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Full text of "Hufeland's journal der practischen Heilkunde"

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; 


r 


J    o   u  r  n  a   1 

der 

J 

*  % 

practischeii  Heilkunde. 

Herausgegeben    

von  "       „ -  ^ 

C.     W.     H  u  f  e  1  a  n  d, 

Köiiigl.  Preuij*  Stattsrnth 9    Ritter   de^  rotlicn   Adln- 

Ordens  z'vyeiteT  jElasse,  erstem  Leibarzt^  Prof.  der  IVTc« 

dicin  auf  der  Uxiirersität  zu  Berlin,  Mitglied  der  Acadc« 

jnie  der  Wissenschaften  etc. 

und 

E.     O  s  a  n  n» 

ordentlichem  Professor  der   Medicin  mn  der  Univer- 
sität   und   der  Medicinisch- Chirurgischen    Academio 
für  das  Militair  zu  Berlin ,    und   Mitglied  mehrerer 
^  .    '    gelehrten  Gesellschaften. 


18    2    7. 


.LXIV.    Band. 


Berlin. 
Gtin4^t;  und  verlegt  bei  G.  Reimet. 


t 

Journal 

der 

practischen  Heilkunde. 

Heraosgej^eben 

▼  on 

C.     W.     H  u  f  e  1  a  n  d 

KÖnigl.  Prettfs.  Suattratli  y  Ritter  "des  rotlien  Adler* 

Ordens  zweiter  Klasse,  erstem  Leibant,  Prof.  der  Me- 

dicin  auf  der  Unirersität  suBerlin,  Mitglied  der  Aca« 

demie  der  Wissenschaften  eto. 

,  und 

-    E.     O  s  a   n   n. 

ordentlichem  Professor  der  Medicin  an  der  Unirer- 
sitäe  und  der .  Medicinitch  -  Chirurgischen  Academie 
für  das  Militair  an  Berlin,  und  Mitglied  mehrerer 

gelehrten  Gesellschaften. 


1    I    '> 


Grau  9  FreuHd^  ist  alle  Thisorh, 
Doch  gruu  des  Z^bens  goldrur  Baiint, 

OSthe. 


m        * 


L  Stück.   Januar. 


B  e  r  1  i  n    18  2  7. 
GedtBckt  nttä  rfidegt  bei  G*  Reimet« 


•1 


L 

Von 

den  Krankheiten  der  üngeborenen 

und 

der  Vorsorge 

für   das   Leben 

und  die  Gesundheit  des  Menschen 

vor  der  Geburt 

Von 

C.    W.    Huf  el  and.*) 


Wir  sehen  Kinder  im  Hutierleibe  sterben, 
durch  äufsere  Einwirkungen ,  die  sie  durch  den 
Körper  der  Mutter  erhalten.  Wir  sehen  sie 
krank  werden ,  und  die  Krankheiten  selbst  hei 
der  Geburt  mit  zur  Welt  bringen.  Ja  wir  se- 
hen beslimmte  äufsere  Ursachen,  die  während 
der  Schwangerschaft  auf  sie  wirkten,  bestimm- 
te nächtheilige  Wirkungen  hervorbringen.  — 
Warum  sollten  nun  nicht  eben  so  gut  heilsame, 
Gesundheit    und    Leben    fordernde,    Einwir- 

*)  D«f  verborgen«  Leben  hat  von  jeher  meine 
ganze  Aufmerksamkeit  in  Anfpruch  genomxnen« 
Zu  Anfang  meiner  Laufbahn  die  Si>rge  fflr  daa 
unsichtbare  lieben  nach  dem  Tode,  jetst,  zum 
Schiufa  derselben,,  die  für  daa  unsichtbare  Le- 
ben vor  der  Gehurt. 


» 


•  ^  • 


:       —      8     ^ 

.*    .  .  .-  .   .  '•     •        . 

P 

küogen  in  dieser  Zeit  auf  sie  gemacht  werden 
können  ?        '  ,    . 

Jedermann  wird  wohl  mit  mir  überein- 
stimmen, dpfs  es  fiir  den  Arzt  sehr  unschick- 
lich sejn  würde^  das  Leben  eines  menschlichen 
Wesens  erst,  wie  dje  Kirchenbücher,  von  dem 
Zeitpunkt  an  zu  datiren,  wp  es  das  Licht  der 
.  Welt  erblicklf;  sondern ,  dafs  es  für  den  Arzt 
schon  mit  dem  ersten  unsichtbaren  Anfang  sei- 
ner Erzeugung  da  ist,  lebt,  und  Ansprüche 
an  seine  Aufmerksamkeit  und  Vorsorge  macht. 
—  Warum  wenden  wir  aber  diese  ihm  nicht 
früheren^  sondern  gewöhnlich  erst  dann,  wenn 
es  ein  sichtbares  und  hörbares  Mitglied  der 
menschlichen  Gesellschaft  geworden  ist? 

Ja,  ich  trage  kein  Bedenken  zu  behaupten, 
dafs  ^i%se  rorgeburtliche  Behandlung  noch 
'wichtiger  ist  als  die  nachherige,  in  sofern 
hier.i^och  das  fVerdtn^  die  ganze  künftige  An- 
lage und  Organisatien,  des  Menschen  bestimmt, 
verschlechtert  oder  verbessert  werden  kann. 

Plese  und  ähnliche  Gedanken  beschäftig- 
ten schon  lange  meine  Seele  und  leiteten 
mein  Handelet,  und  ich  mache  hiermit  einen 
Versuch,  sowohl'  das  darüber.  Gedachte  als 
Beobachtete  dem  Publikum  vorzulegen,  zu- 
frieden^ wenn  es  jnir  gelingt,  dadurch  die 
Aufmerksamkeit  ddr  Aerzte  auf  diesen  Ge- 
genstand .zu  leiten« 

De^  Gang  der  tJnter^sochung  soll  folgen- 

:  der  seyn:    Zuerst  clie  Mittel  und  Wege,  wo- 

f  durch  auf  das   Kind  im   Mutterleibe  gewirkt 

werden  kanp;  dann  die  Gefahren  und  Krank» 


—      9      — 

heiten ,  denen  et  wahrend  dieses  Aufenthalts 
unterworfen  ist;  und  endlich  die  Hülfen  uod 
Verbesserungen,  die  es  io  uoserer  Macht 
sieht  I  ihm  während  dieser  Zfit  sukommen 
zu  lassen. 

I. 

PFtg%  der  Einwirkung  auf  die  Frucht. 

Das  erste  und  wichtigste  ist  unstreitig  die 
Untersuchung  y  durah  wdchi  Mittel  und  J^egt 
kann  auf  dit  Frucht  im  Mutterltibe  eingewirkt 
werden,  sowohl  schädlich  und  Krankheiterre- 
gend, als  vortheilhaft  und  heilbringend,  wel- 
ches auf  eines  hinansläuft,  da  in  der  Medizin 
dasselbe,  was  schadet  und  krank  macht,  auch 
unter  andern  Verhältnissen  und  AnwendungS- 
arten  wieder  Heilmittel  werden,  und  cur  me- 
dizinischen Behandlung  benutzt  werden  kann. 
-^  Es  erhellt  von  selbst,  dafs  sich  hieraus 
zugleich  die  Pathogenie  und  die  Matmd  medica 
des  F6tu%  ergeben  würde. 

Hierzu  aber  gehört  vor  allem  ein  richtiger 
BegriS  Ton  der  yerbit^dung  dir  Frucht  mit  der 
Mutter  und  durch  sie  rrdt  der  Aufsenwtli,  und  von 
dem  yerhältnifs  bdder  zu  einander» 

GroPs  ist  die  Weisheit  der  Natur,  mit 
welcher  sie  ihr  heiligstes  'Kleinod,  den  Keim 
des  werdenden  Menschen,  geschützt,  und  vor 
Gefahren  und  nachtheiligen  Einwirkungen,  so- 
wohl von  aufsen  als  selbst  yon  der  es  in  sich 
sphliefsenden  Mutter,  gesichert,  Und  es  gleich-*^ 
sam  isülirt  hat. 


•1 


—    io    —    , 

Es  schfvimmtin  Wasser.  —  Schon 'dadurch 
ist,  tiieils  die  freie  EntwIckeluHg  gegeben^ 
theils  die  FoTtpflanzuog  mechanischer  Erschiit* 
teruDgen  und  Gewaheo  gebrochen  und  es  dafür 
geschützt.  —  Seine-  Verbindung  mit  seiner 
Mutter  ist  ferner  durchaus  nur  mittelbar,  nicht 
unmittelbar,  weder  ein  unmittjslbarer  Ueber- 
gang  von  Nerven  noch  von  Gefafsen  aus  dem 
liorper  der  Mutter  in  den  des  Kindes,  son- 
dernein ZwischenkSrper,  die  Placenia,  gleich- 
sam ein  eigner ,  dazu  geschaffner  organischer 
Boden f  aus  welphem  die  Frucht  ihre  Nahrung 
zieht.  —  'Es  ist  also  zwar  ein  Leben  in  ei- 
nem andern  Leben,  aber  ein  parasitisches,  in 
sich  geschlossenes,  und  mit  dem  anderen  nur 
so  zusammenhängendes ,  wie  idie  Pflanze  durch 
Wurzeln  mit  dem  Boden. 

Dennoch  aber  ist  Einwirkung  und  üeber- 
tragung  möglich,  ja  oft  die  allerbestimuiteste 
und  augenblicklichste,  wie  es  die  Erfarung, 
zum  Beispiel  der  plötzliche  Tod -des  Kindes 
durch  Schre(5k  der  Mutter,  unleugbar  darthut. 
Ja  selbst  mit^er  jiujsenwelt  ist  Verbindung  und 
Einwirkung,  *zum  Beispiel  der  alles  durchdringen- 
den- Naturagentien  ,^  der  mechanischen  Gewalt, 
nicht  ganz  ausgeschlosseo«.  Es  ist  daher  wohl 
der  Mühe  werth,  und  für  unsere  gegenwärtige 
Untersuchung  unerlafslich ,  zp  fragen.  Wie? 
—  denn .  hieraus  allein  lassen  sich  die  Wege 
bestimmen,  wodurch-  es  uns  möglich  wird, 
theils  mittelbar,  theils  junmittelbar  auf  die 
Frucht  einzuwirken  und  sie  medizinisch  zu 
behandeln,  Wir  wollen  versuchen,  diefs  err 
faiungsmäfsig  festzustellen.  . 


f- 


—    II    — 

Alle  T^erblndungSf  und  Uebergangfiwege  las« 
seo  sich  in  ihren  Grundprinzipien  auf  folgende 
zuriickiiihren : 

1.   ßlutübergang. 

Wenn   "wir   auch  zugeben,   dafs  kein  un- 
mittelbarer Uebergang  der  Blulgefafse  der  BIul- 
ter  in  die  des  Kindes  existirt,    so  ist  es  doch 
immer  das  Blut  der  Mutter,  was  das  Kind  er- 
hält,  und   es  ist  leicht  begreidleh ,    dafs  eine 
Ueberfdllung   der   Tlacenta    mit  Blut  von  Sei- 
ten der  Mult^r  auch  eine.UeberfülIung  in  dem 
Ki)rper  des  Kindes  hervorbringen  ^ird.     Eben 
80  wird  die  Qualität  ;des  Blutes  wichtig  seyn, 
ob  das  Kind    reines  oder  krankhaft  verdorbe- 
nes Blut  von   der  Mutler  erb  alt.     Ja  auf  die- 
sem Wege  öiTnet  sich  selbst  ein  Weg  Tur  den 
Uebergang    mancher  Nahrungs  -  und   Arznei- 
stoffe  aus  dem  Körper  der  llutter  in  das  Kind, 
da  doch  nicht^  ferner   geleugnet  werden  kann, 
dafs   manche^  dieser   Stoffe,    wenn    auch    mit 
Marinichfaltigen  Y)^ränddrungen,  substanziell  in 
die  Säfte  aufgenommen  werden,  —  Sehr  merk- 
würdig sind  hierüber /iP/7//flm'3  neuere  Versuche, 
welcher  Oel  in  die  Adern  eines  trächtigen  Hun- 
des einspritzte,  und  dasselbe  in  den  Nabeladern 
«nd  Blutgefäfsen  des  Fötus  wieder  fand. 

Sehr  belehrend  und  beweisend  fär  diesen 
Verbindungsweg  sind  die  Erscheinungen ,  die 
sich  uns  bei  der  Verbindung  der  Mutter  mit  dern 
Säugling  darbieten.  Sie  ist  die  Uebergangs- 
stufe  zu  einem  ganz  selbstständigea  Lebe?, 
zum  Theil  schon  getrennt  von  der  Mutter, 
zum  Theil  aber  noch  ein  Theil  von  ihr.  Das 
Mittel  der  Verbinduflg  ist  die  Nahrung,  die 
Uilcb,   diese  aber  ein   Produkt  des  miitterli-?. 


—     12     — 

% 

eben   jBltttes  ^    also   Immer   noch  ,  Verbiodung 
diircb  da»  BItiU    Hier  aber  sehen  wir  auf  die 
auffallefidste  Weise ,.  dafs  Nabrapgs  -  lind  Arz« 
neimittel    auf   diesem  Wege  selbst  'specifisch 
einwirken  können.     Geniefst  die  Mutter  Wein, 
,  so  schläft  das  Kind  (Narcose,  Rausch);  nimmt 
die  Mütter  rurgiermillel ,    so  läxirt  der  Säug- 
ling;   nimmt   sie   Schwitzmittel ,    so   schwitzt 
er ;   geniefst  sie  blähende  Sachen ,   so  wird  er 
von  Winden,  geplagt;   Säuren,  so  leidet  er  an 
Säure.   Ja  selbst  Seelen  -  und  Nervenailekt  kanii 
auf  diesem  matdriellen  Wege  dem  Kinde  mitge- 
theilt  werden,  wie  die  Wirkungen  der  Leideb- 
Schäften  der  Sängamme  auf  den  Säugling  be- 
weisen. — r     Diefs  sind  Beobachtungen ,  die  ich 
unzählige  Male  gemacht  habe.  Ja  noch  kürzlich 
heilte  ich  einen  Säugling Ton  der  Krätze  blofs  da- 
durch, dals  ich  derMutter  Schwefel  nehmen  liefs« 

Hier  ist  keine  Nerven r  und  keine  Gefäfs- 
verbindung.  Belebte  Nahrung,  belebt^  Blaterie 
allein  ,^  ist  Leiter  oder  Vehikel  des  Uebergangs. 

Was  aber  bei  dem  räumlich  getrennten 
Säugling  geschieht,  das  mufs  noch  viel  mehr 
bei  dl9m,  'noch  von  dem  mütterlichen  Organis- 
mus umschlossenen  und  eines  mit  ihm  ausma* 
ch^ndön ,  Fötus  geschehen. 

2,  Ntrveneinflufs, 

Ohnerachtet  die  Anatomen  noch  immer 
über  das  Daseyn  der  Nerven  in  der  Flacenta 
in  Streit  sind ,  r^  wiewohl  ganz  neuerlich 
Everard  Home  sie  wirklich  entdeckt  zu  haben 
.glaubt  —  folglich  eben  so  wenig  wie  bei  den 
Blutgefäfsen  eine  unmittelbare  Verbindung  der 
Mutternerven  mit  den  Kindesnerven  nachzu- 


-     13    - 

WMstn  Ist;  so  ist  doch  dar  Nervmmfli^g  der 
MoUer  auf  das  Kind  glr  nicht  zu  laagnaa ,  was 
jedfit  Schrecken  oder  anderer  GemuthsalTekt 
VMmet,  der  ofl  angenhlidLÜch  Terstärkle  Be- 
w^oAg  des  Kindes  hervorbringt«  Das  Wie? 
kt  nur  dadurch  zu  erklären,  wenn  wir  eine 
Ifenrenatmosphäre  annehmen ,  das  heifst  ein 
Aas-  und  Ueberstromen  der  Nervenkraft  auch 
über  ihre  sfchtbaren  Leiter  hinaus,  —  eine 
Aonshme ,  die  durch  Tiele  andere  Erscheinung 
gen  des  organischen  Lebens,  aber  gewi&  am 
meisten  durch  die  gegenwärtige,  gerechtfer- 
tigt wird. 

3.  ßUchamscht  EUmiriting^ 

Dab  heftige  Erschütterungen,  Stofse,  Falle 
anf  den  Unterleib  der  Mutter  ein  Kind  im 
Ifatterleibe  todten  können ,  ist  bekannt  genug. 
Ja  selbst  ein  Knochenbruch  ist  auf  diese  Art 
möglich,  wie  nachher  gezeigt  werden  wird. 

4.  AJlganant  Naturagentienj  Impondtrobllun» 

Dahin  gehört  die  unmittelbare  Durchdrin- 
gnog  und  Durchströmung  der  Wärme,  der 
Electricität ,  des  Magnetismus.  Sie  sind  alles 
durchdringend  vermittelst  der  allgemeinen  Po- 
rosität, bedürfen  weder  Nerven  noch  Gefafse 
zum  Ueb'ergang,  und  können  also  unmittelbar 
auch  auf  die  Frucht  im  Mutterleibe  einwirken. 

Aber  auch  die  Flüchtigkeit  mehrerer  an->- 
derer  Naturstoffe  und  Medicamente  ist  so 
grofs,  dafs  s|e  nur  die  einfache  Porosität  der 
Häute  nöthig  zu  haben  scheinen,  um  einzu- 
dringen« 


^    I 


I 


J 


—      15      ^ 

iooero  Form,  der  Nelgungeu,  ja  selbst  Bulallige 
Feliier,  von  der  Mytter  auf  das  Kind  über- 
tragen werden  konuen.  Wir  werden  davou 
in  der  Folge  meht  sageo. 

Es  ergeben  sich  hieraus  folgende  Mitiel^ 
lue  wir  in  unserer  Gewalt  haben ,  um  -auf  dias 
Kind  im  Mutterleibe  zu  wirken* 

1.  Vermehrung  oder  Entziehung  der  Nah- 
rung. 

2.  Vermehrung  oder  Verminderung  des 
Blatandrdnge5.> 

3.  Verändert^  Qualität  der  Nahrung  und 
3er  Luft. 

4.  Mechanische  Mittel,  z«  E.  verschiedene 
Ij^gen  der  Mutter  ^  Binden. 

5.  Die  allgemeinen  Naturagentlen. 

6.  Medicamente.  -*— #  Sie  können  auf  dreir 
fache  Art  in  den  Fötus  einwirken,  theib  durch 
den  Eiiidruck  auf  die  Nerven,  theils  durch 
^bkliche  Aufnahme'  in  das  Blut  und  lieber- 
gang  durch  dasselbe ,  und  endlich  durch  ein- 
gehe Penetration,  wid  dies  z.  B*  hei  den 
flüchtigsten  Aether,  Ammonium,  Moschus, 
Kampfer  v.  dergl.  der  Fall  zu  seyn  scheint. 

7.  Seel^neiriflufs.  — -  Er  kann  nur  durch 
die  Nerven  vermittelt  werden,  und  unmillel- 
i)dr,  am  wenigsten  willkiihrlich ,  ist  keiner 
vorhanden.  Aber  in  dem  Sinne  ^  als  auch  b^ 
4en  Innern,  dem  Gangliensystem  unterworfe- 
nen, und  dem  Bewufstseyn  entzogeneji,  Ein- 
geweiden,.  ein  Seeleneinfiufs  Statt  ünden 
iann,  mag  er  auch  hier  existixeo»     Wenig- 


-.      16     — 

sten«  zeigen  dic^  WirkuogeD   äer  Leidenschaf- 
ten und  der  Phantasie   auf  das  Kind,   dafs  «r 
Tnöglich  se7, 

Krankheiten^  der  Ungebornen.   « 

Wir  gehen  nun  zu  dein  zweiten  Gegen- 
iiland  unserer  Untersuchung  über;  Die  Krank-* 
heiten  und  Gefahren^  welchen  ein  Kind  im  Mut- 
lerleibe  ausgesetzt  ist.  —  Die  Pathologie  des 
Toetua. 

Die^  erste  Klasse  hegreift  die  j^hwdchungen 
und  Ausartungen  der  Form,  gewöhnlich  ilfon* 
strositättn,  Mifsbildungen,  im  hoh^rn  Grade  Mlfs^ 
geburtenj  genannt;  —  Siß  sjindinsgesammtWiv-^: 
kungen  des  in  seinem  Wirken  entweder  ge« 
hemihten,  oder  übertriebenen,  oder' von  der 
Norm  abweichenden ,  BUdungstriebes. 

Die  Urisachen  können  mannichfaltig  seyn:. 
Entweder    angeerbte    Disposition    des    Keims,, 
oder  fehlerhafte  Richtung  gleich  bei  der  ersten. 
Entwickelung.   -77    Dahin    gehört   die  Ausar- 
tung in  Mola/ das  Verwachsen  mit  dem  zwei-  / 
ten  Zwillingsembryo  9  die  i|LÜfnahme  des  S^wil- 
lings  in  den  zweiten  Körper  (Föfus  im  Fötus), 
oft  bis   zuin  erwachsenen    Alter;    Selbst  die 
angeerbte  Anlage   zu     oft    erst    in   der  Folge 
des  Lebens    sich    ausbildenden    Deformitäten,    . 
z.  B.  die  örtliclie  Anlage  zu  Verwachsungen 
und  Verkrümmungen  des  RHckgrades^  die,  so«- 
gar  ganzen  Familien  eigene,  Anlage  zu  verdor« 
benen  Zähnen  u.  s.  w.»   —     OJer  .äufsere  6e-- 
waltthätigkeiten ,  z.  E.  festes  Schnüren  ,  Stofs ; 


—     17     — 

Oder-  stSrende  and  hemmende  lEinwirkungen 
Ton  Seiten  dei  Mutter,  als  Gemüthsaflekteos 
sowohl  faeflige  Aufregungen  als  anck  anhal- 
tend wirkende»  besonders  nagender  KuDuner 
lud  Gram ,  Krankheiten  der  Mutter ;  JEndlich 
Ein-  und  Nachbildungen,  gewohnlich  Verse-' 
.  ben  genannt  —  gleichsam  Reflexe  von  dem 
Organismus  der  Mutter  auf  den  Organismus 
der  Frucht. 

I 

t 

Ich   berühre  hier  einen  Gegenstand,    der 
iieilich  schon  lange  ein    Stein   des   Anslofses 
und  des  Streits   unter  den  Gelehrten  gewesen 
ist,  und   es.  noch  ist  —   die  Frage,   nber  die 
Möglichkeit  des  Versehens,  oder,  richtiger  ge« 
sagt,  die   Wirkung   der    Einbildungskraft  der 
Mutter  auf  das  Kind ,  und  zwar  zur  Erregung 
einer  bestimmten    Nachbildung    desselben.    •« 
Die   gnnze    alte  Welt,    von    Hippokrates  an, 
gidabie  daran ;    die   neuere  im  Ganzen  nicht, 
und  in  der  That  sind  die  Beweise  sehr  schwer 
£u  fähren   und  in  der  Regel  unzureichend.  — 
Mir  scheint  die  Sache  viel  Aehnliches  mit  dem 
Dasejn    der   Gespenster  zu   haben.     Je  mehr 
man  daran  glaubt,   desto   mehr  sieht  man  sie. 
Und  so  auch  hier.     Je  mehr  man  daran  glaubt, 
desto  mehr  findet  man  Aebnlichkeit  zwischen 
einer  Defoi'mität  des  Fölus  und  einer  vorher<- 
.  gegangenen  äufseren  Ursache.     Aber  nicht  blofs 
der  Schein,  die  $ach6  selbst,  kaun  dadurch  be- 
günstigt werden ;  Je  mehr  Glauben  die  Mutter 
an  die   Sache  hat,    desto  lebhafter   wird  ihre 
Einbildungskraft    davon    ergrilFen)    und  desto 
leichter   wird  eine  solche  Einwirkung  auf  das 
Kind  möglich  sejn«    .Daher  es  auch  nach  mei- 
ner  Meinung  Pflicht  ist ,    diesem  Glauben  in| 
Publikum  entg^en  za  arbeiten  und  den  Müttern 

Journ.LXIVsB.l.SU  .  B 


^     18     ^ 

410  Saelie  als  unmöglich  darzustellen,  ebej 
*  SU  Verhütung  derselben.  —*  Dafs  überbaup 
eine  lebhaft  ergrUTene  Phantasie  der  Mutter  um 
die  dadurch  erregte  Affektion  ihres  Neryensy 
Steins  auf  das  Kind,  dessen  Organisation  un( 
Ausbildung,  "wirken  könne,  das  ist  wohl  keinen 
Zweifel  unterworfen.  Dafs  aber  dadurch  dii 
|[>estiinmte  ahnliche  Forn^veränderung  herror- 
gebracht  werden  könne,  die  das  fhantasiebiU 
hatte,  das  ist  sehr  zweif^haft,  aber  dennocl 
an  manchen  unleugbaren  Beispielen  kaum  zi 
verkennen.  Noch  neulich  wurde  uns  ein  merk- 
würdiger Fall  der  Art  in  tienkt's  Archiv  er- 
zählt, von  einer  Mutter,  die  in  den  ersten  Mo- 
naten der  Schwangerschaft,  iibermäfsig  eng< 
Schuhe  getragen,  und  defen  i^ind  zusammen- 
gewachsene Zehen  zur  Welt  brachte. 

So  viel  ist  ge wifs ,  die  bildende  Natur  ar- 
beitet nach  einem  Tjrpus.  Dieser  Typus  ist 
der  durch  das  mütterliche  Leben  gegebene. 
Also  Nachbildung.  So  gut  also  als  das  Normale, 
l^ann  auch  wohl  das  Innormale  nachgebildel 
werden. 

.Die  zweite:  Lebensichsväche j  Mangel  an  ge' 
hdriger  Ernährung  \  Atrophie. 

Wir  sehen  Kinder  zur  Welt  kommen,  un- 
gewöhnlich kleiü ,  mager ,  elend  und  schwach. 
DiejUrsachen  sind  entweder  Krankheiten  der 
Mutter  (übermäfsige  Ausleerungen,  Fieber, 
Dyscrasien),  oder  Mangel  gehöriger  Nahrung, 
oder  Gemüthskummer,  oder  auch  angeborne 
Schwächlichkeit. 

Die  dritte :  das  Gegenthei) ,  JSyptrtrophiey 
übennäfsige  Ernährung  und  Zunahme ,  entwe- 


—     19     — 

dir  «inzalner  Tbeile  oder  des  Gaozeo,  wo- 
fach  oft  die  Gebart  erschwert ,  ja  Terhindert 
Yreiden  kann. 

Die  vurttz   Dfscraiien, 

Da  das  Kind  sein  Blut  und  seine  ganze 
organische  Materie  von  der  Mutter  erhält »  so 
ist  wohl  keia  Zweifel ,  dafs  auch  die  Qualität 
derselben  gleich  sejn  mufs,  und  folglich  das 
Kind  einer  reinen  Mutter  reine,  das  einer  un- 
reinen- Motter  unreine  Säfte  haben  müsse.  — 
Ja  es  läfst  sich  dieses  selbst  von  specifischen 
und  miasmatischen  Dyscrasien  darihun. 

Die  skrofuU}$e  Dyscrasie  habe  ich  oft  bei 
Kinderft  skrofulöser  Mütter,  entweder  schon 
\m,  der  Gebart,  oder  wenigstens  bald  nachher, 
sbe  noch  äufsere  Ursachen  sie  erzeugen  konn- 
(eo,  in  Drüsenknoten  und  Hautausschlägen, 
dargestellt  gesehen.  Dahin  mochten  auch  die 
Gekrosdrosen  -  Verhärtungen  ,  die  Lymphge- 
schwülste,  ja  viele  Fehler  der  Mifsbildungen, 
za  rechnen  seyn. 

Heber  die  Uebertragung  der  syphilUischen 
Dyscrasie  von  der  Mutter  auf  das  Kind  wäh^ 
Kind  der  Schwangerschaft,  sind  die  Meinungen 
gstheUt.  Ich-will  nur  anfuhren,  was  ich  selbst 
beobachtete.  Ich  sah  bei  vielen  Kindern  ve- 
aerischer  Mütter,  dafs  sie  Augenliederentzün- 
dvDgen ,  Hautausschläge  verschiedener  Form, 
oder  Drüsengeschwülste  r  oder  .Atrophie ,  oder 
Wasseranhäufungen  zur  Welt  brachten,  oder 
dergleichen  bald  nach  der  Geburt  bekamen. 
Selbst  die  Augenejntzündung  der  Neugebomeo 
>th  ich  oft  gleich  nach  der  Geburt  und  ohne, 
«ttleere  Veranlaasaog  entjteheo,   bei  Müttetttt 

B  2 


,1 


s 


« 

die  T?^feDd  der  Schwangerschaft  sypliilltisch 
waren,  und  ohne  LokialaffektloneQ  der  Geni- 
talien. Sie  wich  am  schnellsten  dem  innern 
Gebrauche  des  Merkurs  in  kleinen  Gaben. 
Sind  diefs  nicht  Beweise  genug  für  den  S7- 
hilitischen  Ursprung?  •—  Ich  sah  ferner  Kin- 
er  rail  Hautausschlägen  geboren  werden,  wel* 

che  hierauf  den  ganzen  Körper  bedeckten/ ^^ - 
eigen thümliche    syphilitische   Kupferfar.be  'an- 
hahihen,    unheilbar   waren,    und   die   Kinder 
atrophisch    tödtelen.      Besonders    merkwürdig 
aber   war    mir   folgender  Fall:    Eine    Dlutter' 
w'urde ,  ohne  es  zu  ahnden,  bei  der  Empfang- 
nifs,  oder  während  der  Schwangerschaft ,    sy- 
philitisch angesteckt.     Sie  bekam   Fluor  albus^ 
der  aber,   als  nicht  specifisch  betrachtet,  blöfs 
mit   supprimirenden    und    adstringirenden   In- 
jektionen   behandelt    wurde.     Er  verlor   sich 
hierauf.     Die  l)Iutter  schien  geheilt ,   aber  im 
achten  Monate  wurden    die  Bewegungen,  des 
Kindes  immer   schwacher,   es   starb  ab, 'iind 
nach  einigen  Tagen   erfolgte   die  Geburt. eines 
tpdten  Kindes ,  dessen  ganze  Haut  psorisch  et-  • 
ficirt  und  brandigt  abgestorben,  zum  Theirab- 
geloset,  erschien.    Und  nun  erst,  nach  glücklich 
überstandenem   "Wochenbette,    traten    bei   der 
Mutter    alle     Symptome    einer    syphilitischen 
Dyscrasie^  Fluor  albus  und  Hautausschläge  her« 
Tor,   welche  durch  eine  Merkurialkur  geheilt 
werden  mufsten.  -^    Zeigt  sich  hier  nicht  of- 
fenbar eine,  durch   die  Suppression  der  äufse- 
i'en  Symptome  der  Syphilis  bei  der  Mutter  be- 
wirkte.   Uebertragung   der  Krankheit  auf  die 
Frucht?  Und  stimmt  diefa  nicht  mit  der  über- 
haupt gemachten    Bemerkung    übereio ,    dafs 
während  der  Schwangerschaft  die  Syphilis  der 
Ifotter^  so  wi«  alle 'Beproduktionskrankheitea 


—      21      — 

(Piitliisis  u.  dergl.)  stilld  sieht,  iiulein  die  g.»i»ze 
frodüküvitat   ihres  Organuniu»  wÜhreuit  die- 
ser Zeit  nach  innen  gerichtet  und  Hufdas  Kind 
re&eklirt  ist,    \vodarch   nolhwendlg   auch   der 
Krabklieltsprozefs  eine  Ableitung  erhiilt;    wo< 
to*  es  aber   um   so   leichter  möglich  ist,    daCs 
auch,  die  Krankheit   sich  mehr  auf  die  Frucht 
wirft.    —     Ein    merkwürdiger   Fall    der   Art 
wurde  im   Puliklinischen   Institute    zu    Berlin 
beobachtet:    Ein  Kind  kam  mit  syphilitischen 
Excoriatiüuen    zur   Welt.      Es   iulglen    hierauf 
abwechselnd,  Jbaid  Gescliwüre  im  Halse,    bald 
Opblbalmieu,    bald   Drüsengeschwülste ,    bälj 
Exantheme.     Wenn  eins  geheilt  war,  erschien 
das  andere.     Es  wurden   im  Verlauf  mehrerer 
Jahre  alle  erdenklichen  Merkurlalmittel ,   frei« 
lieh  unordentlich,    angewendet.     Aber  immer 
kam  ein  neues  Uebel.     Endlich  fixirte  sich  die 
Krankheit   nuf  die  Knochen ,    und  es  entstan- 
den kariöse   Geschwüre,    die    erst    im    14ten 
Jahre  voll  kommen  durch  das  Zittmann* %che  De- 
kokt geheilt  wurden.  —    Auch  Sieboldüs  Brfa* 
runden  stimmen  hierüber  ganz  mit  den  meini- 
^n  überein. 

Niemand  zweifelt  wohl  mehr  daran,  dafs 
eine,    einmal   tief  eingedrungene,    venerische 
Vergiftung   dem  Organismus  so  eigen  werden 
kann,  dafs  sie  oft  nie  ganz  wieder  ausgelöscht 
werden  kann  ^    dafs   sie    unter   vielerlei  ganz  • 
andern    Formen   und    Ausartungen   erscheine u 
kann ,  ja '  dafs  -dieses  furchtbare  Gift  — -  eben 
so  wie  wir  es  bei  dem  Hydrophobischen  hemer*  . 
ken  —  .Jahre  lang  gleichsam  ruhend  und  ge- 
bunden bleiben  ,  und  dann  wieder  mit  erneuer-  . 
ist  Kraft  erwachen    und   belebt  werdea  kann.  > 
Aber  man   denkt   kierbei  gewühulich  nur  aa 


I 

I 


-     22     - 

das  einzelne  iDdividaum,  und  nicht  an 
tjraorigen  Folgen,  die  eifie  solche  yerbor^ 
Vergiflang  auf  das  kfinfüge  Geschlecht  h!\ 
könne.  Nachstehende  Geschichte  wird  c 
etläutern.  Eioe-  Frau  von  20  Jahren  wi 
Ton  ihrem  Manne  angesteckt,  der  vener 
war,  und  an  dieser  Krankheit  starbt  Sie 
kam  von  ihm  Schanker,  von  dem  sie  i\ 
eine  mehr  ortlithe  als  gründliche  Kur  befi 
wurde.  Ein  Jahr  darauf  erschien ,  ohne  i 
tere  Veranlassung^  ein  8ö'hankrc)3es  pesch 
zwischen  den  Brüsten.  Sie  ward  dayon  i 
de^  durch  eine  ähnliche  Kur  befreit.  Nun 
raihete  sie  wieder  ein^A  gesunden  Mann,  v 
bald  darauf  schwanger,  und  gebar  ein  K 
bedeckt  mit  Excoriationen ,  so  dafs  sich 
Baut  ablosete,  und  es  nach  14  Tagen  e 
elenden  Lebens  starb.  Hierauf  eine  z\i 
Schwangerschaft.  Das  Kind  kam  scheinbar 
sund  zut  Welt.  Aber  nach  10  Tagen  entsi 
ein  bösartiger  borkigter  Ausschlag  im  Ges 
und  ganzen  Körper.  Er  hatte  schon  5  ^ 
chen  im  zunehmenden  Grade  und  mit  a1 
meinen  atrophischen  Zustande  gedauert, 
sie  es  der  Behandlung  des  FolikliniscI^en 
stituts  übergab.  Die  Mutter  war  während  h 
Schwangtrsdiaftin  völlig  gesund  und  frei  von  jt 
syphilitischen  Symptom  gewesen^  und  war  es  r 
-*^  Dieser  Fall  zeigt  deutlich,  einmal,  dafs 
Isyphilitische  Keim,  oder  wenigstens  die  sy 
litische  Produktivität,  nach  einer  scheint) 
Kur  Jahre  lang  im  Körper  zurückbleiben, 
zweit^ps  dafs  die  Krankheit  sich  gleich 
metastatisch  auf  die  Frucht  übertragen, 
diese  eina  Art  Von  Abieiter  und  pathoiogis 
.Secretion sorgen  für  den  mütterlichen  Orgf 
mos  werden  kann ,  wodurch  die  Mutter ,  w 


—     23     — 

««ch  nicht  toh  d«r  Krankheit,   doch  tob  den 
WnknngeD  nndSjplomen  derselben  frei  bleibt. 

Sehr  merkwfirdig  sind  hierüber  die  neuer- 
Yifihsi  IQ  den  Transacthns  of  iht  Juociatlon  of- 
ThfddoM  KoL  IV.  Duhün.  mitgetheilten  Beob- 
'idUaogen  der  Herren  Bealfy  und  OoUea  übet 
^  Wirkung  der  syphilitischen  Infektion  auf 
die  Erzeugung  Ton  frühzeitigen  und  faulen 
Gebarten,  ja  auf  die  Verhinderung  der  Em-- 
ffdngnifej  und  die  Heilung  dieser  unglückli« 
chen  Disposition  durch  Quecksilberkureo ,  mit 
mehreren  Beispielen  belegt.  Interessant  hier- 
über ist  das  Geständoifs  einer  berüchtigten 
Conrtisane,  welche,  nachdem  sie  ein  todtes 
Kind  zur  Welt  gebracht  hatte,  und  sie  durch- 
aus keine  Mittel  brauchen  wollte  um  dies  su 
mlmteD,  und  man  sie  fra^ite:  „Welches  die 
bftslen  Mittel  seyen ,  den  Tod  der  Frucht  im 
Hut/erleibe  zu  verhüten?"  antwortete:  ,,das 
Qaecksilber/'  < 

Von  derUebertragnng  d^r  Pockenansteckung 
Toh  der  Mutter  auf  das  Kind  sind  unleugbare 
Tbatsachen  vorhanden.  Mütter,  die  die  Pocken 
lutlten,  gebaren  während  oder  nach  der  Krank- 
heit KiodeiF  mit  allen  Zeichen  der  vorhande-  - 
oen  oder  eben  überstandenen  Pocken.  ^)  ^ 

*)  Höchst  merkwaraig  sind  die  swei  ViklUf  wel- 
che Ed.  Jennbr  selbst  (in  den  M^dit.  Chirurg» 
JhhandluTjgen  dtr  Med.  Chir.  GeselUchaß  zu 
London f  übersetzt  von  Osann^  Berlin,  i8»i) 
ersäht t,  wo  swei  Taccinirte  Matter,  die  wäh- 
rend der  letzten  Zeit  der  Schwangerschaft  mit 
wahren  PockenkranKen  in  nahe  Berührung  gekom- 
men waren y  Kinder  zur  Welt  brachten»  welche 
die  vollkommene  Pockenkrankheit  hatten^  und 
alfo.y  wts  das  merkwürdigste   ist,  im   Mutter- 

-  leibe  angesteckt  worden  waren »  obne  dafs  die 
Matter  die  Krenkheit  hätte a. 


—     24     —  , 

♦ 

Die  flinftü :  Nenmi  •  und  SeetentrihkheUeiK 

Es  ist  kein  Zweifel ,  daCs  bei  nerrenkran.. 
ken  vnd  hysterischen  Müttern  das  Kind  schon 
im  Mntterleibe  convolsiirische  Bewegungen  er-* 
leiden  kann ,  und  dafs  die  Anlage  zu  Nerven-» 
schwäche  and  Nervenkrankheiten ,  .  ja  selbst 
wirkliche  Krämpfe  dem  Kinde  von  der  Müt- 
ter mitgetheilt  werden  können.  Ich  sah  selbst 
e^n  solches  trauriges  Beispiel :  J^ine  Mutter, 
die  in  Krieg^zeiten  die  letzte  Hälfte  ihrer 
S<)hwaifger8chaft  in  beständigem  Kummer  und 
Angst  zngebracht  hatte ,  gebar  ein  Kind ,  wel« 
ches  gleich  von  der  Geburt  an  an  Krämpfen 
litt  und  am  9ten  Tage  unter  Krämpfen  starb. 
—  Die  ganze  nervöse  Constitution  der  Zeit,- 
wenigstens  in  den  hohem  Ständen ,  läfst  sich 
ja  nur  aus  dieser  Ursache  erklären ,  dafs'  den 
Kindern ,  schon  im  Matterleibe  diese  Anlage 
mitgetheilt '  wird.  Die '  Kinder  kommen  'jetzt 
schon  klüger  zur  Welt/  sagt  man,  und  das 
ist  in  manchen  Regionen  vollkommen  wahr, 
aber  eben  ein  Beweis  der  schon- zu  frühen 
Kervenentwickelung,  *  / 

Auch  Lähmungen  kommen  Vo§.  Ich  sah 
ein  Kind  mit  völlig  gelähmten  unbeweglichen 
Extrelutäten  geboren  werden ,  w;&lch«s  6  Wo- 
chen nach  der  Geburt  starb.  Die  Mutter  war 
im  achten  Monat  der  Schwangerschaft  auf  den 
Leib  gefallen.  Bei  der  Sektion  fand  sich 
Wwset  im  Kopf  uad  Ruckgrad. 

I 

Zu  den  Nervenkrankheiten  gehören  audi 
die  Fehler  der  höheren  und.  niederen  Sinniich-^ 
ieit  und  der  Stelwthätigkät,  Auch  sie  kön- 
nen schon  im  Fötus,  wenigstens  in  ihrer  An<< 


—  -    26     — 

läge  begrHndel  werden.  Der  angeboruc  Blöd- 
sinn ,  die  angeborne  faubheil  und  Toubstuniin» 
heit,  der  erbliche  Kretinismus,  sind  traurige 
Be'wdse  davon. 

Dia  stchste:    Wasseranhäufungtn.  ^) 

*  I 

Es  ist  etwas  gar  nicht  sehen  Yorkommen- 
des,    dafs   .Kinder    WasseransammluDgen    im 
Kopf^  im  Riickgrad ,  in  den  Höhlen  der  Brust, 
des  Unterleibes,  der  Haut,  mit  zur  Welt  brin- 
gen.   Besonders  merkwürdig  sind  die  Beispiele 
der  Uebertragung  der  Wassersucht  der  Mutier 
auf  das  Kind ,  wovon  noch  neulich  Hr.  OlivUr 
im  Propagaieur  1825.  Sept.  folgenden  Fall  mit- 
theilte:   Eine   wahrend    der    Schwangerschaft 
Wdropische  Frau,   gebar  im   8tea   Monat  ein 
Kind  mit  sehr  aufgetriebenem  Unterleihe.     Es 
fand  sich  im   Peritoneo  und  Omento  eine   be- 
deutende Menge  seröser  Flüssigkeit  mit  nlhu- 
loinosen   Flocken  vermischt.     Die  Yesica  war 
gesund)  nnr  bleich. 

Die  ^ibente:  jBbacöngMtontn  und  Entzüiu 
Jungen. 

Van  hat  im  Gehirn,  in  den  Lungen,  in 
^n  Einge%eiden  des  Unterleibes ,  so  beträcht-« 
Sehe  BlutGongestionen  gefunden ,  dafs  sie  wie 
injicirt  erstbienen.  Ebenso  Augen entzün dün- 
gen,  Hamorrhagien ,     Blutextravasate,    selbst 

*)  loh hibe  ober  die  orginischen  Krankheiten  detFö* 
toiy  tafter  meiner  eignen  Erftrune,  die  eatigeu 
ttliuheilangen  meinet  geehrten  Treunoet  und 
Collegen  9  Hrn.  v.  Siebold  ^  benuttt,'  dessen  «us- 
esdehnte  geburtshalfliche  Praxis  ihm  so  manche 
Gelegenheit  su  dergleichen  Beobechtusgea  Atr- 
bietet. 


/ 


\  . 


—  '   26      — 

Hämorrhoiden ,  -worüber  ich  mich  auf  meiner 
Freunde  Shbold  und  i^eicfo/f^/ri  Erfarungen  be^ 
rüie.  Selbst  Gangrän  des  Magens  beobachtete 
erst  er  er  einmal. 

Die  achui  H^utkraiikhätm. 

Furunkeln,  Pemphigus^  flechtenarlige  Aus- 
schläge, Mitesser,  Pocken^  i/vurden  mit  auf  die 
Welt  ge|[)racht. 

Die  ntuntti  Würmer. ^ 

■  Man  ,  fand    IntestinjBlwiirmer    schon    im 
Fötus. 

Die  zehnte:  Desorganisationen^  Pseudorsa^ 
nisationen, 

Balggeschwiilsle,  Lymphgeschwulste,  Blut-*  . 
schwämme  y    Vergrofserungen   innerer  Einge* 
weide  y    Verhärtungen    der    Eingeweide ,    der 
Drüsen,  Herzpolypen,  ortliche Atroplien,'  wahre ' 
und  falsche  Briicfae.     Selbst  einen  angeborenea 
Kropf  hat  man  neulich  beobachtet. 

Die  eilfte:    Mechanische  P'erletzifigen» 

Es  kann  äufsere  Gewalt  so  heflig  auf  das 
Kind  wirken,  dafs  dadurch  selbst  Thnn'ungen  . 
der  festen  Theile  hervorgebracht  werden,  v«*-^. 
Die  gebrochenen  Knochen  eines  Kindes^  wel- 
ches Dißby  dem  Versehen- der  Mutter  zuschrieb, 
die  einen  Menschen  hatte  rädern  sehen ,  mö- 
gen dadurch  jBrklärbar  werden;  und  ein  nierk-  .. 
würdiges  Beispiel  der  Art  \yird  mitgetbeilt 
vom  Leibmedicus  Sachse:  ^)  . 

f  •  ^ 

*)  S.  Journal  4»  pn  H,  i8oo.  XI«  Bd.  mit  einer 
Abbildung  des  Beinbruchs. 


—     27     — 

■ 

Eine  gesunde  Banerfran  von  42  Jahren, 
na  schon  8  Kinder   glücklich  geboren  hatte, 
fiel  im  dritten   Monat  ihrer  Schwangerechali 
ittf  dem  Eise,  auf  die  linke  Seite,  doch  ohne 
ii9cliber  Beschwerden  zu  fühlen.    In   der  er- 
Btefl  Woche   nach   der  Hälfte  (sie  hatte  etwa 
^Fageiang  Bewegungen  gefühlt)  fiel  sie  aber- 
.  mals  von    einer v  Leiter,   3  Sprossen  hoch,  so 
dals  die  nämliche  Seile  auf  einen  grofsen  Holz- 
block schlug.     Gleich   beim  Aufstehen   fühlte 
*  sie  eben   da  im   Unterleibe    ein   heftiges  Ste- 
chen,  welches   sie   nöthigle   8  Tage  im  Bett 
zu  bleiben.     Sie  mufste  auf  dem  Rücken  lie- 
gen,   weil   das   Stechen    bei  jeder  Seitenlaga 
unerträglich   war.     Am   dritten   Tage  ging  et- 
was Blut  ab,  doch  erfolgte  kein  Abortus.  Acht 
bis  zehn  Tage  spurte  sie  gar  keine  Bewegun- 
gen der  Frucht,  aber,   so   wie    sich  dieselben 
MBcbber   wieder   einstellten,   oder* sie  bei  Be- 
wegungen  den   Unterleib   zusammenbog,   em- 
pfand sie  jederzeit  an  derselben  Stelle  stechende 
Schmerzen,   bis   zur   Entbindung,   welche   sie 
nur,  dadurch    zu   erleichtern   vermochte,    dafs 
sie  den    Leib   zusammendrückte,    oder    links 
Wegzuschieben   suchte.      Sie   kam   zur  gehöri- 
gen Zeit  nieder,   und  gebar  ein    kleines  und 
schwaches,   aber  lebendes  Kind.     An  diesem 
£and   sich  nun   ein    schiefer  Bruch    der    Tibia 
und    Fibula   des   rechten   Fufses,    so  dafs  die 
beiden    untern    Knochen    ganz    herauf  gezo- 
gen  waren«     Das   abgebrochene  scharfe  Ende 
der  Tibia   hatte  die   Haut  durchbohrt  und  da- 
durch  den   bei  jeder  Bewegung  empfindlichen 
Schmerz  der  Gebärmutter  erzeugt.     Ole  Kno- 
chen   waren   übrigens  mit  den  abgebrochenen 
Enden   an    der   Vorderfläche    verwachsen^    eo 
dafs   sie   eine  breite  Fläche  därstelllen.     Di^ 


—       26       -r- 


Lftoge  des  gesunden' Fufse^  Tom  Knie  Us  :(iUn 
.  Plattfufs  betrug  3|  Zoll,  die  des  kranken  Touir, 
Knie  bis  zum  Bruch  2  Zoll,  Ton   da  bis  zum 
Plattfufii  1  Zoll.     Auch   war  de^  kran£e  Fubr 
§  ZoH  dünner,    und  hatte  nur  3  Zehen ^   war^ / 
also  in   seiner  ganzen   Entwickelung  dsurHcll^  ' 
geblieben«  >  '.  - 

'  '  -  ' 

Auch  die  rechte  Hand,  die  \7ahrscheintidl1  V. 
auch  denselben  Stofs  erlitt,  ist  kleiner  als  die 
linke ,   und  hat  nur  3  Finger. 

Ein  neues  Beispiel  erzählt  WaMmpni 
Am  29sten  Decbr.  1824  wurde  ich  zu  Frau-* 
gerufen,  welche  ohngefahr  20  Jahr  alt  war,' 
in  Kindesnöthen  lag,  und  im  yorhergefaenden 
Jlpril  sich  yerheirathet  hatte.  Bald  nach  9 
Uhr  nahm  ich  die  erste  Untersuchung  vor,'  - 
und  fand  die  üäembranei)  unversehrt.  Die  Ge- 
burtsarbeit ging  langsam  von  Statten  bja  7  Uhr, 
wo  die  Ruptur  der  ^Membranen  erfolgte,  der 
Kopf  herabkam  und  das  Kind  ohngefahr  nf(ch 
halb  8  Uhr  auf  natürliche  Weise  ausgetrieben, 
wurde.  Da  entdeckte  ich ,  dafs  der  linke  Fub 
ein  wenig  über  den  Knöchel  abgetrennt,  und' 
der  Theil  fast ,  aber  doch  nicht  ganz  (vielleicht' 
weil  die  Knochen  hervorragten)  geheilt  war. 
Das  Kind  war  lebendig  und  athmete  20  Mi- 
nuten lang,  wornach  es  starb.  Die  Mutter, 
sagte,  dafs  sie  nur  7  Monate  schwanger  ge- 
wesen Sey,  was  mit  dem  Aussehen  des  Kin- 
des vollkommen  übereinstimmte.  Bei  der  Uu* 
tersuchung  na'ch  der  Geburt  entdeckte  ich  deh 
Fufs  in  der.  Vagina  und  zog  ihn  heraus.  Er 
war  fast  auch  geheilt,  doch  ragten  hier  eben- 
falls die  Knochen  hervor.  Es  schien  nicht, 
dafs  eine  Austretung  von  Blut  aus  dem  Gliißde 
Statt  gefunden  habe.    Dieser  Fufs  (der  linke) 


-r      29      — 

'.wat.  viel  kleiner.  aU  der  andere,   welcher  el- 

K  was -einwärts   gedreht  war.     Er  hatte    keine 

h  Zischen  von   Fäulnifs,-  und   aus  der  Verglei* 

L    chnog  beider   Füüise  vermuthele  ich»  dafe  er 

t- .  ndi  Tor.  2  Monaten  von  dem  Korper  abgelöfst 

liabe.    Es  war  nicht   die  geringste  Yerfärbung 

"  des  Fafses  vorhanden ,  un4  er  hatte  sich  toU- 

kommen  erhalten» 

Die  Mutter  sagte ,  sie  sei  nicht  erschreckt 
<  wordeil,  und  es  sei  während  ihrer  Schwan- 
gerschaft nichts  Unangenehmes  in  ihrer  Fa- 
milie vorgekommen,  was  einen  üblen  Ein- 
druck auf  sie  habe  machen  können.  Der 
Mann  ist  ein  Tagelöhner;  die  Familie  nährt 
sich  durch  ihren  Fleifs  gut,  ohne  dafs  die 
Frau  ihren  Korper  mehr  anzustrengen  brauchte 
als  in  einem  gut  eingerichteten  Haushalt  nö- 
thig  ist. 

'  Die  Herausgebev  des  London  mfdicdl  and 
physkalJournal  f  Julius  ^  woraus  obiges  enfnom'» 
men ,  versichern ,  das  Präparat  gesehen  eu  ha- 
ben, und  fügen  die  Abbildung  bey; 

Die  zjvolftt:  das  Absterhsn^  der  Tod  vor. 
der  Geburt. 

Was  man  gewöhnlich  Abortus  und  früh- 
zei</g£  Geburt  nennt,  das  sollte  man  nach  mel* 
ner  Meinung  in  den  meisten  Fällen  ^Absterben 
des  Kindes  nennen.  Denn  mehrentheils  geht 
der  Tod  des  Kindes  vorher ,  und  der  Abortus 
ist  nur  die  Folge  davon,  die  Wirkung,  des 
Triebes  zur  Ausstofsung,  den  nun  der  Fötus 
im  Uterus,  so  wie  Jeder  fremde  Körper,  er- 
regt. Der  beste  Beweis  ist,  dafs  in  der  Re- 
gel euerst  die  Beyvegungiin  des  Kindes  y  seine 


—     3Ö     — 

'  •  •  ''' 

i  f 

Lebensäufserungen,    aufhören»  dann  da&  6e*  i 
fühl   TOD  Kälte  im  Unterleibe   und.  Schauem, « 
im  Kreuze  —  das  Gefühl  des  8rtlicheii,Tpdct  \ 
wie  bei  aodera  Abst^bungen  —  eintritt,  iina 
nun  erst  die  Molimina  AboriuM^  die  Reaciionea  ' 
von  Seiten  des  mUtteriichen  Korpers  £ur  JkiA* 
stolsung,  nachfolgen« 

Leider  gehurt  dieses  .Sterben  vor  der  6e-* 
burt  zu  den  häufigen  Fällen.  Schon  die  Todt- 
geborenen  machen  eine  beträchtliche  Zahl  in  den  ' 
Todtenlisten,  —  Ich  kann  hier  nicht  umhin, 
auf  das  schreckliche  MifsverhältniTs  aufmerk* 
saih  zu  machea,  was  zwischen  den  Todtge^ 
borenen  bei  ehelichen  und  bei  unehelichen 
Kindern  Statt  findet.  Bei  ehelichen  ist  das  > 
25ste  ein  TodtgeboreneSf  bei  den  unehelichen, 
die  man  gewöhnlich  Kinder  der  Liebe  * —  Kin* 
der. der  Thierheit  sollte  man  sie  nennen  — 
nennt,  und  die  das  Vorurtheil  sogar  für kräf- 
t]ger*häU,  kommt  das  lOte  schon  todt  zor 
Welt.  Der  Grund  liegt  lediglich  in  der  Un- 
regelmäfsigkeit,  Vernachläfsigung,  ja  selbst  ab-  . 
sichtlichen  Zerstörung,  der  diese  unglückliche 
Klasse  der  dem  Verderben  geweiheten  mensch- 
lichen Wesen  ausgesetzt  ist.  —  Aber  wie  iriel 
zahlreicher  sind  die  -vorgeburtlichen  Todes- 
lalle,  die  gär  nicht  in>die  Rechnung  kommen, 
die  unzeitigen  und  frühzeitigen  Geburten!  Es 
wird  selten  eine  familie  seyn,  in  der  nicht 
einmal  ein  solcher  Fall  existirte,  und*  wie  . 
\iele,  wo  er  mehrmals  vorkam,  und  noch 
mehr,  wo  er  gar  nicht  bemerkt  wurde.  Ich 
glaube  nicht  zu  viel  anzunehmen  ^  wenn  ich 
den  zehnten  Embryo  darauf  rechne. 


—     31     — 

^  Die  UnacheD,  wodarcli  ein  Kind  im  Hui- 
ledeibe  getodtet  werden  kann,  können  fol- 
eende  seyn : 

B^tiges  Schrecken  oder  jeder  andere  enchüt^ 
tendt  Gemüthsaffeki.  Eine  der  häuGgsten.  Wie 
oft  sehen  wir  unmittelbar  nach  einer  solchen 
Gemüüisbewegung  sogleich  die  Bewegungen 
des  Kindes  aufhören,  Schauern  entstehen  und 
bald  darauf  'den  Abortus  erfolgen.  Die  Wir- 
kung eines  heftigen  Gemüthsaffekts  und*  die 
Todesart  davon  ^  sind  ganz  ähnlich  den  Wir- 
kungen und  der  Todesart  vom  Blitz;  Und  so 
kann  hier  ein  Kind  im  Mutterleibe  durch  ei* 
nen  solchen  Seelenblitz  der  Mutter  erschlagen 
werden* ' 

Mechanische    Gewaltthhtigkat  ^    ein   Schlag, 
ein  fall  auf  den  Leib, 

Isebensschwäche.  Der  erste  Lebenskeim 
kann  so  schwach  gelegt  sejn  (durch  Alter, 
EntnerTung,  Schwäche,  Kräukliohkeit,  Dürf^ 
tigkeit  der  Eltern) ,  da£i  die  Frucht  ihr  Leben 
nicht  bis  2ur  völligen  Entwickelung  fortset- 
zen kann. 

Krankheiten  der  Mutter.  Heftige  Fieber, 
Krankheiten,  welche  die  Ernährung  der  Mat- 
ter ]9nge  verhindern,  starke  und  entkräftende 
Ausleerungen^  können  ein  Absterben  des  Kin- 
des herbeiführen.  Hieher  gehören  auch  Dys« 
crasien^  miasmatische  Vergiftungen,  besonders 
He  syphilitische«  Ja  sie  können  selbst  die 
Empfängnifs  bindern.  Dzondi  erzählt  das  merk- 
würdige Beispiel  einer  Frau,  die,  früher  frucht- 
bar,  während  10  Jahre,   wo  sie  an  einer  lar-' 


'  ■/' 


^32     — 

*     ■ 

latvirleii,  nicht  erkanDten^  Syphilis  litt,  nicht 
schwanger  wurde,  aber,  als  diese  griindlicb 
gehoben  war,  wieder  fruchtbar  wurde.  1^^»' 
sehe  hierüber  auch  das  obige  Beispiel. 

Vor  allen   aber  Blüt^überfüjlungj   eine  Ur* 
Sache,    welche   nach  meiner  Erfarung '  suTvr-i 
läfsig   die   häufigste    des   Kindestodes   nnd  so 
des  Abortus   ist.     Meine    lance    medizinische 
Erfarung  hat  mir  diefs  unleugbar  bewiesen,  so 
dafs  ich  das  VerhältniTs    dieser   Ursache  des 
Abortus  zu  den  übrigen  wohl  wie  3  zu  1  stet, 
len  kann,  und  mein  geehrter  Freund  Rudolphi 
hat  dasselbe  bei  den  Leichen  der  jdurch  Abor- 
tus'  geborenen  Kinder  bestätigt  gefunden.   Die 
sämmtlichen   Eingeweide  des   Vnterieibes'uod 
das  Gehirn  waren  wie  nuV  Blut  injicirt. 

Bthandlung. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  unserem  Haupt« 
zweck:  fp^äs  iann  geschehen  fitr  das  Ltebenund 
^e  Gesundheit  des  werdenden  Menschen^  rvähreni 
mnes  Aufenthalts  im  Mutterfeibef  und  ff^'s  kann 
es  geschdien'i 

■         . 

Das  erste  ist:  Erhaltung  des  Lebens,  -^ 
Blicken  wir  hier  zurück  auf  die  Hauptursacba 
des  Absterbens  des  Fötus,  st>  zeigt  steh  a]S 
eine  der  häufi^ten  der  Andrang  und  die .  Ui^ 
berfuUung  nütjSlut.  Sie  findet  am  ineisten  ijx 
den  ersten  Monaten  ^  genug  in  der  ersten 
Hälfte  der  Schwangerschaft,  Statt,  wo  durch 
das  Ausbleiben  der  monatlichen  Blntauslee-^ 
rbng  ein  Ueberschufs  yon-Blut  im  mütterlichen 
Körper  erzeugt  wird ,   der  zur  Ernährung  der  . 

Frucht 


.1  -k 

—       Jj      — 


trnchi    hest'fnmt   is^,    den   aber    Jie  noch    so 
kleine  Frucht  nicht  zu  vai brauchen  im  Stande 
ist.    Hier   ist  es  gewifs,   und  durch  die  Erfa- 
tun^  hinlänglich  cutscliieden ,  dnfs  mäfsige  am 
Aim  angestelUe  Aderlässe,  indem  sie  den  Alan- 
gd  der   xnonatlichec   Blutentziehung   ersetzen 
Bodden  Andrang  ableitenp  rerbunden  mit  Kühe 
uod  horizontale  Lage ,  am  gewissesten  das  Le- 
ben der  Frucht   erhalten.    Ich  habe  oi't  gese- 
hen,  dafs,    wenn   sshon  die  Bewegungen  des 
Kindes  schwächer   geworden,   }a   ganz  aufge- 
hört hatten  ,    solche   gleich   nach   der  Bluten t- 
xiehcng    mit    grofser    Lebhaftigkeit    wieder- 
kehrten« 

Aber  auch  wahre  LtbtMSchwächt  kann  die 
llrsache  des  Absterhens  werden.  Unstreitig 
ist  hier  die  allgemeine  Stärkung  und  Kraftbe« 
lebung  des  mütterlichen  Organismus  die  Haupt- 
sacjbe.  Aber  auch  unmittelbar  auf  das  Lehen 
des  Kindes  kann  gewirkt  werden ,  und  ich  er- 
innere hier  nur  an  die  tägliche  Erfahrung,  dafs 
bei  mangelnder  oder  uubemerkbarer  Bewegung 
des  Kindes  durch  Auflegung  einer  kalten  Hand 
auf  den  Unterleib  dasselbe  gleichsam  augen- 
blicklich *  aus  dem  Schlafe  erweckt  und  zur 
Bewegung  gebracht  werden  kann.  Auch  sehen 
wir  bei  andern  krankhaften  Affektionen  inne- 
rer Eingeweide,  besonders  solcher,  die,  ohne 
Knochenbedeckung»  der  Haut  nahe  liegen,  wie 
schnell,  und  wie  stark  äufsere  Applicationen 
aof  sie  einwirken.  So  kann  der  heilligste  Ma-* 
genkrampf ,  das  heftigste  Erbrech en>  durch  blo- 
be  äußerliche  Applicationen  gehoben  werden. 
So  habe  ich  oft  Magenschwäche,  Appetitman-* 
gd,  durch  das  fortgesetzte  Tragen  aromatischer 
Kiiiutersäckchen ,  Pflaster,  spirituöse  Einxet« 
Jomm.  LXIV.  Ä  i^Sc  C 


«  \ 


.    —     34      -» 

*  • 

bungen  völlig  beseitiget.  —  Auf  diese  Ansicht 
mich  gründend,   habe  ich  auch  hei  Schwäche 
des  Fötuslebehs   und  Üterinsystems  denselben 
Weg  befolgt,  und  täglich,  oft  die  gan^ie  Schwan« 
gej^iSchaft  hindurch^   ähnliche  Einreibungen  in 
die  Muttefgegend  tnachep  lassen,  und  die  beste 
Wirkung   davon    gesehen.     Ich   bediene  tnich 
dazu  gewohnlich  folgender  Formel:   Dec.  Vn* 
guenU  de  Alth.   Bah,  Nucist,  ona  Unc.ätauM^ 
Bakatru  vit.  Hofm.  Drachm.  Ij.  OL  Metuk  criip. 
Setup,  sernif.  M.  Taglich  1  Theeloffel  voll  eid- 
zureibeii.     Odef:   Spüit..  matricaL   Spir»  SergnIL 
ana  Ünc^ .?;.  Baham,  Wr.  Hofm^  Ünc,  stmh.  M» 
D.  S.    Täglich   den   Unterleib   und  da»  Kreul 
damit  zu  waschen.    Mati   sieht,    die  Idee  un- 
seser  Alten  mit  ihrem  Bahamum  Embryonum^ 
^nd  der  lioch  dauerhde  Glaube  de$  Völk^  dar« 
an^  V?ar  keineswegs  so  verwerflich;  nur  mnb 
die  Anwendung  bei   Tollblütigeh    yerniiedea 
welrdeii.  —   Ist,   wie  es  oft  geschieht^  grofse 
Reizbarkeit  und  Convülsibilität  mit  der  Schwä- 
che verbunden  ^   so  ist  es  sehr  heilsain  j  noch 
etwas  Opium  -  Tinctur  hinzuzusetzen. 

äierbei  kann  ich  aber  nicht  umfain,  noch 
eines  Mittels  zn  erwähnen,   was^  wie  mir  es 
Scheint)  ganz  specifisch  geeignet  ist,    das  Les- 
ben des   Fötus    und  deb    zu  seiner  flrhaltung 
nöthigen  Apparat  zu  stärken   und  Zu  bekräfti- 
gen.    Diefs   ist   das   Elsen.  —     Dieses   grofse 
einzige  Mittel   besitzt  in  der  That  eine  speci- 
fische  Wirkung  auf  die  Produktivität,  auf  die 
Schöpferkraft  de$   Organismus;    nicht. allein  zur 
Erweckung  deir  Firocreationskraft  in  beiden  Ge- 
schlechtern ,   sondern   auch  zur  Erhallung  und 
Bekräftigung  des  Erzeugten.  —    Es  giebt  ht^ 
kanntlich   eine  eighe  Schwäche  des  Üteirins)r«» 


-      35      - 

Sterns,  Welche  imoislr  in  einer  gewissen  Pe- 
riode der  Scbwangerschsft  ein  Absterben  des 
Votos  und  einen  Abortus  bewirkt;  weil  die 
Sieft  xor  Erhaltung  seines  Lebetos  und  zur 
Tttgung  desselben  nur  bis  su  einer  gewissen 
iEdl  s:nreicht.  Man  nennt  sie  Diipoiüio  abof'^ 
äfißf  Abartuz  habiiuatis^  und  sie  hat  die  trau-- 
^e  Folge ^  dafs  Weiber  drei-  vier-  ja 
cehn  JUal  immer  zn  derselben  Zeit  abortiren* 
Unter  allen  Mitteln ,  diese  traurige  Disposition 
aufzuheben ,  kenne  ich  keins ,  wa^  dies  so  ge- 
Wi£i  bewirkt  I  ja  was  ich  ein;fcig  hierin  nen* 
nen  tnochte^  als  den  gehörigen  Gebrauch  des 
Pfrmomer  oder  Driburgs  ff^assen  an  der  QueUe^ 
iEum  Trinken-  und  Baden.  Ich  habe  mehrmals 
Frauen  f  die  3  —  4  mal  nacheinander  das  Un- 
glück des  AboHüs  erlitten  hatten ,  diesen  6e^ 
brauch  machen  lassen,  und  der  Erfolg  war  die 
^löckh'cliste  bis  ans  Ende  durchgdPiihrte  SchWan- 
gencbaft.  -^  -  Ja  selbst  während  der  Schwan- 
gerschaft solcher  ätkfserst  geschwächter  Petsp- 
tatfo  sind  mir  Beispiele  bekannt,  Wo  ein  an- 
haltend fottgeeeU^er  Gebrauch  eines  sehr  feinet! 
Bisenmittels  in  kleinen  Gaben,  z.  E.  dei  Tinctu- 
in  atthered  mattiatis^  von  dem  gröfsten  Nutzen 
£ur  Erhaltung^  des  Fotuslebens  utid  zur  Ver- 
fantung  des  Abortus  war  ^)\  Nur  sei  man  hier^ 
bei  Vorsichtig,  und  aufmerksam  auf  die  duk'ch 
dAs  Eiseü  mögliche  Blutcohgestioden  nach  dem 
Uteritesystem,  ubd  halte  ein^  sobald  man  An-% 
zeige  davon  hat. 

Das  z^eire  isti  gdiikige  und  normale  Eni* 
}Hkkiliing  and  EmlArung. 

^  lÄtn  Miie  hitrüber  noch  ein«  nisrtiwüTdigt  fir- 
brnng  im  Journal  d^  prakt,  Heilk*  i8^8«  öctob- 

C2 


—     36     — 

Dahin  gehört ,  aafser  der  Verhütung  ge- 
\ralt5a1nef  Eindrücke ,  die  störend  darauf  MriT'- 
ken  können  I  beeonders  die  Verhütung  eine? 
zu  übermäfsigtn  Ernährung  und  dadurch  •  ent- ^ 
stehenden  enornien  Gröfse  des  Kindes,  welche 
Schwierigkeiten  der  Geburt  erzeugen  könnte. 
Doch  gilt  diefs  nur  bei  Müttern,  deren  enges 
oder  yerwachsenes  Becken  schwere  Geburten 
fürchten  läfst  oder  schon  erzeugt  hat.  —  Hier 
kann  die  Kunst  unleugbar  wohlthätig  einwir- 
ken, indem  sie  die  Ernährung  des  Kindes  be- 
schränkt and  dadurch  die  zu  grofse  Anhäufung 
der  Blasse  verhütet.  Diefs  geschieht  theils 
durch  Mäfsigkeit  im  Genüsse  der  Nahrungs- 
mittel, besonders  der  sehr  nahrhaften,  theils 
durch  viele  Leibesbewegung  und  Verbraoch 
der  Kräfte  und  Säfte,  ^theils  durch  AbleitiiDg 
und  Entziehung  eines  Theils  der  Säfte  auf 
künstlichem  Wege. 

■ 

Diefs  letztere  ist  von  vorzüglicher  Wich- 
tigkeit und  von  entschiedenem  Einflufs«  Den 
besten  Beweis  davon  gab  uns  in  dem  letzten . 
Viertel  des  vorigen  Jahrhunderts  ein  Charla- 
tan,  Namens  Lehnhardj  welcher  einen  gehei- 
men Gesundheitstrank  für  Schwangere  ver- 
kaufte mit  der  Versicherung,  dadurch  leichte 
Geburten  bewirken  zu  können.  Und  in  der 
That,  das  Slittel  bewirkte  diefs  bei  vielta 
Weibern ,  die  früher  sehr  schwer  geboren  hat« 
ten.  Sie  hatten  darnach  sehr  leichte  Ge« 
hurten.  —  Aber  die  Erklärung  war  sehr  ein- 
fach. Der  geheime  Trank  bestand  aus  einer 
Auflösung  von  Glaubersalz  und  Sennesblät- 
tern, mufste  besonders  in  der  zweiten  Hälfte 
der  Schwangerschaft  täglich  gebraucht  wer-. 
d^n ,  und  es  war  also  eine   viele  Monate  bin- 


\^  iduTch  forlgesetzle  Turgierkar,  welcLe  uoth- 
wendig  Saite  entziehend  anf  die  Ernährung 
des  Kindes   wirken,    und   so    kleine   Kjndei* 

"  herrorbringen  mufste,  die  dann  naliirlicher 
Weise  leichter  geboren  werden  konnten. 

[  DieBe  Methode  würde  also  in  ähnlichen 

h    fallen 9  mit  gehöriger  Vorsicht,    init  Nutzen 
^    anzuwenden  seyn. 

Hier  mufs  ciber  auch  der  örtüchen  Abnor- 
mbäien  der  Entwicklung  und  Ausbildung  Er-< 
wähnung  geschehen,  die  allerdings  während 
der  Schwangerschaft,  besonders  durch  mecha^ 
nischen  Druck,  '  veranlafst  werden  können. 
Daher  die  sorgfältigste  Vermeidung  alles  festen 
Schnurens  und  Bindens  —  die  eisernen  Blan* 
chetts  sind  wegen  des  isolirten  Drucks  am 
schlimmsten  —  während  der  Schwangerschaft 
böcbst  nothig  ist. 

Das  dritttz  Stärkung  der  Constitution,  beson- 
ders dts  Nervensystems^  Verhütung  der  angebor- 
nen  Nervenschwäche.  ^—  Ein  Hauptpunkt  für 
unsere  Zeiten«.  — ^ 

Im  A1l£;emeinen  gilt  hier  das  Grundgesetz 
der  Diätetik:  Einfache  Nahrung  und  Luftgenufs 
siärken^   Reizmittel  schwächen.   —    Es  ist  eins 
der  verderblichsten  Vorurllieile,  dafs  man  glaubt, 
dorch  Wein  Kinder  stark  zu  machen.    Viel- 
mehr ist    der  frühzeitige   Geniifs    des   Weins 
das  sicherste  Mittel ,  ihnen  fiir  ihr  ganzes  Le« 
ben  schwache  Verdauung  und  schwache  Ner- 
ven zu  verschaffen ,  und ,  wer  sein  Kind  lieb 
^hat  und   eine^i  wahrhaft    kräftigen   Menschen 
erziehen  will>  der  lasse  ihn  iu  den  Jahren  der 
Kindheit  keinen  Wein  trinken.  —    Diefs  gilt 


^     38     - 

aber  autE  schon  tod  ^em  Sipdei  im  filutter^ 
leibe I  denn  4^'  Kind  trinkt  mit,  wenn  di* 
Mutter  W^in  trinkt,  Und  ich  halte  e&  dnhev 
für  Ubp^ens  gesunde  Mütter  ^  wenii  sie  kraftt 
volle  Kinder  haben  wollen ,  fSr  sehr  rathsamjf 
sich  der  apiriti^ösen  Getränke  wahrend  dev 
Scbwangerscbaft  zu  enthalten,  —  Bei  alteii 
alteq  Vplkero-  war  ea  Gesetz,  wenii  man  Ken-' 
sehen  von  ausgezeichneter  Kraft  an  Leib  dde^ 
Seele  (Heroen,  Propheten)  erziehen  woUtej, 
sie  keinen  Wein  trinken  zu  lassen ,  und  achon 
während  der  Schwangerschaft  wurde  SimMoA*» 
Mutter  def  Befehl  gegeben ,  den  Wein  in 
nieiden. 

Ich  habe  obeu  gezeigt^  dafs  die  An^S^ 
^u  Nervenschwäche  und  Convulsibilität  duT^h 
die  Zeugung  und  durch  ^nachtheillge  Einflüsse 
während  der  Schwangerschaft  mitgetheilt  wei- 
den kann.  So  gut  nun  durcli  schädliche  Ein-? 
Wirkungen  das  Krankhafte  erzeugt  werden  kann^ 
eben  so  läfst  sich  mit  Recht  erwarten,  daSkf 
wenn  während  der  Schwangerschaft  auf  alle 
Weise  so  auf  das  Nervensystem  der  Mutter 
eingewirkt  wird ,  dafs  ea  in  einem  Zustan4 
<ron  Kraft ,  Gleichgewicht  und  normaler  Thä« 
tigkeit  erhalten  wird  j  dieser  Zustand  auck  deni 
Nervensysteni  des'  Kindes  sich  aneigpen  wer« 
,de,  ja  dafs  dadurch  der  Uebergang  des  von 
der  Mutter  zu  besorgenden  kränklichen  Ner- 
venzustandes ,  selbst  Constitution  eile  erbliche 
Nervenschwäche,  verhütet  werden  könne.  — 
Man  lasse  also  nervenschwache  Mütter  wäli- 
rend  de:r  Schwangerschaft  eine  nervenstärken- 
de Diät. führen,  wozu  hsKiptlsächlich  das  Les- 
ben in  reiner  freier  Luft,  das  Landleben  und 
Jhinreichende  Bewegung  4^9  Körpers,  die  Ver^ 


'    —     39     — 

|lM)iduDg  ongteifender  trauriger  Gemiithsaffekte, 
des  Uebermaarses « der  physischen  Li^be,   des 
tielei^  Kailee-    und   Th^eetrinkens^    gehören; 
;freiide  ^ücheotlich   ein  -  bis  zweimal  neryen- 
stärkende  Bäder  an,   und  dem  Grade  und  den 
XJii|S(äDden   angemessene  innere  Stärkungsmit- 
tel, als   China  ^   Vakriana  u.  dergl. ,   und  man 
wird  sicher  davon  die  heilsamste  Wirkung  auf 
das  Kind  wahrnehmen.     Ich  habe  davon  mehr- 
fache giinstige  Erfarungen  gemacht,   und  eine 
davon  ist  mir    besonders  uiivergefslich.     Eine 
Frau,   die   vvähreod   der   Schwangerschaft  die 
deprimirendsten   Gemüthsbewegungen  und  an- 
dere  neri'en^ch rächende  Einwirkungen  erlei- 
den mufste,  daher  auch  fast  immer,  theils  an 
Krämpfen ,    theils   an   einem  wiederkehrenden 
Wecbselfieberanfalle  litt,    war  ich  genölhigtj 
fast  immerfort    China   und  andere  nervenstär- 
kende Mittel   nehmen   zu   lassen,    und,    statt 
dafs,  wie  wir  erwarteten,  ein  nervenschwaches, 
zu  K.rämpfen   geneigtes,  Kind  zur  Welt  ge- 
kommen wäre,  gebar  sie  vielmehr  ein  so  kräf- 
tiges starkes  Kind,   dafs   es  nie  an  Krämpfen 
geVillen  hat,  kein  Symptom  von  nervÖ9er  Con- 
slitoüon    gezeigt   hat,    und   überhaupt,    es  ist 
jetzt  18  Jahr   alt,    eine  fast  ununterbrochene' 
Gesundheit ,    und    eine    ausgezeichnete   Kraft, 
sowohl    der  physischei^   als  geistigen  Funktio- 
nen ,  zeigt. 

Das  vierte:  Reinhdt  der  Säfte. 

Es  ist  übertiaupt  Pflicht  einer  Schwange- 
ren^ dafür  zu  sorgeq,  welches  am  besten  durch 
eine  allgemeine  gesunde  Diät  erreicht  wird, 
die  sie  selbst  fuhrt.  Dahin  gehört  der  Genufs 
^iii&cher ,  gesunder^  ^scher  Speisen  und  Ge- 


tränke/  tnil  Ausschlufs  scharfer,  gesalzener 
^ehr  gewürzler  Speisen  und  spirituoser  Ger< 
tränke,  der  Genufs  reiner  freier  Luft  uod  hia- 
reichende  Leibesbewegung.  —  Besonders  aber 
gehört  hieher  Befreiung,  von  bestimmten  Dys- 
krasien  und  KrankheitsstoiFen ,  die  von  der 
Mutter  auf  das  Kind  übergehen  können;  ypr- 
züglich  4ie  syphilitische  und  skrofulöse,  wel- 
che aber  wieder  häufig  in  Eines  zu$ammen&t 
len ,  indem  ich  die  gleich  nach  der  Geburt  sich 
zeigende  Scrofulosis  immer  für  eine  Degene- 
ration der. Syphilis  halte. 

Auch  hier  ist  es  Pflicht,  während  der 
Schwangerschaft  alles  anzuwenden,  was  die 
Kunst  zur  Heilung  derselben  verinag.  Tfor 
hüte  man  Sich  Tor  zweierlei:  Einmal  vor  un- 
vorsichtiger oder  zu  reichlicher  Anwendung 
des  Quecksilbers,  welches  leicht  Abortus  er- 
zeugen kann ;  zweitens  vor  der  blofs  örllicheh 
Heilung  ortlicher  syphilitischer-  Symptome,  be- 
sonders an  den  Genitalien,  z.  £.  Fluer  albui^ 
Schanker,  wodurch  sehr  leicht  eine  desto  g'e- 
wissere  Uebertragung  der  Krankheit  auf  das 
Kind  bewirkt  werden  kann« 

Das  fiinße :  MnmrJiung  auf  die  geistigen  Aa- 
lagen  des  werdenden  Menschen,  seine  Gemüths^ 
itimmung'y  Temperament,  Neigungen^  Karakterm 

Ich  r^de  hi<$r  nicht  von  den  höheren  Gei- 
steskräften ^  obwohl  auch  diese  von  der. ersten 
Entwickelung  der  Organisation  sehr  abhängig 
sind,  wie  diefs  auf  der  einen  Seite  der  ange-^ 
borne  Blödsinn  und  die  Taubstummheit,  auf 
der  andern  die  sogenannten  Wunderkinder  be- 
weisen.   Hier  sehen  wir  offenbar»   dafs  durch 


—     41     — 

EiDwIrkungen    vor  der  Geburl  der  Cruud  so. 
«wohl  zu  einer  Unterdrücknug,  als  zu  einer  zu 
fruhzeitigeD    und  aufserordentiicheD  Eni  Wicke- 
lung des  geistigen  Lebens  gelegt  werden  können. 

Hier  sei  nur  die  Rade  ron  den  sogenann- 
ten mdaren ,  von  dem ,  was  wir  unter  Ge- 
JDiitbsaift ,  Temperament,  Neigungen,  verste- 
lieo.  Und  dafs  diese  gar  sebr  mit  der  Orga- 
nisation verbunden ,  ja  von  ibr  abbängig  sind, 
daS|  glaube  ich,  kann  mau  als  eutscbieden 
annehmen,  ohne  eben  deswegen  Blaterialist 
zu  seyn,  oder  an  die  besonderen  GaW^chea 
Organe  zu  glauben.  Dafs  ferner  die  Seelen - 
und  Gemüthsstimmung  der  Mutter  während  der 
Schwangerschaft  einen  bestimmten  Einflufs  auf 
die  Seele  nnd  Gemüthsstimmung  des  Kindes 
habe,  auch  dieses  ist  nicht  zu  leugnen.  Ich 
habe  selbst  beobachtet,  dafs  Kinder,  deren 
Mütter  wahrend  der  Schwangerschaft  tiefen 
Gram  erduldeten ,  liir  ihr  ganzes  Leben  eine 
gewisse  Neigung  zur  Traurigkeit,  ein  melan^ 
cholisiches  Temperament,  behielten.  —  War- 
mn  sollten  wir  nun  nicht  auch  diesen  Weg 
benutzen,  um  einen  vorthellbaflen  Einflufs  auf 
das  Geistige  des  werdenden  Menschen —  ge- 
wift  das  Wichtigste  von  allem,  —  und  da- 
dorch  auf  sein  ganzes  künftiges  Leben  zu  er* 
halten?  —  Die  Natur  wirkt  ja  nach  dem  Ty- 
pus der  Mutter,  nicht  aliein  im  Körperlicüen, 
sondern  auch  im  Geistigen,  und  so  glaube  ich, 
dafs  selbst  folgende  Eigenschaften  der  Seele 
des  werdenden  Kindes  während  der  Schwan- 
Carschaft  begründet  werden  können: 

Die  Richtur^  de$  Geistes, 

Sie  kann  entweder  nach  oben  oder  nach 
^dn  gehen,    ^acb-  oben,  zum  höhereu  Le- 


r 


ben ,  zum  Geistigen ,  sn^v  Gottheit , '  znm  Un-» 
sichtbaren;  ^nacfa  unten,  zur  Welf^  zum  Sichte 
baren,  Sinnlichen.  Die  erstere,  die  Richtung 
nach  oben,  ist  das  Einzige,  wodurch  der  &|enscl| 
sicl^  Yoa  dei|  Tbierei^  unterscheidet.  ^) 

Und  so  könnte  der  höchste  Vorzug  des 
SIensJchei) ,  der  Sinn  (ür  das  (iöhere ,  Unsicht; 
bare  schon  während  der  Schwangerschaft  4pirch 
eine  ähnliche  Richtiing  der  Mqtter  genährt  und 
gestärkt  werden ;  So  wie.  umgekehrt  di4 
Richtung  zum  Sinnlicheiu 

Die  Gtmüthsart.^ 

Sie  kann  entweder  sanft  pnd  mild ^  oder 
{iefti^  und  leidenschaftlich  seyn.  —  Je  mehr 
sich  die  Ofutter  dem  einen  oder  dem  ajaderii 
während  der  Schwangerschaft  hingiel^t ,  desto 
mehr  lafst  sich  erwarten ,  dafs  auch  die  eine 
oder  die  andere  Gemüthsart  bev  dem  Kind^ 
yorherrschend  seyn  werde. 

Ebenso  di^  _  verschiedenen  Neigungen  desi' 
Menschen. 

Nie^iand  wird  leugnen,  dafs  der  Mensch 
angeborne  vorherrschende  Neigungen  haben 
kann,  ja  dafs  jeder  Mensch  ein  solches 
Grut^dpripzip  hat.  Der  eine  mehr  zur  Jjist 
und  Schlauheit,  der  andere  zum  Stehlen,  der 
dritte  zur  Wollust,  der  vierte  zum  Zank  und 
Streit  u.  s.  w.  Es  zeigt  sich  diese  vers.chie« 
^ene  Anlage  oft  in  der  ersten  Kindheit,   un4 

*)   Pronmgni  cum  spectent  animalia  caetera  terram^ 
Os.  homini  suhlime  dedit,  coelutnque  tueri 
Jussift  et  erectos  ad  iidera  attollere  oultus. 

Opid,  Mftamorph*   L 


-     43     - 

tai  Geschwistern,  die  unter  gleichen  äufseren 
Verhältnissen  aufwachsen.    Eben  so  euch  gute 
>  'HttgQDgen.  —  Ist  es  nun  nicht  wahrscheinlich, 
ist»  die  während  der  Schwangerschaft  in  der 
Matter  vorherrschende  Neigung  auch   hierauf 
einen  grofsen   Eiqflufs    haben    koone,    ihrem 
|üii4e  ejue  solche  zu  geben?     J^  ich  habs  be« 
stimmte  Beispiele  gesehen  p  ^wo  diefs  ualeug- 
bar  der  Fall  war.     Und  sollte  nicht  jede  Mut- 
ter ?8   sich   hieraus   zur   Pflicht  machen,   die 
nachtheiligen   möglichst   zu    unterdrücken  und 
Reinheit  der   Seele,    Liebe  und  Gute,    herr- 
schen zu  lassen  ? 

Die  Set!enstimmi4ng ,   das  Temperament. 

Sie  kann    heiter   oder   traurig,    froh  oder 
'  exDSt  seyn,  und  es  ist  unleugbar,  dafä  es  hier* 
in  zwei    dem   SIenschen    angeborne   Anlagen, 
zwei    gleichsam      Vefschiedeue     Mensch  enar- 
ten,  giebt,    die  schon   von   allen   Zeiten    her 
durch  d^n   Namen,   sanguinisches  und  melan- 
cholisches  Temperament,    unterschieden    wur- 
den;  Menschen,   mit  frohem   Herzen,    deneii 
eslfatur  ist,    alles   leicht   und  heiter  zii  neh- 
lAen,  und  Menscliep   voiq   Gegentheil.      Dafi 
diese  Anlage  in   der  ersten  Conformatlon  der 
Organisation    und   also   während   der  ßchwan- 
gerschait    begründet    sey,     und    d^fs    folglich 
nach  dem   ohigen  die   yerschieden^  Gemüt  hs- 
stimiiiung     der     Mutter     während     derselben, 
einen  sehr  bedeutendeq ,  ja  yielleicht  entschei- 
denden Einflufs   haben   könne,   ja  müsse,   is^ 
wohl  keine  Frage.    Wir  sehen  Blinder,    von 
iereelben  Mutter  gebaren ,  unter  ganz  gleicheq 
Umständen  aufgewachsen ,   dennoch  Tpm  Aii-: 
•    ^g  an    diese   Verschiedenheit   des  T^mperf^-: 
?Qents  darstellen.     SoUle  nun  nicl^t  je^e  Mu^V 


ter  sich's  migelegen  seyn  lassen^  durjcb  eigä«! 
Heiterkeit  wäbrend  derselben  auch  itiresBr 
Kinde  den  grofsen  Schatz  eines  frohen  Her«" 
zens  zu  verschaffen  ?.  > 


'  I  • 


Also  Sedenrdnhdt y  Frömmigkdt^  SanfirrüßTi^' 
/Teiter AeiYy  würden  die  Seelenstimmungen  seyn^' 
deren  sich  eine  Matter .  während  der  Schwaii- 
gerschaft  am  meisten   zu  be'fleifsigen  hätte. 

Das  sechste  endlich^  Schqnkek  und  Sfgd^ 
mafsigkdt  der  äujstrn  fbrm,  besonders  des /fn- 
gesichts. 

Schon  die  Alten  hatten  die'Gewohnheity 
wie  uns  Oppiah  ron  den  Spartanern  erzäblr, 
ihren  schwangern  Weibern  schöne  Gemälde 
von  Nireus^  Narcissus,  HyacynthuSy  Castor  nni 
PolluXj  zum  beständigen  Ansehen  hinzustel- 
len ,  damit  sie  schone  Kinder  gebären.  SiiB 
glaubten  also  an  diesen  Einflufs  der  mütterli- 
chen Phantasie  auf  die  sich  bildende  Frucht^ 
deren  äufsere  Bildung  allerdings  erst  das  Werk 
der  Schwangerschaft  ist.  —  Ebenso  will,  man 
bemerkt  haben ,  dafs  in  den  katholischen  Län- 
dern ,  wo  die  frommen  Weiber  während  der 
Schwangerschaft  oft  mit  grofser  Inbrunst  vor 
den  Madonnenbildern  beten,  die  weibliche 
Nachkommenschaft  etwas  Madonnenartiges  im 
Gesichte  trage.  —  Sollte  nun  bei  der  unleug- 
bar grofsen  Kraft  der  Phantasie  nieht  in  der 
That  ein  solcher  Einflufs  auf  die  äufsere  Bil- 
dung des  Kindes  anzunehnien  und  es  daher' 
sehr  gerathen  seyn,  die  Augen  und  Einbil- 
dungskraft der  Mutter  während  der  Schwan- 
gerschaft mit  schönen  Formen  zu  erfüllen? 


•     -    w    — 

I 

Diefs  567-  genug.   *^    Der  einsige  Zweck 

.fieser  Worle  war,  mehr  Aufmerksamkeit  auf 

|,:iiesen   bis   jetzt,  sü  wenig  beachteten  Gegen- 

fUtad ,  und  mehr  Vorsorge  für  den  iinsichtba« ' 

rea  Menschen,    sein  Leben   und   seine  Aus- 

liiUiing  Yor  der  Geburt,   zu  erregen.     Habe 

r  idi  diefs  bewirkt ,    so   ist    mein    Zweck  er- 

lackt. 


I 


% 


--   4e    -^ 


li. 

t)  6  s 

iFreihetrh   yö»n    Wedekind 

Fortgesetzte  Bemerkungen 

über 

den    Sublimat^    die   Lustsench^i 

und 

JDzondi'd    Metiiodei 

■tierr  t^rofessör  bjjondi  mufste  Jurdi  seiaä 
Mea«^  zuverläfsige  Heilart  der  Lustseuche  in  aUeii 
ihren  Formen  ^  BäUe'1826  f  meine  Wifsbegierdi 
tjm  80  mehr  reizen ,  als  ich  von  Aoderü  Tet» 
hahm^  dafs  die  Ausbeute  seiuer  zehtijährigMi 
Erfahrubg  ttxm  Erstaüoen  mit  dem  übereiii 
käme^  was  ich  $eit  40  Jahren  her  aüsgeübti  - 
gelehret  tind  auch  zum  Theil  in  diesem  Jour- 
nal (s.  1824.  I.  S.  38.)  mit^retheilt  habe.  Nach- 
dem ich  liun  das  obige  Werkcheh  des  Sehr 
vetdietistvolleii  Mannes  selbst  gelesen  habu» 
fühle  ich  mich  angeregt/  über  Verschiedenes« 
worin  "Wir  in  unsern  Ansichten  iind  Ausübün*  ' 
gen  übereinkommen ,  oder  abweichen  ^  den 
Leset  zu  unteirhalten* 


-.  47     - 

Die  JDzondi sehe  Methode,  die  Lnatseuche 
la  heilen,  soll,  wie  der  Gruudsatz,   auf  wel- 
chara  sie   beruhet,    näinlich  f,daf6  qs  bei  der 
Kur  diefer  Krankheit  nicht  auf  die  Menge  des 
Jiaba  nach    und  nach  genommenen  QuecksiU 
to^)  sondern  auf  die  hinreichend  grofse  Gäbe 
.disselben,     die   auf  einmal   genommen    wird, 
Momme^',   neu,   Toü  Niemand   vorher  aufge- 
Itellt  worden  seyn.     $iehe^die  Vorrede  S.  IV. 
-**  Wenn  man  den  Satz  $6  aufstellt:  j,Nur  in 
hioireichend  stärken   Dosen  gegebenes  Queck- 
silber kann   die  Lustseuche  heilen,"  dann  ist 
derselbe  nicht  neu,  tind  auch  von  mir  behaup- 
tet worden  (s.   a.   a.   O.    S.  44  —  49.).      Ich 
gebe  das  Quecksilber  (den  Sublimat)   in  stei- 
genden Dosen  bis  der  Athem  darauf  einen  be- 
soodetn  Geruch  abnimmt  >  womit  ein  beson- 
'   derer  Geschmack,  wie  nach  Kupfer,   und  ein 
Btwfks  beschleunigter  Puls  verbundeh  sind;  und 
wenig  erwarte  ich  vob  kleinen,  obige  Erschei- 
iiUDgen  nidht  hervorbringenden  Gaben  zur  Hei- 
lung der   LustseUche   eben  so  wenig,   als  ich 
Von  der  Chinarinde  in   der  Dosis  von  einigen 
Craoeo   die   Heilung  ein.es  WechselGebers  er- 
warte —  so  wenig  darf  ich  sägen,  als  ich  von 
iirgeqd    einer   Arznei    Wirkung  erwarte,    die 
nicht  in  hinreichender  Mebge  geteicht  ii^ird. 

Wie  bestimmt  nun  Hr.  thondi  das  türi. 
r-iichtadt?  Oder  was  giebt  er  als  Merkmal 
an.  Woraus  zu  beurtheilen  dteht,  t^ie  wtZ  Sub- 
limat man  auf  ein  Mal  geben  müsse.''  Ich 
nehme  an,  man  solle  in  der  Dosis  so  hoch 
Bteig:en ,  als  es  der  Mageii  uud  der  Darmka- 
nal  verträgt  und  kein  Abweichen  entsteht,  sei 
es  auch  mit  Beihülfe  des  Mohnsafles.  -  Hr.  />* 
bastiauzit  das  Hinreichönde  in  den  Dosen  aus 


—  -  48     — 

dem  wahrnehmbaren   Abnehmen  dkr  KranlheiUa-'^ 
Schonungen^  bis  diese  Abnahme  merklich  eiä^p 
tritt,   soll  man  mit  der  Gabe  steigen*.   In  W 
unter  100  Fällen,  schreibt  er,  wird  man  niiM^^i 
über  anderthalb  Grane   ^u    geben  haben,  "anl^ 
in  den  seltenen  Fällen  höcbstens  3  Grane,  r^  -; 
Wenn  ich   nun  Hrn»   I>.   darin*  Beifall  gebi^  \ 
dafs  man  die  Dosen  so  lange  erhöhen  müsM^ 
bis  Abnahme  in  den  Krankheitserscheinungli 
sichtbar  wird, 'so  fragt  es  sich  doch  wohl,  ob' 
man   denn   nicht  durch  Steigerang  der  GabJM 
diese  Abnahme  beschleunigen  könne  und  sollt? 
Ich  urtheile  nach  meiner  Erfahrung:  allerdings 
soll   dieses  geschehen    und  so  lapge  mit  im. 
Steigern   fortgefahren  werden,    als  der  Unter* 
l.iib  das  Mittel  verträgt,   und  bis  die  efwälui* 
ten  Zufälle,    P^orboien   der  Salivation ,    eitttie- 
ten«     Dabei  ist  keine  Gefahr,  wenn  der  Kiaa^ 
ke  ein  gehöriges  Regimen  führt,  wenn  man  ttt 
gehöriger  Zeit  mit  dem  Sublimat  aussetzt,  and 
wenn    man   zeitig   genug   die    dem  Mercorial* 
scorbut   entgegenwirkenden   Büttel  —  ein  Ge- 
tränk mit  Stilpetersäure,   die  Sabinapillen  und 
die  Schwefelblumen  —  anwendet,  wie  ich  in. 
meinen   Aufsätzen   angegeben  habe.     Hat  der 
Athem  darauf   seinen    Gestank  verloren,    so 
fange  ich  wieder  mit  dem  Sublimert  an ,   Und 
bemerke  rasche  Fortschritte  in  der  Kur» 

Es  gibt  eine  Menge  von  Fällen^  wo  die  Aerztt 
darum  mit  dem  Quecksilber  nichts  au8richteD> 
weil  eine  skorbutische  Auflösung  des  Bluts- 
vorhanden ist,  und  zu  diesen  Fällen  gehören 
die  häufig  vorkommenden,  wo  das  Quecksil- 
ber ,  durch  nicht  gehörige  Anwendung ,  diesen 
Scorbut  selbst  veranlafst  hat.  Hier  wird  die 
Dzoncfi'sche  Methode  nichts  ausrichten ,   wenn 

nicht 


—     49     ~ 

'  iichl  vorher  dieser  Scorbul  gehoben  ist.  Vor- 
\  piglich  fand  ich  hier  die  Sabina^  den  Calinns, 
rib  Salbei  und  die  Salpetersäure,  auch  das 
Affer'sche  Sauer,  heilsam,  und  ich  konnte 
lemnächst  mit  Erfolg  Sublimat  geben»  In  ei* 
[  ^gen  Fällen  mufste  ich  mehrmals  damit  ans- 
letxen  und  die  obigen  Mittel  nehmen  lassen, 
Us  ich  doch  endlich  zum  Ziele  kam.  In  der 
gehörigen  Erkenntnifs  nnd  Würdigung  des  Zu- 
standes,  Mrorin  man  kein  Quecksilber  geben 
darf,  oder  mit  dessen  Gebrauch  aussetzen  mufs, 
liegt  Yornämlich  mein  Arcanum  in  der  Behand-* 
long  der  yenerischen  Krankheiten,  welches  zu 
emthen  sich  Manche  umsonst  bemüht  haben, 
weil  das  einfache  Wahre  leicht  verkannt  wird* 
läi  durfte  damit  um  so  weniger  hinter  dem 
"Berge  halten ,  da  ich  ein  alter  Mann  bin  und 
ich  flicht  darauf  auszugehen  brauche ,  aus  der 
Aajoa  Gewinn  zu  ziehen. 

Der  Mercur  ist  dem  venerischen  Gifte  enf- 
gigerij  weil  er  es  vertreibt,  obgleich  beide  in 
der  nachfolgenden  Wirkung,  der  skorbutischen 
Cachexie  übereinkommen*  Es  folgt,  dafs  man 
den  Mercur  so  geben  mufs,  dals  dessen  nach- 
folgende, secundaire,  Wirkung  nicht  eintreten 
kann,  und  dafs  da,  wo  ein  ähnlicher  Zu« 
stand  schon  vorhanden  ist ,  dieser  erst  zu  be- 
seitigen ist,  bevor  Mercur  angewandt  wird. 
-—  ff^arum  ist  der  Mercur  dem  veneri- 
schen Gifte  entgegen?  Aus  einer  besondern 
Rtizkraß  desselben,  wie  Hr.  D.  urtheilt  (wie- 
wohl er  in  der  Folge  eine  chemische  Wirkung 
annimmt),  weifs  ich  dies  nicht  zu  erklären. 
Der  Nulceu  des  Mercurs,  Srtlich  bei  veneri- 
schen Geschwüren  und  Ausschlagen  nngewandf, 
liegt  doch  wohl  zu  Xage^  dafs  derselbe  das 
Jon».  LXIV.  B»  1 .  Sc  D 


^      50     ^ 

venerische  ^Gift   so  yerändere,   dafs  es  veneii-' 
sches  Gift  2^11  seyn  und  als  solches  zu  wirkei*  ' 
aufhören  mufs,   d.  i;   äafs  er   es  auflöse,  oder 
dochf  cur  Ausleerung  geschickt -macht.     Das  im 
Körper  vom  Mercur  aufgelösete,  oder  deinsel* 
heu  anhangende  venerische  Gift  wird  nun  mit* 
demselben  ausgeleert  ^  durch  Haut  und  Luivgen 
fortgeschafft.     Würde  es  nicht  fortgeschafft,  so 
wäre  keine   Heilung  möglich  t   oder  so  möfsle 
eine  Mercurialkrankheit  enistehea.     Beides  ge- 
schieht bei  gehörigem   Gebrauche  nicht : ,  also   ' 
wird  dann   der   Mercur  mit   dem  ihn   anhan- 
genden   venerischen    Gifte   ausgeleert.      Diese 
Ausleerung^  durch   Haut  und  Lungen,    wird 
durch  Verstärkung  des  Blutumlaufs  (das  soge- 
nannte Mercurialfieber)  befördert.     Es  ist  da- 
her von  Wichtigkeit ,  den  Mercidr  so  zu  gebeii, 
dafs  er   den  Umlauf   des   Bluts  und  die  Avls- 
dünstung    Vermehre   —   wobei   allerdings  mit 
der   allergröfsten   Sorgfalt   alles    zu  vermeiden 
ist,  was  die  Ausdünstung  zurückhalten  kann!! 
Geschieht  dies ,  und  wird  der  Mercur  mit  dem 
von  ihm   zur  Ausleerung  geschickt  gemachteir  , 
venerischen    Gifte    fortgeschafit ,    so   hat  man 
sich  weder  vor  secundairer  venerischer  Krank- 
heit noch  vor  Mercurialkranklieit  zti  furch (eo. 
Weil  aber   da ,  v^'o  bereits   grofse  Anlage  -zu 
dieser   Art  von    Cachexie  vorhanden  ist,   die. 
Anwendung   des  Stercurs  dennoch  nachtheilig 
werden  kann,    so   mufs   man   besonders  hier 
sehr  aufmerksam  seyn^  mit  dem  Merfcur  «tu^- 
setzen   und  die  oben  erwähnten  Mittel  geben, 
sobald  sich  der   stinkende   Athem ,   als  erstes  . 
Merkmal  der  skorbutidchen  Auflösung,  einfin- 
det,  —  Mir  ist  noch  keine  venerische/Krank- 
heit vorgekommen,   die  ich,  wenn  der  Kran- 
ke gehörige  Tolge    leistete,    bei  Anwendung 


1. 


^    öl    ^ 

Heilart  nicht  bald  besiegt  hätte.    In  die- 
Hinsicht  habe  ich  nichts  mir  Neues  erlernt. 

[-        Warom    ich   den    SablLmat  allen   andern 
'  .Ittr  bekannten  Mercurlalmitteln  vorziehei  habe 
'  icb  zu  seiner  Zeit  in  diesem  Journale  ange- 
fittn  (s.  S.  39  —  42  am  a.  O.).     Es  beruhet 
:daraaf,  dafs  hier,  der  Quantilät  nach,  die  ge- 
'  rifigste  Menge  von  Mercur    eingegeben  wird, 
.deren  Wirksamkeit  sich  aber  ^   durch  die  von 
dtr  Salzsäure  bewirkte  Theilung  desselben  in 
äofserst  feine  Partikeln ,    vergröfsert ,    indem 
die  Berührungspunkte  der  Mercurialkiigelchen, 
nach  physischen  Gesetzen ,  mit  ihrer  Theilung 
canehmen ,   und  indem  die  Verbindung  dieser 
Krügelchen   mit  andern  Stoffen  um  so  leichter 
geschehen  mufs,   je  mehr  sie  mit  ihres  Glei- 
chen aniser   Zusammenhang  gesetzt  sind.     Es 
Jenchtet   eint  warum  man  yom  Sublimat  am 
wenigsten  die  Mercurialcachexie  zu  befürchten 
hat,  weil  hier  der  Masse  nach  .am  wenigsten 
Qaeckeilber   gegeben  wird ,    weil  hier  das*  ge- 
gebene Quecksilber  am  leichtesten  wieder  aus- 
g«3bvt  wird  —  auch  wohl  weil  die  Salzsäure 
ein  ftntiseptischer  Zusatz  ist. 

m 

Wenn  nun  in  jeder.  Hinsicht  der  Sublimat 
den  Vorzug  verdient  ^  so  mufs  ich  doch  ein- 
gestehen, dafs  sich,  zwar  höchst  sehen.,  Fälle 
ereignen ,  wo  derselbe  wegen  zu  starker  Ein- 
wirkung auf  den  Magen  und  Darmkanal  nicht 
in  gehöriger  Alenge  gegeben  werden  kann, 
wenn  auch  alle  Vorsicht  angewandt  und  der 
ilohnsaft  zu  Hülfe  genommen  wird.  Hier  ist 
nun  der  Fall,  wo  ich  die  Sublimatbäder  zu 
Hälfe  B«h.ine. 

D  2 


—     52     — 

1 

Hr.  23.   pimmt  zu   seinen  SublimatpiUen  Vi 
die  Hälfte  Kramen  Ton(  ungelsäuertem  Weifo-^'  'i 
forod  und  die  andere  Hälfte  Zacken    Ich  ziefh«  !-' 
dem  Zucker  den  wohlgereinigten  Liquiritiefl^   3 
Salt  Tor,  weil  die  Mischung  eine  bessere  Fi)- '  ! 
lenxnasse  giebt.     Üebrigens    kann    man    aucJi  -'■ 
diesen  weglassen ,    wenn    man    Krumen   Tob 
trockenem  Gersten brod  nimmt,  wie  C  L.  Bof^   . 
mann  es  vorschriebi  weil  dfas  Gerstenbrod  kein^  ~ 
so  harte  und  schwere  auflösbare  Pillen  giöblf 
als  das  Weizenbrod.     Uilchbrod  darf  nicht  ge* 
nommen  werden. 

Hx^  Z>.  giebt  seine  ^  Pillen  ein  .Mal .  im. 
Tage  und  nur  einen  Tag  um  den  andern,  gleich 
nach  dem  Essen.  Ich  pflegte  täglich,  meistens 
3  Male^  Morgens,  Nachmittags  und  Abends, 
meine  Pillen  nehmen  zu  lassen,  and  ich  rieth 
darauf  ein'  Stück  Weifsbrod^  mit. oder  ohne  ' 
eine  Tasse  Milch,  zu  essen.  Allerdings  darf 
der  Sublimat  nicht  in  dem  leeren  Magen  kom- 
men, und  es  kann  derselbe  gltich  nach  dem 
Frühstäcke,  dem  Mittagsessen  und  der  Abend- 
mahlzeit genommen  werden. 

Ohne  auf  meine  längere  Erfahrung  zu  po- 
chen, will  ich  nur  fragen:  Warum  verfahren  ' 
wir  beide  hier  Terschieden ,  da  wir  doch  beide 
von  dem  Grundsatze  ausgehen ,  dafs  der  Snbli* 
mat  in  den  möglichst  grofsten^;  Dosen  gegeben 
werden  müsse  ?  Hr.  JD.  glaubt,  ^r  könne  stär-  ^ 
kere  Dosen  geben  ^  trenn  er  nur  einen  um 
den  andern  Tag  giebt.  Warum?  Etwa  weil 
die  Materie  der  Krankheit  hier  einen  um  den 
andern  Tag  und  zu  ge^sser  Zeit,  im  Körper 
erzeugt  würde?  Nein,  sondern  darum»  weil 
nach  48  Stunden  die  durch  den  Sublimat  be- 
wirkte Reizung  des  Magens  ganz  vorüber  sey. 


—     63     •- 

-  Ist  es   Aber  nicht  besser  die  schädliche  Rei- 
nig der    ersten  Wege    zu    verhüten ,  indem 
■M  auf  ein  Mal  weniger  Sublimat  giebt?  Die 
WirlLongsart    des   Sublimats   ist  nicht  mit  der 
ÖMS  Retzinittels ,   eines  Brechmittels,   womit 
L  1>.    dieselbe    S.   40.   vergleicht ,    zu   ver- 
icchseln.     Durch  absorbirende  Gefäfse  soll  er 
ii  die    Hlutinasse,   aus  dieser   in  die  Organe« 
welche  niitziiche  Säfte  abscheiden,   aus  diesen 
durch  die  lymphatischen  Gefafse   ins  Blut  zu- 
?ick  und  aus  dem  Blute  in  die  aussondernden 
Geläfse   der    Lungen  und  der  Haut  aufgenom- 
men werden.     Ein   langer  dynamisch  -  chemi- 
Kher  Frozefe  findet  hier  Statte  durch  welchen 
das  venerische  Gift  aufgelciset  und  fortgeschafft 
waiieo  soll.     Dieses,   nicht  aber  die.  Reizung 
ler  enten  Wege ,  ist  unsere  Absicht  und  Hr. 
D.  bnint  darin   demnächst  mit  mir  überein. 
Wotka,    'worauf  haben   wir  denn   weiter  zu 
jeftea?  dafs  der  Mercur  auf  eine  der  ununter- 
brochen   fortdauernden  Erzeugung   des  vcneri- 
ichen    Gifts    angemessene    Art  gegeben ,    aber 
auch  dafs  die  Mercurlalcachexie  verhütet  wer- 
de. —  Wird  diese  aber  darum  leichter  entste- 
hen,   weil   ich  in  24  Stunden  in  3  Gaben  die 
halbe  Menge   Sublimat  nehmen  lasse ,   die  Hr. 
D  in  48  Stunden  auf  einmal  giebt  P   loh  wüfste 
flicht  warum;   im   Gegentheil   von  dem  in  re- 
fraciis    doMus   gereichten  Quecksilber  ist  auch 
schon  ausgeleert  worden  ,   wenn  das  neue  ge- 
Dommen   wird.    —    Aber    so   viel   weifs   ich, 
dafs  ich  gewohnlich  einen  halben  Gran  Subli- 
inat  auf  einmal,  oft  in  24  Stunden  anderthalb 
Grane    gebe;  eben    so   viel  als  Hr.   7>.  in  48 
Stunden ,    und   dafs    ich    mich   bei   dieser  Me- 
thode gut  befinde.  —     Ein  anderes  freilich  ist 
eS|  wenn  ich  den  Sublimat  in  so  kleiueii  Ga- 


^      54      — 

.1 
ben  reiche ,   iäts  die  Menge  des  dadurch  Ter^*^  I 

änderten  und  fortgeschaffien  yeneri^chen  Gite  i 
weniger  betragt,  als  die  Menge  des  »ich Immer  : 
neu  erzeugenden.     Hier    kann  ich   wohl   durch, ' 
langen    Gebratich   des    Mittels    die  BlutraasM 
aufLösen   ohne  das  renerische  Gift   zu  tiigeq/. 
YölUgen    Beifall  gebe  ich   Hrn.   X>.    wenn  er " 
die  Sache  so  nimmt ,  völligen  Beifall  gebe  ich, 
ihm^  wenn  en  behauptet ,  dafs  man  durch  sol- 
che der  Stärke   der  Krankheit  nicht  angemes-.. 
sene  Merkurialkuren   das   groXste  Unheil  an- , 
richtet.  — 

Hinsichtlich  der  Milchspeisen  sind  wir  auch 
verschiedener,     aber    leicht    ausziigleicheoder 
Meinung.     Zwei  bis  4  Stunden  nach  gegosse- 
ner Milchspeise  erregt  der  Sublimat  leicht  Leib- 
weh,    nicht  aber    wenn   derselbe  unmittelbar 
darauf  genommen    oder    Milch  nachgetrunken 
wird.    —    Icli  bemerke  noc*h,   dafs  die  Subli* 
fnatpillen  leichtier  Magenweh  u.  s.  w.  erregen, 
wenn  sie  2*-»«  3   Stunden   nach  der  Mahlzeit, 
als  wenn    sie   gleich  darauf    oder  nach   gans 
Vollendeter  Magenrerdauung,  zur  Zeit  des  Ves- 
perns,    mit    Weifsbrod,    genommen    werdeui 
Leicht  nimmt    ein    Paar  Stunden    nach   dem 
Essen,  der  Chymua  eine   Säure  ^n  in  Verbin- 
dung mit  welcher    der  Sublimat  den   Magen 
angreiftr 

Dafs  man,  wenn  die  Erscheinungen  der 
venerischen  Krankheit  verschwunden  sind,  noch 
eine  Zeitlang  den  Sublimat  fortsetzen  müsse, 
ünde  auch  ich,  und  zwar  darum,  zur  Siche- 
rung für  angemessen,  weil  in  solchen  Fällen 
wohl,  noch  immer  etwas  venerisches  Gilt  zu- 
rück ist^  obgleich  so  wenig,  dafs  es,  in  der 
kleinen  Menge,    keine  Krankheitserscbeinun- 


—     OJ     — 

[8fl  hervorzubringen '  vermag.  Weil  ober  der 
Lldae  üest  die  Erzengaiig-  neuen  Giftes  im 
Uirper  hervorbringen  kann,  und  weil  d^s  wie- 
Ur  in  hinreichender  Menge  hervorgebrachte 
lieh  tbatig  zeigeir  würde,  so  inuFs  dafür  ge- 
wiff  werden ,  dafs  Nichts  zurück  bleibe.  Aber 
■  ttt  einleuchtend»  dafs  zur  Nachkur  kleine 
isben  Sublimat  hinreichen ,  wobei  ich  noch 
ie  Chinarinde  zu  geben  pflege*  Aus  der 
icbtlieh  verbesserten  Ernährung  des  Körpers 
:hlief8e  Ich  auf  völlige  Tilgung  des  veiieri- 
Jien  Gifts.  Oft  habe  ich  auch  zur  Nachkur 
aUimatbäder.  nehmen  lassen. 

Hr.  Z>.  stellt  als  zwei  zum  Gelingen  der 
.ut  hikhst  nothwendig  erforderliche  Grund- 
iize  auf,  S.  49.  „Das  Quecksilber  darf  nicht 
n  Körper  bleiben,  sondern  mufs  so  schnell 
b  möglich  wieder  herausgeführt  werden ,  wo- 
m'es  nicht  Krankheiten  erregen  soll,  wel- 
16  weit  fürchterlicher  als  die  Lustseuche,  ja 
U  tfnheilbiar  sind;"  und  S.  54.  ^JMe  Auf- 
ugungsthätigkeit  im  Organismus  mufs  möglichst 
bhail  und  rege  erhalten  werden »  damit  di^ 
indseligeo  St^e ,  das  mit  dem  Quecksilber  ver - 
^ganürte  Coniagium  der  Lustseuche  ^  gegeh  des- 
n  Aufsaugung  die  Lymphgefäße  sich  .sträuben ^ 
m  denselben  aufgenommen,  in  die  Bintmasse 
iräckgeführt  und  durch  die  Ausdünstungsor- 
ine  ausgeworfen  werden  mögen. ^'  —  Also 
)n  der  e|nen  Seite  B'eförderung  der  AusdUn- 
Qng  durch  Haut  und  Lungen,  und  von  der 
Ddem  Seite,  vermehrte  Thätigkeit  des  Sy- 
iems  der  absorbirendeu  Gefafse! 

Was  Hr.  !?♦  hinsichllich  des  ersten  Stücks 
^ttlangt^  wild  Jeder  ihm  gern  zugel>e*ii  und 
nr  noch  hinzui%eii^   dais  der  Kreuake ,   deii 


4 


-      Ö6     — 


viel  ausdSniten  soll,  um  dadurch  scbSdlitbe  \ 
Stoffe  fortzaschaffeo ,    auch    reichlich  trinkaa  ; 
müsse',  weil  das  genossene  und  in  die  Säft^ '; 
masse  übergegangene  Wasser  das  Vehikel  isl^  i 
womit  die  schädlichen  Stoffe  abgeben.     Weo^ 
er  dann  verlangt,  der  Kranke  solle  an  Speist 
niir  höchstens  die  Hälfte  von  dem  genielseii, 
was  er  sonst  zu  sich  zu  nehmen  gewohnt  ist^ 
damit  die  absorbirenden  Gefäfse  stärker  wiN 
ken ,  so  kann  ich  ihm  nicht  ganz  beistimmen. 
Allerdings  hat  es  seine  Richtigkeit ,   dafs  tw- 
faer  in  die  Blutmasse  übergehen  müss^,  was 
aus  ihr  fortgeschafft  werden  soll ;  allerdings  iit ' 
es  ferner  wahr,    dafs    nirgends    eine'  öriüchi 
Säfteverderbnifs  eintreten  konnte,  aus  welcher 
in   der  Folge  eine  attgemeine  wird,  wenn  al- 
lenthalben ,   wohin  nur  eine  Partikel  des  T6- 
nerischen  Gifts  abgesetzt  wird ,   diese  früher,, 
ehe  sie,  durch  Zumischung,  andere Säftethcäl- 
chen  des  Organs  sich  assimiliren  könnte,  ein- 
gesogen, in  die  Blutmasse  übergeführt  und  aus 
dieser  durch  die   Ausdünstungsorgane  fortge- 
schafft würde;  allerdings  hat  es  endlich  seine 
Richtigkeit,  dafs  alles  Fortschaffen  und  Aus- 
leeren  des  in  die  Blutmasse  übergegangenen 
Tenerischen  Giftes  unzureichend  sejn  würde^ 
wenn  dasselbe  aus  den  inficirten  Organen  nicht 
so  zeitig  eingesogen  wird,  dafs  die  darin  enU 
haltenen    noch    unverdorbenen    Säfletheilchen 
gegen  Ansteckung  geschützt    bleiben   können 
*-^  —  aber,  mufs  ich  hier  fragen,   wird  nicht 
die  Hwtgerkur   von   der  einen  Seite   eben  so 
viel,   oder  noch  mehr,  schaden,  als  sie  voii 
der  andern  nützt? 

Vermehrt  die  Hungerkur  die  Einsaugang? 
— *  Antwort :  Ja !  -*    Vermindert  sie  die  Aus- 


»-     57     — 

finstung?  -—   Auch  Antwort ,  Ja!  -—    Was 
wird   aber   erfolgen,   wenn,   wegen   der  ver- 
itarktea  Absorbiion ,  von  der  einen  Seite»  der 
üebergang   des  veneriscLen  Gifts  aus  den  Or^ 
nnen ,    vroria  es  (weit  e^  sich  lange   genug 
win  aufhielt,   um  durch  Assimilation  seines 
Gleichen   zu    erzengen)   sich  beOndet,   in   die 
Slutmasse,  vergrölsert,  aber  nun  auch  im  um- 
gekehrten Yerbäitnisse,  weniger  von  ihr  aus- 
^leeret  wird?  —  .Das  wird    erfolgen,   dab 
das  nicht  ausgedunstete  und  in  der  umlaufen- 
den  Blutmasse    zurückgebliebene     venerische 
Gift,  auch  nun  andern  bisher  unangesteckt  ge- 
bliebenen Organen  mitgetheiJt  wird,   dafs  also 
an  Menge  die  Organe,   worin  durch  Yerderb- 
ub  und  Assimilation  venerisches  Gift  erzeugt 
^Rul,  arunehmen,  d.  i«  dafs  die  Lustseudhe  im 
KSiper   immer  mehr  allgemein  gemacht  wird« 

„Diesem  wirke  ich  durch  das  diaphore- 
tische Verhalten  entgegen ,"  wird  Hr.  JD.  ant- 
worten. Aber  auch  hinreichend?  frage  ich, 
und  bemerke  überdies,  dafs  ich  in  meiner 
glücklichen  Praxis  den  meisten  Kranken  rietfa, 
so  viel  an  Speise  und  Trank  zu  sich  zu  neh- 
men ,  als  sie  gewohnt  waren ,  d.  i.  so  viel, 
als  sie  aus  eigener  Erfahrung  ihrer  Constitu- 
tion für  zuträglich  fanden;  aber  sorgfältigst 
Ueberladung  und  den  Genufs  schwer  verdau- 
licher und  die  Ausdünstung  vermindernder 
Speisen,  wie  alier  zur  Fäuluifs  besonders  ge- 
neigter Nahrungsmittel  zu  meiden.  Solchen, 
die  zu  starke  Esser  waren,  rieth  ich  durch« 
aus  nichts  als  Suppe,  Gemüse  und  einerlei 
Fleisch  zu  geniefsen,  damit  nicht  durch  Man- 
nichfaltigkeit  der  Speisen  die  Efslust  vergrö- 
bert würde. 


■   —    6ö    — 

Was  da's  Tvinkeii:  betriffl,  -wl  ^sehe"  ich'  : 
geru-,  \?6nQ  meiae  Krf^Dkeii  etwas  mehi»  Irin-^ 
ken,  als  sie  gewohnt  sLntl;  ich  erlaube  ituieir 
Morgens  .  und  Atxends  Thee  mit  Milch ,  ich' 
verordue  auch  wohl  eine  nicht  runangeuehtn^ 
Plisane  aus  Sarsaparille,  Guajac  und  SiifaboUs. 
Wenok  ich  auch  deo  Mifsbrauch  des  Plisane- 
trinkens  in  Frankreich,  manchmal  zu  tadeln 
Veranlassung  hatte,  so  ist  doch  wohl  otcht 
zu  verkennen,  dafs  erfahr^ingsmäfsig  etwas 
vermehrtes  Txinken  die  Kur  fordere. 

(Bei  dieser  Gelegenheit  erlaube  tmt  der 
verehrte.  Herausgeber  dieses  Journals  nachste- 
hendes Thema  für  eine  rreifsaufgabe  in  Vor- 
schlag zu  bringen:  ,,JDa  es  seine  Michtigkaihatf 
dafs  durch  die  sogenannte  Hungtrkür  dis  Eiti- 
sau£ung  vermehrt,  die  ^Aussonderung  aber  Petmn" 
dert  wrt/;  so  fragt  es  «ic/i,  welche  Folgerungen 
hieraus  hinsichtlich  der  j^nwendharküt  der  Hun- 
gerkur erfahrun^smäfslg  gezogen  VPerden  Aöwnen?". 

Um  die  Ausdünstung  zu  vermehren,  ist 
aufser  dem  sagenannten  subdiaphoretischen  Re* 
gime  auch  mäfsige  Leibesbewegung  zu  empfeh- 
len. Dadurch  wird  auch  die  Absorbtion  be- 
iordert. yVfx  an  viel  Bewegung  gewöhnt  ist, 
und  nun,  der- Witterung  wegen»  bei  cler  Kur. 
das  Zimmer  hüten  soll,  raufs  sich  zu  Hause 
Bewegung  geben»  In  den  Militairspitälern 
'wird  zumal  gegen  diese  Regel  gefehlt,  und. 
ich  halte  dafür,  dafs  darin  eines  der  -wichtig- 
stein Hindernissö  der  Kur  der  Venerischen  ge- 
gründet sey.  Man  sollte  darauf  denken,  diesen 
Menschen  durch  zweokmafsige  Arbeiten,  auch 
durch  Spiele,   Bewegung  zu  geben* 

lieber    die    Schädlichkeit    der    äufstrlidten 
Anwendung  des  Quecksilbers  zur  Heilung  von 


—      59     — 

lAkalznfalIen-|   x.  B.    des   Schankers,   bin  ich 
«ch  mit  !Elrn.,JD.  uicht  gleicher  ftleinung.    £s 
Bfol  sich  allerdings  annehmen,  dafe  aus  jedem 
Sdiaoker,  wo  auch  nur  einer  ist,  <ius  diesem 
k  die  allgemeine  Säfllemasee   venerisches  Gift 
Aergehe,    und   dafs  man  nicht  wissen  konue, 
flb  die&es  vollständig  ai^sgeleeret,  oder  ob  da* 
fOD  in  andere  Organe  etwas  abgesetzt  werde, 
welches  auch  in  diesen  zur  Erzeugung  des  ve- 
Deriftclieo     Gifts     Gelegenheit    giebt.      Darum 
pflichte  ich  der  Meinung  derer  bei ,  die  es  für 
die  Sicherheit   gemäfs   finden ,    auch    da,    wo 
auch  hur  ein  Schanker  sich  gezeigt  hat^   eine 
«oüsrphiljlische   Kur  anzuwenden,    —     Aber 
der   einzelne    Schanker  ist   doch  die  Quelle, 
wo  das  venerische  Gift  erzeugt  wird,  der  erste 
ILrankbeilsheerd  desselben«     Soll    man    nicht 
aiKli  eilen  diese  Quelle   zu  vertilgen  ?'   Ist  es 
nkbt  besser    auch    hier    das    Gift    durch   das 
Pffecksilber»  wie  Hr.  D.    sich  ausdrückt ,    zu 
amatgamiren     und     unschädlich    zu    machen? 
Warum    soll  dem  innerlichen  Gebrauche  alles 
allein    überlassen    bleiben ,   da   man    doch   mit 
dem  äuTsern   allein    die   venerische  Krankheit 
TÜHig  heilen  kann?     Der  Einwurf,    dafs  man 
alsdann    das   Merkmal,   den   Barometer,   wel- 
cher vom  Daseyn  der  Lusfseuche  zeugt,    ver- 
liere,  ist  unzureichend,  weil  fluggs  unternom* 
mene    Heilung   des   Schankers   durch   den  Ge- 
brauch  des  Sublimatwassers  wahrscheinlich  hin* 
reicht ,    weil   man   nur  um  ganz  sicher  zu  ge- 
hen ,    den  Innern  Gebrauch  dieses  Mittels  hin- 
zarügt.    —     Soll    man    aber    etwas,    welches, 
weil  es  allerdings  eine  Vorsicht  erfodert,    die 
nicht   gegen    zufällige  Ereignisse   sichern  kann, 
immer     als    unsicher  betrachtet   werden   kann, 
ich  meine  die  vollständige  autisyphilitische  Kur 


~     60     - 

selbst  eioer  blofsen  Btsorgmfs  weg«ii  unter- 
belimenP  Der  ortliohe  Gebrauch  dee  Subli- 
loatwassers  war  doch  io  manchen  Fällen  bin- 
reichend  I  wo  man  es  nicht  hätte  'vermtitheii'. 
sollen,  wovon,  damit  ich  auch  einen  andern 
Gewährsmann  angebe^  C.  £#.  Hojmann  jn  sei- 
uer  Abhandlung  von  den  Arzneikräften  des 
Quecksilbers  u.  s.  w.  S.  56.  $.  98«  ein 
gar  merkwürdiges  Beispiel  erzähltt  — »  Ich 
denke  die  Anwendung  des  alten  Sprichworts: 
Medio  tutissimus  ibiSy  finde  auch  hier  $tatt 
Wenn  einer  mit  einem  frischen  Schanker  la 
mir  kommt,  so  lege  ich  mein  Sublimatwasser 
auf  und  lasse  ihm  8  Tage  lang  eine  Ueioe 
Dosis  Sublimatpillen  Abends  nehmen»  Damit 
langte  ich  bisher  aus. 

Was  die  übrigen  yenerischen  Hautkrank- 
heiten anbelangt,  so  habe  ich  das  Benetzen 
mit  Sublimatwasser  und  d|e  Sublimatbäder  da- 
gegen (neben  dem  innerlichen  Gebrauch)  im- 
mer angewandt.  Man  mufs  loschen,  wo  es 
brennt!  Nichts  Gutes  wird  da  absorbirt«  Die' 
äufsere  Behandlung  der  ortlichen  Uebel  durch 
den  Sublimat  würde  dessen  innern  Gebrauch 
entbehrlich  machen,  wenn  man  damit  auf  alle 
die  Organe  wirken  könnte,  worin  bereits  die 
Erzeugung  der  yenerischen  Krankheitsmaterie 
angefangen  hat.  Es  geht  dies  aber  darum  nicht 
immer  an ,  weil  die  Menge  des  Sublimats,  die 
man  zur  Heilung  eines'  Schankers  aulserlich . 
anwendet,  unzureichend  ist,  um  das  bereits 
eingesogene  yenerische  Gift  zu  tilgen ;  und  nur 
darum  nehme  ich  den  innern  Gebrauch  ^  oder 
meine  Sublimatbäder  zu  Hülfe. 

Was  Hr.  X>.   yon    der  Identität   des  den 
Schanker   erzeugenden    Contagiums  mit  dem, 


—     61     — 

reiches  der  Tripper  heryorbrlogt,  behaaptet, 
iide  ich  noch  inüner  mit  meinen  Beobachtun- 
|Hi-  im  Widerspruche,  und  dadurch  noch  nicht 
widerlegt»  was  ich  schon  vor  bald  40  Jahren 
ii  meinen  Firagmtnten  über  dit  Mrkenntnifg  der 
mmschen  Kraiühätm;  herausgegeben  von  Dr. 
Dameier.  Hannover  1790,  vorgetragen  habe. 
Wir  haben  seitdem  in  der*  Diagnostik  dieser 
Krankheiten  keine  Fortschritte  gemacht,  wenn 
ttch  nicht  das  bestätigen  sollte,  was  ich  in 
Itmts  Blagazin  (s.  Bd.  XVL  2.  $.336)  Über 
fie  Tripperdribchen  angegeben  habe  — <  ange- 
gshen  habe,  nicht  als  etwas  Ausgemachtes, 
Modern  als  etwas  durch  fernere  genaue  Beob- 
tcbtang  EU  Erforschendes,  worauf  ich  die  Auf- 
«w&samkeit  Anderer  hinlenken  wollte,  um 
«dnUer  hinter  die  Wahrheit  zu  kommen^ 

Da  Hr.  J}.  den  Tripper  nicht  mit  Subli- 
mat behandelt,  ohnerachtet  er  denselben  von 
eben  dem  materiellen  SloiFe  herleitet,  wel- 
cher dem  Schanker  zum  Grunde  liegt,  so 
wiird^  seine  Meinung  für  die  Praxis  keinen 
Ifachtheil  haben  ,  wenn  sie  nicht  Veranlassung 
^e,  den  Sublimat  gegen  die  (vermeintlich) 
Zafälle  anzuwenden,  welche  von  ihm  als  sy- 
philitische Folgen  des  Trippers  betrachtet  wer- 
den ,  wie  auch  gegen  die  sogenannten  verlarv- 
ten  venerischen  Krankheiten.  Hinsichtlich 
letzterer  verweise  ich  auf  meine  Vorhin  ange- 
führte Schrift.  — '  Bei  chronischen  Schmer- 
zen» Entzündungen  und  Geschwüren  ^  wobei 
an  keinen  venerischen  Ursprung, zu  gedenken 
war,  habe  icb  zu  oft  don  Sublimat  hüUreich 
gefunden,  als  dafs  ich  darum,  weil  ich  ihn 
so  fcind,  die  Uebel  für  verlarvte  venerische 
Krankheiten   hätte  halten  mögen»    Der  Subli- 


—     62     -.. 

• 

mat  tilgt  eben  so  gewife ,  und  wohl  hoch  gi-  '1 
wisser,  die  gewöhnliche  Krätze,  ^Is  wie  dh  i 
Lu^tsetiche.  Darf  man  daher  schliefseu:  tfi  \. 
ist  die  Ludtseuche'  scabiSsen  Ursprungs?  I^-/ 
'Sublunatwasser  vertreibe  ich  die  SoDimersprM*  : 
sen.  Sin4  diöse  deswegen  eine  verlarvte  Tt-  ^ 
^nerische  Krankheit? 

Was  ich  aber  lobe^  ist|  dafs.Hr,  23»  tinA 
gegen   die .  Einspriitcungen    bei    dem  TripptTi  .' 
unter  Ausniahme  des-  IVachtrippiers,  eifert,  /ge- 
naue ]BeobachtuDg  hat   auch  mich-  überzeugt,    ' 
dafs    diese   scheiden.     Zum    Auswaschen    w 

^Harnröhre  dient  der  Urin. 

■■  . 

Uebrigens  hoiFe  ich ,  dafs  Hrn.  D.  Schrift 
vielen  Nutzet!  bringen   und  zur  Yerbesleran^ 
der    Heilart    der    Lustseuche    viel  ^üsrichlea^ 
wjerde.     Möge  er  dafür  Dank  einärtfdten!    Es' 
ist  mir  angenehm ,  dafs  wir  in  so  Vielem  über« 
einstimmen,  und  ich  darf  auch  wohl  den  Le- 
ser bitten,  nachsehen  zu  wollen,  was  ich  ubmr  '. 
die  Anwendung  des  Sublimats  in  dieset  Zeit*   ^ 
Bchrift  früher  mitgetheilt  habe. 


Dem  Obigen  erlaube  ich  mir  tiobh  ein 
Paar  Worte  übtr  die  Wirküngiärt  des  Sublinuut  , 
zu  dem  9  was  C»  L,  Hof  mann  in  seiner  Schrift 
von  den  Arzneikräften  des  Quecksilbers,  des 
Sublimats^  des  abgesüfsten  Quecksilbers  find  . 
der  Quecksilber  -  Panacee ,  IVIainz  1796 ,  $•  48. 
50*  ülit  der  ihm  eigenen  Gründlichkeit  den 
Zeitgenossen  und  der  Nachwelt  übergeben  hat, 
hinzuzufügen. 


--      63     - 

Dfib   das   Quecksilber    nicht   dorrh    Il^z- 
:  '^^fi  6^g^>>    ^^®    Syphilis  wirke ,    ISrfst   schon 
dsbu  sich  yermuthen,  \fell  diese  eioc  Krank- 
Itnt  Ton  materieller  Ursache,  eine  ansteckende 
Krankheit  ist,    deren  Materie  (das  venerische 
Gift),  im  Körper  des  Lebendigen,  aus  gesun- 
den Säftta   desselben,    erzeugt,    wieder,   als 
'«  Contagium,    ansteckend   auf  andere   lebendige 
KorpM  wirkt.     Dazu  kommt,  dafs  weder  er- 
höhte ,  noch  verminderte  Reizbarkeit  und  Rei- 
sangi    dals  kein   Mohnsaft    und  keine  Blau- 
jäore,  kein  Camphor,  Phosphor,  Canlhariden 
n.  s,  w.  wie  es  die  Erfahrung  lehrt,  eine  ve- 
nerische Krankheit  hervorzubringen  vermögen. 
Durch  ausleerende    Mittel    gelangt  man   auch 
mcht  lar   Ausrottimg  des  venerischen  GiHes. 
Ans  dem  Nachtheile  der  abfahrenden  und  aus 
der.  Erleichterung  von  diaphoretischen  Mitteln 
Ji/st  sich  £war  schliefsen ,  dafs  das  venerische 
Gift  durch  die  Ausdünstung  abgehe ,  dafs  aber 
dessen  Erzeugung  im   kranken  Körper  gehin- 
dert werden  miisse,  wenn  die  Krankheit  auf- 
boren soll« 

Es  kann  also  das  Quecksilber  die  Lust- 
ssuche nur  dadurch  heilen ,  dafs  es  durch  dy- 
namisch-chemische Einwirkung  das  veneri- 
sche Gift  verändert  oder  unwirksam  mdcht  und 
mit  sich  aus  dem  Körper  führt.  —  Dynamisch 
BeoDe  ich  die  Wirkung,  in  sofern  das  Queck- 
silber {ibsorbirt,  an  den  Ort  der  Erzeugung 
{[^.venerischen  Gifts  gedacht  werden  muls  n. 
I.  w; ;  cffcmhch  pepne  ich  dieselbe  aber,  in 
sofern  das  durch  Assimilation  b^rvorgebrapfate 
venerische  Gift  durch  Verbindung  mit  dem 
Quecksilber  verändert  wird. 


—    M     ~ 


ZaTerlafug  ist  es ,  dafa  man  dardb  gebjS- .  ^ 
iriges  Waschen  der  Zeugoogstheile  mit  SuU»»  >| 
matwasser  die  Ansteckung  verhiiten  kann«    - 

ZuTerläEsig  ist  m  ebenfalls t  dafs  man  mil. ,( 
diesem  Mittel  allein  venerische  Geschwiu^e^  --.  i 
Ausschläge I  Feigwarzen »  Hautflecken,  ja  oft  ;v 
auch  Knochengescfawulste ,  fortschaffen  kann,  -j 

Warum   soll  denn  das  innerlich  genom* ' ; 
mene  Quecksilber  nicht  ebenfalls  auf  die  hier; -; 
obwaltende  fijrankheitsmaterie  unmittelbaTi  aöf    '■ 
physische  oder  chemische  Weise  wirken»  wie ^ 
solches  bei  dem  änfsern   Gebrauche  nicht  iii  : . 
Abrede   zu  Vellen  ist?  —    Um  so  wenig«r 
wird  man  dieses  .  im  Ernste  leugnen  kSnneo;  ^ 
da  in  den  meisten  Fällen  wo  das  Quecksilb«!.  . 
gegeben  wird,    keine  (dynamische) 'Wirkuog  * 
dnf  die  lebendige  Faser   wahrgenommen  wirc^  ,■ 
und   da  aus  einer  geringen  Vermehrung  dm: 
Fulsschläge  eben  so  wenig  als  aus  der  Reizung. - 
der  Speicheldrüsen  ^  die  antisyphilitische  Kraft  .• 
sich  herleiten  läfst. 

Wir   müssen   also   Annehmen,   dab    das*^ 
Quecksilber  das  venerische   Gift  auflose  und 
mit  sich  aus  dem  Körper  fortnehme,  indem 
es  durch  Haut  und  Lungen  ausgedunstet  wirdt 


/  • 


Bei  der  Kur  der  Syphilis  trirdx  es  also 
darauf  ankommen ,  ,|dafs  die  Menge  des  zu 
nehmenden  Quecksilbers  der  des  vorhandenen 
venerischen  Gifts  angemessen  sey,  nämlich 
dafs  ^  immer  mehr  Quecksilber  in  den  Korper  , 
hineingebracht  werde,  als  darin  yeneriscnea 
Gift  erzengt  wird/* 

Hier    inCichte    man    mir    folgende   Ein<- 
wiirfe: 

'   1) 


—     66     — 

1)  |,Zu  einer  YollstKadigen  Kur  duBch  Frik- 
tionen mit  der  neapolitanischen  Salbe  werden 
«egefahr  3  Loth  Quecksilfier  erfodert  : —  aber 
wie  gar  wenig  Quecksilber  reicht  nicht  hin, 
«enn  mit  Sublimat  die  Kur  unternommen 
wird.'  foigHch  kann,  das,  was  von  der  Wi?- 
kmgsart  des  Quecksilbers  gesagt  ist,  auf  .den  Sub^ 
Enat  nicht  angewandt  werden;  Antwort:  Soll 
denn  nicht  darum  der  Sublimat  das  venerische 
Gift  durch  Auflosung  desselben  zerstören,  zur 
Ausleerung  geschickt  machen,  und  dadurch 
die  Krankheit  heilen,  weil  er  so  leicht  den 
Ms^en  und  den  Darmkanal  reizt?  Im  übrigen 
bringt  er  die  nämlichen  Erscheinungen  (stin- 
kenden Athem,  beschleunigten  Fuls,  Saliya- 
tion)  heryor ,  wenn  man  in  hinreichender  Men- 
%%  ika  giebt. .  Die  Ursache  aber ,  warum  hier 
eine  gar  geringe  Menge  Quecksilber  hinrei- 
devde  Dienste  leistet ,  liegt  in  der  äufserst  /ei- 
ne« Zerthülung  des  Quecksilbers;  denn  d)  in 
der  Salzsäure ,  die  den  ifhdern  Bestandtheil  des 
Sublimats  ausmacht,  kann  sie  nicht  liegen, 
weil  die  Salzsäure  nicht  antisyphilitisch  ist, 
wohl  aber  6)  mufs  diese  Ursache  in  der  Fein- 
heit der  Theilung  des  Merkurs  liegen,  weil 
rohes  Quecksilber  ganz  unwirksam  ist,  die 
übrigen  Präparate  aber  viel  mehr  Quecksilber 
enthalten.  Sublimat,  versülstes  Quecksilber 
und  die  sogenannte  Panacee  sind  alle  3  nur 
aus  Quecksilber  und  Salzsäure  zusammenge- 
setzte Präparate,  nur  mit  dem  Unterschiede, 
dafs  in  den  beiden  letzteren  viel  mehr  Mer- 
kur als  in  den  ersteren  enthalten  ist.  Oft 
möfsten  bie  auch  wirksamer  seyn,  als  Subli- 
mat ,  wenn  in  diesem  nicht  durch  die  feine 
Theilung  des  Metalls  ersetzt  würde ,  was  ihm 
an  der  Menge  desselben  abgeht.  Durch  diese 
Joum.  LXIV.B.i|St.  E 


—     66     - 


i; 


1 

4]D°laub]ich  feine  Theila&g  Trird  der  MerkarJ- 
des  Sublimats  geschickt  gemacht^  in  die  feiii»<i| 
sten  Gefäfschen  und  Zwischenräume,  dexfesItB^^: 
Theile  einzudringen  und  su  wirken. .  Wea.';! 
die&es  noch  nicht  einleuchtet  den  frage  ixhi  ;Z 
warum  der  Aeihiops  und  die  gummöse  Sola»7„ 
tion,  bei  der  grofsen  Menge  des  Queckailbot . .'. 
das  sie  euthaUen^  so  schwach  in  der  WiN-  ~ 
kung   sind?"  •    '. 

