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;
r
J o u r n a 1
der
J
* %
practischeii Heilkunde.
Herausgegeben
von " „ - ^
C. W. H u f e 1 a n d,
Köiiigl. Preuij* Stattsrnth 9 Ritter de^ rotlicn Adln-
Ordens z'vyeiteT jElasse, erstem Leibarzt^ Prof. der IVTc«
dicin auf der Uxiirersität zu Berlin, Mitglied der Acadc«
jnie der Wissenschaften etc.
und
E. O s a n n»
ordentlichem Professor der Medicin mn der Univer-
sität und der Medicinisch- Chirurgischen Academio
für das Militair zu Berlin , und Mitglied mehrerer
^ . ' gelehrten Gesellschaften.
18 2 7.
.LXIV. Band.
Berlin.
Gtin4^t; und verlegt bei G. Reimet.
t
Journal
der
practischen Heilkunde.
Heraosgej^eben
▼ on
C. W. H u f e 1 a n d
KÖnigl. Prettfs. Suattratli y Ritter "des rotlien Adler*
Ordens zweiter Klasse, erstem Leibant, Prof. der Me-
dicin auf der Unirersität suBerlin, Mitglied der Aca«
demie der Wissenschaften eto.
, und
- E. O s a n n.
ordentlichem Professor der Medicin an der Unirer-
sitäe und der . Medicinitch - Chirurgischen Academie
für das Militair an Berlin, und Mitglied mehrerer
gelehrten Gesellschaften.
1 I '>
Grau 9 FreuHd^ ist alle Thisorh,
Doch gruu des Z^bens goldrur Baiint,
OSthe.
m *
L Stück. Januar.
B e r 1 i n 18 2 7.
GedtBckt nttä rfidegt bei G* Reimet«
•1
L
Von
den Krankheiten der üngeborenen
und
der Vorsorge
für das Leben
und die Gesundheit des Menschen
vor der Geburt
Von
C. W. Huf el and.*)
Wir sehen Kinder im Hutierleibe sterben,
durch äufsere Einwirkungen , die sie durch den
Körper der Mutter erhalten. Wir sehen sie
krank werden , und die Krankheiten selbst hei
der Geburt mit zur Welt bringen. Ja wir se-
hen beslimmte äufsere Ursachen, die während
der Schwangerschaft auf sie wirkten, bestimm-
te nächtheilige Wirkungen hervorbringen. —
Warum sollten nun nicht eben so gut heilsame,
Gesundheit und Leben fordernde, Einwir-
*) D«f verborgen« Leben hat von jeher meine
ganze Aufmerksamkeit in Anfpruch genomxnen«
Zu Anfang meiner Laufbahn die Si>rge fflr daa
unsichtbare lieben nach dem Tode, jetst, zum
Schiufa derselben,, die für daa unsichtbare Le-
ben vor der Gehurt.
»
• ^ •
: — 8 ^
.* . . .- . . '• • .
P
küogen in dieser Zeit auf sie gemacht werden
können ? ' , .
Jedermann wird wohl mit mir überein-
stimmen, dpfs es fiir den Arzt sehr unschick-
lich sejn würde^ das Leben eines menschlichen
Wesens erst, wie dje Kirchenbücher, von dem
Zeitpunkt an zu datiren, wp es das Licht der
. Welt erblicklf; sondern , dafs es für den Arzt
schon mit dem ersten unsichtbaren Anfang sei-
ner Erzeugung da ist, lebt, und Ansprüche
an seine Aufmerksamkeit und Vorsorge macht.
— Warum wenden wir aber diese ihm nicht
früheren^ sondern gewöhnlich erst dann, wenn
es ein sichtbares und hörbares Mitglied der
menschlichen Gesellschaft geworden ist?
Ja, ich trage kein Bedenken zu behaupten,
dafs ^i%se rorgeburtliche Behandlung noch
'wichtiger ist als die nachherige, in sofern
hier.i^och das fVerdtn^ die ganze künftige An-
lage und Organisatien, des Menschen bestimmt,
verschlechtert oder verbessert werden kann.
Plese und ähnliche Gedanken beschäftig-
ten schon lange meine Seele und leiteten
mein Handelet, und ich mache hiermit einen
Versuch, sowohl' das darüber. Gedachte als
Beobachtete dem Publikum vorzulegen, zu-
frieden^ wenn es jnir gelingt, dadurch die
Aufmerksamkeit ddr Aerzte auf diesen Ge-
genstand .zu leiten«
De^ Gang der tJnter^sochung soll folgen-
: der seyn: Zuerst clie Mittel und Wege, wo-
f durch auf das Kind im Mutterleibe gewirkt
werden kanp; dann die Gefahren und Krank»
— 9 —
heiten , denen et wahrend dieses Aufenthalts
unterworfen ist; und endlich die Hülfen uod
Verbesserungen, die es io uoserer Macht
sieht I ihm während dieser Zfit sukommen
zu lassen.
I.
PFtg% der Einwirkung auf die Frucht.
Das erste und wichtigste ist unstreitig die
Untersuchung y durah wdchi Mittel und J^egt
kann auf dit Frucht im Mutterltibe eingewirkt
werden, sowohl schädlich und Krankheiterre-
gend, als vortheilhaft und heilbringend, wel-
ches auf eines hinansläuft, da in der Medizin
dasselbe, was schadet und krank macht, auch
unter andern Verhältnissen und AnwendungS-
arten wieder Heilmittel werden, und cur me-
dizinischen Behandlung benutzt werden kann.
-^ Es erhellt von selbst, dafs sich hieraus
zugleich die Pathogenie und die Matmd medica
des F6tu% ergeben würde.
Hierzu aber gehört vor allem ein richtiger
BegriS Ton der yerbit^dung dir Frucht mit der
Mutter und durch sie rrdt der Aufsenwtli, und von
dem yerhältnifs bdder zu einander»
GroPs ist die Weisheit der Natur, mit
welcher sie ihr heiligstes 'Kleinod, den Keim
des werdenden Menschen, geschützt, und vor
Gefahren und nachtheiligen Einwirkungen, so-
wohl von aufsen als selbst yon der es in sich
sphliefsenden Mutter, gesichert, Und es gleich-*^
sam isülirt hat.
•1
— io — ,
Es schfvimmtin Wasser. — Schon 'dadurch
ist, tiieils die freie EntwIckeluHg gegeben^
theils die FoTtpflanzuog mechanischer Erschiit*
teruDgen und Gewaheo gebrochen und es dafür
geschützt. — Seine- Verbindung mit seiner
Mutter ist ferner durchaus nur mittelbar, nicht
unmittelbar, weder ein unmittjslbarer Ueber-
gang von Nerven noch von Gefafsen aus dem
liorper der Mutter in den des Kindes, son-
dernein ZwischenkSrper, die Placenia, gleich-
sam ein eigner , dazu geschaffner organischer
Boden f aus welphem die Frucht ihre Nahrung
zieht. — 'Es ist also zwar ein Leben in ei-
nem andern Leben, aber ein parasitisches, in
sich geschlossenes, und mit dem anderen nur
so zusammenhängendes , wie idie Pflanze durch
Wurzeln mit dem Boden.
Dennoch aber ist Einwirkung und üeber-
tragung möglich, ja oft die allerbestimuiteste
und augenblicklichste, wie es die Erfarung,
zum Beispiel der plötzliche Tod -des Kindes
durch Schre(5k der Mutter, unleugbar darthut.
Ja selbst mit^er jiujsenwelt ist Verbindung und
Einwirkung, *zum Beispiel der alles durchdringen-
den- Naturagentien ,^ der mechanischen Gewalt,
nicht ganz ausgeschlosseo«. Es ist daher wohl
der Mühe werth, und für unsere gegenwärtige
Untersuchung unerlafslich , zp fragen. Wie?
— denn . hieraus allein lassen sich die Wege
bestimmen, wodurch- es uns möglich wird,
theils mittelbar, theils junmittelbar auf die
Frucht einzuwirken und sie medizinisch zu
behandeln, Wir wollen versuchen, diefs err
faiungsmäfsig festzustellen. .
f-
— II —
Alle T^erblndungSf und Uebergangfiwege las«
seo sich in ihren Grundprinzipien auf folgende
zuriickiiihren :
1. ßlutübergang.
Wenn "wir auch zugeben, dafs kein un-
mittelbarer Uebergang der Blulgefafse der BIul-
ter in die des Kindes existirt, so ist es doch
immer das Blut der Mutter, was das Kind er-
hält, und es ist leicht begreidleh , dafs eine
Ueberfdllung der Tlacenta mit Blut von Sei-
ten der Mult^r auch eine.UeberfülIung in dem
Ki)rper des Kindes hervorbringen ^ird. Eben
80 wird die Qualität ;des Blutes wichtig seyn,
ob das Kind reines oder krankhaft verdorbe-
nes Blut von der Mutler erb alt. Ja auf die-
sem Wege öiTnet sich selbst ein Weg Tur den
Uebergang mancher Nahrungs - und Arznei-
stoffe aus dem Körper der llutter in das Kind,
da doch nicht^ ferner geleugnet werden kann,
dafs manche^ dieser Stoffe, wenn auch mit
Marinichfaltigen Y)^ränddrungen, substanziell in
die Säfte aufgenommen werden, — Sehr merk-
würdig sind hierüber /iP/7//flm'3 neuere Versuche,
welcher Oel in die Adern eines trächtigen Hun-
des einspritzte, und dasselbe in den Nabeladern
«nd Blutgefäfsen des Fötus wieder fand.
Sehr belehrend und beweisend fär diesen
Verbindungsweg sind die Erscheinungen , die
sich uns bei der Verbindung der Mutter mit dern
Säugling darbieten. Sie ist die Uebergangs-
stufe zu einem ganz selbstständigea Lebe?,
zum Theil schon getrennt von der Mutter,
zum Theil aber noch ein Theil von ihr. Das
Mittel der Verbinduflg ist die Nahrung, die
Uilcb, diese aber ein Produkt des miitterli-?.
— 12 —
%
eben jBltttes ^ also Immer noch , Verbiodung
diircb da» BItiU Hier aber sehen wir auf die
auffallefidste Weise ,. dafs Nabrapgs - lind Arz«
neimittel auf diesem Wege selbst 'specifisch
einwirken können. Geniefst die Mutter Wein,
, so schläft das Kind (Narcose, Rausch); nimmt
die Mütter rurgiermillel , so läxirt der Säug-
ling; nimmt sie Schwitzmittel , so schwitzt
er ; geniefst sie blähende Sachen , so wird er
von Winden, geplagt; Säuren, so leidet er an
Säure. Ja selbst Seelen - und Nervenailekt kanii
auf diesem matdriellen Wege dem Kinde mitge-
theilt werden, wie die Wirkungen der Leideb-
Schäften der Sängamme auf den Säugling be-
weisen. — r Diefs sind Beobachtungen , die ich
unzählige Male gemacht habe. Ja noch kürzlich
heilte ich einen Säugling Ton der Krätze blofs da-
durch, dals ich derMutter Schwefel nehmen liefs«
Hier ist keine Nerven r und keine Gefäfs-
verbindung. Belebte Nahrung, belebt^ Blaterie
allein ,^ ist Leiter oder Vehikel des Uebergangs.
Was aber bei dem räumlich getrennten
Säugling geschieht, das mufs noch viel mehr
bei dl9m, 'noch von dem mütterlichen Organis-
mus umschlossenen und eines mit ihm ausma*
ch^ndön , Fötus geschehen.
2, Ntrveneinflufs,
Ohnerachtet die Anatomen noch immer
über das Daseyn der Nerven in der Flacenta
in Streit sind , r^ wiewohl ganz neuerlich
Everard Home sie wirklich entdeckt zu haben
.glaubt — folglich eben so wenig wie bei den
Blutgefäfsen eine unmittelbare Verbindung der
Mutternerven mit den Kindesnerven nachzu-
- 13 -
WMstn Ist; so ist doch dar Nervmmfli^g der
MoUer auf das Kind glr nicht zu laagnaa , was
jedfit Schrecken oder anderer GemuthsalTekt
VMmet, der ofl angenhlidLÜch Terstärkle Be-
w^oAg des Kindes hervorbringt« Das Wie?
kt nur dadurch zu erklären, wenn wir eine
Ifenrenatmosphäre annehmen , das heifst ein
Aas- und Ueberstromen der Nervenkraft auch
über ihre sfchtbaren Leiter hinaus, — eine
Aonshme , die durch Tiele andere Erscheinung
gen des organischen Lebens, aber gewi& am
meisten durch die gegenwärtige, gerechtfer-
tigt wird.
3. ßUchamscht EUmiriting^
Dab heftige Erschütterungen, Stofse, Falle
anf den Unterleib der Mutter ein Kind im
Ifatterleibe todten können , ist bekannt genug.
Ja selbst ein Knochenbruch ist auf diese Art
möglich, wie nachher gezeigt werden wird.
4. AJlganant Naturagentienj Impondtrobllun»
Dahin gehört die unmittelbare Durchdrin-
gnog und Durchströmung der Wärme, der
Electricität , des Magnetismus. Sie sind alles
durchdringend vermittelst der allgemeinen Po-
rosität, bedürfen weder Nerven noch Gefafse
zum Ueb'ergang, und können also unmittelbar
auch auf die Frucht im Mutterleibe einwirken.
Aber auch die Flüchtigkeit mehrerer an->-
derer Naturstoffe und Medicamente ist so
grofs, dafs s|e nur die einfache Porosität der
Häute nöthig zu haben scheinen, um einzu-
dringen«
^ I
I
J
— 15 ^
iooero Form, der Nelgungeu, ja selbst Bulallige
Feliier, von der Mytter auf das Kind über-
tragen werden konuen. Wir werden davou
in der Folge meht sageo.
Es ergeben sich hieraus folgende Mitiel^
lue wir in unserer Gewalt haben , um -auf dias
Kind im Mutterleibe zu wirken*
1. Vermehrung oder Entziehung der Nah-
rung.
2. Vermehrung oder Verminderung des
Blatandrdnge5.>
3. Verändert^ Qualität der Nahrung und
3er Luft.
4. Mechanische Mittel, z« E. verschiedene
Ij^gen der Mutter ^ Binden.
5. Die allgemeinen Naturagentlen.
6. Medicamente. -*— # Sie können auf dreir
fache Art in den Fötus einwirken, theib durch
den Eiiidruck auf die Nerven, theils durch
^bkliche Aufnahme' in das Blut und lieber-
gang durch dasselbe , und endlich durch ein-
gehe Penetration, wid dies z. B* hei den
flüchtigsten Aether, Ammonium, Moschus,
Kampfer v. dergl. der Fall zu seyn scheint.
7. Seel^neiriflufs. — - Er kann nur durch
die Nerven vermittelt werden, und unmillel-
i)dr, am wenigsten willkiihrlich , ist keiner
vorhanden. Aber in dem Sinne ^ als auch b^
4en Innern, dem Gangliensystem unterworfe-
nen, und dem Bewufstseyn entzogeneji, Ein-
geweiden,. ein Seeleneinfiufs Statt ünden
iann, mag er auch hier existixeo» Wenig-
-. 16 —
sten« zeigen dic^ WirkuogeD äer Leidenschaf-
ten und der Phantasie auf das Kind, dafs «r
Tnöglich se7,
Krankheiten^ der Ungebornen. «
Wir gehen nun zu dein zweiten Gegen-
iiland unserer Untersuchung über; Die Krank-*
heiten und Gefahren^ welchen ein Kind im Mut-
lerleibe ausgesetzt ist. — Die Pathologie des
Toetua.
Die^ erste Klasse hegreift die j^hwdchungen
und Ausartungen der Form, gewöhnlich ilfon*
strositättn, Mifsbildungen, im hoh^rn Grade Mlfs^
geburtenj genannt; — Siß sjindinsgesammtWiv-^:
kungen des in seinem Wirken entweder ge«
hemihten, oder übertriebenen, oder' von der
Norm abweichenden , BUdungstriebes.
Die Urisachen können mannichfaltig seyn:.
Entweder angeerbte Disposition des Keims,,
oder fehlerhafte Richtung gleich bei der ersten.
Entwickelung. -77 Dahin gehört die Ausar-
tung in Mola/ das Verwachsen mit dem zwei- /
ten Zwillingsembryo 9 die i|LÜfnahme des S^wil-
lings in den zweiten Körper (Föfus im Fötus),
oft bis zuin erwachsenen Alter; Selbst die
angeerbte Anlage zu oft erst in der Folge
des Lebens sich ausbildenden Deformitäten, .
z. B. die örtliclie Anlage zu Verwachsungen
und Verkrümmungen des RHckgrades^ die, so«-
gar ganzen Familien eigene, Anlage zu verdor«
benen Zähnen u. s. w.» — OJer .äufsere 6e--
waltthätigkeiten , z. E. festes Schnüren , Stofs ;
— 17 —
Oder- stSrende and hemmende lEinwirkungen
Ton Seiten dei Mutter, als Gemüthsaflekteos
sowohl faeflige Aufregungen als anck anhal-
tend wirkende» besonders nagender KuDuner
lud Gram , Krankheiten der Mutter ; JEndlich
Ein- und Nachbildungen, gewohnlich Verse-'
. ben genannt — gleichsam Reflexe von dem
Organismus der Mutter auf den Organismus
der Frucht.
I
t
Ich berühre hier einen Gegenstand, der
iieilich schon lange ein Stein des Anslofses
und des Streits unter den Gelehrten gewesen
ist, und es. noch ist — die Frage, nber die
Möglichkeit des Versehens, oder, richtiger ge«
sagt, die Wirkung der Einbildungskraft der
Mutter auf das Kind , und zwar zur Erregung
einer bestimmten Nachbildung desselben. •«
Die gnnze alte Welt, von Hippokrates an,
gidabie daran ; die neuere im Ganzen nicht,
und in der That sind die Beweise sehr schwer
£u fähren und in der Regel unzureichend. —
Mir scheint die Sache viel Aehnliches mit dem
Dasejn der Gespenster zu haben. Je mehr
man daran glaubt, desto mehr sieht man sie.
Und so auch hier. Je mehr man daran glaubt,
desto mehr findet man Aebnlichkeit zwischen
einer Defoi'mität des Fölus und einer vorher<-
. gegangenen äufseren Ursache. Aber nicht blofs
der Schein, die $ach6 selbst, kaun dadurch be-
günstigt werden ; Je mehr Glauben die Mutter
an die Sache hat, desto lebhafter wird ihre
Einbildungskraft davon ergrilFen) und desto
leichter wird eine solche Einwirkung auf das
Kind möglich sejn« .Daher es auch nach mei-
ner Meinung Pflicht ist , diesem Glauben in|
Publikum entg^en za arbeiten und den Müttern
Journ.LXIVsB.l.SU . B
^ 18 ^
410 Saelie als unmöglich darzustellen, ebej
* SU Verhütung derselben. —* Dafs überbaup
eine lebhaft ergrUTene Phantasie der Mutter um
die dadurch erregte Affektion ihres Neryensy
Steins auf das Kind, dessen Organisation un(
Ausbildung, "wirken könne, das ist wohl keinen
Zweifel unterworfen. Dafs aber dadurch dii
|[>estiinmte ahnliche Forn^veränderung herror-
gebracht werden könne, die das fhantasiebiU
hatte, das ist sehr zweif^haft, aber dennocl
an manchen unleugbaren Beispielen kaum zi
verkennen. Noch neulich wurde uns ein merk-
würdiger Fall der Art in tienkt's Archiv er-
zählt, von einer Mutter, die in den ersten Mo-
naten der Schwangerschaft, iibermäfsig eng<
Schuhe getragen, und defen i^ind zusammen-
gewachsene Zehen zur Welt brachte.
So viel ist ge wifs , die bildende Natur ar-
beitet nach einem Tjrpus. Dieser Typus ist
der durch das mütterliche Leben gegebene.
Also Nachbildung. So gut also als das Normale,
l^ann auch wohl das Innormale nachgebildel
werden.
.Die zweite: Lebensichsväche j Mangel an ge'
hdriger Ernährung \ Atrophie.
Wir sehen Kinder zur Welt kommen, un-
gewöhnlich kleiü , mager , elend und schwach.
DiejUrsachen sind entweder Krankheiten der
Mutter (übermäfsige Ausleerungen, Fieber,
Dyscrasien), oder Mangel gehöriger Nahrung,
oder Gemüthskummer, oder auch angeborne
Schwächlichkeit.
Die dritte : das Gegenthei) , JSyptrtrophiey
übennäfsige Ernährung und Zunahme , entwe-
— 19 —
dir «inzalner Tbeile oder des Gaozeo, wo-
fach oft die Gebart erschwert , ja Terhindert
Yreiden kann.
Die vurttz Dfscraiien,
Da das Kind sein Blut und seine ganze
organische Materie von der Mutter erhält » so
ist wohl keia Zweifel , dafs auch die Qualität
derselben gleich sejn mufs, und folglich das
Kind einer reinen Mutter reine, das einer un-
reinen- Motter unreine Säfte haben müsse. —
Ja es läfst sich dieses selbst von specifischen
und miasmatischen Dyscrasien darihun.
Die skrofuU}$e Dyscrasie habe ich oft bei
Kinderft skrofulöser Mütter, entweder schon
\m, der Gebart, oder wenigstens bald nachher,
sbe noch äufsere Ursachen sie erzeugen konn-
(eo, in Drüsenknoten und Hautausschlägen,
dargestellt gesehen. Dahin mochten auch die
Gekrosdrosen - Verhärtungen , die Lymphge-
schwülste, ja viele Fehler der Mifsbildungen,
za rechnen seyn.
Heber die Uebertragung der syphilUischen
Dyscrasie von der Mutter auf das Kind wäh^
Kind der Schwangerschaft, sind die Meinungen
gstheUt. Ich-will nur anfuhren, was ich selbst
beobachtete. Ich sah bei vielen Kindern ve-
aerischer Mütter, dafs sie Augenliederentzün-
dvDgen , Hautausschläge verschiedener Form,
oder Drüsengeschwülste r oder .Atrophie , oder
Wasseranhäufungen zur Welt brachten, oder
dergleichen bald nach der Geburt bekamen.
Selbst die Augenejntzündung der Neugebomeo
>th ich oft gleich nach der Geburt und ohne,
«ttleere Veranlaasaog entjteheo, bei Müttetttt
B 2
,1
s
«
die T?^feDd der Schwangerschaft sypliilltisch
waren, und ohne LokialaffektloneQ der Geni-
talien. Sie wich am schnellsten dem innern
Gebrauche des Merkurs in kleinen Gaben.
Sind diefs nicht Beweise genug für den S7-
hilitischen Ursprung? •— Ich sah ferner Kin-
er rail Hautausschlägen geboren werden, wel*
che hierauf den ganzen Körper bedeckten/ ^^ -
eigen thümliche syphilitische Kupferfar.be 'an-
hahihen, unheilbar waren, und die Kinder
atrophisch tödtelen. Besonders merkwürdig
aber war mir folgender Fall: Eine Dlutter'
w'urde , ohne es zu ahnden, bei der Empfang-
nifs, oder während der Schwangerschaft , sy-
philitisch angesteckt. Sie bekam Fluor albus^
der aber, als nicht specifisch betrachtet, blöfs
mit supprimirenden und adstringirenden In-
jektionen behandelt wurde. Er verlor sich
hierauf. Die l)Iutter schien geheilt , aber im
achten Monate wurden die Bewegungen, des
Kindes immer schwacher, es starb ab, 'iind
nach einigen Tagen erfolgte die Geburt. eines
tpdten Kindes , dessen ganze Haut psorisch et- •
ficirt und brandigt abgestorben, zum Theirab-
geloset, erschien. Und nun erst, nach glücklich
überstandenem "Wochenbette, traten bei der
Mutter alle Symptome einer syphilitischen
Dyscrasie^ Fluor albus und Hautausschläge her«
Tor, welche durch eine Merkurialkur geheilt
werden mufsten. -^ Zeigt sich hier nicht of-
fenbar eine, durch die Suppression der äufse-
i'en Symptome der Syphilis bei der Mutter be-
wirkte. Uebertragung der Krankheit auf die
Frucht? Und stimmt diefa nicht mit der über-
haupt gemachten Bemerkung übereio , dafs
während der Schwangerschaft die Syphilis der
Ifotter^ so wi« alle 'Beproduktionskrankheitea
— 21 —
(Piitliisis u. dergl.) stilld sieht, iiulein die g.»i»ze
frodüküvitat ihres Organuniu» wÜhreuit die-
ser Zeit nach innen gerichtet und Hufdas Kind
re&eklirt ist, \vodarch nolhwendlg auch der
Krabklieltsprozefs eine Ableitung erhiilt; wo<
to* es aber um so leichter möglich ist, daCs
auch, die Krankheit sich mehr auf die Frucht
wirft. — Ein merkwürdiger Fall der Art
wurde im Puliklinischen Institute zu Berlin
beobachtet: Ein Kind kam mit syphilitischen
Excoriatiüuen zur Welt. Es iulglen hierauf
abwechselnd, Jbaid Gescliwüre im Halse, bald
Opblbalmieu, bald Drüsengeschwülste , bälj
Exantheme. Wenn eins geheilt war, erschien
das andere. Es wurden im Verlauf mehrerer
Jahre alle erdenklichen Merkurlalmittel , frei«
lieh unordentlich, angewendet. Aber immer
kam ein neues Uebel. Endlich fixirte sich die
Krankheit nuf die Knochen , und es entstan-
den kariöse Geschwüre, die erst im 14ten
Jahre voll kommen durch das Zittmann* %che De-
kokt geheilt wurden. — Auch Sieboldüs Brfa*
runden stimmen hierüber ganz mit den meini-
^n überein.
Niemand zweifelt wohl mehr daran, dafs
eine, einmal tief eingedrungene, venerische
Vergiftung dem Organismus so eigen werden
kann, dafs sie oft nie ganz wieder ausgelöscht
werden kann ^ dafs sie unter vielerlei ganz •
andern Formen und Ausartungen erscheine u
kann , ja ' dafs -dieses furchtbare Gift — - eben
so wie wir es bei dem Hydrophobischen hemer* .
ken — .Jahre lang gleichsam ruhend und ge-
bunden bleiben , und dann wieder mit erneuer- .
ist Kraft erwachen und belebt werdea kann. >
Aber man denkt kierbei gewühulich nur aa
I
I
- 22 -
das einzelne iDdividaum, und nicht an
tjraorigen Folgen, die eifie solche yerbor^
Vergiflang auf das kfinfüge Geschlecht h!\
könne. Nachstehende Geschichte wird c
etläutern. Eioe- Frau von 20 Jahren wi
Ton ihrem Manne angesteckt, der vener
war, und an dieser Krankheit starbt Sie
kam von ihm Schanker, von dem sie i\
eine mehr ortlithe als gründliche Kur befi
wurde. Ein Jahr darauf erschien , ohne i
tere Veranlassung^ ein 8ö'hankrc)3es pesch
zwischen den Brüsten. Sie ward dayon i
de^ durch eine ähnliche Kur befreit. Nun
raihete sie wieder ein^A gesunden Mann, v
bald darauf schwanger, und gebar ein K
bedeckt mit Excoriationen , so dafs sich
Baut ablosete, und es nach 14 Tagen e
elenden Lebens starb. Hierauf eine z\i
Schwangerschaft. Das Kind kam scheinbar
sund zut Welt. Aber nach 10 Tagen entsi
ein bösartiger borkigter Ausschlag im Ges
und ganzen Körper. Er hatte schon 5 ^
chen im zunehmenden Grade und mit a1
meinen atrophischen Zustande gedauert,
sie es der Behandlung des FolikliniscI^en
stituts übergab. Die Mutter war während h
Schwangtrsdiaftin völlig gesund und frei von jt
syphilitischen Symptom gewesen^ und war es r
-*^ Dieser Fall zeigt deutlich, einmal, dafs
Isyphilitische Keim, oder wenigstens die sy
litische Produktivität, nach einer scheint)
Kur Jahre lang im Körper zurückbleiben,
zweit^ps dafs die Krankheit sich gleich
metastatisch auf die Frucht übertragen,
diese eina Art Von Abieiter und pathoiogis
.Secretion sorgen für den mütterlichen Orgf
mos werden kann , wodurch die Mutter , w
— 23 —
««ch nicht toh d«r Krankheit, doch tob den
WnknngeD nndSjplomen derselben frei bleibt.
Sehr merkwfirdig sind hierüber die neuer-
Yifihsi IQ den Transacthns of iht Juociatlon of-
ThfddoM KoL IV. Duhün. mitgetheilten Beob-
'idUaogen der Herren Bealfy und OoUea übet
^ Wirkung der syphilitischen Infektion auf
die Erzeugung Ton frühzeitigen und faulen
Gebarten, ja auf die Verhinderung der Em--
ffdngnifej und die Heilung dieser unglückli«
chen Disposition durch Quecksilberkureo , mit
mehreren Beispielen belegt. Interessant hier-
über ist das Geständoifs einer berüchtigten
Conrtisane, welche, nachdem sie ein todtes
Kind zur Welt gebracht hatte, und sie durch-
aus keine Mittel brauchen wollte um dies su
mlmteD, und man sie fra^ite: „Welches die
bftslen Mittel seyen , den Tod der Frucht im
Hut/erleibe zu verhüten?" antwortete: ,,das
Qaecksilber/' <
Von derUebertragnng d^r Pockenansteckung
Toh der Mutter auf das Kind sind unleugbare
Tbatsachen vorhanden. Mütter, die die Pocken
lutlten, gebaren während oder nach der Krank-
heit KiodeiF mit allen Zeichen der vorhande- -
oen oder eben überstandenen Pocken. ^) ^
*) Höchst merkwaraig sind die swei ViklUf wel-
che Ed. Jennbr selbst (in den M^dit. Chirurg»
JhhandluTjgen dtr Med. Chir. GeselUchaß zu
London f übersetzt von Osann^ Berlin, i8»i)
ersäht t, wo swei Taccinirte Matter, die wäh-
rend der letzten Zeit der Schwangerschaft mit
wahren PockenkranKen in nahe Berührung gekom-
men waren y Kinder zur Welt brachten» welche
die vollkommene Pockenkrankheit hatten^ und
alfo.y wts das merkwürdigste ist, im Mutter-
- leibe angesteckt worden waren » obne dafs die
Matter die Krenkheit hätte a.
— 24 — ,
♦
Die flinftü : Nenmi • und SeetentrihkheUeiK
Es ist kein Zweifel , daCs bei nerrenkran..
ken vnd hysterischen Müttern das Kind schon
im Mntterleibe convolsiirische Bewegungen er-*
leiden kann , und dafs die Anlage zu Nerven-»
schwäche and Nervenkrankheiten , . ja selbst
wirkliche Krämpfe dem Kinde von der Müt-
ter mitgetheilt werden können. Ich sah selbst
e^n solches trauriges Beispiel : J^ine Mutter,
die in Krieg^zeiten die letzte Hälfte ihrer
S<)hwaifger8chaft in beständigem Kummer und
Angst zngebracht hatte , gebar ein Kind , wel«
ches gleich von der Geburt an an Krämpfen
litt und am 9ten Tage unter Krämpfen starb.
— Die ganze nervöse Constitution der Zeit,-
wenigstens in den hohem Ständen , läfst sich
ja nur aus dieser Ursache erklären , dafs' den
Kindern , schon im Matterleibe diese Anlage
mitgetheilt ' wird. Die ' Kinder kommen 'jetzt
schon klüger zur Welt/ sagt man, und das
ist in manchen Regionen vollkommen wahr,
aber eben ein Beweis der schon- zu frühen
Kervenentwickelung, * /
Auch Lähmungen kommen Vo§. Ich sah
ein Kind mit völlig gelähmten unbeweglichen
Extrelutäten geboren werden , w;&lch«s 6 Wo-
chen nach der Geburt starb. Die Mutter war
im achten Monat der Schwangerschaft auf den
Leib gefallen. Bei der Sektion fand sich
Wwset im Kopf uad Ruckgrad.
I
Zu den Nervenkrankheiten gehören audi
die Fehler der höheren und. niederen Sinniich-^
ieit und der Stelwthätigkät, Auch sie kön-
nen schon im Fötus, wenigstens in ihrer An<<
— - 26 —
läge begrHndel werden. Der angeboruc Blöd-
sinn , die angeborne faubheil und Toubstuniin»
heit, der erbliche Kretinismus, sind traurige
Be'wdse davon.
Dia stchste: Wasseranhäufungtn. ^)
* I
Es ist etwas gar nicht sehen Yorkommen-
des, dafs .Kinder WasseransammluDgen im
Kopf^ im Riickgrad , in den Höhlen der Brust,
des Unterleibes, der Haut, mit zur Welt brin-
gen. Besonders merkwürdig sind die Beispiele
der Uebertragung der Wassersucht der Mutier
auf das Kind , wovon noch neulich Hr. OlivUr
im Propagaieur 1825. Sept. folgenden Fall mit-
theilte: Eine wahrend der Schwangerschaft
Wdropische Frau, gebar im 8tea Monat ein
Kind mit sehr aufgetriebenem Unterleihe. Es
fand sich im Peritoneo und Omento eine be-
deutende Menge seröser Flüssigkeit mit nlhu-
loinosen Flocken vermischt. Die Yesica war
gesund) nnr bleich.
Die ^ibente: jBbacöngMtontn und Entzüiu
Jungen.
Van hat im Gehirn, in den Lungen, in
^n Einge%eiden des Unterleibes , so beträcht-«
Sehe BlutGongestionen gefunden , dafs sie wie
injicirt erstbienen. Ebenso Augen entzün dün-
gen, Hamorrhagien , Blutextravasate, selbst
*) loh hibe ober die orginischen Krankheiten detFö*
toiy tafter meiner eignen Erftrune, die eatigeu
ttliuheilangen meinet geehrten Treunoet und
Collegen 9 Hrn. v. Siebold ^ benuttt,' dessen «us-
esdehnte geburtshalfliche Praxis ihm so manche
Gelegenheit su dergleichen Beobechtusgea Atr-
bietet.
/
\ .
— ' 26 —
Hämorrhoiden , -worüber ich mich auf meiner
Freunde Shbold und i^eicfo/f^/ri Erfarungen be^
rüie. Selbst Gangrän des Magens beobachtete
erst er er einmal.
Die achui H^utkraiikhätm.
Furunkeln, Pemphigus^ flechtenarlige Aus-
schläge, Mitesser, Pocken^ i/vurden mit auf die
Welt ge|[)racht.
Die ntuntti Würmer. ^
■ Man , fand IntestinjBlwiirmer schon im
Fötus.
Die zehnte: Desorganisationen^ Pseudorsa^
nisationen,
Balggeschwiilsle, Lymphgeschwulste, Blut-* .
schwämme y Vergrofserungen innerer Einge*
weide y Verhärtungen der Eingeweide , der
Drüsen, Herzpolypen, ortliche Atroplien,' wahre '
und falsche Briicfae. Selbst einen angeborenea
Kropf hat man neulich beobachtet.
Die eilfte: Mechanische P'erletzifigen»
Es kann äufsere Gewalt so heflig auf das
Kind wirken, dafs dadurch selbst Thnn'ungen .
der festen Theile hervorgebracht werden, v«*-^.
Die gebrochenen Knochen eines Kindes^ wel-
ches Dißby dem Versehen- der Mutter zuschrieb,
die einen Menschen hatte rädern sehen , mö-
gen dadurch jBrklärbar werden; und ein nierk- ..
würdiges Beispiel der Art \yird mitgetbeilt
vom Leibmedicus Sachse: ^) .
f • ^
*) S. Journal 4» pn H, i8oo. XI« Bd. mit einer
Abbildung des Beinbruchs.
— 27 —
■
Eine gesunde Banerfran von 42 Jahren,
na schon 8 Kinder glücklich geboren hatte,
fiel im dritten Monat ihrer Schwangerechali
ittf dem Eise, auf die linke Seite, doch ohne
ii9cliber Beschwerden zu fühlen. In der er-
Btefl Woche nach der Hälfte (sie hatte etwa
^Fageiang Bewegungen gefühlt) fiel sie aber-
. mals von einer v Leiter, 3 Sprossen hoch, so
dals die nämliche Seile auf einen grofsen Holz-
block schlug. Gleich beim Aufstehen fühlte
* sie eben da im Unterleibe ein heftiges Ste-
chen, welches sie nöthigle 8 Tage im Bett
zu bleiben. Sie mufste auf dem Rücken lie-
gen, weil das Stechen bei jeder Seitenlaga
unerträglich war. Am dritten Tage ging et-
was Blut ab, doch erfolgte kein Abortus. Acht
bis zehn Tage spurte sie gar keine Bewegun-
gen der Frucht, aber, so wie sich dieselben
MBcbber wieder einstellten, oder* sie bei Be-
wegungen den Unterleib zusammenbog, em-
pfand sie jederzeit an derselben Stelle stechende
Schmerzen, bis zur Entbindung, welche sie
nur, dadurch zu erleichtern vermochte, dafs
sie den Leib zusammendrückte, oder links
Wegzuschieben suchte. Sie kam zur gehöri-
gen Zeit nieder, und gebar ein kleines und
schwaches, aber lebendes Kind. An diesem
£and sich nun ein schiefer Bruch der Tibia
und Fibula des rechten Fufses, so dafs die
beiden untern Knochen ganz herauf gezo-
gen waren« Das abgebrochene scharfe Ende
der Tibia hatte die Haut durchbohrt und da-
durch den bei jeder Bewegung empfindlichen
Schmerz der Gebärmutter erzeugt. Ole Kno-
chen waren übrigens mit den abgebrochenen
Enden an der Vorderfläche verwachsen^ eo
dafs sie eine breite Fläche därstelllen. Di^
— 26 -r-
Lftoge des gesunden' Fufse^ Tom Knie Us :(iUn
. Plattfufs betrug 3| Zoll, die des kranken Touir,
Knie bis zum Bruch 2 Zoll, Ton da bis zum
Plattfufii 1 Zoll. Auch war de^ kran£e Fubr
§ ZoH dünner, und hatte nur 3 Zehen ^ war^ /
also in seiner ganzen Entwickelung dsurHcll^ '
geblieben« > '. -
' ' - '
Auch die rechte Hand, die \7ahrscheintidl1 V.
auch denselben Stofs erlitt, ist kleiner als die
linke , und hat nur 3 Finger.
Ein neues Beispiel erzählt WaMmpni
Am 29sten Decbr. 1824 wurde ich zu Frau-*
gerufen, welche ohngefahr 20 Jahr alt war,'
in Kindesnöthen lag, und im yorhergefaenden
Jlpril sich yerheirathet hatte. Bald nach 9
Uhr nahm ich die erste Untersuchung vor,' -
und fand die üäembranei) unversehrt. Die Ge-
burtsarbeit ging langsam von Statten bja 7 Uhr,
wo die Ruptur der ^Membranen erfolgte, der
Kopf herabkam und das Kind ohngefahr nf(ch
halb 8 Uhr auf natürliche Weise ausgetrieben,
wurde. Da entdeckte ich , dafs der linke Fub
ein wenig über den Knöchel abgetrennt, und'
der Theil fast , aber doch nicht ganz (vielleicht'
weil die Knochen hervorragten) geheilt war.
Das Kind war lebendig und athmete 20 Mi-
nuten lang, wornach es starb. Die Mutter,
sagte, dafs sie nur 7 Monate schwanger ge-
wesen Sey, was mit dem Aussehen des Kin-
des vollkommen übereinstimmte. Bei der Uu*
tersuchung na'ch der Geburt entdeckte ich deh
Fufs in der. Vagina und zog ihn heraus. Er
war fast auch geheilt, doch ragten hier eben-
falls die Knochen hervor. Es schien nicht,
dafs eine Austretung von Blut aus dem Gliißde
Statt gefunden habe. Dieser Fufs (der linke)
-r 29 —
'.wat. viel kleiner. aU der andere, welcher el-
K was -einwärts gedreht war. Er hatte keine
h Zischen von Fäulnifs,- und aus der Verglei*
L chnog beider Füüise vermuthele ich» dafe er
t- . ndi Tor. 2 Monaten von dem Korper abgelöfst
liabe. Es war nicht die geringste Yerfärbung
" des Fafses vorhanden , un4 er hatte sich toU-
kommen erhalten»
Die Mutter sagte , sie sei nicht erschreckt
< wordeil, und es sei während ihrer Schwan-
gerschaft nichts Unangenehmes in ihrer Fa-
milie vorgekommen, was einen üblen Ein-
druck auf sie habe machen können. Der
Mann ist ein Tagelöhner; die Familie nährt
sich durch ihren Fleifs gut, ohne dafs die
Frau ihren Korper mehr anzustrengen brauchte
als in einem gut eingerichteten Haushalt nö-
thig ist.
' Die Herausgebev des London mfdicdl and
physkalJournal f Julius ^ woraus obiges enfnom'»
men , versichern , das Präparat gesehen eu ha-
ben, und fügen die Abbildung bey;
Die zjvolftt: das Absterhsn^ der Tod vor.
der Geburt.
Was man gewöhnlich Abortus und früh-
zei</g£ Geburt nennt, das sollte man nach mel*
ner Meinung in den meisten Fällen ^Absterben
des Kindes nennen. Denn mehrentheils geht
der Tod des Kindes vorher , und der Abortus
ist nur die Folge davon, die Wirkung, des
Triebes zur Ausstofsung, den nun der Fötus
im Uterus, so wie Jeder fremde Körper, er-
regt. Der beste Beweis ist, dafs in der Re-
gel euerst die Beyvegungiin des Kindes y seine
— 3Ö —
' • • '''
i f
Lebensäufserungen, aufhören» dann da& 6e* i
fühl TOD Kälte im Unterleibe und. Schauem, «
im Kreuze — das Gefühl des 8rtlicheii,Tpdct \
wie bei aodera Abst^bungen — eintritt, iina
nun erst die Molimina AboriuM^ die Reaciionea '
von Seiten des mUtteriichen Korpers £ur JkiA*
stolsung, nachfolgen«
Leider gehurt dieses .Sterben vor der 6e-*
burt zu den häufigen Fällen. Schon die Todt-
geborenen machen eine beträchtliche Zahl in den '
Todtenlisten, — Ich kann hier nicht umhin,
auf das schreckliche MifsverhältniTs aufmerk*
saih zu machea, was zwischen den Todtge^
borenen bei ehelichen und bei unehelichen
Kindern Statt findet. Bei ehelichen ist das >
25ste ein TodtgeboreneSf bei den unehelichen,
die man gewöhnlich Kinder der Liebe * — Kin*
der. der Thierheit sollte man sie nennen —
nennt, und die das Vorurtheil sogar für kräf-
t]ger*häU, kommt das lOte schon todt zor
Welt. Der Grund liegt lediglich in der Un-
regelmäfsigkeit, Vernachläfsigung, ja selbst ab- .
sichtlichen Zerstörung, der diese unglückliche
Klasse der dem Verderben geweiheten mensch-
lichen Wesen ausgesetzt ist. — Aber wie iriel
zahlreicher sind die -vorgeburtlichen Todes-
lalle, die gär nicht in>die Rechnung kommen,
die unzeitigen und frühzeitigen Geburten! Es
wird selten eine familie seyn, in der nicht
einmal ein solcher Fall existirte, und* wie .
\iele, wo er mehrmals vorkam, und noch
mehr, wo er gar nicht bemerkt wurde. Ich
glaube nicht zu viel anzunehmen ^ wenn ich
den zehnten Embryo darauf rechne.
— 31 —
^ Die UnacheD, wodarcli ein Kind im Hui-
ledeibe getodtet werden kann, können fol-
eende seyn :
B^tiges Schrecken oder jeder andere enchüt^
tendt Gemüthsaffeki. Eine der häuGgsten. Wie
oft sehen wir unmittelbar nach einer solchen
Gemüüisbewegung sogleich die Bewegungen
des Kindes aufhören, Schauern entstehen und
bald darauf 'den Abortus erfolgen. Die Wir-
kung eines heftigen Gemüthsaffekts und* die
Todesart davon ^ sind ganz ähnlich den Wir-
kungen und der Todesart vom Blitz; Und so
kann hier ein Kind im Mutterleibe durch ei*
nen solchen Seelenblitz der Mutter erschlagen
werden* '
Mechanische Gewaltthhtigkat ^ ein Schlag,
ein fall auf den Leib,
Isebensschwäche. Der erste Lebenskeim
kann so schwach gelegt sejn (durch Alter,
EntnerTung, Schwäche, Kräukliohkeit, Dürf^
tigkeit der Eltern) , da£i die Frucht ihr Leben
nicht bis 2ur völligen Entwickelung fortset-
zen kann.
Krankheiten der Mutter. Heftige Fieber,
Krankheiten, welche die Ernährung der Mat-
ter ]9nge verhindern, starke und entkräftende
Ausleerungen^ können ein Absterben des Kin-
des herbeiführen. Hieher gehören auch Dys«
crasien^ miasmatische Vergiftungen, besonders
He syphilitische« Ja sie können selbst die
Empfängnifs bindern. Dzondi erzählt das merk-
würdige Beispiel einer Frau, die, früher frucht-
bar, während 10 Jahre, wo sie an einer lar-'
' ■/'
^32 —
* ■
latvirleii, nicht erkanDten^ Syphilis litt, nicht
schwanger wurde, aber, als diese griindlicb
gehoben war, wieder fruchtbar wurde. 1^^»'
sehe hierüber auch das obige Beispiel.
Vor allen aber Blüt^überfüjlungj eine Ur*
Sache, welche nach meiner Erfarung ' suTvr-i
läfsig die häufigste des Kindestodes nnd so
des Abortus ist. Meine lance medizinische
Erfarung hat mir diefs unleugbar bewiesen, so
dafs ich das VerhältniTs dieser Ursache des
Abortus zu den übrigen wohl wie 3 zu 1 stet,
len kann, und mein geehrter Freund Rudolphi
hat dasselbe bei den Leichen der jdurch Abor-
tus' geborenen Kinder bestätigt gefunden. Die
sämmtlichen Eingeweide des Vnterieibes'uod
das Gehirn waren wie nuV Blut injicirt.
Bthandlung.
Wenden wir uns nun zu unserem Haupt«
zweck: fp^äs iann geschehen fitr das Ltebenund
^e Gesundheit des werdenden Menschen^ rvähreni
mnes Aufenthalts im Mutterfeibef und ff^'s kann
es geschdien'i
■ .
Das erste ist: Erhaltung des Lebens, -^
Blicken wir hier zurück auf die Hauptursacba
des Absterbens des Fötus, st> zeigt steh a]S
eine der häufi^ten der Andrang und die . Ui^
berfuUung nütjSlut. Sie findet am ineisten ijx
den ersten Monaten ^ genug in der ersten
Hälfte der Schwangerschaft, Statt, wo durch
das Ausbleiben der monatlichen Blntauslee-^
rbng ein Ueberschufs yon-Blut im mütterlichen
Körper erzeugt wird , der zur Ernährung der .
Frucht
.1 -k
— Jj —
trnchi hest'fnmt is^, den aber Jie noch so
kleine Frucht nicht zu vai brauchen im Stande
ist. Hier ist es gewifs, und durch die Erfa-
tun^ hinlänglich cutscliieden , dnfs mäfsige am
Aim angestelUe Aderlässe, indem sie den Alan-
gd der xnonatlichec Blutentziehung ersetzen
Bodden Andrang ableitenp rerbunden mit Kühe
uod horizontale Lage , am gewissesten das Le-
ben der Frucht erhalten. Ich habe oi't gese-
hen, dafs, wenn sshon die Bewegungen des
Kindes schwächer geworden, }a ganz aufge-
hört hatten , solche gleich nach der Bluten t-
xiehcng mit grofser Lebhaftigkeit wieder-
kehrten«
Aber auch wahre LtbtMSchwächt kann die
llrsache des Absterhens werden. Unstreitig
ist hier die allgemeine Stärkung und Kraftbe«
lebung des mütterlichen Organismus die Haupt-
sacjbe. Aber auch unmittelbar auf das Lehen
des Kindes kann gewirkt werden , und ich er-
innere hier nur an die tägliche Erfahrung, dafs
bei mangelnder oder uubemerkbarer Bewegung
des Kindes durch Auflegung einer kalten Hand
auf den Unterleib dasselbe gleichsam augen-
blicklich * aus dem Schlafe erweckt und zur
Bewegung gebracht werden kann. Auch sehen
wir bei andern krankhaften Affektionen inne-
rer Eingeweide, besonders solcher, die, ohne
Knochenbedeckung» der Haut nahe liegen, wie
schnell, und wie stark äufsere Applicationen
aof sie einwirken. So kann der heilligste Ma-*
genkrampf , das heftigste Erbrech en> durch blo-
be äußerliche Applicationen gehoben werden.
So habe ich oft Magenschwäche, Appetitman-*
gd, durch das fortgesetzte Tragen aromatischer
Kiiiutersäckchen , Pflaster, spirituöse Einxet«
Jomm. LXIV. Ä i^Sc C
« \
. — 34 -»
* •
bungen völlig beseitiget. — Auf diese Ansicht
mich gründend, habe ich auch hei Schwäche
des Fötuslebehs und Üterinsystems denselben
Weg befolgt, und täglich, oft die gan^ie Schwan«
gej^iSchaft hindurch^ ähnliche Einreibungen in
die Muttefgegend tnachep lassen, und die beste
Wirkung davon gesehen. Ich bediene tnich
dazu gewohnlich folgender Formel: Dec. Vn*
guenU de Alth. Bah, Nucist, ona Unc.ätauM^
Bakatru vit. Hofm. Drachm. Ij. OL Metuk criip.
Setup, sernif. M. Taglich 1 Theeloffel voll eid-
zureibeii. Odef: Spüit.. matricaL Spir» SergnIL
ana Ünc^ .?;. Baham, Wr. Hofm^ Ünc, stmh. M»
D. S. Täglich den Unterleib und da» Kreul
damit zu waschen. Mati sieht, die Idee un-
seser Alten mit ihrem Bahamum Embryonum^
^nd der lioch dauerhde Glaube de$ Völk^ dar«
an^ V?ar keineswegs so verwerflich; nur mnb
die Anwendung bei Tollblütigeh yerniiedea
welrdeii. — Ist, wie es oft geschieht^ grofse
Reizbarkeit und Convülsibilität mit der Schwä-
che verbunden ^ so ist es sehr heilsain j noch
etwas Opium - Tinctur hinzuzusetzen.
äierbei kann ich aber nicht umfain, noch
eines Mittels zn erwähnen, was^ wie mir es
Scheint) ganz specifisch geeignet ist, das Les-
ben des Fötus und deb zu seiner flrhaltung
nöthigen Apparat zu stärken und Zu bekräfti-
gen. Diefs ist das Elsen. — Dieses grofse
einzige Mittel besitzt in der That eine speci-
fische Wirkung auf die Produktivität, auf die
Schöpferkraft de$ Organismus; nicht. allein zur
Erweckung deir Firocreationskraft in beiden Ge-
schlechtern , sondern auch zur Erhallung und
Bekräftigung des Erzeugten. — Es giebt ht^
kanntlich eine eighe Schwäche des Üteirins)r«»
- 35 -
Sterns, Welche imoislr in einer gewissen Pe-
riode der Scbwangerschsft ein Absterben des
Votos und einen Abortus bewirkt; weil die
Sieft xor Erhaltung seines Lebetos und zur
Tttgung desselben nur bis su einer gewissen
iEdl s:nreicht. Man nennt sie Diipoiüio abof'^
äfißf Abartuz habiiuatis^ und sie hat die trau--
^e Folge ^ dafs Weiber drei- vier- ja
cehn JUal immer zn derselben Zeit abortiren*
Unter allen Mitteln , diese traurige Disposition
aufzuheben , kenne ich keins , wa^ dies so ge-
Wi£i bewirkt I ja was ich ein;fcig hierin nen*
nen tnochte^ als den gehörigen Gebrauch des
Pfrmomer oder Driburgs ff^assen an der QueUe^
iEum Trinken- und Baden. Ich habe mehrmals
Frauen f die 3 — 4 mal nacheinander das Un-
glück des AboHüs erlitten hatten , diesen 6e^
brauch machen lassen, und der Erfolg war die
^löckh'cliste bis ans Ende durchgdPiihrte SchWan-
gencbaft. -^ - Ja selbst während der Schwan-
gerschaft solcher ätkfserst geschwächter Petsp-
tatfo sind mir Beispiele bekannt, Wo ein an-
haltend fottgeeeU^er Gebrauch eines sehr feinet!
Bisenmittels in kleinen Gaben, z. E. dei Tinctu-
in atthered mattiatis^ von dem gröfsten Nutzen
£ur Erhaltung^ des Fotuslebens utid zur Ver-
fantung des Abortus war ^)\ Nur sei man hier^
bei Vorsichtig, und aufmerksam auf die duk'ch
dAs Eiseü mögliche Blutcohgestioden nach dem
Uteritesystem, ubd halte ein^ sobald man An-%
zeige davon hat.
Das z^eire isti gdiikige und normale Eni*
}Hkkiliing and EmlArung.
^ lÄtn Miie hitrüber noch ein« nisrtiwüTdigt fir-
brnng im Journal d^ prakt, Heilk* i8^8« öctob-
C2
— 36 —
Dahin gehört , aafser der Verhütung ge-
\ralt5a1nef Eindrücke , die störend darauf MriT'-
ken können I beeonders die Verhütung eine?
zu übermäfsigtn Ernährung und dadurch • ent- ^
stehenden enornien Gröfse des Kindes, welche
Schwierigkeiten der Geburt erzeugen könnte.
Doch gilt diefs nur bei Müttern, deren enges
oder yerwachsenes Becken schwere Geburten
fürchten läfst oder schon erzeugt hat. — Hier
kann die Kunst unleugbar wohlthätig einwir-
ken, indem sie die Ernährung des Kindes be-
schränkt and dadurch die zu grofse Anhäufung
der Blasse verhütet. Diefs geschieht theils
durch Mäfsigkeit im Genüsse der Nahrungs-
mittel, besonders der sehr nahrhaften, theils
durch viele Leibesbewegung und Verbraoch
der Kräfte und Säfte, ^theils durch AbleitiiDg
und Entziehung eines Theils der Säfte auf
künstlichem Wege.
■
Diefs letztere ist von vorzüglicher Wich-
tigkeit und von entschiedenem Einflufs« Den
besten Beweis davon gab uns in dem letzten .
Viertel des vorigen Jahrhunderts ein Charla-
tan, Namens Lehnhardj welcher einen gehei-
men Gesundheitstrank für Schwangere ver-
kaufte mit der Versicherung, dadurch leichte
Geburten bewirken zu können. Und in der
That, das Slittel bewirkte diefs bei vielta
Weibern , die früher sehr schwer geboren hat«
ten. Sie hatten darnach sehr leichte Ge«
hurten. — Aber die Erklärung war sehr ein-
fach. Der geheime Trank bestand aus einer
Auflösung von Glaubersalz und Sennesblät-
tern, mufste besonders in der zweiten Hälfte
der Schwangerschaft täglich gebraucht wer-.
d^n , und es war also eine viele Monate bin-
\^ iduTch forlgesetzle Turgierkar, welcLe uoth-
wendig Saite entziehend anf die Ernährung
des Kindes wirken, und so kleine Kjndei*
" herrorbringen mufste, die dann naliirlicher
Weise leichter geboren werden konnten.
[ DieBe Methode würde also in ähnlichen
h fallen 9 mit gehöriger Vorsicht, init Nutzen
^ anzuwenden seyn.
Hier mufs ciber auch der örtüchen Abnor-
mbäien der Entwicklung und Ausbildung Er-<
wähnung geschehen, die allerdings während
der Schwangerschaft, besonders durch mecha^
nischen Druck, ' veranlafst werden können.
Daher die sorgfältigste Vermeidung alles festen
Schnurens und Bindens — die eisernen Blan*
chetts sind wegen des isolirten Drucks am
schlimmsten — während der Schwangerschaft
böcbst nothig ist.
Das dritttz Stärkung der Constitution, beson-
ders dts Nervensystems^ Verhütung der angebor-
nen Nervenschwäche. ^— Ein Hauptpunkt für
unsere Zeiten«. — ^
Im A1l£;emeinen gilt hier das Grundgesetz
der Diätetik: Einfache Nahrung und Luftgenufs
siärken^ Reizmittel schwächen. — Es ist eins
der verderblichsten Vorurllieile, dafs man glaubt,
dorch Wein Kinder stark zu machen. Viel-
mehr ist der frühzeitige Geniifs des Weins
das sicherste Mittel , ihnen fiir ihr ganzes Le«
ben schwache Verdauung und schwache Ner-
ven zu verschaffen , und , wer sein Kind lieb
^hat und eine^i wahrhaft kräftigen Menschen
erziehen will> der lasse ihn iu den Jahren der
Kindheit keinen Wein trinken. — Diefs gilt
^ 38 -
aber autE schon tod ^em Sipdei im filutter^
leibe I denn 4^' Kind trinkt mit, wenn di*
Mutter W^in trinkt, Und ich halte e& dnhev
für Ubp^ens gesunde Mütter ^ wenii sie kraftt
volle Kinder haben wollen , fSr sehr rathsamjf
sich der apiriti^ösen Getränke wahrend dev
Scbwangerscbaft zu enthalten, — Bei alteii
alteq Vplkero- war ea Gesetz, wenii man Ken-'
sehen von ausgezeichneter Kraft an Leib dde^
Seele (Heroen, Propheten) erziehen woUtej,
sie keinen Wein trinken zu lassen , und achon
während der Schwangerschaft wurde SimMoA*»
Mutter def Befehl gegeben , den Wein in
nieiden.
Ich habe obeu gezeigt^ dafs die An^S^
^u Nervenschwäche und Convulsibilität duT^h
die Zeugung und durch ^nachtheillge Einflüsse
während der Schwangerschaft mitgetheilt wei-
den kann. So gut nun durcli schädliche Ein-?
Wirkungen das Krankhafte erzeugt werden kann^
eben so läfst sich mit Recht erwarten, daSkf
wenn während der Schwangerschaft auf alle
Weise so auf das Nervensystem der Mutter
eingewirkt wird , dafs ea in einem Zustan4
<ron Kraft , Gleichgewicht und normaler Thä«
tigkeit erhalten wird j dieser Zustand auck deni
Nervensysteni des' Kindes sich aneigpen wer«
,de, ja dafs dadurch der Uebergang des von
der Mutter zu besorgenden kränklichen Ner-
venzustandes , selbst Constitution eile erbliche
Nervenschwäche, verhütet werden könne. —
Man lasse also nervenschwache Mütter wäli-
rend de:r Schwangerschaft eine nervenstärken-
de Diät. führen, wozu hsKiptlsächlich das Les-
ben in reiner freier Luft, das Landleben und
Jhinreichende Bewegung 4^9 Körpers, die Ver^
' — 39 —
|lM)iduDg ongteifender trauriger Gemiithsaffekte,
des Uebermaarses « der physischen Li^be, des
tielei^ Kailee- und Th^eetrinkens^ gehören;
;freiide ^ücheotlich ein - bis zweimal neryen-
stärkende Bäder an, und dem Grade und den
XJii|S(äDden angemessene innere Stärkungsmit-
tel, als China ^ Vakriana u. dergl. , und man
wird sicher davon die heilsamste Wirkung auf
das Kind wahrnehmen. Ich habe davon mehr-
fache giinstige Erfarungen gemacht, und eine
davon ist mir besonders uiivergefslich. Eine
Frau, die vvähreod der Schwangerschaft die
deprimirendsten Gemüthsbewegungen und an-
dere neri'en^ch rächende Einwirkungen erlei-
den mufste, daher auch fast immer, theils an
Krämpfen , theils an einem wiederkehrenden
Wecbselfieberanfalle litt, war ich genölhigtj
fast immerfort China und andere nervenstär-
kende Mittel nehmen zu lassen, und, statt
dafs, wie wir erwarteten, ein nervenschwaches,
zu K.rämpfen geneigtes, Kind zur Welt ge-
kommen wäre, gebar sie vielmehr ein so kräf-
tiges starkes Kind, dafs es nie an Krämpfen
geVillen hat, kein Symptom von nervÖ9er Con-
slitoüon gezeigt hat, und überhaupt, es ist
jetzt 18 Jahr alt, eine fast ununterbrochene'
Gesundheit , und eine ausgezeichnete Kraft,
sowohl der physischei^ als geistigen Funktio-
nen , zeigt.
Das vierte: Reinhdt der Säfte.
Es ist übertiaupt Pflicht einer Schwange-
ren^ dafür zu sorgeq, welches am besten durch
eine allgemeine gesunde Diät erreicht wird,
die sie selbst fuhrt. Dahin gehört der Genufs
^iii&cher , gesunder^ ^scher Speisen und Ge-
tränke/ tnil Ausschlufs scharfer, gesalzener
^ehr gewürzler Speisen und spirituoser Ger<
tränke, der Genufs reiner freier Luft uod hia-
reichende Leibesbewegung. — Besonders aber
gehört hieher Befreiung, von bestimmten Dys-
krasien und KrankheitsstoiFen , die von der
Mutter auf das Kind übergehen können; ypr-
züglich 4ie syphilitische und skrofulöse, wel-
che aber wieder häufig in Eines zu$ammen&t
len , indem ich die gleich nach der Geburt sich
zeigende Scrofulosis immer für eine Degene-
ration der. Syphilis halte.
Auch hier ist es Pflicht, während der
Schwangerschaft alles anzuwenden, was die
Kunst zur Heilung derselben verinag. Tfor
hüte man Sich Tor zweierlei: Einmal vor un-
vorsichtiger oder zu reichlicher Anwendung
des Quecksilbers, welches leicht Abortus er-
zeugen kann ; zweitens vor der blofs örllicheh
Heilung ortlicher syphilitischer- Symptome, be-
sonders an den Genitalien, z. £. Fluer albui^
Schanker, wodurch sehr leicht eine desto g'e-
wissere Uebertragung der Krankheit auf das
Kind bewirkt werden kann«
Das fiinße : MnmrJiung auf die geistigen Aa-
lagen des werdenden Menschen, seine Gemüths^
itimmung'y Temperament, Neigungen^ Karakterm
Ich r^de hi<$r nicht von den höheren Gei-
steskräften ^ obwohl auch diese von der. ersten
Entwickelung der Organisation sehr abhängig
sind, wie diefs auf der einen Seite der ange-^
borne Blödsinn und die Taubstummheit, auf
der andern die sogenannten Wunderkinder be-
weisen. Hier sehen wir offenbar» dafs durch
— 41 —
EiDwIrkungen vor der Geburl der Cruud so.
«wohl zu einer Unterdrücknug, als zu einer zu
fruhzeitigeD und aufserordentiicheD Eni Wicke-
lung des geistigen Lebens gelegt werden können.
Hier sei nur die Rade ron den sogenann-
ten mdaren , von dem , was wir unter Ge-
JDiitbsaift , Temperament, Neigungen, verste-
lieo. Und dafs diese gar sebr mit der Orga-
nisation verbunden , ja von ibr abbängig sind,
daS| glaube ich, kann mau als eutscbieden
annehmen, ohne eben deswegen Blaterialist
zu seyn, oder an die besonderen GaW^chea
Organe zu glauben. Dafs ferner die Seelen -
und Gemüthsstimmung der Mutter während der
Schwangerschaft einen bestimmten Einflufs auf
die Seele nnd Gemüthsstimmung des Kindes
habe, auch dieses ist nicht zu leugnen. Ich
habe selbst beobachtet, dafs Kinder, deren
Mütter wahrend der Schwangerschaft tiefen
Gram erduldeten , liir ihr ganzes Leben eine
gewisse Neigung zur Traurigkeit, ein melan^
cholisiches Temperament, behielten. — War-
mn sollten wir nun nicht auch diesen Weg
benutzen, um einen vorthellbaflen Einflufs auf
das Geistige des werdenden Menschen — ge-
wift das Wichtigste von allem, — und da-
dorch auf sein ganzes künftiges Leben zu er*
halten? — Die Natur wirkt ja nach dem Ty-
pus der Mutter, nicht aliein im Körperlicüen,
sondern auch im Geistigen, und so glaube ich,
dafs selbst folgende Eigenschaften der Seele
des werdenden Kindes während der Schwan-
Carschaft begründet werden können:
Die Richtur^ de$ Geistes,
Sie kann entweder nach oben oder nach
^dn gehen, ^acb- oben, zum höhereu Le-
r
ben , zum Geistigen , sn^v Gottheit , ' znm Un-»
sichtbaren; ^nacfa unten, zur Welf^ zum Sichte
baren, Sinnlichen. Die erstere, die Richtung
nach oben, ist das Einzige, wodurch der &|enscl|
sicl^ Yoa dei| Tbierei^ unterscheidet. ^)
Und so könnte der höchste Vorzug des
SIensJchei) , der Sinn (ür das (iöhere , Unsicht;
bare schon während der Schwangerschaft 4pirch
eine ähnliche Richtiing der Mqtter genährt und
gestärkt werden ; So wie. umgekehrt di4
Richtung zum Sinnlicheiu
Die Gtmüthsart.^
Sie kann entweder sanft pnd mild ^ oder
{iefti^ und leidenschaftlich seyn. — Je mehr
sich die Ofutter dem einen oder dem ajaderii
während der Schwangerschaft hingiel^t , desto
mehr lafst sich erwarten , dafs auch die eine
oder die andere Gemüthsart bev dem Kind^
yorherrschend seyn werde.
Ebenso di^ _ verschiedenen Neigungen desi'
Menschen.
Nie^iand wird leugnen, dafs der Mensch
angeborne vorherrschende Neigungen haben
kann, ja dafs jeder Mensch ein solches
Grut^dpripzip hat. Der eine mehr zur Jjist
und Schlauheit, der andere zum Stehlen, der
dritte zur Wollust, der vierte zum Zank und
Streit u. s. w. Es zeigt sich diese vers.chie«
^ene Anlage oft in der ersten Kindheit, un4
*) Pronmgni cum spectent animalia caetera terram^
Os. homini suhlime dedit, coelutnque tueri
Jussift et erectos ad iidera attollere oultus.
Opid, Mftamorph* L
- 43 -
tai Geschwistern, die unter gleichen äufseren
Verhältnissen aufwachsen. Eben so euch gute
> 'HttgQDgen. — Ist es nun nicht wahrscheinlich,
ist» die während der Schwangerschaft in der
Matter vorherrschende Neigung auch hierauf
einen grofsen Eiqflufs haben koone, ihrem
|üii4e ejue solche zu geben? J^ ich habs be«
stimmte Beispiele gesehen p ^wo diefs ualeug-
bar der Fall war. Und sollte nicht jede Mut-
ter ?8 sich hieraus zur Pflicht machen, die
nachtheiligen möglichst zu unterdrücken und
Reinheit der Seele, Liebe und Gute, herr-
schen zu lassen ?
Die Set!enstimmi4ng , das Temperament.
Sie kann heiter oder traurig, froh oder
' exDSt seyn, und es ist unleugbar, dafä es hier*
in zwei dem SIenschen angeborne Anlagen,
zwei gleichsam Vefschiedeue Mensch enar-
ten, giebt, die schon von allen Zeiten her
durch d^n Namen, sanguinisches und melan-
cholisches Temperament, unterschieden wur-
den; Menschen, mit frohem Herzen, deneii
eslfatur ist, alles leicht und heiter zii neh-
lAen, und Menscliep voiq Gegentheil. Dafi
diese Anlage in der ersten Conformatlon der
Organisation und also während der ßchwan-
gerschait begründet sey, und d^fs folglich
nach dem ohigen die yerschieden^ Gemüt hs-
stimiiiung der Mutter während derselben,
einen sehr bedeutendeq , ja yielleicht entschei-
denden Einflufs haben könne, ja müsse, is^
wohl keine Frage. Wir sehen Blinder, von
iereelben Mutter gebaren , unter ganz gleicheq
Umständen aufgewachsen , dennoch Tpm Aii-:
• ^g an diese Verschiedenheit des T^mperf^-:
?Qents darstellen. SoUle nun nicl^t je^e Mu^V
ter sich's migelegen seyn lassen^ durjcb eigä«!
Heiterkeit wäbrend derselben auch itiresBr
Kinde den grofsen Schatz eines frohen Her«"
zens zu verschaffen ?. >
' I •
Also Sedenrdnhdt y Frömmigkdt^ SanfirrüßTi^'
/Teiter AeiYy würden die Seelenstimmungen seyn^'
deren sich eine Matter . während der Schwaii-
gerschaft am meisten zu be'fleifsigen hätte.
Das sechste endlich^ Schqnkek und Sfgd^
mafsigkdt der äujstrn fbrm, besonders des /fn-
gesichts.
Schon die Alten hatten die'Gewohnheity
wie uns Oppiah ron den Spartanern erzäblr,
ihren schwangern Weibern schöne Gemälde
von Nireus^ Narcissus, HyacynthuSy Castor nni
PolluXj zum beständigen Ansehen hinzustel-
len , damit sie schone Kinder gebären. SiiB
glaubten also an diesen Einflufs der mütterli-
chen Phantasie auf die sich bildende Frucht^
deren äufsere Bildung allerdings erst das Werk
der Schwangerschaft ist. — Ebenso will, man
bemerkt haben , dafs in den katholischen Län-
dern , wo die frommen Weiber während der
Schwangerschaft oft mit grofser Inbrunst vor
den Madonnenbildern beten, die weibliche
Nachkommenschaft etwas Madonnenartiges im
Gesichte trage. — Sollte nun bei der unleug-
bar grofsen Kraft der Phantasie nieht in der
That ein solcher Einflufs auf die äufsere Bil-
dung des Kindes anzunehnien und es daher'
sehr gerathen seyn, die Augen und Einbil-
dungskraft der Mutter während der Schwan-
gerschaft mit schönen Formen zu erfüllen?
• - w —
I
Diefs 567- genug. *^ Der einsige Zweck
.fieser Worle war, mehr Aufmerksamkeit auf
|,:iiesen bis jetzt, sü wenig beachteten Gegen-
fUtad , und mehr Vorsorge für den iinsichtba« '
rea Menschen, sein Leben und seine Aus-
liiUiing Yor der Geburt, zu erregen. Habe
r idi diefs bewirkt , so ist mein Zweck er-
lackt.
I
%
-- 4e -^
li.
t) 6 s
iFreihetrh yö»n Wedekind
Fortgesetzte Bemerkungen
über
den Sublimat^ die Lustsench^i
und
JDzondi'd Metiiodei
■tierr t^rofessör bjjondi mufste Jurdi seiaä
Mea«^ zuverläfsige Heilart der Lustseuche in aUeii
ihren Formen ^ BäUe'1826 f meine Wifsbegierdi
tjm 80 mehr reizen , als ich von Aoderü Tet»
hahm^ dafs die Ausbeute seiuer zehtijährigMi
Erfahrubg ttxm Erstaüoen mit dem übereiii
käme^ was ich $eit 40 Jahren her aüsgeübti -
gelehret tind auch zum Theil in diesem Jour-
nal (s. 1824. I. S. 38.) mit^retheilt habe. Nach-
dem ich liun das obige Werkcheh des Sehr
vetdietistvolleii Mannes selbst gelesen habu»
fühle ich mich angeregt/ über Verschiedenes«
worin "Wir in unsern Ansichten iind Ausübün* '
gen übereinkommen , oder abweichen ^ den
Leset zu unteirhalten*
-. 47 -
Die JDzondi sehe Methode, die Lnatseuche
la heilen, soll, wie der Gruudsatz, auf wel-
chara sie beruhet, näinlich f,daf6 qs bei der
Kur diefer Krankheit nicht auf die Menge des
Jiaba nach und nach genommenen QuecksiU
to^) sondern auf die hinreichend grofse Gäbe
.disselben, die auf einmal genommen wird,
Momme^', neu, Toü Niemand vorher aufge-
Itellt worden seyn. $iehe^die Vorrede S. IV.
-** Wenn man den Satz $6 aufstellt: j,Nur in
hioireichend stärken Dosen gegebenes Queck-
silber kann die Lustseuche heilen," dann ist
derselbe nicht neu, tind auch von mir behaup-
tet worden (s. a. a. O. S. 44 — 49.). Ich
gebe das Quecksilber (den Sublimat) in stei-
genden Dosen bis der Athem darauf einen be-
soodetn Geruch abnimmt > womit ein beson-
' derer Geschmack, wie nach Kupfer, und ein
Btwfks beschleunigter Puls verbundeh sind; und
wenig erwarte ich vob kleinen, obige Erschei-
iiUDgen nidht hervorbringenden Gaben zur Hei-
lung der LustseUche eben so wenig, als ich
Von der Chinarinde in der Dosis von einigen
Craoeo die Heilung ein.es WechselGebers er-
warte — so wenig darf ich sägen, als ich von
iirgeqd einer Arznei Wirkung erwarte, die
nicht in hinreichender Mebge geteicht ii^ird.
Wie bestimmt nun Hr. thondi das türi.
r-iichtadt? Oder was giebt er als Merkmal
an. Woraus zu beurtheilen dteht, t^ie wtZ Sub-
limat man auf ein Mal geben müsse.'' Ich
nehme an, man solle in der Dosis so hoch
Bteig:en , als es der Mageii uud der Darmka-
nal verträgt und kein Abweichen entsteht, sei
es auch mit Beihülfe des Mohnsafles. - Hr. />*
bastiauzit das Hinreichönde in den Dosen aus
— - 48 —
dem wahrnehmbaren Abnehmen dkr KranlheiUa-'^
Schonungen^ bis diese Abnahme merklich eiä^p
tritt, soll man mit der Gabe steigen*. In W
unter 100 Fällen, schreibt er, wird man niiM^^i
über anderthalb Grane ^u geben haben, "anl^
in den seltenen Fällen höcbstens 3 Grane, r^ -;
Wenn ich nun Hrn» I>. darin* Beifall gebi^ \
dafs man die Dosen so lange erhöhen müsM^
bis Abnahme in den Krankheitserscheinungli
sichtbar wird, 'so fragt es sich doch wohl, ob'
man denn nicht durch Steigerang der GabJM
diese Abnahme beschleunigen könne und sollt?
Ich urtheile nach meiner Erfahrung: allerdings
soll dieses geschehen und so lapge mit im.
Steigern fortgefahren werden, als der Unter*
l.iib das Mittel verträgt, und bis die efwälui*
ten Zufälle, P^orboien der Salivation , eitttie-
ten« Dabei ist keine Gefahr, wenn der Kiaa^
ke ein gehöriges Regimen führt, wenn man ttt
gehöriger Zeit mit dem Sublimat aussetzt, and
wenn man zeitig genug die dem Mercorial*
scorbut entgegenwirkenden Büttel — ein Ge-
tränk mit Stilpetersäure, die Sabinapillen und
die Schwefelblumen — anwendet, wie ich in.
meinen Aufsätzen angegeben habe. Hat der
Athem darauf seinen Gestank verloren, so
fange ich wieder mit dem Sublimert an , Und
bemerke rasche Fortschritte in der Kur»
Es gibt eine Menge von Fällen^ wo die Aerztt
darum mit dem Quecksilber nichts au8richteD>
weil eine skorbutische Auflösung des Bluts-
vorhanden ist, und zu diesen Fällen gehören
die häufig vorkommenden, wo das Quecksil-
ber , durch nicht gehörige Anwendung , diesen
Scorbut selbst veranlafst hat. Hier wird die
Dzoncfi'sche Methode nichts ausrichten , wenn
nicht
— 49 ~
' iichl vorher dieser Scorbul gehoben ist. Vor-
\ piglich fand ich hier die Sabina^ den Calinns,
rib Salbei und die Salpetersäure, auch das
Affer'sche Sauer, heilsam, und ich konnte
lemnächst mit Erfolg Sublimat geben» In ei*
[ ^gen Fällen mufste ich mehrmals damit ans-
letxen und die obigen Mittel nehmen lassen,
Us ich doch endlich zum Ziele kam. In der
gehörigen Erkenntnifs nnd Würdigung des Zu-
standes, Mrorin man kein Quecksilber geben
darf, oder mit dessen Gebrauch aussetzen mufs,
liegt Yornämlich mein Arcanum in der Behand-*
long der yenerischen Krankheiten, welches zu
emthen sich Manche umsonst bemüht haben,
weil das einfache Wahre leicht verkannt wird*
läi durfte damit um so weniger hinter dem
"Berge halten , da ich ein alter Mann bin und
ich flicht darauf auszugehen brauche , aus der
Aajoa Gewinn zu ziehen.
Der Mercur ist dem venerischen Gifte enf-
gigerij weil er es vertreibt, obgleich beide in
der nachfolgenden Wirkung, der skorbutischen
Cachexie übereinkommen* Es folgt, dafs man
den Mercur so geben mufs, dals dessen nach-
folgende, secundaire, Wirkung nicht eintreten
kann, und dafs da, wo ein ähnlicher Zu«
stand schon vorhanden ist , dieser erst zu be-
seitigen ist, bevor Mercur angewandt wird.
-— ff^arum ist der Mercur dem veneri-
schen Gifte entgegen? Aus einer besondern
Rtizkraß desselben, wie Hr. D. urtheilt (wie-
wohl er in der Folge eine chemische Wirkung
annimmt), weifs ich dies nicht zu erklären.
Der Nulceu des Mercurs, Srtlich bei veneri-
schen Geschwüren und Ausschlagen nngewandf,
liegt doch wohl zu Xage^ dafs derselbe das
Jon». LXIV. B» 1 . Sc D
^ 50 ^
venerische ^Gift so yerändere, dafs es veneii-'
sches Gift 2^11 seyn und als solches zu wirkei* '
aufhören mufs, d. i; äafs er es auflöse, oder
dochf cur Ausleerung geschickt -macht. Das im
Körper vom Mercur aufgelösete, oder deinsel*
heu anhangende venerische Gift wird nun mit*
demselben ausgeleert ^ durch Haut und Luivgen
fortgeschafft. Würde es nicht fortgeschafft, so
wäre keine Heilung möglich t oder so möfsle
eine Mercurialkrankheit enistehea. Beides ge-
schieht bei gehörigem Gebrauche nicht : , also '
wird dann der Mercur mit dem ihn anhan-
genden venerischen Gifte ausgeleert. Diese
Ausleerung^ durch Haut und Lungen, wird
durch Verstärkung des Blutumlaufs (das soge-
nannte Mercurialfieber) befördert. Es ist da-
her von Wichtigkeit , den Mercidr so zu gebeii,
dafs er den Umlauf des Bluts und die Avls-
dünstung Vermehre — wobei allerdings mit
der allergröfsten Sorgfalt alles zu vermeiden
ist, was die Ausdünstung zurückhalten kann!!
Geschieht dies , und wird der Mercur mit dem
von ihm zur Ausleerung geschickt gemachteir ,
venerischen Gifte fortgeschafit , so hat man
sich weder vor secundairer venerischer Krank-
heit noch vor Mercurialkranklieit zti furch (eo.
Weil aber da , v^'o bereits grofse Anlage -zu
dieser Art von Cachexie vorhanden ist, die.
Anwendung des Stercurs dennoch nachtheilig
werden kann, so mufs man besonders hier
sehr aufmerksam seyn^ mit dem Merfcur «tu^-
setzen und die oben erwähnten Mittel geben,
sobald sich der stinkende Athem , als erstes .
Merkmal der skorbutidchen Auflösung, einfin-
det, — Mir ist noch keine venerische/Krank-
heit vorgekommen, die ich, wenn der Kran-
ke gehörige Tolge leistete, bei Anwendung
1.
^ öl ^
Heilart nicht bald besiegt hätte. In die-
Hinsicht habe ich nichts mir Neues erlernt.
[- Warom ich den SablLmat allen andern
' .Ittr bekannten Mercurlalmitteln vorziehei habe
' icb zu seiner Zeit in diesem Journale ange-
fittn (s. S. 39 — 42 am a. O.). Es beruhet
:daraaf, dafs hier, der Quantilät nach, die ge-
' rifigste Menge von Mercur eingegeben wird,
.deren Wirksamkeit sich aber ^ durch die von
dtr Salzsäure bewirkte Theilung desselben in
äofserst feine Partikeln , vergröfsert , indem
die Berührungspunkte der Mercurialkiigelchen,
nach physischen Gesetzen , mit ihrer Theilung
canehmen , und indem die Verbindung dieser
Krügelchen mit andern Stoffen um so leichter
geschehen mufs, je mehr sie mit ihres Glei-
chen aniser Zusammenhang gesetzt sind. Es
Jenchtet eint warum man yom Sublimat am
wenigsten die Mercurialcachexie zu befürchten
hat, weil hier der Masse nach .am wenigsten
Qaeckeilber gegeben wird , weil hier das* ge-
gebene Quecksilber am leichtesten wieder aus-
g«3bvt wird — auch wohl weil die Salzsäure
ein ftntiseptischer Zusatz ist.
m
Wenn nun in jeder. Hinsicht der Sublimat
den Vorzug verdient ^ so mufs ich doch ein-
gestehen, dafs sich, zwar höchst sehen., Fälle
ereignen , wo derselbe wegen zu starker Ein-
wirkung auf den Magen und Darmkanal nicht
in gehöriger Alenge gegeben werden kann,
wenn auch alle Vorsicht angewandt und der
ilohnsaft zu Hülfe genommen wird. Hier ist
nun der Fall, wo ich die Sublimatbäder zu
Hälfe B«h.ine.
D 2
— 52 —
1
Hr. 23. pimmt zu seinen SublimatpiUen Vi
die Hälfte Kramen Ton( ungelsäuertem Weifo-^' 'i
forod und die andere Hälfte Zacken Ich ziefh« !-'
dem Zucker den wohlgereinigten Liquiritiefl^ 3
Salt Tor, weil die Mischung eine bessere Fi)- ' !
lenxnasse giebt. Üebrigens kann man aucJi -'■
diesen weglassen , wenn man Krumen Tob
trockenem Gersten brod nimmt, wie C L. Bof^ .
mann es vorschriebi weil dfas Gerstenbrod kein^ ~
so harte und schwere auflösbare Pillen giöblf
als das Weizenbrod. Uilchbrod darf nicht ge*
nommen werden.
Hx^ Z>. giebt seine ^ Pillen ein .Mal . im.
Tage und nur einen Tag um den andern, gleich
nach dem Essen. Ich pflegte täglich, meistens
3 Male^ Morgens, Nachmittags und Abends,
meine Pillen nehmen zu lassen, and ich rieth
darauf ein' Stück Weifsbrod^ mit. oder ohne '
eine Tasse Milch, zu essen. Allerdings darf
der Sublimat nicht in dem leeren Magen kom-
men, und es kann derselbe gltich nach dem
Frühstäcke, dem Mittagsessen und der Abend-
mahlzeit genommen werden.
Ohne auf meine längere Erfahrung zu po-
chen, will ich nur fragen: Warum verfahren '
wir beide hier Terschieden , da wir doch beide
von dem Grundsatze ausgehen , dafs der Snbli*
mat in den möglichst grofsten^; Dosen gegeben
werden müsse ? Hr. JD. glaubt, ^r könne stär- ^
kere Dosen geben ^ trenn er nur einen um
den andern Tag giebt. Warum? Etwa weil
die Materie der Krankheit hier einen um den
andern Tag und zu ge^sser Zeit, im Körper
erzeugt würde? Nein, sondern darum» weil
nach 48 Stunden die durch den Sublimat be-
wirkte Reizung des Magens ganz vorüber sey.
— 63 •-
- Ist es Aber nicht besser die schädliche Rei-
nig der ersten Wege zu verhüten , indem
■M auf ein Mal weniger Sublimat giebt? Die
WirlLongsart des Sublimats ist nicht mit der
ÖMS Retzinittels , eines Brechmittels, womit
L 1>. dieselbe S. 40. vergleicht , zu ver-
icchseln. Durch absorbirende Gefäfse soll er
ii die Hlutinasse, aus dieser in die Organe«
welche niitziiche Säfte abscheiden, aus diesen
durch die lymphatischen Gefafse ins Blut zu-
?ick und aus dem Blute in die aussondernden
Geläfse der Lungen und der Haut aufgenom-
men werden. Ein langer dynamisch - chemi-
Kher Frozefe findet hier Statte durch welchen
das venerische Gift aufgelciset und fortgeschafft
waiieo soll. Dieses, nicht aber die. Reizung
ler enten Wege , ist unsere Absicht und Hr.
D. bnint darin demnächst mit mir überein.
Wotka, 'worauf haben wir denn weiter zu
jeftea? dafs der Mercur auf eine der ununter-
brochen fortdauernden Erzeugung des vcneri-
ichen Gifts angemessene Art gegeben , aber
auch dafs die Mercurlalcachexie verhütet wer-
de. — Wird diese aber darum leichter entste-
hen, weil ich in 24 Stunden in 3 Gaben die
halbe Menge Sublimat nehmen lasse , die Hr.
D in 48 Stunden auf einmal giebt P loh wüfste
flicht warum; im Gegentheil von dem in re-
fraciis doMus gereichten Quecksilber ist auch
schon ausgeleert worden , wenn das neue ge-
Dommen wird. — Aber so viel weifs ich,
dafs ich gewohnlich einen halben Gran Subli-
inat auf einmal, oft in 24 Stunden anderthalb
Grane gebe; eben so viel als Hr. 7>. in 48
Stunden , und dafs ich mich bei dieser Me-
thode gut befinde. — Ein anderes freilich ist
eS| wenn ich den Sublimat in so kleiueii Ga-
^ 54 —
.1
ben reiche , iäts die Menge des dadurch Ter^*^ I
änderten und fortgeschaffien yeneri^chen Gite i
weniger betragt, als die Menge des »ich Immer :
neu erzeugenden. Hier kann ich wohl durch, '
langen Gebratich des Mittels die BlutraasM
aufLösen ohne das renerische Gift zu tiigeq/.
YölUgen Beifall gebe ich Hrn. X>. wenn er "
die Sache so nimmt , völligen Beifall gebe ich,
ihm^ wenn en behauptet , dafs man durch sol-
che der Stärke der Krankheit nicht angemes-..
sene Merkurialkuren das groXste Unheil an- ,
richtet. —
Hinsichtlich der Milchspeisen sind wir auch
verschiedener, aber leicht ausziigleicheoder
Meinung. Zwei bis 4 Stunden nach gegosse-
ner Milchspeise erregt der Sublimat leicht Leib-
weh, nicht aber wenn derselbe unmittelbar
darauf genommen oder Milch nachgetrunken
wird. — Icli bemerke noc*h, dafs die Subli*
fnatpillen leichtier Magenweh u. s. w. erregen,
wenn sie 2*-»« 3 Stunden nach der Mahlzeit,
als wenn sie gleich darauf oder nach gans
Vollendeter Magenrerdauung, zur Zeit des Ves-
perns, mit Weifsbrod, genommen werdeui
Leicht nimmt ein Paar Stunden nach dem
Essen, der Chymua eine Säure ^n in Verbin-
dung mit welcher der Sublimat den Magen
angreiftr
Dafs man, wenn die Erscheinungen der
venerischen Krankheit verschwunden sind, noch
eine Zeitlang den Sublimat fortsetzen müsse,
ünde auch ich, und zwar darum, zur Siche-
rung für angemessen, weil in solchen Fällen
wohl, noch immer etwas venerisches Gilt zu-
rück ist^ obgleich so wenig, dafs es, in der
kleinen Menge, keine Krankheitserscbeinun-
— OJ —
[8fl hervorzubringen ' vermag. Weil ober der
Lldae üest die Erzengaiig- neuen Giftes im
Uirper hervorbringen kann, und weil d^s wie-
Ur in hinreichender Menge hervorgebrachte
lieh tbatig zeigeir würde, so inuFs dafür ge-
wiff werden , dafs Nichts zurück bleibe. Aber
■ ttt einleuchtend» dafs zur Nachkur kleine
isben Sublimat hinreichen , wobei ich noch
ie Chinarinde zu geben pflege* Aus der
icbtlieh verbesserten Ernährung des Körpers
:hlief8e Ich auf völlige Tilgung des veiieri-
Jien Gifts. Oft habe ich auch zur Nachkur
aUimatbäder. nehmen lassen.
Hr. Z>. stellt als zwei zum Gelingen der
.ut hikhst nothwendig erforderliche Grund-
iize auf, S. 49. „Das Quecksilber darf nicht
n Körper bleiben, sondern mufs so schnell
b möglich wieder herausgeführt werden , wo-
m'es nicht Krankheiten erregen soll, wel-
16 weit fürchterlicher als die Lustseuche, ja
U tfnheilbiar sind;" und S. 54. ^JMe Auf-
ugungsthätigkeit im Organismus mufs möglichst
bhail und rege erhalten werden » damit di^
indseligeo St^e , das mit dem Quecksilber ver -
^ganürte Coniagium der Lustseuche ^ gegeh des-
n Aufsaugung die Lymphgefäße sich .sträuben ^
m denselben aufgenommen, in die Bintmasse
iräckgeführt und durch die Ausdünstungsor-
ine ausgeworfen werden mögen. ^' — Also
)n der e|nen Seite B'eförderung der AusdUn-
Qng durch Haut und Lungen, und von der
Ddem Seite, vermehrte Thätigkeit des Sy-
iems der absorbirendeu Gefafse!
Was Hr. !?♦ hinsichllich des ersten Stücks
^ttlangt^ wild Jeder ihm gern zugel>e*ii und
nr noch hinzui%eii^ dais der Kreuake , deii
4
- Ö6 —
viel ausdSniten soll, um dadurch scbSdlitbe \
Stoffe fortzaschaffeo , auch reichlich trinkaa ;
müsse', weil das genossene und in die Säft^ ';
masse übergegangene Wasser das Vehikel isl^ i
womit die schädlichen Stoffe abgeben. Weo^
er dann verlangt, der Kranke solle an Speist
niir höchstens die Hälfte von dem genielseii,
was er sonst zu sich zu nehmen gewohnt ist^
damit die absorbirenden Gefäfse stärker wiN
ken , so kann ich ihm nicht ganz beistimmen.
Allerdings hat es seine Richtigkeit , dafs tw-
faer in die Blutmasse übergehen müss^, was
aus ihr fortgeschafft werden soll ; allerdings iit '
es ferner wahr, dafs nirgends eine' öriüchi
Säfteverderbnifs eintreten konnte, aus welcher
in der Folge eine attgemeine wird, wenn al-
lenthalben , wohin nur eine Partikel des T6-
nerischen Gifts abgesetzt wird , diese früher,,
ehe sie, durch Zumischung, andere Säftethcäl-
chen des Organs sich assimiliren könnte, ein-
gesogen, in die Blutmasse übergeführt und aus
dieser durch die Ausdünstungsorgane fortge-
schafft würde; allerdings hat es endlich seine
Richtigkeit, dafs alles Fortschaffen und Aus-
leeren des in die Blutmasse übergegangenen
Tenerischen Giftes unzureichend sejn würde^
wenn dasselbe aus den inficirten Organen nicht
so zeitig eingesogen wird, dafs die darin enU
haltenen noch unverdorbenen Säfletheilchen
gegen Ansteckung geschützt bleiben können
*-^ — aber, mufs ich hier fragen, wird nicht
die Hwtgerkur von der einen Seite eben so
viel, oder noch mehr, schaden, als sie voii
der andern nützt?
Vermehrt die Hungerkur die Einsaugang?
— * Antwort : Ja ! -* Vermindert sie die Aus-
»- 57 —
finstung? -— Auch Antwort , Ja! -— Was
wird aber erfolgen, wenn, wegen der ver-
itarktea Absorbiion , von der einen Seite» der
üebergang des veneriscLen Gifts aus den Or^
nnen , vroria es (weit e^ sich lange genug
win aufhielt, um durch Assimilation seines
Gleichen zu erzengen) sich beOndet, in die
Slutmasse, vergrölsert, aber nun auch im um-
gekehrten Yerbäitnisse, weniger von ihr aus-
^leeret wird? — .Das wird erfolgen, dab
das nicht ausgedunstete und in der umlaufen-
den Blutmasse zurückgebliebene venerische
Gift, auch nun andern bisher unangesteckt ge-
bliebenen Organen mitgetheiJt wird, dafs also
an Menge die Organe, worin durch Yerderb-
ub und Assimilation venerisches Gift erzeugt
^Rul, arunehmen, d. i« dafs die Lustseudhe im
KSiper immer mehr allgemein gemacht wird«
„Diesem wirke ich durch das diaphore-
tische Verhalten entgegen ," wird Hr. JD. ant-
worten. Aber auch hinreichend? frage ich,
und bemerke überdies, dafs ich in meiner
glücklichen Praxis den meisten Kranken rietfa,
so viel an Speise und Trank zu sich zu neh-
men , als sie gewohnt waren , d. i. so viel,
als sie aus eigener Erfahrung ihrer Constitu-
tion für zuträglich fanden; aber sorgfältigst
Ueberladung und den Genufs schwer verdau-
licher und die Ausdünstung vermindernder
Speisen, wie alier zur Fäuluifs besonders ge-
neigter Nahrungsmittel zu meiden. Solchen,
die zu starke Esser waren, rieth ich durch«
aus nichts als Suppe, Gemüse und einerlei
Fleisch zu geniefsen, damit nicht durch Man-
nichfaltigkeit der Speisen die Efslust vergrö-
bert würde.
■ — 6ö —
Was da's Tvinkeii: betriffl, -wl ^sehe" ich' :
geru-, \?6nQ meiae Krf^Dkeii etwas mehi» Irin-^
ken, als sie gewohnt sLntl; ich erlaube ituieir
Morgens . und Atxends Thee mit Milch , ich'
verordue auch wohl eine nicht runangeuehtn^
Plisane aus Sarsaparille, Guajac und SiifaboUs.
Wenok ich auch deo Mifsbrauch des Plisane-
trinkens in Frankreich, manchmal zu tadeln
Veranlassung hatte, so ist doch wohl otcht
zu verkennen, dafs erfahr^ingsmäfsig etwas
vermehrtes Txinken die Kur fordere.
(Bei dieser Gelegenheit erlaube tmt der
verehrte. Herausgeber dieses Journals nachste-
hendes Thema für eine rreifsaufgabe in Vor-
schlag zu bringen: ,,JDa es seine Michtigkaihatf
dafs durch die sogenannte Hungtrkür dis Eiti-
sau£ung vermehrt, die ^Aussonderung aber Petmn"
dert wrt/; so fragt es «ic/i, welche Folgerungen
hieraus hinsichtlich der j^nwendharküt der Hun-
gerkur erfahrun^smäfslg gezogen VPerden Aöwnen?".
Um die Ausdünstung zu vermehren, ist
aufser dem sagenannten subdiaphoretischen Re*
gime auch mäfsige Leibesbewegung zu empfeh-
len. Dadurch wird auch die Absorbtion be-
iordert. yVfx an viel Bewegung gewöhnt ist,
und nun, der- Witterung wegen» bei cler Kur.
das Zimmer hüten soll, raufs sich zu Hause
Bewegung geben» In den Militairspitälern
'wird zumal gegen diese Regel gefehlt, und.
ich halte dafür, dafs darin eines der -wichtig-
stein Hindernissö der Kur der Venerischen ge-
gründet sey. Man sollte darauf denken, diesen
Menschen durch zweokmafsige Arbeiten, auch
durch Spiele, Bewegung zu geben*
lieber die Schädlichkeit der äufstrlidten
Anwendung des Quecksilbers zur Heilung von
— 59 —
lAkalznfalIen-| x. B. des Schankers, bin ich
«ch mit !Elrn.,JD. uicht gleicher ftleinung. £s
Bfol sich allerdings annehmen, dafe aus jedem
Sdiaoker, wo auch nur einer ist, <ius diesem
k die allgemeine Säfllemasee venerisches Gift
Aergehe, und dafs man nicht wissen konue,
flb die&es vollständig ai^sgeleeret, oder ob da*
fOD in andere Organe etwas abgesetzt werde,
welches auch in diesen zur Erzeugung des ve-
Deriftclieo Gifts Gelegenheit giebt. Darum
pflichte ich der Meinung derer bei , die es für
die Sicherheit gemäfs finden , auch da, wo
auch hur ein Schanker sich gezeigt hat^ eine
«oüsrphiljlische Kur anzuwenden, — Aber
der einzelne Schanker ist doch die Quelle,
wo das venerische Gift erzeugt wird, der erste
ILrankbeilsheerd desselben« Soll man nicht
aiKli eilen diese Quelle zu vertilgen ?' Ist es
nkbt besser auch hier das Gift durch das
Pffecksilber» wie Hr. D. sich ausdrückt , zu
amatgamiren und unschädlich zu machen?
Warum soll dem innerlichen Gebrauche alles
allein überlassen bleiben , da man doch mit
dem äuTsern allein die venerische Krankheit
TÜHig heilen kann? Der Einwurf, dafs man
alsdann das Merkmal, den Barometer, wel-
cher vom Daseyn der Lusfseuche zeugt, ver-
liere, ist unzureichend, weil fluggs unternom*
mene Heilung des Schankers durch den Ge-
brauch des Sublimatwassers wahrscheinlich hin*
reicht , weil man nur um ganz sicher zu ge-
hen , den Innern Gebrauch dieses Mittels hin-
zarügt. — Soll man aber etwas, welches,
weil es allerdings eine Vorsicht erfodert, die
nicht gegen zufällige Ereignisse sichern kann,
immer als unsicher betrachtet werden kann,
ich meine die vollständige autisyphilitische Kur
~ 60 -
selbst eioer blofsen Btsorgmfs weg«ii unter-
belimenP Der ortliohe Gebrauch dee Subli-
loatwassers war doch io manchen Fällen bin-
reichend I wo man es nicht hätte 'vermtitheii'.
sollen, wovon, damit ich auch einen andern
Gewährsmann angebe^ C. £#. Hojmann jn sei-
uer Abhandlung von den Arzneikräften des
Quecksilbers u. s. w. S. 56. $. 98« ein
gar merkwürdiges Beispiel erzähltt — » Ich
denke die Anwendung des alten Sprichworts:
Medio tutissimus ibiSy finde auch hier $tatt
Wenn einer mit einem frischen Schanker la
mir kommt, so lege ich mein Sublimatwasser
auf und lasse ihm 8 Tage lang eine Ueioe
Dosis Sublimatpillen Abends nehmen» Damit
langte ich bisher aus.
Was die übrigen yenerischen Hautkrank-
heiten anbelangt, so habe ich das Benetzen
mit Sublimatwasser und d|e Sublimatbäder da-
gegen (neben dem innerlichen Gebrauch) im-
mer angewandt. Man mufs loschen, wo es
brennt! Nichts Gutes wird da absorbirt« Die'
äufsere Behandlung der ortlichen Uebel durch
den Sublimat würde dessen innern Gebrauch
entbehrlich machen, wenn man damit auf alle
die Organe wirken könnte, worin bereits die
Erzeugung der yenerischen Krankheitsmaterie
angefangen hat. Es geht dies aber darum nicht
immer an , weil die Menge des Sublimats, die
man zur Heilung eines' Schankers aulserlich .
anwendet, unzureichend ist, um das bereits
eingesogene yenerische Gift zu tilgen ; und nur
darum nehme ich den innern Gebrauch ^ oder
meine Sublimatbäder zu Hülfe.
Was Hr. X>. yon der Identität des den
Schanker erzeugenden Contagiums mit dem,
— 61 —
reiches der Tripper heryorbrlogt, behaaptet,
iide ich noch inüner mit meinen Beobachtun-
|Hi- im Widerspruche, und dadurch noch nicht
widerlegt» was ich schon vor bald 40 Jahren
ii meinen Firagmtnten über dit Mrkenntnifg der
mmschen Kraiühätm; herausgegeben von Dr.
Dameier. Hannover 1790, vorgetragen habe.
Wir haben seitdem in der* Diagnostik dieser
Krankheiten keine Fortschritte gemacht, wenn
ttch nicht das bestätigen sollte, was ich in
Itmts Blagazin (s. Bd. XVL 2. $.336) Über
fie Tripperdribchen angegeben habe — < ange-
gshen habe, nicht als etwas Ausgemachtes,
Modern als etwas durch fernere genaue Beob-
tcbtang EU Erforschendes, worauf ich die Auf-
«w&samkeit Anderer hinlenken wollte, um
«dnUer hinter die Wahrheit zu kommen^
Da Hr. J}. den Tripper nicht mit Subli-
mat behandelt, ohnerachtet er denselben von
eben dem materiellen SloiFe herleitet, wel-
cher dem Schanker zum Grunde liegt, so
wiird^ seine Meinung für die Praxis keinen
Ifachtheil haben , wenn sie nicht Veranlassung
^e, den Sublimat gegen die (vermeintlich)
Zafälle anzuwenden, welche von ihm als sy-
philitische Folgen des Trippers betrachtet wer-
den , wie auch gegen die sogenannten verlarv-
ten venerischen Krankheiten. Hinsichtlich
letzterer verweise ich auf meine Vorhin ange-
führte Schrift. — ' Bei chronischen Schmer-
zen» Entzündungen und Geschwüren ^ wobei
an keinen venerischen Ursprung, zu gedenken
war, habe icb zu oft don Sublimat hüUreich
gefunden, als dafs ich darum, weil ich ihn
so fcind, die Uebel für verlarvte venerische
Krankheiten hätte halten mögen» Der Subli-
— 62 -..
•
mat tilgt eben so gewife , und wohl hoch gi- '1
wisser, die gewöhnliche Krätze, ^Is wie dh i
Lu^tsetiche. Darf man daher schliefseu: tfi \.
ist die Ludtseuche' scabiSsen Ursprungs? I^-/
'Sublunatwasser vertreibe ich die SoDimersprM* :
sen. Sin4 diöse deswegen eine verlarvte Tt- ^
^nerische Krankheit?
Was ich aber lobe^ ist| dafs.Hr, 23» tinA
gegen die . Einspriitcungen bei dem TripptTi .'
unter Ausniahme des- IVachtrippiers, eifert, /ge-
naue ]BeobachtuDg hat auch mich- überzeugt, '
dafs diese scheiden. Zum Auswaschen w
^Harnröhre dient der Urin.
■■ .
Uebrigens hoiFe ich , dafs Hrn. D. Schrift
vielen Nutzet! bringen und zur Yerbesleran^
der Heilart der Lustseuche viel ^üsrichlea^
wjerde. Möge er dafür Dank einärtfdten! Es'
ist mir angenehm , dafs wir in so Vielem über«
einstimmen, und ich darf auch wohl den Le-
ser bitten, nachsehen zu wollen, was ich ubmr '.
die Anwendung des Sublimats in dieset Zeit* ^
Bchrift früher mitgetheilt habe.
Dem Obigen erlaube ich mir tiobh ein
Paar Worte übtr die Wirküngiärt des Sublinuut ,
zu dem 9 was C» L, Hof mann in seiner Schrift
von den Arzneikräften des Quecksilbers, des
Sublimats^ des abgesüfsten Quecksilbers find .
der Quecksilber - Panacee , IVIainz 1796 , $• 48.
50* ülit der ihm eigenen Gründlichkeit den
Zeitgenossen und der Nachwelt übergeben hat,
hinzuzufügen.
-- 63 -
Dfib das Quecksilber nicht dorrh Il^z-
: '^^fi 6^g^>> ^^® Syphilis wirke , ISrfst schon
dsbu sich yermuthen, \fell diese eioc Krank-
Itnt Ton materieller Ursache, eine ansteckende
Krankheit ist, deren Materie (das venerische
Gift), im Körper des Lebendigen, aus gesun-
den Säftta desselben, erzeugt, wieder, als
'« Contagium, ansteckend auf andere lebendige
KorpM wirkt. Dazu kommt, dafs weder er-
höhte , noch verminderte Reizbarkeit und Rei-
sangi dals kein Mohnsaft und keine Blau-
jäore, kein Camphor, Phosphor, Canlhariden
n. s, w. wie es die Erfahrung lehrt, eine ve-
nerische Krankheit hervorzubringen vermögen.
Durch ausleerende Mittel gelangt man auch
mcht lar Ausrottimg des venerischen GiHes.
Ans dem Nachtheile der abfahrenden und aus
der. Erleichterung von diaphoretischen Mitteln
Ji/st sich £war schliefsen , dafs das venerische
Gift durch die Ausdünstung abgehe , dafs aber
dessen Erzeugung im kranken Körper gehin-
dert werden miisse, wenn die Krankheit auf-
boren soll«
Es kann also das Quecksilber die Lust-
ssuche nur dadurch heilen , dafs es durch dy-
namisch-chemische Einwirkung das veneri-
sche Gift verändert oder unwirksam mdcht und
mit sich aus dem Körper führt. — Dynamisch
BeoDe ich die Wirkung, in sofern das Queck-
silber {ibsorbirt, an den Ort der Erzeugung
{[^.venerischen Gifts gedacht werden muls n.
I. w; ; cffcmhch pepne ich dieselbe aber, in
sofern das durch Assimilation b^rvorgebrapfate
venerische Gift durch Verbindung mit dem
Quecksilber verändert wird.
— M ~
ZaTerlafug ist es , dafa man dardb gebjS- . ^
iriges Waschen der Zeugoogstheile mit SuU»» >|
matwasser die Ansteckung verhiiten kann« -
ZuTerläEsig ist m ebenfalls t dafs man mil. ,(
diesem Mittel allein venerische Geschwiu^e^ --. i
Ausschläge I Feigwarzen » Hautflecken, ja oft ;v
auch Knochengescfawulste , fortschaffen kann, -j
Warum soll denn das innerlich genom* ' ;
mene Quecksilber nicht ebenfalls auf die hier; -;
obwaltende fijrankheitsmaterie unmittelbaTi aöf '■
physische oder chemische Weise wirken» wie ^
solches bei dem änfsern Gebrauche nicht iii : .
Abrede zu Vellen ist? — Um so wenig«r
wird man dieses . im Ernste leugnen kSnneo; ^
da in den meisten Fällen wo das Quecksilb«!. .
gegeben wird, keine (dynamische) 'Wirkuog *
dnf die lebendige Faser wahrgenommen wirc^ ,■
und da aus einer geringen Vermehrung dm:
Fulsschläge eben so wenig als aus der Reizung. -
der Speicheldrüsen ^ die antisyphilitische Kraft .•
sich herleiten läfst.
Wir müssen also Annehmen, dab das*^
Quecksilber das venerische Gift auflose und
mit sich aus dem Körper fortnehme, indem
es durch Haut und Lungen ausgedunstet wirdt
/ •
Bei der Kur der Syphilis trirdx es also
darauf ankommen , ,|dafs die Menge des zu
nehmenden Quecksilbers der des vorhandenen
venerischen Gifts angemessen sey, nämlich
dafs ^ immer mehr Quecksilber in den Korper ,
hineingebracht werde, als darin yeneriscnea
Gift erzengt wird/*
Hier inCichte man mir folgende Ein<-
wiirfe:
' 1)
— 66 —
1) |,Zu einer YollstKadigen Kur duBch Frik-
tionen mit der neapolitanischen Salbe werden
«egefahr 3 Loth Quecksilfier erfodert : — aber
wie gar wenig Quecksilber reicht nicht hin,
«enn mit Sublimat die Kur unternommen
wird.' foigHch kann, das, was von der Wi?-
kmgsart des Quecksilbers gesagt ist, auf .den Sub^
Enat nicht angewandt werden; Antwort: Soll
denn nicht darum der Sublimat das venerische
Gift durch Auflosung desselben zerstören, zur
Ausleerung geschickt machen, und dadurch
die Krankheit heilen, weil er so leicht den
Ms^en und den Darmkanal reizt? Im übrigen
bringt er die nämlichen Erscheinungen (stin-
kenden Athem, beschleunigten Fuls, Saliya-
tion) heryor , wenn man in hinreichender Men-
%% ika giebt. . Die Ursache aber , warum hier
eine gar geringe Menge Quecksilber hinrei-
devde Dienste leistet , liegt in der äufserst /ei-
ne« Zerthülung des Quecksilbers; denn d) in
der Salzsäure , die den ifhdern Bestandtheil des
Sublimats ausmacht, kann sie nicht liegen,
weil die Salzsäure nicht antisyphilitisch ist,
wohl aber 6) mufs diese Ursache in der Fein-
heit der Theilung des Merkurs liegen, weil
rohes Quecksilber ganz unwirksam ist, die
übrigen Präparate aber viel mehr Quecksilber
enthalten. Sublimat, versülstes Quecksilber
und die sogenannte Panacee sind alle 3 nur
aus Quecksilber und Salzsäure zusammenge-
setzte Präparate, nur mit dem Unterschiede,
dafs in den beiden letzteren viel mehr Mer-
kur als in den ersteren enthalten ist. Oft
möfsten bie auch wirksamer seyn, als Subli-
mat , wenn in diesem nicht durch die feine
Theilung des Metalls ersetzt würde , was ihm
an der Menge desselben abgeht. Durch diese
Joum. LXIV.B.i|St. E
— 66 -
i;
1
4]D°laub]ich feine Theila&g Trird der MerkarJ-
des Sublimats geschickt gemacht^ in die feiii»<i|
sten Gefäfschen und Zwischenräume, dexfesItB^^:
Theile einzudringen und su wirken. . Wea.';!
die&es noch nicht einleuchtet den frage ixhi ;Z
warum der Aeihiops und die gummöse Sola»7„
tion, bei der grofsen Menge des Queckailbot . .'.
das sie euthaUen^ so schwach in der WiN- ~
kung sind?" • '.
2) „Wenn das sypliililieche Gift durch Mef- ;
kut direct chemisch zersetzt, aeutralisirt, oder ^
sonst unwirksam gemacht würde, so miifste .
dasselbe unbedingt in allen Fällen , selb»! |iei
cacliekllschen , skorbutischen und hectischea *
Fersonen, die Luslseuche heilen, und Wie
würden dabei niemals eine Verschlimmsmog
nach seiner Anwendung bemerken.'' Ant*
wort : Das Quecksilber in hinlängliche» MengQ
und lange, genug fortgesetzt, Gesunden gege-
ben , giebt dem Blute zuerst die BeschaJFeiir«
heit, wie bei Entzüadungskrankh^iten, und
es bekommt dasselbe eine von Verdüniiung
der Lymphe durch V^erminderung ihltes Zu-
sammenhanges zeugende Crusta inßamrnatoria *).
Nachher verliert es allmählig seine Gerinnbar«'
keit, der Körper wird schwach ^ schlecht ce*
nährt und skorbutisch. Hat aber bereits aas
Blut, wie bei Cachek tischen. Hektischen uod
Skorbutischen, einen beträchtlichen Grad.voa
Auflosung aus andern Ursachen erlitten i so
ist gar wenig Mercur hinreichend, die Auflo-
umg des Bluls bis zu dem Grade schnell zu
*) S. meine allgemeine TÜeorie der Entsfindaq«
gen und ihrer Ausgänge. Leipzig 1791. S, 19 —
50. wo der Reweis vollnändig geliefcn wor-
den ist.
^'•, und es mufs diesen NachlbeJl bringen,
1 D'iru äit 'Mischung der Btutmant zu ttr-
*\ nJe/i( in «ncr bei der Menge da vorhan-
■ ««ntchen Gifts trforderUchtn Quantität gf-
■ Httitn kann. . Der Sublixaat Trird hier
• »Uen Prnparnten am vf enigsten nachlhei-
ty^ lüer wenigef Quecksilber in den
9^ |>bracbt wird, und weil ihm die anti-
^* Salzsäure beigemischt ist Gelingt
^** dem Arzte,' durch dienUche Mittel
|jJF'><iDg dea Bluts bis auf einen gewis-
^^ <ii vermindern , und giebt er seiuea
2~oWechseInd mit solchen Mitteln, so
™ * »irni Ziel« ; am sichersten manrh-
■isrch Suhlimatbüder, vielleicht derotn,
liier der Sublimat mehr auf die Lytnrih«
'"'g« auf daa Blat wirkt. Ich pfli^A
" ^ae eia halbes oder ganzes Ffand rfttt
'^^^ptitchen Camphorspiritiis , odct m^
"•"d vrfn Sabina zuzusetzen."
«] jiFersonen , welche Merkur p^mnth-
-• «8 ~-
nqn lUine Schankers mehr hat 9 einen Seha»^ ]
Jker durch neue Ansteckung bekommen kSn«^
ne,. so erwäge man auch, dafs die Materieii j|
f der ursprünglichen und der nachfidgendb^ff
Lustseudhe. verschiedenartig sind (s* dieses.' ^
Journal 1824. L S. 47 — 48.), obgleich im '
Mercur der einen wie der andern enlgegeif
ist. Auch ist nicht einzusehen > warum der '
ifiaerc Gebrauch des Quecksilbers die Wir-
kung . des Einschmierens der Zeugungstheile
mit. Schankermaterie ganz unmöglich ma-
chen, d. i. deren Aufnahme hindern und. sie
abhalten solle, eine lokale Wirkung herTor-
zubringen. Der. äubere Gebrauch des SiiMi-
matwassers gleich nach dem Beischlaft, ist
aber allerdings wirksam*
4) ,,Oertlicbe syphilitische Uebel mübtsa
durch ortliche Application des ISerkurs im-
mer . geheilt werden/* Antwort: Schanker,
Ausschläge, Feigwarzen, lassen .sich auch
durch Sublimatwasser und Snblimatbäder hei-
len. Wenn aber die Örtliche Behandlung. ei-
hes Schankers nicht immer die Entstehung
der Lustseuche hindert, so wird dieses da-,
her rühren, weil Tor und während der Be-
handlung schon Toi^ dem venerischen Gifke
aus der ursprünglich angegriffenen Stelle ab-
sorbirt und auf andere Tlieile abgesetzt wor-
den war« — Ich kann hier diö Analogie
mit dem Krebsgifle zur Beleuchtung nehmen.
Der Wundarzt schneidet einen Knoten aas .
der Brust zu einer Zeit, wo weder unter
den Achseln , noch sonst wo » etwas von Mit-
iheilung des Krebsgiftes bemerkt wurde. .In-
dessen war dennoch diese Mittheilung ge-
fe nnd Abseteang des GiflM auf andwo
— 70 —
I
I . ■ . • /
N.«
III.
TT ^
U e b e r
den Wei^hselzop
. von .
Ebendemselben.
— ■— —
W as ich über den Weichselzopf und det
Behandlung in ^en Rheinischen Jahrbüct
von Harlefi.^B^. 2. St. 1. S. 62. mitgeü
habe, ist durch einen Aufsatz des Hro.
Nies zu Perleberg « in diesem Journal li
St 1. S. 129. bestätigt worden. — Die je
liebensv^ürdige Grafin B« , die; im Jahre I
Toh ihren Eltern aus RuXsland nach Da
Stadt gebracht wurde, um meiner Hülfe
vertraut zu werden, und deren Weichsel:
von mir dem Museum der Universität zu B
verehrt worden ist, befindet- sich also nocl
dem Zustande blühender Gesundheit, w
'sie Darmstadt verliefs, und erfreuet sich
'schönsten langen blonden Haare ! — Die '.
gelang vollständig , obnerachtet die Pllca di
Ansteckung von der Amme herrührte,
höchst inveterirt, und obnerachtet dies
mit einer Knocnenkrankheit verbunden ^
in einem Zeiträume von beinahe 5 Moni
ihres Aufenthalts in Darmstadt. .
— 71 —
Sehr merkwürdig ist os, dnfs, uach gröfs-
iff WahrscheiDliclikeit , hpidcrliiu durch den
Cdtfauch von iaCcirteD Kieidungsstücken so-
wohl eine juoge Frau u.-»., als lange n^cli-
ler auch die 60iährige Frau Gräfin lUuUer,
fliKIssteckt wurden, obgleich die junge Gräün
M/^st gesund blieb, und auch, denn es sind
Bttü ober 8 Jahre seit ihrer Genesung verflos*
5611, hülTenlUch gesund bleiben wird.
Aus allen mir bekannten Thatjachen cehl
hervor, 1) dafs der rilca wie der Syj)hilis, dei
Krätze u. s. w. eine besondere Krankhcits-
laaterie zum Grunde liege; 2^ dafb diese Krank-
heiCsiiialerie unter Begünstigung endemischer
Ursachen von selbst im Korper entstehen kön-
ne; 3) dafs sie das Vermögen besitze, auf
andere gesunde Körper ansteckend su wirke ii,
wobei jedoch eine besotidere Disposition mit-
wirken mufs, wie aus dem vorilegcnden Falle
10 entnehmeo ist, indem die Frau Gräün Mut-
ter, die immer der Fliege ihrer Tochter ohne
alle Furcht sich widmete, nicht früher ange-
steckt woräen ist; 4) dafs die Kraukheitsma-
lerie viel iriiher im Kitrper erzeugt seyn und
allerlei Zufalle 9 durch Einwirkung auf Drüsen,
Knochen und Nerven , hervorbringen kann,
4>evor deren Einwirkung auf die Haare üchtbar
wird; 5] dafs nach dieser sichtbaren Ein wir*
kuDg die übrigen Zufälle nachlassen; 6) dafs
nach erfolgter Heilung wahrscheinlich der
Mensch gegen die Kückkehr der Krankheit
gesichert bleibt, wie uach liberstandencr Tok-
kenkrankbeit gegen die Tocken, worüber ich
jedoch, weil hinreichende tiiahiun^- ma «b-
geht, nichts zu bestimmen wage, si.* niiiiK
wiadiig es auch bleibt, dai'a die junge (jruiiu.
•— 712 -i-
wenn sie duKli die Tor ihrer Heilung getra- ,
geoen und aufbewahrtem Kleidungsatätke nach-
her Andere angesteckt hat, nicht aelhst enge- .
steckt worden ist. — Ich bemerke übrigensi
dafs ich der Fran Gräfin vor ihrer Abreise
aus Darmstadt anrieth, sie möchte alle Klei-'
dnngsstüeke vernichten, die während der Krank«
heil Ton ihrer Tochter getragen worden wa-
ren, zumal die Kopfbedeckungen.
Meine bisherigen Beobachtungen 1>erech«
tigen mich zu der Annahme ^ dafs der Sublj-r.
mat den Weichselzopf , wie die Lustseuche,.
die Krätze , u. a. Krankheiten .die nicht ve^
nerisch sind, heile, wenn bei dessen inoerer
Anwendung der von mir aufgestellte Graod-
satz , denselben in so starker Dosis als mög-
lich zu geben, befolgt wird (s.' dieses Joornsl
1824. St. 1. S. 44. n. s. w.). Nämlich ich
steigere die Dosis allmählig so lange, als der
Magen und die Eingeweide ihn vertragen und
der Athem nicht stinkend wird •— wo ich
dann damit aussetze, und so lange, bis der
Athem den angenommenen specifiscben Geruch
verloren hat, Schwefel, Calmns und SaNna
reichlich einnehmen, und wohlgereinigte Sal-
petersäure in Zuckerwasser trinken lasse«
Ich hoffe von andern Aerzten in Polens
und Rutsland, zumal von Hrn. Dr« FHa^
Dank zu verdienen , wenn ich darauf auf-
merksam mache, dafs es nicht hinlänglich sej,
Sublimat zu gebrauchen, sondern dafs es hier
wie bei der Syphilis | darauf ankomme, priM
man ihn gebraucht. Bei der jungen Gräfin
habe ich vielleicht sechs Male, eingetretene^
stinkenden Athems wegen, den innern Ge-
brauch des Sublimats aussetzen und meine
— 73 —
Mimbuitea geben miisseii. Waroin sottle
kii 4er Frau Gräfin Mutter mein Grundsatz
mg leiden ? —
lA bemerke noch , dafa bei dem Abneh-
ppta dea Weichaelaopfes der jungen Gräfin
Imelbe noph an einigen Stellen fest sals^ und
liA es daselbst etwas blutete. Compressen
ut lauem Sublimatwasser wurden auf diese
ilellen gelegt und feucht erhalten. Den be-
airten Theli des Kopfes, liefs Ich mehrere
Vbchen lang öfters abrasireu und täglich nn
*BU Male mit Sublimalwasser waschen. '*—
!sfragtsidi, ob man nicht, nachdem etwa
4 Tage lang der Sublimat gebraucht worden
it, auch den noch ganz f^st aufsitzenden'
¥«chseIzopf ohne Gefahr abscheeren könne,
reim man gleich den äufserlichen Gebrauch
leslinwarmen Sublimatwassers zu Hülfe nimmt?
A Vermuthe es^
Id meinen alten Tagen mufs es mir gar
rfreulich werden, wenn ich zu dem ToUen
»ewalstseyn gelänge^ durch Erfindung einer
icheren Heilart des Weichselzopfes, auch
D entlsniten Gegenden der Menschheit genützt
'0 haben.
Erfreuen werden mich daher direkte,
iach unten stehender und die Verwechse-
mg mit einem andern Geheimen «-Ralhe von
Vi^üind verhütender Adresse) mir sicher zu-
omunende Nachrichten von Aerzten, welche
Ba Weicfaselzopf öfters zu beobachten Gele«
enheit haben, und gern werde ich densel-
m meine Meinung mitth^len. ^— Recht
dir beklage ich es von 'der Familie des Hrn.
— 74 —
I,
■
Grafen von B. seit langer Zeit, wahrschein-
lich wegen^ liegen gebliebener oder nicht ge-
hörig abgelieferter. Briefe, keine ^unmittelbar«
Nachrichten empfangen zu haben, ja nicht
einmal von dem viermaligen Aufenthalte der-
selben anterrichtet zu seyn.
Darmstadt jen 12. November 1826.
Di. Geprg Freiherr 9on fVtdeUnd^ -
•
Grörshen. Hessischet <jebdin«r Ratb uoi
Leibarzt") Grottkreiiz. Commtndejr uni
^ Ritter ];pehrerer hohen Orden.'
4
— 75 -
fr
r-
IV.
Krank heitsgeschi cht e
von cinom
Jurch (He Luftröhre in die Lunge ge-
fj falleneA, und nach k Mpnaten durch Hu-
sten ausgeworfenen Knochensplitter.
Beobachtet
TOD
Dr. D i 0 k e^
pniitr Arft(«, Ober- Wnndarste und GtburtsLeifer
SU Westl/
K • b • c
«inom ähnliehen Fall;
von »
C. W. Hufeland.
^
r
'*H., eljß gesundes Mädchen von 17 Jahren,
ooch nicht menstiuirt, hatte am 5len Octbr;
1823, beim Essen einer Biudfleischsuppe» das
Ifogläck, ein Stück eines Iiöhvknochens von
I Zoll im Durchmesser und von dreieckiger
'Orm (die eine Seite des Knochens glatt und
coocav, die andere convex, rauh und hökd-
rigt| der ganze lland desselben leinzackigt und
.— 76 —
.hin und wieder sehr sclinrf), niederzaschliÜL*-'
kenr Noch ehe dieser Kürper den Schland
gani erreichte, bemühte sie sich durch Wür-
gen denselben wieder zurück zu bringen, und
bei dieser Anstrengung fiel der KoocheospUt-
ter in die Luftrohre.
Aufgetriebenes rolhes Gesicht, heftigec
Husten f der sie zu ersticken drohte, raub^
Stimme, beschwerliches Athemholen, waren
die ersten Zufalle.
Des folgenden Tages fand ich sie in ei-
nem fieberhaften Zustande, Gesicht ood Äu-
gen sehr roth , das Athemholen SuTeerst 'er-
schwert; hiebei quälte ein bestandiger Hosten,
der den Croupton hatte, das unglückliche llSd-
chen sehr. Einige Tage späterhin empfand-
sie bei Jedesmaligem Husten einen heftig ste-
chenden Schmerz in der Brust, und kwar an
der rechten Seite und unterm Theile des Brost-
beins.
Es war daher aufser allem Zweifel i dab
der durch die Luftröhre in die Bronchien ge-
drungene fremde Korper sich schon zien^ich
tief gesenkt hatt^. Der Auswurf bestand aus
Schleim mit Blut Termischt.
Meine Prognose, die ich jedoch den be-
kümmerten Ellern noch nicht miltheilte, fiel
Datörlich unter diesen Umständen übel aus.
Um einer heftigen Entzündung u« s« w-
vorzubeugen , ergriff ich einen streng antiphlo*^
gistischen Heilapparat. Allgemeine BIntent-
Ziehungen machten den Anfang, zum inner-
lichen Gebrauch verschrieb ich ein Decoct
aus Althata mit Salnüak^ Extr. Hyoscyam. Vm.
^ 77 —
U; tfc*9 und ordnete eine strenge unduillde
•n.
' Vieh einigen Tagen minderte sich c^ar
ta'' lieber y die übrigen Umstände aber blie-
Imd «ch gleich, und ich wagte es jetzt, ob-
nicht ohne Sorge, der Patientin ein
^es Brechmittel zu geben ; erwartend «—
Tielleicht durch die starke Erschütterung
!er Splitter noch ausgeworfen werden mogle.
Veon das Vomitiv ihr auch nun weiter kei-
ea Schaden verursachte, so wurde ich doch
meiner dunkeln . Hoffnung getäuscht, indem
NT Knochen nicht zum Vorschein kam.
Mehrere Wochen gingen jetzt hin , ohne
Js der Zustand der Kranken sich merklich
iderte. Am £nde des Novbr. indessen stell-
n aieb schleichende Fieber ein , die Korper-
aft schwand mehr, der Husten wurde hef-
Ws die Heiserkeit nahm zu, der Auswurf|i
r bie dahin aus Schleim und Blut bestand,
irde jetzt eiterartig, uud ich sah einer iorm-
hep Lungensucht und einem unvermeidli-
en Tode entgegen. In dieser traurigen Lage
irUieb die Patientin bis Ende Decembers»
^eiktt ich nun auch von keinem Arzneimittel
it«r jenen Umständen vi^l Hülfe erwartete,
lern ich das Ursacbliche dieser Krankheit
cht SU heben vermochte, so hielt i^h mich
nooch verpflichtet, den Symptomen gewis-
nhaflt zu begegnen, und zu dem Ende wur-
in; während jener Zeit, je nachdem es die
nslände erheischten. — Pt^lygaL amar. ---
1k. alb. — Lieh. Island. — Wasserfenchel^
Ixtr. Taraa:. — Byoscyam. — Antimonialmit-
il — jiq. JLauro - <erQS. — erweichende Däni-
16 etc., vor und nach in Anwendung ge-
, — 78 —
bracht. Bei öfters wiederkehrenden Bekl^m
jnungen, und drohender Erstickung , innerlitl
Chinphor mit Opium., äufserliche ReizmittBl
Fufsbäder u. s. w. in Anspruch gfepommen.
Mit dem 4-nfange des Januars liefsen Ü
Fieb^rwegungen.nach, der Husten und der Ani
Wurf minderten sich, der stechende Schmers i
der Brust beim Husten würde ebenfalls ge
Unger, und das Befinden im AUgemeinei
besser.
Da sich dieser bessere Znsland bis mum
Anfange des Febr* erhielt, so schopftoo d|
Eltern und meine Kranke Muth, den der An
ober noch nicht mit ihnen theilenkoiiDte; -^
desto grüfser aber war meine Freude, als «B
6ten Febr« mir das Mädchen entgegen kam
und sagte: heute bekam ich, ohne sonderlich
Veranlassung, noch einmal einen heitiEen An
fall Ton Husten, wobei ich ein sonderbärs
Gefühl hatte, gleichsam als ginge etwas lo
in der Brust , ich warf viel Schleim , etwa
Blut, und zugleich auch Eiter aus^.und mi
demselben diesen Knochensplitter — ~, den si
mir nun mit innigster Wonne überreiGht^,
Das Mädchen befand sich von dieses Stun
de an besser, ich empfahl ein swetcktnäfsige
Regimen und verschrieb ihr blofs nocheinei
Kräuterthee aus Lieh. Island, — j4bh. — U
qwT. — Flor» Rhoead, etc. , bei dessen GebraucI
der Husten und alle übrigen Beschwerden- im
iner mehr und mehr sich minderten, der Aoswäi
von' besserer Beschaffenheit wurde, und di<
Genesung bald zurückkehrte. Auch noel
jetzt, am l5ten März, ist ihre Gesundhei
vollkommen.
— 79 —
Sollte mit dem Anfange des Januars , als
'iBmihlig die stürmischen Symptome nachlie-
Ifteiiyttch vielleicht eiu Kapsel - Geschwür ge«
bildet haben 9 welches den Knochen in sich
Mte, und sich dadurch die Alinderung der
'ZoiSIfe erklären lassen, ~- und möchte nun
ikfn Geschwür bei dem erneuert hefligeni
iifalle von Husten am Gten Febr. geplatrt
ujn?
Als höchst wahrscheinlich möchte dies zu
|)6trnchten »eyn ; — ohne jedoch diesen Gegen-
fttand in physiologisch - pathologischer Hinsicht
weiter xu berühren, begnüge ich mich, diese
kleine Krankheitsgeschichte ganz treu, und
ohne alle Ausschmückung, dem ärztlichen
üaUicum vorlegen zu dürfen.
Ein ähnlicher Fall,
von
C. W. Hufeland.
' Ich kann dieser Beobachtung noch eine
Geschichte hinzufügen , die ich leider selbst
L <Q einer geliebten Tochter erlebte , und au
die ich noch nicht ohne Schauder zurückden>
kea kann. £s war am 28(eD Dec. 1822, als
^eselbe, ein Mädchen von 18 Jahren» beim
Mittagsessen, wahrscheinlich durch das Lacheii
während dem Essen ^ eine Gräfe von einem
— 80 —
Hechte in der Luftröhre bekam. FSrchterib
«rar die erste qun folgende Scene, - VolUtoM
xnen^ Erstickungs zufalle bis zu Krämpfen daiMd
ten mehrere Minuten lang. Sie minderte
eich nach und nach^ und es blieb nun A
empfindliches Stechen in der Luftrohre, hodu
beschwerlicher pfeifender Athem, imaufhSi
Heber Rejz euin Husten, zurück.. Das Schlnk
ken irar frei, zum desto sicherern Beweis, dii
der iremde .Körper nicht im Schwände, son
darn in der Luftrohre steckte. Alle gewöhn
liehen Mittel ihn wieder herauszubringen we
ren vergeblich. Auch ^ wurde eine Fischbein
soiide mit einem Schwammchen in den^Schlunc
gestofsen, ebenfalls ohne Nutzen. EndücA
iyurde noch ein Brechmittel gegeben, om la
versuchen, ob yielleicht die dadurch enegU
gewaltsame Erschütterung den fremden Korpei
mit herausstofsen könnte , aber auch diefs WB
umsonst. — Es blieb also nichts anders übrig
als das augstvoUe Abwarten des Erfolgt
möglichste Besänftigung des Reizes, Yerhi'
tung der Entzündung, und wenn neue Er-
stickangsznfälle einträten, die Operation dei
Tracheotomie. Sie erhielt erweichende DSm-
8fe zum Einathmen, erweichende narcotischc
Umschläge "um den Hals, und innerlich eini
antiphlogische Slixtur mit.Exir. ByoMcyam.
Nacht war ziemlich ruhig,' und an
folgenden Morgen fühlte sie das Stechen- tii-
ler und mehr rechter Seils, Abends noch üe-
fer., und die BespiraAon ward freier , der Hu-
sten seltener.
Ss liefs sich hieraus schliefsen, dafs dei
fremde Körper tiefer gerückt sey, wo be-
kannt-
- 81 -
bontlich die ErnpfindJichkeit der Luftröhre
abnimmt, und 'wahrscheinlich bei dem Eingang
\ m die Spaltung der Luftröhre seinen Sitz ge«
■omoien habe.
D^n 30ten. Gut geschlafen. Kein Schmerz
■ehr, auCser bei starkem Husten, der jedoch
atltner kommt« -^ Keine Spur von Fieber oder
sonstiger Anzeige von Entzündung* Es wurde
also das Aderlafs , was beabsichtigt war , un-
tedasseo , und blof» die obigen innerlichen und
ittberlichen Mittet fortgesetzt.
Den Sllen. Weniger gut geschlafen. Früh
Nasenbluten aus dem rechten Nasenloch. Mehr
Hasleo, doch geringern Schmerz, nur bei lang-
samen tiefem Athemziehen. Uebrigens der
kurze flusten und die fliegenden Brustschmer-
JMo, welche sie gewöhnlich bei strenger Kälte
uai iVordostwind zu haben pflegte. Und diefs
war heute der Fall. Es war plötzlich 10 Grad
Kälte und Ostwind eingetreten.
Denlten und 2teD Jan. Das Befinden leid-
lich. Der Husten selten und mit geringen
Schmerzen. .
Den Steil. Die Kalte war auf 14 Grad ge-
stiegen und der Wind Notdost. Die Stiche
waren heftiger^ und zwar bald b'nks bald rechts,
doch immer mehr rechts auf der oben be-
zeichneten Stelle, der Reizhusten häufiger^
Abends fast unaufhörlich, beim tiefen Einath»
men Gefühl von Schwierigkeit und Schmerz.
Kein Fieber. Es wurde eiiv öligter Linctus
mit Extr. Ilyosc. verordnet und öftere Wie-
derholung der Inhalationen.
Jo um. LXIK B. /, St.' F
— 82..—
Deo 4te2i. Stechen und Husten yermehrt^v
Der Fuls Toller, hnrtlich, doch nicht üebeihi]
haft. — Offenbar hat die jetzt eingetreteKt^
atmosphärische enlziindliche Constitution audi <
hier mehr Enfzündlichkeit- an der gereictn,']
Stelle heryorgerufen. Es wurde daher inr-i
Verhülung der Entzündung ein Aderlafs an '
Arm gemacht, die übrigen Mittel forfgesetstj^
und Abends ein Fufsbad genommen. Abeodl^
war nach dem Aderlafs der Husten selleiifl»
und lockerer, auch erfolgte zum ersten IHal
einiger Schleimauswurf. *
f
Den 5ten. Des Nachts Schlaf und. kein
Husten. Aber am Tage mehr und trockneri
wovon die yei^ehrte Spannung der Atmos-
phäre (das Barometer 28 Zoll 7JLan.^ und ffie
strengere Kalte (Thermom. 15 Gradj Umche
sejn mochten. Auch mehr Stiche auf dar
Stelle, der Luftröhre, wo der fremde Körper'
seinen Sitz hatte.
. Dc^n 6(en« Die Kälte und trockne Luft-
spannung dauern fort. Der Husten auffallend
häufiger und trocken , endlich so häufig, dafii
jede Minute ein Anstofs erfolgte , dabei ih
Stjmme heiserer, und die Stiche nicht blob
rechts, sondern auch der linken Seite sich
mittheilend » ^'nls etwas häufiger, doch keis
Fieber. — Das einzige was hier die Kunst
thun konnte , schien folgendes zu seyn : Ein-
mal, die Trockenheit und reizende. Qualität
der Lufi zu mindern, sodann, die innere Spän-
nung und Reizbarkelt der innern LnftrShren-
haut zu mindern, und endlich eine Vermeh-
rung der Schleimabsonderung dieser Haut zu
bewirken, um den fremden Körper mehr za
ii
— 83 ^
wmickelDf dadurch seine Beizkraft zu min-
iuBf ja vielleicht durch die Verbindung und
bwickeluug des Schleims sein Aujshusten
'■%lich zn machen: Es wurde daher nun an*
irfangen , das Zimmer immer mit Wasserdäm*
ßD anzufiilten, die erweichend narkotischen
lalationen wurden öfterer wiederholt, fieifsig
MUeimigte Gelränke und der Gebrauch einer
lafiosuDg; des Succ. Uguirit, mit 30 Tropfen
üpia Latiro - ctrcs. und Extr. JSyoscyam» gr. s^.
Konen 24 Stunden angeordnet. Diefs hatte
lach den Nutzen^ dafs schon Abends der Hu-
sten viel seltner und lockerer^ und die Stim-
me laater und kräftiger wurde.
Den 7ten« Die Kälte hatte zugenommen,
avdk Aas Barometer war noch höher gestiegen
(za 29 Zoll). Der Husten wieder heftiger,
S(icb« die sich tiefer in beide Lungenflügel
▼erArnteten. Nachmittags erfolgte ein äufserst
Le/Uger ^nd eine Stunde anhaltender fast un-
aufhörlicher Hustenanfall, der aber nachher
nacfaliefs, ja des Abends und die Nacht hin«
durch sehr seltner Hustenreiz. Wahrschein-
lich hatte die Gräte eine andere Lage ange«
Dommen, anfangs die Spitze mehr gegen die
Schleimhaut gekehrt, nachher weniger.
So ging es abwechselnd den ganzen Mo-
nat hindurch , bald mehr bald weniger Husten,
bald mehr bald weniger Schmerzen, wobei
bifenbar der hohe Barometer ~ und der tiefe
Thermometer -Stand den auffallendsten £in-
flufs zeigten, so wie jede Anstrengung der
Stimmwerkzenge mit Sprechen. Der Ort des
Stechens aber blieb genau der nehmliche, rechts
bei dem Eintritt der Luftröhre unter das «Sur-
F 2
- 84 -
■ I _
lam« so 'dafs man mit Reeht hier denS
lea fremdeoi Körpers annehmen mnfste.
Die Lage irat peinlich und die Aufsicht tii
rig. Man konnte nichts wesentliches ;ea E
feroung der Ursache thun , denn zu einer c1
mischen Auflösung der Gräte konbte nur ^i
leicht das Einathmen saurer Dämpfe Mrirk
diese aber vertrug die übergrofse Reizbari
der Luftröhre nicht. Die Operation^ der J
xhtotorme war. jetzt, wo keine dringende- ]
hensgefahr .vorhanden war', und doch n
die Möglichkeit einer niEiturge6iäfsen Ansj
rung Statt fand , nicht angezeigt , ja nicht
laubt. Also nur Erweichung, Beförderung
Schleimabsonderung in der Luftröhre , um i
Reiz der Gräte zu mindern^ und sje d<
vielleicht mit einen} Schleimklumpen uniii
kelt zum Aushusten geschickt zu mad
Besänftigung des Reizes ^ und Verhütung
Entzündung, das waren die einzigen Ind
tionen , die > einzige Heilform, die man an¥
den konnte. In letzter Hinsicht wurden
ruhigste Verhalten,, antiphlogistische Diät,
bei zunehmendem Stechen zuweilen ei
Blütegel an der leidenden Stelle angewen
— Aber leider filieb das wahrscbeinlidiste
traurige . Aussicht , dafs entweder der ' i
dauernde Reiz eine. chronische Entzündun
der Luftröhre zunächst auf der Stelle des fi
den. Körpers, dann aber weiter sich* in
Bronchien verbreitend, allmählig einen ehr
sehen Eitern ngsprozefs , und so zuletzt e
phthisischen Zustand erzeugen würde;
aber dafs auch einmal plötzlich die Gräte,
jetzt eine günstige Lage in einer tiefern
niger reizbaren Stelle des. Larynx erhalte]
haben schieof diese verändern > sich queer
- 8ö ,- •
kfeni und, selbst bei dem Bestreben sit
hrch Hnstea anszusiofseo , höher hinauf ge-
[' itorseii werden, und plötzliche ErsilclLutig
■regen konnte. ^
Den Iten Febr. wurde bei gelinder Witte-
nmg zum ersten Male eine Spazierfahrt gemachi.
Aber schon unterwegs bekam sie mehr allge-
aeine Brustschmerzen , die ihr die Fahrt nichl
lange aushalten liefsen, und den ganzen Abend
war Husten und Schmerz stärker.
Gegen den' 8ten wurde der stechende
Sdimerz ein isolirter auf der oben bezeichue-
ton Stelle , und, selbst wenn man äufserlich
darauf drückte, entstand Reiz zum Husten.
Aach fand sich früh und Abends ein iibelrie-
dimder und schmeckender Schleimauswurf ein,
der Sporen von anfangender Eiterung verrieth.
Plotzlidi entstand denlGten früh (als eben
die 7te Woche geendigt war), ein fürchterlich
heftiger Husten, mit wahren Erstickungszufalien
lud den heftigsten Stichen in der Luitröiire,
imd mit diesen wurde endlich ein \ Zoll lan-
ger i Zoll breiter, dünner, und platfgedrück
teiy im Umkreis zackigt - spitziger ^ Knochen
aas den Kopf des Hechts, ausgestofsen.
Und so war also mit einem Male die arme
Zjeidende gerettet und Sorge, Angst uiid Ge-
fahr glücklich gehoben. Es war ein Mo-
ment der höhsten Freude voll Dank und Preifs
gegen Gott. —
Die Schmerzen hörten nach wenig Tagen
auf, und so verlor sich auch der Husten und
Auswurf, ohne alle weitere übele Folgen.
I
— 86 —
I
I
..V.
U 6 b e r
die Veränderungen, welche, d
H^mdarch den Gebrauch gewiss
Arzneimittel erleidet.
Von
F. Wohle r, M. D^
sa Berlin.'
l3el Versuchen^ welcbe ich über denUdl
gang von rerschiedenen Subdtanzan in den 1
anstellte ^)f haben sich, unter andern, a
einige Resultate ergeben » die vielleicht bei
niediciniBchen Behandlung der, durch k?«
halte Ablagerung von Harnsäure entstehen!
Gries- und Steinbildung in den Harn werk}
^en, eine Anwendung finden konnten. ]
wendet zwar bekanntlich itx diesen Fallen
mittelbar Auflosungen Yon kohlensauren
kalien an, welche die Auflösung der aus H
säure gebildeten Concremente bezwecken
len. Aber es ist bekannt , wie wenig ]
damit bis jetzt zum Zwecke gelangt ist,
•) Zeitschrift für Physiologi0 , von Tiedem
und Tr§viranus, B, /, p. 125 and 290»
— 87 -^
•
Jem Gruiicle, weil man nur geringe Quantität
ko dieser Alittel gebi^aiichen kann, und weil
äe bald naclilheilig auf die Verdauung ssu wir*
km anfangen. Wenn sich uns also Miüel
darbieten , die auf der einen Seite die Ver-
daoung weniger oder gar nicht stören, und auf
der andern Seite dieselben guten Wirkungen,
▼ielleicht in einem noch höheren Grade, äu-
iiern zu können scheinet, so ihufs diefs we-
aigsteus Veranlassung seyn, diese Mittet hin-
sichtlich ihrer Anwendung einer näheren Prü«
fang zu unterwerfen.
Nachdem ich bei jenen Versuchen gefun-
den hatte , was auch zum Thefl schon bekannt
war, dafs 'die meisten der ihit den sogenann-
ten Hioeral säuren gebildeten Salze unverän-
dert 10 den Urin übergehen und in demselben
wieder nachgewiesen werden können, so ver-
sodbte ich auch in dieser Hinsicht die Salze,
welche durch die Pflanzen säuren gebildet wer-
den. Da Marcet die Vermuthung geäufsert
hatte, dafs die Pflauzensäuren bei der Assi-
milation zersetzt würden , so stellte ich zuerst
Versuche mit den reinen Säuren an. Ich liel's
einen Hund mit seinem Futter 2 Drachmen
^Veinsteinsäure fressen. Nach 5 Stunden wur-
de er getödtet, die mit etwa 4 Unzen Uriu
gefiillte Blase ausgeschnitten und der noch
warme Urin in ein Glas gegossen. Beim Er-
kalten selzte er eine ^rol'se Menge kleiner,
weifser Krystalle ab, die sich bei der Unter-
suchung auf das Bestimmteste als weinstein-
saure Kalkerde charakterisirten. Ein ganz
gleiches Resultat wurde mit Kleesäure erhal-
ten. Auch hierbei setzte sioh in dem erkal-
tenden Urin ein Kiederschlag ab, der aus lau-
- 88 -^
teir weiften , microscoplscbeü Krystallen ^
kleesaurer Kalkerde b^staod , woraus sich gl
leicht -^ die Kleesäure abscheiden liefs. Bt
so fknd ich die Bernsteinsäure und die Gl
äpfelsäare in dem Urine von Hunden , die i
vor diese Säuren zu fressen bekonunen hau
Der Urin des Hundes , welcher 6allapfelsä
bekommen hatte, wurde, mit einem Trop
Efsenauflösung vermischt,- isogleich schw
wie Dinte, — Hieraus geht also hervor, i
die Fflanzensäuren , wenn sie in freiem 2
Stande in den Magen gebracht wurden, ni
assimilirt werden, sondern unzersetzt in T
bindung mit den Basen , ^u denen sie
grofste Verwandtschaft hatten, und die
wahrscheinlich im Blute aufnahmen , .in i
Urin i^bergehen.
Ganz anders aber verhalten sich di
Fflanzensäuren , wenn man sie schon in V
bindung mit den Alkalien, d. h. als pflani
saure Salze, in den Qlagen gelangen 1«
Ich fand zuerst bei Hunden, dafs. ihr X
alkalisch wurde, ,wenn sie essigsaures NaI
. zu fressen bekamen. Da aber der Hundei
ohnediefs nicht selten alkalisch ist, so tr
ich selbst eine Auflosung von 1 Drachme
sigsaurem Natron in Wasser. Der, eine Si
,de nachher gelassene Urin reagirte noch,
ge wohnlich , sauer, aber der hierauf naqh z
Stünden .gelassene , reagirte ziemlich stark
kaiisch ^ und brauste mit Säuren auf.
wiederum nach einer. Stunde gelassene l
war wieder sauer. — Viele meiner Beka
ten^ deren' Urin sonst immer sauer war,
ich selbst , haben diesen Versuch öftere
auch mit gröfsern Quantitäten des Salzes v
— 89 —
iirholt,' nnd dabei ohne Ausnahme den Urm
ilkallsch werden gefunden. Dasselbe Resultat
varde aach durch die andern, folgenden pilan-
iMManren Alkalien erhalten; nämlich: Cremor
Tartan^ Tartarus tartarisatus 9 Tartar, boraxatutf
Sal de Sägnette: machten alle, zu 1 bis 3
Orachraen genommeny'den Urin alkalisch. Au-
lierdem hatte ich öfters Gelegenheit zu beob-
iditeD, dafs der Urin von Kranken, die ei-
lige Zeit lang die sogenannte Potio Riverii,
mit Essig oder Citronensaft bereitet, einucah-
men, alkalisch wurde, und sich bald durch
Abiatz von phosphorsauren Erden trübte.
Der nach dem Einnehmen dieser Sailze
alkalisch gewordene Urin ist meistens, doch
Au^l immer, trübe durch niedergerchlagene
nfise phosphorsaure Salze. In der Regel
wild er aber nach dem Erkalten trübe, und
eft findet man nach einigen Stunden daraui'
eine Haut, die, bei näherer Betrachtung, aus
kleinen vreifsen Krystallen besteht, die phos
phorsaure Ammoniak -Magnesia sind , dasselbe
noauilüsliche Salz, welches sonst Steine bil-
det. Es geht zugleich hieraus hervor, daft*
der Arzt, beim Gebrauche obiger Blittel, in
der Beurtheilung der CeschalTeuheit des Urins
Torsichtig seyn müsse, indem er leicht für ein
Sjmptom halten kann , was nur eine Folge
der gegebenen Arznei ist»
Wenn man eine Saure in den nach der
Einnahme eines solchen Salzes alkalisch ge-
wordenen Urins giefst, wird viel Rohlensäurf-
entwickelt^ und er braust so stark .auf , wie
eine stark moussirende Flüssigkeit. Ein sol-
cher Urin lost nicht allein pulverförmige,
künstlich dargestellte Harnsäure ganz leichi
— 90 — .
und in ziemlicher Menge auf, sondern, es
■ wurrle dadurch auch ein ,Stärk eines festen, '
;ui9 Harnsäure bestehenden BlasensüBines iit-
n6rh;ilb weniger Tage auf der Oberfläche gaor
deutlich angegriffen. Diese auflösende Kraft
WTirde noch bedeufend vermehrt durch einea
Wärmegrad, der ungefähr dem , de» lebenden
Körper^ gleich kam.
I
Die Zeit, in welcher der Urin nach der
Einnahme eines solchen Salzes alkalisch wird,
ist /verschieden nach der verschiedenen Con«
slitution der Individuen. Zwei Stunden nach
der Bin nähme scheint die kürzeste Zelt za
seyn. ßei manchen Sub|ecten ivurde er erst
nach 6 Stundien alkalisch.
Es geht also aus diesen ErscheinungenL '
hervor, dafs die pflanzensauren Alkalien bei
der. Assimilation zersetzt werden, und ini
kohlensauren Alkalien verwandelt in den Urin
übergehen. — Es war, besonders in physio-
logischer Hinsicht I interessant zu erfahren, in
welchen Wegen diese Verwandlung dieser
Salze in kohlensaure vor sich gehe, ob in
den ersten Wegen, oder im Blute ^^ oder in
den Nieren. Indessen kann mau , bis jetzt,
nur mit der Vermuthung antworten, dals sie
wahrscheinlich im Blute , vielleicht hauptsäch-
lich in den Lungen durch den eingeathmeten
Sauerstoff der Luft geschieht. Sollte auch
diese Zersetzung schon in den ersten Wegen
vor sich gehen , so . geschieht es doch g^v^f'ifs
nicht in dem Hagen.' Nachdem ein Hund
1 Drachme Natron uceticum mit Fleisch ge-
fressen hatte, bekam er n^ch einer Stünde
1 Gran Tan. emetkus , worauf er alles Gefres-
seiie vrieder ausbrach. Die davon ablaufend^
- 91 —
finssigkeit war nichts weniger als alkalisch,
nodero reagirte sauer.. Bei einem andern Ver-
Ridie liefs ich den Hund erst nach 3 Stunden
-olirecheD > und auch hier ergah sich dasselbe
Besaitet. Wäre das Salz sclion im Magen
MTsetzt vrorden , so Iiätte der, besonders beinii
iweiten Versuche schon entstandene Chymoa
ilialisch sern müssen.
Im Verlaufe dieser Versuche hatte ich
Gelegenheit zu beobachten , dafs der Urin auch
nach dem Genüsse von siifsen Kirschen alka«
liKh werde, und dafs ein Ffund Kirschen bei
mir und mehreren andern hinreichend war,
den Urin eben so alkalisch und mit Säuren
mthTftusend zu machen , wie etwa 2 Drachmen
ettipavres Natron. Diese Erscheinung liei^
tid «m "wahrscheinlichsten dadurch erklären,
i»fs die Kirschen ein pflanzen saures Alkali
«irf&ielten, welches, bei der Verdauung der
JL'rschen , in ' kohlensaures verwandelt wird.
Und in der Tliat fand ich auch durch eine
eiofache Analyse ziemlich viel Kali in den
Kirschen , welches ohne Z\yeifel mit der in
denselben enthaltenen Aepfelsäure zu äpfel-
saoren Knii verbunden , und also die Ursache
ist, dafs der Urin nach dem Genüsse von Kir-
schen kohlensaures Kali enthält. Man kann
hierbei zugleich noch einen merkwürdigen
Ueberiiang des rothen Farbesloir;* in den schwar-
zen Kirsclien in den Urin beobachten. Nach
dem Genüsse von schwarzen Kirschen hat der
Urin seine gewöhnliche Farbe, so wie man
aber einige Tropfen einer Säure, z. B. Salz-
säure, zusetzt, so wird er dunkelrolli, wie
rolhpr "Wein. DasvSelbe ist nach dem Genüsse
von Heidelbeeren {Vaccinium MjrtiUus) der Fall.
Niclit alleiu die Kir9€lien haben' die -^^^^
genschaft, den Urin alkalisch zu machen, p9^,
dem auch die Erdbeeren, iviewohl in eineiig
geringeren Grade, und wahrscheinlich i
viele andere süfse Früchte, Qder .überhai
alle diejenigen, 'Wffiche ein pflanzensaüres
kali enthalten. Diejenigen Früchte dagegi
vrelche eine freie Säure enthalten-, wie.
Citronen und Johannisbeeren, machen, wili^^
diefd anch aus den oben angegebenen VerWr ^
chen folgen mufste, d^ji Urin nicht alkalia«^:^
— Aus dieser Erfahrung läfst sich, vielleicht'^
auch der gute Erfolg , der in manchen Läv- ^
dem üblichen , sogenannten KirschenXur erkJi- '
ren. Auch ist bekannt, dafs sich Unni durtk
die Erdbeerenkur von seiner schon lange' ^
dauernden Gicht befreite, einer Kr^nUirit,
die in na^er Beziehung mit der krankhaft^' ^
.Erzeugung und Ablagerung der Harnsäure n ^
stehen scheint«
d
Wenn es also darauf ankommt, bei der ;
krankbafHen Absetzung von Harnsäure ziem«*
lieh grofse ' Mengen von Alkali, in die HanH
Werkzeuge zu bringen , so steht uns eine ziem-
lich grofse Auswahl von Dlitteln zu Gehott^
und es ist gleichviel, ob man zu diesem End-
zwecke eines det oben genannten Salze, ndef
ob man Kirschen verordnet. Ich brauche nicbt ^
auseinander zu setzen, dafs diese Materien,
gerade wie die unmittelbar angewendeten koh- -
lensauren Alkalien, nur bei der auf Abset-
zung von Harnsäure, beruhenden Stein- öder
Gries - Disposition zu gebrauchen sind, und
dafs sie Steine oder Gries aus z. B. phospbor-
saufen Erden natürlicherweise ni9ht allein nicht .
auflosen > sondern selbst vergröfsern konntea.
- 93 -
bl»«riiaupt bio ich weit eDtfernt zu glauben,
kb es iius je gelingen werde , durch die che-
abchen Mittel einen schon vorhandenen , ei-
^germafsen grofsen Stein aufzulösen. Wen-
IbC man die Alkalien an , um einen aus Harn«
fljnre bestehenden Stein aufzulösen, so schla-
|ui diese wiederum die phosphorsauren Erd-
iilze nieder, Und es kann so durch deh fort-
gesetzten Gebrauch dieser Mittel ein ^neuer
Stein Ton anderer chemischer Natur erzeugt,
oder der vorige durch eine darauf abgesetzte
Rinde von phpspborsauren Erdsatzen vergrö-
bert werden. Dafs dies nicht blofs eine sup-
pcairte Vorstellung sey, beweisen die Steinel
TOD Kranken , welche lange Zeit die Alkalien
I ijfitaiaachlen « v^odurch sich der alte Stein,
iUti aufgelöst zu werden, durch eioen, durch
1 dieAItaiien bewirkteu rindenförmigen Absatz
f TOD /ihoephorsaureu Erdsalzen vergröfsert hatte.
* In^ekehrt können die Säuren wirken, wenn
sie zur Entfernung von erdigen Steinen ge-
geben werden, indem sie dann die Harnsäure
niederschlagen und so einen harnsauren Stein
mit einem Kern von phosphorsauren Erdsal-
zen hervorbringen können* — Die chemischen
Slittel werden also höchstens kleine Steine
mit gutem Erfolge auflösen können. Aber als
Palliativmittel und prophylactisdie Mittel scliei-
oen sie alle Aufmerksamkeit zu verdienen.
Denn , es ist wohl nicht zu zweifeln , • dafs
man dadurch die, sonst erfolgende Vergröfse-
rnng eines Steines verhindern , und z. B. dem
Anwachsen von Grieskörnern vorbeugen köniie.
Es sei mir norh erlaubt, einige Fälle an-
zuführen , welche die gute Wirkung der pflan-
zcnsaureu Alkalien bei der Griesdisposition dar-
— 94 —
4
zuihun scheifißti.. Den ersten Fiall hatte" Cfte-
lius in Heidelberg zu beobachten Gelegenheit^
bei. einem Patienten , dem schon deit längerer .
Zeit constant Gries aus Harnsäure mit dem
Urine abgipg. Bei dem reichlichen und täg-
lichen. Genüsse' von Kirschen verschwand der
Gries schon in den ersten Tagen vollkommen, ^
und mit demselben Erfolge trank der Pütient ■
später Limonade von Cremor Tortari. Di^ zweite
Beobachtung hierüber machte £#• GmßUn hei
einem Studenten, der beständig Gries aus EUirn-
säure ausleerte. Als der Patient. 2 Drachmen.
Cremor Tartan nahm, jerschwand der. Gries ;
für etwa eine Woche lang , erschien aber danm
wiedeü, und blieb wieder für ungefähr ebisn *
so lange aus , als dieselbe Dose vom Salze von .
Neuem genommen wurde. Auf diese Art ver-
hinderte er ^ durch von Zeit zu Zeit genoni-
menen Cremor Tartari, die Bildung vpn Grie»
eine ziemlich lange Zeit hindurch. Eine ahn-
liclie Beobachtung habe ich selbst bei einem
Manne gemacht,, der Nierensteine zu haben
schien, und dem beständig Gries aus Harn-,
sänre abging. Sobald er Cremor Sbr/art nahm,
wurde sein Urin klar, ohne Gries , und schon
den folgenden Tag ging ein kleiner eckiger
Nierenstein aus Harnsäure ab« — Diese fälle
scheinen wenigstens zu zeigen, dafs man durch;
diese Mittel eine solche Quantität Alkali's in
den Urin bringen könjue, die hinreicht, um
einen Absatz von Gries aus Harnsäure auflö-
sen zu können.
1.
- 95 -
VI.
Einige Krankheitsfälle,
als Beiträge
n der in diesem Journal Jabrgaog 1826. im U.
niiyL Stücke mitgetheilten Krankheit einer
eigeiillianilichen jetzt häufiger inrerdenden Art
der Lähmung.
Vo n
Dr. G i e r 1 ,
Sndcpbytikut sn Lindau am Bödensee.
JLfiese Fälle werden auf die Einladung des
Terehrlichen Hrn. Herausgebers mitgetlieilt,
welcher wünscht, dnfs seine Collegen ihre Er*
fahrung darüber initlheilen möchten. Die hier
aogeführlen drei Falle sind nicht chronologisch,
sondern nach der Wichtigkeit der Fälle geord-
net. Ob wir nicht vielleicht andere Fälle, die
diesen verwandt scheinen , dafür genommen
haben , überlassen wir dem Urtheile der Le-
ser selbst, sehen uns aber eben dadurch ver-
anlafst , die Kranken - und Heilungsgeschich-
ten dieser Unglücklichen etwas umständlicher
anzugeben.
1) N. H. Ein schöner blonder Jüngling,
22 Jahre alt, 'von mittler Statur, und beson-
-» 96 -
den zartem Haatorgane^, aber brei
fer Brust ^ reifte, ron gesunden ]
mend , bei voller ungetrübter Gesi
an, und ^entwickelte seine Qescb
.im Umgänge von vielen «jungen
ini^rn , denen dieser Jüngling wegc
ziehen Jen blühenden Gesichtsfarb
wohl gefiel, schon zwischen den
ibtetk Lebensjahre. Mit dieser Fei
ein Kopfweh, das taglich 8 bis
.dauerte, sic|i ohne bestimmte '^
alle Wochen einmal und gewöhnlj
fage : erneuerte. Dieses Leiden ei
inal mit einem .Kribeln entlang
$äule und einem langen Schlaf, ui
Unstattigkeit der Hätfde und FüJ
Kranken einen oder den andern 1
etwdjs fest anzufassen , oder sicher
Den verschiedensten Mitteln' wide
Schwäche*, und auch die Entferni]
Prauenkreise , von denen übriger
ling sich wenig mifsforauchen liefs
Linderung. Die beliebte Theorie
Entzilndung zggegen , und das
kräftigste Mittel sey, bestimmte
unftenn Kranken grofse Dosen
nerlich zu geben. Vielleicht ]
sie auch Sjphilis. Doch war n
vorbanden» Unter diesen Leidei
grolser bald kleiner waren, erre
17te Lebensjahr , als mit einem I
Pausen in den Anfallen eintraten,
4 — 5 Wochen ruhig vorüberging«
lall aber alsdann viel heftiger als
Migraine «ich einstellte.
Im Monat Sept. 1819 machte
der sich eben wohl befand^ eine
^ 97 - .
■d ward plötzlich Ton einem Storma ober-
käen , der ihm und seinen beiden Geiahrlen
Jen Tod drohte;, doch erreichten sie mit vie-
far Anstrengung das Ufer« Kaum an dasselbe
gesliegen , empfand er in seinen nassen KJei-
im einen leichten Schauer, ohne jedoch be«
uders , darauf zu achten , setzte er seine Reise
m Fuls weiter fort, und erlangte wohlbefaal-
In das Ziel derselben ^ indem der kalte Schauer
«her wohlthätigen Wärmeentwickelung Flaljs
madite. Der Schlaf schien ebenfalls dieSchrek«*
kea und Drangsale des vergangenen Tages vol«
\taAä -ungeschehen zu machen ; allein plötzlich
ward der Kranke durch sein gewohnliches
Kopfireh aufgeweckt, das den ganzen Morgen,
bis ^e^en Abend desselben Tages anhielt, und
Isn oftsr, ^rksam gewesenen Mitteln einer
•treff^ea Diät, und einer halben Tasse stär*
ieo schwarzen Kaffee hartnäckig widerstand.
Der Schlaf allein , der gegen Abend sich ein-
lud, brachte für wenige Stunden Erleichte-
nng, ward aber, wie die frühere Nacht eben»
falls durch einen sehr heftigen Aiifall von Mi-
Kraioe unterbrochen , die mit abwechselndem
Fieherlroste den herbeigerufenen Arzt ein ca-
tarrkaUsches Leiden erblicken liefsen. Die
angewendeten diaphoretischen Mittel steiger-
tso die Schmerzen noch mehr^ und brachten,
anstatt den Schweifs hervorzubringen, den
Kranken dabin ^ dafs er vor Schmerzen laut
aufschreien mufste. Dieser Zustand dauerte
acht volle Tage, und weder die diaphoreti-
fcbea noch antiphlogistischen Mittel in extenso
angewendet, brachten die geringste Linderung.
Kfich acht jammervollen Tagen 'wechselte der
Schmerz mit einer allgemeinen Schwäche der
Glieder, die den Kranken nur mit Hülfe eines
loum. LXiy. B, j. St, G
-■ 98 -
Stockes zu gehen erlaubte ,. den er als «UenSH
thige Stütze , um sich furtbewegea zu I^ömieii.
Ton diesem Augenblicke nicht Frieder ablegea'
konnte. Der Gebrauch der Arme und Händs
"vrar gleichfalls im' höchsten Grade., unaicher.
Ein Arzt der französischen Schweiz » wohin
der Kranke als in ein besseres Klima gehrtchC
wurde, rieth dein Kranken im Herbste dies« ^
Jahres die Traubenkur; . allein wie za erwarn.
ten, brachte der Genufs so vieler Tranben nicht |
blofs keine Besserung, wohl aber eine Ym^ 1
^hlimmerung des Leidens herror. Der firS-
ber einige Zeit aussetzende Kopfschmers horte
jetzt gar nicht mehr auf| wurde siechend «ad
nahm die linke Hirnhälfite zu seinem iMbMtr
den Sitze, zugleich beobachtete der Kradua
deutlich ein eigenthümliches , eben ^nichl
schmerzhaftes, aber doch unangenehme^ rii- -
hendes Gefühl durch den ganzen Riickgrath
und die vier Extremitäten. Blutegel :iiadVe*
sicatore wechselten ununterbrochen an den las- j
dendj9n Stellen durch 6 Wochen mit einander '
abi verschlimmerten aber vielmehr, als ai#
besserten; der Kranke schrieb einzig und A
lein den beständigen Triapismas der ihmqoil" :
te , den Canthariden zu , obgleich sie init Caas«
phor versetzt wurden , und er auch anfaer üt^
rar Anwendung nicht frei davon war. Saame»«*
abgang war nur höchst selten, und da aichl \
sehr copios, schwächte aber aulEallend. . . 1
V - j
Eines Abends, wo sich der Kopfiiclimeif
bis zum Delirium steigerte, fühlte der Kranke
nach dem Nachlasse der Schmerzen eine all*
gemeine Kälte über den ganzen Körper, ao
dafs die gewöhnlichen Bettdecken nicht bia-^ j
reichten ihn zu erwärmen« Er wollte daher \
- 99 —
mt Hülfe seines Stockes auilitehen und sich
hm Scheilenzuge nähern , da er wohl sah,
lilii er für sich allein nicht im Stande sey«
na dein nächsten Schranke wärmere Decken
m holen ; allein alles Vermögen der Bewe-
fug der Arme und Föfse war dahin, und
lir Körper y der ohnehin sehr mühseUg sich
firtbewegte, glich einem Stücke Holz. Bei
dksem Anfalle blieben die geistigen Functio-
Bttt ungestört, aber das ganze Nervensystem
nar derinafsen angegrüFen , dafs jeder starke
Luty jedes grelle Licht ihm sehr empfindlich
U-, Perioden weise kehrten die heftigen Schmer-
IM des K.upfes zurück , und zwangen dem
Eieoden Schreie des Entsetzens und Erbar-
laau ab , bis er endlich in eine Art Ohnmacht
fiel, die in einem etwas lindernden Schlaf
Um^gißg. So wie aber eine halbe oder drei-
lifflel Stunden vorüber waren, so lange dauerte
fNrohnlich der Schlaf, so weckten den ar^
un Kranken Couvulsionen an allen Gliedern,
wobei die Erectionen des Penis selbst sehr
khmerzhaft wurden. Dieser Zustand dauerte
fiaf "Wochen, während welcher Zeit weder
Appetit noch Durst, wohl aber ein unüber-
windlicher Widerwillen gegen alle Fleisch-
gtrüche selbst zugegen war. Ein Umstand,
den wir nicht vergessen dürfen , waren die
PalpkationeM cordis^ die gleichzeitig nur etwas
früher mit den Couvulsionen der Extremitä-
ten eintraten, und in ihrem Gefolge auch
krampthafte Athmungsbesch werden jeder Art
mit sich lührten. Das Leiden versprach die
erste anscheinende Besserung dadurch 9 dafs
die Anfalle nicht mehr regelmäfsig jeden Tag
5 — 6 Mal wiederkehrten , sondern etwas selt-
ler eintraten, bis sie endlich ganz wegblie-
G 2
— 100 -I
•
beb; Aber mit ihren Verschwinden wai tti](
Lähmufig der Arme undf Beine noch nidht
hoben, sondern diese dauerte fort, eo wie
erwähnte Gefühl im Hiickgrath, da$ nie stiffk
ker und auch nie schwächer geworden isilL^
Eine Menge Arzneimittel wurden in dieiflk 1
Zeit gebraucht, die sich alle unter die reinidtev|:
narcotica und ngrvina^ oder ar^hlogütica %A^
sumiten lassen ; denn die Idee einer besonderm*
Nervenkrankheit und der MyeUtis war bei deb
Aerasten immer vorherrschend; jedoch ging
auf alle diese Büttel die Besserung SuÜMrst
langsam , und der Kranke vermochte nur mit
einem Stocke , und auf die Meubles des Zin«
mers gestützt, in demselben berumzukMunea*
Noch war er nicht im Stande ^ich ttsLa«!
den Füfsen zu erhalten t so kehrte schon Wit-"
der das alte Kopfweh h.ei ihoci «urSck, .öbd
nur allein die Heftigkeit fehlte , sonst wire
der Zustand ganz der nämliche mit dem fk&-
hern gewesen. Asa fotiida^ Calomel, Bäderi'.
