn nahm äonnabend und Sonntag v immer mehr
MUj und am Montag stand er nach einer unruhigen
Nacht» mit einem vermehrten brennenden Schmerz in
•einer Hand, Kopfweh, Schwäche, starker Beklemmung
in der Herzgrube, und grober Engbrüstigkeit, auf; trotz
dieser Zufalle ging er doch zu seiner Arbeit, kehrte aber
i
bald weif kränker yon derselben zurück. Er trank
«war etwasi warmes Bier,, gab.' es aber sogleich wieder
mit heftigem Erbrechen von 'sich. Mit Mühe erreichte
er seine Wohnung, und auf dem Wege dahin fühlte er
eine ungewöhnliche Unruhe, da er glaubte, daft alle
Vorübergehenden ihn umreiten würden. Da seine
Frau ihn so krank sah, bat $lß ihn, doch etwas Was-
ser zu trinken , doch er hatte dafür den grollten Ab*
scheu» konnte es nicht über sich gewinnen und ent-
schuldigte sich mit den Schmerzen und Erbrechen, na^h
dem Genufr von Bier. Seine Frau nahm etwas Wasser
und setfte es ihm, seinen Einwürfen ungeachtet, an den
Mond. Es laßt sich nicht mit Gewißheit bestimmen,
ob. er etwas getrunken, doch fcaon es nur eine sehr un-
bedeutende Quantität gewesen seyn. Seine wilden BUk-
ke erschreckten seine Frau, und alle übrigen Sy capto na,*
nahmen .zu; seine Augen wurden stier und entzündet»
sein Gesicht sehr rojth und die verdreheten Gesichtszü-
ge verrrethen die schrecklichste Angst. ' Mit Müjxe Uefa
er sich zu Bett hatten* und war sehr wach, und; besorgt,
dafs ein Gegenstand ihm entschlüpfen möchte, welche^
sein©. Traurigkeit veirjetb^
— 10* —
Bei Vflintr Duichreiae durch dieeee Dorf gs|ta
I Uhr dee Nachmittags werde ich dringend gebeten, ihe
su besuche*. Ich fand ihn in dem «ehon beschriebens*
Zutrande. Kurie Zeit nachher wurde seine linke Hand,
•ein Arm und Kopf von Convulaionen befall rn. Ich Jiefä
mir von aeiner i'rau die Geed'ichte kurs ersahlan, und
bar. ihn dann, do<?h erwaa Waiser au trinken. Er war
nicht hierjsu isii bewegen, erhielt bei diesem blofiea
Anerbieten einen atarken Schauder und war auch
au unruhig , um ee «u können. Ohne den Bai*
rath rneinea getchrftxten Preuodea dee Dr. Suttnn ab-
warten cu können, da die Krankheit schnelle Hülfe fe-
drrin, oninr.Moh ich mich» ihm «ine Ader eu öffnaa,
und lief« das Dliit bi» »ut Ohnmacht fliehen. Beinans
eine «Stunde Ung konnte man bei ihm keinen Pula luk-
Icn, und di*«fi ganxe Zeit über liefe stifte Krankten
narh. S in Geai'.hr wurde fuhiger und weniger bleich,
«eine Augen weniger entsufidet, die Convulaionen lis*
f'scu na'.h. un'i eu meiner groben Freude fragte er mich
selbst, of> e,r wohl etwa« Wasaer trinken durftet uni
eh man e,a ihm reichte, eihien er hierüber erfreut. Ich
muf'.r« ihn nun verla«sen , bat eher» sobald die voriges
Zuf.illo wieder eintreten sollten, mir ee sogleich wisaaa
üti laaien; und vorordnete ihm nun, nach S^oolhrrd'»
Methode, atarke Gaben von Opium, Calomel und Je-
an es -Pulver.
Am Dienirae; früh um H Uhr beeu hte ich ihn wie-
der. Er hau« fiinn giichisfen, war aber durch sehred-
hahr» Träum* beunruhigt worden, und craä Silte mir, dsfi
«lif'so ihn bei weitem nicht ao ergriffen hatten, «la fr 5*
her, wo ihn ein Hund in seinem Zimmer eo lange be*
— mg —
UtfrtiMfft hlttf» bii er nach «Irtti ArietUra ohnmlchtlg
gmorden a*y. Et »chlen nnrh hnffi'gt, nnnt9» tt tat
lach ivtir krank, und ttflrde nlrltt wieder ichlafen. In
Mutti Htndgeleriken» nnd den flrhultern fanden krampf-
kill« Verdrehungen atatt. Kr ereflhlre mir, et aev Ihm«
Jll labte Mimi In dem Mnmlitnlivrtkfi $ Kaffee od et ffiit
Nr ph trinken, temelgerte er. tfeln Gealclit *ar ruhig»
ffctr riachdenkeud i er eteHhlte mir, Min« Nachbarn
klickten abalrhtlirh hIIk Nennt UerAmrh, und alle» ging
tftin durch den Kopf, fle! der HHnaten Hertegung und
llHM utibedeutaudMen QerJIttjrh In h r er auF, und aaiai
IfthSt ttir in lein . dafa er rnirh dem Arhall unteft-
«ktorfi tratn |»Hv>r torfibarfahrende Wagen angahttrta.
aj% «achtete »In ptvelrei Aderlara Mir rtothnendlg, und
k«t Effekt deatelben nar dem geatrlgen gleicht er vtttr*
U ftttMHilrhtlg» war vollkommen ruhig nach dleaer £elt»
illfl blieb bin .1 Uhr dm Narhmittaga frei fort allan
3*fcfftlaf«neH, wo aalne Frau In leinen Schul tarn »In
Stttfc«« «u bimarkerl glaubte,
Am Mittwoch fand Ich Ihn fcabeaiietr. Am Donnert-
•I fllhlte ei alrh, narhdem er einige Zelt aufgaaeaaen
litt«» a»br achtfach und wtlrde nhnmHeiitlg. Ich be>
Mrhl» Ihn aelt dleaer 7,elt regelmaTaigi und beobachta-
• nie alne auiT'tllendo Kranktteltart-achelnuHg i er he-
■od eich Hehr tfnhli aufgenommen, dale »ein Mund an
lefrkurfalgHelmOreh leidet. — Aulier mir hat Dr. fint-
BfH* tifcbtt andertt Aer/ten rileaen Krartkeri braucht, und
llift ktinnen ein Qlalrhat beeeugeu. (ff. rftmte't rt*e
If 9U*d tyaf'dpAtfA/rf i.VHtföH fatdtctil Jtifirrtnt. jif»V.
— io4 — T
William Honiy, ein 35 Jahr alter Schiffer, welche*
an dem Grand - Junction - Kanal arbeitet» , hatte einen
kleinen 3 Monate alten Hund. Am ia. Decembr. 1611
fraft die# es Thier, während die Barke sn Paddiagton
lag, eine Unze Tabak» welcher diesem Schiffer geborte,
lind welchen er in der Barke fand, rann dann diroi,
und niemand wußte wohin, kehrte dea Abenda sortier;
;und achien sich nicht unwohl au befinden. Sein Herr,
wie er ei aonit au tbun pflegte,' fing an mit ihm so
fpielen und au schäkern, der Hund aber au braav
men und tu beifsen, 10 data der Schiffer auf den
Bücken aeiner rechten Hand einen Viertelsoll grobes
Bifs erhielt. Denselben Abend frei* der Hand noch ein
Packet Tabak, lief am andern Morgen aehr früh diioa
und man hörte nie wieder etwas von ihm. Zwei Tags
zuvor, ehe er den Schiff er Boney bifs, bifs er einen u«
«lern Schiffer beim Spielen , und den Tag nachher Bo-
ney's siebzehnjährigen Knaben, auch beim Spielen, ia
beide Hände. Die Zähne dea Hundes drangen so tiefc
dafs die Wunde blutete, schnell aber wieder heilte. DU
iWunde in Honey's Hand war von einem Schorf ange-
ben, welcher nach vierzehn Tagen erst abfiel, und dann
vollkommen gut war. Da der Hund auf der Barke tia-
gesperrt, selten nun auf dem festen Lande war, und
der andre Hund anf der Barke fehlte, konnte er na«
möglich durch einen Bifs van andern diese Krankheit
erhalten haben, sondern dieselbe mutete aofhwendig i»
?hm selbst entstanden aeyn. Der andere gebiaaene Schif-
fer, Rabert Ilgsei ejQ wie aoeh Hon*jf* Knabe, yerspuVi
ten durchaus keine Übeln Folgen. Honey acute sei«
Arbeit indefs bis sum 23. Januar» den 33*ten Tag lud)
— io5 — * '
dem Bits, ununterbrochen fort. Aa dittem Tage klagt»
er über Spannung und Schmerzen in der Magengegenc),
kurzen Athem und stärket Laxiren, Beschwerden, zu
denen er sonst nicht geneigt war. Dennoch setzte er
•eine Geschäfte auf der Barke fort, hatte aber eine sehe
unruhige, schlaflose Nacht, 'und klagte in derselben sehr
über Schmenen unter dam rechten Ohr. Am 24* sa^ eE
■ehr übel aas, und beklagte sich über Trockenheit im Hai*
aa; das Laxiren und der kurse Athem dauerten fort. Am
Abend trank er Thee, und beklagte sich in der Nacht
über einen heftigen, noch nie bisher gefühlten Sehmerz
in der Schalter, das Laxiren hatte den Abend aufgehört.
Die -Nacht war sehr unruhig, und er bekam in deraeU
bau ' einen solchen Ffoat, als wenn er, nach seiner mehr?
na ahligen Erfahrung, sich stark erkältet hätte. Er dau?
eite jedoch nicht lange, seine Haut wurde darauf hei(*>
seine Respiration enger und beklommner. Am Sonn-
abend Morgen dauerten alle Symptome mit unm erkür
eher Veränderung fort, nur schien er sehr niedergeschla-
gen su seyn, noch zeigte er keinen Abscheu vor Ge-
tränk, trank vielmehr des Abends etwas Tischbier ohne
etwas zu bemerken, legte sich dann au Bette, und klag-
te nur über Schmerzen im Hals und Schuhet und BeT
klpmmenheir der Brusr. Die Nacht darauf war sehr,
schiecht, mehrmal sprang er aus dem Bette auf, auf
Furcht, erdrosselt am werden ; er sagte zu wiederholten^
malen, es sey ihm nicht anders, als hätte man ihn in
kaltes Wasser geworfen. Am s6sten *den Sonntag ver-
liefe er seine Barke, und bezog seine Wohnung in Ux-
hridge. Da et von einer Adexlals Besserung erwartete,
|i«f§ ihn Hr. Reyrner au Uxbridge am rechten ^rm a.uj
I
— 106 —
Ader und gtgen x4 Unscn Blut abnuGrcev Ohne Hm.
R*yn*r tonte etwas Ton teuer Krankheit ao eagen, ▼er-
lieft er iba und ging, wenn gleich durch des Adorltit
eehr eebwach sich fühlend, noch su Paria, tob eeiuei
Frau begleitet, nach Haute. Nach eeiaer Buckhehr bei
merkte er suertt, alt er eine Täte« Theo, trinken wttb\
te, dafs er et nicht ▼ermugend war« ertehrak eehr, eprack
hierüber mit »einer Frau, erwähnte aber Bin det Hm*
dt* bitsei, und schien auch nicht su glauben, dafs diese?
auf seine jetsige Krankheit einigen Beeng haben kömti
te. Er ging swar su Bette, konnte aber dnrehaua. nickt
echlafen, klagte über dietelben heftigen Sehmerseo, aud
über ein Gefühl in teuer Brust, alt würde dieee pletr*
lieh in Wetter getaucht; seit Freitag, wo der Durchfall
aufgehört hatte und der Schmers in der Schulter tat»
etanden war, hatte er keinen Stuhlgang r gehabt. An
Montag den ojtten verlangte er nach ■ amtlichem Bei«
etand. Hr. Rryner, welchen -man herbeirief, verschrieb
ihm eine antispasmodieche Mixtur, und auch ich wurdt
gegen 10 Uhr. hineugerufen. Ich fand den Kranken aal»
recht im Bette titaend, seine Frau und eine andre ne»
ben ihm, teine Hände haltend und ihm Gebete Yorle*
tend, wozu er oft und au unbestimmter Zeit «in Amm
ausrief; er schien in der gröfsten Gemüthebewegeag
und sein Gesicht hatte den echrecklichan , allen Hydro-
phobischen eigen thü ml ilhen Autdruck. Ale ich teine
Hand ergriff, fand ich aie in einem klebrigen Schweif*
den Pult to unregelmifsig , dafs ich ihn nicht sahtea
konnte. Er tagte* er habe ein kältet Bad genommen,
und nach demselben Rh eum stiemen in Schulter and Nah*
ken, nnd einen eehr bösen Halt erhalten. Ich iaebt»
— 107 ~
An s« beruhigan. und machte ihm Hoffnung jrur baldi-
gen Besserung, doch verminderte eich hierdurch nicht die
grobe. Agitation, in welcher sein Gemüth sich befand.
Er ergriff mit Gewalt meine Hand, so' daU ich Müh«
hatte, aie aus der seinigen loaxu winden, und seine Au»
gen stierten mich und eile Umgebenden mit einer im*
beschreiblichen Wildheit und Wuth an; doch legt«
•ich naeb einigen Minuten dieser Paroxysmus. Da ich
bemerkte, dafs er von dem Bio des Hundes wie von
einem Ereignils sprach, welches mit gegenwärtiger Krank-
heit in keiner Verbindung stand, lief« ich mir dasselbe
▼on ihm en ählen. Er that es mit großer Autfüi rlich-
keit, wenn gleieh nicht ohne Kampf, indem er hinzu-
fügte, dafs der Hund keineswegs toll gewesen, sondern
nur etwas Tabak gefressen habe. An der gebissenen
Stelle war weder Härte, noch eine Narbe, wohl aber
•ine besondere Röthe, welche bald verschwand, bald.
wieder «um Vorschein kam, au sehen; ein aschgrauer
Fleck war die einsige Spur, welche nach Verschwinden
dieser Roth« die Stelle kenntlich machte. Ich bat ihn,
«ine Tasse von der ihm verordneten Medizin einsuneh«
neu, doch die blofse Erinnerung daran verursachte dem-
selben das Seh luchsen und die fürchterlichen, Hydro-
phobischen eigentümlichen Verserrungen de« Gesichte.
Nach langem vergeblichen Zureden, berührte ich mit
einer nassen Feder seine Lippen, nnd diea allein be-
wirkte die gröfste Agitation. Ich stand sogleich von al-
len fernem Versuchen ab, entfernte mich, und rieth
seinen Freunden, ihm ein enges £amisol (das Wiilisi-
•che) ansiehen au lassen, da bei der. Heftigkeit und
Stärke dieses Mannes sonst ein Unglücksfall *u beso*.
gen wir. Kaum hatte ich ihn verlassen, ao überfiel, ilm
von neuem ein heftiger Paroxysmua, er ergriff teine tot
«einem Bette sitzende Frau, und wollte sie umbringen*
indem er sagte, sie würden beide zusammen sterben,
4 och wurde sie glücklicherweise vqn mehreren im Ra-
iner anwesenden Personen aus seinen Händen gerissen.
Bei diesen heftigen Anstrengungen, wurde die am Sonn«
tag beim Aderlafs geöffnete Vene von neuem säfgerit-
•en, und Patient verlor eine grofse Menge Blut. Dar
.Wundarzt, Hr. James zu Uxbridge wurde swar schnsll
hiozugerufen, verband auch die Ader, verliefe ihn aber
allem Anschein nach an dem erlittenem Blutverluste
sterbend. Ich eilte auch sogleich zu ihm, fand ihn sbtx
•chon wieder aus seiner tiefen Ohnmacht erwacht; doch,
ergriff ihn ein neuer Paroxysmus, er richtete sich im
Bette empor, sank aber bald darauf wieder mit beni-
gen, dem Trismua ähnlichen Krämpfen zurück; seil
Kopf und übriger Körper wurden krampfhaft nach den»
Bücken gezogen und waren gans steif, sir gleicher Zeit
trat ein starker« dem Seifenschaum ahnlicher, Schaum
vor seinen Mund; noch war ihm die verordnete engs
Jacke nicht angexogen, und zwölf in dem Zimmer be-
findliche Menschen wurden durch diese fürchterliche)
Gebehrden sq erschreckt, dafs keiner sich getraute ihm
9i) nahen , aufser ein Soldat, welcher trotz der Krampfs
Ihm das Camisol anzog. Sein Abscheu gegen eile Nah-
rung und Flüssigkeit dauerte fort. Alle ärztliche Hülfe
schien nach meiner Ueberzeugung, da die Krankheit
schon einrn so hoben Grad erreicht haue, fruchdot
doch versuchte es Hr. Rayner ihm eine Gabe von Opi-
um und Campher beizubringen , um dadurch vielleicht
- 109 "
Mine Nerven au beruhigen» aber Patient war «um Ein4
nehmen dieses Mittele nickt au bewegen. Seit dieser
Zeit lag. er in einen, dem leuten Stadium des Typhue
ähnlichen, Delirium, und verschied so am Abend um
$ Ubr» fünf Tage nach angefangener Krankheit, und 3g
Stunden nach wirklich aufgebrochener Hundswuth.
Am s8. Januar erfolgte in Gegenwart sehr achtungs*
weither Aerete die Obduktion. Die Oberfläche des gad«
*en Darmkanals» vorzuglich der dünnen Gedärme, hat««
tan alle Zeichen von Entzündung« auch der Magen hat«
te mehrere entaündete und brandige Stellen. Als de*
Larynx weggenommen wurde, um den Schlund genauer
au vnterssKhen, fand ich die £piglottia, wie die Con*
etrictoree -pharyngis- und den ganaen Larynx entzündet.
Die Gefäke der dura und pia mater waren angeschwol-
len, und die Lateralventrikel enthielten gägen vier Un»
sen Flüssigkeit; die gröTsten Spuren von Entzündung
sieigten sich jedoch an der Basis desselben, nahe bei
den cruribue cerebri, dem tüberculd annulari und denl
Ursprünge dea achten ftervennaares* die Pii. mater war;
auch hier mehr* als an andern 'jf heilen geröthet und
von ausgetretenem Blute angefüllt. Vor dem Tode be-
merkte man «war an der Stelle des Bisses eine unge*
wohnliche Rötbung , konnte aber bei genauer 'Untersu-
chung nichts entdecken, aulser dafa ein bedeutender
Ate des Hautnerven in die Wunde verflochten, etwaa
* *
blos lag* aber keinesweges entaündet war. (O* Donnct
Cäses of Hfdrophobla% with sOme Observation* on cht
natura and teat of che DUeasa London. l8r3-)
* Joseph Wauoni alt 4 Jehr» wurde von eirier Hün-
din, welche einen Monat alte Junge hatte* in die Wange*
•- HO —
gebissen, doch spielte dieser Knabe «od die Kiadtr 1«
Hrn. Pächter Pejrne, des Herrn diese« Hundes, mraue>
brochen mit letJterra and dessen Jungen fort» und eil
Hündin verrieth dsbei kein Symptom roa Kranket^
walste sich vielmehr, gleich indem Hunden, so auf Ja
Erde herum, dafs man sie für vollkommen gesund hal-
ten mußte. Den Tag auvor hatte eie eine mit flum
Jungen in einem Sülle stehende Ruh nnd nachher aech
ein Schwein, gehissen. Nach der dafür erhaltenen Strse
kam sie furchtsam au ihrem Herrn gelaufen, legte stt
su dessen Piifsen, wie Hunde su thun pflegen, ohne alls
Spur von Krankheit; sie frafs und trank wie gewollt-
lieh, und sah munter und wohl aus. Da sin \ der W»
hern Strafe ohngeachtet, den Knaben gebieten bstta,*»
beschlofs Hr. Pajyne, sie, als ein böses Thier, tödttaii
lassen, und rief einen seiner Leute, ihm hierin bsbs*
stehen , und so wurde die Hündin , ohne dafa sis sei
nur den geringsten Widerstand leistete, getodtet.
Am igten August 1811» gerade einen Monat wed*
ger einen T'g nach eifolgtern Bifs, wurde der Urin
PPatson auf einem Wagen in mein Haue gebracht; 4b
Wunde war vollkommen geheilt und nur 'noch eine n>
the Narbe sichtbar; da man nichts von der Hündin b>
sorgen au müssen geglaubt hatte, war diese Wunde mV
nig beachtet und nur ein gana gewöhnlicher Veraase1
angelegt worden. Am 14* August hatte der Klein«, nach
Aussage der Mutter, über Uebeikeit und Schwindel f*>
klagt, aber nicht gebrochen. Am i5ten Aug. war uk
Leib hart und geschwollen* und er laxirte, weichet aal.
auf schwere Speisen schob , die er gegessen haben seD»
te. Am täten Aug. dauerte das Laxiren fort, nnd sÜl
f
_ HI, _
Ausleerungen warm dünn und übelriechend ; er» war
«ehr übelgelaunt, sprach nicht* und wollte nicht aus
dem Bette aufstehen. Am 17. Aug. hörte «war da« La-
-adren auf, doch beklagte er sich über Trockenheit im
Halte, Am ig. Aug. wurden die Eltern über «ein Aus«
t aehen sehr besorgt und bemerkten, daJs der Knabe sei-
nen Thee des Morgens nicht trinken konnte. Am igten
Aug. wurde er endlich au mir gebracht, und ich er kann*
~te sogleich die Krankheit für Wasserscheu, wovon die
guten Leute auch entfernt keine Ahnung hatten. Ich
erfuhr bei meiner ersten Frage, dafs er von genanntem
Hunde war gebissen worden, von welchem jedoch die
Bitern behaupteten, dafs er nicht toll gewesen sey.
Wasser, was, ich dem Kleinen lum Trinken anbot , ver-
ursachte ihm die gewöhnlichen Symptome von Schau«
der und SuJBfocation , welche zum Theil schon hervor*
ferufen wurden, als ich ihm das leere Trinkgeshir dar-
bot. Es regnete damahla sehr, und ich seute ihn dem
Regen aus, ohne da£s eine Veränderung seines Zustan-
det dadurch bewirkt wurde, aufser die, welche die blofse
Bewegung in freier Luft noth wendig veranlassen muffte.
Ich empfahl nichts als Laudanum, welches aber dem
Knaben nicht beigebracht werden könne; und er starb
Doch denselben Abend , nachdem er sich sechs Tage
krank befinden, und nur 35 Stunden lang die wahren
Symptome der Wasserscheu gehabt hatte.
Wenige Tage nach dem Tode dieses Knaben mel-
dete mir der Pfarrer des Kirchspiels, welcher sich sehr
für den Knaben interessirt hatte, dafs die gebissene Kuh
und das Schwein toll geworden wären, erstere war wirk-
lick toll und gefährlich, letzteres verfiel in einen Zu-
stand von Betäubung, und beide wurden gttedtet. —
Nachschrift des U*btt*etxe**\
5« sehr auch diese auf starke Blutentsiehtrogen |i
gründete Heilart die Aufmerksamkeit der Aerste mit ?ol
lern Recht« beschäftigen mufa, aö scheint dock tsel
aut dern Wesen der Krankheit, theila atie den Reiel»
ten dieser Behandlungsart hervorsugeheri , dals elsJi
Krankheit des Organismus weder für eine rein iafss*
matorische, noch fein nervöse su halten eey. Min psf
ohne Zweifel su weit, wenn man so groise BlntaaiUfr
rangen* wie man in England su inaütniren wagts, «*
bedingt gegen diese Krankheit billigen , und blof <£s*
all das wirksamste Heilmittel gegen Hydropbobia em-
pfehlen wollte; Wann Kinglahm bis sur Obnmtcatj^
derzeit sur Ader su lassen , und dies oft su wiss*«*»
len, reihet (London med. and physicai Journal, jtoarf
J8l3- & 43 )» AO dürfen dabei innere theils annptkf"
stische, thells krampfstlllerlde Mittel nicht vertlöi*
werden. (Edinburgh -medical EUäyt. Voll. IL 8. Ä)
Laugnen lädt et eich jedoch nicht, da(s die Kis»
heh in ihrer Akme meist einen inflammatorisch** fr
T&kttr annimmt. Sollte der feurig rothe Urin« wdeM
die Kranken su lassen pflegen, blos aus Mangel fflf
•ener Flüssigkeiten entstehen? Sind nicht oft Lokal**
sündungen diesem Zeiträume der Krankheit eigsai
■eil
lieh, wie die des Gliedes» der Lungen , des MsgtB* PI
des Gehirns ? Sprechen nicht die tiarte des Pulsei, •*■
glänzen den Augen, die den Muskeln inwohnend* *^
gewöhnliche Stärke, die heftigen Fieberanialle flr»*,
active Entrundung? Und erscheint in andern Rrti***
ten die Wasserscheu selbst nicht suweilen als einSjef,
tom der heftigsten Entzündung des Hersenij dsf^rli
hirns oder der Blase? — Auch sprechen für di#tf-f*lj
licht der Krankkeit fiele Obduktionen, und es fr I1
— u5 —
n in dieeer Röckaickt
be Aerste Gastritis mit Bj,
, welcher bei ei
an Tbeil de« Ocsopkmgms
\lricmli entsündet fand;
Anficht bei. »4 empflaü
rken Blutenteiehuageej ; (
iL &. 454- jimpuu £. g6>) —
rch Mormndo. Brogüum
Dacht wurden. — KaYdlirfc *a>
i einem vorwaltendes
Krankheit« «elbet
ht oft bloa ala
armm leiaietea M
entte? Waran Bäder, t
Blstaueleerungea ? —
Ei enteteht nur die Frage:
eakheit nach eingesogenem und
■'taten Gifte ursprünglich
r Nerven beruhe, iat ea
cbft wabracheinlich , dstg in der
rein in flamm ato nach
im eintritt, welche« r
rden muß? — oder wären die
' actire Entzündung deutenden
•entliehe, acceaaoriacho, durch
rachiedenheiteB bedingte,
ge, auf welche echon Aamga
i macht. »
£a iat aulaer Zweifel, daia
Briefe aich ungemein
, Beklemmung» Abtchon vor
on dauernde Verstopfung amei
Jooj*. X1XVHL J. 4. Sc.
matorocae, nocn reia menroae mm wmm «ajb
ahne Zweifel an weit* waaa »Sa ao feaiea ,
rangen* wm au* in Bagland an inethairaei i
bedingt gegen dieee Krankheit billige»» and,
' alt daa wirksamat« Heilmittel- gegen Hjdroj
f fehlen Trollte; Wenn Kttgläk* bis rar Ob
derteit sur Ader an laatea, «md1 die* oft an
\en, rettet (Löhdon med. and pkjshät Jornr*
[I i8t3- & 43) » •• dürfen dabei inner« thalli
j etucbe , thcila kxampbfJÜeflde Mittel nicht
ttarden. (Edinburgh ~msdic*J Emyti Voll. 1
Laugnett läfet ee eich jedoch nicht; ' data
heh in ihrer Akme meiat einen inflaiairurtoi
rakter annitmnn Sollte der feurig reih« Pcb
die Kranken an laaten pflegen, bloe tau Mau
eener Flüitigkeiten entstehen? Siod^rjtcht^o/i
aundungen dieaem Zeiträume der Krankheit
lieb, wie die des Gliedea, der Lungen , im
dea Gehirn«? Sprechen1 nient die fitarta dat.]
glänzenden Augen, die den Muskeln innofr
gewöhnliche Starke, die heftigen Fie&eraniel
— u5 -
•hen ia dieser Rficksieht auch neuerdings mehrere tag«
liscbe Aerste G nur Uli mit tfydrophoMt, voraüglich Be-
rti, welcher bei einem Hvdrophobiarhen nach dem Tod •
•inen TbtU des Ortopkmgw und dit portio cnrdimom
ißtmiricmli enuündet fandj such Kfagimk* pflichtete dit«
••r Ansicht bei, und empfahl in dieser Hinsicht dl«
Marken Blutcnteiehungea ; {London *W. Journmt» 1913.
/«a/. I. 444* ^*|«"« & 96.) — Erfahrungen , welch«
> durch Mormndo, ßroginni and andtra ältere Aerste achoa
g«m«cht wurden. — Endlich sprechen Itir die Meinung
von ein am vorwaltenden enteüud liehen Karakter in die-
ne* Krankheit» aelbit die Heiliuitul. Sollte Merkur hier
siebt vft bloa ala entsündungs widrig es Mittel wirken?
Warum leisteten Markuiialeiureibiingen oft ao treffliche
Dienste? Warum Bäder, tonische und euletat allgemein
»• MefausUerungea ? —
Es entsteht nur die Fraget Angenommen, daff dl«
«Kaaakheit nach eingesogenen und in den Körper von
breiteten Gifte ursprünglich «war auf einem Leidem
der Nerven beruhe« ist es nicht möglich» ja sogar
fctichst wahrscheinlich, daf« In der Höhe der Krankheit
srio rein inflammatorisches, derselben wesentliches Au-
di um eintritt, welches rein antiphlogistisch behandelt
werden mufa? — oder waren die nicht au llugoenden,
auf ective Entsutidung deutenden Zeichen, bloa ala un-
wesentliche, accessorische, durch einsein« Individuell«
Verschiedenheiten bedingte, au betrachten? — Eine
Frage« auf welche schon Nunftni sehr richtig aulmerk«
•am macht. %
Es ilt aufser Zweifel , dafs viele Kranke nach dem
Aderlafs sich ungemein erleichtert fühlten, data Kram«
afe, Beklemmung, Abicheu vor Flüssigkeiten, die lange
achoa dauernde Verstopfung und die Schlaflosigkeit se-
Jeura. XXXVm. M. 4* •*• U
I
— n4 —
gleich nachließen, wie Shooihred beobachtete. (S. Gut
öf ttydropkobia succeisfulty treated; in tke AHatic Bßr-
rör. May. 10. ißt») Unbeachtet darf jedoch nicht blei.
ben, data die Krankheit ursprünglich eine der Nervei
ist, dafs wenn ihr ein inflammatorisches Stadium eigts-
tbumlich ist, es stets nur einxStadiura, nicht die Krank*
heit selbst ist, und daher von blos antiphlogistisch«
Mitteln sich allerdings Hülfe in dem entzündlichen St*-
dium, nicht aber zugleich auch gegen die ganze Krank-
heit erwarten läfst. In dieser Rücksicht unterscheide
man den ersten Zeitraum der Krankheit, wo das Wutb-
gift scheinbar in dem Körper schlummerte, wo Moschtu,
Belladonna, Kampher und andere vegetabilische Neifi*
na oFt im Stande waren, daa Uebel in dem ersten Kei-
me zu ersticken; und zweitens den wahren Ausbruch
der Krankheit selbst» welcher meist gleichzeitig durch
entzündliche Symptome bezeichnet wird. Nach gehöri-
ger Rücksicht auf das frühere Stadium und die Nerres-
affektion, verdiente bei dem wirklichen Ausbruch der
Krankheit das Ader lad wohl um so mehr empfohlen n
werden, um durch Hebung der inflammatorischen Di*-
tbesis, mit mehr Freiheit Nervenmittel reichen zu kes>
nenv Der Rath ad deliquium msau* zur Ader zu lasset»
/er dient in dieser Hinsicht beachtet zu werden, denn
die Ohnmacht selbst ist oft in diesem Falle als ein
Wendepunkt der Krankheit zu betrachten, ein Zustand,
wo nach so heftiger Schwächung des Gefaftsystems das
Nervensystem eigenmächtig, vermöge de« Gegensatseii
aich zu heben beginnt ; das Ad er Ufa erscheint dann aar
als ein Mittel, welches durch dringendere Gelegenheir,
dem Organismus selbst aber grössere Freiheit xur Ent-
wicklung der schlummernden, niedergedruckten Krif»
verschaffen soll. Auch scheint für diese Ansicht die
Art, zur Ader zu lassen, *u sprechen, wie eie z. f-
4«h 4* §*w »Unlieb* fHmMM$*n W*# nUUti
l*m 4* fr mß in A\*''V*nim #bw ttftjfiwäb**
i nttinunf hmUm muh, 4mh in Uüft&f'foii
Mtil *tf«0S*fo, v»d »* d*f »fbn»titt Rindruek
\fU*H HiHUwlMM tut' 4i* iinvß?i m&hf, *l§
h4 HtUHvAukiinH ki$t b#jü'k+i«bfi|*t w*t*
Ha
— Il6 mm - ,*
■ I
IV.
Knrze Nachrichten
and
Auszug*.
Ükhr iU Wirlummkiit des CUmd^8mm*u U
jim£*n*nt*undmng.
Uie Aagenentsundung ist in Egjrpten, wit im visha
andern hetfsen Ländarn häufig, and hat» Torsüglieh wttir
sie nicht gehörig und mit grober Sorgfalt babaaath
wird, nicht selten den Verlust den Geeichte aar Feit*
Ich habe fast .während eines Lustrmne die« er (rankben
meine besondre Aufmerksamkeit gewidmet «ad eine aas*
fuhrlichere Abhandlung über Ursachen, Natur- aad Be-
handlung derselben verfault.
Dre Bewohner von Egypten "pflegen 4a dieser Rnak*
heit ein Mittel anzuwenden, desien grofte Wirksamkeit
ia Europa bekannt *u werden verdient» näualich aei
Samen, welchen sie Cismi nennen, und dar aach in aar
europäischen Türkei unter dem Namen Cariwanaa W
kannt ist. Dieser. Samen kommt grölatentlieils rat das '
Innern von Afrika nnd vorzüglich aas dar GagendSee**
Ost von Egypten, welch« Dav-door genannt wird. A
.— "7 —
ist sobr wahrscheinlich , dafs die tme Renatnilt *ea
dem Nutsen dieses Samens durch die Neger bis nach
Grofs-Cairo gebrecht worden ist. Der scharfsichtige
Beobachter Prosper Alpin hat in seiner Naturgeschichte'
Egyptens eine Pflanse abgebildet, welche er Abtut nennt ;
aber, so sehr er auch über alles in diesem Lande gese«
hene sich ausläfst, so sagt er doch von dem vorteil-
haften Gebrauche derselben bei Augenentzündungen gar
nichts. Einige Mitglieder des ägyptischen Instituts der
'Künste unfl Wissenschaften haben den Cismesamen an
einem schattigen Orte gesäet, und es ist eine Pflanae
daraus aufgegangen , welche sie für Castia Abtut Lin.
erkannten. Doch findet sich bei Linni wenig befriedi*
gendes über diese Pflanae und ihren Samen. Mein ge»
ichäuter College Sauarosi, ist unter den Neueren der
erste , der in seiner Topographie von Damietta diesea
Mittels erwähnt hat.
v Begierig au wissen , ob die Cisme* in einem so ge-
snäfsigten Clima wie das griechische gedeihen könne,
•gab ich im verflossenen April dem franaösischen Con-
iul Herrn Pöuquepill* in Giannina etwas von dem Sa»
men, und sah au meiner Zufriedenheit daraus eine Pflad*
so aufgehen, die mit dem Abtut des Prosper Alpin sehr
Viel Aehnlichkeit hat. Im Julias dieses Jahres saeten
die Herrn PUri und Doria ProtaUndi, beide ausgezeich-
nete Mitglieder der jonischen Akademie die Citme* auf
der Insel Korfu, wo sehr bald mehrere Pflanaen auf-
gingen.
„ Der Samen hat die Gräfte und Gestalt einer Linse,
dunkelbraune Farbe mit einem oder awei helleren Punk-
ten und eiae bedeutende Härte. Gepulvert und mit
Wasser übergössen liefert er vielen Schleim und einen
etwas stechenden und aromatischen Dunst. Um ihn in
Augenentsündung «u gebrauchen, muia er auf folgende
Are zubereitet werden. Nachdem ejr zuerst toigfikif
gereinigt und wiederholt mit keltern Waeaar gewaschea
ist, trocknet man ihn in der Sonne und serstofst ihm
nachher in einem meullenen Mörser» eiebt ihn dana
durch ein aehr feines Sieb oder Tuch und mengt iha
mit einem gleichen Tbeile dea feinaten weiden Zek»
kers. Dies Gemenge wird in wohlverstopften Fiischfsi
Aufbewahrt.
Ehe wir von dem Nuten dieses Mittels epretes* '
ist es nöthig zu bemerken, dafs die Ägyptische Ophthal*
roie nicht, wie man gewöhnlich glaubt» eine stheaiscfas
Entzündung ist» und dafs alle» die nach der aogenau«
ten antiphlogistischen Methode behandelt wenden, lies
verschlimmern.' Eine lange und aufmerksame Beobteb*
tung bat uns gleichfalls überzeugt» dafs eebr viele At-
genentzundungen in unserm Clima asthenischer Art ass
blos Ertlich sind » und wir wünschen zum Beaten aar
Kranken und zur Ehre der Kunst» dafs die Aerzte osi
Wundärzte sich bei einer genauen Untersuchung deM
was sie bei vielen Autoren zerstreut finden» in Verghi»
chung mit dem Krankenbette aelbst von dieeer Wah>
heit überzeugen rrögen *). Wenn man überdies erwägt
mit wie weniger Unisicht viele Aerzte daa empfindlich
ate und zarteste Organ dea menschlichen Körpers b#>
handeln» indem sie eine Menge von Mitteln» ohne en>
mal die Dosis genau zu bestimmen» anwenden» aowini
man dem verdienten FrUdr. Hoffmonn wohl Recht £*
ben , wenn er behauptet, dafs die nn bedachtsame Aa-
wendung der Mittel mehrere Kranke blind mache, ab
die Ophthalmie selbst. Uebrigens ist ee aehr merkwa*
dig, daCi die Egyptier» so einfältig sie auch conti stfi
#) Dieser Wunsch ist In Italien um so mehr am rechten Orta
als mit Aderlässen n. dgL hier weit freigebiger ist , all ir»
gendffo anders.
.— H9 —
\m9 doch in Hineicht des Gebrauche der Clame* gut«
Regeln eufg et teilt haben» woraua tich-ergiebt, dafr die
Ciamd nur in beatimmtfn Fällen enauwenden aey. So
loben ate a. B. diaaelba gant im Anfange der Ophthal-
mie, und in der That «»igt* aie dann auch auffallende
Wiikeamkeit. lac aber dai Auge echon aehr rotb,
•cfamershafc, thränend, dann iit diea Mittel echädlich,
wenn hingegen die erate Heftigkeit dea UebcU vorüber
iitf welche» gewöhnlich am achten bia «ahnten Tage au
ooyn pflegt, ao kann man ea aufa neue mit gutem Er-
folge anwenden. Gewöhnlich wird oa nur einmal den
T«g über und vorzugsweise gegen Abend angewandt;
oft verschwindet das Uebel aebun nach dinier eineigtn
Anwendung. Wenn dai Auge durch dieaoe Mittel au
•ehr gereiat wird, 10 gebraucht man ea nur alle awei
Tage. Die beatändige Wirkung dea Mittele beateht in
ninom leichten Brenneu und Thrkneji,dca Augea. fia
iat noch übrig awei Haupiumetände au erörtern, näm-
lich die Art der Anwendung und die Dose dea Pulvert.
El Kranke irtuU sich wagerecht niederlegen, dann Ott«
aet der Am oder eine andre daeu geachickta Pereon
«inft die Augenliedor mit der linken Hand und nimmt
mit der rechten vermittelet einer kleinen dünnen Munae
#o viel von dem Pulver, ala etwa die Orö£ie einte Gcr-
•tenkorna beträgt, und schüttet diea gans aua der Nähe
»Uten aufa Augto, d. li. auf die Hornhaut. Sind beide
Augen krank, ao macht inan'a niit dem andern Auge
•ben ao.
Die heiliame und auffallende Wirkung dieaea Mit*
tele mufi unsere Erachtena dem augemoetenen und ho-
mogenen (?) Reise eugeachrieben werdrn. Gewifa iit ea,
dafa wir von dem Mittel die heiliamaten und schnell-
eten Wirkungen geieben haben, mehr ala von irgond
•inem bekannten Augcnwaiier. Dieter Erfolg hängt, wie
— 1*0 -6-,
es \un* scheint, nicht allemal too dar jf atur da» ]
eelbat, sondern auch von dar aanften Art* womi
battimmta Mang« desselben an daa Auga daa K
gebracht wird. Wir sind überfleugt, daiä wenn dl
te und Wundärzte ernstlicher bedacht gewesen
das Gesjcbtsorgan in Krankheitsfällen aar mit eii
nam bestimmten Quantitar von Mitteln so behi
auch der Erfolg ihrer Kuren glücklicher g eweae
und eie durch ihre Kunst daa in Kursen* erlangt
wurden, was ihnen so ort nur Aach langem Zeit?
gelingt, *
Auch in den chronischen Ophthalmien ist
wähnte Pulver sehr hülfreich , doch,, iat'a sieht
nöthig, aeine Wirksamkeit dann etwas su erhöh«
n>r der schicklichsten Zusätze ist die Curcutn
•Verhältnis des vierten oder dritten Theils. Aue
gen einige einen Tbeil des» gepulverten Cism4
mit Citronensaft zu infundiren und dann «um C
che an der Sonne su trocknen. Noch andre aet
sen kleinen Tbeil AHaon und Galläpfel su. Wh
geben indefe der Ciame mit dem Zucker- allei
höchstens mit der Curcume den Vorzug, von i
Mischung wir beständig die heilsamsten Wirkung
sehen haben. • Auch zur Heilung der Flecken dei
haut bedienen sich die Egyptier des Cismesainen
dann dürfen sie weder sehr undurchsichtig, no<
ah seyn. Schlit.fslich empfehlen wir nun noch d
bau dieses trefflichen Mittels und den Aerzten d<
brauch desselben, da ea schon erwiesen ist, da)
Pflanze auch in einem so gemässigten Clima gc
als das von .Griechenland und Corfu. (Von Dj
tvig Frank,' «ua einem Briefe, an Dr. Fiajami su J
~ 'JkM — •
2.
I/itttrariteh* NotixM.
Folgend« tiauara ttcbrlftatt lind dar AufmarkaarakaU
iti madialnlicban Publlkumi «u tttipftLImi,
l*r#cbaika DliquUitlo or/fanUm! huiturtl ajuitfu« pr«.
caiaui vltalli. YVian. e
• • b r» a 1 a dlagnoitUch« TabtlUn. Zwalta Auflagt.
Conrad!' Orundrlfi dar l'alliolofcfa und Tbt/aplt,
Zwaltar lhall, tv alebar die iptalalla Palbologia und
Tharapla antbillt,
Ortn Hafidbncli dar l'Wmakolögla, harauigpgabfffl fott
fearfthardl und Diiclibolta. g ftitadai
Loabtnitain Loabal di« fitkanntfiiia und Hailuflg
dtf Gablmautallndung, dat Inflam Waatafkopfaf und
. drf KranfpfkraJtkljfltan im klndlkbaii Altar,
MUtiaclia flbar A$n Stalutabfiiu, ntbit awal Abbil-
diflgan In Ataindtuck.
B. f. Siibold ftammluitg attifrltianar «ad a»lf#ai#r
«hirjirgUcbar ßaobaebt Ungar?. Dritt«? Bald.
Walcb Untanucbungan fibar dl« Natur und Haltung
da* fiaban-
— 122. —
v Verseichnift
der medicümchen Vorlesungen zu Berlin
im Sommer 1814* .
I. Bei der Univtrutät.
Medieinisefce Eneyclopadi« und Methodo-
logie, Hr. Prof. Rudolpht» Mittwochs und Sonna-
bends von 9 — 10 Uhr öftentlich.
Osteologie, Montags, Dienstags, Donnerstags «ad
Freitags von 12 — 1 Uhr Hr. Prof. Knatpe.
Gefäfslehre, oder such Nervenlehre, Hr. Dr.
Rosenthal.
Vergleichende Anatomie, Hr. Prof. Rudol-
ph i, Montags, Dienstags» Donnerstags und Freitags rot
9 — 10 Uhr.
Vergleichende Anatomie des Auges, Hin
JDr. Rosenthal.
Knochenlehre der H&usthiere, Hr. Profan»
Reckleben, zweimal in der Woche öffentlich.
Physiologie täglich von 8 — 9 Uhr Hr. Prof.
Rudolph*. .
Einleitung in die allgemeine Physiologie
Dienstag« und Sonnabends von 12 — I Uhr fir. mL
Horkel, öffentlich.
Pathologie nach Brandis, Hr. Prof. Reich» iie>
mal in der Woche von 3 — 4 Uhr.
Die Institutionen der praktischen Medi*
ein, welche die Anfangsgrunde der Erkenntnis und
Heilung der Krankheiten enthalten, trägt Hr. Prof, Hl»
fei and vor von 1 — 2 Ubr.
Die specielle Therapie und zwar den erttsa
Theil, weicher die akuten Krankheiten enthalt, der-
selbe von 4 — 5 Uhr.
Semiotik viermal wöchentlich vton 4 — 5 Unr fir.
Dr. Wolfart.
Semiotik nach Grüner t Hr.. Prof. Reich.
Allgemeine Fieberlebre nach eigaen Heftst,
derselbe Mittwochs und Sonnabends von 4 — 5 Ükr
öffentlich.
Die Heilart der dynamischen Knochen*
krankheiten, Hr. Prof. Gräfe, öffentlich.
Formulare, Montags, Dienstags und Donnantaej
von 11 — 12 Uhr Hr. Prof. Knape.
— • 123
I
I
Generell« Chirurgie, Montags, Dienstags* Don-
ner« ags und Freitags von 3 — 4 ^nr **r- JP*o£ Gräfe.
Medicinische Chirurgie, Ur. Dr. Bernstein
ton 4 "~ $ Uhr.
Die Kumt de« Verbandet und der Anle*
fünf der Maaehinen eeigt derselbe von 3 — 4
IJhr. /
Geburtsfcülfe, Hr. Prof. Gräfe Donnerstags und
Freitags von 7 — 8 Uhr; y
Theoretischer und praktischer Theil der
GeburtshüiYe, Herr Dr. Friedländer Montags,
Mittwochs und Sonnabends ron 2 — 3 Uhr.
Medicinische Poliaei Tiermal wöchentlich in
noch su bestimmenden Stunden Hr. Prof. Knape.
Geschichte der Medicin Hr. Prof. Reich,
Klinische Uebungen in Verbindung mit Hrn.
Dr. Bernstein, der die chirurgische Praxis besorgt,
im Ködigl. poliklinischen Institut Hr. Prof. Hufeland
täglich von 11 — 12 Uhr.
Klinik der Chirurgie und Augenheilkun-
de im Königk chirurgisch - klinischen Institute Hr. Prof.
Gräfe von 9 — 3 Uhr.
Praktische Anleitung zur geburtshilfli-
chen Klinik, Hr. Dr^Friedländer Montags, Mite*
WOchs un.d Sonnabends von 3 — 4 ^nn
Theoretische und praktische Thierheil-
kunde, sowohl für Thierärate als künftige Physiker»
wie auch für Oekonomen , Hr. Dr. Rerklehen. v
Allgemeine Naturlehre wird Hr. Prof. Ermaa
öffentlich lehren.
Vom Weltorganiimus handelt Montags und
Donnerstag« von 4 — 5 Uhr Hr. Dr. Wolfart öffent-
lich.
Die Anfangsgründe der Optik lehrt Hr. Prof.
Fischer aweimal wöchentlich von 11 — . ia Uhr.
Anleitung «ur chemischen Analyse ertbeilt
Hr. Prof. Klaproth Montags und Freitags von 3— 5 U.
Von den chemischen Best a n d th eilen der
oi ganischen Körper «handelt öffentlich Dienstags
und Freitags von 6 — 7 Uhr Morgens Hr. Prof. Herrn b-
.städt.
Allee meine Zoologie liest fünfmal wöchentlich
Hr. Prof» Lieh ten st ein.
Ornithologie oder ausführliche Naturge-
schichte der Vögel lehrt derselbe auf dem Kö-
nig!, zoologischen Museum an drei Tagen wöchentlich^
— i*4 —
Naturgeschichte der Crustaceen, dersefbi
wöchentlich sweimäl öffentliche
Allgemeine Botanik oder Physik der -Manul
täglich von i — 2 Uhr Hr. Prof. Horkel.
Allgemeine Botanik lehn nach Wildeaowt
ßrundrifs der Kraut ei künde, in Verbindung mit Deset»
strationen lebender Gewüchae Hr. Dr* Heyne, iie>
mal wöchentlich ioo 7 — $ Uhr Morgens.
Dendrologie oder Forstbotanik tragt dsr»
sei be Dienstags und Freitags von 10—11 Uhr vor.
Zur Zergliederung der Blumen und Pruee-
te der Gewachse und deren Beschreibiai
wird derselbe privatiesime Anleitung gehen, wie aeco
Herbationen den ganaen Sommer hindurch m>
chentiieh einmal mit seinen Zuhörern anstellen.
Geognosie wird Hr. Prof. Weifa Montags, Mio*
wochs und freitags von 13 — I Uhr vortragen»
Krystallographie, derselbe dreimal wöckss»
lieh in noch eu bestimmenden Stunden.
Ein U ebungscoll egium in der Erkeaaiif
und Unterscheidung der Mineralien wird se>
selbe auf dem König]. Museum aweimal wödaenjica
halten.
E'xperimental - Pharmacie liest Harr M
Hermbstädt nach der Preußischen PhexnMCspeJl
Montags, Donnerstags und Freitage Abende von 4—7
Uhr.
Uaeber die Preufsische Pharnacopöie lisMjj
auch "Hr. Prof. Klaproth Mittwochs ond öoanshesii
von 4 — 6 Uhr.
IL Bei der Königl. medicinisch- chirurgiscktuli
Milicairacademie. I ?
I. Profestores ordinariL
C. L. Mursinn 4, Dr., Decanua, wird Montagiv^a^
Dienstags von 10 bis 11 Uhr öffentlich die Lehre- tstj^
• Fracturen und Luxationen vortragen, und diese: Lsas
in den Sommermonaten völlig eoden. Privatim wisJi
Dienstags und Freitags von 4 bis 6 Ubr die theor"1"^
praktische Geburtshülfe in seiner Wohnung voj
und sugleich des Mittwochs und Sonnabende von U
13 Uhr die praktischen Uebungen in der Ghariitf "
nehmen.
JL Formey, Dr. wird Montags und Mittwoch) 3
— - ia5 —
mittag von $ bii 9 Uhr,' die Lehre von der Erkennmiie
und Kur der biteigen Krankheiten öffentlich vortragen.
C. F. Graefe, Dr. wird 1) Donnerstag» und Frei-
tags von 9 bis 10 Uhr öffentlich medizinische Chirur-
gie, und zwar die Lehre der dynamischen Knochenkrank-
liehen vortragen. 2) Privatim wird er viermal wöchent-
lich, nämlich Montage Dienstags, Donnerstags und Frei-
tags von 3 bis 4 Uhr, die generelle Chirurgie in ihrem
ganzen Umfange lehren.
5. F. Hermbttaedt, Dr. wird Montags und Diens-
tags Vormittags von 11 bis 12 Uhr die Elemente der
Chemie mit besonderer Rücksicht auf die Arzneykunst'
öffentlich abhandeln. Desgleichen wird derselbe Mon-
tags und Freitags, in den Abendstunden von 4 bis 6 Uhr,
die Zubereitung der Arzneymittel nach der Pharma co-
poea Borussica, so wie nach der zweiten Auflage seine»
Grundrisses der experimentellen Ph'arraacie,
im^Laboratorio der Königl. Hofapotheke theoretisch uud
praktisch, gleichfalls öffentlich lehren.
E. Hörn, Dr. wird 1) des Sonnabends von 8
bis 9 Uhr die Lehre von den venerischen Krankheiten
öffentlich vortragen, und in der klinischen Lehranstalt
im Charit^- Krankenhaus^ praktisch. erörtern. 2) Priva-
tim wird er des Montags, Dienstags, Mittwochs, Don-
nerstags und Freitags von g bis 9 Uhr über speciell«
Pathologie nach eigenes Heften Vorlesungen halten, und
die vorgetragenen Gegenstände am Krankenbette prak-
tisch erläutern. 3) Wird er in der Könißt. klinischen
Lehranstalt täglich von 9 bis 10 Uhr die klinischen
Uebungen leiten.
F. Hufeland, pr, wird öffentlich Miuwochs und
Sonnabends von 9 bis 10 Uhr, Pathologie vortragen;
privatim Pathologie, Dienstags, Donnerstags und rrei-
- tags>ven 10 bis 11, und Therapie täglich von 12 bis I.
I. G. Kiesewetter, Dr. ist abwesend,
C. Knape, Dr. wird Donnerstags und Freitags Vor*
mittags von .10 bis 11 Uhr die Osteologie öffentlich vor«
tragen. Privatim wird er die medisinische Polueiwis-
senschaft in noch au bestimmenden Stunden, die Osteo-
logie Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags von
13 bis 1 Uhr, Physiologie täglich von » bis 9 Uhr, und
das Formulare Montags, Dienstags und Donnerstags von
II bie 12 Uhr lehren. ^
Lu B. v. Koenen, Dr. wird die Materia medica öf-
fentlich Donnerstage und Freitags von 11 bis 12 Uhr
lehren. Privatim wird «r dieselbe ^Wissenschaft nach
— I2ß , — *■
Hörnt Grundrifa der medictnisch - chirurgischen Arzney
mitteil ehre, Mnntats» Dienstags, Donnerstage und Frei-
tags von 5 bis 6 Uhr vortragen.
C. H. Ribcke, wird des Donnerstage und Freitags
?on S bis 9 Ubr die Geburtsbulfe öiFenuich vortragen*
C. A. Rudolph i, Or. öffentlich Mittwoch« und
Sonnabende von 9 bis 10 Ubr die medizinische fincyclo-
padie* und Methodologie ; privatim die Physiologie sechs
Stunden die Woche Morgens von 3 bis 9 Uhr, die ver-
gleichende Anatomie Montags, Dienstags, Donnerstags
und Freitags von 9 bis 10 Uhr. -
IL Professor** extraordinarii.
G. C. Reich, Dr. wird Dienstags, Donnerstags und
F/eitags Nachmittags von 4 bis 5 Uhr öffentlich die Ge-
schichte der Medizin in den früheren Jahrhundertea
vortragen. Privatim lehrt er Semiotik und Matcria ms-
dica.
C. D. Tourte, Dr. wird seine Vorlesungen nach
seiner bald zu erwartenden Rückkehr anzeigen.
C. F. Roaentfcial, Dr. (Proeector) lehrt öffentlich
vergleichende Anatomie des Auges, Sonnabende Vormit-
tag von 10 bis 11 Ubr. Privatim x) Ueber die Krank-
heiten des Augei, Montags und Donnerstag« von 10 bw
1 1 Uhr. a) Angiologie, wöchentlich in zweien noch so
bestimmenden Stunden.
Privatdocent.
F. G. Heyne, Dr. wird Montags, Dienstags, Don»
nersrags und Freitags früh von» 7 bis 8 Uhr, aUgemetae
Botanik mit Demonstrationen lebender Gewächse vor*
tragen und den ganzen Sommer hindurch botanische
Sxcursionen machen, und zwar in jeder Woche eint.
Intal».
Inhalt
[* Aphoriime* eiaee freien Aretei* (ferttetluiigif
I» Praktische Fragmente Aber den jetet Lörrach«**
diu Tjrphua tihd •ein« Behandlung» Vda Dr*
. Hans Adolph Gaeifrrti * - *** §
t. Voa dem Qualltiti- Unterschiede deo Tjr*
phua» oder von seiner Special» « •** to
«» Von den, chronischen Aifect Ionen dei nav
pa fliehen System*» all Folgen dea Typhus. — #J
g. Die kalten Sturebftdet gegen den Typhue* ^- 0!
Dt. Historische Uebereicht der Forticbritte der Mav •
dteln in England ?m Januir bia Juni 1613. Voa
Jlow/o/t, übersätet voa Dr. £* O/o/t/t au Berlia*
IV* Kurie Nachrichten und Auaaiigtf.
f, Ueber die Wirksamkeit dee Giattd-SetaeHi
\- bei Augeaeattfindungea, (Voa Dt. /Mtttoig
fit Litterarische Notleen. «*«•&-. |g|
Vlfieichnifa der medleiaiachfti Voeleettogea eil Ben*
IIa im Sommer 19141 , , t * — fta
( • Ml «rWm oVtftAe ei*# Jöurnmh Wird äuitfegetgni
MlHtothek der prac tischen Heilkunde. Min
und dreifsigster Band. Vierte* StüoL
i n h m i *>
QttptiAtl Eitny iUr tet ntälädlei etci (Blichtttfi.)
Ulmn ßnrns, von einigln c/#/ häufigsten und tolthtlf.
4t en Krankheitin, eta {Hi schläfst)
LVf r* Ptoipetto de4 ritultumentl otienutl ntliä elinUU
Medien eici
jatta. IXIVÖI, r 4. H
4*.
Literarischer Anzeiger.
In der Realachulbuchhandlung au Berlin ist au bebst
Hufmland Armcnpharmakopöa — von der Regierung ia
alle Arraenanstalcen*drr Preufsiachen Monarchie einge-
führt, geheftet. Preis 19 Gr. Cour..
— G«srhichte d»-r Gesundheitt Zweite vermehrte Auf-
lage. Preis \6 Gr.
•— Erst? 1 Jahresbericht des Poliklinischen Instituts dir
Universität /u Merlin, pr, m Gr,
*— Zweiter Jahrcaherirht — — -p^ Pr. 8 Gr.