2)  „Wenn  das  sypliililieche  Gift  durch  Mef-    ; 
kut  direct  chemisch  zersetzt,  aeutralisirt,  oder  ^ 
sonst  unwirksam   gemacht   würde,    so  miifste    . 
dasselbe  unbedingt  in  allen  Fällen ,   selb»!  |iei 
cacliekllschen ,    skorbutischen    und   hectischea  * 
Fersonen,    die    Luslseuche    heilen,    und   Wie 
würden   dabei   niemals  eine  Verschlimmsmog 
nach    seiner    Anwendung    bemerken.''     Ant* 
wort :  Das  Quecksilber  in  hinlängliche»  MengQ 
und  lange,  genug  fortgesetzt,   Gesunden  gege- 
ben ,   giebt  dem  Blute   zuerst  die  BeschaJFeiir« 
heit,    wie  bei   Entzüadungskrankh^iten,   und 
es   bekommt    dasselbe  eine   von   Verdüniiung 
der  Lymphe   durch    V^erminderung  ihltes  Zu- 
sammenhanges zeugende  Crusta  inßamrnatoria  *). 
Nachher  verliert  es  allmählig  seine  Gerinnbar«' 
keit,  der  Körper  wird  schwach  ^  schlecht  ce* 
nährt   und   skorbutisch.     Hat  aber  bereits  aas 
Blut,  wie  bei  Cachek tischen.  Hektischen  uod 
Skorbutischen,   einen  beträchtlichen  Grad.voa 
Auflosung   aus   andern   Ursachen   erlitten  i   so 
ist  gar  wenig  Mercur  hinreichend,   die  Auflo- 
umg  des  Bluls   bis  zu  dem  Grade  schnell  zu 

*)  S.  meine  allgemeine  TÜeorie  der  Entsfindaq« 
gen  und  ihrer  Ausgänge.  Leipzig  1791.  S,  19  — 
50.  wo  der  Reweis  vollnändig  geliefcn  wor- 
den ist. 


^'•,  und  es  mufs  diesen  NachlbeJl  bringen, 
1  D'iru  äit  'Mischung  der  Btutmant  zu  ttr- 
*\  nJe/i(  in   «ncr  bei  der  Menge  da  vorhan- 

■  ««ntchen  Gifts  trforderUchtn  Quantität  gf- 

■  Httitn  kann.  .  Der  Sublixaat  Trird  hier 
•  »Uen  Prnparnten  am  vf  enigsten  nachlhei- 
ty^  lüer  wenigef  Quecksilber  in  den 
9^  |>bracbt  wird,  und  weil  ihm  die  anti- 
^*  Salzsäure  beigemischt  ist  Gelingt 
^**  dem  Arzte,'  durch  dienUche  Mittel 
|jJF'><iDg  dea  Bluts  bis  auf  einen  gewis- 
^^  <ii  vermindern  ,  und  giebt  er  seiuea 
2~oWechseInd  mit  solchen  Mitteln,  so 
™  *  »irni  Ziel« ;   am   sichersten  manrh- 

■isrch  Suhlimatbüder,  vielleicht  derotn, 
liier  der  Sublimat  mehr  auf  die  Lytnrih« 

'"'g«  auf  daa  Blat  wirkt.  Ich  pfli^A 
"  ^ae  eia  halbes  oder  ganzes  Ffand  rfttt 
'^^^ptitchen  Camphorspiritiis ,  odct  m^ 
"•"d  vrfn  Sabina  zuzusetzen." 

«] jiFersonen ,  welche  Merkur  p^mnth- 


-•     «8     ~- 

nqn  lUine  Schankers  mehr  hat  9  einen  Seha»^  ] 
Jker  durch  neue   Ansteckung  bekommen  kSn«^ 
ne,.  so  erwäge  man  auch,  dafs  die  Materieii  j| 
f  der    ursprünglichen    und     der    nachfidgendb^ff 
Lustseudhe.  verschiedenartig    sind    (s*    dieses.'  ^ 
Journal  1824.  L   S.  47  —  48.),    obgleich  im  ' 
Mercur  der  einen  wie    der    andern   enlgegeif 
ist.    Auch  ist  nicht  einzusehen  >    warum  der  ' 
ifiaerc    Gebrauch   des   Quecksilbers    die    Wir- 
kung .  des  Einschmierens    der    Zeugungstheile 
mit.  Schankermaterie     ganz     unmöglich    ma- 
chen,  d.  i.  deren  Aufnahme  hindern  und. sie 
abhalten  solle,  eine  lokale  Wirkung  herTor- 
zubringen.     Der.  äubere   Gebrauch   des  SiiMi- 
matwassers    gleich  nach  dem  Beischlaft,   ist 
aber  allerdings  wirksam* 

4)  ,,Oertlicbe  syphilitische  Uebel  mübtsa 
durch  ortliche  Application  des  ISerkurs  im- 
mer .  geheilt  werden/*  Antwort:  Schanker, 
Ausschläge,  Feigwarzen,  lassen  .sich  auch 
durch  Sublimatwasser  und  Snblimatbäder  hei- 
len. Wenn  aber  die  Örtliche  Behandlung. ei- 
hes  Schankers  nicht  immer  die  Entstehung 
der  Lustseuche  hindert,  so  wird  dieses  da-, 
her  rühren,  weil  Tor  und  während  der  Be- 
handlung schon  Toi^  dem  venerischen  Gifke 
aus  der  ursprünglich  angegriffenen  Stelle  ab- 
sorbirt  und  auf  andere  Tlieile  abgesetzt  wor- 
den war«  —  Ich  kann  hier  diö  Analogie 
mit  dem  Krebsgifle  zur  Beleuchtung  nehmen. 
Der  Wundarzt  schneidet  einen  Knoten  aas  . 
der  Brust  zu  einer  Zeit,  wo  weder  unter 
den  Achseln ,  noch  sonst  wo »  etwas  von  Mit- 
iheilung  des  Krebsgiftes  bemerkt  wurde.  .In- 
dessen   war    dennoch    diese   Mittheilung    ge- 


fe  nnd    Abseteang    des   GiflM   auf  andwo 


—     70     — 


I 

I .       ■  .    •  / 


N.« 


III. 

TT  ^ 

U  e  b  e  r 

den    Wei^hselzop 

.       von       . 

Ebendemselben. 

— ■— — 


W  as  ich  über  den  Weichselzopf  und  det 
Behandlung  in  ^en  Rheinischen  Jahrbüct 
von  Harlefi.^B^.  2.  St.  1.  S.  62.  mitgeü 
habe,  ist  durch  einen  Aufsatz  des  Hro. 
Nies  zu  Perleberg  « in  diesem  Journal  li 
St  1.  S.  129.  bestätigt  worden.  —  Die  je 
liebensv^ürdige  Grafin  B« ,  die;  im  Jahre  I 
Toh  ihren  Eltern  aus  RuXsland  nach  Da 
Stadt  gebracht  wurde,  um  meiner  Hülfe 
vertraut  zu  werden,  und  deren  Weichsel: 
von  mir  dem  Museum  der  Universität  zu  B 
verehrt  worden  ist,  befindet-  sich  also  nocl 
dem  Zustande  blühender  Gesundheit,  w 
'sie  Darmstadt  verliefs,  und  erfreuet  sich 
'schönsten  langen  blonden  Haare !  —  Die  '. 
gelang  vollständig ,  obnerachtet  die  Pllca  di 
Ansteckung  von  der  Amme  herrührte, 
höchst  inveterirt,  und  obnerachtet  dies 
mit  einer  Knocnenkrankheit  verbunden  ^ 
in  einem  Zeiträume  von  beinahe  5  Moni 
ihres  Aufenthalts  in  Darmstadt.    . 


—      71      — 

Sehr  merkwürdig  ist  os,  dnfs,  uach  gröfs- 
iff  WahrscheiDliclikeit ,    hpidcrliiu    durch    den 
Cdtfauch   von  iaCcirteD  Kieidungsstücken  so- 
wohl eine  juoge  Frau  u.-».,    als  lange  n^cli- 
ler  auch    die  60iährige   Frau   Gräfin    lUuUer, 
fliKIssteckt  wurden,   obgleich  die  junge  Gräün 
M/^st  gesund  blieb,   und  auch,   denn   es   sind 
Bttü  ober  8  Jahre  seit  ihrer  Genesung  verflos* 
5611,  hülTenlUch  gesund  bleiben  wird. 

Aus  allen  mir  bekannten  Thatjachen  cehl 
hervor,  1)  dafs  der  rilca  wie  der  Syj)hilis,  dei 
Krätze   u.    s.    w.    eine  besondere  Krankhcits- 
laaterie  zum  Grunde  liege;  2^  dafb  diese  Krank- 
heiCsiiialerie   unter   Begünstigung   endemischer 
Ursachen  von  selbst  im  Korper  entstehen  kön- 
ne; 3)   dafs   sie   das   Vermögen   besitze,    auf 
andere  gesunde  Körper  ansteckend  su  wirke ii, 
wobei  jedoch   eine  besotidere  Disposition  mit- 
wirken mufs,  wie  aus  dem  vorilegcnden  Falle 
10  entnehmeo  ist,  indem  die  Frau  Gräün  Mut- 
ter, die  immer  der  Fliege  ihrer  Tochter  ohne 
alle  Furcht   sich  widmete,   nicht  früher  ange- 
steckt woräen  ist;    4)  dafs  die  Kraukheitsma- 
lerie  viel   iriiher  im  Kitrper  erzeugt  seyn  und 
allerlei  Zufalle  9  durch  Einwirkung  auf  Drüsen, 
Knochen    und    Nerven ,    hervorbringen   kann, 
4>evor  deren  Einwirkung  auf  die  Haare  üchtbar 
wird;    5]  dafs    nach  dieser  sichtbaren  Ein  wir* 
kuDg   die   übrigen  Zufälle  nachlassen;    6)  dafs 
nach    erfolgter     Heilung     wahrscheinlich     der 
Mensch    gegen    die   Kückkehr   der    Krankheit 
gesichert  bleibt,  wie  uach  liberstandencr  Tok- 
kenkrankbeit   gegen  die  Tocken,   worüber  ich 
jedoch,  weil  hinreichende    tiiahiun^-    ma  «b- 
geht,    nichts    zu    bestimmen    wage,    si.*  niiiiK 
wiadiig    es  auch  bleibt,    dai'a  die  junge  (jruiiu. 


•—     712      -i- 

wenn  sie   duKli  die  Tor  ihrer  Heilung  getra- , 
geoen  und  aufbewahrtem  Kleidungsatätke  nach- 
her Andere  angesteckt  hat,   nicht  aelhst  enge-  . 
steckt  worden  ist.   —    Ich  bemerke  übrigensi 
dafs  ich  der  Fran   Gräfin    vor  ihrer  Abreise 
aus  Darmstadt  anrieth,   sie  möchte  alle  Klei-' 
dnngsstüeke  vernichten,  die  während  der  Krank« 
heil  Ton  ihrer  Tochter  getragen  worden  wa- 
ren,  zumal  die  Kopfbedeckungen. 

Meine  bisherigen  Beobachtungen  1>erech« 
tigen  mich  zu  der  Annahme  ^   dafs  der  Sublj-r. 
mat  den  Weichselzopf ,   wie  die  Lustseuche,. 
die  Krätze ,  u.  a.  Krankheiten  .die  nicht  ve^ 
nerisch  sind,  heile,    wenn  bei  dessen  inoerer 
Anwendung  der  von   mir  aufgestellte  Graod- 
satz ,   denselben  in  so  starker  Dosis  als  mög- 
lich zu  geben,  befolgt  wird  (s.' dieses  Joornsl 
1824.   St.  1.   S.  44.   n.  s.  w.).    Nämlich  ich 
steigere  die  Dosis  allmählig  so  lange,  als  der 
Magen  und  die  Eingeweide  ihn  vertragen  und 
der  Athem   nicht    stinkend  wird  •—  wo  ich 
dann   damit  aussetze,  und  so  lange,  bis  der 
Athem  den  angenommenen  specifiscben  Geruch 
verloren  hat,    Schwefel,    Calmns   und   SaNna 
reichlich  einnehmen,  und  wohlgereinigte  Sal- 
petersäure in  Zuckerwasser  trinken  lasse« 

Ich  hoffe  von  andern  Aerzten  in  Polens 
und  Rutsland,  zumal  von  Hrn.  Dr«  FHa^ 
Dank  zu  verdienen ,  wenn  ich  darauf  auf- 
merksam mache,  dafs  es  nicht  hinlänglich  sej, 
Sublimat  zu  gebrauchen,  sondern  dafs  es  hier 
wie  bei  der  Syphilis |  darauf  ankomme,  priM 
man  ihn  gebraucht.  Bei  der  jungen  Gräfin 
habe  ich  vielleicht  sechs  Male,  eingetretene^ 
stinkenden  Athems  wegen,  den  innern  Ge- 
brauch   des    Sublimats   aussetzen  und  meine 


—     73     — 

Mimbuitea    geben  miisseii.    Waroin   sottle 
kii  4er  Frau   Gräfin   Mutter  mein   Grundsatz 

mg  leiden  ?  — 


lA  bemerke  noch ,  dafa  bei  dem  Abneh- 
ppta  dea  Weichaelaopfes  der  jungen  Gräfin 
Imelbe  noph  an  einigen  Stellen  fest  sals^  und 
liA  es  daselbst  etwas  blutete.  Compressen 
ut  lauem  Sublimatwasser  wurden  auf  diese 
ilellen  gelegt  und  feucht  erhalten.  Den  be- 
airten  Theli  des  Kopfes,  liefs  Ich  mehrere 
Vbchen  lang  öfters  abrasireu  und  täglich  nn 
*BU  Male  mit  Sublimalwasser  waschen.  '*— 
!sfragtsidi,  ob  man  nicht,  nachdem  etwa 
4  Tage  lang  der  Sublimat  gebraucht  worden 
it,  auch  den  noch  ganz  f^st  aufsitzenden' 
¥«chseIzopf  ohne  Gefahr  abscheeren  könne, 
reim  man  gleich  den  äufserlichen  Gebrauch 
leslinwarmen  Sublimatwassers  zu  Hülfe  nimmt? 
A  Vermuthe  es^ 

Id  meinen  alten  Tagen  mufs  es  mir  gar 
rfreulich  werden,  wenn  ich  zu  dem  ToUen 
»ewalstseyn  gelänge^  durch  Erfindung  einer 
icheren  Heilart  des  Weichselzopfes,  auch 
D  entlsniten  Gegenden  der  Menschheit  genützt 
'0  haben. 

Erfreuen  werden  mich  daher  direkte, 
iach  unten  stehender  und  die  Verwechse- 
mg  mit  einem  andern  Geheimen  «-Ralhe  von 
Vi^üind  verhütender  Adresse)  mir  sicher  zu- 
omunende  Nachrichten  von  Aerzten,  welche 
Ba  Weicfaselzopf  öfters  zu  beobachten  Gele« 
enheit  haben,  und  gern  werde  ich  densel- 
m  meine  Meinung  mitth^len.  ^—  Recht 
dir  beklage  ich  es  von 'der  Familie  des  Hrn. 


—     74     — 

I, 

■ 

Grafen  von  B.  seit  langer  Zeit,  wahrschein- 
lich wegen^  liegen  gebliebener  oder  nicht  ge- 
hörig abgelieferter.  Briefe,  keine  ^unmittelbar« 
Nachrichten  empfangen  zu  haben,  ja  nicht 
einmal  von  dem  viermaligen  Aufenthalte  der- 
selben anterrichtet  zu  seyn. 

Darmstadt  jen  12.  November  1826. 

Di.  Geprg  Freiherr  9on  fVtdeUnd^  - 

• 

Grörshen.  Hessischet  <jebdin«r  Ratb  uoi 
Leibarzt")    Grottkreiiz.   Commtndejr  uni 
^    Ritter  ];pehrerer  hohen  Orden.' 


4 


—      75     - 


fr 


r- 


IV. 


Krank  heitsgeschi  cht  e 


von  cinom 


Jurch  (He   Luftröhre  in  die  Lunge  ge- 
fj  falleneA,  und  nach  k  Mpnaten  durch  Hu- 
sten ausgeworfenen  Knochensplitter. 


Beobachtet 


TOD 


Dr.     D  i  0  k  e^ 

pniitr  Arft(«,  Ober- Wnndarste  und  GtburtsLeifer 

SU  Westl/ 


K  •   b  •  c 

«inom    ähnliehen   Fall; 

von  » 

C.  W.  Hufeland. 


^ 


r 

'*H.,  eljß  gesundes  Mädchen  von  17  Jahren, 
ooch  nicht  menstiuirt,  hatte  am  5len  Octbr; 
1823,  beim  Essen  einer  Biudfleischsuppe»  das 
Ifogläck,  ein  Stück  eines  Iiöhvknochens  von 
I  Zoll  im  Durchmesser  und  von  dreieckiger 
'Orm  (die  eine  Seite  des  Knochens  glatt  und 
coocav,  die  andere  convex,  rauh  und  hökd- 
rigt|  der  ganze  lland  desselben  leinzackigt  und 


.—     76     — 

.hin  und  wieder  sehr  sclinrf),  niederzaschliÜL*-' 
kenr  Noch  ehe  dieser  Kürper  den  Schland 
gani  erreichte,  bemühte  sie  sich  durch  Wür- 
gen denselben  wieder  zurück  zu  bringen,  und 
bei  dieser  Anstrengung  fiel  der  KoocheospUt- 
ter  in  die  Luftrohre. 

Aufgetriebenes  rolhes  Gesicht,  heftigec 
Husten f  der  sie  zu  ersticken  drohte,  raub^ 
Stimme,  beschwerliches  Athemholen,  waren 
die  ersten  Zufalle. 

Des  folgenden  Tages    fand  ich  sie  in  ei- 
nem fieberhaften   Zustande,    Gesicht  ood  Äu- 
gen  sehr  roth ,   das   Athemholen   SuTeerst  'er- 
schwert; hiebei  quälte  ein  bestandiger  Hosten, 
der  den  Croupton  hatte,  das  unglückliche  llSd- 
chen   sehr.     Einige    Tage    späterhin    empfand- 
sie  bei  Jedesmaligem  Husten  einen  heftig  ste- 
chenden Schmerz  in  der  Brust,   und  kwar  an 
der  rechten  Seite  und  unterm  Theile  des  Brost- 
beins. 

Es  war  daher  aufser  allem  Zweifel  i  dab 
der  durch  die  Luftröhre  in  die  Bronchien  ge- 
drungene fremde  Korper  sich  schon  zien^ich 
tief  gesenkt  hatt^.  Der  Auswurf  bestand  aus 
Schleim  mit  Blut  Termischt. 

Meine  Prognose,  die  ich  jedoch  den  be- 
kümmerten Ellern  noch  nicht  miltheilte,  fiel 
Datörlich  unter  diesen  Umständen  übel  aus. 

Um  einer  heftigen  Entzündung  u«  s«  w- 
vorzubeugen ,  ergriff  ich  einen  streng  antiphlo*^ 
gistischen  Heilapparat.  Allgemeine  BIntent- 
Ziehungen  machten  den  Anfang,  zum  inner- 
lichen Gebrauch  verschrieb  ich  ein  Decoct 
aus  Althata  mit  Salnüak^  Extr.  Hyoscyam.  Vm. 


^     77     — 
U;  tfc*9  und  ordnete  eine  strenge  unduillde 


•n. 

'  Vieh  einigen  Tagen  minderte  sich  c^ar 
ta'' lieber  y  die  übrigen  Umstände  aber  blie- 
Imd  «ch  gleich,  und  ich  wagte  es  jetzt,  ob- 
nicht  ohne  Sorge,  der  Patientin  ein 
^es  Brechmittel  zu  geben ;  erwartend  «— 
Tielleicht  durch  die  starke  Erschütterung 
!er  Splitter  noch  ausgeworfen  werden  mogle. 
Veon  das  Vomitiv  ihr  auch  nun  weiter  kei- 
ea  Schaden  verursachte,  so  wurde  ich  doch 
meiner  dunkeln  . Hoffnung  getäuscht,  indem 
NT  Knochen  nicht  zum  Vorschein  kam. 

Mehrere  Wochen  gingen  jetzt  hin ,  ohne 
Js  der  Zustand  der  Kranken  sich  merklich 
iderte.  Am  £nde  des  Novbr.  indessen  stell- 
n  aieb  schleichende  Fieber  ein ,  die  Korper- 
aft  schwand  mehr,  der  Husten  wurde  hef- 
Ws  die  Heiserkeit  nahm  zu,  der  Auswurf|i 
r  bie  dahin  aus  Schleim  und  Blut  bestand, 
irde  jetzt  eiterartig,  uud  ich  sah  einer  iorm- 
hep  Lungensucht  und  einem  unvermeidli- 
en  Tode  entgegen.  In  dieser  traurigen  Lage 
irUieb  die  Patientin  bis  Ende  Decembers» 
^eiktt  ich  nun  auch  von  keinem  Arzneimittel 
it«r  jenen  Umständen  vi^l  Hülfe  erwartete, 
lern  ich  das  Ursacbliche  dieser  Krankheit 
cht  SU  heben  vermochte,  so  hielt  i^h  mich 
nooch  verpflichtet,  den  Symptomen  gewis- 
nhaflt  zu  begegnen,  und  zu  dem  Ende  wur- 
in;  während  jener  Zeit,  je  nachdem  es  die 
nslände  erheischten.  —  Pt^lygaL  amar.  --- 
1k.  alb.  —  Lieh.  Island.  —  Wasserfenchel^ 
Ixtr.  Taraa:.  —  Byoscyam.  —  Antimonialmit- 
il  —  jiq.  JLauro  -  <erQS.  —  erweichende  Däni- 
16  etc.,    vor    und  nach  in  Anwendung  ge- 


,        —     78     — 

bracht.  Bei  öfters  wiederkehrenden  Bekl^m 
jnungen,  und  drohender  Erstickung ,  innerlitl 
Chinphor  mit  Opium.,  äufserliche  ReizmittBl 
Fufsbäder  u.  s.  w.  in  Anspruch  gfepommen. 

Mit  dem  4-nfange  des  Januars  liefsen  Ü 
Fieb^rwegungen.nach,  der  Husten  und  der  Ani 
Wurf  minderten  sich,  der  stechende  Schmers  i 
der  Brust  beim  Husten  würde  ebenfalls  ge 
Unger,  und  das  Befinden  im  AUgemeinei 
besser. 

Da  sich  dieser  bessere  Znsland  bis  mum 
Anfange  des  Febr*  erhielt,  so  schopftoo  d| 
Eltern  und  meine  Kranke  Muth,  den  der  An 
ober  noch  nicht  mit  ihnen  theilenkoiiDte;  -^ 
desto  grüfser  aber  war  meine  Freude,  als  «B 
6ten  Febr«  mir  das  Mädchen  entgegen  kam 
und  sagte:  heute  bekam  ich,  ohne  sonderlich 
Veranlassung,  noch  einmal  einen  heitiEen  An 
fall  Ton  Husten,  wobei  ich  ein  sonderbärs 
Gefühl  hatte,  gleichsam  als  ginge  etwas  lo 
in  der  Brust ,  ich  warf  viel  Schleim ,  etwa 
Blut,  und  zugleich  auch  Eiter  aus^.und  mi 
demselben  diesen  Knochensplitter  —  ~,  den  si 
mir  nun  mit  innigster  Wonne  überreiGht^, 

Das  Mädchen  befand  sich  von  dieses  Stun 
de  an  besser,  ich  empfahl  ein  swetcktnäfsige 
Regimen  und  verschrieb  ihr  blofs  nocheinei 
Kräuterthee  aus  Lieh.  Island,  —  j4bh.  — U 
qwT.  —  Flor»  Rhoead,  etc. ,  bei  dessen  GebraucI 
der  Husten  und  alle  übrigen  Beschwerden- im 
iner  mehr  und  mehr  sich  minderten,  der  Aoswäi 
von'  besserer  Beschaffenheit  wurde,  und  di< 
Genesung  bald  zurückkehrte.  Auch  noel 
jetzt,  am  l5ten  März,  ist  ihre  Gesundhei 
vollkommen. 


—      79     — 

Sollte  mit  dem  Anfange  des  Januars ,   als 

'iBmihlig   die  stürmischen  Symptome  nachlie- 

Ifteiiyttch  vielleicht  eiu  Kapsel  -  Geschwür  ge« 

bildet  haben  9    welches    den  Knochen  in  sich 

Mte,  und   sich  dadurch   die   Alinderung  der 

'ZoiSIfe  erklären   lassen,   ~-   und  möchte  nun 

ikfn  Geschwür   bei    dem   erneuert  hefligeni 

iifalle   von   Husten  am   Gten  Febr.   geplatrt 

ujn? 

Als  höchst  wahrscheinlich  möchte  dies  zu 
|)6trnchten  »eyn ;  —  ohne  jedoch  diesen  Gegen- 
fttand  in  physiologisch  -  pathologischer  Hinsicht 
weiter  xu  berühren,  begnüge  ich  mich,  diese 
kleine  Krankheitsgeschichte  ganz  treu,  und 
ohne  alle  Ausschmückung,  dem  ärztlichen 
üaUicum  vorlegen  zu  dürfen. 


Ein    ähnlicher    Fall, 

von 

C.    W.    Hufeland. 


'  Ich  kann  dieser  Beobachtung  noch  eine 
Geschichte  hinzufügen ,  die  ich  leider  selbst 
L  <Q  einer  geliebten  Tochter  erlebte ,  und  au 
die  ich  noch  nicht  ohne  Schauder  zurückden> 
kea  kann.  £s  war  am  28(eD  Dec.  1822,  als 
^eselbe,  ein  Mädchen  von  18  Jahren»  beim 
Mittagsessen,  wahrscheinlich  durch  das  Lacheii 
während  dem  Essen ^    eine  Gräfe  von  einem 


—     80     — 

Hechte  in  der  Luftröhre  bekam.  FSrchterib 
«rar  die  erste  qun  folgende  Scene,  -  VolUtoM 
xnen^  Erstickungs  zufalle  bis  zu  Krämpfen  daiMd 
ten  mehrere  Minuten  lang.  Sie  minderte 
eich  nach  und  nach^  und  es  blieb  nun  A 
empfindliches  Stechen  in  der  Luftrohre,  hodu 
beschwerlicher  pfeifender  Athem,  imaufhSi 
Heber  Rejz  euin  Husten,  zurück..  Das  Schlnk 
ken  irar  frei,  zum  desto  sicherern  Beweis,  dii 
der  iremde  .Körper  nicht  im  Schwände,  son 
darn  in  der  Luftrohre  steckte.  Alle  gewöhn 
liehen  Mittel  ihn  wieder  herauszubringen  we 
ren  vergeblich.  Auch  ^ wurde  eine  Fischbein 
soiide  mit  einem  Schwammchen  in  den^Schlunc 
gestofsen,  ebenfalls  ohne  Nutzen.  EndücA 
iyurde  noch  ein  Brechmittel  gegeben,  om  la 
versuchen,  ob  yielleicht  die  dadurch  enegU 
gewaltsame  Erschütterung  den  fremden  Korpei 
mit  herausstofsen  könnte ,  aber  auch  diefs  WB 
umsonst.  —  Es  blieb  also  nichts  anders  übrig 
als  das  augstvoUe  Abwarten  des  Erfolgt 
möglichste  Besänftigung  des  Reizes,  Yerhi' 
tung  der  Entzündung,  und  wenn  neue  Er- 
stickangsznfälle  einträten,  die  Operation  dei 
Tracheotomie.     Sie  erhielt  erweichende  DSm- 

8fe  zum  Einathmen,   erweichende  narcotischc 
Umschläge  "um  den  Hals,    und  innerlich  eini 
antiphlogische  Slixtur  mit.Exir.  ByoMcyam. 


Nacht  war  ziemlich  ruhig,'  und  an 
folgenden  Morgen  fühlte  sie  das  Stechen-  tii- 
ler  und  mehr  rechter  Seils,  Abends  noch  üe- 
fer.,  und  die  BespiraAon  ward  freier ,  der  Hu- 
sten seltener. 

Ss   liefs  sich  hieraus  schliefsen,   dafs  dei 
fremde   Körper    tiefer    gerückt  sey,    wo  be- 
kannt- 


-     81     - 

bontlich    die    ErnpfindJichkeit    der  Luftröhre 
abnimmt,  und  'wahrscheinlich  bei  dem  Eingang 
\  m  die  Spaltung  der  Luftröhre  seinen  Sitz  ge« 
■omoien  habe. 

D^n  30ten.  Gut  geschlafen.  Kein  Schmerz 
■ehr,  auCser  bei  starkem  Husten,  der  jedoch 
atltner  kommt«  -^  Keine  Spur  von  Fieber  oder 
sonstiger  Anzeige  von  Entzündung*  Es  wurde 
also  das  Aderlafs ,  was  beabsichtigt  war ,  un- 
tedasseo  ,  und  blof»  die  obigen  innerlichen  und 
ittberlichen  Mittet  fortgesetzt. 

Den  Sllen.  Weniger  gut  geschlafen.  Früh 
Nasenbluten  aus  dem  rechten  Nasenloch.  Mehr 
Hasleo,  doch  geringern  Schmerz,  nur  bei  lang- 
samen tiefem  Athemziehen.  Uebrigens  der 
kurze  flusten  und  die  fliegenden  Brustschmer- 
JMo,  welche  sie  gewöhnlich  bei  strenger  Kälte 
uai  iVordostwind  zu  haben  pflegte.  Und  diefs 
war  heute  der  Fall.  Es  war  plötzlich  10  Grad 
Kälte  und  Ostwind  eingetreten. 

Denlten  und  2teD  Jan.  Das  Befinden  leid- 
lich. Der  Husten  selten  und  mit  geringen 
Schmerzen. . 

Den  Steil.  Die  Kalte  war  auf  14  Grad  ge- 
stiegen und  der  Wind  Notdost.  Die  Stiche 
waren  heftiger^  und  zwar  bald  b'nks  bald  rechts, 
doch  immer  mehr  rechts  auf  der  oben  be- 
zeichneten Stelle,  der  Reizhusten  häufiger^ 
Abends  fast  unaufhörlich,  beim  tiefen  Einath» 
men  Gefühl  von  Schwierigkeit  und  Schmerz. 
Kein  Fieber.  Es  wurde  eiiv  öligter  Linctus 
mit  Extr.  Ilyosc.  verordnet  und  öftere  Wie- 
derholung der  Inhalationen. 

Jo  um.  LXIK  B.  /,  St.'  F 


—     82..— 

Deo  4te2i.    Stechen  und  Husten  yermehrt^v 
Der  Fuls  Toller,   hnrtlich,    doch  nicht  üebeihi] 
haft.   —    Offenbar   hat  die  jetzt   eingetreteKt^ 
atmosphärische  enlziindliche  Constitution  audi  < 
hier   mehr   Enfzündlichkeit-  an   der  gereictn,'] 
Stelle  heryorgerufen.      Es    wurde    daher   inr-i 
Verhülung  der   Entzündung   ein    Aderlafs  an ' 
Arm  gemacht,   die   übrigen   Mittel  forfgesetstj^ 
und  Abends   ein  Fufsbad  genommen.     Abeodl^ 
war   nach   dem  Aderlafs   der  Husten  selleiifl» 
und  lockerer,   auch  erfolgte  zum   ersten  IHal 
einiger  Schleimauswurf.  * 

f 
Den  5ten.  Des  Nachts  Schlaf  und.  kein 
Husten.  Aber  am  Tage  mehr  und  trockneri 
wovon  die  yei^ehrte  Spannung  der  Atmos- 
phäre (das  Barometer  28  Zoll  7JLan.^  und  ffie 
strengere  Kalte  (Thermom.  15  Gradj  Umche 
sejn  mochten.  Auch  mehr  Stiche  auf  dar 
Stelle,  der  Luftröhre,  wo  der  fremde  Körper' 
seinen  Sitz  hatte. 

.  Dc^n  6(en«     Die  Kälte  und  trockne  Luft- 
spannung  dauern  fort.    Der  Husten  auffallend 
häufiger  und  trocken ,    endlich  so  häufig,  dafii 
jede  Minute   ein   Anstofs   erfolgte ,   dabei  ih 
Stjmme  heiserer,   und  die  Stiche   nicht  blob 
rechts,    sondern   auch    der  linken  Seite  sich 
mittheilend »   ^'nls   etwas  häufiger,   doch  keis 
Fieber.   —    Das  einzige  was  hier  die  Kunst 
thun  konnte ,   schien  folgendes  zu  seyn :   Ein- 
mal,   die  Trockenheit  und  reizende.  Qualität 
der  Lufi  zu  mindern,  sodann,  die  innere  Spän- 
nung und  Reizbarkelt   der  innern  LnftrShren- 
haut  zu  mindern,    und   endlich  eine  Vermeh- 
rung  der   Schleimabsonderung   dieser  Haut  zu 
bewirken,    um   den  fremden  Körper  mehr  za 


ii 


—     83     ^ 

wmickelDf  dadurch  seine  Beizkraft  zu  min- 
iuBf  ja  vielleicht  durch  die  Verbindung  und 
bwickeluug  des  Schleims  sein  Aujshusten 
'■%lich  zn  machen:  Es  wurde  daher  nun  an* 
irfangen ,  das  Zimmer  immer  mit  Wasserdäm* 

ßD  anzufiilten,  die  erweichend  narkotischen 
lalationen  wurden  öfterer  wiederholt,  fieifsig 
MUeimigte  Gelränke  und  der  Gebrauch  einer 
lafiosuDg;  des  Succ.  Uguirit,  mit  30  Tropfen 
üpia  Latiro  -  ctrcs.  und  Extr.  JSyoscyam»  gr.  s^. 
Konen  24  Stunden  angeordnet.  Diefs  hatte 
lach  den  Nutzen^  dafs  schon  Abends  der  Hu- 
sten viel  seltner  und  lockerer^  und  die  Stim- 
me laater  und  kräftiger  wurde. 

Den  7ten«    Die  Kälte  hatte  zugenommen, 
avdk  Aas  Barometer  war  noch  höher  gestiegen 
(za  29  Zoll).     Der  Husten    wieder  heftiger, 
S(icb«  die    sich   tiefer  in    beide  Lungenflügel 
▼erArnteten.     Nachmittags  erfolgte  ein  äufserst 
Le/Uger  ^nd  eine  Stunde  anhaltender  fast  un- 
aufhörlicher   Hustenanfall,    der  aber    nachher 
nacfaliefs,    ja   des  Abends  und  die  Nacht  hin« 
durch    sehr   seltner  Hustenreiz.     Wahrschein- 
lich  hatte   die   Gräte   eine  andere  Lage  ange« 
Dommen,    anfangs   die   Spitze  mehr  gegen  die 
Schleimhaut  gekehrt,  nachher  weniger. 

So  ging  es  abwechselnd  den  ganzen  Mo- 
nat hindurch ,  bald  mehr  bald  weniger  Husten, 
bald  mehr  bald  weniger  Schmerzen,  wobei 
bifenbar  der  hohe  Barometer  ~  und  der  tiefe 
Thermometer -Stand  den  auffallendsten  £in- 
flufs  zeigten,  so  wie  jede  Anstrengung  der 
Stimmwerkzenge  mit  Sprechen.  Der  Ort  des 
Stechens  aber  blieb  genau  der  nehmliche,  rechts 
bei  dem  Eintritt  der  Luftröhre  unter  das  «Sur- 

F  2 


-     84     - 

■  I  _ 

lam«    so  'dafs   man   mit  Reeht  hier  denS 

lea   fremdeoi  Körpers    annehmen    mnfste. 

Die  Lage  irat  peinlich  und  die  Aufsicht  tii 

rig.     Man  konnte  nichts  wesentliches  ;ea  E 

feroung  der  Ursache  thun ,  denn  zu  einer  c1 

mischen  Auflösung  der  Gräte  konbte  nur  ^i 

leicht   das   Einathmen  saurer  Dämpfe  Mrirk 

diese  aber  vertrug  die  übergrofse  Reizbari 

der  Luftröhre  nicht.     Die  Operation^  der  J 

xhtotorme  war.  jetzt,   wo  keine  dringende- ] 

hensgefahr  .vorhanden  war',     und   doch  n 

die   Möglichkeit   einer   niEiturge6iäfsen  Ansj 

rung  Statt  fand ,   nicht  angezeigt ,  ja  nicht 

laubt.     Also  nur  Erweichung,  Beförderung 

Schleimabsonderung  in  der  Luftröhre ,  um  i 

Reiz  der   Gräte    zu   mindern^    und    sje  d< 

vielleicht  mit  einen}  Schleimklumpen  uniii 

kelt    zum    Aushusten    geschickt    zu   mad 

Besänftigung  des  Reizes  ^   und  Verhütung 

Entzündung,    das   waren  die  einzigen  Ind 

tionen ,  die  >  einzige  Heilform,  die  man  an¥ 

den  konnte.     In  letzter  Hinsicht  wurden 

ruhigste  Verhalten,,  antiphlogistische  Diät, 

bei    zunehmendem    Stechen    zuweilen    ei 

Blütegel  an   der  leidenden  Stelle  angewen 

—  Aber  leider  filieb  das  wahrscbeinlidiste 

traurige  .  Aussicht ,     dafs    entweder    der  '  i 

dauernde  Reiz  eine. chronische  Entzündun 

der  Luftröhre  zunächst  auf  der  Stelle  des  fi 

den.  Körpers,    dann   aber  weiter   sich* in 

Bronchien  verbreitend,  allmählig  einen  ehr 

sehen  Eitern ngsprozefs ,  und   so  zuletzt  e 

phthisischen   Zustand    erzeugen  würde; 

aber  dafs  auch  einmal  plötzlich  die  Gräte, 

jetzt  eine  günstige  Lage   in   einer  tiefern 

niger  reizbaren  Stelle   des.  Larynx  erhalte] 

haben  schieof  diese  verändern  >  sich  queer 


-     8ö    ,-       • 

kfeni    und,    selbst    bei    dem    Bestreben    sit 
hrch   Hnstea  anszusiofseo ,   höher  hinauf  ge- 
['  itorseii    werden,     und    plötzliche    ErsilclLutig 
■regen  konnte.  ^ 

Den  Iten  Febr.  wurde  bei  gelinder  Witte- 
nmg  zum  ersten  Male  eine  Spazierfahrt  gemachi. 
Aber  schon  unterwegs  bekam  sie  mehr  allge- 
aeine  Brustschmerzen ,  die  ihr  die  Fahrt  nichl 
lange  aushalten  liefsen,  und  den  ganzen  Abend 
war  Husten  und  Schmerz  stärker. 

Gegen  den'  8ten  wurde  der  stechende 
Sdimerz  ein  isolirter  auf  der  oben  bezeichue- 
ton  Stelle ,  und,  selbst  wenn  man  äufserlich 
darauf  drückte,  entstand  Reiz  zum  Husten. 
Aach  fand  sich  früh  und  Abends  ein  iibelrie- 
dimder  und  schmeckender  Schleimauswurf  ein, 
der  Sporen  von  anfangender  Eiterung  verrieth. 

Plotzlidi  entstand  denlGten  früh  (als  eben 
die  7te  Woche  geendigt  war),  ein  fürchterlich 
heftiger  Husten,  mit  wahren  Erstickungszufalien 
lud  den  heftigsten  Stichen  in  der  Luitröiire, 
imd  mit  diesen  wurde  endlich  ein  \  Zoll  lan- 
ger i  Zoll  breiter,  dünner,  und  platfgedrück 
teiy  im  Umkreis  zackigt  -  spitziger  ^  Knochen 
aas  den  Kopf  des  Hechts,  ausgestofsen. 

Und  so  war  also  mit  einem  Male  die  arme 
Zjeidende  gerettet  und  Sorge,  Angst  uiid  Ge- 
fahr glücklich  gehoben.  Es  war  ein  Mo- 
ment der  höhsten  Freude  voll  Dank  und  Preifs 
gegen  Gott.  — 

Die  Schmerzen  hörten  nach  wenig  Tagen 
auf,  und  so  verlor  sich  auch  der  Husten  und 
Auswurf,  ohne  alle  weitere  übele  Folgen. 


I 


—     86     — 

I 

I 


..V. 

U  6  b  e  r 
die  Veränderungen,   welche,  d 
H^mdarch  den  Gebrauch  gewiss 
Arzneimittel  erleidet. 

Von 

F.    Wohle  r,    M.    D^ 

sa    Berlin.' 


l3el  Versuchen^    welcbe  ich  über  denUdl 
gang  von  rerschiedenen  Subdtanzan  in  den  1 
anstellte  ^)f   haben  sich,   unter  andern,   a 
einige  Resultate  ergeben  »  die  vielleicht  bei 
niediciniBchen  Behandlung  der,   durch   k?« 
halte  Ablagerung  von  Harnsäure  entstehen! 
Gries-  und  Steinbildung  in  den  Harn  werk} 
^en,  eine  Anwendung   finden  konnten.     ] 
wendet  zwar  bekanntlich  itx  diesen  Fallen 
mittelbar    Auflosungen  Yon  kohlensauren 
kalien  an,  welche  die  Auflösung  der  aus  H 
säure  gebildeten  Concremente   bezwecken 
len.     Aber  es   ist  bekannt ,    wie   wenig  ] 
damit  bis  jetzt   zum  Zwecke  gelangt  ist, 

•)   Zeitschrift  für  Physiologi0 ,  von    Tiedem 
und  Tr§viranus,  B,  /,  p.  125  and  290» 


—     87     -^ 

• 

Jem  Gruiicle,  weil  man  nur  geringe  Quantität 
ko  dieser  Alittel  gebi^aiichen  kann,  und  weil 
äe  bald  naclilheilig  auf  die  Verdauung  ssu  wir* 
km  anfangen.  Wenn  sich  uns  also  Miüel 
darbieten ,  die  auf  der  einen  Seite  die  Ver- 
daoung  weniger  oder  gar  nicht  stören,  und  auf 
der  andern  Seite  dieselben  guten  Wirkungen, 
▼ielleicht  in  einem  noch  höheren  Grade,  äu- 
iiern  zu  können  scheinet,  so  ihufs  diefs  we- 
aigsteus  Veranlassung  seyn,  diese  Mittet  hin- 
sichtlich ihrer  Anwendung  einer  näheren  Prü« 
fang  zu  unterwerfen. 

Nachdem  ich   bei  jenen  Versuchen  gefun- 
den hatte ,  was  auch  zum  Thefl  schon  bekannt 
war,  dafs 'die  meisten   der  ihit  den  sogenann- 
ten Hioeral säuren    gebildeten   Salze   unverän- 
dert 10  den  Urin  übergehen  und  in  demselben 
wieder  nachgewiesen  werden  können,  so  ver- 
sodbte   ich    auch  in  dieser  Hinsicht  die  Salze, 
welche  durch  die  Pflanzen  säuren  gebildet  wer- 
den.    Da    Marcet    die   Vermuthung   geäufsert 
hatte,    dafs    die  Pflauzensäuren  bei    der  Assi- 
milation  zersetzt  würden ,  so  stellte  ich  zuerst 
Versuche  mit  den  reinen  Säuren  an.     Ich  liel's 
einen   Hund   mit   seinem    Futter    2  Drachmen 
^Veinsteinsäure  fressen.     Nach  5  Stunden  wur- 
de er  getödtet,    die  mit   etwa   4  Unzen  Uriu 
gefiillte    Blase    ausgeschnitten    und   der   noch 
warme  Urin  in  ein  Glas  gegossen.     Beim  Er- 
kalten   selzte   er   eine   ^rol'se   Menge   kleiner, 
weifser  Krystalle  ab,    die   sich  bei  der  Unter- 
suchung auf   das  Bestimmteste   als  weinstein- 
saure    Kalkerde    charakterisirten.      Ein    ganz 
gleiches  Resultat   wurde  mit  Kleesäure  erhal- 
ten.    Auch  hierbei  setzte  sioh   in   dem  erkal- 
tenden Urin  ein  Kiederschlag  ab,  der  aus  lau- 


-     88     -^ 

teir  weiften ,  microscoplscbeü  Krystallen  ^ 
kleesaurer  Kalkerde  b^staod ,  woraus  sich  gl 
leicht -^  die  Kleesäure  abscheiden  liefs.  Bt 
so  fknd  ich  die  Bernsteinsäure  und  die  Gl 
äpfelsäare  in  dem  Urine  von  Hunden ,  die  i 
vor  diese  Säuren  zu  fressen  bekonunen  hau 
Der  Urin  des  Hundes ,  welcher  6allapfelsä 
bekommen  hatte,  wurde,  mit  einem  Trop 
Efsenauflösung  vermischt,-  isogleich  schw 
wie  Dinte,  —  Hieraus  geht  also  hervor,  i 
die  Fflanzensäuren ,  wenn  sie  in  freiem  2 
Stande  in  den  Magen  gebracht  wurden,  ni 
assimilirt  werden,  sondern  unzersetzt  in  T 
bindung  mit  den  Basen ,  ^u  denen  sie 
grofste  Verwandtschaft  hatten,  und  die 
wahrscheinlich  im  Blute  aufnahmen ,  .in  i 
Urin  i^bergehen. 

Ganz    anders    aber    verhalten    sich  di 
Fflanzensäuren ,  wenn  man  sie  schon  in  V 
bindung  mit  den  Alkalien,  d.  h.  als  pflani 
saure   Salze,    in    den    Qlagen    gelangen   1« 
Ich   fand  zuerst  bei  Hunden,    dafs.  ihr  X 
alkalisch  wurde,  ,wenn  sie  essigsaures  NaI 
.  zu  fressen  bekamen.     Da   aber  der  Hundei 
ohnediefs   nicht  selten    alkalisch  ist,    so  tr 
ich  selbst   eine   Auflosung  von  1  Drachme 
sigsaurem  Natron  in  Wasser.     Der,  eine  Si 
,de  nachher  gelassene  Urin  reagirte  noch, 
ge wohnlich ,  sauer,  aber  der  hierauf  naqh  z 
Stünden  .gelassene ,  reagirte  ziemlich  stark 
kaiisch  ^    und   brauste    mit  Säuren   auf. 
wiederum    nach   einer. Stunde   gelassene  l 
war  wieder  sauer.  —    Viele  meiner  Beka 
ten^  deren'  Urin  sonst  immer  sauer  war, 
ich  selbst ,   haben   diesen   Versuch  öftere 
auch  mit  gröfsern  Quantitäten  des  Salzes  v 


—     89     — 

iirholt,'  nnd  dabei  ohne  Ausnahme  den  Urm 
ilkallsch  werden  gefunden.  Dasselbe  Resultat 
varde  aach  durch  die  andern,  folgenden  pilan- 
iMManren  Alkalien  erhalten;  nämlich:  Cremor 
Tartan^  Tartarus  tartarisatus  9  Tartar,  boraxatutf 
Sal  de  Sägnette:  machten  alle,  zu  1  bis  3 
Orachraen  genommeny'den  Urin  alkalisch.  Au- 
lierdem  hatte  ich  öfters  Gelegenheit  zu  beob- 
iditeD,  dafs  der  Urin  von  Kranken,  die  ei- 
lige Zeit  lang  die  sogenannte  Potio  Riverii, 
mit  Essig  oder  Citronensaft  bereitet,  einucah- 
men,  alkalisch  wurde,  und  sich  bald  durch 
Abiatz  von  phosphorsauren  Erden  trübte. 

Der    nach   dem  Einnehmen    dieser   Sailze 
alkalisch    gewordene  Urin  ist  meistens,   doch 
Au^l  immer,    trübe   durch    niedergerchlagene 
nfise  phosphorsaure    Salze.      In   der    Regel 
wild  er    aber    nach  dem  Erkalten  trübe,    und 
eft  findet   man   nach   einigen    Stunden   daraui' 
eine  Haut,  die,  bei  näherer  Betrachtung,  aus 
kleinen  vreifsen  Krystallen  besteht,   die  phos 
phorsaure  Ammoniak -Magnesia  sind  ,  dasselbe 
noauilüsliche    Salz,   welches   sonst  Steine  bil- 
det.    Es   geht   zugleich    hieraus    hervor,     daft* 
der  Arzt,    beim    Gebrauche   obiger    Blittel,   in 
der  Beurtheilung  der  CeschalTeuheit  des  Urins 
Torsichtig  seyn  müsse,  indem  er  leicht  für  ein 
Sjmptom   halten  kann  ,    was   nur   eine  Folge 
der  gegebenen  Arznei  ist» 

Wenn  man  eine  Saure  in  den  nach  der 
Einnahme  eines  solchen  Salzes  alkalisch  ge- 
wordenen Urins  giefst,  wird  viel  Rohlensäurf- 
entwickelt^  und  er  braust  so  stark  .auf ,  wie 
eine  stark  moussirende  Flüssigkeit.  Ein  sol- 
cher Urin  lost  nicht  allein  pulverförmige, 
künstlich  dargestellte    Harnsäure    ganz   leichi 


—      90     —  . 

und  in  ziemlicher  Menge  auf,  sondern,  es 
■  wurrle  dadurch  auch  ein  ,Stärk  eines  festen,  ' 
;ui9  Harnsäure  bestehenden  BlasensüBines  iit- 
n6rh;ilb  weniger  Tage  auf  der  Oberfläche  gaor 
deutlich  angegriffen.  Diese  auflösende  Kraft 
WTirde  noch  bedeufend  vermehrt  durch  einea 
Wärmegrad,  der  ungefähr  dem  , de»  lebenden 
Körper^  gleich  kam. 

I 

Die  Zeit,  in  welcher  der  Urin  nach  der 
Einnahme  eines  solchen  Salzes  alkalisch  wird, 
ist  /verschieden  nach  der  verschiedenen  Con« 
slitution  der  Individuen.  Zwei  Stunden  nach 
der  Bin  nähme  scheint  die  kürzeste  Zelt  za 
seyn.  ßei  manchen  Sub|ecten  ivurde  er  erst 
nach  6  Stundien  alkalisch. 

Es  geht  also  aus  diesen  ErscheinungenL  ' 
hervor,  dafs  die  pflanzensauren  Alkalien  bei 
der.  Assimilation  zersetzt  werden,  und  ini 
kohlensauren  Alkalien  verwandelt  in  den  Urin 
übergehen.  —  Es  war,  besonders  in  physio- 
logischer Hinsicht I  interessant  zu  erfahren,  in 
welchen  Wegen  diese  Verwandlung  dieser 
Salze  in  kohlensaure  vor  sich  gehe,  ob  in 
den  ersten  Wegen,  oder  im  Blute ^^  oder  in 
den  Nieren.  Indessen  kann  mau ,  bis  jetzt, 
nur  mit  der  Vermuthung  antworten,  dals  sie 
wahrscheinlich  im  Blute ,  vielleicht  hauptsäch- 
lich in  den  Lungen  durch  den  eingeathmeten 
Sauerstoff  der  Luft  geschieht.  Sollte  auch 
diese  Zersetzung  schon  in  den  ersten  Wegen 
vor  sich  gehen ,  so  .  geschieht  es  doch  g^v^f'ifs 
nicht  in  dem  Hagen.'  Nachdem  ein  Hund 
1  Drachme  Natron  uceticum  mit  Fleisch  ge- 
fressen hatte,  bekam  er  n^ch  einer  Stünde 
1  Gran  Tan.  emetkus ,  worauf  er  alles  Gefres- 
seiie  vrieder  ausbrach.     Die  davon  ablaufend^ 


-      91     — 

finssigkeit  war  nichts  weniger  als  alkalisch, 
nodero  reagirte  sauer..  Bei  einem  andern  Ver- 
Ridie  liefs  ich  den  Hund  erst  nach  3  Stunden 
-olirecheD  >  und  auch  hier  ergah  sich  dasselbe 
Besaitet.  Wäre  das  Salz  sclion  im  Magen 
MTsetzt  vrorden ,  so  Iiätte  der,  besonders  beinii 
iweiten  Versuche  schon  entstandene  Chymoa 
ilialisch  sern  müssen. 

Im   Verlaufe    dieser    Versuche    hatte  ich 
Gelegenheit  zu  beobachten ,  dafs  der  Urin  auch 
nach  dem  Genüsse  von  siifsen  Kirschen  alka« 
liKh  werde,  und  dafs  ein  Ffund  Kirschen  bei 
mir  und    mehreren    andern    hinreichend  war, 
den   Urin    eben   so  alkalisch   und  mit  Säuren 
mthTftusend  zu  machen ,  wie  etwa  2  Drachmen 
ettipavres  Natron.     Diese    Erscheinung    liei^ 
tid  «m   "wahrscheinlichsten  dadurch  erklären, 
i»fs  die    Kirschen    ein  pflanzen  saures   Alkali 
«irf&ielten,    welches,    bei   der  Verdauung  der 
JL'rschen  ,    in '  kohlensaures   verwandelt   wird. 
Und  in    der  Tliat  fand    ich   auch   durch   eine 
eiofache    Analyse  ziemlich    viel    Kali   in    den 
Kirschen  ,    welches  ohne   Z\yeifel  mit   der  in 
denselben     enthaltenen    Aepfelsäure   zu    äpfel- 
saoren  Knii  verbunden ,    und  also  die  Ursache 
ist,  dafs  der  Urin  nach  dem  Genüsse  von  Kir- 
schen   kohlensaures   Kali   enthält.     Man  kann 
hierbei    zugleich     noch    einen     merkwürdigen 
Ueberiiang  des  rothen  Farbesloir;*  in  den  schwar- 
zen Kirsclien    in    den  Urin  beobachten.     Nach 
dem  Genüsse  von  schwarzen  Kirschen  hat  der 
Urin   seine    gewöhnliche   Farbe,    so   wie  man 
aber  einige    Tropfen    einer  Säure,   z.  B.  Salz- 
säure,   zusetzt,    so   wird   er   dunkelrolli,   wie 
rolhpr  "Wein.     DasvSelbe  ist  nach  dem  Genüsse 
von  Heidelbeeren  {Vaccinium  MjrtiUus)  der  Fall. 


Niclit  alleiu  die  Kir9€lien    haben' die -^^^^ 
genschaft,  den  Urin  alkalisch  zu  machen,  p9^, 
dem  auch  die  Erdbeeren,   iviewohl  in  eineiig 
geringeren   Grade,    und    wahrscheinlich    i 
viele  andere   süfse    Früchte,    Qder  .überhai 
alle  diejenigen,  'Wffiche  ein  pflanzensaüres 
kali   enthalten.     Diejenigen  Früchte   dagegi 
vrelche   eine  freie   Säure   enthalten-,   wie. 
Citronen  und   Johannisbeeren,    machen,    wili^^ 
diefd   anch  aus  den  oben  angegebenen  VerWr  ^ 
chen  folgen  mufste,   d^ji  Urin  nicht  alkalia«^:^ 
—   Aus  dieser    Erfahrung  läfst  sich,  vielleicht'^ 
auch  der  gute  Erfolg ,   der  in  manchen  Läv-  ^ 
dem  üblichen ,  sogenannten  KirschenXur  erkJi-  ' 
ren.     Auch  ist  bekannt,  dafs  sich  Unni  durtk 
die    Erdbeerenkur    von     seiner     schon   lange'  ^ 
dauernden    Gicht    befreite,    einer   Kr^nUirit, 
die   in   na^er  Beziehung  mit  der  krankhaft^'  ^ 
.Erzeugung  und  Ablagerung  der   Harnsäure  n   ^ 
stehen  scheint« 

d 
Wenn   es   also  darauf  ankommt,   bei  der  ; 

krankbafHen   Absetzung  von   Harnsäure  ziem«* 
lieh   grofse ' Mengen   von  Alkali,  in  die  HanH 
Werkzeuge  zu  bringen ,  so  steht  uns  eine  ziem- 
lich  grofse   Auswahl   von   Dlitteln  zu  Gehott^ 
und  es  ist  gleichviel,  ob  man  zu  diesem  End- 
zwecke eines  det  oben  genannten  Salze,  ndef 
ob  man  Kirschen  verordnet.    Ich  brauche  nicbt  ^ 
auseinander    zu   setzen,    dafs   diese  Materien, 
gerade  wie  die  unmittelbar  angewendeten  koh-  - 
lensauren  Alkalien,    nur  bei  der   auf  Abset- 
zung von  Harnsäure,  beruhenden   Stein-  öder 
Gries -  Disposition    zu    gebrauchen   sind,    und 
dafs  sie  Steine  oder  Gries  aus  z.  B.  phospbor- 
saufen  Erden  natürlicherweise  ni9ht  allein  nicht  . 
auflosen  >   sondern  selbst  vergröfsern  konntea. 


-     93     - 

bl»«riiaupt  bio  ich  weit  eDtfernt  zu  glauben, 
kb  es  iius  je  gelingen  werde ,  durch  die  che- 
abchen  Mittel  einen  schon  vorhandenen ,  ei- 
^germafsen  grofsen  Stein  aufzulösen.  Wen- 
IbC  man  die  Alkalien  an ,  um  einen  aus  Harn« 
fljnre  bestehenden  Stein  aufzulösen,  so  schla- 
|ui  diese  wiederum  die  phosphorsauren  Erd- 
iilze  nieder,  Und  es  kann  so  durch  deh  fort- 
gesetzten Gebrauch  dieser  Mittel  ein  ^neuer 
Stein  Ton  anderer  chemischer  Natur  erzeugt, 
oder  der  vorige  durch  eine  darauf  abgesetzte 
Rinde  von  phpspborsauren  Erdsatzen  vergrö- 
bert werden.  Dafs  dies  nicht  blofs  eine  sup- 
pcairte  Vorstellung  sey,  beweisen  die  Steinel 
TOD  Kranken ,  welche  lange  Zeit  die  Alkalien 

I  ijfitaiaachlen «  v^odurch  sich  der  alte  Stein, 
iUti  aufgelöst  zu  werden,  durch  eioen,  durch 

1      dieAItaiien  bewirkteu  rindenförmigen  Absatz 

f      TOD  /ihoephorsaureu  Erdsalzen  vergröfsert  hatte. 

*  In^ekehrt  können  die  Säuren  wirken,  wenn 
sie  zur  Entfernung  von  erdigen  Steinen  ge- 
geben werden,  indem  sie  dann  die  Harnsäure 
niederschlagen  und  so  einen  harnsauren  Stein 
mit  einem  Kern  von  phosphorsauren  Erdsal- 
zen hervorbringen  können*  —  Die  chemischen 
Slittel  werden  also  höchstens  kleine  Steine 
mit  gutem  Erfolge  auflösen  können.  Aber  als 
Palliativmittel  und  prophylactisdie  Mittel scliei- 
oen  sie  alle  Aufmerksamkeit  zu  verdienen. 
Denn ,  es  ist  wohl  nicht  zu  zweifeln ,  •  dafs 
man  dadurch  die,  sonst  erfolgende  Vergröfse- 
rnng  eines  Steines  verhindern ,  und  z.  B.  dem 
Anwachsen  von  Grieskörnern  vorbeugen  köniie. 

Es  sei  mir  norh  erlaubt,  einige  Fälle  an- 
zuführen ,  welche  die  gute  Wirkung  der  pflan- 
zcnsaureu  Alkalien  bei  der  Griesdisposition  dar- 


—     94     — 

4 

zuihun  scheifißti..    Den   ersten  Fiall  hatte"  Cfte- 
lius  in  Heidelberg  zu  beobachten  Gelegenheit^ 
bei.  einem  Patienten ,    dem  schon  deit  längerer . 
Zeit  constant   Gries  aus  Harnsäure  mit  dem 
Urine   abgipg.     Bei  dem  reichlichen  und  täg- 
lichen.  Genüsse' von  Kirschen  verschwand  der 
Gries  schon  in  den  ersten  Tagen  vollkommen,  ^ 
und   mit  demselben  Erfolge  trank  der  Pütient  ■ 
später  Limonade  von  Cremor  Tortari.  Di^  zweite 
Beobachtung  hierüber  machte   £#•    GmßUn  hei 
einem  Studenten,  der  beständig  Gries  aus  EUirn- 
säure  ausleerte.     Als  der  Patient. 2  Drachmen. 
Cremor  Tartan  nahm,   jerschwand  der. Gries ; 
für  etwa  eine  Woche  lang ,  erschien  aber  danm 
wiedeü,   und  blieb   wieder  für  ungefähr  ebisn  * 
so  lange  aus ,  als  dieselbe  Dose  vom  Salze  von . 
Neuem  genommen  wurde.     Auf  diese  Art  ver- 
hinderte er  ^    durch   von  Zeit  zu  Zeit  genoni- 
menen  Cremor  Tartari,  die  Bildung  vpn  Grie» 
eine  ziemlich  lange  Zeit  hindurch.     Eine  ahn- 
liclie   Beobachtung   habe   ich    selbst  bei  einem 
Manne   gemacht,,  der   Nierensteine  zu   haben 
schien,    und  dem  beständig   Gries  aus  Harn-, 
sänre  abging.     Sobald  er  Cremor  Sbr/art  nahm, 
wurde  sein  Urin  klar,  ohne  Gries ,  und  schon 
den    folgenden   Tag   ging   ein    kleiner   eckiger 
Nierenstein  aus  Harnsäure  ab«  —    Diese  fälle 
scheinen  wenigstens  zu  zeigen,  dafs  man  durch; 
diese  Mittel   eine  solche  Quantität  Alkali's  in 
den  Urin   bringen    könjue,   die  hinreicht,    um 
einen   Absatz  von  Gries  aus  Harnsäure  auflö- 
sen zu  können. 


1. 


-     95     - 


VI. 

Einige  Krankheitsfälle, 

als    Beiträge 

n  der  in  diesem  Journal  Jabrgaog  1826.  im  U. 
niiyL  Stücke  mitgetheilten  Krankheit  einer 
eigeiillianilichen  jetzt  häufiger  inrerdenden  Art 

der  Lähmung. 

Vo  n 

Dr.     G   i  e  r  1 , 

Sndcpbytikut   sn  Lindau    am   Bödensee. 


JLfiese  Fälle  werden  auf  die  Einladung  des 
Terehrlichen  Hrn.  Herausgebers  mitgetlieilt, 
welcher  wünscht,  dnfs  seine  Collegen  ihre  Er* 
fahrung  darüber  initlheilen  möchten.  Die  hier 
aogeführlen  drei  Falle  sind  nicht  chronologisch, 
sondern  nach  der  Wichtigkeit  der  Fälle  geord- 
net. Ob  wir  nicht  vielleicht  andere  Fälle,  die 
diesen  verwandt  scheinen ,  dafür  genommen 
haben ,  überlassen  wir  dem  Urtheile  der  Le- 
ser selbst,  sehen  uns  aber  eben  dadurch  ver- 
anlafst ,  die  Kranken  -  und  Heilungsgeschich- 
ten dieser  Unglücklichen  etwas  umständlicher 
anzugeben. 

1)  N.  H.   Ein    schöner   blonder   Jüngling, 
22  Jahre  alt,  'von  mittler  Statur,   und  beson- 


-»     96     - 

den  zartem  Haatorgane^,  aber  brei 
fer  Brust ^  reifte,  ron  gesunden  ] 
mend ,  bei  voller  ungetrübter  Gesi 
an,  und  ^entwickelte  seine  Qescb 
.im  Umgänge  von  vielen  «jungen 
ini^rn ,  denen  dieser  Jüngling  wegc 
ziehen  Jen  blühenden  Gesichtsfarb 
wohl  gefiel,  schon  zwischen  den 
ibtetk  Lebensjahre.  Mit  dieser  Fei 
ein  Kopfweh,  das  taglich  8  bis 
.dauerte,  sic|i  ohne  bestimmte  '^ 
alle  Wochen  einmal  und  gewöhnlj 
fage :  erneuerte.  Dieses  Leiden  ei 
inal  mit  einem  .Kribeln  entlang 
$äule  und  einem  langen  Schlaf,  ui 
Unstattigkeit  der  Hätfde  und  FüJ 
Kranken  einen  oder  den  andern  1 
etwdjs  fest  anzufassen ,  oder  sicher 
Den  verschiedensten  Mitteln'  wide 
Schwäche*,  und  auch  die  Entferni] 
Prauenkreise ,  von  denen  übriger 
ling  sich  wenig  mifsforauchen  liefs 
Linderung.  Die  beliebte  Theorie 
Entzilndung  zggegen ,  und  das 
kräftigste  Mittel  sey,  bestimmte 
unftenn  Kranken  grofse  Dosen 
nerlich  zu  geben.  Vielleicht  ] 
sie  auch  Sjphilis.  Doch  war  n 
vorbanden»  Unter  diesen  Leidei 
grolser  bald  kleiner  waren,  erre 
17te  Lebensjahr ,  als  mit  einem  I 
Pausen  in  den  Anfallen  eintraten, 
4 — 5  Wochen  ruhig  vorüberging« 
lall  aber  alsdann  viel  heftiger  als 
Migraine  «ich  einstellte. 

Im  Monat  Sept.  1819  machte 
der  sich  eben  wohl  befand^  eine 


^      97     -  . 

■d  ward  plötzlich  Ton   einem  Storma  ober- 
käen ,    der  ihm  und  seinen  beiden  Geiahrlen 
Jen  Tod  drohte;, doch  erreichten  sie  mit  vie- 
far  Anstrengung  das  Ufer«    Kaum  an  dasselbe 
gesliegen ,   empfand  er  in  seinen  nassen  KJei- 
im  einen  leichten  Schauer,   ohne  jedoch  be« 
uders  , darauf  zu  achten  ,  setzte  er  seine  Reise 
m  Fuls  weiter  fort,  und  erlangte  wohlbefaal- 
In  das  Ziel  derselben  ^  indem  der  kalte  Schauer 
«her  wohlthätigen  Wärmeentwickelung  Flaljs 
madite.   Der  Schlaf  schien  ebenfalls  dieSchrek«* 
kea  und  Drangsale  des  vergangenen  Tages  vol« 
\taAä  -ungeschehen  zu  machen ;  allein  plötzlich 
ward   der   Kranke    durch    sein    gewohnliches 
Kopfireh  aufgeweckt,  das  den  ganzen  Morgen, 
bis  ^e^en  Abend  desselben  Tages  anhielt,  und 
Isn  oftsr,  ^rksam  gewesenen    Mitteln  einer 
•treff^ea    Diät,   und  einer  halben  Tasse  stär* 
ieo  schwarzen  Kaffee   hartnäckig  widerstand. 
Der  Schlaf  allein ,    der  gegen  Abend  sich  ein- 
lud,   brachte   für  wenige   Stunden  Erleichte- 
nng,  ward  aber,  wie  die  frühere  Nacht  eben» 
falls  durch  einen  sehr  heftigen  Aiifall  von  Mi- 
Kraioe  unterbrochen ,   die  mit  abwechselndem 
Fieherlroste  den   herbeigerufenen  Arzt  ein  ca- 
tarrkaUsches    Leiden    erblicken    liefsen.      Die 
angewendeten  diaphoretischen  Mittel    steiger- 
tso  die  Schmerzen  noch  mehr^    und  brachten, 
anstatt    den    Schweifs    hervorzubringen,    den 
Kranken   dabin  ^   dafs   er  vor  Schmerzen  laut 
aufschreien   mufste.     Dieser    Zustand   dauerte 
acht  volle   Tage,    und   weder   die   diaphoreti- 
fcbea  noch  antiphlogistischen  Mittel  in  extenso 
angewendet,  brachten  die  geringste  Linderung. 
Kfich  acht  jammervollen  Tagen    'wechselte  der 
Schmerz    mit  einer  allgemeinen  Schwäche  der 
Glieder,  die  den  Kranken  nur  mit  Hülfe  eines 
loum.  LXiy.  B,  j.  St,  G 


-■    98     - 

Stockes  zu  gehen  erlaubte ,.  den  er  als  «UenSH 
thige  Stütze ,  um  sich  furtbewegea  zu  I^ömieii. 
Ton  diesem  Augenblicke  nicht  Frieder  ablegea' 
konnte.     Der  Gebrauch   der  Arme  und  Händs 
"vrar  gleichfalls  im'  höchsten   Grade.,  unaicher. 
Ein  Arzt   der  französischen   Schweiz »   wohin 
der  Kranke  als  in  ein  besseres  Klima  gehrtchC 
wurde,  rieth  dein  Kranken  im  Herbste  dies«  ^ 
Jahres  die  Traubenkur; .  allein   wie  za  erwarn. 
ten,  brachte  der  Genufs  so  vieler  Tranben  nicht  | 
blofs  keine  Besserung,  wohl  aber  eine  Ym^  1 
^hlimmerung   des  Leidens   herror.     Der  firS- 
ber  einige  Zeit  aussetzende  Kopfschmers  horte 
jetzt  gar  nicht  mehr  auf|  wurde  siechend  «ad 
nahm  die  linke  Hirnhälfite  zu  seinem  iMbMtr 
den  Sitze,   zugleich  beobachtete   der  Kradua 
deutlich     ein     eigenthümliches ,     eben  ^nichl 
schmerzhaftes,   aber  doch  unangenehme^  rii-  - 
hendes   Gefühl   durch   den   ganzen   Riickgrath 
und  die  vier  Extremitäten.     Blutegel :iiadVe* 
sicatore  wechselten  ununterbrochen  an  den  las-  j 
dendj9n  Stellen  durch  6  Wochen  mit  einander  ' 
abi  verschlimmerten    aber    vielmehr,    als  ai# 
besserten;   der  Kranke   schrieb  einzig  und  A 
lein  den  beständigen  Triapismas  der  ihmqoil"   : 
te ,  den  Canthariden  zu ,  obgleich  sie  init  Caas« 
phor  versetzt  wurden ,  und  er  auch  anfaer  üt^ 
rar  Anwendung  nicht  frei  davon  war.  Saame»«* 
abgang  war  nur  höchst  selten,   und  da  aichl  \ 
sehr  copios,  schwächte  aber  aulEallend.        .  .    1 

V     -  j 

Eines  Abends,  wo  sich  der  Kopfiiclimeif 
bis  zum  Delirium  steigerte,  fühlte  der  Kranke 
nach  dem  Nachlasse  der  Schmerzen  eine  all* 
gemeine  Kälte  über  den  ganzen  Körper,  ao 
dafs  die  gewöhnlichen  Bettdecken  nicht  bia-^  j 
reichten  ihn  zu  erwärmen«    Er  wollte  daher    \ 


-     99     — 

mt  Hülfe   seines   Stockes  auilitehen  und  sich 
hm  Scheilenzuge  nähern ,   da   er   wohl   sah, 
lilii   er    für   sich   allein   nicht  im  Stande  sey« 
na  dein  nächsten  Schranke  wärmere  Decken 
m  holen ;    allein  alles   Vermögen   der  Bewe- 
fug   der    Arme   und  Föfse   war  dahin,    und 
lir  Körper  y  der  ohnehin   sehr  mühseUg  sich 
firtbewegte,   glich   einem   Stücke  Holz.     Bei 
dksem  Anfalle  blieben   die  geistigen  Functio- 
Bttt  ungestört,  aber  das  ganze  Nervensystem 
nar  derinafsen   angegrüFen ,   dafs   jeder  starke 
Luty  jedes  grelle  Licht  ihm  sehr  empfindlich 
U-,  Perioden  weise  kehrten  die  heftigen  Schmer- 
IM  des   K.upfes   zurück ,    und    zwangen    dem 
Eieoden    Schreie    des    Entsetzens  und  Erbar- 
laau  ab ,   bis  er  endlich  in  eine  Art  Ohnmacht 
fiel,  die   in    einem    etwas   lindernden   Schlaf 
Um^gißg.     So  wie  aber   eine  halbe  oder  drei- 
lifflel Stunden  vorüber  waren,  so  lange  dauerte 
fNrohnlich    der   Schlaf,    so    weckten   den  ar^ 
un  Kranken  Couvulsionen  an  allen  Gliedern, 
wobei   die    Erectionen    des   Penis    selbst   sehr 
khmerzhaft   wurden.     Dieser  Zustand  dauerte 
fiaf  "Wochen,   während    welcher  Zeit  weder 
Appetit    noch    Durst,    wohl   aber   ein  unüber- 
windlicher   Widerwillen    gegen    alle  Fleisch- 
gtrüche    selbst  zugegen   war.      Ein   Umstand, 
den  wir    nicht    vergessen  dürfen ,  waren  die 
PalpkationeM  cordis^   die   gleichzeitig  nur  etwas 
früher   mit   den    Couvulsionen   der  Extremitä- 
ten   eintraten,    und    in    ihrem    Gefolge  auch 
krampthafte  Athmungsbesch werden   jeder  Art 
mit   sich  lührten.     Das  Leiden   versprach  die 
erste  anscheinende    Besserung   dadurch  9    dafs 
die  Anfalle   nicht  mehr  regelmäfsig  jeden  Tag 
5  —  6  Mal  wiederkehrten ,  sondern  etwas  selt- 
ler  eintraten,   bis   sie  endlich   ganz  wegblie- 

G  2 


—    100   -I 

• 

beb;    Aber  mit  ihren  Verschwinden  wai  tti]( 
Lähmufig  der  Arme  undf  Beine  noch  nidht 
hoben,  sondern  diese  dauerte  fort,  eo  wie 
erwähnte  Gefühl  im  Hiickgrath,  da$  nie  stiffk 
ker   und   auch    nie    schwächer   geworden  isilL^ 
Eine  Menge    Arzneimittel    wurden    in   dieiflk  1 
Zeit  gebraucht,  die  sich  alle  unter  die  reinidtev|: 
narcotica   und   ngrvina^    oder  ar^hlogütica  %A^ 
sumiten  lassen ;  denn  die  Idee  einer  besonderm* 
Nervenkrankheit  und  der  MyeUtis  war  bei  deb 
Aerasten    immer    vorherrschend;    jedoch    ging 
auf  alle   diese  Büttel    die  Besserung  SuÜMrst 
langsam ,   und  der  Kranke  vermochte  nur  mit 
einem  Stocke ,   und  auf  die  Meubles  des  Zin« 
mers  gestützt,  in  demselben  berumzukMunea* 
Noch   war   er    nicht   im   Stande  ^ich  ttsLa«! 
den  Füfsen  zu  erhalten  t  so  kehrte  schon  Wit-" 
der  das  alte  Kopfweh  h.ei  ihoci  «urSck,  .öbd 
nur  allein  die  Heftigkeit  fehlte ,    sonst  wire 
der  Zustand  ganz   der  nämliche  mit  dem  fk&- 
hern  gewesen.     Asa  fotiida^    Calomel,  Bäderi'. 
Lavements    mil    Brechweinstein ,    Sinapismea '  - 
und  Vesicatorien  waren  die  Hauptmittel,  nnti- 
ten   aber  alle  nicht   so  viel,  als  der  Meteor 
schadete,   denn   eine  heftige  Salivatiofi  raubte  . 
oder  -verdarb  dem  Kranken  den  groAten  TheB 
seiner  2#ähne ,   er  trug  nach  der  Meinnng  dai 
Kranken  mehr  dazu  beif  die  Schwäche,  seinft 
Glieder    zu    vergröfsern    als    zu    renttitidenk 
Nach  beiläufig  7  Wochen,  wo  sich  die  griiTsta 
Heftigkeit  minderte,  durfte  es  der  Kranke  wie- 
der  wagen,   mit  seinen   gewohnten  Hiilftmit^ 
telu  im  Zimmer  herumzukommen ;   dabei  wa- 
ren die  ersten  Schritte   und  Handgriffe  Immer 
fester   und   sicborer   als  die  letzten^    und  täte 
er  sich  länger  als  f  Stunde,    so  trat  die  toIU 
kommene   Lähmuofg    wieder  ein,    die  jedoch 


Mrk  gesäuertM  Fleiatli  inehi  Tertngsa 
Is,  ordiaiil«  ihm  ein  CoouliiuD,  von  4 
tn  tio  Setacentn  in  den  Nacken,  du  18 
to  getragen  wnrde,  wovon  aber  der  Ef- 
Isnnotih  zweifelbafl  bljebj  Jenn  Lehrten 
I  die CoDTDluonen  nicht  wirdar,  sodaaeiie 
des  Kopfweh  und  dio  Schwäcbe  der  üüe- 
irt,  und  änderte  lich  nur  wenig.  Müh- 
fMiug  an  «inen  wrirmern  Ort  der  aiidli- 
Schweiz' gebracht,  wendete  man  dem 
kmm  kalte  Begiergangen  über  die  eiocel- 
Blitder  an,  und  um  iliia  Wirkung  za  er- 
r*  Mixte  man  ihn  noch  obendreiu'  in  «iu 
IM  Bad.  Mach  det  ;fewonnenen  Veber- 
iftg,  dab  audi  diese  die  Schwäche  nicht, 
i  könuen  ,  grifiT  man  wiederhtilt  cu  allen 
I  TOn  Fricliuuen  mit  Liuimanlen  und  Un- 
eo,  und  vergaEs  daliei  euch  die  Electri- 
indtt.  Statt  aller  Besserung  aber  kehrte 
nnei  Anfall  von  Kufifweb  und  CudvuI- 
■  mrück,  der  heiliger,  nls  all«  frühem 
äf  and  von  einem  djoeisen  -  Griabelo 
iketid)   in   den  Handflächen  und  FufssoH- 


—    102    — 

lieh  verkärzte.  Auf  die  übrige  Schwäche  de»' 
Glieder  blieb  er  ganz  ohne  Erfolg;  selbe  nahoii 
wie  die  frühern  Male  auch  dieses  BFal  wiedeir 
mehr  za,  und  brachte  den  UogliicklicheD  wei^- 
ter  zurück,  als  er  sich  in  dem  ruhigen  Zeit- 
räume Ton  4  Monaten  erhob It  hatte.  Dia 
Aerzte  selb^  fingen  an,  an  aller  Heilung  mit 
Medicamenten  zu  verzweifeln,  und  dachten, 
da  alle  ionern  Mittel  nichts  halfen »  an  cbirar- 
gische>  und  zwar  an  die  Trepanation,  die  ei- 
ner der  Herrn  aus  dem  Colleginm  mit  deni 
Vorschlage  eines  Fontaneiis  am  Vorderkopf 
und  der  Brechweinsteinsalbe  am  Hinterhauple 
und  Nacken  noch  yerdrüngte ;  ein  zweiter  Vor- 
schlag war  die  Moxa,  doch  konnte  man  nicht 
übereinkommen,  wohin  man  sie  anwenden, 
wollte,  indem  sich  die  Meinungen  zwischen 
dem  Kopfe  und  Rückgrath  theilten ,  obgti^ich 
letzteres  nie  besonders  schmerzte.  Die  erstere 
Meinung  ging  durch ,  und  die  Brech weinstein- 
salbe wurde  über  den  ganzen  Hinterkopf  und 
Nacken  längere  Zeit  eingerieben,  aber  die 
Besserung  war  nicht  merklich,  man  rersetzte  sie 
dann  auf  die  Arme  pnd  Füfse ,  auc|i.  hier  war 
der  Ex'folg  derselbe.  Damit  nichts  unversucht 
bliebe,  so  wurde  der  Phosphor  innerlich  alt 
Tropfen  und  äufserlich  entlang  der  Wirbel- 
saule als  Einreibung  angewendet.  Auch  die- 
ses Mittel  durfte  sich  mit  den  andern  um  den 
Erfolg  nicht  streiten.  Hierauf  wurden  zwei 
Cauteria  in  der  Nierengegend  zu  beiden  Sei- 
ten der  Wirbelsäule  aufgesetzt,  die  fr—-/  Wo- 
chen nacheiterten.  Ihre  Wirkung  auf  die 
Schwäche  der  Glieder  war  nicht  besondersi 
und  gar  keine,  wenn  man  der  fortdauernden 
Eiterung  nicht  das  Ausbleiben  jenes  gribeln- 
den  Gefühles  im  Rückgrath  euschreiben  wollte^ 


—     103    — 

was    die    kleinere   .Anzahl    der   bebandefnden 
Aerzte  anDabm.     Oline  Kücksicht  auf  das  im- 
■er»  bald  mebr,  bald  minder  heftig  andauern- 
de Kopfweh  wurde  jetzt  eine  runde  JUoxa  von 
4  Linien  im  Durchschnilt  und  7  Linien  Höhe 
nf  die    Stelle  aufgebrannt,    wo  sich  die  Afe- 
idla  spinaUs  in  die  Cauda  equina  theilet.     Der 
Eifnlg  -war  nicht  glänzend,  und  wäre  ihre  An- 
wendung nicht  gerade  in  eine  ruhige  Zeit  ge- 
fallen,   man  hätte  dieses  Mittel,    wie  alle  an- 
dern zu  verlassen   Ursache  genug  gehabt.     So 
alMt  fing    der  Kranke   allmäblig   sich  zu  bes- 
sern an  ,    und   nahm   eine   deutliche  Zunahme 
der  SLdierheit    und   Kraft    seiner  Fiifse  wahr. 
Dieses  bestimmte  ihn  nach  Heilung  der  ersten 
Brandwunde  t  seinen  Arzt  zur  wiederholen  An« 
wenduDg  der  Sloza  zu  vermögen ,  die  mau  in 
gleicher  Grofse  genau  über  die  erste  hinsetzte. 
Ibn  gute    Wirkung    sprach    sich   dieses  Mal 
idion  viel  deutlicher  aus;    es  horte  jenes  kri- 
bebde  Gefühl   im  Rückgrath    an   allen   jenen 
Stellen  auf,    welche  die   I^Ioxa   berührt  hatte, 
aoch   stellte   sich    eine    auffallende    Besserung 
der  Gewandheit  und  Stärke  der  Füfse  ein ,  so 
dafs  der  Kranke   mit  Hülle  des  Stockes,    und 
am  Arme  des  Wärters  wieder  ganz  ordentlich 
gehen  konnte,  nur  durfte  er  kein  Steinpflaster 
betreten.     Die  Kauhheit   und  Unebenheit  des- 
selben,  oder  die  heftige  Erschütterung  mach- 
teo   ihn    immer  starke,   den  electrischen  Stö- 
fsen  ähnliche,  Schmerzen  nach  dem  Kreislaufe 
der  ischiadischen  Nerven,  und  durch  die  ganze 
MeduUa  spinalis  hinauf.     Nicht   unbemerkt  darf 
gelassen  werden,   dafs    mit  jedem  Vollmonde 
ein  oder  zwei  Anfälle  von  Convulsionen  ein- 
traten ,    welchen    auf  etliche   Tage   Constipaüo 
ülv'i^    und    Verschlimmerung    der  Locomotic? 


—    104    • 

auf  iem    Fufse  nachfolgte.      So    dauerte 
kränkiicbe   Zustand    an  zwei   Jahre.     Wi 
Patient    oocb   Aerste  hatten    grolse  'Lust 
neuen  Anwendung  der  Moxa  zu  schrei teo, 
man  seit   diesen   zwei   Jahren  noch  3  mal 
von   unten  aufsteigender  Kichlung  applicirtib}f. 
um   80   geringer  war.  das   Verlangen  dar 
als  im  Rückgrathe  auch  das  Leiden  nicht  .meha 
so  bedeutend  war ,  und  man  auf  eine  allmShp^  '> 
fige  Besserung  sich   schon  darum  groTae  Hoff* 
nung   machte,    weil    keine    Verschlimmerung 
eintrat.'  Erstere  suchte  man  mit  Terschiedenen 
grofsen   und  kleinen   Bütteln    fest   zu    halteii» 
wozu   die  Anwendung   zweier  Fontanelle  auf 
die  Arme  gehören,  die  lange  2^it  offen  cybai- • 
ten  wurden.    Allein  mit  einem  Male,  wa  )ede 
gegründete  Hoffnung  einer  langsam  voranscbiei- 
landen    Heilung    zugegen   war,    Termindeitee. 
sich  die  Kräfte  der  Arme  und  Beine  sichtlich, 
anstatt  sich  zu  vermehren,    und   aufser  einem- 
kurz    IrorSbergehenden    traurigen    GemüthsaS-  ' 
fecte  war  keine  Ursache  dieser  Verschlimme^ 
mng  aufzufinden.     Das   unangenehme  Gefühl 
im  Rückgrath  kehrte  mit  dem  Friapismu^  ebdo^  • 
falls  wieder,   jedoch  fixirte  sich   ersterea  qnr 
an  den  Stellen,   wo   noch  keine   9Ioxa  aüfge« 
stelzt  war,   derer   bereits  fünf  abgebrannt  wa-^. 
ren.     Der  Kranke  verlangte  nun.  selbst  die  6te 
Anwendung  derselben,    und   nicht  ohne    hier 
länglicher  Entschädigung  fiir  die  vielen  Schmer- 
zen; denn    nach   circa  6  —  7  Wochen   warea' 
die  Extremitäten   zu   ihrem  frühem  zwar  im^ 
tner  schwachen  Zustande  zurückgekehrt,  nach 
hatte    dieses    Mal  das   Kupfieiden   nicht  den 
frühem  hohen    Grad    von    Heftigkeit  erlangt, 
und  an   die  Fortdauer  eines  geringen  Schmer- 
zes war  der  Patient  seit  langer  Zeit  gewohnt, 


-     105    « 

Umm   kein   T^g  verging ,   von  ffetn   er  hätte 
mgou  können,    er   sei   iar  ihn  schmerzlos  ge^ 
IBeben.     Die    Besserung   ging  nacli   der   Oten 
:a,  Tvie  nach  den  erstem  ranfen,  nur  nll- 
ilig,    und  mehr. noch  schritt  die  Krcift  der 
FSTae   voran,    als  die    der   Hände,    die   noch 
■chts    mit    Sicherheit  halten   konnten,   wenn 
es'  ihnen  auch  ein  oder  das  andere  mal  gelun- 
gen war,    mit  Bestimmtheit   die   Gegenstände 
•Bznfassen.     In  diesem  Zustande  sah  der  Kran- 
ke Toll   Hoffnung  auf  die  Zeit  hin^   und  that 
nidits  weiter,  als  dafs  er  sich  auch,  auf  beide 
^•den  Fontanelle  anlegen  liefs;  sonderbar  ge- 
BBg  Terordnete  ihm  kein  Arzt,    die  Eiterung 
der  Sloxa  zum  Fontanelle  umzugestalten.   Die 
froKe  Aussicht  in  die  Zukunft  trübte  sich  ihm 
Bidi  CSnf  Monaten  von   Neuem,   wo  ein  dem 
letzln  nicht    ähnlicher   Krankheitsanfall   ihn 
ibs  Bett  zu  liiiten  nothigte.     Fieber  mit  wech- 
Minder  Hitze  und  Kälte,  einer  trocknen  Haut, 
nod  eben  solchen  Husten,  Schmerzen  auf  der 
Brust,    und   selbst  etwas  blutige  Sputa  liefsen 
aber    die   Diagnosis  keinen  Zweifel«     Wieder- 
holte   Aderlässe  und  ein   streng   antiphlogisti- 
sches   Verhalten    beseitigten    die    gefährlichen 
Symptome,  aber  die  Crisis,   die  diese  Krank- 
heit   machte,    blieb    ohne    Wirkung    ouf   des 
übrige  Leiden;  im  Gegeuiheile  minderten  sich 
die  ICräfle   wieder  bedeutend,   und   die  rorige 
2^ähinung  der  Extremitäten  schien  mHchlig  wie- 
der   einzubrechen ,    ohne   dnfs    ihr  irgend    ein. 
Mittel  Einhalt   thun   konnte.     Um   nicht  ganz 
und    gar   auf   den   frühem   Zustand    zurück^^e- 
fiihrt   zu   werden,    verstand  sich   der  Kranke 
willig   zur   7ten  Äloxa,   deren    Erfolg   eben  so 
günstig,  wie  die  frühem  Male  war;  denn  bald 
«u(  die  Application  kehrte   auch  wieder  mehr 


Kraft  in  die  .unterD  Extremilälen  'sofück,  - wd«^^ 
che  gute  Wirkuog  der   Arzt  durch    ein  leiclM 
tes   Turgans   zu   uoterhalteu,    wenn    nicht  Mt^^i 
vermehren   glaubte.     So    ging    die   Bes8eran|^,^ 
und    Zunahme    der    Kräfte    einen    langsame^) 
Schrill  voran 9  nachdem  bereits  von  unt^n  her-^^^ 
auf  mehrmals   die  r  halbe  Länge  der  Wirbel^  >! 
säule  mit  Moxen  gebrannt  wurde.     Die  Besse-*  4 
rung  hielt  dieses  Afal  auch  über  ein  halb  Jabr.  ] 
an.     Nichts  desto  Mfeniger  waren  alle  V-Ärrich^" ' 
tungen  der  Arme  und  Schenkel  noch  selir  niH->  : 
sicher,     und    besonders    hatte    der    Gao{;  des 
Kranken   das  Ausgezeichnete,    dafs    die  ob«rf« 
Korperhälfte  wie  eine  hohe  aufgerichtete  Stav-' 
ge  immer  hin  und  her  schwankte,    auch  Ver-' 
lor  sich  das  schmerzliche    Geliihl   am  Rick» 
grathe  da  nicht ,   wo   noch  keine  Oioxa  abge--  - 
brannt  wurde;    das  Kopfweh    und   diebeson-^ 
dere  Schwäche  der  intellectuellen  Kräfte  hiel" 
ten  ehenfaUs  noch  an  p  und  liefsen  immer  iient- 
Anfalle  dieses  jetzt  ruhenden  Feindes  befürch«  ^ 
ten.     Und  so  war  es  auch:   Nach  einer  mSh-.- 
seligen  Reise  von    mehrern  Tagen,    die   der 
Kranke  nicht  ohne  Aerger  gemacht  hattet  wor- 
bei   er  sich   zwar   alle  Bequemlichkeiten  ver-. 
schaffen  konnte,  kehrte  die  alte  Schwäche  dstf' . 
untern   Extremitäten  langsam   mit  dem  Kopfr' 
wehe  zurück ,  und  bot  allen  Mitteln ,  die  luae 
gegen   Myelitis    anwendete,    hartnackig  Trulb 
Die  Gegenwart   der  letztern  Krankheit  fechi#B> 
der  constante  Schmerz  an  der  Wirbelsäule  aU  . 
lein   anzudeuten.     Nach   Verlauf  von    14  Ta^* 
gen ,  in  welcher  Zeit  die  Abnahme  der  Kräfte 
allmählig  weiter  ged'leh,    war  auch  die  Läh-    . 
mung  der  untern  Extremitäten  vollständig,  und 
der  Kranke  wünschte  die  wiederholte  Ajuwen-^- 
dang  der  Mona,  die  cum   achten  J^Iale  «oge- 


—    107    — 

^I  mdet  wurde.  Bewunderangswurdig  war  auch 
h^iues  Mal  wieder  der  Erfolg  derselben.  Ob- 
(bich  die  aufsere  Stelle  der  Wirbelsäule  bei 
iff  kt  BerühruDg  ziemlich  schmerzhaft  war,  so 
i  V  loBDle  der  Kranke  dennoch  keinen  tiefer  lie- 
[.  inden  Schmerz  angeben ;  dieses  Täuschende 
in  Gefühles  stand  aber  nicht  im  Wege,  ihm 
nf  die  leidende  Stelle  eine  mehr  lange  als 
mde  Moxa  von  3  Zoll  in  der  Länge  anzu- 
wenden. Die  Ausdauer,  mit  der  der  sonst 
Mhwäch liehe  Kranke  diese  Marter  des  Feuers 
citnig,  erregte  sowohl  Bewunderung  als  Mit- 
leiden. Kaum  war  die  Moxa  aufgebrannt, 
welche  eine  Eschera  von  4  Zoll  in  der  Länge 
ttod  1  Zoll  in  der  Breite  bildete,  so  hörten 
üe  Schmerzen  auf^  und  von  den  Convulsio* 
aen,  Sie  eich  auch  schon  von  den  ersten  Fin- 
ger- ofld  Zehengliedern  anfangend  wieder  ge- 
tagt  hatten ,  war  alle  Spur  verloren.  Die 
■B^emein  grofse  Eschera  fiel  ah,  und  heilte 
ebne  Beschwerde  mit  deutlich  sichtbarer  Rück- 
kehr der  BesseruBg  und  Stärke  der  Glieder, 
Uan  hatte  glauben  sollen,  da  die  Moxa  schon 
beinahe  die  ganze  Wirbelsäule  herauf  abge- 
brannt wurde,  das  Leiden  miifste  nun  ein  Mal 
zum  Schweigen  gebracht,  worden  seyn,  oder 
die  3Ioxa  sey  überhaupt  das  passende  Mittel 
nicht  gewesen;  aber  weder  das  eine  noch  das 
andere  bestätigte  der  weitereYerlauf  der  Krank- 
heit y  die  nach  beiläufig  acht  Monaten  einen 
neuen  Anfall  machte,  ähnlich  den  frühem. 
Dieses  Mal  waren  die  Arme  und  die  Brust- 
organe die  vorzüglich  ergriffenen  Gebilde,  und 
selbst  die  Cephalalgiaf  die  noch  immer,  wenn 
auch  nicht  heftig,  andauerte,  war  dieses  Mal 
weniger  heftig,  desto  mehr  aber  beängstigte 
dem  Kranken   ein   heftiges  Pochen   des   Her- 


—    108    - 

z^ns,   das  sich  coDYuIsivisch  zusammenEueieri 
hen  scbien,  gleiclisam  gitterte.  <  i 

Für  alle  aadlern  yorhergegang^nen  R^w 
dlTfalle,  uod  auch  fdr  den  gegeDwärllgei»  m| 
e^  'erwähnt  y  dafs  man  die  Methodus  aräiphh^ 
gUtica^  €yacuanSf  txcitam^  Stimulans  etc.  alh 
wechsluDgs weise  nicht  aufser  Acht  liefs,  und 
gerne  in  irgend  einer  dieser  Heilmethoden  qnt 
eine  gelinde  Hoffnung  erblickt  hatte ;  aber  ver- 
gebens. •  Die  Füfse  hattdn  zwar  schon  durcfc 
die  wiederholte  Anwendung  der  Moxa  so  viel 
selbstständige  Kraft  gewonnen,  daüssie^ nicht 
wieder  ganz  paralytisch  wurden;  aber  dMfa 
hoher  stieg  die  Lähmung  der  Arme.,  di0  tob 
den  Fingern  aufstieg ,  und  wäre  es  nickt  sa 
gewagt  gewesen,  mit  der  Moxa  noch  langte 
zu  warten,  so  hätte  vielleicht  die  Lähmniie 
auch  die  Lungen  und  das  Herz  ergrifien;  so 
viel  liels  wenigstens  die  erschwerte  Respixar 
tion ',  und  das  schwache  Anschlagen  des  Htf- 
zens  befürchten,  mit  dem  ein  Erblassen  disat 
bisher  hochroth  gefärbt  gebliebenen  Gesichtfli 
gleichen  Schritt  ging.  .  Weiter  das  Uebel  «ö- 
wachsen  zu  lassen  und  noch  länger  mit  eioeiB 
so  oft  bewährten  Mittel  zu  warten,  wäre  melit 
als  medlcinischer  Eigensinn  gewe^sen ,  den  kei^ 
ne  Erfahrung  belehren  kann.  Wir  branntea 
daher  auf  die  Stelle,  welche  von  den  Brust- 
wirbeln noch  ungebrannt  übrig  war,  eine  neofl 
Moxa  von  beiläufig  zwei  Zoll  Lauge  und  1 
Zoll  Höhe  und  1  Zoll  Breite  ab.  Die  Verferd- 
gung  einer  solchen  mehr  länglichen  als  rundei 
Bloxa  erforderte  selbst  manchen  technisdiei 
Handgriff,  den  wir  hier  übergehen«  Storni 
war  nun  an  der  ganzen  Wirbelsäule  vom  ec 
eten  Brustwirbel  an  bis   an  das  hellige  Beb 


-  " 109    — 

^  iie  Narbe  an  der  andern  y  und  die  Eschera 
[4r  suletzt  aufgesetzten  Moxa  machte  am  Halse 
ften  Beschlufs.  Immer  ein  schrecklicher  An« 
Plfick  selbst  für  das  Auge  des  mehr  abgehär- 
Men  Chirurgen I  aber  wie  Hülfe  schaffen,  wenn 
«t  alle  milden  Mittel  verlassen,  und  nur  dem 
CBheisen,  und  dem  Fener  noch  heilende  Kräfte 
friiUeben  sind?  ^ 

Man  mochte  der  Therapie  immer  den  Vor- 

wotf  machen   können ,   dafs  sie  nicht  anstatt 

der  so   häufigen  Wiederholung  der  Moxa  ein 

¥QiiUneli  angelegt  hat.     Auch  dieses  blieb  die 

letztem  zwei  Male  beim  Abfallen  der  Eschera 

nicht  unbeachtet,  aber  der  Erfolg  lohnte  nicht; 

denn  noch  während  die  FonticuU  eiterten,  bra- 

dnen  die  neuen   Recidive   mit  aller  Fnrchter- 

lidikait  ein  ,  und  selbe  thaten  keine  Wirkung 

Mibig  und  wurden  unbeschadet  rernarbt. 

Die  Besserung  folgte  auch  dieses  Mal  der 
lloxa  -  Application  auf  dem  Fufse  nach,  iind 
machte  in  dem  Mafse,  als  die  Eschera  weg- 
eiterte,  auch  sichtliche  Forlschritte,  und  zwar 
in  einer  solchen  ScbneHigkeit,  dals  der  Kranke 
nach  14  Tagen  schon  wieder  sh  gut  gehen  und 
seine  Hände  so  gut  brauchen  konnte,  als  je« 
mals  Tor  der  letzten  Verschlimmerung.  Die 
Respirationsbeschwerden  und  die  Semiparaly- 
eis  des  Herzens  %'erlor  sich  unmittelbar  nach 
der  Anwendung   der  Moxa. 

Seit  der  letzten  Anwendung  dieses  Mit- 
teln bis  auf  gegenwärtige  Zeit  ist  eiu  Zeitraum 
von  10  Monaten  abgelaufen ,  ohue  dafS'  der 
Diintleste  xlufall  von  dem  frühem  Leiden  sich 
wieder  eingestellt  hatte.  Obgleich  das  Kopf- 
leiden  noch  nie  ganz  aufgehört  hat,   so  ist  ec 


^    110    - 

4och  bedeutend  minder  geworden ,   und  d 

'Somil   weniger    mit    einem    Rückfalie. 

Scb^erxen  entlang  der  Wirbelsäule  baben 

aufgehört,  und  an  den  Halswirbeln,   wa 

nie  sugegen   waren,    sind   aucb. keine  n 

eingetreten*    Die  Gewandtheit  der  Händ^ 

Föfse  bat  in  dieser  Zeit  so  zum  Yortbeilfl 

Kr^nken  zugenommen^  dafs  er  allen  Ges« 

ten  jetzt  ungehindert  nachkommen  kann, 

er  selbst  im  Gehen  nur  noch  einige  Unsic 

heit  wahrnimmt,   die   aber  dem  Beobach 

den  ni^ht  auffallt.     Die  -  Unregelmäfsigkeii 

'Se:^ualsystem  hat  sich   ebenfalls  dabin  ge* 

net,   Aah  nur   nach   einem  längern  Umgif 

ihit  dem  weiblichen  Geschlecbte,  den  der&r 

ke  sonst  aufmerksam  meidet,   sich  diütrl 

gungen    äufsern ,    aber    bald    wieder  scbv 

gen ;  so  dafs  jetzt  mehrere  Wochen   veige 

können ,  bis  eine  nächtliche  Saamenergieb 

eintritt,    welche  dem  Kranken   zum  Bewi 

dsih  diese  Function  dabei  eine  Hauptrolle  sp 

immer  auf  mehrere  Tage  bedeutend  schwä 

Das  übrige  Aussehen   dieses   Märtyrers,  d 

so  mufs  ihn   j^der  nennen,    wenn  ^r'  sei 

RScken    sieht,    ist    wieder    so    blühend 

schön  geworden,  wie  früher^  auch  seine  ii 

gen   animalischen  und  intellectuellen  Fünc 

nen  kehrten   zu   einer  Integrität  zurück, 

vor  2i  Jahr  kein  Arzt  und  der  Kranke  S6 

nicht  mehr  erwartete.    Der  Kranke  lebt  j 

wohlbehalten  in  der  Schweiz,   und  hat  ni 

als   den   Verlust  seiner   zwei  schönen  Hex 

Zähne  zu  beklagen ,   die  ihm  der  häufige 

zeitige  Gebrauch  des  Calomels  geraubt  hat 
»  * 

ZfPtite  Krankhtitsgeschichte.  J*  B.,  ein  K 
▼OB    34  Jahren,    aus   K. »    einem   Städtd 


—   111   ^ 

f«niS|  eben   nicht  sonderlich  starker,    aber 

10  wenig   von  schwächlicher  Kürpercon- 

itifii  und  sanguinisch  -  cholerischen    Tem- 

^itMttnte,    durchlebte    seine   Jugendjahre  in 

:^Hpliibter  Gesundheit,   weniger  seiner  Pro- 

^^ilii^deni  Kleidermachen ,  als  dem  Handel 

Tinchiedenen  Artikeln  ergeben.    Im  30ten 

l^i'i^  Terheiralhete  er   sich  an  ein,   den  Ge- 

tUgenufs  heftig  begehrendes  Weib,  und 

'MBgle  mit  diesem  3  linder  in    einem  Zeil- 

nome  too  eben  so  vielen  Jahren.     Gleich  die 

••^•ä  UoAate  nach  seiner  Verehelichung  ver- 

j9^  ^  eine   auffallende    Schwäche  in   den 

«^Wsiiln,  eine  griebelnde  Bewegung  in  die- 

*^  «owohl,    als    auqh   an    den  Armen,    wo 

•■•••8  Gtiühl  vorzüglich  deutlich  wurde,  wenn 

5*  wge  Standen  geschlafen  hatte,  oder  über- 

Jfj*  wn  Morgen  etwas  fassen    wollte.    Mit 

ffinsni  Ameisen  kriechen    oder   Eingeschlafen- 

•V*  w  Hände  und  Fiifse,   wie  er  sich  aus- 

~^J®i  War  auch  eine  auirallende  Uusicher- 

"f^  '«welben   verbunden ,   so   dafs   er   weder 

*™*g«hen,  noch   etwas   bestimmt  anfassen» 

.  -  ^•■^gsien    aber   die   Schneiderarbeit   ver- 

■'f™*'  M)nDle.     Wie  es  gewöhnlich  unter  den 

^™*y*  Leuten  gebt ,   so  wurde  der  Aufang 

^  *-«iden8   nicht    beachtet,    ob   es   gleich 

JJIJrJ^  Wochen  abhielt,  sich  aber  doch  nicht 

^*^!j*i  höher   steigerte«     Eine  längere  Ab- 

k^ibT**  ^^^  ^^'^^^^  Ehehälfte,  die  unlerdefs 
yf^  ersten  Schwangerschaft  aurh  weiter 
^  .  ^>  trug  das  meiste  zur  Besserung  bey. 
**  I«Äg^  Mann  erholte  sich  bald  wieder  so 
_^  '  d^Ii  ihm  eine  fühlbare  Schwäche  der 
..  '^  Hälite  der  Riickenmarkssäule  das  ein- 
^  ^Überbleibsel  seiner  erstem.  Krankheit 
^»  die  er   nie  fdj:  so  gefährlich  gehalten 


hAtte  I  als  sie  »ich  nachher  zeigte.  E 
Monate  nach  der  ersten  EntbindaDg  der 
stellte  sich  das  früher  erwähnte  Leiden 
der  ein ,  und  d^  des  Kranken  Handelsge^ 
ihn'  häufig  . zwang »  vom  Hanse  etitferi 
sejdf  und  sich  uberhau|>t  allem  Ungemac 
'Witterung  auszusetzen  ^ '  so  zog  er  sich 
einer  heftigen  Erhitzung  an  einem  strt 
Wintertage  des  Jahres  1823,  wo  er  ii 
IVaeht  nach  Hause  reiste «  ohne  sich  ge 
Vor  der  Käke  zu  schützen ,  eine  Erkältoq 
die  sich  vorzüglich  an  dem  Rückenmatl 
rächen  schien;  denn  kaum  nach  Hanse 
kehrt  >  war  er  auch  schon  nicht  meb 
Stande»  auf  den  FüDsen  aliein  sich  tnli 
,  wegen»  sondern  konnte  sich  nur  gestilf 
zwei  Stöcke  unter  vielen  Schmerzeh  en 
des  Rückgraths  von  einer  Stelle  zur  ai 
bewegen*  Der  Arzt  ■  des  Ortes  behai 
diese  Erkältung  rationel ,  aber  dennoch  . 
Erfolg,  ja  selbst  mit  sichtlicher  VerschliJ 
rung;  denn  zu  der  Lähmung  der  unten 
tremiläten  gesellte  sich  jetzt  auch  aUn 
eine  Lähmung  des  optischen  Nerven  l 
Aug'en ,  so  dafs  der  Kranke  nur  mühselig 
bekannten  Wege  noch  finden  konnte/  I 
Leidens  willen  suchte  er  jetzt  bei  mit  I 
allein  alle  ophthalmiatrische  Behandlnhg 
von  der  Idee  eine!?  Sexual  -  Schwäche , 
mehr  Erschöpfung  ausging,  brachte  aui 
Ange  keine  Besserung  hervor »  sondern 
Uebel  schritt  rasch  zur  völligen  Erblin 
voran.  Diesen  schrecklichen  Zustand  wo  : 
]ich  zu  verhindern,  brannte  ich  ihm  au 
Nervi  frontdles  superciliares  beider  Seiten, 
sie  aus   der    Augenhöhle    heraustreten ,' 

BaumwoUcvlinder  in  der  Gröise  eines  Kr#i 

Sit 


-     113    - 

J&kes  ab,  als  die. letzten  Mittel,  wenn  noch» 

tw  Bippokrates  sagt,  Etwas  helfen  tollte.   Der 

war  wirklich  günstiger  als  ich  es  nur 

lete;  denn  die  Erblindung,  die  schnell 

Jisranschritt ,   blieb  Jetzt  auf  ihrer  einmal  be* 

^Inptelen   Stufe  stehen  ^    und  that  auch  nach 

«iMm  Jahre  weder  einen  Schritt  Tor,   noch 

liekirärts,   obgleich  der  Patient  sich  den  6e- 

lAIechtsgenufs    auch    hei    seiner    von    Vielen 

Amxien   für  unheilbar  erklärten  halben  Läh- 

■log  noch  nicht  Versagen  konnte ,   ja  in'  die-* 

ma  Znstande  selbst  noch  ein  Kind  erzeugte» 

Diese  glücklichen  Resultate  der  ersten  An- 
wendnog   der  Moxa  bestimmten  mich,    dieses 
kroische  Büttel  ihm  auch  auf  der   Wirbel* 
«Ue  steabrennen ,  und  zwar  auf  der  Stelle, 
WS  ädi  zuerst  die  Schwache  gezeigt  hat,  wel- 
ch logeiahr   auf  den  4ten  Bauchwirbel  fiel. 
Aii Anwendung  dieser  Moxa,    welche  bei  ei- 
am  Umfange    von   der  Grofse  eines  40  Xr. 
Stockes    1    starken   Zoll  hoch  war,    erduldete 
dar  Kranke  mit  vieler  Seelenstärke,  und  auch 
ohoe  besonderes ,  ErgrüTenwerden  seiner  übri- 
ftn  Functioneü. 

Vor  der  Anwendung  derselben  war  sein 
Koiper  vorwärts  gebeugt^  seine  Füfse  nicht 
im  Stande ,  den  Rumpf  zu  tragen »  und  ver- 
sachten  sie  es  ja  einmal,  so  schwanjtte  der 
Oberkörper  auf  den  Füfsen  nicht  anders,  als 
wie  eine  lange  perpendicular  aufgerichtete 
Stange,  deren  Schwerpunkt  nur  mit  harter 
Muhe  im  Gleichgewichte  gehalten  wird;  die 
Fofse  fanden  dabei  auch  nur  sehr  schwer  die 
ihnen  entsprechende  Stellung,  und  ohne  ei- 
sen oder  den  andern  Stock  war  die  aufrechte 
Stellung  gar  nicht  möglich.  Die  übrigen  Funk- 
IounuLZIV.B.irSc.  H 


—     114    -. 

tionen  wacen  alle  in  Ordnung,  ^^^  ^^^ 
etwas  angehalten ,  der  Sexualtrieb  imme 
tind  deesea  Befriedigung  scheinbares  I 
fiifs.  Ich  finde  nicht  unnothig  es  zu  I 
ken,  dafs  diese -Lähmung,  die  man  öfl 
Tabeß'  dorßalia  confandirte ,  mit  allen  v 
TJierdpie  e'mpfohlenen  Mitteln*  von  de 
fäcfasteb  Friction  bis  zur  Moxa,  und  \r 
Her  teichten  Gabe  Nitrum  bis  zum  Mcci 
Nuäs  Verrucae  behandelt  wurde,  ohne 
>eiA  lohnender  Erfolg  dem  Kranken  ei 
digte^;  . 

Kaum  fing  aber  die  £schera  der  3I< 
sich  abzulösen^  so  kehrte  eine  auffallende 
in  4x6  Rückenmuskel  und  in  die  Schesi 
rück  9  und  ehe '  noch*  die  völlige  Yerkii 
der  Wunde  geschehen  war,  konnte  d 
ii$nt  schon  einige  iSchritte  frei  ohne  Hu 
Stockes  gehen ,  und  dieses  nicht  blofs  in 
i^ierj  sondern  auch  auf  dem  Stelnpflaste 
gleich  daselbst  alle  Bewegungen  heftig  sei 
teir  und  das  Rückenmark  'sehr  empfii 
StQlse  fühlte;  Auf  das^  Gesicht  blieb  du 
wohl ,  als  die  nachherige  zum  zweiten 
auf  die  Rückensäule  angewendete  Mox« 
Erfolg.  Der  Patient  wurde  nämlich  dun 
gladUichen  Erfolg  der  Moi^a  so  ermu 
dah  er  nach  einem  halben  Jahre  die  W 
kohluog  derselben,  die  ich  ibm  anboth, 
annahm,  den  Ridst  der  Schwäche  in  den  £ 
kein  zu  heilen,  wenn  er  auch  gleich  u 
bar  blind  bleiben  müfste.  Der  Erfolg  täi 
ii|a  nicht,  denn  nach  der  Heilung  der 
ten  eben  so  grolsen,  *ond  an  eine  etwa 
lere  Stelle  eingebrannten  Moxawonde. 
•r  Kranke  als  amaurotischer  zwar  nocl 


^     115     — 

niiiem  Wärter  geführt,  aber  nicht  mehr  auf 
ika  gestützt  zu  mir,  wenigstens  für  diesen 
Uieil  der  Heilung  seinen  Dank  auszusprechen. 

Dieser  Mann  wäre  ohne  Zweifel  wie  der 
mte  durch  die  Moi^a  YolULommen  geheilt  wor- 
iui,  und  es  auch  geblieben,  hätte  er  es  über 
■ch  gewinnen  können »  sich  den  Geschlechts- 
imuCs  za  versagen.    Nach  Jahr  und  Tag  aber 
kachle   man  ihn  wieder  zu   mir,   schlimmer 
als  je  y  und  auch  seine  ganze  übrige  Constitu« 
tion  war  der  Art  geschwächt,  dafs  eine  wie- 
itrholte  Anwendung  der  Moxa  mir   sehr  ge- 
fdulich  schien.     Obgleich  der  Kranke  insfän- 
dfg  in  mich   drang,    ihm   dieses  Mittel   noch 
einmal  zu   appliciren,    so  'stand   ich   gewarnt 
iron  sftnem   übrigen  Zustande  dennoch  davon 
ab,  und  fand  meine  Weigerung  durch  das  sei* 
teoe  Geständnifs   gerechtfertigt,   dafs  er  nach 
ferweigerten  Beischlaf  von  Seiten  seiner  Frau 
10  einem  andern  gewöhnlichen  eher  noch  schäd- 
lichem Laster  der  Selbstbefleckung  seine  Zu- 
flucht nahm.     So    viel   ich  aus   einem  Briefe 
seiner  Frau   erfuhr,    lebte  er  noch  ganz   ge- 
lahmt mehr   als   ein  Jahr,   und   starb  an  den 
Folgen  des  Decubitus,   und    einer  Entzündung 
der  Harnröhre  und  Blase,  diid  durch  ungeschickte 
Application  des  Catheters  herbeigeführt  wurde» 

Drhte  Krankengeschichte.  Ein  SOjahrigef 
ttark  und  schön  gebauter  bayerscher  Ofücier, 
den  die  Strapazen  mehrerer  Feidziige  und  die 
grimmige  Kälte  des  Jahres  1812  an  der  Bere- 
sina  in  Rufsland  nicht  beugen  konnten ,  be- 
stand, in  seine  Garnison  zurückgekehrt,  nur 
kurze  Zeit  den  ungleichen  Kampf  im  Felde 
thierischer  Liebe  mit  einer  schönen  Girce  des 

HZ 


—     lit)     — 

Ort65;  die  uDiftern  Helden  erst  in  ihre  NöUi 
fafdte,  als  er  sich  von  den.  aus^estabdenflil 
Leiden  ganz  und  gar  erholt  hatte.  Doch  daaeiS 
dieser  Kampf  nur  kurze  Zeit,  denn  nadi.^ 
Monaten  nahmen  Lendenschmerzen ,  Rü  ^ 
weh,  Schwäche  in  dea  Beinen ^  Ameise 
chen  in  den  Schenkeln  und  Armen,  und  z 
Uü  an  die  äufsersten  Phalangen  det  Finger  b 
ans,  ihren  Anfangs  und  verkündeten 
zahllose  Reihe  harter  Leiden.  .  So  nahe  ddj 
Quell  des  Uebels  lag,  so  wollte  man  am  Aäat 
noch  nicht  für  denselben  erkennen»  selbst  dani 
noch  nicht  9  als  die  glückliche  Entfefnokig  ¥001 
Monte  drcdlo ,  und  der  Aufenthalt  in  dend  wiuh 
derbar  wiederbelebenden  Heilquell .  GaUm  im 
Salzburger  Gebirge  das  Uöbel  so  weit  wMtt 
hoby  dafs  nur  leise  Mahnungen  sich  merken 'BJa-. 
fsen,  die  bald,  nach  6  Wochen  schon,  9hiSä 
alte  Lebensweise  wieder  eintraf,  zu  straftfe* 
den  Bufspredigten  wurden.  Das  Leiden  im 
Schenkel  nahm  der  Art  überhand,  dä(t  jlB 
nach  dieser  Zeit  den  Rumpf  schon  nicht  mät 
ohne  Hülfe  eines  Stockes  zu  tragen  Termotbi 
ten;  die  Schmerzen  im  Rückgiath  waren  we- 
niger heftig  y  als  eine  gewisse  Steifigkeit  1% 
stig.  Das  Ameisenkriechen  in  den  Fingen 
veiwandelte  sich  in  ein  unaufhörliches  eige»^ 
thümliches  Zittern,  so  daß  der  Leidende  nad 
den  zu  fassenden  Gegenständen  auf  eine  äluH 
liche  iYeise  greifen  mufste,  wie  Kranke,  dii 
an  Chorea  St.  Viti  leiden.  Alle  mogikhia 
Kraftbrühen  und  Arzneien ,  die  die  nimmev* 
satte  Schone  für  ihren  entnervten  Mars  berei- 
tete, waren  nicht  im  Stande,  ihm  die  yerlo»- 
nen  Kräfte  wieder  zugeben ;  auch  die  Wieder- 
holung des  Bades  blieb  fruchtlos,  und  dir 
schone  Mann  welkte  am  äufsern  Ansehen  ebto 


-     1!7     -   . 

schnell  daliin,  als  seine  Lähmung  fttnaluu. 
^  Haare   wurden  grau   und  fielen  aus,   il»s 
ifiauchf  verlor   seine  liundung,   wurde  ruuze- 
\Vt  vnd  mifafarbig,   das  Auge  inatt  und  tri-be, 
daiGemeingeliihl  erlosch  ,  der  Appetit  srbwand 
wi  (Im  Lebens  Freuden  verwandelten  sich  in 
Afadrafs »  welcher  mit  der  Lähmung  der  un- 
Extremitäten f   die  rasch  ihrer  VoUkum- 
iheit  entgegenging,   gleichen   Sdiritt  hielt. 
'SuUaia  cuu$a  tpllkur  effeaus,   wäre  freilich  die 
hsste   Indication   gewesen ,    aber  theils  wurde 
Ab  nicht  erkannt,  theils  nicht  dafür  gehalten. 
"•   Ich  wurde  erst  spät  berathen^  aber  meine  ge* 
'  eofierte  Ansicht  gefiel   50   wenip: ,    als  meine 
▼oigeschlagenen    Mittel.     Frau    Clrce    mochte 
mUcidit  gemerkt  haben,   dals»   ich  der  Sache 
.  am  nächsten  auf  dem  Grunde  kam,  und  wuiste 
"   ü  dahin   zu   bringen ,    dafs  der  Fatient,    der 
\  sonst  nicht  feuerschen    war,    dieses  Mal  vor 
I.  dam  Feuer   furchtsam   bebte,   und  an  allen  4 
?  Gliedern  gelähmt   ein  halbes   Jahr  nach  mei- 
'-'  ner  Conaaltation  starb. 

IKese  Krankengeschichte  hat  zwar  man- 
-  ehe  Verschiedenheit , .  die  sie  Tor  den  übrigen 
;  ansseichnet,  z.  B.  das  schnelle  Altern,  und 
^ir  leo  LebensHberdrufs ,  so  wie  die  nicht  cha- 
nkteriatische  Hinfälligkeit  des  Krauken ;  den- 
noch bin  ich  der  Meinung,  dafs  sie  in  der 
Wesenheit  eine  und  dieselbe  Krankheit  be- 
ichieibt.  — '  Die  Section  wurde  nicht  ge- 
iMdit. 

t'  Vierte  Krankengeschichte,  Die  Gattin  •  »1*^-5 
^,  Chirargus  E..  aus  St.  in  fiayern  ,  eine  blüiieud 
tdone  Frau  von  28  Jahren ,  MuUer  von  meh- 
ifini  Kindern,  die  sie  schnell  hinter  einander 
gebar,  sprang  von  einer  Bank  herunter,  gleil«*^ 


^      .-«     118    — . 

aus»  und  stieb  mit  dem  ^t^if«  fest  gegen 
Bank.  Nicht  belacht  zu  werden,  yerbiül 
ihren  Schmerz  im  ersten  Augenblicke  son 
als  später,  bis  sie  endlieh  ein  schmerzb« 
Gefühl  entlang  der  ganzen  Columna  vejrtd 
zqm  Geständnifs  gegen  ihren  Mann  Termo« 
Dieser  legte  nicht  den  gehörigen  Werdt 
die  Sache /oder  verstand  sie  nicht  besier 
mit  einem  Unimentum  volätüe  enmipftoriiW 
behandeln.  Der  Schmerz  bliel>  sich  is 
gleich',  nahm  eher  zu  als  ab,  und  aE 
MeDse3  seit  der  Verletzung  zum  erstefn 
eintraten,  war  ihre  Erscheinung,  die  ^ 
nonmal  war,  dieses  Mal  auch  schmerzhafl^ 
Ter  breitete  sich  dieses  unangenehme  ~v 
wie  eine  Art  ischiadischer  Schmerz  nac3 
Verlaufe  der  Cruralnerven ,  und  stieg  ^ 
den  Ziehen  herab,  die  öfter  einschliefen 
dann  jede  Bewegupg  minderten.  Nicht 
und  dieser  Zustand  ging  in  eine  voUkot^ 
Lähmung  der  untern  Extremitälen  iib9 
der  auch  das  Sexaalsystem  Theil  nahm^ 
nur  noch  fünf  Male  seit  der  Verletzuog 
die  Menses  immer  sparsamer  ein ,  und  b 
dann  für  immer  ganz  aus.  Stuhlgang  und 
sQcretion  blieben  ungestört,  eben  so 
litt  die  Verdauung  eine  andere  Störung 
die  durch  ^  das  beständige  Liegen.  Vii 
Mittel  wurden  vergeblich  angewendet,  je 
dem  die  behandelnden  Aerzte  von  diesei 
gnosis  und  Indication  ausgingen.  Die 
mung  schritt  immer  weiter  vor  sich,  um 
ihr  ein  gänzlicher  Verlust  des  Gemeinge: 
Man  konnte  in  die  gelähmten  FüTse  st 
lind  kneipeti,  ^ohne  dafs  es  die  Kranke  mi 
Webt  bei  den  Füfsen  allein  blieb  diese 
JOüDg  stehen ,  sondera  ue  Qx^tiS  auch  in  c 


■uwuiicne  ntnngaag  eniD^nreD ,-  hbb 
I  |rtnaid«on  Thiei;  Tag  und  Nsdit.  .dft 
ml«..  .Ktatn  da(B  illr  noch  die.frna 
i»f  i^  Lippen  und  dar  OeglatUioDi- 
!■■•  gablieban  war.  Die  böhttn  SinBfl 
'.■iBa ' lugMtÖri;  Auge,  Ohr,  Gemcli 
■duiaok  eilitteq  innerhalb  drei  iafann 
p  uiDdute  VwäDdernng.  Noch  War 
Mrtiden  dieter  Unglöcklichea  oicht  •«( 
Me  SttiTe  gestiegen.  Sa  wie.di«  Lih- 
!wthUg  weit»  an  dem  HaUe  hinaiit' 
Prtv  lieh  auch  die  Sptach«,  nnd  ia- 
TarmögflD,  dap  Wärter-Fenonale  atif 
clichen  Bedürfnisse  und  ilireii  pftrior 
'ti^eaden  Abgang  aufnferksam  m  ma- 
fSeachtet  eioer  seht  florgraltigen  Pfleg* 
^  bei  dieser  am  ganzen  Körper  g«- 
^ran ,  die  Trie  eine  Fflanxe  nur  mehr 
.  bald  ein  bedeutender  DecuUlas ,  der 
■AxnmernswettheD  Leiden  nach  bei- 
'tthren  ein  Ende  machte.  —  Die 
^x«s  das  früher  immer  angenömtnen« 
*>  der  RäckenmnrksbSlile  nicht  nach : 


i-;  120   — 

geneigt  i   eine  eojiche  Einsclirumipfuog  der  ilfc-  ^ 
^^//o  anzunehmen,   sondern  glaubte  Tielmehr 
ein  Exsudat  zu  finden ,  auch  war  ich  eher  ge*  - 
neigt,   diese  Lähmung  für  Folge  der  Erschiit* 
terung,  als  einer  Sexual* Erschöpfung  zu  hal-  ^ 
ten.     Erst  die   Section,    die   den   Uterus  ganz* 
klein,   die   Ovarien  und  Ovula  Grqfiana  kaum 
bemerkbar  zeigte,  änderte  meine  Ansicht  über 
die  Entstehung   dieses   Leidens,  das  auch  bei  , 
dem  Frauengeschlechte  so  selten  nicht  ist,  vne 
mancher  glauben  mochte,   der   die  Idee  hat^ 
dafs  das  weibliche  'Geschlecht  durch  einen  über- 

ff 

triebenen  Sexualgenufs  weniger  als  das  männ^ 
liehe  leide.  Ich  kenne  gegenwärtig  noch  ein 
Paar  Frauen,  die  ihren  Hang  zur  sinnlichen 
Lust  mit'  einer  mehr  oder  minder  ausgebilde- 
ten Lähmung  der  Extremitäten  büfeen  müssen. 
Vielleicht  dafs  ich  seiner  Zeit  ihre  Kranken-  . 
geschickten  nachtrage. 


»■■,.■ 


—    121    — 


■■ 


V«. 

Vaccination. 


CF€it80t£UDg.    S.  dieses  Journal  1Q26  December,) 


,  '26.  > 

T^arioloidej 

/SkUA  ah  eine  mite  von  aujsen  in  Europa  dn- 
gepihrte  Krankheit  dargestelU. 

En  Nachtrag  zu   den  im  Journalheft  November 
aufgestellten  jetzt  herrschenden  Meinungen. 


•tiioe  der  sonderbarsten  Meinungen  lesen  wir 
jetzt  in  mehreren  öffentlichen  Blättern  initge- 
tfaeilt  unter  dem  Namen  des  Herrn  Moreau  de 
Jonrus^  und  als  Auszug  aus  seiner  der  Akade- 
mie der  Wissenschaften  zu  Faris  vorgelegtea 
Abhandlung  :  Untersuchungen  zu  Bestimmungen 
dtr  Kennzeichen  und  Wirkungen  der  F'arioloiden 
und  zu  Entdeckung  des  Ursprungs  dieser  Kranke 


Nach  dieser  werden  die  Varioloiden  für 
•ine   neue    Art    Pocken    erklärt  ^    welche    seit 
10  Jahren  nach  Europa  ^^ebracht  worden. 


—    122    —  .^-    -, .  .  ^  . 

in  Osti<i<ii^n  hc^t  sie  einen  höchst  teotdec 
sehen  Karakter,  den  sie.  aber  in  Enropa  yei 
loren  hat.  Auch  in  Amerika  hat  man  sie  bj 
obachtet ,  und  oft  die  Hälfte  der  Kranken  cUu 
an"  sterben  gesehen.  Die  Vaccine  schützt  nid 
dafür ,  aber  macht  die  Krankheit  leiehter  nn 
gefahrloser.  Hieraus  lassen  sich  die  Viele 
Beispiele  von  Pockenkranken  nach  der  Vacd 
nation  erklären ,  und  sie  .  beweisen  folgliis 
nichts  gegen  die  Schutzkraft  der  Vaccine  ff 
gen  die  wahren  Pocken.  "^^        . 

Es  scheint,  dafs  das  letztere |  die  RettoB 
der  Schutzkrau  der  Vaccination,  der  Banrf 
zweck  des  Hrn.  Moreau  bei  der  Annahme  w» 
ser  Hypothese  gewesen  ist.  Aber  sie  hedu 
dessen  nicht,  und  am  wenigsten  wird  die! 
durch  eine  neue  Hypothese  geschehen ,  die  I 
sich  nicht  haltbar  ist,  da  uns  die  Entstehoi 
der  Varioloide  sehr  nahe  liegt ,  tind  wir  sie  i 
der  That  nicht  erjst  aus  Ostindien  zn  holi 
brauchen.  —  Allerdings  ist  die  Variolcidt  A 
neue  Krankheit^  aber  bei  uns  selbst  erzeni 
und  sich  noch  täglich  erzeugend  durch  d 
Einimpfung  des  Pockensaamens  auf  einto  t» 
cinirten  Boden;  Eine  Zwitterpfianze ,  erzeo) 
tlurch  die  Pocken  als  Vater  und  durch  di 
Vaccine  als  Mutter.  Ihr  Daseyn  ist  nur  durc 
die  Vaccine  möglich,  und  durch  sie  allein  i 
sie  erzeugt  9  welches  auch  geschichtlich  set 
leicht  darzuthun  ist. 

Vor  der  Einführung  der  Vaccinanon  W| 

sie  nicht  vorhanden,   aber  sehr  bald  nach  ili 

rer*.  Einführung ,    also    lange   Tor   10  JaMrei 

zeigte  sie  sich.     Schon   im  Jahre   1808  hab 

ich  sie  beobachtet« .  eben  &o  Ff^iUan  xiud  anda 


^    i2^    ^      ' 

Sie  ist  in  den  letzten  Jahren  hau- 
vorgekommen,  wegen  der  grofsern  Hau* 
»t  der   Variola    und  der  allgemein   herr« 
lenden  yariolosen   Gonstitation.    Aber  eben 
idorch   zeigt   sie    am   deutlichsten  ihre   Ab- 
;|nift   nnd   ihre   yariolose   Natur.     Was   aber 
vollends   entscheidend  ist,   ist  das,    dafs, 
«enn  ein  nicht  Vaccioircer  von  der  Varioloide 
Mgesteckt  wird,  er  nicht  Varioloiden  sondern 
die  wnlire  Variola -Krankheit  erhält ^  weil  hier 
2er    wahre    Fockenkeim    seinen    natürlichen, 
Bidit  schon  durch«  Vaccine  modifizirten ,  Bo- 
d«i  wieder  erhält,    in  welchem   er  sich  frei 
entmckeln    kann.      Diese    Dinge  sind   durch 
Thstsachen  vor  tinsern  Augen   so  oft  bestätigt 
worden,     dafs    darüber    in    Teutschland    kein 
Zmfel  mehr  existirt;     Wir  Wollen   nur  an 
d»  loch  zuletzt  von  Hrn.  ^.  StoscK  ^)  mitge- 
dcJICe  merkwürdige  Faktum  erinnern,  wodurch 
TBiolose  Ansteckung  ein  ganzes  Institut  Va- 
rioloiden bekam ,  und  die  durch  diese  Varioloi- 
den zuletzt  angesteckte ,  nicht  vaccinirte ,  Magd 
die  wahre  yariola. 

')  8.  dieses  Jonrnal  December  1826« 
(Die  Fortsetsang  folgt.} 


-     124    - 


VIII. 

Kurze    Nachric  ht  e  n  . 

und 

Auszüge- 


y  - 


1. 

Oeschichte     und   Arbeit  eh 
der   Medizin,   Chirurg»    Gesellschaft    zu  Berlin 

im  Jahre  1826. 


JL/en  ^ten  Januar^  Herr  Staatsrath  Hufeland  gab 
•ine  Üebersicht  der  Arbeiten  der  Gesellschart  im  vo« 
xigen  Jahre 9  und  theilte  sodann  seine  Ansichten 
über  die  Homöopathie  mit. 

« 

Den  aoten  Januar»  Hr.  Professor  Osann  las  eine 
▼om  Hrn.  Medicintlpräsident  v.  PVolJf  aus  War- 
•chan  all  correspondirenden  Mitglied  der  Gesell- 
schaft eingeschickte  Abhandlung  über  dib  in  War- 
schau herrschende  Krankheit«  -  Constitution,  den 
Nutzen  des  Kohlensauren  Eisens  bei  Neuralgien  i|nd 
der  Radiys  Artemisiae  bei  der  Epilepsie.  Diesem 
fflgt^   Hr.    Prof.    Osänn   noch   einige    Beobachtun- 

ten  ans  seiner  eigenen  Praxis  über  den  Nutzen  der 
rtemisia  in  der  Epilepsie,  und  des  Belladonna  • 
Extrakts  mit  Agua  Laura 'Cerasi  in  der  Prosopal- 
gie bey, 


—     125    '— 

Den  f^ten  Februar.  Hr.  Geh.  Rath  Erhard  Über 
üe  Grundflätse  bei  Anfejti^ung  der  ArzAeittsen, 
Br»  Dr.  Bremer  eine  Uebeisicht  des  Gesund heittsu- 
ttadee  und  dex  Morulitäc  von  Berlin  im  vorigen 

Den  17^0»  Februar^  Hr.  Geh«  Kath  Link,  eine 
Oabersicht  der  o£ficinellen  PAausen,  welche  im  bo- 
misclien  Garten  sn  Berlin  gesogen  werden«  Ein 
iiCsAtz  vom  Hrn*  Dr«  Rademacker  über  die  Cholsra^ 

Den  ^ten  März,  Hr.  Prof.  Schultz  ^^  über  die 
Wizkang  des  Speichels  und  seine  giftige  Natur; 
ignn  Bemerkungen  fiber  die  Abstammung  des  filen- 
tchen  nnd  Beweis,   dafs  sie  von  einem  Paar  hcr- 

iftkien. 

■ 

Den  ijten  März,  Hx»  Dr*  Krause,  Bemerkun- 
gen Aber  die  Wassersucht  un  d  den  Kutsen  des  Mer- 
ewrms  nitrosus  in  derselben.  Hr.  Staatsrath  Mufeland 
fbitgHecste  Bemerkungen  über  die  Gleiduiial  der 
GcscUeehier. 

Des   i4««n  Jpril.    Hr.  Geh.  Rath  Graefe  stellte 

dfr  Geseilschaft  mehrere   interessante  Kranke  Vor: 

eis  Midchen ,   dem  eine  Bohne  in  die  Luftröhre 

gfdrangen  war,  und  die  er  durch  die  Tracheotomie 

Slficklich  davon  befreiet  hatte;  einen  Knaben,  deni 
orch  etnen  Bsam  der  Hirnschädel  zersplittert  wur- 
de, und  der  ohne  Trepanation  durch  Absonderung 
der  Knochensplitter  vermittelst  der  Sappuration  ge» 
keilt  worden  war;  ein  IVIädclien,  deren  Thränen* 
£stel  durch  Dupuytrens  Methode  in  3  Tagen  geho- 
ben wurde  una  eine  kaum  sichtbare  Narbe  hinter- 
liefs;  und  eine  Frau,  die  an  einer  Ranula  \\it^  und 
die  dadurch  geheilt  wurde,  dafs  ein  goldnes  Röhr- 
eben  in  den  Ductus  J^T arthonianus  eingebracht  wur- 
de,  welches  nun  seho^  seit  einem  halben  Jahr  ein- 
erwachsen ist.  Auch  legte  er  der  Gesellschaft  den 
in  Paris  verfertigten  Apparat  zur  Cct^faZe^schen  Stein* 
sermalmangs- Methode  vor,  welchen  das  medici« 
niseh  -  chirurgische  Institut  der  Universität  der  Gna- 
de Seiner  Majestät  verdankt.  Zum  Schlufs  theiltc: 
et  seine  Ansiehten  fiber  den  Kaiserschnitt  mit,  meh- 
rere Verbesserungen,  und  besonders  Über  die  so 
nothwfiiidige  zweck'mäTsigere  Nachkur  desselben. 


—     126    — 


Den  sQten  April,  Hr.  Prof«  E^k^  ebieii 
würdigen  Fall  von  einem  dareh  seine  Hi  ^ 
aufgezeichneten  Femphigua  bei  einem  Erwm« 

Den  I2.ten  Mai,    Hr.  Dr.  Bo^hr,  Bemerl 
fiber   die   PhUgmatia  alba  dolens  f   nebat  £rsl 
einet  Falles ,   wo   die  Anwendung  der  Veaici„. 
und    des    Arcaniun    dupllcatum     von    weftejntliel 
Nutzen  waren«    Hierauf  wurde  eine  vom  Hm,  C 
Sulzer  eingeaandte  Abhandlung   über  die  neo». 
thode  des  Hrn.  Dr.  Urban  zur  Heilung  der  Wr 
acheu  vorgelesen« 

Den  26ten  Mai,  Hr.  Dr.  p«  Siosch,  DarstellBi 
seit  Januar  herricheud  gewesenen  Krankheiten, . 
Charak(ers     und    ihrer   Behandlung.    .Hr.    tto. 
Meier  aus  Petersburg ,  der  die^  Gesellschaft  ait 
nera  Besuch  beehrte ,  theilte  eine  Uebersaoli|  dar 
Eufsland  eebräuchlichen   Mittel  zur  VerhflKiag 
Heilung  der  Hydrophobie  mit.  ' 


•J* 


h 
«i^ 


Den  gten  Juni*  Hu  Prof«  Hecker,  geseU^llHn  ' 
litter'ärische  Notizen  über  die  altern  lateittliAlJ ' 
Aerzte  von  Celsus  bis  zu  Ende  dea  4tea  J«lidM|F<? 
derts. 

Den  25fen  Juni,    Hr«  Prof«  Osann  theÜM 
Anfsau    dea    Hm.  Medicinalrath  Fischer    la 
mit'y   über  die  Verschiedenheit  der  MediMn«it»i 
den    Officinen,    willkuhrliche    Verandemn(^eB 
Vorschriften    durch    die  Apotheker,  *und'gi 
Aufsicht  auf  die  Bereitung  der  narcptiachen  J 
te$  darauf   einen    Aufsatz    vom.  Dr.  Leo   AImt 
Heilquellen  in  Gtrlabad. 

Den  jten  Juli.    Hr.    Regier ungaratli   Net 
Beobachtungen  über  das  Kindbettermnenfieber, 
zu  ihm  die  in  der  Charite  zwei  Mal  aoagebcocl 
Epidemie  derselben  Gelegenheit  gaben. 

Den  2Uen  Juli,  Hr.  Medicinalrath  KJaaüeik^ 
die    Benrtheilung    des   Falles,    wo   ein  praki 
Arzt  Verdacht  von  eigener  Gemathsstdrang  gfebc«- 

.  Den   l%ten  August,    Hr.  Profi    TVoehUr ^  Bi 
aehtungen  fiber  die  Wirkungen  pAanzenajialrer 
auf  den  Urin. 

Den  i^en  September»    Hr.  Medicinalrath  vC«fpi|v- -1 
über  die  medicinisch-atatistischen  Verhältniaae,  dar  ] 


—     127    — 

Jkdlcioalperjondii  sn  ^exn  Publikum  im  Preufsi. 
■Imd  Staate  im  Jahr  1824»  woraus  aicfa  sehr  in- 
tnssante  Resultate  ergaben. 

Den  iQ^en  Septemher.  Hr.  Staatsrath  Hufeland, 
\  Üc  neuesten  Erfarungen'  von  Dr.  Kanzler  und  Dr. 
Rrosius  über  die  Scbutzliraft  der  Belladonna  ge^en 
Jh  Scharlach£eber,  nebst  «einen  Bemerkungen  über 
B»  dabei  zu  beobachtenden  Regeln.  Auch  Mitthei- 
Ing  einer  merkwürdigen  Beobachtung ,  vom  Dr. 
JUn  SU  Güstrow,  über  eine  Verhärtung  eines  gro- 
lian  Th^ils  der  Bauchmuskeln  ,  welche  durch  eine 
tachst  mahtamo  und  langwierige  Operation  besei- 
Üff  wardeq.  /^ 

Ben  agften  Septhr,  Hr.  Medieinalrath  Staheroh, 
ÜB  Darstellung  der  bisherigen  Analysen  der  Be- 
tfnJUkeile  des  Opium  mit  Hinzufügnng  seiner  ei- 
genen neueren  Versuche^  die  jedoch  noch  nicht  be* 
endige  sind. 

Den  13^071  Octoher,  Hr.  Prof.  Hecker  geschieht« 
lieb  lilierärische  Kachrichten  über  die  spätem  grio« 
«kiseifcia  Aerzte. 