Lavements mil Brechweinstein , Sinapismea ' -
und Vesicatorien waren die Hauptmittel, nnti-
ten aber alle nicht so viel, als der Meteor
schadete, denn eine heftige Salivatiofi raubte .
oder -verdarb dem Kranken den groAten TheB
seiner 2#ähne , er trug nach der Meinnng dai
Kranken mehr dazu beif die Schwäche, seinft
Glieder zu vergröfsern als zu renttitidenk
Nach beiläufig 7 Wochen, wo sich die griiTsta
Heftigkeit minderte, durfte es der Kranke wie-
der wagen, mit seinen gewohnten Hiilftmit^
telu im Zimmer herumzukommen ; dabei wa-
ren die ersten Schritte und Handgriffe Immer
fester und sicborer als die letzten^ und täte
er sich länger als f Stunde, so trat die toIU
kommene Lähmuofg wieder ein, die jedoch
Mrk gesäuertM Fleiatli inehi Tertngsa
Is, ordiaiil« ihm ein CoouliiuD, von 4
tn tio Setacentn in den Nacken, du 18
to getragen wnrde, wovon aber der Ef-
Isnnotih zweifelbafl bljebj Jenn Lehrten
I die CoDTDluonen nicht wirdar, sodaaeiie
des Kopfweh und dio Schwäcbe der üüe-
irt, und änderte lich nur wenig. Müh-
fMiug an «inen wrirmern Ort der aiidli-
Schweiz' gebracht, wendete man dem
kmm kalte Begiergangen über die eiocel-
Blitder an, und um iliia Wirkung za er-
r* Mixte man ihn noch obendreiu' in «iu
IM Bad. Mach det ;fewonnenen Veber-
iftg, dab audi diese die Schwäche nicht,
i könuen , grifiT man wiederhtilt cu allen
I TOn Fricliuuen mit Liuimanlen und Un-
eo, und vergaEs daliei euch die Electri-
indtt. Statt aller Besserung aber kehrte
nnei Anfall von Kufifweb und CudvuI-
■ mrück, der heiliger, nls all« frühem
äf and von einem djoeisen - Griabelo
iketid) in den Handflächen und FufssoH-
— 102 —
lieh verkärzte. Auf die übrige Schwäche de»'
Glieder blieb er ganz ohne Erfolg; selbe nahoii
wie die frühern Male auch dieses BFal wiedeir
mehr za, und brachte den UogliicklicheD wei^-
ter zurück, als er sich in dem ruhigen Zeit-
räume Ton 4 Monaten erhob It hatte. Dia
Aerzte selb^ fingen an, an aller Heilung mit
Medicamenten zu verzweifeln, und dachten,
da alle ionern Mittel nichts halfen » an cbirar-
gische> und zwar an die Trepanation, die ei-
ner der Herrn aus dem Colleginm mit deni
Vorschlage eines Fontaneiis am Vorderkopf
und der Brechweinsteinsalbe am Hinterhauple
und Nacken noch yerdrüngte ; ein zweiter Vor-
schlag war die Moxa, doch konnte man nicht
übereinkommen, wohin man sie anwenden,
wollte, indem sich die Meinungen zwischen
dem Kopfe und Rückgrath theilten , obgti^ich
letzteres nie besonders schmerzte. Die erstere
Meinung ging durch , und die Brech weinstein-
salbe wurde über den ganzen Hinterkopf und
Nacken längere Zeit eingerieben, aber die
Besserung war nicht merklich, man rersetzte sie
dann auf die Arme pnd Füfse , auc|i. hier war
der Ex'folg derselbe. Damit nichts unversucht
bliebe, so wurde der Phosphor innerlich alt
Tropfen und äufserlich entlang der Wirbel-
saule als Einreibung angewendet. Auch die-
ses Mittel durfte sich mit den andern um den
Erfolg nicht streiten. Hierauf wurden zwei
Cauteria in der Nierengegend zu beiden Sei-
ten der Wirbelsäule aufgesetzt, die fr—-/ Wo-
chen nacheiterten. Ihre Wirkung auf die
Schwäche der Glieder war nicht besondersi
und gar keine, wenn man der fortdauernden
Eiterung nicht das Ausbleiben jenes gribeln-
den Gefühles im Rückgrath euschreiben wollte^
— 103 —
was die kleinere .Anzahl der bebandefnden
Aerzte anDabm. Oline Kücksicht auf das im-
■er» bald mebr, bald minder heftig andauern-
de Kopfweh wurde jetzt eine runde JUoxa von
4 Linien im Durchschnilt und 7 Linien Höhe
nf die Stelle aufgebrannt, wo sich die Afe-
idla spinaUs in die Cauda equina theilet. Der
Eifnlg -war nicht glänzend, und wäre ihre An-
wendung nicht gerade in eine ruhige Zeit ge-
fallen, man hätte dieses Mittel, wie alle an-
dern zu verlassen Ursache genug gehabt. So
alMt fing der Kranke allmäblig sich zu bes-
sern an , und nahm eine deutliche Zunahme
der SLdierheit und Kraft seiner Fiifse wahr.
Dieses bestimmte ihn nach Heilung der ersten
Brandwunde t seinen Arzt zur wiederholen An«
wenduDg der Sloza zu vermögen , die mau in
gleicher Grofse genau über die erste hinsetzte.
Ibn gute Wirkung sprach sich dieses Mal
idion viel deutlicher aus; es horte jenes kri-
bebde Gefühl im Rückgrath an allen jenen
Stellen auf, welche die I^Ioxa berührt hatte,
aoch stellte sich eine auffallende Besserung
der Gewandheit und Stärke der Füfse ein , so
dafs der Kranke mit Hülle des Stockes, und
am Arme des Wärters wieder ganz ordentlich
gehen konnte, nur durfte er kein Steinpflaster
betreten. Die Kauhheit und Unebenheit des-
selben, oder die heftige Erschütterung mach-
teo ihn immer starke, den electrischen Stö-
fsen ähnliche, Schmerzen nach dem Kreislaufe
der ischiadischen Nerven, und durch die ganze
MeduUa spinalis hinauf. Nicht unbemerkt darf
gelassen werden, dafs mit jedem Vollmonde
ein oder zwei Anfälle von Convulsionen ein-
traten , welchen auf etliche Tage Constipaüo
ülv'i^ und Verschlimmerung der Locomotic?
— 104 •
auf iem Fufse nachfolgte. So dauerte
kränkiicbe Zustand an zwei Jahre. Wi
Patient oocb Aerste hatten grolse 'Lust
neuen Anwendung der Moxa zu schrei teo,
man seit diesen zwei Jahren noch 3 mal
von unten aufsteigender Kichlung applicirtib}f.
um 80 geringer war. das Verlangen dar
als im Rückgrathe auch das Leiden nicht .meha
so bedeutend war , und man auf eine allmShp^ '>
fige Besserung sich schon darum groTae Hoff*
nung machte, weil keine Verschlimmerung
eintrat.' Erstere suchte man mit Terschiedenen
grofsen und kleinen Bütteln fest zu halteii»
wozu die Anwendung zweier Fontanelle auf
die Arme gehören, die lange 2^it offen cybai- •
ten wurden. Allein mit einem Male, wa )ede
gegründete Hoffnung einer langsam voranscbiei-
landen Heilung zugegen war, Termindeitee.
sich die Kräfte der Arme und Beine sichtlich,
anstatt sich zu vermehren, und aufser einem-
kurz IrorSbergehenden traurigen GemüthsaS- '
fecte war keine Ursache dieser Verschlimme^
mng aufzufinden. Das unangenehme Gefühl
im Rückgrath kehrte mit dem Friapismu^ ebdo^ •
falls wieder, jedoch fixirte sich ersterea qnr
an den Stellen, wo noch keine 9Ioxa aüfge«
stelzt war, derer bereits fünf abgebrannt wa-^.
ren. Der Kranke verlangte nun. selbst die 6te
Anwendung derselben, und nicht ohne hier
länglicher Entschädigung fiir die vielen Schmer-
zen; denn nach circa 6 — 7 Wochen warea'
die Extremitäten zu ihrem frühem zwar im^
tner schwachen Zustande zurückgekehrt, nach
hatte dieses Mal das Kupfieiden nicht den
frühem hohen Grad von Heftigkeit erlangt,
und an die Fortdauer eines geringen Schmer-
zes war der Patient seit langer Zeit gewohnt,
- 105 «
Umm kein T^g verging , von ffetn er hätte
mgou können, er sei iar ihn schmerzlos ge^
IBeben. Die Besserung ging nacli der Oten
:a, Tvie nach den erstem ranfen, nur nll-
ilig, und mehr. noch schritt die Krcift der
FSTae voran, als die der Hände, die noch
■chts mit Sicherheit halten konnten, wenn
es' ihnen auch ein oder das andere mal gelun-
gen war, mit Bestimmtheit die Gegenstände
•Bznfassen. In diesem Zustande sah der Kran-
ke Toll Hoffnung auf die Zeit hin^ und that
nidits weiter, als dafs er sich auch, auf beide
^•den Fontanelle anlegen liefs; sonderbar ge-
BBg Terordnete ihm kein Arzt, die Eiterung
der Sloxa zum Fontanelle umzugestalten. Die
froKe Aussicht in die Zukunft trübte sich ihm
Bidi CSnf Monaten von Neuem, wo ein dem
letzln nicht ähnlicher Krankheitsanfall ihn
ibs Bett zu liiiten nothigte. Fieber mit wech-
Minder Hitze und Kälte, einer trocknen Haut,
nod eben solchen Husten, Schmerzen auf der
Brust, und selbst etwas blutige Sputa liefsen
aber die Diagnosis keinen Zweifel« Wieder-
holte Aderlässe und ein streng antiphlogisti-
sches Verhalten beseitigten die gefährlichen
Symptome, aber die Crisis, die diese Krank-
heit machte, blieb ohne Wirkung ouf des
übrige Leiden; im Gegeuiheile minderten sich
die ICräfle wieder bedeutend, und die rorige
2^ähinung der Extremitäten schien mHchlig wie-
der einzubrechen , ohne dnfs ihr irgend ein.
Mittel Einhalt thun konnte. Um nicht ganz
und gar auf den frühem Zustand zurück^^e-
fiihrt zu werden, verstand sich der Kranke
willig zur 7ten Äloxa, deren Erfolg eben so
günstig, wie die frühem Male war; denn bald
«u( die Application kehrte auch wieder mehr
Kraft in die .unterD Extremilälen 'sofück, - wd«^^
che gute Wirkuog der Arzt durch ein leiclM
tes Turgans zu uoterhalteu, wenn nicht Mt^^i
vermehren glaubte. So ging die Bes8eran|^,^
und Zunahme der Kräfte einen langsame^)
Schrill voran 9 nachdem bereits von unt^n her-^^^
auf mehrmals die r halbe Länge der Wirbel^ >!
säule mit Moxen gebrannt wurde. Die Besse-* 4
rung hielt dieses Afal auch über ein halb Jabr. ]
an. Nichts desto Mfeniger waren alle V-Ärrich^" '
tungen der Arme und Schenkel noch selir niH-> :
sicher, und besonders hatte der Gao{; des
Kranken das Ausgezeichnete, dafs die ob«rf«
Korperhälfte wie eine hohe aufgerichtete Stav-'
ge immer hin und her schwankte, auch Ver-'
lor sich das schmerzliche Geliihl am Rick»
grathe da nicht , wo noch keine Oioxa abge-- -
brannt wurde; das Kopfweh und diebeson-^
dere Schwäche der intellectuellen Kräfte hiel"
ten ehenfaUs noch an p und liefsen immer iient-
Anfalle dieses jetzt ruhenden Feindes befürch« ^
ten. Und so war es auch: Nach einer mSh-.-
seligen Reise von mehrern Tagen, die der
Kranke nicht ohne Aerger gemacht hattet wor-
bei er sich zwar alle Bequemlichkeiten ver-.
schaffen konnte, kehrte die alte Schwäche dstf' .
untern Extremitäten langsam mit dem Kopfr'
wehe zurück , und bot allen Mitteln , die luae
gegen Myelitis anwendete, hartnackig Trulb
Die Gegenwart der letztern Krankheit fechi#B>
der constante Schmerz an der Wirbelsäule aU .
lein anzudeuten. Nach Verlauf von 14 Ta^*
gen , in welcher Zeit die Abnahme der Kräfte
allmählig weiter ged'leh, war auch die Läh- .
mung der untern Extremitäten vollständig, und
der Kranke wünschte die wiederholte Ajuwen-^-
dang der Mona, die cum achten J^Iale «oge-
— 107 —
^I mdet wurde. Bewunderangswurdig war auch
h^iues Mal wieder der Erfolg derselben. Ob-
(bich die aufsere Stelle der Wirbelsäule bei
iff kt BerühruDg ziemlich schmerzhaft war, so
i V loBDle der Kranke dennoch keinen tiefer lie-
[. inden Schmerz angeben ; dieses Täuschende
in Gefühles stand aber nicht im Wege, ihm
nf die leidende Stelle eine mehr lange als
mde Moxa von 3 Zoll in der Länge anzu-
wenden. Die Ausdauer, mit der der sonst
Mhwäch liehe Kranke diese Marter des Feuers
citnig, erregte sowohl Bewunderung als Mit-
leiden. Kaum war die Moxa aufgebrannt,
welche eine Eschera von 4 Zoll in der Länge
ttod 1 Zoll in der Breite bildete, so hörten
üe Schmerzen auf^ und von den Convulsio*
aen, Sie eich auch schon von den ersten Fin-
ger- ofld Zehengliedern anfangend wieder ge-
tagt hatten , war alle Spur verloren. Die
■B^emein grofse Eschera fiel ah, und heilte
ebne Beschwerde mit deutlich sichtbarer Rück-
kehr der BesseruBg und Stärke der Glieder,
Uan hatte glauben sollen, da die Moxa schon
beinahe die ganze Wirbelsäule herauf abge-
brannt wurde, das Leiden miifste nun ein Mal
zum Schweigen gebracht, worden seyn, oder
die 3Ioxa sey überhaupt das passende Mittel
nicht gewesen; aber weder das eine noch das
andere bestätigte der weitereYerlauf der Krank-
heit y die nach beiläufig acht Monaten einen
neuen Anfall machte, ähnlich den frühem.
Dieses Mal waren die Arme und die Brust-
organe die vorzüglich ergriffenen Gebilde, und
selbst die Cephalalgiaf die noch immer, wenn
auch nicht heftig, andauerte, war dieses Mal
weniger heftig, desto mehr aber beängstigte
dem Kranken ein heftiges Pochen des Her-
— 108 -
z^ns, das sich coDYuIsivisch zusammenEueieri
hen scbien, gleiclisam gitterte. < i
Für alle aadlern yorhergegang^nen R^w
dlTfalle, uod auch fdr den gegeDwärllgei» m|
e^ 'erwähnt y dafs man die Methodus aräiphh^
gUtica^ €yacuanSf txcitam^ Stimulans etc. alh
wechsluDgs weise nicht aufser Acht liefs, und
gerne in irgend einer dieser Heilmethoden qnt
eine gelinde Hoffnung erblickt hatte ; aber ver-
gebens. • Die Füfse hattdn zwar schon durcfc
die wiederholte Anwendung der Moxa so viel
selbstständige Kraft gewonnen, daüssie^ nicht
wieder ganz paralytisch wurden; aber dMfa
hoher stieg die Lähmung der Arme., di0 tob
den Fingern aufstieg , und wäre es nickt sa
gewagt gewesen, mit der Moxa noch langte
zu warten, so hätte vielleicht die Lähmniie
auch die Lungen und das Herz ergrifien; so
viel liels wenigstens die erschwerte Respixar
tion ', und das schwache Anschlagen des Htf-
zens befürchten, mit dem ein Erblassen disat
bisher hochroth gefärbt gebliebenen Gesichtfli
gleichen Schritt ging. . Weiter das Uebel «ö-
wachsen zu lassen und noch länger mit eioeiB
so oft bewährten Mittel zu warten, wäre melit
als medlcinischer Eigensinn gewe^sen , den kei^
ne Erfahrung belehren kann. Wir branntea
daher auf die Stelle, welche von den Brust-
wirbeln noch ungebrannt übrig war, eine neofl
Moxa von beiläufig zwei Zoll Lauge und 1
Zoll Höhe und 1 Zoll Breite ab. Die Verferd-
gung einer solchen mehr länglichen als rundei
Bloxa erforderte selbst manchen technisdiei
Handgriff, den wir hier übergehen« Storni
war nun an der ganzen Wirbelsäule vom ec
eten Brustwirbel an bis an das hellige Beb
- " 109 —
^ iie Narbe an der andern y und die Eschera
[4r suletzt aufgesetzten Moxa machte am Halse
ften Beschlufs. Immer ein schrecklicher An«
Plfick selbst für das Auge des mehr abgehär-
Men Chirurgen I aber wie Hülfe schaffen, wenn
«t alle milden Mittel verlassen, und nur dem
CBheisen, und dem Fener noch heilende Kräfte
friiUeben sind? ^
Man mochte der Therapie immer den Vor-
wotf machen können , dafs sie nicht anstatt
der so häufigen Wiederholung der Moxa ein
¥QiiUneli angelegt hat. Auch dieses blieb die
letztem zwei Male beim Abfallen der Eschera
nicht unbeachtet, aber der Erfolg lohnte nicht;
denn noch während die FonticuU eiterten, bra-
dnen die neuen Recidive mit aller Fnrchter-
lidikait ein , und selbe thaten keine Wirkung
Mibig und wurden unbeschadet rernarbt.
Die Besserung folgte auch dieses Mal der
lloxa - Application auf dem Fufse nach, iind
machte in dem Mafse, als die Eschera weg-
eiterte, auch sichtliche Forlschritte, und zwar
in einer solchen ScbneHigkeit, dals der Kranke
nach 14 Tagen schon wieder sh gut gehen und
seine Hände so gut brauchen konnte, als je«
mals Tor der letzten Verschlimmerung. Die
Respirationsbeschwerden und die Semiparaly-
eis des Herzens %'erlor sich unmittelbar nach
der Anwendung der Moxa.
Seit der letzten Anwendung dieses Mit-
teln bis auf gegenwärtige Zeit ist eiu Zeitraum
von 10 Monaten abgelaufen , ohue dafS' der
Diintleste xlufall von dem frühem Leiden sich
wieder eingestellt hatte. Obgleich das Kopf-
leiden noch nie ganz aufgehört hat, so ist ec
^ 110 -
4och bedeutend minder geworden , und d
'Somil weniger mit einem Rückfalie.
Scb^erxen entlang der Wirbelsäule baben
aufgehört, und an den Halswirbeln, wa
nie sugegen waren, sind aucb. keine n
eingetreten* Die Gewandtheit der Händ^
Föfse bat in dieser Zeit so zum Yortbeilfl
Kr^nken zugenommen^ dafs er allen Ges«
ten jetzt ungehindert nachkommen kann,
er selbst im Gehen nur noch einige Unsic
heit wahrnimmt, die aber dem Beobach
den ni^ht auffallt. Die - Unregelmäfsigkeii
'Se:^ualsystem hat sich ebenfalls dabin ge*
net, Aah nur nach einem längern Umgif
ihit dem weiblichen Geschlecbte, den der&r
ke sonst aufmerksam meidet, sich diütrl
gungen äufsern , aber bald wieder scbv
gen ; so dafs jetzt mehrere Wochen veige
können , bis eine nächtliche Saamenergieb
eintritt, welche dem Kranken zum Bewi
dsih diese Function dabei eine Hauptrolle sp
immer auf mehrere Tage bedeutend schwä
Das übrige Aussehen dieses Märtyrers, d
so mufs ihn j^der nennen, wenn ^r' sei
RScken sieht, ist wieder so blühend
schön geworden, wie früher^ auch seine ii
gen animalischen und intellectuellen Fünc
nen kehrten zu einer Integrität zurück,
vor 2i Jahr kein Arzt und der Kranke S6
nicht mehr erwartete. Der Kranke lebt j
wohlbehalten in der Schweiz, und hat ni
als den Verlust seiner zwei schönen Hex
Zähne zu beklagen , die ihm der häufige
zeitige Gebrauch des Calomels geraubt hat
» *
ZfPtite Krankhtitsgeschichte. J* B., ein K
▼OB 34 Jahren, aus K. » einem Städtd
— 111 ^
f«niS| eben nicht sonderlich starker, aber
10 wenig von schwächlicher Kürpercon-
itifii und sanguinisch - cholerischen Tem-
^itMttnte, durchlebte seine Jugendjahre in
:^Hpliibter Gesundheit, weniger seiner Pro-
^^ilii^deni Kleidermachen , als dem Handel
Tinchiedenen Artikeln ergeben. Im 30ten
l^i'i^ Terheiralhete er sich an ein, den Ge-
tUgenufs heftig begehrendes Weib, und
'MBgle mit diesem 3 linder in einem Zeil-
nome too eben so vielen Jahren. Gleich die
••^•ä UoAate nach seiner Verehelichung ver-
j9^ ^ eine auffallende Schwäche in den
«^Wsiiln, eine griebelnde Bewegung in die-
*^ «owohl, als auqh an den Armen, wo
•■•••8 Gtiühl vorzüglich deutlich wurde, wenn
5* wge Standen geschlafen hatte, oder über-
Jfj* wn Morgen etwas fassen wollte. Mit
ffinsni Ameisen kriechen oder Eingeschlafen-
•V* w Hände und Fiifse, wie er sich aus-
~^J®i War auch eine auirallende Uusicher-
"f^ '«welben verbunden , so dafs er weder
*™*g«hen, noch etwas bestimmt anfassen»
. - ^•■^gsien aber die Schneiderarbeit ver-
■'f™*' M)nDle. Wie es gewöhnlich unter den
^™*y* Leuten gebt , so wurde der Aufang
^ *-«iden8 nicht beachtet, ob es gleich
JJIJrJ^ Wochen abhielt, sich aber doch nicht
^*^!j*i höher steigerte« Eine längere Ab-
k^ibT** ^^^ ^^'^^^^ Ehehälfte, die unlerdefs
yf^ ersten Schwangerschaft aurh weiter
^ . ^> trug das meiste zur Besserung bey.
** I«Äg^ Mann erholte sich bald wieder so
_^ ' d^Ii ihm eine fühlbare Schwäche der
.. '^ Hälite der Riickenmarkssäule das ein-
^ ^Überbleibsel seiner erstem. Krankheit
^» die er nie fdj: so gefährlich gehalten
hAtte I als sie »ich nachher zeigte. E
Monate nach der ersten EntbindaDg der
stellte sich das früher erwähnte Leiden
der ein , und d^ des Kranken Handelsge^
ihn' häufig . zwang » vom Hanse etitferi
sejdf und sich uberhau|>t allem Ungemac
'Witterung auszusetzen ^ ' so zog er sich
einer heftigen Erhitzung an einem strt
Wintertage des Jahres 1823, wo er ii
IVaeht nach Hause reiste « ohne sich ge
Vor der Käke zu schützen , eine Erkältoq
die sich vorzüglich an dem Rückenmatl
rächen schien; denn kaum nach Hanse
kehrt > war er auch schon nicht meb
Stande» auf den FüDsen aliein sich tnli
, wegen» sondern konnte sich nur gestilf
zwei Stöcke unter vielen Schmerzeh en
des Rückgraths von einer Stelle zur ai
bewegen* Der Arzt ■ des Ortes behai
diese Erkältung rationel , aber dennoch .
Erfolg, ja selbst mit sichtlicher VerschliJ
rung; denn zu der Lähmung der unten
tremiläten gesellte sich jetzt auch aUn
eine Lähmung des optischen Nerven l
Aug'en , so dafs der Kranke nur mühselig
bekannten Wege noch finden konnte/ I
Leidens willen suchte er jetzt bei mit I
allein alle ophthalmiatrische Behandlnhg
von der Idee eine!? Sexual - Schwäche ,
mehr Erschöpfung ausging, brachte aui
Ange keine Besserung hervor » sondern
Uebel schritt rasch zur völligen Erblin
voran. Diesen schrecklichen Zustand wo :
]ich zu verhindern, brannte ich ihm au
Nervi frontdles superciliares beider Seiten,
sie aus der Augenhöhle heraustreten ,'
BaumwoUcvlinder in der Gröise eines Kr#i
Sit
- 113 -
J&kes ab, als die. letzten Mittel, wenn noch»
tw Bippokrates sagt, Etwas helfen tollte. Der
war wirklich günstiger als ich es nur
lete; denn die Erblindung, die schnell
Jisranschritt , blieb Jetzt auf ihrer einmal be*
^Inptelen Stufe stehen ^ und that auch nach
«iMm Jahre weder einen Schritt Tor, noch
liekirärts, obgleich der Patient sich den 6e-
lAIechtsgenufs auch hei seiner von Vielen
Amxien für unheilbar erklärten halben Läh-
■log noch nicht Versagen konnte , ja in' die-*
ma Znstande selbst noch ein Kind erzeugte»
Diese glücklichen Resultate der ersten An-
wendnog der Moxa bestimmten mich, dieses
kroische Büttel ihm auch auf der Wirbel*
«Ue steabrennen , und zwar auf der Stelle,
WS ädi zuerst die Schwache gezeigt hat, wel-
ch logeiahr auf den 4ten Bauchwirbel fiel.
Aii Anwendung dieser Moxa, welche bei ei-
am Umfange von der Grofse eines 40 Xr.
Stockes 1 starken Zoll hoch war, erduldete
dar Kranke mit vieler Seelenstärke, und auch
ohoe besonderes , ErgrüTenwerden seiner übri-
ftn Functioneü.
Vor der Anwendung derselben war sein
Koiper vorwärts gebeugt^ seine Füfse nicht
im Stande , den Rumpf zu tragen » und ver-
sachten sie es ja einmal, so schwanjtte der
Oberkörper auf den Füfsen nicht anders, als
wie eine lange perpendicular aufgerichtete
Stange, deren Schwerpunkt nur mit harter
Muhe im Gleichgewichte gehalten wird; die
Fofse fanden dabei auch nur sehr schwer die
ihnen entsprechende Stellung, und ohne ei-
sen oder den andern Stock war die aufrechte
Stellung gar nicht möglich. Die übrigen Funk-
IounuLZIV.B.irSc. H
— 114 -.
tionen wacen alle in Ordnung, ^^^ ^^^
etwas angehalten , der Sexualtrieb imme
tind deesea Befriedigung scheinbares I
fiifs. Ich finde nicht unnothig es zu I
ken, dafs diese -Lähmung, die man öfl
Tabeß' dorßalia confandirte , mit allen v
TJierdpie e'mpfohlenen Mitteln* von de
fäcfasteb Friction bis zur Moxa, und \r
Her teichten Gabe Nitrum bis zum Mcci
Nuäs Verrucae behandelt wurde, ohne
>eiA lohnender Erfolg dem Kranken ei
digte^; .
Kaum fing aber die £schera der 3I<
sich abzulösen^ so kehrte eine auffallende
in 4x6 Rückenmuskel und in die Schesi
rück 9 und ehe ' noch* die völlige Yerkii
der Wunde geschehen war, konnte d
ii$nt schon einige iSchritte frei ohne Hu
Stockes gehen , und dieses nicht blofs in
i^ierj sondern auch auf dem Stelnpflaste
gleich daselbst alle Bewegungen heftig sei
teir und das Rückenmark 'sehr empfii
StQlse fühlte; Auf das^ Gesicht blieb du
wohl , als die nachherige zum zweiten
auf die Rückensäule angewendete Mox«
Erfolg. Der Patient wurde nämlich dun
gladUichen Erfolg der Moi^a so ermu
dah er nach einem halben Jahre die W
kohluog derselben, die ich ibm anboth,
annahm, den Ridst der Schwäche in den £
kein zu heilen, wenn er auch gleich u
bar blind bleiben müfste. Der Erfolg täi
ii|a nicht, denn nach der Heilung der
ten eben so grolsen, *ond an eine etwa
lere Stelle eingebrannten Moxawonde.
•r Kranke als amaurotischer zwar nocl
^ 115 —
niiiem Wärter geführt, aber nicht mehr auf
ika gestützt zu mir, wenigstens für diesen
Uieil der Heilung seinen Dank auszusprechen.
Dieser Mann wäre ohne Zweifel wie der
mte durch die Moi^a YolULommen geheilt wor-
iui, und es auch geblieben, hätte er es über
■ch gewinnen können » sich den Geschlechts-
imuCs za versagen. Nach Jahr und Tag aber
kachle man ihn wieder zu mir, schlimmer
als je y und auch seine ganze übrige Constitu«
tion war der Art geschwächt, dafs eine wie-
itrholte Anwendung der Moxa mir sehr ge-
fdulich schien. Obgleich der Kranke insfän-
dfg in mich drang, ihm dieses Mittel noch
einmal zu appliciren, so 'stand ich gewarnt
iron sftnem übrigen Zustande dennoch davon
ab, und fand meine Weigerung durch das sei*
teoe Geständnifs gerechtfertigt, dafs er nach
ferweigerten Beischlaf von Seiten seiner Frau
10 einem andern gewöhnlichen eher noch schäd-
lichem Laster der Selbstbefleckung seine Zu-
flucht nahm. So viel ich aus einem Briefe
seiner Frau erfuhr, lebte er noch ganz ge-
lahmt mehr als ein Jahr, und starb an den
Folgen des Decubitus, und einer Entzündung
der Harnröhre und Blase, diid durch ungeschickte
Application des Catheters herbeigeführt wurde»
Drhte Krankengeschichte. Ein SOjahrigef
ttark und schön gebauter bayerscher Ofücier,
den die Strapazen mehrerer Feidziige und die
grimmige Kälte des Jahres 1812 an der Bere-
sina in Rufsland nicht beugen konnten , be-
stand, in seine Garnison zurückgekehrt, nur
kurze Zeit den ungleichen Kampf im Felde
thierischer Liebe mit einer schönen Girce des
HZ
— lit) —
Ort65; die uDiftern Helden erst in ihre NöUi
fafdte, als er sich von den. aus^estabdenflil
Leiden ganz und gar erholt hatte. Doch daaeiS
dieser Kampf nur kurze Zeit, denn nadi.^
Monaten nahmen Lendenschmerzen , Rü ^
weh, Schwäche in dea Beinen ^ Ameise
chen in den Schenkeln und Armen, und z
Uü an die äufsersten Phalangen det Finger b
ans, ihren Anfangs und verkündeten
zahllose Reihe harter Leiden. . So nahe ddj
Quell des Uebels lag, so wollte man am Aäat
noch nicht für denselben erkennen» selbst dani
noch nicht 9 als die glückliche Entfefnokig ¥001
Monte drcdlo , und der Aufenthalt in dend wiuh
derbar wiederbelebenden Heilquell . GaUm im
Salzburger Gebirge das Uöbel so weit wMtt
hoby dafs nur leise Mahnungen sich merken 'BJa-.
fsen, die bald, nach 6 Wochen schon, 9hiSä
alte Lebensweise wieder eintraf, zu straftfe*
den Bufspredigten wurden. Das Leiden im
Schenkel nahm der Art überhand, dä(t jlB
nach dieser Zeit den Rumpf schon nicht mät
ohne Hülfe eines Stockes zu tragen Termotbi
ten; die Schmerzen im Rückgiath waren we-
niger heftig y als eine gewisse Steifigkeit 1%
stig. Das Ameisenkriechen in den Fingen
veiwandelte sich in ein unaufhörliches eige»^
thümliches Zittern, so daß der Leidende nad
den zu fassenden Gegenständen auf eine äluH
liche iYeise greifen mufste, wie Kranke, dii
an Chorea St. Viti leiden. Alle mogikhia
Kraftbrühen und Arzneien , die die nimmev*
satte Schone für ihren entnervten Mars berei-
tete, waren nicht im Stande, ihm die yerlo»-
nen Kräfte wieder zugeben ; auch die Wieder-
holung des Bades blieb fruchtlos, und dir
schone Mann welkte am äufsern Ansehen ebto
- 1!7 - .
schnell daliin, als seine Lähmung fttnaluu.
^ Haare wurden grau und fielen aus, il»s
ifiauchf verlor seine liundung, wurde ruuze-
\Vt vnd mifafarbig, das Auge inatt und tri-be,
daiGemeingeliihl erlosch , der Appetit srbwand
wi (Im Lebens Freuden verwandelten sich in
Afadrafs » welcher mit der Lähmung der un-
Extremitäten f die rasch ihrer VoUkum-
iheit entgegenging, gleichen Sdiritt hielt.
'SuUaia cuu$a tpllkur effeaus, wäre freilich die
hsste Indication gewesen , aber theils wurde
Ab nicht erkannt, theils nicht dafür gehalten.
"• Ich wurde erst spät berathen^ aber meine ge*
' eofierte Ansicht gefiel 50 wenip: , als meine
▼oigeschlagenen Mittel. Frau Clrce mochte
mUcidit gemerkt haben, dals» ich der Sache
. am nächsten auf dem Grunde kam, und wuiste
" ü dahin zu bringen , dafs der Fatient, der
\ sonst nicht feuerschen war, dieses Mal vor
I. dam Feuer furchtsam bebte, und an allen 4
? Gliedern gelähmt ein halbes Jahr nach mei-
'-' ner Conaaltation starb.
IKese Krankengeschichte hat zwar man-
- ehe Verschiedenheit , . die sie Tor den übrigen
; ansseichnet, z. B. das schnelle Altern, und
^ir leo LebensHberdrufs , so wie die nicht cha-
nkteriatische Hinfälligkeit des Krauken ; den-
noch bin ich der Meinung, dafs sie in der
Wesenheit eine und dieselbe Krankheit be-
ichieibt. — ' Die Section wurde nicht ge-
iMdit.
t' Vierte Krankengeschichte, Die Gattin • »1*^-5
^, Chirargus E.. aus St. in fiayern , eine blüiieud
tdone Frau von 28 Jahren , MuUer von meh-
ifini Kindern, die sie schnell hinter einander
gebar, sprang von einer Bank herunter, gleil«*^
^ .-« 118 — .
aus» und stieb mit dem ^t^if« fest gegen
Bank. Nicht belacht zu werden, yerbiül
ihren Schmerz im ersten Augenblicke son
als später, bis sie endlieh ein schmerzb«
Gefühl entlang der ganzen Columna vejrtd
zqm Geständnifs gegen ihren Mann Termo«
Dieser legte nicht den gehörigen Werdt
die Sache /oder verstand sie nicht besier
mit einem Unimentum volätüe enmipftoriiW
behandeln. Der Schmerz bliel> sich is
gleich', nahm eher zu als ab, und aE
MeDse3 seit der Verletzung zum erstefn
eintraten, war ihre Erscheinung, die ^
nonmal war, dieses Mal auch schmerzhafl^
Ter breitete sich dieses unangenehme ~v
wie eine Art ischiadischer Schmerz nac3
Verlaufe der Cruralnerven , und stieg ^
den Ziehen herab, die öfter einschliefen
dann jede Bewegupg minderten. Nicht
und dieser Zustand ging in eine voUkot^
Lähmung der untern Extremitälen iib9
der auch das Sexaalsystem Theil nahm^
nur noch fünf Male seit der Verletzuog
die Menses immer sparsamer ein , und b
dann für immer ganz aus. Stuhlgang und
sQcretion blieben ungestört, eben so
litt die Verdauung eine andere Störung
die durch ^ das beständige Liegen. Vii
Mittel wurden vergeblich angewendet, je
dem die behandelnden Aerzte von diesei
gnosis und Indication ausgingen. Die
mung schritt immer weiter vor sich, um
ihr ein gänzlicher Verlust des Gemeinge:
Man konnte in die gelähmten FüTse st
lind kneipeti, ^ohne dafs es die Kranke mi
Webt bei den Füfsen allein blieb diese
JOüDg stehen , sondera ue Qx^tiS auch in c
■uwuiicne ntnngaag eniD^nreD ,- hbb
I |rtnaid«on Thiei; Tag und Nsdit. .dft
ml«.. .Ktatn da(B illr noch die.frna
i»f i^ Lippen und dar OeglatUioDi-
!■■• gablieban war. Die böhttn SinBfl
'.■iBa ' lugMtÖri; Auge, Ohr, Gemcli
■duiaok eilitteq innerhalb drei iafann
p uiDdute VwäDdernng. Noch War
Mrtiden dieter Unglöcklichea oicht •«(
Me SttiTe gestiegen. Sa wie.di« Lih-
!wthUg weit» an dem HaUe hinaiit'
Prtv lieh auch die Sptach«, nnd ia-
TarmögflD, dap Wärter-Fenonale atif
clichen Bedürfnisse und ilireii pftrior
'ti^eaden Abgang aufnferksam m ma-
fSeachtet eioer seht florgraltigen Pfleg*
^ bei dieser am ganzen Körper g«-
^ran , die Trie eine Fflanxe nur mehr
. bald ein bedeutender DecuUlas , der
■AxnmernswettheD Leiden nach bei-
'tthren ein Ende machte. — Die
^x«s das früher immer angenömtnen«
*> der RäckenmnrksbSlile nicht nach :
i-; 120 —
geneigt i eine eojiche Einsclirumipfuog der ilfc- ^
^^//o anzunehmen, sondern glaubte Tielmehr
ein Exsudat zu finden , auch war ich eher ge* -
neigt, diese Lähmung für Folge der Erschiit*
terung, als einer Sexual* Erschöpfung zu hal- ^
ten. Erst die Section, die den Uterus ganz*
klein, die Ovarien und Ovula Grqfiana kaum
bemerkbar zeigte, änderte meine Ansicht über
die Entstehung dieses Leidens, das auch bei ,
dem Frauengeschlechte so selten nicht ist, vne
mancher glauben mochte, der die Idee hat^
dafs das weibliche 'Geschlecht durch einen über-
ff
triebenen Sexualgenufs weniger als das männ^
liehe leide. Ich kenne gegenwärtig noch ein
Paar Frauen, die ihren Hang zur sinnlichen
Lust mit' einer mehr oder minder ausgebilde-
ten Lähmung der Extremitäten büfeen müssen.
Vielleicht dafs ich seiner Zeit ihre Kranken- .
geschickten nachtrage.
»■■,.■
— 121 —
■■
V«.
Vaccination.
CF€it80t£UDg. S. dieses Journal 1Q26 December,)
, '26. >
T^arioloidej
/SkUA ah eine mite von aujsen in Europa dn-
gepihrte Krankheit dargestelU.
En Nachtrag zu den im Journalheft November
aufgestellten jetzt herrschenden Meinungen.
•tiioe der sonderbarsten Meinungen lesen wir
jetzt in mehreren öffentlichen Blättern initge-
tfaeilt unter dem Namen des Herrn Moreau de
Jonrus^ und als Auszug aus seiner der Akade-
mie der Wissenschaften zu Faris vorgelegtea
Abhandlung : Untersuchungen zu Bestimmungen
dtr Kennzeichen und Wirkungen der F'arioloiden
und zu Entdeckung des Ursprungs dieser Kranke
Nach dieser werden die Varioloiden für
•ine neue Art Pocken erklärt ^ welche seit
10 Jahren nach Europa ^^ebracht worden.
— 122 — .^- -, . . ^ .
in Osti<i<ii^n hc^t sie einen höchst teotdec
sehen Karakter, den sie. aber in Enropa yei
loren hat. Auch in Amerika hat man sie bj
obachtet , und oft die Hälfte der Kranken cUu
an" sterben gesehen. Die Vaccine schützt nid
dafür , aber macht die Krankheit leiehter nn
gefahrloser. Hieraus lassen sich die Viele
Beispiele von Pockenkranken nach der Vacd
nation erklären , und sie . beweisen folgliis
nichts gegen die Schutzkraft der Vaccine ff
gen die wahren Pocken. "^^ .
Es scheint, dafs das letztere | die RettoB
der Schutzkrau der Vaccination, der Banrf
zweck des Hrn. Moreau bei der Annahme w»
ser Hypothese gewesen ist. Aber sie hedu
dessen nicht, und am wenigsten wird die!
durch eine neue Hypothese geschehen , die I
sich nicht haltbar ist, da uns die Entstehoi
der Varioloide sehr nahe liegt , tind wir sie i
der That nicht erjst aus Ostindien zn holi
brauchen. — Allerdings ist die Variolcidt A
neue Krankheit^ aber bei uns selbst erzeni
und sich noch täglich erzeugend durch d
Einimpfung des Pockensaamens auf einto t»
cinirten Boden; Eine Zwitterpfianze , erzeo)
tlurch die Pocken als Vater und durch di
Vaccine als Mutter. Ihr Daseyn ist nur durc
die Vaccine möglich, und durch sie allein i
sie erzeugt 9 welches auch geschichtlich set
leicht darzuthun ist.
Vor der Einführung der Vaccinanon W|
sie nicht vorhanden, aber sehr bald nach ili
rer*. Einführung , also lange Tor 10 JaMrei
zeigte sie sich. Schon im Jahre 1808 hab
ich sie beobachtet« . eben &o Ff^iUan xiud anda
^ i2^ ^ '
Sie ist in den letzten Jahren hau-
vorgekommen, wegen der grofsern Hau*
»t der Variola und der allgemein herr«
lenden yariolosen Gonstitation. Aber eben
idorch zeigt sie am deutlichsten ihre Ab-
;|nift nnd ihre yariolose Natur. Was aber
vollends entscheidend ist, ist das, dafs,
«enn ein nicht Vaccioircer von der Varioloide
Mgesteckt wird, er nicht Varioloiden sondern
die wnlire Variola -Krankheit erhält ^ weil hier
2er wahre Fockenkeim seinen natürlichen,
Bidit schon durch« Vaccine modifizirten , Bo-
d«i wieder erhält, in welchem er sich frei
entmckeln kann. Diese Dinge sind durch
Thstsachen vor tinsern Augen so oft bestätigt
worden, dafs darüber in Teutschland kein
Zmfel mehr existirt; Wir Wollen nur an
d» loch zuletzt von Hrn. ^. StoscK ^) mitge-
dcJICe merkwürdige Faktum erinnern, wodurch
TBiolose Ansteckung ein ganzes Institut Va-
rioloiden bekam , und die durch diese Varioloi-
den zuletzt angesteckte , nicht vaccinirte , Magd
die wahre yariola.
') 8. dieses Jonrnal December 1826«
(Die Fortsetsang folgt.}
- 124 -
VIII.
Kurze Nachric ht e n .
und
Auszüge-
y -
1.
Oeschichte und Arbeit eh
der Medizin, Chirurg» Gesellschaft zu Berlin
im Jahre 1826.
JL/en ^ten Januar^ Herr Staatsrath Hufeland gab
•ine Üebersicht der Arbeiten der Gesellschart im vo«
xigen Jahre 9 und theilte sodann seine Ansichten
über die Homöopathie mit.
«
Den aoten Januar» Hr. Professor Osann las eine
▼om Hrn. Medicintlpräsident v. PVolJf aus War-
•chan all correspondirenden Mitglied der Gesell-
schaft eingeschickte Abhandlung über dib in War-
schau herrschende Krankheit« - Constitution, den
Nutzen des Kohlensauren Eisens bei Neuralgien i|nd
der Radiys Artemisiae bei der Epilepsie. Diesem
fflgt^ Hr. Prof. Osänn noch einige Beobachtun-
ten ans seiner eigenen Praxis über den Nutzen der
rtemisia in der Epilepsie, und des Belladonna •
Extrakts mit Agua Laura 'Cerasi in der Prosopal-
gie bey,
— 125 '—
Den f^ten Februar. Hr. Geh. Rath Erhard Über
üe Grundflätse bei Anfejti^ung der ArzAeittsen,
Br» Dr. Bremer eine Uebeisicht des Gesund heittsu-
ttadee und dex Morulitäc von Berlin im vorigen
Den 17^0» Februar^ Hr. Geh« Kath Link, eine
Oabersicht der o£ficinellen PAausen, welche im bo-
misclien Garten sn Berlin gesogen werden« Ein
iiCsAtz vom Hrn* Dr« Rademacker über die Cholsra^
Den ^ten März, Hr. Prof. Schultz ^^ über die
Wizkang des Speichels und seine giftige Natur;
ignn Bemerkungen fiber die Abstammung des filen-
tchen nnd Beweis, dafs sie von einem Paar hcr-
iftkien.
■
Den ijten März, Hx» Dr* Krause, Bemerkun-
gen Aber die Wassersucht un d den Kutsen des Mer-
ewrms nitrosus in derselben. Hr. Staatsrath Mufeland
fbitgHecste Bemerkungen über die Gleiduiial der
GcscUeehier.
Des i4««n Jpril. Hr. Geh. Rath Graefe stellte
dfr Geseilschaft mehrere interessante Kranke Vor:
eis Midchen , dem eine Bohne in die Luftröhre
gfdrangen war, und die er durch die Tracheotomie
Slficklich davon befreiet hatte; einen Knaben, deni
orch etnen Bsam der Hirnschädel zersplittert wur-
de, und der ohne Trepanation durch Absonderung
der Knochensplitter vermittelst der Sappuration ge»
keilt worden war; ein IVIädclien, deren Thränen*
£stel durch Dupuytrens Methode in 3 Tagen geho-
ben wurde una eine kaum sichtbare Narbe hinter-
liefs; und eine Frau, die an einer Ranula \\it^ und
die dadurch geheilt wurde, dafs ein goldnes Röhr-
eben in den Ductus J^T arthonianus eingebracht wur-
de, welches nun seho^ seit einem halben Jahr ein-
erwachsen ist. Auch legte er der Gesellschaft den
in Paris verfertigten Apparat zur Cct^faZe^schen Stein*
sermalmangs- Methode vor, welchen das medici«
niseh - chirurgische Institut der Universität der Gna-
de Seiner Majestät verdankt. Zum Schlufs theiltc:
et seine Ansiehten fiber den Kaiserschnitt mit, meh-
rere Verbesserungen, und besonders Über die so
nothwfiiidige zweck'mäTsigere Nachkur desselben.
— 126 —
Den sQten April, Hr. Prof« E^k^ ebieii
würdigen Fall von einem dareh seine Hi ^
aufgezeichneten Femphigua bei einem Erwm«
Den I2.ten Mai, Hr. Dr. Bo^hr, Bemerl
fiber die PhUgmatia alba dolens f nebat £rsl
einet Falles , wo die Anwendung der Veaici„.
und des Arcaniun dupllcatum von weftejntliel
Nutzen waren« Hierauf wurde eine vom Hm, C
Sulzer eingeaandte Abhandlung über die neo».
thode des Hrn. Dr. Urban zur Heilung der Wr
acheu vorgelesen«
Den 26ten Mai, Hr. Dr. p« Siosch, DarstellBi
seit Januar herricheud gewesenen Krankheiten, .
Charak(ers und ihrer Behandlung. .Hr. tto.
Meier aus Petersburg , der die^ Gesellschaft ait
nera Besuch beehrte , theilte eine Uebersaoli| dar
Eufsland eebräuchlichen Mittel zur VerhflKiag
Heilung der Hydrophobie mit. '
•J*
h
«i^
Den gten Juni* Hu Prof« Hecker, geseU^llHn '
litter'ärische Notizen über die altern lateittliAlJ '
Aerzte von Celsus bis zu Ende dea 4tea J«lidM|F<?
derts.
Den 25fen Juni, Hr« Prof« Osann theÜM
Anfsau dea Hm. Medicinalrath Fischer la
mit'y über die Verschiedenheit der MediMn«it»i
den Officinen, willkuhrliche Verandemn(^eB
Vorschriften durch die Apotheker, *und'gi
Aufsicht auf die Bereitung der narcptiachen J
te$ darauf einen Aufsatz vom. Dr. Leo AImt
Heilquellen in Gtrlabad.
Den jten Juli. Hr. Regier ungaratli Net
Beobachtungen über das Kindbettermnenfieber,
zu ihm die in der Charite zwei Mal aoagebcocl
Epidemie derselben Gelegenheit gaben.
Den 2Uen Juli, Hr. Medicinalrath KJaaüeik^
die Benrtheilung des Falles, wo ein praki
Arzt Verdacht von eigener Gemathsstdrang gfebc«-
. Den l%ten August, Hr. Profi TVoehUr ^ Bi
aehtungen fiber die Wirkungen pAanzenajialrer
auf den Urin.
Den i^en September» Hr. Medicinalrath vC«fpi|v- -1
über die medicinisch-atatistischen Verhältniaae, dar ]
— 127 —
Jkdlcioalperjondii sn ^exn Publikum im Preufsi.
■Imd Staate im Jahr 1824» woraus aicfa sehr in-
tnssante Resultate ergaben.
Den iQ^en Septemher. Hr. Staatsrath Hufeland,
\ Üc neuesten Erfarungen' von Dr. Kanzler und Dr.
Rrosius über die Scbutzliraft der Belladonna ge^en
Jh Scharlach£eber, nebst «einen Bemerkungen über
B» dabei zu beobachtenden Regeln. Auch Mitthei-
Ing einer merkwürdigen Beobachtung , vom Dr.
JUn SU Güstrow, über eine Verhärtung eines gro-
lian Th^ils der Bauchmuskeln , welche durch eine
tachst mahtamo und langwierige Operation besei-
Üff wardeq. /^
Ben agften Septhr, Hr. Medieinalrath Staheroh,
ÜB Darstellung der bisherigen Analysen der Be-
tfnJUkeile des Opium mit Hinzufügnng seiner ei-
genen neueren Versuche^ die jedoch noch nicht be*
endige sind.
Den 13^071 Octoher, Hr. Prof. Hecker geschieht«
lieb lilierärische Kachrichten über die spätem grio«
«kiseifcia Aerzte.
Den 37^«» Octoher, Hr. Medicin^ilrath Casper,
ila Gutachten über eine verheimlichte Geburt und
die Zarechnungsfähigkeit der Mutter. Hierauf wur-
de vom Hrn. Dr. SchTnidt der Gesellschaft ein Krank-
heiufall zur Consultaiion vorgelegt«
Den lOten Nooemher, Ilr. Dr. PF'eitsch^ Beob-
Bchtung über den Diabetes mellitus ^ wobei beson-
ders seine günstigen Erfarungen über den Nutzen
der frischen Rindsgalle neu und interessant waren.
Den 2/^ten Novhr. Hr. Dr. Bremer tbeilte die
neuesten Nachrichten über die Epidemie zu Grö-
niogen mit, welche ihm vom Hrn. Dr. Baker da-
•elbst zugekommen waren. Hierauf Hr. Dr. Krause
Beobachtungen über chronische Hämorrhagien des
Mastdarms, bei denen am Ende Polypen in demsel-
ben als Ursache entdeckt wurden, und durch deren
Wegnahme die Ileilnng balci erfolgte;' desgleichen
Ton einem Trismus^* der durch einen ehrlosen Zahn
enengt und durch Wegnahme desselben gehoben
Wurde.
. — ■ 428' —.
I
Den Qten Detemher, Hr« X^t, Kraxise^ B«o
tungen fiber den . Oesundheit^zuBti^nd der j«
Leute in, Berlin TQm 2Öten bis sdm 35ten Jahi
Gelegenheit der Untersuchungen sum Militaird
fiemacht» wobei sieh ergab» dafs BnistalFekti«
Herzklopfen, chronische Halsentsünduiigen» Fle<
nnd Hernrien die häufigsten Krankheiten» hin(
syphilitische AfFektionen sehr selten "v^aren, i
is>ooo nur 2. Hr. Dr. Bremer zeigte' eiii merk
diges durch den Mastdarm abgegangenes steinai
Goncfemenc vor, welches sich bei einer Frai
xeugt hatte, die der Säure wegen mehrere [
lang grofse Quantitäten Magnesia Terschluckt 1
Zum Schlufs wurde eine Abhandlung des Freil
v* PVedekind fiber den Gebrauch des Sitbliiiuin
die DzondVBche Methode vorgelesen»
Den 22ten Decbr. Hr. Dr. Romherg^ Bc^
tungen Über Hämorrhagien des Gehirns.
Die Gesellschaft hat, wie obiges Veneid
beaeugc, ihre Arbeiten ununterbrochen fortgei
sich vieler belehrender Mittheilungen sowohl
den einheimiscjien als auch von auswärtigen
§liedern su erfreuen gehabt, und so ihren Zm
'örderung der Wissenschaft und coUegialische
einigung, redlich erfüllt. Die jedesmalige Bei
muns der herrschenden Gesundheitsconstitudon
Krankheiten , nnd des angemessensten Heilve:
reofy war von vielem Nutzen für das Ganze, ao
' die MittheilUng einzelner interessanter und soh
rieer Fälle aus der Privatpraxis, durch die gen
sehaftliche Berathung, für einzelne Kranke.
Leidet verlor die Gesellschaft in diesem J
drei ^hrer würdigsten Mitglieder: den vor^<
chen Ber^nd^, einen Mann von seltnem Geist nnd
hippokratischen Arzt; Richter ^ den Senior der
sigen Aerzte» einen durch seinen Karakter un^
in das höchste Alter (fortdauernde lebendige Tl
nähme an der Wissenschaft höohst achtbaren B£
nnd Schrader^ den als ausgezeichneten Chemiker
Naturforscher verehrten , und als Mensch geUeli
All eitabaintiiBlia Hitgliedir vrntden tutgnom»
i Die Herren Doccorea Pauli, Bari, Hmiglo/,
, Schmidt. Zu cotte«t)oii4irttideii Uitglie»
Ib Herren : Ilr. Or. Hademi and Hr. Prof.
alz in PcTg. flr. Dr. v. Itfordiitk, Hr. Prof.
>rn, Raimann, Hr. Dr. Gi&f |ron Ilarraik, Hr.
i/RKr und »r. Dr. £. Pohl tu Wian , Hr. Dt.
.ler EU Müncban, Hr. Hofiatti FiieA^r m Lft-
, Hr. Geb. Bitü W*m»l ia Fraakfurth, Hr.
ApaiiHS«!- in WAnburg, Hr. Prof. Satfa ia
läibere, Hr. Prof. FrtfJratch in WAnbure, Hr.
V^VftUBt in Bimbcre, Hr. Prof. Jörg und tlarpar
Uif(^, Hr. Prof. H<»cU<> iu Jon., Hr. Prof.
tti — t..^ Jjutäihatt Hr. Gafa.Rith fftirter in Mir-
~ '"■ t in Thorn, Hr. Prof. BarttU
urE, Hr. Medidntlrath Krutea in Breilau»
_ _. .-,r. Schtrelger-r und Schuftigen - Saidfl in HiUe»
I Er. ObtrliDfruh Kopp tu Hmin, Hr. HoFrith Tromnt»'
ifrffiM "Exlaxih und Uti HoEriüi Btmd»t xa Silx
Uta Bibliotbeli «rhiali ünrofi nalinrB iusni»
. ttttt Guoliaiiiia ■niWUcigw Odahneu (t^sB loliltfr
■ Pnufiüchtr Aarxie ftut dm (ii«rta';<>'>''(g:Mi
fmTonach Aber dio Wirkung de* CadmiKm luJ-
Africmftf. Er nifan bei völligem WotilbeEndan in
J^iutgt um 10 Dhr i Gran dieaea Prtpira», wal-
.■m aioen eigen thanlicban lueiilliacben G'ei^ht&ick
Wh Gagen II Dhr »eilte lieb' ein blufges Zu*
ywaanlenfan dea Speicbel* im Munde «uit der
iHRirlbiend ani^enorfen.virerdan mufite, um laCbr
|iq diel in ein beffigft WArgen Ob^i welolie«
jMua.2JIP.£.i.St. I
, — 130 .—•■■'■■ ■
aH« 1 bU I Minuten wiederkehrte, und w<
Aiit Tie],et ^ Anstrengung sähet Schleim, an«^
^7arde« Dieser Zustand dauert^ fort» bis um
starkes Erbrechen mic^ Würgen erschien ui
4 ühr wiederkehrte. Wobei sich heftige Sehr
in ^dem Magen und Nabelgegend, mit Drauj
Stuhl einstellten« Durch das Erbrechen wurd
genossenen Speisen ,' nebst vielem sauren Si
•und Galle ausgeleert. AuTser etwas Mattigkei
£• an diesem jfage Weiter nichts verspürt,
dal Uebelseyn und die -übrigen Symptome ni
liseh. ^Am folgenden Morgen empfand der Di
dmeh nur noch Schmersen in den Halsmuskeln,
scheinlich von dem Würgen und Anstreogei
Erbiechen.
P'ergiftung mit Taxus haticata, — l3er
innesratn Dr. Bartmann eu Frankfurt öbdudi
'MätTchen, welches eine Abkochung von dei
tem des Taxus haecata L» getrunken hatte;«
JFötu« labsutreiben., ulld in rdlge dieser: Verl
gestorben war. Br fand das Gesich& liebU
ehelnd , gleichsam rerkLlrt« tmd behaupte!
selbe Erscheinung schon sum dritten Male i
chen beobachtet zu Haben, wo der Tod daic
giftung mit Taxusblättern herbeigeführt word
üebrigens war die Person im Anfanj
Schwangerschaft, der Uterus stark entzünd
•in Eichen von d^r. GrÖise einer HAselnufa i
selben yorhanden, in welchem man swat c
dimente der Plapenta» aber noch keinen den
Fötui fand.
#
Brechmittel heim sohtoereh Bahnen, — Di0
»ittel . sind bei dem Connex von Sympton
. schweren Zahnens, als: Convnisionen, fieb
^ Zuf&Uf u. s. w., welche besoiiders bei I3urc
d^r Zähne so häufig beobachtet werden, i
▼iele Kinder hinra£Fen, von aiugeseichnater
•amkeity indem sie theils als Evacuantia, thi
Nerviua wirken* Im Laufe der verflossenen
taU kamen dem Kreis «Physikus Dr. Schmi
ISsus ft Falle vor, in welchen die Kindei
, Aniebein nach verloren waren ,* durch Brec:
^•bsr Un angenblieklich von aliön Gefahr <
— 131 —
t.in Zufällen befreit winden.' Die Zälu^o brieheu
Annach bild durch,
JLehensrettung einer Erhängten^ — Der Dr. Schu^
an SU Hoierswerda ^vnrde sa einem ißjährigen
JMchen gerufen, welches er, scheinbir entseelt,
•MfdeRi Fiifsboden liegend,, vorfand, und erfuhr.
Mm eich dasselbe aufgehangen hätte und eben ab«
Michnitcen w^örden sey. In Verbindung mit dem
Wnndaizt Kirsten unternahm er sofort angemessen«
Ifitangsver suche, welche, obgleich wenig Hofi!-
mg za einem günstigen Erfolg vorhanden war^
lehairlich 3 Stunden hindurch fortgesetzt wurden*
Saeh Verlauf derselben hatte der Arzt die Freude,
hM ersten Zeichen des wiederkehrenden Lebens zu
bmaken. Unter sorgfältiger Behandlung beham
dis Midchen am 5ten jTage das volle Bewufstseyn
wieder und v^urde glücMich gerettet. Dieser Fall
zeiety wie noth wendig es sey, die Wiederbele-
bvBEWirsucke bei Scheintodten mehrere Stunden
lÖDiarch fortzusetzen , da in vielen Fällen der Lls*
beisfoBke längere Zeit unterdracht seyn Kann, ohn«
(Uf arloschen zu seyn.
^ ' Manches Leben bei Verunglückten würde zu«
rtekgerafen werden können » wenn man' immer so
* bakarrlich in den Rettungsversuchen wäre, wie def
Dr. Schuster in dem erzählten Falle.
^enfserliehe Anwendung des Tart» emet, hei Rheu»
matismen. — Bei RheumitismuSy der auf einer Stelle
fizirt war, und warme Bedeckung des leidenden
aicht entzündeten Theils sich wohlthärig zeigte,
wandte der Kreisphysikus Dr. Holzhausen zu Soldin
eine Auflösung von i Scrupel Brechweinstein in
i{ Unze Lavendelspiritus äufserlich mit dem besten
Erfolge an. £r liefs die Auflösung auf einen "wol-
lenen Lappen giefsen, täglich 3 Mal damit die Stelle
einreiben, und sodann den Lappen auflegen. £s
wirkte das Mittel als ein gelindes Epispasticum, und
die Schmerzen verschwanden bald*
(Die Fortsetzung folgt.)
3.
Chiromanten
W«r denkt tich nickt bei dieieita World — ^
ChiromanHe^ di« Kunst ans der Hand wahr sli M
gen ? — <> Aber keines wess, — Ein hea«r Franifltf
«eher Sehriifcsteller beseicbnet damit '-* ionderb«
SjSna^ -— die Onanie ^ die Masturbation, — Also wlt
er ein Beitrag eu der jeteigen Sprachverwiii'u^
utiaerer Wissenschaft, die, Ton der Phamieeie aM
Sehend, tieh nnn immer mehr über «lie TkeUi
efrseplben verbreitet. Was soll am Endo daraus wM
den? Verwirrung der Begriffe, und immer gröfsiv
Ersoh wemng dea Sttidiunfis und der Litreratinr. Fifc
len denn diese Woi^fabrikanten nicht , da(s ein al
tei 'einifnal bekanntes und gebrftuchlichei WorCj ani
'Terminus technicus'^ «.ehnroal besser ist, ala «in '«•*>
ge!(c}iifFnes, gesetzt auch es wäre etwas ^dpiuik'
oder Saohiiehtiger? Und dafs es nnr dann cilMft
Ist, ein neues Wort su sdfaalFen, wenn mati'flU
lieh eine neue Sache oder eii;ien nenek Segriff i
bezeichnen hat? — Man lese und bebenigo dod
was der grprseXmne und der würdige ]fteransi;ebi
seiner neuesten von ihm selbst anfgesetsten BiOfH
\!\iit^'BMdoVphi^ bierdber tagt».
4
1^U9 Beobachtung von Vaeeine aus der PferdmmaJi
Ich Bäbe karzUch ächte Kuhpocken bei elnel
Knecht aus der Pferdemauke entstett;eh 'sehen , i
sich auch bei der Fortimpfung als ächte Knhpoeki
bestätigten. Bei mehrern dieser Geimpften habeii
nachher Versuche mit Impfung von Ku^hpocktinlyi
pbe gemacht, aber sie hafteten nicht. Eben so fi
nJg brachte die Maukelyinphe Pocken bei denen hl
— t33 —
ml, welche frflher Ticeinirt wbtden wiren, oder
db M«ntcheopockfln |i;ehabt hatten. Der erwähnte
btclit hatte dbrigeni weder geimpfte noch natür«
JcJit Pocken gehabt« •— (Aua einem Briefe des Hm,
hoL Bemdi su Greilawalde},
Ueh0r Pes€hier^s neues Specifioum e^sen den
Bandwurm. ^
Eine briefliche Mittbeiliing aus Bern,'
fie eich wohl erwarten liefSj wird auch hier
Am Ton Fescfuer entpfolüene fttheritche £ztraht der
Eaä, FUieis marir viel und mit glücklichen Br»
Ulß meewendet,' Bei der Bereitung und dem
Mmeh dieses Präparates haben wir uns nsch
folgeudüT xnitgetfaeilten Vorschrift gerichtet: y^Si
gfVOus vottlez retirer de la racina de la jfougere
^Je principe taenifuge» il faut la couper menue,
„U faire digerer a firoid pendant lo ä X2 jours
„dans une süffisante quantite d*ether sulphurique^
f^renrer le liquide par Vexpression^ le concantrer
„par la disiillation et favoriser Pe'vttporaticn des
y^ernieres portions d^ether^ en pla^ant le residu dans
ffUne capsule. sur un vase contenant de Veau chaude^
„Le residu fourni par une liore de racine de la.fou-
„^cre pesera iQ gros, il sera d^un hrun^verdAtreJres
^yipais^ aura toute Vodsur vireuse de la fougere et:^nn
„denier {scrup» 7«) du dit mele aoec \Q, grains "de
„poudres de fougeres et de la conserve de cynorrho"
f^e vous donnera 12 ä 16 pillules^ qtCon fait prenm
„dre en 2 fois ä demie heure de distance au malade
fjie soir en se couchant, ne S0upant point et ne pre-
^jnant pas de nouriture des les 5 heures du soir. Z^e
fjUndemain Qn lui donne un leger purgatif et sans
„ifuHl s^en appergoivt, il rend le ver dans la pre-
„miere seile. Plus de 80 tacttias Ont pas$d de leur
„perSQnnes depuis 5 moisJ*^
— ,134 —
Diel es neue Mittel gegen den. Bandv^urm faH;
jeder Hinsicht vor vielen andern grofse Von '
Nicht nur wird jedej? JPatient dasselbe leicht
nehmen y weil die . Portion geringe |ind diel
gefällig ist» sondern ps macht auch naeh den
her beobachteten Fällen durchaus keine üblea T
kungeni die Patienten bemerken liaum etwas
nommen eu haben. Das auf den folgenden Tajg vi
beschriebene leichte Purgativ ist selbst nicht Sn.
Ten Personen nothwendig^ indem es auch Flllo-
viro der Wutm ohne diefs vollkommen ab
Sicherer mag. es aber immer seyn», dasLaxtaii
auszulasseOf
Der Wurm, geht, sey es blofs duroh das Fl
Kraut -Extract; oder mic Hülfe eines Abfftlirirabi-]
mittels gewöhnlich in einen Knäuel geballt, bei oei*';
eVsten Stuhlgängea ganz ab; der Patient. hat dtlifc" ^
windens nicht von nöthen , sein Feind -wlfd vk '
einem Male aus dem Felde getrieben. «Bei 4siB
einzigen meiner Patieiiten wurde der Wurm {iMck*
sam wie in einem Brey aufgelöst, gans klm^p^
hackt, wo man dessen ungeachtet an den eiqial"^
Stücken das Gliederavtige wahrnelftnen könnt«, alN'j
getrieben » obgleich in der Dosis und Attwendn»|jh.v
art des Mittels nichts abgeändert wurde. Yf^lühaß.
Umstände diese Auflösung, diese ZeratÖruag MJ
Wurmes suzuschreiben sey,^ habe iöh noch nJMt
erforschen könllen; es trägt aber.sür elaoklidiMlJ
Kur nichts' weiter bey, der kranke ward doch Tiii| '
seinem unwillkommenen Gaste befreit«
Wahrscheinlich ist es gleichsaltig ', welclic iü
von Las^ans dem Patienten am folgenden Täcefi*
reiclit werde, in soferne es nicht tue drastiiCDiiJ
Substanzen besteht und überdicfs dem Alter, A*
Constitution u. s« w. angemessen ist. Ich Verofdai
gewöhnlich ein Inf usum Scnnae mit englischem Salai^ i
Mannii und etwas Auissaamen, auf einmal sa nek*
;p3en, was gemeiniglich 4 bis Q Ausleerungen b^ •
wiik^
Die Anwei^dung dieses neuen Farmkraat-Pripantfi
ist noch zu wenig verbreitet, die Resultate davon !■
noch zu geringer Menge , wenigstens in meiner Vi* ;'
teratadt, vorhanden, um dieses Mittel als ein 6p^ I
cihcuxn bei «Uen Fersonan und gegeä jede Art rem •
— 135 —
I
Müi an sa«inp fehlen , aber ^ewift iat •§*. dafs 50-
rmkl ich, wie mehrere meiner Herren CoUe^en
ulbit noch in keinem Falle genöthigt waren, eine
Wadeihohe Anwendung de« Mittels in dieser Form
[VBonchmen,
Statt der in PescJner^s Vorschrift angegebenen
tmserve de Cynorrhode (ConservaCynofbatorum) r.ur
MianE einer Pillenroasse ^ gebrauchen wir hier
Ibb daa Farmkrau tpnlv er, so viel als nöthig ist»
■I mit einem Scrapel des Extracts 20 Stück Pillen
■ bereiten , irodurch freilich dieselben , da jenes
m danne erbalten werden kann, das Volumen von
Sibfen erhalten, welches bei vielen Personen, die
«ifaMdieft schon nor mit Mohe Pillen schlucken,
nHindernift zur Anwendung dieses Antlielmivtici
■WA in mag. Ob das Eactract nicht auch in einer
■■iin Form, s. B« mit Syrupen gemischt« wodurcli
•tgnifi, selbst bei Kindern und delikaien Patienten,
^^mni einnehmen was flüssig und süfs ist^^allse»
«MMK anwendbar würde, mit gleichem Erfolge'
(agdMi werden .könnte, ist künftighin noch zu er-
f^jaif bis dahin hat man sich rein an dÜ^ Vor-
rtrift (gehalten,
Ads meinen Erfahrungen, und denen meiner
HeiTen Culle^en , halte ich mich für berechtigt ait-
laaefamen, dafs dieses Mittel in der Schnelligkeit,
Zorerläfsigkeit uud Gelindigkeit seiner Wirkung
alle bisher bekannt gewordenen Wurmmittel über-
trilTr. In andern Formen» als in Pillen, scheint die-
ses Mittel indefs weniger sicher zu wirken^ -^ in Genf
soll €8 jetzt häufig mit Ol, Ricini gegeben werden.
Dm dadurch den Patienten die am folgenden Tage
la nehmende Abführung zu ersparen« In einem
Falle, w^o ich zwan:^ig Gran des Extractes mit Ei-
gelb und eine halbe Unze Syrup Abends auf einmal
and Tages darauf ein Laxans nehmen liefs , blieb
die gehoflte Wirkung aus, -— der Wurm ging erst
ab, als nachher noch die Pillen genommen wurden.
— 136 ^
Die Bibliothek d. pr. Betlk. Junnar d. J. eni
VermitchtB Abhandlunpen ans dem Oetiete der
künde ^ . von einer Gesellschaft praktischer
tu St^ Petersburg, Dritte Sammlung*
Kurte literarische Anzeigen»
Clinique medicale ^ Qu choix d'^observatioiu irei
ä la Clinique de IM, Lerminier, et pkbl
sous ses yeux par G. Andral Füs^ 'Troii
Partie, Maladies de Poitrine.
J, J. Crihbf Small*-po» and Cow^pode^ col
hending a conei»e history of those diseases
a comparison bettoeen inocülation fbr Small*i
and vaccination ^ etc»
' Jm Manson^ Medical Aesearches 9H the tfetU-^,
' Jodine in BrCnchocele ^ Paralysis^ CkorBM, Sts^
Ju\a^ Fistula latrymalis ^ Deaßtefs^ Dvpfhtgk^
white SiOeÜing et Distortions of thm opM -
F* A. M. Trautmann, de radiee Bryonia^ tS^
iOJuscfua'in Hemicrania artliritiea utu^
Fr* Meurer, de vitandis in praestribendo Mitmiß]
Sublimato corrosivo vitiis, \
J* F. F. Wenzel, de nervi sympathiti dlg»UQ»m
HOnnullis morbis producendis^ *
y
h. .'
D a s
al-^ uttdKohlenschlamm-Bad
zu
Gl ei f sen
bei
2ieleii2ig in di^r Neumark«
Ein Bericht
über
die merkwürdigsten Krankheitsformeni
welche
U den Jahren 1824 — 1826
daseibit beobachtet wurden
vom
Dt. Zeuschnery
Ej^ -Physikns zu Meseritz im GroltlitR»gthtiin •FoieB,
nnd
Dr. Reimann,
praktischem Arzte f a Zielttajg,
Berlin 1827.
Gedrnckt bei G. Rtimcr.
mm
Wenn gleicb, vriealle neuen Änttalteni Aach
CiMbens Bad anfangs mit Schwierig;keiten zn
Uaffen hatte^ so haben dennoch mehrjährig^e
yraktiicbe Ergebnisse^ bei weitem dieErwar-«
fugfo übertroffen , welche man , nach den
BtfUndtheilen dieses Mineralwassers orthei*
kady Ton der Heilkraft desselben in erwar«
In ach berechtigt glanbte) und viele ^ cum
Tkif durch die Wichtigkeit ihres tJebels sehi^
an'iwttrdige Kranke^ welche diesen Ort seit
iuigen Jahren besuchten, haben ihn gesfind
. isd seine Heiltjaellen segnend verlassen. Von
diesen einige der wichtigsten Fälle znt öf«
iuitlichen Kenntnifs zu bringen und dadurch
die Aufmerksamkeit einer gröfseren Aneahl
TOB Leidenden auf diesen nützlichen und
wirksamen Badeort £u leiten^ ist der Zweck
der gegenwärtigen Blätter.
Die Gleifjseixer Mineralwässer sind nach
icr Untersuchung des Herrn Professors John
ib Eisenwässer zu betrachten , in welchen
des Eisenoxydul £war mit Kohlensäure ver«
kanden ^ jedoch hauptsächlich in einem der
Tinciura martis alcalina ähnlichen Znstande
lieh befindet. Sie enthalten freies Natrum
lad einige Schwefel* und saUsaure^ natri-^
sehe ttnd'bitMrerdige yerbthdQDgen, yi
sich noch ein pflanzensänres Sals^ wel
Natrnm und Magnesia tnr Basis hat,
seilt ^). Nach diesen fiestandtheilen^ so
nach denen bereits über die Wirkung di
Wassers gesammelten Erfahrungen , xeij
sich Torräglich. in folgenden Krankhi
^rksam t
1) Bei Atfectionen des Nervensystei
sowohl solchisn, bei denen ein anfgerc
iind gesteigjBrtes Verhältnis der Sensibi
tn den Ändern Systemen, und 6in gereü
oft überfulltes Blntsystem statt findet, ,wi
der Hysterie, Hypochondrie, Epilepsie,
talepsie, St. Veitstanz etc. ; als bei d^njl
Sen Nervenkrankheiten, wo ErschÖpfiliig 1
langel an Thätigkeit sich in einzelnea
bilden ausspricht, als in LähiHungen, we
Folge von IJeberreisbng sind, nath Anfi
-von Schlagflüssen , nach Erschöpfung
Kriifte durch vorhergegangene Nerven&i
heiten, nach syphilitischen Küren und h
wierigen IVtercürialkuren , so <yie in a
t'ällen , wo. ein Allgemeinleiden sich di
üebertragüng auf ein einzelnes GebiUh
eine örtliche Krankheit verändert' hat
2) Beim Magenkrämpfe und Schwi
der Verdauungswerkeeuge.
3) Bei Gicht und Rheumatismus.
wUm
*) D«t Mineralbad zu Gleifsen bei ZieleDiig
Dr. J* F. J^hn, Professor der Chemie « Mitglied i
rerer gelehrten Gesellschaften u. s. w«, neblt Be
kangen tiber die Heilkräfte desselben von dem C
tor.rormey. Geheimen Ober-MediainaNRathe^ 1
Vf'j. w», mit 1 KupferUfd, Berlin 1831.
L'. 4] BeiContraclnroD, vorzüglich solchen,
likb als Folge von Gicht nod Rheuiiiatis-
pu erscheinen.
kL &) Bei einigen Krankheiten» vrelche dem
mbfiehen Geschlechte eigen sind, als bei
pMdwerden bei dem Ausbruche, und bei
^jidesmaligen Wiederkehr der Menstrua-
w und den damit verbundenen Nervenzu-
HQkii, Ohnmächten, hysterischer AfTcctioni
Hünenhaften Empfindungen im Untcrleibe,
[wonders beim Fluor albus. n
6) Bei lang>vierigen Hautausschlägen.
7) Bei hartnäokigen f ufsgeschwtiren.
^ Bei krankhaften DriiaenafFectionea
und überhaupt bei abnormen Vegetations-*
''^oUtiüea, die vorzugsweise das kindlich^
^«I/Befeadliche Alter befallen, s, B. der Sero«
fUraiiheit, Rachitis, Atrophie.
9) Bei Ohstructio viscerwn, und
• 1(Q bei Kniegeschwülsten,
« ■
Besonders merkwürdig ist aber das Glei-r
Wt^ Bad seit der Entdeckung eines mine-
ilbchco Kohlenschlammes geworden , wei-
ter von einer so ausgezeichneten Wirkung
dafs diese Schlammbäder sich gewifs den
'ksamfiten und merkwürdigsten Bädern der
an ^die Seite stellen. Nach der Unter«
liung des Herrn Professors John , welche
lelbe in einer besondern Abhandlung be-
Qt gemacht hat *)y sind die Elemente des«
0 lieber den neuentdeckten mineralischen Koh-
hlamm im Mineralbad zu GleiOi^n i^ön Herrn
Msor Jokn^ Bevlin 1^«
gelben: Hjitvgtn, Asot und Oxyf^ea
überwiegenden Carbogen.
Die vortreffliche Wirkung der Kohl
vielen äufserlichen Krankheiten lieCs vei
then, dafs diese Schlammbäder bei unrei
£aalen Ge6ch\Türeny bei chronisclien, i
riechenden und feuchten HautauischU
bei Krätze, Flechten^ Erbgrind undKnoc
fraÜB lYohlthätige Wirkung äufsern nrüi
und wirklieb bat eine mehrjährige Erfabi
diese Erwartungen nicht allein binläo|
gerechtfertigt, sondern in manchen Besiel
gen selbst weit übertroffen. Man mub
oft wundervolle Kraft dieser Bäder; a
beobachtet haben, um nicht nur ihren W<
nach Verdienst schätzen zu können , whi
tmcb um ihre Kräfte und Wirkungen in
«einen Ffillen gehörig zu würdigen.
Die nachfolgenden Krankheits • Beri(
welche aus denen zwei Sommer hindnrc
Gleifsener Bade gemachten reichhaltigei
fahrungen ausgehoben sind, mögen für Fr«
und Entfernte zur Bestätigung dessen die
was von der Wirkung der Heilquellen
Schlammbäder dieses Mineralbades gesag'
Dasselbe wurde unter andern von i
reren Kranken besucht, die an Brc
schwäche und Blutspeien litten, n
sich ein anhaltender Husten mit Schme
auf der Brust und Auswurf gesellte,
tägliche Baden und das Trinken des II
xalwassers der hiesigen Quell rt, verbni
mit mäfsiger Bewegung in freier Luft,
•kh hier der guten Lage wegen , besoi
i. ■'
Eiaatbmen «ignet, stellten dieselben ge«
ü^od her.
Einige an Cardialgie und Indige-
ion Leidende, klagten besonders über
Gefühl Yon Vollheit und Schwere im
I $ die Magengegend zeigte sich anf-
lehen, and war bei der Berührnog sehr
»findlicb. Allgemeines Unbehagen, er-
iwerte Respiration^ Kopfschmerzen^ saures
Ikbtofsen, Kollern im Leibe, waren die Be-
.•rfiwerden , über ^7elche sie besonders klag-«
Der Gebrauch der Bäder und das Trin*
desBrnnnens bei strenger DiSt während
iintsrär- bis sechs wSehentlichen Zeitraums,
.hnehtcn sie vriederum sur Genesung,
iLkeumatismus und Gicht« Ein
Mann fon höh«rm Alter hatte seit mehreren
JakrvB abwechselnd an rheumatischen Schmer«
fiel gelitten ; nachdem er das hiesige Bad
Sommer hindurch gebraucht hatte, so
-sehrieb derselbe im nächstfolgenden Herbste :
„Die Bäder haben mir mehr Wohlthaten
Ttrschafft als Töplitz f ich mufste seit 14 Jah- ,
Ten jede Nacht ein- bis zweimal wegen Rei-
ften und Brennen aus dem Bette^ bis mtine
Föfse etwas erkaltet wurden> um halb zwölf
ühr fingen die Schmerzen an, und dauerten
Vis ein Ühr des Nachts. Jetzt bin ich schon
sechs Nächte ruhig ohne Schmerzen im Bette,
bei einem anhaltenden Schlafe geblieben*
Gutt gebe, dafs es so immer bleibt! Auch
am Tage fühle ich nicht die Hälfte von die*
sen Schmerzen in meinem Innern; ich bin
wie neu geboren, obschon ich acht und sech«
u^ Jahre auf dem Buckel notirt habe. Sie
können meinen Namen in Ihre Kurblätter
«
aaf mein Gewissen anfoehmen; ]
Menschenfreund etc» recht ivohl.'^
Besonders inerkwfirdig ist folge
Ein Mi^nn von 38 Jahren, dessep
es noth^wendig machten, dafs er vi
ßchiffen verkehrte^ und der daher
rendcn Erkältungen ausgesetzt wa
in Folge derselben häufig Anfälle
«erkeit« Husten und Geschwüre ii
welche swar immer durch innere ]
eeitigt wurdeui jedoch durch wlede
kaltungen stärker wiederkehrten, i
endlich die Sprache ganz verlor,
9chwür6 im Innern *des Kehlkopfe
Auch äufserlich bildete sich in der G<
aelben ein grofses übelriechendes <
welches den Kehlkopf ganz blos l
diesem Zustande blieben alle ang
Mittel fruchtlos, und der Ausgan
völlige Halsschwindsucht war unvei
?^achdem dieser Kranke 20 Bäder
Senommen hatte, fand sich die Spr
er ein , die . Geschwt^re heilten a
Kranke wurde durch den fortgese
brauch der Bäder so vollkommen h
dafs er sie gesund verlassen und i
Schäfte ohne alle Stphrung bis jet
gen konnte.
Ein an Gicht leidender Mann
Jahren wurde ebenfalls gänzlich hi
Alle Gelefike waren ihm, in Fol{
Krankheit wohl um das 6fache ihi
mens vergröfsert, so dafs er ganz st
xnuDste ; aber auch dies vor grofsen S(
nicht einmal konnte. Er mufste i
ben hingetragen, und wie e;n Kind
Der Appetit fehlte, gans and die Ver-
;iwerkseu{;e waren höchst geschwächt.
i -viele Medicamente Tergeblich an-
waren j brauchte er die hiesigen Mi-
sr in einer Temperatar von 25 bis
find Rsanmnn Schon nach einigen Ba-
ri war dieser nnglückiiche Mann von al-
iSf^merien befreit, der Appetit stellte sich
ii Bad er vennochte anfangs an Krücken
geben; 40 Mineral- und einige Schlamm-
reiphteii zu seiner völligen Heilung hin !
^D« gutartige weifse Flufs, Fluor ai-
I" {'.^ ^^^^^hrte Absonderung des Schleims
[ M ^GeschlechtstUeilen der Frauenzimmer,
^^™ ^ntflr den Verhältnissen, wo derselbe
r^^^ dar^h Schlaffheit des Geschlechts-;
g!j*J| hervorgerufen worden , durch dea
^r^*?^ der anfänglich warmen, später
fJ^jWlen Bäder mehrmab gehoben. Sel-
^ od '^^ ®' eines Zusatzes stärkender
; J!''^4mmenziehender Kräuter; zum in-
^y, ^u Gebrauch wurde nach Erforder-.
j||, ^chmal Cudowa's und in selten era
^^*yrinonter Brunnen verordnet.
^^''■^mungen, oft durch Schlagflufa
jfgj k!!^^^^^ Nervenübeln erzeugt, fanden
Änlfy . . »lehreren Individuen vor^ die theils
Ben 71!^} theils aber auch nur an einzcl-*
loicbe^^Icn litten. Es wurden jedoch nur.
lUtzU ^^ Genesene entlassen , die in Folgcj
BÖtbai?^^!* Erkältungen, angreifender Ge-
!Brc||«l^^®gungen oder durch entkräftendo
octj^^ll® erkrankt waren. Das Reiben odec
lar^ ^^ der gelähmten Theile, welches nach
I l^^^be der Empfindlichkeit theils durch
^^nken selbst mit eigener Hand, theil^
10
aber auch durch die \Värter, vermItMtt Fla«-*
nell oder Bürsten bewirkt wurde» erweckt«
bei dem anhaltenden Gebrauche der ei^ärm*
ten Bäder und beim Genüsse gewürzhafter/
kräftiger Speisen und Getränke , besonders
eines guten alten Weins und guten kräfU*
gen Bieres, wiederum ein neues Nervenl«*
ben, und stellte die Leidenden wieder l|er.
Ein Knabe von 12 Jahren dessen Unter-
extremitäten, in Folge der Rachitis gans ^e^.
.lähmt waren/ konnte schon nach 12 |^enom*
menen Mineralbädera an Krücken^ und nach
30 dergleichen, g^ns allein ohne alle StütiM
gehen.
Hypochondrie und Hysterie, diese
fast nur in mittleren Jahren hervortretende»
halb körperliche und halb geistige Krank.«
heitsform, welche in mancherlei Umständen,
vorzugsweise aber wohl in Stockungen der
Unterleibsorgane ihren Grund hat, und de-
ren verschiedenartige fast täglich neue Er«
scheinungen Ursach sind, dafs die Aeri&te
ihr Wesen noch nicht genau bestimmen kön-
nen, halten wir auch Gelegenheit hier su se*
ben. B^i einigen schien Schwäche derVer-'
dauungs-Werkzeuge, oder Stockung in den- *
selben, besonders in der Leber, als ursäch-
liches IMoment zum Grunde zu liegen, denn
die Hauptsymptome sprachen sich in Appe-
titlosigkeit, Aufstofsen, hartnäckiger Leibes-
verstopfung oder Durchfall, erdfahler Ge-
sichtsfarbe, Flecken auf der Brust, bei hy-
sterischen Frauen aber in Brustkräm-
pfen und Kopfschmerzen aus« Leicht ver-
. ' daulicbe Speisen, und zweckmäfsige Diät, Zer-
streuung in mnnterer Gesellscaaft » die in
11
fieiiSien "wahrend der Badeneit hinreichend
m finden ist, und Verbindung des täglichen
Cebraachs der Bäder, mit dem Trinken des
foelles, befreiten dieselben gänzlieb von ih-
m Leiden, veshalb mehrere diesen Ort mit
(■friednem Hersen -verliefseu.
Die Scrofel * Krankheit unter den
Kiodern^ findet sich, besonders bei der nie-
iern Klasse der Bewohner hiesiger Umge-
{iod, bänfig vor. Um die Wirkung der hie-
ii^en Quelle auch auf diese Krankheitsform
in beurtheilen, fehlte es daher nicht an 6e«
k{enbeit» Kranke (Kinder) der Art, litten
Toreliglich an Drüsenanschwellungen des Hal-
leij deren mehrere schon exulcerirten. Der
ivCgetriebeneLeib, die angeschwollenen Lip-
fen und Nase, welche sich gleichseitig vor»-
bnAen, so wie blafses Gesicht, denen wohl
Ibagel an Reinlichkeit in den engen Wob-
fliogen^ nn zweckmässige Diät etc. als ur-
liebliches Verhältnifs sum Grunde lag, ver-
ichwanden bald beim -Gebrauch des JSadefi.
Der Genufs freier gesunder Luft, häufige Be-
wegung des Körpers in derselben und der
Tier- bis sechs wöchentliche Gebrauch des
Brnnnens brachten den Organismus in seine
normale Stimmung zurück«
Ein äufserst merkwürdiger Fall, welcher
zugleich die grofse Wirksamkeit der hiesi-
gen Schlammbäder beweist, war der folgende :
Ein Knabe von 9 Jahren , scrofulösen^
Constitution, bekam in Folge eines wieder-
holten Falles auf das Knie und der dadurch
bewirkten Quetschungen, eine Entzündung,
welche sich über die Knochen selbst verbrej«
tete und Knochenfrafs zur Folge hatte« Ein
kf^K«
^
12
geschickter Arzt bebandelte das Kind
Jahr hindurch , und erklärte endlich, d
um das Leben des Kindes zu retten^'der
abgenommen werden müfste. Das Knie
l>ereits mehrere Löcher « aus denen
dunkle stark riechende Jauche flofs, wel
die Instrumente schwarz färbte j dabei
das Kind heftige Schmerzen bei der Be
run^ und bei der geringsten Bewegung»
mufste deshalb immer gejxagen werden,
diesem Zustande gebrauchte das Kind
hiesigen Schlammbäder zu einer halben u
ganzen Stunde. Die Oefnungen im JL
wurden sorgfaltig im Bade gereinigt und iusi
mit Schlamm ausgefüllt^ aufser der Ba4n^-
wurden sie mit trockner Gharpie bfdeckti
Bei dieser Behandlung \erlor die Jtucbl
bald den üblen Geruch, es flofs immer wer
niger aus, die Schmerzen verloren sieb gWS
und die Oefnungen schickten sich zur Hfl^^
long an. Das Kind fing endlich an «a fflf(
hen, konnte das Knie bewegen, ^und so w
dasselbe nach 40 Schlammbädern fast gmtijf^j
geheilt. Jetzt geht es mit der gröfsten Ijeic^*
^igkeit, nur daf« es noch bald ermüdet. £p'7
kleiner Fleck an der Stelle, wo früher (dbi
gröfste und schlimmste Oefnung war, ^ifM
iiox)h etwas. Bei einem so entarteten uttpT.
tief eingreifenden Uebel ist aber auch vofi'^
einem einmalioren Gebrauche der Bäder dii-:
gänzliche Heilung nicht zu verlangen; inimi
dessen kann wohl mit Recht eine gründliche
jEIeilung von deren wiederholtem 6 ebraachi .1
ia\ künftigen Sommer erwartet werdea. *l
J
Ein Mann von einigen und dreihi^ Jak «
WQi der von seiner Jogend an, niemala mit .
13
ümtkrankheiten befallen g^ewesen,' bekam
fireiDigen Jahren einen tingewöbnlich hart-
iickigen Gesichts - Ausschlag*. Es
tnrde deswegen , weil der Ausschlag sich
lonZeit zu Zeit Tergröfserte, fein ärztliches
Verfahren dagegen eingeleitet. — Verschie-
Ine mit dem Aranken versuchte innerliche
lad anfserliche Kuren bewirkten durchaus
aichts ; ja selbst eine sweimal durchgemachte
hnnctions - Huogerkur hatte auch nicht die
Mringste Veränderung^ oder Verbesserung zut
folge. Anfangs Juni 1824 kam der Kranke
madi Gleifsen , wo ihm der Gebrauch des
biciigen Kohlenscblammbades^ welches
10 Smilichen Fällen, ja selbs,! auf dem gan-
un Körper verbreitete Ausschläge, auffal-
lend glücklich geheilt hatte, verordnet wurde«
Kae besondere Dyscrasie schien im Körper
mdit vorhanden zn seyn, so dafs deshalb
Sflcli kein anderweitiges Mittel zum inner-
bchen Gebrauche^ mit dem Kohlenschlamm-
bade in Verbindung gesetzt werden durfte.
Nach einem vierzehntägigen Gebrauchendes
Bades und eines erwärmten TJeberschlages
{EpitheTna) mit Kohlenschlamm bereitet, wurde
der Ausschlag auffallend verringert, und dies
so fortgesetzte achtwöchentlicbe Verfahren»
beseitigte den Ausschlag ^ans vollkommen,
so dafs auch jetzt, nach Jahr und Tag def
Ausschlag nicht wieder erschienen ist.
Ein Mann von 70 Jahren litt schon seit
langer Zeit an einer bösartigen Flechte, die
den ganzen Körper das Gesicht nicht aus-
genommen, bedeckte, ihn sehr entstellte und
die ihm der damit verbundenen Schmerzen
wegen sehr lästig wurde.
14
Die Bebandlang mehrerer AerMe, so
der Gebrauch der berühmtesten Bäder
ben ohne Erfolg;, so dafs der Kranke
Verzweiflung nahe war. Um noch
letzten Versuch zu seiner Heilung^ zu
Jen, gebrauchte er im verflossenen Soi
as hiesige Schlammbad. Schon nach
ersten 10 Bädern erfolgte eine beden
Besserung und nach 30 dergleichen war
ganze Körper vom Ausschlage befreit,
bei wurde die so länge krank gewesenebt
so belebt, und der in einem hohen Qn
geschwächte Körper so gestärkt, dafs der
tient bei seiner Rückkehr aus dem Bade
seinen Bekannten fast nicht wieder erionllJ
wurde, . *1**?i
• ••"I .p
• * »i
Eine sehr starke Frau von 40 Jaltffl
bekam in Folge des Druckes des sehr schwfli^:
ren Körpers und eiaer vorwaltenden bö
tigen Hautschärfe , faulichte , heftig achm
zende Geschwüre an den Füfsen^ welche
sehr übel riechende Jauche absondert
Mehrere Jahre hindurch wurden verschi
dene Heilmittel vergeblich angewandt; eni
lieh gebrauchte sie die hiesigen Schlammi
der, und wurde, nachdem sie einige 20.
von genommen hatte, dadurch völlig ^i
hergestellt
■ •
Diese Beispiele heilsamer Wirkangii
des Gleifsner** Bades, beweisen zur GnügCf
Was sich ferner bei ähnlichen Krankheitsfgj^
men wie die angeführten waren ^ von aenOf^
selben erwarten läfst«
Rucksichtlich d^r Art und Weise, «tde
es auf den Organismus einwirkt > so UX es
1 'SO wohlthSti^ wirkea unter iihn-
'•rhältDiaaen die kalten Bäder Gtei-
elcbd dem gaoEeh Körper durch Rei>
M Hantsysteins eiae woblthätige Le-
IM mittheilflo.
BflsiUar von Gleifaea hat bis jetzt
utea und Mühe gespart, um die An-
jader Hinsicht zu vervoUItommenen,
d anch gflwirs fernerhin nicht ver-
■', dem za genügen, waa etwa su
to übrig bleibt.
t dad die Preise der Bader, Logis,
Rtstnaration bedeutend herabgesetst,
U daher ea hoffen : daCs diese , der
n Menschheit geweihte Anstalt, de-
iniger Zweck es ist, auf eine höchst
lUtsige Weise den Kranken Gene-
Terichaffen, und dadurch das AUge-
bl EU befördern , immer mehr and
m Beifall des Fablikums erlangen,
Au&nerksamkeit der Leidenden -auf
i
j
i
J o u r u a 1
der
actischen Heilkunde
Heraufgegeben
▼ on
C. W. H u f e I a n d.
TmdB» Actittrath, Ritter d«t. rothen Adler«
«weiter Klasse, entemLeibtnt» Prof. der Me«
^ikbiaBf der üniversitic «u Berlin, Mitglied der Aca-
■dcmio der Witsentchiifteii eto.
und
c^. ' E. O 8 a n n.
M^endieheni Profettor der Medicui An der üuiver'
•iittt ttad der Medicinitch-Chiriirgitchen Academie
..Jtar du Milittir SU Berlin^ und Mitglied mehrerer
gelehrten Geielltchftften.
•
GraUf Freimd^ ist alle Theorie,
Doch grün des Lebens goldner Baum*
Göihe,
II. Stück. Februar.
Berlin 182 7.
GediBckt und verlegt bei G. Reimer,
■ [
- *.
» . .'
I.
Die Verschiedenheit
swi8c]i.en
»rechten und linken Seite beim
Menschen«
ftenonders im kranken Zu3tande.
Vom
Oberhof rathe Dr* G. H. Kopp,
JRi^tzaiigt * Medisiiul - Referenten su , Hanau*
^itragea in der öffentlichen Veriammlung dar
IVattexauer GeaellscUaft f« d. g. N. am 30ten Au*
gust 1826«
•4 ^X eine bekannte Sache , dafs beim Bf en*
kttiin'der Regel der rechte Arm mehr Stär-
^Ibaty. als der linke. Es findet dle^s, so viel
jeweils, bei allen Nationen Statt. Die rechte
ilild i^t die gewandteste und jgebraach teste.
Kl rechte Arni wird von den Menschen -^
it nrhältniTsmäisig geringen Ausnahmen —
I aflan Arbeiten angewendet, die Kraft, An-
Äf^gung, Fertigkeit und Geschick Verlan*
i. Der linke ist nur der Unterstätzer des
ibten ; die Unke Hand hilft der rechten.
A2
- 4 U .
{Josera Spracbe , reich an metaphorischen Ail^
drücken t nennt etwas Unki angreiftn^ we^
man es rüchi recht macht. Das Kind setzt schir
früh mehr den rechten als den linken Arm ij
Bewegung. Es thot dies nicht als Folge de-
Nachahmung y Erziehung, Gewohnheit , odea
des Zufalls , sondern, weil ihm ' die Neigung
dazu angeboren ward, es sich stärker im rech-
ten als im linken fühlt. Dem Kinde wird
bald dieses Uebergewicht yon Vermögen in
dem rechten Arme merklich; allmählig greSR
es vorzugsweise mit der rechten Hand; bebn
Heranwachsen benutzt es sie am ehesten und
häufigsten, und gewinnt endlich darin G^
schick, Fertigkeit und Leichtigkeit im höhe-
ren Grade.
Nicht unbekannt ist es auch^ daüs bei den
meisten Menschen der rechte Arm r^ wanii
ihn nicht eigenthümUche Krankheiten schwäch-
ten — ^ und das Individuum nicht links ist ■—
dickere und Tollere Muskeln, SD wie auaga-
wirktere Knochen hat, als der linke. Hfiat
kann diefs im Uebermaafse an Menschen wahr-
nehmen, die vorzugsweise den rechten Arm
anstrengen 9 wie Fechtmeister u, a.
Weniger auffallend, aber merklich genug
wird es , dala gewohnlich das rechte Bein stac-
ker ist , als das linke. In^er Regel gebraucht
man vorzugsweise das rechte Bein, wennimc
ein Bein in Bewegung gesetzt werden soll,
wie beim Treten etc. Im Gehen «cbreitet fast
jeder mit dem rechten Fufse zuerst vor; tind
die Mehrzahl der Menschen^ haben mehr Ge-
schick und Gewalt im rechten Beine als im
linken. Der reehte Fufi^ist auch, wie das
rechte Aein« gemeiniglich etwas dicker, und
— 5 —
sichtige Schuhmacher werden daher meist
k rechten Fufs zum AometseD wählen.
■ •
:Dw rechte Hode erscheint gewöhnlicher-
j^ stärker und grSfser als der linke.
^j^Was ist nun die Ursache dieser iiberwie*
pk Kraft in der rechten Seite? Meines
■tditsns liegt sie darin , weil der rechte Arm
|1. der. rechte Theil des Kopfes mehr Blnt
bdten, als die gleichnamigen Organe auf
K Unken Seite. Der Zoflufs des Bhites nach
tt letzteren ist erschwerter, als nach den erst«
gÄtanteo. Die Muskeln, Nerven etc. zieheil
"JK ihre Nahrung ans dem Blute, und ao
■ftMB auch die, welche mehr desselben ge-
^''■Mii, groberee Wirknngs vermögen besitzen.
.Vena das Blut von der hinteren oder lin-
^^Svikammer herausgedrSckt wird, und die
^'^^k in der Aorta aufsteigt, so gelangt die
•J^^Ie zuerst an den gemeinschaftlichen
^^ {Arieria anonyma) der rechten Kopfar-
^-^üd der rechten Schlüsselbein pulsader.
iiJ!r^^ dringt in diesen gemeinschaftlichen
^ tnerst, mit der gröfsten Gewalt und
?• ^ geringsten Hindernissen ; weil jener
^^nstamm gerade über dem Aufsteigen
^/Utes sich mündet, wahrend nachher erst
^clit von ihm aufgenommene Blut durch
^OTtabogen eine Biegung in seinem Stro*
^^cht, und überdiefs sich nun iheilen
2^ Um in die linke Carotis und linke Schliis-
^^arterie — die getrennt, ohne gemein-
-^üchen Stamm in die Aorta münden ~
^ymen. Durch die vordere Stelle und
tffV ■ ^begünstigte Richtung jenes gemein-
"^■^chen Stammes für die rulsadern der
' — 6 —
. rechten Arm- -und Kopfteite mors lef
die Kraft des Herzens im Zufuhren toi
in lioherem Grade zu , Theil werden , a
nen der linken. — Hierbei ist noch 2
rScksichtigen, dafs die rechte 'Kopfarterie
, ,vreTt^ als die' linke, <und die rechte S
selbeinschlagader gewöhnlich stärker a
linke ist»
Das niehrvermogen ini rechten Beine a
mir blofs eine secnndäre Wirkung d«
spriin^lich gröfseren Kraft der obern'
der rechtisn Seile des menschlichen K
tu seyn^ . Das Bein folgt dem Arme^
jene Tbeile mehr Blut als die linken ai
men ^ entsteht ein TJebergewicht. von Kr:
der rechten oberen Seite^ wodurch der 1
UBwiUkührlich geneigt wird^ auch das
Bein häufiger in Funktion zu bringet
erst öfterer Gebrauch da, dann erlange
die Organe dieser Extremität in der Tt
verstärktes Wirkungsvermogen. Denn*
ein physiologisches Gesetz, dafs Uebui
Organ stärkt und mehr ausbildet, dagegi
^in Uebermaafs von Buhe, Schwäche ^«1
und dafs ein Oi;gan # welches gar nicht
Bestimmung nach gebraucht ytixi^ am
die Fähigkeit zu seiner Funktion ein
IjLann»'
Der Torgetragehen Ansicht von de
sachlichen der gröfseren Stärke und Gei
|ieit der rechten Seite konnte man dei
. Wurf machen^ dafs wenn, wie es nicht
der Fall ist, ein Mensch links, sey, d
deni linken Arme und in' der. linken
, mehr Kraft iind Geschick fiihle, als i
' gleichnamigeni Theilea rechter Seits, ei
^/^'^^ «cb efne Varietät in d^t Stellung niicl Thei-
^^ äMhg ier eioben^ dem Herzen nahen, Bliit-
^^ iSffflse zeigen müsse , was sich doch nicht all*-
^^ ^Mnt Imtäiigen dürfe. Darauf ist zu erwidern,
^^^eWAft Farietäten in den Arterien und Venen
^^lim M^g genug angetroffen werden, und dafs,
' mg VCBB auch bei Menschen, die links sind, nicht
(»de der gemeinschaftliche Stamm der rech-
te Kopf- und Schlüsselbeinarterie fehle ^ und
Jrtztere Pulsadern getrennt und einzeln aus
der Aorta entspringen , auf andere Weise bei
soUen Individuen ein regelwidriger geringe-
ilt Baum in den erwähnten Biutgeiafsen Statt
iaJtBy und dadurch den Zuflufs des Blutes
aicb der linken Seite lebhafter als zu der rech-
ten ausnahmsweise seyn kann. — Uebrigens
isl mir kein , Ton einem' Anatomen genau be-
•dnisbener, Fall bekannt^ worin die Beschaf-
ftikft aller Blutgefirfse eines Menschen voll-
|boHmen normal gewesen, dessen linke Seite
mm atärkere war. Doch möchte es interessant
MjB nachzuweisen, ob Menschen im Leben
aiehr oder minder das» was man links nennt,
waren ^ deren Leichname die , bereits von Zer-
gUederern gefundenen, Abweichungen im Ar-
tmienban zeigen, dafsi die rechte Kopf- und
ScblÜBselbeinarterie ohne gemeinsamen iStamm
ans der Aorta entstehen, oder wohl gar, bei
einer verkehrten Lage des Herzens, die linke
Carotis und linke Schlüsselbeinschlegader einen
gemeinschaftlichen Stamm haben.
Aber nicht allein im gesunden, sondern
«neb im krankhaften Zustande befindet sich
die rechte Seite gegen die linke im Vor th eile.
Es. ist dies ein Gegenstand, der in der Thal
zn wenig bisher beachtet wurde > ob er gleicb
— 8 —
^
unbezweifelt Auf die physiologische Uot
chüog der Verschiedenheit zwischen der :
ten ^ und linken Seite de5 manschlichen
psrs einen bedeutenden EinfluTs hat. Wai
meine Erfahrung in dieser ' Hinsicht üb<
ferte, will ich hier im Allgemeinen zn^
menstellen. Näitiirlich . dürfen dabei nui
che' Krankheiten in Betracht kommen ,
che beide Seiten betreffen können , und
an die eine Seite wegen der Lage des a1
ten Organs gebannt sind, wie z. B. Ki
heilen des Blinddarms , der als einfaches
geweide nur auf der rechten Seite ^icl
findet.
. Bei Entz&ndungen der Mandeln ist u
allermeisten Fällen, die linke Maudel j
entzündet , . als die rechte ; oder auch ni
lein die linke und die /rechte gar nicht.^
kann wohl rechnen , dafs auf zwölf Fälh
Mandelbräune, wo die linke Bf and'el^ bloß
iiauptsächlich ergriffen ist, erst ein Fall ko
w^ dies Ton der rechten gilt. Während
Reibe von Jahren war ich aufhaerksan
diese Sache und fand sie in sehr viele«
lender erwähnten, häufig erscheinenden! K
heit bestätigt. *)
^ Eben so yerhält es sich auch bei den
fündungen und <j6SchwiUsten der Ohr(
*) Bemerken mu£$ ich liier » dafs hin sicbtlie
• fles Öegenetendes meine Scbrifcr Biobaeh
im Gebiete der ausübenden Heilkunde (Fra
8. M. ißst. 8.) 9 einen sehr ents teilen 3en\ \
das Gegentheil' von dem^ was gesagt ^
•oU •>-» yovtL eben Vorgetragenen — besel«
.; den» Prackfehler enthält. Seite 6o Zeile I
' M nämlich dortlieifsen: linke Tonsille statt
Tonsille t lind 2 eile 8 rechte sutt /üilur.
— 9 —
\As Ab3Stze, Vrodurch sich die Krankljelt
hcheidet, zumal in bosarUgen Nerveofiebern
jAommen. Eine solche entzü od liehe An-
jjnvdlung entsteht am gewohnlichsten in der
üftoi, weit seltner in der recIiten.Ohrdriise.
Bei allen langwierigen Leiden und Feh-
rder beiden Lungenflügel wiederholt sich
.nämliche Beobachtung. Es ist in der Lun-
UiSQcht selten, dafs die rechte Lunge krank
nd die linke gesi^nd wäre. In der Aegel ist
ie letztere entweder am kränksten, oder auch
rehl allein krank, kurz mehr angegriffen als
ßs fechte. Schon während der Krankheit tre-
SD manche Beschwerden auf der linken Seite
^ptsicfalich ein. Die Leichenöffnung offen-
«i^tdann, dafs der linke Lungenflügel vor-
fi||iich der krankhafte Theil gewesen , und in
ihm die meisten ILnoten und Vereiterungen
ich Torfinden.
In Unterleibskrankheiten , wo Organe lei-
len, die wie der Darmkanal in beiden Seiten
Rch befinden , beobachtete ich ebenfalls , dafs
SRin die linker Seits gelegenen Organe mehr
iigiifen waren, als die rechte. Es hat sich
niräoch nicht gar lange diese ßemerkung bei
iiiier Sektion bestätiget , wo in Folge einer
ugeheuren Verdickung der Körper der Len-
knwirbel nach innen, mit Verknöcherung der
lorta, die Därme in eine chronische Entzün-
bng übergingen. Sie zeigten auf der linken
BÜtis bei weitem die gröfsten Zerstörungen
M waren hier gänzlich unter einander yer-
nchsen.
Die linke Niere wird sich Öfterer entzün-
»t finden als die rechte»
oJ
— 10 - .
• ' . ■ •. /^'^\ ■
Die Geschwülste -^ Wa^erAnliäofaDgl
Verhärtungen — , durch welche aie Eiersl"
erkranken , betreiTen meist den linken .
stock. ^— ^ Ich habe eben jetzt wieder
Fran in Behandlung, wo ijer linke Eu
leidet. Die Krankheit dieses Organs war
her weit beträchtlicher, denn dtie Genet4|
ist ziemlich nahe. Gon^nsuell wurde die til
ke Schulter ßrgriffen. Die oft zuriickkehr«
den heiligen Schmerzen in der linken Baufl
. Seite ^ im Kreuze und in dem linken Seht
terblatte verbinden sich, wenn sie im hoh^
Grade einfallen, mit dumpfem Wehtbua ■
linken Schenkel. Dem .ganzen Uebel U%
veraUetes Lustseuchegift zum Grunde.
So kommen auch die Trompeten - SchwM
gerschaflea zum gröfsten Theile links tot. \
In «der Hypochondrie ist bei den ti^H
chen empfindlichen Beschwerden des Untq
leibs die linke Seile desselben di^ leidendste
Ich kenne eine Person, die Ton Jugei
an auf der ganzen Unzen Seite sau krankbÜ
ten Erscheinungen geneigt war. Das'Ual
Auge ist das schwächere, das linke Ohr hiil
hörend. Litt .sie an Kopfschmerz, so safs I
mehr links« Späterhin wurde sie ron ififi
besch werden befallen , dadurch entstanden Ki
ständige schmerzhafte Empfindungen im lii
ken .Unterleibe. Das linke Bein war von y
her kraftloser als das rechte. — Bei eines
andern i der häufig von krampfhaften undnai
Tosen Üebeln heimgesucht wurde, erschien
••olche Yorzüglich und fast ausschliefslich a
.der linken Seite.
— 11 —
Ich hatte einen Kranken, der an senin-
..firen Zufallen der Lusteeuche lilt , und se]t>^t
i:4iraaf kam: wie sonderhar es doch sey, dals
^fäUe seine Krankheitserscheinungen dit^ linke
Mte beträfen. Er hatte Geschwüre auf der
i«ken iUandel, einen Schmerz in der Unken
Weiche y früher hier eine Drüsengeschwulst
— und schmerzhailtes Reifsen im linken JBeine.
Wieder in einem andern Falle, wo eine
Fenon von Kindheit an zu Krämpfen und
Aeofserungen eines sehr reizbaren IVervensy-
ileiiis neigte, waren die Zufalle hauptsächlich
der Unken Seite eigentfaümlich.
Noch ist mir Jemand bekannt, der seit
Tielen Jahren öfters blofs an der ganzen lin-
ken Seite des Korpers erhitzt wird, so dafs,
mbieud die rechte Hand eine nur gewöhn-
liche Temperatur hat, die linke brennt; so
lach die ganze linke Hälfte des Körpers schwitzt
vod die andere nicht.
Dafs Nervenschmerzen oder Nenralgieen,
besonders gern auf der linken Seite sich ein-
finden, habe ich vielfältig beobachtet. Auch
läfst sich das Podagra, falls es nur einen Fufs
er^ift, öfterer am- linken als am rechten
wahrnehmen und die Ischiadik liebt mehr das
linke, als das rechte Bein.
Aus dem Vorkommen von Krankheiten
durfte sich sonach auch der physiologische
Satz, dafs in der Regel beim Menschen die
rechte Seite die stärkere und die linke die
relativ Schwächere sey , befestigen. Denn es
lafsft sich bei aufmerksamer Beobachtung um
-i 12 -
Krankenbette nachweisen, iah die linke Sei /^
de3 Menschen der Einwirkung Ton fiufserli^
eben und innerlichen Schädlichkeiten^ gerip*
gern Widerstand leisten kann, als die rechte,^
Eine Erscheinung, deren Ursächliches ich nut
in deren Ahweichungen des. Baues , Sitzes«'
und der Verzwei^ng der grofseren Arterien^'
wie ich in dem Eingange dieses Aufsatzes er« '
orterte, aufzufinden vermag.
— 13 —
i««H
b«%
■ •«»
IL
VergiftuDg eines Mannes
daroh
hA Rauchen eines mit Arsenik ver-
mengten Tabacks
und.
^; glückliche Behandlung dieses seltnen
Falles.
;,. *
Mitgetbeilt
▼on dem GeheliBen Hofratbe und Ritter etc;
i)r. J. H. G- Schlegel,
stt Meiningon»
'^er Bäckeir K. ging ojn lOten Febr. 1806
Tormittags abf seinen Boden , holte sich ei«
ttg« Blatter Tabacks, um ihn zu rauchen; er
^tdinitt denselben, legte ihn auf ein. Papier
üd diefs in die Ofenrohre , damit er etwas
Mampfen sollte. Hierauf that er ihn in sei-
\.^^ T^ibacksbeutel und rauchte davon, ohne
«I mindeste davon zu spüren.
l" t» ^^^ ^^ ^^^^^ ^^^^ ^^ Uten d. M. in dem
[( |B^ eines Andern that , fragte ihn der Haus-
''^t^er. was er in dejr ff eile habe -<- d^
. - 14 - ■ ■ ■
Tnback stinke ja \Tie Kuoblauch, und m/v^
könne es io seiner Nahe nicht aushallen^ ^^^^
Der Tabacksraucher bemerkte nun diesen übel/'
Geruch auch selbst, konnte aber die Ursache
davon sich nicht erklären.' -Gegen Abend ein^
Pfeife bei einem dritten Bevvohner der Stadt
rauchend, setzte ihn auch dieser über das
Stinkende seines Tabacks zur Rede, nuthigte .
ihn, denselben aus der Pfeife zu thua und
diese mit dem Seiuigen j&u stopfen. Als er
aber am 12ten von jenem noch keine ganze
Pfeife ausgeraucht, bekam er Uebelseyn nnd
etlichemal heftiges Erbrechen; es' zog ihtn. dir
Rauch die Jirust $o zusammen ^ dafs er fest kein
/Port reden konnte und beinahe ohnmächtig wurde»
"Wie der Taback roch, so schmeckte er auch. .
Als er den >yenigen , noch im Beutel übrigen
Taback untersuchte^ fand er auf dem Boden 4
dessialben Körnchen wie Zucker, 'welche ein''
Apotheker für Arsenik erklärte.
Da der Tabncksbeutel in derselben Stube .
zu liegen pflegte , in welchem der 76 Jahre
alte Schwiegervater gedachten Tabacksrauchers
mit wohnte, warf dieser auf jenen , welcher
mit ihm seit geraumer Zeit in Uneinigkeit,
lebte, Verdacht, dafs es au{ sIein Leben ab-
gesehen sey.
Sachkundige fanden den im Beutel be-
findlichen Taback am I3ten d. M. mit einem
weifslichen, glasartigen, etwas glänzenden PuU
yer vermischt/ das auf Kohlen einen Geruch
nach Knoblauch und Taback entwickelte. Sie
liefsen von 6 Gran desselben und von Brod
bereiteten Kügelchen, einer ganz gesunden
Taube verschlucken. Diefs war Vormittags
11 Uhr. Kachmitlugs 2 Uhr erbrach »ie aich
-- 15 —
•inigemal, uod gegen 4 Uhr starb sie. Sie
•lUärteo , jenes Pulrer sei Arnnicum album^
Am löten dess. 9Ibn. gestand der mehr-
ahnte 76jähiige Schwiegervater: am 2ten
t^r. in der Apotheke deip nächsten Stadt
ICnsegift für 2 Alhus (ohngefahr 7 Xr.) ge-
miy es am iOtea ai^s dem vecsiegelten Schach-
Ukhen auf ein Papier gethan , auf den Back-
bog gelegt zu haben I um es mit Melil eu
mnuBchen und es dann in verschiedenen 'Kam-
mern den Oiänsen hinzulegen. Als er in die
Slaba zurückkam, vermifste et das Papier mit
liBiSäasegift. Sein Eidam, gab er vor, müsse
Muien Tahack darauf gelegt haben; gestand
ilMr: den Uten früh gegen 9 Uhr etviras von
dem A^nik in den Beutel aus dem Schäch-
tdäien hineingestreut, das übrige Gift v^eg-
gsworfiMi zu haben. Am 16ten Febr. lag es
dto Tabacksraucher noch immer sehr auf der
Brqst; er klagte über Hüsteln und kurzem
Atbem, Müdigkeit in den Gliedern, als wenn
Arn alles an dem Leibe zerschlagen wäre, so
dab er fast nichts arbeiten könne; wenn er
die Treppen steige , würde es, als wenn ihm
die Beine zusammenbrechen wollten, indefs
er am 12ten , nach dem mehrmaligen heftigen
Erbrechen, weiter, keine besondere Empfindung
gehabt, wenigstens nicht aufmerksam darauf
gewesen war«
Am ISten Febr. klagte er noch immer
aber beständiges Hüsteln und Zusammenzie-
beo in der Brust ; dabei hatte er Appetit, Ab -
üd Anaeonderungen waren in Ordnung, doch
der Schlaf unruhig, die Blüdigkeit grofs. Es
war swar nicht zu leugnen , dafs von arsenik-
m Dünsten ein solcher Reiz in der Lunge
- 16 —
entstehen konnte , der ein Zasammenziel
und Hüsteln, verursachte — < doch durfte ei
bemerken nicht überflüfsig seyn, dafs dan
und auch noch anoi 18ten Febr. in derseli
Stadt noch' mehrere Menschen ^n äbnlkl
' Zu|!ällen aus andern Ursachen litten.
Kr erhielt am . ISten d. BI. folgenli
jR^. jiquae Chamomillae undaa dua$ Olä dt^
dalarum duldum reuntis imciam iemis^ Sab T
tari ^sentialis Scrupulum unum^ Tincturai i
hai^ae guttas quindecim , Syrup. Akhaeae tma
dimidiam. M. S. Alle 2 Stundeü 1 ECplS
yoll zu nehmen. Am 2iten ^ d. M. JRec ,
cheniB Islandici wicias tres. Radicis jiltluüti '
du8 duäsy R. Grandnis Liquirüiae ana mal
unam. C. M. S. Spedes. S. Zum Traak ii
Theiie zu theilen und täglich einen ta ^
hrauchen. — Rec. Gummi artibid drachrhaiS^
solve in jiquae CliamomiUae undan quatuöTfd
T^ini antim. Huxh. drachmam unam^ TiMM
thebaica^ scrupulmn unum^ Sfrupi Altlu i
unam. Alle 2 Stunden 1 Efsloffel voll.
Auf diese Mittel verloren sich «die Bil
heschv^erden^ obgleich man dem Krankfln
rathen; hatte, sich vfarm zu halten,' ^
aber dennoch ausging.
Am 23sten klagte er übe^ grofsaSehn
zen , Reifseti und Steifigkeit in den Gliedl
als ob er diese nicht beveegen- könne. 1
Fuls ging ganz natürlich , nicht fieberhaft» ^
tient schvritzte sehr, seine Hatit hatte nvü
ge wohnliche Warme , der Schlaf war imral
Appetit mittelmäfsig^ Se- und Excretioi
fand man ordentlich. Man leitete die beacii
bene Empfindung in den Extremitäten tob
— 17 —
Anexiik - Dämpfen her, zumal man mehrmals
^Ibntractionen y besonders bei Bergleuten, da«
entstehen sieht.
Patient bekam am 23sten : Rec. AmygdüU
Mc. undam stnÜB^ Aquat Flor. Scmbuci uncioM
fuluorj Camphorae grana sex, M, f. emii/sio,
oi adde Antimonn diaphoritid n. a, scrupulum
WMif Spiritus Nitri dulcis drachmam unam^ Sy^
nf. Ahh. drachmas sco:, M, S, Alle Standen
i EfsloiTel YoU zu nehmen. — Man empfahl
ihm Wärme. Dieser Rath ward befolgt am
2äilin und 24steny und der Kranke besserte
sidL — Am 25ten nahm er JRtc. Rad. Serpenta-
rioä rögn« drachmas tres^ coque in s« q. Aquat
foai. ad remanent. wie. quatuor^ adde Campho*
rac, Stih volatilis Cornu Cervi ana grcha sex^
djpirir. Nitri dulcis drachmam unam cum dimidia^
Sfr, jihh. unc. unam. M. S. Alle 2 Stunden
1 EblliSel. — 'K. ging an diesem Tage kaum
talb angekleidet in der Stadt herum, am 26sten
ia seine Heimnthy am 28sten aber in seinen
seitherigen Wohnort zurück, wo er nun die
oben erwähnten Empfindungen in den Glie-
dern mehr, als vorher, klagte, und dafs er
Zü keinem Schweifse kommen könne. An
demselben Tage: Rec, Rad, Strptnu v. drachm.
ij. coq. c. 8. q. Aq. /• CoL unc. v. adde Cam^
^K>r. Bcrup. j. Liq. an» min. Hoffrru drachm. iß.
Vin. Am* H. drachm^ j. Syr. Alih. unc /. Alle
2 Stunden 1 ETsloffel voll.
' Am 9ten März 1806 litt der Kranke noch
> an Steifigkeit seiner Gelenke, besonders derer
^ der Kniee und Fiifse, abwechselnd mit rei-
benden Schmerzen. Diese Leiden hinderten
ibi| sehr im Gehen. — Er nahm von folgen-
den Faivern idle 3 Stunden eins in Wasser:
-i. 18 —
Rtc^ Radk. Vdier, gr. xp. Camphorat gm,
quatüOTj Sulphuris aurati ^ntimomi granum
3f, f, pulvis disp. pulv. tales No, ioc£o.
Am loten März besuchte ihn ein zi
Arzt; dieser fand ihn angekleidet und.Täti
rauchend. Er erzählte ihm jetzt den Herj'
der Sache .80: er wäre vorigen Herbst mit
sten und Sticken beschwert , doch seit 6-
Wochen ganz gesund gewesen, habe am 1(
Febr. ohugefähr eine grofse Hatid yollTal
in seinen Tabacksbeutel gethan und daTon
ganzen Tag» d. h. wohl 10 — 12 kleine, ~
ze, thonerne Ftihrmannspfeifen,. geraucht,
Nachtheil davon zu etnpiinden, was ändi^
liten , an welchem er wohl 15 rfeifen
te, der Fall war — ausgenommen Blittagii,
ihm ' übel wurde , so dafs eine ihn
tende Ferson ihm zurief: ,^er sitze ja da,
ein armer Sünder — man könne ihn iil
Todtenlade legen !" — Am I2ten fiog,erj|
früh wieder an zu rauchen. N^ch oIui(
10 Pfeifen überfiel ihn , gegen 1 Uhr IUI
indem er den Stall reinfgte, eine Sch^
— die Arme waren wie gelähmt, es
.ihm schwarz vor den Augen, ohnmächtigf|
mufste sich an die Wand lehnen, um
niederzusinken — die Weste wurde ihm-
eng, der Leib schwoll auf, seinem vMunda
stieg ein blauer. Dunst, er erbrach eine
Flüssigkeit, worauf sein Leib wieder
meafiel und er sich dann zu seinen Leataii
die Stube verfiigtigf. Hierauf verlor sich
Au%etriebenheit des Leibes uf d jenes
von Ohnmacht» nur Frost blieb noch zw
und hielt noch den darauf folgenden Tag
Am i4iea empfand er eine krampfigt grjibiii
— 19 -.
ifseod «iebeiide oder sprlogend« Bewe-
n der Brust , in den Füfsen und Atmen,
od da in einzelnen Muskeln sogar sieht-
ickend. Nachdein schienen die Umstän«
Uiichdrza werden; er klagte nur über
lins besonders grofse Neigung zu Schweib
tu Schwäche. Am 9ten Blärz zeigte sich
unrechten, dann am linken Fufse'eine
t, rothhiaue, grüngelbe; und sehr schmerz«
iJGeschwnlsty welche sich jedoch nach
DU Umschlag von warmen Kleien wieder
kf Bald darauf aber klagte er wieder
indiei kurzes Hustein , Zusammenziehen
Ifiit, Steifheit in den Gliedern, abwech«
1^ im stärksten in den Händen, den Ar«
U loEien und Waden. Am Uten früh
lik er, nach einer ziemlich schlaflosen
itkeftig ziehenden, reifsenden Schmer?
m Hüften und iui linken Fufse --* ge-
riet hatte ei^ weniger als sonst; er früh-.
\k täit Appetit, klagte stets Kopfweh,
iiifera in der Stirn und in den Schläfen;
Hbiäl BeiCsen im Auge; nach einem oft
S^telstündigen Gehen, Zittern in den
Sab Aussehen war blafs, gelblich, caohek«
»wie jemapd Ton hektischem Habitus, die
[Vtein', feucht«^ sein Geschmack natürlich,^
bis auf eine kleine Wolke, sein Harn
Stahl I die Haut nicht übermäfsig feucht^
küiü als warm« Sein kleiner , weicher
•cblug 76 mal in 1 Minute; seine Füfso
X nicht geschwollen»- nicht mifsiarbigi
un KnScbel beim Berühren sehr schmerz^
B 2
- 20 ^
Der 1^ Quent biegende Rest des Tahi
im Beutel wurde nun mit frischem Wai
iibergos^u ; sogleich schwamm der leicb
Taback oben und der Arsenik schlug sich
ein weifse«, gröbliches Pulver zu Bodeo^ Di
sorgfältigst gesainmelt und gewogen, wog M
ein halbes Quentchen. Die, zu dem Tab
gemischte Quantität Arsenik ist zwar ni
genau zu bestimmen , mag aber ohngefahr
was iib^r 1 Loth betragen haben.
Obschon die Ausmittelung des eigax
chen Einflusses des Arseniks auf diesen Ki
ken^ theils wegen der herrschenden. Kläi
heitscpnstitution , theils in K*s. unzuvfffB
gen, und in mehrern Punkten gewifs ÜMltiE
benen Aeufserungen über seine EmpSatrt
theils auch wegen des fehlerhaften, pnjsiid
Verhaltens desselben sehr schwer seja iSti
so sind doch mehrere der angegebenen KvV
heitszufälle eines Theils an und für sidij
gewöhnlichen^ Krankheiten zu selten , -«nij
Theils der Arsenik -Vergiftung zu genat^^
gemessen, als dafs man solch eine Tergifi^
wenn auch nur im 2t.en Grade^ nicht aai^
men sollte und mülste. Zu diesen Sjmptfltf
sind namentlich zu rechnen: die Erschaki
am 12ten und 14ten, besoc&ders die sob|
bare, für K. nicht deutlich beschreibbare^ 11
belnde Empfindung, das stickende Hm
und die Steifheit öder Halblähmnng — ^ Syi
tome , welche er nach allerlei modificirteii 1
gen immer fest behauptete , und einmal ^
immer schilderte, auch wohl umschrieb. DI
Einwirkung des, im Innern des Qrganiai
aufgenommenen Arseniks, schien in der 1
noch fortdauernd und hinreichend xu si
— 21 —
Leben allerdiogs noch in Gefahr su se-
U 'Er befand eich, dem Anscheine nach,
leni Schwäche -Zustand, welcher leicht
[Uoebrung übergehen konnte. — Da nun
bis aaf eine temporelle Brustbe-
itri vorigen Herbste, sonst stets, und
in den letzten 6 — 8 Wochen ganz
iftd zu seyn behauptete, diejenigen Symp-
bei ihm , welche man von epidemisch
nrk«Dden Schädlichkeiten herleiten kannte,
it he^Torstecbend waren, des Kr.mken ße-^
Mr Zustand mit seiner Schwäche in ei-
S^issen ungewöhnlichen 3ii(8verhältni8Se
ii loch die herrschenden rlieujnatischen
t^"^iil- Fieber nnter einer guten Beijan diu ng,
•■i^WÄnsie nicht schwer asthenisch (typhös,
**^)«ind, welchen doch K's. Munterkeit^
rter Appetit > freies Sensorium wider«
flicht in jene Geneigtheit zur Hektik
igehen pflegen — so durrte dieser nicht
')86 Zustand mit gröl'serer Wahrsrhein-
auf Rechnung des Arseniks /.u schrei-
. ftiiiie blofsen Dämpfe, wenn sie in den
^iommen und mit Speichel verschluckt
^f«Vi, diese Zufälle^ wie Arsenik in Sub-
^9 Terursachen, beobachteten schon U/izer,
^qu€t u. a. m. — Zur Wiederherstellung
Kranken wurden nun vorzugsweise Sei*
vasser, Alkalien, besonders die alkalische
mfelteber und Milchdiät empfohlen, und
r: von der Schwefelleber am Uten MärZy
b(h in einer Bouteiüe Wasser auPgelöst,
alle 2 Stunden 1 Erslöflel voll davon ge-
n , von folgenden Pilleu Abends und Früh
tück : Jßec. Sapon. veru Lact. Stüpii, Salis
I
. <
'• . — . 22 ' —
Hßrlar. ana drachm. j. Opü pur. gtQna trii
f. c, Mxtr. Tamxac. pilL gr* tj.
Am 16ten März, An diesem Tage
grofse Müdigkeit in deo Gliedern.
Am lOten Mai gab 4er J&rapke voi
habe ihm seit einiger Zeit yirleder Marl
der Brust gelegen, dieses sich nach den
neimittelii van der Brust in die Beine j
gen , seit einigen Tagen daselbst unauss
che. Schmerzen und in dem einen Bein«
schwulst Teranlafst, wesb^lb er beinahe
gehen könne; — Anfang Mai'« vefsicfaert
Krfinke , seit mehrern Wochen gesund zu
am .7tea Alai aber klagte er wieder überi
nen und Dtücken auf der Brust, so w/^i
Anfang eines Gatarrhs zu ^eyn pflegt. Etild
e^ einer Erkältung zu , und benutzte^ <
Thee aus Liehen Island. Rad. Grandm* 1
riüae] Stiplt. Dulcamaraep
Am 12len hatten- die Brustbeschw<
nachgelassen; allein nun entstanden b
Schmerzen in den Fiifsen und besoiidf
"tien Gelenken derselben* Die Farbe der
halle sich nicht verändert; der rechte
aber war angesehwollen. Blan nahm je!«
dejf Fieber, noch Mangel an Appetit,
Störung in den Ab-* und Aussonderungen
Fat. erholte sich nach und nach yollkoi
tind lebt noch.
Wir sehen aus diesem hier mitgeti
Falle , dafs der mit Arsenik vermengte X
in Rauchgestalt ofangefähr so wirkte, wi
es bei dem Rösten^ Brennen, Schmelz«
.'.senikalischer Eisen-, Kupfer-, Silber-,
und Kobalterze, bei dem Schmelzen des I
-.- 23 —
>
thses zur Schmälte , bei der BereltuDg des
^Yeifskupfers und anderer dergleichen Schmelz^
leiten , -wobei Arsenik befindlich ist , -wahr*
lehinen pflegt.
Eine nicht seltene Erscheinung ist es zwar«
die Bergleute, die in arsenikalischen Gru-
arbeiten; bei dem Loshauen des Erzes,
In dem Scheiden und Kochen, bei dem Bei-
ko, Mahlen und Verpacken des Arseniks,
•ho di/rch den feinen Arsenikstaub sich alle
ZoTälle der Arsenikvergiftung zuziehen- AU
IttB eben so unerwartet schädlich iils seltsam,
vbI daher einer besonderen Beachtung werth
ist fulgendes Ereignifs :
lo einem im Jahre 1820 ganz neu besetz^
tta Landgericht , ohn weit Augsburg, erkrank-
te plolzlicli einer der Extraditionskommissäre,
na es äufserten sich au ihm Anzeichen von
Fefgifiung , wovon er n,ur durch * wirksame
irzüiche Hülfe genals. Bei näherer Untersu-
chung fand sichs, dals derselbe beim Durchsu-
cftea einer Registratur rmmcfien Aktenstauh ein^
tdifuckte . nicht ahnend die sonderbare Methode
4^5 verstorbenen Beamten f welcher^ um die Akten
lea vor Beschädigung der Mause zu schüizeny Ar^
senik auf dieselben streuen Uefs.
Da nun Gestalt und Umstände, unter wel-
chen der Arsenik auf den menschlichen Orga-
nismus feindlich einwirkt , so mannichfaltig
sind, so wäre es sehr zu wünschen, dafs,
aafser den bekannten Gegenmitteln , auch die
in Westindien, an mancherlei Tbiereu ange-
«teilten Versuche sich bestätigen mögten. Die-
sen zu Folge ist der Saft des Zuckerrohrs das
beste Mittel gegen Arsenik- Vergiftung, wel-
— 24 — .
che Eigefiscliaft besonders auf der Insel Nicvjli..
allgemein bekannt ist.
Wenn auch die Arsenik^ Dämpfe nicht
immer todtlich wirken; so wirken sie doch''
immer — nach Machenzie^s Erfahrung — ahr.'
ein langsames Gift, besonders auf das Nerveo-
systein , erzeugen unausgesetzten fieberhaftenf-'^
Zustand , mit Verlust des Appetits, Schwäche, *-
Brechen, uod beinahe sichtliche Ahmagerang, . '
Reiü&en und Kneipen im Magen und in den ^
Eingeweiden, Zittern der Glieder, Kopfweh
und Schwindel, erschwerte llespiralion und
oft f^kiiiiiche Engbrüstigkeit. Wenn zurrech-
ten Zeit die gehörigen Mittel nicljt angewen-.
det werden , so bricht bald ein heftiges Fieber
aus und Patient stirbt bald an der Auszeh-
rung.
Um alle diese Schmerzen zu . entfernen
oder zu lindern , gebe man zuerst ein gelin-
des Brechmittel, Karaillenthee oder Ipeca*
cuanha; dann ein abführendes Mittel, wiä
Senna-Thee oder die Schwefelbluthen- Lat-
werge, um den TJnlerleib offen zu erhalten;
bei eintretender Verstopfung, Beklemmung,
oder anschwellendem Unterleib — ein KI7-
stier, und suche durch kleine, aber oft wie- '
derhüite Quantitäten warmen Gerstenwas-
sers, Milch und Wasser oder Leinsaamenthee
Schweifs zu befördern. Abends reiche, man
15 - 20 Tropfen Laudanum in einer dieser
Flüssigkeiten , besonders wenn der Kranke
Tiele reifsende Schmerzen im Unterleibe fühlt.
fVarmt Bäder thun in solchen Fällen gute
Dienste, auch ist es heilsam, wenn man ei-
nige Zeit hindurch ein bis zwein^ial täglich,
15 — 20 Gran Schwefelblüthe in ein wenig
— 25 —
ich nimmt. Aach wird Schwefelleber zu
-A Gran in Pillen und ein Gla» wnrmes
asser hinterher empfohlen. Die Diät
^;wie bei Qneeksilbervergittuug am helfen:
j^cb oder Milchspeisen. Um nach vollende-
il Kor die Kräfte wieder herEusteUeu , gi^bt
U bittere und Stahlmittel, z. B. Mec, Ecc-
ficr. Chinae drachmam unantj Salis Marüs grana
M^m M, /. pih No. vigind, S. Früh und
bends drei Stück zu nehmen.
Was im Jahr 1806 diesem Bäcker sein
Jiwiegetvater mittelst des Rauchtabacks zu-
idacht hatte, — den Tod durch Arstnikdämpjt^
Ute einst auch dem Kaistr Leopold 7. in sei-
ön SOsten Lebensjahre, 1670, durch das
rennen mit Arsenik vergifteter Wachslichter
Brden. Der Kaiser hatte nämlich vom 2ten
I 28ten April 1670, also 26 Tage hindurch»
iDZ unerwartet an starken Beängstigungen
iid Beklemmungen gelitten , eingefallenes Ge-
[cht, dabei eine sehr ungleicjie, bald starke,
ald abwechselnd sehr sdi wache Siiinme und
[nen sehr entkraüeten Körper bekommen,
(inet Leibarztes Ralh, der auf v6rdorl>ene
üfte* echlofs und der Neigung auf Anschop-
aiig (ein uns Nordteutscheu ganz sinnloses
Fort) zuTOpkommen wollte , weil, seiner An-
ibe nach, die Schwäche des Körpers keine
nienden Mittel zu erlauben schien, vergeb-
ch benutzt *— als durch ein Oh n gefähr der
lailändische Cavalier Joseph Franz JBorri dem
^er als ein sehr kenntnifsreicher, auch ia
'tt Heilkunde erfahrner Blann bekannt wurd».
— 26 ~
Dieser sab den Kaiser zum ersten M Ale Abeni
zwischen 8 und' 9 Uhr, am 16ten April ißi
er fand ihn in eurem Schlafrocke, nm Tisi
sitzend 9 die Füfse etwas eingebunden, auf dl
Köpfe eine — eine Art von Lichtschirm
dende Mütze ; hörte von demselbeti , dafs sii
aufaer den benamten Zufällen , täglich sebri
kalte Schweifse einstellten. Er fand die
des kaiserlichen Wohn - und Schlafumi
gan^' anders, als in den andern Zimmei
Aus dem reihen heftigen Feuer der Fb
dem davon schnell und fein aufsteigenden
fsen Dunst, der den natürlichen Wachsk(
zen nicht eigen ist ; so wie aus einem gro&w
Absatz, den dieser Dunst in diesem hohe»
Zimmer an der Decke angelegt hatte — sthlA _
er, dafs die Luft des kaiserlichen ScUabiB^'
mers durch diese Wachslichter vergiftet sey..
D/e Wachslterztn der Kcdserin branntet Mi
sanft ET , ruhiger , ohne Dunst , und ahnt dag gH
iAfhse feine Spritzen. Der Vorrat^ der vergift»*!
ten Wachslichter bestand in SCnPfund. Bm$
Trennen der Doclite' von den Lichtern adW*;;
sah man, dafs offenbar Arsenik zur FIus8^<k
keit gebracht, der Docht eingetunkt, sodiiii^
abgetrocknet, und dann' erst das reine Waihj
darüber gegossen war. Die Lichter watitL
seit Lichtniefs gekauft und seitdem aufgesteB.i
worden. — JEinem kleinen Hunde gab man w*"!
dem^ in ganz Heine Stückchen zerschnittenen IkM 'j
im Fleisch zu fressen^ und liefs ihni in eiDfl*
Zimmer hinlängliches Wasser geben. H^A
einer Stunde ward ihm schon das Zimmer ttfj
Schmerzen zu eng — er schrie etbärmlich» '
•gegen 1 Ülir nach Mitternaclu fand man if^
-. 27 —
Bund^ me eine Kugel in sich zusammengezogen
md lodi^ —
Soniliets des.Kaisers Zimmer mit einem
yeräuinigera Tertduscheo , ihm darin etliche
Standen Bewegun/s^ machen und nach Mltter-
Mcht, 80 "wie nach jedem Schweifs ein ganz
fruches Belt benutzen. In der Apotheke wur-
len die Bestandtheile des Dochtes analysirt,
wo sich bei der Absonderung, der Arsenik
sogleich -ins Reine setzte« — Das «ganze Ge-
bricht der Kerzen betrug 28 Pfund, diie ge<
luakten Dochte 3| Pfund, folglich mochle sich
iiit Giftinasse auf 2^ Pfuud belaufen.
Borri trat dem Kaiser sehr nahe, um
leiae Gesichtsfarbe, die Lefzen und Augen zu
Wtnehten; er yersicherte, dafs nach 4 bis 5
Tagen die starken Beklemmungen und Beäng-
•Cifaogen nachlassen würden , nicht durch Bre-
ckenf sondern durch Schweifs, denn die Glie-
der wären mehr als der Leib af&cirt.
Die dem Kaiser gereichte Arznei, welche
er auf Einmal trank, bestand aus einem Ach-
tel Dlaafs. Borri rieth ihm, nun sich im Zim-
mer so lange Bewegung zu machen , bis er
bemerke, dafs ein Schweifs im Anzüge sey,
alsdann sich aber sogleich- niederzulegen, hei
bemerkter geringer Ueblichkeit ein Decoct "ir.u
trinken, worauf sich jene verlieren würde;
dann die Bewegung fortzusetzen und im Bette
den Schweifs so Lag« auszu halten , bis sich
die Hitze zu legen anfinge, alsdann sich in
das für ihn schon bereitete zweite Bett 7ai le-
gen, wo die Slattigkeit deu Schlaf ganz na-
türlich herbeiführen würde.
- 28 -
Nach Verlauf einer starken Stande hatte
des Kaisers Bewegungen den Schweifs wid
lieh zur Folge, gebabt ; der Kranke legte sid
nun in das erste Bett; gegen 1 Uhr nach M^
ternacht fing die Hitze an, sich zu yerniifi
dern. Nach einer kleiden halben Stünde fli(
hob sich d^r Kaiser aus seinem Bette, lieE
siph ein frisches H^ind anlegen und ging i^
das bereitete Bett zur Ruhe. — Borri nahq
das Heind, liefs sich ein Gefafs mit frischoi
Wasser bringen., warf das Hemd hinein , Hefi
es in sein Zimpier- tragen, um defn and^n
Tag die Wirkung der Arznei aus der Uo1e^
suchuug des Wassers zu bestimmen. •— Dm
Kaiser fing an zu schlafen. Am 29ten friik
sagte derselbe beim Eintritt der Aerzte; Gott
gedankt , ich lebe noch und finde die BmK
gegen die vorhergehenden Tage erleiphlerti
Ich war nach meinen vorigen unruhigen Näeh*
ten weit schwächer als heute -^ aiuch erio'
nere ich mich nicht, etwas geträumt zu ha
hen. Die letztern Nächte waren voll d«
schwersten Träume.
Borri widerrielh Fleisch und Weiq» em
pfähl dagegen Alles so viel möglich mit Mild
zu trinken , besonders ' Chokolade , mogUÜu
viel Bewegung, doch nicht in Dreier Luft.
Der Kaiser mufste sich nach Tische nie
derlegen , um Stärke für den Abend zu ge
winnen. Abends 6 Uhr sollte er Arzpei neh
men, dann sei, sagte ß«, alles überstanden
-— £w. Majestät, fuhr J?. fort, sind chemiscl
trdorben worden und miissea also auch che
ifch geheilt werden.
B» fand den Kaiser besser als gestern Abend
— 29 -.
iie Stimme etwas gleicher. Der Kaiser firiih«
ttSckte.
Abends gegen 6 Uhr äufserte er : ich finde
dieses Zimmer für meine Respiration weit zu-
tauglicher.
Der Kaiser fand die Arznei von garsti-
|im Geschmack. Es müsse ein wildes Gezeug
Wfn, sagte er« Meine Krankheit hätte 'mich
ii einigen MoAaten ad patres schicken können.
— Wie kommt's , dafs ich zum Wein wäh-
lend meiner Krankheit eine stärkere Lust, als
ItHMls in meinem Leben hatte?
ff
JB* erwiederte : die Weinsäure wird durch
l du Depot des Gifts gereizt, dieses aber nur
l didarch weit angreifender und schädlicher ge-
f nacht Ew. Majestät werden die Lust zum
Weis, je mehr die Giftmaterie hinweggetrie-
kawird, auch immer mehr yerlieren.
Der Kranke war nach überstandenem
Schweifse kaum eine Viertelstunde zu Bette
gebracht, als er einschlief, um 3 Uhr früh
erwachte und nachher die Ruhe durch unun-
terbrochenen Schlaf bis 7 Uhr fortsetzte.
Vom SOten April bis auf den 12ten Mai
schienen die Alterationen, und auch der Schweifs
in gleichem Grade eine Stunde nach genom-
mener Medizin einzutreten und fortzudauern;
— vom ISten bis 27sen Mai zeigte sich jeden
Tag der Schweifs geringer, und ausgetriebene
Giftmaterie nahm fast bis auf das Unmerkbare
ab. Der Kaiser bekam nun auch stärkende
Mittel und dann 6 — 8 Bäder; er fing den 19ten
Mai schon au , alle Tage auszufahren, der Ap-
petit nahm zu , wie sich die Weinlust vermin-
derte. Die Heilung schien geendigt.
— 30 — ,
Am J4ten Jun. erhielt Borri seinen Äb-.~
schied, rührend von beiden Seiten, und be-
zog jährlich 200 Dukaten so lange, als er lebte. .
Garelli horte von einem Augenzeugen,
dojs ein Jesuiten - Procurator zu Wien die Liejt'^
rung der Wachskerzen besorgt hatte.
Sobald die Sache durch Borri entdeckt'
wurde, ist der Lieferant sogleich bei S^ite ge-
schnfTt worden, und auch nicht mehr ana Ta-.
gesucht gekommen. (S. Breve relazione, dc//a
vita del Cavagliere Gioseppe Francesco Bor^ /
riy Müanese, Colonia appo Pielro del Martd<
iü. 1681.).
Der Kaiser lebte noch 35 Jahre.
Charpentier - Cossigny's Reis6 nach China*
und Bengalen, a. d. Französ, Berlin 1801. S.
288. lehrt uns schon, dafs alle Völker, die
sich des Opiums bedienen , es auch zum Räu-
chern gebrauchen , dafs es , in dieser Gestalt
beruhigend und sehr narkotisch, übrigens nicht,
todtlich und der durch den Rauch des Opiumi
hervorgebrachte Schlaf aufserst angenehm und
Wollüstig ist,
Ilr, Dr. EttmüUer zu JSterbogk bat das.
Opium als Heilmittel in Rauchgestalt auch aqf
teutschen Boden versucht« Er liefs nämlich
zehn Grane Opium auf glühendem Eiseq in
der Nähe des Bettes einer jungen sehr zarten
hysterischen Dame — die aufser den heftig«
steh Nerrenbewegungen auch noch an Seelen-
— 31 -
!eo litt, so furchtlMire Zufälle hatte., daf»
Erregbarkeit zerstört wurde', alles für sie
fiircbten war — verrauchen (S. Med. chi-
Ztg. V. J. 1809. 3. B. S. 255.). JVach
'j^Mr halben Stunde ward sie ruhiger , . schlief
einem äufserst frohen Gesichte .eine Stun-^
li ganz sanft , transpirirte aber dabei äufserst
IrfUg und bekam zuvwilen Zuckungeti der
•kau Extremitäten. Auf einmal erwachend
6d sie xnit Hastigkeit: wo bin ich? Die
Wiilerin, die an ihrem Bette safs, stets ei-
Bta mit Weinessig getränkten Schwamm im
Miule hielt und starken Kaffee geniefsen
nnlste, war munter geblieben.
Mit ist sehr wohl, äufserte nui» die Kran-
kt, doch rdhle ich^. dafs ich noch mehr schla-
fen aufs, um hergestellt zu werd^en. Nach*
• aiiti^S Uhr räucherte man wieder und zwar
. BJfiJ bis 20 Gran reinen Opium, Fat« schlief
Md wieder ein und erwachte erst nach Mit-
teniacht gegen 3 Uhr. Noch 2 Mal wurden
$e Räucherungen innerhalb 5 Tagen wieder*
holt, worauf sie dann in Verbindung innerer
zweckmäfsiger Mittel genas.
Seit dieser Beobachtung hat Hr. £. das
Bäuchern mit Opium öfter, yorzüglich bei me-
lüocholischen f^öchnerinnen und bei Wahnsinni--
{cn, auch in tümultuarischen Nervenfiebern und
htftigen Krämpfen , fast immer mit grofsem Nut-
wi angtivendet. Der Schlaf solcher Ferstmen
[ war durchaus nicht schnarchend, das Blut nicht
nach dem Kopfe getrieben. Aufser einem au-
berordentlichen Wohlbehagen bemerkten die
Krauken keine entziiclLende Exstase.
Dafs das Opium in Rauchgestak auchy me
dtr obsn erwähnte mit Arnnik vermischte Rauche
32 —
taiackj zu strafbaren Zwecken beniäzt vmrdt^
war wenigstens dem Verfasser dieses Auf-
satzes erst seit dem/ Jul. 1825. bekannt ge-
worden , nämlich durch die in gedachtiem Jahre
erschienenen Nummern 80 nnd 81 der Jusiiz«-,
Cameral - und Polizei - Fama. ^
Bekanntlich sind die Chinesen ^ie geschick-
testen Betrüger und Diebe* der ganzen Erde.
Man konnte, ein Buch mit den Kunststücken der
Glücksritter und Beutelschneider YonCanton an-
füllen/£in englischer Kaufmann, der im ersten
Stockwerk der Faktorei seiner Nation wohnte,
hatte seine Geldkiste in seinem Schlafzimmer
stehen; alle Zimmer zur Seite und unter die-
sem waren von seinen Leuten bewohut^ und
es schien unmöglich , unbemerkt bis zu ihm zu
gelangen« Chinesische Diebe aber stiegen in der
einen Nacht auf das Dach des Hauses; bra-
chen durch 9 und gelangten sOj gerade über da$
Schlafzimmer. Nun machten sie eine kleine O^^
nung in die Decke desselben und bliesen ^ yermöge
einer langen Röhre ^ so viel Opiumrauch in das
Zimmer, dafs der JEngländer alle B^sirmung 9er-
/or, dann erweiterten sie die OelFtiung, stie-
gen hinab und hoben ohne Hindernifs den Geld«
kästen aufs Dach hinaus. JDer Engländgr v<r-
sicherte am folgenden Morgen y „er habe gwm
deutlich ^ gesehen ^ wie die Chinesen seinen tasten
weggetragen j sä aber aufser Stand gewesen ^ eine
Bewegung zu machen, oder eintn Laut von sich
zu geben.
III.
— 33 -r
1%
^■7
IIL
Beitrag
sar
l^athologie uudTherapie
- -.Herzkrankheiten,
IlTtiojiders in Beziehung auf Onanie.
Von »
3^:^ Dr. W. K r i m e r,
f in At eben.
>
-«Vitt b der letzten Zeit , mebrfacb zur Spra-
. che gekommene Häufigkeit der Herzkrankhei-r
TIlB 10 den jüngst verflossenen zwei Dezen«
iJDitiiy und die aligemeine Klage der Aerzte
^fibtt Yiele Herzkranke , an deren Heilung ilire
Xmi&t scheitert , schien dazu aufzufordern, dafs
^ÜlUi der Ursache beider Ui^stände nachforsche.
Es haben zwar achtungswerthe Männer,
>lind namentlioh der Herausgeber dieser Zeit-
scfaiift, Herr Staatsrath Hufeland^ sich um
Ae Menschheit recht verdient gemacht , indem
tie. diesen Gegenstand ihrer vollen Aufmerk-
SiiDkeit würdigten , und unschätzbar^ Beiträge
- 34 -
f
tvet die Aetiologle der jetzt so al]gem<
sehenden Herzkrankheiten geliefert,
wir auch mit Dank erkennen , was dii
ner auf dem 'Wege der Erfahrung \
schung für unsere Kunst geleistet..
Wenn nun aber auch durch das g)
Streben die Pathologie der Herzkrao
auf ihrer jetzigen otufe^ einen hoh<
▼on Vollkommenheit erreicht hat, so
dies dennoch die Möglichkeit nicht a
sie Verbesserungea* und Berichtigung^
seyf döo'n obgleich die grofse Wahrscl
keit nachgewiesen worden, dafs' das
häufige Aderlässen, namentUch in {
Lebensperioden, ferner viele direkt
Her;^ wi^ende Leidenschaften in dei
Terhängnifsvoilen Jahren als Ursachen
Stehens, von Herzkrankheiten angeseh
den müssen, so gilt dennoch aiesei
rungsschlufs nicht auf alle Falle diei
und wir sind daher gezwungen nachkuf
ob vielleicht, anderweitige häufigere t
tigere Ursachen als jene an dem ofte
kommen dieser Krankheiten einen be
chen Antheil haben.
.Von einigen Schriftstellern wird
den vielen andern Ursachen, deren .
lung aofserhalb dem Zwed^e dieses A
Uegt^ auch die. Onanie als ein Momei
führt, welches Herzkrankheiten nach sie
indefs scheint in den Schriften dem ge
Laster bei weitem noch nicht die Wie
in Beziehung auf die Entstehung jene
'"^njgeräumt worden zu seyn, welche
reitig hat, so wie denn auch das
durch Onanie entstandenen Herzkr
— 35 —
BOth iridit hinläuglich onteniicht ist: ein
iriitaiid, der zu mannichfaltigefl fliiliigriffen
ItakMang geben kann.
^/.iMmlicli allgemein ist die Ueinang, dafs
'en Herzübeln immer entzündliche
des Herzens vorangehen müssen.
ei >?ill mich bedünken, dafs wir mit
htbogenie derselben noch lange nicht im
lind; denn wie oft werden nicht in
Zeit, wo die Herzkrankheiten » bei
AcKteui zur Mode geworden sind, chro*
Herzentzündungen , Erweiterungen,
bhler, und andere Krankheitszustände
Organs angenommen, sobald sich bei
fnoken Herzklopfen , unordentlicher und
jdier Puls, Ohnmächten, Schmerzen in
Bitzgegend und in der linken Schulter,
'hmigkeit, Angst, Unvermögen auf der
Seite zu liegen und dergleichen vorfin-
' Qod bei der Section findet man keine
^er solchen organischen Störung, son-
^oft Uebel einer ganz andern Art. Auf-
M[g8Btehe ich es selbst, dafs ich die De-
*frpDg über einen solchen flIijGsgriff mit
''«Upwerthen Männern mehrmals erfah-
' äxit der endem Seite will man von Herz«
üUieiten gar nichts wissen, und die mei-
Ix unbedeutend scheinenden Symptome der«
wn vferden im Anfange für Rheumatismen,
kenes Asthma, Stockungen im Ffortader-
em , Wurmkrankheiten , Hypochondrieen,
Btwassersucht n. s* w. gehallen , als solche
indelt, und bei dieser Behcindlungsweisp
. Uebel ein solches Fortschreiten eingeS
nt, dafs wenn man endlich den Irrthum
C 2
/■
I
^ 36 —
erkennt^ an eine Hülfe, die Anfangs Tiell
noch möglich war, nicht mehr zu <lenke
Aber selbst in denjenigen Fällen, wp
das vorhandene Herzleiden richtig und :
genug erkennt, und wo noch Aussicbtei
Heilung vorhanden sind, ist man oft schl
daran ,^ v^enn jenes durch Onanie herbeigii
lyorden , wenn dann d^r Krabke aus Sei
oder aus sonstigen Beweggründen, se|n L
verschweiget oder leugnet, oder selbsl
eine andere als die wahre Ursache seines
bels angiebt, in welchem Falle dann alU]
gewandten i[r2t]ichen Mühe ungeachtist,
fortdauernder Krankheitsursache dies«. .^
weicht, ja selbst schlimmer wird. Zur
treibet der Kranke das Laster ohne es <
zu halten , und ahndet es nicht , daüi i
die ITrsacbe seiner Krankheit seyn kS
oder hält es für überflüfsig , so etwas
Arzte zu entdecken, falls ihn dieser nichl
nach fragt, bis er endlich' durch vielfältig
fabrung selbst zur ^Erkenntnifs kömmt,
dann die Krankheit schon einen hoben
erreicht und die Prognose zehr zweifi
wird, sZudem ist es nicht selten eine
schwierige und delikate Sache, das Vo!
denseyn der Selbstbefleckung zu erfors
Jeder Arzt, der mit solchen Kranken ofl
thun hatte, wird die Ueberzeugung davo
winnen und gefunden haben, wie weni
gewifs gut gemeinten Schriften von 1
Salzmann y Btcker ij. A. genutzt^ wie vi
aber dagegen geschadet haben. Knaben
Uädchen , welche das Laster fVüher nicht!
too, wurden durch diese Schriften auf das
Aufmerksam ^ andere die es schon trieben,
— 37 —
nach den grafsIicheD Scbilderuogen der
(im desselben fast verzweifeln. So schäd-
I w nun aber ist^ durch abschreckende
Hingen der Folgen der Onanie die Kran-
yvKk dem Laster abbringen zu wollen, so
lUch erscheint es, wenn man selbst aka-
e. Lehrer behaupten hört : 9,die Onaoie,
«ren Jahren nicht zu ' häufig ausgeübt,
ihren Folgen yon dem natürlichen Bei-
Dicht Yl^rschieden.^' Man frage nur
Ehemänner die friiber Onanisten waren,
tu dieser Behauptung beistimmen; man
ow, ob ölTentliche Dirnen , die der WoU
10 oft frQhnen» in dem Grade mitgenom-
fMtiiJ, als Onanie treibende Mädchen! -^
j^>Ei lat keine geringe Aufgabe für den Arzt,
^HWiten zu behandeln und von ihrem Uebel
hfreyen. Hier in diesen Fällen kann er
^ Wo Scharfsinn zeigen , seine Gedult prüfen ;
Ptüin ^r wirken; aber vielleicht in kei-
fl^.^Alle mehr als hier bedarf er einer Ge-
it und Uebung mit Menschen beider-
i^l^^echtes mit gröfster Delikatesse und
, ?W amzugeben. Allein das sind freilich
'^J'^^'ge Attribute eines Arzites, die auf
rwraiiitaten nicht erlernt werden können ;
Woeim überhaupt die Civilpraxis (uament-
i^ ^^ den höhern Ständen) von der klinischen
'**'*l«ad unterschieden ist.
? In dem Nachfolgenden theile ich meine
yP^htqpgen , die ich seit einem Dezennium
T* ^ejenigen Arteu von Herakrankbeiten,
™'he darch die Onanie entstehen, zu laa-
^ Gelegenheit liaUe, meinen Kunstgenos-
*J init dem Wunsche mit, däfs sie in den
^^^ g^etzt würden; bei vorkommenden Fäl-
_ 38 -
len ähnlidher Art« diese Herzleiden tob i
oischen Herikrarnkheiten p wopiit; jene ii
ren Erscheinungen die gröfste Aehnlichkei
ben, unterscheiden können, weil beide Ii
Prognose sowohl, als auch in der Behand
sehr verschieden sind. Die nachfolgenden Kh
heitsgeschichten wird man yielleicht M
weilläuftig finden ;. allein ihr Zweck ist
genaues iind treues Bild der Krankheitt»
ben, und darum glaul^te ich, selbst dsi
ringsten Umstand anzofujbren , für notbigf
liefern zugleich auch den Beweis , dals dai
wähnte Laster in der jetzigen Zeit die H
krankheiten meistentheils nur bei jungdi'i
Aderlasseo nicht gewohnte Personen, !■
sondere bedinge.
Erster Fall
Vor etwa fünf Jahren frng mich ein
geföhr 22jähriger9 dem änfsern Ansehen
kräftiger, untersetzter, blühender Mann,
gen eines heftigen nagendefn Schmerzes in
Präcordien, Kopfschmerzen, Angst nnd I
klopfen , um ärztlichen Rath. Bei gena
Untersuchung fand ich: die Zunge rein,
Gesicht blühend, die Augen matt, die Ai
liederränder roth , den Blick unstät und s
das Athetnholen ifrei , doch zuweilen seuf
den , Herzschlag durch die Brustdecken
fühlbar und ausgebreitet, die Magengegei
dem leisesten Druck sehr empfindlich,
Unterleib nicht gespannt; Efslust und £
gang waren regelmäfsig; der Puls mach
Schläge in der Minute und war voll, n
•einer Starke ungleich. Der Kranke en
mir. dals er früher als Soldat sehr viel Bi
mi«R iCiale, lo wie auch iiäullgsB i'or-
togleich arEäblt* «r, dafs sein Kopf-
But so gawisseo Zeiteti nnd dann in
■1 Bforgens eintrete, xuneilsn mehrere
■g ausbleibe, während welcher Zeit
n hefligea Reifien in den Ellenbogen
dem linken Hüngeleoke dermaraeo
alii er weder etwas tlinn, noch «ich
Stelle bewegen künbe; triiie aber der
nerz wieder ein , eu sei er von den
bahnten Leiden frey. Baanndera bef-
1 das Reilsen in Hen Gelenken und
bcbmerzen in der StirngegeQd, jede?-
h iUitterflacbt , gegen Alittag borten
Zaweilen verspürte der Kranke (u
mten Zeiten ein Gefühl, als wenn ein
Drath mit Blitzesschnelle von der
i^hulter an qneer durch die Brust bin-
tofsen würde, wubei er unwiHkübr*
munenscbauderle. Häufig litt er an
IB in den Achselhöhlen, die einen
Esanren Gase ähnlichen Geruch ver-
Seine Kräfte waren gut, und et
- 40 -
langer Z^it erst heiltfn. Nach du
wurde er von der Krät^ angesteckt
weil 8re dem Gebraache^er Sch^n
nicbt weichen wollte , nach einer viei
chen' Daaer mit einer Salbe aus weiTsei
silberpräGipitat Ijnd Fett schnell heil
eben schlimme Folgen darnach gehab
ben« Ausserdem hatte der Kranke,
ner friibesten Jugend' an mit . Noth ,
, Kummer, und widrigen Schicksalen
pf6n gehabt, die ihm jedoch seinen i
nen Frohsinn nicht rauben konnten,
nem 14ten L«ebens)abre an , hatte er
tiges Leben geführt; zwei Feldzüge
dat mitgemacht 9 und mufste jetzt, d
den akademischen Studien widmen w
anhaltend sitzendes L&ben führen. Si
ter starb vor mehreren Jahren am Bli
der Yaler erreichte jedoch ganz ge
hohes Altei^«
Das aufser^ Ansehen des Krai
wie das auffallende Umgeben alles des
6eschlec](itsyerhältnis8e anbetraf, unc
bestimmten Antworten, welche diese
stand betrafen, erregten in mir den "*
seifi Uebel möge eine Folge von Ona
Ohne ihn gerade darüber zu befragen
ich, wie zufällig , einige Beiuerkuc
über, wie. zuweilen das Uebel^ woran
durch OneuDie lierbeigeführt werdej
und schilderte die Folgen, welche
Fortsetzung desselben Uebels entsteh«
liehst schonend, ohne die Hoffnung i
gen Heilung abzusprechen^ wobei e
nem Male so heflig erschüttert wurde
: 1 1
— 41 —
I serstreatV vnd ohne Antwort auf meine
pbige Tr^ge, mich verliefe.
ihrere Monate hindurch wich er mir
aus; indefs erfuhr ich von seinen
, dafs der soüst lebensfrohe Jüngling,
'Tag 2fu Tag trauriger und verschlossener
I, Alle Geselischaü fliehe, vom Morgen
Mitternacht studiere, besonders Tiel in
Einisdien Werken seines Freiindcs lese,
ISO Umgang meide, und fortwährend
tine unsägliche Angst und Furcht klage.
'!tdi hielt es fiiirFflicht ihn aufzusuchen.
wenig erschrocken und verlegen über
unerwarteten Besuch , fand ich ihn
BüfM Handbuch der Augenkrankheiten das
aber jimaurose lesend, übrigens blafs
[lAlaff von Gesicht, unstätt, seine Augen
liegend mit blauen Hingen umgeben und
Tbioen schwimmend , den heiligen Herz-
konnte man an dem Heben und Sin-
dv Brustbedeckungen sehen, und zuwei«
jalbst einen Schritt vom Kranken entfernt,
koren; der Puls war voll, weicht un-
fc^nd oft* aussetzend. Jetzt versuchte ich
^Andi freundliches Zureden sein Zutrauen
l^lnrinnen, und so gelang es mir, von ihm
TirhiiUtem Gesichle das Geständnifs zu
(on, dafs er in seinem vierzehnten Jahre
beinahe sechszig Mitschülern das Laster
Onanie kennen gelernt , seit dieser Zeit
^UgUch (auch wohl mehrere male) seit zwei
)o aber nur über den andern Tag getrie-
>; lüeine neuliche Schilderung dieses Lasters
.Minen Folgen, und die Schaam darüber^
Fich den Grund seines Krankseyns sogleich
Q&en, habe ihn so heftig ergriffen, diafs er
— 40 —
langer Z«it erst heilten. Nach diesef;
wurde er von der Krät^ angesteckt , die er,
weil BIS dem Gebrauche 4er Schwefelsalbe
nicht weichen wollte, nach einer viermonatU-
chea Dauer mit einer Salbe aus weiTsem Queck-
silberpräcipitat und Fett schnell heilte, ohne
eben schlimme Folgen darnach gehabt zu ha«
ben« Aufserdem hatte der Kranke, seit sei*
ner frühesten Jugend' an mit . Noth , Sorgen,
Kummer, und widrigen SchicksaleoL zu kam*-
pfön gehabt, die ihm jedoch seinen angebore-
nen Frohsinn nicht rauben konnten» Seit sei-
nem 14ten Lebensjahre an , hatte er efn thä-
tiges Leben geführt; zwei Feldzüge als Sol-
dat mitgemacht^ und mufste jetzt, da er sich
den akademischen Studien widmen wollte, ein
anhaltend sitzendes L&ben führen. Seine' Mut-
ter starb vor mehreren Jahren am Bluthusten ;
der Tater erreichte jedoch ganz gesund ein
hohes Alter«
Das äufdere Ansehen des Kranken, so
wie das auffallende Umgeben alles dessen^ was
Geschlechtsverhältniss'e anbetraf, und die un-
bestimmten Antworten, welche diesen Gegen»
stand betrafen, erregten in mir den Verdacht,
sein Uebel möge eine Folge von Onanie seyn.
Ohne ihn gerade darüber zu befrogen^ machte
ich, wie zufällig, einige Beiuerkun gen dar-
über, wie zuweilen das Uebel> woran er leide^
durch Onanie lierbeigeführt werden könne,
und schilderte die Folgen , welche aus der
Fortsetzung desselben Uebels entstehen, mög-
lichst schonend, ohne die Hoffnung zur volii-'
gen Heilung abzusprechen, wobei er mit ei-
nem Male so heftig erschüttert wurde, daüs er
— 41 -^
gsns zerstreut I und ohne Antwort auf meine
desfallsige Frage, mich verliefs.
. •
[ Mehrere Monate hindurch wich er mir
- itiemll aus; indefs erfuhr ich von seinen
Freunden , dafs der sonst lehensfrohe Jüngling,
▼00 Tag zu Tag trauriger und verschlossener
wurde, alle Gesellschaft fliehe, vom Morgen
Ks um Mitternacht studiere, besonders Tiel in
Bedizinischen Werken seines Freundes lese,
weiblichen Umgang meide, und fortwährend
übet eine unsägliche Angst und Furcht klage.
Ich hielt es für Pflicht ihn aufzusuchen.