«— Dritter Jahresbericht — •— — ■ Pr. 8 Gr,
Endes Unterzeichneter findet eich rtjranja-rat, dam
ärztlichen Pub iknm andurch anzuzeigen, data die von
ihm zeithor ununterbrochen herausgegebenen jlllg'mei»
um. medizinischen hnaltn dm neunzehnten Jahrhundert»
durrh die kriegerischen St firme des verwichenen Jaltftl
nur eine temporäro Stockung erlitten haben, II od •»■
nun au wieder regtlmafaig, jedorli unter folgenden, deich
dir Zeitveihäliniaae herbeigeführten Modificatioaen tf*
eclicineii werden,
1) l)tr Jahrgang igi3 ist mit dem Monat September
g' schlössen und wird daher den Interessenten auch
nur zu j dea vorherigen Preises berechnet.
q) Der Jahtgnng iH»4 erscheint wie bisher in Dop-
pelli<»hc»n, deren einei , nach den frühem ßest'B«
munden, der Heilkunde, der andere der Heilkuo«
ft'wi'Wnet blribt, (wovon auch jeder auf Verlaufs
beaonders versendet wird;) jedoch werden die iis»
herigeti 6 liefen, aus denen jede Aburteilung bf-
atand, fl»ii' 4} flogen rednciit, Im Verhältnifs ■«
riifs<<ni Ahiuurh wird dor currente Freie des coo*
pletoii Jahrgangi auch von 8 Thlr. 16 Gr, aof
(i Thlr. 16 (Jr. riprahe/aftlzt.
J) Der nur eist bi* «um 6ten Heft erschienene Äsjr |*
p Urnen t ha nJ der Allgem. Med. Annalen dt» §nu*
Derenuiums, odei mit Ablauf des Jahree lfc»0, *id
mit dem Sien lieft geschlossen werden, welfbe?
ein Gencralreuertoriuin über di«i ganze frühere San-
to der Zeitschrift enthalten wiru. Dieser sowsW
als A*b noch rückständige 7te Stück werden i>
Laufe dieses Jahres unfehlbar erscheinen.
/,
\
t
% \
Diese gedachten, nur die äufsere Form* betreffenden
Beschränkungen, werden den ursprünglichen Zweck die*
ser "Zriuchtift, deutsche jjerzte nämlich mit dun Fortschritt
Uen. ihrer Wissenschaft sowohl, als de* Geistes* in weU
chetn sie cuhiviri wi'd, in ununterbrochner Bekanntschaft
mU erhalten, keineswegee beeinträchtigen, vielmehr wird
•eibige. nach den nun theiU wieder angeknöpften, theilt
erweiterten Connexionen mit achtbaren Mitarbeitern, an
Intensität das reichlich ersetzt erhalten , was sie an E*>
teusität scheinbar verloren hat. Auch ist die dadurch
möglich gewordene Verminderung des Preises derselben
um jp ein in dermaligen Zeiten nicht unerheblicher Ge»
- winn für einen grofsen Tbeil der Inreressenten,
Bekann termafsen dient diele Zeitschrift, >die im Jahr«
1798 als Med, National- Zeitung* anhob und damals den
Stand der Medizin bezeichnete, wie solcher zum Schhift
des Jahrhunderts war, sodann als Annalen Vi es Jahrhun-
derts alles Wissens - und Bemerkungswerthe umfafste,
waa die fortgehende Cuitur der Medizin nach ihrem gan-
zen Umfang darbot» vorzüglich aber vom Jahr 1811 an,
oder mit Eintritte dea zweiten Oecenniums, mit scharfer
Unterscheidung der Heilkunde und der Heilkunst eine
erweitertere und bestimmtere Tendenz erhielt, in ihren
Suiten von Jahrgängen jfu einer umfassenden compendio-
jen Biblio hek Jur alles das, was aus dem neuesten Zeit*
raunt der meuizinitchen Geschichte den denkenden und
nach Fortbildung strebenden jtrzt in Hinsicht seiner Wis-
senschaft und Kumt interessiren kann. Nur wenige prak»
tische Aerzie befinden aich aber in der Lage, dafs der
für diese Suiten früherer Jahrgänge bestimmte Preis sie
sieht vor deren Anschaffung und Benutzung zum Hand«
gebrauch, (wozu insbesenderte die beigefügten Keperto«
rien sie tauglich machen. ) abschrecken sollte. In die*
ser Hinsicht hat die Verlagshandlung sich entschlossen,
einen 'I heil ihrer Vorrätbe der frühe
ern Jahrgänge den
seyi
deshalb durch Buchbändlergelegenheit, oder auch direct
durch die Post an das literarische ComtOtr hier wenden
und den Betrag sofort entrichten, die gedachten Suiten
. früherer Jahrgänge unter folgenden Bedingungen anzubieten;
a) die netteste Suite vom Jahr l3ll — 18'3> von w*
an die Allgem. Med, Annalen erst ihre dermal ige erwei-
terte Einrichtung erhielten, welche nach den bisherigen
Pi eisen 24 Thir. Iwatet, um 6 Thlr. 1% Gr. CQnv,Geldj
b) die Suite von 1806 his I&IO, mit Einschlaft iu
Supp Urnen lenba ndes , und von da an zugleich die obi*e
Suite 181 1 " Ifci3» vrelcbe nach dem frühem Verkaufs*
£ reise 48 Thlr. 8 Gn und auch nach den bitWigen
erabgesetaten Preiie dar Jahrgänge i8oi> — 18 10 noch
4o Thlr. 8 Gr. kosten würde«, um 13 Thlr, 8 ■-">*
c) die sämmt liehen Jahrgänge d<>r Zeitschrift von tk>
rer Entstehung an, alao Ton 1798 — 181.3, der*n Ver-
kaufspreis nach den frühem Ansätzen 83 Thlr. oder nien
dem bisherigen herabgesetzten Preise der ersten i3 Jah-
re 61 Thlr. 16 Gr. kosten wurden; um ±6 Thlr. 16 Gr.
Die ältr-rn Suiten von den neuern getrennt, können
tim deswillen nicht abgelassen werden . weil von ibaen
Terhältnifsraäfsig die wenigsten Vorrathe noch torbin*
den sind.
Die Verlagshandlung behält sich vor, sobald 01s
bestimmte Zahl von Exemplaren auf diesem WVge dt-
bitirt ist, solches durch öffentliche Blätter bekannt «1
machen, worauf der alte Preis wieder eintritt.
Für obigen Betrag erhalten die Interessenten die
Jahrgänge auf dem Wege des Buchhandels durch gaos
Deutschland, durch die I'o&ten aber inneihalb der Säch-
sischen Lande, oder auch in nicht allnu entfernten deufr
•eben Staaten, gut emballirt und portofrei sugeeandr.
. Bei dieser Gelegenheit neigt Endesgeaetztef aiigleich
an, dafs das von ihm im Jahr 18 13 herausgegebene und
euch auf das Jahr<r8l4 zugesagte Taschen- und Addrrft*
buch für Arrzte und Wundärzte unter den dermaligen
Zeitverhältnissen auf dieses Jahr nicht habe erscheinen
können, dafs er es aber nach einem erweiterten Plans
auf das Jahr 1815 herauszugeben gedenke.
Altenburg, den 1. April 1814«
D. Pierer,
U. S. Hofrath, Amts- und Stadtphtaicus allbi*
f
Journal
<Ur
ractischen Heilkunde
h«rtuigeg«b«n
TOB
C. W. H u f e I t/h d,
tSnigl. Preuh. Suatirath , Ritter dee rothen Adler»
irdene dritter Klaeie, wirkl, Leibarat, Profeuor dar
Mediain su Berlin etc.
und
K. H I m 1 y,
PfoffMoi der Medisin au Göttingen, Director
des kliniichm laathute etc*
/
Orau, Frgunä, in *//« Th«orU,
Dock grün d— Ltbiru goldnw Bannt,
Goch,.
V. Stück. May.
Berlin x8i4*
In Coxnmliilon der R#tlicbul-Buchhtaellnii|#
L
',8*
.-%
Beobachtungen
'. Aber
den ansteckenden Typhus,
welcher ,
im Jahre 18H ^ Hanau epidemisch war«. <
' f Vom
Dr, J. H, Kopp«
öeitdem der Krieg «wischen Preufien und
Frankreich ausbrach, hatten wir hier stets etp
AlilitairspitaL Als die Heere in Sachsen
kämpften, mehrten sich die Verwundeten uqd
Kranken in diesem , vor der §tadt gelegenen
Lazafethe so, dafs endlich noch ein anderes
innerhalb der Stadt eingerichtet, werden mulitp*
Viele der Krankenwärter und Unterchirujrgen
dieser Spitäler erkrankten am Typhii* und
losm. XXXVtti B. $. 8t« A
dieser zeigte sich auch stet* einzeln unter
den Einwohnern der Stadt« Besonders be-
fiel er die Leute, welche Einquartirung für
Geld übernahmen« In ihren Wohnungen war
immer ein grofser Zusammenfluß an Militair,
unter welchen sich häufig Reconvalescenten .
aus sächsischen Lazarethen befanden. Die
Krankheit war deutlich ansteckend, denn ge-
wöhnlich erkrankte nach und nach die ganze Fa-
milie« Indefs traf das Uebel bei diesen minder
heftigem Einflüssen* nur einzelne Häuser und
man konnte es keineswegs epidemisch nennen.
Jetzt erschienen die Tage der Schlacht
bei Leipzig und mit ihnen die Ausleerung al-
ler französischen Militairhospitäler der hiesi-
gen Gegend. Endlich begann der Rück-
zug der französischen Armee auf der groücfl
sächsischen Heerstrafae, die gleich bei Ha-
nau herzieht« Die Ankunft der baierisch
österreichischen Truppen über Aschaffenbufgl
hatte ein , zwei Tage dauerndes Gefecht m
Folge, in welchem die Stadt erobert und wiM
der gestürmt, mit Haubitzgranaten beschösse*]
durch Brand, Plünderung und andere Drai
sale des Kriegs geängstigt wurde* Eine Mi
Gefangene, durch Strapaszen. Hunger,
hafte Nahrung und Blöfse schon yor
» '
i i
Gefsngennehmung zum fruchtbaren Bode£
üppig wuchernder Krankheitsbildung bearbei*
tet — Wurde in die Stadt gebracht Aber
schon während der Schlicht hatte sich darin
ein Korps der französischen Armee ausge*
breitet , das den Keim der Ansteckung au*
Sachsen bereits mit lieh brachte,* denn die
Gegend von Dresden könnte als der grotfse
Heerd angesehen werden, yrö bei einer un~
geheuera Menschenmasse sehr verschiedener
Nationen, durch die Concurrenz so vieler ün*
gewöhnlicher Momente die Fruchtbarkeit für
pestartige Krankheiten ungemein gro£t wir*
den mabte« — - Hierzu kam noch) data viele
Einwohner aus der niedrigsten Klasse auf
dem Wahlplatze Beute machten« Tornister
und Effekten der Todten wurden eingebracht
und . benutzt« Bei dem Begraben der Tod««
ten geriethen die Kleidungen derselben in
die Hände ihrer Beerdiger und' durch sie in
ihre Familien« den ärmsten in der Stadt und
in den benachbarten Dörfern« Audi so ver-
breitete sich der Stoff zur Ansteckung/ Ei
war nichts seltenes, daß ich in Häuser von
:' Annen kam« in welchen ganze Familien am
Typhus litten« und neben den niedrigen K*tz>>
kenstufren, noch die Uniformes)» Hemden etc.
Ai
4 -
der Todten des Wahlplatzes hingen. *—
Man will bei dem podolischen Vieh Wahrge-
nommen haben , dafs es, in Heerden fremde
Länder durchziehend , die Löserdürre, oder
die Viehpest einbringe, -ohne dafs oft selbft
ein Stück deutlich die Symptome der ausge-
bildeten Löserdürre an sich tragt; so scheint
auch die Kriegspest die Soldaten oft und aus
Gewohnheit für das lange einwirkende Con-
tagium — jetzt noch zu verschonen, ob sie
gleich die Ansteckung ungewohnten, dem
Gedeihen der Krankheit sehr günstigen Kör-
pern, zutragen können»
»
Gleich nach der Sc&lacht mehrte sich die
Zahl der Kranken schnell. Ueberall zeigte
sich der Typhus und er stieg schon in der
zweiten Woche zur Epidemie. Im Anfange
konnte die Krankheit gutartig genannt wer-
den» es starben verhältnifsmäfsig zu der Menge
Kranken wenige* Nun trat aber eine .Periode
tfrofser Sterblichkeit ein* bis endlich, nach-
dem die Seuche 4 Monate lang gewüthet» eine
Abnahme erfolgte. So ist es jetzt, und es
scheint* als wolle sich die Epidejnie allmählig
ganz verlieren»
Die Sterblichkeit wurde in diesem Win-
■i .*
V »
— 5 ~
ter hier zu einem Grade gesteigert, der seit
vielen Jahrzehenden nicht statt fand,
Epidemieen, welche sich durch grofse
Mortalität auszeichnen, sind hier überhaupt;
selten. Die Seuchen, welche im 3o jährigen
, Kriege herrschten und in den Archiven Pest
genannt werden, mögten wohl nichts anders
als das Lazarethfieber gewesen seyn, Sie wa-
ren in jenem Kriege, besonders während der
Belagerung von Hanau, (1636), sehr morde«
lisch. .Auch in den Jahren 1666 — 1669 und
1680 waren bösartige, mit großer Sterblich-*
keit verbunden^ Epidemieen herrschend» Von
diesem .Zeiträume an, bis zum Jahr 174s
scheint keine bedeutende Epidemie hier ge^
wesen zu seyn. Im letztgenannten Jahre aber
fiel die Schlacht bei Dettingen, 3 Stunden
von Hanau, vor« Durch die» englische Armee
wurde die Ruhr nach der Stadt gebracht und
durch diese Krankheit die Mortalität von der
gewöhnlichen oder Mittelzahl (374 jährlich,
zufolge eines zehnjährigen Durchschnitts) auf
780 (ohne Militair) für das garifce Jahr 1743
gesetzt« Diese Zahl der Gestorbenen war die
grölate, während fast zog Jahren, nämlich
aeit 1726, bis wohin meine bestimmten Nach«
richten reichen« Das verflossene Jahr 1813
4
a - ■
hatte eine Todtenzahl , welche < von jener nur
um 2 Menschen abweicht, sie in gewisser
Hiqsicht aber weit überstieg. Diese war nem~
778, Zu berücksichtigen aber ist, dafsim
Jahr 1743 die Rührepidemie den ganzen Som-
jner und einen Theil des Herbstes durch dau»
erte, mithin die ganze Epidemie damals in
d*s'J*br 1743 fiel,, Bei dem Jahre *8i3 ver«-
h£lt aich dieses aber anders, denn nur ein
Theil der Epidemie, etwa die Hälfte kommt
dem Jahre 1313, der -andere dem Jahre 1814
$U« Die ungeheure Mortalität in den beiden
Monaten November und Deoember (1813)
allein bewirkten mitbin eine so grofae nach-
theilige Abweichung von der Normalzahl, Die
Menge der Verstorbenen , war in diesen bei-
den Monaten 378« - In guten Jahren ist aber
die Mittelsabi vom November und Deoember
zusammen 54*
Die Epidemieen seit t743 sind bei wei»
fem weniger bedeutend in der Sterblichkeit,
So die Seuchen, wahrend des siebenjährigen
Krieges 1757 bis 1763, ferner das Nerven * und
Faulfieber in 177a,- r 793, 1794 und 1795, da*
Scharlachfieber von 1790; die Blattern in 1796,
die Influenza in 1803- Die Zahl der Beeiv
diäten in jedem diese* Jahre kam nie 4er
Tom verflossenen Jahre bei. Wie Verderb*
lieh und mörderisch die letzte Seuche wa#,
ergiebt sich noch klarer, wenn darauf hinge-
•eben wird/dals ehedem die Bevölkerung im»
mer grofser,j als in den letztem traurigen
Ktfiegsjahren-war, die geringere Pepnlattab
also doch eine, in unserer neuern Vaterland»
achen Geschichte fast beispiellose Menge
Menschen einbüßte. Welche niederschlagende
Aussichten dir die Bevölkerung bieten sich
-aber- nicht allein in diesem Abgange, sondern
auch im Zuwachse dar. Seit 17*6 war dm
Zahl der Getrauten in Keinem Jahre sq ge*
ring, als im Verflossenen, sie belief sich näm*-
Ifch jftir auf 5 1 Paare« Die vorhergegangene?
Jahre ( waren "''nicht viel vorteilhafter. Im
Jahre i8ir -zahlte man 6g und im Jahre i8iu
55 getraute Paare« Der Verlust, welchen die
Population tlurch diese Verminderung der
Ehen leidet, wird erst sehr bemerklich, wenn
diese geringe Summe mit der sonst gewöhn-
lichen verglichen wird« Die Mittelzahl der
hier jährlich geschlossenen Ehen ist nämlich
nach einem 10 jahrigen Durchschnitte . 108
Paare, Im Jahre 1763 betrug die Ansaht
selbst 170 Paare, also weit über das dreifache
der gegenwärtigen Menge. Traurige Wirkung
I
gen* des Krieges* dieser tief serftehcbende»
.GeiaseL
-«./.-- Der Anfang der Epidemie war,: wie ich
schon bemerkte, gleich nach der Schlacht
Von da an bis» jetzt ist die hiesige Sterblich-
ksit in der That, außerordentlich statk. gawe»
mm
*;.. Mit grofser Schnelligkeit verbreitete sich
die Krankheit. In den Wochen vor der
Schlacht, also Vor dar Epidemie, war die wo«*
«hstntKehn Zahl der Beerdigtet noch ra, i4t
*jb&, als sie plötzlich in der eraten Woche
Wichher auf 28, dann auf 45 stieg, ja selbst
w« einer Woche 6g erreichte. Von da an bis
jetzt, ist sie unter äo gewesen« Am größten
/whr die Mortalität im Deeembor dann vom
Jttexi Oecbr. hir 4**11 Jan, starben 048 Ment-
•cheny . Also täglich 8. Die Normalcahl für
den December -aber ist So, es verschied mit*
hin: daa Achtfache mehr" als gewöhnlich. . Die
Menge der Verstorbenen dieaes einzigen Mo-
nates war nicht : sehr von der Zahl der Beer*
digten eines ■ ganzen Jahres in guten Zeiten
verschieden, denn im Jahre 1786 starben hier
mir 087 Menschen,
Die S -imme aller Verstorbenen vom afoten
Oetober 191 3 fcis zumjsten Mär» i8i4i mit-
\
hin Ton 4 Monaten, i>elief sich auf 6*5 -(in
guten' Jahren i*t sie wahrend dieser Periode
ia5). Es starben beinahe 5 Menschen täglich
im Durchschnitte Die Gehörnen während
dieser Zeit, verhielten sidi au den Gestortte»
nen, -wie igt ioo. Die Verstorbenen de*Mi~
litaira sind bei diesen . fiereohnungen natiüw
lieh ganz ausgeschlossen. *
Auf dem platten Lande verbreitete sich
die Seuche auf eine noch weit verderblichere
Weise. Da die Aerzte in den Städten mit
Geschäften überhäuft waren, so mufste. der
ärztliche Beistand auf dem Lande selten oder
wegen der Entfernung und aus andern Ursa*
eben oft unvollkommen seyn. Die Kranken
blieben rieh meist selbst Überlassen, lagen
in engen warmen Stuben bei einander. Aus-«
geplündert, oder durch andere Kriegsplagen
zurückgekommen, konnten sie sich nur wenig
Erleichterung verschaffen. Ein Familienglied
nach den andern erkrankte und in manchen,
der Stadt sehr nahen Dörfern, wie in Kea-?
selstadt, Bruchbüttel starb der vierte Theii
der 'Menschen aus.
Die Witterung während der Epidemie
war verschieden. Direkten fiinflufs schien
sie auf eine Krankheit, wetabe ffch pwdwch
' \
Ansteckung fortpflanzte, nicht *u haben« .* Die
Seuche stieg "und Gel bei abwechselndem
Wetterf bei -hohem und »iedero Barometer-
•fände? bei kaltem und milden, bei trocke«
nem und' feuchtem Wetter, Besonders zeigt»
sieh dieser geringe Einflafs im December, in
welchem dt« Knmk&eit im heftigsten wüthets
und in dem das Barometer eine Zeidang hoch
iind dann wieder eine Folge von Tagen nied«
/ rig stand, der Thermometer bald eine Tem-
peratur über dem Gefrierpunkte, bald unter
demselben zeigte,
Pas Charakteristische de* meteorologi-
schen Verhältnisse während der 4 Monate war
nachstehendes.
*i8i3 November.
i
Höchster Barometerstand ; 28 Zoll, 4 Lin< 9 Dez,
Tiefster Barometerstand ; 27' — 1 v— :5 —
, Höchster Thermometerstand ; + io° R;
Tiefte? Thermometerstand; — s° R,
Herrschendster Wind ; S W. und N«
Häufigste Witterung; Meist trüber Himmel
und Regen. In der Mitte stürmisch mit
Schn<?e und Kieseln« Fast durchaus keine
», nur in den < letsten Tagen unter 0.
mm U —
i8l3 December.
Höchster Barometerstand : 28 Z* 4 !*■• £ De».
Tiefster Barometerstand; 33 •*• 5 — 5 —
Höchster Thermometerstand ; .4* 4 * Reaum.
Tiefster Thermometerstand; ~ 7J Reattm,
(forschendster Wind; NO,
Häufigste Witterung; Anfangt heiter, danr»
■ Glatteis, Schnee, öfters Nebel, am Ende bei*
ter mit trüben Tagen vermischt.
i8i4* Januar.
Höchster Barometerstand : »8 Z. a Lin# 8 Det,
Tiefster Barometerstand; %m Zoll. 5 Dezim,
Höchster Thermometerstand; + 5° R.
Tiefster Thermometerstand: — i5f ° R.
Herrschendster Wind; NO, NW. N. O.
läufigste Witterung: kalt, meist unter o, viel
Schnee und trübes Wetter.
-- Februar,
höchster Barometerstand : 38 Z. 3 Lin, 1 Des.
[lefster Barometerstand; 27 — 4 — 7 ~
höchster Thermometerstand ; + 4 ° R»
Hefster Thermometerstand: — 12 i ° R.
Herrschendster Wind: Nü9 und N.
Häufigste Witterung: meist hoher Barometer«
•Und« kalt fast immer unter o. Meist M-
. 1er Himmel» zuweilen Schnee«
Ich sagte oben, dal* die Witterung kei-
nen direkten Einfluß auf die Krankheit hälfe.
Ind$fs schien aber die Kälte allerdings nach-
theilig zu wirken , und die Verbreitung der
Krankheit dadurch zu begünstigen, da£s das
Lüften der Krankenzimmer mehr vermieden
und durch die . grofsere Zusammenhäufung bei
^tärkerm Erwärmen der Stuben das Konta«
gium konzentrirter aftif Gesunde übergetragen
wurde. Eine Bestätigung dafür, da£s k$lte
.Witterung die Verbreitung des Typhus beför-
dere, finde ich in diesen Tagen* Vor einer
Woche nämlich schien während des Thauwet»
ters die Epidemie sich sehr ihrem Ende zu
nahen, seit 5 — 6 Tagen aber, .'als wieder
Frostkälte eintrat, melden sich auf einmal wie-» .
^ier neue lypbuskranke. Die * nämliche Be*
ebachtung hat man auch an andern Orten ge-
macht* So schreibt man mir von Friedberg:
„ es scheint nicht, als sey die Kälte ein Feind
„ des Nerveafielfer*, vielmehr hat es jich die-
sen Winter über gezeigt,. als wenn bei dem
„Zunehmen und Fallen der Kälte auch das
„Fieber sich vermehre oder verminderet"
Gewöhnlich erkrankte erst ein Glied der
Familie und dann nach und nach die meisten
der übrigen« Zuweilen wurden aber auch
ptttelich Mann-t Frau, und Kiader zusammen
— iS —
Ton der Krankheit ergriffen. Sonderbar war
es auch 9 dals in vielen Familien cino Porton
krank wurde, und nach ihrer Genesung oft
mehrere Wochen verstrichen, ehe wieder eine
andero derselben Familie den Anfang dea
Uebeli empfand.
In den Häusern» wo Reinlichkeit herrsch-
te» auf Erneuerung der Luft gesehen und ad*
dere Vorsicht angewendet wurde» boll«l die
Krankheit oft nur ein Familicngliedf ohne steh
weiter im Hause zu verbreiten. Wo man je*
ne HUoksichten nicht beobachtete» wurde häu-
fig das ganze Haus durchgeteucht. Es sind
mir Fülle bekannt, wo ein einstiger Kranken*
besuch den Typhus in die Familie brachte«
Mehrmals, wo der ausgcbildotsto ansteckende
Typhus vorhanden war, liefs sich die Anstek-
kuogsart nicht nachweisen. Hier mufsto sie
auf eine Air den Kranken und seine Zugehö-
rigen unmerkliche Weise statt gefunden ha*
ben, und wir linden dieses auch bei andern
eneteekenden Krankheiten» lilattern eto.
In den Familien der hohem Stände waf
die Krankheit seltner; greisere Reinlichkeit»
Vorsicht vor der Ansteckung» geringere An-
häufung von Menschen in einem Hause, min*
derer Zulauf von Leuten aus der niedera Kl«*»
*e und gröfsere Entfernung von dem Militär
schützte sie. Wurden Dienstboten m solchen
Häusern krank» so wurden sie häufig aus dem
Hause gebracht und anderwärts verpflegt« Meh-
, rere Häuser von Standespersonen» in denen
Militär aller Art und Leute voü der geringe-
ren Klasse häufig ein- und ausgingen» die zum
Theil selbst durch ihre Lage in der Nähe von
Militärspitälern in der Gefahr der Ansteckung
sich befanden» blieben dennoch frei. In ihnen
wurden täglich oxydirt salzsaure Räucherun-
gen» die das ganze Gebäude durchdrangen,
gemacht. Im ßürgerttande war der Typhus
am herrschendsten« Besonders suchte et die
Wohnungen heim» in denen die Einquartirun-
gen für andere übernommen» und dieses Ge-
schäft als Erwerbszweig betrachtet wurde« Hier
war ein steter Zusammenflufs von einer Men-
ge Militär» und ich kenne nicht ein einziges
Haus der Art» das von der Krankheit ver-
schont blieb. Unter den höhern Ständen wa*
fr'en Aerzte und auch Geistliche durch ihre Be-
stimmung der Ansteckung Preis gegeben und
« *
die meisten det erstem wurden von derSeu*
• * * . ' *
che ergriffen« Hanau verlor durch sie 3 Aerz*
te; einige Unterchirurgen starben ebenfalls«
Die Krankheit hatte im Allgemeinen ioU
I* \
— i5 — "
genden Verlauf* Der Kruke fühlt* «ich; yo$
Schwere und Mattigkeit in allen GKedera er-
griffen. Er hatte Kopfschmerz, oft Schwing!
oder einen dumpfen Druck; über den Augen»
Diese waren tttibe, dann glänzend, Uchttdieu«
Di* Zunge weidlich 'belegt* Der Geschinack
fade, oft bitter« Die Efslust vermindert oder
ganz verschwunden. Meist vorübergehende
Uebligkeiten, zuweilen wirkliches Erbrechen«
Der Stühlgang eher trag als vermehrt« Zie-
hen und Dehnen« zuweilen Schmerzen in den
Gliedern« Oefters Schauder und Frösteln mit
abwechselnder Hitze. Der Puls beschleunigt
und oft voller als gewöhnlich« Der Urin rotji
und brennend« Schlaflosigkeit. Mit diesen Zu«
fallen, die bald allmählig, bald plötzlich sich
einstellten, begann das UebeL Das Fieber
wurde nun heftiger, der Kopf oft röth, die
Stirn sehr heifs beim Anfühlen, die Pulsadern
derselben heftig klopfend« die Venen sehr an-
gelaufen, das Sausen und Klingen vor den
Ohren heftiger. Remissionen des Fiebers wa-
ren deutlich. Bei vielen Patienten trat Na-
senbluten ein, manche, brachen Würmer weg«
Jetzt oder schon früher stellten sich Delirien
ein, aite waren bald sanft, bald tobend und
letztere charakterisierten: sich häufig durch Nei-
— 16 —
guog «um Selbstmorde. Der Kranke gab di
•e durch Worte und Geberden zu erkenne
man muffte ihn sorgsam bewachen» und d
geringste Nachlässigkeit hatte zuweilen trän
ge Folgen. Es sind hier mehrere Falle gew
sen, in denen sich solche Kranke mit dt
Messer gefahrlich verwundeten, oder aus de
Fenster sprangen* Oft lagen, aber die Km
■
ken nur still vor sich hin und waren häuf
in einem soporösen Zustande* Bei viele
Kranken erschienen Petechien (auch Streifes.
xothe, braune , zuweilen schwärzliche, zumi
an den Th eilen, worauf die Kranken lagei
Diese Erscheinungen zeigten sich häufig scho;
in den ersten 9 Tagen, manchmal aber auc
erst späten Bei andern Kranken aber, b<
denen das Uebel oft einen -hohen Grad voi
Gefahr annahm, waren gar keine Flecken »
finden. Selten brach ein Frieselexanthem auf
Eins der häufigsten Symptome bei einigen
Grade der Krankheit war Schwerhörigkeit unc
schwere Sprache« Entere stieg oft zur Taub*
heit, verlor sich aber nach der Krankheit gän»
lieh« Die undeutliche schwere Sprache rührt«
von einer Schwäche der Zungenmuskeln her,
die sich auch dadurch erwies, daii der Kran»
ke die Zunge nur mit Mühe oder gar niefaf
mit
. — *7 Ä
ttuf dein Monde strecken konnte Schul hat*
»
tefc die Kranken ein auffallend scharfe* Ge=-
hör,' Der Durst war ntfeto *tark, oft aber
«ich fcäring; SeW beschwerlich für iffie mefc
ften Kranke* war diu atete Raüscjito vctf den
Ohren, das aliweilen, a be^ vermindert , noch
wahrend d^ Rekönnstesxeafe andauerte. fi«i
manchen Kranken: entstanden heftige Gottn&»
ttim&ttärt ZdKcm wdtfr e*n<T*ian*a ähnli-
che* Au%*atf<fckts£yn derGtfede*. ßteHfeMt
w*p bttejf^d, oft baüaentL Mentha Kranke
jfeigtefe bei dem AnftiMei» wenig Verjährung,'
«weilen Verminderung ddt Temperatur. Die
Extr^nitiKeri manchmal ab wechselnd kalt Der
?ol*w*rde aehr freqitäht tiod aticfc bis *u iao$-
i3<*> und noch mehr Schiigen jft de* Minute;
** wn*dai zitternd, klein, iäm^ g&ttnkertj ir^
i-egulir, oft auch tollet als gew-öfinttch, *bet
hart* aussetzend; Dreimal beobachtete tek im
Jföefaeten Grade dea Fiebert gänzliche Pttlslo-
aigkdif ■ an den Händen; mit aller Anstrengung-
konnte an diesen, gewöhnlich kalten, fixtre^
toitateri kein Puls gefühlt werden. Zwei Votf
diese» Kranken' genasen. Der Urin war gleich
röü Anfang rpth, dann trübe ; eltst init den*
Beginnender Genesung Witrdö tf heil; hatt*
.«ne* dann unten ein* Wolke und Endlich «U
Unit. xkxmL b. 5. iu B
nett starkem föthlichen Bodensatz. t>ie Haut
war schmutzig, trocken, oder fühlte .sich rauh»
zuweilen klebrig und Erschlafft an» ohne dab
doch ein allgemeiner YolUtommner Schneid
dawar» Oft war die Hautfarbe gelblijjh, manche
mal wie bei der Gelbsuqbt. Die Gestalt und
da* Aussehen der Zunge war sc&f. charakte-
ristisch in . dfi£: Krankheit* Im Anfepge. .wurde
ei*i?we&Jtelegt*. dato» xeth* wie; entzündet,
glänzend* wie*, gläftirt» Srockenj dick, not gelb-
4ifckcri, bräunen oder, adiwärzlicbea Erhaben*
heilen »der IJab^reuge. Der Kranke konnte
■siei nur mit Mühe oder gar nicht zwischen
die, mit* Schjnutz Überzogenen, iüüuut und
Lippen bringen, oft war. sie wie gebogen,; rifc-
zig in die Länge und. Queere, so dais kleine
Platten dadurch entstanden, schwärzlich, gelb»
lieh, bräunlich gestreift» Erst mit dpm An-
finge der Besserung wurde die Zunge? Jan» der
Spitze und am Rande, dann stellenweise fencht
und allmählig verlor sich das krankhaft» An-
sehen« Oft war das Zslnfletsch geschwollen
und empfindlich, eben so der Rachen, und
dar Krahke konnte nur mit Schmerzen* schluk-
ken. Die Nase war trocken. . .* .
Hervorstehend war immer das Leiden des
Köpft. . . i. "
."4*,
\
— ig —
Häufig waren wahrend der Hohe de*
Ktfcnkheit Diarrhöen Von oft unerträglichem
Gerüche» Bisweilen gaben die Kranken selbst
ohne solche koltiquatire Durchfalle einen ka*
darerösen Geruch von sich»
Verlief die Krankheit in den Tod, so tra-
ten noch gewöhnlich folgende Zufälle eint
Meteorismus, Flockenltesen, heftiges Sehnen*
hüpfen, halb offne Augen , Unfehlbarkeit fiiv
äulsere Reue, .für Sinapismen, Vesicatorien,
Fliegen auf degjtiaut; erstorbener Blick, was*
seriges gelbes Auge, matte Hornhaut, schmut»
zige kalte Nase, rerfallnes entstelltes Gesicht»
beständige Abwesenheit des Kranken , hefti-
ges Verlangen desselben yon einem Orte nach
einem andern gebracht zu werden, unwillkür-
licher Abgang des Urins und des Koths* Der
Tod erfolgte im Sopor mit kalten Extremität
ten und immer mehr unterbrochener Respi-
ration. — Endigte die Krankheit mit Gene-
sung, so äuberte sie dies meist durch kriti-
schen Urin, oft auch clurch Auswurf einet ia-
hen, schaumigen Schleims und Speichels, der
oft sich ak wahre, mehrer» Tag? andauernde'
Salivation darstellte; der Urin verlor seine
brennende Röthe und sein jumentöses Anse-'
hen, wurde hell) zeigte ein Enäorem und end«
— so — .
lieh einen starken Bodenaatz. Nur sehen bc
merkte ich die Entstehung von Abscessen, bc
sonders in den Glutaeis, oder auch als kriti
sehe Erscheinungen, Geschwülste der Paroti
den, geschwollne Füfse oder Hände, Brand
blasen auf dem Rücken, welche geöffiaet Brand
stellen hinterließen. Nie sähe ich, dal* sid
die Krankheit vollkommen durch Schweife ent
schieden hätte*
Im Allgemeinen konnte man twei Perio-
den der Krankheit unterscheiden, eine die sid
cjurch gro&e Reizung, und eine, welche sid
durch Schwäche charakterisirte. Die Dana
beider war sehr unbestimmt, am häufigatei
war es, dafs die entere Periode — freilich
als Folge der Kur — nur kune Zeit anhielt
Im. Anfange der Epidemie war die Krank-
heit häufig gleich beim Entstehen mit Halsbe-
schwerden komplizirt, in den letzten Monaten
waren Komplikationen mit BrustaffektionsB
häufiger.
Die Menschenpocken » welche jpr der
Epidemie, jedoch wegen der Menge vacdniit
tta Kinder «licht epidemisch* hier waren, schlt
ehen im Verborgenen forty und noch vor we-
nigen Tagen sähe ich ein Kind daran krank
— AI —
1 •
liegen« Da* Sehariachfieber zeigte sich eben»
falls einzeln während der Epidemie«
Als Naehkrankheiten beobachtete ich hef*
tige Schmerzen in den Schienbeinen, Geschwül-
ate der Füfse, einmal auch ein «ehr häßliches,
Aufsatz ähnliches Exanthem» einigemal Ohren»
sausen« Nie beobachtete ich Nachkrankheiten
des Kopffes, die auf vorausgegangene wahre
Entzündung des Gehirns hingedeutet hätten,
nie Abscesse im Gehirn, Ausfluls aus den Oh»
ren, Gemüthskrankheiten, Lähmungen, Schlag,
Schwindel, Kopfwsssersucbt, gestörte Sinnes*
Verrichtungen, chronische Kopfschmerzen. —
Zuweilen härte ich die Klage vom Ausgehen
der Haare, was so häufig nach Krankheiten
mit Kopfschmerzen der Fall ist«
Die Krankheit befiel jedes Alter und je*
des Geschlecht. Ich hatte selbst Kinder von
5 Jahren mit Petechien in der Kur. Auch
Schwangere, Kindhetterinnen und Säugende
blieben nicht verschont« Schwangere^ die den
voUkommnen Typhus hatten, behandelte ich
5* Eine, wekhe im Tten Monate war < starb,
4 genasen* Eine bekam jedoch eine Frühge-
burt im 6ten Monate der Schwangerschaft,
und merkwürdig war es, dafs in den Tagen,
wo diese Frau zu früh niederkam, alle Symp-
1 I
tome der Krankheit, besonders des Kopfs, fast
«
verschwunden zu seyn schienen, aber bald
nachher wieder zurückkehrten und das (Jebel
wie gewöhnlieh seine Perioden durchlief.
«In Hinsicht der Prognose fand folgendes
statt* Männer in ihren besten Jahren waren
gewöhnlich gefahrlicher krank, alt junge Wei-
ber- Traf die Krankheit Weiber in ihrer kü*
jnakterischen Periode, so unterlagen sie sehr
oft. Bei Kindern war das Uebel meist gutar-
tiger und milder, als bei Erwachsenen, Alte
raffte die Krankheit schon ihres Alters wegen
leichter weg, als Junge« — Nasenbluten im
Anfange zeigte häufig an, dafs die Krankheit
einen hohen Grad erreichen würde« Pete-
chien waren .nicht immer Beweis von der
^grofsen Heftigkeit der Krankheit, Bei vielen
Kranken stieg das Uebel auf einen Grad, der
mit der äußersten Bösartigkeit verbunden wrar,
ohne dafs Petechien erschienen, dagegen an-
dere, bei. denen der Typhus keine ausgeieich-
nete Heftigkeit hatte, mit Petechien übersäet
waren« — Furiose D.elirien waren weit gün-
\ —
•tiger für die Voraussagung, als stille, oder
gar mit Sopor verknüpfte. — Harthörigkeit
war im Allgemeinen ein gutes Zeichen, Schwel-
le# der Hände und Füfae war von guter Vor-
"^ S5 *m
Bedeutung.' Eben so das Brandigwerden der
Stellen, wo Vesicatorien oder^Sihap&men ge-
legen hatten« — - Befiel die Krankheit Perso»
nen, die an starkes Wein,* oder Bifenntwein*
trinken gewöhnt waren, so hatte sie meist ei«
nen tüdtliohen Ausgang, Alte Säufer waren
daher fast nicht tu retten. Besonders War es
noch bei diesen , dafs ein im Anfange gegebe-
nes Brechmittel kein Brechen, sondern Durch*
fall bewirkte; selbst die Ipecacuanha that dieses*
— Leute, welche alte Brustbeschwerden hat«*
ten, litten sehr rom Typhus und unterlagen
oft. -^ Brechen von Würmern im Anfange
der Krankheit zeigte einen bevQr$t$h$24en
hohen Grad der Krankheit an,
Die Dauer der Krankheit war gewöhnlich
M Tage bis 3 Wochen, ohne die Reconva-
leszenz, Zuweilen schleppten sich die Kran-
ken 5 Tage und länger mit den Vorboten des
Typhus herum, bis dieser endlich ausbrach«
Solche Kranke waren gewöhnlich die gefähr«
liebsten, Der Tod trat den *4ten, oder 30*
sten» bisweilen den gten Tag ein.
Nicht selten wurden Personen plötzlich
Ton allen Symptomen der Krankheit heftig
ergriffen, durch die Anwendung zweckmäfsi-
$er Mittel aber ward der weitere Verlaufes
; — a4 —
Üfbek ganz abgeschnitteji, «o dafs xler. gaws
Allfall nur 4 — 6 Tag* dauerte. ^- Abet
auch w4ep|i die Krankheit ibre gewöhnliche
Zeit 4?? Dauer durchlief, $o war sie in Hin-
sicht des Qrades flpe? Jleftigkeij; safer y#*
£cbjejlen.
Von meinen Kranken, die den *usgeh3r
jjeten Typhus hatten, wurde keiner wahrem}
dieser Epideinie zweimal davon befallen*
Meine Behandlung war in* Allgemeinen
folgend?. Sobald ich, frühzeitig gerufen, ßm
pintritt der Krankheij; erkannte, lieft ich den
Patienten ein Brechmittel nehmen* Diese*
Wap in der Regel Ipecacuanhx 2 Scrupel bil
I Drachme in getheilten Dosen bewirkte den
gewünschten Erfolg. "War Verstopfung da, so
Wurde die firechwurzel mit Tart. emet. yer-
setzt. Das Brechmittel war eine der yQrzüg?
Jichsten Requisiten zur glücklichen Kür, und
schon viel verloren, wenn es versäumt wur-
de. Meist leerte das Brechmittel Qalle aus.
Der franke fühlte sjch nach ihm und nach ei?
nigen d^darch gewöhnlich entstandenen StuhJ«-
gangen, immer sehr erleichtert, der Kopf wur-
de freier und der Jlautkrampf verschwand^
■r- U6 -*
Rftkonvelessep* verbot ich allen Wein und
geistige Getränk*
Der Kttpke muftt$ mit dem, nicht mit
einer Miitfta oder Haube bedeckten, Kopfe
Nif einem Kauen von Pferdehearen f iber auf
Jieifleu Federn, liegen. Den Kopf suchte ich
immer klthl tu erhallen, Das Zimmer durfte
jUium eine Tcniperatur von + 13° {WftumOr
h*ben.
Uleiqh nach dem Brechen liefs ich mit
den eiikalttn Fomcntacionen auf den Kopf
aqfapgep und während der gansen Krankheiti
eo lange hoch irgend ein Symptom 4m Kopt-
leiden« da wer, fortfahren,
Piete eiskalten Umschlüge *uf den Kopf
sind in dar That ein souveränes Mittel bei
d#r Kur des ansteckenden Typhus und ai*
verdienen die grüfatp Aufmerksamkeit der
Aerzte. Ich wandte sie sogleich mit dem Aus«
Bruche der Epidemie an und iwar suent bei
dem P^rrer Mf , der 8 Tage nach der Schlacht
Von eipem tfufserst heftigen, mit tobenden
Delirien und starken Kröpfen verbundenen!
Typhus befallen wurde, Ihre auszeichneten
treflNchqn Wirkungen ip diesem Falle bestimm«
top mich, pie künftig au gebrauchen, und «a
ist mir auch «icht •** 'typ^wkran^er vorg*-
— j»6 -^
kommen , bei ^deiö sie nicht ausgezeichnete
Dienste geleistet hätten. Vorzüglich durch
sie gelang dife Heilung höchstgefährlicher Ty-r
phuskranker. Konnte die Rettung des Kran-
ken wegen individueller Umstände, wegen zu
hohen Alters, früherer Brustübel , Kcnmplika*
tion. mit Menstruationsbeschwerden in den
klimakterischen Jahren etc. nicht bewirkt wer-
den, so schafften sie doch ungemeine Erleich*»
terung, ~ Die Rücksicht auf die gerühmfen,
' aber in der Privat praxi» fast nicht auszufiih-
# fenden Wirkungen der Currie'schen Sturzbad
der, verbunden mit der Ueberzeugung, dals der
ansteckende. Typhus vorzüglich eine Krankheit
des Kopfes sey, brachte mich auf die Anwen*
dung der eiskalten Fomentationen auf den
Kopf»
Diese Fomentationen wurden von mir auf
nachstehende Weise angewandt, Sine grofse,
im Wasser erweichte Schweinsblase wird oben
#
erweitert und mit zerstobenem Eis oder noch
besser mit Schnee angefüllt, die darüber be»
Endliche Luft ausgedrückt, fest zugebunden
und mit einem Tuche auf dem Vorderkopfe
so befestigt, dafs dieser dadurch ganz bedeckt
ist. Hat die Blase hier eine halbe Stunde ge-
legen* *o wird sie abgenommen und auf der
_ »7 _
verkehrten Seite auf den Hinterkopf eben so
befestigt und gleichfalls eine halbe Stunde
dort so gelassen» cM's der Kranke Uberdinfs
noch mit der Schwere des Kopfes auf der
Blase liegt. Jetzt wird die Blase abgenommen
und der Kopf bleibt unbedeckt, Diese Auf«
•obläge werden alle 4^5 — 6 Stunden eben
so wioderhohlt, und ich tinde diese Unterbre»
ohungen weit heilsamer, als wenn die Fomen«
•' tatiunen anhaltend gemacht werden. -» Die
Bisse ist gewöhnlich auf der" äufsern Seite
nach dem Abnehmen durch die Hitze des
Kopfes trocken. Bei dm ersten Aufschlügen
ist dem Kranken oft im Anfange des Auflie»
gens die Ortliche Kälte, sumal auf der Stirn,
unbehaglich , so wie aber der Aufschlag eini-
ge Zeit gelegen hsr, so wird er dem Kranken
angenehm, dann fühlt er die wohlthätige Wir*
Jumg dieses Mittels, und er verlangt selbst
darnach, ich habe viele Kranke gehabt, cjie
kaum die Zeit erwarten konnteto, in welcher
dieses treffliche Heilmittel wieder gebraucht
wurde, tue versicherten, daft während der
Zeit dea Auiliegens dos Schnees alle Kopfbo-
4chwerden wichen.
Nur in don wenigen Fällen, wo im Ver-
1 laufe der Krankheit ein sehir torpider Zustand
' *
/
. "" *• —
eintrat, die Kranken beständigen Frost hatten
und dieser nach jeder Fomentation sich auf-
Xallend vermehrte, lieb ich die halten Um»
schlage weg.
Die Sch/riu ehelichen Umschläge aus Sat
peter, Salmiak, Essig und Wasser sind weit
weniger wirksam, weil sie einmal nur einen
Kältegrad von höchstens -f-'40 R« geben, swei«
tens, weil dieser nicht einmal anhaltend ist,
sondern stets wechselt, indem sich der Auf«-
achlag, auch öfters erneuert, durch die Hitze
des Kopfs erwärmt, dagegen jene Schnee- oder
Eiaiimscihläge stets — so lange noch Schnee
oder Eis in der Blase ist — eine Temperatur
von o haben, drittens, weil die Schmucker*
sehen Fomentationen zugleich nafs suchen
"und dadurch mit mancherlei Unbequemlich-
keiten und Beschwerden verknüpft sind, was
bei jenen nicht der Fall ist, und endlich weil
die Schmucker ichen Umschläge, anhaltend ge-
braucht, ein theuere; Mittel sind, jene aber
im Wütter nichts, im Sommer bei guten An-
stalten nur wenig kosten. In jeder Apotheke
sollte nämlich die Einrichtung hestehen, wie
sie jetzt hier in mehreren Apotheken getrof-
fen i«r,'da{s in* Winter Ei» für den Sommer
in eisern |trt erbauten Eiskeller gesammelt
- a9 -
werde« Die Auslagen für eine kleine Eingra-
be in einem Garten auf der Nordseite aind
unbedeutend gegen den groben Nutten, wal-
chen sie gewahrt ; da nicht allein der Typhus,
sondern auch viele Kopfverletzungen, manche
epoplektinche Anfülle und andere Uebql dca
Gebrauch der eiskalten Fomentationto ver-
langen.
Um Kulte ctr erregen, bedient man sich
euch der Naphtha äuiaerlich als Heilmittel*.
Diese ist aber au diesem Zwecke , verbraucht
sehr theuer, und dennoch erreicht man die
gewlinachte Absicht nicht ganz« Der Nep^tha-
geruch» welcher den Kranken umgiebt* ist au
reisend fiir ihn und wirkt schädlich« Uebtnw
dies rqizt die Naphtha immer zugleich w*h*
read des Verfliichtigena die Haut, und diee
will' der Arzt doch nicht, er will bloa Killte
erregen. Auf jeden Fall stehen also die Naph-
tha* Einreibungen der Anwendung des .Eises
oder Schnees weit nach.
■
War nach dem Arechen der Kopf noch
foth, die Venen an der Stiin angelaufen, die
Augen brennend, der Puls voll* die Roiutitu-
tioa dea Kranken stark und plethorisch, aq
gab ich jetzt Salmiak in reichlichen Doscin als
Auflösung mit einem Safte« Zum Getränke
— 3o —
Seltener Wasser mit Milch* anfordern Fleisch-
brühen» Nächst dem Salmiak wurde mit Säu-
ern gewechselt Vorzüglich war die Schwe-
felsäure als Elixir aeidum Hallen. Ich Heb
% Quentchen mit a Urnen Kimbeerensaft mi-
schen und davon* so oft der Kranke an trin-
ken verlangte, % TheelöfM roll irf einer Taste
Selterser * oder Bf od * oder Reiftwasser neh-
men» Die Schwefelsäure sowohl als dis
Phosphorsäure lieis ich die ganze Krankheit
durch dem Getränke beimischen. 'Letztere sei
fy* Acid* phosph. sioc, 3f/. Aq. Flor. Napk
Sjrup* rub. id « J/. M. S. % Theetöffel voll
ZU einet Tasse fpasßer etc. Zuweilen wir
auch neben dem Salmiak der versü/ste Mer*
hur unter den erwähnten Umständen pfesend
Dieses Verfahren wurde eine längere oder
kürzere Zeit fortgesetzt, nach der individuel-
len Beschaffenheit der Kranken«
Zeigten sich aber nach dem Brechen die
Augen matt und trübe« das Gesicht bla£s umi
entstellt, war der Puls frequent und nicht Voll»
die Schwäche gröfs, stellten sich schon ein-
zelne nervöse Symptome ein, dann that die
Valeriana gute Dienste. I£ Pah. Rad. Ve-
ler< 5/. in/und. Aquae ferv. q. s. CoL rfr»
/War« \viii. üdd. Spir. nit. dulc. oder Tincs,
^ 5x —
faler. aether. $/♦ tyrup. V-gler. %j. Mv 4?
Alle Stunden 1 Eßlöffel volt* In bqidep
Fällen wqr>ve$ «ehr heilte», dem Kranken so-
gleich ein grpi*e# Blaseqj>(laster auf denJNak-»-
kenizu legen j und die-: offene/Stelle während
4§t ganzen Krankheit durch Ung. dige&f mit
Piik. Cunthftr. in Eiterung zu, unterhalten* .
r !. ^ipfcjEenaem Verlaufe d$r Krankheit» wo*
die Periode des völligen «Sinkens der Kräfte
eintrat, wurde iyin ^ln^li&.zu;v stärkern Reiz«
mittel^ gesphritten. ^Auf r\ch{igen Uebergadg
au gelinder Reizmitteln und^ran diesen zu
kräftigem <ira4L; auf ; dg» .^eckmäfsjgs .;Afrr
wechselung d»g$r )*m> alles gq,: , ; ■:■■-,; a^
Dieite/d#^ Vorzug«
liebsten Mittel» und die Konsumtion .derselben,
während detfEpidetnie w^ ^.sterk, dafs mag,
I^^Dgel^ ungeachtet der ungeb^uejen Vorrä tbe*.
befürchtete. . (Igh liefs das ^Infusuni . in idgpt*
Y^teufe, ^er «weiten Periode des Typhim 4^
konzentrirt nehmen und sahe^davou .grofkea %
Vo/theii* £wei Unzen Wurzel auf 8 Unzen K^
latur mit andern Adjuvanten alle Stundenplan
Eislöffel volL ..."• -
- - l^ig j^lf^iqa wirkte. vortrefflich : auf- da*
Storno* wpd zur Erhebung der Kräfte. Ich;
UeJ* aie-u^i .-^«f QuentÄuf 3 Unzen JKo-
— g* —
t
i
latur* gewöhnlich mit de* Valeriana in
{nfundifem
Die SetpentariA tfitiet sifch ebedfa]
Bdisam, und es wutd* oft noütf ihr üri
Baldrian gewechselt Sfnr 8diaclef dal
ein Mangel an diesem Mittel Eitstand •
dadurch sehr im Preise stieg. -Bei de
terialisteti in Frankfurt und Nürnberg
sie gänzlich.
M Die Angeiiöa. Ich gib aie lieber
Tinktur, als im Aufgüsse j weil die '
Törziiglich resinöse* in Walser uriafufl
Heile enthält. Die Tinktur ist ih ff«
ein kräftiges und dabei wohlfeSäft Mitt
': Der ßisatrt^bewährte^üh da, Wo
nes hohen Preises wegen angewandt: t
konnte, immer, als ein treffliches Mittel,
das oft allein der soporöse Zustand wie
gab' ihn in grolsen Zwischenräumen ron
Stünden, aber zu '4 bis- 6 Gran pro
Auch die Ttrtct: Ambräe^ welche ifaN
jefigHehste Wirksamkeit dem Mäscfans
dankt, wurde mit Nutten arige#4ndk '
Dar Kampher war eins der hülfrei
tteentbehrKehsten MitteL G&neiirfglici
i«& ihn abwechselnd mit der 8*ld*tau
m a ** 3 Gran <ffl* # Stand« Belüften*
• - - ■• - 4* -/V.~-V . • :•»*;. •« ■-..'.— ■ f
— 33 —
in Klistieren wirkte er sehr gut als; ableiten*
des Mittel ty* Camphor* gr* x4 Mucit. Cum,.
arah> Xttfüs\ Valer. 7k §/• M. S. Zum Klysuef*
Dieses Klystier blieb gewöhnlich bei dbm Kran-
ken, und es wurde ton Zeit zu £eit wieder*
holt» Bisweilen, war hartnäckige Verstopfung
da, und in diesem Falle liefs ich ein Klystier
aus 6 Unzen Valerianaaufguls mit 2 Unzen
Kampheressig geben. War zugleich ein seht
torpider Zustand vorhanden , so wurden dem
Baldrian bei der Infusion zwei Drachmen Ar«
nicablumen zugesetzt.
Sal Succini war wegen seiner Säure und
wegen des immer anhängenden flüchtigen
Bernsteinöls sehr passend. Ich gab es ge*
wohnlich mit dem Moschus oder mit Kampher
zu i — ä Gran.
2u den vorzüglichsten Reizmitteln (und
um der Krankheit eine günstigere form zu
geben) gehörten Sinapismeti. . Sie durften*
wie die Blasenpflaster, nicht zu lange verscho-
ben und mufsten zuweilen oft wiederholt wer«
den« Der Ort der Anwendung waren bald
die Waden, bald die innere Seite der Schen-
kel, bald .die Fufssohlen und der obere Theil
des Pulses, so dafs beim Sopor die Fütse bis
an die Knöchel in Senfteig gewickelt wurden»
Jeorn. tXXVlil, I*. St. C
- 34 -
Mäfsige Oeffnung war immer gut. Colli-
quative Durchfälle liefsen sich leicht durch
©piat-KIystiere stillen» Die gewöhnliche Form
war fy. Pulv. Op. dep* gr. yß. Infus. Valer.
MuciL g. ar. Z* §/• Mt. zum Klystier.
Während der ganzen Krankheit wurde
der Patient 3 mal täglich über den Körper
durchaus gewaschen. Im Anfange mit Essig
vob der Temperatur der Stube, worin der
kranke lag, nachher würde dem Essig, Franz«
öder Hefenbranntwein zugesetzt und das Ge-
misch etwas erwärmt«
Das, Bettzeug und die Hemden der Kran«
fcen, wurden oft erneuert. Reine Luft und
öfterer Wechsel derselben war eine Haupt-
rücksicht« Aber gerade in diesem Punkte
waren, besonders bei der kalten Jahreszeit,
die Leute dir niedern Klasse am unfolgsam-
sten und man hatte grobe Mühe nöthig, um
das zu bewirken, was man wünschte. Stets
mufsten einige Fenster im Krankenzimmer
geöffnet sejrn und wo es nur einigermafsen
die Umstände erlaubten, wurde der Kranke
aus seiiiem Zimmer auf einig* Zeit in ein
anderes gebracht und während dem starker
Durchzug mittelst Oeffnen aller Fenster und
Thüren gqra^chr. Dabei wurden täglich im
- 85 -
[MM Haute und aelbit ipi Krankenatamer»
He oxydirt lalteauren Dlmpfe verbreitet». Die
faohtheile derselben Air die Bruit find btl
reiten* nicht ao gro&, al» man behauptet hat
lad für den Nutten, welchen ale reriohaffcn*
m erheblich.
Zur Spelte erhielten die Kranken Fleiaeh»
»ruhen * Hals - Hafer - oder Geratenichleim
nlt Fleischbrühe gekocht Im weitern Vet»
aufe einen nicht su starken Kaffee.