Den  37^«»  Octoher,  Hr.  Medicin^ilrath  Casper, 
ila  Gutachten  über  eine  verheimlichte  Geburt  und 
die  Zarechnungsfähigkeit  der  Mutter.  Hierauf  wur- 
de vom  Hrn.  Dr.  SchTnidt  der  Gesellschaft  ein  Krank- 
heiufall  zur  Consultaiion  vorgelegt« 

Den  lOten  Nooemher,  Ilr.  Dr.  PF'eitsch^  Beob- 
Bchtung  über  den  Diabetes  mellitus  ^  wobei  beson- 
ders seine  günstigen  Erfarungen  über  den  Nutzen 
der  frischen  Rindsgalle  neu  und  interessant  waren. 

Den  2/^ten  Novhr.  Hr.  Dr.  Bremer  tbeilte  die 
neuesten  Nachrichten  über  die  Epidemie  zu  Grö- 
niogen  mit,  welche  ihm  vom  Hrn.  Dr.  Baker  da- 
•elbst  zugekommen  waren.  Hierauf  Hr.  Dr.  Krause 
Beobachtungen  über  chronische  Hämorrhagien  des 
Mastdarms,  bei  denen  am  Ende  Polypen  in  demsel- 
ben als  Ursache  entdeckt  wurden,  und  durch  deren 
Wegnahme  die  Ileilnng  balci  erfolgte;'  desgleichen 
Ton  einem  Trismus^*  der  durch  einen  ehrlosen  Zahn 
enengt  und  durch  Wegnahme  desselben  gehoben 
Wurde. 


.        —  ■  428'  —. 

I 

Den  Qten  Detemher,  Hr«  X^t,  Kraxise^  B«o 
tungen  fiber  den .  Oesundheit^zuBti^nd  der  j« 
Leute  in,  Berlin  TQm  2Öten  bis  sdm  35ten  Jahi 
Gelegenheit  der  Untersuchungen  sum  Militaird 
fiemacht»  wobei  sieh  ergab»  dafs  BnistalFekti« 
Herzklopfen,  chronische  Halsentsünduiigen»  Fle< 
nnd  Hernrien  die  häufigsten  Krankheiten»  hin( 
syphilitische  AfFektionen  sehr  selten  "v^aren,  i 
is>ooo  nur  2.  Hr.  Dr.  Bremer  zeigte' eiii  merk 
diges  durch  den  Mastdarm  abgegangenes  steinai 
Goncfemenc  vor,  welches  sich  bei  einer  Frai 
xeugt  hatte,  die  der  Säure  wegen  mehrere  [ 
lang  grofse  Quantitäten  Magnesia  Terschluckt  1 
Zum  Schlufs  wurde  eine  Abhandlung  des  Freil 
v*  PVedekind  fiber  den  Gebrauch  des  Sitbliiiuin 
die  DzondVBche  Methode  vorgelesen» 

Den  22ten  Decbr.  Hr.  Dr.  Romherg^  Bc^ 
tungen  Über  Hämorrhagien  des  Gehirns. 


Die  Gesellschaft  hat,  wie  obiges  Veneid 
beaeugc,  ihre  Arbeiten  ununterbrochen  fortgei 
sich  vieler  belehrender  Mittheilungen  sowohl 
den    einheimiscjien   als  auch  von  auswärtigen 

§liedern  su  erfreuen  gehabt,  und  so  ihren  Zm 
'örderung  der  Wissenschaft  und  coUegialische 
einigung,  redlich  erfüllt.  Die  jedesmalige  Bei 
muns  der  herrschenden  Gesundheitsconstitudon 
Krankheiten ,  nnd  des  angemessensten  Heilve: 
reofy  war  von  vielem  Nutzen  für  das  Ganze,  ao 
'  die  MittheilUng  einzelner  interessanter  und  soh 
rieer  Fälle  aus  der  Privatpraxis,  durch  die  gen 
sehaftliche  Berathung,   für  einzelne  Kranke. 

Leidet  verlor  die  Gesellschaft  in  diesem  J 
drei  ^hrer  würdigsten  Mitglieder:  den  vor^< 
chen  Ber^nd^,  einen  Mann  von  seltnem  Geist  nnd 
hippokratischen  Arzt;  Richter ^  den  Senior  der 
sigen  Aerzte»  einen  durch  seinen  Karakter  un^ 
in  das  höchste  Alter  (fortdauernde  lebendige  Tl 
nähme  an  der  Wissenschaft  höohst  achtbaren  B£ 
nnd  Schrader^  den  als  ausgezeichneten  Chemiker 
Naturforscher  verehrten  ,  und  als  Mensch  geUeli 


All  eitabaintiiBlia  Hitgliedir  vrntden  tutgnom» 
i  Die    Herren  Doccorea    Pauli,   Bari,  Hmiglo/, 

,    Schmidt.     Zu    cotte«t)oii4irttideii    Uitglie» 

Ib    Herren :    Ilr.    Or.  Hademi  and  Hr.  Prof. 

alz  in  PcTg.   flr.  Dr.  v.  Itfordiitk,  Hr.  Prof. 

>rn,  Raimann,  Hr.  Dr.  Gi&f  |ron  Ilarraik,  Hr. 

i/RKr  und  »r.  Dr.  £.  Pohl  tu  Wian ,  Hr.  Dt. 

.ler  EU  Müncban,   Hr.  Hofiatti  FiieA^r  m  Lft- 

,  Hr.  Geb.  Bitü  W*m»l  ia  Fraakfurth,  Hr. 
ApaiiHS«!-  in  WAnburg,  Hr.  Prof.  Satfa  ia 
läibere,  Hr.  Prof.  FrtfJratch  in  WAnbure,  Hr. 
V^VftUBt  in  Bimbcre,  Hr.  Prof.  Jörg  und  tlarpar 
Uif(^,  Hr.  Prof.  H<»cU<>  iu  Jon.,  Hr.  Prof. 
tti — t..^  Jjutäihatt  Hr.  Gafa.Rith  fftirter  in  Mir- 
~       '"■       t  in  Thorn,   Hr.  Prof.  BarttU 


urE,    Hr.  Medidntlrath   Krutea   in  Breilau» 
_  _.  .-,r.  Schtrelger-r  und  Schuftigen  -  Saidfl  in  HiUe» 
I    Er.  ObtrliDfruh  Kopp  tu  Hmin,  Hr.  HoFrith  Tromnt»' 
ifrffiM  "Exlaxih  und  Uti  HoEriüi  Btmd»t  xa  Silx 

Uta  Bibliotbeli  «rhiali  ünrofi  nalinrB  iusni» 
.  ttttt  Guoliaiiiia  ■niWUcigw  Odahneu  (t^sB  loliltfr 


■  Pnufiüchtr  Aarxie  ftut  dm   (ii«rta';<>'>''(g:Mi 


fmTonach  Aber  dio  Wirkung  de*  CadmiKm  luJ- 
Africmftf.  Er  nifan  bei  völligem  WotilbeEndan  in 
J^iutgt  um  10  Dhr  i  Gran  dieaea  Prtpira»,  wal- 
.■m  aioen  eigen thanlicban  lueiilliacben  G'ei^ht&ick 
Wh  Gagen  II  Dhr  »eilte  lieb' ein  blufges  Zu* 
ywaanlenfan  dea  Speicbel*  im  Munde  «uit  der 
iHRirlbiend  ani^enorfen.virerdan  mufite,  um  laCbr 
|iq  diel  in  ein  beffigft  WArgen  Ob^i  welolie« 
jMua.2JIP.£.i.St.  I 


,     —    130  .—•■■'■■    ■ 

aH«  1  bU  I  Minuten  wiederkehrte,  und  w< 
Aiit  Tie],et  ^  Anstrengung  sähet  Schleim,  an«^ 
^7arde«  Dieser  Zustand  dauert^  fort»  bis  um 
starkes  Erbrechen  mic^  Würgen  erschien  ui 
4  ühr  wiederkehrte.  Wobei  sich  heftige  Sehr 
in  ^dem  Magen  und  Nabelgegend,  mit  Drauj 
Stuhl  einstellten«  Durch  das  Erbrechen  wurd 
genossenen  Speisen ,' nebst  vielem  sauren  Si 
•und  Galle  ausgeleert.  AuTser  etwas  Mattigkei 
£•  an  diesem  jfage  Weiter  nichts  verspürt, 
dal  Uebelseyn  und  die -übrigen  Symptome  ni 
liseh.  ^Am  folgenden  Morgen  empfand  der  Di 
dmeh  nur  noch  Schmersen  in  den  Halsmuskeln, 
scheinlich  von  dem  Würgen  und  Anstreogei 
Erbiechen. 

P'ergiftung  mit  Taxus  haticata,  —  l3er 
innesratn  Dr.  Bartmann  eu  Frankfurt  öbdudi 
'MätTchen,  welches  eine  Abkochung  von  dei 
tem  des  Taxus  haecata  L»  getrunken  hatte;« 
JFötu«  labsutreiben.,  ulld  in  rdlge  dieser:  Verl 
gestorben  war.  Br  fand  das  Gesich&  liebU 
ehelnd ,  gleichsam  rerkLlrt«  tmd  behaupte! 
selbe  Erscheinung  schon  sum  dritten  Male  i 
chen  beobachtet  zu  Haben,  wo  der  Tod  daic 
giftung  mit  Taxusblättern  herbeigeführt  word 

üebrigens  war  die  Person  im  Anfanj 
Schwangerschaft,  der  Uterus  stark  entzünd 
•in  Eichen  von  d^r.  GrÖise  einer  HAselnufa  i 
selben  yorhanden,  in  welchem  man  swat  c 
dimente  der  Plapenta»  aber  noch  keinen  den 

Fötui  fand. 

# 

Brechmittel  heim  sohtoereh  Bahnen,  —  Di0 

»ittel .  sind  bei   dem   Connex   von  Sympton 

.  schweren  Zahnens,  als:  Convnisionen,  fieb 

^    Zuf&Uf  u.  s.  w.,  welche  besoiiders  bei  I3urc 

d^r  Zähne    so  häufig  beobachtet  werden,    i 

▼iele  Kinder  hinra£Fen,  von  aiugeseichnater 

•amkeity  indem  sie  theils  als  Evacuantia,  thi 

Nerviua  wirken*    Im   Laufe  der  verflossenen 

taU  kamen    dem  Kreis  «Physikus    Dr.  Schmi 

ISsus  ft  Falle  vor,    in  welchen  die  Kindei 

,  Aniebein  nach  verloren  waren  ,*  durch  Brec: 

^•bsr  Un  angenblieklich  von  aliön  Gefahr  < 


—    131    — 

t.in  Zufällen  befreit  winden.'    Die  Zälu^o  brieheu 
Annach  bild  durch, 

JLehensrettung  einer  Erhängten^  —  Der  Dr.  Schu^ 
an  SU  Hoierswerda  ^vnrde  sa  einem  ißjährigen 
JMchen  gerufen,  welches  er,  scheinbir  entseelt, 
•MfdeRi  Fiifsboden  liegend,,  vorfand,  und  erfuhr. 
Mm  eich  dasselbe  aufgehangen  hätte  und  eben  ab« 
Michnitcen  w^örden  sey.  In  Verbindung  mit  dem 
Wnndaizt  Kirsten  unternahm  er  sofort  angemessen« 
Ifitangsver suche,  welche,  obgleich  wenig  Hofi!- 
mg  za  einem  günstigen  Erfolg  vorhanden  war^ 
lehairlich  3  Stunden  hindurch  fortgesetzt  wurden* 
Saeh  Verlauf  derselben  hatte  der  Arzt  die  Freude, 
hM  ersten  Zeichen  des  wiederkehrenden  Lebens  zu 
bmaken.     Unter    sorgfältiger    Behandlung    beham 

dis  Midchen  am  5ten  jTage  das  volle  Bewufstseyn 
wieder  und  v^urde  glücMich  gerettet.  Dieser  Fall 
zeiety  wie  noth wendig  es  sey,  die  Wiederbele- 
bvBEWirsucke    bei    Scheintodten    mehrere  Stunden 

lÖDiarch  fortzusetzen  ,   da   in  vielen  Fällen  der  Lls* 

beisfoBke  längere  Zeit  unterdracht  seyn  Kann,  ohn« 

(Uf  arloschen  zu  seyn. 

^  '  Manches  Leben  bei  Verunglückten  würde  zu« 
rtekgerafen  werden  können  »   wenn  man'  immer  so 

*  bakarrlich  in  den  Rettungsversuchen  wäre,  wie  def 
Dr.  Schuster  in  dem  erzählten  Falle. 

^enfserliehe  Anwendung  des  Tart»  emet,  hei  Rheu» 
matismen.  —  Bei  RheumitismuSy  der  auf  einer  Stelle 
fizirt  war,  und  warme  Bedeckung  des  leidenden 
aicht  entzündeten  Theils  sich  wohlthärig  zeigte, 
wandte  der  Kreisphysikus  Dr.  Holzhausen  zu  Soldin 
eine  Auflösung  von  i  Scrupel  Brechweinstein  in 
i{  Unze  Lavendelspiritus  äufserlich  mit  dem  besten 
Erfolge  an.  £r  liefs  die  Auflösung  auf  einen  "wol- 
lenen  Lappen  giefsen,  täglich  3  Mal  damit  die  Stelle 
einreiben,  und  sodann  den  Lappen  auflegen.  £s 
wirkte  das  Mittel  als  ein  gelindes  Epispasticum,  und 
die  Schmerzen  verschwanden  bald* 

(Die  Fortsetzung  folgt.) 


3. 

Chiromanten 


W«r  denkt  tich  nickt  bei  dieieita  World  —  ^ 
ChiromanHe^  di«  Kunst  ans  der  Hand  wahr  sli  M 
gen  ?  — <>  Aber  keines wess,  —  Ein  hea«r  Franifltf 
«eher  Sehriifcsteller    beseicbnet   damit  '-*  ionderb« 

SjSna^  -—  die  Onanie ^  die  Masturbation,  —  Also  wlt 
er  ein   Beitrag  eu  der  jeteigen  Sprachverwiii'u^ 
utiaerer  Wissenschaft,  die,  Ton  der  Phamieeie  aM 

Sehend,  tieh  nnn  immer  mehr  über  «lie  TkeUi 
efrseplben  verbreitet.  Was  soll  am  Endo  daraus  wM 
den?  Verwirrung  der  Begriffe,  und  immer  gröfsiv 
Ersoh wemng  dea  Sttidiunfis  und  der  Litreratinr.  Fifc 
len  denn  diese  Woi^fabrikanten  nicht ,  da(s  ein  al 
tei  'einifnal  bekanntes  und  gebrftuchlichei  WorCj  ani 
'Terminus  technicus'^  «.ehnroal  besser  ist,  ala  «in  '«•*> 
ge!(c}iifFnes,  gesetzt  auch  es  wäre  etwas  ^dpiuik' 
oder  Saohiiehtiger?  Und  dafs  es  nnr  dann  cilMft 
Ist,  ein  neues  Wort  su  sdfaalFen,  wenn  mati'flU 
lieh  eine  neue  Sache  oder  eii;ien  nenek  Segriff  i 
bezeichnen  hat?  —  Man  lese  und  bebenigo  dod 
was  der  grprseXmne  und  der  würdige  ]fteransi;ebi 
seiner  neuesten  von  ihm  selbst  anfgesetsten  BiOfH 
\!\iit^'BMdoVphi^  bierdber  tagt». 


4 

1^U9  Beobachtung  von  Vaeeine  aus  der  PferdmmaJi 


Ich  Bäbe  karzUch  ächte  Kuhpocken  bei  elnel 
Knecht  aus  der  Pferdemauke  entstett;eh 'sehen ,  i 
sich  auch  bei  der  Fortimpfung  als  ächte  Knhpoeki 
bestätigten.  Bei  mehrern  dieser  Geimpften  habeii 
nachher  Versuche  mit  Impfung  von  Ku^hpocktinlyi 
pbe  gemacht,  aber  sie  hafteten  nicht.  Eben  so  fi 
nJg  brachte  die  Maukelyinphe  Pocken  bei  denen  hl 


—    t33    — 


ml,  welche  frflher  Ticeinirt  wbtden  wiren,  oder 
db  M«ntcheopockfln  |i;ehabt  hatten.  Der  erwähnte 
btclit  hatte  dbrigeni  weder  geimpfte  noch  natür« 
JcJit  Pocken  gehabt«  •—  (Aua  einem  Briefe  des  Hm, 
hoL  Bemdi  su  Greilawalde}, 


Ueh0r  Pes€hier^s  neues   Specifioum  e^sen  den 

Bandwurm.  ^ 

Eine  briefliche  Mittbeiliing  aus  Bern,' 


fie  eich  wohl  erwarten  liefSj  wird  auch  hier 
Am  Ton  Fescfuer  entpfolüene  fttheritche  £ztraht  der 
Eaä,  FUieis  marir  viel  und  mit  glücklichen  Br» 
Ulß  meewendet,'  Bei  der  Bereitung  und  dem 
Mmeh  dieses  Präparates  haben  wir  uns  nsch 
folgeudüT  xnitgetfaeilten  Vorschrift  gerichtet:  y^Si 
gfVOus  vottlez  retirer  de  la  racina  de  la  jfougere 
^Je  principe  taenifuge»  il  faut  la  couper  menue, 
„U  faire  digerer  a  firoid  pendant  lo  ä  X2  jours 
„dans  une  süffisante  quantite  d*ether  sulphurique^ 
f^renrer  le  liquide  par  Vexpression^  le  concantrer 
„par  la  disiillation  et  favoriser  Pe'vttporaticn  des 
y^ernieres  portions  d^ether^  en  pla^ant  le  residu  dans 
ffUne  capsule.  sur  un  vase  contenant  de  Veau  chaude^ 
„Le  residu  fourni  par  une  liore  de  racine  de  la.fou- 
„^cre  pesera  iQ  gros,  il  sera  d^un  hrun^verdAtreJres 
^yipais^  aura  toute  Vodsur  vireuse  de  la  fougere  et:^nn 
„denier  {scrup»  7«)  du  dit  mele  aoec  \Q,  grains  "de 
„poudres  de  fougeres  et  de  la  conserve  de  cynorrho" 
f^e  vous  donnera  12  ä  16  pillules^  qtCon  fait  prenm 
„dre  en  2  fois  ä  demie  heure  de  distance  au  malade 
fjie  soir  en  se  couchant,  ne  S0upant  point  et  ne  pre- 
^jnant  pas  de  nouriture  des  les  5  heures  du  soir.  Z^e 
fjUndemain  Qn  lui  donne  un  leger  purgatif  et  sans 
„ifuHl  s^en  appergoivt,  il  rend  le  ver  dans  la  pre- 
„miere  seile.  Plus  de  80  tacttias  Ont  pas$d  de  leur 
„perSQnnes  depuis  5  moisJ*^ 


—   ,134    — 

Diel  es  neue  Mittel  gegen  den.  Bandv^urm  faH; 
jeder  Hinsicht    vor  vielen    andern  grofse  Von ' 
Nicht  nur  wird  jedej?  JPatient   dasselbe    leicht 
nehmen  y   weil   die  .  Portion   geringe   |ind   diel 
gefällig   ist»  sondern  ps   macht  auch  naeh  den 
her  beobachteten  Fällen  durchaus  keine  üblea  T 
kungeni  die  Patienten  bemerken  liaum  etwas 
nommen  eu  haben.    Das  auf  den  folgenden  Tajg  vi 
beschriebene  leichte  Purgativ  ist  selbst  nicht  Sn. 
Ten  Personen  nothwendig^  indem  es  auch  Flllo- 
viro    der    Wutm    ohne    diefs    vollkommen   ab 
Sicherer  mag. es  aber  immer  seyn»,  dasLaxtaii 
auszulasseOf 

Der  Wurm,  geht,  sey  es  blofs  duroh  das  Fl 
Kraut -Extract;    oder  mic  Hülfe   eines  Abfftlirirabi-] 
mittels  gewöhnlich  in  einen  Knäuel  geballt,  bei  oei*'; 
eVsten  Stuhlgängea  ganz  ab;  der  Patient. hat dtlifc"  ^ 
windens   nicht   von   nöthen ,    sein  Feind  -wlfd  vk  ' 
einem  Male   aus   dem  Felde   getrieben.    «Bei  4siB 
einzigen  meiner  Patieiiten  wurde  der  Wurm  {iMck* 
sam   wie   in   einem  Brey  aufgelöst,    gans  klm^p^ 
hackt,  wo  man  dessen  ungeachtet  an  den  eiqial"^ 
Stücken  das  Gliederavtige  wahrnelftnen  könnt«,  alN'j 
getrieben »  obgleich  in  der  Dosis  und  Attwendn»|jh.v 
art  des  Mittels  nichts  abgeändert  wurde.     Yf^lühaß. 
Umstände   diese   Auflösung,    diese    ZeratÖruag  MJ 
Wurmes  suzuschreiben  sey,^  habe  iöh   noch  nJMt 
erforschen  könllen;    es  trägt    aber.sür  elaoklidiMlJ 
Kur  nichts' weiter  bey,   der   kranke  ward  doch  Tiii| ' 
seinem  unwillkommenen  Gaste  befreit« 

Wahrscheinlich  ist  es  gleichsaltig ',  welclic  iü 
von  Las^ans  dem  Patienten  am  folgenden  Täcefi* 
reiclit  werde,  in  soferne  es  nicht  tue  drastiiCDiiJ 
Substanzen  besteht  und  überdicfs  dem  Alter,  A* 
Constitution  u.  s«  w.  angemessen  ist.  Ich  Verofdai 
gewöhnlich  ein  Inf usum  Scnnae  mit  englischem  Salai^  i 
Mannii  und  etwas  Auissaamen,  auf  einmal  sa  nek* 
;p3en,  was  gemeiniglich  4  bis  Q  Ausleerungen  b^  • 
wiik^ 

Die  Anwei^dung  dieses  neuen  Farmkraat-Pripantfi 
ist  noch  zu  wenig  verbreitet,  die  Resultate  davon  !■ 
noch  zu  geringer  Menge ,  wenigstens  in  meiner  Vi* ;' 
teratadt,  vorhanden,   um  dieses  Mittel  als  ein  6p^  I 
cihcuxn  bei  «Uen  Fersonan  und  gegeä  jede  Art  rem  • 


—    135    — 

I 

Müi  an sa«inp fehlen ,  aber  ^ewift  iat  •§*.  dafs  50- 
rmkl  ich,  wie  mehrere  meiner  Herren  CoUe^en 
ulbit  noch  in  keinem  Falle  genöthigt  waren,  eine 
Wadeihohe  Anwendung  de«  Mittels  in  dieser  Form 
[VBonchmen, 

Statt    der    in   PescJner^s  Vorschrift   angegebenen 

tmserve  de  Cynorrhode  (ConservaCynofbatorum)  r.ur 

MianE    einer    Pillenroasse  ^    gebrauchen    wir  hier 

Ibb  daa   Farmkrau tpnlv er,   so   viel   als  nöthig  ist» 

■I  mit  einem  Scrapel  des  Extracts  20  Stück  Pillen 

■  bereiten ,    irodurch   freilich   dieselben ,   da  jenes 

m  danne  erbalten  werden  kann,  das  Volumen  von 

Sibfen  erhalten,   welches   bei  vielen  Personen,  die 

«ifaMdieft    schon    nor  mit   Mohe   Pillen   schlucken, 

nHindernift  zur  Anwendung  dieses  Antlielmivtici 

■WA in  mag.     Ob   das  Eactract  nicht  auch  in  einer 

■■iin  Form,  s.  B«  mit  Syrupen  gemischt«  wodurcli 

•tgnifi,  selbst  bei  Kindern  und  delikaien  Patienten, 

^^mni  einnehmen  was  flüssig  und  süfs  ist^^allse» 

«MMK  anwendbar  würde,    mit  gleichem   Erfolge' 

(agdMi  werden  .könnte,  ist  künftighin  noch  zu  er- 

f^jaif  bis    dahin  hat  man  sich  rein   an  dÜ^  Vor- 

rtrift  (gehalten, 

Ads  meinen  Erfahrungen,  und  denen  meiner 
HeiTen  Culle^en ,  halte  ich  mich  für  berechtigt  ait- 
laaefamen,  dafs  dieses  Mittel  in  der  Schnelligkeit, 
Zorerläfsigkeit  uud  Gelindigkeit  seiner  Wirkung 
alle  bisher  bekannt  gewordenen  Wurmmittel  über- 
trilTr.  In  andern  Formen»  als  in  Pillen,  scheint  die- 
ses Mittel  indefs  weniger  sicher  zu  wirken^  -^  in  Genf 
soll  €8  jetzt  häufig  mit  Ol,  Ricini  gegeben  werden. 
Dm  dadurch  den  Patienten  die  am  folgenden  Tage 
la  nehmende  Abführung  zu  ersparen«  In  einem 
Falle,  w^o  ich  zwan:^ig  Gran  des  Extractes  mit  Ei- 
gelb und  eine  halbe  Unze  Syrup  Abends  auf  einmal 
and  Tages  darauf  ein  Laxans  nehmen  liefs ,  blieb 
die  gehoflte  Wirkung  aus,  -—  der  Wurm  ging  erst 
ab,  als  nachher  noch  die  Pillen  genommen  wurden. 


—    136    ^ 

Die  Bibliothek  d.  pr.  Betlk.  Junnar  d.  J.  eni 

VermitchtB  Abhandlunpen  ans  dem  Oetiete  der 
künde  ^ .  von  einer  Gesellschaft  praktischer 
tu  St^  Petersburg,     Dritte  Sammlung* 

Kurte  literarische  Anzeigen» 

Clinique  medicale  ^  Qu  choix   d'^observatioiu  irei 
ä  la   Clinique  de   IM,  Lerminier,    et    pkbl 
sous  ses  yeux  par  G.   Andral  Füs^   'Troii 
Partie,    Maladies  de  Poitrine. 

J,  J.   Crihbf    Small*-po»  and   Cow^pode^  col 
hending  a  conei»e  history  of  those   diseases 
a  comparison    bettoeen  inocülation  fbr  Small*i 
and  vaccination  ^  etc» 

'  Jm  Manson^  Medical  Aesearches  9H  the  tfetU-^, 
'  Jodine  in  BrCnchocele  ^   Paralysis^    CkorBM,  Sts^ 
Ju\a^   Fistula  latrymalis  ^   Deaßtefs^   Dvpfhtgk^ 
white  SiOeÜing  et  Distortions    of  thm    opM  - 

F*  A.  M.  Trautmann,  de  radiee  Bryonia^  tS^ 
iOJuscfua'in  Hemicrania  artliritiea  utu^ 

Fr*  Meurer,  de  vitandis  in  praestribendo  Mitmiß] 
Sublimato  corrosivo  vitiis,  \ 

J*  F.  F.  Wenzel,  de  nervi  sympathiti  dlg»UQ»m 
HOnnullis  morbis  producendis^  * 


y 


h.  .' 


D  a  s 

al-^  uttdKohlenschlamm-Bad 

zu 

Gl  ei  f  sen 

bei 

2ieleii2ig  in  di^r  Neumark« 


Ein   Bericht 

über 

die  merkwürdigsten  Krankheitsformeni 

welche 

U  den  Jahren   1824  —  1826 

daseibit  beobachtet  wurden 

vom 

Dt.  Zeuschnery 

Ej^ -Physikns  zu  Meseritz  im  GroltlitR»gthtiin  •FoieB, 

nnd 

Dr.   Reimann, 

praktischem  Arzte  f  a  Zielttajg, 


Berlin    1827. 
Gedrnckt   bei  G.  Rtimcr. 


mm 


Wenn  gleicb,  vriealle  neuen  Änttalteni  Aach 

CiMbens  Bad  anfangs  mit  Schwierig;keiten  zn 

Uaffen  hatte^  so  haben  dennoch  mehrjährig^e 

yraktiicbe  Ergebnisse^  bei  weitem  dieErwar-« 

fugfo  übertroffen  ,   welche  man ,   nach  den 

BtfUndtheilen  dieses  Mineralwassers  orthei* 

kady  Ton  der  Heilkraft  desselben  in  erwar« 

In  ach  berechtigt  glanbte)  und  viele  ^  cum 

Tkif  durch  die  Wichtigkeit  ihres  tJebels  sehi^ 

an'iwttrdige  Kranke^  welche  diesen  Ort  seit 

iuigen  Jahren  besuchten,  haben  ihn  gesfind 

.  isd  seine  Heiltjaellen  segnend  verlassen.  Von 

diesen  einige  der   wichtigsten  Fälle   znt  öf« 

iuitlichen  Kenntnifs  zu  bringen  und  dadurch 

die  Aufmerksamkeit  einer  gröfseren  Aneahl 

TOB   Leidenden    auf  diesen    nützlichen    und 

wirksamen  Badeort  £u  leiten^  ist  der  Zweck 

der  gegenwärtigen  Blätter. 

Die  Gleifjseixer  Mineralwässer  sind  nach 
icr  Untersuchung  des  Herrn  Professors  John 
ib  Eisenwässer  zu  betrachten ,  in  welchen 
des  Eisenoxydul  £war  mit  Kohlensäure  ver« 
kanden  ^  jedoch  hauptsächlich  in  einem  der 
Tinciura  martis  alcalina  ähnlichen  Znstande 
lieh  befindet.  Sie  enthalten  freies  Natrum 
lad  einige  Schwefel*  und  saUsaure^  natri-^ 


sehe  ttnd'bitMrerdige  yerbthdQDgen,  yi 
sich  noch  ein  pflanzensänres  Sals^  wel 
Natrnm  und  Magnesia  tnr  Basis  hat, 
seilt  ^).  Nach  diesen  fiestandtheilen^  so 
nach  denen  bereits  über  die  Wirkung  di 
Wassers  gesammelten  Erfahrungen ,  xeij 
sich  Torräglich.  in  folgenden  Krankhi 
^rksam  t 

1)  Bei  Atfectionen  des  Nervensystei 
sowohl  solchisn,  bei  denen  ein  anfgerc 
iind  gesteigjBrtes  Verhältnis  der  Sensibi 
tn  den  Ändern  Systemen,  und  6in  gereü 
oft  überfulltes  Blntsystem  statt  findet,  ,wi 
der  Hysterie,  Hypochondrie,  Epilepsie, 
talepsie,  St.  Veitstanz  etc. ;    als  bei  d^njl 

Sen  Nervenkrankheiten,  wo  ErschÖpfiliig  1 
langel  an  Thätigkeit  sich  in  einzelnea 
bilden  ausspricht,  als  in  LähiHungen,  we 
Folge  von  IJeberreisbng  sind,  nath  Anfi 
-von  Schlagflüssen ,  nach  Erschöpfung 
Kriifte  durch  vorhergegangene  Nerven&i 
heiten,  nach  syphilitischen  Küren  und  h 
wierigen  IVtercürialkuren ,  so  <yie  in  a 
t'ällen ,  wo.  ein  Allgemeinleiden  sich  di 
üebertragüng  auf  ein  einzelnes  GebiUh 
eine  örtliche  Krankheit  verändert'  hat 

2)  Beim  Magenkrämpfe  und  Schwi 
der  Verdauungswerkeeuge. 

3)  Bei  Gicht  und  Rheumatismus. 


wUm 


*)  D«t  Mineralbad  zu  Gleifsen  bei  ZieleDiig 
Dr.  J*  F.  J^hn,  Professor  der  Chemie «  Mitglied  i 
rerer  gelehrten  Gesellschaften  u.  s.  w«,  neblt  Be 
kangen  tiber  die  Heilkräfte  desselben  von  dem  C 
tor.rormey.  Geheimen  Ober-MediainaNRathe^  1 
Vf'j.  w»,  mit  1  KupferUfd,  Berlin  1831. 


L'.  4]  BeiContraclnroD,  vorzüglich  solchen, 
likb  als  Folge  von  Gicht  nod  Rheuiiiatis- 
pu  erscheinen. 

kL  &)  Bei  einigen  Krankheiten»  vrelche  dem 
mbfiehen  Geschlechte  eigen  sind,  als  bei 
pMdwerden  bei  dem  Ausbruche,  und  bei 
^jidesmaligen  Wiederkehr  der  Menstrua- 
w  und  den  damit  verbundenen  Nervenzu- 
HQkii,  Ohnmächten,  hysterischer  AfTcctioni 
Hünenhaften  Empfindungen  im  Untcrleibe, 
[wonders  beim  Fluor  albus.  n 

6)  Bei  lang>vierigen  Hautausschlägen. 

7)  Bei  hartnäokigen  f  ufsgeschwtiren. 

^  Bei  krankhaften  DriiaenafFectionea 
und  überhaupt  bei  abnormen  Vegetations-* 
''^oUtiüea,  die  vorzugsweise  das  kindlich^ 
^«I/Befeadliche  Alter  befallen,  s,  B.  der  Sero« 
fUraiiheit,  Rachitis,  Atrophie. 

9)  Bei  Ohstructio  viscerwn,  und 

•  1(Q  bei  Kniegeschwülsten, 

«     ■ 

Besonders  merkwürdig  ist  aber  das  Glei-r 
Wt^  Bad  seit  der  Entdeckung  eines  mine- 
ilbchco  Kohlenschlammes  geworden ,  wei- 
ter von  einer  so  ausgezeichneten  Wirkung 

dafs  diese  Schlammbäder  sich  gewifs  den 
'ksamfiten  und  merkwürdigsten  Bädern  der 

an  ^die  Seite  stellen.  Nach  der  Unter« 
liung  des  Herrn  Professors  John ,  welche 
lelbe  in  einer  besondern  Abhandlung  be- 
Qt  gemacht  hat  *)y  sind  die  Elemente  des« 

0  lieber  den  neuentdeckten  mineralischen  Koh- 
hlamm  im  Mineralbad  zu  GleiOi^n  i^ön  Herrn 
Msor  Jokn^  Bevlin  1^« 


gelben:   Hjitvgtn,    Asot  und  Oxyf^ea 
überwiegenden  Carbogen. 

Die  vortreffliche  Wirkung  der  Kohl 
vielen  äufserlichen  Krankheiten  lieCs  vei 
then,  dafs  diese  Schlammbäder  bei  unrei 
£aalen  Ge6ch\Türeny  bei  chronisclien,  i 
riechenden  und  feuchten  HautauischU 
bei  Krätze,  Flechten^  Erbgrind  undKnoc 
fraÜB  lYohlthätige  Wirkung  äufsern  nrüi 
und  wirklieb  bat  eine  mehrjährige  Erfabi 
diese  Erwartungen  nicht  allein  binläo| 
gerechtfertigt,  sondern  in  manchen  Besiel 
gen  selbst  weit  übertroffen.  Man  mub 
oft  wundervolle  Kraft  dieser  Bäder;  a 
beobachtet  haben,  um  nicht  nur  ihren  W< 
nach  Verdienst  schätzen  zu  können ,  whi 
tmcb  um  ihre  Kräfte  und  Wirkungen  in 
«einen  Ffillen  gehörig  zu  würdigen. 

Die  nachfolgenden  Krankheits  •  Beri( 
welche  aus  denen  zwei  Sommer  hindnrc 
Gleifsener  Bade  gemachten  reichhaltigei 
fahrungen  ausgehoben  sind,  mögen  für  Fr« 
und  Entfernte  zur  Bestätigung  dessen  die 
was  von  der  Wirkung  der  Heilquellen 
Schlammbäder  dieses  Mineralbades  gesag' 

Dasselbe  wurde  unter  andern  von  i 
reren  Kranken  besucht,  die  an  Brc 
schwäche  und  Blutspeien  litten,  n 
sich  ein  anhaltender  Husten  mit  Schme 
auf  der  Brust  und  Auswurf  gesellte, 
tägliche  Baden  und  das  Trinken  des  II 
xalwassers  der  hiesigen  Quell  rt,  verbni 
mit  mäfsiger  Bewegung  in  freier  Luft, 
•kh  hier  der  guten  Lage  wegen ,  besoi 


i.  ■' 


Eiaatbmen  «ignet,  stellten  dieselben  ge« 
ü^od  her. 

Einige  an  Cardialgie  und  Indige- 
ion  Leidende,  klagten  besonders  über 
Gefühl  Yon  Vollheit  und  Schwere  im 
I  $  die  Magengegend  zeigte  sich  anf- 
lehen, and  war  bei  der  Berührnog  sehr 
»findlicb.  Allgemeines  Unbehagen,  er- 
iwerte  Respiration^  Kopfschmerzen^  saures 
Ikbtofsen,  Kollern  im  Leibe,  waren  die  Be- 
.•rfiwerden  ,  über  ^7elche  sie  besonders  klag-« 
Der  Gebrauch  der  Bäder  und  das  Trin* 
desBrnnnens  bei  strenger  DiSt  während 
iintsrär-  bis  sechs wSehentlichen  Zeitraums, 
.hnehtcn  sie  vriederum  sur  Genesung, 

iLkeumatismus  und  Gicht«  Ein 
Mann  fon  höh«rm  Alter  hatte  seit  mehreren 
JakrvB  abwechselnd  an  rheumatischen  Schmer« 
fiel  gelitten ;  nachdem  er  das  hiesige  Bad 
Sommer  hindurch  gebraucht  hatte,  so 
-sehrieb  derselbe  im  nächstfolgenden  Herbste : 
„Die  Bäder  haben  mir  mehr  Wohlthaten 
Ttrschafft  als  Töplitz  f  ich  mufste  seit  14  Jah-  , 
Ten  jede  Nacht  ein-  bis  zweimal  wegen  Rei- 
ften und  Brennen  aus  dem  Bette^  bis  mtine 
Föfse  etwas  erkaltet  wurden>  um  halb  zwölf 
ühr  fingen  die  Schmerzen  an,  und  dauerten 
Vis  ein  Ühr  des  Nachts.  Jetzt  bin  ich  schon 
sechs  Nächte  ruhig  ohne  Schmerzen  im  Bette, 
bei  einem  anhaltenden  Schlafe  geblieben* 
Gutt  gebe,  dafs  es  so  immer  bleibt!  Auch 
am  Tage  fühle  ich  nicht  die  Hälfte  von  die* 
sen  Schmerzen  in  meinem  Innern;  ich  bin 
wie  neu  geboren,  obschon  ich  acht  und  sech« 
u^  Jahre  auf  dem  Buckel  notirt  habe.  Sie 
können   meinen  Namen  in  Ihre  Kurblätter 


« 


aaf  mein  Gewissen  anfoehmen;     ] 
Menschenfreund  etc»  recht  ivohl.'^ 

Besonders  inerkwfirdig  ist  folge 
Ein  Mi^nn  von  38  Jahren,  dessep 
es  noth^wendig  machten,  dafs  er  vi 
ßchiffen  verkehrte^  und  der  daher 
rendcn  Erkältungen  ausgesetzt  wa 
in  Folge  derselben  häufig  Anfälle 
«erkeit«  Husten  und  Geschwüre  ii 
welche  swar  immer  durch  innere  ] 
eeitigt  wurdeui  jedoch  durch  wlede 
kaltungen  stärker  wiederkehrten,  i 
endlich  die  Sprache  ganz  verlor, 
9chwür6  im  Innern  *des  Kehlkopfe 
Auch  äufserlich  bildete  sich  in  der  G< 
aelben  ein  grofses  übelriechendes  < 
welches  den  Kehlkopf  ganz  blos  l 
diesem  Zustande  blieben  alle  ang 
Mittel  fruchtlos,  und  der  Ausgan 
völlige  Halsschwindsucht  war  unvei 
?^achdem  dieser  Kranke  20  Bäder 

Senommen  hatte,  fand  sich  die  Spr 
er  ein ,  die  .  Geschwt^re  heilten  a 
Kranke  wurde  durch  den  fortgese 
brauch  der  Bäder  so  vollkommen  h 
dafs  er  sie  gesund  verlassen  und  i 
Schäfte  ohne  alle  Stphrung  bis  jet 
gen  konnte. 

Ein  an  Gicht  leidender  Mann 
Jahren  wurde  ebenfalls  gänzlich  hi 
Alle  Gelefike  waren  ihm,  in  Fol{ 
Krankheit  wohl  um  das  6fache  ihi 
mens  vergröfsert,  so  dafs  er  ganz  st 
xnuDste ;  aber  auch  dies  vor  grofsen  S( 
nicht  einmal  konnte.  Er  mufste  i 
ben  hingetragen,  und  wie  e;n  Kind 


Der  Appetit  fehlte,  gans  and  die  Ver- 
;iwerkseu{;e  waren  höchst  geschwächt. 
i  -viele  Medicamente  Tergeblich  an- 
waren j  brauchte  er  die  hiesigen  Mi- 
sr  in  einer  Temperatar  von  25  bis 
find  Rsanmnn    Schon  nach  einigen  Ba- 
ri war  dieser  nnglückiiche  Mann  von  al- 
iSf^merien  befreit,  der  Appetit  stellte  sich 
ii  Bad  er  vennochte  anfangs  an  Krücken 
geben;  40  Mineral-  und  einige  Schlamm- 
reiphteii  zu  seiner  völligen  Heilung  hin ! 

^D«  gutartige  weifse  Flufs,  Fluor  ai- 

I"   {'.^  ^^^^^hrte  Absonderung  des  Schleims 

[     M  ^GeschlechtstUeilen  der  Frauenzimmer, 

^^™  ^ntflr  den  Verhältnissen,  wo  derselbe 

r^^^  dar^h  Schlaffheit  des  Geschlechts-; 

g!j*J|  hervorgerufen  worden ,   durch  dea 

^r^*?^  der    anfänglich    warmen,    später 

fJ^jWlen  Bäder  mehrmab  gehoben.    Sel- 

^  od         '^^  ®'    eines    Zusatzes   stärkender 

;        J!''^4mmenziehender  Kräuter;   zum  in- 

^y,  ^u  Gebrauch   wurde    nach  Erforder-. 

j||,  ^chmal  Cudowa's   und  in   selten era 

^^*yrinonter  Brunnen  verordnet. 

^^''■^mungen,  oft  durch  Schlagflufa 
jfgj  k!!^^^^^  Nervenübeln  erzeugt,  fanden 
Änlfy  . .  »lehreren  Individuen  vor^  die  theils 
Ben  71!^}  theils  aber  auch  nur  an  einzcl-* 
loicbe^^Icn  litten.  Es  wurden  jedoch  nur. 
lUtzU  ^^  Genesene  entlassen ,  die  in  Folgcj 
BÖtbai?^^!*  Erkältungen,  angreifender  Ge- 
!Brc||«l^^®gungen  oder  durch  entkräftendo 
octj^^ll®  erkrankt  waren.  Das  Reiben  odec 
lar^  ^^  der  gelähmten  Theile,  welches  nach 
I  l^^^be  der  Empfindlichkeit  theils  durch 
^^nken  selbst  mit  eigener  Hand,  theil^ 


10 

aber  auch  durch  die  \Värter,  vermItMtt  Fla«-* 
nell  oder  Bürsten  bewirkt  wurde»  erweckt« 
bei  dem  anhaltenden  Gebrauche  der  ei^ärm* 
ten  Bäder  und  beim  Genüsse  gewürzhafter/ 
kräftiger  Speisen  und  Getränke ,  besonders 
eines  guten  alten  Weins  und  guten  kräfU* 
gen  Bieres,  wiederum  ein  neues  Nervenl«* 
ben,  und  stellte  die  Leidenden  wieder  l|er. 

Ein  Knabe  von  12  Jahren  dessen  Unter- 
extremitäten,  in  Folge  der  Rachitis  gans  ^e^. 
.lähmt  waren/ konnte  schon  nach  12  |^enom* 
menen  Mineralbädera  an  Krücken^  und  nach 
30  dergleichen,  g^ns  allein  ohne  alle  StütiM 
gehen. 

Hypochondrie  und  Hysterie,  diese 
fast  nur  in  mittleren  Jahren  hervortretende» 
halb  körperliche  und  halb  geistige  Krank.« 
heitsform,  welche  in  mancherlei  Umständen, 
vorzugsweise  aber  wohl  in  Stockungen  der 
Unterleibsorgane  ihren  Grund  hat,  und  de- 
ren verschiedenartige  fast  täglich  neue  Er« 
scheinungen  Ursach  sind,  dafs  die  Aeri&te 
ihr  Wesen  noch  nicht  genau  bestimmen  kön- 
nen, halten  wir  auch  Gelegenheit  hier  su  se* 
ben.  B^i  einigen  schien  Schwäche  derVer-' 
dauungs-Werkzeuge,  oder  Stockung  in  den-  * 
selben,  besonders  in  der  Leber,  als  ursäch- 
liches IMoment  zum  Grunde  zu  liegen,  denn 
die  Hauptsymptome  sprachen  sich  in  Appe- 
titlosigkeit, Aufstofsen,  hartnäckiger  Leibes- 
verstopfung oder  Durchfall,  erdfahler  Ge- 
sichtsfarbe, Flecken  auf  der  Brust,  bei  hy- 
sterischen Frauen  aber  in  Brustkräm- 
pfen und  Kopfschmerzen  aus«  Leicht  ver- 
.  '  daulicbe Speisen,  und  zweckmäfsige  Diät,  Zer- 
streuung in  mnnterer  Gesellscaaft »   die  in 


11 

fieiiSien  "wahrend  der  Badeneit  hinreichend 
m  finden  ist,  und  Verbindung  des  täglichen 
Cebraachs  der  Bäder,  mit  dem  Trinken  des 
foelles,  befreiten  dieselben  gänzlieb  von  ih- 
m  Leiden,  veshalb  mehrere  diesen  Ort  mit 
(■friednem  Hersen  -verliefseu. 

Die  Scrofel  *  Krankheit  unter  den 
Kiodern^  findet  sich,  besonders  bei  der  nie- 
iern  Klasse  der   Bewohner  hiesiger  Umge- 
{iod,  bänfig  vor.    Um  die  Wirkung  der  hie- 
ii^en  Quelle  auch  auf  diese  Krankheitsform 
in  beurtheilen,  fehlte  es  daher  nicht  an  6e« 
k{enbeit»     Kranke  (Kinder)  der  Art,   litten 
Toreliglich  an  Drüsenanschwellungen  des  Hal- 
leij  deren  mehrere  schon  exulcerirten.    Der 
ivCgetriebeneLeib,  die  angeschwollenen  Lip- 
fen  und  Nase,  welche  sich  gleichseitig  vor»- 
bnAen,  so  wie  blafses  Gesicht,   denen   wohl 
Ibagel  an  Reinlichkeit  in  den  engen  Wob- 
fliogen^    nn zweckmässige  Diät  etc.   als  ur- 
liebliches  Verhältnifs  sum  Grunde  lag,  ver- 
ichwanden   bald  beim  -Gebrauch   des  JSadefi. 
Der  Genufs  freier  gesunder  Luft,  häufige  Be- 
wegung  des   Körpers   in   derselben  und  der 
Tier-    bis    sechs  wöchentliche    Gebrauch    des 
Brnnnens  brachten  den  Organismus  in  seine 
normale  Stimmung  zurück« 

Ein  äufserst  merkwürdiger  Fall,  welcher 
zugleich  die  grofse  Wirksamkeit  der  hiesi- 
gen Schlammbäder  beweist,  war  der  folgende : 

Ein  Knabe  von  9  Jahren ,  scrofulösen^ 
Constitution,  bekam  in  Folge  eines  wieder- 
holten Falles  auf  das  Knie  und  der  dadurch 
bewirkten  Quetschungen,  eine  Entzündung, 
welche  sich  über  die  Knochen  selbst  verbrej« 
tete  und  Knochenfrafs  zur  Folge  hatte«    Ein 


kf^K« 


^ 


12 

geschickter   Arzt   bebandelte    das  Kind 
Jahr  hindurch ,  und  erklärte  endlich,    d 
um  das  Leben  des  Kindes  zu  retten^'der 
abgenommen  werden  müfste.    Das  Knie 
l>ereits    mehrere   Löcher «     aus    denen 
dunkle  stark  riechende  Jauche  flofs,  wel 
die  Instrumente  schwarz  färbte  j  dabei 
das  Kind  heftige  Schmerzen  bei  der  Be 
run^  und  bei  der  geringsten  Bewegung» 
mufste  deshalb  immer  gejxagen  werden, 
diesem   Zustande   gebrauchte   das   Kind 
hiesigen  Schlammbäder  zu  einer  halben  u 
ganzen   Stunde.      Die   Oefnungen    im  JL 
wurden  sorgfaltig  im  Bade  gereinigt  und  iusi 
mit  Schlamm  ausgefüllt^  aufser  der  Ba4n^- 
wurden  sie   mit  trockner  Gharpie    bfdeckti 
Bei    dieser   Behandlung    \erlor    die  Jtucbl 
bald  den  üblen  Geruch,   es  flofs  immer  wer 
niger  aus,  die  Schmerzen  verloren  sieb  gWS 
und  die  Oefnungen   schickten  sich  zur  Hfl^^ 
long  an.    Das  Kind   fing  endlich  an   «a  fflf( 
hen,  konnte  das  Knie  bewegen,  ^und  so  w 
dasselbe   nach  40  Schlammbädern   fast  gmtijf^j 
geheilt.  Jetzt  geht  es  mit  der  gröfsten  Ijeic^* 
^igkeit,  nur  daf«  es  noch  bald  ermüdet.    £p'7 
kleiner  Fleck  an  der  Stelle,   wo   früher  (dbi 
gröfste  und   schlimmste  Oefnung  war,   ^ifM 
iiox)h   etwas.     Bei  einem   so   entarteten   uttpT. 
tief  eingreifenden  Uebel  ist   aber  auch  vofi'^ 
einem   einmalioren  Gebrauche  der  Bäder  dii-: 
gänzliche    Heilung  nicht    zu  verlangen;    inimi 
dessen  kann  wohl  mit  Recht  eine  gründliche 
jEIeilung  von  deren  wiederholtem  6 ebraachi  .1 
ia\  künftigen  Sommer  erwartet  werdea.  *l 

J 

Ein  Mann  von  einigen  und  dreihi^  Jak   « 

WQi  der  von  seiner  Jogend  an,  niemala  mit   . 


13 

ümtkrankheiten   befallen  g^ewesen,'    bekam 
fireiDigen  Jahren  einen  tingewöbnlich  hart- 
iickigen    Gesichts  -  Ausschlag*.       Es 
tnrde   deswegen ,    weil  der  Ausschlag   sich 
lonZeit  zu  Zeit  Tergröfserte,  fein  ärztliches 
Verfahren  dagegen  eingeleitet. —    Verschie- 
Ine  mit  dem  Aranken  versuchte  innerliche 
lad  anfserliche  Kuren   bewirkten   durchaus 
aichts ;  ja  selbst  eine  sweimal  durchgemachte 
hnnctions  -  Huogerkur  hatte  auch  nicht  die 
Mringste  Veränderung^  oder  Verbesserung  zut 
folge.     Anfangs  Juni  1824   kam  der  Kranke 
madi  Gleifsen ,    wo  ihm  der  Gebrauch  des 
biciigen  Kohlenscblammbades^  welches 
10  Smilichen  Fällen,   ja  selbs,!  auf  dem  gan- 
un  Körper   verbreitete  Ausschläge,   auffal- 
lend glücklich  geheilt  hatte,  verordnet  wurde« 
Kae  besondere  Dyscrasie  schien  im  Körper 
mdit  vorhanden  zn  seyn,   so  dafs   deshalb 
Sflcli  kein    anderweitiges  Mittel  zum  inner- 
bchen  Gebrauche^  mit  dem  Kohlenschlamm- 
bade  in  Verbindung  gesetzt   werden   durfte. 
Nach  einem   vierzehntägigen  Gebrauchendes 
Bades   und    eines   erwärmten   TJeberschlages 
{EpitheTna)  mit  Kohlenschlamm  bereitet,  wurde 
der  Ausschlag  auffallend  verringert,  und  dies 
so  fortgesetzte  achtwöchentlicbe  Verfahren» 
beseitigte  den  Ausschlag   ^ans   vollkommen, 
so  dafs  auch  jetzt,   nach  Jahr  und  Tag  def 
Ausschlag  nicht  wieder  erschienen  ist. 

Ein  Mann  von  70  Jahren  litt  schon  seit 
langer  Zeit  an  einer  bösartigen  Flechte,  die 
den  ganzen  Körper  das  Gesicht  nicht  aus- 
genommen, bedeckte,  ihn  sehr  entstellte  und 
die  ihm  der  damit  verbundenen  Schmerzen 
wegen  sehr  lästig  wurde. 


14 


Die  Bebandlang  mehrerer  AerMe,  so 
der  Gebrauch  der  berühmtesten  Bäder 
ben   ohne  Erfolg;,  so  dafs   der  Kranke 
Verzweiflung  nahe  war.       Um   noch 
letzten  Versuch   zu  seiner  Heilung^   zu 

Jen,  gebrauchte  er  im  verflossenen  Soi 
as   hiesige  Schlammbad.     Schon  nach 
ersten   10  Bädern   erfolgte   eine  beden 
Besserung  und  nach  30  dergleichen  war 
ganze  Körper  vom  Ausschlage  befreit, 
bei  wurde  die  so  länge  krank  gewesenebt 
so   belebt,   und  der  in    einem  hohen  Qn 
geschwächte  Körper  so  gestärkt,  dafs  der 
tient  bei  seiner  Rückkehr  aus  dem  Bade 
seinen  Bekannten  fast   nicht  wieder  erionllJ 

wurde,  .         *1**?i 

•  ••"I  .p 

•  *  »i 

Eine  sehr  starke  Frau   von  40  Jaltffl 
bekam  in  Folge  des  Druckes  des  sehr  schwfli^: 
ren  Körpers  und  eiaer  vorwaltenden  bö 
tigen  Hautschärfe ,  faulichte ,  heftig  achm 
zende  Geschwüre  an  den  Füfsen^  welche 
sehr    übel     riechende   Jauche    absondert 
Mehrere  Jahre  hindurch  wurden   verschi 
dene  Heilmittel  vergeblich  angewandt;  eni 
lieh  gebrauchte  sie  die  hiesigen  Schlammi 
der,   und  wurde,  nachdem  sie  einige  20. 
von  genommen  hatte,  dadurch  völlig  ^i 
hergestellt 

■  • 

Diese  Beispiele  heilsamer  Wirkangii 
des  Gleifsner** Bades,  beweisen  zur  GnügCf 
Was  sich  ferner  bei  ähnlichen  Krankheitsfgj^ 
men  wie  die  angeführten  waren  ^  von  aenOf^ 
selben  erwarten  läfst« 

Rucksichtlich  d^r  Art  und  Weise, «tde 
es  auf  den  Organismus  einwirkt  >  so  UX  es 


1  'SO  wohlthSti^  wirkea  unter  iihn- 
'•rhältDiaaen  die  kalten  Bäder  Gtei- 
elcbd  dem  gaoEeh  Körper  durch  Rei> 
M  Hantsysteins  eiae  woblthätige  Le- 
IM  mittheilflo. 

BflsiUar  von  Gleifaea  hat  bis  jetzt 
utea  und  Mühe  gespart,  um  die  An- 
jader  Hinsicht  zu  vervoUItommenen, 
d  anch  gflwirs  fernerhin  nicht  ver- 
■',  dem  za  genügen,  waa  etwa  su 
to  übrig  bleibt. 

t  dad  die  Preise  der  Bader,  Logis, 
Rtstnaration  bedeutend  herabgesetst, 

U  daher  ea  hoffen :  daCs  diese ,  der 
n  Menschheit  geweihte  Anstalt,  de- 
iniger  Zweck  es  ist,  auf  eine  höchst 
lUtsige   Weise   den   Kranken   Gene- 

Terichaffen,  und  dadurch  das  AUge- 
bl  EU  befördern ,  immer  mehr  and 
m  Beifall   des    Fablikums   erlangen, 

Au&nerksamkeit  der  Leidenden -auf 


i 


j 


i 


J    o   u    r  u   a  1 


der 


actischen  Heilkunde 


Heraufgegeben 


▼  on 

C.     W.     H  u  f  e  I  a  n  d. 

TmdB»  Actittrath,  Ritter  d«t.  rothen  Adler« 
«weiter  Klasse,  entemLeibtnt»  Prof.  der  Me« 
^ikbiaBf  der  üniversitic  «u  Berlin,  Mitglied  der  Aca- 
■dcmio  der  Witsentchiifteii  eto. 

und 

c^.   '  E.     O  8   a  n  n. 

M^endieheni  Profettor  der  Medicui  An  der  üuiver' 
•iittt  ttad  der  Medicinitch-Chiriirgitchen  Academie 
..Jtar  du  Milittir  SU  Berlin^  und  Mitglied  mehrerer 
gelehrten  Geielltchftften. 


• 


GraUf  Freimd^  ist  alle  Theorie, 
Doch  grün  des  Lebens  goldner  Baum* 

Göihe, 


II.  Stück.  Februar. 


Berlin    182  7. 
GediBckt  und  verlegt  bei  G.  Reimer, 


■  [ 


-    *. 


»        .         .' 


I. 

Die   Verschiedenheit 

swi8c]i.en 

»rechten und  linken  Seite  beim 

Menschen« 

ftenonders   im   kranken   Zu3tande. 

Vom 

Oberhof rathe  Dr*  G.  H.  Kopp, 

JRi^tzaiigt  *  Medisiiul  -  Referenten  su  ,  Hanau* 


^itragea    in   der   öffentlichen   Veriammlung   dar 
IVattexauer  GeaellscUaft  f«  d.  g.  N.  am  30ten  Au* 

gust  1826« 


•4  ^X  eine  bekannte  Sache ,  dafs  beim  Bf en* 
kttiin'der  Regel  der  rechte  Arm  mehr  Stär- 
^Ibaty.  als  der  linke.  Es  findet  dle^s,  so  viel 
jeweils,  bei  allen  Nationen  Statt.  Die  rechte 
ilild  i^t  die  gewandteste  und  jgebraach teste. 
Kl  rechte  Arni  wird  von  den  Menschen  -^ 
it  nrhältniTsmäisig  geringen  Ausnahmen  — 
I  aflan  Arbeiten  angewendet,  die  Kraft,  An- 
Äf^gung,  Fertigkeit  und  Geschick  Verlan* 
i.  Der  linke  ist  nur  der  Unterstätzer  des 
ibten ;    die    Unke    Hand  hilft  der  rechten. 

A2 


-      4     U  . 

{Josera  Spracbe ,  reich  an  metaphorischen  Ail^ 
drücken  t  nennt  etwas  Unki  angreiftn^  we^ 
man  es  rüchi  recht  macht.  Das  Kind  setzt  schir 
früh  mehr  den  rechten  als  den  linken  Arm  ij 
Bewegung.  Es  thot  dies  nicht  als  Folge  de- 
Nachahmung y  Erziehung,  Gewohnheit ,  odea 
des  Zufalls ,  sondern,  weil  ihm  '  die  Neigung 
dazu  angeboren  ward,  es  sich  stärker  im  rech- 
ten als  im  linken  fühlt.  Dem  Kinde  wird 
bald  dieses  Uebergewicht  yon  Vermögen  in 
dem  rechten  Arme  merklich;  allmählig  greSR 
es  vorzugsweise  mit  der  rechten  Hand;  bebn 
Heranwachsen  benutzt  es  sie  am  ehesten  und 
häufigsten,  und  gewinnt  endlich  darin  G^ 
schick,  Fertigkeit  und  Leichtigkeit  im  höhe- 
ren Grade. 

Nicht  unbekannt  ist  es  auch^  daüs  bei  den 
meisten  Menschen  der  rechte  Arm  r^  wanii 
ihn  nicht  eigenthümUche  Krankheiten  schwäch- 
ten — ^  und  das  Individuum  nicht  links  ist  ■— 
dickere  und  Tollere  Muskeln,  SD  wie  auaga- 
wirktere  Knochen  hat,  als  der  linke.  Hfiat 
kann  diefs  im  Uebermaafse  an  Menschen  wahr- 
nehmen, die  vorzugsweise  den  rechten  Arm 
anstrengen  9  wie  Fechtmeister  u,  a. 

Weniger  auffallend,  aber  merklich  genug 
wird  es ,  dala  gewohnlich  das  rechte  Bein  stac- 
ker  ist ,  als  das  linke.  In^er  Regel  gebraucht 
man  vorzugsweise  das  rechte  Bein,  wennimc 
ein  Bein  in  Bewegung  gesetzt  werden  soll, 
wie  beim  Treten  etc.  Im  Gehen  «cbreitet  fast 
jeder  mit  dem  rechten  Fufse  zuerst  vor;  tind 
die  Mehrzahl  der  Menschen^  haben  mehr  Ge- 
schick und  Gewalt  im  rechten  Beine  als  im 
linken.  Der  reehte  Fufi^ist  auch,  wie  das 
rechte  Aein«  gemeiniglich  etwas  dicker,   und 


—       5      — 

sichtige  Schuhmacher  werden  daher  meist 

k  rechten  Fufs  zum  AometseD  wählen. 

■  • 

:Dw  rechte  Hode  erscheint  gewöhnlicher- 
j^  stärker  und  grSfser  als  der  linke. 


^j^Was  ist  nun  die  Ursache  dieser  iiberwie* 
pk  Kraft  in  der  rechten  Seite?  Meines 
■tditsns  liegt  sie  darin ,  weil  der  rechte  Arm 
|1. der. rechte  Theil  des  Kopfes  mehr  Blnt 
bdten,  als  die  gleichnamigen  Organe  auf 
K  Unken  Seite.  Der  Zoflufs  des  Bhites  nach 
tt  letzteren  ist  erschwerter,  als  nach  den  erst« 
gÄtanteo.  Die  Muskeln,  Nerven  etc.  zieheil 
"JK  ihre  Nahrung  ans  dem  Blute,  und  ao 
■ftMB auch  die,  welche  mehr  desselben  ge- 
^''■Mii,  groberee  Wirknngs vermögen  besitzen. 

.Vena  das  Blut  von  der  hinteren  oder  lin- 
^^Svikammer  herausgedrSckt  wird,  und  die 
^'^^k  in  der  Aorta  aufsteigt,  so  gelangt  die 
•J^^Ie  zuerst  an  den  gemeinschaftlichen 
^^  {Arieria  anonyma)  der  rechten  Kopfar- 
^-^üd  der  rechten  Schlüsselbein  pulsader. 
iiJ!r^^  dringt  in  diesen  gemeinschaftlichen 
^  tnerst,  mit  der  gröfsten  Gewalt  und 
?•  ^  geringsten  Hindernissen ;  weil  jener 
^^nstamm  gerade  über  dem  Aufsteigen 
^/Utes  sich  mündet,  wahrend  nachher  erst 
^clit  von  ihm  aufgenommene  Blut  durch 
^OTtabogen  eine  Biegung  in  seinem  Stro* 
^^cht,  und  überdiefs  sich  nun  iheilen 
2^  Um  in  die  linke  Carotis  und  linke  Schliis- 
^^arterie  —  die  getrennt,  ohne  gemein- 
-^üchen  Stamm  in  die  Aorta  münden  ~ 
^ymen.  Durch  die  vordere  Stelle  und 
tffV  ■  ^begünstigte  Richtung  jenes  gemein- 
"^■^chen    Stammes    für    die  rulsadern  der 


'  —      6      — 

.  rechten  Arm- -und  Kopfteite  mors  lef 
die  Kraft  des  Herzens  im  Zufuhren  toi 
in  lioherem  Grade  zu  ,  Theil  werden ,  a 
nen  der  linken.  —  Hierbei  ist  noch  2 
rScksichtigen,  dafs  die  rechte  'Kopfarterie 

,  ,vreTt^  als  die'  linke,  <und  die  rechte  S 
selbeinschlagader  gewöhnlich  stärker  a 
linke  ist» 

Das  niehrvermogen  ini  rechten  Beine  a 
mir   blofs    eine    secnndäre  Wirkung   d« 
spriin^lich  gröfseren  Kraft    der  obern' 
der  rechtisn  Seile    des  menschlichen  K 
tu  seyn^  .  Das  Bein  folgt  dem  Arme^ 
jene  Tbeile  mehr  Blut  als  die  linken  ai 
men  ^  entsteht  ein  TJebergewicht.  von  Kr: 
der  rechten  oberen  Seite^  wodurch  der  1 
UBwiUkührlich  geneigt  wird^    auch  das 
Bein    häufiger    in  Funktion  zu    bringet 
erst  öfterer  Gebrauch  da,   dann   erlange 
die  Organe  dieser  Extremität  in  der  Tt 
verstärktes  Wirkungsvermogen.    Denn* 
ein  physiologisches  Gesetz,   dafs  Uebui 
Organ  stärkt  und  mehr  ausbildet,  dagegi 
^in  Uebermaafs  von  Buhe,  Schwäche ^«1 
und  dafs  ein  Oi;gan  #   welches  gar  nicht 
Bestimmung  nach  gebraucht  ytixi^   am 
die  Fähigkeit   zu    seiner  Funktion   ein 
IjLann»' 

Der  Torgetragehen  Ansicht  von  de 

sachlichen  der  gröfseren  Stärke  und  Gei 

|ieit  der   rechten   Seite  konnte  man  dei 

.  Wurf  machen^  dafs  wenn,  wie  es  nicht 

der  Fall  ist,    ein  Mensch  links,  sey,   d 

deni  linken   Arme    und  in' der.  linken 

,  mehr   Kraft  iind   Geschick  fiihle,  als  i 

'  gleichnamigeni  Theilea  rechter  Seits,   ei 


^/^'^^  «cb  efne  Varietät  in  d^t  Stellung  niicl  Thei- 
^^ äMhg ier  eioben^  dem  Herzen  nahen,  Bliit- 
^^  iSffflse  zeigen  müsse ,  was  sich  doch  nicht  all*- 
^^  ^Mnt  Imtäiigen  dürfe.  Darauf  ist  zu  erwidern, 
^^^eWAft  Farietäten  in  den  Arterien  und  Venen 
^^lim  M^g  genug  angetroffen  werden,  und  dafs, 
'  mg  VCBB  auch  bei  Menschen,  die  links  sind,  nicht 
(»de  der  gemeinschaftliche  Stamm  der  rech- 
te Kopf-  und  Schlüsselbeinarterie  fehle  ^  und 
Jrtztere  Pulsadern  getrennt  und  einzeln  aus 
der  Aorta  entspringen ,  auf  andere  Weise  bei 
soUen  Individuen  ein  regelwidriger  geringe- 
ilt Baum  in  den  erwähnten  Biutgeiafsen  Statt 
iaJtBy  und  dadurch  den  Zuflufs  des  Blutes 
aicb  der  linken  Seite  lebhafter  als  zu  der  rech- 
ten ausnahmsweise  seyn  kann.  —  Uebrigens 
isl  mir  kein ,  Ton  einem'  Anatomen  genau  be- 
•dnisbener,  Fall  bekannt^  worin  die  Beschaf- 
ftikft  aller  Blutgefirfse  eines  Menschen  voll- 
|boHmen  normal  gewesen,  dessen  linke  Seite 
mm  atärkere  war.  Doch  möchte  es  interessant 
MjB  nachzuweisen,  ob  Menschen  im  Leben 
aiehr  oder  minder  das»  was  man  links  nennt, 
waren  ^  deren  Leichname  die ,  bereits  von  Zer- 
gUederern  gefundenen,  Abweichungen  im  Ar- 
tmienban  zeigen,  dafsi  die  rechte  Kopf-  und 
ScblÜBselbeinarterie  ohne  gemeinsamen  iStamm 
ans  der  Aorta  entstehen,  oder  wohl  gar,  bei 
einer  verkehrten  Lage  des  Herzens,  die  linke 
Carotis  und  linke  Schlüsselbeinschlegader  einen 
gemeinschaftlichen  Stamm  haben. 

Aber  nicht  allein  im  gesunden,  sondern 
«neb  im  krankhaften  Zustande  befindet  sich 
die  rechte  Seite  gegen  die  linke  im  Vor th eile. 
Es. ist  dies  ein  Gegenstand,  der  in  der  Thal 
zn  wenig  bisher  beachtet  wurde  >  ob  er  gleicb 


—      8      — 


^ 


unbezweifelt   Auf  die  physiologische  Uot 
chüog  der  Verschiedenheit  zwischen  der  : 
ten  ^  und  linken   Seite  de5  manschlichen 
psrs  einen  bedeutenden  EinfluTs  hat.     Wai 
meine  Erfahrung   in  dieser '  Hinsicht  üb< 
ferte,    will  ich  hier  im   Allgemeinen   zn^ 
menstellen.     Näitiirlich .  dürfen   dabei   nui 
che'  Krankheiten  in  Betracht  kommen , 
che  beide  Seiten  betreffen  können ,    und 
an  die  eine  Seite  wegen  der  Lage  des  a1 
ten   Organs   gebannt  sind,    wie  z.  B.  Ki 
heilen  des  Blinddarms ,   der  als  einfaches 
geweide  nur  auf   der  rechten  Seite  ^icl 
findet. 

.  Bei  Entz&ndungen  der  Mandeln  ist  u 
allermeisten  Fällen,  die  linke  Maudel  j 
entzündet ,  .  als  die  rechte ;  oder  auch  ni 
lein  die  linke  und  die /rechte  gar  nicht.^ 
kann  wohl  rechnen ,  dafs  auf  zwölf  Fälh 
Mandelbräune,  wo  die  linke  Bf and'el^ bloß 
iiauptsächlich  ergriffen  ist,  erst  ein  Fall  ko 
w^  dies  Ton  der  rechten  gilt.  Während 
Reibe  von  Jahren  war  ich  aufhaerksan 
diese  Sache  und  fand  sie  in  sehr  viele« 
lender  erwähnten,  häufig  erscheinenden!  K 
heit  bestätigt.  *) 

^        Eben  so  yerhält  es  sich  auch  bei  den 
fündungen    und  <j6SchwiUsten   der  Ohr( 

*)  Bemerken  mu£$  ich  liier »  dafs  hin sicbtlie 

•  fles  Öegenetendes   meine  Scbrifcr  Biobaeh 

im  Gebiete  der  ausübenden  Heilkunde  (Fra 

8.  M.  ißst.  8.)  9  einen  sehr  ents teilen 3en\  \ 

das  Gegentheil'  von  dem^   was  gesagt  ^ 

•oU  •>-»  yovtL  eben  Vorgetragenen  —  besel« 

.;    den»  Prackfehler  enthält.    Seite  6o  Zeile  I 

'    M  nämlich  dortlieifsen:  linke  Tonsille  statt 

Tonsille  t  lind  2  eile  8  rechte  sutt  /üilur. 


—      9      — 

\As  Ab3Stze,  Vrodurch  sich  die  Krankljelt 
hcheidet,  zumal  in  bosarUgen  Nerveofiebern 
jAommen.  Eine  solche  entzü  od  liehe  An- 
jjnvdlung  entsteht  am  gewohnlichsten  in  der 
üftoi,  weit  seltner  in  der  recIiten.Ohrdriise. 

Bei  allen   langwierigen  Leiden  und  Feh- 

rder  beiden  Lungenflügel  wiederholt  sich 
.nämliche  Beobachtung.  Es  ist  in  der  Lun- 
UiSQcht  selten,  dafs  die  rechte  Lunge  krank 
nd  die  linke  gesi^nd  wäre.  In  der  Aegel  ist 
ie  letztere  entweder  am  kränksten,  oder  auch 
rehl  allein  krank,  kurz  mehr  angegriffen  als 
ßs fechte.  Schon  während  der  Krankheit  tre- 
SD  manche  Beschwerden  auf  der  linken  Seite 
^ptsicfalich  ein.  Die  Leichenöffnung  offen- 
«i^tdann,  dafs  der  linke  Lungenflügel  vor- 
fi||iich  der  krankhafte  Theil  gewesen ,  und  in 
ihm  die  meisten  ILnoten  und  Vereiterungen 
ich  Torfinden. 

In  Unterleibskrankheiten ,  wo  Organe  lei- 
len,  die  wie  der  Darmkanal  in  beiden  Seiten 
Rch  befinden ,  beobachtete  ich  ebenfalls ,  dafs 
SRin  die  linker  Seits  gelegenen  Organe  mehr 
iigiifen  waren,  als  die  rechte.  Es  hat  sich 
niräoch  nicht  gar  lange  diese  ßemerkung  bei 
iiiier  Sektion  bestätiget ,  wo  in  Folge  einer 
ugeheuren  Verdickung  der  Körper  der  Len- 
knwirbel  nach  innen,  mit  Verknöcherung  der 
lorta,  die  Därme  in  eine  chronische  Entzün- 
bng  übergingen.  Sie  zeigten  auf  der  linken 
BÜtis  bei  weitem  die  gröfsten  Zerstörungen 
M  waren   hier  gänzlich  unter  einander  yer- 

nchsen. 

Die  linke  Niere  wird  sich  Öfterer  entzün- 
»t  finden  als  die  rechte» 


oJ 


—     10    -      . 

• '      .      ■       •.  /^'^\  ■ 

Die  Geschwülste  -^  Wa^erAnliäofaDgl 
Verhärtungen  — ,  durch  welche  aie  Eiersl" 
erkranken ,  betreiTen  meist  den  linken . 
stock.  ^— ^  Ich  habe  eben  jetzt  wieder 
Fran  in  Behandlung,  wo  ijer  linke  Eu 
leidet.  Die  Krankheit  dieses  Organs  war 
her  weit  beträchtlicher,  denn  dtie  Genet4| 
ist  ziemlich  nahe.  Gon^nsuell  wurde  die  til 
ke  Schulter  ßrgriffen.  Die  oft  zuriickkehr« 
den  heiligen  Schmerzen  in  der  linken  Baufl 
.  Seite ^  im  Kreuze  und  in  dem  linken  Seht 
terblatte  verbinden  sich,  wenn  sie  im  hoh^ 
Grade  einfallen,  mit  dumpfem  Wehtbua  ■ 
linken  Schenkel.  Dem  .ganzen  Uebel  U% 
veraUetes  Lustseuchegift  zum  Grunde. 

So  kommen  auch  die  Trompeten  -  SchwM 
gerschaflea  zum  gröfsten  Theile  links  tot.  \ 

In  «der  Hypochondrie  ist  bei  den  ti^H 
chen  empfindlichen  Beschwerden  des  Untq 
leibs  die  linke  Seile  desselben  di^  leidendste 

Ich  kenne  eine  Person,  die  Ton  Jugei 
an  auf  der  ganzen  Unzen  Seite  sau  krankbÜ 
ten  Erscheinungen  geneigt  war.  Das'Ual 
Auge  ist  das  schwächere,  das  linke  Ohr  hiil 
hörend.  Litt  .sie  an  Kopfschmerz,  so  safs  I 
mehr  links«  Späterhin  wurde  sie  ron  ififi 
besch werden  befallen ,  dadurch  entstanden  Ki 
ständige  schmerzhafte  Empfindungen  im  lii 
ken  .Unterleibe.  Das  linke  Bein  war  von  y 
her  kraftloser  als  das  rechte.  —  Bei  eines 
andern  i  der  häufig  von  krampfhaften  undnai 
Tosen  Üebeln  heimgesucht  wurde,  erschien 
••olche  Yorzüglich  und  fast  ausschliefslich  a 
.der  linken  Seite. 


—    11  — 

Ich  hatte   einen  Kranken,   der  an  senin- 

..firen  Zufallen  der  Lusteeuche  lilt ,  und  se]t>^t 

i:4iraaf  kam:   wie  sonderhar  es  doch  sey,  dals 

^fäUe   seine   Krankheitserscheinungen   dit^  linke 

Mte    beträfen.     Er  hatte    Geschwüre  auf  der 

i«ken  iUandel,   einen   Schmerz  in  der  Unken 

Weiche  y    früher    hier   eine  Drüsengeschwulst 

—  und  schmerzhailtes  Reifsen  im  linken  JBeine. 

Wieder  in  einem  andern  Falle,  wo  eine 
Fenon  von  Kindheit  an  zu  Krämpfen  und 
Aeofserungen   eines   sehr   reizbaren  IVervensy- 

ileiiis  neigte,  waren  die  Zufalle  hauptsächlich 

der  Unken  Seite  eigentfaümlich. 

Noch  ist  mir  Jemand  bekannt,  der  seit 
Tielen  Jahren  öfters  blofs  an  der  ganzen  lin- 
ken Seite  des  Korpers  erhitzt  wird,  so  dafs, 
mbieud  die  rechte  Hand  eine  nur  gewöhn- 
liche Temperatur  hat,  die  linke  brennt;  so 
lach  die  ganze  linke  Hälfte  des  Körpers  schwitzt 
vod  die  andere  nicht. 

Dafs  Nervenschmerzen  oder  Nenralgieen, 
besonders  gern  auf  der  linken  Seite  sich  ein- 
finden, habe  ich  vielfältig  beobachtet.  Auch 
läfst  sich  das  Podagra,  falls  es  nur  einen  Fufs 
er^ift,  öfterer  am-  linken  als  am  rechten 
wahrnehmen  und  die  Ischiadik  liebt  mehr  das 
linke,  als  das  rechte  Bein. 

Aus  dem  Vorkommen  von  Krankheiten 
durfte  sich  sonach  auch  der  physiologische 
Satz,  dafs  in  der  Regel  beim  Menschen  die 
rechte  Seite  die  stärkere  und  die  linke  die 
relativ  Schwächere  sey ,  befestigen.  Denn  es 
lafsft   sich  bei   aufmerksamer  Beobachtung  um 


-i     12     - 

Krankenbette  nachweisen,  iah  die  linke  Sei  /^ 
de3  Menschen  der  Einwirkung   Ton  fiufserli^ 
eben    und   innerlichen   Schädlichkeiten^  gerip* 
gern  Widerstand  leisten  kann,  als  die  rechte,^ 
Eine  Erscheinung,  deren  Ursächliches  ich  nut 
in    deren    Ahweichungen    des.  Baues ,    Sitzes«' 
und  der  Verzwei^ng  der  grofseren  Arterien^' 
wie  ich  in  dem  Eingange  dieses  Aufsatzes  er«  ' 
orterte,  aufzufinden  vermag. 


—     13     — 


i««H 


b«% 


■  •«» 


IL 

VergiftuDg  eines  Mannes 

daroh 

hA  Rauchen   eines   mit   Arsenik    ver- 
mengten Tabacks 

und. 

^;    glückliche  Behandlung  dieses  seltnen 

Falles. 


;,.    * 


Mitgetbeilt 
▼on  dem  GeheliBen  Hofratbe  und  Ritter  etc; 

i)r.  J.  H.  G-   Schlegel, 

stt  Meiningon» 


'^er  Bäckeir  K.  ging  ojn  lOten  Febr.  1806 
Tormittags  abf  seinen  Boden ,  holte  sich  ei« 
ttg«  Blatter  Tabacks,  um  ihn  zu  rauchen;  er 

^tdinitt  denselben,  legte  ihn  auf  ein.  Papier 
üd  diefs  in  die  Ofenrohre ,  damit  er  etwas 
Mampfen  sollte.    Hierauf  that  er  ihn  in  sei- 

\.^^  T^ibacksbeutel  und  rauchte  davon,  ohne 
«I  mindeste  davon  zu  spüren. 

l"  t»  ^^^  ^^  ^^^^^  ^^^^  ^^  Uten  d.  M.  in  dem 
[( |B^  eines  Andern  that ,  fragte  ihn  der  Haus- 

''^t^er.  was  er  in  dejr  ff  eile  habe  -<-  d^ 


.  -     14     -     ■  ■       ■ 

Tnback    stinke  ja    \Tie   Kuoblauch,   und   m/v^ 
könne   es   io   seiner  Nahe  nicht  aushallen^  ^^^^ 
Der  Tabacksraucher  bemerkte  nun  diesen  übel/' 
Geruch  auch  selbst,  konnte   aber   die  Ursache 
davon  sich  nicht  erklären.'  -Gegen  Abend  ein^ 
Pfeife  bei   einem   dritten   Bevvohner  der  Stadt 
rauchend,    setzte    ihn    auch    dieser  über   das 
Stinkende  seines  Tabacks  zur  Rede,    nuthigte   . 
ihn,    denselben   aus   der    Pfeife   zu  thua    und 
diese  mit  dem   Seiuigen   j&u    stopfen.     Als  er 
aber  am  12ten   von   jenem  noch  keine  ganze 
Pfeife  ausgeraucht,    bekam   er   Uebelseyn  nnd 
etlichemal   heftiges  Erbrechen;   es' zog  ihtn.  dir 
Rauch  die  Jirust  $o  zusammen  ^   dafs  er  fest  kein 
/Port  reden  konnte  und  beinahe  ohnmächtig  wurde» 
"Wie  der  Taback  roch,  so  schmeckte  er  auch.  . 
Als  er  den  >yenigen ,    noch   im  Beutel  übrigen 
Taback  untersuchte^   fand   er  auf  dem  Boden   4 
dessialben  Körnchen    wie  Zucker,   'welche  ein'' 
Apotheker  für  Arsenik  erklärte. 

Da  der  Tabncksbeutel  in  derselben  Stube  . 
zu  liegen  pflegte ,  in  welchem  der  76  Jahre 
alte  Schwiegervater  gedachten  Tabacksrauchers 
mit  wohnte,  warf  dieser  auf  jenen  ,  welcher 
mit  ihm  seit  geraumer  Zeit  in  Uneinigkeit, 
lebte,  Verdacht,  dafs  es  au{  sIein  Leben  ab- 
gesehen sey. 

Sachkundige  fanden  den  im  Beutel  be- 
findlichen Taback  am  I3ten  d.  M.  mit  einem 
weifslichen,  glasartigen,  etwas  glänzenden  PuU 
yer  vermischt/  das  auf  Kohlen  einen  Geruch 
nach  Knoblauch  und  Taback  entwickelte.  Sie 
liefsen  von  6  Gran  desselben  und  von  Brod 
bereiteten  Kügelchen,  einer  ganz  gesunden 
Taube  verschlucken.  Diefs  war  Vormittags 
11  Uhr.    Kachmitlugs  2  Uhr  erbrach  »ie  aich 


--     15     — 

•inigemal,    uod  gegen   4   Uhr   starb  sie.     Sie 
•lUärteo ,  jenes  Pulrer  sei  Arnnicum  album^ 

Am  löten  dess.  9Ibn.  gestand  der  mehr- 
ahnte  76jähiige  Schwiegervater:  am  2ten 
t^r.  in  der  Apotheke  deip  nächsten  Stadt 
ICnsegift  für  2  Alhus  (ohngefahr  7  Xr.)  ge- 
miy  es  am  iOtea  ai^s  dem  vecsiegelten  Schach- 
Ukhen  auf  ein  Papier  gethan ,  auf  den  Back- 
bog gelegt  zu  haben  I  um  es  mit  Melil  eu 
mnuBchen  und  es  dann  in  verschiedenen 'Kam- 
mern den  Oiänsen  hinzulegen.  Als  er  in  die 
Slaba  zurückkam,  vermifste  et  das  Papier  mit 
liBiSäasegift.  Sein  Eidam,  gab  er  vor,  müsse 
Muien  Tahack  darauf  gelegt  haben;  gestand 
ilMr:  den  Uten  früh  gegen  9  Uhr  etviras  von 
dem  A^nik  in  den  Beutel  aus  dem  Schäch- 
tdäien  hineingestreut,  das  übrige  Gift  v^eg- 
gsworfiMi  zu  haben.  Am  16ten  Febr.  lag  es 
dto  Tabacksraucher  noch  immer  sehr  auf  der 
Brqst;  er  klagte  über  Hüsteln  und  kurzem 
Atbem,  Müdigkeit  in  den  Gliedern,  als  wenn 
Arn  alles  an  dem  Leibe  zerschlagen  wäre,  so 
dab  er  fast  nichts  arbeiten  könne;  wenn  er 
die  Treppen  steige ,  würde  es,  als  wenn  ihm 
die  Beine  zusammenbrechen  wollten,  indefs 
er  am  12ten ,  nach  dem  mehrmaligen  heftigen 
Erbrechen,  weiter,  keine  besondere  Empfindung 
gehabt,  wenigstens  nicht  aufmerksam  darauf 
gewesen  war« 

Am  ISten  Febr.  klagte  er  noch  immer 
aber  beständiges  Hüsteln  und  Zusammenzie- 
beo  in  der  Brust ;  dabei  hatte  er  Appetit,  Ab  - 
üd  Anaeonderungen  waren  in  Ordnung,  doch 
der  Schlaf  unruhig,  die  Blüdigkeit  grofs.  Es 
war  swar  nicht  zu  leugnen ,  dafs  von  arsenik- 
m  Dünsten  ein  solcher  Reiz  in  der  Lunge 


-     16     — 

entstehen  konnte ,  der  ein  Zasammenziel 
und  Hüsteln,  verursachte  — <  doch  durfte  ei 
bemerken  nicht  überflüfsig  seyn,  dafs  dan 
und  auch  noch  anoi  18ten  Febr.  in  derseli 
Stadt  noch'  mehrere  Menschen  ^n  äbnlkl 
'  Zu|!ällen  aus  andern  Ursachen  litten. 

Kr  erhielt  am .  ISten  d.  BI.  folgenli 
jR^.  jiquae  Chamomillae  undaa  dua$  Olä  dt^ 
dalarum  duldum  reuntis  imciam  iemis^  Sab  T 
tari  ^sentialis  Scrupulum  unum^  Tincturai  i 
hai^ae  guttas  quindecim ,  Syrup.  Akhaeae  tma 
dimidiam.  M.  S.  Alle  2  Stundeü  1  ECplS 
yoll  zu  nehmen.  Am  2iten  ^  d.  M.  JRec  , 
cheniB  Islandici  wicias  tres.  Radicis  jiltluüti  ' 
du8  duäsy  R.  Grandnis  Liquirüiae  ana  mal 
unam.  C.  M.  S.  Spedes.  S.  Zum  Traak  ii 
Theiie  zu  theilen  und  täglich  einen  ta  ^ 
hrauchen.  —  Rec.  Gummi  artibid  drachrhaiS^ 
solve  in  jiquae  CliamomiUae  undan  quatuöTfd 
T^ini  antim.  Huxh.  drachmam  unam^  TiMM 
thebaica^  scrupulmn  unum^  Sfrupi  Altlu  i 
unam.    Alle  2  Stunden  1  Efsloffel  voll. 

Auf  diese  Mittel  verloren  sich  «die  Bil 
heschv^erden^  obgleich  man  dem  Krankfln 
rathen;  hatte,    sich  vfarm    zu  halten,'  ^ 
aber  dennoch  ausging. 

Am  23sten  klagte  er  übe^  grofsaSehn 
zen ,  Reifseti  und  Steifigkeit  in  den  Gliedl 
als  ob  er  diese  nicht  beveegen-  könne.  1 
Fuls  ging  ganz  natürlich ,  nicht  fieberhaft»  ^ 
tient  schvritzte  sehr,  seine  Hatit  hatte  nvü 
ge wohnliche  Warme ,  der  Schlaf  war  imral 
Appetit  mittelmäfsig^  Se-  und  Excretioi 
fand  man  ordentlich.  Man  leitete  die  beacii 
bene  Empfindung  in  den  Extremitäten  tob 


—     17     — 

Anexiik  -  Dämpfen  her,   zumal  man  mehrmals 
^Ibntractionen y   besonders  bei  Bergleuten,   da« 
entstehen  sieht. 

Patient  bekam  am  23sten :  Rec.  AmygdüU 
Mc.  undam  stnÜB^  Aquat  Flor.  Scmbuci  uncioM 
fuluorj    Camphorae  grana  sex,    M,  f.  emii/sio, 
oi  adde  Antimonn  diaphoritid   n.  a,   scrupulum 
WMif  Spiritus  Nitri  dulcis  drachmam  unam^  Sy^ 
nf.  Ahh.  drachmas  sco:,    M,   S,   Alle  Standen 
i  EfsloiTel  YoU  zu  nehmen.  —    Man  empfahl 
ihm  Wärme.    Dieser  Rath  ward   befolgt  am 
2äilin  und  24steny   und  der  Kranke  besserte 
sidL  —  Am  25ten  nahm  er  JRtc.  Rad.  Serpenta- 
rioä  rögn«  drachmas  tres^   coque  in  s«  q.  Aquat 
foai.  ad  remanent.   wie.  quatuor^   adde   Campho* 
rac,  Stih   volatilis  Cornu   Cervi  ana  grcha  sex^ 
djpirir.  Nitri  dulcis  drachmam  unam  cum  dimidia^ 
Sfr,  jihh.    unc.    unam.   M.  S.   Alle  2  Stunden 
1  EblliSel.  —  'K.  ging  an  diesem  Tage  kaum 
talb  angekleidet  in  der  Stadt  herum,  am  26sten 
ia  seine  Heimnthy    am    28sten   aber  in  seinen 
seitherigen   Wohnort  zurück,    wo   er  nun  die 
oben   erwähnten   Empfindungen    in   den   Glie- 
dern mehr,   als   vorher,  klagte,   und   dafs  er 
Zü  keinem    Schweifse    kommen  könne.     An 
demselben  Tage:  Rec,   Rad,  Strptnu  v.  drachm. 
ij.  coq.  c.  8.  q.    Aq.  /•  CoL  unc.  v.  adde  Cam^ 
^K>r.  Bcrup.  j.  Liq.  an»  min.  Hoffrru  drachm.  iß. 
Vin.  Am*  H.  drachm^  j.  Syr.  Alih.  unc  /.  Alle 
2  Stunden  1  ETsloffel  voll. 

'  Am  9ten  März  1806  litt  der  Kranke  noch 

>    an  Steifigkeit  seiner  Gelenke,  besonders  derer 
^    der  Kniee   und   Fiifse,   abwechselnd  mit  rei- 
benden  Schmerzen.     Diese  Leiden   hinderten 
ibi|  sehr  im  Gehen.  —    Er  nahm  von  folgen- 
den Faivern  idle  3  Stunden   eins  in  Wasser: 


-i.      18      — 

Rtc^   Radk.    Vdier,   gr.   xp.     Camphorat  gm, 
quatüOTj  Sulphuris  aurati  ^ntimomi  granum 
3f,  f,  pulvis  disp.  pulv.  tales  No,  ioc£o. 

Am  loten  März  besuchte  ihn  ein  zi 
Arzt;  dieser  fand  ihn  angekleidet  und.Täti 
rauchend.     Er  erzählte  ihm  jetzt  den  Herj' 
der  Sache  .80:  er  wäre  vorigen  Herbst  mit 
sten   und   Sticken  beschwert ,   doch  seit  6- 
Wochen  ganz  gesund  gewesen,  habe  am  1( 
Febr.  ohugefähr  eine  grofse  Hatid  yollTal 
in  seinen  Tabacksbeutel  gethan  und  daTon 
ganzen  Tag»  d.  h.  wohl  10 — 12  kleine,  ~ 
ze,  thonerne  Ftihrmannspfeifen,.  geraucht, 
Nachtheil  davon   zu  etnpiinden,   was  ändi^ 
liten ,  an  welchem  er  wohl  15  rfeifen 
te,  der  Fall  war  —  ausgenommen  Blittagii, 
ihm '  übel  wurde ,   so   dafs   eine  ihn 
tende  Ferson  ihm  zurief:  ,^er  sitze  ja  da, 
ein  armer  Sünder   —   man  könne  ihn  iil 
Todtenlade  legen !"  —    Am  I2ten  fiog,erj| 
früh  wieder   an    zu  rauchen.     N^ch  oIui( 
10  Pfeifen  überfiel  ihn ,  gegen  1  Uhr  IUI 
indem  er  den   Stall   reinfgte,   eine  Sch^ 
—  die  Arme  waren   wie   gelähmt,    es 

.ihm  schwarz  vor  den  Augen,  ohnmächtigf| 
mufste  sich  an   die  Wand  lehnen,    um 
niederzusinken  —   die  Weste  wurde  ihm- 
eng,  der  Leib  schwoll  auf,  seinem  vMunda 
stieg  ein  blauer. Dunst,   er  erbrach  eine 
Flüssigkeit,   worauf  sein  Leib  wieder 
meafiel  und  er  sich  dann  zu  seinen  Leataii 
die  Stube  verfiigtigf.     Hierauf  verlor  sich 
Au%etriebenheit  des  Leibes  uf  d  jenes 
von  Ohnmacht»    nur  Frost   blieb  noch  zw 
und  hielt  noch  den   darauf  folgenden  Tag 

Am  i4iea  empfand  er  eine  krampfigt  grjibiii 


—      19      -. 

ifseod  «iebeiide  oder  sprlogend«  Bewe- 
n  der  Brust ,  in  den  Füfsen  und  Atmen, 
od  da  in  einzelnen  Muskeln  sogar  sieht- 
ickend.  Nachdein  schienen  die  Umstän« 
Uiichdrza  werden;  er  klagte  nur  über 
lins  besonders  grofse  Neigung  zu  Schweib 
tu  Schwäche.  Am  9ten  Blärz  zeigte  sich 
unrechten,  dann  am  linken  Fufse'eine 
t,  rothhiaue,  grüngelbe;  und  sehr  schmerz« 
iJGeschwnlsty  welche  sich  jedoch  nach 
DU  Umschlag  von  warmen  Kleien  wieder 
kf  Bald  darauf  aber  klagte  er  wieder 
indiei  kurzes  Hustein ,  Zusammenziehen 
Ifiit,  Steifheit  in  den  Gliedern,  abwech« 
1^  im  stärksten  in  den  Händen,  den  Ar« 
U  loEien  und  Waden.  Am  Uten  früh 
lik  er,  nach  einer  ziemlich  schlaflosen 
itkeftig  ziehenden,  reifsenden  Schmer? 
m  Hüften  und  iui  linken  Fufse  --*  ge- 
riet hatte  ei^  weniger  als  sonst;  er  früh-. 
\k  täit  Appetit,  klagte  stets  Kopfweh, 
iiifera  in  der  Stirn  und  in  den  Schläfen; 
Hbiäl  BeiCsen  im  Auge;  nach  einem  oft 
S^telstündigen  Gehen,    Zittern    in  den 

Sab  Aussehen  war  blafs,  gelblich,  caohek« 
»wie  jemapd  Ton  hektischem  Habitus,  die 
[Vtein',  feucht«^  sein  Geschmack  natürlich,^ 
bis  auf  eine  kleine  Wolke,  sein  Harn 
Stahl  I  die  Haut  nicht  übermäfsig  feucht^ 
küiü  als  warm«  Sein  kleiner ,  weicher 
•cblug  76  mal  in  1  Minute;  seine  Füfso 
X  nicht  geschwollen»-  nicht  mifsiarbigi 
un  KnScbel  beim  Berühren  sehr  schmerz^ 

B  2 


-     20     ^ 

Der  1^  Quent  biegende  Rest  des  Tahi 
im  Beutel  wurde  nun  mit  frischem  Wai 
iibergos^u ;  sogleich  schwamm  der  leicb 
Taback  oben  und  der  Arsenik  schlug  sich 
ein  weifse«,  gröbliches  Pulver  zu  Bodeo^  Di 
sorgfältigst  gesainmelt  und  gewogen,  wog  M 
ein  halbes  Quentchen.  Die,  zu  dem  Tab 
gemischte  Quantität  Arsenik  ist  zwar  ni 
genau  zu  bestimmen ,  mag  aber  ohngefahr 
was  iib^r  1  Loth  betragen  haben. 

Obschon  die  Ausmittelung  des  eigax 
chen  Einflusses  des  Arseniks  auf  diesen  Ki 
ken^  theils  wegen  der  herrschenden. Kläi 
heitscpnstitution ,  theils  in  K*s.  unzuvfffB 
gen,  und  in  mehrern  Punkten  gewifs ÜMltiE 
benen  Aeufserungen  über  seine  EmpSatrt 
theils  auch  wegen  des  fehlerhaften,  pnjsiid 
Verhaltens  desselben  sehr  schwer  seja  iSti 
so  sind  doch  mehrere  der  angegebenen  KvV 
heitszufälle  eines  Theils  an  und  für  sidij 
gewöhnlichen^  Krankheiten  zu  selten ,  -«nij 
Theils  der  Arsenik -Vergiftung  zu  genat^^ 
gemessen,  als  dafs  man  solch  eine  Tergifi^ 
wenn  auch  nur  im  2t.en  Grade^  nicht  aai^ 
men  sollte  und  mülste.  Zu  diesen  Sjmptfltf 
sind  namentlich  zu  rechnen:  die  Erschaki 
am  12ten  und  14ten,  besoc&ders  die  sob| 
bare,  für  K.  nicht  deutlich  beschreibbare^  11 
belnde  Empfindung,  das  stickende  Hm 
und  die  Steifheit  öder  Halblähmnng  — ^  Syi 
tome ,  welche  er  nach  allerlei  modificirteii  1 
gen  immer  fest  behauptete ,  und  einmal  ^ 
immer  schilderte,  auch  wohl  umschrieb.  DI 
Einwirkung  des,  im  Innern  des  Qrganiai 
aufgenommenen  Arseniks,  schien  in  der  1 
noch  fortdauernd    und    hinreichend  xu  si 


—     21      — 

Leben   allerdiogs   noch  in  Gefahr  su  se- 
U  'Er    befand   eich,    dem   Anscheine  nach, 
leni  Schwäche -Zustand,    welcher  leicht 
[Uoebrung  übergehen  konnte.   —     Da  nun 
bis    aaf    eine    temporelle   Brustbe- 
itri  vorigen  Herbste,  sonst  stets,  und 
in   den  letzten  6  —  8  Wochen  ganz 
iftd  zu  seyn  behauptete,   diejenigen  Symp- 
bei  ihm ,    welche    man    von  epidemisch 
nrk«Dden  Schädlichkeiten  herleiten  kannte, 
it  he^Torstecbend  waren,  des  Kr.mken  ße-^ 
Mr  Zustand  mit   seiner  Schwäche  in  ei- 
S^issen  ungewöhnlichen  3ii(8verhältni8Se 
ii  loch  die   herrschenden    rlieujnatischen 
t^"^iil- Fieber  nnter  einer  guten  Beijan  diu  ng, 
•■i^WÄnsie  nicht  schwer  asthenisch  (typhös, 
**^)«ind,   welchen   doch  K's.  Munterkeit^ 
rter  Appetit  >   freies   Sensorium  wider« 
flicht  in  jene  Geneigtheit  zur  Hektik 
igehen  pflegen  —   so  durrte  dieser  nicht 
')86  Zustand  mit  gröl'serer  Wahrsrhein- 
auf  Rechnung  des  Arseniks  /.u  schrei- 

.  ftiiiie  blofsen  Dämpfe,  wenn  sie  in  den 
^iommen  und  mit  Speichel  verschluckt 
^f«Vi,  diese  Zufälle^  wie  Arsenik  in  Sub- 
^9  Terursachen,  beobachteten  schon  U/izer, 
^qu€t  u.  a.  m.  —  Zur  Wiederherstellung 
Kranken  wurden  nun  vorzugsweise  Sei* 
vasser,  Alkalien,  besonders  die  alkalische 
mfelteber  und  Milchdiät  empfohlen,  und 
r:  von  der  Schwefelleber  am  Uten  MärZy 
b(h  in  einer  Bouteiüe  Wasser  auPgelöst, 
alle  2  Stunden  1  Erslöflel  voll  davon  ge- 
n  ,  von  folgenden  Pilleu  Abends  und  Früh 
tück :    Jßec.    Sapon.  veru  Lact.  Stüpii,  Salis 


I 


.  < 


'•       .     —  .  22    '  — 

Hßrlar.  ana  drachm.  j.  Opü  pur.  gtQna  trii 
f.  c,  Mxtr.  Tamxac.  pilL   gr*  tj. 

Am   16ten  März,    An   diesem  Tage 
grofse  Müdigkeit  in  deo  Gliedern. 

Am   lOten    Mai  gab  4er  J&rapke  voi 
habe   ihm  seit   einiger   Zeit   yirleder  Marl 
der  Brust  gelegen,   dieses   sich  nach  den 
neimittelii   van   der  Brust  in  die  Beine  j 
gen ,   seit  einigen  Tagen   daselbst  unauss 
che.  Schmerzen   und   in  dem  einen  Bein« 
schwulst  Teranlafst,   wesb^lb  er  beinahe 
gehen  könne;  —  Anfang  Mai'«  vefsicfaert 
Krfinke ,  seit  mehrern  Wochen  gesund  zu 
am  .7tea  Alai  aber  klagte  er  wieder  überi 
nen  und  Dtücken  auf  der  Brust,  so  w/^i 
Anfang  eines  Gatarrhs  zu  ^eyn  pflegt.    Etild 
e^   einer    Erkältung   zu ,    und    benutzte^  < 
Thee  aus  Liehen  Island.  Rad.  Grandm*  1 
riüae]  Stiplt.    Dulcamaraep 

Am   12len    hatten-  die  Brustbeschw< 
nachgelassen;    allein    nun    entstanden  b 
Schmerzen    in    den    Fiifsen   und   besoiidf 
"tien  Gelenken  derselben*     Die  Farbe  der 
halle   sich    nicht    verändert;    der   rechte 
aber  war  angesehwollen.     Blan  nahm  je!« 
dejf   Fieber,    noch   Mangel    an    Appetit, 
Störung  in  den  Ab-*  und  Aussonderungen 
Fat.  erholte  sich   nach   und  nach  yollkoi 
tind  lebt  noch. 

Wir  sehen  aus  diesem  hier  mitgeti 
Falle ,  dafs  der  mit  Arsenik  vermengte  X 
in  Rauchgestalt  ofangefähr  so  wirkte,  wi 
es  bei  dem  Rösten^  Brennen,  Schmelz« 
.'.senikalischer  Eisen-,  Kupfer-,  Silber-, 
und  Kobalterze,  bei  dem  Schmelzen  des  I 


-.-     23     — 


> 


thses  zur   Schmälte ,   bei   der   BereltuDg   des 
^Yeifskupfers  und  anderer  dergleichen  Schmelz^ 

leiten  ,  -wobei  Arsenik  befindlich  ist ,  -wahr* 

lehinen  pflegt. 

Eine  nicht  seltene  Erscheinung  ist  es  zwar« 
die  Bergleute,  die  in  arsenikalischen  Gru- 
arbeiten;  bei  dem  Loshauen  des  Erzes, 
In  dem  Scheiden  und  Kochen,  bei  dem  Bei- 
ko,  Mahlen  und  Verpacken  des  Arseniks, 
•ho  di/rch  den  feinen  Arsenikstaub  sich  alle 
ZoTälle  der  Arsenikvergiftung  zuziehen-  AU 
IttB  eben  so  unerwartet  schädlich  iils  seltsam, 
vbI  daher  einer  besonderen  Beachtung  werth 
ist  fulgendes  Ereignifs : 

lo  einem  im  Jahre  1820  ganz  neu  besetz^ 
tta  Landgericht ,  ohn weit  Augsburg,  erkrank- 
te plolzlicli  einer  der  Extraditionskommissäre, 
na  es  äufserten    sich    au  ihm  Anzeichen  von 
Fefgifiung  ,    wovon    er    n,ur   durch  *  wirksame 
irzüiche  Hülfe  genals.     Bei   näherer  Untersu- 
chung fand  sichs,    dals  derselbe  beim  Durchsu- 
cftea    einer   Registratur   rmmcfien   Aktenstauh   ein^ 
tdifuckte .     nicht    ahnend    die   sonderbare   Methode 
4^5  verstorbenen  Beamten f  welcher^  um  die  Akten 
lea  vor  Beschädigung  der  Mause  zu  schüizeny  Ar^ 
senik  auf  dieselben  streuen  Uefs. 

Da  nun  Gestalt  und  Umstände,  unter  wel- 
chen der  Arsenik  auf  den  menschlichen  Orga- 
nismus feindlich  einwirkt ,  so  mannichfaltig 
sind,  so  wäre  es  sehr  zu  wünschen,  dafs, 
aafser  den  bekannten  Gegenmitteln ,  auch  die 
in  Westindien,  an  mancherlei  Tbiereu  ange- 
«teilten  Versuche  sich  bestätigen  mögten.  Die- 
sen zu  Folge  ist  der  Saft  des  Zuckerrohrs  das 
beste  Mittel  gegen  Arsenik- Vergiftung,    wel- 


—     24     —       . 

che  Eigefiscliaft  besonders  auf  der  Insel  Nicvjli.. 
allgemein  bekannt  ist. 

Wenn    auch    die    Arsenik^  Dämpfe  nicht 
immer  todtlich   wirken;   so    wirken    sie  doch'' 
immer   —  nach   Machenzie^s  Erfahrung  —  ahr.' 
ein  langsames  Gift,  besonders  auf  das  Nerveo- 
systein ,    erzeugen   unausgesetzten    fieberhaftenf-'^ 
Zustand ,  mit  Verlust  des  Appetits,  Schwäche,  *- 
Brechen,  uod  beinahe  sichtliche  Ahmagerang, . ' 
Reiü&en   und   Kneipen   im   Magen   und  in  den    ^ 
Eingeweiden,    Zittern    der   Glieder,   Kopfweh 
und   Schwindel,    erschwerte   llespiralion  und 
oft  f^kiiiiiche  Engbrüstigkeit.     Wenn  zurrech- 
ten Zeit  die   gehörigen  Mittel  nicljt  angewen-. 
det  werden ,  so  bricht  bald  ein  heftiges  Fieber 
aus  und   Patient   stirbt   bald   an   der  Auszeh- 
rung. 

Um  alle  diese  Schmerzen  zu .  entfernen 
oder  zu  lindern ,  gebe  man  zuerst  ein  gelin- 
des Brechmittel,  Karaillenthee  oder  Ipeca* 
cuanha;  dann  ein  abführendes  Mittel,  wiä 
Senna-Thee  oder  die  Schwefelbluthen- Lat- 
werge, um  den  TJnlerleib  offen  zu  erhalten; 
bei  eintretender  Verstopfung,  Beklemmung, 
oder  anschwellendem  Unterleib  —  ein  KI7- 
stier,  und  suche  durch  kleine,  aber  oft  wie-  ' 
derhüite  Quantitäten  warmen  Gerstenwas- 
sers,  Milch  und  Wasser  oder  Leinsaamenthee 
Schweifs  zu  befördern.  Abends  reiche,  man 
15  -  20  Tropfen  Laudanum  in  einer  dieser 
Flüssigkeiten ,  besonders  wenn  der  Kranke 
Tiele  reifsende  Schmerzen  im  Unterleibe  fühlt. 
fVarmt  Bäder  thun  in  solchen  Fällen  gute 
Dienste,  auch  ist  es  heilsam,  wenn  man  ei- 
nige Zeit  hindurch  ein  bis  zwein^ial  täglich, 
15 — 20  Gran  Schwefelblüthe    in   ein   wenig 


—     25     — 

ich  nimmt.  Aach  wird  Schwefelleber  zu 
-A    Gran  in   Pillen  und   ein    Gla»   wnrmes 

asser  hinterher  empfohlen. Die  Diät 

^;wie  bei  Qneeksilbervergittuug  am  helfen: 
j^cb  oder  Milchspeisen.  Um  nach  vollende- 
il Kor  die  Kräfte  wieder  herEusteUeu ,  gi^bt 
U  bittere  und  Stahlmittel,  z.  B.  Mec,  Ecc- 
ficr.  Chinae  drachmam  unantj  Salis  Marüs  grana 
M^m  M,  /.  pih  No.  vigind,  S.  Früh  und 
bends  drei  Stück  zu  nehmen. 


Was  im  Jahr  1806  diesem  Bäcker  sein 
Jiwiegetvater  mittelst  des  Rauchtabacks  zu- 
idacht  hatte,  —  den  Tod  durch  Arstnikdämpjt^ 
Ute  einst  auch  dem  Kaistr  Leopold  7.  in  sei- 
ön  SOsten  Lebensjahre,  1670,  durch  das 
rennen  mit  Arsenik  vergifteter  Wachslichter 
Brden.  Der  Kaiser  hatte  nämlich  vom  2ten 
I  28ten  April  1670,  also  26  Tage  hindurch» 
iDZ  unerwartet  an  starken  Beängstigungen 
iid  Beklemmungen  gelitten ,  eingefallenes  Ge- 
[cht,  dabei  eine  sehr  ungleicjie,  bald  starke, 
ald  abwechselnd  sehr  sdi wache  Siiinme  und 
[nen  sehr  entkraüeten  Körper  bekommen, 
(inet  Leibarztes  Ralh,  der  auf  v6rdorl>ene 
üfte*  echlofs  und  der  Neigung  auf  Anschop- 
aiig  (ein  uns  Nordteutscheu  ganz  sinnloses 
Fort)  zuTOpkommen  wollte ,  weil,  seiner  An- 
ibe  nach,  die  Schwäche  des  Körpers  keine 
nienden  Mittel  zu  erlauben  schien,  vergeb- 
ch  benutzt  *—  als  durch  ein  Oh n gefähr  der 
lailändische  Cavalier  Joseph  Franz  JBorri  dem 
^er  als  ein  sehr  kenntnifsreicher,  auch  ia 
'tt  Heilkunde  erfahrner  Blann  bekannt  wurd». 


—     26     ~ 

Dieser  sab  den  Kaiser  zum  ersten  M Ale  Abeni 
zwischen  8  und'  9  Uhr,  am  16ten  April  ißi 
er  fand  ihn  in  eurem  Schlafrocke,    nm  Tisi 
sitzend  9  die  Füfse  etwas  eingebunden,  auf  dl 
Köpfe  eine  —  eine  Art  von  Lichtschirm 
dende  Mütze ;  hörte  von  demselbeti ,  dafs  sii 
aufaer  den  benamten  Zufällen ,  täglich  sebri 
kalte  Schweifse  einstellten.     Er  fand  die 
des   kaiserlichen    Wohn  -    und   Schlafumi 
gan^'   anders,    als    in    den    andern    Zimmei 
Aus   dem  reihen   heftigen  Feuer  der  Fb 
dem  davon  schnell  und  fein  aufsteigenden 
fsen    Dunst,    der   den   natürlichen   Wachsk( 
zen  nicht  eigen  ist ;  so  wie  aus  einem  gro&w 
Absatz,    den   dieser  Dunst   in   diesem  hohe» 
Zimmer  an  der  Decke  angelegt  hatte  —  sthlA  _ 
er,   dafs  die  Luft   des  kaiserlichen  ScUabiB^' 
mers  durch  diese  Wachslichter  vergiftet  sey.. 

D/e  Wachslterztn  der  Kcdserin  branntet  Mi 
sanft  ET ,  ruhiger ,  ohne  Dunst ,  und  ahnt  dag  gH 
iAfhse  feine  Spritzen.  Der  Vorrat^  der  vergift»*! 
ten  Wachslichter  bestand  in  SCnPfund.  Bm$ 
Trennen  der  Doclite'  von  den  Lichtern  adW*;; 
sah  man,  dafs  offenbar  Arsenik  zur  FIus8^<k 
keit  gebracht,  der  Docht  eingetunkt,  sodiiii^ 
abgetrocknet,  und  dann' erst  das  reine  Waihj 
darüber  gegossen  war.  Die  Lichter  watitL 
seit  Lichtniefs  gekauft  und  seitdem  aufgesteB.i 
worden.  —  JEinem  kleinen  Hunde  gab  man  w*"! 
dem^  in  ganz  Heine  Stückchen  zerschnittenen  IkM  'j 
im  Fleisch  zu  fressen^  und  liefs  ihni  in  eiDfl* 
Zimmer  hinlängliches  Wasser  geben.  H^A 
einer  Stunde  ward  ihm  schon  das  Zimmer  ttfj 
Schmerzen  zu  eng  —  er  schrie  etbärmlich» ' 
•gegen  1    Ülir    nach   Mitternaclu  fand    man  if^ 


-.      27     — 

Bund^  me  eine  Kugel  in  sich  zusammengezogen 
md  lodi^  — 

Soniliets  des.Kaisers  Zimmer  mit  einem 
yeräuinigera  Tertduscheo ,  ihm  darin  etliche 
Standen  Bewegun/s^  machen  und  nach  Mltter- 
Mcht,  80  "wie  nach  jedem  Schweifs  ein  ganz 
fruches  Belt  benutzen.  In  der  Apotheke  wur- 
len  die  Bestandtheile  des  Dochtes  analysirt, 
wo  sich  bei  der  Absonderung,  der  Arsenik 
sogleich -ins  Reine  setzte«  —  Das  «ganze  Ge- 
bricht der  Kerzen  betrug  28  Pfund,  diie  ge< 
luakten  Dochte  3|  Pfund,  folglich  mochle  sich 
iiit  Giftinasse  auf  2^  Pfuud  belaufen. 

Borri  trat  dem  Kaiser  sehr  nahe,  um 
leiae  Gesichtsfarbe,  die  Lefzen  und  Augen  zu 
Wtnehten;  er  yersicherte,  dafs  nach  4  bis  5 
Tagen  die  starken  Beklemmungen  und  Beäng- 
•Cifaogen  nachlassen  würden ,  nicht  durch  Bre- 
ckenf  sondern  durch  Schweifs,  denn  die  Glie- 
der wären  mehr  als  der  Leib  af&cirt. 

Die  dem  Kaiser  gereichte  Arznei,  welche 
er  auf  Einmal  trank,  bestand  aus  einem  Ach- 
tel Dlaafs.  Borri  rieth  ihm,  nun  sich  im  Zim- 
mer so  lange  Bewegung  zu  machen ,  bis  er 
bemerke,  dafs  ein  Schweifs  im  Anzüge  sey, 
alsdann  sich  aber  sogleich-  niederzulegen,  hei 
bemerkter  geringer  Ueblichkeit  ein  Decoct  "ir.u 
trinken,  worauf  sich  jene  verlieren  würde; 
dann  die  Bewegung  fortzusetzen  und  im  Bette 
den  Schweifs  so  Lag«  auszu  halten ,  bis  sich 
die  Hitze  zu  legen  anfinge,  alsdann  sich  in 
das  für  ihn  schon  bereitete  zweite  Bett  7ai  le- 
gen, wo  die  Slattigkeit  deu  Schlaf  ganz  na- 
türlich herbeiführen  würde. 


-     28     - 

Nach  Verlauf  einer  starken  Stande  hatte 
des  Kaisers  Bewegungen  den  Schweifs  wid 
lieh  zur  Folge,  gebabt ;  der  Kranke  legte  sid 
nun  in  das  erste  Bett;  gegen  1  Uhr  nach  M^ 
ternacht  fing  die  Hitze  an,  sich  zu  yerniifi 
dern.  Nach  einer  kleiden  halben  Stünde  fli( 
hob  sich  d^r  Kaiser  aus  seinem  Bette,  lieE 
siph  ein  frisches  H^ind  anlegen  und  ging  i^ 
das  bereitete  Bett  zur  Ruhe.  —  Borri  nahq 
das  Heind,  liefs  sich  ein  Gefafs  mit  frischoi 
Wasser  bringen.,  warf  das  Hemd  hinein ,  Hefi 
es  in  sein  Zimpier- tragen,  um  defn  and^n 
Tag  die  Wirkung  der  Arznei  aus  der  Uo1e^ 
suchuug  des  Wassers  zu  bestimmen.  •—  Dm 
Kaiser  fing  an  zu  schlafen.  Am  29ten  friik 
sagte  derselbe  beim  Eintritt  der  Aerzte;  Gott 
gedankt ,  ich  lebe  noch  und  finde  die  BmK 
gegen  die  vorhergehenden  Tage  erleiphlerti 
Ich  war  nach  meinen  vorigen  unruhigen  Näeh* 
ten  weit  schwächer  als  heute  -^  aiuch  erio' 
nere  ich  mich  nicht,  etwas  geträumt  zu  ha 
hen.  Die  letztern  Nächte  waren  voll  d« 
schwersten  Träume. 

Borri  widerrielh  Fleisch  und  Weiq»  em 
pfähl  dagegen  Alles  so  viel  möglich  mit  Mild 
zu  trinken ,  besonders  '  Chokolade ,  mogUÜu 
viel  Bewegung,   doch  nicht  in  Dreier  Luft. 

Der  Kaiser  mufste  sich  nach  Tische  nie 
derlegen ,  um  Stärke  für  den  Abend  zu  ge 
winnen.  Abends  6  Uhr  sollte  er  Arzpei  neh 
men,  dann  sei,  sagte  ß«,  alles  überstanden 
-—  £w.  Majestät,  fuhr  J?.  fort,  sind  chemiscl 

trdorben  worden  und  miissea  also  auch  che 

ifch  geheilt  werden. 

B»  fand  den  Kaiser  besser  als  gestern  Abend 


—     29     -. 

iie  Stimme  etwas  gleicher.    Der  Kaiser  firiih« 
ttSckte. 

Abends  gegen  6  Uhr  äufserte  er :  ich  finde 
dieses  Zimmer  für  meine  Respiration  weit  zu- 
tauglicher. 

Der  Kaiser  fand  die  Arznei  von  garsti- 
|im  Geschmack.  Es  müsse  ein  wildes  Gezeug 
Wfn,  sagte  er«  Meine  Krankheit  hätte 'mich 
ii  einigen  MoAaten  ad  patres  schicken  können. 
—  Wie  kommt's ,  dafs  ich  zum  Wein  wäh- 
lend meiner  Krankheit  eine  stärkere  Lust,  als 
ItHMls  in  meinem  Leben  hatte? 

ff 

JB*  erwiederte :  die  Weinsäure  wird  durch 
l  du  Depot  des  Gifts  gereizt,  dieses  aber  nur 
l  didarch  weit  angreifender  und  schädlicher  ge- 
f  nacht  Ew.  Majestät  werden  die  Lust  zum 
Weis,  je  mehr  die  Giftmaterie  hinweggetrie- 
kawird,   auch  immer  mehr  yerlieren. 

Der  Kranke  war  nach  überstandenem 
Schweifse  kaum  eine  Viertelstunde  zu  Bette 
gebracht,  als  er  einschlief,  um  3  Uhr  früh 
erwachte  und  nachher  die  Ruhe  durch  unun- 
terbrochenen Schlaf  bis  7  Uhr  fortsetzte. 

Vom  SOten  April  bis  auf  den  12ten  Mai 
schienen  die  Alterationen,  und  auch  der  Schweifs 
in  gleichem  Grade  eine  Stunde  nach  genom- 
mener Medizin  einzutreten  und  fortzudauern; 
—  vom  ISten  bis  27sen  Mai  zeigte  sich  jeden 
Tag  der  Schweifs  geringer,  und  ausgetriebene 
Giftmaterie  nahm  fast  bis  auf  das  Unmerkbare 
ab.  Der  Kaiser  bekam  nun  auch  stärkende 
Mittel  und  dann  6 — 8  Bäder;  er  fing  den  19ten 
Mai  schon  au ,  alle  Tage  auszufahren,  der  Ap- 
petit nahm  zu ,  wie  sich  die  Weinlust  vermin- 
derte.    Die  Heilung  schien  geendigt. 


—     30     —        , 

Am   J4ten   Jun.    erhielt  Borri  seinen  Äb-.~ 
schied,   rührend   von    beiden  Seiten,  und  be- 
zog jährlich  200  Dukaten  so  lange,  als  er  lebte.   . 

Garelli  horte  von  einem  Augenzeugen, 
dojs  ein  Jesuiten  -  Procurator  zu  Wien  die  Liejt'^ 
rung  der  Wachskerzen  besorgt  hatte. 

Sobald    die    Sache   durch   Borri  entdeckt' 
wurde,  ist  der  Lieferant  sogleich  bei  S^ite  ge- 
schnfTt  worden,  und  auch  nicht  mehr  ana  Ta-. 
gesucht   gekommen.     (S.    Breve  relazione,    dc//a 
vita  del  Cavagliere  Gioseppe  Francesco  Bor^  / 
riy   Müanese,     Colonia  appo  Pielro   del  Martd< 
iü.  1681.). 

Der  Kaiser  lebte  noch  35  Jahre. 


Charpentier -  Cossigny's  Reis6  nach  China* 
und  Bengalen,  a.  d.  Französ,  Berlin  1801.  S. 
288.  lehrt  uns  schon,  dafs  alle  Völker,  die 
sich  des  Opiums  bedienen ,  es  auch  zum  Räu- 
chern gebrauchen ,  dafs  es ,  in  dieser  Gestalt 
beruhigend  und  sehr  narkotisch,  übrigens  nicht, 
todtlich  und  der  durch  den  Rauch  des  Opiumi 
hervorgebrachte  Schlaf  aufserst  angenehm  und 
Wollüstig  ist, 

Ilr,  Dr.  EttmüUer  zu  JSterbogk  bat  das. 
Opium  als  Heilmittel  in  Rauchgestalt  auch  aqf 
teutschen  Boden  versucht«  Er  liefs  nämlich 
zehn  Grane  Opium  auf  glühendem  Eiseq  in 
der  Nähe  des  Bettes  einer  jungen  sehr  zarten 
hysterischen  Dame  —  die  aufser  den  heftig« 
steh  Nerrenbewegungen  auch  noch  an  Seelen- 


—     31     - 

!eo  litt,   so  furchtlMire   Zufälle   hatte.,   daf» 

Erregbarkeit  zerstört  wurde',  alles  für  sie 

fiircbten  war  —  verrauchen  (S.   Med.  chi- 

Ztg.   V.  J.  1809.   3.  B.   S.  255.).    JVach 

'j^Mr  halben  Stunde  ward  sie  ruhiger , .  schlief 

einem  äufserst  frohen  Gesichte  .eine  Stun-^ 

li  ganz  sanft ,   transpirirte  aber  dabei  äufserst 

IrfUg    und    bekam    zuvwilen    Zuckungeti   der 

•kau   Extremitäten.     Auf  einmal    erwachend 

6d  sie    xnit   Hastigkeit:    wo   bin  ich?    Die 

Wiilerin,    die   an  ihrem  Bette  safs,   stets  ei- 

Bta  mit  Weinessig   getränkten  Schwamm  im 

Miule  hielt    und    starken    Kaffee    geniefsen 

nnlste,  war  munter  geblieben. 

Mit  ist  sehr  wohl,  äufserte  nui»  die  Kran- 
kt, doch  rdhle  ich^.  dafs  ich  noch  mehr  schla- 
fen aufs,    um  hergestellt  zu  werd^en.     Nach* 
•  aiiti^S  Uhr  räucherte  man  wieder  und  zwar 
.  BJfiJ  bis  20  Gran  reinen  Opium,     Fat«  schlief 
Md  wieder  ein   und   erwachte  erst  nach  Mit- 
teniacht   gegen   3   Uhr.     Noch   2   Mal  wurden 
$e  Räucherungen  innerhalb   5  Tagen  wieder* 
holt,   worauf  sie  dann  in  Verbindung  innerer 
zweckmäfsiger  Mittel  genas. 

Seit  dieser  Beobachtung  hat  Hr.  £.  das 
Bäuchern  mit  Opium  öfter,  yorzüglich  bei  me- 
lüocholischen  f^öchnerinnen  und  bei  Wahnsinni-- 
{cn,  auch  in  tümultuarischen  Nervenfiebern  und 
htftigen  Krämpfen ,  fast  immer  mit  grofsem  Nut- 
wi  angtivendet.  Der  Schlaf  solcher  Ferstmen 
[  war  durchaus  nicht  schnarchend,  das  Blut  nicht 
nach  dem  Kopfe  getrieben.  Aufser  einem  au- 
berordentlichen  Wohlbehagen  bemerkten  die 
Krauken  keine  entziiclLende  Exstase. 

Dafs  das  Opium  in  Rauchgestak  auchy  me 
dtr  obsn  erwähnte  mit  Arnnik  vermischte  Rauche 


32     — 

taiackj  zu  strafbaren  Zwecken  beniäzt  vmrdt^ 
war  wenigstens  dem  Verfasser  dieses  Auf- 
satzes erst  seit  dem/ Jul.  1825.  bekannt  ge- 
worden ,  nämlich  durch  die  in  gedachtiem  Jahre 
erschienenen  Nummern  80  nnd  81  der  Jusiiz«-, 
Cameral  -  und  Polizei  -  Fama.    ^ 

Bekanntlich  sind  die  Chinesen  ^ie  geschick- 
testen Betrüger  und  Diebe*  der  ganzen  Erde. 
Man  konnte, ein  Buch  mit  den  Kunststücken  der 
Glücksritter  und  Beutelschneider  YonCanton  an- 
füllen/£in  englischer  Kaufmann,  der  im  ersten 
Stockwerk  der  Faktorei  seiner  Nation  wohnte, 
hatte  seine  Geldkiste  in  seinem  Schlafzimmer 
stehen;  alle  Zimmer  zur  Seite  und  unter  die- 
sem waren  von  seinen  Leuten  bewohut^  und 
es  schien  unmöglich ,  unbemerkt  bis  zu  ihm  zu 
gelangen«  Chinesische  Diebe  aber  stiegen  in  der 
einen  Nacht  auf  das  Dach  des  Hauses;  bra- 
chen durch  9  und  gelangten  sOj  gerade  über  da$ 
Schlafzimmer.  Nun  machten  sie  eine  kleine  O^^ 
nung  in  die  Decke  desselben  und  bliesen  ^  yermöge 
einer  langen  Röhre  ^  so  viel  Opiumrauch  in  das 
Zimmer,  dafs  der  JEngländer  alle  B^sirmung  9er- 
/or,  dann  erweiterten  sie  die  OelFtiung,  stie- 
gen hinab  und  hoben  ohne  Hindernifs  den  Geld« 
kästen  aufs  Dach  hinaus.  JDer  Engländgr  v<r- 
sicherte  am  folgenden  Morgen  y  „er  habe  gwm 
deutlich  ^  gesehen  ^  wie  die  Chinesen  seinen  tasten 
weggetragen  j  sä  aber  aufser  Stand  gewesen  ^  eine 
Bewegung  zu  machen,  oder  eintn  Laut  von  sich 
zu  geben. 


III. 


—     33     -r 


1% 

^■7 


IIL 
Beitrag 


sar 


l^athologie  uudTherapie 
-  -.Herzkrankheiten, 

IlTtiojiders  in  Beziehung  auf  Onanie. 

Von  » 

3^:^         Dr.    W.     K  r  i  m  e  r, 

f  in    At eben. 


> 


-«Vitt  b  der  letzten  Zeit ,  mebrfacb  zur  Spra- 
.  che  gekommene  Häufigkeit  der  Herzkrankhei-r 
TIlB  10  den  jüngst  verflossenen  zwei  Dezen« 
iJDitiiy  und  die  aligemeine  Klage  der  Aerzte 
^fibtt  Yiele  Herzkranke ,  an  deren  Heilung  ilire 
Xmi&t  scheitert ,  schien  dazu  aufzufordern,  dafs 
^ÜlUi  der  Ursache  beider  Ui^stände  nachforsche. 

Es  haben  zwar  achtungswerthe  Männer, 
>lind  namentlioh  der  Herausgeber  dieser  Zeit- 
scfaiift,  Herr  Staatsrath  Hufeland^  sich  um 
Ae  Menschheit  recht  verdient  gemacht ,  indem 
tie. diesen  Gegenstand  ihrer  vollen  Aufmerk- 
SiiDkeit  würdigten ,  und  unschätzbar^  Beiträge 


-     34     - 

f 

tvet  die  Aetiologle  der  jetzt  so  al]gem< 
sehenden   Herzkrankheiten  geliefert, 
wir  auch  mit  Dank  erkennen ,  was  dii 
ner  auf  dem 'Wege  der  Erfahrung  \ 
schung  für  unsere  Kunst  geleistet.. 

Wenn  nun  aber  auch  durch  das  g) 
Streben  die  Pathologie  der  Herzkrao 
auf  ihrer  jetzigen  otufe^  einen  hoh< 
▼on  Vollkommenheit  erreicht  hat,  so 
dies  dennoch  die  Möglichkeit  nicht  a 
sie  Verbesserungea*  und  Berichtigung^ 
seyf  döo'n  obgleich  die  grofse  Wahrscl 
keit  nachgewiesen  worden,  dafs'  das 
häufige  Aderlässen,  namentUch  in  { 
Lebensperioden,  ferner  viele  direkt 
Her;^  wi^ende  Leidenschaften  in  dei 
Terhängnifsvoilen  Jahren  als  Ursachen 
Stehens,  von  Herzkrankheiten  angeseh 
den  müssen,  so  gilt  dennoch  aiesei 
rungsschlufs  nicht  auf  alle  Falle  diei 
und  wir  sind  daher  gezwungen  nachkuf 
ob  vielleicht,  anderweitige  häufigere  t 
tigere  Ursachen  als  jene  an  dem  ofte 
kommen  dieser  Krankheiten  einen  be 
chen  Antheil  haben. 

.Von  einigen  Schriftstellern  wird 
den  vielen  andern  Ursachen,  deren  . 
lung  aofserhalb  dem  Zwed^e  dieses  A 
Uegt^  auch  die.  Onanie  als  ein  Momei 
führt,  welches  Herzkrankheiten  nach  sie 
indefs  scheint  in  den  Schriften  dem  ge 
Laster  bei  weitem  noch  nicht  die  Wie 
in  Beziehung  auf  die  Entstehung  jene 
'"^njgeräumt  worden  zu  seyn,  welche 
reitig  hat,  so  wie  denn  auch  das 
durch  Onanie  entstandenen  Herzkr 


—     35     — 

BOth  iridit  hinläuglich  onteniicht  ist:  ein 
iriitaiid,  der  zu  mannichfaltigefl  fliiliigriffen 
ItakMang  geben  kann. 

^/.iMmlicli  allgemein  ist  die  Ueinang,  dafs 
'en  Herzübeln  immer  entzündliche 
des  Herzens  vorangehen  müssen. 
ei  >?ill  mich  bedünken,  dafs  wir  mit 
htbogenie  derselben  noch  lange  nicht  im 
lind;  denn  wie  oft  werden  nicht  in 
Zeit,  wo  die  Herzkrankheiten »  bei 
AcKteui  zur  Mode  geworden  sind,  chro* 
Herzentzündungen ,  Erweiterungen, 
bhler,  und  andere  Krankheitszustände 
Organs  angenommen,  sobald  sich  bei 
fnoken  Herzklopfen ,  unordentlicher  und 
jdier  Puls,  Ohnmächten,  Schmerzen  in 
Bitzgegend  und  in  der  linken  Schulter, 
'hmigkeit,  Angst,  Unvermögen  auf  der 
Seite  zu  liegen  und  dergleichen  vorfin- 
'  Qod  bei  der  Section  findet  man  keine 
^er  solchen  organischen  Störung,  son- 
^oft  Uebel  einer  ganz  andern  Art.  Auf- 
M[g8Btehe  ich  es  selbst,  dafs  ich  die  De- 
*frpDg  über  einen  solchen  flIijGsgriff  mit 
''«Upwerthen    Männern    mehrmals    erfah- 

'  äxit  der  endem  Seite  will  man  von  Herz« 
üUieiten  gar  nichts  wissen,  und  die  mei- 
Ix  unbedeutend  scheinenden  Symptome  der« 
wn  vferden  im  Anfange  für  Rheumatismen, 
kenes  Asthma,  Stockungen  im  Ffortader- 
em ,  Wurmkrankheiten ,  Hypochondrieen, 
Btwassersucht  n.  s*  w.  gehallen ,  als  solche 
indelt,  und  bei  dieser  Behcindlungsweisp 
.  Uebel  ein  solches  Fortschreiten  eingeS 
nt,   dafs  wenn  man  endlich  den  Irrthum 

C  2 


/■ 

I 


^     36     — 


erkennt^  an  eine  Hülfe,  die  Anfangs  Tiell 
noch  möglich  war,  nicht  mehr  zu  <lenke 

Aber  selbst  in  denjenigen  Fällen,  wp 
das  vorhandene  Herzleiden  richtig  und  : 
genug  erkennt,  und  wo  noch  Aussicbtei 
Heilung  vorhanden  sind,  ist  man  oft  schl 
daran  ,^  v^enn  jenes  durch  Onanie  herbeigii 
lyorden ,  wenn  dann  d^r  Krabke  aus  Sei 
oder  aus  sonstigen  Beweggründen,  se|n  L 
verschweiget  oder  leugnet,  oder  selbsl 
eine  andere  als  die  wahre  Ursache  seines 
bels  angiebt,  in  welchem  Falle  dann  alU] 
gewandten  i[r2t]ichen  Mühe  ungeachtist, 
fortdauernder  Krankheitsursache  dies«.  .^ 
weicht,  ja  selbst  schlimmer  wird.  Zur 
treibet  der  Kranke  das  Laster  ohne  es  < 
zu  halten ,  und  ahndet  es  nicht ,  daüi  i 
die  ITrsacbe  seiner  Krankheit  seyn  kS 
oder  hält  es  für  überflüfsig ,  so  etwas 
Arzte  zu  entdecken,  falls  ihn  dieser  nichl 
nach  fragt,  bis  er  endlich' durch  vielfältig 
fabrung  selbst  zur  ^Erkenntnifs  kömmt, 
dann  die  Krankheit  schon  einen  hoben 
erreicht  und  die  Prognose  zehr  zweifi 
wird,  sZudem  ist  es  nicht  selten  eine 
schwierige  und  delikate  Sache,  das  Vo! 
denseyn  der  Selbstbefleckung  zu  erfors 
Jeder  Arzt,  der  mit  solchen  Kranken  ofl 
thun  hatte,  wird  die  Ueberzeugung  davo 
winnen  und  gefunden  haben,  wie  weni 
gewifs  gut  gemeinten  Schriften  von  1 
Salzmann y  Btcker  ij.  A.  genutzt^  wie  vi 
aber  dagegen  geschadet  haben.  Knaben 
Uädchen ,  welche  das  Laster  fVüher  nicht! 
too,  wurden  durch  diese  Schriften  auf  das 
Aufmerksam  ^  andere  die  es  schon  trieben, 


—     37     — 

nach  den  grafsIicheD  Scbilderuogen  der 
(im  desselben  fast  verzweifeln.  So  schäd- 
I  w  nun  aber  ist^  durch  abschreckende 
Hingen  der  Folgen  der  Onanie  die  Kran- 
yvKk  dem  Laster  abbringen  zu  wollen,  so 
lUch  erscheint  es,  wenn  man  selbst  aka- 
e.  Lehrer  behaupten  hört :  9,die  Onaoie, 
«ren  Jahren  nicht  zu '  häufig  ausgeübt, 
ihren  Folgen  yon  dem  natürlichen  Bei- 
Dicht  Yl^rschieden.^'  Man  frage  nur 
Ehemänner  die  friiber  Onanisten  waren, 
tu  dieser  Behauptung  beistimmen;  man 
ow,  ob  ölTentliche  Dirnen ,  die  der  WoU 
10  oft  frQhnen»  in  dem  Grade  mitgenom- 
fMtiiJ,  als  Onanie  treibende  Mädchen!  -^ 

j^>Ei  lat  keine  geringe  Aufgabe  für  den  Arzt, 
^HWiten  zu  behandeln  und  von  ihrem  Uebel 
hfreyen.  Hier  in  diesen  Fällen  kann  er 
^  Wo  Scharfsinn  zeigen ,  seine  Gedult  prüfen ; 
Ptüin  ^r  wirken;  aber  vielleicht  in  kei- 
fl^.^Alle  mehr  als  hier  bedarf  er  einer  Ge- 
it  und  Uebung  mit  Menschen  beider- 
i^l^^echtes  mit  gröfster  Delikatesse  und 
,  ?W  amzugeben.  Allein  das  sind  freilich 
'^J'^^'ge  Attribute  eines  Arzites,  die  auf 
rwraiiitaten  nicht  erlernt  werden  können ; 
Woeim  überhaupt  die  Civilpraxis  (uament- 
i^  ^^  den  höhern  Ständen)  von  der  klinischen 
'**'*l«ad  unterschieden  ist. 

?  In  dem  Nachfolgenden  theile  ich  meine 
yP^htqpgen ,  die  ich  seit  einem  Dezennium 
T*  ^ejenigen  Arteu  von  Herakrankbeiten, 
™'he  darch  die  Onanie  entstehen,  zu  laa- 
^  Gelegenheit  liaUe,  meinen  Kunstgenos- 
*J  init  dem  Wunsche  mit,  däfs  sie  in  den 
^^^  g^etzt  würden;  bei  vorkommenden  Fäl- 


_     38     - 

len  ähnlidher  Art«  diese  Herzleiden  tob  i 
oischen  Herikrarnkheiten  p  wopiit;  jene  ii 
ren  Erscheinungen  die  gröfste  Aehnlichkei 
ben,  unterscheiden  können,  weil  beide  Ii 
Prognose  sowohl,  als  auch  in  der  Behand 
sehr  verschieden  sind.  Die  nachfolgenden Kh 
heitsgeschichten  wird  man  yielleicht  M 
weilläuftig  finden ;.  allein  ihr  Zweck  ist 
genaues  iind  treues  Bild  der  Krankheitt» 
ben,  und  darum  glaul^te  ich,  selbst  dsi 
ringsten  Umstand  anzofujbren ,  für  notbigf 
liefern  zugleich  auch  den  Beweis ,  dals  dai 
wähnte  Laster  in  der  jetzigen  Zeit  die  H 
krankheiten  meistentheils  nur  bei  jungdi'i 
Aderlasseo  nicht  gewohnte  Personen,  !■ 
sondere  bedinge. 

Erster  Fall 

Vor  etwa  fünf  Jahren  frng  mich  ein 
geföhr  22jähriger9  dem  änfsern  Ansehen 
kräftiger,  untersetzter,  blühender  Mann, 
gen  eines  heftigen  nagendefn  Schmerzes  in 
Präcordien,  Kopfschmerzen,  Angst  nnd  I 
klopfen ,  um  ärztlichen  Rath.  Bei  gena 
Untersuchung  fand  ich:  die  Zunge  rein, 
Gesicht  blühend,  die  Augen  matt,  die  Ai 
liederränder  roth ,  den  Blick  unstät  und  s 
das  Athetnholen  ifrei ,  doch  zuweilen  seuf 
den  ,  Herzschlag  durch  die  Brustdecken 
fühlbar  und  ausgebreitet,  die  Magengegei 
dem  leisesten  Druck  sehr  empfindlich, 
Unterleib  nicht  gespannt;  Efslust  und  £ 
gang  waren  regelmäfsig;  der  Puls  mach 
Schläge  in  der  Minute  und  war  voll,  n 
•einer  Starke  ungleich.  Der  Kranke  en 
mir.  dals  er  früher  als  Soldat  sehr  viel  Bi 


mi«R  iCiale,  lo  wie  auch  iiäullgsB  i'or- 
togleich  arEäblt*  «r,  dafs  sein  Kopf- 
But  so  gawisseo  Zeiteti  nnd  dann  in 
■1  Bforgens  eintrete,  xuneilsn  mehrere 
■g  ausbleibe,  während  welcher  Zeit 
n  hefligea  Reifien  in  den  Ellenbogen 
dem  linken  Hüngeleoke  dermaraeo 
alii  er  weder  etwas  tlinn,  noch  «ich 
Stelle  bewegen  künbe;  triiie  aber  der 
nerz  wieder  ein ,  eu  sei  er  von  den 
bahnten  Leiden  frey.  Baanndera  bef- 
1  das  Reilsen  in  Hen  Gelenken  und 
bcbmerzen  in  der  StirngegeQd,  jede?- 
h  iUitterflacbt ,  gegen  Alittag  borten 
Zaweilen  verspürte  der  Kranke  (u 
mten  Zeiten  ein  Gefühl,  als  wenn  ein 
Drath  mit  Blitzesschnelle  von  der 
i^hulter  an  qneer  durch  die  Brust  bin- 
tofsen  würde,  wubei  er  unwiHkübr* 
munenscbauderle.  Häufig  litt  er  an 
IB  in  den  Achselhöhlen,  die  einen 
Esanren  Gase  ähnlichen  Geruch  ver- 
Seine Kräfte  waren   gut,    und   et 


-     40     - 

langer  Z^it  erst  heiltfn.  Nach  du 
wurde  er  von  der  Krät^  angesteckt 
weil  8re  dem  Gebraache^er  Sch^n 
nicbt  weichen  wollte ,  nach  einer  viei 
chen'  Daaer  mit  einer  Salbe  aus  weiTsei 
silberpräGipitat  Ijnd  Fett  schnell  heil 
eben  schlimme  Folgen  darnach  gehab 
ben«  Ausserdem  hatte  der  Kranke, 
ner  friibesten  Jugend'  an  mit .  Noth , 
, Kummer,  und  widrigen  Schicksalen 
pf6n  gehabt,  die  ihm  jedoch  seinen  i 
nen  Frohsinn  nicht  rauben  konnten, 
nem  14ten  L«ebens)abre  an ,  hatte  er 
tiges  Leben  geführt;  zwei  Feldzüge 
dat  mitgemacht 9  und  mufste  jetzt,  d 
den  akademischen  Studien  widmen  w 
anhaltend  sitzendes  L&ben  führen.  Si 
ter  starb  vor  mehreren  Jahren  am  Bli 
der  Yaler  erreichte  jedoch  ganz  ge 
hohes  Altei^« 

Das  aufser^  Ansehen  des  Krai 
wie  das  auffallende  Umgeben  alles  des 
6eschlec](itsyerhältnis8e  anbetraf,  unc 
bestimmten  Antworten,  welche  diese 
stand  betrafen,  erregten  in  mir  den  "* 
seifi  Uebel  möge  eine  Folge  von  Ona 
Ohne  ihn  gerade  darüber  zu  befragen 
ich,  wie  zufällig ,  einige  Beiuerkuc 
über,  wie.  zuweilen  das  Uebel^  woran 
durch  OneuDie  lierbeigeführt  werdej 
und  schilderte  die  Folgen,  welche 
Fortsetzung  desselben  Uebels  entsteh« 
liehst  schonend,  ohne  die  Hoffnung  i 
gen  Heilung  abzusprechen^  wobei  e 
nem  Male  so  heflig  erschüttert  wurde 


:  1  1 


—     41     — 

I  serstreatV  vnd  ohne  Antwort  auf  meine 
pbige  Tr^ge,  mich  verliefe. 

ihrere   Monate    hindurch    wich    er   mir 

aus;     indefs    erfuhr    ich    von    seinen 

,  dafs  der  soüst  lebensfrohe  Jüngling, 

'Tag  2fu  Tag   trauriger   und  verschlossener 

I,  Alle   Geselischaü  fliehe,   vom  Morgen 

Mitternacht  studiere,  besonders  Tiel  in 

Einisdien   Werken   seines  Freiindcs  lese, 

ISO   Umgang   meide,    und  fortwährend 

tine  unsägliche  Angst  und  Furcht  klage. 