Kicbt wenig erschrocken und verlegen über
meinen unerwarteten Besuch, fand ich ihn
• in Bur^9 Handbuch der Augenkrankheiten das
Kautel über jimaurose lesend, übrigens blafs
una schlaff von Gesicht, unstätt, seine Aogen
iitf liegend mit blauen Hingen umgeben und
jfl Tbränen schwimmend , den helligen Herz-
schlag konnte man an dem Heben und Sin-
ken der Brustbedeckungen sehen, und zuwei-
kü seihst einen Schritt vom Kranken entfernt,
auch hören; der Fuls war voll, weich, un-
gleich und oft- aussetzend. Jetzt versuchte ich
es durch freundliches Zureden sein Zutrauen
zu gewinnea, und so gelang es mir, von ihm
mit verhülltem Gesichte das Geständnifs zu
erhalten y dafs er in seinem vierzehnten Jahre
mit beinahe sechszig Mitschülern das Laster
der Onanie kennen gelernt , seit dieser Zeit
an täglich (auch wohl mehrere male) seit zwei
Jahren aber nur über den andern Tag getrie-
ben ; meine neuliche Schilderung dieses Lasters
mit seinen Folgen, und die Schaam darüber^
dafs ich den Grund seines Krankseyns sogleich
erratheDi habe ihn so heftig ergriffen, dafs er
— 44 —
Nach jlem bislier aDgefahrten , •cTiien i
der Zasläod des KraoUen in eiuer durch ,(
Onani^^ herbeigeführten erliohten EmpfiDdlii
keit des Nervensystems, und in. einem auf Jj
Herz zurücfcgelrelenein Rheumätisnua vaguiß
gründet zu seyn. Ob ick richtig gearthijl
darüber möge der Erfolg meiner BehnDdlJ
entscheiden. . ' |
Vor. allem suchte ich den. Kranken iq
seine* eingebildeten Krankl^eiten zu berulugi
und ihm Zutrauen ' in ärztliche .Hülfe einrt
flöfsen , nahm ihn zn dem Ende auch obI
meine specielle Aufsicht, so dafs ich iluft
fortwährend, selbst Nachts, unter meinei A'
gen hatte. Er mufste mir blinden GAoi^
geloben. Nächstdem liefs ich ihn ein Yeii
tor auf die Herzgegend legen, innerUch ^
talis mit Gamphor nehmen, und Fufsbäder
trockenem Sande anwenden ; erapfahr. ^
mäfsige Bewegung im Freyeo, mecliani
Beschäftigung bis zur Ermiidung» ond 2^
ihn ö^ers Gesellschaften zu besuchen) f^
ich besonders bedacht war, ihn mit Ffiü^
zimmern in nähere Conversation zn xi^
was freilich Anfangs schwer hielt und
bittere Vorwürfe zuzog. Alles , was ihf>
seinen Zustand erinnern konnte , wurde ^
liehst entfernt , und alle Abend mnbte 0
spät als möglich schlafen gehen, nachdeO
zuvor die Genitalien mit kaltem. Wasser
waschen hatte ; die Bettdecke war nur lei
und die ganze Nacht durch mufste neben ^
nem Bette ein Licht brennen , damit' ich j<
seiner Bewegungen in jenem sehen koDO
Morgens mufste er sehr früh aafstehen.
-^ 45 --
Bei dieser Beliandlangsweise hatten iräh-
wnä drei Wochen die Krankheitserscheinung
t|iii aUmählig so abgenbmnieQ, daTs ich die
eriindetste Hoffnung hegte, den Kranken in
zer Zeit yoUkoinmen hergestellt zu sehen.
Ir konnte jetzt ohne Ermiidung anstrengende
Arbeiten Terrichten und weite Spaziergange
^■Bcben; sein Herzschlag und Puls waren bei-
mhe normal; der Magenschmerz beinahe ver-
ichwunden; eein äufseres Ansehen lebhaft
Habend; seine frühere Lebenslust kehrte zu-
nck, und in weibh'cher Gesellschaft war er,
' cl|g)irich etwas unbeholfen und linkisch p doch
ubslkngen und schien diese selbst zu suchen«
Allein die Freude über diese Besserung währ«
tt nicht lange; denn schon in den ersten Ta-
gen der Tierten Woche fing er wieder an zu
Uagea« und die früheren Beschwerden traten
•Umafilig wieder ein. Ich nahm ihn scharf
IBS Examen, und da gestand er mir weinend,
Ms er seit einigen Tagen auf seinen Spazier-
längen, durch das Belegen einer Stute aufge-
isizt, das frühere Laster wieder zu treiben
angefangen habe. Immer bei ihm seyn und
ilin stets bewachen, konnte ich nicht, andere
Wächter mochte er nicht dulden, defshalb sah
ich mich gezwungen, meine Zuflucht zu eiuem
desperaten Mittel zu nehmen, um ihn von
seinem Laster abzubringen, wozu er sich so-
gleich bereitwillig zeigte. Vor allem war ich
darauf bedacht, ihm das Ausüben der Onanie
unter allen Umsiändeu unmöglich zu machen,
und dem zu Folge brachte ich nun an der
ganzen Vorhaut seines Gliedes , mittelst Be-
tupfen von Aetzstein eiu ziemlich tiefes Ge-
schwür hervor. Natürlich entstand darnach
eine heftige Entzündung^ der eine betracht-
~ 46 -.
liehe Elterang folgte, tind der Schmerz
der Berührung des Gliedes beDabm dem^
ken eile Lust» seiA Laster forteuaetceot
Sechs Wochen lang hatte ich nun.
reizende Salben das künstliche Geschvi
£iterjung unterhalten, und ungeachtet des Sc
zes und sonstiger Besckwerden bessert
der Bjrahke zusehends.
Jetzt rieth ich ihm , sieb eine bravi
tin tu suchen , wozu ihm seine guten h
eben' Umstände sehr günstig waren. G
trollte er sich aber durchaus nicht yent
indem er zum Verwände nahm : y,dals e^
er auch von dem Laster der Onanie nif
ren Folgen befreiet würde, er doch ab
gungsiinfahiger und Herzkranker ^ie heiM
und eine Gattin, di^ seine Krankend
seyn müfste, nicht unglücklich machen lu
zudem (meinte er) habe er doch nai
kurze Zeit zu leben , und so sey denn
das überflüssig." Ich mufs gestehen^ da
mich mit den Ueberzeugungsgründen de
gentheils in nicht geringer Verlegeohe:
fand« —
Doch um ihm wenigstens den Wab
sei er ein unheilbarer Herzkranker, z
nehmen , und in der Hoffnung, dafs wen
ser' Wahn rersch wunden, sich alles A
besser machen würde, beredete ich ihn
mir eine. Reise zu Pferde zu machen
kostete viel Mühe, ihn hierzu zu bev
weil er durch die Anstrengung beim ]
eine Zerreifsung des Herzens befürchtet
ieb gelang es doch.
— 47 —
kAhi «rsten Tage der Reise klagte er ulle
||MiblIcke über lieHiges Herzklopfen und
mlmiigkeit , und nur luit Gewalt konnte
ihn zum Reiten im Trabe bewegen. Ge-
Abend ging e^ aber schon besser. Ganz
t von der Reise schlief er die Kacht
sehr gut) und gestand mir «m andern
dafs es mit seiner Herzerweiterung
10 ganz richtig seyn könne. Ohne mein
«n ritt er an diesem Tage ziemlich rasch
^ar ausnehmend heiler. Gegen Abend,
•W in einem Dorfe einkehrten wo gerade
)b gehalten wurde , zeigte er nicht ge^
Vi8t| sich dem Reihen der Tanzenden
sen. ZweiFelhan fragend sah er
in, und auf das Beifallszeichen ergriff
wackere Bauerndirne zum Tanze. An-
sah ich ihn leichenblafs werden , doch
Baqh und nach seine Gesichtsfarbe wie«
Uhafter« Nach geendigtem Tanze ver-
00 er mich, dal's er in seinem Leben
U6 ^in so fiiixhterliches Herzklopfen und
^ heftige Äugst gefühlt, als am Anfange
* Tanzes; es wäre ihm zu Muihe gewe-
ef dl wollte ihm das Herz die ganze Brust
^der sprengen, und nur die Schnnm,
y, *^Q Schwächling gehalten zu werden,
^ ibn vermögt, sich von stjin er derben
h mechanisch fortschleppen zu lassen;
^bald sei es besser geworden, und jetzt^
Ich sehr ermiidet, aufser Athem und trie-
»'^Oü Schweifs, fShle er sich doch recht
*^|Uch. Ich rieth ihm zu einem zweiten
^1 den er auch viel leichter vollendete.
^6o nachfolgenden brauchte ich ihn gar
^* KU bereden » und als er um J^IitternAcht
^ Hause kam, versicherte er: sich in '
-r 48 —
*
nera ganzen Leben nicht so wohl befunden zn
haben; seine Herzerweiterung sei jetzt ver-^
tanzt und alle die berühmten Schriftstelief ubei
Herzkrankheiten taugten nichts.
# ■ . •■
Am andern Morgen erklärte er mit be^
sonderer Fröhlichkeir , er sei von »einem Her^
übel befreit und sei nicht abgeneigt meineni
Vorschlage zur Heiralh Genüge zu leisteiTi
Auch nicht eine Spur der früheren Kraoki-
heitserscheinangen waren mehr Torhandeiiy
ausgenommen, dafs.der Herzschlag etwas kräf-
tiger wie im . natürlichen Zustande und .ieat
Kranke abgemattet vrsiX} und mit nicht gerin-
gem Vergnügen führte ich den völlig Genese-
nen in den Schoofs seiner hocherfreuten Fa-
milie zurück. Er hatte jetzt nichts Angele-
gentlicheres als den Wunsch, daDs- ich dai
Geschwür an seinem Gliede zuheilen ihSgte:
Indefs verschob ich dies doch aus Vorsicht
bis zu seiner Verheirathung, und lleis ihn dffl
Zeit bindurch Chinapnlver mit Eisen gebräa-
chen. Nachdem das Geschwür geheilt War;
heirathete er, und jelzt ist er seit sieben Jah-
ren ein gesunder glücklicher Gatte und Vätei
von zwei gesunden Kindern.
Nur ^nmal hatte er seit dieser Zeit über
Schmerzen in der Herzgegend geklagt, die
aber nach der wÄüwendun^ eines VesicsTtors so-
gleich verschwanden. An leichten rheumatii
sehen Beschwerden in den Beinen und Armen
leidet er jedoch im Frühlinge und Herbst t in
Folgevon Jagen undNafswerden ; doch schwin-
den diese sogleich, nach der Anwendung von
Schwefelbädern.
"Zioti^
ft, flScbtig, furalssÖchtig, un^tt-
^lüilg, smralaiL -vor Kleinigheitata
iDMi vbm -«TBitliche Gegenatäad»
ainhraid, trieb seit seinem 14tan
Üai Z<uter dn Ooaoie und zwar
:, obn« nur das Laster als solches
; später lernte er auch , durch ein«
ifarti den Geschlflchlsgennra kannea»
b^de Lasier wie es die Umstead«
lachtea. Schon im 16ten Jahre bs-
aäch jeder Ansäbnng der Ounie«
m Tag langi eine alj^emeime Zer*
it des Körpen, oameDtJiGh der Knia
iftSD I Schmerzen und Drücken hn '
, und in der Magengegend, knrzea
iiaentlich beim Treppenstngen ond^
igUDgeo; häafiges Seufsen, Gähnen
Q, Dumpfheit im Kopfe, ein on-
ha< Uibslanen dei Argen ohne ei>
itand deutlich zu sehea, Scbrä&ig-
HnK zum "Weinen, ohne faeeoadero
:, Unlust iDn^fiasfadenken andS|V»-
pah JiflR« Svmnlnmen auFmarkuni
- 50 —
4
Slorgen (nach der Abends volixogen^en Oi
bis .Abends 7 Uhr dauerten , und Nach]
oder nach dem Genüsse von geistigen <
jLen^, Speisen oder Tabackrauchen am ^
sten wurden ; Ausfallen der Haare, anl^
pfindlichkeit derselben bei der Beriihmog;
rensausen, Mückensehen und Flimmi~~
kleinen Sternchen vor den Augen*; Yen
Efslust ," Neigung zum Erbrechen ^ [
pfen , das durch jeden CfTekt oder di
wegungen, so wie durch das.' Liegen al
Unken Seite vermehrt wuide; 'ein 'fli|
Magendrücken; wässeriger Stuhlgang |.l
Brennen beim Uriniren, schmerzhaftes
längs den Saamensträngen (hesondeii
linken Seite) nach dem Rücke^^ za; i,
heit des Hodensackes; Knacken in w
gelenken beim Treppensteigen ; allgei
magern ng des. Korpers ; ein durch in
me Träume unterbrochener . Schlaf;
kührliches Zusammenschaudern des L
Zittern der Hände und Füfsei und Vi
nach stärkenden und geistigen Getraoi
Speisen; Trockenheit der Haut und
Wallung des Blutes bei blassem GesidiUb-
ein Geruch des Achfelschweii^es , wie b^j
genden Kindern. Die obenerwähnten /
tionen der geistigen Kräfte Aatten jetxt
nommen« Noch später gesellten sich'XB
sen Symptomen flüchtige rheumatische
£en in der linken Schulter und im Hi
ke; ein Wehthun in der Herzgegend;
len ein Gefühl von einem heftigen Stofr C
gen das Herz, wobei der PuU aussetzte;^
ausgebreiteter, durch die Brustdecken 1^
fühlbarer Herzschlag, ein ungleich und *^
gelmäfsiger Puls, Pul&aiio epigastr, und ein. ®
— 51 —
fhl Ton Lahmseyn irn linkeif Arm, so wie
lein längs der Wubelsäule. Alle diese
ptome nahmen mehr oder weniger ab»
B der Kranke einige Tage lang sein La*
ünterliefs. Nach der Ausübung des Bei--
fes , selbst wenn dies mehrmals in der
t geschah , fnhlte er sich bei weitem nicht
heftig angegrilTen ^ auch kamen jene Symp«
nicht alle und viel schwächer zurück,
llgoach einer einmaligen Ausübung der Onanie«
•Trotz dieser Erfahrung, trotz der besiän«
figM Zunahme seiner Krankheit, trotz dem,
«b tr Gelegenheit genug hatte , seine Geil-
hA XU befriedigen , war er (wie er treuher-
1^ Tsnicherte) nicht mächtig genug , sich" zfi
behiDscfaenf und trieb bei den Ausschweifung
. m ait dem andern Gescblechte, noch die
Qmim fort. Es wäre ihm, sagte er, zu Mu-
llt gewesen , als wenn eine unsichtbare Macht
mfer eeinen Willen und seines Abscbeues
Een das Laster ungeachtet, seine Hand jsur
Shrang der Geschiechtstheile geführt hätte,
Hbald er nur allein, öder zu Bette war> oder
iid»a1d er nur etwas Sinnliches sah , horte,
' oder las ; er habe jedesmal schon vor dem
Ade über dessen Folgen gebebt, und nach
I sei er wie verzweifelt gewesen. Mehr-
■ds habe er den yorsat;5, sich zu bessern,
' nr. Ausführung bringen wollen, allein diege«
B^gite Veranlassung machte diesen wieder
idiätarii.
Ia der Folge zog er sich durch Ansteckung
•iM Gonorrhoe und Schankergeschwüre an der
Eichel SU, die, obgleich langsam^ doch zweck-
Bibig geheilt wurden. Diese Krankheit hin-
derto ihn atf der Ausübung der Onanie, und
' D2_
-. 52 ~
daher mag es gekommen seyn, dafs er
rend dieser Zeit an seinen früheren "
wenig oder gar nicht litt. Mit dem Vi
des Lasters kamen sie jedoch wieder
und nahmen von da an bis zu der
der Kranke in meine Behandlung trat^
lig zu. Es wird unbegreiflich acheineftj
d^r Kränke, bei seiner körperlichen
tion, bis jetzt Jiabe leben luinnen, weniir^
erwägt, dafs er in den lezten zwei
regelmäfsig über den andern Tag Onanie
aufserdem noch bei liederlichen Diroea
Coitus, gewöhnlich mehr als einmal
einander , ja in einer Nacht , seinem
nisse nach, zehn Mal, ausübte; d als er
Wein und Branntwein unmäfsig trank
berauscht war , ^iel tanztQ und viele
dnrchschwärmte ; dabei grofse Gaben
gitalis^ Opium und Mineral - Säuren doi
ander brauchte, häuGg Brech- und AbfSI
tel nahm, und wenigstens alle 'zwei H<^
regelmäfsig (oft auch mehr mal hintereioaai
zur Ader liefs , auch Blutigel .- an die Bi
setzte : was ihm denn aber alles , aus selir
türlichen Gründen , keine Besserung scb; ^
Endlich , nachdem er sich lange geoai
diese Weise geschwächt, kam er so hi
ter, und sein Leiden nahm dermalsen
dafs er bettlägerig» wurde und zwei
ärztliche Hülfe suchenmufste. ^
w
Bei meinem ersten Besuche fanden i
bei ihm aufser den meistep der oben aoM
benen Symptome : ein eingefallenes blasset G
aioht, glanzlose, tiefliegende ausdruckslose A'
gen von blauen Bingen umgeben, haailoi
Vorderkopf, ein struppiges trocknes Haar; f^
^ 53- -^ ../'>■■■ ■
iDgekriiinnite halb sitzende Lage im
t vorDÜberhäb^endem Knpfe^ kiitzte;. ,
les zischeodes AthemlioIeD; ein trocke-^ ,
nicfit häufiger kurzer Hosten ; ein h^t übei
ganz» linke t^'orderseite der Brust verbrei-
.f uod äurserlich aichtbarer , stürmischer,
egeimärsiger Herzicblag, der bei dem An«- '
des IvraakeQ sich dqrch kurz« Absätze
Athems bemerkbar inachte; ein angleichet,
igelmäTsIger , tasl über den vierten bis fünf-
Sthlag aussetzender, meist voller uod bar-
Puls TOQ etwa 85 — 90 Schlägen in der
nde, der aber am linken Arme viel schwS-
riDd unregelmarsiger'^ar al^ am rechten;
dun Anlegen des Ohres ao seine Blast
man ein fortwährendes ßauschea und
gleich dem'in einer hydraulischen
Bfiütrhlnn . das zuweilen durch einen heftigen:
unterbrochen wurde , , wobei der Puls
uud den der Kranke fühlte; auch
rte man diese Störse, wenn man etwa zwei
^ weit von dem Kranken entfernt stand;
jedem Herzschlage hoben sich die Kleider
die liölie; Pulsath tpigastr. war sichtbar,
■nd die Magengrube so empfindlich , dafs der
Kranke kaum die Bettdecke darauf liegend er-
tragen konnte. Aurserdem klagte er über Kopf-
■tkmerzen, öfteres Nasenbluten Bus dem lin-
ken Masenloche, blutigen Geschmack im Mnn-
4e, zuweilen einen schaumigen Blulauswurf,
Schmerzen in der linken Schulter, im linken
Arme und Schenkel, Anschwellen des linken
fafces, Aufstorsen, Neigung zum Erbrechen)
VnTerdantichkeit, Magendrücken, uad Zunah-
des Herzklopfens nach dem Genasse von
Speisen und Geiräziken, Durste breunande .
Hitze in der ganzen rechten und Kälte in der
Jutt,
linken Seite, Klopfen längs der ganzen ^
foelsäule, und Spannung im Umkreise der
heftuDgspunkte des Zwerchfelles; der Si
gang war mäfsig, aber dünn, und der I
Bciitbraun', ohne Bodensatz, durchsichtig»
Dafs ich unter solchen Umständen das
bei dieses Kranken anfänglich für eine Er|
lerubg des Herzens mit CarJitis subacuta bi
und demnächst Aderlafs, Blutigel auf die Bn
Sinapismen, Fufsbader, innerlich Salpc^
Glaubersalz und Digitalis , so wie auch
streng antiphlogistisches Regimen anord«
ist wohl verzeihlich» Bald. überzeugte U
jedoch die Unwirksa^ikeit dieses Verfaif^
dafs es, mit meiner Diagnose nicht lö'fi
richtig sey. Ich stellte daher eine nM^^
tersuchung bei dem I^anken an, ündäiglii
mein Bedenken über die Aufrichtigkirit.
Vollständigkeit seiner Aussagen^ in Betr»'
Krankheitsursache^ ohne aber weiter inif
genauere Erklärung zu dringen. Am an
Tage erhielt ich die Erklärung schriftlich
mündlich so , wie sie oben in gedrängter S
angegeben worden ist.
Diesem nach hielt ich es für das B
samste, Toxläufig. nichts weiter zu.thuily
den Kranken durch zwei seiner Freuhda
und Nacht «trenge bewachen zu lassen; ;
aller Arznei lieis ich ihm alle 2 Stunde
Efslöfi'el Yoll alten Rheinwein reichen,
auf die fliagengegend ein aromatrsches Ti^
legen« In der Tfeat besserte sich der Kri
binnen 3 Tagen so weit, däfser wieder.'
•tehen konnte; sein Puls und Herzschlag 1
de wieder ruhjger und regelmäfsiger, seio i
lehen heiterer« Ueber diese Besseraog»
— w — •
morriiachtt BeiseruDf des Kraaku
, •rfraoc/ sah icli> schon- einer mSg»
.totändigea Heilaog des Kranken mit
it- entgegen« als nach einigen Tagen
kbvit in ihr^r früheren Ferm wieder
id sich bei der Nachforschung der Ur-
Mr yersdilimmerung ergab , dafs er
ser Vorsicht und Warnung das Laster
Abtritte ausgeiibt.
tsah ich wohl ein, dafs ich bei einem
i, der selbst bei völliger Udlierseu-
Nr Schuld und bei dem besten Wil-
sr zu werden, so wenig Selbstbeherr-
eiilzty um des Laster, das. ihm so
es Leiden bereitet und dessen Folgen
sichern To(]e allem Ansehen nach
^tgegen führen mufste, zu^ meiden«
in Wege nichts ausrichten wiirdei und.
daher, den Kranken, durch gewalt-,
lel cor Besserung zu zwingen | was
eqn auch gern gefallen lassen wollte«
^ord.e demnach an seiner, von Natur
Terlängerten Voiliaut die CircMmd«
icht, und als nach einigen Tagen die
Dg nachgelassen hatte ', > die WuudOi
sizender Salben in ein GeschwUr ver-
Dabei gebrauchte der Kranke die-
t Tinktur der Digitalis in Verbin-
Kampfer« .Ungeachtet des schmerz- •
^fahrens, das selbst den Schlaf und
\t des Kranken störtet verminderte
Kerzleiden täglich , und nach 14 Ta-
von der ganzen Symptomenreihe nur
.HerzklopreH) selten aussetzender
eine grofse Empfindlichkeit der Sfa-*
l vorhanden, Körperliclie und Gei«
t . > ..
.^ 56 —
steskräfte uni mit diesen der LöbenBinatb
ten so zagenommen , dafs dör Kranke
mit Lust seinen Stadien widmete. Nach
dreimonatlichen Fortsetzung dieser Behaodli
war er so weit hergestellt, dafs ich ihn
geheilt ansehen konnte, und auf seine fij
Versicherung, dafs er von der On^e vi
befreit sey und bleiben werde, liefs ich
Geschwür am Gliede zuheilen und die AM
neien aussetzen. Ein ganzes Jahr nachher H
fand sich der Kranke unter meinen Ani
recht wohl; nur bekam er bei geistigen JB
strengungen und Treppensteigen noch sti)
kes Herzklopfen , aber selten mit aüseetzeidp
Pulse. Nach dieser Zeit Teränderte ^ M^ti
TVohnort. Zwei Jahre später schrieb er idl
dafs er bisher von dem Laster völlig fird §
blieben^ sein Herzleiden verschwunden , H
dafs er verheirathet sey; der natürliche, m
fsig genossene Beischlaf schadet ihm nici)
und er kann beträchtliche Anstrengungen oh
Beschwerden vertragen. In der ganzen Z|
litt er blofs in Folge eines Sturzes mit dl
Pferde, an Bluthusten mit pneumonis^chen Z
fällen, die aber durch einen Aderlafs beseid
wurden, und zuweilen an rheumatischen B
schwerden mit Kopfsehmerzen. Seine Ehei
bisher kinderlos geblieben.
Dritter Fall
Er betraf einen 19jährigen »schnell an&i
Bchossenen Gymnasiasten , der das Lasier W
Onanie erst seit zwei Jahren trieb. . Diefi
— 57 —
scheint mir defshalb der Anfzelclinun^
, weil er beweiset, wie leicht die diircli
lie herbeigeführten Herzübel mit organi-
Herzkrankheiten und selbst mit Lungeb-
rindsucht yetwechselt werden können, und
ansichtig man bei der Erforschung der
verfahren müsse.
Der Kranke, ein stiller pusilanlmer, de-
ig hoflicher 9 sehr fleifsiger, im aufsern
m ordentlicher Jüngling, dessen Vater an
rSAwindsucbt gestorben, und dessen Schwe-
(der Angabe nach) an der Zebrung litt,
das Laster der Onanie durch einen Bett.
m Rennen gelernt-, ohne das Abscheu-
^^Ue, Unnatürliche und Schädliche desselben
!'^JÄ ahnen. Beide trieben das Laster Nachts
r^aoch bei Tage, in einem hohen Grade,
nach anderthalb Jahren unser Kränke so
wurdet dafs er zu Bette liegen bleiben
lEi^e. Sein damaliger Zustand glich dem des
iken in dem vorigen Falles nur litt jener
lern noch an häufigem Blutspeien , an
-'SilMenL heftigen kurz abgebrochenen Husten mit
^* iümrtigem Auswurf. Kein Wunder also,
^ lib Hin damaliger Arzt den Zustand für eine
^ ifigeerbte Phthisis tubercuh mit einem Klappen-«
^v. früer des linken Herzens hielt und ihn als
>? tolcben behandelte.
0er Kranke wurde nun täglich elender
r< vtd magerer, was zwar den Arzt in seiner
^ QuigDOse zu bestärken schien , allein das hef-
;."• ^gß Ergriffenseyn der Verdauungswerkzeuge,
t ^ eigeijthümliche periodische Kopfschmerz
*. tili j die gesunkene Geistesthätigkeit , die zu-
'^rilen an Blödsinn gränzte, Symptome, die
l^i Schwindsüchtigen in« der Regel nicht vor-
' ^ »
— 58 —
kommen, waren seiner Ansicht nicbt güni
Endlich trat ein heftiges Delirium ein, io n
chem ich den Kranken zuerst zu beobacb
Gelegenheit hatte. Gleich bei dem ersten i
blicke' demselben kam ich unwillkübrlich i
den Gedanken , hier möchte Onanie der Krai
heit zum Grunde liegen, und' hierin bestSt
ten mich nach einer kurzen^ Beobachtung, i
Reden und sein häufiges Berühren der G
schlechtslheile vollkommen. Vor allen aode
liefs ich ihm eine Zwangsjacke anziehn u;
kalte Umschläge über den Kopf und die G
sehlech'tstheile. machen und Senfpflaster auf i
Waden legen, worauf das Delirium. nacUiei
Als er wieder zu sich gekommen ^ '^erbp^
er dringend das Abnehmen der Zwang^»^
und als ihm dies verweigert wurde , fiogm
kindisch zu weinen, wie ein Kind, da.* ^
einem Vergehen ertappt wird. AUmählig **■
er sich in meine Anordnungen; aber ob^*
ich ihn fortwährend bewachen lief», und ^
zeugt war, dafs er jetzt sein Laster nicb^^
übe, beperkte ich doch Saamenflecken i^^
ner Wäsche; woraus ich denn achlofe, d^
auch an JPolut. diurna leide.'
Mehrmals hatte er es versucht, seine ^
ter zu täuschen und mit den Schenkeln
Geschlechtstheile zu reiben, tobte und scbiii^I
über mich und über Gewalttbätigkeit; XlOj
auch die Umschläge an Aen Genitalien nt\
leiden , Wurde aber wieder ruhiger, al» ^
ihm drohte, ihm die FüJTse binden zu las^
Ytn Verfolge dieser Behandlung hälfe er 8f
innen vierzehn Tagen beträchtlich gebessfil
kine Geistes ^ und Korperkräfle nahmen t
.81 Herzschlag wurde ruhiger, deic Puls rege
f.
— 59 ^
mi^Kj im Hotten wur nicht so faa<ifi|s wtB^
mgämn siSrte «r den Schlaf nicht mehr and
der Aosin^ erachien mehr achleiniig.
Dinch «nen Zufoll entdeckte kk in aei-
av Stabe in eineip Terbbrgenen Behällnisse,
iUisteiiieiii Paar Bacher acfamotrigen labalta,
«dl ftuafs Werk 3ber Onanie, . folglich möla-
'li der Kranke daiB Laster schon kennen.
Kt der iallmähligep Znnahme der Kräfte,
Cai^'doTch China, Rheinwein und kräftige
lUidbbrShe zn nnterstfitzen sachte, warde
iwk seine Forderung, man möge ihn frei Jus-
9m ind nicht wie einen Wahnsinnigen be- ^
büsMa , nngestomer ; mehrmals sachte er std^
As Wichtern zu entwischen 9 iso, dafs ich «es
.jM|t, nach ibeiwochentUcHer Behandlung, für.
ivedbnäfsi^ hielt, ihm die Ursache dieste
VcUrens zn sagen. Aber weder Bilten und
.ftnrflicbes Zureden, noch eine, Schildern ng
^Brbüsen Folgen seines Lasters, falls er sich /
ttdit bei 2^iten dem Arzte eptdecke , noch
Drabongen^ harte^ Maalsregeln gegen ihn zu
ergreifen, Termochten es ihn znm Eingestand-
Aisse zu bringen , Vielmehr schimpfle und tobte
tr wie ein Rasender, stiefs und bifs um sich
Warn , bis ich ihm seine schmutzige Wäsche
Qnd die erwähnten drei Bücher TÖfbielt« Da
Iwbte er zqsaromen, wurde ganz kleinlaut,
tog an kindisch zu weinen und gestand alles '^},
na nur wieder frei zu 'kommen. Nachdem
ich ihm strenge Yerschwiegeuheit über' das
Vergangene gelobt, mufste er darein willigen,
to ich ihn, trotz seines Schwures das Laster
*) Unter andern auch, dafa an dem Gymnasium»
an dem ^r den Uaterricbc erhielt. Ober hundert
Kfliban Onanie uiel>en.
. — 60 —
der Oiianie für immer zu fliehn , die Zw«i
weste noch vierzehn Tage laog tragen, lieb.
Wahrend dieser Zeit erholte er sich
jeder Beziehung; sein Kopf- und Magenschini
und die Symptome des Lungenleidef^s
schwanden, der Herz- und Fulsschlag )ifui
beinahe normal , die Efslust und das Aussei
gut, seine geistige Stimmung heiter; auch f 2
te er sich J4)tzt viel ruhiger in meine Anoi
nungen. Jetzt erst liefs ich ihn frei, d(
noch ' immer in sorgfältiger Bewachung,
halbes Jahr lang hielt ich ihn unter strei
Aufsicht, Ilefs ihn China mit Eisen nf
und' später kalte Bäder gebrauchen. Nif
d^m mufste er in dieser Zeit sein S|
aufgeben, und blofs mechanische Arbeitt
fsig verrichten. Oft litt er jetzt noch an
InU diurn. und an rheumat* Beschwerden,
auch 'diese verschwanden allmählig,. sodafs
endlich am Schlüsse der erwähnten Zeit,
~ ner Ansicht nach, völlig hergestellt^ blohc
und kräftig 'die Hochschule beziehen koi
' Ob er auch in der Folge von dem Laster
-und gesund geblieben^ weifs-ich nicht.
^
Vierter PälL
In den Handbüchern und von den L6ll^
stuhlen herab , hat man gut vorzuschreibM
man solle immer , bevor man einen rationeUn
Heilplan entworfen, zuerst die Ursache dl
Krankheit aufsuchen; aber das me? lehrte na
weder diese, noch die Schriften über das Uni
liehe Savoir faire 'y es läfst sich auch nicht leb
W 61 ^
/
I
,* die Erfahmog und eine tiefere Dfenscheii-
i' huattUäb uncl iier die be^teif Li^hrer. Hier
fitw eigne 6ewan(fiieit| ruhige Fassung, Vor«
:ifaht| Geduld, anä wo. es seyn znuls, unfaieg«
•WW .'Conseqaens. /
'.-*: . - •
i.: In solchen Fällen , wie in den nachfolgen*
(i, luinn ein znr^Unzeit gesprodbenes Woet,
'jfhi einzige Miene, ei^e unzeiiige Nachgiebig*
- Int, oder Härte', den Arzt Jiicht allein in die
Li|e.Tersetzen, dafs er 'das Zatraö^ii .des
Smliüen und dto Einflufs euf ihn , der viel-
UAI wichtiger als die Anwendung aller Me«
lbinBi|te ist,* sondern ^, sogar , seinen guten
Itif variiert^ wenigstens die wahre Uraach0
thr Krankheit , wenn er auch durch die Sjmp*
toasten ihrem Daseyn TÖllig überzeugt ist,
•0 kkM nicht erfahi:t,. wenn, ihm nicht' ein
Wmdsrer -Zufall' oder hesondei^e Verhältnisse
du Kranken günstig sind. Dies gilt nament«
' Sek in der Frauenpraxis. Der nachfolgende
tnaliUe Fall mag. hier als Beweis des Xresag-*
tiD gelten.
Zwei unvetbeirathete Schwestern 9 wovon,
is eine 19, die andere 21 Jahre alt wat, con-
uilirlen mich, wegen einer, schon Is^nge her
Itstehenden Un Verdaulichkeit mit leillmähHger
Abnahme der Kräfte. Beide waren sich in
Arem Wüchse, und in ihrem welken, abge-
labten Aussehen ähnlich; ihre Klagen so wie
die Zeit des Anfanges ihres Uebels , waren
ttch gleich.
Man erzählte mir, beide Frauenzimmer
waren früher frisch, und blühend gewesen^ al«
lein nachdem sie eine Zeitlang in einer Erzie«
hnogsanstajt sich aufgehalten^ hätten sie gleich^
— 62 — .
zeitig angefangen zu jkränkeln nnd^ unr
Tsjg ZQ. menstruirent .Da man die Urse
U^belbefindens in der Lokalität des Fei
fruchte , so liels man sie einen Somni
das Land beziehen ;^ allein auch hier
sie nicht besser, im Gegentheil noch
Ttuer, so dafs sie die Eltern, wieder naci:
herliefen , wo sie sich jetzt ein ganze
laug bereits aufhielten. Der ganze Schi
aiitifaysterischen , analeptischen, tonisch«
tiphlogistischen , auflösenden und auslee
Mitt€'ln, Aderlässe, Blutigel, kalte,
Bäder, selbst Seebäder, und eine yerscl
artige Auswahl in der Kost und im R
alles blieb fruchtlos.
Bei meinem ' ersten Besuche fanJl
beiden Kranken auf zieYnlich gleichi
Weise folgende Erscheinungen ausgaspi«
trockenem , weiches , glanzloses , dank«
nes Haar, das sich scbWer in Locken
und besonders am Vorderkopfe stark i
fast alld Haarspitzen waren gespalteii v
schmerzen , die von dem Genick an :
durch den Kopf nach den Augenbrauni
gen, in einzelnen Momenten stärker 1
und dann wieder nachliefsen , die man so
derte, ,>als wenn ein 'Wurm in welleo
ger Linie yon hinten nach vorn sich be
sich hier ausdehnte und einen langsamen
auf die Augen ausübte'', die bei jedem
schlage zunahmen, durch Schlaf und die
te Ruhe Termindert, durch Bewegung >
Gerüche, Geräusch, heftiges Licht, g
Getränke und KaiFeegenals Yermehit w
and Von einer Neigung zum Erbrechej
PRrklichem Erbrechen begleitet Vrflren,
»Icbes sie aber sogldch beseitigt wttrden;'
fminderles Sebvertm>gen mit Miicken- VmmI. .
srncbeo - Sehen ; Licbtschea ; ' trübe ,, gldnz-
BjB, wässerige, uasiätl bewegte oder iiowilU
Uirlich siiete iiod tJefiegetide Augen ). ger(>-
ikte AugenJiederraDiIer; blaugrane Ringe nm
jt Aogeolieder ; ein scheuer, unsicherer, mat- '
■ Bück; eiDgefalleues, schlaffes, bJassas Ga-
pht; weiXe, leicht bebende Lippen; leicht
tätgle Zunge; liäufigea' Aufdiofsen; Hüateln;
tnui. kiiipfende Carotidso; kurzes, seufzAttdeft
Alkemholen; Kurzatbinigkeit bei BeTTegnpgeni .
iMunders beim Treppensteigen, Tanzen mid
bttn Liegen auf der linken Seite ; fOt btträii-
iiga Herzklopfen , das aber bei Bsweguageü
oder ^eieligen Aufregungen so wie anch Ifachta
lun Liegen auf der linkeq Seite, -oder bei
Bitdnger Giickenbge sehr befUg wud; bänfi-
(K Gaiinen ;, uoregelinabige^, welteiiftirmiger, '
fritbcT l'uls; angeschvTflUene YeDsa ap den
fiiodsn; dumpfe Schuierzeo in der linkeo.
Stbnlter; Müdigkeit de» linken Arnis ; Bren-
■n in den FIandfiäch«n besoDders Morgens;
nireilen ein heftiger Stich, der mit Blitzes^
idmelle von der linken Schulter ans .queer -
inKh die liriist und nach dem HaUe schielst,
■obei der ganze Kbrpsr zusammenschaudert;
hitBtio epigaur.; ein beständiger, sagender
Sdmierz und grofsn Empfiodlichkeit in der
Ibgenge.send ; Müdigkeit in den Lenden und
Kniea ; Knacken der letzteren beim Treppeo-
•UägeD; ein gutartiger aber copiöser wei&er
flniBj Geiübi von Druck in derVterinalgegend;
Jtetfttrualion nicbt regelmafoig und beigi Ein-
i"~ «Dfiiöcj Jbit ÄfJil Tage lang anhaltend ;
iUli»t< w. Gemütbsstimmung;
Be. Ursache; kindl-
— 64 —
sehe Aengftüichkeit ; häufiges Schwitzen » ai
mentlich in den Gfandilächen ; der Schwell
wie die Aosdiinstung Ton eäagenden Kinder^^
riechend, Schläfrigkeit bei Schlaflosigkeit ii^
der Nacht; ängstliche Träume; Zittern dei^
Hände, besonders Morgens ; nachlSlsige, schlefll»
UaltuDg des ziemlich abgemagerten Körpers ; «-
eine schwache Eitternde Stimme; Unlust zam^
Arbeiten; Verlangen nach Wein und stärken-
den Speisen , die aber Magendrücken verursa-
chen ; grofse Empfindlichkeit und Wortkarg-
heit. In dem Benehmen der Kranken ie^;te.
sich etwas scheues, ängstliches, geheimthnenü
zurückhaltendes^ besonders bei der genaaenta
Nachforschung über die Ursache ihrer Krank-
heit ; eine eigenthümliche, keiner Beschreibung
fähige Aengstlichkeit und Befangenheit, wena
über Geschlechtsverbältnisse gesprochen wurde,
uud eine Abneigun.^ gegen männliche Gesell-.
scliaft« Beide Schwestern schliefen in einem
Bette zusammen in einer abgesonderten Stube^ .
und wollten sich in den gemachten Yorschlagr'
in zwei verscliiedenen Stuben getrennt zu schli«'
fen, unter keinem Bediugnisse fugen«
Alles dieses zusammen, und so manche
andere Umstände, namentlich der Erfolg der
iriiheren Behandlung und die Lebensweise der
Kranken bestimmten mich zu dem Schlüsse,
dafs bier kein organisches Leiden Statt finde,
dafs das ganze Heer yon krankhaften ErSchei- .
jiungen blofs secuudär und Onanie oder gar
das Laster der Tribaden die eigentliche Krank-
heitsursache sey.
Allein, mit dieser Erkennlnifs w:ai^ ich in
nicht geriuj^er Verlegenheit, was zur Heilung^
der Kranken anzufangen sev. Ihnen die Schäkd- •
licU-
- 66 -
Kit und den Nachtlidl ihres Lasten g^
m vorhalten , hielt ich nicht für rathsanii '
^nrnTste ich erwarten | Ton den Kranken
leeen und Ton den Aeltern für meinen
'Willen noch schUmmer abgefertigt zu
f besonders da beide Sabinen in dem
(onderer Frömmigkeit und Züchtigkeit
Ihnen meine Ansicht unter den ob-
iden drängenden Umständen verschwei-
konnte ich. noch weniger, indem dann
rankheitsursache fortdauerte. Wollte ich
inken heilen, so mufste ich ihr volles
m besitzen, ihr Geständnifs erhalten
ihres unbedingten Gehorsams verge«
hielt es demnach für das eweckmä-
durch einen klugen Beichtvater auf die
m einzuwirken, allmäblig ihr Zutrauen
rinnen und günstigere Umstände für die
abzuwarten. Vorläufig liefs ich blois
.Jyer mit Eisen und Cascarilla gebrau-
ted kalte Einspritzungen Ton einem Bi-
iWsnabsud mit Alaun in die Vagina ma-
»».iröbei sich die Krainken etwas wohler
; möglich ist es aber, dafs sie dies
ftoigaben , um nur meines immer währen-
Sachforschens entledigt zu werden.
, JKeine Hoffnung eines günstigen Erfolges
Ihriterteaber; denn die Einwirkung de^ Geist«
Ksn, der die Krauken aufforderte, sich mir
imWunden zu entdecken, hatte nichts ge-
fen, und mit Leidwesen sah ich, dafs sie
m anderU) ungebildeten Pedanten zum Beicht-
» gewählt, der ihnen, Gott weifs was in
Kopf gesetzt hatte.
— 66 — ■
So giDg es also nicht! — Ich yieth ^ ^gm
her zum Heiratheu, liefs hin und wieder cr-^
Wort über Forderungen der Matur, herrschend .
geheime Galanterien der Frauenzimmer !alle#^
und vergafs absichtlich einen (von mir selbi^^
yerfafsten) Örief eines Mädchens , worin iiäch^*'
dem Geständnisse der Schuld, die Folgen de^
Onanie schauderhaft geschildert wurden ; such-^
te auch durch freundliches Annähern meinen»
Ziele näherzukommen, den Kranken begreif-
lich zu machen, wie geistige Reinheit die
Schönheit des Körpers bedinge » und sie all-
mählig zum Geständnisse zu bringen.
Alle möglichen Hebel wurden in Bewa^
gnng gesetzt, und namentlich die stärksten:
Eitelkeit und Gefallsucht.; aber alles blieb ver-
gebens und scheiterte an dem plötzlichen Ent-
schlüsse der Kranken: ins Kloster zu gehen,
wozu denn auch die bigotten Aeltern sogleich
ihre Einwilligung gaben. Jetzt war nichtig
mehr zu verlieren; es galt das Leben zweier' '
verwirrten Menschen ; ich mufste das äulserste. "■
versuchen. Doch bevor ich dies that, unter*^ ;
nahm ich während der Abwesenheit der Kran-
ken und Aeltern eine genaue Untersuchung in
der Schlafstube jener, und liefs auf meine
Verantwortlichkeit alles öffnen. Was ich ver-
' muthet hatte, wurde mir bestätigt: in einer
verborgenen Schublade fand sich ein verschlos-^
series Kästchen worin ein künstliches männ-
liches Glied (Friap) nebst Bandage, enthalten
war« Dafs ich mich des Kästchens sogleich .
bemächtigte, läfst sich denken, denn dadurch
hatte ich die Krauken in meiner Gewalt; ich
konnte das schmutzige Instrument zum Er-
zwingen des Geständnisses benutzen, und schnitt
— 67 —
Kranken anch die Geleganbeit zur Ans^
lg des Lasteis ab. Aber aucb jetzt glaubte
mit jenem vorsieb tig zu Werke gehen,
öden Eindruck abwarten zu müssen , wel«
das Vermissen des Kästchens auf .die.
rn machen wurde, und diesen als Be-
im benutzen , weil sie mii: sonst das Ei*
lom desselben geradezu hätten ableugnen
Desselben Abends noch, während ich mich
1er einen .Schwester unterhielt, - kam die
TOB ihrer Stube zerstört und fast athein«
;i|il frug jene ganz hastig > „ob sie bei der
f^ewesen und das bewufste Kästchen
/* als dies aber verneint wurde, war
ter Ohnmacht nahe., Mit der möglich^
I Gleichgültigkeit frug- ich was denn fehle,
1^ mir die eine sagte , es sey ihnen ein
lenes Kästchen durch Erbrechen der
von der und der Gestalt gesteh«
len, fragte ich nach dem Inhalte des«
Da verstummte mit ^inemmale die ge«
[iüwordene Zunge; tiur ein^^elne Worte
ll Verlegen herausgestoitert ; — - wie zwei
'ibüder standen sie da. Jetzt galt ibs!
igem Ernste gebot ich Ruhe und frug
^ sie sich keines Lasters bewufst, .ob
[Wdi noch länger täuschen wollten, und er^
endlich nach mehreren solchen Fragen
Waus, das Kästchen hätte ich wegge«
sie würden es nie wieder bekom«
') und es stünde ihnen frei, mich gericht-
des Diebstahles zu belangen , was ich ih^
^Adorch erleichtern 'vi^ollte, indem ich so-
. J^ $er Staatsbehörde davon Anzeige machte
^ das Kästchen daselbst deponirt^. Da%
E2
: - .6j8 -i-
ii?jrkt6 t^ie , ein Zäuberschlag ! — Die c|
fiel weinend vor' mir auf die Knie, die aoi|
■wollte verzweifeln , drohte, bat, verwüni
weinte und schimpfte auf mich. Ich
kalt. Endlich löste sich der Jammer in
nen und ein reumüthiges Bekenntnils der
de auf. ;
Beide hatten das Laster im Institute.^
einer Fai^iser Freundin keinen gelernt,' J
ihr auch das saubere Kästchen nebst Iid(
als Angedenken erhalten ^ und trieben j^
SSnde täglicb 9 zuweilen drei bis vierj
«iner' Nacht, Daher das gleiche Leiden^:
Zusammenhalten, die Scheu vor der Ti
die Abneigung ' gegen das Heirathen
gen männliche Gesellschaft ; daher der
im Kloster beisammen zu seyn.
Nach einer derben Strafpredigt, to^
die Verheifsung einer völligen 'HeUung Ü
liefs; nach einer eindringenden BetraeKl
über religiöse Heuchelei und über die ITi^
natiirlichkeit der Selbstbefriedigung; nai
ich beide* Sünderinnen auf den AntheU-
Seligkeit schwören liefs, nie wieder das':
here Laster zu begeben, und baldigst
Pflichten gegen die Menschheit und für
Bestimmung ihres Geschlechtes, als braver'
mütter zu erfüllen, gab ich ihnen das
sprechen eines unverbrüchlichen Vers<
gens ihres JVamens ; — somit war der
zu ihrer Heilung gelegt.
Das ^erste was ich jetzt verordnete ^
die Trennung der beiderseitigen Schlafstat
die auch ohne Widerrede vollzogen wviii
Ferner sorgte ich. iüt em^ r^sieektnäfsige kSü
— 69
1
fBtUche BescZiaftiguDg und I^ectUret teroid-^
eiae nahrhaft^ aber nicht Teilende Kost»
Bäder die allmählig bie zu kalten herab-
wurden* gab jonerlirh. Ghinapglver mit
nnd CatecbUy , undliefs Waschungen a^li
«ufseren Genitalien und EinspritKungen ili
Fagina vonr rothem "VVeiq machen. •
Nachdem eich die Kränken . ron dem er-
schrecken etwas erholt hatten , zeigten
die £;ute;i Wirkungen meiner getrolfeiien
ein« Sehen in den ersten Tagen ver-
der Kopfschmerz und die OlSdigkeit
It Glieder ; ' der ^Blick > wtirde\ heiterer , 4x6
Ulilt besser und der weifse Flufs liefe nadi.
JBlihHg wurde auiE:h das Atfaemfaolen freier,
ii^JB&telo horte auf, nuc blieb der HeifZ*
und Fuie noch mehrere Wochej^ laiig-,
äfsig, und die grofse Empfindlichkeit
gengegend dauerte noch zwei Monate
Ibrt , liefs aber spater nach. AUmUhlig
sich das vermeintliche organische Herz-
mit der ganzen Reihe der oben ange-
Skrten Sjmptome ; die Kranken bekamen wie-
iir ein gesundes Aussehen» so dafs ich sie
.ndi einer dreimonatlichen Behandlung twm
Gebrauche der Seebäder nach Ostende entlas-
konnte.
' Bis zur Unkenntlichkeit wohl aussehend)
litmen sie nach sieben .Wichen wieder zu-
tick. Das Herzleiden war verschwunden ; nur
Btl die* eine noch jedesmal nach der Menstrua-
tbn einige Tage lang an - weifsem iPlufs mit
Hagenschinerzen und hatte dann ein blasses
knnkliches Aussehen , welcher Zustand aueh
noch bis jetzt (nach drei Jahren) angedauert
hat. Die andere Schwester ist jetzt eine glück-
-'70 —
liehe Gattin, und gesunde Mutter zweier
Kinder.
Ich könnte hier noch eine ganze Reihe
von ähnlichen Fällen bei jüngeren Subjekten
beiderlei Geschlechtes aiiführen; doch glaube
ich durch die (vielleicht etwas zu ausführliche)
Darstellung der vorhergehenden , ein deutli-*
dies Bild des durch Onanie herbeigeführten
Herzleidens dargestellt zu Ihaben.
Bei der Zusammenstellung der bisher aU'*
geführten Krankheitsfälle, ergeben sich, wo
ich nicht irre^ nachfolgende pathognomonische
Zeichen für die Diagnose solcher Herzleiden»
welche durch Onanie entstehen , so wie auch
die Unterscheidungszeichen dieser von anderen
organischen Herzleiden, oder sonstigen Uebeln«
Ein glanzloses trockenes Haar nut gespahenm
Endea , das befionders am Scheitel leicht ausfällt ;
bei Schwindsüchtigen und organischen Herz«
kranken ist es fett und klebrig.
Glanzlose matte ^ in Thränfn schwimmende
leicht geröthete ausdruckslose tief liegende utugtn
mit rothen Augenlieder rändern und hlaugrautn tk»
fen Ringen um die Augenlieder, Herz - und Lan*
gen kranke haben immer ein klares helles ans*
drucksvolles selbst lebhaftes Auge. Blenstrui«
rende Mädchen haben zwar auch blaue Ringe'
um die Augen, aber ihr Blick ist frei.
Ein scheuer f unstätter ^ ojt ins Slaut-hin'^
starrender Blick , und die Unmöglichkeit einen fest
ßoarenden Blick dnes andern zu ertragen ^ waa
•.-.
— 71 —
enen Kranken nicht der Fall ist ^ denn aie
n meistens einen Terklärlen Blick.
Ein eigenthümlicher periodischer Kopfgchmen^
vom Hinterhaupte nach vorn hinziehi^ und
ienem Kranken nicht beobachtet wird.
\ßtstbrt€$ oäfir, vermindertes Sehvermögen; ge-^
Efslust bei .leicht belegter Zunge; Imchtes
tdn^ bei der Mögttchkät tief dnzuathmen^ oft-
das Atheardiokn kurz und ecfineU ist.
Gana; vorzüglich ein fast immer andauernder
Magenschrrurz oder grofse EmpfindHchkdt
Megengegend mit einem GefiM von Druck
\Umre^ bei Abwesenheit organischer Störun»
iimr Gegend. Bei Herzkranken koxmnt
•ach Maganschmerz vor, indefs ist er
^10 constant, und nicht von solchen Sjmip-
irie die vorerwähnten, begleitet.
tletügkert und Zerschldgenheit der Glieder ^
in den Gelenken der Gliedmafsen und
Jlttttibeins.
dener^ der säugenden Kinder ähnlicher
Geriich des Schjv&fses.
.ft Bekannten Zeichen der Orutnie an den äu-
9uchlechtstheiten und an der f^äsche,
. Jki scheue j zurückhabende heimliche Wesen
t*w Benehmen des Kfanken, und die Verle-
'> wenn man von dem Laster spricht»
JXe Schläfrigkeit und Lässigkeit ^ so meauch
^^hät des Kerstandes.
^ Alles Erscheinungen ^ welche bei Lungen -
^ orsanischen . Herzkranken entweder gar
■** öder in Verbindung mit andern, Sympto
'^ Bur einzeln vorkoinmenr.
i-
— 72 —
Allerdings kann ein einzelnes der e
ten Cardinalsymptoine für sich, noch
das Entstehen des vorhandenen Herz
von Onanie bestimmen, sondern nur
Gesammtheit, und bei vollkommener Ue
Stimmung der Erscheinungen mit der U
Die entfernte Ursache des in Ret
hdnden Herzleidens v^äre also Onanie
jetzt bleibt uns noch zu untersuchen
was- eigentlich die nächste Ursache dei
oder die eigentliche Krankheit sej.
. Offenherzig gestanden, ich kann n\
muthungen darüber aufstellen; denn h
habe ' ich , obgleich ich an zwanzig i
Kranken behandelt, keinen verloren, ui
durch die Section von dem Zustande d<
zeiis und der Präcordien unterrichten z
nen« Mir ist es wahrscheinlich , dafs ii
der heftigen , Aufregung des Unterleibs
vensystems, namentlich des Saameo-G
tes und des Bücken markes , durch die (
eine krankhaft erhöhte Empfii^dlichb
Kosten des Wirkungsvermögens, nam
in dem Bereiche der Muskelthätigkeit, <
und da der Act der Onauie bekanntlicl
mit einer stürmischen Thäligkeit des I:
verbunden ist , so wird es höchst wahr
lieh, dafs in Folge der oftmaligen Wi<
lung derselben • endlich eine Erschlafft
Muskelfasern des Herzens eintritt^ di<
^ine unregelmafsige Funktion dieses
zur Folge hat. Eine wirkliche organisc
rung des Herzens kann man wohl nie
Uch annehmen, denn diese würde seh
ichen und^ein,e vollständige Heilung
f Aber annehufbar scheint es , dafs
~ 73 --
cbivv Zastand sehr lange dauert, end-
Folge der Erschlaffung der Sluskelwäo*
ne Erweiterung des^ Herzens eintreten
Von diesem Gesichtspunkte aus las-
um , meines Dafürhaltens , alle Sympto«
i inehr. dynamischen Hersleidens erklä«
Endlich ist es auch anzunehmen, dafs
das Leiden der FräcordialneiTen und
Kckenmarkes , eine* Störung vi den Funk-
K^iw Verdauungswerkzeuge erfolgen mos-
iher die dyspeptischen Symptome und der
Schmerz der; Präcordien und der Kreuz-
Kud ; daher die Müdigkeit in den Ex-
n.
Prognose bei dem durch Onanie her-
Mncht^m Herzleiden ist schwiesig und
Mr., und hängt zu sehr von dem mora-
pt Charakter des Indiridunms und man-
Imigsn äufsereu Umständen ab, als dafs
b iUe Fälle festgestellt .werden könnte.
^ ^-Tzt die. Urs(iche richtig erkannt, ist
l^tande diese zu heben und durch eine
ijmtisige Anordnung, den Kranken vor
iWtsr der Onanie zu bewahren , hat das
^flbch nicht zu lange gedauert, sind die-
"ÄtSB, dals der Kranke in das Laster
: ^eder verfallen werde, genügend ^ so
'^ tToraussage gunstig.
^hr ungünstig mufs sie aber aus- leicht
fachen Gründen werden^ wenn der Arzt
•'riache nicht entfernen kann, uud der
ke nicht Kraft genug oder keinen gutea
^n hat, dem Laster zu entsagen, oder den
inungen des Arztes strengen Gehorsam
Uten.
. ■• - 74 -
Therapie. Natürlich Iiaädelt es sich
vor allen andern um die Hebung der eol
ten Ursache, nämlich der'Onanie. Allein
dies in jedem speziellen Falle zu heweri
ligen und möglich sey, das läfst sich i
angeben. . Hier mufs der Arzt nach seinsi
dividueUen Ueberzeugung und Einsicht,
Riicksiclitnahme auf das Individuum und
sen Verhältnisse, klug und umsichtig band
Wie er den Kranken behandeln solle, dai
ist <lie Antwort sehr leicht und sehr schi
Sehr leicht^ „er solle den Kranken von (
Lästernder Onanie abbringen und durch 1i
sehe Roboi'antia den gesunkenen Irritabijil
zustand so wie durch ein z;pir echmäfsigeil
wirken auf seinen Geist, sejne NervedH
heben ;^' das ist sehr 'leicht und hanw
mäfsig gesagt ; in der Cirilpraxis ist abef
Ausführung des Gesagten sehr schwer^ weU
über den gutön Willen und über dje äaC
und inneron Verhältnisse des Kranken
so wie über seine Drät und seinen Arzca
brauch schalten kann« Darum lassen uo
solche Fälle keine Vorschriften geben,
ich gethan, enthalten die vorhergehenden Kj
heitsgeschichten , und was zu einer zwec
fsigen Heilung der Folgen der Onanie t
wendig ist, enthalten aufserden allgetneii
kannten Werleen über dieses Uebel, die
«ten Handbücher der Therapie ; daher bab«
nicht nötbig, hier noch etwas hinzazofiig
Man .helle den Kranken von dem L
der Onanie, und sein Herzübel wiird von •
«rarschwinden.
Schüefslich noch einige Fingerzeige
81AII (nach meiner Ueberzeugung) mit td
nt iäin Olianist zu wir,' so stalle ick.
nne Mbr genaue PriifuDg seines Ue-
doich obii.« «ein Laster zu baräbren ;'
I «ioen guten Willen, wen« er ge-
niid lasse mir seine Krsukheil^ge-
iloti ierzähtenj ohne ilin zu ntiter-
Wlrd aas. seinen Syuiplomen mein
■bestärkt, so verwickele icli ibn mit
jber die Ursacbe seiner KreoUieit,
icli gegen die von ibm angegebenen
reifel äufsere, und'lasse so Debeobei,
Seziebatig auf einen Andern, elwa3
lieben Galanterien, Selbstbefriedigung, -
Dg duicb andere, u, a. w. einfliaben.
mkeo fest fixfteod schliefse ich mit
I, ob er denn wirklich nichts mehr
«ng anf die Ursacbe seiner Kcank-
igen habe? t- Leugnet er, so brach«
ab, und verordne etwas UnscbüdliT» .
i dem zweiten Besuche hat natürlich
si nichts gebessert, und daher anfsere
ta Zweif^ ge^en die VollslÜadigkeit.
— 76 —
bandlang anheben miiss^o und den Aellern
oder Geschwistern die Ursache meines Weg<-
bleibens angeben. Gewohniicb gelingt es auf
solche Weise den Kranken zum Geständnisse
zu bringen. Bei Frauenzioimern hält es in*
dessen viel sehwerer, und da nehme ich einen
Ternünftigen Beichtvater zu Hülfe; oder ich
fasse sie bei der empfindlichsten Seite: bei der
Eitelkeit und Gefallsucht. Mit Knaben , i^nd
namentlich mit Gymnasiasten, mache ich we-
nig Umstände und drohe sogleich mit der An-
zeige an den Rector.
Es ist wahrhaft betrabend, wie fSrchter-
lich das Lasier der Onanie in manchen Gjar«
nasien und Seminarien herrscht. Aus Erfiih-
ruDg weifs ich es, dafs in einer Klasse .123
Schaler sänuntlich Onanisten sind. Sollte :9s
wohl Yon Seiten der Medizinal -Polizei nicht
recht verdienstlich seyn , dafs ein Arzt allmo-
natlich das 63nDinasium besuchte und die Ona-
nisten, die sich schon durch ihr äufseres Aus-
sehen deutlich als solche beurkundeof voii den
noch Unverdorbenen trennte, und durch die
Schilderung der Folgen von dem Laster abzu-
bringen suchte?
Eine auffallende und constante Erschei-
nung bei Onanisten ist das Auftreten rheu-
matischer SchmAzen, die von einem Gliede
zu dem andern hinüberspringen. Solle wohl
das bei ihnen vorkommende Herzleiden nicht
immer rheumatbcher Art seyn?
•^ . .
^ *n —'
*
'Jinm€rkung von' Bujtland.
stiiiiine' Tollkommen dem Hfd« Verfas-
, lind freue mich, dafs er auf eine, nur
übersehene, Ursache der scheinbaren
»nkheiten mehr Aufmerksamkeit erregt
Auch ich habe mehrere Fälle beobach«*
^0 das heftigste Heirzklopfen mit andern
zkrankheit deutenden Zeichen blob al«
(dge venerischer Excesse^ doch mthr noch
f€y der unnatürlichen erküngteJun Anstren-^
Geschlechtsorgane, war, denn diese
Torzugsweise auf Schwächung der mit
zen in Verbindung stehenden Nerven
ken. — Blän sieht leicht ein, dafs
tQtiphlogistisches Verfahren nur Krank«
ehrend wirken müsse, und gerade das
gesetzte, tonisch stärkende, hülfir^ph
>«me.
i* •
m
»« •
.»■■
1 ^
■» .
78 -^
IV.
Medizinische
BeobaGhtungen u^ Vergleicliun|
verschiedener Schriftsteller
alter und neuer Zeit
' im Gebiete der Arzneiwissenschaß.
Von
Dr. J. A. Pitschaft,
Grofsherzogl* Badenschen Hof- und MedijuiiAb^
Raihe zu Carlsruhe*
(Fortsetzung* S« Joum. d. pr. H. i8s6 Juniiu*!
Jd Kausch*$ sehr ioteressanten Ifemorab]
2. B* S. 104. wird ein in physiologischer«!
physikalischer Hinsicht höchst merkwärdiT
Fall vom Hrn. Hofrath Dr. Ludmg erzahlt
Es befindet sich ein Mädchen in der JXiM
wo der Blitz einschlug. Es ging nach M
Entladung eine, Treppe hinauf und herunt«;
•hne dafs iron diesem Gange demselben ütA
Wissenschaft beiwohnte , sank es dann zosM*
men, verfiel in einen apoplektischen Zostasi
mit Bewttfstlosigkeitj Sprachlosigkeit und IXk
— 79 ^ ■ - '■
* . * '
Lang. Aaf An Wendung Ton zwei Aderlässen,
Ijstieren und Synapisnyen, stellte sich nach
"erlauf ron ' 6 Tagen ToUkomin^ne Genesung
Hr. Ludfvig folgert aus dem Schwefelge-
imack; welchem alles, sowohl Speise als
iträoke hatte, was dl^ Kranke' nur immer
den Mund nahm^' däfs die Kranke wirklich
einem heftigen Strom von Aura c/ectricä
ise ergrillen worden sejrn*
Im 8ten B.* Ton Lkhtenberg*i Termischtea
Sdniften S: 152 , findet sieb ein ungemein be-^
*Uhnnder Briefwechsel zwischen Erocfeben und
UUkunberg. Erxieben war ein ähnlicher XJn-
fin, als er bei einem ungemein heftigen Ge-
witter durch einen Wald ritt, widerfahren i
«w nicht in dem hohen örade. Es war ihm,
äW wirde er mit einem harten Instrument auf
dea Untern Theil des Kopfs geschlagen, und
er Aatte das Gefühl eines elektrischen Schlags,
welchen man durch die Maschine heryo}rbribgt,
aber in sehr vergröfsertem Maafse. Die->
konnte er bei der verursachten Betäubung
aar angeben , den Donner vernabm er nur
. fleicfasam wie im Traume. Die Muskeln de»
Gesichts waren verzückt, und blieben es eine
. Viertelstunde. Den Schmerz im Kopfo fühlte
\ er noch mehrere Tage hindurch. Lichtenberg^g
^ Heinang geht dahin : dafs bei gänzliche m Man«
Sei der Merkmale der Versengung d€Jr KJei-
angsslücke, der Haare ^ der Schmelzung der
Metalle , blauer Flecken ^ Striemen und Brand-
Masen, keine unmittelbare Mittheilii;ng der
jlura dtctrica Statt gefunden habe, t**ondera
„daib der Strahl in einer, nicht gar grofsen
Eatfernung hinter ihm niedergefahren, seyj'^
Dleees bringe nicht nur die fraglichen Eischei«
- 8Q -.;
nungen ini\Orgdnisinu8 4heTTOT;^ sonder
oft augenblicklichen Tod ü« s^, w. Jed<
Behauptungen könne ex. mit einer Er
«belegen*
So dürfte vielleiclit auch obiger Fa
theilt werden. Der Scbwefelgescbmack
die Sache nicht , diese schwefelichte (j
plosion, der eine so gewiEiltige Fls^
man's auciti' anders, inwohnt, durchdrii
les in dem Medium, wo sie vorgeht, —
leicht kann dieser Geschmack 'auch an:
nung ideeller Nachempfindung Kommei
oft nach reeller nämlich von Aufsen be
— - Empfindung, die man bei höchst c
nem Gemüthe und gewaltig aufgeregtei
tasie hc\ttef der Fall' is^ Der Gerud
Geschmacksinn der Kranken mufste je(
im Moment der BHtzentladung gewaltij
fen 'worden seyn. Es wäre ^n physib
Hinsicht von hohem Interesse gewesen
man dem Mädchen sogleich einige Golc
Silberplatten am Körper angebracht hä
Ich erlaube mir hiermit einen "Vf
geben. Wer solche Vergleichung nie!
Interesse liest, der wird wohlthu^i, de
reichen JJchtenberg's Raison neinent selbs
zuschlagen, oder im Fall ihm die Geh
gebricht^ Dr. ileimarm Abhandlung voi
Im ersten Bande der Jahrbücher d<
geschiebte 1820 las ich:
>,Ein Vorfall in Süd - Carolina in Nc
rika verdient beobachtet zu werden»
— 81 —
1^ Baumwolle aU HeOmitlel gegen Brand«
' len "kennen lehrt. Ein Band war unrer-
in Flammen gettiirxt; die Mutter sog
raus , warf et in ängstlicher Eile auf ei-
nahe liegenden Haufen roher Baun^wolle
sprang forf, um einen Arzt zu holen,
wohnte nicht in der Nähe, und die
blieb daher ziemlich lange aus. Als
: Trioder kam, schlief das Kind ruhig auf
["Bsumwolle, und war beim Erwachen still,
ibed^atende Schmersäuberung. Die Baum«
batfe sich xndefs an dem ganzen Laibe
.aogesetzt, fiel jedoch nach einigen Tagen
^Islbst ab, und das Kind war geheilt.''
).]A habe dieses EreigniTs in keinem me-
len Journal I deren ich dodb ziemlich
lese, erwähnt gefunden; ich theile es
eh hier mit, well ich es behertigens*
halte.
Dab die Baumwolle beim Entwöhnen der
»r, wenn die ton Milch strotzende Brust
in sie eingehüllt wird, ein gar schickli-
Vehikel zur Zertheilung ist, mag wohl
bekannt seyn.
»■•■
r — ■
? ■■
Das was ich im SToTemberheft 1823. S. 106
^ den Rapport zwischen Leber- und 6e-
kleiden sagte, hätte ich, es wäre um so in*
"sssanter gewesen, mit Hippokratts 28ten
ihorismns B. 4. schliefsen sollen: fyQtäbuB
otoi simr, dejutionts hac oborta $urdUate ces»
t; et quürns prauesserii gurdUaSy exortis bilio^
dejectionibui f deiinii.^* Halte ich es gleich«
ooiB. LXl y. B. 2» Süß F
— 82 —
wohl init Hippokrates so zieinlicb , ' so fiel ■
doch damals dieser Lehrsatz nicht ein. i
Den Lesern, welche einen interesi
AufsuU über die Kräfte der ArUmma
gegen . die EprJepsie gehörig gewiirdlgi hal
wird folgende Stelle aus Jf. MttmüUtri
medic. T. L Colleg. Pluffmac. in Sehn
f>. 519. nicht unwichtig scheinen:
JVorum est^ quod circa festum sancti
mi Bapthtat $ub radice Arwmüa^ (unter
rothen Beifufsstrauche) Carbohts reptnantür^
tat laudis in epilepsia: vid» Simon Pauii in
dripart. Boian. Classe 3. pag. 251.*i3f cm
non sunt fabuia\ uti JIoß'marmu9 - de Mi
OJjjcin. l 2. Cap. Ü2. $. 4. p. HO. voJuUi
nÜul aliud ^ quam radicts jirtenüsiae anm
mortuae et ita exsicatae atque mgricantes^
adhuc refertat: Conf, Dtcktrs in Coi
Praxeos Barbett. p. 7. quae in tpihpsia r€
juvant. Semper quidem anile ßgmentum
novi tarnen non solum mulierem rrülitarem
loci^ quae hQsce carbönes proprUi infantibut
lepticis cum fructUy cuspis culelli quantum enj^
propinavit; ued et Joel in Praxi Cl de Epikfi
commendavitf vir alias rmnus superstitiosus. .Le^
tur etiam Tartams in Dbsertat^ Nosohgidi,
Quaerunt vulgo hos carbonu ipso festo li
Baptistae zwischen 12 und 1 Uhr; sid w
superstitio est» Non enim necesse esf , ut pram
dies Johamds observetur. Conf. Welsch. ~
— 83 —
3. Sbniles carhones interdum reperiri io^
absinthio.
it den Scbriflen der Aerzte der alten
weif» ich nur folgende Stelle als ia
Beziehung interessant anzuführen. Altac*
?ralüaim$ sagt JUb. L C 151 dt Epilep^
Ina auiem factitia , quae propomata Graed
roTQ offarri debtnt^ pratter solum abamthi^
h kann mich keiner Stelle in den Schrif*
r alten Welt mehr entsinnen, wo der
lia in fraglicher Beziehung erwähnt
Die von Ettwüll^r citirten SchriQen be-
ii|^ nicht, ich kann sie demnach nicht
Hagen. Ich will .aber mit einer Stelle
u.J'he$ibu9 de Materia medica des berühm-
Ijhistors Schuhe schlieAen. Vulgus sü-
Bi muhis viribus dffert r et praesertim Joh, '
tkea himc plantam occupatur, vel cotoUim
wiria neciandis vel carbones amuletwn an^
iioH quaerendOf
• Fdanze bat einen merkwürdigen Ffa«
iRafs, Stabwurzy ein Stab in der Fall-.
,A liefse sich über die teutschen Be-
fit der' Pflanzen ^ein niedliches Trak^
ichreiben/ Ein schicklich ftlolto wäre;
m dekctando pariterque moneudo,**_ Bgm
l üd Pison.
er Wissenschaftlichen Uebersicht der me»
rettfr der Hufeland'- und Oso/i/i'scheu Bib«
lese ich: ^^Dafs man bei der hitzigen
lenwassersucht auch in der Periode der
.on den Kranken nicht aufgeben dUrf9|
F 2
- 84 — .
beweist ein von C Kraust erzählter Fall
Heilang eines Kranken dieser Art durch)
lomel, Digitalis und Sentleige. „Ich halttl
iür, dals der Fall, den ich in meineni i|
satze : Ein Wort über Ftbris navoia
phalicüf Huftl J. 1823. April S. 4.1,
theilt habe, nicht minder behersigangaiij
ist, und dieses im hohen Grade beslätigtii
habe angeführt, dafs die Kranke Cähmüf
nicüj sehr yiele Senfteige und kalte
jnentationen erhielt. Bis auf die Stai
das fragliche Frauenzimmer iTVohl. Ich
früher schon einen Fall der Art von
V, 6. angeführt. Ich führe dieses liier ...
um die Zahl der Fälle zu vermehren , i*
zu Beharrlichkeit in def Anwendung dtf ,
in fraglicher Beziehung auiTordern,
£in oder der andere Leser erini
vielleicht, dafs Ich mich schon vor
Jahren bestimmt ausgesprochen habe^
Kranke nicht selten noch im dritten Sl
zu retten sey.
W* T. Hiff sah einen 56jährigea
nach dem Aushusten einer, gifjofsen BI<
von einer Bronchitis genesen. 'Ich kepntj
Fall nur aus der Hi^eL BlhL Ich habe
denselben höchst merkwürdigen Fall,
,keine Kunsthülfe Statt fand, im Hufd, J.
December S. 94. mitgetheilt. Es- wurden-:
rere häutige Aftergebilde ausgehustet,
i^ur nicht indolent am Krankenbett, nuiii
auch besonnen thätig. Nur nicht : Trtfidi*
— 85 —
^ occupata in öüo (natio) gratii anhtlfunt^
«gendb nihil ngern^ tibi molesla et alüs
m. Phatdruß L. 3. F. 5.
liehe Falle I wie die obigen von Krause^
1, und von mif aogefiihrteo , und diese
letzteren, fordern uns auf» ja keinen
aafzugeben. Die Natur ist allinäcb*
^^fnüum est optrat aittnderei
l^der Recension der von Dr. Carl P^ogel
ten Schrift über die gailertarlige Sla-
ttchung von Dr. /. Cruveilhier lese ich
[Ubgaüii 2(08 Doppel -Heft S. 314. „Rec.
et sich vor« über ein Dlitteli das bei
Jen in organische Bestandtheile (Gal-
ßb vortreiFliche Dienste leistet, — ' die
(nte*!— anchin dieser verderblichen Krank-
^ftlahrnngen inilzul heilen , wenn er erst
initaten gekominen seyn wird» die auf
ilies Experiment nnd'ganz genaue und
Beobachtung, hier wahrlich keine
jjki$, aber doch so nothwendige Forderung,
■*Het sind/*
^' Ich habe in meinen Verglelchungen etc«
Gehiele der Medizin, wo ich der An-
lang der Säuren gegen Säureerzeugang
Magen nnd Darmkanal und verwand-
Krankheiten, December-Heft 1818, ge-
lte, gesagt: Blit der Anwendung des HaU
len Elixir habe ich ein Kind von frag-
Krankheit befreit. Jetzt finde ich es
igemab zu bemerken, dafs. dieses Kind von
Kern Zeitpunkt an immer kränkelte, es steUve
— 86 — .
ftich kein deutlicLes Bild ■ seines Ktaal
dar« Ich. mufste nach meinem Kon!
mancherlei Mittel im Hauptcurplan eioscl
\?ährend ich aber immer Yon Zeit 2u "
JEraZ/cr'sche Elisir gebrauchen liefs, Nadnj
Siechheit von einem Jähre starb das'
Die Section yrurde nicht gestattet. -^
handelte ein anderes K.iod auf dieirelbe
Zu meiner innigsten Freade fing dag
xn genesen, aber nur bis zu einem gel
Grade — ich gab zwischenein aoch
rium Bismuthi — es schien als wolle ei)
ser werden — ich liefs viel Eichelkaffi
ken, liefs Bäder von Eichenrindendf
brauchen — das Beßnden schwankte
Genesung und Auflosung; nach eioH
heit von 9 Üonaten starb das Kind. 0UJ
liehst gewünschte Section wurde nicht ,
tet« > Bei dieser Gelegenheit bemerke fiikg]
das Bild der Krankheit von CrUvMkt
trefflich entworfen ist, und ich bitte
Aerzte> ja diese Schrift zu lesen. K
aneine Person hege Zutrauen zur
ExperUhtiä, doctwra,.
Afitky Cooper bringt vermittelst eintf^
htorii Harnblasensteine ans der Blase, er^
mehrere Beispiele von der Leichtigkeit der
dehnnng der Harnrohre mit, Mtdicocht
Transacüans Vol» XI t* Man vergleicbe
Dr, Troussel von der Aus/.iehung eines S
aus der Harnrohre eines Kindes. Jouriid
pUment du Dict. dt Scitnces ntetüc. 1823 D^
ber« Magazin der ausländischen Literettf'
. ~ 87 —
JinnfiT lind Februar 1824. S. 170. Ferner Be-
-idirejbuiig eines InstrumeDts um kipine Steine
ins der Blase zu ziehen » von Dr. Blömer,
\iourual für Chirurgie und Augenheilkunde,
[m\ Dr. Gräfe und Dr, v. iValthar. 2. B. 4. H.
657. — In Bezug auf Jiese Angaben wird
'jpi doppelt interessant seyu , wenn ich hier
IjHelleicht eine wenig bek^winfe Stelle %iu8 Pros^
Uftrl Alpini d€ MetUcina u^eqyptiorum Lib. 111.
£ 14. Je Ijopidis e. vesica extr actione ahsqne ulla
maone apud- Aegyplios frequentatUy miltheile.
yJSuUandinus, * Optarem priusquam de nliis ser-
Bonen haberes, iit luodmn , quo audio, Ae*
gptios lapides e vesica nbsque nlla incisione
ixtnihere, nunc mihi explicares : suinmae onim
ililitati hcjus actionis cognitioneui nostralibus
aelicis fore existimo: avide igifur id, quo-
ana modo se habeat, audire expeclo. Alpin.
Cerle hie modus extraheudi lapides e vesica
?tUe ulilis Ost, eo quod uulla incisione ope-
leCur. Extrahunt lapides e vesica colem in
primis venfo replentes, atque cum eo os etiam
vesicae düjitantes, atque laxantes , ut per os
vesicae lapis facile meare possit, colisque di-
latatum el ampliatum mealum , ex quo ipsos
lapides vento sul)repto$ foras extrahunt, ipso
continno toto violenler evocato." Guiland»
,,Haud probe iniellexi quid dixeris, usque
adeo obscura oratione u jis es. Duo tarnen
mihi videiis dixisse, quoruin allerum est iU
Husce regionis medicos, lapides e vesica ex-
trahere volentes, in primis colis vesicaeque
meatum vento laxare ac dilalare, per quem
roxnmode lapides exire possunl^ atque eosdem
lapides vento eodem for^s educi, an non haec
dixti? Alpin, Tlane eadem, sed quid te du-
bii caepit?"
l
' -.. 88 -
0
Guilaiid. 9,Quoniain vis credere ppssum
resicae, colisque ineatum tantnni dilatari ac «m«^-
pliari posse, ut tnagoi lapides in vesica rootentv
ui magoae nucis instar saepe cerDuntur, commo-«-
e exire queant: ex quo dubia fi( apud me ea.
lapidum eductio, quoniam paoto ita possit ad- -
minlstrari , uaxime, cum tu etiam aflirmaTe-
ris, eos vento äubrepi, forasque aducli cjuod
mibi haud fieri posse videtur. Afpin. Ulrum-
que verum esse cognosces, iieque omnino a
veritale id alienum putavis, os vesicae, colatn-
que eo modo dibtari posse, quaudo nerroia, -
ac pelliculosa substantia iili meatus coastant
Admirandum magis existimare debemua ,. uteri -
OS in mulieribus nervosum durum,' atque ita
angustum, tempore partus tantum aQipIiari,
augeri, ut foetus per ipsum exeat, atque fo- •
ras propellatur. Unum hoc aciO , . me coli«
meatum ita dilatatum inspexisse, ut per enm '
facile magna avellana transiisset. At «liUäs
erit, ut nunc modum ostendam, quo ad es*
trahendum lapidem ii uti soleant. GuUähd.
Hac eadem de causa apertis auribus tnum habc^
sermonem expecto« Alpin. Eo tempore, quo
ego in AgTpto moram.faciebnm, Arabs quidam."»
Hnly vocatus ad extrahendos lapides sine in«
cisione celeberrimus erat, quem ego sane.cni-
dam duet Turcaruin, Horam Bei- Tocato mu4- /
tos. lapides- extraxisse Tidi« Quo in opere ab-
eolvendo ille lignenm canulara accipiebat» Ion- .
gitudine octo digitornm et latitudiue digiti'pol-*
licis. Quam colis canali admovebat, fortiter- ^
que iosufflabat, atque ne flatus ad interiora
pervenirety altera manu exlremum puden^i
perstringebat , foramen deinde canulae daade* ,
bat, ut yirgae canalis intumesceret, et latior
fieret, äc appareret. Quo facto minister digito
— 89 —
«1 iiaBo porito, lApideui paulatim ad f analem
bA vffiHf atque io ejus extremum deducolHit.
^Poi obl praepatio lapidera appropinquasse sen-
lo^tMit, canulam a virgae canali fortiter inipe-
«il.lqna amovebat, lit inagna daxteritate lapis
timd DQclei olirae magnitndinem fuerit extractus;
^V.Hego ioterfai huic duci Turcarnin^ et postea
n'l^fabas item Jadaeis, quoram alter puer erat,
.(■ octo lapellos ^traxit, et nlfer adultus,
\ m estraxit Japidem ad magnae olivae magni-
tdiaem. Hicque est extrahendi lapidem e ve«
famodns, quo utebalur ille medicus Arabs»
kJM tarnen alios etiam ibi esse, qui alio
eI USB modo lapidem extrahebant, quem mo-
^f[ hm Dmaqaam ab aliqno, quam diu Gayrum
laUUrarim, potui cognoscere. Cum vero Ge«
t-M MM pro Itlustriss. ac Excellentiss. Joan. An-
>f dm Auria Melphorum Frincipe, atque Fhi--
IfpHispanlarum Regia maritimae classls Frae-
näo' medicinam facerem, atque liaec mea
. scnpU reviderem Octavius Roreretus Medicus
A>ctissimns , mecnm muUo amore conjunctus,
^inqae jpost me in Aegypto pro rntione Vene-
iBf meuiciaam multa cum laude faciebat, ex*-
trahendi Inpidem hunc xnodum n priori satis
diTersnm mihi liUeris signincavit, bis ver-*
bis. „Aliud etiam satis scitu dignumf Tibi
narrare non ömiltam, estque modus aUquis a
Tesica lapidem extrahendi siue incisione, hie
a qoadam Arabe viro Christiano Sajtiico ad
qqemdam Christianum Cophtum vocalum, ab
liinc nonnuUos menses operaius. Atque is est
hujusmodi. Hic habet qonsdam cannulas, unam
majorem altera, ia modum luusici instrumenti
Sjringiie appellati, e substantia cartiinginea,
quae faciie dilataiur. Uarumque gracilioreiii
in virgae canalem iulromittit, iigitqae quoui»-
- 9Ö -- ^
que ad vesicam pervenerit, moxque
sui'lando ipsatn ioflat, cjuantum plus
posteaque hac majorem« vel grassiorei
duiit, infiufflandoqiie iollat eodem in«
postterliam, vel eiiam quarl'am oinniuii
maui* Et cum sie ils virgam dilatar«
.pulet Tiam canalisfui^se sufficieoter di|
per earaque lapidem exire j^osse, a
primis commode collpcato, digitoqoe
posito, Japidem ad Collum veslcae ubi
cäfiulae extremitas perveoit, deducit :
nulam lapidem cönducere conatur. Qi
^Uerö capnulae meatu ore e^cepto coati
ritum ad se traheodo, lapidem : simuM
qni 5i nimis crassus sIt, saepe rumpifa
que in frusirj attrabilur, veluti conti{|J
dicto Tiro Cophto. Gui frustrum et it
lapidis ad^iodum crassum et durum, ii
mansil; non eductum. Hie modus 8(
facilis; atque ab alio fortassis medicd
latiori et a'cuiiori multo plus faqilitati
ac in meliorem atque utiliorem usnia
. qupd mullorurVi ab eo malo hoiniuum
natornm aus^ilio summae e£E[agitan4oiQ
pectandum esset/' , Hactenus Rovereli
his igilur cogito te rede audivisse bi
modos, quibus Aegyptii ad exlrahend
des e vesica utuntur.
Dafs der Piper cübeba in der janga
(gegen Nachtripper empfohlen wurde/
.für aber auch dawider sprediende Erfa
eingegangen sind, wissen unsere Lese
Cubeben ein vorzügliches Mittel geg
~ 91 —
achleimniie der ersten Wegen, so wie über-
haupt gegen anomalische Absonderung der
Schleim abaonderndeD OrgAne sind ; ist keinem
Zweifel unterworfen. Sie können nur bei ver-
€kcmn Nachtripper wirken, wo schon Atonie
eingetreten ift. In Ettmulleri Op. Medic, IJh,
Lp. 556 1 einem Werke, das gar interessante
Katerialien enthält ^ werden sie als ein vor-
ngUches belebendes Slittel angeriibiut, es heifftt
uter andern : ^^y'enerem rathne salis volatilis
füido acrhris insimul egregk sünudant , quod fer€
ornda rdiqua aromata praestare solenty quae me-
moriae dicata sunt; sicut pro exdtanda venere C't-
Mse apud^Indos frequenter usiratae siinf; und
Tandem et frißiäis sie dictis uteri affectibus, in^
fmas in stailitate^ ßuore albo etc. converüunt.
Anunna sagt Lib. 21. C. 137. Mundißcnt wi-
mvias etc. es wird auch gesagt , dafs sie zum
Beischiaf aufregen. Daselbst so wie in den
ConuneutaiSen des Mathiolus cum Dioscoridcs
Lik, I, C. 10. werden sie gegen Verstopfung
der Leber und 3ULz hoch gepriesen. Etimülkr
rahmt sie als ein vortreiTliches Mittel gegen
enporüse Affeclionen nnd gegen Gedachtnifs-
'ichwäche, wie hauH^ diese Leiden bei Leber-
leiden und Stagnationen im Ffortadlersysfem
vorkommen , ist sehr erfahrenen Beobachtern
bekannt. Iq dieser Beziehung werden sie Ton
Stmertun und Montagnus^ wie icii in JßltmiWer^
der auch die Stellen anführt, gelesen habe,
eiQ bonum secretum contra metnoriam amissam
genannt. Matfiiolus sagt am a. O. Frigidis
^tti affecdbus auxiliantur. Strapion sagt de Tem-
ptramtntis smplmum,(\ 278. ähnliches von ih-
oen, der sie aber irrig, wie der gelehrte Afa-
\hhlm bemerkt, als eine Frucht des Ruscus
ansiebt. Bei den Aerzlen der alten Welt kom-
-• 92 —
men sie nicht vor. Dafs sie in dem
nabofen Stockschnupfen» wozu sich so bat
vermindertes Gehör gesellt ^ weil die die-X
JßustachU hek leidende seröse Haut in Mitleic
schaO. gezogen ist, welche Leiden mit L<
des rforladersystems so häufig vergesellschal
sind, ein höchst wirksames Mittel sind,
mich eigene Erfahrung gefehrt. Ich hin
medicinischer Spartaner, ich hahe die grol
Hochachtung Tor den Alten , und gehe gern
ihnen zu Rathe.
Wtikard , dem ich wegen seinem Bro^
nismus gerade nicht hold hin, wufste
cherlei Gutes in der Medicin. Die
waren ein Hanptmittel in einem Balsam, ^>p^
er gegen Paratysh der Geschlechlstheila tt-^
Männer einreiben llefs.
Ad yoceni Galeopsis grandiflora^ lesen
in M. Etimulieri Op, medic. Tom.' L p.
^yUrtica mortua $€U GaUopsia est vtl minor
rotundis , ßoribus txiUbus , vd major folSs iri
gu1aribu9 ; utriusque Striae species daniur ; ^i
quaedam vocantur Lanna,, quatdam GaieoptMt
JLamia sunt majora^ Gakopsides minores. 6*t
leoptidum tres dantur species ^ flore alba, rvk9
et luleOf et promiscue sunt in usu. Didiur Q^
leopsiSf quoniam flores quasi repraesentant gS'
leam *) deinde quaedam adhuc. sunt maculctet^
redam non maculatae : maculata vocatur ah ItSf
MilzadeÜa quae est species urticae moriuaif ^]
*) N«ch Mathiolas von foht^ quod vocahtb^
Graeeis lae signifieat^
- 93 -
dicitto" Landum aUum maeulatum: Milza^
iidtur^ ^uoniam v$urpatur ab Iialii adsdr-
induraüontM tt obstruclhnea lieuix^ f/ui ab
vocaiur Mulza vid. Solenander Conhil. 12.
ScIienUus Üb. 3. ixbterv. ubi de spkne\ ud
Sartmannua in Praxi Chyrrüai. Cup, 178.
jipud not autem cum rarioret sint Iknh
1$ tamquant speclßcum contra fluorem album
usurpari sokij üve haec gonorrhoea ait
üv€ notha. . Nävi txemplum wulieiis ßene-
ante paucoe annos decocto solo Galeopsidos
«jno albo curatat^ cum aliag nuilum conducere
:amaaum»
•i*
• In diesem Werke lesen vrir Tom. 2. S.
wl; De cane rabido vuigo ajfirmutur , aub lingua
ifv latere vermem quendam oblongum , quem alii
i N ipsis Visum testantuTj quo mature dempto
Mus com rabidus fiut \ - eodem vero increscente^
ni^ neceBsario iupervenire'^ unde quidam ad
Ifntuttttionem solent extrahere hunc vermiculwn^
^^IjUn txiütimünt , non esse vermiculum , sed pro
^^t^tßUs congrumati particula in venis raninis sub
Ajpia colkcti et stagnantis habent. Kern ceu non-
fai n^dentcr exploratam in media reVmquo.
b P/otü Histor. natural. Üb, 29. C. 5. lesea
irir: Est vermicuius in lingua canum^ qul voca^
^ a Graeds Istta , quo exempto infantibus catU"
b, nee rabidi fiunt , nee fastidium sentiunt. Gram
Uf sagt in seinen Cynegeticon Vers, 378. „Nam-
Vs subit nodis qua lingua tenadbus haeret , Ver-
tfcfi/um dixere\ mala atque incondita pertis,
Oratius war ein römischer Dichter, der zu
^s Zeity also kurz Yor Christi Geburl lebte»
r- 94 —
•r schrieb ein Gedicht über die Jagerei und
Jagdhunde y welches er Cynegaicon hetiXelie,'
Die letzte Ausgabe ist Ton T/ipm. JMuuon^
Lond. 1699 besorgt. Aus der Note, die ilfr..
dt Querion zu der Stelle von PliniuM Jiiozu-
^§^^9 g^l^^ hervor, dafs die Sach^ auch ia
Frankreich schon lange bekannt war; er sagt:-
Ce que Pline^ ou ceux quUl a compileSf ont pris
pour im vers^ est ptut^etre ce petH nerf place
sous la hngue des chienSf et qu'on hur oie avec
une aiguille de Bourrelier ^ pour le pristrver di la
rase, ce qui s^appelle enerver tariimah
Dafs «ch ähnliche Dinge in einer alten
teutschen Gbrooik schon vor 20 Jahren geler
sen habe, erinnere ich mich ganz genau , lei«
der aber nicht mehr wo.
Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht 11111«*
Ina zu bemerken, dafs es mir auffallend ist,
dafä bei den jetzt so vielfach angepriesenen,
früher in Gebrauch gewesener Mittel gegea
die IJydrophobia nie mehr des jilyssum (^/fS«
son) gedacht wird, eines seines Namens xneck«
würdigen Mittels, a das Privativ und Lyuä
die Wuih. -^ Im I>ioscorides lesen wir Xj&*
3. C. 105. Existimatur canis rabidi morsui im^
dtrii im Plinius^ L, 24. C, 11* iiomen accepit^
qvod a Cime morsos rabiem senäre nori patitur^
potus ejp aceto , adalligatusque ^). In Galenus^
Lib, 6. ümplic, medicament. Nuncupata ut haeo:
herba Alysson^ quod mirißce jwet demorsos ä
carte rabido. JLib. 3. sed et rabitnti quoque data^
saepe in totum sanam. Aetins sagt dasselbe.
In EttmüUer*s College Pliarmacmt, in Schroederum
*) Also ftlft Amulet> so sagt Plutarch von ihm«
Fertur et armentis £t gregibus utilis, steenscr^m
inr cireum illorum cubuia. Sympos, Läf, ^»
— 95 -
lesen ^ir: RenialmuM in ohstrvat. habet ctfcn-
A-jUi^ cum qua cm am aliquot a carte ra^
drmorsus, U jam hydrophobicos reddtos.
ich Sprengtl ist Atjs^n Lunariu cane$i:erk8.
Ittd.
' EiB Wort über die Zeichen des Todes und
die Art und Weise, den wabren Tod* yojn
Sckeiatod zu unterscheiden.
„HlBtc tst conditio mortaliumi ad has it ejus^
nodi occasiones fortunae gignimur , uti de ho*
mifie, ne morti quidim debeat credi,^*
Piinius.
ünfhoren des Athemholens, läfst sich durch
die bisher üblichen Mittel schwerlich ervtei-
sen, weder das Vorhallen einer Fflauiuenfe-
der, noch das einer brennenden Kerze > noch
gsr das eines trockenen Spiegels kann zu dem
Ende angewendet werden. Die ruhige Was-
serfläche eines auf die Brust gestellten ganz
▼ollea Gefafses ist ganz trügerisch und spricht
flicht für das Aufhören des Alhemholens.
WenD sich freilich die Wasserfläche bewegt,
aachdem sie Torher ganz ruhig gestanden hat,
so zeigt das freilich die Bewegung der Brust
an. Auf diese Weisen kann ein in sehr lan-
gen Zwischenräumen vor sich gehendes, leises,
dem Obre und dem Auge entzogenes Athem-
holea nicht erforscht werden. Wenn alter
anch das wirkliche Aufhören des Athembolems
fausgemittelt Werden konnte, so bewiese das
für das Aufhören des Lebens durchaus nichts«
i
i
— 96 —
Daq Athemholen kann lange aufgehSrt bat|
ohne dafs das Leben erloschen ist, da fr [
chen Menschen, die lange im Wasser,
lange in Koblensäu^engasmedium schw
ganz leblos gelegen* haben , und Frieder
Leben gebracht wurden.
Der Stillstand des Kreiislaofes bmii
durch, dafs der tastende Finger weder
schlag noch Herzschlag wahrnimmt, nickt i
Gewi&heit erforscht werden. Ueberdiei
dieses kein untrügliches Todeszeichen.
Jh selbst der Blutergufs aus einer geofl
ten Veoe ist weder positiv noch aegttir
weisend.
Kälte des Körpers beweist gar nidrii ^
Steilheit der Glieder ist eines der
sten Todeszeichen, nämlich beim wirl
Tode bleibt 'der Mund .und die Aagei
spalte, wenn man den Unterkiefer hi
und die Augenlieder auseinander zieht,
stehen , da sie hingegen bei noch Turl
Bern Leben ihre vorige Stelle alsbald
einnehmen.
Beim wirklichen Todo läfst sich das
Glied durch Gewalt biegen, und hinterher
das Glied biegsam. Sind aber die 61
durchaus unbiegsam , oder kehren sie nach|
machtem Versuche wieder in ihre vorige
surlick, so spricht das nicht für erlosdii
Leben, es kann dieses von einer convul
sehen Kigidität der Muskeln herrühren, ei
dieses d^r Fall beihi Tetanus und bei der^
talepsie. Die Steifheit bei Erfrorenen, iv^
acheintodl sind , erstreckt sich nicht über m
ff
— 97 —
tn Korper y die Haut, der Viiterleib, und
Ireiblichen Brible bleiben weich.
lESnea der sichersten Zeichen des Todes
•wenn Rücken nnd Lenden da, ^wo die
fte anfliegt, ganz {Halt gedrückt sind.
A aber bei ganz abgezehrtem Körper nicht
K wahrgenommen.
'TTebrigens ist das nicht Steifseyn der Glie-
kein absoluter Beweis des Lebens, dena
iA beim wirklichen* Tod auch nicht selten
^laU, IT. B. bei vom Blitze > durchweinen
6, oder Schlag; durch Apoplexie, durch
m Gemüthsbewegtingen öetödteten; Er«
Uhng der Hornhaut^ des Auges, Welche
i^^-iach angebrachten leichten Druck nicht
k bebt, eben so vollkommener Verlust der
ndtät der Augenlieder, gehört zu den si-
gNtti Todeszeichen.
ittfenstehender After gehört ebenfalls Zvt
Iwooiüch sicheren Todeszeichen , wird aber
fiTor dem Eintritt der Fäulnifs ^bemerkt.
i^l^warze dunkelgelbe Flecken des Rückens
IViMn gar nichts. $ie kommen sehr häu-
^F Alten vor.
jBSIt man ein Licht hinter dfle Rücken-
[ieK Hand in der Gegend der zusammen«
pden Finger, und es zeigt sich in der in««
.FBche der Hand in der Gegend der Fin«
iin röthliches Durchschimmern, so ist si-
noch ein Lebensfunken vorhanden.
i.
Brennt man. eine Hautfläche und es ent-
eine Blase , so ist sicher die Lebenskraft
erloschen.
— 98 —
• fc ■ . . .
t
UaempfiDdlichkeit des KcErpei's ist gnt
Beweis für den wirklichen Tod. Wir fi
hier nur die Epilepsie an.
Das Ohr ist aber sicher der SinUi ii
letzten seine Sensibilität verliert.
, Ein sogenannter Leichengeruch ist i
bei allen Leichen wahrnehnibar. Er ka&
Zeichen gar nicht angefahrt werden, der
ruch ist als Ehipfindung cu relativ. Ein fic
hat eine scharfe Nase% der andere einen
schwachen Geruchssinn. Dieser Leicheog«
ist auch von andern krankhaften Ausdöm
gen gar nicht zu unterscheiden.
Fäulnifs ist das ' sicherste Todesttfa
aber sie ist im Anfange nicht so leicht il
nehmbar, sie tritt in einigen Fällen oft
ein. Sie zeigt sich durch den ganz ip
sehen Fäulnifsgeruch. Man wird in &
Falle an den ganzen Unterleib grunblaui
gelbe in grofsen Umfang ausgebreitete in
ander übergehende Flecken finden, wob(
Unterleib eben sowohl trommelartig aufg
ben, aber auch eingefallen seyn kann,
den . Fäulnifsgeruch beweisen aber blau
und gelbe Flecken auf dem Unterleib m
andern Theilen des Körpers ^nicht den 2
lälsigen Tod. . ' '
Da die Unterweisung der Todtenbesc
über diesen Gegenstandeineunerläfslichel
iir den Fhjsikus ist; so wäre es sehr zu
cheii 9 dafs diese wenigen Zeilen abges
ben^ jedem Todtenbeschauer übergeben
den; nachdem man vorher sacherörtem
demselben gesprochen hat.
— 99 -
Da man die Zeu^hen des Todes 'bin und
]; wieder so sehr unrichtfg abgegeben findet , so
ilte sich der Verf. aufgefordert^ die Zeichen,
rie -sie von den besten Beobachtern aogege-
m sind, hier gedrängt aber ganz naturtreu
litzutheilen. Er glaubt damit yielen Lesern
len Dienst zu erweisen. Die Sache ist Von
hoher Wichtigkeit, dafs er alle Fhysici auf-
lert , die Unterweisung der Todtenbeschauer
ittelbar an mehreren Leichen vorzunehmen.
Diesie Art wird alle mündliche und schrift-
Unterweisung ohne Anschauung bei wei-
übertreßen. Omwum versatwr urna, serius^
I sors exituira^ Hör» L. 2. Q. 3. Aber ein
L Ifainchen im ^Grabe ! welch fürchterlich Ent-
l-^miea erregender Gedanke, welch furcht erli*
, Welch Jammer und Quaal üBersteigen«
Zsstand!
l' . (Dia Foittetknng folgt.)
G 2
— iOO —
I
Fneumo - Phthisis CyaAotica,
Ein Beitrag
£ur Diagnose der Lungenschwindsucht,
in ihren verschiedenen Formen.
Von
Dr. Joseph Urban,
SU Bernttadt in der Oberlaaiits. * .
W ohl steht unter den Krankheiten , welche,
bei allen Fortschritten und Erweiterungen des
ärztlichen Wissens, von dessen Unzulänglich«
keit dennoch häufige und untrügliche Beweise
liefern, die Lungenschwindsucht, als ein auf
krankhaite Zersetzung und Consumtion der or*
ganischen Masse beruhendes Leiden, oben an.
Schon an sich, ohne Hinzutritt anderer, mehr
oder minder bedenklicher Krankheitsformen,
für sich allein in der organischen Körper messe
wurzelnd^ endet sie, wie auch die Kunst al-
les aufbieten möge, zu ihrer Beseitignng, sel-
ten andere-, als mit dem Tode: um wie viel
ungünstiger wird aber dann erst ihre Prognose
gestallt werden müssen, wenn sich noch an*
dere Krankheiten mit ihr compliciren , Krank-
nicht selten, die, auch abgesehen yon
f a
.Iki.
— 101 —
uoer solchen Complication , an und für sich
^allein schon das Leben im höchsten Grade ge-
ibrden.
Eine Verhindung der Art isl die der Phthi^
A pulmoiiolls mit Cyanose oiler dem Morbus coe^
nkus, eine Verbindung, welche erst in neue-
[icr Zeit, und namentlich von meinem hoch-
wrehrteu, unvergefslichen Lehrer, dem Herrn
Imfessor Dr. Schönkin in -Würzburg gehörig
pwürdigty als eioe zwar selten vorkommende,
11 ihrem Verlaufe jedoch vieles Ausgezeich-
' mMe darbietende Unterart der Lnngeii seh wind-
indit aufgestellt, und ihr als solcher der Name
euer Fneumophthisis cyanotica oder Cyänosis
ptnüenta beigelegt v?orden ist.
Die Krankheit entwickeil sich aller Er-
f lahnng zu Folge in den Jahren der Pubertät,
[ lud ooterscheidet sich dadurch, so wie nicht
[ minder durch ihren raschei^, nur selten über
Sfionate nndnuernden Verlauf, durch die her-
p vorstechende Intensität der venösen Symptome,
I den gleicli anfangs raschen und schnellen, wel-
leaformigen , oft mit einander nicht übei ei a-
stimmenden Herz - und Tulsschlag, und den
ani^ern Habitus der daran erkrankten ludivi»
dnen hinlänglich von andern Formen der Pluhi-
äi pulmonnUs, Eine enge platte Brust , lange
, aagere Extremitäten , vornamlich aber .der-
gleichen Arme und Phalangen, welche letz-
^ tern an ihren Endspitzen verdickt, aufgetrie-
ben , mit umgebogenen Kageln versehen sind,
' und Aehnlichkeit mit Trommelschlägeln ha-
ben, hiaue Lippen und blasses Gesicht zeich-
nen den letztern vorzüglich aus. Es erschei-
nen später catarrhallsche Zufälle , mit Husten,
Stechen und Oppression der Brust, mit dem
erstern werden anfangs blutige, im weib
Verlaufe -parulente Sputa ausgeworfen , «
es gehty unter Hinzutritt des hectischen E
bers, die Krankheit über in ibr driltes. n
riertes Stadium. Während sich diese Yoai
nen der Pneumophthisis ulcerosa durch den M^
gel der allgemeinen sowohl als topischen Gj
Uquation unterscheiden , während die. P"^
trocken spröde bleibt, der Auswurf gei
und der Unterleib nicht selten verstopft
sind sie ausgezeichnet durch ihren schoi
rapiden Verlauf, und den friizeitigeu Eti
des Hirnleidens, welches letztere als S<_
Peliriura , selbst als allgemeiner cloniscb«!
wohl als tonischer Krampf nach aufsMi
manifestirend , dem Leben des Krank«
Ende macht.
Ist auch hei Weibern, wie die Erfah
lehrt, das occasionelle Moment der io
stehenden Krankheit, das Offenbleiben de9
rarnen ovale im Herzen, ungleich häufiger
bei Männern, so steht nichts desto weniger'
ter den prädidponirenden Momenten ifir
Pneumophthisis cyanotica das männliche Gisdi
oben an; und dies darum, weil bei dem Vi
herrschen der Venosität im weiblichen Ol
nismus der arterielle Blutbedarf geringer-
als im männlichep , und sich mithin bei
, Offenseyn des eiförmigen Loches im M
!ast unausbleiblich^ Cyanese bilden mufs. flj
in Rcfde stehende Krankheit ist demgemaft^
niederer Grad von Cyanose , während der bSd
fite dort sich yorfmdet, wo d?s Septum ««•
cutorum perfprirt ist, und der unterste auf <
nem OlTensejn des Dujctus arterioaus BotalB b
nhU . Aber auch die Erblichkeit gehört zn i
— 103 —
lisponirenden Ursacben dieser Krankheit,
<u sofern dieselbe auf einer Deformität des
[Herzens beruht, welche von Ehern auf Kin-
der übertragen werden kann. Eltern', welche
[m diesem und anderartigen Herzfehlern, an
Anuwysma^ Osteocardie u. dgl. leiden, erzeu-
gewöhnlich Kinder, bei denen das Fora^
ovale offen bleibt, ohne dafs deshalb in
Falle nothwendig auch Cyanose entste-
mufs. Reizung des Lungenorgans , her«
.fot|«rufen durch Beschleunigung des. arteriel-
le Blutumtriebes, Pneumonie, Gatarrhe u.
i 'l|jL| nicht minder auch vermehrte Consumtion
[ ii arteriellen Blutes, z. B. durch Sckwan-
f fMchaft, Geburt, heftige Muskelanstrenguug
i «. dgl. gehol^n zu den Qelegenheitsursachen,
:' dnck deren Vermittlung die Krankheit in der
Art| wie wir sie eben beschrieben , hervorge-
} nbß wird. ^
Die Leichenöffnungen der an Pneumophthisis
t (fanotka Verstorbener geben im Besondern fol-
[ geiides Resultat: die Schädelhöle ist mit ve-
Bosem Blute, überfüllt , nicht seilen findet man
Wasserergufs innerhalb derselben bei sehr aus»
gedehnten Ventrikeln. Die Nervi phrenicij oder
auch nur einer derselben sind geschwollen,
verhärtet, tendinoSf und wie gelähmt. Das
> Herz zeigt eine mehr runde als normale Ge-
^Maltung, auch ist keine sonderliche Differenz
iwischen der linken und rechten Wandung in
seinen Ventrikeln sichtbar. Das Foramen ovale
ist nicht geschlossen, die Klappe desselben
netzforknig zerrissen^ und mit einer schief von
oben nach unten gehenden Oeffnung versehen.
Das Blut des Herzens und der Gefäfse ist äu-
berst diinnflülsig, die Lunge theil weise exul-
— 104 —
cerirt; die Leber ^ gröber als im norma
Stande,, ineisteos mitVenenblat überföUl
und teigartig y scheint in einem fett
eben Ticarürenden Verhältnisse za de
, gen za stehen.
Wäre die Prognose bei. dieser
beit nicht so gs^ns ungünstig, tind
man überhaupt berechtigt, je einen gii
Ausgang derselben zu holFen, so würi
, in. jedem Falle nur im Wege einer
mäfsig bemessenen ursachlichen Heilmeth
genauer Berücksichtigung der Indicatio
allein zum gewünschten Ziele gelange
nen. Aber, -worauf es hier vor AU<
"kommt, die Quelle der Krankheit im
zq Yerstopfen , das offene Foramen o
schliefsen , und semit Strömung und M
des Blutes auf die Norm zurückzufuhr
eine Aufgabe , deren Lösung für die ä
Kunst aufser den Gränzen der Mögl
' liegt ,. obschon I wie die Erfahrung zei{
Natur selbst die Kraft besitzt^ jenen ai
nen Fehler noch vor dem Eintritt der.
tat wieder auszugleichen, und somit all
her vorhanden gewesenen Symptomen d
noie ein Ende zu machen. Es kann
das Problem für die Kunst nur darin
hen, den Kranken hinauszuführen ü
Jahre der Jugend, in denen erwiesene]
die meiste Gefahr für das Leben t
Krankheit zu besorgen ist. Die Rea
dieses Zwecks ist aber auf eineni drc
Wege möglich, und zwar: >
1. Durch Beschränkung des arterielh
bedarf a im Körper überh^upL Mö^lichsti
— 105 —
eine mebr passive Bewe^ng, Vermeidung aU
Jer wasserstoiTlialtigeii feUen , eines Juiliera
Ozydatioasgrades im Organismus bedürnigea
KafaruagsiiiiUel , Tegetibilische Alimente, wäs-
seriges Getränk u. a. dgl. Mittel könnten die-
ser Ueilanzeige möglicherweise am sicbersten
•ntsprecheD.
*
2. Durch Ersatz der Lungenfunjttion in an-»
im Organen des Körpers. Indem die Oxyda-
lioii des Blutes lo den Lungen bei der in Rede
HAenden Krankheit nur höchst uoYolIkom-
■M von Statten geht, oder ganz unmöglich
' -gMscht ist, ifvird es noth wendig, dieselbe an-
donreitig in einem Organe hervorzurufen, weU
ckem aDerkanntermafsen eine mit der den Lun-
(Hi verwandte Funktion gegeben ist. Die Se-
cntifuisthätigkeit der Kiereu , Leber und Haut
.naien mithin für den gegebenen Zweck in
jlMprach genommen, und zwar die erstem
intb die Digitalis, welche zugleich den An-
theil des Gefäfssystems zu mindern vermag;
die- Leber durch Calomel und antiphlogistische
Salze, die auch der vorhandenen Obsfruction
entgegenwirken; und die Thätigkeit der Haut
durch lauwarme, namentlich mit oxygenirter
Salzsäure geschwängerte Bäder iucitirt werden*
3. Durch Abhaltung aller auf die Lungen
fririenden schädlichen Potenzen, w^iin insbeson-
dere die Anordnung einer gleicKmäfsigen Tem-
peratur und das Verhüten alles Wechsels der-
selben gehören. Androhenden Katarrhen und
ilieumatischen Affektioneu der Brqst suche man
möglichst vorzubeugen«
Hat sich die Krankheit indefs vollkom«
mtn entwickelt, so schwindet jede fernere
• - 106 - ^ -
Hoffnung ihter Rückbildung, un,d eine blofs
palliative gelind antiphlogistische Behandlungs-
weise Hegt noch innerhalb den Grenzen unse-
rer Kunst, an tadicale Hülfe ist nicht mehr *
zu denken t und das Leiden führt unausbleib-'
lieh zum Tode, welcher auf die oben aiige«
gebehe Weise stets durch Lähmung der Lun-
gen oder des Gehirns erfolgt. ~
■ ' . ,
Obschon ich während des letzten Jähret^
meiner akademischen Studien^ in WiicKbai'ff
und dem Besuche des dortigen medicinisch- -.
clin^schen' Institutes bereits Gelegenhcfit liattt, -
einen, Krankheitsfall der Art zu beobachteiit
dessen endlicher Ausgang mir jedoch, bei mei-. ^
nem baldigen Abgange- von da gänzlicli unb*^
kannt geblieben ist: zur Bfitlheilung des vor-
liegenden Aufsatzes in diesen Blättern konnte-
ich mich nur durch eigene Beobachtung und .
Erfahrung über mehr genannten Gegenstanü.
bewogen und berechtigt fühlen; und es-mSgii
mir daher erlaubt seyn, nachstehende Kiapk^
heitsgeschichte folgen zu lassen, in welöhw-
der Leser den Hauptzügen nach das oben. in
kurzem Umrifs aufgestellte Bild der Piieizmo-
phthws cyanotica wieder findet. .. '
Adam Gottlieb H. . . in N. . . , 16 Jahra* v
alt , seiner Aussage nach von gesunden seit '
3 Jahren ihm durch den Tod entrissenen El-«-
tern geboren, im Tagelohne arbeitend , nod..-
seines Lebens' nothdürftigen Unterhalt müh--
sa-m und kümmerlich erwerbend, von^-Kind--
Leit an zwar gesund, seit dem Ableben sei« ,
ner Eltern aber bis zur Stunde nur unte;: liäa-
figen durch körperliche Leiden herbeigeführten
Unterbrechungen zur Arbeit fähig, ^kfankte
im Januar des vorigen Jahres , sich nnbewuliit- '
— 107 —
▼orbergegangeoen Ursache seines Lel-
I in dem Grade, dafs er das Belt zu ver-
jl aafser Stande "war« Die Krankheit soll
Ltigen Stichen in der linken Seile der
trockenem Husten , Dyspnoe und Fie-
»nnen, und an Intensität dieser Symp-
mit jeder Stunde .also zugenommen ha-
'dafs der in der Nahe wohnende, und in
herbeigerufene Dorfbarbier keinen er^
ichern Ausweg vor sich gesehen , als
;^einer unveraiiglich angestellten und der
itat nach ziemlich bedeutenden Venae-
im linken Arme. Hatte sich indessen
rjfeich dieser Operation Schmerz und Eng-
Leit um etwas gemindert, dennoch blieb,
fjJer dem Kranken von erwähntem Bar«
derber Gabe verabreichten Solutio Sa^
^i das Leiden in seinen noch vornan-
Symptomen von der Art, dafs der Dienst-
'4es Kranken endlich unterm !28sten Ja-
i.als dem lOten Tage der Krankheit sich
llalst fand, meine ärztliche Hülfe gegen
in Anspru«h)lzci nehmen«
Bei meiner Ankunft' am genannten Tage
it ich deq Kranken im Bette , und schon
la deft äufsere in seinen Zeichen grell in
Augen springende HalHtus desselben , ins-
Aidere die livide blafsblaue Farbe des Ge-
ls^ die unverhältnifsmäfsig langen, ziem-
abgemagerten Arme, die langen , mit ein-
is gekrümmten Nägeln versehenen an ih-
Endspitzen aufgetriebenen Finger dersel-
, der enggebaute platte Thorax, der schnell
wellenförmig gegen die Rippen^ stofsende
sschlag , der kleine matte undulirende doch
dem erstem correspondireiide Puls, alle
— 108 —
äie^ß Erschein iingen vernethen mit xu vieler
Wahrscheinlichkeit das hösartige^ hier mehr-
lach besprochene Princip der Krankheit. Der
Kranke klagte über anhaltenden stechenden
Schmerz In der Mitte und der linken Hälfte
der Brust , die Engbrüstigkeit war zu einem .
Löhern Grade wieder hinaufgestiegen, und, sich
dermalen mehr als Orthopnoe artend^ bat den
Kranke flehentlich um Linderung deiner quaal-
vollen Angst. Der Husten, in Folge der vor-,
hergegangenen innern Behandlung eher ge- .
mehrt, als gemindert, war mit dem Auswarf *
einer schleimigen blntgestreiflen Masse rerbnii-
den, und stei^rle das Leiden der Brust su
noch höherer Quaal. Das gleichzeitig vorhan«.
dene. Fieber exacerbirte der Angabe nach in .
der Form eines lentescirenden , an Schweib
war nicht zu denken. Die Zunge hatte einen
feuchten schleimigen Belag, der Appetit fand
sich im höchsten Grade gestört , der Dorsft '. .
äuFserst gering, die Stuhlenlleerung, früher.
träge und sparsam, jetzt durch den Verhiauck
des Glaubersclien Salzes etwas beschleunigt
und vermehrt, der Urin von Farbe bräunlich^ .
doch ohne Spuren irgend eines Sediments.
Anlangend den geistigen Zustand des Kran-
ken , zeigte sich derselbe äufserst niederge-^ .
beugt von seinem Schicksale, zurückgezogen
in sich selbst, unmuthig, und sehr in dem
quälenden Wahne einer Mimmerwiederkehr •
seiner Gesundheit befangen.
lieber sein vorhergegangenes iörperliches J?€-.
finden giebt der Kranke leider nur ungenügen-
de Aufschlüsse, imd ist deren Erweiterung oder
Berichtigung weder von Seite seiner • Umge-
hungen , noch etwa sonst vorhandener in en-
— 109 —
ger BeziehoDg mit demselben stehenden Per-
iooen möglich. Seine Eltern sollen, wie schon
erinnert; körperlich gesund gewesen, und der
Vater in seinem 54sten Lebensjahre, an Apoplexia
uuigmntay die Mutler, um einige Jahre älter,
uid ein Jahr spater an einer nicht auszumit-
tdoden Krankheit verstorben sejn. Die dem
f-iarten Kindesaller yorzugsweise eigenthümli-
dien exan thematischen Krankheiten , Blattern
mnentlich , Masern und ScharJach will der-
•dbe glücklich überstanden , an anderweitigen
. Ikbeln in seiner Kindheit gar nicht gelitten,
«i bis in sein IStes Lebensjahr, wo er, durch
lar Eltern Tod seiner Yersorger berauht, in
IKsnste zu treten veranlafst worden, sich ganz
wohl befunden haben. Nur so viel ist aus je-
B« frahern Zeit dem Kranken in der Erin^
nemng geblieben, dafs seine Eltern über die
b« jeder nur einigermafsen anstrengenden kör*
jMrfichen Bewegung in seinem immer blassen
Gesicht aufsteigende blaue Färbung sich oi't
rerwundernd geäufsert^ und, in der Furcht,
es könne dahinter eine bedeutende Kranklielt
▼erborgen liegen, ihm seine Beschäftigung fast
BDtiusgesetzt nur am Spinnrocken angewiesen
hätten. Von seinem Eintritt in fremde Dien-
ile aber orlentiret^ sich nach seiner Aussöge
alle Leiden, als deren Acme die gegenwärtige
Krankheit anzusehen ist. Nothgedrungen, sich,
anstrengender Handarbelt unausgesetzt, fast
immer im Freyen, bei jeder Witterung und
grober Kost zu unterziehen , fanden sich bald
aod zunächst häufige Beängstigung und Op-
pression der Brust , trockener anjrreifender Hu-
sten , Cardiopalmus , und Erscliöpfung seiner
körperlichen Kräfte ein , von denen der Kran-
ke, zwar immer für einige Tage zur Arbeit
v>
— 110 -
anTermügend , dennoch aber oGne allen Arz-
neigebrauch sich wieder erholte , bis endlich
das gegenwärtide Leiden in seiner Gesanunt-i
heit ilin gänzlich niederwarf.
Konnte mir in genauer Beachtung und
Würdigung der angegebenen Sjrmptome einer-
seits kein Zweifel bleiben über die wahre Na«
tur und das Wesen des vorliegnnden Krank*
heitsfalles, mufsle ich denselben unbedingt fSr
PneumophtJüsis cyanotica erklären, so ist an-
dererseits aus der eben angegebenen Entwik-
kelungsweise derselbe^ ihre Aetiologie genä«
gend ersichtlich. Dafs die Krankheit ihr nr*
sprÜDgliches ursachliches Moment haben müsse
in einem organischen Fehler des Herzens, dab
von diesem aus die derselben vorangegangenen
Zufalle sich orientiren, und durch die, mit
bedeutender Consumtion von arteriellem Blut-
noth wendig venbundenen, körperlichen Anstren-
gungen , denen der Kranke in späterer Lebens-
zeit sich unterziehen mufste , als' ihrer Gele-
genheilsursache, in der Art, wie sie oben'be^
schrieben worden , sich endlich ausgebildef,
und zur Phthisis cyanotica gestaltet hatte, geht
daraus unleugbar hervor; und es läfst sich der,
Meinung kein erheblicher Widerspruch than,'
der Kranke würde, hätte er in jenem 2histan-
de der Ruhe, wie ihm deren Genufs bei sei-
ner Eltern Leben gegönnt war, bis über die
Jahre der Pubertät hinaus beharren können
und dürfen^ wenn auch nur einer unvoUkom-
nieneu Gesundheil für die Folge genossen ha-
ben , doch einem Uebel der Art , und mithin
einem frühzeitigen Tode sicherlich entgangen
seyn, an dessen Gewifsheit hei der vorhanden
nen Gestaltung der Krankheit, und dem be«
^ 111 —
raLts erfolgten üebertritt derselben in ein Sla-
ünm, ^welches an eine radicale Hülfe nicht
ihr denl^ liefs , kaum noch gezweiiell wer-
konnte:
Nichts desto weniger wollte und mafste
acht werden, was unter solchen Umstän-
noch der Möglichkeit einer Hiilfeleistung
prach. Den vorhandenen Orgasmus im
Geiülssjstem, so weit es im Bereich des Mog«
idien lag, zu tilgen,' den gleichzeitigen Hu-
äm zu mildern, und der quaalTolleo Ortho-
C' " zu begegnen , verordnete ich dem Kran-
■aehstehendes Infusum: Rtc, Herjbat Di*
purp, scnqt, ij, Concis. infund. Aquat fer^
unc. vj. JDigtr. len, calor, per quadr^ horat
ciGdIiI. rtfrig, admlsc. Kali nitric. dtpur. drachm.
f fß. JBzfr* Hyoscyami gr. xxw. Mucilag. O, Mi^
aMi SjTup, j^khaeaB ana dracJim, vj. D. S, Alle
; Auäen einen £fslc5ffel voll. Zugleich liefs
ieb in die Brust alle 2 Stunden einen Thee-
f mel voll von nachfolgender Salbe einreihen :
&c. Unguend Hydrarg. einer, unc* j, , Oki lly^
Mtyami codi unc, ß, M, Z). S. Dabei setzte
kh den Kranken auf eine vegetabilische wäs-
serige Diät^ empfahl eine öftere vorsichtige
Erneuerung der ihn umgehenden Luft, und
IMglicbste Ruhe, Als Getränk wurde ihm ein
' Duoaum Ahliaeae mit ^Syrup. Hub. Id. gemischt
terabreicht.
Die etwas beträchtliche Entfernung des
Kranken von meinem Wohnorte hinderte jnich
an dessen täglichem Besuche, und als ich ihn
am Slsten Januar wieder sah , hatte sich zwar
die Engbrüstigkeit und der Brustschmerz um
Tieles gemindert, doch war der Husten noch
k ioin^r mit blutigem Auswurf verbunden y und
. • ^ 112 -r-
die Fleherbewegunge)» auf die .oben bc
bend Weise deullich exacerbirend. Die
Arznei wurde mitbin fortgeröicht ^ ii
aben, uod weil die Stublentleerung '^iei
jsQgern begann , nachstehende Pulver .t
net : Rec. Hydrarg. muriatic^ mitis gr. vvj; '
Lactis scrup, iv. M. /. pulvis divid. ih pari
iV. D. *S., Früh u^d Abends ein solches ]
ZQ nehmen«
Am 3ten Februar wurde ich eilig z\
Kranken gerufen y und es hatte sich b
dieser kurzen Zeit die Scene bedeutend.
der nicht zu seinem Vortheile geändert.
zeither^iiur blutgeslreifte Sputum hatte si
reinem schaumigen dunkelrothem Blute,
am heutigen Tage sogar formlich in eiiv
linde Fneumonori-bagle umgewandelt^ D
und Athmen dagegen wai^eti um vieles et
lieber, geworden. Diesem Umstände zu in
nen , und zqnleich auf eine mögliche Yfl
serung der fehlerhaften Blutmischung K
wirjLen, erhielt der Kranke folgende Bli:
J?€c, /Icidi sulphurk. diluti drachm, iß,, D
j^hhaeae unc, iv. , Syrupi Hub, Id. unc. j, &
S. Alle. 12 Stunden einen Efslöifel voll.
aber gleichzeitig auch äufserlich die nul
Lungen in naher organischer Yerwandts
stehende Haut inögUchst zu incitiren, wi
trolz aller in der Lage und den YerbältD
des Ktanken gegründeten Unbequemlichk
Te^anstaltungen zu Bädern getroffen, /uoc
Kradk-e alle 48 Stunden in ein lauwarmei
oxygenirter Salzsäure geschwängertes B*(
setzt. Die diätetischen Yorschrifl^o bU
dieselben.
]
^ 113 ~
Nach dem einige Zeit fortgesetzten Ge-
lirauch dieser Mittel war die Haemoptysis bis
iBof die Spur wieder verschwunden , von Zeit
tu Zeit eine gelinde Transpiration eingetreten^
äufsern Integumente in deren Folge war-
die Respiration um ein Grofses freier
id leichter geworden. Husten aber und len-
;jreodes Fieber gingen ihren gewohnten
lag, ja mit dem erstem wurden nun pu-
«le Massen in bedeutender Menge ausge--
Ten. In solcher, dem Anscheine nach
vieles bessern Gestalt artete ^ich dasun^
e üebel mehrere Wochen unter ver^^
t4iBdenen , ein thätiges Eingreifen von Sei"
Im der Kunst nicht erfordernden Modiflcatiö-
IM; es wurden mit Hinweglassung des in^
mm Verbrauches der Sauren , später obiges
tlpitm Digitalis^ daneben zur Beseitigung
IM eingetretener Obstrucliob theils aiitiphlo-
fjrtiidie Salze 9 theils , um auch die Secre-
tioBf Ihätigkeit der Leber zu steigern , Calo-
■el, unter stetem, nur jetzt in etwas län--
gcrn Intervallen Statt findendem^ Forlgebrau^
che obiger Bäder verordnet; bis endlich am
26ten März die Lungenblutung, und zwar
diesmal in solchem Grade sich wieder fand,
iafs sie, dem Leben des Kranken die au-
genscheinlichste Gefahr drohend, nur durch
eine mäfsige Venaesection und den innern
Wiedergebrauch der Säuren , wozu diesmal
üe rhosphorsäure verwendet ward, gehoben
werden konnte.
Unter dem längern Gebrauche derselben
Terloren sich zwar diese Blutungen wieder,
doch blieb eine Geneigtheit zu ihnen in
Jonxn.LXiy.B.s.Sc. H
— 114 -r
dem Kranken itnmer vorwaltend , > der. nun
eiterförinige coiiiöse, nicht seilen dünne
und ichorose Auswurf • war je zuweilen mit
schwärzlichem verdorbenem Blute gemischt;
die asthiuatischen Beschwerden kehrtan ün
fernem Verlaufe der Krankheit, wieder, die
Stimme wurde rauh^ schwach und klang?-.
los. Die Exacerbationen der Ftbris phthi$ie^^'
zogen sich mehr und mehr, in die Länge^
und der Kranke magerte sichtlich ab. Gleicfar'
zeitig mit dem Eintritt dieses hofEaungslo-
sen Zustaudes erwachte nun in demselbiiA
die Liebe zum Leben , die HoiFniing seinei^
WiedergenesuDg , die Aussicht in eine gläck-^
li/:ke Zukunit, wie sie fast alle die Un*
glücklichen , welche an Lungenschwinds.ucKl
dahinsrerben , bis zum letzten matten Hau-/-
che ihres Lebens beseeligt. Rasch uud iul
schnellen Wachsthume ihrer Intensität st^-^
gerten sich von Tage zu Tage die Kruik-^
heitssymptome , ohne dafs irgend eine avdera.
colliquative Erscheinung als die des Auswat^
fes hinzugetreten wäre, und unter den ^ei*
chen eines ErgriiTenseyns des Oerebralnerven--
systems, unter blanden Delirien, und pe«,
riodisch intercurrirenden Zuckungen . der Ex-
tremitäten endete der Kranke endlich ia
den ersten Tagen des Mai ein Leben , .wel-
ches noch länger zu erhallen, * allen Anstren-^
gungen der ärztlichen Kunst nicht gelingen
wollte.
Alles mufste mir nun an der Leichen^
Öffnung gelegen seyn ; und wer immer von
meinen Kunstverwandten die ärztliche Praxis
unter Landbewohnern treibt^ kennt die aus
y
— 115 ,-
Dummheit und Torurtheil entspringenden riel««
frcben Schwierigkeiten und Hindernisse 9 wel-
'che der OeiFnung eines ^^erstorbenen von al-
Imi Seilen so häufig in den W^g gelegt wer-
len. Endlich wurde sie gestaltet, und die
iLeiche am dritten Tage nach erfolgtem Ab«
n geöiToet« In der Schädelhöle fand sich
ar Üeberfüilung mit Venenblut, die Sinus
härten Hirnhaut strotzten in Folge der-
ben; von Wasserergufs innerhalb der Hirn*
fanmern war jedoch nichts zu bemerken.
- Alf der Oberfläche der Uura mater fand sich
iftvias lymphatisches Extravasat« Bei Oeff«
9HB der ßrusthöble zeigte sich die linke
I^e mit der Pitura theilweise verwachsen^
dBi Liingensubstanz von blasser Farbe, stel-
liviieise von mürber löser Textur, und mit
Bbt reichlich angefüllt. In ihr, namentlich
ahr in dem obi^rn linken Lungenlappen ge«
Wikrte man mehrere offene Geschwüre^ hin
ytd wieder auch noch geschlossene Abscesse.
l Die Nervi phrenici zeigten sich etwas ge-
idiwollen und hart, der linke Ast des Ner^
mu Vagus aber vollkommen in eine breiartige
Jbsse degenerirt. Der Herzbeutel war un-
gewöhnlich mit Wasser, das Herz selbst fiehr
nit Blut angefüllt, letzteres der Lage und
' Form nach von normaler Gestaltung. Die in
, der Mitte des Septum atriorum hefindliche Fassa
om& war, wie vermuthet, offen, der Grund
derselben nach oben von dem Isthmus ge-
trennt, und netzförmig zerrissen; die beiden
Atrien wie im Tötus ungeiiieiu ausgedehnt;
ibrigens die Bildung aller übrigen Theile die^
set Organs, und der aus ihm hervorgehen*
den Blutgefäfse der Norm gemäfs vorhanden,
H 2
— 116 —
nur schien die Arttria pulmonalis sow«
ihrem Haupistamme als dessen fernerej
jBweiguiig etwas eng geformt zu seyo
Leber war ungemein grofs, ihre Farbe
als im normalen Zustande, ihre Textui
be und teigig ; die Vena portae nicht
kommen genug entwickelt. Itiilz^ ]\ier(
Fancreas, Ma^en und Darmkanal zeigten
TOn der normalen abweichende GestailiL
— 117 -
VI.
Kurze NachriGhten
und
Auszüge.
1 ■
Üehsr Blute^elgeh&ns9
Eofrath Dr. Kunttmann, Köntgh HefmgdUuS*
^ein Aafsatz fiber den Handel mit Blutegeln, und
Aber die Aufziehung und Erkaltung derselben , der
•ich im vorjährigem drittem Stücke dieses JourniJe
Ufiadec, TeranlaCste den Hrn. Dr, pp^agner in^ Schlie-
ben, Physicus des Seh weidnitzer Kreises, mir zu ver«
fchiedenen Zeiten Egeleehäuse zu übermachen , auf
die ich die Aufmerksanokeit der hiesigen Naturfor-
scher zu richten mich bemühete. Vergeblich forsch-
te ich in hiesiger Gegend dergleichen Gehäuse auf«
xofinden , bia es endlich dem Herrn Apotheker Solt»
mann gelang, an seinen mit Blutegeln besetzten
Teiche, der sich in dem Garten seiner Brunnenan-
stalt findet,' unter dem Rasen, der den Teich um*
^ebc, eine grofse Menge dieser Gehäuse zu finden,
vrodurch er in den Stand gesetzt wurde, derglei-
chen seinen Collegen so wie mehreren Aerzten mit-
sscliaileiif ^und sie mit der fieschaffenheit derselben
— 113 —
bckuint zu iracfaen. Dat AofEillende in dem Baa
dieiar Gehauie kac «in al2je*iieinea Interesfo anter
dm Aencea und den NaiurTcrachem erweckt; und
ich glaube daher, daff ei den Aeriten angenebin
•eyn wird, einige Beobachtungen Aber dieselben in
dieaen BUtiern an finden, da ein auifährlicher Aaf-
Mts Ton mir Aber diesen Gegenstand, der fQr die
Verhandlangen der hiesigen Gesellschaft nararH>f^
tchender Freunde bestimmt ist, manchen von ihnen
nicht an Gesicht kommen mögte.
Die Beschaffenheit der Gehlnse fibergehe ieh
hier, da ich selbige bereits in dem Anfangt gedach-
tem Anfaatxe £eite 66 — 68 gegeben habe.
Herr Dr. Pf^agner hatte die Gfite, mir sn fiknf
Terschiedenen Zeilen und zwar im Juli, Aagaaty
September und October eine Quantität solcher Ge-
häuse XU fibermachen, und mir dabei aeina soc
mehreren Jahren über die Fortpflansung der Egel
nnd über die Entstehung dieser Gehäuse gemachte
höchst schätzbare Beobachtungen mitsutheilecU Darch
diese und die bedeutende Menge der Gehinse ward«
ich in Verbindung meiner früheren Beobachtungen
in den Stand gesetzt, aber die Entatehune deraei?
ben nnd Aber die Ausbildung der Egel selbn eini^
ges Licht su erhalten , ao ich hier mittheilen will. -
Die Fortpflansung der Blutegel findet nieh Dr.
ff^agner im Juni Sutt; da sieben sie aich gmell-
•chaftlich an die Ofer der stehenden Wässer^ leeen
flieh in die sandigen sufUligen Erdhöhlen, hinter ftolm
nnd dergleichen susammen, oder beeeben sich un-
ter den Hasen der am Ufer aich findet, oft tief ia
die Erde hinein. Bei dieser Gelegenheit geben sie
•inen Haufen weifsen, ziemlich compacten Schaum
Ton aicb^, den sie einige Zeit nicht verlassen , spä-
terhin entfernen sie sich davon. Dieser Schaum
verdickt sich nach und nach immer mehr, nnd in&-
Spät -Juni oder Anfang Juli ist das Genauso auf*'
gebildet«
Diese Art deir Bildung iÜnea solchen Geb&ntei
ans Schaum , muCi jedem um so meht anf fallen,
wenn er ein solches Gehänse sieht; doch aohwiiu
det das Auffallende, wenn m«n die Bildung der
Gehäose anderer Bgelarten beobachtet, und hier die.
UebMjrfauiaiAaag mit den-Gehtuaen der JBlotegel«
— . 119 -^ "
wenn'^leich in einem höherem Gride der Vollkom-
menheit, findet.
Unter die EgeUrten, die uns einen Blick in
r Fortpflansungsart gestatten , geholfen hiocülata
nnd vulgaris. Bioeulata ist ganz durchticlitig. in
^ . ihr sieht man im Mai oder Juni die Kleinen gelben
> Eier Paarweise liegen, die sur Zeit der Reife su
^ iweien und vieien, in einer gallertartigen Masse,
«eieh dem Froschlaiche, eingeschlossen , aus der
effnnng des Uterus fortgestofsen werden und im
Wasser su Boden sinken. Hier nimmt das Gante
da« mnde Form an j die Jungen entwickeln sich
dttin und die gallertartige Masse verschwindet mit
ien Wachathume der Brut. Eben so verhält es sich
vk vJk/farix, nur mit dem Unterschiede , dafs die
Obsfliche der an. Wassera;ewächsen mit den Eiern
Äten gallertartigen Masse , sich in eine feste
haichtige Haut verwandelt. Dies macht es
Wikncheinlichy dafs die gallertartige Masse bei bei*
dea mit einer flaut umgeoen ist , die aber bei demc
AMstoften aus dem Körper liöchst fein , weich und
dmksichtig, daher nicht leicht bemerkbar ist, und
OK lachher ihre Festigkeit und Stärke erhält.
. Auch bei den Gehäusen der Blutegel finden wir
die gallertartige Masse, in der die Jungen , die
starke sie umgebende Haut, und endlich den, diese
I umgebenden merkwürdigen schwarnirtartigen Ueber-
. sag. Dafs aber bei diesen die Haut schon bei dem
\ Aasstofsen aus dem mütterlichem Körper vorhanden
itynmufsy und sich der schwammartige Uebersug
spiterhin bildet, davon haben mir mehrere Gehäuse
innen fast nnurastörslichen Beweis gegeben. Es fin-
. dtt sich nämlich y dafs, wenn der Blutegel seinen
•ompaeten Schaum um die Wurzeln von Filansen
gelegt haty diese nie in die Haut selbst eindringen,
aoadem nur allein von dem scliwammartigen Ue*
kersnge umgeben sind« ja dafs diese Wurzeln sich
: ftrmlich um die Haut herumlegen,, was nicht ge*
ishehen eeyn könnte , wenn diese Haut nicht schon
keim Auaatofsen vorhanden gewesen, und das Ganze
wmx allein aus einer einfachen schaumartigen Masse
bettenden hätte. Ferner bestätigen diese Meinung
Mich« Gehäuse, die bei ihrer Bildung dicht an ein-
Mid«r eelegen haben , jedes hat seine abgeschlossene
Buit fikr sich, und der schwammartige Ueberzug
— 120 —
geht Ton dem elnein in dem anderm Aber. (
die nicht auf einem ^reichen Grunde gele^
ben, sondern «uf^ einem festem Körper t
der, der Bildung des 8chT7«|nmartigen Ue]
binderiich war^ zeigen auf dieser Stelle kein
eben Ueberzugy sondern min £ndet bier d(
druck des Körpers in der festen Haut, dage|
übrige Theil des Gebäuses viel stärker m
Ueberzuge- verseben ist, als andere Gebäuae.
Hiernacb wären die Gebäuse dieser dfi
Egel völlig übereinstimmend, nur jeder to\t
höberem Grade der Vollkommenheit, bei />:
bleibe das Gehäuse durchsichtig und weic
vulgaris wird es undurchsichtig und fest, i
jnedicinalis ist es noch mit einem schwamni
Ueberzug überzogen.
«
Aus der oben angeführten' BescKafFenbeit
Blufegelgehäuse wird es mehr denn wahrschi
dafs der seh warn martige Ueberzug derselben s
dem y die Haut iimgebenden Schaum^ sei <
durch Eintrocknen, oder durch eine Art TQ
derschlag, oder durch eine Art von Crystall
bildet. Ich habe diesen Ueberzug einer g
Untersuchung unterworfen , und einen- V«
desselben mit Spongia ofjiqinalis und den
verwandten Arten unternommen, und mich,
xijiebrere Mitglieder der hiesigen Gesellschifl
forschender Freunde, überzeugt d'afs er mit
Spougien- Arten in jeder Hinsicht vollkömme
einkömrat; was über die Natur d[er Spongic
noch immer im Dunklen liegt, vielleicht nc
sichten und Aufklärung in der Folge gebei
hier aber anzuführen , kufstr dem Zwecke
Aufsatzes liegt, und in dem für die Verham
der Gesellschaft naturforschender Freunde b<
ten Aufsatze Wfit^r ausgeführt ist«
Hier noch einige Worte über die Bild
Blutegel selbst. In den Gehäusen, die icl
die Güte des Hrn.- Dr. rVagner im Juli crhi
ten die jungen Egel eine weifse Farbe, war
Itommen durchsichtig, man konnte in ihn«
lieh den Nervenstrang und die Geschlechtsti
Kennen, sie hatten eine Länge von 2-— 3
und eine Breite von kaum einer drittel Li
■ — 121 -
schwammen in einer gallertartigen Flflssigkeic, die
die Höhlung des Gehäuses fliisfüllte. In den G«-
hinsen «o icli im August erhielt, fand ich die Egel
bereits i bis l Zoll in der sröfsten Ausdehnung
laogy bei einer Breite von noch nicht einer Linie;
ihr Körper war undurchsichtig und hatte bereits dia
Zaiehiiung dior ausgevrachsenen Egel ; von der ^tl-
leiftartigen Flüssigheit rrar nur nocli wenig darin
enthalten« In den Anfangs September erhaltenen
waren die Kleinen Egel um ein Geringes gröfser.
Koch Ende September fand Hr. Dr. fT^'a^ner :a den
Gehäasen Egel, die aber sogleich ihre Wohnung
Terliefsen, als er die Gehäuse von dem Orte wo
•le lieh gebildet, fortgenommen hatte. In ihnen
InS sfch nichts mehr von der gallertartigen FIüs-
ndwit, als offenbarer 'Beweis , dafs sie sur ersten
tiurnng der Brut bestimmt ist, welche wie et
Umich scheint, 3 — 4 Monate zu ihrer Ausbildung
bcdnf .
Dorch die Uebermachung dieser Gehäuse bin ich
ing^ch in den Besitz, von einigen hundert jungen
BliHigeln gekommen, die theils während des Trans-
ports au sgeKrocheix waren, theils unter meinen An-
fn aaskrochen. Ich fand in einem Gehäuse bis 10
juge Egel, Ilr. Dr. PVa^er fand einst in einem
17 dergleichen. Der ungleich gröfsere Theil mei-
ner Egel lebt noch, ich bewahre sie, des Versuchs
wegen, zum Theil in Schlamm, zum Theil in Was«
fer von verschiedener Art« mit und ohne Zutritt
derLnft, auf, und ünde bis jetzt, Ende Novem-
ber, dafs die in Schlamm aufbewahrten am meisten
an Wachskhum zugenommen und noch einmal so
grofs geworden sind, als sie bei dem Ausschlüpfen
aas ihrcVx Gehäusen waren. AuiFallend war mir die
Beobachtung, dafs die jungen Egel in den ersten
Tagen nach ihrem Auskriechen, wieder in ihr Ge-
häuse zurQckkrochen , wenn die Temperaiur kälter
Wurde, und darin oft einige Tage verweilten, stell-
te ich das Glas, worin -sie sich mit den Gehäusen
befanden, einer wärmeren Temperatur tus^ so ver-
liefseu sie wieder ihr Gehiluse.
— ■ 122 —
2.
Ein durch unterdrückte Gonorrhöe erzeugter T'r Ismus,
durch künstliches Hervorrufen des Ausßustes geheilt,
von Dr. G, G, F eno glio. {Aiiuali universäli
von Omodeif Juli lQ&6») .
Mitgetheih
vom Media* Rath Klaätseh.
Ein junger Mann von i8 Jalireh, von starkem
Körperbau und biliös sanguinischem T&mperamence
hatte zum ersteumai einen gutartigen Tripper be-
Kommeu. Da er die Natur seines Leidens iiicüt
Kannte, s? vernachläfsigte er es mehrere Tage bis
ihn seine Freunde darauf aufmerksam machten. Er
wandte nichts als schleimiges Getränk und kohlende"'
IVlittel an 9 da ihm jedoch dabei» wie gewöhnlich»
die Zeit Kulang wurde^ sogrifFer zum Copaivabalsam.
Da aber auch dies Specificum nicht sogleich antchia*
een wollte, so steckte er das Glied in -£iswa»ser,
Sfach zwei Versuchen hörte derAusfiufs wirklich auf.
Nach drei Tagbn consuUirte er mich wegen einer
gewissen Spannung in den Muskeln des Halses und
des Schlundes , welche er einer einfachen Erkl^luing
zuschrieb* Da ich bei einem gründlichen Examen
die Einwirkung einer solchen Ursache' nicht anneh-
men konnte, so kam ich bald auf den Tripper 'und
•eine unvorsichtige Unterdrückung. Obgleich ich
nun wohl die Schädlichkeit der adstringirenden und
ähnlicher Mittel , welche den Ausfluis zu tcbnell
j^emmen y dachte, so £el mir doch nicht ein, die
Sntstehung des jetzigen Leidens, jener unvorsich*
tigen Handlung zuzuschreiben, ich verordnete in»
SeCt zu bleiben uud Schweifs treibende Oettänlio
zu geniefsen. Nach zwei Taeen sah ich ihn mit
rothem Gesichte , mit ängstlichem Blick ; mit hur-
asem Athem, fast aufser Stande zu reden. Der Ha^Is
"war unbeweglich, das Schlucken beschwerlich, dev
Unterkiefer strafF. ' Allgemeine Abgesrhlagenheit^
^lier umziehende Schmerzen, schneilos KlopTen der«
Arterien, besonders der Carotiden. Palpitationen»
Zittern,, und das eigenthümliche Knistern der Mus-
Itehi, welches auch Jutevrieth beobachtet hat> ge*
«•Uten »ich su diesem anfangenden Txismiu. Da
-- 123 —
ieh nnn an die Wirknngiiii einer nnterdrAclkCen
Blennorrhoe auf das Nervensystem dachte, so mach*
te ich den Kranken auf die Gefahr in der er schwebte,
wenn es nns nicht gelänge, den AusAufs wieder
herrorzornfeny anfmerksani« Allgemeine Bäder, Ein*
zcibnngen von Chamillenbl und Opium brachten
xwar einige Linderung , hoben jedoch den Tris«
nnt nicht, der erst, als JBoufties, warme Umscblä«
^ nm den Penis-, den AusAufs wieder hervorge-
jrnfen hatten, nachdem er 5 Tage und 5 Nachte
gedauert hatte, gänslich irerschw^and. Ohne mich
anC eine weitläufcige Erklärung einxulassen, spreche
- ieh nnr meine Ueberzeugung aus, dafs ohne Her*
•tellang des AusAusses das so bedeutende Nerven*
leides gewif)^ nicht gehoben worden wäre, zugleich
koin dies aber den Aereten zur Warnung dienen»
irslche den Tripper nicht schnell genug hellen zu
Ifoeen glauben , und den KfSnken dadurch in die
IF^tfate Gefahr bringen können.
3.
VnUUmz durch kalte Bader geheilt^ von Dr. Terreux,
(jGaz, deS, jiur'd, 5. 1825.)
Mitgetheilt
vom Dr, Oppert,
J, Albanet, 14' Jahr alt, Frii eurlehrling , Von
nemlich kräfti€;em Körperbau, schwarzen Haaren,
gewöhnlicher Leibesstärke, der Onanie ergeben»
wurde am i5ten Januar von leichten convulsiven
Bewegungen in den Fingern der rechten Hand be*
lallen. Einige Tage darauf nahmen die leichten
Contractionen öberhaud und erschienen. im rechten
Bein, dann im Arme, und dem linken Bein. Der
Barsche suchte noch immer zu arbeiten, aber er
■errifs jedesmal die Haarlocken , die er ordnen soUr
te, so dafs man il^n am 228ten Januar nach dem
Kinderkrankenhaase brachte.
%
— 124 —
1
k
Den 3'5tenjan. Die Ge sich tsmnilc ein leicbc suk-
kend, die Hände fortdaaernd in Bewegung, er kana '.
nicht da^roic trinken oder iiacii dem Kopie greifeiii
die Füfse -Verden abwechselnd jpin - und aiiswilrtt '
gezogen y die Znn^e und der Schlund sind von den f
allgemeinen convulsiven Zustande mit ergrilFen, dt«
her der Kranko schwer spricht und schluckt. De«
brigens SRhläft er gut und hat guten Appecir. Mau >
verordnet blofs einen Pomeranften-Aufgttfa^ und die
Viertel -Forlion der Diät.
Den 24ten. Derselbe Zustand {Argent» niirir
cum ^^ Gran).
Den 25ten. Die Zuckungen sind stlrken (Ponu
xncransen- AnfgufSy jirgent, nitricum j^^ Gr« MorgOU
und Abends).
Den 36ten. llotbes lebhaftes Gesicht, kein Schlaf
geröthete Conjnnc'.iva, Steigerung der Ziifälle. {Ar» -
gent, nitr, ausgesetzt^ Infus, Aurant,^ Oxyinel),
Den 275ten. GcrÖthetes Gesicht, Trübsinn, Zfth«
neknirsclicn , stärkere Aufregung, rothe' Zunge^
Schmerz im Schlünde* (Kaltes Bad zu fio Grad^
Infus. Aurant.)
Den 28ten. Weniger Ünordnnne in den Bewe-
gungen, die Ellnbogen, Arme und ßeine sind tb*
geschunden, so stark war der Kranke den verfiui«
genen Tag und die Nacht geschüttelt worden« (Kai«
tes Bad zu 20 Grad, Infus» Aurant, HydromeL}
Den 29sten. Kein Appetit, wenig Schlaf, Z&fan-
knirschen, er kann sich nicht ankleiden , (ein kältet •
Bad, etwas Wein, Sauerhonig.)
«
Den 3oten* Etwas Besserung; er verlange -bu
«ssen, hat gut geschlafen. (Ein Bad von 18 Graden.)
Den 3iten. Besserung; leichter nnsten. (Scblet*
jnigtet Julep, desgleichen ein Bad von ^ Stunde.}
Vom iten Febr. bis zum laten besserten sich
die Zufälle fortwährend, und den i4ten ging er ans, .
nachdem er völlig wieder her||e$tellt war. Ich ver«
gafs zu bemerken» dafs zuvor em'kleienartigerFleeh»
tenansschlag tn 10 bis 12 Stellen sich bei ihm g€^ •
ceigt hatte.
— .125 —
Die Iialten Bäder Können *in dieter ^ft so. hart-
■iekigen Krankheit nicht genug empfohlen werden,
Man raufs das Kind nur einige Minuten lang in Kal-
Mt Wasser eintauchen , wenn e« sich nicht gleich
dtuin erwäi^t; wenn aber die -Wärme bald nach
/iftam ersten Eindruck der Kälte au£ der Haut wie-
^criiehrt, kann man es eine i auch wohl f Stunde
lau kalten Wassei; sitzen lassen»
' Ich habe nie gesehen , dafs eine« Chorea diesem
Verfahren widerstanden, besonders wenn mau Ge«
luenheit hatte das Kind aufs Land oder nach ber-
[- Ml^^ Gegenden zu schicken.
F
4.
MkuUen Prenjsischer Jerzte aus den piertelj ährigen
. Sanitätsberichten*
(Portsetzung.)
Elephantiasis, — Der Dr. Burdach zu Trieb el
kttte Gelegenheit eifie Elephantiasis zu sehen. Ein
kerumziehender Bettler Ton 5ß Jahren w^ar damir^
aber blofs an dem linken Fufse behaftet. Der Ober-
nad Unterschenkel dieser Seite waren bedeutend
stirker, als- diese Theile an der rechten Seite, so
dafs die von dem ^rzte gemessene Differenz des
FaCirückenSy Fufsgelenks^ und der Mitte des Ober-
schenkels durchschnittlich 5} bis 4f 2oll betrug«
Vom Hüftgelenke bis zu seiner Mitte war der Ober-
Mkenkel gesund , .von hieraus aber ging die An-
fchwellung bis zu den Zehen herab; die Haut war
karC und lederartig und nahm den Druck des Ein-
giers nicht auf; der Fufsrücken von den Zehen bis
aam Fufsgelenk w^ar mit dicken , schuppeuartigen
Borken besetzt» zwischen denen eine klebrige, Schar-
ia Feuchtigkeit 'ausgesondert; wurde. An der innem
Seite des Snie^elenks war ein kleiner, doch tiefer
mad viel röchlichen Eiter ergiefsender Fistelgang be-
hdlich; die übrigen Hautstellen waren rauh und
,(
■^ 126 ~
ohne ExiOceration, Die Zehen waren zu
mit einander verschmolzen und mit sohwa:
Fleische belegt 5 das Fufsgelenk war völli
weglich y das Kniegelenk aber hatte noch ei
weglicbKeit. Der Kranke empfand ein«
Schwere im Fufse und zuweilen heftige i
Schmerzen in demselben, übrigens schien «
SU seyn. Die Krankheitsform war vor 9 Jal
standen, und hatte sieh naph und nach aoSj
ohne dafs dagegen etwas gethan worden v
Veranlas5ang wufste der IVIann nicht ansugel
stand aber, in früherer Zeit im Dienste des
und der Venus allen Ausschweifungen ergebe
sen zu seyn, auch an venerischen Uebeln
'^zu haben« Vern^chlAffigte Liustseuche m>tSc
'vergesellschaftet, scheint Wohl den Grund
fihantiasis gelegt zu haben, £ine ärztliche
ung wurde nicht verlangt, konnte auch ni
obwaltenden ungünstigen Aufsenverhältnll
Kranken nicht eintreten* '
_«
Heilung einer Zungenlähmung, — Bei ei
■stfirica , bei welcher die hysterischen Znfi
Jahresfrist gänzlich verschwunden waren,
LähmtiQg der Zunge in Folge einer Erkältuf
lieh ein, ohne daU sie sich auch auf ander«
erstreckte. Starke Sudorifera in Verbind]
NermnU'y tind das Einreiben des Cajeputöls
' Ziinge, reichten hin, Beweglichkeit und
virieder herzustellen. (Von Ur. Sehmuhr zo
nisbnrg).
' Salmiak heiHaemoptysis, -— Ein Mann IJ
leben, von phthisischer Architektur, Win
mehreren Anfällen von Blutspeien befallen j
cig, dafs bei dem letzten die gröfste* So
grofse Blässe, Kälte der Extremitäten, Zi»
Grlieder, kleiner, kauin fühlbarer Pulssohla
XiCben durch Verblutung ein Ende zu macl
Beten, Während dieses Anfalls w^urde dem
ten Haller''scheB Sauer mit Opium verordne
auf aber nach Fischer^s Methode der Salmiak
verform alle 2 Stunden 1 Sorupel bis f Orael
eben so viel Pulvis Liefuiritiae gereiont. O
harrlicheir Fortsetzung dieses Miitels wurd
aar die gegenwi^iiige Eeachwerde beaeitigi
\mt. dft^ Naohtt im Schliffe aufsund , tich ■{
mnä.%nn9ti.^nttetnt wohnenden Groftva* i
Mb ,D«i JQod schien abrigent eetund aa
9 'VmBuÜi.cU indeiaen Wriirmaffekdonen
M^nthMlmintieaf jedoch ohne allen Erfols. j
ükU daher kalte Finrsbäder täglich nen-
• verordnete die Valeriana in 'grofnen Do^' |
• Behajidlangi weise hatte die trefllichsre ,
die. moiidsbchtigen Anfalls hörten Töliig ^
kellen euch nicht «wieder zuracli. V9n
)er ICur noachte die Anwendung des schwe-
ihinins mit Eisenmitteln, ^'
^ft fyr Alkfdien bei Drüsenkranhheiten, — -
von so Jahren hatte schon seit seiner frü*
^nd an Scropheln gelitten; die DrAten
und im Kacken waren* nach und nach in
Urergegangen y so dafs das KinÜ nie ohne 1
gewesen war, und der ganze Hals mit
ia angetch wollenen Drftsen besetat, das
lappchen aber gespalten und eiternd .er-
)er SU Rathe gesogene Dr. Löscher su
>g das Kali fausticum in Gebrauch y und
be nach DzondVs VorAchrift nehmen , so
ens und Abends 40 Tropfen der Auflö»
1 Drachme in '1. Unse destillirten Wai« «
Wasser verdannt^ gereicht wurden, alle^
s dabe um 10 Tropfen gesteigert. A]ppe-
erdanuniy ^vurden aurch daa Mittel nicht
— 128 —
f
eem Enolge angewendet liat, und nach fei
Ftlirung diese Mittel bestens einpfehlen \»
bedieiit sich des Kali sowohl ini Kauttiscbeii
kohlen^esäuerten" Zustande^ so wie des ko
säuerten I^Jatrors, Die Einwirliung ■ der J
aaf das Dvösensystem ist gane unverKennb
fegen Skrofeln müssen diese Mittel als sp
etrachtet werden, in dem Maafse, dafs ihi
allen übrigen der Vorzug zugestanden werde
zumal, als keine üblen Nebenwirkungen bei
angemessenen Gebrauche beobachtet worden.
ding« ist das Natron gegen den Kropf ero
worden y und auch hier hat der Referent h
ihm vorgekommenen Falle es wirksam gefui
Tödtliche Vergiftung mit Blausaure» -
Mann in Söramerda hat sich durch eine hall
Opium und eine ganze Unze filausäuie ▼<
Merkwürdig war es, dafs beider Sektion keii
eines Geruchs nach Blausäure wahrgenommc
de 9 eben so wenig auch eine blauschwars
des» Blutes. Da dem Vergifteten durch den
aiichts beizubringen war^ so .waren blofs I
aus starkem Kaffee, Ammonium und jicidm
cum angewendet worden, doch ohne Nutzen
(Die Fortsetzung folgt«)
Die Bibliothek d^ pr» Heilkunde Fehruar d^ J,
J* Eherle Treatise ofthe JUateria IUedieai^
J, TVendt Hülfe hei Vergiftungen»
Km H» Dzondi neue zuverläfsige Heilart d<
seuehe»
•Kurze litter arische Anzeigen,
K» F* Heusinger Untersuchungen über i
male Kohlen - und Pigmenthildung,
' A, P ojrulini de Phthiseos speciehus.
Jon r n a 1
der
ctischen Heilkunde,
Herausgegeben
▼ ön
C. W. Hufeland
Prenfs* Suatsrtth, Ritter des rothen Adler«
zweiter Klatse« ertteniLeibarsty Prof. derMe«
der XJniyersitiLt zuBerlin, Mitglied der Act«
demie der WiBsenschaften eto.
n |i d
E. O s a n n«
Lern Professor der Medicin an der ünirer«
Smd der Medicinisch • Chirurgischen Academie
MiUtair zu. Berlin, und Mitglied mehrerer
' gelehrten Gesellschaften.
Grau^ Freufidf ist alle Theorie^
Doch grün des Lehens goldner Baum^
öÖthe»
•* t
UI. Stück. März.
Berlin 182 7.
Gedrackt «nd verle|;t bei 6« Reimer»
■MM
I.
Schneller Tod,
' * ■
tj^ntane Durchlöcherung des Magens
herbeigeführt.
Nebst Bemerkungen
über
die Gastrobrosis' Überhaupt und ihre ver-
schiedenen Arten^
von '
Dr. J. H. B \e c k e r, - .
, Grofsheczogllch Mecklenburg -SdiweTinschen Ge*
keimen - Medicintl - Rathe und Leibarzte
SU Parckim.
'Christiane M.i 23 Jdhre alt, die Tochter eines
Arbeitsmannet hieselbst, überstand in ihrem
.ersten Lebensjahre die Windb^attern , welche
▼erkannt und. für ächte Menschenblattern ge«
kalten wurden. Deshalb unterblieb die Vacci-
aation dieses Mädchens, und ward sie nun in
ibrem i4ten Lebensjahre yon den achten Men«
tcheopocken, welche damals am hiesigen Orte
kin und wieder herrschten , befallen. Sie war
sehr krank, und nun mit Mühe gelang es mir
' damals, sie dem Tode zu entreifsen. Bis zu
A 2
— 4 <-
ihrem Ißten Lebensjalire genofs sie nun eioef^
UDgetriiblen Gesundheit, bis sie, im Mai 1818,
nach einer erlltlenen starken Erkältung, hei
Gelegenheit eineb sie im Felde überraschen-
den, und sie ganz durchnässenden Gewitter -
Regens, von einer heftigen Rheumatalgie be-
fallen ward, wogegen indessen keine ärztliche
Hülfe gesucht wurde. Nach ihrer allmählig er- ,
folgenden Genesung stellte sich nach einigen
Monaten dennoch zum erstenmal die Periode
regelmäfsiA ein. Während derselben badete
sie, aus Unkuude, an einem August -Abend' '.
noch spät, mit andern Mädchens, in der, durch
die hiesige Stadt fiiefsendeii Eide; — plötz^ '
liehe Unterdrückung der Regeln mit heftigen
Unterleibsschmerzen war die unmittelbare Folge
dieser Unvorsichtigkeit 3 sie mufste ihren Dienst,
als Stubenmädchen , verlassen , und hielt sich
nun, ohne etwas anderes als sogenannte Haus- v
mittel zu gebrauchen, bei ihren Eltern auf.
Nur dann erst, als mancherlei vergebens ge-
braucht war, ihr Kränkeln aber fortdauertei
ward sie von mir ^ in Auftrag des hiesigen Ar-
men - Collegiums , ärztlich behandelt. Nach
mehreren Wochen, nachdem ihre schmerzhaf- .
ten Unterleibsbeschwerden durch den Gebrauch
mehrerer innerer und äufserer Mittel beseitigt
waren, stellte sich ihre Feri.ode wieder ein,
und nun erholte sie sich bald in soweit wie-
der, dafs sie in Dienst gehen konnte. Indes^
sen blieb seitdem ihre Periode öfterer aus, und
erschien überhaupt sehr unregelmäfsig; aber-
mals wurden nun wieder deshalb mehrere Haus-
mittel gebraucht. Aufserdem litt sie nun schön
damals öfterer an Magenschmerzen , und lühlte
sich überhaupt schwach, so dnfs sie die ge-
wöhnlichen grobem Haus- und Gartenarbeiten
K
— 5 -J
lucbt mehr verrichten koonfe. Sie vermie-
tteie sich deshalb vor 3 Jahren hei dem Kauf-
mann Hrn. M. hieselbst^ als Kiudermädcheik.
Durch die Sorgfalt^ welche sie der Pflege der
ibr anTertrauten , oft, und in hohem Grade
Iränkelnden Kinder ^vidmete, erwarb sie sich
die Zuneigung ihrer Brodherrscha^t, ward von
dieser sehr gut gehalten und mit allen gröbern
': Handarbeiten , ihres fortdauernden Kränkeins
wegen^ verschont. Oft klagte sie über heftige
Uagenschmerzen und man fand sie häufig mit
itaa Uoterleibe auf einen Koffer Jiegend, laut
. ninmernd; dennoch waren alle Vorstellungen,
{igBB ihr Uebel, dessen, seit einigen Jahren
wmer öftere und heftigere Anfalle sie sogar
möglichst zu verheimlichen suchte , etwas zu
CdhacBUchen, vergebens, und ic]i erinnere mich
ihr ue etwas anders verordnet zu haben , als
flu gewöhnliches Digestiv -Pulver aus Magne-
» und Rhabarber , mit etwas MheosaccK Foe^
Mkulij dessen sie sich dann bediente, wenn;
wie sehr gewöhnlich , mehrere Tage ohne Lei-
besoSnung verflossen waren.
Uebrigens war dies Blädchen von mittle-
rer Gröfse, schlecht genährt, und nahm über-^
haupt nur äufserst sparsam Nahrungsmittel zu
•ich. — Ihre Gesichtsfarbe war blafs ; dieWan-
En oft mit einer dunkeln Böthe überzogen,
re Gesichtszüge hatten oiTeubar den leiden-
den Ausdruck, der denjenigen Personen eigen
i«t, die, mit tief in den Organen der Repro-
dnction wurzelnden und wuchernden Leiden
behaftet sind. — Kurz vor ihrer letzten Krank-
heit halte sie gegen ihrß Brodherrschaft geau-
6erl: dafs sie an den jetzt öftern und hefti-
gem Anfällen ihrer Blagenschmerzeu so sehr
6- 6 -
leide, und sich Sberhaupt so erschöpft fiihle,
dafs sie nur aus Zuneigung zu den ihrer Pfle-
ge anvertrauten Kindern tfich entschliefsen
könne, länger im Dienste eu bleiben, sonst
sich lieber zu ihren Eltern hegeben xnoch^.
Am ISten Octbr. 1825, Vormittags, yratä
ich zu diesem Mädchen gerufen. Bei meiner
Ankunft erfuhr icb, dafs sie noch Morgens ihr
gewöhnliches Frühstück genossen und sich so-
dann mit der Wäsche einiges Kinderzeuges
in der Küche beschäftigt habe; bei dieser Be«'
echäftigung sei sie plötzlich t Yor.etvra einev
Stunde, mit so heftigen Schmerzen im Magen
und im Unterleibe befallen, dafs sie sich habe
sogleich zu Bette legen müssen. Ich fand die '
Kranke auch im Bette , und zwar auf dem
Bauche liegend , und unaufhörlich über uner-
trägliche, besonders den obern und mittlem
Theil des Unterleibes einnebmende Schmer- -
zen, schreiend und winselnd, die, wie sie •
versicherte, ihrer Empfindung nach, von gans
anderer Art wären, als die bisher olt schon
erlittenen Magenschmerzen« Vergebens hatte ,
die Kranke bereits mehrere Tassen Chamillen-
blumen-Thee getrunken und Hoffmann^sthe
Tropfen auf Zucker genommen, worauf zw^r
einige Ructus , jedoch ohne alle Erleichterung,
erfolgt waren* Mit vieler Schwierigkeit erfuhr
ich von der Kranken, die der heftigen Schmer-
zen wegen ganz aufser sich^ un^ kaum einige
Worte hervorzubringen vermögend war: dafs .
sie sich durchaus keines Umsiandes erinnerei
welcher diese ganz plötzlich entstandenen, und,
ohne Nachlafs, in gleich heftigem Grade fort-
dauernden Schmerzen verursacht haben könne;
dafs sie seit 2 Tagen wieder ohne Stuhlgang
— 7 ^
gewesen sey » und dafs sie in diesen Tagen
ihre Periode« weiche vor 4 Wocben regelma-
fsig Statt gefunden 9 erwarte. Zugleich erfuhr
ich : dafs Tatientin vor etwa 6 Tagen auf dem
Felde init dem Aufnehmen der Kartoffeln be-.
• Bcbäftigt gewesen, und seitdem täglich sehr
ober ihre gewöhnlichen Magensch merzen ge-
; klagt, fast gar nichts genossen^ auch mehrmals
; Schleim ausgehrochen liabe. An dem heu«-
tigen Tage habe sie Morgens keine Magen-
! tdiinerzeo gehabt, und war erst in dem Au-
' |MibJicke , als sie sich bei dem Waschen rasch
l crimckt habe , um ein Stück niedergefallene
- IVische ' Mrieder aufzunehmen , von den jetzt
Joch fortdauernden , unleidlichen Leibschmer-
mi befallen worden. — Der Unterleib der
KmikenAYar weder aufgetrieben, noch schmerz-
haft, beiiQ äufsern Druck; die Zunge war rein,
.ftscht; Hände und Arme eiskalt; die früher
ebanfalls eiskalten FüTse jetzt durch vieles Rei-
ben wieder erwärmt. Auffallend waren mir
i gleich, beim ersten Anblick derjKranken, ihre
r ganz veränderten Gesichtszüge. Der Fuls war
klein, krampfhaft zusammengezogen, kaum
fahlbar. Da die eben bemerkte Beschaffenheit
des Unterleibes das Vorhandenseyn eines ent-
lundllchen Zustandes nicht vermuthen liefs,
auch keine Hernia vorhanden war, so bewog
mich der ganze Zustand der Kranken, mit
Berücksichtigung ihrer mir bekannten frühern
Anfälle von Magenschmerzen, den Anfall einer
krampfhaften Colik hier annehmen zu müssen,
und verordnete ich sogleich eine Sligte Emul-
sion mit Manna , Tartar. natronat. Pulv. G*
STimoi* und Extr. Hyoscyarrd ^ wovon fürs erste
alle halbe Stunden 2 Efsloffel voll genommen
werden sollten. Aufserdem rieth ich zur Ap-
- 8 - ,
I
plication erweichender I^aTemenis , uu
deD Unterleib mit einer Abkochung yo
fser Seife in Milch warm fomentiren. -
5 Uhr Abends erhielt ich die Nachricht
die Lavements nur wenig gewirkt hätte
dafs überhaupt der Zustand der K,rank(
aller Hinsicht , um nichts gebessert y yii
noch verschlimmert sey. Ich eilte s(
wieder zur Kranken hin , und fand si<
eben so über die unerträglichen Leibs<
ssen klagen, als Vormittags. Eiskalter Sc
bedeckte ihr Gesicht^ dessen Züge noc
mehr entstellt waren, als vorhin. Aru
Hände hatten eine wahre Marmorkälte,
nommen; die Füfse waren bis zu den I
natürlich warm ; die Lenden aber eben s
wie die . obern Extremitäten. Der Uo
hatte eine verminderte Wärme rTemp
war aber nun tympanitisch aufgetrieben ui
so schmerzhaft y dafs bei der leisesten^!