China fand ich nur in der Rekonralca*
«na paaaend und da häufig durch bittere
dittel entbehrlich. Der Wein war offenbar
leh&dlich ,wlhrend der Krankheit, deato
rohlthitiger aber in der Rekonvaleacen*. In
cner vermehrte er den Orgaatnua im Gehirn
tnd die Kopf/uftller Hüchat verderblich war
ler Innere Gebrauch dee Opiuma. Eine
tahwangere, die achon 0 Tage an einem Tjr*
>hue mit Bruntbetchwerden litt und wegen
lee quälenden Huatena aua eignem Antriebe
ille paar Stunden Laudanum nahm, gerieth
ehr achnell in einen aoportfeeo Znatand, dar
nlt dem Tode endigte. Ven der Anwendung
lee Mohntaftee in Klyetleren, um Diarrhoen
m etopfen, aahe ich aber nie Vhnliche'aobKd«
tahe Folgen« Di0 Wirkung blieb bloa örtlich
Gl
. — 3S — ..
auf den Mastdarm» — Da die Krankheit vor-
ziiglich ein Leiden des Sensoriums ist, so
mufs auch der innere Gebrauch <ie* Weins
und des Opiums, die beide schon im gesun-
den Zustande prädominirend auf diesea Or-
gan wirken, besonders nachtheilig seyn»
Einen sebr üblen Ausgang nahm gewöhn-
lich die Krankheit da, wo gleich Anfangs
starke Reizmittel gegeben wurden. Höchst
schädlich war es auch für die Kranken, wel-
che das Beginnen des Uebels flir einen Roth*
lauf (wie man hier auch ein. geringes katar-
• rhalisches Fieber nennt) hielten und sich
durch Schwitzen, recht warme Zimmer, dicke
/Federbetten und durch Schwitzmittel zu hel-
fen suchten»
In 4 fällen war mit1 dem Petechialfieber
*
vom Anfange der Krankheit bis zurReconva-
lescenz der Charakter der Sjnocha verbun-
, den. Drei waren junge, vollsaftige, plethQii«
ache Mädchen, die 4te eme eben so kon-
stituirte junge Frau, im 6ten Monate schwan-
ger* Bei allen diesen war das Nasenbluten
im Anfange der Krankheit profus und oft
wiederkehrend, der Kopf roth nnd brennend,
die Augen glänzend, die Delirien- heftig und
- 57 -
tobend, der Puls voll, die Flecken bald grö-
ßer, bald kleiner und sehr roth. Ein Brech-
. mittel und dann abwechselnd Salmiak, Kalo-
mal und Vitriolsäure in. Verbindung der eis-
kalten Fomentationen auf den Kopf, des kal-
ten Waschens mit Essig, der Vesikatorien und
Sinapismen, thaten hier sehr jute Dienste« In
swei dieser Fälle war ich genothigt, Blutigel
an den Hals setzen zu lassen. (Sonst habe
ick bei keinem Kranken Aderlässe gebraucht).
Stublausleerungen schafften Erleichterung« Die
Patienten verschlimmerten sich sogleich nach
der Anwendung Ton Valeriana und erst in
der Rekonvaleszenz wurden bittere Mittel tnit
Nutten genommen«
Diese Fälle, in denen während der gan-
ten Krankheit die Behandlung nur darauf aus-
' gehen muhte, die erhöhete Lebensthätigkett
su vermindern, waren indefs nur Abweichun-
gen von der Hegol. Da die Länge der er-
sten Periode der Krankheit unbestimmt war,
•o muffte auch bald längere, bald kürzere
Zeit mit den Reizmitteln zurückgehalten wer-
den» Sehr häufig fanden gelinde Reizmittel,
wie ein schwaches Valeriani-Infusum mitSpi-
rit nitr, dulc gleich, nach dem Brechen schon
— 38 —
statt, tob dosen man dann m stibkern über«
geben konnte.
Bei den öfters sehr beschwerlichen Schmer*
*en in den Beinen als Nachknnkiteit, leiste«
ten Einreibungen von Spin tv'n, camph,
Bah. vit. Hojfm* ete. Dunstbäder für die
leidenden Theile gute Dienste« Zuweilen
blieb noch eine Schwere und Schwäche in
den Gliedern mit besonderer Empfänglich«
fceit für Erkältungen zurück, Wobei der innere
Gebrauch des Liq. anöd, martia^ abwecb*
selnd mit bittern Extracten sich heilsam er«
wies« — Die oft noch lange sehr beschwer«
lieben brandigen Stellen der Vesicatorien und
Siuapismen heilten allmählig bei dem Aufl*
gen einer Salbe aus Kampher« Myrrhe und
Gerat, saturn.
Gewöhnlich erholten sieh die Kranken
nach dem Typhus ziemlich schnell und hat-
ten eine fast nicht ?u befriedigende Efalust
DiQ Zahl meiner Kranken vom Anfange
der Epidemie bis jetzt, welche am ausgebt
deten, ansteckenden Typhus litten, war, mei-
nen vor mir liegenden Tabellen su Folge, jg«,
•~ Von ihnen waren 98 männKchen und 94
weiblichen Geschlechts* In Hinsicht des Al-
ters waren sie nächsten^ verschieden ;
k X
— 59 —
1 * i
I ,
yon 3 bie 5 Jahren 3
— 5 — io — %4
. — io — i5 — a3
/
— i5 — ao — 18
— ao — So — 38
— 3o — 4° •— 4*
— 40 — So ,— 4°
— 5o — 6o — • * 8
« 6o — 70 — 6
#
»
— 70 — 80 — 1
•
19a
•
Von diesen Tjphuakranken
1 yom männlichen und 1a vom
•eehleohte), nämlich;
starben si
weiblichen
1 *
yon i5 bis ao Jahren a
— 20 — So •— 1
'%
— 3o — 4° •— *
— 4° — 5° — *•
— 5o — 60 — 3
— 60 — 70 — .3
— 70 — 80 — 1
■
2t
Zwei unter den Gestorbenen hatte ich
cht yom Anfange in der Kur, sondern die
»handlang ■ erat später Übernommen» eint
0
— 4* w
war im 7ten Monate schwanger* eine, ein»
Wöchnerin, 6 waren in ihren klimakterischen
Jahren, % hatten sonst immer Brustbeschwer-
den, ' ■ . •
Unter jenen Typhuskranken sind die
nicht mitgezählt, welche nur einen Anfang
der Krankheit hatten, indem diese in ihren
weitern Fortschreiten durch die angewende-
ten Mittel unterbrochen .wurde. Die Zahl
dieser Patienten war nicht, genüg.
\
\ : :
/
\ , I
/
/
c •
— • 4* —
Medicinische und chirurgische
Beobachtungen* '
Vou
Johann August Wilhelm Hedenus,
Königl. Sichtlichem Hofrftth, und Leibchinufus
Sc 2^ajestä( des König« von Sscbien,
9 »/
In Betreff beifolgender Aufsätze erlaube ich
mir zuvor zu erinnern, dafs ich nie den Phan-
tasien der neuern Zeit einigen Geschmack
habe abgewinnen können, sondern vielmehr
diese Luftgebilde einer überspannten Imagi-
natfon nach ihrer wahren Nichtigkeit, beur-
theilt habe, und deshalb die. Krankheiten nicht
nach einem Systeme, sondern nach den Er-
scheinungen, die mir der Charakter der Krank«
heit darbot, so wie auch nach meinen und
unserer Vorfahren ächten Erfahrungen , be-
handalt habe. — In dieser Hinsicht hat denn
Hr. Prof. Qu Kletten ja seiner Schrift ; B*U
- .4» -
träge zur Kritik der neuesten Meinungen
und Schriften in der Medicin, drittes Stück,
Rostock und Leipzig. r8<>4« p&g« 444 folgen-
des sehr richtig und wahr gesagt: „Was je
„ Gutes und Merkwürdiges in der Arzneikun-
„ de erdacht und erfunden worden ist, ist nur
„aus richtigen Versuchen, getreuen Beobach-
tungen und sichern Erfahrungen hervorge-
gangen. Nur auf diesem Wege, den Hip-
„pocrates den Aerzten am zweckmäßigsten
„Torgezeichnet hat, ist die Heilwissenschaft
„zu ihrer Vervollkommnung fortgeschritten.
„Jeder andere Weg ist ein Irrpfad, der in
„das bodenlose Reich der Phantasien fuhrt
„Unermeßlich ist das Feld der Beobachtun-
gen, so wie' die Natur in den Darstellungen
„mannichfajtiger Krankheitsformen, vorzüglich
„in einzelnen Individuen unerschöpflich ist,
„und nur in diesen Gefilden der viel umfa-
ssenden Untersuchung blüht de* un Verwelk»
„liehe Ruhm des Arnes auf."i
Belladonna, als Präservativ gegen das Schar*
lanhfieber, nach JBrn* JD/% Haknemann.
Ob ich schon von diesem Mittel, als ei
noch Geheimnifs war, keinen Gebrauch mach-
~ 45 -
tt» weil ich von jeher, all* Aroana rerab«
eoheue» ao wurde ich doch durch die Bekannt-
machung dea Or» Jiahnemunn in der Folg*
aufmerksam gemacht, beiondera da ea ein ao
wirksames Ingrediens enthielt» ala die Bella«
donna iat« Da ich mir «her ?on der nach
•einer Vorschrift unendlichen Vortheilung der
Belladonna niohta versprach» weichet auch
wohl die Uraaohe war, data ea einige Aerate
•la Präservativ erprobt gefunden hauen» an«
der* aber nicht, ao wendete ich ea nach toU
gtnder Vorschrift an, loh liafe nttmlioh awei
Gran eorgßUtig bereitete! Extraotum Belladon-
na« in einor (Jnae Aqua oinnamomi c* rino
•uAUben» und wendete dieae Auflösung naoh
folgender Bestimmung an« bei einer gerin-
gen Epidemie lieft ioh s, B. einem Kinde ron
einem Jahre» Morgena und Abenda» jedesmal
m Tropfen in Thee oder Weiser geben» und
damit ao lange» als die Epidemie dauerte» fort«
fahren. Ueberhaupt habe ioh dieae obige Mi-
aefaung immer so gegeben» dafa das 8ub|eot
Jedesmal einen Tropfen mehr bekam, ala ea
Jahre hatte» a, B. 3 — 5 bia 7 fahrig« beka-
men 4 -~ ß — 8 Tropfen« War aber dio
Epidemie heftiger» war eine schnelle Anitek*
kung au befürchten» oder schon in der B*
- '44 -
hausung, wo mehrere Familien wohnten , so
liefs ich Morgens, und Abends jedesmal noch
einmal so viel Tropfen nehmen, als das Sab«
ject Jahre hatte , z. JB. 2 — 4 — IO jährige,
bekamen 4 — 8 — so Tropfen. — Nach die*
.er -Wendung h.be ich schon »eU mehren.
Jahren das beruhigende Gefühl genossen, sehr
viele Kinder und auch Erwachsene vor dem
Sqharlachfifcber zu schützen» Selbst solche Per-
sonen wurden geschützt, die sich Tag und
Nacht um dergleichen gefährliche "Kranke znr
Wartung und Pflege befanden. Audi habe
ich das Vergnügen gehabt zu bemerken, daß,
wenn dies Mittel nicht lange genug gegeben
wurde, und dann Ansteckung geschah, die
Krankheit äufserst gelinde verlief. Dies war
4er Fall, als ich im Jahre 1807, das in der
Sächsischen Schweiz liegende Schandauer Bad
gebrauchte, wo ich dieses ^Mittel vielen ge-
ängstigten Eltern, wegen ein$r stark und mör-
derisch herrschenden Scharlachfieber -Epide-
wie, für ihre Familien verordnete, und alle,
die es ihren Kindern nach obiger Vorschrift
reichten, blieben verschont» In zwei Familien
aber, wo dies Mittel nicht bis nach beendig-
ter Epidemie war fortgesetzt worden, erschien
nach einigen Wochen daa Scharlachüeber, aber
■■ - «1*
IM* ftl|l»f| riJUMM KlHllMlH IH PlM»Nt »H H'**
tPtfi tfltfijp 'I'rt0° •!•* HmIH» +lt llli|»fl, IlMI'lt
vi*|f> Al*MMl«l *»i »H'littiliii AfM'll IjHHf'fthlf-
flltMtf llMJJWIIil«'M ftf-llfllljll-lllltft'MI f'«lAllltM« üMl*
AHftMtt»kmij| fiiniiMltiMt» mikUImj iImihi mI« *Iw
•t4tHM lIlM MJHmI, •.Ita «li-lt «tiM hiftftihltuM Hh**
*Mtjltlt*H M|il VMiliul tliu KinhkllMll' WmI* finIlM^
ICH K^t<f*hllH«t«e«*tl llllll IM'lltHHiglW, »IlM l«ll
MlM »tli**M Mllld *"M / Ulli KU In mw*1m mH»
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-r 48 —
emet. j3f$. nach Niemanns Vorschrift , auf Le-
der gestrichen, in den Nacken, und zwar mit
großem Nutzen, gelegt. (S4 Heberdens Com-
Inentarien über den Verlauf der Krankheiten
und ihre Behandlung* Aus dem Lateinischen
mit Anmerkungen von Dr. Jofi. JPriedr* Nie*
mann. Leipzig i8o5.) — - Dann wurden anti-
phlogistische Abführungsmittel, aus Crem, tart*,
Sal Glaube calck, Tart. tartaris. Nitr*. Man'
na, Oxymel simpL, Pulpa tarn arind>y Tart.
stibiat. scopo resolvente etc. gegeben, »o dafs
alle 24 Stunden 3 bis 4 Sedes erfolgten» Hier-
mit wurde 4 bft 6 und 8 Tage nach Beschaf-
fenheit des Fiebers fortgefahren« Zum Ge-
tränk liefs ich Haferschleim, Königskerzenthee,
Limonade, Gersten-Decoct mit Oxymel aimpL,
auch Wasser mit Himbeer* oder Kirschsaft,
warm reichen, Hollunderblüthen-Thee liefs
ich vor dem 5ten bis yten Tag nie trinken,
weil er mir zu excitirend war. Von dem 5ten
oder 7ten Tage an, gab ich antiphlogistische
Diaphoretica, aus einer. Auflösung dea Salis
ammoniac. c. Tart* stib^ um eine gelinde
Transpiration zu erregen J jedoch , wurde zu-
gleich strenge darauf gesehen, dafs täglich eine
Leibesöffnung erfolgte; war dies nicht, ao wur*
de ein erweichendes Lavement gegeben. Weil
ich
— 49 — -
ich beobachtete, dal*» wenn kein* Oeffhnng er*
folgte, die Patienten de* Nachts kränker wur*
den , vorzüglich ', aber der Kopf sehr einge*
üommen wurde« Klagte« der Kranke übe»
Schwere Und Schmerg im Kopfe, fing er aft
zu deliriren* und wichen diese Zufälie obigen
Breche Und abführenden Mitteln nicht, so
wurden, nebst dem fortgesetzten Gebrauch
derselben, wenn der Puls geschwind, hart und
klein, oder Voll War, den Sten, 4ten» auch
den Sten und ?ten Ttß noch, 6, 8 bis ia Blut-
igel hintär die Ohren, Schläfe Und Hai* ge-
legt, auch wohl Ader gelassen! Die schnell
eintretende £sule zur Auflösung der Säfte nach
den Bluten tleerungen, habe ich* so wie Hehr
fit; R, Hufeland am a. O; p. 4tyi nie erfolg
gen sehen, vielleicht deswegen, weil ich im-
mer dahin bedacht war, den Vorhandenen
gallichten Stoff zuvor zu entfernen.. Nach
diesem Verfahren rettete ich mehrere Kranke*
die nach den neuen Schwindel -Systemen it\
dem typhösesten Zustande darnieder gelegen
hätten, und die man mit Väletiana^ Serpent^
jlngeliöa, Imperator.* Campte* Opium, Ar*
rate* Wein, Vesibator.* Sinapistnen u. s. w..
in die Hände des Todtengräber* geliefert hät-
te. Obige Abführungsmittel habe ich bei vie-
Journ. JUXVIH. B, $. Il D
— So —
len Kranken & *r bis 9 Tage müssen fortneh-
men lassen, weil aufserdem das Gehirnleiden
sogleich wieder hervortrat. , Unter andern
muTste ich sie bei einigen vollsaftigen Kran-
ken noch länger fortsetzen) weil» wenn nicht
täglich einige Ausleerungen erfolgten, gegen
Abend das Delirium wieder anfing» Dies war
auch im November 1610 der FaH» bei den
zwei nicht sehr starken Kindern des Hrn. F.,
wo obige Mittel auch bi$ zum gten Tage
mufsten fortgesetzt werden * weil 'bei deren
Aussetzung * und der Darreichung obiger So-
lution aus dem Salmiak, sogleich Sopor und
Delirium eintraten* Hätte ich diese letztem
für Symptome eines eingetretenen Nervenfie*
4>ers gehalten v wie dies die neuern Systeme
besagen, und mit Reizmitteln* behandelt, so
wären sie sicher an Hirnentzündung gestor»
ben» Dieses ist in den verschiedenen Epide»
mien häufig der Fall gewesen, und man hat
dadurch das Scharlachfieber künstlich bäsar*
tig und tödlich gemacht. — Die lange Fort»
40tsung dieser sanft ausleerenden Mittel, war
vorzüglich bei aolchen noth wendig, wo der
ganze Körper mit. Ausschlag Überzogen war»
und wo durch den Darmkanal das geschehen
mufste, was, durch die Haut hätte geschehen
— $i —
eollefl* — Veaicatorien und 8i64pitmta wM^
dete ich, berot die gallichten Anhäufungen
nicht entfernt und die Blutentleerungdn ge*
echehen waren* beim aoporöten Zustande nie
an» 'und machten iie tich dann nothwendig*
wekhet äniaerst aelten der Fall war* ad wun-
den aie alt Gegenreize nicht awitchefc die
Schultern, .sondern auf die Wade* gelegt* n&
aie Ihren Zweck erreichten; jedoch zog idfr
Ha 8inapiimen den Veaicatorien vor. Warefi
nach obigen Mitteln keine bedeutenden 2»«
fülle mehr vorhanden* das Fiebet mäftig, die
Zunge rein* die Empfindung im 'Habe gering
lad der Kopf frei* ao gab ich nun bia aum
t*teo*:i4ten auch i8teü Tage folgendet Dia«
pböreticbm aus Infus. Fl* stomb. %vj> Liquor*
Minderen %ij. TaH* *met. gr* ij. Alle %
Stunden tu einem halben bis ganten Bf$«
lÖffeL <-* Fleiachapeiten bekamen meine Kran«
ken Ter der dritten und vierten Woche nicht,
aondera tnulaten tich mit einer mälaigen ve-
getabiliichen Kott begnügen, waa den groleen
Nutzen iur Folge hatte, dafs ich weder Waa*
aergetdiwültte* noch irgend eine andere Nach-
krankheit au tehen bekommen habe* — Uebri-
gena lieft ich meine Kranken vSfsig warm
halten* aie durften daa Bette ror ginalichem
D m
— 5a —
Ablauf des Fieber* nicht Verlassen* — Nacb
eben dieser Methode behandelte ich fcchon
1794 das hier herrschende Schariachfieber, so
wie alle darauf folgende Epidemien * mit dem
nämlichen glücklichen Erfolg» — Diese Heil-
methode gründete ich auf den Befund meh*
rerer Seetionen, die ich mit denen an dieser
Krankheit Verstorbenen vornahm > wo ich je-
desmal in dem Zwölffinger* und Leerdarm
eine Menge gallichten« Schleim an mehren»
Stellen der zottigen Haut isolirt Anhängend
vorfand* und den Darm nur An diesen Stel-
len entzündet, auch zuweilen. gangränös; fer-
ner waren die Blutgefäfse der Hirnhäute und
der Gehirnsubstanz selbst wie mit Blute inji-
cirt, so wie auch die Blutbehälter, und in den
Gehirn Ventrikeln ein stark gefärbtes blutiges
Serum. Dieses war aber nicht etwa der Fall
bei solchen Individuen, die vor dieser Krank«
heit eine starke und robuste, sondern auch
bei solchen, die zuvor eine schwächliche und
phlegmatische Constitution genossen hatten.
— Also Beweis von Gehirnentzündung, wo
der Abdominalreiz eine Ablagerung des Krank-
heitsstoffs aufs Gehirn zur Folge hatte.
0 •
— 65 -
II.
• i
Angina mtmbranac&a.
Da Ich Über die glückliche Behandlung
pnd Heilung der singina mtmbranacta, die
. ich in dem Jahre 1808 und bu jetzt, eben-
falls durch den anfänglich angewendeten an»
dpUogiatiichen Apparat, erwilnachte Erfah-
rungen gemacht habe, ao glaube ich nicht
»weckloa *u handeln , wenn auch ich die-
ee ächten Erfahrungen un4 Beobachtungen»
dieaem Journale einverleibe, beaondera da
dieae Krankheit cur allgemeinen Spaache ge-
kommen iat, ao dafa ein jeder aein Schcrflein
mit beizutragen berechtiget iat Dieae glücke
licht Keilung hatte ich einer nähern Erwä«,
gnng der Krankheit surerdanken« Denn ala
ich im Jahre i8o&und 7, awei Knaben tob
4 *&d 6 Jahren an dieaer Krankheit rerlor,
auch mehrern Aersten ellhier, trota der enge*
wendeten Zenit/iachen Kur-Methode, die meh-
reaten daran erkrankten Kinder atarben und
ich bei der Section vieler Leichname, dieaich
gebildete Membran in der Luftrühre mehren»
theila aehr dünn, And üftera aebr locker an«
altiend in denen feinen Bronchial - Verzwei-
gungen aber, dieaelben aue geronnener Lym-
V ^ 54 ~ . . t
phd gebildeten Concremente, welche sich zu
I bis ifZpll lang herausziehe*} liefsen, vor*
fand, auch sich auf denen feinsten Verzwei-
gungen, wie ein dickes schleimiges. Eiter her-
vordrücken lief*; so bestimmte ich mich zu
Folge dieses Befunds, den ersten Kranken
dieser Art, anfänglich antiphlogistisch zu ber
handeln, und' zwar noch aus dem Grunde,
weil die sich durch das Ausschwitzen der coa-
gulablen Lymphe erzeugende Membran, doch
nur die Folge eindr activeu, athenischen odsr
aynochoesen Entzündung in der Luftröhre
bis zu den feinsten Luftröhren -Aesten seyn
und passive, oder asthenische. Entzündungen,
nie eine solche coagulable Lymphe ausschwit-
zen, die so schnell gerinnen und eine solche
Membran bilden konnte* Da ich nun in -den
meisten Fällen, die gebildete mehr oder wer
piger dicke Membran seltr locker ansitzend
fand, mithin leicht hätte ausgehustet* werde«
können, wenn nicht die tiefer in den Bron«*
dual - Verzweigungen sitzende Entzündung»
dies verhindert hätte, wodurch ein angestrengr
tes, starkes Husten verhindert und die Er»
stickung hervorgebracht wurde, so glaubte
ich vorzüglich, bei Anwendung der Hülfs-Mitr
feli auf die #*pk gleich mit ausbildende bw*
- «5 —
gen*EntsUn<hing besonders' wtlrken su mtls»
een, weshalb ioh auoh die Blutigel »lebt an
den Htli, sondern an die Brust legte» Frei»
lieh halten einige Schriftsteller diese EntiUn*
düng Air passiv oder für asthenisch, welche
nach den neuern Ansichten mit Reismitteln
«oll behandelt und geheilt werden« Aber wel*
eher prsetisebe Arst, wenn er nämlich ein
beobachtendes Auge hat, macht nicht tüglioh
die bestimmte unbesweifelte Erfahrung» dafa
*
auch passive Entzündungen, die erstem Taget
besonders die der Brust, mit schwächenden
Mitteln, jedoch mit Vorsicht und swar mit
dem besten Erfolge behandelt werden müssen?
Aber nicht allein dieses Alles , sondern auch,
die* so schön und practisch geschriebene Ab»
Handlung über diese unsere Krankheit» indem
rortreffliohen praktischen Handbuch Air an»
gebende Aerste, ?on Dr. Samuel Öotiliek
fbg e/, im 4ten Theil — ein Buch» welches
ich wegen seiner Reichhaltigkeit» nicht in
meiner Bibliothek entbehren möchte , befe-
stigte diesen meinen, oben] festgelegten Heil»
plan noch mehr«
Als ich nun den lösten Januar s8o8>
des Morgens S Uhr gebeten wurde» eiligst
tu einem fUnftehalbjährigen «arten Knaben, wie
die Blondins es gewohlich sind, zu kommen,
indem der Knabe in der Nacht bei d*m Anfall
eines heftigen Hustetia hätte ersticken wollen,
auch zugleich von dein Bedien, nach meinem
Befragen erfuhr, dafs der Knabe seit 2 Tagen
einen leichten Hustep gehakt, und sich überMü,
digkeit, Schläfrigkeit mit unterdrückter Edlmt
beklagt hätte, so ahndete ich sogleich daaVor-
handenseyu unserer Krankheit, welches auch
bei meiner Ankunft die nähere Piüfung des
Kranken bestätigte; denn es waren die sammt*
liehen Symptom ata derselben in ihrer ganzen
Grüfs'e zugegen. Der I^urtrährenkapf und de*
ren Körper (Trachea) war beim gelinden
Druck empfindlich; der Hasten war heftig,
erschütternd und rasselnd; der Ton dessel-
ben war tief und hohl, wie eine Haftsumme,
auch zuweilen bellend; die Respiration war
geschwind, ängstlich und pfeiffend. Die Stim-
me war rauh und sehr heiser. Das Gesicht
r<>thiich,aufgetrieben; die Augen funkelten und
verriethen ein sehr ängstliches, unruhiges und
furchtsames UmKerachauen, Dabei konnte
der Kranke nicht liegen, sondern mußte mit
etwas zurückgebogenem Kopfe sitzen. Die
Zunge war mehr trocken, als feucht und mit
- 57 -
einem gelblichen Schleim tiberiogen, der
Purst lehr grofs. Dm synochöte Fieber che«
rakterisirte sich durch einen kleinen, ga>
schwinden und harten Pult, nebst trockner
«ehr warmer Haut — Ich verordnete daher
Bach obiger Ansicht sogleich folgende« Eleo*
tuarium ty. CryMalU tan.* Sali* Glaub, cqU
cinati ü jß. Nüri puri 3*/« Tartart emet,
gr, ij. Pulpa* tamartnd, A Sjrrupi rubi idaei
ii 3/1; M, D. S. Alle Stunden einen ßfdöf*
fei. Kleinere Kinder, oder die dies nicht
nehmen wollten, oder konnten f bekamen ein
Jnfusum folior^ sennae ct Manna* tar(, tar*
iarü, et Nitr. c. Fino aneim, — ♦ zugleich Uefa
ich auf jede Seite der Brust, in die vier obern
Zwischenräume der Rippen 4 Blutigel, also
8te legen *), nach dem Abfallen noch eine
*
halbe Stunde bluten, dann mit einer leinwand*
*} Dia Blutigel leg* ich deahslb nicht tu den Halt»
sondern in die Zwiachenrüume der Rippen, weil
ich i, die Ergiebung der coegulablen Lymphe in
die Broncbial-Aeite der Lungen, at« eine Folge der
propagirten Entetindung, welche g#tmi«r tüHtet,
tnebr furchte« ale die aich erneugende Haut in der.
Luftröhre, wie ich oben achon erwähnt habe und
Stent, weil ich aladann die Einreibungen und Auf-
fcblüge auf und um des) Hals beaaer anwenden
kann.
. _ 58 — • ■
nen 4?*°he11 Comprette, die mit warmen
Weinessig angefeuchtet war, die kleinen Wun-
den und den ganien Brustkasten" bedecken,
wodurch die Blutung nach einer Stunde nach
und nach aufhörte, welches ich wünschte»
Nach dieser Besorgung Wurde > ein Layemeut
aus einer Tasse Leinsamen-Decoct, und 4
Loth Sauerhonig gegeben, welches alle 3 Stun-
den wiederhohlt wurde«
Um die untern Extremitäten, von den
Fuftzehen bis zu den Hüften, wurde ein gro»
Ikes Stück Flanell, welches in halb Wasser
und Weinessig getaucht und ausgewunden
war, alle Stunden warm umgeschlagen *) und
um den Hals liefs ich folgendes Liniment le-
gen und zuvor einreiben» 2^. Liquoris C*
C. succ. j Spirit. salis ammon* caust+ ü 3*/«
Olei infitsi herbae hyosciami 311/. M. D. S,
Alle 3 Stunden einzureiben , und ein. Stuck
Flanell durchaus damit betröpfelt, um den
gapzea JW$ ?u legen, -*■ Da« Getränk be»
*) Dieses Fomentum hat auch aufs er seinem ableitete
den Reis, den groben Nutzen, dafs es aehr Yrohl*
thasig aufs Haufe Organ würkt und die Transpiration
hervarlockt. -*- Ueberhaupt, bei manchen Kinder-
JCrankbeiten das Köpft und d« $roat, ein gröbst
Witte}.
/
\
' \
.. - 59 - ,
stand in lauwarmer Limonade, Königskerzen»
Thee, dünnem Hafergrütz- Schleim, Cremor tar*
tari- Molken mit Krebs-Augen abgesüftt» oder
Gersten-Decoct reichlich mit Sauerhonig ver-
setzt. Zugleich he£* ich öfters pochenden
.Weinessig auf Hollunderblüthen giefsen und
die aufsteigenden Dämpfe, in der Nähe des
Bettes verdampfen, um die einzuathmen-
d& Luft damit zu schwängern,. Uebrigens
durfte der Kranke das Bette nicht verlassen»
Um i* Uhr Mittags erfolgte eine Leibesöff-
nung von mit Schleim vermischtem schwarz-
braunem Stuhlgange mit Erleichterung der
nicht zu' beschreibenden quälenden Aengst»»
Uchkeit; es fand sich eine Stunde hernach ei-
ne sanfte Ausdünstung ein, wodurch die bren-
nende Trockenheit in der Haut nachlief^
Und so erfolgten bei fortdauernder 9 jedoch
sehr warmer Haut» Transpiration» bis um
5 Uhr noch zwei ähnliche Stuhlgänge, mit
sichtbarer Verminderung der Aengstlichl^eit
und des beschwerlichen Athmeni. Gegen j
Uhr Abends stellte sich nebst vermehrtem
Fieber» ein heftiger Husten mit drohender
Erstickung ein» der aber nach der Aussage
der Eltern mit dem erstem in der Nacht
nicht 91» vergleichen war, 6er Hmteg wtfc
— 6ü —
noch krächzend f die Sprich« blieb unter-
drückt, tief und kaum vernehmlich. Ich fuhr
daher mit den obigen Afitteln die ganze Nackt
fort, wodurch die Transpiration und der
Stuhlgang mit Ei leichterung des Kranken, in»
dem sich nur einige kleine Erstickung! * Zu-
fälle eingefunden hatten, unterhalten worden,
jedoch wurde die Nacht grälstentheils, wag«
des Fiebers und Hustens, schlaflos zugebracht
—- Da nun des Morgens, als den a5steu ge-
gen 6 Uhr, sich die Aengstlichkeit vermehrte,
die Sprache noch unvernehmlicher erschien,
so wie der Husten wieder krähender» die Zu-
ge noch sehr unrein und das Fieber noch
stark war , welches der kleine , geschwin-
de und hart*, jedoch seit gestern etwas wei-
cher gewordene Puls anzeigte, so verordnete
ich obiges Eteciuarium nur alle 3 Stunden
zu einem halben Eßlöffel und folgende So-
lution dabei zu geben, fy. Sali* ammoniw
puri, Nitßi puri ü $iv, Spec. diatragacanth,
reform tu. $i/\ solve in jiq. rubiidaei ii»,
adde Syrup. daueor, J/t Vini stib, Huxh. $ij,
D. Sf Li der Zwischenzeit das Electm stand'
lieh einen Jifslöffel zu geben. Obige Un>
schlage um die FUfse, den Aufschlag um des
Hals, die Essig-Dämpfe, die Getränke hA
— et —
Ich fort anwenden , und weil in der Nacht
mehrere Sech?* erfolgt waren, nur alle 4 W*
6 Stunden obige Iiavenrenta applidlren. Ge-
gen Mittag verminderte sieh bei fortdauern-
der Transpiration dai Fieber, welchei dl«
Verminderung und Weichheit der PulsschlHge
anaeigte und so verminderten lieh auch die
übrigen Symptome. Zwischen G und 7 Uhr
Abendi wurde der Husten, der aber nicht
mehr 10 charakteristisch Krähend war, aehr
atark, wobei einige Stückchen *äher, häufiger
Schleim* die mit dem gewöhnlichen GatatrhaU
Schleim vermischt waren, mit großer Erleich-
terung des beschränkten Athemholens auftge»
Jtuatet wurden, Deslialb lieft ich nun mfl
obigen Mitteln die Nacht Über, au oft es rief
durch den Husten unterbrochene Schlaf er-
laubt hatte, bis dei Morgen» fortfahren, wo
loh jiei meiner Visite das Fieber vermindert,
die Zunge etwa* reiner, das Athemltoleit frei«
er, die Aengstltchkcit geringer, der Urin sehr
trilbe und molk igt, der Durst weniger atark
und einen seltnem Husten ohne Erstickung«-
sufrille vorfand.
Den nisten wurde dieirm au Folge daa
Elect. ausgeseift, die übrigen Mittel aber fort-
gebet tt, wobei sich die gesammten Zufälle
ao verminderten» dafs den satten alle Gefahr
vorüber und ich nichts als einen Gatarrhal-
Husten, mit verringertem Fieber* übrig hatte«
Da nun dieser Husten von der in den Luft«
wegen sich ergossenen phlogistischen Lymphe
herrührte, so verordnete ich, um diesen pa*
thologischen Stoff aus den Luftwegen au ent*
fernen und die durch obige Mittel, herabge-
stimmte Entzündung vollends zu zertheilen*
folgencfe Pulver, fy. Calomellitis gt, vj. Sul-
jkhur. antim> aurat. Extracti hyosciami jü
gr. iij\ Magnes. Edinb* Sacch^ eanariensi
ü 3/. M. ß pulv. s übt iL divido in vj* aequäL
D. & Alle 3 Stunden ein Pulver und liela
ip der Zwischenzeit jedesmal einen Efslöffel
von obiger Mittur geben« Es erfolgte dar«
auf eine leichtere Expectoration eines zähen
Schleims > die Transpiration wurde dadurch
unterhalten« das Athem holen wurde frei* das
Fieber hörte bei dem, bis zum agsten fortge-
setzten Gebrauch dieser Mittel ganz auf und
so beschlofs ich nun die Heilung mit einer
Auflösung des Extracti cascarillae aquosif
dem das Öxymel stjuillit. beigesetzt war« — •
Mit eben diesen Mitteln behandelte und heilte
ich 6 Wochen hernach einen Knaben von 6
Jahren ebenfalls glücklich, so wie vergange*
- 63 -
Mi Jahr ein Mädchen ron. | Jahren« — Auch,
»xnige meiner ärztlichen Freunde* denen ich
lieses Heilverfahren mittheilte) haben es mit
Reichem Erfolg angewendet — Uebrigen«,
prill ich durch vorstehende Beobachtungen
fceineeweges die Behauptung aufstellen» dab
das Scharlachfieber und die häutige Bräune
nicht auch vom Anfang gleich mit einem
ssthenüchen oder typhösen Fieber eintreten-
könne^ da sehr bewährte und glaubwürdige
Autoren dergleichen Beobachtungen uns mit»
getheilt haben, jedoch bin ich fest Uberieugtj
leih dieses bei Kindern nur immer der sel-
tenste Fall seyn könne« — In der Folge wer«
de ich einen zwar tödlich abgelaufenen, aber
sehr wichtigen Fall einer Angina membrana-
eea mit völligen Remissionen mittheilen) den
ieh bei einem jungen hagern Mädchen von
10 Jahren beobachtet habe«
11t
tlefniotomia cruralisy wichtig, sowohl in ope*
. r Oliver y als in therapeutischer Hinsicht*
Eine Frau von ohngefähr 36 Jahren, Na-«
mens Barthelin> Mutter von 3 Kindern» hatte
einen eingeklemmten Schenkelbruch rechter
Seite* an welcher ich den fünften Tag der
- 64 -
fortdauernden Einklemmung, als den 10. Mai
t8o8, gerufen wurde* De* hier handelnde
Arzt und Wundarzt hatten* Weil diö Einklem-
mung anfänglich krampfhaft, dann in die ent-
zündliche Übergegangen war« aufser der mehr-
mals fruchtlos vorgenommenen Reposition,
die zwefckmäfsigsten Mittel * jedoch ohne Er-
folg* angewendet. Da nun die Heftigkeit der
vorhau denen Symptome* ala ein bia aufs ans*
serste gespannter* lehr schmerzhafter Unter-
leib* heftiges Kotb*-Erbredien (Miserere) * ein
kleiner kaum fühlbarer* bald langsamer, bald
geschwinder Puls* mit kalten Von Schweifs
bedeckten Extremitäten * höchrothe Wingea
und dabei ein eingefallenes weif* und Mais-
gelbes, ebenfalls mit kaltem SchvttiTs bedeck*
tes Gesiqht* verbunden mit der gfofsten und
angstvollsten körperlichen Unruhe , mich So-
gleich zur Operation* ala dem einzigen Ret-
tungsmittel bestimmte, so Wurde aie 4 Stun-
den hernach, Nachmittags 2 Uhr, in fieiseyn
mehrerer hiesigen Aerzte, ^Regiments - und
Staabs - Chirurgen unternommen» Um deo
Hautschnitt zu machen* konnte keine Haut« t
falte gebildet werden, indem die Entzünduqf
den Bruchsack, die darüber liegenden Ingm-
naldrüsen, nebst dem Zellgewebe und den*
ga-
lt
/<
4
— 65 —
gemeinsamen Bedeckungen ergriffen fcat$e, mit-
hin die Bruobgeschwulst sich so feit, wie ein
Bnbo, anfühlte und dieser Schnitt aus freier
Hand gemacht werden mußte. Nachdem ich
nun diesen auf solche Weise gewagten Schnitt
verfolgend, das Zellengewebe durchsuchte,
ao erschien eine glänzende häutige Stel-
le, welche der Saccus herniosus zu eeyn
schien, die ich nun wiederhohlte male mit
einer feinen Arterienpincetfe in der Form
einer kleinen Pyramide in die Höhe hob
und vnjit dem Bistourie , dessen Schneide
schief nach den Spitzen der' Pincette gerich- '
tet.war, behutsam wegschnitt. Nun überzeug»
te ich mich, dafs dies der Saccus herniosus
nicht, sondern dafs es eine entzündete und
sehr aufgeschwollene grofse Leistendrüse war,
welche sich fluetuirend anfühlte, und mich
w
daher berechtigte, einen Lancettenstich hin-
ein «u machen, worauf ein mäfsiger Eßlöffel
Eiter ausflofs. Da ich mich nun überzeugt
hielt, da(s der Bruch tief lag, wie dies bei
Cruralbrüchen gewöhnlich der Fall ist, und
mir diese Drüse im Wege lag, ao entfernte
ieh sie ganz, trennte die darunter liegende
f Ostia lata tensoris femoris, separirte mit
dem hölzernen Scalpellhefte ä. la Hunter das
Jobib. XXXVUI. B. 5. Sc E
, • .*. 66 —
Zelleugewebe, und nun entdeckte iifch in der
Tiefe den durch die Heftigkeit der Entzün-
dung dunkelblau gewordenen Bruchsack. Um
aber diesen mit der noth wendigen Vorsicht
au öffnen, mufste ich den flfuscul. pectin. von
seiner Verbindung etwas- frei machen, und
durch* die ArnaucUchen stumpfen Haken zu-
rückziehen lassen. Nachdem ich nun den
Bruchsack auf oben schon beschriebene Art'
geöffnet hatte, so flofs ohngefähr eine Unze
sich gesammelter und durch . die Entzündung
ergossener Vapor abdominalis oder psori-
atisches Serum aus, und nach Erweiterung des-
selben präSQntirte sich mir eine Hernia late*
ralis, welches kleine Stückchen Darm ganx
schwarz aussah f jedoch aber zwischen den
Fingern, so weit iöh es fassen konnte, nicht
zerreibbar war. Jetzt mußten nun, um den
Darm zurückzubringen, da das Collum sacci
hemiosi nicht die Ursache der Incarceration
war, die organischen Gebilde des Hiatus cru*
ralis eingeschnitten werden, welches durch
drei kleine, ohngefähr eine halbe Linie be-
tragende Einschnitte, nach dem rordern und
obern Hüftbeinhöcker C Spina anterior et su-
fperior ossis ilei) geschah, welche Richtung
bei Cruralbrüohen, in den mehreren Fällen,
\ .
die sicherste ist. Da aber zuweilen tiie Na«
tur in Betreff der Lage der Bauchschlagader
{.Arter. epigastric.) abweicht, so mufs man
jedesmal, wenn man einen Einschnitt mit an-
gedrängter Fingerspitze durch das Buche er sehe
Bruchmesser gemacht hat, mit der Fingerspitze
nachforschen, ob Pulsation in der Nähe des
gemachten Einschnitts ist, und1 in diesem FaU
le ■ den Schnitt nach der weifsen Linie {Linea
alba) oder nach der Vereinigung der Schaam-
beine (Symphysis ossium pubis), so wie ich
jedesmal bei Inguinalbrächen operire, und alt
die vorzüglichste Schnittrichtung empfehle, ho-
rizontal richten , wo man alsdann sicher ope-
rirt; aufserdem aber bleibt man bei der er-
stern Richtung des Einschnitts« —i Nur un-
ter diesen Bedingungen kann man . der. Ver-
letzung der Bauchschlagader sicher entgehen,
welches aufserdem nicht leicht möglich ist,
besonders, wenn sich noch zu diesem so sehr
wichtigen' Operations- Actus, der operifende
Wundarzt einer Hohlsonde bedient, welches
ich noch neuerlichst zu meinem nicht gerin-
gen Erstaunen in einer schätzbaren Zeitschrift
lesen mufste. — Diese Einschnitte erlaubten
mir nun den Finger in den Hiatum cruralem
zu führen, den aufs heftigste entzündeten gan-
E a
- 68 —
aussehenden Darm sanft hervorzuzie-
hen, seinen pathologischen Zustand an unter-
suchen, und da derselbe trotz seiner blau-
schwarzen Farbe sich zwischen den Fingern
nicht zerreiben liels, (ein Zeichen, daü nock
nicht Sphacelus eingetreten war,) in den Un-
terleib zurückzubringen, weil der Vapor ab-
dominalis, nach entfernter Ursache, das bell»
Fomentum ist, um diese den nahen Brand
drohende Entzündung zu zertheüenu — So
wie ich den Darm zurückschob, so gab die
Leidende mit Frohsinn zu erkennen, dab sie
nun frei athmen könne, indem es wäre, als
wenn in der Herzgrube ein festliegender Strick
wäre durchschnitten worden. — Ob ich nun
schon gewöhnlich diese durch den Brucbaduitt
verursachten Wunden per primam intentuh
nem vereinige, und sie sehr oft mit dem
gten und 1 3ten Tag zur Vernarbung gebrach
habe, so bestimmte mich theils die grobe
Älifsfarbigkeit des Darms, theils die Entzi!»
dung derjenigen organischen Gebilde, die dk 1 I
Bruchgeachwulst bildeten, theils die ao sekf d
tiefe Lage des Bruchs selbst, diese Wunde Id.
mit Charpie locker auszufüllen , diese mit &\l
nigen Plumaceaux zu bedecken, darauf eiset
Bausch von Charpie, der die Große des Ä* ] C
- 69 -
ius cruralis übertraf, mit Heßpflastern zu be-
festigen, darüber graduirte triangulaiie Com*
pressen zu legen und diesen ganzen Verband
mit einer T Binde zu befestigen. — Nachdem
ich nun die Kranke in eine bequeme, mit dem
Becken etwqs erhöhte, nach der linken Seite
sich neigende Lage gebracht hätte, so wurde
nun der Unterleib , um der Entzündung ent-
gegen zu wirken, mit folgendem Linimente
und zertheilendem oder excitirendem Umschla-
ge eingerieben und fomentirt. $• Camphor. .
3y. Tinct. thebaic. Lond. 3y. Naphth. vi-
irioL %ß. Olti Uni rec. 5/. M. f L a. Lini-
ment. D. S. Alle 2 bis 3 Stunden in den
ganzen Unterleib einzureiben, — fyt. Sapoiu
venet. rasae %iiif} coej. etsolv. in Aq. comm.
Mens. iij\ remotu ab igne adde Spirit. fru-
mentu Mens. j. Extr. Satürni ^/. D. S. Da»
mit angefeuchteten Flanell warm auf den
Unterleib zn legen und stündlich zu erneu»
ern. -— Innerlich verordnete ich, da seit 5
\ Tagen keine Leib es Öffnung hatte bewirkt wer-
den können, so wie auch wegen, der vorhan-
denen Darmentzündung, folgende Mittel. ~
tyt. Infusi laxativi Vindobonens. %v. Evapo->
retur mqäerato igne ad rem* £&/> cui adde
Olei Uni rec. expr. Muoilagin. spec. diatra-
\
3
— 7° —
gac., Syrupi diacod. «t$/j Spirit* niiri duk
3;. D S. Alle Stunden einen EJsloffeL uni
in der Zwischenzeit ein Calomelpulver zu %
Gran zu geben. — Zugleich bekam sie »De
3 Stunden ein Lavement aus Fariru sem. Uni;
Flor.chamomilL vulg., Hb. serpüli mit % Efr
löffeln Leinöl, dein nach a Stunden eint toi
"Weinessig mit Wasser folgte. — - Die ersten
d Stunden nach der Operation waren norfi
mit Erbrechen vergesellschaftet, dann aber blieb
sowohl das Infus, laxat. als die Pulver und du
Getränk , ohne wieder ausgeworfen zu wer-
den, es fingen an. Blähungen abzugehen, und
Abends 8 Uhr erfolgte eine geringe Leibe*-
Öffnung, der um 10 Uhr eine reichlichere mit
grofser Erleichterung obiger Zufälle folgte -
In der Mitternacht nach 13 Uhr traten aber
wiederum die heftigsten Zufälle, die oben vor
der Operation beschrieben worden sind, eis,
als starkes Brechen u. s. w., nur^aber war der
wieder sehr aufgetriebene Unterleib nicht meto
so schmerzhaft, die Angst desto grofser, der
geschwinde Puls kleiner und zugleich die groß*
te M uthlosigkeit vorhanden* Da ich bei mei-
ner Morgen visite, als den 2ten Tag, diese rück-
kehrenden Zufälle entweder der vorhanden«
v
. — 7i —
fortschreitenden passiven oder asthenischen
Entzündung , oder auch dem nieder vorge-
fallenen Darm zuschreiben raufst e, so unter«
suchte ich zuerst die Wunde, welche zu we-
nig entzündet war, hochroth aussah und viel
Serum ausschwitzte; das Ostium herniosum
war frei und kein Hervortreten irgend eines
Theils zugegen, weshalb ich die Wunde mit
der Solu t. myrrlu aceta;. c. mell, rosar. ver-
band und damit de? Verband des Tags eini-
gemal anfeuchten liefs. Die übrigen Zufälle
veranlagten mich innerlich ein stärkeres Reiz-
mittel, nebst einem camphorirten Blasen-Pfla-
ster «uf den Unterleib, anzuwenden, um die
Nerventhätigkeit des Unterleibes zu erhöhen.
Die gestern verordneten innern Mittel wur-
den ausgesetzt, das Fomentum aber, nebst
Lavements fort angewendet, fy. Fol. nicotian.
opt.i 3 h/. Rad. rhei conc. Zij. coq. c. Aq.
commun. s. q. ad remanent. Zviij. Cola et in
colatura dissolve, Extr, valerian* frig. pa-
rat 3ij. D. S. Alle Stunden einen Eßlöffel.
— Diesem, von dem verdienstvollen, nun ver-
ewigten grofsen Herrn Hofrath und Profes-
sor Richter in Göttingen, empfohlenen Mittel,
welches ihm in Verzweifelten Fällen öfters die
'*-' 7* —
erwünschtesten Dienste geleistet hatte, setzte
ich noch das Extractum valerian. zu, um
.es dadurch für diesen Fall noch' würksamqx
zu machen. — Die zwei ersten EfslofFel wur-
den ' weggebrochen , die folgenden blieben,
das Brechen hörte auf, gegen ß Uhr Nach-
mittags bis 9 Uhr Abends erfolgten 3 Stuhl«
gange mit Verminderung der Zufälle und ich
versprach mir einen guten Ausgang, Allein
diese Hoffnung wurde in der Nacht, bei Fort-
setzung «des Mittels wieder vereitelt, indem
wiederum nach 12 Uhr das Brechen, nebst
allen Zufällen und zwar verstärkt sich einfand,
so dafs ich den dritten Tag des Morgens we-
nig oder nichts mehr hoffen konnte* Der
Unterleib war so hoch aufgetrieben, dafs die
Patientin kaum mehr athmen konnte, da-
bei aber Jeider noch weniger schmerzhaft,
als gestrigen Tages; das häufige Brechen
war. kein Erbrechen , sondern ein wahres
Heraufcjuellen der Feuchtigkeiten in und aus
dem' Munde, welche, da sich Patientin we-
gen grofser Schwäche nicht bewegen konn-
te, mit einem Schwamm aufgefangen und
abgewischt werden musften ; der Puls warv
sä klein und geschwind, dafs man ihn fast
— 73 —
gar nicht mehr fühlen konnte; die E*»
tremitäten warfen marmorkalt, mit kaltem
Schweifs übergössen, so wie das entstellte,
blasse und eingefallene Gesicht; die Nase war
spitz, die Augen ganz matt und die Pupillen
erweitert. Mit einem Wort, Facies Hippo-
cratica. — Da diese Zufälle. insgesammt einen
hohen Grad von Lähmung der Unterleibs -
Nerven verriethen, %o glaubte ich, dafs nur
ein starkes Reiz-Mittel im Stande wäre, die
gesunkene und bald erloschende Lebgns-Kraft
wieder in Thätigkeit zu bringen Und hierzu
wählte ich vorzüglich das Oleum aeihereum
Sassafras mit dem Cortice chinae tartaris.
Vogleri, f siehe dessen Pharmacia selecta)
gemischt, ein Mittel, welches ich in hartnäk-
kigen Leibes Verstopfungen den Absichten sehr
öfters entsprechend gefunden habe. Das OL
dest> Sßssafr, setzte ich diesem Mittel deshalb
zu, weil die Lebenskraft so sehr daniederlag,
mithin ein stärkeres Einwirken nothwendig
war und mir meine Beobachtungen dieses äthe-
rische! Oel als specifik einwirkend auf die Ner-
ven des Unterleibes hatte kennen lernen las-
sen, —t *fy. Olei aeth. sassafr. 3ß- Pah.
cort. chin. alcoholisati op$; 3iy. Crystalli
- 74 —
tartari 3*/. M. D. ad. >vitr. Sm Stund«
+ lich einen gehäuften Theelöjfal zu ge-
ben*). Dieses Mittel wurkte *o vortrefflich,
dafs nach 3- Stunden das Brechen aufhörte,
nach der 4ten Stunde die Stuhlausleerungen,
nebst groben Luft-Explosionen , dermaßen er-
folgten , dafs von 2. Uhr Nachmittags bis
Abends 8 Uhr, fünf copiöse Stuhlgänge, mit
Abnahme der Gefahr drohendsten Zufalle, er-
folgt waren. Die Wunde, die ich diesen
Morgen bei Anlegung eipes neuen .Verbandet
von mifsfarbigen schlaffen Ansehen fand, streu-
te ich mit einem Pulver aus Eichenrinde,
Campher, Myrrhe und Zucker voll und legte
die mit Myrrhen-Essig befeuchtete Charpie,
nebst übrigen Verband darüber« — Von 8
Uhr an bekam sie nun das Pul vor die Nacht
hindurch alle 2 Stunden, worauf noch eini-
1
ge Sedes, mit fortschreitender Besserung, er-
folgt waren. Denn bei meiner Morgen* Visite
den 4ten Tag fand ich die Gesichtszüge minder
•J Fünf Wochen apäter hatte der. Regiments- Chirur-
gua Wehrmann bei einer Dame den nämlichen
Fall nach einer verrichteten «Herniotomie, und er
wendete obiges Pulver, dafa er von mir bei dieser
Kranken hatte anwenden sehen, mit dem glücklich-
sten Erfolge an.
- 7* ~
natürlicher , die Haut war 'tfarm, der Blick
der Augen verrieth mehr Lebens- Thätigkeit,
der grofse Dum hatte nachgelassen, die trok-
keno Zunge war feucht, das Athmen nicht
mehr ängstlich, der Unterleib weicher, . nicht
mehr sehr aufgetrieben, jedoch noch empfind-
#
lieh beim üufsern Drtick, der Puls weich,
frei, nicht mehr sehr gereist, der ganze Kör-
per mäfsig warm und transpirabel und die
Krjrake fühlte sich, nebst mir, außerordent-
lich glücklich. Die Tiefe der Wunde hatte
aber rücksichtlich der Mifsfarbigkeit seit ge-
stern sich um nichts gebessert, weshalb mit
dem Verband continuirt wurde. Das Pulver
bekam sie nun von heute an nur alle 3 Stun-
den, trank dabei öfters eine Tasse ChamHIen-
thee, Gerstenschleim mit Bouillons und Ci-
tronensaft bereitet, oder Wein-Molken. Der
Tag und die Nacht verliefen sehr gut, die
Kranke war mit einigen Stünden erquicken-
dem Schlaf erfreut worden. Auch waren in
•diesen a4 Stunden Sedes erfolgt. Das Vesi-
catorium wurde mit EmpL matris zur Hei-
lung gebracht, und obiges Fomentum, so wie
das Liniment ausgesetzt. — - Den 5ten Tag
flössen Exkremente aus der Wunde, die ei-
-. 76 -
nen Beweis abgaben, dafs die bei der Ope-
ratiön bemerkte dunkelblau- schwarze, gan-
gränöse Stelle des eingeklemmten Darms spha-
celirt und sich geöffnet hatte. Es wurde nun
deshalb das obige Pulver, jedoch mit Weglas-
sung des aether. Oels alle1 3 Stunden zu ei-
nen Theelöffel fortgesetzt, die Wunde täglich
3 mal mit dem Campher* Pulver eingestreut
und. mit Myrrhen-Essig fort verbunden. Da
sich etwas Appetit einfand, so bekam* sie
Mittags und Abends eine Gries - oder Nudel-
Suppe, das Getränk blieb und das übrige
Befinden entsprach meinen Wünschen. —
Mit diesen innern und äu&ern Mitteln, und
mit etwas mehr nährenden und leicht ver-
daulichen Speisen, liefs ich nun, bei täglich
sichtbarer Besserung der Kranken und Ver-
minderung der ausfließenden Excremente
bis zum igten Tage fortfahren, an welchem
Tage der Excrementen - Ausflufs aufhörte. •
Die Wunde granulirte bei guter Eiterung und
mit dem §5sten Tage vernarbte sie gänzlich.
Während dieser Tage hatte sie iäglich eine
freiwillige OefFnung, der Schlaf war, so wie
der Appetit gut, die Kranke hatte an Kräften
sehr gewannen.
Da die Witterung sehr günstig war, s?
— 77 —
wurde ihr erlaubt« in einem Garten hinter
der Wohnung spatzieren zu gehen, wo sie
dfsn sich sehr bestratenden Fehler beging»,
sich ips feuchte Gras zu setzen , v welches den , m
grofsen Nachtheil hatte , dafs sie Abends ei-
nen bedeutenden Fieberanfall, mit rheumati-
schen .Schmerzet) in Ixeiden Unterschenkeln
bekam, welche letztere sich, trotz der ange-
wendete!) diaphpretischen Mittel, die aus Liq.
Minder. Roob samb. Vin, antim. Huxh% und
Aq.fi. thüiae bestanden, den andern Tag auf
die bereits vernarbte Operations- Wunde ver-
breiteten, eine starke Entzündung, nebst de-
ren Folgen erregten und den 5ten Tag nicht
allein die Haut- Wunde» sondern auch die ver-
heilte Darm - Parthie wieder zum Aufbruch
brachten und so die Kranke in ihre vorige
Lage zurücksetzten« Allein die fortangewen-
deten innern und äufsern Mittel, besserten
durch einen den yten Tag eingetretenen kri-
tischen Schweift und Sediment im Urin den
Zustand dermafsen, dafs den gten Tag weder
Fieber, noch Schmerz zugegen war. Die wie-
der aufgeeiterte Bruchstelle verband ich bjjL,
zu diesem letztarn Termin mit einer Mischung
aus frischem Provenceröl, Wein, arabischen
Gummi, und Campher y, wodurch eine gute
- 78 —
Eiterung hervorgebracht worden. Vom xoten
Tage an lieft ich ihr wieder, siebst einer
•anft nährenden Diät, obiges einfache Ginnt*
Pulver täglich 3 Theelöffd nehmen, die ma
eiternde Wunde, die nur in der Tiefe durch
eine dünne nach Excrementen riechende Feuch-
tigkeit verunreinigt wurde, mit letzterm Mit-
tel, nachdem zuvor obiges Kampher - Pulrer
war eingestreuet worden, täglich 3 mal, bk
zum 23*ten Tage verbinden, an welchem rieft
die Oeffnung des Darms wieder geschlossen
hatte. Während diesen Tagen hatte sie täg-
lich eine Stuhl ausleerung, der Schlaf war er-
quickend, und die Kräfte hatten sich wiedet I
eingefunden. — Von mm an verband ich sie
täglich nur zweimal und nach 7 Tagen nur
einmal, und den 3/Sten Tag war diese neu
aufgeeiterte Stelle völlig vernarbt, sie behielt
keinen Anum artificialem, und befand sich
gesund. Sie trug nun ein gutpassendes ela-
stisches Bruchband, welches sie nach einem
halben Jahre, wider meinen Rath abgelegt
hatte und jetzt, da ich dieses schreibe, befin-
det sie sich nach 5 Jahren, bei ihrer anhal-
tenden Arbeit, als Silber- Wäscherinn in den
besten Gesundheit» -Zustand.
— 79- —
Dieser Krankheits - und Operations -Ge-
schichte fuge ich noch eine frühere Schdi&el-
bruchrOperati©n bei, die auch nicht ohne In-
teresse seyn wird.