'!tdi  hielt   es  fiiirFflicht  ihn  aufzusuchen. 

wenig   erschrocken   und  verlegen    über 

unerwarteten    Besuch ,    fand  ich  ihn 

BüfM  Handbuch  der  Augenkrankheiten  das 

aber  jimaurose  lesend,   übrigens  blafs 

[lAlaff  von  Gesicht,  unstätt,  seine  Augen 

liegend  mit  blauen   Hingen  umgeben  und 

Tbioen  schwimmend ,  den  heiligen  Herz- 

konnte    man  an   dem  Heben  und  Sin- 

dv  Brustbedeckungen  sehen,  und  zuwei« 

jalbst  einen  Schritt  vom  Kranken  entfernt, 

koren;   der  Puls  war  voll,  weicht  un- 

fc^nd  oft*  aussetzend.     Jetzt  versuchte  ich 

^Andi  freundliches   Zureden   sein  Zutrauen 

l^lnrinnen,  und  so  gelang  es  mir,  von  ihm 

TirhiiUtem   Gesichle    das  Geständnifs   zu 

(on,  dafs  er  in  seinem  vierzehnten  Jahre 

beinahe  sechszig  Mitschülern    das   Laster 

Onanie  kennen   gelernt ,   seit   dieser  Zeit 

^UgUch  (auch  wohl  mehrere  male)  seit  zwei 

)o  aber   nur  über  den  andern  Tag  getrie- 

>;  lüeine  neuliche  Schilderung  dieses  Lasters 

.Minen  Folgen,   und   die   Schaam  darüber^ 

Fich  den  Grund  seines  Krankseyns  sogleich 
Q&en,  habe  ihn  so  heftig  ergriffen,  diafs  er 


—     40     — 

langer  Z«it  erst  heilten.  Nach  diesef; 
wurde  er  von  der  Krät^  angesteckt ,  die  er, 
weil  BIS  dem  Gebrauche  4er  Schwefelsalbe 
nicht  weichen  wollte,  nach  einer  viermonatU- 
chea  Dauer  mit  einer  Salbe  aus  weiTsem  Queck- 
silberpräcipitat  und  Fett  schnell  heilte,  ohne 
eben  schlimme  Folgen  darnach  gehabt  zu  ha« 
ben«  Aufserdem  hatte  der  Kranke,  seit  sei* 
ner  frühesten  Jugend'  an  mit .  Noth  ,  Sorgen, 
Kummer,  und  widrigen  SchicksaleoL  zu  kam*- 
pfön  gehabt,  die  ihm  jedoch  seinen  angebore- 
nen Frohsinn  nicht  rauben  konnten»  Seit  sei- 
nem 14ten  Lebensjahre  an ,  hatte  er  efn  thä- 
tiges  Leben  geführt;  zwei  Feldzüge  als  Sol- 
dat mitgemacht^  und  mufste  jetzt,  da  er  sich 
den  akademischen  Studien  widmen  wollte,  ein 
anhaltend  sitzendes  L&ben  führen.  Seine' Mut- 
ter starb  vor  mehreren  Jahren  am  Bluthusten ; 
der  Tater  erreichte  jedoch  ganz  gesund  ein 
hohes  Alter« 

Das  äufdere  Ansehen  des  Kranken,  so 
wie  das  auffallende  Umgeben  alles  dessen^  was 
Geschlechtsverhältniss'e  anbetraf,  und  die  un- 
bestimmten Antworten,  welche  diesen  Gegen» 
stand  betrafen,  erregten  in  mir  den  Verdacht, 
sein  Uebel  möge  eine  Folge  von  Onanie  seyn. 
Ohne  ihn  gerade  darüber  zu  befrogen^  machte 
ich,  wie  zufällig,  einige  Beiuerkun gen  dar- 
über, wie  zuweilen  das  Uebel>  woran  er  leide^ 
durch  Onanie  lierbeigeführt  werden  könne, 
und  schilderte  die  Folgen ,  welche  aus  der 
Fortsetzung  desselben  Uebels  entstehen,  mög- 
lichst schonend,  ohne  die  Hoffnung  zur  volii-' 
gen  Heilung  abzusprechen,  wobei  er  mit  ei- 
nem Male  so  heftig  erschüttert  wurde,  daüs  er 


—     41     -^ 

gsns  zerstreut I  und  ohne  Antwort  auf  meine 

desfallsige  Frage,  mich  verliefs. 

.  • 

[         Mehrere  Monate    hindurch    wich    er   mir 

-  itiemll    aus;     indefs    erfuhr    ich    von    seinen 

Freunden ,  dafs  der  sonst  lehensfrohe  Jüngling, 

▼00  Tag  zu  Tag   trauriger   und  verschlossener 

wurde,    alle   Gesellschaft  fliehe,   vom  Morgen 

Ks  um  Mitternacht  studiere,  besonders  Tiel  in 

Bedizinischen   Werken   seines  Freundes  lese, 

weiblichen   Umgang   meide,    und  fortwährend 

übet  eine  unsägliche  Angst  und  Furcht  klage. 

Ich  hielt   es  für  Pflicht   ihn  aufzusuchen. 
Kicbt  wenig   erschrocken   und  verlegen   über 
meinen    unerwarteten    Besuch,    fand  ich  ihn 
•     in  Bur^9  Handbuch  der  Augenkrankheiten  das 
Kautel  über  jimaurose  lesend,  übrigens  blafs 
una  schlaff  von  Gesicht,  unstätt,  seine  Aogen 
iitf  liegend   mit  blauen   Hingen  umgeben  und 
jfl  Tbränen  schwimmend ,  den  helligen  Herz- 
schlag konnte   man  an   dem  Heben  und  Sin- 
ken der  Brustbedeckungen  sehen,  und  zuwei- 
kü  seihst  einen  Schritt  vom  Kranken  entfernt, 
auch  hören;   der  Fuls  war   voll,  weich,   un- 
gleich und  oft-  aussetzend.     Jetzt  versuchte  ich 
es  durch   freundliches    Zureden   sein  Zutrauen 
zu  gewinnea,  und  so  gelang  es  mir,  von  ihm 
mit  verhülltem  Gesichte    das  Geständnifs   zu 
erhalten  y  dafs  er  in  seinem  vierzehnten  Jahre 
mit  beinahe  sechszig  Mitschülern    das   Laster 
der  Onanie  kennen   gelernt ,   seit   dieser  Zeit 
an  täglich  (auch  wohl  mehrere  male)  seit  zwei 
Jahren  aber   nur  über  den  andern  Tag  getrie- 
ben ;  meine  neuliche  Schilderung  dieses  Lasters 
mit  seinen  Folgen,   und   die   Schaam  darüber^ 
dafs  ich  den  Grund  seines  Krankseyns  sogleich 
erratheDi  habe  ihn  so  heftig  ergriffen,  dafs  er 


—     44     — 

Nach  jlem  bislier  aDgefahrten ,  •cTiien  i 
der  Zasläod  des  KraoUen  in  eiuer  durch ,( 
Onani^^  herbeigeführten  erliohten  EmpfiDdlii 
keit  des  Nervensystems,  und  in.  einem  auf  Jj 
Herz  zurücfcgelrelenein  Rheumätisnua  vaguiß 
gründet  zu  seyn.  Ob  ick  richtig  gearthijl 
darüber  möge  der  Erfolg  meiner  BehnDdlJ 
entscheiden.  .         '  | 

Vor.  allem  suchte  ich  den. Kranken  iq 
seine*  eingebildeten  Krankl^eiten  zu  berulugi 
und  ihm  Zutrauen '  in  ärztliche  .Hülfe  einrt 
flöfsen ,  nahm  ihn  zn  dem  Ende  auch  obI 
meine  specielle  Aufsicht,  so  dafs  ich  iluft 
fortwährend,  selbst  Nachts,  unter  meinei  A' 
gen  hatte.  Er  mufste  mir  blinden  GAoi^ 
geloben.  Nächstdem  liefs  ich  ihn  ein  Yeii 
tor  auf  die  Herzgegend  legen,  innerUch  ^ 
talis  mit  Gamphor  nehmen,  und  Fufsbäder 
trockenem  Sande  anwenden ;  erapfahr.  ^ 
mäfsige  Bewegung  im  Freyeo,  mecliani 
Beschäftigung  bis  zur  Ermiidung»  ond  2^ 
ihn  ö^ers  Gesellschaften  zu  besuchen)  f^ 
ich  besonders  bedacht  war,  ihn  mit  Ffiü^ 
zimmern  in  nähere  Conversation  zn  xi^ 
was  freilich  Anfangs  schwer  hielt  und 
bittere  Vorwürfe  zuzog.  Alles ,  was  ihf> 
seinen  Zustand  erinnern  konnte ,  wurde  ^ 
liehst  entfernt ,  und  alle  Abend  mnbte  0 
spät  als  möglich  schlafen  gehen,  nachdeO 
zuvor  die  Genitalien  mit  kaltem.  Wasser 
waschen  hatte ;  die  Bettdecke  war  nur  lei 
und  die  ganze  Nacht  durch  mufste  neben  ^ 
nem  Bette  ein  Licht  brennen ,  damit'  ich  j< 
seiner  Bewegungen  in  jenem  sehen  koDO 
Morgens  mufste  er  sehr  früh  aafstehen. 


-^     45     -- 

Bei  dieser  Beliandlangsweise  hatten  iräh- 

wnä   drei  Wochen   die  Krankheitserscheinung 

t|iii  aUmählig   so   abgenbmnieQ,   daTs  ich  die 

eriindetste  Hoffnung  hegte,  den  Kranken  in 
zer  Zeit  yoUkoinmen  hergestellt  zu  sehen. 
Ir  konnte  jetzt  ohne  Ermiidung  anstrengende 
Arbeiten    Terrichten    und    weite   Spaziergange 
^■Bcben;  sein  Herzschlag  und  Puls  waren  bei- 
mhe  normal;  der  Magenschmerz  beinahe  ver- 
ichwunden;     eein    äufseres    Ansehen    lebhaft 
Habend;   seine  frühere  Lebenslust  kehrte  zu- 
nck,  und  in  weibh'cher  Gesellschaft  war  er, 
'  cl|g)irich  etwas  unbeholfen  und  linkisch  p  doch 
ubslkngen  und  schien  diese  selbst  zu  suchen« 
Allein  die  Freude  über  diese  Besserung  währ« 
tt  nicht  lange;  denn  schon  in  den  ersten  Ta- 
gen der  Tierten  Woche  fing  er  wieder  an  zu 
Uagea«   und  die  früheren  Beschwerden  traten 
•Umafilig  wieder   ein.     Ich    nahm  ihn   scharf 
IBS  Examen,  und  da  gestand  er  mir  weinend, 
Ms  er  seit  einigen  Tagen  auf  seinen  Spazier- 
längen,   durch  das  Belegen  einer  Stute  aufge- 
isizt,   das  frühere   Laster  wieder   zu    treiben 
angefangen    habe.     Immer    bei   ihm   seyn  und 
ilin  stets  bewachen,  konnte  ich  nicht,   andere 
Wächter  mochte  er  nicht  dulden,  defshalb  sah 
ich  mich  gezwungen,  meine  Zuflucht  zu  eiuem 
desperaten   Mittel  zu    nehmen,    um   ihn   von 
seinem  Laster  abzubringen,   wozu  er  sich  so- 
gleich bereitwillig  zeigte.     Vor  allem  war  ich 
darauf  bedacht,   ihm  das  Ausüben  der  Onanie 
unter  allen  Umsiändeu   unmöglich  zu  machen, 
und   dem   zu   Folge   brachte    ich   nun   an   der 
ganzen   Vorhaut  seines   Gliedes ,    mittelst  Be- 
tupfen von  Aetzstein   eiu   ziemlich   tiefes  Ge- 
schwür   hervor.     Natürlich    entstand   darnach 
eine   heftige   Entzündung^    der   eine   betracht- 


~     46     -. 

liehe  Elterang  folgte,  tind  der  Schmerz 
der  Berührung  des  Gliedes  beDabm  dem^ 
ken  eile  Lust»  seiA  Laster  forteuaetceot 

Sechs  Wochen  lang  hatte  ich  nun. 
reizende  Salben  das  künstliche  Geschvi 
£iterjung  unterhalten,  und  ungeachtet  des  Sc 
zes  und  sonstiger  Besckwerden  bessert 
der  Bjrahke  zusehends. 

Jetzt  rieth  ich  ihm ,  sieb  eine  bravi 
tin  tu  suchen ,  wozu  ihm  seine  guten  h 
eben'  Umstände  sehr  günstig  waren.  G 
trollte  er  sich  aber  durchaus  nicht  yent 
indem  er  zum  Verwände  nahm :  y,dals  e^ 
er  auch  von  dem  Laster  der  Onanie  nif 
ren  Folgen  befreiet  würde,  er  doch  ab 
gungsiinfahiger  und  Herzkranker  ^ie  heiM 
und  eine  Gattin,  di^  seine  Krankend 
seyn  müfste,  nicht  unglücklich  machen  lu 
zudem  (meinte  er)  habe  er  doch  nai 
kurze  Zeit  zu  leben ,  und  so  sey  denn 
das  überflüssig."  Ich  mufs  gestehen^  da 
mich  mit  den  Ueberzeugungsgründen  de 
gentheils  in  nicht  geringer  Verlegeohe: 
fand«  — 

Doch  um  ihm  wenigstens  den  Wab 
sei  er  ein  unheilbarer  Herzkranker,  z 
nehmen ,  und  in  der  Hoffnung,  dafs  wen 
ser'  Wahn  rersch wunden,  sich  alles  A 
besser  machen  würde,  beredete  ich  ihn 
mir  eine.  Reise  zu  Pferde  zu  machen 
kostete  viel  Mühe,  ihn  hierzu  zu  bev 
weil  er  durch  die  Anstrengung  beim  ] 
eine  Zerreifsung  des  Herzens  befürchtet 
ieb  gelang  es  doch. 


—     47     — 

kAhi  «rsten  Tage  der  Reise  klagte  er  ulle 
||MiblIcke    über    lieHiges    Herzklopfen   und 
mlmiigkeit ,   und   nur  luit  Gewalt  konnte 
ihn  zum  Reiten  im  Trabe  bewegen.     Ge- 
Abend   ging  e^  aber  schon  besser.     Ganz 
t  von   der  Reise   schlief  er  die  Kacht 
sehr  gut)    und  gestand  mir  «m  andern 
dafs  es  mit  seiner  Herzerweiterung 
10  ganz  richtig  seyn  könne.     Ohne  mein 
«n  ritt  er  an  diesem  Tage  ziemlich  rasch 
^ar  ausnehmend   heiler.     Gegen  Abend, 
•W  in  einem  Dorfe  einkehrten  wo  gerade 
)b  gehalten  wurde ,   zeigte  er  nicht  ge^ 
Vi8t|  sich  dem  Reihen  der  Tanzenden 
sen.      ZweiFelhan    fragend    sah    er 
in,  und  auf  das  Beifallszeichen    ergriff 
wackere  Bauerndirne  zum  Tanze.  An- 
sah ich  ihn  leichenblafs  werden ,  doch 
Baqh  und  nach  seine  Gesichtsfarbe  wie« 
Uhafter«     Nach   geendigtem   Tanze   ver- 
00  er  mich,    dal's   er   in   seinem  Leben 
U6  ^in  so  fiiixhterliches  Herzklopfen  und 
^  heftige  Äugst  gefühlt,  als  am  Anfange 
*  Tanzes;  es  wäre  ihm  zu  Muihe  gewe- 

ef  dl  wollte  ihm  das  Herz  die  ganze  Brust 
^der  sprengen,  und  nur  die  Schnnm, 
y,  *^Q  Schwächling  gehalten  zu  werden, 
^  ibn  vermögt,  sich  von  stjin er  derben 
h  mechanisch  fortschleppen  zu  lassen; 
^bald  sei  es  besser  geworden,  und  jetzt^ 
Ich  sehr  ermiidet,  aufser  Athem  und  trie- 
»'^Oü  Schweifs,  fShle  er  sich  doch  recht 
*^|Uch.  Ich  rieth  ihm  zu  einem  zweiten 
^1  den  er  auch  viel  leichter  vollendete. 
^6o  nachfolgenden  brauchte  ich  ihn  gar 
^*  KU  bereden »  und  als  er  um  J^IitternAcht 
^  Hause  kam,   versicherte  er:   sich  in  ' 


-r      48      — 

* 

nera  ganzen  Leben  nicht  so  wohl  befunden  zn 
haben;  seine  Herzerweiterung  sei  jetzt  ver-^ 
tanzt  und  alle  die  berühmten  Schriftstelief  ubei 

Herzkrankheiten  taugten  nichts. 

#       ■       .        •■ 

Am  andern  Morgen  erklärte  er  mit  be^ 
sonderer  Fröhlichkeir ,  er  sei  von  »einem  Her^ 
übel  befreit  und  sei  nicht  abgeneigt  meineni 
Vorschlage  zur  Heiralh  Genüge  zu  leisteiTi 
Auch  nicht  eine  Spur  der  früheren  Kraoki- 
heitserscheinangen  waren  mehr  Torhandeiiy 
ausgenommen,  dafs.der  Herzschlag  etwas  kräf- 
tiger wie  im .  natürlichen  Zustande  und  .ieat 
Kranke  abgemattet  vrsiX}  und  mit  nicht  gerin- 
gem Vergnügen  führte  ich  den  völlig  Genese- 
nen in  den  Schoofs  seiner  hocherfreuten  Fa- 
milie zurück.  Er  hatte  jetzt  nichts  Angele- 
gentlicheres als  den  Wunsch,  daDs-  ich  dai 
Geschwür  an  seinem  Gliede  zuheilen  ihSgte: 
Indefs  verschob  ich  dies  doch  aus  Vorsicht 
bis  zu  seiner  Verheirathung,  und  lleis  ihn  dffl 
Zeit  bindurch  Chinapnlver  mit  Eisen  gebräa- 
chen.  Nachdem  das  Geschwür  geheilt  War; 
heirathete  er,  und  jelzt  ist  er  seit  sieben  Jah- 
ren ein  gesunder  glücklicher  Gatte  und  Vätei 
von  zwei  gesunden  Kindern. 

Nur  ^nmal  hatte  er  seit  dieser  Zeit  über 
Schmerzen  in  der  Herzgegend  geklagt,  die 
aber  nach  der  wÄüwendun^  eines  VesicsTtors  so- 
gleich verschwanden.  An  leichten  rheumatii 
sehen  Beschwerden  in  den  Beinen  und  Armen 
leidet  er  jedoch  im  Frühlinge  und  Herbst  t  in 
Folgevon  Jagen  undNafswerden  ;  doch  schwin- 
den diese  sogleich,  nach  der  Anwendung  von 
Schwefelbädern. 


"Zioti^ 


ft,  flScbtig,  furalssÖchtig,  un^tt- 
^lüilg,  smralaiL  -vor  Kleinigheitata 
iDMi  vbm  -«TBitliche  Gegenatäad» 
ainhraid,  trieb  seit  seinem  14tan 
Üai  Z<uter  dn  Ooaoie  und  zwar 
:,  obn«  nur  das  Laster  als  solches 
;  später  lernte  er  auch ,  durch  ein« 
ifarti  den  Geschlflchlsgennra  kannea» 
b^de  Lasier  wie  es  die  Umstead« 
lachtea.  Schon  im  16ten  Jahre  bs- 
aäch  jeder  Ansäbnng  der  Ounie« 
m  Tag  langi  eine  alj^emeime  Zer* 
it  des  Körpen,  oameDtJiGh  der  Knia 
iftSD  I  Schmerzen  und  Drücken  hn  ' 
,  und  in  der  Magengegend,  knrzea 
iiaentlich  beim  Treppenstngen  ond^ 
igUDgeo;  häafiges  Seufsen,  Gähnen 
Q,  Dumpfheit  im  Kopfe,  ein  on- 
ha<  Uibslanen  dei  Argen  ohne  ei> 
itand  deutlich  zu  sehea,  Scbrä&ig- 
HnK  zum  "Weinen,  ohne  faeeoadero 
:,  Unlust  iDn^fiasfadenken  andS|V»- 
pah    JiflR«   Svmnlnmen   auFmarkuni 


-      50      — 

4 

Slorgen  (nach  der  Abends  volixogen^en  Oi 
bis  .Abends  7  Uhr  dauerten ,  und  Nach] 
oder  nach  dem  Genüsse  von  geistigen  < 
jLen^,  Speisen  oder  Tabackrauchen  am  ^ 
sten  wurden ;  Ausfallen  der  Haare,  anl^ 
pfindlichkeit  derselben  bei  der  Beriihmog; 
rensausen,  Mückensehen  und  Flimmi~~ 
kleinen  Sternchen  vor  den  Augen*;  Yen 
Efslust ,"  Neigung  zum  Erbrechen  ^  [ 
pfen ,  das  durch  jeden  CfTekt  oder  di 
wegungen,  so  wie  durch  das.' Liegen  al 
Unken  Seite  vermehrt  wuide;  'ein 'fli| 
Magendrücken;  wässeriger  Stuhlgang |.l 
Brennen  beim  Uriniren,  schmerzhaftes 
längs  den  Saamensträngen  (hesondeii 
linken  Seite)  nach  dem  Rücke^^  za;  i, 
heit  des  Hodensackes;  Knacken  in  w 
gelenken  beim  Treppensteigen ;  allgei 
magern ng  des.  Korpers ;  ein  durch  in 
me  Träume  unterbrochener  .  Schlaf; 
kührliches  Zusammenschaudern  des  L 
Zittern  der  Hände  und  Füfsei  und  Vi 
nach  stärkenden  und  geistigen  Getraoi 
Speisen;  Trockenheit  der  Haut  und 
Wallung  des  Blutes  bei  blassem  GesidiUb- 
ein  Geruch  des  Achfelschweii^es ,  wie  b^j 
genden  Kindern.  Die  obenerwähnten  / 
tionen  der  geistigen  Kräfte  Aatten  jetxt 
nommen«  Noch  später  gesellten  sich'XB 
sen  Symptomen  flüchtige  rheumatische 
£en  in  der  linken  Schulter  und  im  Hi 
ke;  ein  Wehthun  in  der  Herzgegend; 
len  ein  Gefühl  von  einem  heftigen  Stofr  C 
gen  das  Herz,  wobei  der  PuU  aussetzte;^ 
ausgebreiteter,  durch  die  Brustdecken  1^ 
fühlbarer  Herzschlag,  ein  ungleich  und  *^ 
gelmäfsiger  Puls,  Pul&aiio  epigastr,  und  ein.  ® 


—     51      — 

fhl  Ton   Lahmseyn  irn   linkeif  Arm,   so  wie 

lein    längs   der    Wubelsäule.      Alle  diese 

ptome    nahmen    mehr    oder    weniger   ab» 

B   der  Kranke   einige  Tage  lang  sein  La* 

ünterliefs.     Nach   der   Ausübung  des  Bei-- 

fes ,    selbst   wenn   dies   mehrmals  in   der 

t  geschah ,  fnhlte  er  sich  bei  weitem  nicht 

heftig  angegrilTen  ^  auch  kamen  jene  Symp« 

nicht  alle    und  viel  schwächer  zurück, 

llgoach  einer  einmaligen  Ausübung  der  Onanie« 

•Trotz  dieser  Erfahrung,  trotz  der  besiän« 
figM  Zunahme  seiner  Krankheit,  trotz  dem, 
«b  tr  Gelegenheit  genug  hatte ,  seine  Geil- 
hA  XU  befriedigen ,  war  er  (wie  er  treuher- 
1^  Tsnicherte)  nicht  mächtig  genug ,  sich"  zfi 
behiDscfaenf  und  trieb  bei  den  Ausschweifung 
.  m  ait  dem  andern  Gescblechte,  noch  die 
Qmim  fort.  Es  wäre  ihm,  sagte  er,  zu  Mu- 
llt gewesen ,  als  wenn  eine  unsichtbare  Macht 
mfer  eeinen   Willen    und    seines    Abscbeues 

Een  das  Laster  ungeachtet,  seine  Hand  jsur 
Shrang  der  Geschiechtstheile  geführt  hätte, 
Hbald  er  nur  allein,  öder  zu  Bette  war>  oder 
iid»a1d  er  nur  etwas  Sinnliches  sah ,  horte, 
'  oder  las ;  er  habe  jedesmal  schon  vor  dem 
Ade  über  dessen  Folgen  gebebt,  und  nach 
I  sei  er  wie  verzweifelt  gewesen.  Mehr- 
■ds  habe  er  den  yorsat;5,  sich  zu  bessern, 
' nr. Ausführung  bringen  wollen,  allein  diege« 
B^gite  Veranlassung  machte  diesen  wieder 
idiätarii. 

Ia  der  Folge  zog  er  sich  durch  Ansteckung 
•iM  Gonorrhoe  und  Schankergeschwüre  an  der 
Eichel  SU,  die,  obgleich  langsam^  doch  zweck- 
Bibig  geheilt  wurden.  Diese  Krankheit  hin- 
derto  ihn  atf  der  Ausübung  der  Onanie,   und 

'  D2_ 


-.      52     ~ 

daher   mag  es  gekommen  seyn,    dafs  er 
rend   dieser   Zeit   an   seinen   früheren  " 
wenig  oder  gar  nicht  litt.     Mit  dem  Vi 
des  Lasters  kamen   sie  jedoch  wieder 
und  nahmen   von  da  an  bis  zu  der 
der  Kranke  in  meine  Behandlung  trat^ 
lig  zu.     Es   wird  unbegreiflich  acheineftj 
d^r  Kränke,  bei  seiner  körperlichen 
tion,  bis  jetzt  Jiabe  leben  luinnen,  weniir^ 
erwägt,    dafs    er   in   den   lezten   zwei 
regelmäfsig  über  den  andern  Tag  Onanie 
aufserdem    noch    bei   liederlichen   Diroea 
Coitus,    gewöhnlich   mehr  als  einmal 
einander ,  ja  in  einer  Nacht ,  seinem 
nisse  nach,  zehn  Mal,  ausübte;  d als  er 
Wein  und  Branntwein  unmäfsig  trank 
berauscht   war ,   ^iel  tanztQ  und  viele 
dnrchschwärmte ;   dabei  grofse  Gaben 
gitalis^  Opium  und  Mineral  -  Säuren  doi 
ander  brauchte,  häuGg  Brech-  und  AbfSI 
tel  nahm,   und  wenigstens  alle  'zwei  H<^ 
regelmäfsig  (oft  auch  mehr  mal  hintereioaai 
zur  Ader  liefs ,    auch    Blutigel .-  an  die  Bi 
setzte :  was  ihm  denn  aber  alles ,  aus  selir 
türlichen  Gründen ,  keine  Besserung  scb;  ^ 

Endlich ,  nachdem  er  sich  lange  geoai 
diese  Weise  geschwächt,   kam   er  so  hi 
ter,    und    sein    Leiden   nahm    dermalsen 
dafs  er  bettlägerig»  wurde    und  zwei 
ärztliche  Hülfe  suchenmufste.    ^ 

w 

Bei  meinem  ersten  Besuche  fanden  i 
bei  ihm  aufser  den  meistep  der  oben  aoM 
benen  Symptome :  ein  eingefallenes  blasset  G 
aioht,  glanzlose,  tiefliegende  ausdruckslose  A' 
gen  von  blauen  Bingen  umgeben,  haailoi 
Vorderkopf,  ein  struppiges  trocknes  Haar;  f^ 


^     53-    -^     ../'>■■■     ■ 

iDgekriiinnite  halb  sitzende  Lage  im 
t  vorDÜberhäb^endem  Knpfe^  kiitzte;.  , 
les  zischeodes  AthemlioIeD;  ein  trocke-^ , 
nicfit  häufiger  kurzer  Hosten ;  ein  h^t  übei 
ganz»  linke  t^'orderseite  der  Brust  verbrei- 
.f  uod  äurserlich  aichtbarer ,  stürmischer, 
egeimärsiger  Herzicblag,  der  bei  dem  An«- ' 

des  IvraakeQ  sich  dqrch  kurz«  Absätze 
Athems  bemerkbar  inachte;  ein  angleichet, 
igelmäTsIger ,  tasl  über  den  vierten  bis  fünf- 
Sthlag  aussetzender,  meist  voller  uod  bar- 
Puls   TOQ    etwa   85 — 90  Schlägen   in   der 
nde,  der  aber  am  linken  Arme  viel  schwS- 
riDd  unregelmarsiger'^ar  al^  am  rechten; 
dun   Anlegen   des   Ohres   ao  seine  Blast 
man    ein   fortwährendes   ßauschea  und 
gleich    dem'in   einer  hydraulischen 
Bfiütrhlnn .    das   zuweilen  durch  einen  heftigen: 
unterbrochen    wurde ,   ,  wobei  der  Puls 
uud  den   der  Kranke  fühlte;   auch 
rte  man  diese  Störse,  wenn  man  etwa  zwei 
^   weit    von    dem   Kranken  entfernt  stand; 
jedem  Herzschlage  hoben  sich  die  Kleider 
die    liölie;   Pulsath   tpigastr.   war  sichtbar, 
■nd  die  Magengrube  so  empfindlich ,    dafs  der 
Kranke  kaum  die  Bettdecke  darauf  liegend  er- 
tragen konnte.   Aurserdem  klagte  er  über  Kopf- 
■tkmerzen,    öfteres  Nasenbluten   Bus  dem  lin- 
ken Masenloche,  blutigen  Geschmack  im  Mnn- 
4e,    zuweilen    einen    schaumigen  Blulauswurf, 
Schmerzen  in  der  linken  Schulter,    im  linken 
Arme  und  Schenkel,    Anschwellen  des  linken 
fafces,   Aufstorsen,   Neigung  zum  Erbrechen) 
VnTerdantichkeit,  Magendrücken,  uad  Zunah- 
des  Herzklopfens   nach   dem   Genasse  von 
Speisen    und    Geiräziken,    Durste   breunande  . 
Hitze  in  der  ganzen  rechten  und  Kälte  in  der 


Jutt, 


linken  Seite,  Klopfen  längs  der  ganzen  ^ 
foelsäule,  und  Spannung  im  Umkreise  der 
heftuDgspunkte  des  Zwerchfelles;  der  Si 
gang  war  mäfsig,  aber  dünn,  und  der  I 
Bciitbraun',  ohne  Bodensatz,  durchsichtig» 

Dafs  ich  unter  solchen  Umständen  das 
bei  dieses  Kranken  anfänglich  für  eine  Er| 
lerubg  des  Herzens  mit  CarJitis  subacuta  bi 
und  demnächst  Aderlafs,  Blutigel  auf  die  Bn 
Sinapismen,  Fufsbader,  innerlich  Salpc^ 
Glaubersalz  und  Digitalis ,  so  wie  auch 
streng  antiphlogistisches  Regimen  anord« 
ist  wohl  verzeihlich»  Bald. überzeugte  U 
jedoch  die  Unwirksa^ikeit  dieses  Verfaif^ 
dafs  es, mit  meiner  Diagnose  nicht  lö'fi 
richtig  sey.  Ich  stellte  daher  eine  nM^^ 
tersuchung  bei  dem  I^anken  an,  ündäiglii 
mein  Bedenken  über  die  Aufrichtigkirit. 
Vollständigkeit  seiner  Aussagen^  in  Betr»' 
Krankheitsursache^  ohne  aber  weiter  inif 
genauere  Erklärung  zu  dringen.  Am  an 
Tage  erhielt  ich  die  Erklärung  schriftlich 
mündlich  so ,  wie  sie  oben  in  gedrängter  S 
angegeben  worden  ist. 

Diesem  nach  hielt  ich  es  für  das  B 
samste,  Toxläufig.  nichts  weiter  zu.thuily 
den  Kranken  durch  zwei  seiner  Freuhda 
und  Nacht  «trenge  bewachen  zu  lassen;  ; 
aller  Arznei  lieis  ich  ihm  alle  2  Stunde 
Efslöfi'el  Yoll  alten  Rheinwein  reichen, 
auf  die  fliagengegend  ein  aromatrsches  Ti^ 
legen«  In  der  Tfeat  besserte  sich  der  Kri 
binnen  3  Tagen  so  weit,  däfser  wieder.' 
•tehen  konnte;  sein  Puls  und  Herzschlag  1 
de  wieder  ruhjger  und  regelmäfsiger,  seio  i 
lehen  heiterer«    Ueber  diese  Besseraog» 


—    w    — • 

morriiachtt  BeiseruDf  des  Kraaku 
,  •rfraoc/  sah  icli>  schon-  einer  mSg» 
.totändigea  Heilaog  des  Kranken  mit 
it- entgegen«  als  nach  einigen  Tagen 
kbvit  in  ihr^r  früheren  Ferm  wieder 
id  sich  bei  der  Nachforschung  der  Ur- 
Mr  yersdilimmerung  ergab ,  dafs  er 
ser  Vorsicht  und  Warnung  das  Laster 
Abtritte  ausgeiibt. 

tsah  ich  wohl  ein,  dafs  ich  bei  einem 
i,  der  selbst  bei  völliger  Udlierseu- 
Nr  Schuld  und  bei  dem  besten  Wil- 
sr  zu  werden,  so  wenig  Selbstbeherr- 
eiilzty  um  des  Laster,  das. ihm  so 
es  Leiden  bereitet  und  dessen  Folgen 

sichern  To(]e  allem  Ansehen  nach 
^tgegen  führen  mufste,  zu^  meiden« 
in  Wege  nichts  ausrichten  wiirdei  und. 

daher,  den  Kranken,  durch  gewalt-, 
lel  cor  Besserung  zu  zwingen  |   was 
eqn  auch  gern  gefallen  lassen  wollte« 

^ord.e  demnach  an  seiner,  von  Natur 
Terlängerten   Voiliaut  die  CircMmd« 
icht,  und  als  nach  einigen  Tagen  die 
Dg  nachgelassen   hatte ',  >  die  WuudOi 
sizender  Salben  in  ein  GeschwUr  ver- 
Dabei    gebrauchte    der   Kranke  die- 
t  Tinktur  der  Digitalis  in    Verbin- 
Kampfer«    .Ungeachtet  des  schmerz-  • 
^fahrens,   das  selbst  den  Schlaf  und 
\t  des   Kranken  störtet  verminderte 
Kerzleiden  täglich ,  und  nach  14  Ta- 
von  der  ganzen  Symptomenreihe  nur 
.HerzklopreH)     selten    aussetzender 
eine  grofse  Empfindlichkeit  der  Sfa-* 
l  vorhanden,    Körperliclie  und  Gei« 


t .  >  .. 


.^     56     — 

steskräfte  uni  mit  diesen  der  LöbenBinatb 
ten  so  zagenommen ,  dafs  dör  Kranke 
mit  Lust  seinen  Stadien  widmete.  Nach 
dreimonatlichen  Fortsetzung  dieser  Behaodli 
war  er  so  weit  hergestellt,  dafs  ich  ihn 
geheilt  ansehen  konnte,  und  auf  seine  fij 
Versicherung,  dafs  er  von  der  On^e  vi 
befreit  sey  und  bleiben  werde,  liefs  ich 
Geschwür  am  Gliede  zuheilen  und  die  AM 
neien  aussetzen.  Ein  ganzes  Jahr  nachher  H 
fand  sich  der  Kranke  unter  meinen  Ani 
recht  wohl;  nur  bekam  er  bei  geistigen  JB 
strengungen  und  Treppensteigen  noch  sti) 
kes  Herzklopfen ,  aber  selten  mit  aüseetzeidp 
Pulse.  Nach  dieser  Zeit  Teränderte  ^  M^ti 
TVohnort.  Zwei  Jahre  später  schrieb  er  idl 
dafs  er  bisher  von  dem  Laster  völlig  fird  § 
blieben^  sein  Herzleiden  verschwunden ,  H 
dafs  er  verheirathet  sey;  der  natürliche,  m 
fsig  genossene  Beischlaf  schadet  ihm  nici) 
und  er  kann  beträchtliche  Anstrengungen  oh 
Beschwerden  vertragen.  In  der  ganzen  Z| 
litt  er  blofs  in  Folge  eines  Sturzes  mit  dl 
Pferde,  an  Bluthusten  mit  pneumonis^chen  Z 
fällen,  die  aber  durch  einen  Aderlafs  beseid 
wurden,  und  zuweilen  an  rheumatischen  B 
schwerden  mit  Kopfsehmerzen.  Seine  Ehei 
bisher  kinderlos  geblieben. 


Dritter    Fall 

Er  betraf  einen  19jährigen  »schnell  an&i 
Bchossenen  Gymnasiasten ,  der  das  Lasier  W 
Onanie  erst  seit  zwei  Jahren   trieb. .   Diefi 


—      57     — 

scheint  mir  defshalb  der  Anfzelclinun^ 
,  weil  er  beweiset,  wie  leicht  die  diircli 

lie  herbeigeführten  Herzübel  mit  organi- 
Herzkrankheiten  und  selbst  mit  Lungeb- 

rindsucht  yetwechselt werden  können,  und 

ansichtig  man  bei  der  Erforschung  der 
verfahren  müsse. 

Der  Kranke,  ein  stiller  pusilanlmer,  de- 
ig  hoflicher 9  sehr  fleifsiger,  im  aufsern 
m  ordentlicher  Jüngling,  dessen  Vater  an 
rSAwindsucbt  gestorben,  und  dessen  Schwe- 
(der  Angabe  nach)  an  der  Zebrung  litt, 
das  Laster  der  Onanie  durch  einen  Bett. 
m  Rennen  gelernt-,  ohne  das  Abscheu- 
^^Ue,  Unnatürliche  und  Schädliche  desselben 
!'^JÄ  ahnen.  Beide  trieben  das  Laster  Nachts 
r^aoch  bei  Tage,  in  einem  hohen  Grade, 
nach  anderthalb  Jahren  unser  Kränke  so 
wurdet  dafs  er  zu  Bette  liegen  bleiben 
lEi^e.  Sein  damaliger  Zustand  glich  dem  des 
iken  in  dem  vorigen  Falles  nur  litt  jener 
lern  noch  an  häufigem  Blutspeien ,  an 
-'SilMenL  heftigen  kurz  abgebrochenen  Husten  mit 
^*  iümrtigem  Auswurf.  Kein  Wunder  also, 
^  lib  Hin  damaliger  Arzt  den  Zustand  für  eine 
^  ifigeerbte  Phthisis  tubercuh  mit  einem  Klappen-« 
^v.  früer  des  linken  Herzens  hielt  und  ihn  als 
>?  tolcben  behandelte. 


0er  Kranke  wurde  nun  täglich  elender 
r<  vtd  magerer,  was  zwar  den  Arzt  in  seiner 
^  QuigDOse  zu  bestärken  schien ,  allein  das  hef- 
;."•  ^gß  Ergriffenseyn  der  Verdauungswerkzeuge, 
t  ^  eigeijthümliche  periodische  Kopfschmerz 
*.  tili j  die  gesunkene  Geistesthätigkeit ,  die  zu- 
'^rilen  an  Blödsinn  gränzte,  Symptome,  die 
l^i  Schwindsüchtigen  in«  der  Regel  nicht  vor- 


'  ^  » 


—     58     — 

kommen,  waren  seiner  Ansicht  nicbt  güni 
Endlich  trat  ein  heftiges  Delirium  ein,  io  n 
chem  ich  den  Kranken  zuerst  zu  beobacb 
Gelegenheit  hatte.  Gleich  bei  dem  ersten  i 
blicke'  demselben  kam  ich  unwillkübrlich  i 
den  Gedanken  ,  hier  möchte  Onanie  der  Krai 
heit  zum  Grunde  liegen,  und'  hierin  bestSt 
ten  mich  nach  einer  kurzen^  Beobachtung,  i 
Reden  und  sein  häufiges  Berühren  der  G 
schlechtslheile  vollkommen.  Vor  allen  aode 
liefs  ich  ihm  eine  Zwangsjacke  anziehn  u; 
kalte  Umschläge  über  den  Kopf  und  die  G 
sehlech'tstheile.  machen  und  Senfpflaster  auf  i 
Waden  legen,  worauf  das  Delirium. nacUiei 
Als  er  wieder  zu  sich  gekommen  ^  '^erbp^ 
er  dringend  das  Abnehmen  der  Zwang^»^ 
und  als  ihm  dies  verweigert  wurde ,  fiogm 
kindisch  zu  weinen,  wie  ein  Kind,  da.*  ^ 
einem  Vergehen  ertappt  wird.  AUmählig  **■ 
er  sich  in  meine  Anordnungen;  aber  ob^* 
ich  ihn  fortwährend  bewachen  lief»,  und  ^ 
zeugt  war,  dafs  er  jetzt  sein  Laster  nicb^^ 
übe,  beperkte  ich  doch  Saamenflecken  i^^ 
ner  Wäsche;  woraus  ich  denn  achlofe,  d^ 
auch  an  JPolut.  diurna  leide.' 

Mehrmals  hatte  er  es  versucht,  seine  ^ 

ter    zu   täuschen   und   mit   den  Schenkeln 

Geschlechtstheile  zu  reiben,  tobte  und  scbiii^I 

über  mich  und  über  Gewalttbätigkeit;   XlOj 

auch  die   Umschläge   an  Aen  Genitalien  nt\ 

leiden ,   Wurde   aber  wieder  ruhiger,    al»  ^ 

ihm  drohte,   ihm  die  FüJTse  binden  zu  las^ 

Ytn  Verfolge   dieser  Behandlung   hälfe  er  8f 

innen  vierzehn  Tagen   beträchtlich  gebessfil 

kine  Geistes  ^   und  Korperkräfle  nahmen  t 

.81  Herzschlag  wurde  ruhiger,  deic  Puls  rege 


f. 


—     59     ^ 

mi^Kj  im  Hotten  wur  nicht  so  faa<ifi|s  wtB^ 
mgämn  siSrte  «r  den  Schlaf  nicht  mehr  and 
der  Aosin^  erachien  mehr  achleiniig. 

Dinch  «nen  Zufoll  entdeckte  kk  in  aei- 
av  Stabe   in   eineip  Terbbrgenen   Behällnisse, 
iUisteiiieiii  Paar  Bacher  acfamotrigen  labalta, 
«dl  ftuafs  Werk  3ber  Onanie, .  folglich  möla- 
'li  der  Kranke  daiB  Laster  schon  kennen. 

Kt  der  iallmähligep  Znnahme  der  Kräfte, 

Cai^'doTch  China,    Rheinwein  und  kräftige 

lUidbbrShe    zn   nnterstfitzen  sachte,    warde 

iwk seine  Forderung,  man  möge  ihn  frei  Jus- 

9m  ind  nicht  wie  einen  Wahnsinnigen   be-  ^ 

büsMa ,  nngestomer ;  mehrmals  sachte  er  std^ 

As  Wichtern  zu  entwischen  9  iso,  dafs  ich  «es 

.jM|t,  nach  ibeiwochentUcHer  Behandlung,  für. 

ivedbnäfsi^   hielt,    ihm    die   Ursache    dieste 

VcUrens  zn  sagen.    Aber  weder  Bilten  und 

.ftnrflicbes   Zureden,   noch  eine, Schildern ng 

^Brbüsen  Folgen  seines  Lasters,  falls  er  sich  / 

ttdit  bei  2^iten   dem   Arzte  eptdecke ,    noch 

Drabongen^   harte^  Maalsregeln   gegen   ihn  zu 

ergreifen,  Termochten  es  ihn  znm  Eingestand- 

Aisse  zu  bringen ,  Vielmehr  schimpfle  und  tobte 

tr  wie  ein  Rasender,    stiefs   und  bifs  um  sich 

Warn ,    bis  ich  ihm  seine  schmutzige  Wäsche 

Qnd  die  erwähnten  drei  Bücher  TÖfbielt«     Da 

Iwbte   er   zqsaromen,    wurde    ganz    kleinlaut, 

tog  an  kindisch  zu  weinen  und  gestand  alles  '^}, 

na  nur  wieder    frei   zu  'kommen.     Nachdem 

ich  ihm  strenge    Yerschwiegeuheit   über' das 

Vergangene  gelobt,  mufste  er  darein  willigen, 

to  ich  ihn,  trotz  seines  Schwures  das  Laster 

*)  Unter  andern  auch,  dafa  an  dem  Gymnasium» 
an  dem  ^r  den  Uaterricbc  erhielt.  Ober  hundert 
Kfliban  Onanie  uiel>en. 


.  —      60     — 

der  Oiianie  für  immer  zu  fliehn ,    die  Zw«i 
weste  noch  vierzehn  Tage  laog  tragen,  lieb. 

Wahrend  dieser  Zeit  erholte  er  sich 
jeder  Beziehung;  sein  Kopf-  und  Magenschini 
und  die  Symptome  des  Lungenleidef^s 
schwanden,  der  Herz-  und  Fulsschlag  )ifui 
beinahe  normal ,  die  Efslust  und  das  Aussei 
gut,  seine  geistige  Stimmung  heiter;  auch f 2 
te  er  sich  J4)tzt  viel  ruhiger  in  meine  Anoi 
nungen.  Jetzt  erst  liefs  ich  ihn  frei,  d( 
noch  '  immer  in  sorgfältiger  Bewachung, 
halbes  Jahr  lang  hielt  ich  ihn  unter  strei 
Aufsicht,  Ilefs  ihn  China  mit  Eisen  nf 
und'  später  kalte  Bäder  gebrauchen.  Nif 
d^m  mufste  er  in  dieser  Zeit  sein  S| 
aufgeben,  und  blofs  mechanische  Arbeitt 
fsig  verrichten.  Oft  litt  er  jetzt  noch  an 
InU  diurn.  und  an  rheumat*  Beschwerden, 
auch 'diese  verschwanden  allmählig,.  sodafs 
endlich  am  Schlüsse  der  erwähnten  Zeit, 
~  ner  Ansicht  nach,   völlig  hergestellt^  blohc 

und  kräftig  'die  Hochschule  beziehen  koi 
'  Ob  er  auch  in  der  Folge  von  dem  Laster 
-und  gesund  geblieben^  weifs-ich  nicht. 


^ 

Vierter    PälL 

In  den  Handbüchern  und  von  den  L6ll^ 
stuhlen  herab ,  hat  man  gut  vorzuschreibM 
man  solle  immer ,  bevor  man  einen  rationeUn 
Heilplan  entworfen,  zuerst  die  Ursache  dl 
Krankheit  aufsuchen;  aber  das  me?  lehrte  na 
weder  diese,  noch  die  Schriften  über  das  Uni 
liehe  Savoir  faire 'y  es  läfst  sich  auch  nicht  leb 


W     61     ^ 


/ 


I 


,*  die  Erfahmog  und  eine  tiefere  Dfenscheii- 

i'  huattUäb  uncl  iier  die  be^teif  Li^hrer.    Hier 

fitw  eigne  6ewan(fiieit|  ruhige  Fassung,  Vor« 

:ifaht|  Geduld,  anä  wo. es  seyn  znuls,  unfaieg« 

•WW  .'Conseqaens.  / 

'.-*:  .      -   • 

i.:  In  solchen  Fällen ,  wie  in  den  nachfolgen* 
(i,  luinn  ein  znr^Unzeit  gesprodbenes  Woet, 

'jfhi  einzige  Miene,  ei^e  unzeiiige  Nachgiebig* 
-   Int,  oder  Härte',  den  Arzt  Jiicht  allein  in  die 

Li|e.Tersetzen,  dafs  er  'das  Zatraö^ii  .des 
Smliüen  und  dto  Einflufs  euf  ihn ,  der  viel- 
UAI  wichtiger  als  die  Anwendung  aller  Me« 
lbinBi|te  ist,*  sondern  ^, sogar ,  seinen  guten 
Itif  variiert^  wenigstens  die  wahre  Uraach0 
thr  Krankheit ,  wenn  er  auch  durch  die  Sjmp* 
toasten  ihrem  Daseyn  TÖllig  überzeugt  ist, 
•0  kkM  nicht  erfahi:t,.  wenn,  ihm  nicht' ein 
Wmdsrer  -Zufall'  oder  hesondei^e  Verhältnisse 
du  Kranken  günstig  sind.     Dies  gilt  nament« 

'  Sek  in  der  Frauenpraxis.  Der  nachfolgende 
tnaliUe  Fall  mag. hier  als  Beweis  des  Xresag-* 
tiD  gelten. 

Zwei  unvetbeirathete  Schwestern 9  wovon, 
is  eine  19,  die  andere  21  Jahre  alt  wat,  con- 
uilirlen  mich,  wegen  einer,  schon  Is^nge  her 
Itstehenden  Un  Verdaulichkeit  mit  leillmähHger 
Abnahme  der  Kräfte.  Beide  waren  sich  in 
Arem  Wüchse,  und  in  ihrem  welken,  abge- 
labten  Aussehen  ähnlich;  ihre  Klagen  so  wie 
die  Zeit  des  Anfanges  ihres  Uebels ,  waren 
ttch  gleich. 

Man  erzählte  mir,  beide  Frauenzimmer 
waren  früher  frisch, und  blühend  gewesen^  al« 
lein  nachdem  sie  eine  Zeitlang  in  einer  Erzie« 
hnogsanstajt  sich  aufgehalten^  hätten  sie  gleich^ 


—     62     —    . 

zeitig  angefangen  zu  jkränkeln  nnd^  unr 
Tsjg  ZQ.  menstruirent    .Da  man  die  Urse 
U^belbefindens  in  der  Lokalität  des  Fei 
fruchte ,    so  liels  man   sie  einen  Somni 
das  Land   beziehen  ;^  allein  auch   hier 
sie  nicht  besser,   im   Gegentheil  noch 
Ttuer,  so  dafs  sie  die  Eltern, wieder  naci: 
herliefen ,    wo    sie   sich  jetzt  ein   ganze 
laug  bereits  aufhielten.     Der  ganze  Schi 
aiitifaysterischen ,  analeptischen,  tonisch« 
tiphlogistischen ,  auflösenden  und  auslee 
Mitt€'ln,   Aderlässe,    Blutigel,    kalte, 
Bäder,  selbst  Seebäder,  und  eine  yerscl 
artige  Auswahl  in   der  Kost  und  im  R 
alles  blieb  fruchtlos. 

Bei  meinem '  ersten  Besuche  fanJl 
beiden  Kranken  auf  zieYnlich  gleichi 
Weise  folgende  Erscheinungen  ausgaspi« 
trockenem  ,  weiches ,  glanzloses ,  dank« 
nes  Haar,  das  sich  scbWer  in  Locken 
und  besonders  am  Vorderkopfe  stark  i 
fast  alld  Haarspitzen  waren  gespalteii  v 
schmerzen ,  die  von  dem  Genick  an  : 
durch  den  Kopf  nach  den  Augenbrauni 
gen,  in  einzelnen  Momenten  stärker  1 
und  dann  wieder  nachliefsen ,  die  man  so 
derte,  ,>als  wenn  ein 'Wurm  in  welleo 
ger  Linie  yon  hinten  nach  vorn  sich  be 
sich  hier  ausdehnte  und  einen  langsamen 
auf  die  Augen  ausübte'',  die  bei  jedem 
schlage  zunahmen,  durch  Schlaf  und  die 
te  Ruhe  Termindert,  durch  Bewegung  > 
Gerüche,  Geräusch,  heftiges  Licht,  g 
Getränke  und  KaiFeegenals  Yermehit  w 
and  Von  einer  Neigung  zum  Erbrechej 
PRrklichem  Erbrechen  begleitet  Vrflren, 


»Icbes  sie  aber  sogldch  beseitigt  wttrden;' 
fminderles  Sebvertm>gen  mit  Miicken- VmmI.  . 
srncbeo  -  Sehen ;  Licbtschea ; '  trübe ,,  gldnz- 
BjB,  wässerige,  uasiätl  bewegte  oder  iiowilU 
Uirlich  siiete  iiod  tJefiegetide  Augen ).  ger(>- 
ikte  AugenJiederraDiIer;  blaugrane  Ringe  nm 
jt  Aogeolieder ;  ein  scheuer,  unsicherer,  mat-  ' 
■  Bück;  eiDgefalleues,  schlaffes,  bJassas  Ga- 
pht;  weiXe,  leicht  bebende  Lippen;  leicht 
tätgle  Zunge;  liäufigea' Aufdiofsen;  Hüateln; 
tnui.  kiiipfende  Carotidso;  kurzes,  seufzAttdeft 
Alkemholen;  Kurzatbinigkeit  bei  BeTTegnpgeni  . 
iMunders  beim  Treppensteigen,  Tanzen  mid 
bttn  Liegen  auf  der  linken  Seite ;  fOt  btträii- 
iiga  Herzklopfen ,  das  aber  bei  Bsweguageü 
oder  ^eieligen  Aufregungen  so  wie  anch  Ifachta 
lun  Liegen  auf  der  linkeq  Seite,  -oder  bei 
Bitdnger  Giickenbge  sehr  befUg  wud;  bänfi- 
(K  Gaiinen  ;,  uoregelinabige^,  welteiiftirmiger,  ' 
fritbcT  l'uls;  angeschvTflUene  YeDsa  ap  den 
fiiodsn;  dumpfe  Schuierzeo  in  der  linkeo. 
Stbnlter;  Müdigkeit  de»  linken  Arnis  ;  Bren- 
■n  in  den  FIandfiäch«n  besoDders  Morgens; 
nireilen  ein  heftiger  Stich,  der  mit  Blitzes^ 
idmelle  von  der  linken  Schulter  ans  .queer  - 
inKh  die  liriist  und  nach  dem  HaUe  schielst, 
■obei  der  ganze  Kbrpsr  zusammenschaudert; 
hitBtio  epigaur.;  ein  beständiger,  sagender 
Sdmierz  und  grofsn  Empfiodlichkeit  in  der 
Ibgenge.send ;  Müdigkeit  in  den  Lenden  und 
Kniea ;  Knacken  der  letzteren  beim  Treppeo- 
•UägeD;  ein  gutartiger  aber  copiöser  wei&er 
flniBj  Geiübi  von  Druck  in  derVterinalgegend; 
Jtetfttrualion  nicbt  regelmafoig  und  beigi  Ein- 
i"~  «Dfiiöcj  Jbit  ÄfJil  Tage  lang  anhaltend ; 
iUli»t<  w.  Gemütbsstimmung; 

Be.  Ursache;   kindl- 


—     64      — 

sehe  Aengftüichkeit ;  häufiges  Schwitzen »  ai 
mentlich  in   den   Gfandilächen ;    der   Schwell 
wie  die  Aosdiinstung  Ton  eäagenden  Kinder^^ 
riechend,   Schläfrigkeit  bei  Schlaflosigkeit  ii^ 
der  Nacht;    ängstliche   Träume;    Zittern   dei^ 
Hände,  besonders  Morgens ;  nachlSlsige,  schlefll» 
UaltuDg  des  ziemlich  abgemagerten  Körpers ;  «- 
eine  schwache  Eitternde  Stimme;   Unlust  zam^ 
Arbeiten;  Verlangen  nach  Wein  und  stärken- 
den Speisen ,  die  aber  Magendrücken  verursa- 
chen ;   grofse  Empfindlichkeit  und  Wortkarg- 
heit.   In  dem  Benehmen   der  Kranken  ie^;te. 
sich  etwas  scheues,  ängstliches,  geheimthnenü 
zurückhaltendes^   besonders  bei  der  genaaenta 
Nachforschung  über  die  Ursache  ihrer  Krank- 
heit ;  eine  eigenthümliche,  keiner  Beschreibung 
fähige  Aengstlichkeit  und  Befangenheit,  wena 
über  Geschlechtsverbältnisse  gesprochen  wurde, 
uud  eine  Abneigun.^   gegen   männliche  Gesell-. 
scliaft«     Beide   Schwestern    schliefen  in  einem 
Bette  zusammen  in  einer  abgesonderten  Stube^  . 
und  wollten  sich  in  den  gemachten  Yorschlagr' 
in  zwei  verscliiedenen  Stuben  getrennt  zu  schli«' 
fen,  unter  keinem  Bediugnisse  fugen« 

Alles  dieses  zusammen,  und  so  manche 
andere  Umstände,  namentlich  der  Erfolg  der 
iriiheren  Behandlung  und  die  Lebensweise  der 
Kranken  bestimmten  mich  zu  dem  Schlüsse, 
dafs  bier  kein  organisches  Leiden  Statt  finde, 
dafs  das  ganze  Heer  yon  krankhaften  ErSchei-  . 
jiungen  blofs  secuudär  und  Onanie  oder  gar 
das  Laster  der  Tribaden  die  eigentliche  Krank- 
heitsursache sey. 

Allein,  mit  dieser  Erkennlnifs  w:ai^  ich  in 
nicht  geriuj^er  Verlegenheit,   was  zur  Heilung^ 
der  Kranken  anzufangen  sev.  Ihnen  die  Schäkd-  • 

licU- 


-     66     - 

Kit  und  den  Nachtlidl  ihres  Lasten  g^ 
m  vorhalten ,  hielt  ich  nicht  für  rathsanii ' 
^nrnTste  ich  erwarten  |  Ton  den  Kranken 
leeen  und  Ton  den  Aeltern  für  meinen 
'Willen  noch  schUmmer  abgefertigt  zu 
f  besonders  da  beide  Sabinen  in  dem 
(onderer  Frömmigkeit  und  Züchtigkeit 
Ihnen  meine  Ansicht  unter  den  ob- 
iden  drängenden  Umständen  verschwei- 
konnte  ich.  noch  weniger,  indem  dann 
rankheitsursache  fortdauerte.  Wollte  ich 
inken  heilen,  so  mufste  ich  ihr  volles 
m  besitzen,  ihr  Geständnifs  erhalten 
ihres  unbedingten  Gehorsams  verge« 

hielt  es  demnach  für  das  eweckmä- 

durch  einen  klugen  Beichtvater  auf  die 

m  einzuwirken,  allmäblig  ihr  Zutrauen 

rinnen  und  günstigere  Umstände  für  die 

abzuwarten.     Vorläufig  liefs  ich  blois 

.Jyer  mit  Eisen  und  Cascarilla  gebrau- 

ted  kalte  Einspritzungen   Ton  einem  Bi- 

iWsnabsud  mit  Alaun  in  die  Vagina  ma- 

»».iröbei  sich   die  Krainken  etwas  wohler 

;  möglich   ist  es   aber,   dafs  sie  dies 

ftoigaben ,   um  nur  meines  immer währen- 

Sachforschens  entledigt  zu  werden. 

,  JKeine  Hoffnung  eines  günstigen  Erfolges 
Ihriterteaber;  denn  die  Einwirkung  de^  Geist« 
Ksn,  der  die  Krauken  aufforderte,  sich  mir 
imWunden  zu  entdecken,  hatte  nichts  ge- 
fen,  und  mit  Leidwesen  sah  ich,  dafs  sie 
m  anderU)  ungebildeten  Pedanten  zum  Beicht- 
»  gewählt,  der  ihnen,  Gott  weifs  was  in 
Kopf  gesetzt  hatte. 


—     66     —  ■ 

So  giDg   es  also  nicht!   —     Ich  yieth  ^ ^gm 
her  zum  Heiratheu,    liefs  hin  und  wieder  cr-^ 
Wort  über  Forderungen  der  Matur,  herrschend  . 
geheime  Galanterien  der  Frauenzimmer  !alle#^ 
und   vergafs   absichtlich  einen   (von  mir  selbi^^ 
yerfafsten)  Örief  eines  Mädchens ,  worin  iiäch^*' 
dem  Geständnisse  der  Schuld,   die  Folgen  de^ 
Onanie  schauderhaft  geschildert  wurden  ;  such-^ 
te  auch   durch  freundliches  Annähern  meinen» 
Ziele  näherzukommen,  den  Kranken  begreif- 
lich zu   machen,    wie    geistige    Reinheit  die 
Schönheit   des  Körpers    bedinge »  und  sie  all- 
mählig  zum  Geständnisse  zu  bringen. 

Alle  möglichen   Hebel  wurden  in  Bewa^ 
gnng   gesetzt,   und   namentlich   die   stärksten: 
Eitelkeit  und  Gefallsucht.;  aber  alles  blieb  ver- 
gebens und  scheiterte  an  dem  plötzlichen  Ent- 
schlüsse der  Kranken:    ins  Kloster  zu  gehen, 
wozu  denn  auch  die  bigotten  Aeltern  sogleich 
ihre    Einwilligung    gaben.      Jetzt   war    nichtig 
mehr  zu  verlieren;   es   galt  das  Leben  zweier'  ' 
verwirrten  Menschen ;  ich  mufste  das  äulserste.  "■ 
versuchen.     Doch  bevor  ich  dies  that,   unter*^    ; 
nahm  ich  während  der  Abwesenheit  der  Kran- 
ken und  Aeltern  eine  genaue  Untersuchung  in 
der   Schlafstube    jener,    und    liefs    auf  meine 
Verantwortlichkeit  alles  öffnen.     Was  ich  ver- 
'  muthet   hatte,   wurde   mir  bestätigt:  in  einer 
verborgenen  Schublade  fand  sich  ein  verschlos-^ 
series  Kästchen  worin   ein  künstliches  männ- 
liches Glied  (Friap)  nebst  Bandage,   enthalten 
war«    Dafs  ich  mich   des   Kästchens  sogleich  . 
bemächtigte,   läfst  sich  denken,   denn  dadurch 
hatte  ich  die  Krauken  in  meiner  Gewalt;  ich 
konnte   das   schmutzige    Instrument   zum  Er- 
zwingen des  Geständnisses  benutzen,  und  schnitt 


—     67     — 

Kranken  anch  die  Geleganbeit  zur  Ans^ 
lg  des  Lasteis  ab.  Aber  aucb  jetzt  glaubte 
mit  jenem  vorsieb tig  zu  Werke  gehen, 
öden  Eindruck  abwarten  zu  müssen ,  wel« 
das  Vermissen  des  Kästchens  auf  .die. 
rn  machen  wurde,  und  diesen  als  Be- 
im benutzen ,  weil  sie  mii:  sonst  das  Ei* 
lom  desselben  geradezu  hätten  ableugnen 


Desselben  Abends  noch,  während  ich  mich 
1er  einen  .Schwester   unterhielt,  -  kam  die 
TOB  ihrer  Stube  zerstört  und  fast  athein« 
;i|il  frug  jene  ganz  hastig >  „ob  sie  bei  der 
f^ewesen  und  das  bewufste  Kästchen 
/*  als  dies  aber  verneint  wurde,  war 
ter  Ohnmacht  nahe.,    Mit  der  möglich^ 
I Gleichgültigkeit  frug-  ich  was  denn  fehle, 
1^  mir  die  eine  sagte ,   es  sey  ihnen  ein 
lenes  Kästchen  durch  Erbrechen  der 
von   der  und  der    Gestalt   gesteh« 
len,  fragte  ich  nach  dem  Inhalte  des« 
Da  verstummte  mit  ^inemmale  die  ge« 
[iüwordene  Zunge;  tiur  ein^^elne  Worte 
ll  Verlegen  herausgestoitert ;  — -  wie  zwei 
'ibüder  standen  sie  da.     Jetzt  galt  ibs! 
igem  Ernste  gebot  ich  Ruhe  und  frug 
^  sie  sich  keines  Lasters  bewufst,  .ob 
[Wdi  noch  länger  täuschen  wollten,  und  er^ 
endlich  nach  mehreren  solchen  Fragen 
Waus,    das  Kästchen  hätte  ich  wegge« 
sie  würden  es   nie  wieder  bekom« 
') und  es  stünde  ihnen  frei,  mich  gericht- 
des  Diebstahles  zu  belangen ,  was  ich  ih^ 
^Adorch  erleichtern  'vi^ollte,  indem  ich  so- 
. J^  $er  Staatsbehörde  davon  Anzeige  machte 
^  das  Kästchen    daselbst   deponirt^.     Da% 

E2 


:  -  .6j8  -i- 

ii?jrkt6  t^ie ,  ein  Zäuberschlag !  —  Die  c| 
fiel  weinend  vor'  mir  auf  die  Knie,  die  aoi| 
■wollte  verzweifeln ,  drohte,  bat,  verwüni 
weinte  und  schimpfte  auf  mich.  Ich 
kalt.  Endlich  löste  sich  der  Jammer  in 
nen  und  ein  reumüthiges  Bekenntnils  der 
de  auf.  ; 

Beide  hatten  das  Laster  im  Institute.^ 
einer  Fai^iser  Freundin  keinen  gelernt,' J 
ihr  auch  das  saubere  Kästchen  nebst  Iid( 
als  Angedenken  erhalten  ^  und  trieben  j^ 
SSnde  täglicb  9  zuweilen  drei  bis  vierj 
«iner'  Nacht,  Daher  das  gleiche  Leiden^: 
Zusammenhalten,  die  Scheu  vor  der  Ti 
die  Abneigung '  gegen  das  Heirathen 
gen  männliche  Gesellschaft ;  daher  der 
im  Kloster  beisammen  zu  seyn. 

Nach  einer   derben   Strafpredigt,  to^ 
die  Verheifsung  einer  völligen  'HeUung  Ü 
liefs;  nach    einer    eindringenden  BetraeKl 
über  religiöse  Heuchelei  und  über  die  ITi^ 
natiirlichkeit  der  Selbstbefriedigung;  nai 
ich  beide*  Sünderinnen   auf  den  AntheU- 
Seligkeit  schwören  liefs,   nie  wieder  das': 
here    Laster   zu   begeben,    und   baldigst 
Pflichten   gegen   die  Menschheit    und  für 
Bestimmung  ihres  Geschlechtes,  als  braver' 
mütter  zu   erfüllen,   gab  ich   ihnen  das 
sprechen    eines    unverbrüchlichen  Vers< 
gens  ihres  JVamens ;  —  somit  war  der 
zu  ihrer  Heilung  gelegt. 

Das  ^erste  was  ich  jetzt  verordnete  ^ 
die  Trennung  der  beiderseitigen  Schlafstat 
die  auch  ohne   Widerrede    vollzogen   wviii 
Ferner  sorgte  ich.  iüt  em^  r^sieektnäfsige  kSü 


—    69 


1 


fBtUche  BescZiaftiguDg  und   I^ectUret   teroid-^ 

eiae  nahrhaft^   aber  nicht  Teilende  Kost» 

Bäder  die  allmählig  bie  zu  kalten  herab- 

wurden*  gab  jonerlirh.  Ghinapglver  mit 

nnd  CatecbUy ,  undliefs  Waschungen  a^li 

«ufseren  Genitalien  und  EinspritKungen  ili 

Fagina  vonr  rothem  "VVeiq  machen.  • 

Nachdem  eich  die  Kränken  .  ron  dem  er- 
schrecken etwas  erholt  hatten ,  zeigten 
die  £;ute;i  Wirkungen  meiner  getrolfeiien 
ein«  Sehen  in  den  ersten  Tagen  ver- 
der  Kopfschmerz  und  die  OlSdigkeit 
It  Glieder ; '  der  ^Blick  >  wtirde\  heiterer ,  4x6 
Ulilt  besser  und  der  weifse  Flufs  liefe  nadi. 
JBlihHg  wurde  auiE:h  das  Atfaemfaolen  freier, 
ii^JB&telo  horte  auf,  nuc  blieb  der  HeifZ* 
und  Fuie  noch  mehrere  Wochej^  laiig-, 
äfsig,  und  die  grofse  Empfindlichkeit 
gengegend  dauerte  noch  zwei  Monate 
Ibrt ,  liefs  aber  spater  nach.  AUmUhlig 
sich  das  vermeintliche  organische  Herz- 
mit  der  ganzen  Reihe  der  oben  ange- 
Skrten  Sjmptome ;  die  Kranken  bekamen  wie- 
iir  ein  gesundes  Aussehen»  so  dafs  ich  sie 
.ndi  einer  dreimonatlichen  Behandlung  twm 
Gebrauche  der  Seebäder  nach  Ostende  entlas- 
konnte. 


'  Bis  zur  Unkenntlichkeit  wohl  aussehend) 
litmen  sie  nach  sieben  .Wichen  wieder  zu- 
tick. Das  Herzleiden  war  verschwunden ;  nur 
Btl  die* eine  noch  jedesmal  nach  der  Menstrua- 
tbn  einige  Tage  lang  an  -  weifsem  iPlufs  mit 
Hagenschinerzen  und  hatte  dann  ein  blasses 
knnkliches  Aussehen ,  welcher  Zustand  aueh 
noch  bis  jetzt  (nach  drei  Jahren)  angedauert 
hat.    Die  andere  Schwester  ist  jetzt  eine  glück- 


-'70     — 

liehe    Gattin,     und    gesunde    Mutter    zweier 
Kinder. 


Ich  könnte  hier  noch  eine  ganze  Reihe 
von  ähnlichen  Fällen  bei  jüngeren  Subjekten 
beiderlei  Geschlechtes  aiiführen;  doch  glaube 
ich  durch  die  (vielleicht  etwas  zu  ausführliche) 
Darstellung  der  vorhergehenden ,  ein  deutli-* 
dies  Bild  des  durch  Onanie  herbeigeführten 
Herzleidens  dargestellt  zu  Ihaben. 

Bei  der  Zusammenstellung  der  bisher  aU'* 
geführten  Krankheitsfälle,  ergeben  sich,  wo 
ich  nicht  irre^  nachfolgende  pathognomonische 
Zeichen  für  die  Diagnose  solcher  Herzleiden» 
welche  durch  Onanie  entstehen ,  so  wie  auch 
die  Unterscheidungszeichen  dieser  von  anderen 
organischen  Herzleiden,  oder  sonstigen  Uebeln« 

Ein  glanzloses  trockenes  Haar  nut  gespahenm 
Endea ,  das  befionders  am  Scheitel  leicht  ausfällt ; 
bei  Schwindsüchtigen  und  organischen  Herz« 
kranken  ist  es  fett  und  klebrig. 

Glanzlose  matte  ^  in  Thränfn  schwimmende 
leicht  geröthete  ausdruckslose  tief  liegende  utugtn 
mit  rothen  Augenlieder  rändern  und  hlaugrautn  tk» 
fen  Ringen  um  die  Augenlieder,  Herz  -  und  Lan* 
gen  kranke  haben  immer  ein  klares  helles  ans* 
drucksvolles  selbst  lebhaftes  Auge.  Blenstrui« 
rende  Mädchen  haben  zwar  auch  blaue  Ringe' 
um  die  Augen,  aber  ihr  Blick  ist  frei. 

Ein  scheuer  f  unstätter  ^  ojt  ins  Slaut-hin'^ 
starrender  Blick ,  und  die  Unmöglichkeit  einen  fest 
ßoarenden  Blick  dnes  andern  zu  ertragen  ^   waa 


•.-. 


—     71     — 

enen  Kranken  nicht  der  Fall  ist ^  denn  aie 
n  meistens   einen  Terklärlen  Blick. 

Ein  eigenthümlicher  periodischer  Kopfgchmen^ 
vom  Hinterhaupte  nach  vorn  hinziehi^  und 
ienem  Kranken  nicht  beobachtet  wird. 

\ßtstbrt€$  oäfir,  vermindertes  Sehvermögen;  ge-^ 
Efslust  bei  .leicht   belegter  Zunge;    Imchtes 
tdn^  bei  der  Mögttchkät  tief  dnzuathmen^  oft- 
das  Atheardiokn  kurz  und  ecfineU  ist. 

Gana;  vorzüglich  ein  fast  immer  andauernder 

Magenschrrurz  oder  grofse  EmpfindHchkdt 

Megengegend  mit  einem   GefiM  von   Druck 

\Umre^  bei  Abwesenheit  organischer  Störun» 

iimr  Gegend.     Bei  Herzkranken  koxmnt 

•ach  Maganschmerz   vor,  indefs  ist  er 

^10  constant,  und  nicht  von  solchen  Sjmip- 

irie  die  vorerwähnten,  begleitet. 

tletügkert  und  Zerschldgenheit    der   Glieder ^ 
in  den   Gelenken  der  Gliedmafsen  und 
Jlttttibeins. 

dener^  der  säugenden  Kinder  ähnlicher 
Geriich  des  Schjv&fses. 

.ft  Bekannten  Zeichen  der  Orutnie  an  den  äu- 
9uchlechtstheiten  und  an  der  f^äsche, 

.  Jki  scheue  j  zurückhabende  heimliche  Wesen 
t*w  Benehmen  des  Kfanken,   und  die  Verle- 
'>  wenn  man  von  dem  Laster  spricht» 

JXe  Schläfrigkeit  und  Lässigkeit  ^  so  meauch 
^^hät  des  Kerstandes. 

^  Alles  Erscheinungen  ^  welche  bei  Lungen - 
^  orsanischen .  Herzkranken    entweder  gar 
■**  öder  in  Verbindung  mit  andern,  Sympto 
'^  Bur  einzeln  vorkoinmenr. 


i- 


—     72     — 

Allerdings  kann  ein  einzelnes  der  e 
ten  Cardinalsymptoine  für  sich,  noch 
das  Entstehen  des  vorhandenen  Herz 
von  Onanie  bestimmen,  sondern  nur 
Gesammtheit,  und  bei  vollkommener  Ue 
Stimmung  der  Erscheinungen  mit  der  U 

Die  entfernte  Ursache  des  in  Ret 
hdnden  Herzleidens  v^äre  also  Onanie 
jetzt  bleibt  uns  noch  zu  untersuchen 
was- eigentlich  die  nächste  Ursache  dei 
oder  die  eigentliche  Krankheit  sej. 

.  Offenherzig  gestanden,  ich  kann  n\ 
muthungen  darüber  aufstellen;  denn  h 
habe  '  ich ,  obgleich  ich  an  zwanzig  i 
Kranken  behandelt,  keinen  verloren,  ui 
durch  die  Section  von  dem  Zustande  d< 
zeiis  und  der  Präcordien  unterrichten  z 
nen«  Mir  ist  es  wahrscheinlich  ,  dafs  ii 
der  heftigen  ,  Aufregung  des  Unterleibs 
vensystems,  namentlich  des  Saameo-G 
tes  und  des  Bücken markes ,  durch  die  ( 
eine  krankhaft  erhöhte  Empfii^dlichb 
Kosten  des  Wirkungsvermögens,  nam 
in  dem  Bereiche  der  Muskelthätigkeit,  < 
und  da  der  Act  der  Onauie  bekanntlicl 
mit  einer  stürmischen  Thäligkeit  des  I: 
verbunden  ist ,  so  wird  es  höchst  wahr 
lieh,  dafs  in  Folge  der  oftmaligen  Wi< 
lung  derselben  •  endlich  eine  Erschlafft 
Muskelfasern  des  Herzens  eintritt^  di< 
^ine  unregelmafsige  Funktion  dieses 
zur  Folge  hat.  Eine  wirkliche  organisc 
rung  des  Herzens  kann  man  wohl  nie 
Uch  annehmen,  denn  diese  würde  seh 
ichen  und^ein,e  vollständige  Heilung 
f    Aber  annehufbar  scheint  es ,  dafs 


~     73     -- 

cbivv  Zastand  sehr  lange  dauert,  end- 
Folge  der  Erschlaffung  der  Sluskelwäo* 
ne  Erweiterung  des^  Herzens  eintreten 
Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  las- 
um ,  meines  Dafürhaltens ,  alle  Sympto« 
i  inehr.  dynamischen  Hersleidens  erklä« 
Endlich  ist  es  auch  anzunehmen,  dafs 
das  Leiden  der  FräcordialneiTen  und 
Kckenmarkes ,  eine*  Störung  vi  den  Funk- 
K^iw  Verdauungswerkzeuge  erfolgen  mos- 
iher  die  dyspeptischen  Symptome  und  der 
Schmerz   der;  Präcordien  und  der  Kreuz- 

Kud ;   daher  die  Müdigkeit  in  den  Ex- 
n. 

Prognose  bei  dem  durch  Onanie  her- 
Mncht^m  Herzleiden  ist  schwiesig  und 
Mr.,  und  hängt  zu  sehr  von  dem  mora- 
pt  Charakter  des  Indiridunms  und  man- 
Imigsn  äufsereu  Umständen  ab,  als  dafs 
b  iUe  Fälle  festgestellt  .werden  könnte. 
^  ^-Tzt  die.  Urs(iche  richtig  erkannt,  ist 
l^tande  diese  zu  heben  und  durch  eine 
ijmtisige  Anordnung,  den  Kranken  vor 
iWtsr  der  Onanie  zu  bewahren ,  hat  das 
^flbch  nicht  zu  lange  gedauert,  sind  die- 
"ÄtSB,  dals  der  Kranke  in  das  Laster 
:  ^eder  verfallen  werde,  genügend ^  so 
'^  tToraussage  gunstig. 

^hr  ungünstig  mufs  sie  aber  aus-  leicht 
fachen  Gründen  werden^  wenn  der  Arzt 
•'riache  nicht  entfernen  kann,  uud  der 
ke  nicht  Kraft  genug  oder  keinen  gutea 
^n  hat,  dem  Laster  zu  entsagen,  oder  den 
inungen  des  Arztes  strengen  Gehorsam 
Uten. 


.  ■•       -     74     - 

Therapie.  Natürlich  Iiaädelt  es  sich 
vor  allen  andern  um  die  Hebung  der  eol 
ten  Ursache,  nämlich  der'Onanie.  Allein 
dies  in  jedem  speziellen  Falle  zu  heweri 
ligen  und  möglich  sey,  das  läfst  sich  i 
angeben.  .  Hier  mufs  der  Arzt  nach  seinsi 
dividueUen  Ueberzeugung  und  Einsicht, 
Riicksiclitnahme  auf  das  Individuum  und 
sen  Verhältnisse,  klug  und  umsichtig  band 
Wie  er  den  Kranken  behandeln  solle,  dai 
ist  <lie  Antwort  sehr  leicht  und  sehr  schi 
Sehr  leicht^  „er  solle  den  Kranken  von  ( 
Lästernder  Onanie  abbringen  und  durch  1i 
sehe  Roboi'antia  den  gesunkenen  Irritabijil 
zustand  so  wie  durch  ein  z;pir echmäfsigeil 
wirken  auf  seinen  Geist,  sejne  NervedH 
heben  ;^'  das  ist  sehr  'leicht  und  hanw 
mäfsig  gesagt ;  in  der  Cirilpraxis  ist  abef 
Ausführung  des  Gesagten  sehr  schwer^  weU 
über  den  gutön  Willen  und  über  dje  äaC 
und  inneron  Verhältnisse  des  Kranken 
so  wie  über  seine  Drät  und  seinen  Arzca 
brauch  schalten  kann«  Darum  lassen  uo 
solche  Fälle  keine  Vorschriften  geben, 
ich  gethan,  enthalten  die  vorhergehenden Kj 
heitsgeschichten ,  und  was  zu  einer  zwec 
fsigen  Heilung  der  Folgen  der  Onanie  t 
wendig  ist,  enthalten  aufserden  allgetneii 
kannten  Werleen  über  dieses  Uebel,  die 
«ten  Handbücher  der  Therapie ;  daher  bab« 
nicht  nötbig,  hier  noch  etwas  hinzazofiig 

Man  .helle  den  Kranken  von  dem  L 
der  Onanie,  und  sein  Herzübel  wiird  von  • 
«rarschwinden. 

Schüefslich  noch  einige  Fingerzeige 
81AII  (nach  meiner  Ueberzeugung)  mit  td 


nt  iäin  Olianist  zu  wir,' so  stalle  ick. 
nne  Mbr  genaue  PriifuDg  seines  Ue- 
doich  obii.«  «ein  Laster  zu  baräbren ;' 
I  «ioen  guten  Willen,  wen«  er  ge- 
niid  lasse  mir  seine  Krsukheil^ge- 
iloti  ierzähtenj  ohne  ilin  zu  ntiter- 
Wlrd  aas.  seinen  Syuiplomen  mein 
■bestärkt,  so  verwickele  icli  ibn  mit 
jber  die  Ursacbe  seiner  KreoUieit, 
icli  gegen  die  von  ibm  angegebenen 
reifel  äufsere,  und'lasse  so  Debeobei, 
Seziebatig  auf  einen  Andern,  elwa3 
lieben  Galanterien,  Selbstbefriedigung,  - 
Dg  duicb  andere,  u,  a.  w.  einfliaben. 
mkeo  fest  fixfteod  schliefse  ich  mit 
I,  ob  er  denn  wirklich  nichts  mehr 
«ng  anf  die  Ursacbe  seiner  Kcank- 
igen  habe?  t-  Leugnet  er,  so  brach« 
ab,  und  verordne  etwas  UnscbüdliT»  . 
i  dem  zweiten  Besuche  hat  natürlich 
si  nichts  gebessert,  und  daher  anfsere 
ta  Zweif^  ge^en  die  VollslÜadigkeit. 


—     76     — 

bandlang  anheben  miiss^o  und  den  Aellern 
oder  Geschwistern  die  Ursache  meines  Weg<- 
bleibens  angeben.  Gewohniicb  gelingt  es  auf 
solche  Weise  den  Kranken  zum  Geständnisse 
zu  bringen.  Bei  Frauenzioimern  hält  es  in* 
dessen  viel  sehwerer,  und  da  nehme  ich  einen 
Ternünftigen  Beichtvater  zu  Hülfe;  oder  ich 
fasse  sie  bei  der  empfindlichsten  Seite:  bei  der 
Eitelkeit  und  Gefallsucht.  Mit  Knaben ,  i^nd 
namentlich  mit  Gymnasiasten,  mache  ich  we- 
nig Umstände  und  drohe  sogleich  mit  der  An- 
zeige an  den  Rector. 

Es  ist  wahrhaft  betrabend,  wie  fSrchter- 
lich  das  Lasier  der  Onanie  in  manchen  Gjar« 
nasien  und  Seminarien  herrscht.  Aus  Erfiih- 
ruDg  weifs  ich  es,  dafs  in  einer  Klasse  .123 
Schaler  sänuntlich  Onanisten  sind.  Sollte  :9s 
wohl  Yon  Seiten  der  Medizinal -Polizei  nicht 
recht  verdienstlich  seyn ,  dafs  ein  Arzt  allmo- 
natlich das  63nDinasium  besuchte  und  die  Ona- 
nisten, die  sich  schon  durch  ihr  äufseres  Aus- 
sehen deutlich  als  solche  beurkundeof  voii  den 
noch  Unverdorbenen  trennte,  und  durch  die 
Schilderung  der  Folgen  von  dem  Laster  abzu- 
bringen suchte? 

Eine  auffallende  und  constante  Erschei- 
nung bei  Onanisten  ist  das  Auftreten  rheu- 
matischer SchmAzen,  die  von  einem  Gliede 
zu  dem  andern  hinüberspringen.  Solle  wohl 
das  bei  ihnen  vorkommende  Herzleiden  nicht 
immer  rheumatbcher  Art  seyn? 


•^    .  . 


^    *n  —' 

* 

'Jinm€rkung  von' Bujtland. 


stiiiiine'  Tollkommen  dem  Hfd«  Verfas- 
,  lind  freue  mich,  dafs  er  auf  eine,  nur 
übersehene,  Ursache  der  scheinbaren 
»nkheiten  mehr  Aufmerksamkeit  erregt 
Auch  ich  habe  mehrere  Fälle  beobach«* 
^0  das  heftigste  Heirzklopfen  mit  andern 
zkrankheit  deutenden  Zeichen  blob  al« 
(dge  venerischer  Excesse^  doch  mthr  noch 
f€y  der  unnatürlichen  erküngteJun  Anstren-^ 
Geschlechtsorgane,  war,  denn  diese 
Torzugsweise  auf  Schwächung  der  mit 
zen  in  Verbindung  stehenden  Nerven 
ken.  —  Blän  sieht  leicht  ein,  dafs 
tQtiphlogistisches  Verfahren  nur  Krank« 
ehrend  wirken  müsse,  und  gerade  das 
gesetzte,  tonisch  stärkende,  hülfir^ph 
>«me. 


i*  • 


m 


»«  • 
.»■■ 


1  ^ 


■» . 


78     -^ 


IV. 
Medizinische 

BeobaGhtungen  u^  Vergleicliun| 

verschiedener  Schriftsteller 
alter  und  neuer  Zeit 

'   im  Gebiete  der  Arzneiwissenschaß. 

Von 

Dr.  J.  A.  Pitschaft, 

Grofsherzogl*  Badenschen  Hof-  und  MedijuiiAb^ 

Raihe  zu  Carlsruhe* 


(Fortsetzung*  S«  Joum.  d.  pr.  H.  i8s6  Juniiu*! 


Jd  Kausch*$  sehr  ioteressanten  Ifemorab] 
2.  B*  S.  104.  wird  ein  in  physiologischer«! 
physikalischer  Hinsicht    höchst  merkwärdiT 
Fall  vom  Hrn.  Hofrath  Dr.  Ludmg  erzahlt 

Es  befindet  sich  ein  Mädchen  in  der  JXiM 
wo   der  Blitz   einschlug.     Es    ging    nach  M 

Entladung   eine,  Treppe  hinauf  und  herunt«; 

•hne  dafs  iron  diesem  Gange  demselben  ütA 
Wissenschaft  beiwohnte ,  sank  es  dann  zosM* 
men,  verfiel  in  einen  apoplektischen  Zostasi 
mit  Bewttfstlosigkeitj  Sprachlosigkeit  und  IXk 


—     79     ^       ■   -    '■ 

*  .  *  ' 

Lang.     Aaf  An  Wendung  Ton  zwei  Aderlässen, 

Ijstieren  und  Synapisnyen,   stellte  sich  nach 

"erlauf  ron '  6  Tagen  ToUkomin^ne  Genesung 

Hr.  Ludfvig  folgert  aus  dem  Schwefelge- 

imack;  welchem  alles,   sowohl  Speise  als 

iträoke  hatte,  was  dl^  Kranke' nur  immer 

den  Mund  nahm^'  däfs  die  Kranke  wirklich 

einem  heftigen   Strom  von  Aura  c/ectricä 

ise  ergrillen  worden  sejrn* 

Im  8ten  B.*  Ton  Lkhtenberg*i  Termischtea 
Sdniften  S:  152 ,  findet  sieb  ein  ungemein  be-^ 
*Uhnnder  Briefwechsel  zwischen  Erocfeben  und 
UUkunberg.     Erxieben  war  ein  ähnlicher  XJn- 
fin,  als   er  bei  einem  ungemein  heftigen  Ge- 
witter durch  einen  Wald   ritt,    widerfahren i 
«w  nicht  in  dem  hohen  örade.    Es  war  ihm, 
äW  wirde  er  mit  einem  harten  Instrument  auf 
dea  Untern  Theil  des  Kopfs  geschlagen,  und 
er  Aatte  das  Gefühl  eines  elektrischen  Schlags, 
welchen  man  durch  die  Maschine  heryo}rbribgt, 
aber  in   sehr  vergröfsertem  Maafse.     Die-> 
konnte  er  bei  der  verursachten  Betäubung 
aar    angeben ,    den   Donner    vernabm    er  nur 
.  fleicfasam  wie  im  Traume.    Die  Muskeln  de» 
Gesichts  waren  verzückt,  und  blieben  es  eine 
.    Viertelstunde.     Den  Schmerz  im  Kopfo  fühlte 
\   er  noch  mehrere  Tage  hindurch.     Lichtenberg^g 
^  Heinang  geht  dahin :  dafs  bei  gänzliche  m  Man« 

Sei  der  Merkmale  der  Versengung  d€Jr  KJei- 
angsslücke,  der  Haare ^  der  Schmelzung  der 
Metalle ,  blauer  Flecken  ^  Striemen  und  Brand- 
Masen,  keine  unmittelbare  Mittheilii;ng  der 
jlura  dtctrica  Statt  gefunden  habe,  t**ondera 
„daib  der  Strahl  in  einer,  nicht  gar  grofsen 
Eatfernung  hinter  ihm  niedergefahren,  seyj'^ 
Dleees  bringe  nicht  nur  die  fraglichen  Eischei« 


-  8Q   -.; 

nungen  ini\Orgdnisinu8  4heTTOT;^  sonder 
oft  augenblicklichen  Tod  ü«  s^,  w.  Jed< 
Behauptungen  könne  ex.  mit  einer  Er 
«belegen* 

So  dürfte  vielleiclit  auch  obiger  Fa 
theilt  werden.  Der  Scbwefelgescbmack 
die  Sache  nicht ,  diese  schwefelichte  (j 
plosion,  der  eine  so  gewiEiltige  Fls^ 
man's  auciti' anders,  inwohnt,  durchdrii 
les  in  dem  Medium,  wo  sie  vorgeht,  — 
leicht  kann  dieser  Geschmack 'auch  an: 
nung  ideeller  Nachempfindung  Kommei 
oft  nach  reeller  nämlich  von  Aufsen  be 
— -  Empfindung,  die  man  bei  höchst  c 
nem  Gemüthe  und  gewaltig  aufgeregtei 
tasie  hc\ttef  der  Fall' is^  Der  Gerud 
Geschmacksinn  der  Kranken  mufste  je( 
im  Moment  der  BHtzentladung  gewaltij 
fen 'worden  seyn.  Es  wäre  ^n  physib 
Hinsicht  von  hohem  Interesse  gewesen 
man  dem  Mädchen  sogleich  einige  Golc 
Silberplatten  am  Körper  angebracht  hä 

Ich  erlaube  mir  hiermit  einen  "Vf 
geben.  Wer  solche  Vergleichung  nie! 
Interesse  liest,  der  wird  wohlthu^i,  de 
reichen  JJchtenberg's  Raison neinent  selbs 
zuschlagen,  oder  im  Fall  ihm  die  Geh 
gebricht^  Dr.  ileimarm  Abhandlung  voi 


Im  ersten  Bande  der  Jahrbücher  d< 
geschiebte  1820  las  ich: 

>,Ein  Vorfall  in  Süd  -  Carolina  in  Nc 
rika  verdient  beobachtet  zu   werden» 


—     81     — 

1^  Baumwolle   aU  HeOmitlel   gegen  Brand« 
'  len  "kennen  lehrt.    Ein  Band  war  unrer- 
in  Flammen  gettiirxt;  die  Mutter  sog 
raus ,  warf  et  in  ängstlicher  Eile  auf  ei- 
nahe  liegenden  Haufen  roher  Baun^wolle 
sprang   forf,    um  einen  Arzt  zu  holen, 
wohnte   nicht  in  der  Nähe,   und  die 
blieb  daher  ziemlich  lange  aus.    Als 
: Trioder  kam,  schlief  das  Kind  ruhig  auf 
["Bsumwolle,  und  war  beim  Erwachen  still, 
ibed^atende  Schmersäuberung.  Die  Baum« 
batfe  sich  xndefs  an  dem  ganzen  Laibe 
.aogesetzt,  fiel  jedoch  nach  einigen  Tagen 
^Islbst  ab,  und  das  Kind  war  geheilt.'' 

).]A  habe  dieses  EreigniTs  in  keinem  me- 

len  Journal  I  deren  ich  dodb  ziemlich 

lese,  erwähnt  gefunden;    ich  theile  es 

eh  hier  mit,  well  ich  es  behertigens* 

halte. 

Dab  die  Baumwolle  beim  Entwöhnen  der 

»r,  wenn  die  ton  Milch  strotzende  Brust 

in  sie  eingehüllt  wird,  ein  gar  schickli- 

Vehikel  zur  Zertheilung  ist,  mag  wohl 

bekannt  seyn. 

»■•■ 

r       —  ■ 

?    ■■ 

Das  was  ich  im  SToTemberheft  1823.  S.  106 
^  den  Rapport  zwischen  Leber-  und  6e- 
kleiden  sagte,  hätte  ich,  es  wäre  um  so  in* 
"sssanter  gewesen,  mit  Hippokratts  28ten 
ihorismns  B.  4.  schliefsen  sollen:  fyQtäbuB 
otoi  simr,  dejutionts  hac  oborta  $urdUate  ces» 
t;  et  quürns  prauesserii  gurdUaSy  exortis  bilio^ 
dejectionibui  f  deiinii.^*  Halte  ich  es  gleich« 
ooiB.  LXl y.  B.  2»  Süß  F 


—     82     — 

wohl  init  Hippokrates  so  zieinlicb ,  '  so  fiel  ■ 
doch  damals  dieser  Lehrsatz  nicht  ein.         i 


Den  Lesern,   welche  einen  interesi 
AufsuU  über  die  Kräfte  der  ArUmma 
gegen .  die   EprJepsie  gehörig  gewiirdlgi  hal 
wird   folgende  Stelle   aus   Jf.  MttmüUtri 
medic.    T.   L    Colleg.   Pluffmac.  in  Sehn 
f>.  519.  nicht  unwichtig  scheinen: 

JVorum  est^  quod  circa  festum  sancti 
mi  Bapthtat  $ub  radice  Arwmüa^  (unter 
rothen  Beifufsstrauche)  Carbohts  reptnantür^ 
tat  laudis  in  epilepsia:  vid»  Simon  Pauii  in 
dripart.  Boian.  Classe  3.  pag.  251.*i3f  cm 
non  sunt  fabuia\  uti  JIoß'marmu9  -  de  Mi 
OJjjcin.  l  2.  Cap.  Ü2.  $.  4.  p.  HO.  voJuUi 
nÜul  aliud  ^  quam  radicts  jirtenüsiae  anm 
mortuae  et  ita  exsicatae  atque  mgricantes^ 
adhuc  refertat:  Conf,  Dtcktrs  in  Coi 
Praxeos  Barbett.  p.  7.  quae  in  tpihpsia  r€ 
juvant.  Semper  quidem  anile  ßgmentum 
novi  tarnen  non  solum  mulierem  rrülitarem 
loci^  quae  hQsce  carbönes  proprUi  infantibut 
lepticis  cum  fructUy  cuspis  culelli  quantum  enj^ 
propinavit;  ued  et  Joel  in  Praxi  Cl  de  Epikfi 
commendavitf  vir  alias  rmnus  superstitiosus.  .Le^ 
tur  etiam  Tartams  in  Dbsertat^  Nosohgidi, 

Quaerunt  vulgo  hos  carbonu  ipso  festo  li 
Baptistae  zwischen  12  und  1  Uhr;  sid  w 
superstitio  est»  Non  enim  necesse  esf ,  ut  pram 
dies  Johamds  observetur.   Conf.    Welsch.    ~ 


—     83     — 

3.   Sbniles  carhones  interdum  reperiri  io^ 
absinthio. 

it  den  Scbriflen  der  Aerzte  der  alten 
weif»  ich  nur  folgende  Stelle  als  ia 
Beziehung  interessant  anzuführen.  Altac* 
?ralüaim$  sagt  JUb.  L  C  151  dt  Epilep^ 
Ina  auiem  factitia ,  quae  propomata  Graed 
roTQ  offarri  debtnt^  pratter  solum  abamthi^ 
h  kann  mich  keiner  Stelle  in  den  Schrif* 
r  alten  Welt  mehr  entsinnen,  wo  der 
lia  in  fraglicher  Beziehung  erwähnt 
Die  von  Ettwüll^r  citirten  SchriQen  be- 
ii|^  nicht,  ich  kann  sie  demnach  nicht 
Hagen.  Ich  will  .aber  mit  einer  Stelle 
u.J'he$ibu9  de  Materia  medica  des  berühm- 
Ijhistors  Schuhe  schlieAen.  Vulgus  sü- 
Bi  muhis  viribus  dffert  r  et  praesertim  Joh,  ' 
tkea  himc  plantam  occupatur,  vel  cotoUim 
wiria  neciandis  vel  carbones  amuletwn  an^ 
iioH  quaerendOf 

•  Fdanze  bat  einen  merkwürdigen  Ffa« 
iRafs,  Stabwurzy  ein  Stab  in  der  Fall-. 
,A  liefse  sich  über  die  teutschen  Be- 
fit  der'  Pflanzen  ^ein  niedliches  Trak^ 
ichreiben/  Ein  schicklich  ftlolto  wäre; 
m  dekctando  pariterque  moneudo,**_  Bgm 
l  üd  Pison. 


er  Wissenschaftlichen  Uebersicht  der  me» 
rettfr  der  Hufeland'-  und  Oso/i/i'scheu  Bib« 
lese  ich:  ^^Dafs  man  bei  der  hitzigen 
lenwassersucht  auch  in  der  Periode  der 
.on  den  Kranken  nicht  aufgeben  dUrf9| 

F  2 


-     84     —  . 

beweist  ein  von   C  Kraust  erzählter  Fall 
Heilang  eines   Kranken   dieser  Art  durch) 
lomel,  Digitalis  und  Sentleige.   „Ich  halttl 
iür,   dals   der  Fall,   den  ich  in  meineni  i| 
satze :   Ein    Wort  über   Ftbris  navoia 
phalicüf  Huftl  J.    1823.   April  S.  4.1, 
theilt  habe,    nicht  minder  behersigangaiij 
ist,  und  dieses  im  hohen  Grade  beslätigtii 
habe  angeführt,  dafs  die  Kranke  Cähmüf 
nicüj   sehr  yiele   Senfteige   und   kalte 
jnentationen    erhielt.     Bis  auf  die  Stai 
das   fragliche  Frauenzimmer  iTVohl.     Ich 
früher    schon  einen   Fall  der   Art  von 
V,  6.  angeführt.     Ich  führe  dieses  liier    ... 
um  die  Zahl  der  Fälle  zu  vermehren ,  i* 
zu  Beharrlichkeit  in  def  Anwendung  dtf , 
in  fraglicher  Beziehung  auiTordern, 

£in  oder   der  andere  Leser  erini 
vielleicht,  dafs   Ich  mich  schon  vor 
Jahren  bestimmt  ausgesprochen  habe^ 
Kranke  nicht  selten  noch  im  dritten  Sl 
zu  retten  sey. 


W*  T.  Hiff  sah  einen   56jährigea 
nach   dem  Aushusten   einer,  gifjofsen  BI< 
von  einer  Bronchitis  genesen.   'Ich  kepntj 
Fall  nur  aus  der  Hi^eL  BlhL     Ich  habe 
denselben  höchst  merkwürdigen  Fall, 
,keine  Kunsthülfe  Statt  fand,  im  Hufd,  J. 
December  S.  94.  mitgetheilt.    Es- wurden-: 
rere  häutige    Aftergebilde    ausgehustet, 
i^ur  nicht  indolent  am  Krankenbett,  nuiii 
auch  besonnen  thätig.     Nur  nicht :  Trtfidi* 


—     85     — 

^    occupata  in  öüo  (natio)  gratii  anhtlfunt^ 
«gendb    nihil  ngern^    tibi  molesla  et  alüs 
m.     Phatdruß  L.  3.  F.  5. 

liehe  Falle  I  wie  die  obigen  von  Krause^ 
1,  und  von  mif  aogefiihrteo ,  und  diese 
letzteren,  fordern  uns  auf»  ja  keinen 
aafzugeben.  Die  Natur  ist  allinäcb* 
^^fnüum  est  optrat  aittnderei 


l^der  Recension  der  von  Dr.  Carl  P^ogel 

ten   Schrift  über   die  gailertarlige  Sla- 

ttchung  von  Dr.  /.  Cruveilhier  lese  ich 

[Ubgaüii  2(08  Doppel -Heft  S.  314.  „Rec. 

et  sich  vor«   über  ein  Dlitteli   das   bei 

Jen  in  organische  Bestandtheile  (Gal- 

ßb  vortreiFliche  Dienste  leistet,  — '  die 

(nte*!— anchin  dieser  verderblichen  Krank- 

^ftlahrnngen   inilzul heilen ,   wenn    er  erst 

initaten  gekominen   seyn  wird»   die  auf 

ilies  Experiment  nnd'ganz  genaue  und 

Beobachtung,   hier  wahrlich  keine 

jjki$,  aber  doch  so  nothwendige  Forderung, 

■*Het  sind/* 

^'  Ich  habe  in  meinen  Verglelchungen  etc« 
Gehiele  der  Medizin,  wo  ich  der  An- 
lang  der  Säuren  gegen  Säureerzeugang 
Magen  nnd  Darmkanal  und  verwand- 
Krankheiten,  December-Heft  1818,  ge- 
lte, gesagt:  Blit  der  Anwendung  des  HaU 
len  Elixir  habe  ich  ein  Kind  von  frag- 
Krankheit  befreit.  Jetzt  finde  ich  es 
igemab  zu  bemerken,  dafs. dieses  Kind  von 
Kern  Zeitpunkt  an  immer  kränkelte,  es  steUve 


—     86     —  . 

ftich  kein    deutlicLes  Bild  ■  seines  Ktaal 
dar«     Ich.  mufste    nach    meinem  Kon! 
mancherlei  Mittel  im  Hauptcurplan  eioscl 
\?ährend  ich  aber  immer  Yon  Zeit  2u  " 
JEraZ/cr'sche  Elisir  gebrauchen  liefs,    Nadnj 
Siechheit  von    einem   Jähre   starb  das' 
Die  Section  yrurde  nicht  gestattet.  -^ 
handelte  ein  anderes  K.iod  auf  dieirelbe 
Zu  meiner  innigsten  Freade  fing  dag 
xn  genesen,   aber   nur  bis  zu  einem  gel 
Grade  —  ich   gab  zwischenein  aoch 
rium  Bismuthi  —  es   schien   als  wolle  ei) 
ser  werden  —  ich  liefs  viel  Eichelkaffi 
ken,   liefs  Bäder  von  Eichenrindendf 
brauchen  —  das  Beßnden  schwankte 
Genesung  und  Auflosung;   nach  eioH 
heit  von  9  Üonaten  starb  das  Kind.    0UJ 
liehst  gewünschte  Section  wurde  nicht , 
tet«  >  Bei  dieser  Gelegenheit  bemerke  fiikg] 
das  Bild   der  Krankheit    von    CrUvMkt 
trefflich   entworfen  ist,    und    ich  bitte 
Aerzte>    ja   diese    Schrift   zu   lesen.    K 
aneine  Person  hege  Zutrauen  zur 
ExperUhtiä,  doctwra,. 


Afitky  Cooper  bringt  vermittelst  eintf^ 
htorii  Harnblasensteine  ans  der  Blase,  er^ 
mehrere  Beispiele  von  der  Leichtigkeit  der 
dehnnng  der  Harnrohre  mit,  Mtdicocht 
Transacüans  Vol»  XI t*    Man  vergleicbe 
Dr,  Troussel  von  der  Aus/.iehung  eines  S 
aus  der  Harnrohre  eines  Kindes.  Jouriid 
pUment  du  Dict.  dt  Scitnces  ntetüc.  1823  D^ 
ber«     Magazin  der  ausländischen  Literettf' 


.    ~     87     — 

JinnfiT  lind  Februar  1824.  S.  170.   Ferner  Be- 

-idirejbuiig  eines  InstrumeDts  um  kipine  Steine 

ins  der  Blase    zu    ziehen »    von   Dr.    Blömer, 

\iourual    für    Chirurgie    und    Augenheilkunde, 

[m\  Dr.  Gräfe  und  Dr,  v.  iValthar.  2.  B.  4.  H. 

657.  —     In  Bezug  auf  Jiese  Angaben  wird 

'jpi  doppelt    interessant    seyu ,    wenn    ich   hier 

IjHelleicht  eine  wenig  bek^winfe  Stelle  %iu8  Pros^ 

Uftrl  Alpini   d€   MetUcina  u^eqyptiorum   Lib.  111. 

£  14.  Je  Ijopidis  e.  vesica  extr actione  ahsqne  ulla 

maone   apud- Aegyplios  frequentatUy   miltheile. 

yJSuUandinus,  *    Optarem  priusquam  de  nliis  ser- 

Bonen  haberes,    iit  luodmn ,   quo   audio,    Ae* 

gptios   lapides  e  vesica  nbsque  nlla  incisione 

ixtnihere,  nunc  mihi  explicares  :  suinmae  onim 

ililitati    hcjus  actionis  cognitioneui  nostralibus 

aelicis   fore   existimo:    avide   igifur  id,    quo- 

ana  modo  se  habeat,    audire  expeclo.     Alpin. 

Cerle  hie   modus   extraheudi   lapides   e  vesica 

?tUe  ulilis  Ost,   eo   quod  uulla  incisione  ope- 

leCur.     Extrahunt    lapides    e   vesica    colem   in 

primis  venfo  replentes,  atque  cum  eo  os  etiam 

vesicae    düjitantes,  atque  laxantes ,   ut  per  os 

vesicae   lapis  facile  meare  possit,    colisque  di- 

latatum   el  ampliatum   mealum ,   ex  quo  ipsos 

lapides   vento    sul)repto$  foras  extrahunt,   ipso 

continno     toto    violenler     evocato."      Guiland» 

,,Haud    probe     iniellexi    quid    dixeris,     usque 

adeo    obscura    oratione   u  jis    es.     Duo   tarnen 

mihi   videiis    dixisse,   quoruin   allerum    est  iU 

Husce  regionis   medicos,    lapides   e  vesica  ex- 

trahere    volentes,    in   primis  colis   vesicaeque 

meatum  vento  laxare    ac   dilalare,   per  quem 

roxnmode  lapides  exire  possunl^  atque  eosdem 

lapides  vento  eodem  for^s  educi,  an  non  haec 

dixti?     Alpin,  Tlane   eadem,    sed   quid  te  du- 

bii  caepit?" 


l 


'       -..   88     - 

0 

Guilaiid.  9,Quoniain  vis  credere  ppssum 
resicae,  colisque  ineatum  tantnni  dilatari  ac  «m«^- 
pliari  posse,  ut  tnagoi  lapides  in  vesica  rootentv 
ui  magoae  nucis  instar  saepe  cerDuntur,  commo-«- 
e  exire  queant:   ex  quo  dubia  fi(  apud  me  ea. 
lapidum  eductio,  quoniam  paoto  ita  possit  ad-  - 
minlstrari ,  uaxime,   cum  tu  etiam  aflirmaTe- 
ris,  eos  vento  äubrepi,   forasque  aducli   cjuod 
mibi  haud  fieri  posse  videtur.  Afpin.     Ulrum- 
que  verum  esse  cognosces,   iieque  omnino  a 
veritale  id  alienum  putavis,  os  vesicae,  colatn- 
que  eo  modo  dibtari  posse,   quaudo  nerroia,  - 
ac  pelliculosa  substantia  iili  meatus  coastant 
Admirandum  magis  existimare  debemua ,.  uteri - 
OS  in  mulieribus  nervosum  durum,'  atque  ita 
angustum,    tempore   partus    tantum  aQipIiari, 
augeri,   ut  foetus  per  ipsum  exeat,   atque  fo-  • 
ras   propellatur.     Unum    hoc    aciO ,  .  me  coli« 
meatum  ita  dilatatum  inspexisse,   ut  per  enm ' 
facile  magna    avellana  transiisset.     At  «liUäs 
erit,   ut  nunc  modum  ostendam,   quo  ad  es* 
trahendum  lapidem    ii    uti    soleant.     GuUähd. 
Hac  eadem  de  causa  apertis  auribus  tnum  habc^ 
sermonem  expecto«   Alpin.    Eo  tempore,   quo 
ego  in  AgTpto  moram.faciebnm,  Arabs  quidam."» 
Hnly  vocatus  ad  extrahendos  lapides  sine  in« 
cisione  celeberrimus  erat,  quem  ego  sane.cni- 
dam  duet  Turcaruin,  Horam  Bei-  Tocato  mu4-  / 
tos.  lapides-  extraxisse  Tidi«    Quo  in  opere  ab- 
eolvendo  ille  lignenm  canulara  accipiebat»  Ion-   . 
gitudine  octo  digitornm  et  latitudiue  digiti'pol-* 
licis.    Quam  colis   canali  admovebat,   fortiter-  ^ 
que  iosufflabat,    atque  ne  flatus  ad  interiora 
pervenirety    altera   manu    exlremum    puden^i 
perstringebat ,  foramen  deinde  canulae  daade*    , 
bat,   ut  yirgae   canalis  intumesceret,  et  latior 
fieret,  äc  appareret.     Quo  facto  minister  digito 


—     89    — 

«1  iiaBo  porito,  lApideui  paulatim  ad  f analem 
bA  vffiHf  atque  io  ejus  extremum  deducolHit. 
^Poi  obl  praepatio  lapidera  appropinquasse  sen- 
lo^tMit,  canulam  a  virgae  canali  fortiter  inipe- 
«il.lqna  amovebat,  lit  inagna  daxteritate  lapis 
timd  DQclei  olirae  magnitndinem  fuerit  extractus; 
^V.Hego  ioterfai  huic  duci  Turcarnin^  et  postea 
n'l^fabas  item  Jadaeis,  quoram  alter  puer  erat, 
.(■  octo  lapellos  ^traxit,  et  nlfer  adultus, 
\  m  estraxit  Japidem  ad  magnae  olivae  magni- 
tdiaem.  Hicque  est  extrahendi  lapidem  e  ve« 
famodns,  quo  utebalur  ille  medicus  Arabs» 
kJM  tarnen  alios  etiam  ibi  esse,  qui  alio 
eI  USB  modo  lapidem  extrahebant,  quem  mo- 
^f[  hm  Dmaqaam  ab  aliqno,  quam  diu  Gayrum 
laUUrarim,  potui  cognoscere.  Cum  vero  Ge« 
t-M  MM  pro  Itlustriss.  ac  Excellentiss.  Joan.  An- 
>f  dm  Auria  Melphorum  Frincipe,  atque  Fhi-- 
IfpHispanlarum  Regia  maritimae  classls  Frae- 
näo'  medicinam  facerem,  atque  liaec  mea 
.  scnpU  reviderem  Octavius  Roreretus  Medicus 
A>ctissimns ,  mecnm  muUo  amore  conjunctus, 
^inqae  jpost  me  in  Aegypto  pro  rntione  Vene- 
iBf  meuiciaam  multa  cum  laude  faciebat,  ex*- 
trahendi  Inpidem  hunc  xnodum  n  priori  satis 
diTersnm  mihi  liUeris  signincavit,  bis  ver-* 
bis.  „Aliud  etiam  satis  scitu  dignumf  Tibi 
narrare  non  ömiltam,  estque  modus  aUquis  a 
Tesica  lapidem  extrahendi  siue  incisione,  hie 
a  qoadam  Arabe  viro  Christiano  Sajtiico  ad 
qqemdam  Christianum  Cophtum  vocalum,  ab 
liinc  nonnuUos  menses  operaius.  Atque  is  est 
hujusmodi.  Hic  habet  qonsdam  cannulas,  unam 
majorem  altera,  ia  modum  luusici  instrumenti 
Sjringiie  appellati,  e  substantia  cartiinginea, 
quae  faciie  dilataiur.  Uarumque  gracilioreiii 
in  virgae  canalem   iulromittit,   iigitqae  quoui»- 


-     9Ö     --  ^ 

que  ad  vesicam  pervenerit,  moxque 
sui'lando  ipsatn  ioflat,  cjuantum  plus 
posteaque  hac  majorem«  vel  grassiorei 
duiit,  infiufflandoqiie  iollat  eodem  in« 
postterliam,  vel  eiiam  quarl'am  oinniuii 
maui*  Et  cum  sie  ils  virgam  dilatar« 
.pulet  Tiam  canalisfui^se  sufficieoter  di| 
per  earaque  lapidem  exire  j^osse,  a 
primis  commode  collpcato,  digitoqoe 
posito,  Japidem  ad  Collum  veslcae  ubi 
cäfiulae  extremitas  perveoit,  deducit  : 
nulam  lapidem  cönducere  conatur.  Qi 
^Uerö  capnulae  meatu  ore  e^cepto  coati 
ritum  ad  se  traheodo,  lapidem :  simuM 
qni  5i  nimis  crassus  sIt,  saepe  rumpifa 
que  in  frusirj  attrabilur,  veluti  conti{|J 
dicto  Tiro  Cophto.  Gui  frustrum  et  it 
lapidis  ad^iodum  crassum  et  durum,  ii 
mansil;  non  eductum.  Hie  modus  8( 
facilis;  atque  ab  alio  fortassis  medicd 
latiori  et  a'cuiiori  multo  plus  faqilitati 
ac  in  meliorem  atque  utiliorem  usnia 
.  qupd  mullorurVi  ab  eo  malo  hoiniuum 
natornm  aus^ilio  summae  e£E[agitan4oiQ 
pectandum  esset/' ,  Hactenus  Rovereli 
his  igilur  cogito  te  rede  audivisse  bi 
modos,  quibus  Aegyptii  ad  exlrahend 
des  e  vesica  utuntur. 


Dafs  der  Piper  cübeba  in  der  janga 

(gegen  Nachtripper  empfohlen  wurde/ 

.für  aber  auch  dawider  sprediende  Erfa 

eingegangen  sind,  wissen  unsere  Lese 

Cubeben   ein   vorzügliches   Mittel  geg 


~     91     — 

achleimniie  der  ersten  Wegen,  so  wie  über- 
haupt gegen  anomalische  Absonderung  der 
Schleim  abaonderndeD  OrgAne  sind ;  ist  keinem 
Zweifel  unterworfen.  Sie  können  nur  bei  ver- 
€kcmn  Nachtripper  wirken,  wo  schon  Atonie 
eingetreten  ift.  In  Ettmulleri  Op.  Medic,  IJh, 
Lp.  556 1  einem  Werke,  das  gar  interessante 
Katerialien  enthält ^  werden  sie  als  ein  vor- 
ngUches  belebendes  Slittel  angeriibiut,  es  heifftt 
uter  andern :  ^^y'enerem  rathne  salis  volatilis 
füido  acrhris  insimul  egregk  sünudant ,  quod  fer€ 
ornda  rdiqua  aromata  praestare  solenty  quae  me- 
moriae  dicata  sunt;  sicut  pro  exdtanda  venere  C't- 
Mse  apud^Indos  frequenter  usiratae  siinf;  und 
Tandem  et  frißiäis  sie  dictis  uteri  affectibus,  in^ 
fmas  in  stailitate^  ßuore  albo  etc.  converüunt. 
Anunna  sagt  Lib.  21.  C.  137.  Mundißcnt  wi- 
mvias  etc.  es  wird  auch  gesagt ,  dafs  sie  zum 
Beischiaf  aufregen.  Daselbst  so  wie  in  den 
ConuneutaiSen  des  Mathiolus  cum  Dioscoridcs 
Lik,  I,  C.  10.  werden  sie  gegen  Verstopfung 
der  Leber  und  3ULz  hoch  gepriesen.  Etimülkr 
rahmt  sie  als  ein  vortreiTliches  Mittel  gegen 
enporüse  Affeclionen  nnd  gegen  Gedachtnifs- 
'ichwäche,  wie  hauH^  diese  Leiden  bei  Leber- 
leiden  und  Stagnationen  im  Ffortadlersysfem 
vorkommen ,  ist  sehr  erfahrenen  Beobachtern 
bekannt.  Iq  dieser  Beziehung  werden  sie  Ton 
Stmertun  und  Montagnus^  wie  icii  in  JßltmiWer^ 
der  auch  die  Stellen  anführt,  gelesen  habe, 
eiQ  bonum  secretum  contra  metnoriam  amissam 
genannt.  Matfiiolus  sagt  am  a.  O.  Frigidis 
^tti  affecdbus  auxiliantur.  Strapion  sagt  de  Tem- 
ptramtntis  smplmum,(\  278.  ähnliches  von  ih- 
oen,  der  sie  aber  irrig,  wie  der  gelehrte  Afa- 
\hhlm  bemerkt,  als  eine  Frucht  des  Ruscus 
ansiebt.     Bei  den  Aerzlen  der  alten  Welt  kom- 


-•      92      — 

men   sie   nicht   vor.     Dafs  sie   in   dem 
nabofen  Stockschnupfen»   wozu  sich  so  bat 
vermindertes  Gehör  gesellt  ^  weil  die  die-X 
JßustachU  hek leidende  seröse  Haut  in  Mitleic 
schaO.  gezogen  ist,  welche  Leiden  mit  L< 
des  rforladersystems  so  häufig  vergesellschal 
sind,   ein  höchst  wirksames  Mittel  sind, 
mich  eigene   Erfahrung  gefehrt.    Ich  hin 
medicinischer  Spartaner,   ich  hahe  die  grol 
Hochachtung  Tor  den  Alten ,  und  gehe  gern 
ihnen  zu  Rathe. 

Wtikard ,  dem  ich  wegen  seinem  Bro^ 
nismus  gerade   nicht   hold  hin,   wufste 
cherlei    Gutes  in   der   Medicin.      Die 
waren  ein  Hanptmittel  in  einem  Balsam,  ^>p^ 
er  gegen    Paratysh  der    Geschlechlstheila  tt-^ 
Männer  einreiben  llefs. 


Ad  yoceni  Galeopsis  grandiflora^  lesen 
in  M.  Etimulieri  Op,  medic.  Tom.'  L  p. 
^yUrtica  mortua  $€U  GaUopsia  est  vtl  minor 
rotundis ,  ßoribus  txiUbus ,  vd  major  folSs  iri 
gu1aribu9 ;  utriusque  Striae  species  daniur ;  ^i 
quaedam  vocantur  Lanna,,  quatdam  GaieoptMt 
JLamia  sunt  majora^  Gakopsides  minores.  6*t 
leoptidum  tres  dantur  species ^  flore  alba,  rvk9 
et  luleOf  et  promiscue  sunt  in  usu.  Didiur  Q^ 
leopsiSf  quoniam  flores  quasi  repraesentant  gS' 
leam  *)  deinde  quaedam  adhuc.  sunt  maculctet^ 

redam  non  maculatae :  maculata  vocatur  ah  ItSf 
MilzadeÜa  quae  est  species  urticae  moriuaif  ^] 

*)  N«ch    Mathiolas    von    foht^    quod   vocahtb^ 
Graeeis  lae  signifieat^ 


-     93     - 

dicitto"  Landum  aUum  maeulatum:  Milza^ 
iidtur^  ^uoniam  v$urpatur  ab  Iialii  adsdr- 

induraüontM  tt  obstruclhnea  lieuix^   f/ui  ab 

vocaiur  Mulza  vid.  Solenander  Conhil.  12. 
ScIienUus  Üb.  3.  ixbterv.  ubi  de  spkne\  ud 
Sartmannua  in  Praxi  Chyrrüai.   Cup,  178. 

jipud  not   autem  cum   rarioret  sint  Iknh 

1$  tamquant  speclßcum  contra  fluorem  album 

usurpari  sokij    üve  haec  gonorrhoea  ait 

üv€  notha.  .  Nävi  txemplum  wulieiis  ßene- 

ante  paucoe  annos  decocto  solo  Galeopsidos 
«jno  albo  curatat^  cum  aliag  nuilum  conducere 
:amaaum» 


•i* 


•  In  diesem  Werke  lesen  vrir  Tom.  2.  S. 
wl;  De  cane  rabido  vuigo  ajfirmutur ,  aub  lingua 
ifv  latere  vermem  quendam  oblongum ,  quem  alii 
i  N  ipsis  Visum  testantuTj  quo  mature  dempto 
Mus  com  rabidus  fiut  \  -  eodem  vero  increscente^ 
ni^  neceBsario  iupervenire'^  unde  quidam  ad 
Ifntuttttionem  solent  extrahere  hunc  vermiculwn^ 
^^IjUn  txiütimünt ,  non  esse  vermiculum ,  sed  pro 
^^t^tßUs  congrumati  particula  in  venis  raninis  sub 
Ajpia  colkcti  et  stagnantis  habent.  Kern  ceu  non- 
fai  n^dentcr  exploratam  in  media  reVmquo. 
b  P/otü  Histor.  natural.  Üb,  29.  C.  5.  lesea 
irir:  Est  vermicuius  in  lingua  canum^  qul  voca^ 
^  a  Graeds  Istta ,  quo  exempto  infantibus  catU" 
b,  nee  rabidi  fiunt ,  nee  fastidium  sentiunt.  Gram 
Uf  sagt  in  seinen  Cynegeticon  Vers,  378.  „Nam- 
Vs  subit  nodis  qua  lingua  tenadbus  haeret ,  Ver- 
tfcfi/um  dixere\   mala  atque  incondita  pertis, 

Oratius  war  ein  römischer  Dichter,  der  zu 
^s  Zeity  also  kurz  Yor  Christi  Geburl  lebte» 


r-     94     — 

•r  schrieb   ein   Gedicht  über  die  Jagerei  und 
Jagdhunde y   welches   er   Cynegaicon  hetiXelie,' 
Die  letzte    Ausgabe   ist    Ton    T/ipm.   JMuuon^ 
Lond.  1699  besorgt.     Aus  der  Note,  die  ilfr.. 
dt  Querion  zu   der   Stelle  von   PliniuM  Jiiozu- 
^§^^9   g^l^^  hervor,   dafs   die  Sach^  auch  ia 
Frankreich  schon  lange  bekannt  war;  er  sagt:- 
Ce  que  Pline^  ou  ceux  quUl  a  compileSf  ont  pris 
pour  im  vers^  est  ptut^etre  ce  petH  nerf  place 
sous  la  hngue  des  chienSf   et  qu'on  hur  oie  avec 
une  aiguille  de  Bourrelier  ^  pour  le  pristrver  di  la 
rase,  ce  qui  s^appelle  enerver  tariimah 

Dafs  «ch  ähnliche  Dinge  in  einer  alten 
teutschen  Gbrooik  schon  vor  20  Jahren  geler 
sen  habe,  erinnere  ich  mich  ganz  genau ,  lei« 
der  aber  nicht  mehr  wo. 

Bei  dieser  Gelegenheit  kann  ich  nicht  11111«* 
Ina  zu  bemerken,  dafs  es  mir  auffallend  ist, 
dafä  bei  den  jetzt  so  vielfach  angepriesenen, 
früher  in  Gebrauch  gewesener  Mittel  gegea 
die  IJydrophobia  nie  mehr  des  jilyssum  (^/fS« 
son)  gedacht  wird,  eines  seines  Namens  xneck« 
würdigen  Mittels,  a  das  Privativ  und  Lyuä 
die  Wuih.  -^  Im  I>ioscorides  lesen  wir  Xj&* 
3.  C.  105.  Existimatur  canis  rabidi  morsui  im^ 
dtrii  im  Plinius^  L,  24.  C,  11*  iiomen  accepit^ 
qvod  a  Cime  morsos  rabiem  senäre  nori  patitur^ 
potus  ejp  aceto ,  adalligatusque  ^).  In  Galenus^ 
Lib,  6.  ümplic,  medicament.  Nuncupata  ut  haeo: 
herba  Alysson^  quod  mirißce  jwet  demorsos  ä 
carte  rabido.  JLib.  3.  sed  et  rabitnti  quoque  data^ 
saepe  in  totum  sanam.  Aetins  sagt  dasselbe. 
In  EttmüUer*s  College  Pliarmacmt,  in  Schroederum 

*)  Also  ftlft  Amulet>  so  sagt  Plutarch  von  ihm« 
Fertur  et  armentis  £t  gregibus  utilis,  steenscr^m 
inr  cireum  illorum  cubuia.    Sympos,  Läf,  ^» 


—     95     - 

lesen    ^ir:   RenialmuM  in  ohstrvat.   habet  ctfcn- 
A-jUi^   cum  qua  cm  am  aliquot  a  carte  ra^ 
drmorsus,    U  jam   hydrophobicos    reddtos. 
ich   Sprengtl    ist    Atjs^n  Lunariu  cane$i:erk8. 
Ittd. 


'  EiB  Wort  über  die  Zeichen  des  Todes  und 
die  Art  und  Weise,  den  wabren  Tod*  yojn 
Sckeiatod  zu  unterscheiden. 

„HlBtc  tst  conditio  mortaliumi  ad  has  it  ejus^ 
nodi  occasiones  fortunae  gignimur ,  uti  de  ho* 
mifie,   ne  morti  quidim  debeat  credi,^* 

Piinius. 


ünfhoren  des  Athemholens,  läfst  sich  durch 
die  bisher  üblichen  Mittel  schwerlich  ervtei- 
sen,  weder  das  Vorhallen  einer  Fflauiuenfe- 
der,  noch  das  einer  brennenden  Kerze >  noch 
gsr  das  eines  trockenen  Spiegels  kann  zu  dem 
Ende  angewendet  werden.  Die  ruhige  Was- 
serfläche eines  auf  die  Brust  gestellten  ganz 
▼ollea  Gefafses  ist  ganz  trügerisch  und  spricht 
flicht  für  das  Aufhören  des  Alhemholens. 
WenD  sich  freilich  die  Wasserfläche  bewegt, 
aachdem  sie  Torher  ganz  ruhig  gestanden  hat, 
so  zeigt  das  freilich  die  Bewegung  der  Brust 
an.  Auf  diese  Weisen  kann  ein  in  sehr  lan- 
gen Zwischenräumen  vor  sich  gehendes,  leises, 
dem  Obre  und  dem  Auge  entzogenes  Athem- 
holea  nicht  erforscht  werden.  Wenn  alter 
anch  das  wirkliche  Aufhören  des  Athembolems 

fausgemittelt  Werden   konnte,    so    bewiese  das 
für  das  Aufhören  des  Lebens  durchaus  nichts« 

i 
i 


—     96     — 

Daq  Athemholen  kann  lange  aufgehSrt  bat| 
ohne  dafs  das  Leben  erloschen  ist,  da  fr  [ 
chen   Menschen,    die   lange  im   Wasser, 
lange    in    Koblensäu^engasmedium    schw 
ganz  leblos    gelegen*  haben ,    und  Frieder 
Leben  gebracht  wurden. 

Der  Stillstand  des  Kreiislaofes  bmii 
durch,    dafs   der  tastende  Finger  weder 
schlag  noch  Herzschlag  wahrnimmt,  nickt i 
Gewi&heit  erforscht    werden.     Ueberdiei 
dieses  kein  untrügliches  Todeszeichen. 

Jh  selbst  der  Blutergufs  aus  einer  geofl 
ten  Veoe  ist  weder   positiv  noch  aegttir 
weisend. 

Kälte  des  Körpers  beweist  gar  nidrii  ^ 

Steilheit  der  Glieder  ist  eines  der 
sten  Todeszeichen,   nämlich  beim  wirl 
Tode  bleibt  'der  Mund  .und  die  Aagei 
spalte,    wenn  man   den   Unterkiefer  hi 
und  die  Augenlieder   auseinander  zieht, 
stehen ,   da  sie   hingegen   bei  noch  Turl 
Bern  Leben  ihre  vorige  Stelle  alsbald 
einnehmen. 

Beim  wirklichen  Todo  läfst  sich  das 
Glied  durch  Gewalt  biegen,  und  hinterher 
das  Glied  biegsam.  Sind  aber  die  61 
durchaus  unbiegsam ,  oder  kehren  sie  nach| 
machtem  Versuche  wieder  in  ihre  vorige 
surlick,  so  spricht  das  nicht  für  erlosdii 
Leben,  es  kann  dieses  von  einer  convul 
sehen  Kigidität  der  Muskeln  herrühren,  ei 
dieses  d^r  Fall  beihi  Tetanus  und  bei  der^ 
talepsie.  Die  Steifheit  bei  Erfrorenen,  iv^ 
acheintodl  sind ,  erstreckt  sich  nicht  über  m 

ff 


—     97     — 

tn  Korper y  die  Haut,  der  Viiterleib,  und 
Ireiblichen  Brible  bleiben  weich. 

lESnea  der  sichersten  Zeichen  des  Todes 
•wenn  Rücken  nnd  Lenden  da,  ^wo  die 
fte  anfliegt,  ganz  {Halt  gedrückt  sind. 
A  aber  bei  ganz  abgezehrtem  Körper  nicht 
K  wahrgenommen. 

'TTebrigens  ist  das  nicht  Steifseyn  der  Glie- 
kein  absoluter  Beweis  des  Lebens,  dena 
iA  beim  wirklichen*  Tod  auch  nicht  selten 
^laU,  IT.  B.  bei  vom  Blitze >  durchweinen 
6,  oder  Schlag;  durch  Apoplexie,  durch 
m  Gemüthsbewegtingen  öetödteten;  Er« 
Uhng  der  Hornhaut^ des  Auges,  Welche 
i^^-iach  angebrachten  leichten  Druck  nicht 
k  bebt,  eben  so  vollkommener  Verlust  der 
ndtät  der  Augenlieder,  gehört  zu  den  si- 
gNtti  Todeszeichen. 

ittfenstehender  After  gehört  ebenfalls  Zvt 
Iwooiüch  sicheren  Todeszeichen ,  wird  aber 
fiTor  dem  Eintritt  der  Fäulnifs  ^bemerkt. 

i^l^warze  dunkelgelbe  Flecken  des  Rückens 
IViMn  gar  nichts.  $ie  kommen  sehr  häu- 
^F  Alten  vor. 

jBSIt  man  ein  Licht  hinter  dfle  Rücken- 
[ieK  Hand  in  der  Gegend  der  zusammen« 
pden  Finger,  und  es  zeigt  sich  in  der  in«« 
.FBche  der  Hand  in  der  Gegend  der  Fin« 
iin  röthliches  Durchschimmern,   so  ist  si- 

noch  ein  Lebensfunken  vorhanden. 

i. 
Brennt  man.  eine   Hautfläche  und  es  ent- 
eine Blase ,  so  ist  sicher  die  Lebenskraft 
erloschen. 


—     98     — 

•  fc  ■  .  .  . 

t 

UaempfiDdlichkeit  des  KcErpei's  ist  gnt 
Beweis  für  den  wirklichen  Tod.  Wir  fi 
hier  nur  die  Epilepsie  an. 

Das  Ohr  ist  aber  sicher  der  SinUi  ii 
letzten  seine  Sensibilität  verliert. 

,  Ein  sogenannter  Leichengeruch  ist  i 
bei  allen  Leichen  wahrnehnibar.  Er  ka& 
Zeichen  gar  nicht  angefahrt  werden,  der 
ruch  ist  als  Ehipfindung  cu  relativ.  Ein  fic 
hat  eine  scharfe  Nase%  der  andere  einen 
schwachen  Geruchssinn.  Dieser  Leicheog« 
ist  auch  von  andern  krankhaften  Ausdöm 
gen  gar  nicht  zu  unterscheiden. 

Fäulnifs  ist  das '  sicherste  Todesttfa 
aber  sie  ist  im  Anfange  nicht  so  leicht  il 
nehmbar,  sie  tritt  in  einigen  Fällen  oft 
ein.  Sie  zeigt  sich  durch  den  ganz  ip 
sehen  Fäulnifsgeruch.  Man  wird  in  & 
Falle  an  den  ganzen  Unterleib  grunblaui 
gelbe  in  grofsen  Umfang  ausgebreitete  in 
ander  übergehende  Flecken  finden,  wob( 
Unterleib  eben  sowohl  trommelartig  aufg 
ben,  aber  auch  eingefallen  seyn  kann, 
den .  Fäulnifsgeruch  beweisen  aber  blau 
und  gelbe  Flecken  auf  dem  Unterleib  m 
andern  Theilen  des  Körpers  ^nicht  den  2 
lälsigen  Tod.  .       '  ' 

Da  die  Unterweisung  der  Todtenbesc 
über  diesen  Gegenstandeineunerläfslichel 
iir  den  Fhjsikus  ist;  so  wäre  es  sehr  zu 
cheii  9  dafs  diese  wenigen  Zeilen  abges 
ben^  jedem  Todtenbeschauer  übergeben 
den;  nachdem  man  vorher  sacherörtem 
demselben  gesprochen  hat. 


—     99    - 

Da   man  die  Zeu^hen  des  Todes 'bin  und 

];  wieder  so  sehr  unrichtfg  abgegeben  findet ,  so 

ilte  sich  der  Verf.  aufgefordert^  die  Zeichen, 

rie  -sie   von   den  besten  Beobachtern  aogege- 

m  sind,   hier   gedrängt   aber   ganz   naturtreu 

litzutheilen.     Er  glaubt   damit  yielen  Lesern 

len  Dienst  zu  erweisen.    Die  Sache  ist  Von 

hoher  Wichtigkeit,  dafs  er  alle  Fhysici  auf- 

lert ,  die  Unterweisung  der  Todtenbeschauer 

ittelbar  an  mehreren  Leichen  vorzunehmen. 

Diesie  Art  wird  alle  mündliche  und  schrift- 
Unterweisung  ohne  Anschauung  bei  wei- 

übertreßen.     Omwum  versatwr  urna,  serius^ 

I  sors  exituira^  Hör»  L.  2.  Q.  3.  Aber  ein 
L  Ifainchen  im  ^Grabe !  welch  fürchterlich  Ent- 
l-^miea  erregender  Gedanke,   welch   furcht erli* 

,  Welch  Jammer  und  Quaal  üBersteigen« 

Zsstand! 


l'    .  (Dia  Foittetknng  folgt.) 


G  2 


—    iOO    — 


I 

Fneumo  -  Phthisis  CyaAotica, 

Ein    Beitrag 

£ur  Diagnose   der  Lungenschwindsucht, 
in  ihren   verschiedenen  Formen. 

Von 

Dr.  Joseph  Urban, 

SU    Bernttadt    in    der    Oberlaaiits.  * . 


W  ohl  steht  unter  den  Krankheiten ,  welche, 
bei  allen  Fortschritten  und  Erweiterungen  des 
ärztlichen  Wissens,  von  dessen  Unzulänglich« 
keit  dennoch  häufige  und  untrügliche  Beweise 
liefern,  die  Lungenschwindsucht,  als  ein  auf 
krankhaite  Zersetzung  und  Consumtion  der  or* 
ganischen  Masse  beruhendes  Leiden,  oben  an. 
Schon  an  sich,  ohne  Hinzutritt  anderer,  mehr 
oder  minder  bedenklicher  Krankheitsformen, 
für  sich  allein  in  der  organischen  Körper  messe 
wurzelnd^  endet  sie,  wie  auch  die  Kunst  al- 
les aufbieten  möge,  zu  ihrer  Beseitignng,  sel- 
ten andere-,  als  mit  dem  Tode:  um  wie  viel 
ungünstiger  wird  aber  dann  erst  ihre  Prognose 
gestallt  werden  müssen,  wenn  sich  noch  an* 
dere  Krankheiten  mit  ihr  compliciren ,  Krank- 
nicht  selten,  die,  auch  abgesehen  yon 


f  a 


.Iki. 


—    101    — 

uoer   solchen    Complication ,    an    und  für  sich 
^allein  schon  das  Leben  im  höchsten  Grade  ge- 
ibrden. 

Eine  Verhindung  der  Art  isl  die  der  Phthi^ 
A  pulmoiiolls  mit  Cyanose  oiler  dem  Morbus  coe^ 
nkus,  eine  Verbindung,  welche  erst  in  neue- 
[icr  Zeit,    und   namentlich   von   meinem  hoch- 
wrehrteu,  unvergefslichen  Lehrer,  dem  Herrn 
Imfessor   Dr.    Schönkin  in  -Würzburg   gehörig 
pwürdigty  als  eioe  zwar  selten  vorkommende, 
11  ihrem   Verlaufe  jedoch   vieles   Ausgezeich- 
'  mMe  darbietende  Unterart  der  Lnngeii  seh  wind- 
indit  aufgestellt,  und  ihr  als  solcher  der  Name 
euer   Fneumophthisis    cyanotica    oder    Cyänosis 
ptnüenta  beigelegt  v?orden  ist. 

Die   Krankheit   entwickeil   sich   aller  Er- 
f     lahnng  zu  Folge  in  den  Jahren  der  Pubertät, 
[     lud  ooterscheidet  sich  dadurch,   so  wie  nicht 
[    minder  durch  ihren  raschei^,    nur  selten  über 
Sfionate  nndnuernden  Verlauf,  durch  die  her- 
p   vorstechende  Intensität  der  venösen  Symptome, 
I    den  gleicli  anfangs  raschen  und  schnellen,  wel- 
leaformigen ,   oft   mit   einander  nicht  übei  ei  a- 
stimmenden   Herz  -   und  Tulsschlag,    und  den 
ani^ern    Habitus  der  daran  erkrankten  ludivi» 
dnen  hinlänglich  von  andern  Formen  der  Pluhi- 
äi  pulmonnUs,     Eine   enge  platte  Brust ,   lange 
,  aagere    Extremitäten ,    vornamlich    aber  .der- 
gleichen Arme   und  Phalangen,   welche   letz- 
^  tern  an  ihren   Endspitzen  verdickt,    aufgetrie- 
ben ,   mit  umgebogenen  Kageln  versehen  sind, 
'  und   Aehnlichkeit  mit   Trommelschlägeln  ha- 
ben, hiaue  Lippen  und  blasses  Gesicht  zeich- 
nen den  letztern   vorzüglich   aus.     Es  erschei- 
nen später  catarrhallsche  Zufälle ,  mit  Husten, 
Stechen   und   Oppression  der  Brust,   mit  dem 


erstern  werden  anfangs  blutige,  im  weib 
Verlaufe -parulente  Sputa  ausgeworfen ,  « 
es  gehty  unter  Hinzutritt  des  hectischen  E 
bers,  die  Krankheit  über  in  ibr  driltes.  n 
riertes  Stadium.  Während  sich  diese  Yoai 
nen  der  Pneumophthisis  ulcerosa  durch  den  M^ 
gel  der  allgemeinen  sowohl  als  topischen  Gj 
Uquation  unterscheiden ,  während  die.  P"^ 
trocken  spröde  bleibt,  der  Auswurf  gei 
und  der  Unterleib  nicht  selten  verstopft 
sind  sie  ausgezeichnet  durch  ihren  schoi 
rapiden  Verlauf,  und  den  friizeitigeu  Eti 
des  Hirnleidens,  welches  letztere  als  S<_ 
Peliriura ,  selbst  als  allgemeiner  cloniscb«! 
wohl  als  tonischer  Krampf  nach  aufsMi 
manifestirend ,  dem  Leben  des  Krank« 
Ende  macht. 