Berührung desselben , das unausgesetzte
mern der armen Leidenden in lautes Sc
ausbrach. Uebrigens war die Kranke
bei Verstände, redete indessen mit Besi
Iieit von ihrem bald bevorstehenden Em
versicherte, dafs ihre. Schmerzen, ohng<
aller aiifdas pünktlichste bisher fortgel
ten innern und äufsern Mittel, sich ganz
geblieben, aufserdem'aber, ihrem GefühU
sich noch ein ganz unerträgliches Oef
^ ifgetriebenheit und F^olJseyn des Unterläi
linden habe. Die Respiration war zi
kürz und keuchend, dafs sie kaum
orte im Zusammenhange aussprechen 1
i)ie Zunge war jelzt trocken, mit m
Schleim überzogen ; (Jebelkeiten waren
vorhanden, überhaupt war seit dem
i
— 9 —
Aasbrnche der Schmerzen weder Würgen, nocli
wirkliches Erbrechen erfolgt. Der Durst war
unauslöschlich, und mit grofsler Begierde stürzte
die Kranke unaufhörlich den ihr zum Geträn-
ke bereiteten Hafersclileim Tassenweise her^
«Dter. Die Angst der Unglücklichen war fürch-
terlich; kaum konnte sie eine J^Iinule ruhig
4uf einer Stelle liegen bleiben^ die sie, ohne
•ish helfen zu lassen , stets veränderte. Die
.jetzt Statt fmdende Aufgetriebenheit und die
dnrcfa jede äufsere Bewegung hervorgerufene
|RI&6 Schmerzhafiigkeit des Unterleibes, rie«-
in bei mir den Gedanken, dafs dennoch ein
'; ' blxiindungszustand vorhanden sey, hervor,
ud ich befürchtete^ mich bei meinem ersten
Besuche in der Diagnose geirrt zu haben, in-
dm* ich vielleicht doch, bei der ersten Unter-
inAnDg, eine kleine Stelle des Unterleibes,
— den ich zuerst unaufgetriebjen und schmerz-
los fand, — nicht bemerkt haben konnte, in
der sich, wie dies nicht selten der FaU ist,
der entzündliche .Zusland zuerst entwickelte,
nnd Schm^z verrathen haben würde , wenn
ich solche berührt hätte. Pie auffallende Kälte
der Extremitäten, der kleine, kaum fühlbare
Pols, bestärkten mich , in Verbindung des ge-
genwärtigen ZuStandes des Unterleibes in mei-
ner Vermuthnng, wiewohl mir der Gesammt-
ZDStand der Kranken dennoch von den^ sonst
Ton mir beobachteten Fällen einer wirklichen
Ptrilonitls und Enteritis — denn eihe phlegmo-
Bose Gastritis (^harakterisirt sich ja bekanntlich
zu deutlich durch dos vorhandene Erbrechen,
War hier also nicht anzunehmen, — abvreichend
schien, und ich auch die kühle Temperatur
des Unterleibes, mit einem wirklich entzünd-
lichen Zustand desselben, nicht vereinigen
— 10 r- .
konnte. Der itlö^lklikeit einer zuralligen oder
absichtlichen Ver^ii'lung, widersprncben alle •
von mir eingezogenen Erkundigungen , und
tiberdem fehlten ja durchaus Uebelkeileu, WHr-" i
'gen und Erbrechen , so wie die ülirigen JZei- '
eben einer vorhergegangenen Toxicnfion. Ich
Wieb demnach ])ei der Idee der Möglichkeit des ■!
Vorhandenseyns einer Peritonitis oderJEnter?-
lis stehij , und liefs sogleich der Kranken 20
Bluligel, theils auf den Unterleib, theilsandie
Geburstheile selbst, Hetzen, hoffte wenigsten»
aus dem Erfolg^f dieser Blutausleerung ein iAr
tendes Trincip für die fernere Behandlung die- .
ses mir zur Zeit durchaus ra th seihaften Falles, »'
zu erhalten. — Wie grofs war indessen meine
Verwunderung, als ich um 9 Uhr Abends die
Kranke abermals besuchte. Die Biutigel hat^
ten sämmtllch gesogen ; das ausgesogene Blat
war dick) schwärzlich; -^ in dein Zustände
der Krauken war durchaus Leine Veränderang
bemerkbar; — der Unterleib noch ebtfn so
schmerzhaft ; die tympanitische Ausdehnim^
desselben hatte bedeutend zugenommen ^ das
Winseln der fortdauernd keuchenden, und, mit.
der gröfsten Aengstlichkeit nur, athmendeii
Kranken noch dasselbige ; fortdaurender unaus-
löschlicher Durst ; völlige Fflc/es /i//^pocrflfit'ö; -^ .
doch war Patientin fortdauernd bei vollem Be-
wufstseyn, und war, noch kurz vor meiner
Ankunft, mit einiger Hülfe aufgestanden, vm
Urin zu lassen. Der ausgeleerte Urin war ganz
schwarzbraun und dick.
■
Jetzt erst schien es mir aufsei Zweifel
gesetzt zu seyn , dafs eine Durchlöcherung des
Magens oder Darmkanals, an irgend einer
Stelle-, einen Ergufs des Inhalts desselben in
•— 11 —
luchhoble Teraularsl Iiaben miisse. Feh
le den haldigen Tod der Ivrauken für
rodbar 9 und rielh niclil6 Wf;iier in cu-
Hinsicht zu ibiin. — Um 11 Uhr Abends
jikfanoch eininnl zur Kranken, um den
lg zu beobachten und fand sie bereits
5nd; — binnen J Stunde war der Tod
^ , « •
rar erhielt ich vorlHuCg von der Diensl-
lak 'der Verstorbenen die Bcwiniguiig,
l^^nden Tage die LeichcDÖiTnuug nnsteU
I d&rfen, erfuhr aber a^n folgenden 3Ior-
['itb die Leiche, bereits vor Tagesan-
Ton den Eltern der Verstorbenen nach
[Behausung abgeholt sey, und dafs diese
Obduclion durchaus Tvidersetzten. Ich
nyn sogleich dem. Hrn. Stadt -Physicus,
rath Dr. Josephi hieselbst Anzeige von
Vorfall und frug an: ob er nicht bei
Todesfalle, der allerdings zu den ylofz-
I zu rechnen sey; um so mehr eine Le-
gfiactioix für nörhig erachte, als die Ursa«
*4iese8 schnellen Todes rälhselhailt sey,
machte nun -sogleich dem Grofs - Her-
rn Stadtgerichte hieselbst die Anzeige,
'M yrard dfe Leichenöflnung beschlossen.
ich zufällig behindert ward, der Seclion
at beizuwohnen: s6 ersuchte ich den Hrn.
Vi€ihart hieselbst dabei gegenwärtig zu
u Derselbe hätte auch die Güte, meinen
nsch zu erfüllen , und mir sodann nachlbl-
le Erzählung des bei der Section Gefunde-
mitzutheilen.
Sections-'Be rieht.
Die Section der M. wurde etwa 20 Stun-
nach erfolgtem Tode vorgenommen.
— 12 — ' ■
I. Die äiifsere Besicliligung der Leiche "*
lLii£s wnhrnehiuen :
1. Die zu dieser Zeit gew<)hiilicfaie Stei-
figkeit der Glieder;
2. ziemlich tmyerstellte Züge des Ge-
sichts ;
3* geschlossene Augen und- Mund;
4. mehr wie gewöhnlich grofse und häu-
fige Tod len (lecke;
5. einen bis zum Zerplatzen aufgetrieben .
nen Unterleib; ' .
6. geölTueteu Anus, aus Mrelchem bei je--,
der Bewegung xler Leiche, eine bräunlich ge«
färbte, sehr stinkende Flüssigkeit hervordrang.'
IL Innerer Befund.
Pfur die Unterleibshöhle wurde geoffoef^
theils um den Bitten der Eltern der Verstor*
benen zu genügen, theils auch weil dies zur
Ergründuug der Todesursache hinreichend ra
seyu schien. •
1. Nach Durchschneidung der Bauchdek-.
ken und des Feritonaei, strömte eine^ weil»-
gelblichte, homogene Flüssigkeit mit Gewalt«
hervor. Mit möglichster Sorgfalt wurde alles
in Gefäfse aufgefangen, und das Ganze auf
mindestens 6 Tott geschätzt.
2) Die stark von Luft ausgedehnten Ge«
därme quollen stark, nach yollführter Durch«
^schneidung der Bauchdecken hervor.
3. Die Lage der Eingeweide war ohne
Abweichung ; die oberflächlichen Gedärme ohne
Spur von Entzündung.
— 13 -
4. Nach zurückgeschlagenem Omentum und
Colon transverswn sah inao den Alagen in na-
iStlicbeT Lage und von gewöhnlicher .Grofse. ,
5. Etwa 3| Zoll vom Pyhrus entfernt
tntdeckte man an der grofsen Curvutur des
Hagens ein beinahe rundes , den Magen durch«
bohrendes Loch.
6. Im Umfange dieses Loches zeigten sich
iherall und weit ver])reitet die Spuren der
IstjEÜndung, die sich besonders über den Py«
lamt zum Duodenum hinab erstreckten.
7. Die Substanz des Magens erschien, ia
|, Ivßegend des Loches aufgetrieben und wulstig.
8. Nach Unterbindung des Oesophagus und
in Duodenum wurde der Magen herausge-
Mitten.
9. Die hintere Fläche zeigte aufser Ent-
uduoigsspuren nichts Abnormes.
10. Der Magen wurde hierauf der Länge
Mch aufgeschDitten , so, dafs die Gegend des
Loches verschont blieb.
11. Zum Aufschneiden bedurfte es kaum
tines schneidenden Insirumeates; sclign mit
leü Fingern aliein Hefsen sich die Magenhaute
l'uch allen Richtungen trennen. Etwas fester
!:Warde die Substanz in der Gebend der Cardia
md nach dem obern Magenmunde zu«
12. Die Seil leimhaut des Magens zeigte
lieh überall als entzündet; ihr Ansehn von
eigenthümlicher Art, gleichsam wie eine roth-
gefärbte, sulzige Masse, und so locker in ih-
Rr Verbindung in sich selbst, und mit den
ihrigen Magenhäuten , dafs sie an einigen Stel-
— 14 —
len mit einem Schwnmme sich nbwasdien liefs.
-^ Die dieser Haut eigeuihiimlicheu Falten
liefsen sich uur im F/i/ic/ii^ «'enmcci/i unierschei--
den, im ülnigen TLeile de& Magens wax ihre
Ueschall'enLeit vuu oben beschrie)[)eDer Art.
13. Das unter Nr. 5. bemerkte Loclx .er-
schien auf der innern Flache des Magens Ton
grölserm Umfange, dessen Rand wulslijg und
erhtiben , von der Verdickung der Substanz des
Magens, und umgehen von hoher EntzündangSr
röihe^ die sich strahlenförmig jiach allen Aldi« *
tungen , besonders aber gegen das Ostium diio^
denale ventriculi verbreitete,
14. Offenbar zeigte es sich ,• dafs die Pei^
foralion des Magens sich allmählig Von innen
nach aufsen bildete, und dafs zuletzt, nach-r
dem die Ycrscliiedenen Lagen der Fleisclihaut -
durchbohrt vraren, nur noch die äujfsere Haut|
die Fortsetzung des Peritonaeum, das Magen-
locii verschlofs. Diese dünne Haut war ant
Morgen des Todestages zerrissen, virie sich bei
genauerer Untersuchung deutlich wahrnöhmen
liefs, da am äufsern Rande des Loches sotli
die zerrissenen Lamellen dieser Haut gefunden
AYunlen.
15'. Aufser der vollkommenen Ferforatipa
Nr. 6. , 13. und 14. , entdeckte man f\a dei* .
innern Fläche und zwar an derselben Wand ..
des Magens, noch zwei Verliefungen oder Liir
eher, die etwa 1§ Zoll von jenem entfernt,. '
eine ganz gleiche Bildung mit jenem wahrneh-
men liefsen. Beide waren an umfang kleiner
als jenes erstere, auch von ungleicher Tiefe.
Der Rand war wulstig, umher die Magenh^uts
-verdickt, entzündet. Der Grund uneben ^ ge-
schwiirig«
^ 15 —
t
16. üebrigehs vtrurde der Magen leer be-
fanden; mehrere feiDe» schwarze, glänzende
und harte Körperchen haflelen an der Schleim-
liaul, von denen es sich ergab, dafs sie Kok-
leutheilchen \varen, die, \7vie man erfuhr, die
Kranke in den Momente]i des heftigsten Schmer-
xes aus Angst zur Stillung des Schmerzes ge-
kaut und verschluckt hatte.
17. Uebrigens ergab die fernere tJntersu-
ckung der Eingeweide des Unterleibes nichts
. bemeriLeuswerthes. Die Leber vrar sehr blafs,
iibiiiit im normalen Zustande; die Gallenblase
Mlhr stark mit Galle angefüllt; am Dünndaria
Spuren oberflächlicher Entzündung. Milz, Nie-
Uterus u. s» w. regelmäfsig.
Dn Fterhart.
Die spontane^ aus innem Ursachen entste-
llende JDurchllkherung des Magens, — Perfora^
fio Sm Diahrosls s, Krosio ventricuH spontanea. —
Diese nufserst merkwürdige pathologische Er-
echeinun;!^, — ist zwar seil sehr langer Zeit
•chon, öfterer beobachtet, seltner jedoch mit
den Krankheitserscheinungen zusammengestellt
^vorden, die ihr voraiisgehn und sie 'begleiten.
Ich habe daher die öiTentiiche Mittheiiung des
von mir beobachteten Falles , als Friagment ei-
ner Monographie der organischen Magenkrank-
heiten, mit deren Ausarbeitung ich mich be--
schäftig^, nicht für überflüisig gehalten, und
habe zugleich einige Bemerkungen , über die
Durclilöcherungen des Magens überhaupt bei-
gefügt, ohne indessen im mindesten hier aut'
vollständige Bearbeitung dieses interessanten
Gegenstandes Anspruch machen zu wollen.
— 16 —
So viel mir belannl, hat Hr. jHihert in
seinem PrarhtvFerke; ^^ Nosologie rtiftureUe ou
les mahdies du corps hwnain distribueea par fa--
miUcs. Tojru J, a Paris 1807.'* — jene patho«
logische Erscheinung^ als selksLständige Krank-
heitsronn, zuerst aufgestellt. Nach ihm zer*
fällt nämlich die grofse Reihe von Exankhei-
ten, welcjie er in die erste Klasse seines no-
sologischen Systems hringt, nnd welche unter
dem j\amen: ,, Trophop athies*^ die Leiden
der Assimilalions - Nutritions- nnd Excretioos-
Orgaue in sich hegreift — in 10 FainiÜen,. de-
ren erste, unter dem Namen ^^Gasteroses^* a\le
Krankheiten des Slagens einschliefst^ von de«
iien die ^^Gastrobrosis ^^^ Durchlöcherung di$
Mügens , das 12te Geschlecht ausmacht. Ea
"werden 2 Arten der G aatrobrosis festge-
stellt: die G. spontanea und G. venenata^ und
die Symptome beider, den darüber bekannt
^eworuenen l>eo?>achiuugen gemäfs, angegeben,
indessen ohne Berücksichtigung der so Tar-
schieden en und so sehr, -von einander abwei-
chenden aetiologischen Momente. Hr« AVibert
übergebt ei)enfalls ganz das Erscheinen dieser
Krankheitsrorm bei Kindern , nämlich die in
Jen neuesten Zelten erst richtiger bestimmte,
und als ganz eigenthümliche Krankheit fest-
gesetzte gallertartige Enveichung des Magengruft'^
des. Auch durfte, da die Durchlöcherung des
Magens überhaupt, als allgemeine^ selbststän* '
di^e Krankheitsrorm, unter dem Namen: Ga^
stn)brosis aufgestellt ward, die, durch Ver*
wunduugen und andere Verletzungen dies Ma-
gens, mittelst Einwirkung äufserer, aufser dem
Organismus liegenden Ursachen , veranlafste
Aufhebung, oder Unterbrechung der Gontinni-
tät der Magenhäute, als Species, nicht ausge-
sdilos-
- 17 ^
schlosseii bleiben. Vebrigens ist der allgemeine; -
Ton Alihut festgestellte Geschlechts - Name :
^^Gasirobrosis'* — i/veiin man einmal jene pa- '
tbolofische Erscheinung» welche^ wenn sie
darch innere, organisch - dynamische Ursachea
herbeigeführt wird, eigentlich doch nur als der
endliche Ausgang sehr yerschiedenartiger, vor-
hergegangener pathologischen Zustände des Ma-
Sens anzusehen ist , als eigenlhiunliche Krank-
ititsform auTstellen will , — eu ihrer Bezeich-«
Bing sehr angemessen und empfehlenswerth.
Hur müssen mehrere Arten der Gastrobrosis^
»wenn mit diesem Namen das Geschlecht
tiitr bestimmten Krankheitsform, welche jede
Art Ton Unterbrechung der Gontinuität der
Ibgeahäute unter sich begreift, bezeichnet wer->
dm soll — unterschieden werden, als nur die
iMÜfB von AUbert angenommenen Arten, wel-
Al bei weitem nicht genügend sind, um alle
4fuelnen Formen, unter denen die Gastrobro^
A erscheint, zu bezeichnen. Doch hierüber
weiter unten ein Mehreres!
Ward die Continnität der Häute des Ma-
gens oder auch des Darmkanals an einer oder
BBehrern Stellen , durch irgend eine Ursache
nnterbroehen , so folgten unmittelbar darauf,
in den meisten der beobachteten, und durch
die nachher angestellten Leichenöffnungen,
gleichsam controliirten Fallen, eine Keihe von
ganx eigenthümlichen, charakteristischen Symp-
tomen, ah unmittelbare Folge des JErgusses der
Conttnta des Magens oder Darmkanals in die
BauchlinhU^ wodurch ein baldiger, unabwend-
barer Tod herbeigeführt ward *), falls nicht
*) Ueber die Frage: ob, nach einer getchebenen
DuKcLlöcberung des Magens, der Tod höchstens
Joani»LXlV.B*3.5^ B
— 15 -^
die UnterbrachuDg cliBr.Contiiluität jene
unter ganz eiqenthümUchen ' Umständen {
wodurch denn jener Ergab Terhütet, a
hin, wenigstens der sofortige Tod, d
jenem traurigen Ereignifs betroffenen
duumSy abgewandt wurde.
Untersuchen wir diese Umätände {
so werden sich folgende verschiedene
Statt findende Fälle unterscheiden lass
1. Wenn man eine phlegmonöse
pelatose, ja selbst, wie dies mehrere
k«mnt gemachten, wiewohl seltneren B
tungen beweisen — eine chronische 6a
binntn 24, Stunden, vom Momente der
benen Continuität der Magenwftnde aa,
ZI et, erfolgen mOtSse, oder, ob der Krju
einer solchen Verletzung nicht noch-
Tage matt und schwach fortleben KÖ
bat. sich Hr. Gerard — Des perforatiom
fiees de Vestomac^ a "Paris , an 12, Ver|»l
neues Journal- d. ausl&nd. med« Literatn
8t. 1. S. 56. u. f. •— ausffibrlieh verbrei
verweisen wir die Leser hierauf«
' ') Wenn man unter dem Ausdruck^: e
Entzündung mit dem Hrn. Geh. Rath J.
"— 8. Dessen treffliche Schrift: Die all
von den verborgenen £nt«flndungen du
Beobacbtunjgen bestätigt« Brefslau 1824. 1
l^eine solche Entzündung*^ versteht ,
irgend ^nen Theil befällt, sich wieder
dert, als Diathesif inßammatoria fortbest
•ich nach neuen Einflüssen als Enttflndi
der erneuert und diese, in fortdauernden
•el der entzflndlichen AfFelition vortdl
Krankheicsform eine chronische nennt*^ ^
es sich allerdings wohl annehmen , da£i
Recidive derselbeft in so hohem, an eil
lioh phlegmonöse Gasuitis grinsendes
Statt Anden können , daTs der dadurch
BxlduBgftxUb tich hU tu dem, aar £ai
— 19 — .
•n einer, oder >iaieIirerD Stellen in UIceratioii
überging, vor dem Beginn der Eiterung aber^
oder gleichzeitig mit dieser, durch die Exsn-
dätion der coagalablen Lymphe, eine Adhä-
sion der Magenbäute mit den benachbarten
Theilen bewirkt ward. Oeschieht dies, so ist
überhaupt der Erfolg dpppelt:^
entweder tersiort der Eiter,, trenn der Ei-
terungsprozefs fortschreitet, nachdem die Ma-«
genhäüte durchfressen sind,' nun auch diejeni-
gen Th ei je, mit denen die Adhäsion derselbe^
Statt fand, wodurch sehr mannichfaltige Er-
folge* resultiren können ;
oder^ das Fortschreiten der Eiterung wird
nnfer sehr günstigen Umständen beschrankt^
aufgehalten, und e^ entsteht durch die Heil-
Yxaü der Natur eme wirkliche Ausheilung und
Verharbung der perforirten Stelle.
In den Fällen , in denen eine Adhäsion
der Magenhäute mit den benachbarten Theilen
Statt faod, lassen sich nach der Verschieden«
heit, der Stelle der Adhäsion ßowobl, als der,
von der Ulceration ergriiTeniBn Theile, den be-
kannten Beobachtungen gemafs, mehrere ganz
verschiedene Fälle unterscheiden.
j4. War die vordere, Wand des Magens
der Sitz des Abscesses, oder der chronischen
Exulceration , und war zur Folge der vorher-
gegangenen entzündlichen Adhäsion eine Ver^
V^achsung der vordem Magenwand mit dem Ptri^
toneal» Ueberzug derselben und dadurch mU den
wirklicher Adhätionen erfofdexlichcm Grad«^
•teicern könne. So ▼exbielt es sich wiiidich
in dem m^ork würdigen , von dem Hm« Geh* R«
W^ndt ■• a* O. S. 17* erUhltea Falle»
B 2
- 20 —
ßauehmuikiJn seihsi erfolgt : so bahnte sic&j
Eiter nach und nach einen Weg durcl
. vordere Magen wand, dasFeritonaeauiydier
muskdn und Hautbedecku^gen , und
do eine nach aufsen sich oifiieude Magßl
steh -*- Dafs dadurch das Leben def
Jahre lang erhallen werden konDte,
mehrere Beobachtungen. Um die Gräi
sea Aufsatzes nicht zu überschreiten »
wir uns mit blofser Anführung der tod
folgenden Schriftstellern bel^annt gemi
hieher gehörenden vorzüglich wichtigen
beschränken*
V. S Witten -^ Commentar. in H. B\
finave ^phorism. Tom, 111. JSUdburgb.
p. 150.
MiscelL German. yd. III. Cos. 3. p. ti
Pet. Borellua — Observai. med
Cent. I. Observ. 66.
Dissert, inaug. med, sistens od
riorem de Virgine , ventriculum per vlguii .
annos perforatum aknte^' auctor* Aug. ^\
eher. Argehtor. 1735. VergL Journal in'
pan$; MoU d^Aout 1737. pag. 534.
Pfaf und Friedländer Französische
nalen für die allgemeine Naturgeschichte*
«. Hamburg 1802* S. 70. — Dictionnaa
Kiinces medicales; Tom, 40. -i Paris 1819*
tkle: Perforation. — Mit einer AbbUdoai»
JB'urroiP — Medicdl Facta and
tion9 Vol. V. London 1794.
Dr- Olberg ~ üeiPi Archiv Ift
jologie; Bd. lY. S. 380.
— 21 —
Dr. Jl Helm — Gesiindheits - Taschen^
buch fdr da» Jahr 1801. Nr. 12. Yergl. Fei^
terU Aphorismen ans der pathol. Anatomie*
^ 186.
Jos. Lovüll '^ American Recorder. 183^5«
Januar. — Hamburger Magazin der ausländi-
schen Literatur der gesammten Heilkunde. Bd.
X. S. 260. Bd. XL. S. 480.
JB. War die der Leber zugekehrte Seite
des Mageois der Sitz der Vereiterung und der
dadurch. yeranlaTsteo Gastrobrose ^ so fand man
nicht selten eine Verwachsung der Magenhäute
mit der Leber ^ wodurch ebenfalls die Ergie-
Isung der Contenta des Magens in die B^uch«
hohle yerhütet ward, wie z. B« in folgenden
fälleo:
Corrial — Journal des Sfommsi an.
168a
Bonnet — Sifulchrettmi ^ s. Anatonüa
pract. Hb. 3. Sect. 7. observ, 3.
Dr. Braun — Sammlung auserl. Ab-
liandl. f. pr« Aerzte; im Auszuge von Koch.
Bd. VII. 6. 622.
ReWs Archiv für Physiologie« Bd. IV.
S» 382.
Dr. Schmalz — Zeitschrift für Natur -
und Heilkunde; herausgegeben von den Pro-
fessoren der Chirurg, medlc. Akademii) zu Dres-
den. Bd. n. Hft. l.Dresd. 1820.
Napoleon Bonaparte^s merkwürdige Kran«
kengeschichte und Leichenöffnung — > jiiUomar^
<id DenkvTÜrdigkeiten über die letzten Lebens-
Uge Napoleon* s ; Th. IL S. 92. — Vergl. Na-
~ 22 —
pokon Bonaparti^s Krankheit , Tod und Lc
Nach dem Bericht seines Leibarztes Jrik
fl. w. Ans dem Englischen. Leipz. 1823. S
C: Jl Keppelhout — Sectiones cadiK
tholog. Lugd. Batav. 1805. pag. 19.
Journal de Mediane par LeroHx. i
Oct^ — - Jffufelahd^s Journal 1816. Aug. S.
C In mehreren Fällen fand eine f^ePH
$ung der Magenh'düte mit dem Pancreas statt, i
in dem vorhergehenden Fall und in ui
ren Leichen von Personen^, die an der
demischen Gardialgie , woran . die Bei
ner des Würtembergischen Oberamts I
kirch, am Bodensee, häufig starben, nad
Beobachtungen des Hrn. Dr. Stadthofer^
eher eine Darstellung dieses endemischen
genleidens mittheilte : in den Tübinger 1
lern für Natur- und Arzneikunde, hera^
geben von Autenriah ; Bd. IL* Hl t. 2. S. I
Hr. Bergralh Rdl — Archiv fSi
Physiologie; Bd. IV. S. 375. — fand bai
Section einer Frau , welche , viele Jahre
an Magenkrampf« schwarzen Erbrechen,
tig- eiterigen Stühlen u. s. w. gelitten 1
die Häute der hintern Wand des Magens ii
Grofse eines Thalers ganz durchfresseh,
OelTnuDg aber vollkommen vernarbt und c
üne Verwachsung mit dem 'Pancreas verschk
> Dr. Farre fand in der Leiche eines
oes, bei dem unheilbare Zufalle gestörter
dauuDg viele Jahre lang die organische Ki
heit bezeichneten , ein. so ausgebreitete^
gengeschwür, dafs es den fliagen bis znjr
fse einer Sanduhr zusammengezogen | W
— 23 -
Milssclilagader entblofst und zerfresseö hatt«!
welches . die unmittelbare Ursache des Todes
war. Die Ergiefsung der CoDtenta des Mageot
in die Bauchhöhle war durch die innige Ver;-
wachsung mit dem vergrüfserten tind Terhär-;
teten Fancreas yerhindert. *— S« Medico^iM*
rurg. Ttansacdons etc. VoL 8,
D. Seltner zwar, jedech zuweilen , l^nd
dne VtTwachsung .iks Magens an seinem Milzend^
mit dem Zwerchfel! Statt. — > Erfolgt dann^ ei^e
Durchlöcherung des Magens , so findet ein dop*
peller Fall Statt :
entwed&Ty e3 Yerhindert diese Verwach-
sung den Ergufs der Contenta des Magens, So
fand Chaussier bei einer Frau , die einige Tage
nach der Entbindung ^starb^ eine grofse und
weite Durthlocherung- am Mixende des Ma*
gens. Dieses lag genau an dem Zwerchfelle
an und hing durch dicke, ungleich gefranzte
Ränder fest riiit demselben zusammen; erst,
als man diese Verwachsungen trennte , ent-
leerte der Magen eine Menge einer klebrigen, mit
schwarzen Streifen untermischten Flüssigkeit.
Das Zwerchfell war an dieser Stelle von vielen
Gefäfszweigen durchzogen , so dafs es den er--
sten Anfang der krankhaften Thätigkeit , weU
che später in Zerfrefsung übergeht, darzustel«
len\schien;
oder die. krankhafte Thätigkeit am Zwerch«
feil geht wirklich in Zerfressung desselben
über, und nicht blofs der Magen , sondern der
mit demselben verwachsene Theil des Zwerch-.
felis ist durchbohrt^ wodurch 3er Austritt det
Contenta des Magens, statt in die Bauchhöhle,
wie in den gewöhnlichen Fällen der Gastro-
j- 24. — -
brose, in die Bmsdiöhle, unter ganS' eigen-
thümlichen Erscheinungen , erfolgt*.
So fand z. B4
Lieutaud — Jlistor. anat, med, observ.
142. — bei der Untersuchung des Korpers ei-
ner Frau, die lange an Magenschmerzen und
Erbrechen gelitten hatte, den Magen noiit dem
Zwerchfell verWachsen und beide perforirt, so
dafs die Contenta des Magens in die Brust-
höhle gedrangen waren* Sie starb suffoca«
torisch*
Eine Frau; die im besten Wphlseyn den
8ten Monat ihrer Schwangerschaft erreicht
liatte — aufser dafs sie an bedeutender öde-
anatöser* Anschwellung der Füfse und der äu-
fsern Geschlechtstheile gelitten *-: verfiel plötz^
lieh in Conrulsionen. Bald hinter einander
ward sie mittelst der Zange Ton zwei todten
Kindern entbunden, starb aber pach 4 Stun-
den, Hr. Chaussier fand bei der LeicbenöiT-
nung in dem Magen, an depi Zwerchfells Ende,
•in Loch von 3 Zoll im Umfange , dessen
Ränder rund, sehr diinne, dem Gefiihl nach,
weich und schwärzlich waren, ohne dafs der
librige Theil des Magens diese BeschaiFenbeit
zeigte. An der entsprechenden Stelle des
Zwerchfells fand sich eine ähnliche OeiTnung
Ton 2 Zoll in der Länge ^ deren Ränder un-
gleich gefranzt, schwarz , jauchend und .bran-
dig' schienen. Diese Durchbohrut^g war gröfs-
tentheils im fleischigen Theilö des Zwergfells
vorhanden, und ein kleines Stück ^es Magens
machte durch dieselbe einen Bruch in die Brust-
Iiöhle, woselbst man auch einen geringen Er^
gufs der Contenta des Magens fand. In der
Baochhoble £and sich kein ErguTsb
,/
— 2Sf —
jB€n/. Traws fand in iei Lekhe einer
alternden Frau auf der hintern und obern Flä-
che des Blagens ein, wahrscheinlich nicht
aeues, Geschwür, von der Grofse eines eng-
lischen Schillings, welches durch eine genaue
. Vereinigung an der Oberfläche des Darmfells.
Ton dem untern Theil des Zwerchfelles bedeckt
vrar. Man entdeckte es zufällig, und konnte
keine nühern Umstände davon erfahren.
£• Eine Verwachsung des Magens mit dem
Cohn fand Halter — Opusc. pathqlög. ObSjov.
23. — Die perforirte Stelle des Magens endigte
sich in das Colon ; es konnte deshalb also keia
Ergnfs in die Bauchhole Statt "finden.
P. Eine Versmiejsung des Loches im ilfa-
gtn durch die vereiternde MUi^ beobachtete Ze^
vimd. — PFdgel itaUen. Biblioth. Bd. IL St.
2. S. 204. — Sehr wahrscheinlich war, wie
Zeviani auch ani^immt , die Vereiterung von
«dem Magen zur Milz übergegangen ; dagegen
war höchst wahrscheinlich in dem weiter un-
ten noch mitzutheilen den, analogen Falle, den
Hr. Coze erzählt, die Vereiterung von der Milz
ausgegangen.
2. Wenn die durchlöcherte Stelle durch
ane Geschwulst verstopft war. Sehr merkwür-
dig ist in dieser Hinsicht folgender Fall, den
JF. Pascalis mittlieilt. — S. The medical Repo-
sitory by S. Mitchillj F, Pascalis and
Akerley. Vol. III. Hft. 3. New York 1816.
Vergl. Medic. chir. Zeit. 1817, Bd. III. S. 50.
— Der Kranke, von dem Hr. P. erzählt, be-
schäftigte sich als Maler und Clasirer viel mit
metallischen Giften. Er magerte in den letz*
teo Jahren seines Lebens sehr ab, und spürte
— 26 —
anhaltende Uebelkeit und Neigung zum Erbre-
chen. Späterhin fühlte man eine Geschwulst
in dtfr Magengegen d-, die, da sie sich g/enau
mit dem Pulse bewegte, für ein Aneurysma
der Aorta gehalten ward; r* Bei der Leichen-
oitnung fand man den Magen um ein Drittel
grof^er als gewöhnlich. Er hing leicht mit
dein Colon und Netze zusammen, und als man
diese Verbindung trennte, fand sich daselbst
eine Oeftnung von der Gröfse eines Dollars,
die aber in der Tiefe von einer Oeschfvnfst be^
deckt $vav, -^ Offenbar ward dadurch die Er-
giefsung der Gontenta des Magens in die Bauch*
hole verhütet, und das Leben des Kranken
noch längere Zeit» nach geschehener Durch-
löcherung des Masens gefristet. Ungern ver-
mifst man in Hrn. P. Erzählung die nähere
^ngabe der Beschaffenheit der Geschwulst so-
wohl , als der Magenhäute.
Ih der Sammlung des Dr. Farre befindet
sich ein Magen mit einem Geschwür^ welches
von einer^grofsen scrophulosen ^ zwischen seiner
untern und hintern Seite gelegenen Oeschivulst
bedeckt ward^ das Netz ist mit kleinen Knoten
bedeckt.
3. Weim sich die perforirte Stelle des Ma-
gens in einen häutigen Sack endigt. Einen sol-
chen, sehr merkwürdigen , so viel mir bekannt,
nicht weiter beobachteten Fall , theilteiHr. Dr.
Henning zu Zerbst mit. S. JIufeland*s Journal.
Bd. 25. St. 1. S. 130 u. f. — Eicigermaften
findet eine Analogie dieses .Falles mit .der Be-
. obachtung PortaFs Statt. Dieser nämlich be-
merkte an einem Subjekte , mit dessen Ge-
schichte er übrigens unbekannt war, ein Ge«
, schwur in der grofsen Krümmung des Magens,
— 27 —
olinweit dem Fylorqs, das sich in die Höhlung
des Netzes öffnete, tv eiche Höhlung ipit einer
eiterartigen Materie angefüllt war. S. Portal
CoMifß (Tanatomh midkak, Tom, V. p, 201.
Aufser den, in den eben angegebenen
TJrsacben begründeten Fällen, wodurch , nach
erfolgter Gastrobrose, die Ergiefsuqg der Con-
tenta des Magens in di& Bauchhöle verhindert
ward , beobachtete man jedoch mehrere FäHe
yon Durchlöcherung der Mageuhäute, wo den-
noch jene Ergiefsung nicht erfolgt war, ohno
dafs eine von den angegebenen Ursachen Statin
fand, und ohne dafs man ein^ andere Ursache»
auffinden konpte. Sehr merkwürdig ist in die-
ser Hinsicht die von Morgagni — de sedibus
€t causis morbor, tpist. 29, Nr. 14. *— erzählte
Beobachtung. Wiewohl bei der Obduction der
alten Frau^, von der in dieser Beobachtung die
Rede ist, eine exulcerirte Stelle von bedeu»
tendem Umfange in der Mitte, des Magens, mit
einer so grofsen Oeifnung gefunden ward, dafs
man eine Fingerspitze . hineinbringen konnte,
fto fand dennoch keine Ergiefsung der Conten-
ta des Magens in die Bauchhüble Statt. Mor-
gagni efklärt dies daher: dafs die nach und
nach .verdünnte, äufsersle,, die perforirte Stelle
bedeckende Membran wahrscheinlich erst kivrz
Tor dem Tode gänzlich zerrissen und perfo-^
rirt ward , und sich in dem zusammengezogen«
nen und verschrumpften Magen der Kranken
nichts befand, was sich in die Bauchhöle hätte
ergiefsen können , — » und führt noch eine ähn-
Seobachtung des Dr. Merklin^ ingleichen einen
ebenfalls ähnlichen , in den Comment, y^cad,
Imptr, Petropolit. Tom. Vlll. erwähnten Fall
an. — Auch in dem Falle, der in dem chi^
rurgischen Clipicum zu Landshut im J. 1815.
— 28 —
beobaclitet ward« — Salzb. mecl. cliir*
1816. Bd. U. S. 29. — wurde ebenfeUs 1
Exti^ayasat in der Baucbbohle bemerkt. -*
Benjamin Travers. — Medico - chir^ Tri
VoL ITIIL p. 228. — giebt zwar zq, daft
Menge und BeschafiEenheit der, aus der
ririen Stelle des Magens in die Bauchhöl
gossenen Materien , nach der Lage uud 6i
der Oeffnung, und dem Zustande des, b6i
nach deren Bildung, ausgedehnten oder
sammengeschrumpften. Magens sehr Ten
iden seyn könne, behauptet indessen: clafti
Ergufs der Contenta desi Magens nie feUe,.j
mit Ausnahme derjenigen Fälle ^ wo eine
loben angegebenen Ursachen Statt fand — -
3iält es für wahrscheinlicher, dafs in denl
len^ wo |ener Ergufs nicht beachtet waidij
entweder übersehn wurde, oder^ seine
tnengung mit den Flüssigkeiten aus den
zündeten Gefäfsen es hinderte^ dafs er
lieh wahrgenommen ward. Diese Beni<
mochte auch wohl, uoter andern , auf dl
der Folge noch ^zuführenden Fall des
JElliotson anzuwenden seyn.
Nicht immer indessen war es einee^
liehe Durshlöcherun^ der Magenhäute ^
"welche sich die Contenta des Mageos in
93auchhohle ergossen, sondern zuweiten g<
^\es durch einen Rifs , der den Pjlorus
Duodenum trennte. Einen sehr merkwiir .
Jeser Art, theilt der Ganonicus ICahn (fi^l
Wechsel; Samml. IL S. 440) mit«
In den meisten der beobachteten Fäll9]|^
aponta&enDutchloclieTuugen des Magens, t^
— 29 —
I
sich eine Reihe von gewissen , const^nten ei-
genlhumlichen , pathologischen Erscheinungett^
woraus sich auf eine wirklich gesch^iene Ergit^
Jsung der Contetita des Magens — oder auch des
Darmkanahj wenn an irgend einer Stelle dem-
selben die Continuität seiner Häute aufgeho-
ben ward — in die' BcLUchköhle schlietsen. liefs^
und da sich diese in allen Fällen zeigten, so
können sie, als, dieses pathologische Ereignifs
charakteristisch bezeichnende, mit Recht an-
gesehn werden. Es sind folgende:
1. Der plötzlich, in sehr vielen Fällen,
bei TÖlUgem Gefühle dies Wohlbefindens, we-
nigstens bei Abwesenheit yorhergoihendeip
schmerzhaften 'Empfindungen im Unterleibe,
entstehende > zuweilen^ der Empfindung des
Kianken nach^ anfangs blofs auf eine kleine
Stelle beschränkte, ganz eigen thiimliche, von
den früher erlittenen Magen - und Coli kschmer-
zen deutlich zu unterscheidende, äui'ser^t hef-
tige Schmerz, der sith allmähli^, bald mehr,
bald n^inder schnell , vorziigllch von der Herz-
grube aus, über den ganzen Unterleib, und,
nach mehrerer Beobachter i z. B. Cramptori^s
und JDesgranges Erfahrungen, nach dem Rücken
und den Schultern hin verbreitet, ohne irgend
eine Unterbrechung, bis zum Tode, fortdauert,
und durch keine Art innerer und äufserer Mit-
tel beseitigt, nicht einmal gelindert werden
kann« Dieser eigenthümliche Schmerz hat eine
unverkennbare Aehnlichkeit, sowohl in Hin-
eicht seiner plötzlichen Entstehung, als auch
in Hinsicht seiner ununterbrochenen , dutch
kein Mittel zu lindernden Fortdauer, bis zum
Tode — seiner Heftigkeit, seiner Eigenthüm-
lichkeit , bei meistens völligem , bis zum letz-
ten Augei^blicke fortdauernden Bewüfstseyoi
— 30 —
«
und der gleichzeitig damit reTlniBdenen Ent-
steilung und Verzerrung der Gesichtszüge, mit
denjenigen Schmerzen, die dann erfolgen, wenn,
im Falle einer Conceptio tubaHa\ oder einer
Concepdo ovarii^ eine plotzlicha Ruptur der
Tuba oder des Ovarium mit Blutargi^fsung in
die Beckenhöble erfolgt. Dem ehrwürdigen
Yetoran, Urn. Geheime Rath Hdm -^ wel-«
eher bekanntlich in Horn*s Archiv für medi-
ein. Erfahrung, Jahrg. 1812. Januar* und Fe-
bruar-Heft S, 1. u. f. zuerst die Diagnose der
Schwangerschaft^ aufserhaib der Gebärmutter,
durch seine so wahren, als scharfsinnigen, aus
reiner Erfahrung geschöpften Bemerkungen, in
ein helles Licht ge$etzt hat -^ ist diese Aehn-
lichkelt nicht entgangen., und er drückt sich
bei Gelegenheit der Erzählung eines von ihm
beobachteten Falles, einer, durch plötzliche
Zerreifsung der Tuba, endigenden Conceptio
luhariOy a. a. O. S. 12. folgendermafsen aus:
„Einen marter- und quaal vollem Tod, als die»
ser war, habe ich nicht leicht gesehn. Eine,
dieser schrecklichen Todesart ähnlicht , bemerk-
te ich bei einer jungen Frau, die yon einer
Innern Ursache ein Loch im Magen , ^ durqh
>Yelcbes das Getränke und weiche Speisen in
den Unterleib flössen, hinkommen hätte, und
2 Tage lang die fürchterlichsten Schnierzen
ausstand, ehe sie starb." — • Auch in dem,
vor einigen Jahren erst, von dem Hrn« Dr»
Thümmel in Berlin beobachteten Falle einer
Zerreifsung der rechten Tuba, durch eine Tu«
bal- Schwangerschaft yeranlafst, fehlte dieser
aufserordentliche Schmerz nicht; s. Ilust*$Ma-^
gazin, Bd. 17. Hft. 2* S. 389. -- Merkwür-
dig ist die Beobachtung des Hrn. Dr. ThunamU
4afft aich in diesem TOn ihm beobachteten Fall^
L. >
-• \
- - 31 - -
«in Mff ilgmhr confiiiairifcr SdbiMrx in if«r mlb-
Imr SthiJier eiofimd, den er, unter die weni-
gen {Mitbognomonischen Symptome dieser Krank-
heit mit au%enommen za werden, für geeig-
net Jiält. — £a wäre demnach hier eine Ana-
^li^e.mit den Ton Oraxnpton und Deigrangcr
beobachteten Schmerseni die sich nach der ge-
schehenen spontanen Perforation des Magens
ebenfalls nach den Sdiulterh hinsogan, -nn-
Terkennbar'.-
Was die Unecht dieses furchtbaren , gans
•Ig'enthümlicljen Schmerzes betrifft , so ist sol-
che weniger m dem Act dir Ztrrtifsung seffisir,
als in folgenden Umstanden begründet:
' ii> J|i der eigen thfimliGhen Einwirkung dar
in der Bauchhohle ergossenen Stoffe, auf die,
dieses für sie ganz fremdartigen Reizes unge*
wShaten^. mit sehr zahlreichen Nerven Terse»
Jmen und mit einer eigenlhümlichen Aeizbar-
« keit und Empfindlichkeit begabten Organe der
Bauchhöhle. — J. Moore — * Fhysical. medic.
Journal, Jahrg. 1801. S. 728. —.leitet den
Schmerz vorzüglich von dem in die Bauch-
hoble ergossenen Magensäfte t der fi^eilic'h dem
Magen selbst zwar keine Empfinduug veror-
aacht, wohl aber dem mit ihm in Berührung
kommenden Bauchfell, als einer Membran, die
Ton der Natur nicht dazu bestimmt ist , söine.
. unmittelbare Berübrung zu ertragen, sehr wahrt
jedoch wohl zu einseitig , allein ab. -^ Djafs
der ähnliche , cmartervolle . Schmerz , welcher
.die viorhin erwähnte geschehene .ZerrelTsung
• dez Mottertrompeten und der Eyerstöcke, im
-Falle einer Statt gefundenen Schwangerschaft
in diesen Organen^ so unverkennbar charak>
- tarisirt , aulser in der geschehenen ZerreiÜMiog-
w 32 --■-.. '
■ • . ■
selbst I iD der daclurch>rerursachteii tErgiefanDg
de^ Blutes in die Bauchhö[^le>« welches man da-
selbst in allen beobachteten Fällen in gröfse-
rer oder geringerer Menge im geronnenen Zu-
stande antraf — begründet, und ebenfalls Ton
der Einwirkung, 4®n diese » aus den Wegen
der Circulation gesetzte Blutmasse:, als fremd-
artiger Körper, auf die Eingeweide der Bauch-
höhle macht j verursacht werde , ist ebenfalls
höchst wahrscheinlich.
b) lä der durch die Einwirkung sö fremd«
. artiger Reize sehr schnell hervorgerufenen Ent«
zun düng ,des Bauchfells und der äufsern Wis-
che des Darmkanals, die eben, ihrer schnellen
Entstehnng und ihrer Eigenthiimlichkeit we-
gen, sehr schmerzhaft seyn mufs. In den
meisten der beobachteten Fälle der, nach spon-
tanen Durchlöcherungen des Magens and des
Darmkanals erfolgten Ergiei'sung der Contenfa
dieser Organe in die Bauchhöhle, fanden, sich
mehr oder weniger Spuren von Entzündung
des Bauchfells, und der äufsern Flächen des
Magens und der Gedärme. In dem von mir
beobachteten Falle ward freilich kein entzünd-
licher Zustand, der so stark mit Luft ausge-
dehnten und bei Eröffnung der Bauchhölhe sich
hoch über die durchschnittenen Bauchbedek-
kungen hervordringenden Gedärme beobachtet;
dennoch war die hintere T^läche des Magens
aufserlich entzündet, so 'wie äich auch am
Dünndarm Spuren oberflächlicher Entzün-
dung zeigten.. Um so merklicher war da-
gegen der, selbst mit Ausscbwitzung coagu-
labler Lymphe verbundene entzündljiche Zu-
stand desjenigen Theils des Peritonaeum, wel-
cher die Eingeweide überzieht in dem merk«
■«. 33 . -
\ '
wSrdIgeii, von Crampton mifgetheilfen Falle.
— s. Horn's Archiv f. med. Erf. Jalitg. 182 !•
Seplb. Octbr. Hft. S, 302. — so dafs Derselhe
meint: „der Tod in diesem Falle sei -nicht so-
vrohl durch die Perforation des Mageos selbst,
als vielmehr durch die Peritonitis veranlafst,
welche. durch die in die Bauchhöhle geflosse«
nen Nahrungsmittel und Arzneien, verursacht
■ward." — Hrn. Crampton scheint es merk-
VTÜrdig: dafs fremde Körper, die in die ITn-
terleibshöJile dringen , so schnell Entzündung
hervorbringen können , und dafs bei dieser Arfc
von Unterleibsentziindung der Tod eher er-
folge, als bei der ge\röhn1iehen Unterleihsent-*
zündung, wiewohl kein Absterben eines 0;r-
gans Statt fand. Er hält es daher für wahr-
scheinlich : dafs der Verlust der VitalitUt des Ma-
'gens selbst, welche im lebenden Organismus
eiod so grofse Rolle spielt, die Hauptursache
d/eser Erscheinung sey. — Berij. Travers in
seinen Bemerkungen über den von Crampton
erzählten Fall, -<« s. Neue Samml. auserl. Ab-
handl. f. pr. Aerzle, Bd. IIL S. 281. •— sagt:
„wenn man bei Untersuchung einer schnell
verlaufenden Unterleibsentzündung eine wider-
natürliche Oeffnung im Magen oder in den Ge-
därmen antrifft 9 so würde man sich gewaltig
irren, wenn man das Zeugnifs unserer Sinne
bestreiten und die Entzündung irgend einer
andern Ursache, als dem Austreten des in die-
sen Theilen enthaltenen zuschreiben wollle.^^
— Auch in dem vom Hrn. Desgranges erzähl-
ten Fall, auf den wir noch zurückkommen
werden, war das Feritonaeum entzündet, so
wie die dünnen Darme, ingleichen auch die
Mieren. •— lu dem von Hrn. Dr. Friefs mit-
getheiiien Fall — Museum der Heilkunde, Bd,
Jouni.LXIV.£.3.St. C
- 34 ^
IV. S*. 82; — fand man das Netz, diedai
und dicken Gedärme ia einem stark eatsi
ten Zustande, welches, mit Recht, yoa-
grofsen Anhäufung der extrayasirten
des Magens in die Bauchhöhle abgeleitet
— Wir übergehen hier die Aufzählung
eher Fälle , in denen ebenfalls , nach .ei
spontaner Durchlöcherung des Magens eio
oder minder starker entzündlicher Zustandj
Bauchfells, der Gedärme u. s. w. als
cutive Folge der geschehenen Ergiefsm
Contenta des Magens in die BauchhiiU
der Leichenöffnung gefunden ward,
gen dürfte hier die Bemerkung nicbt
gangen werden : dafs in keinem beoba<
Falle einer Blutergiefsung in die HShb
Unterleibes, nach erfolgter Ruptur der Ui
trompeten oder der Eierstöcke, durch Sd]
gerschaften genannter Organe herl
irgend eine Spur eines entzündlichen
des an irgend einem Eingeweide, weh
unmittelbarer Berührung mit dem exgc
Blute gewesen war, bei der Leicheni
gefunden ward. Die Ursache hier Ton. ist
klar; — > sollte das ergossene Blut, als
nicht einen entzündlichen Zustand in ii
einem mit ihm in unmittelbaj^en- ConlacCe
kommenen Theit hervorzubringen vermc
seyn ?
2. DaSf bei dem ersten Entslehen
Schmerzes, gleichzeitig damit verbundene
fühl einer tiefen, tödtlichen Verletzung vä
einer plötzlichen Vernichtung aller Kräflei .11
dem Vorgefühl des bald erfolgenden Todes. \
3. Das plötzliche Aufhören des WürgM
und Brechens, wenn solches, wie in.eioj|i
; — 35 -
beobachtet ward, der Gastrobrose yor-
aasging, sob^^ld sich nämlich' jener eigenthümr
lache Schmerz, unmillelbar nach erfolgter 6a-
sirobrose einstellte. Nar sehr selten indessen
erbricht 'sich der Kranke noch ein oder ein
Paar Mal' nach dem £int]^itt des Schmerzes^
wie z. B. in dem ersten, you Gerard y dem
Tater, erzählteu Falle.
1 ' . •
4. Die gl^thzeitig mit dem Anfalle des
Schmerzes bemerkbare Steifigkeit utid Härte
da^ Unterleibes, wegen krampfhafter Zusam-
menziehung der Bauchmuskeln. In dem yon
Gerard ^ dem Vater, a. a. O. mitgetheilten
Falle , 'waren die M uskela des Bauches anfangs
so heftig zusamtnejdgezogen , dafs der Baucli
bis zum Rückgrath hineingezogen, und so hart
vtJA ein Brett zu seya schien. Auch Cramp"
ton, Travers u. A. machen auf dies häufig
beobachtete Symptom aufmerksam. Doch nitht
immer ward es beobachtet; auch ich bemerkte
es nicht in dem yon mir erzählten Falle« Fand
indessen diese krampfhafte Zusammenziehung
der Bauchmuskeln auch anfangs Statt; so geht
sie nach einigen Stunden in den entgegenge-
setzten Zustand über; eS entsteht nämlich:
6. Eine allmählig immer mehr zunehmen-
de tympanitische Ausdehnung des Unterleibes^ die
durch folgende ursächliche Momente bedingt
wirds
a) Aus den in die Höhle des Unterleibes
ergossenen Stoffen, es sei nun Speisebrei — ^
Cbymus — oder wirklich, bei Durchlötherung
der Gedärme , fäculente Materie , oder es seyen
iinyerdaute Reste kurz yor» oder noch nach
erfolgter Perforation genossener Nahrungsmit«
C 2
— 36 —
tel u. s. w. entwickelt sich bald eine grpfse
Menge Gasarten, welche aufsei: der Gränze
der ihre chemische EutwidieluDg son^t be-
schränkenden Lebenskraft y nun ganz freien'
Spielraum haben , und eben deshalb diese tym-
panilische Anscb wellung des Unterleibes be-
wirken, welche oft einen sehr hohen Grad
erreichen kann, wie z. 9. in dem von ^ dem
Baron d^HenßuvllU — s. Aiiserll^Fene Abhandl.
A. K. Pariser Akademie d. "\V!ssen seh. , ^. d.
Französ. Von Beer. Tbl II. Leipz. 1754. S.
319. Vergl. jR. A. Vögel neue medic, BibL
Bd. I. S, 319. ~ erzählten Falle.
• V) Durch den tleiz, mit dem die in der
Bauchhöhle ergossenen Cöntei;ita des Magens
XLpA des Darmkanals auf die grofsen und .zahl-
reichen Nervengeflechte einwirken', entsteht
consensuell eine tympanitische Auflreibung der
Gedärme, ein wahrer Spasmus inflaüvuSy wie
in meinem Falle.
•
c) Endlich ist diese tympanitische Ausdeh-
nung des Unterleibes in vielen der heobachte»
ten Fället so wie auch in dem meinigen, Fol*
ge der mechanischen Ausdehnung der Bauch-
höhle durch den ErguTs des reichlich, nach-
erfolgter Ferforation des Magens, genossenen
Getränkes. Ueber 6 Fott einer, weifslich- gel-
ben Flüssigkeit waren in der Bauchhöhle der
Verstorbenen vorhanden, die auf keinen Fall^
als früher daselbst angehäuft, angenommen
werden konnten, indem der Unterleib anfangs
durchaus gar nicht ausgedehnt war, und erst
nachher so anschwoll, als Folge des so reich-
lich genossenen Getränks , — von dessen be*
gieriger Verschlingung ich selbst Augenzeuge
war, — ^ und der verordnungsmäfsig fortge«
— 37 —
■ ' j
brauchten Emulsion, welche sich aus der per-
forirten Stelle des Magens io die Bauchhöhle
ergossen. Die Beschaffenheit djer : ergossenen
Flüssigkeit zeigte dies zur Genüge <)nd es konnte
also kelnesweges von einer, schnell sich ent-
"wickelt habenden Bauchwassersucht die Rede
seynl!
Als Folge dieser tjrmpanitischen Ausdeh-
nung des Unterleibes nun entsfrand die grofse
Kurzathmigkeit — Dyspuoe ^^ der Kranken,
indem das Zwerchfell , durch die ungeheure
Aofüllung der Bauchhöhle mit der ergossenen
Flüssigkeit und den daraus entwickelten Gas-
arten nach oben gedrängt und io seinen Be-
wegungen beschränkt ward, es also an der
gehörigen Ausdehnung des Brustkastens man*
geln mufste. Eben dies findet ja . bei jeder
Bauchwassersucht Statt. — Dafs bei meinem
ersten Besuche der Unterleib weder schmerz-
haft, noch angespannt und ausgedehnt war,
und daJs diese Erscheinung sich erst später,
und immer mehr in progressivem Verhältnisse
einstellte, war um so leichter zu erklären, als
man sirh bei der Leichenöffnung von der Men-.
ge der in der Bauchhöhle der Verstorbenen
ergossenen und mit dem genossenen Getränke
in Verhältnifs stehenden Flüssigkeiten jiber-
zeugte' — Der unauslöschliche tUirsl, der
meine Kranke zwang, das ihr gereichte Ge-
tränk -— sie hatte seit dem Mittage bis kurz,
vor ihrem Ende über 3 Quart Graupen- und
Haferschleim zu sich genommen — Tassen-
weise hinabzustürzen , ist in mehrern. ähnli-
chen Fällen, z. B. in dem bereits erwähnten,
von Crampton beobachteten, ebeti so wenig
bemerkt worden, wie in dem von Oerard dem
.- 38 -.
Vater, n« a. O. erzählten Fall, dagegen 'aber
trank die -Kranke des Hrn. Desgrhng& —
Born's Archiv 1821. Sepibr. Octbr, Stück, S.
281. -^ durch Durst getrieben, Molken, vro^
bei der ebenfjiills charakteristische , und die ge-
schehene Ergiefsung bestätigende Umstand sich
zeigte: dafs die Kranke, i/venn sie einige^ Gla-
ser voll im Sitzen getrunken hatte, niederge-
legt zu werden verlangie, weil sie danb We-
niger Erstickungsangst fühlte.
6. Ein sonderbares, ganz eigentliiimlicbes
Gefühl jies augenblicklichen Nachfolgens' einer
schwerf^n Masse im Unterleibe nach der Seite,
auf welche der Kranke, sich im Liegen %en-
dete. -^ So viel mir bekannt, war Hr. Trim
niu8 — Vermischte. Abhandl. aus denx Gebiete
der Heilkunde, von einer Gesellschaft prakti-
scher Aerzte in St. Petersburg. 3te Sammlung.
1826. — der erste, weicher auf dies, für wirk-
lich charakteristisch und patho^nounoniisch zu
haltende Zeichen. einer geschehenen Ergiefsung
der Gofitenta des Magens oder Darmkanals in
die Bauchhöhle, bei Gelegenheit dvr Mitthei-
Inng des yon ihm beobachteten Falls einer
Durchlöcherung des Magens, auf den wir noch
zurückkommen werden, aufmerksam- machte,
und verdient dies ganz vorzüglich der Beach-
tung fernerer Beobachter ähnlicher Fälle. In-
dessen würde es doch wohl nur dann Statt
finden, wenn der Kranke, nach geschehener
Gaströbrose/ eine gj'ofse Menge Flüssigkeiten
ziir Löschung des Uurstes zu sich nähme.
7. Das Gefühl einer Kälte im Unierleibe,
verbunden mit einer auffallenden Abnahme der
Temperatur der äufseru Hautkedeckuugen^^ ins-*
besondere eisige Kälte der Extremitäten.
t
1 ■
— 39. —
8. In ApBehung. der BescLaflenTieit des
Pulses sind sich die Beobachtungen oicht gleich.
ßenj» Travers fand in den von ihm heohachte-
ten Fällen den Puls anfangs normal, nnd zwar
so lange, als sich die ZuHüle der conseculiven
Perilunitis entwickeln. Gerard fand den Puls
bald schwach, hart, stets aber sejir schoelf.
— Bei meiner Kranken war der Puls krampf-
haft, kaum zu fiihleni und zwar toüi Ao-
faoge an.
Ats weniger wesentliche Symptome sind
sowohl: das sofortige iDiVA/fc/ie, nicht blpfs dem
GefSble uach bemerkbare, schnelle Sinken der
Kräfte^ als die Aifection des Cerebral" und Ner^
^vensysremsj wodurch die dem Lokal -Leiden
angehörigen Symptome in den Hintergrund ge-
drängt werden , an zusehn , und finden diese
2uweilen bei Personen, die an den Folgen ei-
ner geschehenen Durchlöcherung des Magens
oder des Darmkanals sterben , beobachtete
Symptome, wohl nur dann Statt, wenn die
Durchlöcherung an einer yorher entzündet ge-
wesenen und nun brandig gewordenen Stelle
erfolgte. Denn jene Symptome gehn gewcWin-
lich dem Tode voraus, sobald eine Entzündung
irgend eines Eingeweides der BnuchhÖhle, oder
des Bauchfells in Brand übergeht, auch ohne
dafs eine Durchlöcherung des Magens oder
Darinkanals, und die consecutive Ergiefsung
ihrer Gontenta in die Bauchhöhle, Statt fand,
können daher nicht als eigentlicfie pathogno«
monische Symptome der geschehenen Perfora-
tion angesehen werden. Sie fehlten in dem
von mir beobachteten , und sehr vielen ähnli-
chen Fällen; denn, wie bereits bemerkt, war
meine Kranke, eine Stunde vor ihrem Tode
,— 40 —.
I. • - ■
noch so kraftig, dafs sie, fa&t ,oIine, üiiler-
sliitzu|ig nulstehn , und Urin Lis&en konnte;
auch zeigten sich keine Syruptdmd des* aflicir-
teil Cerebral- und Nervensystems Uel ilH\ Der
Kranke des Hrii. Dr^ 'Triniiis^ war ebeniiills
nach der erfolgten Durchlöcherung des jMagens
noch so kräfltig» dafs er ohne viele Hülfe selbst
in das für ihn bereitete Bad steigen konnte.
Eben so ist die zuweilen bemerkle "Ver-
haltung des Urin« solcher Kranken, kein we-
sentliches Symptom. Der bereits erwähote
Kranke des Hrn. Dr. Frkfs litt an einer ürin-
verhaltung, welches der Referent dieser Beob-
achlung von dem Difncke ableitet, den die, in
so grolser Menge in die Bauchhoble ergossene
Flüssigkeit, aaf die Blase äufserte.
üeberliaupt ändern Aller, Geschlecht, Con-
stitution , der Zustand der Kräfte nnd so man«
che andere Umstände die Syiiiptofne merklich
ab; nur das Ensemble der Symptome wird d^e
Diagnose erhellen , so wie auch die vprausge-.
henden Umstände , z. B. wenn das leidende
Subject früher an Zufallen litt, woraus man
auf organische Krankheiten des Magens seh lie-
fsen konnte« Endlich wird die Analogie mit
.andern beobachteten Fallen oft da noch die
Diagnose erleichl.3rn, wo die vorhandenen
Symptome über das wahre Wesen der Krank-
keit in Ungewifsheit lassen.
Es fehlt In den Schriften der altern, neuern
und neuesten Aerzte keinesweges an Erzäh-
lungen von maiintchfaltig gestalteten, gröfsern
oder kleinern durchlöcherten Stellen, die man
hei angestellten LeichenöiTnungen, iheils in
"den Magenhäuten, theils an mehrern Stellen
— 41 —
des D^rmkrtnals entdeckte. Die Subjecte die-
881^ anatomische- pal hoJügiscIieu Untersuchungen
waren thelJs Personen , die nach unbedeutend
scheinenden, nur wenige Tage dauernden Krank-
heiten ganz unerwartet, unter den angegeber
nen Symptomen , starben ; theils aber auch
Personen, die schon Jahre lang -au einer Heihe
Ton UnterieibsbeFch werden , bald mit längerer^
bald kürzerer Unterbrechung litten, und end-
lich, unter Symptomen allgemeiner Cachexie
und Tabescenz, Opfer des langst erwarteten
Todes wurden; und gewifs, noch weit öfterer
würden perforirte Steileu des Magens und Darm-
kanals gefunden seyn , wenn die Leichen so
Tieler, an räthselhafien Unterleibskrankheiten
leidenden^ und endlich unerwartet, und plötz-
lich gestorbenen Personen untersucht worden
-wären. So starb z. B» das Mädchen , dessen
plötzlich, unter den angegebenen SymplomeD|
welche die spontane Durchlöcherung des Ma«'
gens. und die consecutive Ergieisung der Gon-
tenta des IVlagens zu begleiten pflegen , — er-
folgenden Tod Gerard erzählt, gewifs an die-
sem unheilbaren Uebel; und so erinnere ich
mich ebenfalls noch sehr wohl des, vor etwa
10 Jahren erfolgten, unerwarteten, plötzli-
chen Todes einer verheiratheten Dame hie-
selbst, der höchst wahrscheinlich ebenfalls durch
eine Durchlöcherung des Blagens oder irgend
einer Stelle des Darmkanals verursacht ward.
Diese 36jährige Dame nämlich, welche wäh-
rend ihrer 8jährigen Ehe 3 Kinder, gehören
hafte, von denen noch 2 leben, war von schwäch-
lichem, zarten Körperbau, und litt bereits seit
den Jahren der Pubertät an ^ehr heftigen Ma-
genkräjnpfßUy die gewöhnlich dann eintraten,
wenn Aerger vorausgegangen war, welches
— 42 -*
. t
seTir bä'afig geschnh. Denn diese Dame be-
safs, wenigstens in ihren lelzl^n Lebensjali*
ren , ohngeachtet ihres sonst sehr sanften, ein«
nehmenden Wesens ^ eine so gtofse Reizbar*
keit des Geiniilhs, da£s sie be^ den geringsten
Veranlassungen in einen unverhallnifi^uärsigen,
heftigen Zorn gerieth. Sie hatte bereits viele
Jahre hindurch von mehrem Aerzlen mancher^
lei Arzneimittel gegen ihre heftigen CardiaU
gieen und Krampfkoliken erhalten, allein sol-
che ohne allen,' wenigstens nur sehr schnell
vorübergehenden guten Erfolg gebraucht, und
des steten Medicinirens müde, in ihren letz-
ten Lebensjahren nur dann ärztliche Hülfe ge-
sucht,, wenn die Heftigkeit ihrer Schmerzen
sie nÖlhigte, sich eine Linderung zu verschaf-
fen. Auf diefe /^^^^^ hatte euch ich^ als
mehrjähriger Hausarzt ihrer Familie, seit der
Zeit ihres Aufenthalts am hiesigen Orte, ihr
bereits - öftierer , durch die bekannten Mittel,
welche man den Anfälfen heftiger Gardi^lgieen
und Coliken entgegensetzt, palliative -Erleich-
terung "verschaffl. — Nachdem diese Dame ei-
nige Tage hinter einander, bei' Gelegenheit
des J3esucbs einiger auswärtigen Anverwand-
ten, sich mehr, wie gewöhnlich, in ihrer
Hauswirthschaft angestrengt hätte, und unmit-
telbar nach der Abreise derselben, wegen un-
bedeutender häuslichen Vorfälle abermals iii
den heftigsten Zorn gerathen war, so ward
sie an demselben Tage Nachmittags plötzlich
von den heftigsten Schmerzen im Magen und
im Unterleibe befallen, und verlangte meine
Hülfe. Sie brach bei meinem' Besuche in lau-
tes Schreien und Winseln über ga^iz unleid-
liche Schmerzen im Magen und im Unterleibe
auSy und versicherte :. ^^dafs die jetzt von ihr
- 43 -
•mpfundebei» SrTimerzen/ in Ulnsiclit ihrer
Uöiligkeit uod Eigentbüinlichkeit, weder roit
ihren früher erlitteneo MageuIsrä]nplen,''DOch
den ebehf{il)8 früher erlitleDeh Coli ksch merken
sich Targleicheo liefsen; nie habe sie Schraer-p
zeo diiser Art empfunden , und sie würde ge«
TV'ifs dn diesen Schmerzen, falls sie nicht \m\d
Erleichterung erhielte , 8ler)>en inüsseq ,*' —
«eine Beoierkang, die ich allerdings jnit ihr
theilte^ indem mir eine auffallende Verände-
rung in ihren Gesichtszügen nicht entging*
Alles was der Kunst zur palliativen Beseiti-
gung heftiger Coliken und Cardialgieen zu Ge-
böte steht, ward nun ^ der Reihe nach ange«
wandt, aber nichts vermochte der armen Lei-
denden auch nur irgend eine Erieicbternng zu
verschaffen und die Nacht ward ohne irgend
einen Nachlafs dieser heftigen Schmerzen und
unaussprechlichen Angst zugebracht. — Am
, folgenden Morgen fand ich die Kranke mit
Hippokratischem Gesichte, völlig erkalteten
Extremitäten, tympanilisch aufgetriebenen Un-
terleib und in ununterbrochenen Schmerzens-
Aeufserungen. Sie war übrigens völlig bei
Besinnung, sprach von ihrem baldigen Tode
mit Gewifsheit, und beschwor mich dennoch,
irgend ein anderes Mittel zu verschreiben, um
ihr Ende zu erleichtern. Ich erfüllte den
Wunsch der Sterbenden , wiewohl ich voTi der
vergeblichen Anwendung derselben überzeugt
ivar, und, sowohl wegen des ganzen Verlaufs
der Symptome, als wegen der gänzlichen Un-
>virksamkeit aller seit 18 Stunden etwa ango-
vrandten innern und äufsern Mittel, wodurch
nicht einmal temporäre Erleichterung verschafft
war , auf den Gedanken gerieth, dafs hier eine
Durchlöcherung des Alagens oder Darmcanals,
-■ 44 — • . ■
an irgend einer Stelle, und eine consecuiive
Ergiefsnng ihrer Content a in die Bauclihöltle
Statt gefunden hatten müsse. Noch ehe die
zuletzt 'Verordneten Medicamente -bereifet wa-
ren, verschied die Leidende ruhig. — Alle
Vorstellungen , die Section der Leiche zu ver-
Stätten, waren leider! vergebens. Der jetzt
von mir beol)achtete Fall , in welchem das Re-
sultat der angestellten LeichenölTnnn^ die Wahr-
heit meiner Vermuthung über die Todesart
des Slädchens bestätigte, macht es mir jetzt
um so gewisser, mich in meiner damals ge-
anfserten Vermuthung über die Ursache des
Todes der besagten Dame nicht geirrt zu ha-
ben , als die pathologischen Erscheinungen in
den letzten Lebensstunden beider Individuen
so sehr einander ähnelten« — * Nach dem zu
urt heilen 9 was ich mich, aus der Erzählung
dieser Dame, über den Ursprung und frühern
Gang ihrer cardialgischen Beschwerden noch
erinnere, bin ich jetzt überzeugt, .dafs, bei
ihrer zarten, hysterisch nervösen Constitution,
ihre Beschwerden anfangs wohl. nur rein ner-*
vös waren, späterhin aber, durch den Mifs^
brauch der "vielen hitzigen und reizenden .Mit-
tel» die sie, in reichlicher Menge, von ihren
frühern Aerzten erhielt, nach um! nach in ei-
nen chronisch - entzündlichen Zustand über«
gingen. Die öfters, besonders nach Gemülhs-
bewegungen recidivirenden Anfalle dieses chro-
nisch-entzündlichen Zustandes der Schleihi-
haut des Magens, gingen, nur durch reizende
Mittel behandelt, in eine chronische Exulce-
ratipn derselben über, wodurch denn endlich
die traurige Catastrophe vorbereitet ward.
«Die meisten Beobachtungen von TerfQra-
iiOnen des Magens , die wir in den Schriften
/
- 45 -•
#
der altern Aerzte aufgezeichnet finden, sind»
leider! so unvollständig erzählt , da fs man dar-
aas keine sichern Resultate 'in Hinsicht der
sie veranlafst habenden ätiologischen Momen-
te, ziehn kann. Denn, wie sehr auch über-
haupt der Nutzen pathologischer LeichenölT-
nungen seit MorgagnVs Zeiten anerkannt wur-
de,' so haben diese dpch erst seit wenigen
Decennien^ als seitdem man den sogenannten
organischen Krankli^iten eine besondere Auf*«
merksämkeit widmete, und dadurch zii der
Ueberzeugüng gelangte, dafs solche weit häu-
figer vorkommen, als man früher ahndete,
%Tßt den Charakter ächter Wissenschaftlichkeit
erlangt, und ein helleres Licht über so manche
Partieen der Diagnostik und Nosologie yer-
breitet. Genz vorzüglich gilt dies von den
Organen der Bauchhöhle, deren Untersuchun-
gen bei LeichenöiFnungen mit um so grÖfs^rer
Genauigkeit und Umsicht in den neuesten Zei-
teh angestellt wurden , je allgemeiner und leb*
hafter das Interesse war , und noch fortdaurend
ist, mit welchem sowohl i^roi/ssoiVs Lehre, auf-
genommen, als die Lehre von Vergiftungen,
in medicinisch-polizeilichei' Hinsicht insbeson-
dere, neuen und fruchtbaren Untersuchungen
unterworfen ward. So ist z. B. die durch eine
Reihe von Leichenöffnungen > welche Hr. Louis
init musterhafter Sorgfalt anstellte,., erläuterte,
bis dahin nur wenig und unvollständig Von
den Aerzten beobachtete, in pathologischer
Hinsicht wenigstens äufserst wichtige Eutdek-
kung der Durchlöcherung des dilnrnn Darms^
als eine, besonders bei Jüngern Personen, gar
nicht selten vorkommende Krankheit, offenbar
als ein beachtungswerthes Resultat dieser neue-
sten anatomisch * pathologischen Untersuchun-
— 46 —
gen aDznseben , so vrie Diao ebeofalltf durch
sie zi| der Ueberzeugung geiangfe: dafs ioiie-
re, und organische Ursachen in den Organen
der Verdauung, Veränderungen, welche de«
nen, die eingenommene^ "Giit veranlafsi, ab«
solut ähnlich sind, hervorbringen und den Tod
eben so pIotzHch, und zuweilen. unter densel-
ben Erscheinungen herbeiführen können. Denlh^
dals öfterer schon die in den Leichen ange-
trolFenen, zuweilen mit JPerforationen und Erö»
sinnen verbundenen mannichfallig gestalteten
Desorganisationen der iunem Biagenhäute, nnd
ihre Abweichungen vom normalen Zustand«,
besonders in frühem Zeiten, von VergifLungiea
abgeleitet wurden, beweisen mehrere in dea
Mphtmer. natur^ curiosof. u. s« w. erzäblCen
Beispeile, und selbst in den neuesten Zeiten
sind ähnliehe Verwechselungen nicht unerhört«
Der yerdienFtv()J]e Py/ hat hierauf bereits auf*-
merksam gemacht, s. Decken Auibätse und
Beobachtungen aus der- gerichtlichen Arznei-
kunde. Bd. I. S. 62. — auch hat Hr. Tattra
in seiner Monographie. Tratte de Pempoisonne^
ment par Vaclde nitrique. ä Paris 1802. — * treff-
liche hieber gehörende Bemerkungen mitge-«
tbeilt.
Wenn man auch in der Leiche des bfh^
rühmten Französischen Generals Hodie kejne
eigentlichen Perforationen und Erosionen der
Biagenhäute fand, so wollten mehrere bei der
Seclion gegenwärtige Aerzte aus den schwärz-
lich-grünen Flecken, die man im Magen fand^
aiif eine geschehene Vergiftung schliefsen, je-
doch wurde dieser Verdacht durch die mit
urielem Scharfsinn dagegen aufgestellten Grün-
de der Herren Thiknius^ fVendektäüt und Si--
■ *
■p-, 47 — ;
gault hioreichend widerlegt, (s. Buftland^s Jouiw
nai, Bd> |V. S. 196 n. f.), und wir verdäD-
ken dieser, damals viel Aufsehn erregenden
Begebenheit, die, in medicinisch-gericJii lieber
.Hinsicht insbesondere, interessante Abhand-
long des Hrn. Dr. fVendeht'ddti „über die
Beurtheiia'ig der bei Sectionen yorgefundenen
flecken in dem Magen," in Äo/ip^s- Jahrb. d«
Staatsarzneikunde* Jahrg. IL S. 169. n. f«
Vergl. Salzburger med. chir. Zeitung. Jahrg.
1810. Bd. U. S. 124. u. f. — Auch Portal —
Samml. auserl. Abbandl. f. pr. A. Bd. 23. S.
137. — warnt ebenfalls dafür, die nicht seU
ten im Magen gefundenen schwarzen Flecke
als Folge einer rorhergegangenen Vergiftung
ansuselui. — JBeddoes — 3^edical and pliy$kal
Journal conducted bf Dr. Bradlty and Adams*
1808. Decbr. — bemerktet dafs sehr oft der
obere Theil des Magens, besonders der Car-
die, durch einen besondern patbologischen Gon-
sensus zwischen Gehirn und Magen , entziin-
Jet sey, wenn jenes in hohem Grade mit Blut
ange^u'lI^ und entzündet angetrolFen ward. —
Hr. Dr. Koloff versichert dies durch mehrere
Yon ihm gemachte Erfahrungen bestätigt ge-^
. fanden zu haben, und theilt 2 Fälle mit, wei«*
che den Verdacht einer Arsenik- Vergiftung
allerdings grofsen Raum gaben, der jedoch durch
die genaue chemische Üiilersuchung der Con-
tenla aus den beiden Magen nicht bestätigt
ward, s. Hoppes Jahrb. d. St. Arzneik. Jahrg.
VII. S. 172 u. f. -r- Sehr interessant ist übri-
gens auch noch die von dem Hrn. Dr. JEfo/m-
bäum durchgeführte Vergleich ung der Sympto-
me einer phlegmonösen Gastritis und einer
Arsenik -Vergiftung. — Harlefs Jahrb. d. teut-
sehen Medicin u. Chirurgie i Bd. III. Heft 1.
— 48 —
Nr. 5. — Der Hr. Vf. legt besondern Werlh
acf zwei, als Folge der Arsenik -Vergiftung
hervortretende, bei der phlegmonösen Gastri-
tis aber fehlenden Erscheinungen, nämlich:
auf die unwillkiihrlichen Stuhl* und Harnaus-
leerungen , die er in 2 Fällen von solcher Hef-
tigkeit sah, dafs die Kranken, bei allem Ge-
fühl der Schaambaftigkeit doch nicht im Stan-
de waren, diese Ausleerungen so lange anzu-
halten , bis sie ein anderes Zimmer erreichen
konnten. — Noch im Jahre 1815 trug sich wie
Laisne erzählt -^ (^Medicine legale ^ par Lecieux^
Henard^ Laisne^ et Rieax. ä Paris 1819« p. 137.
Vergl. Neue Samml. airserl. Abh. f. pr. A. Bd.
IV. S. 606 u. f.) — ein merkwürdiger Fall
im Departement Loitet zn. Mehrere erfahrne
Aerzte und Wundärzte schlössen nämlich blofs
deshalb auf eine vorhergegangene Vergiftung,
weil man bei der Section einer plötzlich ver-
siorbenen Person eine Durchlöcherung des Ma-
gens fand ; jedoch wurden die der Vergiftung
beschuldigten Personen, nach. dem, Ton den
Herren Portal, Althert^ Chaussier u, a. abge-
fafsten Gutachten über diesen iPaW , gänslich
ireige^prochen. Um ähnliche Irrthümer zu ver-
meiden , tind um solche spontane Durchlöche-
rungen des Magens nicht fiir Folgen einer vor-
hergegangenen Vergiftung zu hallen^ macht •
Hr. Laisne auf folgende Punkte aufmerksam:
1. Auf eine genaue Berücksichtigung aller
dem Tode vorausgegangenen Umstände, und
insbesondere der Einflüsse, die auf den Ver-
storbenen einwirkten, sowohl' der äufsern, als
der innern, in der Constitution, dem Xempe^
ramente, der Lebensweise, den vorhergegan-
genen Krankheiten u. s. w,. begründeten. War
die
— 49 —
Perfonition des Habens Folge einer cliro-
hea Ulceralion der ülagenhäute, so wird
frühere, krankbafle Zusinud de$ Verstca-
BD schon hioreicLenJ Liebt geben. ScLwie-
ist indessen allerdings dieDißgiiUFiS, wena
fPeriuralicn Folge der aculeu JV lui der
.heit ist, wo der T^d d ■ Indiildnuni
icheinend ytdlkoiuuineu A^ uLheyn trüTt,
^die Syiuplome denen einer ^OJi.ergegan-
Vergiftung sehr ähnele. Indessen auch
^ird die gehoriize Aiii'inerksainkeil .mi*
TOrgegangeneu Zustand initgllclje IrrlLLl-
rVerhiilen, so wie aucJi dlo Analogie ahu«
FäUe.
Auf die BeschnlTenheit der perforirtea
Meibst. Wenn durch scharfe , causti'sche
als. von welchen nur eine solche ^Vir^
zu erwarten , der Magen erodirt und
rt ward , so ist der Umfang der OelF-
.immer \ou einer Farbe, welche, nach
genommenen Gifte und dessen lüinwir-
• auf das Organ verschieden ist. So ist
diese Farbe gelb, wenn Salpetersäure,
:, wennSchwefelsäure genommen ward '^)*
Sei Arsenik Vergiftungen zeigte in mehreren
Ulen die innere Fläche des Magens stirKa Fal-
tm vnd einen trocKnen Brandscliorfi der durch
iilto Häute desselben, bis zur äufsersten durch«
Ctdrnngen war, s* ReWs Arcbiv f. Physiologie.
Jd. iV. S. s8o. — Schohvtger fand den Mngen
^•hiefl durch AVsenik vergiftetfn jungen Men»
;Mhea wie injicirt, und m der Höhle des Ma«
[tinis eine Menge röthlichen Schleims, s. Epi~
•Mof. ab eruditis viris ad Alb, Hallerum Script. l\
iL VoL 3. p, 528» —; Bei. Vergiftungen durch
^Blausäure fand man die Turtica villosa des Ma«
|en9 mdrbe und leicht abzulösen ^ doch geben
Siar die Anfallung der Venen uiic duitkelblauon^
«ii.L3üLV.B,3. St. D
-— 50 —
. Auch bleiben in F«nUen der . Vergiftung die
Käofler der durchfrecsenen OefFnung you n^-
lürlicber Dicke, da sie liiogegen bei der spon-
tanen Dorchlöclierung des Mageus, als Wir-
kung der vorausgegangeden organischen Thä-
tigkeit, Siels c^iinoer sind *). — Auch "wird
bei den dqrcii organische Krankheiten herbei-
-geführten Durchlöcherungen des Alagens selbst
-bei einem raschen Verlauf derselben, immer
das stufenweise Fortschreitenf der Zerstörung
von einer Mageuhaut zur andern unTerkeno-
bar seyn, wahrend die Zerstörung, weiche
plötzlicli durch chemische Einwirkung geschieht,
jenes nicht zeigt **),
dicKflatsigeiu Blute 9 und der Geruch nachbit-
tern iMIanileln bei der Section der L'^iohe au-
fscrdeiD constante Criterien für diese .Vei^j^if-
tungsart ab^ s, Kopp^r Jahrb. der Staatsarsneik.
Jahrg. 8. S. 556. — * Dafs Verwechselungen des
Zustandes der^ Magenhäute, der wirklich diirch
Arseuikvergifcung herbeigeführt' ist, mit dem-
jenigen Zustande möglich sind, welcher in
der gallertartigen Magenerweichung bee;Tan-
det war, beweist der in England beobach-
tete medicinisch- forensische Fall; Es wurden
nämlich die Folgen einer sehr wahrscheinlicheA
Arsenikvergiftung wirklich der von Hunter be-
haupteten Auflösung des todten Marens in sei-
nem Magensäfte zugeschrieben , s. jEdinh, meeli"
cal and surgieal Journal, VoL Vh 1810. p. 383.
Hr* l'dger {Hufeland*s Journal 18 14. Januar. S.
16'.) liaacht hierauf aufmerksam ^^ und Tersicherc:
dafs ihm wenigstens weder in Leichen-, an ge-
nommenen- Arsenik gestorbener Menschen, noch
bei zahlreichem Zergliederungen dahii( getöd te-
ter Thiere jemals etwas der tron Hunf^r he-schrie-
beneh Auflösung des Magens ganz ähnliches vor-
gekommen sey. .
*) Dies ist indessen bei weitem nicht immer der
Fell p wie mehrere Beobachtungen lehren.
**) ÄUtrdingf ist gaiis vorsOglich die Form der
52
suchuogen 2ur Feststellung 4er diagnostischen
Charaktf^re, tun uie durch geoouiinene Gifte
yevanialisteD Erusioneii und ferlbralionen des
Magens, von jden durch organisch -dynamische
Krankheilszusläude veranlafälen , zu unter-
scheiden, üei weitem nicht überiläfsigr —
Auch ist hei solchen Untersuchungen der Zu
stand des Gehirns um so weniger zu übersehn,
als neuere Erfahrungen lehren, dafs -bei orga-
uidchen Krankheiten des Mageüs, die später-
hin mit Dur/:hlotherungen endigteij, ;;:umal bei^
der qallenürtigen Magen - Erwdchungj die Syipp^
tome des krankhaft afQcirten Magens, durch
die Symptome, welche auf eine Ailekiion des
Gehirns deuten , oft sehr iu den Hintergrund
gedrängt werden. ,,ßei einem plö tätlichen Tode,
in Folge der genannten Krankheit, bemerkt'
Hr. Ramiscli sehr wahr, würden die vorange-
gaugenen abnormen Erscheinungen der Gehirn-'
Funktion, und das bei der Obduction in der
Hoble dieses Organs vorgefundene Wasser,'
sehr viel zur Würdigung der im Magen sich
darbietenden pathologischen Veränderung bei-
tragen. Und im Verein mit dieser, ein jeder
Verdacht auf eine etwa vorangegangene VeH-
giftuog gänzlich verdrängen.'* *)
Dafs man in den, vorzüglich von den äU.
tern Aerzten der Nachwelt hiuteriassenen. Er-
zählungen von Terforationen und Erosionen
der Magenhäute, die ganz unerwartet iu den
Leichen mancher plötzlich verstorbenen Perso-
nen gefunden wurden , ungerne nähere Auf-
schlüsse über diejenigen Umstände vermisse,
die der letzten Krankheit und dem schnell
*) Ds "Gastromalacia ,et Gasttovathia ivfantumi
auctore F. Xav* Ra misch* Prag tQz^* ,
— 53 —
diircli sie veranlafsten Tod« vorIiergingen> ist
bereif» schon hpinerkl. Selbst iVie zum Tlieil
i[al&clien nndeinseih'gcn Ansichien^ welche meh-
rere allere Aerzle von den sehr verschiedenen
äliologisoh'en Momenten, wodurch solche Durch-
locberungen veranlafst werden, hallen, ver-
mindern sehr ihren Werlh.
GröfslenfJieils finden die, als Folge vor-
Iiergegangener organisch -dynamischer Krank«
lieilsfotmen , endlich erfolgieu Perforationen
imd Erosionen des Magens, hei Personen Slolt,
Trelche, wie auch in dem von mir erzählfen
Fall, nnr periodisch und unbedeutend an Ma-
genschmerzen lind. den. in unsern Tagen so
häufig vorkommenden dyspepiisehen Beschwer-
den litlen. Diese Beschwerden wurden in vie-
len Fallen durch ein geregclfes dürtetisches
Verhalten und zweckmafsige Arzneien hald
beseiligt, zuweilen verschwanden sie auch,
wenigstens auf kürzere, oder längere Zeit, ohne
Alle ärztliche Hülfe, von selbst wieder. Letz-
leres fand hesonders dann Statt, wenn sie
Symptome einer chronischen Entzündung der
ßfagenhäute waren , welche ihres schleichenden
Ganges wegen oft von den Kranken selbst
kaum bemerkt wird, weshalb man ^ann-grade
den Zeitpunkt versäumte, wo noch ärztliche
Hülfe möglich ist, um dadurch den weitern
unheilbaren Folgen derselben zuvorzukommen.
Wenn man die nicht unbedeutende An»
9!ahl derjenigen anatomisch -pathologischen Un-
tersuch ungen mit einiger Aufmerksamkeit, ver-
gleichend , überblickt, welche mit den Leichen
von Personen angeslellt wurden, die an den
Folgen geschehener F^r6)?ionen und Perforalio-
neo der Häute des Mngens — um hei diesem
— Ö4 —
Orgao hier allün stellen zu bleiben — verstar-
ben , so Wird eine grofse Verschiedenheit der
{gefundenen Desorganisationen jenes Orgaus
überliaupt^ nicht 'zu verkennen seyn ; und zwar:
1) in HinsicJu der perforirt^n Stelle oder der
gefundenen Oeffhüng eelbst. Eine Hauptsache
ist es auszumitteln : ob die bemerkte Oeffnung
von dem Innern des Hagens ausging, oder ob
sie von aufsen entstand, wie dies in mehrern
Fällen beobachtet ward, in denen Gescfawiire
lind Vereiterungen in benachbarten Theilen den
Magen von aufseä nach innen perforirten* Ein
sehr merkwürdiges Beispiel einer weit ver-
breiteten UIceration der IVIagenhäute, die von
einem im Omentum nünuB befindlichen Geschwür
ausgegangen war, theilt Hr. Vr, Praei mit, s.
Horn's Archiv f. med. Erf. 1825. Septb. Octb.
Stück. S. 247. — Nicht ipinder merkwürdig '
i^t die von Hrn. Coze. — Journal de Mediane
1790 Fevr, — mitgetheilte Beobaclitung einer
gänzlichen Vereiterung der Milz, wodurch eine
Zerstörung der innigst mit der Milz verwachs
seneu Magenhäute herbeigeführt war. Dafs die
Vereiterung in der Milz sich zuerst entwickelt
hatte, erhellt aus der Erzählung, 8. Hufeland*s
neueste Annalen der franzos. Arzneikunde»
Bd. I. S. 158.
Uebrigens variirt die perforirte Stelle des
Magens auf mehrfache Weise:
ci) In Hinsicht ihrer Gestalt und Beschaffen'-»
heit. — Bald war die perforirte Stelle ein
blofser Rifs, eine einfache Zerreifsung der Ma-
genhäute, ohne Substanzverlust; baM ein ganz
rundes Loch, wie durch einen Pfriemen ge^
macht; bald ein zackiges Loch mit deutlich
— 55 —
ungleichen R{)näern; bald eine deutliche Ero«
Aion Yon innen nach nufsen, von trichterför-
miger Gestalt und von "abnehmender Grofse
des Durchmessers; d. h. die perforirle Stelle
in der Tunica villosa war von grÖfserm Um-
fange, als in den andern Magenhäuten, so dafs
das Ende der .Oeilhung an der äufsern Flache
des Magens bei weitem kleiner war ^ als ihr
Anfang in der viltosa. Die Oefinung im Feri-
lünaeum hat dann' eine )l)esonders enge Oeff* '
nnng, die sich aber mit der leichtesten An-
strengung vergrüfsern läfst. — In andern selt-
nem Falten dagegen beßndet sich die weitere
OeiTnung im Teritonaenm, und die engere in
der Villosa.'. Dies geschieht dann , wenn die
Vlceralion von aufsen nach innen fortschritt,
wenn also, die äufsere Magenhaut mit einer
benachbarten eiternden Stelle verwachsen war.'
'In diesem Falle triiFt man die Schleimhaut um
die .OeiTnung herum völlig gesund an, wie Hr.
Jlutin bemerkt, s* v, FrorUy*s Notizen. Bd.
XII. Nr. 8. S. 127.
V) In Hinsicht der Gröfse ihres Durchmes^
$ers^ — bald betrug- diese mehrere Queerfinger,
bald nur einige Linien.
c) In Hinsicht ihrer Zähl. — In den mei-
5leu Fallen wurden mehrere perforirte Stellen
von unglelclier Gröfse gefunden , von denen
einige nur noch blofse Erosionen der Villosa,
noch keine eigentlichen Perforationen waren ;
seltner ward nur eine Oeffnung gefunden ; noch
seltner fand man die Magenhäute wie ein Sieb
durchlöchert, und nur ein solcher F'all ist mir
— aufser dem von Ballonius (^Paradigmata^ Nr*
144.) erzählten , wo eine Vergiftung vorher*
gegangen war, — belannt, nämlich der vom
i
— 56 —
CanoMicus T\ahn erzälilfe, s. JDesstH Briel
9e\ inil seinHo eliemaligen SchüierD. Samr
Zürch 1790. S. 451. .
, d) In Hinsicht der Stetle , wo man sie
An jeder Stelle des. Riagens wurden Pe
lionen gefunden , am gewöknlichslen jedi
der Gegend de3 Tylorus nnd an der k
Curvalur.
2. In Hinsicht der nächsten Umgebung
xperforirteri Stellen und der JJeschaffenheit dt
genhäute, indem solche bald verdünnt,
verdichtet, bald scinhos, bald callös, bal
aufgelÖfster , sulziger BesdiaSenheit, b«
einem chroijisch - entzünd liebem Zustaoe
funden wurden.' Gemeirtiglich bildet di<
lösa die Ränder der perfbrirten Stelle,
fand eine Ulceration Statt, so ist sie ii
f^erm Umfange, als die übrige, zerstört
, bildet sie einen rothen Wulst um die
rirte Stelle.
Ebe^n diese mannicbfaltigen Verschi
lieiten sind in der Ursache begründet,
welche die rerforatioh veranläfst ward
man «kann mit ziemlicher Siclierheit toi
auf <fiVse schliefsen. Öenn, wiewobldiel
lome der, in den meisten Fällen , nach <
ter Perforation, Statt gefundenen Ergi
\et Gontenta des DXagens und Darmkai
ie Bauchhöhle, bis auf einige wenige,
^dividualität der sie betroffenen Person
gründeten Abweichungen, sich fast ganz
sind, so sehr differiren die ursächlichem
mentey wodurch die geschehene Perforatic
. bei geführt und hedingt ward» Erst de
derholten Nachforschungen der neaero
'. u. f. — Jahrg. 1813; Januar. S. 15.
verbreitet sidi nur iiher dio ganz ei«
che Art der PerforalioD , die von Er-
de8 Bfagehgrnndes entstehende, nam-
1 selbst Hr. Gerard welcher in seiner
rwähnten schätzbaren Monographie,
» bedeutende Zahl von Beobachinngen,
ndene spontane Perforationen des Ma-
;an)in1et, züsammengeslellt und auf
hiebe! Slatt ßndende Umstände auf-^
gemacht hat, unterscheidet nicht ge«
ie verschiedenen hiebei Statt finden-
i in diagnostischer und ätiologischer
— ' Eben dies gilt von dem, übrigens
sig ausgearbeiteten Artikel^ Perf ora-
lem Dictionncire des sciences medicales,
riehp verdienen daher die Hrn. Dr.
Berlin und Dr. Rauch in St. Peters-
Dank aller wissenschaftlich gebildet*
te, für ihre versuchte Classification
rationeu des Magens , wobei Ersterer
r die aus innern Ursachen entstehen-
hlöcherungen des Magens, mUom^s
. — 58 —
8c1)dr Aerzte in St. Petarsburg. Samml. II. Pfl
lersb. 1823, S. 142. u. f.) — mehr nie Haupl
formen, unter denen die spontanen Durchlo
cli^rungen und Zerreifsungeu des Magens €i
scheinen, beri5cksichtige.t haben. . Ich verwei«
meine Leser auf diese beiden gehallvollen AI
handlungen.
Wenn^ man die Unterbrechungen cler Cob
tinüität der BJagenhäule, mit AUbert^ also
selbsUtändiges Krankheits- Geschlecht aufsld
Jen , und. den übrigens sehr zweckmäfsig n|
Demselben gewählten Kamen: ^^GastrohroA
zur Bezeichnung desselben beibehalten \vÜ
so sind offenbar die bei den Yon ihm festgesell
ten Arten dieses Krankheits-Geschlechls, nfli
lieh die G. fpontanea und G. venenata^ vfiB^^
reils auch schon erwähnt , durchaus nichtko*
reichend , um alle durch die Erfahrung fc
kannt gewordenen Fälle der Gastrobrost i^
unter zu bringen , und mochte, in dieser Rp^
^icht, nachfolgende, von mir versuchte CM
sificaiion , vorzuziehen seyn. -7
(Die Fortsetzung im n&cbsten Stftcli*)
*^ 59 —
II.
Vermischte Bemerkungen
•' T o in
Hofrath Dr. Erdmann
SU Dresden.
I.'
Schutzpocken* Impfung.
Benutzung trockner Schorfe bü derselben.
UozähHp^emal wiederholt sich von allen Sei-
ten her die Klage, dafs es tiicht immer mög-
lich sey, wirksame Schutzpocken -Lymphe zu
erhalten, weil dieselbe durch das längere Auf-
bewahren bald ihre Kräfte verlieret — Als
ich mich in Kasan noch mit der Inoculation
der Schutzblattern beschäftigte, zog in. dieser
Hinsicht de Carrd's Beobachtung, nach welcher
die trocknen Schorfe von gehörig ausgebildet
ten, nicht, geöffneten Scfautzblattern zum Im-
pfen tauglich seyn , und ihre Kraft Jahrelang
behalten sollten , meine ganze Aufmerksam-
keit auf sich. Ich beschlofs daher,, seine Ver-
suche zu wiederholen, und hewahrte Schorfe
von der be,schriebenen Art, ohne weitere Sorg-
falt, blofs in Papier gewickelt,, auf/ liefs sie
• 1
— 60 —
fiin Paar Monnfe lang liefen, und sdirilt «o-
dann zur Impfung mit denselben. Um diese
z(i bewirken, z<?rdriickte ich ein Sliick. söl-
clien Schrtrfs mit einem Messer zu Pulver,
machte sodann mit der Lanzefte ein Paar leich-
te Cjueersrhnilte durch die Oberhaut am Arme
eines Kindes, die kaum etwas Blut von' sich
j;aben , 20g ihre Ränder mit den Fingern mög-
]i'chst auseinander, streute etwas von dfem Pul-
ver der Schorfe darauf, und rieh dasselbe, um
der BliltJieilting ,des Giftes gewisser zu seyn,
mit dem Finger in die kleinen Wundeo ein.
Ohne einen Verband oder ^ine andere Bedek-
ktmg Z.U Hülfe zu nel^men , überliefs ich die-
selben sich selbst, und zu meiner Freude sah
ich nach dem 4len Tage die regelr'näfsigsten
Schutzblaftern entstehen , sich fortbilden und
ihn*en gewöhnlichen Verlauf vollenden. Die
frische von diesem -Kinde genommene Lym-
phe erzeugte hei einem andern Subjecte wie-
derum die schönsten Kuhpocken. Auf diese
Weise von der Wahrheit der de Curro'scben
Beobachtung überzeugt, unterliefs ich nicht^
den Versuch von dieser Zeit au , so oft ich
konilite, zu wiederholen; und ich niufs he*
kennen, dafs ich im Verlaufe von 2 Jahren,
während welcher ich ziemlich "fielen Kindern
die Schutzblattern vermittelst trockner Schorfe
einimpfte, mir kein einziger J'all vorgekom-
men ist, wo diese Methode fehlgeschlagen
wäre. Kur ereignete es sich nicht selteu, dafs
die ersten Keime der Schutzblattern sich wißjt '
^äter, als bei der Einimpfung mit frischer
Lymphe, zeigten, in einem andern Falle, wo
ich schon an dem Gelingen der Operation ver-
zweifelte, sogar erst am achten Tage iiAch.
derselben. Bei so verspätetem^ Ausbruch blieb
I
dem ohngeachiet/der übrige Verlauif regelma-
fsigi denu immer zeigte sich die peripherische
Rölhe, welche Hr. Sfaalsraih Dr. Hujeland
init Recht als das sicherste Zeichen der äch-
ten Vacciae aosieixt, am. siebenten Tdge nach
dem ersten Erscheinen der Tusteln. — Ich
glaubte diese Beobachtung mittheüeu ^u müs-
sen, um das Vqrurtheil, als sei die Impfung
inil Schürfen din*chaus verwerflich, zu. wider-
*" legen y und um die Aerzle, die sp leicht i)eient*-
steheuden Bhittern-Epidemiieen wegen schleu-
niger ^ HeixbeischaiTung hinlänglicher frischer
'Lymphe in Verlegenheit gerathen, an ein Mit-
tel zu erinnern , dieselbe in beliebiger Menge
lange Zeit, ohne Verderbnirs zu befürchten,
aufzubewahrend Nur glaube ich dabei als Be-
dingung aufstellen .zu müssen, dafs^der Schorf
•von einer, ihren Verlauf, ohne Störung und
Ausilufs der Lymphe machenden Torke ge*
Aommen werde; denn wahrscheinlich rühtt
das nicht seltene beobachtete Erscheinen fal-
scher Kuhpocken nach der Impfung mit Schor«
leu blofs von der Anwendung nicht gehörig
beschafFener. Krusten her. Doch hat wohl zur
Vennachläfsigung der angegebenen Methode nocfx
mehr die flieinung Veranlassung gegeben, dafs
das Gift, seine Wirksamkeit nach dein lOtea
Tage immer, mehr verliere, weil die Impfung
mit frischer Lymphe immer um so 'seltner ge-
lingt^ je später sie nach dem Erscheinen der
' peripherischen ßölhe veranstaltet wird; beson-
ders wenn jene Flüssigkeit schon anfängt ei-
terartig zu werden. Ohne dieses Factum im
geringsten bestreiten zu wollen , kann ich dock
keineswegs blofs aus theoretisclieu Gründen
die Impfung mit trocknen Schorfen für ver-
werflich erklären, da die Erfahrung für die-
:l
- 62 ~
selbe spricht^ wenn sich auch dieIJrsa<
wiederkehrenden Wirksamkeit des Gifte
erklären läfst.
Warnung vor dem Mnimpfen der Schutz
bei hydröcephxiHschen und epileptischen Em
Im ersieh Anfange meiner prakl
Carriere vaccinirle ich in Wien einm
Kind, welches am chronischen Was$6
litt. Die Schulzblattern -zeigten sich in
gehörigen Gestalt, imd machten ihren
mäfsigen. Verlauf bis zum 9teä Tage, \
gewohnliche Fieber eintrat; allein den
Ta^ verschied das Kind an Apoplexie.
Seit vmeinem Aufenthalte in Dresdei
de mir von einem hiesigen Arzte ein &
erzählt , wo ein mit Epilepsie behaftetes
nach dein Vacciniren , ebenfalls am lOtei
unter Convulsionen starb. Sind diese .
achtungen gleich nicht neu ; so wehU
doch dazu beitragen können, die Noth#
keit möglichster Vorsicht bei der W^l
Impflinge zu bestätigen.
IL
Bandwurm,
Im 6ten Stücke des 58ten Bandes
£ei(schTirt ▼• J. 1824. Blon. Juni pag. 1!
vom Kreis -Physicus Giln'ecki zu Sietti
Fall erzählt^ in welchem ein Bandwurm
,das Bestreichen seines aus dem After h
ragenden Endes mit Blausäure getodtet i
und bald daratif vollständig abging. Di«
Krinw bereits vorgeschlagene ]IIetliode ii
— 63. - .
TOD mir Tor einigen Jahren , als ich selbst
noch am Bandwurm litt, angewendet worden.
Als nämlich einstmals elh langes Stück davon»
bei dem Stuhlgänge hervortrat , bestrich ich
dasselbe ebenfalls mit Blausäure und erwartete,
über einem Geschirr voll vvarmen Wassers
sitzend, den Abgang des ganzen Thieres.- Al-
lein meine HoiTnuhg wurde getäuscht, denn
nach längerer Zeit rifs das hervorgetretene
£nde ab, und der zurückgebliebene Theil folg-
te nicht nach, sondern le()te/ fort, wie neue
Abgänge nach mehreren Monaten bewiesen.
Die von mir angewandte Blausäure war die
nach Gi€se*8 Vorschrift bereitete , und vielleicht
schwächer, als die von Hrn. Gilnecki ange-
wandte, weswegen es zu bedauern ist, dads
Derselbe die Bereitungsart der Seinigen nicht
angegeben hat, um. aus der Vergleichung bei-
der Beobachtungen ein Ilesullat ' ziehen zu
luinnen. Ich bemerke bei dieser Gelegenheit,
dafs ich sehr daran zweifle, es sei eine Tae-
nia lata gewesen , welche in dem von Hrn.
Gelnecki erzahlien Falle abgegangen ist, indem
uns er.st Hr. Dr. Bremser in Wien die beiden
Arten des Bandwurms genauer zu unterschei-
den gelehrt hat, Hrn. Gelnecki aber Bremser*s
Schrift nicht zu Gesicht gekommen zu seyn
scheint, weil er sonst gewifs keine sol-
che Beschreibung von dem Kopfe des Thie-
res gegeben haben würde; denn diese pafst
w<?der auf den Kopf ^er eilaen noch der an-
dern Art, wovon man sich durch die vortreif-
lichen Abbildungen von Bremser hinlänglich
- überzeugen kann. Mein Zweifel an der Rich-
tigkeit der Bestimmung der Art gründet sich
auf des Letztern eben so zahlreiche als ge-
naue Beobachtungen. JVach Bremse kömmt
— 64 —
nämlich die sogenannte Tatrüa lala (dßr efgent^
liehe Bandwurm^ Boihriocephcdus latus Brems,)
in Teutschland vielleicht gar nicht Yor^ da er
denselben, unter \?enigsteus 500 Fällen, nur
dreiiunl beobachtete, und zwar nur biBi Aus-
ländern, wogegen er bei den Teutschen alle-
mal nur die Taenia solium (den Ketunwnrm)
fand. Ueberein stimmend mit seineu Beobach-
tungen habe ich dagegen in Rufsland nur den
Bothripceplialus latus gesellen , und ich .inufs (ils
eine vielleicht nicht unwichtige Beobachtung
hinzufügen, dafs auch in den Ostsee -^ Provinzen
des llussischen Reichs^ blofs die letztere Gät«
tung vorzukommen scheint, und zwar bei Be*
-wohnern der verschiedensten V ölkerstämme :
Teutschen, Letten und Esthen, so -dafs nicht
die KaUou, sondern das Land die Erzeugung
der einen Art vor der andern zu begründen
scheint, ohne dafs ich die Ursachen dieser Er-
zeugung überhaupt anzugeben im Stande wäre,
indem ich genannten Schmarotzer, wahrend
meines Aufenthalts in Livland^ bei Fetsonea
aus den verschiedensten Ständen, vOn dem.
verschiedensten Alter, und bei der verschid*
densteu Lebensweise und Nahrung^ äufserst
häutig beobachtet,^ und am Ende in meinem
eigenen Körper erzeugt habe. Einige Zeitlang
trug ich denselben auch noch in Teutschland
bei mir, wo er allmählig verschwunden ist,*
Zwar hatte ich denselben in Livland durch '
den Gebrauch des Cliabert'schen Oels auf Jahr
und Tag vertilgt , allein später entstand er vou
Neuem, Gern hätt-e ich ihn nun wieder mit
jenem Olittel entfernt, allein ich konnte das-
selbe wegen seiner Nebenwirkungen auf, das
Gefäfssy Stern nun nicht mehr in hinreichender
Dosis vertragen^ und entschlofs mich deswe-^
\
\
N
— 65 —
gen nach xneiher Ankunft in Dresden , das
I^ufferthche Dliltel zu gebrauchen. Trotz der
an einemTäge yerscbluckten 6 Drachmen Farrn-
kraut Wurzel ging iL'^dessen kein Wurm darauf
in Substanz ab^ wohl aber verschwanden die'
. TOQ ihm herrührenden Zufälle für immer, so
dafs ich nicht weifs^ ob diese Wirkung mehr
jenem Mittel, als der Veränderung des Wohn-
ortes zugeschrieben werden müsse. — ' Endlich
Arvirdes denHelminthologen vielleicht interessant
^eyn zu erfahren, dafs ich in Dorpat den Band-
-i/vurm auch einmal in einem Leichname gefun««
den habe. Ellenlang zogen sich mehrere Stückd
davon« zum Theil doppelt, ja vierfach, sowohl
diirch den dünnern als dickern Darm hin> aU
lein es war nicht möglich zu entscheiden ^ ob'
sie ein Ganzes ausgemacht, oder mehrern Wür^
xnern angehört hatten, da sie bereits sehr ma-
cetht waren, uud nur noch die- Gattung i^jBo-
thriopephaluSf durch die Stellung der jSeschlechts-
theile in der Bütte der Glieder, erkennen lie-
fsen. Wenn Herr Rudolphi sagt, d.afs noch,
kein Fall, wo man den Bandwurm in Leich-
namen gefunden habe^ bekannt äey, uud HrJ
JBremser dieselbe Behauptung aus dem Munde ^
eines Schweizer Arztes wiederholt (s. aeine
Abhandlung über lebende Würmer im lebenden
Menschen p. 94.), so glaube ich den Grund,
warum man jenen Parasileji bisher noch nicht
in todten Körpern . fand, darinn suchen zu
müssen ) dafs er in schweren, zum Tode füh-
renden , Krankheiten entweder schon bei Leb-
zeiten (wie meistens auch die Spulwürmer)
abgeht, oder schon früher abstirbt und ver-
west, indem er ein selbstständiges Leben zu
iiibren nicht geeignet zu seyn scheint.
Joam» LXiy»B.5.Sr« E
— 66 —
Chininum sulphurlcurn.
Mehrere Aerzte haben änffaTlende Erschei-
nungen, zum Their selbst nachtheilige Wir-
kuDgen von grofser^n Dosen des obigen Mit-
tels beobachtet,/* und unter andern i^uch in die»
ser Zeitschrift mitgetheilt. Ich kann dagegen
einen Fall aufstellen, wo dasselbe von einem
sonst sehr reizbaren Manne, ohne die gering-
ste ttble Nebenwirkung, mit dem besten Er-
folge, zu 48 Gran in 24 Stunden genöijnmen und
vertragen wurde. Es litt derselbe nämlich an
einem verlarvten täglichen Wecbselfiebier, wel-
ches sich durch einen wüthenden^Kopfschmerz,
der in den Yormittagsslunden eintrat, und
bis gegen Abend fortdauerte^^ zu erkennen
gab. Da derselbe zu rheuinatischeu Be-
schwerden s^hr disponirt war, so hatte man
gleich anfangs antirheumatische Mittel, at)er
ohne Erfolg, gegeben. Da keine Contra •»•In-
dication im Wege stand, so rieth ich zum Ge-
brauch der China, die in der fieberfreien Zeit
ZU' 3 Loth gereicht, ebenfalls nichts gegen das
Fieber ausrichtete ,' wohl aber den Magen be-
schwerte, ^so dafs ich mit seinem Hausarzt^
beschlofs , dieselbe mit dem schwefelsauren Chi.
nin zu vertauschen. Die' ge wohnlichen klei-
nem Dosen wirkten nicht; erst 10 Gran, vier-,
tnal des Tags gegeben, schwächten das Fieber,
und 12 Gran, eben so oft gereicht, couplrten
es endlich, ohne die geringste üble Folge zu-
rückzulassen , ja kleinere Gaben noch lange
Zeit fortgesetzt, äufserten auf seine ganze
Constitution einen sehr wohlthätigen Einflufs,
indem sie. seine Vegetation begünstigten und
- 67 -
die ihixi^eigDe. NeiguDg zu Erkältangen merk-
lich Tenninderteoi
iv: .
Saryta muriatica:
Es ist bekannt , dafs der salzsaure Baryt^
so wie' die Jodine^ *bei seiisiblen Subjecten,
'mit grofser Vorsicht angewatidt werden miis*
seti, weil sie sonst bedenkllcbe Zufalle erzea->
gen. Yoti der Jodine ' we^en besonders die
^ssimilations -Organe angegriffen, die Ernäh-*-
rung geschwächt, und am Ende wohl gar Zehr-
fieber hervorgebracht. Der salzsaure Baryt da-- ^
gegen, scheint mehr Störung in der sensiblen ^
Sphäre hervorzitrufen. In letzterer Hinsicht
ist mir .das Beispiel einer meiner Commilito-
nen auf der Universität merkwürdig geblieben.
Wegen scrophuloser Zufälle hatte sich derselbe
den salzsauren Baryt in einer Auflösung ^ver-
ordnet, allein bald ;darauf sehr wunderlic^he
Empfii-dungen bekojnmen. Bei einem Gefühle
von Beängstigung, war sowohl das Gemein*'
gefühl, als das Vorstellungs vermögen auf eine
sonderbar^ Art afficirt worden , wobei vorzüg-
lich der Umstandl merkwürdig war, dafs der
Kranke glaubte, ohne Unterschenkel; auf den
Knieen zu gehen , während ihm die Umgebun- '
gen ebenfalls in einer andern BeschaiTenbeity
als gewöhnlich, erschienen.
'' . V. -
Pulsschlag.
Bestimmung seiner Frequenz.
Es ist nicht immer so leicht, hei der Un-
tersuchung des fuUes über seine Häufigkeit
£ 2
— .68 —
" *
I
I a
ein ruhiges Urihei) zu falleo , indem selbst der
geübteste Praktiker, bei Veräuderung seiner
eigenen Stimmung und seines eignen Kreislaufes
(wenn z. B. Gemuthsbewegungen oder mate-
rielle Einflüsse eine Acceleratiun oder Retar-
. dalion der Bewegungen in seinem Innern ver-
anlassen), bisweilen in Irrllium verfallt. Man
bediente sich daher schoq seit längerer Zeil
mehrerer Hülfsinitter zur Berichtigung seines
(Jrtheils. So gebrauchte z. B. schon CuIIen
eine nnsebn liehe Sanduhr, die sich gegenwär-
tig in J^olur 'Scfitt^s Händen befinden soll.
Niedlicher slellteu die. Franzosen dasselbe In-
strument in Form kleiner Glasrohrchen dar,
die, durch eine Verengerung in der Mitte, in
zwei Hälften getheilt . wareia , von denen Sie
eine mit schwarzem Sande augefüllt und dann
zugeschmolzea wurde. Die Einrichtung .'war
dabei so getroffen, dafs, beim Anfeuchten des
ßöhrchens, der Äbflufs des' Sandes aus der
oberen Hälfte in die untere gerade 30 Secuo-
den dauerte. Es ist nicht zu leugnen, dafs
dieses Werkzeug seinem Zw^ecke sehr gut ent-
spricht, indessen wird eine Secunden - Uhr
doch immer einen zuverläfsigern Zeitmesser
\ abgeben. Wer indessen aller dieser Hülfsmit-
tel entbehrt , kann sein ürtheil am l^ten
schon dadurch gröfstentheils berichtigen, ^cnfs
er, bei Beobachtung des Pulses, zwischen den
Schlägen desselben so schnell, als .sich die
Worte: elns^ zwo, drtii; vkr u. s. w. ausspre-
chen lassen , im Stillen für sich «rrihltr Er
wird sich dann 'nicht leicht täuschen, w'enn
•r die Zahl der Pulse auf 70 in der Minute
anschlägst, sobald er zwischen zwei Schlägen
viw zu zählen im Stande ist, .auf circa 100,
Ytensk er nur drei dazwischen zählen kann^ auf
- 69 —
130 bis 140, wenn er nur bis auf zjveikomriit.
Die dazwischen liegenden Zahlen lassen .sich,
nach dieser Grundlage hei einiger Hebung, danu
eben/alls bald bestimmeQ. Ich glaube, dajTs
dieses, wie es scheint, noch wenig benutzte
Hülisiuitlel, welches ich aber keineswegs ßir.
meine Erfindung ausgebe, aligemeiuere An-
nvendung yerdient.
Min lUnstlich nachgeahmter Puls»
Ich kann nicht unterlasseh , hier einen
Versuch meines eliemaligen Collegen , Profes-
ßors V. Parrot zu Dorpat, anznlühren , der
Partys Ansicht Ton dem Pulsschlage bestäligt.
Eines' Tages wurde ich von gedachtem mei-
Beni Collegen aufgefordert, in das physikali-
sche Cabinet ^der Universität zu Dorpat einza«
Irelen. Hier bat er mich , die Finger auf die
gewöhnliche Steile, wo man den Puls zu füh-
len pflegt, an einen todlen, vom Rumpfe ge-
treoulen Arm zu legen. Ich that es und war
nicht wenig überrascht, an diesem todtea ArmQ
©inen regelmüfsigen Pulsschlag zu fühlen» denn
da der obere. Theil desselben verdeckt war, so
tooDie icli nicht sogleich den Grund dieser
Erscheinung entdecken. Hr. Professor v. Parrot
»'eigerte aber mein Erstaunen noch höher, als
®^ einen Fingeji^ der todten Hand amputirte,
^^orauf aus den zerschnittenen Arierieh Was-
^^^ stofsw/ise hervorsprilzte , ganz in dersel-
S^ti Art, wie es das Blut nach dergleichen
4rl>erationen zu thun pflegt. Bei der näheren
, ^ trachtung der Vorrichtung zeigte sich, dafs
. ^^ Experimentator an die obere Mündung der
^^m- Arterie einen Montgolßerhchen Stofshe-
^r angebracht hatte, der in seinen Bewegun-
N
— 70 —
•
gen die Slöfse des Herzens naclial^tnte, und
mit denselben , statt des Blutes , Wasser in
die Schlagadern trieb, was durdi die Venen
vriederum zuriickstromte*. Dieser Yersucii ,al^
lein ist hinreichend zu beweisen, dafs es zur
Erklärung der Pdlsation keineswegs der An-
nahme eirrer periodischen Gsnträctioa der Ar-
terien bedarL -
vi/
Wie bt Hydrothion und Jodtne zu pronondren^
Beide Worte werden äehr häufig falsch
ausgesprochen, namentlich Hydröthian in der
yorJetzlen Sylbe kurz. Dies liefse sith allen-
falls, noch ertragen, allein sehr häufig hört
man sogar JFIydrozion (als ob das letzte h in
dem Worte fehlte) sprachen. In dem Worte:
Jodine dagegen .betrachtet man meistentbeils
den ersten Buchstaben als Consonanten', so
dafs er mit dem zweiten zusammen nur eine
Sylbe bildet. Beide gedachte Fehler lassen
sich leicht berichtigen, wenn, man die Etymc-
logie zu Hülfe nimmt« In Ft)jge derselben ist
Hydrothion au§ i9(0Q (Wasser), und &siov
(Schwefel), zusammengesetzt, und da ei jiiider-
zeit lan^ ist; so mufs auch der Accent, trotz
der Verwandlung dieses Diphthongen in i, auf
die vorletzte Sylbe gelegt werden. * Jod und
Jodine dagegen kommt von dem griechischen
Worte 'lov, das Veilchen, her, unckder erste
Buchstabe tnufs daher als Vocal ausgesprochea
und von dem p getrennt werden , wie wenn
zwei Punkte über dem i ständen. Man ^ufs
daher nicht: Hydrpzionsäure ^ sondern Hydro^
tfüoniäure^ nicht jixidum jodlnicum oder hydto^
i.
— 71 — .
t
jodinkum^ sonderü Acldum ipdmkum/nxiihy^
dnofiimcum siigen.
VII. ^
. .^Warnung vor zersetzenden Beimnchungen^
Wie häufig die Aerzte beim Verschreiben
TOD Kecepten Substaazeo zusammea miscbeo,
die sich gegenseitig zersetzen, ist jedem in
der Chemie Bewanderten hinreichend bekannt;
indessen hat die neuere Zeit Fehler in dieser
Hinsicht aufgedeckt, die früher, selbst von
Chemikern nicht gerügt worden wären. Dle^
Verbindungen ', von Calomel und Magnesia, so
wi/B von; Calomel und Goldschwefel , wareq seit
alten Zeiten, so zu sageo, durch den Gebrauch
geheiligt, und es fiel Niemanden ein, gegei^
dieselben einen Einwurf zu machen, bis vor
nicht gar langer Zeit bewiesen wurde , dab
fiie beide nicht ganz zwecktnäfsig seyen. J3as
Calomel wird nämlich bejin Zutritt wäfsriger
feuchtigkeiteu, von der Magnesia zum Theii
zersetzt; indem sich ein Theil der Säure des-
selben mit der ferde verbindet, und das Oletall
in Gestalt eines Oary(f u/s fahren läfst, Vfie das
Grauwerden gedachter Verbindung, beim Zu-
teilt des Wassers, beweist. Bei dejc Vermen*
^üDg des Calomels mit Goldschwefel dagegeh
^eht ein Tbeil der Säure allmählig an das
^piesglanz-Oxyd über, und constituirt damit
^^oe höchst scharfe Vjerbinjäung (Spiesglanz*
*^Ulter), woraus wohl manche nachtheilige
^Ud heftige Einwirkung des gedachten Präpa-
^^tes auf den Darmkanal, die sich bisweilen
^ tiverm utile t ereignet, zu erklären seyo mSchte.
;^llein selbst auch sehr unschuldig scheinende
Zusätze, wie der des Zuckers^ sind oft gar
— 72. — ' •■ ■
«
nicht $0 gleicbgültlg, als man glaubt.' Es ist
bekannt, dafs der Letztere das Kupfer des
Grüi>spond reducirt, und daher als Gegengift
gegen denselben in Vorschlag gebrach t\\vor-
den ist; ja man darf. selbst nicht jede Verbin-
dung von Quecksilber^ Salzeby namentlich des
basisch^ phosphorsauren damit, für gleichgültig
achten. "Weit mehr Vorsicht erheischt indes-
sen die Verbindung von schwer 'öxydirbaren
Metallen mit Zucker^ am meisten die des Gol-
des in seinen Salzen , ja es ist nicht ein'&ial
rathsam, die Goldsalze in aromatischen Ti^äs^
Sern aufzulösen, indem sie schon durch das
Oel uud den Schleim in denselben zum Tlieil *
zersetzt werden, wovon ich mich beim Ver-
schreiben einer Auflösung des Tripelsalzes aus
Gold, Salzsäure und Nalrum, in rfeffermünz;-
Wasser, in welcher nach einiger Zei^ purpur-
farbige Flocken zu Boden £e1en, .überzeugt
habe 9 weswegen ich iil der Folge ä\e Auflö-
sung gedachten Salzes stets nur mit destillir-
lem Wasser vornehmen liefs, itls wobei kern
Niederschlag erfolgt. Wem ist ferner iiicht die
Eigenschaft des Eyweifsstoffs den QüechÜhtr^ub^
Hmat unwirksam zu inachen bekannt, und Wer
. sieht nicht in der Milch mehr, -als ein invol-
virendes Mittel, wenn sie gegen scharfe Gifte,
gegeben wird? Koch delicater sind die Prä-
pai'ate, welche aus organischen Körpern ge-
zogen werden« Ich will hier nur der Blau^
säure erwähnen , die sich schon von selbst so
häufig zersetzt, wenn Licht und Luft auf sie
einwirken, aber noch, weit leichter durch dea
Zutritt anderer Substanzen zerstört wird« So
verträgt sie sich z. B. nicht mit dem Calomel^
und eben so oft wird sie gewifs durch vege-
tabilische Substanzen zerlegt. Indessen sind
. - 73 - .
/
uns freilich die Bediogungen noch nicht hin-*
länglich bekannt, unter welchen ie.3 geschieht«
Bei dieser Ungewifslieit aber kann ich es nicht
billigen , dieselbe zu Mixturen zu setzen. . Nicht
selten mag wohl ihre Wirkung ' durclv derglei-
. chen Verbindungen aufgehoben , und ihr des* «
"wegen der Vorwurf der Unwirksamkeit ge-
inacht worden ^seyn. Will mau dieselbe nicht
blols mit Wassei^ tropfenweise eingeben; so.
ist unstreitig die bei den Franzosen gewöhn«
liehe Verbindung mit Zucktnvass^r die besto,
die man, wenn zugleich andere Hledicamenla '
nothig sind 9 zwischen denselben, für sich bc*^
sonders, nehmen läfst. Es ist die Frage, db,
nicht selbst der Zusatz von Weingeist, woriia
ihre Qämpfe bei der Destillation so häufig auf-*
ge&ngen zu werden pflegen , ihre Wirkuug
Terändert, wenigstens kann ich bei Innern
JEiitziindnngen. wenn -auch keine Zersetzung«
dabei im Spiele ist, diese Verbindung keines-
wegs billigen , und ich glaube mehrmals beob-
achtet zu haben, dafs eine reine, wäfsTiga
Blausäure viel besänftigender wirkt, als eine;
' xnit Weingeist verbundene, so unbedeuien(|
auch der Zusatz des letzteren zu seya scheint«
vnL
En Paar fPbrte ühtr den gewöhnlichen Thee-
cujgujs.
Der Genufs des grünen und schwarzen
Thee's hat sich seit ein Paar Jahrzehnden ia
£uropa so aus^ebreite' , dafs er fast in allen
Ländern zur Mode geworden ist, und doch
.verträgt ihn bei weitem nicht jeder. Diefs ist
auch keineswegs zu verwundern, da beide Sor-
ten ziemlich stark auf den Organismus,^ wie-
■ /
— 74 —
wolil auf nicht ganz gleiche Weise^, einwir-
ken. Bekanntlich besitzt der griine Thee mehr
narcotiftch«, der schwarze dagegen iriöhr ad-
stringireude Kräfte » so dafs man ehemals auch
glaubte, beide Arten kämen von verschiede-
nen JBäümen. Neuere Berichte haben dieses
widerlegt und gezeigt, dafs der Unterschied
heider Sorten nur auf der 'verschiedenen Zeit
des EinsammelnSy der verschiedenen. Behand-
lung und den .verschiedenen Zusätzen beruhe.
\l''ird nun gleich der Genufs durch die tägliche
Cndwobnheit am Ende ziemlich gleichgültig,
aber auch von der andern Seite wiederum zum
Bfidiirfnifs, so läfst sich doch nicht leugnen^
dfi/s der fortgesetzte Gebrauch hei einigen Blnt-.
wa Uungen und Schlaflosigkeit, bei andern Ver-
sto'pfungen des Stuhlganges erzeugt, wad von
den Bestandtheiien desselben , dem aromati«
scbim , narcötischen und adstringirenden Frin-
cipe. abzuhängen scheint. Man liebt den Thee,
Weijl er eine gewissi^ Heiterkeit und Munter-
keit des Geistes herbeiführt, und fürcht^t'ihu,
weil er leicht Unruhe und Verstopfung er-
zeugt. Die wesentlichen Bestandtheile de5sel-\
hea dind wahrscheinlich das narcotisclie und
adstringirende Trincip, während das aromati-
sche ihm nur durch, mancherlei Zusätze in
China erlheilt wird. Vermöge der beiden erst-
genannten Bestandtheile wird.er in seiner Wir-
kung; dem Rhododendron Chrysanthum ähnlich,
und daher scheint die Gicht bei den Nationen,
die ihn in der gröfsten Menge geuiefsen, un-
gleich weniger, bekannt zu seyn, als hei vie-
len andern; am meisten gilt dieses voü den
Chinesen, zum Theii auoi von den Bussen.
Bei einem vieljährigen AuCenIhalt in Rufsland
habe ich die ausgebildete ächte Gicht bei wei*^
— 75 —
I
• ■ \
l€iii, trotz der vielep Gelegenfceits - Ursscben
dazu , nicht so häufig gesehen als iti Teutsch-.
;. land, und ich inqchle daher den AuTguTs des
Thee^Sy denen die an -einer Gicht anläge lei-
de«, \ör andern empfehlen. Er scheint ver-i
möge seiner wesentlichen Bestandtheile, die
I Empfindlichkeit abstumpfend >und Honisch za
wirken. Will man ihn blofs seiner erheitern-» .
i den Eigenschaften wegen geuiefsen , so ist ea
. woLl am vortl^eilbaijLesten auch nur seine fl\ich-
tigen Bestand tlieile auszuziehen. Dies ist i>i-
desseo bei der gewohnlichen Bereitungsart, wo
man. ihn mit heifsen WasSer digerirt, nicht
>Yohl zu erreichen, und ich dachte daher auf
eine in dieser Hinsicht zweckmäfsigere Berei--
tuDgsart. Diese fand ich in ^dem Verfahren,
welches wir bei der Bereitung des Kallee^s
' aoznwenden pflegen, d. h. in dein Filtriren.
Uebergiefst man nä'mlich den Tbee mit ko-
chendem Wasser dergestalt, dafs dasselbe schnei}
wieder durch den durchlöcherten Boden auf
welchem er ruht, abfliefsen kann, so erhält
man ein Getränk, welches lieblicher und f^i-
^^t Ton Geschmack ist, cils die gewöhnliche
lofusioD. Dem Oeschmacke nach enthält es
Weniger Gerbestoff und ist daher weniger streng
^Oö Geschmack, dage;;en. aber hinreichend mit
^Öchtigen Bestandtheilen angeschwfiogört und
^^lier feiner und lieblicher. Ein solches Ge-r
^f^ink scheint mir für die, welche zu Obstriik-
^^nen geneigt sind , am angemessensten zu
f^'yn. Will man übrigens den zusammenzie-
i^-^nden Eigenschaften noch mehr entgegenar-'
^^iten, so kenne ich kein hesseres Mittel da-
^^, als einen Zusatz von Honig, statt des
^ tickers. Wem der Honig angenehm ist und
^^nst zusagt, dt^r wird diese Yerhinduog dfit
- 76 — .
gevrobnliclieii selbst in Riiick&Icbt des
sckrnackes yorzieben^ besonders aber ini
Einwirkung derselben auf die Yerdcinungsv
zeuge gewifs sebr zufrieden seyn. leb
che bier aus meiner eigepen Erfabruug^ ii
ich den Tbee seit längerer Zeit auf diese V
geuie&e« Ohne inir Wallung zuzuzleben,
der KaiTee, besänftigt er diel krainpfhi
Spannungen im Unterleibe, erregt Ap|
treibt Blähungen und steigert das Deal
milgen. '
— 77 —
mmmm
III.
Bewährung
4 er.
vom Professor Dr. K. H. Dzondi
bekannt gemachten suverläfsigen
H.eilart der Lustseuche
aus Tieljähriger Erfälituog
von
m
Dr. G. A. Grahli
praktischem Arzte zu Hamburg.
W enn ich der vom Hrn. Prof., Dzohdi in die
Welt geschickten neuen Heilart, — die, bei-
läufig gesagt^ doch wohl nicht allen Aerzten
als neu erscheinen ihögte — der Lustseuche
als zuverlafsig das Wort rede, so glaube in di^
ja nicht, dafs irgend . ein anderer Antrieb als
der der reinsten Wahrhaftigkeit, begleitet von
dem besten Willen, das Zuverläfsige der Heil-
kunde zum Gemeinwohl der leidenden Mensch«
heit nach Kräften zu fordern, mich, dazu be-
wegen konnte. Dazu stehe ich wahrlich' noch
zu abgesondert vom grofsen Ganzen und viel
zu klein für die gelehrte Welt da, als dafs
ich auf solches Ansinnen Anspräche haben
— ■ 78 • — ■
dürfle. Auch genügt mir's^ dasjenige gleicli-
sam nachbetend anzupreisen > vras Dzondi in
seiner yorlreillrchen Schrift über die neue Heil-
methode der Syphih's so klar und deutlich
yotgeträgen hat.
niehr als meine sechsjährigen Dienstjabre
als 1?IiIitär-Ärzt, wo iclx Gelegenheit hatte,
die Lustse^uche unter den Terschiedensten Hirn-
melsslrichen und namentlich in Teutschland,,
Fohlen:, liufsland, Frankreich und Italien, hei
allen diesen Nationen in- allen Formen und
Graden ihrer Bösartigkeit zu behandeln; geben
mir die vielen voUköminnen Von der Lnstsdu-
rhe geheilten Falle meiner Citü- Praxis ein
' Recht darauf> der DzondPscheu Heilart, die
auch seit vielen Jahren in ihrem Hanplfunda-
menle die rneinige ist, öiFentliche Anerken-
iHing ihrer- Bewährtheit angedeihen zu lassen.
Wie anmafsend es auch scheinen mag, wenn
ich sage, dafs-, ohne jemals in der Dzon(W^
sehen Schule gewesen zu seyn, ich dasseflbe
Heilverinhren bei syphilitischen 'Krankheiten
beobachtet und als das beste und glücklichste
befunclen habe: so berufe ich ihich, diese 3^*
liauplung rechlfertigead, auf das Bezeugen der«
jenigen Herren Apotheker sowohl hiesigen als
anderer Orten ^ iä deren Offizinen nach mei-
ner Vorschrift zur Heilung syphilitischer Ki^ank-
heiten Medikamente bereitet wurden» 60 wie
der vielen geheilten Individuen , bei denen ich.
in dankbarer Erinnerung fortlebe, davon ich^
%eit,er unten einige Krankheitsgesthichten mit-
theilen werde. Doch nun zur Sache selbst.
Nach meiner Erfahrung und nach mefnem
besten Wissen bestätige ich cfui das gewissen-
hafteste I dafs der Sublimat in allen Formen
- 79 - ,
der Lustseuche t untrr jeglicliem Verlialtnirs
und in ^en maDDfchfaltigsten Krankheils/Hifs^*
Tangen einer lar^irten Syphilis, in diaphoreti-
tcber Aft und iq nach und nach steigenden
und grofsen GaheA gegeben, das untriiglicliste,
jraverläfsigste Heilmittel ist. J^Me Ineine glück*
I Jichen Kuren langjähriger Uebel der fiirchter-
liebsten Art -verdanke ich diesem Frch'parate
anis dem Quecksilber. Der Subh'mat war es,
womit ich der gestörten häusliehen Eintracht
den Frieden wieder hrac*hte; durch ihn wurde
den schrecklichsten Verunstaltungen ein Ziel
fresetzt ; Menschen , die Jahre lang sich der
Welt liatten entziehen müssen und in tiefer
Einßamkeit ihr jammervolles Leben vertrauer*
ten, wurden durch dieses Mittel der bürger-
lichen Gesellschaft als nützliche und thätige
llitglieder wiedergegeben , ja , ich erinnere
'ffucfa eines f alles, wo ich einen - Blensch^ti
darch meine bestimmte Zusicherung, ihn von
seinem Elende zu befreien , am Selbstmorde
Terhi/iderte, der jetzt als ein gesunder, rüsti-
ger Mann seinen Pflichten mit Frohsinn und
JLeichtigkeit auf das treueste wieder nach«
kommt.
Form, jin der Anwendung und JDusis des
Mineis.
Hinsichtlich der Form, in welcher der
Sablimat gegeben werden mufs, ist es unleug-
bar, dafs die rilienform die bequemste und
siclierste ist ; jedoch gleube icli denen , nach
meiner yorschrift bereiieten Pillen den Vor-
zug geben zu müssen^ weil sie
1) weit mehr geeignet sind, die nachtliei-
ligen Einwirkungen des äfzendeu Sublimats
, - 80 - ^ .
auf die Alagenfläche abzuhaUen, wornacli ich
nicht selleu iiach Jahren noch die fiichterlich^
ste Cardialgie entstehen sah, und
2) weil sie l>ei wei(^ auflö&licher und
selbst bei längerem Aufbewahren nie so hart
als die mit Brodkrume bereiteten Pillen wer-
den. Sie ist folgende: Hec. Hydrarg. mur. coK
• ros» gr. lij. Ammon. mur. gt. v/jf, Solv. in ^q.
dest: c. q. 5. Solut* ßltrat,, admiscez Puh. lt. Sa^ ,
lep. drachm^ ///. Pulv. Gumm. ^rab. drachm. j.
Miste accurate in massam pilularemj pilulae atqua
formantur pondere jsranorum duarwh conspergtntm
Pulv. Cmnamomi vd J^ycopodii^ JD.
Von dieser Masse lasse ich den eisten und
zweiten Tag Morgens und Abends fünf Stück neh-
men, und steige den dritten Tag bis zum nannten
tiiglich mit zwei Tillen, so dafs in neun Tagen
diese drei Grau Sublimat verbraucht wistrd.en.
Alsdann nehme ich einen Gran SubUniat mehr
und lasse, ^/on dieser zweiten Masse den zehn-*
ten und eilften Tag nur eirimal und zwar gleich
nach dem Essen mit zehn Pillen wieder an-
fangen und mit dem zwölFten bis achtzehnten
Tage täglich zwei Pillen wieder mehr nehmen.
Abermals vermehre ich die dritte Piilenmasse
um einen Gran Sublimat, und gebe nun erst
die Pillen einen Tag um den andern, indem
ich den 19ten Tag zwanzig, den 2lsten Tag
zwei und zwanzig Pillen und so fort bis zur
gänzlichen Heilung des Uebels, jede Gabe. um
zwei Pillen vermehrt , einen Tag um den an«
dern nehmen lasse. In sehr vielen Fällen ver-
schwanden alle Symptome des Uebels nach-
dem diese, dritte Masse verbraucht war, in'
manchen jedoch war eine vlerle und fünfte
Per-
Portion erforderlich ; 'nie aber habe ich den
iSublimat über 1| Gr^n pro Dosi gegeben. Was
diese Art den Sublimat zu reichen für sich
liat, wird einem JlBden, der die wanderbare
Heilkraft dieses Mittels kennt , von selbst ein-
leuchten.
Das diätetische Regime^ welches ich dabei
beobachten lieis, konnte^ verihöge der Verhält-
nisse, nicht bei allen Krauken gleich seyn.
Einige gingen dabei aus und lagen ihren bür«
gerlichen Gescliäften ob, wählend andere streng
da« Zimmer hüteten. Einen Theeaufgufs oder,
vras noch besser ist , ein Dekokt aus der Sas-
sapariUwurzel und Sassafras tranken Alle, ei-
nige mehr, andere weniger. Die Zimmerarre-
•tanten a&en wenig, Morgens und Abends nur
etwas Brod mit Bouillon, oder Hotzthee,. Mit-
tags Suppe, sechs Loth weifses Fleisch, et*
was leichtes Gemüse in Bouillon gekocht und
ein wenig Bröd ; Wein» Bier und Branntewein
gar nicht. Dahingegen die Ambulirend^n ih-«
rer gewohnten Lebensweise nachgingen , und
nur die streng verbotenen Speisen vermieden»
Alle aber wurden geheilt und erfreuen sich
seit vielen Jahren einer durchaus dauerhaften
Gesundheit.
Kranihdtsgeschichten,
Nr. 1. Im Jahre 1815, den ISten November,
nachdem ich einige Wochen zuvor aus dem
südlichen Frankreich in meiner Vaterstadt an-
gekommen, examinirt und als Wondarzt ad-
mittirt worden war, beschied ein ehemaliger
Schiffskapitain und jetzt Victualienhändier in
B«, mich zu sich, von mir, wie vielleicht von
vielen meiner Vorgänger | freilich mit berühmt
— 82 —
* leren Namen, nichts wi^ter als einen vergeb-
lichen Versuch erwartend, jedoch iim nichts
unversucht zu lassen^ da selbst dem vergeb-
lichen Streichen eines berühmten Magneüseurs
das widerspenstige Uebei den Gehorsam ver^-
weigerte und weder dem Wasser noch dem
allmächtigen Hauche einer magnetischen Wun-
derkraft Unterthan werden wollte.
Ich fand einen Mann von 36 Jahren, blond,
ohne Bart und mit sehr dünnem Kopfhaar
(Folge des im Korper wSthenden Giftes); ab-
gezehrt wie ein Gerippe , beim Sprechen stark
durch die Nase schnarrend, den ein eü Unter-
schenkel mit rdnfgröfsen Geschwüren bedeckt,
wovon ein Paar die Gröfse einer Unterlasse
halten ; das rechte Knie bis zu- dem Umfange
eines starken Mannskopfes exostotisch aufge-
trieben. (Das Uebel war vor vierzehn Jahren
in Südamerika acquirirt). Jabre langes Luiden
hatte jeden Frohsinn von dieser Familie» ver-
ficheucht, und die vielen mifslungenen Kur-
methoden so wie der vergebliche Gebraucli
der Bäder und Heilquellen zu Elisen und Nenn-
dprf halten auch das kleinste Fünkchen von
Hoffnung auf eine bessere Aussicht ausgelöscht.
Dennoch unternahm ich ein Werk j das mit
dem glücklichsten Ausgange gekrönt wuAe.
Schwefelbäder entzogen dem Kranken das un*
schicklich gereichte und im Körper ruhende
Uebermaafs von' Quecksilber; starke Dekokte
von Sassaparillwurzel und Sassafras öffneten
vollends das Hautorgan und ihachten dasselbe
zu einer besseren Ausdünsilung fahigV Schon
in der letzten Hälfte der zweiten Woche wur-
de Sublimat, freilich in der sehr unschickli-
chen ut^d abscheulichen Form des van SmUtn
4
^ 83 -. ' /
-— dSem auf damaliger Stufe meines Wissens
— — gereicht und allmähUg i^it der Gabe geslie«
Sen, so dafs Patient nach Verlauf von zwei
[onateii ein und einen halben Gran Sublimat
pro Dosi nahm und als völlig gehelH entlassen
warde, nachdem derselbe zwei und vierzig .
Gran vom Mercur. suhl, corros. zur YoIIendu^^^ ,
der Kur verbraucht hatte.
Zum Erstaunen aller seiner Blitbürger ging
der, von Allen für verloren gehaltene Mann
seinen -Geschäften wieder nach , und ist nocl^
jetzt ein redendes Beispiel von den aufseror-
denllichen Wirkungen dieses vortrefflichen
Btitiels.
Diese Kur machte Aufsehen; ich wurde
irielsätig begehrt und war in allen Fällen ver-*
alieter Uebei syphilitischer Art durch grofs<l
Gliben des Sublimats nicht minder glücklich«
^ •
Nr. 2. Beweist, dafs chronische Dialrrhoeen
oft nur dem Sublimat und keinem andern Mit-
tel weichen > besonders dann, wenn Opium,
selbst in grofsen Gaben , nur eine kurze temr
poräre Wirkung äufsert,
Hr. V. S. in K.> ein langer hagerer Mann,'
mit schwarzem Haar,. 37 Jahr alt, welcher im
Jahr 1808 als Rittmeister bei einem Kürassier-
Regiment in der Uckermark gestanden und da-
selbst * die Lustseuche acquirirt hatte , gegen
"welches Uebel ihm von seinem Regiments-
Arzte Bfercurialmittel verordnet woj*den wa-
ren, die aber, durch eine wahrscheinliche Er-
iLältung beim Exerciren, solche heftige Wir-
kungen äufserten, dafs Patient an den üntem
V 2
— 84- ~
I
Extremitäten total gelähmt wnrde, und von
der 2eit an täglich mehrere Stuhlgänge hatte.
Nach eiii Jahren (im December 1819) , nach-
dem manches fruchtlose Mittel versucht wor-
den war, Uagte mir derselbe sein («eid, be-
sonders lästig war ihm die immer mehr und
mehr überhand nehmende Diarrhoe, welche
«im diese Zeit selbst nach 60 Tropfen Opium-
tinktur, sage sechszig Tropfen von einer nach
der PreufsischenFbarmacopoe bereiteten Opium-
tinktur, täglich zweimal genommen» nur we-
nige Stunden nachliefs. Nahm Patient kein
Opium, so hatte derselbe in 24 Stunden
zwanzig bis dreifsig Stuhlgänge, ja oft noch
mehr. . . '
Die Wirkung des Sublimats als Gegen»
gift nach Opiumvergiftungen bei *den Orien-
talen hätte mich allein bestimmen können:
denselben in diesem Falle anzuwenden, wenn
nicht überdem die Ursache des Ü^bels* zu
deutlich sprechend seine Anwendung erheisch-
te. Hr* V. S. unterzog sich nur zu gern mei-
ner Heilmethode und hatte die grofse Freude,
in kurzer Zeit die glücklichsten Besultale da-
von an sich wahrzunehmen« In der ftinfteu
Woche halte derselbe nur einen oder zwei,
höchstens drei Sedes in 24 Stunden, auch
konnte er um diese Zeit schua ohne Stütze
gehen , was friiher ganz unmöglich war. Lei-
der rief eine anderweitige Bestimmung mich
von dannen, so dafs ich das Ende der Kui*
nicht abwarten konnte. Patient hatte tiin
diese Zeit 12 Gran Sublimat verbraucht (pro
Dosi einen Gran genommen) bedurfte aber^
wie leicht einzusehen ist, noch mehr»
t .
— 8.5 .—
Nr. 3. u. 4. wnirden in meinem Haiise, unter
strenger Aufsicht ,-^anz auf oben beschriebene
Art innerhalb 4 und 5 Wochen vollkommen
und gründlich geheilt.
Beide litten an einer secundaren Syphi*
Jis , welche sich bei Nr. 3. f einem Hanne von
33 Jahren, stark und robust, als Knochen*-
leiden der Nase und des Siebbeins zeigte,
das sich durch den eigenthiimlicLen Geruch
aus Mund - und Nasenhöhle deutlich kund
gab und später durch Absonderung der Cnstd
galU bestätigte; bei Nr. 4* abert einem Man-
ne von 24 Jahren , mehr in den Thßilen des
i^eichen und harten Gaumens, den Tonsil-
len und dem Zapfen seinen Sitz hatte, ob-
gleich auch bei diesem sich schon Kno**
chenstücke der Muschel abgesondert hat-
ten« Geschmack - und Geruchssinn fehlte bei-
den. Beide waren bei Acquisition des Ue-
bels, als primärer Schanker an den Ge«
schlechtstheiien, schlecht behandelt, was die
Art der Behandlung so wie das sekundäre
Leiden hinlänglich erwiesen. Nr. 3. bedurf-
te zu seiner völligen Wiederherstellung nur
12 Gran, während Nr. 4. mit 17 Gran des
ätzenden Sublimats radikal geheilt wurde«
Bei ersterem, welchen ich Tor 4 Jahren ba-
bandelte, war das Maximum der Gabe 1 Gr«, «
bei letzterem, welcher erst vor einigen Ta-
gen entlassen wurde, 1| Gran die höchste
und letzte Dosis.
a
Ich schliefse hiermit meine geschichtli-
chen Mittheilungen, deren ich aus Mangel an
Zeit, nur einige von meinen vielen Beobach-
■*'■ 1-.
• l
- 86
taogen; mit Rücksicht auf Versdbicideiilieit
des Uebels ,* Dauer iet K^r und Quantum
des erforderlichen Sublimats f ausgehoben habe,
und füge nur noch den herzlichen Wunsch
hinzu, dafs diese neue, zuverläfsige Heilart
der Lustseuche bei dem grofsen ärztlichen
Publikum recht bald den zu wünschenden Ein*
gang finden möge, «r- . .
f
— 87 -
Krankengeschichte
am 30ten Decbr. 1825 in Weimar veirstoirbeiieQ
Herrn Hofraths Dr, R^hbein.
«■■«
S^cbon IQ seiner frühem Zeit litt der Verstört
bene an heftigen NierenschmerzeD, jedesmal auf
der linken Seite , die Derselbe fdr Steinschmer-t
zen hielt; seit 10 Jahren -wichen sie» xinß. er
hatte nar noch einigemal ganz kleine Spuren
derselben. Seine Natur änderte sich in sofern,
dafs er nun beL jeder Bewegung leicht und
stark schwitzte, vorziiglich am Kopfe ^ der öf-
ters mit halbseitigen Schmerzen befallen wur«
de , welche auch wohl den ganzen Kopf ein«
nahmen. Sein Appetit, Schlaf und Aussehen
v^aren dabei gut, und sein Körper gut genährt.
Vor ohngefähr 2 Jahren bekam er hinten an
der Wurzel der Zunge und zwar in der Mitte
einen Auswuchs, | Zoll hoch, in Gestalt ei-
ner hochgestellten Bohne, der durch kein Mit-
tel wich , als durch das öftere Ueberstreichen
mit einer Sublimat -Auflösung. Vorher als er
aus dem Marienbade zurückkam, hatte er auf
Einern Ohre das Gehör veiloren. Sein Kopf-
- 88 — ,
weh Icam nun öfters und seit ' dnein Jahre
zeigten sich eigene ZufHlle. .Er konnte näm-
lich öfters die Objecte nicht mit den gehöri-
gen Namen bezeichnen, auch wohl bei JKLran-
kenbesuchen die nöthige Verordnung nicht nie-
derschreiben ; ein andermal klagte er, dafs ihm
plötzlich seipe Sehkraft verginge und wie Was-
ser Yor seinen Augen wäre. Er suchte sich
sehr häufig durch Blutegel an mehrere Orte
gelegt y selbst durch Aderlässe am Fufse zu
helfen , bis endlich sich seine Natur durch täg-
liches Nasenbluten erschöpfte, wobei er zuletzt
sogar auf die Gedanken kam, als ob er die
honigartige Harnruhr habe, weil gewöhnlich
mehr Urin abginge > als im natSrliehen Zu-
stande und nach dem Betrage seines Getränks,
welches aber mehr davon herrührte, dafs sein^
frühern am Tage erfolgten Schweilse ganz weg-
blieben. Allein er behauptete mit Ueberzeu-v
gung, dafs er b^s^tinunt die Harnruhr habe.
Der Urin wurde also chemisch uniersucht und
nichts Widernatürliches gefunden. Zu bemer*
ken ist noch, dafs der Verstorbene sonst sehr
gut Wein vertragen konnte, 'und seit i Jahre
aber Koffend oder Halbbier trank.
Am 21ten December 1825 afs er Gänl^e-
leber Abends in Gesellschaft, und ärgerte
sich nachher. Schon an demselben Abende
bekam er starke Uebliclikeit mit Neigung zum
Erbrechen, welches auch den 22ten fortdauer-
te und sogar den 23ten ej. einen heftigen boh*
xenden Kopfschmerz von der Schlafgegend
durchs rechte Auge gehend veranlafste. Nach
seinem Wunsche wurden in diesem Augen-
blicke hinter beide Obren H SlUck Blutegel
und an beide Beine Sendzüge gelegt, welche
- 89 - , ;
•
dnrch geliöriges Ziethen ibre^Wlrkang. zeigten.
Der Tuls war an diesem Tage bei dem 15ten;
Schlage aasselzen^ und etwas voU» und wenn
nfan den Kranken auf die Beine brachte,
mufste er sich beständig im Kreise herumdre-
hen. Ein auswärtiger Arzt , der ihn an die-
aem Tage besuchte, verordnete eine Mischung ^
aus Acid. tartaric, Tart. einet. Extr, Aconit^
Aq. Mdiss. et Liq. Minderer» Hierbei wurde
noch an demselben Tage ein grofses Vesicator
auf den rechten Arm gelegt. Die Nacht war
aufserst unruhig, die Augenschmerzen heftige
xind Fat. entblöfste beständig den Leib mit den
Beinen und Armen, sein Puls War sehr ge-
sunken, Tat. versicherte, dafs er mit dem
irechten Auge nicht sehen konnte, und seine
Zunge war mit gelbem .Schleim belegt. Die
Oeffnung wurde mit Clystieren befordert un^
zugleich ein Fiilver aus Magnes^ carb. Acid.
tart, €88, und 2 Tropfen. Oh Cajep, Rad.
JBeBad, Sacch. alb. verordnet ; allein, das Uebel-
aeyn und Würgen dauerte beständig fort und
man rieth ihm ein Emeticum zu ' nehmen , wel-
ches er ganz verweigerte, obgleich der üble Ge-
ruch aus dem Munde sehr stark war. Ee
w^urde also blofs das krampfstillende Pulver
fortgesetzt nnd nachher Abends alle 3 Stunden
ein Pulver aus JSxtr, Acoruii Hyosryanü Sacch,
filb. gereicht.
Die Nacht wurde sehr schlecht zugebracht,
obgleich zuweilen 1 Stunde l^ng ein schnar-
chender Schlaf erfolgte; der Puls blieb aber
klein und geschwind , und man bemerkte den
26ten ej. früh , dafs der linke Arm und das linke
Bein gelähmt worden waren, worauf dann zwi-
schen die Schultern und die ganze linke Seite 42
— 90 —
■ •
Scbropfkopfe und nachher noch eine epanische
Fliege an denselben Arm und 2. ans Qem gelegt
wurden', womit ein starkes Infus, aus F/on
Arnfcae mit Sah Ammön. dep. innerlidi ver-
bunden wurde.
Den 27ten ej. Die Nacht hindurch erfolg-
Ye zwar etwas Schlaff docli blieb sein Schmerz,
obgleich gemildert, über und! in dem Auge,
Fat. Tersicherte, dafs er wieder mit dem rech-
ten Auge etwas sehen könnte, doch waren die
Augenlieder den ganzen Tag mehr geschlos-
sen^ der Puls blieb wie den vorigen Tag, die
O Öffnung wurde durch 3 Klystiere aus Flor»
Amicae und JRaܫ Vakrian. nicht erzwungen/
sein Schlummer glich mehr dem SopoTj, doch
zeigte er in bessern Augenblicken seine gewöhn-
'liehe grte Laune. Weil man nun bestimmt
glaubte, daCs Extravasate im Gehirn vorfan-
den wären , wurden Eisumschläge auf den Kopf
beständig gelegt» .
Den 28ten e}. Die Nacht war etwa» ra-
higer und es erfolgte sogar 2| Stunden Schlaf,
obgleich rasselnd und schnarchend; idlein der
Leib trieb sich etwas auf, der Stuhlgang war
nicht erfolgt, der Schmerz verbreitete sich
stärker im Kopfe, und zwar nach und nach
hinten auf 'der rechten Seite, das Auge wur-
de wieder geschlossen, der Puls bli^b wie
vorher. Es wurde eine Mischung auä Ol, JSi-
, dni mit Sah mir. Glaub, gegeben , welche 4
gräuliche Stühle erzeugte und Einreibuneen
auf den Unterleib aus JLinim, sapon, campnorm
beschränkten die Auftreibung. Zugleich wur-
den heute Cahm, täglich S mal 2 Gran pro
Dosi gereicht nebst dar Ahücä,
— 91 —
' Den 29ten e]. Die 'NacBt war ebenfUIs
unrnliig^ der Puls kleiiver^ das Schlingen 9cliwe*
. Ter, Stuhl und Urin gingen unwillkiihrlicli ab, ,
die PupiUen erweiterten sicTi, der üble Geruch
aus dem Munde war stärker, die Mittel war^
den mit Mühe Seigebracht, obgleich vieles
herausflofs.
- ' Den 30ten ej. Die Nacht noch schlimnißr.
Mehr oft Röcheln, der Puls kaum fühlbar. Es
wurde noch Serpentar'ui mit Senxga mit Mühe
. beigebracht und so erfolgte röchelnd Nachmit-
tags gegen 2^ Uhr der Tod.
Bericht
dir Ohduaion da Herrn Hoff, Dr. jRehbtin.
Kopf höhle.
Nach Zurücklegung der äufsern Integu-
mente , die nichts Abnormes darboten, erschier
nen mehtere bläuliche Stellen an Ter£(chiede->
nen Stellen des Schädelgewölbes , wie am Un-
ken Stirnbein und am Schuppentheil des rech-
ten Schlafbeins; doch fiel am meisten ein sol-
cher Fleck am linken Scheitelbein auf^ 1 Zoll
Ton der Pfeilnath und nicht weit von der Sur
tura lambdoidea entfernt; auch trat etwa^ Blut
ans der linken Schuppennath hervor«
Nachdem die Knochen durchsägt und die
Schädeldecke weggenommen war, zeigten sich
die Blutgefäise der harten Hirnhaut airwar et-
was, jedoch nicht so mit Blut gefüllt und
strotzend, wie es bei einem Blutschlage zu
seyn pflegt, aber wohl war die ganze Gegend
— 92 —
dieser Haat an beiden Seilen der grofsen Hirn-
sichel iriit sehr vielen rnclüonlschen Oriisen
bedeckt, die besonders da,' wo am linken
Scheitelbein schon äulserlich jene bläuliche
Stelle sich zeigte, so grofs waren, dals sie
rechts und links ^ als zwei halbzollgrofse iorm-
liche Knoten hervorsprangen und auf der Tin-
ken Seite bereits den grofsten Theii des Kno-
chens verzehrt und 'sich eine • Grube gebildet
hatten, die blofs eine dünne durchscheinende
Knochenlamelle vom Fericranium und der seh-
nigen Haube trennte*
Das Oval des Schädels war übrigens. an
der rechten Seite zwar mit dickeren Wänden
Tersehen , als auf der linken , hier aber gleich-
mäTsig nach vorn sich verschmälernd , wahrend
an der rechten eine kleine Ausschweifung in
der Schläfengegend bemerkt wurde, wodurch
der Schädel ein »etwas veirschobenes Ansefan
erhielt.
Bei der Wegnahme der harten Hirnhaut
zeigte die Arachnoidea an vielen Stellen einen
entzündlichen Zustand» gelbe eiterähnliche Strei*
fen begleitetet en die Blutgefäfse in den Win*
düngen des grofsen Gehirns, sie hatten theiU
weise in Folge von Ausschwitzungen' ihren
Glanz verloren und bedeutende Exsudate ka-
men zum Vorschein, als die grofse Hirhsicliel
zurückgelegt wurde, die sich so entwickelt
hatten , daf$ sie als ganz freie rechts neben
der Falx liegende, mehrere Zoll lange und
1 — 2 Zoll dicke Fäden von gelber eiterartiger
Farbe und polypenähnlichen AAsehn heraue-
fielen.
Am herausgenommenen Gehirn - bemerkte
man viele Verwachsungen qnd 'Verdickungen
t ,
— 93 —
, eine bräunliche llvitle Farbe,
:,ßie nicht sobald nach dem Tude und in
Igel heim Erhärten des Gehirns im Wein*
entsteht, zeichnete die vordere }<'läche
rlängerten Marks und eine grofscre Welch«
,,der sonst unverletzten Basis cerebii den
plrn Lappen defr rechten Seite aus^ wozu
.nach oben und hinten noch eine mehr
llgrölse Slelle kam, wo die Hirnsubstanz
»ich war, dafs sie wie eiii Schwamm
Heransnehmen des Gehirns hervortrat,
^Diese Erweichung des grofsen Gehirns
noch auffallender beim Eröffnen der
thohlon. Schon bei den ersten Schnitten
man in der grauen Substanz der Gyri
ler, deactri mehrere fast violette oder
lefen ähnliche dunkler gefärbte umschrie*
Stellen, die offenbar als Folgen einer
len Entzündung von erweichter Suixstan^
irea gebildet wurden. So wie aber die
des , rechten Seitenventrikels durchschnit-
zurückgelegt wurde, fand sich:
1) fPasseVt was vorzüglich das vordere
einnahm (ungefähr i Unze.)
Q Ein bedeutendes (wohl eine Unze be«
rdes) Coagulum von ergossenem BJuu im
igenden» wenig im Liniern Hörn, ausr
»Inufs grofsen Stücken bestehend.
3) Eine bedeutende Erweichung der Medul-
ibstanZf wodurch nicht allein alle Wände
[absteigenden Horns Glatte und Glanz ver-
und zugleich, wie meist bei Erweichung
iser Substanz, eine gelbe Farbe angenommen
pan, sondern alles aufserdem aufgelockert
hr, daCs man nach hinten unabhängig vom
0
— 94 —
Comu posterius eine unregelmafsige Höhle in
deiofi Lobus posterior cerebri yerfölgeu konnte,
ungefähr der ahnlich, welche nicht selten in
der Glandula thymus vorkommt. Die Erweich» ng
drang in hintere und mittlere Gehirnlappen bis
an die Oberfläche, weniger in vordere, war un-
gefähr 4 Zoll lang, ij^^ breit und erstreckte sich
bis an den Ausgang desCornudescenddns^ wo eich
das Blutexträvasat angehäi^ft hätte»
Alle Hauptgebilde der Hohle (wie Corpus
striatunij Stria Cornea^ innerer Theil des Colli-
culus opticus y Taenia^ Pes Hippocampi major ^
Cükar ävis^ Corpus i:aüo8umj Septum lucidum^
,^Forn!x) , waren normal heschalFen , ohne ihren
Glanz verloren und an der Erweichung Theil
genommen zu haben« Niir den äufsern Theil
des Sehuervenhügels hatte die Auflockerung er-
griiTeii, so dafs zwar das Corpus genicülatum in**
umum und posterius suptrius ihr gesundes An«
selin behalten hatten, aber der üii/iere knieior*
mlge Körper, der in den Sehnerven übergeht,
sainmt dem daran nach vorn grenzenden Theil
des Thalamus fest bis an die Stria Cornea, in
Form , Färbung und Gohärenz verändert war«
Der Sehnerve selbst war vollkommen normal
auf beiden Seiten.
4) Eine aufs&lordentliche Menge von J^er«
knbcherungspunkten der Hirnpulsadern^ deren lllasse
zwischen Knorpel und Knochen stand* Sie
überzogen besonders gröbere Verzweigung der
Arteria Jossae Sylyü dextri hteris^ waren über«*
haupt aber in allen Arterien , um welche Er-
weichung Statt fand, durch den' Contrast mit
der übrigen Auflockerung sehr auffallend^ nn^
Selbst die Gefafse der linken Halbkugel erschie-
nen von diesem Ossificationsprozesse nicht gans
irei. Die Stämme der Basüari» und Carotis ce*
. _ 95 —
ribraMs zeigten noch keine Spuren davon, und
erst am CircuJui WiUi&ii schien die Desorgani-
sation zu beginnen.
Die linke Hemisphäre war im Allgemeinen
upd so auch im Seitenventrikel , bis auf eine
beträchtliche Ansammlung von /Posi^er und eine
grofse Menge yoq Hydatideri und Pachionischen
Körpzrchen im Geiafsgefiecht (die im rechten
sich zwar auch, aber in geringerer Zahl und
Grofse gebildet hatten) Ton ganz gesundem Aq-*
sehen , ohne von Blulextravasalea oder Erwei-
chung etwjas erkennen zu lassen.
Die Commisswa anterior, mvllls und ppste-^
rior^ das Foramen 3fonroi, Vmtriculus tertius,
^'Infundibulum und Hypophysis y Corpora quadilgt-
minfl , Aquaeductus Sylvii, Glandula pinealis mit
üiren Schenkeln waren normal gebaut. Nur
Verwachsungen der uärachnoidea und Pia rriater «
mit der untern Fläche des Gewölbes und Balkens,
mit der Zirbel , dem kleinen Gehirn und den vor
ihm Hegenden Theilen zeigten sich übierall.
Das verlänge'rte Mark und kleine Gehirn ^
waren von gesundem Aussehn.
Brusthöhle.
Das Herz war von yielen Fett bedeckt,
die rechte Lunge stark an der Pleura costalis
angewachsen^ sonst alles und auch die ganze
Unke Lunge normal.
Bauchhöhle.
Die äufsern Bedeckungen, die Netze etc.
waren sehr fettreich , die Leber etwas grofs und
dunkel gefärbt \ die linke Niere auf der Bifdüngs-
stufe des Foetus stehen geblieben und in deutli-
che abgesonderte Nieren -Läppchen (Reniculi) ge*
theilt. Blase^i^ Ureter, Nierenbecken ohne Steine
und wie die rechte Niere normäL '. ^
111^—1—1 I I " "
« ■ • ', I
— 96 •«
I «
V.
U e b e r
Da r mg eschw.üre
in typhösen Fiebern.
Von
Dr. N e u m a n.n^
Regierungmth und Arzt der ClitxU^ in Berlin.
^ehr häufig komineD in den meist^ji europäi«
sehen Ländern zu allen Zeiten, besonders aber
im Sommer und Herbst > Fieber vor, die mit
dem ansteckenden retechialfieber in Form und
Verlauf grofse Aehnlichkelt haben , ob ihnen
gleich der ansteckende Charakter gänzlich ab-
geht, und das Exanthem, welcbes bei jenea
selten fehlt, bei ihnen nur selten lind auch
fäanii nur in kaum merklichen einzahlen Fleck«
cheo auf Lenden, Brust und Oberarmen zum
Vorschein kommt. Sie beginnen iibrigen8>
gleich jenen, nach einem Siadio prodron^^rum
von unbestimmter Dauer, das selteo andere
Beschwerden zeigt , als Appejdtmangel, Unlust^
Trägheit und Schlaflosigkeit des Kranken : dann
beginnt ein sehr gelindes Frieren yon mehr-
tägiger Dauer , mit Kopfschmerzen verbundeo ;
es ist dem Kranken, als kgnne et sich nicht
er-
.t
I
- 97 r-
rarmeo, aber nie fühlt er ordentlichen Schfit-
rost ; der Kopf ist schwer und die Ohrea
ngen. Nim tritt die erelhische Fieberpe*
le ein , die seilen ohne Symptome von <aU
iei Localentzündungen verläuft, obgleich der
1^' Entzündungen höchst vevschiedene , viel
»amere Verlauf, die fast constante Trok-
lelt der Haut und die Entzündupgskrank«
in gar nicht eigenen grofse Passivität und
lliturnilät des Kranken, verbunden mit dem
itbümlichen, matten und stumpfen Aus-
des Gesichts und der Augen jeden nur
^ermafsen aufmerksamen Arzt schnell und
ir belehren ^ dafs hier von keinem inilam--
)rischen Fieber die Rede sey. Diese Te«
geht nun, wofern nicht. die Herstellting
Tanken wahrend derselben gelingt, in die.
iLäbmungezüfälle über, deren Beschreibung
['§ewifs jeder gern erlassen wird. Stirbt ein
:er während derselben, so findet man in der
;ahl der Leichname in den dünnen Dar-
mehrentheils im Ileum , nahe der' Bau-*
tn Klappe, runde, entzündele oder ver-
mit Hutzündungsrand umgebene, oder
ige Stellen, gerade der Insertion des Me-
lums gegenüber, weshalb man, um sia
leben , die Därme nicht wie gewöhnlichjr
lern dem Mesenterium nahe durchscbnei«-
inufs^ Zuweilen ist der Darm auf eine
Idicli weite Strecke entzündet, zuweilea
i4t* das Mesenterium^ indessen wird man
jyrentheils eine solche ausgebreitete EAtzün-
S nicht gewahr, sondern nur runde ent-
ete Stellen, von höchstens ewei Zoll
chnxesser, deren Mittelpunkt am stärksten
;e«chwollen und geröthet ist. Sehr oft ist^
iur«. LXIV. B. 5, Si. G
- 9^ -.
derselbe, gerade wie eine grofse Focket
Eiterung, seltener brandig , noch seltener
Darm an dieser Stelle durehlöcliert. Wök
Eine solche eiternde Stelle ündet, da iii
inan fast immer noch vier Ms fünf an!
schwächer entzündete, wo die Eiterung <
yireder noch nicht begonnen hat oder erst
Beginnen ist. Zuweilen sieht inan äudii
che entzündete Flecke^ ohne Eiterpaal
im Goecum, sogar im aufsteigenden Col
aber selten , noch se}tner kommen sie in*
junum vor*
Wit^ein^r Vaccinepustel am neunten Ti
an welchem sie von lebhafter peripbetix
Böthe umgeben und in Eiterung übergesu
ist, haben diese Geschwüre grofse Aehat
keit»
Nie fehlt, in den dünnen Därmen,
tunden , entzündeten Flecken der dicl^e,^
geschwollne, duukelgeröthete,. wo nicU
ternde, Mittelpunkt^ *so däfs sie l)lofs ab
diesen umgebende Röthe erscheinen.
i
Wir linden diese entzündete Stell«
Leichnamen, wo im Leben alle Spuren
gastrischen Leiden fehlten ; wir finden sie ai
wo dem Tode Leibschmerz, Durchfall, *
keorismus vorausging; wir finden sie, wc
Verlauf der Krankheit der Unterleib sehn
haft war, und eben so, wo er die dreisl
Berührung, vertrug, ohne zu schmerzen. I
oft ist auch die äufsere Haut der Därme,
Veberzug des Peritonäums, geröthet, dock
80 stark als die innere Flache; nicht u
aber sieht man von aufsen dem Darm i
das geringste an^ was eine Entzündung u
K
— 99 -
simern. Fläche verinuthen liefse , und dennoch
finden wir diese sehr stark entzündet* mit der
eifernden Pustel in der Mitte.