Vor nun bereits 10 Jahren, wurde ich
zu einer 64 jährigen Kranken, die schön 4
Tage an einer lncarceratione inflammatoria
her nie e cruralis gelitten hatte, gerufen. Her
Hausarzt hatte neben Aderläspen, Bädern, Auf-
tröpfeln der Naphthae sulphur., kalten Um-
schlägen auf den Bauch, warmen aus den
Copitib. papav. Hb. hyosc* flor. samb. und
farin. sem. Uni bestehenden Breiumschlägen,
auf den Unterleib, und Einreibungen eines
Liniment, vol. c. Tinct. opii und andern da-
hin abzweckenden Mitteln, nichts unversucht
gelassen, um die Reposition zu bewiirken;
aber alles ohne ^ Erfolg. Diesen 4ten Tag
hatte er noch, einige Stunden zuvor, ehe ich
kam, ein Infus um aus 3/. Hb. Belladonna in
einem Lavement geben lassen, worauf die
heftigsten Zufalle, die die Belladonna nur
hervorbringen kann, als, plötzliches Hinsinken
aller Kräfte, Sinken des Pulses, völliger Me-
teorismus ohn$ die geringste Bewegung der
gleichsam paralysirten Därme, eingetreten
waren -und ohngeachtet der gänzliched Ab-
— 8ö —
•pannung aller festen Theile, war die Repc
•ition doch unmöglich. Unter diesen Un
ständen die Operation vorzunehmen, wai
Verwegenheit gewesen, daher wendeten m
erstlich Mittel an, um die Folgen des Ge
brauchs der Beilad« zu heben, '— als Lav»
ment von halb Wasser und Wein - Essig tmJ
da diese nicht weggingen, von Wein-E^
allein alle halbe Stunden. Die Kranke wurde
ferner mit warmen Wein-Essig über den «u-
zen Körper gewaschen, dergleichen Umschlage
auf den Unterleib gelegt und innerlich offen
ein Efslöffel Wein-Essig oder Citronensäure,
auch abwechselnd 10 — ia Tropfen Naphtk
acte, gereicht so wie dazwischen eine Taue
schwarzer starker Kaffee efslöffelweiae ein-
geflöfst. Nach diesem Verfahren wichen die
Zufälle nach und nach so, dafs sie sich ifl
der Nacht, bis auf die noch vorhfodene Kopf«
und Augenschwäche ganz %verlohren hatten
Allein gegen Morgen war das sehr geminder
te Brechen wieder stärker, so wie auch der
bis in die Nacht unempfindlich gebliebene
Unterleib wieder schmerzhaft wurde, so dafi
wir diesen Morgen, als den 5ten Tag der 1fr
eorceration, die Operation unternahmen *)• -
■ ni i
*) DU ton -Aatm. tl*gftuatint*il in diejem JotntfV J#1
— 81 —
He Operation war hier weniger schwierig,
b im vorhergehenden Falle, w^il die Kranke
iemlich mager war, mithin das Ostium her-
iosiim und der Biruch selbst nicht so tief lag»
rh operirte sie, nachdem ich durch eine
'entfalte den Hautschnitt so grofs gemacht
■tte, dafs sich die ganze Bruchgeschwulst
rüsentirte, nach der oben beschriebenen
[ethode. Die vorgefallene Darmschlinge, die
der pr. Heilk. 17 Bds. 1 Stk. pag. ig5, durch Zu-
lall entdeckte vortreffliche Wurkung der Belladon.
in Lavemems, die in einigen Fällen Incarcerirter
Bräche auch meinen Wünschen ganz entsprechen,
igt nur daselbst zu allgemein in Betreff der Quan-
tität empfohlen worden, denn» nachdem ich schon
Ton Dr. un. zu starke Einwirkungen erfolgen sah,
•o nehme ich nie mehr, als Dr. Sem. Pulv« hb. bei* ,
lad. zu einem Lavement und wenn nach 3 Stun-
den die erwünschte Wurkung nicht erfolgt, 10
laase ich es wiederholt geben. Da man dies
Lavements; gleich nach seiner Bekanntmachung
hier öfters in obiger Quantität, nämlich eine
Handroll, anwendete, $0 wurde ich in Zeit
' von anderthalb Jahren zu zwei dergleichen Kran-
ken gerufen, wo die 'danach entstandenen Zu-
falle, ohnerachtet des Gebrauche des im eben er-
fühlten Falle mit Nutzen angewendeten Weines*
•ige etc., nach 5 und 7 Stunden in ein« tödtliche
Apoplexie übergingen; ich warne daher junge Wund-
ärzte sehr, bei Anwendung dieses Lavements mit
Vorsicht au handeln*
fem. XXXVIII, B. *\ St. F
— 8a —
einen Theil des Iniestini coli, nebst einem
kleinen Theil des Neues ausmachte, hatten
beide, jedoch ersteres mehr als letzferas, eia
mifsfarbiges Ansehen, jedoch wurden beide,
nach Einschneidung des Hiatus cturalis h
dea Unterleib, um dort in ihr Jus domicS
wieder einzutreten* zurückgebracht, Phin.bfr
nutzte ich hier mein mehrmahls glücklich
ausgeführtes Verfahren , nämlich die Wunde I l
per reunionem zu heilen. Ich liefs deibb I G
die Wundränder in genaue Berührung brifr|u
gen, vereinigte sie mit darübergelegten Hefcl^
pflastern, deren eines das andere genau b»|A
rührte, legte darüber trockene Plumacetfl °l
und (len obenangeführten Verband. Wir| ^
brachten sie nun in die oben beschriebene
Lage, die sich nur dahin abänderte, dafi«
mit der linken Hüftgegend hoher gelegt wer«
den mul'ste, weil an dieser Seite der BW
war. Da von der Zeit der Einklemmung m
keine Stuhl- Entleerung erfolgt war, und
Kranke über brennenden ^chmerz, jed
mehr auf der linken Seite, als in den. übrig
Gegenden des Unterleibes, klagte, trock
mit einem gelben Schleim belegte. Zunge,
Durst und bedeutendes Fieber hatte, so vflf ^.
ordneten wir die Vom Professor Vogel eai ti<
I
s
— 83 — .
:ohlene Mischung, (siehe Vogtl* eine leichte
id neue Methode, den Ileus von eingeklemm-
n Brüchen tu heilen. Altdorf, 1797« p^ 17
• ig) alle Stunden 1 — 2 Elslüffel tu ge-
lb und gleich darauf a — • 3 EfrlüfFel tobt
ichstehender Emulsion; — fy. Olei amyg-
ist9, dulc. ree. expr., Syrupi diaöodiL ia §J.
ummi arab. J ij. M. F. filtr* cum. Äq.flor.
Uiae. %vf. EmuUio* D. S. ut supra. *) das '
etränk bestand in Chamillenthee , Salep-
t&leim und Tamarinden - Molken ; zugleich
fkan sie aller 2 bis 3 Stunden ein erwei-
terndes und krampfstillendes Lavement, das
»ige Cataplasma anodytium und Linimen-
nn voL c. Tina, opii auf den Unterleib. — .
•) Wie wesentlich wichtig mir der Gebrauch dee
•Mandelöhls, blonden in dieeer Emulsion, — (dt««
•an grobe Heilkräfte in verschiedenen Krankheiten,
•chon längst der Hr. St. H, Uujeland, nicht Allein
in "oben erwähnter Schrift, sondern euch in diesem
Journal 10 Itda, 4 Stk. i35# gehörig gewurdign hat)
— nach allen nur einigermafsen bedeutenden chi-
rurgischen Operationen oder nach Verwundungen,
immer gewesen ist, und wie sehr sich mir ihr Nut-
fen betätiget hat, kann ich hier, ohne in ein weit-
• Uufuges Tbeoretiatren von denen Wurkung einau-
gohen, nicht unberührt lasten. Ihm verdanke ich
das besondere Glück, dato ich bei meinen so sehr
häufig verrichteten und so sehr schweren Opera*
üonen mancherlei Art, als nach dem Steiaschnitt,
F«
•- 84 -
t
Die Larements bewirkten keine Stuhl-Ent-
leerungen, die Mixtur brach die Kranke meh-
reremale weg, bis nach Verlauf von 6 Stun-
den nach der Operation das Erbrechen auf-
horte, 'die innern Mittel, nebst Getränke blie-
ben. In der Nacht erfolgten einige Sede*,
wodurch der Unterleib in seiner sehmerzhaf-
ten Ausdehnung, so wie das Fieber sich ver-
minderte, und die Kranke sich sehr erleich-
tert fühlte« Bei diesen guten Aussichten, be-
kam sie nun den 6 ten und 7 ten Tag obige
Mixtur nur alle 3 Stunden zu 2 Eßlöffeln pro
Dosi die Emulsion dazwischen und mit den
Übrigen Mitteln liefsen wir ebenfalls fortfah-
ren. Die Abnahme aller bedeutenden Zu-
nach der 5 mal glücklich vollbrachten Exstirpation
der Glancfulae tbyebideae, nach Enucleation der
Ueberbeine, Cassationen u. f. w. auch nicht ein*
mal den Kinnbacken-Krampf gesehen habe, so wie
es mir auch das Wundfieber immer in «einen ge-
hörigen Schranken gehalten und dae beleidigte Ner-
vensystem durch seine Sedativ-Kraft in vielen- Fäl-
len weit mehr beruhigt hat, als das Opium. Des»
halb setze ich auch nur in denjenigen Fällen den
Syrup. diacod. zu, wo die Sensibilität, des Nerven-
systems sehr erhöht war und der Kranke eine sehr
schmershafte Operation überstanden hatte; außer-
dem seue ich den Syr. de alth, oder £acch. canar.
au»
o
' ^
•
— 85 — ,
He machte, da& wir der fortschreitende!*
aaserung vom 7ten Tage an, gewifs seyn
. können glaubten. Allein den 7ten Tag
»s Abends erschienen wider Erwarten neue,
»•orgnifs erregende Zufälle, die sich die
ranke durch eine kleine Gemüthsbewegung
td Erkältung bei dem Wechsel des Bette*
id der Wäsche zugezogen hatte; sie bestan-
►n in kleinen Horripilationen , denen etwas
überhitze folgte, mit kleinem, geschwinden,
wichen Puls, der 76 — v8o Schläge in der
taute that, in Neigung zum Brechen, g*ö-
•rem Durste, vermehrter Ausdehnuag de*
aterleibs, dessen noch zurückgebliebene Em-»
isdlichkeit wieder in Schmerz Überging; Zü-
rich war die zeither warme transpirable.
#
tut minder trocken und kühl anzufühlen^
sonders an den Extremitäten, und die La-»
ments gingen ohne Erfolg4 wieder weg. Die
unde war nicht schmerzhaft, weshalb der-
Ibe nicht gewechselt wurde« Da hier theils
xch die Erkältung, theils durch den Krampf,
i Folge der Gemüthsbewegung die Entzün-
ing wieder von Neuem hervorgerufen wor-
n, so verordneten wir, die f^ogehche Mix-»
• auszusetzen, statt deren aber alle a Stun-
a einen Eislöffel von einer Mischung aus
— 86 -
gleichen. Theilen Liquor Minderen und
diacodii und in der Zwischenzeit einen 1
ttolgran PuU>. rad. ipecac. pro dosi *u
ben; das Cataplasma anodynum wurde
den Spec, aromar. verstärkt, mit der E
sion, so wie mit den Getranken und
übrigen Mitteln die Nacht durch contij
— Am Morgen 'des achten Tages fander
die nämlichen Zufälle noch, aufser daß
Brechen, nachdem zuvor eine Leibesöff
erfolgt war , von 4 Uhr an aufgehört h
der Unterleib war aber mehr anfgetrii
schmerzhaft, der Atbem beengt, der Puls!
samer und weich, die Extremitäten fe
aber kühl. ' Um also dieser passiven un<
nervoesen sich neigenden Entzündung* <
kräftigere Mittel Einhalt iu thun, so b«
die Kranke statt des Liq. Minderer iy al
Stunden eiui von 'folgenden Pulvern fy.
lomel. gr. xij. Camph. gr. vj\ Kernt, mn
Opii purij Pulv. rad. ipec/acuanh. ü ^
Lapiais cancror. ppt. ij. Misceant. ejcat
me^filtrapulv. subt. divid. in vj. part. ae
D. S. Alle 2 Stunden ein Pulver ui
der Zwischenzeit einen Efslöffel von fol
der Mixtur: J^» Boracts vcnet. Zij. Gl
arab. Büij. Syrupi emuUUn j^ß. Aq. mel
- 87 -
\iiij. M. F. Solution. *)' — Der Tag und
lie Nacbt war ohne Verschlimmerung, jedoch
luch ohne grofse Abnahme der Zufalle ver-
tufen, der Leib war, ohne an Ausdehnung
erlobren zu haben, nicht mehr so schmerz-»
alt, der Puls war langsam» weich, gleichför-
mig und schlug Gq mal in der Minute, der
)urst war nicht grofs, das Brechen hatte sich
licht wieder eingefunden, so wie auch keine
>effnung, der Urin machte ein schleimigtes
•edimentu — Bei meiner Morgen* Visite, (den
■
ten Tag nach der Incarceration, oder den
tei^ nach der Operation) wo ich den eben-
rw&hnten Zustand vorfand, fiel mir aber be-
onders der noch mehr aufgetriebene, nicht
ehr schmerzhafte Unterleib auf, ich unter-
uchte ihn sehr vorsichtig mit gröfater Auf-
lerksamkeit, und glaubte eine, von ergösse-
en Feuchtigkeiten herrührende Fluctuation
\x fühlen, wozu noch karJu, daü die Kranke
*) Ueber die vortreffliche Würkung deainnern und
«ufaern Gebraucht dea Borac. venet. , bei innern
. und Mufsern Enufindungen, werde ich in der Folge,
mehrere am Krankenbette gemachte Beobachtungen,
in diesem Journale mittb eilen; vorzüglich hat
•r eich mir, in Peripneumonieen, und im Puerperal-
1
- Fieber mit Gebärmutter - Entzündung verbunden,
praemiaais praemittendit sehr wirksam bewiesen.
±r 88 —
ein Drangen in der Gegend des Hiatus cm-
ralis und eine Dürchnässung des Verbandes
bemerklich machte; zugleich fiel mir ein, diu,
wenn ein Hydrops acutus sich gebildet hätte,
diese Feuchtigkeit sich am besten durch den
Hiat. crural. würde entleeren lassen. Id
nahm deshalb den Verband weg, fand die
Wundränder an einigen Stellen durch Ad-
häsion vereinigt, allein an den nicht verei-
nigten Stellen eine lymphatische Feuchtigkeit
vordringen« Dies- letztere, bestätigte meine
Vermuthung, ich trennte sogleich durch m
gelindes und sanftes Anspannen der Haut die
an einander geklebten Wundränder, welch«
ohne sonderlichen Schmerz geschah, entdeckte
im Grunde der Wunde wenig Adhäsion, aber
ergossene Lymphe und so wie ich den Fin-
ger in das Ostium herniosum brachte, um
die im Innern anliegenden Theile zu entfer-
nen, so ergofs sich eine bedeutende Menge
im Unterleibe gesammelter, dem geklärtes
Sero lactis ähnlicher Lymphe, mit der groll-
ten Erleichterung der sogleich leichter ath-
menden Kranken Diese Beschaffenheit dff
Lymphe war ganz so, wie man letztere.«
Puerperalfiebern anzutreffen pflegt, jedod
ohne Flocken, oder vielmehr ohne käseä
- 89 -
t
e Gerinnungen. Die Wunde Würde mit
dmer Charpie locker ausgefüllt und wie
m verbunden. Den Tag über hatte sich
Unterleib mehr entspannt und die Schmer«
waren, aufser einem angebrachten Drucke,
it mehr bemerkbar. < Ich fand die Kranker
Abend* sehr gettostet und voller Hoff-
ig« Der ganze Verband,' de* wegen der
& häufig ausgeflossenen Lymphe ganz dufch-
st war, mufste erneuert werden, und die
cht durch hatte sie die letztern Mittel, so
i es der Schlaf erlaubt hatte, alle £ Stun-
i bekommen. — Den 10 ten Tag des Mör-
is fand ich meine Kranke bei einer Tasse
Töe, welche sie mit Vergnügen genöfs und
versicherte mir, daü sie einige Stunden
ht gut geschlafen hätte; der Puls war weich
1 langsam, die Haut transpirirte, der Leib
te sich noch mehr verkleinert, die Zunge
r feucht, der Durst mäfsig. Die Compres-
i und der ganze Verband waren durchnäfst,
shalb ich die Wunde, die zwar rein, aber
ras schlaff und blafsroth aussah, wieder trok-
• «
i verband« Statt der letztern Mittel be-
ll sie nun Pufo. cort. chin. alcolu 3vj.
em. tan. boraxat. Ziij , alle drei Stunden
ien Theeloffel, und statt des Cataplasm. und
— 9«> —
Liniment«, dea Spirit. junip* zum Einreiben
in den Unterleib« Der Tag und die Nacht
verliefen »ehr gut, unter Verminderung aller
Zufalle. Beim Verband des Abends war seb
-wenig Lymphe ausgeflossen, weshalb ick
nun die Wunde wegen ihrer Schlaffheit mit
Myrrhen - Essig verband, — Den 1 1 ten bis
i4ten war die fortschreitende Besserung, bd
dem fortgesetzten Gebrauche des Pulren
durch nichts gestört worden und nachdem
sowohl Appetit, als Schlaf die Kräfte vermehrt
hatten, so liefsen wir nun das ^ulver tägh'ch
nur dreimal nehmen. Die Wunde war in
diesen Tagen, durch den Verband mit Myr-
rhen-Essig, zu einer guten Eiterung gebracht
worden, und in ihrer ganzen Grundfläche
hatten sich Granulationen zur Verkleinerung
derselben gebildet; — Eben so gut verlief
auch, mit Zunahme der Kräfte und mit Ver-
kleinerung der Wunde, der i5te bis i8teTag
weshalb wir nun den Gebrauch des Pulvers
und des Spiritus ganz aussetzen liefsen und
sie auf die schon beobachtete leicht verdau-
liche und nährende Diät verwiesen. Der
Verband wurde nach Beschaffenheit der Wun-
de, welche ich mit Heftpflastern, so viel wie
möglich, zusammenzog, bald mit dem Myr-
— 9« — '
en-Essig befeuchtet, bald trocken angelegt,
d so war aie den 32*ten Tag gänzlich ver-
rbt. JOiese verheilte Gegend mußte sie nun
;lich mehrereoiale mit Aq% regln. Hungar.
aohen, um die Hf ut für den Druck des an-
legenden elauischeu Bruchbandes zu sichern,
4 ao War diese Kranke für ihre Geschäfte
eder ganz hergestellt '
Da, bei der Inoareerauo lenta s. chto-
:a s. stercoraaca, die man grüfttentheila
i alten Personen und groben alten schon
ige im Hodensack gelegenen Brüchen und
i verminderter Heizbark ei t und Empfind«
hkeit der Theilo antrifft, nach dem Rallf'e
r besten Schriftstoller, wegen des Jangsa-
m Ganges den diese Incar^rafion bis zur
tatehenden Entzündung nimmt, die Opera-
n ao lange aufgeschoben werden kann» bia
9 Zufälle der Entbindung eintreten, welches
inchmal erst den 8ten* i/jten, eisten Tag
schiebt, so ich fuge diesem zu Folge* das He-
Itat meiner darnber gemachten Erfahrungen
L Diese' haben mir in den ersten Jahren
rines praktischen Wirkens in der operati-
n Chirurgie, wo ich den gedachten Hath
folgte, leider bewiesen, da&, wenn man %o
— ga —
spät erst die Herniotomie unternimmt, e*
melirentheils zu spät ist, weil die von eisern
nur mäßigen Grade der Entzündung ergriffe-
nen Netz- und Darm - Partbieen, alsdann,
auch wenn die Incarceration gehoben ist, und
sie in den Unterleib zurückgebracht worden
sind, unaufhaltsam in tüdtlichen Brand über-
gehen. Wenn ich daher in der Folge solche
Kranke bekam, bei denen die hier zweck-
mäßig angewendeten Mittel nichts fruchteten,
und die Reposition nicht gelang, so unter-
nahm ich alsdann die Herniotomie den 3tes,
4ten Tag, und dann war der Ausgang der
Operation allemal glücklich. —~ Wartet mm
aber bis die Entzündung, nebst Schmerz im
Bruch und Unterleib, und Fieber eintritt, 10
ist es, als weng die I.ebepskraft nach 2*4 Stun-
den so vernichtet würde, dafs der nun za-
gleich eintretende Brand gleichsam aHgn Mit-
teln Hohn spräche und der Kranke stirbt
■
(Die Fortsetzung folgt.)
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4»ie gllicklfclft <1mm h AMuiii geheilt*
ifctH tt\*w i4hm* tulU^u HHiidm-
•liib. hlHMilliFfi],
•4? Mf-, *Mgli|l»Ht »M rf** HlNilMfUllMMM VMM H^^läH,
WwflduM* hhi du* frii»MiiM»^lMft m«h «m Hm*|w#I
4ß* fclMfrlMMfMfcM *M Mi-Hll« 'Jf
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{-INFMII- MM*I ^f^U^I'Hlll Afttll IM 14 MffiM|(ffll-
Util Nm-lfMiiiHf^, »iimIu 4mw\ mim Mw-
iIman tyi^iiM (W«ui;rtfi^Mij mim Mann kmb
Jj Ms rV< I., Illiltl^i ^MlMI i IIM HltffJMN ilm
M Hift|i|l.il »Im« frlHijMllHruiUI fluhlWW, qMil
r MH flfcH MM^W^uImmU^Imm ZimMIImH YM» Wrt* -
Milium Iui
*j |iiu»hi 4hU*h t>»«».M^M *usm imi 4*M<(t<- M*ur
f^Ht im Mm' u4m iMtfiiui. ««mMm 4M« »Umwm jn
MI Mf'«^ <Mh*/ «♦■••f ♦«'er^W luuutitl. ib»V /m-
t)*M ('MIM44«hmMM^|; Ol- tk»ulh**i Mb»» UM UIm
i*fftf« bei 4«f WiMifi^iw
— 94 —
Der Begleitungsbrief» in welchem dar
Schulmeister fVood um die Aufnahme da
Kranken in das Hospital, ansuchte, und die
Freunde des Kranken , welche denselben be-
gleiteten *), gaben Nachricht, dab der Kran-
ke vor etwa drei Wochen von einem für toll
gehaltenen Hunde in das Bein gebissen sej,
und dafs die hydrophobischen Zufälle sich
zuerst diesen Morgen , den 5 Mai , gesagt
hatten.
Ich besuchte ihn augenblicklich, so wie
ich seine Ankunft erfuhr, und fand ihn an/
der Seite eines Bettes sitzen, mit einem Wir-
ter, der ihm beide Hände hielt* Der ente
Anblick war hinreichend, um die Natur Je-
ner Krankheit zu erkennen. Der Körper dei
Kranken, besonders seine Arme und Hakmus-
keln, waren beständig in krampfhaften Znk-
kungen. Seine Gesichtsmuskeln geriethen bei
jeder Inspiration in eine heftige krampfhafte
Bewegung, wobei die Mundwinkel rückwärti
und das Kinn in demselben Augenblick nach
unten gezogen wurden; wodurch das Gesiebt
ein fürchterliches Ansehen bekam. Die An-
gen starrten aus den Augenhöhlen hervor und
waren mit Blut unterlaufen* Sie blickten bald
starr und schrecklich wild auf denselben
Punkt, bald bewegten sie sich rollend umher,
•) Ich iiberseue hier wörtlich, um «ach die Leser die-
ses Journals das wohltbuende Gefühl geni eisen si
lassen, welches die in diesem ganzen Aufsätze atb*
mende Achtung des Menschlichen auch im gering-
sten Hindu gewährt; um so mehr, da man uns sei!
einigen Jahren, über Frankreich, so viel von der
allgemein unmenschlichen Behandlung, die sich dii
Engländer gegen die Eingebornen von Hindottis
erlaubten, au erzählen gewufst hat.
</. Ucbcrs.
~ ö5 -
I« verfolgten »i* aiium. dUfltwMii>kliih Olalir
rohondtm (.ln^öiMfrtiiJ, Zahn SptMclitil ll«#l»
41 Umii Mundo. i)it**nr w*ii li^iandifl nUiiit
Win nirihi rtwn dm Knuik«* di» hippnti miiI
Inon Aii/pmldirk. KiiM'iimi*tiprrUi»i um dmi
•Mn hririßwi Idfiilimwlmi Sfitiic'liftUiililitftii mit
Itftjgkfil lo|lMi*rli|inifl^lli; Wuimj (IftHM drf«
iMBthUlhliCliP (#<<fÄIUf'|i tWlaflfld, (In* man •«»
rt mit iIpiii IStdlun idiict« Hundt»« vmfclitfi/'ift
4ft . IJiu iSrhliili* und iltif lUli ffjtnm mit,
lebrigflm tSrliwfiiUtf iilwry.tißtm, Mit* lio*pi~
llion war in liolinin («mda ^t?%t»ir f f und v*r»
lantft «rtw uin M'luuipjw» >iai;Ii f will < fnm~
fff#)t «U trifft AiIuupii mm htiiUtw, Am nmU
tffl glich O« dtifll «fJlIncIlKAlMlffll Alllfll^fl («/;//»
tfig) Mftv* MeiiirliMi, d«i iifti.li mikI i)«i;h in
Id k*lt«* Huri ticl» ftPiikt. - - Aflrt /nvmifj
rar doiti KiHfikiru h'klui MfUiiigfwrilim, und
0 oft er finn HaiuI lotmA/rlian kunuit*, fuhr
r damit wich den» H^r^nd»«, um ilwi Wu*
fott ufiL»ft%c;lirmliy#ibriti !VtiUli«lMi#em 4iuu*fti-
'*»# W^«« il«r l#«miüfi«li^iifi llfiiuliff tlutuh
4m fi*H*mt K/Jrpw, ftiml haitind*!* wAgfin
Of HOiblÜMigAii Zu<;kij|jfr,0n in den Annan *),
#l#iif *i«fHil«f IJm>«'|i*öm,Im tikaii «ollm #ijj» A»'*f«> vm
mütm, *i»U iii'lii «ii Jtllgftfiiplv n«1 '!■*# I'hhhn tln§
J*Ui**4 "" #/#* llnmlwuitßl yn liM' liHlfl»0#t( t/,Mij*HO
«f*'li«ll«<H IM liarffUn Iiiui l'f.i|«H Jtlf'll 4M ^«N HihlU
fmn uiifl 4m //«A* «u »iii*r«jif Jit«. Mm n*k'#frM(**'ff
<J«b«i KHflUMi 0«Ug«<)i«)t, «i/)| «hM liet tHÜlL*
4*« |thiUf»rf'«lt|f«* MillW hupt* UM fllfUIMilJ^ffM, Mifffl
fnuN'iiH juntar« IjFftflllul« Hilf flftffi 1'ljUlfHlUfl «ft
i|«r IIhimI «rMiliiJHfl^riM llfil*«f|M«i«rilii lib*Ht vflf//)|-
lub b«j üMai«xk«w<i«H KrftfiMi'H«* »m»«j« ^mW4«a
'Jllüil tUr Ali»!"' lMJ!!£*Jf*fftllf «IM VMfttmhitttt, ^fttU Uv*§
in #A f«fM *• "IUI« fc*f-Mlh*il ffff *Um Kfiiftl»ttl| m#-
§aU§U§n Ji«nMf 4m<m #1/<»«#U1U l'/J«/»»i #U« Ar um ms,
- 96 .-
war es unmöglich, den Pols mit Genau
zu zählen* Doch- .war die greise Unbi
digkeit desselben, sowohl in der Stäfkc
in der Frequenz, sehr leicht zu beme
zuweilen war er kaum fühlbar und hol
dann wieder unter dem fühlenden Fi
zuweilen war er eine kürzet Zeit mäßig
sam und regelmäßig, und wurde dam
einmal' wieder so schnell, dafs man ihn
zählen konnte. Im Ganzen zeigte er vor
grofsen Störungen im Blutumlauf. — - Die
war nicht heiß. — Obgleich der Kop
Kranken in beständiger Bewegung w$r
das Gesicht desselben ein schauderhaft v
und verzerrtes Ansehen hatte, so dafs
an dergleichen Erscheinungen nicht Gew«
dabei in Entsetzen und. Angst gerieth, so n
te doch der Leidende durchaus keine V
che zu beifsen. Auch ist diese Neigun
beißen eine ziemlich seltne Erscheinung
der Wasserscheu, und muß) wo sie vorkoi
mehr als ein Bestreben angesehen wei
sich von den haltenden Händen, Stricke
s. w. zu befreien. Weder diese vermi
Beifsbegierde, noch das eigentümliche
rausch, das die Kranken, aus oben angegi
nem Grunde, zuweilen mit den Lippen (
der Zunge?) machen, sind von der Art, <
sie zu der sonst ziemlich allgemeinen thöri
ten Annahme berechtigten, als wenn dn
den Bifs eines wüthenden Hundes dem M
sehen etwas von der Natur des Hundes
eingeimpft würde.
Alle Fragen über seine Gefühle und ü
die Ursach seiner Krankheit liefs er unbes
wortet, entweder weil die Störungen in <
Respiration ihm nicht erlaubten zu Sprech
oc
- u7 -*
PI Wöll t*lu Uüinlirh gg** hIIuim mil ii«w
I HUHlü«|.|UM »i.|ll»iilbl|f.|ti;fi VllltlullHIItfPN litt*
MlMiMi **••
li:|l MgM--, IM*** »itll* llmi W«»iul l'lifl^uil»
tylMlf-h hili« ■ » «Uli MimtillMlM MlilHlllili:» Ilflii
MIMltMMI ItiHMll» *ilfc.Uii|il.;n MM I VeitiH'lllfl
U VMM *I^M Jlflliu'JiliiM l1lh»ll.'H tut 4M UMf-
»ft AU »Ui^iF «Iiiu»' iltii Am^iii iii|- u|m
r|"M# mit Wumvi t<i4i;|ilii) tili ur ttsluitiifiliU*
lt doiiuji' hJHi iifitlilit, IHM frli:lil|<uli;|li VVl?
tiuh tiiu iifi.«ii *ut, mhi iUt Mhhiu 4M r*«*-
|. AllfH iJii: MHtJl llh: Hilllfl lllt *••••• ^d*
IM K'IIHi Y*m»|i* t|u iliul.li tiU<el|bhißi: k#«|«h|i^
1H tltiWftgiUiti *M»Mi.Kpis|U •;••■ M«ilu-I W4iui-
01 tHgluil'Jl ll'lt <ii;tli.lil ikh-Ii j|nr Nullt* Hilft
Jflflfll« *l»:l» Ulli lli:ih *m*»1muKu ||m»Ö»I|»«K-
B* Hfill fl"l V|s»Avwtfi|liiiig im Hulli' 9MMIM-
'Hj KW^tfllHMipMl) ^»ll'liU jciluill. fltil flltftft
Pfs|lMlh'*lH- h fnulvlifsli ili.i:|| Hh:||| |tBIHil| MIN
lflftfillll-1) tJiftfcfiillUMf lltlifliliai*
£f) K<«M i|..i /.ii*JJi||»| ilt* hl'UikMl llfcl tül*
»f AmI>hIihiu mmiI iIIUiiHIüIIju» liHill iluftult
Hü Ulli hin?« lllu |ii^i:||lllf.llif N«IM» tftttr
FfltiMltfil iI*ii».Iimu* Kuin /.ivi:ili.t iilulß I linli,
itf flu M-Ii kill* VulIlM III ll'Jl '/♦■llHU/j Vli»l
0flf4* #Jlif«ll'll llillli;, ililU \\l i\*HUtl |)|l|tl
'jMltff *(.(""< ^iHlUlifl Hill ^.L|li4**tffl, IJlUfik
}«0f ffllil MjilHhl gi:lll.lll llHiltlf «il llltt»>M"U
li itimuM f,«iti.ki:M fiht.i« 41» tu bitbfiiMliilii-
UM l||<ll.|||ls iLllliil fcll|«l<:ii;|l lijf|U gluUi*
iii|riltnM«iM «•»•• Mff.|iii.'u AlHiM 1 4«« *■»'"■
#r iIm Mltii mil Mii^ii^niiMlii-liui tl«fiii^i>tiii
|ll tH tiulltillll llfclfUft|IMJ|0, lUI» •»•*•• M»
IM tiilltm ijIil« hu Ailtilli;ii-, mU tili Vp-
ftfilnl IimIIüIi. Wuliriiftiit i{) |j|« -tu Um***
•«Hit. H*VIIJ * * t». c*
- 98 -=-
Blut wegliefen, verminderten «ich dii
kuogen in den Armen , im Halse u
Sanzen Körper beträchtlich ; der
es Kranken war jetit ruhieer, das (
weniger entstellt* und der Kranke sa£
vernehmlichen Worten, dals der Sehn
den Präcordien und in der Magengege
ringer würde. Aufgemuntert durch
Anfang von Besserung, lieb ich noeb
Finten ( welche gegen 34 Unzen dei
Apothekergewicht betragen,) Blut weg
jetzt der Kranke auffallend ruhig war, s
ich ihm sogleich wieder Wasser reichei
Erstaunen und Freude sah ich jetzt, da
Kranke das Wassergefafs in die linke
nahm, (weil die Ader am rechten Arme
blutete,) und ruhig,» aber mit einem
schreiblichen Ausdruck von Wohlbeil
zwei bis drei Unzen von demselben W
trank, dessen blofser Anblick ihn nocl
wenig Minuten in die fürchterlichsten l
pfe versetzt hatte* Nach dem Trinken
Eerte er^sich drei* bis viermal, warf
los etwas Speichel aus dem Halse und
Munde aus« — - Als ich jetzt fand, daß
Puls 104 Schläge in einer Minute hatte,
schwach, weich und regelmäßig war; f<
dafs der Kranke ohnmäcluig war (wa,
come faint), und dals alle vorherigen schj
lieh krankhaften Gefühle aufgehört hatte
band ich dem Kranken, nachdem er noc
wa vier Unzen Wasser getrunken hatte
Ader zu und brachte ihn zu Betr. Jeizt
serte er, dafs er zu Stuhle gehen müsse,
wollte deshalb in den Hof des Hospital
hen. Als m«an ihm dieses nicht versta
so sagte er nichts weiter davon. Besoi
— «J9 -r
emerkenswerth ist noch, dafs der Kranke
ührencl des Aderlasses ein Zeichen machte,
lfd man ihm mit einem Fächer Luft xuwe-
m möge; eine Erscheinung , die mir bei ei-
*th Hydrophobischen durchaus fremd war,
a diese Kranken immer so sehr von jedem
Jawehen der Luft angegriffen werden, dql's,
ach allen meinen Erfahrungen, die Furcht
•or dem Anwehen von Luft ein eben so bc-
ttndiger Begleiter der Krankheit ist, als die
Wasserscheu selbst.
Mach dem Aderlafs blieb der Kranke voll-
bmfnen ruhig und schlummerte etwa eine
binde; was ebenfalls bewies, dafs die Krank-*
Bit gehoben war, da mnnnoch keineh Waa-
Mclieu- Kranken hat schlafen sehen. Beim
rwacben wünschte er etwas Scherbet (oder
»rbet, Arab. Schorbort; bekanntlich bei den
crgenlündcrn ein Getränk, wie unsere Li-
onade, aus Wasser, Cftronensaft und Zuk-
ferf) au trinken. Man gab es ihm sogleich,
ad er trank vier Unzen davon mit grobem
Wohlbehagen. Darauf schlummerte er wie-*
fr ein und bekam während dieaea Schlum-
era wieder einige krampfhafte Zuckungen
den Armen, an der Hrust und im Gesicji-
9 aber doch nicht so stark, data er davon
wachte. Ein Viertel nach 5 Uhr erwachte
o* Kranke von selbst, (der Verf. hat die
rit dea Einschlafens nicht angegeben,) und
hien wieder etwas unruhig, wobei er etwas
srdüchtiges im Blick hatte und offenbar selbst
reifelhaft war, ob er noch eben so gut schluk-
» könne, ala zuvor. Er nahm die Trink-
haie in die Hand, setzte sie mit einer schnei«*
n Bewegung an den Mund und schluckte
wa vier Unzen Wasier hastig hinunter, als
— *oo -— ?
wenn er fürchtete! dafs während einer aug«.
blicklichen Verzögerung sich die Beschwerden
beim Schlucken vermehren könnten. — Aud
legte er die Hand auf die Magengegend nn4
sagte, dafs die Schmerzen in derselben vi*
der anfingen.
Diese drohenden Verboteh. eines Rück
falles bestimmten mich, noch einen Aderid
zu wagen. Ich öffnete sogleich eine V«
am linkotx Arme und liel's das Blut Aiefra,
bis der Kranke völlig ohnmächtig wurde, Doi
ehe es dazu kam, halte der Schmerz in dff
Magengegend schon aufgehört, und während
das lilui: noch ilols, trank der Kranke sock
vier Unzen Wasser ohne Furcht und Wider*
willrn. Ab er aus der Ohnmacht zu sich kam,
räusperte er sich wieder mehrere male, irsf
aber auch dieses mal nur Speichel aus« *
Zu Ende des ersten Aderlasses schlug d«
Puls io4 mal in einer Minute; unmittelbi
vor dem zweiten Aderlaß zählte man 96 Schü-
ge in einer Minute, und der Puls war eil
wenig hart und klein (with a slight degr*
of s/iarpnfi/s). Als sich aber der Kranke toi
der Ohnmacht nach dem zweiten Aderlab er«
holt hatte, war sein Puls 889 regelmäßig, mi-
fsig weich und schwach. Er klagte nur nod
über grofse Schwäche, Eingenommenheit da
Kopfes und Schwindel. — r Jetzt schien df
ganze hydro phobische Zustand entfernt n
seyn; ob mit Andauer? — das mufste der
Erfolg lehren.
Als ich die Behandlung dieses Kranket
anfing, war es, wie gesagt, meine Absicht, «
jeder Hinsicht und naeh allen Umständen <ta
vom Ilrn« Tymon mit Glück befolgte V*
lahreji zu beobachten, und Gl stand dejhilt
N
-f 101 mm
ein Haustui mit ioo und ein Klystir mit 3oo
Tropfen Opiumtinctur in Bereitschaft , um
gleich nach dem Aderlaß gegeben zu werden.
Als ich aber den über alle Erwartung guten
Erfolg des blofsen Aderlasses sah, und mich
überzeugt fühlte, dafs die Krankheit, wenig-
a^ens für jetzt, durch die reichliche Auslee-
rung entfernt war, so beschlofs ich, die Be-
handlung so einfach, als möglich zu lassen,
um nach der Genesung' des Kranken einen
"desto sicherern Schluls auf die Heilmittel ma-
chen zu können, von denen man künftighin
die Herstellung solcher Kranken mit Bestimmt-
heit zu erwarten haben könnte, um so mehr,
da einige sehr achtungswürdige Aerzte versi*
cherten, dafs sie den guten Erfolg des Ty-
mo/z 'sehen Heilverfahrens mehr dem Gebrauch
des Quecksilbers, als dem Blutlassen zuschrei-
ben zu müssen glaubten.
Ich bin jetzt vollkommen überzeugt, dafs
ich in Hinsicht auf die Wasserscheu bei die-
sem Kranken aufser dem Aderlassen keines
Mittels mehr bedurft hättf». Allein die Be-
trachtung, dafs allerdings Kalomel und Opium
in wiederholten Dosen die dienlichsten Mit-
tel wäre?, den Körper für einen Rückfall we*
niger empfanglich zu machen, und dafs, wenn
'der Kranke, ungeachtet des jetzigen guten
Anscheines, am Ende doch nicht genäse, mein
Abweichen vom Tjmonschen Verfahren mir
yum großen , Vorwurf gereichen könnte , so
fügte ich mich demselben in so fern, dafs ich
dem Kranken alle drei Stunden Tier Gran
Kalomel und einen Gran Opium geben liefs.
Die erste Pille wurde eine Viertelstunde
vor 6 Uhr gegeben, aber sogleich wieder weg-
gebrocheji mit etwas nachfolgender wä langer
.*
10* —
/
Masse* Fünf Minuten vor 6 Uhr wurde dar-
auf eine zweite Pille gegeben f welche blieb.
Jetzt schlief der Kranke bis 7 Uhr, trank
dann wieder etwas Wasser und hatte einen
regelmäßigen Stuhlgang. Dieser Umstand be-
stärkte mich ebenfalls in der Meinung, dafii
die Krankheit gehoben sey, da ich -nie es we-
der selbst erfahren, noch irgendwo jgelesen
habe, dafs bei Hydrophobie ein regelmäßiger
Stuhlgang erfolgt wäre.
Um 9 und um ia Uhr nahm der Krank*
wieder eine Pille, schlummerte abwechselnd
und trank Wasser, so oft ihn durstete.
Mittwochs, den 6 Mai, (am zweiten Tage
der Krankheit,) Morgens o Uhr hatte der
Kranke 84 Pulsschläge in der Minute, und
eine kühle Haut Er hatte die Nacht gut ra-
gebracht, sehr oft Wasser getrunken, um 3
Uhr eine Pille genommen' und eine andere
kurz vor meinem Besuche. Die Zunge war
an den Rändern rein, in der Mitte aber noch
mit einem Ueberzuge von Betel bedeckt, wel-
chen der Kranke vor dem Eintritt des Uebels
gekäuet hatte. Während der Nacht waren
zwei Stuhlgänge erfolgt. Der Kranke klagte
über Kopfweh, war aber ganz frei von Be-
schwerden in der Magengegend.
Bei der Untersuchung des gestern gelas-
senen Blutes fand ich das'Coagulum dessel-
ben ganz ohne concave Oberfläche und ohne
irgend eine Spur der sogenannten Speckhaut
Die zuerst weggelassene Menge maafs, wenn
man das während der NacHt Verdunstete mit
anschlug, 40 Unzen, das zuletzt Weggelassene
zwischen 7 und 8 Unzen. (Also zusammen
etwa 5o Unzen deutsches Apothekergewicht *).
•) Dleae Reduction mag hier entbehrlich «eyn und
/ ■■
rietter rtur Pille. woFwf «ö*ifc»r e^n* Aixtae-
mt£ tn-Mgt*. Eine fceJhe Smmfe mehHAr
h w »rihl I m*et) S»pr>. — Kr «**r *^ty; g»p?
oJrif wnd b«»irer. «urf Jc/Hffir* *H* Knc^n «ihw
mrb*& He»n**.v>rren.
!> sajfre: vor rp T*p#»n (den hfljriwi
wiynefthftrt ; habe er N^hmina/p* 4 1 rbr.
«* JJer Surfe kehr vefc seinem H*u*e 711 TSn*-
ipoglab Msm Vtsme sein** Herrn m <*w-
inghee eiften PerMi-Hnnd einen l<Wber An*
iltan «Dil Seiften sehn. Mehrere Menfrehen
ÄtWÄ «eh unf der Steile vertArttmelf tfehabt;
neb er sei näher ge$*n#eft. Jem «e\ der
Tund gecen ihn gerannt und hahe ihm «I»
r vor demselben b*we fliehen wollen, biete«
El das rechte Rein gebissen, etwa 6 ftoll %ibet
len Knfaheln. An dieser Stolle reifte der
tränke awei Narben, die eftra anderthalb ZoH
* -ir«l d#ab*la m«-h finr *>i«ivfiibr Anrft£*b+n ; in
«in»4i)ilift«n andern fiilln n<vlli* man rii#»*^lb* ahnr
«iariliaut nicht v#riMim*n, Ah A\+ Mrdii malkrwirh-
t* in vmchitdntfen l.Än<t«Mn \<mi Knirps »o nnlrn
••«•l v<*n einander abiw^i«^*«. Oa t1i<»#* *f»Hvn«
bttinVn Hfducii^ntn b*i iUm fifthram-hf ri-r«nnVr
mt«)itiniaf.h«»r S< hvili^n aaht ol> x\i>>Nihnlt nml da
«lutt-h a»1ir hrachwtrliih werben »nnUi*n. an ist r«
auAftlltnil, «Uf% mm <1i**tlb«*n niiln «ihnn Una;«i
tluirh tine ßni* Ta)«#ll* twintbilith ß«»ma**hi liat,
währen«! man an *inl»» TaltdUn lii« mintWr brilm-
t*n«l« uaad twAu v#rg«nftliih* 7iw*»rV# i»nma»l. I)n
Urbtra. hai tUOialb lAon *or rndttfrn Mn'mpw
von guton l\*tin<trn ein ioIiIi«*! Mi*4rtiMiiin«mMt»,l
v#rl>riigf*n Immii 11ml im h\* |*'ift IO01 Mntrh Arn.
Mangel 1101 li tintßnr in \>rplr»iMn»»i^ t\\ *\+\]wnArt
AncsDen abftftliallPii, «Im A « 1 1 »• i « «lnnltf»n m Um» n..
Jvitorh in flieanm jnn aligpt«nllpti, t^ iUI« A\n 't'a-
btlle iu YTtnig VYui.Iipu mt> li^in»<n nitil —
1/ r.Wf»-.»
von einander entf»rnt, aber durchaus ohne
eine Spur von Entzündung oder von Verdikt
kung der Häute waren» — Nach dem Bisse
verschwand der Hund« und der Krqnke horte
nachher nichts weiter weder von dem gebis-
senen Fischer, hoch von dem Hunde, Die
Wunden bluteten ziemlich stark; heilten aber,
da sie nur flach waren, sehr bald und ohne
irgend ein Heilmittel. Bios unmittelbar nach
dem Bisse legte der Kranke etwas Scharlach-
tuch (in seiner Sprache; sultani banat) mit
dem Safte einer reifen Pisangfrucht getränkt
auf die Wunde, weichet man ihm als ©in un-
fehlbares Mittel gegen die Ansteckung durch
den Bils 'eines tollen Hundes rühmte« — Er
sah nie einen Menschen, der an Wasserscheu
litt, und obgleich er gehört hatte, dafs von
tollen Hunden gebissene Menschen eine Krank«
heit dieser Art zu furchten hätten,, so furch*
iete er doch nicht, 4*voa befallen zu werden,
und dachte nach dem Bisse kaum wieder dar-
an. Er blieh bis zum 4* Mai oder bis zum
?7ten Tage nach dem Bisse in meinem ge-
wöhnlichen Gesundheitszustande, und fühlte
erst jetzt Eingenommenheit des Kopfs, Schwe-
re in den Gliedern, eine gewisse Verdrossen-
heit, Mangel an Efslust und eine oft wieder«
kehrende Vorstellung, dafs Hunde, Katzen und
Schackals ihn anfallen wollten. Auch fühlte
er einen prickelnden Schmerz in der gebis-
senen Stelle. Als seine Schwiegermutter ihm
das Frühstück, brachte, scheute er sich, es zu
essen, Doch setzte er seine Arbeit, das Was-
serschöpfen aus der Cisterne im Hause seines
Herrn, nach bis Mittag fort; konnte aber von
da an {las Wasser weder ansehen, noch be-
rUhrepJ und wurde hei jedem Versuche, es zu
-f— 105 *•
tbun, mit den fürchterlichsten Schreckhildern
von allerlei Thieren, die sich anschickten, ihn
zu zerreißen, gemartert. Jetzt dachte er zum
ersten male an die .Krankheit nach dem Bisse
eines tollen Hundes, hielt sich für überzeugt,
dafs. er daran leide und dafs er dem Tode
nicht entgehen könne» Er afs und trank den
Abend und die ganze Nacht nichts, wegen
der schrecklichen Phantome, die sich unab-
lässig vori seiner Einbildung jagten. Am fol-
genden Morgen hatte sich sein trauriger Zu-
stand noch verschlimmert; es fanden sich
Krämpfe ein, mit Angst, Beklemmung und
Schmerz in den Präcordien und in der Ma-
gengegend, Die Leute, welche, um ihn gewe-
sen waren, sagten, dafs er in jeder Hinsicht
immer schlimmer und schlimmer geworden
sey, bis er in dem schon beschriebenen Zu-
stande im Hospitale angekommen wäre. Von
dem, was am Tage seiner Aufnahme in dqs
Hospital mit ifem vorgegangen war, konnte
er sich nichts mit Bestimmtheit erinnern. lüjr
besann sich nur noch schwach, dafs er in sei-
nem eignen Hause gewesen war ; wie er aber
dahin gekommen y wann er es verlassen, und
auf welche Weise er zum Hospitale gebracht
worden, — davon wufste er durchaus nicht?.
Der erste Umstand , dessen er sich nach
den heftigen* Anfällen wieder «erinnerte, war
das Trinken des 3'cherbets, Er versicherte,
dafs er seit der Zelt ijjimer bei voller Besin-
nung gewesen sey, und dafs ihn von dem
Augenblicke an alle Furcht verlassen und sich
nie wieder eingefupden habe. Jedoch irrte
er hierin, da er zugestand, dafs er von dem
zweiten Aderlafs nichts wisse; ein Beweis,
dafs vor diesem Aderlafs die Krankheit; schon
— io6 —
wieder stark genug geworden wir, um seine
Geisteskräfte in Unordnung zu bringen.
Vormittags, halb u Uhr, klagte der Kran-
ke über heftigen Kopfschmerz, und seine
Au^en waren mehr roth unterlaufen, als des
Morgens früh. Andere Symptome hatten sich
nicht wieder eingefunden. — - Man liefs ihm
den Kopf scheeren und an jeder Schläfe 6
Blutigel ansetzen.
Nachmittags, 3 Uhr: der Kranke hatte
um ju Uhr eine Pille genommext und eine
so eben. Die Blutigel hatten vidi gezogen.
Der Kopfschmerz hatte nachgelassen. iZu Mit-
tag hatte der Kranke 8 Unzen Sago genosien.
Abends 6 Uhr waren alle Umstände die-
selben. Der Kranke hatte jetzt a8 Gran Ka-
lomel und 7 Gran Opium genommen. Ich
liefs ihn von jetzt an alle 5 Stunden nur 2
Gran Kalomel und einen halben Gran Opium
nehmen*
Abends 9 Uhr : der Kranke hatte a Stun-
den geschlafen ; der Puls hatte 80 Schläge in
der Minute. — Der Kranke nahm noch eine
Pille, auch etwas mehr Sago. Es entstand
eine reichliche gallichte Ausleerung. Der Kran*
ke klagte noch über Schwindel; hatte aber
kein Kopfweh.
Donnerstags, den 7. Mai, (am dritten
Tage der Krankheit,) Morgens 6 Uhr: der
Kranke hatte Nachts ia Uhr eine Pille ge-
nommen, wollte aber um ,3 Uhr keine neh-
men, weil ihm, wie er sagte, der Mund wund
wäre* Doch nahm er jetzt um 6 Uhr eine
Pille. Er war in der Nacht unruhiger gewe-
sen. Diesen Morgen brach er etwas Galle
weg.
Vormittags 10 Uhr: der Kranke litt in
— it>7 —
hohem firmle nn HlierinNhlger AlittindeMitifl
der l lullet welrhe ihm lirlidift ittnl von dun
kelftrüner lrnt in* diirrh l'iilueriieu und Muruli-
lull fdjßitiff. ''"'in l'u'* war int in der Mitiu»
1.9 ; Heine llntil; elwiu hniU; »eine Ue'iuhK'il-
ge Imtlrtii den Aimdnirk dpi I liiKflmpJii l»Ki»il ;
»ine brennende Km|iliiidMnß liMte nielt filmt'
den mniixpii 1 fnleileili veilueilM. jed»»rh ßmrsi
vertrldedfii, wie der Krnuke nn^te, von id'iu
rilllmrii Nrhmei* in der INnl»e)ß< ft^ud. lüh
verordnete ihm eine Pinie u»eflen r; lltmtn
nunh deutlichem UewirhtJ (iliftmilleniherv wn-
nm«h er viel (»*lln eflimeh. Dm n I Mir he-
kflitt er nebt (irrtH A*i/»i/rfe/ und Urteil linlli
r.w<llf Uhr eine hnllip lirm-lmm ,lnl.i|i|w* (II Air.
oder Wnif.fl.'1 j und elirn nn viel iM^neiM.
|)le*e Mittel bewirkten e.pmui Abend hedrtt-
lende Pirleieliteiuiift. Dorli kehrten diu /ii-
fftlle in der Nnr.ht xutllek und beiintuhißieji
den Krutlkru no »ehr, diilii
mit Kreidig Motten, den ß. IVIni, (mm {.
Tilfle der Krankheit,) die leinere Aii«l'*etiing
der (»rille dutili Nenn*, Mnniin und (Iremul-
tmtml li*?r«'ii •!#•! t niiil ein K I % mi |i von linneul
( %. die H* iiierkuntft'ii ) vcfiudner \ter-
den niuUtn , um i«ine tit iH«Str> Hul'una
liervfitr.nlniii^en. -- Mer l'ul» hntte tun
flu iSrhlrtffe in der IVtiriiile und wnr ti"hi'irift
weleh. Mit« brennende Kmi'Hurlim^ über iImu
l/litetleih wnr veinehiviiuden. Au« dem Mun-
de Muli eine /;imUm l\1f«n^i« Sptiiehel. In (|fir
Nm-hl hfille fiel Krmike eine V\ nMermrlnne
iSnntmliend«, »Ihm d. Mal, fnni ',. T»fln der
KmtlkhfitJ Mnrßeti« || tlhi r.li.r Kinnko hnl
te eine ftiile Nmhl fvt«hnlii. hin filmrm;iUi.>n
fleuretioti iJei linlle inun» mwli^eUsseti. Kr
; mm 10Ä —
bat sehr um etwas zu eisen ; Ich erlaubte ihm
aber blos Reis und Sago. Milch wollte er
nicht — Er schien Jetzt von allen krankhaft*
ten Beschwerden befreit zu seyn. und es zeig«
te sich von jetzt an keine bemerkenswerthe
Erscheinung mehr. Der Kranke hatte sehr
futen Appetit; mufste sich aber mit Pflanzen*
pst begnügen, üinice Abende hindurch zeig-
te sich noch etwas Hitze in der Haut und
beschleunigter Puls; beides verlor sich aber
bald nach einigen kalten Bädern und bei ei-
ner beständigen Aufmerksamkeit, die Leibet»
Öffnung gehörig zu unterhalten*
Montags, den iß. Mai, (am 14. Tage der Auf-
nahme,) war der Kranke bereits einige Tage suf
'die gewöhnliche Hospitaldiät gesetzt und Bas«
•erto* da er sich in jeder Hinsicht wohl fühl-
te, den Wunsch , aü seinen alten Geschäften
entlassen zu werden. Da aber das Wetter
Ausserordentlich heifs war, so dafi das Ther*
tnometor im Schatten g5 bis 10p Grad zeigte,
so vermögt© ich den Kranken, noch bis tarn
Eintritt der Regenzeit im Hospitale zu blei-
ben. Dann aber werde ich ihn, wo mög-
lich, zu bereden suchen, dar« er wenigstens
Ei" Jahr in meinen eignen Geschäften bleibt,
damit man nicht etwa, wenn er nach seiner,
Entlassung an irgend einer andern Krankheit
Stürbe, sagen und glauben könnte, er %tf
dennoch an der Wasserscheu gestorben»
(Di« Fortltutfng folgt,)
— log «
1 . ..
Inhalt,
Beobachtungen fiber den aiiite'kenden Typbui»
Welcher lin Jabre IB}1 1« Hantn tpidewiirit
wth Vom Dr. /. tf. K«w>, *u Hanau* Stite |
« Mediclniiche und cnlrnrgii« he Aeobachtunten.
Vom Hofrath Jbh. ^ag> frilk* fftämut, Bit
kreiden.. * * * i t "^ 4t
I. Belladonna, all PMimativ gegen du fltbar*
UehfUber* nath Hm» Dr, H*hnwnt*nn> «— 44
i, Angina Ihttttbranacea» » » , »v **- 44
0> Hernlotomla cruralie, toirhttg, eoWohl ilt
oprratiter* all in tWapftutlether JUtniictit. — 63
It. Killt glücklich durrh Aderlaß gehellte Wauet»
echoue sieh dam filia* einee tollen Hundee* ..
Ton Dr. /•#» iMeo/*>taf, übertatet ton Üu Kr*N*>
AH Oöttingtn* * • » . . r» b£
HO
Mii dleäem Stück de* Journals wird MUfgegebent
Bibliothek der praktischen Heilkunde. Acht
und dreißigster Band. Fünftes Stück.
.Inhalt::
Uebersichl der Holländischen. medicinUch - chirurgischen
Utteratur in den Jahren 1807 bit ißio»
1
Anzeige
an die Herrn Mitarbeiter des Journals
und der Bibliothek d. pr. Heilk*
JLn der gegenwärtigen Ostermesse werden alle rückstän-
digen Honorarien für das Journal und die Bibliothek Ton
4«n Jahrgängen 18 r2 und 181 3 ausgezahlet. Indem ick
diejTs den Herren Mitarbeitern anzuzeigen die Ehre habej
bemerke ich nur» dalj, um Postgeld *u ersparen , Still«
schweigen als Quittung angesehen' werden -soll. Wer
also bis tu Michael noch nichts erhalten hat, wird ge-
boten, solches mir anzuzeigen!
Dr. Hufeland.
J o u r d a 1
practischen Heilkunde
herauigtgabea
f OB
C. W. Hufeland,
Kttnlgl« Prauli, fl?Mt*r»tli, Elfter daa rothon Adltr*
Ordfai drittar JUmm, wirkt, Latbm r, Proifuor dar
Madlei* au R$rlln aia«
• *
und
K, HImly,
, PiaffMor dar MacUeia au Oenlnfaii, Dlraatar
do kllnlichan imtlmti ai«.
0'*«, Pr*und, iti a//# Th*ori99
Dotih friin 4t L§k*H$ goMißr A*i**t.
Qärk*.
Vi. Stück. Juniua.
Berlin 18M.