Ist  auch  hei  Weibern,  wie  die  Erfah 
lehrt,  das  occasionelle  Moment  der  io 
stehenden  Krankheit,  das  Offenbleiben  de9 
rarnen  ovale  im  Herzen,  ungleich  häufiger 
bei  Männern,  so  steht  nichts  desto  weniger' 
ter  den  prädidponirenden  Momenten  ifir 
Pneumophthisis  cyanotica  das  männliche  Gisdi 
oben  an;  und  dies  darum,  weil  bei  dem  Vi 
herrschen  der  Venosität  im  weiblichen  Ol 
nismus  der  arterielle  Blutbedarf  geringer- 
als  im  männlichep ,  und  sich  mithin  bei 
,  Offenseyn  des  eiförmigen  Loches  im  M 
!ast  unausbleiblich^  Cyanese  bilden  mufs.  flj 
in  Rcfde  stehende  Krankheit  ist  demgemaft^ 
niederer  Grad  von  Cyanose ,  während  der  bSd 
fite  dort  sich  yorfmdet,  wo  d?s  Septum  ««• 
cutorum  perfprirt  ist,  und  der  unterste  auf  < 
nem  OlTensejn  des  Dujctus  arterioaus  BotalB  b 
nhU  .  Aber  auch  die  Erblichkeit  gehört  zn  i 


—    103    — 

lisponirenden  Ursacben  dieser  Krankheit, 
<u  sofern  dieselbe  auf  einer  Deformität  des 
[Herzens  beruht,  welche  von  Ehern  auf  Kin- 
der übertragen  werden  kann.  Eltern',  welche 
[m  diesem  und  anderartigen  Herzfehlern,  an 
Anuwysma^  Osteocardie  u.  dgl.  leiden,  erzeu- 
gewöhnlich  Kinder,  bei  denen  das  Fora^ 
ovale  offen  bleibt,  ohne  dafs  deshalb  in 
Falle  nothwendig  auch  Cyanose  entste- 
mufs.  Reizung  des  Lungenorgans ,  her« 
.fot|«rufen  durch  Beschleunigung  des.  arteriel- 
le Blutumtriebes,  Pneumonie,  Gatarrhe  u. 
i  'l|jL|  nicht  minder  auch  vermehrte  Consumtion 
[  ii  arteriellen  Blutes,  z.  B.  durch  Sckwan- 
f  fMchaft,  Geburt,  heftige  Muskelanstrenguug 
i  «.  dgl.  gehol^n  zu  den  Qelegenheitsursachen, 
:'  dnck  deren  Vermittlung  die  Krankheit  in  der 
Art|  wie  wir  sie  eben  beschrieben ,  hervorge- 
}  nbß  wird.  ^ 

Die  Leichenöffnungen  der  an  Pneumophthisis 

t   (fanotka  Verstorbener  geben  im  Besondern  fol- 

[  geiides  Resultat:    die   Schädelhöle  ist  mit  ve- 

Bosem  Blute,  überfüllt ,  nicht  seilen  findet  man 

Wasserergufs  innerhalb  derselben  bei  sehr  aus» 

gedehnten  Ventrikeln.     Die  Nervi  phrenicij  oder 

auch   nur    einer    derselben    sind    geschwollen, 

verhärtet,   tendinoSf  und  wie  gelähmt.      Das 

>  Herz  zeigt  eine  mehr  runde  als  normale  Ge- 

^Maltung,    auch  ist  keine  sonderliche  Differenz 

iwischen  der  linken  und  rechten  Wandung  in 

seinen  Ventrikeln  sichtbar.     Das  Foramen  ovale 

ist  nicht   geschlossen,    die    Klappe   desselben 

netzforknig  zerrissen^  und  mit  einer  schief  von 

oben  nach  unten  gehenden  Oeffnung  versehen. 

Das  Blut  des  Herzens  und  der  Gefäfse  ist  äu- 

berst  diinnflülsig,   die  Lunge  theil weise  exul- 


—    104    — 

cerirt;  die  Leber  ^  gröber  als  im  norma 
Stande,,  ineisteos  mitVenenblat  überföUl 
und  teigartig  y  scheint  in  einem  fett 
eben  Ticarürenden  Verhältnisse  za  de 
,  gen  za  stehen. 

Wäre    die    Prognose    bei.  dieser 
beit    nicht    so    gs^ns     ungünstig,     tind 
man  überhaupt  berechtigt,  je   einen  gii 
Ausgang  derselben  zu    holFen,    so  würi 

,  in. jedem  Falle  nur  im  Wege  einer 
mäfsig  bemessenen  ursachlichen  Heilmeth 
genauer  Berücksichtigung  der  Indicatio 
allein  zum  gewünschten  Ziele  gelange 
nen.  Aber,  -worauf  es  hier  vor  AU< 
"kommt,  die  Quelle  der  Krankheit  im 
zq  Yerstopfen ,  das  offene  Foramen  o 
schliefsen ,  und  semit  Strömung  und  M 
des  Blutes  auf  die  Norm  zurückzufuhr 
eine  Aufgabe ,  deren  Lösung  für  die  ä 
Kunst    aufser    den   Gränzen    der   Mögl 

'  liegt ,.  obschon  I  wie  die  Erfahrung  zei{ 
Natur  selbst  die  Kraft  besitzt^  jenen  ai 
nen  Fehler  noch  vor  dem  Eintritt  der. 
tat  wieder  auszugleichen,  und  somit  all 
her  vorhanden  gewesenen  Symptomen  d 
noie  ein  Ende  zu  machen.  Es  kann 
das  Problem  für  die  Kunst  nur  darin 
hen,  den  Kranken  hinauszuführen  ü 
Jahre  der  Jugend,  in  denen  erwiesene] 
die  meiste  Gefahr  für  das  Leben  t 
Krankheit  zu  besorgen  ist.  Die  Rea 
dieses  Zwecks  ist  aber  auf  eineni  drc 
Wege  möglich,  und  zwar:  > 

1.  Durch  Beschränkung  des  arterielh 
bedarf a  im  Körper  überh^upL    Mö^lichsti 


—    105    — 

eine  mebr  passive  Bewe^ng,  Vermeidung  aU 
Jer  wasserstoiTlialtigeii  feUen ,  eines  Juiliera 
Ozydatioasgrades  im  Organismus  bedürnigea 
KafaruagsiiiiUel ,  Tegetibilische  Alimente,  wäs- 
seriges Getränk  u.  a.  dgl.  Mittel  könnten  die- 
ser Ueilanzeige  möglicherweise  am  sicbersten 
•ntsprecheD. 

* 

2.  Durch  Ersatz  der  Lungenfunjttion  in  an-» 
im  Organen  des  Körpers.  Indem  die  Oxyda- 
lioii  des  Blutes  lo  den  Lungen  bei  der  in  Rede 
HAenden  Krankheit  nur  höchst  uoYolIkom- 
■M  von   Statten    geht,   oder  ganz  unmöglich 

'  -gMscht  ist,  ifvird  es  noth wendig,  dieselbe  an- 

donreitig  in  einem  Organe  hervorzurufen,  weU 

ckem  aDerkanntermafsen  eine  mit  der  den  Lun- 

(Hi  verwandte  Funktion  gegeben  ist.     Die  Se- 

cntifuisthätigkeit  der  Kiereu ,  Leber  und  Haut 

.naien   mithin  für  den   gegebenen  Zweck  in 

jlMprach   genommen,   und   zwar   die   erstem 

intb  die  Digitalis,   welche  zugleich  den  An- 

theil  des    Gefäfssystems    zu   mindern  vermag; 

die- Leber  durch  Calomel  und  antiphlogistische 

Salze,    die   auch  der  vorhandenen  Obsfruction 

entgegenwirken;  und  die  Thätigkeit  der  Haut 

durch   lauwarme,    namentlich    mit   oxygenirter 

Salzsäure  geschwängerte  Bäder  iucitirt  werden* 

3.  Durch  Abhaltung  aller  auf  die  Lungen 
fririenden  schädlichen  Potenzen,  w^iin  insbeson- 
dere die  Anordnung  einer  gleicKmäfsigen  Tem- 
peratur und  das  Verhüten  alles  Wechsels  der- 
selben gehören.  Androhenden  Katarrhen  und 
ilieumatischen  Affektioneu  der  Brqst  suche  man 
möglichst  vorzubeugen« 

Hat  sich  die  Krankheit  indefs  vollkom« 
mtn   entwickelt,    so    schwindet    jede   fernere 


•    -    106    -         ^      - 

Hoffnung  ihter  Rückbildung,  un,d  eine  blofs 
palliative  gelind  antiphlogistische  Behandlungs- 
weise  Hegt  noch  innerhalb  den  Grenzen  unse- 
rer Kunst,  an  tadicale  Hülfe  ist  nicht  mehr  * 
zu  denken  t  und  das  Leiden  führt  unausbleib-' 
lieh  zum  Tode,  welcher  auf  die  oben  aiige« 
gebehe  Weise  stets  durch  Lähmung  der  Lun- 
gen oder  des  Gehirns  erfolgt.  ~ 

■  '      . , 

Obschon  ich  während  des  letzten  Jähret^ 
meiner    akademischen    Studien^ in   WiicKbai'ff 
und  dem  Besuche   des   dortigen   medicinisch-    -. 
clin^schen'  Institutes  bereits  Gelegenhcfit  liattt,    - 
einen,  Krankheitsfall   der   Art  zu  beobachteiit 
dessen  endlicher  Ausgang  mir  jedoch,  bei  mei-.  ^ 
nem  baldigen  Abgange-  von    da  gänzlicli  unb*^ 
kannt  geblieben  ist:    zur  Bfitlheilung  des  vor- 
liegenden Aufsatzes  in  diesen  Blättern  konnte- 
ich  mich   nur  durch   eigene  Beobachtung  und   . 
Erfahrung    über    mehr  genannten   Gegenstanü. 
bewogen  und  berechtigt  fühlen;    und  es-mSgii 
mir  daher  erlaubt  seyn,    nachstehende  Kiapk^ 
heitsgeschichte  folgen    zu  lassen,  in   welöhw- 
der  Leser  den    Hauptzügen   nach  das  oben. in 
kurzem   Umrifs  aufgestellte  Bild  der  Piieizmo- 
phthws  cyanotica  wieder  findet.  ..  ' 

Adam   Gottlieb  H. . .   in  N. . . ,   16   Jahra*  v 
alt ,    seiner  Aussage  nach  von    gesunden   seit ' 
3  Jahren  ihm  durch   den  Tod  entrissenen  El-«- 
tern   geboren,   im  Tagelohne    arbeitend ,    nod..- 
seines    Lebens'  nothdürftigen    Unterhalt  müh-- 
sa-m   und   kümmerlich  erwerbend,   von^-Kind-- 
Leit  an   zwar   gesund,   seit  dem  Ableben  sei«  , 
ner  Eltern  aber  bis  zur  Stunde  nur  unte;:  liäa- 
figen  durch  körperliche  Leiden  herbeigeführten 
Unterbrechungen  zur  Arbeit  fähig,   ^kfankte 
im  Januar  des  vorigen  Jahres ,  sich  nnbewuliit- ' 


—    107    — 

▼orbergegangeoen    Ursache   seines  Lel- 

I  in  dem  Grade,  dafs  er  das  Belt  zu  ver- 

jl  aafser  Stande  "war«     Die  Krankheit  soll 

Ltigen  Stichen  in  der  linken  Seile  der 

trockenem  Husten ,   Dyspnoe  und  Fie- 

»nnen,  und  an  Intensität  dieser  Symp- 

mit   jeder  Stunde  .also  zugenommen  ha- 

'dafs  der  in  der  Nahe  wohnende,   und  in 

herbeigerufene     Dorfbarbier    keinen    er^ 

ichern   Ausweg   vor  sich   gesehen ,    als 

;^einer    unveraiiglich   angestellten   und  der 

itat  nach   ziemlich   bedeutenden  Venae- 

im  linken  Arme.     Hatte  sich  indessen 

rjfeich  dieser  Operation  Schmerz  und  Eng- 

Leit  um  etwas  gemindert,  dennoch  blieb, 

fjJer  dem  Kranken  von  erwähntem  Bar« 

derber   Gabe   verabreichten  Solutio  Sa^ 

^i  das  Leiden  in  seinen  noch  vornan- 

Symptomen  von  der  Art,  dafs  der  Dienst- 

'4es  Kranken  endlich   unterm  !28sten  Ja- 

i.als  dem  lOten  Tage  der  Krankheit  sich 

llalst  fand,    meine   ärztliche  Hülfe  gegen 

in  Anspru«h)lzci  nehmen« 

Bei  meiner  Ankunft'  am  genannten  Tage 
it  ich  deq  Kranken  im  Bette ,  und  schon 
la  deft  äufsere  in  seinen  Zeichen  grell  in 
Augen  springende  HalHtus  desselben ,  ins- 
Aidere  die  livide  blafsblaue  Farbe  des  Ge- 
ls^ die  unverhältnifsmäfsig  langen,  ziem- 
abgemagerten Arme,  die  langen ,  mit  ein- 
is  gekrümmten  Nägeln  versehenen  an  ih- 
Endspitzen  aufgetriebenen  Finger  dersel- 
,  der  enggebaute  platte  Thorax,  der  schnell 
wellenförmig  gegen  die  Rippen^  stofsende 
sschlag  ,  der  kleine  matte  undulirende  doch 
dem  erstem   correspondireiide  Puls,   alle 


—     108    — 

äie^ß  Erschein iingen   vernethen   mit  xu  vieler 
Wahrscheinlichkeit  das  hösartige^    hier  mehr- 
lach  besprochene  Princip  der  Krankheit.     Der 
Kranke    klagte    über    anhaltenden   stechenden 
Schmerz   In   der   Mitte   und  der  linken  Hälfte 
der  Brust ,   die  Engbrüstigkeit   war   zu  einem . 
Löhern  Grade  wieder  hinaufgestiegen,  und, sich 
dermalen  mehr  als  Orthopnoe  artend^  bat  den 
Kranke  flehentlich  um  Linderung  deiner  quaal- 
vollen  Angst.     Der  Husten,  in  Folge  der  vor-, 
hergegangenen    innern    Behandlung    eher  ge-    . 
mehrt,  als  gemindert,   war  mit  dem  Auswarf  * 
einer  schleimigen  blntgestreiflen  Masse  rerbnii- 
den,   und   stei^rle    das   Leiden    der  Brust  su 
noch  höherer  Quaal.     Das  gleichzeitig  vorhan«. 
dene.  Fieber  exacerbirte   der    Angabe  nach  in  . 
der   Form   eines   lentescirenden ,    an  Schweib 
war  nicht  zu  denken.     Die  Zunge  hatte  einen 
feuchten    schleimigen  Belag,   der  Appetit  fand 
sich   im   höchsten    Grade    gestört ,     der   Dorsft '. . 
äuFserst   gering,    die   Stuhlenlleerung,    früher. 
träge  und  sparsam,  jetzt  durch  den  Verhiauck 
des   Glaubersclien    Salzes    etwas   beschleunigt 
und  vermehrt,    der  Urin  von  Farbe  bräunlich^   . 
doch    ohne    Spuren    irgend    eines    Sediments. 
Anlangend   den    geistigen   Zustand   des   Kran- 
ken ,   zeigte    sich    derselbe    äufserst   niederge-^  . 
beugt   von   seinem  Schicksale,   zurückgezogen 
in   sich   selbst,    unmuthig,    und   sehr  in  dem 
quälenden    Wahne     einer    Mimmerwiederkehr    • 
seiner  Gesundheit  befangen. 

lieber  sein  vorhergegangenes  iörperliches  J?€-. 
finden  giebt  der  Kranke  leider  nur  ungenügen- 
de Aufschlüsse,  imd  ist  deren  Erweiterung  oder 
Berichtigung  weder   von   Seite  seiner  •  Umge- 
hungen ,   noch  etwa  sonst  vorhandener  in  en- 


—     109    — 


ger  BeziehoDg   mit  demselben  stehenden  Per- 
iooen  möglich.     Seine  Eltern  sollen,  wie  schon 
erinnert;  körperlich  gesund  gewesen,  und  der 
Vater  in  seinem  54sten  Lebensjahre,  an  Apoplexia 
uuigmntay  die  Mutler,    um  einige  Jahre  älter, 
uid  ein  Jahr  spater  an   einer  nicht  auszumit- 
tdoden  Krankheit   verstorben  sejn.     Die  dem 
f-iarten   Kindesaller   yorzugsweise  eigenthümli- 
dien  exan thematischen  Krankheiten ,   Blattern 
mnentlich  ,   Masern    und  ScharJach  will  der- 
•dbe  glücklich  überstanden ,  an  anderweitigen 
.  Ikbeln    in   seiner  Kindheit  gar  nicht  gelitten, 
«i  bis  in  sein  IStes  Lebensjahr,  wo  er,  durch 
lar Eltern   Tod  seiner  Yersorger  berauht,   in 
IKsnste  zu  treten  veranlafst  worden,  sich  ganz 
wohl  befunden  haben.     Nur  so  viel  ist  aus  je- 
B«  frahern   Zeit  dem    Kranken   in  der  Erin^ 
nemng  geblieben,   dafs  seine  Eltern  über  die 
b«  jeder  nur  einigermafsen  anstrengenden  kör* 
jMrfichen  Bewegung  in  seinem  immer  blassen 
Gesicht    aufsteigende    blaue  Färbung   sich    oi't 
rerwundernd   geäufsert^    und,    in    der   Furcht, 
es  könne  dahinter  eine  bedeutende  Kranklielt 
▼erborgen  liegen,  ihm  seine  Beschäftigung  fast 
BDtiusgesetzt    nur   am  Spinnrocken  angewiesen 
hätten.     Von  seinem  Eintritt  in  fremde  Dien- 
ile  aber    orlentiret^   sich   nach   seiner  Aussöge 
alle  Leiden,  als  deren  Acme  die  gegenwärtige 
Krankheit  anzusehen  ist.    Nothgedrungen,  sich, 
anstrengender    Handarbelt    unausgesetzt,     fast 
immer   im   Freyen,    bei   jeder  Witterung  und 
grober  Kost  zu  unterziehen ,   fanden  sich  bald 
aod    zunächst   häufige    Beängstigung   und    Op- 
pression  der  Brust ,  trockener  anjrreifender  Hu- 
sten ,    Cardiopalmus ,    und   Erscliöpfung   seiner 
körperlichen  Kräfte  ein ,  von  denen  der  Kran- 
ke,   zwar  immer  für  einige  Tage  zur  Arbeit 


v> 


—    110    - 

anTermügend ,  dennoch  aber  oGne  allen  Arz- 
neigebrauch sich  wieder  erholte ,  bis  endlich 
das  gegenwärtide  Leiden  in  seiner  Gesanunt-i 
heit  ilin  gänzlich  niederwarf. 

Konnte    mir    in   genauer  Beachtung  und 
Würdigung  der  angegebenen  Sjrmptome  einer- 
seits kein  Zweifel  bleiben  über  die  wahre  Na« 
tur  und  das  Wesen   des  vorliegnnden  Krank* 
heitsfalles,  mufsle  ich  denselben  unbedingt  fSr 
PneumophtJüsis   cyanotica  erklären,   so   ist  an- 
dererseits aus   der  eben  angegebenen  Entwik- 
kelungsweise  derselbe^  ihre   Aetiologie  genä« 
gend  ersichtlich.     Dafs  die  Krankheit  ihr  nr* 
sprÜDgliches  ursachliches  Moment  haben  müsse 
in  einem  organischen  Fehler  des  Herzens,  dab 
von  diesem  aus  die  derselben  vorangegangenen 
Zufalle   sich   orientiren,   und  durch   die,   mit 
bedeutender   Consumtion   von  arteriellem  Blut- 
noth  wendig  venbundenen,  körperlichen  Anstren- 
gungen ,  denen  der  Kranke  in  späterer  Lebens- 
zeit sich   unterziehen  mufste ,  als'  ihrer  Gele- 
genheilsursache,  in  der  Art,  wie  sie  oben'be^ 
schrieben   worden ,    sich    endlich    ausgebildef, 
und  zur  Phthisis  cyanotica  gestaltet  hatte,  geht 
daraus  unleugbar  hervor;  und  es  läfst  sich  der, 
Meinung  kein   erheblicher  Widerspruch  than,' 
der  Kranke  würde,  hätte  er  in  jenem  2histan- 
de  der  Ruhe,  wie  ihm  deren  Genufs  bei  sei- 
ner Eltern  Leben   gegönnt  war,   bis  über  die 
Jahre   der   Pubertät    hinaus   beharren    können 
und  dürfen^  wenn  auch  nur  einer  unvoUkom- 
nieneu  Gesundheil  für  die  Folge  genossen  ha- 
ben ,   doch   einem  Uebel  der  Art ,   und  mithin 
einem   frühzeitigen  Tode   sicherlich  entgangen 
seyn,  an  dessen  Gewifsheit  hei  der  vorhanden 
nen   Gestaltung   der  Krankheit,   und  dem  be« 


^  111  — 

raLts  erfolgten  üebertritt  derselben  in  ein  Sla- 
ünm,   ^welches    an   eine  radicale  Hülfe   nicht 
ihr  denl^  liefs ,  kaum  noch  gezweiiell  wer- 
konnte: 

Nichts   desto  weniger   wollte   und  mafste 

acht  werden,   was  unter  solchen  Umstän- 

noch  der  Möglichkeit   einer  Hiilfeleistung 

prach.      Den     vorhandenen    Orgasmus    im 

Geiülssjstem,  so  weit  es  im  Bereich  des  Mog« 

idien  lag,   zu  tilgen,'  den   gleichzeitigen  Hu- 

äm  zu  mildern,    und  der  quaalTolleo  Ortho- 

C'  "  zu  begegnen ,  verordnete  ich  dem  Kran- 
■aehstehendes  Infusum:   Rtc,  Herjbat  Di* 
purp,  scnqt,  ij,    Concis.  infund.  Aquat  fer^ 
unc.  vj.   JDigtr.  len,   calor,  per  quadr^  horat 
ciGdIiI.  rtfrig,  admlsc.  Kali  nitric.  dtpur.  drachm. 
f   fß.  JBzfr*  Hyoscyami  gr.  xxw.  Mucilag.  O,  Mi^ 
aMi  SjTup,  j^khaeaB  ana  dracJim,  vj.  D.  S,  Alle 
;     Auäen    einen    £fslc5ffel  voll.     Zugleich   liefs 
ieb  in   die  Brust  alle  2  Stunden  einen  Thee- 
f   mel  voll  von    nachfolgender  Salbe  einreihen : 
&c.  Unguend  Hydrarg.  einer,  unc*  j, ,  Oki  lly^ 
Mtyami   codi   unc,  ß,    M,  Z).  S.    Dabei  setzte 
kh  den  Kranken  auf  eine  vegetabilische  wäs- 
serige   Diät^    empfahl    eine   öftere  vorsichtige 
Erneuerung   der    ihn   umgehenden   Luft,    und 
IMglicbste  Ruhe,     Als  Getränk  wurde  ihm  ein 
'  Duoaum  Ahliaeae  mit  ^Syrup.  Hub.  Id.  gemischt 
terabreicht. 

Die  etwas  beträchtliche  Entfernung  des 
Kranken  von  meinem  Wohnorte  hinderte  jnich 
an  dessen  täglichem  Besuche,  und  als  ich  ihn 
am  Slsten  Januar  wieder  sah ,  hatte  sich  zwar 
die  Engbrüstigkeit  und  der  Brustschmerz  um 
Tieles  gemindert,  doch  war  der  Husten  noch 
k  ioin^r  mit  blutigem  Auswurf  verbunden  y  und 


.       •   ^    112    -r- 

die  Fleherbewegunge)»  auf  die  .oben  bc 
bend  Weise  deullich  exacerbirend.  Die 
Arznei  wurde  mitbin  fortgeröicht  ^  ii 
aben,  uod  weil  die  Stublentleerung  '^iei 
jsQgern  begann ,  nachstehende  Pulver  .t 
net :  Rec.  Hydrarg.  muriatic^  mitis  gr.  vvj; ' 
Lactis  scrup,  iv.  M.  /.  pulvis  divid.  ih  pari 
iV.  D.  *S.,  Früh  u^d  Abends  ein  solches  ] 
ZQ  nehmen« 

Am  3ten  Februar  wurde  ich  eilig  z\ 

Kranken    gerufen  y    und   es   hatte   sich  b 

dieser  kurzen  Zeit  die  Scene  bedeutend. 

der  nicht  zu  seinem  Vortheile  geändert. 

zeither^iiur  blutgeslreifte  Sputum  hatte  si 

reinem  schaumigen   dunkelrothem  Blute, 

am  heutigen  Tage  sogar  formlich  in  eiiv 

linde  Fneumonori-bagle  umgewandelt^   D 

und  Athmen  dagegen  wai^eti  um  vieles  et 

lieber,  geworden.     Diesem  Umstände  zu  in 

nen ,    und  zqnleich   auf  eine  mögliche  Yfl 

serung  der   fehlerhaften  Blutmischung  K 

wirjLen,  erhielt   der  Kranke  folgende  Bli: 

J?€c,   /Icidi  sulphurk.  diluti  drachm,  iß,,  D 

j^hhaeae  unc,  iv. ,  Syrupi  Hub,  Id.  unc.  j,  & 

S.    Alle.  12  Stunden    einen   Efslöifel  voll. 

aber   gleichzeitig  auch   äufserlich   die  nul 

Lungen   in   naher  organischer  Yerwandts 

stehende  Haut  inögUchst  zu  incitiren,  wi 

trolz  aller  in  der  Lage  und  den  YerbältD 

des  Ktanken  gegründeten  Unbequemlichk 

Te^anstaltungen  zu  Bädern  getroffen, /uoc 

Kradk-e  alle  48  Stunden  in  ein  lauwarmei 

oxygenirter   Salzsäure  geschwängertes  B*( 

setzt.     Die    diätetischen    Yorschrifl^o   bU 

dieselben. 

] 


^    113    ~ 


Nach  dem   einige   Zeit  fortgesetzten   Ge- 
lirauch  dieser  Mittel  war  die  Haemoptysis  bis 
iBof  die  Spur  wieder  verschwunden ,    von  Zeit 
tu  Zeit  eine  gelinde  Transpiration  eingetreten^ 
äufsern   Integumente   in  deren  Folge  war- 
die  Respiration   um    ein    Grofses  freier 
id  leichter  geworden.     Husten  aber  und  len- 
;jreodes    Fieber     gingen    ihren    gewohnten 
lag,   ja   mit   dem   erstem  wurden    nun   pu- 
«le    Massen   in   bedeutender  Menge  ausge-- 
Ten.      In    solcher,    dem    Anscheine    nach 
vieles  bessern   Gestalt   artete  ^ich  dasun^ 
e    üebel    mehrere  Wochen    unter  ver^^ 
t4iBdenen ,    ein  thätiges   Eingreifen   von  Sei" 
Im  der  Kunst  nicht  erfordernden  Modiflcatiö- 
IM;  es    wurden  mit  Hinweglassung   des   in^ 
mm  Verbrauches   der   Sauren ,    später  obiges 
tlpitm    Digitalis^     daneben     zur    Beseitigung 
IM  eingetretener  Obstrucliob  theils  aiitiphlo- 
fjrtiidie  Salze  9    theils ,   um  auch  die   Secre- 
tioBf  Ihätigkeit   der  Leber   zu    steigern ,     Calo- 
■el,   unter   stetem,    nur    jetzt  in    etwas   län-- 
gcrn  Intervallen    Statt  findendem^    Forlgebrau^ 
che  obiger   Bäder  verordnet;   bis   endlich    am 
26ten    März    die    Lungenblutung,     und    zwar 
diesmal  in   solchem   Grade   sich   wieder  fand, 
iafs  sie,    dem    Leben    des   Kranken  die   au- 
genscheinlichste   Gefahr    drohend,    nur   durch 
eine    mäfsige   Venaesection    und    den    innern 
Wiedergebrauch    der    Säuren ,    wozu    diesmal 
üe  rhosphorsäure  verwendet  ward,   gehoben 
werden  konnte. 


Unter   dem   längern    Gebrauche   derselben 
Terloren   sich   zwar    diese    Blutungen   wieder, 
doch    blieb     eine     Geneigtheit     zu    ihnen    in 
Jonxn.LXiy.B.s.Sc.  H 


—      114      -r 

dem    Kranken    itnmer    vorwaltend ,  >  der.  nun 
eiterförinige     coiiiöse,      nicht     seilen      dünne 
und  ichorose   Auswurf  •  war   je   zuweilen   mit 
schwärzlichem    verdorbenem    Blute   gemischt; 
die    asthiuatischen    Beschwerden    kehrtan    ün 
fernem   Verlaufe   der   Krankheit,  wieder,    die 
Stimme    wurde    rauh^     schwach    und    klang?-. 
los.     Die   Exacerbationen    der    Ftbris  phthi$ie^^' 
zogen    sich    mehr    und    mehr,  in   die    Länge^ 
und  der  Kranke  magerte  sichtlich  ab.    Gleicfar' 
zeitig    mit    dem    Eintritt    dieses    hofEaungslo- 
sen    Zustaudes    erwachte    nun    in    demselbiiA 
die   Liebe   zum    Leben ,    die   HoiFniing   seinei^ 
WiedergenesuDg ,    die   Aussicht  in  eine  gläck-^ 
li/:ke    Zukunit,    wie    sie     fast    alle    die    Un* 
glücklichen ,    welche   an    Lungenschwinds.ucKl 
dahinsrerben ,    bis    zum    letzten  matten   Hau-/- 
che  ihres    Lebens    beseeligt.     Rasch    uud   iul 
schnellen    Wachsthume    ihrer  Intensität  st^-^ 
gerten    sich   von   Tage    zu    Tage   die   Kruik-^ 
heitssymptome ,   ohne   dafs  irgend  eine  avdera. 
colliquative  Erscheinung   als   die  des  Auswat^ 
fes   hinzugetreten  wäre,    und    unter   den   ^ei* 
chen  eines  ErgriiTenseyns  des   Oerebralnerven-- 
systems,     unter    blanden    Delirien,     und    pe«, 
riodisch   intercurrirenden   Zuckungen  .  der  Ex- 
tremitäten    endete     der     Kranke     endlich    ia 
den   ersten   Tagen   des   Mai   ein  Leben ,   .wel- 
ches noch  länger   zu  erhallen,  *  allen  Anstren-^ 
gungen    der  ärztlichen   Kunst    nicht  gelingen 
wollte. 

Alles  mufste  mir  nun  an  der  Leichen^ 
Öffnung  gelegen  seyn ;  und  wer  immer  von 
meinen  Kunstverwandten  die  ärztliche  Praxis 
unter  Landbewohnern   treibt^    kennt   die   aus 


y 


—    115    ,- 

Dummheit  und  Torurtheil  entspringenden  riel«« 
frcben  Schwierigkeiten  und  Hindernisse  9  wel- 
'che  der  OeiFnung   eines    ^^erstorbenen  von  al- 
Imi  Seilen  so  häufig  in  den  W^g  gelegt  wer- 
len.     Endlich   wurde    sie   gestaltet,    und   die 
iLeiche   am  dritten   Tage   nach   erfolgtem  Ab« 
n  geöiToet«     In  der  Schädelhöle  fand  sich 
ar  Üeberfüilung  mit   Venenblut,   die  Sinus 
härten   Hirnhaut  strotzten   in  Folge   der- 
ben; von  Wasserergufs  innerhalb  der  Hirn* 
fanmern    war    jedoch    nichts    zu    bemerken. 
-  Alf  der  Oberfläche   der   Uura  mater  fand  sich 
iftvias    lymphatisches    Extravasat«     Bei    Oeff« 
9HB  der    ßrusthöble    zeigte   sich    die    linke 
I^e  mit  der  Pitura  theilweise  verwachsen^ 
dBi  Liingensubstanz   von   blasser  Farbe,    stel- 
liviieise  von  mürber  löser  Textur,  und  mit 
Bbt  reichlich    angefüllt.     In   ihr,    namentlich 
ahr  in  dem  obi^rn  linken   Lungenlappen  ge« 
Wikrte   man   mehrere  offene  Geschwüre^   hin 
ytd  wieder  auch    noch  geschlossene  Abscesse. 
l  Die    Nervi    phrenici    zeigten     sich    etwas    ge- 
idiwollen    und  hart,    der  linke  Ast  des  Ner^ 
mu  Vagus  aber  vollkommen   in  eine  breiartige 
Jbsse  degenerirt.     Der   Herzbeutel   war    un- 
gewöhnlich mit  Wasser,   das  Herz  selbst  fiehr 
nit  Blut   angefüllt,    letzteres    der   Lage  und 
'  Form  nach   von   normaler  Gestaltung.     Die  in 
,  der  Mitte  des  Septum  atriorum  hefindliche  Fassa 
om&  war,  wie  vermuthet,    offen,    der  Grund 
derselben    nach    oben    von   dem  Isthmus    ge- 
trennt,  und   netzförmig   zerrissen;   die  beiden 
Atrien  wie   im    Tötus   ungeiiieiu   ausgedehnt; 
ibrigens  die  Bildung  aller  übrigen  Theile  die^ 
set   Organs,    und    der   aus   ihm  hervorgehen* 
den  Blutgefäfse   der  Norm   gemäfs  vorhanden, 

H  2 


—    116    — 


nur  schien  die  Arttria  pulmonalis  sow« 
ihrem  Haupistamme  als  dessen  fernerej 
jBweiguiig  etwas  eng  geformt  zu  seyo 
Leber  war  ungemein  grofs,  ihre  Farbe 
als  im  normalen  Zustande,  ihre  Textui 
be  und  teigig ;  die  Vena  portae  nicht 
kommen  genug  entwickelt.  Itiilz^  ]\ier( 
Fancreas,  Ma^en  und  Darmkanal  zeigten 
TOn  der  normalen  abweichende  GestailiL 


—    117    - 


VI. 

Kurze    NachriGhten 

und 

Auszüge. 


1     ■ 

Üehsr    Blute^elgeh&ns9 
Eofrath  Dr.  Kunttmann,  Köntgh  HefmgdUuS* 


^ein  Aafsatz  fiber  den  Handel  mit  Blutegeln,  und 
Aber  die  Aufziehung  und   Erkaltung  derselben  ,  der 
•ich  im  vorjährigem  drittem  Stücke  dieses  JourniJe 
Ufiadec,  TeranlaCste  den  Hrn.  Dr,  pp^agner  in^  Schlie- 
ben,  Physicus  des  Seh weidnitzer Kreises,  mir  zu  ver« 
fchiedenen   Zeiten  Egeleehäuse  zu  übermachen ,  auf 
die  ich  die  Aufmerksanokeit   der  hiesigen  Naturfor- 
scher zu  richten  mich  bemühete.    Vergeblich  forsch- 
te ich  in  hiesiger  Gegend  dergleichen  Gehäuse  auf« 
xofinden  ,  bia  es  endlich  dem  Herrn  Apotheker  Solt» 
mann    gelang,    an   seinen    mit    Blutegeln  besetzten 
Teiche,  der  sich  in  dem  Garten  seiner  Brunnenan- 
stalt findet,' unter  dem  Rasen,    der  den  Teich  um* 
^ebc,  eine  grofse  Menge   dieser  Gehäuse  zu  finden, 
vrodurch  er   in  den  Stand  gesetzt  wurde,  derglei- 
chen seinen  Collegen  so  wie  mehreren  Aerzten  mit- 
sscliaileiif  ^und  sie  mit  der  fieschaffenheit  derselben 


—    113    — 

bckuint  zu  iracfaen.  Dat  AofEillende  in  dem  Baa 
dieiar  Gehauie  kac  «in  al2je*iieinea  Interesfo  anter 
dm  Aencea  und  den  NaiurTcrachem  erweckt;  und 
ich  glaube  daher,  daff  ei  den  Aeriten  angenebin 
•eyn  wird,  einige  Beobachtungen  Aber  dieselben  in 
dieaen  BUtiern  an  finden,  da  ein  auifährlicher  Aaf- 
Mts  Ton  mir  Aber  diesen  Gegenstand,  der  fQr  die 
Verhandlangen  der  hiesigen  Gesellschaft  nararH>f^ 
tchender  Freunde  bestimmt  ist,  manchen  von  ihnen 
nicht  an  Gesicht  kommen  mögte. 

Die  Beschaffenheit  der  Gehlnse  fibergehe  ieh 
hier,  da  ich  selbige  bereits  in  dem  Anfangt  gedach- 
tem Anfaatxe  £eite  66  —  68  gegeben  habe. 

Herr  Dr.  Pf^agner  hatte  die  Gfite,  mir  sn  fiknf 
Terschiedenen  Zeilen  und  zwar  im  Juli,  Aagaaty 
September  und  October  eine  Quantität  solcher  Ge- 
häuse XU  fibermachen,  und  mir  dabei  aeina  soc 
mehreren  Jahren  über  die  Fortpflansung  der  Egel 
nnd  über  die  Entstehung  dieser  Gehäuse  gemachte 
höchst  schätzbare  Beobachtungen  mitsutheilecU  Darch 
diese  und  die  bedeutende  Menge  der  Gehinse  ward« 
ich  in  Verbindung  meiner  früheren  Beobachtungen 
in  den  Stand  gesetzt,  aber  die  Entatehune  deraei? 
ben  nnd  Aber  die  Ausbildung  der  Egel  selbn  eini^ 
ges  Licht  su  erhalten ,  ao  ich  hier  mittheilen  will.  - 

Die  Fortpflansung  der  Blutegel  findet  nieh  Dr. 
ff^agner  im  Juni  Sutt;  da  sieben  sie  aich  gmell- 
•chaftlich  an  die  Ofer  der  stehenden  Wässer^  leeen 
flieh  in  die  sandigen  sufUligen  Erdhöhlen,  hinter  ftolm 
nnd  dergleichen  susammen,  oder  beeeben  sich  un- 
ter den  Hasen  der  am  Ufer  aich  findet,  oft  tief  ia 
die  Erde  hinein.  Bei  dieser  Gelegenheit  geben  sie 
•inen  Haufen  weifsen,  ziemlich  compacten  Schaum 
Ton  aicb^,  den  sie  einige  Zeit  nicht  verlassen ,  spä- 
terhin entfernen  sie  sich  davon.  Dieser  Schaum 
verdickt  sich  nach  und  nach  immer  mehr,  nnd  in&- 
Spät -Juni  oder  Anfang  Juli  ist  das  Genauso  auf*' 
gebildet« 

Diese  Art  deir  Bildung  iÜnea  solchen  Geb&ntei 
ans  Schaum ,  muCi  jedem  um  so  meht  anf fallen, 
wenn  er  ein  solches  Gehänse  sieht;  doch  aohwiiu 
det  das  Auffallende,  wenn  m«n  die  Bildung  der 
Gehäose  anderer  Bgelarten  beobachtet,  und  hier  die. 
UebMjrfauiaiAaag  mit  den-Gehtuaen  der  JBlotegel« 


— .    119  -^       " 

wenn'^leich  in  einem  höherem  Gride  der  Vollkom- 
menheit, findet. 

Unter   die   EgeUrten,    die   uns   einen   Blick   in 

r  Fortpflansungsart  gestatten ,   geholfen  hiocülata 

nnd    vulgaris.     Bioeulata   ist   ganz    durchticlitig.  in 

^  .  ihr  sieht  man  im  Mai  oder  Juni  die  Kleinen  gelben 

>     Eier  Paarweise  liegen,  die   sur   Zeit   der   Reife   su 

^     iweien    und  vieien,    in   einer   gallertartigen  Masse, 

«eieh  dem  Froschlaiche,  eingeschlossen ,  aus  der 
effnnng  des  Uterus  fortgestofsen  werden  und  im 
Wasser  su  Boden  sinken.  Hier  nimmt  das  Gante 
da«  mnde  Form  an  j  die  Jungen  entwickeln  sich 
dttin  und  die  gallertartige  Masse  verschwindet  mit 
ien  Wachathume  der  Brut.  Eben  so  verhält  es  sich 
vk  vJk/farix,  nur  mit  dem  Unterschiede ,  dafs  die 
Obsfliche  der  an.  Wassera;ewächsen    mit  den  Eiern 

Äten  gallertartigen  Masse ,  sich  in  eine  feste 
haichtige  Haut  verwandelt.  Dies  macht  es 
Wikncheinlichy  dafs  die  gallertartige  Masse  bei  bei* 
dea  mit  einer  flaut  umgeoen  ist ,  die  aber  bei  demc 
AMstoften  aus  dem  Körper  liöchst  fein ,  weich  und 
dmksichtig,  daher  nicht  leicht  bemerkbar  ist,  und 
OK  lachher  ihre  Festigkeit  und  Stärke  erhält. 

.  Auch  bei  den  Gehäusen  der  Blutegel  finden  wir 
die  gallertartige   Masse,    in    der    die    Jungen ,    die 
starke  sie  umgebende  Haut,  und  endlich  den,  diese 
I     umgebenden  merkwürdigen  schwarnirtartigen  Ueber- 
.    sag.    Dafs  aber  bei  diesen  die  Haut  schon  bei  dem 
\    Aasstofsen  aus  dem  mütterlichem  Körper  vorhanden 
itynmufsy    und   sich  der  schwammartige  Uebersug 
spiterhin  bildet,  davon  haben  mir  mehrere  Gehäuse 
innen  fast  nnurastörslichen  Beweis  gegeben.     Es  fin- 
.  dtt  sich  nämlich y   dafs,  wenn   der   Blutegel   seinen 
•ompaeten  Schaum    um   die    Wurzeln    von  Filansen 
gelegt  haty  diese  nie  in  die  Haut  selbst  eindringen, 
aoadem  nur  allein   von   dem   scliwammartigen  Ue* 
kersnge  umgeben  sind«  ja   dafs   diese  Wurzeln  sich 
:  ftrmlich   um   die   Haut  herumlegen,,  was  nicht  ge* 
ishehen  eeyn  könnte ,  wenn  diese  Haut  nicht  schon 
keim  Auaatofsen  vorhanden  gewesen,  und  das  Ganze 
wmx  allein   aus   einer  einfachen  schaumartigen  Masse 
bettenden  hätte.     Ferner   bestätigen   diese   Meinung 
Mich«  Gehäuse,  die  bei  ihrer  Bildung  dicht  an  ein- 
Mid«r  eelegen  haben  ,  jedes  hat  seine  abgeschlossene 
Buit  fikr  sich,    und  der  schwammartige   Ueberzug 


—    120    — 

geht  Ton  dem  elnein  in  dem  anderm  Aber.  ( 
die  nicht  auf  einem  ^reichen  Grunde  gele^ 
ben,  sondern  «uf^  einem  festem  Körper  t 
der,  der  Bildung  des  8chT7«|nmartigen  Ue] 
binderiich  war^  zeigen  auf  dieser  Stelle  kein 
eben  Ueberzugy  sondern  min  £ndet  bier  d( 
druck  des  Körpers  in  der  festen  Haut,  dage| 
übrige  Theil  des  Gebäuses  viel  stärker  m 
Ueberzuge- verseben  ist,   als  andere  Gebäuae. 

Hiernacb  wären  die  Gebäuse  dieser  dfi 
Egel  völlig  übereinstimmend,  nur  jeder  to\t 
höberem  Grade  der  Vollkommenheit,  bei  />: 
bleibe  das  Gehäuse  durchsichtig  und  weic 
vulgaris  wird  es  undurchsichtig  und  fest,  i 
jnedicinalis  ist   es   noch  mit  einem  schwamni 

Ueberzug  überzogen. 

« 

Aus  der  oben  angeführten' BescKafFenbeit 
Blufegelgehäuse  wird  es  mehr  denn  wahrschi 
dafs  der  seh  warn  martige  Ueberzug  derselben  s 
dem  y  die  Haut  iimgebenden  Schaum^  sei  < 
durch  Eintrocknen,  oder  durch  eine  Art  TQ 
derschlag,  oder  durch  eine  Art  von  Crystall 
bildet.  Ich  habe  diesen  Ueberzug  einer  g 
Untersuchung  unterworfen ,  und  einen-  V« 
desselben  mit  Spongia  ofjiqinalis  und  den 
verwandten  Arten  unternommen,  und  mich, 
xijiebrere  Mitglieder  der  hiesigen  Gesellschifl 
forschender  Freunde,  überzeugt  d'afs  er  mit 
Spougien- Arten  in  jeder  Hinsicht  vollkömme 
einkömrat;  was  über  die  Natur  d[er  Spongic 
noch  immer  im  Dunklen  liegt,  vielleicht  nc 
sichten  und  Aufklärung  in  der  Folge  gebei 
hier  aber  anzuführen ,  kufstr  dem  Zwecke 
Aufsatzes  liegt,  und  in  dem  für  die  Verham 
der  Gesellschaft  naturforschender  Freunde  b< 
ten  Aufsatze  Wfit^r  ausgeführt  ist« 

Hier  noch  einige  Worte  über  die  Bild 
Blutegel  selbst.  In  den  Gehäusen,  die  icl 
die  Güte  des  Hrn.- Dr.  rVagner  im  Juli  crhi 
ten  die  jungen  Egel  eine  weifse Farbe,  war 
Itommen  durchsichtig,  man  konnte  in  ihn« 
lieh  den  Nervenstrang  und  die  Geschlechtsti 
Kennen,  sie  hatten  eine  Länge  von  2-— 3 
und  eine  Breite  von  kaum  einer  drittel  Li 


■     —    121     - 

schwammen  in  einer  gallertartigen  Flflssigkeic,   die 

die  Höhlung   des   Gehäuses   fliisfüllte.     In   den  G«- 

hinsen  «o  icli  im  August  erhielt,  fand  ich  die  Egel 

bereits  i   bis    l    Zoll    in   der  sröfsten  Ausdehnung 

laogy  bei  einer  Breite  von  noch  nicht  einer  Linie; 

ihr  Körper  war  undurchsichtig  und  hatte  bereits  dia 

Zaiehiiung  dior  ausgevrachsenen   Egel ;   von  der  ^tl- 

leiftartigen   Flüssigheit  rrar   nur  nocli   wenig  darin 

enthalten«     In    den   Anfangs  September    erhaltenen 

waren  die   Kleinen   Egel    um    ein  Geringes  gröfser. 

Koch  Ende  September  fand  Hr.  Dr.  fT^'a^ner  :a  den 

Gehäasen  Egel,   die  aber  sogleich  ihre   Wohnung 

Terliefsen,   als   er  die   Gehäuse   von   dem   Orte  wo 

•le  lieh   gebildet,   fortgenommen   hatte.     In   ihnen 

InS  sfch    nichts  mehr  von  der  gallertartigen  FIüs- 

ndwit,  als   offenbarer 'Beweis ,   dafs   sie  sur  ersten 

tiurnng    der  Brut    bestimmt  ist,    welche   wie   et 

Umich  scheint,  3 — 4  Monate  zu  ihrer  Ausbildung 

bcdnf . 

Dorch  die  Uebermachung  dieser  Gehäuse  bin  ich 
ing^ch  in   den  Besitz,  von  einigen  hundert  jungen 
BliHigeln  gekommen,  die  theils  während  des  Trans- 
ports au  sgeKrocheix  waren,  theils  unter  meinen  An- 
fn  aaskrochen.     Ich  fand  in  einem  Gehäuse  bis  10 
juge  Egel,   Ilr.  Dr.  PVa^er  fand   einst   in  einem 
17  dergleichen.     Der  ungleich  gröfsere  Theil  mei- 
ner Egel  lebt  noch,  ich  bewahre  sie,  des  Versuchs 
wegen,  zum  Theil  in  Schlamm,  zum  Theil  in  Was« 
fer  von    verschiedener  Art«   mit   und   ohne   Zutritt 
derLnft,   auf,   und    ünde  bis  jetzt,    Ende   Novem- 
ber, dafs  die  in  Schlamm  aufbewahrten  am    meisten 
an  Wachskhum   zugenommen    und  noch   einmal   so 
grofs  geworden  sind,    als  sie  bei  dem  Ausschlüpfen 
aas  ihrcVx  Gehäusen  waren.     AuiFallend  war  mir  die 
Beobachtung,    dafs    die   jungen  Egel   in   den  ersten 
Tagen  nach  ihrem  Auskriechen,   wieder  in  ihr  Ge- 
häuse zurQckkrochen ,   wenn   die   Temperaiur  kälter 
Wurde,  und  darin  oft  einige  Tage  verweilten,  stell- 
te ich  das  Glas,    worin  -sie   sich  mit  den  Gehäusen 
befanden,  einer  wärmeren  Temperatur  tus^  so  ver- 
liefseu  sie  wieder  ihr  Gehiluse. 


—  ■  122    — 
2. 

Ein  durch  unterdrückte  Gonorrhöe  erzeugter    T'r Ismus, 
durch  künstliches  Hervorrufen   des    Ausßustes  geheilt, 
von   Dr.    G,    G,  F eno glio.     {Aiiuali   universäli 
von  Omodeif  Juli  lQ&6»)  . 

Mitgetheih 
vom  Media*   Rath   Klaätseh. 


Ein  junger  Mann  von    i8  Jalireh,  von  starkem 
Körperbau  und  biliös   sanguinischem  T&mperamence 
hatte   zum    ersteumai  einen  gutartigen    Tripper  be- 
Kommeu.     Da  er    die    Natur   seines  Leidens   iiicüt 
Kannte,    s?   vernachläfsigte   er   es  mehrere  Tage  bis 
ihn  seine  Freunde  darauf  aufmerksam  machten.     Er 
wandte  nichts  als  schleimiges  Getränk  und  kohlende"' 
IVlittel  an 9   da  ihm  jedoch  dabei»   wie  gewöhnlich» 
die  Zeit  Kulang  wurde^  sogrifFer  zum  Copaivabalsam. 
Da  aber  auch  dies  Specificum  nicht  sogleich  antchia* 
een   wollte,    so   steckte   er  das    Glied   in  -£iswa»ser, 
Sfach  zwei  Versuchen  hörte  derAusfiufs  wirklich  auf. 
Nach   drei   Tagbn    consuUirte   er  mich  wegen  einer 
gewissen  Spannung  in  den   Muskeln  des  Halses  und 
des  Schlundes ,  welche  er  einer  einfachen  Erkl^luing 
zuschrieb*     Da   ich   bei  einem  gründlichen  Examen 
die  Einwirkung  einer  solchen  Ursache'  nicht  anneh- 
men  konnte,  so  kam  ich  bald  auf  den  Tripper 'und 
•eine   unvorsichtige  Unterdrückung.     Obgleich   ich 
nun  wohl  die  Schädlichkeit  der  adstringirenden  und 
ähnlicher   Mittel ,    welche   den   Ausfluis   zu    tcbnell 
j^emmen  y   dachte,  so   £el  mir  doch   nicht  ein,   die 
Sntstehung    des  jetzigen  Leidens,   jener  unvorsich* 
tigen   Handlung  zuzuschreiben,   ich  verordnete  in» 
SeCt   zu  bleiben    uud   Schweifs  treibende   Oettänlio 
zu  geniefsen.     Nach   zwei   Taeen   sah   ich   ihn   mit 
rothem  Gesichte ,  mit  ängstlichem  Blick ;  mit  hur- 
asem  Athem,    fast  aufser  Stande  zu  reden.     Der  Ha^Is 
"war  unbeweglich,  das  Schlucken  beschwerlich,  dev 
Unterkiefer     strafF. '    Allgemeine    Abgesrhlagenheit^ 
^lier umziehende    Schmerzen,    schneilos    KlopTen   der« 
Arterien,    besonders   der  Carotiden.     Palpitationen» 
Zittern,,  und  das  eigenthümliche  Knistern  der  Mus- 
Itehi,   welches  auch  Jutevrieth  beobachtet  hat>    ge* 
«•Uten  »ich  su  diesem  anfangenden   Txismiu.     Da 


--    123    — 

ieh    nnn    an    die    Wirknngiiii    einer  nnterdrAclkCen 

Blennorrhoe  auf  das  Nervensystem  dachte,  so  mach* 

te  ich  den  Kranken  auf  die  Gefahr  in  der  er  schwebte, 

wenn  es   nns  nicht   gelänge,    den   AusAufs  wieder 

herrorzornfeny  anfmerksani«    Allgemeine  Bäder,  Ein* 

zcibnngen   von   Chamillenbl    und    Opium    brachten 

xwar  einige  Linderung ,    hoben  jedoch    den   Tris« 

nnt  nicht,  der  erst,  als  JBoufties,  warme  Umscblä« 

^   nm  den  Penis-,   den  AusAufs   wieder  hervorge- 

jrnfen   hatten,    nachdem    er   5  Tage   und   5  Nachte 

gedauert   hatte,  gänslich   irerschw^and.     Ohne  mich 

anC  eine  weitläufcige  Erklärung  einxulassen,  spreche 

-  ieh  nnr  meine   Ueberzeugung  aus,   dafs   ohne  Her* 

•tellang   des   AusAusses   das  so  bedeutende  Nerven* 

leides  gewif)^  nicht  gehoben  worden  wäre,  zugleich 

koin   dies   aber   den  Aereten   zur  Warnung  dienen» 

irslche   den   Tripper  nicht  schnell  genug  hellen  zu 

Ifoeen  glauben ,  und  den   KfSnken  dadurch  in  die 

IF^tfate  Gefahr  bringen  können. 


3. 

VnUUmz  durch  kalte  Bader  geheilt^  von  Dr.  Terreux, 
(jGaz,  deS,    jiur'd,  5.  1825.) 

Mitgetheilt 
vom  Dr,    Oppert, 


J,  Albanet,   14' Jahr  alt,   Frii eurlehrling ,    Von 

nemlich    kräfti€;em  Körperbau,    schwarzen    Haaren, 

gewöhnlicher    Leibesstärke,    der    Onanie    ergeben» 

wurde  am   i5ten  Januar    von   leichten   convulsiven 

Bewegungen  in   den  Fingern  der  rechten  Hand  be* 

lallen.     Einige    Tage    darauf   nahmen   die  leichten 

Contractionen  öberhaud   und   erschienen. im  rechten 

Bein,   dann  im  Arme,   und  dem  linken  Bein.    Der 

Barsche  suchte  noch   immer  zu  arbeiten,    aber  er 

■errifs  jedesmal  die  Haarlocken ,  die  er  ordnen  soUr 

te,    so   dafs  man    il^n  am  228ten  Januar  nach  dem 

Kinderkrankenhaase  brachte. 


% 


—    124    — 

1 

k 

Den  3'5tenjan.    Die  Ge sich tsmnilc ein  leicbc  suk- 
kend,  die  Hände  fortdaaernd  in  Bewegung,  er  kana    '. 
nicht    da^roic   trinken    oder  iiacii  dem  Kopie  greifeiii 
die    Füfse     -Verden    abwechselnd  jpin  -   und  aiiswilrtt   ' 
gezogen  y    die  Znn^e  und  der  Schlund  sind  von  den     f 
allgemeinen  convulsiven  Zustande  mit  ergrilFen,  dt« 
her   der   Kranko   schwer   spricht  und  schluckt.     De« 
brigens  SRhläft  er  gut  und  hat  guten   Appecir.     Mau    > 
verordnet  blofs  einen  Pomeranften-Aufgttfa^  und  die 
Viertel -Forlion  der  Diät. 

Den  24ten.  Derselbe  Zustand  {Argent»  niirir 
cum  ^^  Gran). 

Den  25ten.  Die  Zuckungen  sind  stlrken  (Ponu 
xncransen- AnfgufSy  jirgent,  nitricum  j^^  Gr«  MorgOU 
und  Abends). 

Den  36ten.  llotbes  lebhaftes  Gesicht,  kein  Schlaf 
geröthete  Conjnnc'.iva,  Steigerung  der  Ziifälle.  {Ar»    - 
gent,  nitr,  ausgesetzt^  Infus,  Aurant,^  Oxyinel), 

Den  275ten.  GcrÖthetes  Gesicht,  Trübsinn,  Zfth« 
neknirsclicn ,  stärkere  Aufregung,  rothe'  Zunge^ 
Schmerz  im  Schlünde*  (Kaltes  Bad  zu  fio  Grad^ 
Infus.  Aurant.) 

Den  28ten.  Weniger  Ünordnnne  in  den  Bewe- 
gungen, die  Ellnbogen,  Arme  und  ßeine  sind  tb* 
geschunden,  so  stark  war  der  Kranke  den  verfiui« 
genen  Tag  und  die  Nacht  geschüttelt  worden«  (Kai« 
tes  Bad  zu  20  Grad,  Infus»  Aurant,  HydromeL} 

Den  29sten.    Kein  Appetit,  wenig  Schlaf,  Z&fan- 
knirschen,  er  kann  sich  nicht  ankleiden ,  (ein  kältet  • 
Bad,  etwas  Wein,  Sauerhonig.) 

« 

Den  3oten*  Etwas  Besserung;  er  verlange -bu 
«ssen,  hat  gut  geschlafen.  (Ein  Bad  von  18  Graden.) 

Den  3iten.  Besserung;  leichter  nnsten.  (Scblet* 
jnigtet  Julep,  desgleichen  ein  Bad  von  ^  Stunde.} 

Vom    iten  Febr.  bis   zum    laten  besserten  sich 
die  Zufälle  fortwährend,  und  den  i4ten  ging  er  ans,    . 
nachdem  er  völlig  wieder  her||e$tellt  war.    Ich  ver« 
gafs  zu  bemerken»  dafs  zuvor  em'kleienartigerFleeh» 
tenansschlag  tn  10  bis  12  Stellen  sich  bei  ihm  g€^  • 
ceigt  hatte. 


—    .125    — 

Die  Iialten  Bäder  Können  *in  dieter  ^ft  so.  hart- 
■iekigen  Krankheit  nicht  genug  empfohlen  werden, 
Man  raufs  das  Kind  nur  einige  Minuten  lang  in  Kal- 
Mt  Wasser  eintauchen ,  wenn  e«  sich  nicht  gleich 
dtuin  erwäi^t;  wenn  aber  die -Wärme  bald  nach 
/iftam  ersten  Eindruck  der  Kälte  au£  der  Haut  wie- 
^criiehrt,  kann  man  es  eine  i  auch  wohl  f  Stunde 
lau  kalten  Wassei;  sitzen  lassen» 

'  Ich   habe  nie  gesehen ,  dafs  eine«  Chorea  diesem 
Verfahren  widerstanden,   besonders   wenn  mau  Ge« 
luenheit  hatte  das  Kind  aufs  Land  oder  nach  ber- 
[-  Ml^^  Gegenden  zu  schicken. 


F 


4. 

MkuUen  Prenjsischer  Jerzte  aus  den  piertelj ährigen 

.  Sanitätsberichten* 


(Portsetzung.) 


Elephantiasis,  —    Der  Dr.  Burdach   zu  Trieb el 
kttte  Gelegenheit  eifie  Elephantiasis  zu  sehen.     Ein 
kerumziehender   Bettler  Ton   5ß  Jahren    w^ar  damir^ 
aber  blofs  an  dem  linken  Fufse  behaftet.     Der  Ober- 
nad    Unterschenkel    dieser    Seite    waren    bedeutend 
stirker,   als-  diese   Theile   an  der  rechten  Seite,  so 
dafs   die    von    dem    ^rzte    gemessene  Differenz    des 
FaCirückenSy  Fufsgelenks^  und  der  Mitte  des  Ober- 
schenkels   durchschnittlich    5}   bis  4f   2oll   betrug« 
Vom  Hüftgelenke  bis  zu  seiner  Mitte  war  der  Ober- 
Mkenkel   gesund ,  .von   hieraus    aber  ging  die  An- 
fchwellung   bis  zu  den  Zehen  herab;    die  Haut  war 
karC  und  lederartig    und  nahm   den   Druck  des  Ein- 
giers  nicht  auf;   der  Fufsrücken  von    den  Zehen  bis 
aam   Fufsgelenk  w^ar  mit  dicken ,    schuppeuartigen 
Borken  besetzt»  zwischen  denen  eine  klebrige,  Schar- 
ia Feuchtigkeit 'ausgesondert;  wurde.     An  der  innem 
Seite  des  Snie^elenks   war  ein  kleiner,    doch  tiefer 
mad  viel  röchlichen  Eiter  ergiefsender  Fistelgang  be- 
hdlich;  die  übrigen  Hautstellen  waren  rauh  und 


,( 


■^    126    ~ 

ohne  ExiOceration,  Die  Zehen  waren  zu 
mit  einander  verschmolzen  und  mit  sohwa: 
Fleische  belegt  5  das  Fufsgelenk  war  völli 
weglich  y  das  Kniegelenk  aber  hatte  noch  ei 
weglicbKeit.  Der  Kranke  empfand  ein« 
Schwere  im  Fufse  und  zuweilen  heftige  i 
Schmerzen  in  demselben,  übrigens  schien  « 
SU  seyn.  Die  Krankheitsform  war  vor  9  Jal 
standen,  und  hatte  sieh  naph  und  nach  aoSj 
ohne  dafs  dagegen  etwas  gethan  worden  v 
Veranlas5ang  wufste  der  IVIann  nicht  ansugel 
stand  aber,  in  früherer  Zeit  im  Dienste  des 
und  der  Venus  allen  Ausschweifungen  ergebe 
sen  zu  seyn,  auch  an  venerischen  Uebeln 
'^zu  haben«  Vern^chlAffigte  Liustseuche  m>tSc 
'vergesellschaftet,    scheint  Wohl  den  Grund 

fihantiasis   gelegt  zu  haben,     £ine  ärztliche 
ung  wurde  nicht  verlangt,   konnte  auch  ni 
obwaltenden    ungünstigen    Aufsenverhältnll 

Kranken  nicht  eintreten*   ' 

_« 

Heilung  einer  Zungenlähmung,  —  Bei  ei 
■stfirica ,  bei  welcher  die  hysterischen  Znfi 
Jahresfrist  gänzlich  verschwunden  waren, 
LähmtiQg  der  Zunge  in  Folge  einer  Erkältuf 
lieh  ein,  ohne  daU  sie  sich  auch  auf  ander« 
erstreckte.  Starke  Sudorifera  in  Verbind] 
NermnU'y  tind  das  Einreiben  des  Cajeputöls 
'  Ziinge,  reichten  hin,  Beweglichkeit  und 
virieder  herzustellen.  (Von  Ur.  Sehmuhr  zo 
nisbnrg). 

'  Salmiak  heiHaemoptysis,  -—  Ein  Mann  IJ 
leben,  von  phthisischer  Architektur,  Win 
mehreren  Anfällen  von  Blutspeien  befallen j 
cig,  dafs  bei  dem  letzten  die  gröfste*  So 
grofse  Blässe,  Kälte  der  Extremitäten,  Zi» 
Grlieder,  kleiner,  kauin  fühlbarer  Pulssohla 
XiCben  durch  Verblutung  ein  Ende  zu  macl 
Beten,  Während  dieses  Anfalls  w^urde  dem 
ten  Haller''scheB  Sauer  mit  Opium  verordne 
auf  aber  nach  Fischer^s  Methode  der  Salmiak 
verform  alle  2  Stunden  1  Sorupel  bis  f  Orael 
eben  so  viel  Pulvis  Liefuiritiae  gereiont.  O 
harrlicheir  Fortsetzung  dieses  Miitels  wurd 
aar  die   gegenwi^iiige  Eeachwerde  beaeitigi 


\mt.  dft^  Naohtt  im  Schliffe  aufsund ,    tich  ■{ 

mnä.%nn9ti.^nttetnt  wohnenden  Groftva*  i 

Mb  ,D«i  JQod  schien  abrigent  eetund  aa 
9  'VmBuÜi.cU  indeiaen  Wriirmaffekdonen 
M^nthMlmintieaf  jedoch  ohne  allen  Erfols.  j 

ükU  daher  kalte  Finrsbäder   täglich  nen- 

•  verordnete  die  Valeriana  in 'grofnen  Do^'  | 

•  Behajidlangi weise   hatte  die  trefllichsre  , 
die.  moiidsbchtigen  Anfalls  hörten  Töliig                    ^ 

kellen  euch  nicht  «wieder  zuracli.  V9n 
)er  ICur  noachte  die  Anwendung  des  schwe- 
ihinins  mit  Eisenmitteln,  ^' 

^ft  fyr  Alkfdien  bei  Drüsenkranhheiten,  — - 
von  so  Jahren  hatte  schon  seit  seiner  frü* 
^nd  an  Scropheln  gelitten;  die  DrAten 
und  im  Kacken  waren* nach  und  nach  in 
Urergegangen  y  so    dafs  das  KinÜ  nie  ohne  1 

gewesen  war,  und  der  ganze  Hals  mit 
ia  angetch wollenen  Drftsen  besetat,  das 
lappchen  aber  gespalten  und  eiternd  .er- 
)er  SU  Rathe  gesogene  Dr.  Löscher  su 
>g  das  Kali  fausticum  in  Gebrauch  y  und 
be  nach  DzondVs  VorAchrift  nehmen ,  so 
ens    und   Abends   40   Tropfen    der  Auflö» 

1  Drachme  in '1.  Unse  destillirten   Wai«  « 

Wasser  verdannt^  gereicht  wurden,  alle^ 
s  dabe  um  10  Tropfen  gesteigert.  A]ppe- 
erdanuniy   ^vurden    aurch  daa  Mittel  nicht 


—    128    — 

f 

eem  Enolge  angewendet  liat,  und  nach  fei 
Ftlirung  diese  Mittel  bestens  einpfehlen  \» 
bedieiit  sich  des  Kali  sowohl  ini  Kauttiscbeii 
kohlen^esäuerten"  Zustande^  so  wie  des  ko 
säuerten  I^Jatrors,  Die  Einwirliung  ■  der  J 
aaf  das    Dvösensystem    ist   gane   unverKennb 

fegen  Skrofeln  müssen  diese  Mittel  als  sp 
etrachtet  werden,  in  dem  Maafse,  dafs  ihi 
allen  übrigen  der  Vorzug  zugestanden  werde 
zumal,  als  keine  üblen  Nebenwirkungen  bei 
angemessenen  Gebrauche  beobachtet  worden. 
ding«  ist  das  Natron  gegen  den  Kropf  ero 
worden  y  und  auch  hier  hat  der  Referent  h 
ihm  vorgekommenen  Falle  es  wirksam  gefui 

Tödtliche  Vergiftung  mit  Blausaure»  - 
Mann  in  Söramerda  hat  sich  durch  eine  hall 
Opium  und  eine  ganze  Unze  filausäuie  ▼< 
Merkwürdig  war  es,  dafs  beider  Sektion  keii 
eines  Geruchs  nach  Blausäure  wahrgenommc 
de 9  eben  so  wenig  auch  eine  blauschwars 
des»  Blutes.  Da  dem  Vergifteten  durch  den 
aiichts  beizubringen  war^  so  .waren  blofs  I 
aus  starkem  Kaffee,  Ammonium  und  jicidm 
cum  angewendet  worden,  doch  ohne  Nutzen 

(Die  Fortsetzung  folgt«) 


Die  Bibliothek  d^  pr»  Heilkunde  Fehruar  d^  J, 

J*  Eherle  Treatise  ofthe  JUateria  IUedieai^ 
J,  TVendt  Hülfe  hei  Vergiftungen» 
Km  H»  Dzondi  neue  zuverläfsige   Heilart  d< 
seuehe» 

•Kurze   litter  arische  Anzeigen, 

K»  F*    Heusinger    Untersuchungen  über  i 
male  Kohlen  -  und  Pigmenthildung, 
'  A,  P  ojrulini  de  Phthiseos  speciehus. 


Jon    r  n   a  1 


der 


ctischen  Heilkunde, 


Herausgegeben 
▼  ön 

C.     W.     Hufeland 

Prenfs*  Suatsrtth,  Ritter  des  rothen  Adler« 
zweiter  Klatse«  ertteniLeibarsty  Prof.  derMe« 
der  XJniyersitiLt  zuBerlin,  Mitglied  der  Act« 
demie  der  WiBsenschaften  eto. 

n  |i  d 

E.     O  s  a  n   n« 

Lern  Professor  der  Medicin  an  der  ünirer« 
Smd  der  Medicinisch  •  Chirurgischen  Academie 
MiUtair  zu.  Berlin,  und  Mitglied  mehrerer 
'    gelehrten  Gesellschaften. 


Grau^  Freufidf  ist  alle  Theorie^ 
Doch  grün  des  Lehens  goldner  Baum^ 


öÖthe» 


•*    t 


UI.  Stück.  März. 


Berlin     182  7. 
Gedrackt  «nd  verle|;t  bei  6«  Reimer» 


■MM 


I. 

Schneller  Tod, 

'  *        ■ 

tj^ntane    Durchlöcherung    des    Magens 

herbeigeführt. 

Nebst    Bemerkungen 

über 

die  Gastrobrosis' Überhaupt  und  ihre  ver- 
schiedenen Arten^ 

von  ' 

Dr.    J.    H.    B \e  c  k  e  r,    -   . 

,  Grofsheczogllch  Mecklenburg -SdiweTinschen  Ge* 
keimen  -  Medicintl  -  Rathe    und    Leibarzte 

SU  Parckim. 


'Christiane  M.i  23  Jdhre  alt,  die  Tochter  eines 
Arbeitsmannet   hieselbst,   überstand  in  ihrem 

.ersten  Lebensjahre  die  Windb^attern ,  welche 
▼erkannt  und.  für  ächte  Menschenblattern  ge« 
kalten  wurden.  Deshalb  unterblieb  die  Vacci- 
aation  dieses  Mädchens,  und  ward  sie  nun  in 
ibrem  i4ten  Lebensjahre  yon  den  achten  Men« 
tcheopocken,  welche  damals  am  hiesigen  Orte 
kin  und  wieder  herrschten ,  befallen.  Sie  war 
sehr  krank,  und  nun  mit  Mühe  gelang  es  mir 
'   damals,  sie  dem  Tode  zu  entreifsen.    Bis  zu 

A  2 


—      4      <- 

ihrem  Ißten  Lebensjalire  genofs  sie  nun  eioef^ 
UDgetriiblen  Gesundheit,  bis  sie,  im  Mai  1818, 
nach   einer    erlltlenen   starken   Erkältung,   hei 
Gelegenheit   eineb    sie  im  Felde   überraschen- 
den,   und   sie  ganz  durchnässenden  Gewitter - 
Regens,    von    einer  heftigen  Rheumatalgie  be- 
fallen ward,  wogegen  indessen  keine  ärztliche 
Hülfe  gesucht  wurde.     Nach  ihrer  allmählig  er-    , 
folgenden   Genesung   stellte   sich    nach  einigen 
Monaten   dennoch   zum   erstenmal  die  Periode 
regelmäfsiA    ein.     Während    derselben    badete 
sie,   aus  Unkuude,   an   einem  August -Abend'  '. 
noch  spät,  mit  andern  Mädchens,  in  der,  durch 
die  hiesige   Stadt  fiiefsendeii  Eide;   —   plötz^  ' 
liehe    Unterdrückung  der  Regeln  mit  heftigen 
Unterleibsschmerzen  war  die  unmittelbare  Folge 
dieser  Unvorsichtigkeit  3  sie  mufste  ihren  Dienst, 
als  Stubenmädchen ,  verlassen ,   und  hielt  sich 
nun,  ohne  etwas  anderes  als  sogenannte  Haus- v 
mittel   zu    gebrauchen,    bei   ihren   Eltern   auf. 
Nur   dann   erst,    als  mancherlei  vergebens  ge- 
braucht war,    ihr  Kränkeln   aber   fortdauertei 
ward  sie  von  mir  ^  in  Auftrag  des  hiesigen  Ar- 
men -  Collegiums  ,     ärztlich    behandelt.      Nach 
mehreren  Wochen,  nachdem  ihre  schmerzhaf-    . 
ten  Unterleibsbeschwerden  durch  den  Gebrauch 
mehrerer  innerer  und  äufserer  Mittel  beseitigt 
waren,  stellte   sich    ihre   Feri.ode  wieder  ein, 
und  nun  erholte   sie   sich  bald  in  soweit  wie- 
der, dafs  sie  in  Dienst  gehen  konnte.     Indes^ 
sen  blieb  seitdem  ihre  Periode  öfterer  aus,  und 
erschien   überhaupt   sehr   unregelmäfsig;    aber- 
mals wurden  nun  wieder  deshalb  mehrere  Haus- 
mittel gebraucht.     Aufserdem  litt  sie  nun  schön 
damals  öfterer  an  Magenschmerzen ,  und  lühlte 
sich   überhaupt   schwach,    so   dnfs  sie  die  ge- 
wöhnlichen grobem  Haus-  und  Gartenarbeiten 


K 


—      5      -J 

lucbt  mehr    verrichten  koonfe.     Sie   vermie- 

tteie  sich  deshalb  vor  3  Jahren  hei  dem  Kauf- 

mann  Hrn.  M.  hieselbst^   als    Kiudermädcheik. 

Durch  die  Sorgfalt^  welche  sie  der  Pflege  der 

ibr  anTertrauten ,    oft,    und   in   hohem   Grade 

Iränkelnden  Kinder  ^vidmete,  erwarb  sie  sich 

die  Zuneigung  ihrer  Brodherrscha^t,  ward  von 

dieser  sehr  gut  gehalten  und  mit  allen  gröbern 

':  Handarbeiten ,  ihres  fortdauernden  Kränkeins 
wegen^  verschont.  Oft  klagte  sie  über  heftige 
Uagenschmerzen  und  man  fand  sie  häufig  mit 
itaa  Uoterleibe  auf  einen  Koffer  Jiegend,  laut 

.  ninmernd;  dennoch  waren  alle  Vorstellungen, 
{igBB  ihr  Uebel,  dessen,  seit  einigen  Jahren 
wmer  öftere  und  heftigere  Anfalle  sie  sogar 
möglichst  zu  verheimlichen  suchte ,  etwas  zu 
CdhacBUchen,  vergebens,  und  ic]i  erinnere  mich 
ihr  ue  etwas  anders  verordnet  zu  haben ,  als 
flu  gewöhnliches  Digestiv -Pulver  aus  Magne- 
»  und  Rhabarber ,  mit  etwas  MheosaccK  Foe^ 
Mkulij  dessen  sie  sich  dann  bediente,  wenn; 
wie  sehr  gewöhnlich ,  mehrere  Tage  ohne  Lei- 
besoSnung  verflossen  waren. 

Uebrigens  war  dies  Blädchen  von  mittle- 
rer Gröfse,  schlecht  genährt,  und  nahm  über-^ 
haupt  nur  äufserst  sparsam  Nahrungsmittel  zu 
•ich.  —  Ihre  Gesichtsfarbe  war  blafs ;  dieWan- 

En  oft  mit  einer  dunkeln  Böthe  überzogen, 
re  Gesichtszüge  hatten  oiTeubar  den  leiden- 
den Ausdruck,  der  denjenigen  Personen  eigen 
i«t,  die,  mit  tief  in  den  Organen  der  Repro- 
dnction  wurzelnden  und  wuchernden  Leiden 
behaftet  sind.  —  Kurz  vor  ihrer  letzten  Krank- 
heit halte  sie  gegen  ihrß  Brodherrschaft  geau- 
6erl:  dafs  sie  an  den  jetzt  öftern  und  hefti- 
gem Anfällen   ihrer    Blagenschmerzeu  so  sehr 


6-        6       - 

leide,  und  sich  Sberhaupt  so  erschöpft  fiihle, 
dafs  sie  nur  aus  Zuneigung  zu  den  ihrer  Pfle- 
ge anvertrauten  Kindern  tfich  entschliefsen 
könne,  länger  im  Dienste  eu  bleiben,  sonst 
sich  lieber  zu  ihren  Eltern  hegeben  xnoch^. 

Am  ISten  Octbr.  1825,  Vormittags,  yratä 
ich  zu  diesem  Mädchen  gerufen.  Bei  meiner 
Ankunft  erfuhr  icb,  dafs  sie  noch  Morgens  ihr 
gewöhnliches  Frühstück  genossen  und  sich  so- 
dann mit  der  Wäsche  einiges  Kinderzeuges 
in  der  Küche  beschäftigt  habe;  bei  dieser  Be«' 
echäftigung  sei  sie  plötzlich t  Yor.etvra  einev 
Stunde,  mit  so  heftigen  Schmerzen  im  Magen 
und  im  Unterleibe  befallen,  dafs  sie  sich  habe 
sogleich  zu  Bette  legen  müssen.  Ich  fand  die  ' 
Kranke  auch  im  Bette ,  und  zwar  auf  dem 
Bauche  liegend ,  und  unaufhörlich  über  uner- 
trägliche, besonders  den  obern  und  mittlem 
Theil  des  Unterleibes  einnebmende  Schmer- - 
zen,  schreiend  und  winselnd,  die,  wie  sie  • 
versicherte,  ihrer  Empfindung  nach,  von  gans 
anderer  Art  wären,  als  die  bisher  olt  schon 
erlittenen  Magenschmerzen«  Vergebens  hatte  , 
die  Kranke  bereits  mehrere  Tassen  Chamillen- 
blumen-Thee  getrunken  und  Hoffmann^sthe 
Tropfen  auf  Zucker  genommen,  worauf  zw^r 
einige  Ructus ,  jedoch  ohne  alle  Erleichterung, 
erfolgt  waren*  Mit  vieler  Schwierigkeit  erfuhr 
ich  von  der  Kranken,  die  der  heftigen  Schmer- 
zen wegen  ganz  aufser  sich^  un^  kaum  einige 
Worte  hervorzubringen  vermögend  war:  dafs  . 
sie  sich  durchaus  keines  Umsiandes  erinnerei 
welcher  diese  ganz  plötzlich  entstandenen,  und, 
ohne  Nachlafs,  in  gleich  heftigem  Grade  fort- 
dauernden Schmerzen  verursacht  haben  könne; 
dafs   sie  seit   2  Tagen  wieder  ohne  Stuhlgang 


—      7      ^ 

gewesen    sey »   und   dafs  sie  in   diesen  Tagen 
ihre  Periode«   weiche  vor  4  Wocben  regelma- 
fsig  Statt  gefunden  9  erwarte.     Zugleich  erfuhr 
ich :  dafs  Tatientin  vor  etwa  6  Tagen  auf  dem 
Felde  init  dem  Aufnehmen    der  Kartoffeln  be-. 
•  Bcbäftigt  gewesen,    und   seitdem   täglich   sehr 
ober  ihre  gewöhnlichen    Magensch merzen  ge- 
;  klagt,  fast  gar  nichts  genossen^  auch  mehrmals 
;  Schleim    ausgehrochen   liabe.      An   dem  heu«- 
tigen    Tage   habe  sie  Morgens   keine   Magen- 
!    tdiinerzeo  gehabt,   und  war  erst  in  dem  Au- 
'     |MibJicke  ,  als  sie  sich  bei  dem  Waschen  rasch 
l    crimckt   habe ,    um   ein   Stück  niedergefallene 
-  IVische  '  Mrieder   aufzunehmen  ,   von  den  jetzt 
Joch  fortdauernden ,   unleidlichen  Leibschmer- 
mi  befallen  worden.    —    Der   Unterleib  der 
KmikenAYar  weder  aufgetrieben,  noch  schmerz- 
haft, beiiQ  äufsern  Druck;  die  Zunge  war  rein, 
.ftscht;   Hände  und  Arme  eiskalt;   die  früher 
ebanfalls  eiskalten  FüTse  jetzt  durch  vieles  Rei- 
ben wieder  erwärmt.     Auffallend    waren  mir 
i     gleich,  beim  ersten  Anblick  derjKranken,  ihre 
r    ganz  veränderten  Gesichtszüge.     Der  Fuls  war 
klein,    krampfhaft    zusammengezogen,    kaum 
fahlbar.     Da  die  eben  bemerkte  Beschaffenheit 
des  Unterleibes  das  Vorhandenseyn  eines  ent- 
lundllchen    Zustandes    nicht  vermuthen  liefs, 
auch  keine  Hernia  vorhanden  war,   so  bewog 
mich   der   ganze   Zustand   der  Kranken,    mit 
Berücksichtigung  ihrer  mir  bekannten  frühern 
Anfälle  von  Magenschmerzen,  den  Anfall  einer 
krampfhaften  Colik  hier  annehmen  zu  müssen, 
und  verordnete  ich  sogleich  eine  Sligte  Emul- 
sion mit  Manna ,    Tartar.   natronat.   Pulv.    G* 
STimoi*  und  Extr.  Hyoscyarrd  ^  wovon  fürs  erste 
alle  halbe  Stunden  2  Efsloffel   voll  genommen 
werden  sollten.    Aufserdem  rieth  ich  zur  Ap- 


-      8      -      , 

I 

plication  erweichender  I^aTemenis ,  uu 
deD  Unterleib  mit  einer  Abkochung  yo 
fser  Seife  in  Milch  warm  fomentiren.  - 
5  Uhr  Abends  erhielt  ich  die  Nachricht 
die  Lavements  nur  wenig  gewirkt  hätte 
dafs  überhaupt  der  Zustand  der  K,rank( 
aller  Hinsicht ,  um  nichts  gebessert  y  yii 
noch  verschlimmert  sey.  Ich  eilte  s( 
wieder  zur  Kranken  hin ,  und  fand  si< 
eben  so  über  die  unerträglichen  Leibs< 
ssen  klagen,  als  Vormittags.  Eiskalter  Sc 
bedeckte  ihr  Gesicht^  dessen  Züge  noc 
mehr  entstellt  waren,  als  vorhin.  Aru 
Hände  hatten  eine  wahre  Marmorkälte, 
nommen;  die  Füfse  waren  bis  zu  den  I 
natürlich  warm ;  die  Lenden  aber  eben  s 
wie  die  .  obern  Extremitäten.  Der  Uo 
hatte  eine  verminderte  Wärme  rTemp 
war  aber  nun  tympanitisch  aufgetrieben  ui 
so  schmerzhaft y  dafs  bei  der  leisesten^! 
Berührung  desselben  ,  das  unausgesetzte 
mern  der  armen  Leidenden  in  lautes  Sc 
ausbrach.  Uebrigens  war  die  Kranke 
bei  Verstände,  redete  indessen  mit  Besi 
Iieit  von  ihrem  bald  bevorstehenden  Em 
versicherte,  dafs  ihre.  Schmerzen,  ohng< 
aller  aiifdas  pünktlichste  bisher  fortgel 
ten  innern  und  äufsern  Mittel,  sich  ganz 
geblieben,  aufserdem'aber,  ihrem  GefühU 
sich  noch  ein  ganz  unerträgliches  Oef 
^  ifgetriebenheit  und  F^olJseyn  des  Unterläi 
linden  habe.  Die  Respiration  war  zi 
kürz  und  keuchend,  dafs  sie  kaum 
orte  im  Zusammenhange  aussprechen  1 
i)ie  Zunge  war  jelzt  trocken,  mit  m 
Schleim  überzogen ;  (Jebelkeiten  waren 
vorhanden,    überhaupt    war    seit  dem 


i 


—      9      — 

Aasbrnche  der  Schmerzen  weder  Würgen,  nocli 
wirkliches  Erbrechen   erfolgt.     Der  Durst  war 
unauslöschlich,  und  mit  grofsler Begierde  stürzte 
die  Kranke  unaufhörlich  den  ihr  zum  Geträn- 
ke bereiteten    Hafersclileim    Tassenweise   her^ 
«Dter.    Die  Angst  der  Unglücklichen  war  fürch- 
terlich;  kaum  konnte  sie   eine   J^Iinule   ruhig 
4uf  einer  Stelle  liegen  bleiben^    die  sie,   ohne 
•ish  helfen   zu  lassen  ,    stets   veränderte.     Die 
.jetzt  Statt   fmdende   Aufgetriebenheit  und  die 
dnrcfa  jede   äufsere  Bewegung  hervorgerufene 
|RI&6  Schmerzhafiigkeit  des  Unterleibes,  rie«- 
in  bei  mir  den  Gedanken,   dafs   dennoch  ein 
';  '  blxiindungszustand    vorhanden    sey,    hervor, 
ud  ich  befürchtete^   mich   bei  meinem  ersten 
Besuche  in  der  Diagnose  geirrt  zu  haben,   in- 
dm*  ich  vielleicht  doch,  bei  der  ersten  Unter- 
inAnDg,   eine  kleine   Stelle    des   Unterleibes, 
—  den  ich  zuerst  unaufgetriebjen  und  schmerz- 
los fand,  —   nicht  bemerkt  haben  konnte,  in 
der  sich,   wie  dies   nicht   selten   der    FaU  ist, 
der  entzündliche  .Zusland   zuerst   entwickelte, 
nnd  Schm^z   verrathen    haben  würde ,    wenn 
ich  solche  berührt  hätte.    Pie  auffallende  Kälte 
der  Extremitäten,    der  kleine,    kaum  fühlbare 
Pols,  bestärkten  mich  ,  in  Verbindung  des  ge- 
genwärtigen ZuStandes  des  Unterleibes  in  mei- 
ner Vermuthnng,  wiewohl  mir  der  Gesammt- 
ZDStand  der  Kranken  dennoch  von  den^    sonst 
Ton  mir  beobachteten  Fällen   einer  wirklichen 
Ptrilonitls  und  Enteritis  —  denn  eihe  phlegmo- 
Bose  Gastritis  (^harakterisirt  sich  ja  bekanntlich 
zu  deutlich   durch    dos  vorhandene  Erbrechen, 
War  hier  also  nicht  anzunehmen,  —  abvreichend 
schien,    und  ich    auch    die   kühle  Temperatur 
des  Unterleibes,   mit  einem  wirklich  entzünd- 
lichen   Zustand    desselben,     nicht    vereinigen 


—        10        r-   . 

konnte.     Der  itlö^lklikeit  einer  zuralligen  oder 
absichtlichen    Ver^ii'lung,     widersprncben    alle  • 
von    mir   eingezogenen    Erkundigungen ,     und 
tiberdem  fehlten  ja  durchaus  Uebelkeileu,  WHr-"  i 
'gen  und  Erbrechen ,   so   wie   die  ülirigen  JZei-    ' 
eben  einer   vorhergegangenen  Toxicnfion.     Ich 
Wieb  demnach  ])ei  der  Idee  der  Möglichkeit  des    ■! 
Vorhandenseyns   einer  Peritonitis  oderJEnter?- 
lis  stehij ,    und  liefs   sogleich  der  Kranken  20 
Bluligel,  theils  auf  den  Unterleib,  theilsandie 
Geburstheile  selbst,  Hetzen,    hoffte  wenigsten» 
aus  dem  Erfolg^f  dieser  Blutausleerung  ein  iAr 
tendes  Trincip  für  die  fernere  Behandlung  die-   . 
ses  mir  zur  Zeit  durchaus  ra th seihaften  Falles,  »' 
zu  erhalten.  —  Wie  grofs  war  indessen  meine 
Verwunderung,  als  ich  um  9  Uhr  Abends  die 
Kranke  abermals  besuchte.     Die  Biutigel  hat^ 
ten  sämmtllch  gesogen ;   das   ausgesogene  Blat 
war  dick)   schwärzlich;   -^  in  dein  Zustände 
der  Krauken  war  durchaus  Leine  Veränderang 
bemerkbar;   —    der    Unterleib    noch   ebtfn  so 
schmerzhaft ;    die    tympanitische   Ausdehnim^ 
desselben   hatte  bedeutend  zugenommen  ^   das 
Winseln  der  fortdauernd  keuchenden,  und,  mit. 
der    gröfsten   Aengstlichkeit    nur,    athmendeii 
Kranken  noch  dasselbige ;  fortdaurender  unaus- 
löschlicher Durst ;  völlige  Fflc/es /i//^pocrflfit'ö;  -^  . 
doch  war  Patientin  fortdauernd  bei  vollem  Be- 
wufstseyn,   und  war,    noch   kurz   vor  meiner 
Ankunft,   mit  einiger  Hülfe  aufgestanden,  vm 
Urin  zu  lassen.    Der  ausgeleerte  Urin  war  ganz 
schwarzbraun  und  dick. 

■ 

Jetzt  erst  schien  es  mir  aufsei  Zweifel 
gesetzt  zu  seyn ,  dafs  eine  Durchlöcherung  des 
Magens  oder  Darmkanals,  an  irgend  einer 
Stelle-,  einen  Ergufs   des  Inhalts  desselben  in 


•—    11    — 

luchhoble  Teraularsl  Iiaben  miisse.     Feh 

le   den    haldigen   Tod    der   Ivrauken   für 

rodbar  9    und  rielh  niclil6   Wf;iier  in  cu- 

Hinsicht  zu  ibiin.  —  Um  11  Uhr  Abends 

jikfanoch    eininnl  zur  Kranken,   um  den 

lg    zu    beobachten    und    fand   sie  bereits 

5nd;  —  binnen  J  Stunde  war  der  Tod 

^        ,  «  • 

rar  erhielt  ich  vorlHuCg  von  der  Diensl- 
lak  'der  Verstorbenen   die    Bcwiniguiig, 
l^^nden  Tage  die  LeichcDÖiTnuug  nnsteU 
I  d&rfen,  erfuhr  aber  a^n  folgenden  3Ior- 
['itb    die    Leiche,    bereits   vor    Tagesan- 
Ton  den  Eltern  der  Verstorbenen  nach 
[Behausung  abgeholt  sey,  und  dafs  diese 
Obduclion  durchaus  Tvidersetzten.  Ich 
nyn  sogleich  dem.  Hrn.  Stadt -Physicus, 
rath  Dr.  Josephi  hieselbst  Anzeige  von 
Vorfall  und   frug  an:    ob  er  nicht  bei 
Todesfalle,  der  allerdings  zu  den  ylofz- 
I  zu  rechnen  sey;  um  so  mehr  eine  Le- 
gfiactioix  für  nörhig  erachte,   als  die  Ursa« 
*4iese8    schnellen    Todes    rälhselhailt    sey, 
machte  nun  -sogleich  dem  Grofs  -  Her- 
rn   Stadtgerichte   hieselbst   die  Anzeige, 
'M  yrard   dfe  Leichenöflnung  beschlossen. 
ich    zufällig    behindert   ward,    der  Seclion 
at  beizuwohnen:  s6  ersuchte  ich  den  Hrn. 
Vi€ihart    hieselbst    dabei    gegenwärtig    zu 
u     Derselbe   hätte  auch  die  Güte,   meinen 
nsch  zu  erfüllen ,  und  mir  sodann  nachlbl- 
le  Erzählung  des  bei  der  Section  Gefunde- 
mitzutheilen. 

Sections-'Be  rieht. 

Die  Section  der  M.  wurde  etwa  20  Stun- 
nach  erfolgtem  Tode  vorgenommen. 


—     12     —     '       ■ 

I.    Die   äiifsere   Besicliligung    der  Leiche "* 
lLii£s  wnhrnehiuen  : 

1.  Die   zu   dieser  Zeit  gew<)hiilicfaie  Stei- 
figkeit der  Glieder; 

2.  ziemlich    tmyerstellte    Züge    des    Ge- 
sichts ; 

3*  geschlossene  Augen  und- Mund; 

4.  mehr  wie  gewöhnlich  grofse  und  häu- 
fige Tod  len  (lecke; 

5.  einen   bis  zum  Zerplatzen  aufgetrieben  . 

nen  Unterleib;  '     . 

6.  geölTueteu  Anus,   aus  Mrelchem  bei  je--, 
der  Bewegung  xler  Leiche,  eine  bräunlich  ge« 
färbte,  sehr  stinkende  Flüssigkeit  hervordrang.' 

IL  Innerer  Befund. 

Pfur  die  Unterleibshöhle  wurde  geoffoef^ 
theils  um  den  Bitten  der  Eltern  der  Verstor* 
benen  zu  genügen,  theils  auch  weil  dies  zur 
Ergründuug  der  Todesursache  hinreichend  ra 
seyu  schien.  • 

1.   Nach  Durchschneidung   der  Bauchdek-. 
ken  und  des  Feritonaei,    strömte   eine^  weil»- 
gelblichte,   homogene  Flüssigkeit   mit  Gewalt« 
hervor.     Mit  möglichster   Sorgfalt  wurde  alles 
in   Gefäfse   aufgefangen,   und   das    Ganze   auf 
mindestens  6  Tott  geschätzt. 

2)  Die  stark  von  Luft  ausgedehnten  Ge« 
därme  quollen  stark,    nach  yollführter  Durch« 
^schneidung  der  Bauchdecken  hervor. 

3.  Die  Lage  der  Eingeweide  war  ohne 
Abweichung ;  die  oberflächlichen  Gedärme  ohne 
Spur  von  Entzündung. 


—      13     - 

4.  Nach  zurückgeschlagenem  Omentum  und 
Colon  transverswn  sah  inao  den  Alagen  in  na- 
iStlicbeT  Lage  und  von  gewöhnlicher  .Grofse. , 

5.  Etwa  3|   Zoll    vom    Pyhrus   entfernt 
tntdeckte  man    an    der    grofsen    Curvutur  des 
Hagens  ein  beinahe  rundes ,  den  Magen  durch« 
bohrendes  Loch. 

6.  Im  Umfange  dieses  Loches  zeigten  sich 
iherall  und  weit  ver])reitet  die  Spuren  der 
IstjEÜndung,  die  sich  besonders  über  den  Py« 
lamt  zum  Duodenum  hinab  erstreckten. 

7.  Die   Substanz  des    Magens  erschien, ia 
|,  Ivßegend  des  Loches  aufgetrieben  und  wulstig. 

8.  Nach  Unterbindung  des  Oesophagus  und 
in  Duodenum  wurde  der  Magen  herausge- 
Mitten. 

9.  Die  hintere  Fläche  zeigte  aufser  Ent- 
uduoigsspuren  nichts  Abnormes. 

10.  Der  Magen  wurde  hierauf  der  Länge 
Mch  aufgeschDitten ,  so,  dafs  die  Gegend  des 
Loches  verschont  blieb. 

11.  Zum  Aufschneiden  bedurfte  es  kaum 
tines  schneidenden  Insirumeates;  sclign  mit 
leü  Fingern  aliein  Hefsen  sich  die  Magenhaute 

l'uch  allen  Richtungen  trennen.  Etwas  fester 
!:Warde  die  Substanz  in  der  Gebend  der  Cardia 
md  nach  dem  obern  Magenmunde  zu« 

12.  Die  Seil  leimhaut  des  Magens  zeigte 
lieh  überall  als  entzündet;  ihr  Ansehn  von 
eigenthümlicher  Art,  gleichsam  wie  eine  roth- 
gefärbte,  sulzige  Masse,  und  so  locker  in  ih- 
Rr  Verbindung  in  sich  selbst,  und  mit  den 
ihrigen  Magenhäuten ,  dafs  sie  an  einigen  Stel- 


—     14     — 

len  mit  einem  Schwnmme  sich  nbwasdien  liefs. 
-^   Die    dieser    Haut    eigeuihiimlicheu  Falten 
liefsen  sich  uur  im  F/i/ic/ii^  «'enmcci/i  unierschei-- 
den,  im  ülnigen  TLeile   de&  Magens  wax  ihre 
Ueschall'enLeit  vuu  oben  beschrie)[)eDer  Art. 

13.  Das  unter  Nr.  5.  bemerkte  Loclx  .er- 
schien  auf  der  innern  Flache  des  Magens  Ton 
grölserm  Umfange,    dessen   Rand   wulslijg  und 
erhtiben ,  von  der  Verdickung  der  Substanz  des 
Magens,  und  umgehen  von  hoher  EntzündangSr 
röihe^  die  sich  strahlenförmig  jiach  allen  Aldi«    * 
tungen ,  besonders  aber  gegen  das  Ostium  diio^ 
denale  ventriculi  verbreitete, 

14.  Offenbar  zeigte  es  sich  ,•  dafs  die  Pei^ 
foralion  des  Magens  sich  allmählig  Von  innen 
nach  aufsen  bildete,  und  dafs  zuletzt,  nach-r 
dem  die  Ycrscliiedenen  Lagen  der  Fleisclihaut  - 
durchbohrt  vraren,  nur  noch  die  äujfsere  Haut| 
die  Fortsetzung  des  Peritonaeum,  das  Magen- 
locii  verschlofs.  Diese  dünne  Haut  war  ant 
Morgen  des  Todestages  zerrissen,  virie  sich  bei 
genauerer  Untersuchung  deutlich  wahrnöhmen 
liefs,  da  am  äufsern  Rande  des  Loches  sotli 
die  zerrissenen  Lamellen  dieser  Haut  gefunden 
AYunlen. 

15'.  Aufser  der  vollkommenen  Ferforatipa 
Nr.    6. ,    13.    und  14. ,   entdeckte  man   f\a  dei*  . 
innern   Fläche   und   zwar  an  derselben  Wand  .. 
des  Magens,  noch  zwei  Verliefungen  oder  Liir 
eher,   die   etwa   1§  Zoll  von   jenem  entfernt,.   ' 
eine  ganz  gleiche  Bildung  mit  jenem  wahrneh- 
men liefsen.     Beide  waren  an  umfang  kleiner 
als  jenes   erstere,    auch  von  ungleicher  Tiefe. 
Der  Rand  war  wulstig,  umher  die  Magenh^uts 
-verdickt,  entzündet.     Der  Grund  uneben ^  ge- 
schwiirig« 


^     15     — 

t 

16.  üebrigehs  vtrurde  der  Magen  leer  be- 
fanden; mehrere  feiDe»  schwarze,  glänzende 
und  harte  Körperchen  haflelen  an  der  Schleim- 
liaul,  von  denen  es  sich  ergab,  dafs  sie  Kok- 
leutheilchen  \varen,  die,  \7vie  man  erfuhr,  die 
Kranke  in  den  Momente]i  des  heftigsten  Schmer- 
xes  aus  Angst  zur  Stillung  des  Schmerzes  ge- 
kaut und  verschluckt  hatte. 

17.  Uebrigens   ergab  die  fernere  tJntersu- 
ckung   der  Eingeweide   des   Unterleibes  nichts 

.  bemeriLeuswerthes.     Die  Leber  vrar  sehr  blafs, 

iibiiiit  im  normalen  Zustande;   die    Gallenblase 

Mlhr  stark  mit  Galle  angefüllt;  am  Dünndaria 

Spuren  oberflächlicher  Entzündung.    Milz,  Nie- 

Uterus  u.  s»  w.  regelmäfsig. 

Dn    Fterhart. 


Die  spontane^  aus  innem  Ursachen  entste- 
llende JDurchllkherung  des  Magens,  —  Perfora^ 
fio  Sm  Diahrosls  s,  Krosio  ventricuH  spontanea.  — 
Diese  nufserst  merkwürdige  pathologische  Er- 
echeinun;!^,  —  ist  zwar  seil  sehr  langer  Zeit 
•chon,  öfterer  beobachtet,  seltner  jedoch  mit 
den  Krankheitserscheinungen  zusammengestellt 
^vorden,  die  ihr  voraiisgehn  und  sie 'begleiten. 
Ich  habe  daher  die  öiTentiiche  Mittheiiung  des 
von  mir  beobachteten  Falles ,  als  Friagment  ei- 
ner Monographie  der  organischen  Magenkrank- 
heiten, mit  deren  Ausarbeitung  ich  mich  be-- 
schäftig^,  nicht  für  überflüisig  gehalten,  und 
habe  zugleich  einige  Bemerkungen ,  über  die 
Durclilöcherungen  des  Magens  überhaupt  bei- 
gefügt, ohne  indessen  im  mindesten  hier  aut' 
vollständige  Bearbeitung  dieses  interessanten 
Gegenstandes  Anspruch  machen  zu  wollen. 


—     16     — 

So   viel    mir  belannl,   hat  Hr.  jHihert  in 
seinem    PrarhtvFerke;     ^^ Nosologie  rtiftureUe  ou 
les  mahdies   du  corps  hwnain    distribueea  par  fa-- 
miUcs.   Tojru  J,  a  Paris  1807.'*   —    jene  patho« 
logische  Erscheinung^  als  selksLständige  Krank- 
heitsronn,    zuerst  aufgestellt.     Nach    ihm  zer* 
fällt  nämlich   die   grofse  Reihe  von  Exankhei- 
ten,    welcjie   er  in  die  erste  Klasse  seines  no- 
sologischen Systems  hringt,  nnd  welche  unter 
dem  j\amen:  ,, Trophop athies*^   die  Leiden 
der  Assimilalions  -  Nutritions-  nnd  Excretioos- 
Orgaue  in  sich  hegreift  —  in  10  FainiÜen,.  de- 
ren erste,   unter  dem  Namen  ^^Gasteroses^*  a\le 
Krankheiten  des  Slagens  einschliefst^   von  de« 
iien  die  ^^Gastrobrosis ^^^  Durchlöcherung  di$ 
Mügens ,    das   12te   Geschlecht  ausmacht.     Ea 
"werden    2   Arten    der   G aatrobrosis   festge- 
stellt:   die  G.  spontanea  und  G.  venenata^   und 
die    Symptome    beider,    den    darüber   bekannt 
^eworuenen  l>eo?>achiuugen  gemäfs,  angegeben, 
indessen    ohne    Berücksichtigung    der   so   Tar- 
schieden en    und    so    sehr,  -von  einander  abwei- 
chenden  aetiologischen   Momente.     Hr«  AVibert 
übergebt   ei)enfalls   ganz  das  Erscheinen  dieser 
Krankheitsrorm   bei   Kindern ,    nämlich  die  in 
Jen  neuesten  Zelten    erst   richtiger  bestimmte, 
und   als   ganz    eigenthümliche  Krankheit  fest- 
gesetzte gallertartige  Enveichung  des  Magengruft'^ 
des.     Auch  durfte,  da  die  Durchlöcherung  des 
Magens  überhaupt,   als   allgemeine^    selbststän* ' 
di^e  Krankheitsrorm,  unter  dem  Namen:  Ga^ 
stn)brosis    aufgestellt   ward,    die,    durch  Ver* 
wunduugen  und  andere  Verletzungen  dies  Ma- 
gens, mittelst  Einwirkung  äufserer,  aufser  dem 
Organismus    liegenden    Ursachen ,    veranlafste 
Aufhebung,  oder  Unterbrechung  der  Gontinni- 
tät  der  Magenhäute,  als  Species,  nicht  ausge- 

sdilos- 


-     17     ^ 

schlosseii  bleiben.  Vebrigens  ist  der  allgemeine;  - 
Ton  Alihut  festgestellte  Geschlechts  -  Name : 
^^Gasirobrosis'*  —  i/veiin  man  einmal  jene  pa- ' 
tbolofische  Erscheinung»  welche^  wenn  sie 
darch  innere,  organisch  -  dynamische  Ursachea 
herbeigeführt  wird,  eigentlich  doch  nur  als  der 
endliche  Ausgang  sehr  yerschiedenartiger,  vor- 
hergegangener  pathologischen  Zustände  des  Ma- 

Sens  anzusehen  ist ,  als  eigenlhiunliche  Krank- 
ititsform  auTstellen  will ,  —  eu  ihrer  Bezeich-« 
Bing  sehr  angemessen  und  empfehlenswerth. 
Hur  müssen  mehrere  Arten  der  Gastrobrosis^ 
»wenn   mit   diesem   Namen  das   Geschlecht 

tiitr  bestimmten  Krankheitsform,  welche  jede 
Art  Ton  Unterbrechung  der  Gontinuität  der 
Ibgeahäute  unter  sich  begreift,  bezeichnet  wer-> 
dm  soll  —  unterschieden  werden,  als  nur  die 
iMÜfB  von  AUbert  angenommenen  Arten,  wel- 

Al  bei  weitem  nicht  genügend  sind,  um  alle 
4fuelnen  Formen,  unter  denen  die  Gastrobro^ 
A  erscheint,  zu  bezeichnen.  Doch  hierüber 
weiter  unten  ein  Mehreres! 

Ward  die  Continnität  der  Häute  des  Ma- 
gens oder  auch  des  Darmkanals  an  einer  oder 
BBehrern  Stellen ,  durch  irgend  eine  Ursache 
nnterbroehen ,  so  folgten  unmittelbar  darauf, 
in  den  meisten  der  beobachteten,  und  durch 
die  nachher  angestellten  Leichenöffnungen, 
gleichsam  controliirten  Fallen,  eine  Keihe  von 
ganx  eigenthümlichen,  charakteristischen  Symp- 
tomen, ah  unmittelbare  Folge  des  JErgusses  der 
Conttnta  des  Magens  oder  Darmkanals  in  die 
BauchlinhU^  wodurch  ein  baldiger,  unabwend- 
barer Tod  herbeigeführt   ward  *),    falls  nicht 

*)    Ueber  die  Frage:   ob,  nach  einer  getchebenen 
DuKcLlöcberung  des  Magens,  der  Tod  höchstens 

Joani»LXlV.B*3.5^  B 


—     15    -^ 

die  UnterbrachuDg  cliBr.Contiiluität  jene 
unter  ganz  eiqenthümUchen  '  Umständen  { 
wodurch  denn  jener  Ergab  Terhütet,  a 
hin,  wenigstens  der  sofortige  Tod,  d 
jenem  traurigen  Ereignifs  betroffenen 
duumSy  abgewandt  wurde. 

Untersuchen  wir  diese  Umätände  { 
so  werden  sich  folgende  verschiedene 
Statt  findende  Fälle  unterscheiden  lass 

1.  Wenn  man  eine  phlegmonöse 
pelatose,  ja  selbst,  wie  dies  mehrere 
k«mnt  gemachten,  wiewohl  seltneren  B 
tungen  beweisen  —  eine  chronische  6a 

binntn  24,  Stunden,  vom  Momente  der 
benen  Continuität  der  Magenwftnde  aa, 
ZI  et,  erfolgen  mOtSse,  oder,  ob  der  Krju 
einer  solchen  Verletzung  nicht  noch- 
Tage  matt  und  schwach  fortleben  KÖ 
bat.  sich  Hr.  Gerard  —  Des  perforatiom 
fiees  de  Vestomac^  a  "Paris ,  an  12,  Ver|»l 
neues  Journal- d.  ausl&nd.  med«  Literatn 
8t.  1.  S.  56.  u.  f.  •—  ausffibrlieh  verbrei 
verweisen  wir  die  Leser  hierauf« 

'  ')  Wenn  man  unter  dem  Ausdruck^:  e 
Entzündung  mit  dem  Hrn.  Geh.  Rath  J. 
"—  8.  Dessen  treffliche  Schrift:  Die  all 
von  den  verborgenen  £nt«flndungen  du 
Beobacbtunjgen  bestätigt«  Brefslau  1824.  1 
l^eine  solche  Entzündung*^  versteht , 
irgend  ^nen  Theil  befällt,  sich  wieder 
dert,  als  Diathesif  inßammatoria  fortbest 
•ich  nach  neuen  Einflüssen  als  Enttflndi 
der  erneuert  und  diese,  in  fortdauernden 
•el  der  entzflndlichen  AfFelition  vortdl 
Krankheicsform  eine  chronische  nennt*^  ^ 
es  sich  allerdings  wohl  annehmen ,  da£i 
Recidive  derselbeft  in  so  hohem,  an  eil 
lioh  phlegmonöse  Gasuitis  grinsendes 
Statt  Anden  können ,  daTs  der  dadurch 
BxlduBgftxUb  tich  hU  tu  dem,  aar  £ai 


—     19     —    . 

•n  einer,  oder >iaieIirerD  Stellen  in  UIceratioii 
überging,  vor  dem  Beginn  der  Eiterung  aber^ 
oder  gleichzeitig  mit  dieser,  durch  die  Exsn- 
dätion  der  coagalablen  Lymphe,  eine  Adhä- 
sion der  Magenbäute  mit  den  benachbarten 
Theilen  bewirkt  ward.  Oeschieht  dies,  so  ist 
überhaupt  der  Erfolg  dpppelt:^ 

entweder  tersiort  der  Eiter,,  trenn  der  Ei- 
terungsprozefs  fortschreitet,  nachdem  die  Ma-« 
genhäüte  durchfressen  sind,' nun  auch  diejeni- 
gen Th  ei  je,  mit  denen  die  Adhäsion  derselbe^ 
Statt  fand,  wodurch  sehr  mannichfaltige  Er- 
folge* resultiren  können ; 

oder^  das  Fortschreiten  der  Eiterung  wird 
nnfer  sehr  günstigen  Umständen  beschrankt^ 
aufgehalten,  und  e^  entsteht  durch  die  Heil- 
Yxaü  der  Natur  eme  wirkliche  Ausheilung  und 
Verharbung  der  perforirten  Stelle. 

In  den  Fällen ,  in  denen  eine  Adhäsion 
der  Magenhäute  mit  den  benachbarten  Theilen 
Statt  faod,  lassen  sich  nach  der  Verschieden« 
heit,  der  Stelle  der  Adhäsion  ßowobl,  als  der, 
von  der  Ulceration  ergriiTeniBn  Theile,  den  be- 
kannten Beobachtungen  gemafs,  mehrere  ganz 
verschiedene  Fälle  unterscheiden. 

j4.  War  die  vordere, Wand  des  Magens 
der  Sitz  des  Abscesses,  oder  der  chronischen 
Exulceration ,  und  war  zur  Folge  der  vorher- 
gegangenen entzündlichen  Adhäsion  eine  Ver^ 
V^achsung  der  vordem  Magenwand  mit  dem  Ptri^ 
toneal»  Ueberzug  derselben  und  dadurch  mU  den 

wirklicher  Adhätionen  erfofdexlichcm  Grad«^ 
•teicern  könne.  So  ▼exbielt  es  sich  wiiidich 
in  dem  m^ork würdigen ,  von  dem  Hm«  Geh*  R« 
W^ndt  ■•  a*  O.  S.  17*  erUhltea  Falle» 

B  2 


-     20     — 

ßauehmuikiJn  seihsi  erfolgt :  so  bahnte  sic&j 
Eiter  nach    und   nach   einen   Weg  durcl 
.  vordere  Magen  wand,  dasFeritonaeauiydier 
muskdn   und  Hautbedecku^gen ,    und 
do  eine  nach   aufsen   sich  oifiieude  Magßl 
steh  -*-  Dafs  dadurch  das  Leben  def 
Jahre  lang    erhallen    werden   konDte, 
mehrere  Beobachtungen.    Um  die  Gräi 
sea  Aufsatzes   nicht  zu  überschreiten » 
wir  uns  mit  blofser  Anführung  der  tod 
folgenden    Schriftstellern    bel^annt  gemi 
hieher  gehörenden   vorzüglich  wichtigen 
beschränken* 

V.  S Witten  -^  Commentar.   in  H.  B\ 
finave  ^phorism.   Tom,  111.    JSUdburgb. 
p.  150. 

MiscelL  German.  yd.  III.  Cos.  3.  p.  ti 

Pet.  Borellua  —    Observai.  med 
Cent.  I.  Observ.  66. 

Dissert,  inaug.  med,  sistens  od 
riorem  de  Virgine ,  ventriculum  per  vlguii . 
annos  perforatum  aknte^'  auctor*  Aug.  ^\ 
eher.  Argehtor.  1735.  VergL  Journal  in' 
pan$;  MoU  d^Aout  1737.  pag.  534. 

Pfaf   und    Friedländer    Französische 
nalen  für  die  allgemeine  Naturgeschichte* 
«.  Hamburg  1802*  S.  70.    —   Dictionnaa 
Kiinces  medicales;  Tom,  40.  -i  Paris  1819* 
tkle:  Perforation.  —  Mit  einer  AbbUdoai» 

JB'urroiP  —  Medicdl  Facta  and 
tion9  Vol.  V.  London  1794. 

Dr-    Olberg   ~    üeiPi  Archiv  Ift 
jologie;  Bd.  lY.  S.  380. 


—     21     — 

Dr.  Jl  Helm  —  Gesiindheits  -  Taschen^ 
buch  fdr  da»  Jahr  1801.  Nr.  12.  Yergl.  Fei^ 
terU  Aphorismen  ans  der  pathol.  Anatomie* 
^  186. 

Jos.  Lovüll  '^  American  Recorder.  183^5« 
Januar.  —  Hamburger  Magazin  der  ausländi- 
schen Literatur  der  gesammten  Heilkunde.  Bd. 
X.  S.  260.  Bd.  XL.  S.  480. 

JB.  War  die  der  Leber  zugekehrte  Seite 
des  Mageois  der  Sitz  der  Vereiterung  und  der 
dadurch.  yeranlaTsteo  Gastrobrose ^  so  fand  man 
nicht  selten  eine  Verwachsung  der  Magenhäute 
mit  der  Leber  ^  wodurch  ebenfalls  die  Ergie- 
Isung  der  Contenta  des  Magens  in  die  B^uch« 
hohle  yerhütet  ward,  wie  z.  B«  in  folgenden 
fälleo: 

Corrial  —  Journal  des  Sfommsi  an. 
168a 

Bonnet  —  Sifulchrettmi  ^  s.  Anatonüa 
pract.  Hb.  3.  Sect.  7.  observ,  3. 

Dr.  Braun  —  Sammlung  auserl.  Ab- 
liandl.  f.  pr«  Aerzte;  im  Auszuge  von  Koch. 
Bd.  VII.  6.  622. 

ReWs  Archiv  für  Physiologie«  Bd.  IV. 
S»  382. 

Dr.  Schmalz  —  Zeitschrift  für  Natur - 
und  Heilkunde;  herausgegeben  von  den  Pro- 
fessoren der  Chirurg,  medlc.  Akademii)  zu  Dres- 
den. Bd.  n.  Hft.  l.Dresd.  1820. 

Napoleon  Bonaparte^s  merkwürdige  Kran« 
kengeschichte  und  Leichenöffnung  — >  jiiUomar^ 
<id  DenkvTÜrdigkeiten  über  die  letzten  Lebens- 
Uge  Napoleon* s ;  Th.  IL  S.  92.  —  Vergl.  Na- 


~     22     — 

pokon  Bonaparti^s  Krankheit ,  Tod  und  Lc 
Nach  dem  Bericht  seines  Leibarztes  Jrik 
fl.  w.  Ans  dem  Englischen.  Leipz.  1823.  S 

C:  Jl  Keppelhout  —  Sectiones  cadiK 
tholog.  Lugd.  Batav.  1805.  pag.  19. 

Journal   de   Mediane  par  LeroHx.  i 
Oct^  — -  Jffufelahd^s  Journal  1816.  Aug.  S. 

C  In  mehreren  Fällen  fand  eine  f^ePH 
$ung  der  Magenh'düte  mit  dem  Pancreas  statt,  i 
in  dem  vorhergehenden  Fall  und  in  ui 
ren  Leichen  von  Personen^,  die  an  der 
demischen  Gardialgie ,  woran  .  die  Bei 
ner  des  Würtembergischen  Oberamts  I 
kirch,  am  Bodensee,  häufig  starben,  nad 
Beobachtungen  des  Hrn.  Dr.  Stadthofer^ 
eher  eine  Darstellung  dieses  endemischen 
genleidens  mittheilte :  in  den  Tübinger  1 
lern  für  Natur-  und  Arzneikunde,  hera^ 
geben  von  Autenriah ;  Bd.  IL*  Hl t.  2.  S.  I 

Hr.  Bergralh  Rdl  —  Archiv  fSi 
Physiologie;  Bd.  IV.  S.  375.  —  fand  bai 
Section  einer  Frau  ,  welche ,  viele  Jahre 
an  Magenkrampf«  schwarzen  Erbrechen, 
tig- eiterigen  Stühlen  u.  s.  w.  gelitten  1 
die  Häute  der  hintern  Wand  des  Magens  ii 
Grofse  eines  Thalers  ganz  durchfresseh, 
OelTnuDg  aber  vollkommen  vernarbt  und  c 
üne  Verwachsung  mit  dem  'Pancreas  verschk 

>  Dr.  Farre  fand  in  der  Leiche  eines 
oes,  bei  dem  unheilbare  Zufalle  gestörter 
dauuDg  viele  Jahre  lang  die  organische  Ki 
heit  bezeichneten ,  ein.  so  ausgebreitete^ 
gengeschwür,  dafs  es  den  fliagen  bis  znjr 
fse  einer  Sanduhr  zusammengezogen  |  W 


—     23     - 

Milssclilagader  entblofst  und  zerfresseö  hatt«! 
welches .  die  unmittelbare  Ursache  des  Todes 
war.  Die  Ergiefsung  der  CoDtenta  des  Mageot 
in  die  Bauchhöhle  war  durch  die  innige  Ver;- 
wachsung  mit  dem  vergrüfserten  tind  Terhär-; 
teten  Fancreas  yerhindert.  *—  S«  Medico^iM* 
rurg.   Ttansacdons  etc.  VoL  8, 

D.  Seltner  zwar,  jedech  zuweilen ,  l^nd 
dne  VtTwachsung  .iks  Magens  an  seinem  Milzend^ 
mit  dem  Zwerchfel!  Statt.  — >  Erfolgt  dann^  ei^e 
Durchlöcherung  des  Magens ,  so  findet  ein  dop* 
peller  Fall  Statt  : 

entwed&Ty  e3  Yerhindert  diese  Verwach- 
sung den  Ergufs  der  Contenta  des  Magens,  So 
fand  Chaussier  bei  einer  Frau ,  die  einige  Tage 
nach  der  Entbindung  ^starb^  eine  grofse  und 
weite  Durthlocherung-  am  Mixende  des  Ma* 
gens.  Dieses  lag  genau  an  dem  Zwerchfelle 
an  und  hing  durch  dicke,  ungleich  gefranzte 
Ränder  fest  riiit  demselben  zusammen;  erst, 
als  man  diese  Verwachsungen  trennte ,  ent- 
leerte der  Magen  eine  Menge  einer  klebrigen,  mit 
schwarzen  Streifen  untermischten  Flüssigkeit. 
Das  Zwerchfell  war  an  dieser  Stelle  von  vielen 
Gefäfszweigen  durchzogen ,  so  dafs  es  den  er-- 
sten  Anfang  der  krankhaften  Thätigkeit ,  weU 
che  später  in  Zerfrefsung  übergeht,  darzustel« 
len\schien; 

oder  die.  krankhafte  Thätigkeit  am  Zwerch« 
feil  geht  wirklich  in  Zerfressung  desselben 
über,  und  nicht  blofs  der  Magen ,  sondern  der 
mit  demselben  verwachsene  Theil  des  Zwerch-. 
felis  ist  durchbohrt^  wodurch  3er  Austritt  det 
Contenta  des  Magens,  statt  in  die  Bauchhöhle, 
wie  in  den  gewöhnlichen  Fällen  der  Gastro- 


j-     24.    — - 

brose,  in  die  Bmsdiöhle,  unter  ganS' eigen- 
thümlichen  Erscheinungen ,  erfolgt*. 

So  fand  z.  B4 

Lieutaud  —  Jlistor.  anat,  med,  observ. 
142.  —  bei  der  Untersuchung  des  Korpers  ei- 
ner Frau,  die  lange  an  Magenschmerzen  und 
Erbrechen  gelitten  hatte,  den  Magen  noiit  dem 
Zwerchfell  verWachsen  und  beide  perforirt,  so 
dafs  die  Contenta  des  Magens  in  die  Brust- 
höhle  gedrangen  waren*  Sie  starb  suffoca« 
torisch* 

Eine  Frau;  die  im  besten  Wphlseyn  den 
8ten  Monat  ihrer  Schwangerschaft  erreicht 
liatte  —  aufser  dafs  sie  an  bedeutender  öde- 
anatöser* Anschwellung  der  Füfse  und  der  äu- 
fsern  Geschlechtstheile  gelitten  *-:  verfiel  plötz^ 
lieh  in  Conrulsionen.  Bald  hinter  einander 
ward  sie  mittelst  der  Zange  Ton  zwei  todten 
Kindern  entbunden,  starb  aber  pach  4  Stun- 
den, Hr.  Chaussier  fand  bei  der  LeicbenöiT- 
nung  in  dem  Magen,  an  depi  Zwerchfells  Ende, 
•in  Loch  von  3  Zoll  im  Umfange ,  dessen 
Ränder  rund,  sehr  diinne,  dem  Gefiihl  nach, 
weich  und  schwärzlich  waren,  ohne  dafs  der 
librige  Theil  des  Magens  diese  BeschaiFenbeit 
zeigte.  An  der  entsprechenden  Stelle  des 
Zwerchfells  fand  sich  eine  ähnliche  OeiTnung 
Ton  2  Zoll  in  der  Länge  ^  deren  Ränder  un- 
gleich gefranzt,  schwarz  ,  jauchend  und  .bran- 
dig' schienen.  Diese  Durchbohrut^g  war  gröfs- 
tentheils  im  fleischigen  Theilö  des  Zwergfells 
vorhanden,  und  ein  kleines  Stück  ^es  Magens 
machte  durch  dieselbe  einen  Bruch  in  die  Brust- 
Iiöhle,  woselbst  man  auch  einen  geringen  Er^ 
gufs  der  Contenta  des  Magens  fand.  In  der 
Baochhoble  £and  sich  kein  ErguTsb 


,/ 


—     2Sf     — 

jB€n/.  Traws  fand  in  iei  Lekhe  einer 
alternden  Frau  auf  der  hintern  und  obern  Flä- 
che des  Blagens  ein,  wahrscheinlich  nicht 
aeues,  Geschwür,  von  der  Grofse  eines  eng- 
lischen Schillings,  welches  durch  eine  genaue 
.  Vereinigung  an  der  Oberfläche  des  Darmfells. 
Ton  dem  untern  Theil  des  Zwerchfelles  bedeckt 
vrar.  Man  entdeckte  es  zufällig,  und  konnte 
keine  nühern  Umstände  davon  erfahren. 

£•  Eine  Verwachsung  des  Magens  mit  dem 
Cohn  fand  Halter  —  Opusc.  pathqlög.  ObSjov. 
23.  —  Die  perforirte  Stelle  des  Magens  endigte 
sich  in  das  Colon ;  es  konnte  deshalb  also  keia 
Ergnfs  in  die  Bauchhole  Statt  "finden. 

P.  Eine  Versmiejsung  des  Loches  im  ilfa- 
gtn  durch  die  vereiternde  MUi^  beobachtete  Ze^ 
vimd.  —  PFdgel  itaUen.  Biblioth.  Bd.  IL  St. 
2.  S.  204.  —  Sehr  wahrscheinlich  war,  wie 
Zeviani  auch  ani^immt ,  die  Vereiterung  von 
«dem  Magen  zur  Milz  übergegangen  ;  dagegen 
war  höchst  wahrscheinlich  in  dem  weiter  un- 
ten noch  mitzutheilen den,  analogen  Falle,  den 
Hr.  Coze  erzählt,  die  Vereiterung  von  der  Milz 
ausgegangen. 

2.  Wenn  die  durchlöcherte  Stelle  durch 
ane  Geschwulst  verstopft  war.  Sehr  merkwür- 
dig ist  in  dieser  Hinsicht  folgender  Fall,  den 
JF.  Pascalis  mittlieilt.  —  S.  The  medical  Repo- 
sitory  by  S.  Mitchillj  F,  Pascalis  and 
Akerley.  Vol.  III.  Hft.  3.  New  York  1816. 
Vergl.  Medic.  chir.  Zeit.  1817,  Bd.  III.  S.  50. 
—  Der  Kranke,  von  dem  Hr.  P.  erzählt,  be- 
schäftigte sich  als  Maler  und  Clasirer  viel  mit 
metallischen  Giften.  Er  magerte  in  den  letz* 
teo  Jahren  seines  Lebens  sehr  ab,  und  spürte 


—     26     — 

anhaltende  Uebelkeit  und  Neigung  zum  Erbre- 
chen. Späterhin  fühlte  man  eine  Geschwulst 
in  dtfr  Magengegen d-,  die,  da  sie  sich  g/enau 
mit  dem  Pulse  bewegte,  für  ein  Aneurysma 
der  Aorta  gehalten  ward;  r*  Bei  der  Leichen- 
oitnung  fand  man  den  Magen  um  ein  Drittel 
grof^er  als  gewöhnlich.  Er  hing  leicht  mit 
dein  Colon  und  Netze  zusammen,  und  als  man 
diese  Verbindung  trennte,  fand  sich  daselbst 
eine  Oeftnung  von  der  Gröfse  eines  Dollars, 
die  aber  in  der  Tiefe  von  einer  Oeschfvnfst  be^ 
deckt  $vav,  -^  Offenbar  ward  dadurch  die  Er- 
giefsung  der  Gontenta  des  Magens  in  die  Bauch* 
hole  verhütet,  und  das  Leben  des  Kranken 
noch  längere  Zeit»  nach  geschehener  Durch- 
löcherung des  Masens  gefristet.  Ungern  ver- 
mifst  man  in  Hrn.  P.  Erzählung  die  nähere 
^ngabe  der  Beschaffenheit  der  Geschwulst  so- 
wohl ,  als  der  Magenhäute. 

Ih  der  Sammlung  des  Dr.  Farre  befindet 
sich  ein  Magen  mit  einem  Geschwür^  welches 
von  einer^grofsen  scrophulosen  ^  zwischen  seiner 
untern  und  hintern  Seite  gelegenen  Oeschivulst 
bedeckt  ward^  das  Netz  ist  mit  kleinen  Knoten 
bedeckt. 

3.  Weim  sich  die  perforirte  Stelle  des  Ma- 
gens in  einen  häutigen  Sack  endigt.  Einen  sol- 
chen, sehr  merkwürdigen ,  so  viel  mir  bekannt, 
nicht  weiter  beobachteten  Fall ,  theilteiHr.  Dr. 
Henning  zu  Zerbst  mit.  S.  JIufeland*s  Journal. 
Bd.  25.  St.  1.  S.  130  u.  f.  —  Eicigermaften 
findet  eine  Analogie  dieses  .Falles  mit  .der  Be- 

.  obachtung  PortaFs  Statt.  Dieser  nämlich  be- 
merkte an  einem  Subjekte ,  mit  dessen  Ge- 
schichte er  übrigens  unbekannt  war,   ein  Ge« 

,  schwur  in  der  grofsen  Krümmung  des  Magens, 


—     27     — 

olinweit  dem  Fylorqs,  das  sich  in  die  Höhlung 
des  Netzes  öffnete,  tv eiche  Höhlung  ipit  einer 
eiterartigen  Materie  angefüllt  war.  S.  Portal 
CoMifß  (Tanatomh  midkak,   Tom,  V.  p,  201. 

Aufser  den,    in    den    eben    angegebenen 
TJrsacben  begründeten  Fällen,    wodurch ,  nach 
erfolgter  Gastrobrose,  die  Ergiefsuqg  der  Con- 
tenta  des  Magens  in  di&  Bauchhöle  verhindert 
ward ,   beobachtete  man  jedoch  mehrere  FäHe 
yon  Durchlöcherung  der  Mageuhäute,  wo  den- 
noch jene  Ergiefsung   nicht  erfolgt  war,   ohno 
dafs  eine  von  den  angegebenen  Ursachen  Statin 
fand,  und  ohne  dafs  man  ein^  andere  Ursache» 
auffinden  konpte.     Sehr  merkwürdig  ist  in  die- 
ser Hinsicht  die  von   Morgagni  —   de  sedibus 
€t  causis  morbor,   tpist.  29,  Nr.  14.  *—  erzählte 
Beobachtung.     Wiewohl  bei  der  Obduction  der 
alten  Frau^,  von  der  in  dieser  Beobachtung  die 
Rede  ist,   eine  exulcerirte  Stelle  von  bedeu» 
tendem  Umfange  in  der  Mitte,  des  Magens,  mit 
einer  so  grofsen  Oeifnung  gefunden  ward,  dafs 
man   eine   Fingerspitze .  hineinbringen    konnte, 
fto  fand  dennoch  keine  Ergiefsung  der  Conten- 
ta  des  Magens  in  die  Bauchhüble  Statt.     Mor- 
gagni  efklärt  dies   daher:    dafs   die  nach  und 
nach  .verdünnte,  äufsersle,,  die  perforirte  Stelle 
bedeckende  Membran  wahrscheinlich  erst  kivrz 
Tor   dem   Tode   gänzlich  zerrissen   und  perfo-^ 
rirt  ward ,  und  sich  in  dem  zusammengezogen« 
nen   und  verschrumpften   Magen  der  Kranken 
nichts  befand,  was  sich  in  die  Bauchhöle  hätte 
ergiefsen  können  ,  — »  und  führt  noch  eine  ähn- 
Seobachtung  des  Dr.  Merklin^  ingleichen  einen 
ebenfalls   ähnlichen ,    in   den    Comment,   y^cad, 
Imptr,  Petropolit.    Tom.  Vlll.   erwähnten  Fall 
an.  —   Auch  in   dem  Falle,    der  in  dem  chi^ 
rurgischen  Clipicum  zu  Landshut  im  J.  1815. 


—     28     — 

beobaclitet  ward«  —   Salzb.  mecl.  cliir* 
1816.  Bd.  U.  S.  29.  —  wurde  ebenfeUs  1 
Exti^ayasat  in  der  Baucbbohle  bemerkt.  -* 
Benjamin  Travers.  —  Medico  -  chir^  Tri 
VoL  ITIIL  p.  228.  —  giebt  zwar  zq,  daft 
Menge  und  BeschafiEenheit  der,  aus  der 
ririen  Stelle  des  Magens  in  die  Bauchhöl 
gossenen  Materien  ,  nach  der  Lage  uud  6i 
der  Oeffnung,  und  dem  Zustande  des,  b6i 
nach    deren   Bildung,   ausgedehnten  oder 
sammengeschrumpften.   Magens  sehr  Ten 
iden  seyn  könne,  behauptet  indessen:  clafti 
Ergufs  der  Contenta  desi  Magens  nie  feUe,.j 
mit  Ausnahme  derjenigen  Fälle  ^  wo  eine 
loben  angegebenen  Ursachen  Statt  fand  — - 
3iält  es  für  wahrscheinlicher,  dafs  in  denl 
len^  wo  |ener  Ergufs  nicht  beachtet  waidij 
entweder  übersehn  wurde,   oder^   seine 
tnengung  mit   den   Flüssigkeiten  aus  den 
zündeten   Gefäfsen   es  hinderte^  dafs  er 
lieh  wahrgenommen  ward.    Diese  Beni< 
mochte  auch  wohl,  uoter  andern ,   auf  dl 
der  Folge  noch  ^zuführenden  Fall  des 
JElliotson  anzuwenden  seyn. 

Nicht  immer  indessen  war  es  einee^ 
liehe  Durshlöcherun^  der  Magenhäute ^ 
"welche  sich   die   Contenta   des  Mageos  in 
93auchhohle  ergossen,  sondern  zuweiten  g< 
^\es  durch  einen  Rifs ,   der  den    Pjlorus 
Duodenum  trennte.     Einen  sehr  merkwiir  . 
Jeser  Art,   theilt  der  Ganonicus  ICahn  (fi^l 
Wechsel;  Samml.  IL  S.  440)  mit« 


In  den  meisten  der  beobachteten  Fäll9]|^ 
aponta&enDutchloclieTuugen  des  Magens,  t^ 


—     29     — 


I 


sich  eine  Reihe  von  gewissen ,  const^nten  ei- 
genlhumlichen ,  pathologischen  Erscheinungett^ 
woraus  sich  auf  eine  wirklich  gesch^iene  Ergit^ 
Jsung  der  Contetita  des  Magens  —  oder  auch  des 
Darmkanahj  wenn  an  irgend  einer  Stelle  dem- 
selben die  Continuität  seiner  Häute  aufgeho- 
ben ward  —  in  die' BcLUchköhle  schlietsen.  liefs^ 
und  da  sich  diese  in  allen  Fällen  zeigten,  so 
können  sie,  als,  dieses  pathologische  Ereignifs 
charakteristisch  bezeichnende,  mit  Recht  an- 
gesehn  werden.    Es   sind  folgende: 

1.  Der  plötzlich,  in  sehr  vielen  Fällen, 
bei  TÖlUgem  Gefühle  dies  Wohlbefindens,  we- 
nigstens bei  Abwesenheit  yorhergoihendeip 
schmerzhaften  'Empfindungen  im  Unterleibe, 
entstehende >  zuweilen^  der  Empfindung  des 
Kianken  nach^  anfangs  blofs  auf  eine  kleine 
Stelle  beschränkte,  ganz  eigen thiimliche,  von 
den  früher  erlittenen  Magen  -  und  Coli kschmer- 
zen  deutlich  zu  unterscheidende,  äui'ser^t  hef- 
tige Schmerz,  der  sith  allmähli^,  bald  mehr, 
bald  n^inder  schnell ,  vorziigllch  von  der  Herz- 
grube aus,  über  den  ganzen  Unterleib,  und, 
nach  mehrerer  Beobachter  i  z.  B.  Cramptori^s 
und  JDesgranges  Erfahrungen,  nach  dem  Rücken 
und  den  Schultern  hin  verbreitet,  ohne  irgend 
eine  Unterbrechung,  bis  zum  Tode,  fortdauert, 
und  durch  keine  Art  innerer  und  äufserer  Mit- 
tel beseitigt,  nicht  einmal  gelindert  werden 
kann«  Dieser  eigenthümliche  Schmerz  hat  eine 
unverkennbare  Aehnlichkeit,  sowohl  in  Hin- 
eicht seiner  plötzlichen  Entstehung,  als  auch 
in  Hinsicht  seiner  ununterbrochenen ,  dutch 
kein  Mittel  zu  lindernden  Fortdauer,  bis  zum 
Tode  —  seiner  Heftigkeit,  seiner  Eigenthüm- 
lichkeit ,  bei  meistens  völligem ,  bis  zum  letz- 
ten  Augei^blicke    fortdauernden  Bewüfstseyoi 


—     30     — 

« 

und  der  gleichzeitig  damit  reTlniBdenen  Ent- 
steilung und  Verzerrung  der  Gesichtszüge,  mit 
denjenigen  Schmerzen,  die  dann  erfolgen,  wenn, 
im  Falle  einer  Conceptio  tubaHa\  oder  einer 
Concepdo  ovarii^  eine  plotzlicha  Ruptur  der 
Tuba  oder  des  Ovarium  mit  Blutargi^fsung  in 

die  Beckenhöble  erfolgt. Dem  ehrwürdigen 

Yetoran,  Urn.  Geheime  Rath  Hdm  -^  wel-« 
eher  bekanntlich  in  Horn*s  Archiv  für  medi- 
ein.  Erfahrung,  Jahrg.  1812.  Januar*  und  Fe- 
bruar-Heft S,  1.  u.  f.  zuerst  die  Diagnose  der 
Schwangerschaft^  aufserhaib  der  Gebärmutter, 
durch  seine  so  wahren,  als  scharfsinnigen,  aus 
reiner  Erfahrung  geschöpften  Bemerkungen,  in 
ein  helles  Licht  ge$etzt  hat  -^  ist  diese  Aehn- 
lichkelt  nicht  entgangen.,  und  er  drückt  sich 
bei  Gelegenheit  der  Erzählung  eines  von  ihm 
beobachteten  Falles,  einer,  durch  plötzliche 
Zerreifsung  der  Tuba,  endigenden  Conceptio 
luhariOy  a.  a.  O.  S.  12.  folgendermafsen  aus: 
„Einen  marter-  und  quaal vollem  Tod,  als  die» 
ser  war,  habe  ich  nicht  leicht  gesehn.  Eine, 
dieser  schrecklichen  Todesart  ähnlicht ,  bemerk- 
te ich  bei  einer  jungen  Frau,  die  yon  einer 
Innern  Ursache  ein  Loch  im  Magen ,  ^  durqh 
>Yelcbes  das  Getränke  und  weiche  Speisen  in 
den  Unterleib  flössen,  hinkommen  hätte,  und 
2  Tage  lang  die  fürchterlichsten  Schnierzen 
ausstand,  ehe  sie  starb."  — •  Auch  in  dem, 
vor  einigen  Jahren  erst,  von  dem  Hrn«  Dr» 
Thümmel  in  Berlin  beobachteten  Falle  einer 
Zerreifsung  der  rechten  Tuba,  durch  eine  Tu« 
bal- Schwangerschaft  yeranlafst,  fehlte  dieser 
aufserordentliche  Schmerz  nicht;  s.  Ilust*$Ma-^ 
gazin,  Bd.  17.  Hft.  2*  S.  389.  --  Merkwür- 
dig ist  die  Beobachtung  des  Hrn.  Dr.  ThunamU 
4afft  aich  in  diesem  TOn  ihm  beobachteten  Fall^ 


L.  > 


-•  \ 


-    -     31     -         - 

«in  Mff ilgmhr  confiiiairifcr  SdbiMrx  in  if«r  mlb- 
Imr  SthiJier  eiofimd,  den  er,  unter  die  weni- 
gen {Mitbognomonischen  Symptome  dieser  Krank- 
heit mit  au%enommen  za  werden,  für  geeig- 
net Jiält.  —  £a  wäre  demnach  hier  eine  Ana- 
^li^e.mit  den  Ton  Oraxnpton  und  Deigrangcr 
beobachteten  Schmerseni  die  sich  nach  der  ge- 
schehenen spontanen  Perforation  des  Magens 
ebenfalls  nach  den  Sdiulterh  hinsogan, -nn- 
Terkennbar'.- 

Was  die  Unecht  dieses  furchtbaren ,  gans 
•Ig'enthümlicljen  Schmerzes  betrifft ,  so  ist  sol- 
che weniger  m  dem  Act  dir  Ztrrtifsung  seffisir, 
als  in  folgenden  Umstanden  begründet: 

'  ii>  J|i  der  eigen thfimliGhen  Einwirkung  dar 
in  der  Bauchhohle  ergossenen  Stoffe,  auf  die, 
dieses  für  sie  ganz  fremdartigen  Reizes  unge* 
wShaten^.  mit  sehr  zahlreichen  Nerven  Terse» 
Jmen  und  mit  einer  eigenlhümlichen  Aeizbar- 

«  keit  und  Empfindlichkeit  begabten  Organe  der 
Bauchhöhle.  —  J.  Moore  — *  Fhysical.  medic. 
Journal,  Jahrg.  1801.  S.  728.  —.leitet  den 
Schmerz  vorzüglich  von  dem  in  die  Bauch- 
hoble ergossenen  Magensäfte  t  der  fi^eilic'h  dem 
Magen  selbst  zwar  keine  Empfinduug  veror- 
aacht,  wohl  aber  dem  mit  ihm  in  Berührung 
kommenden  Bauchfell,  als  einer  Membran,  die 
Ton  der  Natur  nicht  dazu  bestimmt  ist ,  söine. 