-Man hat diese Erscheinung zuerst in Fa-«
ns beobachtet, und es ist ein unbestreitbares
Verdienst JBroussais's und seiner Schüler^ auf
*>e aufmerksam gemacht zu haben« Wo man
8ber in England und Teutschland bei denLeich«,
»äöaen an diesen Fiebern Verstorbener Unter-
^uci^uQgeQ anstellte, fand man sie eben so,
^ie dort. Zur bequemeren Eröffnung der Dar-
»le hat man in Paris eine besondere Scheero
«ffunden, dergleichen Hr. Dr. Clark aus Loii-
dpti die Güte gehabt hat; mir zuzusenden.
Morgagni (L. III. Cp. 31. $. 2.) erwähnt
'^^ar auf eine ähnh'che Art durchlöcherter,
*^arme, als sie hier im schlimmsten Falle vor-»
^^Uamen, aber bei einem an Ruhr Verstarbiß-
^^x». Die ganze reiche Literatur über den an-
steckenden Petechialtyphus liefert^ so weit sie
^ir bekannt ist , keiue Auskuuft , ob bei die-
^Qr der beschriebenen äufserst ähnlichen Krank-^
. f^eit solche Darmientzündung augetrolTen werde; '
^^h selbst habe zWar Tausende am Petechial-
^^hus sterben sehn , und sehr viele Leich- .
^ame untersucht, ; habe auch oft entzündete.
Stellen in den Därmen tind im Mesenterium
^esehn , allein es ist mir damals nicht einge«
Valien, die innere Fläche des Darmkanals zu
untersuchen, und seit ich auf diese aufmerk*
%aiii worden bin, hat es mir an Gelegenheit
Igemangelt^ den ansteckenden Typhus zu beob«
«chten« Daher kann ich blofs die Vermuthung
«ufsern, dafs wahrscheinlich die^e Erscheinung
«ucb in vielen Leichnamen an dieser Krank-
lieit Gestorbener werde angetrofien werden.
G2
J
I
-, 100 -
Allein weit wichtiger, als die Gewilsheit
hierüber sind die Fragen :
1) In welchem Verhält nifs steht dieae Ent-
zündung und Eiterung der ionern Heipbran
des dünnen Darms zur Ursache des typhösen
.Fiebers?
2) Welchen Eitiflufs mufs ihre Beobach-
tung auf die Heilung desselben haben ?
Broussais^s Behauptung der Gastro - enteritls,
als gemeinsten Fieberform ^ hat nicht wenig
Ansehp durch diese Erscheinung gewonnen,
und eine Menge von Aerzten , TorzSgUch jün-
gere, sehen, sobald sie diese Pusteln erblicken,
als völlig erwiesen an, dafs das ganze Fieber
nichts ande^rs sey, als Darmentzündung. Dafs
diese Ursache so lange verborgen geblieben,
erklären sie sich vorzüglich, aus dem Ittangel
des entzündlichen Schmerzes , und nicht otine
Grund klagen sie den Mangel an Genauigkeit
der Beobachter an, dafs sie nicht längst be-
merkt, die innere Flache der dünneu Därine
sei völlig unempfind-lich. In der That ist; es
befremdend, dafs in der Physiologie noch jetzt
solche Entdeckungen gemacht werden, diö doch
so nahe lagen, dafs sie wohl hätten. längst be-
merkt werden müssen. Wenn die Wundärzte
einen eingeklemmten Bruch operiren» iind es
liegt ein Stück Dünndarm vor, so können sie
dies in die Finger nehmen, vorwärts ziehn,
ja sogar mit Gewalt einbringen, ohne dafs der
Kranke davon Notiz nimmt , und diese Un-
enfipfindlichkeit dauert auch noch gehobener
Strictur und bei schon deutlicher Entzündung
des vorgefallenen Darmstücks fort. Die dün-
nen Därme sind i^Iso, besonders auf ihrer in-
— 101 =-
nern Fläche, wirklich unempfindlich, eben so
t?ie dfis ' Gehirn , und die Abwesenheit des
Schmerzes beweist nichts wider die Annahme
der Entzündung derselben. Nur die Entzün«
düng der Dickdärme, des Magens und desJPe«
ritunaeums sind schmerzhaft.
, Käme diese Entzündnng in allen Leich-^
»amen typhös gewesener vor, «p würde es
• schwer seyn , die Hypothese zvl widerlegen,
da[js ia ihr die nächste Ursache der Krankheit ^
gegründet sey. Allein in der Charit^,- wo
seit Februar v. J. keine Gelegenheit zur Un-
tersuchung' unbenutzt geblieben ist, ist sie zwar
bei der Aiehrzahl allerdings gefunden worden;
es hat aber nicht an Leichen gefehlt , wo sie
nicht Statt fand, obgleich im Leben sogar
I^archfall^ Auftreibungoder Collapsus desBaiich8|
Schinerz bei genauer Berührung desselben üna
^hnliche Erscheinungen sie erwarten liefsen«
Per Fall ist zwar sehr selten, dafs der Tod
eines solchen Kranken schon im erethiscnea
'ieberstadio erfolgt, allein er ist einmal vor-
Sckouime'n , und gerade da ist nicht die ge*
^ingste Spur von Entzündung des Darmft ge-*
^Unden worden. Zwei starben, nachdem das
*3'phüse Fieber gänzlich vorüber war ^ in Folge
^inies brandigen Decubitus, und in beiden Leicb«
"^amen fand sich nicht die geringste Spur^ dafs
Solche Entzündung Statt gefunden habe«
Entzündung der dünnen Därme kann also
^icht die beständige Ursache der typhösen Fle«
X)er seyn^ denn sie kommen vor ohne dieselbe*
>Aber sie kommen fast niemals vor ohne topi-
9che Entzündung, mindestens entwickelt sich
:im Verlauf derselben jedesmal irgendwe eine
solche.
— 102 —
Mjin fhoge nicht vergessen , dafs et
Bicht lange her ist, als behauptet wariti
des typhöse Fieber sei wesentlich diel
von HirnenlzÜDciung, Entzündung der 31
Substanz ', die man gelb gefärbt wollte gew
Laben, noch anderen Entzündungen derNer
Läute. Genauere Beobachtung hat diese!
nung zwar widerlegt, allein grofse Gefal
fiillungen sehen wir oft in dem Gehirn dt
dieser Krankheit Verstorbenen ; wir findesi
nicht selten bald wässerige, bald eiterähd
Exsudate in der Schädelhöhle, und ia di
Fällen stieg der Erethismus des Gehirni
leugbar bis zur Eatzündung, Auch Lo|^
entzün.dung ist eine der gemeinsten Er«
Dungen in Typhusleichen , besonders wesi
Krankheit über die dritte Woche gcdi
hat, wie ich denn seit Jahren fast keiofi
phösen Kranken gesehen habe, der Did
der dritten Woche der Krankheit Hust«
zähen Auswurf bekommen hätte. DaCf)
sehe Entzündungen des Unterleibs zaw
im Verlauf des Typhus sicH entwickele
von allen Schriftstellern anerkannt , die J
Krankheit erwähnen ; dafs sie aber so &eq
und in so eigenthümlicher Form vorkov
wie die neuen Untersuchungen der innem^
düng des Darmkanals nachweist, ist nid
ahnet worden.
Wenn -man die runden Pusteln, di
Centrum der entzündeten Darmstelles b
ansieht, bemerkt man deutlich , dafs ei
ien sind, deren Volumen bedeutend T
fsert und aufgelockert ist , und um welcb
der Entzüudungsrand kreisrund gebildei
Dieser Entzündungsumkreis dringt seltei
^ 103 —
nur die zottige Haut ist entzündet. Doch zu-
weilen dringt sie durch die ganze Substaius;
des Darms , ja sie gebt auf das Mesenteriunii
sogar, obwohl selten y auf das Feiritonaeuih über«
Das typhose Fieber bildet sich langsamer
aus^ als jedes andere^ gänzlich dem Gharakf»
ter alle^ entzündlichen Fieber entgegen« ' Al-
leia es erzeugt in seinen Verlauf immer' topi-^'
8che Entzündungen, gerade so\ wie die Fok-
kea Furunkeln zu erzeugen pflegen. Diese
Darmgeschwüre sind nichts anders^ als solche
coiisecutive Entzündungen.
Es ist durchaus kein Grund anzunehmen^
dafs sie früher entsteh n, als mit dem Eintritt
des paralytischen Stadiums des Fiebers^ so
lange das erethische währt, sind sie yiel-
mehr ganz gewiTs noch nicht vorhandenw Denn
falls es gelingt , das Fieber abipukürzen , die
Entwicklung des paralytischen Stadiums za ver-
hindern und die Kranken sogleich aus dem
erethiscben in die Reconvalescenz überzufdh-»
ren, zeigen sich nicht die geringsten Sympto-
me^ die die Existenz von Darmentzündungea
oder gar von Darmeiterungen yerriethen. Ge-
rade bei. den typhösen Fiebern fehlen oft ga-
strische Symptome, sehr unerwarteterw^ise,
nicht seilen essen die typhösen Kranken mit
recht leidlichem Appetit. Dann umfafst das
ganze Fieber einen riel längeren Zeitraum, aU
welcher nöthig ist zur Entwickelung einer to-
pischen Entzündung in Organen^ die einen .
hohen Grad Ton Vitalität haben, wie die dün-
nen Därme unstreitig sind. Wie wäre es mög-
lich, dafs in ihnen Monate lang eine Entzün-
dung Statt finden könnte? Sie miifste viel
früher ihren Ausgang nehmen.
. — 104. —
Es sindl also diese Entzündungen der Dan
driisen blofs secundäre Etscbeinuogea , Tvdt
ofler als andere topische EntziinduDgen^
paralytische Stadium typhöser Fie])er begleit
oder ^sich . während desselben entwickeln. Di
aber ^ in * diesem Stadio sich immer topisc
Entzündungen entwickeln, ist bekannt, n
in sofern sind diese Fusleln keine neue Ei
deckyng, Sie sind es aber in der Rücksid
dafsman sie früher nicht untersucht hat. Kl
neswegs aber sind sie Ursache der Ivpliflj
Fieber, die vielmehr lange ohne topische fl
zündung be^tehn, auch wohl zu glücklich
Ausgang geleitet werden können , ohne i
die Entwicklung derselben eintritt , "weiu
gelingt, das paralytische Stadium ganz za f
hiiten.
Hieraus ergibt sich, in wiefern diese!
stein in den dünnen Därmen auf die BeU
lung der typhösen Fieber Einflufs haben i|
sen. ^ Ein furchtbarer Irrthum , dem Taasd
von Menschenopfern erst gebracht werden ü
ten , ehe man ihn dafür anerkannte, wi
seyn , wenn man das t^-phöse Fieber überhl
als entzündlich, und zv^ar als Symptom
topischen Entzündung der innern Daimv
ansehn wollte. Solche Stimmen schallen s
von jenseits des Rheins herüber, und es
bocbst wichtig, diesem gastro - enteritisc
Unwesen sich entgegen zu stellen. Ge
dann, wenn die lopische Entzündung im
phus sich entwickelt, ist jeder Versuch c
antiphlogistischen Verfahrens schleunig 1
lieh -^ eine uralte Erfahrung, die Mü
' Bonst der Vertheidiger der entzündlichen
tut dieser Krankheit ^ wohl kannte^ indei
-- 105 —
0
rlö, Camphor, Opium, Moschus und Aether
dp antipliiogrsthche Mittel. Den rei^eoden
Ipinn cbDtraindlciren diese PustelbilduDgen
\ flicht, im Gegentheil fordern sie dazu
\ doch mit gewissen 3Iodiiicationcn.
„Die grUrste Schwierigkeit ist, sie bestimmt
E^Hexinen , da sie sich nicht immer durch
eben Schmerz ankündigen. Ist dies der
\,y SO ist ihre' ErkenntniTs, doch ist sie
b bei fehlendem Schmerze nicht un-^
'. Wenn wahrend des erethischen Sladiums
t gastrischen, Symptome fehlen, so ist ihre
biicklung niclit zu erwarten; tritt sie den-
^ ein , 60 kündigt sie sich ad durch Span-
i^ des Unterleibs, dumpfen Schmerz in dem-
^n und Durchfall, mit Obnubilation des
ft^iilstseyns , Blässe des Gesichts, Sinken
i Talses und Coma rigil, oder wenigstens
'fahrendem Irrereden im traumähnlichen
ide. Zugleich fehlen die Symptome der
leben AiTection der Brust ^ und die Haupt-
tttinung der Entzündung der Hirnmembra-
^,Rüthe der Bindeh«int des Auges nebst
ieÄder, irockner Hitze der Haut, fehlt
ii: Die Haut ist eher kühl als heifs, nur
S.; Unterleib brennt. Es entwickelt sich also
It deutlich eine andere lopische Entzün-
B{g; geschieht dies, so kommt die im Uji-
labe ni^ht zu Stande. Die der Hirnmem-
^nen wird aus oben angeführten Zeichen he-
Amt. erkannt ; aufserdem ist die Pupille weit
i wenig emplindlich, die Zunge braun,
^eo, der Kranke schlafsüclitig, taub, legt
neu Hinterkopf gern tief und ermuntert sich
bt beim Zuruf. Hier sind kalte Sturzbä-*
- 106 ^
der, Vesicatorlen an dem Hinlerkopf, loi
- Arnica, Cainpher, und zuweilen Mosch
HauptiniUel. Noch deutliclier zeigt sich di
zündung der Lungen. * Das; Delirium ist
"weit eher ängstlich, als dafs der Kranl
tanbt ist, er hustet, vrirft aus, mehrei
zähen blutigen Schleifn^ athmet schnei
Brust ist lieifs « die Tupille ziemlich nat
Da pafst der Asand, die Benzoesäure, "^
,torien auf die Brust, aber Sturzbäder,
pher sind hier schädlich.
Fehlen aber die Symptome der Hirn
Lungenentzündung, und litt der Krank«
rend der erelhiscben Periode deutlich \
strischen Syinplomen , so können wir dii
Wicklung der beschriebenen Darmgesc
im paralytischen Stadio mit groFser ^
scheinliclikeit erwarten. Ihre näheren
chen sind folgende:
Der Eintritt des paralytische!) Sta
erfolgt nicht schnell und auf einmal, sc
es scheint eine Zeit von mehreren Tag«
gewifs^ ob nicht der erelhische Zustand
fortdauere. Die Zunge ist zwar tn
die Haut ebeufalls , alUi^ die grofse \
das Delirium, fehlt und der Puls ist ^
derlich, bald klein imd weich, bald I
langsamer. Das Gesicht wird bleich ui
Züge alt, ohne dafs das Auge- seinen
verliert und die Pupille weil wird. Bi
Pigment an den Lippen und auf der 1
zeigt sich nicht.' Der Kranke hat Durst
tJnterleib ist gespannt und er legt die']
bei absoluter Rückenlage, auseinander;
blöfst sie auch wohl gern ; mit der Hani
er nach den GesdAeclit^lheileo. flUtunt
- 107 - . '
Darchfall. Allinahlig fallt der vorlier ge-
Diiite Leib zusammen und die Hüflknoch^n
t%n weit vor ; in eben dem Maafse scbwin-
das Bewiifstseyn; der Kranke redet irre,
Ihnt sich aber, wenn er aus seinen Traum-
en geweckt wird. Jetzt werden die Aus-
'ungen unwillkührlich, riechen sehr übel,
[^zuweilen sind sie blutig. Ist dies in ho->
A -Grade der Fall, so stirbt er uufehlbar.
Hier sind Vesicatorien auf den Unterleib
optmiitel. Den Durchfall müssen wir mit
iaiklystieren begegnen , dürfen uns auch
bt scheuen , Opium in kleinen Dosen den
Inatischen Aufgüssen beizumischen , die hier
.^besten Innern Arzneien sind. Besonders
dient der Angelicaanfgufs den Vorzug^ in
rbindung mit Schwefeläther und arabiscfiem
mmi. Warme Bäder nützen, kalte Siiypt*
1er würden hitfr tödlen , eben so würde der
lafiher sehr nacbtheilig wirken. In grofser
iiwHche nützt der Moschus, doch nur in
jiDen Gaben und selten, d^ man ihn sonst,
j^vBirnaffeclion , in grofsen Gaben reichen
, wenn er was leisten soll* Es ist gut,
zu gewinnen und sehr nÖlhig, nie zu tu-^
Mfnarisch zu verfahren , nicht alle Tage an
i' Medicamenten zu ändern, sondern mit Ge-
ld und Beharrlichkeit die langsam eintre«
de Besserung abzuwarten.
Diese erfolgt hier nie schnell, sondern die
Emkheit löset sich allmählig. Tödlliche Zei-
m sind Meleorismus und blutiger Durchfall;
/habe enst Einem genesen sehn, der an
sem litt, vom Meteorismus keinen. Die
iserung beginnt damit, dafs der Kranke des
rgens anfängt etwas Suppe zu essen , dab^v
\
- 106 —
der, Vesicatonen an dem Hinterkopf » ianerlicli
Arnica, Cainpher, und zuweilen Moschus die
HnuptiniUel. Noch deutlicher zeigt sich diie Ent*
zUndung der Lungen. « Das; DeJiriuin ist dabei
"weit eher ängstlich, als dafs der K^ranke be->
^ täubt ist, er hustet, vrirft aus^ mehrentbeils
zähen hhitigen Schleifn^ athniet schnell, die
Brust ist lieifsy die Tupüle ziemlich natürlich.
Da pafst der Asand , die Benzoesäure, Vesica-
,torien auf die Brust, aber Sturzbäder, Cam«
pher sind hier schädlich.
Fehlen aber die Symptome der Hirn - oder
Lungenentzündung, und litt der Kranke wäh«
rend der erelhischen Periode deutlich an ga-
strischen Symptomen, so können wir die Ent-
wicklung der beschriebenen Darmgeschwüre
im paralytischen Stadio mit groFser Wahr^
schein liclikeit erwarten. Ihre näheren Zei-
chen sind folgende:
Der Eintritt des paralytischeti Stadiums
erfolgt nicht schnell und auf einmal, sondern.
es scheint eine Zeit von mehreren Tagen un-
gewifs^ ob nicht der erelhische Zustand noch
fortdauere. Die Zunge ist zwar trocken,
die Hau^ ebeufalls , alUln die grofse Hitze,
das Delirium, fehlt und der Puls ist verein-
derlich, bald klein imd weich, bald härter^ .
langsamer. Das Gesicht wird bleich und die
Züge alt , ohne dafs das Auge- seinen Glanz
verliert und die Pupille weil wird. Braunes
Pigment an den Lippen und auf der Zunge
zeigt sich nicht.' Der Kranke hat Durst, sein
tJnterleib ist gespannt und er legt die'Beipe,
bei absoluter Rückenlage, auseinander, ent-
blöfst sie auch wohl gern ; mit der Hand fjnfst
er nach den Geschlechtstheileo. Mitunter bat
— 107 —
>
*!r Durclifall. Allmahlig fallt der vorher ge-
spannte Leib zusammen und die Hüflknocb^n
bieten weit vor ; in eben dem Maafse schwin-
det das Bewiifstseyn; der Kranke redet irre,
besinnt sicli aber^ Wenn er aus seinen Traum-
reden geweckt wird. Jetzt werden die Aus-,
]eerungen unwilikiihrlich, riechen sehr übel,
und zuweilen sind sie blutig. Ist dies in ho-
hem'Grade der Fall, so stirbt er unfehlbar.
. Hier sind Vesicatorien auf den Unterleib
Hauptmittel. Den Durchfall müssen wir mit
Opialklystieren begegnen , dürfen uns auch
nicht scheuen, Opium in kleinen Dosen ^len
aromatischen Aufgüssen beizumischen , die hier
die .besten i'nnern Arzneien sind. Besonders
verdient der Angelicaaufgufs deii Vorzug^ v in
Verbindung mit Schwefeläther und arabischem
Gummi. Warme Bäder nützen,' kalte Stiir«-
bäder würden hitfr tödlen , eben so würde der
Campher sehr nacbthellig wirken. In grofser
Schwäche nützt der Moschus, doch nur in
kleinen Gaben und selten, d^ man ihn sonst,
bei Hirnaffeclion , in grofsen Gaben reichen
inufs, wenn er was leisten solU Es ist gut,
Zeit zu, gewinnen und sehr nüthig, nie zu tu-
mulniarisch zu verfahren , nicht alle Tage an
den Medicamenten zu ändern, sondern mit Ge-
duld und Beharrlichkeit die langsam eintre-
tende Besserung abzuwarten.
Diese erfolgt hier nie schnell, sondern die
Krankheit löset sich allmahlig. Tod (liehe Zei-
chen sind Meleorismus uud blutiger Durchfall;
ich habe erst Einem genesen sehn, der an
diesem litt, vom Meteorismus keinen. Die
Besserung beginnt damit, dafs der Kranke des
Morgens anfängt etwas Suppe zu essen, dabisi
• \
— 108 —
wird die ganz trcTvene Zunge sment an den
K.'lndern und allmälilig überall feucht. Ge-
wüiiiilich tritt jelzt Decubitus eio , der nicht
sellea die HofTiiung xler lleconvalescenz ver-
eitelt. DieFs ist überhaupt äufserst schwierig,
erCorderl s&hr groFse Behutsamkeit und wird
beim geringsten Diätfehler des Kranken^ der
hnid anlan^it, Tiel mehr Efslust zu zeigen, als
hei seiner Yerdauungskraft gut ist, durch neues
Fieber imlerbrochen. Ilückf.ille sind mit gro-
fser Hilze, schnellem, kleinen Puls, reiner,
trockner Zunse und Spannung des in der Tiefe
schmerzenden Unterleibes verbunden. Man ver-
hütet sie leichler, als man sie hexit. Aufser der
höchsten Sorgfalt in der Wahl der Kahrungs-
miilel, die von der leichtesten Qualität seyn
nnd viel sparsamer gereicht werden müssen,
■verhütet sie die Sorge für tägliche LeibesoiT-
nung des Kranken, die hier nie versäumt wer-
den darf: jetzt darf niclit der geringste Zusatz
von Opium der Arznei beigemischt seyn. Sonst
ist es [lut, dem Kranken das Mittel^ bei wel-
chem die Genesung begonnen, immerfort neh-
men zu lassen, wenn er es auch längst nicht
niehr zu bedürfen scheint: er ist an diesen
ihm wohlthäligen Reiz -gewöhnt und leidet
bei dessen Entziehung.
Auffallend ist's, dafs gerade hei diesen
Reconvalesceuten das richtige Bewufstseyn spä-
ter wiederzukehren pflegt, als bei andern Ty-
phösen, ja dafs sle^ wenn sie schon- anfangen
sich sehr zu erheben, Jange noch taub blei-
ben und Jrre reden , wohl sogar zuweilen al-
lerlei Wahnvorstellungen äulsern. Eine mei-
ner Kranken z. B. bildete sich ein, während
ihrer Krankheit copulirt worden zu seyn, und
■ »■
~ 109 '— ,
t ■
ärgerte sicli sehr darubejr, da sie ihren ange-
trauten Mann gar nicht leiden möge. Ein an-
derer erzählte, seih Brudt-r se^i Lazarelh-In-
spector geworden , indem der König das Mar-
stallgebaude in der breiten Strafse in ein La-
zareth verwandelt habe; da müsse er ;hin.
Dieser Wahn war noch fest bei ihm, als er
sich stark geiiug fühlte, von der Charite aus
liinzugehn — hier erst kam ihm ein , dafs er
ganz iti Irrlhum nnd^ sein Bruder ein liand-
Bchuhmacher in Breslau äey. Solcher fälle
konnte ich mehr anführen.
Oft gesellt sich Husten und Auswurf noch
hinzu, nachdem schon die (Jnlerleibssymplome
entwickelt sind. Indessen habe ich nie die
Lungen entzündet oder Theilweis^ hart gefun-
den, wenn in den Leichnamen Darmgeschwüre
vorfanden Ovaren,
-^ 112 —
Ich Hefs jetzt die China in Substanz auf n
gewöhnliche Weise nehmen und den ai
Olorgen erfolgte dec Anfall schon um 11
allein sehr schwach, nur als gelindes, sc
vorübergijhendes Irrereden und Lachen,
eine kaum ^stündige Besinnungslosigkeit' f
Aber um 5 Ulir desselben Tags kam einlän|
slärJLerer Anfall, nach dessen Ende.ichwi
um schwefeisaures Chinin gab. Den fol?<
Tag kehrte der Anfall, in verminderter H
keit uih 5 Uhr Abends zurück, und erst den
blieb* er, nachdem den Tag vorher noch
tlnze Chinarinde genommen vrorden, völlij
Diese zwei gleichzeitigen Fälle von inti
Uns perniciosa schienen inir umso eher Aufji
samkeit zu verdienen, als dergleichen über!
in Berlin selten sind, und als gerade desha
besorgen ist, es könne vielleicht eine solch(
berform epidemisch werden. Sollte die
J'all seyn, so besorge ich sehr; dafs bei der
isen Vorlielie für Aderlässe, die hier bei t
Aerzten Statt findet, Unglücksialle sich 1
ereignen könnten. Bei dem Mädchen in
Aderlafs versucht worden, glücklich erweis«
göblich, sei es, dafs die Vene gar nicht gai
war, oder bei dem erstarrten Zustande dei
fäfse kein Blut ilöfi-'. Wäre es^eflosseo^ so
ein blühend schönes, kerngesundes Mädch«
Leben einem ärztlichen Irrthume zum Opfei
renmüssen. Der Fall des 40jährigeo üUaDna
tiarum noch interessanter, weil l^ei ihm de
und die Temperatur der Haut sich gar nie
verhielten, wie sonst im WechseifieiTer,
früher ein ganz ausgebildeties Wechsel
Statt gefunden haXte.
— 113 —
i^m
yii.
[;U r z e Nachrichten
und
Auszüge.'
r'.f
[mmn in Frankreich über magnettsehs Kuren C/it<
befugter gerichtlieh eiUStheidei,
■4
Mitgetheilt
vom Dr* Oppert» .
ifiilen hier den Ptostfs der Madam« Fruetus
'oQia^netischer Cur«n mit. Die Sache Jkam
ken April sum Vortrag. Folgendes ist nach
fkiette das Tribunaux das Nähere fiber die Tor-
ten Debatten,
iW&hrend die Alsademie der Medizin die Strcit-
LCjcwägt» ob der Magnetisinus eine wirklich Tor-
ineNaturliraft oder ein Hirngespinst sev, ob er
tKätig oder nachtheilig wirke , gehen die Mag«
fbis Ihren Weg vorwärts, und behandeln jeden
ien ohne Unterschied , der ihrer Wissenschaft
len schenkt* Wenn dadurch blofs die pri-
^ cen Söhne Aesculaps an Kranken verlören,
^Ir^ dies «in Ungiüok,,woraber man sich trö*
öäTii.LZIV.B.5.St. _ H
^- 112 —
Ich liefs jetzt die China in Substanz auf meine
gewöhnliche Weise nehmen und den andern
fliorgen erfolgte deß Anfall schon um 11 Uhr,
allein sehr sclnvach, nur als gelindes, schnell
vorübergehendes Irrereden und Lachen, dem
eine kaum ^stündige Besinnungslosigkeit^ folgte«
Aber um 5 LJlir desselben Tags kam ein längerer,
slärJLerer Anfall, nach dessen Ende.ich wieder-
um schwefelsaures Chinin gab. Den folgenden
Tag kelirte der Anfall, in verminderter Heftig-
keit um 5 Uhr Abends zurück, und erst den löten
hlieb' er, nachdem den Tag vorher noch eine
tJnze Chinarinde genommen worden, völlig aus.
Diese zwei gleichzeitigen Fälle von intermk'^
Uns perniciosa schienen inir um so eher Aufmerk-
samkeit zu verdienen, als dergleichen überhaupt
in Berlin selten sind, und als gerade deshalb zu
besorgen ist, es könne vielleicht eine solche Fie-
ber form epidemisch, werden. Sollte dies der
Fall seyn, so besorge ich sehr, dafs b^I der gro-
l'sen Voriielie für Aderlässe, die hier bei vielea
Aerzten Statt findet ^ Unglücksfälle sich häufig
ereignen könnten. Bei dem Mädchen war ein.
Aderlafs versucht worden, glücklicherweise ver-*:
gtfblich, sei es, dafs die Vene gar nicht geöiTnet
war, oder bei dem erstarrten Zustande d«r Ge-
fäfse kein Blutüöfe. Wäre es geflossen, so hätte
ejn blühend schönes, kerngesundes Mädchen ihr
Leben einem ärztlichen Irrthume zum Opfer brin-
gen müssen. Der Fall des 40jährigen Mannes war
tiarum noch interessanter, weil l^ei ihni der Pub
und die Temperatur der Haut sich gar nicht so
verhielten, wie sonst im Wechselfieber, und
früher ein ganz ausgebildeties Wechseliieber
Statt gefunden halte.
mmm
VH.
y
113
*■■■
VII.
I u r ze Nachrichten
und
Auszüge.'
"Vf^U man in Frankreich über magnetbehs Kuren C/in«
befugter geriehtlieh entscheidet.
Miegetheili
vom Dr* Oppert» .
lAr ir theilen hier den Ptostfs der Madam« Fruetus
ipregen magnetischer Curen mit. Die Sache Jkam
am 27ten April sum Vortrag. Folgendes ist nach
der Gazette des Tribunaux das Nähere über die Tor-
gefallenen Debatten,
yy Während die Alsademie der Medizin die Streit«
Doge erwägt, ob der Magnetisinus eine wirklich Tor-
lundehe Natur kraft oder ein Hirngespinst sey, ob er
w^hlthätig oder nachtheilig wirke , gehen die Mag«
Htftiseurs Diren Weg vorwärts, und behandeln jeden
JEtanken ohne unterschied, der ihrer Wissenschaft
Vortranen schenkt* Wenn dadurch blofs die pri-
TÜej^rten Söhne Aesculsps an Kranken verlören,
§o wäre dies «in Unglück,, worüber man sich trö-:
Joum. LXIV.B.5.St. H
— 116 —
Et wurden nnn Tiele Zeugen «bgolörtt
Dienstleate der Frau v* P«.. tagen aus, dili
Hause der Prau v. P.,. fast niemand »ey, cleri
tcbon rnit demMagneüsmut behandele worden i
näciistdem erzählen sie den Hergang der Sadu,
zu dem . Procefs Anlals gegeben , wie' schon
bemeikt.
Man fragte hierauf die K6diin/ wie MtL Fr
sich benähme 9 wsnn tie eiust:hlafen wollte»
dat Mädchen antwortet: Madame tcLltefst du
fen , le£t ihre Hand auft Herz , und nach eh
ugenbhcken tagt tie: ich 'tchUfe.^ (Allgeoi
Gelächter.)
Mehrere bekannte JLorste, unter anderv Jii
ren Double und Husson, werden aufgefordert!
Gutachten über die Frage abzugeben, ob einti
nambuJe von telbst eintchlafen, .und, wenn lii
geschlafen ist, die Krankheit einer dritten Ih
erkennen könne. Die Aerzte tchcinen wederil
einen noch den andern Pankt zu filanben; im*
ren sich indessen mit mehr Bestimmtheit tbtt
ersten Punkt 9 da selbst die Vertlieidiger deil
netisrous in ihren Werken nie die BehauptniL
gestellt haben y diü's man durch seinem eigeseij
Ten den künstlishen Schlaf 9 den man Sömni^
mua nennt y herbeifahren kann. l
tlerr Deleuze, Doctor )cle.r Medizin undTl
aer eines' Werks über 'den Somnambulismus^^
vorgefordert* »ylcli war, sagte er, sehr uvpf
an 3en wunderbaren Wirkungen des Magnelii
Aber Tielfähige Erfahrunsen. haben mich fibtit
Ich habe erstaunende Wiäuneen bei tausend-
sehen ge^ehn , Wirkungen » die man nicht gli
kann, wenn man sie nicht telbst gesehn haiu
lube mit meinen eignete Augen nicht hundertj
dem tausend Beispiele gesehn«
Herr Dr. Chaman erklärt^ dals er einig«
ffihrlicher erwähnen mOfste. Ich bin fest üben
sagt er, weil ich es selbst erfahren habe, n»
lieh noch erfahre, dafs Menschen* zum Thai
selbst zum Theil durch andere Personen in
Zustand von Somnambulismus versetzt werdea
'nen, in welchen sie gsnz verschieden vob i
^ewöhnlicben Zustande sind, ron dem 2ai
— 117 —
elchem ich nioh g;eg«n wärtig befinde. In die*
2ufttnv*.5 sprechen sie sicu nach ihren An»
innren aitt » und es ist n^ihig dafs jenisnd sa-
i^sey> der ihre Aussagen verstehen Könne.
)ffr Präsident, Also ist es nöthig^ daff ein
Cverständiger' gegenwärtig sey, um die Vexord-
en der Somnambnl« auszulegen.
Ur Zeuge. Das sage ich gerade nicht $ ich lafie»
ttiufs eine Person bei der Hand haben» welche
«ras sie sagen begreifen könne. Der Somnam-
drückt sich nach seiner eignen W^eise aus. Der
tuubula Kennt die medicin^chen Phrasen nichr,
<ripht aus'y was er anschaut. Knr unterrichtete
nen werden ihn verstehen | dex Unwissende
nichts verstehen.
• Also brauche xsan einen unterrichteten Men-
^ am die Worte des Somnambulen anssule*
-*- ji. Nein 9 Herr Präsident j^ es ist s. B« nicht
gy itafs es ein ArsC sey* »
'• Glauben Sie» data de« Somnambui« in dio-
Zustande die Mittel zur Genesung angeben
e? — ^, Ja^ mein Hern Ich sagte , dau ich
Cewöhnllchen Menschen, b. B. in den Zttsian«
ie ich mich befinde, .von demjenigen unter«
le, dessen Geisteskräfte entwickelt, und durch
QVirknng des Magnetismus erh-öht sind, lüdlan
bdann eine höhere Geisteskraft, die von dex
bnlichen abweicht. Ohne gesehen zu haben,
SPjräsident,^ können Sie nicht nrtheilen.
\kr Präs. Und wenn icjb getehn hätte? -*
)er Zeuge, Es hängt nur von ^ Ihneii ab« —
diesen letzten Worten iracht der Zeuge ieine
igung den Präsidenten zu magnetifiren«
1er Präs» Ich habe den Magnetismuf als Heil-
l anwenden sehn , um Bchmerzen^ zu lindern %
nie habe ich die wunderbaren Wirkungen be-
\, die man davon erzählt.
)$r Zeuge, Weil Sie mit einer vorgefafsten;
nng gesehn haben.
L Glauben Sie, dafs man ein lebendiges Flui-
liervorrufen kann , wodurch Sefamexien eiltioVi*
- 116 —
«
Et wurden nnn Tiele Zeugen «bgebört: die
Dienstleate der Frau v* P*.. tagen aut, dafs im
Hause der Prau v. P.«* fast niemand tey» der. nicht
tcbon mit dem Magnetismus behandele worden wäre;
nächstdem erzählen sie den Hergang der Sache, der
zu dem .Procefs Anlals gegeben, wie' tchon oben
bemeiiit.
Man fragte hierauf die K5ohin/ wie Mad. Fructus
sich benähme 9 Wdnn tie eiufrchlafen wollte, und
dat Mädchen antwortet: Madame scLltefst die Au-
fen, legt ihre Hand aufs Herz , und nach einigen
ugenbhcken Sagt sie: ich 'schlafe. (AUgemeinei
Gelächter.) ' ' ^
Mehrere bekannte JLerste, unter andern die Her»
ren Double und Husson, werden aufgefordert, iiir
Gutachten über die Frage abzugeben, ob eine Som-
nambule von selbst einschlafen, .und, wenn sie ein-
geschlafen ist, die Krankheit einer dritten Person
erkennen könne« Die Aerzte scheinen weder ah den
einen noch den andern Pnnkt zu filanben; sie erklä-
ren sich indessen mit mehr Bestimmtheit Über den
ersten Punkt, da selbst die Vertlheidiger des Mag.
netisrous in ihren Werken nie die. Behauptung ciu-
eestellt haben, daft man durch sein«A eigenen Wil-
len den künstlishen Schlaf, den man Somuambulia-
mut nennt , herbeifahren ktnut
tLexT Deleuze f Doctor *der Medizin und Verfaa-
ter eines Werks über den Somnambulismus^ wird
vorgefordtrt* »ylch war, sagte er, sehr ungläubig'
an oen wunderbaren Wirkungen des Magnetismus.
Aber Tielfältige Erfahrunsen, haben mich überzeugt.
Ich habe erstaunende Wiäuneen bei tausend Men-
schen ge^ehn; Wirkungen y die man nicht glauben
kann, wenn man sie nicht selbst gesehn hat. Ich
habe mit meinen eignete Augen nicht hundert, son-
dern tausend Beispiele gesehn«
Herr Dr. Chaman erklärt, daCs 'fcr einiges aus-
führlicher erwähnen mÜfste. Ich bin fest überzeugt,
sagt er, weil ich es selbst erfahren habe, und tägr
lieh noch erfahre, dafs Menschen zum Theil von
selbst zum Theil durch andere Personen in einejt
Zustand von Somnambulismus versetzt werden kön»
' nen , in welchen sie ganz verschieden von ihrem
gewöhnlichen Zustande sind, von dem Zustande^
— 117 —
\
i» welchem ich mich gegenwärtig befinde. In die^
Jem Zuttin.*ii sprechen sie sich nach Jähren An^
töh^iuangen aus , und es ist n^thig dafs jenotnd sa-
gegen sey> der ihre Aussagen verstehen Könne.
. Der Präsident. Also ist es' nöthig^ daff ein
Kunstverständiger gegenwärtig sey, um die Vexord-
aängen der Somnambnl« auszulegen.
Der Zeuge, Das sage ich gerade nicht $ ich iage»
niti^ muls eine Person bei der Hand haben» welcnö
' da»- was sie sagen begreifen könne. Der 'Somnam-
bule drückt sich nach seiner eignen W^eisc aus. Der
Somnambule Kennt die medicinischen Phrasen nicht,
CK spricht aus', was er anschaut. Knr unierrichtete
Personen werden ihn verstehen! der Unwissende
wird nichts verstehen.
F, Also brauche man einen unterrichteten Men»
jehen, am die Worte des .Somnambulen aussule«
gen? -^ ji. Nein 9 Herr Präsident j^ es ist s. B« nicht
jiöthigy dafs es ein ArsC sey* » •
F. Glauben Sie» da(s der Somnambnic in di»>
ß&m Zustande die Mittel zur Genesung angeben
^5nne? — ^, Ja^ mein Herr. Ich sagte , JUu ich
d^n gewöhnlichen Menschen , b. B. in den Zttslan«
de wie ich mich befinde, von demjenigen unter«
fcheide, dessen Geisteskräfte entwickelt, und durch
die Wirkung des Magnetismus erh-öht sind, lüdlan
hat alsdann eine höhere Geisteskraft, die von dcv
gewöhnlichen abweicht. Ohne gesenen zu haben,
Uerr Präsident ,- können Sie nicht urtheilen.
Der Präs» Und wenn ich gesehn hätte? -*
D^r Zeuge, Es hängt nur von , Ihneii ab. —
Bei diesen letzten Worten iracht der Zeuge eine
Bewegung den Präsidenten zu magnetisiren.
Der Präs, Ich habe den Magnettsmus als Heil-
snittel anwenden sehn, um Schmerzen zu lindern ;
aber nie habe ich die wunderbaren Wirkungen be-
snerkt, die man davon erzählt.
Der Zeuge» Weil Sie mit einer vorgefafsten
Mainung gesehn haben.
F. Glauben Sie, dafs man ein lebendiges Flui-
3um hervorrufen kann , wodurch Schmerzen erleich-
{
-- 118 — •
tat werd^? Gltaben Sie mit einem Wort; dafe
,d0t Mftgnetitmas ein Heilmittel teyT a- Jl. Ich
flaube f dtfs der Mignetismas io cbronsschen Krtok-
leiten Erleich'terong verselitiBFeii liönne ; dock glaube
ich nicht 9 dajj er in hitsieen die nämliche S/Vit*
](ung äufsere»
F. Glauben Sie, da(e man blofa n^thig habe» ei*
2ien magnetisirten Gegeniund in der Hand.zu hal*
teuy nm einzuschlafen,' und dafs man elsdann eine
bankheit erhennen^ und die nöthigen Heilmittel,
verordnen könne?
Der Zeuge antwortet bejahend«
/-i
Der Gerichtshof hört noch ^mehrere Zeusen ati,
die eifrige Verfechter des Magnetismus sind. Alle
"vraren anfangs ungläubig , aber die VVunder dieser
hohen Wissenschaft hatten ihre Augen erleuchtet.
Sie hatten tausende von Heilungen gesehn. Eine
frofse Ansahl dieser Heilungen , die ans Wunder,
are grenzen , waren durch Mad. Fructus TOÜbracht
worden. So z. B. erklärte heut ein Lehrer ohne
Patent» welcher bisher niejit Aber eine halbe Stunde
lang denken konnte (so w^aren' seine Worte)» da£t
er , Dank sei. es dem Heilmittel , welches Mad.
Fructus ihm 5 bis' 6 Mal dargereicht» jetzt 5 bis
6 Stunden hinter einander denken könnte.
Nachdem die Abhörang der Zeugen beendigt
war» nimmt Herr Pccourt,- Advoeat der Krone» da«
Wort.
Er behauptet» ääts die ganze Wissenschaft der
Mad. Fructus auf betrügerische Kunstgriffe und wahre
Gelderpressungen hinausliefe» welche durch den Art.
401* des peinuchen , Gesetaibuchei erklärt und be-
straft würden»
» . . > ...
Der zweit^p Anklaeepnnkt, def unbefugten Aua-
fibdus der medicinischen Praxis» fcheint dem An«
wald der Krone gleichfalls begründet zu seyn..
Was den dritten und wichtigsten Funkt betxiSt,
itn Mord durch Unvorsichtigkeit, so clanbt er» daft
die Beklagte denselben wirMich verObl habe. Ge-
wift habe nur in Folse unzweckmüfsiger Heilmittel
Fräulein r. P. . . ihr JUeben eingebüfst. Die Beklag-
t0- habe dies selbst eiilgesehn ; denn alt sie etneii
1;. - -
— 119 —
iat Zirnmor treten §kh, hebe eie eich eillgit
dfiit«
Önter -.dieieii Umstlnden erkennt der Anwald
Crone gegen ^le euf aecht Monat Gefängnifs und
'zanken ueldstrefe. Med. Fructus wurde durch
JLaterrade Tertbeidigt.
Den folgenden Tig »prach der Geriehtahof aein
jeily wodurch die Beklagte von den beiden Punk*
ier Gelderpresaung und des unvoraütalioben Mor«
freigeaprochen wurde. In Betracht aber, dafa
lie Heilkiintt ohne Befuenifa au'tgeabt habe,
rtheiice sie der Geriehtahof £u. 800 Pranken
iairafe und in die Koaten,
2.
hichu ein^r Incontinentia uHnae^ nehi$ BeschreU
und Abbildung ^in§s neuen fnstrumentr^ Ü70«
I 4ie Veseitigt wurde^ Von Thomas BrO^n,
fVundarzf.s,» Mufselbrugh,
\ MitgetheÜt
vom Medic. Rath Klaatith.
(Ana dem Edinhurger Journal VoU a6.)
Sin Fraueniimmer von ungefähr vierxig Jahren»
tie bei aehr heifsem Wetter einen weiten Wep«
üe ihn beinahe beendigt hstte» «raohienen die
nenien. Sie trank» da tie sehr erhitst wat, hi^^
Uichten Schlack kalter Milch , worauf aich ao-
h Druck in den Präcordien» Kopfweh und Auf«
n- des MonataAuaaea einstellte* Das Kopfweh
l so arg, dafs sich Sytiiptome von Hemiplegie
Atnauroae dea linken Augea hinsugesellte«
Diese A£Fection dea Auges blieb sich tröte aller
wandten Mittel gleich, die Menstruation blieb
Dnate aus und war euch dann nur gering und
gelmäCiig* Zwei Jahr|l nach "dem frsiam An-
— 120 -
Cdle trat ein entsündlicbes Leiden def' Orcc.in6 in
dem Becken ein, dat mit Mühe gehoben wariä, wot-
auf einige Monate fpäter eine blutige Feiicbtigleic
In bedeutender Men^e und zur groIs»n^ Erleicbte*
rung der Patientin durch die Vagina und das Rectutn
ausgeleert wurde. Dieser AusEuf« wiederholte ^ich
Ton Zeit zu Zeit bis eine sehr lästige Incontinentia,
urinae eintrat, gegen die alle gewö&llicheA Mittel
vergebens gebranoht wurden.
I
Nähere und sorgfältige Üntersncbungen betUidni-
ten Herrn Brown ansunehniei^y dafs im Becken ein
eigenthümlicher Körper ynn bedeutendem Umfsn|^e
vorhanden ley, der n«ch unten drfiokte» oder dafa
der Sphinkter vesicas afficirt sey;
Da er sich nun überzeugte» dafs die fortgesetzte
Anwendung des Catheters för die Kranke zu lästig
sey, $o ersann er ein Instrument» welchea ohne
Hälfe von Bandagen in der Blfse liegen bleib'en
Konnte.
Er wai^dte ca dem Ende ein Knöchernes Inatro-
xnent an, vier und e^en halben ZoU. lang, an aei-
ner 6piue genau von der Form und der Dimension
des aicen weiblichen Catheters, welches allraählig
an Umfang zunahm bis es mehr als' das Doppelt»
des untern Endes hatte, wo es dann in einem Ab-
satz, jedoch stumpf, wieder den kleinsien Umfang
einnahm. Der Raum von der Spitze bis zu dieser
Umfangs Veränderung betrug volle 5 Zoll. Der schmä-
lere Theil, etwa einen hilben Zoll lang, endigte
wie ein Trompeten »MundstacK, und war mit ei«^
xiem silbernen Stöpsel geschloisei/, wie die beifol-
gende Figur zeigt. .
Das Instrument konnte ohne alle Beschwerden
Tag und Nacht in dei^ Blase- liegen bleiben, und
hielt den Urin , wenn eir nicht mehr als eine halbe
englische Finte betrug, vollkommen surfick, nur
wenn die Blase ^anz entleert war, ward durch das
Instrqment ein «(igenthQmlioher Kitzel, wabrschein.
lieh dadurch, dtTs es die hiiitere Blasenwand be-
rflhrte, erregt. Dasselbe Instrument blieb zwei Jahre
lang in Gebrauch.
Obgleich die Kranke seit zwei Jahren den Auf.
enthältsort d^ Herrn Brown verlassen hatte | fo' be.
— 121 -^
ttätigte clooh ein Schreiben der Patientin die- fort^
daueimd günstige Wirknnc des IriStruinents, Sie
sagt in dem Schreiben: >>Icni babe, wieBie wissen,
die letzten zwei Jaixre das Instrument fortwährend
gebraucht y seit der Mitte des letzten November«
abe ich es , jmit Aufnahnve von 24 Stunden ^ au ge-
y^isien Zeiten Ta§ und Nacht getragen* ,£s bedarf,
um in der Blase hegen zn bleiben, deiner Bandage
oder sonstigen Vorrichtung, wenn' die Blaia aber
von Urin ausgedehnt ist, so springt es etwa« vor^
ohne dafsdadurcü jedoch eine Unbequemlichkeit er-
zeugt würde, da es beim Gehen tiicht, herausfällt
uno nicht ein Tropfen Urin a;us£iefst, wenn nicht
der Stöpsel herausgezogen wirc^ —? Auch das All-
gemeinbefinden ist seJir viel besser als früher, und
.nur bei Veränderung der Stellung nach dem Schlafe,
oder nach einer andern längere Zeit beibehaltenen
JLiage entsteht das Gefühl, als wenn^ ein fremder-
Körper gegen den Unterleib auf, der linken Se^e
drückte, was ^ich jedocli nach einiger Bewegung
gänzlich vexUezt-.
~ 3. .
JlHiseellen Preufsischer fetzte aus den oierteljährigeh
Sanitäisberichten^"
{Fortsetzung.) ,
SchaAlichä T^hkung des mohnsaamens* — Eine
Jadenfamilie zu Frankfurt bekam auf den Genufs
von JVIohnbrci, der auf Sievn heifsen Ofen gestan-
den hatte, und wieder mit Milch aufgefrischt wor-
den war, alle Zeichen einer Vergiftung , vorzüglich
heftige Brechdurchfälle mit grünen Ausleerungen*
, £s waren 11 Personen, die ^leichaeitig ah diesen
Krankheitszufällen litten. Derselbe ftlohn, aus wel-
chem der Brei bereitet worden war, und der Brei
•elbst, war frfiherhin ohne Schaden genossen wor-
den» und niemand hatte ihn auf den Ufen berObrtf
— 122 —
er Wir Tielinelir ▼ereessen worden. Die Gxlirangp
xniifste also die tcbildrichen Eigenscliaften berrorge-
brtcltt hab>8n. Je nuchdein n^v oder weniger Ton
dem Mohnbrei genossen worden war, waren euch
die darauf entstandenen ZnfäUe mebr oder minder
beftis. Zu den BrechdorchfAllen gesellten sich Co-
liKAOhmerKen . und fieberhafte Bewegungen mit .ei»
nem Gefahl von Kraftlosigkeit. Diese Zufalle dauer-
ten bei den meisten Kranken 4 Tage. Bittere Mit-
ttrly besonders Columho, aronatische Umschläge auf
den Unterleib' u. dergl* stellteir die Kranken s&mmt*
lieh wieder her.
Blattsäura äufserlich hei Fleehtän der GenitüUen»
*- Gegen einen flephtenartigen , mit unerträglich
schtnerthaftem Jucken gepaarten Ausschlag an den
, Geburtstheilen bei einem 50jährigen Franenzimmer
wandte Dr. Schneider die Blausäure, anderthalb bis
swei Drachmen in 6 Unsen rectificirteii, Weingeist
mit solchem Erfolg an^ drfs nach 14 Tagen daa
I^eiden gänslich verschwunden war« und nach 5
Monaten, ditm Zeitpunkt des Berichts^ keineSpor
davon zurückgekehrt war« (Auf wunde Stellen ronfa
dieses Mittel doch fast wie ein Zugmittel wirken.)
Das nämliche Mittel wandte dieser Arzt bei' ei«
ner g4jährio;en Frau', gegen ähnliche Beschwerden
mit gleichem Erfolg an; nur mischte er eben, so
viel RosenWasser hinsu. Noch 3 andere Fälle ahn«
lieber Art führt dieser Arst an, in welchen dieses'
Iklittel heilsam war»
Durchsehneidung der JchiUessehne» — Ein Mäd-
chen EU Crossen hafte sich, beim Grasschneiden auf
Unvorsichtigkeit mit einer Sichel die Achillessehne
durchschnitten. Der Kreiichirj^^i« Drudtt verei-
nigte die Hautwunde durch die blutige Nath, legte
einen passenden Verband an^ und lieTs den Fufs in
einer ausgestreckten Lage erhalten» Auf diese Weise
erfolgte £e Heilung , mit Racklassung einer gerin-
gen Steifigkeit dea Fufsea«
(Die Fortsetsung folgt«)
I
— 123 ~
N
DU Bibliothek d. pr. Heilkunds Märt <l. J. enthäk:
M, Z*,- A. Naumann Handbuch' der allgemeinen Ss»
tniotik,
C Billard de la membrane mutfueuse gastro^in;'
'testinale dans Vitat sain et inflammapoire*
JSlurze litterarische AHze-igen»
F. J, Simon über den Sublimat und. die In'
unctiontkur,
F, C Leo B. A^ Pleisehl KrankJieitsgeseldehte
^iner Gallensteinkranken,
C. Speranza Storia del Morbillo äpidemico dclla
Propineia di Mantova»
^*
• V Mit dieiem Heft wird iTnsgegebeiiy als Octo*
hetm November« aad Decem her -Heft der Aiblio*
thek t TVissensehaftliche üebersicht der- gesämmten
dizinisehen Xdtteratur des Jßhres 1825*
Hierin ist angezeigt das Wesentliehste und Neae
^6n 705 S-^briften«
Beilkunde im Allgemeinen • • . • , 44^^^'^^'^'^*
Die einzelnen Fächer der Heilkunde x
Anatomie »..••• 05«-* —
Zoochemie • •• • ., lo-^.— .
Fhyriologie, , . . . • • • . . ; 117 -* —
JDiätetik und VolliSarzneikunde* • • • 47 "" "^
Pathologie » ••...«.••• ^20 . — —
Semiotik und Diagnostik. • ♦ • . . 15 ■"" "^
^Allgemeine Therapie , • 54 — —
Speeielle Therapie .•••••.• 586' — •—
Arzneimittellehre, Pharmacologie ^ For'
mulare und Toxicologie • . . ., • 289 "~ "~
Chirurgie •••.••••••• 477 "— —
^eburtshül/e f Frauenzimmer " und Kin»
derkrankheiten 4 •••••«••« 164 *~* -~~
Gerichtliche Arzneikunde, « • • • « 100 *- —
•
Liitterawscheslritelligenzblatt.
No. I. , 1827.
■MMHMMMfl
Bei G» Ruinier in Berlin ist erscliietien :
C, TV. Hnfelandf über die Krankheiten der Un^
gehorenen und die Sorge für das Lehen und die
Gesundheit des IVLensahen vor der Geburt, (Aii's
dem Journal S, prtkt* HcilKtüide besonder! ab-
gedruckt. 5 gr.-
Thomas Sydenham, lieber seine Bedeutung in der
heilenden Kunst, Von Dr^ Hans Adolph. GoC'
den, 8. 8 gr«
mm
Es ist erschienen}
Heidelberger Klinische jinnaleni Eine Zeitschrift*
Herausgegehen von den Vorstehern der medicini^
sehen , chirurgischen und geburtshül fliehen akado^
mischen Anstalten zu Heidelberg ^ Jlen Professoren
F, A. B. Puchelt; lil. J. Chelius, F. C\ NS^'
gele. Zweiter Band, Viertes Heft, gt. 8« HeU
delberg "bei J, C. B, Mohr'
Inhalt» L Ueber di« Behandlunjg des Typfaöi.
Von Df. GottU Ludw, Hau, GroCsnersogl. Hessi»
schem Hofratbe und erstem Piiysicus zu Giesen.
(Beschlufs.) 9. Behandlung d^esunregelmäfsigeoTy«
phus. — II* Ueber die Behandlung der prixnärea
und secundärtn Syphilis ohuB Mediur. Von *Dr.
Simon jun in Hamburg* (Beschlufs.)
Diese Min. Annalen werden in diesem Jahre in
bisheriger Form- fortgesetzt. Das in kritischen Blat*
tern dem Anfange dieser Unternehmung gezölJie
Ziob wird dem medizin. Püblico nicht entgangen
'seyn , und die J^amen von Redaktoren und Mitar--
heitern bürgen für fortdauernden, nicht sweifelhaf«
ten oder nur vorübergehenden Werth der sum Be"»
^^tn ätt Vyisleniehaft darin initgetb eilten Arbeiten
Vod Brftfarungen. ;
Preis des Bandes oder Jthxgenes von 4 Heften
nit dazu gehör« Abbild. 4 Etlilr; od^r 7 IPi. la Xr,
In meinem Verlage erscheinen die
Pathologisch »therapeutischen Vorlesungen dea kürz-
lich hier verstorbenen Herrn Geh. IVledizinal»
Raths JJr, Berendsy Pr4>feasors der Medizin und
Direotors^ des mediz, klinischen Instituts der Uni^
und Privatdozenten an der Uni versitäc Dr. C. Sun^
delirtm . ' . :
Der erste Band, welcher die Vorlesungen £ier
Ssmiotik enthalten wird, erscheint in wenigen IMo»
naten, und die übrigen Theile (4 bis 5) sollen in
angemessenen kurzen Zwischenräumen heranskom-
lOen* Der Preis läfst sich noch nicht angv'ben , da,
die B'ogeneahl noch nicht al/^gemittelt ist, ^ird
afbeVy wie bei allen meinen Verlagsartikeln ^ di#
Grenzen der Billigkeit nicht überschreiten. Um aber
den zahlreichen Freunden und Verehrern der ärztli-
chen Wissenschaft und Kunst des berühmten Vet*
sforbenen den- Ankauf so viel als möglich zu erleich-
tern^ so will ich für diejenigen, welche mir ihre
Bestellung bis zu Ende des IVIonats IVlärt^ entweder
nnmittelbar oder auch durch jede andere beliebige
Buchhandlung zukommen lassen^ einen Suhscriptions"
preis festsetzen, nach welchem der Bogen , in Me-
dian-Format und auf gutem Papier , nicht ganz 2
Silbergroschen (i| gute Groschen) und jedenfalls ein
yiertei niedriger, als der mit dem iten April ein-
trete ndcLa den preis zu stehen kommen soll^* — Auch
bei allen folgenden Bänden soll derselbe Vortheil
für die Suhscrihenten . Statt finden. Vorauszahlung
verlange ic|^ nicht, erkläre jedoch bestimmt , daS
der Termin zur Unterzeichnung nicht verlängert wird.
Berlin den 5ten Januar 1827.
Th. Chr. Fr. Enslin,
Breitestr. No. 83*
Vi-
— ; 3 « .
So eben ist bei mi« eracbienen i}nd is- iUen
Buehhandlungen ma erhalten:
üther düs Schreien der Kinder im Mutterleihe vor
dem Risse der Eihäute, Ein monasrapkUeher Ver^
such von Dr. Karl Gustav Sfesse. 'gr. g« 7^
Bogen tuf Drackptpier« Geh* 12 gr«
Leipsig, d. i5un Decbr. i8s6.
F, ji. Brovkhaus.
Bei Adolph Marcus in Boittv ist enohienen un4
durch alle Buchhindlongen zu erhalten:
Jahresbericht der Schwedischen Akademie der Tf^is*
. Seilschaften über die Fortschritte der Nat^urge^
schickte ^ Anatomie und Physiologie der
Thiere und Pflanzen* Ans dem Sehwedischtn mi$
Zusatten von Dr, J. Müller, Der üebersetzung
erster Jahrgangs — £r« 8* 1 RÜÜr. 4 Gg^* odcc
a FJ. 6Krr .
Diese an den bekennten, yon Berzelius heran §•*
gegeben an Jahreebericht fiber die Fortfeliritte dec
physischen PVissenschaJten genau sich anechlieraeado
Zeiuchi'ift» liefert eine gedrängte Uebersioht übte
die Fortschritte, welclie die oben benannten Flehev
iu der gesiinroten Europäischen Welt gewonnen
haben , und ist somit gewifs eine willhommene Er«
scheinung für den Naturforscher und jeden mit sei-
ner Wissexisohaft fortschreitenden 4'*^* *"* ^^
Fortsetzuüg whrd tegeUnäCsig erscheine/!«
In meinem Verlege sind folgende sehr schlts«
bsre Werke erschienen ,' die durclx jede Buchhand»
lung EU beeiehen sind» und auf welche ich Lehrer
an Hoclisohulen, Studireud'e und' jeden ^er MediUn
Obliegenden hiermit wiederholen.d aufmerksam' sa
machen mir erlaube:
Bartels fX^u £. Z). A,^ Anfangsgrfinde der Natnrwif«
senschaft. gr. 8« '>ter Band, ilthlr« 3. 13 gr. tter
Band. Rthlr. %, %o ^r, con^let Rthlr. 6. 8 fiK«
/
' /
^ 4 ' ^
I
Conshruch, Dr. ^« G.', «natomiscli«« Ttichenbnch
f. Aente und Wundärste. 510. Teriti* Aufltge; Q.
B.ch]T, 1. 13 gr. .
^— fiter Tbeil. Q, (KB* fdr die Besiuev der eriten
iLuflage) 10 gr«
*- Tajchenbuch der pathologuc^en Anatomie ffir
praktische Aerzte u^ Wundärzte. 8* RtMr. 1« 8 Qt»
— - physiologisches Ttschenl^uch für Aerste u* Lieb-
haber der Anthropologie« Mit des Autors Bild«
nisse« 3te vencehrt' Auflage. 8« Htblr. i. 8 gi**
— pathologisches Taschenbuch für praktische Aerate*
fite verti». u, verb. Auflage. S. Rtklr. !•' 4 S'*
— diätetisches Tasche nbucli far Aerzte und Nicht*
ärue. 2te verni. Aufl. 8. Rthlr. 1. )2^»
-— Tasch^buch der Arct^eimittellehre für praktische
Jlerzte und Wundärzte, dte verb* u. yerm. Aufl.
8/ Rthlr. i4 4 gr«
-— klinisches Taschenbuch fflr praktische Aerzte»
. 2 Bde. 6te Term. Auflage. 8t Rthln 5. 16 gr.
^ihermaier^ Dr» JyCf Taschenbuch der Pharmacie
ißr Aerzte und Apotheker« Itflit des Autors Bild«
siisse. a Bände. 2te verb. u» vetm. Auflage. 8*
Bthlr. 6. 8 gr. , ,
-7- -Taschenbuch der mediz. • cbirurgtsohen Rezeptir'
. Iiunst oder Anleitung zum Versehreiben der Ars«
. neiformelii. 5te verb. u. rerm, Aufl. 8* Rthlr. 1«
.-:- Taschenbuch der Geburcshfllfe für angehencle Ge«
burtsbelfer. 2 Bände. 2te verb. u. rerm« Auflage,
8. Rthlr. 2« 12 gr. ^
— - Taschenbuch der Chirurgie für angehende ptak*
fische Aerzte und Wundärz&e. ü Bände. 3te verb.
u. verm. Auflage. 8* Rthlr. 4. 12 gr,
Niemann, "Du J, 1^., Taschenbuch der Staatsarznei«
künde, iter Band» Gerichtliche jirzneiwissenstihaft.
Mit 2 Kupfern. 8. Rthlr« 1. 12 gr.
Sehwartze , JDr. G. ff^» » pharmakologische Tab<illen,
oder syitematische Arzneimittellehre in tabellari-
scher Form. Fol. Irer Band. Rthlr. 3. isx gr,
Iltcr Band iter Abschnitt Rthlr. 4. Ilter JUnd
. 2ter Abschnitt Rthlr. 4 complet Rthlr. ii« iz gr«
Tabellen f pharmakognof tische , oder Dr. J. Ci E^er^
maiers tabellarische Uebersicht der Kennzeieheir
der Aechtheit und Gflte, so wie der fehlerhaf<:en
Beschaff enheit« der Verwechselungen und Verf)ll-
ichuneen sämmtlicher bis Jetzt gebräuchlichen
einfachen, zubereiteten und suiammengesetzten
I
I
1- . 5 ■ ~
Arzneimittel. Zum, bequemen Oebrauolia fAr Aeri^
te, Pliysici» Apotheker , Ijrogijiisten und chemi-
sche Fabrikanten entworfen. liebst einer prakti-
schen Anw^eisuniß zu einem tweclimäfsigen Ver-
fAiiren'bei der Visitation der Apothekenr^ nnd 'ei-
nem Verzeichnisse der gebräiuchlichiten cheQiischen
Reagenden. Fanfee, durchaas Terbessitrte und
vermehrte Auflage von Dr« O, W^ ScHwartze.
Fol. Rthlr. 4. ,
Vfiring, Dr. ji, M.^ paychiicha Heilkunde^ Ites
Band. gi. g* Rthlr, s. 8 gr. . üeber *di0^ PVechssU
Wirkung zwischen Seele und Körper im JM[enschenm
Iter Band ite- Abth. Rthlr. 1. 4 er. Ilter Band
2te Abth. Rthlr. 1, 16 gr. yon den psychischen
Krankheiten und ihrer Heilart» ite und 2t6 Abth.
complet Rthlr. 4* 4*g>^*
ff^urzer^ Dr. F«, Grundrifs der Ärznieimittellehr«
für Aerste und ' Wundärzte. Z«um Gebraach aka-.
demischer Vorlesungen, gr. 8* Rthlr* 1.
^ Handboch der populären Chemie cum Gdbrtneh
bei Vprlesungen und zur Selbstbelehrungh 4ta um*
^ gearb. Auflage, gr. g. Rthlr. 3«
Etwaige Einfflhrang der lucr angezeigten Lehr«
büchoT würde ich durch die billigsten Preise , in-
sonderheit bei Abnahme gröfserer Parthien, ,sa föx»
dern mir angelegen aeyn lassen.
Leipzig im Februav 18^7-
Joh. Amhr. Barth,
Verbesserte StethoscQpe:
Die Buchhandlung ron Leopold Voh in \Leip«
zig liefert die von Viorry verbesserten otethoscopö
zu i Rihlr. 16 gr. Fr^ Couirt. Netto baar. Sie aind
aus Bim- o^dcr Cedernholz und Elfenbein gearbeitet
und empfehlen sich durch grofse Zweckmäfsigk«it
und Leichtigkeit vor den frOhern.
Leipzig den ißten Januar 1827-
I 111 ■— la— M— i— i— *
■ /
J o u r n a r '
'■ d c r . .'. ■
pr a c 1 1 s c Ire n H e llk un d e.
I Herausgegeben
von . ■ '■, . '■■ c.
C. W. H u f e 1 a n «I,
Königl. Preuffl. Staatsrtth, JR.itt(er dea roth^n Adler«
Ordens zweiter Kkase^ örsteniJLieibarzty Prof.clerMe«
dicinanf der Universität zuBerU^, Mitglied der Act«
demie der WiMsen8q]lit£ceii etc«
• u n d ■
a . ^ •
E. O s a n n^
• - ' * ^ * •
ordentlichem Profesror der Medicin an der ünivar«
•ität und der Medicinisch ^ Chirurgischen Acadeidio
£lir das Militair zu Berlin, und ü^itgUed mehretec \
gelehrten Gesellsotiaften.
ötau^ Freund, ist alle Theorie,
Doch grün des Lebens goldner Baunh
Göfhe»
^ IV, Stück. April.
Berlin 1827.
Gedruckt und verlegt bei G« Reime r«
i
(.
0mmttt
h
Homöopathie,
' ^-•
(FortieUuDg. S, d. Jouriu iQüß, Januar, Fobr., Mal.)
6,
Geschichte .
mdmr Bdamnuchaft mit der' ffomöopathk,
Nebst einigen JSrfahrjmgen,
' Vom ^
Medimal - Präsidenten v. , fTo Iff
jiu. Warschau*
mn
Prüfet Altes und das Gute behaltet! — Wem
ist es Tirohl mehr Pflicht diesen. Zuruf des Apo- .
Siels zu beachten, als uns Aerzten, denen das
Wohl von Tausenden anvertrauet ist , deren
Handeln so oft Wohl od,er Wehe ganzer Fa-
jtnilien bestimmt, ja nicht nur Familien, sön-*- '
dern ganzer Slaaten I Wem ist es mehr Fflicht
alles zu beachten, was den Umfang seiner
Kenntnisse erweitern , berichtigen , neue Hülfs«
mittel zur Linderung menschlicher Leiden, zu
Abwendung dringender Gefahr gewähren kann!
Wem steht e9 weniger an absprechend zu Ter-*
A2
— 4 —
werfen ohne genau und sorgfältig geprüft eu
haben ! r-
HahnemantCa Organon war mir bald n«nchL
seiner ErscheinüDg bekannt geworden, ich
hatte es gelesen und belächelt. 'Die reine
Arzneimittellehre blieb inir fremde ich hatte
eben so wenig Anreizung mit ihr, als mit dem
homöopathischen Archive -Bekanntschaft zu
machen, da unsre kritisirenden Journale sol-
che sehr wegwerfend abfertigten« Als ich nud -
vollends fand, dafs der Allgemeine Anzeiger
der Tummelplatz der Homöopathie geworden,
glaubte ich mit meinem Urtheile über diese
neue Lehre ganz im Reinen zu seyn. Als iß.
den letzten Jahren mir mehrere Nachrichten
wichtiger von JFf« bewirkter Heilungen zu Oh-
ren kamen , mochte ich sie eben nicht bezwei-
feln, denn wer heilt nicht? — und ich dachte
mir, er könne wohl auf mehr als einem Wege
seinen Zweck, erreichen, einmal durch Diät,
was die in vielen chronischen ja selbst orga-
nischen Krankheiten leistet welcher Arzt wufi&td
das nicht? dann durch die Macht des Glaa*
bens, gleich Hohtnlohe^ und endlich auch wohl
durch eben so substantielle Mittel, wie 5f^ir
andern allopathischen Aerzte, denn wer könne
ihn controlliren ; in welcher Gabe er he-
roische Arzneien dem Kranken beibrächte.
Dies war obngefahr Aein Urtheil über H.
System und Verfahren bis im Januar d. J.
Jetzt kamen mir last gleichzeitig Mnu's Werk-
chen und Messerschmiät*$ Beobachtungen zu Ge-
sichte; erstem schätzte-ich als gebildeten und
denkenden Arzt , nach seinem Werke über die ^
Hämorrhoiden, des letztern Wahrhaftigkeit
verbürgte das sinnige Vorwort des Herausge-
.^
... 5 —
bers, das zugleich s€ht hutnan über die neue
Ijehre urtheille nnd ihr keinesweges allen Wejplh
absprach; uod quo hielt ich es für Tflicht,
jnich auch damit bekaouter zu inacheo. la
der- Versammlung der inedic. Gesellsch, am
7leo Febr. kam auclv die Homöopathie zur
Spraclie, Hr, College Samun theilte mit, wie
er mit der reinen ^rzneirrun eilehre bekanut ge-
Tvorden, und bisher fünf Versuche gemacht
habe^ von denen jedoch nur einer gelungen
867, dieser -war aber in der That recht in-
teressant. Ich ersuchte diesen Collegen mir
einen Band dieser Arzneimittellehre, gleichviel
welchen, auf einige Tage zur Einsicht mitzu-
theilen, er schickte mir folgenden Tages. den
dritten. Ich blätterte ihn durch; und, wie
ich davon erbaut vrurde, kann jeder leicht
denken; doch, so langweilig es war, gab ich
mir j^Tühe, ihn mit möglicher Aufmerksamkeit
Ton Anfang bis Ende durchzugebn. — Am
14tea Abends besuchte mich Ijf. 3»..^J^eüe
meiner Frau^ und klagte: ich mufs lieber
Oncle schon wieder ihre Hülfe ansprechen, ich
habe wieder keinen Alhem und starkes Driik-
ken in der linken Brust » so dafs das Geha
mir sehr beschwerlich ist. — Dieser 34 Jahr
alte Kranke erlitt vor sieben Jahren eine Krank-
lieit, die sich anfänglich wie ein catarrhali-
sches Fieber gestaltete , indessen bald Zufalle
entwickelte, die H. D.' Woydey den der Kran-
ke als seinen Jugendfreund berathen hatte, be-
wogen sich meinen Beistand auszubitten» Ich
erkannte die Krankheit für schleichende Herz-
entzündung, wahrscheinlich in einem von lange
her dazu disponirten Organe , wo der Impuls
der catarrhalischeii Reizung nur die Zufalle
bis zu wirklicher Krankheit gesteigert hatte.
— 6 —
S« wenig güosiig die Frognosis war, «Hangtcf
der Kranke doch allmählig einen 'relativen
Zustand von Gesundheit » so daüs er ein Jahr
später heiraihete, es blieb aber ein ortliches
Leiden, welches von Zeit zu Zeit beschwer-
liche Zufalle erregt. Er ist nie ohne Empfin-
dung von Druck Und Beschwerde in der lin-
ken Brust, ohne etwas Beschwerde im Ath-
inen bei stärkerer Bewegung und Treppenstei-
gen, hat nie einen normalen, sondern stets
etwas frequenten weichen Tuls» etwa wie bei
Erweiterung des Herzens mit Verdünnung der
Substanz. Von Zeit zu Zeit, vorzüglich im
Herbste und Frühjahre, steigern sich die Be-
schwerden, der Athem wird beschwerlicher^
hindert ihn am Gehn, der Druck heftiger, ja
selbst Stiche fuiklt er in der Herzgegend, er
bekommt Congestionen nach dem Köpf mit
drückendem Schmerz, ein Paarmal steigerten
sich die Zufalle bis zu Lipothymien, Blutegel,
bald an die leidende Stelle, bald am After,
bei heftigem Zufällen Vesicat«, äntiphlogisti-
eche Abfiihrungsmittel, Fufsbäder, Digitalis mit
Salmiak u* dgl« beschwichtigen dann die Zu««
lalle« Seit Jahr und Tag trägt er eine Fo^^
tanelle in der Herzgegend» . Heute isiber klagte
er, dafs er seit einigen Tagen wieder sehr
beschwerlich nthme> starken Druck in der
Brust empfinde, und kaum noch gehen könne ;
die Ursache dieser Verschlimmerung fand sich
in sehr anhaltendem Sitzen am Schreibtische
in einem Zimmer mit neuen Mauern, das der
Feuchtigkeit wegen stark geheitzt wurde; nicht
Marke aber anhaltende Bewegung bekommt
dem Kranken immer wohl. — Den Kopi voll
der fia/tnemnnn^schen Arzneiwirkungen, ent«
schlofs hh mich^ bei diesem Kranken um so
../
^^hi^ eioen Versuch eu machen, da die Z«-
fäUe noch nicht eben dringend waren i und €t
durch seine PersSnlichkeit sich mir besondetf
dazu eignete. Ich verschrieb ihm ji^ Gran
Goldpulver, das Mittel empfahl eich mir ein*
mal dadurch , dafs mehrere der benannten Wir«
kungen für den Fall passend schienen» nnd
dann , da mir ganz unbekannt war, dafs £bA*
ntmanrCg Arzneiprä'parate irgendwo vorri^thig
wären, dafs es €x tempore bereitet werden
konnte. Nachdem ich nnn dem J« die Tor-
schriftsmafsige Diät angeordnet hatte , wies ich
ihn in die OlUcin des Dr« Hdnrich^ und hieb
ihn Ton den zwei Pulyern die er da erhalten
würde, am Morgen eins nüchtern in einem
Kaffeelöffel Wasser nehmen und Freitag midi
wieder zu besuchen. Ich beg^ mich Donnerstag
Vormittags noch selbst in die Apotheke, um
mich der vorschriflsmäfsigen Bereitung zu ver*
sichern, wo mir denn H. D« Bdnrich einen
Schrank aufschlofs, und nicht nur das Gold-
pulver , sondern den gröfsten TheU der in der
JS, Arzneimittellehre verzeichneten Präp. fertig
vorzeigte, die seit vorigen Sommer sorgfältig
bereitet worden waren. Freitag Abend kam
der Kranke, und auf meine Frage nach. sei*
nem Befinden antwortete er: „ich fühle wohl
noch etwas in der linken Prust, es ist mir
aber ganz leicht | und ich kann ohne Anstand
gehn," ich frug, was er nach Verschlucken
des Pulvers empfunden? „es war mir gans
sonderbar, sagte er, ich kann es selbst nicht
beschreiben, und das die ganze Stunde bis
nach dem Frühstück. Hatte ich den Versuch
so ganz ins Blaue gemacht, ohne irgend eine
Hoffnung einiger Wirkung, so kann man sich
denken, wie grofs meine Verwunderung war!
^ 8 *>
1
•— Ich sah DUQ den Krankeu nitht bis nach
acht Tagen , wo er kam mir sein fortwähren-
des Wohlbefinden zu bestätigen, tind^nncbzu«
fragen, wie er sich ferner verhalten solle. Ich
hiefs ihn nun um folgenden Blorgeq von dem
zweiten Pulver die Hälfte und die andere nach
acht Tagen nehmen , die vorgeschriebe ne Diät
aber ferner genau befolgen« Dies Wohlbeün-
den hielt fünf Wpchen an, da kam der Kranke
und klagte wieder, eben war mein Sohn (der
Arzt) gegenwärtig, der mehrmals meine Stelle
beim Kranken vertreten hatte, und den Zu-
stand desselben genau ksrnnte; er stimmte für
die frühere Behandlung, Blutegel und Antiphl.,
ich liefs es geschehn , aber schon nach drei
Tagen erschien der Kranke wieder, und klagte,
„die Blutegel haben ihn diesmal gar nicht er-
leichtert, im Gagentheil sei das Athmen noch
beschwerlicher, und er leide sebr am Kopf-
schmerz. Der erste gelungene Versiich hatte
mir mehr Zutrauen zu diesem Heilverfahren
gegeben, ich 'hatte seitdem' die übrigen Bände,
der Arzneimittellehre durchgelesen, und so
v^erordnete ich jetzt .dem Kranken die Tinct,
Aconiti zu -^00666 Tropfen, und hiefs in fallen-
der Gabe nach 48 Stunden das Slittel wieder-
holen. War die Wirkung des GöldpuLvörs gün-
stig gewesen, so war es die des Aconits bei wei-
tem mehr; nach drei Gaben genpfs der Kranke
eines Wohlbefindens , wie, versicherteer, es
seit Jahren nicht der Fall gewesen. Ich gab
ihm nun die Anweisung, die Arznei, sobald
er eine Anwandlung seines IXebels spüre, so-
gleich in derselben Art zu wiederholen, dies
ist dann noch im Frühjahre ein Paarmal no-
thig gewann 9 das Wohlbefinden aber erhält
~ 9 - : .
■ , .• • ■" ■
sich bis jetzt im November, sein Aussehn ist^
blühender als es lange nicht war, er hat an
Umfang zugenonmien ,' uud noch neulithst (den
12ten) versicherte er, sich seit Jahren nicht so.
vohl gefühlt, so fröien Alhem gehabt zu
haben.
j
. Was 'war wohl nalürlicher als dafs ein
solcher Erfolg des ersten Versiiclis inich zu
fetnern anreizen mufste, vorerst nur in Fällen,
•wo niein bisheriges Verfahren mich im Sliche
liefs, und die in der Regel unsrer Kunst spot-
ten , bald aber auch in weniger bedeutenden
hitzigen und chronischen Beschwerden, und
wahrlich! der Erfolg übertraf alle meine Er-
wartung. Fast alle, bald sehr zahlreichen
Versuche gelangen , nur wenige mifsgliickten,
Wo ich denn 'ungewifs blieb, ob die Ursache
in der Unzulänglichkeit der Heillehre, oder
an meiner fehlerhaften Anwendung lag, was
bei der Ungeübtheit, und selbst der noch nicht
-vollständigen Kenntnifs sämmtlieher bisher er-
prolrten Arzneikörper so- leicht möglich war.
Ja das häufige Gelingen , bei noch so weniger
Uebung, bei einem, iui Aller von 58 Jahren,
nicht mehr so treuem GedäChtuifs , und doch
• nach Verordnung aus dem Sfegereif, ohne,
nach Vorschrift, über den Kraitkheitszustand
ein Protokoll aufzunehmen, und darnach das
passende Heilmittel zu suchen, war mir be-
sonders auffallend. Obschon praktischer Blick
und Uebung mir hiebei zu Statten kommen
mochten, so war ich doch nicht eitel 'genug,
diese Erfolge meiner Sagacilät zuzuschreiben,
vielmehr schien es mir, als wenn es eben ;
nit'ht auf die haarbreite Anwendung des Heil- . i
prinzips ankomme« sondern, da die Heilung .1
- iO -
durch so kleine Arzneigiabeii stell nur darch
Uinstiminuog der Merventbatigkeit denken läfst,
diese eice gröfsere Breite in Auswahl der Mit-
tel zulasse«
Da es nicht mein Zweck ist , die homocv-'
palhisch^ Lehre zu würdigen ^ .um fSo T^niger
als dies iti praktischer Hinsicht von Hau so
sinnig als vollständig geschehen ist, sondern
nur durch meine Erfahrungen dazu niit beitra-
gen will, dafs mehrere erfahrne und wissen-
schaftlich gebildete Aerzte die 3ch^u gegen
das allerdings recht langweilige, aber wahrlich.
lohnende, Studium der reinen Arzneimittel-
lehre überwinden , und sich zu Versuchen nach
des Erfinders Lehre und Vorschrift entschlie<-
Isen möchten , so las^se ich noch einige mei-
ner merkwürdigem Erfahrungen folgen, und
wollen die Leser die Zeitfolge derselben nicht
unbeachtet lassen.
Dem , am 28ten Juli v. J» im 74ten Jahre
verstorbenen, Fürst Statthalter hatte im Jahre
1812 eine Kartätscheiikugel den rechten Schen«
kel zerschmettert, der dann hoch oben hatte
abgesetzt werden müssen« £s war ein Mann
vom kräftigsten Körperbaue, afs viel und kräf.
tige Speisen, trank täglich seine Bouteille
Bordeaux -Wein, theils beim Gabelfrühstucke
früh nach 8 Uhr, Iheils beim späten Mittag-
essen. Seit 1815 war ich sein Arzt. Sein
Puls war steta voll und starls,, und jede phy-
sische und moralische Reizung verursachte ein
stürmisches Pochen des Herzens und ganzen
arteriellen Systems. Beschränkung der Diät
liefs er sich nicht gefallen , aber jeden Monat,
fast regeln>äfsig 9 nahm er ein Furgans aus Jn*
fus. Senn, mit Mittelsalzen, das ihm von den
^ 11 .-
Aerzten nach Heilung jener Verletzung w^r
verordnet y und dessen Wiederholung .Y(>a Zeit
zu ^eit empfohlen wordc^n. Seit Jahren litt er aii
elnjem kleinen habituellen Husten, der in der
schlechten Jahreszeit durch hinzukommenden
Catarrh sich ab und zu verstärkte, besonders
,]Vachts beschwerlich ward, und dann die HiilfjS
. der Kunst in Anspruch nahm« Ab und zu
litt er an rheumatischen Schmerzen , bald hie
f bald da, die sich leicht beseitigen liefsen, nie
aber an wahrer Gicht, auch äufserten sich nur
unbedeutende und nicht beschwerliche Hamor--
.rhoidalzufälle « mit seltnem Abgatage eüijges
Bluts« Sehr geneigt war er zu Hautausschlä-
ge^, die ihn in den letzten drei Wintern, vor-*
iKÜglich aber im vorjährigen durch Jucken sehr
belästigten. - Es waren dies grofse rothe Flecke
die vorzüglich an beiden. Armen und dem linken
Unterschenkel erschienen , auf welchen kleine -
Bläschen hervortraten^ die aufs Kratzen eine
klebrige Feuchtigkeit ergossen (Impetigo figu^
rata £arem«?)« Die diesjährige Verscblimme-
rang hatte indessen noch eine besondere Ver-
anlassung, die erwähnt werden mufs ; nm 16ten
Januar, nachdem er, wie häufige nach dem ^
Frühstücke sich wieder niedergelegt hatte,
fühlte der Fürst nach dem Erwachen eine Bes-
täubung und Ameisenlaufen im ganzen rech-
ten Arme, und in geringerm Grade auch im
Schenkel und Beine, was ihn sehr beunru-*
bigte und seine Umgebungen vermochte, noch
ehe ich hinzukam, diese Theile stark mit Fla-
nell .und geistigen Sachen zu reiben, in Folge
dessen die Haut überall sich entzündete und
ein allgemeinerer nässender Ausschlag, als je
Vorher, erschien. Im April v. J., als eben
der Huslen sich wieder verstärkt hatte, erlitt
■% *
— 12 —
der Fürst zuerst Anfalle yom Dächtlichen Aslb-
ma, die,, nachdem sie einige Nächte hinter-
einander sicli einuesleilt halten, ihn yermo'ch-*
ten , mich am 20(en ruien «su lassen. Der
]\.rauke benannte den Zufall Magenkrampf, der
ihn nach MiUei'nacht bald nach dem Einschla-
fen weckte, mit dem Gefühl von Vollseyn
und Tressen in der Magengegend, das ihm den
Athem - b(3enge und ibn nulbige aufzusitzen,
bis nach einer halben Stunde der Anfall nacli*
lasse,, worauf *er dann ruhig bis am Morgen
sclilaie. Obschon ich nicht Zeuge eines An-
iViils war, so konnte ich über die Art der
IvranMieitsform nicht zweifelhaft seyn , und
•veroi-Jnete Tillen aus 21inc, hydroc, Eoctr»
Laciuc, viros. und J^aler. Die Auiälle wurden
hierauf gleich gelinder und blieben von der
Tierleu Nacht an ^'öllig aus, doch prognoiti-
cirie icJi schon damals deren Rückkehr wahr-
schcinLich im nächsten Winter. Koch vor dem^
Eintritt dieser Anfalle hatte der Fürst seinen
gewöhnlichen Appetit verloren, besonders zu
Fleischspeisen, und auch zum Wein, der auch,
selbst in den Perioden relativen Wohlbefindens
nicht wiederkehrte. So übler Vorbedeutung
dieses war, so erleichterte es wenigstens die
Befolgunjg einer dem körperlichen Zustande
angemeftsnern Diät; der sich der Fürst Jetzt
willig unterwarf. Am 22ten Dec. gerade um
Mitternacht, wurde ich geholt, da der Fürst
eben wieder und zwar einen starken Aufall,
in der Art wie jene im April erlitten hal>e. ,
Der Anfüll war bei meiner Ankunft bereits
vorüber, der Kranke lag horizontal, wie ge-
wohnlich auf einem einzigen Kopfkissen, im
Bette, heim Athmen hörte mau noch etwas
Schleimrasseln ^ der Fuls schlug gewaltsam.
y
Aach dieemal wurde das Ueb^ innerlialb 8 '
Tagen gebannt, nnd das relalive Wohlbefin-
den erhielt sich bis 'zum 20ten Januar, wo
-wieder der Anfall sich 'einstell le. Jetzt wie-
derholten, sieh die Anfälle Nacht auf Nacht,
doch noch in leidlicbem Grade und mitunter
so gelinde, dafs der Kranke liegend sie abr
warten konnte , vom 8len Februar aber wur-
den sie starker und anhaltender, doch soj dafs
gewöhnlich auf eine schlimmere , eine etwas
bessere Nacht folgte* Das Allgemein - Befin-
oen wurde nun auch von Tage zu Tage schiech-
ter, der Kranke hustete viel, und warf be-
sonders des Morgens vielen Schleim aus>, die
Efslust verlor sich gänzlich, die Kräfte sdiiwan-
dön , ^ er war den ganzen Tag wie scblafsüch«
tig, Diutblos. In der Nacht vom 23len auf
den 24ten war der Anfall stärker wie noch
keiner, und ihm folgte mehrere Stunden ab-
haltendes. Schleimrasselh* Längst hätte ich
die Ueberzeugung, dafs wichtige organische
Veränderungen Ursache der gegenwärtigen Er-
scheinungen seyn, hatte dieser Ansicht ge- ,
mäfs die Proguosis gestellt, doch bei der kräf-
tigen Natur des Kranken längeres Hinhalten
noch zu hoffen gewagt. Das rasche Fortschrei-
len des Uebeiriaber, und die Unwirksamkeit
'aller , sonst, erprobten , Heilversuche , liefsen
'^ep der Unzulänglichkeit der Kunst, das Le-
ben noch für längere Zeit zu fristen, zwei-
feln, und die Erscheinungen der- letzten Nacht
erregten die grÖfsten Besorgnisse einer baldi-^
gen Lungenlähinung« Unter diesen Umstan-
den wiederholte ich dringend den frühern An-
trag um den Beirath eines zweiten Arztes.
Der Kranke bestimmte sich fiir H. D. CzeJtitrski,
der aber durch eignes Unwohlseyn gehindert
li
- 14 -
war der Einladung Genüge zn leisten. Die
Fürstin ersuchte mich noch um ein Paar Tage
Aufschub, um den Kranken zur Wahl eines
andern ' Arztes zu yermögen , und nun wagte
ich den Vorschlag zu eiuera homöopathischen
Versuche. Die Fürstin ergriff diesen mit Ei-
fer, da sie durch Umstände , die nicht hierher
gehören, günstig für dieses Heilverfahren ge*
stimmt war, und übernahm die Sorge fiir
pünktliche Befolgung der yorschrifismälsigen
Diät. Ich verordnete ein Billiontheil Tröpfen
der Tina. Nuc. Vom. Abends um 8 Uhr zu
nehmen. Beim Aussteigen aus dem Wagen
kam man mir schon mit der frohen Nachricht
entgegen , ^jder Fürst habe die ganze Nacht
geschlafen ," im Salon erwartete mich die Für-»
stin und bestätigte die Nachricht, er habe un-
unterbrochen geschlafen, nicht einmal gehu-
stet, keine Spur von Engbrüstigkeit gehabt,
ja er sei fast unruhig darüber, was das für
eine Arznei seyn müsse, die auf einmal so
eine er^tauuenswürdige* Wirkung hervorbringe.
Ich fand den Kranken aufserordentlich mun-
ter, indem er mit mir sprach hüstelte er ein
Paarmal, ,^das ist der erste Husten, sagte er,
seit gestern 8 Uhrf wo ich ihre Arznei ge-
nommen habe." War ich erstaunt über diese
nicht gehoifle Wirkung, war ich froh einen,
wenn auch nur temporären, Stillstand des dro~
henden Uebels erlangt zu haben , so rechnete
ich doch nicht auf lange Frist» Aber eine
Woche verging, die zweite, die dritte, und
das Wohlseyn bestand , der Schlaf vortrefflich,
die Efslust gut, der Kranke afs jetzt täglich
Rindfleisch und Braten , Kapaunen , Poularden
u. dgl. ; Kräfte, Aussehn, Munterkeit des Gei-
stes» waren in einem Grade zuröckgekebri.
- 15 -
wie es seit Monaten nicht gewesen. Die Diät
wurde sorgfaltig beobachtet , nur hatte ich dem ^
Kranken vom vierten Tage an ein Glas Wein^
nickt* nur zugestanden, sondern selbst gera-
iben. In der dritten Woche fing der Fürst ,
an auszufahren, und wiederholte dies bei der
sehönen Witterung täglich. Am 19ten März,
4em Namenstage des Fürsten/ besuchte ich
ihn u^d brachte ihm meinen Glückwunsch,
er lobte sein Befinden^ aber, sagte er, ich
habe gestern eine Unvorsichtigkeit begangen,
▼erlockt durch den schonen Sonnenschein bin
ich zum ersten Male ohne Pelz ausgefahreup
aber die Luft war scharf (Ostwind und früh
7^ Kälte) und ich habe die Nacht viel gehu«
stet "^ Besorgt, der Husten könne von Fol«
Sen seyn , rielh ich dem Kranken , der seit
en 24ten Febr. nichts von Arznei genommen
hatte, die damals verordnete wieder zu neh«,
men. Er war sehr bereit dazu, und da nun
der Fürst an Kräften und Wohlbefinden so
bedeutend gewonnen hatte, glaubte ich auch
die Gabe steigern zu müssen , und verordnete;
atatt der frühem sechsten, einen Tropfen der
dritten Verdünnung, als ich ihn am 21ten wie-
der besuchte, sagte er, „ihre Arznei hat midh
tüchtig durchgearbeitet, ich habe sie im' gan-
zen Körper gefühlt^), ich habe gestern den
ganzen Vormittag gehustet , auch Qoch wäh-
rend der Sitzung , bis viär Uhr , dann war der
Jlusten auf einmal wie abgeschnitten,' und soll
noch wiederkommen. *' Das Wohlbefinden er-
hielt sich nun ununterbrochen bis Mitte Mai,
den löten hatte der Fürst zur Abreise nach
Flock festgesetzt^, welche Geschäftsreise ihn
*} Votre mddeeine nCa travaillee sin^uliirement ^ 7>
^ai s§nti§ dans tout man torpr^
w
- 16 —
neun Tage verweilen sollte; ich besuchte ihn
Doch am löten , da klagte er mir, dafs er wie-
der seit ein Paar Nächten , nach dem ersten
Einschlafen , Aufl)lahung des Magens spüre,
da ich darin dief Yorboten^ des Asthmas nur
zu wohl erkannte, so versah ich den Kam«
merdiener mit ein Paaj Fulvern aus der Tinct,
Niic, Vom. sechster Verdünnung, und einer
Mischung aus Tinct. Valer, ammon. und ^qaa
Tjü ur o ' ceras. mit der Weisung, bei sich er-
eignendem starkern Anfalle sogleich die Tre^
pfen alle Viertelstunde bis isum NachlalJs, daim
aber am nächsten Abend dein Fürsten ein Pul-
ver zu geben. Schon im zweiten Nachtquar-
tier kam ein sehr heftiger Anfall, die Arz-
neien wurden nach Vorschrift gebiraucbt, und
der Anfall erschien nicht wieder, bis, nach
glücklich vollendeler Reise, in der ersten Nacht
nach der llückkehr vom l-^-ten. Ich gab nun
zwar nochmals eine Gabe der Ajrznei, ober
ohne alle Wirkung. Jetzt schritt ich wieder
zu den Mitteln ^ die früher einige .Wirksam-
keit gezeigt hatten, gab Zincum hydroc* mit
Jßxtr, Lactuc. wV. , jiiit v^*. /oef, *uud £x<r«
Vahr, , Pulver aus Mosqhtts und Amman* carb;^
Di^Uülis n. s* w- , aber alles ohne den gering-
sten Krfoig. Ich erhielt nun Ende Mai's dea
Beistand des H. D, Czekierski^ dem ich bei
der ersten Berathung meine Ansicht auseinan-
dersetzte, und bei der augenscheinlichen Un«
Wahrscheinlichkeit des Erfolgs einer radicalea
Beimndlun^, für eine mehr, palliative stimmte,
um dos Leben möglichst zu fristen , und das
Leiden erträglicher zu jinachen^ was, wie ich
leider aus mehrfacher Erfahrung wufste, am
Ende auch nicht mehr zu erwarten war. Der
Kjanke bestimmte als den Sitz seines UebeU
.-/
— 17 -.
' ' • ( ' ■
\
die Magengegend , von wo, unter Empfindung
Ton Aufblähung und. Ausdehnung der Anfall,
beginne, und dann nach d€tr Brust steige, er
jnannte dies Blähung. ! In dieser Gegena nun
fühlte man, durch die festen Bauchdeckeif^
einen Widerstand, wie von einem harten Kor-
per , ein starker Drück darauf war dem Ki'an«
ken etwas empfindlich. H, P« Czeh, hielt dies
für das verhärtete Pancreas, dem jedoch die
Lage gleich unter den Bauchdecken nicht ent*
sprafeh. Der Kranke erhielt Pillen aus Am**
moniak, Ghelidonium, Seife, Rhabarber u.,in«
dgl.> äufserlich Blutegel, Vesicans, Mer Atrial«
einreibungen , im Anfalle krampfstillende Mit-
tel. Fruchtlose Bemühungen! Die Krankheit
schritt unaufhaltsam vorwärts , die Anfälle ka-
men nun auch aui Tage^ währteu Stunden
lang, und, ohngeachtet der noch immer reich-
lichen Urinabsonderung, schwollen erst, die
untern, dann auch die obern Extremitäten an,
endlich bildete sich völlige Anasarca, so wie
auch Zeichen von innerer Ergiefsung$ich wahr-
nehmen liefsen. Am 2ten Juli, während der
Kranke sich, in einem Rollstuhl, in dem an
seine Zimmer stofsenden Garten herumschie-
ben liefs, ereignete sich plötzlich Lähmung
des rechten Arms, kurz die Zufälle stiegen
von Tage zu Tage, Leibes- und Geisteskräfte,
namentlich das Gedächtnifs schwanden, ja
wenn der Kranke aus dem die Anfälle jetzt
begleitenden und ihnen folgenden Sopor er-
wachte, war er völlig abwesend, bis endlich
am 28ten Juli das Leben nach 48stündiger
Agonie erlosch. Am 29len früh wurde die
Leiche in meiner und des am 23ten von Wil-
na angekommenen Prof. Skiadecki Gegenwart
geöffnet , der merkwürdige Befund ist folgen*
Joorn« LXI V« B. 4. 5(. B
- 18 - .
der: lo den Seitenkammera des Gebirns An«
sammliiog von Flüssigkeit, die auf ein Paar
Unzen geschätzt wurde« Das Herz durchaus
▼ergrobert^ welk, von der Spitze bis zum
Grund mit einer einen halben Zoll dicljren Lage
Fett besetzt; die halbmondförmigen Klappen
fast ganz yerknöcbert; der Ausgange so wie
der ganze Bogen der Aorta beträchtlich (bis
zum Durchmesser yon 1| Zoll) erweitert, er«
schlafet und mit einer grofden Menge Kno«
eben - Cpncrementen besetzt. Pie Lungen stark
Yon Blut angefüllt nnd dunkelblau. In der
Brustbohle einige Unzen Flüssigkeit. Die Le-
ber um das doppelte yergrofsert , hatte fast die
Gestalt eines länglichen Vierecks, von gelb-
lich rosenrotber Farbe j und war so d^chaas
verknorpelt, dafs die Einscbnitte völlig weifs
erschienen. Die zusammengeschrumpfte, an
ihreui Halse gleichfalls verknorpelte, Gallen-
blase enthielt nur einige Tropfen einer roth-
gelben Flüssigkeit. In der Bauchhohle befan«
den sich etwa 8 bis 10 Quart Wasser. Der
Darmkanal war , vorzüglich in der Oberbaiich-
gegend, so mit dem Bauchfell verwachseo,
dafs er mit Mühe sich trennen liefs, das Bauch-
fell war übrigens gesund. Die Milz an^elok-
kert und vergrofsert
Dieser Leichenbefund gäbe nun Stoff zu
einer langen Epikrise, die jedoch aofser mei-
nem Zwecke liegt, ich bemerke daher nur^
wie es wohl keinem Zweifel unterliegt p dafs
die Desorganisation der Leber das erste und
ursprüngliche Uebel war, von welchem alle
übrige organische Veränderungen ausgegangen
seyen. Nicht nur unvermögend ,• seiner Funk-
tion ' noch Yorzustehn , fond kaum noch Blut«
r'
— 19 —
mnlaof in ihm Statt, und doch bestand, Dank
den bewiindernswiirdigen Naturkräflen l bis
swei Monate Tor dem Tode, nicht nur ein
leidlicher , sondern ein täuschend guter Ge-
sundheitszustand, — In den letzten Wochen
der Krankheit erfolgten täglich mehrere wei«-
che consistente Stuhlausleerungen von blafsgeU
her Farbe, die Urinsecretion verminderte sich
erst in den letzten 14 Tagen.
Seilermeister H« , etliche 40 Jahr^ alt, jwar
im Winter 18|f von einer Krankheit befal*
len worden, die, mit allgemeiner Schwäche
anfangend, sich allmählig zu dem GrjSde'steir
gerte, dafs der Kranke an allen Gliedmafsen
wie gelähmt ans Bette gefesselt wurde, dabei
Ekel vor Speisen, die Mundhohle verschleimt,
wenig Durst und kein Schlaf. Alle ärztliche
Hälfe scheiterte , nur mit der guten Jahreszeit
trat einige Besserung ein, so dafs der Kranke
das Bette verlassen und den Sommer durcl^
sich herumschleppen konnte« Im Herbste
kehrte der vorjährige Zustand zurück, und
der Kranke lag seif melfr als drei Monaten
fest darnieder, als ich am 28ten Febr. zur ge-
meinschaftlichen Berathung mit dem Ordina-»
rius H« D. Maisch eingeladen wurde, der ihn
seit neun Wochen behandelte. Der Mapn soll
•ehr thätig in seinem Gewerbe gewesen seyn,
nur aber Brandwein und Bier über Nothdurft
genossen haben. Früher hatte or an fteifsen
in den Füfsen gelitten, welches H. D. Maisch
Inr athrifisch beurtheilend darauf bei seiner
Behandlung die Hauptin dication gegründet hatte.
Die bewährtesten innerlichen und äufserlichen
jimarthriiica waren jedoch ohne allen Erfolg
angewandt worden. Ich fand den Kranken
B 2
^ 20 M
mit äufserst leidender Thysiognomie ^ trauti^
gern T?eioerlichen AussehD^ rothem Gesfchte,
balbgeschlofsDen < Augen, kaum yertnögeud
Hand und Fufs eiäigermaXsen zu bewegen, > es
hielt schwer ein» Antwort von ihm zu erhal-
ten, doch klagte er über Schwindel, übiBin-
Geschmack und Uebelkeit wie zum Erbrechen
(er hatte sich in den letzten Tagen auch mehr-
mals gewürgt und erbrochen). Ekel vor allen
Speisen; seine Mundhöhle war toU zähen
Schleims und die Zunge dick belegt, am gan--
zen Leibe klebriger Schweifs, der Sufiserst
träge Stuhlgang wurde nur durch sehr rei<^
zende Klystieria in harten Studien erzwungen,
der Urin sparsam, roth, mit viel Bödensatz,,
zu allem diesem gesellte sich noch , als wich-^
tigstes Symptom, ein starkes Herzpochen, iso-»
chronisch mit dem Puls an der Handwurzel^
in Folge dessen der Kranke selbst über lästi-
ges Pochen in der Herzgrube klagte. Nur län-*
gere Beobaqhtung und txk verschiedenen Ta-
geszeiten konnte über die Wichtigkeit dieses
Symptoms^ ob es idiopatisch oder sympatiscb
sey, und in welchem Verhältnisse es zu der
übrigen Symptomen - Gruppe j» oder diese zu
ihm ständen, entscheiden ; H. D. Maisch schien
es bisher nicht aufgefallen zu seyn. Der schlecht'
ten Prognosis, die letzterer machte, konnte
ich nicht anders als beistimmen, und da er,
fio wie ich selbst, von unsern allopathischen
Bütteln wenig erwartete, so schlug ich einen
homöopathischen Versuch vor , der um so un- •
bedenklicher angestellt werden konnte, da der
Zeitverlust, im Falle des Nichtgelingens , bei
dem so langwierigen UebeL eben nicht von
Bedeutung seyn konnte. Der Kranke erhielt
nun als erste Arznei von der Tinct. Pulsatillae ej-
/>
/
— 21 ^
fien Tropfeo der dritten Verdfinnuiig. Am
Steh März Abends sahen wir den Kranken
wieder, sein Zustand schien gebessert, das
• Herzklopfen vfnr bedeutend verringert, Stuhl-
gang "war gestern und heute von selbst er-
folgt, der Kranke schien beweglicher und be-
sinnlicher; er erhielt für den folgenden Mor-
gen die Tinct. Rhus radic, in derselben Gabe^ .
Beim dritten Besuche Sonntag (d. 5ten März)
Vormittags fanden wir eine bedeutende Ver-
änderung, der Fuls und Herzschlag waren fast
Aormal, der Kranke richtete sich- selbst im
Bette auf, bewegte lebhaft die Arme; Gesicht
und Haltung waren aufa Vörtheilhafleste ver^
ändert, Stuhlgang war täglich von selbst er-
folgt, er klagte nur noch über vöiligeijL Man-
gel an £r$lust, klebrigeji Mund und Schlaf-
losigkeit« Der Kranke blieb noch ohne Arz-
nei, um die weitere Nachwirkung der letzten
Arznei zu beobachten. Beim vierten Besuche,
am 7ten Vormittags, fand ich den Zustand
weniger gut, schon gestern habe er sich schwä-
cher gefühlt, und diesen Morgen sei er von
heftigem Schwindel befallen worden, der ihn
zwar jetzt wieder verlassen habe, es quäle ihn
aber noch beständige Uebelkeit und er fühle
eich sehr matt, auch sei gestern der Stuhl-
gang ausgeblieben, weshalb er diesen Morgen
ain Klystier genommen habe. H. D. JJalsch
war abgehalten den Kranken heute zu besu-
chen , ich frug diesen , nun nicht mehr so wort^
kargen, genau über Entstehung seiner Krank-
heit aus, und erhielt nachstehende Auskuoft :
Sein Uehel habe* im Sommer 1824 mit Schwin-
del angefangen , so dafs er stets wie ein Be-
trunkener umhergegangen sey , alles habe sich
mit ihm gedreht, und oft habä er auf der
— 22 —
Strarse sich an etwas festhallen müssen, um
nicht hinzufallen , dabei habe er den sonst sehr
starken Appetit gänzlich yerloren, habe be-
ständige IJebelkeiten empfanden, auch sich
mitunter erbrochen, gegen den Herbstsei er dann
so schwach geworden, dafs er im Bette blei-
ben müssen, die Fiifse haben ihn nicht mehr
tragen mögen, und die Aerme seyan schwer
geworden wie Blei. Mit dem Sommer sei er
nun wohl etwas wieder zu Kräften gekommen,
der Schwindel aber habe fortgewährt 9 er habe
es wollen mit Bewegung zwingen, und sei
datier grofse Strecken im Felde umhergelau-
fen, aber immer taumelnd wie ein Betrunk«
ner, weshalb er auch, seines Zustandes sich
schämend, stets einsame Wege gesucht habe*
Dio Efslust habe nicht wiederkommen wollen,
und gegen Herbst sei er nicht nur in den al-
ten , ja in einen schummern Zustand zurück»
gefallen , als den vom vorjährigen Winter»
Die Kenntnifs dieses langwierigen Schwin-
dels mufste wohl Besorgnifs einer organischen
Veränderung im Gehirne erregen, und somit
auf keine erfreuliche Frognosis deuten, indes-
sen verordnete ich auf diese Angaben dem
Kranken die Jinct. Nuc, f^om* und zwar 10
Tropfen der dritten Verdünnung diesen Abend
zu nehmen. Bei unserm Besuche am 9ten
Vormittags fanden wir den Kranken munter
und angekleidet auf dem Stuhle sitzen, er
fühlte sich durchaus wohl^ nur der Apnetit
fehlte noch ; er blieb ojme Arznei. Den 12ten
war die Besserung noch vorgeschritten, der
Kranke war . kräftiger, safs angekleidet am
Tische und hatte vor sich eine mächtige Schiis-
sel Klöfse, der er tapfer zusprach; wir tadel-
— 23 —
teil die Speis» und warnten irov UebermaaTs,
Fleisch wollte ihm noch nicht tn^nden.., Er
•rhielt für diesen Abend eine zweite Gabe. der
- Tinci. Nuc. Vom. und zwar einen Tropfen
der dritten Verdiinnung ^). Am 15ten fanden'
wir den Kranken völlig angekleidet rasch wie
ein Gesunder einhergehend , er • erklärte uns,*
er' sei völlig gesund, gestern sei erJn seinem
Garten herumspatziert, da seyen die IVachbarn
Eusammengelaufen und haben, gerufen , seht!
d^r H. I den iqan hat sollen auf den Kirchhof
fahren , lauft im Garten herum i Er erhielt
das Recept zu einer dritten Gabe der Tinci»
Nuc« Vojn, der 6ten Verdünnung^ .um diese
den ISften zu nehmen; wir besuchten ihn am
21$ten^und fanden ihn yöllig als Gesunden,
imch wiederholten wir unsern Besuch am 28ten
iüid versicherten uns des fortbestehenden WohU
befindens. Ende May's führten mich Geschäfte
in die Nachbarschaft des etwas entfernt indet
Vorstadt wohnenden Kranken ; neugierig über
4eh Bestand jener Heilung Nachricht einzu-
Eiehn^ trat ich bei ihm. ein nnd fand ihn an«
gekleidet auf dem Bette liegen. Er erzählte^
etwa 8 bis 10 Tage nach unserm letzten Be«
Bliche habe er, ob von Verkältung odec von
*) piea ist ein Million theil Tropfen der starken
Tinct. Der geehrte Herausgeber macht ini Fe-
bruar «St. d. Journ. vor. J« ote Bemerkung eines
Rechnungsfeblers y der findet aber nicht Statt»
ivenn die Verdünnung» wie ^ es auch H« vor-^
schreibt, durch loo gesciiieht, es enthält sodann
die ite Verdünnung jf^, die 2te ^ Mill.> die
3te 1 Miliion, die öte i Billion, die gte i Tril-
lion u. s. w« bis cur sosten» welche t Decil-
lion Tropfen der starken Tinct* ergibt; auch
braucht man so auf den Kecepten nur die Zahl
der VerdAnnung vorzuschreiben» um genau die
Oröfse der Gabe feu bestimmen.
~ 24 —
UeberladuDg des Magens , plötzlich einen hef-
tigen Zufall erlitten , den einer für Brust-
krampf , der andere für Magenkrampf erklärt
habe, er sei ganz blau im Gesichte worden
lind habe geglaubt zu ersticken, man habe ihm
Ader gelassen und Blutegel gesetzt, worauf
«s ihm zwar leichter geworden, aber seitdem
könne er sich nicht erholen, er habe keinen
Schwindel, auch Appetit, nur der Schlaf sei
schlecht und durchaus Iceine Kräfte. Ohä*
längst hörte ich der Mann sei im August ge-
storben« — : ,
• •
Wollte man bei diesen drei Fällen gegen
das homöopathische Heilverfahren einwenden,
dafs es keine vollständige Heilung bewirkt
habe, so wird man doch eingestehen müssen,
das es das Mögliche geleistet habe und mehr
als von irgend einem allopathischen zu erwar-
ten war. Weit gediehene organische Meta*
morphosen vermag es freilich eben so wenig
als jedes andere, zurückzubilden, was 'es aber
auch in dieser Hinsicht leisten kann., darüber
werde ich künftig die Geschichte eines Kran-
ken vorlegen, der noch in der Behandlung
ist , dessen aber sehr lästige , dem Auge und
Finger zugängliche Metamorphose, bereits völ-
lig verschwunden ist.
Doch oiin einige Fälle vollständiger und
sehr überraschender Heilung:
Frau Z., 36 Jahr alt, seit Jahren an hy.
sterischer Ueberempfiiidlichkeit leidend, Mut-
ter mehrerer Kinder, hatte vor 3 Monaten
ohne bekannte Veranlassung einen Mifsfall er-
litten, seitdem blieb ein Blutflufs, der^ wenn
er auch einige Tage einhielt, stets wiederkehrte.
- 25 ~
und zur Zeit der monatlicbeD Periode beson-
ders heftig wurde. Seit sechs Wochen war
sie bettlägrig, abgemagert^ die Lippen bleich,
die hysteriscbe • Empfindlichkeit und Aengst-^
lic|ikeit atifs höchste gesteigert, als ich am 3ten
April von H. D. Krysinski zur gemeinschaftli-
chen Berathung eingeladen wurde. Anfser
den schon erwähnten Zufällen fand ich den
Puls klein, weich und frequent, die ganze
Hnqdhöhle bleich, keinen Appetit, Stuhlgang;
selten und schwer, nur durch Arznei zu er-
halten, da nach Klystieren stets vermehrtes'
Vebelbefinden erptrete, die Kranke so ent-
kräftet, dafs sie nicht im Bette aufsitzen konn*«
te ohne sogleich Uebelkeiten zu empfinden.
Eben war wieder die monatliche Periode ge-
wesen; der Abgang war jetzt nur noch wie
Blutwasser, schwach gefärbt, es acbien sonach
als wolle der Blutfiufs vorerst aufliören, und
ich rieth 2u einer Auflosung des Sufphas Chi-*
runae in Zimmtwasser mit Zusatz einer klei-
nen Gabe der Mixt, stüphufp acida , dabei zum
Getränke «inen Aufgiifs der Folia Aurant. und
Summit MiUefol, ana. Am 20ten wurde ich
wieder eingeladen und die Kranke berichtete,
jene Arznei sei ihr sehr wohl bekommen, der
Blutflufs habe sich bald und gäqzlich gestillt,
auch Efslust habe sich eingefunden, nur aber
aei sie fortdauernd so entkräftet geblieben, dafs
sie das Bette nix;ht verlassen können. D. Kry^
»nsH habe ihre Nachbarschaft verlassen und.sey
in ein zu entferntes Quartier gebogen , wes-.
halb sie mich bäte, sie doch ganz in meine
Behandlung zu nehmen. Seit 5 Tagen sei
ihre ' Menstruation , wie gewöhnlich , nacli 3
Wochen, eingetreten, ewar fliefse sie niclik
80 'stark wie früher, aber währe gleichförmig
— 26 — '
fort, und sie fühle sich schon wieder höchst
entkräftet; die Kranke war äulserst muthlos,
weinte und lämentirte über ihren Zustand,
so dafs ich alle Milbe hatte sie zu beruhigen«
Ich verordnete ihr sogleich die TincL Crod
eiBfttk Tropfen der dritten Verdiinnung^ nach
einigen Stunden war der Blutflufs wie abge-
schnitten, vom dritten Tage an erhielt nun
die Kranke die Hnct. Chinae von 48 zu 48
Stunden, erst zu einem Tropfen der dten, dann
der 6ten und 9ten Verdünnung, später einige
Gaben Goldpulver und Tipct. Valv. , wobei
ihr Beijod^n sich von Tage zu Tage besserte,
sie verliefs schon in der zweiten Woche das
Bette , bekam Appetit , regelmäfsigen Stuhl-
gang, doch wuchsen die Kräfte nicht in dem
Maafse, dafs sie vor Eintritt der nächsten Men*
slriiation das Zimmer hätte verlassen können,
zumal ich das Fahren vorerst noch untersagt,
hatte. Diesmal traten die Menstrua genau nadi
4 Wochen ein, und verliefen völlig normal in*
nerhalb 4 Tagen , die Kranke hatte sie aufser
Bette und theUs herumgehend abgewartet, fühlte
sich aber hinterher doch angegriffen und em-*
plindlicher. Jetzt verordnete ich ihr zwei Mi-*
schlingen, jede aus einer halbe Unze destillir-
ten Wasser, die eine^ mit 8 Tropfen TTmci.
Chinae, die andere mit eben so viel Jlnct, Va*
lerian. beide der 3ten Verdünnung, und hiefs
davon abwechselnd jeden Morgen einen Thee*
löffel voll nehmen. Nach 8 Tagen besuchte
ich die Kranke, bei meinem Eintritt ins Zim*
mer springt sie lebhaft vom Canape auf und
kommt mir entgegegen mit den Worten : jetzt
Hr. Dr. bleibt mir nur noch Ihnen für Ihre
Hülfe zu danken, denn ich bin ganz gesund,
so gesund wie icjfi micli der Zeit nicht erin-
— 27 —
\ •
v
nere, selbst vor jenem Blifsfall , ich bin s^on
eioigemal ausgefahren^ bin auch ihnen begeg-^
net und hätte mich Ihnen gerne bemerkirch
gemächt, aber Sie sahen n^cht auf meine Sdite«
Ihr blühendes Aussehn und das Gesicht das
mehr Fülle hatte, bestätigten ihre Aussage«
Nach 4 Wochen liefs sie mich nochmals^ein-^
laden, sie hatte eben ihre Re'iniguiig,. so wie
das vorige Mal, pünktlich und mälsig über-
standen, fühlte sich jed(>ch hinterher etwas ^
anrgegrifien , und wollte mich blofs befragen,
'ob sie nicht die ihr so wpblihätige Arznei der
zwei Fläschgen "vom vorigen Monate wieder
nehmen könne. Ich gab dazu gern meine Zu*
Stimmung, und auch diesmal entsprach der
Erfolg der Erwartung. Seitdem ist ihr WohU
Ibefixiden nicht gestört worden, wie ich mich
jioch ohnlängst zu versichern Gelegenheit ge-.
habt habe.
H.-S., 43 Jahr alt, kam im November
1823. %u mir um Rath und Hülfe« Blond,
blauäugig, lebhaft, ziemlich wohl genährt,
mittlerer Gröfse, von eben nicht starkem doch
xiemlich: muskulösem' Körperbau , udverheir^*
thet, ein^ Teut^cher er^t seit einigen Jahren
hier ansäfsi^. Eine gewisse ins gelbUche schie*
lende Blässe des Gesichts; etwas eingefallne
matte Augen bezeugten seine Kränklichkeit^
von der er folgendes berichtete; Er habe sich
stets wohl befunden, habe nie ausgeschweift,
befinde sich in Geschäfts - Verhältnissen ," wo
er häufigen Anlafs zum Aerger habe , vor fünf
Wochen habe er heftigen Verdrufs gehabt, sei
dafauf um sich zu zerstreuen in ein Kaifee-«
haus gegangen, wo er öfters Abends mit Be-
kannten-zusammenkomme , und habe da, im
-r 28 -..
«
Verlaufe von ein Paar StundeDy zvrei Bouteil^
leo Bier fretruDken ; Abends auf dem ziemlich
weiten Biickwege habe ihn ein Uebelseyn be-
fallen, daf5 er geglaubt, sein Ende nahe,
Angst, Schwindel, Uebelkeiten und ein Ge-
fühl von KraflIosigkeit> dafs er sich kaum
auf den Füfsen erhalten kSnnen, glücklicher-
weise sei eine lefre Mi eth - Droschke, des We-
ges gekommen, die ihn nach. Hause gebracht
habe, er habe sich gleich zu Bette gelegt, ein
Paar Schalen Ghamtllen-Thee getruoken, aber
er habe die ganze Nacht kein Auge schliefseil
können , sondern sich im Bette herumgewälzt,
abwechselnd aufgestanden und herumgegangen
und fortwährend eine Angst und Unruhe em-t
pfunden , die er seinem Feinde nicht wünschen
möge; erst gegen Morgen sei er etwas ruhi-
ger geworden, aber der Mund sei^ihm gana
verschleimt gewesen, er habe Widerwillen
gegen Essen gehabt, und blofs ein Paar Tas-
sen Thee zum Frühstück getrunken* Stftdem
sei er fortdauerd unwohl f habe keinen Appe«
tit, beständige Unruhe, vorzüglich aber Abends
und Nachts, so dafs er das Bette scheue, erst
gegen Morgen finde sich ' etwas Schlaf. Gegen
Fleisch habe er Widerwillen » Durst haha er
auch nicht, öfters sei ihm ganz weich um den
Magen, er habe dann wohl ein Glas Wein
versucht, da sei ihm noch schlechter. gewor-
den t Bier könne er jetzt gar nicht vertragen.
Seine Zunge fand ich ziemlich rein, aber der
Puls war frequent, klein, ab und ta aussetzend,
auf Herzklopfen hindeutend, was bei näherer
Untersuchung sich auch ergab ^ so dafs man
das Pochen in der Herzgrube stark fühlte.
Ich übergehe die Einzelheiten der damaligen
Behandlting , die ich gegen vorherrschende Ve-
f
— 29 -
nosifät in den Gebilden des Unterleibs, und
erhöhte Reizbarkeit des Herzens richtete, und
ervrähne nur dafs es wir gelang sehr bald Bes-
serung, und innerhalb 5 — 6 Monaten schein*
^ar Heilung des Kranken ,zu bewirken, zu
deren Befestigung ich ihn im Laufe des Som-
mer? mit dem besten Erfolge Eger- Brunnen
trinken und Flufsbäder nehmen liefs* Lezteve
Kur wiederholte H. S, auch in den folgenden
zwei Sommern, und erhielt sich so bei leid-,
lichem ^Wohlseyn , obschon er stets sehr vor«
eichtig in seiner Diät seyn mufste, und keine
starken Getränke, nie eine ganze Bouteille
Bier, vertragen konnte ohne sogleich bedeu-
tendes Uebel befinden zu erleiden. Am 14ten
Febr. v. Ji kam H. S. sich wieder Raths bei
mir zu erliolen ; seit 14 Tagen meldeten sich
wieder die alten Beschwerden^ elr habe keinen
Schlaf, wenig Appetit, Stuhlgang nur nach
Klystieren und schwer, auch drohe die alte
Unruhe sich wieder Nachts im Bette einzustel-»
len, er wüfste keine Veranlassung, als dafs
er sich erlaubt habe, dann und wann Abends
io Gesellschaft eine Bouteille Bier zu trinken.
•Sein Herzschlag war wieder etwas verstärkt^
imd intermittirte ab und 'zu» Ich verordnete
ihm jetzt täglich eine Gabe der Sej^er/^sclien
Filien , um eine Sfuhlausleerung zu bewirken,
und dreimal täglich Zinc. hydroc. £xtr, Hsosc.
ana gr. j. mit Ecctr. Vakr. s. gr. i>» , zu Pil-
len gemacht. Den 23ten wiederholte er sei-
nen Besuch, er glaubte sich etwas besser ^u
befinden, die Seyffert^schen Pillen hatten re-
gelmäfsigen einmaligen Stuhlgang bewirkt, der
Appetit hatte sich etwas gebessert, aber noch
immer quälte die Unruhe Nachts. Besorgt,
dieser Krankheitszustand möchte sich wieder
— 30 —
in die Lange sielm, entschloCs ich mich ca.
einem homöopathischen Versnche', und Ter*
ordnete Tmcu Nuc. Vomic. 6a|^ Sbü. gtu un.
Abends zu nehmen, und für die folgenden
Tage zum Schein blofs. Pulver aus Itlilchzuk«
ker. Am 2ten lUärz erschien der Kranke und
berichtete y er habe gleich die erste Nacht auf
das Pulver ruhiger geschlafen ^ und so bisher
alle die folgenden Nächte, doch befalle ihn ab
und zu noch die Unruhe, und mit der Efslust
stehe es noch schlecht, Fleisch könne er gar
nicht im Mund nehmen; -er erhielt Tina. PvU»
satUL 3. di/iif. gtt, un. Den lOten, die Besse-
rung v?ar bedeutend vorgeschritten , die' Efs-
lust hatte sich vermehrt, nur ab und zu noch
Anv^andlungen von Unruhe, und langes Lie»
gen im Bette bevor er einschlafen konnte^
Verordnung: Tinct. Chamom. 3. dilui» gti, tin.
Den 18(en kam Patient mit heiterer Miene
und berichtete,' er befinde sich beinahe völlig
VFohl, könne v^ieder essen und schlafen, nur
manchmal befalle ihn noch Bangigkeit und trau-
rige Gedanken, vräs jedoch bald übergehe.
Ich verordnete ihm nun Tmct. Chamom. 3. di^
luU drachm.]. jiqu. pur. drachm. itj, M.S. Täglich
nüchtern zuerst 20 Tropfen, dann täglich ei-
nen weniger bis zu einem zu nehmen. Erst
nach 4 Wochen trat Patient mit froher Miene
und einem so blühenden Aussehn, wie ich es
nie an ihm gekannt hatte, bei mir ein und
sagte: Herr Doctor! Gott lohne e^ Ihnen, jetzt
bin ich wieder ein glücklicher Mensch und
weifs was Gesundheit ist ; ich habe mich zwar
die 3 Jahre her nach der ersten Kur leidlich
befunden , aber das rechte Gefühl von Gesund-
heit wie früher, hatte ich nicht, immer war
mir nicht ganz recht , ich war nicht frqh, das
- 31 -
Oeriogste reizte mich; jetzt bin ich wieder
der Alte, ein ganz anderer Mensch , esse was
mir schmeckt ^ bin froh und heiter ; meine
Wirthin, die mich früher nicht gekannt hat,
IkSLUfk nicht begreifen was mit mir vorgegangen
ist, so ganz verändert sieht sie mich. Ich
entliefs ihn mit der Mahnung , trotz dem Wohl-
1»efinden doch immer vorsichtig in seiner Le-
bensordnung zu seyn, und bei irgend einer
ungünstigen Veränderung sogleich sich zu meU
den« Anfang Juli besuchte er mich und be-
•tätigte mir die Fortdauer seines Wohlbefin-
dens y zugleich frug er an , ob er ' nicht wie
die letzten Jahre dürfte einige Wochen Eger«
Brunnen trinken , der ihm so wohl bekomimea
BBy, und nach dem er bei der heifsen Witte«
TQng eine wahre Begierde habe-, ich gestattete
ihm duri^h vier Wochen jeden .Morgen eine
Ueine Kruke zu trinken, was. ihm auch wohl
bekommen ist, und wonach sein Befinden bis
jetzt (Novbr.) nichts zu wünschen läfst«
Atn 6ten März Morgens trat zu mir ins
Zimmer ein hohes stark - knochiges Gerippe,
'keuchend und hustend« Er habe seit ein Paar
Monaten gehustet , ' vorzüglich Morgens , seit
5 Wochen aber sey er so elend geworden ;
der Husten' habe sich auf einmal so verstärkt,
dafs er ihm Tag und Nacht keine Ruhe lasse,
dabei habe er Schmerzen in beiden Seiten be-
kommen, dafs er nur auf dem Rücken liegen
könne; erst sei ihm kalt gewesen > dann wie-
der heifs; seit einigen Wochen aber spüre er
keine Kälte mehr, nur einen immerwähren-
den Durst, essen könne er gar nichts; er
werfe viel aus, aber erst nach vielem Husten,
Nachts liege er wie im Wasser. Der Mann,
~ 32 ^
eiD 40ger , war Kutscher bei einer etwa 300
Schritte von mir entfernt wohnenden Herr-^
schal't, gestand auf mein Befragen, dafii er im
Branntweintrinken nicht mäfsig gewesen, sein
Tuls war klein und höchst freqnent , die Zun-
ge hochroth, der Körper abgezehrt bis auf
Haut und Knochen, sein Lager war.im Stalle«
Unter diesen Umstanden, und bei so deutlich
ausgesprochnem, so weit gediehenen hekti-
schen Zustande, rieth ich dem Manne, sich
um die Aufnahme in ein Hospital umzuthan,
er hatte dafür jedoch grofse Scheu , und bat
inständigst, ich möchte ihm doch etwas Ter-
ordnen; bisher hatte er Hausmittel, Warm-
bier mit Fett, Brustthee u. dgl. gebraucht.
Ich verschrieb ihm Tinct. Pulsat, 2. iUlut, gU^
im. und Rad. ylhlu et lAqu, zum Getränke,
dabei noch für drei Tage Fulyer aus Saceh.
Lactis und verlangte, er xaöchte nach vier Ta^
gen jemanden schicken der mir Bericht erstat«
tete, bei der rauhen Witterung aber nicht
selbst kommen. Hierauf erwiderte er, da£s er
wohl selbst kommen müsse, da er Niemand
habe der ihm eine Handreichung leiste, son-
dern er genöthigt sey, jeden Trunk Wasseif
Sich selbst zu holen. Am 5ten Tage kam er
mit heitrer Alieue, der Husten, habe bedeutend
nachgelassen, er habe die Nächte her mehrere
Stunden ruhig geschlafen, nur wenig geschwitzt,
und fühlte sich weit kräftiger^ der Gang zu
mir sei ihm gar nicht sauer geworden, wie
das erstemal, Durst sei weniger, aber essen
möge er noch nichts; den Fuls fand ich fast
normal, auch die Zunge natürlicher* Ich ver-
ordnete nochmals dasselbe 9Iiltel^ einen Tro-
pfen der dritten Verdünnung, und beschied
ihn nach Verflufs von abermals 4 Tagen wie-
der
— 33
t
der zu mir; er kam und wabrlichi Miemaiid
hätte in ihm das Gerippe von vor -9 Tagen
"wieder erkannt, Husten^ Fieber , Schweifs,
Durst, hatten fast ganz aufgehört , der Puls
-war langsam und ziemlich kräftig ,' nur das
Essen, klagte er,, wolle noch nicli schmeckeu,
jetzt gab ich ihm Tinct, Nut. Vom, 3. dxlaU
gtt. un. und nach fernem 4 Tagen kam et froh'
nnd munter seine TÖUige Herstellung zu be«
Am Uten Juni früh Morgens kam eine,
etwa 20 Jahre alte, unverheirathete Person
mit kläglicher Miene und bat um meinen ßalh,
sie habe solches Reifsen im linken Ohre" und
der ganzen Seite des Kopfes, dafs sie schon
zehn Nächte schlaflos zugebracht habe^ und so
von Kräften sey, dafs sie kaum zu mir sich
schleppen können, obschon sie ohnweit (in'
einer Parallel -Strafse) wohne, mich habe sie ,
nicht zu sich beIn^llen wollen, indem ihre
Wohnung im dritten Stocke sey. Ich besah
das Ohr und fand den äuFsern Gehorgang von
zwei schwammigen Auswüchsen beinahe "^er-*
schlössen, auf dem grcWsern befand sich eine
Vereitern üg von der Gröfse einer Linse, doch
zeigte sich bei näherer Unlersuchuüg, dafs dies'
nur eine oberflächliche Verscliwäruug war,
sie fieberte dabei ziemlich stark. Ich verord-
nete ihr -jsö Gran M^^cur, snluffiK sogleich zu
nehmen und Allhee- Wurzel zur Abkochung,
um damit das Ohr zu spülen, versprach ihr
auch für Morgen meinen Besuch ohngeaohfet
der drei Treppen. Als ich am folgenden T;i^e
nach 12 Uhr bei ihr eintrat, erschÖpTlen sie
und ihre Mutler sich in Dank für die schnelle
Journ. L^iy« Bt 4. Su C
- 34 -
Hülfe, schon einige Standen nach Einnehmen
des Pulvers habe der Schinerz angefangen nach-
zulassen, und bis 6 Uhr Abends habe er völ-
lig aufgehört, sie habe Hunger bekommen,
habe die ganze Nacht wie todt geschlafen und
sei wie neugeboren. Ich sah ins Ohr, ^ der
kleinere AusvFuchs war verschwunden , der
gröfsere auf die Hälfte zusammengeschrumpiY,
und von der Vereiterung keine Spur. Ich ver-
schrieb nun noch sechs Pulver aus Milchzuk-
ker iii zwei Tagen zu verbrauchen, und dann
mich zu besuchen, doch wer nicht kam, war
die Genesene, zürn Beweis dafs sie meines
llaths fürder nicht bedürfe.
Ein junger Mann von 18 Jahren, sehr zu
Halsentzündungen geneigt, die gewohnlich von
völliger Stimmlosigkeit begleitet seyn sollten,
erkrankte am 5ten Juli , nach auf ein Gewitier
erfolgter plölzlichen Abkühlung der Atmos-
phäre, abermaljs daran. Ich wurde Nachmit-
tags eingeladen und traf um 5 Uhr bei ihm
ein, fand ihn fiebernd, völlig heiser, und er«
versicherte kaum noch etwas schlucken zu
können ; der Rachen so wie der hangende
Gaurn waren dunkelroth, die- Tonsillen , wie
bei ihm gewöhnlich, nicht geschwollen, er
hatte den Tag über nichts gegessen; nur ein
Paar Tassen Griitzschleim mühsam hinnbge-
schluckt. Ich verordnete die Tma. j^coniü ei-
nen Tropfen der dritten Verdünnung,, und
,eine Mischung aus Wasser und Syr, Atjnygd.
EfslölFtfl weise zu nehmen. Als ich ihn am
fplgeiiden Morgen besuchte, erklärte er sich
völlig hergestellt; schon zwei' Stunden , nach
Einnehmen des Pulvers habe er besser sdiluk«
- 35 —
ken koooen, und sich durchaus vrohler.ge*
fühlt , so dafs es der Mii^tur, die übrigens gans
gut schmecke, kaum bedurft hätte; er habe
diegaD2;e Nacht geschlafen und stark geschwitzt«
Als ich ihn am dritten Tage nochmals be«
suchte war er ausgegangen.
Diese Krankengeschichten, treu und wahr
erzählt y mögen zu dem oben angedeuteten
Zwecke genügen. Ich könnte ihnen noch
zwei von eben so glücklieb als schnell ge-
heilten MuCterblutfiüssen , die eines remitliren-^
den Fiebers , einer serösea Augenentzüadung,
mehrere yon Keichhusteo, und hartnäckigem
catarrbalischen Husten, von Rheumatismen etc.
beifügen , ohne damit mehr zu beweisen aU
was jetzt schon durch tausende von Beobach-
tungen feststeht, nämlich, dafs der kranke Or-«
ganismus gegen die kleinsten Arzneigaben rea-
girt, lind dafs, in sofern das Heilmittel rieh-*
tig gewählt ist, diese ReactioQ Ton heiUamen
Folgea ist. Diese Thatsachen, durch keine
Bände y.on Widerlegungen umzuslofsen, gebea
sowohl in physiologischer als pathogenischer
Hinsicht Stoff zu vielem Denken ^ und wenn
nur erst mehrere vorurlheilsfreie Männer die-
sem Heilverfahren ihre Aufinerksninkeit schen-
ken, so werden für Praxis und Theorie ge-
wifs noch trejFliche Früi^hte geernHtet wer^
den. Die Schwierigkeiten, welche dieses Heil-'
Terfahren in der allgemeinen Praxis hat, sind
von Rqu sehr richtig angegeben, aber noch
eine der hauptsächlichsten ist, dafs man fast
alle andere Literatur vernacbläfsigau , und le-
diglich sich mit der reinen Arzneiaiittellehra
beschäftigen müfste , pm die tausende von Ax^r*
C 2
— 86 •-
neiwirkuDgen stets im Gedächtnlfs gegenwär-
tig zu haben. Ich selbst wende daher auch
diese Methode fortwährend nur in den we-
nigsten Fällen, vorzugsweise bei Armen und
Unbemittelten, an, und aufserdem hie und da
wo die Persönlichkeit des Kranken, oder die
I^rankheit selbst, sich besonders zu dem Ver-
suche eignen«
(Die Fortietiung folgt.)
V«
•WiU
— 37 —
«H
- II.
S chneller Tod,
durch
ntane Durchlöclierung des Magens
herbeigeführt.
Nebst Bemerkungen
über
"Gastrobrosis überhaupt und ihre ver-
schiedenen Arten,
Dr. J. H. B e o k e r,
Dfsherzoglich Mecklenburg« Scbwerintchen Ge«
\ jheimen • Medicinal - Rathe und Leibarste
vu'Parchim
^ (Fortsetzung. S^ ypriges StAck.)
^mnach zerfiele die Gastrobrosis^ als Krank-
ts- Geschlecht in zwei Haupt -Arten:
^' I. in die durch äufsere, — nicht im Or-
llsmiis selbst begründete und durch orga«
ch- dynamische Verhältnisse bedingte — Ur-
hen, zufällig herbeigeführte: — Gastrobro^
per accidens'j
H. in die, durch innere, dynamische^ im
ganiemus selbst begründete Krankheitszu-
y
— 38 —
^län^e herbeigeführte: — • Gattr6iroii$ gpon^
tantQ.
Erstere Baupt^Art^ die Gast^robrb»
Bis per acciden$\ begreift folgende beiden
Arten unter sich«
A. Die durch äufsere^ mechanisch auf den
Magen einwirkende, verletzende Schädlichkei-
ten herbeigeführte Gastrobrose ; und diese zer-
iälit \7ieder in folgende Unterarten^' nach der
Verschiedenheit jener auf den B^agen mecha-
nisch einwirkenden Schädlichkeiten :
1. in die durch Verwundungen und Un-
terbrechung der Continuität der Magenhäute,
mittelst mechanisch verletzender, eindringen-
der Körper; z^ B. schneidende, stechende Ii|-
Strumente, Knochenstücke, Glasstücke u. 8* w.
veraulafste; — - Gastrobrosis traumatica ^ — es
sei nun , dafs diese mechanisch verletzenden
Schädlichkeiten entweder ^ voda.ufsen unmittel-
bar durch die Bauebbedeckungen dem Magen
beigebracht wurden ; oder^ durch Verschluckung
,in den Magen gelangten und seine Textur Ver-
letzten. Man findet in den Schriften der Be-
obachter zahlreiche, hieher gehörige Beispiele,
auch von glücklich geheilten Magenwundeiii
die wir hier übergehen müssen.
2. In die, durch äufsere Gewaltthäjiglcei-
ten , durch Slöfse und Schläge auf die Magen-
gegend, durch Fallen aus einer bedeuttsnden
Höbe, durch Spritigen, durch gewaltsame Ver-
drehungen des Körpers, durch Anstrengung bei.
heftigen, durch irgend eine Ursache hervorge-.
brachten Erbrechen u. s. w« auf mtchanischü.
Weise veranlafste Gastrohrose. — • Gasirobrtisi»
vioknta» -^ (^Laceratio ventiicuU F'etter)'. Auch.
- 39 -
diese Art der Gaslrobrose geliJJrt zu den seit«
fiern, jedoch fehlt es keinesweges an Beispiel-:.
]en, "von denen hier einige der merkwürdi-
gem angeführt zu werden verdienen:
a) Durch einen Sturz mit dem Pferde ward
<pln- plötzlicher Tod durch eine Zerreifsüng des
Magens herbeigeführt. S. Ephemer^ 'Nat. Cu^
riosor. Cent, J, et II. Observ. Ibl. — "und Cew-
iur. IX, Observ. 91.
b) Ein Trunkenbold fiel nach einer star-
ken Ausschweifung im Trünke- auf den .Un- '
terleib, und starb 4 Stunden darauf. Der Ma-
gen war an seinem hintern Theile, nahe au
der grofsen^ Krümmung , zerrissen , so dafs
durch diese Oeifnung^ welche ungleiche Rän-
der hatte, die Nahrungsmittel in die Bauch-
hohle gedrungen waren. Foital a. a. O«
c) Der Too Hrn. ^crell mitgetheiltfi Fall,
in den Neuen Abhandl. der K. Schwe^ist;heii
^Akademie. d. Wissensch, auf d, J. 1788. vergl.
ükhtei's chir. Bibl. Bd XII. St. 3. S. 403.
d) Ein Seiltänzer- Junge wurde indem er
seinen Körper unnatürlich drehte, mit hefti-
gen Leibschmerzen befallen , und starb nach-
etlichen Stunden unter der peinlichsten Angst.
Blan fand den Magen entzweigerissen und eine
lUenge Wacholderbrßnntwein und Stücke von
.Aepfehi in dem Sacke des Darmfells ausge-
treten, Travers a, a« O.
e) Hr. Dr. Meier in Hannover fand bei der
LeichenöiTnung eines, nach einem heftigen
Schlage auf dem Kopfe mit einer starken
Weide, am 3ten Tage verstorbenen Trommel-
schlägers, auber andern merkwürdigen Ver-
letzungen , den .Oesophagus in der Gegend det;
~ 40 -,
Ctirdia , . gleich unter dem Zwerclifell abgeris-
seo , den Slagen selbst aber ebenfail» l)is auf
die Hälfte des Fundus zerrissen , zugleich aber
die Häute des fllageüs so mürbe ,- dafs .solche
ohne einige Gewalt aus einander gierissen wer-
den konnten. S. JBalfUnE>er's Neues Mag. f.
A. Bd. IIT. St. 5. S. 386. Allerdings prädis-
ponirte in diesem Falle jene höchst wabrschein-
lieh schon früher vorhanden gewe-sene mürbe
BeschaiTenbeit der Magenhäute zur nachfolgen-
den Zerreifsung. . . «
/) Der bekannte Todesfall des Admirala
/l^^assenner gebort gewissermafsen ebenfalls hie-
her, wiewohl hier keine eigentliche Gastro-
hrose, sondern eine völlige Abreifsung des ua-
lern Theils der Speiseröhre, vermittelst Welcher
durch die 'zugleich Entstandene OeiTnung des
Brustfells, alles was der Kranke genossen hatte,
in die Brusthöhle ergQssen ward, nach eioem
genommenen Brechmittel Statt fand, und von
den merkwürdigen Symptomen begleitet, ward,
die Soerhaave f so meisterhaft schilderte. S«
Jioerfiaave historia morbi atrocis /^assenarüm
i. Bat. 1724. Vergl. Zimmermann von der
Erfahrung in der Arzneikunde, S. 159.
g) Einen , dem eben erwähnten , analogen
Fall der Zerreifsung des Oesophagi nach ei-
nem Brechmittel beschreibt Hr. TInlovQ in JBaU
dinser's N. Bing. f. A. Bd. XU. St. 2. S. 114.
h) Auch Hr. Schmidtmann theilt die Beob-
. arhtung einer Zerreifsung des Oesophagi und
des Magens mit in den Abhandl. d. phys. med.
Societät in Erlangen. Bd. I. S, 135.
i) Hr. Vetter (Aphorismen aus der patho-
lüg» Anatt)mie, S. 165.) beobachtete ebeafalls
■ 1
, ~ 4i - ■■ •
eine plötzliche Berstung oder Zerrelfsang deg
Magens bei -einem 50jälirigen 3Ianne nach h'ef-
ligem Erbrechen , ohne vorhergegangene kränk-
liche Veränderung des Magens, welcher noch,
mit seinem Riis, im patliolQgischen Museum
zii Wien aufbewahrt wird.
k) In Horn^s Arphiv f. med. Erf. Jahrg.
182.1. Septbr, Oetbr. Stück S. 310. wird auch
noch der Fall einer Zerreifsung des Magens zu
Folge eines heftigen Brechens erzählt.
/) Ein gesunder Kohlenlrägelr, der früher
nur zuweilen über einen geringen Schmerz im
Magen und über Appetitlosigkeit geklagt hatte,
hob eine schwere Last nuf , legte gleich dar-
auf seine Hand auf den Magen/ weil er .dort
einen heftigen Schmerz fühlte, seufzte zwei-*
mal auf und stürzte dann todt nieder. Bei
der Section fand man an der hintern Flache
des Magengrundes einen Rifs; — die Villosa
war stark gerölhet. So erzählt Barton Brojvn
in Tlie London medic. Repository by Copland.
VoL 17. Nr. 98. — Salzb. med« chir. Zeit.
1823. Bd. IL S. 104.
Tri) Ein Knabe bekam nach Unmäfslgkeit
im Essen und Trinken ein heftiges Erbrechen,
wobei er über heftige Schmerzen in der Herz-
grube klagte; das Schlingen ward erschwert,
der Puls aussetzend, die Extremitäten kalt.
Er brach einige Mal Blut aus und starb am
3ten Tage. Bei der Section fand man die in-
nere Haut des Magens und Duodenum an meh-
reren Stellen ganz zerrissen. — Th. ChevaFier
in Medico - chirurgical Transactions» FoU f^*
Lond. 1814. Nr.- 7.
Fällej
Es ist nirlil tinwalirsi-lieittlic
welclie
eine Ga?
fsere Gew^ltlhatjpkeilen , elarkoS^
II. s. ^w. mer.haniscli erfolgte, durch i
vin-liergegansene Ursache,' z. B. e':-n
Bclieit Cnlsüiidungszusland u. s. vr.
der 3Ia«eiiliiiuis verändert, \erilÜiiiit
Iinsion -veiinindert und dadurch zu c
' lirosp pröilisponirt ward; indessen
dnch in inelireren der bekannten I
in dem vnn Hrn. rmnr (J) erzäbltej
weges eine polche palhnlogJBche Ve
•ila pr^d!?pritiirende Ursaclie, nnneliiti
läfst sich v/uM nicht lüugnen: d.-üä i
geliÖrende , mechanisch auf deu 31.
keide Erschülleruugen ii. b. w. um
ger auf dies Organ einwirken, uj
leichter eine Zerreifsung desselben.^
können, wenn es mit Speisen uniU
angefüllt ist. Hr. Trin'ers iiiinmtT
dafs hei der Lage des Jtlagens und dei
den ihn die fniscfaen Rippen und da?
felis - Gewi'ilhe gehen, nur dann, wei
gedehnt durch Speisen, und das Z
wie bei einem gewaltsamer) Eina^
heweglicli is!, eine aaicbe ZerreiB
lieh sey. '^
Dafs eine anhatrend auf eine kh
wirkende, heftige, krompfliafu Zusomi
der MagtrihäuU eine Zerreifsüng derr-
tim medianische Wthe verursachen k
hauplPt Hr. DesgrangM a. a. O. In
rhe des 28iährigen Frauenzimmers
Krankheiisgescl.irhle Derselbe ausfii!
iheilt, iiiid welche ich meine I.eser,
hen Interesse wegen, nnchzuleseu
- 43 ' —
0
I
\iraren dnrcTiaus keine Spuren eines «ntzund«
. liehen Zastandes bemerkbar, vielmehr war der
Magen blässer wie gewöhnlich; in der iinkea
Seite seiner vordem. Fläche, 1| Zoll unter
der kleinen Curvafur entdeckte man ein ran«
des, kreisförmiges Loch, von etwa 9 Linien
im Durchmesser, mit glatterh, weder gezack--
ten, noch gerissenen Rande; nur am untern
Drittheil desselben fand sichreine dunkel- vio-*
lette Röthe unter der serösen Haut, jedoch
kaum «ine Linie breit. Der abgerundete. Um-
fang des Lochs hatte die nämliche Dicke und
Consistenz, wie das übrige Organ; auch wa^
die Schleimhaut ohne angefiillte und varicöse
Gefäfse. Die Häute des Magens waren rein
und .glatt ausge$cl)nitten, wie mit einem Rie-y
merpfriem ; nirgends war aufgelockertes., brei-
artiges, bleifarbiges oder schwarzes Gewebe
an ihm zu finden, eben so wenig als Spuren
einer Zerfressung oder Eiterung , kurz, der
Magen befand sich im gesunden und natürli-
chen Zustande, mit Ausnahme der perlorirteu
Stelle. Eine Menge trüben Serums von sau-
rem Gerüche befand sich übrigens in der Bauch-
höhle, nebst Bruchstücken von Nabrungsmit-
fein und den zuletzt reichlich genossenen Mol-
ken. Das Peritonaeum indessen war, so wie
die dünnen Gedärme, röthlich uihI entzündet;
das grofse l^^iz^ das Colon und Coecum bran-
dig. — In diesem Falle fehlten demnach alle,
in mehreren der bisher beobachteten Fällen,
vorhandene Spuren von sowohl acuter als cliro«
nisrher Entzündnng des Magens und ihres üe-
bergangs in Eiterung und Desorganisation der
filagenhäute, auch war weder eine Vergiftung
noch irgjend eine mechaniscjbe Verletzung vor-
ausgegangen. Deshalb nimmt Hr. UeggrangeB
- 44 -.
nn, dafa die Gaslrobrose in diesem Falle Folge
t?er Kavi'.sen Cardidgie gewesen sey, woran die
Kranke in der lel;;Len Zeit ihres Lebens so
l^eftii; ijelitteu. — „Der nervöse Schmerz befand
sich'* fahrt Hr. Dtsgranges fort, „eiiizig und
allein auf einer sehr kleinen, genau umschrle-
henen Stelle der yördern Fläche des 'Magens,
deren Sitz die Kranke sowohl bei der Inspi-
ration , als auch bei Bewegungen des Anns
und nacli dem Genüsse von Speisen sehr deut*
Vivh angeben konnte. Dieser Schmerz wurde
immer merklicher und concentrirle sich in den
letzten 5 Tagen ganz auf den kleinen , ange?-
gehenen ilauin, am 6ten Tage, nachdem der
leidende, geschwächte Funkt den höchsten
Grad der Anspannung erreicht hatte, oder,
iinclidem eine heftige, krampfhafte^ Zusammen-
Ziehung deo 3Iagens erfolgt war, ztrpIaUU die
leidende Stelle, und da war es, wo die. Kran-
ke jenen tief erschütternden Schmerz empfand,
und das laute Geschrei ausstiefs, nach wel«
chem, rasche Zunahme der ludtlichen Zufalle
und der Tod selbst erfolgte." — Dafs in diei-
sem Falle keine Zerfressung Statt gefunden,
heweist freilich die glatte und runde Beschaf-.
fenheit der perforirtetf Stelle , der nicht ein-
gerissene, gleichförmige Zustand ihrer Ränder,
so wie die weder brandige, noch entzündliche
und krankhaft veränderte Beschaffenheit der
Magenhäute. Demnach schliefst Hr. Desgran-
ges auf eine vorhergegangene, heftige, krampf-
hafte Anspannung der Muskelfibern des Sla*
gens, bei zu geringer Vitalität und Festigkeit,
derselben ^) , als ursächliches Moment der ent*
*) Sollte man nicht vielleicht annehmen können x
dafs durch die wiederholten Aufällo der dynA-
misohen Cardialgie, die, selbst dem Gefilble
— 45 —
8tandenen,OeffnuDg. Der Herausgeber des JouT"
nal de Medicine (1821. j46ut) tadelt diese Aq-
sicht, und 1ä£st sich, wahrscheiolich aus Vor^
liebe zu Btoussais*s System , verleiten , diesa
Perforation als durch Verschwärung veranlafst,
anzunehmen , so wie er auch das vorherge-
Iiende Leiden der Kranken, für eine chroni-
«che Magenentzündung halt, wiewohl durchs
aus alle Zeichen fehlten^ woraus man hier auf
einen solchen Znsland schliefsen konnte. Es
gewinnt demnach die auf den ganzen Gang
der Krankheit und den Befuud der Leichen-
oiFnung begründete Vermuthung des Hrn. Des^
granges einige Wahrscheinlichkeit, da es kei-
nesweg^s an üeispielen von Zerreifsungen mus-*>
culöser und tendinöser Theile, durch heftige
krampfhafte Contractionen , die mit nachfol-
genden krampfhaften Expansionen wechselten,
veranlafst wurden , fehlt. ladessen bleibt die
geschilderte BeschaiFeuheit der vorgefundenen
OeiFnung — welche man übrigens in mehrern
andern Fällen fand, wo keine durch Krampf
herbeigeführte, örtliche, heftige,* die Gastro-
brose verursachte Contraction der MiiskeiAbern
des Magens vorher Statt fand, wie z. B. in
dem bereits oben gedachten von Gerard dem
Vater erzählten Falle, — durchaus räthselhaft.
der Kraulten nach, nur eine Kleine Stelle des
Magens eintialinriy nach und nach, eine gaiMs
örtljclioy allein nur auf die Stelle, an der aich
die Perforation fand, beschränkte Verdiinnuvg
der ]Vlag;enhäute entstanden sey, welche bei ei-
nem Jiefiigen , erneuerten Aufall des Krampfs
xerrifa*? Dann . wurde indessen dieser Fall zur
Klasse derjenigen Gastrobrosen su rechnen seyn^
welche durch Verdünnung ' der ^agenh&ute her-
beigeführt werden, von denen in der JFolgt
noch di0 Rede seyn wird»
— 46 -
Denn, weön durch heftigen Krampf die Mus«
kelfibern und Häute des MageDS an einer Stel-
le , bis zur höchsten Expansion gebracht ^ur-
deu , welches doch voriier geschehen mufsie,
wenn eine Zerreifsung desselben erfoTgen sollte,
so wäre doch eher ein btofser Rifs zu erwar-
ten gewesen, wie in deo erwähnten FälliBn,
die zu dieser Unterart der Gastrobrose gehö-
ren, uud in dem gewisserinafsen analogen Fall,
den Hr. Fitvee iniKheilt, — (s. fl'orn's Archiv
f. med. Erf. lS2t. Seplbr. Octbr. St. S. 290.)
. — als das £n(s(elien eines so ' auffallend g€h*
formten Lochs. Der von Hrn. Fitvie erzahilCI-
Fall betraf einen sonst gesunden 55jäbrigea
Blann, der seit 4 Tagen an einer gänzlicJiea
Leibesverstopfung gelitten hatte, und der, nach-
dem er durch heftiges Drängen, wiewohl rer-^
gehens, eine Stuhlausieerung zu erzwingen ge-
sucht hatte, unmittelbar darauf einen beflig^en
Schmerz im Unterleibe mit Würgen, Erbre-
chen einer faculenien Materie, kalten Sohwei-
fsen u. s. w. bekam, zu dessen - Entfernung
die versuchte antiphlogistische Behandlung
nichls lejslelej und den, am folgenden 'Tage,
unter den Symptomen einer innern Zerreifsung
nnd einer consecutiveuErgiefsung in die Bauch-
hohle, erfolgenden Tod, nicht abzuw;enden
vermochte. Man fand bei der Leichenöffnung r
Entzündung des Netzes und der Baucbhaut;
im Untern Theil der Bauchhöhle einen, JNosel
einer Flüssigkeit, derjenigen ähnlich, di^ mit
den Klyslieren beigebracht war, worin Ver-
härteter Darmkoth schwamm; im Leerd|iria
ein Volvulus von 2 Zoll Länge; am Colont
ganz nahe bei dessen' Uebergang ins RaGlum
eine Quee/^/W^^i länger als einen Zoll, deren
Jländer einer Linie breit brandig waren { d«j|
- 47 -
Mastdarm leer, glalt und schlaiT; alle übrigen
Organe gesund. Hr. Fievet bemerkt noch : dafs
der Volvulus als Folge der Zerreifsiiog des
Colon eintrat, und dafs derselbe Ursache des
Erbrechens war, indem er den Durchgang des
Genossenen hinderte. — In beiden Fällen wäre
also., bis auf den höchsten Punkt gesteigerte
Expansion der Muskel fibern, als Folge der vor-
l^^rgegangenen Contraction, und zwar in dem
, ersten^ durch Krampf, in dem zweiun^ durch
Anstrengung beim gewaltsamen Drängen zum
Stuhtgang herbeigeführt, als Ursache der iu
beiden Fcällen erfolgten Zerreifsung der vor-
zugswerse leidenden Stellen anzunehmen, wie«
TiTohl die zerrissenen Stellen in Hinsicht ihrer
Form und BeschafTenheit sehr von einander
abweichen. — Sehr analog endlich ist, auch
inil dem Falle des Hrn. DesgrangcSy der von
Hro. Grifßtli {London medical and physicaJ Jour-m
■na!. 1825. Aprils s. v, Froriep*s Nülizen, Bd*
XI. Nr. 17. S. 270.) erzählte. Sollten in die-
sem Falle ^ die Ferforationen nicbt ebenfalls
durch eine mechanische Zerplatzung der Ma-
genhäute, als Folge wiederholter Anfälle ei-
ner krampfhaft- nervösen Cardialgie , bewirkt
worden seyn , und JDesgrcLngiS doch mit Recht
Termuthet haben, dafs eine solche zirkelrunde
Beschaflenheit der perforirten Stellen auf eine
solche Ursache hindeute? — Die Sache bleibt
zweifelhaft, und verdient eine fernere Beob-
achtung. — Uebrigens bedarf es wohl kaum
einer Bemerkung, dafs der entzündliche Zu-
stand, in welchem man in den erwähnten
Fällen der Hrn. JDesgranges, Etyee nnd Gnjfith
das Bauchfell u. s. w, fandj^ als Folge der £r-
l^iefsung der Contenta des Ofagens und des
Darmkanals in die Bauchhöhle, anzuoebmen^sey»
~ 48 —
3. lu die durch plbtzUchc Entwickelung von
Gasarten, aus reichlich genossenen, einer sol«
cJien Eulwirkeliing fähigen StoiTen ebenfalls
oll'trnbnr üitj rmchauischt Weise vercnlafste Ga^
siiobrose, Dai's Gastrobrosen <}ieseir Art nicht
selten bei Gras fressenden Thieren sich ereig-
nen, welche frisches, grünes, Toh Regen oder
'i'hau benetztes vud zur Gährung geneigtes
Futter fressen, ist bekannt» und sowohl Hr.
JLukne als die Hrn. Verfasser des Artikels:
Perforation , im Dictionn, des sciences medicakSf
machen hierauf aiifmerksain. Bei Blenschea
findet diese Art Gastiobrose nur selten Statt-,
fowohl bei ■vollkomnien normaler Textur. der
Hagenhäule, als auch, wenn diese durch ir«
gend einen krankhaften Zustand, einen unge-
wöhnlichen Grad von Erweichung oder Ver-
dünnung erhielten, mithin prndisponirt wur-
(^en ; jedoch fehlt es keinesweges an beobach-
teten Fällen \on Gastrobrosen, wo man diest
Ursache annehmen mufs ; z. 13.
a) Ein Kind starb binnen 3 Stunden, nach*«
dem es eine grofse Menge Weintrauben geges«
sen halte; den Ma^en fand man hei der Lei<*
chenölfnung zerrissen. — Ahodius Obstrv.
Centur. 2. Obs. 53.
b) Ein I5jährig6s schlankes^ noch nicht
m^nstruirtes, zwischendurch nur an Blähungen
leidendes Blädchen , starb nach 8 Stundelti un-
ter den heftigsten Schmerzen und luil» lioge-
heurer Atiftreibung des Unterleibes, nachdem
sie Abends viele frische Z welschen gegessen'
hatte. Bei Durchschneidnng der Bedeckungen
des Unterleibes strömte eine Erstaunen erre-
gende Bienge siifslich riechender Luft mit "vie-
ler Heftigkeit heraus, worauf der Leib gleich
- 49 -
I .
znsammeDfieL In der Bauchhöhle fand man
.^ etwa ein Maais braunschwarzUcher FlSssigkeity
auf welcher die Zwetschenscbaalen schwam-
men. Der Magen hatte an der ]iaken Seite,
"WO er mit der aufgetriebenen Milz zusammen-^
liegt, eine Oeffnung von der Gröfse, dafs eia
kleiner Finger durchgesteckt werden konnte.
In diesem Falle scheint doch die aufgetriebene
fieschaifenheit der Milz und die röthliche, mit
einem bräunlichen Schleim bedeckte Beschaf-
fenheit der innern Magenhaut auf eine krank->
hafte Beschaffenheit dieses Organs za deuten^
wodurch wohl zu der Zerreifsung pradisponirt
ward. — R, J. Camer arius ; in Ephemerid, Nat»
Cur. Tom. IIL O^f. 43. p. 62.
c) Eine Frau von 40 Jahren starb mit aus-
gedehntem Unterleibe und unter den heftigsten
Schmerzen, nachdem sie eine starke Mahlzeit
^on Sauerkraut und Fleisch g^than. Man fand
HB der Innern Seite des Magengrundes einen
3 Queerfinger langen Rifs , und die genossenea
Speisen in der Bauchhöhle. — Acrell^ in den
n. Abhandl. d. K. Schwed. Akad. auf d« J.
1788. Bd. IX. Vergl. Michter's chir. Bibl. Bd;
Xn, St. 23. S. 401.
d) Bei der gerichtlichen Zergliederung ei-
nes plötzlich verstorbenen Bauers, fand Hr.
Hofrath ^. G« Richter den Magen mit einer
ungeheuren Menge unreifer, nur wenig zer-
Itauter Aepfel angefüllt, und an der vordem
Fläche desselben , 4 Queerfinger unter und ne-
ben der linken Magen -Oeffnung ein gerisse^
nes Loch, in welches man 3 Finger stecken
konnte. Der Mann war todt gefunden; es fehl-
ten also nähere Nachrichten. S. Richtef$ chir.
Bibl. a. a. O.
Journ, LXIV.B.4.St. D
*- ' so —
1 *
f
e) Professor Matjqttni entdeckte «m
strobrose bei der Leichenöffnung eines
lieh gestorbenen jungen Menschen , det,1
hitztem Körper, hastig frisches, kaltei
getrunken hatte. — Diction. des Sdoi
Articie: Perforation ^ pag. 326.
/) Wahrscheinlich gehört der toi
P. de Wind erzählte Fall eines 41]
Mönchs^ der ziemlich plötzlich starb, e
hieher, wiewohl .es nach der Erzählun
ielhaft bleibt, ob nicht ein * yerschlucLi
die ungeheure Ausdehnung und den e
liehen Zustand des Magens, welchen i
der Leichenöffnung fand^ verursacht
Die Gastrobrpse fand sich am obern Ra
Sfagens, dicht am Eingange der Spei
unter. der Leber. — - SammL t^Qserl. J
iür praktische Aerzte; Bd. IL St. 1. l
• B. Durch die cheroische Einwlrkn
schluckter Gifte auf den Magen veranla
strobrose; — * Oastrobrosis ventnata s» ta
Insbesondere sind es die scharfen, nai
die arsenicaliscfaen Gifte, der Sublim
salzsaure Gold, die Antimonial - Fräpar
Kupfer- Gifte ; die Mineralsäuren in ih
centrirten Form, die Sauerkleesäure u
nach deren Verschluckung man in d
^hen der durch sie Vergifteten, aufsei
pialen von Entzündung und 6angränes<
Magens , noch Erosionen und Ferforatioi
selben fand; doch auch nach Vergiftung!
betäubende Gifte sind jene krankhaft
stände beobachtet. — Wie yorsichtig mi
gens seyn müsse, -um die spontanen
brosen von den , durch die chemische .
kling mehrerer Gifte auf die Magenhäi
standenen, zu unterscheiden , ist berreits vor«
hin auseinander gesetzt worden, .
Zweite HauptoTt^ äie Gastrobrosii spontanea^
Die meisten der bekannten Fälle yon 6a«
siröbroi^en gehören unter die^e Hauptart ^ sind
aber, in Hinsicht ihrer ätiologischen Moment^
sowohl, als auch der Form, unter der sie er-
scheinen, sehr von einander unterschieden, dür-
fen nicht verwechselt werden, und mSchteii
sich am besten unter folgende 6 yerschiedene
Arten' bringen lassen-
1» Die durch Gangränescenz des Mageos ver-^
ursachte Gastrobrosei "*-- Gaströbrosis gangränosa,
Von dieser Art lassen sich wieder drei
Unterarten bestimmt unterscheiden,
ji. Wenn die Gastrobrose in Folge einer
flcuten Mntziindung des Magens ^ einer phlegmo^
hösen Gastritis^ die in Brand übergeht^ erfolgt.
Das Abfallen des Brandschorfs unterbricht dann
sofort die Gontinuitat der Magenhäute ^ und
bildet dadurch die Gastrobrose» Nach den be-»
kannt 'gewordenen Erfahrungen kommt indes-^
■ sen diese. Art der Gastrobrose nur dann vor,
wenn eine partielle^ auf einen kleinen Umfang
beschränkte akute Magenentzündung, sich in
einen ebenfalls nur partiellen Brand endigt.
„Denn ist/' .wie Hr. Richter a. a, O. sehjr
richtig bemerkt, „die Entzündung gleichmä-*
fsig über den ganzen Magen verbreitet,, so
sterben die Kranken in Folge des dieselbe be->
gleitenden AUgemeinleidens, welches sich beim
Uebergang in* den Brand noch mehr steigert«
bevor ein wirklicher Defect der Magenwände^'
( — oder eine Gastrobrose ^ — ) „eintreten kauft.''
Die Diagnose dieser partiellen acuten G^^tritif
D7 '
- 52 —
ist sehr schwierig; indjesseii yod Hnu Richter
a. n. O. S. 21:4. müglichst genau angegeben.
Gastrobrosen dieses Art gehören zu den seU-
nern, sind indessen gewifs oft mit andern Ar-
ten verwechseil worden. Die von Alliaud —
* — Memoirs tie la Sockte de Medkint^ iannee
1786; verg], HufelamCs neueste Annalen det
französ. Arzneikd. Bd. II. S- 30. •— mitgö-
theille bekannte Beobachtung, kann als er-
läuterndes Beispiel dieur Art der Gastrobrose
dienen. — Es ist unbegreiflich, dafs Hr. Gi-
rardf welcher diesen Fall in seiner Abband*
lung a. a. O. ebenfalls miltheilt,, von einem
Abscefs redet, da hier doch offenbar ein Ue--
bergang einer partiellen Gastritis in den Brand,
nicht aber in V-^reiterung Statt fand. '— Einen
ähnlichen Fall lührt Lorry an.
£. Wenn die Gastrobrose ab Folge da
Metastase einer — meistens wohl erjsipelatö-
sen *— ' Entzündung anderer Theile nach dem Ma-
gen ^ welche schnell in Gangränescenz überging^
erfolgte. — Hieher scheinen mir die beiden
von Hrn. Jäger — Hufeland*s Journal , 1811.
Mai) S. 19. u. f. — erzählten Fälle zu gehö-
ren, und finde ich kein Bedenken, sie ünt^r
diese Art der Gastrobrosen zu bringen , wie-
wohl sie Hr. Jäger, mehr zu den Fällen der
, gallertartigen Magenerweichung rechnet, .'wo-
gegen si9h doch vieles einwenden läfst.
C. Wenn die Gastrobrose als Folge mner
sogenannten verborgenen Gastritis ^ welche be-
kanntlich sehr schnell, sogleich nach ihrem
Ursprünge, in Gangränescenz Übergeht^ erfolgt.
Diese verborgenen JEntziindungen dts- Magens^ in
dem geläuterten Sinne genommen, in'SVelchem
sie Hr. G. B. Wendt in seiner vorhin erwähoT
— 53 -r-
ien AbTiandluhg, ' darstellt, erschdlnen gerne
im Verlaufe adynainisehep Fieber, der rPest,
des gelben Fiebert, des contagiösen und spo-
radischen Typhus u. 8. w. haben ei^e i;inrer-
k-ennbare Tendenz schnell brandig zu werden ;
sie verlaufen sehr oft ganz schmerzlos *)^ und
enden häufig mit Gastrpbrosen **). — : Folgen-
de Fälle mögen hier als erläuternde Beispiele
dienen I . ' ,
ä) Hdmßnt land N der Leiche eines Man*
oes, der 7 Slpnden nach dem Ausbruche det
Pest' verstorben war, «schon eine schwarze
Brandborke im Magen, und in der Leiche ei-
ner andej^ Ferson , die 16 Stunden nach dem
Ausbruche der Fest verstorben war> den Ma*
*) Dm in den meisten Fällen sogenannter adyni—
Boiscber Fitber,^ zu denen sicl^ so büufig verbor«
fene Entzündungen der Eingeweide der Btust,
esonders des Unterleibes geseH^n^ gleichMitig
eine Enczündnng des Gehirns und seiner Häute-
Sr«tt findet, und jene Entzfindungen als der
Keflex des Gehirnleidens angesehen werden Hon*
iieM, so Hege hierin wohl zugleich der Grund^
dafs die Kranken Keine Schmerzen in den^ ent«.
cundeten Theilen erleiden , wenigstens ihrer
destialb nicht bewuTsC sind, weil die Quelle der ,
Empfindung, oder, wenigstens der Appercep-
tion, und der sensitiven Bewegungen unmittel»
bar angegriH'en ist*
**) Höchst interessant sind die Aufklärungen und
Erläuterungen, welche der Staabstrzt Hr. v, Pom-
mer über diese schwierige, oft bestrittene Leh-
^ re mittheilt, in seiner schätzbaren Schrift: Beit
träge tur nähern Kenntnifs des sporaflisehen
Typhus, gegründet auf Leichenöffnungen. Von
G, F. V, Pommer. Tübingen, i82i. Vergl.