In Commliiion daa RaalaibuUfiuchfaAndltuifi
Ml
1 ♦
- 4 -
Di
'ie antiphlogistische Methode, und nament-
lich das Aderlafs, fangt jeUt an, eben so herr-
schend zu werden , wie vor sehen Jahren die
reizend-stärkende, und* unleugbar wird sie bei
der jetzigen Typhusepidemie oft mit yielq^
Nutzen angewendet. So sehr sich der ratio-
nelle Arzt über diese Veränderung^ freuen, und
denen danken mufs, die den ersten Anstolf
dazu gaben, so ist doch gar sehr zu fürchten,
dafs nun bald der grofse Haufen der nicht
selbst denkenden sondern nur nachahmen-
den Aerzte eben solchen Milsbrauch mit den
Aderlafs treiben werde, wie noch vor kur-
zen mit dem Opium. Es ist ferner sehr na-'
türlicb, dafs die bessern Aerzte selbst «ick
fragen: Ist es möglich, dafs ihr die wahr«
Natur des Typhus, so lange verkannt haben
solltet ? Ist er wirklich und immer eine Him-
entzündung ? Und wenn dies der Fall ist, wil
konntet ihr ihn vor 10 Jahren mit Opium und
Wein behandeln und glücklich heilen, und je«
mit Aderlassen und Nitrum? Wie kann- nup
die nämliche Krankheit auf so ganz entgegen .
gesetzte Weise, und glücklich behandeln ?
I
- & - •
Dm Publikem tadliel, iu Innig mit
•m Handeln dea Afitee verwebt, um etah
cht daa llteht dea Mitdenket! und Mltre-
tti anaunial'aett9 tttufa et nieht irrt m UM
»rdea y und um Endo dt« gaaae Kunst ftlr
b Gaukelspiel und dtr Hamebaft dtr Mode
itetworlen ansahen?
Jenen Miiebraueh au verhüten, und Aaf-
hlufs au geben über diese scheinbaren WU
mprUehe, dadurch mehr Licht iu verbreiten
i« daa Wesen und die Behandlung dieser .
»wichtigen Krankheit #«lbatf du ist du
trank dielte Auisatata. Der Vtrlasser glaub-
► itah diitt um eo mehr aufgelodert, dt ff
alagaahtit hatte, die* Epidemie an dta f #r* t
Mtdtaartigsten Ortta, la Breslau und in
trlia* tiad unter dta mannicihfaUigitaa öa*
eltaagen und Behandlungen* in Grollen
ad im Kitiaea 9 au sehen, da er iqhan Im
ihr 1807 die damalige Kriegspest reaht in
rtr Mitfee beobachtete, und beschrieb, und
1 tf alt Anhinget eines herrschenden By-
d«r Schule geweien ist.
— 6 -
. -II
i
■ ■ ■ ■
Vergangenheit,
Vor allen Dingen kommt et darauf n,
den Gegenstand im Ganzen in'* Auge zu ta>
aen, nicht blos in seiner gegenwärtigen *tft-
- liehen Erscheinung« Denn wie kann in
• Leben, so wenig des einzelnen Menschen A
' der Menschheit, so wenig im Geistigen ab ia
Physischen, eine einzelne Erscheinung, durek
-Zeit und Umstände bedingt, einen befriedw
genden Aufschlug Über die wahre Natur *
ner Sache, und für alle Zeiten; geben? Ia
sie nicht immer nur ein Fragment der Ge-
schichte des Ganzen ? Und ist es nicht ebei
ein Hauptvorzug unserer Zeit, dafs wir eist
so lange und gereifte Vor weit, so wie ein
noch nie so vollständig verbundene MitwA
bei unsern Untersuchungen Entsprechen 1*
sen können?
Wir wenden also zuerst unsern Blick J*
grofsen Lehrerin, Geschichte, und fragen ifo
Was lehrt sie ufcs im Allgemeinen über &
Veränderung der Heilmethoden in Sieb«»
I«
fc
v
}
i
i
]
— 7 - — •; '
berhaupt, und dann über Typbutf und Krieg** .
pidemieen insbesondere, mit besonderer
lückaicht auf das Aderlafs?
Fieber Überhaupt.
t
Hier finden wir, dafs in den frühesten
Seiten die Kunst von da ausging , wohin sie
jeut aurüokkehrt, Zu Aip poerat es Zeiten und
bei seinen Nachfolgern war die antiphlogisti-
sche Methode die allgemeine bqi fieberhaften
Krankheiten* — Auch i»t es so natürlich und
dem reinen Blick der Kindheit der Kunst so
angemessen, da, wo Hitze, vermehrte Tätig-
keit des Herzens und 4er Gefäfse vorherr-
sehen, wo so leicht äuisere und innere Ent-
zündungen entstehen, wo die Natur selbst
durch «freiwillige Blutergielsungen oft augen-
blickliche Erldbhterung verschafft, kühlende
Mittel und Blutentsichungen anzuwenden* Vor-
züglich wurden Affektionen der Brust und des
Kopfes, Irrereden, Rasereyen, heftige Kopf-
sehmenen, als dringende Anzeigen dazu an-
gesehen. So blieb es im Ganzen bis zu Ga-
lenus und auch bei ihm und seiner viele Jahr-
hunderte dauernden Geistesherrschaft; bis in
■ . - — 8 —
den mittlem ' Zeiten die erwachende Chemie r
die Aerote neue und gewaltige Mittel zur
Bekämpfung der Krankheiten r und zugleich
eine neue Ansicht der Krankheiten selbst, die
chemische , lehrte* Diese verdrängte zuerst
das Aderlafs bei der Kur der Fieber. Bisa
sah nun in den Fiebern flicht mehr blos ei-
nen Orgasmus des Blutes, sondfera Stoffver-
derbnisse, innere gegen einander streitende
•
chemische Kräfte, die nun wieder durch an»
dere entgegen gesetzte chemische Potenzea
aufgehoben oder ausgestoßen werden konn-
ten, auch durch manches neuentdeckte treffli-
che Mittel wirklich wurden. Se entstand A-
racelsus und Sylvius Schule, und aus diesen,
in Verbindung der damals öfters eintretenden
Pest und pestilentialischen Krankheiten, die
Vorliebe für hitzige schweißtreibende Mittel,
und die Nichtachtung , ja die Furcht für 4m
Aderlafs in Fiebern» Die grofce Entdeckung
des Blutumlaufs durch Harvey machte zuerst
wieder mehr aufmerksam auf die Blutentlee-
rungen, Und, als nun der Mifsbrauch der
Schwitzmethode den höchsten Punkt erreicht
■
hatte, traten. Boerhave, Sydenham, Fr. Hof»
mann und nachher Tissot und Zimmermann
auf, zeigten die Nachtheile des allgemeinen
— 9 —
braucht derselbe* und setzten die aatiphlo*
aacl)*, und somit auch dt» Aderlaß, als die
indmethode bei faiuigen Fiebern, wieder iq
i alten Rechte ein, beschränkend die entert
• auf die Klasse der malignen und peati-
tialtschen Fieber, bei denen aber seibat
h ijn Anfange n«ch das Aderlafs bei jun»
i *ud vollblütigen Subjekten gestattet www
— In «der Mitte des achtsehnten . Jahr-?
iderts bereitete die Lehre von gastrischen
inkheiten und gastrischer Methode, in
rtschland suerst gründlich und systematisch
Wickelt durch Hehr öder, Brendels Stott,
hier» dem Aderlafs in Fiebern neue Be-
ränkungen. Es ward erwiesen, dafs bei
triseben Fiebern das Aderlassen in der Rt-
schädlich iey, und daie die bisher immer
rein entsUndlich angenommenen Affektio-
Tder Brust und der andern innern Orga-
insonderheit des Gehirns (Phrenüis), oft
a consensuelle Wirkungen eines gastrischen
xes seyen, durch Aderlassen verschlimmert
I nur durch Brech- und Purgir mittel ge-
lt werden konnten. Dies wurde nun wie
röhnlich wieder Übertrieben, man wollte
► Krankheiten wegpurgiren, man leerte am
ie die Kräfte mit aus, und so mufste nach
dem natürlichen Gesetze des Gegensatzes du
eine Extrem das andere hervorrufe^, und der,
der das entgegengesetzte predigte, schnell all-
gemeinen Eingang finden. Dies war /. ßrown.
Solch ein Schicksal hatte das Äderläfs, so lan-
ge die Kunst ejristirte, noch nicht gehabt * aber
auch solch ein Schicksal €ie Kunst selbst noch
nicht. Das Adertassen wurde so gtffc wie vöU
Völlig ans der Heilkunst verwiesen. Alle
Krankheiten verwandelten sich in den Kö-
pfen der Aerzte in Asthenien. Seihst auf
Universitäten wurde die Thesis öffentlich auf-
gestellt, es gebe gar keine fcahre Enteiindungi-
krankheit, und das Aderlafs atfjr nie nöthig.
Unglücklicher Weise kamen Epidemien hin-
zu, die die höchste Schwäche zum Karakter
hatten, und 'diese Behandlung erfodeiten« Doch
auch hier öffnete das Uebermaafs des dadurch
angerichteten Unglücks endlich die Augen.
Eine neue naturgemäßere Theorie kam dazu,
und mehr noch ein heuer mehr entzündlicher
Karakter der Krankheiten, der sich zuerst am
deutlichsten in den Scharlachepidemien offen-
barte und da den Schaden der reizend -er-
hitzenden Mittel zu deutlich darstellte. Mas
ging also bei dieser, und tllmählig auch bei
Andern, zur antiphlogistischen Methode Über;
das Aderlafs ward wieder in seine alten Rech-
te eingesetzt; man fand «endlich et selbst bei ^
dem epidemisch eintretenden Kriegstyphns
heilsam, und wir sind jetzt auf demselben
Wege, wie Vor xo Jahren die erhitzende reiz-
erhöbende, so jetzt die antiphlogistische und
reizentziehende Methode für die allein und
allgemein heilsame bei hitzigen Fiebern, und
vornehmlich beim Typhus, den man selbst für
nichts als reine Hirnfentzöndung betrachtet, zu
halten *)*
Was sehen wir in dieser kurzen Ueber-
■ • .
sieht der. ^Geschichte der Kunst? Einen Cj-
cliis der Hauptmetboden* die wechselweise
einander verdrängten, und am Ende immer
.wieder au ihrem Anfapg. zurückkehrten. Der
Unterschied 'ist nur, dals früher der Cyclua
langsamer, in den neuem Zeiten schneller
durchlaufen wurde* Es scheint, dals je Vei-
ter das Menschengeschlecht kommt, desto ra-
/ s eher der Lebensstrom der Menschheit fließt,
*) Merkwürdig ist hierbei eine Erscheinung. Bei al-
lem Wechsel der Kunst und der Epidemieen ist das
* Französische Volk dam Aderlafs treu geblieben. Aber
au leugnen Ut> auch nicht, da(s kein* unter allen .
ao sanguinisch und entzündlich ist, nj)d das Ader«
lassen mehr fodert, als dieses»
und Umwälzungen, did. sonst Jahrhunderte er-
■
loderten, jetzt in Jfhrzehenden möglich tu
So geht es in der politischen, tp in der phi-
losophischen, und eben so Audi in der me-
dizinischen Welt* Ein Menscheneiter ist jetit
hinreichend, die ehemalige Weltgeschichte ei-'
nes Jahrtausends vor sich vorübergehen n
seheii, und so braucht man nur dreÜsigJskt
die .Kunst geübt zu haben, um die Kunstg*
. schichte ganzer frühem Jahrhunderte seiht
durchlebt zu haben. Ich rufe darüber im
Zeugnils meiner altern Mitbrüder auf, und ich
kann selbst als ein solcher auftreten, ich er-
innere mich noch sehr gut aus meiner Jugtnd
der Heilmethode meines Vaters und GroEv
Täters, die beide Aerzte aus der Hippocr**
tisch - Ho ff mann* idhea Schule waren. Wh
höchst einfach4 war ihre Praxis ! Alle fieber-
hafte Krankheiten wurden: in zwei Klasseo,
hitzige und chronische (welche intermittuen*
dg und schleichende begriffen), eing&heilt,
die liitzigen wurden in der Regel alle toi
Anfang an antiphlogistisch behandelt, und bei
vollblütigen, oder, wenn Brust, Kopf oder eh
anderes edles Eingeweide hervorstechend ft%
im Anfange immer Ader gelassen« Erst M
die antiphlogistische Methode die Zofifflo flidl
— i5 —
>e*serte, der Pult tunk, die Zeichen dov
ichwHcho (Bt'Narriflkeit, *Ma!jgnitllt hioU ee
lamals) eintraten, dann wurdeq mit Vorsicht
ixdlirende Mino!, Spiritus Minderen, Schwe-
fel, dann Katnpher, Liquor snodyitus, Ai»pe-
ica, Valeriana etc. angewendet. Die Kunitt
per glücklich. Ich nahm aie ebenfalls an, nur
mit dem Unterschied, dufs ich durch JUrtittr
laad Stall unterrichtet, die Lehre von den
gastrischen Krankheiten mit iu sio aufnahm.
Aber eben so gut erinnere ioii mich, aus dem
Anfange meiner praktischen Laufbahn, wcl-
eher Milsbraueh . da von Halbnr/.ten und lu-
den mit dem Aderlassen getrieben wurde,
wie ich öfters iu Kranken -mit Plcurusieen
und Phrenesieen gerufen wurde, welche durch
tusseidges oder zu hiluliges Adcrlnssen olFen-
bar rersohliinmert, ja oft tödlich gemacht wor-
den waren, und dadurch die IJeberr.<»ugiing,
die mir schon von meinen Lehrern milgutlieilt
worden war, anschaulich erhielt, dal* es Ar-
teil dieser örtlichen FieberafTcktinnon gebe, wo
das Aderlals nicht hlllfroirh, sondern achrtd-
lieh eey. — Ich habr hierauf die gastrische,
derfh die JJrown'tche Periode vor mir vorbei*
gehen sehen, und nun glaube ich mich oft
erfader in die ersten Zellen zurtlckgeseur,
— 14 -
wenn ich sehe, dafs man Adef .'laltt Mos nach
dem Namen der Krankheit, ohne Rücklicht
auf Individuum, Puls und Nebenumstände zu
nehmen; wenn ich «ehe, dafs die Halbärzte
jetzt eben ao leicht und eben ap gedanken-
los zur Lancette greifen, wie vor kurzem noch
zum Opium«
Xiervenfiebtr*
Heben wir nun insbesondere die Fieber*
gattungen heraus, die in neuern Zeiten unter
dem Namen Nerven- und Typhusfieber eins
So grolse Hölle gespielt haben, und fragen
darüber die* Geschichte» Haben sie immer
existirt, oder sind sie auch erat Produkte der
neuern Zeit, wie manches andere nur tempo-
relle? Haben sie immer dieselbe Form und
Karakter gehabt? Sind sie immer denselben
Kurmethoden gewichen?
*
'Schon der Vater der Kunst, tlippocra»
tes, dessen Blick nichts entging, unterschied
unter den hitzigen Fiebern gewisse Arten, ia
denen sich etwas bösartiges (r# *#*«*$-<*) .und
etwas geheimes , höherer Abkunft (r# .W)
offenbartet ',D^s erstere bezeichnete er durch
- V« —
•lud naflewühnlifcha, flleinh totn Anfang an
eintretende J ielj«-tiMüht»llrhe « und groliMs
eehnelle, oft tetatedtte 'IVJdllehtalt« dm en-
dete «liirlttrch^ riala f!« tlüle Jllenjrhcta und
Gebenden yt^lHüli ergriffe , ohne diu g*-
tt(Jhtilirht»tt in die Pinne fftllf*rfH«*ti UrMnhert
der Krankheiten *-nMtRhr4 fi«n* tingf-wdhulJ-
t-htt 8jfMptrit«M> Nerrtirbfinßp« und üben *0
ahn« llnnllch bemerkbar» IJrtanheti wie-
de* attfh<Jris und sei den KfH*her einer In
einet- hühern Ordnung d»r Hing* liegenden
Uteifthe trage, Narh den furhermhenden
fijrttlp^ittietf wurden die*» Fieber vernehleden
benennet! bald tjphn dm, wenn da* Haupt-
ijrttifitnHi flrldaf und Krijtf«Mt»iott war; bald
Ae/adw, wenn ea kulliiualiter (ich welle war;
bald alrmntlvi, wenn ea gtolae Atig*t war;
pemfihifndrt , wenn fttnuilirtiif* vorhanden
waren etc. Die Fest gehörte vor abglich dar
unter* — Unhnuu der hierin flntir, dein thp -
pörrrttes folgte, he*tlrnmte stiemt den fl^fliiff
der MalignitNt genauer* «ftirl rw*r folgender-
geltalt? Kim* Krankhelh hei itelrher eine nnn-
gezeichnete Profit rnH cm tlr-r J.f>bi?n9kieri« aHieln-
bare Oelindlgkeit und detinneh gtulie nefabr
(eiwaa fereteekteei helnttllfJcIsehei > find kei-
ne beeUnttnten fallen, noch weniger ihre re-
— i6 ■*_
0
gelmäfsigen Zeitperiaden (daher sie i
'ätypicae, atactae genannt wurden) vörk
"inen. Er bemerkt auch schon, dafs bei dii
Fiebern da» Aderlässen schädlich sey; i
bebt er schon eine eigne Art heraus, de
den Namen Syhockus pucris giebt, un
nachherigen Faulfieber. — 80 wie Galt
Lehre, so erhielt sieh auch dieser Be,
der Malignität und die Eintheilung der Fit
bis auf die neuern Zeiten. Man untersci
sie nur in sporadische und epidemische o
tagiöse. Fried. Hof mann nannte sie Fei
petechizantesi contagiosa** und im JiäiM
Grade, pestilentiales.
Untersuchen wir genauer die Schildern
gen , die uns die bewährtesten Autoren je*
Zeiten von diesen Fiebern geben, 90 find*
wir, dals sie alle schon tue nämliche Fieb*
gattung sahen, und deswegen von dem Ha
fen der andern hitzigen Fieber absondert«!
die wir jetzt sehen, und die wir nachher Fa4
Nerven- zuletzt Typhusfieber genannt habet
Die Hauptsache der Karakteiistik besteht bs
allen darin: Gleich von Anfang an grob
Kraftlosigkeit, Affektion des Kopfes, Schorf
* . *
Delirien, Söpor, Nerrenzttialle, kleiner »chwi>
cker
Venaesectia in hisce febribüs Valde e#i-
tiosa esse potest , et quidem eo plus,
quo jfiagis contagmm nervös ajfecerit. Gft-
lenus jam monuit, pucredinem non indica*'
re ad phlebotomiarJy Forestus multas - no-
xos in Jebribus putridii o. venaesectiotie
' orifi vi du. Ex omnibus colligerö licet, ve-
naesectionem tantum in casu plefkorae, nun*
quam vera ob ipsius febris putridae indö- ^
-lern instüuehdam essef -Adest quidem non-
rtunqjiam stasis inflammqtoria, quae phlebo-
'tomiam indicare videtur ; pleiumque yero,
■haec stasis putrida a phlegmonei in febribüs
"inßammatoHis' consueta, satis diffezt) free
eadem medendi methodus ei conveniu Hinc
" *- ■*'...
haemorr.hagitte in hisce febribui fere nun-
quain vriucae* et rarissimä cum euphofia
succeduhtp* dum plerumque ex dissolutioiie
4>riuntur; atque tnorbi gravitatem declarant.
Neqtte temer e vem pletliora in febribüs pu-
tridis observare licet, cujus adparentia ex re-
sohlt oria tantum sanguinis turgescentia pro-
ducitur. Quodsi ergo simul virium ratio in
censum trahütur. venaesectio omnino et in
his febribüs* präecipue versus crisiki, ubi
ejus motus saepe abundantia humorum im-
pediuntur, utilitatem praestare potest* —
B %
-*- S6 —
Aber wie beschrankt ist nach seine Berti»
mung des Nervenfiebers, gegen die AusdA
nung, die sie nachher erhalten haben! Offep»i
bar Fallen bei ihm die meisten unserer Tta
Venfieber unter die Klasse der Faulfieta
Und wie kurz, und doch für das wahre Ner*
venfieber so viel sagend ist die Schilden^
der Behandlung in den wenigen. Wort»; 4
Temperantia , venaesectio ,. balnea frigid* l
vesicatoria atque excitantia vel cardio* »f
euratione adhibenda sunt. Sed his fehl*
bus medendi ratio difficillime i+
cetur. Medici ingenium hicvimi*
am manifestaire poeest. — CuB*
nannte diese .Fiebergattung Typhus, ads
Nervenfieber und Schwäche für synosjM*
und scheint dadurch nicht wenig zu nM^
größerer Verminderung des Aderlasses Üffl
Fiebern, 'sowohl in England als Teu
beigetragen zu haben« — Die Göwnfl
Schule, TUsot und Scoll zeigten nun, wie ff*
fsen Antbeil gastrische Unreinigkeiten anHtf
vorbringung solcher Fieber, insonderheit Ä
Petechien, und des Frieseis, haben könnt*
und dafs in solchen Arten des Fiebers, w4
che als eine eigne Species, febris nervosa wn
putrida gastrica, festgesetzt wurde, nicht lM*k
t
k
k
k
. t - « -
erlali, welches vielmehr schädlich aey,
uiein die darmausleerenden Mittel allein
Ife schafften. .Modi wendig wurde hie*
xh das Aderlässen dabei .noch mehr be-
rankt, -— Frank stiich die Faulfieber ganz
•einem System weg, und alle die ehema-
m bösartigen Fieber wurden unter dem
nen Mervenii« ber. begriffen. Doch nimmt
k er eine inflammatorische Komplikation
>ei als möglich an , quae tarnen prona in
egmones dispositio post paucos dies dis- .
*tbit, et non nisi ipso morbi initio ab ex»
vis pro tali curari potest. Ueber die
Wendung dea Aderlasses erklärt er lieh ao :
cusque venaesectionis in nervosa fe~
instituendae , quod in hac, ut tali, ne-
\quam conveniat, non facta est mentio%
paueo interdum sanguine hie profuse,
ülis mox vir i um inseffuitur prostratio,
iisque vix non in totum sußlaminatur
tntia. Sed ob solum putridae nomeny
Umeri errorcs a medentium vulgo hac in
"e commissi fuerunt: cum titulo magis
otheticOß quam ratione , et experientia
ueti, venaesectionem in quavis nervosa
teils abhorrtant. Saepius certe ,. quam
» conteudantj sub coelo etiam calidiori9
. -. i, -
inß ammatoria constitutio cum nervosa*
tur cohtagio ; ' et neglecta sub ipso i
ihitio venaeJectio , quamcunque inanem
dere potest merfelam *)• " ■
So wurde denn- die Ansicht bei den
teil -allgemein , dafs das Nervenüeber zy
seinem ursprünglichen Wesen eine Krai
des Nervensystems, und zur Schwäche,
*) Und ferner {de cor. hont. morb. T. I. p. i$
j uve albus , pfethor.irs subjectit, satpc ti,a'.ift
^mitlendi sanguinis nnessila\ atfpte ver.a'scai
t? quidem, tt in fp int mcdici praescntla , sa
*
' dunj, atiquotifs instilui debet; iic^t ve.l npei
hoc maibo 'infiamma-ionem, tarn a'ulaci% q
pura esset, vet.arnm intisionc pc> ira.tars ;
queamus. Pestis ipstt nommnouam vcnarj
bus cessit f< Heiter ; et tnm.sangulnti casis, r.
1 Ate' inflammatoria, tum pulsuum, al orumqite. s
matum, •praeeipu+veto doloris circa vcutriculu
ratio, et levamen emisstttn cruorem mox ins
sat satis knie , operatiorä favent. Negleud , t
cii cumsi antiit, itenaesectio , ßbdomttiaünm vis
aut pu'monuip, ccrcbnquc inj! ammationibvs, J.
ter viam sternit; et licet, quac talia feüris si
comingunt , non raro causam alterius Hliqut
rae agnoscant; est tarnen, ~ubi, et his in. casib
ttäesectioni, sanguinis, cttcurbilulis scarifi<.ßiisl
utiliter esse possfr ; prudensque medicus null
tempore indicationem t consilio atque experienti
maiam amplctiitur. - +
K
— «5 —
lieh jur Fäulnil* hinneigend *ey, dafs aber
damit sowohl das gastrische alt selbst das ent-
zündliche Fieber, so wie wahre Lokalentzün~
dulig, verbunden seyn könne, wodurch so-
"Wohl gastrische als ftlutentziehungen nöthig
gemacht werden könnten, und dafs besonder*
**<ttt ersten Tage des Krankheit diesen Mitteln
gewidmet werden müfsten. In diesem Sinn
«nd als Resultat meiner Erfahrung gab ich
im Jahr 1799 meine Schrift über das Nerven-
fieber heraus, in welcher die Komplikation
mit Entzündungsfieber, ja mit wahrer aktiver
l*okalantzündung festgesetzt, uo4 das allge-
'flfcelfte sowohl als örtliche Blutentziehen nicht
Hos erlaubt, sondern als unentbehrlich, zur
Heilung, selbst um dann desto freier die Reiz-
mittel amu wenden, empfohlen ward. — Aber
wie viel hatte ich dafür, bei der damals all-
gemein gewordenen ßrownschea Ansicht, und
ktamentlich über diese Zulässigkeit und Not-
wendigkeit des Aderlasses bei Nervenfiebern,
m leiden! — • Der Strom' dieser Lehre, in
Verbindung einer in den Zeiten Allgemein
^herrschenden wirklich höchst nervösen asthe-
Stisthen Konstitution, rifs fast alles mit sich
lUau Die bisherigen Nervenfieber mit allen
Deduktionen fiflen qun ganz unter den
. - «4 -
generellen Namen, asthenische Fieber, zusam«
inen* Alles war Schwäche, nichts wie Schwä«
che, und wer konnte, wer durfte da an das
Aderlassen denken ? Auch bei den drin«
gendsten Anzeigen zum Aderlafa wurde ei
<|ennoch aus Furcht der Schwäche, nicht un-
ternommen; es versdhwind gänzlich aus der
Kur dieser Fieber. Statt dessen, machte min
die einfachsten Fieber durch unvernünftigen
Gebrauch des Opium und anderer Reizmittel
ZU Nervenfiebern, (Febres nervosae artificia*
les von mir genannt,) und einfache Nerve*
lieber ' dadurch zu Faulfiebern, 4Doch, nefan«
dum — jubes^ rcnovare dolorem* ~~» End-
lich drang die Stimme naturgetreuer Aerzte
und die Natur selbst durch, ein eintretender
jnehr entzündlicher Karakter der Konstitution
machte die Nachtheile der Hitzmittel und der
unterlassenen filutentziehungen mehr in die
Augen fallend, die herrschende Theorie ward
durch die Naturphilosophie gestürzt, und die
verblendeten Geister kamen zur Öesinnung.
Mit Dank und Verehrung müssen die Namen
derer genannt werden* die zuerst wieder öfc
fentlich der antiphlogistischen Methpde du
Wort redeten* Es war Stieglitz beim Schar-
lachßeber, und Hüdenbrand beim Typhus«
— fl5 —
eiterhin trug Marcus nur Verbreitung dl*
r Ansicht und 'des Aderlässen» im Typhus
besondere vorzüglich viel bei«
i
So entstand 9 so verwandeltet so verbrat-
:e sich der Begriff und zugleich die Herr-
uft des Nerveniiebera.— Welche wunderba-
Revolution zeißt uns diese geschichtliche
iratellung I Wie klein fingen sie an 9 und
M ist nachher aus ihnen geworden I Noch
irden sich mit mir viele ältere Kunsfgenos-
n erinnern, wie skrupulös wir noch vor 3o
hren waren^ einem akuten Fieber den Na-
an Nervenfieber zu geben9 der erst aufge*
»mrnen war, den Richter selbst noch da-
lls in seinen Vorlesungen als solches nidit
aaprach, sondern nur dem chronischen, schiel*
enden Nervenfieber beilegte ; und zwanzig
hre nachher, war fast alles Nervenfieber, und
•wir der Natne, der dem unerfahrensten
«te am leichtesten auszusprechen wurde,
ghen wir au seiner ersten Einführung, zu
r Idee, die ihm das Leben gab, zurück,
e genau, wie sorgfältig ist sein Urheber,
JVhyU in seiner Bestimmung I Wir
)llen die Stelle hier wörtlich ausheben, weil
> gleichsam die Einführung*- Urkunde fifo
( - — 36 -*» *
die neue Herrschaft enthält. „ AHf Krankhei-
*
„ten können in gewisser Art Nervenkrank-
heiten genannt werden, weil in jeder die
„Nerven, mehr oder weniger, angegriffen sind,
„un,d dadurch mancherlei Empfindungen, Be-
legungen und Veränderungen entstehen.
„Deswegen verdienen nur diejenigen den Na«
„men Nervenkrankheiten, welche wegen ei-
„ner eigentümlichen Empfindlichkeit oder
„unnatürlichen Beschaffenheit der Nerven, am
„Ursachen entstehen, die in Menschen tob
»
„gesunderer Konstitution solche Wirkungen
„gar nicht , oder in viel geringerem Grade
f , hervorbringen« "
Auch Seile bleibt diesem Begriff getreu.
Seine Karakteristik des Nervenfiebers ist fol-
gende ; Magna atque praeternaturalis par-
tium irritabilitas. et semibilitas, Febris inor-
dinatay nee continem^ nequa regulär 'Uer re-
mütens. Symptpmata nervosa, nee inter se,
jieque causis manifestis respondentia *)•
*) Ausfuhrlicher erklärt er sich darüber , n«ch so:
Ex mera cnlm- tynipiomatarti nerpasontm feeis nihil
ad febi is natura m eoncludi potesi. Sic irt febribui
biliosis taepissime symptornat* deprehenduntur, qua*
vmnibus nervosorum dejiortyinatiQne veniurtc ,' eaaUt
ratterte jur* illam mer$ri +idem*r9 qutnimm p*rtur>
»*
\
— «7 —
ttacl Wna JAt nachher daraiia flftwordrnP
Iprade flu Khtßfiß»nf;p*olztii. Klnir. ilnPn ehe-
tut tlni Nervenücher der 'tu'ßntive HegrifF
■iit\ wurde ea iiflHihnr der |>o*i|ivef und alle
ö tiefe Fieher negativ. Miau dala man nach
fer nyaprllfißliHirn tinil nllein richtigen H'^tim*
iuriß «in Nervrnlieber nur dm nennen ncillf^
ro in den Nerven idleiu tlnr iiraprtinfjiche
Itiind dfcr ttiarheinutißen «u auchen ary» lie»
riff matt Jtaehher nllo Fieber dnrunter, wobei
He Nerven aymptomatiarh mit ergriffen witr-
#t)f Und welrhea Fieber lälat »irh nicht» bt*
ottderi in tinaern nerveoaehwerhen Nrnnden
hd /jeitfcti, darunter bringen i' l,)*a anhliimhate
fMl* nun dtda airh suletrt der Mrgriir ächwn*
Aatai futfciioHrs, tt tiwnw *) ttmirtre prnrfm* prn*
d*ttt*it »iJHHtv. JVort fttttrrn trttlrm r\t t.nipf fftttt
Jtkrii twitrnc nittnmtP nimvuftanlnr t nnfnt» |H/^//n-
mai* tnjrfaibn* bifitni.t rviirm juir th'tn>jtnrnnt wn-
iurtt mrrmlnr, qm% /^/;ff.f, mixtmr im ^pprlfnmut.
Kl Art«! firtitt>h nüttti rat in tut ix fl ft.tr Hrn rU , H fn*
tili tu tipßtitlv* rftmm nfjitmüitvr tl*&.riftftii'. (,%i
ergo fehrht tjnipmmtH'hu» n rrfu/? .ttipnttt , nul/ntn
«««.tiffM e.r ilt niantf'ritni , ipm* ti int frfatt pnufn-
tere sahnt, •«•/, ywo«/ ithm r.\t , .st phrttwtmrnn tnu-
§it mithifatte mttntrth hnntt rsMpnnilmnt , i(*i /rftrhfl
flMfroitfm rel niaviatn •«*, atl/ittnait dvhn. /ttttr
smH0 vtrm p/ofiritttjHi' r.u tn>$int ynttm huir. g*ti*rl
mffijßpm dehrmut, st nmnrtn confituonem tritnre ve*
lim**»
— a8 —
ehe desselben bemächtigte, Nervenfieber und
Asthenische Krankheit für eins genommen wur-
de/und aus dem anfangs nur lokalen, eU) «-
sentieller Unterschied entstand. Denn so längs
das Nervrenfieber noch blös als Krankheit et
nes i Systems betrachtet wurde» erlaubte *
noch die Annahme eines . verschiedenen K*-
rakters und verschiedener Behandlung, All
es aber eins mit Asthenie wurde, dann' war
diese für die Praxis so wichtige Unterschei-
dung der verschiedenen Arten vorbei, und
es gab nur Grad Verschiedenheiten, bei denen
i
immer, nur in verschiedenen Graden, gereizt
und gestärkt werden mufste. Es ist merk-
würdig, dafs der Begriff der Malignität das-
r t
selbe Schicksal gehabt hat, wie sein Nach-
folger das Nervenfieber, und data er eben
auch wegen seiner Unbestimmtheit uqd seines
Misbrauchs verlassen wordefn ist. Hieraus er-
hellt allerdings, dafs etwas in der Sachs selbst
und in der Schwierigkeit der Bestimmung
liege.
So grefs ist die Gewalt der Namen! Wir
haben in den neuesten Zeiten etwas ähnliches
im Group erlebt. Aber es ist Zeit? diesem
Mi&brauch Einhalt zu thun, und zurückzukeh«
•- ÄQ —
a m da* uraprilagliflhan Beatimmunff, buk
t NervanJlfcbor mu mannte, wo da« Mtrvon«
itf*m ui«|ir<lnfllinh laldafc, also au untern nhei*
0 Pihris ti0rvo*a und JbMrh eujmrunqut
HWix tum affuctinn* nervös*, und auch
1 dam erat an oioht au * itrß<*aa«n , dala ••
t allan andern Fiab*rffattuii||*n, aalbat de»
Mündlichen» verbunden *oy* künne.
Iipidfitnicin*
i
Elntn beanndera bemprkmiawarthen Plata
dar G^rhuhto dor M*u«cihb*lt und det
inat behaupte dicjtfniffe Klaaaf* von Fiebern»
rlohe vun ftalt r,u Zeit in ßrolatn Maaaan
taheinnn, gan«e Iittndar und V/ilkur bfliU
*
i und ttmiatens rlnen antfirkMidcu Karafc»
r haben. Wir nennen aio Epidemieeit*
Wir aetben nNmlicih, dala durch Konkur»
at beeonderer Verhlltnlaao In der Natui
er dar Mettaebenwelt — dan beiden Grund-
ellap, woraua aunUnbat allaa hervorgeht, waa
f ftrden geacihieht — auch Ijpaondere ßr-
agniaae in dar tiphlre dti Lebene bar«
rgebraofat war dan, dia aia allgemeine, in
__ 3v> — •
einer bestimmten Form sich darstellende Ab*
weichungen des organischen Lebens von sei-
nem Normalsusrande, also als Allgemein herr-
schende Krankheiten, erscheinen; dafi diese
allgemeinen Krankheiten oft feinere Stoffe k
entwickeln, welche die Krankheit, aufser it P
rer ursprünglichen Entstehung, nachher nock I*
durch Mittheilung fron einem Korper auf dd
andern übertragen ; dafs diese Krankheit«
sehr mannichfältige Formen und Erschein»*
gen haben, von sehr verschiedenem ja gsox
entgegengesetztem Karakter sind, und sehrre-
schiedene, ja entgegengesetzte, Heilmethoden,
verlangen. Sie sind zuweilen nur auf ein«
kleinen Bezirk beschränkt, zuweilen aber ver-
breiten sie sich mit unwiderstehlicher Gewalt
über ganze Erdstriche und Nationen, und ver-
dienen eine Stelle in den Annalen der Mos-
schengeschichte. Von diesen sey\ es mir er-
laubt hier einige der vorzüglichsten aufzufüh-
ren. In den alten Zeiten kommen sie mei-
stentheils unter dem Namen Pest und pesti-
lentialische Krankheiten vor, und von jenes
furchtbaren Pestepidemien an, die zu Üippo*
cratds' und Th ucydides' Zeiten Griechenland
verheerten, bis auf die letzte wahre Pest, wel-
che in den Jahren 1707 nnd 8 Europa noch
->■'■■ V
an vielen Orten heimsucht«; Anden cwi* viel©
solcher allgemeinen 'Seuchen aufgezeichnet, die
zum Theil wahre Pest, zum Theil aber offene
bar andere Epidtemieeh waren. In den neuem
Zeiten , wo man die wahre Pest schon ge-
nauer von den andern Epidemieen scheiden*
und letztere, seit nun töo Jahren schon, völlig
«us Europa verbannen gelernt hatte, bemerken
wir zuerst jene merkwürdige Erscheinung, wei-
che unter dem Namen der Englische Schweiß)
im sechzehnten Jahrhundert England, Holland
und einen Theil des nordlichen Teutschlands
heimsuchte. Die Krankheit bestand in einem
bösartigen Fieber mit den heftigsten Schweis->
sen, die Kranken verschwitzten ihr Leben oft
in zwei, drei Tagen. Die einzig hülfreiche
Kur war der Gebrauch siaikender analepti*
scher Mittel. Die neuesten Zeiten, die letz»
ten 4° Jahre,* waren besonders reich an die-
sen pathologischen Schöpfungen* Im Jahr 1770
und 71, nach allgemeinem Mifswachs und Hun-
gersnoth', und einem durchaus feuchten Win«
ter und. Sommer, verbreitete sich fast über
ganz Teutschland eine allgemeine Epidemie
des bösartigsten tödlichsten Fieckfiebersj des*-
sen Haupterscheinungen Petechien , Kolliqua-
tiqn, Sopor, Raserei, Gangraen waren. Mer-
— 3« —
tens und Bucholt haben uns davon getreu«
«nd lehrreiche Beschreibupgen geliefert. Brect
mittel, gelinde Abführungen, Säuren im A*
x fange hoben oft ganz allein da» Fieber; beia
hohen Grad war die China das Hauptmittel;
Aderlassen war schädlich. — Zu gleicher Zä
herrschte in Niedersachsen, vielleicht autdai
nämlichen Ursachen, eine epidemische N»
Venkrankheit, uc*ter dem Namen Kxiebelkraot
heit von Taube beschrieben, and mit Jen auf-
fallendsten Nervensymptomen begleitet. — Ip
Jahr 17S2 erschien jene merkwürdige Epide-
mie, die wir mit dem Namen Influenza oAet
Grippe belegten. Sie kam aus Norden, ta{
nahm , ganz einer Pest gleich, ihre Richtuaj
von Nordost nach Südwesten fast über gm
Europa hinweg. Sie war eigentlich katarrkfr
lischer Natur, aber das Miasma so intensiv
1 und extensiv gewaltsam, dafs es nicht allda
in Zeit von wenig Wochen fast die ganze Po-
pulation mancher Orte ergriff, sondern auck
sehr tief in den Organismus eingriff, so dal
es gleich gänzliche Ermattung, die heftigstes
Fieber mit Lungenaffektionen, bald entzünde
lieh er, bald nervuser, bald gastrischer Art her-
vorbrachte. Die Behandlung war in der Re-
gel antiphlogistisch, und Aderlassen bäufij
noth-
— '33 — "
othwendig« Doch oft auch erfoderten sie
on ganzen Apparat nervin er und stärkender
litte!.. — In den Jahren 1800 bis 4 verbrei-
te sich unter der Form der Scharlachlieber
M Epidemie mit verheerender Wuth Über
Den großen Theil von Teutschland, unge-
ühnlich durch das Ergreifen aller Alter, und
arch eine besondere Bösartigkeit des Conta-
umi) welches weniger wie sonst den Hals
»zidern Kopf und Nervensystem ergriff, und
külig die kräftigste Anwendung reizender und
Minder Mittel erfoderte, — Zu der näm«
*ken Zeit existirte die verheerend* Epide-
ie des gelben Fiebers an den Küsten Spa-
iens und Italiens. — - Die in dieser und der
Agenden Zeit durch die Kriege erzeugten
pideniien werden wir gleich näher betrach-
te Nur bemerke ich die, zwischen ihnen in
M Jahren 1809 und 1810 entstanden* fipide-
da des Wechselfiebers, wodurch diese Krank«
eit im ganzen nördlichen Teutschland so all-
imein wurde, als sie noch nie gewesen war«
uch eine zu gleicher Zeit epidemisch herr-
faende Gelbsucht«
röm. xxxrni b. s. 11, C
- 34 -
Kriegspest.
Aber am nächsten interessirt uns hie]
diejenige Art von Epidemien, welche als Be-j
gleiter des Kriegs erscheinen, und welch
wir, da sie in der That Produkte des Krim
und von eigentümlicher ansteckender Nitvl
sind — - Kriegspest) Typhus bellicus — n»
nen *).
Von jeher finden wir sie im Gefolgeis
Kriegs, und die Erfahrung aller Zeiten nat
li
m) Der W imi Kriegspest scheint mir der ach!
su seyn, und ich schlag« daher vor, ihn allfflaai
dafür zu brauchen, einmal weil die Krankheit «••
mer Produkt des Kriegs ist, zweitens weil fie «äs
eigentümliche, durch ein Contagium sich reife*
tende und mit der Peat viel Aehnlichkeit habest V*
Produktion ist, und endlich well aehr viel dmi
ankommt tie als solche von andern Krankheiten fl
unteracheidert. Wir haben oben gesehen, wie v^
von Namen in der Medizin abhangt. — Ick UiV
überseugt, dafs Tauaende von Menschen auch diisji
mal blos dadurch umgekommen sind, dafs man Ö
Krankheit Nerven Heber nannte, aie deshalb mit d*
gewöhnlichen Nerven fiebern verwechselte, uod &
bei denselben eingeführte Kuraxt anwendete. t|*
Nervenfieber im gewöhnlichen Sinn des Wortes itl)
es gar nicht. Dasselbe gilt von der Benenn ungljfli
phus, der ja jetzt gans mit dem Nrrven fieber *
einen Begriff zusammenfallt.
— 35 -
.er Völker hat dies so bestätigt, dals das
irienklucblatt, Krii»g, Pest und theure 3&oitf a
• unzciirennliche Gefährden selbst in den,
olksglauben und in die Volkssprache über-
gangen sind. Hier eine kurze (Jebersicht
(t vorzüglichsten Epidemien dieicr Art» —
tan die ältesten heiligen Schriften liefern
jage von solchen plötzlichen Mioderlagen
»Tser Armeen durch Krankheit« Xeno-
o/i erzählt, dals bei dem berühmten Hilck«
5« der Griechen, von der Wirkung des
baeet und der Kiilto, JIrU'shtinger, Hlind-
it und der kalte Brand häufig bei den Sol-
tan entstanden wiirrn. Plmius% dals die
>rnische Armee in den feuchten Gegenden
Igieps und des uürdlicheu Germauions sehr
*] von der Stomacace (offenbar dem Skor-
t), zu b iden gehabt habe. Vlutarth be-
btet, dals Dcmetrius in seinem letzten Krie-
» Über Hooo Mann an einer Seuche vcrlortn
ibe, die aus Mangel der Lebensmittel ent-
luden sey. Urins erwähnt .einer pestilun-
diachen Krankheit, die sowohl bei dem Höf-
ischen als Karthagischen Kricgsheere in Si- '
lien gewiithet und viel Menschen weggerafft
>be, und Diodorus einer mit einem Blut-
ifa verbundenen Seuche, welche die Syracua
C a *
- 36 — .
belagernde Armee fast gänzlich aufgerieb
habe. Doch wir übergehen die ältesten
ten, und wollen uns blos an die neuere
schichte halten, die uns genauere Schild
gen der Krankheit selbst und ihrer Beb
lung darstellt. — Aus. den mittlem
liefert uns die Geschichte der Kreuzzüge Bat]
spiele genug von furchtbaren Niederlagen, wi |fe
che die Heere der Kreuzfahrer durch toldk
Seuchen erlitten, ohnerachtet diese zumTMl
die wahre Levantische Pest gewesen zntqi
scheinen. — Im Jahr i£66 finden wir, di&
nach einem schweren Türkenkrieg, den K*
ser Maximilian IL in Ungarn geführt hitöj
eine der schrecklichsten Epidemien entttaai
welche nicht nur sein Heer, sondern «4
nachher ganz Teutschland verwüstete; es w«
ein faulichtes Fleckfieber mit kolliquatirei
Schweifte, und wurde das Ungarische Fiebei
auch wegen der vorherrschenden GehinuE*
fectionen die hitzige Hauptkrankheit genannt
— Im Jahr i6S5 erschien nach einem aber*
maligen Türkenkriege eine ähnliche Kriegv
pest, von der uns Fr. Hof mann erzählt; «e
hatte die gröfste Ermattung, heftige Kopf-
schmerzen , Schwindel und bald darauf jerfol-
gende Delirien, Sopor und Petechien zu Haupt-
- 37 -
uptomen; die damals gewöhnliche^ » uqd
U den Badern häufig gereichten^Alexiphar-
ica verschlimmerten sie und mochten sie
Hieb; am heilsamsten fand Hof mann kiih-
tdo säuerliche Mittel, seine Bezoarpulrer
>tt Absorbentien mit Nitrurn und ein wenig
lipfer) Weinessig, Roob Sambuci, Spiritus
Vi auch Sulphuris in Wasser verdünnt; völl-
igen Subjekten Hefs er im Anfange und
Verhütung mit dem größten Nutzen Blut
\ De venarseeiione guidein an in ejitsmodi acutU,
malignis contagiosa et exanthematicis fehribut pro»
§U vel noerat, Medici adhuc in utramqne partem
dltceptant. Egn vorn ceruro, absolute nil posse dem
finiri, eed considttrandas esse a Mrdico clrcunispecto
mc periio circumstantias omnes, qitoad indolent, cau~
tarn, symptomata et tempus morbi, quo ad snbjectum,
corpus aegrotanr, solidommquc et ßuidornm in eo
dhposittenem. E%o quidem multiplici edoctus sunt
Observation* , verum esse gener alem hunc practlcum
eanomem: si corpus est admoditm plethorfcum, am»
päs vmsis instructiiin , sanguinis missioni assuetum,
ei morbus sanum antea corpus coriipuit, nrc a co/n-
wnuni ad pmredinem inclinantt at'ris virin obortus,
ii vehementer statin caput petit ac delirium metuen-
dum; tum ut'qne ante invathmem tarn ad praeter-
tftuionem, quam niam mox in prineipio, nunauam
nocere potrst tnodrrata sanguinis missio in pede;
atän sub his circumsitmtiis in morbo Hungarixo ipsa-
mm pejiilentia vcnaesectlo est niilLttima. Quod ii vere
ftf
I1 I
1 Di* Tran*oset>krW|e in den Wirt*
-^5<y fcraditW abgifakÜ eine Kriegipeu
Yor; tfre wir aus der meisterhaften Schild«
£r&gfÄi und anderer bei der Armee i
''stalten Englucben Aehte kennen, Ifr
Zufällen kam He 'mit der vorigen DM
'ajröfte Ermattung, blonden ein Zitteq
HincfeV Ovaren die' ersten Symptome ;{
grcifse Niedergeschlagenheit, Betäub'm
Verwirrung im Kopf folgten bald na<
• Puls schnell, undejch, doch gewöhnlich
lieh voll, dje Haut und Zunge trocken,
ge Delirien und Rasereien stehen, selttri
^aulttis und Coovulsionen, häufig Petechie
höhern Grad Calor mordax, colIiquatfV<
arrhhe* gesunkener Puls , der Tod oft :i
, denkten Tag, gewöhnlich zwischen dem
■ , ' • .
und t4tep. Die Kur war Ligende: ßa
ii ,
ersten Anzeigen der Krankheit Entferoon
der unreinen Luft, ein Brechmittel , f od
jajif Therjäk und Hirschhornsalz ; zu wetten
ein «weites Brechmittel; wodurch oft die
r ■ ,
I-
■ ■* ödductm* hae cirenmstandae dewnt, carputqtu
. *4*&v1nc redurtfot, nomia omnlrro 9t ptrnitlm
tgmfoii iniitto Inttmpestiva. Qimmqne panti \
dicii pti$4*fltt* poiiemmü 4hchtivu> non min
geneftito meto remrdio pins tarps damni, qttmr
; i* titmtntt afirrii tftd. t»U 6yt%. p. 079.
— 39 -
Krankheit in der Entstehung rernichttt
de. Hei wirklicher Ausbildung des Fit-
i wurde gewöhnlich zuerst Ader gelassen,
h mit grolser Vorsicht. Man bemerkte,
i zu starkes Hlutlassen ungemein den Puls
dächte, und dun Kopf mehr angriff; be-
ders schadeten wiederholte Aderlässe, nur
die Lungen angegriffen waren, war ea er-
>t. Hei den Kopfzufollen war ea sicherer,
Blut durch Hlutigel am Kopf abzuziehen,
eine Ader zu öffnen. Aber bei heftigen
Ürien mit gesunkenem I'uls, schafften aelbat
tigel keine Erleichterung, sondern schade«
, Fiele crholeten sich, die kein Blut ge-
\en hatten, aber wenige, die viel Blut ver-
tu hauen* Durch ein starkes Aderlässen
ersten Zeitraum konnte ein plötzlicher
jergang der Krankheit aus einem gelinden,
der Gesundheit ahnlichen Zustand, in den
:ten höchsten Grad bewirkt werden. Die
ilmittel waren anfangs Diaphoretica mit Nu
m, kleine Dosen Kampfer, dann bei mehr
unkenem Pulse, Contrayerva , Serpentaria,
ina, Wein, V esioatorien , hauptsächlich frw
e reine Luft. Daa Delirium konnte offen*-»
durch £wei gans entgegengesetzte Urs««,
in s erregt und erhöht werden / entwed
- 4ö -.
■
durch ra viel Aderlässen, oder durch zu fr
hen Gebrauch des Weint und erhitzeuc
Mittel,
Der sieben jährige Krieg brachte abermals
ne 'Kriegspest hervor, von der uns ßaldiai
Nachricht gegeben bat. Damals hiefs sie
Soldatenfieber. Ihre Zufalle waren fast
nämlichen; große. Ermattung, Betäubung, I
0
lirien, die heftigsten Rasereien, Herzensta(
schwehres Athmen-, braune trockne Zu«
brennende Hitze, Kopfschmerzen nicht
allen, aber bei allen Betäubung. JSaldm
behandelte sie mit dem besten Erfolg, ol
Aderlassen, anfangs mit Brech- und Purgin:
teln, dann mit Säuren, Spiritus Minderen, dei
ausgezeichnet rühmt, Kampfer, Blasenpßas
zuletzt China und Serpentaria. — Selbst
grofse König Friedrich lly ^ dessen helles Ai
alles richtig sah, und den die Krankheit s
nahe anging, tritt hier als Zeuge auf«
achreibt in der Geschichte des siebenjährij
Krieges I. Theil p, 237 : „ Selbst die Verb
rangen des Krieges (sieben gtofse Feldschla
ten)' kamen denen nicht einmal gleich, wel
die ansteckenden Krankheiten in den Spi
lern machten; es war eine Art hitziger I
- 4« -
r9 die mit allen Anaeigen der Pest beglei-
war ; die kranken Helen am ersten Ta~
clor Krankheit in Wahnwitz und bokamen
ulen am Halse oder unter den Achseln«
war gltticb« ob die Acrxto zur Ader liefsen
er nicht; der Tod raffte ohne Unterschied
l diejenigen hin, dio von diesem Uebol an*
griffen wurden, und das Gift war sogar ao
füg, aeine Fortschritte so schnell, seine
irkungen ao plötzlich, dal's es einen Men-
den in drei Tagen ins Grab brachte. Man
diente aich aller Arten von Hlilfsmitteln oh-
. Wirkung; endlich nahm mau seine Zu-
cht tum Brachen, und dss gelang. Drei
an des Brechmittels wurden in einem MaaCs
euer aufgelöst, -und dem Kranken so lange
von au trinken gegeben, bis es zu wirken an«
g; dief^ward ein spezifisches Mittel gegen
tae Krankheit, denn seitdem man sich dessel-
n bediente, starben von ion Porionen, die
mit befallen waren , kaum drei«"
Von dem Ausbruch der Französischen He»
tlitjon an, dem Anfange eines nun über ao
br fortdauernden Kriegeszustandes von Bu-
ße, aind aich mehrere Epidemien dor Kriegs-
rat nach einander gefolgt. In den ersten
- 4» -
io Jahren mehr im südlichen Teutschland und/,
Italien, wo der Schauplatz des Krieget wsrj^
doch erschien sie auch einmal durch' des
Transport von Kriegsgefangenen nach Mag-
deburg, wiewohl nur auf kurze Zeit, und Dir«,,
an den Orten des Durchzugs, in Sachsen nadl«
Brandenburg« Ihre Erscheinungen waren fast |r
die nämlichen, der Karakter nervös, asthenisch,
die Behandlung dem angemessen,: Am betten i ■,
schildert uns diese Epidemie Larrey bei der
Oesterreichisch*Russischen Kampagne vom Jah-
re 1803. Er nennt es nach der neufranzösisdien
Pinel'schen Nomenclatur, Fievre adynamico-
ataxiquc. Die Hauptzufälle waren, Frost,
• Hitze, doch vorübergehend, heftiges Kopf weht
grofse Empfindlichkeit des Gehör* und Ge-
sichts, anfangs langsamer und kleiner, in der
Folge ungleicher und geschwindes Puls, Urin
trübe und lehnlicht, bei den mehrsten Diar-
rhoe, Zittern, Subsultus, Delirien, Erbrechen,
Schluchzen, weiterhin colliquative Schweifte,
blutige, schwarze Stühle, Nasenbluten, trock-
ne schwarze Zunge in der Mitte, foth und
trocken an den Rändern, Betäubung, gänzli-
che UnempGndlichkeit, zunehmende Kleinhot
und Schnelle das Pulses, endlich Verdoppe-
lung der Exacerbation, Rasereien, Konvulsiv
- 43 -r
neo, Metforismus, plötzlich klarer wasserhel«
ler fJrio (ein sichere» Todeszeichen) Gangraen,
der Tod im 5t en bis xiten Tage. Er unter-
scheidet zwei Modiücatiooeu, die adynamische,
wo die Krankheit vorzüglich Koj>f und Ner-
rensystem ergriff (unsere nervöse), und die
ttaxiscbe, wo sie mehr das organische Leben
atd das reproductive System einnahm (unsere
putride), Das Aderlaß^ wozu die franzüsi«
•eben Aerzte Gewohnheit und Nationalconsti-
tution so gern verführt, war immer schädlich.
La saignde, sind seine Worte, preconisde et
mse en pratique par quelques medecins dans
cette Üpidemie, a et 4 constamment funeste;
un de nos plus es/ im ab /es collegues, Mr*
lioussel, qui voulut contre mon avisM
temployer pour lui d'an Vinvasion de cette
maladie, qu'il avoit contraetde dans les Ao-
pitauXß fut victime de Vemploi de ce mö-
gen, et mourut le septieme jour, malgrd les
secours habils qu'il requt de ses confreres.
II ne faut pas intime prodiguer les ventouses
scarifides qu'il est importQnt d'ai/leurs de
seavoir appliquer d p'ropos. War die Krank-»
heit mehr atactisch, d, h. griff sie im Anfang
Kopf und Nervensystem vorzüglich an, so war
die beste Behandlung Scarilicationen des Nak-
- <r
kens und der Hypochondrien, Sinapismen an'
die Waden, Mineralsäuren, und Potiones the- ■
riacales aethereae* Dies reichte oft zu, die
Fortschritte aufzuhalten« Nahmen die Zufälle
zu, so wurde Kampfer und Moschus, Waschen
des ganzen Körpers mit ICampferessig eishalt
k gebraucht , stärkere Säuren, Vesicatorien, an-
gewendet. Opium schadete, China bekam qnr
in der zweiten Periode der Krankheit, wenn
der Erethismus gehoben war, und nur in fluch-
tigen Formen» Bei der zweiten, adynam-
schen Modifikation aber, wo das organische
und Verdauungssystem mehr ergriffen war,
that ein Brechmittel im Anfange vortrefflich,
und hierauf bald China mit Opium und Rha-
barber, Wein, Serpentaria, Angelica.. Bei al-
len die gröfste Reinlichkeit, und immer frei
zuströmende kühle Luft* Die Sektionen zeig«
ten bei der ersten Art immer das Gehirn mit
schwarzem Blut überfüllt, bei der letztem die
Eingeweide der Brust und des Unterleibes,
besonders Magen und Gedärme, afficirt»
In dem ersten Preußischen Kriegte des
Jahres 1806 — 7 brach sie in den Ländern,
welche der Schauplatz des Kriegs waren, Preus-
sen und Polen, in einem fürchterlichen Gr*r
de aus. Die angreifendste Winterkampagne,
- 45 -
i durchaus feuchter Winter, Hunger, Notlt
d Elend, brachten sie hervor. Ich lobte
tten daruuier und beobachtete aie genau *)•
*• Eracheinungen waten gleich vom Anfang
i hMchite Brmiittunß, Betäubung, Zittern,
Idfge Delirien, Schlafsucht, schneller gelung-
ner Pull, Hitze leiten brennend, oft ganz
tUrlich, Kiibiiihui, KiAmpfc nllcr Art, haupt«
chlich, als dai constnnteiru und dieser Kpi-
»mle elgmthümlichc Symptom, von Anfang
i Dianhoe, und besfiindig fortdauernde <#c-
ligtbeit zur Kn]li<|uotion durch den Sluhl-
UDg. Im hi'ihrrn Grade alle Erscheinungen
M bftiarfigMen Fauliiebcri, Kolli<[uation,
rand. Her Tod am 7 ton bis i.Sten Tage,
ielleicht lag darin die Ursache, dafs weniger
etechien erschienen, und dafs überhaupt die
rankheit jeden Ambril am Inflammatorischen
trlohr. Dali hier keine Spur vom Inflammn-
irischen und der Knrakter dieser Kpidcmie
oine Schwache und Neigung zur fauliciiten
kudeisung war, zeigten die Erscheinungen und
ie Dehundlunß, und werden ei alle die
Lerzte, die es auch iahen, mit mir bezeu-
*) S. rnrin» JUicIirnibung dea N^ivenfiobAra in t'rnui-
■•n im Jalir 1807. Journal d«r j»i«kt. Iioilkund«
XXVI. 0. 3 »U
cen-*)* Ich wendete die rein exciti
kende Methode, in» Anfange in geli
der Höhe der . Kraohbeij; im höchst
an; Säuren durften liegen des Durc
•"■•.■... ■ , ■ ■ ■
nig gqßeben werden, dagegen war
wegen und zur Hebung der Kräfi
von vortrefflicher Wirkung ; die
ftürien, Sopor, Frequenz des Pul*
durch Wein Opium und ander*
tien auf der Stelle vermindern. Mi
derung <habe ich gesehen, , wie nach ei
sem starken Wein der Puls sogleicl
und hoher wurde, und zugleich der
völliger Sinnlosigkeit gelegene Kran)
kam, und vernünftig sprach, da hin<
jeder neuen Ausleerung der Gedärm
hlien der Sopor die Subsultus und <
heit und Schnelligkeit des Pulses z
Bei einem solchen Zustande konnte c
,-■■■ •
keinem vernünftigen Arzte da* Aderl.
fallen« Auch habe ich es nie gethan,
den heftigsten Kopfaffektionen, selbs
Theil «ehr jungen und vollblütigen
die. nfcht durch die Strapazen des Kr
dern dferch Ansteckung den Typhm
- .*) Mtn'aebe Hrn. Gen. Staabsarst Neuman
bung im Journal d. jprakr. Heilk. Bd. X2
- 48 -
Jahrs ifii2 — 13 bei der Französischen und
Russischen Armee. Sie hatte die meiste Ärm-
lichkeit mit der von Hof mann und Pringle
beschriebenen, weniger mit der des Jahren
1803, noch weniger mit der vom Jahr 1807,
denn sie griff im Ganzen weit mehr den Kopf
und das Nervensystem, ab das reproductire
System an, Diarrhoe, Kolliqüation, die bei der
letzten Epidemie eine Hauptrolle spielten, w»V
ren hier seltener, und im Ganzen mehr Nei-
gung zum Entzündlichen besonders im Ge-
hirn auch sehr oft in den Lungen, ab uff
faulichten Auflösung» Doch wir werden sie
hernach genauer betrachten»
Hirnentzündung.