.    unmittelbare  Berübrung  zu  ertragen,  sehr  wahrt 

jedoch  wohl  zu  einseitig ,  allein  ab.  -^    Djafs 

der  ähnliche ,  cmartervolle .  Schmerz ,    welcher 

.die  viorhin  erwähnte    geschehene  .ZerrelTsung 

•  dez  Mottertrompeten  und  der  Eyerstöcke,  im 

-Falle  einer  Statt  gefundenen  Schwangerschaft 

in  diesen  Organen^   so  unverkennbar  charak> 

-   tarisirt ,  aulser  in  der  geschehenen  ZerreiÜMiog- 


w     32     --■-..       ' 

■  •   .  ■ 

selbst  I  iD  der  daclurch>rerursachteii  tErgiefanDg 
de^  Blutes  in  die  Bauchhö[^le>«  welches  man  da- 
selbst in  allen  beobachteten  Fällen  in  gröfse- 
rer  oder  geringerer  Menge  im  geronnenen  Zu- 
stande antraf  —  begründet,  und  ebenfalls  Ton 
der  Einwirkung,  4®n  diese »  aus  den  Wegen 
der  Circulation  gesetzte  Blutmasse:,  als  fremd- 
artiger Körper,  auf  die  Eingeweide  der  Bauch- 
höhle macht  j  verursacht  werde ,  ist  ebenfalls 
höchst  wahrscheinlich. 

b)  lä  der  durch  die  Einwirkung  sö  fremd« 
.  artiger  Reize  sehr  schnell  hervorgerufenen  Ent« 
zun  düng  ,des   Bauchfells  und  der  äufsern  Wis- 
che des  Darmkanals,  die  eben,  ihrer  schnellen 
Entstehnng  und  ihrer  Eigenthiimlichkeit  we- 
gen,   sehr    schmerzhaft    seyn   mufs.     In   den 
meisten  der  beobachteten  Fälle  der,  nach  spon- 
tanen Durchlöcherungen  des  Magens  and  des 
Darmkanals  erfolgten  Ergiei'sung  der  Contenfa 
dieser  Organe  in  die  Bauchhöhle,  fanden,  sich 
mehr  oder    weniger   Spuren  von  Entzündung 
des  Bauchfells,   und  der  äufsern  Flächen  des 
Magens  und   der   Gedärme.     In  dem  von  mir 
beobachteten  Falle  ward  freilich  kein  entzünd- 
licher Zustand,   der  so  stark  mit  Luft  ausge- 
dehnten und  bei  Eröffnung  der  Bauchhölhe  sich 
hoch  über   die  durchschnittenen   Bauchbedek- 
kungen  hervordringenden  Gedärme  beobachtet; 
dennoch  war  die  hintere  T^läche  des  Magens 
aufserlich   entzündet,    so  'wie   äich    auch   am 
Dünndarm     Spuren     oberflächlicher     Entzün- 
dung   zeigten..     Um    so    merklicher  war  da- 
gegen der,    selbst  mit  Ausscbwitzung  coagu- 
labler  Lymphe  verbundene    entzündljiche  Zu- 
stand desjenigen  Theils  des  Peritonaeum,  wel- 
cher die  Eingeweide  überzieht  in  dem  merk« 


■«.    33  .  - 

\  ' 

wSrdIgeii,   von  Crampton  mifgetheilfen  Falle. 

—  s.  Horn's  Archiv  f.  med.  Erf.  Jalitg.  182 !• 
Seplb.  Octbr.  Hft.  S,  302.  —  so  dafs  Derselhe 
meint:  „der  Tod  in  diesem  Falle  sei  -nicht  so- 
vrohl  durch  die  Perforation  des  Mageos  selbst, 
als  vielmehr  durch  die  Peritonitis  veranlafst, 
welche. durch  die  in  die  Bauchhöhle  geflosse« 
nen  Nahrungsmittel  und  Arzneien,  verursacht 
■ward."  —  Hrn.  Crampton  scheint  es  merk- 
VTÜrdig:  dafs  fremde  Körper,  die  in  die  ITn- 
terleibshöJile  dringen ,  so  schnell  Entzündung 
hervorbringen  können ,  und  dafs  bei  dieser  Arfc 
von  Unterleibsentziindung  der  Tod  eher  er- 
folge, als  bei  der  ge\röhn1iehen  Unterleihsent-* 
zündung,  wiewohl  kein  Absterben  eines  0;r- 
gans  Statt  fand.  Er  hält  es  daher  für  wahr- 
scheinlich :  dafs  der  Verlust  der  VitalitUt  des  Ma- 
'gens  selbst,   welche  im   lebenden  Organismus 

eiod  so  grofse  Rolle  spielt,  die  Hauptursache 
d/eser  Erscheinung  sey.  —  Berij.  Travers  in 
seinen  Bemerkungen  über  den  von  Crampton 
erzählten  Fall,  -<«  s.  Neue  Samml.  auserl.  Ab- 
handl.  f.  pr.  Aerzle,  Bd.  IIL  S.  281.  •—  sagt: 
„wenn  man  bei  Untersuchung  einer  schnell 
verlaufenden  Unterleibsentzündung  eine  wider- 
natürliche Oeffnung  im  Magen  oder  in  den  Ge- 
därmen antrifft 9  so  würde  man  sich  gewaltig 
irren,  wenn  man  das  Zeugnifs  unserer  Sinne 
bestreiten  und  die  Entzündung  irgend  einer 
andern  Ursache,  als  dem  Austreten  des  in  die- 
sen Theilen   enthaltenen    zuschreiben   wollle.^^ 

—  Auch  in  dem  vom  Hrn.  Desgranges  erzähl- 
ten Fall,  auf  den  wir  noch  zurückkommen 
werden,  war  das  Feritonaeum  entzündet,  so 
wie  die  dünnen  Darme,  ingleichen  auch  die 
Mieren.  •—  lu  dem  von  Hrn.  Dr.  Friefs  mit- 
getheiiien  Fall  —  Museum  der  Heilkunde,  Bd, 

Jouni.LXIV.£.3.St.  C 


-     34     ^ 

IV.  S*.  82;  —  fand  man  das  Netz,  diedai 
und  dicken  Gedärme  ia  einem  stark  eatsi 
ten   Zustande,  welches,   mit  Recht,  yoa- 
grofsen  Anhäufung  der  extrayasirten 
des  Magens  in  die  Bauchhöhle  abgeleitet 
—  Wir  übergehen  hier  die  Aufzählung 
eher  Fälle ,  in  denen  ebenfalls ,   nach  .ei 
spontaner  Durchlöcherung  des  Magens  eio 
oder  minder  starker  entzündlicher  Zustandj 
Bauchfells,   der  Gedärme  u.  s.  w.   als 
cutive  Folge   der  geschehenen   Ergiefsm 
Contenta   des   Magens  in  die  BauchhiiU 
der    Leichenöffnung   gefunden    ward, 
gen   dürfte   hier  die    Bemerkung    nicbt 
gangen    werden :   dafs  in  keinem  beoba< 
Falle  einer  Blutergiefsung    in  die  HShb 
Unterleibes,  nach  erfolgter  Ruptur  der  Ui 
trompeten  oder  der  Eierstöcke,  durch  Sd] 
gerschaften    genannter    Organe    herl 
irgend  eine  Spur   eines  entzündlichen 
des  an  irgend  einem  Eingeweide,   weh 
unmittelbarer  Berührung  mit  dem  exgc 
Blute  gewesen  war,   bei   der  Leicheni 
gefunden  ward.     Die  Ursache  hier Ton.  ist 
klar;  — >  sollte  das  ergossene  Blut,  als 
nicht  einen  entzündlichen  Zustand  in  ii 
einem  mit  ihm  in  unmittelbaj^en-  ConlacCe 
kommenen  Theit  hervorzubringen  vermc 
seyn  ? 

2.  DaSf  bei  dem  ersten  Entslehen 
Schmerzes,  gleichzeitig  damit  verbundene 
fühl  einer  tiefen,  tödtlichen  Verletzung  vä 
einer  plötzlichen  Vernichtung  aller  Kräflei  .11 
dem  Vorgefühl  des  bald  erfolgenden  Todes.  \ 

3.  Das  plötzliche  Aufhören  des  WürgM 
und  Brechens,  wenn  solches,  wie  in.eioj|i 


;  —  35   - 

beobachtet  ward,  der  Gastrobrose  yor- 
aasging,  sob^^ld  sich  nämlich' jener  eigenthümr 
lache  Schmerz,  unmillelbar  nach  erfolgter  6a- 
sirobrose  einstellte.  Nar  sehr  selten  indessen 
erbricht  'sich  der  Kranke  noch  ein  oder  ein 
Paar  Mal' nach  dem  £int]^itt  des  Schmerzes^ 
wie  z.  B.   in   dem   ersten,   you  Gerard y  dem 

Tater,  erzählteu  Falle. 

1  '       .  • 

4.  Die  gl^thzeitig  mit  dem  Anfalle  des 
Schmerzes  bemerkbare  Steifigkeit  utid  Härte 
da^  Unterleibes,  wegen  krampfhafter  Zusam- 
menziehung  der  Bauchmuskeln.  In  dem  yon 
Gerard ^  dem  Vater,  a.  a.  O.  mitgetheilten 
Falle ,  'waren  die  M uskela  des  Bauches  anfangs 
so  heftig  zusamtnejdgezogen ,  dafs  der  Baucli 
bis  zum  Rückgrath  hineingezogen,  und  so  hart 
vtJA  ein  Brett  zu  seya  schien.  Auch  Cramp" 
ton,  Travers  u.  A.  machen  auf  dies  häufig 
beobachtete  Symptom  aufmerksam.  Doch  nitht 
immer  ward  es  beobachtet;  auch  ich  bemerkte 
es  nicht  in  dem  yon  mir  erzählten  Falle«  Fand 
indessen  diese  krampfhafte  Zusammenziehung 
der  Bauchmuskeln  auch  anfangs  Statt;  so  geht 
sie  nach  einigen  Stunden  in  den  entgegenge- 
setzten Zustand  über;  eS  entsteht  nämlich: 

6.  Eine  allmählig  immer  mehr  zunehmen- 
de tympanitische  Ausdehnung  des  Unterleibes^  die 
durch  folgende  ursächliche  Momente  bedingt 
wirds 

a)  Aus  den  in  die  Höhle  des  Unterleibes 
ergossenen  Stoffen,  es  sei  nun  Speisebrei  — ^ 
Cbymus  —  oder  wirklich,  bei  Durchlötherung 
der  Gedärme ,  fäculente  Materie ,  oder  es  seyen 
iinyerdaute  Reste  kurz  yor»  oder  noch  nach 
erfolgter  Perforation  genossener  Nahrungsmit« 

C  2 


—     36     — 

tel  u.  s.   w.    entwickelt   sich    bald  eine  grpfse 
Menge   Gasarten,    welche    aufsei:  der  Gränze 
der    ihre    chemische    EutwidieluDg  son^t  be- 
schränkenden   Lebenskraft  y    nun    ganz    freien' 
Spielraum  haben ,  und  eben  deshalb  diese  tym- 
panilische   Anscb wellung   des    Unterleibes    be- 
wirken,   welche   oft  einen   sehr    hohen   Grad 
erreichen   kann,   wie  z.   9.   in   dem  von ^ dem 
Baron  d^HenßuvllU  —  s.  Aiiserll^Fene  Abhandl. 
A.  K.  Pariser  Akademie  d.  "\V!ssen seh. ,   ^.  d. 
Französ.    Von   Beer.    Tbl   II.   Leipz.  1754.   S. 
319.     Vergl.   jR.   A.   Vögel  neue  medic,  BibL 
Bd.  I.  S,  319.  ~  erzählten  Falle. 

•  V)  Durch  den  tleiz,  mit  dem  die  in  der 
Bauchhöhle  ergossenen  Cöntei;ita  des  Magens 
XLpA  des  Darmkanals  auf  die  grofsen  und  .zahl- 
reichen Nervengeflechte  einwirken',  entsteht 
consensuell  eine  tympanitische  Auflreibung  der 
Gedärme,  ein  wahrer  Spasmus  inflaüvuSy  wie 
in  meinem  Falle. 

• 

c)  Endlich  ist  diese  tympanitische  Ausdeh- 
nung des  Unterleibes  in  vielen  der  heobachte» 
ten  Fället  so  wie  auch  in  dem  meinigen,  Fol* 
ge  der  mechanischen  Ausdehnung  der  Bauch- 
höhle durch  den  ErguTs  des  reichlich,  nach- 
erfolgter  Ferforation  des  Magens,  genossenen 
Getränkes.  Ueber  6  Fott  einer,  weifslich- gel- 
ben Flüssigkeit  waren  in  der  Bauchhöhle  der 
Verstorbenen  vorhanden,  die  auf  keinen  Fall^ 
als  früher  daselbst  angehäuft,  angenommen 
werden  konnten,  indem  der  Unterleib  anfangs 
durchaus  gar  nicht  ausgedehnt  war,  und  erst 
nachher  so  anschwoll,  als  Folge  des  so  reich- 
lich genossenen  Getränks ,  —  von  dessen  be* 
gieriger  Verschlingung  ich  selbst  Augenzeuge 
war,  — ^    und    der    verordnungsmäfsig  fortge« 


—     37     — 

■  '  j 

brauchten  Emulsion,  welche  sich  aus  der  per- 
forirten  Stelle  des  Magens  io  die  Bauchhöhle 
ergossen.  Die  Beschaffenheit  djer  :  ergossenen 
Flüssigkeit  zeigte  dies  zur  Genüge  <)nd  es  konnte 
also  kelnesweges  von  einer,  schnell  sich  ent- 
"wickelt  habenden  Bauchwassersucht  die  Rede 
seynl! 

Als  Folge  dieser  tjrmpanitischen  Ausdeh- 
nung des  Unterleibes  nun  entsfrand  die  grofse 
Kurzathmigkeit  —  Dyspuoe  ^^  der  Kranken, 
indem  das  Zwerchfell ,  durch  die  ungeheure 
Aofüllung  der  Bauchhöhle  mit  der  ergossenen 
Flüssigkeit  und  den  daraus  entwickelten  Gas- 
arten nach  oben  gedrängt  und  io  seinen  Be- 
wegungen beschränkt  ward,  es  also  an  der 
gehörigen  Ausdehnung  des  Brustkastens  man* 
geln  mufste.  Eben  dies  findet  ja  .  bei  jeder 
Bauchwassersucht  Statt.  —  Dafs  bei  meinem 
ersten  Besuche  der  Unterleib  weder  schmerz- 
haft, noch  angespannt  und  ausgedehnt  war, 
und  daJs  diese  Erscheinung  sich  erst  später, 
und  immer  mehr  in  progressivem  Verhältnisse 
einstellte,  war  um  so  leichter  zu  erklären,  als 
man  sirh  bei  der  Leichenöffnung  von  der  Men-. 
ge  der  in  der  Bauchhöhle  der  Verstorbenen 
ergossenen  und  mit  dem  genossenen  Getränke 
in  Verhältnifs  stehenden  Flüssigkeiten  jiber- 
zeugte'  —  Der  unauslöschliche  tUirsl,  der 
meine  Kranke  zwang,  das  ihr  gereichte  Ge- 
tränk -—  sie  hatte  seit  dem  Mittage  bis  kurz, 
vor  ihrem  Ende  über  3  Quart  Graupen-  und 
Haferschleim  zu  sich  genommen  —  Tassen- 
weise hinabzustürzen ,  ist  in  mehrern.  ähnli- 
chen Fällen,  z.  B.  in  dem  bereits  erwähnten, 
von  Crampton  beobachteten,  ebeti  so  wenig 
bemerkt  worden,  wie  in  dem  von  Oerard  dem 


.-     38     -. 

Vater,  n«  a.  O.  erzählten  Fall,  dagegen 'aber 
trank  die  -Kranke  des  Hrn.  Desgrhng&  — 
Born's  Archiv  1821.  Sepibr.  Octbr,  Stück,  S. 
281.  -^  durch  Durst  getrieben,  Molken,  vro^ 
bei  der  ebenfjiills  charakteristische ,  und  die  ge- 
schehene Ergiefsung  bestätigende  Umstand  sich 
zeigte:  dafs  die  Kranke,  i/venn  sie  einige^ Gla- 
ser voll  im  Sitzen  getrunken  hatte,  niederge- 
legt zu  werden  verlangie,  weil  sie  danb  We- 
niger Erstickungsangst  fühlte. 

6.  Ein  sonderbares,  ganz  eigentliiimlicbes 
Gefühl  jies  augenblicklichen  Nachfolgens' einer 
schwerf^n  Masse  im  Unterleibe  nach  der  Seite, 
auf  welche  der  Kranke,  sich  im  Liegen  %en- 
dete.  -^  So  viel  mir  bekannt,  war  Hr.  Trim 
niu8  —  Vermischte.  Abhandl.  aus  denx  Gebiete 
der  Heilkunde,  von  einer  Gesellschaft  prakti- 
scher Aerzte  in  St.  Petersburg.  3te  Sammlung. 
1826.  —  der  erste,  weicher  auf  dies,  für  wirk- 
lich charakteristisch  und  patho^nounoniisch  zu 
haltende  Zeichen. einer  geschehenen  Ergiefsung 
der  Gofitenta  des  Magens  oder  Darmkanals  in 
die  Bauchhöhle,  bei  Gelegenheit  dvr  Mitthei- 
Inng  des  yon  ihm  beobachteten  Falls  einer 
Durchlöcherung  des  Magens,  auf  den  wir  noch 
zurückkommen  werden,  aufmerksam-  machte, 
und  verdient  dies  ganz  vorzüglich  der  Beach- 
tung fernerer  Beobachter  ähnlicher  Fälle.  In- 
dessen würde  es  doch  wohl  nur  dann  Statt 
finden,  wenn  der  Kranke,  nach  geschehener 
Gaströbrose/  eine  gj'ofse  Menge  Flüssigkeiten 
ziir  Löschung  des  Uurstes  zu  sich  nähme. 

7.  Das  Gefühl  einer  Kälte  im  Unierleibe, 
verbunden  mit  einer  auffallenden  Abnahme  der 
Temperatur  der  äufseru  Hautkedeckuugen^^  ins-* 
besondere  eisige  Kälte  der  Extremitäten. 


t 


1  ■ 


—     39.    — 

8.  In  ApBehung.  der  BescLaflenTieit  des 
Pulses  sind  sich  die  Beobachtungen  oicht  gleich. 
ßenj»  Travers  fand  in  den  von  ihm  heohachte- 
ten  Fällen  den  Puls  anfangs  normal,  nnd  zwar 
so  lange,  als  sich  die  ZuHüle  der  conseculiven 
Perilunitis  entwickeln.  Gerard  fand  den  Puls 
bald  schwach,  hart,  stets  aber  sejir  schoelf. 
—  Bei  meiner  Kranken  war  der  Puls  krampf- 
haft, kaum  zu  fiihleni  und  zwar  toüi  Ao- 
faoge  an. 

Ats  weniger  wesentliche  Symptome  sind 
sowohl:  das  sofortige  iDiVA/fc/ie,  nicht  blpfs  dem 
GefSble   uach  bemerkbare,   schnelle  Sinken   der 
Kräfte^  als  die  Aifection  des  Cerebral"  und  Ner^ 
^vensysremsj    wodurch    die    dem   Lokal -Leiden 
angehörigen  Symptome  in  den  Hintergrund  ge- 
drängt werden  ,    an  zusehn  ,    und   finden  diese 
2uweilen  bei  Personen,  die  an  den  Folgen  ei- 
ner geschehenen   Durchlöcherung   des  Magens 
oder    des    Darmkanals     sterben ,     beobachtete 
Symptome,   wohl   nur   dann    Statt,    wenn  die 
Durchlöcherung  an  einer  yorher  entzündet  ge- 
wesenen  und  nun  brandig  gewordenen  Stelle 
erfolgte.     Denn  jene  Symptome  gehn  gewcWin- 
lich  dem  Tode  voraus,  sobald  eine  Entzündung 
irgend  eines  Eingeweides  der  BnuchhÖhle,  oder 
des  Bauchfells  in  Brand  übergeht,   auch  ohne 
dafs    eine    Durchlöcherung    des    Magens   oder 
Darinkanals,    und  die    consecutive  Ergiefsung 
ihrer  Gontenta  in  die  Bauchhöhle,  Statt  fand, 
können   daher    nicht  als  eigentlicfie  pathogno« 
monische  Symptome  der  geschehenen  Perfora- 
tion angesehen   werden.     Sie   fehlten  in  dem 
von  mir  beobachteten ,  und  sehr  vielen  ähnli- 
chen Fällen;  denn,  wie  bereits  bemerkt,  war 
meine  Kranke,   eine  Stunde  vor  ihrem  Tode 


,—     40     —. 

I.  •  -  ■ 

noch  so  kraftig,  dafs  sie,  fa&t  ,oIine,  üiiler- 
sliitzu|ig  nulstehn ,  und  Urin  Lis&en  konnte; 
auch  zeigten  sich  keine  Syruptdmd  des*  aflicir- 
teil  Cerebral-  und  Nervensystems  Uel  ilH\  Der 
Kranke  des  Hrii.  Dr^ 'Triniiis^  war  ebeniiills 
nach  der  erfolgten  Durchlöcherung  des  jMagens 
noch  so  kräfltig»  dafs  er  ohne  viele  Hülfe  selbst 
in  das  für  ihn  bereitete  Bad  steigen  konnte. 

Eben  so  ist  die  zuweilen  bemerkle  "Ver- 
haltung  des  Urin«  solcher  Kranken,  kein  we- 
sentliches Symptom.  Der  bereits  erwähote 
Kranke  des  Hrn.  Dr.  Frkfs  litt  an  einer  ürin- 
verhaltung,  welches  der  Referent  dieser  Beob- 
achlung  von  dem  Difncke  ableitet,  den  die,  in 
so  grolser  Menge  in  die  Bauchhoble  ergossene 
Flüssigkeit,  aaf  die  Blase  äufserte. 

üeberliaupt  ändern  Aller,  Geschlecht,  Con- 
stitution ,  der  Zustand  der  Kräfte  nnd  so  man« 
che  andere  Umstände  die  Syiiiptofne  merklich 
ab;  nur  das  Ensemble  der  Symptome  wird  d^e 
Diagnose  erhellen ,  so  wie  auch  die  vprausge-. 
henden  Umstände ,  z.  B.  wenn  das  leidende 
Subject  früher  an  Zufallen  litt,  woraus  man 
auf  organische  Krankheiten  des  Magens  seh lie- 
fsen  konnte«  Endlich  wird  die  Analogie  mit 
.andern  beobachteten  Fallen  oft  da  noch  die 
Diagnose  erleichl.3rn,  wo  die  vorhandenen 
Symptome  über  das  wahre  Wesen  der  Krank- 
keit in  Ungewifsheit  lassen. 

Es  fehlt  In  den  Schriften  der  altern,  neuern 
und  neuesten  Aerzte  keinesweges  an  Erzäh- 
lungen von  maiintchfaltig  gestalteten,  gröfsern 
oder  kleinern  durchlöcherten  Stellen,  die  man 
hei  angestellten  LeichenöiTnungen,  iheils  in 
"den  Magenhäuten,  theils   an   mehrern  Stellen 


—     41     — 

des  D^rmkrtnals  entdeckte.  Die  Subjecte  die- 
881^  anatomische- pal hoJügiscIieu  Untersuchungen 
waren  thelJs  Personen ,  die  nach  unbedeutend 
scheinenden,  nur  wenige  Tage  dauernden  Krank- 
heiten ganz  unerwartet,  unter  den  angegeber 
nen  Symptomen ,  starben ;  theils  aber  auch 
Personen,  die  schon  Jahre  lang -au  einer  Heihe 
Ton  UnterieibsbeFch werden ,  bald  mit  längerer^ 
bald  kürzerer  Unterbrechung  litten,  und  end- 
lich, unter  Symptomen  allgemeiner  Cachexie 
und  Tabescenz,  Opfer  des  langst  erwarteten 
Todes  wurden;  und  gewifs,  noch  weit  öfterer 
würden  perforirte  Steileu  des  Magens  und  Darm- 
kanals gefunden  seyn ,  wenn  die  Leichen  so 
Tieler,  an  räthselhafien  Unterleibskrankheiten 
leidenden^  und  endlich  unerwartet,  und  plötz- 
lich gestorbenen  Personen  untersucht  worden 
-wären.  So  starb  z.  B»  das  Mädchen ,  dessen 
plötzlich,  unter  den  angegebenen  SymplomeD| 
welche  die  spontane  Durchlöcherung  des  Ma«' 
gens.  und  die  consecutive  Ergieisung  der  Gon- 
tenta  des  IVlagens  zu  begleiten  pflegen ,  —  er- 
folgenden Tod  Gerard  erzählt,  gewifs  an  die- 
sem unheilbaren  Uebel;  und  so  erinnere  ich 
mich  ebenfalls  noch  sehr  wohl  des,  vor  etwa 
10  Jahren  erfolgten,  unerwarteten,  plötzli- 
chen Todes  einer  verheiratheten  Dame  hie- 
selbst,  der  höchst  wahrscheinlich  ebenfalls  durch 
eine  Durchlöcherung  des  Blagens  oder  irgend 
einer  Stelle  des  Darmkanals  verursacht  ward. 
Diese  36jährige  Dame  nämlich,  welche  wäh- 
rend ihrer  8jährigen  Ehe  3  Kinder,  gehören 
hafte,  von  denen  noch  2  leben,  war  von  schwäch- 
lichem, zarten  Körperbau,  und  litt  bereits  seit 
den  Jahren  der  Pubertät  an  ^ehr  heftigen  Ma- 
genkräjnpfßUy  die  gewöhnlich  dann  eintraten, 
wenn    Aerger    vorausgegangen  war,    welches 


—     42    -* 

.    t 

seTir  bä'afig  geschnh.  Denn  diese  Dame  be- 
safs,  wenigstens  in  ihren  lelzl^n  Lebensjali* 
ren ,  ohngeachtet  ihres  sonst  sehr  sanften,  ein« 
nehmenden  Wesens  ^  eine  so  gtofse  Reizbar* 
keit  des  Geiniilhs,  da£s  sie  be^  den  geringsten 
Veranlassungen  in  einen  unverhallnifi^uärsigen, 
heftigen  Zorn  gerieth.  Sie  hatte  bereits  viele 
Jahre  hindurch  von  mehrem  Aerzlen  mancher^ 
lei  Arzneimittel  gegen  ihre  heftigen  CardiaU 
gieen  und  Krampfkoliken  erhalten,  allein  sol- 
che ohne  allen,'  wenigstens  nur  sehr  schnell 
vorübergehenden  guten  Erfolg  gebraucht,  und 
des  steten  Medicinirens  müde,  in  ihren  letz- 
ten Lebensjahren  nur  dann  ärztliche  Hülfe  ge- 
sucht,, wenn  die  Heftigkeit  ihrer  Schmerzen 
sie  nÖlhigte,  sich  eine  Linderung  zu  verschaf- 
fen. Auf  diefe  /^^^^^  hatte  euch  ich^  als 
mehrjähriger  Hausarzt  ihrer  Familie,  seit  der 
Zeit  ihres  Aufenthalts  am  hiesigen  Orte,  ihr 
bereits  -  öftierer ,  durch  die  bekannten  Mittel, 
welche  man  den  Anfälfen  heftiger  Gardi^lgieen 
und  Coliken  entgegensetzt,  palliative -Erleich- 
terung "verschaffl.  —  Nachdem  diese  Dame  ei- 
nige Tage  hinter  einander,  bei'  Gelegenheit 
des  J3esucbs  einiger  auswärtigen  Anverwand- 
ten, sich  mehr,  wie  gewöhnlich,  in  ihrer 
Hauswirthschaft  angestrengt  hätte,  und  unmit- 
telbar nach  der  Abreise  derselben,  wegen  un- 
bedeutender häuslichen  Vorfälle  abermals  iii 
den  heftigsten  Zorn  gerathen  war,  so  ward 
sie  an  demselben  Tage  Nachmittags  plötzlich 
von  den  heftigsten  Schmerzen  im  Magen  und 
im  Unterleibe  befallen,  und  verlangte  meine 
Hülfe.  Sie  brach  bei  meinem'  Besuche  in  lau- 
tes Schreien  und  Winseln  über  ga^iz  unleid- 
liche Schmerzen  im  Magen  und  im  Unterleibe 
auSy  und  versicherte :.  ^^dafs  die  jetzt  von  ihr 


-     43     - 

•mpfundebei»  SrTimerzen/  in  Ulnsiclit  ihrer 
Uöiligkeit  uod  Eigentbüinlichkeit,  weder  roit 
ihren  früher  erlitteneo  MageuIsrä]nplen,''DOch 
den  ebehf{il)8  früher  erlitleDeh  Coli ksch merken 
sich  Targleicheo  liefsen;  nie  habe  sie  Schraer-p 
zeo  diiser  Art  empfunden ,  und  sie  würde  ge« 
TV'ifs  dn  diesen  Schmerzen,  falls  sie  nicht  \m\d 
Erleichterung    erhielte ,    8ler)>en    inüsseq  ,*'  — 

«eine  Beoierkang,  die  ich  allerdings  jnit  ihr 
theilte^  indem  mir  eine  auffallende  Verände- 
rung in  ihren  Gesichtszügen  nicht  entging* 
Alles  was  der  Kunst  zur  palliativen  Beseiti- 
gung heftiger  Coliken  und  Cardialgieen  zu  Ge- 
böte steht,  ward  nun ^  der  Reihe  nach  ange« 
wandt,  aber  nichts  vermochte  der  armen  Lei- 
denden auch  nur  irgend  eine  Erieicbternng  zu 
verschaffen  und  die  Nacht  ward  ohne  irgend 
einen  Nachlafs  dieser  heftigen  Schmerzen  und 
unaussprechlichen   Angst  zugebracht.   —    Am 

,  folgenden  Morgen  fand  ich  die  Kranke  mit 
Hippokratischem  Gesichte,  völlig  erkalteten 
Extremitäten,  tympanilisch  aufgetriebenen  Un- 
terleib und  in  ununterbrochenen  Schmerzens- 
Aeufserungen.  Sie  war  übrigens  völlig  bei 
Besinnung,  sprach  von  ihrem  baldigen  Tode 
mit  Gewifsheit,  und  beschwor  mich  dennoch, 
irgend  ein  anderes  Mittel  zu  verschreiben,  um 
ihr  Ende  zu  erleichtern.  Ich  erfüllte  den 
Wunsch  der  Sterbenden ,  wiewohl  ich  voTi  der 
vergeblichen  Anwendung  derselben  überzeugt 
ivar,  und,  sowohl  wegen  des  ganzen  Verlaufs 
der  Symptome,  als  wegen  der  gänzlichen  Un- 
>virksamkeit  aller  seit  18  Stunden  etwa  ango- 
vrandten  innern  und  äufsern  Mittel,  wodurch 
nicht  einmal  temporäre  Erleichterung  verschafft 
war ,  auf  den  Gedanken  gerieth,  dafs  hier  eine 
Durchlöcherung   des  Alagens  oder  Darmcanals, 


-■     44     — •       .      ■ 

an   irgend  einer   Stelle,    und  eine  consecuiive 
Ergiefsnng   ihrer   Content a    in  die  Bauclihöltle 
Statt   gefunden   hatten   müsse.     Noch   ehe    die 
zuletzt 'Verordneten  Medicamente  -bereifet  wa- 
ren,  verschied   die  Leidende  ruhig.   —    Alle 
Vorstellungen  ,  die  Section  der  Leiche  zu  ver- 
Stätten,   waren   leider!   vergebens.      Der  jetzt 
von  mir  beol)achtete  Fall ,  in  welchem  das  Re- 
sultat der  angestellten  LeichenölTnnn^  die  Wahr- 
heit  meiner    Vermuthung    über   die   Todesart 
des  Slädchens  bestätigte,   macht  es  mir  jetzt 
um  so  gewisser,   mich  in   meiner  damals  ge- 
anfserten  Vermuthung    über  die    Ursache   des 
Todes  der  besagten  Dame   nicht   geirrt  zu  ha- 
ben ,  als  die  pathologischen  Erscheinungen  in 
den   letzten   Lebensstunden   beider  Individuen 
so  sehr  einander  ähnelten«    — *    Nach    dem  zu 
urt heilen  9   was  ich   mich,   aus  der  Erzählung 
dieser  Dame,   über  den  Ursprung  und  frühern 
Gang  ihrer   cardialgischen   Beschwerden   noch 
erinnere,   bin   ich   jetzt  überzeugt,  .dafs,   bei 
ihrer  zarten,  hysterisch  nervösen  Constitution, 
ihre  Beschwerden  anfangs  wohl. nur  rein  ner-* 
vös  waren,    späterhin   aber,   durch  den  Mifs^ 
brauch  der  "vielen  hitzigen  und  reizenden  .Mit- 
tel» die  sie,  in  reichlicher  Menge,   von  ihren 
frühern  Aerzten  erhielt,  nach  um!  nach  in  ei- 
nen  chronisch  -  entzündlichen    Zustand   über« 
gingen.     Die  öfters,  besonders  nach  Gemülhs- 
bewegungen  recidivirenden  Anfalle  dieses  chro- 
nisch-entzündlichen   Zustandes    der   Schleihi- 
haut  des  Magens,  gingen,  nur  durch  reizende 
Mittel  behandelt,   in   eine   chronische  Exulce- 
ratipn  derselben  über,   wodurch   denn  endlich 
die  traurige  Catastrophe  vorbereitet  ward. 

«Die   meisten   Beobachtungen  von  TerfQra- 
iiOnen  des  Magens ,  die  wir  in  den  Schriften 


/ 


-     45     -• 

# 

der  altern  Aerzte  aufgezeichnet  finden,  sind» 
leider!  so  unvollständig  erzählt ,  da fs  man  dar- 
aas keine  sichern  Resultate  'in  Hinsicht  der 
sie  veranlafst  habenden  ätiologischen  Momen- 
te, ziehn  kann.  Denn,  wie  sehr  auch  über- 
haupt der  Nutzen  pathologischer  LeichenölT- 
nungen  seit  MorgagnVs  Zeiten  anerkannt  wur- 
de,'  so  haben  diese  dpch  erst  seit  wenigen 
Decennien^  als  seitdem  man  den  sogenannten 
organischen  Krankli^iten  eine  besondere  Auf*« 
merksämkeit  widmete,  und  dadurch  zii  der 
Ueberzeugüng  gelangte,  dafs  solche  weit  häu- 
figer vorkommen,  als  man  früher  ahndete, 
%Tßt  den  Charakter  ächter  Wissenschaftlichkeit 
erlangt,  und  ein  helleres  Licht  über  so  manche 
Partieen  der  Diagnostik  und  Nosologie  yer- 
breitet.  Genz  vorzüglich  gilt  dies  von  den 
Organen  der  Bauchhöhle,  deren  Untersuchun- 
gen bei  LeichenöiFnungen  mit  um  so  grÖfs^rer 
Genauigkeit  und  Umsicht  in  den  neuesten  Zei- 
teh  angestellt  wurden ,  je  allgemeiner  und  leb* 
hafter  das  Interesse  war ,  und  noch  fortdaurend 
ist,  mit  welchem  sowohl  i^roi/ssoiVs Lehre, auf- 
genommen, als  die  Lehre  von  Vergiftungen, 
in  medicinisch-polizeilichei'  Hinsicht  insbeson- 
dere, neuen  und  fruchtbaren  Untersuchungen 
unterworfen  ward.  So  ist  z.  B.  die  durch  eine 
Reihe  von  Leichenöffnungen  >  welche  Hr.  Louis 
init  musterhafter  Sorgfalt  anstellte,.,  erläuterte, 
bis  dahin  nur  wenig  und  unvollständig  Von 
den  Aerzten  beobachtete,  in  pathologischer 
Hinsicht  wenigstens  äufserst  wichtige  Eutdek- 
kung  der  Durchlöcherung  des  dilnrnn  Darms^ 
als  eine,  besonders  bei  Jüngern  Personen,  gar 
nicht  selten  vorkommende  Krankheit,  offenbar 
als  ein  beachtungswerthes  Resultat  dieser  neue- 
sten  anatomisch  *  pathologischen    Untersuchun- 


—     46     — 

gen  aDznseben ,  so  vrie  Diao  ebeofalltf  durch 
sie  zi|  der  Ueberzeugung  geiangfe:  dafs  ioiie- 
re,  und  organische  Ursachen  in  den  Organen 
der  Verdauung,  Veränderungen,  welche  de« 
nen,  die  eingenommene^ "Giit  veranlafsi,  ab« 
solut  ähnlich  sind,  hervorbringen  und  den  Tod 
eben  so  pIotzHch,  und  zuweilen. unter  densel- 
ben Erscheinungen  herbeiführen  können.  Denlh^ 
dals  öfterer  schon  die  in  den  Leichen  ange- 
trolFenen,  zuweilen  mit JPerforationen  und  Erö» 
sinnen  verbundenen  mannichfallig  gestalteten 
Desorganisationen  der  iunem  Biagenhäute,  nnd 
ihre  Abweichungen  vom  normalen  Zustand«, 
besonders  in  frühem  Zeiten,  von  VergifLungiea 
abgeleitet  wurden,  beweisen  mehrere  in  dea 
Mphtmer.  natur^  curiosof.  u.  s«  w.  erzäblCen 
Beispeile,  und  selbst  in  den  neuesten  Zeiten 
sind  ähnliehe  Verwechselungen  nicht  unerhört« 
Der  yerdienFtv()J]e  Py/  hat  hierauf  bereits  auf*- 
merksam  gemacht,  s.  Decken  Auibätse  und 
Beobachtungen  aus  der-  gerichtlichen  Arznei- 
kunde. Bd.  I.  S.  62.  —  auch  hat  Hr.  Tattra 
in  seiner  Monographie.  Tratte  de  Pempoisonne^ 
ment  par  Vaclde  nitrique.  ä  Paris  1802.  — *  treff- 
liche hieber  gehörende  Bemerkungen  mitge-« 
tbeilt. 

Wenn  man  auch  in  der  Leiche  des  bfh^ 
rühmten  Französischen  Generals  Hodie  kejne 
eigentlichen  Perforationen  und  Erosionen  der 
Biagenhäute  fand,  so  wollten  mehrere  bei  der 
Seclion  gegenwärtige  Aerzte  aus  den  schwärz- 
lich-grünen  Flecken,  die  man  im  Magen  fand^ 
aiif  eine  geschehene  Vergiftung  schliefsen,  je- 
doch wurde  dieser  Verdacht  durch  die  mit 
urielem  Scharfsinn  dagegen  aufgestellten  Grün- 
de der  Herren  Thiknius^  fVendektäüt  und  Si-- 


■    * 


■p-,    47     — ; 

gault  hioreichend  widerlegt,  (s.  Buftland^s  Jouiw 
nai,  Bd>  |V.  S.  196  n.  f.),  und  wir  verdäD- 
ken  dieser,  damals  viel  Aufsehn  erregenden 
Begebenheit,  die,  in  medicinisch-gericJii lieber 

.Hinsicht  insbesondere,  interessante  Abhand- 
long  des  Hrn.  Dr.  fVendeht'ddti  „über  die 
Beurtheiia'ig  der  bei  Sectionen  yorgefundenen 
flecken  in  dem  Magen,"  in  Äo/ip^s- Jahrb.  d« 
Staatsarzneikunde*  Jahrg.  IL  S.  169.  n.  f« 
Vergl.  Salzburger  med.  chir.  Zeitung.  Jahrg. 
1810.  Bd.  U.  S.  124.  u.  f.  —  Auch  Portal  — 
Samml.  auserl.  Abbandl.  f.  pr.  A.  Bd.  23.  S. 
137.  —  warnt  ebenfalls  dafür,  die  nicht  seU 
ten  im  Magen  gefundenen  schwarzen  Flecke 
als  Folge  einer  rorhergegangenen  Vergiftung 
ansuselui.  —  JBeddoes  —  3^edical  and  pliy$kal 
Journal  conducted  bf  Dr.  Bradlty  and  Adams* 
1808.  Decbr.  —  bemerktet  dafs  sehr  oft  der 
obere  Theil  des  Magens,  besonders  der  Car- 
die,  durch  einen  besondern  patbologischen  Gon- 
sensus  zwischen  Gehirn  und  Magen ,  entziin- 
Jet  sey,  wenn  jenes  in  hohem  Grade  mit  Blut 
ange^u'lI^  und  entzündet  angetrolFen  ward.  — 
Hr.  Dr.  Koloff  versichert  dies  durch  mehrere 
Yon  ihm  gemachte  Erfahrungen   bestätigt  ge-^ 

.  fanden  zu  haben,  und  theilt  2  Fälle  mit,  wei«* 
che  den  Verdacht  einer  Arsenik- Vergiftung 
allerdings  grofsen  Raum  gaben,  der  jedoch  durch 
die  genaue  chemische  Üiilersuchung  der  Con- 
tenla  aus  den  beiden  Magen  nicht  bestätigt 
ward,  s.  Hoppes  Jahrb.  d.  St.  Arzneik.  Jahrg. 
VII.  S.  172  u.  f.  -r-  Sehr  interessant  ist  übri- 
gens auch  noch  die  von  dem  Hrn.  Dr.  JEfo/m- 
bäum  durchgeführte  Vergleich ung  der  Sympto- 
me einer  phlegmonösen  Gastritis  und  einer 
Arsenik -Vergiftung.  —  Harlefs  Jahrb.  d.  teut- 
sehen  Medicin  u.  Chirurgie  i   Bd.  III.   Heft  1. 


—     48     — 

Nr.  5.  —  Der  Hr.  Vf.  legt  besondern  Werlh 
acf  zwei,  als  Folge  der  Arsenik -Vergiftung 
hervortretende,  bei  der  phlegmonösen  Gastri- 
tis aber  fehlenden  Erscheinungen,  nämlich: 
auf  die  unwillkiihrlichen  Stuhl*  und  Harnaus- 
leerungen ,  die  er  in  2  Fällen  von  solcher  Hef- 
tigkeit sah,  dafs  die  Kranken,  bei  allem  Ge- 
fühl der  Schaambaftigkeit  doch  nicht  im  Stan- 
de waren,  diese  Ausleerungen  so  lange  anzu- 
halten ,  bis  sie  ein  anderes  Zimmer  erreichen 
konnten.  —  Noch  im  Jahre  1815  trug  sich  wie 
Laisne  erzählt  -^  (^Medicine  legale  ^  par  Lecieux^ 
Henard^  Laisne^  et  Rieax.  ä  Paris  1819«  p.  137. 
Vergl.  Neue  Samml.  airserl.  Abh.  f.  pr.  A.  Bd. 
IV.  S.  606  u.  f.)  —  ein  merkwürdiger  Fall 
im  Departement  Loitet  zn.  Mehrere  erfahrne 
Aerzte  und  Wundärzte  schlössen  nämlich  blofs 
deshalb  auf  eine  vorhergegangene  Vergiftung, 
weil  man  bei  der  Section  einer  plötzlich  ver- 
siorbenen  Person  eine  Durchlöcherung  des  Ma- 
gens fand ;  jedoch  wurden  die  der  Vergiftung 
beschuldigten  Personen,  nach. dem,  Ton  den 
Herren  Portal,  Althert^  Chaussier  u,  a.  abge- 
fafsten  Gutachten  über  diesen  iPaW ,  gänslich 
ireige^prochen.  Um  ähnliche  Irrthümer  zu  ver- 
meiden ,  tind  um  solche  spontane  Durchlöche- 
rungen des  Magens  nicht  fiir  Folgen  einer  vor- 
hergegangenen Vergiftung  zu  hallen^  macht  • 
Hr.  Laisne  auf  folgende  Punkte  aufmerksam: 

1.  Auf  eine  genaue  Berücksichtigung  aller 
dem  Tode  vorausgegangenen  Umstände,  und 
insbesondere  der  Einflüsse,  die  auf  den  Ver- 
storbenen einwirkten,  sowohl' der  äufsern,  als 
der  innern,  in  der  Constitution,  dem  Xempe^ 
ramente,  der  Lebensweise,  den  vorhergegan- 
genen  Krankheiten  u.  s.  w,.  begründeten.    War 

die 


—     49     — 

Perfonition  des  Habens  Folge  einer  cliro- 
hea  Ulceralion  der  ülagenhäute,  so  wird 
frühere,  krankbafle  Zusinud  de$  Verstca- 
BD  schon  hioreicLenJ  Liebt  geben.  ScLwie- 
ist  indessen  allerdings  dieDißgiiUFiS,  wena 
fPeriuralicn  Folge  der  aculeu  JV  lui  der 
.heit  ist,  wo  der  T^d  d  ■  Indiildnuni 
icheinend  ytdlkoiuuineu  A^  uLheyn  trüTt, 
^die  Syiuplome  denen  einer  ^OJi.ergegan- 
Vergiftung  sehr  ähnele.  Indessen  auch 
^ird  die  gehoriize  Aiii'inerksainkeil  .mi* 
TOrgegangeneu  Zustand  initgllclje  IrrlLLl- 
rVerhiilen,  so  wie  aucJi  dlo  Analogie  ahu« 
FäUe. 

Auf  die  BeschnlTenheit   der  perforirtea 

Meibst.     Wenn  durch  scharfe ,  causti'sche 

als.  von  welchen  nur  eine  solche  ^Vir^ 

zu  erwarten ,    der    Magen    erodirt   und 

rt  ward ,  so  ist   der    Umfang  der  OelF- 

.immer   \ou  einer  Farbe,    welche,    nach 

genommenen    Gifte   und    dessen   lüinwir- 

•  auf  das   Organ   verschieden  ist.     So  ist 

diese    Farbe   gelb,   wenn  Salpetersäure, 

:,  wennSchwefelsäure  genommen  ward  '^)* 

Sei    Arsenik  Vergiftungen    zeigte    in    mehreren 

Ulen  die  innere  Fläche  des  Magens  stirKa  Fal- 

tm  vnd  einen  trocKnen  Brandscliorfi  der  durch 

iilto  Häute  desselben,   bis   zur  äufsersten  durch« 

Ctdrnngen  war,   s*  ReWs  Arcbiv  f.  Physiologie. 

Jd.  iV.  S.  s8o.  —     Schohvtger  fand  den  Mngen 

^•hiefl    durch  AVsenik   vergiftetfn   jungen   Men» 

;Mhea  wie  injicirt,   und   m  der  Höhle  des  Ma« 

[tinis  eine  Menge  röthlichen  Schleims,   s.  Epi~ 

•Mof.  ab  eruditis  viris  ad  Alb,  Hallerum  Script.  l\ 

iL  VoL  3.    p,   528»  —;  Bei.  Vergiftungen  durch 

^Blausäure  fand   man  die  Turtica  villosa  des  Ma« 

|en9  mdrbe   und  leicht  abzulösen  ^   doch  geben 

Siar  die  Anfallung  der  Venen  uiic  duitkelblauon^ 

«ii.L3üLV.B,3.  St.  D 


-—      50      — 

.  Auch  bleiben  in  F«nUen  der .  Vergiftung  die 
Käofler  der  durchfrecsenen  OefFnung  you  n^- 
lürlicber  Dicke,  da  sie  liiogegen  bei  der  spon- 
tanen Dorchlöclierung  des  Mageus,  als  Wir- 
kung der  vorausgegangeden  organischen  Thä- 
tigkeit,  Siels  c^iinoer  sind  *).  —  Auch  "wird 
bei  den  dqrcii  organische  Krankheiten  herbei- 
-geführten  Durchlöcherungen  des  Alagens  selbst 
-bei  einem  raschen  Verlauf  derselben,  immer 
das  stufenweise  Fortschreitenf  der  Zerstörung 
von  einer  Mageuhaut  zur  andern  unTerkeno- 
bar  seyn,  wahrend  die  Zerstörung,  weiche 
plötzlicli  durch  chemische  Einwirkung  geschieht, 
jenes  nicht  zeigt  **), 

dicKflatsigeiu  Blute  9  und  der  Geruch  nachbit- 
tern  iMIanileln  bei  der  Section  der  L'^iohe  au- 
fscrdeiD  constante  Criterien  für  diese  .Vei^j^if- 
tungsart  ab^  s,  Kopp^r  Jahrb.  der  Staatsarsneik. 
Jahrg.  8.  S.  556.  — *  Dafs  Verwechselungen  des 
Zustandes  der^ Magenhäute,  der  wirklich  diirch 
Arseuikvergifcung  herbeigeführt'  ist,  mit  dem- 
jenigen Zustande  möglich  sind,  welcher  in 
der  gallertartigen  Magenerweichung  bee;Tan- 
det  war,  beweist  der  in  England  beobach- 
tete medicinisch- forensische  Fall;  Es  wurden 
nämlich  die  Folgen  einer  sehr  wahrscheinlicheA 
Arsenikvergiftung  wirklich  der  von  Hunter  be- 
haupteten Auflösung  des  todten  Marens  in  sei- 
nem Magensäfte  zugeschrieben ,  s.  jEdinh,  meeli" 
cal  and  surgieal  Journal,  VoL  Vh  1810.  p.  383. 
Hr*  l'dger  {Hufeland*s  Journal  18 14.  Januar.  S. 
16'.)  liaacht  hierauf  aufmerksam  ^^  und  Tersicherc: 
dafs  ihm  wenigstens  weder  in  Leichen-,  an  ge- 
nommenen-  Arsenik  gestorbener  Menschen,  noch 
bei  zahlreichem  Zergliederungen  dahii(  getöd te- 
ter Thiere  jemals  etwas  der  tron  Hunf^r  he-schrie- 
beneh  Auflösung  des  Magens  ganz  ähnliches  vor- 
gekommen sey.    . 

*)  Dies  ist  indessen  bei   weitem  nicht  immer  der 
Fell  p  wie  mehrere  Beobachtungen  lehren. 

**)  ÄUtrdingf  ist  gaiis  vorsOglich  die  Form  der 


52 


suchuogen  2ur  Feststellung  4er  diagnostischen 
Charaktf^re,    tun    uie   durch   geoouiinene    Gifte 
yevanialisteD    Erusioneii    und   ferlbralionen  des 
Magens,  von  jden  durch  organisch -dynamische 
Krankheilszusläude     veranlafälen ,     zu     unter- 
scheiden,   üei    weitem    nicht    überiläfsigr    — 
Auch    ist  hei  solchen  Untersuchungen  der  Zu 
stand  des  Gehirns  um  so  weniger  zu  übersehn, 
als  neuere  Erfahrungen  lehren,   dafs -bei  orga- 
uidchen  Krankheiten    des  Mageüs,    die  später- 
hin mit  Dur/:hlotherungen  endigteij,  ;;:umal  bei^ 
der  qallenürtigen  Magen  -  Erwdchungj  die  Syipp^ 
tome   des   krankhaft   afQcirten  Magens,    durch 
die  Symptome,  welche  auf  eine  Ailekiion  des 
Gehirns  deuten ,    oft   sehr  iu  den  Hintergrund 
gedrängt  werden.    ,,ßei  einem  plö tätlichen  Tode, 
in   Folge   der   genannten    Krankheit,    bemerkt' 
Hr.  Ramiscli  sehr  wahr,   würden  die  vorange- 
gaugenen  abnormen  Erscheinungen  der  Gehirn-' 
Funktion,    und   das   bei   der  Obduction  in  der 
Hoble    dieses    Organs    vorgefundene   Wasser,' 
sehr  viel   zur   Würdigung  der  im  Magen  sich 
darbietenden   pathologischen  Veränderung  bei- 
tragen.  Und  im  Verein  mit  dieser,   ein  jeder 
Verdacht   auf  eine  etwa  vorangegangene  VeH- 
giftuog  gänzlich  verdrängen.'*  *) 

Dafs  man  in  den,  vorzüglich  von  den  äU. 
tern  Aerzten  der  Nachwelt  hiuteriassenen.  Er- 
zählungen von  Terforationen  und  Erosionen 
der  Magenhäute,  die  ganz  unerwartet  iu  den 
Leichen  mancher  plötzlich  verstorbenen  Perso- 
nen gefunden  wurden ,  ungerne  nähere  Auf- 
schlüsse über  diejenigen  Umstände  vermisse, 
die  der  letzten   Krankheit    und    dem   schnell 

*)    Ds  "Gastromalacia  ,et    Gasttovathia    ivfantumi 
auctore  F.  Xav*  Ra misch*    Prag  tQz^* , 


—     53     — 

diircli  sie  veranlafsten  Tod«  vorIiergingen>  ist 
bereif»  schon  hpinerkl.  Selbst  iVie  zum  Tlieil 
i[al&clien  nndeinseih'gcn  Ansichien^  welche  meh- 
rere allere  Aerzle  von  den  sehr  verschiedenen 
äliologisoh'en  Momenten,  wodurch  solche  Durch- 
locberungen  veranlafst  werden,  hallen,  ver- 
mindern sehr  ihren  Werlh. 

GröfslenfJieils  finden  die,  als  Folge  vor- 
Iiergegangener  organisch -dynamischer  Krank« 
lieilsfotmen ,  endlich  erfolgieu  Perforationen 
imd  Erosionen  des  Magens,  hei  Personen  Slolt, 
Trelche,  wie  auch  in  dem  von  mir  erzählfen 
Fall,  nnr  periodisch  und  unbedeutend  an  Ma- 
genschmerzen lind.  den. in  unsern  Tagen  so 
häufig  vorkommenden  dyspepiisehen  Beschwer- 
den litlen.  Diese  Beschwerden  wurden  in  vie- 
len Fallen  durch  ein  geregclfes  dürtetisches 
Verhalten  und  zweckmafsige  Arzneien  hald 
beseiligt,  zuweilen  verschwanden  sie  auch, 
wenigstens  auf  kürzere,  oder  längere  Zeit,  ohne 
Alle  ärztliche  Hülfe,  von  selbst  wieder.  Letz- 
leres fand  hesonders  dann  Statt,  wenn  sie 
Symptome  einer  chronischen  Entzündung  der 
ßfagenhäute  waren  ,  welche  ihres  schleichenden 
Ganges  wegen  oft  von  den  Kranken  selbst 
kaum  bemerkt  wird,  weshalb  man  ^ann-grade 
den  Zeitpunkt  versäumte,  wo  noch  ärztliche 
Hülfe  möglich  ist,  um  dadurch  den  weitern 
unheilbaren  Folgen  derselben  zuvorzukommen. 

Wenn  man  die  nicht  unbedeutende  An» 
9!ahl  derjenigen  anatomisch -pathologischen  Un- 
tersuch ungen  mit  einiger  Aufmerksamkeit,  ver- 
gleichend ,  überblickt,  welche  mit  den  Leichen 
von  Personen  angeslellt  wurden,  die  an  den 
Folgen  geschehener  F^r6)?ionen  und  Perforalio- 
neo   der  Häute  des  Mngens  —  um  hei  diesem 


—     Ö4     — 

Orgao  hier  allün  stellen  zu  bleiben  —  verstar- 
ben ,  so  Wird  eine  grofse  Verschiedenheit  der 
{gefundenen  Desorganisationen  jenes  Orgaus 
überliaupt^  nicht 'zu  verkennen  seyn ;  und  zwar: 

1)  in  HinsicJu  der  perforirt^n  Stelle  oder  der 
gefundenen  Oeffhüng  eelbst.  Eine  Hauptsache 
ist  es  auszumitteln :  ob  die  bemerkte  Oeffnung 
von  dem  Innern  des  Hagens  ausging,  oder  ob 
sie  von  aufsen  entstand,  wie  dies  in  mehrern 
Fällen  beobachtet  ward,  in  denen  Gescfawiire 
lind  Vereiterungen  in  benachbarten  Theilen  den 
Magen  von  aufseä  nach  innen  perforirten*  Ein 
sehr  merkwürdiges  Beispiel  einer  weit  ver- 
breiteten UIceration  der  IVIagenhäute,  die  von 
einem  im  Omentum  nünuB  befindlichen  Geschwür 
ausgegangen  war,  theilt  Hr.  Vr,  Praei  mit,  s. 
Horn's  Archiv  f.  med.  Erf.  1825.  Septb.  Octb. 
Stück.  S.  247.  —  Nicht  ipinder  merkwürdig  ' 
i^t  die  von  Hrn.  Coze.  —  Journal  de  Mediane 
1790  Fevr,  —  mitgetheilte  Beobaclitung  einer 
gänzlichen  Vereiterung  der  Milz,  wodurch  eine 
Zerstörung  der  innigst  mit  der  Milz  verwachs 
seneu  Magenhäute  herbeigeführt  war.  Dafs  die 
Vereiterung  in  der  Milz  sich  zuerst  entwickelt 
hatte,  erhellt  aus  der  Erzählung,  8.  Hufeland*s 
neueste  Annalen  der  franzos.  Arzneikunde» 
Bd.  I.  S.  158. 

Uebrigens  variirt  die  perforirte  Stelle  des 
Magens  auf  mehrfache  Weise: 

ci)  In  Hinsicht  ihrer  Gestalt  und  Beschaffen'-» 
heit.  —  Bald  war  die  perforirte  Stelle  ein 
blofser  Rifs,  eine  einfache  Zerreifsung  der  Ma- 
genhäute, ohne  Substanzverlust;  baM  ein  ganz 
rundes  Loch,  wie  durch  einen  Pfriemen  ge^ 
macht;  bald  ein    zackiges  Loch  mit  deutlich 


—     55     — 

ungleichen  R{)näern;  bald  eine  deutliche  Ero« 
Aion  Yon  innen  nach  nufsen,  von  trichterför- 
miger Gestalt  und  von  "abnehmender  Grofse 
des  Durchmessers;  d.  h.  die  perforirle  Stelle 
in  der  Tunica  villosa  war  von  grÖfserm  Um- 
fange,  als  in  den  andern  Magenhäuten,  so  dafs 
das  Ende  der  .Oeilhung  an  der  äufsern  Flache 
des  Magens  bei  weitem  kleiner  war  ^  als  ihr 
Anfang  in  der  viltosa.  Die  Oefinung  im  Feri- 
lünaeum  hat  dann'  eine  )l)esonders  enge  Oeff*  ' 
nnng,  die  sich  aber  mit  der  leichtesten  An- 
strengung vergrüfsern  läfst.  —  In  andern  selt- 
nem Falten  dagegen  beßndet  sich  die  weitere 
OeiTnung  im  Teritonaenm,  und  die  engere  in 
der  Villosa.'.  Dies  geschieht  dann  ,  wenn  die 
Vlceralion  von  aufsen  nach  innen  fortschritt, 
wenn  also,  die  äufsere  Magenhaut  mit  einer 
benachbarten  eiternden  Stelle  verwachsen  war.' 
'In  diesem  Falle  triiFt  man  die  Schleimhaut  um 
die  .OeiTnung  herum  völlig  gesund  an,  wie  Hr. 
Jlutin  bemerkt,  s*  v,  FrorUy*s  Notizen.  Bd. 
XII.  Nr.  8.  S.  127. 

V)  In  Hinsicht  der  Gröfse  ihres  Durchmes^ 
$ers^  —  bald  betrug- diese  mehrere  Queerfinger, 
bald  nur   einige  Linien. 

c)  In  Hinsicht  ihrer  Zähl.  —  In  den  mei- 
5leu  Fallen  wurden  mehrere  perforirte  Stellen 
von  unglelclier  Gröfse  gefunden ,  von  denen 
einige  nur  noch  blofse  Erosionen  der  Villosa, 
noch  keine  eigentlichen  Perforationen  waren ; 
seltner  ward  nur  eine  Oeffnung  gefunden ;  noch 
seltner  fand  man  die  Magenhäute  wie  ein  Sieb 
durchlöchert,  und  nur  ein  solcher  F'all  ist  mir 
—  aufser  dem  von  Ballonius  (^Paradigmata^  Nr* 
144.)  erzählten  ,  wo  eine  Vergiftung  vorher* 
gegangen  war,  —   belannt,   nämlich  der  vom 


i 


—     56     — 

CanoMicus  T\ahn  erzälilfe,  s.  JDesstH  Briel 
9e\  inil  seinHo  eliemaligen  SchüierD.  Samr 
Zürch  1790.  S.  451.      . 

,  d)  In  Hinsicht  der  Stetle ,  wo  man  sie 
An  jeder  Stelle  des.  Riagens  wurden  Pe 
lionen  gefunden ,  am  gewöknlichslen  jedi 
der  Gegend  de3  Tylorus  nnd  an  der  k 
Curvalur. 

2.  In  Hinsicht  der  nächsten  Umgebung 
xperforirteri  Stellen  und  der  JJeschaffenheit  dt 
genhäute,  indem  solche  bald  verdünnt, 
verdichtet,  bald  scinhos,  bald  callös,  bal 
aufgelÖfster ,  sulziger  BesdiaSenheit,  b« 
einem  chroijisch  -  entzünd liebem  Zustaoe 
funden  wurden.'  Gemeirtiglich  bildet  di< 
lösa  die  Ränder  der  perfbrirten  Stelle, 
fand  eine  Ulceration  Statt,  so  ist  sie  ii 
f^erm  Umfange,  als  die  übrige,  zerstört 
,  bildet  sie  einen  rothen  Wulst  um  die 
rirte  Stelle. 

Ebe^n    diese   mannicbfaltigen    Verschi 

lieiten   sind  in    der  Ursache   begründet, 

welche   die   rerforatioh   veranläfst  ward 

man  «kann    mit  ziemlicher  Siclierheit  toi 

auf  <fiVse  schliefsen.     Öenn,  wiewobldiel 

lome  der,  in  den  meisten  Fällen ,  nach  < 

ter  Perforation,    Statt   gefundenen   Ergi 

\et  Gontenta   des  DXagens   und  Darmkai 

ie  Bauchhöhle,  bis  auf  einige  wenige, 

^dividualität  der  sie  betroffenen  Person 

gründeten  Abweichungen,  sich  fast  ganz 

sind,    so   sehr    differiren    die   ursächlichem 

mentey  wodurch  die  geschehene  Perforatic 

.  bei  geführt   und   hedingt  ward»     Erst  de 

derholten  Nachforschungen  der  neaero 


'.  u.  f.  —  Jahrg.  1813;  Januar.  S.  15. 
verbreitet  sidi   nur  iiher  dio  ganz  ei« 
che  Art  der  PerforalioD ,  die  von  Er- 
de8  Bfagehgrnndes  entstehende,  nam- 
1  selbst  Hr.  Gerard  welcher  in  seiner 
rwähnten    schätzbaren    Monographie, 
»  bedeutende  Zahl  von  Beobachinngen, 
ndene  spontane  Perforationen  des  Ma- 
;an)in1et,    züsammengeslellt    und    auf 
hiebe!    Slatt  ßndende  Umstände  auf-^ 
gemacht  hat,  unterscheidet  nicht  ge« 
ie  verschiedenen    hiebei  Statt  finden- 
i  in    diagnostischer  und    ätiologischer 
— '  Eben  dies  gilt  von  dem,  übrigens 
sig  ausgearbeiteten  Artikel^    Perf ora- 
lem  Dictionncire  des  sciences  medicales, 
riehp  verdienen    daher    die  Hrn.   Dr. 
Berlin  und  Dr.  Rauch  in  St.  Peters- 
Dank   aller  wissenschaftlich  gebildet* 
te,    für  ihre   versuchte    Classification 
rationeu  des  Magens ,    wobei  Ersterer 
r  die  aus  innern  Ursachen  entstehen- 
hlöcherungen  des  Magens,   mUom^s 


.  —     58     — 

8c1)dr  Aerzte  in  St.  Petarsburg.  Samml.  II.  Pfl 
lersb.  1823,  S.  142.  u.  f.)  —  mehr  nie  Haupl 
formen,  unter  denen  die  spontanen  Durchlo 
cli^rungen  und  Zerreifsungeu  des  Magens  €i 
scheinen,  beri5cksichtige.t  haben.  .  Ich  verwei« 
meine  Leser  auf  diese  beiden  gehallvollen  AI 
handlungen. 

Wenn^  man  die  Unterbrechungen  cler  Cob 
tinüität  der  BJagenhäule,  mit  AUbert^  also 
selbsUtändiges  Krankheits- Geschlecht  aufsld 
Jen ,  und.  den  übrigens  sehr  zweckmäfsig  n| 
Demselben  gewählten  Kamen:  ^^GastrohroA 
zur  Bezeichnung  desselben  beibehalten  \vÜ 
so  sind  offenbar  die  bei  den  Yon  ihm  festgesell 
ten  Arten  dieses  Krankheits-Geschlechls,  nfli 
lieh  die  G.  fpontanea  und  G.  venenata^  vfiB^^ 
reils  auch  schon  erwähnt ,  durchaus  nichtko* 
reichend ,  um  alle  durch  die  Erfahrung  fc 
kannt  gewordenen  Fälle  der  Gastrobrost  i^ 
unter  zu  bringen ,  und  mochte,  in  dieser Rp^ 
^icht,  nachfolgende,  von  mir  versuchte  CM 
sificaiion  ,  vorzuziehen  seyn.  -7 

(Die  Fortsetzung  im  n&cbsten  Stftcli*) 


*^     59     — 


II. 

Vermischte    Bemerkungen 

•'        T  o  in 

Hofrath    Dr.    Erdmann 

SU    Dresden. 


I.' 

Schutzpocken*  Impfung. 
Benutzung  trockner  Schorfe  bü  derselben. 

UozähHp^emal  wiederholt  sich  von  allen  Sei- 
ten her  die  Klage,  dafs  es  tiicht  immer  mög- 
lich sey,  wirksame  Schutzpocken -Lymphe  zu 
erhalten,  weil  dieselbe  durch  das  längere  Auf- 
bewahren bald  ihre  Kräfte  verlieret  —  Als 
ich  mich  in  Kasan  noch  mit  der  Inoculation 
der  Schutzblattern  beschäftigte,  zog  in.  dieser 
Hinsicht  de  Carrd's  Beobachtung,  nach  welcher 
die  trocknen  Schorfe  von  gehörig  ausgebildet 
ten,  nicht,  geöffneten  Scfautzblattern  zum  Im- 
pfen tauglich  seyn ,  und  ihre  Kraft  Jahrelang 
behalten  sollten ,  meine  ganze  Aufmerksam- 
keit auf  sich.  Ich  beschlofs  daher,, seine  Ver- 
suche zu  wiederholen,  und  hewahrte  Schorfe 
von  der  be,schriebenen  Art,  ohne  weitere  Sorg- 
falt,  blofs  in  Papier  gewickelt,,  auf/  liefs  sie 


•  1 


—     60     — 

fiin  Paar  Monnfe  lang  liefen,  und  sdirilt  «o- 
dann  zur  Impfung  mit  denselben.  Um  diese 
z(i  bewirken,  z<?rdriickte  ich  ein  Sliick.  söl- 
clien  Schrtrfs  mit  einem  Messer  zu  Pulver, 
machte  sodann  mit  der  Lanzefte  ein  Paar  leich- 
te Cjueersrhnilte  durch  die  Oberhaut  am  Arme 
eines  Kindes,  die  kaum  etwas  Blut  von' sich 
j;aben ,  20g  ihre  Ränder  mit  den  Fingern  mög- 
]i'chst  auseinander,  streute  etwas  von  dfem  Pul- 
ver der  Schorfe  darauf,  und  rieh  dasselbe,  um 
der  BliltJieilting  ,des  Giftes  gewisser  zu  seyn, 
mit  dem  Finger  in  die  kleinen  Wundeo  ein. 
Ohne  einen  Verband  oder  ^ine  andere  Bedek- 
ktmg  Z.U  Hülfe  zu  nel^men  ,  überliefs  ich  die- 
selben sich  selbst,  und  zu  meiner  Freude  sah 
ich  nach  dem  4len  Tage  die  regelr'näfsigsten 
Schutzblaftern  entstehen ,  sich  fortbilden  und 
ihn*en  gewöhnlichen  Verlauf  vollenden.  Die 
frische  von  diesem  -Kinde  genommene  Lym- 
phe erzeugte  hei  einem  andern  Subjecte  wie- 
derum die  schönsten  Kuhpocken.  Auf  diese 
Weise  von  der  Wahrheit  der  de  Curro'scben 
Beobachtung  überzeugt,  unterliefs  ich  nicht^ 
den  Versuch  von  dieser  Zeit  au ,  so  oft  ich 
konilite,  zu  wiederholen;  und  ich  niufs  he* 
kennen,  dafs  ich  im  Verlaufe  von  2  Jahren, 
während  welcher  ich  ziemlich  "fielen  Kindern 
die  Schutzblattern  vermittelst  trockner  Schorfe 
einimpfte,  mir  kein  einziger  J'all  vorgekom- 
men ist,  wo  diese  Methode  fehlgeschlagen 
wäre.  Kur  ereignete  es  sich  nicht  selteu,  dafs 
die  ersten  Keime  der  Schutzblattern  sich  wißjt ' 
^äter,  als  bei  der  Einimpfung  mit  frischer 
Lymphe,  zeigten,  in  einem  andern  Falle,  wo 
ich  schon  an  dem  Gelingen  der  Operation  ver- 
zweifelte, sogar  erst  am  achten  Tage  iiAch. 
derselben.     Bei  so  verspätetem^ Ausbruch  blieb 


I 

dem  ohngeachiet/der  übrige  Verlauif  regelma- 
fsigi  denu  immer  zeigte  sich  die  peripherische 
Rölhe,  welche  Hr.  Sfaalsraih  Dr.  Hujeland 
init  Recht  als  das  sicherste  Zeichen  der  äch- 
ten Vacciae  aosieixt,  am.  siebenten  Tdge  nach 
dem  ersten  Erscheinen  der  Tusteln.  —  Ich 
glaubte  diese  Beobachtung  mittheüeu  ^u  müs- 
sen,  um  das  Vqrurtheil,  als  sei  die  Impfung 
inil  Schürfen  din*chaus  verwerflich,  zu.  wider- 

*"  legen  y  und  um  die  Aerzle,  die  sp  leicht  i)eient*- 
steheuden  Bhittern-Epidemiieen  wegen  schleu- 
niger ^  HeixbeischaiTung     hinlänglicher     frischer 

'Lymphe  in  Verlegenheit  gerathen,  an  ein  Mit- 
tel zu  erinnern ,  dieselbe  in  beliebiger  Menge 
lange  Zeit,  ohne  Verderbnirs  zu  befürchten, 
aufzubewahrend  Nur  glaube  ich  dabei  als  Be- 
dingung aufstellen  .zu  müssen,  dafs^der  Schorf 

•von  einer,  ihren  Verlauf,  ohne  Störung  und 
Ausilufs  der  Lymphe  machenden  Torke  ge* 
Aommen  werde;  denn  wahrscheinlich  rühtt 
das  nicht  seltene  beobachtete  Erscheinen  fal- 
scher Kuhpocken  nach  der  Impfung  mit  Schor« 
leu  blofs  von  der  Anwendung  nicht  gehörig 
beschafFener. Krusten  her.  Doch  hat  wohl  zur 
Vennachläfsigung  der  angegebenen  Methode  nocfx 
mehr  die  flieinung  Veranlassung  gegeben,  dafs 
das  Gift,  seine  Wirksamkeit  nach  dein  lOtea 
Tage  immer, mehr  verliere,  weil  die  Impfung 
mit  frischer  Lymphe  immer  um  so  'seltner  ge- 
lingt^  je   später   sie  nach  dem  Erscheinen  der 

'  peripherischen  ßölhe  veranstaltet  wird;  beson- 
ders wenn  jene  Flüssigkeit  schon  anfängt  ei- 
terartig zu  werden.  Ohne  dieses  Factum  im 
geringsten  bestreiten  zu  wollen ,  kann  ich  dock 
keineswegs  blofs  aus  theoretisclieu  Gründen 
die  Impfung  mit  trocknen  Schorfen  für  ver- 
werflich  erklären,   da   die   Erfahrung  für  die- 


:l 


-     62     ~ 

selbe  spricht^  wenn  sich  auch  dieIJrsa< 
wiederkehrenden  Wirksamkeit  des  Gifte 
erklären  läfst. 

Warnung  vor  dem  Mnimpfen   der   Schutz 
bei  hydröcephxiHschen  und  epileptischen  Em 

Im  ersieh  Anfange  meiner  prakl 
Carriere  vaccinirle  ich  in  Wien  einm 
Kind,  welches  am  chronischen  Was$6 
litt.  Die  Schulzblattern  -zeigten  sich  in 
gehörigen  Gestalt,  imd  machten  ihren 
mäfsigen. Verlauf  bis  zum  9teä  Tage,  \ 
gewohnliche  Fieber  eintrat;  allein  den 
Ta^  verschied  das  Kind  an  Apoplexie. 

Seit  vmeinem  Aufenthalte  in  Dresdei 
de  mir  von  einem  hiesigen  Arzte  ein  & 
erzählt ,  wo  ein  mit  Epilepsie  behaftetes 
nach  dein  Vacciniren ,  ebenfalls  am  lOtei 
unter  Convulsionen  starb.  Sind  diese . 
achtungen  gleich  nicht  neu ;  so  wehU 
doch  dazu  beitragen  können,  die  Noth# 
keit  möglichster  Vorsicht  bei  der  W^l 
Impflinge  zu  bestätigen. 

IL 

Bandwurm, 

Im  6ten  Stücke  des  58ten  Bandes 
£ei(schTirt  ▼•  J.  1824.  Blon.  Juni  pag.  1! 
vom  Kreis -Physicus  Giln'ecki  zu  Sietti 
Fall  erzählt^  in  welchem  ein  Bandwurm 
,das  Bestreichen  seines  aus  dem  After  h 
ragenden  Endes  mit  Blausäure  getodtet  i 
und  bald  daratif  vollständig  abging.  Di« 
Krinw  bereits  vorgeschlagene  ]IIetliode  ii 


—     63.   -     . 

TOD  mir  Tor  einigen  Jahren ,  als  ich  selbst 
noch  am  Bandwurm  litt,  angewendet  worden. 
Als  nämlich  einstmals  elh  langes  Stück  davon» 
bei  dem  Stuhlgänge  hervortrat ,  bestrich  ich 
dasselbe  ebenfalls  mit  Blausäure  und  erwartete, 
über  einem  Geschirr  voll  vvarmen  Wassers 
sitzend,  den  Abgang  des  ganzen  Thieres.-  Al- 
lein meine  HoiTnuhg  wurde  getäuscht,  denn 
nach  längerer  Zeit  rifs  das  hervorgetretene 
£nde  ab,  und  der  zurückgebliebene  Theil  folg- 
te nicht  nach,  sondern  le()te/ fort,  wie  neue 
Abgänge  nach  mehreren  Monaten  bewiesen. 
Die  von  mir  angewandte  Blausäure  war  die 
nach  Gi€se*8  Vorschrift  bereitete ,  und  vielleicht 
schwächer,  als  die  von  Hrn.  Gilnecki  ange- 
wandte, weswegen  es  zu  bedauern  ist,  dads 
Derselbe  die  Bereitungsart  der  Seinigen  nicht 
angegeben  hat,  um. aus  der  Vergleichung  bei- 
der Beobachtungen  ein  Ilesullat '  ziehen  zu 
luinnen.  Ich  bemerke  bei  dieser  Gelegenheit, 
dafs  ich  sehr  daran  zweifle,  es  sei  eine  Tae- 
nia  lata  gewesen ,  welche  in  dem  von  Hrn. 
Gelnecki  erzahlien  Falle  abgegangen  ist,  indem 
uns  er.st  Hr.  Dr.  Bremser  in  Wien  die  beiden 
Arten  des  Bandwurms  genauer  zu  unterschei- 
den gelehrt  hat,  Hrn.  Gelnecki  aber  Bremser*s 
Schrift  nicht  zu  Gesicht  gekommen  zu  seyn 
scheint,  weil  er  sonst  gewifs  keine  sol- 
che Beschreibung  von  dem  Kopfe  des  Thie- 
res gegeben  haben  würde;  denn  diese  pafst 
w<?der  auf  den  Kopf  ^er  eilaen  noch  der  an- 
dern Art,  wovon  man  sich  durch  die  vortreif- 
lichen  Abbildungen  von  Bremser  hinlänglich 
-  überzeugen  kann.  Mein  Zweifel  an  der  Rich- 
tigkeit der  Bestimmung  der  Art  gründet  sich 
auf  des  Letztern  eben  so  zahlreiche  als  ge- 
naue   Beobachtungen.     JVach  Bremse  kömmt 


—     64     — 

nämlich  die  sogenannte  Tatrüa  lala  (dßr  efgent^ 
liehe   Bandwurm^    Boihriocephcdus  latus  Brems,) 
in  Teutschland  vielleicht  gar  nicht  Yor^  da  er 
denselben,    unter   \?enigsteus  500  Fällen,    nur 
dreiiunl  beobachtete,    und   zwar  nur  biBi  Aus- 
ländern,   wogegen   er  bei  den  Teutschen  alle- 
mal nur   die   Taenia  solium   (den   Ketunwnrm) 
fand.     Ueberein stimmend  mit  seineu  Beobach- 
tungen habe  ich  dagegen   in  Rufsland  nur  den 
Bothripceplialus  latus  gesellen ,  und  ich  .inufs  (ils 
eine   vielleicht    nicht    unwichtige  Beobachtung 
hinzufügen,  dafs  auch  in  den  Ostsee -^ Provinzen 
des  llussischen  Reichs^  blofs  die  letztere  Gät« 
tung  vorzukommen  scheint,  und  zwar  bei  Be* 
-wohnern  der  verschiedensten  V ölkerstämme : 
Teutschen,   Letten  und  Esthen,   so  -dafs  nicht 
die  KaUou,    sondern   das  Land  die  Erzeugung 
der   einen   Art  vor   der   andern   zu  begründen 
scheint,  ohne  dafs  ich  die  Ursachen  dieser  Er- 
zeugung überhaupt  anzugeben  im  Stande  wäre, 
indem   ich   genannten   Schmarotzer,    wahrend 
meines  Aufenthalts   in  Livland^    bei  Fetsonea 
aus    den   verschiedensten    Ständen,    vOn   dem. 
verschiedensten   Alter,    und   bei   der  verschid* 
densteu   Lebensweise    und  Nahrung^    äufserst 
häutig  beobachtet,^  und   am  Ende   in  meinem 
eigenen  Körper  erzeugt  habe.     Einige  Zeitlang 
trug  ich   denselben   auch  noch  in  Teutschland 
bei  mir,    wo    er   allmählig   verschwunden  ist,* 
Zwar   hatte    ich   denselben   in    Livland   durch ' 
den  Gebrauch  des  Cliabert'schen  Oels   auf  Jahr 
und  Tag  vertilgt ,  allein  später  entstand  er  vou 
Neuem,     Gern  hätt-e  ich  ihn   nun  wieder  mit 
jenem  Olittel  entfernt,    allein   ich  konnte  das- 
selbe  wegen   seiner  Nebenwirkungen  auf,  das 
Gefäfssy Stern  nun  nicht  mehr  in  hinreichender 
Dosis  vertragen^  und  entschlofs   mich  deswe-^ 


\ 
\ 

N 


—     65     — 

gen   nach  xneiher   Ankunft    in   Dresden ,    das 

I^ufferthche  Dliltel  zu  gebrauchen.  Trotz  der 
an  einemTäge  yerscbluckten  6  Drachmen  Farrn- 
kraut  Wurzel  ging  iL'^dessen  kein  Wurm  darauf 
in  Substanz  ab^  wohl  aber  verschwanden  die' 
.  TOQ  ihm  herrührenden  Zufälle  für  immer,  so 
dafs  ich  nicht  weifs^  ob  diese  Wirkung  mehr 
jenem  Mittel,  als  der  Veränderung  des  Wohn- 
ortes zugeschrieben  werden  müsse.  — '  Endlich 
Arvirdes  denHelminthologen  vielleicht  interessant 
^eyn  zu  erfahren,  dafs  ich  in  Dorpat  den  Band- 
-i/vurm  auch  einmal  in  einem  Leichname  gefun«« 
den  habe.  Ellenlang  zogen  sich  mehrere  Stückd 
davon«  zum  Theil  doppelt,  ja  vierfach,  sowohl 
diirch  den  dünnern  als  dickern  Darm  hin>  aU 
lein  es  war  nicht  möglich  zu  entscheiden  ^  ob' 
sie  ein  Ganzes  ausgemacht,  oder  mehrern  Wür^ 
xnern  angehört  hatten,  da  sie  bereits  sehr  ma- 
cetht  waren,  uud  nur  noch  die-  Gattung i^jBo- 
thriopephaluSf  durch  die  Stellung  der  jSeschlechts- 
theile  in  der  Bütte  der  Glieder,  erkennen  lie- 
fsen.  Wenn  Herr  Rudolphi  sagt,  d.afs  noch, 
kein  Fall,  wo  man  den  Bandwurm  in  Leich- 
namen gefunden  habe^  bekannt  äey,  uud  HrJ 
JBremser  dieselbe  Behauptung  aus  dem  Munde  ^ 
eines  Schweizer  Arztes  wiederholt  (s.  aeine 
Abhandlung  über  lebende  Würmer  im  lebenden 
Menschen  p.  94.),  so  glaube  ich  den  Grund, 
warum  man  jenen  Parasileji  bisher  noch  nicht 
in  todten  Körpern  .  fand,  darinn  suchen  zu 
müssen )  dafs  er  in  schweren,  zum  Tode  füh- 
renden ,  Krankheiten  entweder  schon  bei  Leb- 
zeiten (wie  meistens  auch  die  Spulwürmer) 
abgeht,  oder  schon  früher  abstirbt  und  ver- 
west, indem  er  ein  selbstständiges  Leben  zu 
iiibren  nicht  geeignet  zu  seyn  scheint. 

Joam»  LXiy»B.5.Sr«  E 


—     66     — 

Chininum    sulphurlcurn. 

Mehrere  Aerzte  haben  änffaTlende  Erschei- 
nungen, zum  Their  selbst  nachtheilige  Wir- 
kuDgen  von  grofser^n  Dosen  des  obigen  Mit- 
tels beobachtet,/* und  unter  andern  i^uch  in  die» 
ser  Zeitschrift  mitgetheilt.  Ich  kann  dagegen 
einen  Fall  aufstellen,  wo  dasselbe  von  einem 
sonst  sehr  reizbaren  Manne,  ohne  die  gering- 
ste ttble  Nebenwirkung,  mit  dem  besten  Er- 
folge, zu  48  Gran  in  24  Stunden  genöijnmen  und 
vertragen  wurde.  Es  litt  derselbe  nämlich  an 
einem  verlarvten  täglichen  Wecbselfiebier,  wel- 
ches sich  durch  einen  wüthenden^Kopfschmerz, 
der  in  den  Yormittagsslunden  eintrat,  und 
bis  gegen  Abend  fortdauerte^^  zu  erkennen 
gab.  Da  derselbe  zu  rheuinatischeu  Be- 
schwerden s^hr  disponirt  war,  so  hatte  man 
gleich  anfangs  antirheumatische  Mittel,  at)er 
ohne  Erfolg,  gegeben.  Da  keine  Contra •»•In- 
dication  im  Wege  stand,  so  rieth  ich  zum  Ge- 
brauch der  China,  die  in  der  fieberfreien  Zeit 
ZU' 3  Loth  gereicht,  ebenfalls  nichts  gegen  das 
Fieber  ausrichtete ,'  wohl  aber  den  Magen  be- 
schwerte, ^so  dafs  ich  mit  seinem  Hausarzt^ 
beschlofs ,  dieselbe  mit  dem  schwefelsauren  Chi. 
nin  zu  vertauschen.  Die'  ge wohnlichen  klei- 
nem Dosen  wirkten  nicht;  erst  10  Gran,  vier-, 
tnal  des  Tags  gegeben,  schwächten  das  Fieber, 
und  12  Gran,  eben  so  oft  gereicht,  couplrten 
es  endlich,  ohne  die  geringste  üble  Folge  zu- 
rückzulassen ,  ja  kleinere  Gaben  noch  lange 
Zeit  fortgesetzt,  äufserten  auf  seine  ganze 
Constitution  einen  sehr  wohlthätigen  Einflufs, 
indem  sie.  seine  Vegetation  begünstigten  und 


-     67     - 

die  ihixi^eigDe.  NeiguDg  zu  Erkältangen  merk- 
lich Tenninderteoi 

iv:  . 

Saryta   muriatica: 

Es  ist  bekannt ,  dafs  der  salzsaure  Baryt^ 
so  wie'  die  Jodine^  *bei  seiisiblen  Subjecten, 
'mit  grofser  Vorsicht  angewatidt  werden  miis* 
seti,  weil  sie  sonst  bedenkllcbe  Zufalle  erzea-> 
gen.  Yoti  der  Jodine '  we^en  besonders  die 
^ssimilations -Organe  angegriffen,  die  Ernäh-*- 
rung  geschwächt,  und  am  Ende  wohl  gar  Zehr- 
fieber hervorgebracht.  Der  salzsaure  Baryt  da--  ^ 
gegen,  scheint  mehr  Störung  in  der  sensiblen  ^ 
Sphäre  hervorzitrufen.  In  letzterer  Hinsicht 
ist  mir  .das  Beispiel  einer  meiner  Commilito- 
nen  auf  der  Universität  merkwürdig  geblieben. 
Wegen  scrophuloser  Zufälle  hatte  sich  derselbe 
den  salzsauren  Baryt  in  einer  Auflösung  ^ver- 
ordnet, allein  bald  ;darauf  sehr  wunderlic^he 
Empfii-dungen  bekojnmen.  Bei  einem  Gefühle 
von  Beängstigung,  war  sowohl  das  Gemein*' 
gefühl,  als  das  Vorstellungs vermögen  auf  eine 
sonderbar^  Art  afficirt  worden ,  wobei  vorzüg- 
lich der  Umstandl  merkwürdig  war,  dafs  der 
Kranke  glaubte,  ohne  Unterschenkel;  auf  den 
Knieen  zu  gehen ,  während  ihm  die  Umgebun-  ' 
gen  ebenfalls  in  einer  andern  BeschaiTenbeity 
als  gewöhnlich,  erschienen. 

''        .  V.  - 

Pulsschlag. 

Bestimmung  seiner  Frequenz. 

Es  ist  nicht  immer  so  leicht,  hei  der  Un- 
tersuchung  des   fuUes  über  seine  Häufigkeit 

£  2 


—  .68     — 

"  * 

I 

I  a 

ein  ruhiges  Urihei)  zu  falleo ,  indem  selbst  der 
geübteste  Praktiker,  bei  Veräuderung  seiner 
eigenen  Stimmung  und  seines  eignen  Kreislaufes 
(wenn  z.  B.  Gemuthsbewegungen  oder  mate- 
rielle Einflüsse   eine   Acceleratiun    oder  Retar- 

.  dalion  der  Bewegungen  in  seinem  Innern  ver- 
anlassen), bisweilen  in  Irrllium  verfallt.  Man 
bediente  sich  daher  schoq  seit  längerer  Zeil 
mehrerer  Hülfsinitter  zur  Berichtigung  seines 
(Jrtheils.  So  gebrauchte  z.  B.  schon  CuIIen 
eine  nnsebn liehe  Sanduhr,  die  sich  gegenwär- 
tig in  J^olur  'Scfitt^s  Händen  befinden  soll. 
Niedlicher  slellteu  die. Franzosen  dasselbe  In- 
strument in  Form  kleiner  Glasrohrchen  dar, 
die,  durch  eine  Verengerung  in  der  Mitte,  in 
zwei  Hälften  getheilt .  wareia ,  von  denen  Sie 
eine  mit  schwarzem  Sande  augefüllt  und  dann 
zugeschmolzea  wurde.  Die  Einrichtung  .'war 
dabei  so  getroffen,  dafs,  beim  Anfeuchten  des 
ßöhrchens,  der  Äbflufs  des'  Sandes  aus  der 
oberen  Hälfte  in  die  untere  gerade  30  Secuo- 
den  dauerte.  Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dafs 
dieses  Werkzeug  seinem  Zw^ecke  sehr  gut  ent- 
spricht, indessen  wird  eine  Secunden  -  Uhr 
doch    immer    einen    zuverläfsigern    Zeitmesser 

\   abgeben.     Wer  indessen  aller  dieser  Hülfsmit- 
tel   entbehrt ,    kann    sein    ürtheil    am    l^ten 
schon  dadurch   gröfstentheils  berichtigen,  ^cnfs 
er,  bei  Beobachtung  des  Pulses,  zwischen  den 
Schlägen    desselben    so   schnell,     als  .sich   die 
Worte:    elns^  zwo,  drtii;  vkr  u.  s.  w.  ausspre- 
chen  lassen ,    im   Stillen    für    sich   «rrihltr     Er 
wird    sich    dann 'nicht  leicht  täuschen,    w'enn 
•r   die  Zahl   der   Pulse   auf  70  in  der  Minute 
anschlägst,    sobald  er   zwischen  zwei  Schlägen 
viw  zu   zählen    im   Stande  ist,  .auf  circa  100, 
Ytensk  er  nur  drei  dazwischen  zählen  kann^  auf 


-     69     — 

130  bis  140,  wenn  er  nur  bis  auf  zjveikomriit. 
Die  dazwischen  liegenden  Zahlen  lassen  .sich, 
nach  dieser  Grundlage  hei  einiger  Hebung,  danu 
eben/alls  bald  bestimmeQ.  Ich  glaube,  dajTs 
dieses,  wie  es  scheint,  noch  wenig  benutzte 
Hülisiuitlel,  welches  ich  aber  keineswegs  ßir. 
meine  Erfindung  ausgebe,  aligemeiuere  An- 
nvendung  yerdient. 

Min  lUnstlich  nachgeahmter  Puls» 

Ich   kann   nicht    unterlasseh ,   hier   einen 
Versuch   meines  eliemaligen  Collegen ,  Profes- 
ßors    V.    Parrot    zu    Dorpat,    anznlühren ,    der 
Partys  Ansicht  Ton  dem  Pulsschlage  bestäligt. 
Eines'  Tages   wurde   ich   von  gedachtem  mei- 
Beni  Collegen    aufgefordert,   in    das  physikali- 
sche Cabinet  ^der  Universität  zu  Dorpat  einza« 
Irelen.     Hier  bat  er  mich ,   die  Finger  auf  die 
gewöhnliche  Steile,  wo  man  den  Puls  zu  füh- 
len pflegt,  an  einen  todlen,   vom  Rumpfe  ge- 
treoulen  Arm  zu  legen.     Ich  that  es  und  war 
nicht  wenig  überrascht,  an  diesem  todtea  ArmQ 
©inen  regelmüfsigen  Pulsschlag  zu  fühlen»  denn 
da  der  obere.  Theil  desselben  verdeckt  war,  so 
tooDie  icli  nicht   sogleich    den   Grund  dieser 
Erscheinung  entdecken.  Hr.  Professor  v.  Parrot 
»'eigerte  aber  mein  Erstaunen  noch  höher,  als 
®^    einen   Fingeji^   der  todten   Hand   amputirte, 
^^orauf  aus   den  zerschnittenen  Arierieh  Was- 
^^^   stofsw/ise  hervorsprilzte ,    ganz  in  dersel- 
S^ti  Art,    wie   es    das  Blut  nach   dergleichen 
4rl>erationen  zu  thun  pflegt.     Bei  der  näheren 
,  ^ trachtung  der  Vorrichtung  zeigte  sich,   dafs 
.  ^^  Experimentator  an  die  obere  Mündung  der 
^^m- Arterie   einen    Montgolßerhchen  Stofshe- 
^r  angebracht  hatte,  der  in  seinen  Bewegun- 


N 


—     70     — 

• 

gen  die  Slöfse  des  Herzens  naclial^tnte,  und 
mit  denselben ,  statt  des  Blutes ,  Wasser  in 
die  Schlagadern  trieb,  was  durdi  die  Venen 
vriederum  zuriickstromte*.  Dieser  Yersucii  ,al^ 
lein  ist  hinreichend  zu  beweisen,  dafs  es  zur 
Erklärung  der  Pdlsation  keineswegs  der  An- 
nahme eirrer  periodischen  Gsnträctioa  der  Ar- 
terien bedarL  - 

vi/ 

Wie  bt  Hydrothion  und  Jodtne  zu  pronondren^ 

Beide  Worte  werden  äehr  häufig  falsch 
ausgesprochen,  namentlich  Hydröthian  in  der 
yorJetzlen  Sylbe  kurz.  Dies  liefse  sith  allen- 
falls, noch  ertragen,  allein  sehr  häufig  hört 
man  sogar  JFIydrozion  (als  ob  das  letzte  h  in 
dem  Worte  fehlte)  sprachen.  In  dem  Worte: 
Jodine  dagegen  .betrachtet  man  meistentbeils 
den  ersten  Buchstaben  als  Consonanten',  so 
dafs  er  mit  dem  zweiten  zusammen  nur  eine 
Sylbe  bildet.  Beide  gedachte  Fehler  lassen 
sich  leicht  berichtigen,  wenn, man  die  Etymc- 
logie  zu  Hülfe  nimmt«  In  Ft)jge  derselben  ist 
Hydrothion  au§  i9(0Q  (Wasser),  und  &siov 
(Schwefel),  zusammengesetzt,  und  da  ei  jiiider- 
zeit  lan^  ist;  so  mufs  auch  der  Accent,  trotz 
der  Verwandlung  dieses  Diphthongen  in  i,  auf 
die  vorletzte  Sylbe  gelegt  werden.  *  Jod  und 
Jodine  dagegen  kommt  von  dem  griechischen 
Worte  'lov,  das  Veilchen,  her,  unckder  erste 
Buchstabe  tnufs  daher  als  Vocal  ausgesprochea 
und  von  dem  p  getrennt  werden ,  wie  wenn 
zwei  Punkte  über  dem  i  ständen.  Man  ^ufs 
daher  nicht:  Hydrpzionsäure ^  sondern  Hydro^ 
tfüoniäure^  nicht  jixidum  jodlnicum  oder  hydto^ 


i. 


—     71     —      . 

t 

jodinkum^    sonderü  Acldum  ipdmkum/nxiihy^ 
dnofiimcum  siigen. 

VII.  ^ 

.  .^Warnung  vor  zersetzenden  Beimnchungen^ 

Wie  häufig  die  Aerzte  beim  Verschreiben 
TOD  Kecepten  Substaazeo    zusammea  miscbeo, 
die    sich   gegenseitig   zersetzen,    ist   jedem  in 
der  Chemie  Bewanderten  hinreichend  bekannt; 
indessen  hat  die  neuere  Zeit  Fehler  in  dieser 
Hinsicht    aufgedeckt,     die    früher,  selbst    von 
Chemikern  nicht  gerügt  worden  wären.     Dle^ 
Verbindungen ', von    Calomel  und  Magnesia,    so 
wi/B  von;  Calomel  und  Goldschwefel ,   wareq  seit 
alten  Zeiten,  so  zu  sageo,  durch  den  Gebrauch 
geheiligt,   und   es   fiel  Niemanden  ein,   gegei^ 
dieselben   einen  Einwurf  zu  machen,   bis  vor 
nicht   gar  langer  Zeit   bewiesen  wurde ,   dab 
fiie  beide  nicht  ganz  zwecktnäfsig  seyen.    J3as 
Calomel   wird   nämlich  bejin  Zutritt  wäfsriger 
feuchtigkeiteu,    von   der  Magnesia  zum  Theii 
zersetzt;  indem  sich  ein  Theil  der  Säure  des- 
selben mit  der  ferde  verbindet,  und  das  Oletall 
in  Gestalt  eines  Oary(f u/s  fahren  läfst,  Vfie  das 
Grauwerden  gedachter  Verbindung,   beim  Zu- 
teilt des  Wassers,  beweist.     Bei  dejc  Vermen* 
^üDg  des  Calomels   mit   Goldschwefel  dagegeh 
^eht  ein    Tbeil   der   Säure   allmählig    an    das 
^piesglanz-Oxyd   über,    und  constituirt  damit 
^^oe  höchst   scharfe   Vjerbinjäung  (Spiesglanz* 
*^Ulter),    woraus    wohl    manche    nachtheilige 
^Ud  heftige  Einwirkung  des  gedachten  Präpa- 
^^tes  auf  den   Darmkanal,    die  sich  bisweilen 
^  tiverm utile t  ereignet,  zu  erklären  seyo  mSchte. 
;^llein   selbst  auch  sehr  unschuldig  scheinende 
Zusätze,    wie   der  des  Zuckers^   sind   oft  gar 


—     72.    —      '     •■    ■ 

« 

nicht  $0  gleicbgültlg,  als  man  glaubt.'  Es  ist 
bekannt,  dafs  der  Letztere  das  Kupfer  des 
Grüi>spond  reducirt,  und  daher  als  Gegengift 
gegen  denselben  in  Vorschlag  gebrach t\\vor- 
den  ist;  ja  man  darf. selbst  nicht  jede  Verbin- 
dung von  Quecksilber^  Salzeby  namentlich  des 
basisch^ phosphorsauren  damit,  für  gleichgültig 
achten.  "Weit  mehr  Vorsicht  erheischt  indes- 
sen die  Verbindung  von  schwer  'öxydirbaren 
Metallen  mit  Zucker^  am  meisten  die  des  Gol- 
des in  seinen  Salzen ,  ja  es  ist  nicht  ein'&ial 
rathsam,  die  Goldsalze  in  aromatischen  Ti^äs^ 
Sern  aufzulösen,  indem  sie  schon  durch  das 
Oel  uud  den  Schleim  in  denselben  zum  Tlieil  * 
zersetzt  werden,  wovon  ich  mich  beim  Ver- 
schreiben einer  Auflösung  des  Tripelsalzes  aus 
Gold,  Salzsäure  und  Nalrum,  in  rfeffermünz;- 
Wasser,  in  welcher  nach  einiger  Zei^  purpur- 
farbige Flocken  zu  Boden  £e1en,  .überzeugt 
habe  9  weswegen  ich  iil  der  Folge  ä\e  Auflö- 
sung gedachten  Salzes  stets  nur  mit  destillir- 
lem  Wasser  vornehmen  liefs,  itls  wobei  kern 
Niederschlag  erfolgt.  Wem  ist  ferner  iiicht  die 
Eigenschaft  des  Eyweifsstoffs  den  QüechÜhtr^ub^ 
Hmat  unwirksam  zu  inachen  bekannt,  und  Wer 
.  sieht  nicht  in  der  Milch  mehr,  -als  ein  invol- 
virendes  Mittel,  wenn  sie  gegen  scharfe  Gifte, 
gegeben  wird?  Koch  delicater  sind  die  Prä- 
pai'ate,  welche  aus  organischen  Körpern  ge- 
zogen werden«  Ich  will  hier  nur  der  Blau^ 
säure  erwähnen ,  die  sich  schon  von  selbst  so 
häufig  zersetzt,  wenn  Licht  und  Luft  auf  sie 
einwirken,  aber  noch,  weit  leichter  durch  dea 
Zutritt  anderer  Substanzen  zerstört  wird«  So 
verträgt  sie  sich  z.  B.  nicht  mit  dem  Calomel^ 
und  eben  so  oft  wird  sie  gewifs  durch  vege- 
tabilische Substanzen   zerlegt.     Indessen   sind 


.        -     73     -   . 

/ 

uns  freilich  die  Bediogungen  noch  nicht  hin-* 
länglich  bekannt,  unter  welchen  ie.3  geschieht« 
Bei  dieser  Ungewifslieit  aber  kann  ich  es  nicht 
billigen  ,  dieselbe  zu  Mixturen  zu  setzen. .  Nicht 
selten  mag  wohl  ihre  Wirkung '  durclv  derglei- 

.  chen  Verbindungen  aufgehoben ,    und  ihr  des*  « 
"wegen   der   Vorwurf    der   Unwirksamkeit   ge- 
inacht  worden  ^seyn.     Will  mau  dieselbe  nicht 
blols  mit  Wassei^   tropfenweise  eingeben;    so. 
ist  unstreitig  die  bei   den  Franzosen  gewöhn« 
liehe   Verbindung  mit  Zucktnvass^r  die  besto, 
die  man,    wenn   zugleich  andere  Hledicamenla   ' 
nothig  sind 9  zwischen  denselben,  für  sich  bc*^ 
sonders,    nehmen  läfst.     Es  ist  die  Frage,   db, 
nicht  selbst  der  Zusatz  von  Weingeist,  woriia 
ihre  Qämpfe  bei  der  Destillation  so  häufig  auf-* 
ge&ngen  zu   werden   pflegen ,    ihre   Wirkuug 
Terändert,    wenigstens    kann    ich    bei  Innern 
JEiitziindnngen.    wenn -auch  keine  Zersetzung« 
dabei  im  Spiele  ist,  diese  Verbindung  keines- 
wegs billigen ,  und  ich  glaube  mehrmals  beob- 
achtet  zu   haben,    dafs    eine   reine,    wäfsTiga 
Blausäure   viel  besänftigender  wirkt,   als  eine; 

'  xnit  Weingeist    verbundene,    so    unbedeuien(| 
auch  der  Zusatz  des  letzteren  zu  seya  scheint« 

vnL 

En  Paar  fPbrte  ühtr  den  gewöhnlichen  Thee- 

cujgujs. 

Der  Genufs  des  grünen  und  schwarzen 
Thee's  hat  sich  seit  ein  Paar  Jahrzehnden  ia 
£uropa  so  aus^ebreite' ,  dafs  er  fast  in  allen 
Ländern  zur  Mode  geworden  ist,  und  doch 
.verträgt  ihn  bei  weitem  nicht  jeder.  Diefs  ist 
auch  keineswegs  zu  verwundern,  da  beide  Sor- 
ten ziemlich  stark   auf  den  Organismus,^  wie- 


■  / 


—     74     — 

wolil  auf  nicht  ganz  gleiche  Weise^,  einwir- 
ken. Bekanntlich  besitzt  der  griine  Thee  mehr 
narcotiftch«,  der  schwarze  dagegen  iriöhr  ad- 
stringireude  Kräfte »  so  dafs  man  ehemals  auch 
glaubte,  beide  Arten  kämen  von  verschiede- 
nen JBäümen.  Neuere  Berichte  haben  dieses 
widerlegt  und  gezeigt,  dafs  der  Unterschied 
heider  Sorten  nur  auf  der  'verschiedenen  Zeit 
des  EinsammelnSy  der  verschiedenen. Behand- 
lung und  den  .verschiedenen  Zusätzen  beruhe. 
\l''ird  nun  gleich  der  Genufs  durch  die  tägliche 
Cndwobnheit  am  Ende  ziemlich  gleichgültig, 
aber  auch  von  der  andern  Seite  wiederum  zum 
Bfidiirfnifs,  so  läfst  sich  doch  nicht  leugnen^ 
dfi/s  der  fortgesetzte  Gebrauch  hei  einigen  Blnt-. 
wa  Uungen  und  Schlaflosigkeit,  bei  andern  Ver- 
sto'pfungen  des  Stuhlganges  erzeugt,  wad  von 
den  Bestandtheiien  desselben ,  dem  aromati« 
scbim ,  narcötischen  und  adstringirenden  Frin- 
cipe.  abzuhängen  scheint.  Man  liebt  den  Thee, 
Weijl  er  eine  gewissi^  Heiterkeit  und  Munter- 
keit des  Geistes  herbeiführt,  und  fürcht^t'ihu, 
weil  er  leicht  Unruhe  und  Verstopfung  er- 
zeugt. Die  wesentlichen  Bestandtheile  de5sel-\ 
hea  dind  wahrscheinlich  das  narcotisclie  und 
adstringirende  Trincip,  während  das  aromati- 
sche ihm  nur  durch,  mancherlei  Zusätze  in 
China  erlheilt  wird.  Vermöge  der  beiden  erst- 
genannten Bestandtheile  wird.er  in  seiner  Wir- 
kung; dem  Rhododendron  Chrysanthum  ähnlich, 
und  daher  scheint  die  Gicht  bei  den  Nationen, 
die  ihn  in  der  gröfsten  Menge  geuiefsen,  un- 
gleich weniger,  bekannt  zu  seyn,  als  hei  vie- 
len andern;  am  meisten  gilt  dieses  voü  den 
Chinesen,  zum  Theii  auoi  von  den  Bussen. 
Bei  einem  vieljährigen  AuCenIhalt  in  Rufsland 
habe  ich  die  ausgebildete  ächte  Gicht  bei  wei*^ 


—     75     — 

I 

•  ■  \ 

l€iii,   trotz  der  vielep  Gelegenfceits - Ursscben 
dazu ,  nicht  so  häufig  gesehen  als  iti  Teutsch-. 
;.  land,    und   ich  inqchle  daher  den  AuTguTs  des 
Thee^Sy    denen   die   an -einer   Gicht  anläge  lei- 
de«,   \ör  andern   empfehlen.     Er  scheint  ver-i 
möge  seiner   wesentlichen    Bestandtheile,    die 
I     Empfindlichkeit   abstumpfend  >und   Honisch  za 
wirken.     Will  man  ihn  blofs  seiner  erheitern-» . 
i    den  Eigenschaften  wegen  geuiefsen ,    so  ist  ea 
.  woLl  am  vortl^eilbaijLesten  auch  nur  seine  fl\ich- 
tigen  Bestand tlieile  auszuziehen.     Dies  ist  i>i- 
desseo  bei  der  gewohnlichen  Bereitungsart,  wo 
man.  ihn    mit  heifsen   WasSer   digerirt,    nicht 
>Yohl  zu  erreichen,   und   ich  dachte  daher  auf 
eine  in  dieser  Hinsicht  zweckmäfsigere  Berei-- 
tuDgsart.     Diese    fand   ich   in  ^dem  Verfahren, 
welches   wir   bei   der    Bereitung    des   Kallee^s 
'  aoznwenden   pflegen,   d.  h.    in  dein  Filtriren. 
Uebergiefst  man   nä'mlich  den   Tbee   mit   ko- 
chendem Wasser  dergestalt,  dafs  dasselbe  schnei} 
wieder   durch    den   durchlöcherten   Boden   auf 
welchem   er   ruht,    abfliefsen    kann,    so  erhält 
man  ein  Getränk,   welches  lieblicher  und  f^i- 
^^t  Ton  Geschmack  ist,   cils    die   gewöhnliche 
lofusioD.     Dem   Oeschmacke    nach   enthält  es 
Weniger  Gerbestoff  und  ist  daher  weniger  streng 
^Oö  Geschmack,  dage;;en.  aber  hinreichend  mit 
^Öchtigen    Bestandtheilen    angeschwfiogört  und 
^^lier   feiner   und   lieblicher.     Ein  solches  Ge-r 
^f^ink  scheint  mir  für  die,  welche  zu  Obstriik- 
^^nen   geneigt    sind ,     am    angemessensten    zu 
f^'yn.     Will  man   übrigens    den  zusammenzie- 
i^-^nden   Eigenschaften   noch  mehr  entgegenar-' 
^^iten,    so  kenne  ich  kein  hesseres  Mittel  da- 
^^,   als    einen   Zusatz    von   Honig,    statt  des 
^ tickers.     Wem    der  Honig  angenehm  ist  und 
^^nst  zusagt,    dt^r  wird   diese  Yerhinduog  dfit 


-     76     — . 

gevrobnliclieii  selbst  in  Riiick&Icbt  des 
sckrnackes  yorzieben^  besonders  aber  ini 
Einwirkung  derselben  auf  die  Yerdcinungsv 
zeuge  gewifs  sebr  zufrieden  seyn.  leb 
che  bier  aus  meiner  eigepen  Erfabruug^  ii 
ich  den  Tbee  seit  längerer  Zeit  auf  diese  V 
geuie&e«  Ohne  inir  Wallung  zuzuzleben, 
der  KaiTee,  besänftigt  er  diel  krainpfhi 
Spannungen  im  Unterleibe,  erregt  Ap| 
treibt  Blähungen  und  steigert  das  Deal 
milgen.  ' 


—     77     — 


mmmm 


III. 

Bewährung 

4  er. 

vom  Professor  Dr.  K.  H.  Dzondi 

bekannt  gemachten  suverläfsigen 

H.eilart   der  Lustseuche 

aus   Tieljähriger    Erfälituog 

von 

m 

Dr.    G.  A.  Grahli 

praktischem    Arzte   zu    Hamburg. 


W  enn  ich  der  vom  Hrn.  Prof.,  Dzohdi  in  die 
Welt  geschickten  neuen  Heilart, —  die,  bei- 
läufig gesagt^  doch  wohl  nicht  allen  Aerzten 
als  neu  erscheinen  ihögte  —  der  Lustseuche 
als  zuverlafsig  das  Wort  rede,  so  glaube  in di^ 
ja  nicht,  dafs  irgend  .  ein  anderer  Antrieb  als 
der  der  reinsten  Wahrhaftigkeit,  begleitet  von 
dem  besten  Willen,  das  Zuverläfsige  der  Heil- 
kunde zum  Gemeinwohl  der  leidenden  Mensch« 
heit  nach  Kräften  zu  fordern,  mich,  dazu  be- 
wegen konnte.  Dazu  stehe  ich  wahrlich' noch 
zu  abgesondert  vom  grofsen  Ganzen  und  viel 
zu  klein  für  die  gelehrte  Welt  da,  als  dafs 
ich  auf   solches    Ansinnen    Anspräche    haben 


—  ■    78  •  —  ■ 

dürfle.  Auch  genügt  mir's^  dasjenige  gleicli- 
sam  nachbetend  anzupreisen  >  vras  Dzondi  in 
seiner  yorlreillrchen  Schrift  über  die  neue  Heil- 
methode der  Syphih's  so  klar  und  deutlich 
yotgeträgen  hat. 

niehr  als  meine  sechsjährigen  Dienstjabre 
als  1?IiIitär-Ärzt,  wo  iclx  Gelegenheit  hatte, 
die  Lustse^uche  unter  den  Terschiedensten  Hirn- 
melsslrichen  und  namentlich  in  Teutschland,, 
Fohlen:,  liufsland,  Frankreich  und  Italien,  hei 
allen  diesen  Nationen  in-  allen  Formen  und 
Graden  ihrer  Bösartigkeit  zu  behandeln;  geben 
mir  die  vielen  voUköminnen  Von  der  Lnstsdu- 
rhe  geheilten  Falle  meiner  Citü- Praxis  ein 
'  Recht  darauf>  der  DzondPscheu  Heilart,  die 
auch  seit  vielen  Jahren  in  ihrem  Hanplfunda- 
menle  die  rneinige  ist,  öiFentliche  Anerken- 
iHing  ihrer- Bewährtheit  angedeihen  zu  lassen. 
Wie  anmafsend  es  auch  scheinen  mag,  wenn 
ich  sage,  dafs-,  ohne  jemals  in  der  Dzon(W^ 
sehen  Schule  gewesen  zu  seyn,  ich  dasseflbe 
Heilverinhren  bei  syphilitischen  'Krankheiten 
beobachtet  und  als  das  beste  und  glücklichste 
befunclen  habe:  so  berufe  ich  ihich,  diese  3^* 
liauplung  rechlfertigead,  auf  das  Bezeugen  der« 
jenigen  Herren  Apotheker  sowohl  hiesigen  als 
anderer  Orten  ^  iä  deren  Offizinen  nach  mei- 
ner Vorschrift  zur  Heilung  syphilitischer  Ki^ank- 
heiten  Medikamente  bereitet  wurden»  60  wie 
der  vielen  geheilten  Individuen ,  bei  denen  ich. 
in  dankbarer  Erinnerung  fortlebe,  davon  ich^ 
%eit,er  unten  einige  Krankheitsgesthichten  mit- 
theilen  werde.     Doch  nun  zur  Sache  selbst. 

Nach  meiner  Erfahrung  und  nach  mefnem 
besten  Wissen  bestätige  ich  cfui  das  gewissen- 
hafteste I  dafs   der  Sublimat  in  allen  Formen 


-     79     -      , 

der  Lustseuche t  untrr  jeglicliem  Verlialtnirs 
und  in  ^en  maDDfchfaltigsten  Krankheils/Hifs^* 
Tangen  einer  lar^irten  Syphilis,  in  diaphoreti- 
tcber  Aft  und  iq  nach  und  nach  steigenden 
und  grofsen  GaheA  gegeben,  das  untriiglicliste, 
jraverläfsigste  Heilmittel  ist.  J^Me  Ineine  glück* 
I  Jichen  Kuren  langjähriger  Uebel  der  fiirchter- 
liebsten  Art  -verdanke  ich  diesem  Frch'parate 
anis  dem  Quecksilber.  Der  Subh'mat  war  es, 
womit  ich  der  gestörten  häusliehen  Eintracht 
den  Frieden  wieder  hrac*hte;  durch  ihn  wurde 
den  schrecklichsten  Verunstaltungen  ein  Ziel 
fresetzt ;  Menschen ,  die  Jahre  lang  sich  der 
Welt  liatten  entziehen  müssen  und  in  tiefer 
Einßamkeit  ihr  jammervolles  Leben  vertrauer* 
ten,  wurden  durch  dieses  Mittel  der  bürger- 
lichen Gesellschaft  als  nützliche  und  thätige 
llitglieder  wiedergegeben ,  ja ,  ich  erinnere 
'ffucfa  eines  f  alles,  wo  ich  einen  -  Blensch^ti 
darch  meine  bestimmte  Zusicherung,  ihn  von 
seinem  Elende  zu  befreien ,  am  Selbstmorde 
Terhi/iderte,  der  jetzt  als  ein  gesunder,  rüsti- 
ger Mann  seinen  Pflichten  mit  Frohsinn  und 
JLeichtigkeit  auf  das  treueste  wieder  nach« 
kommt. 

Form,   jin  der  Anwendung  und  JDusis  des 

Mineis. 

Hinsichtlich  der  Form,  in  welcher  der 
Sablimat  gegeben  werden  mufs,  ist  es  unleug- 
bar, dafs  die  rilienform  die  bequemste  und 
siclierste  ist ;  jedoch  gleube  icli  denen ,  nach 
meiner  yorschrift  bereiieten  Pillen  den  Vor- 
zug geben  zu  müssen^    weil  sie 

1)  weit  mehr  geeignet  sind,  die  nachtliei- 
ligen  Einwirkungen    des    äfzendeu  Sublimats 


,   -     80     -  ^     . 

auf  die  Alagenfläche  abzuhaUen,  wornacli  ich 
nicht  selleu  iiach  Jahren  noch  die  fiichterlich^ 
ste  Cardialgie  entstehen  sah,  und 

2)  weil  sie  l>ei  wei(^  auflö&licher  und 
selbst  bei  längerem  Aufbewahren  nie  so  hart 
als  die  mit  Brodkrume  bereiteten  Pillen  wer- 
den. Sie  ist  folgende:  Hec.  Hydrarg.  mur.  coK 
•  ros»  gr.  lij.  Ammon.  mur.  gt.  v/jf,  Solv.  in  ^q. 
dest:  c.  q.  5.  Solut*  ßltrat,,  admiscez  Puh.  lt. Sa^ , 
lep.  drachm^  ///.  Pulv.  Gumm.  ^rab.  drachm.  j. 
Miste  accurate  in  massam  pilularemj  pilulae  atqua 
formantur  pondere  jsranorum  duarwh  conspergtntm 
Pulv.  Cmnamomi  vd  J^ycopodii^  JD. 

Von  dieser  Masse  lasse  ich  den  eisten  und 
zweiten  Tag  Morgens  und  Abends  fünf  Stück  neh- 
men, und  steige  den  dritten  Tag  bis  zum  nannten 
tiiglich  mit  zwei  Tillen,  so  dafs  in  neun  Tagen 
diese  drei  Grau  Sublimat  verbraucht  wistrd.en. 
Alsdann  nehme  ich  einen  Gran  SubUniat  mehr 
und  lasse,  ^/on  dieser  zweiten  Masse  den  zehn-* 
ten  und  eilften  Tag  nur  eirimal  und  zwar  gleich 
nach  dem  Essen  mit  zehn  Pillen  wieder  an- 
fangen und  mit  dem  zwölFten  bis  achtzehnten 
Tage  täglich  zwei  Pillen  wieder  mehr  nehmen. 
Abermals  vermehre  ich  die  dritte  Piilenmasse 
um  einen  Gran  Sublimat,  und  gebe  nun  erst 
die  Pillen  einen  Tag  um  den  andern,  indem 
ich  den  19ten  Tag  zwanzig,  den  2lsten  Tag 
zwei  und  zwanzig  Pillen  und  so  fort  bis  zur 
gänzlichen  Heilung  des  Uebels,  jede  Gabe. um 
zwei  Pillen  vermehrt ,  einen  Tag  um  den  an« 
dern  nehmen  lasse.  In  sehr  vielen  Fällen  ver- 
schwanden alle  Symptome  des  Uebels  nach- 
dem diese,  dritte  Masse  verbraucht  war,  in' 
manchen  jedoch   war   eine  vlerle   und  fünfte 

Per- 


Portion  erforderlich ; 'nie  aber  habe  ich  den 
iSublimat  über  1|  Gr^n  pro  Dosi  gegeben.  Was 
diese  Art  den  Sublimat  zu  reichen  für  sich 
liat,  wird  einem  JlBden,  der  die  wanderbare 
Heilkraft  dieses  Mittels  kennt ,  von  selbst  ein- 
leuchten. 

Das  diätetische  Regime^  welches  ich  dabei 
beobachten  lieis,  konnte^  verihöge  der  Verhält- 
nisse, nicht  bei  allen  Krauken  gleich  seyn. 
Einige  gingen  dabei  aus  und  lagen  ihren  bür« 
gerlichen  Gescliäften  ob,  wählend  andere  streng 
da«  Zimmer  hüteten.  Einen  Theeaufgufs  oder, 
vras  noch  besser  ist ,  ein  Dekokt  aus  der  Sas- 
sapariUwurzel  und  Sassafras  tranken  Alle,  ei- 
nige mehr,  andere  weniger.  Die  Zimmerarre- 
•tanten  a&en  wenig,  Morgens  und  Abends  nur 
etwas  Brod  mit  Bouillon,  oder  Hotzthee,.  Mit- 
tags Suppe,  sechs  Loth  weifses  Fleisch,  et* 
was  leichtes  Gemüse  in  Bouillon  gekocht  und 
ein  wenig  Bröd ;  Wein»  Bier  und  Branntewein 
gar  nicht.  Dahingegen  die  Ambulirend^n  ih-« 
rer  gewohnten  Lebensweise  nachgingen ,  und 
nur  die  streng  verbotenen  Speisen  vermieden» 
Alle  aber  wurden  geheilt  und  erfreuen  sich 
seit  vielen  Jahren  einer  durchaus  dauerhaften 
Gesundheit. 

Kranihdtsgeschichten, 

Nr.  1.  Im  Jahre  1815,  den  ISten  November, 
nachdem  ich  einige  Wochen  zuvor  aus  dem 
südlichen  Frankreich  in  meiner  Vaterstadt  an- 
gekommen, examinirt  und  als  Wondarzt  ad- 
mittirt  worden  war,  beschied  ein  ehemaliger 
Schiffskapitain  und  jetzt  Victualienhändier  in 
B«,  mich  zu  sich,  von  mir,  wie  vielleicht  von 
vielen  meiner  Vorgänger  |  freilich  mit  berühmt 


—     82     — 

*  leren  Namen,  nichts  wi^ter  als  einen  vergeb- 
lichen Versuch  erwartend,  jedoch  iim  nichts 
unversucht  zu  lassen^  da  selbst  dem  vergeb- 
lichen Streichen  eines  berühmten  Magneüseurs 
das  widerspenstige  Uebei  den  Gehorsam  ver^- 
weigerte  und  weder  dem  Wasser  noch  dem 
allmächtigen  Hauche  einer  magnetischen  Wun- 
derkraft Unterthan  werden  wollte. 

Ich  fand  einen  Mann  von  36  Jahren,  blond, 
ohne  Bart  und  mit  sehr  dünnem  Kopfhaar 
(Folge  des  im  Korper  wSthenden  Giftes);  ab- 
gezehrt wie  ein  Gerippe ,  beim  Sprechen  stark 
durch  die  Nase  schnarrend,  den  ein eü  Unter- 
schenkel mit  rdnfgröfsen  Geschwüren  bedeckt, 
wovon  ein  Paar  die  Gröfse  einer  Unterlasse 
halten ;  das  rechte  Knie  bis  zu-  dem  Umfange 
eines  starken  Mannskopfes  exostotisch  aufge- 
trieben. (Das  Uebel  war  vor  vierzehn  Jahren 
in  Südamerika  acquirirt).  Jabre  langes  Luiden 
hatte  jeden  Frohsinn  von  dieser  Familie»  ver- 
ficheucht,  und  die  vielen  mifslungenen  Kur- 
methoden so  wie  der  vergebliche  Gebraucli 
der  Bäder  und  Heilquellen  zu  Elisen  und  Nenn- 
dprf  halten  auch  das  kleinste  Fünkchen  von 
Hoffnung  auf  eine  bessere  Aussicht  ausgelöscht. 
Dennoch  unternahm  ich  ein  Werk  j  das  mit 
dem  glücklichsten  Ausgange  gekrönt  wuAe. 
Schwefelbäder  entzogen  dem  Kranken  das  un* 
schicklich  gereichte  und  im  Körper  ruhende 
Uebermaafs  von'  Quecksilber;  starke  Dekokte 
von  Sassaparillwurzel  und  Sassafras  öffneten 
vollends  das  Hautorgan  und  ihachten  dasselbe 
zu  einer  besseren  Ausdünsilung  fahigV  Schon 
in  der  letzten  Hälfte  der  zweiten  Woche  wur- 
de Sublimat,  freilich  in  der  sehr  unschickli- 
chen ut^d  abscheulichen  Form  des  van  SmUtn 


4 

^     83     -.  '     / 

-—  dSem  auf  damaliger  Stufe  meines  Wissens 
— —  gereicht  und  allmähUg  i^it  der  Gabe  geslie« 

Sen,  so   dafs  Patient  nach  Verlauf  von  zwei 
[onateii  ein  und  einen  halben  Gran  Sublimat 
pro  Dosi  nahm  und  als  völlig  gehelH  entlassen 
warde,    nachdem    derselbe    zwei  und  vierzig  . 
Gran  vom  Mercur.  suhl,  corros.  zur  YoIIendu^^^  , 
der  Kur  verbraucht  hatte. 

Zum  Erstaunen  aller  seiner  Blitbürger  ging 
der,  von  Allen  für  verloren  gehaltene  Mann 
seinen  -Geschäften  wieder  nach ,  und  ist  nocl^ 
jetzt  ein  redendes  Beispiel  von  den  aufseror- 
denllichen  Wirkungen  dieses  vortrefflichen 
Btitiels. 

Diese  Kur  machte  Aufsehen;  ich  wurde 
irielsätig  begehrt  und  war  in  allen  Fällen  ver-* 
alieter   Uebei  syphilitischer  Art  durch  grofs<l 
Gliben  des  Sublimats  nicht  minder  glücklich« 

^  • 

Nr.  2.  Beweist,  dafs  chronische  Dialrrhoeen 
oft  nur  dem  Sublimat  und  keinem  andern  Mit- 
tel weichen >  besonders  dann,  wenn  Opium, 
selbst  in  grofsen  Gaben ,  nur  eine  kurze  temr 
poräre  Wirkung  äufsert, 

Hr.  V.  S.  in  K.>  ein  langer  hagerer  Mann,' 
mit  schwarzem  Haar,.  37  Jahr  alt,  welcher  im 
Jahr  1808  als  Rittmeister  bei  einem  Kürassier- 
Regiment  in  der  Uckermark  gestanden  und  da- 
selbst *  die  Lustseuche  acquirirt  hatte ,  gegen 
"welches  Uebel  ihm  von  seinem  Regiments- 
Arzte  Bfercurialmittel  verordnet  woj*den  wa- 
ren, die  aber,  durch  eine  wahrscheinliche  Er- 
iLältung  beim  Exerciren,  solche  heftige  Wir- 
kungen äufserten,  dafs  Patient  an  den  üntem 

V  2 


—     84-    ~ 

I 

Extremitäten  total  gelähmt  wnrde,  und  von 
der  2eit  an  täglich  mehrere  Stuhlgänge  hatte. 
Nach  eiii  Jahren  (im  December  1819) ,  nach- 
dem manches  fruchtlose  Mittel  versucht  wor- 
den war,  Uagte  mir  derselbe  sein  («eid,  be- 
sonders lästig  war  ihm  die  immer  mehr  und 
mehr  überhand  nehmende  Diarrhoe,  welche 
«im  diese  Zeit  selbst  nach  60  Tropfen  Opium- 
tinktur,  sage  sechszig  Tropfen  von  einer  nach 
der  PreufsischenFbarmacopoe  bereiteten  Opium- 
tinktur, täglich  zweimal  genommen»  nur  we- 
nige Stunden  nachliefs.  Nahm  Patient  kein 
Opium,  so  hatte  derselbe  in  24  Stunden 
zwanzig  bis  dreifsig  Stuhlgänge,  ja  oft  noch 
mehr.  .  .  ' 

Die  Wirkung  des  Sublimats  als  Gegen» 
gift  nach  Opiumvergiftungen  bei  *den  Orien- 
talen hätte  mich  allein  bestimmen  können: 
denselben  in  diesem  Falle  anzuwenden,  wenn 
nicht  überdem  die  Ursache  des  Ü^bels*  zu 
deutlich  sprechend  seine  Anwendung  erheisch- 
te. Hr*  V.  S.  unterzog  sich  nur  zu  gern  mei- 
ner Heilmethode  und  hatte  die  grofse  Freude, 
in  kurzer  Zeit  die  glücklichsten  Besultale  da- 
von an  sich  wahrzunehmen«  In  der  ftinfteu 
Woche  halte  derselbe  nur  einen  oder  zwei, 
höchstens  drei  Sedes  in  24  Stunden,  auch 
konnte  er  um  diese  Zeit  schua  ohne  Stütze 
gehen ,  was  friiher  ganz  unmöglich  war.  Lei- 
der rief  eine  anderweitige  Bestimmung  mich 
von  dannen,  so  dafs  ich  das  Ende  der  Kui* 
nicht  abwarten  konnte.  Patient  hatte  tiin 
diese  Zeit  12  Gran  Sublimat  verbraucht  (pro 
Dosi  einen  Gran  genommen)  bedurfte  aber^ 
wie  leicht  einzusehen  ist,  noch  mehr» 


t    . 


—     8.5    .— 

Nr.  3.  u.  4.  wnirden  in  meinem  Haiise, unter 
strenger  Aufsicht  ,-^anz  auf  oben  beschriebene 
Art  innerhalb  4  und  5  Wochen  vollkommen 
und  gründlich  geheilt. 

Beide  litten  an  einer  secundaren  Syphi* 
Jis ,  welche  sich  bei  Nr.  3.  f  einem  Hanne  von 
33  Jahren,  stark  und  robust,  als  Knochen*- 
leiden  der  Nase  und  des  Siebbeins  zeigte, 
das  sich  durch  den  eigenthiimlicLen  Geruch 
aus  Mund  -  und  Nasenhöhle  deutlich  kund 
gab  und  später  durch  Absonderung  der  Cnstd 
galU  bestätigte;  bei  Nr.  4*  abert  einem  Man- 
ne von  24  Jahren ,  mehr  in  den  Thßilen  des 
i^eichen  und  harten  Gaumens,  den  Tonsil- 
len und  dem  Zapfen  seinen  Sitz  hatte,  ob- 
gleich auch  bei  diesem  sich  schon  Kno** 
chenstücke  der  Muschel  abgesondert  hat- 
ten« Geschmack  -  und  Geruchssinn  fehlte  bei- 
den. Beide  waren  bei  Acquisition  des  Ue- 
bels,  als  primärer  Schanker  an  den  Ge« 
schlechtstheiien,  schlecht  behandelt,  was  die 
Art  der  Behandlung  so  wie  das  sekundäre 
Leiden  hinlänglich  erwiesen.  Nr.  3.  bedurf- 
te zu  seiner  völligen  Wiederherstellung  nur 
12  Gran,  während  Nr.  4.  mit  17  Gran  des 
ätzenden  Sublimats  radikal  geheilt  wurde« 
Bei  ersterem,  welchen  ich  Tor  4  Jahren  ba- 
bandelte,  war  das  Maximum  der  Gabe  1  Gr«,  « 
bei  letzterem,  welcher  erst  vor  einigen  Ta- 
gen entlassen  wurde,  1|  Gran  die  höchste 
und  letzte  Dosis. 

a 

Ich  schliefse  hiermit  meine  geschichtli- 
chen Mittheilungen,  deren  ich  aus  Mangel  an 
Zeit,    nur  einige  von  meinen  vielen  Beobach- 


■*'■  1-. 


•  l 


-     86 


taogen;  mit  Rücksicht  auf  Versdbicideiilieit 
des  Uebels  ,*  Dauer  iet  K^r  und  Quantum 
des  erforderlichen  Sublimats  f  ausgehoben  habe, 
und  füge  nur  noch  den  herzlichen  Wunsch 
hinzu,  dafs  diese  neue,  zuverläfsige  Heilart 
der  Lustseuche  bei  dem  grofsen  ärztlichen 
Publikum  recht  bald  den  zu  wünschenden  Ein* 
gang  finden  möge,  «r-  .  . 


f 


—     87     - 


Krankengeschichte 

am  30ten  Decbr.  1825  in  Weimar  veirstoirbeiieQ 
Herrn  Hofraths  Dr,  R^hbein. 


«■■« 


S^cbon  IQ  seiner  frühem  Zeit  litt  der  Verstört 
bene  an  heftigen  NierenschmerzeD,  jedesmal  auf 
der  linken  Seite ,  die  Derselbe  fdr  Steinschmer-t 
zen  hielt;  seit  10  Jahren  -wichen  sie»  xinß.  er 
hatte  nar  noch  einigemal  ganz  kleine  Spuren 
derselben.  Seine  Natur  änderte  sich  in  sofern, 
dafs  er  nun  beL  jeder  Bewegung  leicht  und 
stark  schwitzte,  vorziiglich  am  Kopfe ^  der  öf- 
ters mit  halbseitigen  Schmerzen  befallen  wur« 
de ,  welche  auch  wohl  den  ganzen  Kopf  ein« 
nahmen.  Sein  Appetit,  Schlaf  und  Aussehen 
v^aren  dabei  gut,  und  sein  Körper  gut  genährt. 
Vor  ohngefähr  2  Jahren  bekam  er  hinten  an 
der  Wurzel  der  Zunge  und  zwar  in  der  Mitte 
einen  Auswuchs,  |  Zoll  hoch,  in  Gestalt  ei- 
ner hochgestellten  Bohne,  der  durch  kein  Mit- 
tel wich ,  als  durch  das  öftere  Ueberstreichen 
mit  einer  Sublimat -Auflösung.  Vorher  als  er 
aus  dem  Marienbade  zurückkam,  hatte  er  auf 
Einern  Ohre  das  Gehör  veiloren.    Sein  Kopf- 


-     88     — , 

weh  Icam  nun  öfters  und  seit '  dnein  Jahre 
zeigten  sich  eigene  ZufHlle.  .Er  konnte  näm- 
lich öfters  die  Objecte  nicht  mit  den  gehöri- 
gen Namen  bezeichnen,  auch  wohl  bei  JKLran- 
kenbesuchen  die  nöthige  Verordnung  nicht  nie- 
derschreiben ;  ein  andermal  klagte  er,  dafs  ihm 
plötzlich  seipe  Sehkraft  verginge  und  wie  Was- 
ser Yor  seinen  Augen  wäre.  Er  suchte  sich 
sehr  häufig  durch  Blutegel  an  mehrere  Orte 
gelegt  y  selbst  durch  Aderlässe  am  Fufse  zu 
helfen ,  bis  endlich  sich  seine  Natur  durch  täg- 
liches Nasenbluten  erschöpfte,  wobei  er  zuletzt 
sogar  auf  die  Gedanken  kam,  als  ob  er  die 
honigartige  Harnruhr  habe,  weil  gewöhnlich 
mehr  Urin  abginge  >  als  im  natSrliehen  Zu- 
stande und  nach  dem  Betrage  seines  Getränks, 
welches  aber  mehr  davon  herrührte,  dafs  sein^ 
frühern  am  Tage  erfolgten  Schweilse  ganz  weg- 
blieben. Allein  er  behauptete  mit  Ueberzeu-v 
gung,  dafs  er  b^s^tinunt  die  Harnruhr  habe. 
Der  Urin  wurde  also  chemisch  uniersucht  und 
nichts  Widernatürliches  gefunden.  Zu  bemer* 
ken  ist  noch,  dafs  der  Verstorbene  sonst  sehr 
gut  Wein  vertragen  konnte, 'und  seit  i  Jahre 
aber  Koffend  oder  Halbbier  trank. 

Am  21ten  December  1825  afs  er  Gänl^e- 
leber  Abends  in  Gesellschaft,  und  ärgerte 
sich  nachher.  Schon  an  demselben  Abende 
bekam  er  starke  Uebliclikeit  mit  Neigung  zum 
Erbrechen,  welches  auch  den  22ten  fortdauer- 
te und  sogar  den  23ten  ej.  einen  heftigen  boh* 
xenden  Kopfschmerz  von  der  Schlafgegend 
durchs  rechte  Auge  gehend  veranlafste.  Nach 
seinem  Wunsche  wurden  in  diesem  Augen- 
blicke hinter  beide  Obren  H  SlUck  Blutegel 
und  an  beide  Beine  Sendzüge  gelegt,   welche 


-  89  -    ,  ; 

• 

dnrch  geliöriges  Ziethen  ibre^Wlrkang. zeigten. 
Der  Tuls  war  an  diesem  Tage  bei  dem  15ten; 
Schlage  aasselzen^  und  etwas  voU»  und  wenn 
nfan  den  Kranken  auf  die  Beine  brachte, 
mufste  er  sich  beständig  im  Kreise  herumdre- 
hen.  Ein  auswärtiger  Arzt ,  der  ihn  an  die- 
aem  Tage  besuchte,  verordnete  eine  Mischung  ^ 
aus  Acid.  tartaric,  Tart.  einet.  Extr,  Aconit^ 
Aq.  Mdiss.  et  Liq.  Minderer»  Hierbei  wurde 
noch  an  demselben  Tage  ein  grofses  Vesicator 
auf  den  rechten  Arm  gelegt.  Die  Nacht  war 
aufserst  unruhig,  die  Augenschmerzen  heftige 
xind  Fat.  entblöfste  beständig  den  Leib  mit  den 
Beinen  und  Armen,  sein  Puls  War  sehr  ge- 
sunken, Tat.  versicherte,  dafs  er  mit  dem 
irechten  Auge  nicht  sehen  konnte,  und  seine 
Zunge  war  mit  gelbem  .Schleim  belegt.  Die 
Oeffnung  wurde  mit  Clystieren  befordert  un^ 
zugleich  ein  Fiilver  aus  Magnes^  carb.  Acid. 
tart,  €88,  und  2  Tropfen.  Oh  Cajep,  Rad. 
JBeBad,  Sacch.  alb.  verordnet ;  allein,  das  Uebel- 
aeyn  und  Würgen  dauerte  beständig  fort  und 
man  rieth  ihm  ein  Emeticum  zu '  nehmen ,  wel- 
ches er  ganz  verweigerte,  obgleich  der  üble  Ge- 
ruch aus  dem  Munde  sehr  stark  war.  Ee 
w^urde  also  blofs  das  krampfstillende  Pulver 
fortgesetzt  nnd  nachher  Abends  alle  3  Stunden 
ein  Pulver  aus  JSxtr,  Acoruii  Hyosryanü  Sacch, 
filb.  gereicht. 

Die  Nacht  wurde  sehr  schlecht  zugebracht, 
obgleich  zuweilen  1  Stunde  l^ng  ein  schnar- 
chender Schlaf  erfolgte;  der  Puls  blieb  aber 
klein  und  geschwind ,  und  man  bemerkte  den 
26ten  ej.  früh ,  dafs  der  linke  Arm  und  das  linke 
Bein  gelähmt  worden  waren,  worauf  dann  zwi- 
schen die  Schultern  und  die  ganze  linke  Seite  42 


—     90     — 

■  • 

Scbropfkopfe  und  nachher  noch  eine  epanische 
Fliege  an  denselben  Arm  und  2. ans  Qem  gelegt 
wurden',  womit  ein  starkes  Infus,  aus  F/on 
Arnfcae  mit  Sah  Ammön.  dep.  innerlidi  ver- 
bunden wurde. 

Den  27ten  ej.  Die  Nacht  hindurch  erfolg- 
Ye  zwar  etwas  Schlaff  docli  blieb  sein  Schmerz, 
obgleich  gemildert,  über  und!  in  dem  Auge, 
Fat.  Tersicherte,  dafs  er  wieder  mit  dem  rech- 
ten Auge  etwas  sehen  könnte,  doch  waren  die 
Augenlieder  den  ganzen  Tag  mehr  geschlos- 
sen^ der  Puls  blieb  wie  den  vorigen  Tag,  die 
O Öffnung  wurde  durch  3  Klystiere  aus  Flor» 
Amicae  und  JRaܫ  Vakrian.  nicht  erzwungen/ 
sein  Schlummer  glich  mehr  dem  SopoTj,  doch 
zeigte  er  in  bessern  Augenblicken  seine  gewöhn- 
'liehe  grte  Laune.  Weil  man  nun  bestimmt 
glaubte,  daCs  Extravasate  im  Gehirn  vorfan- 
den wären ,  wurden  Eisumschläge  auf  den  Kopf 
beständig  gelegt»  . 

Den  28ten  e}.  Die  Nacht  war  etwa»  ra- 
higer und  es  erfolgte  sogar  2|  Stunden  Schlaf, 
obgleich  rasselnd  und  schnarchend;  idlein  der 
Leib  trieb  sich  etwas  auf,  der  Stuhlgang  war 
nicht  erfolgt,  der  Schmerz  verbreitete  sich 
stärker  im  Kopfe,  und  zwar  nach  und  nach 
hinten  auf 'der  rechten  Seite,  das  Auge  wur- 
de wieder  geschlossen,  der  Puls  bli^b  wie 
vorher.  Es  wurde  eine  Mischung  auä  Ol,  JSi- 
,  dni  mit  Sah  mir.  Glaub,  gegeben ,  welche  4 
gräuliche  Stühle  erzeugte  und  Einreibuneen 
auf  den  Unterleib  aus  JLinim,  sapon,  campnorm 
beschränkten  die  Auftreibung.  Zugleich  wur- 
den heute  Cahm,  täglich  S  mal  2  Gran  pro 
Dosi  gereicht  nebst  dar  Ahücä, 


—    91     — 

'  Den  29ten  e].  Die  'NacBt  war  ebenfUIs 
unrnliig^  der  Puls  kleiiver^  das  Schlingen  9cliwe* 
.  Ter,  Stuhl  und  Urin  gingen  unwillkiihrlicli  ab, , 
die  PupiUen  erweiterten  sicTi,  der  üble  Geruch 
aus  dem  Munde  war  stärker,  die  Mittel  war^ 
den  mit  Mühe  Seigebracht,  obgleich  vieles 
herausflofs. 

- '   Den  30ten  ej.    Die  Nacht  noch  schlimnißr. 
Mehr  oft  Röcheln,  der  Puls  kaum  fühlbar.    Es 
wurde  noch  Serpentar'ui  mit  Senxga  mit  Mühe 
.  beigebracht  und  so  erfolgte  röchelnd  Nachmit- 
tags gegen  2^  Uhr  der  Tod. 


Bericht 
dir  Ohduaion  da  Herrn  Hoff,  Dr.  jRehbtin. 

Kopf  höhle. 