Schaff er* s Versuch eines Vereins der Theorie
mit der Praxis . in der Heilkunde« Bd. U« S.
247* u. f«.
.';^
— 64
'I
geo von 3 Brandflecken durchbohrt S. ^. Sprit-
ten Commmt. in H. Baerhaavt Aphorhm* Tom*
UL p. 146.
b) ßonmt — Sepulckrei. Tom. 2h p. 22«
*— fand in der Leiche eines jungen MonchSi
der an einem adynamischen' Fieber yeretarb,
im Fundus des Magens einen Brändschorl.
c) ÜäVs Krankengeschichte des äel. Ober-
Berg.Raths Goldhagen. Halle 1788. yergl. Reü'g
Archiv für Physiologie. Bd. IV. S. 879- mit
Abbild, auf J^b. n. Fig. A.
d) Mehrere Ton Hrn. Chaussier mitgetheitte
Fälle gehören ebenfalls bieher. S. N. SammL
auseri. Abhandl. f. pr. Aerzte. Bd. IV. S. 620.
Vergl. . Moria Considerations geniralts $ur Vtro^
rio/i. i Paris 1806.
e) Der von Hrn. Saraesson erzahlte Fall^
—- S. N. Abhandl. d. K. Schwed. Akad. d.
Wissensch. auf d. J. 1790. Bd. XL ^Leipz.
1792. S. RichterU chir. Bibl. Bd. XII. S, 421.
/) Der von dem Hrn. Geh. Rath i^. Siu
hold mitgetheilte Fall; s. Dessen Joajrnal iSr
Gebürtshiilfe. Bd. V. St. 1, Nr. 1. ' ^- '
g) Sehr wahrscheinlich gehört die in der
Itevue medicak etc^ Tom,,L a Paris j 1825« .Xm-
vier^ bekannt gemachte Beobachtung ebenfalb
hieher ; vergl« Hecker* s literar. Anoaleii' 1825f
Mai. S. 87.
• . * •
h) Dr. Haviland 2u Cambridge fand bo"
>der Leichen öiFaung eines jungen Mannes, der
an einem Fieber gestorben war^ und vorher.
eine gute Gesundheit genossen hatte, i.2. Stirn**
den nach dem Tode, die Schleimhaat des Me-.
gens in ihrer ganzen Ausdehnung gefSUbm*
— 55 — " •
eher als' gewöhnlich, hier und* da Flecken wie
Tom extravasirten Blute, die sich aber nicht
abwischen liefseni und im Magen 2 Locher>
nebst mebrern dünnen Stellen, auch ein Loch
im Zwerchfell, ohne eine Spur von Eiterung«
— • Wiewohl Hr. Havlland diese Zerstörungen
den Ein Wirkungen des Magensaftes zuschreibt,
^ 80 möchte dieser Fall, so viel fnan aus. seiner
«nyolIstäDdigen Darstellung abnehmen kaniii
hieber gehören. S* i^. Froriep^s Notizen.] Bd.
IV. Nr. 6. S. 79. '
2. Die durch Veriiterung det Magenhäut€
vtrwsachte Gastrobrose ; Gastrobrosis ulcerosa.
Auch Ton dieser lassen sich» drd Unterart
ten unterscheiden.
^. Wenn die Gastrobrose ah Rtgü einer
in Eiterung übergegangenen acuien oder pldegm
monösen Gastritis erfolgte.
Es ist überhaupt ebenfalls nur sdten der
Fall, dals eine phlegmonöse Gastritis, wenn
sie nicht zertheilt wird, in Eherung übergeht,
' indem ihr Uebergang in Gangränescenz , aus
bekannten Ursachen weit eher erfolgt. Geht
indessen dennoch die acute Gastritis in Eite«
rung über, so geschieht dies doch, nur an ei-
ner beschränkten, xnehr oder minder grofsen
Stelle des Magens, und zwar unter den be-
kannten Zeichen der beginnenden Eiterung.
Dann ist der Erfolg sehr verschieden, in so-
fern sich der Abscefe:
a. entweder «ach aufsen^ durch die äufsern
Bedeckungen und durch das vorher, durch die
Entzündung mit dem Magen verwachsene Bauch-
fell öffnet, in welchem Falle die Magenfisteln
entstehn, von denen bereits die Rede war.
— 66 —
ß. oder in sofern der Abscefs slch^ in die
Höhle des Magens allein öffnet, da denn der,
meistens mit Blut vermiscbte Eiter , tli'eils iius-'
gebrochen, theiis durch, den Stuhlgang ausge-
leert Avird. Ist dies geschebn, so kann der
fernere Erfolg sehr Terscbieden seyn.
Der Eiterungsprozefs. setzt sich in. den
Häuten des Magens fort, und der ÜLrankev^ird,
durch das hektische Fieber , — Folge der forl-
dauernden Eiterung — aufgerieben.
Oder 9 dejr in einen Sack eingeschlos-
send Abscefs — Vomica ventriculi — füllt sieh
nach der Ausleerung des Eiters in die Magen*
hoble aufs neue, ohne dafs eii^ hektischer Zu-
stand erfolgt. Höchst merkvrürdig ist in die-
ser Hinsicht der in der Sammlung auserlese-
ner Abhandlungen aus der Arzneikunde, Ton
Vandermonde, Bd« I« S»- 21. erzählte Fall. Dies
Magengeschwür brach zu verschiedenen Zeiten
auf, nachdem es sich immer von neuem ent-
zündet hatte, wobei sich Erbrechen, heftige
Schmerzen, Auflreibung des Magens 9 Fieber,
u. s. w. einstellten. Unter mannigfaltigen Ab^
Wechselungen dauerte diest^r Zustand 8 Jahre
hindurch.
Oder, es erfolgt unter günstigen Um-
ständen wirklich Heilung und Vernarbung des
Abscesses. Einen merkwürdigen Fall dieser
Art theilt Dr. Layard — Philosophical -TranS'-
acüons^ Nr. 498. mit; s. Hamburgisches Maga-
ain. Bd. X. St. 3. S. 280. Hamb. 1753. Ei-
nem 17jährjgen Fraaeuzimuier nämlich, ward
ein übermäPsiger Schweifs, von dem sie be-
fallen war, durch Säuren vertrieben; hierauf
erfolgten; Ausbleiben der Periode , pneumoni«
— 67 —
•
scLe AüföHe ,' und — wahracheinlich , nacbi
Vera bsäu in ter an liphlogis tische r BehaiidluDg der-*
selben — Symptome phlegiiioDÖser Gastdiis,
die in ein Eiter;g;escliwür des Magens, selbst
nach "dem Urlb eil des consnllirten berühmten
Dr. Mead, überging. Da alle, selbst die miU
desten Mittel wieder ausgebrochen wurden, so
inufste man sich allein auf Application voii
K-Iystieren beschri\nken, .und zwar wurden
Klystiere von Hamiuelfleischbrühe , zwisc&en-.
durch eröffnende, nachher Chinaklystiere auf-
gewandt. Nach m/fehrern Wochen brach Pa-
tientin fast 2 Pfund geronnenes Blut, mit et-
vras Eiter gemischt aus, und bald nachher
leerte sie durch den Stuhl 4 Quart gutes Ei-
ter aus. Diese eitrigen Stühle dauerten noch
einige Wochen hindurch fort; allmählig konn-
' te die Kranke wieder Nahrungsmittel pnd die^
verordneten Arzneien , ohne solche wieder aus-
zubrechen, zu sich nehmen; kurz, ihre Gene-
sung erfolgte nach und nach völlig wieder. — '
Dieser Fall ist um so merkwürdiger, als die
Menge des ausgeleerten Eiters auf einen gre-
isen Umfang des Abscesses , schliefsen liefs.
Dafs unter günstigen Umständen wirklich
Heilung imd Vernarbung solcher Magenabscesse,
, oft selbst, den Kjranken und ihren Aerzten
unbewulst^ erfolgt sey, beweisen die in meh-
yeren Leichen, zufällig gefundenen Spuren aus-
geheilter und vernarbter Mage;i - Abscesse. So
befmdet sich in dem Meckcrschen Museum ein
Präparat, woran ein geheiltes Geschwür am,
kleinen Bogen des Magecs zu bemerken ist«
Die Falten der' innnern Magenhaut sind na-
türlich, nur härter und in ihrer Richtung ver-
ändert. Sie laufen hier nämlich fast alle strah-
I
^
I
58 —
1
ciig gegen difl Narbe zusamq
im IV'oriaatzuslaDde keine Ordnung
Die VernarliuDg des Geschwürs e
«lue 2 Linien tiefe HüJiie, deren '.
BinJ. V(in auTsen her ist es blor»
dünne Haut des Darmfells geschl
Hüute des BJagens selbst aber sii
gegangen; sL Heirs Archiv d. l'hysi
IV. S. 381. mit Abbild, auf Tab. j
— Uebrigens kann nur in den ,
Heilung und Yernarbung der in
befindlichen Stellen des Olagens £
Trenn kein tubefculÜses L^ideu i
Verdickung der Häute vorhanden i
y. Oder, in sofern der Eiter, ;
die Magenhäule zerstiJrt hat, sieb
in die, zur Folge der vorhergegae
zündiing durch Adhäsion niil den
len verwachsene benachbarte Theil
geweide, z. B. die Lel»er, das Zi
8. Vf. bahnt. Es -mtd dann hiedi
die Gefahr eines soforligen, unve
Todes, als Folje der Ergiefsung d
des Magens Ju die Bauchhöhle, t
genblick abgewaudt, und kann, u
gen Uinsländen,
im glücklichsten Falle auch
Heilung und Vernarhung erfulgfli
Vorhin angeführte Jjdi'scbe Beob
weist ;
oder, im minder gliicklichem
Leben der Kranken, bei einer gu
liehen Constitution und bei Beol
nes sehr sorgfaltigen diätetischeoü
noch mehrere Jahre, — geTVÖbl
TTÖboa
' -. 59 —
9
verschiedenen und rälhselhaflen Symptomen,
"die. man nicht selten mit dyspeplisch^n Be--
ech werden verwechselt, — erhallen werden,^
hie ein "hinzukommendes Zehjfieber, nach län-
gerer , oder kürzerer Zeit ^ dem Leben ^ des
Kranken ein Ziel setzt.
i. Oder endlich, in sofern der Eiler des '
Ahscesses, nachdem er die Blagenhäute zer-
stört hatte, sich theils in die Höhle des Ma-
gens, theils in die Bauchhöhle ausleert, da-
- denn ein schneller Tod unvermeidlich ist. Hie-
lier scheint vorzüglich der in vielen Rücksicht
ten inerkwürdige Fall, den Hr: Collow,(The
London rnedical and physical Journal; August
1824. Nr. 3Ö6; vergl. v. froriV« Notizen. Bd.
8. Nr. 20. S. 316.) mittheilt, _zu gehören, ia
Bofern es sich aus der Erzählung beurtheilen
läTst« «^ Dafs auch ganz kleine Abscesse eine
gleiche AVirkuDg, Zerstörung der Magenhäute
iind dann^ nachfolgende schnell todtlich wer-
dende Ergiefsung der Gontenta des Magens in
- die Bauchhöhle haben können, -macht der Fall,
den Gerard f der Vater, erzählt, glaubhaft. Hr.
Gerard f der Sohn, bemerkt darüber sehr rich-
tig a. a. O. : ,,dars die in der Leiche gefun*
denen, nur ^ Linie ita Durchmesser habende^
runde, mit einem rotlien Rande ^umgebei^de
Oeffnung , da sie weder durch fremde Körper^
noch durch eine scharfe Materie, noch durch
Durchfressung von Würmern veranlafst seyn
konnte« mittelst eines kleinen Abscesses ver-«
lirsacht sey, der sich nach und nach zwischen
den Magenhäuten gebildet, und sich »ach in-
nen und aufsen isügleich geöiTnet habe,^^ — *
und stützt sich auf den analogen Fall, den
Figo beobachtete. Dieser fand nSmlich in der '
V
f)0
1
L«!cha einer Dnme, die Innge an TS
und Kiirzatlimiglieil geüUeti , zw
MagEnwäiiüen Eiler, das sich zusa
gea und einen AbsceFs gebildet hf
Lieuiaud Histur. jinat. Med. Üb
28. — Der von John Cramplon (i
J-'ol. Vin. F. I.) schell
bieher zu geliörea.
iJ. Wenn die Gastrobrose duTcl
nisch verlaufende Vlceralion dtr Magt
Folpe einer vorhergegangenen i^hr^
züodung deraeibea veraulalet winfl
Dia cUrnTÜschitt Entzündungen^
h'duie sind erst iu den neuern Zeit
lieh ein Gegenstand wiederbolier iirz
tersuchunpen geworden. Es ist zu l
dafs Hr. CoUU in seiner Abliandlung
■jcbe Entzündungen überhaupt — '
lanä's nenesle Annalen der franzÖsis
neiknnde. Bd. II. S. 0. u. f. _ (
sehen Margen eHtzUndiingeti e""" "'d
und eig«ullich Bcliliefst er sie auch,
allgeiheine DeCnilion, die er you-d
scheu Kniziiitdungen gtebt, aus. Er
lich; ,, Ich nenne chronische Enlzünd
che, wekbe auf einen kleinen Ri
Bcliränkt «nd in eineia von Natur '
pfindlichen Eingeweide nur vrenigt
Syinploiiien zeigAi, welche die neu
che oder äufserlicbe Entzündung beg
Schmerz ist kaum merklich , die
unbedeutend, und obgleicli fast all
häufaug und Geschwulsl dabei sind,
doch wegen der tiefen Lage fast '
sich durch das Celühl oder die Ati
tu übereeugen. üenöbnlich erkeuj
■m 61 ^ ■ •, •
erst aus ihren Wirkungen , aus der .Vereite-
rung , Verhärtung , oder Ansammlung von Säf-
ten , die sie erzeugen.'' — Es ist diese Dell"
nition offenbar unrichtig, sowohl deshalb, weil
chronische Entzündungen bei weileiä nicht im-
- iner nur auf einen kleinen Raum eingeschränkt
sind, vielmehr grofse Flächen der von ihnen
augegriireuen Schleimhä^'ule einnehmen können,
als auch deshalb, weil, ihrer Natqr naqh, sehr
Jöierven reiche und mit hoher Empfind lichkeit
begabte Organe unlaugbar ebenfalls , eben so-
•wohl, wie Eingeweide, die weniger empfind-
lich sind^ von einer chronischen Entzündung
.ergriffen werden können. — Üeberdem würde
eine chronische Entzündung innerer Organe^
nach CailWs Definition , immer auf$er den Grän-.
zen der ErkenntniTs des Arztes liegen. Ueber-
haupt hat Hr. Caille in deiner Abhandlung:,
chronische Entzündung, occulte oder verhör«
gene Entzündung und Gongestion ni9ht geho-*
rlg unterschieden , daher denn auch dasjenige,
was er über die Diagnose der chronischen Ent-
zündung sagt, sehr schwankend wird. Unter'
ded von ihm augeführten Beobachtungen be«
' trifft die zweite offenbar eine chronische Ma-
genentzündung, die durch die angewandte an-
tiphlogistische Behandlung glücklich beseitigt
ward.
Hr. Professor Kruienberg hat neuerdings
die chronischen Magenentzündungen einer scharf-
sinnigen, und um so verdienstrollern Unter-
suchung unferworfen *), als diese Krankheits-
form so oft verkannt und mit andern verwech-
selt wild, durch diesen Irrthum in der Dia-
*) Jahrbuch det ambiüatoritchen Klinik ea Iltllfl«
Bd» II. Halle 1824. S. 253. a. L
^ 63 -
^nose aber zu MiüsgriiFen in SrxtUcbetB
lung so mancher , in jener chronisdic
zündung primitiv begriiodeter Magenkii
ten Veranlassung gegeben wird« Hof
bedauern , dafs der würdige Hr» Vf.
wähnten Aufsatzes kein bestimmtes, d(
Bild jenes pathologischen Zustandes, i
nlschen Magenentzündung nämlich, en
und die eigentlich diagnostischen und
teristjschen Zeichen derselben nicht gc
ausgehoben habe. Das entworfene
chronischen Magenentzündung palst
nicht auf den Zustand , den man <
mit diesem Namen bezeichnen mu
und offenbar sind die Symptome de
stion, (*— wobei zwar auch eine A
von Säften und Strotzen der Gefafsc
. ist , doch aber der erhöhte Bildungsl
veranlassendß Ursache zur Erzeugun
hftfler Gebilde fehlt — ) der dynamisi
dialgie, so wie die der 'schon, we
grofslenllieils als Folge der vorherge
cbroaischeu Entzündung der Magenh
standenen mannigfaltigen Desorganisati
selben nicht gehörig getrennt. Un^
mifst man überhaupt eine bestimmti
desjenigen pathologischen Zuslandes,
Hr. Vf. unter dem Namen : chronisch
enuilfidung versteht, die um so weni
gangen werden durfte , da manche P.
den Begriff der chronischen Olageiieni
mit Broussais ^ zu' weit ausdehnen^ a
mit der verborgenen Maeentzündung —
occuUa — verwechseln.
Es ist hier nicht der Ort, jene
Jung des Hrn. Prof. Kruktsibvrg eioei
— 63
FrfifuDg zu unterwerfen I und wurde eine xA*^
here JBetrachtung des Wesens der chronischen
Magenentzündung, ihrer Ursachen, ihrer Dia*
gnose, ihres Uebergangs in andere organische
Magenkrankheiten, ihrer Heilart 'u* s. w* ebjen-^i
falli die Grädzen dieses Aufsatzes Überschreit
ten; jedoch sei es hier gestattet, einen flüch-
tigen Blick auf die Ton dem Hrn. Fro& Kru--
tenberg' zur Erläuterung seiner Darstellung- der
chronischen Magenentzündung mit geth eilten
Krankengeschichten zu werfen. Sehr interes-
sant sind die angegebenen Resultate der* Lei*
chenoffnungen. In allen mitgetheilten Fällen
fand man, aufser mehr oder weniger Bildungs»
felllern in manchen Eingeweideu, mannigfal-
tige Desorganisationen des Magens, theils scir-
rhose Verhärtungen und Verdickungen der Ma-
genhäute, tbeils knorplich speckige Geschwül-
ste an mehrern Stellen des Magens, theils
Scirrhositäten und Verengerungen des Pylorüs,
theils krankhafle Metamorphosen der Schleim-
haut des Magens, jtheils mehr oder miuder
fortgeschrittene Vereiterungen der Magenhäute
u. s. w. Allerdings wurden, wie es aus den
Krankengeschichten erhellt, diese Desorgani-
/sationeu des Magens meistens immer durch,
eine längere oder kürzere Zeit vorhergegan-
genen, Öfters recidivirenden chronische Ent-
zündungen des Magens veranlafst, und nach
und nach ausgebildet; indessen läfst sich dies
doch nicht in allen den erzählten Fallen an-
nebuien , so wie überhaupt keinesweges eine
chronisch - entzündliche Aifection in allen Fäl-
len zur Bildung von krankhaften Metamorpho-
sen , After > Organisationen, Scirrhositäten u.
s. w. in den verschiedenen Eingeweiden er-
forderlich ist, wiewohl dies mehrere neuer'
— G4 —
V
I
Pathologen behaupten* — Der 7te Fall, den
Hr. Fro£. Krukenberg erzäJilt, ähnelt in vieler
Hinsicht dem von mir beobachteten; auch im
8ten \?ar die Gastrobrose Folge einer chroni-
ßchen Exulceralion der Ofagenhante durch vor-
hergegangene chronische Entzündung derselben
veranlafst. — Uebrigens hat Hr. Prof. Kruken-
berg a. a. O. S. 270. die Aetiologie der chro-
nischen Magenentzündung sehr genau angege-
ben, und müssen wir unsere Leser auf diese
treffliche Darstellung verweisen.
Ein grofser Theil dar von mehr erb Aerz-
ten bekannt gemachten Beobachtungen von
Gastrobrosen \yird durch grolsö Exulceration
der Magenhäute, als Folgen Vorhergegangener
chronischer Entzündungen derselben veranTafst,
gebort also unter diese Abtheilung. Aufser den
beiden eben erwähnten, von dem Hrn. Prof.
Kruktnberg erzählten, hieher gehörenden Fäl-
len, mögen noch einige andere hier eine Er-
wähnung ßnden, bei denen es ebenfalls nichC
zweifelhaft ist, dafs die erwähnte Ursache hier
Slatt fand. — Was aber in diesen Fälleü die
chronische Entzündung der Magen hau te j als
primäres Leiden verursachte, erhellt nicht im-«
iner aus den mitgetheilten Erzählungen deut-
lich genug, in dem bei den meisten derselben^
die früher in der Lebensweise u. 6. w.- he-
grUndelen Geh^genheits - Ursachen derselben,
nicht bestimmt genug angegeben worden sind.
fl) Der plötzliche Tod des berühmten Che-
mikers d'Arcct erfolgte, nach den Mittheilun-
^en der Hrn. Lassus . und Chaussier und der
Erzählung des Hrn. Gerard a. a. O. , durch
eine Gaslrohrose, . die durch eine chronische
Exulceralion der DXagenhäute veranlafst ward.
Dab
~ 65 -
DaFs diese Vereiterung nach rorhergegang^nen
Anfallen chronischer Entzündung erfolgte, er-
hellt aus der Erzählung , und ist .dieser Ur«
Sprung um so wahrscheinlicher, da sich die
ersten Anfälle der Magenbeschwerden nach der
verschwundenen Flechte einstellten* Auch ich
erinnere mich in mehrern Fällen, nachdem
nässende Flechten an verschiedenen Theileft
des Körpers, entweder von freien Stücken,
oder nach Anwendung von äufsern Mittela
verschwunden, oder, in andern Fällen, nach-
dem übelriechende Schweifse der Füfse *) und
Achsel hohlen vertrieben waren j bald darauf
eine Reihe djspeptischer Beschwerden und An-
falle schmerzhafter Gardialgieen beobachtet za
haben ; jedoch gelang es mir in diesen Fällen
noch , durch Wiederherstellung des Flechten-
eiASSchlags und der unterdrückten Schweifse,
so wie durch gleichzeitigen Gebrauch innerer
Mittel, jene, in einem chronisch - entzündli«
chen Zustande der Schleimhäute des Magens
begründete Beschwerden glücklich beseitiget,
und dadurch ihren nachherigen Uebergang in
chronische Vereiterungen derselben , nebst de-
ren unglücklichen Folgen, verhindert zu ha-
ben. Wie sehr man übrigens in solchen Fäl-
len, durch Anwendung von erhitzenden, schar-
fen- und reizenden Arzneien, in der Absicht
verordnet, die angenommene Magenschwäche,
als vermeintliche Ursache jener Magenbeschwer-
den zu beseitigen, schade, und wiesehr durch
eine solche Behandlung der Uebergang des
') Der elirw&rdige Leutin xnacbte bereits auf die,
durch TfUrückgetriehene Fufsschweifse veranlalsta
Cardialgieen aufmerksam, und gab eine sehr
Eweckmäfsige Heilmethede dagegen an; s* Huf§m
land's Journal. Bd. I. S« i8a«
Journ. LXXV« B* 4. Sf. E
— 66 ~
cbronisch- entzündlichen Zostaofles derSddcSi
häutö des Magens, in den exulcemendeA 1
fordert werde, ist wobl nicbt zu bezwdfi
"wiewohl in dieser Hinsicht von Aeizten
wohl, als Laien, oft und viei gesündigt w
*- Dafs auch zurückgetretene Gichtscfuirf^ ä
nische EnL.iindungen der Magenhaute aoJ
ren Uebergang in Erosionen und geschiKi
Gastrobrosen veranlassen können,' bewi
unter andern, die von Hrn. Dr. •Ttiom —
fahrungen und Bemerkungen aus der
nei - Wundnrznei - und Entbjndungswi
schalt. Frankf. a. Main 1799. S. 103. -
zählten Beispiele, bei denen man ungern
genauem Details vermifst. — Auf die scr
iöse Natur mancher Cxulcerationen der JU
häute hat Portal aufioierksam gemacht.
b) Der von Hrn. Dr. fplld beobac
Fall; s. Bpistolar» ab eruditis viris ad Alb.
lerum script. P. /. J^uK 3. p, 527.
c) Die ähnliche Beobachtung des Dr. J
$et ebenfalls in den EpistoL ab erud. vir. i
Hallerum script. P* IV. p. 55.
d) Der Fall von J. Aloore a. a. O.
e) Hr. Dr. Goldmann beobachtete in
rern Fällen, wo ein chronisch entziindl
Zustand, durch eine rheumatische Ursaclie
anlafst, vorherging, Vereiterungen des
gans , von der innersten Haut ausgehend,
send man äufserlich an diesen Stellen nur
Abnormität in der Farbe, eine Verhäctung
Anschwellung bemerken konntß. Das
gelangte durch ein , durch die Eiferung f
entstandenes Loch an der eiternden Stel
die Bauchhöhle; s« Desitn Bemerkungen
, ■ . . - .67 .^.
Inflatnmdxio intestinorumrheumatica; s. Bufe*
JaniPg Journal d* prakt. Heilkunde 1822. Jul.
S. 33. Vergl, Horn's Archiv f. mei Erf. 1818.
März.AprU St. S. 248.
/) Hr. jindral der Jüngere beobachtete eine
Iluptiir des Herzens und Ferforation des Ma-
gens ' bei einer Person i die lange an Indigen
Btion gelitten hatte, und nach heftiger Gemüthis-^
bewegung plötzlich gestorben war. 0er Ma-
gen zeigte Spuren chronischer Entzündung,
, und in der Mitte seiner hintern Fläche eine
grofse, runde OelTnnng; s. (^. Froriep's Notizen«
Bd. 8. Nr. 17. S. 272.
g) Wahrscheinlich gehört der Von EllioU
i[on beobachtete Fall — - Medico-chirurgicalTranS'
act. Vol. 13. P. L London 1825; ygh Hecker^s
literar. Annalen, 1826. März. S. 383. — eben-
falls hieher. Es ist merkwürdig, dafs man bei
■der LeicheuolFnung zwar Spuren vorangegan-
gener Peritonitis, aber keinen Ergufs von FJüs-
sigkeiten aus dem 3Iagen. in die Bauchhöhle
fand. Wahrscheinlich ward letzterer übersehn!
h) Nachfolgenden, kürzlich in Rostock
von deu Hrn. Professoren Spitta und Strempd
beobachteten Fall, hat Erslecer nicht nur die
Güte gehabt mir mitzutheilen , sondern mir
auch erlaubt, solchen hiedurch öffentlich be*
k0nnt zu machen. Hr. Professor Spitta wird
sich nächstens über diesen Fall Öffentlich aus«
sprechen, und läfst jetzt eine Zeichnung des
in seiner Sammlung befindlichen Präparats li-
thographiren. — Der Kranke, der in der Folge
an dieser Gastrobrose starb, ward zuerst von
dem Hrn. Prof. Strempd behandelt, und rührt
der erstere Theil der nachfolgenden Kranken*
E2
gescTitcbte von Deutsellien her. ;,Ai
pust 1825 beknm icli," eo erzähl
StKrniiel, „den K.iufdieoer K. ■«*;
Fül's gesell würe in Behnndluiig. Vu
eher 20 Jahre alt war, eine ziemli
Cnnslitulion zu haben srhien , um
krank gewesen seyn woUle, gab i
Vriifung seines Krankheilszuslande
*Uebel sei vor 5 Jahren aus eine
sehen Verletzung des Schienbeins
nach Verläufe von einem Jahre gi
jetzt aufs INeue, vor 4 Wocheu durcl
lelzung wieder nuFgebrochen , und
auf Tanzen verscbl immer t. Die <
VTOvnn das eine 2 Zoll, das andere
Durchmesser luiben luucblcn, hniteti
unreinen Grund, sehr i'oihe Rander
das Änsehn vun rusennrligen Gesch
behandeile das Uelie), da Falient
wohl befand, Anfangs blofs mit ä
teln, z. li. jnit Uiiguent. JJydrarg
Ongueut. saturiiin,, doch ohne s
Erfolg. Einige Tage darauf fing
Abends zu fiebern , und über Mage
den mit Neigung zum Erbrechen
Ich verschrieb jetzt eine Polio Rivti
ler ein £me((i:um, worauf sich d
rieht wesentlich veränderte. Da I
während einen aufgetriebenen Baue
grofse Neigung zur Veralopfung zei
ordnete ich gelinde abführende IVIi
e Senne. Nach einigen Tagen fln(
nu, einen nervösen Charakter «
der Kranke klagte über Sausen v.
ren, hatte eine trockne Haut und i
Hitze, und doch keinen Durst. E
ten die gastiischea Beschwerden, l
— 69 —
ge, gänzlicher Mangel an Appetit^ gespannter,
zuweilen tyinpanllisch auCgetriebenet Leib, ei-
Digemar spontanes Erbrechen fort. Auffallend
-war es mir, dafs Patient bei der Berührung
der Magengegend mehrmals eine Art Aufsto-
^fsen oder starkes Würgen bekam, welches auch
, zuweilen ^ beim Stuhlgänge beobachtet ward«
Dief Darmausleerung war fortwährend träge
und der Urin dunkel gefärbt und trübe. Die
JS^haiidlung blieb, da das Uebel ganz deutlich
Yom Unterleibe ausging, antigastrisch und be*
stand vorzüglich in gelinden ausleerenden Mit-
teln, Manna ^ Tamarinden und Cremor Tartan ^
worauf sich Fatieot allmählig besserte. So wie
das Fieber' nacbliefs, ging ich zu stärkenden
Blitteln über, von denen zuerst Extr. Tarax.
etc. , später Rad. Caryophyllat.y und endlich Cos*
carOle und Qana angewandt wurden. Im Gan-
xen dauerte die Krankheit 5 Wochen. Pie
Fnfsgeschwüre wurden im Anfabge, ehe das
fieber bedeutend ward, mit einer schwachen
Auflösung des Lap. infern. verbunden und spä-
ter der Natur überlassen. Am Ende der Krank-
heit waren sie bei gehöriger Buhe fast ganz
geheilt. Patient erholte sich nach dem Auf-
liören des Fiebers von Tage zu Tage , und war
an der Mille des Septembers ganz wohl, hatte
den besten Appetit und war frei von allen
Magenbeschwerden. Im Anfange Oclobers des-
selben Jahres fingen die Geschwüre wieder an
stärker zu eitern , und ich verordnete dem Pa-
tienten wieder mehrere äufsere' vegetabilische
und mi[neralische Büttel, worauf sich aber keine
'wesentliche Besserung zeigte. Innerlich ward
nichts gebraucht, da Patient sich vollkommen
"Wohl befand. Im November verschrieb ich
£nipL H^drarg. auf Leinwand zu streichen
— 70 -
I ■ ■ "
und zur BedeckuDg der Geschwüre aosawen-
den. Hierauf ÜDgea die Geschwüre bald an
zu hellen und waren in einigen Wochen völ-
lig vernarbt. Jetzt rieth ich dorn Falienten
wiederholentlich, sich ein Fonlanell legen zu
lassen , dazu aber war er nicht zu bewegen.
Einen Monat etwa, nach der Heilung der Ge-
schwüre, befand sich Patient wohl, dann aber
fing er an, über Magenschmerzen, besonders
über Druck und M^ühlen in der Herzgrube,
nach dem Essen ^ ferner über Auistofsen , Zu^
sammenlaufen von Wasser im Munde nud Nei-
gung zur Verstopfung zu klagen. Gegen diese
Vebel nahm Patient auf eigenen Antrieb ein
Brechmittel, doch ohne Erfolg. Wie er mich
2u Ralhe zog, verordnete ich. ihm ein LaxanSf
doch auch dies Mittel führte keine Besserung
herbei« Ich verschrieb jetzt magenstärkende
Mittel, z. B. Tinctur. Rhu aquoz.^ Tincu cort,
Garant, mit einem aromatischen Wasser u. ••
w. , und spater Pillen aus jisa foetid. , F7i/e*
rian. , Rheum und Sap, medicat, , worauf Pa-
tient in einigen Wochen gänzlich , nach sei-
ner Aussage, von Magenbeschwerden befreiet
ward. — Am 27ten Januar 1826 entliefs ich
Patienten aus meiner Kur und empfahl ihm
nochmals dringend ein Fontanell, zu dessen
Application er sich indessen auch jetxt nicht
entschliefsen konnte."
So weit Hr. Prof. Strempel; Hr. Prof. S^a
fahrt folgendermafsen fort: „Am i7ten Juniot
1826. suchte der Kranke bei mir Hülfe gegen
seine wiederkehrenden Beschwerden. Sein Aus-«
sehn war blafs , cachectisch , das Auge matt,
und obgleich er ununterbrochen seine gewohn-
ten Beschäftigungen fortsetzte, so trug dodi
— 71 —
seine ganze Physiognoznie den Stempel eines
tiefern Leidecis. Mngendruck, der jedoch nicht
die Heftigkeit einer nur mäfsigen Cardialgie
erreichte, und freiwilliges Erbrechen, das bis-
vreilen während des Miilngstisches , bisweilen
§ Stunde oder läoger nach demselben, eintrat,
, Maaren die Symptome, über weiche er haupt-
sächlich Klage führte. Auf die yerheilten ehe«
inaligen Gesctiwüre am Unterschenkel machte
mich sein Herr aufmerksam ; als ich jedoch
die Vermuthung äufserte, dafs die tleilung
derselben mit den nun entstandenen Magen-
beschwerden in ursachlichen Zusammenhange
stehn dürfte , und vorläufig die Anwendung
eines BiasenpQasters auf die benarbten Stellen
am Schienbein äurieth, so bat der Kranke
dringend, indem er zugleich seine Lieblings-
neigung, das Tanzen, yo;*schob, damit ver-
schont zu werden« Dem zwar nicht sehr häu-
figen, aber dem jungen Manne doch , schwer
fallenden Tanzen pflegto seine Umgebung auch
die blasse Gesichtsfarbe des Kranken zuzu-
schreiben. Beim ersten ärztlichen Besuche
schien mir eine länger anhaltende Uebelkeit
xnit sehr trägem Stuhlgange verbunden, die
erste Aufmerksamkeit zu verdienen* Da die
Zunge rein war, der Kopf nicht schmerzte,
die Efslust auch in Zwischenräumen durchaus
nicht fehlte, so fand ich zur Darreichung ei-
nes Brechiniltels keine bestimmte Anzeige, und
verordnete: Pof. "Rivtr, unc, iV. Injus. laccat,
V. Aq. Menth, pip. ana unc. iß. Extr. Ta-
raxaci unc. ß. M. D, S. Alle 2 Stunden einen
Efslöffel voll« Während des Gebrauches die-'
ses Mittels wurden die erwähnten Zufalle we-
nig oder gar nicht gemildert , selbst die Stuhl«-
auslaernngeo nur wenig vermehrt. Ich ver«»
— 72 -
tauschte es daher am 21teti lun. mite!
Pulver aus Rhabarber und Cremor Tariortj
ches jedoch wegen g^ofsen Widerwillen!
Kranken nicht genommen wurde. Am I
reichte ich ihm Visceralpillen aus Asant,
moniak, Rhabarber und Ochsengallei v
zwar die LeibesöÜDung zu regeln schi
aber dessen ungeachtet die beiden last
Zufälle , Uebelkeit und Erbrechen , welc
wohnlich mit Druck und Schmerz im 1
strium verbunden waren, nicht hemmlen
am 2Sten Jun. verordnete Mischung ai
tniak und Infus. Rad, f^aJerian. mit Eocti
jiurant, , erregle endlich , an diesem un
folgenden Tage, die frohsten Hofinunge
dem jene beiden erwähnten Zufälle , oi
schwach und selten , nach dem Gebraacl
selben, erschienen. Aber, aiifi Nacbi
des 30(en Junius entstand plötzlich ein
ger Magenkrampf; der Kranke lag win
in einer gekrümmten, zusammengez
Stellung auf dem Sopha , schrie bei jed
änderten Lage laut auf, bezeigte eine
Furcht vor der Untersuchung des UnU
und empfand vermehrte Schmerzen sei
einem leisen Drücke der Magengegeo*
am Tage noch keine Eröffoung des Leib
getreten war , so lie£s ich innerhalb 2 £
H Unzen Oleum Mkini verbrauchen , daii
hinter einander 2 L^vements von Cha
^hsud und Oel setzen, und endlich nodi
offel voll Frovencerol verschlucken.
ifs. nach allen diesen Mitteln irgeo
sichtbare Wirkung erfolgt wäre. Fr
blieb auch eine ^Einreibung, in d^o
leib von Bilsenkraut - Oel , . Opium wni
pher; die Schmerzen nahmen mit i%i
— 73 -
nute an furchtbarer Hefllgkeit zu, der Puls
■wurde klein^ s:usainmeogezogen, sehr fi^equent; -
ein Essi^-Lnyement giag sogleich nach der
AppircaUoh wieder ab, die Muskeln des Bauchs
«erschienen hart gespannt, die R^cli besonders
stark angezogen, die Zunge weifs belegt, Tuis
immer kleiner, kaum zählbar, Berührung des
Unterleibes immer sckmerzl icher* Keine Ver-
änderung schaffte ein volles Aderlafs, und ich
verliefs spät Abends den Kranken , nachdem '
ich zweistündlich zu nehmende Pulver aus
Mercur. dulc* JExtr. Hyoscyami ^ ana gr, j, Opii
pur» gr. ß, Sacch. ülh. scrup. 7. verordnet, und
.'die Umgebung von der Lebensgefahr benach-
richtigt hatte. Nachts schlummerte der Kranke
. Ton Zeit zu Zeit, erwacht aber oft mit Klag-
gdschrei, stieren Augen und unstetem Blicke^
es erfolgt eine dunkelgrün gefärbte Stuhlaus«-
leerung« Morgens, nach 6 Uhr, vedangt er
mitfiile, von neuem zu Stuhle zu gehn, schr:.'it
aber plötzlich , wie von tiefem Schmerze er«
grifiPen auf, stufst den herbeieilenden Wärter
3Qnit Kraft von sich und sinkt verscheidend in
derselben Minute zusammen. Ganz kurz vor-
her hatte er noch vernünftig gesprochen, eine
Tasse K/ifTee getrunken, den in derselben
Kammer schlafenden Knaben aufgefodert, auf-
zusteh n u. s. w. Das durch die Venaesection
entleerte Blut zeigte durchaus keine Spur von
Entzündungshaut."
,^Schon 2 Stunden nach dem Tode war
der Bauch bedeutend aufgetrieben ^ und ein
-weifser , feiner Schaum reichlich aus Mund und
Käse getreten. Die Section wurde am näch-
sien Blorgen um 7 Uhr verrichtet.^
, - 7i ^
„Gleich nacb dem ersten, yorsicbtigen Ein*^
scboilte in den ungeheuer ausgedehnten und
schon niifsfarbigen Bauch drang mit grofsem
Geräusche eine übelriechende Luftart hervor;
da ich sogleich nach der merkwürdigen Todes*^
art eine Perforation des Magens als Todesur-
sache Torciusgesagt hatte, so wiederholte ich-
meine Warnung gegen den Obducenten , mit
aller nur möglichen Sorgfalt zu Werke zu gehn,
um keinen wichtigen Theil mit dem 'Messer
zti verletzen« Aber wenige Schnitte weiter
geführt, gaben uns deutliche Kunden von ei-
nem bedeutendem Extravasate in der Bauch-
hohle; es rieselten mehrere Pfunde einer we-
llig gefärbten, gelbbraunen Flüssigkeit hervori
die offenbar eine Mischung *aus dem am vori-
gen Tage reichlich genossenen Selterwasser,
Thee, Kaffee u. s. w. war, und in welcher
sich zugleich mehrere feste Bestandtheile, die
unverkennbaren Reste von genossenen festen
Nahrungsmitteln, z.B. Stückchen rohen Schin-*
kens , befanden. Nachdem die Bauchbedeckun-'
gen zurückgelegt waren , sprang uns augen-
blicklich der zusammengefallene, durch eine
ziemlich bedeutende Oeffnung perforirte Mageu
in die Augen. Diese OeiTnung befand sich an
der vordem Magenlläche, der kleinen Curva-
tur ziemlich nahe, und etwa 2 Zoll vom Pfört-
ner entfernt« Sie zeigte von aufsen sehr scharfe
Bänder, wie wenn sie mit einem Hi^merpfrie-
men ausgeschlagen wäre, war jedoch mehr
oval, als rund, etwa ^ Zoll lang, und | Zoll
breit. Ungefähr ihr gegenüber, an der hintern
Fläche des Magens, etwas mehr dem Gründe
genähert, entdeckten wir einen kleinern , run-
den, mortificirten Fleck^ der ebenfalls der Rap*
tur sehr nahe £u seyn schien. Jene Oeffnnng
- 75 ^
i ■
zeigte »icTi^ von der innem Magen sejite^an^d-
seho, als der Mittelpunkt eines Gulden grofsen
Geschwürs, das sehnige ablaufend, von louen
nach aufsen , die drei Magenhäute durchbohrt
hat^e; eben so stellte sich der genannte Fleck
von innen dar, auf welchen nur noch sehr
schwache einzelne Spuren der Tunica muscula"
vis zu entdecken waren, indem die jT. mucosa
rings umbei* in elueni Vei weitem gröfsern.
Umfange gänzlich zerstört erschien. Uebrigens
ab beiden Gescliwüren keine Spur in der letz-
ten Zeit vorhanden gewesener Entzündung^
keine Gefäfsinjection u. s. w. Alle übrigen
THscerä abAominis gesund^ die dünnen Gedär-
me vielleicht etwas mehr geröthet."
Ich trage kein Bedenken,^ diesen Fall un-^
ter die Klasse der Gastrobrosen zu bringen,
Vielehe durch eine chronische Vereiterung der
Magenhäute, als Folge vorhergegangener An-
^ fälle eines chronisch- entzündlichen Zustandes
derselben veranlafst wurden; dieser Znstand
nahm in der ersten Zeit, als der Kranke ärzt-
liche Hülfe suchte, wie dies so oft der Fall
ist, ün"d worauf -^i^crcroHi/;/« ebenfalls auCmerk-
eam macht, die Form dyspeplischer Beschwer-
den an, und ward auch durch kühlende Ec^
coprotica beseitigt. Dafs diese Beschwerden
in einer Causal- Verbin d^ung mit den geheilten
Fufsgeschwüren standen, macht der ganze G.'tng
des Krankheitszustandes , so wie die Analogie
ähnlicher Fälle sehr wahrscheinlich, und höchst
zweckmäfsig war daher der dem Kranken frü-
her von dem Hrn. Prof. Strempel gegebene
Bath, sich ein Fontanell l^gen zu lassen, dem
sich der Kranke^ zu seinem Ungtiicke, wider-
setzte; selbst dann noch, als die Erneueraog
^ 76 ^.
der ADgegebefHeD MagenbescIiwerdeD, dea Kräh-
ken abermals nöthigten , ärztliche Hälfe zu
suchen. Als der Hr. Prof. Sputa die Behand*
luDg des Kranken übernahm, fand offenbar
bereits der Zustand einer chronischen Exulce-
ration der Magenhäute Statt, die sich gewifs
schon seit längerer Zeit allmäh lig entwickelt
hatte , lind deren Fortschritte zu hemmen au-
fser den Granzen der Kunst lag,
Aufser diesen Fällen sind noch mehrere
ähnliche von nachfolgenden Schriftstellern auf-
geführt^ auf deren Lectüre Mrir unser« Leser
verweisen.
Philipp Salmuth Observ.Cent.I. Obs,43:
G. A. Merhlinus Misdell, med. phys. Gtr-
man, Dec, L Ann. 2. Observ. 229. .
Jac. Hollerius Schoh ad Cap» 43. de
morhis inurnis foL 453.
Forestus Obscrv. lib. 18. Obsen^, 83.
fol 178.
J, Scultetus Armammtar. dururg. Ob-
serv. 80. fol 296. . : ,.
Rembr. Dodohaeus Obiervat. med. cap^
25. /o/. 61. . -
Blasius Observ. fol 72. et 76. "
Fabric. Hildanus Observat. Cenr. 3.06-
serv. 20.
Borellus Observat. Centur. 1.. obsetv^ 54.
m
Wahrscheinlich gehören die in den eben
genannten Schriflsteltern erzählten Fälle su-
di^er Abtheilung der Gastrobrosen; injesten
I
V
■ ^ 77 ^
«ibd die ziv oberfläcUicb erzählt , um gewisse
Resultate daraus zu ziehen.
/ *
C. Wenn die Gastrobrose als Folge schon
vorhandener , krankhafter Vegetationen , der Ma»
gehhäute , z. B. kleiner Geschwülste , Pusteln,
Tuberkeln , Fungositaten , Speckgescbwiilste u.
8. w« derselben, die durch irgend eine Ver-^
anlassuDg in eioen entzündlichen Zustand ge-
riethen, und sodann in Eiterung übergegangen 7
wareny erfolgten.
Dafs die lymphatischen Drüsen der Magen-
häute zuweilen exulcerirt an^etrolFen werden,
beweisen sowohl PortaVs Bemerk ungen — s«
Samml. anserl. Abb. f. pr. Aerzte, Bd. XXIII.
S. 14^7. -— als die Erzählung der Hrn. Keppelhout
von dem Befunde der LeicbcuiöiFnung eines
' wassersüchtigen Mannes, der bald nach seiner
Aufnahme ins Hospital starb. S.. Dessen Sectio-»
nes cadavy pathoL Lugd, Batav, 1805. pag. 3«
— Dafs Tuberkeln iu der Schleimhaut des Ma-^
gens in Eiterung übergehn und dann eine Ga«
strobrose Verursachet^ können , beweist der von
liiveille kürzlich mitgetheilte Fall ; s. v. Fro^
riep's Notizen. Bd. XV. Nr. 9. S. 142. — In.
dem von Barzellotti bekannt gemachten Falle
— Sulla natura di un tumore nato e kntamente
gviluppato nelle pareti del ventriculo , per la suppu^
razione del quäle nacque la perforazione tli esso e
Ja moTte delV individuo\ s. Omodei Annali uni^
versah di Medicina» 1818. Giugno. ; vergl. Salz*
bürg. med. chir. Zeit. h819. Bd. HI. S. 331.
— war eine ohnweit des Pylorus gelegene
speckige Geschwulst, von der Gröfse einer
kleinen Nufs y in Vereiterung übergegangen»
— 78 —
3. Die durch den Scinhüs des Magens im
exukttirendem Zustande — "Magenkrebs — 9er*
ursachte Gattrobrqse. — Gastrobrosis scirrhosOf — •
carcinomatosa^
Hat der Scirrhus des Magens, dessen Keim
höchst wahrscheinlich, wenigstens in den inei*
steu Fällen, ursprünglich in dessen Jünica vU"
losa wurzelt, und von dort aus sich den übri-
gen Magen häuten mitf heilt, erst den Zeitpunkt
der Vereiterung erreicht, und ist in den wirk-
lichen Magenkrebs übergegangen , so vermag
es die Kunst nicht mehr, dem Uebel Gränzen
zu setzen, kaum die inarlervolien Qualen des
damit behafteten Kranken einigermafsen zu-
lindern. Der Silz dieser schrecklichen Krank*
heit, deren nähere Darstellung nicht hieher'
gehört, ist bald am obern, bald am untern
Magcnmund , bald am Fundus ventricuU^ und
oilenbart sich nach diesen verschiedenen Stel-
len, durch eigenthümliche Zeichen; — am
liäufigstß'n jedoch ist der Silz des Uebels im.
Pylorus und dessen nächsten Umgebungeni und
hier ist es auch, wo man bei den Leichenöff-
nungen am 'gewöhnlichsten die Durchlochernn-
gen der gäi)z)ich. entarteten Magenhäute* ent-
d^i^kte, welche dem Leben der Kranken schnell
ein Ende machten , indem sonst die an die^
seni unheilbaren Uebel leidenden Kranken, in
Folge der allgemeinen Reaction des Organis-
mus und des behinJerten Zugangs des erfor-
dei Hohen NahrungsslofTes, allmählig Bn Abzeh-
rung und völliger Erschöpfung sterben.
Es gibt unter den beobachteten Gastrobro-
sen eine nicht geringe Zahl, die unter diess
Klasse gehören, und führen wir hier einige
— 79 — ^
derjenigen Schriftsteller an i welche Fälle die-
ser^ Art beobachteten.
2?. Whytt — Beobachtungen über Nerven-
lurankheiten ; aus dem Engl. Leipz« 1766.
S. 154.
Geoffroy — Mtmoires de la Sockte Royale
de mediane. 1780. p. 162. — £k bestätigt jäie-
ser Fall mit andern ähnlichen: dafs, bei der
Vernichtung der entarteten Magenhäute, sei es
durch den Srirrhas des Magens in seinem ex-
ulcerirten Zustande, oder durch chronische,
nicht Carcinoma tose Exulcerationen der Magen-
häute ^ das Peritonaeum verschont bleibt, und
• endlich zufdllig bei Gelegenheit einer Erschüt-r .
terung, durch slark es Husten, Niesen^ schnel-
ler und heftiger Be\?egung des Körpers u. s. w,
zerreifst, und nun die Perforation hervorbringt,
Bf an findet nicht selten bei der Section, dafs'
an andern Stellen des Magens die Continuität
seiner Häute durch das dünne Blättchen des
Peritonaeum erbalten wird^ wie auch in dem
von mir beobachteten Falle.
Hr. Geh. Rath 7. Schäfer — ßufeland's
Journal« 1816. April. S.^18.
NapöJeon^s bereits oben angeführte Krank-
heitsgeschichte und Sections- Bericht. .
Hr. Hofr. Schenck — Hufelund*s Journal
Bd. XXVn. St. 1. S. 8ö.
Hr. Dr. Ueberlacher — Medic. Archiv* y.
Wien u. Oesterreich, v. Jahre 1800.
Hr. M. T^orÄmann — The London med»
Repository by Copland. London 1823. J^oK
19. Nr. in.
%-
— 80 —
Hr. Dr. i^. Tassara — Beobacbtungeii und
AbbandlQDgen aus dem Gebiete der gesQtnm-r
ten Heilkunde, von einer Gesellschaft osi er-
reich. Aerzte. Bd. IV, Wien 1824. — iWie-
\vohl in dem hier erzählten Fallet ^^ Be»
schaifenheity worin die innern Magenbäute bei
der Section gefunden vrurden, nicht bttsiimmt
angegeben ist, so läfst sich doch hier "wotd
mit gröfsier * Wahrscheinlichkeit eine clircino«
matpso Eiculceralion der Magenbäute, al^ Ur-
sache der Gastrobrose annahmen , weil sowohl
die Beschaffenheit der aus der perforirten Stelle
des Magens fliefsenden Fliissigkeit darauf hin-
deuten^ als auch weil sich das Magenleideft
:iarh einer Haematemese einstellte , und ge-
rade diese > wie mehrere Erfahrungen lehren,
so leicht zur Entstehung von Scirrhositäte^
des Magens Veranlassung geben, die - dann
gewöhnlich leicht in wirklichen Magenkrebs
iibergehn.
Die beiden von Hrn. Dr. Uthdl mitge«
theilten Beobachtungen. — Svenska Läkatt
Sollskapets Bandling. 1820. — Vergl. Sakb.
med. chir. Zait. 1822.- Bd. III. S. 359.
•
Ein Beispiel von einer aufserordentlichen
Zerstörung des Magens durch krebsartige Schwä-
rung erzählt Hr. John Abercromhie — ' TA«
Edifth, med. and surgkal Journal. 1824. Nr. 78.
p. 1 — 14. — N. Samml» auserl. Abh* f. pr.
A. Bd. 8. S. 544.
Endlich erwähne ich noch eines merk«
würdigen, von dem Hrn. Geh. Medic« Rath
Sach&e bereits im J. 1789 beobachteten und
mir yon Demselben gütigst mitgetheilten Fal«
les. — Eine Wahnsinnige im Zellischen Zucht-
bftOM
- 8i -r
[te: nämlich, die an chronisclien Etbrechen
l^iätarb plot2lich. Der geoHnete Unterleib
fte gleich Speisebrei* Der Magen war am
Bta Bogen verhärtet und mit einem Aus«
dbse yersehn; welcher einer kleinen Brannt-
Äeflasche oder einem Uterus glich, dessen
ii ^TXi Magen hing. Am untern Theile des«
n wurde eine rjunde Oefinung entdeckt«
.Fräparat wurde auf der Anatomie aufbe-
iit, und ist jetzt wahrscheinlich bei der
bgung des medicinisch - chirurgischen In«
ile^ mit nach Hannover gekommen*
(Die Fortfctsung folgt.) ''
f ■
i •
I«ri;LXIV«B.4*^
r . -
- 82 —
in.
Beiträge
sn c
praktischen M e di z
Vom
Oberhofrathe Dr, J. H* Kopp
Regienings - Medizinal « Referenten in E
Kopaivabalsam,
deine Wirkung auf die Harnröhre ist
zeichnet und specifisch, - Oefters gab i
Mannspersonen, die aufmerksam nach
Terdächtigen Beischlafe auf sich waren
wenn sie einen Tripper herannahen fi
bereits Hülfe suchten. £r verhinderte h
völlige' Ausbildung des Trippers, und, g
lange gebraucht, erstickte er das Uebel,
dafs es überl^aupt zum eigentlichen E
Hfingszustand kam. In allen diesen
mir^e der Kopaivabalsam angewendeti z
irst Jucken an der Eii5hel, einiges Bi
beim Urinlassen und der beginnende
Ausfiufs zeigte. Auüfällend war es daiiB
.wenn man bei grofser Verminder ang i
wähnten Zufälle mit dem Gebrauche d«
' tels nachliefSi sid sogleich wieder zobiI
t
»v-
, — ■ '-83 ■,•
aber aucli alsbald , nach der * erneuerten Ali-
Wendung des Mittels/ von Neuem beruhigt
Wurden. Dies wiederholte öiters ^ falls man
den Versuch inachte, bewies die grofse Wirk-
sainlyeit des Balsams auf die Krankheit , und '.
auch die Nothwendigkeit der Vorsicht , ihn
gehörig lange anzuwenden, um einen Tripper
in seineiUr Entstehen 2u tilgen.
Die Ursache, warum der Gebrauch des
Copaiyahalsanis bei mapchen Menschen unter-
brochen werden mufs, liegt Torzüglich darin»
dafs er. nicht selten Durchfall erregt. Ich fand
es nicht zuträglich, alsdann den Mohnsaft da-
mit zu verbinden^ sondern zog Vor, das Mit-
tel kurze Zeit auszusetzen und in geringerer
Dosis wieder fortzugeben.
Eine andere Wirkung des KopteiiTabalsams
bei manchen Menschen ist die auf die Hdut.
Reicht man ihn nämlich in einigermalsen star-
ker Gabe, so entsteht ein nesselsuchtartiger .
Ausschlag. Die Haut wird wie getiegert. Dia
Flecken sind roth, breit, wie Knötchen^ be-
grenzt. Zuweilen schwellen die Lippen und
die Mundhöhle und schmerzen* Auch Hals-
schmerz ist dann nicht selten. Dieser Aus-
schlag juckt, bleibt gewöhnlich drei Tage und
^71 rd nicht von Fieber begleitet. Nach seinem
Verschwinden zeigt sich keipe Abschuppung,
- sondern ein wenig Hautkleie« Er entsteht nur
in einzelnen Fällen, und dann blofs, wenn
der Balsam anhaltend und in gröfserer Dosis
genommen wird. Bei Frauenzimmern sähe
ich das Exanthem häufiger als bei Mannsper-*
sonen.
Bei Trippern, wo selbst aoeb sehr be-
deutende Empfindlichkeit der Harnröhre Statt «
B 2
— ■ 84 —
hat, wo dieser Theil ooch jn einem eotzünd-
liehen, aber mit beträchtlicher Abtonderang
yerknüpfteii , Zustande eich befindet, nelioie
ich gar keinen Anstand, den. Copaiyabal^am
zu verordnen, ynd in der Regel mit dem gu-
ten Erfolge y dafs' sich die Schmerzen lilidern
und verlieren , die Spannung -nachlädt ,. der
Ausflufs geringer wird«
Der gelinde Tripper eines, arar Verstp*
pfung geneigten Mannes, wurde ohne aaCTal*
lende Veranlassung schlimmer. Die Vorhaut
tief ödematos an, die Eichel erschien. roth ui^d
gröfser; das ganze Glied schwoll, und der
Ausllufs einer gelben eiterähnlichen Flüssig-
keit war stark. Der Kranke erhielt innerlich
Salpeter, dann Calomel^ und auf den leiden-
den Theil lauwarme Umschläge, von, Bleiwas'
ser mit Möhnsafitinktur gemacht. Damnnge*
achtet mehrten sich die Zufälle. Nun nahm
Patient den Gopaivabalsam in der Chopart\ABn
Mischung, und siehe da, die Geschwulst der
Vorhaut, die Rothe und der Schmerz der Ei-*
chel verloren sich in Kurzem fast ganz. Der
Ausflufs^ wurde geringer, uud der peinigende
Schmerz beim Harnlassen sehr ertr^iglich. Der
Kranke , welcher auf den Balsam ohne Durch*
fall blieb, nahm von der Gfioparr'schen Mix-
tur täglich 5 bis 6 Efslöffel voll.
Der Copaivabalsam ist in GonorrhSen^un-
bestritten eines der wirksamsten Heilmittel.
Im sehr hoben Grade der Entzündungsperiode
ohne besondere Secretion , stehe ich jedoch voo
seiner Anwendung ab. Indefs verschiebe ich
aber auch seinen Gebrauch nicht bis zum Nach-
tripper und gebe ihn gleich , wenn keine ganz
heftige EntzündupgszufäUe da sind, oder ab'-
' <
- 85 -
. bald nach kirnen; o4er bereits — wie oben
schon erwähnt wurde — früh , ehe sich ncfch
der Tripper vollständig entwickelt hat. Nur
mufs der Kranke in solchen Fallen sich ruhig
im ZiiQiner halten, eine einfache Dlat beob-
achten, keinen Exzefs im Weine oder in an-
dern erhitzende^n Getränken etc. begehen.
Die Form, in welcher ich ihn den Kran-
ken nehmen lasse , ist verschieden , nach dem
« Geschmacke des letzteren^ nach dem gröfse-
ren oder geringelten Widerwillen, den er ge-
. gen das, zu den unangenehm schmeckenden
Arzneien gehörende » Mittel hat. - Die einfach-
ste Weise ist , es so blols auf Zucker getropft
zu verschlucken. Eine andere, Manchem vor-
züglichere, gewährt die Chopan*sch0 Mischdng:
JRec. y^q. Menth, crisp.y Spiri^» Fitu^ JBaham*
Copaiv.^ Syrup. CapUL vm. ana unc. /«, j^q,
Näph. unc. ß , Spiriu Nur. dulc. draehm. J* M.
JD. S. Aufgeschüttelt dreimal täglich einen Efi^
loiTel voll zu nehmen. — Am wenigsten wi-
drig ist die rillenform. üec. Balsam. Copdv.
scrup, xß.^ Bulv. Rad. Alth. scrup. a:^., JPii/v.
G. Tfagac. gr. xouxij ^ Aq. destill. scrup, viij. M.
f. pH. Nr. 240. C. Sem. Lycop. D. Wegen des,
für diese Form er£Drderlicben , Zusatzes mufs
aber der Kranke oft solche Pillen nehmen,'
<wenn man ihm grofse Gaben des Slittels bei-
bringen will.
I-
Gegen die Art des weiften Fiosses, die
in Atonie nnd Schwäche der Scbeidendrüsen
besteht, wirkt der Copaivabalsam vortrefflich,
so wie er dann überhaupt bei vielen Blen-
norrhcien gute Dienste Reistet«
— 86 —
Bei Blennorrhoe der Blase sähe irh
diesem Balsame bewundernswürdige Wirk
zumal in Vesbindung mit Stinkasant.
Etn Mann von 40 Jahren , aus einer i
1i)esonders gesunden Familie, war in »
Jünglingszeit Wjistling im hohen Grade,
frohnte damals der Venus und dem Bac
Oft hatte er Tripper , einmiail einen hei
Ghan-ker^ der yisrnachlärsigt wurde. Voi
ser Zeit an litt er nicht selten durch die
gen seiner ausschweifenden Liebensart
züglich häufig wai' die Urinblase erg
Wenn er scheinbar ganz wohl sich befai
erschienen heftige Biasenschmerzen , D
und Strangurie. ' Diese Zufalle und am
dere traten bis in 'sein , yierzigstes Jat
Zeit zu Zeit eio. In allen den Artei
Krankheiten, welche ihn trafen, lieCse
als Grundzüge mehrere verwandte Forme
decken, nämlich veraltetes und verschl
Lustsenchegift, Gicht und unregelmäfsig
morrhoiden. Während eines Winters i
dem darauf folgenden Frühjahre wurde
heftig und langwierig angegriffen, daJbn
seinem Aufkommen zweifelte.
Das Leiden bestand in Dysurie und
norrhöe der Harnblase. Krankhafter Cii
sehr verschiedener Mischung und Färb
bald milchig, bald wie Hefe, bald gaoi
iifie blasser Wein, bald von einer de
Itahagonifarbe, bald durchscheinend, bal
l)e, — Jederzeit ein Schleimabsatz am
des Gefäfses , worin der Harn stand. —
TJrinlassen fast immer mit dem heftigsten
thun in der Blase, mit schneidenden v»
chenden Schmerzen in der Harnröhre. ^
. — 87 . i^ ■
f '^ -
gleltenoie- Masidarmkrämpre, Drück auf den
- After. — W^on auch das Wasser nicht *ge-
-lassen wurde,' oft schmerzhafte EinpQudunfen
^ in der Blase. — ÜDterleihsbeschvir erden iiber-
r ha upt, Mangel an Efslust, Dyspepsie, Car-
dialgie, tinregeimärsiger Stuhlgang, vorwalten^
de Neigung zur Yerstopfung. — Allgemeine
Abmagerung. — — So waren die einzelnen
. Züge des Bildes der Krankheit dieses Mannes,
Da er keinen Quecksilbersubliinat vertra« -
gen konnte, so erhielt er Galomel mit Opium ^
his zum Speichelflusse, bei angemessener Tem-
peratur und Diät. Das Uebel verminderte sich
hierauf beträchtlich, yerliefs abev den Kran-
ken nicht ganz. Eine sorgfältige Untersuchung
, mit dem Gatheter bestätigte übrigens das, dqrcb
andere $yipptome bereits festgestellte, diagno-
^ stische Ergebnifs, dafs weder Stein, noch ein
bedeutender organischer Fehler .der Blase da
Tfar. Weiter nahmen die Beschwerden ab,
als nach einander in Anwendung kamen ^ Blut-
egel an den After, Viscei^lklystiere aus Decoct» •
Jlerb. Trijol. fibr. , H. Tarax. und Herb. MiU
UJoliij allgemeine laue Baader mit Seife (1 Tfd.
Seife zu einem Bade aus Regen wasser) , später-
hin mit Natron; — innerlich Lac Sulphuris,
Natr. carbon.^ Natr. carbon. aüduL ^ Decoct.
Uv, Urs. Allein es blieb Immer noch ein Best,
der höchst beschwerlich war, indem dieser
Blann , wenn er einige Tage wohl gewesen,
plötzlich einen mifsfarbigen Harn mit einem
starken flockigen Schleimbodensatze unter pei-
nigenden Empfindungen liefs, und auch an-
fserdem Blasenschmerzen erlitt. Der anhaU
.tendste Gebrauch der erwähnten Ifiitel, he-
sonders der Bärentraube, hatte nur Verfdiii--
— 88 —
«
deruDg der Heftigkeit und Planeres En
neu der Anfalle hervorgebracht, venno||i
aber nicht gänzlich zu entfe^en. Die h
cSheold lange Anwendung des Sahnialis in
feen Gaben zeigte sich ganz unwirksam.
Uebel wich erst yollständig und standhal
nachstehende Pillen genommen wurden;
j^sa foet. drachm. //. , Balsam. Copah, u
Pulv^ Rad. Alih. scmp. vuj.^ G. Trag
dracivm. j. et jiq. q, 8. ut /• lege . arti$ p
240. Consp. Sem. Lycop. JO. ad vHr. 8,
gens, Nachmittags, Abends, und Tor
gehen, mithin viermal täglich, 15 Sti
nehmen. — Zugleich wurden Morgej
Abends Einreibungen von JBalsam. Cof
den Unterleib gemacht« Die Harnbesch^
welche so lange Zeit nie. zum voUka
Weichen konnten gebracht werden,
nun auch in der Folge weg. Zugleich
eich die consensuelien Sfageo« und D
falle völlig verloren.
Die Kubeben ^ so sehr gegen Gon
gerühmt, erhalten diese Heilkraft dm
in ihnen befindliches Harz, das, nach J
lm*8 chemischer Untersuchung der Ki
fast gleiche Eigenschaften wie das des K«
balsams besitzt. Schon der Geschmack
Arzneien läfst eine Aehnlichkeit ihrer B
theile vermuthen.
Einen analogen Stoff vermuthe ich
^Pichurunhohne ^ die ich schon öfters ni
ibeit als Thee, anhaltend gebraucht i
^ .^ .89 .—
weifsen Plufs anwandte *). Botiastre^ der die
/ ficliurimbohne chemisch analysirte^ erwäbat
keiner solchen Aehnlichkeit, scheint aber auch
diese Yerglei^huog nicht im Auge gehabt 2a
haben.
. /
Aia foetida gegen Keichhusten^
Im Keichhuslen i§t dieses Mittel in der
That sehjir zu empfehlen. Aber anhaltend,
mehrere Wochen durch , es dann zu ge-
ben , wird unumgänglich nothwendig. Die
Kinder haben bei weitem nicht den Wider-
willen davor y den man sich gemeinhin denkt.
Weil- nicht ßlle Pillen nehmen, so kam ich
darauf, ihnen den Stinkasant in einem Safte
2a . reichen , und gegen mein Erwarten war ^
der Erfolg so befriedigend , dafs ich jet^t 1)lors
diese Form bei Kindern wähle. Ich verfehlte
fast nie meinen Zweck, wenn ich das Büttel
ihnen so verordne: "Rejc, As, foex» drachm, j.
TMuciL Gum. ' jirab, ., Syrup, AUh. ana unc, j.
Jff. exact. M. S. Alle zwei Stunden einen Kaf-
feelöiFel voll zu geben. (Für Kinder von 3
bis 4 Jahren). Selbst die verzärteltsten Kin-
der ge wohnen sich sehr bald au den Geschmack
und Geruch, und ich fand sogar oft, dafs sie
das Mittel in dieser Form gern halimen, und
selbst verlangten. Es lindert die Anfalle des
Hustens gewöhnlich und hebt ihn häuflg ganz,
I
•) Rec^ Fah, Pichurini, scrup» j r» drachm, ß,^ Flor*
Lamii albi drachm. iß. Coric, Cont* JVl» Dispem,
dos, tal, XXIV, D. S, Mortem , Nachmittagt
und Abends ein Paket chen mit «iner Taaae iie«
dendem Wasser zu ubergiefsea und nach dcQi
Anziehen zu tiiokeu.
- 90 —
ohne Naclikrankheiten zu hioterlassen. Dabei
besitzt der Stiokasant den grofseu Vorsu^,
dais ihm keine Übeln Nebenwirkungen eigen'
sind , Mfie den narkotischen Arzneien ] beson-
ders der Belladonna. Man kann ihn noch so
lauge reichen , and die Kinder gedeihen treff-'
lieh darnach. Die Efslast mehrt eicli, die
Verdauung wird besser, die ganze Constitu-
tion gestärkt, die Kinder gewinnen ein gutes
Aussehen und werden munter*
Die Wirksamkeit der (FVui^iie&Vschen)
Blausäure im Keichhusten '— die ich oft da-
gegen, anhaUend und in steigender 'Domb, an«
wandle — kann ich jedoch nicht bestätigen.
Sie brachte nur etwas Verminderung hervor/
und dabei blieb es.
Liquor Calcariae oxy^muriaticae .{cKlo-
rinicac) gegen Mandjäule.
. "• ■ - ■
Die grofse Heilkraft dieses trefflichen Büt-
tels bei chronischen Geschwüren und Fisteln
bestätigt sich immer mehr. Auch gegen Blund-
fäule> vorzüglich die, welche Von mehr lang-
wierigem Charakter ist, und der ein skorbu-
tischer Zostand unterliegt, habe icl^ den er-
wähnten Liquor mit dem besten Erfolge _an-^
gewendet. Er reinigt die geschwärigen Stel-
len , verbessert den höchst lästigen . Gerach,
und befördert unter Mitwirkung der geei^n^^
ten innerlichen Arzneien die Heilung.' Ich
lasse alle 2 Stunden odet auch stündlich das
Zahnfleisch und die übrigen schadhaften Far-
thieen der Mundhöhle mit reinem Liq. CalcoTn
Chlorin. bepinselt^. Er schmerzt nicht beson-
■ \
ders. Sind Aber uberbauplbeträthllkbe Schmer-
zen mit der Mundfaule verbunden, dann wird
«rst einige «Zeit .Opiumtinklur ' aufgeslriclieii
' und beim Speicheln das Verschlucken d^rXink«
tur vermieden.
Minflufs der Witterung auf c/ie f^er^
mehrung oder Verminderung tder \
Krankheiten.
Meinet an mehreren Orten erörterte, auf
Beobachtungefi gegründete,' Behauptung, dafs
im Allgemeinen und besonders in niedrig ge-
legenen , wasserreichen Gegenden ein geringer
Luftdruck, feychtes und Regenwetter die Er-
zeugung von ICrankheiten weit weniger be-
günstigen , als ein hoher Barometerstand und
trockene Witterung, ist im gegenwärtigen Jahre
1826 wieder yoUkommen bestätiget worden.
Sommer und Herbst dieses Jahres waren warm
und trocken, Die Hitze ist sehr anhaltend
gewesen und stieg öfters bis zu 28° -j- R.
Beinahe alle Küstenländer der Nordsee wur-
den von einer Ungeheuern Epidemie eines gal-
ligten Fiebers heimgesucht. 'Durch sie verlor
Groningen und seine Umgebungen T^usend^
Von Menschen. In Sachsen , an^ Rhein , aiu
Neckar, am Main, im Würtembergischen etc,
berrschten an vielen Orten verderbliche, die
Sterblichkeit beträchtlich steigernde, Krank-
heiten. Hier waren es Nerven- und Faulüe-
ber , dort Ruhren, oder Scharlach, oder Keich-«
husten, welche die Krankenzahl hauptsäch-
lich vergrofserten« Kurz das trockne Jahr
1826 ist zu denen zu recboea^ die sich im
— 92 — ■ : f'
Allgemeinen nicht zuträglich fiir die mensch-
liche Gesundheit bewiesen.
Merkur bei Rühren und Durchfällen.
Schon vor sechs Jahren lobte ich ^^ ge«
gen die Ruhr eine sehr yerdünnte Auflösung
von Quecksilbersublimät mit Opium als, Kly-
slier. Seit dieser Zeit fand ich den Nutzen
einer solchen Anwendung öfters bestätigt. Nur
mufs in ächten Rubren^ der grofsen Empfind-
lichkeit des Mastdarms halber, des Sublimats
ganz wenig im Klystier ^eyn, und oft dar£«
letzteres — eine schleimige Flüssigkeit von 2
Unzen — nicht mehr als den sechszelinten
oder zwölften Theil eines Grans Sublimat ent-
halten. In Verbindung mit Opium wirken
diese Klystiere weit mehr, als wenn v ihnen
blofs Mohnsaft ohne Sublimat beigemischt ist.
Aber auch innerlich fand ich den vorsich-
tigen Gebrauch kleiner Gaben von Sublimat
bei erwachsenen , an Dysenterie oder an hef-
tigen und hartnäckigen Durchfällen, Kranken,
sehr heilkrärtjg. Sie erhielten ihn so : Rec*
Merc, sublim^ corros. gr, ^ — ^ — ^, A'q^ dtetilL
unc. iV. , JUucil, Gumm, Arah. unc. i[/. , Laud.
liq. Syd. gtt: xij — xvüj. M D. S. Alle Stun-
den einen EfslölFet voll zu nehmen.
Gegen die Durchfälle der Kinder ist der
Calomel in kleinen Dosen sicher eins der vor-
züglichsten Mittel. Bereits seit vielen Jahren
wende ich ihn in solchen Fällen mit dem er-
*) Beobachtungen im Gebiete der ausäbenden Bell-
kunde. Frenkhirt t. M. iB^i. Seile isy.
— 93 —
dbitesten Erfolge an. Kleiaen Kindern
a 3 Jahren yerordne ich 2 bis 3 Mal dös
•j^ l)i8 ^ Grab , als Pulver mit etwas
er, wenn der Durchfall sehr wässerig
seigt. Werden auf das Mittel die Stuhl-
i griinlich , so tritt Besserung aller Symp-
ein. Der Calomel leistet oft noch Hülfen
ie Durchfälle der Kinder anderen geprie^
1 Arzneien trotzen. In Ruhren der Kin-
ini Erwachsenen gebe ich ebenfalls den
nel in geringen Dosen V(ni Vortbeil. Mohn-«
^ird gewöhnlicb^ zumal fiuL erwachsene
k'e, zugeselzjt.
u
W 1
r 1
IV.
Merkwürdige Erachem
■beobüchteE
an einer Sonmal
Vom
Hofrath Dr. Erdml
za DfeidBit.
L
H * Jn meinen Annalen des uiedicißJ*
^M k»ms zu Dorpat {Annaks Scholae
H dkat Dorpamiisis. Ann. ISlt), ISl
H ■ ist paj. 21*2. die Geschithle einei
H inilgetlieiU, voa weichet icli eini
H . nuugcu, iJirei- Merkwürdigkeit y\
W ausl'illiriidier inilzullieileti , keim
■ tielnne, da sie in Folge nuch weoi
H ter Versuche init der Einwirkung
W ner SuliStauzen auf deu Organism
pi _ dea mag ueli sehen Schlafs bervorira
Die 35jälirige Kranke, welche
seit 2 Jahren in der klinischen An
■mar durch eine verallele, ■vernachl
pauz iiusseariete allgeinelne Luslsi
Zustand der grÖlsleu Schwäche g
^^^. gicli, ixoU gulM Veidauuag, ^u
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^H
— 95 ^.
schleehte Ernährung und hohe Empfindlichkeit;
mit habitueiier Neigung zu krankhaften Secre-
lionen (Hautgeschwiiren und eiterigem Aus-
wurf aus den Langen) bei stets häufigem Pulse
zu. erkennen gab. Dabei war der ausgemer-
gelte Körper durch Narben und ContractHren
der Kniegeleuke verunstaltet, so dafs dieKran«^
ker Iheils aus Krafilosigkeit , theils aus Unfä«
higkeit zu gehen, das Bette hüten mufste.
Nur auf Krücken half sie sich bisweilen, doch
aber selten, durch's Zimmer fort. Da ich ihre
ungemein grofse Empfänglichkeit für die Einr
Wirkung des thierischen Magnetismus bemerk-
te , beschlofs ich , im Frühjahre 1819 si« zu
manipuliren. Drei bis yier Striche^ in der
Entfernung, i&it den Fingerspitzen vom Kopf
herab gemacht, brachten sie sogleich, in Schlaf,
ehen so auch das Berühren des Kopfes mit
der Hand» oder das Anhauchen desselben.
Dieser Schlaf ' schien ihr sehr wohl zu thun^
denn der Ausdruck des leidenden Gesichts
wurde in demselben heiter, und nach dem Er-
wachen fühlte sie sich erquickt, der krampf-
hafte Husten^ die früher häufig eintretenden
Gliederschmerzen und unregelmäfsigen Fieber-
erscheinungen verschwanden , und die Vege-
tation verbesserte sich. Nach 3 Wochen fing
sie an, im Schlafe zu sprechen, und die ihr
vorgelegten Fragen , obgleich mühsam und kurz,
zu beantworten. Als etwas Besonderes und
Constantes fiel dabei auf, dafs sie jede Ant-
wort zweimal hinter einander gab, und also
stets wiederholte, ehe sie auf eine neue Frage
Rücksicht nahm. Später entwickelten sich
^ die Sprachorgane immer mehr, und sie fing
dann im Schlafe bisweilen freiwillig an za ^
sprechen , doch fast immer nur voir eineia G^*
-- 96 —
genstande, von einer Schuldnerin nämTich. die
sie um ihr kleines Yennögeo gebracht lialte,
und die sie dann iin Schlafe vor sich sah. und
schalt, auch auf die ihr darüber Torgelegten
Fragen, ihrer Kleidung nach, genau bescfariebi .
ob sie gleich nicht gegenwärtig war. Ueber
den Zustand ihres eigenen Korpers dagegen
wufste sie nichts anzugeben, behauptete im
Schlafe, keine Schmerzen zu eropfinden^ er-
innerte sich indessen , auf Befragen , ihrer im
wachenden Zustande gehabten Leiden, und^
ihrer verrichteten Handlungen, gab e. B« rich-
tig an, was sie den Tag oder ein Paar Tage
zuvor gegessen und getrunken, wie Viel Aus-
leerungen sie gehabt habe u. s. w« Voii den
anwesenden Personen halte sie im Schlafe
keine IVotiz, antwortete ihnen auch nicht, an-
fs^r wenn icli dieselben berührt hatte, und
i)4>ch mehr, wenn ich mit ihnen in BerUbraog
blieb. Sie glaubte dann stets, dafs ich seibat
mit ihr spräche. Einigemal geschah es auch)
dafs sie sich nach längerem Manipmliren auf'
richtete, ankleidete, aus dem Bette stieg und
mit geschlossenen Augen, auf ihren Kracken,
dnrch's Zimmer ging* Sie antwortete dabei
nicht, wenn man sie fragte, versuchte ^e
Thür zu öffnen, und wenn diefs nicht gingi
kehrte sie verdriefslich zu ihrem Bette zurück.
Magnetisches Wasser war ihr im Schlafe so»,
wohl, als im Wachen, zuwider, sie spuckte
es von sich, udd wenn sie ohne eszu wis«
sen, im Wachen davon trank, entstand Er-
brechen. Um gewifs zu seyn , ob das Magne«
tisireu des Wassers oder die Einbildungskraft
dieses Erbrechen er:?euge, magnetisirte ich,
ohne dafs sie es ahnden konnte, ein Paar Mal
ihr Lieblingsgetränk, Bier, in der Bouteille;
aber
* «
aber 6le brach auch dies bestimmt einige Zeit
Dach dem Genüsse wieder weg. Was indets-
seti .als das Merkwürdigste angesehen werden
inuMe, war eine ungemeine Empfindlichkeit
des linken Arms (in welchem sie öfters hef-
tigeV Schmerzen hatte) gegen meine Finger-
spitzen sowohl, als gegen Metalle und andere
Substanzen. . Sobald sie nämlich in den mag«
oetischen Schlaf verfiel, durfte ichnttr^Yon
dem andern Ende des Zimmers her eine Dau-
menspitze gegen ihre linke Hand richten, so
wurde diese in 2luckungen versetzt , geschlos*
sen und bald der ganze Arm einwärts gedreht«
Sie schien dabei heftige Schmerzen zu em-r
pfinden , denn sie ächzte , verzog das Gesicht^
und Thränen flössen über ihre Wangen. Auch
andere konnten dies durch dasselbe Manöver^
nur nicht aus so grofser Entfernung, bewir«
Len. Heftiger aber, alt die vorgehaltenem Fin«
gerspitzen wirkte die Annäherung, von MetaU
len , gleichviel ob sie eugespitzt oder abgerun-
det waren. Dieselben Erscheinungen trateft
auch ein, wenn man die Fingerspitzen odet
die 'Metalle der andern Hand näherte, abet
die Erscheinungen aufserten sich nicht in die-
ser, sondern stets in der linken Händi Uebri««
geBQ waren die Bewegungep des Arms nach
der Verschiedenheit der Metalle sehr verschie-
den , aber bei derselben Substanz^ immer die«
selben. Am reinsten waren die- Erscheinun-
gen y .wenn man kleine Platten verschiedener
Metalle in die rechte Hand legte, die dabei
unbeweglich blieb, und nun den linken Arm
beobachtete. Das auf diese Weise gefundene
Resultat war folgendes^ EAstn bewirkte ein
Atiswärtsdrehen d^ Arms mit Eusammenge«
sogenen Fingern ; ein Magnetstab that dasselbe«
Joura, LXl7.B.4«St. G
— 98 —
ZIni Tdrursachtd Zusammaiiballea der Hand
uod schnelle Erhebung des ausgestreckten Arms
in senkrechter Richtung; Kupfer^ Zusammen-
Ziehung der Hand^ mit senkrechter Aufhebung
des Vorderarms, später auch des ganzen Arms;
Silber^ Schliefsung der Hand und UebersqUä-
gen des Arms queer über die Brust; G6M,
starke Zurückbeugung der Hand, in der Hand-
wurzel, mit eingezogenen Fingern. Diese Be-«
wegnngen waren höchst krampfhafr, und* diener-
ten auch nach der Entfernung der Metalle
fort, wurden aber wieder beseitigt^ wenii ich
die flachen Hände auf das Schuhergelenk und
die Hand legte, oder auch ihre. zusammenge-
zogene Faust zwischen meinen beiden flachen
Händen drückte. Dem Kupfer und Zink ahn«
. lieh, wirkte auch Kohle. Ganz anders war
die Wirkung von ISiigellack, Seide und Glai.
Das erstere machte, dafs sich der Arm aus-
streckte und in völlige Supination begab ^ die
Hand aber flach ausbreitete; Seide brachte den*
selben EiTect hervor» nur blieben dabei die
letzten beiden Finger einwärts gezogen^ wäh-
rend sich die übrigen ausstreckten , und Gla»
machte, dafs der kleine Finger und der Dau-
men eingezogen , der Ringfinger aber halb ge-
krümmt wurde. Die Wirkung dieser drei letz-
ten Substanzen war der Kranken nicht^ so em-
pfihdlich, und nur bei längerer Einwirkung
drückte sich dabei im Gesicht einiger Schiberz
aus. Uebrigens konnte durch diese Dinge die
Wirkung der Metalle stets wieder aufgehoben
werden. Wenn der Arm durch Zink, b. B.
perpendiculär in die Höhe gerichtet stand, so
senkte er sich , sobald man Siegellack in die
andere Hand legte, sogleich wieder langsam
und gleichmäßig heraib, und die cnsammengt-.
— 9Ö ^
zogene Hand entfaltete eich. Legte man abev
ganz entgegengesetzte Substanzen , wie Metalle '
und Seide, zugleich in die Hand, so entstand,
eine unruhige, hin- nnd herziehende, gleich-»
$am kämpfende und schmerzhafte ßewegungv
Diese oft in Gegenwart glaubwürdiger Zeugen
stetsr mit demselben Erfolge wiederholten Yer^
suche, yerahlafsten mich, die Wirksamkeit
iauch anderer Substanzen an der Kranken zii
prüfen , als : des Opiums , des Kamphers , des
Castoreums, des Bloschus, des Aethers, -des
Weingeistes, verschiedener Säuren und Lau*
gensaize, der Ganthariden, des Quecksilbers
und seiner Präparate, des Arseniks, Phosphors
und Schwefels, und zwar (Bbenialls in Gegen-
wart mehrerer Zeugen, Das Resultat waren
die verschiedenartigsten in der Kürze nicht
zu l^eschreibenden Bewegungen der Fingei^
des Arms , oder auch des ganzen ' Körpers»
Opium: erzeugte z. B. ein Zittern und Schleu«
dern der Hand und des Armes, Phosphorsäur^
eine Kreisbewegung der Hand, Nairum eine
Erhebung des Arms mit zusammengedrückt*
ten Fingerspitzen , tdether' e\ii Üeberschla«
gen des Arms über den JLelb o. s* w* Am
heftigsten schien, lebendiges Queckiilb^Tj weifstr
j^rsenikf Phosphor uöd Moschus zu wirken;
denn aufser mannichfaltigen , wunderbaren Be*.
wegungen der Hand und des Arms wurden
bald auch die übrigen Extremitäten , und end«
lieh der ganze Körper dadurch, un4er Stöh-
nen und Wimmern , mit hervorbrechenden
Thränen, convulsivisch erschüttert. Demohn-
geachtet antwortete . die Kranke auf wieder-
holte Fragen : ob sie irgend WO Schmerzen
empfinde? jederzeit: Nein! Gern hätte 'ich
diese Versuche mehrmals wiederholt und ver«
G a
~ 100 —
• I
vielfältigt, alleio sie waren fiir die Kr^iiike.
zu nngreifead , und hinterliefsen ' in den er-
schülterleD Theilen - Schmerzen ^ die, ^svenn
mehrere Versuche hinter einander angestellt,
wurden, wohl einige Tage däuertep. Allge-
^eifie GoDvuIsionen hinterliefsen in der Ke-
gel, aul'ser den Gliederschmerzen, auch noch
lästige Schmerzen in der Herzgrube, und luois-
ten daher um so mehr vermieden werden« Ich
bemerke übrigens, dafs jene Substanzen in
der- kleinsten Quantität und in der kürzesten
Zeit ihre Wirkung thaten. So worden, vom
weifsen Arsenik nur einige Släubchen apf die
trockne flache' Hand der rechten Seite gestreut,-
und sogleich nieder .weggewischt; deznobn-
geachtet begann die Wirkung augenblicklich
in dem rechten Arme. Eben $o wurde vom
lebendigen Quecksilber nur ein Kügelchen,
kleiner als ein Nadelknopf, in die Han,d ge^
legt, und sogleich wieder entfernt, aber die
Wirkung war die angezeigte. Uebrig^ns wa-
ren die Bewegungen, welche di^ Arzneisob*
stanzen und die Gifte hervt)rbrachten', keines-
wegs so bestimmt' und gleichbleibend , als die
durch Metalle, Siegellack, Seide und Glas er-
regten. Diefs mochte, aufser der verschiede-
nen Stimmung der Sensibilität an verschiede^*
nen Tagen, auch wohl von der Quantität, der"
Form und der Temperatur der einwirkenden
Massen herrühren. Die letztere hätte ojffenbar
Einfiufs auf die Bewegungen. So brachte z.
B. fVasstr von gewöhnlicher Zimmertempera-
tur eine Bewegung der Hand herVor, als suchte
die Kranke etwas von der Hand auf dem Bette
abzureiben; war das Wasser warm, 80gerielh^^
der Arm dabei in Fronation; ,war es eijikalt, ..
in Supination. Das Sonderbarste war 4abei|.
— 101 — •
\ ■■..••
dafi|f die Kraake im wachenden Zusi|&de, alle
die «genannten Substanzen berühren Htd hand-
haben konnte, ohne die geringste JE mpfindung
zu bekomro'en , dafs sie aber sogleich auf die
angeführte Weise davon afficfri wurde,, sobald
Sxe in magnetischen Schlaf verfiel. So konnte
sie z. B. mit eisernen Nadeln den ganzen Tag
über stricken ; machte ich aber pur drei Stri-
che über ihr Gesicht, und brachte sie dadurch
in Sclilaf; so erregten ihs die Stricknadeln so-
gleich die krampfhafteste Verdrehung des Arxn, .,
und man mufftte eilen, «ie ihir ans den Hän-
den zu winden* — " *" •
I
Streute man Kochsalz auf die flache rechte
Hand, so entstand in der andern sogleich eine
Bewegung der Finger, wie sie beim Aufstreuen
des Salzes aufs 3i*od gemacht wird. Dies
brachte. auf die Idee, da£s Dinge, die durch
täglichen Gebranch indifferent' geworden seyn,-
müfsten, nicht ihrer Qualität, sondern yiel*. .
leicht ihrer Bestimmung nach, die ßewegung,
leiteten. Man machte deswegen eine andere .
Reihe von Versuchen, die diese Vermuthung
vollkommen bestätigten. Ein Haar z. B. in :
die rechte Hand gelegt, machte, dafs die linke
eich nach dem Kopfe bewegte, und die Be->
wegung des Kämmens vornahm ; eine ffanze^ ■
dafs sie auf dem Bette und am Schenkel kratz-
te; ein Zwirnknaulf dafs sie mit der linken die
Bewegung des Strickens machte ; ein Hand-
tuch^ dafs sie sich im Gesicht umherfuhr, als
wischte sie sich ab; ein Schnupftuch, dafs sie
unaufhörlich schnaufte, als wolle. sie sich vom
Schleim in der Nase befreien; ein Schuh ^ däfs
sie mit der Hand nach dem Fufse fuhr,, als
wolle sie einen anziehn; ein hölzerner Löffel,
-^ 102 —
dats sie mit der Hoken , wie beim Essen ,
derholt nach dem Mande fuhr. Ein zinr
J^öffel wirkte dagegen yermöge seiner« Qa
den übrigen Metallen analog, und erregle kn
haftea Auswärtsdrehen des ganzen Arms.
berbaupt wirkten Metalle nie ihrer Forü
Bestimmung, sondern ihrer .Substanz, ge
Diese merkwürdigen Versuche wurden den
Aug. 1819 in Gegenwart mehrerer glaul
diger Zeugen (von denen ich den Herrn S
Ralh Dr. Kurzwig aus Kijga, den Hrn.S
Rath Dr. Stegemann^ den jetzigen Frc
Sahmen^ und die Doctoren Lehmann und v
btr zu Dorpat nenne^, wiederholt, und,
Ibrer Angabe vervielfältigt und abgeä
Man sähe dabei , aufser den schon angefi
Resultaten, dafs ein Stück Papier^ glei
ob bedruckt, beschrieben, oder leer i
rechte Hand gelegt, in der linken die ]
gungi als schriebe sie in der Luft en
Eben: dies that eine Bankassignation'j do
folgte das Manöver bei einem geschric
Blatte am raschesten. Ob die Züge, <
in der Luft machte, verschieden war«
nachdem man ihr etwas Gedrucktes od«
Bchriebenes gab , will ich nicht mit BesI
heit behaupten; indessen schien es so
man ihr einen zusammengelegten hon
Taschtnkamm in die Hand gab, machte i
«leich die Bewegung des Kämmens ai
oUstäudigste. Eben so brachte eine i
:hale eingelegte Lupe eine auf deren Ge
eziehung habende Bewegung hervor
angelte nämlich den Daumen und Zeig«
der linken Hand zusammen und legte
aufs geschlossene Ange, als wollte sie *
tehen« Diese beiden l^etztern Srscheii
- 103 —
Traren Hin deswillen besonders auffallenfl, well,
wenti man auch annehmen wollte, d^s sie
den Gebrauch der genannten . Dinge gekannt-
.babe, €s dech unbe^eiflich schien, wie sie
dies9 Bei geschlossenen Augen , in ihren Kap-
seln eingeschlossen, von Fremden aus der lö-
sche gezogen, und ihr in die Hand gelegt^
durch das Gefühl zu unterscheiden vermochte.
Streute man ihr Tuhnck auf die rechte Hand,
so- machte sie mit der linken die Bewegung
des Schnupfens, und eiiie Blume auf dieselbe
Art appHcirt, machte, dals sie bald nach dem
I^opfe fuhr^ als wolle sie etwas aufstecken^
bald nach der Nase, als wolle sie daran rie*
chen. Indessen auch diese Versuche erregten
ajn. Ende Unruhe und Dmberwerfen des Kor-'
pers, hinterliefsen auch an den folgenden Ta-
gen Schmerzen in den Gliedern. Da' sie von
Direr Nachbarin, einer neu angekommenen Kran-
ken, im wachenden Zustande erfahren hatte,
dafa man an ihr esmerimentire ; so äufserte sie
ron jetzt an beim Eintritt mehrerer Fremden,
eine gewisse Angst und Furcht. Diese ver-
»nlafsfe, dafs sie nicht in ruhigen Schlaf zu
bringen war, sondern sich beim Magnetisiren
Schlaftrunken umherwarf und stöhnte« Dies
war z. B. am Abend des folgenden Tages, als
sin fremder' Arzt diese Versuche an ihr wie-
Jerholen wollte, der Fall; sie äufserte durch
anruhige Bewegungen und Wimmern, scbmerz-
bafte Empfindungen, und gerieth besonders in
AJlarm, als ihr, um jeden Verdacht der Täo»
schung zu entfernen ^ ein Schnupftuch über
3as Gesicht geworfen wurde. Es kam dahec
jetzt natürlich zu keinem reinen Resultate. In
ier nächsten Nacht erfolgten Kolikschmerzen,
und Durchfälle, und den folgenden Tag be-
— 105 —
I
;eti, wie früher in den .Armen, zu erzeu-
Später blieb auch' diese Einpßndllchkeit
Fufses picht; sondern es erfolgten nur iin-
imi/ite Erscheinungen. Bei der Binwir-
g krsifliger Substanzen » wie Unruhe,
merzäufs^ungen oder lirämpfe. tJebrigens
t ich es für Unrecht, diese Versuche ^ü
rielfältigen öder später vqi^' neuem zu wie-.
)olen,,dä sie der Kranken keinen Vortheil
ährten. Indessen war sie immer noch sehr
it' durch einige Striche in Schlaf zu ver-
en, ob ich gleicb auch .die g^wöbnliche
netische Behandlitng nicht fortgesetait, weil
le krankhafte Gemüths- und Körperstim-
ig xnir es nicht erlaubten. Nichts desto-
kiger verfiel die Kranke manchmal freiwiU
in einen Zustand von Somnambulismus,
lern 8i^ mit geschlossenen oder gar ver-
denen Augen auf ihren Krücken im Zim^
' umherging, als ob sie etwas unternehmen
Ite. Dieser Zustand begann gewohnlich
Zuckungen, und erfolgte auf Gemüthsbe-
{angen.
Dafs ihr hectischer Zustand nicht gehoben
rden würde , war vorauszusehn , und im
senden Jahre erlag sie auch der immer
kf ausgebildeten Lungensucht und starb,
h zunehmenden periodisch sehr stürmischen
erebtladungen , unter Ersticku'ngszufällen.
» Section zeigte die linke Lunge iröilig^ die
kte ftber gröfstentheils zerstört.
IM
MMia
^ 106 ~
Miscellen und Notizen
fttr
praktische AerztCil
Mitge. theilt
vom
Dr. C. ^; M e y er,
pra&t. Arzte zu Bfickebarß im Faritentliiuii
ScIiaMinburg • Lippe.
Um sich nicht cur das Lesen medicinis
und anderer gelehrter Zeitschriften^ soodcn^
auch die dadurch veranlafsten schriftlicheD No*
tizeu recht eigentlich nützlich zu machen, bt-
darf es nichts weniger oder mehr , als skkj
für letztere an eine gewisse Ordnung zu bii*!
den. Ein Jeder macht's damit, wie es üaI
«gerade am zweckmäfsigsten und bequemstM]
Keint, — je einfacher^ desto besser, m'
«es zwar in keinem Dinge mehr, als i&
'genannten Nebendingen, auf welche man»
nd für sich keine Zeit verwenden niag, vaii
nicht yersch wenden darf, sobald es nidht iij
Pedanterie ausarten soll.
Das Mittel, sich die Benutzung einer Ilo«
ttf^QAaiDUÜungi worauf es doch eigentUch •■'
• — 107 -
imt, isu erleichtern 9 besteht nun in einer
lemen, System» tischen 'Gruppirnng dersel-
Beim Sammeln und Aufbewahren; denn
hißdurch wird da3 Wiederfinden möglich
a denke nur an J. Paulis Zettelkasten):
SIS dem Gelehrten zwar Alltägliches; je-
I keiuesweges von dem praktischen Arzte
geringfügig zu übersehen. Dieser, wenn
ucht gröfseren Hospitälern vorsteht , «mufs
). die Anwendung des .einen oder anderen
empfohlenen Heilmittels sehr oft bis zu einer
;ebotenen^ Gelegenheit verschieben, bis diese
heint» und nicht selten wird im Laufe der
; oder durch etwas Neueres das früher Auf-
fste aus dem sich fortwährend neugestal-
len Ideencyklus verdrängt: die Realisirung
lerer Ideen oder ein beabsichtigter Versuch
1 folglich unterbleiben I w«nn nicht durch's
knüpfen dergleichen abgerissener Fäden an
e'cte der Sinnenwelt, ein mechanisches
sderauffinden derselben auf eine Art und
iee gesichert war, wie es Beispielshalber
tneinige versinnlichen möge.
Für jeden Artikel, z* 6. für eine Gruppe
1 Krankheiten, oder auch für eine einzelne
mkheitsform habe ich einen halben oder
zen Bogen, in Quartformat gebrochen, oben
.einer Ueberschrift, und am Rande nut
& Anfangsbuchstaben 'derselben bezeichnet,
timmtj dasjenige, was mir ini Fortgänge
iner Leetüre auf diesen Artikel Bezug Itia-*
ides bemerkenswerth scheint, aufzunehmen,
»e losen Blätter liegen in alphabetischer
ihefplge beben einander, nur dadurch ge-
ieden, dafs die mit gleichen Buchstaben
»iclmeten durch einen losen Umschlag , auf
— iÖ8 —
w^Icbem auswendig ein . InhaltSTerzeicImib,
zur Rrleicbterung des Nachsclilagens, gescbnV
beo 'Steht, zusammengehalten werden. SoTid,
als thunJich, habe ich verwandte Arlikel aof'
einem Bogen Vereiniget^ die Krankheiten oadi
ihrem Sitz, die Arzneimittel nach ihren ^nni-
Stoffen oder Hauptwirkungen gruppirt; jedoch
einzelnen wichtigen Krankheiten und Arzneir
mitteln besondere Plätze angewiesen. Bei-^Zeit-
M «1
Schriften, die ich in Händen behalte, begnüge
ich mich mit Gitaten ; — aus solchen , die ick
wieder abgebe, pflege ich jedgch kurze Aai-
züge zu mjichen , besonders da , wo mich meiu
das Praktische (z, B. Autoritäten, Indicatio-J
nen und Dosen der Arzneimittel) interessiit
Geifsfiifse am RaüdLe, Unterstreichen und ahn*
liehe Hülfsmittel dienen wesentlich dazu, dal
Aufsuchen zu erleichtern.
Der Werth eines solchen, sich alImäUi|;
bildenden Reperloriums, welches mir zugleick.-j
als Depot meiner eignen, 'am Krankenbelli;
.oder beim Lesen veranlafsten Bemerkoogei
•und Beobachtungen dient,. — steigt natürlicki
_ YOD Jahr zu Jahr, und ich kann ' besonders
jungen Aerzten nicht genug empfehlen, sich
bei Zeiten ein dergleichen Noth- und Hiilb-'
büchlein anzulegen.
1.
Das Natrum mtricum gegtn Rufvr.
Der im fiorn^schen Archiv für med. Erf*
im sweiten Hefte des Jahrgangs 1819. befind-
— 109^ -, ; -
liehe Aufsatz des HrD, Dr« rön F'elsen „über
«die Bulir," vveranlafste mich, noch iih Läufe
desselben Jahres, das , ursprünglich vom Hrn.
Dr« Mademacher dem Hrn. Vf. empfohlen 6, zu<- .
fachst aber durch die Erfahrungen des letzte- '
ren erprobte Mittel > das Natrum nitricum nach
"V'orschrik bereiten zu lassen , um die so sehr
gerühmten Heilkräfte desselben )Ein Kübrkran^
ken zu prüfen. Der Erfolg meiner ersten Ver-
suche fiel so günstig aus, dafs ,ivährend-«iner
grofsen Rubrepidemie im Sommer 1822 , dem
xfeuen Mittel ' (auch in' der weit ausgedehnten
Praxis meines Hrn. CoUegen, des Landphysi-
Jtus Dr. JZägel) nicht nur der Vorrang zuge-
standen wurde, — sondern auch der Mifs- '
braucli vieler Hausmittel seinem glänzenden
jlufe weithen mufste *). Viele **) Hqnderte^
von Kranken, die jener Epidemie unterlagen,
▼erdanken dem Nairum nUricwn eine scbnelle
und vollständige Genesung, und kaum zwei '
von Hunderten wurden ein Opfer' der Krank-
keiti zum Tbeil ithwächliche Subjecte^ bei .
denen gleich zu Anfang die complicirte Form
derselben einen bösartigen Verlauf ankündigte,
öder Vernacbläfsigung des Uebels Statt gefun-
den halte. — Obv/obl, diese £pidemie, abge-
sehen von dem rheumatisch ^ catarrhaliscben
Grundwesen der Krankheit an und für sich
genommen, im Allgemeinen einen entzünd-
♦)' Es war nichts seltenes, dafs auswärtige Kubr-
kranke sich geradezu, oder wenn sie keines
Arztes habhaft werden konnten , an den Apo»
theker wandten und ^ie{N(Ur. nitric, enthalten»
de) sogenannte weifse Mixtur fordern liefsen.
**) Wohl beinahe 6oo, auch diejenigen abgereeh-
iiety welche ohne ärztlichen Beistand, durch
den Hausgebrauch der weifsen Mixtur geheilt
worden sind.
■.\.
— 110 --
■
liehen Charakter Terrieth ^) (die begleitdi
Fieberiunn, mit welcher das Uebel gewob*
lieh eintrat , war meistens eine gelinde SjM*
x:ha mit Hinneigung zum Typhus) — so bl-i
durfte es doch nur in selteneren Fällsn ta
Blutentziehungen durch Aderlässe oder Bl^'
«•gel (auf den Unterleib) und zwar gleich m
Anfang des Uebels; — bei der Mehrzahlk
Krajaken reichte die frühzeitige, unaosgeietril
Anwendung der Mixtur a Natr, nitric. **)
die wesentlichsten Zufalle und Kraokh'
scheinungen noch vt)r dem Eintritt des
'*') Wie es die «tmosph&rische Constitatioo
Jilires 1822 mit sich brachte , und es die
' tiiätige Wirkung eines Keutralsilses vorii
läfst,
**) Eine Auflösung Ton § bis z Unse 8als n;
bis 10 Grin Traganthgummi in 8 Unzen \
ser, oder mit Weglassung des Gommi's in
selben Quantität eines ATthaewurzeI»w^B/i
Den Grundbestandtheilen nach su nrt£
xnüfste dieses Salz in seiner VN'ixkungsweiss
Kali nitric, sehr nahe kommen, un^ dem
hat es n)it demselben nichts weiter g^vatiM»^
IQamensäbnlichkeit und den Charakter der N*
tralsaUe überhaupt. <— £s wird in sehr gtobf
Dosen y selbst von schwächeren Subjekten (fij
dem), vertragen, wirkt kfihlend, ohne WJ
Ueberschwäcbung zu schaden,' — < unaosgeM
fortgebraucht ß^inde abführend und (otL**
directem oder mdirectem Wege?) scbweifiB*
bend ; -— wird deshalb auch durch Hinnei^
der Krankheit zum Typhus ^ oder durch 10*
leichten typhösen Zustand selbst — nicht coi*
traindicirt — , und scheint Überhaupt re^hl*
' gentlich für Krankheiten * des Darmkansli ^
schalten zu seyn, die eine vorsichtige antipU^
gistische Behandlung erfordern. Zu dieses ■*
buf eignet es sich, seines nicht unangenibfl^
dem des Kochsalzes ähnlichen Geschmacks f*
gen» gaus voxsöglioh £dr die Kisdexpniii«
-w 111 —
ZuStandes (binnen 1 bis 2 Tagen) gänz-
2a entfernen; wo dieses nicht gelungen
I die Crisen sich nicht. einstellen, Schmer'*'
und Blutabgang nicht aufhören - wollten.
Beigten sich einige nebenher gereichtes Ga-
einer Mischung von Fin, stibiat. und Tlnct»
slmpl. , mit denen bis zur \oIHgen Besänf-
ng der Schmerzen während eines reichli^
I Seh weiTsausbruchs fortgefahren wqrde, —
die hülfreichsten Adjuvantia; •— * und nur
eine Kranke (wie z. B. eine Kindbette*
machten durch langwierige Nachkrankhei-
dem Arzte zu 8cha£feü.
Besonders merkwürdig war das ungewohn-
frühe Erscheinen dieser Ruhrepidemie,
in schon am lOten Juni ^) übernahm ich
Behandlung des ersten Ruhrp^tienten ^^).
n höchsten St/indpunkt hatte sie gegen
) Juli's erreicht, und schon mit Anfang
embers, also zu der Zeit, wo sonst ge-
nlich die Krankheit erst zum Vorschein
yVie ich sbäterbin in Erfahrung brachte, hatte
in Kind tcnon während 'der Pfngstfesttage, je-
loch ohne ärztliche Hälfe, die Krankheit glück-,
icb überstanden.
Ein ohngefähr 4]ähriget, bis dabin jebr gesun- .
tes Mädchen , bei welchem sich die Rubr in
inen nichts weniger, als bösartigen Charakter
•igte. Demohngeacbtet wurde diese Kranke
"On einem auswärtigen* Ariste, zu welchem die
Leitern derselben in dem Glauben, es sei keine
Lahr, was ich als solche behandle, einige Tage
päjter ihre ZufluQht genommen hatten, als an
mem fauligen Durchfalle- leidend, mit Anti«
spticis und Reismitteln behandelt , und wahr*
sneinlich ein Opfer des, auch von jenem Arste
nterstOtzten Mifstrauens und eines durch die
ihressei( irregeleiteten (Diagnose) tieilverCih*
tat*
kommt ^ neigte sie sich zum Ende^ einel
stätigung des Satzes, „daTs Rübrepidenui
in der Regel nur drei Monate lang Sk
halten/'
Umständlichere Mittheilangen aber dat.
f;enthümliche jener so glücklich überslafide
Epidemie , in welcher die Heilkräfte des JN
nitric, eine so glänzende Bewährung erlang
wird* dem Versprechen gemäfs mein Hr. <
lege, dem in dem Bereiche einer ausgebn
.tereii Praiis eine gcofsere Summe von Er
rungen zu Gebote steht, — > zur ErgSoi
der vorliegenden nachliefern, indem es
selbst nur darum zu thun war» die Au/n
samkeit des ärztlichen Fubliknms auf y
Aufsatz des Hrn. Dr. von Vtlsen zu fix:
und diesem meinen herzlichsten Dank foi
Bekanntmachung« seines herrlichen Mittel
fenllich abzustatten.
2.
SUberftUspane gtgm Wechselfitber»
Ein hiesiger Gold- und Siberarbeitef
mir die glaubhafte «Versicherung', dafs er
herhin einige sehr hartnäckige Wechselfi
durch deu inneren Gebrauch der SilberfeiUj
(von 121öthigem Silber) schnell und glüd
geheilt habe,' Eine einzige Gabe von 15 C
beim Eintritt des Fieberparöxysmus, mit ei
Wasser genommen , sei meistens hinreid
gewesen, denselben abzuwehren; wo, c
ohngeachtet ein neuer Anfall sieb angekSi
■: — 113 — •
habe, sei es ihm iihme« gelungen ; durch eine
2weile Gabe von gleicher Starke • das Fieber
gänzlich zu vertreiben. Wegen der Seltenheit
der Wechselfieber in hiesiger Gegend habß ich
nicht Gelegenheit nehmen können, Versuche
mit dem Mittel anzustellen ; -^ die ,inir' we-»
gen der Schwerauflöslichkeit des Siibe)*s ge*
f^hrlos zu seyn scheinen , wenigstens ein dreir
steres Verfahren zulassen, als die mit dem
Arsenik. Das Kupfer, welchem (als dem schwär
-che^Q Theil) durch die eigen thümliche inetaU
tische Verschmelzung mit dem edleren .(domi-*
nirenden) Silber, aufser mehrern andern Eigen-»
Schäften , auch die Schweraülloslichkeit des
letzteren mitgetheilt worden ist, fnochte wohl
das eigentlich wirksame Agens dieses Mittels
jsejn. Versuche, in grofseren Hospitälern an-*
gestellt, könnten amzuverläfsigstenundschnell-»
sten über den Werth desselben entscheiden.
3,
Das Marum verum gegen Nasenpolypen.
Im August* Heft dieses Journals' vom J.
1822 wird auf ein neues Mittel gegen- Nasen-
polypen aufmerksam genlacht. Ich nenne es
neu, weil meines Wissens in keinem medici-
nisch- praktischen Hnndbuche dieser Eigen-
thümlichkeit des Mcn\ ver, Erwähnung ge-
schieht ; obwohl es , nach der Quelle jener
Notiz ^) zu urlheilen, immerhin als Haus-
*) Meyer's Reisen nach Consuntinopel. St. Gtl«
Icn i820,
Touni.LX17.B.4. St, H
- 114 —
oder Tolksmittel , yielleicht ancb als Arkanom
8chon seit Jahrhunderten hio uqd da gegen
dergleichen Uebel benutzt worden seyn mag*
Schon im April 1823 hatte ich Gelegenheit, -
das Mittel zu versuchen.. Eine lljährige« ziem*
lieh wohlgenährte Bäuerin, an welcher indefs
ein etwas scrophuloser Habitus nitht zu ver-
kennen war^ suchte eines msenpolypen we-
gen ärztliche Hülfe bei mir. Das Gewacht
safs im linken Nasenloche und wurde bei star-
kem Ausschnauben selbst äufserlich sichtbar;
— es verstopfte beinahe gänzlich dell Luftzug
beider Nasenlöcher , ein Beweis von dem be-^
deutenden Umfang vnd hohen Sitz desselbep.
So viel aus der Erzählung ihrer Mutter aich.
vernehmen liefs, mochte wohl ein während
des letztvergangen ea Winters nicht völlig .aus-
geheilter Schnupfen, mithin eine' krankhafte
Auflockerung der Schleimhaut diese Afterpro*
ductiop zu Stande gebracht haben , und dfabei
ein Ausbruch der Scrophelkrankheit thätig ge-
wesen seyn* Eigentlich bemerkbar und lästig
war das Uebel erst seit einigen Wochen ge-
worden ^)\ vnd als solches bis jetzt unberück-
sichtigt geblieben.
Der Anwendung desMarum verum^ in Form
eines Schnupfpulvers, schien das U^vermögeuj
Luft durch die Nase aus - und einzuziehen^
hinderlich zu seyn, dennoch liefs ich sofort
mit einer Prise gewBhnlichen Tabacka einen
Versuch machen und überzeugte' mich, nun,
dafs der Luftzug beim Einschnauben hinrei*
*) Die in der ganzen Natur rege werdend« Vege»
ution w&hrend der ersten Frohlingtwoeheiiy
hatte wahrscheinlich auch den WscASthum der
Polypen besohlennigt*
^ 116 - , ■ , ■' -.
chepd stark war, um ein feinea leichtes Pol^
ver einzufahren.» Um also der Operation (für
den Zuschauer wohl eine Jer abscheulichsten)
•vorläufig auszuweichen , verordnete ich (am
525t en . April) ewei Quenten des KatzenkrauU
pulyers» und davon täglich 3 bis 5 Frisen za -
nehmen, empfahl piinktlichen und vorsichti- ,
gen Gebrauch, und im Fall eines gliicklichea '
Erfolgs, das Wiederkommen nicht 'zu verges-
sen» Mehr und früher, als ich erwartet halle,
stellte sich das Mädchen schon ^in 7ten Mai
Frieder bei mir ein , und zwar als völlig ge^
heilt. Der Polyp war verschwunden ; — ob
vertrocknet, resorbirt oder ausgeschnnpft ^ ]ie£l
9ich nicht ausfindig machen. Eingenommen-^
Iieit des Kopfs, etwas Schwindel und einiges
Nasenbluten waren während des Gebrauch^
des Mittels (welchen ich bei dergleichen Za^
iaHen einzuschränken oder gänzlich 'einzustel-«
len empfohlen hatte) auch in diesem Falle Aet
Besserung vorangegangen. Die Disposition ^uv
Wiedererzeugung des alten Uebels war indefs
nicht gänzlich gehoben worden; — denn anl
5ten .November wurde deshalb meine Hülfe
Eum ETweiteb Mal in Anspruch genommen.
Der neuei wiederum nach einem heftigen
Schnupfen erzeugte Polyp war wohl noch gro-
fser als der vorige^ und deutlicher zu sehen.
Ich liefs den Gebrauch des Schnupfpulvers wie«
derholen , welcher dieses Mal zwar heftigere
Kopfschmerzen veraolafste , aber schon am drit^
ten Tage durch ein erregtes starkes Niesen die
Lostrennung und Entfernung des Polypen be«
^rkte, welcher mir in einem leinenen -Läpp^
chen aufbewahrt, einige Tage nachher, daher
vertrocknet von der Mutter des Mädchens vor*
gezeigt wurde, und die gewöbnliche bimfS^r«» . .
H 2 :
— 116 —
mige Gestalt annahm , aachdem er einige Stm* m^^
den lang in lauwarmem Wasser gelegen haUfc Ij ^
Um dieses Mal 'der Wiedererzeugung äesh-ljjj^
lypen vorzubauen, rieth ich, danft «nd wui|j||jjj|].
besonders bei erschwertem Atheinhoblen doiA
die Nase , eine Prise von dem noch vorrülhi»
gen Pulver nehmen , oder das frische Rw*
öfters beriechen zu lassen (welches wegen sfr
nes naphthaähnlichen , sehr penetranten Gl-
ruchs als Stubengewächs bei ViMen sehr bi'.
liebt, und leicht zu ziehen ist). — Da
nach Jahresfrist das Uebel nicht wiederke
folglich ejn unum^töfslicher Beweis yon
Wirksamkeit des Mittels vor uns Hegt, so
fen wir fragen : „wie oder in welcher Art
Weise wirkte es? — war die Lostrenm
des Polypen Folge einer dynamischen Ein
kung des Mittels auf die kranke Schleimhi
«— oder nur die Wirkung einer heftigen i
chanischen Erschütterung?
'4.
natura Strammomum , als Rauchnüttel gcg»j
asthmatische Brustbeschwerden.
Dieses Mittel ist bereits von dem Heinl
Herausgeber dieses. Journals *) , den Hrn. Äj
[ethisch und Krimer **) empfohlen worden, w
•oll besonders in England als Hausmittel i
Äufe stehen. Meinen eignen. Erfahrungen i
•) Bd. 36. St, a, p. 82, etc.,
•♦) Horn'i Archiv f. tnedis. Brf. 1819. Joli tf*
August -Hefr.
- 117 -
Folge f^nd ich es solcher Empfehlung^li' werth,
und nehme, daher GelegeDheit, diesen heizu^
sliinmeD, um nur (ohne mich auf weitläuftigö
KTrankengeschicblen einzirlassen}. die denen von
Hrn. Krimef mitgetljeilten sehr ähnlich erschei--
nen würden) an das herrliche Heilmittel zu
erinnern V
' *.
Sämmtliche Kranke, denen ich das Rau-
chen des Strammöniums verordnete, -waren
hejahrte Menschen, und zwar (Männer und
ifrauen) aus dem Bauernstande; — ihre Brust-
leiden krampfhafter Art {Asthma spasmod. chro-
nic,)^ mit hysterischen und gastrischen Be-
schwerden complicirt, — beiden meisten schon
habituell geworden und verschiedentlich mit
antarthritischen • und krampfwidrigen BlitteJa
ohne günstigen Erfolg behandelt. Es lag den-
selben augenscheinlich eine gichtische Dyskra-
sie (jarthrit. cnomala) zmn Grund^e, welche von
ihrem Heerde, den Unterleibsorganen, aus
nicht nur durch die, auf die Schleimhäute und
das Drüsensystem der Lungen übertragene (ab-
gelagerte) Schlacke, sondern auch consensuell
eine fortwährende Reizung der LuftVv'ege un-
terhielt, und den inneren Gebrauch solcher
Mittel indicirte,, die das Verdau ung«geschäft
reguliren, der Säure- und Schleim - Erzeu-
gung widerstehen; die in dem Darmkanal
durch dergleichen Gährung^n angehäuften he-
fenartige Massen ausleeren *) etc., und auf
diese Weise das Excretionsgeschäft der Lun-
*) Der aus diesen Hefen sich bildende Nieder«
schhg, — ich möchte es Schlacke , caput mot'
tuum, nennen, organisin sich als Gichtmaterie»
sobald er nicbt als Excrement durch die »Haut»
.die Nieren und den I^armkanal ausgeleert wird.
-- 118 -
gen erleichtern. Nur vrahread ocler nach fi-
lier solchen vorkehrenden Behandlung konoü.
•8 ineider Ansicht nach yon Erfolg seva, dir
habituellen Reizbarkeit der Luftwege, dt
krampfhaften Stimmung derselben, der Äot
lockerung ihrer Schleimhäute el^. ,,eio Mittdi
wie das Einathmen der Dampfe yon Kirsdi-
lorbeerwasser , das Rauchen des Stechaprdi|
entgegenzusetzen 9 daher ich, so oft sich Ge-
legenheit darbot, letzteres gegen asthmatbdwi
Beschwerden anzuwenden, jene Bedingung bi-|
rüchsichtigend stets bemüht war, so Yielabj
möglich das vorhandene Lungenleiden zn is»-|
liren und auf diesem Wege auch» es gäos
cu besiegen vermochte , ' sobald nicht, wie
in manchen Fällen schon vorauszusehen w%]
eine organische MiJRsbildung der Luftwege, d
ein ursprünglich idiopathisches Leiden däsd-j
ben, oder in Folge der zerstörenden EingrAj
des habituell gewordenen (Anfangs viellei(lt]
mehr sympathisch gewesenen) Brustübels,
deutende^ Desorganisationen , lils nicht zu
seitigeude pathologische Troclukte, dem He
versuche hartnäckigen Widerstand leisteten.
Mit dem Gebrauch dieses RauchmitU
ist, bis die Kranken sich daran gewöhnt
ben, vorsichtig umzugehen : Männer, dieobi^j
hin an Taback gewöhnt sind, lasse ich aofaBj
lieh nur zwei (irdene) Pfeifen voll täglich r»]
ihän, Frauen dagegen 3 Pfeifen halb tAI
ind zwar mit Unterbrechungen sobald sie
Schwindel, Uebelkelt oder Eingenomiueol
des Kopfs einstellt. Sind nach einigen T^
diese Erscheinungen und Nebenwirkungen
ftchwunden, darf der Kranke allmählig zasttHj
gea anfangen; — mit vier bis fünf ti^
119 —
▼oll taglich fahrt er fort, bis er 6ich Yon al-
len Brustbeschwerden befreiet fühlt ', $etzt als«
äann den Gebrauch des Mittels aus^ bis eftwa
leichtere Rückfalle , die selten ausbleiben, zu
einer kiirzeji Wiederholung desselben nöthi-
gen. Ein 14läg]ger Gebrauch pflegt gewöhn-
lich hinreichend zu seyn, wo nicht Heilung,
dolch^ bedeutende Erleichterung zu gewähren^
-— söUte indefs auch diese palliatire Wirkung
ausbleiben, dann mochte es wohr ünnüts Qdjrn^ '
die Yersuchskur länger fortzusetzen*
.<
Die Fortsetzung folgt, wenn es gewSnscht
wird. *) V
*) Mit V«rgnOgen wird di« Eedaotion di«ie , g««
wirt jeden Praktiker interessanten and l«hnreich«a
. . Bemerkungen ferner demi Publikum mittheilen*
«
— 120 —
' ' *■ » — — 1— — — —
VI.
Kurze Nachrichten
und
Auszüge.
1.
t
Dsr Darm in jvr Mola*
Zur Warnung gegen ähnliche Tauschungen aufgeiteüt
vom
Dr» Kuntzmaniu
Wie leicht det Arst» aacli ohne Absicht^ hlntav*
gangen werden kann, und wie' vorsichtig er bei
er Bestimmung nnge wohnlicher, Abgänge ^ua dem
menschlichen Körper seyn mufs^ niöge folgendet
Fall beweisen 9 der mir in diesem Jahre Dcgeg*
Xlel^ ist»
Frau H. 9 gS Jahr alt» von schw&chlicher Coa*
fltitutioni die oereits ii Kinder geboren aad aelbit
genährt hatte , glaubte sich im 5ten Monate achwan*
ees, stillte aber dennoch, ihr ipmonatlichea £ind
Fort. Auf den Rath der Hebamme unteiliefa aie das
Säugen. Zwei Tage darauf entstanden wehenartige
Schmersen, und mit einer aufs erord entlichen Bla*
tung gingen viele häutige Concremente «ua der.Vt*
fina ab> die deutlich tu erkennen ^aben^ dafe ei
tache einer Mola waren. Um mich in abenen*
— 121 —
gen, dbfs eine vollkommeDe Schwan gertchafc nicht
Statt gefunden habe, tru^ ich der Wärterin aaf,
sorgfältig, jedes auf der Unterlage gefundene grö-
tiere Stßck aufzubevrahren , und mir zu seigeu.
Höchst gewissenluft ging diese Jiierbei zu Werk^,
um so mehr, da sie der Patientin aufserordentlicb
*ugethan war, und glaubte, dafs von der gehörigen
Ansicht dieser Stücke das Wohl ihrer P^egbefuble-
3ien abhänge.
Eines IVIorgent fand- ich, bei meinem Besuche^
unler den als Abgang mir vorgelegten Stücken» ei-
net, so durch sein faseriges Gewebe den fibrigen
abgegangenen häutigen StQcken völlig ähnlich ^ah,
sich aber dadurch tusaeichnete, dafs es eine, mit
einer grünen Flüssigkeit angefüllte. Blase enthielt*
Ich nahm solches zur näheren Untersuebnng mic
nach Hause , und fand , dafs es aus einer 6 Zoll lan-
fen and 2 Linien breiten häutigen Röhre bestand^
ie an beiden Enden offen war. An dem einen
Ende fanden sich 2 Bündel dünnerer häutiger Höh*
ren, die am freien Ende verscblotsen waren, zivi-
schen diesen Bündeln lag ein blutreicher weicher
Körper, der für eine Lebtfr oder f Cr .eine Milz ge-
halten werden konnte, und die oben angeführte
Blase vpn der Gröfse einer gewöhnlichen Bohne,
Ich wufste nicht was ich aus diesem Abgänge,
machen sollte, und eben so wenig wufsten es meine
Herren Collegcn, denen ich diesen Abgang vor-
zeigte. Endlich zeigte ich ihn unserm Geheimen-
rath Rudolphif dieser erklärte: „das ist der Darm«
^ylianal, die Gallenblase, und ein Stück der Leber
„eines Fisches, höclistwahrscfaeinlich eines Ilärio»
„ges." Um mich selbst davon au überzeugen , \iu*
tersuchte ich ein Paar Häring^, wie man sie hier
gewöhnlich zu Kauf erhält; fand aber darin keineu
£>ann1ianal, dieser wird nämlich, wie ich mich
"irciter davon nnteorichtete , schon bei dem Ein*
•alzen, gleich unter den JCiemen an dev Baachseico
Baraus^ezOgen, und man £ndet in ihnen nichts als
die Schwimmblase und den Bogen oder die Milch*
Ich Terschiffte mir nun einen fiiichen unc4jigesal-
senen Häring, der nnr selten aus Hamburg zu niif
kömmt, und da fand ich die Meinung unsers Hu»
dolphi vollkommen bestatiet, das, ▼on der Patiea-
tift ausgestoCiena SUicJi £iac« sDi( d«ito g^fiindt«
.otlDinticben Veit
:h »icht van d«r .
Bingeiilzenen HiT
gareohnet wird.
r Wart
gareohi
itid der Kr.n
nilie
ein Uaring genotien vorden.
Dieie UmiUnde luicliten cino
rung, wiejenetD«rmh>n»t d»bin E<
■cliwieiig, gaben der Mö^licbkail
gm^ene ein Produkt dal EQrpcn
[<crn Spielraum, und macLten ei ^
di[> äiB Aebnücbkeü mii dem Dv
ring»! nur nufallig le^.
Darch den BUrken BIutTeiluti
der» noch Iiiniu^ekoinniene ZuFl
-Palientin lelir bedeuund krank, ui
Tage in Lebenignfahr. Ali
die Besierung mit iiiclicn Schritt«
nnd die Kranke aowotü wie dio
Fteudg durclidrungen, mir sn ein«
jnnigicen Dink fni neiTie £«tnütiun
ich dieien Augenblick wifar, vaa i
HlTinßadtTin Aufichlnri la ecbt^yj
als Zeichen eincg «uFricbtigen XM
dieaen Funkt Aiifichlura eu gcM
— 123 ~
Iten abginge^ mir su zeigen , Libe sie torg!\|ltlg zu
erffilleu getrachtet. Eines Tages aber habe sie, im
.- I>rango häuslicher Geschäfte vergessen ^ die auf der
Unterlage belegenen Blutstüoke herauszunehman,
und sie iii den in der Küche gestandenen Eimer ge-
worfen, in welchen die Abgänge der Speisen ge-
^irorfen würden. Am nämlichen Tage habe sie auch
für die Mitglieder der Familie eine Uiiringssauce
«nsefertiget ^ und zu dem Ende einen £Läring dazu
SLUDereiciet , in diesem hätte sie Eingeweide ^efun-
4len, die sie herausgenommen und toenfalis in den
Eimer geworfen babe. Am folgenden Tage^wäreu
ihr am Brunnen, wo sie den Eimer ausgegossen,
die abgegangenen Blutstücke wieder zu Gesicht ge«
^ommen, und ihr dctL^ Fehler, den sie bjsgan|[ei!ky
: ins Gedächtnifs gekehrt^ sie habe daher sämmtlicho '
Blutstücke wieder zusammengesucht. Bei dem ei-
nem Stücke sei sie zweifelhaft gewesen,' ob es das
•US dem Härinee genommene sey, oder mit zu. de-
nen v^n der Kranken abgegangenen Stücken ge-
höre; um aber nichts zu thun, was meinem Auf-
'trage zuwider sey> habe sie es für rathsämer^eefun«
den jedes Stück mit unter den Abgang an Tegen^
indem sie geglaubt, es sei besser mir ein StücK
»ehr als zu wenig vorzulegen ; »o babe sie also al* '
' les wieder auf die Unterlage gelegt' und mir ge*
' bracht. Da ich auf dieses Stück meine besondere
Aufmerksamkeit gerichtet hätte, ^wära es ihr einge-
fallen^ dafs bei der Täuschung, die sie mir Joch
wohl yeranlafst haben könnte , Nachtheil für diu
Kranke entstehen könnte, indem ich dadurch Tcran*
lafst werden würde, für sie nachtheilige Mittel zu
^rerordnen. Um sich Ueberzeugung zu TerschafFen,
^vo jenes Stück eigentlich herrühre, habe sie einen
Häring gekauft, diesen geöffnet, und da sie der*
gleichen Eingeweide nicht gefunden, .$ei sie in der
Meinung, dafs es mit zum Abgange gehört )iabe,
bestärkt worden« Da sie nun überdem gefunden,
dafs ich in der Medizin nichu geändert, es auch
mit der Kranken allmihlig besser gegangen, $o habe
tie geschwiegen, und mir von dem 'Vorfalle aiebis
ße»gt.
Dafs der Termeintliche Abgang wirklich aber
nichts weiter als der Darmkan«! einet Hilrinei war,
daTon habe ich mich in d«r Folge noch dtdoicb
— 125 ~
Osteologle Hr. Prof. Knape Mont* Dienst. Don*
nertt« Freit, v. I2— i ühr.
jingiolögie u. Neurologie Hr. D« Schlemm Mont.
Dienst, und Donnerst, von 6 — 7 ühr Abends.
Vergleichende jinatomie Hr. VtoLRudolphi Mont.
Dienst. Donnerst, und Freit, v« 8 — 9 Ulir..
Physiologie derselbe, täglich von 9 — lo ülir. .
Die vergleichende Physiolos,i^ llr» Prof. Horkel
•echt mal die Woche von x — 3 Uhr.
ji US gewählte Theile der Physiologie ^ insbeson-
dere die Theorie des Sehens und der Visionen träge
Hr. Prof. Schultz öfFentL' Mittw. und Sonnab. vö'n
22 — 1 Uhr vor.
Die gesummte medicinische Botanik derselbe, wo»
chentlich sechsmal v. 11— 12 Uhr iu V-erbindung
snit Demonstrationen, mikroskopischen Beobach-
tungen und Exkursionen.
. Die theoretische Chemie mit besonderer Rück-
sicht auf Pharmac^e lehrt Hr. Prof.* Schubarth fanf*
mal die' Woche von Q— lo Uhr«
Die Arzneimittellehre Hn Prpf. Osann yrfichenU
lieh in aechs Stunden von 5 — 6 Uhr. .
Die specielle Heilmittellehre lehrt Hr. D« Sunde»
lin Mont.y Dienst.^ Donnerst« tu Freit. Morgens von
7 — 8 ühr.
(Auserlesene Kapitel ans der mat^ria medica Hr«
Prof. Casper Dienst, u. Sonnab. v. 8 — .9 V* öfTcntU
Die Toxikologie Hr. Prof. Link Sonnab* von
10 — ^^11 Uhr öffentlich.
Dieselbe lehrt Hr. Prof. Schubarth öffentl. Mittvir..
und Freit, v. 5— 6 Uhr.
Das Formulare Hr. Prof. Xruipe Mont» Dienst,
und Donnerst, von 11 — lÄ Uhr.
> Die Receptirkunst Hr. Prof. C^//'^'' - Mont. und
Donnerst, von 12 — i Uhr. Die zu diesen Vorlesun«
geh gehörenden praktisch •pharmaceutischen Uebun*
gen und Examinatorien werden besonders gehalten
werden.
Die Pathologie lehrt Hr. Prof. Hufeland d. j.
Mittw. und Sonnab. von 9 — 10 Uhr öffentlich.
Die allgemeine Pathologie Hr. Prof. Reich MonC
Dienst. Donnerst. Freit, von 7 — 8 Uhr.
Dieselbe Hr. D. Eck viermal wöchentlich in
noch ZU- bestimmenden Stunden.
Speeielle Pathologie Hr, Prof. Horn Mont« Dicn/It.
Donnerst» Freit, von 8 — 9 Uhr.
— 127 —
Dia Attgenheükunäa lehrt Hr. ProF« FT agner
Mittw. and Sotinab. IVIorgens von 7 — 8 Uhr öfFentL
Ueber die wichtigsten Krankheiten der Schwüit"^
gertif Gehärenden and fVöchner innen liest Hr. Prof.
V» Siehold öffentlich Sonnab. vOn 8^*9 Uhr.
Die Lehre von den Frauen - u, Kinderkrankheiten
Hr« D« Friedländer Dienst« und Donnerst« von 2-—
g Uhr.
Die Lehre von den syrphilitischen Krankheiten
Hr. JProf. Rust Mittw. TOn i— 3 Ohr öfFentlich.
Dieselbe Hr. D. Opperi Dienst, und Freit. vgtK
10 — 11 Uhr unentgeltlich«
Die Lehre von den ansteckenden Krankheiten
fahrt Hr. Prof. Reich fort Sonnab. v. 7— 8 Uhr öf-
fentlich vorzutragen.
Ueber die Rettungsmittel hei plötzlichen jLehens-r
gefahren lieset Hr. Prof. O/ann zweimal in noch sa
bestiniinenden Stunden.
Die medicinische Geographie trägt Hr« Prof. Nati^ •
mann Mittw. u. Sonnab. von Q — 9 Uhr öffentL vor»
Die Chirurgie lehrt Hr. Prof^ ». Gräfe Mont«
Dienst« Donnerst, u. Freit, von 3— -4 Uhr«^
Die generelle und specielle Chirurgie Hr. Prof.
Jüngken Mont. Dienst. Donnerst, u« Freit, von 5—-.
4 Uhr.
Die Akiurgie lehrt Hr. Prof« Rust in Veireini-
eung mit dem Hrn. Prof. Kluge sechsmal wöchent-
lich von 6 — 8 Uhr Morgens; die mit diesen Vor-
lesungen in Verbindung stehenden Demonst»ationen
und häufigen Uebungen an Leichnamen "v^erden noch-
in besonderen Stunden unter Leitung beider Profes-
soren im Cbarite- Krankenhause behalten werden.
Die Lehre vom chirurgischen verbände trägt Hr«
Prof. Kluge Mittw. u. Sonnab. von 10 — 12 Uhr vor.
Ueber Knochenbrüche und Verrenkungen Jiest der»
selbe Mont. u. Dienst, von 10— 'ii Uhr öfFentlich.
' Die Akoldgie oder die Lehre vom chirurgischeit
Verbände trägt Hr. Prof. Jüngken Mittwl u. Sonnab.
von 4 — 5 Uhr öfFentlich vor..
Den praktischen Theil der Entbindangskunde in
Verbindung mit Uebungen am Fantom trägt (Ir. Prof.
i;. Siebold (nach seinem Lehrbache) fünfmal die
VVoche von 8 — Q Uhr vor.
Die Geburtshülfe lehrt Hr. Prof. Kluge Mittw.
nnd Sonnab. von 5 — 5 Uhr; die su den ^eburta«
halflichen Voruägen gehöreadeo Nachweuangen
— 128 •— ■, •
und Uebungen werden in beionderen- .Stande
£nden.
Den theoretischtn und -praktischen Theil c
hurtshülfe trägt Hr« D. Ftfledländer Mont. Mi
Sonnab. Yon a- — 5 Uhr vor.
Die Anleitung zur ärztlichen Klinik in diB
liehen Klinischen Institute der Universittt 1«
von dem Lohen vorgesetzten Ministerium x
bestimmender JLehrer ertheilen.
Die medizinisch'^ chirurgischen Uebungen
nigl. polilslinischen Institute leitet Hr. Pio
land d. ä. tästich von 1—2 Uhr mit Unten
der Herren Qsann und Busse,
IVIit den praktischen Uehungen fährt H
JVolfart «uf die bisherige Art fort.
Die Klinik der Chirurgie und jiugenheilk
Itöni^l. Klinisch, chirurgischen- Institut der
fiirät leitet Hr. Prof. v, Gräfe tÄgl. von 2 —
Die Klinik der Chirurgie u« jiugenheilkuu
Hr. Prof. Rust viröchentL fünfmal (mit Ai
des Montags) von g|' bis so| Übs im Königl.
gischen und ophthaimiatrisehen Klinikum c
i'ite- Krankenhauses leiten,
Ueber syphilitische Krankheiten wird H
Kluge Mittw« u. Sonnab. von 8— 10 Uhr i
xite-Krankenhaiise klinischen CTnterricht ertt
Die gehurt shüljliche Klinik in der Enibii
anstalt der Universität und die damit in Verl
stehend« KJinik für Geburtsiiaife und Krai
dcfr Frauenzimmer und neugehomen Kinder lei
Prof. V, Siehold Mont. Dienst. Donnerst* un<
von 4 — 5 Uhr.
Die gehurtshülfliche Klinik leitet Hr. Di
läntler Mont. Dienst. Donnerst, u* Sonnab. T
4 Uhr.
. , Die gerichtliche Jlrzneikunde lehrt Ilr. Prot
. Ä#r Mont. Mittw. n. Freit, von 3—4 ^br.
Dieselbe- Hr. D. Barez Mönt. Dienst. Do
n. Freit, von 6—7 Uhr Morgens.
Gerich tlichd Medizin mit praktischen ü«l
in der Abfassung von Befundscheinen, Gutic
9, V7. Hr. Prof. Casper Dienst. Milt^. u. Ff»
la^— 1 Uhr.
Theoretische und praktische Thierheilkw»
Kameralisten und Oekonomenlir.D. üfc^i««
pienet. u. Donnerst, von 5 — 4 Vhjc.
— 129 —
lyie X^ehre von den Seuchen sammtlicher Hdut*
^ ihiere und gerichtliche Thierheilkun^o Derselbe wo»
-chentlich in drei Stunden, ' '
. ' Celsuf Bücher von der Medicin wird. Hr. Vtotm
■ Hecker wöcl^entl« in zwei Ständen ölFentlich zu er*
Klären fortfahren.
. Unterricht in den Augenoperationen und in einm
-' zelnen Gegenständen der filedicin, Chirurgie und Aum
genheilkunde wird Hr. Prof» Jungken privatissime er-
_ tlieilen. -
' Ein Examinatorium üher Chemie und Pharmacia
tihrt Hr. Prof. Schuhärth fort Mittw. Freit, und
. Sonnab. von 4 — 5 Uiir auf die gewohsitd Weise au
halten*
,•
Miseellen Preufsiseher Aerzte ans den oiertelj ährigen
ßanitätsherichtenm '
(Fortsetzung.)
. Opisthotonus, — Hr. Dr« Schnuhr beobachtete
•inen inerkwürdigen Fall yon Opisthotonus bei ei-
nem 3Jährigen gesunden und lebhaften Mädcbcn in
Folge einer geringen Erkältung in Zugluft. Di«
"Halt - und Rückenmuskelh waren so zusaninneng«-
- sogen, dafs die Schulteiblätter nur eine Handbreit
von den Natihus entfernt standen ^ der Kopf nach
hinten und unten unbeweglich >. die Augen aus ih<-
xen Höhlen hervorgetrieben, das Gesicht roth 9 die
Halsvenen strotzend, das Athemhohlen erschwert,
der Ddund offen, der Puls klein, gespannt, doch
.nicht beschleunigt, die Haut heifs und . trocken,
aber Hände und Fufse kalt, die Muskeln der Vor-
derseite in der gröfstmöglichsten Ausdehnung, und
jeder Versuch des Kindes, sich nach vorn zu beu-
gen» vergeblich* Patientin wurde eine Viertelstun-
de lang in einem warmen Senfbade gehalten , hier-
auf in einen Schaafpelz gewickelt, und ihr innerlich
' eine Mischung aus 2 Quentchen Brechweins, 1 Unze
TkTxWer^^schen Liquors, 2 Unzen £aldrianaufgussef
mit Saft halbstflndlich lu einem starken Theelöffei
Journ.LXlV,B.4.Sc. I
— 130 ^
▼oll l^egeben , wortuf Schweifs und nonDiles Yi
bältnifs der* Muskeln zwar snrfickke&rte, dis Ob
fläche des Körpers dennoch sehr eropfindlieli l)fi
Am folgenden Tage trat der Krampf mit vermiit
cer Heftigkeit und ohne Theilnahme der Rftd
inuskeln wieder ein, wich aber im ^arracDl
nach kurzer Zeit, und kehrte später nicht wieji
Mittel hei Kolik^ — • Der Kreisphysiliai
TVolJf cu Calau bediente sich in mehreren l
Siäckigen Fällen von Kolik mit VerstopfanCi
Bhitentziehungen und ander« geeignete MittNi
helfen wollten, mit grofsem Nutzen einer hi
iung des Extract, jiloet aquosi in Aqua Amygd
amarar» Die peinigenden Schmerzen wurden dsd
vermindert» und die Ausleerung ron iBusammc
ballten, oft die Gröfse eines Hühnereies übei
genden Schleimklumpen wurde bewirkt, nich d
wiederholten Abgang die lästige Verstopfan^
schwand^ und die Genesung herbeLgeführt wäv
Eben so heilsam wirkte das Mittel da, wc
Verstopfung weniger hartnäckig war, und nnr
fse Flatulenz die Kolikschraerzen unterhielt.
(Die Fortsetzung folgt«)
Die Bihliothek d. pr. tleilkundt jfpril d* J. entU
C. Sundelin Handbuch der Hsilmittallehre,
H. jt» Göden von dem Delirium tremens.
Kurze litterarische Anzeigen»
J. C. G, Fricke^s Bericht über seine Reist i
Holland, zur Erforschung der dort hemüm
Krankheiten^
Erster und zweiter Bericht über die AdsnbdOn
des allg» Krankenhauses in Hamburg»
C G* Hesse über das Schreien der KindsTm
W» Thomson ön the Extraction of CalcaU]
the Orinary Bladder*
Akademische Schriften der üniverti
zu Berlin»
H, Bamiferg de Hydrocephalo acüto*
J. H. €» Metzis de Bubonibus syphilitias^
,L. Neustadt de Abscessu frigidd scrophubm
* 0
Liitterai'isches Intelligenzblatt.
No. IL 1827,
Mi
Organisehe Chemie.
Bei Leopold Vofs in Leipzig erschien so eben: ^
JB.epertorium der Organischen Chemie y von O. T,
Rechner. Ersten Bandes xiveite ^btheilnng^ tl^i
8W«i Kupfertafeln« gr. 8* 3 Rthlr. 8 6'»
welcbe Abtbeiluiig die ausführlichtte Darstellung
der Mkaloide^ der diesen sieb anscbliefsenden Stoffe;
des Gerbstoffs; des Rhaharbarins s des SioiFs der «^y-
ringa communis; .dei Ulmins; der Pflanzenextracte
und Extr^otivstoffe,- ^es' Senegins ; Polygalins,* Iso^ •
lusins ; Saponins^ des wirkenden Stoffs der Asclep, .
vincetox.: des Pikroglycions : Gummis; ^Bassorins:
'^mylons; tnulhis; Zuckers; der Pflanzen* oder Holt»
faser; und der Farbestoffe enthält.
. Ein genaues RegisteV wird geliefert werden»
r/i. S'ydenhami Opera,
Von mehrern Seiten durcb Sachkundige aufge«
muntert» .bat die Verlagsbandlung von Leop, yofs
SU Leipzig den Entschlufs gefafst, eine Reihe der
altern medizinischen M^erke von bleibendem ff^erth»
. in neuen correcten und möfilichst wohlfeilen Aus-
gaben, erscheinen zu lassen, bei deren Wahl das Be-
dürfuifs des Publikums wegen bober Preise oder
Seltenheit der frühem Ausgaben hauptsächlich sur
Richtschnur dient. Sie ist deshalb nie mehrern
ausgezeichneten Gelehrten des ärztlichen Faches in
Verbindung getreten , welche far die . Herstellung
des Textes nach^ den besten vorhandenen Ausgaben,
fiür genaue Correctur, für die nöthigen Indices nnd
eine Vita autoris sorgen werden ; anderweitige No-
ten' finden nicht Statt.
Jeder einselne Schriftsteller bildet ein Ganzes
und wird far sich verkauft. Doch soll dafür ge»^
sorgt werden^ dafs durch gleicbmäfsigo Behandlung '
~ '7 -
und Aiisstattunfi; die einselnan SebTiftitallar tue
gleichförmige Reihe bilden« — Erschienen sind lo
eben s
Th. Sydenkami Opera universa mediea,
Editionem teliquis omnibus emendatiorem et vUa
auctoris auctam curavit C, OottU KuTin^ Prof.
Vhysiol, et PathoL jjubl, ord, et plur» soeiet» «tb-
dit. menibr. 8* cinonnirt 3 Thlr.
Diesen wird zunächst Mo rgagni Do iedihas
et eausis morhorum^ cur» J» Radius^ folgen, wel-
ches im Drache bereits weit vorgerttoht ist.
Physiologie*
So eben erschienen bei L. Vofs in Leipzig M* ,
gende für Physiologie wichtige Werke.:
Meckel, (J. F,)f Descriptio Tionnullorum moth
itrorum cum corollariis anatotniCO'physiologieU»
Acced^ tahulae aeneae Vi* . t^ maj» 5 Rthlr.
— — Jrcliiv ßir Anatomie und Physiologie» i8s6i
No. IIL Mit 5 Kupfert« gr. 8. (Dar Jahrgsae
4 Rthlr.)
«
Bei Eduard TVeher in Bonn iit so ehen erschie-
nen and in allen guten Buchhandlungen sa haben 1
Die Lehre von den chemischen Heilmitteln oder Handm
buch der Arzneimittellehre^ als Grundlage fflr Vor«.
lesungen und zum Gebrauche praktischer Aerate .
und Wundärzte 9 bearbeitet von Dr. C H. Ernst
Bischoff y ord. öfFentl. Lehrer der Heilmittellehre
und Staats- auch Kriegs- Arznei -Wissenschaft an'
der Königl. Preufs. Rhein -Unirersität, Ritter dt
s. w* Zweiter Band% enthaltend die zweite Clsjue
der Arzneimittel oder die rteii£ra/<rit ^^raneikörper;
XXXII und 760 8. gr. 8. 182^ 2 Thlr. la ggr.
(ir Band LI u. 580 S- ^8 Thlr. 12 ggr, ißSfi)«
Deagieichen schon im Spät- Herbste des ^04^
gen Jahres von demselben Verf.: ^ =
Üeber die Bedeutung und das Sti^dium der jirtneimit'
teilehre. Zur allgemeinen Yerständigaag und de
\ ■
— 8- —
f
Einladung zu leinen Vorlesnn'gen über dieses
Lehrfacb. 48 S. gr. Q, geh. 6 gs;r. ' ^
Indem der Verfisset dem wiasenscliaftlicli-ärEt*
liehen und wundärttUchen FubliKum in dem vgr«
liegenden reichhaltigen JBande seines ilandbucbes
den. Fortgang seiner Arbeit, der namentlich die
wichtigen Ordnungen der W;t8serstofF-,Blau säure naCrh
den sammtlichen arzneilichen Formen ihres natür-
lichen Vorkommens und ihrer Künstlichen Zuberei»
tiingen, dann der festen narkotischen Stoffe^ der
soliarfeh Stoffe , des Schwefels , der differencirten
Metalle y d^s Jods wie auch Fete, Hars, Gallerte,
EiweifSy Schleim , Mehl, Zucker in sich begreift,
darbringt; 80 hat nicht minder die ernsthafte Bedeut-
samkeit der Aufgab», wie der grofse Reichthum de^
vorhandenen Materiales in ihrer Lösung es unab-
änderlich" mit sich gebracht , dafs nicht allein die
Erscheinung dieses Bandes um Etwas verspätet wor-
den, sondc|rn der Verf. auch wider Berechnung und
Absicht die dritte Clause der sauer wirksamen Arz-
aeistoffe eiiiem dritten und letzten ungesäuxht fol-
Inenden B^nde hat vorbehalten müssen«'
^ Der Verf. hat es inzwischen für ttnerhfsliche
Pflicht des wissenschaftlichen Berufes erachtet, wid
schon die Ankündigung des ersten .'Bandes allgemein
ausgesprochen : die ArzueistofFe , und ohne deshalb
den praktischen Arzt irgend mit dem ihm nicht un»
mittelbar nöthigen Ballaste der chemischen und phar-
naceutischen Notiz belasten zu wollen, in durch-
gängiger paralleler Bezeichnung ihrer Würkung mit
ihrer chemischen Bildung und den daraus auch zu
«ntnehmenden Ergebnissen für die richtige und
beste Form ihrer Anwendung , zur Betrachtung zu
sieben ; — er hat die Wajirnehmung dieser Püichc
sugleicli für wichtig, aber auch für schwierig genug
erachtet 9 um ihr durch die zugleich'genainnte kleine
Abhandlung wo möglich einen fruchtbaren Boden
und' einen ergiebigeren Erfolg zu bereiten. Der
Verf. glaubt sich also und bis auf Weiteres zugleich
aber -auch vollständig gerechtfertigt über - die von
ihm. (Band I. Vorrede) gegebene Erklärung , dafs
eine Arzneirhittellehre ohne die Arbeit einer sol-
chen parallelen Bezeichnung forthin weder der Pflicht
der Wissenschaft, noch dem Wahren Bedürfnisse dös
Arztes genügend erksnnf weiden könne und aOifs;
N^
— 9 —
. ■ '
lind scfameichelc tich in dieser Hiniiclic
Kuntfigenoisen in dem nun schon {:rö£iten
vollendet yorliegenden Werke eine Arbeit d^
tenywie Weder die Liiteratnr des Ion- n(
viel dem Verf. bekannt , des Auslandes sie ai
sen hat. — - In dieser Regung hat der Vct
auch kein Bedenken getragen, seinem Werl
che und nicht gering« Opfer su bringen; :
lieh aber um forden anheilenden Arzt, wie
gröfsere Zahl der praktischen Aerzte und
ärzte einen Preis aufrecht xu erhalten , um '
kiein ähnliches Werk von diesem reichen
und Inhalt zu finden seyn dürfte; — und ii
selbe um so mehr -einer theilnehmenden
gung seines Werkes bei gründlichen Mann
trauend^ entgegen.
Systematisches Handhueh der Pharmacie znmi
akademischer Korlesungen und zum Unter,
gehender Jpoiheker^ von Dr. J. Bj Ti
dorff. Dritte, mit Berücksichtigung dt
Preujs, Pharmacopöe,, völlig umgearbeitt
läge, Verlag der Keyser^schen Buchhanc
Erfurt«
Die beiden ersten Ausgaben dieses Wei
gütig beurtheilt und- freunalich aufgenomm
ohngeachtet der Wiener und anderer Nacli
vergriffen worden , und die fortdauernde l
ge giebt mir einen schmeichelhaften Bewe
ich mich noch de» Beifalls meiner Zeitgeno
freuen darf. Seit der zweiten Ausgabe diesei
haben die Naturwissenschaften ungemeine
schritte gemacltt, die Pharmacie ist nicht zu
Wehen und hat sich auf einen weit höheres
Sankt geschwungen y besonders seit der Aus]
er Stöchyometrie. Dieses machte aber eine
ans neue Bearbeitung meines Handbuch i
eine Bearbeitung, die dem heutigen Stand
der Wissenschaft gem&fs war, una ich bab
derselben mit aller Liebe unterzogen. Seil
als 40. Jahren mit einer Wi^senselaffc theoretii
praktisch vertraut, die meine Freundin w
früher Jugend an, ist es mir nicht schwer^
den» ihren Schritten zu folgen; ich darf aii
— 10 -
t
Mfhnieielielii y claft di« nepe Aufgabe meinet
Ibuchs der -Phannacie den Ansprflcben Genüge
m werde y. die man mit Reche an Werke dex
^en Zeit machen darf/ Beiläufig will ich noch
itken,' dafs ich dabei auch die neueste Auf-
der preuffisohen Fharmacopöe ber&cksichtigen
[e.
E)aa Werk wird einige 40 Bogen stark werden
, Octar und ökonomisch gedruckt, mit schar-
I«ettern, auf gutes weifsea Papier , und im La*
reis j2f Hthir« kosten. Da mir nun aber sehr
daran liegt» es den Pharmacevien um einen.
billigern Preis zU liefern, so habe ich mich
ier Verlagshandlung über einen Subscripcions-
Tereiaigety wonach alle diejenigen« wolche
Inda Juni a. c. unterzeichnen, das Werk fdr
ilr. 35 Sgr. (I Rthlr. Ao ggr.) durch eine jedß
Handlung erhalten, und Subscriptionssamniler
auf zehn ein Frei * Exemplar» Die Namen der
Subtoxibenten sollen dem Werke vorgedrackt
len. . ' ^ ■ ,
[eh Ter sehe mich von meinen Freunden und
^Theil ehemaligen Zöglingen recht zahlreicher
fBeichnung, und bitte die Herren Kreir» Direk»
\j.des .Apotheker 'Vereins im nördlichen Deutsch-
sich der Sammlung der Subscribenten in ihren
ftjt gefälligst zu unterziehen, welofaes ich mic
idttm Danke anerkennen werde«
lyfurt, im März 1827.
Dr. Johann Bartholmä Trommsdorff^
Ritter des königl. preufs« rothen Adler-Ordens*
5ter Klasse, Direktor der königl. Akademie ee*
ineinnütziger Wissenschaften, Profesaor der
Chemie nnd Physik etc»
tliaa von Sielold Journal für Gthurtshülfe,
'maithiimmer^ und KinderkrankMiten. Vll, Ban»
j erstes Stück, " .
i'
3er Inhalt dieseses so eben bei Franz Varrenm
• in Frankfurt &• M. erschienenen Stücket ist
nder:
Noch einige W^orte über die Vetbindune des
«Uiches Eies mit diom üteras, rem Fiomsor
— II —
Caruf KU Dresden^ nebst. einer Abbildang.
l&önnen Geburtshelfer bei Entbindungen tii
Ansteckung und andere schädliche Einw
schütten? vom Professor Oslander su 6
III. Beobachtung einer durch die Kunst b
Entbindung bei einer acfatmouatlichen Sei
Schaft, vom Professor Vrolik £U An^sterdai
einer Abbildung. . IV. K&nn Krankheit einei
gern, welche ein eingreifendes Verfahren
Anzeige cur kflnsrlichen FrahgebarC aeyn?
Kelschy erstem Hebamnienlehrer za Frank
Qder. V» Das Kindbetterinnenfieber, beson
Anleitung der in der Charite 1826 "vorgeki
Fälle desselben , vom Reglern ngsrathe Dr. .
Arzte an der Charite zu Berlin. VI. Uebei
sterben der- Kinder im Mutterleibe^ und
tung einer Sackwassersucht und hyda.tiscfa
tüng des rechten Eierstocks , vom Dr. Pa^
zu Elberfeld. VIL Achter Bericht über di
dunffsanstalt der König!« Universität zu B<
der damit in Verbindung stehenden Polik
Oebnrtshülfe, Frauenzimmer«' und Kinder
ten vom Jahre 1*825, vom Herausgeber , ne
Tabelle und Abbildung. VIIJ. Bericht fiber
gilnge bei der Berliner Charite« Gebäranstalt
18-209 vom Professor jK/n^e, nebst einer
IX — Xll. Die Berichte Aber die KönigL
stalten des Jahres 1825 zu Breslau, Danai
und Cöln » von ihren Vorstehern und Lehi
Andres y Dr. Bruiiatti^ Dr. Theys und Dr.
XIII. Die Uebammenlehranstalten jm König
Regierungsbezirke Minden ^ vom Regieruo|
cinahathe Dr. Meyer in Minden. XIV. F
Miscellen* XV. Literatur. XVI. Kunstanzi
Hejinemann^s anatomisch - gebartshalfli^hen
-präparaten«
Mit diesem -Stücke des Journals ist zu
Zeit ein General -Rctgister über die erste
Btthde erschienen , welches in einem bes
Umschlage beigefügt wii'd. Das 2te Stück
Bandes ist unter der Presse.
mmmmmßm
Journal
d! .
er
:tischen Heilkunde.
1
Heraasffegeben
von
. _W. H « f e 1 an d,,
reoTf« SuAtsrathy Ritter dfs rothen Adler*
reiter Klasse^ erstem Leibarzt^ ^of. lUtM»»
1er Universität sa Berlin, Mitglied dwjL«»«'
demie der Wissenscliafteii etow
und
E» O 8 a n n 9 ^ , *
lern Professor der Mediexn an der Unirerif^
des Medicinisch • Chirurgischen Academid
lilitair su Berlin , undl'. Mitglied mehrerer
gelehrten GeseUsehaften.
■«■MMriMM
*raui Freund f isi alle Theorie^
^oeh grün des Ltebens goldner Baum^
Göthe^
V. Stüök. Mai.
Berlin 182 7.
ackt and verlegt bei G. Reimer.
„■ .'.».VSaK.
■ I I I
L
Ueber die Art,
V
eisenhaltige Mineralwasser durch .
einen eisepien Nagel in ihrem Zu-
stande zu erhalten.
Vom
Geheimen Rath Link
ea Berlin»
■•
Ltie Art 9 eisenhaltige Hineralwäflser dadareli
in ihrem Zustande zu erhalten , da£i man da«
mit, wie gewöhnlich, gläserne Flaschen füllte
diese mit Korkpfropfen verstopft , welche man
mit gepichter Leinwand umhüllt, und eine ei'-*
serne Stange, etwa einen eisernen Nagel ia
dem Pfropfen befestigt , ^ so dafs er in die ein«
gefoUte Flüssigkeit hineinreicht, soll von dem
verstorbenen berühmten Klaproth herriihren^
auch hat man sie, wie man sagt, auf dea
schlesischen Gesundbrunnen zuerst angewandt«
Ohne Zweifel wollte Klaproth die Menge dee
Eisens , welche in diesen Wässern sehr gering
ist, dadurch vermehren, und so halb kfinst-
liehe Mineralwässer hervorbringen« Der Er«
folg ist aber ein ganz anderwr ond sdif mcHU
wardiger.
A2
. — 4 —
Seit beinahe sechs Jahreft habe ich i
FUosberger Wasser gefüllte, und auf die ol
«rwähote Weise verstopfte Flaschen beob»
lety in Vergleichuog mit andern, zu den
ben Zeit, und auf dieselbe Art gefüllten,
dafs in ihnen kein eiserner Nagel befinl
war. Zugleich wurden mir auch Flascbeni
liefert, welche man nur mit Blasenhaot, f
KorkpCropfen , bedeckt, und auf die gewi
liehe Weise verpicht hatte. Es bedurft
allen diesen Fällen nur der Beobaclilung;
föhrliche chemische Zerlegungen waren i
flüssig.
Aus allen Beobaöhtungen ergiebt siel
die Folge, dafs ein eiserner Nagel ^ auJ
erwähnte Weise angebracht, das eiseah)
Mineralwasser in seinem ersten Zustandi
verändert erhält« Es bleibt ganz klar , da
gegen das mit einem eingeschlagenen und
pichten Korkpfropfen verwahrte nach c
Jahre schon einen bedeutenden bränolich-
fsen Niederschlag absetzt , der sich mit dei
immer vermehrt. Eben so wenig schSt:
gläserner Stöpsel vor der Zersetzung; b
läfst eine damit verstopfte Flasche einen
derscblag fallen , bald früher als eine m
nem Korkslöpsel verschlossene, bald s]
immer viel früher als eine mit einem ei8<
Nagel versehene. Die Verscbliefsung mit bl
nur verpichterTälase taugt gar nichts; der
derschlag ist hier bald stärker, als in
idern Flasche. An 20 Flaschen , die auf
ihiedene Weise gefüllt waren ^ «nd di
lehrere Jahre hindurch fast täglich sah,
ch von der Richtigkeit jener Behauptung i
ceugt worden. Die gleichzeitigen Beobacb
- 6 - l
gep des- Hro. Geb. Ratbs Hermbstädi an eben
SO' yiel Flaschen angestellt, ergaben dasselbe.
Man mulJs gar nicht auf die FüiJer der JUine-
ralwässer hören , nnd ihre vorgeblichen Erfah-*
riiBgen; in der IVähe eines Gesundbrunnens
wirken die Gasarten physisch und moralisch.*
Der Nutzen, welchen der eiserne Nagel zur
Erhaltung d^s Minei^alwassers leistet, ist aber
nicht unbegränzt. Nach fünf Jahren setzten
auch diese Flaschen einen Niederschlag ab,
der sich mit der Zeit vermehrt, und vermuthlich
zuletzt eben so stark wird» als in andlern.
. Bei Eröffnung der Flaschen, in denen ein
eiserner Nagel sich befand, habe ich, nämlich,
am Flinsberger Wasser, keinen Gerach von
SchwefelwassersiolFgas verspürt. Da dieser in-
dessen leicht, besonders in lange verstopften.
Flaschen, entstehen könnte, so will ich es der
Prüfung anderer anheim geben , zumal da die'
Beobachtung von dem Zustande des Geruch-
organs sehr abhängig ist. Gewifs kann er nur
gering seyn , und wird sich verlieren, nach-
dem die Flasche geöffnet ist, noch ehe man
das Wasser trinkt. Denn bedeutend kann die
Entwirkelung nicht seyn, weil SchwefelwaS-
serstoSgas das Eisenoxydul niederschlägt.' Viel-
leicht hat man den Geruch von Wasserstoif-
gas mit dem Gerüche von Schwefel wasserstolT-
gas verwechselt, denn jenes entsteht sobald
der JVagel sich nicht allein auf Kosten der im
Wasser enthaltenen atmosphärischen Luft, son-
dern auch des Wassers selbst oxydulirt. Da ^
aber nur in geringer SIenge vorhanden seyn kann,
wegen der geringen Menge des entstandenen
Oxyduls, da es wegen seiner Leichtigkeit
schnell sich entfernt, da es ferner mit dem
- 0 -^
Wasser gar keine mechanische Vfrbindi^lii
eingeht, wie das Schwefelwasserstoffgas, «villi
nur in geringer Menge in den Poren de« W»"
sers enthalten ist, in weit geringerer Mtogsi'
atmosphärische Luft (ungefähr im Verhiilt
Ton 27 zu 64), so hat man davon bei
Trinken des Wassers nichts zn furchten,
das blofse Entkorken wird es ganz entfei
In den Fällen , wo es mir schien, als ob
Eröffnen der Flaschen Spuren von Yft
etoffgas Torhanden waren, verloren sie^
doch beim Einschenken des Wassers toI
In den meisten Fällen wird euch das
nur auf Kosten der im Wasser befiodlic
atmosphärischen Luft oxydnlirt, denn das
entstandene Qxydul bedeckt das Eisen
verhindert die ^oseitero Fortschritte der
dnlation.
Der Ragel bleib« in dem Minerali
nur kurze Zeit glänzend , bald überzieht
eich mit einer schwarzen Farbe« Oeffnet
die Flasche, so kann man den Ueberzn;
Eisenoxjdul leicht absondern. Das Wassff]
denen mit einem Nagel versehenen, bat
allein einen stärkern Tintengeschmack ,
dern giebt auch mit einer AuflSsung von
saurem Eisenkali gebiengt und der Luft
gesetzt^ einen weit häufigem blauen Ifii
schlag. Der Bodensatz in den Flaschen, ^|
in kein Nagel sich befand, hat eiae g^l^^l
weifse etwas ins Bräune ziehende Farbe **|
" »steht aus kohlensaurer Kalkerde mit Eii^j
yd gemengt, denn die Farbe ist tn Mi
I ai^ kohlensaures Eisenox^dül zu d^^g.
Kh giebt die AutjöauDg in Salzsäuren*»
— 7 ' —
blausaurem EisaDkali versetzt sogleich einen
blauen Niederschlag.
Ohne Zweifel wird also der Nagel durch
die in den Poren des Wassers befindliche aU
mosphärische Luft oxjdulirt, und verl^indert
dadurch die Oxydation des in einem Ueber-*.
Schüsse Yon Kohlensäure oxjdniirten Eisens,
ßakänntlich ist das Eisen in der Kohlensäure
und also in den Mineralwässern oxjdulirt ent-
halten, und sobald es aus dem Zustande eines
Oxjduls in den Zustand eines Oxyds über-
geht, kann es ohne einen dritten« Körper nicht
mehr mit der Kohlensäure in Verbindung blei-
ben , soodern fallt nieder. Daher sondert sich
das Eisen von der Kohlensäure endlich in ait-
len Fällen, selbst dann, wenn die Flasche anfli
Genaueste verstopft ist, so dafs alles Entwei-
chen der Kohlensäure rerhindert wird. Bei
dieser Erscheinung sind nun zwei chemische
Merkwürdigkeiten. Erstlich, dafs der Nagel,
wenn er nur mit einer gerin'gen Oberfläche
sich im Wasser befindet, alle atmosphärische
Luft im Wasser beschäjftigt , und die ganze
Oxydation auf sich zieht. Doch ist diese Er*
scheinung nicht ohne Analogie. Wir sehen
iu andern Fällen, äafs der aufgelofste Stoff
sich aus einem Mittel in das andere begiebt
Wenn man über eine Goldauflosung Aether
giefst, dafs dieser gesondert darüber steht, so
zieht sich das wiederhergestellte Gold aus der
Säure heraus und zieht sich in den Aether.
TJebergiefst man eine Auflosung des vegetabi-
lischen Grünstoffs (Chlorophyll) in Weingeist^
mit reclificirtem Terpenthinol , daCs letzteres
darüber unvermengt steht, so entfärbt sich der
Weingeist und das Oel nifipunt die grüne Farbe
- 8 .«■ - .-
dafür an. Die zweite MerkwiirdigkeiC isl^ da£i
die Kalkerde in den Flaschen, worin sich ein
eiserner Nagel befindet, später niedergeschlagen
wird, ab in denien, worin sich ein solcher Na-
gel nicht befindet. DIan kamn dieses auf eine
doppelte Weise erklären. Man nimmt entwe-
^der an, dals die überschSssige zur Auflösung
d^r kohlensauren Kalkerde erforderliche Koh-
lensäure durch das Eisenoxjdul gebunden wird,
wenn sie sich auch nicht damit yerbindet. Mir
ist indessen keine analoge Erscheinung bekannt,
auch möchte es wohl nicht helfen, hier auif
den GaWanismus zurück zu gehen« Die an-
dere Erklärung ist, wenn man annimm^^ die
Kalkerde werde durch das niederfallende Ei*
eenoxyd mit niedergerissen. Bier konnte man
analoge Erscheinungen anführen ) so wird z.
B. die Kalkerde aus einer Talkerde haltenden
Auflosung mit niedergerissen , wenn man die
letztere durch Ammonium niederschlägt« Da
das Eisenoxyd zu den Erden bekanntlich kdo*
geringe Verwandtschaft hat, so scheint diepa
Erklärung der Erscheinung die am ^neiftten cA-
treffende.