■
Sehr merkwürdig und belehrend für unsers
Zweck ist die Rolle, welche die Gekirna/fec*
t tonen bei Fiebern' überhaupt gfespielt haben«
So wie jezt noch, laufen sie immer mit unter,
bald als eigentümliche Krankheit des Gehirn*
bald als Symptom der Fieber, bald als Entzün-
dung, bald als nervöse Affektion des Gehirai
betrachtet. Schon Hipp ocrates erkannte die hef-
tigsten Delirien und Rasereien nicht als Entzün-
dungen, ja nicht einmal als Affektionen des Ge-
hirns,
- 49 --
ns, sondern, weil sie mehr durch Brech-
•
d .Abfuhrungsmittel tls durch Aderlässe
bessert wurden, als aus' den Praekordien
i tyiw) entstehend; daher der NamePAre-
is und Paraphrenie. Der äufsere An»
lein und die zuweilen glückende Anwen-
tg des Aderlasses bei diesen Zufällen wen-
16 nachher die Meinung wieder mehr
t das Lokalentzündlicbe des Gehirns. Aber
n trat die Anatomie hinzu, und zeigte, data
e heftigsten und anhaltendsten Rasereien im
»her daseyn konnten, ohne dafs man nach
mTode die mindeste Spur »/on. Entzündung
, Gehirn oder Zwergfell fand ( Morgag-
, Bonnet, de haeny fVillis). Dazu kam
ich die Erfahrung, die besonders Brendel
td Schröder in der Mitte des vorigen
brbunderts geltend machten, dafs häufig
Iche Gehirnaffectioben vorkämen, welche
irch Blutentziehung offenbar verschlimmert
id unheilbar gemacht würden, 'ja wo die
»feigsten Rasereien unmittelbar nach dem
derlafs erst ausbrächen; data hingegen oft
n Gebrauch der Brechmittel und. abführenden
ittel von den trefflichsten Wirkungen ge-
esen aey. Daher die Ueberzeugung noch
Igemeiner wurde, dafs sie durchaus nicht
fem, XXXVIII, 3. t. $u D
, — So -—
als idiopathische, noch weniger Entzündung*-
affection, sondern als symptomatische - aller
. Fiebergattungen, nnd oft als biofse sympathi-
sche (e praecordüsy Ton gastrischen Anhäufun-
gen) zu betrachten und zu behandeln sey.
Noch mehr, die Chirurgie bewies ad oculos^
wie ungewifs die Zeichen der Hiipentzündufig
seyen, indem sie Kranke aufzeigte, die nick
den heftigsten Kopfverletzungen alle Zeich«
der Hirnentzündung und doch keine Spur der
Entzündung nach dem Tode dargestellt hatten,
so wie andere, die nach Kopfverletzungen ohne
alle Zeichen der Hirnentzündung gestorben!
waren, und sie- doch gehabt hatten, wie die
Sektion auswies. . So geschah es denn, dii
in den neueren Zeiten, da man die Fieber
\ I
__ * 1
und fieberhaften Affektionen systematischer
zu oitinen anfing, sie als Morbus primarm
fast ganz aus den Systemen verschwand, und
<• der treffliche Seile in seiner PyretologieqtiidA
' dem er gezeigt hat, dafs die wahre Gdriia-
entzündung sowohl in Puls, als in Absicht der|
Hitze, keines weges die gewöhnlichen Zeiche
der Entzündung darstelle, und mehr den An-
schein einer nervosa habe, sagt: In his mor-
bis fallacia non semper ovitari potest, dum
haec cerebri inflammacio , qua plerumque in
eningibus perquam ducity signis cerüs desfi-
ta est. Hinc veram cerebri inflammationem
lesse tunc tan tum, secure dici patest,
tando morbus laesionem vel comationem
ipitis sequitur. Daher er selbst dieses ur-
efalicbe Moment niit unter die Signa dia-
\Q4tica aufstellt — .So auch die meisten
Agenden Observatores und SystematicL Wie
»ante es auch anders seyn? Eine Krankheit,
e Lein conatqntes Symptom hatte, deren Er«
faijiungen vielmehr mit denen des Nerven-
rbers zusammen Helen, die Überdies untätig*
ir so oft nichts anders als ein Symptom von
apren- Faul- und Gallenfieber \var, und mit
wen richtigen Behandlung sich von selbst
irlohr *}, wo überdieis das Aderlassen, nach
an bewährtesten Erfahrungen, dft groß*
erschlimmerung, ja Todesgefahr gebracht hat-
r! Eine solche Krankheit konnte, nur für den
ibarfsicbtigsten Beobachter existiren. Für den
Dofsen Haufen der A?rzte, der immer lie-
er den bequemsten und sichersten Weg geht,
#) Frank tagt de cur. hom. morhf L. L p, 109- Nee
tarnen quisquam tibi a smmmis ac furlosit harte in*
de deltrils capitisqne dolor ibus hac in febre pro la-
ienti in encephalo inßammaitone tmponi sinat. Fat-
Imciuuii quam plurimum hie lotet.
D a
_ 5* —
muFste sie mit den allgemeinen Klassen der
jedesmal herrschenden hitzigen Fieberkrankhei
ten zusammenfallen, nnd so, bald als Symptom
eines gastrischen, bald nervösen, bald faulich-
ten, zuweilen auch entzündlichen Fiebers er-
scheinen; und dies war auch nicht zu ti-
li ein; vielmehr glauben wir mit Gewißheit <
annehmen zu können, da(s, wenn auch dabei
zuweilen einzelne 'wahre f&rnentzünduzfSi
vorgekommen und falsch behandelt worin
sind, doch im Ganzen weniger Opfer gefak
len sind, als wenn man jede Hirnaffektion Ab
Entzündung gehalten hätte; und wir köttnea
nicht umhin, noch jetzt im Namen der Mensch* Ji
heit jenen groften Männern zu danken, wel-
che zuerst dagegen warnten, nicht jede akut! h
Gehirnaffektion für Entzündung zu halten, uai m
daraus allein keine Indication zu ziehen, soft- 1)
derb mehr auf den Karakter des begleitenden I*
Fiebers, der Gelegenheitsursache und der sD- I*
l i
gemeinen und individuellen Konstitution n |fe
sehen. ' rfc
*
\
- 53 -
IL
.Gegenwärtige Epidemie".
• \ i
«•
. Ioor Deccmber des Jährt 181a und Im Ja«
0r |8*3 erschienen die traurigen Ueberreste
ler ungeheuren, und noch vor kurzem der
•It Trotz bietenden, nun aber in wenig Wo-
tu auf eine beispiellose Art durch Frost,
wger urid Noth fast ganz vernichteten)
mariischen Armee an den Grenzen «der
tqlsiscben Monarchie. Mehr Todten als
jbenden gleichend, aufs . äufserste entkräftet,
gezehrt, das Schrecken Gottes auf den Ge-
Atem, und mehr noch im Innern tragend,
iy*isch und moralisch erstorben, zum Theil
it erfrqrnen Gliedern, so erschienen die
«maligen Welt überwinder, zuerst in Lit-
inen und Schlesien. Noch nie hatte die
•1t ein solches Uebermaafs menschlichen
snds auf einen Punkt zusammengedrängt
tehen, und noch nie sahen wir es in so
irecklichen Wirkungen dargestellt. Nicht
inkheit — dieser Ausdruck ist zu schwach
das letzte Seufzen der zu Tode ge-
— 54 —
ängstigten und gequälten menschlichen Nt*|5
tur war es, was wir bei den meisten ia-
hen. Sie sanken darnieder, mit allgeraefaefl
Zittern, gänslicher Erschöpfung der IWt
te, Zerrüttung des Geistes und dep Nerven- 1'
Systems, Abgestorbenheit der Haut, Fiebq
Petechien, cbüifjuativer Diarrhoe. Sehr fitb
wurden ein Raub des Todes, die meiste« der V
übriggebliebenen trugen langwierige Krtak«
Kchkeiten davon, und. gewifs ist keiner wa
denen, die Moskau brennen saben , sur8ca>
gekehrt, ohne den Keim des Todes in tri-
nem Innern, oder wenigstens ein leben*
längliches Andenken jener schrecklichen Ts|i.
in seinem Physischen, davon getragen zu fcs»
* ben. In ihnen erzeugte sich, von ihnif
ging zuerst aus das Gifr, was nachher so gro-
fse Verwüstungen \mter uns anrichtete, uns!
dessen Wirkung jene epidemische Krankheit
war, von welcher hier die Rede ist *).
•) Man erzählt oft die Fabel, daft das furch terlicbili
Gifr, die y4qua Toffa*u, aus dem Speichel ein« •
Tode gequälten Menschen erseugt werde. Hier bt»
ben wir sie wirklich realisirt* und «war in höhen«
Polens, in-Masie, als ein Gift nicht für Individnei»
sondern für die Gattung, denn das, was naebb«1
, ganae Lander und Völker verheerte, war wirklick
Sit exiatitte anfangs nur allein an dm
ften* wo jene unglücklichen hinkamen, aber
loh und nach wurde sie ron einem dein
Ldern mitgetheilt, und kam so, oft erst
der dritten , Vierten Generation , auch
mtfernte Gegenden. Doch blieben man«
# Orte, durch die zweckmäßigen Maafe-
jtln der Gesundheitspolizei, oder gtinstige
lg*, ganz frei, und merkwürdig, ubd ein
iwtb , dafs nur durch Ansteckung diese
rsMaifctxt sich mittheilte, war die Feltung
teftrin* welche das gana Jahr igi3 hin-
Ernh eng gesperrt, frei davon blieb, ohn-
aohtet die ganze umliegende Gegend und
Ibst das Belagerungsoorps, gewaltig daran
Mm« Die «un folgenden Russischen an
«selben Krankheit leidenden Truppen, führ-
n die Krankheit immer von neuem au;
ir nun bei und von uns mit unerhörten
nstrenjjungen und MUhseeligkeiten geführte
lieg reprodusirte sie selbst au wiederholten
alen in unaerm Lande von neuem, und so
übte sie immer allgemeiner werden. Am
eisten wurden jedoch die Militairstrafsen
id die Gegenden, welche lange der Schau-
sin Stoff, prodiiflirt •«• Msmcbtn durch dlt huck«
Sit Msnickanqus^«
- 56 —
platz des Kriegs öder einer Belagerung wate»!
davon heimgesucht. Am meisten litten,
eben diesen Ursachen, und weil sie der Hiui
sitz der Lazarethe und der Gefangenen m
ren, die drei Hauptstädte des Reichs, Ben
Königsberg und Breslau, so data in der Höbf
der Krankheit die Sterblichkeit derselben bjs
das Doppelte, ja in Breslau noch mehr, fltho«
het wurde. Aus unserm Lande sog die Krist
heit mit dem Kriege weiter, erst nach Sashh '
sen, das durch die da concentrirten Dragr
aale des Kriegs ein furchtbarer neuer Haei'
für ihre Reproduction. wurde, und von da *
den Rhein. Im October erschien sie in Hanai>
und den Rheingegenden. Erst im Decemba)
in SUdteutschland, im Würtembergscben, uni
auch hier zuerst in .dem nördlichen Theile,
und dann erst in dem südlichen *), zum deut-
liehen Beweise des Fortgangs durch ^ Aastet»
kung.
Wir hatten, als sie bei uns erschien, kei-
ne Epidemie, aufser die im Winter gewöhn-
lichen Nervenfieber, die mehr sporadisch und
nicht bösartig waren« Sehr deutlich unter-
schied sich diese neue Krankheit, die msn
•) S. Lohnes, diu. med. da utilitite de Hydnrgyti In
v febre typfaodtf. Tubingae. lftl4»
- S7 ~
i
t tfareeht iueh Nervenlieber nannte, van
UNtif und tft hemnhten nun beide, «w«r im
ru&#rlitthfln fchnltohe, aber Ja ihrer Natu?
In versohledefie , Krankheiten, tiio gew/Jhft-
tü0 und die du ruh Anitei'kunjf nraeuflten
» renfleber (die Kriegipeit) neben einander»
ld tunk in dieaef war ein weieiitli«bef
iMriebted awfiebin der« welche die eratea
lallen tihd Verbreiter derselben, 1» deren
Ibitrstdrtett Organisation alc<h da» Olft erat
Mtt|ttf9 haften | und der, die durch Mit*
tHing diese* fremrlartlf)«» fitolfr an .bia da«
I gesunde Organismen hervorgebracht wur-
i und welflbe eben den bei weiten» griilk»
i Theii der nachher herrschenden Epidemie
Sftaobte*
X«
ßle Krscheinungen glichen Im Oanaen
AM) welche Allere und neuere flchrilWel-
r ttftft Von der Kringspest überhaupt aufge«
lohnet haben. Nanh mehrtägigem UeMhl
ifit/nwrdilseyn begann da* lieber mit l'rfis-
In, darauf folgende? mHlsiger Erhöhung der
'Arme < umher Ermattung, Mangel an Uli«
lf, titTkllglich aber drei karakierisi Ischen
ffttptmtien9 Hei»nlMtng nder vielmehr ein Ue*
hl ton flerauschihelt ifti Kopfe, etwas /dt-
* — 58 —
ternden in den. Gliedern, so dals es ihnen
schwer war etwas fett au halten, und eine
besondere Schwäche der Ftilse, die das Ste-
hen fast unmöglich machte. Die Zufalle stie-
gen nun mit jedem Tage, ' hauptsächlich dis
des Kopfs { heftige Kopfschmerzen, zuweilen
aber auch nur ein Gefühl von Druck im Kop£
Schläfrigkeit, und doch unruhiger ubterbroch-
ner Schlaf, Delirien, ein bald häufiger, bald
langsamer, ungleicher*' zuweilen voller, zuwei-
len wefcber und kleiner, niemals harter, Pub,
immer trockne Haut, erhühete, zutreilen bren-
nende, zuweilen aber auch fast natürliche,
Warme, häufig Petechien, der Urin jumentöi,
mit Zunahme der Krankheit roth, feurig, oft
•
ganz braun wie Bier, mit vielem schweren
kleyenartigen Bodensatz, zuletzt oft plötzlich
wasSerhell, zuweilen mit einem kleinen Wölk-
gen ganz oben schwebend — ejn sicheres An-
zeigen des nahen Todes — zuletzt Schluchzen,
Sopor oder Rasereien, mit dem Trieb davon
zu gehen, Lähmungen des Schlundes und der
Zunge, bewufstloser Abgang des Stuhls und
Urins', — das waren die kara kteristischen
Symptomen der ausgebildeten und ihren höch-
sten Grad erreichenden Krankheit. Ddb Tod
erfolgte soporös, apoplectisch , zwischen dem
— Ag-
ni und i8ten Tage. Zuweilen geteilten sich
Rektionen des gastrischen Systems, zuweilen
Äumonisnhe ÄfFektonen, sehr häufig Petechien
i*u; Nasenbluten erfolgte oft und gewöhnlich
t Erleichterung. Das Gericht war zuweilen'
gh, aufgedunsen, die Augen glänzend ; zuweilen
erblaß, entstellt, verfallen, die Augen man*),
iarrhoe war selten, und weniger häufig Subiul-
I tendinum, unrl convulsivische Zufälle, wo«
irch sich diese Epidemie von der des Jahrs
I07 auffallend auszeichnete. Noch mehr aber
iterschieef sie sich in Absicht des innern Ka-
ktfcrs, und durch die Wirkung der Reagens
Ml, wodurch, wie bei allen zweifelhaften Fäl-
lt der Praxis, so auch hier, die wahre Natur
Bf Krankheit allein ausgemittelt werden konn-
>, und auch ausgemittelt worden ist. Der
sringste Gebrauch erhitzend -reizender Mittel
Xmlich, besonders des Weins, bewirkte so-
Weh Vermehrung,, die Anwendung kühlen«
er, ableitender, selbst Darmausleerungen, sie
•) Da meine Absicht hier nicht ist, tino ausführliche
Beschreibung der Krankheit au geben, so begnügeich
mich hier mit ihrer Skiaeirung, um so mehr« da
man sie bei andern Schriftstellern, besondere in
Hm. Hörn* schalsbaren Werke: Ptfahrungm über
die Heilung des ansteckenden Tirrvenfiebers , lQl3»
Yolhtandig finden kann.
^ — 60 -~
mochten durch die Natur oder die Kumt
zeugt seyn, Erleichterung der Kop&uÜlle,
des Fiebers; da hingegen bei der vc
Kriegspest Wein und alle excitirenden
Besänftigung der Kopfzufälle und B<
des Pulses, hingegen y ermehrte Darmai
rung und alle schwächende Mittel sogletyi
Verschlimmerung aller Zufälle hervorbracht»
Doch kamen hier mannichfaltige Venu*
denheiten vor, die theils durch den Grad te
Krankheit, theils durch die Individualität, tkA
durch die Lokalität und die Zeit - der
mie, bestimmt wurden.
Der Grad def Krankheit, oder hier
mehr der Ansteckung, konnte sehr verachjs*
den seyn, und es gab von den höchsten
zu dem geringsten eine Menge Abstufungen
Bei manchen war sie so gelinde, dafs sie oh-
ne alle gefährliche Erscheinungen, in Zeh von
einigen Tagen, ohne Mittel, von selbst sich
verlohr; b«i manchen erschien sie unter off
Form gastrischer oder pneumonischer Fieber
und sie hatten dies sogenannte Nervenfieb64
ohne es selbst zu wissen, (zuweilen ein Glück'
"-■——■'■ H
— 6' — , '
Im, dar dadurch roii dar eacltlrenden Me-
»da abgeleitet wurde), loh iah sogar einmal
»Krankheit mit Petechien und allen Übrigen
fahan dea heftigsten Fiebers bis xumT odo ver-
l#so,ohne dais der Kopf merklich au gegriffen
Hdsn wttre; die'Kranke blieb, noch bis we^
| Stunden vor ihrem Ende, völlig besonnen.
Avianchen blieb es bei einer unvollkom«
Hltn Ansteckung, und Ausbildung, und es
folgten nicht ileberhafle, sondern chronische
ItflinschwMohen und Kränklichkeiten. Auch
fr Zelt der Epidemie mnchte einen wesent*
hm Unterschied; die ersten Ansteckungen,
d also dio erste Zeit der Kptdemie, waren
) gefährlichsten, Jo mehr uns der Krtog
d also die neue Kr/eugung verliofs, und
rieh aus sich selbst fortpilenxte, desto ge-
der und gqtsrtigur wsrd die Krankheit, sie
fahr endlich <lie Austcckuugskraft und Ter*
ah dadurch in sich selbst.
Ja selbst der Karakter der Krankheit konn-
MDnichfakige Modilinstionen erleiden, ftu-
fcst bewirkte dies die individuelle Ver-
ttdenbeit. Wurde ein duroh Alter, oder
eh (Ibermiibigo Srrspaaen und Entbehrung
i erschöpfter, oder von Natur schwächlicher
«. 6a —
nervaler Mensch damit befallen, ao nahm die
Krankheit natürlicher Weite auch mehr da
asthenisch -nervösen Karakter an, so wie n
jungen vollblütigen Menschen sich das Ent-
cündliche mehr entwickelte und höher Steiger-
te. Eben so aber konnte auch Lokalität uai
endemische . Konstitution wirken. Ich habe
deutlich wahrgenommen, dafs in Breslau, wo
die Ort&beschaffenheit und die in diesem Jak
Torhergegangenen grofsen Ueberschwemmu-
gen schon eine allgemeine asthenisch -ne^ö-
ae Stimmung vorbereitet hatten, auch diae
Krankheit einen weit bösartigem faulichtn
Karakter annahm, als hier in Berlin, wo lii
weit mehr entzündlich war. In überhäuft*
und vollgepropften Lazarethen erhielt das Fie-
ber immer einen bösartigen, mehr zur Fant
nifa neigenden Karakter, daher aqch da stf
die örtliche A^faulung ( deshalb Hospitalbraod
genannt) vorkam. Dasselbe galt am schlimm«
aten bei langen und miihseeligen Belagerun-
gen, besonders in feuchten Gegenden, s. &
Torgau, Glogau. Den höchsten Gr*d der Bös-
artigkeit erhielt sie wohl in Torgaq, durch mat
tibetmäfsige Zusammeadrängung einer sehr gre-
isen Menschenmasse auf einen kleinen Rann
und durch, eine unglaubliche Verpestung d*
- 63 -
ipitller durch Unredlichkeit und Vernaqh-
ligung. Hier' starb der vierte Theil der
iwohner, und iwei Drittheil der Besatsung.
0 Krankheit stellte das fürchterlichste Bild
• Fauliiebers .dar. Gänzliche Kolliquation,
Mkterliche Hamorrhagien , faulicht - blutige
linrhtf«i9 grofse Sugillationan, örtliche» Ab-
ifcn des KOrpers, der heftigste Gestank, wirk«
k pestartige brandige Bubonen waren die
Hill . eintretenden Symptome, und führten
**fl tum Ende, Aber merkwürdig war es,
ft, sobald die Preufsische Occupation und
Widers die unermiidete Sorgfalt des Gene«
»Ghirurgus Oräfa wieder Heinlchkeit- und
daung in den Krankenanstalten hergestellt
te, dies Fieber bald auch hier (den Karakter
es einfachen gutartigen, m*hr entsllndli-
m Typhus annahm.
Die Dauer der Krankheit war, wenn sie
gebildet war, yrie ich schon bei der ehe-
Vgen Kriegspest bemerkt hatte, immer ai
je, und, wenn sie auch ihrem Grade nach
n durch die gute Wirkung der Mittel nur
bde war, so seigte sich doch, bei allem
igen Wohlbefinden, in der Mattigkeit,
iMders aber in dem jumentüsen Urin,
k der innere Krankheitsprocete nicht
• ■»
drär leine Völlige Endscbaft erreichte '
Recontalescenz, und die oft folgende* ft
krankhaften dauerten Viel länger.
' {Jeber die Heilutog habe ich folg«
theils ans eigner Beobachtung, theiU ab
obachter cler verschiedenartigsten, Metfo
anderer Aerzte an verschiedenen Orten,
merkt*
Die, Kr ankheft konnte in ihren gedj
Graden, selbst auch zuweilen in hohem, dl
die Kraft der Natur allein überwunden i
den» Wenigstens viel leichter, ohne alle]
fe, als wenn eine unpassende, vorzüglich
zu* Unzeit erhitzende - reizende Methode
gewendet wurde.
* - Die allgemeinsten und hülfreichsten 1
tel waren: frische Luft, Kajte, Vorzug
durch das Medium von Luft und Wasser mit
theilt, und Reinlichkeit« Es war ein allgea
bestätigter ErEahrungssatz, dafs, je wärmer
Kranken gehalten wurden, desto heftiger,
kühlte, desto leichter die Krankheit vorüh
ging« Ja et war merkwürdig zu sehen, 1
bat schnellen, durch das Kriegsschidual j
boteAen Transportirungen ganzer Lazsret
aeUtft Mi der rsuhesten Luft, trotz dar dil
— 65 —
r er meid liehen Entbehrungen, die Mortalität
Fallend abnahm, und eine Meng« sehr ge«
rlicher Kranken »iah bessfltto, die im Hos*
* »
al gewillt ein ftauh den Tode» geworden
reu. Dies bewirkte ofFonbar die freie im-
r veränderte Luft, und die kältere Tempo«
nr. Derselbe V ortheil waed in den Ko»-
Xlern bemerkt, die es xfim Gesetz machten,
rner einen starken huhmg und kalre Tom«
i
ratur zu .unterhalten f wie dies in der Cha-
i der Fall war. — ' Die Applikation dos
Itin WaMcrs war, aufs er dem kalten
tnkon, in dreierlei Formen heilsam. Zu-
rt als örtliche Applikation, vor/liglich auf
D Kopf als Ifaupititt dos Leidens; die all«
mrinstet immer erlaubte und imm>T h/Jchst-
>hlfhMtif;ef Anvendun^art; man könnt" auch
itt deren %Schnee und Ffis anwenden. Auf
n Unterleib thaien di^ne kalten Fomentatio«
»bei entzündlichen AlTociiimen derAbdnmi-
Jdngeweide, Meteoritum«, selbst, schon vor«
fldonen faulichton Diarrhöen, die herrlich«
* Dienste. Die xwifo Applikationsari war
I Waschen der ganzen Oberfläche des Ktfr-
I» mit kaltem Wasser oder Essiß; auch diese
F nie rontraindicirt, aufier während einer
dachen halituosen Ausdünstung, aber nicht
•«fa. HXViir. ». a. bu £
— 66 —
bei wäfsrigen oder klebrigen Schw$iTsen, die
rielmehr, eben so wie trockne Haut, dasselbe
indi orten» Es leistete sehr yiel zur Vermin-
derung' des Fiebers und der ganzen Heftigkeit
der Krankheit, zur Belebung der Haut und zo
Beförderung der Hautkrise, . die hier die Haupt-
sache war« Die dritte Anwendungsart wir
das Begiefsen mit kaltem Wasser und das
Sturzbad. Unstreitig die stärkste und oft wuo-
d erwirkende Methode, die aber schon Vorsicht
erforderte, und durchaus nicht als unbedingt
und als ein ohne Vorbereitung anzuwen-
dendes Mittel empfohlen werden konnte. Am
wohlthätigsten und sichersten wirkte es ii
den frühem Perioden des Fiebers bei jungen
rüstigen Leuten , und bei trockner heifsei
Haut. Bej altem, schwächlichen sehr ner?ös-
sensiblen oder sehr erschöpften Subjekten, io
spätem Zeiträume der Krankheit, bei schon
eingetretener beträchtlicher Passivität des Or
v ganismus, bei feuchter Haut, leistete es oft
nichts, ja es schien Selbst den Sopor vermeh-
ren und Apoplexie herbeifuhren zu können.
Mir scheint es, dafs auch hier die nämlichen
Rücksichten, die die allgemeine Therapie über-
haupt über die Anwendung eines kalten Sturz-
bades uns vox Richtschnur festsetzt , beach-
\
\
- 67 -
tet werden sollten. £in kältet Sturzbad kann
auf doppelte Axt tödlich werden, entweder
bei grofser Vollheit der BIutge£afse, durch den
Zurücktritt des Bluts nach innen, und dadurch
erzeugten Blutschlag, oft wirkliches Blutextra va-
sat; Oder bei großer Lebpiusch wache durch
die gewaltsame Erschütterung, Kraft Vernichtung,
plötzliche Wäriöeentziehung, und Lähtnung des
Gehirns, durch Nervenschlag. Die beiden aner-
kannten Kontraindikationen desselben sind da-
her Vollblütigkeit und hoher Grad von Lebens-
schwäche. Niemand wird ein solches anwen-
den bei einem Vollblütigen, zu Blutschlag oder
Extra vasation geneigten, Menschen, niemand
bei einem äufserst erschöpften* bei kleinen
Kindern, bei alten Leuten« Kann nun nicht
beides beim ansteckenden Typhus auch der
Fall seyn? Das erste bei einem jungen voll-
blütigen Kranken, dessen Hirngefäfse von Blut
strotzen, vielleicht schon zur Apoplexie dispo-
nirt sind. Das zweite bei , einem schon vor
der Ansteckung Lebenschwachen, jezt an. der
höchsten, zur Lähmung hinneigenden, Passivi-
tät des Gehirns leidenden ? Wird bei dem
ersten nicht durchaus erst Entleerung der
Gefäfse von Blut nöthig seyn., um diesen ge-
waltsamen Eindruck der Kälte ohne Gefahr
E *
>
•
p- 68 -
des Blutschlags anwenden zu können? Ictm^
Überzeugt davon, und halte es für Pflicht
Kunstgenossen zu warnen, sich nicht
die trefflichen Wirkungen zur allgemeine <—
bedingten Anwendung hinreifsen zu I J
und. auch dieses grofse, aber immer herce^^
Mittel doch ja nicht empirisch, sonder" — ^
xner nur nach gehöriger Untersuchung es»
dividuellen Falls, anzuwenden.
Unstreitig wargn dies die Hauptr — n
frische Luft, Kälte , besonders halte* — /
5er, und Reinlichkeit, und es war bess^^r j
se allein anzuwenden, ohne allen inn&r/?^
brauch, als die besten innerlichen Mittel <£.
ne sie.
Doch leisteten auch laue und warme Bad«
Nutzen, obwohl viel weniger in die Augen fit
lend, als in der Epidemie 1807, wo ich sie so <&
als das einzige Rettungsmittel erprobt habe. ^
meisten waren sie da angezeigt, wo die
geöffnet und der Kranke schon sehr schw
und im Zustand der Passivität lag, in cS
zweiten Stadium der Krankheit. Da w
kalte Bäder unwirksam, ja gefährlich. JS
gegen laue Bäder mit zugleich angewend
kalten Fomentationen oder Begiefsungen
_ den Kopf waren heilsam» Dieses letztere
«..'
!:.
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I ll'iltii^, Wt-Hii *Uu f.iijisii liriif«;« gul )<e
t:f| fcollltsii. I|| «lull llllllcif« /clfti« i|i;i
tlt.il 4 illlll |ii.;l MiJUI il»«rt-'if.M |li;jf«*.|l
flcllju Il.fl lllll «.lläli^ Ltiiiii;!* | J mI^ «.41 Viiffi
II Mrlituil VV Ctlll^lJ||lfl|IJ|il2||.
fttiPHlUvftH HgtUi «V i4l Uli f|if-llf «rfJli;fi |i«,]|
i|l<i littllivvuiitli^ luii il )(;•(*! I' j<Jj|iii#Jfc .
*|lj:i:lill;i|lti Aduilntft«., i4MMilji.li In fft,#j
Tdgfcll Je! hrMIllkflCU, rimU Jj'llJlftitiJJ»
IM ^it^hiiifltsu, liui jjilijgiJ#i VMl||Jilllß«;*i (.' /Jj
lltsl JitolligiSii Kii^iltt«;liitiiii«tu»il '«iliii 11c
lg, fiflur I lulliitkii, Hill loiliviii fiwfi.Jii,
I Allgpii, tVlif|ifrtllf1t;J| It«|f HiiiJ <*' >*|/f
llN 1!i|IUM|uImIi£<''II f^f ftlliftl i4«li:f U*4
Wsjl|gt2ffft:jlirj} itlil i4|lU ftrf» i*l.)»« fcJl-Jl«.";*
U*, ftfi Witt litt) allan fcftUiUJ'UjiJii.J« Attt.lt
liHJ'ytflJItill.llfcf t)JJj«|j«:, *; fc). fiel tl-hil-
HgMWtsiilu I1mi;|i yvajfcu dl«* HImii£#«i<H;
9 |ht*J|itt*j«tig« «lU fcjft nUQtiHiOi*:* ■ u*.i\
|<flti>li|jj|t:t . iifiifibf }hJ/'-j#/1'.» .'.//jlii;! «<«
lltll, |f« *llil|jfe|| MiM.li iC^.fc,., I##J >!••
«II Hful lilill ftriuMi'itl gt;f «**».#< l.nhi..
lud tttlii viiilü ffwj»h, »/in..- «|k ftl««»
mn^au, iiiiil «1« iV 41/n.« f*.i «.»./•. f.'-#'H|*
II iU* Ai1<jjUm<») feudi»! i<«i«.iiii.i.;lj^ «..;*#
, UAfl ä» Ailct.tl fiffriJlfjfi ¥>ijj»Jc /Uli»!
lits imli viiliiiillii Vfci*'Jwi.'J*.'<fc<Jj Uhu»
- 7° ~
schon vorher sehr geschwächten oder nervo-
gen Körpers, sondern auch der endemische
Karakter machte hierin einen auffallenden Ua-
terschied, In Breslau, bei Torgau, waren die
Anzeigen zum Aderlaf* sehr selten, und 0
wurde nur wenig gebraucht; da hingegen «
Berlin es offenbar viel häufiger angezeigt war,
und mit Nutzen angewendet wurde *). Ii
*) Unsere erfahrensten 'und angesehensten Aerste, tu
denen ich nur Heim^ Höhm% Welper p Forme), ne-
uen vrill , w-reji hierüber völlig einerlei Meintffl
"und es wurde auch in. der Versammlung der M»
duinisch - Chirurgischen. Gesellschaft -von mehr u
4q hiesigen Aerafsn der entzündliche alt herrscht»
der Karakter 4 er diesjährigen Epidemie festgeiew
Hr. Hein) insbesondere ha| «He Gute gehabt, ■>
folgendet« als Resultat seiner Erfahrung,, darubs
mitzuihe^len: „Bei allen wohlgenährten und vol'*
blutigen Menschen, hahe ich, ohne mich an de
Tag der r\rankheit an kehren, su Ader gelast«
und mehrere derselben dadurch vont bevorstehe»
den Tode sicher gerettet, Personen« die vor da
Krankheit schwächlich und xu Entzundungskraat
heiten nicht geneigt waren, habe ich kein Blut ent-l
sogen, und aie sind auch sum Theil davon gekoav
-■ snen. Bei erster*, liefen die grobe Angst, die ß*j
genommenheit deft.&opfs darauf nach, und es est
standen, wenn es Anfangs geschah, in der Folr«
affine oder nur schwache Delirien , und die Krisl
seit" durchlief ihre Stadien weit leichter. So •&
Angst» Beklommenheit« Unruhe wieder entstanden«
wiederholte ich das AderlaJbent Seibit «och du
— 7*. r-
V
zweifelhaften Fällen blieb die alte Regel im*
mer sicherer, das Aderlafs lieber zu unter-
lassen* und sich mit ortlichen Blutentziehun-
^en zu begnügen. Doch machten quch hier ent-
zündliche Brustaffektionen einen, Unterschied.
So unsicher und grobe Vorsicht erfodernd
das Aderlafs bei Gehirnaffektionen war, so
Konnte man doch um vieles dreister es bei
jenen anwenden, und selbst noch in spätem
Zeiten der Krankheit konnte mit Nützen zur
Ader gelassen werden,, wenn sich en$zündli-
m
che Brustaffektionen einstellten, aber nicht: bei
den Kopf leiden, wo es alsdann die Zufälle
vermehrte, und den Uebergang in Lähmung
und Fäulnifs. beschleunigte: Häufiger und si-
cherer, und zu jeder Zeit, Würden die örtli-
chen Blutentleerungen durch Blutigel und
Scbrüpfküpfe am Halse, Schläfen, hinter den
Ohren und im Nacken angewendet; wo1 ir-
gend Anzeigen von "Blut congestiorien nach
dein Kopfe vorbanden waren *). .
S, 7» 8» 9» 12, ja einem Dauer den i^cü Tag, p'ach-
dem er acbon $ *t*ge in Öelirien gefegen Haue,
habe ich zur Ader getfii'eh Y und mit dem tfeaten
^ Erfolg! je fröber e^^dfcfc/uri^relcbHch 2a iMund,
dettö bfeser war aUMMrUtt^ :i Öocb dÄifd Wb
"' einige geatorben, bäi denen Äoer gela*2eri WiltbeJ"
1 . ■ ■• . • ■ ■ *
*) leb kann hier nicht umhin ein Wort über da$ jezt
— 7* —
Sinapismen an die Waden und Fuusolu
len waren immer ein treffliches Mittel z\ir Ab-
leitung vom Kopfe unter allen Umständen und
zu jeder Zeif der Krankheit; auch Vesicato*
rien im Nacken , ' und in Eiterung erhalten;
an den untern Ettremitäten waren sie n
so iebr vergessene Schröpfen zu sagen , worstf
ich schon einst im Journal i£o4 wieder- au£sMfs>
sam machte. Di« Konstitution der Blutigel irtriia
unserer Epidemie so groß, dafs zuletzt in BeAia
gar keine mehr jru habwi. waren, und sie att &ca
ungeheuersten Preisen y erkauft worden. Das Sehn*
pfen kann im Allgemeinen, die Fälle ausgenommci,
wo die Lokalität es verbiet et, und bei kleinen Kia-
dem, völlig die Stelle der' Blutigel veraeben; et ist
wohlfeiler» besonders für grofse Krankenanstalten,
selbst» wirksamer, da ea mit einem starkem Hinu
reis verbunden ist ^ nnd man hat nichts dabei«
fürchten» da die Blutigel » wenn sie ein etwas grö-
beres Geiäfs in der Tiefe treffen, xu weilen eins
nicht «ogleich au stiljeafre^ oder nach einigen Stau»
den oft unbemerkt, wiederkehrende» Blutung enrett*
gen können« worauf ich besonders 'bei Kindern an
achten bitte. . Ich hake ein solches Beispiel erlebt
wo die Wunden an der Brust* die schon seit 4 ft1ul°
den au bluten aufgehör tj' hauen, in der Nacht bd
t dar Fieberexacerlpatipn^yjieder während dafs das Riad
ruhig *u schlafen letueji» »u bluten anfingen, und
es sich hätte leicht fftft hjvjfen können, .wenn nicht
die Wärterin endlich aurder blassen F,axbe un4 d*v
stillen Athem bemerkt hatte, dai* es nicht im Schlaf
sondern in Ohnmacht lag»
- ?\ —
lini/tlM Vhj*hI»i, und iihiUii; fl*i *i;hr duji.li
I Tfllltläudft, Hut MnliH<lt«Jlii IKK.ha/fV|jj,i,Jr,
d di<* /üili hfcfcliiiiifil Wiiidtffl. Aiii u)ißlüj;k-
^ffli Wfir d«J| < JiJil'iljfJl Ciliiütilidtil HtflV-
Ftejt In d«f Mu^ül vifiiid^uij diu gi.iiii^üiQ
gdfl dui fCuifjMiuir ludim uildUuudun Jini*-
ffplj tili komiU'» i1tifuri.il JidrJir *u hdii-
Tf| Olädui fcjlhfln;ii Wi.-j-i«.*!, liiid Wcjl Ijuh*
W*T 0«, tyfc|*u tnli.liü Ki miiIs i; |*lu* ilui IN*-
j||j0flft«fctfU ldltdii;Jl} dU oiiiü fidiJiU bdfiü-
|0|tf Iflillu l;iliiii|li;ii. AlK-Il l^i duii ludli-
r (4l«iii:il ilfii Kidiikituii w «ti in dum m-
r /«triliftiiiii ilui tiuliMuiJi iliitttii Klutfcu vnii
|ftf|n iiiiiiioi' «fJiüiili^li, und ^üiuiLtiiiii Kuli
lli«4liitM und AHuIh h'HUfti tili« Km|'^ und
I Fitibfli'. K» vvui hii^ljinlif ii.ii, Win ti.liitüil
» gfcii ujjtia (Ul*u K «« •••|»Ju## (Ijijiim, jn milliU
Ijijiaii«, W*iu, «Hi.li ihm uulur W 4***11 %a
ic(jr9 §nf <W MiJIü diu Ku/iUidi, l<ii«ifji~
Pf diu Ko|jf)idddn, Vtfl*f:lllilfUUi:l 11 kuniilc-
p£J*£iii Miliid, vy*li:lia diu TMii/<kiiit du»
jNyftrffjii* liciälikiiiiHuianj und •!!•- IUm ölt-
tw (külildfidit iiJM^Iii»ruiii:«i ) Kiklihiükj An-
- 74 -
timonialwein, Spiritus Minderen, auch Web-
essig, Tamarinden, vorzüglich die Präparate
der Salzsäure, das Acidum muriaticum oxyge-
nicum oder der Spiritus muriatico- aethereuj,
sehr mit Wa$ser verdünnt, waren die bestes
Mittel im ersten Zeitraum. Sie minderten das
Fieber , die Kopfcongestionen , unterhielten
täglichen offnen Leib, worauf hier so viel an-
'i
kam, öffneten die Haut, ebenfalls , hier da
Hauptbedürfnils, und reichten oft allein hin,
die ganze Heilung zu bewirken. Nitrum pik-
te nicht, es war zu schwächend* Doch kann
ich nicht sagen, dafs irgend einet dieser Mittel
eine besondere spezifische Kraft bewiesen hat-
te. Auch Brechmittel, die sonst im Anfange
solcher ansteckenden Fieber so vortrefflich
wirken,' leisteten keine ausgezeichneten Dien-
ste. Entstanden örtliche inflammatorische Af-
fektionen des Kopfs, der Lunge ? der Leber,
Milz etc., so wurde Calomel in reichlichen
Gaben mit dem ausgezeichnetsten Nutzen an-
gewendet. Es füllte, wie immer, trefflich die
Lücke aus, wo das Blut entziehen nicht angezeigt
pder nicht mehr zu wagen war, uqd Reizmif"
tel noch nicht pafsten.
War aber das erste Stadium, gewöhnlich
bis zum sechsten, siebenten Tage2 yorüber und
— 7-'» —
er und Knufalleoliniieu veimindeiieri &irli
t, auinloiil ttioßtffi vielmehr, mit yuiit*h-
der »Schwäch", dpmi imifViltfii mein im).
■ , tUit'U bei Fniiaetr.iuiß o!)i#*?r Mii-
lllil Ittjchftt voraichtitf, Nei vufimiritil «n/;«*.
det wt'iilcfi, iifiil ilfl« lienliYhaie du*u war
ijilor mit Nitrum oder Miilmiiik /u i, mich
I nur j (trau «llr u bis r» »S|uii<|eii, und
niiui«. Oin Delirien v euch wanden hei dum
irau<h dea K «inj »Irr« niiÜ'iallcfni] , timl die
it (illijcilü aieli, War mirk diea veißelims,
Itn INiU uml KriH'ii» wich mehr, mit /u-
rlitf «Ic« MojMin, de« Delirium«, riet /»ittem»,
r Hellten *i<h dahei kraiu|duafie Zuf.dle
Ileweßiiiifton einf dann war Onium das
IM wie und Ali in u-f 'Stunden die ßan/e
(10 vei lindernde Mittel, an wie di«se* Mit-
[imjier itm healen hekoimul, je mehr nuui
liur da« fJelälinyalem fl|jßu«[»iinut und ah-
(ihlf hat, Dodi beduifte et iIhkii gar kei-
ftlMikuu ( laben, und dieae würden flearlni-
hahen, /«w«if drei Trojifcn I<aud, lii|iiid.
leuh. alle tf Stunden waren gewöhnlich hin-
dicnd, und (»rauchten nur einift" 'IVifjn fort-
ei/.t xii weiden. Bin au (außer J'ortge-
iiiJi achadete. Dann liela irb wich immer
llad. Aniicae, ala ein luerea $iKrkujigamit-
— j6 —
tel, und Serpentaria mit dem gröfsten Nutzen
zugleich anwenden, und die Arnica schien
mir unter allen Roborantien das einzige, was
dieser Epidemie angemessen war, und was die
Kranken vertrugen. Wenn bei diesem Zu-
stande der Lebensschwäche und äufserst ange-
griffenem Nervensystems, der Hautkrampf vor-
ziigl ch hartnäckig fortdauerte, und die Haut
trocken, oft mit Kälte einzelner Theile, Hieb,
— ohne geöffnete Haut war keine Hülfe mög-
lich — dann zeigte einigemal der Moschus sei-
ne in diesem Falle ganz eigentümliche und
mit nichts zta ersetzende Kraft, die Haut m
offnen und so das Nervensystem zu befreien.
Eine mäfsige Diarrhoe, bei welcher, der
Zustand sich nicht verschlimmerte, durfte nie
■ ■ ■
gehemmt werden« Ihre plötzliche Unterdrüc-
kung durch Opiate konnte die gefahrlichsten
Zufäne, entzündliche Affektionen des Unter-
leibes, Schluchzen, Meteorismus, vermehrte
*
Kongestion nach dem Kopf, Vermehrung des
Fiebers und Unheilbarkeit der Krankheit, zur
Folge baten. Vermehrte gastrische Auslee-,
rung war in dieser Epidemie heilsam, Ja Be-
dürfnifs, und mufste, wo sie fehlte, durch er-
öffnende Mittel bewirkt werden. Ward je-
doch die Diarrhoe wäfsrigt oder gar uawill«
— 77 —
ihrlidr, mit offenbarem Sinken des Pulses
,d der Kräfte, daxin mufrte ihr auf« schleu-
gste Einhalt geschehen, wozu ein Klyatir
m Stärkemehl mit 10 — i5 Tropfen Lau«
innm gewöhnlich hinreichte.
Die Mortalität war äufserst verschieden,
m
id richtete sich nach den Graden der Krank«
it, nach ihrer Modifikation, der Behandlung
A nadi der Zeit der Epidemie. In den letz-
n Zeiten, in der vierten, fünften Generation,
i
ir sie' auffallend gefahrloser, als in den er-
n* Es gab demnach alle Grade der Morta«
it von der geringsten, die etwa einer von
ülfen seyn mochte, bis zu der fürchterlich«
m, wo- drei von vieren starben, also nur ein
ertheil der ganzen Masse davon kam, wie
M in Torgau der Fall war , wo man von
opo Franzosen 15000 Todre zählte. — Be-
nders tödlich war die Seuche den Aerzten,
id höchst beklagenswei th, wenn gleich höchst
hinvoll für sie und für den Stand, der sich
!e Morgen für die heilige Sache der Mensch«
it dem Tode weihete, sind so viele theure
pfer, die von unsern Brüdern gefallen sind !
Breslau allein wurden sechzehn Aerzte ein
mb des Todes, und unter ihnen zwei hochver-
- 7* -
i
diente Lehrer der Universität, Mendel tu
Meyer, -r- Und wie viöl raubte sie, nicht bl
uns, sondern dem ganten Reiche des Geist
in dem einzigen Meili in dem eine gan
"V^elt geistigen Lebens abstarb !
Was die Leichenöffnungen betrifft, so i
wohl noch • in keiner Epidemie diese Qud
der Diagnostik so reichlich benutzt wordei
wie in dieser, da* aüfser der Privatpraxis, di
Charit^ sich's zum Gesetz gemacht hatte, b
der gtofsen Menge Kranken, die sie hatte, wi
nige ununtersucht begraben zu lassen. Ui
man kann sägen, dafs auch in dieser Minsic
diese Epidemie Aufschlüsse gegeben hat, w
$och keine vorher, worüber besonders Hr
Horris Abhandlung äufserst lehrreich ist» Ai
diesem reichen Vorrath von Erfahrungen ei
giebt sich nun | dafs Gehirnentzündung g<
rade das seltenste war, was man fand« höd
stens bei dem zehnten. Bei neun Zehnthe
len' fand sich das Gehirn entweder völlig g<
Sund, und die Gehirnsubstanz ungefärbt, od<
nur wenig wäßriges Extravasat, zuweilen di
nervösen Gefäfse etwas aufgetrieben, nie ei
Extravasat von "Ölut, selten jene Lymphe, di
man bei vo\Ytet^e£«x^&nen Entzündungen fin
— 79 —
det. Auch die Lupge * Leber, Milz fanden
sich zuweilen entzündet* aber offenbar nicht
als beständig eS^mptofaieö der Krankheit selbst,
sondern durch individuelle oder zufällige 4Jm-
ständfe bedingt» Bedeutende. GftUenanhäufung
war bei allen vorhanden« itei - aehf » vieletf
war in der Beschaffenheit der innern Organe
auch nicht das geringste vom natürlichen Zu-
stande veränderte wahrzunehmen» N
.X
t ■ .
t • » ■ '■iL !!•*■.
— 8o
IIL
Resultate.
■
Fassen wir nun alles, war diese geschicht-
liche Darstellung uns darbeut, mit reinem und
unbefangenen Sinn zusammen, ao crgiebt tick
• folgendes: v -
*
Wir sehen, dafs man ausging von der an*
tiphlogistischen Methode bei. der: Behandlung
der Fieber, aber schon frühzeitig, einsah, daft
das Aderlassen nicht bei allen Fiebern, nock
weniger bei allen GehirnafiFektionen , passend
sey, unddafs es oft dabei nicht helfe, ja offen-
bar schade«
Wir sehen , dafs es immer eine herr*
achende Methode in der Praxis gab., die sidi
von Zeit zu Zeit veränderte/ und bald mehr
den antiphlogistischen, bald mehr den reizend*
stärkenden, bald den ausleerenden Karaktsr
hatte, und dann immer von dem groben Hän-
fen in jeder Art übertrieben wurde, obwohl
immer Männer von nüchternem Geist und rei-
nem Beobachtungssinn blieben, die sich da*
durch nicht hinreifsen liefsen, die ächte hip-
— §1 —
tfrathohe Kumt erhielten, und Jeder Metho-
den rechten Plata annieten*
■
Wir tehen ferner, dala die fteberf dii
1 jfttt Neredn - und Tjrph!uli*»ber ntniiea,
MT da geweten aind» duh aber ihr Hegriff
ftftern Zeiten ungebührlich weit auage-
Mt wordene dtla die'Knegtpeat immer eal-
ifett* aö Itnge greift» Armeen und aohwa»
fttUfe eaiatirtenf lad ddük sie sieh initnefr
an in ihren Erscheinungen und Kt»
gleich gewesen, doch bald mehr ana
fründlf fhim » bald' tnthr atim fauliahten
j^jlgend; data aotn insbesondere, wea
i Adtrllb ba trifft, d**elbe aehr kluBg in
Ihtm Zeiten dabei angewendet hat, 'aber
^jmAlUaadaa tiehaden genüthigt wfcrtien
fti et wieder einzifrdhrtiaken, dala mafcohe
lütr Epi iemieen ea gana ausanhlotaen, und
ftk dl« grüiken Abrate aller Zeiten all* dar-
I ttaMinüteitneov dafii et durflhaut niiiht ala
b* deatirflgaauriuett Mittel beim 'typhua und
■ Kjbppett anauaefcen aeyv' sondern au de-
* flehUr», wekAe tafnert die aorgfilltigtte
Itnatudiung - einet tiefblickenden Ante* #»-
'•*«, .«od nur in detteo Hand woWthatig
*****. laim. 9. i. tr* V
— 88 —
Wir haben endlich, in dieser letztes Zeit
eine Epidemie erlebt, wo die reuend - erkh-l
zendfe Methode im Allgemeinen Schaden, hiid
gegen die kühlend- schwächende Nutze]
brachte , und selbst dss Aderlafs nicht sehel
mit Nutzen angewendet wurde.
Kannen und sollen wir nun aus die*
leisten Erscheinung schließen, data die Kntf
-bisher nur ein blindes Herum tappen, eih&ji
4er Mode, gewesen, und dafs war allein tiq
und sehend sey^n? dafs alles .vergangene
«ig, und un* allein das Licht: aufgeg
«y? «nd dals die Ksaakheit immer und
dein, dai, was wir' jeiat gesehen, nämlich
siüidlieh, ■ und die haste Methode nur die,
mnr kulfrefch wir* -die antiphlogistische,
uind. immer seyn -werde?
i ■«. *
&'<
Das sey ferne! -^ Für einem aoldien B
Kinkel, Air einer solchen Vetträndigoog
Jtfanen unserer größten Vorfahren* wo
der gute Gejat mkittf Kunst! -bewsta
•de sieht ein 'seleher Mifsbrauch des B
eine' eben- OkA* - Geiste
phä* Unwissenheit **4»ethfci** a
nicht gar langer Zeit die Yenfttfckfenfcäl o1
— AS —
tUtahtfrtP Vielmehr wollA wir mit da*
Nl cur Bescheidenheit und cum Naehden*
fc ftlbrea lauen, die Erfahrung der Oegen-
ktud der Vergangenheit vereinigen', und
blicke Folgerungen daraul liehen, auerat
durch Überhaupt diese Verschiedenheit der
tpltung und der Meinung entstanden», und
HB» waa uns dio Vnrgangonboit und die.eo
reiqhe üegenwart für dio N«tur und l)e-
dlupg dieaer Krankheit ata weaemlieh und
aar fjjltig lehre.
Di« IHftt aich am Uafin anter de*
1 Hauptgeslnhtspunkten* ^Kottüitut+on und
irtkhett, oder daa Bwtimffefade, und* du
timrote, betrachten, unter weiche *il#l fllllt,
\ snr Sache gehurt»
» ?'
.»rv
Konstitution.
..Jade KranUieit wird in ihrem Karakter
rob die Koastitutipn bestimmt, die indivi-
all* durch die individuelle,' die epidemische
rah die allgemeine. Die Ausmittelung die»
• ffluli daher jeder andern vorgehen.
Daa erate und wiohtigate ist: Oer phjrsi-
» Karakter der Menschheit und iaabeson-
F a
- 84 —
dere das , was Irir die, herrschende
tion nennen, bleibt sich nicht immer gleich
sondern wechselt und durcfiläuft gewisse B*
qLoden* Wir sehen dasselbe im geistigen I*
ben der Menschheit , und eben du gut nt
Was das allgemeine Leben der Mawk-
Von der physischen Seite und die Off*
chen seiner Modifikation betrifft, so beriet
ibh mich darübeFiuif das, was ich in aÄff
Geschichte der Gesundheit gesagt habet ^
fegmerke. hier .quci/daTs in den neuem Zflittt
pffenbat der Kaytfcter der Nervosität und 4*
ftastfizität Toche^schwder, geworden ist, ä
et yorhiu war. ..„_..•
Was aber insbesondere den Karakter eis»
zelner Zeitperioden und der darin herrsch«*
den Krankheiten bettißt, so zeigt sich n*
offenbar ein Wechsel und eine auffalle**
Verschiedenheit in der; Stimmung der orgfr
nischen Natur selbst, die eben den Begifl
und den Namen Ton herrschender Konstün
tk>n erzeugt hat, die wir auch epidemische ■
nennen pflegen. Wir sehen, dafs zu ein*
Zeit das organische Leben up. Ganzen leb"
Wta» energischer, lebt, sft efeer andern 2
j
— BS -
in und matter, 4m hilfst, Mi tu ei-
4
X ein mehr entzündlicher, cur ködern
fir asthenischer Kaiakter herrscht, dal(
rselbe iji allen Krankheiten mehr oder
» ausspricht, und sie verschieden' ino-
ja dafi nicht Mos bei Menschen,, aon-
eh bei Thieren dasselbe statt fiudstiP Je-
nerkiameund eineReihe von Jahren be-
nde Am wird dies bot tut igt gefunden
die griifsten Münner unserer Kunst cu
leiten, ein h/pporrnrau 9yd$nham,
h, Ltmtin , \Sto/l, Richter f sind hier-
lilg einstimmig» und stellen diese Leh-
rine PundamentaUehre der Heilkunst
den wahren Leitstern derselben , auf.
weifein, heifst nicht blos an aller falb*
Wahrheit, sondern an den ersten Oe-
les Lehens und seinen Bedingungen
, Denn wir fragen s Was ist denn
hes Leben und seine äußerliche Dar-
P Ist es nicht eine immerwährende,
wechselnde Erscheinung, hervorgebracht
nxHhlige äuisere Bedingungen, durch
ifliürliche Einwirken und Ausströmen
tern Natur, durch einen bestandigen
1 der DestandtheÜo, ein immer währen*
lex des allgemeinen Weltorganlimus
— 9ß ■=-
im Kleinen, im Individuum ? Gleicht #
yollkqpmen der Flamme , und nVussen
10 wie in filier unreinen Luft alle dat
findlchen Lichter matter, in einer rein«
genirten Luft aber heller und lebhafte)
nen, also auch nach Verschiedenheit dp
sphärischen Luft alle einzelne darin b
ch4 flammen des organischen Lebens ;
Zeit lebhafter, au der andern achwäc
4ero?~ Man lese die Schriften jener
Männer. Was bewog sie, ihre Methode
Jahre lang mit Glück und mit liebe?
mup£ der Natur angewendet hatten,
nemmal umzuändern f In der Tfaat nj<
deaucht, qoch eine Idee a priori, ;
man lese, wie sie erstaunten, dafs die
die sie bisher bei ähnlichen Krankheit
^•am. gefunden hatten, nicht mehr hal
augenscheinlich schadeten. Wer vi
selbst, wenn er mit Aufmerksamkeit 12
tursinn mehrere Qegennien hindurch
achtet hat, hat nicht dasselbe Jbestä
funden? Wer hat night, um nur ein«
wähnen, das AderUfs, was er frühe:
bei hitzigen Fiebern mit Nutzen anv
nachher eine Zeit lang, weniger heil
häufiger schädlich, werden sehen ?