Nach  Zurücklegung  der  äufsern  Integu- 
mente ,  die  nichts  Abnormes  darboten,  erschier 
nen  mehtere  bläuliche  Stellen  an  Ter£(chiede-> 
nen  Stellen  des  Schädelgewölbes ,  wie  am  Un- 
ken Stirnbein  und  am  Schuppentheil  des  rech- 
ten Schlafbeins;  doch  fiel  am  meisten  ein  sol- 
cher Fleck  am  linken  Scheitelbein  auf^  1  Zoll 
Ton  der  Pfeilnath  und  nicht  weit  von  der  Sur 
tura  lambdoidea  entfernt;  auch  trat  etwa^  Blut 
ans  der  linken  Schuppennath  hervor« 

Nachdem  die  Knochen  durchsägt  und  die 
Schädeldecke  weggenommen  war,  zeigten  sich 
die  Blutgefäise  der  harten  Hirnhaut  airwar  et- 
was, jedoch  nicht  so  mit  Blut  gefüllt  und 
strotzend,  wie  es  bei  einem  Blutschlage  zu 
seyn  pflegt,  aber  wohl  war  die  ganze  Gegend 


—     92      — 

dieser  Haat  an  beiden  Seilen  der  grofsen  Hirn- 
sichel iriit  sehr  vielen  rnclüonlschen  Oriisen 
bedeckt,  die  besonders  da,'  wo  am  linken 
Scheitelbein  schon  äulserlich  jene  bläuliche 
Stelle  sich  zeigte,  so  grofs  waren,  dals  sie 
rechts  und  links  ^  als  zwei  halbzollgrofse  iorm- 
liche  Knoten  hervorsprangen  und  auf  der  Tin- 
ken  Seite  bereits  den  grofsten  Theii  des  Kno- 
chens verzehrt  und  'sich  eine  •  Grube  gebildet 
hatten,  die  blofs  eine  dünne  durchscheinende 
Knochenlamelle  vom  Fericranium  und  der  seh- 
nigen Haube  trennte* 

Das  Oval  des  Schädels  war  übrigens. an 
der  rechten  Seite  zwar  mit  dickeren  Wänden 
Tersehen ,  als  auf  der  linken ,  hier  aber  gleich- 
mäTsig  nach  vorn  sich  verschmälernd ,  wahrend 
an  der  rechten  eine  kleine  Ausschweifung  in 
der  Schläfengegend  bemerkt  wurde,  wodurch 
der  Schädel  ein  »etwas  veirschobenes  Ansefan 
erhielt. 

Bei  der  Wegnahme  der  harten  Hirnhaut 
zeigte  die  Arachnoidea  an  vielen  Stellen  einen 
entzündlichen  Zustand»  gelbe  eiterähnliche  Strei* 
fen  begleitetet en  die  Blutgefäfse  in  den  Win* 
düngen  des  grofsen  Gehirns,  sie  hatten  theiU 
weise  in  Folge  von  Ausschwitzungen'  ihren 
Glanz  verloren  und  bedeutende  Exsudate  ka- 
men zum  Vorschein,  als  die  grofse  Hirhsicliel 
zurückgelegt  wurde,  die  sich  so  entwickelt 
hatten ,  daf$  sie  als  ganz  freie  rechts  neben 
der  Falx  liegende,  mehrere  Zoll  lange  und 
1  —  2  Zoll  dicke  Fäden  von  gelber  eiterartiger 
Farbe  und  polypenähnlichen  AAsehn  heraue- 
fielen. 

Am  herausgenommenen  Gehirn  -  bemerkte 
man  viele  Verwachsungen  qnd  'Verdickungen 


t , 


—     93     — 

,  eine  bräunliche  llvitle  Farbe, 
:,ßie   nicht  sobald   nach  dem  Tude  und  in 
Igel  heim  Erhärten  des  Gehirns  im  Wein* 
entsteht,    zeichnete   die  vordere   }<'läche 
rlängerten  Marks  und  eine  grofscre  Welch« 
,,der  sonst  unverletzten  Basis  cerebii  den 
plrn  Lappen  defr  rechten  Seite  aus^    wozu 
.nach  oben   und  hinten  noch  eine  mehr 
llgrölse  Slelle  kam,  wo  die  Hirnsubstanz 
»ich   war,    dafs   sie   wie  eiii   Schwamm 
Heransnehmen  des  Gehirns  hervortrat, 

^Diese    Erweichung    des    grofsen    Gehirns 

noch    auffallender   beim    Eröffnen   der 

thohlon.    Schon  bei  den  ersten  Schnitten 

man  in  der  grauen  Substanz   der   Gyri 

ler,   deactri  mehrere  fast  violette   oder 

lefen  ähnliche  dunkler  gefärbte  umschrie* 

Stellen,   die    offenbar    als   Folgen   einer 

len  Entzündung   von  erweichter  Suixstan^ 

irea    gebildet   wurden.     So  wie  aber  die 

des , rechten  Seitenventrikels  durchschnit- 

zurückgelegt  wurde,  fand  sich: 

1)   fPasseVt    was  vorzüglich   das   vordere 
einnahm  (ungefähr  i  Unze.) 

Q  Ein  bedeutendes   (wohl  eine  Unze  be« 
rdes)   Coagulum   von  ergossenem  BJuu  im 
igenden»    wenig    im   Liniern  Hörn,    ausr 
»Inufs  grofsen  Stücken  bestehend. 

3)  Eine  bedeutende  Erweichung  der  Medul- 
ibstanZf  wodurch  nicht  allein  alle  Wände 
[absteigenden  Horns  Glatte  und  Glanz  ver- 
und  zugleich,  wie  meist  bei  Erweichung 
iser  Substanz,  eine  gelbe  Farbe  angenommen 
pan,  sondern  alles  aufserdem  aufgelockert 
hr,   daCs  man  nach  hinten  unabhängig  vom 


0 


—     94     — 

Comu  posterius  eine  unregelmafsige  Höhle  in 
deiofi  Lobus  posterior  cerebri  yerfölgeu  konnte, 
ungefähr  der  ahnlich,  welche  nicht  selten  in 
der  Glandula  thymus  vorkommt.  Die  Erweich»  ng 
drang  in  hintere  und  mittlere  Gehirnlappen  bis 
an  die  Oberfläche,  weniger  in  vordere,  war  un- 
gefähr 4  Zoll  lang,  ij^^  breit  und  erstreckte  sich 
bis  an  den  Ausgang  desCornudescenddns^  wo  eich 
das  Blutexträvasat  angehäi^ft  hätte» 

Alle  Hauptgebilde  der  Hohle  (wie  Corpus 
striatunij  Stria  Cornea^  innerer  Theil  des  Colli- 
culus  opticus  y  Taenia^  Pes  Hippocampi  major ^ 
Cükar  ävis^  Corpus  i:aüo8umj  Septum  lucidum^ 
,^Forn!x) ,  waren  normal  heschalFen ,  ohne  ihren 
Glanz  verloren  und  an  der  Erweichung  Theil 
genommen  zu  haben«  Niir  den  äufsern  Theil 
des  Sehuervenhügels  hatte  die  Auflockerung  er- 
griiTeii,  so  dafs  zwar  das  Corpus  genicülatum  in** 
umum  und  posterius  suptrius  ihr  gesundes  An« 
selin  behalten  hatten,  aber  der  üii/iere  knieior* 
mlge  Körper,  der  in  den  Sehnerven  übergeht, 
sainmt  dem  daran  nach  vorn  grenzenden  Theil 
des  Thalamus  fest  bis  an  die  Stria  Cornea,  in 
Form ,  Färbung  und  Gohärenz  verändert  war« 
Der  Sehnerve  selbst  war  vollkommen  normal 
auf  beiden  Seiten. 

4)  Eine  aufs&lordentliche  Menge  von  J^er« 
knbcherungspunkten  der  Hirnpulsadern^  deren  lllasse 
zwischen  Knorpel  und  Knochen  stand*  Sie 
überzogen  besonders  gröbere  Verzweigung  der 
Arteria  Jossae  Sylyü  dextri  hteris^  waren  über«* 
haupt  aber  in  allen  Arterien ,  um  welche  Er- 
weichung Statt  fand,  durch  den' Contrast  mit 
der  übrigen  Auflockerung  sehr  auffallend^  nn^ 
Selbst  die  Gefafse  der  linken  Halbkugel  erschie- 
nen von  diesem  Ossificationsprozesse  nicht  gans 
irei.    Die  Stämme  der  Basüari»  und  Carotis  ce* 


.  _      95     — 

ribraMs  zeigten  noch  keine  Spuren  davon,  und 
erst  am  CircuJui  WiUi&ii  schien  die  Desorgani- 
sation zu  beginnen. 

Die  linke  Hemisphäre  war  im  Allgemeinen 
upd  so  auch  im  Seitenventrikel ,  bis  auf  eine 
beträchtliche  Ansammlung  von /Posi^er  und  eine 
grofse  Menge  yoq  Hydatideri  und  Pachionischen 
Körpzrchen  im  Geiafsgefiecht  (die  im  rechten 
sich  zwar  auch,  aber  in  geringerer  Zahl  und 
Grofse  gebildet  hatten)  Ton  ganz  gesundem  Aq-* 
sehen ,  ohne  von  Blulextravasalea  oder  Erwei- 
chung etwjas  erkennen  zu  lassen. 

Die  Commisswa  anterior,  mvllls  und  ppste-^ 
rior^  das  Foramen  3fonroi,  Vmtriculus  tertius, 
^'Infundibulum  und  Hypophysis  y  Corpora  quadilgt- 
minfl ,  Aquaeductus  Sylvii,  Glandula  pinealis  mit 
üiren  Schenkeln  waren  normal  gebaut.  Nur 
Verwachsungen  der  uärachnoidea  und  Pia  rriater  « 
mit  der  untern  Fläche  des  Gewölbes  und  Balkens, 
mit  der  Zirbel ,  dem  kleinen  Gehirn  und  den  vor 
ihm  Hegenden  Theilen   zeigten  sich  übierall. 

Das   verlänge'rte   Mark   und  kleine  Gehirn  ^ 
waren  von  gesundem  Aussehn. 

Brusthöhle. 
Das  Herz  war  von   yielen   Fett  bedeckt, 
die  rechte  Lunge  stark   an   der   Pleura  costalis 
angewachsen^  sonst  alles  und  auch  die  ganze 
Unke  Lunge  normal. 

Bauchhöhle. 
Die  äufsern  Bedeckungen,  die  Netze  etc. 
waren  sehr  fettreich ,  die  Leber  etwas  grofs  und 
dunkel  gefärbt  \  die  linke  Niere  auf  der  Bifdüngs- 
stufe  des  Foetus  stehen  geblieben  und  in  deutli- 
che abgesonderte  Nieren  -Läppchen  (Reniculi)  ge* 
theilt.  Blase^i^  Ureter,  Nierenbecken  ohne  Steine 

und  wie  die  rechte  Niere  normäL  '.  ^ 

111^—1—1  I   I "  " 


«  ■  •    ',       I 


—     96     •« 


I        « 


V. 

U  e  b  e  r 

Da   r  mg  eschw.üre 

in    typhösen    Fiebern. 

Von 

Dr.   N  e  u  m  a  n.n^ 

Regierungmth  und  Arzt  der  ClitxU^  in  Berlin. 


^ehr  häufig  komineD  in  den  meist^ji  europäi« 
sehen  Ländern  zu  allen  Zeiten,  besonders  aber 
im  Sommer  und  Herbst >  Fieber  vor,  die  mit 
dem  ansteckenden  retechialfieber  in  Form  und 
Verlauf  grofse  Aehnlichkelt  haben ,  ob  ihnen 
gleich  der  ansteckende  Charakter  gänzlich  ab- 
geht, und  das  Exanthem,  welcbes  bei  jenea 
selten  fehlt,  bei  ihnen  nur  selten  lind  auch 
fäanii  nur  in  kaum  merklichen  einzahlen  Fleck« 
cheo  auf  Lenden,  Brust  und  Oberarmen  zum 
Vorschein  kommt.  Sie  beginnen  iibrigen8> 
gleich  jenen,  nach  einem  Siadio  prodron^^rum 
von  unbestimmter  Dauer,  das  selteo  andere 
Beschwerden  zeigt ,  als  Appejdtmangel,  Unlust^ 
Trägheit  und  Schlaflosigkeit  des  Kranken :  dann 
beginnt  ein  sehr  gelindes  Frieren  yon  mehr- 
tägiger Dauer ,  mit  Kopfschmerzen  verbundeo  ; 
es  ist  dem  Kranken,   als  kgnne  et  sich  nicht 

er- 


.t 


I 


-      97      r- 

rarmeo,  aber  nie  fühlt  er  ordentlichen  Schfit- 
rost ;  der  Kopf  ist  schwer  und  die  Ohrea 
ngen.  Nim  tritt  die  erelhische  Fieberpe* 
le  ein ,  die  seilen  ohne  Symptome  von  <aU 
iei  Localentzündungen  verläuft,  obgleich  der 
1^' Entzündungen  höchst  vevschiedene ,  viel 
»amere  Verlauf,  die  fast  constante  Trok- 
lelt  der  Haut  und  die  Entzündupgskrank« 
in  gar  nicht  eigenen  grofse  Passivität  und 
lliturnilät  des  Kranken,  verbunden  mit  dem 
itbümlichen,  matten  und  stumpfen  Aus- 
des  Gesichts  und  der  Augen  jeden  nur 
^ermafsen  aufmerksamen  Arzt  schnell  und 
ir  belehren  ^  dafs  hier  von  keinem  inilam-- 
)rischen  Fieber  die  Rede  sey.  Diese  Te« 
geht  nun,  wofern  nicht. die  Herstellting 
Tanken  wahrend  derselben  gelingt,  in  die. 
iLäbmungezüfälle  über,  deren  Beschreibung 
['§ewifs  jeder  gern  erlassen  wird.  Stirbt  ein 
:er  während  derselben,  so  findet  man  in  der 
;ahl  der  Leichname  in  den  dünnen  Dar- 
mehrentheils  im  Ileum ,  nahe  der' Bau-* 
tn  Klappe,  runde,  entzündele  oder  ver- 
mit  Hutzündungsrand  umgebene,  oder 
ige  Stellen,  gerade  der  Insertion  des  Me- 
lums  gegenüber,  weshalb  man,  um  sia 
leben  ,  die  Därme  nicht  wie  gewöhnlichjr 
lern  dem  Mesenterium  nahe  durchscbnei«- 
inufs^  Zuweilen  ist  der  Darm  auf  eine 
Idicli  weite  Strecke  entzündet,  zuweilea 
i4t*  das  Mesenterium^  indessen  wird  man 
jyrentheils  eine  solche  ausgebreitete  EAtzün- 

S  nicht  gewahr,  sondern  nur  runde  ent- 
ete  Stellen,  von  höchstens  ewei  Zoll 
chnxesser,  deren  Mittelpunkt  am  stärksten 
;e«chwollen  und  geröthet  ist.  Sehr  oft  ist^ 
iur«.  LXIV.  B.  5,  Si.  G 


-      9^     -. 

derselbe,  gerade  wie  eine  grofse  Focket 
Eiterung,  seltener  brandig ,  noch  seltener 
Darm  an  dieser  Stelle  durehlöcliert.  Wök 
Eine  solche  eiternde  Stelle  ündet,  da  iii 
inan  fast  immer  noch  vier  Ms  fünf  an! 
schwächer  entzündete,  wo  die  Eiterung < 
yireder  noch  nicht  begonnen  hat  oder  erst 
Beginnen  ist.  Zuweilen  sieht  inan  äudii 
che  entzündete  Flecke^  ohne  Eiterpaal 
im  Goecum,  sogar  im  aufsteigenden  Col 
aber  selten ,  noch  se}tner  kommen  sie  in* 
junum  vor* 

Wit^ein^r  Vaccinepustel  am  neunten  Ti 
an  welchem  sie  von  lebhafter  peripbetix 
Böthe  umgeben  und  in  Eiterung  übergesu 
ist,  haben  diese  Geschwüre  grofse  Aehat 
keit» 

Nie  fehlt,    in   den   dünnen  Därmen, 
tunden ,   entzündeten   Flecken   der  dicl^e,^ 
geschwollne,    duukelgeröthete,.   wo   nicU 
ternde,   Mittelpunkt^  *so  däfs  sie  l)lofs  ab 
diesen  umgebende  Röthe  erscheinen. 

i 

Wir  linden  diese  entzündete  Stell« 
Leichnamen,  wo  im  Leben  alle  Spuren 
gastrischen  Leiden  fehlten ;  wir  finden  sie  ai 
wo  dem  Tode  Leibschmerz,  Durchfall, * 
keorismus  vorausging;  wir  finden  sie,  wc 
Verlauf  der  Krankheit  der  Unterleib  sehn 
haft  war,  und  eben  so,  wo  er  die  dreisl 
Berührung,  vertrug,  ohne  zu  schmerzen.  I 
oft  ist  auch  die  äufsere  Haut  der  Därme, 
Veberzug  des  Peritonäums,  geröthet,  dock 
80  stark  als  die  innere  Flache;  nicht  u 
aber  sieht  man  von  aufsen  dem  Darm  i 
das  geringste  an^  was  eine  Entzündung  u 


K 


—     99     - 

simern.  Fläche  verinuthen  liefse ,  und  dennoch 
finden  wir  diese  sehr  stark  entzündet* mit  der 
eifernden  Pustel  in  der  Mitte. 

-Man  hat  diese  Erscheinung  zuerst  in  Fa-« 
ns  beobachtet,  und  es  ist  ein  unbestreitbares 
Verdienst  JBroussais's  und  seiner  Schüler^  auf 
*>e  aufmerksam  gemacht  zu  haben«  Wo  man 
8ber  in  England  und  Teutschland  bei  denLeich«, 
»äöaen  an  diesen  Fiebern  Verstorbener  Unter- 
^uci^uQgeQ  anstellte,  fand  man  sie  eben  so, 
^ie  dort.  Zur  bequemeren  Eröffnung  der  Dar- 
»le  hat  man  in  Paris  eine  besondere  Scheero 
«ffunden,  dergleichen  Hr.  Dr.  Clark  aus  Loii- 
dpti  die  Güte  gehabt  hat;  mir  zuzusenden. 

Morgagni  (L.  III.  Cp.  31.  $.  2.)   erwähnt 
'^^ar    auf    eine    ähnh'che    Art    durchlöcherter, 
*^arme,  als  sie  hier  im  schlimmsten  Falle  vor-» 
^^Uamen,   aber  bei  einem  an  Ruhr  Verstarbiß- 
^^x».     Die  ganze  reiche  Literatur  über  den  an- 
steckenden Petechialtyphus  liefert^ so  weit  sie 
^ir  bekannt  ist ,  keiue  Auskuuft ,  ob  bei  die- 
^Qr  der  beschriebenen  äufserst  ähnlichen  Krank-^ 
.  f^eit  solche  Darmientzündung  augetrolTen  werde;    ' 
^^h  selbst  habe  zWar  Tausende  am  Petechial- 
^^hus    sterben   sehn ,    und   sehr   viele  Leich-  . 
^ame  untersucht,  ;  habe   auch   oft   entzündete. 
Stellen  in    den   Därmen  tind  im  Mesenterium 
^esehn ,    allein   es  ist  mir  damals  nicht  einge« 
Valien,    die   innere  Fläche  des  Darmkanals  zu 
untersuchen,   und   seit  ich  auf  diese  aufmerk* 
%aiii  worden  bin,   hat   es   mir   an   Gelegenheit 
Igemangelt^  den  ansteckenden  Typhus  zu  beob« 
«chten«     Daher  kann  ich  blofs  die  Vermuthung 
«ufsern,  dafs  wahrscheinlich  die^e  Erscheinung 
«ucb  in  vielen  Leichnamen   an   dieser  Krank- 
lieit  Gestorbener  werde  angetrofien  werden. 

G2 


J 
I 


-,    100    - 

Allein  weit  wichtiger,  als  die  Gewilsheit 
hierüber  sind  die  Fragen : 

1)  In  welchem  Verhält nifs  steht  dieae  Ent- 
zündung und  Eiterung  der  ionern  Heipbran 
des  dünnen   Darms   zur   Ursache  des  typhösen 

.Fiebers? 

2)  Welchen  Eitiflufs  mufs  ihre  Beobach- 
tung auf  die  Heilung  desselben  haben  ? 

Broussais^s  Behauptung  der  Gastro  -  enteritls, 
als  gemeinsten  Fieberform  ^  hat  nicht  wenig 
Ansehp  durch  diese  Erscheinung  gewonnen, 
und  eine  Menge  von  Aerzten ,  TorzSgUch  jün- 
gere, sehen,  sobald  sie  diese  Pusteln  erblicken, 
als  völlig  erwiesen  an,  dafs  das  ganze  Fieber 
nichts  ande^rs  sey,  als  Darmentzündung.  Dafs 
diese  Ursache  so  lange  verborgen  geblieben, 
erklären  sie  sich  vorzüglich,  aus  dem  Ittangel 
des  entzündlichen  Schmerzes ,  und  nicht  otine 
Grund  klagen  sie  den  Mangel  an  Genauigkeit 
der  Beobachter  an,  dafs  sie  nicht  längst  be- 
merkt, die  innere  Flache  der  dünneu  Därine 
sei  völlig  unempfind-lich.  In  der  That  ist;  es 
befremdend,  dafs  in  der  Physiologie  noch  jetzt 
solche  Entdeckungen  gemacht  werden,  diö  doch 
so  nahe  lagen,  dafs  sie  wohl  hätten. längst  be- 
merkt werden  müssen.  Wenn  die  Wundärzte 
einen  eingeklemmten  Bruch  operiren»  iind  es 
liegt  ein  Stück  Dünndarm  vor,  so  können  sie 
dies  in  die  Finger  nehmen,  vorwärts  ziehn, 
ja  sogar  mit  Gewalt  einbringen,  ohne  dafs  der 
Kranke  davon  Notiz  nimmt ,  und  diese  Un- 
enfipfindlichkeit  dauert  auch  noch  gehobener 
Strictur  und  bei  schon  deutlicher  Entzündung 
des  vorgefallenen  Darmstücks  fort.  Die  dün- 
nen Därme  sind  i^Iso,  besonders  auf  ihrer  in- 


—    101    =- 

nern  Fläche,  wirklich  unempfindlich,  eben  so 
t?ie  dfis '  Gehirn ,  und  die  Abwesenheit  des 
Schmerzes  beweist  nichts  wider  die  Annahme 
der  Entzündung  derselben.  Nur  die  Entzün« 
düng  der  Dickdärme,  des  Magens  und  desJPe« 
ritunaeums  sind  schmerzhaft. 

,    Käme   diese   Entzündnng  in  allen  Leich-^ 
»amen  typhös  gewesener  vor,    «p    würde  es 
•  schwer   seyn ,    die  Hypothese   zvl   widerlegen, 
da[js  ia  ihr  die  nächste  Ursache  der  Krankheit  ^ 
gegründet    sey.     Allein    in    der   Charit^,-  wo 
seit  Februar  v.  J.   keine   Gelegenheit  zur  Un- 
tersuchung' unbenutzt  geblieben  ist,  ist  sie  zwar 
bei  der  Aiehrzahl  allerdings  gefunden  worden; 
es  hat  aber  nicht  an  Leichen  gefehlt ,   wo  sie 
nicht    Statt    fand,    obgleich   im   Leben  sogar 
I^archfall^  Auftreibungoder  Collapsus  desBaiich8| 
Schinerz  bei  genauer  Berührung  desselben  üna 
^hnliche  Erscheinungen  sie   erwarten   liefsen« 
Per  Fall  ist   zwar  sehr  selten,   dafs  der  Tod 
eines  solchen   Kranken   schon  im  erethiscnea 
'ieberstadio  erfolgt,   allein   er  ist  einmal  vor- 
Sckouime'n ,   und   gerade  da   ist  nicht  die  ge* 
^ingste   Spur   von   Entzündung  des  Darmft  ge-* 
^Unden   worden.     Zwei  starben,    nachdem  das 
*3'phüse  Fieber  gänzlich  vorüber  war  ^  in  Folge 
^inies  brandigen  Decubitus,  und  in  beiden  Leicb« 
"^amen  fand  sich  nicht  die  geringste  Spur^  dafs 
Solche  Entzündung  Statt  gefunden  habe« 

Entzündung  der  dünnen  Därme  kann  also 
^icht  die  beständige  Ursache  der  typhösen  Fle« 
X)er  seyn^  denn  sie  kommen  vor  ohne  dieselbe* 
>Aber  sie  kommen  fast  niemals  vor  ohne  topi- 
9che  Entzündung,  mindestens  entwickelt  sich 
:im  Verlauf  derselben  jedesmal  irgendwe  eine 
solche. 


—    102    — 

Mjin  fhoge  nicht  vergessen ,  dafs  et 
Bicht  lange  her  ist,  als  behauptet  wariti 
des  typhöse  Fieber  sei  wesentlich  diel 
von  HirnenlzÜDciung,  Entzündung  der  31 
Substanz ',  die  man  gelb  gefärbt  wollte  gew 
Laben,  noch  anderen  Entzündungen  derNer 
Läute.  Genauere  Beobachtung  hat  diese! 
nung  zwar  widerlegt,  allein  grofse  Gefal 
fiillungen  sehen  wir  oft  in  dem  Gehirn  dt 
dieser  Krankheit  Verstorbenen  ;  wir  findesi 
nicht  selten  bald  wässerige,  bald  eiterähd 
Exsudate  in  der  Schädelhöhle,  und  ia  di 
Fällen  stieg  der  Erethismus  des  Gehirni 
leugbar  bis  zur  Eatzündung,  Auch  Lo|^ 
entzün.dung  ist  eine  der  gemeinsten  Er« 
Dungen  in  Typhusleichen ,  besonders  wesi 
Krankheit  über  die  dritte  Woche  gcdi 
hat,  wie  ich  denn  seit  Jahren  fast  keiofi 
phösen  Kranken  gesehen  habe,  der  Did 
der  dritten  Woche  der  Krankheit  Hust« 
zähen  Auswurf  bekommen  hätte.  DaCf) 
sehe  Entzündungen  des  Unterleibs  zaw 
im  Verlauf  des  Typhus  sicH  entwickele 
von  allen  Schriftstellern  anerkannt ,  die  J 
Krankheit  erwähnen ;  dafs  sie  aber  so  &eq 
und  in  so  eigenthümlicher  Form  vorkov 
wie  die  neuen  Untersuchungen  der  innem^ 
düng  des  Darmkanals  nachweist,  ist  nid 
ahnet  worden. 

Wenn  -man  die  runden  Pusteln,  di 
Centrum  der  entzündeten  Darmstelles  b 
ansieht,  bemerkt  man  deutlich ,  dafs  ei 
ien  sind,  deren  Volumen  bedeutend  T 
fsert  und  aufgelockert  ist ,  und  um  welcb 
der  Entzüudungsrand  kreisrund  gebildei 
Dieser  Entzündungsumkreis  dringt  seltei 


^    103    — 

nur  die  zottige  Haut  ist  entzündet.  Doch  zu- 
weilen dringt  sie  durch  die  ganze  Substaius; 
des  Darms ,  ja  sie  gebt  auf  das  Mesenteriunii 
sogar,  obwohl  selten  y  auf  das  Feiritonaeuih  über« 

Das  typhose  Fieber  bildet  sich  langsamer 
aus^  als  jedes  andere^  gänzlich  dem  Gharakf» 
ter  alle^  entzündlichen  Fieber  entgegen«  '  Al- 
leia  es  erzeugt  in  seinen  Verlauf  immer'  topi-^' 
8che  Entzündungen,  gerade  so\  wie  die  Fok- 
kea  Furunkeln  zu  erzeugen  pflegen.  Diese 
Darmgeschwüre  sind  nichts  anders^  als  solche 
coiisecutive  Entzündungen. 

Es  ist  durchaus  kein  Grund  anzunehmen^ 
dafs  sie  früher  entsteh n,  als  mit  dem  Eintritt 
des  paralytischen  Stadiums  des  Fiebers^  so 
lange  das  erethische  währt,  sind  sie  yiel- 
mehr  ganz  gewiTs  noch  nicht  vorhandenw  Denn 
falls  es  gelingt ,  das  Fieber  abipukürzen ,  die 
Entwicklung  des  paralytischen  Stadiums  za  ver- 
hindern und  die  Kranken  sogleich  aus  dem 
erethiscben  in  die  Reconvalescenz  überzufdh-» 
ren,  zeigen  sich  nicht  die  geringsten  Sympto- 
me^ die  die  Existenz  von  Darmentzündungea 
oder  gar  von  Darmeiterungen  yerriethen.  Ge- 
rade bei.  den  typhösen  Fiebern  fehlen  oft  ga- 
strische Symptome,  sehr  unerwarteterw^ise, 
nicht  seilen  essen  die  typhösen  Kranken  mit 
recht  leidlichem  Appetit.  Dann  umfafst  das 
ganze  Fieber  einen  riel  längeren  Zeitraum,  aU 
welcher  nöthig  ist  zur  Entwickelung  einer  to- 
pischen Entzündung  in  Organen^  die  einen  . 
hohen  Grad  Ton  Vitalität  haben,  wie  die  dün- 
nen Därme  unstreitig  sind.  Wie  wäre  es  mög- 
lich, dafs  in  ihnen  Monate  lang  eine  Entzün- 
dung Statt  finden  könnte?  Sie  miifste  viel 
früher  ihren  Ausgang  nehmen. 


.     —    104.    — 

Es  sindl  also  diese  Entzündungen  der  Dan 
driisen  blofs  secundäre  Etscbeinuogea ,  Tvdt 
ofler  als  andere  topische  EntziinduDgen^ 
paralytische  Stadium  typhöser  Fie])er  begleit 
oder  ^sich .  während  desselben  entwickeln.  Di 
aber  ^  in  *  diesem  Stadio  sich  immer  topisc 
Entzündungen  entwickeln,  ist  bekannt,  n 
in  sofern  sind  diese  Fusleln  keine  neue  Ei 
deckyng,  Sie  sind  es  aber  in  der  Rücksid 
dafsman  sie  früher  nicht  untersucht  hat.  Kl 
neswegs  aber  sind  sie  Ursache  der  Ivpliflj 
Fieber,  die  vielmehr  lange  ohne  topische fl 
zündung  be^tehn,  auch  wohl  zu  glücklich 
Ausgang  geleitet  werden  können ,  ohne  i 
die  Entwicklung  derselben  eintritt ,  "weiu 
gelingt,  das  paralytische  Stadium  ganz  za  f 
hiiten. 

Hieraus  ergibt  sich,  in  wiefern  diese! 
stein  in  den  dünnen  Därmen  auf  die  BeU 
lung  der  typhösen  Fieber  Einflufs  haben  i| 
sen.  ^  Ein  furchtbarer  Irrthum ,  dem  Taasd 
von  Menschenopfern  erst  gebracht  werden  ü 
ten ,  ehe  man  ihn  dafür  anerkannte,  wi 
seyn ,  wenn  man  das  t^-phöse  Fieber  überhl 
als  entzündlich,  und  zv^ar  als  Symptom 
topischen  Entzündung  der  innern  Daimv 
ansehn  wollte.  Solche  Stimmen  schallen  s 
von  jenseits  des  Rheins  herüber,  und  es 
bocbst  wichtig,  diesem  gastro - enteritisc 
Unwesen  sich  entgegen  zu  stellen.  Ge 
dann,  wenn  die  lopische  Entzündung  im 
phus  sich  entwickelt,  ist  jeder  Versuch  c 
antiphlogistischen  Verfahrens  schleunig  1 
lieh  -^  eine  uralte  Erfahrung,  die  Mü 
'  Bonst  der  Vertheidiger  der  entzündlichen 
tut  dieser  Krankheit ^  wohl  kannte^  indei 


--    105    — 

0 

rlö,  Camphor,  Opium,  Moschus  und  Aether 
dp  antipliiogrsthche  Mittel.  Den  rei^eoden 
Ipinn  cbDtraindlciren  diese  PustelbilduDgen 
\  flicht,  im  Gegentheil  fordern  sie  dazu 
\  doch  mit  gewissen  3Iodiiicationcn. 

„Die  grUrste  Schwierigkeit  ist,  sie  bestimmt 

E^Hexinen ,  da  sie  sich  nicht  immer  durch 
eben  Schmerz  ankündigen.  Ist  dies  der 
\,y  SO  ist  ihre'  ErkenntniTs,  doch  ist  sie 
b    bei    fehlendem     Schmerze     nicht     un-^ 

'.  Wenn  wahrend  des  erethischen  Sladiums 
t gastrischen,  Symptome  fehlen,  so  ist  ihre 
biicklung  niclit  zu  erwarten;  tritt  sie  den- 
^  ein ,  60  kündigt  sie  sich  ad  durch  Span- 
i^  des  Unterleibs,  dumpfen  Schmerz  in  dem- 
^n  und  Durchfall,  mit  Obnubilation  des 
ft^iilstseyns ,  Blässe  des  Gesichts,  Sinken 
i  Talses  und  Coma  rigil,  oder  wenigstens 
'fahrendem  Irrereden  im  traumähnlichen 
ide.  Zugleich  fehlen  die  Symptome  der 
leben  AiTection  der  Brust ^  und  die  Haupt- 
tttinung  der  Entzündung  der  Hirnmembra- 
^,Rüthe  der  Bindeh«int  des  Auges  nebst 
ieÄder,  irockner  Hitze  der  Haut,  fehlt 
ii:  Die  Haut  ist  eher  kühl  als  heifs,  nur 
S.; Unterleib  brennt.  Es  entwickelt  sich  also 
It  deutlich  eine  andere  lopische  Entzün- 
B{g;  geschieht  dies,  so  kommt  die  im  Uji- 
labe  ni^ht  zu  Stande.  Die  der  Hirnmem- 
^nen  wird  aus  oben  angeführten  Zeichen  he- 
Amt.  erkannt ;  aufserdem  ist  die  Pupille  weit 
i  wenig  emplindlich,  die  Zunge  braun, 
^eo,  der  Kranke  schlafsüclitig,  taub,  legt 
neu  Hinterkopf  gern  tief  und  ermuntert  sich 
bt    beim   Zuruf.     Hier   sind  kalte   Sturzbä-* 


-    106    ^ 

der,  Vesicatorlen  an  dem  Hinlerkopf,  loi 
-  Arnica,  Cainpher,  und  zuweilen  Mosch 
HauptiniUel.  Noch  deutliclier  zeigt  sich  di 
zündung  der  Lungen.  *  Das;  Delirium  ist 
"weit  eher  ängstlich,  als  dafs  der  Kranl 
tanbt  ist,  er  hustet,  vrirft  aus,  mehrei 
zähen  blutigen  Schleifn^  athmet  schnei 
Brust  ist  lieifs «  die  Tupille  ziemlich  nat 
Da  pafst  der  Asand,  die  Benzoesäure,  "^ 
,torien  auf  die  Brust,  aber  Sturzbäder, 
pher  sind  hier  schädlich. 

Fehlen  aber  die  Symptome  der  Hirn 
Lungenentzündung,  und  litt  der  Krank« 
rend  der  erelhiscben  Periode  deutlich  \ 
strischen  Syinplomen ,  so  können  wir  dii 
Wicklung  der  beschriebenen  Darmgesc 
im  paralytischen  Stadio  mit  groFser  ^ 
scheinliclikeit  erwarten.  Ihre  näheren 
chen  sind  folgende: 

Der  Eintritt  des  paralytische!)  Sta 
erfolgt  nicht  schnell  und  auf  einmal,  sc 
es  scheint  eine  Zeit  von  mehreren  Tag« 
gewifs^  ob  nicht  der  erelhische  Zustand 
fortdauere.  Die  Zunge  ist  zwar  tn 
die  Haut  ebeufalls ,  alUi^  die  grofse  \ 
das  Delirium,  fehlt  und  der  Puls  ist  ^ 
derlich,  bald  klein  imd  weich,  bald  I 
langsamer.  Das  Gesicht  wird  bleich  ui 
Züge  alt,  ohne  dafs  das  Auge-  seinen 
verliert  und  die  Pupille  weil  wird.  Bi 
Pigment  an  den  Lippen  und  auf  der  1 
zeigt  sich  nicht.'  Der  Kranke  hat  Durst 
tJnterleib  ist  gespannt  und  er  legt  die'] 
bei  absoluter  Rückenlage,  auseinander; 
blöfst  sie  auch  wohl  gern ;  mit  der  Hani 
er  nach  den  GesdAeclit^lheileo.    flUtunt 


-    107    -    .   ' 

Darchfall.  Allinahlig  fallt  der  vorlier  ge- 
Diiite  Leib  zusammen  und  die  Hüflknoch^n 
t%n  weit  vor ;  in  eben  dem  Maafse  scbwin- 
das  Bewiifstseyn;  der  Kranke  redet  irre, 
Ihnt  sich  aber,  wenn  er  aus  seinen  Traum- 
en geweckt  wird.  Jetzt  werden  die  Aus- 
'ungen  unwillkührlich,  riechen  sehr  übel, 
[^zuweilen  sind  sie  blutig.  Ist  dies  in  ho-> 
A -Grade  der  Fall,  so  stirbt  er  uufehlbar. 

Hier  sind  Vesicatorien  auf  den  Unterleib 
optmiitel.  Den  Durchfall  müssen  wir  mit 
iaiklystieren  begegnen ,  dürfen  uns  auch 
bt  scheuen ,  Opium  in  kleinen  Dosen  den 
Inatischen  Aufgüssen  beizumischen ,  die  hier 
.^besten  Innern  Arzneien  sind.  Besonders 
dient  der  Angelicaanfgufs  den  Vorzug^  in 
rbindung  mit  Schwefeläther  und  arabiscfiem 
mmi.  Warme  Bäder  nützen,  kalte  Siiypt* 
1er  würden  hitfr  tödlen ,  eben  so  würde  der 
lafiher  sehr  nacbtheilig  wirken.  In  grofser 
iiwHche  nützt  der  Moschus,  doch  nur  in 
jiDen  Gaben  und  selten,  d^  man  ihn  sonst, 
j^vBirnaffeclion ,  in  grofsen  Gaben  reichen 
,  wenn  er  was  leisten  soll*  Es  ist  gut, 
zu  gewinnen  und  sehr  nÖlhig,  nie  zu  tu-^ 
Mfnarisch  zu  verfahren ,  nicht  alle  Tage  an 
i' Medicamenten  zu  ändern,  sondern  mit  Ge- 
ld und  Beharrlichkeit  die  langsam  eintre« 
de  Besserung  abzuwarten. 

Diese  erfolgt  hier  nie  schnell,  sondern  die 
Emkheit  löset  sich  allmählig.  Tödlliche  Zei- 
m  sind  Meleorismus  und  blutiger  Durchfall; 
/habe  enst  Einem  genesen  sehn,  der  an 
sem  litt,  vom  Meteorismus  keinen.  Die 
iserung  beginnt  damit,  dafs  der  Kranke  des 
rgens  anfängt  etwas  Suppe  zu  essen ,  dab^v 


\ 


-    106    — 

der,  Vesicatonen  an  dem  Hinterkopf »  ianerlicli 
Arnica,  Cainpher,  und  zuweilen  Moschus  die 
HnuptiniUel.  Noch  deutlicher  zeigt  sich  diie  Ent* 
zUndung  der  Lungen.  «  Das;  DeJiriuin  ist  dabei 
"weit  eher  ängstlich,  als  dafs  der  K^ranke  be-> 
^  täubt  ist,  er  hustet,  vrirft  aus^  mehrentbeils 
zähen  hhitigen  Schleifn^  athniet  schnell,  die 
Brust  ist  lieifsy  die  Tupüle  ziemlich  natürlich. 
Da  pafst  der  Asand ,  die  Benzoesäure,  Vesica- 
,torien  auf  die  Brust,  aber  Sturzbäder,  Cam« 
pher  sind  hier  schädlich. 

Fehlen  aber  die  Symptome  der  Hirn  -  oder 
Lungenentzündung,  und  litt  der  Kranke  wäh« 
rend  der  erelhischen  Periode  deutlich  an  ga- 
strischen Symptomen,  so  können  wir  die  Ent- 
wicklung der  beschriebenen  Darmgeschwüre 
im  paralytischen  Stadio  mit  groFser  Wahr^ 
schein liclikeit  erwarten.  Ihre  näheren  Zei- 
chen sind  folgende: 

Der  Eintritt  des  paralytischeti  Stadiums 
erfolgt  nicht  schnell  und  auf  einmal,  sondern. 
es  scheint  eine  Zeit  von  mehreren  Tagen  un- 
gewifs^  ob  nicht  der  erelhische  Zustand  noch 
fortdauere.  Die  Zunge  ist  zwar  trocken, 
die  Hau^  ebeufalls ,  alUln  die  grofse  Hitze, 
das  Delirium,  fehlt  und  der  Puls  ist  verein- 
derlich,  bald  klein  imd  weich,  bald  härter^  . 
langsamer.  Das  Gesicht  wird  bleich  und  die 
Züge  alt ,  ohne  dafs  das  Auge-  seinen  Glanz 
verliert  und  die  Pupille  weil  wird.  Braunes 
Pigment  an  den  Lippen  und  auf  der  Zunge 
zeigt  sich  nicht.'  Der  Kranke  hat  Durst,  sein 
tJnterleib  ist  gespannt  und  er  legt  die'Beipe, 
bei  absoluter  Rückenlage,  auseinander,  ent- 
blöfst  sie  auch  wohl  gern ;  mit  der  Hand  fjnfst 
er  nach  den  Geschlechtstheileo.    Mitunter  bat 


—    107    — 


> 


*!r  Durclifall.  Allmahlig  fallt  der  vorher  ge- 
spannte Leib  zusammen  und  die  Hüflknocb^n 
bieten  weit  vor ;  in  eben  dem  Maafse  schwin- 
det das  Bewiifstseyn;  der  Kranke  redet  irre, 
besinnt  sicli  aber^  Wenn  er  aus  seinen  Traum- 
reden geweckt  wird.  Jetzt  werden  die  Aus-, 
]eerungen  unwilikiihrlich,  riechen  sehr  übel, 
und  zuweilen  sind  sie  blutig.  Ist  dies  in  ho- 
hem'Grade  der  Fall,  so  stirbt  er  unfehlbar. 

.  Hier  sind  Vesicatorien  auf  den  Unterleib 
Hauptmittel.  Den  Durchfall  müssen  wir  mit 
Opialklystieren  begegnen ,  dürfen  uns  auch 
nicht  scheuen,  Opium  in  kleinen  Dosen  ^len 
aromatischen  Aufgüssen  beizumischen ,  die  hier 
die  .besten  i'nnern  Arzneien  sind.  Besonders 
verdient  der  Angelicaaufgufs  deii  Vorzug^  v in 
Verbindung  mit  Schwefeläther  und  arabischem 
Gummi.  Warme  Bäder  nützen,'  kalte  Stiir«- 
bäder  würden  hitfr  tödlen ,  eben  so  würde  der 
Campher  sehr  nacbthellig  wirken.  In  grofser 
Schwäche  nützt  der  Moschus,  doch  nur  in 
kleinen  Gaben  und  selten,  d^  man  ihn  sonst, 
bei  Hirnaffeclion ,  in  grofsen  Gaben  reichen 
inufs,  wenn  er  was  leisten  solU  Es  ist  gut, 
Zeit  zu,  gewinnen  und  sehr  nüthig,  nie  zu  tu- 
mulniarisch  zu  verfahren ,  nicht  alle  Tage  an 
den  Medicamenten  zu  ändern,  sondern  mit  Ge- 
duld und  Beharrlichkeit  die  langsam  eintre- 
tende Besserung  abzuwarten. 

Diese  erfolgt  hier  nie  schnell,  sondern  die 
Krankheit  löset  sich  allmahlig.  Tod  (liehe  Zei- 
chen sind  Meleorismus  uud  blutiger  Durchfall; 
ich  habe  erst  Einem  genesen  sehn,  der  an 
diesem  litt,  vom  Meteorismus  keinen.  Die 
Besserung  beginnt  damit,  dafs  der  Kranke  des 
Morgens  anfängt  etwas  Suppe  zu  essen,  dabisi 


•  \ 


—    108    — 

wird  die  ganz  trcTvene  Zunge  sment  an  den 
K.'lndern  und  allmälilig  überall  feucht.  Ge- 
wüiiiilich  tritt  jelzt  Decubitus  eio  ,  der  nicht 
sellea  die  HofTiiung  xler  lleconvalescenz  ver- 
eitelt. DieFs  ist  überhaupt  äufserst  schwierig, 
erCorderl  s&hr  groFse  Behutsamkeit  und  wird 
beim  geringsten  Diätfehler  des  Kranken^  der 
hnid  anlan^it,  Tiel  mehr  Efslust  zu  zeigen,  als 
hei  seiner  Yerdauungskraft  gut  ist,  durch  neues 
Fieber  imlerbrochen.  Ilückf.ille  sind  mit  gro- 
fser  Hilze,  schnellem,  kleinen  Puls,  reiner, 
trockner  Zunse  und  Spannung  des  in  der  Tiefe 
schmerzenden  Unterleibes  verbunden.  Man  ver- 
hütet sie  leichler,  als  man  sie  hexit.  Aufser  der 
höchsten  Sorgfalt  in  der  Wahl  der  Kahrungs- 
miilel,  die  von  der  leichtesten  Qualität  seyn 
nnd  viel  sparsamer  gereicht  werden  müssen, 
■verhütet  sie  die  Sorge  für  tägliche  LeibesoiT- 
nung  des  Kranken,  die  hier  nie  versäumt  wer- 
den darf:  jetzt  darf  niclit  der  geringste  Zusatz 
von  Opium  der  Arznei  beigemischt  seyn.  Sonst 
ist  es  [lut,  dem  Kranken  das  Mittel^  bei  wel- 
chem die  Genesung  begonnen,  immerfort  neh- 
men zu  lassen,  wenn  er  es  auch  längst  nicht 
niehr  zu  bedürfen  scheint:  er  ist  an  diesen 
ihm  wohlthäligen  Reiz  -gewöhnt  und  leidet 
bei  dessen  Entziehung. 

Auffallend  ist's,  dafs  gerade  hei  diesen 
Reconvalesceuten  das  richtige  Bewufstseyn  spä- 
ter wiederzukehren  pflegt,  als  bei  andern  Ty- 
phösen, ja  dafs  sle^  wenn  sie  schon- anfangen 
sich  sehr  zu  erheben,  Jange  noch  taub  blei- 
ben und  Jrre  reden ,  wohl  sogar  zuweilen  al- 
lerlei Wahnvorstellungen  äulsern.  Eine  mei- 
ner Kranken  z.  B.  bildete  sich  ein,  während 
ihrer  Krankheit  copulirt  worden  zu  seyn,  und 


■  »■ 


~    109  '—       , 

t  ■ 

ärgerte  sicli  sehr  darubejr,  da  sie  ihren  ange- 
trauten Mann  gar  nicht  leiden  möge.  Ein  an- 
derer erzählte,  seih  Brudt-r  se^i  Lazarelh-In- 
spector  geworden ,  indem  der  König  das  Mar- 
stallgebaude  in  der  breiten  Strafse  in  ein  La- 
zareth  verwandelt  habe;  da  müsse  er  ;hin. 
Dieser  Wahn  war  noch  fest  bei  ihm,  als  er 
sich  stark  geiiug  fühlte,  von  der  Charite  aus 
liinzugehn  —  hier  erst  kam  ihm  ein ,  dafs  er 
ganz  iti  Irrlhum  nnd^  sein  Bruder  ein  liand- 
Bchuhmacher  in  Breslau  äey.  Solcher  fälle 
konnte  ich  mehr  anführen. 

Oft  gesellt  sich  Husten  und  Auswurf  noch 
hinzu,  nachdem  schon  die  (Jnlerleibssymplome 
entwickelt  sind.  Indessen  habe  ich  nie  die 
Lungen  entzündet  oder  Theilweis^  hart  gefun- 
den, wenn  in  den  Leichnamen  Darmgeschwüre 
vorfanden  Ovaren, 


-^    112    — 

Ich  Hefs  jetzt  die  China  in  Substanz  auf  n 
gewöhnliche  Weise  nehmen  und  den  ai 
Olorgen  erfolgte  dec  Anfall  schon  um  11 
allein  sehr  schwach,  nur  als  gelindes,  sc 
vorübergijhendes  Irrereden  und  Lachen, 
eine  kaum  ^stündige  Besinnungslosigkeit' f 
Aber  um  5  Ulir  desselben  Tags  kam  einlän| 
slärJLerer  Anfall,  nach  dessen  Ende.ichwi 
um  schwefeisaures  Chinin  gab.  Den  fol?< 
Tag  kehrte  der  Anfall,  in  verminderter  H 
keit  uih  5  Uhr  Abends  zurück,  und  erst  den 
blieb*  er,  nachdem  den  Tag  vorher  noch 
tlnze  Chinarinde  genommen  vrorden,  völlij 

Diese  zwei  gleichzeitigen  Fälle  von  inti 
Uns  perniciosa  schienen  inir  umso  eher  Aufji 
samkeit  zu  verdienen,  als  dergleichen  über! 
in  Berlin  selten  sind,  und  als  gerade  desha 
besorgen  ist,  es  könne  vielleicht  eine  solch( 
berform  epidemisch  werden.  Sollte  die 
J'all  seyn,  so  besorge  ich  sehr;  dafs  bei  der 
isen  Vorlielie  für  Aderlässe,  die  hier  bei  t 
Aerzten  Statt  findet,  Unglücksialle  sich  1 
ereignen  könnten.  Bei  dem  Mädchen  in 
Aderlafs  versucht  worden,  glücklich  erweis« 
göblich,  sei  es,  dafs  die  Vene  gar  nicht  gai 
war,  oder  bei  dem  erstarrten  Zustande  dei 
fäfse  kein  Blut  ilöfi-'.  Wäre  es^eflosseo^  so 
ein  blühend  schönes,  kerngesundes  Mädch« 
Leben  einem  ärztlichen  Irrthume  zum  Opfei 
renmüssen.  Der  Fall  des  40jährigeo  üUaDna 
tiarum  noch  interessanter,  weil  l^ei  ihm  de 
und  die  Temperatur  der  Haut  sich  gar  nie 
verhielten,  wie  sonst  im  WechseifieiTer, 
früher  ein  ganz  ausgebildeties  Wechsel 
Statt  gefunden  haXte. 


—    113    — 


i^m 


yii. 

[;U  r  z  e    Nachrichten 

und 

Auszüge.' 


r'.f 


[mmn  in  Frankreich  über  magnettsehs  Kuren  C/it< 
befugter  gerichtlieh  eiUStheidei, 


■4 


Mitgetheilt 
vom   Dr*    Oppert»  . 


ifiilen  hier  den  Ptostfs  der  Madam«  Fruetus 
'oQia^netischer  Cur«n   mit.     Die  Sache  Jkam 
ken  April  sum   Vortrag.    Folgendes  ist  nach 
fkiette  das  Tribunaux  das  Nähere  fiber  die  Tor- 
ten Debatten, 

iW&hrend  die  Alsademie  der  Medizin  die  Strcit- 
LCjcwägt»  ob  der  Magnetisinus  eine  wirklich  Tor- 
ineNaturliraft  oder  ein  Hirngespinst  sev,  ob  er 
tKätig  oder  nachtheilig  wirke ,  gehen  die  Mag« 
fbis  Ihren  Weg  vorwärts,  und  behandeln  jeden 
ien  ohne  Unterschied ,   der  ihrer  Wissenschaft 
len   schenkt*     Wenn  dadurch  blofs  die  pri- 
^    cen    Söhne   Aesculaps   an    Kranken    verlören, 
^Ir^  dies  «in  Ungiüok,,woraber  man  sich  trö* 

öäTii.LZIV.B.5.St.        _  H 


^-   112    — 

Ich  liefs  jetzt  die  China  in  Substanz  auf  meine 
gewöhnliche  Weise  nehmen  und  den  andern 
fliorgen  erfolgte  deß  Anfall  schon  um  11  Uhr, 
allein  sehr  sclnvach,  nur  als  gelindes,  schnell 
vorübergehendes  Irrereden  und  Lachen,  dem 
eine  kaum  ^stündige  Besinnungslosigkeit^  folgte« 
Aber  um  5  LJlir  desselben  Tags  kam  ein  längerer, 
slärJLerer  Anfall,  nach  dessen  Ende.ich  wieder- 
um schwefelsaures  Chinin  gab.  Den  folgenden 
Tag  kelirte  der  Anfall,  in  verminderter  Heftig- 
keit um  5  Uhr  Abends  zurück,  und  erst  den  löten 
hlieb'  er,  nachdem  den  Tag  vorher  noch  eine 
tJnze  Chinarinde  genommen  worden,  völlig  aus. 

Diese  zwei  gleichzeitigen  Fälle  von  intermk'^ 
Uns  perniciosa  schienen  inir  um  so  eher  Aufmerk- 
samkeit zu  verdienen,  als  dergleichen  überhaupt 
in  Berlin  selten  sind,  und  als  gerade  deshalb  zu 
besorgen  ist,  es  könne  vielleicht  eine  solche  Fie- 
ber form  epidemisch,  werden.  Sollte  dies  der 
Fall  seyn,  so  besorge  ich  sehr,  dafs  b^I  der  gro- 
l'sen  Voriielie  für  Aderlässe,  die  hier  bei  vielea 
Aerzten  Statt  findet  ^  Unglücksfälle  sich  häufig 
ereignen  könnten.  Bei  dem  Mädchen  war  ein. 
Aderlafs  versucht  worden,  glücklicherweise  ver-*: 
gtfblich,  sei  es,  dafs  die  Vene  gar  nicht  geöiTnet 
war,  oder  bei  dem  erstarrten  Zustande  d«r  Ge- 
fäfse  kein  Blutüöfe.  Wäre  es  geflossen,  so  hätte 
ejn  blühend  schönes,  kerngesundes  Mädchen  ihr 
Leben  einem  ärztlichen  Irrthume  zum  Opfer  brin- 
gen müssen.  Der  Fall  des  40jährigen  Mannes  war 
tiarum  noch  interessanter,  weil  l^ei  ihni  der  Pub 
und  die  Temperatur  der  Haut  sich  gar  nicht  so 
verhielten,  wie  sonst  im  Wechselfieber,  und 
früher  ein  ganz  ausgebildeties  Wechseliieber 
Statt  gefunden  halte. 


mmm 


VH. 


y 


113 

*■■■ 


VII. 

I u  r  ze    Nachrichten 

und 

Auszüge.' 


"Vf^U  man  in  Frankreich  über  magnetbehs  Kuren  C/in« 
befugter  geriehtlieh  entscheidet. 

Miegetheili 

vom   Dr*    Oppert»  . 


lAr  ir  theilen  hier  den  Ptostfs  der  Madam«  Fruetus 
ipregen  magnetischer  Curen  mit.  Die  Sache  Jkam 
am  27ten  April  sum  Vortrag.  Folgendes  ist  nach 
der  Gazette  des  Tribunaux  das  Nähere  über  die  Tor- 
gefallenen  Debatten, 

yy Während  die  Alsademie  der  Medizin  die  Streit« 
Doge  erwägt,  ob  der  Magnetisinus  eine  wirklich  Tor- 
lundehe  Natur  kraft  oder  ein  Hirngespinst  sey,  ob  er 
w^hlthätig  oder  nachtheilig  wirke ,  gehen  die  Mag« 
Htftiseurs  Diren  Weg  vorwärts,  und  behandeln  jeden 
JEtanken  ohne  unterschied,  der  ihrer  Wissenschaft 
Vortranen  schenkt*  Wenn  dadurch  blofs  die  pri- 
TÜej^rten  Söhne  Aesculsps  an  Kranken  verlören, 
§o  wäre  dies  «in  Unglück,, worüber  man  sich  trö-: 

Joum.  LXIV.B.5.St.  H 


—    116    — 

Et  wurden  nnn  Tiele  Zeugen  «bgolörtt 
Dienstleate  der  Frau  v*  P«..  tagen  aus,  dili 
Hause  der  Prau  v.  P.,.  fast  niemand  »ey,  cleri 
tcbon  rnit  demMagneüsmut  behandele  worden  i 
näciistdem  erzählen  sie  den  Hergang  der  Sadu, 
zu  dem  .  Procefs  Anlals  gegeben ,  wie'  schon 
bemeikt. 

Man  fragte  hierauf  die  K6diin/  wie  MtL  Fr 
sich  benähme 9  wsnn  tie  eiust:hlafen  wollte» 
dat   Mädchen  antwortet:    Madame  tcLltefst  du 

fen ,   le£t  ihre  Hand   auft   Herz ,    und  nach  eh 
ugenbhcken   tagt  tie:    ich  'tchUfe.^    (Allgeoi 
Gelächter.) 

Mehrere  bekannte  JLorste,  unter  anderv  Jii 
ren  Double  und  Husson,  werden  aufgefordert! 
Gutachten  über  die  Frage  abzugeben,  ob  einti 
nambuJe  von  telbst  eintchlafen,  .und,  wenn  lii 
geschlafen  ist,  die  Krankheit  einer  dritten Ih 
erkennen  könne.  Die  Aerzte  tchcinen  wederil 
einen  noch  den  andern  Pankt  zu  filanben;  im* 
ren  sich  indessen  mit  mehr  Bestimmtheit  tbtt 
ersten  Punkt  9  da  selbst  die  Vertlieidiger  deil 
netisrous  in  ihren  Werken  nie  die  BehauptniL 
gestellt  haben  y  diü's  man  durch  seinem  eigeseij 
Ten  den  künstlishen  Schlaf  9  den  man  Sömni^ 
mua  nennt  y  herbeifahren  kann.  l 

tlerr  Deleuze,  Doctor  )cle.r  Medizin  undTl 
aer  eines'  Werks  über 'den  Somnambulismus^^ 
vorgefordert*  »ylcli  war,  sagte  er,  sehr  uvpf 
an  3en  wunderbaren  Wirkungen  des  Magnelii 
Aber  Tielfähige  Erfahrunsen. haben  mich  fibtit 
Ich  habe  erstaunende  Wiäuneen  bei  tausend- 
sehen  ge^ehn ,  Wirkungen »  die  man  nicht  gli 
kann,  wenn  man  sie  nicht  telbst  gesehn  haiu 
lube  mit  meinen  eignete  Augen  nicht  hundertj 
dem  tausend  Beispiele  gesehn« 

Herr  Dr.  Chaman  erklärt^  dals  er  einig« 
ffihrlicher  erwähnen  mOfste.  Ich  bin  fest  üben 
sagt  er,  weil  ich  es  selbst  erfahren  habe,  n» 
lieh  noch  erfahre,  dafs  Menschen* zum  Thai 
selbst  zum  Theil  durch  andere  Personen  in 
Zustand  von  Somnambulismus  versetzt  werdea 
'nen,  in  welchen  sie  gsnz  verschieden  vob  i 
^ewöhnlicben    Zustande  sind,   ron  dem  2ai 


—    117    — 

elchem  ich  nioh  g;eg«n wärtig  befinde.  In  die* 
2ufttnv*.5  sprechen  sie  sicu  nach  ihren  An» 
innren  aitt »  und  es  ist  n^ihig  dafs  jenisnd  sa- 
i^sey>   der  ihre  Aussagen  verstehen  Könne. 

)ffr  Präsident,  Also  ist  es  nöthig^  daff  ein 
Cverständiger' gegenwärtig  sey,  um  die  Vexord- 
en  der  Somnambnl«  auszulegen. 

Ur  Zeuge.  Das  sage  ich  gerade  nicht  $  ich  lafie» 
ttiufs  eine  Person  bei  der  Hand  haben»  welche 
«ras  sie  sagen  begreifen  könne.  Der  Somnam- 
drückt  sich  nach  seiner  eignen  W^eise  aus.  Der 
tuubula  Kennt  die  medicin^chen  Phrasen  nichr, 
<ripht  aus'y  was  er  anschaut.  Knr  unterrichtete 
nen  werden  ihn  verstehen  |  dex  Unwissende 
nichts  verstehen. 

•  Also  brauche  xsan  einen  unterrichteten  Men- 
^  am  die  Worte  des  Somnambulen  anssule* 
-*-  ji.  Nein  9  Herr  Präsident  j^  es  ist  s.  B«  nicht 
gy  itafs  es  ein  ArsC  sey*  » 

'•  Glauben  Sie»  data  de«  Somnambui«  in  dio- 
Zustande  die  Mittel  zur  Genesung  angeben 
e?  —  ^,  Ja^  mein  Hern  Ich  sagte ,  dau  ich 
Cewöhnllchen  Menschen,  b.  B.  in  den  Zttsian« 
ie  ich  mich  befinde, .von  demjenigen  unter« 
le,  dessen  Geisteskräfte  entwickelt,  und  durch 
QVirknng  des  Magnetismus  erh-öht  sind,  lüdlan 
bdann  eine  höhere  Geisteskraft,  die  von  dex 
bnlichen  abweicht.  Ohne  gesehen  zu  haben, 
SPjräsident,^  können  Sie  nicht  nrtheilen. 

\kr  Präs.    Und  wenn  icjb  getehn  hätte?  -* 

)er  Zeuge,  Es  hängt  nur  von  ^  Ihneii  ab«  — 
diesen  letzten  Worten  iracht  der  Zeuge  ieine 
igung  den  Präsidenten  zu  magnetifiren« 

1er  Präs»  Ich  habe  den  Magnetismuf  als  Heil- 
l  anwenden  sehn ,  um  Bchmerzen^  zu  lindern  % 
nie  habe  ich  die  wunderbaren  Wirkungen  be- 
\,  die  man  davon  erzählt. 

)$r  Zeuge,  Weil  Sie  mit  einer  vorgefafsten; 
nng  gesehn  haben. 

L  Glauben  Sie,  dafs  man  ein  lebendiges  Flui- 
liervorrufen  kann ,  wodurch  Sefamexien  eiltioVi* 


-    116    — 

« 

Et  wurden  nnn  Tiele  Zeugen  «bgebört:  die 
Dienstleate  der  Frau  v*  P*..  tagen  aut,  dafs  im 
Hause  der  Prau  v.  P.«*  fast  niemand  tey»  der. nicht 
tcbon  mit  dem  Magnetismus  behandele  worden  wäre; 
nächstdem  erzählen  sie  den  Hergang  der  Sache,  der 
zu  dem  .Procefs  Anlals  gegeben,  wie'  tchon  oben 
bemeiiit. 

Man  fragte  hierauf  die  K5ohin/ wie  Mad.  Fructus 
sich  benähme 9  Wdnn  tie  eiufrchlafen  wollte,  und 
dat   Mädchen  antwortet:    Madame  scLltefst  die  Au- 

fen,   legt  ihre  Hand   aufs  Herz ,   und  nach  einigen 
ugenbhcken   Sagt  sie:    ich  'schlafe.     (AUgemeinei 
Gelächter.)  '  '  ^ 

Mehrere  bekannte  JLerste,  unter  andern  die  Her» 
ren  Double  und  Husson,  werden  aufgefordert,  iiir 
Gutachten  über  die  Frage  abzugeben,  ob  eine  Som- 
nambule von  selbst  einschlafen,  .und,  wenn  sie  ein- 
geschlafen ist,  die  Krankheit  einer  dritten  Person 
erkennen  könne«  Die  Aerzte  scheinen  weder  ah  den 
einen  noch  den  andern  Pnnkt  zu  filanben;  sie  erklä- 
ren sich  indessen  mit  mehr  Bestimmtheit  Über  den 
ersten  Punkt,  da  selbst  die  Vertlheidiger  des  Mag. 
netisrous  in  ihren  Werken  nie  die. Behauptung  ciu- 
eestellt  haben,  daft  man  durch  sein«A  eigenen  Wil- 
len den  künstlishen  Schlaf,  den  man  Somuambulia- 
mut  nennt ,  herbeifahren  ktnut 

tLexT  Deleuze  f  Doctor  *der  Medizin  und  Verfaa- 
ter  eines  Werks  über  den  Somnambulismus^  wird 
vorgefordtrt*  »ylch  war,  sagte  er,  sehr  ungläubig' 
an  oen  wunderbaren  Wirkungen  des  Magnetismus. 
Aber  Tielfältige  Erfahrunsen, haben  mich  überzeugt. 
Ich  habe  erstaunende  Wiäuneen  bei  tausend  Men- 
schen ge^ehn;  Wirkungen  y  die  man  nicht  glauben 
kann,  wenn  man  sie  nicht  selbst  gesehn  hat.  Ich 
habe  mit  meinen  eignete  Augen  nicht  hundert,  son- 
dern tausend  Beispiele  gesehn« 

Herr  Dr.  Chaman  erklärt,  daCs  'fcr  einiges  aus- 
führlicher erwähnen  mÜfste.  Ich  bin  fest  überzeugt, 
sagt  er,  weil  ich  es  selbst  erfahren  habe,  und  tägr 
lieh  noch  erfahre,  dafs  Menschen  zum  Theil  von 
selbst  zum  Theil  durch  andere  Personen  in  einejt 
Zustand  von  Somnambulismus  versetzt  werden  kön» 
'  nen ,  in  welchen  sie  ganz  verschieden  von  ihrem 
gewöhnlichen    Zustande  sind,   von  dem  Zustande^ 


—    117    — 

\ 

i»  welchem  ich  mich  gegenwärtig  befinde.  In  die^ 
Jem  Zuttin.*ii  sprechen  sie  sich  nach  Jähren  An^ 
töh^iuangen  aus ,  und  es  ist  n^thig  dafs  jenotnd  sa- 
gegen  sey>   der  ihre  Aussagen  verstehen  Könne. 

.  Der  Präsident.  Also  ist  es'  nöthig^  daff  ein 
Kunstverständiger  gegenwärtig  sey,  um  die  Vexord- 
aängen  der  Somnambnl«  auszulegen. 

Der  Zeuge,  Das  sage  ich  gerade  nicht  $  ich  iage» 
niti^  muls  eine  Person  bei  der  Hand  haben»  welcnö 
'  da»-  was  sie  sagen  begreifen  könne.  Der  'Somnam- 
bule drückt  sich  nach  seiner  eignen  W^eisc  aus.  Der 
Somnambule  Kennt  die  medicinischen  Phrasen  nicht, 
CK  spricht  aus',  was  er  anschaut.  Knr  unierrichtete 
Personen  werden  ihn  verstehen!  der  Unwissende 
wird  nichts  verstehen. 

F,  Also  brauche  man  einen  unterrichteten  Men» 
jehen,  am  die  Worte  des  .Somnambulen  aussule« 
gen?  -^  ji.  Nein 9  Herr  Präsident j^  es  ist  s.  B«  nicht 
jiöthigy  dafs  es  ein  ArsC  sey*  »         • 

F.  Glauben  Sie»  da(s  der  Somnambnic  in  di»> 
ß&m  Zustande  die  Mittel  zur  Genesung  angeben 
^5nne?  —  ^,  Ja^  mein  Herr.  Ich  sagte ,  JUu  ich 
d^n  gewöhnlichen  Menschen ,  b.  B.  in  den  Zttslan« 
de  wie  ich  mich  befinde,  von  demjenigen  unter« 
fcheide,  dessen  Geisteskräfte  entwickelt,  und  durch 
die  Wirkung  des  Magnetismus  erh-öht  sind,  lüdlan 
hat  alsdann  eine  höhere  Geisteskraft,  die  von  dcv 
gewöhnlichen  abweicht.  Ohne  gesenen  zu  haben, 
Uerr  Präsident ,-  können  Sie  nicht  urtheilen. 

Der  Präs»    Und  wenn  ich  gesehn  hätte?  -* 

D^r  Zeuge,  Es  hängt  nur  von ,  Ihneii  ab.  — 
Bei  diesen  letzten  Worten  iracht  der  Zeuge  eine 
Bewegung  den  Präsidenten  zu  magnetisiren. 

Der  Präs,  Ich  habe  den  Magnettsmus  als  Heil- 
snittel  anwenden  sehn,  um  Schmerzen  zu  lindern ; 
aber  nie  habe  ich  die  wunderbaren  Wirkungen  be- 
snerkt,  die  man  davon  erzählt. 

Der  Zeuge»  Weil  Sie  mit  einer  vorgefafsten 
Mainung  gesehn  haben. 

F.  Glauben  Sie,  dafs  man  ein  lebendiges  Flui- 
3um  hervorrufen  kann  ,  wodurch  Schmerzen  erleich- 


{ 


--    118    —      • 

tat  werd^?    Gltaben  Sie  mit  einem  Wort;  dafe 
,d0t  Mftgnetitmas   ein  Heilmittel  teyT  a-     Jl.   Ich 

flaube  f  dtfs  der  Mignetismas  io  cbronsschen  Krtok- 
leiten  Erleich'terong  verselitiBFeii  liönne ;  dock  glaube 
ich  nicht  9  dajj  er  in  hitsieen  die  nämliche  S/Vit* 
](ung  äufsere» 

F.  Glauben  Sie,  da(e  man  blofa  n^thig  habe»  ei* 
2ien  magnetisirten  Gegeniund  in  der  Hand.zu  hal* 
teuy  nm  einzuschlafen,'  und  dafs  man  elsdann  eine 
bankheit  erhennen^  und  die  nöthigen  Heilmittel, 
verordnen  könne? 

Der  Zeuge  antwortet  bejahend« 

/-i 

Der  Gerichtshof  hört  noch  ^mehrere  Zeusen  ati, 
die  eifrige  Verfechter  des  Magnetismus  sind.  Alle 
"vraren  anfangs  ungläubig ,  aber  die  VVunder  dieser 
hohen  Wissenschaft  hatten  ihre  Augen  erleuchtet. 
Sie  hatten  tausende  von    Heilungen   gesehn.    Eine 

frofse  Ansahl  dieser  Heilungen ,  die  ans  Wunder, 
are  grenzen ,  waren  durch  Mad.  Fructus  TOÜbracht 
worden.  So  z.  B.  erklärte  heut  ein  Lehrer  ohne 
Patent»  welcher  bisher  niejit  Aber  eine  halbe  Stunde 
lang  denken  konnte  (so  w^aren' seine  Worte)»  da£t 
er ,  Dank  sei.  es  dem  Heilmittel ,  welches  Mad. 
Fructus  ihm  5  bis'  6  Mal  dargereicht»  jetzt  5  bis 
6  Stunden  hinter  einander  denken  könnte. 

Nachdem  die  Abhörang  der  Zeugen  beendigt 
war»  nimmt  Herr  Pccourt,-  Advoeat  der  Krone»  da« 
Wort. 

Er  behauptet»  ääts  die  ganze  Wissenschaft  der 
Mad.  Fructus  auf  betrügerische  Kunstgriffe  und  wahre 
Gelderpressungen  hinausliefe»  welche  durch  den  Art. 
401*  des  peinuchen  ,  Gesetaibuchei  erklärt  und  be- 
straft würden» 

»         .         .   >  ... 

Der  zweit^p  Anklaeepnnkt,  def  unbefugten  Aua- 
fibdus  der  medicinischen  Praxis»  fcheint  dem  An« 
wald  der  Krone  gleichfalls  begründet  zu  seyn.. 

Was  den  dritten  und  wichtigsten  Funkt  betxiSt, 
itn  Mord  durch  Unvorsichtigkeit,  so  clanbt  er»  daft 
die  Beklagte  denselben  wirMich  verObl  habe.  Ge- 
wift  habe  nur  in  Folse  unzweckmüfsiger  Heilmittel 
Fräulein  r.  P. . .  ihr  JUeben  eingebüfst.  Die  Beklag- 
t0-  habe  dies  selbst  eiilgesehn ;  denn  alt  sie  etneii 


1;.  -  - 


—    119    — 

iat  Zirnmor  treten  §kh,  hebe  eie  eich  eillgit 
dfiit« 

Önter  -.dieieii   Umstlnden  erkennt  der  Anwald 
Crone  gegen  ^le  euf  aecht  Monat  Gefängnifs  und 
'zanken   ueldstrefe.    Med.  Fructus  wurde  durch 
JLaterrade  Tertbeidigt. 

Den  folgenden  Tig  »prach  der  Geriehtahof  aein 
jeily  wodurch  die  Beklagte  von  den  beiden  Punk* 
ier  Gelderpresaung  und  des  unvoraütalioben  Mor« 
freigeaprochen  wurde.  In  Betracht  aber,  dafa 
lie  Heilkiintt  ohne  Befuenifa  au'tgeabt  habe, 
rtheiice  sie  der  Geriehtahof  £u.  800  Pranken 
iairafe  und  in  die  Koaten, 


2. 

hichu  ein^r  Incontinentia  uHnae^  nehi$  BeschreU 
und  Abbildung   ^in§s    neuen   fnstrumentr^  Ü70« 
I  4ie  Veseitigt  wurde^    Von  Thomas  BrO^n, 
fVundarzf.s,»  Mufselbrugh, 

\        MitgetheÜt 
vom  Medic.   Rath   Klaatith. 

(Ana   dem  Edinhurger  Journal  VoU  a6.) 


Sin  Fraueniimmer  von  ungefähr  vierxig  Jahren» 
tie  bei  aehr  heifsem  Wetter  einen  weiten  Wep« 
üe  ihn  beinahe  beendigt  hstte»  «raohienen  die 
nenien.  Sie  trank»  da  tie  sehr  erhitst  wat,  hi^^ 
Uichten  Schlack  kalter  Milch ,  worauf  aich  ao- 
h  Druck  in  den  Präcordien»  Kopfweh  und  Auf« 
n-  des  MonataAuaaea  einstellte*  Das  Kopfweh 
l  so  arg,  dafs  sich  Sytiiptome  von  Hemiplegie 
Atnauroae  dea  linken  Augea  hinsugesellte« 

Diese  A£Fection  dea  Auges  blieb  sich  tröte  aller 
wandten  Mittel  gleich,  die  Menstruation  blieb 
Dnate  aus  und  war  euch  dann  nur  gering  und 
gelmäCiig*     Zwei  Jahr|l  nach  "dem  frsiam  An- 


—    120    - 

Cdle  trat  ein  entsündlicbes  Leiden  def'  Orcc.in6  in 
dem  Becken  ein,  dat  mit  Mühe  gehoben  wariä,  wot- 
auf  einige  Monate  fpäter  eine  blutige  Feiicbtigleic 
In  bedeutender  Men^e  und  zur  groIs»n^  Erleicbte* 
rung  der  Patientin  durch  die  Vagina  und  das  Rectutn 
ausgeleert  wurde.  Dieser  AusEuf«  wiederholte  ^ich 
Ton  Zeit  zu  Zeit  bis  eine  sehr  lästige  Incontinentia, 
urinae  eintrat,  gegen  die  alle  gewö&llicheA  Mittel 
vergebens  gebranoht  wurden. 

I 

Nähere  und  sorgfältige  Üntersncbungen  betUidni- 
ten  Herrn  Brown  ansunehniei^y  dafs  im  Becken  ein 
eigenthümlicher  Körper  ynn  bedeutendem  Umfsn|^e 
vorhanden  ley,  der  n«ch  unten  drfiokte»  oder  dafa 
der  Sphinkter  vesicas  afficirt  sey; 

Da  er  sich  nun  überzeugte»  dafs  die  fortgesetzte 
Anwendung  des  Catheters  för  die  Kranke  zu  lästig 
sey,  $o  ersann  er  ein  Instrument»  welchea  ohne 
Hälfe  von  Bandagen  in  der  Blfse  liegen  bleib'en 
Konnte. 

Er  wai^dte  ca  dem  Ende  ein  Knöchernes  Inatro- 
xnent  an,  vier  und  e^en  halben  ZoU.  lang,  an  aei- 
ner  6piue  genau  von  der  Form  und  der  Dimension 
des  aicen  weiblichen  Catheters,  welches  allraählig 
an  Umfang  zunahm  bis  es  mehr  als' das  Doppelt» 
des  untern  Endes  hatte,  wo  es  dann  in  einem  Ab- 
satz, jedoch  stumpf,  wieder  den  kleinsien  Umfang 
einnahm.  Der  Raum  von  der  Spitze  bis  zu  dieser 
Umfangs Veränderung  betrug  volle  5  Zoll.  Der  schmä- 
lere Theil,  etwa  einen  hilben  Zoll  lang,  endigte 
wie  ein  Trompeten  »MundstacK,  und  war  mit  ei«^ 
xiem  silbernen  Stöpsel  geschloisei/,  wie  die  beifol- 
gende Figur  zeigt.   . 

Das  Instrument  konnte  ohne  alle  Beschwerden 
Tag  und  Nacht  in  dei^  Blase- liegen  bleiben,  und 
hielt  den  Urin ,  wenn  eir  nicht  mehr  als  eine  halbe 
englische  Finte  betrug,  vollkommen  surfick,  nur 
wenn  die  Blase  ^anz  entleert  war,  ward  durch  das 
Instrqment  ein  «(igenthQmlioher  Kitzel,  wabrschein. 
lieh  dadurch,  dtTs  es  die  hiiitere  Blasenwand  be- 
rflhrte,  erregt.  Dasselbe  Instrument  blieb  zwei  Jahre 
lang  in  Gebrauch. 

Obgleich  die  Kranke  seit  zwei  Jahren  den  Auf. 
enthältsort  d^  Herrn  Brown  verlassen  hatte |  fo'  be. 


—    121    -^ 

ttätigte  clooh  ein  Schreiben  der  Patientin  die-  fort^ 
daueimd  günstige  Wirknnc  des  IriStruinents,  Sie 
sagt  in  dem  Schreiben:  >>Icni  babe,  wieBie  wissen, 
die  letzten  zwei  Jaixre   das  Instrument  fortwährend 

gebraucht y  seit  der  Mitte  des  letzten  November« 
abe  ich  es ,  jmit  Aufnahnve  von  24  Stunden  ^  au  ge- 
y^isien  Zeiten  Ta§  und  Nacht  getragen*  ,£s  bedarf, 
um  in  der  Blase  hegen  zn  bleiben,  deiner  Bandage 
oder  sonstigen  Vorrichtung,  wenn'  die  Blaia  aber 
von  Urin  ausgedehnt  ist,  so  springt  es  etwa«  vor^ 
ohne  dafsdadurcü  jedoch  eine  Unbequemlichkeit  er- 
zeugt würde,  da  es  beim  Gehen  tiicht, herausfällt 
uno  nicht  ein  Tropfen  Urin  a;us£iefst,  wenn  nicht 
der  Stöpsel  herausgezogen  wirc^  —?  Auch  das  All- 
gemeinbefinden ist  seJir  viel  besser  als  früher,  und 
.nur  bei  Veränderung  der  Stellung  nach  dem  Schlafe, 
oder  nach  einer  andern  längere  Zeit  beibehaltenen 
JLiage  entsteht  das  Gefühl,  als  wenn^  ein  fremder- 
Körper  gegen  den  Unterleib  auf,  der  linken  Se^e 
drückte,  was  ^ich  jedocli  nach  einiger  Bewegung 
gänzlich  vexUezt-. 


~    3. . 

JlHiseellen  Preufsischer  fetzte  aus  den  oierteljährigeh 

Sanitäisberichten^" 

{Fortsetzung.)     , 


SchaAlichä  T^hkung  des  mohnsaamens*  —  Eine 
Jadenfamilie  zu  Frankfurt  bekam  auf  den  Genufs 
von  JVIohnbrci,  der  auf  Sievn  heifsen  Ofen  gestan- 
den hatte,  und  wieder  mit  Milch  aufgefrischt  wor- 
den war,  alle  Zeichen  einer  Vergiftung ,  vorzüglich 
heftige  Brechdurchfälle  mit  grünen  Ausleerungen* 
,  £s  waren  11  Personen,  die  ^leichaeitig  ah  diesen 
Krankheitszufällen  litten.  Derselbe  ftlohn,  aus  wel- 
chem der  Brei  bereitet  worden  war,  und  der  Brei 
•elbst,  war  frfiherhin  ohne  Schaden  genossen  wor- 
den»  und  niemand   hatte  ihn  auf  den  Ufen  berObrtf 


—    122    — 

er  Wir  Tielinelir  ▼ereessen  worden.  Die  Gxlirangp 
xniifste  also  die  tcbildrichen  Eigenscliaften  berrorge- 
brtcltt  hab>8n.  Je  nuchdein  n^v  oder  weniger  Ton 
dem  Mohnbrei  genossen  worden  war,  waren  euch 
die  darauf  entstandenen  ZnfäUe  mebr  oder  minder 
beftis.  Zu  den  BrechdorchfAllen  gesellten  sich  Co- 
liKAOhmerKen  .  und  fieberhafte  Bewegungen  mit  .ei» 
nem  Gefahl  von  Kraftlosigkeit.  Diese  Zufalle  dauer- 
ten bei  den  meisten  Kranken  4  Tage.  Bittere  Mit- 
ttrly  besonders  Columho,  aronatische  Umschläge  auf 
den  Unterleib' u.  dergl*  stellteir  die  Kranken  s&mmt* 
lieh  wieder  her. 

Blattsäura  äufserlich  hei  Fleehtän  der  GenitüUen» 
*-  Gegen  einen  flephtenartigen ,  mit  unerträglich 
schtnerthaftem  Jucken  gepaarten  Ausschlag  an  den 
,  Geburtstheilen  bei  einem  50jährigen  Franenzimmer 
wandte  Dr.  Schneider  die  Blausäure,  anderthalb  bis 
swei  Drachmen  in  6  Unsen  rectificirteii, Weingeist 
mit  solchem  Erfolg  an^  drfs  nach  14  Tagen  daa 
I^eiden  gänslich  verschwunden  war«  und  nach  5 
Monaten,  ditm  Zeitpunkt  des  Berichts^  keineSpor 
davon  zurückgekehrt  war«  (Auf  wunde  Stellen  ronfa 
dieses  Mittel  doch  fast  wie  ein  Zugmittel  wirken.) 

Das  nämliche  Mittel  wandte  dieser  Arzt  bei'  ei« 
ner  g4jährio;en  Frau',  gegen  ähnliche  Beschwerden 
mit  gleichem  Erfolg  an;  nur  mischte  er  eben,  so 
viel  RosenWasser  hinsu.  Noch  3  andere  Fälle  ahn« 
lieber  Art  führt  dieser  Arst  an,  in  welchen  dieses' 
Iklittel  heilsam  war» 

Durchsehneidung  der  JchiUessehne»  —  Ein  Mäd- 
chen EU  Crossen  hafte  sich,  beim  Grasschneiden  auf 
Unvorsichtigkeit  mit  einer  Sichel  die  Achillessehne 
durchschnitten.  Der  Kreiichirj^^i«  Drudtt  verei- 
nigte die  Hautwunde  durch  die  blutige  Nath,  legte 
einen  passenden  Verband  an^  und  lieTs  den  Fufs  in 
einer  ausgestreckten  Lage  erhalten»  Auf  diese  Weise 
erfolgte  £e  Heilung ,  mit  Racklassung  einer  gerin- 
gen Steifigkeit  dea  Fufsea« 

(Die  Fortsetsung  folgt«) 


I 


—  123    ~ 


N 


DU  Bibliothek  d.  pr.  Heilkunds  Märt  <l.  J.  enthäk: 

M,  Z*,- A.  Naumann  Handbuch' der  allgemeinen  Ss» 
tniotik, 

C    Billard  de  la  membrane  mutfueuse  gastro^in;' 
'testinale  dans  Vitat  sain  et  inflammapoire* 

JSlurze  litterarische  AHze-igen» 

F.    J,    Simon    über    den   Sublimat    und.  die  In' 
unctiontkur, 

F,  C  Leo  B.  A^  Pleisehl  KrankJieitsgeseldehte 
^iner  Gallensteinkranken, 

C.  Speranza  Storia  del  Morbillo  äpidemico  dclla 
Propineia  di  Mantova» 


^* 


•  V  Mit  dieiem  Heft  wird  iTnsgegebeiiy  als  Octo* 
hetm  November«  aad  Decem  her -Heft  der  Aiblio* 
thek  t  TVissensehaftliche  üebersicht  der-  gesämmten 
dizinisehen  Xdtteratur  des  Jßhres  1825* 


Hierin  ist  angezeigt  das  Wesentliehste  und  Neae 
^6n  705  S-^briften« 

Beilkunde  im  Allgemeinen   •    •     .     •     ,    44^^^'^^'^'^* 
Die  einzelnen  Fächer  der  Heilkunde  x 

Anatomie    »..••• 05«-*  — 

Zoochemie  •    ••     • .,     lo-^.—    . 

Fhyriologie,    ,     .    .     .     •    •     •    .     .    ;  117    -*  — 

JDiätetik  und  VolliSarzneikunde*    •     •     •    47    ""  "^ 

Pathologie »     ••...«.•••  ^20  .  —  — 

Semiotik  und  Diagnostik.    •    ♦     •    .    .     15    ■""  "^ 

^Allgemeine  Therapie ,     •    54    —  — 

Speeielle  Therapie  .•••••.•  586'    —  •— 

Arzneimittellehre,  Pharmacologie ^  For' 

mulare  und  Toxicologie  •    .    .    .,     •  289    "~  "~ 

Chirurgie     •••.•••••••  477     "—  — 

^eburtshül/e  f  Frauenzimmer "  und  Kin» 

derkrankheiten  4     •••••«••«  164    *~*  -~~ 

Gerichtliche  Arzneikunde,    «    •    •    •    «  100    *-  — 


• 


Liitterawscheslritelligenzblatt. 


No.  I.  ,  1827. 


■MMHMMMfl 


Bei  G»  Ruinier  in  Berlin  ist  erscliietien : 

C,  TV.  Hnfelandf  über  die  Krankheiten  der  Un^ 
gehorenen  und  die  Sorge  für  das  Lehen  und  die 
Gesundheit  des  IVLensahen  vor  der  Geburt,  (Aii's 
dem  Journal  S,  prtkt*  HcilKtüide  besonder!  ab- 
gedruckt.   5  gr.- 

Thomas  Sydenham,  lieber  seine  Bedeutung  in  der 
heilenden  Kunst,  Von  Dr^  Hans  Adolph.  GoC' 
den,    8.    8  gr« 


mm 


Es  ist  erschienen} 

Heidelberger  Klinische  jinnaleni  Eine  Zeitschrift* 
Herausgegehen  von  den  Vorstehern  der  medicini^ 
sehen ,  chirurgischen  und  geburtshül fliehen  akado^ 
mischen  Anstalten  zu  Heidelberg  ^  Jlen  Professoren 
F,  A.  B.  Puchelt;  lil.  J.  Chelius,  F.  C\  NS^' 
gele.  Zweiter  Band,  Viertes  Heft,  gt.  8«  HeU 
delberg  "bei  J,  C.  B,  Mohr' 

Inhalt»  L  Ueber  di«  Behandlunjg  des  Typfaöi. 
Von  Df.  GottU  Ludw,  Hau,  GroCsnersogl.  Hessi» 
schem  Hofratbe  und  erstem  Piiysicus  zu  Giesen. 
(Beschlufs.)  9.  Behandlung  d^esunregelmäfsigeoTy« 
phus.  —  II*  Ueber  die  Behandlung  der  prixnärea 
und  secundärtn  Syphilis  ohuB  Mediur.  Von  *Dr. 
Simon  jun   in  Hamburg*    (Beschlufs.) 

Diese  Min.  Annalen  werden  in  diesem  Jahre  in 
bisheriger  Form-  fortgesetzt.  Das  in  kritischen  Blat* 
tern  dem  Anfange  dieser  Unternehmung  gezölJie 
Ziob  wird  dem  medizin.  Püblico  nicht  entgangen 
'seyn ,  und  die  J^amen  von  Redaktoren  und  Mitar-- 
heitern  bürgen  für  fortdauernden,  nicht  sweifelhaf« 
ten  oder  nur  vorübergehenden  Werth  der  sum  Be"» 


^^tn  ätt  Vyisleniehaft  darin  initgetb eilten  Arbeiten 
Vod  Brftfarungen.   ; 

Preis   des  Bandes   oder  Jthxgenes  von  4  Heften 
nit  dazu  gehör«  Abbild.  4  Etlilr;    od^r  7  IPi.  la  Xr, 


In  meinem  Verlage  erscheinen  die 

Pathologisch  »therapeutischen  Vorlesungen  dea  kürz- 
lich hier  verstorbenen  Herrn  Geh.  IVledizinal» 
Raths  JJr,  Berendsy  Pr4>feasors  der  Medizin  und 
Direotors^  des  mediz,  klinischen  Instituts  der  Uni^ 


und  Privatdozenten  an  der  Uni versitäc  Dr.  C.  Sun^ 
delirtm .    '  .  : 

Der  erste  Band,  welcher  die  Vorlesungen  £ier 
Ssmiotik  enthalten  wird,  erscheint  in  wenigen  IMo» 
naten,  und  die  übrigen  Theile  (4  bis  5)  sollen  in 
angemessenen  kurzen  Zwischenräumen  heranskom- 
lOen*  Der  Preis  läfst  sich  noch  nicht  angv'ben ,  da, 
die  B'ogeneahl  noch  nicht  al/^gemittelt  ist,  ^ird 
afbeVy  wie  bei  allen  meinen  Verlagsartikeln  ^  di# 
Grenzen  der  Billigkeit  nicht  überschreiten.  Um  aber 
den  zahlreichen  Freunden  und  Verehrern  der  ärztli- 
chen Wissenschaft  und  Kunst  des  berühmten  Vet* 
sforbenen  den- Ankauf  so  viel  als  möglich  zu  erleich- 
tern^ so  will  ich  für  diejenigen,  welche  mir  ihre 
Bestellung  bis  zu  Ende  des  IVIonats  IVlärt^  entweder 
nnmittelbar  oder  auch  durch  jede  andere  beliebige 
Buchhandlung  zukommen  lassen^  einen  Suhscriptions" 
preis  festsetzen,  nach  welchem  der  Bogen ,  in  Me- 
dian-Format  und  auf  gutem  Papier ,  nicht  ganz  2 
Silbergroschen  (i|  gute  Groschen)  und  jedenfalls  ein 
yiertei  niedriger,  als  der  mit  dem  iten  April  ein- 
trete ndcLa  den  preis  zu  stehen  kommen  soll^* —  Auch 
bei  allen  folgenden  Bänden  soll  derselbe  Vortheil 
für  die  Suhscrihenten  .  Statt  finden.  Vorauszahlung 
verlange  ic|^  nicht,  erkläre  jedoch  bestimmt ,  daS 
der  Termin  zur  Unterzeichnung  nicht  verlängert  wird. 

Berlin  den  5ten  Januar  1827. 

Th.    Chr.    Fr.   Enslin, 
Breitestr.  No.  83* 


Vi- 


—  ;  3     «  . 

So  eben  ist  bei  mi«   eracbienen  i}nd  is-  iUen 
Buehhandlungen  ma  erhalten: 

üther  düs  Schreien  der  Kinder  im  Mutterleihe  vor 
dem  Risse  der  Eihäute,  Ein  monasrapkUeher  Ver^ 
such  von  Dr.  Karl  Gustav  Sfesse.  'gr.  g«  7^ 
Bogen  tuf  Drackptpier«    Geh*  12  gr« 

Leipsig,  d.  i5un  Decbr.  i8s6. 

F,  ji.  Brovkhaus. 


Bei  Adolph  Marcus  in  Boittv  ist  enohienen  un4 
durch  alle  Buchhindlongen  zu  erhalten: 

Jahresbericht  der  Schwedischen  Akademie  der  Tf^is* 
.  Seilschaften  über  die  Fortschritte  der  Nat^urge^ 
schickte ^  Anatomie  und  Physiologie  der 
Thiere  und  Pflanzen*  Ans  dem  Sehwedischtn  mi$ 
Zusatten  von  Dr,  J.  Müller,  Der  üebersetzung 
erster  Jahrgangs  —  £r«  8*  1  RÜÜr.  4  Gg^*  odcc 
a  FJ.  6Krr  . 

Diese  an  den  bekennten,  yon  Berzelius  heran §•* 
gegeben  an  Jahreebericht  fiber  die  Fortfeliritte  dec 
physischen  PVissenschaJten  genau  sich  anechlieraeado 
Zeiuchi'ift»  liefert  eine  gedrängte  Uebersioht  übte 
die  Fortschritte,  welclie  die  oben  benannten  Flehev 
iu  der  gesiinroten  Europäischen  Welt  gewonnen 
haben ,  und  ist  somit  gewifs  eine  willhommene  Er« 
scheinung  für  den  Naturforscher  und  jeden  mit  sei- 
ner Wissexisohaft  fortschreitenden  4'*^*  *"*  ^^ 
Fortsetzuüg  whrd  tegeUnäCsig  erscheine/!« 


In  meinem  Verlege  sind  folgende  sehr  schlts« 
bsre  Werke  erschienen ,' die  durclx  jede  Buchhand» 
lung  EU  beeiehen  sind»  und  auf  welche  ich  Lehrer 
an  Hoclisohulen,  Studireud'e  und' jeden  ^er  MediUn 
Obliegenden  hiermit  wiederholen.d  aufmerksam'  sa 
machen  mir  erlaube: 

Bartels fX^u  £.  Z).  A,^  Anfangsgrfinde  der  Natnrwif« 
senschaft.  gr.  8« '>ter  Band,  ilthlr«  3.  13  gr.  tter 
Band.  Rthlr.  %,  %o  ^r,    con^let  Rthlr.  6.  8  fiK« 


/ 


'  / 


^      4   '  ^ 


I 


Conshruch,  Dr.  ^«  G.',  «natomiscli««  Ttichenbnch 
f.  Aente  und  Wundärste.  510.  Teriti*  Aufltge;  Q. 
B.ch]T,  1.  13  gr.  . 

^—  fiter  Tbeil.  Q,  (KB*  fdr  die  Besiuev  der  eriten 
iLuflage)     10  gr« 

*-  Tajchenbuch  der  pathologuc^en  Anatomie  ffir 
praktische  Aerzte  u^  Wundärzte.  8*  RtMr.  1«  8  Qt» 

— -  physiologisches  Ttschenl^uch  für  Aerste  u*  Lieb- 
haber der  Anthropologie«  Mit  des  Autors  Bild« 
nisse«    3te  vencehrt'   Auflage.    8«    Htblr.  i.  8  gi** 

—  pathologisches  Taschenbuch  für  praktische  Aerate* 
fite  verti».  u,  verb.  Auflage.  S.  Rtklr.  !•' 4  S'* 

—  diätetisches  Tasche nbucli  far  Aerzte  und  Nicht* 
ärue.  2te  verni.  Aufl.     8.    Rthlr.  1.  )2^» 

-—  Tasch^buch  der  Arct^eimittellehre  für  praktische 
Jlerzte  und  Wundärzte,  dte  verb*  u.  yerm.  Aufl. 
8/    Rthlr.  i4  4  gr« 

-—  klinisches    Taschenbuch    fflr    praktische  Aerzte» 

.  2  Bde.    6te  Term.  Auflage.    8t    Rthln  5.  16  gr. 

^ihermaier^  Dr»  JyCf   Taschenbuch    der  Pharmacie 

ißr  Aerzte   und  Apotheker«    Itflit  des  Autors  Bild« 

siisse.    a  Bände.    2te  verb.  u»  vetm.  Auflage.    8* 

Bthlr.  6.  8  gr.  ,  , 

-7-  -Taschenbuch  der  mediz.  •  cbirurgtsohen  Rezeptir' 
.  Iiunst  oder  Anleitung  zum  Versehreiben  der  Ars« 
.  neiformelii.    5te  verb.  u.  rerm,  Aufl.  8*    Rthlr.  1« 

.-:-  Taschenbuch  der  Geburcshfllfe  für  angehencle  Ge« 
burtsbelfer.  2  Bände.  2te  verb.  u.  rerm«  Auflage, 
8.     Rthlr.  2«  12  gr.       ^ 

— -  Taschenbuch  der  Chirurgie  für  angehende  ptak* 
fische  Aerzte  und  Wundärz&e.  ü  Bände.  3te  verb. 
u.  verm.  Auflage.    8*    Rthlr.  4.  12  gr, 

Niemann,  "Du  J,  1^.,  Taschenbuch  der  Staatsarznei« 
künde,  iter  Band»  Gerichtliche  jirzneiwissenstihaft. 
Mit  2  Kupfern.    8.    Rthlr«  1.  12  gr. 

Sehwartze ,  JDr.  G.  ff^» »  pharmakologische  Tab<illen, 
oder  syitematische  Arzneimittellehre  in  tabellari- 
scher  Form.  Fol.  Irer  Band.  Rthlr.  3.  isx  gr, 
Iltcr  Band    iter   Abschnitt   Rthlr.  4.    Ilter  JUnd 

.    2ter  Abschnitt  Rthlr.  4     complet  Rthlr.  ii«  iz  gr« 

Tabellen  f  pharmakognof tische ,  oder  Dr.  J.  Ci  E^er^ 
maiers  tabellarische  Uebersicht  der  Kennzeieheir 
der  Aechtheit  und  Gflte,  so  wie  der  fehlerhaf<:en 
Beschaff enheit«  der  Verwechselungen  und  Verf)ll- 
ichuneen  sämmtlicher  bis  Jetzt  gebräuchlichen 
einfachen,    zubereiteten    und    suiammengesetzten 


I 
I 


1-  .    5  ■   ~ 

Arzneimittel.  Zum,  bequemen  Oebrauolia  fAr  Aeri^ 
te,  Pliysici»  Apotheker ,  Ijrogijiisten  und  chemi- 
sche Fabrikanten  entworfen.  liebst  einer  prakti- 
schen Anw^eisuniß  zu  einem  tweclimäfsigen  Ver- 
fAiiren'bei  der  Visitation  der  Apothekenr^  nnd  'ei- 
nem Verzeichnisse  der  gebräiuchlichiten  cheQiischen 
Reagenden.  Fanfee,  durchaas  Terbessitrte  und 
vermehrte  Auflage  von  Dr«  O,  W^  ScHwartze. 
Fol.    Rthlr.  4.      , 

Vfiring,  Dr.  ji,  M.^  paychiicha  Heilkunde^  Ites 
Band.  gi.  g*  Rthlr,  s.  8  gr. .  üeber  *di0^  PVechssU 
Wirkung  zwischen  Seele  und  Körper  im  JM[enschenm 
Iter  Band  ite-  Abth.  Rthlr.  1.  4  er.  Ilter  Band 
2te  Abth.  Rthlr.  1,  16  gr.  yon  den  psychischen 
Krankheiten  und  ihrer  Heilart»  ite  und  2t6  Abth. 
complet  Rthlr.  4*  4*g>^* 

ff^urzer^  Dr.  F«,  Grundrifs  der  Ärznieimittellehr« 
für  Aerste  und '  Wundärzte.  Z«um  Gebraach  aka-. 
demischer  Vorlesungen,    gr.  8*    Rthlr*  1. 

^  Handboch  der  populären  Chemie  cum  Gdbrtneh 
bei  Vprlesungen  und  zur  Selbstbelehrungh    4ta  um* 
^  gearb.  Auflage,    gr.  g.    Rthlr.  3« 

Etwaige  Einfflhrang  der  lucr  angezeigten  Lehr« 
büchoT  würde  ich  durch  die  billigsten  Preise ,  in- 
sonderheit bei  Abnahme  gröfserer  Parthien,  ,sa  föx» 
dern  mir  angelegen   aeyn   lassen. 

Leipzig  im  Februav  18^7- 

Joh.  Amhr.   Barth, 


Verbesserte    StethoscQpe: 

Die  Buchhandlung  ron  Leopold  Voh  in  \Leip« 
zig  liefert  die  von  Viorry  verbesserten  otethoscopö 
zu  i  Rihlr.  16  gr.  Fr^  Couirt.  Netto  baar.  Sie  aind 
aus  Bim-  o^dcr  Cedernholz  und  Elfenbein  gearbeitet 
und  empfehlen  sich  durch  grofse  Zweckmäfsigk«it 
und  Leichtigkeit  vor  den  frOhern. 

Leipzig  den  ißten  Januar  1827- 

I   111  ■— la— M— i— i— * 


■    / 


J    o   u    r   n    a   r  ' 

'■  d  c  r  .    .'.  ■ 

pr  a  c  1 1  s  c  Ire  n  H  e  llk  un  d  e. 

I  Herausgegeben 

von  .     ■  '■,  .  '■■  c. 

C.     W.     H  u  f  e  1  a  n  «I, 

Königl.  Preuffl.  Staatsrtth,  JR.itt(er  dea  roth^n  Adler« 

Ordens  zweiter  Kkase^  örsteniJLieibarzty  Prof.clerMe« 

dicinanf  der  Universität  zuBerU^,  Mitglied  der  Act« 

demie  der  WiMsen8q]lit£ceii  etc« 

•       u  n  d  ■ 

a  .  ^  • 

E.     O  s   a  n  n^ 

•  -  '  *         ^         *     • 

ordentlichem  Profesror  der  Medicin  an  der  ünivar« 
•ität  und  der  Medicinisch  ^ Chirurgischen  Acadeidio 
£lir  das  Militair  zu  Berlin,  und  ü^itgUed  mehretec    \ 

gelehrten  Gesellsotiaften. 


ötau^   Freund,   ist  alle  Theorie, 
Doch  grün  des  Lebens  goldner  Baunh 

Göfhe» 

^      IV,  Stück.  April. 

Berlin     1827. 
Gedruckt  und  verlegt  bei  G«  Reime  r« 


i 


(. 


0mmttt 


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Homöopathie, 


'  ^-• 


(FortieUuDg.  S,  d.  Jouriu  iQüß,  Januar,  Fobr.,  Mal.) 


6, 
Geschichte  . 

mdmr  Bdamnuchaft  mit  der'  ffomöopathk, 
Nebst  einigen  JSrfahrjmgen, 

'  Vom  ^ 

Medimal  -  Präsidenten   v. ,  fTo  Iff 

jiu.   Warschau* 


mn 


Prüfet  Altes  und  das  Gute  behaltet!  —  Wem 
ist  es  Tirohl  mehr  Pflicht  diesen.  Zuruf  des  Apo-  . 
Siels  zu  beachten,  als  uns  Aerzten,  denen  das 
Wohl  von  Tausenden  anvertrauet  ist ,  deren 
Handeln  so  oft  Wohl  od,er  Wehe  ganzer  Fa- 
jtnilien  bestimmt,  ja  nicht  nur  Familien,  sön-*-  ' 
dern  ganzer  Slaaten  I  Wem  ist  es  mehr  Fflicht 
alles  zu  beachten,  was  den  Umfang  seiner 
Kenntnisse  erweitern ,  berichtigen ,  neue  Hülfs« 
mittel  zur  Linderung  menschlicher  Leiden,  zu 
Abwendung  dringender  Gefahr  gewähren  kann! 
Wem  steht  e9  weniger  an  absprechend  zu  Ter-* 

A2 


—      4      — 

werfen    ohne  genau   und  sorgfältig  geprüft  eu 
haben !  r- 

HahnemantCa  Organon   war  mir  bald  n«nchL 
seiner    ErscheinüDg    bekannt    geworden,    ich 
hatte    es    gelesen    und    belächelt.    'Die    reine 
Arzneimittellehre   blieb  inir  fremde   ich  hatte 
eben  so  wenig  Anreizung  mit  ihr,  als  mit  dem 
homöopathischen    Archive    -Bekanntschaft    zu 
machen,   da    unsre  kritisirenden  Journale  sol- 
che sehr  wegwerfend  abfertigten«     Als  ich  nud    - 
vollends   fand,    dafs   der  Allgemeine  Anzeiger 
der  Tummelplatz   der  Homöopathie  geworden, 
glaubte   ich   mit  meinem    Urtheile   über    diese 
neue  Lehre  ganz  im  Reinen  zu  seyn.     Als  iß. 
den   letzten  Jahren   mir  mehrere  Nachrichten 
wichtiger  von  JFf«  bewirkter  Heilungen  zu  Oh- 
ren kamen ,  mochte  ich  sie  eben  nicht  bezwei- 
feln, denn  wer  heilt  nicht?  —  und  ich  dachte 
mir,  er  könne  wohl  auf  mehr  als  einem  Wege 
seinen    Zweck,   erreichen,    einmal   durch  Diät, 
was   die   in  vielen  chronischen  ja  selbst  orga- 
nischen Krankheiten  leistet  welcher  Arzt  wufi&td 
das  nicht?   dann   durch   die   Macht   des  Glaa* 
bens,  gleich  Hohtnlohe^  und  endlich  auch  wohl 
durch  eben    so   substantielle   Mittel,   wie  5f^ir 
andern  allopathischen  Aerzte,  denn  wer  könne 
ihn    controlliren ;     in    welcher    Gabe    er    he- 
roische   Arzneien     dem    Kranken    beibrächte. 
Dies    war    obngefahr    Aein   Urtheil  über   H. 
System   und   Verfahren    bis   im  Januar  d.    J. 
Jetzt  kamen  mir  last  gleichzeitig  Mnu's  Werk- 
chen und  Messerschmiät*$  Beobachtungen  zu  Ge- 
sichte; erstem  schätzte-ich  als  gebildeten  und 
denkenden  Arzt ,  nach  seinem  Werke  über  die  ^ 
Hämorrhoiden,     des    letztern    Wahrhaftigkeit 
verbürgte  das  sinnige  Vorwort  des  Herausge- 


.^ 


...      5     — 

bers,  das  zugleich  s€ht  hutnan  über  die  neue 
Ijehre  urtheille  nnd  ihr  keinesweges  allen  Wejplh 
absprach;  uod  quo  hielt  ich  es  für  Tflicht, 
jnich  auch  damit  bekaouter  zu  inacheo.  la 
der- Versammlung  der  inedic.  Gesellsch,  am 
7leo  Febr.  kam  auclv  die  Homöopathie  zur 
Spraclie,  Hr,  College  Samun  theilte  mit,  wie 
er  mit  der  reinen  ^rzneirrun eilehre  bekanut  ge- 
Tvorden,  und  bisher  fünf  Versuche  gemacht 
habe^  von  denen  jedoch  nur  einer  gelungen 
867,  dieser  -war  aber  in  der  That  recht  in- 
teressant. Ich  ersuchte  diesen  Collegen  mir 
einen  Band  dieser  Arzneimittellehre,  gleichviel 
welchen,  auf  einige  Tage  zur  Einsicht  mitzu- 
theilen,  er  schickte  mir  folgenden  Tages. den 
dritten.  Ich  blätterte  ihn  durch;  und,  wie 
ich  davon  erbaut  vrurde,  kann  jeder  leicht 
denken;  doch,  so  langweilig  es  war,  gab  ich 
mir  j^Tühe,  ihn  mit  möglicher  Aufmerksamkeit 
Ton  Anfang  bis  Ende  durchzugebn.  —  Am 
14tea  Abends  besuchte  mich  Ijf.  3»..^J^eüe 
meiner  Frau^  und  klagte:  ich  mufs  lieber 
Oncle  schon  wieder  ihre  Hülfe  ansprechen,  ich 
habe  wieder  keinen  Alhem  und  starkes  Driik- 
ken  in  der  linken  Brust »  so  dafs  das  Geha 
mir  sehr  beschwerlich  ist.  —  Dieser  34  Jahr 
alte  Kranke  erlitt  vor  sieben  Jahren  eine  Krank- 
lieit,  die  sich  anfänglich  wie  ein  catarrhali- 
sches  Fieber  gestaltete ,  indessen  bald  Zufalle 
entwickelte,  die  H.  D.'  Woydey  den  der  Kran- 
ke als  seinen  Jugendfreund  berathen  hatte,  be- 
wogen sich  meinen  Beistand  auszubitten»  Ich 
erkannte  die  Krankheit  für  schleichende  Herz- 
entzündung, wahrscheinlich  in  einem  von  lange 
her  dazu  disponirten  Organe ,  wo  der  Impuls 
der  catarrhalischeii  Reizung  nur  die  Zufalle 
bis   zu   wirklicher  Krankheit  gesteigert  hatte. 


—      6      — 

S«  wenig  güosiig  die  Frognosis  war,  «Hangtcf 
der  Kranke  doch  allmählig  einen  'relativen 
Zustand  von  Gesundheit »  so  daüs  er  ein  Jahr 
später  heiraihete,  es  blieb  aber  ein  ortliches 
Leiden,  welches  von  Zeit  zu  Zeit  beschwer- 
liche Zufalle  erregt.  Er  ist  nie  ohne  Empfin- 
dung von  Druck  Und  Beschwerde  in  der  lin- 
ken Brust,  ohne  etwas  Beschwerde  im  Ath- 
inen  bei  stärkerer  Bewegung  und  Treppenstei- 
gen, hat  nie  einen  normalen,  sondern  stets 
etwas  frequenten  weichen  Tuls»  etwa  wie  bei 
Erweiterung  des  Herzens  mit  Verdünnung  der 
Substanz.  Von  Zeit  zu  Zeit,  vorzüglich  im 
Herbste  und  Frühjahre,  steigern  sich  die  Be- 
schwerden, der  Athem  wird  beschwerlicher^ 
hindert  ihn  am  Gehn,  der  Druck  heftiger,  ja 
selbst  Stiche  fuiklt  er  in  der  Herzgegend,  er 
bekommt  Congestionen  nach  dem  Köpf  mit 
drückendem  Schmerz,  ein  Paarmal  steigerten 
sich  die  Zufalle  bis  zu  Lipothymien,  Blutegel, 
bald  an  die  leidende  Stelle,  bald  am  After, 
bei  heftigem  Zufällen  Vesicat«,  äntiphlogisti- 
eche  Abfiihrungsmittel,  Fufsbäder,  Digitalis  mit 
Salmiak  u*  dgl«  beschwichtigen  dann  die  Zu«« 
lalle«  Seit  Jahr  und  Tag  trägt  er  eine  Fo^^ 
tanelle  in  der  Herzgegend»  .  Heute  isiber  klagte 
er,  dafs  er  seit  einigen  Tagen  wieder  sehr 
beschwerlich  nthme>  starken  Druck  in  der 
Brust  empfinde,  und  kaum  noch  gehen  könne ; 
die  Ursache  dieser  Verschlimmerung  fand  sich 
in  sehr  anhaltendem  Sitzen  am  Schreibtische 
in  einem  Zimmer  mit  neuen  Mauern,  das  der 
Feuchtigkeit  wegen  stark geheitzt  wurde;  nicht 
Marke  aber  anhaltende  Bewegung  bekommt 
dem  Kranken  immer  wohl.  —  Den  Kopi  voll 
der  fia/tnemnnn^schen  Arzneiwirkungen,  ent« 
schlofs  hh  mich^  bei   diesem  Kranken  um  so 


../ 


^^hi^  eioen  Versuch  eu  machen,  da  die  Z«- 
fäUe  noch  nicht  eben  dringend  waren  i  und  €t 
durch  seine  PersSnlichkeit  sich  mir  besondetf 
dazu  eignete.  Ich  verschrieb  ihm  ji^  Gran 
Goldpulver,  das  Mittel  empfahl  eich  mir  ein* 
mal  dadurch ,  dafs  mehrere  der  benannten  Wir« 
kungen  für  den  Fall  passend  schienen»  nnd 
dann ,  da  mir  ganz  unbekannt  war,  dafs  £bA* 
ntmanrCg  Arzneiprä'parate  irgendwo  vorri^thig 
wären,  dafs  es  €x  tempore  bereitet  werden 
konnte.  Nachdem  ich  nnn  dem  J«  die  Tor- 
schriftsmafsige  Diät  angeordnet  hatte ,  wies  ich 
ihn  in  die  OlUcin  des  Dr«  Hdnrich^  und  hieb 
ihn  Ton  den  zwei  Pulyern  die  er  da  erhalten 
würde,  am  Morgen  eins  nüchtern  in  einem 
Kaffeelöffel  Wasser  nehmen  und  Freitag  midi 
wieder  zu  besuchen.  Ich  beg^  mich  Donnerstag 
Vormittags  noch  selbst  in  die  Apotheke,  um 
mich  der  vorschriflsmäfsigen  Bereitung  zu  ver* 
sichern,  wo  mir  denn  H.  D«  Bdnrich  einen 
Schrank  aufschlofs,  und  nicht  nur  das  Gold- 
pulver ,  sondern  den  gröfsten  TheU  der  in  der 
JS,  Arzneimittellehre  verzeichneten  Präp.  fertig 
vorzeigte,  die  seit  vorigen  Sommer  sorgfältig 
bereitet  worden  waren.  Freitag  Abend  kam 
der  Kranke,  und  auf  meine  Frage  nach. sei* 
nem  Befinden  antwortete  er:  „ich  fühle  wohl 
noch  etwas  in  der  linken  Prust,  es  ist  mir 
aber  ganz  leicht  |  und  ich  kann  ohne  Anstand 
gehn,"  ich  frug,  was  er  nach  Verschlucken 
des  Pulvers  empfunden?  „es  war  mir  gans 
sonderbar,  sagte  er,  ich  kann  es  selbst  nicht 
beschreiben,  und  das  die  ganze  Stunde  bis 
nach  dem  Frühstück.  Hatte  ich  den  Versuch 
so  ganz  ins  Blaue  gemacht,  ohne  irgend  eine 
Hoffnung  einiger  Wirkung,  so  kann  man  sich 
denken,  wie  grofs  meine  Verwunderung  war! 


^      8      *> 

1 

•—  Ich  sah  DUQ  den  Krankeu  nitht  bis  nach 
acht  Tagen ,  wo  er  kam  mir  sein  fortwähren- 
des Wohlbefinden  zu  bestätigen,  tind^nncbzu« 
fragen,  wie  er  sich  ferner  verhalten  solle.  Ich 
hiefs  ihn  nun  um  folgenden  Blorgeq  von  dem 
zweiten  Pulver  die  Hälfte  und  die  andere  nach 
acht  Tagen  nehmen ,  die  vorgeschriebe ne  Diät 
aber  ferner  genau  befolgen«  Dies  Wohlbeün- 
den  hielt  fünf  Wpchen  an,  da  kam  der  Kranke 
und  klagte  wieder,  eben  war  mein  Sohn  (der 
Arzt)  gegenwärtig,  der  mehrmals  meine  Stelle 
beim  Kranken  vertreten  hatte,  und  den  Zu- 
stand desselben  genau  ksrnnte;  er  stimmte  für 
die  frühere  Behandlung,  Blutegel  und  Antiphl., 
ich  liefs  es  geschehn ,  aber  schon  nach  drei 
Tagen  erschien  der  Kranke  wieder,  und  klagte, 
„die  Blutegel  haben  ihn  diesmal  gar  nicht  er- 
leichtert, im  Gagentheil  sei  das  Athmen  noch 
beschwerlicher,  und  er  leide  sebr  am  Kopf- 
schmerz. Der  erste  gelungene  Versiich  hatte 
mir  mehr  Zutrauen  zu  diesem  Heilverfahren 
gegeben,  ich 'hatte  seitdem' die  übrigen  Bände, 
der  Arzneimittellehre  durchgelesen,  und  so 
v^erordnete  ich  jetzt  .dem  Kranken  die  Tinct, 
Aconiti  zu  -^00666  Tropfen,  und  hiefs  in  fallen- 
der Gabe  nach  48  Stunden  das  Slittel  wieder- 
holen. War  die  Wirkung  des  GöldpuLvörs  gün- 
stig gewesen,  so  war  es  die  des  Aconits  bei  wei- 
tem mehr;  nach  drei  Gaben  genpfs  der  Kranke 
eines  Wohlbefindens ,  wie,  versicherteer,  es 
seit  Jahren  nicht  der  Fall  gewesen.  Ich  gab 
ihm  nun  die  Anweisung,  die  Arznei,  sobald 
er  eine  Anwandlung  seines  IXebels  spüre,  so- 
gleich in  derselben  Art  zu  wiederholen,  dies 
ist  dann  noch  im  Frühjahre  ein  Paarmal  no- 
thig  gewann  9   das  Wohlbefinden  aber  erhält 


~     9     -  :  . 

■    ,      .•      •  ■"  ■ 

sich  bis  jetzt  im  November,  sein  Aussehn  ist^ 
blühender  als  es  lange  nicht  war,  er  hat  an 
Umfang  zugenonmien ,'  uud  noch  neulithst  (den 
12ten)  versicherte  er,  sich  seit  Jahren  nicht  so. 
vohl  gefühlt,  so  fröien  Alhem  gehabt  zu 
haben. 


j 


.  Was  'war  wohl  nalürlicher  als  dafs  ein 
solcher  Erfolg  des  ersten  Versiiclis  inich  zu 
fetnern  anreizen  mufste,  vorerst  nur  in  Fällen, 
•wo  niein  bisheriges  Verfahren  mich  im  Sliche 
liefs,  und  die  in  der  Regel  unsrer  Kunst  spot- 
ten ,  bald  aber  auch  in  weniger  bedeutenden 
hitzigen  und  chronischen  Beschwerden,  und 
wahrlich!  der  Erfolg  übertraf  alle  meine  Er- 
wartung. Fast  alle,  bald  sehr  zahlreichen 
Versuche  gelangen ,  nur  wenige  mifsgliickten, 
Wo  ich  denn  'ungewifs  blieb,  ob  die  Ursache 
in  der  Unzulänglichkeit  der  Heillehre,  oder 
an  meiner  fehlerhaften  Anwendung  lag,  was 
bei  der  Ungeübtheit,  und  selbst  der  noch  nicht 
-vollständigen  Kenntnifs  sämmtlieher  bisher  er- 
prolrten  Arzneikörper  so-  leicht  möglich  war. 
Ja  das  häufige  Gelingen ,  bei  noch  so  weniger 
Uebung,  bei  einem,  iui  Aller  von  58  Jahren, 
nicht  mehr  so  treuem  GedäChtuifs ,  und  doch 
•  nach  Verordnung  aus  dem  Sfegereif,  ohne, 
nach  Vorschrift,  über  den  Kraitkheitszustand 
ein  Protokoll  aufzunehmen,  und  darnach  das 
passende  Heilmittel  zu  suchen,  war  mir  be- 
sonders auffallend.  Obschon  praktischer  Blick 
und  Uebung  mir  hiebei  zu  Statten  kommen 
mochten,  so  war  ich  doch  nicht  eitel 'genug, 
diese  Erfolge  meiner  Sagacilät  zuzuschreiben, 
vielmehr  schien  es  mir,  als  wenn  es  eben  ; 
nit'ht  auf  die  haarbreite  Anwendung  des  Heil-  .  i 
prinzips   ankomme«    sondern,    da  die  Heilung      .1 


-     iO     - 

durch  so  kleine  Arzneigiabeii  stell  nur  darch 
Uinstiminuog  der  Merventbatigkeit  denken  läfst, 
diese  eice  gröfsere  Breite  in  Auswahl  der  Mit- 
tel zulasse« 

Da  es  nicht  mein  Zweck  ist ,  die  homocv-' 
palhisch^  Lehre  zu  würdigen  ^  .um  fSo  T^niger 
als  dies  iti  praktischer  Hinsicht  von  Hau  so 
sinnig  als  vollständig  geschehen  ist,  sondern 
nur  durch  meine  Erfahrungen  dazu  niit  beitra- 
gen will,  dafs  mehrere  erfahrne  und  wissen- 
schaftlich gebildete  Aerzte  die  3ch^u  gegen 
das  allerdings  recht  langweilige,  aber  wahrlich. 
lohnende,  Studium  der  reinen  Arzneimittel- 
lehre überwinden ,  und  sich  zu  Versuchen  nach 
des  Erfinders  Lehre  und  Vorschrift  entschlie<- 
Isen  möchten ,  so  las^se  ich  noch  einige  mei- 
ner merkwürdigem  Erfahrungen  folgen,  und 
wollen  die  Leser  die  Zeitfolge  derselben  nicht 
unbeachtet  lassen. 

Dem ,  am  28ten  Juli  v.  J»  im  74ten  Jahre 
verstorbenen,  Fürst  Statthalter  hatte  im  Jahre 
1812  eine  Kartätscheiikugel  den  rechten  Schen« 
kel  zerschmettert,  der  dann  hoch  oben  hatte 
abgesetzt  werden  müssen«  £s  war  ein  Mann 
vom  kräftigsten  Körperbaue,  afs  viel  und  kräf. 
tige  Speisen,  trank  täglich  seine  Bouteille 
Bordeaux -Wein,  theils  beim  Gabelfrühstucke 
früh  nach  8  Uhr,  Iheils  beim  späten  Mittag- 
essen. Seit  1815  war  ich  sein  Arzt.  Sein 
Puls  war  steta  voll  und  starls,,  und  jede  phy- 
sische und  moralische  Reizung  verursachte  ein 
stürmisches  Pochen  des  Herzens  und  ganzen 
arteriellen  Systems.  Beschränkung  der  Diät 
liefs  er  sich  nicht  gefallen ,  aber  jeden  Monat, 
fast  regeln>äfsig  9  nahm  er  ein  Furgans  aus  Jn* 
fus.  Senn,  mit  Mittelsalzen,  das  ihm  von  den 


^   11  .- 

Aerzten  nach  Heilung  jener  Verletzung  w^r 
verordnet  y  und  dessen  Wiederholung  .Y(>a  Zeit 
zu  ^eit  empfohlen  wordc^n.  Seit  Jahren  litt  er  aii 
elnjem  kleinen  habituellen  Husten,  der  in  der 
schlechten  Jahreszeit  durch  hinzukommenden 
Catarrh  sich  ab  und  zu  verstärkte,  besonders 
,]Vachts  beschwerlich  ward,  und  dann  die  HiilfjS 
.  der  Kunst  in  Anspruch  nahm«  Ab  und  zu 
litt  er  an  rheumatischen  Schmerzen ,  bald  hie 
f  bald  da,  die  sich  leicht  beseitigen  liefsen,  nie 
aber  an  wahrer  Gicht,  auch  äufserten  sich  nur 
unbedeutende  und  nicht  beschwerliche  Hamor-- 
.rhoidalzufälle  « mit  seltnem  Abgatage  eüijges 
Bluts«  Sehr  geneigt  war  er  zu  Hautausschlä- 
ge^, die  ihn  in  den  letzten  drei  Wintern,  vor-* 
iKÜglich  aber  im  vorjährigen  durch  Jucken  sehr 
belästigten.  -  Es  waren  dies  grofse  rothe  Flecke 
die  vorzüglich  an  beiden.  Armen  und  dem  linken 
Unterschenkel  erschienen  ,  auf  welchen  kleine  - 
Bläschen  hervortraten^  die  aufs  Kratzen  eine 
klebrige  Feuchtigkeit  ergossen  (Impetigo  figu^ 
rata  £arem«?)«  Die  diesjährige  Verscblimme- 
rang  hatte  indessen  noch  eine  besondere  Ver- 
anlassung, die  erwähnt  werden  mufs ;  nm  16ten 
Januar,  nachdem  er,  wie  häufige  nach  dem  ^ 
Frühstücke  sich  wieder  niedergelegt  hatte, 
fühlte  der  Fürst  nach  dem  Erwachen  eine  Bes- 
täubung und  Ameisenlaufen  im  ganzen  rech- 
ten Arme,  und  in  geringerm  Grade  auch  im 
Schenkel  und  Beine,  was  ihn  sehr  beunru-* 
bigte  und  seine  Umgebungen  vermochte,  noch 
ehe  ich  hinzukam,  diese  Theile  stark  mit  Fla- 
nell .und  geistigen  Sachen  zu  reiben,  in  Folge 
dessen  die  Haut  überall  sich  entzündete  und 
ein  allgemeinerer  nässender  Ausschlag,  als  je 
Vorher,  erschien.  Im  April  v.  J.,  als  eben 
der  Huslen   sich  wieder  verstärkt  hatte,   erlitt 


■%  * 


—     12     — 

der  Fürst  zuerst  Anfalle  yom  Dächtlichen  Aslb- 
ma,   die,,   nachdem    sie   einige  Nächte  hinter- 
einander sicli  einuesleilt  halten,  ihn  yermo'ch-* 
ten ,    mich   am   20(en   ruien  «su   lassen.      Der 
]\.rauke  benannte  den  Zufall  Magenkrampf,  der 
ihn  nach  MiUei'nacht  bald  nach  dem  Einschla- 
fen   weckte,    mit   dem    Gefühl    von   Vollseyn 
und  Tressen  in  der  Magengegend,  das  ihm  den 
Athem  -  b(3enge   und    ibn    nulbige    aufzusitzen, 
bis  nach  einer  halben  Stunde  der  Anfall  nacli* 
lasse,,    worauf  *er   dann    ruhig   bis  am  Morgen 
sclilaie.     Obschon   ich   nicht  Zeuge  eines  An- 
iViils   war,    so   konnte    ich  über   die   Art  der 
IvranMieitsform    nicht   zweifelhaft    seyn ,    und 
•veroi-Jnete     Tillen     aus     21inc,    hydroc,    Eoctr» 
Laciuc,  viros.  und  J^aler.     Die  Auiälle  wurden 
hierauf  gleich  gelinder    und    blieben    von    der 
Tierleu    Nacht    an  ^'öllig  aus,    doch  prognoiti- 
cirie  icJi  schon  damals  deren  Rückkehr  wahr- 
schcinLich  im  nächsten  Winter.     Koch  vor  dem^ 
Eintritt    dieser  Anfalle   hatte  der  Fürst  seinen 
gewöhnlichen   Appetit  verloren,    besonders  zu 
Fleischspeisen,  und  auch  zum  Wein,  der  auch, 
selbst  in  den  Perioden  relativen  Wohlbefindens 
nicht    wiederkehrte.     So  übler   Vorbedeutung 
dieses  war,    so    erleichterte   es  wenigstens  die 
Befolgunjg    einer    dem    körperlichen    Zustande 
angemeftsnern    Diät;    der   sich   der   Fürst  Jetzt 
willig  unterwarf.     Am  22ten  Dec.  gerade  um 
Mitternacht,    wurde  ich    geholt,    da    der  Fürst 
eben   wieder   und   zwar  einen  starken  Aufall, 
in  der  Art   wie   jene  im   April   erlitten  hal>e.  , 
Der   Anfüll   war   bei  meiner   Ankunft   bereits 
vorüber,    der   Kranke  lag  horizontal,  wie  ge- 
wohnlich auf  einem   einzigen  Kopfkissen,   im 
Bette,    heim   Athmen  hörte  mau  noch  etwas 
Schleimrasseln  ^    der    Fuls    schlug  gewaltsam. 


y 


Aach  dieemal    wurde   das   Ueb^  innerlialb  8  ' 
Tagen   gebannt,    nnd   das  relalive  Wohlbefin- 
den  erhielt   sich   bis  'zum   20ten   Januar,   wo 
-wieder    der   Anfall  sich  'einstell le.     Jetzt  wie- 
derholten, sieh    die  Anfälle   Nacht   auf  Nacht, 
doch   noch  in  leidlicbem   Grade  und  mitunter 
so  gelinde,   dafs   der  Kranke   liegend  sie  abr 
warten  konnte ,    vom  8len  Februar  aber  wur- 
den sie  starker  und  anhaltender,  doch  soj  dafs 
gewöhnlich   auf    eine  schlimmere ,  eine  etwas 
bessere  Nacht  folgte*     Das  Allgemein  -  Befin- 
oen  wurde  nun  auch  von  Tage  zu  Tage  schiech- 
ter,   der   Kranke  hustete  viel,   und  warf  be- 
sonders des  Morgens  vielen  Schleim  aus>,   die 
Efslust  verlor  sich  gänzlich,  die  Kräfte  sdiiwan- 
dön ,  ^  er  war   den  ganzen  Tag  wie  scblafsüch« 
tig,   Diutblos.     In    der  Nacht    vom    23len   auf 
den   24ten  war  der   Anfall   stärker  wie  noch 
keiner,   und  ihm   folgte  mehrere  Stunden  ab- 
haltendes.  Schleimrasselh*     Längst    hätte    ich 
die   Ueberzeugung,    dafs    wichtige    organische 
Veränderungen  Ursache  der  gegenwärtigen  Er- 
scheinungen   seyn,    hatte    dieser    Ansicht   ge- , 
mäfs  die  Proguosis  gestellt,  doch  bei  der  kräf- 
tigen Natur   des   Kranken   längeres  Hinhalten 
noch  zu  hoffen  gewagt.    Das  rasche  Fortschrei- 
len des  Uebeiriaber,   und   die   Unwirksamkeit 
'aller ,    sonst,  erprobten  ,   Heilversuche ,  liefsen 
'^ep    der  Unzulänglichkeit   der  Kunst,    das  Le- 
ben  noch   für   längere  Zeit   zu  fristen,    zwei- 
feln, und  die  Erscheinungen  der- letzten  Nacht 
erregten   die   grÖfsten  Besorgnisse  einer  baldi-^ 
gen    Lungenlähinung«     Unter   diesen  Umstan- 
den wiederholte  ich  dringend  den  frühern  An- 
trag   um   den   Beirath    eines   zweiten    Arztes. 
Der  Kranke  bestimmte  sich  fiir  H.  D.  CzeJtitrski, 
der  aber  durch  eignes   Unwohlseyn  gehindert 


li 


-     14     - 

war  der    Einladung   Genüge  zn   leisten.     Die 
Fürstin  ersuchte  mich  noch  um  ein  Paar  Tage 
Aufschub,    um   den  Kranken  zur  Wahl  eines 
andern  '  Arztes  zu  yermögen  ,    und  nun  wagte 
ich  den  Vorschlag  zu   eiuera  homöopathischen 
Versuche.     Die  Fürstin   ergriff  diesen  mit  Ei- 
fer, da  sie  durch  Umstände ,  die  nicht  hierher 
gehören,   günstig  für  dieses  Heilverfahren  ge* 
stimmt  war,     und    übernahm    die    Sorge   fiir 
pünktliche    Befolgung    der  yorschrifismälsigen 
Diät.     Ich  verordnete  ein  Billiontheil  Tröpfen 
der   Tina.  Nuc.  Vom.   Abends  um  8  Uhr  zu 
nehmen.      Beim    Aussteigen   aus   dem  Wagen 
kam  man  mir  schon  mit  der  frohen  Nachricht 
entgegen ,    ^jder   Fürst  habe   die  ganze  Nacht 
geschlafen  ,"  im  Salon  erwartete  mich  die  Für-» 
stin  und  bestätigte  die  Nachricht,  er  habe  un- 
unterbrochen geschlafen,    nicht  einmal   gehu- 
stet,   keine    Spur  von   Engbrüstigkeit   gehabt, 
ja   er   sei   fast  unruhig   darüber,    was  das  für 
eine   Arznei   seyn   müsse,   die   auf  einmal  so 
eine  er^tauuenswürdige*  Wirkung  hervorbringe. 
Ich   fand   den   Kranken   aufserordentlich  mun- 
ter, indem   er  mit  mir  sprach  hüstelte  er  ein 
Paarmal,   ,^das  ist  der  erste  Husten,  sagte  er, 
seit  gestern   8  Uhrf    wo   ich  ihre  Arznei   ge- 
nommen  habe."    War  ich  erstaunt  über  diese 
nicht  gehoifle   Wirkung,    war  ich  froh  einen, 
wenn  auch  nur  temporären,  Stillstand  des  dro~ 
henden  Uebels  erlangt  zu  haben ,    so  rechnete 
ich    doch    nicht    auf   lange   Frist»     Aber  eine 
Woche   verging,    die   zweite,    die  dritte,   und 
das  Wohlseyn  bestand ,  der  Schlaf  vortrefflich, 
die  Efslust  gut,    der  Kranke  afs  jetzt  täglich 
Rindfleisch  und  Braten ,  Kapaunen ,  Poularden 
u.  dgl. ;  Kräfte,  Aussehn,  Munterkeit  des  Gei- 
stes»   waren  in  einem  Grade  zuröckgekebri. 


-     15     - 

wie  es  seit  Monaten  nicht  gewesen.  Die  Diät 
wurde  sorgfaltig  beobachtet ,  nur  hatte  ich  dem  ^ 
Kranken  vom  vierten  Tage  an  ein  Glas  Wein^ 
nickt*  nur  zugestanden,  sondern  selbst  gera- 
iben.  In  der  dritten  Woche  fing  der  Fürst , 
an  auszufahren,  und  wiederholte  dies  bei  der 
sehönen  Witterung  täglich.  Am  19ten  März, 
4em  Namenstage  des  Fürsten/  besuchte  ich 
ihn  u^d  brachte  ihm  meinen  Glückwunsch, 
er  lobte  sein  Befinden^  aber,  sagte  er,  ich 
habe  gestern  eine  Unvorsichtigkeit  begangen, 
▼erlockt  durch  den  schonen  Sonnenschein  bin 
ich  zum  ersten  Male  ohne  Pelz  ausgefahreup 
aber  die  Luft  war  scharf  (Ostwind  und  früh 
7^  Kälte)  und  ich  habe  die  Nacht  viel  gehu« 
stet  "^    Besorgt,  der  Husten  könne  von  Fol« 

Sen  seyn ,  rielh  ich  dem  Kranken ,  der  seit 
en  24ten  Febr.  nichts  von  Arznei  genommen 
hatte,  die  damals  verordnete  wieder  zu  neh«, 
men.  Er  war  sehr  bereit  dazu,  und  da  nun 
der  Fürst  an  Kräften  und  Wohlbefinden  so 
bedeutend  gewonnen  hatte,  glaubte  ich  auch 
die  Gabe  steigern  zu  müssen ,  und  verordnete; 
atatt  der  frühem  sechsten,  einen  Tropfen  der 
dritten  Verdünnung,  als  ich  ihn  am  21ten  wie- 
der besuchte,  sagte  er,  „ihre  Arznei  hat  midh 
tüchtig  durchgearbeitet,  ich  habe  sie  im' gan- 
zen Körper  gefühlt^),  ich  habe  gestern  den 
ganzen  Vormittag  gehustet ,  auch  Qoch  wäh- 
rend der  Sitzung ,  bis  viär  Uhr ,  dann  war  der 
Jlusten  auf  einmal  wie  abgeschnitten,' und  soll 
noch  wiederkommen. *'  Das  Wohlbefinden  er- 
hielt sich  nun  ununterbrochen  bis  Mitte  Mai, 
den  löten  hatte  der  Fürst  zur  Abreise  nach 
Flock    festgesetzt^,    welche   Geschäftsreise  ihn 

*}  Votre  mddeeine  nCa  travaillee  sin^uliirement ^  7> 
^ai  s§nti§  dans  tout  man  torpr^ 


w 


-     16     — 

neun  Tage  verweilen  sollte;  ich  besuchte  ihn 
Doch  am  löten ,  da  klagte  er  mir,  dafs  er  wie- 
der seit  ein  Paar  Nächten ,  nach  dem  ersten 
Einschlafen ,  Aufl)lahung  des  Magens  spüre, 
da  ich  darin  dief  Yorboten^  des  Asthmas  nur 
zu  wohl  erkannte,  so  versah  ich  den  Kam« 
merdiener  mit  ein  Paaj  Fulvern  aus  der  Tinct, 
Niic,  Vom.  sechster  Verdünnung,  und  einer 
Mischung  aus  Tinct.  Valer,  ammon.  und  ^qaa 
Tjü ur o ' ceras.  mit  der  Weisung,  bei  sich  er- 
eignendem starkern  Anfalle  sogleich  die  Tre^ 
pfen  alle  Viertelstunde  bis  isum  NachlalJs,  daim 
aber  am  nächsten  Abend  dein  Fürsten  ein  Pul- 
ver zu  geben.  Schon  im  zweiten  Nachtquar- 
tier kam  ein  sehr  heftiger  Anfall,  die  Arz- 
neien wurden  nach  Vorschrift  gebiraucbt,  und 
der  Anfall  erschien  nicht  wieder,  bis,  nach 
glücklich  vollendeler  Reise,  in  der  ersten  Nacht 
nach  der  llückkehr  vom  l-^-ten.  Ich  gab  nun 
zwar  nochmals  eine  Gabe  der  Ajrznei,  ober 
ohne  alle  Wirkung.  Jetzt  schritt  ich  wieder 
zu  den  Mitteln  ^  die  früher  einige  .Wirksam- 
keit gezeigt  hatten,  gab  Zincum  hydroc*  mit 
Jßxtr,  Lactuc.  wV. ,  jiiit  v^*.  /oef,  *uud  £x<r« 
Vahr, ,  Pulver  aus  Mosqhtts  und  Amman*  carb;^ 
Di^Uülis  n.  s*  w- ,  aber  alles  ohne  den  gering- 
sten Krfoig.  Ich  erhielt  nun  Ende  Mai's  dea 
Beistand  des  H.  D,  Czekierski^  dem  ich  bei 
der  ersten  Berathung  meine  Ansicht  auseinan- 
dersetzte, und  bei  der  augenscheinlichen  Un« 
Wahrscheinlichkeit  des  Erfolgs  einer  radicalea 
Beimndlun^,  für  eine  mehr,  palliative  stimmte, 
um  dos  Leben  möglichst  zu  fristen ,  und  das 
Leiden  erträglicher  zu  jinachen^  was,  wie  ich 
leider  aus  mehrfacher  Erfahrung  wufste,  am 
Ende  auch  nicht  mehr  zu  erwarten  war.  Der 
Kjanke  bestimmte  als  den  Sitz  seines  UebeU 


.-/ 


—     17     -. 

'  '  •  (  '  ■ 

\ 

die  Magengegend ,  von  wo,  unter  Empfindung 
Ton  Aufblähung  und.  Ausdehnung  der  Anfall, 
beginne,  und  dann  nach  d€tr  Brust  steige,  er 
jnannte  dies  Blähung.  !  In  dieser  Gegena  nun 
fühlte  man,  durch  die  festen  Bauchdeckeif^ 
einen  Widerstand,  wie  von  einem  harten  Kor- 
per ,  ein  starker  Drück  darauf  war  dem  Ki'an« 
ken  etwas  empfindlich.  H,  P«  Czeh,  hielt  dies 
für  das  verhärtete  Pancreas,  dem  jedoch  die 
Lage  gleich  unter  den  Bauchdecken  nicht  ent* 
sprafeh.  Der  Kranke  erhielt  Pillen  aus  Am** 
moniak,  Ghelidonium,  Seife,  Rhabarber  u.,in« 
dgl.>  äufserlich  Blutegel,  Vesicans,  Mer Atrial« 
einreibungen ,  im  Anfalle  krampfstillende  Mit- 
tel. Fruchtlose  Bemühungen!  Die  Krankheit 
schritt  unaufhaltsam  vorwärts ,  die  Anfälle  ka- 
men nun  auch  aui  Tage^  währteu  Stunden 
lang,  und,  ohngeachtet  der  noch  immer  reich- 
lichen Urinabsonderung,  schwollen  erst,  die 
untern,  dann  auch  die  obern  Extremitäten  an, 
endlich  bildete  sich  völlige  Anasarca,  so  wie 
auch  Zeichen  von  innerer  Ergiefsung$ich  wahr- 
nehmen liefsen.  Am  2ten  Juli,  während  der 
Kranke  sich,  in  einem  Rollstuhl,  in  dem  an 
seine  Zimmer  stofsenden  Garten  herumschie- 
ben  liefs,  ereignete  sich  plötzlich  Lähmung 
des  rechten  Arms,  kurz  die  Zufälle  stiegen 
von  Tage  zu  Tage,  Leibes-  und  Geisteskräfte, 
namentlich  das  Gedächtnifs  schwanden,  ja 
wenn  der  Kranke  aus  dem  die  Anfälle  jetzt 
begleitenden  und  ihnen  folgenden  Sopor  er- 
wachte, war  er  völlig  abwesend,  bis  endlich 
am  28ten  Juli  das  Leben  nach  48stündiger 
Agonie  erlosch.  Am  29len  früh  wurde  die 
Leiche  in  meiner  und  des  am  23ten  von  Wil- 
na  angekommenen  Prof.  Skiadecki  Gegenwart 
geöffnet ,  der  merkwürdige  Befund  ist  folgen* 
Joorn«  LXI V«  B. 4. 5(.  B 


-     18     -     . 

der:  lo  den  Seitenkammera  des  Gebirns  An« 
sammliiog  von  Flüssigkeit,  die  auf  ein  Paar 
Unzen  geschätzt  wurde«  Das  Herz  durchaus 
▼ergrobert^  welk,  von  der  Spitze  bis  zum 
Grund  mit  einer  einen  halben  Zoll  dicljren  Lage 
Fett  besetzt;  die  halbmondförmigen  Klappen 
fast  ganz  yerknöcbert;  der  Ausgange  so  wie 
der  ganze  Bogen  der  Aorta  beträchtlich  (bis 
zum  Durchmesser  yon  1|  Zoll)  erweitert,  er« 
schlafet  und  mit  einer  grofden  Menge  Kno« 
eben  -  Cpncrementen  besetzt.  Pie  Lungen  stark 
Yon  Blut  angefüllt  nnd  dunkelblau.  In  der 
Brustbohle  einige  Unzen  Flüssigkeit.  Die  Le- 
ber um  das  doppelte  yergrofsert ,  hatte  fast  die 
Gestalt  eines  länglichen  Vierecks,  von  gelb- 
lich rosenrotber  Farbe  j  und  war  so  d^chaas 
verknorpelt,  dafs  die  Einscbnitte  völlig  weifs 
erschienen.  Die  zusammengeschrumpfte,  an 
ihreui  Halse  gleichfalls  verknorpelte,  Gallen- 
blase enthielt  nur  einige  Tropfen  einer  roth- 
gelben Flüssigkeit.  In  der  Bauchhohle  befan« 
den  sich  etwa  8  bis  10  Quart  Wasser.  Der 
Darmkanal  war ,  vorzüglich  in  der  Oberbaiich- 
gegend,  so  mit  dem  Bauchfell  verwachseo, 
dafs  er  mit  Mühe  sich  trennen  liefs,  das  Bauch- 
fell war  übrigens  gesund.  Die  Milz  an^elok- 
kert  und  vergrofsert 

Dieser  Leichenbefund  gäbe  nun  Stoff  zu 
einer  langen  Epikrise,  die  jedoch  aofser  mei- 
nem Zwecke  liegt,  ich  bemerke  daher  nur^ 
wie  es  wohl  keinem  Zweifel  unterliegt  p  dafs 
die  Desorganisation  der  Leber  das  erste  und 
ursprüngliche  Uebel  war,  von  welchem  alle 
übrige  organische  Veränderungen  ausgegangen 
seyen.  Nicht  nur  unvermögend  ,•  seiner  Funk- 
tion '  noch  Yorzustehn ,  fond  kaum  noch  Blut« 


r' 


—      19     — 

mnlaof  in  ihm  Statt,  und  doch  bestand,  Dank 
den  bewiindernswiirdigen  Naturkräflen  l  bis 
swei  Monate  Tor  dem  Tode,  nicht  nur  ein 
leidlicher ,  sondern  ein  täuschend  guter  Ge- 
sundheitszustand, —  In  den  letzten  Wochen 
der  Krankheit  erfolgten  täglich  mehrere  wei«- 
che  consistente  Stuhlausleerungen  von  blafsgeU 
her  Farbe,  die  Urinsecretion  verminderte  sich 
erst  in  den  letzten  14  Tagen. 