Denn mit der Zeit setzen aueb die Fla-
schen einen Bodensatz ab, worin sich ein ei*
serner Nagel befindet, und auf immer läfst
eich das Mineralwasser dadurch nicht irot der
Zerstörung bewahren. Es eti trieben endlich
kleine Bisse durch Temperaturyerändecungeii
in dem Fechübercuge , wodurch diQ ubtrecbos-
sige Kohlensäure entweicht und der kohlen-
saure Kalk niedetfalit. So wie Kohlensänie
entweicht , dringt atmosphärische Lufl ein , he*
fördert die Oxydation des Eiseuo^cydule , and
toudert es dadurch ebenfalls von der Kjc^enr
* •;= 9 —
«äure ab. Biogeschlagene !t^ork pfropfen var«
schUefsen besser und Jänger als gläserne Stöp--
seif Auch hier lüften Temperaturveränderuti-
gen und die kleinen Erschütterungen, denen
jede Flasche, auch ohne von einem Orte zum
.andern gebracht zu werden, immerfort ausge-
setzt ist*
Es war eine fehlgeschlagene HoiTnung, daCi
blofse Blase die Kohlensaure besser zurück-
halten wirde, als Kork. Man dachte an ^m«
mering's bekannten Versuch, welcher zeigt,
dafs' Blase den Weingeist zurückhält, Was-
ser hingegen durchläfst. Diese. Erscheinung
beruht auf einem doppelten Grunde, Erattlich
entwickeln sich die Weingeistdämpfe beson-
ders und von den Wasserdämpfen getrennt,
^ie die Destillation des Weingeistes bewei-
set« Zweitens hat Weingeist eine geringere
hygroskopische Eigenschaft als Wasser ; er steigt
in Haarrahren länge nicht so hoch als Was-
ser, Die Weingeistdämpfe vermögen also die
Blase nicht so Ivj'^groskopisch zu durchdringen,
als die Wasserdämpfe , und sich auf diese Weise
einen Durchgang durch sie zu bahnen« Aber
die Wasserdampfe yerbinden sich leicht mit
der Kohlensäure und entfernen diese dadgrch
aus den Körpern, denn Wilherit verliert
die Kohlensäure im Feuer nicht, wohl aber,"
-wenn man Wasserdämpfe darüber hinstreichen
läTst, welche ihn zaietzt ganz in reine Ba-
ryterde verwandeln,
Hr. Struve hat in dem zweiten Hefte sei-
ner Untersuchnngen über die Nachbildung der
natürlichen Heilquellen, Dresden /Uud Leipzig
1826. folgendes Urlheil Ton dieser firhi^ltung
der eieeuhaltiget Slineralwasser durch einen ei-
- 10 -
;8erneii Nagel gefallt. „Verdient übrigem,
er , die Menge des in einem M ineralwasM
lofsten Eisenoxjdols so . viele QerücLsichti
80 ist es kaum nothig zu erwähnen, nfie
werflich eine ror kurzer Zeit vorgeschl
Correction der yersandten natürlichen ^
ist« Man hat nämlich aufs neue empföhle]
die Ausscheidung des Eisenoxyduls aus
sandten natürlichen Wassern zu yerhüte
dem Ffropfe der Flaschen einen Eisend«
befestigen. Hindert er die Niederschlagni
Eisens und der mit demselben gleichzeiti
niederschlagenden andern Besten dt heile, i
er sich auf Kosten der in d^m veirsandteD
ser befindlichen atmosphärischen Luft od
Wassers oxydirien. — Dabei bleibt ei
nicht; ist freie Kohlensäure vorhandc
wird nothwendig die Summe des in
Wasser vorhandenen Eisens vermehrte
Erfolgt die Prädpitation deb Eisens de
mehr oder weniger vollkommen , so ist
falls nicht zu bestimmen , wie weit de
balt des gelöfsten Eisens in jeder Flasch<
gen kann. Geniiglich erwiesen ist es j(
wie bedeutend der Einflüfs des in dem
ser gelöfsten Eisenoxyduls auf die sp(
Wirkung eines Wassers ist. Das Gev
verhältnifs desselben modificirt die sp<
Wirkung mehrerer Quellen — Die Aosrai
des erwähnten Vorschlages würde dabe
einen gewissen Kreis erfüllende woUÜ
Wirksamkeit der Wasser gefährden unc
eher machen, und jede sichere Wabl
Tassers für gewisse gegebene Zustände f
isin unmöglich werden." Der VerfasstTi
Mn Buch einen im hohen Grade vrick
r
t
— 11 ^
I
Beitrag zo nnsern chemischen KeoDtnissen
vod selbst zur Geologie liefert , hat hierin
stt rasch genrtfaeilt. Man sieht, dafs er keine
Beobachtungen aber diesen Gegenstand selbst
angestellt hat, denn er spricht zweifelh^t toa
den Erfolgen. Es ist allerdings richtig, dafs^
wenn viele freie Kohlensäure in einem soU
chen Wasser sich befindet, sie das oxjdulirte
Eisen angreifen und auflösen werde. Aber es
wird niemanden einfallen, ein Wasser, wel-
ches seine Wirkungen von der Menge der
Kohlensäure hat, durch zugesetztes Eisen noch
eisenhaltiger machen zu wollen« Aber in den
meisten eisenhaltigen Mineralwässern ist die
Kohlensäure völlig durch kohlensaure Kalk-
erde und kohlensaures Eisen gesättigt t näm-
lich so gesättigt-, dafs die Säure durch ihren
Ueberschufs (jene beiden Stoffe anfgelSfst er-
hält« Sie hat alle Gegenwirkungen einer
freien Säure, weil sie in Ueberschufs vorhan-
den sejn mnls , um kohlensauren Kalk oder
iLohlensaures Eisen aufzulösen. Aber sie ver-
mag nicht mehr von beiden Stoffen aufzulö-
sen, wenn nicht die Menge derselben im
XYasser vermehrt wird. Es läfst sich auch
'Wohl erwarten, dafs diese Wasser # indem
sie durch Lagen von eisenhaltiger Kalkerde
lunflielsen, so viel von diesem Stoffe aufneh-
men werden , als sie vermögen. Wirklich ist
auch in dem Flinsberger und ähnlichen Mi-
neralwässern eine so geringe Menge Kohlen«
üure vorhanden, dagegen eine so bedeutende
Uenge kohlensaure Kalkerde nebst wenigem
Eisen, dafs es nicht im Stande sein wird.
Doch mehr Eisen aufzunehmen. Der Hn Vi»
nieuit femer, vrenn ein Niedeftchlag exlblfa^
- 12 —
80 werde man nicht wissen können j '
^ Tiel noch Eisen im Wasser vorhanden
Aber dieses ist auch der Fall , wenn eio 1
derschlag ohne Nagel erfolgt. Ich halte
her die Erhaltang eines eisenhaltigen H
ralwassers dadurch, dafs man einen Nagel
einbringt, für sehr zweckmäisig, und üb
anzuwenden.
k ■. .
4^ 13 —
iriUtfiMMMHMM
imtmmmi^
IL
Schneller Tod,
durch
spontane Durchlöcberung des Magens
herbeigeführt«
Nebst Bemerkungen
übör
die Gastrohrosis überhaupt tind ihre Ter-
schiedenen Arten,
von
Dr. J. H. Becker^
Grofsberzoglich Mecklenburjg*iScbwerinichen Ge-
heimen • Medicintl - Ratha ui^d Leibarzte
SU Parcbim
(Bescblufs. S. voriges Stack dies. Joamtls*)
4. Die durch T^erdünnung der MdgenhütUe
herbtigejührte Gastrob'rose.
Dafs wirklich eine krankhafte VerdSnonng
der Blagenhäute, in grüfserm oder geringerm
Umfange^ eben so gut Statt .finden könne, wie
in andern Organen, namentlich in d^r Sub-
stanz des Herzens — ^ wodurch denn eben«
falls Zerreilsung der Herz-Subetans Tsnuil^'
/•
-* 14 4^
wird **) -^ ISfst sich schon anftlogisch
ten ; dafs sie wirklich in manchen Fällen
finde, haben mehrere Beobachtoogen be
sen. — Hr. Scoutetten hat hierauf , untei
dem, besonders anfinerksam gemacht, so
auf die Verdünnung der ScNeimhaui des
kanals überhaupt. Er unterscheidet 2
derselben. Die Schleimhaut ist nämlich
weilen dünne und zugleich erweicht, fut
lefrtartig, eine wahrscheinliche Folge eines
hergegangenen entzündlichen Zustandes.
Eine andere Art der Verdünnung, die
der Entzündung gar nichts genftein hat,
det sich bei Greisen und ist als ein
atrophischer Zustand zu betrachten. —
durch eine solche krankhafte Verdünnung
Magenhäute wirklich Gastrobrosen t<
werden können , erhellt ebenfalls aus m
Beispielen , und wird von mehrern Beoi
tern in den Fällen angenommen, in wel
man keine von den übrigen Ursadien,
durch sonst spontane Gastrobrosen rera:
werden, entdecken konnte, oder, wo tnan
der bekannten Hauptformen antraf, in denen
sonst zu erfolgen pflegen, wo also ein
zündlicher, ulcerirter, excoxürter, braai
oder ein gallertartig erweichter Zustand
Magenhäute fehlte; und endlich auch d
wenn man deutlich eine Verdünnung der
*j Einen merkwürdigen Fall von Zerreifsang^
Herzsubsttns von innerer tJrtacho, niKai'
lender Verdünnung und Auflockerung der
•tains des Herztnt, beschreibt Hr, G» R» ^
^^ Hujfeland^s Journal i8»4« Januar, S. VJ»^.
iL ehnliche Fälle beobachteten die Herren i^C^'
Carrier und Baron , s. Hämburgiscbes Mig
der ausländis^en Literatur der geeamnteaBtf^
künde. Bd. IX^ 8. 541. u. U
~ 15 —
geoliäata , I>e8pnd6rs an * den Stellen beobach'-
tetei welAe die Ferforationen ui^gaben. Bei
Durchlöcherungen dieser Art läfst sich daher
wohl, meint, mit 'Recht , Hr. Dr. Rauch a. a.
O. annehmen : „dafs Verdiionnag einer oder
mehrerer Stellen des Magens vorhergegangen,
etwa darch partielle krampfhafte Wirkung det
Muskelfasern" ( — wie fi. B. in dem bereits er-
wähnten Fall des Htn. Desgranges r-) „oder
darch Absorbtion t so dafs an derselben end-
lich die noch übrigen earten Hautfasern toi
einander gewichen sind/'
Mehrere Beobachter sind anfserdem noch
geneigt, überhaupt da eine krankhafte Verdünn
nun% der Magenhäute j als Ursache der in den
Iieichen gefundenen perforirten Stellen des Ma-
gens anzunehmen , wenn diese zirkelrund, wie
mit einem Messer ausgeschnitten, oder mit
einem Stemmeisen ausgestemmt gefunden wur^
den, und, wenn man zugleich ilire Ränder
ToUkommen glatt, die Magenhäute fest auf
^nanderliegend > ohne Eiterung u. s. w. an-
traf. Aber, bei weitem nicht in allen beob-
achteten Fällen, wo die perforirte Stelle die
^ben angegebene Form zeigte, war eine ver«
dünnte Beschafifenheit der M^igenhäutei sel,bst
nicht in den die Oeifoungen i^unächst timge-
benden Stellen bemerkbar. So führt z. B.
Vetter (Aphorismen der pathol. Anat. §. 165.)
den Fall eines 40jährigen Frauenzimmers an,
die an chronischen Erbrechen gelitten , und in
deren Leiche man eine bedeutende Scirrhosi-
tat des Fylorus fand. Zugleich entdeckte man,
neben den scirrhösen Fylorus, an der vordem
Fläche des Magens, ein zirkelrundes Loch,
wie ausgeschnitten , ohne irgend eine Spur Yon
— 16 —
I
Entzundang oder gewaltsamen Zerfressung i
um dasselbe. Hr. Vetter meint: „dafs in
sem Falle d^e Durchlöcherung des Magau
mahlig durch Yerdännung und gänzlidie
saugung der Substanz in jener Gegend
standen seyn müsse.'* Von einer hi6t y
genommenen Verdünnung der Magenhäat
die Oeffnung umgebenden Stellen -*- wie
allerdings in andern ähnlichen Fällen beo
tet ward — ist nicht die Rede ; eben sc
nig, wie in dem Falle, den Gerard der
mitlheilt* Slan müfste daher truwedtr a
men, dafs in, diesem und. ähnlichen f
dennoch eine andere^ unbekannte Ursacb
DurchlöcAerung verursacht habe, odtr^
die verdünnte Stelle des Magens blob
ortlich und allein nur auf die nachher ]
rirt gefundene Stelle beschränkt gewesai
60 dafs mithinj, nach erfolgter Perforation
der früher Statt gefundenen und sie vera
ten Verdünnung nichts mehr wahrgenoi
werden konnte. Fände die$ wirklich Sta
möchten alle Iteobachtungen von Gastrobi
wo man ton den bereits' sonst aufgefanc
abnormen BeschalTenheiten der Magen
keine entdecken konnte, durch eine sc
blofs partielle Verdünnung der Magenhäatfl
beigeführt seyn , durch welche Annahme
mehrere Fälle ihre Erklärung fänden, be
nen man sonst in Verlegenheit ist, zu be
men, unter welche Categorie sie gehören.
I?ird durch diese Annnhme, die z(rMrün(£
thüffenlimt der perforirten OelTnungen,
immer nicht erklärt, eben so wenig, wiec
die versuchte Erklärung des Hrn. Dtsgri
von der bereits die Rede war. -Hr. yettt^
ohne sich über die andern , durch Tield 1
- 17 -
achtuDgen bestätigten Ursachen der GastrobroS
senja. a. O. 2a verbreiten — sagt daselbst:
^«nieistens ist jedoch diese Zerreifsung oder
Durchlöcherung des Mageos die Folge einer '
andern Krankheit^ 'vrenh nämlich der Ans»
gdnfg des Magens durch angeschwollene t)tn-*
sen zusammengedrückt , oder durch eine scir-^
^rhose Verhärtung sehr verengert wird»'' — -
und führt das eben erwähnte Beispiel des
^ 4pjährigen Frauenzimmers als Beweis an. Der
Hr. Yf* scheint demnach anzunehmen: dalls
durch Verdickungeü und scirrhöse Yerhärtun-^
gen einiger Stellen des Magens, die Vtrdiin-^
nung, rnderer Stellen dieses Organs, wodurch
eben zu Durclilocherungen desselben, von die«
eer Ursache abhängig, prädisponirt würde, her-
vorgerufen wird. Und wirklich scheint in dem
Verhältnisse, als dlt yegetation an einigen Stel-
len des Magens krabkhaft gesteigert wird, di^
JR€9orbtion der einsaugenden Gefafse in andern
Stellen sich zu vermehren, durch Aufsaugung
der Substanz eine Verdünnung der Magenhäuta^
herbeizuführen, und dadurch zur Entstehung
einer Perforation Veranlassung zu geben '^)*
Auch Cruikshank nimmt eine krankhaft ver-
mehrte Wirkung der einsaugenden Gefafse als
Ursache der erfolgenden Durchlöcherung des
Magens an, wiewohl er diese Annahme (we-
niger angemessen) mehr auf die Fälle anwen-
det, in denen eine widernatürliche, gallertar-
*) Dtrt dagegen in Tieltn Füllen Yerengernngen
nnd Degenerationen des Pförtner*f mit Hyper«
trophie der Muskulär- Substanz des Magens , in
ihrer gansen Ausbreitung 8utt finde, behauptet
Hr. M. Louis — jirchiv0S generale^ de Medim
eine; ßm« Annee, Tonu Ir* h Paris 1824 —
doch gewifs zu allgemeia^ wie mehrere Beob*
Achtungen lehren«
Jonra« LXI \r. B. 5. St. B
^ 19 _
Endlich kann die VerdfintiaDg der Magen«
'häute aDgeboren seyn, und kann dieser ur-
sprüngliche Bau des Magens zu nachfolgenden
Zerreifsungen derselben VeranlassuDg geben.
So fand z. B# Hr. Keppelhout a. a. O. S. Ö5.
bei der Zergliederung eines 10 bis 12jährigen
' Knaben in den Häuten des Magens, an des-
sen hintern Theile, eine sehr dünne Stelle*
Es mangelte hier die äufsere Membran und die
iDusculöse Haut, so dafs dadurch die nervige
und innere Haut, an einer fast 2 Zoll gro&eä
Stelle blofs lagen.
Wenn in mehrern Fällen nnr einzelne
Stellen des Magens in einem sehr yerdünntea
Zustande gefunden wurden', so fand Hr. Dr»
G, Ph, Ißicliaelis zu Haarburg dagegen in def
' Leiche eines Mannes, der, nach mehrjährigen ^
sehr quaalvollen Leiden, die auf Desorganisa»
tionsfehler in den Eingeweiden des Unterleibes
hindeuteten, nach den scbrechlichsten Beäng«
stiguugen starb, eine ungeheure Ausdehnung
des Magens, dessen Fundus sehr dünne, dem
Platzen nahe war, mit gleichzeitigem mürben
Zustande seiner Häute, doch ohne Vorhanden«
seyn einer Gastrobrose. Diese merkwürdige
Ausdehnung des Magens war, meint der Hr.
Vf., durch eine Verengerung des Duodienum
erzeugt , diese aber durch eine Verhärtung he-
wirkt worden . welche mit dem Pancreas in
Verbindung stand ; s. ^li/e/and's Journal, Jahrg.
1812. Februar. S. 39. . — Aehnliche Bemer-
kungen verdanken wir den Hrn. Rob» Kinglake
— London medical Journal. 1789. T^oL X. P«
JV. p. 341. — und Andral — v, Fr6nep*$ No-
lizen, Bd. IV. Nr. 21. S. 334. — Auch Par^
tal fand in mehrern Leiche» eine grolJM E|Ui '
B 2
- 21 -. ■■
die Ränder des Lochet waren ganz dünne, — ■
The London medical Repository' by Copland,
, l^oL XX. 1823. p. 117.
«
Der Hr, Recensent der T^ogeTschen Ueber-
setzjUDg Yon Cruveillüer^s Schrift: über die gal-
lertartige Erweichung des Magens -^ „beob*
achtete eine Verdünnung der Magenwand, mit
Zerreifsung bei einem 9jährigen Knaben, der
unter sehr unsichern Symptomen, die ^um Theil
auf ein Hirnleiden hinzudeuten schienen, starb.
Als UauptYeran^ssung des Todes ?and man
eine Zerreifsung des Zwerchfells linker Seite,
durch welche die Milz und der grofste Theil
' 4^s Magens in die Brust getreten waren. Die
BrastLöhle war mit Speisebrei angefüllt,, und
es fand sich ein Loch im Fundgs des Magens,
'welcher in dem Umfange eines j^peciesthalers
EU einer ganz dünnen, fast serösen Haut ohne,
eigentliche gallertartige Erweichung umgewan-
delt war. Was ip diesem ganz isolirt da ste-
henden Falle, Ursach, was Wirkung gewesen
eeyn mochte, bleibt schwer zu entscheiden;^'
s. Rust's crit. Repert. f. ^. ges. Hellk. Bd. IL
S. 315.
Vorzüglich gehört hieher das Resaltat der
Leichenöffnung des Staats »Raths v. JR. , wel-
ches, nebst der Krankengeschichte, Hr, Dr«
Hauch a. a. O. mitlheilt; und mit Recht fol-
gert der Hr. Vf.: dafs in diesem Falle eine
Verdünnung der Magenhäute die Gastrobröse
Teranlafste.
0
Endlich läfst sich denn auch mit grofser
Wahrscheinlichkeit der Fall, den Hr. Dr. Tri-
fiüis a. a.-O. bekannt machte, unter diese Art
der Gastrobrpte bringen. Ich ersuche meiiie
— 23 —
Bgefa der adbärirt£fn Theile veHetcte Gleich-
9ficht der Ausdefanungea der Magenhäute in
y-schlaffern, gesenktem Stelle vor dem Py-
fi8 passive Congestion, immer tnehr Er-
ilaiTung und nach und nach Verdünnung herbei-
^hrt; in den leti^iten Wochen des Lebens aber
rfte eine wirkliche, auf jenen örtlichen Zustand
gründete Ausartung des gerade hier concen-
rten Magensaftes anzunehmen seyn, die^ we^
gstens in ihren Wirkungen , auffallend an
I macerirenden Eigenschaften des Acidum
taUcum erinnert. In- dem letzten Anfalle der
ydialgie rifs diese Stelle ein , 'u)id die Ergie-
ibg jerfolgte, mit Nachlafs der örtlichen Ma-
»annungen, schon damals, wie sich aus
ntleerung, des ungefärbten Schleims durcU
letzte Erbrechen ergiebt. Das Zirkelrundei
1 Loches, ^o wie dessen peripherische An-
hrellung, ist der, im Verlaufe der nachfül-
len gelindern Zusammenziehungen gleich-
teug erfolgten Zurückweichung der Magen-
piltanz zuzuschreiben.^'
f. '
, Es bestätigt demnach dieser Fall ScoutetUn's
ittlerkuDg: dafs nämlich die Verdünnungen
f Schleimhäute des Magens und , Darmka-
I« mit einem erweichten , inacerirten -Zu-
ftde verbunden seyn können. Die Erklä-
lg, welche Hr. Trinius über die auch hier
kfcachtele zirkelrunde Beschaffenheit der per-
ii;ten Stelle giebt, ist freilich sehr ^scharf-
l)]g, inöchte indessen doch nicht genügend
ti, die wahre Ursache dieser räthselhaften,
schon beobachteten pathologischen Erschei-
Cig so aufzuklären, dafs fernere Untersu-
^Dgen dadurch überfiüfsig gemacht wären.
- 25 --
I
Lungen, der Leber, der Milz ^) u. s. w. ge«
funden wurden , so gehört die Frage : ob diese
Krankheit , in allen Fällen , virirklich für ein
pnmdVcs Leiden des Magens, wodurch die iibri^
gen, krankhaft gefundenen Eingeweide nur in
Mitleidenschaft gezogen würden , oder für ein
secundäres^ als ßeiiex krankhafter Zustände
anderer Gebilde, auzunehi/ien sey? — nicht
zu den überflüssigen. Nicht minder iingewifs
und ischwankend ist unser Wissen über das
eigentliche Wesen, die nächste Ursache der
Krankheit^ yon der wir hier reden. Dies be^
weisen die widersprechenden Ansichten dar-
über, sowohl der altern, als der neuesten
Aerzte« Unter letztem machte bereits Hr. Dr.
Jäger a. a, O* auf die Analogie aufmerksam,^
welche zwischen der Ton J3ö7ir zuerst beschrie«*
benen Putrescenz der Gebärmutter , dem Spi-
lalkrebse und manchen phagadänischen Ge-«
schwüren, mit der gallertartigen Magen -> Er--
weichung, Statt findet. Hr. Medic. Rath Kiaatsch
in ^Berlin hat — Hufeland's Journal 1823. Jan.
12. Febr. H. — diese Idee mit vielem Scharf-
sinne weiter verfolgt und aufs neue auf die
unverkennbare Analogie 9 welche zwischen dem
Ifqma, oder Wasserkrebs, — der Putrescenz des
Uterus und der gallertartigen Erweichung des
Blagengrundes Statt findet, ebenfalls hingewie-
sen. In diesen Krankheits formen findet eine
wirkliche organische Zersetzung, eine wahre
Auflösung der nächsten organischen Bestand-
theile und dann erst nachfolgende Zerstörung
Statt, welche durchaus von der eigentlichen
Gangränescenz in ihrem Wesen abweicht und
*) Hr. Fleischmann — Leiohenöifnnngen'; Erlan-
gen i8i5. — ^ hält den Einfluft der Müs £ur Ent-
stehung dieifr Krtnkbeit fdr «ehr wftfnttUpb«
¥'
- 27 —
Wirksamkeit iev Holzsäure gegen dies' Uebel,
worauf sowohl Hr. Dr. Klaatsch a. a. O. , auf
die angegebene Analogie gesliitzt, als der Hr.
Recensent der P^ogeVschen Uebersetzung xpa
CruveWikr^s Abhandlung in RusVs crit. Reper-
tor. Bd. n. S. 314. — fast gleichzeitig auf-
merksam machen , bestätigten. Die yon dem
Hrn. Hofr. Pittschaft neuerdings bekannt, ge^
machte Erfahrung. — RusVs Magazin, Bd. XXL
S. 203. — berechtigt wenigstens sehr zu die-
ser schönen Hoifnung. — Dafs, in dem von
dem Hrn. Dr. Ppiejsniann — Horn^s Archiy f.
med, Erf. 1824. Septbr. Octbr. S. 205. — er-
zählten Falle, wo sehr wahrscheinlich eine
beginnende gallertartige Magen - Erweichung
bei dem Smonatlichen Kinde Statt fand, die
auf Anrathen des Hrn. Prof. Nasse gegebene
Salpetersäure sich so wirksam zeigte und der
anfangenden Zerstörung der Magenhäute ent*
gegen wirkte, spricht ebenfalls sehr zu Gunsten
jener, auf* Analogie gestützten Ansicht. Sehr
wahrscheinlich würde man auch in der Chlo^
rine, oder der oxygenirten Salzsäure ein Mit-
tel finden , die besagte Krankheit im Anfange
ihres ersten Entstehens — falls man so glück-
lich wäre sie dann zu erkennen — zu besei-
tigen, und es wäre §ewifs der Mühe wertb,
darüber Versuche anzustellen , um so meh*r,
da die Chlorine in manchen Kinderkrankhei-
-ten, wie z. B. auch in der Mundfaule, sich
8o wirksam zeigt, und, wie auch mich wie-
derholte Erfahrungen iiberzeugen, ganz das
Irob verdient, weiches der Hr. Geh. Rath Kopp^
in seinen trefflichen Beobachtungen , ihr bei-
legt. Würden sich die Wirkungen der Säu-
ren in dieser Krankheit bestätigen , so würde
auch Jäger''8 pathogenetische Hypothese dadurch
— 28 -n
noch meTir ao Wahrschauillobkeit gewmi
$o.wie Pemherton's Behauptung: dafs der!
cefs der , rilanzensäure- Bildung Aurch U
ralsäuren aufgehoben werde, — eine Beb
lung, fdr die von Hrn. Prof, Seiler im B
sehen Archiv f. ined. Erf. niedergelegten
fahrungen sehr sprechen — • eioe neue &
erhalten. Doch wir , übergehen alle we
Bemerkungen über das Wesen , die Urs»
die Symptome, die diagnostischen Zeichei
die therapeutische Behandlung der gallei
^n Magen- Erweichung, so wie die Hii
6üng aiuf die hieher gehörenden Krank
scfiichten und Leichenöffnungen sowobl
die hieher gehörende Literatur, und sei
diesen Aufsatz genügend ^ noch einen
auf die Beschaffenhßit der, durch die
thümliche Krankheit, in mehrern Fäll«
fvei/en herbeigeführten Qastrobrosen seil
werfen. Denn nicht immer endigt diese l
heit ;mit einer wirklichen Unterbrechui
Continuität der Magenhäute und der d<
verursaphten Ergiefsnng der Conlenta d<
gens in die Bauchhöhle, wie z. B. in d«
den Hrn. Joe/, Wiefimänn^ und Krüge
O. mitgetheilten Beobachtungen. Hiedurc
indessen der Charakter der Krankheit
verändert! Fanden aber wirklich Gas
sen Statt, so wichen diese, in Uinsicb
Gestaltung so merklich vpn denjenigen
durch eine abdere der bisher ervvahntei
dien herbeigeführt wurden, dafs mani
schon auf das ursächliche Moment, ^vi
sie verailafst waren, zurückschliefsen 1
Die Resultate der Leichenöffnung gebei
. nach in Hinsicht ^ der Perforationen fi
"Resultate:
> «
4
- 29 -
q) Die perforirte Stelle trifft man immer
obera Theil der grofsen Gürratur in der
e der sogenannten kurzen Geföfse an.
b) Ihre «Gestalt ist mehr länglich , oyal,
Richtung der grofsen Gurvatur folgend.
c) Die Bäoder der Oeffnung sind weich,
ig, zottig; zerschmelzen, gleichsam unter
Fingern , wodurch dann das Loch leicht
ler mehr vergröfsert wird, und haben raei- '
s das Ansehn halb verdorbener, oder durch,
(tische Kalien behandelter thierischer Subr
zen '^ yergl. MeckeVs pathol. Anatomie :
IIL S. 11,
d) liegte man den Magen im Wasser, so
hienen jene Ränder mit ungleichen Frenzen
»tzt, welche, wie Schleimflocken in der
»sigkeit schwimmen , eine Folge des Zusfan-
^ in welcher die innern Häute des Magens,
kigstens an der Stelle sich befinden , wo
L die Unterbrechung ihrer Gontinuität an«
fc/, indem sie nämlich bis auf das sehr dun-
und mürbe Involucrum peritonad in eine
che, schleimige Gallerte aufgelöfst sind.
e) Man beobachtet keinen eigentlichen
Btanzverlust ; die perforirte Stelle ist mehr
Rifs, mehr blofse Auseinanderweichung
gallertartig erweichten Stelle.
/) Weder in dem erweichten Theile, 'noch
lern übrigen Magen finden sich die bekann-
3Ierkmale einer wahren Entzündung. Zu-
len ward indessen der ganze Umfang der
Torirten Stelle ziemlich dunkelroth gefun-
. In einem Falle fand Hr. Jäger a. a. O*
^ die Tunica nervea unter der weichen und
gequollenen Villosa etwas gerothet ;. ing^ei-
— 31 -..
neu der Ofagenhäute Folgen plnes exulcerirten
Zustandes derselben , durch eine vorhergegan-
gene chronische Enlzünduag derselben herbei-
geführt waren. Es ist daher auffallend, wenn
Hr. Dr. Pohl in seiner, übrigens sehr schätz-
baren Ina Mgural« Dissertation : Collectanea sistens
de Gastritidis morborumque qui tarn sequuntw pa-
thologia, Lips. 1822. pag. 25. — die Ableitung
der gallertartigen Erweichung des Magengrun*
des von einer vorhergegangenen Entzündung
der Magenhäute, sowohl acuter^ als chroni-
scher Art, zu vertheidigen bemüht ist, und
scheint der Hr« Vf. oiTenbar andere Krank-
heitszustände von jener ganz eigenthümlichea
Krankheitsform nicht genau genug getrennt
zu haben.
Di% tigentUcIie, wirkliche^ gallertartige JEr^
vmchung der Magenhäute befallt nur Kinder,
und zwar in den ersten Lebensjahren, vor-
züglich vom 4ten Monate an, his zu ändert«
halb Jahren , und zwar am häufigsten zur Zeit
des Entwöhnens und Zahnens, insbesondere
diejenigen« denen man nach dem zu zeitigen
und zu frühen'Enlwöhnen Nahrungsmittel reicht,
welche mit der Zartheit ihrer Verdauüngs-
. Organe in einem Mifsyerhältnisse stehn ; —
dies ist wenigstens das Resultat des gröfsten
Theils der beobachteten Fälle. Zwar wollen
^einige Beobachter auch bei Erwachsenen die
' -gallertartige Erweichung der Magenhäute be-
merkt halben ; dafs indessen „die dünnen Wän-
de des Magens und der Därme, wo man, bei
einem röthlichen Ansehn derselben, sie auf-
gelockert, mürbe und weich anfühlt, was sicH
den forschenden Anatomen bei der Section der
y
— 33 —
sdieinlich erysipelatoser Art -^X ^nclerer Eia''^
geweide auf die Magenhäiite Statt , welche bald
in Gangränescenz überging. So yeihielt es
eich in den von Hrn. Jäger erzählten Fällen^
deren bereits gedacht ist« Der ganze Gang
der Krankheit und« die Beschaffenheit des bei
dar Section gefundenen macerirten Zustande»
der ;Magenhäute weicht hier so offenbar Toa
5*ener Kinderkrankheit ab, dafs über die Nicht-
Identität beider kein Zweifel Statt finden kann»
— - Die Gastrobrosen, welche in diesen Fällen
erfolgten , gehören mithin eo den gangrlinö$mm '
V) In andern Fällen ward der bei der Ob-
doction gefundene, macerirte, erweichte, oft
mit wirklicher. Verdünnung der Magenhäuta
und ihrer Durchlöcherung verbundene Zustand
der Magenhäute, durch tine caustische^ auf cAe«
- iRJfcAe ^rt auf die Magenhäute zerstörend tin»
vrirkende Scharfe^ weicht sich der Orgardtmus
weihst bereitet hatte ^ einem wahren organischen
.Siplico verursacht y und würden diese Fälle
6. die sechste Art der spontanen GastrohrO'^
ee/t constituiren.
Wenn mehrere altere Aerzte, z« B. Stal-
paart van der FFizl — Observat^ rarior, Centur»
Posterior. P. Z observ. 26. — » Wiedmann :—
Act. natur. Curiosor. Vol. VL obs. 15 !• —
Borrichius — Act, med, Haffn, Tom. HL ob^
serv, 36. — u. s. w. unbekannt mit den An-
sichten , welche wir den Fortschritten der HeiU
lunde in den neuern , und neuesten Zeiten
verdanken, offenbar zu einseitig, bei gefunde-
nen Durchlöcherungen des Magens und des
Darmkanals, vorzüglich nur diese Ursache vor
Augen hatten , so ist es dagegen sehr zu ta*
Joum, LXIV«B.5«Sc C
— 36 -^
. heilen haben, und Hr. Sertürner hat ganz neuer«
lieh in seiner Schrift: Annalen für dad Uni-
" Terdalsystem der Elemente, Bd. I. Hft. 1. Gol;-
tingen 1826. — zu beweisen sich bemüht:
dafs sich durch den gestörten Lebensprocefs
schädliche Substanzen bilden, so dafs die mehr«
8ten Krankheiten nur durch natürliche Ver-
giftung, d. h. durch die schädlichen Selbster-
zeugnisse des Organismus begründet, geföhr-
* lieh und tödtlich würden. «— Warum sollte
auch nicht, die fortdauernd auf eine Stelle des
Magens einwirkende corrosive Schärfe des Ma-
gensaftes, der diese Eigenschaft durch eine
pathologische Secretion erhielt, eine solche
zerstörende Wirkung hervorbringen köuneui
eine Wirkung, die man vielfachen Erfahrun-
gen gemäfs , von mineralischen und vegetabi-
lischen Giften beobachtete, wenn diese näm«
lieh Verschluckt , auf die Magenhäute einwir-
keii, das Gew-ebe derselben verändern und so-
wohl Erosionen, als Perforationen bilden? -^
-Warum soll man nicht, wie Hr. Trinius a- a.
O, gethan , von ähnlichen Wirkungen, auf
ähnliche Ursachen schliefsen ? War-um will
man sich mit der hypothetischen Annahmer
begnügen: ^,dal!s, so gut wie die eigene Le-
bensthätigkeit , welche das Flüssige zur Bil-
dung der Fasern .gerinnen macht, auch hin-
reichend sey^ eine Modification derselben an-
zunehmen , welche das Feste wieder zum Flüs-
sigen macht," ohne über das Wesen dieser
krankhaften Thätigkeit, eine klare Vorstellung *
zu haben« Hr. Laisne, der unter andern jene
Hypothese aufgestellt , sucht diese zwar durch
den Gang zu erläutern, den eine in Eiterung
Übergeheode Gastritis nimmt; — dies ist in-
deseen etwas ganz anderes; denn gerade das
C 2
_ 37 —
mehrere Fälle, bei denen man m dieser Hin-
sicht dennoch in Verlegenheit #3räth; z. B.
mit- dem von iFJo/e mitgetheiiten Falle; 8.
Samml. aaserl. Abh. f. pr. Aerzte. Bd. XXIV.
S« 9. — Indessen liegt die Ungewifsheit hier-
über v?ohl nur Jn der UnvoUständigkeit , mit
der mehrere Beobachtungen, angestellt sind.
Zu welcher Art der spontanen Gastrobro-
sen der von mir beobachtete Fall gebore,-
möclite nach dem bisher Gesagten nicht schwer
zu bestimmen seyn.
Die Abwesenheit aller , Zeichen der Gan-
gränescenz und wirklich vorhandener scirrho«^
ser Verhärtungen, sowohl im Magen, als im
Darmkanal in der Leiche der lUahnke beweifst,
dafs in diesem Falle die erfolgte Durchlöche-
rung des Magens nicht begründet seyn konnte;
eben so wenig in einer Verdünnung der Ma-
gefihiiute u. s. w«
Dagegen ergiebt es sich aus folgenden
Gründen , dafs eine chronische Ülceration der Ma^^
genhjautey als Folge einer vorhergegangenen,"
und Stellenweise, noch gldchzdiigen Chronischen
Entzündung der Magenhäute j hier die Gaslro-
brose veranlafst hatt. Denn:
1. Die zottige Haut des Magens ward,
nach Durchschneidung demselben , — zumal in
ihrer äufsern Fläche und vorzuglich im Um-
fange der perforirten Stelle, entzündet gefunden.
in so vielen andern Fällen, durch innere, or«
eanisch - dynamische Krankheitszustände veran-
lafft, und die Würmer nur zufällig im Magen
vorbanden gaviresen, selbst aus den perforirten
Stellen bervorhäneend gefunden worden seyn,
ohne dafs sie selbst die Perforation bewirkt
hatten.
- 38 -
I
2. Die Beschaffenheit der perfoiirtei
«elhst deutend auf eine chronische Ula
Das gröfsere Loch hatte daher an der
Magenhaut einecr grofsern Umfang, als
äufsern Fläche des Magens; der Eile
Ton innen nach anisen die Magenbäo
stört Diese Zerstörung war langsan
nach und Jiach geschehn, daher war d<
des Loches wulstig , glatt. Das Im
peritonati hatte, nachdem die Häute 1
gens selbst an jener Stelle durch die 1
zerstört waren, die Oelfnung noch
und yerschlossen , bis es endlich plötzl
rifs, die Gontinuität des Magens au£
ward, und in Folge dieser Aufhebun
freie Communicatiön zwischen der Hc
Magens und der Bauchhöhle entstao
zackige, zerrissene Beschaffenheit des d
umgebenden Randes setzt dies aufser !
Sehr wahrscheinlich ist es demnach,
Rüs des, die durchlöcherte Stelle des
bedeckenden Blättchen.s des Bauchfelh
in dem Augenblicke geschah, in we(c
das Mädchen, mit der Wäsche bes
rasch niederbückte, weil unmittelbai
der heftige, bis zum Tode fortdauernde«
sich einstellte, Dafs kein wahrer Eitei
innern Haut des Magens gefunden wj
nicht zu bewundern ; tbeils fehlt wal
ter bei solcher langsam fortschreitende
äischen Exulceration der Magenhäutia.
war die vorhandene eitrige Jauche dui
mehrere Stunden vor dem Tode in Ueb
^genossene Getränke, im eigentlichen Si
Wortes, weggespült worden..
3. Die Beschaffenheit der beiden
kleinen gefundenen Löcher des Mageai
— 39 —
f
die hier S^att gefundene chronisclie Exnlcera-
tion 'der Magenhäute aufser Zweifel. Diese
kleinen exulcerirten Stellen hatten die Magen-^
häute noch nicht ganz durchfressen, und bür-
deten nur Vertiefungen in der Innern Fläche
der Slagenhäute von ungleicher Tiefe ^ so dafs
sich an ihnen die Bildung und der Fortgang
der Perforation deutlich währnehmen liefs«
Die Bo lockere Beschaffenheit der Magen-
häute, besonders in der Gegend des Pylorus,
dafs sie eine Trennung derselben blofs durch
Hülfe der Finger gestattete, ingleichen die
rotbgeiarbte, sulzige, so weiche Ueschaiten-
heit des gröfsten Theils der Tunica villosa^
dafs solche sich mit eineta Schwämme weg-
wischen liefs , deutet zwar auf einen gleich-
zeitigen macerirten Zustand derselben ^ der so
oft mit einem chronrftch exulcerirten coexisti-
rend gefunden ward^ kann aber nicht mit ei-
ner wirklichen gallertartigen Erweichung der
Blagenbäute verwechselt werden , wie aus ei-
ner Vergleichung beider, ganz verschiedenen
Zustände^ nach dem bereits darüber Gesag-
ten, erhellt.
Wäre nun gleichwolil in dem erzählten
Falle das Vorhandenseyn einer chronischen
Exulceraüon der Magenhäute, als ursächliches
Moment der erfolgten Gastrobrose nicht zu
bezweifeln, so möchte es dagegen um so schwie-
riger mit Bestimmtheit auszumitteln seyn, was
bei der Verstorbenen die erste Veranlassung
cur Entstehung der vorhergegangenen chroni-
echen Magenentzündung und den nachmaligen
Recidiven derselben gegeben haben mag, als
eie sich seit mehrern Jahrep schon, jeder ärzt-
lichen Beobachtung entzog, und ihre Leiden,
— 40 —
ohne darüber JBa klagen, ertrag. Docbist
sehr wahrscheinlich , dars der erste Vrspr
ihres Uebels sich damals entwickelte, ab
während ihrer, zum ersten Mal «rk
nenden Periode, kalt gebadet, und sich
darch eine plötzliche Unterdrückung den«
zugezogen hatte« ^Denn dafs diese Erkäl
eine bedeutende Störung in ihrem Orgaiii
herrorbrachtia , beweist offenbar ihr dermi
längeres Kränkeln , so wie die nachmalige
fige Unregelmäfsigkeit im Erscheinen dei
geln. Da sie deshalb tiald dieses, bald
sogenannte Hausmittel gebrauchte, unte
nen gewifs auch mehrere aus d^r Klass
Atfzrgcn, sogenannten Emmenagoga, diel
von Frauenzimmern jeden Standes häufig«
man es erwarteii sollte, gebraucht werden
nur zu oft die Entstehung so mancher o
heilbarer Krankheiten veranlassen — m
fanden. Dafs eben durch diese Mittel
neue Veranlassungen zu Recidiven der
nischen Magenentzündung gegeben wurde
um so wahrscheinlicher, als seit di^e
sich die Magenschmerzen bei ihr imme:
figer^ und in höherm Grade einstellten,
eben diese, immer erneuerten Anfälle dei
nischen Magenentzündung waren es, d
mählig den chronischen Exulcerationsz
der Magenhäute, der sich zuletzt mit d(
'Strobrose endigte, herbeiführte«
Das nach dem- Befunde der Leid
nung, mit dem wirklich exulcerirten Zu
4er Magenhäute gleichzeitige Daseyn einei
nnch tntzündlkhm Zustandes eines Theile
selben , ward übrigens in mehrern äho
Fällen beobachtet ; bei der Mahnken w<
3.
— 41 —
sev gleichzeitige entzuDdllche Zustand, höchst
ifrahrscheialich , zufällige Folge eines aberma«
ligen Recidivs der Entzündung , die durch die
EriLältung veranlafst war, welcher sie sich^
8 Tage vor ihrem Tode,*lTei Gelegenheit des
AuSgrabens ^der Kartoffeln ausgesetzt hatte,
und würde» — wenn nicht durch die zufäl-
lige, plötzliche Zerreifsung des^ die bereits
durch die Ulceration zerstörte Stelle der Ma-
genhäute bedeckende Lamelle des PeritonäüiHa,
der Tod erfolgt wäre — zu einer noch grö*
fsern Ausbreitung des exulcerirten Zustandes
Veranlassung gegeben ^laben«
— 42 —
Ein merkwürdiger
zufälliger Vergiftungsfa
höchstwahrscheinlich
durch Veratrum album,
beobachtet
vom
Dr. Wagner,
Physikus des Schweinitser Kreises.
•LfieKuhhirtenfamille Sp. in d^m zum Schm
nitzer Kreise gehörigen OorjPe Colpin, «
Persooen stark, von 1 bis 80 Jahreoibi
in diesetn Jahre vier Scheffel Korn geerodl
welches angeblich von Lolch und Matter -Ko
frei war, und schaffte dasselbe in vier Sach
auf die ohnweit Hohenbucko gelegene 80|
nannte Lohmühle — eine Wassermühle. •
Das Korn wurde geJnahlen , drei Säcke dati
erbacken und das Brod ohne allen NachAi
niossen ; jetzt kam es an den vierten Sad
ad der gröfste Theil des Mehles davon W
Je auf einmal verbacken.
Nach dem ersten Genufs dieses BtJt
bekamen alle acht, vorher vollkommen ^esm
Glieder der Familie, auch der Säugling, ia'
«- •
— 43 —
weit sich diefs aus deD äiifsern Zeichen wahr«
nehmen* liefs.
1. Leibschmerzen, zuweilen, mit einem
Gefühle verbunden , — nach Aussage der Kran-
ken — als sei alles Gedärm wie ein Knäuel
' auf einen Haufen im Leihe zusammen ge<-
wuhden.
2. Sechs bis acht Stunden nachher — qn- '
clere erst den andern Tag darauf — ein gaU
ligtes Erbrechen, und zwar die, ausgebrochene '
SJasse von auffallend grüner Farbe«
3. Eine bedeutend angeschwollene Zunge
und dem Gefühl nach wund scheinenden Mund« *
4. Schwindel y und
5. Widerwillen gegen alle Speisen^ aber
desto mehr Durst.
Ob man gleich dem Genufs dieses Brodtes
die Schuld zuschrieb, so wurde doch bei Wie-
derkehr der Efslust das Brod fortgegessen, in-
I dem die Zufälle vorübergehend waren, und
▼cm Landmann nicht so hoch beachtet wer-^'
den. Der Erfolg war neuer Eintritt und Stei-
gerung der Zufälle. Hierzu gesellten sich noch
a) ganz gelindes kaum bemerkbares Fro-
stein ;
b) gänzliche und über alles lästige Schlaf-
losigkeit und Träumen in völlig wachenden
Zustand , doch kein Delirium ;
c) sehr hartnäckige Oöitructio aivi verbun-
den mit anhaltendem Stuhlzwang;
d) zuweilen — statt erst gedachten Ge-
fühls — Druck im Unterieibe, oder vielmehr
als sei ein Klumpen in demselben , und
.. — 45 — • ■ V
Bern und dem Schweine scliieQ es nicht zu
scliaden — yielleicht bemerkte man aber auch
die Wirkuogen bei diesen blofs nicht, indem
die Hühner unbeobachtet frei herumliefen, und
das Schwein im Stalle eingesperrt war — al-
lein bei den Hunden war der Erfolg anders.
Der alte Hund frafs in disr Regel dieses Brod
gar nicht, aufser wenn et sehr hungrig war/
und dennoch mehr aus Versehn , worauf 6r
es — gleichsam seinen Irrthum gleich bemer-
kend — augenblicklich wieder auszuwürgen
suchte, und auch wirklich, wenigstens zum
Theil, wieder ausbrach» Dennoch schien er
zweimal ganz krank und irre zu sejn; es be-
stand darin, dafs er fleifsig sofF, weder bei der
Heerde noch bei seinem Herrn blieb, sondern
ungewöhnlich nach Hause lief, eben so unge-
wöhnlich bellte, und todten Gegenständen, z,
B. dem Tischbein so schmeichelte, wie er es
nur seinem Herrn zu thun gewohnt war; zu-
-weilen manÖvrirte derselbe zu Hause^ als wäre
er bei der Heerde im Dienste , und liefs man
ihn in diesem Zustande zur Thiire hinaus, so
fand er dieselbe nicht wieder, ging an benach-
barte Thüren und suchte durch Kratzen das
OefTnen derselben zu bewirken. Doch hiel-
ten die Zuialle bei diesem nie lange an.
Der junge Hund frafs das Brod gern und
gierig, bekam es auch reichlich, weil es die
Menschen im Hause nur mit Widerwillen ge-
nossen^ aber doch nicht wegwerfen wollten.
Der Erfolg war, dafs das Thier gleiche Krank-
heitsanfälle bekam, als der ältere, nur haufi*
ger und mit wenig Nachlafs; er zeigte ^rofsen
Durst ^ soff aus allen Pfützen und wirklich
▼iel, wobei er unbeschreiblich abmafvte. Auf
— 47 —
Obgleich mir alles dieses keinen 'Aof-
schlufs über die Einmischung oder Entwicke-
lung des schädlichen SlolFeSy welcher hier auf
irgend eine Art dem Brodte beigemischt wor-
den seyn mufste^ am wenigsten aber über die
eigentliche Natur desselbeA gab , so glaubte ich
doch aus den Wirkungen und Erscheinungen
bei Menschen und Thieren schliefsen zu müs-
sen f — - so sehr die gänzliche Schlaflosigkeit
und andere hierbei wahrgenommene Sympto-
me dagegen sprechen — dafs ich hier mehr
mit einem narcotischen Stoffe und,Einwirkung.
zu thun haben mufste , als irgend mit einem
andern«
Aus diesem Grunde entschlofs ich mich,
da die Verstopfung bei den mehresten Sub-;
jecten schon viele Tage lang angehalten hatte,
allen Subjec^en ohne Unterschied Tamarinden
und Cremor Tartari in solchen Gaben zu rei-
chen, dafs reichliche OelFnung erfolgte, zu
welchem Zwecke ich auch noch Layemenls
aus Weinessig und Wasser anwenden liefs.
Zugleich verordnete ich warme Breiumschläge
aus Leinsaamen und Kleien über den Unter-
leib zu legen , upd vor allen Dingen das ver-
dächtige Brod ganz zu meiden, welches über^
diefs gröfstentheils verzehrt war«
Nach Verlauf von dreien Tagen waren
unter diesem Verfahren bei drei Kranken —
der Frau und zwei Kindern — alle Zufälle
bis auf die äufserst blasse Gesichtsfarbe und
Abmagerung gehoben , allein die übrigen be-
klagten sich hauptsächlich noch über das be-
Bondere früher geschilderte Gefühl im Unter-
leibe, den lästigen Stuhlzwang und die höchst
peinigende Schlaflosigkeit , wovon auch der
i.
— 48 —
Säugling seiDem Bdoehmen und Unbhe vA
keine Ausnahme zu machen schien. Ich läl
mit dem eingeschlagenen .Verfahren contiidj
ren, dabei noch mit Weinessig räuchern yd
hatte das Vergnügen , die kranke Familie am!
ohngefähr acht Tagen •— auch die achtzigjQ
rige Mutter und den Säugling — ivieder Im
gestellt zu sehen, nur noch, wie sichVeislik
sehr entkräftet und abgemagert, yorzagswM
aber der Hirte Sp.
Milchdiät besohlofs nun die Kur, uodü
Verlauf von sechs Wochen — von Anfang i
gerechnet — sah ich diese ganze Familie wi
der wohlbeleibt , bei Kräften und von ge«
dem Ansehen an einem Tische KartoffeW
mit bestem Appetit speisen. Nur Sp. selb
v^ar noch sehr mag6r und hätte ein schledi
Ansehn, versicherte aber, sich vollkouutf
wohl zu befludeni
Leider hatte man, wie ich schon bemed
als ich gerufen wurde und den Vorfall erfot
das verdächtige Brod schon so weit verzeh
dafs ich kaum noch einige Brocken erhah
konnte, die überdiefs verschimmelt weii
und so zur Analyse weder zureichten, tfi
sich gehörig qualiücirten. Diefs unterblieb ab
zumal da bei rflänzeqgiften selten sichere li
sultate geliefert werden. Indessen besitzeil
noch ein getrocknetes Stück Brod davon.
Nach erfolgter glücklichen Wiederhenii
lung dieses armen Volks — * nicht eher ■
erfuhr icli unter dem Siegel der VerschiMi
genheit, aber sehr bestimmt, von einec >
der Familie Sp. sehr genau bekannten FedOi
dafs die ganze Schuld des Hirten Sp. Ebefti
^ 49 ^
;: allein beisQinesften seyi indem diese am
lehen dem Teige beim Einsäuern eine derbe
ion gepulverte weifse NieJ!s^ars — Raiiai
Uri albi •^ beigemischt habe — wahrt chein«
xan gestofseoe Garbe beizumischen«
Ob die Sp. mir solches beim Vorhalten
2b nicht eingestand — blofs aus Furcht^
ixeigt und bestraft zu werden, so zeigte
doch in deren Gesicht hierbei die grolste
legenheit« Mir ist es auch deswegen sehr
LWcheinlich , weil fast jeder Hirte in hie-
r. Gegend diese Wurzel sehr schätzt und
Bause hält, um im Sommer die Maden
den offenen Schäden bei Thieren zu ver»
itiefaeni oder auch mit einer Abkochung
|>n' das Ungeziefer zu vertreiben. Eben so
M mit der Garbe, welche' man. sehr gern
te das Brod bäckt, um demselben einen
Bnehmern GeschmacE zu geben*
Sp. indessen war anderer Meinung, glaub-
-AaCi ihm die Sache angethim sey» schickte
wegen zu einem sogenannten klugen Mann
Hin Bauer in Kemlitz beiBaruih, im Pots-^
uner Regierungsbezirk, so viel ich erfah«
konnte, mit Namen Lehmann — und er-
Lt nur Antwort: ,^man sollte Früh einen
Bgel gegen das Fenster nach der Strafse zu
ten nhd hineinschauen , die erste Person,
bche sich darinnen präsentirte, sei diejeni-
' yon welcher es herrühre.'' — *
Die beste Freundin und Nachbarin der Sp.
ta das IJngliick zuerst Wasser zu holen,
der Spiegel schon vorschriftsmäfsig ange-
weht worden war, wurde demnach in dem-
fcen iuerst gesehen, und war nun die Hexe«
jranni« LXiy. B. 5, St. D
*
^ w -*
I
Von o^H»'ao t^raoh Juan ellö EreuB^
und liefs es derselben wissen und fdhlen.
£rfolg war, dafs die rermeinte Hexe an«
ger. — in Wahnsinn yerfiel. *t-
So weit geht es nun schon mit oi
Aufklärung. ^-^
Schliefslich erhiuhe ich mir nur noc
gende Bemerkungen:
Bevor ich erfuhr, dafs weifse Nid
dcim Brpdte aus Versehen beigemischte
war, halte ich Stechapfelsaamen ^p- J
Strammordunt — in Verdacht,, weil dieses
{alls die Hirten mitunter im Hause haltei
beim Viehe brauchen.
Würde auch das Mehl tind nicht
das Brod schädlich eingewirkt haben, u
ich wahrscheinlich den sogenannten J
oder Kläffer — Rhinantua cristagalU — u
dacht gezogen, weil mir seit 24 Jahren
besonders abdr in nassem fahren ofUna
Fall vorkam , . dab ganze Familien nad
Genufs vielen Brodtes ohne i^ugemüsi
krankten ^ Schwindel , Ueblichkeiten ,
schmerz uad Erbrechen, selbst Oh&mi
bekamen , obgleicji weder Lolch — LoA
noch Mutterkorn ?— StcaU cornuium —
dem Korne in irgend nur bedeuteoJer (
iitat wächst, wohl aber vorerwäbnter JiQ
Ich halte dessen Semina unter den Getraii
nachtheilig, welche aber 7:um Glück seit
bedeutender Menge, so häufig derselbe
in dieser Gegend unter den Getreide w
mit eingeerndtet werden, indem dieselben
Hauen u. s. w. leicht ausfallen. IndesseD
der Klappe nur frisch und nicht sehr «
~ öl -.
trocknet I nach meioer Ansiclit, schädlich aof
den iJD6D8chlich^n Korper ein wirken , deoni
stets bemerkte ich gedachte Zufalle blöfs nach
/ganz neuen, nach dem Einerndlen j^ich ge-
droschenem und eum Backeü verbrauchten
Korne, wobei ich das Veratrum albim in Ver-
dacht zog. Indessen lassen sich hier noch
manche andere Ursachen denken ;. doch machen
dergleichen Erscheinungen aufmerksam darauf
Wenn gleich selbst ubei:zet|gt9 dab es
ITeratrum album war, was hier im Ihienscben
KSrper so sonderbare Vergiflungserscheinun-
gen hervorbrachte, so mag ich doch mit die*
ser meiner Uet>erzeugQng nidit aufdringlich
seyn; allein so viel ist gewifs, und läfst sich
nnumstüislich bebiiupten , dafii es stark giflige
Eigenschaften besitzt, von unkundigen Bitten,
u« s. w* gebraucht wird, in vielen Lustgärten
zu finden« uiid hierdurch die Hand zu man«
cfaerlei Alifsbräuchen geboten wird« Nur in
botanischen Gärten dürfte diese Tflanze gedeiiien;
Bücksichtlich des Gänsebratens, der mit
dem Brode ein und dieselbe Wirkung äufserte,
bin ich der Meinung j dafs die Hausfrau den«
selben eben aus Versöhn mit. dem Gewürz g^
würzt haben meg^ wie das Örod.
m«M
Da
- 62 1.
■■■■■
Einige Beobdchtungea
der
ausgezeichneten Wirksam!
der
Pyrmonter Salzbäder
mit
der aufsteigenden Doucb
Vom
Dr. F« Steinmet jSy
FAjitl« Waldecl(. BtannaiitTBte , Ijandehiniig
Gebortflittlfev in Pyrmoat«
Uosere Salzbädet sind ia vielsditigeii Kl
heitsfällen bisher als so höchst wirksaa
kannt geworden, dafs mit' jedem Jabrs
grSfsere Anzahl Leidender von denselbei
brauch macht.
Neu^ und oft sehr ausgezeichnete Ei
rungen komnnn deshalb auch zur Kuodi
Arztes, deren einige, in vorigem Jahre
machte,, mir der Bekanntmachung basoa
werth KU se^n scheinen.
Der Yorziiglich gute Erfolg bei der
kämpfung der lolgenden Fälle hing nod
— > 53 —
sonders Toq der gleicbzeitigen Anwenduiig d^
aufsteigenden Doucfae in den Salzbadern ab^
deren Gebrauch , als eines kräftigen und den-»
noch gefahrlosen Heilmittels, wo andere Mit-
tel anwirksam bleiben, häufiger Stdtt zuha-
ben verdient. '..■••
Eine Terheiratheie Dame Ton d& Jälirea,'
schlankem, zartem Körperbau , duhkeler Ge-
sichtsfarbe und schwarzen Haaren ,^ -welche 9-
iLinder, worunter Zwillinge , geboteb , hätie''
schon seit 2 Jahren, bis zu welcher Zeit. sie
eich stets einer guten Gesundheit erfreute^
nach der letzten Entbindung an einer Verbär-u
tung i^ Gebärmutterhalse , jedoch ohne £r-i-
griffenseyn des Muttermundes, gelitten. Viele
dagegen angezeigte Mittel waren bisher tuige*
Wtfndt; hatten jedoch > das Gröfserwerden der
Geschwulst' weder hindern, noch selbst die
damit' Terknüpften Schmerzen auf die Daaei*
heben können. Von ihrem Hausarzt hierher
gesandt, verlangte sie meinen Rath. Alle Um-
stände gehörig würdigend ^ glaubte ich zum*
Gebrauch unserer Salzbäder mit der aufslei-*
genden Douche in denselben rathen zu dür-
fen. Mit grofser Beharrlichkeit gSbrauchte sie
die Bäder, und ertrug die starke Strömung
des warmen Wassers auf den leidenden Theil,
ohne dadurch belästiget zu werden. Die Schmer-
zen nahmen nach Verlauf von 14 Tagen schon
.bedeutend ab, minderten sich immer mehr,
und etwa drei Wochen später war weder Schmerz
Torbauden, noch irgend etwas von der^Ver«
härtuDg zu fühlen.
Von dem bedenklichen Uebel genden,
kehrte die Dame in ihre Heimath zurück, und
- 54 -
erfretite micb noch k&rzUch mit der Nndu
dafs sie sicli fortdauerod vrohl befinde.
a.
Obrjst t. &^ 40 Jahr alt, too gn
sonst kräftigem Körperbau , Latte scha
1813 mit HämorrhoidaUeideo und gleidi
oft hartnäckiger Verstopl^üDg gekäro|)ft.
Di0nslrei1iSlrQisse, die damit yerkniipfli
deutenden Strapatzen verhinderten ihn
alieio einer regelmäfsigen Kur sich zu untc
fen.« 'Sondern. steigerten auch seine Leide
Art« daTs er oft die gröfste Quaal en
muGit^. Nach Beendigung dos Feldzi
gröfserer Freiheit und Mufse gelangt, n
dahin einschlagende Uitlei anfangs mit
lichem Erfolge seit fast, zwei Jahren ab
weniger erheblichem Nutzen angewandt, c
oft 8 Tage hindurch keine OefTunng <
$Bpk soll» Diese Jahre andauernden I
hatten Körper und Geist isehr getrübt, 8<
nach Versicherung seiner Bekannten, ini
kräftigen lebenslustigen Mahn» welches <
her gewesen, ganz in ihm verkenne. Ai
rathen seines Arztes kam er hierher.
fsende Hämorrhoiden versicherte mich I
nie gehabt zu haben ; aber Knoten fände
nicht allein am Orifido ani^ sondern aac
her hinauf im Slastdarm selbst in SIeng<
laher zu untersuchen der Statt findende K
licht erlaubte« Der alleinige Gebrauch
Salzwassers wurde auch hier angerathen.
ken und Baden geschah mit gehöriger
merksamkeit und Ausdauer; wie daoa
in den Bädern die aufsteigende Douchei
After angewandt wurde. Schon nach
zweiten Gebrauch dieser trat bedenlende •
■ - • ■
— 55 **
»Teei;ahg ein, welche %eit 4 Tagen g^fehU
ie. Obgleich fast 3 Wochen hindurch diese
deerangen noch unregelmKftig war^n, so
t doch bedeufeude Erleichterung der Schmet-;
I im Untörleibe, Kteua und Lenden ein,
I dann anch besserer Appetit und Schlaf,
Icher dem Patienten bishet sparsam jeu> Theii
^de, die guten Wirkungen des Brnnaenge^
ochs bewiesen. Bei steigender Besserung
rde die Kur bis Ende einer sechewöchent*^
fifn Zeit fortgesetzt, wonach die vorher ge-
Meii Functionen keiner* Unregelmäfsigkei^
|ir unterwoi^fen waren , und ^er Qenesene
Freudigkeit über . gelungene Heilung Pyr-i
j^j^ Terliefsl
■
' 'Mehteref Falle der günstig^ Wirkung die*'
Kader ittit der aufsteigende^ Deuche konn;fe
abfuhren; j^oöh, ohne weitteuftig zu weW
, will ich nur- bemerken, dafs selbst er-
verte Menstrualienszufeille und Scheide*
2iinfiüs3e hierdurch bekämpft wurden.
'. /
Was die herrlichen Wirkungen unsere ei«
raltigen Trink* und Bädebrunnens betrüF^'
«merke ich nur beiläufig vor andern nierk^-
dig0n -Fällen (deren Bekanntmachung ich
fiir eine andere Zeit vorbehalte) , dafs diese
besonders bei einem Manno bewahrten,
:li6r in Folge eines hartnäckigen Nerven«'
irs an seiner Sprache Verlust erlitten hatte«'
konnte nur schwache, lispelnde Laute her-
»ringen; jedoch nach vierwöchentlichem
nnengebrauch war die Sprache wieder laut
deuüich.
— 06 —
EIo ahnlidier Fall kam mb tot e)Di|i|Rk
fahren vor, wo aber der SprachYerloBt DiAliii
syphilitischen Leiden eotsCanaen und. Dach ji*!«»
gegen Torgenommener Kur, zurückgeblittakj
war. Im ersten Jahre trat zwar beim Tnif Hi
ken und Baden schon bedeutende B
^in ; jedoch wurde die Sprache erst nadi
Jahren so rollstandig hergestellt, dalsder6i|ri]
nesene mit eben der Kraft und Denüi«
wie früher sich auszudrucken glaubte.
In Hinsicht anf die Vortheile des Gebni
unserer Eisenbäder mit der aufsteigenden
che erwähne ich nur Schwache der Gel
theile, daher rührende SchleimflüsseuodTi
fälle de^6ebärmutter und Mutterscheide,
che des Darmkahals, damit verbundene
terie ^) und Vorfall des Mastdarms,
Leiden ebenfalls griindlich geJbMÜt wordok
Zur Nachricht für diejenigen Herren
te, welche sich fiir Pjrrmonts Badeaast
interessiren I füge ich vorstehendem Ai
noch hinzu, dafs das hiesige Badehaas fik
weiter verpachtet ^ sondern von Ostemi. I*J
auf HerrschaflL Rechnung administrirt fix
Die bekannte Olunificenz des Fürsten, "^^\
mit väterlicher Sorgfalt die Umgebangeo
Beilquellen dieser köstlichen Gaben der
• «nausgesetzt pflegen und verschönern nni
mit ihnen tu Verbindung stehenden Am
auf angemessene Weise erweitern läCit, t^j
^) Bei diesem Leiden habe ich auch lufileicbi
ser kohlensaures Gas, in den After ^eUüetf^j
Nuuen angewandt.
— 67 —
rechtigl zu dem Glauben , daft *der fetzigen aia«
erkannt zweckmäfsigen. Einrichtung der Bäder
ungeachtet, doch jeder gerechte WuDSch in Be-
eng auf dieselben schnell und gern Werde be-
Driedigt werden. So dürfte also die in den
Verhältnissen des Badew(Bsen'3 eingetretene Ver-
änderung den Badenden mancherlei Vortheile
und Erleichterungen geMrähren« Bis jetzt mufste
man freilich darauf verzichten, da man dem
abgegangegen. viel jährigen Pächter, der mit dem
ip^ohlyerdienteiil Lbbe treuer Erfiillufag aller ge-
gen die Badegäste übernommenen Pflichten eich
zurückzieht, nicht zumuthen konnte, 'eben
mehr zn leisten, als wozu der Buchstabe^ des
Facht- Contracts verpflichtete, wiewdhl er je-
dem freundlichen Ansinnen, 60 weit es von
ihm abhing, immer bereitwillig entsprochen
hat* Die unabhängige Administration dagegen
wird keinei Anstrengung, kein Opfer scheuen,
^m einen vielleicht wünschensweartben hohem
Grad von Eleganz und Bequenüichkeit herbei-
«nführen, oder äas Dienstpersonal zu- vermeh-
ren und überhaupt jeden der leidenden Mensch-r
lieit ersprießlichen Zweck zu verfolgen.
— 59 —
und wegen manfgalhafter Eintichtutig der lo-
halatioDsapparate mag ee wobl gekommen eeyn,
da& sie'späterbm wieder 'tjMnrichlärsigt wurde«
Dem. Herrn Herausgeber dieser Zeitschrift
gebubrt ohnstreidg das: yerdienst^ diese Kur-
methode zuerst, Joum.difu Htilk, l(or Band
3(es. Stück, gehörig gewürdigt zu haben.
In nöd^ren Zeiten; wo uns die Chemie
die fixen u^d flüchtigen Beständtheile der Heil-:
quellen n<(her kenneK'.1^rt^> machten mehrere
Aerzte, vorzüglich Kort um j Jourc.d. prak't.
Heilk; Band 4. .St. 3.., darauf anfmerKsam»
dafs die^^aqs den -natürlichen Mineralwässern .
eich entwickelnden Luflarten wohl am bestenf
geeignet seyn möchten, bei Krankheiten der
Retpirationsorgane in • Gebraudi gezogen zu
Werden*
Da nach Kortum*s Erfahrungen (welcher
am' angeführten Orte sagt: „es sei ein*e alte
„Bemerkung, dafs die Schwefeldünste, wel-
,,cbe sich ^us^ dem Aachener Wasser entwik^
„kelten^ den Lungensüchligen heilsam seyenf;
,,in der Stadt Aachen befanden sich wenige
,, Schwindsüchtige, und solche die dahin kä-
mmen, fühlten sich erleichtert*'), diejenigen
Lfuftarten , welche sich -aus den schwefelhalli*
gen Mineralwassern entwickeln, vor allen an*-
dern die wohltbätigste Wirkung auf Lungen-«
kranke äufserten, so wurden zu diesem Zwecke
auch die meisten Versuche mit diesen Gas-
arten, sowohl künstlich dargestellt, als wie
sie in der Natur vorkommen , angestellt.
Dafs man io Elisen, dessen Schwefelquel-
len zu den reichhaltigsten in Teutschland ge«
zählt werden können , nicht zurückblieb , ist
— 60
bekannt. Man traf hier Vohl zuerst Ein
tuogea, iab LungenkraDkef das aus dem
neralwasser sich entwickelnde Gas eioath
konnten.
Seit 10 Jahren bei dieser Badeanstsd'
zweiter Arzt angestellt, habe ich, da siej
lieh Ton einer Menge Lungenkranker bei
-wird, viele Beobachtungen über die Wii3
der Gasarten machen können^ deren Res«
ich in dieser viel gelesenen Zeitschrift mit
Wunsche niederlege, dafs sie etwas da^a
tragen mögen ^ einer Knrart mehr Aufii
samkeit zu schenken, und in der Hoffi:
dafs der leidenden Menschheit einiger Ki
dadurch gewährt werde.
Zur besseren Verständigung werde idi
sea Aufsatz in folgende Abtheilungen bno
• ■ . " •
^. Sestandtheile des Misener Sek
Wassers.
Nach der neuesten chemischen Analjsc
Herrn Hofrath Dr. Du Menü (Neue chemi
physikalische Untersuchung der Schwefe^
ser , wie auch . des Badeschlammes zu li
Hannover 1626.), enthält das Wasser des
lianenbrnnnens in einem Civilpfunde an f
ligen Bestandlheilen :
Schwefelwasserstoffgas : • ^
Kohlensäuregas. . '. , .
Stickgas •
Kohlenwasserstoffgas • . .
• Sauerstoffgas, .....
«. m .
#•
fbtteii Bestandtheflen :
Grane»
blpfsaMTes TaldQmoxjrd • . • 2,0500»
alsanres -^ * — ... 4,4933«
— Sodiumoxyd . • • 5,0873^
— Calciamoxyd • . . 17,1933. ,
saures. — — ^ . • . . 1|5M3,
— Talciumoxyd . , . : 0,186ß.
orsäures Calciamor)rd • • . 0,0680*
tyd. .....;•., 0,0080.
aoxyd. • . . . . . . • 0,0746.
dumoxyd ,. Sporen. ' ■ ' •
30,6424.
as nun unseren Gegenstand anbetriSt,
1 Yor Allen das Schwefel\^asseratöff-
isaure- und Stickgas, die wirksamsten
dtheile gegen Krankheiten der Respira-
Brkzeuge; die geringe Menge von Koh-
serstoff- und SauerstofFgas koj^nen nicht
nit in Rechnung "gebracht werden.
)Yor ich die Wirkung^ des Eilsener Gas-
tes beschreibe > halte ich es für zwedk-
, zuvorderst eine kurze Darstellung der
ngen dieser drei Gasärten zu geben^
i dieselben einzeln auf den thierischen
ismus angewandt, hervorbringen^
. Wirkung da Schwefelwasserstoff^Koh-
en- und Stickgasts auf den thierischen Or»
US* /
1. Das Schjvefelivasserstoffgag.
s besteht dieses Gas nach J?erze/ici« Lehr-
ter Chemie 2teB Aufl. Bd. 1. auB 5,824
»rstoff, und 94|176 Schwefel; es riecht
Faulen Eiern, schmeckt etwas säuerlich
*• 62 »-
»
bitter, rötheft dtd bUnen Fflaii2eiifa?beB i
wird aes])a1b zu den Säuren gezählt. •— II
tiirJicb kömmt dieses G^as nur in den sdril
felhaltigen Mineralquellen Tor, und erni
eich aufserdem noch bei der Zersetzung tt
risiDher Stoffe.
•
Das Schwefelwasserstoffgas ist hikhii
l^espirabel» reio eingeathmet todtet es ad«
Stelle. ISin Känipchen,. dem ich es it <
Ze^Ugew'öbe sprüfzte«. starb. augenblicklich; I
iDriern Organe, Muskeln n. s^ w« waren d
kelschwarz gefärbt, das Blut ebenfalls luriil
vollkommen geronnen; galvanische Yeni
zeigten ein schnelles Erlöschen der ReU
keit des Herzens und der AfuskeUasern.
Etwas lange und in bedeutender Qfli
tat eingeathmet, erregt es BeklemmunfJ
der Brust, Kitzel in der Nase und Luftroi
Reiz zum Husten , grofse Hinfälligkeit uodol
macbtähnliche Zufalle, der Tuls wird bei
lend langsamer und weich , und noch mehi
Stunden nachher fühlt man eintf Erschbf
in den Muskeln,
Sehr mit atmosphärisch» Luft yeiA
so dafs es ohngefahr |- der einzuatbnMll
Mischung beträgt, verliert es seine giftjl
Eigenschaften, und kann so ohne Nachd
eingeathmet werden. Ny$ten, Recfurdnt,
Physiologie et de Chemie piithologiques^ Farit Ifl
pug. 119., Afzpon, Traite äe la meihode'
fatoire ttc^ Sundelin Handbuch der 8[
Öeihnittellehre, u. ro. A. fanden, dafs eij
beruhigend wirke, und nervöse und
Entziindung erregte Schmerzen besäofiigei
~ 65 -
i
' Nach SundeJin soll dies Gas in seiner Wir««
l^ang ähnlich den lähmenden narcotischeh Gif-
ten, und namentlich der Blausäure, seyn.. Herr
Professor Bischoff (Handbuch der Arzneioiiltel-
lebie, Bd. I. Bonn 1825. p. 289.) halt es für
das gröfste entsäuernde Mittel , und will e^ an-''
gewendet wissen bei allen auf Üebermaafs der
Säuerung der organischen Materie beruhenden
Uifsyerhältnlssea und Abweichungen ihrer nor<*
malen Mischung sowohl, als ihrer Lebfnsthä-
ii^keit.
Nach den hier angeführten Erscheinungen,
welche das Schwefelwasserstoffgas auf den thie-
sisdieii Organismus hervorbringt, ist es nicht
/wohl möglich, dafs es wie Einige, namentlich
BirzduAB 1. c. behaupten, Lungenentzündung
herrorzubringen im Stande sey ; im Gegentbeil
xnufs es ein die Entzündung vermioderodes
Mittel sejrn;
2. Das ^kohlensaure Gas, ^
Dieses Gas besteht nach Sauseure aus 27,36
Kohlenstoff, und 72,24 Sauerstoff; es hat einen
stechenden Geruch und einen säuerlich stechen-
den Geschmack, röthet das Lackmuspapier,
wird vom Wasser absorbirt und ist um vieles
specifisch schwerer als die atmosphärische Luft.
Rein eingeathmet ist auch dieses Gas ir-
pespirabel, lüdtet aber nicht so schnell als das
SchwefelwasserstoffgaSi sondern bringt eine
Asphyxie hervor, die, wenn bald reine Luft
eingeathmet wird, wieder gehohen werden
kann. Buchner Toxicologie § 271' I|i etwas
bedeiitender Quantität eingeathmet, erregt es
in den Respirations Werkzeugen einen etwas ge-
reizten Zustand, ein Gefühl von Brennen in
— 64 ^
der Laftiohre , etwas besehlenmgie Respof
und Puls I der aber bei längerem £iiiadi
wieder langsamer wird » und ein äugend
lYärmegefiihl im ganzen Körper. — h
epratzte das Gas bei Tfaierea in Venei
fand, dafs es unter den gehörigen Vorsi
jnaafsregeln und in geringer Qaantität i
wandt, nur eine Muskebchwäcbe znriick
^e sich nach Verlauf einiger Tage wied«
lor. — Die. atmosphärische Luft kam
auf sV il^^s Volumens ELohlensaures Gai
halten ohne schädlich zu werden. Bim
c. Iter Bd. 2te Abiheil. p. 474.
Die Kohlensäure ist als ein kräfÜgei
septisches Mittel bekannt, deren diifuub«
regende Kraft für die Grund - Organe de
denden Lebens mächtig erhöhend imd v
stützend erscheint«
3. jDa$ Stickgas.
Nach Birzdius soll dieses Gas zuian
gesetzt seyn und in 100 Theilen dem Gei
te nfach bestehen aus 56|414 Sauerstoff
43,536 Niiricum.
Es ist schwer zu erkennen, weil ei
durch keine recht ausgezeichnete Mail
Von andern Gasarten unterscheiden läCil
hat weder Geschmack noch' Geruch, k
weder sauer noch alkalisch , und i8| Id
fiiJs die atmosphärische Luft. Das reine &
gas ist zum Athmeh nicht tauglich ; es ii
. doch nicbt positiv tödllich; ein Thier i
eine Weile darin leben, und stirbt nict
der Schädlichkeit des Stickstoffs, sondfü
Mangel des Sauerstoffs. Bei Thieren, ia
ser Luftart getödtet , fand man keine Vi
* ^ 65 —
dehiDg im artotielleu Blate. *^ lo g«ribgerer
menge eiogeathmet , retardirt es die Tfaätigkeit
aller Functionen des thierischen Korpers ^ yer^
mindert besonders die Erregbarkeit der BluU
gefafse, mrkt beruhigend und schknerzlindernd,
tind ist unter den narcotischen Mitteln wolil
denjenigen beizustellen, welche yorziiglich auf
das sensible Leben von seiner Tegetatiyen Seite,
und in einer rorschlagenden Richtung auf das
Rückenmark wirken.
C. Verschiedene Vorrkhiungeh zur Entwkke-
lußg der Gasarten aus dem ^hener Mmeralwag^
9tr und die verschiedenen Gasbäder»
In früheren Zeiten bediente man sich zu
Anwendung von Gasarten in Krankheiten der
RespiratioDSorgane mancherlei Inhalations- Ma-
schinen , die aber alle das Nachtheilige hatten^
daXs die Kranken ni^r auf kurze Zeit das Mit^
tel gebrauchen konnten und nachher wieder
die atmosphärische Luft einathmen mufsten.
Herr Staats - Rath Hufeland sagt darüber schon
h c« pag. 395. yiSoll das Einathmen dieser
,,Luitarten etwas bedeutendes leisten , so müs«
,,sen sie anhaltend , tinausgesetzt eingeathmet
,,werden^ denn sonst macht der nächste Athem«
y,zug von atmosphärischer Luft den ganzen
„Versuch unnütz.
Meinem würdigen Collegen, dem Herrn
Bofrath Dr. Gebhardt^ der sich schon früher
BD verdient um Eilsen gemacht, gebührt ohn-
streitig auch das Verdienst , die Gasbäder so
eingerichtet zu haben, dafs sie wenig zu wün-
schen übrig la3sen; er hat dieselben 1811 in
einer Abhandlung: Ueber dieGaS" und Schlamm^
läder zu Eilsen^ Berlin bü Nicolai^ beschrieben«
— 66 —
Die ursprSagliche Eioriclitüof der (
der war die, dals man über einer Qad
Haud eebauet hatte,- dessen Fofsbodeo a
nem Gitterwerke bestand» darch welch
Wasser in der Quelle oft umgerührt u
durch die Entwickelung des Gases be
werden ' konnte* Hier hielten sich die
keh täglich wÜhrend einiger Standen ai
Wegen mancherlei Mängel dieser E
tnng wurde im Jahr 1811 im grofsen
hai/ie ein geräumiges Zimmer zum C
eingerichtet. In der Mitte desselben ste
was erhobt, ein steinernes Bassin, in w
den ganzen Tag hindurch Schwefel wasse
senförmig, durch ein Druckwerk, unmi
fius der Quelle getrieben, einige FdA
springt. Eine so feine ^ertheüung des
sers ist noth wendig , damit das Schwef
serstoffgas, welches, nur erst durch di
tritt der atmosphärischen Luft und don
wegung des Wassers aus demselben frei
sich in gehöriger Menge entwickeln
Hier kann man, |e nachdem man meb
weniger Wasser springen läfst, die Qu
des Gases vermehren oder vermindern. -
l)^r diesem Gassimmer sind noch ein
Zimmer zu Gasbadern eingerichtet; dsi
steigt in diese durch Oeffungen in der I
Das Gasgemeüige enthält hier wegen dei
ctfischen Schwere weniger Kohlensanr«
als in dem unteren 2immer; jedoch iste
gen der innigen Mischung der Gasarteo
ganz frei davon« — Kranke können in i
Zimmern , je nachdem es ihr Zustand i
dert| Tag u^d Nacht zubringen.
— «7 ,-
IXese Art von Gasbader belegen wir n^
dem Namen kalief oder, obwoU' nicht gani
lichtig, trockne^ Eine xsvdie Art von Gaebä-
dern zu Elisen ist so eingerichtet, dafs in ei-
nem Zimmer kaltes and heifsea (gekochtes)
Ifineralwasser zugleich springen. Hier wiird
das Gas also mit Wasserdämpfen yermischt;
das Kohlensaure Gas als das Reizendste in dem
Gasgemenge, wird durch sie eingehüllt; von
den Wasserdämpfen gleichsam gebunden, kann
sie als eine Art flüssiger Kohlensaure gedacht
>werden, die nicht so reizend wirkt, als die
freie. Zugleich will man auch beobachtet ha-
ben, dafs das SchwefelwasserstofPgas in Veite
bindung mit Wasserdämpfen besonders küh-
lend wirke. ^- Die Temperatur in diesem
Zimmer kann dadurch regulirt werden, nacb<i-
dem man mehr oder weniger heifses Wasser
epringen läfst. •— Man nennt diese (Stasbader
warme oder feuchti. *
D* fPirhung da Eilsmtr Ga^emenges auf
dm gesunden Mtmchen.
Mehrere Beobachtungen, die ich an mir
selbst und andern nicht kranken. Individuen in
unseren Gasbädern angestellt habe, gaben mir
folgende Erscheinungen ; es versteht sich, dajb
ich hier blofs von dem reinen Gasmenge^
ohne Vermischung mit Dämpfen rede.
Während der ersten Minuten des Aufent«
lialtes im Gasbade bemerkt man einen leich-
ten Druck auf der Brust, man ist genöthigt,
öftere tiefere Inspirationen zd machen. Bei
einem etwas längeren Aufenthalte wird die
Brust wieder freier ^ und man athmet sehr
leicht. Beim Eintritt ins Zimmer wird du
Ea
Geruchsorgan von dei
cheiiden Schwefel was
nfßrirt; heiiB längeren
d.-is Unaogenehine Itali
in der Nnse , im Schi
ein leiL'Ltes Kitzeln am
baut dieser Theile wi
keil gesetzt, tnnn mi
mich (las Taschentuch
BindeliHut det Augeo
mau empfindet ein ßrt
Augen, die Thränen
mehrt und bei £inig(
juir.liva bulbi etwas ge
priiidel man eine Troi
lallischun, kiipferartige
nacii wird aber die S
melirt, die TrockeBOj
tuelallieche Geschinaca
iin Gasbada nufbaltenv
Ist man ohngefäU
Gasbade gewesen , BikJ
genehme Warme de» |
sichlsfarbe wird blülu^
Haut Oberhaupt vermd
was frequeuter uud rM
die Haulausdünslung i
,'>SBB bricht «in leichter j
Ken Kürper ausi, der I
tind nach langsamer i
nach ein Paar Stunden
weniger wird. Aisdan
eine gewisse Eiugenoi
etwas Schwindel, Gabi
schlaffuua der Muskeli
Tudelbund beobachtet,
— 09 —
' Gasbad gebrauchte, sehr atihlDg^ der aber
gednal im Gaszimmer gewesen, nur mit
9l4 wieder hineinsubriDgen war; war er
^ balbe Stand^ im Zimmer gewesen, so
yie er ganz taumelig und verlangte sehr
3er hinausgelassen zu werden.
Es scheint mir hieraus hervorzugehen, dafs
Gasgemenge des Eilsener Slineraiwassers
Bnglich belebend und beruJügtnd^ ohngefhhr
. Hfoscyamus f Lactucarium^ Opium u. dgl.
|;al w^irke, und slimme ich ganz der Mei-
g^ des Herrn Professor JBischoff bey , 1. c.
1. pag. 317, der sich darüber folgender^
"ben äufsert: „Dem gemäfs erregen die stick.-
affig geschwefelten Mineralwässer in der Er-
heinting, ihrer positiren Wirkung nach,
Inder einseitig vorherrschend die irritable
inction im Nerven, und die gröfsern Blut-
rfafse, und dagegen einer Seits vermöge ih-
^ reichen Gehaltes nn Stickgas gleich zei-
2 lebhafter die Sensibilität, anderer Seils
arch ihre Kohlensäure gleichmäfsig auch die
KpillargefaTse , und begreifen dadurch eine
Ibaiessene Ausgleichung jener Wirkung des
kiiieren Schwefelwasserstoffgases auf die gro-
«ren BlutgefäTse. Sie wirken daher für
t3i, und mit Ausschlufs ihrer Temperatur,
Ich in der Erscheinung keinesweges erhitzend^
Indern vielmehr die Thäiigkeit, besonders
^handeneu relativen Irritabililäts-Excefs des
^rzens und der grofsen Blutgefafse beschrän-
'tkd, irritabele Reizung derselben beruht-
£. Krankheiten^ in denen der Gebrauch die-
CüSgtmenges vorziigüch angtxägt ist.
— 71 —
heit zu machen Gelegeoheit liatte , bMieo m
mir bewimeo, dab sie fast iiBfner Erleichte-
rung TerschaSten , die Krankheit in ihrem ra^
sehen Fortschreiten aafhiekeD, und sicher oft
radicale Heilung bewirkt haben würden, wenn
fie anhaltender fortgebraucht wären.
Beim Geibrauche unserer 69sbader fühlen
sich Kranke dieser Art gewöhnlich gleich An-
fangs erleichtert; die dieser Krankheit eigene
'beengte Respiration wird freiet, das Räuspern
lind der Husten wird in den ersten Tagen
MTohl etwas vermehrt, sind aber nicht so quä-r
lend, weil die Expektoration freier wird; der
Torher mifsfarbige , grünliche« oft mit Blut*
streifen vermischte Auswurf nimmt eine bes-
sere Beschaffenheit an, wird mehr dem rei«
Den Schleime ähnlich und wird auch quanli«
tativ immer geringer.
Gewöhnlich vertragen die Kranken sehr
bald das Einathmen des Gases während meh-
rerer Stunden hintereinander und bald wäh*
rend des ganzen Tages und der Nacht. Der
meistens frequente Puls wird dann langsamer
und die oft trockne Haut feucht. -*- Die Fie-
berexacerbationen gegen Abend werden gelin-
der und die Morgenschweibe hören auf.
Diese wohlthätige Wirkung tritt übrigens
früher oder später, je nach den verschiedenen
Stadien der Krankheit ein ; da wo die Schleim*
haut schon einen eiterartigen Schleim abson-
dert , oder gar schon in Eiterung übergegangen
ist, da ist ein Zeitraum von mehreren Wo-
chen dazu erforderlich.
Der grofste Tlieil dieser Kranken verträgt
eogleich die Anwendung iet kalten trocknen
- 7S —
Paar Tage aasgesetzl werden maft,^ weil da»
darch our ein zu erschlaffter Zustand der lei-
denden Theile bewirli^t würde, der das Uebel
nur Terschlimmern konnte.
Ich brauche wohl nicht zu erwahneni dafs
neben dem Gebrauche unserer Gasbäder^ an-
dere dem Zustande angemessene Heilmitlei
nicht Ternachläfsigt werden dürfen. Als yor«
cSgliche Nebenmittel in dieser Krankheit be-
trachte ich das Trinken von Mineralwässern,
E» B* derer von Salzbrunn, Selters, Fachin-
gen, PTrmonter Salzwasser und unser Schwe-
felwasser^ je nach den verschiedenen Ursachen
der Krankheit. Starke eisenhaltige Wasser
habe ich fatst immer nachtheilig gefunden, und
kann deshalb den Aerzten nicht beipflichten»
die in dieser Uebelseynsform dieselben und an-
dere Tonica unbedingt empfehlen.
2. Knotig€ lMng€niU€hi^
Leider ist diese Lungensucht die bai^fig-
ste, gefährlichste und diejenige, die meistens
lerblich vorkommt, in der Regel in die eiterige
übergeht und so dem Leben in den besten
Jahren ein Ende macht« Selten gelingt es der
Kunst, diese Krankheit zu heilen, meistens
sieht sich der Arzt nur auf eine palliative Be-
liandlung beschränkt.
Um eine radicale Kur zu bewirken j sagt
Michterj specielle Therapie Bd. 4. p« 611«,
yimufs man die Knoten zertheilen oder auflö-
sen," gesteht aber auch, dafs dies ausnehmend
schwierig, in manchen Fällen gar nicht mög-
lich sej, — So schwierig dies nun auch ist^
so bin ich doch überzeugt | dafs Hei)iing-of-
— 74 —
terer geliogeB würde, weno die Kran!
ausdaaernd genug Ja der Kur wSien.
Die Zertbeiluog und Auflösung d(
ten geschieht nun hauptsachlicli durcl
Mittel, die Tbeils den Trieb der Säi
den Lungen Yermindern, Theils die
der einsaugenden Gefalse verstärken. -
das Einathmen unseres Gasgemenges
die Klasse dieser Mittel gehSr^ beWeif
Wirkung wohl hinlSngUdi, und wi
dafür Ton den geachtesteo Aerzten an«
BUchoff I. c. pag. 819. sagt danibe
„tbeilweise Benutzung der laftartigen ]
„tbeile dieser Quellen (der ecbwefell
,ydient insbesondere bei Lungen^leiden y<
„kung und chronisch -enlzündlicber J
„durch Erregung der Normalthätigk
„Ausgleichung relativen Irritebilitäts- £]
Die Wirkungen, die unsere Gas!
dieser Krankheit hervorbringen, eind fc
Die Kranken, besonders diejenigen,
der recht floridtn Phthiu$ luber^ulosa
fiihlen sich im kalten Gasbade in dei
ration beengt, ^^mpfinden Druck udI
Brustbeine, flüchtige Stiche, in einzdii
empfindlichen Knoten , der trockne ku
9ten wird vermehrt, die circumscript*
auf den Wangen wird stärker, der Puls
1er, härter und kleiner. Ist Neigui
Bluthusten vorhanden, so entsteht diese
wenn das Einathmen des Gases etw«
fortgesetzt wird. *— Selten können sie
Kranken länger wie eine halbe bis gans
^e im Gasbade aufhalten, und das gew
auch nur Vormittags, das Schlafen in i
heu ertragetn sie gar nicht.
■ -. 75 r-*
Ich mub gestehen, Aab die hälifigeii Be«
ohachtQDgeo dieser Art, die ich zu machen
Gelegenheit hatte, mir das Mittel in dieser
Krankheit in keinem günstigen Lichte dar-
slellte ; ich überzeugte mich , dafs es das Kohr
«lensaure Gas war, was hier die nachtheiligen
Wirkungen hervorbrachte, uAd war deshalb
darauf bedacht , ds^sselbe mSglichst ron d^n
andern Gasarten zu trennen , oder doch so zu
binden oder einzuhüllen« daJb es sein Beizen->
des yerlore. Zu dem Ende wurden also die
Pfarmerij feuchten Gasbader angelegt und bei
Kranken dieser Art in Anwendung gebracht.
— Diese gaben nun ganz andere Resultate,
die denen fast gleich sind, welche bei der
chronischen Entzündung der Schleimhaut der
Bronchien erfolgten^ und die ich, um lYie«
Erholungen zu vermeiden , hier nicht weiter
anführe, indefs nur einer merkwürdigen Er^
acbeinung erwähne, und zwar der, dafs die
Kranken , wenn sie diese Gasbäder einige Zeit
Sebraucht haben, entweder dicke Gallartige
lassen von verschiedener Beschaffenheit, die
jheistens sehr übelriechend sind, oder auch,
kleine Steinchen, die Aehnlichkeit mit den
Harnsteinen haben , auswerfen« Es ist diese
Erscheinung gewils höchst wichtig, indem sie
beweiset, dafs das Mittel eine Aullosung der
Liungenknoten zu bewirken im Stande ist«
Ich glaubte Anfangs, dafs die wohlthätige
Wirkung der warmen Gasbäder wohl meistens
den Wasserdämpfen zuzuschreiben sey, allein
obgleich sie gewifs einen grofsen Antibeil dar-
an haben, so bin ich doch überzeugt, däls das
Schwefelwasserstoff- und Stickgas das beste
dabei thun; ich habe mehreren Kranken die«
.— ii —
Im erfreu Falle erfolgen auf den Gebranch
der Gasbäder dieselben Erscheinungen, wie
solche bei der chronischen Entzündung der
Schleimhaut der Bronchien angegeben sind,
und gelten bei Anwendung derselben auch bei*
nahe dieselbeb Regeln.
In 3er, Regel wird in dieser Krankheits-*
form eine Menge mit Eiter vermischter Schleim
aaegeworfen ^ und es herrscht ein erschlalFter
Zustand in den leidenden Theilen ¥or; hier
pafst sogleich die Anwendung des kalten Ga-
ses' und in der Art^ dafs es nicht zu lange
hintereinander eingeatHmet wird. In diesen
Fallen würde vielleicht ein noch gröfserer Ge-
halt von Kohlensaurem Gase von Nutzen seyn;
warme Gasbäder passen hier gar nicht. In
entgegengesetzten Fällen dieser Art, wo näm-
lieh ein mehr entzündlicher Zustand in den
leidenden Theilen vorherrscht, ist im Anfange '
das warme Gas indicirt, indefs wird man sel-
ten nöthig haben es lange fortzusetzen.
Im zweiten Falle pafst alles dasjenige, was
hei der Phthisis tubercidosa gesagt worden ist.
Bei der Vondca richtet sich die Anwen-
dung der Gasbäder nach dem Zustande, in
welchem sich das Geschwür befindet. — Ist
die Yomica noch geschlossen , so herrscht in
derselben und der Umgebung gewöhnlich ein
entzündlicher Zustand vor ; hier wird man nur
nutzen von dem warmen Gase sehen. Ist sie
schon offen, und dauert der gereizte Zustand
fort, so müssen ebenfalls warme Gasbäder an-
gewandt, die Wärme nach und nach vermin-
dert und so der Uebergang zu den kalten ge-
macht werden. — Ist hingegen ein «rschlsiE»
•* 78 —
iei Zustand im Gesdi^füfe, «ond^it ii
eine Menge dSojien, übelrieehenden Eit
so ist sojgleicb das kalte^ Gas indidrt lu
ter denselben Bedingangen. wie lolchi
der Viveiierung der Schleimhaut angegeb
Da es ein Hauptbedingnib der Heiloi
Lungenabscessen ist, dieselben möglich
Eiter leer za erhalten , so sehe man bei
Kranken Yorziiglich auf eine freie Exp
tion, gebe zu diesem Ende dann und
gelinde Brechmittel, lasse die Kranket
zontai liegen^ und Tor allen Dingen ra|
hier ein altes Experiment, Jiichter*8 Tl
Bd. 4. p. 799, an, nämlich den Kranb
lieh einigemal auf den Kopf zu stellea
der Abscefs Verbindung mit einem etw
deutenden Broncbialaste , so fliefst der
aus , der Husten wird dadurch aufserord«
vermindert, und es wird dadurch tsi
dab der Eiter sich der ganzen Saftmas«
tbeilt und hectisches Fjieber erregt. -« J
Paar Ij'ällen habe ich durch dieses £zpei
Kranke sehr schneit, beinahe ohne An
geheilt, die schon am Rande des Grabest
Aehnliche Regeln wie bei den Lang
scessen ^ gelten auch hinsichtlich der An
düng unserer Gasbader bei der f^ereittruR
Lungensubstanz und d^r Luftwege. Da di«
de)r Regel ein vermehrter Zufiufs Ton S
in diesen Theilen zum Grunde liegt , so ]
dieser auch bei der Vereiterung noch h
währen , und mufs hierauf besonders Rnck
genolruinen werden. Nur in selteoen I
wird man hier gleich das kalte Gas aawi
dürfen , erst nacn und nach muls Tom WM
dazu übergegangen werden«.
— 79 ~
Nach den Yerscfaiedenen Ursachen der ei-
terigen liungensucht y müssen auch hier en-
dere Arzneien zu Hülfe genommen werden,
z.B. Milch, Molken, Trauben, Garkensaft,
gelinde Expectorantia , künstliche Geschwüre,
die Mineralwässer von Salsbrunäi Ems» Sel-
ters^ Uv S. Wb
4. Da9 jiuhmou
Unsere Gasbäder leisten nur etwas in den
Arten dieser Krankheit, die man das krampf-
baite und trockne Asthma nennt, insbesondere
wenn sie iron gichtischen oder exanthemati-
schen Ablagerungen fiuf die Lungen herrüh-
ren^ — Kranke, die am sogenannten feuchten
Asthma leiden, besonders alte Personen, er-
tragen das Einathmen des Gases gar nicht; je
«länger sie sich im Gasbade aufhalten ^ desto
beengter wird ihre Respiration; ein mehr
Saaerstoffhakiges Luftgemisch bekömmt ihnen
besser. —« Diejenigen Kranken^ die an der
ereteren Art des Asthma leiden , befinden sich
xnerst in den warmen Gasbädern sehr erleichp
tert, müssen aber bald zu den kalten überge-
ben , weil sie sich auf die Dauer in den er-
eteren beengt fühlen. — Ein Paar Fälle habe
ich beobachtet, dafs Kinder, die am Keuche
bnsten litten, im Gasbade weit seltener huste-
ten als aufser demselben ; dafs es die Krank-
in kürzerer Zeit heilte, darüber habe ich
Erfahrungen sammeln können Merk-
würdig ist es mir jedoch, dafs ich seit den
14 Jahren meiner ärztlichen Praxis noch kein
in Eilsen wohnendes Kind am Keuchhusten
bebe leiden sehen, da diese Krankheit seit-
dem doch schon 3 Mal epidemisch in der Um-
gegend herrschte. — Es snogte dieses wohl
- 80 —
lEir den Nutzen des Schwefels in diMtr Kmk
heit sprechen,
K Einige allgemdne Segeln beim Gfbn
unserer Gdsbäder.
•f. ^^
Es erleidet wohl keinen Zweifel, dab
von der Aoweoduog der Gasbäder in den
s(en Stadien der aDgeführten Krankheiten
meisten zu hoffen hat, allein auch die 8]
ren Stadien sollen Ton ihrem Gebräuche
abhalten ; ich habe in den yerzweifeltesten
len noch Nutzen Ton ihrem Gebrauche
hen. Nur da wo schon ein gar zu bedei
des hectisches Fieber mit allen CoUiquat
vorhanden ist^ sind unsere Gasbäder cool
dicirt; die Auflösung wird dann nur didi
beschleunigt.
Was die Dauer anbetriflt, in welchen
sere Gasbäder gebraucht werden müssen i
Heilung zu bewirkung, ao liegt es woU
der Natur der Krankheiten, wogegen es
ge^^endet wird, dafs ein kurzer Zeitraums
uig oder nichts helfen kann. — -. Dab ei
jetzt noch so wenig Beispiele giebt, wo
genkranke durch .das Einathmen von Gai
gründlich geheilt sind, so dafs SundtBn i
Bd. 1. pag. 196. behauptet, es fehle bis
an Beo))achtungen, dafs das Luitgemisch
natürlichen Schwefelwässer einen grSiidlic
Nutzen in der Schwindsucht gehabt, oderfl
radicale Heilung herbeigeführt habe, so iM^l
dieses gewifs daran , dafs die Kranken m
Mittel nicht anhaltend genug gehraucht h^^
Ein Aufenthalt von 3 — 4—6 Wochen, '
zu einer solchen Kur gewöhnlich besliisi'
^ird, und noch da2^.in einer Jahresseit, ^
-*K \ 81 "■*"
solche Kranke sich ohued^m leidlich liihteoi
kann von gar k.einem reellen N.utzencsejn,
gegentbeils habe ich mehrmals beobachtet ^ dafti
eine solche Kur eher schädlich ' als nützlich
Trar/ Sollen unsere Gasbäder wahren Nutzen
schaffen, gründliche Heilung in Krankheiten
der Respirationsorgane bewirken, so müssen
ne vor allen Dingen während der Wintferzeit
gebraucht werden, Dafs dann dadurch radicälü
' Heilung bewirkt werden könne/ werde iich
durch ein Faar Fälle beweisen, die gcwifs we*
nig HolTnung dazu gaben *
Man schickt so viele Lungenkranke wäh<^
' Irend der rauheren Jahreszeit in ein milderet
Klima nach Italien, dem südlichen Frankreich
ii» s. w. , bedenkt dabei abet oft bic^:ty Wie
schädlich dies.en Krankeh Wieite. angreifende
iLandreisen sind, und ^ie es bei ihnen oft we*
iiiger auf eine wärmere Atmosphäre als auf
eine Luflbeschaffenheit' abkommt, die ihrem
Zustande angemessen ist. -^ Was für und
wider den Aufenthalt von Lungenkranken in
Italien, dem südlichen Frankreich u. s... w«
von vielen Seiten gesagt ist , übergehe ich als
bekannte Sachen, erwähne hier nur, was neuer-
dings ein amerikanischer Arzt Hunt f. Froriep^i
Notizen Nr. 318. Septbr. 1826. darüber sagtt
„Eine Vermischung der Land- und Seeluft be<*
„kömmt Lungensüchtigen gewöhnlich schlecht^
„deshalb sind Nizza ^ Marsülh^ Livorno u. a«
„O. für dieselben eher schädlich als nützlich»
„Der beste Aufenthalt für diese Kranken sind
9,die niedrigen morastigen Gegenden { die mit
^^Kohlenwasserstoff- und Schwefelwasserstoff-»
5,gas geschwängerten Sumpfmiasmen, sind ein
„vortreffliches Sedativum für die schleichend*
Jouni.LJi:iy.B.5.St« F
-* 82 --
„EDüBuodang der Lungen.'^ — - Also statt i
Italien oder Fraokreicb, wo11/|d wir in
Luogeokranken lieber an einen Ort sdui
wo ein Luftgenüsch rorbanden ist, m
ihrem Krankheitsznstande gerade angemi
ist. —
' Ohne' dazQ gerade Eilaen vor anderen
orten mit Schwefelquellen ib. Yorschb
bringen y so glaube ich doch solches eii
mafsen thnn co iLonnen, und zwar aus
Gründen. v
1. In Elisen ist durch die Gnade Sr. I
laucht, des regierenden Fürsten zu Schaum
Lippe, 4®r so gern Alles zur Befordemi
Wissenschaften und des Menschenwohlet
die Einrichtung getroffen worden, daJ
Gasbäder das ganze Jahr hindurch gc
werden können^ und auch Alles zur Be«
Bchkeit der Kurgäste auCser der Saison •
richtet.
2. Die Lage von Elisen ist von ds!
defs sie sich zum Aufenthalt für Lungti
k-e be^sonders schickt ^ und in dieser Hi
Vorzüge Tor manchen andern -Kurortei
Die Natur bildet hier ein Thal^ welch«
^en Süden Ton einem langen KetleDge
idostwärts vom Eilsener Berge, und
westwärts vom Harrelberge begrenzt
ind es würde gegen Norden ganz gescbl
seyn, wenn nicht ein kleiner Fiats zwi
diesen Bergen seinen Durchgang haben n
In diesem Thale ko^mmen in geringer E
nung von einander acht reichhaltige Schi
quellen zu Tage, die dasselbe auf eine b
tende Strecke mit ihren Gasarten anf'
welches man beim Eintritl in cfaisseBbe deut-
lich durch den Geruch wahmehmeo kann, und
welches aufserdem durch Versuche mit Rea«^
geotien , die ich oft angestellt und auch durch.
Herrn Hofrath Dr. Du Menil bli Untersuchung
unserer Mineralwässer gemacht sind, evident
«wiesen ist. — Das Thal ist also^ schon ein
Gasbad im geringern Grade, uxid hat deshalb
der Aufenthalt von Lungenkranken zu Eilsen'
den grofsen Vortheil, dafa sie beim Heraus-
gehen aus dem Gasbade nicht sogleich eine
andere ihnen schädliche Lnftart einaüinten«
Ich kann nicht umhin, hier noch einig«
Versuche zu erwähnen, die Herr Dr. Du Me»
fii/ hinsichtlich des Sauerstoffgehaltes der Luft
in den Gaszimmern, des Thaies und der na«
hen Gebirge anstellte ,1. c. jpag. 80. Er fand
als höchstes Volumen des Sauerstoffira ' 20,40
Procent; in der Umgegend der Qtfelten 20,3»
und in den Gaszi^imef n 19,95« er glaubt» dieea
Verminderung lasse sich nur dadurch erklären^
dafs ein Theil der atmosphärischen Luft durch
die hinzugekommenen faserten des Mineral«
Wassers verdrängt sey. Obgleich ich nicht de«
Meinung bin, dafs der geringere Sanerstoffge«
halt das wesentlich Wirk-same unserer Gasbä«
der ist, sondern solches vorzüglich den speci-
fiken Eigenschaften der sich aus dem Mineral«»
wasser entwickelnden Gasarten zuschreibe^ so
bin ich doch überzeugt^ dafs auch eine nni
unbedeutende Verminderung des Sauerstoffes in
den Ineisten Lungenk rank h eiten von grolsen
Nutzen ist.
G. Einigt diSitttiicht lEtgün bdm Gtbrauche
der Gasbädtr.
- «
F2
- 84. -
1. Kranke I die die Gasbäder g^braodit
wohnen am zwecKmäfsigsten im Badehm
während der rauheren Jahreszeit ist diesdon
aus nöthwehdig.
•.
2. Ein Haupterfordernifs ist, dafs dieRn
kea h^ständig dasselbe Luftgemiscb eiDalhm
deshalb dürfen sie sich nicht aus dem Tl
entfernen, am allerwenigsten Berge beslei{
wo die .Luft reichhaltiger an Sauerstoifiit
3. Die Speisen ^eser Kranken mfi
nahrhaft aber nicht reizend seyn. — H
wird wohl nur in den wenigsten Fällen pai
4. Vor Erkältungen müssen sie sich
in Acht nehmen, besonders diejenigeo, ^
che die warmen Gasbäder gebrauchen, sie
cliniren leicht dazu , weil die Haut id b«
diger Vermehrter Ausdünstung ist.
ö. Die H^utf die ja auch mit insf
mnfs Torzüglich cultivirt werden ; sehr ^
thätig ist das Reiben und Bürsten des gt
Körpers. '^ Die wenigsten Lungenlunii
vertragen warme Beider , und am wein|
mineralische ; diejenigen, die sie ertragen,
ich die Woche ein oder zwei Mal eia
wannes Bad aus Flufswasser nehmen«
. 6* Da die Gasbäder, besonders dieb
^e Bindehaut der Augen leicht afBciren
sind den Kranken das Lesen oder sonstig
Augen angreifende Arbeiten zu widerrat^
7. Am Ende der Kur müssen die 1
ken Stufenweise wieder zum Genufs da
mosphärischen Luft übergehen. . .
Zum Schlüsse wären wir also nod
Beweis schuldigt daDi durch den Gebraad
— 85 —
serer Gdsbäder radicäle Heilung Ton Luogent-
kränken bewirkt worden, weshalb hier fol-
gende Beobacbtur en Flatz finden mögen.
Enur Fall.
Herr Stud. jur. J. 6. P. Kn. ans Danneii-
berg^ im Königreich Hannorer, alt 22 Jahr,
kam den 7ten Septbr. 1822 von Gottingen änf
Aorathen des dortigen Arztes, des Herrn Hof-
latth Strorheyer^ in Eilsen an , die Kurzeit war
seit einigen Tagen beendigt und befand ich
mich schon wieder in meinem Wohnorte zu
Biickeburg. Des andern Tages wurde Ich zu
dem Kranken gerufen, den ich im Bette lie*
geod äufserst entkräftet und abgemagert fand;
Yor dem Belle stand ein Gefafs, worin' einige
Unzen Blut eotbalten waren, welches Patient
w^ährend der Nacht ausgehustet hatte. Die
Gesichtsfarbe war sehr blafs, das Auge glän-
zend , die Waogen eingefallen , wodurch die
Backenknochen stark hervorragend wurden«
Der ganze Habitus war der eines Schwind-
süchtigen. Die Respiration war bedeutend be-
engt und hemmend y der Husten quälend; bei
der äufsern Untersuchung des Brustkastens
konnte ich deutlich bemerken, dals die rechte
Lunge nur sehr schwach athmete. Der Puls
war 120 in der Minute. Die Zunge war mehr
gerothet , der Appetit ziemlich gut , jedoch
durften nur leicht verdauliche Speisen genos-^
snn werden , weil grobe Neigung zur Diarrhoe
vorhanden war.
Wegen der grofsen Schwäche des Kran*
ken konnte ich fiir diesmal kein weitläqftige*
res Examen anstellen, welches mir mehr Licht
über die Beschaffenheit der Krankheit und d«-«
- 87 -
Der Kranke erzählte mir Hau' Kber Miiie
Krankheit folgendes : Er sei 1800 geboren,
seine Mutter sei immer schwächlich gewesen,
und vor ihrem 30ten Jahre an ^er Schwind-
sncht gestorben, sein Vater sei ein starker
Mann und lebe noch; bis ku seinem i4ten
Jahre sei er wohl gewesen, habe oft Nasen-
bluten gehabt und habe Wein , Kaffee u.. dgl.
erhitzende Sachen nicht vertragen kQnnen. Um
diese Zeit habe er im Laufen mit seinen Ge-
spielen nicht mehr mitkommen können ', weil
sein Athem zu beengt geworden« Im Winfter
ISyf habe er beständig am Husten und ScUnujpifen
gelitten, die Respiration sei keichend gewor-
den ^ und habe er beständig mediciniren mfis^
sen. Im Herbst 1815 sei er auf das Gymna*
sium nach Bayreuth gegangen , habe den Win-
ter über oft periodenweise trocknen Husten
fehabt , der besonders im Frühjahr 1816 sehr
eftig geworden , weshalb er einen Arzt zu
Ratbe gezogen, der ihm die zweckmäfsigsten
mittel verordnet, ohne dafs der Husten jedoch
ganz verschwunden sey, und ihm im Früh-
jahr 1818 eine kleine Fufsreise zur Erholung
angeraihen habe. Ohngefahr 14 Tage nach
dieser Reise sei er von einer Lungenentzün-
dung mit nervösem Fieber befallen und habe
4 Wochen das Bett hüten müssen. Der Hu.
sten ßei nach dieser Krankheit immer stärker,
oft mit starkem Blutauswurf verbunden, und
die Respiration sehr beengt geworden. Ek>-
hitzende Getränke und blähende Speisen habe
er nun gar nicht inehv vertragen können, so
auch kein £Jch. Island,, welches er habe trin-
ken sollen. Sein Arzt habe ihm nun gera-
chen , nach Haus» zu reisen, dort eine strenge
antiphlogistische Diät zu fahren iii|d,SlM^
^ 89 «
t
bis jetizt habe er nicht QufgehSrt zn kraokelD.
Im März 1820 erfolgte ein sehr heftiger Blat-
Sturz, weshalb Patient Herrn Hofrath Stromeyer
IBU Rathe -zog , bei dessen Behandlung er siob
biild so weit wieder erholt, dafs er Ende April
seine Verwandten am Harz habe besuchea
können. Im Sommer habe der Husten . abee
sugenommen, sich öfters Stiebe in der rech«
ten Brust auf eine kleine Stelle beschränkt,
eingestellt, der Auswurf sei grünlich, eiterar-
tig, mit Blut vermischt gewesen; dann und
wann habe er zähe Schleimklumpen ausgehu-
stet, zuweilen eine käseartige übelriechende
Masse und kleine Steinctien. Nachts habe er
starke Schweifse gehabt, die ihn immer sehr
ermatteten. Patient medlcinirte immer, trank
Eselsmilch und afs Schneckenbouillon. I)em«
ohngeachtet schwanden die Kräfte immer mehr.
Ein lästiges Gefühl von Wundseyn im Halse
und beständiger Reiz zum Räuspern stellte sich
auch noch ein. Den Winter 181$ konnte Pa-
tient das Zimmer gar nicht verlassen, der Som-
mer war wieder etwas leidlicher ; die Härings«-
kur wurde gebraucht, * wonach vrieder etwas
mehr Appetit entstand. Der Winter 18|f war
wieder schlecht, es stellte sich Fieber ein, in
der Mittagszeit Frost, Abends Hitze, und in
der Alorgenzeit ermattende Schweifse. Alit dem
Eintritt der wärmeren Jahreszeit erfolgte wie*
der einige Erleichterung, doch war sie gerin-
ger als in den vorhergehenden Sommern, das
Gehen wurde wegen der Schwäche und Eng-
brüstigkeit äufserst beschwerlich, nur ein Paar
Schritte konnte der Kranke gehen ohne
sich auszuruhen« — Auflösende Kräatersäfte,
Schnecken bonillon und Eselsmilch wurden an-'
haltend fortgebraucht« Harr Uofratji iftrom^ytr .
— 91 — •
l>^9 S®^^ wohl sehen ans ihrer frühen EnU
Wickelung henror, wenn nicht schon der frühe
■^'öd der Matter an derselben Krankheit einen
näher liegenden Beweis dazu gäbe. Schneller
/ Entwickelte sich das Uebel bei unserm Patien-^
ten gewifs durch die aufserordentliche Conge-
•tion des Blutes nach den Lungen.
Tor allen Dingen inufste hei der Kur der
gereizte Zustand der Respiration^ «'Organe be-
rücksichtiget werden ; nur Yon dem hepatischen
. Gase in Verbindung mit Wasserdämpfen hoffte
ich Beruhigung desselben , das kalte Gas wür-
"de ihn nur vermehrt haben. Ich liefs deshalb
iBr den Kranken ein warmes Gasbad einrich«
'ten, bestimmte die Temperatur im Zimmer,
' hiofs durch die Dampfe herrorgebracht, auf
-'22^ R. , und empfahl dem Kranken, sich nur
to lan^e im Gaszimmer aufzuhalten, als er
eich darin erleichtert fühle; zugleich rieth ich
im Zimmer zu einer leichten Bekleidung.
Um die Wirkung des Gases genau zu he-
' ohachten, liefs ich alle Arzneien aussetzen,
und liefs die bisher geführte milde Diät, die
iäst blofs aus Milchspeisen bestand, fortsetzen.
Der Kranke fühlte sich, in dieser Luft
gleich aufserordentlich erleichtert , ond konnte
mehrere Stunden sich darin aufhalten; er sagte
mir darüber: es errege in ihm ein so behag*
liches und belebendes Gefühl, als werde er
mit neuer Lebenskraft dt2 rch gössen ; nach ei-
ner halben Stunde traf Schweifs ein, der ^o
stark wurde , dafs Patient sich alle Paar Stun-
den umkleiden mufste, der beständige Reiz
cum Husten und Räuspern minderte sich mkl
der Pols kam bis auf 90 Scl^äge lienister. ^
— .92 —
•
Um' den Leser nicht zti ermnd^n, ü
gebe ich hier die unweseDtlicfaen Erschiii
gen, wie ich sie alle 2- — 3 Tage, ^oick
KrankeD sah, beobachtete, und fahre ntit
Blerkwiirdigste wahrend der Kar an.
. Nach 3 Wochen hSrte das starke Sch^
im Gasbade, wodurch Patient sich aber
angegriffen fühlte, auf, der Husten hatte
bedeutend yermindert, die Beschaffenhdl
Auswurfs war noch dieselbe, aufser dals
kein Blut mehr darunter zeigte, die Res
tiou war nicht mehr so keichend, und
Kräfte hatten sich so weit gehoben, dal
Kranke 50 Schritte langsam, ohne ßidi
zuruhen, gehen kbnt)te. Des Nachts wfl
Husten aber noch eben so quälend, uni
Itlorgenschweifse noch eben so stark mtf
mattend. Diesem abzuhelfen , liefs ich oi
dem Schlafzimmer des Kranken auch eia
bad, aber toq viel geringerer Stärke, eis
ten, wonach auch sofort Verminderung
Zufälle, und der lang entbehrte Schlaf er
te. — Der Kranke hielt sich täglich i
Stunden im Gasbade auf. War es 5—6'
bintereinander gebraucht, so stellte siet
Darcotische Wirkung des Mittels ein , der I
ke klagte dann über Eingenomineoheit
Kopfes, Schwindel, und wurde so schli
dars er kaum die Augen offen erhalten koi
wurde nur ein Tag mit dem Gebrauche ei
bort, so verschwatij^n diese Zufalle, was
Ich YOü nun an den Sonntag immer zur D
bestimmte.
Da ich nun über die Wirkung dei G
bei meinem Kranken so ziemlich im td
war, so hielt ich es für rflicht, diin&
^ .»
i-. 93 ~
l^en oQn noch andere, seinem' Zustande enge-»
anessene^ Mittel zu verordnen ; zu diesem Ende
XleTs ich die tExtr. Tarax,.j GrarrmU und Du/-*
^amarae nehmen^ und am Halse das Uhgt»
wnercwiale einreiben; ich beabsichtigte insbe-
sondere die Verminderung des gereizten Zu-
Standes und Auflosqng der Verhärtungen in
^an Lungen. Im December horte der kei'»
cbende Ton bei der Respiration ganz auf, das
Fieber war ganz weg, und der Kranke, der
kuerst an öiner Wärme von 20 — 22® R. kaum
fenug hatte, befand, sich jetzt in. einer von
5 — 16^ ganz behaglich.
Während der heftigen Kälte im' December
1822 und Januar 1823 , wo, der- Thermometer
gewöhulich 20 — 24° unter dem Gefrierpunkte
Stand y fühlte der Kranke, obgleich er gar nicht
. ans dem Hause kam, zuweilen stechende Schmer-
len in der Brust, schmerzhaftes und krampf-
haftes Gefühl im Halse , um den ich ein JßmpU
Merc, Clcutae Hyosc. und Camphor, vermischt
I^egeu liefs. Demohngeachtet verminderte sich
Husten und Engbrüstigkeit täglich, ersterer
Terschwaod gegen Ende Januars fast ganz, der
Auswurf verminderte sich bedeutend und nahm
eine bessere Beschaifenheit an, während er
anfangs wohl eine Tasse in einer Nacht be*
trug, waren es jetzt kaum ein Paar Theelöffel
voll. In den letzten beiden Monaten wurden
sehr viel kleine Sieinchen ausgehustet, die vor*
ber ein Paar Minuten einen trocknen kitzeln-
den Husten verursachten. Der Schlaf war sehr
rahig, und Patient konnte wieder fast ganz
horizontal liegen. Gegen Ende Januar traten
die narcotischen Wirkungen des Gases so sti^k
herror, dafs der Puls unter 60 Schläge herab-
-* 94 —
kam and Patient sich fast gar nicht wach»
halten konnte. Ich liefs deshalb das Ga' '
10 Tage aussetzen , der Puls kam non wiliä\
sa 75 — 80 SchKige.
Der schnelle Wechsel der Temperatnr, ii
dem nach einer Kälte von 23^ plötzlich
Wetter eintrat nnd der Thermometer aof 7®
stieg, wirkte ^ar nicht iiiachtheilig auf
Kranken, aufser dafs er sich etwas
fiihlte ; dies war ja aber bei den gesm
Menschen der Fall.
Während der schlechten Witterung im i
bruar, März uad April ging die Besserung
scbea Schrilte$ fort, und im Mai fing dsfB
tient wieder an kleine Promenaden im tr^
zu machen , die er nun eine halbe Stundai
im Thale ohne grofse Ermüdung foi
konnte. Um die Mitte Juni trat etwas
Wetter' ein , der Kranke erkältete sich,
Fieber und Husten, welche Zufalle indel^i
einigen Tagen durch Salmiak und ein
diaphoretisches Regim wiedei:. gehoben ivi
Im Juli liefs ich den Kranken gans^
sichtig mit dem Gebrauche des kalten
anfangen, er vertrug es jetzt ganz gut. -*
gen einiger rheumatischer Beschwerden,
über Patient klagte, liefs ich ihm woch(
zweimal ein lauwarmes schwaches Scbi
bad nehmen , in welchem er sich ganz
lieh fühlte j und wider inein Erwarten freii
mete. Hiernach verschwanden nun andi
Morgen seh weifse , die bis jetzt noch in
gern Grade fortgewährt hatten, gänzlich.
Neigung zu Erkältungen horte auf. Der *
ke hatte jetzt wieder so an Fleisch zog
men. dafs ihm mehrere Kleider KU eng ma'*^
~ 05 .
Im Herbst War der Kranke imn 60| flab
ich ihn Yiohl für geheilt ansehen konnte, der
Hasten war bis auf die geringste Spur' yer-
BchWunden; Nur ein geringer Grad von Eng-
brüstigkeit beim Treppensteigen oder starker
Bewegung, leichtes Erhitztwerden bei korper*
Hcher sowohl als bei geistiger Arbeit, zeigten
sich noch. — "Mancher Kranke würde jetzt die
Kur verlassen haben, aber der meinige kannte
. sein Uebel zu gut, als dafs er nicht eingesehen
liätte, dafs seine Genesung noch auf schwachen
FüCsen stand ; ein kleiner Umstand konnte den
Fanken bei der noch fortdauernden Congestion in
den Lungen , leicht wieder zur hellen Flamme
anfachen. £r entschlofs sich daher» noch einen
Winter in Eilsen zuzubringen. In seinem Ge-
isnche an Fürstliche Rentkammer, dafs ihm
auch diesen Winter das Gasbad zu gebrauchen
erlaubt werde, drückt Patient sich über sei-
nen Zustand folgendermafsen aus: „Zu mei-
y,ner völligen Wiederherstellung bleibt also
j^,weiter nichts übrig , als dals diejenige Schwä-
,,che, wegen welcher ich sowohl bei geisti-
,^er, wie bei körperlicher Arbeit leicht zum
,,Schwitzen heifs und darauf matt werde, vol»
fjlig verschwinden möge. Da mich aber das
^,Gasbad in dem Jahre meines Hierseyns auf
,,alimähb'gem Wege so weit hergestellt hat, so
,,hoffe ich auch in der Folge dahin zu gelan-
y^gen, dafs ich wieder als ein thätiges Mit-
„glied in die menschliche Gesellschaft einzu-
^,treten vermag. Sollte ich diesen Wunsch
^^aber nicht erreichen können , so hat der Auf-
^, enthalt in Eilsen doch schon deshalb unschätz-
,»baren Werth für mich erlangt, dafs ich durch
,^ihn in den Stand gesetzt worden bin , bei
,,einer mäüsigen und regelmälsigen Lebens«
P- »7 •.
dafi «r sich bU jetst, Oetokw 1826; Im-
r so wohl ^efiihU, iah «r gar ktia« Afs«
M bediufl Iiaba.
■
Ziväu Beobachtung.
Ghrisiian IL, Uoteroffider im hieriffea
itair, 38 Jahr alt, voa sehr gesundeB £1-
i gezeugt, machte die Feldcuge 1809 g#*
Oesterreich , dann bis 1811 gegen Spaniea,
2 in Rafslandy die ganze Belagerung in
isig ond die gegen Frankreich mit, fiUirtd
ler einen sehr nüchternen Lebenswandel^
*,.in dieser Zeit immer gesund, aaber 1814,
«r Tom Typhus beüedlen wurde» An sy-
itischen Uebeln litt er nie. Im Jahr 1817
leirathete er sich und zeugte mehrere Kinder»
Nach zurückgekehrten Frieden, wo mit
Ruhe sich gewöhnlich erst die Folgen det
ipazen bei den Soldaten einfinden, klagte
auch oft über Brustschmerzen , die mir ih»
Grund in einer Congestion nach den Lnn^^
zu haben schienen. Ton Zeit zu Zeit ein
n^lai^) Nitr. ond Crem« waren die Mittel,
dagegen angewandt wurden und anch im«
r Erleichterung YerschafiTlen.
Im Herbst 1823 bekam Fatient nach einet
ültung einen heftigen trocknen Husten, det
selbst überlassen blieb» und wobei der
nke. seinen Dienst fortthat. Nach einigen
chen trat aber Bluthusten, ein, Aderlässe,
'• Salmiac. Digitalis ^ wurden ange^andt^
ib das Bluthusten kehrte immer wieder
wurde zuletzt so heftig, dab Lebensgefahr
fand und Säuren angewandt werden mub-^
Nach 6 Wochen hatte der Kranke sich
c weit wieder erholt , daOi er seinen DieasI
»nn« LXiy« Bs 5. 8t. 6
^ 99 -
h 'eine Zulage, wodurch er in Stand gesetsi
rdei aeinen Unterhalt in Elisen eu erhalten.
Es war am lOten Noyember 1824/ als ich
. Kranken selbst in meinem Wagen nach
•B brachte, er war so schwach, dafs er nur
Hülfe des Hausknechtes die Tteppe Im
ehause ersteigen konnte.
E^ war mir klar, dals ich hier mit einer
«n Phth» tKiäcerata aequisüa bu thun hatte,
durchaus nichts Erhebliches £um Grunde
. die Eltern des Kranken waren gesunde
itige Menschen, und keine seiner Geschwi«
, litten je an Brustbeschwerden. Hier war
Uebel lediglich durch eine Congestion des
tes nach den Lungen, hervorgebracht durch
starken Strapazen in* einem Alter, wo der
pper noch nicht ausgewachsen ist (andere
•d&en als Haemorrhoiden . Plühora abdoni^
•i psorische Schärfen u. dgL, waren nicht
amehmen) entstanden. Die Prognose war
Hch nicht günstig su stellen, allein es wflif
}^ Too einem Mittel^ das mir in einem noch
r' Veifelterem Falle so vieles geleistet hatte^
dem ich hinsichtlich der Minderung des
eisten ZuStandes in diesen edlen Organen,
ii anderes gleich su stellen wurste, noch
Im SU hoffen.
Xch rieih den Kranken , sich vorerst Yolr*
: Ifachmittages jedesmal 2 Standen in dem
Itade aufzuhalten und dann seinem Befin-
_ läfs zu steigen« Alle andern Arzneien
&D bei Seite gesetzt, eine milde nähr-
M Diät und das Trinken von frischer Kuh-
^ .empfohlen«
* C2
«ml
*QeD
- 101 —
ag von IslÜndlschem Hoos und AliUtfolium
Euen.
Im April liets ich das Gas immer kalter
tbmen , bis im Mai gar keine Wasserdäm-
mehr damit vermischt wurden. Patieiit
Ute aber in diesem Gase nicht so lange
reilen, nach zwei Stunden stellte sich ge*
nlich starke Müdigkeit, öfteres Seqfzen,
imern vor' den Augen und Schwindel ein,
lafs er ins Freie gehen mufste, wo sich
I alles bald verlor« Im Ganzen brachteer
täglich nur 4 Stunden im- Gäsbade zu.
puls war jetzt zwischen 60:^70 Schläge
blieb auch beinahe so aufser dem Zim-
Ende Mai war der Kranke schon im
de, zu Jf'ufs nach Bückeburg zu gehen,
er doch einen ziemlichen Berg ersteigen
ite.
Wdgen einer Reparatur, die im Badehau-
irgenommen wurde, konnte Patient in der
an Hälfte dieses Monates das Gasbad nicht
»neben. Die Mouaie Juni und Juli wurde
och gebraucht. — Da der Kranke sich
ganz wohl fühlte, die Brust so frei war,
solches seit einigen Jahren nicht der Fall
»sen, ich denselben auch immer unter
dn hatte, so hielt ich für jetzt den weite«
Gebrauch dieses Mittels für nicht mehr
>$) legte den Kranken zur Vorsicht eine
anelle am Arm»' rieth ihm eine frugale
und mö°:lichst gleichmäfsige Lebensweise
entliefs ihn damit aus der Kur.
Im October 1825 trat M. seinen Dienst
[er an, und ist seit dieser Zeit immejr so
1 gewesen , dafs er aufser einem Thee von
I. io dec BciuL. . AUat TenMlh •benfiilk ein
^rcalöses Leiden der Lungen mit bedenfl^n-
;<CQnge8tion nach diesen Organen, und sie
3St fürchtete sehr, dafs es ihr wie ihren
■chwistern ergehen möge. Sie yerheira-
|ie «ich nun nach Elisen und wohnt in der
be einer starken Schwefelquelle; und im
Woner werden in ihrem Wohnhause Viele
9er ifiir Hausleute hev^itet. In den ersten
irsn ihres Aufenthaltes klagte sie noch zu^
Ben iiber BVuslbeschwelrdeti undTliH elnVaa^-
X an heftigen Bluthusten. Nach und nach
rtden aber alle Beschwerden weniger ^ i^nd
. ist jetzt ^iae stärke gesanjk Person , die
4irere Kinder geboren und selbst genährt hat.
.:» *
MM»
- 104 .
I
Vt
Kurze Nachrichte
■ ■ •
«ad
Auszüge.
f.
DU JTambrmnMr Badetaison im Jahn iffi
vom
Befiath Hausl^uihn^r dusMtU
Oq miFreondlich und nafikaU di« «rtteii
lute» der M«i und Junins» yorstrichen« d^nn
.•m i4ten and i6ten Mti fiel laeleich mit des
ftn Schnee y und gefror dte Walter an Eil,
en 27ten Juni wurden die Scheitel des hobta
birges noch einmal mit neuem Schnee bedeckt)
flberaus schön und warm wurde die Witteniig
Johannisy und dauerte, mit Meinen Unterbrc '^
§en bis aum S5ten Ootober fort« Die heil
'age fielen in den August , und der ThenDOBm^l
erreichte zweimal + ^7® R* im Schatten. Dielm^l
tobenden Winde waren in den ersten Montten M
flordy in den folgenden der VVest. Die (r^xrftffj
«waren häufiger , als das yoriee Jahr ; man xiBlto »j
Aiee 20» aber nur wenige Kamen nahe, nnJ
allen den Verheerungen , die sie an so Tieltn
teil angerichtet haben, haben wir nichts erftbreii
— 105 —
Din soctn Stptainbcr crbliolita ntny ntoh •!•
B' regnioiiMii Tago^ das hohe Gaoirge wiedar mit
Dedtokt.
Bai der lo unfreandlloheii halftan Witfamiig in
; Frahlin|;t - Monaten p mufste die Yegecaaon
U natarhoh sehr auracli bleiben ; darnm hatten
fioten Mai die Leirchenbiume^ Birken und W^i-
kaum auteeiehlaeen , und aeigten nur dArftigea
ib; die Eichen, Cinoen« die italienisehen Pan-
|r u, ^. va, hatten noch, gar Keine Bittrer} dio
Ü« Kiriob" und PAaumenoiluine fingen eben erat
tu Mtlhen, und die Saaten* waren kaum $o weit
|oaohosien , d^fs eich eine Krähe darin hUte Ter*
{•n können.
2>aete Buent ao nafikalte. und apftterhin wieder
inlultend warme und treckene Witterung konnte
b auf den menschlichen Organismus nicnt ohne
idliohen EinAuCi aeyn* Schnupfen und catarrham
k« KramkheUen herrsehten in den ersten Mona«
\ in den folgenden kalu Fieber, deren Form und
riauf mancherlei Anomalien aeigte» und jDiar-
m und Cholera» Sie befielen sowohl die Orts«
rohner als fremde Badegäste. Jedoch ergriffen
ludten Fieber fast blofs die Polen ^ und kamen
b nur 'infroer als Recidire vor. *
Der Besuch von Fremden war stark • und stand
I vorjährigen nicht nach. Die Listen afthlen
S Personen aus allen Klassen , welche vom Alten
il bia aum 26ten September nach Warmbmnn
^nunen waren« Unter, ihnen befanden aiok vieie
liteiohnete Personen und hohe Gäste«
Von allen den Gästen, welche Warmbrunn ha-
lt haben, haben 1794 Individuen die hiesigen
U«n und Heilanstalten wirklich bsnutsty und
aaa der I. Claase 880 Personen.
— — H. — 328
— — III. — 386 — —
1794-
^nter diesen erhielten durch die GAfe des ho»
%erm Besitaers Warmbrunns , 454 Personen,
^WT« von 62 MüitairSf Freibäder, und 145 Per-
— 106 —
•onen sagleich noch haaret- UttifrstMtwng nt te
Btde •• Armen - Ktitfe^
In der Gräflichen Bade^Armenan^U
137 Kranke angenommen und gmns Tcrpflegti
fferdem «ber finden .noch mehrere FenoMi
Dininctioa hier freie Wohnung.
Die Krankheiten, ß^gcvi WßUhü die fleiJ
gehraucht wurden^ waren: ' ^
Gidbc ^ ....... •
Rfaenmatiimns • • • • •
Gasichtsiehinerz ••••
JLendenweh {Lnmhaeo) ••.•••••
Haft weh (Mal, ischtadiemm) ••••••
Kopf- Brust- und Leibachmexsen . • • «
Krampfhafte Beichwerdea •
Haibieitige Lähmungen nach Schla^flaiseB *
Lähmungen und Schwäche der Glieder und
Sinn • Oxgane ••••.
Hypochoadrxsche LeidTen
Hysterie und Nervenschwäche
Herzklopfen. ...*.••
Krankheiten des Verdaunngs - Systems » (Ls-
berleiden, Verschleimung der ersten Wege^
Hartleibigkeic etc.) •
Stein- und Grieabesohwerden . . • . • •
Hämorrhoiden ,;•••••«•••
BlennorrhAen .^•«•••«
Krankheiten des Uterinsystema p (Unordnoa-
gen der Periode, eta) • • • . • • •
Inturoescena •• •'• • •
Cachexien, Scrofeln, Rhaohitia etc. . • •
Ausichlagskrankheiten
^Syphilitische Uebel • •
Aeufsere Krankheiten, GelenhateiAgkeit, Kaie-
geschwalste, GeschwAre, Scirrhenp Aogsa-
übel etc. . • • ••••
Unbestimmte Krankheiten
Von allen diesen. Kranken sind 3 Ptnofl^j
storben, und awar
am Schlage. . •
' an Lähmung und völliger Entkräftusg • *
k
— 107 —
Aufiercleiii tber fanden noeti s Fremde in Warm*
bronn das Ziel ihrer irdischen' Lanfbahn, ohne eine
Stdekur nnternomfinen lu haben, nnd swur der eine
davon an Altersicbwäcfae, sehen dett-3tea T«^ nach
•einer AnKunft, der andere an der Schwinosachr,
die bereits einen so hohen Grad erreicht hatte» dafs
die baldige Auflöaung leicht vcraussusehen war.
' Was die Wirkung der Bftder im AllgeneiiMit
betrifFty so wäre es aberflafdg^aFOn au reden» weil
et nur die Wiederholung dessen s^yn könnte» Draa
ich in meinten frühem Aufflätaen und im roi^fthri«
fen Bericht (S. Hufeland' s u. Osarui^s Journ« d. pr«
[eilk* 62« Bd. 1826.; darflber gesagt habe. Doch
inufs ich bemerken» dafs die Frottir-Douche» wel-
che jetat sehr gut und avreokmafsig eingerichtet ist»
ihre Ndtalichkeir auf'a Neue bewährt hat» indem
durch sie in einigen »Fällen » in denen die 'Bäder
find die gewöhnliche Douchr nicht ausreichten» die
Genesung^ glücklich herbeigeführt worden ist.
So wurde ein Offiäier» welcher sonst vollkom-
aien gesund und von kräftiger Constitution» seit
mehreren .Wochen von einem sehr heftigen Sehmerz
in dem Unken Ober» und Unterschenkel (Ischias ner»
vosa antica) gefoltert wurde» und weiches Uebei
mancherlei Mittel und auch den täglich 2 Mlil ee-
nommenen Bädern im grofsen Basain» so wie der
eewöhnlichen Deuche hartnäckig widerstand, end-
lich durch die Frottir-Douche vollkommen von
•einen Leiden- befreit.
Von den vielen andern glücklichen Erfolgen»
welche die Kranken von dem Gebranch der JSeil-
?üellen erfuhren, erlaube ich mir folgende ansu*
dhren :
1. Das Mädolien» welches in Folge einer Schufs-
wunde ein beständiges Schlucksen surückbehalten
hatte» und deren ich in meinem vorjährigen Be-
richt erwähnt habe» ist vollkommen genesen.
fi. Ein Cavalier, in den schönsten Jahren seines
X^tbena » welcher seit einem halben Jahre fortwäh-
rend, in hohem Grade, bald mehr» bald minder, an
allgemeiner Gicht ^ als Folge von Verkältung» gelit-
ten hatte, -wurde endlich wenigstens ao Vveit her-
gestelU» dafs er Teplitz besuchen konnte. Allein
— 109 -
Mal nach WArinbrunii ktm i und dnrich die mehrare
Wochen lang fortgesetzten Bäder ikn Bastin so viel
Erfolg hatte , dafs die Anfalle' auf mehrere Jahre be«
aeitigc wurden. Da sieh jedoch im Jahr i8J^ eiffc
neuer Anfall, obgleich von' nicht laneer JDauef^
wieder ein^funden' hatte , so wuVde Jer Kranke
bewogen 9 diesen Sommer noch einmal die BAder
zu brauchen. Die Wirkung war aehr gut. Die
Schmerzen sind gäntlich^ gewichen, die Geachwnlsc
des Kniegelenks hat an UmCsnfi; sehr abgenoikimen^
und die Beweglichkeit desaelben ist taitwiedex
noxmaL
k ■ ■
4. Ein Herr ron 52 Jahren, von kräftiger Con*
•titutioa und cjiolensch • sanguinischem Tempera-
mente, bekam den iiten Dec. i8s4 das erste Mal
einen gelindern Anfall yön Podagra, wobei der
Schmers in den grofsen Zehen war, und abwech-
selnd bald die linke, bald die rechte Zehe ergriff,
bis endlich Mitte Januar 1^25 ein heftiger Schmerti
beide Fafse einnahm. In Folge einer unrichtigeft
Behandlung verloren sich die SchmerEen nlötslioh.
bis anf ein dumpfes Gefühl', dafAr aber steute sich
Beklemmung des. Athemholens, Stechen in der
rechten Seite, trocknet Husten und heftiget Durst
ein. Die BruslhekUmmmtg stieg bis sur Urthopnoe^
die Absonderung des Flarns cessirte fast gans. Ea
war also ein Zurücktreten des Podagra auf die Brust -
Organe erfolgt. Wiederholte Aderlässe» Blutesel,
Cal^ibel mit Digitalis bis zur anfangenden Saliva-
tion, Expectorantia etc. stellten nach 8 Wochen
den Kranken wieder her. Doch blieben öfters wie-,
derkehrender gelinder Schmers in den Fafsen und
in der Seile, Herzklopfen, Beschwerden der Ver-:
dauung, und je zuweilen in der Nacht Anfälle von
Brastkt am nf zurück , weshalb der Arst des Patien-
ten dcnseloen rieth noch die Heilquellen Warm-
brunns zu benutzen. Er badete dem zu Folge durch
6 Wochen täglich im Bassin, und trank den Brun-
nen mit Karlsbader Salz, worauf er vollkommen
genas, und seitdem keine Anfälle irgend einer Art
gehabt hat. Demohnseachtet wiederholte er diesen
onuner die Badekur in der Hoffnung, die Gesund-
heit, deren er sich nun erfreute, nocii mehr tu be-
festigen.
— 111 —
f
■ • - ■ ' ■ ■ '
A aiehl ehar mit entern Erfolge « bii mgUioh
Dooohe in Anwendung gezogen wurde« Die
itang erfolgte«
tu Ein Bauer bette , ebenfalls wegen Hüftweh
der reehten Seite ^ vorigen Sommer die kieiigcn
Uen benum , und sein Uebel schon liacb 5 Bt-
. ia kleinen Bassin verloren. Aliein da den
iMr ^rauf ein gleicher Sobmers die linke Hafte
I» so wurde dieses Jahr Sufs neue die Bedeknr
«itonunen » woron mir aber bis jetst der Er-
sieht bekennt geworden ist.
13. Ein Tuchmacher verlor die lang gedauerten
terzen in der linken H&fee, nachdem er 36 B)U
im Bassin und 9 Douobe-Bider genommen
iff^ Ein Königlicher Beamter, ein kriftigerMann
len besten Jahren des Lebens , haue das Un-
K yor X Jahren , in Folge eines apopleccischen
iPt auf der reckten Seite gelähmt und fdr sein
; unfkhifi SU werden, Deihslb benutzte er x Jahr
lereinander die Quellen Warmbrunns > jedesmal
fteigpnder Besserung» und ist nun so.vollkom-
I hergestellt, dafs er die Feder vollkommen fah-
«nd seinen Geschäften mich wie vor vorate«
t'luinn.
". '■
14^ EJln armes Dienstmidchen , welches ,vor 8
h Jahren » in Foleei einer .Verletanitg des ROck-
^flf durch Uebertahreny an beiden untern Eic*
eititen völlig gelähmt worden; durch den Ge*
|ob deir warmen Bäder aber wieder vollkommen
itdn war, erlitt im vergangenen Jehre durch
"" " welchem
surflck«
le Schwä«
Nieder 'behoben wurde. Deshalb kam sie die«
Sommer wieder nach' Warmbruun, badete durch
^ochen im Bassin, und nahm la Doucbebäder,
%lif die Schwäche fast gans behoben wurde.
^5; Eine vornehme Dame von vielem Geiste,
kfte an rheumatischen Beschwerden und hysteri'
** Nervenschwäche schon seit mehreren Jahren gp»
^f und deshalb in verschiedenen berüLmten £ä-
'' nnd Btunnen Hälfe gesucht hatte, ohne sie
— US -
sitfgeOf weshdb ihr Amt ibx die Heil^uelUn Waffin«
Iiiniiint anrieth« Ein 4wdcheiitlic1iaK O^braach d«t
Bades» das Saidschfltsar Bittarwassar» Pillan aiM
Aland« Öchaangalla und Rhabarber, ntibit Böffinai^^
VisearaKElixirp stallten die Kranhe TollkoDaea
viadar h^r.
2o. Ein Fräulein von 21 Jtbren. walche schon
iror 5 Jahren wejgen Msnostasis die Bäder mit ▼ oll«
liomipensieni Erfolge gebraucht hatte , litt aeit aini-
.gar Zeit wieder an Irregularitäten der Periode, Sai-
tantuchan, Kopfschmarsen , D)^spepiie9 Trägheit
das-Stuhleanei und mehreren hystarischao Zufallen»
walehe die &uost ni6ht An beseitigen Termogte«
PI« Kranke, yviederholta daher diesen Somnuar die
Badekur, und erlangte ihre Gesifildfaeit gänsUch
wieder*
2.
Diä Brunnen' und. MolkananttuU zu Salzbrunm im
SchUsuehen CsbirgSp hn Jahre i8a6^ >
Vom
Hofrath Zemplin,
Die Zahl der einseinen Kursftite war loSSf
70s waren aus der Pxovins Sohledan, a8o ans an»
dam Preufsischen und selbst sehr entfernten Pro*
vinaen , und 71 aua dam Auslande eingetroffen. 694
.verbanden mit den Mineralauellen den Gebrtueli *
der Ziege nm olken , a5 der Zieeenmileh, nndsi der
Eaelinnesnnailch. Molken wurden durch die ganse
Knneit 8240 Quart, Ziegenmilch 220 Quart, nnd
Baelinnenmilch 197 Quart verabreicht. i5i Kurgäste
benuuten zugleich die hiesigen Badeanstalten; ver-
aendet aber, wurden im Laufe das gansen Jfahrea
1^3924 Flaschen.
Vom den Kurgästen starben 6. Fftnf Lnngen-
tehwindaüchtige , deren Krankheit schon so weit
Vovgerfiokt war, dafa daa Leben nor noch wooige
Journ. LXI V. B. 5. St. H
~ 115 —
Krankheit noch keinen to hohen Grad erreicht hattOf
bei manohena nur erst im Beginnen 'war, ward Br»
leicbterung» Lindemne, ja aelbat mehreren toII«
•tindij^e Genesung. Ich erlaube mir nur fi Falle
«Bsnfahren. Frau B. aus G.^ 3o Jahr alt, von ee-
•nnder Constitution , war seit 9 Monaten in Folge
-•ines yersiumten Cstarrhs heiser , und dabei im 6ten
Monat schwanger. Vielerlei war angewendet wor.
den, aber alles fruchtlos« weil es zu spU gewesen
waT) die Heiserkeit blieb, Patienciu wurde mager,
und ihre Kräfte nihmen sichtbar ab. 80 traf sie im
•Mai 1825 in Salsbrunn ein. Die Kur wurde mit 4
•Blutegeln an die Luftröhren gesetzt beeonneo, das«
•elbe verfahren später noch einmal wiederholt, und
nach gwöchentlichem Gebrauch du Obetbrunnens
mit Molken, später mit Bselinnenmilch, verliefs
uns die Patientin mit lauter Stimme und ganz wohl.
Die bald nach ihrer Heimkehr eintretende Nieder*
liunft verlief sehr glücklich, und der ganze Winter
fab SU Klagen keine Veranlassung* Wohlbehalten
ehrte sie zur Wiederholung der Kur in diesem
letzten Sommer eurAck.
Fr. V. R«, 26 Jahr alt, von zarten an phthiai*
'fchen Habitns grenzenden Körperbau , Mutter von
i| Kindern, litt seit einigen Jahren, besonders bei
rauher Jahreszeit an Trockenheit, hlufigem Brennen
und Stechen in den Luftröhren , mit Tlflstelil und
oft wiederkehrender Heiserkeit. Sie gebrauchte den
Oberbrunuen mit Eselinnenmilch durch 5'Wocheny
und die Folge war ein so erträglicher Winter, wie
fie lange keinen hatte, und sie konnte selbst bedeu^
iender Kälte sich ohne Nachtheil aussetzen. Daher
kam sie in allem Betracht wohler als im vergaue«
aien Jahre in diesem zur Wiederholung der Kur
sarAck,
Die gröfseste 2ahl unserer Kurgäste an einer
Krank h ei ts form waren diejenigen, welche an Lun-
fensehwäche litten. Hier ist der eigentliche Wir-
ungskreis unserer Heilanstalt, und d'as jährlich ver-
asehrte Zuströmen solcher Kranken beweiset diese
Aataaee am sichersten« Dehn es bleibt fiewifs, die
ansgebrochene vollendete Lungenschwinasut.ht kann
Balzbrnnn nicht heilen, so wenig wie andere ähn-
liche Mineralquellen, aber die drohenden wohl ver-
balen.
H 2
, Hr. »■.w-a., ,_. _.
i6sj dem Anscheine ntcli ■!
lenei, nicli äalibruiin, i''ii
»hrt, mit anli.ltenden Slul.
verbticbto «t «eine meitce Ze
der Krankheit mren VeiilO]
lerialHiü.en. N.th 6 WocJ
Obeibrannens mit Moltieii
grandetiten IloSnungen , di
S^miper bei leioer RücUehr
Von den liyitctiichea Fi
in dietem letzten SaromeT ■■
nelcii neh mehrere Falls (
Leiden, so wie Jnrob den
Kur e^e^" dieielben *□■; 1
sur derjenigen Krinhen ZU (
ineiiiBm Bericht vom Jilite
liisfrihrUcIier ged.cbt bibe.
ich gegen d«s Ftiihjili
erbole.
g Men
, die
doch iCbon in Sahbruni
mal geaeisc hauen, »igten
Igten Juni Inf die Krinke e
ein, jedoch in Folge der F
«»chöpFt, aber nicb i4 T>|
wurden die Fortschritte «ich
ncuigen liegvCndetcT, daCs die
■ 1 doch endlich <"
delt Tverdei
den f:an
köni
Die
■o wie iie es in diaiem wi
l»nd iat, laiic Nachrichten,
etfreulich. Während der 1
sie, kufaer Eweien AderUxe
Anneien, als den OberbrUi
tbeils mit Eselinnenniilcli 1
Was endlich da* Aeuts
triKt , so gestaltet es sio}^
und die ankommenden ra
gehe immei mehr befriedtg
dem noch Stalt findenden ]
tbek be.ien. .beebüllen, ui
werden 5 neite Hjiuier fllr v
nung gewahren. Die 4ie i
— 119: —
nöoh In Thltigkeit, «nd di« d^sn bcimtst«
.1« weiset na^h der Analyse des Herrn Fif^A«/*,
der Chemie an hiesiger Univertiut. folgend^j!
ü^ndtheile nsoh. Ein Pfund au 16 Ünsen gib
^ran festen trocknen Rüekatand. und ftwiir:
Salasaures Natrnm • • ' • • • ' • 0,15.
Sohwefelssures'Natrdm • • •' • 0,27.
Kohleniaures Natrum • • • . • 0|ii.
Salsiaure Talkerde • « . « • . 0,04.
Extraktivstoff • • . :. . . , ^ 0,08-
Kohlensauren Kalk • t,2ö»
Kohlensaures. Eisenoxydul * •■ '. ,o,^\^
Magnesia • • • 0,09»
Kieselerde '.'... 0,59.
An flüchtigen Bestandtheilen iä . i5o ZoIL
Kohlensäure ••••«••• 1^ «.»
Spuren vpn Schwefelwaiserstoffgfts.^
3.
tzsig0 €iner neuen Erscheinung der Influenza in
Sibirien, *)
Von
Dr» J, Rehmann^
H* K. UDirklich. Staaisrath und Leihartt*
4 ■'
St. Petersburg » den got^ MHn i8S7»
Dia Influenza ist wieder erschienen, •» Bt hatf
L diese Krankheit bereits in einigen unserer- öu-
len Gouvernements geseigt. Ob sie nnt einen
ach machen werde, steht noch dahin gestellt. —
Wir eilen» diese interessante Nachricht dem Fubli-
tnm sogleich mitzutheilen, um es yon der möglichen
Inknnit eines neuen Gastes zu benachrichtigen » wenn
Lerselbe dieselbe Beise wie im Jahre i78ft antreten sollte,
ind jeder wird mit mir Hrn. Saatsrath Rehmavn datiir
tanken. — Wahrscheinlich wird hierbei viel . auf die
^^iftstTü'mung ankommen. Anhaltender Kordostwind
konnte viel zur Herb cUi'ihrung beitragen. d. H,
— 121 —
B9acli 4eni Aoten des vergangtiien Febmtr^Mo-
dAp«nen die Fröste in der GonTemenMnu-
t, anhaltend von 20 — ^2^ R* bei einem Barome*
iftnde von ohngefahr ag Zoll fort. — In den
n Taeen dei Febr. bliesen starke afidwestliche
die. mit einer Abnahme der. Kälte bis zvL lO^*
«i fiel eine beträchtliche Menge Schnee. —
A.fn loten Febr. brach ein epidemisches Katar-
i.eber aus^ welches Menschen von jedem Alter
Geschlechte mit Zufällen befiel, weiche fol-
.« Abstufungen bemerken lieüsen:
K) Die meisten Kranken klagen nur Über Kopf-
aersy Schnupfen und Huiten, und diese Sjmp-
9 hören nach 3 bis 4 Tagen auf.
a) Bei andern Kranken geselle sich cn den ge-
Lten Erscheinungen Halssohmers, Brustbeklem-
£. bedeutende Abendfieber und eine quälende
•Uosigkeit. In diesem Falle enucheidet sich
Krankneit nicht vor dem 7ten oder izten ^age,
2 war durch vermehrte Auidanstuog dec Haut
Husten mit Schleimtuswo^f. •—
5) Bei einigen ist ein besonderer krsnkhafcrr
Mnd der Verdiuungsorgane mit Schwindel , be-
Aigev Neigung cum Erbrechen , wirklichem Er-
len- oder DurchfaU, verbunden mit Seltenste«
■ und heftigen Fiebersvmptomen beobachtet
'den. — Hier ist der Verlaui der Krankheit län-
jand nnbestiramt. —
.Was die Behandlung dieser KrankbeU im er«
.'Grade betrifFt, so ipüssen sich die Kranken in ei-
|.'mäfsig warmen Zimmer aufhalten » und nicht
yAch nach ihrer Herstellung sich der freien Luft
t4er aussetien. —
s *
Im zweiten Grade wendet man Mixturen nnd
■po mit Brechweinstein, einen Aufgofs v«n Flie*
bforneiiy und zum Einreiben der Brust nnd des
■■a die flüchtige Salbe an. — Zuweilen mausten
SpAaster gelegt werden. —
Im dritten Falle wird anfänglich ein Brochmlt«
Und darauf der Salmiak in kleinen Gaben ce«
Kt; .Zuweilen wurde eine AbfAhntng aus Bha-
^•artiuktur mit Manna nothwendig« — • .-
— 123 ^
- pfi) D«i erste Erscheinen der Epidenle In dtfn
flBdiichen Gegenden des Tomskiscnea Gouveme«
menu fällt in die JVIitte des Pecembers des Tongen
Jahres, sie nthm besonders im Anfange des darauf,
folgenden Januars bei trocknem kaltem und heiterm
Wetter zu/*
9*5) Ohnge)ichtet der Heftigkeit der Anfälle und
des Grades der Krankheit bei einigen Kranken war
doch im Aligemeinen der Ausgang derselben' elflek*
liohy und' fast gar keine vermehrte Sterblichkeiii von
derselben veranlafst; aussenoäimen awei odeV drei
Fälle y wo die Seitenttiche in wahre Brusientsfln-
dung übereingen und nieht au Ader gelassen wurde.
IDie Krankheit pflegte sich am yten, selten am i2ten
oder i^ten Tage au entschei()en. Die Krisen rich-
teten sich nach der Verschiedenheit der Krankheits-
fonu* — - Am meisten entschied sich das Fieber,
durch Schweifs , seltener durch Nasenbluten. — > Die
Seitenstiche verschwanden suweilen ebenfalls durch
Schweifs, Euweilen aber auch bei dem Auswurf ei-
nes weifsen sähen, dicken .Schleimes ^ d. h, in den
Fällen 9 wo aufser der Pleura noch die Lungen iä
•inem gereisten Zustande sich befanden. Der oloP^e
Husten fast immer durch schleimigten dickea Aus-
warf.'» —
y,6) Die Ursache der Krankheit schien allerdings
in einem eigenthanilichen Zusunde der Atmosphäre
gegründet zu seyn. Etwa in einer gröfiern Ent*
wiokelune; der Luftelectricität? — denn man will
bemerkt Caben, dafs mit dem Ueberßange des trok-
lienen kalten und heitern Wetters in eine warme,
feuchte und trübe Witterung die Kraft der Epide*
ipie gebrochen su werden schien, die Zahl der itran*
]ien sich verminderte und alles Erkranken bald auf-
hörte.'* —
,,7) Es war keine besondere neue-Heilsrt erfor-
derlich. Diejenige, die bei gewöhnlichem Katarrhal-
. fieber angewendet wurde, war auch hier die zweck-
mäfsigste. Bei vollblQtigen starken Subjekten war
manehmal ein Aderiafs noth wendig, es beseitigte
schnell die dringend^iten Symptome, und unterbrach
die Entsflndung in ihrem Beginnen. — - In den
flbrigen Fällen war das Verweilen der Kranken in
nicht SU warmen Stuben, eine möglichst leichu
- 125 -
Rad. filieis mar, » Hn mir in einem Falle •eiae auf-
feilende Wirkung betUd^t. «—Die am Bandwurm lei-
dende Kranke war eine sensible Dame, eine Mei^e
▼on hier wohnhaft , welcher bereits seit längerer
Zeit nioht unbedeutende Stücke eines Wurms abge-
gangen waren. Im vorigen Herbste hatte sie die
in der Haude- und Spener^schen Zeitung empfohle-
nen Terpeiuhinpillen ohne wesentlichen Erfolg ge-
braucht, und forderte mich jetst auf , eine^ wirk-
samere Cur gegen ihr Uebel einzuschlagen» Eben
batte ich im Journal der ]prakt. Heilkunde , Januar
i837> die ausführlichere Beschreibung der PesehUr*"
iröheii Methode gelesen , und schlug ihr daher vor,
dies Mittel zu gebrauchen ^ worin sie um. so lie-
ber willigte f da eines Theils dasselbe in so knrser
Zeit und ohne den Kranken stark ansugreifen , die
•cwartete Wirkung leisten , andern Theils ihr Auf-
enthalt hierselbst jetat nur wenige Tuge. währen
eollte. Wegen Mangel an Zeit konnte daher die
Wursel statt der von Peschier vorgeschriebenenf io
bif 12 Tage nur 56 3tuuden digeriren, doch wurde
nacb der vollendeten Abdampfung fast dasselbe
Quantum Eitrakt, vi^elches Peschier erhielt , sewon-
aen, indem anderthalb Unsen der Wurzel mit vier
Unsen Aether digerirt^ ungefähr anderthalb Draeh*
ibea Extract lieferten. Aus dreifsig Gran dea auf
diese Weise erhaltenen Extraeta liefs ich nun mit
der hinreichenden Menge der pulveritirten Wurzel
und etwas Gummi dreifsig Stück Pillen verfertigen»
und diese kurz vor dem Schlafengehn in zwei Do*
•en, jedesmal 15 Stück, im halbstündigen Zwischen-
xanme, .einnehmen. Sie wurden ohne Beschwerden
ertragen , und nachdem am andern Morgen nüchtern
•ine Unze des Inf* Sennae comp* genommen w^or«
den war, ging bald nachher in den ersten beiden
Stühlen der Wurm ohne weitere Nebenzufälle ab.
Die Bibliothek J. pr. Eeilkunde Mai d, J. enthäli t
JPm ji. B, Puchelt System der Medizin*
jL 1*9 Richt&r über Nekro^e^
Liiterarisches Intelligenzblatt.
No* IIL 1827»
Heidelberger Klinische Annalen, Herausgegehen von
den Vorstehern der medicinischen , chirurgischen
und geburtshülß iahen akademischen Anstauen zu
Heidelbergs den Professoren F. J» B. Puehelt,
M. J. Chelius, und F. C. Nägele. Dritter
Band, F'Stes Heft, gr. 8« Heidelberg hei J. C,
B. Mehr.
t Inhalt« I. Das Speiehelfieber. Dargestellt Ton
.Dr* Fr. J. Chr. Sebastian, Grofsb« Bad. Hofratb a.
.Prof. in Heidelberg. 1. Allgemeine Bescbieibnng
-desselben, s. Anomalien > Zusammensetsungen und
Verwiclilaneen des Speicbelfiebert^ 3. Das ura&ch«
liebe VerbäUDift des Speicbelfiebers«
II. Täuschangen am Kranit enbette. Von Dr. Chr»
^fetifer^ diri^irendem Arste des allgemeinen Kran^
kenbauaej zu Bamberg.
III. Beobachtungen über die örtlichen Folge-
l(Tankbeiten der puerperalen Bauchentsfindung. Von
Dr. ff^. J. Schmitt f X* K. Oesterreicb. Ratbe u. Pro-
fessor EU Wien.
IV. Einige Bemerkungen nnd Erfahrungen über
die Anwendung der Moxa und kflnstlicher GeschwA-
re sur Heilung eingewurzelter Epilepsie bei älte-
ren Personen. Von C. F. v. Pommer, M. D. in
Heilbronn.
V. Ueber das geringe Wiederertengungsvermö-
Sen der schwammigen Knochen. Von Dr. Chr. Jae,
lonr,» a ufs er ordentK Professor und Prosector der Ana-
tomie in Tübingen.
Preis des Bandet Ton 4 Heften 4 Rthlr, oder
7 Fl. ift Xr.
I <
Journal
der
actischen Heilkunde.
Heraasgejgfebeii
von
C. W. H n f e 1 a n d,
jL Preuff. Sttattimth, Ritter d«§ rothen Adl«r«
at zweiter Klasse, erstem Leibant^ Prof. der Me*
auf der Universität su Berlin, MitgUod der Am«
demie der Wissenschaften eto«
o n d
E. O 8 a n. n,
itlichem Professor ' der Mediein an der üniver«
iinä der Medicinisch- Chirurgischen Academi«
ma Militair zu Berlin , und Mitglied mehrerer
gelehrten Oetellsehaften.
Grau, Freund^ ist alle Theorie,
Doch grün des Lebens goldner Banm^
Göthe.
^tmimmmmtm
VL Stück. Junius*
B e r 1 i n 1 8 2 7.
Sedruckt and verlegt bei 6« Reimer*
r
L
K r i t i k
der mteliobeii
Grundfesten einer Heillehre.
Vpi»
Dff R a d e m a c h e r^
SU Goch im übtiff.
E- '■■
ipe HelUehre, die deq Atzt lehrte, wie er
in ledern eiozeloen Falle die fiürankheit mit
ToUkoibinDer Sicherheit erkennen > und sie in
der möglichst kürzesten ^eit mit yoltkommner
Sicherheit heben konnte, wäre wohl das Ideal
einer Heillehre, Dieses Husterbild lebt aber
nur in dem Gedanken; in der YTirklichkeit ist
nichts vollkommen I und am webigsten \^ird
eine Erfahrnngslehre auf Vollkommenheit Ao-
epruch machen können. Ihr grofserer oder
geringerer Werth läfst sich also nnr nach ^^m
Grade ihrer Annäherung an das Ideal beurthei-^
}en« Diese alltäglichen Gedanken i^chicke'ich
meinem Aubatze voraus, um mich gegen ialle
gehässige Folgerungen, die man aps selbigem
«iehen könnte, ein für alle flial zu schützen,
vnd ich hoffe, niemand wird mich in die Reihe
der Phantasten setzen, die, wo nicht mit dür«
1
— 5 —
9 gesunden Verstände wohl schwer zu be-
UsD seyii.
Nachdem wir nun Unwandelbarkeit und
Lennbarkeit als die nothwendigen Erforder-
se einer guten Basis der Heillehre bestimmti
müssen wir jetzt erwägen > wie vielerlei
tndfesten einer Heillehre wohl denkbar sind.
Wenn ich aber hier von Heillehre spre-
r, so verstehe ichi darunter Verstandesheil-
re^ die von den Einzelnheiten der Erfah-,
lg Allgemeinheiten abziehend , diese als Lei-
igBi'egeln des Heilgeschäftes aufstellt. Von
".rohen Empirie, welctie blofs die. änbere
rin der Krankheit beachtend, dieser die Heil-
ttel anzupassen räth, spreche ich also nicht,
rdiese als solche, einer bedeutenden Ver-
(Üu>möinung iahig, und ob sie der Verstau-
iheilkunde vorzuziehen sey, vnli ich den
lehrten zu beurtheilen und zu besprechen
Erlassen.
Wie mir scheint,« giebt es nur zwei mog-
iQ und denkbare Grandfesten, worauf eine
^ Heillehre kann gebauet werden : die eine
der Organismus selbst , die zweite die Heil-
'liung der Arzneien. Auf erstere haben, so
L ich weifs, alle rationelle Empiriker und
»tematiker seit der ältesten Zeit , auf letz-
^ die Jatrochemiker, die ungefähr seit dem
Elften bis zur letzten Hälfte des siebenzehn-
. Jahrhunderts unter mystischem Schleier
:>en der schulgerechten Kunst hergingen, ihre
Bedirungslehre gebaut.
Wir wollen jetzt beide Grundfesten pn
H vorhin aufgestellten MaaCsstab halten. Zu-
It vom Organismus als Basis der Heillehre.
durch die einzige von den Aerzteo allgemein
als wahr angeDommene Erfahrung beweisen«
i^^ wir nicht einmal wissen können, ob in
einem angeblichen Leichoame das Leben er-
I loschen, oder ob es noch darin vorhanden sey,
< bis dafs Ersteres durch die Fäalnifs uns ge-
wilSi wird. — Der Lebenskraft wird gar oft
von den Aerzten erwähnt ; in jüngeren Jahren
habe ich auch davon gesprochen i seit ich aber
alter geworden , und Zeit gewonnen , darüber
selbst nachzusinnen , scheint sie mir wirklich
eine Undenklichkeit. Jenes unbekiannte Etwas,
-welches sich nur einzig unter der bekannten
Form der Lebensäufserung unsern Sinnen of-
fenbart ^ von dem aber die Erfahrung im All-
gemeinen gelehrt hat, dafs es sowohl im aus-
gebildeten thierischen Korper, als im befruch-
teten nicht gebrüteten Ei vorhanden seyn könne,
tihne sich unsern Sinnen zu offenbaren, welr
c|ies Yorhandenseyn aber in dem Einzelfalle
nnr durch den glückenden Versuch darzuthun
-ist; jenes unbekannte Etwas, ist doch dem
gewohnlichen Verstandesmenschen das Leben*
Welchen Begriff verbinden nun die Gelehrten
mit dem Ausdrucke Lebenskraft? unmöglich
doch den des Lebens selbst; denn dieses wür*
de ja eine ganz zwecklose, weit eher zu Be-
griffiiyerwirrung , als zu Begriffsaufhellung füh-
rende Wortvertauschung seyn. Ich erinnere
inn;h auch wirklich nicht, irgend wo gelesen
oder gebort zu haben, dafs der Ausdruck Le-
benskraft bestimmt als blofses Tauschwort für
den allgemein verständlichen und bekannten
Ausdruck Leben angegeben wäre ; also bin ich
der Meinung, dafs die Gelehrten mit den Wör-
tern Leben und Lebenskraft, unterschiedene
Begriffe verbinden, und dieses vorausgesetzt,
— 9 —
unserer Aoalomen und Physiologen, so
als die Fortschritte» die unser Wissen in di«-
sem Tunkt seit einem Paar Jahrfa änderte ge-
macht hat; aber an Eins muls ich erinnem,
nämlich an das so «genannte System der Capil-
largefäfse (vielleicht konnte man es mit ^wm
so viel Recht System der Capillarnerven tuttt^
oen). Dieses System, ans welchem der gaoce
Körper mit allen seinen Organen geweht ist,
blieb bis jetzt für uns ein unbekanntes Lduid.
So viel wissen wir 'aber, dafs in diesem Haar-
gefafsgewebe , die Ernährung, die Ri^mtzang
des Verlornen, die Absonderung der zom L««
ben noth wendigen Stoffe, und das Wachsthnm
Statt finden. Gerade diese NaturTerrichtungea
drucken aber eben dem Korper das eigentücfae
Siegel des Organischen auf; und da wir nicbt
einmal den Bau der Organe kennen , worio
jene Operationen geschehen ; so kommt es mir
fast vor, als sei unser anatomisches and phT-
siologisches Wissen , dem Wissen eines jungen
Kindes zu vergleichen, das von seiner Matter
gelernt hat, die Welt bestehe aus Himmel noi
Erde, und der Himmel aus Sonne, Mond mmd
Sternen.
In Betracht der Materie , woraus der Kör-
per besteht, und die sich in ihm erzengt, dir-
fen wir auch eben nicht stolz arif unsere Kennt-
nisse seyp. Ich würde es aber für albern und
höchst langweilig halten, in diesem Punkt«
die Blofsen der Kunst, an denen kein rer-
ständiger Arzt zweifelt, weitläufig aufzudecken.
Mir ist es , in Erwägung der fast unüberwind-
lichen Schwierigkeilen , die sich der Scheide-
kunsl bei Untersuchung menschlicher StolTe
entgegenstellen , höchst unwahrscfaeiulich , däb
— 11 ^
1er III tiiiMrii tagen der Vorwett Pebel-
Wk wieder auftaacheD?
^yer hat des unterirdischett Feaeri irDrbor-
~ Heerde erspähet , wer seinen Einflub auf
denschen Leiber berechnet? Wenn es die
•rschiiltert iind in Glähstromen aus Ber-
bricht, dann wissen wir, dafs es dem Blen-
B Verderben bringt ; aber wir kennen nicht
•iiUes heimisches Walten in der Tiefe.