- 87; -
' Fr«gtn wir nach dtr Kracht, 10 fat ta
ttrtitig mtrat dtr Zuatand dtr Atmoephär*
M vtrsohitdtntn Leben*, ihr« versohiedt-
i Miaehung, Stoff rtrhiiltnisst9 Spannung, Eitle»
ität etc., .was dtn Karakttr und dit Qua-
; dt* organischen Lebens bestimmt Dil,
um jtdto Augenblick dtn Hauch de* l»e-
t Miwtbt» ohnt dem et keinen Augenblick
Daeoyn bleiben kann, timft auch am maU
i diettnt Daseyn dit Modifikation gaben»
maMohst aber können, allgemein herrsohen-
Ifnagtl oder Fohler der Nähr ung* mittel, all«
Mla herrschende Leidenschaften, sowohl
tfc, Angst und Schrecken, all Freude, allge-
ine UbermMige KUrperanstrengungen, bew-
ende Moden, genug allof, waa allgtmtin
Leben eingreifend wirkt, aolcht allgemti-
Umstimmungtn dte organuchen Leben«
nrorbri^gen.
DU faktische Wahrheit dtr herrschenden
Institution ist demnach über allen Zweifel
lubun, Waa dtr htrrachtndo Zeitgeist Air
I Geister,, daa ist ait Air dit KUrperwdt
wie jeder alleü Individuen mehr oder wo-
ger seinen Karakt er im Denken, Fühle«, ü*
mung, Handeln aufdrückt, so auch dies**
— 88 -*
in 8er Stimmung i Rtehtting, AeuEtanmg dctl *
organischen Lebens; so wie jener * vottugHA| i
stark hervortritt beim Austreten aus der g*
Wohnlichen Ordnung, besonders ganzer Volb
inassen, so auch diese bei Krankheiten, b+
sonders ganzer Massen (den epidemisch«};
•o wie es bei jenem einzeln? sehr
oder sehr gefühllose Geister geben kann, die
davon nicht berührt, nicht ergriffen wedea,
So auch giebt es hier immer einzelne Niuws,
•die so stark oder so gefühllos sind, sichia»
nem Einßufs zu entziehen. — Aber nicht Hm
die Lebensstimmung im Ganzen mag die Koa»
stitution Verändern, sondern selbst auf euud-
ne Systeme, ja besondere Organe, vermag sie
ihre Gewalt und einen bestimmten Eioflufi
aussjiiibefi. Wir sehen zu einer Zeit das Ner-
Yensystem, zu einer andern das Blutsystetn,
darin wieder das gastrische System, dann wie-
der das Schleimsystem u. s. f. mehr ergriffen;
ja wir sehen Zeiten, wo die Macht der Koa-
. stitution sich auf bestimmte einzelne Orgaal
Concentrin, Augen, Hals, Lunge, Leber, Haut,
Finger, Ohrendrüsen — epidemische Ophthsl*
mir, Angina, Pneumonie, Icterus, Exanthem
Panaritien» Parotiden.
- 89 —
tfnteruchen wir nun genauer 9 so findet
hier wieder eine merkwürdige Vencltfe-
eit. Die Konstitution wechselt entweder
mifftig nich den verschiedenen ' Jahres-
a, dies ist die gewöhnliehe, regelmÄfsige,
eder Jahresseit wiederkehrende, Jahrea-
rirution, ConstUutio annua ; andere
kheiten und Krankheitskaräktere giebt
Jommer, andere der Winter, andere der
ling und Hei bin Oder aber ea bleibt
rere Jahre hindurch der nümliche Krank-
kart kter, mit kleinen Verschiedenheiten,
eben die Jahresseiten und andere Um-
le hervorbringen. Da finden wir eine
e von 4, 5, und mehr Jahren, in denen
Grundkarakter der Krankheiten durchaus
r nervtis, dann wieder, wo er enttUndlioh,
t, wo er gastrisch ist u. s. w. Auch Hier
1 ich mich auf das Zeügnifs aller auf-
usmen Beobachter berufen. Sydenham
ihr den Namen der stehenden* Constitu-
(Constituiio stationaria) im Gegensat«
wechselnden, jährigen. Auch darf uns
nicht befremden, da wir das nämliche im
an der Erde, und ihren Symptomen, Wit-
ng und Fruchtbarkeit, dargestellt finden,
sehen nicht bloa ganxe Jahre, sondern
— 9* —
^uw eilen eine. Reibe von Jahren, nach einan-
der, immer den Karakter der Trockenheit oder
der Feuchtigkeit, oder der Kälte oder der
Warme, beibehalten; daher oft Reihen von
fruchtbaren und unfruchtbaren Jahren» Eben
tp können nun aber in den feinern Bedin-
gungen, Mischungen und Kräften dea kosmischei
Lebens gewisse Eigenheiten und Abweichun-
gen stehend werden, die sich, nicht in Witte-
rung und Fruchtbarkeit, aber wohl in eiflff
bestehenden Stimmung des animalischen Le-
bens offenbaren. Die letzten so. Jahre habet
dem aufmerksamen Beobachter darüber eines
sehr lehrreichen Aufschlufs gegeben. Nach ei-
ner Reihe von Jahren, in welchen ein mehr
gastrischer Karakter herrschend war, erschies
mit den Kriegsseiten des letzten Jahrzehends
dea vorigen Jahrhunderts ein offenbar mehr
nervöser asthenischer Karakter der organi-
schen Welt, der die vorher so heilsam ge-
wesenen gastrischen Ausleerungsmittel und
Bliitentziehüqgen im allgemeinen weniger an-
wendbar machte, dafür aber den Gebrauch
exciürend - stärkender Mittel weit allgemei-
ner federte. Nachdem er in dem Jahre
2806 bis 7 seine größte Höhe erreicht bit-
te* giag er durch jene merkwürdige tilg«-
i
— 8' —
fo* WechaeMiebarfjndefnie %der Jähr« iffeg
d J0QB in einen undir eptiündUdien Ka-
tfef liber, worauf iob • «hon dauiela bei jf-»
»Epidemi* aufmorkaaui macht* *), und du
MjfurUrdig* Jahr rflif, mit seinem UohtstrU«
rpdsn Koro den, mit seiner ungewöhnlich«
tft«9 Trockenheit, eolafischen und elektrl*
itfp. Natur, war dar wahre Wendepunkt,
d gab vollends den Ausschlag. Mit aulTal»
tdto Macht verbreitete »ich nun dia Inflam«
slfiiiche ÜJatheals in allan Organismen, gab
«9 Krankheiten einen mehr iullammatori-
wm Karaktor, und nütbigte aelbat A erste,
e §ana davon abgekommen waren« wieder
pk Aderlassen, Ist et nun au verwundern,
ita aua demselben Grunde,, aua welchem die
riegspest im Jahr 1H07 einen h/tahst nervti-
mfUrakter erhielt 9 sie im Jahr i|m und
•) gtwaa IknlUbnf Andtn wir Im Laban dai InriivU
duurrtf. Au «vi« dnit fllitOatliinM, au kann hijr dal
XidUiiluiiin l«iff» an Krjtnklnltkaii, NrliuWhli* und
atrtüiMtt /uifüHil Ipidan, bli snrlllrlt all«* kUbar
Mfcntimmt« Krtfnklif likplt ilnb In dla bMtlmiai*
Perm «Ihn Wft lifnllldbei« Concentrin. Dias wltd
dar W*mUj»unlu, btwlrkl alna Tölli||i* M»tajinr«r|ilifi -
ia Im Orfciniitnm, und naoh aaln*r Kiifligiing ffllih
tirb dafMnii9i.il wli n*UM»»hf*n, und daa gana* «*-
gs.aitske Lebaal hai aUf*. aum bsJabta* ftaraktar.
SS 0tf ^
$8'i5 einen enttOBdlidiW ethahen mufttl
t
Die Kriegspest in riflT in der Sphäre
Menschorganismus erzeugtet neues N
produkt, was sich als ein fremdartiges
Organismus mittheilt, ihn ergreift, und
gewisse Form des Leidens aufdrückt.
m
man sich nun wubdern, dafs die dadurc
regte Reaction, ihrer Innern Natur nach
desmal den Karakter des Subjekts odei
allgemeinen Stimmung 4br organischen
per trägt« das heilst, dafs sie durch die
yiduelle uild allgemeine Konstitution best
wird, und demnach das einemal mehr ne
Bas anderetnal mehr entzündlich erseht
Wiifde es nicht vielmehr unbegreiflich i
wenn es nicht so "wire?
■ ■ i •
" ' Wir sehen dasselbe bei andern ähnli
Produkten der pathologischen Natur.
Scharia chiieb er, die Masern, die Pest, das
be Fieber, die Ruhr sind eben solche tei
rolle Meteore, werden aber in ihrer jede
ligen Erscheinung im Organismus durch
individuelle oder allgemeine Komtitt
bestimmt. Daher, alle diese Krankh<
nicht illein im einseinen , * sondern i
epidemisch mit ^snz 'Verschiedenem Kara
will, wie -eben eine Krankheit! in ihrer währen
Natur, die Beschaffenheit diese* Geisteaaugei
gewaltig» auf das leibßche selbst wirkt, und
es berückt» -so dafs es manche* ttbersiebt, -#K»
wirklich du ist, manches sieht was nichrdtf
ist, lind manches anders «siebt als es wirklich^ ist.1
DaheiTnahaiteh solche Beobachtungen, die ntf
Zeit einet haschenden Systems , sey es irtr
Gänsen oder eineu> eiriaelneaf Kopfe, gemacht
werdeiV durchaus nicht als rein und naturge*
tfeu, llfcfraiAten kann. — *■ Müge also zu Ifrütt
und Warnung fSr- die-Zukunft, hier noch eim*
kurze Erit Wickelung, wiö: solche Arztconstitu*
tkmeü' SnjUtfchen , ihretf Plävx finden. 2 ' M
•1 « ■ * i ■ ■
.. j%- . »\ .- ■ •• » ■ -» ■ . / ■ '..-'
De* *rten «ranvi legt gewöhulich-eM
tieuer Gerttij^derKraftkheiten oder eine neirii
Epidemie, die die? bisherige Methode ver*
schmäht und' eine nette anzunehmen gebietet
Zuweilen kann auch eine neue grofse Eh&
deckung im Reiche der Wissenschaften, m
der Physik, Chemie» Anatomie, ja selbst ifa
der PfaÜosöpHeV daiü Veranlassung gebfcri*
ao ist -es gewifs, dafrdfe Entdeckung des Bhitfc
umlauft die A'derlafstaethode, die grofaen Ent*
deckungöfc der Chemie difr chemische MeH&l
de attgemiriner machten^ * ^^u
» t
- « sß —
tNjuvgfsell» ü$h fcinsa die Au*+m
f* fSmk Mjm*es, oder eines Syitems
gtmacbtJe Erfahrung wird von einem
lumigen Kopfe, in. ein System gebne
inen», kannte sagen, das Gefundene wi
hinterdrein erfunden* >. das seitlich u
dingt, .wahre wird dadurch für allgemt
immer wahr ausgegeben, zum Prinzip e
mit den höchsten Gesetzen der Natur 1
JQenkep» in Uehereinstimmong. gebracl
weil es nun so wahr, und so 'co&eeqi
aich selbst fcschetn^ *yon der Menge al
des Penkeas «und ^Handelns überhaupt
nommen. So wirds.GeisteshemchaJx, *r
Glaubensartikel, Sekte und Geistesgel
Schaft. ■■, .Glücklieh wenn - & tUfttv bL
^cigfeit der. Mit»^ 1fa&&d&mx9!Ü
Aber .vfr.ehe.. der kif^£en (SenfEfttum,
es die 'Lehrer., und hehen Schulen e
dann erwächst et r wie ;der Fehler de
tischen Erziehung»/ mit /der Konstitution
den* testen Kcpin 4er Geisteseq^wicjUui
sphiefe Richtung ^q4^t ]^chrän^UMigts ui
seit den Gerat .füfff4giH)ze Leben* so, •
BJLe.wie4er gaga fi,ei bpryottreten kann
ttf» soUten stefe^ljfl. I^ebrer u*4 L#hn
hüten, solthe yon dqs vZeu : WHjflJMWy
— 97 — •
siebten in die Grundlage der ersten Bildung
aufzunehmen, und wohl unterscheiden die
Lehranstalt von der Akademie der Wissen«*
•ehalten, und dafa es bei der ersten nicht dar»
auf ankommt, durch Neuheit zu imponiren,
sondern einen recht festen und antiken Grund
für die Zukunft zu legen* Fürwahr ich halte
gerade eine solche Lehranstalt für die schlecht
testet die jeden Wind einer neuen Lehie in
eich aufnimmt , und ihren tboricbteo Ruhm
darin sucht, immer auf der Höhe der neuesten
Revolution zu schweben I
Was nun ferner die Verbreitung und Für»
wahrhaltubg solcher neuen Kun&tsysteme aus*
■erordentlich begünstigt, sind die in dij) er en-
gen Krankheiten % unter welchen ich diejeni-
gen verstehe, die ihrer Natur nach nicht töd-
lich sind, und wobei ea ziemlich einerlei ist,
ob der Kranke so, oder anders, oder gar
sieht, behandelt wird« So gro(s ist die Oe*
fdllißheit der Natur, oder vielmehr die
hohe Weisheit und wunderbare Kraft, die
in ihr liogt, nicht bloa die Krankheit, son-
dern auch den Arzt zu überwinden , und
ihn unschädlich au machen« Wir wollen of-
fenherzig seyn, und die Kranken unterscheid
den* die durch uns, und die mti uns die
fourn. XXXMIi, ß. 6. *fc Q
• - 98 —
Krankheit überstehen« Ich bin nun, nach ei-
ner dreifsigjährigen Praxis, zu der Ueberzeu-
gung gelangt, dafs von allen Kranken, die ich
behandle, zwei Drittel auch ohne mich, so
wie ohne alle Medizin, ja bei den verschie-
densten Methoden, dennoch gesund gewor-
den wären; das übrigbleibende Viertel thei-
le ich wieder in drei Theile, zwei Drittel I
waren auch ohne mich am Leben geblieben, I
die Kunst hilft ihnen nur leichter, schneller,
und ohne Nachkrankheiten durch ; und nur
das letzte Drittel, etwa der Neunte Ton der
ganzen Zahl, wäre ohne meine thätige Hülfe
ein Raub des Todes geworden; und hier al-
lein ist es sicher nicht einerlei, wie' der
Kranke behandelt wird, nur die vollkommen
der Krankheit und dem Kranken angepaßte
Heilart rettet ihn« Das, sanatus fuic* heißt
demnach oft, genau genommen, weiter
nichts, als: er ist nicht gestorben, zuweilen
wohl gar : er ist der Kur glücklich ent-
rönnen *). Was ist nun also dadurch be-
wiesen, wenn bei einer neuen Methode, ein
"*) Eigentlich tollten dieae Stell* die Niehtarate gar
nicht zu leaen bekommen, Da et aber doch mög-
lich fit, dafs «ie einem tokhen in die Hände fallt;
, to 0ey demselben hierbei gesagt: dafa «r daraui
nicVu etwa. au. tchliefsen habe, er fcönne dea Aratei
dementier Theil der Krnnken nirht gftutor-
tk i*tP Winsen wir nun, dnf» er rfurrii die
tfthodrf'bcim lieben erhalten worden? Wil-
li wir, wtJlHie NfirlikrMnkhdtt'ti n/ichgeknm*
ert lind, toblrhe ihm eine Andere HehAnJ*
ag vielleicht eripari liMtto? Oder, wie viel von
m Gefttobenen durch dno andere Heh/ind~
Dg gerettet worden wHren? — Kein<*w*ß|.
Zulet/t miU«.n wir min mich, tur Krkllt»
lDg solcher ( lel*teU*|»idemieerit in Auichlag
rieben,, die indifferenten Anritt, das heilst,
ejenigon, welche nie gewohnt lind Selbst xu
»oketif nelbat ku handeln, sondern immer
lt blind tin hrubeten und michr.um*rhen9
as d^T ion Ansehend*« Theil ihst; und dereü
nd nicht wenige Hei vielen iit es wahr*
rmuth Hm (itdstes und der WissensrhufV, et
blt jene göttliche /Virf///u* innnta et in com*
unieahili% des guft»n Allem b"i manchen iit
I unaäHl^n Mode*uchtf der Wahn nicht «u»
Idttuhleihen in den Fortschritten der Kunst,
ie sie es nennen. Ach, wllliten sie» WA»
lata sogenannten Fortschritte oFi sindl
Die» aind nun die wahren TrH^er, und
!alt*r der heuen Systeme und herrschenden
entholif *•»! , (Hawaii nr j* im Anfang <l#tr Krankheit
«•Ulli fvlnvii kann, ob ff fti'lti *l#r Niuntg iit.
t " — iook —
Methoden; sie verbreiten sie immer weiter,
treiben, sie immer höher, trotz des. lautesten
Widerstrebens der Natur, bis das Uebermaaü
des Unwesens endlich den höchsten Grad er-
reicht, und dem natürlichen Gesetz gemäß,
den Gegensatz herbeiruft, oder die Natur, durch
eine neue Epidemie den Abstand recht grell
darstelltf und dadurch eine neue Ansicht &
zwingt.
Die Krankheit.
c
f
Nach der Konstitution ist es die Krankheit
selbst, über die "frir nun aus den aufgestell-
ten Thatsachen die Resultate zu ziehen haben.
Denn es bleibt ewig wahr, nur aus dieser
,Que|le kommt fiir uns Heil und Wahrheit.
Was zuerst die Entstehung dieser Krank-
heit betrifft, so ist es durch die Geschichte
aller Zeiten und auch der unsrigen entschieden)
*b .ie immer du Produkt de. Krieg, ist
Aber die Frage ist nun, was ist es eigentlich
im Kriege, was diese Krankheit ao beständig
hervorbringt? — Unstreitig "ist es die hier er-
folgende Vereinigung all» der Momente, der«
jedes allein schon eine' solche Krankheit er
zeugen kann: Uebermäfsige Anstrengung da
— • 101 —
iffe, Mangel oder Verdorbenheit der Näh-
rmittel, 0H#9ltfnl«fif]tiffif Anßat, Schrecken,
tlit anbetende Krk Übung uml Kuiftaaung,
,*n»mendriinguijg <l*r Manschen und Anl-
Üeiruiig der liiifi, Wir IjaIüii ueaelien, flal'i.
rlufigerauotb im .lalir 1771 «im» flau* Ahn»
le Kjddemio eraeußie; Auf Schilfen, in 09«
gniaien, In aehr vi/llgejiro|druij liHzarethen
iintt aie ebenfalla vor, uml hniUi. de da« La«
ftthlleber. Wir kennt nicht die furcht-
#
re aebwario IlOle xu <)alcuiia, wo von
5 in flitr Hitae MiftanuiiengedrHngteii Eng« t
dorn nach 10 Sunden nur noch u6 am l«e-
1 warpnf — Niemala aber wirken alle d'**
furchtbaren iCtnillllse auf die Menachhelt
vereinigt auf ein«n Punkt, ata im Kriege; da«
r bringt auch der Krieg (nämlich mit Maaten
o Menadieii geführt) jenea Produkt immerund
rer allen Tlmaiiinden hervor. Doch iat ea be-
ifflich, dala, wenn xugloich eine ungetunde,
ton der* naue kalt« Witterung herraditt al|o
IJoihat- und Wimerfiaiiipaßnen, oder wenn
tun eine nachiheiligo eoiditmiaehe Konitltu«
n voihandi-n iitf dieaea fleiubat ichneller,
d verderblicher eifolgfn Word*. So kann
nh elnea dieaer Momente fehlen und die
agkheit erfolgt dfonoob. Man bat a. B, die
*- 102
übermäßige Muskelanstrengiuijg und dadurch
bewirkte Krafterschiipfuug für die Hauptursa*
che angesehen, und bei der letzten Epidemie war
sie es in Verbindung der Kälte gewifs; aber I
wif haben auch schon Kriege gesehen, wo
die Krankheit durch lange* Stillestehen der
Armeen und Uflthätigkeit, im Lager, in eo*
gen Kantemirungen, bei Belagerungen, hervor-
gebracht wurde , z, B. in den Niederlande
«eben Feldzügen, So vie\ ist gewifr, dafi ji
mehr eine Armee siegreich, .vorwärtsgehend,
* • - ." * * ■ ■ * ••
in fortdauernde/ nicht ' übertriebener Thätift*
keft, und orts verändernd ist, desto weniger,
je mehr auf einem Orte stiUeajebeod, unthä«
tig, Unglück erleidend oder erwartend, desto
me&r" sie diese Krankheit zu fürchten hat
Daher, auch selbst bei den strapazantesteo
Feldztigen und bestandigem Bivpuakiren sie
nicht während der Periode der Thaügkeit und
Anspannung, sondern erst nachher, wenn die
Zeit der Ruhe, und Erschlaffung eintritt, aus-
zubrechen pflegt.
onv--
-.■*'■
1 Durch diese vereinte und fortwirkende
krankmachende Gewalt wird nun zuerst der
Organismus m gewöhnlichen Formen gestört»
und es entstehen Fieber. Krankheiten und
— i<*5 —
■
lBkliehkeiren9die die Form der gewöhnlichen
■
gen; nach und nach aber, durch die Port-
ier oder aueh Steigerung der verderblichen
Wirkung, wird tlur Krankhpitspfuxefs, die
inialie des J«ebtwsf hoher gesteigert, und
let eich in einer bestimmten neuen Form
et entiteht eine neue Krankhtiit. die ei-
eignen Ksraktor, eigne Iiokalitiilsbe/ie-
gini Organismus, und eigentümliche Fpriu
; endlich, wenn aio ihro höchst» Hohe er-
At, erhält lie die Fähigkeit, sich selbst im
[inismus *u n»produ/.irfn, dal hei Tut, sie
i anilerkend; sie ergreift mit ihrer Eigen-
niliehkeit dergestalt das innerste des che-
eben Lebensproxusses, dsf« sich aus die-
i ein Stoff entbinder, welcher «die ganxe
nkhelt im Keim enthKlt und eine befrunh-
Je Kraft hat (ein (Umtaffium). Wir se-
v dals die Epidemie immer diese drei Sta-
dt diese successivHn Peiioden, diuchlHuft.
sind im (irunde die nämlichen, die sie bei
>m Individiiurn durchlHirfr, erst die IWIot
der Anlage, Kränklichkeit, allgemein ß»-
lo (iesundheit; dann die Periode der wiik
ausgebildeten Krankheil ; dann die l'erio»
der Kontagiositttr. Und in denselben Aid-
lingen cbdigt auch wieder die Epidemie.
Erst hört der kontagiöse Karakter auf, dm
sahen sie sich immer mehr den einfachen g*
Wohnlichen gutartigen Formen der Fieber, nni
in diesen verschwindet sie auletzt ganz.
Wir finden ganz etwai ahnliches aid
bei andern Krankheiten. Die Ruhr entsteh
durch gewisse Bedingungen der Atmosphi
re ; zuerst .wird der Organismus nur leicht d
ficirt, und es erscheinen allgemein hemcta-
de leichte Diarrhöen, Koliken, und ähnfiifc
Zufälle; dann erst steigert sich die Krankhc
zur bestimmten Form der wirklichen Rut
und erst, wenn diese ihre gröfste Höhe e
reicht hat, entwickelt sie einen Ansteckung
Stoff. Beiip Scharlach, beim gelben Fieber i
es cjprselbe Fall, Ja jeder Katarrh giebt n
ein Beispiel davon* Erst die katarrhalisc
Konstitution der Atmosphäre, dann die d
Organismus, und aus diesen die Produkt*
des Kontagiums , die den Katarrh von euu
Individuum zu dem andern Überträgt«
Untersuchen wir die Sache genauer,
ergiebt sich, da(s es das allgemeine Ge*
der Reproductiviiät in der organischen £
tur ist, was hier, so wie bei jedem neuerzei
ten individuellen Leben, so auch bei dies«
— tflff —
)|rjgflr>bett, in WlikMmkpit tritt (lehna
iuF die eitlen Jludirnente oder Anl&nge
rirg«nlftfdf#n liebenleurlltdi. Ann im* uft-
nuten Hedingungen der frier?« mit * bildet
ihr Pfrfttt* t'*<pvnfl mift dpi ladt dpi Neliim«
«Hl d'-tti V\ Mflpi die liiliMoiiPii; edel pif-
tt ale mm «I» ntßani«rlip Kift|ir»r< au er«
in life miüh die Kmlt <ler llpprridui'liiin
» aietft flelb*t im hMtJyti r.ii eihaltpn ohne
üftfirliufdirlii'ii llpdlnguugen, um] ninli *it
'IflftlHgPii iluirli Abtoudeiungpff, (Kpiuie
• Nrtfftttpn,) die wieder d|p nflndluhf» lle-
lurtlvitrit erhellen. — Ritt miliihe* neue*
oltigiftuh * imlnuiliittlieii Kraeiiiullft, eul* dem
M der Orgflniftmpn mm Individuum Ann«
ldetf iil uiin eine auMie ppldeirdtrlitf
jkheit. Hie ist einer neuen Ve^eimiuii
rerglelnhen» Wo nie ile, mit winkelt tie
allniHhlig, kommt aur lllllihe, r.tir IIHTuiig,
t tuleftt Saainen, die pie fnrbrelfpn, und
it hierauf ab im Rlntelnen, flewfJlmlirh utiidi
Uensen, Aber §o nie bei der Ve^piAtion
Mnieyn de* l'ioduku *u wellen nur auf dui
eyn der Hütern Hedlnßungen bmiihrRiikl,
bei andern hingpgen fortdauernd, bei man»
n nur eiuiHhrlp, hei manchen vleljflhilfl Ut;
luch de* deben dieier pAiliolofliicIi - orga-
_ ,o6 —
nischen Produkte; manche behalten nur ihr
Daseyn so lange die äufoern Bedingungen
fortdauern, die sie hervorbrachten; mit dem |i
Aufhören jener verschwinden auch sie, sie sind
nur temporelle Lebenserscheinungen ; dies ist
der Fall, mit unserer Epidemie, ao wie mit
den meisten epidemischen Krankheiten. An-
dere hingegen sind festerer unzerstörbarer Na-
tur, und behaupten ihr individuelles Duejn
durch alle Veränderungen der Aufsenwelttip-
durch; so die Pocken, die Masern, die vt»
nerische Seuche. ' '
s . Von dem Anateckungsstoff der Kriegspeit
selbst kennen wir bis jetzt, so wie von kei-
nem , das Innere, sondert* nur folgende Ei-
genschaften» • ,
i. Er 13t nicht blos fixer Natur, wie
das Pestcontagium, welches bekanntlich nur
einem festen Korper anhängend, jiie durch
die Lufr, fortgetragen werden kann, sondern
er ist auch in der Luft aufiöfslich , doch nur
in geringer Entfernung von dem Kranken die
Ansteckungskraft behaltend, wie etwa Pocken-
und Masernstoff,
2. Er kann durch Träger (Zwischenkör*
per) Menschen und Orten in der Entfernung
1
tftirgetlilrllt wrrlftfi, wo fcdin KmrtM **f.
lj# #W>ltff?k **«'•* Kult /M Miillnn, nm<I 'Im
f
nur au if»yn, *U *l»m i'p»f?,i/tv umhin** *ui>h
Clhott iIaIAM« h*f[»*illl'll itf, fUU |«s|/t«i#«t« gut
?tahl In iIim l«nli fnifl^Ulifli Ut. i)pf/6ilMMpi
Itsttffiflt *!*• An«t»#'ki»ri*ln «i*<li »im \n *i*t» ?**■
*ri\fipu A\i*nw\**mup1vf\ *\*t Harn miv! «In« l*nn*
K#H KM UfMl»lit iim'I «Uo m «Pififf l''ttwJfjfclimg
•l«H frjftlliMPItlfl«»'! l,r|jUfi«j»**i/tU zu cffff«|<*rfi.
Wtfrifjptftfi» l«t fftit fc*in H»hjii«il l»*V «>♦/*!, tl*f«
niff* li*jjihtf, tVnfif» *j<? frtt||/f|)ß nli^ttyVH^rllAft
Wrff, fliff Af|*t*f l»Hfifr Vfiflffffla? J|flllir f«f|'f Mfr-
JUMI» Acivir? iiimI Afuii'if/>t>»f (iahen ImhmImiI^
•ibll^ Nu» 'hllieil «nifoinlrt. A'M ftahUiifit'hM"!!
W«r fUliar *Im iirMiiiii«?ll#«ii» Ai((frti%«trj tief
Alheim «!"• Kfdnkfiii mifl <Im nah« V*iw*J*
lefl ilt *Hiinn I>imifki (*<*«>, #|a»^f|pj#(t^#i *|jft
IlMrllülliflllftf! Oflftf 'IM llaltlaiiliiii M»|| ||tffl
klifttllili von »fiiiinifi Ihiii^i. f|uiftlu"g*fieA Khri-
ffftfNgMlIiffcnii.
y\. D*r Afiifff knfifsMi'ifr In itiftt>li hoflNfl«
lllß«« /iU«U''#ih«n von liitrlief' I »nfi« ihn oh K.ll*
19 11ml .'iminraliiU, /*i«|/if liftf. AMlI'rtlltffltl tVif
#», nvi0 *a!ir in •'•Iflmtt Kumil^nKlflillltrit MA(J
— 108 —
Krankenhäusern die Ansteckung verhindert
wurde, wo entweder bestandige Zugluft, oder
t
ein beträchtlicher Grad von Kalte erhalten
wurde. Auch die beständige Entwicklung ei-
nes sauren Dufts durch die salz- oder Salpe-
ters Auren Räucherungen schienen gute Dies*
atc zu leisten«
1
4* Die Mittheilung selbst kann voBtom-
rnen oder unvollkommen, leicht oder sehnet ]
sevn, je nachdem die Empfänglichkeit des Or-
ganismus grofs oder gering, auch wohl die
Intensität des Gifts grö&er oder kleiner, oder j
die Mittheilung mit günstigen oder ungünsti-
gen Umständen, s. E. Furcht, Traurigkeit,
Schrecken, verbunden ist. Es gab offenbar
Ansteckungen, die gleichsam in der äufsern
Sphäre des Organismus blieben, und nicht
tiefer eindrangen. Der Ergriffene blieb in
der ersten Periode der Vorboten, Mattigkeit}
Schwindel, Gefühl von Berauschtheit t Zittern«
Utibli{,keit, und nach einigen Tagen war das
ganze Uebelbefinden durch die Kraft der Na«
tur oder durch Heilmittel gehoben. Bei man-
chen erfolgten erst mehrere solche unvoll-
kommene Ansteckungen nach einandery bis
die Krankheit vollkommen ausbrach, und ge-
.— *09 —
ähnlich war sie dann von der gröfsten Hef-
■ ■■ ■
gkeit« So wurden Krankenwärter, Lazareth-
spoktorcn, Aerzte und Wundärzte niehren-
leils am gefahrlichsten krank, und es schien
i solchen Fällen eine allmählige und vollsten-
ige Saturation mit dem Gifte statt zu finden,
ei manchen aber konnte auch auf der Stella
Ä einem Schlage gleich das Innerste ergriffen
r er den, und die Krankheit sogleich in ihrer
ollen Ausbildung hervortreten. ' Ich weils Uei-
piele, wo die Ergriffenen in dem Augenblick
[er Mittheilung bei dem Kranken ein Schauer
ait der Idee des nun aufgefangenen Gifte
furchdrang, und von dem Moment an auch
lie Krankheit selbst sieh auszubilden anfing.
— Eben dies gilt von der Periode der An«
teckung {Stadium Infectionis), sie schien
lach den obigen Bedingungen verschieden. zu
eyn. Bei manchen konnte man bestimmt
>erechnen, dafs es 7, 9, 14 Tage gedauert
Mite, ehe nach der Mittheilung die Krankheit
ntstand; bei manchen waren wenige Tage»
a Stunden dazu hinreichend« Ein gesunder
f •
Sauer aus einem Orte, wo es noch gar keine
fieberkranken gegeben hatte, fährt einen Rus-
lachen typhuskranken Soldaten; unterwegs
lauen ihn der frierende Kranke, und er
— HO —
ihm bis zur nächsten Station seinen Mantel;
auf dem* Rückwege nimmt er ihn selbst wie-
der um, und kaum ist er Abends xu Haute
angekommen, so fühlt er auch schon die er-
sten Symptomen des Fiebers, welches er is
seiner ganzen Heftigkeit aushalten mußte
Am leichtesten und heftigsten ergreift es in
Leben in Iptaer blühendsten Periode, roa
igten bis zum 3osten Jahre; Kinder und Ate
seltner und weniger gefahrlich ; Männer mein
und gefährlicher als Weiber«
Sehr bemerkenswerth aber ist hier ea
Gesetz, welches bei allen ansteckenden Krank*
heiten zu herrschen scheint, und welches ich da
Gesetz der Heterogeneüät nennen mochte« Ei
läfst sieh so aussprechen! je fremdartiger der
Ansteckungsstoff und das Subjekt, was ihn
empfängt (die beiden Faktoren dieser Gen>rt*
fion) einander sind, jegrüfser.der Gegensau zwi-
sehen beiden ist, desto schnellerftt die Empfang
nifs, desto heftiger die Heaction, desto energi-
scher das Produkt. Es ist bekannt, dafs das
gelbe Fieber in Amerika auf die Eingebohr-
neh sehr wenig, auf die Fremden und beson-
ders die heuangekoinmenen Europäer so
leichtesten und fürchterlichsten wirkt« Die
erste tSebmtagang eineis jeden ansteckenden
— III —
Stoffes Ift rln neues dand bringt jederzeit die
Qlrchffbarite Wiikunß hervor. So die l'nuken-
krankbeit bei Ihrer ersten Erscheinung in Ame-
rika! Island, Kamtschatka; so <lio Votieiiacho
Krankheit bei ihrem ersinn Krschrinen in Ku-
ropi und HO eh Drillich bei ihrer ersten I If»l>oi-
tragung naeh den ttildsprinsrlii. Modi jcM so-
btlft wir» dali, wenn das vrimiisrlin (Üfl mit
•Inetil Klima ins atidnrn f;i'ti<i/>"ii wird, drtssel-
bo aufdieHewohnor demselben heftiger (IVoitid-
artiger) einwitkf, /,n/re>- hrmiikio dies bei
dem veneiiiehen (Jilie, welches aus F.gvpleii,
WO •• lehr gelinde wir km, nach Fraiikreiun
fttragen wurde, und wir haben ilie nelimli-
fihe Bemerkung in dm b'fy.tefiKfir«geii getuscht,
dafa das Oifr, was Fi/in/oscn oder Iltissen '.u-
fUhrten, voA weil, hrlil^nr^r Wiikung war,
■1» dal einheimische». Die Kilegs|H'it bietet
die merkwürdigsten PhHnuiiinne der Art dar.
Kriegsgefangene Truppen aus entfernten Oe-
geA den, welche lelbit die Krankheit nicht
ballen , wenigstens nicht ku haben schie-
nen» konnten an den Orten, wo sie ciri<|iiAr*
llrt wurden, die Krartkheit in dorn heiligsten
Grade verbreiten, Khen das hninetkle /Vu~
ttnrirth •). Cianxso wie bei dem davon <|obt-
■) I'. «. |h gi.
— 1X2* — •
rühmten und benannten ichwarten Gericht
Jahr 1577 tu Oxford, durch Missethäter,
man unmittelbar am dem Gefängnils tot
rictit stellte , der Richter, der gegenwii
Adel und 300 andere Personen der Versal
lung krank, wurden und starben; die Mi
tbäter selbst waren nicht krank und blü
am Leben« Es ist nicht unwahrscheinlich^
selbst die verschiedenen Menschenra£eii| 1
che pathologisch noch viel zu wenig baue
sind, den Gegensau vermehren können
Das nehmliche sehen wir bei der V
pest, wo ausländische Thiere das Gift
selbst die Krankheit in §0 geringem G
mit sich führen können, dafs sie ab
sund "erscheinen • und dennoch in na
Gegenden die tödlichste Krankheit d
Mittheilung desselben erzeugen« Selbst
momentan hervorgebrachte Gegensatz 1
diese Wirkung haben; ein Mensch, der 1
nie dieser Einwirkung sich nahete, der p
lieh aus der reinsten Luft in ein verp<
tes Krankenzimmer tritt, wird am h
testen und am gefährlichsten angesteckt;
vielleicht gründet sich hierauf die Thatsi
welche Anderson mittheilt, dafs der gel
lichste Moment für die Ansteckung der
MM fffffiM in einem AftgMtet'kteH ftlffiffiär-
Jtolit-h fllf Peridri»r Hfftitf, timl fl«fi* rHrt* ff I«
»#■ ItttTt li*rHriMr/iffif-ri tol«f. Ii-b M** (Ulier
frier ilia jtfffj;f*fi /Wtti» in»"**,»»w»1 fllMW AH-
ttHi*k *u <f fffi^l'I^M, »firl ftfJttfft ?»r ihfir
tJfctffift #fl#» Ofiftffr nllrif-ri r.if l»M*fi.
M*h l»«f ill* Kiff^|f^f mit ritf Vidi-
II f#tf|lfi|i-ff*H tvnll^fi, rllt* Ifirlfif fltffjf "l#i
bflNWllI flM Krfi<£* fit «pfr» IfNfftf. /Wut
IN #ftff flnVl hmf|iHfW-lilif-li*M im *k tiiiti i«Hh
M#ll(M« /IäT* ilt- tlrrli rile bei ilh* tritt 4t>!h*t
fft^l« •«t,|h1*« IlMfffHf Hfi* *!titl*rttll**h* ml-
tilht-hf ftffhfMffffift Itüt, timf *N *IH frcmrl-
fiprf fltfiff. #»ff#*rt «ff wl#« fllM Muhte M#-*f mm*
t f i**nnifi. i»ih ffi^»*rllhrt •viril. t>rnH l«l 'Int
l#bjiW'HfiMplmfi tlrfl fMHlfhf» Ifhil ft»Hf/J-
M*l#f* NllHt ti»l *rt«ii*f-k*hflf" nU iIm fffi'l*M;
1(1 rtffllJHf fiHfi^f r|M Vl»fi|iMfWihtff£llifff iffU
N- £tf#lfMJ» fiMiimmM nrwl nn-h '!"Hi Tml*
' #fk#ffh^H'lf< e»fMfl«r'lrf* V*l Ämlw Hffff'*ff f fffi
ttp*t hhlvnr, ifj» Krlff |M*«f nif lit, (Hm Vf». li-
tt Hit fl«>Mtti*rh fifTWil Mt rllf- £t(|f«fM Af-liH-
ffjttflt fftlt rl*r wffhfHi Polt, «bt»r nlehi mit
ftt Kri«g«f/phui.
6. 1)1« Wirkung tieft Coritnßluciii «uf deti
Im, ultia b. t. fe H
— ti4 —
Organismus« Die Einwirkung jedes Contagi-
ums. so wie eines jeden Agens, auf den Orga-
nismus, ist immer eine gemischte, zusammen
gesetzt aus der Einwirkung des Stoff« und tf
der Reaction des Organismus, tragend sowokl
den Karakter des Einwirkenden ala des Gegcs
wirkenden, in erster Hinsicht constant, ■
letzter aber mannichfaltig. modifizirt dnfli
individuelle und allgemeine Konstitution ds
Gegenwirkenden« Bei jedem akuten Cstf*
gium bemerken wir daher eine dreifache W»
kung. Zuerst wirkt es blos als ein fremd»
tiger Stoff, regt auf» sowohl Blut» ph Nerv»
thätigkeit, erregt Fieber, NeryenaffectioD, ai
jnehr oder weniger entzündlichem Karakts;
zweitens ergreift es ein Organ vor dem and«
vermöge einer dem Contagium seibat eigaathui»
liehen Affinität, dasScharlachcontagium; denHik
das Ruhrcontagium den Mastdarm , der Masen»
Stoff die Lunge, das Typhuscqxtfagium das Ge-
hirn ; drittens, es wird assimilirt und assimiltt
sich wieder, verähnlicht sich dem Organum*
und drückt ihm seinen eigentümlichen l*
benskarakter auf, sowohl in der Form d*
ganzen Seyns, (die äufsera Symptome d*
Krankheit), alf in der innem Natur des orga-
nischen Lebens, sowohl seiner dynamische*
. j
V r
\
niteben. - Wethaltitoee*. daher Xtogm*-
fcrrJetbnils der äafte, Prod*oUt>n des
gl lüftfct . Föulnüj»? So beiner k*a Air
räeboriiaitenxaiittgicisÄ KrünJümtän
lir verschieden*' jStaadinn ^ :: Ua* re*H* >
tnehr den Karakter des Individu*
pflock intakten ;,- gegen dofcdlindrin-
£*ftftdr*nsfcrebendnn , Natu*, JÜsq ;.ei-
lUttdlicken*' tragty und em aweites* da*
ätul: Karakter" dca min in das orge«
beben aelbat . eufgenommeiie* Stoffe
tat J^embümlißlik«t bat U#d hier
bbetcmAeraJhdtaeäkt werden*, tiale ctb
»eatlictter Unterschied in idar^ faaneia
b ^organischen ? Atatdr der ^Gbntegian *
toat* findet r wrmöge wefahtr einige
>hf; daa >P*isuip! des individuellen .Le-
int ergreifen ^Tender», weni^ar«: daher
.wjait schneller:, und /'leichter Ana den
o.das * weite Stadium übergehen, und
ine Schwache iind die mit derselben
laufende Neigung aur Fäulnils bewir-
idere hingegen weniger, mehr daa Ge-
rn ergreifen* und daher viel länger
n dlartiger Stoff 'wirken und den ent-
len Karakter unterhalten kennen. Zu
MktAnlUiM« geWJ« dw Mitcragift, iu
— **7 —
der mteargehöat da* £eharlaok-, W
und attcfaf das Typbusctatagitam. Wir1
■dafa nun bei dem eraterfn noefc in deatii
<&tadium mit Nutuen Adeikseen k^nnt • j
bei den letztem nicht. \.t%u^- ;-
(fenev nach ^demselben .Geietser:^
nun -die- Wirkung >det-Typhue^au*giui
ist teiner Natur nech^ mehr nervös^
(greift »also suersfc und am* weeentliohei
phint und Nervensystem, und furicbdw
in' den' ^eigentlichen -Sitr) der 'Kranfcfcd
4hren geneen Verladt Sukret aber ist d
£$6kM6TPoiit einem* Hodr unverletzten un
nachwiesen Gefaüay^tent terbtmden, Ha
den Katakter der £nt»zündnng, stäche
schwächer,, länger oder kürzer, ja>Vn,
; die individuelle ataribere *der «oh wäcttei
«atitut&oei des Inditiduumä oder der» ej
: sehen Diatheiis ea mü «ich bringt. ;»
grfeift zugleich oft auch andere Systeme,
falls nach' Verschiedenheit, der indivii
-oder allgemeinen Konstitution* bald .ac
gastrische, bald mehr d*a lymphatische
daa Schlelmhautayatem , «nd v erhätt d
gastrische, rheumatische, <katairhaliachs
phatuob* Komplikationen. Ntärgeto In
-■*• J>ei 'manchen sind we-
fje Tage hinreichend, bei manchen kann et
i mm sechsten, siebenten Tage dauern —
«das zweite Stadium über, welches wir mit
N»t"das passive" im k Gegensatz <les ersten
iyeA nennen, wo nämlich die Individuali*
des Organismus überwunden und ihm nun
Edie Krankheit auf» und eingedrückt ist:
t mehr er, sondern die Krankheit in ihm
t* Hier ist nun Schwäche der Karakter
s l3anzen, nicht blos das Nervensystem,
idcrn auch das Gefäßsystem ist ihr unter-
ifeb, utid nun tritt, wie immer, als Aus-
kiek derselben im Chemismus, Neigung zur
^mfa, Colliquation, Degeneration der Säfte,
Bebe Fättlniü, ein«
... - • ! .
Hierin liegt der Unterschied der verschie-
len Epidemieen; deswegen erscheint die
inkheit zuweilen als ein wahres Faulfieber,
reuen als ein gastrisches, zuweilen als ein
mündliches Fieber; "ebeik %o wie die Pok-
ikrankheit, das Scharlach£*berr zuweilen ala
) faulichte zuweilen ala entzündliche zu-
Las. ab gastrische Epidemie auftreten kein«
, ohne dafa man sagen kann, die Pocken»
r Scharlachkrankheit an sich und ala aoi»
ehe, haben einen solchem lUrafcter bestirnt
und immer, " ]
»■•••■• ■
Ob nicht dal Typhuscqntagium seÄH
schon in seiner Produktion* gewisse Vencki*
denheiten seiner Natur erhalten könne* wo*
durch es das eine mal mehr £ntzündlichk4
das andere mal mehr Lebensschwäche ud
Fäulnifs im Organismus verbreiten kann, <lf
ist eine Frage, die wohl noch genauere I»
* - ■ ■ i
tersuchung verdient« Unleugbar war es itf*
bei der diesmaligen Epidemie,, dafa es durf
übermäßige Zusammendrängung der Kr*
k<u, unterlassene und schlechte BebinA
lung, zu einem solchen Grade der Pe*
artigk' it gesteigert werden konnte, da fr all*
die davon ergriffen wurden, sogleich ein pest-
artiges Faulfieber erhielten ; «um Beweis Tor*
gau* wo 9im »weiten , dritten Tage schon &
fürchterlichsten Blutungen aus Nase, Muni
Darnkaoa!, grofse Blutextravcsate unter dcrl
Haiit, br and igte Bubonen, eidtraten,
- Man sieht hfertuSt wie wichtig und itf
wesenfliob die Unterscheidung Ton Typhi
CQtHcgiows und spönpaneus ist. Der erste*
nmfs durchaus immer als eine Vergiftuup'
krankheit, als eine dtnt Organismus tob *«►
— Hg —
mufgednuigene Krankheit, betrachtet wöt-
, welche in dem gesundesten frischesten
per statt finden, und. daher mit der krä£*
ten Reaction verbunden «evn kann; die
tere ist immer das Product eines schon
hergegangenen innern Krankwerdens; ei*
Schwächung, entweder des Ganzen, oder
jgstens des Nervensystems, und trägt da-
auch diesen Karakter wesentlich, von An«
5 bis zu Ende. Das einzige, was beiden
nein ist, ist, dafs das Gehirn und Nerven-
rem das prhnair und auszeichnend leiden-
Organ ist* Aber wird man deswegen die
arlachkrankheit und die Angina für einer-
Krankheit halten, weil bei beiden der Hals
süglich angegriffen ist, öder die Phrenitis
es Onanisten und die eines vom Sonnen-
h affizirten, weil bei beiden das Gehirn
leidende Theil ist ? — Deswegen zeigt
i uns auch in der Epidemie selbst eine
rkwürdige Verschiedenheit; da, wo sie sich
rst im Organismus selbst entwickelte, war
äulserst bösartig, faulicht,-mit dem ganzen
akter der Schwäche verbunden, denn da
* sie Typhus spontaneus ; je mehr sie sich
l ihrer ersten Entstehungsart entfernte,
ch Mittheilung reproduzirte, sich durch
Contagium fortpflanzte,* desto mehr erhielt tie
den Karakter der Entzündlichkeit und endlick
der Gutartigkeit»
Öas Gehirn und Nervensystem ist ako
das Hauptorgan, worauf das Gift wirkt, und
was der eigentliche Sitz der Krankheit ist und
bleibt. Was es für eine Veränderung ist, wel-
che dasselbe in diesem Organ hervorbringt,
können wir nicht bestimmen, ao wenig &
wir die Natur des Nervenlebens -und des A*
steck "imgsstoffs überhaupt erkennen *)• äi
geradezu Entzündung zu nennen, scheint un
viel zu unbestimmt und keineswegs durd
die Erscheinungen begründet, denn bei drei
Viert heilen aller nach dem Tode geöffnetes
(und derer sind nicht wenige, in der Charit»
allein an fünfzig), hat sich auch nicht eis«
Spur von dem, was wir Entzündung nennen,
*) Wie msnnichfsltig diese Affektionen sind» und wit
wenig wir davon wissen , seigt uns eis» Sumpfmui-
jna, £s errege such eine Nervenaffektion. aber eist
periodische, oft auch m t gan* typhösen Gehirnik
. fektionen verbunden. Otr neueste Beleg ist die?»
derbliche Epidemie, der Englischen Armee auf dir
Insel Walcbern, weiche auch ein Typhus, eineKrisp»
pest, war, sber in der Form einer FehHx int^mitte*
ma'/gta, snporosä, durch den klimatischen EinHoü
•o modißürt.
\
— * iax m»
AB. UaberfilHmg und Ataftreibinrg . der Ge»
fiklse mit Blut, gefunden, und keinerwegs ist
das- Aderlaie 'immer* da* wahre und helfend«
Mittel. Jede Affektion des Gehirns aber Ent-
zündung su nctinen, scheint uns weder der
Sprachgebrauch , noch eine gründliche Patho*
logie su erlauben* Welche Verwirrung der ße*
gr\Te, welche Fehlgriffe der Praxis würden
daraus entstehen? Wie wollen wir die lieber»
hfitie Hirnaffektion einer Hysteri^a, ein&a durch
Onanie -oder Blutverlust geschwächten, von
der wahrhaft entzündlichen unterscheiden. Wie
die Apoplexia sanguinea von der nervosa?
Ea ist dasselbe, als wenn man jede Brustaf-
fektion Pneumonie nennen wollte. — Dafs
bei einer so bedeutenden Affektion sich auch
unter gewissen Umständen ein vermehrter
Blutandrang, Kongestion, Stockung, selbst Ex-
travasat einfinden, dafs sich selbst Entzündung
dadurch ausbilden kann, das ist in den Ge-
setzen der Pathogenie gegründet, und nie-
mand wird es leugnen, aber es ist nicht das
Wesen der Sache, und kein Beweis ursprüng-
licher Entzündung,
■
Genau betrachtet finden wir die gröfate
Aebnlicbkeit swiachen der Wirkung de« Ty-
phaacnrttaghifna mkdtdar der «utoötiechen Gif.
te und des Kohfasdunstes. Beide wirken zu-
aachst und unmittelbar auf da* »Gehirn, brin-
gen Schwindel, Betäubung! Sinnlosigkeit, Nä»
renaffection, Aufregung des Gefäfssystens,
wenigstens Turgesoeni. d*s Bluts, epoplekti*
sehen Tod, herror. Nach dem *$ode findet
. sich das Gehirn mit Blut überfüllt, oft ei'>
yasirt. Wer möchte nun deshalb die Nareo-
tica und den Kohlendunst enuündende Po»
fen, und ihre Wirkung £ntsündungy nenne*?
^ ...
Behandlung.
Das letzte betrifft, die Behandlung^ xaA
hier hat uns die neueste Epidemie, wenn wink
mit der Geschichte der vergangenen Zeiten in
Verbindung setzen, gewifs grofse Resultate
geliefert, und wfr können mit Wahrheit m-
gen, wir sind in der therapeutischen Kennt-
nifs dieser Krankheit und ihrer Heilart wei-
ter gekommen* \ *
Das hauptsächlichste^ alles aussprechen«
de, allen Streit schlichtende, und für alle künf-
tige Zeiten folgenreichste, Resultt ist dieses:
Kriegspest in heia Nervenfieber im f+
\
lÜHniftTiiiia ü\\\n* des Worts, sondern ,pim-
dtfäh^yln'. mgenthümliches Gift hervorge*
trachte und bedingte hitvige j4nsteckwgs~
Krankheit jf.eben so wie. JPesty gelbes Fieber^
thhariachfieber , mit welchen, sie die meiste
jtßhnliqhkeit hat; sie hat demnach, so Wen\g
* ■ * " *
#10 jene* einen .bestimmten und immer sich
■ • *
gleichen therapeutischen Karakter , sondern
kann b«ld nervöser ,v bald .putrider» bald ga-
«irischer, bald entzündlicher Natur teyn, wel-
ches letztere diesmal offenbar an den meisten
{firten der Palt war. Es giebt demnach auch
keine ihr eigenthiimliche» intnier gültige, Heil-
ärtj sondern jede neue Epidemie muß im-
tker erst erforscht, ihr Karakter ausge mittels,
und dem gemäß die Heilart festgesetzt
wtrden.
Die Grundregel der Behandlung ist folg«
Heb die bei jedem contagiöien Fieber: Behand-
ImHg des- Fieberkar akters mit Rücksicht auf
shu Contagium und seine EigenthümUchheit.
Das letztere begreif t folgendes : Vermindere
und unterdrücke möglichst den Bntwicklungs-
prottfs des Contagiums im Organismus, su-
i
che den giftigen Stoff durch die Haut zu
verflüchtigen, und vergiß nicht» daß er
— i«4z — *
gtöfie Neigung iutt, bei aüem- entamiHckaL 1-
Anschein, einen nervös* asthenischen Zo-
stnnd hervorzubringen.- • *
■ ■ *
Diesmal war der forakter allerdings mefa
#_
entzündlich, und die Heilart in ihrem Gru-
de antiphlogistisch, aber sehr unrecht wiirdi
et tevo , diefs nun auch in Zukunft immer' ff-
warten, und die antiphlogistische Heilart iur
immer als die allein passende festsetzen n
wollen.
Und selbst das Entzündliche bei diesem,
Fieber ist nicht rein entzündlich, sondern ner-,
vüs - entzündlich; daher kann, das lieber»
rnaaü der Antiphlogoaia leicht schaden, leicht
Uebergang in Lähmung und Fäulnifs veranlass
sen. und sehr leicht kann daher der Gebrauch
nervenstärkender und flüchtiger Mittel nothig
werden. Die Behandlung gleicht hierin ganz
der beim Scharlachfieber,
Selbst bei diesem ursprünglich entztlnd»
liehen Karakter konnte doch . das. Fieber
auch diesmal einen Grad von Bösartigkeit
und Fäulnifs erhalten, der das Bild des hef-
tigsten Faulfiebers, so wie es Sarcone be*
schreibt, darstellte, und die kräftigsten Reiir
und Stärkungsmittel nothig machte* . ■..■;•■:*:
/***
— «5 —
i. D10 'äHgotneine Aderlaß g$Wrt,daljer ür*
Mi au den -milelf che» und wftid xu erwägen«
len Mitteln; und ea gilt nach • immer d+vop.
prnft />. Hof mann und PrysgU . d*i?üa,aagen.
I» gebart ein richtiger , prakxianber JJUflfe und
orfgftlfige Untersuchung det* individuellen
falle dam, um et richtig MMuwenden* und
in Zeitpunkt def Krankheit mach* WflS-
wi •» rfaeln- höchst ra otentliefce* Untefncbied.