M^er hat' den Einflufs der Gestirne aaf
anenschlichen Korper ergründet ^ ob sie
blofs leuchten bei dunkler Nacht, oder ob
Kiisere Gesnndheit| unser Leben bedingen ?
das Siebengestirn , dafs der Ring des Sa*
n odelr des Perseus Mednsenhäupt Einflufs«
agieineü Korper habe, wäre zu behaupten
uaiaenheit; aber es zu yemeineni wärde
b minder vermessen sejrn*
"W^t hat je die Wablrerwäiidtschaft i^t
Kclilichen Geister enträthselt? Unerkannt
pu sie feindlich uns von sich surnck, oder
n uns freundlich zu sich hin, da£i uns
leises Ahnden eines früheren Seyns um-
k und an Fjrthagorische Träume mahnt*
^Ter hat die Kraft des festen Willens,
des auf einem Gegenstande gelagerten Ge»
bins entziffert? wer die Allgewalt des
■bens, des frommen Gebets, des innigen
■ins mit dem Urquell alles Lichts f ja wer
den unsichtbaren Einflufs menschlicher
nKt auf menschliche Leiber wabrnehmendi
dem Leiblichen das Geistige zu scheiden
>Ocht? Was wirkt Hafs lind Liebe, was
4e und Schmerz auf des Menden ieibli«
'Wohl? ach! man hat es mich gelehrt^
— 13 —
liernieddrschwebdii P Aus des Hensclien ah-
nender Brost tont Eine Stimme Yernehmlich
durch alle Jahrhunderte; "clie Afterweisheit
bohnlacht; der Verstand schweigt.
Da stehn wir nun an den Marken unsers
lYissens und schauen zurück, wie beim er-
wachenden Tage der Wanderer , an dessen Er-
innerung die seltsamen Nebelgestalten des nächt-
lich durchreisten Weges in wirrem Gemisch
Toräbergleiten. Sollte ich auch der Wahrheit
sa nahe. treten y wenn ich behaupte, dafs das,
w^as^ wir vom menschlichen Organismus ken-
nen , sich zu dem Unerkannten ;und Unerkenn-
baren wie Eins zu Hundert verhalte?
Das ist nun die Grundfeste, worauf seit
zweitausend Jahren die schulgerechten Aerzte
eine haltbare Heillehre zu bauen versucht ha-
ben. Die Frage , wie sie dieses versucht, liegt
uns jetzt so nahe, dafs wir einer Beantwor-
tnog derselben so schwierig sie auch ihrer
Natur nach seyn mag , nicht ganz ausweichen
können. Es war wohl unmöglich eine HeiL-
lehre auf so unvoUkommue Kenntnifs des Or-
ganismus zu gründen; also mufsten die unge"^
faeuren Lücken derselben durch Gedankenbii-
der, das heifst durch solche Annahmen, deren
Wirklichkeit in dem sinnlich Erkennbaren nicht
nachzuweisen waren, ergänzt werden. Die
verschiedenartigen Heillehren, die wir seit dem
Flore der Galenischen Schule, bis auf unsere
Zeit haben entstehen s*ehn, unterscheiden sich
dadurch von einander, dafs sie sich vorzugs-
weise auf den 'einen oder den andern der vor-
hin angeführten Hauptpunkte des Organismus
gründen; dieses, und die eigne gedankenbild-
liche Ergänzung der Lücken in jenen Haopt-
- J* -
iinftlfeh erkenobareo Forint sondern der
hnntan Wesenheit der Krankheit aopaaeen.
k.
Diese drei Funkte müssen wir jetst näber
leehteo.
■
Was saerst die Ursachen der Krankheit
fSt^ so gibt e^ allerdings solche ni8tari>»lley
Qch erkennbare Ursachen , durch deren
'ernang die Krankheit einzig und allein
»ben wird, oder deren Entfernung doch die
i und nolhwendigsle Bedingung der Hei-
ist (causae coniintntes). Mir ist es aber
n lange so Torgekommen , als sei diese
des Heilens mehr das Geschah des einfa-
' Verstandes, als der eigentlichen Heil«
\ip Wenn es zu dieser wirklich gehört,
ibKrt es bestimmt nur in sofern dasö , als
iesunde Menschenverstand das erste Srfor-
\b eines Arztes ist; Jeder Mensch, ja
I das unyerniinftige Thter ,. sucht krank»
lende materielle, auf seinen Korper ein-
ende Ursachen von sich zu entftrnen;
iinfültigste wird eine Entzündung durch
iahen des sie verursachenden Doms oder
l#rs zu heben suchen, und bei dem Vmr*
I, einen Erhängten zu beleben, ihm zu-*
den Strick vom Halse nehmen.
Satten die Aerzte dieses Geschäft des ein^
n Verstandes und Naturtriebes, durch ihre
itnifs des Organismus , und dur,ch die HSlfs-
mschaften ihrer Kunst, so verbessert und
lelt, daft sie die Entfernung der auf den
er einwirkenden Schädlichkeiten ^ auf die
«te , den Organismus am wenigsten. stS-
' Weise ibu bewerkstelligen im Stande
len wären; so würden sie alles geleistet
— 17 —
K dort erkannt, gefangen nehmen lassen, und.
^' sie ohne Umstände; blofs aus dem Gründe als
^ Mörder verurtheilen ^ weil sie zur yermathlU
y 'Chen Zeit des begangenen Verbrechens an dem
i^ Orte desselben gewesen, und weil sie hinrei-
"^«hende körperliche Kräfte besälsen, den Er-
xnotdeten überwältigt za haben, so würden
^r den also Urtheilenden für einen gar seit«
«amen Richter halten : aber werthe Amlsbrü-
der! sind wir Aerzte nicht eben so seilsame
Untersuchungsrichter? «- Nur wenn wir das
AU der Natur und sein Verhältnifs zum Or-
ganismus kennten, würden wir ttt>er die Ur-
sache einer Krankheit zu urtheilen im Stande
seyn; weil aber unsere Kenntnifs von jenem
.Verhältnifs mehr ein anmafsliches als wirkli-
ches Wissen ist, so folgt daraus, dafs die
achiilgerechte Untersuchung über die Ursachen
der Krankheit nichts als eine Nichtigkeit sey^
-die wir zu den Go/en'schen Temperamenten
- schreiben müssen, und höchstens als Alter«
thümler ehren kSnnen.
Was den zweiten Hauptpunkt der ratio»
Hellen Empirie betrifft , die Erkennung des ei»
«entlichen Wesens der Krankheit oder der
Krankheit, in sofern diese, als Bedingendes
der äufseren Form, von dieser äufseren Form
unterschieden ist; so gestehe ich gern, dafs
ich mir von dieser Erkenntnifs noch nie ei-
nen deutlichen Begriff habe machen können»
so Tiel Blühe ich mir auch gegeben , zu sel-
bigem zu gelangen.
Krankheit ist doch ein feindliches Ergril-
fenseyn des Lebens; schon ältere Aerzte ha-
ben dieses eingesehn, und sie deshalb Yon an*
dern Leibesgebrechen und
Ioum«L2:iV,B.G,6c. B
— 19 —
ruDg TOD der durch sie bedingten aofseren
Kranklieitsform yerschieden ist« Allein hier
Blofsen wir ja offenbar wieder auf ein unbe-
kanntes Land, denn Was wissen wir von dem
inneren belebten Mechanismus? Mir echeint
dieses Wissen sebr. gering zu seyn. Im Yo-
rigeb habe ich schon bemerkt, dafs das Sy-
stem der Capillargeiafse , dieses Urgewebe des
ganzen Korpers, uns unbekannt ist. Da nun
in diesen^ System die wichtigsten Operationen
•des Lebens vorgehen, also aller Wahrschein*
lichkeit nach , auch die wichtigsten Krankbei-
fen ihren Sitz haben; so mufs unsere Kennt-
jnifs, von der inneren Störung des belebten
Körpermechanismus, schon in dieser Hinsicht
höchst beschränkt seyn. Wenn wir nun wei-
ter bedenken, dafs wir die Verrichtungen ei-
niger Organe gar nicht kennen , daJb uns selbst
der Bau aller Absonderungsorgane ganz unbe-
kannt i&t^ denn niemand wird doch wohl die
Ableitungsgänge der abgesonderten Säfte, für
.Sie Absouderungsorgane salbst ansehn; wenn
wir endlich bedenken, dafs durch den wun-
derbaren Cpnsens, worin yprziiglich vermöge
des innigen Zusammenhanges • dee Cerebral-
und Gangliensystems aUe Theüe des ganzen
Körpers mit einander . stehen , es nicht in selt-
nen^ sondern in gar vielen Fällen schon schwie-
rig, ja unmöglich ist , aus den sinnlich erkenn-
baren Zufällen auf das urerkrankte Organ za
schllefsen, in dem dieses weder schmerzhaft
ergriffen , noch in seinen sinnlich erkennbaren
Verrichtungen gestört seyn kann: so werden
wir doch wohl zuzugeben genöthigt seyn, dafs
wir auf eine wirkliche gründliche Kenntnifs
der Störung des belebten Körpermechanismns
verzichten müssen, und dafs das, was wir' da-
B2
^ 21 ---
der mit den wirklichen Kenntüissen ; die wir
Tom Organismus haben, übereinstimmte.
Da nun die rationellen Empiriker die Noth-
wendigkeit der Erkenntnifs des Wesens der
Krankheit behaupten, indem wir ja, wie sie
sagen, diesem yVesen , nicht aber als rohe
Empiriker den sinnlich erkennbaren Kufseren
IjSiifallen, deren Gesammtheit die nosologische
Form ausipacht, die Heilmittel anpassen sol-
len; der gesunde Verstahd aber die Unmög-
lichkeit einer solchen Erkenntnifs einsieht: so
folgt ans diesem Widerspruche^ ^^h die ratio-
nellen Empiriker sich einen blofs gedanken-
bildlichen Begriff von dem Wesen der Krank-
heit Piachen, das heilst einen solchen, der
,mcfat mitunsern wirklichen beschränktenKennt-
aissen vom Organismus übereinstimmt; wie-
^vohl ich gern zulasse, dafs es mit den ideel-
len Ergänzungen jener Kenntnisse recht gut
iibereinslimmen kann« *
* Weil das rationell - empirische Wesen der
Krankheit etwas Gedaukenbildlichet ist, so
ftolgt daraas ferner, dals, da die Heilmittel,
nach der Forderung der Aerzte diesem Gedan-
]K.enbilde angepafst werden müssen, die Cate-
gorien, worunter die Arzneien gebracht sind,
•beofaUs blofs ideel seyn können. Und wirk-
lich, wenn wir einige Rubriken der Materia
medka ausnehmen ^ die entweder ein feindli-
ches Einwirken auf den Organismus , .oder ein
chemisches Verändern der Materie bezeichnen,
so sind die übrigen Categorieen blofs etwas Ge-
dankenbildliches.
Aus dem, was wir bis jetzt von der Ba-
sis der rationellen Empirie, und wie auf disio
- 23 -
kühlend, erhitzend, beruhigend wirke, da^-
uber sind die Aerzte nimmer einig« Heute
kann ein Millel ' reizend, morgen kühlend^
heute, schwächend, morgen stärkend seyn«
Hicht blo(s dUs die Categorieen in dieser
Schule anders sind, als in jener, nicht bloft^
dals sie mit jedem Zeitalter gewechselt habea^
sondern jeder Arzt fühlt sich auch — * als äch«
ter Republikaner — befugt, jedes Mittel unter
jade beliebige Categorie zu reihen. Das bt
denn doch wohl der beste Beweis, dafs nichts
Wirkliches an diesen Gedankenlächern ist,
eonderh dab sie blofs etwas Willkiihrliches
und Gedankenbildliches sind. Darum haben
unsere heutigen heilmittellehrigen Categorieen
auch um kein Haar mehr Weikh , als das Kalt
und Warm , das Feucht und Trocken des GiB^
Iwn. Ich gestehe jedoch, dafs in dieser Wen«
deibarkeit der arzneimittellehrigen Categorieen
aine grofse Gemächlichkeit fdr den theoretiai«
renden ktzi liege, denn wenn ihn auch der
Uofse Zufall ein gutes Heilmittel gegen eine
Kjankiieit gelehrt, und er sich nun ein belie-
biges Gddankenbild von dem sogenannten We«
sen der Krankheit gemacht hat« so braacbt er
iLeinen Augenblick des Heihnillela wegen in
Verlegenheit seyn, er bringt dieses onr flflge
unter eine solche Categorie ^ die auf das
ideelle Wesen der Krankheit palst, so ist die
theoretische Erklärung fertig, und das medi«
sinische Auge unsere Geistes siebet deotlicb,
wie der Tag, dafs das gegebene Mittel notl»^
wendig hat ft^lfsn müssen.
Die zweite imU!0;bare Rrlsbrong, anf wei-
che ich mich berufe, ist die Ifeufe vergehe
uer Versuche , anf die vemeiiitiidMr Ikimmlk^
— 26 —
derselbta gemacht, ich auf keinen ge«
n bin , dem ich nicht gesunden Verstand,
fsinn und Erfahrenheit zagestehn mufste.
ersteht sich wohl Von selbst, dals sie
alle gimch in allen Funkten seyn kön-
so verschiedenartig ihre Geistesgaben aber
eeyn mögen , so halte ich , wo nicht alle,
mehrere derselben wohl für fähig, #ine
haltbare Heillehre auf unsere Kenntnifs
Irganismus zu gründen, wenn dieses mSg-
wÄte. Aber alle jene yergeblicbe Ver*
, die von guten Köpfen in dieser Hin-
nicht söit etlichen Jahrzehenden, sondern
mehreren Jahrhunderten gemacht sind,
»n uns doch wohl endlich den Glauben
Dgen, dafs es unmöglich sey, eine gute
ibre *auf>'jene Grundfeste zu baueli, wenn
Verstand diese Unmöglichkeit iiuch nicht
ch erkennte»
He dritte Erfahrung, worauf ich mich
»9 ist die I^llage über rohe Empirie. Die
gerechten Aerzte haben von jeher darüber
^, auch in unsern Tagen habe ich einen
gelehrten Mann das alte Lied wieder ab-
1 hören. — Welchen Begriff verbindet
nun mit dem Ausdrucke rohe Empirie?
*ohe Empiriker setzt seine Heilmittel den
ren Krankheitsiormen entgegen, er hat
L gegen Kopfschmerzen, Bauchschmerzen,
istechen, Schwindsucht u. ^. w», wenn
Iso keineu willkührlichen Begriff mit dem
e rohe Empirie verbinden wollen, so müs-
vir deo^ einer Kraukheil^Ibrmenbehand-^
damit verbinden. Es irügt sich jetzt: ist
[hatsache, worüber die Aerzte klagen^
^ und ist ihre Klage gegründet?
— 27 —
— Wie sollen lYir nun in unserer Bf e^sin
Bbschuldiger und Beschuldigte urlheiien?
3o viel ich den menschlichen Geist beob-
t habe« ist er fähig, rastlos nqch dem
rntesten Ziele zu streben, weder die Schyrie-
iten , die si^h ihm entgegenstellen , noch
^änge der Zeit, thun der Ausdauer seiner
Abbruch; aber das Hinausrücken des
lieh erruMeoen Ziels, das ist es, was
Sjraft des Geistes lähmt, und wenn dieses
usrücken des Ziels oft geschieht, so er«
: jegliche Kraft und ohnmächtiges Hinge*
tritt an ihre Stelle. Wenn also ein Arct
gesundem Yerstaitde und guten Kenntnis*
sich lange genug mit fremden und elge-
ideellen Abstractionen den Kopf sermar*^
und immer etwas Besseres und Besseres
;ht und das Ziel der Vollendung, dem er
; nachrannte und das er bald zu erreichen
ite , gleich einem gaukelnden Irrlicht sich
er weiter und weiter von ihm entfernt,
ihm nun endlich nach so vielen vergebii-
Versuchen, die wahre sichere Leiteria
Heilgeschäfts zu finden, der Glaube auf-
ungen wird, dafs all sein Abmühen, sein
)s Ringen nach Wahrheit eitel gewesen.;
s da auch wohl zu wundern, dafs, wenn
Haar ergraut, er seinen oft getäuschten
längst zermarterten Kopf auf das gemäch-
) Kissen der rohen Empirie bettet?
Die vierte Erfahrung, worauf ich verweise,
las praktische GefiiJil, der praktische Takt,
Kunstsinn, dieses unbekannte Etwas in
.Arf.le, worauf sich die rationellen Em-
k er . berufen. Sie berufen sich darauf als
ichtige ehrliche Männer, weil sie selbst
*. 29 «
irfen. Wenn ich aber jetzt von der Hell-
ing der Arzneien als Basis einer Heil-
rede 9 so mufs ich die Leser bitten, nicht
im arzueimittellehrigen Categorieen der
I eil* empirischen Heiilebre zu denken;
a}tk etwas blofs Ideelies und Theil der
lell - empirischen HeiUehre, können hier
laus nich( in Betracht kommen; der Le-
lufs sie ganz und gar vergessen, und nur
an die reine Heilwirkung, an das zum
lalslande Zurückfuhren des Erkrankten,
alle Neben begriffe denken.
Sa fVHgt sich also zuerst , ist diese Gm^id-
nnwandelbar ? Ich sollte denken , dafs
s sey. Das . Heilwirken der Mittel müfs
nach bestimmten Naturgesetzen geschehn ;
em Zufalle zuzuschreiben, wäre Unweis«
denn welchen Begriff wollten wir mit
Ausdrucke ZufeU verbinden? Wir kSnn«
lar den eines Geschehens aüfserhalb der
re der Naturgesetze damit yerbinden. Von
was aüfserhalb der Sphäre der Naturge-
geschieht, kann aber der Mensch, der
: Theil der Natur, und dessen Denkver-
n innerhalb der Sphäre derselben be-
nkt ist 9 unmöglich einen wirklichen Be-*
haben, er konnte höchstens einen unei-*
chen» einen Temeinenden sich anmafsen;
Ige anmafsen, denn um zu einem solcbea
iven Begriffe. zu gelangen, würde nichts
igeres erfordert, als die ganze Natur nnd
Gesetze zu kennen , auf welche ILennt-
iber wohl der AUeranmaXsUcbste verzieh^
rird.
lYenn wir also zugeben, dals das Heil-
en der Mittel nach bestimmten Naturge-
- 31 —
»n in Betreff der Wirkung der MiUel Ein-
inge ; aber wir Helloieister i/vissen zu gut,
' ivir uns die reine Heilwirkung dev^ Mit-
nicht einbilden können , indem uns die
nken selW, so wir verblendet waren, gar
aus unserm Irrthume relfsen wurden.
Ich gebe aber gern zu , dafs sich der prak-
ke Arzt recbt gut einbilden könne, erhebe
n entzündlichen Zustand des Körpers, oder
n fauligen, oder einen typhösen gehoben,
labe mit reizenden, oder mit stärkenden,
' mit krampfstillenden Mitteln geheilt: aber
sind alles blofs ideelle Dinge; dem einen
ti das entzündlich seyn, was dem andern
japHg ist, und dem dritten kann es faulig
I ; wenn sie sich einer den andern der Ein-
ung beschuldigen, und sich unter einander
iten wer Recht hat, so streiten sie alle-
tnt über des Kaisers Bart. Uns gehen der-
chen Dinge hier gar nichts an, wir haben
}loh mit der reinen Heilwirkung der Mit-
Ko thun, und die wird kein yerniinfliger
isch als unerkennbar angeben , oder er
^8te die ganze Medizin als ein Unding yer-
Xbd.
"Wir haben vorhin , nachdem wir die Ba^
der rationell -empirischen Lehre an den
gestellten Maafsstab gehalten, die Frage
geworfen , wie auf diese Basis die Ueillehre
aat sey. Da wir dieses aber, wofern wir
nicht in ein unabsehbares Labyrinth von
30thesen verlieren wollen, nur ganz im AU-
leinen andeuten konnten; so haben wir es
gezogen, das, was allen rationellen Empi-
»rn gemein ist, die Handlungsweise am
mkenbette einer Prüfung zu unterwerfen.
•— 33 — .
ij ist die einzige Veredlung des ürsachlicben Hei^
i lens, dieses einfachen Verstandes- und natar-
triebigen Geschäfts, die' sich der reine Empi-
riker erlaubt. Was die übrigen Ursachen der
|: Krankheit betrif[ty die in den Krankheitsleh-
ren unter mancherlei Namen vorkommen^ so
leugnet er diese im Allgemeinen nicht, aber
^. er sieht in dem Einzelfalle jede Untersuchung
I über diesen Gegenstand als aufserhalb den
Grenzen des menschlichen Wissens gelegen anJ
Da ich aber über diesen Punkt oben, aas-
fiihrlicber gesprochen, so vfird es jetzt über*
llüfsig seyn , mehr davon zu sagen.
2. Der reine Empiriker will so gut, als
der rationelle, das Wesen der Krankheit, oder
.des feindlichen Ergriffenseyns des Lebens, in
sofern es von der Krankheitsform yerschiraen
ist, erkennen* Allein er sagt es sich deotlicb^
/welchen einzig möglichen Begriff sein^ Ver*-
•tand von diesem Wesen haben kann, näm*
- lieh er kann keinen andern haben , als einen
bezieh liehen. Er unterscheidet sich also iiieria
Ton dem rationellen Empiriker, welcher von
dem unbegreiflichen Wesen der Krankheit ent-
medex einen unbeziehlichen Begriff zu haben
iF?ahnt, oder als ächter Mystiker über die Art
seines Begriffes sich selbst und andere im Dun«
k.eln läfst.
Und wirklich, sollte es möglich seyn, von
dem Wesen der Krankheit einen andern als
einen beziehlichen Begriff zu haben ? Welche
Begriffe haben wir von dem Wesen der mit
Augen sichtbaren und mit Händen greifbaren
einfachen Naturkörper, oder solcher, die wir
als einfach annehmen müssen, weil wir ihre
Jouin. LXlV.B.aSc C
— 35 —
konnte , als ibr Verhältnüii so det Hnil-
k.uog der Arsnei> so wiifde daraus folgen,
wir 80 viel Krankbeiien bitten, als es
:«I giebt, denen wir Heilwirkung Eotohrei«
^ und da Letztere bis ins Unabsebbare kSn-
vermehrt werden , so würde auch für uns
Heer der Krankheiten sich bis ins Unbe-
L«nbare vervielföltigen. Darauf antworte
I es würde dieses allerdings wahr seyn,
fea die reine Empirie ein bloJser Gedächt«
kram wäre^ da sie aber ein^ Verstandes^
^hce ist , so gevrinnt die Sache ein ande-
^Aüsehn*
Der menschliche Verstand macht von .den
Feinheiten dadurch Allgemeinheiten, dab
3ie Einzelnbeitep unter gewisse Gedanken*
aer bringt, je nachdem einer gevnssen An-i»
i dieser Einzelnheiten dieses oder jenes aus-
»ichnete Merkmal gemeinsam ist»
reinen Empiriker haben nun die Ein-
pheilen ihrer Erfahrung dadurch yerallge«
Lnt, dafs sie die Krankheiten eintheilten, ia
nnkheiten des Gesammtorganismus , und in
ankheiten der einzelnen Organe, oder wenn
li lieber will, in ein feindliches Ergiiffen-
n des Eigenlebens der einzelnett Organe |
» welcher Eintheilung der Begriff der Ter«
lebten Krankheiten sich von selbst ergibt,
d da sie nichts als das reine Heilverhält-
s der Arzneien zur Krankheit anerkannten,
folgt aus obiger Eintheilung ganz ungezwun-
I die Eintheilung der Mittel in Allgemeiii-
lel {UnivtrsäRä) und Eigenmittel. (dSpeq/!ca),
Es fragt sich jetzt: ist jene Eintheilnng
Krankheiten blols eine wfllkiihrUclie- nnd
C 2
. — 37 —
ie fiir meioe Sl^inuiig ^zufährea,* .würde.
jetzt zu Wfeit yoo inelnein W^^o lEiblei-
überdies würde meine Meinung, ^uchznit
mir möglichen Gr!in,deuunter^liilzt, doch,
r nur Meinung bleiben. £inä. scheint mir
Busgemaclit: wenn die. Aetzte dem Haar-
kjBysleme nicht willkührlicher WeiseKrank-
reiheit zusprechen wollen, so werden sie
inen müssen , dafs eine Krankheit des
larsystems, dieses Ur^ew.ebes des ganzen
ers unwidersprecblich eine Universalkrank-
ley, und dafs .Mittel, welche dieses er-
Lte System wieder zum IVormalsrande zu-
Uhren, mityollem Hechte Universaiia köp-
und müssen genannt werden. Doch ich
e mich von dieser rationell empirischen
haltung wieder zur Hauptsache.
)a, wie ich eben gesagt, aus derEiuthei--
der Krankheiten^ nothwendig die Ein-
mg der Arzneien in Allgemeinmittel und
.mittel folgt, von Letzteren aber wenig
gen ist, indem die reinen Empiriker kei-
andern BegriiT damit verbinden, als die
lellen: so' will ich mich blofs darauf be-
nken , von den der OaUn*schen Schuld so
fsigen Vniversalmilteln ein Wort zu sagen».
Jnter tJniversalmittel verstanden die Al-
in solches, welches den erkrankten Ge-
itorganismus , in sofern er von dem Ei-
-ganismus der Einzelnorgane verschieden
las Haargefälssystem ?) zum Normälstande
:kiührt. Da nun ein solches Gesammtiei-
des Organismus in jedem Organe oder Sy-
e sinnlich erkennbar vorwalten, dieses
valten in einem Oifgane oder Systeme man-
andere unberechenbare consensuelle Lei-
— 39 ~
Salpeter gesagt faaben,' bStten ftie un verschleiert
reden wollen: es ist Eine ^alpetriscbe XJrkraft
iD der Natur, diese ist an manchjs IfaturkSr-
per gebunden, am stärksten und reinsten, und
unveriniscbt von Nebenwirkungen, findet sie,
sidü aber im cubischen SaTpeter: darum ist
dieser, als der reinste Vergegenwärtiger der
«alpetrischen Urkrafl, das höchste Universale
in dem Gesammtleiden, welches unter der Heil-
gewalt jener Kraft steht. Wenn sie afso dem.
cubischen Salpeter vorzügliche Kräfte beilegen^
so folgt daraus wahrlich nicht , däfs ^ie ihm'
ausschliersliche beilegen, dafs sie andern Mit-
telsaken , denen die Erfahrung der Aerzle ähn-
liche Wirkung zuschreibt, als ganz unkräftig
verachten; noch viel weniger folgt daraus, dafs-
sie behaupten, der 'tubische Salpeter ersetze
zugleich die Specifischen Heilwirkungen, wel-
che einige Mittelsalze auf das erkrankte Eigen-!
leben einzelner Organe haben. Dieses Beispiel
von cubischen Salpeter mag hinreichen , dem
l«e8er einen Begriff von der Meinung der Ai-
teil über ihre Umversalia zu geben.' Paracetsui
drückt sich kurz aber schön darüber aus, wen^
er sagt : Viele sind der ■ Namlen , aber es ist
nur die einige Kraft. -^ Dafs nun die Alten,
über die zwei andern UniversaKay Eisen und
Kupfer, ähnlicher Meinung waren, braucheich
-wollt kaum zu bemerken. Der unpartheiische
Leser siebet leicht ein, dafs sowohl der allge^
meine Satzf es gibt drei VniversaVia und drei
Gesammtleiden in der Natur, als auch jede
einzelne Behauptung in diesem Dreisatze, nichts *
ist, und nichts anders seyn soll, und nithts
anders seyn kann als reines Abstract von den
Kinzelnheiten der Erfahrung. Rein ist dann
ein allgemeiner ErfahruDgssatz , wenn er nichts
— 40 —
melir entbalt , als die Einselnheiten der
rang enthalten, von welchen er abgezogen k
Enthält er mehr , so kann dieses blofs et«
Gedankenbildliches seyn, welches als Ld*
am Krankenbette wohl schwerlich grofsen'Wfl
haben wird. In jenem Dreisalze ist also
ans nichts Mystisches, als nur in sofern
Natur selbst für uns mystisch ist.
Ich sollte denken, so lange unser Ei
in dem Verhaltnisse zu andern Weltkoi
bleibt, in welchem er sich bis jetzt befand
werden die Leiber der Menschen wohl fSr
für solchen Gesammtleiden unterworfen
welche unter der Heilgewalt des cubischen
l^ters oder des Eisens^ oder des Kupfers
Auch der gröfste Eiferer wird dagegen
streiten, vorausgesetzt, dafs er die WiAt
dieser Mittel etwas, besser kennt, als er
bis jetzt aus den papiernen Büchern lei
konnte. Darum nennt Raimundus Lullia
mit vollem Rechte ein solches Allgemein]
Healitas universaUs. Das Einzige, was rnanj
gen die Alten einwenden konnte, wäre,
ihre drei UnivenaUa nicht alle Universal'
aller andern Mittel entliielten, denen die A(
allgemeine Heilkräfte zuschreiben. Vorai
itst, dafs man hier nicht an feindliche
WiaUa denkt, als Quecksilber, Arsenik u. &
ih welchen wir jetzt nichts zu tbun h'
enn es handelt sich von solchen Allgei
nitteln, die dem Organismus befreundet
die den Gesunden nicht krank, sonders
Kranken gesund machen; so sieht der
kende Leser leicht ein , dafs sich über
Einwendung durchaus nicht streiten lä&t.
rationelle Empiriker kann innerhalb derSchm*]
— 41 —
ken seiner Theorie, und wollte -er sie sich au<!h
noch so geräamig machen, nicht gegen die
reine Empirie streiten; und wollte er aus die-
sen Schranken treten , so müfste er sich zum
Streit auf einen höhern Standpunkt stellen,
den ich his jetzt mir noch nicht habe denken
können. Darum kann diese Sache wohl ein
Gegenstand ruhiger Untersuchung am Kran-
kenbette» aber nimmer ein Gegenstand des
Streitens und Bücherschreibens werden.
Uebrigens hoffe ich , der Leser werde mir
so yiel Verstand zutrauen, dafs ich allgemei-
nen Erfahrungssäfzen, und Wären sie auch noch
80 rein von den Einzelnheiten einer tausend-
jährigen Erfahrung abgezogen , keine ewige
Feste zuschreibe. Es kann möglich sejn, dafs,
'wenn sie sich auch ncfch so lange als wahr
am Krankenbette bestätiget haben, dafs jnou
doch früher oder später genöthigiat ist, sie zu
erweitern oder zu verengern. Aber ich sollte
doch meinen, dafs allgemeine reine Abstracta
TOQ den Einzelnheiten der Erfahrung bei die-
ser Unvollkommenheit noch weit brauchbarere
Leitregeln am Krankenbette seyn werden, als
ganz oder halb ideelle*
Aus dem, was ich bis jetzt über die Grund«
feste der reinen Empirie gesagt, und aus mei-
ner Andeutung, wie auf solche die Lehre der-
selben gebaut sey, ergibt sich leicht der Be-
griff der rein empirischen Heillehre. Sie ist
eine auf die reine Heilwirkung der Arzneien
gegründete Heillehre , die von den Einzelnhei*
ten der Erfahrung reine allgemeine Erfahrungs-
sätze abziehend, diese als Leitregeln des Heil-
geschäfls aufstellt. Wenn der Leser diese Be-
'stimmung mit der früheren, die ich von der
— 43 —
: daniin scheint es mir ftist widersionig,
lemand über das, vrat wahr oder nicht
sey, zu rechten. Wie es eine Verwandt-
t unter den Ki3rpern gibt, so gibt es aoch
Verwandtschcift des Verstandes. Heine
ndete Meinung kann nor den mit mir
nodten Geislern Wahrheit, den Unver*
t«n mnfs sie Irrtbum seyn, und es wäre
so thorigt, Yon einem unverwandten Ver-
e meiner Meinung Beifall, als von einem
le Liebe heischen, der ich leiblich widrig
• Darum sey^ so abweichend auch unsere
B im Reiche ues Verstandes laufen mögen,
leeitiger Glaube an ein treues Streben nach
frommen Zwecke unserer Kunst, und
jB und Eintracht fnit uns für und für. *)
[ch konnte diesen Aufsate hier schliefsen,
1 ich et nicht zur Ausgleichung eines Wi-
>ruchs, den der sinnige Leser zwischen
Bing« die Vertundetverwandtiehafc von dem
Mahr oder Minder des yeriundei ab, so nArite
lie Meinung einet Mannes von grofaem Ver«
linde den auaachlieraliohen Beifall aller grö-
len Geiater haben» und den beachrMnkten Kö-
pfen all Imhnm enobeinen. Wir finden aber
tar SU oft das Gegen theil in der Erfahrung. Ein
'Ohwarm beaobrinkter Köpfe hält aiiweilen div
^einnne einea Mannes von grofieni Veriunde
lebe bj^fa fOr wahr, aondern macht selbst Mie-
e., sie mit Feuer und Schwert vertheidigen in
rollen, indefs andern Klu§;en Köpfen die Mei-
Ung des gefeierten Maunei nicnt aelten Irr-
tum SU aeyn 'bedankt; darum ist es siemlioh
fr^nbar, dafs die VerslandesverwandtichafL ein
beu so unerkUrbarea Ding ist, ala die Körper-
'«rwanducbaft.
— 45 —
als nach klaren YerstandesTerrlchtungen ge»
faandelt wird; ich will aber lieber ins Einzelne
gehn , und anf die Erlernung der Mutterspra-
che durch bloJOse Uebung aufmerksam machen.
Es gibt Menschen genüge die ihre Mutterspra*
che nicht blofs richtig, sondern selbst schon
schreiben, ohne je die Kegeln derselben erlernt
zu haben.. Dieses kann man doch unmöglich
als eine blofse Gedachtnifssache ansehn; denn
gesetzt, jemand hätte auch ein so gutes 6e-
dächtnifs , dafs er alle Wortfügungen , die er
je gelesen^ beim Schreiben wieder richtig an-
zubringen wüfste, so .würde er doch nur dann
richtig schreiben, wenn er blofs schulgerechte
Musterschriften gelesen. Da es aber wohl we-
nig oder gar keine Menschen gibt, die sich ei-
ner, solchen Auswahl im Lesen rühmen kön-
nen, die meisten vielmehr, von Wifs- öder
Neugier getrieben allerlei Schriften gelesen,
unter denen rücksichtlich der Sprach nchtigkeit
sich mehr unmusterhafte als musterhafte wer-
den gefunden haben; so müfsten diese Men-
schen , wäre das Erlernen einer Sprache durch
den Gebrauch, blofse Gedächtni&sache, das
Unrichtige mit dem Richtigen behalten haben
und beides beim Schreiben wieder aubringenj
mithin wäre es unmöglich , dafs sie gut und
sprachrichtig schreiben könnten. Da ich nun
aber doch sehe, dafs sie richtig sOchreiben, so
kann dieses nicht aiäders möglich seyn als da-
durdi, dafs ihr Verstand sich allgemeine Re-
geln gebildet, und sie nach selbigen das Rich-
tige oder Unrichtige beurtheilen. Wollte man
nun einen solchen Menschen mit Schreibzeug
Tersehn , einsperren , und ihn zwingen eine
Sprachlehre zu schreiben , so würde ihm sel-
biges, weil die Regeln, die sein Verstand un-
— 47 —
Begiiffe gelangen über das eigentliche Wesen
der Kun»t, kranke Menschen gesund zu ma->
ichen y und hat er . diesen Begriff einmal zur
Klarheit gebracht, so kann er leicht in^eiter
gehen, und seine eigeiithümlichen geheimen
Abstractionen zur Klarheit bringen.
Wenn hundert und tausend unterrichtete
und erfahrne Aerzle eine solche unpartheiische
Beobachtung ihrer eigenenrYerstandesoperatio-
aen anstellen, und sie ziehen von diesen erst
alles das ab, wovon sie sich selbst sagen mäs-
seo, dafs es blofse -Sache des einfachen gesun-
deten Menschenverstandes sey, und sie ziehen*
dann weiter alles davon ab, wovon sie geste-
hen müssen, dafs, hatten sie hundert Jahre
fVaher oder hundert Jahre später gelebt^ so
würden sie wahrscheinlich ganz anders dar-«
fiber gedacht, hätten aber doch bei diesem
An^ersdenken die nämlichen Mittel anwenden
können, also, dafs das Heilen immer dasselbe,
d6r Gedanke nur verschieden gewesen seyn
würde.: so kann ihnen nach diesem richtigen
und ganz unpartheiischen Abzüge kein ande*
rer Begriff der Heiikunst bleiben, als dafs sie
bestehe in der Kennlnifs der reinen Heilwir-
iLMOg der Arzneien auf den erkrankten 6e-
sammtorganismus und auf den erkrankten £i-
Senorganismus der einzelnen Organe, verbun«
en mit der Kenntnifs der Verhältnisse der
Arzneien gegen einander in Beziehung auf ihre
'fieil Wirkung. Dieses ist also der reine Begriff
der Kunst , geschieden von allem Ideellen,
Wandelbaren, Fremdartigen und der Zeit An-
gehörigen, nach welchem jeder gute prakti-
sche Arzt sich selbst unbewufst, am Kranken-
bette handelt , und dieses ist das Handeln nach
— 49 w
> klXreneejn, zum wenigsten eben so schwie«
rig, 'als warum einst die Rechtsgelehrten es
. Beit undenklichen Zeiten für sehr verständig
hielten, den Beschuldigten die Glieder auszu-
renken, Zauberer und Zauberinnen zu Ter*
brennen , und warum die Gottesgelehrten ea
~ für eben so yerständig hielCen, ehrliche Leute,
die Gott auf ihre eigene Weise verehren woll-
ten , einzukerkern , zu martern und zu braten»
' Hippokrates sagt: das Leben ist kurz und
die Kunst lang. So lange noch , wie bis je'tct|
die miihsam erworbene Kirnst mit jedem guten
Künstler zu Gfabe getragen wird, und uns
nichts von ihr bleibt als ein Todteamahl mit
{ippiger, Bilderschrift, deren Geheimsinn selbst
, dem Geweihten schwer zu entziffern fallt, so
• lange noch der Jüngling, der sich der Kunst
■ widmet , von der Hochschule doctorirt in die
- dunkle Wüste hinausgestofsen wird , wo Irr*
lichter und der Yorwelt Nebelgebilde ihn um*
gankeln und ihn von dem Pfade der Wahr-
heit, den sein schlichter Verstand vielleicht
bald gefunden hätte, durch fromme Ehrfurcht
•Vor dem Alterthümlichen zurückschrecken, so
lange er noch hinausgestofsen wird in das feind-
liche Leben, stiefmütterlich ausgestattet mit
yaogeblich reichen Erfahrungsschätzen, die wie
verzaubertes Gold sich beim Gebrauche in Koh-
len verwandeln , so lange die Hochschule nicht
wirkliche gute Aerzte macht (bis jetzt kann
eie nur gelehrte Doctoren der Medizin machen,
wie der Landesfürst Medizinal ^ und Geheime-
räthe, aber der Arzt mufs sich delbst mächen),
fio lange wird des Hippokratis Spruch wahr
bleiben: das Leben ist kurz und dieKunst lang.
Aber wenn unsere trefflichen Künstler,
statt ihre Geisteskräfte in ideellen Abstractio-
Joam.LXlV.B.6.St; D
- 6t -
S chlufs -Bcmcriung
von
a Vr. Bufeland.
• I
Auch die Zweifler niisseii eejra! •— Der
Verfasser übernimmt, wie wir sehen, die Itüil#
/eines neuen Arke$ilaM\ und ich habe dem den-
. kenden^ scharfsinnigen, Tiel erfahrnen und viel
helesenen, Manne, meinem alten Freund und (vor
beinuhe 40 Jahren) meinem Skbiileri die 4uC«
nähme seiner Abhandlung nicht Tersagen kijn**
* Ben, Niemand wird leugnen , dab eie iri4|#
!« originelle Gedanken und reichen Sü>S ituik
JNachdenken enthält, und schon das lal ei«
grobes Verdienst solcher Arbeiten, daCi ei#
den Geist aufregen, und dafs mancher de-
durch aufgemuntert wird, seine eignen Ueen
und Ansiditen ron neoen w prii&n, eufzu-
IJären und zu berichtigen, nanoner ft«ich wohl,
Heinungen und Begriffe, die er Usber nur ge-
dankenlos nacbgeb^et £aEt, «iAHiai eelbsc m
denken.
Aber der geehrla V^rfamw «liaiibe nna
noch, ein Wort binsucaifugM. AJUerdings hat
•r darin Recht: Vfitthea l/kicten wir nur djis
Thatsächllcfae, das Oegebeoe; das, was die
Krankheit emgt^ .^iin^, w«s idkhebt, vndihae
ninnlicbe Erscbeiftiing. Die duicii diese tJr«
Sachen im lonera des lebenden Organianns
erzeugte Veränderung, das, was der Ersehet«
sung zum Grunde l^t, das sogenannte W#-
aen oder die näcbaU; L'rsacbe der Krankheit
können wir eben SfO wenig eriE^nnen als da«
Weaen des Lebens aelipet. Es »at nnd lUht
02
- 33 -
bodenlosen Träamerey (demMysticismuft) pnl^ti^-
scheiden. Uod auf diesen Punkt steht sie jetzt,
. Gott Lob, allgemein , dieser Wegist jetzt allge-
mein als der einzig richtige anerkannt,' and
^ aaf ihm hat sie den hohen Grad yon Vollkom-
menheit erreicht, dessen sie sich jetzt erfreut.
— • Das Schema ihres Handelns ist: Zuerst
Entfernung des ursachlichen Moments, in so*
fern es erkennbar^ und zu heben ist; Danb^
' wenn die Krankheit fortdauert, .der Angriff
auf die Krankheit selbst (die innere Verände-
rung im Organismus, gesetzt auch dafs wir
' < yon ihrem Wesen keinen klaren Begriff ha-
'•> ben) durch Büttel, von welchen die Erfarung
lehrt , dafs sie diese Abnormität des Lebens
EO beben vermögen.
Dafs auch das präkthche Gefühl zum rich-
tigen Erkennen und Handeln von grofsem Werth
' eey, darin stimmen wir vollkommen bey. Der '
praktische Takt existirt unstreitig. ' Er ist die
Gabe, bei ähnlichen Fällen schnell und un-
bewufst das Vergangene und Gedachte zu wi-
derholen, auf den gegenwärtigen Fall anzu-
wenden, und so das Rechte zu treffen. Bei
. den meisten ist er das Resultat vieljähriger
Erfarung; doch gibt es glückliche von der Natur
■ Begabte, die es schneller erhalten , — geborne
Heilkünstler, eben so gewifs, wie geborne Schgu.-
.' küostler, mechanische Künstler u« s. w. —
Doch mufs ich recht sehr bitten > diesem Ge-
fühl auch nicht zu viel , nicht aHein , zu trauen.
' Es kann auch trügen, und wird auch erst völ-
lig sicher,, geleitet durch gründliches Studium
Aet Kunst. Selbst ein Stoll, der gewifs reich
daran war, verliefs sich nie ganz allein dar-
auf, sondern unternahm keine Kur, ohne seine
— M —
wofern sie gehörig geleitel vttd beaulil
den,
Aaf diese Welse T^ird auch die Klage
irs Verfassers gehoben, wenigstens be-
Snkt, dafs die Heilkunst mit jedem Arste
!>e. Sie lebt Wirklich in jenen klassischen
iften fort,, so gut wie die schone Kunst
len Werken eines PfudiaB u^d Raphatls^
ihr Gebeimnifs wird sich jedem auftchlie-
» der diese Werke mit wahrem Ernst|
ie, und Andacht studirt, und ihren Geist
ch au&immt.
— 67 —
nden Organismus speciBsch •inwirkenda
I Drogue, diese Wirkung irgend einem darin
landenen eigeolhiimlichen Besrtandlbeile,
* dem Produkte seiner Verbindung mit einem
ten oder dritten^ zuerkannt >verden müsse;
dafs, wenn es dem; Chemiker gelingen
e, jenen StoiF darin aufziiünden und sei-
n isolirt darzustellen, solcher ohiifehlbar
1er kleinsten Dosis angewendet» dieselbe
"kung ausüben müsse, wie die YerhäUnifs-
tnäfsig gröfsere Masse der rohen Substans.
Ich stellte dabei sugleich das Horoscop,
wenn meine Vorstellung einer Realisation
g sey, der Phnrmacie in der Zubereitung
her Arzneimittel, aus vegetabilischen Or>
ismen, eine mächtige Reform bevorstehen
de«
Ich fühlte dafs es keinesweges genügend
CK könne, die bis dahin üblich gewesene
gliederungsmethode > der Vegetabiiien , so
anderer organischer Erzeugnisse, beizu-
alten : weil sie stets nur unzuverläfsige und
icklose Resultate darbieten mufste ; ich lehrte
Gebrauch neuer chemischer Reagenzfen
nen, um, wie bei der Zergliederung anor-
«eher Körper, flurch eine vorläuGge Frü-
^, wenn auch nur qualitativ, das Daseyn
»chieden gearteter Bestandtbeile in ihnen
lumitteln, und dadurch eine neue Methode
r Zergliederung zu begründen, welche eiche-
und zuverlnfsiger zum Zweck fübrei als
früher üblich gewesene.
Was ich hier, nun bereits vor 32 Jahren,
['rognoslikon angedeutet hatte, hat sich durch
I s|)atei4iin gründlicher geordnete cbemiMbe
- 69 -
8. Des Solanbiif in den Sfättem voo So--
n nigrum^ so wie in den Bläturn und den
ßtln von Solanum Dulcamara,
9. Des VtratrinB oder SabadUßni, in den
■a von Vtratrum SabadiUa.
10. Des DelphlninSf in den Samen von
^hinium Staphia aj^ria.
11« Des Elaterins^ in den Früchten von
lordica Elaurium.
12. Des Daphnin8f in der lZJn<{e rpn Daph-
\Iezertum und Daphnt alpina.
13. Des Nicotianins f in den Bläitem aller
r Arten JNicotiana.
14« Des ScilHiim , in der Wurzel von 9a7/a
15« Des Capsidns^ in den Fruchtkapseln
Capskum annuum und Capsicum baccaia.
.16. Des PiperinSy im Pfeffer.
17. Des Saponinit oder Senegim^ in den
tfern und der PVurzel von Saponarla offict-^
I, von Polygala Senega, von Polypodium
\ar€ und Arnica montana^ <
18. Des Gentianins^ in der Wunuü von
19. Des Coffeins in den Früchten von Cr>/*
arabka.
20. Des ManninSy in der Manna.
Die Entdeckung des Conins in den ^5/äN
von Conium maculaium^ und des Hyoscyam
1^ in den Bläuern von Hyoscydmui ntger^
)int sich nicht bu bestätigen; beide schei«
— 60 —
Den blofs VerbinduogeD von phäiphonaura
monialischer Talktrdg auszumacheD.
Ich habe hier nur allein derjeoigeD in
Pflanzen aufgefundenen Stoffe gedacht, yft
«ine mehr öder weniger krafhrolJe Em
auf den lebenden Organismus ausübeo,
daher ganz yorzSglich als Ursacben ihrer
cifiken Wirkung angesehen werden mf'
dagegen übergehe ieh hier die weniger
voll wirkenden, wie Glycirrhizin ^ InuEn^
ItnduUn^ HämatoxyUn^ Jßrythrodonin und
andern , die bereits entdeckt worden wA>
Die fortschreitende chemische Z(
rung der Vegetabilien hat uns also mit ei
Menge neuer wirksamer Stoffe in ihnei
kannt gemacht. Sie lagen aber yon jeher!
ihnen Yorhanden ; und sie allein mufsten d(
arzneiliche Kräfte begründen. Mehrere^
ser Vegetabilien sind toii den ältesten ^
her im Gebrauche gewesen, man hat sie
in Substanz Terordnet, b§]ld als Gruodlagii
verschiedenen pharmac^utischen Zubereitoif
in Gebrauch gesetzt. Erst in spätem Zeitepi
man jene Vegetabilien ror das Foram
gründlichem chemischen Zergliederung
gen und ganz eigenthümliche rorher nicht
kannte Bestandtheile in ihnen entdeckt, "
che als wirkende Ursachen darin an(
xWorden sind; wie solches die vorher
stelleten näher begründen.
«
Die meisten jener Materien sind im
ser höchst schwer losbare Alcaloidt^ die
mit S'dujrtn vereinigt, ohne dafs ihre
chen Kräfte dadurch wesentlich verändert
zerstört werden, im Wasser leicht losbare
— 61 —
itellen, uod durch die Eitraction mit sauren
Lein, nnr allein Yoliständig erachopfit; wer-
kSoneil^ und müssen, um in Form der
raktioneh Mrirksame Arzneien aus ihnen
-|)ereitent wenn man sie nicht in ganzer
Otanz , also gemengt mit allen nicht wirk-
en^ BestandthMlen, gebrauchen will« Bei-
le ^solcher älteren Arzneimitlei, die ihren
■rth bis auf unsere Zeiten behauptet haben,
mn Folgende:
1. Laudanum liquidum Sydenhami»
Die Erfahrung liat es begründet, dafs das
um, die Hauptgrundlage zu jenem Ai^zoei*-
bei, pur in oubstanz gesehen, die kraft-
esfe Wirkung äufsert; dafs dagegen das
tracium Opii in der Wirkung weit nachsteht.
Das Laudanum liquidum Sydenhami ist eine
k.raftTollesten Zubereitungen aus dem Opium;
Jst die Extraktion des Opiums mit Wein»
* Safran y so wie der geringe Zusatz von
muz und Gewürznelken y bei seiner Zusam-
asetznngi sind blofs als Nebenmittel zu be-
ulten.
'Erst seitdem durch Derosne das Opian oder
rkotin^ so wie durch Sertürner das Mör^
idn isi Opium entdeckt worden sind, seit-
Di man weifs, dafs besonders das Mor-
gan ein im Wasser höchst schwer lösbares
uihid auspiacht, das aber, mit Säuren ver-
iden,. leicht lösbare Salze darstellt, ist es
diirbar: dafs der PVtin^ nicht yermöge sei-
II geistigen Theile, sondern seines Gehaltes
[Aq>felsäure ^ die auch in den sogenannten
U^n nie mangelt, sich hiebei thätig bewei-
I •indem die Aepfdsäure sowohl den fräeii
— 63 —
wircl^ würde ohnfehlbar in ihrer WirkuDg weit
kraütvoUer ausfalleo, wenn sie statt 9 Unzen,
mit 8 Unzen Wasser zubereitet wiirde , dage^
gen aber die fehlende Unze PJ^ asser durch eine
Unze Acttum concentratum ersetzt werden kann-
te. Dem Opium wiirde dadurch alles Morphium
entzogen werden , und. jene Tinctura Opü «im-
pleco würde nur ein mit wäfsrigem Weingeist
gelöstes tssigsaures Morpfuum darstellen «
4. Offtcirielle Präparate aus der XJhinarinäej,
Alle Aerzte stimmen darin fiberein , dafs
eine gute Chinarinde ihre das Fieber yertrei-
beode Kraft nur dann am vorzüglichsten äq->
fserty wenn solche in Substanz gegeben wird.
Aber die Faser derselben verträgt nicht jeder
Magen; und so hat man durch die Zuberei-
tung des Extrakts und der Tinktur aus der
Cfwiarinde^ ihr die , Quintessenz ihrer Kraft ent-
Eiehen und solche in jenen Formen concentrirt
darstellen wollen, *
Seitdem das Chinin und das Gnchonin sjs
wirkende Ursachen in den Chinarinden ent-
deckt worden sind» seitdem man sie auszur-
scheiden gelernt hat; seitdem erwiesen ist,
dafs die Chinarinden nur basisches nur zum TheiL
an Chinasäure gebundenes Chinin und Cinchonin
enthalten > ferner, dafs das reine Chinin und
Cinchonin im /Nasser und selbst im uilkohol^ in
der Kälte, äufserst schwer losbar sind, ist es
einleuchtend, warum jene Chinaextrakte und
eben so die mit V\^asstr gemachten Infusiones
und Decocte der Chinarinden^ im Verbältnifs
der China in Substanz gegeben, so wenig wirk-
sam sind ; denn sie enthalten nur wenig china-
saures Chinin un d^ CmcAoni/i ; die gröfsere Quan-
•V
— 65 —
' ben ist, die ^mrcbg^seäiete ' Albkochang ndt
den Erstelrn zii yerbiodetiv und ouii beide lur
Extraktfonn abeuidansteo : -man wird danrn
im Extrakte alle Kraft der Rinde Tereinigt
finden.
Eben. so yei'dienfe «es Ibei« Mligi^f'alfor-
• mein, Infusionen und Abkochungen d^r Chi-
' '.sarinde, solche entweder, mit einem leichlen
cWein bereiten zu lassen/^ oder für jede Unse
der Ghinaunde b^^chnel>^ ;rdem Wassert .TÖr
- seiner Einwirkung auf die Rinden eine halbe
^ Drachme Acttum concentratum beisetzen z^
'lassen.
•I
Auch die Entdeckung des ChinuiB und des
' Cinchonins , und die Wirksamkeit ihrer Salze,
giebt einen Beweis für das alte Sprichwort:
„dafs unter der Sonne nichts Neues entdeckt
wird , was nicht schon , nur in anderer Form»
-vorhanden war''; denn In dem Chinawein hat
' man die Chinasaht schon in den altern Zei-
ten gebraucht, ohne sie zu kennen; jetzt hat
' die Chemie Aufklärung darüber gegeben.
5* Extractum Nucis Vomicae.
Es ist schon früher erörtert worden, dafs
die Nuce8 V^omicat ein eignes Aikaloid, das
Strychrdnj enthalten, welches darin zum Theil
' s^n Igasursäure gebunden ist. Die blofse Ex-
traktion der zerkleinerten Nucis Vomicae mit
* fVasser^ so wie solche zur Zubereitung des
.JExtracti ^uc£> /^om/cae Torgeschrieben ist, kann
daher wenig Wirksames leisten ; nur das Icia^
sursaüre Strychnin war dadurch aufgelöst, die
greisere Masse des nicht gesäuerten StrychriinSj
Jottin.LXIV.B.6,St. £
— 67 —
■ ,>
III.
■
Amtlicher Bericht
ühtt
die Verbreitung der vorjährigen
Holländischen Epidemie
i n d i e
angreazenden Freubiscben Provinffen«
Von
Dr. N. Mei^r^
Regierung! • Medizinal - Rathe in Minden. *'
W enn die, in eiatm Theile von Holland, im
Jabre 1826 herxschende Krankheit in der
IVachbarscbaft so grofse Besorgnisse erregte,
dafs hier und dort schon Vorsichtsmarsregeln
gegen die weitere Verbreitung getrojOTen wur-
den; so waren diese Besorgnisse wohl begriin->*
det, durch die in jenem Lande Statt findende
jillgemeine Verbreitung der Krankheit über die
groüste Mengei der Individuen, wekhe sich in
ihrem Bereiche befanden, mehr aber noch
durch' die ungewöhnlich grofse Todüichkeit
derselben. Zwar wurden diese Besorgnisse ge-
mindert, als aus yerschiedenen Gegenden, frei-
willig und gesendet, Qiehrere anerkannt ge-
E 2
— 69 —
Das Resultat der eingegangenen Berichte
besteht in Folgendem. Ttie Zahl der aus dem.
Regieruugs- Bezirk Minden jahrlich nach HoU
land, wegen Arbeit und Lohn,v lYandernden«.
ist sehr grofs (wie auch aus den benachbarfen
Regierungs - Bezirken Münster, Arensberg, Düs-
seldorf, aus dem Hannoverschen und Lippe-
•chen^ sich jährlich eine bedeutende Anzahl
dorthin begiebt). Von diesen Arbeitern kehrt
jährlich eine bald grofsere bald geringere An«
xahl erkrankt zurück. Diese Erkrankten lei-
den in der Regel und fast ohne Ausnahme am
Wechselfieber, welches sie scjbon in Holland
bekommen , oder jas sich in einigen Gegen-
den erst nach ihrer Rückkunft einstellt. Die .
"Veranlassung zur Entstehung desselben ist die «
dortige feuchte und ungewohdle Luft, die
schlechte Nahrung, das Entbehren eines war-
men Nachtlagers , und die Art der Arbeit selbst«
Nach den Journalen des Civil -Kranken-
hauses zu Paderborn sind, seit früher Zeit,
drei Fünftheile der auigezeicbneten , dort be-
handelten Kranken, Hollandsgänger gewesen.
Ohne geaau die' Zahl bestimmen zu können,
kann man annehmen, dafs in diesem Jahre
TOn den, nur in das Münsterschej Paderborn^ ,
sehe und Lippische zurückgekehrten Arbeitern,
wenigstens 500 von der Holländischen Krank-
heit befallen waren, nachdem aus mehreren
Orten 4 — 6 — 6 bereits in Holland oder un-
terweges gestorben waren. Wenn in diesem
I Jahre die Zahl der erkrankten, und der in
Folge dieser Krankheiten gestorbenen Hollands-
gänger ungewöhnlich grof» war, so findet dies
den ersten, wenn auch entfernteren Grund
darib, dal's die, durch die Statt gefundene
-. 71 — '
ftedizinisch poHeeilicben BlaarsMgelOy nicht
ticbt schwer fiel, jeder Verbreitang vor-
igen, als seltfst aucb die etkrankt Zuriick«
nrten gröhtentheils wieder herzustellen.
3s ergab sich aber atith zugleich, dafs die
Bzeloen Orten sich gleichzeitig epidemisch
Kiden nervösen Krankheiten bei denen,
ru^T nach und nach, in demselben Hanse
cre erkrankten , der contagiosa Charakter
verkannt werden konnte, iwar mit der
dland herrschenden einige Aebnlichkeit
n, mit dieser aber nicht fSr gleichartig
rt werden konnten. Aehnliche lokale
iiltnisse muFsten allerdings ähnliche Er*
nuttgen hervorbringen, wenn aber das
t~ Symptom der Krankheit der zuriick-
Bnden Hollandsgänger die Remission war,
nd bei unsern nervösen Epidemieen hoch«
nur, und nicht immer Iniermission Statt,
rdem hatte z. B. in Eldßgßin^ einem klei-
ftuf'der Mindener Haide niedrig liegenden
I das gastrisch nervöse Fieber schon im
ner, und vor der Rückkehr der HoUands-
Bt geherrscht , und war Vielen tudtlich ge-
en, weil ärztliche Hülfe stslten oder fast
gesucht Wurde, und weil, wegen Mantel
dauernden ärztlichen Aufsicht, auch die
3rdne(en polizeilichen Maafsregeln, z« B*
.läucherungen u. s. f. nicht regelmäfsig
vollständig ausgeführt wurden. Das sich
r im Kreise Rahden, in den Bauerschaf-
itroehen und Verl verbreitende galligte
lufieber war zwar in Stroehen unbezwei-
ms dem beoachbarten Hannoverschen ein-
leppt; und es verlautete, dafs diese im
6 versehen herrschende Krankheit, in der.
— 73 —
Zu allen Zeiten sind aber eine Anzal^l der
Bollandgänger erkrankt^ jedoch nur die Fürst-
lich raderbornische Regierung föod sich ver-
ahlafst, im Jalire 1781 das Hinwandern nach
Holland zu verbieteu. Dies Verbot gerieth
aber sehr bald in Vergessenheit, und obgleich
Faderborn, wie ich später anführen werde,
Torzugsweise vor mehreren andern Kreisen zu
fieser Ansteckung in Holland, — soweit diese
das kalte Fieber betrifft, — inclinirt, so hat
doch kein erwiesen auffallender Nachtheil Ver-
anlassung zu einer späteren Erneuerung dieses
Verbotes gegeben. In sofern aber, auf der
einen Seite, die Krankheit, welche die dahin
wandernden Arbeiter sich in Holland holen, in
der Regel nur in dem sogenannten kalten Fie-
ber besteht^ auf der andern Seite aber dieser
Erwerb für die Heuerlinge und kleinen Grund-
besitzer durchaus nothwendig zur Erlangung
ihrer Steuern und Abgaben ist, znufs eine Be-
schränkung oder gar ein Verbot des Hinwan-
derns unzuläfsig erscheinen.
Unter den über diesen Gegenstand mitge-
theilten Bemerkungen befinden sich die Beob-
achtungen des Herrn Dr. HiUenkamp zu Salz-
iLOtten im Kreise Büren, welche derselbe bei
Behandlung einiger der schwer erkrankt aus
Holland zurückgekehrten Arbeiter niederge-
schrieben hat. Ich halte sie der ölTentlichen
Sekanntmachung werth , und theile sie im
IVachstehenden , von einigen allgemeinen An-
merkungen begleitet, mit.
Im Verlaufe dieses Sommers hatten wir
'hier die merkwürdige Erscheinung, dafs sicli
' — 75 —
. Da ich itfehrare dieser Kranken behandelt
mbe, fo erlaube ich mir, meine deriiber ge-
üachten Beobachtungen Ykfiitzutheilen, mit dem
Wunsche, dafs meine Herren Collegen ein
jleiches thun mochten. ^)
und ait diesem die Arbeit , der tich die Arbei-
ter in Holland hingeben» jene Verscliiedenheic ^
in der Zahl der Erkrankten erklttrien. Denn
•vttent halten die nachbarlich bekannten Hollands*
gtnger eintelner Kreise sttstennett, und geb^n
' sich in UoUand ' telbec ^emeinsehaftlioh gewis-
ser Arbeiten , s. B. den Mähen des Grases» hin ;
da nun der lokale Gesundheitszustand einselner
Gegenden Hollands beeser als der Anderer ist»
so lifst «ich hieraus schon die Einwirkung auf
die Gesundheit und Krankheit einzelner Massen
Ton Arbeitern erklären. -— Zweitens ist der Ein-
AuCs der Arbeit selbst hiebei von grofserVVichtig-
keit. Wenn Einige sich dem Grasroihen hin-
geben.» so bleiben für Andere nur die \Vasf«r-
. arbeiten übrig. — Gerade dieiö Arbeiten aber
sind es» welche» wegen der Statt gefundenen
Deichbrache und Üebersehwemmnngen» so wie
wegen Anlegiiilg der neuen Kanüle» bei höhe-
rem Tagolohn » eine gröfsere Menge Arbeiter
anzog» und eine qualitativ und quantitativ be-
deutendere Erkrankung nach sich ziehen mufite ;
wobei noch der in den aberschwemroten Ge-
f enden (Groningen) sich lokal entwickelnde
rankheits • Chträter einen bedeutenden Ein-
flufs Ikufserte. M.
^) El wire sehr zu wünschen gewesen^ dafs al-
lenthalben, wo sich diese Krankheit m gröfse-
rer Bedeutung Üufserte» gleiche Beobachtungen,
vorzüglich aber auch Sectionen der Gestorbenen,
angestellt» und deren Resulute miteetheilt wä-
^ ren* Da jedoch in den meisten Fällen die er-
krankt Zurflckkehtenden ihre Krankheit für das
^ gewöhnliche kalte Fieber hielten» g«gen wel-
ches in der Regel von den Unbemittelten nur
'Hautmittel gebraucht werden: so ist in den we-
iligsten Fällen Hülfe des Arstus gesncht; und
di* Aerzte sind daher nur selten im SviiTi^^ ^^-
— 77 -I
Kraaliheit hervorriefen , auf den Organkmuft
' einwirkten und einwirken konnten , d« h. in
-wiefern der Organismus datu disponirt war.
Ich habe gefunden, dafs sich 3 Grade dieser
Krankheit unterscheiden liefsen, deren jeden
, ich jetzt genau, wie ich ihn beobachtet habe^
beschreiben will.
Erster Grad. Die in diesem Grade Er-
krankten waren noch zu Fufse aus Holland
gekommen (eine Reise yon. 5 — 6 Tagen) ei-
nige waren in Holland noch gesund gewesen,
' und erst auf der Reise erkrankt, andere kamen
I selbst hier noch gesund an , und wurden erst
SU Hause , gewöhnlich nach einer guten Mahl-
ceit, krank, woher es denn häufig kam, dafs
diese die Mahlzeit als Ursache ihrer Krank- >
heit anklagten. Das Allgemeingefühl dieser
Menschen war abgestumpft, es zeigte sich so-
' gar häufig eine besondere Gleichgültigkeit in
ihrem Benehmen und auch in ihrem Gesichte,
* die Haut war trocken, schlaff, das Gesicht
' und die Augen hatten ein gelbliches Ansehen,
Athem und Puls waren träge, jedoch im Ein-
klänge, die Zunge war mit einem gelblich
.braunen Schleime dick und fest belegt, an ih-
ren Rändern waren die Wärzchen etwas er-
hoben anzufühlen ; dabei übelriechender Athem,
häufiges fauligtes Aufstofsen, bei einigen sol-
ches Erbrechen; bei manchen war der Magen,
bei andern auch die Leber angeschwollen, und
gegcfn Druck eii)p6odlich, der Stuhl hart und
sehr übelriechend ; Einige hatten Schmerzen in
der rechten Schulter, oder auch in den Fü-
fsen. Bei allen fand beständig dumpfes Kopf-
weh, Mangel an Schlaf, Appetitlosigkeit, und
selten übermäfsiger Durst dtatt. Fieberbewe-
— 79 --
.poftitioD. f|Die BUaemUäaraD warden noc|i
.YOt kurzem toq Pitscftafi au^ Garlsruhe gegen
'KrweichuDg des Magens bei JKindern gerühmt."
■ Zudem y dafs hier wohl ein ähnlicher Zqstand
des Magens vorhanden war, wirken diese Säu-
rea noch besonders erregend und umstimmend
' auf die Nerven des Unterleibes, daher, auch
"sagleieb Wohl ihifa günstige Wirkung. Bei
dieser Behandlung mufsten alle schwere und
scharfe Speisen und Getränke vermieden wer-
• den; atidi bekam besonders gut ein gelindes
aber anhaltendes Reiben des Leibes mit einer
arweichandea aromatischen Salbe.
Es versteht sich, dafs dies die Behand-
laag -im Allgemeinen war; bei einigen, wo
gr5ftera Empfindlichkeit in der Leber oder
aineiA aadetn Organa Statt fand, mufste zu-
gleich mehr kühlend, bei andern mit Wal-
Inag zum Kjopfe oder Brust , mehr ableitend
verfahren werden ; so bekam auch^ wo ver-
dorbena Stoffe vorräthig waren, ein gelindes
Brechmittel oder ein gelindes Purgans, recM
gut. Auf diese Art kam ich noch immer bald,
id. h. in 3 bis 4 Wochen zum Ziele, da an«
*depe Kranke, die nicht, oder nicht ordentlich
«gehrauchten , oft 8 Wochen ja ein Vierteljahr
und länger krank blieben; diese blieben träge,
diiidai uad selbst bei wiederkehrendem Appe-
tite nahmen die Kräfte ab, sie bekamen hau«
fig Verhärtung des Magens, Erbrechen nach
jeder Slahlzeit etc. , oder es folgte ein schlei-
chendes Fieber, Wassersucht, oder ein bösar-
tiges Wechselfieber , oder der Tod selbst un-
ter Ohnmächten. Diejenigen, welche Wech-
selfieber bekamen , wurden noch am geschwin-«
desten geheilt, nicht sowohl weil wir dage-
- 8t ^
ten immer in deoselben an befolgen Kopf-
schmerzen, grofser Abgespanntfaeit, aufgeho-
bener Efslust. Die Zunge war immer mehr
oder weniger braungelblich belegt, der Leib
aufgetrieben und empfindlich, die Haut trocken,
und selbst in den Fieberanfallen trat sehr sei-?
ten Schweifs ein. Bei der Behapdlnng war
besonders zu be;riicksicht]gen, dafs die am Ner-
yeq- und Gallenfieber Leidenden, seltene Aus*
nahmen abgerecbnet, immer, wenn diese Fie-
Wr glikklifh gehoben waren, erst ein Wech-
•elfieber bekamen, und erst, wenn auch dieses
glötklich gehoben war, der Zustand blieb,
den ich als den l(en Grad /beschrieben habe.
Bei der Behandlung des nervösen und
Gallenfiebers war aufser den allgemeinen Re*
geln hier besonders zu berücksichtigen, dafs
selbst die Organe mehr oder weniger bekannt
waren , und die Nerventhätigkeit besonders ge-
schwächt und umgeändert war, und so mufste
ich selbst die Angelica und RhabarJ^er mit Säu-
ren Terbinden, sobald es eben anging. Dabei
mufste auch beständig darauf gesehen werden,
"dafs die Verdauungsorgane mit Vorsicht von
den fauligten Stoffen gereinigt wurden. Bei
dem Wechselfieber wurde die China weder in
Substanz noch in Decoct vertragen. Dank sei
es der neueren Chemie, dafs sie uns in dem
schwefelsauren Chinin ein so schätzbares Mh-
tel geschenkt hat, denn die Wirkung dieses
fliittels war aufserordentlich , mag dieses nun
durch die Verbindung mit den Minsralsauren
gekommen seyn, oder durch seine Zartheit und
grofseren Verdaulichkeit ; genug es führte bald
und sicher zum Ziele, und ohne dasselbe wä-
ren gewifs viele Menschen gestorben. War so
Joarn. LXIV, B.6. Su F
— Sa-
lon belegt; 'stinkende Ructus,' der Magen
geschwollen und' empfindlich, so auch die
ber, zuweilen Erbrechen einer .galligen fau-
rn Materie. Der Fula aber war unregßl-
sig , oft aussetzend , und nicht im Einklan-
Xnit^ dem Athmen. In andern Fällen war
höchste Grad gastrischer Beschwerden Tor-
den. Der Leib aufgetrieben , empfindlich,
beim Drucke ein Getose, wie bei Tym-
Ltis, die Haut war trocken, lederartig, das
Lcht gelblich, eingefallen, und sah beson^
» leidend aus; dabei Zittern des ganzen
pars, der Kopf sehr eingenommen, die
Ige trocken, dick schwärzlich belegt, n^it
rlräglich fauligem Gerüche aus dem Mun*
zuweilen schwärzliches stinkendes Erbre-
Q^ und eben solche Stuhlausleerungen, der
1 war bräunlicl^, und färbte Leinwand
»lieh, der Puls unterdrückt und langsam,
llespiration ängstlich. Endlich aber kam
nir bei einigen vor, als wenn ein Zustand
eejr, in welchem Nervenkraft, die erhaU
]e, den Organismus stets. erneuernde Kraft,
iig aufgehört hätte, als wenn der Chemie*
s , die zersetzende Kraft , über die Lebens-
ft die Herrschaft erhalten hatte, als Ye^*
mng im lebendigen Organismus! der wirk«
e aashafle Todten - Geruch dieser Menschen
r so stark , dafs er schon in grofser Entfer-
ig unerträglich war. Hier war wenig ^er
keine Empfindung mehr, Athem und ruls
;sam und unmerklich, der Geist erschöpft,
sehr selten Fhantasiren. Das Erbrechen
' mehr ein Ausfliefsen eines schwarzen fau-
StolTeb aus dem Munde, so auch die Stuhle
eerung ; das Ansehen dieser • glich mehr
F 2
— 84 ~
der einiBr Leiche j die io Verwesung iil
als der Ausleerung eines Kranken.
Die Tendenz meines Heilplans bei dii
3ten Grade ging dahin, die Krankhdt soi
zuändern, dafs ein Wechselfieber zu St
kommen könne. Ob sich nun im Orga
dieser Menschen ein StoiF, oder ein Ki
heitsprozefs , ein Krankheitsheerd YorfanJ»
nur durchs Wechselfieber ausgestofsen
verändert werden konnte, oder ob der Zoi
larvirtes Wechselfieber war, das sich bei
höriger Rücksicht darauf dann in ein
liches Wechselfieber umbildete ^ wenn der<
ganismus unterstützt wurde, und die
ihre gewohnten Functionen wieder anl
konnten? -^ Genug, die Erfahrung batet <
rechtfertigt, dafs nur so Heilung mögL'd
Was nun die specielle Behandlung
trifft, so wäre es in den meisten Fällen
erforderlich gewesen , die Organe des Ui
leibes zuvor von den verdorbenen fai
Stoffen zu befreien, aber die Organe
schienen mir zu krank; die Abnormität
Functionen zu bedeutend, und die Scbi
des ganzen Korpers zu grofs zu sejn, ab
an eine allgemein ausleerende Methode sa<
ken gevfesen wäre. Der ganze ZustanJ
mir vor, wie der des Scheintodes, und
der Ansicht suchte ich die Behandlung
leiten. In die Zimmer mufste beständigj
sehe reine Luft gelassen werden; dabei
ich oft am Tage Essig darin verrauches;
dabei besonders den Leib trocken, od«
aromatischen Salben , oder mit ^romat
anhaltend aber gelinde reiben ; gab zni
Klistiere mit aromatischem Essig, inni
— 85 —
gab icb die Serpeniaria oder Valeriana mit
Naphiha oder mit Addvm Halleri^ sobald w
aber angehen konnte, die\/^ngettca mit j^ddum
muriaikum oxygenatum^ welches meistens vor-
»iiglich gat wirkte. Von diesen ging ich zu
den bittern Mitteln mit Mineralsäuren über,
und gab immer schwächere Dosen , so wie
npfsere Besserung dieses Zustandes eintrat;
dadurch kam 'häufig ein gewünschtes Wechsel-
fieber, zu Stande; merkwürdig schien es mir
aber^ dafs ich einigemale erst dann das Wecb«
^seffieber eintreten sab, wenn , ich die China
loit der Schwefelsäure gegeben hatte. Bei de-
nen ; die an Delirien litten, wurde dieses durch
flsweckmäjsige Behandlung intermittirend , und
^ürde alsdann durchs Opium geheilt. Wo aber
die Yerdauungsorgane vorstechend litten, da
xnufste ich mir zuweilen mit gelind ausleeren-*
den Mitteln helfen. Wenn jedoch der ganze
ILorper wie in Verwesung war, so mubte
auch für die Umgebung gesorgt werden ; ich liefs
diese Korper mit Chlorine -Kalk -Auflösung,
besprengen, machte Einreibungen von flüchti-
gen Linimenten, gab Thee von der ü/e/isse
und Mentha crispa^ wodurch viele verdorbene
Stoffe durch Erbrechen und durch den Stuhl
fortgingen, von da schritt ich zur Serpeniaria
mit Naphtha und CamphoTj dann oxygenirter
Salzsäure; diese gab ich auch in Klystieren.
Auf die Art kehrte die Vitalität der Organe,
"wenn ich so sagen darf, allmählig wieder, «nd
ab sah ich auch nach diesem Zustande hau«*
figst Wechselfieber eintreten , worauf denn die
früher angegebene Behandlung folgte.
Ff och bemerke ich , dafs ich durchaus nicht
^ gefunden habe , dafs die Krankheit ansteckend
gewesen wäre.
- 87 ~
tes ans allen Punkten eine grofseDfepge schwarz
zen Blutes, so dafs deutlich gasten werdea.
konnte» dafs hier eine Stockung Statt gefun-
den hatte; die Gallenblase erhielt eine ziem*
liehe Menge braungelblicher Galle* Der Ma^
gen war nicht sehr angeschwollen, sein äufse*
res Ansehen war blafs grünlich, die gröfsern
Venen desselben warc^ sehr stark angeschwol«*
len. Beim Eröffnen desselben kam etwas übel-
riechende Luft und etwas grüo gelbliche Flüs*
sigkeit zum Vorschein. Die innere Haut des
Magens sah sich glänzend und weich an, und
Trar io allen ihren Theilen höckericht , sie
kam mir ungefähr so vor, wie die Epidermis,
iFvenn man sie unter einem Vergröfserungs-
glase betrachtet. Hie und da war sie mit hell«
rolhen Nadelknopfgrofsen Punkten besäet,
dabßi war sie sehr angeschwollen, aber au£«
gelockert und weich, und konnte leicht von
ihrer Verbindung getrennt und für sich darge-
stellt werden. Dieses alles erstreckte sich bis
tief in den DarmkanaL Die. Milz war nur et*
-was angeschwollen , sonst wenig verändert, "so
.Auch die Nieren und alle übrigen Organe' des
Unterleibes, aufser den Pancreas und dem
JPhxus coeliacus. Das Pancreas nämlich war
etwas angeschwollen, und voll Ton Saft, die
innere Haut des 'Ducfus Wirsungianus war so
aufgelockert und aufgeschwollen, dafs der Spei-
chel kaum zum Duodenum dringen konnte.
Der Plexus coeliacus ^ worauf ich vorzüglich
meine Aufmerksamkeit richtete, war in sei->
ner Substanz aufgelockert und widernatürlich
weich, sah äufserlich grau - weifslich , inner-
lich in den einzelnen Theilen mehr röthlich
eusy. und mir wenigstens ist kein Beispiel be-
kannt, wo die Substanz desselben so verän-
— 88 —
dert gewesen wäre« lo der Brusthohia n\
ziemlich viel Wasser, die Langen saheojildij
aus und waren zusammengedriiGkt. Der
beutet wac angescb wollen und enthielt
Tiel Wasser, die Ventrikel des Uenans
ten wenig Blut ; im rechten oder oben
ich eine harte 3 Zoll lange 1 2^11 breit»
2| Drachme schwere fleischartige Maise,
mit einem Ende im Ossio artirio$o
dtxtii lag, und dieses beinahe verschlols.
Masse war durch schichtweise Anlageraogi
standen , und war sehr hart. Das Heiz
war in allen seinen Theilen so weich,
ich nie gesehen habe , ich konnte es ohne
fse Anstrengung mit dem Finger durchbol
und von der äufsern Wand des liokeo
trikels konnte ich leicht Stücke abi
Diese merkwürdige Erscheinung erinnerte
an die Erfahrungen > welche Jakob V/\
Leibarzt des Herzogs von WürtembergiiB
1679 bekannt gemacht hat, wo durch die
das Herz welk und zerreifsbar gewordes
Bei Eröffnung des Kopfes fand ui
grobem Venen der Hirnhäute stark an(
len vom Blute, die Ventrikel enthieltn
Wasser. Beim Einschneiden in die
kam beim Drucke aus der Schnittfiicbe
Blut, übrigens fand ich da nichts
Merkwürdiges.
Die Section des zweiten war sehr
ständig. Ich wurde nämlich zu einefl
ken über Feld gerufen, und fand ihnb«i
ner Ankunft schon rerschieden. leb
aus Mangel an Werkzeugen blob des
leib öffiien. Die Krankheit schien sc^n
tigi und in dem 3ten Grade gewesa«
— 89 —
Die Leber war ebenfalls sehr aogeschwonen,
knisterte etwas beim Drucke, enthielt Tiei
verdorbenes schwarzes Blat. Der Magen ent-
liielt zieinlich viel einer stinkenden schwärz«
liehen Materie; die innere Hant war ebenfalls
sehr aufgelockert, nur etwas rolhlicher. Auch
der Plexus coeliacus war sehr angeschwollen,
aufgelockert und weich , auch etwas rolhlicher
in seiner Substanz, wie beim ersten Falle.
Das übrige war ziemlich wie im ersten Falle.
So viel läfst sich nun wohl aus dem Sections-
berichte und aus den Symptomen schliefsen,
dafs Torgedachte Krankheit nicht blofs Krank-
lieit des Verdauungssjstems , oder eines Or-
ganes desselben war, sondern dafs es einem
für den Organismus schädlichen Etwas, durch
besondere Concurrenz der Umstände , gelungen
'"war, tief in den Organismus zerstörend ein^
zuwirken, dafs dieses schädliche Etwas die
Basis j den Heerd des' Lebens , die erhaltende,
den Organismus stets wiedererzeugende Kraft
tief erschüttert und verändert hatte, dafs also
das zur Vegetation dienende Nervensystem dea
vorzüglichsten Heerd der Krankheit abgab.
Darum gestaltete sich auch eine organische .
Blasse , der fibröse Stoff des Blutes im HerzeD,
weil die Organe, denen dieser Stoff zukam,
ihn nicht mehr für sich benutzen konnten, dar«
tun zeigte sich die Krankheit so langsam ver-*
, laufend , und so sehr verschieden in ihren Er«
echeinungen. Darum ist es nicht zu bewun-
dern, dafs selbst nach langer Zeit so leicht
Rückfälle entstanden, und dafs die Menschen
mit so vielen Folgekrankheiten ^ die in der
Vegetation begründet sind, geplagt wurden,
auch dafs sie noch jetzt, nach einem Viertel-
- 91 -
Dglich bevvieseo, dafs Sümpfi} b«80oclerft
, wenn sie im Anslrocknen ix^grillen sind,
Mgeulluimlichefl elastisches Fluidum (ahn*
dem ölbildeiidea Gase, nur beinahe das
i^lle mehr WassersloiF enthaltend) , die
lannte Sumpfhift, eine Verbindung tou
enstofT und Wnssersloff bilden. Diese
yoa vielen $rhri|t8tollern als die häufig-
Trsnche der Wechselfieber angeklagt, sie'
wenigstens^ laut Erfahrung, eine merk-
(ige specifische Einwirkung auf das Gang-
yslem des Unterleibes. *)
Anmerkung» Es verdient hier angeführt zu
en , dafs in dem Orte, worin ich wohne,
)r das Wechselßeber äuf&erst häufig war^
selten ein Fremder, der sich hier längere
aufhielt, davon verschont blieb; aber seit-*
ein Suttipf westlich und nahf* am Orte
en, ausgetrocknet wurde, ist Wechselfie-
lier eine seltene Erscheinung , obschon
ein anderer Sumpf Süd- Süd- West^ je-
i\bgesehen von der Wirkung 6%t Fontiniichen
atxipfe in Italien, wo ein w&rnieret Klimi die
achtheiligen Einildsie veriBeba, ßndon^wir in
em kälteren Norden einen fieuen aiiffillendeit
kitg für die Schädlichkeit det Sumpfluft, und
ie Gefahr der Arbeit an Kanälen, aelbic lantev
Qnititsen Umstunden. Zu dem Bau dea neu«a
iöu-vanah) waren, lautNaohricb^tn aus Schwed-
en, 4uo Soldaten beordert, von denen i&o bei
brer Rückkunft von einem bösartigen und in-
leckenden riebet mit Waatersueht befallen War«
ten. Hier waren es lauter kraftige Männer»
welche» was Speise und Trank, und aelbat das
tächtliche Unterkommen inbetriflc, ea .wa.hr-
cbeinlich besier hatten , wie unsere HoUanda*
'änreer, die nur auf das Ersparen ihrer sauren
Terdienstes denken; und ^dennoch wnvde ftac
ler dritte Theil ergriffen. M, .
— 92 —
doch welter vom Orte noch da ist, der il
viele Salzquellen enthält.
Betrachten wir nun ferner, dafs nach >
80 anhaltenden Trockenheit dieses Somi
(welche grofse Risse in die Erde yeranlil
die sonst sehen ausgetrockneten Süiftprej
wirklich austrockneten , und dafs ia di
Trockenheit bei einem Gewitter ein stai
Begen fiel, wornach sich des andern 3Iot|
ein dicker stinkender Nebel über die Wi
verbreitete , und so Alles , selbst das Tr
wasser davon angeschwängert wurde, folj
dieses Miasma auf allen Wegen io die tc
schon so sehr geschwächten Korper eiodti
konnte; so läfst sich da wohl schliefsen,
diese an sich schon so schädliche Gasart,
giftige Eigenschaft um so vehementer inten»
extensiv auf diese Organismen äufsern ko
Welches denn* wohl ursächliches NomeD
nug ist , eine so schwere und so tief ii
Vegetation eingedrungene Krankheit ha
zubringen.
Nachdem wir nun di« ursachlicheD
mente, so weit es uns möglich ist, erl
haben , wird es jetzt auch zweckmäfsig
zu erforschen, warum gerade jene Kras
durch jene Ursachen entstanden sey, uod
die Bildung jener Krankheit war, so
über das Wesen derselben nachzudenkeo.
Organismus ist empfänglich für äufsere
fliisse und Einwirkungen , denn nur voo
Seite steht er fdr sich selbstständig da,i
Individuum; von der andern Seite aber
er da, durch seine Aufsenwelt und wi
selben. Seine Aufsenwelt, durch, miti
der er leb) ; ist im Atigemeinen seiner i
— 93 —
seyn angeroesseDi steht in Harmonie mit ihm ;
aber ihre ooth wendigen und gewohnten Ein-
wirkungen aiif den Organismus können- ge-
' trübt werden, sie können zu stark, oder zu
schwach oder verändert und als Fremdartiges '
einwirken; da hat denn der Organismus die
Fähigkeit, sich entweder gegen diese Mifs-
Verhältnisse mit Beibehaltung seiner Selbst-
ständigkeit behaupten zu wollen, oder aber
sich y jedoch mit stetem Streben , seine Selbst*
ständigkeit möglichst zu erhalten^ in jenes
Bürsverhältnifs zu fugen. Dieses nun geschieht
entweder dadurch, dafs er einem mechanisch
inrirkenden zu starken oder anhaltenden Ein-
flüsse eine härtere, stärkere Oberfläche ent-
gegenschickt, oder dafs er die Schädlichkeit
.des Einflusses an sich unwirksam zu machen
sucht, so scharfe Körper io d^r Nase, Au-
gen etc., oder dafs er sie aus sich herauszu-
bringen sucht. Oder aber, wenn das Mifs-
Terhältnifs stark und anhaltend gegen den. gan-
zen Organismus wirkt, so versucht er, sich
nach jenem Verhältnisse in allen seinen Thei-
len (jedoch mit dem Streben seine festgesetzte
bestimmte Stufe, worauf er steht, möglichst .
zu behaupten) , also zu verändern , dafs die
gewohnte Harmonie in ihm selbst, oder gegen
seine Aufsenwelt möglichst jenem Mifsverhält-
nisse entsprechend wieder zu Stande komme.
Da der Organismus aber als Individuum
eine ihm gegebene bestimmte Stelle behaup« '
tend; dasteht, da er nicht vermag, alle seine
Theile , welchen ebenfalls Selbstständigkeit zu-
kommt, nach jeder JDisharmonie zu seiner Au*
fsenwelt' oder in sich selbst jener jedesmal
entsprechend zu verändern» wodurch, vreon
— 95 —
-werben ^ jenem MifsyerhäUnisse entsprecbend,
leidend werden, und so wird die Harmonie
des Organismus aufgehoben; wodurch denn
xnancheriei Ursachen zä Veränderung für den
Organismus entstehen müssen, und die Organe
können schon bedeutend von ihrer Norm ab*-
gewichen seyn, ehe allgemeine Reaction des
Canzen erfolgen' wird*
Kommen wir jetzt wieder auf unsere Er-
Juraokten zurück 9 so finden ^wir> dafs diese
schon an Entbehrungen gewohnte und mehr
.abgehärteten Menschen jene genannten Schäd- \
lichkeiten lange zu ertragen Termochten, ehe
/eine allgemeine Reaction erfolgte, und dafs
die Schädlichkeiten daher vorzugsweise nur
auf die mit ihnen in nächster Berührung ^sle-
1) fanden Organe einwirken konnten. Nun wirkte
%iuf diese Organismen mit so geschwächten
Organen noch die für den Organismus so schäd* -
liehe Sumpfluft in ihrem ganzen Umfange,
und konnte daher auch ganz ihre verderbliche
^Virkung auf den Organismus äufsern, ohne
dafs derselbe, wegen Schwäche der einzelnen
Organe, gegen sie mit Kraft zn^reagiren im "
Stande war. Sie wirkte hier also zn tief, zu
zerstörend, als dafs das eigentliche Wechsel-
fieber hätte zu Stande kommen können , da-^
Ler mag es auch kommen, dafs die Holländer
selbst nicht dieselbe Krankheit bekommen ha«
ben, woran unsere Hollandgänger leiden ^).
Auch mag es sich dadurch erklären, warum
unsere Kranken erst dann Wechselfieber be-
kamen, wenn die einzelnen Organe wieder
^ Die in Grönioeen und der'Uttigeeend harr-
fchende Krankheit dfirfte doeh wofil in jene
Cfttfaegorie in ttellea seyn* M*
- 97 -
_ mag genug sejrn ^er die Ursache
der Krankheit; jei2t nocb| zur Wiederholung,
einige allgemeine Sätze.
. 1) Die ganze Krankheit war eige^thüm-*
Ikher Art. Der Charakter der Kranklrait war
Yerändertseyn und Vermindertseyn der Ve»
^etations- Kraft, hervorgebracht durch eigen«,
tfiämliche Veränderung in der Organisation
der besonders zur Vegetation dienenden Orga«
D0, mit Begleitung aller Symptome, die ein
solches Leiden jener Organe henrorzubringeii
Termag.
2) Diese Krankheit ist in diesem Umfan->
ge und in dieser Bedeutung noch nicht vor-
.liandiEui gewesen.
Mein Vater ist über 40 Jahr praktischer
Arzt an einem Orte, woraus jährlich gewifs
50 Menschen nach Holland gehen; er sah oft
Krankheiten , oft bösartige Wechselfieber, Le«
berverhärtungen , Magenkrebs etc., jedoch bei
Einzelnen entstehen; aber nie eine so bosar*
tige Krankheit und in sokhem Umfange. Es
würde zu weit führen , hier meine Grande
und Gegengründe für und gegen das Holland-
gehen anzufahren, aber gewifs verdient diese
Sache grofse Aufmerksamkeit.
3) Die Krankheit war nicht ansteckend,
aber gewifs würde sich, wenn mehrere des
2ten und 3ten Grades lange auf einen Zim*
mer gelegen hätten, eine ansteckende Krank*
ausgebildet haben. ^
*} Dil in der Einltitung •rw&hnta hedingu Con*
ugian, in.
ugtan,
Joom, LZI?« B. 6« St. G
~ .99 -
7a ihrer Entstehung das Ibrlgeii^itgewirkt ha-
ben, so verdankt jsie doch, wie ihren Natnen .
{Morbus HoUandiCus) ^ so auch ihre eigenthüm«
liehe Form {Febris intermkuns modificata) vor-
zugsweise den kh'malischen (räumUchen) Be- ,
siehungen des holländischen Bodens» nament- '
,Jich einem in holländischen Sümpfen erzeug-
ten Miasma« Das gewöhnliche hollandische
Wechselfleber hat sich durch die Mittelstufe
der Febris intermiiuns larvata (regelmäfsig inter-
mittirender Schwindel) zu einer nervösen Krank-
heit eigenthSmlicher Art, welche den ursprüng-
lichen Typus ihrer Abstammung verleugnend,
einen anhaltenden Verlauf annahm^ hervor-
gebildet.
So wenigstens schien mir die Krankheit
anzusehen zu seyn, welche ich in Lippspringe
beobachtete«
Aus den Anzeigen anderer Aerzte meines
Fhysikats entnehme ich jedoch , dafs dies mo-
dificirte Wechselfieber nicht immer so sehr das
sensorielle Leben in Anspruch nahm, sondern
auch oft nach einer mehr vegetativen Seite
sich entwickelt , und , durch die Zvnschenstufe
des gastrisch complicirten Wechselfiebers, end-
lich in anhaltende Leiden theils acuter (pu-
trider), theils chronischer (organischer) Natur
sich verliert. Von eigentlicher Ansteckung ist
nur vom Dr. Grosso zu Dellbrück ein Fall
beobachtet, da ein Mann seiner Ehefrau alle
Eigenthümlichkeiten der aus Holland mitge-
brachten Krankheit übertrug. Auf jeden Fall
verdient diese Krankheit, auch wenn sie nicht
ansteckend ist, wegen ihrer Bösartigkeit in
diesem Jahre die gröEste Aufmerksamkeit.
Mit dem Schlüsse des Jahres ist sie jedoch
G 2
- 101 .-
^i' fahruugen über Salmiak und Chinin (und auch
^ fiber oxygenirte Salzsaure, in den Fallen^ 'wo
.ikdasSchwindelsymptom yorherraoht), mittheiltei
h
will dasselbe Resultat erhalten haben.
. Wenn die Krankheit auch nach Vörste«
henäem nicht allenthalben eine gleiche BSsar«'
ligkeit (YoUständigkeit) geänfsert zu haben
" scheint, so darf die Mittheilung der nächste-
hendeo Beobachtung eines Falles, in welchem
sie sich in ihrer 'vollen Bösartigkeit äufserte/
zur Verrollständigung dieses Berichtes dienen,
da sie zugleich auch die eigenthümliche und
flückliche Behandlung der Krankheit darstellt«
ch gebe sie hier nach der brieflichen Mitthei-
lung, welche ich von der collegialischen 6e*
^ fSlllgkeit des Hrn. Dr. Jaegd zu BBckeburg
erhielt.
Der Kranke ist Assistenz -Wundarzt bei
. einem Hannoverschen Regimente, welches Em-»
den zur Garnison hat, ist einige 30 Jahr alt,
-ay^on schwächlichem Körper und sanguinisch -
cholerischem Temperamente, wur so viel ich
erfahren, früher gesund, litt im Herbst 1825^
wo er sich zum Besuch bei seiner Matter in
Oidendorf aufhielt, an einer Febr. Intundtttnu
tertiana , die nach eibigen Anfällen dem Chinin
wich. Im verwicbenen Sommer, wo er die
Geschäfte seines abwesenden Oberwundarztea
versehen mufste, behandelte er eine Menge
Kranker, die an dem herrschenden Fieber in
den Ivüstengegenden litten, ohne dort die Krank-
heit zu bekommen. — - in der ersten Woche
— 103 —
r heifs, ^er Pols war 110 in d«r MiDuta
. weich , facüe comprimendus. Ich erkun*^
la mich bei dem Kranken Aath den Sytnp^
(eil ^ der Krankheit, die in den Küstenge-
den herrechte, und bekam so Tiel heraus,
t diese Krankheit eigentlich ein intermitti«
les Fieber mit vorherrschendera gastrisch -
>eem Charakter sey, genug für mich, unoi
i zu überzeugen, dafs ich hier dasselbe
el vor mir hatte, wozu der Kranke den
P mit hieher gebracht hatte. Ich verord-
ein Infus. Htrh. menth. pip. mit SaIntiaCf
hat um Nachricht auf den folgenden Tag.
Den 20ten erhielt ich BTorgens uifl 9 Uhr
h einen Expressen die Nachricht, dafs der
Kike 80 schlecht geworden sey, dafs der dor-
Arzt , ein naher Verwandter desselben er-
^ habe , dafS er aa seinem Aufkommen
ifle.
ff *
Ich fuhr sogleich hin, kam um 11 Uhr
Kniltags bei dem Kranken an, den ich bleich,
mit einer Facies Hippocratica , ganz zusam*»
I gefallen im Bette liegend fand. Die Re-
€ition war langsam und mühevoll, der Puls
«n 50 Schläge, und verschwand beim leieh-
mn Drucke des Fingers, die Hautwärme
r vermindert als erhöht, das Gefühl sehr
erdrückt; man konnte den Kranken siem-
i stark kneipen, ohne dals er ein Zeichen
Schmerzes von sich gab; das Bewnfst^eyn
r ganz niedergedrückt, das Gehör schwer,
Blick sehr matt» und nur mit vieler Blühe
»ch er ein Paar zusammenhängende Worte.
Der Urin war unwillkührlich abgegangen
l roch sehr stark* Von der Umgebung er*
kr ich, dafs der Kranke am vorigen Abend
— 105 —
freier und schneller, es kehrte mehr Bewu/sU
sevii zurück y und der Pal« antwortete auf ei-
nige Fragen etwas zusammenhängend und rich-
tig ; zeigte mir auch auf Verlangen seine Zun-
ge, die er aber nur auf mehrmaliges Zureden
-wieder zurückzog. Gegen 5 Uhr Abends hörte
der Schweifs auf, der Kranke yerlangte zu
Stuhl und liefs auch Urin.
k.
Es schien mir jetzt Zeit, den Feind or-
dentlich anzugreifen, und wo möglich einen
xweiten Anfall zu Verhüten; demnach yerord-
nete ich das Chinin Bulplu alle 2 Stunden zu
3 Gran abwechselnd mit Napluha und Opium.
— - Die Macht wurde in fast beständigem Schlum-
mer zugebracht. Den 21ten sah ich den Kran-
ken nicht , erhielt aber die IVachricht , dafs er
sich ziemlich wohl befinde, jedoch noch kein
▼olles Bewufstsejn habe, noch viel schlafe
und schwer zu erwecken sey, — Die verord-
neten Arzneien wurden Tag und Nacht fort-
genommen. Den 22ten gegen Mittag erhielt
ich die Nachricht, dafs sich Morgens gegen 6
Uhr wieder ein Fieber - Paroxjsmus eingestellt
habe, der dem vorigen an Heftigkeit noch über^
treffe, und wahrscheinlich würde ich den Kran-
ken nicht mehr lebend antreffen. — Nachmit-
tags gegen 3 Uhr traf ich bei dem Kranken
•in , wo eben die Transpiration sich einstellte,
weswegen ich auch den Angehörigen wieder
Hoffnung geben konnte. Alle äufseren Mittel
waren wie vorgestern gebraucht worden. Der
Beschreibung des Arztes zufolge war der An-
lang des Faroxysmus und alle Zufälle eben so
wie vorgestern gewesen; der coinalose Zu-
stand jedoch weit stärker. — So wie der Kranke
nur wieder schlucken konnte, wurde wiednr
— 107 —
VerordooDg: ein Inf. Decod. Cart. chin, reg.
und Serpent. mit Napfaha^ stiindlich einen Efs-
löffel voll und die 3le Stande gr. ij. iSünin.
sulpJi. Den 24ten ziemlich gutes Befinden;
Fat. genofs zuerst et>Ya5 Bouillon , und trank
noch immer Champagner.
Den 25ten kein Paroxysmus, fortschrei-
tende Besserung; Chinin wurde nur Morgens
und Abends gegeben; China und Serpeni. aber
fortgesetzt.
Den 28len, als dem 6ten Tage nach dem
letzten Faroxysmus, liefs ich dem Kranken
das Chinin wieder, alle 2 Stunden zu 2 Gran
nehmen; eben so den 13ten Tag, um dadurch
den ReddiTen vorzubeugen.
Die Kräfle kehrten langsam wieder zu-
rück, übrigens gingen alle Functionen gehörig
von Statten.
Den 21ten Tag stellte sich ein leichter
Fieberanfail ein, den Fat. darauf schob, dafs
er am Tage vorher bei neblichtem Wetter
ausgefahren war. — Der Paroxysmus war aber
ganz gutartig, nach demselben wurden noch
einige Dosen Cliinin genopktnen, wonach das
Fieber ganz ausblieb.
Bittere Extracte , noch 14 Tage gebraucht,
beschlossen die Kur. — Den 24ten Decbr. rei-
sete Herr K. vüiiig genesen in seine
zurück.
— 109 —
Brechmittel für ihre Tochter; da dieselbe sich
jetzt noch eher schlechter als besser befiode«
Sie besuchend, fand ich sie im Bette liegen,
die obigen Klagen wiederhohlend. Meine Frage :
ob ihre Monatszeit vorüber sey, .bejahte sie
und die Matter, und da beide yersicherten,
' dafs sie dann und wann ein Brechmittel zur
Vorbeugung Ton Krankheiten nehmen müsse,
so gab ich, vielleicht etwas zu bereitwillig,
nach und verschrieb: Rec, Tari. emet. gr. uj^
\Rad, Ipec. scrup. ij. Aq* destUlaU unc. ij. m. s.
XJmgeschüttelt alle | Stunden 1 EfslSffel bis
asur Wirkung* — Abends' um 8 Uhr wurde ich
ersucht, die Patientin zu besuchen, weil sie
!keine Luft schöpfen könne« Ich f^nd sie mit
leichten krampfigen Znsammenziehungen in dem
Gesicht und Brustmuskeln, .und Hin- und Her-
wälzen im Bette und mit kurzem aber unge-
hindertem Athem, ohne alle Beschleunigung
des Pulses, denn ich zählte nur zwischen 60
und 70 Schläge in der Minute, die aber hart
und gespannt anzufühlen waren. Die Haut
überall trocken, je4och ohne brennend und
lieifs zu seyn. Ich verschrieb Lig. C. C. succ»
drachm. f. und liefs stündlich 10 Tropfen mit
Chamillenthee nehmen.
Um 10 Uhr wurde ich abermals gerufen,
mit der Bemerkung, sie wolle ihren Angehö-
rigen unter den Händen sterben , könne bei
dem grofsten Durst keinen Tropfen Flüssigkeit
herunterbringen.
Bei meiner Ankunft y^aren mehrere Frauen-
zimmer damit beschäftigt , die sich unruhig im
Bette umherwälzende Kranke zu halten, die
stets im heisern Tone und in einzelnen abge-
brochenen Lauten I Wasäer, Trioken ^ Bier'
— 110 -
verlangte, und bei Darreichuog dendbei
den heftigsten Zusammenziehuogeo imi
den Kopf rückwärts zog und soioihreil
pfigen Zusammenzieh uDgen des gaoxet
pers mehrere Minuten sich zerarbeiteti,
den fiiänden die Betten angstvoll ergrifi
an sich zog, oder die ihr nsJie steheoda'
sonen so heftig an sich rüSs , dafs diese 1
zii nviderstehen vermochten. Auffallend
hiebei das Mirsverhä'ltniriy des Pulse» not
Bespiratipn. Ersterer war nicht über 96,
gegen, die Respii*ation so ungemeio be
nigt, dafs ich in der Minute 120—130
men mufste; wobei der J^und geöffnet,
Ton von sich gab, als ein durch Laufen
Jagen aufs Aeufserste erhitzter Hund den At!
gewissermafsen krampfhaft von sich zu t
pflegt, so dafs ich auch abgerechnet die
pfigen Zusammenziehungen des Schlundes
diese Erscheinungen veranlafst wurde, b«<
Angehörigen nachzuforschen, ob die
von einem bösen Hunde etwa gebissen
worauf ich für dietsen Abend keine genf
Antwort erhielt.
Wenigstens alle 5 Minuten wiederb«
sich diese krampfigen schrecklich anzi
den Zusammenziehungen, wobei sie sogar di
Beifsen in die .Betten und Bettwäsche ibrti
äussprechllche innere Angst auszudrucken
te , stets zu trinken verlangte , und stets
wenn etwas Flüssiges in einem ganz tc
ten Geschirr ihre Lippen berührte 9 mit
Hand nach dem Halse greifend ^ hier die
sammenschnUrung andeutend, auf obige 1f<
in Zuckungen verfiel« Welche Ai
ich auch reichen mochte, nichts ^ar hini
Cl
— 111 «
«
2a bribgeti /weshalb ich mich dfarauf beschrän-
ken^mufste , dieselbe äufserlich durch Einrei-
buogea auf Kopf, Brust und Uulerleib anzu*
weodeti. Eine Spanische Fliege war nur eine
Stunde hindurch festzuhalten. Fast 2 Slundea
Quarte dieser erbarmungswürdige Zustand nur
mit wenig Unterbrechung von Ruhe, in wels-
chem ich eihige Theeloffel voll von Syr* Op^
mit Extr» Benadonn* einflofsen und eine Ader
am linken Arm öffnen lassen konnte, und
siehe! kaum fing das Blut an zu fliefsen, so
liefeen die entsetzlichen Krämpfe und dies auf-
fallende Kichern des Athems mehr und mehr
».ach, und als zwei starke Suppenteller yoU
Blut aus dem nur kleinen Körper entfernt wa*
ren, trat Ruhe ein.
Während der Nacht liefs ich mit der Bel-
ladonna fortfahren, da das Yermögen zu schluk-
ken wiedergekehrt war. Am andern Morgen
war das Befinden das einer Genesenden i und
nun erzählte mir die Mutter, dafs ihre Toch-
ter sich erinnere, vor einigen Wochen von dem
Schoofsh und einer Dame beim Forttragen dessel-
ben in die Hand gebissen zu seyn , ohne jedoch
erinnerlich dadurch eine Hautverletzung erhaU
teä zu haben. Die Genesung erfolgte bald bei
Anwendung nervenstärkender Mittel und der
China.
Folgende Fragen kommen also in Betracht :
1. War diese Wasserscheu symptomatisch
oder idiopathisch?
2i, Im letzteren Falle, vrar sie veranlafst
durch den die Haut nicht durchdringenden Bib
eines Hundes .«^ oder
— US —
Von Magen^e und Brescfut in Paris Uberein-*
stimmten, sind bereits im November -Heft 1824
dieses Journals mitgetlieilt Tvorden. Im Herb-
ste vor. Jahres bot sich mir abermals Gele-
genheit dar^ die Impfung vom Rindvieh auf
Schaafe zu wiederholen, aber diesmal erkrank-
ten die Thiere nicht. Denselben Versuch wie*
derholte ich an denselben Thieren diesen vo-
rigen Winter« aber ebenfalls vergebliloh. Meh«
. rere Aerzte, welche vor mir dergleichen Ver-
suche bekannt gemacht haben, behaupten eben-
falls , dafs das Contagium in der zweiten Pro^
Sagation niefit weiter anstecke , und ich wür-»
e dasselbe UrtheiL gefallt haben, wenn mein
2t^r und 3ter Versuch der erste gewesen wäre^
JMich hat aber der erste Versuch nur auf eine
"sa überzeugende Weise vom &egentheil be*
lehrl; denn alle vier geim|>ften ^Thiere krep«
pirten damals an der Krankheit. Worin liegt
nun aber der Grund, dafs so verschiedene Jle-
' Bultate gewonnen wurden ^ obgleich jedesmal
mit der gröfsten Sorgfalt zu Werke gegangen
ist. Der Ochse ^ von dem ich das erste Mal
.den Geifer einimpfte, war 9 TAge krank und
dem Kreppiren nahe. Im zweiten ond dritten
Falle waren die Thiere eins am 3ten , das an-
dere am öten Tage krank. Es entsteht nun
^ die Frage: wird der Speichel beim Rind?ieh
* vielleicht erst im spätem Zeiträume der Krank-
heit ansteckend? und liegt hierin vielleicht
der Grund , dals bei den Impfversuchen so ver-
schiedene Resultate gewonnen worden, wie ich
sie in meinem aogeiiihrten Aufsätze zum Theil
eogegeben habe?
f onni. LUV* B. 6^ Sc H
- 115 --
Bei Betehwerde» In V^uAttk^p <jle Hypoehaa«»
itiß erseagen^ in «• mir iminer lieb^ wenn •!#
Gebraüeh Ton dem Godelbeiner Bade ond Bran»
nen machen wollen , dafa sie den Aufenthalt in Höx«
ter wählen. Dadnrdh tritt die Nothwendigkeit ein^
tieh einer Fuhre za bedienen» die» wenn 'mehrere
derselben solche gebrauchen , eine geringe Ausgabe
irernrsacht* Diese nothwendige Bewegung fdr soU
ehe Kranke» wenn sie allein vom yVasser Hfllfe er»
mrarten» bewirkt ein Bedentendes au ihrer Bei$9m
rons« Daa Trinken des Brunnena ge#ohieht mit deff
nöthigen Bewegung in einer unserer wachem AI*
leen nn die Sudt. Am Naefamittage werden Et«
cnrsionen in der achönen Umgegend gemacht« ««
Versenduneen des Waaeen .wnsde« Usher niebc
gemacht r weil mic der Faasnng deeaelben nieiiC ge»
Örig au Werke gegangen wui3e» «ad dadoMb «M
Fillea des Biaeaoxydnla bewirke wovde«
Im TOfigen Sommer wardM anter malaer Aaf^
^ht nach Anleicung dea Staaitarath Hmffland mA*
rere hundert Flasehea gefallt» woTOn meh|r#re aa
Aerste geschickt wurden. Proben» die Ton adehen
Flaschen im Juli l8a6 gefallt surgckgeluilten. itnd,
seilen daa Waaaer lettt aoeh hell» oad obae den
genngsten NiederscUae* Die Körbe wurden tuf«
gehodit oad durch dieselben eia Diatb geitecbl»
wnlcher daa Waaaer crreidiie. ^)
nngehew« Meage KoUefisinffe» wie leh
dBeaelb« »ach Aw vom raacsfith Mmfiland engege«
Imbcb Tabelle pac* 5s5* ia der /fraMiacbea I^ef«
aidit der vorafiglMaana Heiiqaellen Teutaehlaade
ia keinem Waaaer Teneiebaet Sm^^f bewirbt ge«
wafs sam Tbeil die #• eaageielebaecea Heilafigett
amacber Knabbeitea»
Der Apotheker i>t. Pf^iiHmg. Welcher friber
leine Veraache eaf Jodiae Ia dem Godelbelweff
Wesaer gemacht hatte, hat mUk €t$t bOfdleli aecb
Aaleifang Toa Imrnsr aad B^üard flbeneaff ^ 6^U
cadb dieaer Eär]f€K ia dem Goöelbeimer BfumMM
ei Anf Tlas^ben. w^dcbe te TCtfeea Ulkt^ , tmi <lte«e
WHie euitertcheet, hseb«r aeefcjleallis gasen ir Wf^r«
a«o» hah«a üeh tojewaecb irdlllf aaTWMIeft «ad
d» JL
H2
p» 116 ^
•Btliallan Ut, nmd sw«r aJ« Iiydrojodiisiiw
traiD«
Di« Vezfnobe «af LithioB fctbea aack d«
hindenseyn dlttet Sco£Fe« In dmm GoddhmMMil
. ter bekundet« leh f Ag« hier einen of r'
* Wunsch Ton Hrn. pf^itting eae eeisea Vc
mitgetheilten Aoesog bey, der den AnfiTOii
Gegenwert dieser Stoffe übenengL
§ ■
I7e&er i2Mt Gehalt Ms JLühions und Joiiüh
delhnmer Minsraiwasser»
Die weitem Untertoohnngeii des
Bronnens ergeben eaeh das VorbundesieyB icr
genannten Snbstensen in denselben«
Die Anifindung des Litbions eesehsk uck
xelius, indem der von dem kohlepsamts '
ozydnl und Gypse, wie eueli kobleajMni
ten Salzen betreiete Rflckstend einer tiei
Menge des Wassers mar Trockniis Terdoosteti
hierauf mit kohlensauTem Neuron die IMi
oben erdigen Sslse sersetzt, und swir ^
Racksund in Wasser gelöst, der Wime a "
wird^ — Die ron atm ersengten HUI
(kohlensauren erdigten Salien) £ltriite Fli
wird abgedunstet 9 und bis sur Neutrsliüriss
Fbospborsilure hinsugesetst« ' Wihrend dsi i
Verdunatens wird dieselbe trabe, indsai B
Doppelsats aus pbosphorsaurem Natron mU U
erseugt» und bei g&nalieher'VerdnnstiiafiUdk^
weifses Pulver durch die Lösung im WiM^
rflcky welches schwer lösbar , uiä mit dbs
Schäften des genannten Lithionsalaes wmtAm
diese bestehen hanptaichlich in
a) den undurchsichtigen (opaken) Zoftis^
in^ die Löthrohrflamme jenes 8als in T<iii*
mit kohlensaurem Natron Tersetmt«
h) Die blaue Färbung durch KbbaUox}^
telst der Löthrohrflamme.
e) Das Angreifen der Piatina ia Vi
nitwttfirigem kottlensaurem Kalk beim Gl
\
fi
6i
— 117 —
Dm Voiliancleiiteya . der Jodine («la hydrojo-^
larea Natron) wurda nach Turntr " BaUrditohtt
lod« naohgewieaan » indam dar Ton kohlen-
m Eiaen und eidigcen 9alsen befreiete Rftck«
der Quellen in wenigem Waaaer gelöaf, Amy*
hinzngerahn und naoh und nach eoncentrirce
•fels&ure sngeaetit wurde» wobei aioh nich
IT Zeit Ruhe aehr dentlioh eine blaue ^ dem
Utt verwandte FArbung seigte«
«brigena habe ieh die Verauehe in Gegenwert
erer, namantlioh dea Hm, Dootor SeiUr^ wie-
It angestiallt 9 und ich bin der Meinung , dafa
»aide StofiFe in ihnlieher Menge wie andere
Bin beBitxen.
Zoster im April 1887.
He Quantitit dieaer Stoffe iat noeh nicht mit»
ilt. jHerr fVitting wird dae Verhiltnifa noch
tteln.
0 werden mit jedem Jahre neue Stoffe tnt«
, die in dea nataxliohen MinenlWuaem ent-
1 aind.
'ä aollte diefa allein hinreiehend
xOglich diejenigen handeln, welche die kOnat*
A Mineralwaaaer den natfiriichen gleich atellen*
iflnatlichen Mineralwaiaer bleiben nur Mistu»
wie aie der Ant eua den Apotheken Teriohreibl,
lind keine natArlichan Miachungen . wie aie une
Himmel ala Heilmittel anieigt. So lange wir
mit Gewifiheit aagen können^ die Analyaen
latflrlichen Waaaer aiad geendiget; ao lange
m wir ea ala Sflnde anaf hen , wenn die künat«
1 Mifchungen dem Kranken fflr aatflrliche ge«
t werden« — — —
n Terfloaienen Sommer mnfiten wir wieder
Ire an Wunder grftniende Wirkungen dea Oo-
Lmer Drnnnena erleben» die ich eua Dankbar-
*Qr die Nympfe niohl ▼eraohweigen darf.
•in Fall bietet ao viel Interefaantea dar. dafa
lie Krankheit ap iierhia eaafAhrlioh mittheilen
»• Hier nur alt Wiikuag dea Godelheimer
nena.
— 118 —
I
k
t) Hr. r. K., 54 Jtbr «1», tuipiifliNliM Im
vmtämenUp HiBorrhoidariat som Tiieil dorek i»
I«ge, lum Tbeii durch Liebitps weise , Ihtiotll»
mr alt fto Jahren an ^Anlb•icbwercI«ll« Eiaifai
Eirtete ProitaU . lieCt keinen Ketlieter dircb. 1
Bontoniere wir frflher Ton mwei bfrihntan A«vl i
Tenaoht 9 konnte abe* wegen tteinigter Hirn Uli J*
Prostata nieht ToUendet werden. Bei yölUgir B»l «
Terhalcnng mufste pm^Uio vmsicu» p0r emus gtmk
werden. Ib,
leh babe dieaelke nebr «1« S2 Mal etDtdtftn**!
wie icb anob einmal den Tordem
denaelben gemaebt babe»
In dem Zustande, worin er f ontt reladr U
lieb sich wohl befand, mnfate deneibe t|Si
4 Standen ai»f einem Naebtatuhle sabriagea^l
den gewöhnlichen Vorratb yoo Urin tropfeiwj
unterSebmenen berausevpreaaen« Ein dielerf ''^^
M^leber dnrcb die kleine O^ffnnne nicht ^-^i
konnte , blieb dann maiat sarack. £ndlieb cautP]
TöUige Verhaltung, wo dann dit-vunctio visiM\
macht werden mu£ste» — diese leerte tlidiiini
^ofse Menge gallertartigen Schleim ans, uBdil
einigen Tagen war dann wieder die gewöhili*]
Hamabfonderung da«
Eine Menge Artneitnittel wer Terbnne^»^!
atavken H&morrhoidalknoten waren oft geiebiiir
welebei noch immer die beate Wirktng ^i
eine starke Blutung folgte«
Er eebranehte mit aller Vornebt drei Wo
blndurcb das Godelheimer Bad, trank tat <
eebwachen Quelle^ noch längere Zeit dti Wi
nbd er erfrenete sieb nadi dem Gebraachens^
t
Ib
.1]
l
irstlicbe Hälfe eu aucben«
d) Ein nahe au 70 Jahr alter Tsraelit iK,
•tarkk eorpulent» seit I&n gerer Zeit Himonbi
rius, wogegen er fast immer Schv^efelpolTtf,'
brauchte , Wurde im voiigen Frühjahr voa f
Harnyerhaltung befallen. Die Blase mubtevos
•ngeaammelteil Utin durch den Hauiartt ni^
I
— il9 -
• • - • • ■ • . .
KidMUr atfcffur« WookMi Kla^uidf «atbvtt'wtr«
dm* Er «iliivit U«biiiig im Xatii«tOTifiren,' nnd «nu
!•€»• fich utch vand nach ntlhst den Urim
Er gebnnelite das Bad in Godtlheim drei Wo«
eb^ny uilir tüfilieb aas teinexi swei Stande» weiten
'Wohnorte dahin, und konnte schon w&hrend dem
Gebrauche des Bades den Katheter Bur Seite legen.
Sr wurde hergestellt.
Die dem Godelheimet Bade eigenthflnilicire Ttrw
jungende Kraft hatte ich Gelefienkeley im Torigen
Sommer bei zw^ Alten su be<mchten»
5) ber Regierungsrath A.» welcher wegen Al-
tersi^h wiche und öftem AnMlen von Arthritis tmo^
wmala auf sein Ansuchen in Ruhestand eesetst war»
Sebraachte drei Wochen lang das Bao^und trank
en BrunncQ. Er wurd* so wohl nnd so erieieh*
fett, dsfs er spater nicht unbedeutende Fofstouren
machen konntet and gern mit. der Jagend jagend*
lieh war«
4) Der Obrist ▼• N«» welcher tbenfalls'Wef^
Alterssehwiche in Pension getreten war, erfuhr diee«
VenOngung durch den dreiw<l^higen Gebraneh des
Gooelheimer Bades*
Beide glauben sich In ein jngendlithet AlCiV
T«rset8t«
5) Gegen eine im Herbst 18^5 erlittene giehtl*
•che Lähmusig der rechten ExtreroitiUen gebrauehto
der Förster M* aus O* vier Wochen Ung das Bad
und trank den Brunnen« Ein Jahr war er nicht f)l*
tilg gewesen t^ sein Geschäft wahraunehmen. Bia
anf eine geringe EurQckgebliebene Schwiche dee
rechten Unterschenkels ist er so weit hergesteUry
dafs er dieien Winter hindurch Sein« GescjQlfte sla
Förster wahrgenommen hat.
6) per rheumatische Gesichtsschmera f weichet
Jahre lang eine junge Dame gequält hatte, and nseh
Tielen von ihren Aeraten Terordneten Mitteln nnd
Bidern nicht gewichen war , wurde durch den drei*
wöchigen Gebrsuch des Bades» .durch das Trinken
des Brunnens nnd den inhern. Gebrauch des JE««
tract. Grattolat geheilt* Seit der Badekur hat afo
Ikelnen Anfall mehr gehabt* Ich liefs wfthrend dem
— 121 —
und mieb durch Ntnmburg fahrte, tagte air -diaff
derselbe y und wir ,belic|ilossen, mehrere mit dein
passer sorg fähig gefällte ' und verpiobte Krüge mit
qnf .KU nehmen, um une wenigstens einige Kennt-
nifi yon den Hauptbestandtheilen desselben la yf;r»
sohafGin* . . -
/Nach Oeffnnne der 'drei Mlsilen vtreir gefabrnen
Krflge hatte das Wasser' den eigenthandliehen Oe-,
mch nach Scbwefelwasserstöffgts verloren und ei*'
jien starken gelben Bodensatz gemacht; dennocit
Serlte es sehr oeim Ausgiefsen und zeigte auch noch
en frischen, etwas susam men sieben den , bitterli*
Cih^nOeschmack. Die angewandten Reaeentien sfsig-
cen den reichlichen Eisengehalt , wie oie An wetien* ,
lieit von kohlen- schwefel- und Salzsäuren Kalk und
7alksalz^n$ ein gleiches Resultat gab die spiter vom
hiesigen Apotheker Hensel angestellte Untersuchung
^ei Wassers. Ilierduroh ermutbigt, veranlafste Herr
ftorm eine weitere chemische Analyse der Quelle,
die Ton dem Apotheker ■ Pitseh jun, ans Chnscian-
ettfdt an Ort und Stelle mit der gröfsten Genaulg»x
keit und zu verschiedenen^ Zeiten Torgenoinraen
wurde, und deren Resulutich weiter unten nitsa-
Äeilen mir erlauben weide.
Venooebte i^h ^ncb bis jetu noch nicht, ein*
genaue, geognostische und oryktognostiscbe CJnterw
aachung der Umgegend der Quel& anzustellen , so
Ist mir doch bekannt geworden , dafs in der Nibe
tehr bedeutende Braunkohlenlaser sich befinden |
Abrieens ist der Grund d%§ 46 SSoll im Quadrat ha«
benoen Brunnens reiner Kies. Das Wasser steigt
in diesem Räume während 16 MinuUn id| Zoüp
mithin beträgt die Wassermen({e in dieser Zeit
86450 Kubikzoll oder 413 Quart Freufs* Maafs.
Die Temperatur des Wassers bleibt sich bei den
WMndiiedenen Wärmegraden der änfsem Loft gleich
«nd ist 8^,5 nach dem Sotbeiligen Thermometer;
^as specifische Gewicht desselben ^st 1 002=3 1000
^•still. Wassers.
Den Gern eh des Wassers fand ich stets hjdro-
thioniaeh, obschon derselbe nicht immer gleich
eurk ist» namentlich vermehrt sich seine itirCi bei
enhaltead fenebter ond kftbler Witterung*
::^-
- 1S2 «-
daitentnlg uod bil»ilicl)> mit «ioam Wonei »
■B|>en«luD; bald nach dem Oshmh vicnn"^"
un.iiiganehäi«! IttfiiofMo. Friaeb gtKiifhtiV» ^^^-^
l»T i»t in der Regal klar und hat eine iii(n|(l« ^^^
Färb«; aieht ca einiee Zeit offan an dii Lini* ^ >,'
•aM«<n lieb an dan Satan de» Ga&riei TiiltLu'
blliohen ab* die «icb nach und naeb verlicT», ><"
Oberflilcha beliebt licb «lit aiaam feiiicii, ichill«-
den Blutahen, und al laElt, naeli Vcrlmf ciV
Zeit, einen eelban, »Hiibljig atlrivai netduM
Bodanaau fallen.
Nach Herrn. Püitk antbllt 1 Pfand in ifil!»!
Hn diaae« Waivara folgende Seittndüicilai ''
KohlenaanrM Eiaanoxydol , . > , . I,St GmI
Coblanaauren Kalk, . . - " -
Koblanainran Talk . .
SobweraUanten Talk . .
SohwefeltanTe» Nattnm .
SaUunie Tdkerda, . , . , . . . o,I> "
SaliHnie* Satinm . 1,4] -
- ' - . o.y_j;
l dar faBMn BaMudtbeile 9^ <>"'-l
KoUasHnTai Gm 9,98 KdI^|
8cbfr«[«lwMiarMolIgai **)... Spur
ObD^eMt 60 Fnf« von di«t«r QacUa (Ji>ii|
mit Nr. I. betaichnan will) entfernt, cnupnfl
•ine andere (dia loh mit Nr. 2- beteecn wMt.
welche eine Tiel bedentondare Quantitit WmK
alt jene liefert; dei ao aeha^len Zuauttei i"fm
üt ei mir bia jatct noah nielit gelungen " '
•) Hm PHtck unternihni dts An^vie nacii BirJ»i
Meihodo. ■' ■
••1 Herr PÜtel' prTifte _d»i VPaiter tnf Hrdroililm
niitMUt SHlgUiiTen Blaiei. iilpct— - - '■^^■'
ailpeletmurBn WuBinthi , ohne Si...,cu ud-L. - -
deU) nnr duich den Oenich eabon sich •Mat il»*
«[kennen, ^rgintum foliaihm, in da* tiLsch Renl^I*
iberti
■Witiet melirero Snindpn ciH«i
— 123 —
«
•umiii«!! SU* k&nnen, Ihr fp^cifiieket Gtwiebt ist»
•o wie ihre Temperatur ^tns.der vorher betchrie«
benen Quelle gleich« Dthingeeen it( dat ans der*
selben eeschöpfte Waster durcoAna farbloa und kry*
•telihelf; längere Zeit der Luft auageaetat aondern
'•ich gelbe Flocken ab, und ea wird trObe, Der 6e-
fchmack dea Wtaiers iit frifch, prickelnd , etwas
^bbweflieht, bitterlich und tintenartig, doch finde
ich selbigen lange nicht fo unangenehm, als den
der ersten Quelle. Der Geruch Tettith deutlich
'^e Gegenwart de4 Schwefelwaiseratoffgaaet«
Nach der ebenfalls tob Herrn PiuA Torge»
siommenen chemischen Analyic enthalten 26 Unsan
dieses Wssiers folgende Beit^dtheile t
Kohlensaures Eiienoxydul % , • • 0^640 Grad.
Kohlensauren Kalk ••••««• O1576 —
Kohlensaure Talkerde • • • • • 9 0,475 —
Salaaaure Talkerde •«#•••# 0,7 10 —
Schwefeliaure Talkerd« • • • % • O1855 *^
Schwefeiiauren Kalk^, • • • • , v Qy^go «-
Schmuu, Hars etc» ••«««•• o,a5o —
Summa aller feseea Beitandtheile 9,793 Gran.
Kohleniaures Gas •*••»• 4>^^ KubikaolL
Geichwefeltes WasserstofigaSt • 0,370 — — -
Aus denen» durch die oheroiicha Analyse erhaU
tenen und eben raitgetheilten B-eaultaten' ergibt Aieh»
dafs beide Quellen su den, an Kohlens|ure armen,
Bisenwaasern gehören. Es geht ihnen daher daa
flochtige, schnell den gansen Organismus duroli*
dringende reisende Prinsip, wenn auch nicht gans»
doc|^ gröfftentheils ab: allein eben deshalb fuidea
sie/auch in allen den Fällen, in welchen «war Ei*
aenwaaser indicirt, aher die an Kohlensimre reiche
"lialtigeii , ihrer erhitsenden Eigenschaft wegen, o^
fenbaren und unberechenbaren Schaden stiften wflr-
den, ihre Tortheilhsfte Anwendung. Nach HuhUmd
wOrde ai# daher bei solchen Kranken Sutt nadeVf
welche an Nenren ichwiche, dabei aber an mmmt
CTofsen Erregbarkeit der Blotgefsfse nnd SeblafbdU
ilirw BSAndasgan . oder an atoniteha» EaMhlafuC
— las —
lieh» und gebe gerne ta, AM Zimwknmmnu'^s An»»
•pruch: die Netur nur durch, die Natur tu prAfon
und Jiennen bu lernen , gens besondere Anwendung
■ ftnf die Erkenntnift der Wirkungen und Ei^enschaf
• .ten der Mineralquellen £ndet> die über deren ei«
fenthfimltche Wirkung nur die» auf 'vielseitigd
Beobachtung gestütste Erfahrung entscheiden kann i
i allein ea ist auch gewifs, dafi, um diese lu erlan»
gen 9 die Holfe der Chemie erforderlich ist» weil
tie uns eines Theils die Mittel giebt, den Haupt*
beitändtheil einer Quelle aufnifiudeny nach dessen
nicht sowohl quantitativen als besonders qualitati-
iren Verhältnifs sich auf eine von ihm abhängige
Gmndwirkung schliefsen l&fst,' als sie uns andern
Theils auch in den Stand setst, Vergleichungen des
neu aufgefundenen Quells mit in di^n Bestandtbei«
lea ähnlichen Quellen, deren eigen thOmliche und
«Ugemeine Wirkungen durch die Erfahrung erprobt
lind festgestellt sind, anzustellen. Nicht dils ich
damit sagen will» der Arst könne bei gleichen oder
Hhnlichen Bestandtheilen gleiche oder ähnliche Wir«
linngen annehmen , nein, ich weifs sehr wohl, dafs»
abgesehen von der schon erwähnten Traglichkeic
der chemischen Analysen fiberhaupt, auch diese voA
verschiedenen Chemikern, und su verschied eaett<
Zeiten angestellt, höchst verschiedene Resultate ge-
ben, 4ind viele, und ^ewifs die wirkssrasten Be*
itandtheile, nämlich die Imponderabilien, unserer
Prüfung sich gana enttiehen*
So leicht es nun auch ist, in beiden Quellen
das kohlensaure Eisenoxydtil, als den Hauptbestand-
theil derselben zu erkennen, so .schwer ddrfte die
Auffindung solcher Mineralwässer seyn, die mit ih-
nen, wenn auch nicht gleich, doch ähnlieh in ih*
ren Bestandtheilen sind« Wäre die in Hufsland*s
Schrift über die teutschen Heilquellen beigefügte
Tabelle der Eisen wasser als richtig anzunehmen, so
vrflrde ich Brflckenau der mit Nr* i. bezeichneten
Quelle ähnlich halten ; allein ff^stzler verwirft den
von Hoffmann angegebenen geringen Kohlensäure -
Gehalt und behauptet denselben wohl fünffach so
grofs, während er die Eisen • Quantität weit gerin-
ger als sie aufgeführt vermothet. DieMa nach
möchte ich eher Seikenbrunnen » obicbon ef in ei»
«ein Pfund einen Gnn Elfen vehf enthlll» der in
3,. / . • . •
Temsrs Kaehrhhi fit#i>^<2i« InßpfMia m SibirU mi
(Aal einem firiefis det Henn ^ucsrath AeZimaiiii
▼09 taten Ap;ril d« J»)
(S. vorijie^ Heft diese« loumaU«)
Die Inflaebie^ woTon ich flmeii Voy einiget
Zeit schrieb 9 an4 gegen die wir hier schon ge-
>rtppnet und gerflitec sunden, scheint iflr d-iesmal ^
«ofgehört SU beben« So wie yor einigen Jahr en die *
Cholera y ist euch diesmal diese Epidemie im dev
europäischen Grinse stille gestanden; sie | eheint
iht £nde diesseits des Uralgebirges yd. h. stm der
westlicjien Abdachung desselben ^ erreicht au haben«
Bierdurbh unterscheidet sich diese- catarrha, Uschey
aibirisehe Epidemie von den frühem derselbe « Art |
urelche, einmal ihren Lauf nach Westen enge treten^
sieh immer aber einen grofsen Theil von lilnrope
Terbreiteten« *— Nach dem Gouremement Toni P^rm
ist aus keinem andern mehr die* Nachricht flbi ir eine
weitere Verbreitung der Krankheit eingegang ;entf •—
Ich lege Ihnen hier noch die Uebersetsune eines
Kflnporta aus ToJtoUk in Tabellenform bey, dier eine
Ueoersicht der 2«ahl der Erkrankten giebt. Sie se-
hen daraus 9 da£s in kurser Zeit ^82 uidividi len er-
lirankten und unter irstlicher Aufsicht sundei i) weU
ehes fflr eine Stadt Ton einer Population voi 1 ohn*
gefUhr 12 bia 14000 Einwohner wohl sehr bedeu«
tend ist«
4.
Fba ifmi Kä90f und d$n Fastillen aus koJd^>BSaur§m
NaSrofU Vom Hrn. Robin^s.
MitgetheUi
vom Dr. Opp^rt.
(9. Gas. de 8aiic4 i8s6*)
Die Chemie iiC wahrlich eine bewaad«r nawAVii
üg% Wieeeaadiifti d« AadeC mh i^ alles Clbiif«t
— 129 —
dessen Gebrauch 2a Ende der MaLlzett empEablen^
ffir diejehigen endlich, die von ihm sagtien:
Vires ventriciilo languenti caseus addit^
Postqne cibum sumtus terminat ille dapts.
Was ungefähr so viel heifst:
Stärkend §rhehi der Käse geschwächter Mägen Ver»
dauung^ . •
Und nach iätem Gehrauch schliefst er erfr&ulieh
das MahL ,
Wer könnte wohl bestimmen ^ tqci weichet
Z«it der Gabriuch dea Käse als Verdauungsinictel
sieh herachreibt? Welcher Gelehrte bemerkte su*
«rat/ da£s dieaea Nahrungsmittel am Schlufa der
Mahlseit genommen , die Verdauung beförderte und
alle Verriebtungen dea Magena erleichterte? Damals
i^nffte man gewifs noch nicht , dafs der Käae alka-
lisch sey; dafs er zur Zeit, wo die Gährung der
Speisen beginnt 9 in den Magen gebracht , die Sau*
r«n» ^reiche sich daaelbst entwickeln , nentralisirt^
«iid ihre Einwirkung auf die Organe aufhebt; wahr*
•cheinlich war noch rielea andere unbekannt , was
Aber nicht hindert, dafa ipan lo Jahrhunderte vor
une Dinge bemerkte, die wir beute för neu auage*
ben ; der Unterschied liegt blof« darin , dafs wir
Heoc wa Tage die Chemie mit Kenntnifa der Uraa«-
chen betreiben; dagegen unsere Vorgänger sie trie«
ben, ohne aich deren bewufst zu aeyn, tingefihr
^ie der gute Jourdain in Prosta Vease machte.
Sehlufsfolge : Der Gebrauch dea Küse, d. h.
desjenigen, welcher entachieden alkaliache Eigen-
schaften beaitst, ist ganz (oder beinah) dem Ge-
brauch der Täfelchen von kohlensaurem Natron
gleichzuaetzen , wenn es darauf ankömmt, durch
tfittignng dor Säure im Magen die Verdauung zu
«rleichtem.
Joam. LXTV. B« 6. St.
f
^. 131 ~
Inhalt
deB vier uo4 sechszigsten Bande«.
ErttesStfiok*
•eit«
1« Von dtn {CranVheicen der Un^eborncn uttd der
^ Vortorge fär das Ltben und die Gesundheit
des M«nichen rot der Geburt. Von C. ^1^.
Hufeland •••••••.•«•••,9
II. Des Freiberm pon TVedskind loit^esetECe Be-
merkungen fiber den Sublimat y die Loatiea-
cbe, und DzondPs Methode • 46
III« lieber den Weichf eLiopf« Von Bbtndemselh^n 70
IV* Krenkbeitfgescbicbte Ton einem dareh din
LnfiurAhre in die ^nge gefallenen» und nach
vier Monaten durch Huicen eotgeworfenen
. Knoehenaplitter. Beobachtet vom Dr. Ditks
tu- We«el. Nebst einem ähnlichen Fall von
C. W. HmfeUmd . • • ^5
Vf Ueber die Veränderungen, welche der Harn
durch den Gebrauch gewisser jkrtneimittel vt*
leidet. Vom Prof. Dr. F. Wöhler tv». Berlin. 86
VI« Einige Krankheitsfälle» als Beiträge su der
in diesem Journal Jahri^ane 1B36 im II. u, VL
Stficke mitgetheilten Krankheit» einer eigen-
thfimliohen jetst häufiger weidenden Art der
JLähmung. Vom Dr. GUrl sn Lindau am
Bodensee ••••.•••• 95
Vn. VaccioatioQ. (Fprtsettun^s).
a6. Varioloide», fälschlich als eine neue von
an£sen in Europa eingeffihrte Krankheit dar-
tesuUt. Ein Nachtrag tu den im Journal-
eft November aufgeai^lUen.jetJbt herrschea-
den 'Meinungen. Von Hufetand, , . • • ifi
I 2
_ 133 — ,
• ■' • • * • * * r»
••ite
VJ. Kurse Nacbrichteti und AtllzOge. '^ i
1. Ueber Blategelgel^äiise. Vom Hofrtth, Dr.-
' Kuhtzmann au Borlin«' •••••••; 117
2. Ein durch unterdrfiokte Gonorrhöe ^rseug-
ter Trismuf » durch kOfnstliches Her^orrtffeti
des Ausflusses geheilt, vom Dr. G. CrF»nog»
lio, MitgetbeihvomlVledicinalr.Dr. JRE/a&r^A. 132
3. VeitsCMis durch kalte Bäder geh eilt» ron Dr. ^
Terreaux, Mitgetheilt vom Dr. Opperti . 135
4* Miscelien Preufliacher Aersto aus den ▼ior». .
tel jährigen Sanitätsberichten.
Elepbamiasif. — Heilung einer ITSngenlfth*
niung. — Salmiak bei Haeukoptysia. *— Hei-i
lung eines Somnambuliamus. r-^ Heilkraft
der Alkalien bei Drfiaenkrankheiten. .— • .
Tödtliche Vergiftung mit Blausäure:
Inhalt der Bibliothek def praktiaohen Heilkunde,
Februar. '••.«.«•...«•• 128
Drittes StOck«
I. Schneller Tod", durch spontane Durchlöche-
rung dea'M^eens herbeigeführt. Nebst Be-
pierkungen über die Gastrobrosis überhaupt
und ihre verschiedenen Arten. Vom Grofsher». '
Mecklenburg- Schwerinschen Geheimen - Me*
dicinalrathe und Leibarste Dr. 3. H. Becker^ 5
n. Venmischte Bemerkungen. Vom Hofratk Dr.
Erdmann zu Dresden.
Schutspociien^impfutag •»••«•• 69
fiandwnrm. • • • • • • 62
Chininum sulphuricam ••••••• 66
Baryta muriatica. •••.••••. 67
Puiaschlag •.••.«...'••• 67
Wie ist Hydrotbion n. Jodine aussuaprechen? 70
Warnung vor sersetsenden Beimischungen* 7 1
Ein paar Worte über deii gewöhnlichen Thee*
Aufgufs ........'...•* 75
ni. Bewährung der vom ProfesaorDsoff</i bekannt
gemachten zuverUfsigen HeiUrt der Lnstteu-
che aus vieljähriger Erfahrung. Vom Dr. Gm
A> Grähl zu Baiuburg • 77
IV* Krankengeschichte des am 3o, Deebr. i835dn
Weimar verstorbeuen Ho£raths Dr« IRshbein. 8?
-^ 135 —
IV. MtfkwArdig« £rtcL«LiiiB|teB9 bcobaeliMCaa
•in er Somiuiinbiil«, Vom flofmh Dr. Srd*
mann su Dreiden ••••••.-••• g^
V, MuMllen und 19oris«i fttr pnJitia«ha Amiu«
Mitgetheilt Tom Dt, C. £• ilff^tfr sa BA«k«.
borg ....•..• ic6
I. Dm Nacnini nluieam g^g^a Rnbr.
^ Silberfeiltpina gegen Vf ecbtel£eber.
3. Dte Mamm Ternm gegen Nateajpolypea«
4. Dacora Stramonium , eis Rauobmittei gt»
gen atthmaütcbe Aruatbetcbwerden,
YL Knne Macbriebten nnd AnfsAge.
I« Der Darm in der MoU* Zur Wamang g#«
gen ibnlißbe Tiotcbongen enfgettellc Ton'
&n' KuntZMnantu ••••••• /!• HO
2* Glacklicbe Inpcalation der Äf atam • • • 114
. 5« Medisiaitcba Vorleanngen anf der UaiTtr»
tiac an Berlin im Sommer 1827. • • • • a^
4* Miieellen Preufiiteher Aerste aus den Tier-
üljkhrigen iSaniUuberichten (l^orlseunng). 119
Opistbotonos. — Mittel bei Kolik.
Inbalt der fiibliotbek der praktii che^i Heilkunde,
^P«l \. ......... 19p
Fünftes Stack«
I« Ueber die Art, eisen haltiee (MineralwUMr
d«rcb «inen ettemen Nagel in ibrem-Znttan-
de lu erbalten« Vom Gebeimen Aatb Unk
SU Berlin •••«• g
IK 3cbneller Tod, durch tpontime Dnccblöche«
rnng des Mtigeni berbeigefttbrt» Nebet Bemer*
knngen fiber die Gaftrobrosu aberhäopt, nnd
ibre Tertobiedenen Arten. Vom Gro(#bersogl« ,
Mecklenburg • $cbwerinf eben Gebeimen • Mt •
dicinalrathe und lieibarste Dr. J. M. Beekßr.
(Bei cbluft). . . . • 15
in. Ein merkwflrdi^er eoßklliger VergiftnngiCUlf
höcbflt wabracbeinlicb dnrcn. Veratrnm albom»
Beobacbtet vom br. tVagMTf PbyaUuie des
Scbweidniczer Kreiaea •••••^•••4*
-IV* Einige Beobacbtungen der antgeieiebmeten
Wirkaamkeit derPjrrmonterSalsbider mit der
euf«|eigenden Doucbe« Vom Dr. F« Stmnuu
i|i f yrrngnc« ^ ••#«••«••• • ^
f
I
, — 137 —
Seit« ,
5i Fernere Neobrioht Aber die Influens« in Si-
birien. Aus einem Briefe det Herrn Ettti-
- vith Rehmann* * , • • lay
|, Von dem Kise» und den Peetillen eni liob«
len st u rem Nitren • Vom lletxn Robin et, Mit-
getheilt vom Dr. Oppert •••.••• 127
Anieige an die Herren Mitarbeiter des Joar-
' nah und der Biblioüiek i3o
ult der Bibliothek der praktiichen Heilkunde,
Juniufl • • • 130
belt def vier und ieohaigtten Bandet • • • 23t
taienregiater desselben • • ^ • • • • • • i33
Dhregister desselben • • t • * « t « • • ^43
> ■■ m»
Cupn , t, Ate. Ml' IV. ti«,
Caliu), I, ttß,
Cbaborl, in, 61.
Chunati, III, 116.
Chiirpentier -CaMiciiri IL 9).
' Cbinular, ni, 04. 48. IV, M.
yonaglioi IL im.
Fiev^e, IV, 46. 47.
'■---■-— I, lfl6. ing, QtM
IrboHrt, IV, Rj. gg.
ChCT
Cbop— ., .-.„,.„.
Chritiuiiiu, El, M-
Collow, IV. so. ,
CiMiper Ailley, U, 86.
C<ipl*nd, IV, 41, 79. V, 1
"Vit-
Fleltchmi
Fr.Hlt, II, n7.
Criedlaudei-, III, a
er, iir.
Frlsdislcb, I. lao.
Fiiefi, llt, ^ 4».
FrUoh, VI, igg.
T, Fioriap. Ut aS- IT, 47.
Fiucm*, Maa., IUk.i>S>
Coirlil, lllj
Cotte,
Coie, Ut, is.ji.
Cnnpion, 11^ 19. 6'. «. S
67-, ly, 61J.
".94.
"fÄ-S
Decker, H, tß-
Deleuze, III, iiC
»■(£•, lU, ^p.B a
"-4i 47. V; 13. Alf
DICK«, 1, re-rs.
nigLy. I, Ä
Dloicotidai, It, Ol. g«.
Dodonisiu, IV, 7&
Boiible, tu, 116,
Dn Menil, V, &i. K>
Dupimran, t, 1«. *
Daaaäi, I, 31. AB. 47. 09. A
I^ )E7. IQ, 77. 70-
Gall, f,, 4I
GeriEd, hl, '18, SS. fi. «I, «7.
G.er, r,QS-l«L
Giiireii, V, BO.
Goldh.g«ii, IV, M.
(JDldmami, IV, M.
V. GM«fe. I, i»S. n,B7. ir^
Orihl, nt, 77—86,
Gnpöigiuriar, VI, um.
Oratio, VI, gg.
Oritini, II, es.
OrifEtb, IV, 47. V, ifl.
OmUndimu, n, 87. Ä
Oul.paOa, VI, lag.
Hahncminn, IV, 4.
Haller, lU, tj. ^ mSS.
Kok, 1. 1«6. IV, ns.
'Elcbheimer, I, U9.
Elliotton, III. SS. IV, 67.
Eidmuin, m, a-*?& IV,
Efbard, I, ttf,
EifltUbfii, 11,7»
Etnaiillat, U, S». St.
Eitnüllvr, M., U. 8*. R- V-
Haiiileiitbiier, V, lai — U&. '
Havilind, IV, 54- 4S.
UecktT, I, laä. m. IV, ^
67. (16. i»9.
Hegewiicb, IV, liE.
Fabriehu HlUamu,; tV,.]6. Heoki
Tarn, iu, u. iB.
Heoke, I,,i3.
HeuDin«, III, *
nterklin, Hl. i?- IV, 7&
' nfexierunmi^. IVi 4.
Mevor, IV; iis-if»
aieyei, C. E., IV, 106.
Michaeli., G. Fb., V, ig.
MticUll, )ll. ij.
Bloii»o1*lieT, in, 60.
Moote, J., lil, St. IV. 6S.
aoreui, 1,1 ti.
. Mor?,., IV-, 51.
Stucnr. u". SU
Kidemr, I, i»9.
}<aue, V, .7.
Ntiimaim, IV, 116. n?-
Keumann, 1, 116. HI, 96— it>.
Nuffcct, III, 6S.
HfUm, V, (ji. tit.
Olben, III, to.
- OHviJl-. I, .5.
" Omodsi, IV, 77-
Ovidii». U, SS.
Paracelmt, VI, 39,
V. Parrot, DI, fg^
Parrr, lU, 69.
Pfeifer, f, i»9.
PhaedTut, If, 85.
püo, IV, £g.
pltich, VI. III — IIS.
Fii*cbaft, II, 7B-99- V,i7.S«.
PIiuhii,93— «.
Pohl, 1, 1^ r. ji.
V. pommer, IV, S.
portal, III, 36. 17- 47> 4S> IV.
. 89- 66. W. V. 19. Si.
Priel, III. 5\.
PrMfflr Alpiniu. H. G7- 86.
fui^is'L^ui, VI,<
Beckleben, IV, nB.
Rehbeiii, 111. S7- 9<>
B^mjura, Dl, 57. T, iiQ—
ii^. VI, 117.
Feich, IV, »5— ii7,
Feiche. VI, iw.
neii, ui, II. 11. 4»' n-. A
Bemei, V, i^
lienatd, IM.48.
nhodiiit, IV, 48,
Hichevz, V, *i
Bichter, 'T, iiS. iig.
Bichier, III, S7. IV. 30. 4g.
Rfi:Ax%T■4i^^
nobiii, v, 18.
Bobiiiet, VI, 117.
BöichUub, 1, iiq.
Baioff, lU, 47.
Bomberg, l. iiR.
. Riidulphi, I, ]6. gi. 1^. BT,
Sacl», I, iio.
Saahie. I, A IV, 0».
Sahnen, IV, loi.
Kajoiicni, II. 89.
Salmittb, IV, 7«.
Silzmann, 11. ^
Sanditnrr, V, >4.
SaiivsH. IV, 5.
|ci.,ifr.r, ly. 53-73.
.^climjili, 1, 117. 119. ^0. VT.OBi
Scbiiiidimann, IV, ia
Schmiihr, II, 116.
Scliniibr, 'iV, 'iw.
Gchobiiiger. IHrW
Schouleüi, ll. 101.
Schrsder, I. iBfl.
Kchroeder, II, Si. Di.
Schubarih, l^f, 11t ,^
Schuliz, I, »s. »,.^
Schulze. U, BS.
— 143 ->
I
•
Sachregister.
'Abnormitäten, ▼•*£!• üngehorene^
jibortus f Vmibnt dMt«, I, 39. 3ou
jichilUf sehne , HeUtmg einer darebeoluiktaini A«
III, laa. ^ >
Jconit^ Notien d«f Tinet. Acositi in kleinen Ga- •
ben bei Angiaa, IV, 34«
MkaHen, NnUen der joAensenMaren bei 6rieeb«>*
ächwerden, I, 95» — * ueUlürrnft der A. bei DrAien«
kranlheitea, II» 127«
Jtkalold&Up die wiehdgftea der aarkodflehea wmA
scharfen Anneimitteln» IV, 58*
Myssum, g^gen Hydrophobie tob den Alten em«
pfohlen, II, 94«
jtngina^ ▼ergl. Aconit. ^
jirsenikdämpfe , Yergiftongtrersnche mit A» dnreh
Taback and Waehtkeraen, II, 15—30.
Jrtemisia^ Wirkaanikeit derselben gegen die Epi-
lepsie, II, 82-
jtrtneiprSparate ^ Bemerknngen Aber einige wesent-
liche Beauadtheile derselben, VI, 56<»oi. — War»
nnng Tor serseuenden Beimischongen, II, jl*
Asa füoüdü^ g«g«n Stiekhoften empfT IT» 89«
jitropkiop Ter^ Üngehorm»^
Bäder p Tergl. Pyrmont , EiUen^ fVsrmbrmimf Säkß
f
*
- 145 » .
ChhomtmU, B«MioIinniig fflv Oiuiiie nad Maitar«
CftOTM , irtiq|f t Veitstanz* ' ">
Ccncrmn&ntj tteinardges, dureh d«D MAtcdarni ahft*
CrwNor TaiWl, Kutscn destelben bei GriMbetchwtiw
. : den, J| 9$.
Croeuig lau NttUen bei BlolfluCi tngewandt^ IV;
a6.
Cmbeb&n, Enpfehlone dert. bei ▼ertebiedfiieii Kfenk«
lieicen, ll, go. — Äebnliehbeit den« mit dem Co«
pftiTebiliam, IV» 88»
D.
Darm in der Mola^ %wt Wamang g9g*>i iknUche
TtaecÜiiBgeii en^ef teilt, rV» lao«
Darmgesehwiire p kommen in typböten Fiebern tot,
III,. 96.
Datmra Strmmonium, elf Rinebnittel gegen itthnna»
tifche Bruitbeacbwerdea enpf. JV, tiS»
Diabetes mellitus, frieche Rindegalle dtgegen empf^
I, la?-
DigitmUs, Nntsen dext. bei Henkiankheiten, U, 55*
DiUtorium, Himsteine ▼enaitteUt elnei D« mt der
Biese gesogen, II, 86.
Douehe, Kotsen der aofiteigenden D. der Pyrmon*
ter Siusbider bei Verbirtnng des GebiiaintteEiiel-
set, V, SS* HtmorrfaoidsUeiden • 54.
Drmsenhramkkeiten f TereL jtlkmliem'
Dardtfallf Nntsen des Merkurs beim D. IV, 9s.
Dysermsien , üebertngen der D. Ton der Mutter auf
nengeborene Kinder, 1, 90.
B.
EilseUf iber die Wirkung nnd den Gebrtnoh der
nentoll - KoUensanren • «nd otiekgases anf den
tbieriselMn OrgsnitnMf, 61. Vertehiedene Vor.
richtnngetf sor Encwiekelnng der Gsserten nnd
SU Tweebledenmi Gaabidcr, 85. V^^rfcnng dee
E. Gafgemengae asf des gtiinidtn Maonhi» 67«
lo«ni.LXIV.B.6.ic K
- 147 -
Oash&der, Tergl. IßUsen.
Oastrohrose^ ▼«i'fil« Magendurchlöch&rung^
Cehirttf Gefehicfate einer tterkwffrdigen DMorgani*
tation def 6. III» 87 — Qu *
GMhiwassersuckt ^ ▼«r{(l< Hydrops Cerehri,
Gehör ^ Rapport swiflcben der Leber und den« Otr
genen der 6. IT. 81. — > glflekliobe Heilone AWeiet
tehwamiiiiger Autwflehte des lafaera GeCdiiKUief.
IV, 35* ^ ^^
Gsmüthsaß'0cte^ wirken auf des Kind im Mattet-
leibe, f, t3.
GodeUteim, Aber den G« Brunnen. VI» 114,
GrUshfJMfhwerJen 9 Tergl. Cremor Tsrißri,
Ha&mopiyik^ Nittien det SeUniek bei H« 11. sfS.
Bämotrhagieeu, Nntsen det Croeof gegen H. IV. 80,
MmrUf dureb den Gebraoch gewiaser Anneiniittel
erleidet der R« Veränderungen. I, 86*
H&rMopfen, glaekliebe Behandlung deii« aüt Pul»
tatilla II. Rbna radieana, iV, 19.
HwrzhroHkheiten^' über H« bcaondert in Besiebung
auf Onanie» IT, 53. Beobechtungen» 58"— 70. Xa-
rakteriatiaebe Zeieben tut die Diagnoae aoUher
Hertleiden» 70,
Holzsäure, eegen die gallertartige Mageaerweicbong
angewandt, 11, 85*
Homöopathie t ErEibrnngen u« Heilungen dureb
H. IV, 3.
Hungerkur, die H. Tertüebrt und vermindert
Binaaueung, I, 56»
HmsuHp Nntien der PulattUla bei beftigem H* IVf
52.
Hydrophobie f Aber du Auaaebneiden det aog. Toll»
wurma der Hunde, II» 94. •— VVataetacben anl^
bOrend bei und naeb dem Aderlara» Iv, 198«
Anwendung d'er Belladonna, 11 !• Impfongtrer«
ancbe intt dem bydropbob* Gifte, 11^
Hydrops Cerehri acutus p giÄekllebe Heilung deaa.
H83- „
Bydroiklonp wie ist K. enesnipteeben 7 IV^ 70*
K2
— 149 ~
Fona, Alt ä&t Aiiw«n3aiig und Dpiu 4ti
.tuU, 79. KrknkliMUgMciücLMB, 8l*
^rniämrchldehernng^ •chncllcr To4 durch ipon*
.M Ifl. hecb«igefahrt, n«bft Bemn'kuogcfl über
. 9 M. flberluupc and ihr« TcricIiiAdtiieu Arten,
^ 3. Foructtung , IV, 57. V, 13.
. ^^m^rweUhiing , gaUerunige, HoUtaiir« degegen
"^ßnkrmmpf^ Beobichtong einef Mhrli«CUg«B aber
OcUieh behandelten M. IV, lo.
gneCcfcAe Kuren ^ wie man in Frankreich Ober
>• JC. Unbefugter gerichtlich CBUoheidet, 111« ii3.
g^iitmuSf Tcrgl. PVärm:
'- rmm cemw, all Heilmittel gcg^n Naienpolypen
0pf. IV» 11k.
tfem, glOckliche luoculation der M« IV, 124*
'Alicen, ned. Beobachiungen und Vergleichungeii,
' r, 78. — Beitrüge cur prakt. M. IV, K2. — Kritik
Icr Grandfeiten dpr M. VI, 3~ 60. ttoblufibemer-
tangen, 5i — 55.
-'iä» €hiriu-g, OeselUthuft in lierlirtp Geidilchte und
Arbeiten deiielben im Jahre 1826. I, 114. durch
■■ d«n Tod verlorne Mitglieder, isQ, Meu aui'ge*
'uronittene Mitglieder. i:tg.
''inaralwasser, eiienbaiüge, fiber die Art diel« durch
,«iacn eiiernen Nagel in ihrem Zuitandc au erhal«
'ÜB. V, 3. Erklirung dieier Wirkung» 7. Wi-
deifegung der Einwürfe von Struve, g« Ver^t.
Eilsettt Fyrmont, Salzbrunn ^ Naumburg, Ood\/l'
k&im u. ji^armhrunn.
fittelUn nnd Notiien fAr Pr. Aerate, 17, iu8. '-*
' M. Preufs. Aerate aui den viorteljfthrieen Sini-
' ttciberichten, I, isg. II, t25« HI, lai- IV, 120.
^ihhüdungen, vcrgl. Kruiiklu d§r Vngehorentn*
iiifsgßhurten» Ebendiielbit.
\lohnsaam0nf icbkdliche Wirkung des M. Ill| 121.
)fonstrotit4iten^ vergl. Krankh, der üngehorenan,
Ifffva, mit Nutaen' bei Lähmungen angewindt, 1,
109* 114.
Vlundf&uU^ Liq. Ctflcar. oxymuriat. milNuiacBda-
vh
^egeu ani;ewandry IV, 90.
utt«ry wichtige Rttckwirkiiug der M. während der
Schwatigerichaft auf dai Kind| 1, 15, a5. 56« 42. 4i*
— 151 ~
dcrK mit der aufttaigenden Doueltt, c V, 5a.
' .
Qä§cksilh0rfiietionen, Vergleich der Q» mit dm
innern Gebrauch des Si^limkks^ iy '651
pueeksüber, dai hefte Mittel den Tod der Fmeht
am Muttcrleibe su Terhaten, I, aSi •«-^ in der Rahr'
und Durohfall mit Nutsen angewendet, IV» 02»
bei fchwammigen Aafwfichien des iofiern Ge^^^
hörganget^ IV, 33. — Tcftgl. Sublimat»
R.
Hh^tmuitifmms ^ glAckliäe Anw«
emetic. bei R, I, t3i^ "''
ng des Tanat«
ü&tti raäicansp mit Nutfe^qi bei HertUopfeii tage*
wandt, IV, fi2.
ÜjiAr, geheilt durch Mercur,' IV, 92.
5.
^a/t«, Reinheit der 5, wirU wohlthttig anfidi«
Fracht, I, 40* %
Salmiak , Teirgl. Haemaptysif.
SanitStsberkht0, 1, ifio« U, ia5. lll> lai«
Schanker p Tergl, Sublimat»
Schutzpoehenimpfung f Terel. Vaeeination.
Schwangersehaft , typhilituche und andere S^mpto«
tue ruben häufig während der 6. und werden auf
dal Kind übertragen, I, aa.
Sehwinäelp Nutsen der Nux yomica, tV, 22. ^^
Seelenitimmung 9 der Mutter, wiilit «uf daa Jund^
^ 43-
Seite f Verschiedenheit iwitchen der rechten nnd
linken 8« beim Menschen ^ beaondert im kranken
Zustand, tl, 3.
Sibirien f v#Tgl. Influenta,
Silberfeiltpäne , empfohlen gegen • Wechselfiebcr, IV,
- . 163 --. , ' : . .
'■■'•'. . . • '
s.
TMMinflttff, la. .M«cluniadM. EiinpiiirKaiig» is^-Eia«
'W.irkong der allgem« NaCuragentien » 14» biiÜL-
heiten dtr U» i6« 'fiehahdliiag, 32. -
ümwersalia der jiliMr^ waren SaJp^ur, Eitett nnd
Kupfer. VI, 38.
Vrin^ Tfär^, Banu
■i
V.
Vaücinaiionp neue Beobaelitung von Vaccine auf. der
Pferd^nbaiiker I» i38. Benutzung ubcketier Bcbörfe
bei der V. II, 59. Wairnung vor dem Einimpfen
der Scbutiblattern bei bydrocephalUcben undMäpi«
leptif eben Kindern , 62. -
Varioloide, fäUcblich alf eine neue von aufsen in
Europa eingeffihrte Krankheit dargeftellt» Il> 121.
Veitstanz y durch kalte B&der geheilt, 11, 125.
Veratrum album^ vcgl* ^^rgtftung,
Verbrennungen y I^utaen der Baumwolle bei V« II,
80.
Vergiftungen f mit den Blättern des Tazuf baccata,
Ip 130. -— V« eines Mannet durch daa Rauchen ei-
net mit Araenik "Vermengten. Tabackt und glack-
liehe Behandlung, 11, i3. Tödtliche V. durch Blau-
alure, 128. — Vergihnngafall wabracheinlich durch
Veratrum album, V, 42.
Vergiftungstu/äUe^tnt$t%n6eB beiDurohanchüng von
Acten welche mit Arsenik bettreut waren, II, 23.
Vsrhtzungenp meehauitche, m, V« der Mutter wir-
ken auf den Fötut, I, 28»
Vorlesungen, medizinische ^ auf der Unirertitftt in
Berlin im Sommer 1827. IV» 124.
W.
IVaekskerzsn ^ ▼ergl« Vergiftungen.
VVärme^ Eleetrizität und Magnetismus^ Wirken nn-
* mittelbar auf die Frucht im Mutlerleibe ein, 1. 15.
PVarmhrunn^ Badetaiton von W. im J. i|^. V,
lod. Heilungen mannichfacher Leiden durch den
Gebrauch von W« S07 — 113.
fVassersckeu, vergL Hydropnohie.
Liitterarisches Intelligenzblatt.
ji n tr 0 i g i^
für du Aerue und Jpothektr im KSnigreiehs Preufaeju
j
f
Pharmacopoaa Borussieom
DU Fr§ufiiseh0 PharmaeopÖ9 Übersem und erläutert
von Priedr. PhiL Duik, Doetor der FhÜosO"
phie^ Frivat' Docenten an der Albertut • üniveni"
tat und Apotheker in Königsberg f lUitgliede der
physikalisch m ökonomischen und der physikalisch»
medizinischen Gesellschaft daselbst^ Enrenmitf'liede
des Apotheker» Vereins im nördlichen Teutschlands
Die B«reicherttng«n , Wf Ich« der Pharnusi« aus
ihren Quellen: PliyfHi, Chemie nnd Botanik, enge«
Aotaan eind , und durch die tiglieh iteigende Fort»
bildnng dieser edlen Zweige dea oiensehnchen VVit«
•ena atetig hinsutreten, find $0 groft, da (4 et wohl
iuehr ala olofs wOntcbenswerth , daff ea ein wahre«
Bedflrfnifi iat, von Zeit su Zeit eine mögliclASt toIU
atändige Ueberaicht dea reinen Beaiiaea su geben,
uni dem prakiiacben Gebrauche den Gewinn der
Wiaaentcliaft susu wenden.
Dureh witaenachaftliche Neigung and prakti«
acben Beruf lange achon au dieser Arbeit hingeao«
gen, schien mir die Erscheinung der lingat erwar«
teten und allgemein gewfluschten neuen Ausgab«
der Preufsiscben Pharmacopöe eine Aufforderung,
einen auafAhrlichen Commeniar Aber dieselbe, nebat
einer treuen' Ueberaetsuug g;iesch beim ErscLeinen
derselben dem Publikum vpraulegeu. Diesem Un«
ternehmen sehr fördernd war es, dafs ein Königin
Hoh4S Ministerium der GeistL, Vntert ichts ^ und mem
diiinal» Angelegenheiten mir, auf mein gefaoraamatee
▲naucben, die Aushängebogen der rharmacopd«
huldvoll hat «ukommen laasen«
Ueber die innere und äufserci Einrichtung die*
aea Werkes einige .vorknfige Nachricht su fgshtUy
Oidge nun geatattet aeya.
- 16 —
ifam, nach Vermdgen« tu geben bemflht Mvii fnuü,
betiiinmt mich , die Grausen p welche in aef Ph«r*
roacopöe iclbit io ffbiiefaqi\g aaf die Aiifoabme «lex
Mittel gegeben nnd, za flberachreiun. Was itgehd
in niediairiiich-, oder cb^mitch • pharnoaceutiacher
Hinsicht mir der BrwIÜinung bedürftig^ su stjn
scheint, gfaube- ich in dliesem Werke eine Stella
achiililig Sil teyn, lo liafs ich auch ho£Fen< darf , die
Leser über Jieincn in^ diese Spbtre fallenden bemer*
Kenswerthen Gegenstand eine Nachriebt vermitnea
zu lassen. Die Ansah! solcher ZusatSaniKel wird
schon im ersten Bande sich auf etwa aeh^zig belau-
fen 9 Ton. denen einige der wichtigeren su nennen
schon hier erlaubt seyn möge: Alkomoko^ Caut»
schuky Cieuta virosa, Coceulus Indicut, Coffea, Col^
chieum, Oleum Crotonis i Oleum Jeeoris aselli, JFaba
St, Jgnatii, Jod^ Faba Pichurim, Ratanhia^ Seeal»
comutum n. s, w. Um jedoch dem Leser diese Zu*
sarsartikel beroerklich zu machen 9 so sollen sici mal
einem * bezeichnet werden.
Ztim bequemeren Gebrsnche diesei Werkes» und
um ein aueenblickliches OrientSren möglich zu
machen, soll ein vollständiges Register Angehängt
werden.
Wie wenig ich mir durch diese gestellten Auf-
gaben das Unternehmen leicht ' eemachc habe» ist
leicht einzusehen y und schwerlich -wOtde^idh mich
da]rsn gewngt- haben , wenn ich nicht aneh durch
meine akaden»iicben Vorlesungen -an *der hiesigen
Universität aber die bisherige Preufsische Pharma-
copöe zu ausfahrlicher Sammlung» Anordnung und
Bearbeitung der hieher gehörigen Materialien gelei-
tet worden^ wäre. Alles dies^ jetzt aber wiederum
mit strenger Kritik su durchsiebten, und dem Wer-
ke selbst sorgfältige Aufmerksamkeit und ange-
strengte Thätigkeit su widmeii, wird mir ernste
Pflicht seyn«
^Friedr. Piiil. Dulk.
Als Verleger 'des Werks habe ich niir hinsusu-
fagen, dafs der Druck des Werks bereits vorge-
schritten isty und die Ausgabe in Kurzem und sa
gleicher Zeit mit der des Originals beim KönigL
Medizinal ^ColUgio in Bsrlin Statt findet.
- tt -
wtent M dAJorob , dtft »U w^ffn AttipüiBieii»
4ie natjlvlieiie Qröff« b«ibelialteir wofdan hu . Ffir
aieFortieUttBg^* Minl^chtr did Myologit omlMMiidy
wird eine Subfcription o^tf .^omiiJ^ftaA/va^ «töff«
net. ^Ver suvörderft «of 4 Ueferangen aiitene|eli-
ner, lerhiU jede derselben» |n den :Dett«ii Abdrfili«
Ken,. SU den aberauf- billigen Preis von <fi| Rthlr« «r
Di« gans« Myelon^ JHif 40— ^5o Tafelii*, wird den-
nach q bis le RthTr» kofUn , während ti« im Firan-
ftöf liehen 3o Rthlr. hottet.^— Die fite Lfidferung,
ist in allen Bu^hhaadlnDgen vertaadc wordaa»
I
Im Verlag« der J« G» Calve*$Am Bttdibaadlung
n Fragt
Üms Saidickitner BkUrwmttmr^ ßhmmüth ultt0HMk$
•urk. In elegantem tfnuchlage, brotchirt lAggr.
: Der Hr.. Verfaiier sagt unter andern in der Tor*
rede: .^Duroh dieae wiederholte Uwtertnchnng wird
dargethan, dafa dam Saidtchitser ^Bitterwataer eine
Eigcnthamlichheit suKommt, die sie vor allen an«
d^ren lalinitehea Mineral wäsaern vortheilhaft aus-
Keichnet» Diese nana ahemische Analvse, und die
darauf geerflndcta» darch eine mehr ala hunderjih*
riee Erfuirang baatltigte Wirksamkeit des Said»
sebitter Bitterwassera wird in dieser Abhandlong
vorgelegt t und es liCst aich hoffen» dafs die nihera
KenntDUs der Tortflge deasielbeiiy und seines wesent-
lichen Untartafaieds vor allen andern salinisehen Mi»
aeralwlisam s« aainar waitasn Varbraitung beitra-
gen warda^^
Es ist nun anchianen tmd an all« Bnahhana-
luBgan variandt:
Das System der Msditht im Umrisse dargestells
von Dr. F. J. B. Puckels, Cro/sh. Bai. Hof-
.y X^, /^-Itä^-
^-^ tAw»/ yj'ff.^w?.
3 9015 or/lltlfp
01193 829S"