3i+ ftfgel bleibt immer: In« eweifvlhaften
Vö/lairi tat' ef sicherer es tu ,uM*rhtfsrn , ale
ftlMU unternehmen i und wbn tonn t/tur-flep
idhadm j *Jf *J i uhterUisiQH&i ( durch . ürtJ jphe
HutMaWenibgeftt Cabntiel« h. i< w. ) wieder
%ut numk*u\ mbuden 'des atw^dckUck .ange-
wendeten. Die gewöhnlichen Anzeigen am
lern AfWUind'Judr ebäfa eo tiriiglich wie bei
im P«iime*m*»te erid den Unter leibaenujln-
h»gefe»<'. 8te"W» dort durch den gehinderten
Durchgatog< de* Bluts durch- (Im Lunge od^r
iatch kMMmpi hafte JUFektion der Nerven au*
lern Ihiarteföet ao.Jtana hier der J'nla, durcti
tte Affekti<m>dea Nervensystem* rom G*hjfl*
uu, abUtedrütiktt klein» ungleich abhwaoh ww*-
les* ohiur deswegen ein Beweia von wahren
jAbetoaactaräth* und ypm JNicbtdaaeyn der
I^^VM^^H^V^^^^^^^^HB t^^^^e ^^^R«^^^W ••i^^^^^^w* ^^^^^^^^^B^^ ^^^^eW^^^^^^^^*^
-~- «n6 —
mittel ist Met, also, die JUtakridrt ? auf d
kräftige Konstitution, di4 sebon > vorher vo
nattdene VdUttttkigkftit , 'und* di* Aozoji
der örtlichen JMntkk)*g*atian., rpthes aui#
ttfebMes Gesicbty Jrothe erhitzte .gha«
de Äug<&it klopfende Hals* uria JCopfaden
Hitze der ßfitn, — In Eweifoih*ften Falle
-flidftt die Priifun^durch fteegentien, wena4i
Genüft von Wfciü sogleich Verschlammet«!
der Kopfleiden hervorbringt^ tind im a
eten Falf efcf vorsichtiges Ptobeaderlais,
*der genauesten Aufmerksamkeit auf den
Während ' des Jlie&en* des Blut* 4 um,
det" Puls sinkt, kleiner und schneller. nA
-di^ Ader sdgtereh sohliefren an können,
#■ -\ - ..•'■• *
* u ■ - .■« -,■>•■ ... i X1.*
i ' Aus eben d«m Gtttntle.dWÄ.dtefli
amtlich- antiphlogistisch« Methode nie so
ittrid fetark angewendet «werden, -witt bei
¥täfi entzündliahefl Weber; Itnmefr mufa b
Wferden» tla&fe* etine nur duvdp einen
«i«e StoflF erregt* Aufrtfgffcng, mehr eine
tetkere Exaltation des Organismus selbst
*tfgte Distteau is*5 end dafs sie mehr in
Nerveasytfei* ale ih deaiGfeföfsayateei ;
f>ahet $W<A Hsuptregdo* : Keine in «ich
»e*-de* fjMMtf ■■» atf ^ch\f%hetKteH Mittd
in wenden,; und sie, immer', mit di#php|*$U
eehdn zu. verbuken ; . » . deswegen kein Nkruqfe
höchsten« alt schwacher Zusatz zi* reuen-
den Mitteln r dagegetf Salmiak, Spirituf Mi*#
deren, Antimonielia, Sauren»: JP*eie Diaphok
resis äs. hier ein. Haupmüifk der antipJUogir
ttischen Meiho de. D* dvrfcb?irir d . der *r eaenfir
Hche Krankkeitsreiz, das* im Organismus vert
breitete und aich imipcr¥4*;*euem erzeugen-
de Contagium, verflüchtigt, die innei*erReiau|i£
und der davon erzeugte Krampf und Konge-
stion'am -besten; vermindert <*-, Ab**; man
veriteke dies wohl, auf- daf« wir nicht in Ag§,
Fehler der -alten Schwitzmethode zurückfallen*
die auch von dieser Idfce ausging, aber durph
überfnäisiges Schwitzen. : ditf Krankheit <?rt*
techt bösartig machte« Nur offne Haut, der
Normebustaud der Hautthatigkeit, :die-/g**»
förmige, .die nicht 'sichtbare,: nicht als» Femte
tigkek,', «andern nur als weiche aammtibnlicto
Haut fühlbare» Absonderung ist darunter' m
yerstehen,. . Jedes Uebetaiasft, jeder eigene
liehe Sckweüa, ist eben eo schädlich, aU dj§
trokene pergamentartige Haut» Das
*en vermehrt die Erzeugung des
also die Vergütung, und erschöpft aulsererdent*
lieh die Lebenskraft; die verschlossene twcfciui
— tüS —
Haut ▼eniiehrt die innere Hitze, die Richtung
des Contagiums nach innen , die gefährliche
Affektiott • des Nervensystems und die Blut*
kon'gestiön nach edlen Thetlen. -r- Datier ist
itlihles Verhüten -das beste Diaphoreticum, dl
& die anfangs irtitner entzündliche Ueberra-
Hing de* Haut frerabstimmt, dadurch eist die
Haütvetschlieisung löset, und ihre Thatigkat
auf den Grad zurückfuhrt» der hier allein iroifc
thatig^ti .1 ■ • '
Sehr oft, besonders in den spätem
den der Epidemie, und bei starken Subjekt j
fen, bedarf es keiner andern Mittel* Ja die
Natur leibst vermag alsdann durch selbst ge*
schafFene Krise die Krankheit au heben«
•
/ ■
*- . Aber man eey seh* aufmerksam auf defi
Zeitpunkt'} wo die sinkende Lebenskraft und
Sei Überwiegend* ergriffene Nervensystem
Hülfe »f odern, der zuweilen apätv zuweilen
abfer auch sehr früh' eintritt; der unkende Puls*
flie Blässe und Kühlung der Haut, die tunöb-
inenden Nerventufälle , besondere aber die
Unwirksamkeit ode» der Nachtheif ' der anti-
phlogistischen Mittel, geben dazu dem aufc
Aerksitoien Ante die sichern Aaseigen«
Hier
— lag —
Hier ist ein zur rechten Zeit eintretender
Gebrauch nervenstärkender und flüchtiger Mit-
tel höchst wohlthätig, und den glücklichen Aus»
fang entscheidend^ aber selbst dann ist gro-
fse Vorsicht in der Gabe und Auswahl der
Reizmittel nöthig, um nicht das Gefäßsystem
zu sehr aufzuregen, unfl Kopfcongestionen
xu erzeugen; und immer ist die Verbindung
kühlender und das 'Gefafssystem herabstim-
mender Mittel mit den nervenstärkenden
aothwendig, z. E. Kampfer mit Nitrum, ei«
ae Bedingung, die sich in dieser Epidemie
besonders deutlich zeigte. Man hat eine Zeit
lang ao viel, gegen solche Verbindungen als
unstatthaft und irrationell gesägt,' aber sie sind
völlig in der Natur dea Organismus begrün-
det, und die Erfahrung bestätigte es vollkom*
tuen» dafa nur in dieser Verbindung die Mittel .
kftschädKch und heilsam waren. So wie hier
da Gegensatz im Organismus selbst, ein auf-
färegtea Blutsystem bei einem höchst depri-
teirten Nervensystem, statt finden kann, so muGl
hfl -auch die Kunst in der Behandlung nachah-
aeii, zu gleicher Zeit das Gefäfssystem und die
Viitneerzeugung herabstimmen und die Ner-
"etikraft erhellen; beiderlei Mittel müssen sich
pgrasritig unterstützen und verbeaaera.
Jen» XXXVH1. B. 6. $u \
— i3o —
Von grobem Werth ist hier ein Mittel, wel-
ches die Lücke zwischen den schwächend -an-
tiphlogistischen und den phlogistisch- reizendes
ausfüllt, das Calomel. — Bei Lokalinflamma-
tionen, wo kein Blutentziehen mehr passend,
oder schon hinreichend geschehen ist, und
dennoch die reizenden Mittel das Ge&fsiy-
stem noch zu sehr aufregen, kenne ich nichts,
was dieses Mittel ersetzen könnte. Es bleibt
das einzige, um die entzündliche LibL-
!
1
Stockung zu zertheilen, *die Absorption rin& i
Krise zu vollenden, ohne das Blutsyatem. auf-
zuregen oder Phlogesis zu erzengen.
Aber eben so wenig darf man, wenn die
nervöse oder faulichte Modifikation überwie-
gend eintritt, vergessen, dafs hier die
m ste Unterstützung und Erhebung der
die Hauptsache ist, wobei aber immer jene
Grundidee der Diaphoresis und der Karakter
der Flüchtigkeit festgehalten werden mufs. -
Hierin mag die Hauptursache liegen, warnn
hier, §o wie bei jedem ansteckenden Typhw,
die China fast nie, und nur erst am SchluttJ
der Krankheit gut bekommt. Si? ist zu fizer
Natur, und scheint den ganzen Prozef* der Vet
flüchtigung, worauf hier alles ankommt, zu seb
*— i3i —
m fixiren, und dadurch die Krise zu stören«
Deswegen ist die Räch Arnicae mit ihrer zwar
permanent stärkenden aber dabei flüchtigen
tfatur, ihr hier sehr vorzuziehen« und von
lern herrlichsten Nutzen*
■
•
Die Kälte und die freie., immer erneuer»
e Lufty bleiben nach den Erfahrungen aller
iltern Zeiten und . ganz vorzüglich der diesm*>
igen Epidemie, die allgemeinsten und gtoüten
Heilmittel in dieser Krankheit, die einzigen,
[ie man Specific* nennen kann, weU sie
[er Krankheit als bestimmte Krankheit, als
igenthtimliches Giftprodukt', zukommen. Die
LSlte wirkt hier weder allein als entzündungs-
ridriges noch als erregendes Mittel, ohnor-
cht diese Nebenwirkungen keinesweges aus«
eschlossen sind; sondern ihre Hauptwif-
ung ist die chemische, das Gift selbst und
en eigentümlichen Krankheitsprozeis zer-
torende. Nur auf diese Weise laut sich er*
lären, wie sie bei allen auch den verschie- '
ensten dynamischen Sfodificationen des Fie-
ers heilsam seyn, und wie sie so aulserep-
ratliche oft wundervolle Wirkungen hervor«
ringen konnte* Das Wesen jeder conta-
ösen Fieberkrankheit ist ein organischer Fer-
mentations* oder Vegetationsprocefs ; Kälte aber
üt das allgemeinste Hemmung! mittel jeder Fer-
mentation, jeder Vegetation* Durch aie wird
also ein dreifacher Vortheil für den Krankes
erhalten, und dadurch eben die aufserordent-
liehe und oft so augenblickliche Besserung er-
klärbar« Einmal wird durgh die Verminderung
der innern Wärme die innere Fermentation und
sowohl die Kraft als die Wirkung des Gifts iflf
den Organismus vermindert; zweitens duick
die Einwirkung auf die Haut (besonders durch
das Medium des Wassers,) die Wiedererze*
gnn£ desselben, die vorzüglich in der Ab-
sonderung der Haut und der Lunge ihren Siü
*U haben scheint, aufgehoben, und das erzeug-
te zersetzt; und endlich, besonders wenn be>
ständige Erneuerung der Luft damit verbun-
den wird, auch die den Kranken umgebend*
Atmosphäre des giftigen Dunstes zerstört, wo-
durch nicht -Mos für die Verbreitung des Con»
tagiums, sondern auch für den Kranken selbH
der höchste .Gewinn entsteht. Denn jedes
-Kranken mufs man sich denken, als eingehüllt
in eine Wolke von Gift dunst, die er selbst
erzeugt, die ihn beständig von neuem vergütet
sein Nervensystem immerfort feindseelig affi-
rirt und deprimirf, und die innere Giftfermea-
— 135 —
on unterhält. Was ist des erste, was wir fhtw,
m wir einen Menschen von Kohlendunst
giftet finden, dessen Wirkung, wie wir offen
eigt ,haben, der dieses Contagiuips ßo jstbr
log ist? Wir nehmen ihn so schpell wie
glich heraus, und settep ihn der (reim
t und der Kälte aus« Dies allein ist oft
Kur schon hinreichend,. Was wüfde man
i dem sagen, der bei einem solchen- die
ksamsten innerlichen Mittel anwendete, ikü
» immer in Kohlendunst liegen tiefte?
d was thtin wir anders, wenn wir einen an
ser Krankheit leidenden auf dem nehqili«
?n Fleck, im ^ingeschlosAnen warmen Zim-
r, wohl gar mit Betten und Bettvorhängen
geben, liegen lassen? -— Es ist in der That
mlich dasselbe als die Geschichte jenes Ba-
rs, dcjr bei einem Erhängten alle Vorichrif-
i. des Rettungsmandats pünktlich befolgte,
sr den Strick am Halse abzuschneiden ver+
i
b, — Wir finden hier die gröfste Aehnlich-
it mit der Pockenkrankheit, die ebenfalls
Kälte und frischer Luft ihr Hauptmittel
det, und wo* ich oft mit Verwunderung bei
n bösartigsten Fällen die augenblickliche B^s-
rung beobachtet habe, die der Heraus»
hme.dayr fcaqken an« ihrem Giftdunst, und
— 134 —
der Einwirkung der Kälte und frischen Luft
folgte* Ganz dasselbe sah Samoilomtz in
der furchtbaren Pestepidemie zu Moskau im
Jahr 17799 wo er durch Kälte, und durch
Reiben der ganzen Oberfläche mit Eis 06
schon erstorbene Kranke wieder zum Le-
ben brachte.
Die Kraft: dieser äufsera Mittel ist $0
groft, dafs sie oft allein zur Kur hinreichen,
und dafs es besser ist $ie allein anzuwenden,
ohne innere Heilmittel, als umgekehrt. Der
mehr entzündliche Karakter'der diesjährigen
Epidemie' machte überhaupt die, Mitwirkung
innerer Mittel im HSanzen weniger notwen-
dig und weniger sichtbar. Eine Menge Krag-
ken erholeten sich bei sehr unbedeutenden
Mitteln, eine Menge ganz ohne alle Heilmit-
tel. Doch würde es sehr unrichtig seyn, dies
als JRegel beim Typhus überhaupt ansehen zu
wollen* Es können dereinst wieder Epide-
mieen kommen, bei denen die Lebenskraft ••
niedergedrückt ist, dßl% nur durch Mitwirkung
der kräftigsten Reiz« und Stärkungsmittel du
Üebel besiegt, und der Uebergang in Läh-
mung nud Fäulnifs verhütet werden kann«
Ueber die Kraft der Säuern in Luft anf-
f elcfret, der ww^W. %ataau«rn *1* stipetena*
— 'S? —
reu Dämpfe» zu diesem Zweck iit es schwc^
ein sicheres Resultat zu ziehen» (Sie schienen
allerdings da, wo sie angewendet wurden^
Kranken und Gesunden wohl zu thun, und die
Ansteckung zu yerminäern. Doch wurden
auch Menschen, deren beständiges Geschäft
eben dies Räuchern war, angesteckt, und wir
konnten keinen auffallenden Unterschied der
Mortalität in den Spitälern, wo sie angewen-
det wurden, und da, wo es nicht geschah, be-
merken, wenn nur in den letztern auf ge-
hörige Luftemeuerung «sehen wurde. Ge»
wifs ist die Kälte und bestandige Erneuerung
der ' Luft in dieser Absi^it viel wirksame!)
und es scheint mir ein Hauptnachtheil solches
riechbaren chemischen Verbesserungsmittel m
eeyn, dafs man, sich darauf verlassend, zg
Jeicht die Oeffiaung der Fenster un<i ThU*
ren vergibt, welche doch dadurch keineswe*
gas ersetzt wird»
SchtuTswort.
Von neuem steht also, nach so viel
traurigen Vorirrungen , das alte Gesetz den
Praxis unserer Vorfahren fett: Betrachte
fades Fieber, seiner fVesenheit stach, afs er*
^ 156 -
hohl* THätigkeit des Bfutsy&ems, als philo-
gistischen Zustand, und behandle es im An»
fange imfner und Jö länge antiphlogistisch^
bis entscheidende Symptome eines andern Ka>
takters dir eine andere Methode gebieten*
Fürchte nicht das Aderlässen* wo .es nö-
Mg ist, aber hüte dich, unschludiges Blut
zu vergie/sen^ und vergi/s nicht, da/s im
■ i
Blute des Menschen Leben ist.
Nicht jede Lokalaffektion im Fieber ist
Entzündung^ aber aus jedfr kann eine wer*
•den.
Jede neue Epidemie ist ein neues Indi-
viduum, und mufs, eben so wie dieses, in
ihrer Eigenthümüchkeit erst stuäirt werden.
fori keiner la/st sich geradezu ein Schluß
Viff dm andere ziehen.
Jede wahre Kur mufs in jeder neuen
Epidemie, so wie in jedem Individuum, und
aus ihr heraus, von nettem erfunden wer*
den.
*37 ■*
\
I n ha lt.
tafeerjlie Kriegspest alte» und neuer Zeit, rnjt to*
eonderer Rücksicht auf das Aderlässen in der«
selben« Von Hüftlang > -
t» Vergangenheit. * * . ,
Fieber überhaupt* * » *
Nervenfieber, * « , #
Epidemieen4 • • ■ f
Krirgspest* » » * *
'HirnenttunduHg* * » «
iL Gegenwärtige Epidemie» » *
OL Resultate* » • » ' ,
Konstitution* * « * *
Krankheit. * • • <
Behandlung* , ' $ , #
Schlußwort. * ♦ « ,
ehalt des Bandes.
[amen* und Sachregister«
t
•
Seite <
— 6
— . 7
- 14
- 34
— ) 48
- 53
*** 8o
- 83
-<— loa
- 135
-Ar**'* diesem Stück den Journals wird ausgegeben i
Bibliothek der praktischen Heilkunde* Drei»
fsigster Band. Sechstes Stück*
* Inhalt:
Übersicht der Holländischen rttediclnUch • chirurgischen
LAUeratur von dem Jahte %%wj blt l8lQ< (Bisehlufij
nhalt, Kamen- und Sachregister*
loun. sonnt, 8. |. iL K
— iS8 —
Inhalt
de* acht und dr*if«igsteii Bandet*
fitste« Stuck.
I« Dl» Element des Wassers als Heilmittel, besonder*
Sein innerer Gebrauch beim yVabnsinn. Von Or» JüTs*
feland.
IL Auswahl einiger merkwürdigen Fälle* welche im Ko*
riigh klinischen Institute der Universität zu Könifl-
berg beobachtet sind» Von tVUh. Reiner^ ftrof* zu Kö-
nigsberg*
ii Zerreifsung des Hertens von innerer Ursache.
2» Merkwürdige Desorganisation der Eingeweide du
Unterleibes, bei einem Hydrope ovarii^
3. Tumor cysticus von besondere* Grobe an dta
9 Genitalien*
4« Sphacelui tpdntaneus an den Fingern*
5« Folgen des Bisses einer giftigen Schlange.
6. Ansteckung zweier Menschen durch den Miljtbrasd.
7* Sonderbare Hautkrankheit» wahrscheinlich veneri-
schen Ursprunges.
HL Ueber die beste An» die China im Wechselfieber su
gebm. Von Dr* Nasse", Arzt zu Bielefeld»
IV, Historische Ueb ersieht über die Fortachritte der Me»
dicin in England vom Juli bis Decemb« IÖI3. Von
Boysion» übersetzt von Dr* E» OsAnn.
V. Kurze Kachrichten und Auszuge«
I. Arbeiten der Medizinisch-Chirurgischen Gesellschaft
su Berlin, im Jiht i£i3.
& Nene ntedttde cbrönieene ftnontnatissnen sn bnÜetf»
Anleite an die Harten Mitafbeiiar dm Ioumels «ad da*
Bibliothek*
Zweite! Stuckt
li Dritter Jahresbericht des König]. Poliklinischen tn«
ititotf der Universität su Berlin *pm Jahre 1812. Voll
Hufcland.
Tabellarische Uebersicbt aller im Königl. Poliklinische*
Institut im Jahr 1812 behandelten Krankheiten.
11. Versuch über die Erscheinungen, Ursachen und den
Verlauf der Seekrankheit vom Um. Dr. KemaaYeif »
su Paris»
llL Erfahrungen über die grolaen 'Wirkungen des Eiset
innerlich gebrauche Vom Dr. Klefrfd, au Danaig.
IV. Merkwürdiger Fall von einer schnell entstandenen
ausserordentlichen Geschwulst der Genitalien Und on*
tern Extremitäten bei einet Schwängern« Vom Dr* 4>sj«
geistleih Arzt zu Öhr druff.
V. Ü<*bet die Wirkung eitles netten Merkurial- Präparats
in venerischen Krankheiten, Von Dt* Schlesinger^ Arst
zu Frankfurt an der Oder» '
Vi. Historische Uebersicht übet die Fortschritte der Ma*
diain in Er.gland vom Juli bis December i8t3. Von
Roy t ton t ü berietst von Dr. E. Ornnm (Beschluß).
Vll. Kuräe Nachrichten und Auseüge*
j. Vorläufige Nachricht von einer sehr glücklichen und
böchsteinfachen Behandlung der jeut herrschenden
Ktiegspest« (Ausaug tut einem Briete).
S. Vergleichende Uebersicbt der verschiedenen Arten
der Hernien» aui clett Annalen der A'e# Ruptmre &>*
&*ty an London.
Dritte* StucL
% Bemerkungen und Erfahrungen übet VfttftcbUdefle
Krankheiten. Von Dr> Wolf, an Warschau«
l) Pbthisis puldsoneJie»
s) Pleuritis* pneumoniae
, 3) IUsm.
4) Hydrops.
M Gonorrhoen.
§) Ftferie »sMtptJsnliu.
— 140 —
IL Geschichte einet Aneurysma der Orbit« durch Um
t erb in düng der Arteria Carotis geheiltl Von Btnjamit
* Trapers, zu London.
tU. Nachtrag zu der Abbandlang über fremde in die
Luftröhre gefallene Dinge. Von Dr. Micha* l'ut ia
Marburg. (/Nebst Abbildung.)
IV. Amputation durch unheilbare venerische Geschwürt
nöthig gemacht. Von Dr. Peter Gottfried Jocrderu, ia
Hof.
' V. Ueber ein neues und firhtr genanntes Mittel , ' niAt
nur den Lungenkatarrh, sondern auch den Keicxhuettn
und die heutige Bräune zu heilen. Von Dr. Wettner y
zu Düllmen, im Lippi sehen.
VI. Einige Bemerkungen über die Ruhrepidemie ?oa
Jahr i8li> Von Ebendemselben*
kVII. Summarischer Bericht über den Zustand des Kö«
nigK Charite*- Krankenhauses vom Jahre 1S13. Von des
Aerzten des Hauses Hufeland und Hörn»
VIII. Kurze Nachrichten und Auszuge.
1. D. Allen* Präservatifmeihode gegen die Antteckusf
der Pest«
2. Neue Erfahrung über die trefflichen Wirkungen dsf
Chenopodium arobrosioidea bei Lähmungen, über
. die Reste venerischer Krankheiten, und Heilung der
Warzen. (Auszug aas einem Briefe.)
3. Nachricht von drei Jungen Albinos, (Journal di
Medecine Fol, XXIV. p. 350.)
Vierte« Stuck.
I. Aphorismen einet freien Arztes. (Fortsetzung.)
II. Praktische Fragmente über den jetzt herrschenden
Typhus und seine Behandlung. Von Dt. Hans Adolph
Goeden.
1. Von dem Qualität! - Unterschiede des Typhus, oder
von seiner Speciee. *
8» Von den chronischen Afifectlonen des hepatische!
Systems, als Folgen des Typhus.
fj. Die kalten Sturzbäder gegen den Typhus.
HI. Historische Ueb ersiebt der Fortschritte der Melitta
in England vom Januar bis Juni 1813. Von Royttoit,
4 öberaeut von Dt. E. Osann «k> stalin.
IV. Kurse Ilfcchnchten und Auszüge.
I. Üeber die Wirksamkeit de* Cisme*- Saroeis bei Au»
gern duüii düngen. (Von Dr. Ludwig Frank.)
fi. Lkterarische Notixen.
Verxeichnifs der rnedixinischen Vorlesungen su Berlin
im Sommer 1&1.4*
* . Fünftes Stück.
I, Beobachtungen über den ansteckenden Typhus» wel»
eher* im Jahre 18JJ in Hanau epidemisch "war. Vom
Dr. /. H+ Kopp, xu Hanau.
Q. Medicinische und chirurgische Beobachtungen. Vom
Hofratb Joh, jiug* IVii/i. Hcdenus, xu Dresden.
I# Belladonna, als Präservativ gegen das Scharlacbfte«
ber, nach Hrn. Dr. ff ahne mann,
S. Angin* membranacea.
3. Herniotomia cruralis, wichtig» sowohl tu operati*
ver, als in therapeutischer Hinsicht*
EU. Eine glücklieh durch Ader lau geheilte Wasserscheu
nach dem Bisse eines tollen Hundes, von Dr. ,/ej,
Shoolbred, übers etat von Dr. Kraus, au üotlingen.
Sechstes Stück.
Jeber die Kriegspeit alter und neuer Zeit» mit betone
derer Rücksicht auf das Aderlässen in derselben. Vou
Rufcland*
I. Vergangenheit. „
Fieber überhaupt,
Nervenfieber.
£pidemiecn.
Kriegtpest*
Hirnentzündung,
II. Gegenwärtige Epidemie*
III. Resultate.
Konstitution»
Krankheit».
Behandlung*
Schlußwort.
nbalt des Bandet«
tarnen* und ftftchreguttr.
- i4» -
N « m e n r e g 1 h e r,
A
dam* 'IV. 98,
Afide I, 130,
Albers III. 87-.
Allan 111. iai. VJ, 3, ggt
Alpin IV, 117. *
Anderson VI. 113.
Autenrieth VI, in,
1
£a dovvit* ,11. |. .
Baerknlanff II. 4, \
Baidinger VI. 4°.
Barton I, in.
Behrend I. 122.
Beil IU. 4*. 64. 65,
BnUftrqy IV, aN
Beraelius IV. 79,
Blaue IV. 89.
Bock 1. 117.
B.oeb m YL 70.
Boerhure VI, 80»
Bonnet VI. 49*
Bouriat I, 112,
Bourru LI, 55- %
Brande 1. iq5- IV« Bu
Br«nvr I, 120,
Brendel VI 9. 49.
Brera. II, 17,
Bricfceiiden III. 44*
Brin^oüJI, 4.
Broghni IV. 113.
Brown II, 10.
Brückner II. 4-
Brücken I, iac.
Brunnmark IV, 8««
Buchbolts VI. 3s,
Bum I, 34.
Busie I. 118«,
Carmichael II, g5«
CWuMier III. 86,
Ghcyne II. 100.
Chrestien II, 94,
Cholmeley IIL 40. 44
Condamine 1. ßo.
Cullen I. 8* VI, 2Q,
Darya I. \od<
Peiiouches I. iq5,
Piodorus VI. 35-
Pouble HI. 87.
Ducbanoy m. gg,
Ehrlich IU. 63.
Farre IV, 74. 76,'
Fehr IL 4, -
Fischer II, 10 1.
Flaj*ni IV, iao,
Flemming I. 117,
Foicbey/Vl. yQm
fowe II. 4,
Fontana I, 69,
Fourcroy I. 10&
Frank (Lt) IV. W,
Frank (?.} I. 8a, VI 21
Fraaaoni I. 82,
FrMr III. 42,
* /
u, 4*
Friedlaender II, 4,
Ganoage I. 96.
Oerikt II. 4.
Gilchrist II. 54.
Goeden IV, 9.
Goethe I. 17.
Graefe VI. 63.
Grahn II. 3.
Grapengiefter L 117,
Haen (de) VL 49.
Hahnemann V. 42.
Haldat I. io5,
Halle Hl. 86.
Harrold IL tos«
Harvey VI. 8- %
Haugk L J2I.
Heberden V. 48*
Hedenua V. 41*
* Heim I. |20. VI. 79«
. Hendmoa IV. 99.
Hermbatfedt I, 122.
üaaae 1, ii8«
Hildenhrand VI« 2Ä.
Hippocrjtee IL 60. Vl.7%x4<
Hoffmana (F.) II, 85,
Home I, 52.
Hufeland IL 4 (II, I|0. V,
45, VI. a.
Hume I. io5.
Huxham VI. 17.
Hydden. III, 65-
Jahn IL 85-
Joahimi IL 4*
Jorrdena 111. 67.
laauride« IL 3.
Jung II. 3,
Jurtne III. &j.
Kaae IL 4
Kausch II 34*
Keraudren II. 53,
Kinglake L 114. IV, HO,
Klapproth I. HO.
Kleefeld IL 66.
143 ~
•
Kletten T. 41. %
Koberwein I. 121.
Korlle IL 4.
Kopp I. 61. V, t.
Kraus V. 93.
Kreyfaig I. 121.
Krugelstein IL 77,
Küster IL 4.
Runaraann L 119.
Leblanc III. 58»
Larrey VI. 4*»
Lentin VI. 85.
Lepreux HL 86.
• Lerouz III. 86. .
Livint VI. 55.
Lodrr I. 79.
Loeffler U. 66.
t.u4vrig II, 4,
Marat I. 109,
Marcus L 102. VL s5.
Maasalin II, 4,
Meier IL 4. VL 78*
Mendel VI. 78.
Mertena VL 3r,
Michaelis 1,89, IL4, DL 57.
Monro IV. 73,
Morando IV, n3.
Morgagni VL 49*
&urray L 104.
Nute I. 78,
£feumann I. 80.
Nieoiann V. 48.
Nugent IV. u3«
O'Donnel IV, 07.
Osann L104. IL 93, IV. 73.
Paracelaua VI. 8«
Paacalia IL 95. I
Pinel HI, 86.
Pieri IV. 117,
Plioioa VI. 35.
Plutarch VI. 35.
Pönal IL 101. HL 87«
Priogle VI. 38*
Prosalendi IV. 117.
- «44 -
Redi I. 6g.
Reil I. uyv
Beiner I, 254
Reatat I, iiq.
Rieb er and IV. 75*
Richter III. (ty; VI. g. 85,
Roeet I. 106.
Rohr II. 4.
Royston 1. 104. IV, 73, II, 93t
Rubini I, go,
Sachs IL 3- .
Saumare* IV.* 73,
Saunders IV. 95,
Savaroti \V. 117*
Schlesinger II. 87,
Schmidt II. 4*
Schultse IL 4«
Scbroeder VI. g, 4g.
Schweigger I. 50, »
Seaman II. 95.
Seile VI. 18. 26,
Sboolbred I. 114. VT g3.
Stahl iL 85. -
Stein rück I., rig,
Stfeglit* VI. 24.
Stokes I. in.
Stoll VI. 9. 85«
Steffert IL 3.
Simon JV/95.
Sydfnbam I. 83. 95. VI. g.
85«
Sylvius VI. 8-
Teller IL 4.
Teamer. IL 3« '
Thaer II. 4,«
Thalke IL 4
Tbeden I. 8.
Thenard IV. 84.
Thuessink I. 83. 8$,
Tiasot VI. 8t
Torti I, 82,
Travera 111. 38 1
Tymon L 114. V. 97,
Tytler I, 114,.
Ungar IL 4.
Vaumielin I. io5»
Voelker I. 121.
Vog*i II. 85.
Vogler V. 73*
»
Warren IL lor» "
WaubkelL4.
WehrmannV. 74.
Weils IL 4-
Welper VT, 70.
Wiesen er JH. 8§. g7#
Whilte II 80,
Wbytt VI. 17,
Willis VI. 17. 49«
Will mann L 87«
Woif IL 4. lü. f.
Wollaston IL 56.
Wynne IV, xo3.
Xenophon VI. 3£
Young III. 44* *^ l«Ö«
Zimmermann VL 8«
Zittexland IL 5*
\.
\
- i45 -
Sachregister
\
A.
J%Mlut. Mittel gegen Warum. III. 104.
Abrieft, Geachichte deaaelbeu im Nerven lieber. VI, 3,
Indien tion deaetlben iciv Typhue nach Seit*. VI. ig»
Contraindicaiion. VI. 30. Prunk über das \. im Tv*
pbu%. VI. ac, Q3. /*>. Hoff mann VI. 37. 58* A. in
der Epidemie d, J, i8i3 — 24. VI. 69. 71. A, heilt
die Vveaaerac-hau. V. 93.
j$lbixw*% Nachricht von A. III. IQÖt
jtmmoniwn, bydroaulphurer. Urguini. II. 33.
^Imputation dee Fufeea wegen ayphilitiacher Geachnüre,
HI. 67.
j4n*nrytma in der Orbitt durch Unterbindung dar Ca«
rotii gebeilf. 111 38.
jiagina ßrciorh. U, 17.
— wfimhranacea. V. 33, durch Antinhlogtatice und Blut«
ig tri behandelt. V, 57. 8chwefolleber dagogÄ empfoh*
In. HI. bS,
JnttAwöMungt/t, der Leber. IV. 77,
./4nsf (klinge bfliro Typhue. VI, 109.
MniiphlogittUch* Heilmethode, in des Ilteatea Zelten die
allgemeine bei fieberhaften Krankheiten. VI. 7. 136. im
Typhua, a. Typhus,
JpopUriti eoll immer mit l)lutent«ti»hiing behandelt wer*
den, II. ioq. JSutnen der Brechmittel in deraelbeu,
II. 103.
Aana catch mnttmonil. II. 03,
A'C*n*t gegen Kreta«. IL iai,
yirstnih, Heilkraft driaelben in perfodiachem Kopfweh
und der Epilepeie. II. gj.
/frjanikvfrfi/tung, durch aatpetertauree Silber eu entdek«
ken. I. 107. Folgen deraelben glücklich geheilt. I« 119,
- *4« w. -
strtwia radialit verknöchert. L ine,
j§»a /oetida. II. aS* ' ,
jitfhma syncopt\cum, Symptome desselben, IL \y.
4iugenentxun4ung, ägyptische, durch den innera Ge»
brauch des Tart. emet. und durcn das Ung. hydrarg*
nitrici oxyd. geheilt. IV. 98, Wirkung des Cismesu*
jnens äußerlich bei 4er A% Ent». JY, |i$,
$äd*r, waren ungünstig nach einem Schlangenbiß L5t«
kalr,e B. gegen Typhuf. IV, 5i. Sturzbäder, VL 65-
6$. Wirkung. VI. £6, den Brechmitteln analog. 60.
Erfolg 65. Methode sie aiuuwenden 67, Indicationen
VI, 61 -r- 63- gegen die Hhae u. Stat, nervös. 61.
Cohtraindicat. Stat. plethoricna, des, Kopfe VI* 68* 70*
Bandwurm, II. 3o,
Belladum.ß, all Praeaerrat, gegen Scharlaeh neu cmpfok« j
Jen. V, 43, ,
£er///rW«* ähnliches Fossil I. 105.
ßlasenpflasl**, Nutzen derselben im Typhus. Vlt 72.
BUU £*gen Nymphomanie II. 3^ He#*a Fhtbiais 'IL 24*
IÜ. |i,
Blut, der Färbe Stoff dra. B, soll unabhängig Tora Eiiea
aeyn IV. 8i* Beatandtbeile des B. 81. 8a*
tfluu&rl, in der Aug, polypöse, a.n der $ru#r, und nicht
am Halsp applicirt V, 57.
Borax , gunstige Wirkung des innern und andern Ge-
.btauchi desselben bei Kntsüodung V. 87.
Brand, freiwilliger, an den Fingern nach Stofr und Er-
kältung I. 40. am. Arm «nach Ansteckung durch den
Müzbrand 1. 64.
Brechmittel, Nuuen derselben im Typhus. IV, s4*
Bromhiotomie, neues Instrument daiu III, 5g. •
Brucheinklemmung V, 63 — gl, chronische gl, PtPtr
das Ve.hältnifs des Vorkommen* der, Brüche bei bei-
den Geschlechtern {I, 10$,
' ■ C. "
Cmlom&i mit Belladonna gegen Schlangenbiß I, 50. ge-
gen Typhu§ IV. 4, VI^74, Lungenentzündung III. 20.
Indicationen und ContraindicationeA ]V, 41* 48* VI.
CamphcTwassrr, a etherisches. I, III» .
Carcinoma, yergK Ä«k
Caotisx Unterbindung derselben II, 38*
Caial'psi* ifitrnniutns I, 05. Ü» 13«
Katarrh d^ Lungen, mit och.vrefaUeher/ bebandelt HI. g5.
I'
Chtnepojdtuvn nmbrotioldn * Wutteu d treiben bei Uh«
rnUug III. 122,
Qkinn, über die bette Art «ie im Wecheelfieber au ge»
ben I, 78» H4* *n kleinen Doten vor und jnit dem
Anfall I. $8. 05, Uutoracheidungsaaicheu dar wahre*
und falschen I, iai,
China fßctUia IL 6.
ChinaxchiÜef (CjascariUeros.) L gr,
Cismt! '- Saamen von Caisia Abtus, L. gegen Augenentvüa«
düng IV. 11.6 — r2o, gegen Flecken der Hornhaut
IV. *rg, ,
Ccäik* chronische, nach supprimifter Syphilis durch VUf-
netisrnus gel eilt I. 117. »
Colon% Desorganisation desselben I, \%%
Coluber, Bereit u>.d Chersea L, I, 48* 5o,
Constitution,) Rücksicht auf die allgemeine und indivi«
duell« Constitution ist notwendig bei Behandlung der
Fvb r VI, g3. EinQufs der herrschenden Constitution
verschiedener, ZeUen auf die Veränderung der «System«
der Aerate VI, 88, 03.
C^nta^ium, über die Entstehung desselben bei der Kriegs-
pest VI. io3, Eigenschaften demselben VI. io6--ll3*
Einwirkung desselben auf den Qrganistnua. VI. 1*4*
JPeljrium frem$n*% eine Krankheit von Sutton besebf ia-
hen IV. 92 — g5. von Encephalitis verschieden 96.
Opium dagegen 9g. g5, # *
Desorganisation der AödQnainaleiogevreide bei Hydropf
ovani I, 37, des Colon L 123,
Diabetes mellitus I, 12a.
Digital^ über den Gebrauch derselben bei Phtbisis,
fil. 16.
Dysphagie* Geschichte einer solchen, II. 43«
EisM über die Wirkung des . Eises innerlich gehraucht IL
66, heilt convulsivischea Schluchaan II. 6 v», stillt dai
Erbrechen einer geibsü cht igen, Schwangern II, 73, ge-
gen rCopfwateersucbt II, 74. gegen Utinverhaiiua^ ei-
ner Schwangern ]I, 75.
EU on» kobleneaures, gegen Exulceratio uteri, II, 96«
EmulHo oleosa K s* hr vorteilhafte. Wirkungen derselben,
nach Operationen V. 83-
Entzündung der Langen IL &• 4er Parma II, 9, tau-
schendes Gefühl von Sehn ich e dabei IL 9, Leber«
Entzündung IL ff. . Hera-E, 11. 11,
EpideuxUen, Geschichte der Epidemie«* dea Typhu* VI,
— i48 • —
sg. rergl. Typhus» Ueber den Unterschied der Epid*
niieen VI, 117.
Epidemischer Charahfr der Krankheiten VI. 90 -^ 92.
der Anrichten der Aer*tr. Vi. 03. ' 1
Epidemische Fieber, Utber die Entstehung derselben im
Kriege VI. 100 — 103.
Epilepsie II. 14.
%rh'tchcnt als Folge eines Schlangenbisses L 48* c^lro'
nisches, glücklich geheilt. H. 34,
F.
Feigwarzen, dnrch Ung. nespoltt. geheilt III. 123.
Fiel/er, Geschichte der Heilmethoden der Fieber VL 7,
bösartige Fieber. Bestimmung derselben nach Hippo-
eraps und Galen VI. 14 -*• l6.
Frambatsia I. 76.
G. 1
Gallenstoff', Beschaffenheit desselben IV, 84* 85»
Gastritis, Verwandtschaft derselben mit der Wasserscheu
1. 114»
Gebärmutter, Umkehrtmg derselben L 12 1,
Gelbsucht IX. 6. x
Genitalien, merkwürdige Anschwellung weiblicher Gen.
11- 79i von unterdrücktem Fubschweifs IL 8"i.
Geschwulst der Schenkel und Genitalien. II« 77,
CtcAi II. 31.
G/tfj, verschlucktes II. 27.
Gold, als Airenri grgen Syphilis IL 94.
Graphit, gpgen Gutta rosacea II. 21.
Graiiola, gegen Wechselfieber I. 102»
Grippe VL 02,
Gutta rosacea II. 2.1.
H.
Jfaemorrhoea pettchialis II. 27.
Hautkrankheit], sonderbare , syphilitische I. Gg. chroni-
sche H. Ausschl. II. 21.
Hctniotomr'a cruralis, Geschiebte zweier glücklich verrieb«
teten V. 63 — <Qi,
Hers, Zerreifsung desselben I. 97, Ursachen dersvL32.
Herzentzündung II. n. ■
WirnenLi'undung , als Gomplication der Einher vorzüglich
' des Typhus, VI. 43. heftige Delirien sind kein eiche*
res Zeichen derselb. VI. 49, Unsicherheit der Diagno-
se nach Stil* und Frank .VI 50,- £i„ Die 8ect<on bt*
•tätigt das Unbestimmte der Diagnoae VI. äq — 52.
Hydrops saccatiu I, 38* cerebri I. 1x7. EU äußerlich auf*
gelegt 11, ab. H. ovsrii mit Desorganisation dar Ein-
*>w eitle des Unterleibes 1. $5. alldem *in«ur H. durch
ox* dirte Salzsäure geheilt 1. 122. ßruttwassertucht 11.93«
Hypochondrie, Waiaer alt Heilmittel dagegen von Tbe-
den gebraucht. I. 8*
I.
James pufo er, seine Zusaromensemmg I. ra?»
Iteus, durch Tabacksklystire geheilt. 111. 3l.
Incorceraüo Hernie*, chronica. IV. 91.
Inflammatio orculta IV. 35»
Inßuema Vi. 5a»
Ischias der rechten Soite, eine verborgene Leb er yEntstin*
düng IV. 38.
K.
#
'Kälte, Anwendung derselben im Typhus. VI, 64 — 68.
Kali aceikum, Kräfte desselben IV. 4g.
•— arsenikiaures, gegen Syphilis I, 72.
Kind er krank ht tten II.' $G.
Kirschtor breW asser I. 1 19.
Klapperschlange* über den Bits derselben I. £q,
Krankheiten, indifferente VI. 97« neue Krankheit in Amt«
rika 11. 97. • \
Kräfte, z wer Arcana dagegen II. 13 r.
Kreht, des Utexus, Eisen dagegen gebraucht II. or?.
KrirhelkrankheU VI. 32. A
Kiießipest, Gesrbichto dereflb^n VI, 34. Xmophon,
Plt.torrh, liviut und Plinius 35. />/»</» Hojfmann 36.
Pringle 38. llaldmger 40. FriedrUhs II. ßo« erkun«
gen darüber. 4°* l*r*y's Schilderung d<>r Epidemie
▼on 1803. VI. 43» Kpid. von 1807 in Preufsch 45.
des Jahres iftij — 13. "VI. 5 t. gluckliche Bshand*
lung derselben II. io3 vergl, Typhus.
Kugeltieher, neuer 1. 1 2t.
L»
*
Lähmung des Arms mit Sphacrius der Pioger und unter'
druck tero Pul« I. 4p. L des Fuf>ea II. 16
Leber, chronisch« Affecrionen derswlben nach Typhus IV,
■ a$, AnscbwfllHjiw.n derst lben IV. 77. eingetheilt in,
Tumorrs und Tubera circumscripta IV. 78* Symptome
derselben 78. 79.
Lelbcshffnung, sirben und dreifsigTage laqg unterdrückt.
I. 109.
Liquor B%uini II. JA.
— 456
biiHäen* ErttiunJnng tt 8* IÜ. 17. Mattet* des CatoAd
III. 30» Ursachen 32. Ein flu ft dar atmosphärischen Luft
auf Entstehung derselben. IIL 95 — 26.
tjungtn^Schwindsntht ll, s3. Unsicherheit der Prognois
derselben III» 3. FUU Voii glücklich bewirkter Hei«
lung IIL 6 — 13* Blei dagegen gebraucht OL sj*
ML
Atageh, was ist ein stärkst Magen 1 ig,
Magenkrampf II. 13. <"
Magtietimt/s L r)3„ hellt eine chronische Diarrhoe tob
suppriniirter Syphilis 1. 1 1 y*
Mandeln, das Wasser der bittern M. enthält mehr Blaa*
-iiui» als "das KirachlorbecWisier I. iig*.
Martubium olbiim, gegen Phthisia III. 6.» 8*
Masern Vi. 7» l .
Mmhieu* Wurmmittel sögen Bandwurm ohne Wirkan*
U..3o. .• . .
Medizin, über die Fortschritte der Mediain in England
im J. 1813. IV, 73» IL 93. I. to4.
Mchsth, Definition des Mk IV. 74« Rickerand widerleg
IV. 7fu
ltfercwialpraparat, nrües* II. 8g.
Miasma, der Sumpfluft IV. 83. 8p.
Mi'zbrand, Ansteckung aweier Menschen durch deitisk
bem Verlauf der Krankheit« L 6t. 62«
Morbus maculosa* ll. 2?.
Moechus bei Typhus V» 3s»
N.
Naget, Absterben und Wiederenjeügeh derselben beiSphfc
celus 1. 4^- 43- Erzeugung eines vollkommenen Na*
gefs auf einem Stumpfe des Fingers. I. 46. .
Wahrur*. neunrägiges Enbalten von aller Nahrung« IV. 09*
£?crve*:fit>l,er% zuerst Unter diesem Namen Unter, die aku-
.ten Krankheiten aufgenommen VI. %j, Bestimmung
des Begriffs desselben VI* 26. sporadische II» 5« con£
Kriegspest und Typhus*
JVene Krankheit in Amerika ll. 97.
Nuffcrs Wurm mir tei ohne Wirkung II. 3o.
Wux vomica. Versuch mit derselben an Thielreü I. ttff.
Nymphomanie, Blei dagegen II. 33*
0.
Opium, Anwendung desselben in Delifiam tfetfeeni. lVi
92'. 95-
4
— t5« —
Optumtinctur, in ephicelö** Stellen eingetröpfelt, Uadett
die Schmersen, bewirkt Heilung derselben L 45.
Oesophagus, Vereiterung delielben IL 43. " -*
f. .
Pefltonitis, Anwendung der Kätt# d« gegen III. J& gf. ■*-
Pest, Präservativ gegen die P. III. iai.
Pete<kient Folgen einet S'h langet) bisaee I. 5r*
Phlegma im alba, doiene Whvith II fto* »
Pimpln* IIa alba* wirkt a s Pellen« Für die Mtnatru« dnd
Lochien VI. 85* **§«» Atrophie iL &6\ - '
Plumiago, L 73.
P tumbu tn aCcururh. Nutzen desselben gegen ßhthttis IL
s4* £pSen Nymphomanie IL 33. gagen Exukeritio
uteri II. 34»
Policlinicum, dritter^ Jahresbericht» desselben IL 1.
Pulr, gänzlicher Mangel desselben am* Arm nach einem
Stoft und Erkältung» ohne Fühllo/igkeit L 41* intet*
mittirend nach. Schlangenbiß L 54* . ■ * .
Heizende Methode* allgemeine Abnahme derselbe* ist
Engelland bei Behandlung der Fieber L lt3.
Reproduclivitht der Krankbeit-n VI» 104.
Rheumatismus, chronischer* neue Methode ihn üU
I. :*3.
Ruhr, Beobachtungen darüber III» 97« Ursachen 98» B#»
Handlung 102 — 104«
8.
Salpetersäure, Vorschrift Hu Räucherungen mit bVfcelfcfft*
I.'iaa, '
Sahsämet oxydifte gegen Hvdropa L T23.
Sarsaparilla, gegen nartnäck^e Geschwüre I. ifta.
Scharlach II. 17. Belladonna von neuem empfohlen Vd*
Hsdenus V. 42. Contafci..ra des Scbarlarhs wirkt »pe-
cifiach auf das Gehirn V. ^6. glückliche Resultate der
antiphlftgistisihan Behandlung 47 — * 5a* Leichenöff-
nung'n 5a*
Schlau g#, Bifs einer giftigen L 47. Symptome 46. Tein*
peratur des Verletzten Gli^d- * unverändert 5a« Behend»
Jung 50. 53* Ca'omel und Beladonne» ibid.
Schlingest, b etch wer liehet, von Eiterung dee OeeophäguJ.
IL 43.
Schröpf n, Nutten demselben im Typhus» VI. 71»
Smlm enger Schaft» aulter der Gebärmutter L isft.
— 15* —
Schweiß, englischer Seh. eine botartige Fieberepidemie,
VI. 3i. ,
SckwcJeUober, gegen tungencatarrb IIL 05. Nutsen der-
selben .gegen Keuchhusten , neue Erfahrungen darüber.
III- o3. 96.
"Schwefelsäure, Nutien derselben gegen einen muthmab*
lieh syphilitischen Ausschlag I. 74.
Seekrankheit 11.- 53. Ursachen .55. nach Hippokrates ßo.
Bewegung des Schiffes, Erschütterung der Unterleib*
nerven IL 63» Mittel dagegen 66* *
Silber, (Salper ersaures) als Reagens auf Arsenik L 107.
Somnambule I. 93.
Sperma Cell mit Quecksilber susammen gerieben # tia
. neues Praeparat. II. 89*
Sphacelns, s. Brand»
Spiritus muriaiico - aethereus, gegen 6m$ ansteckende Ner-
- venfieber II. jo4».
SturMder, Nutten derselben im Typbus. VL 64 — 68»
IV. 51 — 70.
Sumpfluft, als Fiebrrmiasma IV. 85 r~» 92.
Symphitum, (Radix S.) gegen Sslivation. I. 56.
Syphilis, vergl. Venerische Üebel.
Systeme der Aerate werden vorzüglich durch die za ver-
schiedenen Zeiten herrschende Krankheitsconsütution
verändert. VL g3 — • 100.
- . T.
Tahaktkly stire , gegen Ileus III. 3r*
Tabelle der Kranken drs Policlinic. vom 3. 18 1 2» II* 49»
Tartarus depuratus, gegen Wechselfieber. I. 102»
Terebinthinol, gegen Uandvfurm. II. 3o*
Tripper, Vorsiebt bei Einspritzungen IIL 30.
Tumor cyttieuft «n den weiblichen Genitalien L 38*
Typhus, Verschiedene * ;)ecies desselben VL 10. ist Eni-
eündung t\t* gesimirtien Nervensystems 11. hat eine
dreifache Metamorphose 12. epidemische Constitution
IV. 16. Constitutio annua 17. Formen des T. ig»
T. catarrhalls IV. 19, arteriosus 20. nervosus ai. he*
{»arische Affecticnen nach T. IV. 24» Typh. icteroidel
V. 25. Kur 40. 41. kalte Stünbäder 5t — 70. —
ansteckender Typhus tu Hanau beobachtet VL r. Ver-
lauf desselben V. t5 — 24. Behandlung 24 — • 40.
Brechmittel 24. kalte Fotnentationen *8* Salmiak öp>
Sauren 3o, Baldrian 31. Arnica, Angelica, Serpeata«
*ia, Moschus 2b. 5in pismen 33« — Cullen nannte
euerst Typhus eis Febres malignae VL 20. von Mux-
ham
— I.« —
foff» iiml VThyti riinMt 1r. iirfVnMH fruimntH VI. 17
fymftniiip ilnr 'I 'y |ilni«f i#*lt«»r Im AUftcrfiPiri' n VI- |f = . 17.
t •!••• Iiiiliin ilr» f/f/i*f//f/f dpi T. VI. »j inH iitittmifiri^
tili« Ctiiiiiilii mifin «Im T, itmli l'tnnk VI. ur. Oe
• illiililp m-i RpiflrMiir^n lli>« T. VI. yjj. f flß1Ut llf«
S* liwfiilfitinliffir VI. ,tr. Typlm« linlHr n« ' 14. ^"1 tu« 1i*
Ifi ilm«i*lljiiti 9(.) 7f|. |lr«f li'^ihiititf ilpr C.iiidMnift iIp»
J. iflil VI C),\ ';<j- Allgiiifipiliii KiliirMrln Imlm 'I y.
|iliu« VI. \J% rVl. Iimillii l.nlt 11111I ft«'!» »iml ihn
vniAtipJii livirrt Miltfl. Applii »muh i|r« U « J 1 *■ ti W ■nnf«i«
fi4 - IpM. IHiiK'itliiipliiitifi VI. Inj. ihltit'* Urllinil ilar.
fibfot. 711. I«ml* 71, Vrtpu utrif ||in 7«. Aiiitpliltißi*
mim 7 1. |< du Aiiiiiiffn ilr« {««Uiittn 1 74. ItirltmirU 7/1.
IMnttfllilfil lirt ilni llpiilrmip Vrtil 171V 7^. I.r|i1i«t|f.
«•lUniifimi •/'*. AI lp,rnin(iif* OriiiiiUrirMn iIm llrliaiiitlnug
tlr« ' I ' > 1 • 1 • 1 1 • Mi. Mlirkmlit Hill ullflnitipin* llml imlivU
flunlli« f .nfi«r ii iiii«ifi V|. tff t. ||v>. (iinim^iMtn inj, Var*
«Iniili ilm I mit «Im Virlipril li.l, tlMiPift lifililunaj
•I«*« T. MuiiBpioMM timl fpnitfjiiiftiii VI. tili, T. uns-
aptt ahh «lf rehrii in tarnt utatia mattf|na VI- t-jn
u
firm*, ItivMftii ••» t0irnv»Min f. ?ji. Vnrnlt^runf mit
Intimi liplmiiilpli ll.fjü. mu lllti II. .lj.
/ -nrtltitißt l'f/ißf, Pnlßfin «Iura vrn, II. I. 117. Tnl^nn
iinl*riliiidiii»r I. 117. Magnet iaiiju* *l«if|^g«iii gnbiitiilit.
I. 117 AriWf ihIiim« f|p« Galilei ||. g.j
-• timhwHrp, liiuitttion mir AiMpiirntion cIm Pultet
III. 71). N|.
f ripJftuHg ilunli »Siililimit* AflMhjk UHil frhltrllrtßMaO
I. tjf). llpiluiiM «ml Maatt lUtaclban. ibid.
/ hktrHiM, Vef«lnii Iiuii* «laftnlban mit lUr Krlaunpaii.
VI. ii,|.
W.
t1'iififiAttwt Wildungen <l«t Waiaara baitti W. t. 1.19. ifl.
mgntiiiimlif lim 'l'rinli ilnr Waluitiiinigim lieh im Wai-
•ni hu •tiirtPit |. 17.
P1\iww, Aflllilnt pin Millnl ilagrtgiMi Ifl. 194.
W,m*r, llniliiiniul baiin WmIiimiiiii I. |. Kult ilnt Wai-
M<tlini|M \\. Iiünpjt nlclil blna ab vrni ihr 'IVinparnitir
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Wirkung du innen Gebraucht 6. 7. gegen Hj
choqdrie 8. diätetischer Gebrauch i&V 22. Unter
aen desselben ist ein© Urttch 'der häufigen enuüo
chen Krankheiten der Kinder 34*
Wauwnympken, Nutzen derselben II. 79.
Wajuwieht HL 3a. acute 34. J5. s, Hydrops.
Wemrscktu, Bemerkungen darüber IV, 97, Krankt«
geschienten xoo — in. Symptome 94. io3- 8^
. durch Bintlaasen V. 93. Verwandtschaft derselben
Gastritis L 11.3,
Wechselfilber, über den Gebrauch der China gegen
selbe 1, 73, quartana triplex I, 87» boaartiges di
Sumpfiuft entstanden IV. 88 — 92. epidemisches
33» vertritt die Stelle des Typhue Vi., 120.. Weck
lieber mit China factiti* geheilt II. 6,
T.
literarischer Anzeiger. .*
*
Vorläufige Anzeige der Herausgabe
... .. von
Mefiine^a- Natursystem
D<
Fa ich mich entachloaien, mein 'Natursysteros wel
ich auf den Grund* meiner seit 49 Jahren gem
ten Entdekkungen ' tmet £rfahrungen niedergeeenci«
habe, durch den Drück der Mitwelt und Nachwelt
übergeben; so mache ick solches vorläufig bekannt,
luge die Erklärung bei: daie ich mit den daau gel
gen ren mir yerfalften Manuskripten die gänsliche
tung der Herausgabe dem Profestor Wolfart aus
•onderem Vertrauen übertragen habe«
Konstan* den 37. Februar i8*3.
Mesmer.
Nur der Drang der Zeit und naher Kriefserei
•e, deren ?oYg% «Utf*»e&äv% tUounung dee fi
awiacliea iem zr^azen LM:s*l -■•i.*^** L-i--*
r, bewo^ -ni- -. lie o£Xe.u:.:ae jr*.ii:.::ps«n.-*:i4 -'^
lender £i.k.anins: jh :« -v. T^r*c.ii#'*»n -^ u ' ~',~
^ffn^a iJte^ :L»-!\i- :i*t*-j<i«-n »•i*nrren a.: ".».-.■ **•■** -*• ^"^
gnerimuf au anciurpcnen. die rfKraui^^Jc i*.-i<r» i* -r-*-
awsch*» und. iioraüicne Weit iietcainatiig ■*«* ine*»»****
"J&mtmapieau, ^azu .ch die JIauuj.ji:'ie. :h*1*4 :X -•***"
•eher, theiis :a .ranzusis- her .ipracae au.*-.aj.i*. *,uv'*'1*
gta hibfl , •ouaiti als m--siich ja "-'umi-,«. ■»* **** "'
die Wissenscr.att irjerhaupt. :ur die ;liv.ü--a«* .ueoee« rä-
dere §o TTTcbiuei ~C r er nehmen, .uit *.a mi'a . i *«*»** -
ben nur durrh -ite riereonücne aahrrn ili»k*ttiii*c-i«>'C »*»«■
dem Wrtaner «gewachsen :uiueu Ur . «red -^'» ■*"ir a*~
durch Gei^^neit « in»«. ^nsUch m «et:i«*u .ü«hwä*''S
söiundringen, and selbst die Art ieuiea Auadituka g*u**
aa£n fassen. —
Indem :cn nun bei der Uebernahuin dieeer nur au-
Yennuten rieriusgabe Lediglich ien i^wKi haaa. :«»«.»
damit verbundene VLihe .iem <thmirdi«ea V*iia*»*»' sft-
suehmen, de<nit desselben ftaüe in muium tiouda Al-
ter auf keine Wai-e mehr jgesiür! wintern mo'.;«. «*rka»e
ich sogleich: daLf dies«* ei*jentuü.ni:i hd Wdr% 9U ram.
als ea aeraem Urquell entspringen iai. -isr Aau iiui^o-
theilc werden soll. Deshalb wird au»:h am Ij»" i^'
achea Ausgabe eine rruisöetoeh« «rs«:hrtiarfn , dauni. *»ei
heaonderer Bezeichnung dessen, wn ia ;eder Aui^üt
Originaltext ist, auf jeden Fall alles ** an da« L.kUi
trete, wie solches ursprünglich teutach oder ümmaj»» u
▼on dem Verfasser niedergeschridhen werden. Uai Li«
haltt vetseichnifs , woraus i<:h nur fnLfr-a.'.rt« hmr aushe-
be, kann übrigens den Sinn uad die llei»:ühaln-k.eu (Im
Werke bekunden.
Zum ersten physif.hen Tbeil gehörend All*
gemeine Ideen über Scoif and ßawe^un^ An*»«udu*g
derselben auf die Entwicklung dar Natur - \ «»u den
Eigenechsftea der organisircen Km|ietj »«*
dem Zusammenhang; von dar Fedeikfeii» »•••• da«
Schwerkraft der Körper; Theoria der f!idk««g«l * '•»*»
die Kometen; über rt>n .VCagncc, ub-f Ebbe uiu! Huib;
über die Warme; Über das teuer iib»i daalulu. üb. 1
die Elektrizität; über den aligvmui««» Usm'»^»«'""«. d°*
Natur; über den rhieri«th«ii Mafliisii«*"11"' Ncni
Menschen: üb<r die N*i%— . .»U« diu MuAelüe' c. .
über die Reizbarkeit ; über Ji« *'"•'•• *.,.« inneni Siuu ;
▼on der Empfindung ited «»m li«ib»".. »h« «>•■" 1«"
etinkt und das Vorgeiuhl, hü»» d« U.i.heu und den
Schlaf; über Geiuadbtu. Ls««u ""« Kj-ukbuii. —