Seilermeister  H« ,  etliche  40  Jahr^  alt,  jwar 
im  Winter  18|f  von  einer  Krankheit  befal* 
len  worden,  die,  mit  allgemeiner  Schwäche 
anfangend,  sich  allmählig  zu  dem  GrjSde'steir 
gerte,  dafs  der  Kranke  an  allen  Gliedmafsen 
wie  gelähmt  ans  Bette  gefesselt  wurde,  dabei 
Ekel  vor  Speisen,  die  Mundhohle  verschleimt, 
wenig  Durst  und  kein  Schlaf.  Alle  ärztliche 
Hälfe  scheiterte ,  nur  mit  der  guten  Jahreszeit 
trat  einige  Besserung  ein,  so  dafs  der  Kranke 
das  Bette  verlassen  und  den  Sommer  durcl^ 
sich  herumschleppen  konnte«  Im  Herbste 
kehrte  der  vorjährige  Zustand  zurück,  und 
der  Kranke  lag  seif  melfr  als  drei  Monaten 
fest  darnieder,  als  ich  am  28ten  Febr.  zur  ge- 
meinschaftlichen Berathung  mit  dem  Ordina-» 
rius  H«  D.  Maisch  eingeladen  wurde,  der  ihn 
seit  neun  Wochen  behandelte.  Der  Mapn  soll 
•ehr  thätig  in  seinem  Gewerbe  gewesen  seyn, 
nur  aber  Brandwein  und  Bier  über  Nothdurft 
genossen  haben.  Früher  hatte  or  an  fteifsen 
in  den  Füfsen  gelitten,  welches  H.  D.  Maisch 
Inr  athrifisch  beurtheilend  darauf  bei  seiner 
Behandlung  die  Hauptin dication  gegründet  hatte. 
Die  bewährtesten  innerlichen  und  äufserlichen 
jimarthriiica  waren  jedoch  ohne  allen  Erfolg 
angewandt    worden.     Ich  fand  den   Kranken 

B  2 


^     20     M 

mit  äufserst  leidender  Thysiognomie  ^    trauti^ 
gern  T?eioerlichen  AussehD^   rothem  Gesfchte, 
balbgeschlofsDen  <  Augen,     kaum    yertnögeud 
Hand  und  Fufs  eiäigermaXsen  zu  bewegen,  >  es 
hielt  schwer  ein»  Antwort  von  ihm  zu  erhal- 
ten,  doch    klagte  er  über  Schwindel,    übiBin- 
Geschmack  und  Uebelkeit  wie  zum  Erbrechen 
(er  hatte  sich  in  den  letzten  Tagen  auch  mehr- 
mals gewürgt  und  erbrochen).    Ekel  vor  allen 
Speisen;    seine    Mundhöhle    war    toU    zähen 
Schleims  und  die  Zunge  dick  belegt,  am  gan-- 
zen    Leibe    klebriger   Schweifs,    der   Sufiserst 
träge   Stuhlgang    wurde    nur  durch  sehr   rei<^ 
zende  Klystieria  in  harten  Studien  erzwungen, 
der  Urin  sparsam,   roth,   mit  viel  Bödensatz,, 
zu  allem  diesem  gesellte  sich  noch ,  als  wich-^ 
tigstes  Symptom,  ein  starkes  Herzpochen,  iso-» 
chronisch  mit   dem  Puls   an  der  Handwurzel^ 
in  Folge  dessen  der  Kranke  selbst  über  lästi- 
ges Pochen  in  der  Herzgrube  klagte.     Nur  län-* 
gere  Beobaqhtung  und  txk   verschiedenen  Ta- 
geszeiten konnte   über  die  Wichtigkeit  dieses 
Symptoms^    ob  es  idiopatisch  oder  sympatiscb 
sey,   und  in  welchem  Verhältnisse  es  zu  der 
übrigen  Symptomen  -  Gruppe  j»    oder    diese    zu 
ihm  ständen,  entscheiden ;  H.  D.  Maisch  schien 
es  bisher  nicht  aufgefallen  zu  seyn.  Der  schlecht' 
ten  Prognosis,   die  letzterer  machte,    konnte 
ich  nicht   anders   als   beistimmen,   und  da  er, 
fio  wie  ich   selbst,   von  unsern  allopathischen 
Bütteln  wenig  erwartete,   so  schlug   ich  einen 
homöopathischen  Versuch  vor ,  der  um  so  un-  • 
bedenklicher  angestellt  werden  konnte,  da  der 
Zeitverlust,   im  Falle  des  Nichtgelingens ,   bei 
dem  so   langwierigen    UebeL  eben    nicht  von 
Bedeutung  seyn  konnte.     Der  Kranke  erhielt 
nun  als  erste  Arznei  von  der  Tinct.  Pulsatillae  ej- 


/> 
/ 


—     21     ^ 

fien    Tropfeo    der   dritten   Verdfinnuiig.     Am 
Steh  März  Abends    sahen    wir  den   Kranken 
wieder,    sein   Zustand    schien   gebessert,    das 
•    Herzklopfen  vfnr  bedeutend  verringert,  Stuhl- 
gang "war  gestern    und  heute   von   selbst  er- 
folgt, der  Kranke  schien  beweglicher  und  be- 
sinnlicher;  er  erhielt  für  den  folgenden  Mor- 
gen die  Tinct.  Rhus  radic,   in  derselben  Gabe^ . 
Beim  dritten  Besuche  Sonntag  (d.  5ten  März) 
Vormittags  fanden  wir  eine  bedeutende  Ver- 
änderung, der  Fuls  und  Herzschlag  waren  fast 
Aormal,    der    Kranke  richtete   sich-  selbst  im 
Bette  auf,  bewegte  lebhaft  die  Arme;  Gesicht 
und  Haltung  waren  aufa  Vörtheilhafleste  ver^ 
ändert,   Stuhlgang  war  täglich  von  selbst  er- 
folgt,   er  klagte  nur  noch  über  vöiligeijL  Man- 
gel an  £r$lust,   klebrigeji  Mund  und  Schlaf- 
losigkeit«   Der  Kranke  blieb  noch  ohne  Arz- 
nei, um  die  weitere  Nachwirkung  der  letzten 
Arznei  zu  beobachten.    Beim  vierten  Besuche, 
am  7ten   Vormittags,   fand  ich  den  Zustand 
weniger  gut,  schon  gestern  habe  er  sich  schwä- 
cher gefühlt,   und  diesen  Morgen    sei  er  von 
heftigem  Schwindel  befallen  worden,   der  ihn 
zwar  jetzt  wieder  verlassen  habe,  es  quäle  ihn 
aber  noch   beständige   Uebelkeit   und  er  fühle 
eich   sehr  matt,    auch   sei  gestern  der  Stuhl- 
gang ausgeblieben,   weshalb  er  diesen  Morgen 
ain  Klystier   genommen  habe.     H.  D.  JJalsch 
war   abgehalten   den  Kranken  heute  zu  besu- 
chen ,  ich  frug  diesen ,  nun  nicht  mehr  so  wort^ 
kargen,  genau  über  Entstehung  seiner  Krank- 
heit aus,  und  erhielt  nachstehende  Auskuoft : 
Sein  Uehel  habe*  im  Sommer  1824  mit  Schwin- 
del angefangen ,    so   dafs   er  stets  wie  ein  Be- 
trunkener umhergegangen  sey ,  alles  habe  sich 
mit   ihm   gedreht,    und   oft  habä   er   auf  der 


—     22     — 

Strarse  sich  an  etwas  festhallen  müssen,  um 
nicht  hinzufallen ,  dabei  habe  er  den  sonst  sehr 
starken  Appetit  gänzlich  yerloren,  habe  be- 
ständige IJebelkeiten  empfanden,  auch  sich 
mitunter  erbrochen,  gegen  den  Herbstsei  er  dann 
so  schwach  geworden,  dafs  er  im  Bette  blei- 
ben müssen,  die  Fiifse  haben  ihn  nicht  mehr 
tragen  mögen,  und  die  Aerme  seyan  schwer 
geworden  wie  Blei.  Mit  dem  Sommer  sei  er 
nun  wohl  etwas  wieder  zu  Kräften  gekommen, 
der  Schwindel  aber  habe  fortgewährt  9  er  habe 
es  wollen  mit  Bewegung  zwingen,  und  sei 
datier  grofse  Strecken  im  Felde  umhergelau- 
fen, aber  immer  taumelnd  wie  ein  Betrunk« 
ner,  weshalb  er  auch,  seines  Zustandes  sich 
schämend,  stets  einsame  Wege  gesucht  habe* 
Dio  Efslust  habe  nicht  wiederkommen  wollen, 
und  gegen  Herbst  sei  er  nicht  nur  in  den  al- 
ten ,  ja  in  einen  schummern  Zustand  zurück» 
gefallen ,   als  den  vom  vorjährigen  Winter» 

Die  Kenntnifs  dieses  langwierigen  Schwin- 
dels mufste  wohl  Besorgnifs  einer  organischen 
Veränderung  im  Gehirne  erregen,  und  somit 
auf  keine  erfreuliche  Frognosis  deuten,  indes- 
sen verordnete  ich  auf  diese  Angaben  dem 
Kranken  die  Jinct.  Nuc,  f^om*  und  zwar  10 
Tropfen  der  dritten  Verdünnung  diesen  Abend 
zu  nehmen.  Bei  unserm  Besuche  am  9ten 
Vormittags  fanden  wir  den  Kranken  munter 
und  angekleidet  auf  dem  Stuhle  sitzen,  er 
fühlte  sich  durchaus  wohl^  nur  der  Apnetit 
fehlte  noch ;  er  blieb  ojme  Arznei.  Den  12ten 
war  die  Besserung  noch  vorgeschritten,  der 
Kranke  war .  kräftiger,  safs  angekleidet  am 
Tische  und  hatte  vor  sich  eine  mächtige  Schiis- 
sel  Klöfse,  der  er  tapfer  zusprach;  wir  tadel- 


—     23     — 

teil  die  Speis»  und  warnten  irov  UebermaaTs, 
Fleisch  wollte  ihm   noch   nicht  tn^nden..,  Er 
•rhielt  für  diesen  Abend  eine  zweite  Gabe. der 
-  Tinci.   Nuc.   Vom.    und  zwar  einen  Tropfen 
der  dritten  Verdiinnung  ^).    Am  15ten  fanden' 
wir  den  Kranken  völlig  angekleidet  rasch  wie 
ein  Gesunder   einhergehend ,   er  •  erklärte  uns,* 
er' sei  völlig  gesund,  gestern  sei  erJn  seinem 
Garten  herumspatziert,  da  seyen  die  IVachbarn 
Eusammengelaufen  und  haben,  gerufen  ,    seht! 
d^r  H.  I  den  iqan  hat  sollen  auf  den  Kirchhof 
fahren ,    lauft  im   Garten   herum  i     Er  erhielt 
das   Recept  zu   einer   dritten   Gabe  der  Tinci» 
Nuc«  Vojn,  der  6ten  Verdünnung^  .um  diese 
den  ISften  zu  nehmen;  wir  besuchten  ihn  am 
21$ten^und   fanden  ihn   yöllig  als   Gesunden, 
imch  wiederholten  wir  unsern  Besuch  am  28ten 
iüid  versicherten  uns  des  fortbestehenden  WohU 
befindens.     Ende  May's  führten  mich  Geschäfte 
in  die  Nachbarschaft  des  etwas  entfernt  indet 
Vorstadt  wohnenden  Kranken ;  neugierig  über 
4eh  Bestand    jener  Heilung  Nachricht  einzu- 
Eiehn^   trat  ich  bei  ihm. ein  nnd  fand  ihn  an« 
gekleidet  auf  dem  Bette  liegen.    Er  erzählte^ 
etwa  8  bis  10  Tage  nach  unserm  letzten  Be« 
Bliche  habe  er,  ob  von  Verkältung  odec  von 

*)  piea  ist  ein  Million theil  Tropfen  der  starken 
Tinct.  Der  geehrte  Herausgeber  macht  ini  Fe- 
bruar «St.  d.  Journ.  vor.  J«  ote  Bemerkung  eines 
Rechnungsfeblers  y  der  findet  aber  nicht  Statt» 
ivenn  die  Verdünnung»  wie ^ es  auch  H«  vor-^ 
schreibt,  durch  loo  gesciiieht,  es  enthält  sodann 
die  ite  Verdünnung  jf^,  die  2te  ^  Mill.>  die 
3te  1  Miliion,  die  öte  i  Billion,  die  gte  i  Tril- 
lion u.  s.  w«  bis  cur  sosten»  welche  t  Decil- 
lion  Tropfen  der  starken  Tinct*  ergibt;  auch 
braucht  man  so  auf  den  Kecepten  nur  die  Zahl 
der  VerdAnnung  vorzuschreiben»  um  genau  die 
Oröfse  der  Gabe  feu  bestimmen. 


~     24     — 

UeberladuDg  des  Magens ,  plötzlich  einen  hef- 
tigen Zufall  erlitten ,  den  einer  für  Brust- 
krampf ,  der  andere  für  Magenkrampf  erklärt 
habe,  er  sei  ganz  blau  im  Gesichte  worden 
lind  habe  geglaubt  zu  ersticken,  man  habe  ihm 
Ader  gelassen  und  Blutegel  gesetzt,  worauf 
«s  ihm  zwar  leichter  geworden,  aber  seitdem 
könne  er  sich  nicht  erholen,  er  habe  keinen 
Schwindel,  auch  Appetit,  nur  der  Schlaf  sei 
schlecht  und  durchaus  Iceine  Kräfte.  Ohä* 
längst  hörte  ich  der  Mann  sei  im  August  ge- 
storben« — :  , 
•                                                    • 

Wollte  man  bei  diesen  drei  Fällen  gegen 
das  homöopathische  Heilverfahren  einwenden, 
dafs  es  keine  vollständige  Heilung  bewirkt 
habe,  so  wird  man  doch  eingestehen  müssen, 
das  es  das  Mögliche  geleistet  habe  und  mehr 
als  von  irgend  einem  allopathischen  zu  erwar- 
ten war.  Weit  gediehene  organische  Meta* 
morphosen  vermag  es  freilich  eben  so  wenig 
als  jedes  andere,  zurückzubilden,  was 'es  aber 
auch  in  dieser  Hinsicht  leisten  kann.,  darüber 
werde  ich  künftig  die  Geschichte  eines  Kran- 
ken vorlegen,  der  noch  in  der  Behandlung 
ist ,  dessen  aber  sehr  lästige ,  dem  Auge  und 
Finger  zugängliche  Metamorphose,  bereits  völ- 
lig verschwunden  ist. 

Doch  oiin  einige  Fälle  vollständiger  und 
sehr  überraschender  Heilung: 

Frau  Z.,  36  Jahr  alt,  seit  Jahren  an  hy. 
sterischer  Ueberempfiiidlichkeit  leidend,  Mut- 
ter mehrerer  Kinder,  hatte  vor  3  Monaten 
ohne  bekannte  Veranlassung  einen  Mifsfall  er- 
litten, seitdem  blieb  ein  Blutflufs,  der^  wenn 
er  auch  einige  Tage  einhielt,  stets  wiederkehrte. 


-     25     ~ 

und  zur  Zeit  der  monatlicbeD  Periode  beson- 
ders heftig  wurde.  Seit  sechs  Wochen  war 
sie  bettlägrig,  abgemagert^  die  Lippen  bleich, 
die  hysteriscbe  •  Empfindlichkeit  und  Aengst-^ 
lic|ikeit  atifs  höchste  gesteigert,  als  ich  am  3ten 
April  von  H.  D.  Krysinski  zur  gemeinschaftli- 
chen Berathung  eingeladen  wurde.  Anfser 
den  schon  erwähnten  Zufällen  fand  ich  den 
Puls  klein,  weich  und  frequent,  die  ganze 
Hnqdhöhle  bleich,  keinen  Appetit,  Stuhlgang; 
selten  und  schwer,  nur  durch  Arznei  zu  er- 
halten, da  nach  Klystieren  stets  vermehrtes' 
Vebelbefinden  erptrete,  die  Kranke  so  ent- 
kräftet, dafs  sie  nicht  im  Bette  aufsitzen  konn*« 
te  ohne  sogleich  Uebelkeiten  zu  empfinden. 
Eben  war  wieder  die  monatliche  Periode  ge- 
wesen; der  Abgang  war  jetzt  nur  noch  wie 
Blutwasser,  schwach  gefärbt,  es  acbien  sonach 
als  wolle  der  Blutfiufs  vorerst  aufliören,  und 
ich  rieth  2u  einer  Auflosung  des  Sufphas  Chi-* 
runae  in  Zimmtwasser  mit  Zusatz  einer  klei- 
nen Gabe  der  Mixt,  stüphufp  acida ,  dabei  zum 
Getränke  «inen  Aufgiifs  der  Folia  Aurant.  und 

Summit  MiUefol,  ana. Am  20ten  wurde  ich 

wieder  eingeladen  und  die  Kranke  berichtete, 
jene  Arznei  sei  ihr  sehr  wohl  bekommen,  der 
Blutflufs  habe  sich  bald  und  gäqzlich  gestillt, 
auch  Efslust  habe  sich  eingefunden,  nur  aber 
aei  sie  fortdauernd  so  entkräftet  geblieben,  dafs 
sie  das  Bette  nix;ht  verlassen  können.  D.  Kry^ 
»nsH  habe  ihre  Nachbarschaft  verlassen  und.sey 
in  ein  zu  entferntes  Quartier  gebogen ,  wes-. 
halb  sie  mich  bäte,  sie  doch  ganz  in  meine 
Behandlung  zu  nehmen.  Seit  5  Tagen  sei 
ihre  '  Menstruation ,  wie  gewöhnlich ,  nacli  3 
Wochen,  eingetreten,  ewar  fliefse  sie  niclik 
80 'stark  wie  früher,   aber  währe  gleichförmig 


—     26     —  ' 

fort,  und  sie  fühle  sich  schon  wieder  höchst 
entkräftet;  die  Kranke  war  äulserst  muthlos, 
weinte  und  lämentirte  über  ihren  Zustand, 
so  dafs  ich  alle  Milbe  hatte  sie  zu  beruhigen« 
Ich  verordnete  ihr  sogleich  die  TincL  Crod 
eiBfttk  Tropfen  der  dritten  Verdiinnung^  nach 
einigen  Stunden  war  der  Blutflufs  wie  abge- 
schnitten, vom  dritten  Tage  an  erhielt  nun 
die  Kranke  die  Hnct.  Chinae  von  48  zu  48 
Stunden,  erst  zu  einem  Tropfen  der  dten,  dann 
der  6ten  und  9ten  Verdünnung,  später  einige 
Gaben  Goldpulver  und  Tipct.  Valv. ,  wobei 
ihr  Beijod^n  sich  von  Tage  zu  Tage  besserte, 
sie  verliefs  schon  in  der  zweiten  Woche  das 
Bette ,  bekam  Appetit ,  regelmäfsigen  Stuhl- 
gang, doch  wuchsen  die  Kräfte  nicht  in  dem 
Maafse,  dafs  sie  vor  Eintritt  der  nächsten  Men* 
slriiation  das  Zimmer  hätte  verlassen  können, 
zumal  ich  das  Fahren  vorerst  noch  untersagt, 
hatte.  Diesmal  traten  die  Menstrua  genau  nadi 
4  Wochen  ein,  und  verliefen  völlig  normal  in* 
nerhalb  4  Tagen ,  die  Kranke  hatte  sie  aufser 
Bette  und  theUs  herumgehend  abgewartet,  fühlte 
sich  aber  hinterher  doch  angegriffen  und  em-* 
plindlicher.  Jetzt  verordnete  ich  ihr  zwei  Mi-* 
schlingen,  jede  aus  einer  halbe  Unze  destillir- 
ten  Wasser,  die  eine^  mit  8  Tropfen  TTmci. 
Chinae,  die  andere  mit  eben  so  viel  Jlnct,  Va* 
lerian.  beide  der  3ten  Verdünnung,  und  hiefs 
davon  abwechselnd  jeden  Morgen  einen  Thee* 
löffel  voll  nehmen.  Nach  8  Tagen  besuchte 
ich  die  Kranke,  bei  meinem  Eintritt  ins  Zim* 
mer  springt  sie  lebhaft  vom  Canape  auf  und 
kommt  mir  entgegegen  mit  den  Worten :  jetzt 
Hr.  Dr.  bleibt  mir  nur  noch  Ihnen  für  Ihre 
Hülfe  zu  danken,  denn  ich  bin  ganz  gesund, 
so  gesund  wie  icjfi  micli  der  Zeit  nicht  erin- 


—     27     — 

\  • 

v 

nere,  selbst  vor  jenem  Blifsfall ,  ich  bin  s^on 
eioigemal  ausgefahren^  bin  auch  ihnen  begeg-^ 
net  und  hätte  mich  Ihnen  gerne  bemerkirch 
gemächt,  aber  Sie  sahen  n^cht  auf  meine  Sdite« 
Ihr  blühendes  Aussehn  und  das  Gesicht  das 
mehr  Fülle  hatte,  bestätigten  ihre  Aussage« 
Nach  4  Wochen  liefs  sie  mich  nochmals^ein-^ 
laden,  sie  hatte  eben  ihre  Re'iniguiig,.  so  wie 
das  vorige  Mal,  pünktlich  und  mälsig  über- 
standen, fühlte  sich  jed(>ch  hinterher  etwas  ^ 
anrgegrifien ,  und  wollte  mich  blofs  befragen, 
'ob  sie  nicht  die  ihr  so  wpblihätige  Arznei  der 
zwei  Fläschgen  "vom  vorigen  Monate  wieder 
nehmen  könne.  Ich  gab  dazu  gern  meine  Zu* 
Stimmung,  und  auch  diesmal  entsprach  der 
Erfolg  der  Erwartung.  Seitdem  ist  ihr  WohU 
Ibefixiden  nicht  gestört  worden,  wie  ich  mich 
jioch  ohnlängst  zu  versichern  Gelegenheit  ge-. 
habt  habe. 

H.-S.,  43  Jahr  alt,  kam  im  November 
1823.  %u  mir  um  Rath  und  Hülfe«  Blond, 
blauäugig,  lebhaft,  ziemlich  wohl  genährt, 
mittlerer  Gröfse,  von  eben  nicht  starkem  doch 
xiemlich:  muskulösem'  Körperbau ,  udverheir^* 
thet,  ein^  Teut^cher  er^t  seit  einigen  Jahren 
hier  ansäfsi^.  Eine  gewisse  ins  gelbUche  schie* 
lende  Blässe  des  Gesichts;  etwas  eingefallne 
matte  Augen  bezeugten  seine  Kränklichkeit^ 
von  der  er  folgendes  berichtete;  Er  habe  sich 
stets  wohl  befunden,  habe  nie  ausgeschweift, 
befinde  sich  in  Geschäfts  -  Verhältnissen ,"  wo 
er  häufigen  Anlafs  zum  Aerger  habe ,  vor  fünf 
Wochen  habe  er  heftigen  Verdrufs  gehabt,  sei 
dafauf  um  sich  zu  zerstreuen  in  ein  Kaifee-« 
haus  gegangen,  wo  er  öfters  Abends  mit  Be- 
kannten-zusammenkomme ,   und  habe  da,   im 


-r     28     -.. 

« 

Verlaufe  von  ein  Paar  StundeDy  zvrei  Bouteil^ 
leo  Bier  fretruDken ;  Abends  auf  dem  ziemlich 
weiten  Biickwege  habe  ihn  ein  Uebelseyn  be- 
fallen,    daf5    er    geglaubt,    sein    Ende    nahe, 
Angst,    Schwindel,   Uebelkeiten  und  ein  Ge- 
fühl von   KraflIosigkeit>    dafs    er   sich    kaum 
auf  den  Füfsen  erhalten  kSnnen,  glücklicher- 
weise sei  eine  lefre  Mi eth  -  Droschke,  des  We- 
ges gekommen,    die  ihn  nach.  Hause  gebracht 
habe,  er  habe  sich  gleich  zu  Bette  gelegt,  ein 
Paar  Schalen  Ghamtllen-Thee  getruoken,  aber 
er  habe  die  ganze  Nacht  kein  Auge  schliefseil 
können ,  sondern  sich  im  Bette  herumgewälzt, 
abwechselnd  aufgestanden  und  herumgegangen 
und  fortwährend   eine  Angst  und  Unruhe  em-t 
pfunden ,  die  er  seinem  Feinde  nicht  wünschen 
möge;   erst  gegen   Morgen   sei  er  etwas  ruhi- 
ger  geworden,    aber   der  Mund  sei^ihm  gana 
verschleimt    gewesen,    er    habe   Widerwillen 
gegen  Essen  gehabt,   und  blofs  ein  Paar  Tas- 
sen Thee  zum  Frühstück  getrunken*    Stftdem 
sei  er  fortdauerd  unwohl  f  habe  keinen  Appe« 
tit,  beständige  Unruhe,  vorzüglich  aber  Abends 
und  Nachts,  so  dafs  er  das  Bette  scheue,  erst 
gegen  Morgen  finde  sich '  etwas  Schlaf.     Gegen 
Fleisch   habe    er  Widerwillen »  Durst  haha  er 
auch  nicht,  öfters  sei  ihm  ganz  weich  um  den 
Magen,   er  habe  dann   wohl   ein    Glas   Wein 
versucht,   da   sei  ihm  noch  schlechter. gewor- 
den t  Bier  könne   er  jetzt  gar  nicht  vertragen. 
Seine  Zunge  fand  ich  ziemlich  rein,   aber  der 
Puls  war  frequent,  klein,  ab  und  ta  aussetzend, 
auf  Herzklopfen  hindeutend,  was   bei  näherer 
Untersuchung   sich    auch   ergab  ^    so  dafs  man 
das  Pochen    in    der    Herzgrube   stark   fühlte. 
Ich  übergehe   die  Einzelheiten   der  damaligen 
Behandlting ,  die  ich  gegen  vorherrschende  Ve- 


f 


—     29     - 

nosifät  in   den   Gebilden   des  Unterleibs,   und 
erhöhte  Reizbarkeit  des  Herzens  richtete,  und 
ervrähne  nur  dafs  es  wir  gelang  sehr  bald  Bes- 
serung,  und  innerhalb  5  —  6  Monaten  schein* 
^ar  Heilung    des  Kranken   ,zu   bewirken,  zu 
deren  Befestigung  ich  ihn  im  Laufe  des  Som- 
mer?  mit  dem  besten  Erfolge  Eger- Brunnen 
trinken  und  Flufsbäder  nehmen  liefs*     Lezteve 
Kur  wiederholte  H.  S,  auch  in  den  folgenden 
zwei  Sommern,   und  erhielt   sich  so  bei  leid-, 
lichem  ^Wohlseyn ,    obschon  er  stets  sehr  vor« 
eichtig  in  seiner  Diät  seyn  mufste,   und  keine 
starken    Getränke,    nie   eine    ganze  Bouteille 
Bier,  vertragen   konnte   ohne   sogleich  bedeu- 
tendes Uebel befinden   zu   erleiden.     Am  14ten 
Febr.  v.  Ji  kam  H.  S.    sich  wieder  Raths  bei 
mir  zu  erliolen ;    seit  14  Tagen  meldeten  sich 
wieder  die  alten  Beschwerden^  elr  habe  keinen 
Schlaf,   wenig  Appetit,    Stuhlgang  nur   nach 
Klystieren   und  schwer,   auch   drohe   die  alte 
Unruhe  sich  wieder  Nachts  im  Bette  einzustel-» 
len,    er  wüfste   keine   Veranlassung,    als  dafs 
er  sich  erlaubt  habe,   dann  und  wann  Abends 
io  Gesellschaft  eine  Bouteille  Bier  zu  trinken. 
•Sein  Herzschlag  war  wieder  etwas  verstärkt^ 
imd  intermittirte   ab   und  'zu»    Ich  verordnete 
ihm  jetzt  täglich   eine    Gabe  der  Sej^er/^sclien 
Filien ,  um  eine  Sfuhlausleerung  zu  bewirken, 
und  dreimal  täglich  Zinc.  hydroc.  £xtr,  Hsosc. 
ana  gr.  j.  mit  Ecctr.    Vakr.  s.  gr.  i>» ,    zu  Pil- 
len gemacht.     Den   23ten    wiederholte   er  sei- 
nen Besuch,   er  glaubte   sich  etwas  besser  ^u 
befinden,    die   Seyffert^schen   Pillen   hatten  re- 
gelmäfsigen  einmaligen  Stuhlgang  bewirkt,  der 
Appetit  hatte  sich  etwas  gebessert,  aber  noch 
immer    quälte    die   Unruhe   Nachts.     Besorgt, 
dieser  Krankheitszustand  möchte  sich  wieder 


—     30     — 

in  die  Lange  sielm,  entschloCs  ich  mich  ca. 
einem  homöopathischen  Versnche',  und  Ter* 
ordnete  Tmcu  Nuc.  Vomic.  6a|^  Sbü.  gtu  un. 
Abends  zu  nehmen,  und  für  die  folgenden 
Tage  zum  Schein  blofs. Pulver  aus  Itlilchzuk« 
ker.  Am  2ten  lUärz  erschien  der  Kranke  und 
berichtete  y  er  habe  gleich  die  erste  Nacht  auf 
das  Pulver  ruhiger  geschlafen  ^  und  so  bisher 
alle  die  folgenden  Nächte,  doch  befalle  ihn  ab 
und  zu  noch  die  Unruhe,  und  mit  der  Efslust 
stehe  es  noch  schlecht,  Fleisch  könne  er  gar 
nicht  im  Mund  nehmen; -er  erhielt  Tina.  PvU» 
satUL  3.  di/iif.  gtt,  un.  Den  lOten,  die  Besse- 
rung v?ar  bedeutend  vorgeschritten ,  die'  Efs- 
lust hatte  sich  vermehrt,  nur  ab  und  zu  noch 
Anv^andlungen  von  Unruhe,  und  langes  Lie» 
gen  im  Bette  bevor  er  einschlafen  konnte^ 
Verordnung:  Tinct.  Chamom.  3.  dilui»  gti,  tin. 
Den  18(en  kam  Patient  mit  heiterer  Miene 
und  berichtete,'  er  befinde  sich  beinahe  völlig 
VFohl,  könne  v^ieder  essen  und  schlafen,  nur 
manchmal  befalle  ihn  noch  Bangigkeit  und  trau- 
rige Gedanken,  vräs  jedoch  bald  übergehe. 
Ich  verordnete  ihm  nun  Tmct.  Chamom.  3.  di^ 
luU  drachm.].  jiqu.  pur.  drachm.  itj,  M.S.  Täglich 
nüchtern  zuerst  20  Tropfen,  dann  täglich  ei- 
nen weniger  bis  zu  einem  zu  nehmen.  Erst 
nach  4  Wochen  trat  Patient  mit  froher  Miene 
und  einem  so  blühenden  Aussehn,  wie  ich  es 
nie  an  ihm  gekannt  hatte,  bei  mir  ein  und 
sagte:  Herr  Doctor!  Gott  lohne  e^  Ihnen,  jetzt 
bin  ich  wieder  ein  glücklicher  Mensch  und 
weifs  was  Gesundheit  ist ;  ich  habe  mich  zwar 
die  3  Jahre  her  nach  der  ersten  Kur  leidlich 
befunden ,  aber  das  rechte  Gefühl  von  Gesund- 
heit wie  früher,  hatte  ich  nicht,  immer  war 
mir  nicht  ganz  recht ,  ich  war  nicht  frqh,  das 


-     31     - 

Oeriogste  reizte  mich;  jetzt  bin  ich  wieder 
der  Alte,  ein  ganz  anderer  Mensch ,  esse  was 
mir  schmeckt  ^  bin  froh  und  heiter ;  meine 
Wirthin,  die  mich  früher  nicht  gekannt  hat, 
IkSLUfk  nicht  begreifen  was  mit  mir  vorgegangen 
ist,  so  ganz  verändert  sieht  sie  mich.  Ich 
entliefs  ihn  mit  der  Mahnung ,  trotz  dem  Wohl- 
1»efinden  doch  immer  vorsichtig  in  seiner  Le- 
bensordnung zu  seyn,  und  bei  irgend  einer 
ungünstigen  Veränderung  sogleich  sich  zu  meU 
den«  Anfang  Juli  besuchte  er  mich  und  be- 
•tätigte  mir  die  Fortdauer  seines  Wohlbefin- 
dens y  zugleich  frug  er  an ,  ob  er '  nicht  wie 
die  letzten  Jahre  dürfte  einige  Wochen  Eger« 
Brunnen  trinken ,  der  ihm  so  wohl  bekomimea 
BBy,  und  nach  dem  er  bei  der  heifsen  Witte« 
TQng  eine  wahre  Begierde  habe-,  ich  gestattete 
ihm  duri^h  vier  Wochen  jeden  .Morgen  eine 
Ueine  Kruke  zu  trinken,  was.  ihm  auch  wohl 
bekommen  ist,  und  wonach  sein  Befinden  bis 
jetzt  (Novbr.)  nichts  zu  wünschen  läfst« 

Atn  6ten  März  Morgens  trat  zu  mir  ins 
Zimmer  ein  hohes  stark  -  knochiges  Gerippe, 
'keuchend  und  hustend«  Er  habe  seit  ein  Paar 
Monaten  gehustet , '  vorzüglich  Morgens ,  seit 
5  Wochen  aber  sey  er  so  elend  geworden ; 
der  Husten'  habe  sich  auf  einmal  so  verstärkt, 
dafs  er  ihm  Tag  und  Nacht  keine  Ruhe  lasse, 
dabei  habe  er  Schmerzen  in  beiden  Seiten  be- 
kommen, dafs  er  nur  auf  dem  Rücken  liegen 
könne;  erst  sei  ihm  kalt  gewesen >  dann  wie- 
der heifs;  seit  einigen  Wochen  aber  spüre  er 
keine  Kälte  mehr,  nur  einen  immerwähren- 
den Durst,  essen  könne  er  gar  nichts;  er 
werfe  viel  aus,  aber  erst  nach  vielem  Husten, 
Nachts  liege  er  wie  im  Wasser.    Der  Mann, 


~     32     ^ 

eiD  40ger ,  war  Kutscher  bei  einer  etwa  300 
Schritte  von  mir  entfernt  wohnenden  Herr-^ 
schal't,  gestand  auf  mein  Befragen,  dafii  er  im 
Branntweintrinken  nicht  mäfsig  gewesen,  sein 
Tuls  war  klein  und  höchst  freqnent ,  die  Zun- 
ge hochroth,  der  Körper  abgezehrt  bis  auf 
Haut  und  Knochen,  sein  Lager  war.im  Stalle« 
Unter  diesen  Umstanden,  und  bei  so  deutlich 
ausgesprochnem,  so  weit  gediehenen  hekti- 
schen Zustande,  rieth  ich  dem  Manne,  sich 
um  die  Aufnahme  in  ein  Hospital  umzuthan, 
er  hatte  dafür  jedoch  grofse  Scheu ,  und  bat 
inständigst,  ich  möchte  ihm  doch  etwas  Ter- 
ordnen;  bisher  hatte  er  Hausmittel,  Warm- 
bier mit  Fett,  Brustthee  u.  dgl.  gebraucht. 
Ich  verschrieb  ihm  Tinct.  Pulsat,  2.  iUlut,  gU^ 
im.  und  Rad.  ylhlu  et  lAqu,  zum  Getränke, 
dabei  noch  für  drei  Tage  Fulyer  aus  Saceh. 
Lactis  und  verlangte,  er  xaöchte  nach  vier  Ta^ 
gen  jemanden  schicken  der  mir  Bericht  erstat« 
tete,  bei  der  rauhen  Witterung  aber  nicht 
selbst  kommen.  Hierauf  erwiderte  er,  da£s  er 
wohl  selbst  kommen  müsse,  da  er  Niemand 
habe  der  ihm  eine  Handreichung  leiste,  son- 
dern er  genöthigt  sey,  jeden  Trunk  Wasseif 
Sich  selbst  zu  holen.  Am  5ten  Tage  kam  er 
mit  heitrer  Alieue,  der  Husten,  habe  bedeutend 
nachgelassen,  er  habe  die  Nächte  her  mehrere 
Stunden  ruhig  geschlafen,  nur  wenig  geschwitzt, 
und  fühlte  sich  weit  kräftiger^  der  Gang  zu 
mir  sei  ihm  gar  nicht  sauer  geworden,  wie 
das  erstemal,  Durst  sei  weniger,  aber  essen 
möge  er  noch  nichts;  den  Fuls  fand  ich  fast 
normal,  auch  die  Zunge  natürlicher*  Ich  ver- 
ordnete nochmals  dasselbe  9Iiltel^  einen  Tro- 
pfen der  dritten  Verdünnung,  und  beschied 
ihn  nach  Verflufs  von  abermals  4  Tagen  wie- 
der 


—     33 

t 

der  zu  mir;  er  kam  und  wabrlichi  Miemaiid 
hätte  in  ihm  das  Gerippe  von  vor  -9  Tagen 
"wieder  erkannt,  Husten^  Fieber ,  Schweifs, 
Durst,  hatten  fast  ganz  aufgehört ,  der  Puls 
-war  langsam  und  ziemlich  kräftig ,'  nur  das 
Essen,  klagte  er,,  wolle  noch  nicli  schmeckeu, 
jetzt  gab  ich  ihm  Tinct,  Nut.  Vom,  3.  dxlaU 
gtt.  un.  und  nach  fernem  4  Tagen  kam  et  froh' 
nnd   munter  seine  TÖUige   Herstellung  zu  be« 

Am  Uten  Juni  früh  Morgens  kam  eine, 
etwa  20  Jahre  alte,  unverheirathete  Person 
mit  kläglicher  Miene  und  bat  um  meinen  ßalh, 
sie  habe  solches  Reifsen  im  linken  Ohre" und 
der  ganzen  Seite  des  Kopfes,  dafs  sie  schon 
zehn  Nächte  schlaflos  zugebracht  habe^  und  so 
von  Kräften  sey,  dafs  sie  kaum  zu  mir  sich 
schleppen  können,  obschon  sie  ohnweit  (in' 
einer  Parallel -Strafse)  wohne,  mich  habe  sie  , 
nicht  zu  sich  beIn^llen  wollen,  indem  ihre 
Wohnung  im  dritten  Stocke  sey.  Ich  besah 
das  Ohr  und  fand  den  äuFsern  Gehorgang  von 
zwei  schwammigen  Auswüchsen  beinahe  "^er-* 
schlössen,  auf  dem  grcWsern  befand  sich  eine 
Vereitern üg  von  der  Gröfse  einer  Linse,  doch 
zeigte  sich  bei  näherer  Unlersuchuüg,  dafs  dies' 
nur  eine  oberflächliche  Verscliwäruug  war, 
sie  fieberte  dabei  ziemlich  stark.  Ich  verord- 
nete ihr  -jsö  Gran  M^^cur,  snluffiK  sogleich  zu 
nehmen  und  Allhee- Wurzel  zur  Abkochung, 
um  damit  das  Ohr  zu  spülen,  versprach  ihr 
auch  für  Morgen  meinen  Besuch  ohngeaohfet 
der  drei  Treppen.  Als  ich  am  folgenden  T;i^e 
nach  12  Uhr  bei  ihr  eintrat,  erschÖpTlen  sie 
und  ihre  Mutler  sich  in  Dank  für  die  schnelle 
Journ.  L^iy«  Bt  4.  Su  C 


-     34     - 

Hülfe,  schon  einige  Standen  nach  Einnehmen 
des  Pulvers  habe  der  Schinerz  angefangen  nach- 
zulassen, und  bis  6  Uhr  Abends  habe  er  völ- 
lig aufgehört,  sie  habe  Hunger  bekommen, 
habe  die  ganze  Nacht  wie  todt  geschlafen  und 
sei  wie  neugeboren.  Ich  sah  ins  Ohr,  ^ der 
kleinere  AusvFuchs  war  verschwunden ,  der 
gröfsere  auf  die  Hälfte  zusammengeschrumpiY, 
und  von  der  Vereiterung  keine  Spur.  Ich  ver- 
schrieb nun  noch  sechs  Pulver  aus  Milchzuk- 
ker  iii  zwei  Tagen  zu  verbrauchen,  und  dann 
mich  zu  besuchen,  doch  wer  nicht  kam,  war 
die  Genesene,  zürn  Beweis  dafs  sie  meines 
llaths  fürder  nicht  bedürfe. 

Ein  junger  Mann  von  18  Jahren,  sehr  zu 
Halsentzündungen  geneigt,  die  gewohnlich  von 
völliger  Stimmlosigkeit  begleitet  seyn  sollten, 
erkrankte  am  5ten  Juli ,  nach  auf  ein  Gewitier 
erfolgter    plölzlichen    Abkühlung   der  Atmos- 
phäre,   abermaljs   daran.     Ich   wurde  Nachmit- 
tags  eingeladen    und   traf   um   5  Uhr  bei  ihm 
ein,  fand  ihn  fiebernd,    völlig  heiser,    und    er« 
versicherte    kaum    noch    etwas    schlucken    zu 
können ;    der    Rachen    so    wie   der  hangende 
Gaurn   waren  dunkelroth,    die- Tonsillen ,   wie 
bei   ihm   gewöhnlich,    nicht    geschwollen,    er 
hatte  den  Tag   über   nichts  gegessen;    nur  ein 
Paar   Tassen    Griitzschleim    mühsam  hinnbge- 
schluckt.     Ich  verordnete  die  Tma.  j^coniü  ei- 
nen   Tropfen    der    dritten    Verdünnung,,   und 
,eine   Mischung  aus    Wasser   und   Syr,  Atjnygd. 
EfslölFtfl weise    zu    nehmen.     Als   ich  ihn   am 
fplgeiiden   Morgen  besuchte,    erklärte    er  sich 
völlig   hergestellt;    schon   zwei' Stunden  , nach 
Einnehmen  des  Pulvers  habe  er  besser  sdiluk« 


-     35     — 

ken  koooen,  und  sich  durchaus  vrohler.ge* 
fühlt ,  so  dafs  es  der  Mii^tur,  die  übrigens  gans 
gut  schmecke,  kaum  bedurft  hätte;  er  habe 
diegaD2;e  Nacht  geschlafen  und  stark  geschwitzt« 
Als  ich  ihn  am  dritten  Tage  nochmals  be« 
suchte  war  er  ausgegangen. 

Diese  Krankengeschichten,  treu  und  wahr 
erzählt  y  mögen  zu  dem  oben  angedeuteten 
Zwecke  genügen.  Ich  könnte  ihnen  noch 
zwei  von  eben  so  glücklieb  als  schnell  ge- 
heilten MuCterblutfiüssen ,  die  eines  remitliren-^ 
den  Fiebers ,  einer  serösea  Augenentzüadung, 
mehrere  yon  Keichhusteo,  und  hartnäckigem 
catarrbalischen  Husten,  von  Rheumatismen  etc. 
beifügen ,  ohne  damit  mehr  zu  beweisen  aU 
was  jetzt  schon  durch  tausende  von  Beobach- 
tungen feststeht,  nämlich,  dafs  der  kranke  Or-« 
ganismus  gegen  die  kleinsten  Arzneigaben  rea- 
girt,  lind  dafs,  in  sofern  das  Heilmittel  rieh-* 
tig  gewählt  ist,  diese  ReactioQ  Ton  heiUamen 
Folgea  ist.  Diese  Thatsachen,  durch  keine 
Bände  y.on  Widerlegungen  umzuslofsen,  gebea 
sowohl  in  physiologischer  als  pathogenischer 
Hinsicht  Stoff  zu  vielem  Denken  ^  und  wenn 
nur  erst  mehrere  vorurlheilsfreie  Männer  die- 
sem Heilverfahren  ihre  Aufinerksninkeit  schen- 
ken, so  werden  für  Praxis  und  Theorie  ge- 
wifs  noch  trejFliche  Früi^hte  geernHtet  wer^ 
den.  Die  Schwierigkeiten,  welche  dieses  Heil-' 
Terfahren  in  der  allgemeinen  Praxis  hat,  sind 
von  Rqu  sehr  richtig  angegeben,  aber  noch 
eine  der  hauptsächlichsten  ist,  dafs  man  fast 
alle  andere  Literatur  vernacbläfsigau ,  und  le- 
diglich sich  mit  der  reinen  Arzneiaiittellehra 
beschäftigen  müfste ,  pm  die  tausende  von  Ax^r* 

C  2 


—     86     •- 

neiwirkuDgen  stets  im  Gedächtnlfs  gegenwär- 
tig zu  haben.  Ich  selbst  wende  daher  auch 
diese  Methode  fortwährend  nur  in  den  we- 
nigsten Fällen,  vorzugsweise  bei  Armen  und 
Unbemittelten,  an,  und  aufserdem  hie  und  da 
wo  die  Persönlichkeit  des  Kranken,  oder  die 
I^rankheit  selbst,  sich  besonders  zu  dem  Ver- 
suche eignen« 

(Die    Fortietiung    folgt.) 


V« 


•WiU 


—    37     — 


«H 


-       II. 

S  chneller  Tod, 

durch 

ntane    Durchlöclierung    des    Magens 

herbeigeführt. 

Nebst    Bemerkungen 
über 

"Gastrobrosis  überhaupt  und  ihre  ver- 
schiedenen Arten, 

Dr.    J.    H.    B  e  o  k  e  r, 

Dfsherzoglich  Mecklenburg« Scbwerintchen  Ge« 
\  jheimen  •  Medicinal  -  Rathe   und    Leibarste 

vu'Parchim 


^  (Fortsetzung.    S^  ypriges  StAck.) 


^mnach  zerfiele  die  Gastrobrosis^  als  Krank- 
ts- Geschlecht  in  zwei  Haupt -Arten: 

^'  I.  in  die  durch  äufsere,  —  nicht  im  Or- 
llsmiis  selbst  begründete  und  durch  orga« 
ch- dynamische  Verhältnisse  bedingte  —  Ur- 
hen,  zufällig  herbeigeführte:  —  Gastrobro^ 
per  accidens'j 

H.  in  die,  durch  innere,  dynamische^  im 
ganiemus    selbst   begründete  Krankheitszu- 


y 


—     38     — 

^län^e  herbeigeführte:    — •    Gattr6iroii$    gpon^ 

tantQ. 

Erstere  Baupt^Art^  die  Gast^robrb» 
Bis  per  acciden$\  begreift  folgende  beiden 
Arten  unter  sich« 

A.  Die  durch  äufsere^  mechanisch  auf  den 
Magen  einwirkende,  verletzende  Schädlichkei- 
ten herbeigeführte  Gastrobrose ;  und  diese  zer- 
iälit  \7ieder  in  folgende  Unterarten^'  nach  der 
Verschiedenheit  jener  auf  den  B^agen  mecha- 
nisch einwirkenden  Schädlichkeiten : 

1.  in  die  durch  Verwundungen  und  Un- 
terbrechung der  Continuität  der  Magenhäute, 
mittelst  mechanisch  verletzender,  eindringen- 
der Körper;  z^  B.  schneidende,  stechende  Ii|- 
Strumente,  Knochenstücke,  Glasstücke  u.  8*  w. 
veraulafste;  — -  Gastrobrosis  traumatica  ^  —  es 
sei  nun ,  dafs  diese  mechanisch  verletzenden 
Schädlichkeiten  entweder  ^  voda.ufsen  unmittel- 
bar durch  die  Bauebbedeckungen  dem  Magen 
beigebracht  wurden ;  oder^  durch  Verschluckung 

,in  den  Magen  gelangten  und  seine  Textur  Ver- 
letzten. Man  findet  in  den  Schriften  der  Be- 
obachter zahlreiche,  hieher  gehörige  Beispiele, 
auch  von  glücklich  geheilten  Magenwundeiii 
die  wir  hier  übergehen  müssen. 

2.  In  die,  durch  äufsere  Gewaltthäjiglcei- 
ten ,  durch  Slöfse  und  Schläge  auf  die  Magen- 
gegend,  durch  Fallen  aus  einer  bedeuttsnden 
Höbe,  durch  Spritigen,  durch  gewaltsame  Ver- 
drehungen des  Körpers,  durch  Anstrengung  bei. 
heftigen,  durch  irgend  eine  Ursache  hervorge-. 
brachten  Erbrechen  u.  s.  w«  auf  mtchanischü. 
Weise  veranlafste  Gastrohrose.  —  •  Gasirobrtisi» 
vioknta»  -^  (^Laceratio  ventiicuU  F'etter)'.    Auch. 


-     39     - 

diese  Art  der  Gaslrobrose  geliJJrt  zu  den  seit« 
fiern,  jedoch  fehlt  es  keinesweges  an  Beispiel-:. 
]en,    "von   denen    hier   einige   der  merkwürdi- 
gem angeführt  zu  werden  verdienen: 

a)  Durch  einen  Sturz  mit  dem  Pferde  ward 
<pln- plötzlicher  Tod  durch  eine  Zerreifsüng  des 
Magens  herbeigeführt.  S.  Ephemer^  'Nat.  Cu^ 
riosor.  Cent,  J,  et  II.  Observ.  Ibl.  — "und  Cew- 
iur.  IX,  Observ.  91. 

b)  Ein  Trunkenbold  fiel  nach  einer  star- 
ken Ausschweifung  im  Trünke-  auf  den  .Un-  ' 
terleib,  und  starb  4  Stunden  darauf.  Der  Ma- 
gen war  an  seinem  hintern  Theile,  nahe  au 
der  grofsen^  Krümmung ,  zerrissen ,  so  dafs 
durch  diese  Oeifnung^  welche  ungleiche  Rän- 
der hatte,  die  Nahrungsmittel  in  die  Bauch- 
hohle  gedrungen  waren.     Foital  a.  a.  O« 

c)  Der  Too  Hrn.  ^crell  mitgetheiltfi  Fall, 
in   den   Neuen  Abhandl.  der  K.  Schwe^ist;heii 

^Akademie. d.  Wissensch,  auf  d,  J.  1788.  vergl. 
ükhtei's  chir.  Bibl.  Bd   XII.  St.  3.  S.  403. 

d)  Ein  Seiltänzer- Junge  wurde  indem  er 
seinen  Körper  unnatürlich  drehte,  mit  hefti- 
gen Leibschmerzen  befallen ,  und  starb  nach- 
etlichen  Stunden  unter  der  peinlichsten  Angst. 
Blan  fand  den  Magen  entzweigerissen  und  eine 
lUenge  Wacholderbrßnntwein    und  Stücke  von 

.Aepfehi   in    dem  Sacke   des  Darmfells  ausge- 
treten,    Travers  a,  a«  O. 

e)  Hr.  Dr.  Meier  in  Hannover  fand  bei  der 
LeichenöiTnung  eines,  nach  einem  heftigen 
Schlage  auf  dem  Kopfe  mit  einer  starken 
Weide,  am  3ten  Tage  verstorbenen  Trommel- 
schlägers, auber  andern  merkwürdigen  Ver- 
letzungen ,  den  .Oesophagus  in  der  Gegend  det; 


~     40     -, 

Ctirdia  , .  gleich  unter  dem  Zwerclifell  abgeris- 
seo  ,  den  Slagen  selbst  aber  ebenfail»  l)is  auf 
die  Hälfte  des  Fundus  zerrissen ,  zugleich  aber 
die  Häute  des  fllageüs  so  mürbe ,- dafs  .solche 
ohne  einige  Gewalt  aus  einander  gierissen  wer- 
den konnten.  S.  JBalfUnE>er's  Neues  Mag.  f. 
A.  Bd.  IIT.  St.  5.  S.  386.  Allerdings  prädis- 
ponirte  in  diesem  Falle  jene  höchst  wabrschein- 
lieh  schon  früher  vorhanden  gewe-sene  mürbe 
BeschaiTenbeit  der  Magenhäute  zur  nachfolgen- 
den Zerreifsung.  .  .  « 

/)  Der  bekannte  Todesfall  des  Admirala 
/l^^assenner  gebort  gewissermafsen  ebenfalls  hie- 
her,  wiewohl  hier  keine  eigentliche  Gastro- 
hrose, sondern  eine  völlige  Abreifsung  des  ua- 
lern  Theils  der  Speiseröhre,  vermittelst  Welcher 
durch  die  'zugleich  Entstandene  OeiTnung  des 
Brustfells,  alles  was  der  Kranke  genossen  hatte, 
in  die  Brusthöhle  ergQssen  ward,  nach  eioem 
genommenen  Brechmittel  Statt  fand,  und  von 
den  merkwürdigen  Symptomen  begleitet,  ward, 
die  Soerhaave  f  so  meisterhaft  schilderte.  S« 
Jioerfiaave  historia  morbi  atrocis  /^assenarüm 
i.  Bat.  1724.  Vergl.  Zimmermann  von  der 
Erfahrung  in  der  Arzneikunde,  S.  159. 

g)  Einen ,  dem  eben  erwähnten ,  analogen 
Fall  der  Zerreifsung  des  Oesophagi  nach  ei- 
nem Brechmittel  beschreibt  Hr.  TInlovQ  in  JBaU 
dinser's  N.  Bing.  f.  A.  Bd.  XU.  St.  2.  S.  114. 

h)  Auch  Hr.  Schmidtmann  theilt  die  Beob- 
.  arhtung    einer   Zerreifsung  des  Oesophagi  und 
des  Magens  mit  in  den  Abhandl.  d.  phys.  med. 
Societät  in  Erlangen.    Bd.  I.  S,  135. 

i)  Hr.  Vetter  (Aphorismen  aus  der  patho- 
lüg»  Anatt)mie,  S.  165.)   beobachtete  ebeafalls 


■  1 


,  ~     4i     -     ■■  • 

eine  plötzliche  Berstung  oder  Zerrelfsang  deg 
Magens  bei -einem  50jälirigen  3Ianne  nach  h'ef- 
ligem  Erbrechen ,  ohne  vorhergegangene  kränk- 
liche Veränderung  des  Magens,  welcher  noch, 
mit  seinem  Riis,  im  patliolQgischen  Museum 
zii  Wien    aufbewahrt  wird. 

k)  In  Horn^s  Arphiv  f.  med.  Erf.  Jahrg. 
182.1.  Septbr,  Oetbr.  Stück  S.  310.  wird  auch 
noch  der  Fall  einer  Zerreifsung  des  Magens  zu 
Folge  eines  heftigen  Brechens  erzählt. 

/)  Ein  gesunder  Kohlenlrägelr,  der  früher 
nur  zuweilen  über  einen  geringen  Schmerz  im 
Magen  und  über  Appetitlosigkeit  geklagt  hatte, 
hob  eine  schwere  Last  nuf ,  legte  gleich  dar- 
auf seine  Hand  auf  den  Magen/  weil  er  .dort 
einen  heftigen  Schmerz  fühlte,  seufzte  zwei-* 
mal  auf  und  stürzte  dann  todt  nieder.  Bei 
der  Section  fand  man  an  der  hintern  Flache 
des  Magengrundes  einen  Rifs;  —  die  Villosa 
war  stark  gerölhet.  So  erzählt  Barton  Brojvn 
in  Tlie  London  medic.  Repository  by  Copland. 
VoL  17.  Nr.  98.  —  Salzb.  med«  chir.  Zeit. 
1823.  Bd.  IL  S.  104. 

Tri)  Ein  Knabe  bekam  nach  Unmäfslgkeit 
im  Essen  und  Trinken  ein  heftiges  Erbrechen, 
wobei  er  über  heftige  Schmerzen  in  der  Herz- 
grube klagte;  das  Schlingen  ward  erschwert, 
der  Puls  aussetzend,  die  Extremitäten  kalt. 
Er  brach  einige  Mal  Blut  aus  und  starb  am 
3ten  Tage.  Bei  der  Section  fand  man  die  in- 
nere Haut  des  Magens  und  Duodenum  an  meh- 
reren Stellen  ganz  zerrissen.  —  Th.  ChevaFier 
in  Medico  -  chirurgical  Transactions»  FoU  f^* 
Lond.  1814.  Nr.- 7. 


Fällej 


Es  ist  nirlil  tinwalirsi-lieittlic 


welclie 


eine  Ga? 


fsere  Gew^ltlhatjpkeilen ,  elarkoS^ 
II.  s.  ^w.  mer.haniscli  erfolgte,  durch  i 
vin-liergegansene  Ursache,'  z.  B.  e':-n 
Bclieit  Cnlsüiidungszusland  u.  s.  vr. 
der  3Ia«eiiliiiuis  verändert,  \erilÜiiiit 
Iinsion  -veiinindert  und  dadurch  zu  c 
'  lirosp  pröilisponirt  ward;  indessen 
dnch  in  inelireren  der  bekannten  I 
in  dem  vnn  Hrn.  rmnr  (J)  erzäbltej 
weges  eine  polche  palhnlogJBche  Ve 
•ila  pr^d!?pritiirende  Ursaclie,  nnneliiti 
läfst  sich  v/uM  nicht  lüugnen:  d.-üä  i 
geliÖrende ,  mechanisch  auf  deu  31. 
keide  Erschülleruugen  ii.  b.  w.  um 
ger  auf  dies  Organ  einwirken,  uj 
leichter  eine  Zerreifsung  desselben.^ 
können,  wenn  es  mit  Speisen  uniU 
angefüllt  ist.  Hr.  Trin'ers  iiiinmtT 
dafs  hei  der  Lage  des  Jtlagens  und  dei 
den  ihn  die  fniscfaen  Rippen  und  da? 
felis  -  Gewi'ilhe  gehen,  nur  dann,  wei 
gedehnt  durch  Speisen,  und  das  Z 
wie  bei  einem  gewaltsamer)  Eina^ 
heweglicli  is!,  eine  aaicbe  ZerreiB 
lieh  sey.  '^ 

Dafs  eine  anhatrend  auf  eine  kh 
wirkende,  heftige,  krompfliafu  Zusomi 
der  MagtrihäuU  eine  Zerreifsüng  derr- 
tim  medianische  Wthe  verursachen  k 
hauplPt  Hr.  DesgrangM  a.  a.  O.  In 
rhe  des  28iährigen  Frauenzimmers 
Krankheiisgescl.irhle  Derselbe  ausfii! 
iheilt,  iiiid  welche  ich  meine  I.eser, 
hen   Interesse   wegen,    nnchzuleseu 


-     43  '  — 

0 
I 

\iraren  dnrcTiaus  keine  Spuren  eines  «ntzund« 
.  liehen  Zastandes  bemerkbar,  vielmehr  war  der 
Magen  blässer  wie  gewöhnlich;  in  der  iinkea 
Seite  seiner  vordem.  Fläche,  1|  Zoll  unter 
der  kleinen  Curvafur  entdeckte  man  ein  ran« 
des,  kreisförmiges  Loch,  von  etwa  9  Linien 
im  Durchmesser,  mit  glatterh,  weder  gezack-- 
ten,  noch  gerissenen  Rande;  nur  am  untern 
Drittheil  desselben  fand  sichreine  dunkel- vio-* 
lette  Röthe  unter  der  serösen  Haut,  jedoch 
kaum  «ine  Linie  breit.  Der  abgerundete. Um- 
fang des  Lochs  hatte  die  nämliche  Dicke  und 
Consistenz,  wie  das  übrige  Organ;  auch  wa^ 
die  Schleimhaut  ohne  angefiillte  und  varicöse 
Gefäfse.  Die  Häute  des  Magens  waren  rein 
und  .glatt  ausge$cl)nitten,  wie  mit  einem  Rie-y 
merpfriem ;  nirgends  war  aufgelockertes.,  brei- 
artiges, bleifarbiges  oder  schwarzes  Gewebe 
an  ihm  zu  finden,  eben  so  wenig  als  Spuren 
einer  Zerfressung  oder  Eiterung ,  kurz,  der 
Magen  befand  sich  im  gesunden  und  natürli- 
chen Zustande,  mit  Ausnahme  der  perlorirteu 
Stelle.  Eine  Menge  trüben  Serums  von  sau- 
rem Gerüche  befand  sich  übrigens  in  der  Bauch- 
höhle, nebst  Bruchstücken  von  Nabrungsmit- 
fein  und  den  zuletzt  reichlich  genossenen  Mol- 
ken. Das  Peritonaeum  indessen  war,  so  wie 
die  dünnen  Gedärme,  röthlich  uihI  entzündet; 
das  grofse  l^^iz^  das  Colon  und  Coecum  bran- 
dig. —  In  diesem  Falle  fehlten  demnach  alle, 
in  mehreren  der  bisher  beobachteten  Fällen, 
vorhandene  Spuren  von  sowohl  acuter  als  cliro« 
nisrher  Entzündnng  des  Magens  und  ihres  üe- 
bergangs  in  Eiterung  und  Desorganisation  der 
filagenhäute,  auch  war  weder  eine  Vergiftung 
noch  irgjend  eine  mechaniscjbe  Verletzung  vor- 
ausgegangen.    Deshalb   nimmt   Hr.  UeggrangeB 


-     44     -. 

nn,  dafa  die  Gaslrobrose  in  diesem  Falle  Folge 
t?er  Kavi'.sen  Cardidgie  gewesen  sey,  woran  die 
Kranke   in    der  lel;;Len    Zeit    ihres    Lebens  so 
l^eftii;  ijelitteu.  —  „Der  nervöse  Schmerz  befand 
sich'*  fahrt  Hr.  Dtsgranges  fort,   „eiiizig    und 
allein  auf  einer  sehr  kleinen,  genau  umschrle- 
henen   Stelle    der   yördern  Fläche  des  'Magens, 
deren    Sitz   die  Kranke  sowohl  bei  der  Inspi- 
ration ,   als    auch   bei  Bewegungen   des    Anns 
und  nacli  dem  Genüsse  von  Speisen  sehr  deut* 
Vivh  angeben  konnte.     Dieser   Schmerz   wurde 
immer  merklicher  und  concentrirle  sich  in  den 
letzten    5  Tagen  ganz  auf  den  kleinen ,    ange?- 
gehenen  ilauin,    am  6ten  Tage,    nachdem  der 
leidende,     geschwächte    Funkt    den    höchsten 
Grad    der   Anspannung    erreicht   hatte,    oder, 
iinclidem  eine  heftige,  krampfhafte^ Zusammen- 
Ziehung  deo  3Iagens  erfolgt  war,  ztrpIaUU  die 
leidende  Stelle,  und  da  war  es,  wo  die. Kran- 
ke jenen  tief  erschütternden  Schmerz  empfand, 
und    das    laute   Geschrei   ausstiefs,    nach    wel« 
chem,   rasche  Zunahme  der  ludtlichen  Zufalle 
und  der  Tod  selbst  erfolgte."  —   Dafs  in  diei- 
sem   Falle    keine   Zerfressung   Statt  gefunden, 
heweist  freilich    die  glatte  und  runde  Beschaf-. 
fenheit   der   perforirtetf    Stelle ,   der  nicht  ein- 
gerissene, gleichförmige  Zustand  ihrer  Ränder, 
so  wie  die  weder  brandige,  noch  entzündliche 
und  krankhaft   veränderte  Beschaffenheit    der 
Magenhäute.     Demnach  schliefst  Hr.  Desgran- 
ges  auf  eine  vorhergegangene,  heftige,  krampf- 
hafte  Anspannung  der   Muskelfibern   des   Sla* 
gens,   bei   zu  geringer  Vitalität  und  Festigkeit, 
derselben  ^) ,  als  ursächliches  Moment  der  ent* 

*)  Sollte  man  nicht  vielleicht  annehmen  können x 
dafs  durch  die  wiederholten  Aufällo  der  dynA- 
misohen  Cardialgie,   die,    selbst   dem  Gefilble 


—     45     — 

8tandenen,OeffnuDg.  Der  Herausgeber  des  JouT" 
nal  de  Medicine  (1821.  j46ut)  tadelt  diese  Aq- 
sicht,  und  1ä£st  sich,  wahrscheiolich  aus  Vor^ 
liebe  zu  Btoussais*s  System ,  verleiten ,  diesa 
Perforation  als  durch  Verschwärung  veranlafst, 
anzunehmen ,  so  wie  er  auch  das  vorherge- 
Iiende  Leiden  der  Kranken,  für  eine  chroni- 
«che  Magenentzündung  halt,  wiewohl  durchs 
aus  alle  Zeichen  fehlten^  woraus  man  hier  auf 
einen  solchen  Znsland  schliefsen  konnte.  Es 
gewinnt  demnach  die  auf  den  ganzen  Gang 
der  Krankheit  und  den  Befuud  der  Leichen- 
oiFnung  begründete  Vermuthung  des  Hrn.  Des^ 
granges  einige  Wahrscheinlichkeit,  da  es  kei- 
nesweg^s  an  üeispielen  von  Zerreifsungen  mus-*> 
culöser  und  tendinöser  Theile,  durch  heftige 
krampfhafte  Contractionen ,  die  mit  nachfol- 
genden krampfhaften  Expansionen  wechselten, 
veranlafst  wurden ,  fehlt.  ladessen  bleibt  die 
geschilderte  BeschaiFeuheit  der  vorgefundenen 
OeiFnung  —  welche  man  übrigens  in  mehrern 
andern  Fällen  fand,  wo  keine  durch  Krampf 
herbeigeführte,  örtliche,  heftige,*  die  Gastro- 
brose verursachte  Contraction  der  MiiskeiAbern 
des  Magens  vorher  Statt  fand,  wie  z.  B.  in 
dem  bereits  oben  gedachten  von  Gerard  dem 
Vater  erzählten  Falle, —  durchaus  räthselhaft. 

der  Kraulten  nach,  nur  eine  Kleine  Stelle  des 
Magens  eintialinriy  nach  und  nach,  eine  gaiMs 
örtljclioy  allein  nur  auf  die  Stelle,  an  der  aich 
die  Perforation  fand,  beschränkte  Verdiinnuvg 
der  ]Vlag;enhäute  entstanden  sey,  welche  bei  ei- 
nem Jiefiigen ,  erneuerten  Aufall  des  Krampfs 
xerrifa*?  Dann  .  wurde  indessen  dieser  Fall  zur 
Klasse  derjenigen  Gastrobrosen  su  rechnen  seyn^ 
welche  durch  Verdünnung '  der  ^agenh&ute  her- 
beigeführt werden,  von  denen  in  der  JFolgt 
noch  di0  Rede  seyn  wird» 


—     46     - 

Denn,  weön  durch  heftigen  Krampf  die  Mus« 
kelfibern  und  Häute  des  MageDS  an  einer  Stel- 
le ,  bis  zur  höchsten  Expansion  gebracht  ^ur- 
deu ,  welches  doch  voriier  geschehen  mufsie, 
wenn  eine  Zerreifsung  desselben  erfoTgen  sollte, 
so  wäre  doch  eher  ein  btofser  Rifs  zu  erwar- 
ten gewesen,  wie  in  deo  erwähnten  FälliBn, 
die  zu  dieser  Unterart  der  Gastrobrose  gehö- 
ren, uud  in  dem  gewisserinafsen  analogen  Fall, 
den  Hr.  Fitvee  iniKheilt,  —  (s.  fl'orn's  Archiv 
f.  med.  Erf.  lS2t.  Seplbr.  Octbr.  St.  S.  290.) 
. —  als  das  £n(s(elien  eines  so ' auffallend  g€h* 
formten  Lochs.  Der  von  Hrn.  Fitvie  erzahilCI- 
Fall  betraf  einen  sonst  gesunden  55jäbrigea 
Blann,  der  seit  4  Tagen  an  einer  gänzlicJiea 
Leibesverstopfung  gelitten  hatte,  und  der,  nach- 
dem er  durch  heftiges  Drängen,  wiewohl  rer-^ 
gehens,  eine  Stuhlausieerung  zu  erzwingen  ge- 
sucht hatte,  unmittelbar  darauf  einen  beflig^en 
Schmerz  im  Unterleibe  mit  Würgen,  Erbre- 
chen einer  faculenien  Materie,  kalten  Sohwei- 
fsen  u.  s.  w.  bekam,  zu  dessen  -  Entfernung 
die  versuchte  antiphlogistische  Behandlung 
nichls  lejslelej  und  den,  am  folgenden 'Tage, 
unter  den  Symptomen  einer  innern  Zerreifsung 
nnd  einer  consecutiveuErgiefsung  in  die  Bauch- 
hohle,  erfolgenden  Tod,  nicht  abzuw;enden 
vermochte.  Man  fand  bei  der  Leichenöffnung r 
Entzündung  des  Netzes  und  der  Baucbhaut; 
im  Untern  Theil  der  Bauchhöhle  einen, JNosel 
einer  Flüssigkeit,  derjenigen  ähnlich,  di^  mit 
den  Klyslieren  beigebracht  war,  worin  Ver- 
härteter Darmkoth  schwamm;  im  Leerd|iria 
ein  Volvulus  von  2  Zoll  Länge;  am  Colont 
ganz  nahe  bei  dessen'  Uebergang  ins  RaGlum 
eine  Quee/^/W^^i  länger  als  einen  Zoll,  deren 
Jländer  einer  Linie  breit  brandig  waren  {  d«j| 


-     47     - 

Mastdarm  leer,  glalt  und  schlaiT;   alle  übrigen 
Organe  gesund.     Hr.  Fievet  bemerkt  noch :  dafs 
der  Volvulus    als    Folge   der  Zerreifsiiog   des 
Colon  eintrat,    und    dafs   derselbe  Ursache  des 
Erbrechens  war,  indem  er  den  Durchgang  des 
Genossenen  hinderte.  —    In  beiden  Fällen  wäre 
also.,   bis   auf  den   höchsten  Punkt  gesteigerte 
Expansion  der  Muskel fibern,  als  Folge  der  vor- 
l^^rgegangenen    Contraction,    und  zwar  in  dem 
,  ersten^   durch    Krampf,    in  dem  zweiun^    durch 
Anstrengung   beim  gewaltsamen  Drängen  zum 
Stuhtgang   herbeigeführt,    als    Ursache   der   iu 
beiden   Fcällen    erfolgten   Zerreifsung   der   vor- 
zugswerse  leidenden  Stellen  anzunehmen,  wie« 
TiTohl  die  zerrissenen  Stellen  in  Hinsicht  ihrer 
Form   und  BeschafTenheit    sehr   von    einander 
abweichen.    —     Sehr   analog   endlich   ist,  auch 
inil   dem   Falle  des  Hrn.    DesgrangcSy    der  von 
Hro.  Grifßtli  {London  medical  and  physicaJ  Jour-m 
■na!.   1825.   Aprils    s.  v,  Froriep*s  Nülizen,  Bd* 
XI.  Nr.  17.  S.  270.)  erzählte.     Sollten  in  die- 
sem    Falle  ^  die    Ferforationen    nicbt   ebenfalls 
durch   eine   mechanische   Zerplatzung  der  Ma- 
genhäute,   als    Folge   wiederholter  Anfälle  ei- 
ner krampfhaft- nervösen  Cardialgie ,    bewirkt 
worden  seyn  ,  und  JDesgrcLngiS  doch  mit  Recht 
Termuthet  haben,  dafs  eine  solche  zirkelrunde 
Beschaflenheit   der  perforirten  Stellen  auf  eine 
solche  Ursache  hindeute?  —    Die  Sache  bleibt 
zweifelhaft,    und    verdient   eine   fernere  Beob- 
achtung.   —     Uebrigens  bedarf  es  wohl  kaum 
einer  Bemerkung,    dafs   der    entzündliche  Zu- 
stand,   in    welchem    man    in    den    erwähnten 
Fällen  der  Hrn.  JDesgranges,  Etyee  nnd  Gnjfith 
das  Bauchfell  u.  s.  w,  fandj^  als  Folge  der  £r- 
l^iefsung    der    Contenta    des   Ofagens    und   des 
Darmkanals  in  die  Bauchhöhle,  anzuoebmen^sey» 


~     48     — 

3.  lu  die  durch  plbtzUchc  Entwickelung  von 
Gasarten,  aus  reichlich  genossenen,  einer  sol« 
cJien  Eulwirkeliing  fähigen  StoiTen  ebenfalls 
oll'trnbnr  üitj  rmchauischt  Weise  vercnlafste  Ga^ 
siiobrose,  Dai's  Gastrobrosen  <}ieseir  Art  nicht 
selten  bei  Gras  fressenden  Thieren  sich  ereig- 
nen, welche  frisches,  grünes,  Toh  Regen  oder 
'i'hau  benetztes  vud  zur  Gährung  geneigtes 
Futter  fressen,  ist  bekannt»  und  sowohl  Hr. 
JLukne  als  die  Hrn.  Verfasser  des  Artikels: 
Perforation  ,  im  Dictionn,  des  sciences  medicakSf 
machen  hierauf  aiifmerksain.  Bei  Blenschea 
findet  diese  Art  Gastiobrose  nur  selten  Statt-, 
fowohl  bei  ■vollkomnien  normaler  Textur. der 
Hagenhäule,  als  auch,  wenn  diese  durch  ir« 
gend  einen  krankhaften  Zustand,  einen  unge- 
wöhnlichen Grad  von  Erweichung  oder  Ver- 
dünnung erhielten,  mithin  prndisponirt  wur- 
(^en ;  jedoch  fehlt  es  keinesweges  an  beobach- 
teten Fällen  \on  Gastrobrosen,  wo  man  diest 
Ursache  annehmen  mufs ;  z.  13. 

a)  Ein  Kind  starb  binnen  3  Stunden,  nach*« 
dem  es  eine  grofse  Menge  Weintrauben  geges« 
sen  halte;  den  Ma^en  fand  man  hei  der  Lei<* 
chenölfnung  zerrissen.  —  Ahodius  Obstrv. 
Centur.  2.    Obs.  53. 

b)  Ein  I5jährig6s  schlankes^  noch  nicht 
m^nstruirtes,  zwischendurch  nur  an  Blähungen 
leidendes  Blädchen ,  starb  nach  8  Stundelti  un- 
ter den  heftigsten  Schmerzen  und  luil»  lioge- 
heurer  Atiftreibung  des  Unterleibes,  nachdem 
sie  Abends  viele  frische  Z welschen  gegessen' 
hatte.  Bei  Durchschneidnng  der  Bedeckungen 
des  Unterleibes  strömte  eine  Erstaunen  erre- 
gende Bienge  siifslich  riechender  Luft  mit  "vie- 
ler Heftigkeit  heraus,  worauf  der  Leib  gleich 


-     49     - 

I  . 

znsammeDfieL  In  der  Bauchhöhle  fand  man 
.^  etwa  ein  Maais  braunschwarzUcher  FlSssigkeity 
auf  welcher  die  Zwetschenscbaalen  schwam- 
men. Der  Magen  hatte  an  der  ]iaken  Seite, 
"WO  er  mit  der  aufgetriebenen  Milz  zusammen-^ 
liegt,  eine  Oeffnung  von  der  Gröfse,  dafs  eia 
kleiner  Finger  durchgesteckt  werden  konnte. 
In  diesem  Falle  scheint  doch  die  aufgetriebene 
fieschaifenheit  der  Milz  und  die  röthliche,  mit 
einem  bräunlichen  Schleim  bedeckte  Beschaf- 
fenheit der  innern  Magenhaut  auf  eine  krank-> 
hafte  Beschaffenheit  dieses  Organs  za  deuten^ 
wodurch  wohl  zu  der  Zerreifsung  pradisponirt 
ward.  —  R,  J.  Camer arius ;  in  Ephemerid,  Nat» 
Cur.  Tom.  IIL  O^f.  43.  p.  62. 

c)  Eine  Frau  von  40  Jahren  starb  mit  aus- 
gedehntem Unterleibe  und  unter  den  heftigsten 
Schmerzen,  nachdem  sie  eine  starke  Mahlzeit 
^on  Sauerkraut  und  Fleisch  g^than.  Man  fand 
HB  der  Innern  Seite  des  Magengrundes  einen 
3  Queerfinger  langen  Rifs ,  und  die  genossenea 
Speisen  in  der  Bauchhöhle.  —  Acrell^  in  den 
n.  Abhandl.  d.  K.  Schwed.  Akad.  auf  d«  J. 
1788.  Bd.  IX.  Vergl.  Michter's  chir.  Bibl.  Bd; 
Xn,  St.  23.   S.  401. 

d)  Bei  der  gerichtlichen  Zergliederung  ei- 
nes plötzlich  verstorbenen  Bauers,  fand  Hr. 
Hofrath  ^.  G«  Richter  den  Magen  mit  einer 
ungeheuren  Menge  unreifer,  nur  wenig  zer- 
Itauter  Aepfel  angefüllt,  und  an  der  vordem 
Fläche  desselben ,  4  Queerfinger  unter  und  ne- 
ben der  linken  Magen -Oeffnung  ein  gerisse^ 
nes  Loch,  in  welches  man  3  Finger  stecken 
konnte.  Der  Mann  war  todt  gefunden;  es  fehl- 
ten also  nähere  Nachrichten.  S.  Richtef$  chir. 
Bibl.  a.  a.   O. 

Journ,  LXIV.B.4.St.  D 


*-  '  so    — 

1  * 

f 

e)  Professor  Matjqttni  entdeckte  «m 
strobrose  bei  der  Leichenöffnung  eines 
lieh  gestorbenen  jungen  Menschen ,  det,1 
hitztem  Körper,  hastig  frisches,  kaltei 
getrunken  hatte.  —  Diction.  des  Sdoi 
Articie:  Perforation  ^  pag.  326. 

/)  Wahrscheinlich  gehört  der  toi 
P.  de  Wind  erzählte  Fall  eines  41] 
Mönchs^  der  ziemlich  plötzlich  starb,  e 
hieher,  wiewohl  .es  nach  der  Erzählun 
ielhaft  bleibt,  ob  nicht  ein  *  yerschlucLi 
die  ungeheure  Ausdehnung  und  den  e 
liehen  Zustand  des  Magens,  welchen  i 
der  Leichenöffnung  fand^  verursacht 
Die  Gastrobrpse  fand  sich  am  obern  Ra 
Sfagens,  dicht  am  Eingange  der  Spei 
unter. der  Leber.  — -  SammL  t^Qserl.  J 
iür  praktische  Aerzte;   Bd.  IL  St.  1.  l 

•  B.  Durch  die  cheroische  Einwlrkn 
schluckter  Gifte  auf  den  Magen  veranla 
strobrose;  — *  Oastrobrosis  ventnata  s»  ta 
Insbesondere  sind  es  die  scharfen,  nai 
die  arsenicaliscfaen  Gifte,  der  Sublim 
salzsaure  Gold,  die  Antimonial -  Fräpar 
Kupfer- Gifte ;  die  Mineralsäuren  in  ih 
centrirten  Form,  die  Sauerkleesäure  u 
nach  deren  Verschluckung  man  in  d 
^hen  der  durch  sie  Vergifteten,  aufsei 
pialen  von  Entzündung  und  6angränes< 
Magens ,  noch  Erosionen  und  Ferforatioi 
selben  fand;  doch  auch  nach  Vergiftung! 
betäubende  Gifte  sind  jene  krankhaft 
stände  beobachtet.  —  Wie  yorsichtig  mi 
gens  seyn  müsse,  -um  die  spontanen 
brosen  von  den ,  durch  die  chemische  . 
kling  mehrerer  Gifte  auf  die  Magenhäi 


standenen,   zu  unterscheiden ,  ist  berreits  vor« 
hin  auseinander  gesetzt  worden,   . 

Zweite  HauptoTt^  äie  Gastrobrosii  spontanea^ 

Die  meisten  der  bekannten  Fälle  yon  6a« 
siröbroi^en  gehören  unter  die^e  Hauptart  ^  sind 
aber,  in  Hinsicht  ihrer  ätiologischen  Moment^ 
sowohl,  als  auch  der  Form,  unter  der  sie  er- 
scheinen, sehr  von  einander  unterschieden,  dür- 
fen nicht  verwechselt  werden,  und  mSchteii 
sich  am  besten  unter  folgende  6  yerschiedene 
Arten'  bringen  lassen- 

1»  Die  durch  Gangränescenz  des  Mageos  ver-^ 
ursachte  Gastrobrosei  "*--  Gaströbrosis  gangränosa, 

Von  dieser  Art  lassen  sich  wieder  drei 
Unterarten  bestimmt  unterscheiden, 

ji.  Wenn  die  Gastrobrose  in  Folge  einer 
flcuten  Mntziindung  des  Magens  ^  einer  phlegmo^ 
hösen  Gastritis^  die  in  Brand  übergeht^  erfolgt. 
Das  Abfallen  des  Brandschorfs  unterbricht  dann 
sofort  die  Gontinuitat  der  Magenhäute  ^  und 
bildet  dadurch  die  Gastrobrose»  Nach  den  be-» 
kannt  'gewordenen  Erfahrungen  kommt  indes-^ 
■  sen  diese.  Art  der  Gastrobrose  nur  dann  vor, 
wenn  eine  partielle^  auf  einen  kleinen  Umfang 
beschränkte  akute  Magenentzündung,  sich  in 
einen  ebenfalls  nur  partiellen  Brand  endigt. 
„Denn  ist/'  .wie  Hr.  Richter  a.  a,  O.  sehjr 
richtig  bemerkt,  „die  Entzündung  gleichmä-* 
fsig  über  den  ganzen  Magen  verbreitet,,  so 
sterben  die  Kranken  in  Folge  des  dieselbe  be-> 
gleitenden  AUgemeinleidens,  welches  sich  beim 
Uebergang  in*  den  Brand  noch  mehr  steigert« 
bevor  ein  wirklicher  Defect  der  Magenwände^' 
( —  oder  eine  Gastrobrose  ^ — )  „eintreten  kauft.'' 
Die  Diagnose  dieser  partiellen  acuten  G^^tritif 

D7  ' 


-      52     — 

ist  sehr  schwierig;  indjesseii  yod  Hnu  Richter 
a.  n.  O.  S.  21:4.  müglichst  genau  angegeben. 
Gastrobrosen  dieses  Art  gehören  zu  den  seU- 
nern,  sind  indessen  gewifs  oft  mit  andern  Ar- 
ten verwechseil  worden.  Die  von  Alliaud  — 
* —  Memoirs  tie  la  Sockte  de  Medkint^  iannee 
1786;  verg],  HufelamCs  neueste  Annalen  det 
französ.  Arzneikd.  Bd.  II.  S-  30.  •—  mitgö- 
theille  bekannte  Beobachtung,  kann  als  er- 
läuterndes Beispiel  dieur  Art  der  Gastrobrose 
dienen.  —  Es  ist  unbegreiflich,  dafs  Hr.  Gi- 
rardf  welcher  diesen  Fall  in  seiner  Abband* 
lung  a.  a.  O.  ebenfalls  miltheilt,,  von  einem 
Abscefs  redet,  da  hier  doch  offenbar  ein  Ue-- 
bergang  einer  partiellen  Gastritis  in  den  Brand, 
nicht  aber  in  V-^reiterung  Statt  fand.  '—  Einen 
ähnlichen  Fall  lührt  Lorry  an. 

£.  Wenn  die  Gastrobrose  ab  Folge  da 
Metastase  einer  —  meistens  wohl  erjsipelatö- 
sen  *— '  Entzündung  anderer  Theile  nach  dem  Ma- 
gen ^  welche  schnell  in  Gangränescenz  überging^ 
erfolgte.  —  Hieher  scheinen  mir  die  beiden 
von  Hrn.  Jäger  —  Hufeland*s  Journal ,  1811. 
Mai)  S.  19.  u.  f.  —  erzählten  Fälle  zu  gehö- 
ren, und  finde  ich  kein  Bedenken,  sie  ünt^r 
diese  Art  der  Gastrobrosen  zu  bringen ,  wie- 
wohl sie  Hr.  Jäger,  mehr  zu  den  Fällen  der 
,  gallertartigen  Magenerweichung  rechnet,  .'wo- 
gegen si9h  doch   vieles  einwenden  läfst. 

C.  Wenn  die  Gastrobrose  als  Folge  mner 
sogenannten  verborgenen  Gastritis  ^  welche  be- 
kanntlich sehr  schnell,  sogleich  nach  ihrem 
Ursprünge,  in  Gangränescenz  Übergeht^  erfolgt. 
Diese  verborgenen  JEntziindungen  dts-  Magens^  in 
dem  geläuterten  Sinne  genommen,  in'SVelchem 
sie  Hr.  G.  B.    Wendt  in  seiner  vorhin  erwähoT 


—        53       -r- 

ien  AbTiandluhg, '  darstellt,  erschdlnen  gerne 
im  Verlaufe  adynainisehep  Fieber,  der  rPest, 
des  gelben  Fiebert,  des  contagiösen  und  spo- 
radischen Typhus  u.  8.  w.  haben  ei^e  i;inrer- 
k-ennbare  Tendenz  schnell  brandig  zu  werden  ; 
sie  verlaufen  sehr  oft  ganz  schmerzlos  *)^  und 
enden  häufig  mit  Gastrpbrosen  **).  — :  Folgen- 
de Fälle  mögen  hier  als  erläuternde  Beispiele 
dienen  I  .  '  , 

ä)  Hdmßnt  land  N  der  Leiche  eines  Man* 
oes,  der  7  Slpnden  nach  dem  Ausbruche  det 
Pest'  verstorben  war,  «schon  eine  schwarze 
Brandborke  im  Magen,  und  in  der  Leiche  ei- 
ner andej^  Ferson ,  die  16  Stunden  nach  dem 
Ausbruche  der  Fest  verstorben  war>   den  Ma* 

*)  Dm  in  den  meisten  Fällen  sogenannter  adyni— 
Boiscber  Fitber,^  zu  denen  sicl^  so  büufig  verbor« 

fene  Entzündungen  der  Eingeweide  der  Btust, 
esonders  des  Unterleibes  geseH^n^  gleichMitig 
eine  Enczündnng  des  Gehirns  und  seiner  Häute- 
Sr«tt  findet,  und  jene  Entzfindungen  als  der 
Keflex  des  Gehirnleidens  angesehen  werden  Hon* 
iieM,  so  Hege  hierin  wohl  zugleich  der  Grund^ 
dafs  die  Kranken  Keine  Schmerzen  in  den^  ent«. 
cundeten  Theilen  erleiden ,  wenigstens  ihrer 
destialb  nicht  bewuTsC  sind,  weil  die  Quelle  der  , 
Empfindung,  oder,  wenigstens  der  Appercep- 
tion,  und  der  sensitiven  Bewegungen  unmittel» 
bar  angegriH'en  ist* 

**)  Höchst  interessant  sind  die  Aufklärungen  und 
Erläuterungen,  welche  der  Staabstrzt  Hr.  v,  Pom- 
mer  über  diese  schwierige,  oft  bestrittene  Leh- 
^  re  mittheilt,  in  seiner  schätzbaren  Schrift:  Beit 
träge  tur  nähern  Kenntnifs  des  sporaflisehen 
Typhus,  gegründet  auf  Leichenöffnungen.  Von 
G,  F.  V,  Pommer.  Tübingen,  i82i.  Vergl. 
Schaff  er*  s  Versuch  eines  Vereins  der  Theorie 
mit  der  Praxis  .  in  der  Heilkunde«  Bd.  U«  S. 
247*  u.  f«. 


.';^ 


—     64 


'I 


geo  von  3  Brandflecken  durchbohrt  S.  ^.  Sprit- 
ten  Commmt.  in  H.  Baerhaavt  Aphorhm*  Tom* 
UL  p.  146. 

b)  ßonmt  —  Sepulckrei.  Tom.  2h  p.  22« 
*—  fand  in  der  Leiche  eines  jungen  MonchSi 
der  an  einem  adynamischen'  Fieber  yeretarb, 
im  Fundus  des  Magens  einen  Brändschorl. 

c)  ÜäVs  Krankengeschichte  des  äel.  Ober- 
Berg.Raths  Goldhagen.  Halle  1788.  yergl.  Reü'g 
Archiv  für  Physiologie.  Bd.  IV.  S.  879-  mit 
Abbild,  auf  J^b.  n.  Fig.  A. 

d)  Mehrere  Ton  Hrn.  Chaussier  mitgetheitte 
Fälle  gehören  ebenfalls  bieher.  S.  N.  SammL 
auseri.  Abhandl.  f.  pr.  Aerzte.  Bd.  IV.  S.  620. 
Vergl.  . Moria  Considerations  geniralts  $ur  Vtro^ 
rio/i.  i  Paris  1806. 

e)  Der  von  Hrn.  Saraesson  erzahlte  Fall^ 
—-  S.  N.  Abhandl.  d.  K.  Schwed.  Akad.  d. 
Wissensch.  auf  d.  J.  1790.  Bd.  XL  ^Leipz. 
1792.  S.  RichterU  chir.  Bibl.  Bd.  XII.  S,  421. 

/)  Der  von  dem  Hrn.  Geh.  Rath  i^.  Siu 
hold  mitgetheilte  Fall;  s.  Dessen  Joajrnal  iSr 
Gebürtshiilfe.  Bd.  V.  St.  1,  Nr.  1.     '  ^-  ' 

g)  Sehr  wahrscheinlich  gehört  die  in  der 
Itevue  medicak  etc^  Tom,,L  a  Paris j  1825«  .Xm- 
vier^  bekannt  gemachte  Beobachtung  ebenfalb 
hieher ;   vergl«   Hecker* s  literar.  Anoaleii'  1825f 

Mai.  S.  87. 

•  .  *      • 

h)  Dr.  Haviland  2u  Cambridge  fand  bo" 
>der  Leichen öiFaung  eines  jungen  Mannes,  der 
an  einem  Fieber  gestorben  war^  und  vorher. 
eine  gute  Gesundheit  genossen  hatte,  i.2.  Stirn** 
den  nach  dem  Tode,  die  Schleimhaat des  Me-. 
gens  in  ihrer  ganzen   Ausdehnung   gefSUbm* 


—     55     —       "     • 

eher  als'  gewöhnlich,  hier  und* da  Flecken  wie 
Tom  extravasirten  Blute,  die  sich  aber  nicht 
abwischen  liefseni  und  im  Magen  2  Locher> 
nebst  mebrern  dünnen  Stellen,  auch  ein  Loch 
im  Zwerchfell,  ohne  eine  Spur  von  Eiterung« 
— •  Wiewohl  Hr.  Havlland  diese  Zerstörungen 
den  Ein  Wirkungen  des  Magensaftes  zuschreibt, 
^  80  möchte  dieser  Fall,  so  viel  fnan  aus.  seiner 
«nyolIstäDdigen  Darstellung  abnehmen  kaniii 
hieber  gehören.  S*  i^.  Froriep^s  Notizen.]  Bd. 
IV.  Nr.  6.  S.  79.  ' 

2.  Die  durch  Veriiterung  det  Magenhäut€ 
vtrwsachte  Gastrobrose ;  Gastrobrosis  ulcerosa. 

Auch  Ton  dieser  lassen  sich»  drd  Unterart 
ten  unterscheiden. 

^.  Wenn  die  Gastrobrose  ah  Rtgü  einer 
in  Eiterung  übergegangenen  acuien  oder  pldegm 
monösen  Gastritis  erfolgte. 

Es  ist  überhaupt  ebenfalls  nur  sdten  der 
Fall,  dals  eine  phlegmonöse  Gastritis,  wenn 
sie  nicht  zertheilt  wird,  in  Eherung  übergeht, 
'  indem  ihr  Uebergang  in  Gangränescenz ,  aus 
bekannten  Ursachen  weit  eher  erfolgt.  Geht 
indessen  dennoch  die  acute  Gastritis  in  Eite« 
rung  über,  so  geschieht  dies  doch,  nur  an  ei- 
ner beschränkten,  xnehr  oder  minder  grofsen 
Stelle  des  Magens,  und  zwar  unter  den  be- 
kannten Zeichen  der  beginnenden  Eiterung. 
Dann  ist  der  Erfolg  sehr  verschieden,  in  so- 
fern sich  der  Abscefe: 

a.  entweder  «ach  aufsen^  durch  die  äufsern 
Bedeckungen  und  durch  das  vorher,  durch  die 
Entzündung  mit  dem  Magen  verwachsene  Bauch- 
fell öffnet,  in  welchem  Falle  die  Magenfisteln 
entstehn,  von  denen  bereits  die  Rede  war. 


—     66     — 

ß.  oder  in  sofern  der  Abscefs  slch^  in  die 
Höhle  des  Magens  allein  öffnet,  da  denn  der, 
meistens  mit  Blut  vermiscbte  Eiter ,  tli'eils  iius-' 
gebrochen,  theiis  durch,  den  Stuhlgang  ausge- 
leert  Avird.  Ist  dies  geschebn,  so  kann  der 
fernere  Erfolg  sehr  Terscbieden  seyn. 

Der  Eiterungsprozefs.  setzt  sich  in.  den 
Häuten  des  Magens  fort,  und  der ÜLrankev^ird, 
durch  das  hektische  Fieber ,  —  Folge  der  forl- 
dauernden Eiterung  —  aufgerieben. 

Oder  9  dejr  in  einen  Sack  eingeschlos- 
send  Abscefs  —  Vomica  ventriculi  —  füllt  sieh 
nach  der  Ausleerung  des  Eiters  in  die  Magen* 
hoble  aufs  neue,  ohne  dafs  eii^  hektischer  Zu- 
stand erfolgt.  Höchst  merkvrürdig  ist  in  die- 
ser Hinsicht  der  in  der  Sammlung  auserlese- 
ner Abhandlungen  aus  der  Arzneikunde,  Ton 
Vandermonde,  Bd«  I«  S»-  21.  erzählte  Fall.  Dies 
Magengeschwür  brach  zu  verschiedenen  Zeiten 
auf,  nachdem  es  sich  immer  von  neuem  ent- 
zündet hatte,  wobei  sich  Erbrechen,  heftige 
Schmerzen,  Auflreibung  des  Magens 9  Fieber, 
u.  s.  w.  einstellten.  Unter  mannigfaltigen  Ab^ 
Wechselungen  dauerte  diest^r  Zustand  8  Jahre 
hindurch. 

Oder,  es  erfolgt  unter  günstigen  Um- 
ständen wirklich  Heilung  und  Vernarbung  des 
Abscesses.  Einen  merkwürdigen  Fall  dieser 
Art  theilt  Dr.  Layard  —  Philosophical  -TranS'- 
acüons^  Nr.  498.  mit;  s.  Hamburgisches  Maga- 
ain.  Bd.  X.  St.  3.  S.  280.  Hamb.  1753.  Ei- 
nem  17jährjgen  Fraaeuzimuier  nämlich,  ward 
ein übermäPsiger  Schweifs,  von  dem  sie  be- 
fallen war,  durch  Säuren  vertrieben;  hierauf 
erfolgten;  Ausbleiben  der  Periode ,  pneumoni« 


—     67     — 

• 

scLe  AüföHe ,'  und  —  wahracheinlich ,  nacbi 
Vera  bsäu  in  ter  an  liphlogis  tische  r  BehaiidluDg  der-* 
selben  —  Symptome  phlegiiioDÖser  Gastdiis, 
die  in  ein  Eiter;g;escliwür  des  Magens,  selbst 
nach  "dem  Urlb eil  des  consnllirten  berühmten 
Dr.  Mead,  überging.  Da  alle,  selbst  die  miU 
desten  Mittel  wieder  ausgebrochen  wurden,  so 
inufste  man  sich  allein  auf  Application  voii 
K-Iystieren  beschri\nken,  .und  zwar  wurden 
Klystiere  von  Hamiuelfleischbrühe ,  zwisc&en-. 
durch  eröffnende,  nachher  Chinaklystiere  auf- 
gewandt. Nach  m/fehrern  Wochen  brach  Pa- 
tientin fast  2  Pfund  geronnenes  Blut,  mit  et- 
vras  Eiter  gemischt  aus,  und  bald  nachher 
leerte  sie  durch  den  Stuhl  4  Quart  gutes  Ei- 
ter aus.  Diese  eitrigen  Stühle  dauerten  noch 
einige  Wochen  hindurch  fort;  allmählig  konn- 
'  te  die  Kranke  wieder  Nahrungsmittel  pnd  die^ 
verordneten  Arzneien ,  ohne  solche  wieder  aus- 
zubrechen,  zu  sich  nehmen;  kurz,  ihre  Gene- 
sung erfolgte  nach  und  nach  völlig  wieder.  — ' 
Dieser  Fall  ist  um  so  merkwürdiger,  als  die 
Menge  des  ausgeleerten  Eiters  auf  einen  gre- 
isen Umfang  des  Abscesses ,  schliefsen  liefs. 

Dafs  unter  günstigen  Umständen  wirklich 
Heilung  imd  Vernarbung  solcher  Magenabscesse, 
,  oft  selbst,  den  Kjranken  und  ihren  Aerzten 
unbewulst^  erfolgt  sey,  beweisen  die  in  meh- 
yeren  Leichen,  zufällig  gefundenen  Spuren  aus- 
geheilter und  vernarbter  Mage;i  -  Abscesse.  So 
befmdet  sich  in  dem  Meckcrschen  Museum  ein 
Präparat,  woran  ein  geheiltes  Geschwür  am, 
kleinen  Bogen  des  Magecs  zu  bemerken  ist« 
Die  Falten  der'  innnern  Magenhaut  sind  na- 
türlich, nur  härter  und  in  ihrer  Richtung  ver- 
ändert.    Sie  laufen  hier  nämlich  fast  alle  strah- 


I 

^ 

I 


58     — 


1 


ciig  gegen  difl  Narbe  zusamq 
im  IV'oriaatzuslaDde  keine  Ordnung 
Die  VernarliuDg  des  Geschwürs  e 
«lue  2  Linien  tiefe  HüJiie,  deren  '. 
BinJ.  V(in  auTsen  her  ist  es  blor» 
dünne  Haut  des  Darmfells  geschl 
Hüute  des  BJagens  selbst  aber  sii 
gegangen;  sL  Heirs  Archiv  d.  l'hysi 
IV.  S.  381.  mit  Abbild,  auf  Tab.  j 
—  Uebrigens  kann  nur  in  den  , 
Heilung  und  Yernarbung  der  in 
befindlichen  Stellen  des  Olagens  £ 
Trenn  kein  tubefculÜses  L^ideu  i 
Verdickung  der  Häute  vorhanden  i 

y.  Oder,  in  sofern  der  Eiter,  ; 
die  Magenhäule  zerstiJrt  hat,  sieb 
in  die,  zur  Folge  der  vorhergegae 
zündiing  durch  Adhäsion  niil  den 
len  verwachsene  benachbarte  Theil 
geweide,  z.  B.  die  Lel»er,  das  Zi 
8.  Vf.  bahnt.  Es  -mtd  dann  hiedi 
die  Gefahr  eines  soforligen,  unve 
Todes,  als  Folje  der  Ergiefsung  d 
des  Magens  Ju  die  Bauchhöhle,  t 
genblick  abgewaudt,  und  kann,  u 
gen  Uinsländen, 

im  glücklichsten  Falle  auch 
Heilung  und  Vernarhung  erfulgfli 
Vorhin  angeführte  Jjdi'scbe  Beob 
weist ; 

oder,  im  minder  gliicklichem 
Leben  der  Kranken,  bei  einer  gu 
liehen  Constitution  und  bei  Beol 
nes  sehr  sorgfaltigen  diätetischeoü 
noch  mehrere  Jahre,  —  geTVÖbl 


TTÖboa 


'  -.     59     — 

9 

verschiedenen  und  rälhselhaflen  Symptomen, 
"die.  man  nicht  selten  mit  dyspeplisch^n  Be-- 
ech werden  verwechselt,  —  erhallen  werden,^ 
hie  ein  "hinzukommendes  Zehjfieber,  nach  län- 
gerer ,  oder  kürzerer  Zeit  ^  dem  Leben  ^  des 
Kranken  ein  Ziel  setzt. 

i.    Oder  endlich,  in  sofern  der  Eiler  des    ' 
Ahscesses,    nachdem   er  die  Blagenhäute  zer- 
stört hatte,    sich  theils  in  die  Höhle  des  Ma- 
gens,   theils   in   die  Bauchhöhle  ausleert,    da- 
-  denn  ein  schneller  Tod  unvermeidlich  ist.  Hie- 
lier  scheint  vorzüglich  der  in  vielen  Rücksicht 
ten  inerkwürdige   Fall,   den   Hr:  Collow,(The 
London    rnedical  and  physical  Journal;    August 
1824.  Nr.  3Ö6;  vergl.  v.  froriV«  Notizen.  Bd. 
8.   Nr.  20.  S.  316.)  mittheilt,  _zu  gehören,   ia 
Bofern  es    sich   aus  der  Erzählung  beurtheilen 
läTst«  «^  Dafs  auch  ganz  kleine  Abscesse  eine 
gleiche  AVirkuDg,   Zerstörung  der  Magenhäute 
iind  dann^   nachfolgende  schnell  todtlich  wer- 
dende Ergiefsung   der  Gontenta  des  Magens  in 
-  die  Bauchhöhle  haben  können, -macht  der  Fall, 
den  Gerard  f  der  Vater,  erzählt,  glaubhaft.  Hr. 
Gerard f  der  Sohn,  bemerkt  darüber  sehr  rich- 
tig a.  a.  O. :    ,,dars   die   in  der  Leiche  gefun* 
denen,  nur  ^  Linie  ita  Durchmesser  habende^ 
runde,   mit   einem   rotlien   Rande  ^umgebei^de 
Oeffnung ,  da  sie  weder  durch  fremde  Körper^ 
noch  durch  eine   scharfe  Materie,    noch  durch 
Durchfressung  von  Würmern   veranlafst   seyn 
konnte«   mittelst  eines  kleinen  Abscesses  ver-« 
lirsacht  sey,  der  sich  nach  und  nach  zwischen 
den  Magenhäuten  gebildet,   und  sich  »ach  in- 
nen  und   aufsen   isügleich   geöiTnet  habe,^^  — * 
und   stützt  sich    auf  den  analogen  Fall,   den 
Figo  beobachtete.     Dieser  fand  nSmlich  in  der  ' 


V 


f)0 


1 


L«!cha  einer  Dnme,  die  Innge  an  TS 
und  Kiirzatlimiglieil  geüUeti ,  zw 
MagEnwäiiüen  Eiler,  das  sich  zusa 
gea    und    einen  AbsceFs  gebildet  hf 

Lieuiaud  Histur.  jinat.  Med.  Üb 
28.  —  Der  von  John  Cramplon  (i 
J-'ol.  Vin.  F.  I.)  schell 
bieher  zu  geliörea. 

iJ.  Wenn  die  Gastrobrose  duTcl 
nisch  verlaufende  Vlceralion  dtr  Magt 
Folpe  einer  vorhergegangenen  i^hr^ 
züodung  deraeibea  veraulalet  winfl 

Dia  cUrnTÜschitt  Entzündungen^ 
h'duie  sind  erst  iu  den  neuern  Zeit 
lieh  ein  Gegenstand  wiederbolier  iirz 
tersuchunpen  geworden.  Es  ist  zu  l 
dafs  Hr.  CoUU  in  seiner  Abliandlung 
■jcbe  Entzündungen  überhaupt  — ' 
lanä's  nenesle  Annalen  der  franzÖsis 
neiknnde.  Bd.  II.  S.  0.  u.  f.  _  ( 
sehen  Margen eHtzUndiingeti  e"""  "'d 
und  eig«ullich  Bcliliefst  er  sie  auch, 
allgeiheine  DeCnilion,  die  er  you-d 
scheu  Kniziiitdungen  gtebt,  aus.  Er 
lich;  ,, Ich  nenne  chronische  Enlzünd 
che,  wekbe  auf  einen  kleinen  Ri 
Bcliränkt  «nd  in  eineia  von  Natur  ' 
pfindlichen  Eingeweide  nur  vrenigt 
Syinploiiien  zeigAi,  welche  die  neu 
che  oder  äufserlicbe  Entzündung  beg 
Schmerz  ist  kaum  merklich ,  die 
unbedeutend,  und  obgleicli  fast  all 
häufaug  und  Geschwulsl  dabei  sind, 
doch  wegen  der  tiefen  Lage  fast  ' 
sich  durch  das  Celühl  oder  die  Ati 
tu  übereeugen.     üenöbnlich   erkeuj 


■m     61     ^        ■        •,    • 

erst  aus  ihren  Wirkungen ,  aus  der  .Vereite- 
rung ,  Verhärtung ,  oder  Ansammlung  von  Säf- 
ten ,  die  sie  erzeugen.''  —  Es  ist  diese  Dell" 
nition  offenbar  unrichtig,  sowohl  deshalb,  weil 
chronische  Entzündungen  bei  weileiä  nicht  im- 

-  iner  nur  auf  einen  kleinen  Raum  eingeschränkt 
sind,  vielmehr  grofse  Flächen  der  von  ihnen 
augegriireuen  Schleimhä^'ule  einnehmen  können, 
als  auch  deshalb,  weil,  ihrer  Natqr  naqh,  sehr 
Jöierven reiche  und  mit  hoher  Empfind lichkeit 
begabte  Organe  unlaugbar  ebenfalls ,  eben  so- 
•wohl,  wie  Eingeweide,  die  weniger  empfind- 
lich sind^  von  einer  chronischen  Entzündung 
.ergriffen  werden  können.  —  Üeberdem  würde 
eine  chronische  Entzündung  innerer  Organe^ 
nach  CailWs  Definition ,  immer  auf$er  den  Grän-. 
zen  der  ErkenntniTs  des  Arztes  liegen.  Ueber- 
haupt  hat  Hr.  Caille  in  deiner  Abhandlung:, 
chronische  Entzündung,  occulte  oder  verhör« 
gene  Entzündung  und  Gongestion  ni9ht  geho-* 
rlg  unterschieden ,  daher  denn  auch  dasjenige, 
was  er  über  die  Diagnose  der  chronischen  Ent- 
zündung sagt,  sehr  schwankend  wird.  Unter' 
ded    von   ihm   augeführten  Beobachtungen  be« 

'  trifft  die  zweite  offenbar  eine  chronische  Ma- 
genentzündung, die  durch  die  angewandte  an- 
tiphlogistische Behandlung  glücklich  beseitigt 
ward. 

Hr.  Professor  Kruienberg  hat  neuerdings 
die  chronischen  Magenentzündungen  einer  scharf- 
sinnigen, und  um  so  verdienstrollern  Unter- 
suchung unferworfen  *),  als  diese  Krankheits- 
form so  oft  verkannt  und  mit  andern  verwech- 
selt wild,    durch   diesen   Irrthum  in  der  Dia- 

*)  Jahrbuch  det  ambiüatoritchen  Klinik  ea  Iltllfl« 
Bd»  II.  Halle  1824.  S.  253.  a.  L 


^     63     - 

^nose  aber  zu  MiüsgriiFen  in  SrxtUcbetB 

lung   so  mancher ,   in   jener   chronisdic 

zündung  primitiv  begriiodeter  Magenkii 

ten    Veranlassung  gegeben   wird«    Hof 

bedauern ,   dafs   der  würdige   Hr»  Vf. 

wähnten  Aufsatzes  kein  bestimmtes,  d( 

Bild  jenes  pathologischen  Zustandes,  i 

nlschen  Magenentzündung  nämlich,  en 

und  die  eigentlich  diagnostischen  und 

teristjschen  Zeichen  derselben  nicht  gc 

ausgehoben   habe.     Das    entworfene 

chronischen   Magenentzündung  palst 

nicht  auf  den   Zustand ,    den    man  < 

mit    diesem    Namen    bezeichnen   mu 

und   offenbar   sind  die  Symptome  de 

stion,   (*—  wobei  zwar  auch    eine  A 

von  Säften   und  Strotzen  der  Gefafsc 

.  ist ,    doch  aber  der  erhöhte  Bildungsl 

veranlassendß   Ursache  zur  Erzeugun 

hftfler  Gebilde  fehlt  — )  der  dynamisi 

dialgie,    so    wie   die  der 'schon,    we 

grofslenllieils   als   Folge  der  vorherge 

cbroaischeu  Entzündung   der  Magenh 

standenen  mannigfaltigen  Desorganisati 

selben    nicht    gehörig   getrennt.    Un^ 

mifst  man   überhaupt   eine  bestimmti 

desjenigen   pathologischen  Zuslandes, 

Hr.  Vf.  unter  dem  Namen :    chronisch 

enuilfidung  versteht,  die  um  so  weni 

gangen  werden  durfte ,  da  manche  P. 

den  Begriff  der  chronischen  Olageiieni 

mit  Broussais  ^  zu' weit  ausdehnen^   a 

mit  der  verborgenen  Maeentzündung  — 

occuUa  —  verwechseln. 

Es  ist   hier  nicht  der  Ort,  jene 
Jung  des  Hrn.  Prof.  Kruktsibvrg  eioei 


—     63 

FrfifuDg  zu  unterwerfen I   und  wurde  eine  xA*^ 
here  JBetrachtung  des  Wesens  der  chronischen 
Magenentzündung,  ihrer  Ursachen,  ihrer  Dia* 
gnose,   ihres  Uebergangs  in  andere  organische 
Magenkrankheiten,  ihrer  Heilart 'u*  s.  w*  ebjen-^i 
falli  die  Grädzen  dieses   Aufsatzes  Überschreit 
ten;   jedoch  sei  es  hier  gestattet,  einen  flüch- 
tigen Blick   auf  die  Ton  dem  Hrn.  Fro&  Kru-- 
tenberg'  zur  Erläuterung  seiner  Darstellung- der 
chronischen     Magenentzündung     mit  geth  eilten 
Krankengeschichten  zu  werfen.     Sehr  interes- 
sant sind   die  angegebenen  Resultate  der*  Lei* 
chenoffnungen.     In   allen   mitgetheilten  Fällen 
fand  man,  aufser  mehr  oder  weniger  Bildungs» 
felllern   in  manchen  Eingeweideu,    mannigfal- 
tige Desorganisationen  des  Magens,  theils  scir- 
rhose  Verhärtungen  und  Verdickungen  der  Ma- 
genhäute, tbeils  knorplich  speckige  Geschwül- 
ste   an    mehrern    Stellen   des  Magens,   theils 
Scirrhositäten  und  Verengerungen  des  Pylorüs, 
theils  krankhafle  Metamorphosen  der  Schleim- 
haut  des   Magens,    jtheils   mehr   oder   miuder 
fortgeschrittene  Vereiterungen  der  Magenhäute 
u.  s.  w.     Allerdings  wurden,    wie  es  aus  den 
Krankengeschichten  erhellt,    diese   Desorgani- 
/sationeu   des   Magens    meistens  immer   durch, 
eine    längere   oder   kürzere  Zeit  vorhergegan- 
genen,    Öfters   recidivirenden    chronische   Ent- 
zündungen  des  Magens   veranlafst,    und  nach 
und  nach  ausgebildet;   indessen  läfst  sich  dies 
doch  nicht  in   allen    den  erzählten  Fallen  an- 
nebuien ,    so   wie  überhaupt  keinesweges  eine 
chronisch  -  entzündliche  Aifection  in  allen  Fäl- 
len zur  Bildung  von  krankhaften  Metamorpho- 
sen ,   After > Organisationen,    Scirrhositäten   u. 
s.  w.   in   den   verschiedenen  Eingeweiden   er- 
forderlich ist,   wiewohl  dies  mehrere  neuer' 


—     G4     — 

V 

I 

Pathologen  behaupten*  —  Der  7te  Fall,  den 
Hr.  Fro£.  Krukenberg  erzäJilt,  ähnelt  in  vieler 
Hinsicht  dem  von  mir  beobachteten;  auch  im 
8ten  \?ar  die  Gastrobrose  Folge  einer  chroni- 
ßchen  Exulceralion  der  Ofagenhante  durch  vor- 
hergegangene chronische  Entzündung  derselben 
veranlafst.  —  Uebrigens  hat  Hr.  Prof.  Kruken- 
berg  a.  a.  O.  S.  270.  die  Aetiologie  der  chro- 
nischen Magenentzündung  sehr  genau  angege- 
ben, und  müssen  wir  unsere  Leser  auf  diese 
treffliche  Darstellung  verweisen. 

Ein  grofser  Theil  dar  von  mehr  erb  Aerz- 
ten  bekannt  gemachten  Beobachtungen  von 
Gastrobrosen  \yird  durch  grolsö  Exulceration 
der  Magenhäute,  als  Folgen  Vorhergegangener 
chronischer  Entzündungen  derselben  veranTafst, 
gebort  also  unter  diese  Abtheilung.  Aufser  den 
beiden  eben  erwähnten,  von  dem  Hrn.  Prof. 
Kruktnberg  erzählten,  hieher  gehörenden  Fäl- 
len, mögen  noch  einige  andere  hier  eine  Er- 
wähnung ßnden,  bei  denen  es  ebenfalls  nichC 
zweifelhaft  ist,  dafs  die  erwähnte  Ursache  hier 
Slatt  fand.  —  Was  aber  in  diesen  Fälleü  die 
chronische  Entzündung  der  Magen  hau  te  j  als 
primäres  Leiden  verursachte,  erhellt  nicht  im-« 
iner  aus  den  mitgetheilten  Erzählungen  deut- 
lich genug,  in  dem  bei  den  meisten  derselben^ 
die  früher  in  der  Lebensweise  u.  6.  w.-  he- 
grUndelen  Geh^genheits  -  Ursachen  derselben, 
nicht  bestimmt  genug  angegeben  worden  sind. 

fl)  Der  plötzliche  Tod  des  berühmten  Che- 
mikers d'Arcct  erfolgte,  nach  den  Mittheilun- 
^en  der  Hrn.  Lassus .  und  Chaussier  und  der 
Erzählung  des  Hrn.  Gerard  a.  a.  O. ,  durch 
eine  Gaslrohrose, .  die  durch  eine  chronische 
Exulceralion  der  DXagenhäute  veranlafst  ward. 

Dab 


~     65     - 

DaFs  diese  Vereiterung  nach  rorhergegang^nen 
Anfallen  chronischer  Entzündung  erfolgte,  er- 
hellt aus  der  Erzählung ,  und  ist  .dieser  Ur« 
Sprung  um  so  wahrscheinlicher,  da  sich  die 
ersten  Anfälle  der  Magenbeschwerden  nach  der 
verschwundenen  Flechte  einstellten*  Auch  ich 
erinnere  mich  in  mehrern  Fällen,  nachdem 
nässende  Flechten  an  verschiedenen  Theileft 
des  Körpers,  entweder  von  freien  Stücken, 
oder  nach  Anwendung  von  äufsern  Mittela 
verschwunden,  oder,  in  andern  Fällen,  nach- 
dem übelriechende  Schweifse  der  Füfse  *)  und 
Achsel  hohlen  vertrieben  waren  j  bald  darauf 
eine  Reihe  djspeptischer  Beschwerden  und  An- 
falle schmerzhafter  Gardialgieen  beobachtet  za 
haben ;  jedoch  gelang  es  mir  in  diesen  Fällen 
noch ,  durch  Wiederherstellung  des  Flechten- 
eiASSchlags  und  der  unterdrückten  Schweifse, 
so  wie  durch  gleichzeitigen  Gebrauch  innerer 
Mittel,  jene,  in  einem  chronisch  -  entzündli« 
chen  Zustande  der  Schleimhäute  des  Magens 
begründete  Beschwerden  glücklich  beseitiget, 
und  dadurch  ihren  nachherigen  Uebergang  in 
chronische  Vereiterungen  derselben ,  nebst  de- 
ren unglücklichen  Folgen,  verhindert  zu  ha- 
ben. Wie  sehr  man  übrigens  in  solchen  Fäl- 
len, durch  Anwendung  von  erhitzenden,  schar- 
fen- und  reizenden  Arzneien,  in  der  Absicht 
verordnet,  die  angenommene  Magenschwäche, 
als  vermeintliche  Ursache  jener  Magenbeschwer- 
den zu  beseitigen,  schade,  und  wiesehr  durch 
eine   solche    Behandlung    der    Uebergang    des 

')  Der  elirw&rdige  Leutin  xnacbte  bereits  auf  die, 
durch  TfUrückgetriehene  Fufsschweifse  veranlalsta 
Cardialgieen  aufmerksam,  und  gab  eine  sehr 
Eweckmäfsige  Heilmethede  dagegen  an;  s*  Huf§m 
land's  Journal.  Bd.  I.  S«  i8a« 

Journ.  LXXV«  B*  4.  Sf.  E 


—     66     ~ 

cbronisch-  entzündlichen  Zostaofles  derSddcSi 
häutö  des  Magens,  in  den  exulcemendeA  1 
fordert  werde,  ist  wobl  nicbt  zu  bezwdfi 
"wiewohl  in  dieser  Hinsicht  von  Aeizten 
wohl,  als  Laien,  oft  und  viei  gesündigt w 
*-  Dafs  auch  zurückgetretene  Gichtscfuirf^  ä 
nische  EnL.iindungen  der  Magenhaute  aoJ 
ren  Uebergang  in  Erosionen  und  geschiKi 
Gastrobrosen  veranlassen  können,'  bewi 
unter  andern,  die  von  Hrn.  Dr.  •Ttiom  — 
fahrungen  und  Bemerkungen  aus  der 
nei  -  Wundnrznei  -  und  Entbjndungswi 
schalt.  Frankf.  a.  Main  1799.  S.  103.  - 
zählten  Beispiele,  bei  denen  man  ungern 
genauem  Details  vermifst.  —  Auf  die  scr 
iöse  Natur  mancher  Cxulcerationen  der  JU 
häute  hat  Portal  aufioierksam  gemacht. 

b)  Der   von   Hrn.    Dr.    fplld    beobac 
Fall;  s.  Bpistolar»  ab  eruditis  viris  ad  Alb. 
lerum  script.  P.  /.  J^uK  3.  p,  527. 

c)  Die  ähnliche  Beobachtung  des  Dr.  J 
$et  ebenfalls  in  den  EpistoL  ab  erud.  vir.  i 
Hallerum  script.  P*  IV.  p.  55. 

d)  Der  Fall  von  J.  Aloore  a.  a.  O. 

e)  Hr.  Dr.  Goldmann  beobachtete  in 
rern  Fällen,    wo   ein   chronisch   entziindl 
Zustand,  durch  eine  rheumatische  Ursaclie 
anlafst,    vorherging,    Vereiterungen   des 
gans ,  von  der  innersten  Haut  ausgehend, 
send  man  äufserlich  an  diesen  Stellen  nur 
Abnormität  in  der  Farbe,  eine  Verhäctung 
Anschwellung    bemerken    konntß.      Das 
gelangte  durch  ein ,   durch  die  Eiferung  f 
entstandenes  Loch  an   der  eiternden  Stel 
die  Bauchhöhle;  s«  Desitn  Bemerkungen 


,     ■      .         .      -    .67     .^. 

Inflatnmdxio  intestinorumrheumatica;  s.  Bufe* 
JaniPg  Journal  d*  prakt.  Heilkunde  1822.  Jul. 
S.  33.  Vergl,  Horn's  Archiv  f.  mei  Erf.  1818. 
März.AprU  St.  S.  248. 

/)  Hr.  jindral  der  Jüngere  beobachtete  eine 
Iluptiir  des  Herzens  und  Ferforation  des  Ma- 
gens '  bei  einer  Person  i  die  lange  an  Indigen 
Btion  gelitten  hatte,  und  nach  heftiger  Gemüthis-^ 
bewegung  plötzlich  gestorben  war.  0er  Ma- 
gen zeigte  Spuren  chronischer  Entzündung, 
,  und  in  der  Mitte  seiner  hintern  Fläche  eine 
grofse,  runde  OelTnnng;  s.  (^.  Froriep's  Notizen« 
Bd.  8.  Nr.  17.  S.  272. 

g)  Wahrscheinlich  gehört  der  Von  EllioU 
i[on  beobachtete  Fall  — -  Medico-chirurgicalTranS' 
act.  Vol.  13.  P.  L  London  1825;  ygh  Hecker^s 
literar.  Annalen,  1826.  März.  S.  383.  —  eben- 
falls hieher.  Es  ist  merkwürdig,  dafs  man  bei 
■der  LeicheuolFnung  zwar  Spuren  vorangegan- 
gener Peritonitis,  aber  keinen  Ergufs  von  FJüs- 
sigkeiten  aus  dem  3Iagen.  in  die  Bauchhöhle 
fand.    Wahrscheinlich  ward  letzterer  übersehn! 

h)  Nachfolgenden,  kürzlich  in  Rostock 
von  deu  Hrn.  Professoren  Spitta  und  Strempd 
beobachteten  Fall,  hat  Erslecer  nicht  nur  die 
Güte  gehabt  mir  mitzutheilen ,  sondern  mir 
auch  erlaubt,  solchen  hiedurch  öffentlich  be* 
k0nnt  zu  machen.  Hr.  Professor  Spitta  wird 
sich  nächstens  über  diesen  Fall  Öffentlich  aus« 
sprechen,  und  läfst  jetzt  eine  Zeichnung  des 
in  seiner  Sammlung  befindlichen  Präparats  li- 
thographiren.  —  Der  Kranke,  der  in  der  Folge 
an  dieser  Gastrobrose  starb,  ward  zuerst  von 
dem  Hrn.  Prof.  Strempd  behandelt,  und  rührt 
der  erstere  Theil  der  nachfolgenden  Kranken* 

E2 


gescTitcbte  von  Deutsellien  her.  ;,Ai 
pust  1825  beknm  icli,"  eo  erzähl 
StKrniiel,  „den  K.iufdieoer  K.  ■«*; 
Fül's gesell würe  in  Behnndluiig.  Vu 
eher  20  Jahre  alt  war,  eine  ziemli 
Cnnslitulion  zu  haben  srhien ,  um 
krank  gewesen  seyn  woUle,  gab  i 
Vriifung  seines  Krankheilszuslande 
*Uebel  sei  vor  5  Jahren  aus  eine 
sehen  Verletzung  des  Schienbeins 
nach  Verläufe  von  einem  Jahre  gi 
jetzt  aufs  INeue,  vor  4  Wocheu  durcl 
lelzung  wieder  nuFgebrochen ,  und 
auf  Tanzen  verscbl immer t.  Die  < 
VTOvnn  das  eine  2  Zoll,  das  andere 
Durchmesser  luiben  luucblcn,  hniteti 
unreinen  Grund,  sehr  i'oihe  Rander 
das  Änsehn  vun  rusennrligen  Gesch 
behandeile  das  Uelie),  da  Falient 
wohl  befand,  Anfangs  blofs  mit  ä 
teln,  z.  li.  jnit  Uiiguent.  JJydrarg 
Ongueut.  saturiiin,,  doch  ohne  s 
Erfolg.  Einige  Tage  darauf  fing 
Abends  zu  fiebern ,  und  über  Mage 
den  mit  Neigung  zum  Erbrechen 
Ich  verschrieb  jetzt  eine  Polio  Rivti 
ler  ein  £me((i:um,  worauf  sich  d 
rieht  wesentlich  veränderte.  Da  I 
während  einen  aufgetriebenen  Baue 
grofse  Neigung  zur  Veralopfung  zei 
ordnete  ich  gelinde  abführende  IVIi 
e  Senne.  Nach  einigen  Tagen  fln( 
nu,  einen  nervösen  Charakter  « 
der  Kranke  klagte  über  Sausen  v. 
ren,  hatte  eine  trockne  Haut  und  i 
Hitze,  und  doch  keinen  Durst.  E 
ten  die  gastiischea  Beschwerden,  l 


—     69     — 

ge,  gänzlicher  Mangel  an  Appetit^  gespannter, 
zuweilen  tyinpanllisch  auCgetriebenet  Leib,  ei- 
Digemar  spontanes  Erbrechen  fort.     Auffallend 
-war  es  mir,   dafs   Patient   bei  der  Berührung 
der   Magengegend  mehrmals   eine  Art  Aufsto- 
^fsen  oder  starkes  Würgen  bekam,  welches  auch 
, zuweilen  ^  beim    Stuhlgänge  beobachtet  ward« 
Dief   Darmausleerung    war    fortwährend    träge 
und   der   Urin  dunkel  gefärbt  und  trübe.     Die 
JS^haiidlung  blieb,  da  das  Uebel  ganz  deutlich 
Yom  Unterleibe  ausging,  antigastrisch  und  be* 
stand  vorzüglich  in  gelinden  ausleerenden  Mit- 
teln,   Manna  ^  Tamarinden  und  Cremor  Tartan ^ 
worauf  sich  Fatieot  allmählig  besserte.     So  wie 
das  Fieber'  nacbliefs,    ging  ich  zu  stärkenden 
Blitteln  über,   von    denen  zuerst  Extr.  Tarax. 
etc. ,  später  Rad.  Caryophyllat.y  und  endlich  Cos* 
carOle  und  Qana  angewandt  wurden.    Im  Gan- 
xen   dauerte  die   Krankheit  5  Wochen.     Pie 
Fnfsgeschwüre  wurden  im  Anfabge,  ehe  das 
fieber  bedeutend  ward,    mit  einer  schwachen 
Auflösung  des  Lap.  infern.  verbunden  und  spä- 
ter der  Natur  überlassen.   Am  Ende  der  Krank- 
heit  waren   sie  bei  gehöriger  Buhe  fast  ganz 
geheilt.     Patient  erholte   sich   nach  dem  Auf- 
liören  des  Fiebers  von  Tage  zu  Tage ,  und  war 
an  der  Mille  des  Septembers  ganz  wohl,  hatte 
den   besten    Appetit    und    war  frei   von  allen 
Magenbeschwerden.    Im  Anfange  Oclobers  des- 
selben Jahres  fingen  die  Geschwüre  wieder  an 
stärker  zu  eitern ,  und  ich  verordnete  dem  Pa- 
tienten  wieder  mehrere  äufsere' vegetabilische 
und  mi[neralische  Büttel,  worauf  sich  aber  keine 
'wesentliche  Besserung  zeigte.     Innerlich  ward 
nichts  gebraucht,   da  Patient  sich  vollkommen 
"Wohl    befand.     Im    November    verschrieb  ich 
£nipL  H^drarg.   auf  Leinwand   zu    streichen 


—     70     - 

I  ■    ■  " 

und  zur  BedeckuDg  der  Geschwüre  aosawen- 
den.  Hierauf  ÜDgea  die  Geschwüre  bald  an 
zu  hellen  und  waren  in  einigen  Wochen  völ- 
lig vernarbt.  Jetzt  rieth  ich  dorn  Falienten 
wiederholentlich,  sich  ein  Fonlanell  legen  zu 
lassen ,  dazu  aber  war  er  nicht  zu  bewegen. 
Einen  Monat  etwa,  nach  der  Heilung  der  Ge- 
schwüre, befand  sich  Patient  wohl,  dann  aber 
fing  er  an,  über  Magenschmerzen,  besonders 
über  Druck  und  M^ühlen  in  der  Herzgrube, 
nach  dem  Essen  ^  ferner  über  Auistofsen ,  Zu^ 
sammenlaufen  von  Wasser  im  Munde  nud  Nei- 
gung zur  Verstopfung  zu  klagen.  Gegen  diese 
Vebel  nahm  Patient  auf  eigenen  Antrieb  ein 
Brechmittel,  doch  ohne  Erfolg.  Wie  er  mich 
2u  Ralhe  zog,  verordnete  ich. ihm  ein  LaxanSf 
doch  auch  dies  Mittel  führte  keine  Besserung 
herbei«  Ich  verschrieb  jetzt  magenstärkende 
Mittel,  z.  B.  Tinctur.  Rhu  aquoz.^  Tincu  cort, 
Garant,  mit  einem  aromatischen  Wasser  u.  •• 
w. ,  und  spater  Pillen  aus  jisa  foetid. ,  F7i/e* 
rian. ,  Rheum  und  Sap,  medicat, ,  worauf  Pa- 
tient in  einigen  Wochen  gänzlich  ,  nach  sei- 
ner Aussage,  von  Magenbeschwerden  befreiet 
ward.  —  Am  27ten  Januar  1826  entliefs  ich 
Patienten  aus  meiner  Kur  und  empfahl  ihm 
nochmals  dringend  ein  Fontanell,  zu  dessen 
Application  er  sich  indessen  auch  jetxt  nicht 
entschliefsen  konnte." 

So  weit  Hr.  Prof.  Strempel;  Hr.  Prof.  S^a 
fahrt  folgendermafsen  fort:  „Am  i7ten  Juniot 
1826.  suchte  der  Kranke  bei  mir  Hülfe  gegen 
seine  wiederkehrenden  Beschwerden.  Sein  Aus-« 
sehn  war  blafs ,  cachectisch ,  das  Auge  matt, 
und  obgleich  er  ununterbrochen  seine  gewohn- 
ten Beschäftigungen   fortsetzte,   so  trug  dodi 


—     71     — 

seine  ganze  Physiognoznie  den  Stempel  eines 
tiefern  Leidecis.  Mngendruck,  der  jedoch  nicht 
die  Heftigkeit  einer  nur  mäfsigen  Cardialgie 
erreichte,  und  freiwilliges  Erbrechen,  das  bis- 
vreilen  während  des  Miilngstisches ,  bisweilen 
§  Stunde  oder  läoger  nach  demselben,  eintrat, 
,  Maaren  die  Symptome,  über  weiche  er  haupt- 
sächlich Klage  führte.  Auf  die  yerheilten  ehe« 
inaligen  Gesctiwüre  am  Unterschenkel  machte 
mich  sein  Herr  aufmerksam ;  als  ich  jedoch 
die  Vermuthung  äufserte,  dafs  die  tleilung 
derselben  mit  den  nun  entstandenen  Magen- 
beschwerden in  ursachlichen  Zusammenhange 
stehn  dürfte ,  und  vorläufig  die  Anwendung 
eines  BiasenpQasters  auf  die  benarbten  Stellen 
am  Schienbein  äurieth,  so  bat  der  Kranke 
dringend,  indem  er  zugleich  seine  Lieblings- 
neigung,  das  Tanzen,  yo;*schob,  damit  ver- 
schont zu  werden«  Dem  zwar  nicht  sehr  häu- 
figen, aber  dem  jungen  Manne  doch , schwer 
fallenden  Tanzen  pflegto  seine  Umgebung  auch 
die  blasse  Gesichtsfarbe  des  Kranken  zuzu- 
schreiben. Beim  ersten  ärztlichen  Besuche 
schien  mir  eine  länger  anhaltende  Uebelkeit 
xnit  sehr  trägem  Stuhlgange  verbunden,  die 
erste  Aufmerksamkeit  zu  verdienen*  Da  die 
Zunge  rein  war,  der  Kopf  nicht  schmerzte, 
die  Efslust  auch  in  Zwischenräumen  durchaus 
nicht  fehlte,  so  fand  ich  zur  Darreichung  ei- 
nes Brechiniltels  keine  bestimmte  Anzeige,  und 
verordnete:  Pof.  "Rivtr,  unc,  iV.  Injus.  laccat, 
V.  Aq.  Menth,  pip.  ana  unc.  iß.  Extr.  Ta- 
raxaci  unc.  ß.  M.  D,  S.  Alle  2  Stunden  einen 
Efslöffel  voll«  Während  des  Gebrauches  die-' 
ses  Mittels  wurden  die  erwähnten  Zufalle  we- 
nig oder  gar  nicht  gemildert ,  selbst  die  Stuhl«- 
auslaernngeo  nur  wenig  vermehrt.    Ich   ver«» 


—     72     - 

tauschte  es   daher  am  21teti  lun.  mite! 

Pulver  aus  Rhabarber  und  Cremor  Tariortj 

ches  jedoch  wegen   g^ofsen  Widerwillen! 

Kranken    nicht   genommen  wurde.    Am  I 

reichte  ich  ihm  Visceralpillen  aus  Asant, 

moniak,    Rhabarber  und  Ochsengallei  v 

zwar  die   LeibesöÜDung    zu    regeln  schi 

aber   dessen   ungeachtet    die   beiden  last 

Zufälle ,  Uebelkeit  und  Erbrechen ,  welc 

wohnlich   mit   Druck  und  Schmerz  im  1 

strium  verbunden  waren,  nicht  hemmlen 

am  2Sten   Jun.    verordnete  Mischung  ai 

tniak  und  Infus.  Rad,  f^aJerian.  mit  Eocti 

jiurant, ,  erregle  endlich ,   an  diesem  un 

folgenden  Tage,  die  frohsten  Hofinunge 

dem  jene  beiden  erwähnten  Zufälle ,  oi 

schwach  und  selten ,  nach  dem  Gebraacl 

selben,    erschienen.     Aber,    aiifi    Nacbi 

des  30(en  Junius  entstand  plötzlich  ein 

ger  Magenkrampf;  der  Kranke  lag  win 

in     einer     gekrümmten,     zusammengez 

Stellung  auf  dem  Sopha ,  schrie  bei  jed 

änderten  Lage  laut  auf,  bezeigte  eine 

Furcht   vor  der  Untersuchung  des  UnU 

und   empfand  vermehrte  Schmerzen  sei 

einem  leisen  Drücke    der  Magengegeo* 

am  Tage  noch  keine  Eröffoung  des  Leib 

getreten  war ,  so  lie£s  ich  innerhalb  2  £ 

H  Unzen  Oleum  Mkini  verbrauchen ,  daii 

hinter   einander  2  L^vements  von  Cha 

^hsud  und  Oel  setzen,  und  endlich  nodi 

offel    voll    Frovencerol    verschlucken. 

ifs.    nach    allen    diesen    Mitteln  irgeo 

sichtbare    Wirkung    erfolgt    wäre.     Fr 

blieb    auch   eine  ^Einreibung,  in    d^o 

leib  von  Bilsenkraut  -  Oel , .  Opium  wni 

pher;  die  Schmerzen  nahmen  mit  i%i 


—     73     - 

nute  an   furchtbarer  Hefllgkeit  zu,   der   Puls 
■wurde  klein^  s:usainmeogezogen,  sehr  fi^equent;  - 
ein   Essi^-Lnyement    giag    sogleich    nach   der 
AppircaUoh  wieder  ab,  die  Muskeln  des  Bauchs 

«erschienen  hart  gespannt,  die  R^cli  besonders 
stark  angezogen,  die  Zunge  weifs  belegt,  Tuis 
immer  kleiner,  kaum  zählbar,  Berührung  des 
Unterleibes  immer  sckmerzl icher*  Keine  Ver- 
änderung schaffte  ein  volles  Aderlafs,  und  ich 
verliefs  spät  Abends  den  Kranken ,  nachdem ' 
ich  zweistündlich  zu  nehmende  Pulver  aus 
Mercur.  dulc*  JExtr.  Hyoscyami  ^  ana  gr,  j,  Opii 
pur»  gr.  ß,  Sacch.  ülh.  scrup.  7.  verordnet,   und 

.'die  Umgebung  von  der  Lebensgefahr  benach- 
richtigt hatte.    Nachts  schlummerte  der  Kranke 

.  Ton  Zeit  zu  Zeit,  erwacht  aber  oft  mit  Klag- 
gdschrei,  stieren  Augen  und  unstetem  Blicke^ 
es  erfolgt  eine  dunkelgrün  gefärbte  Stuhlaus«- 
leerung«  Morgens,  nach  6  Uhr,  vedangt  er 
mitfiile,  von  neuem  zu  Stuhle  zu  gehn,  schr:.'it 
aber  plötzlich ,  wie  von  tiefem  Schmerze  er« 
grifiPen  auf,  stufst  den  herbeieilenden  Wärter 
3Qnit  Kraft  von  sich  und  sinkt  verscheidend  in 
derselben  Minute  zusammen.  Ganz  kurz  vor- 
her hatte  er  noch  vernünftig  gesprochen,  eine 
Tasse  K/ifTee  getrunken,  den  in  derselben 
Kammer  schlafenden  Knaben  aufgefodert,  auf- 
zusteh  n  u.  s.  w.  Das  durch  die  Venaesection 
entleerte  Blut  zeigte  durchaus  keine  Spur  von 
Entzündungshaut." 

,^Schon  2  Stunden  nach  dem  Tode  war 
der  Bauch  bedeutend  aufgetrieben ^  und  ein 
-weifser ,  feiner  Schaum  reichlich  aus  Mund  und 
Käse  getreten.  Die  Section  wurde  am  näch- 
sien  Blorgen  um  7  Uhr  verrichtet.^ 


,    -     7i     ^ 

„Gleich  nacb  dem  ersten,  yorsicbtigen  Ein*^ 
scboilte  in  den  ungeheuer  ausgedehnten  und 
schon  niifsfarbigen  Bauch  drang  mit  grofsem 
Geräusche  eine  übelriechende  Luftart  hervor; 
da  ich  sogleich  nach  der  merkwürdigen  Todes*^ 
art  eine  Perforation  des  Magens  als  Todesur- 
sache Torciusgesagt  hatte,  so  wiederholte  ich- 
meine  Warnung  gegen  den  Obducenten ,  mit 
aller  nur  möglichen  Sorgfalt  zu  Werke  zu  gehn, 
um  keinen  wichtigen  Theil  mit  dem  'Messer 
zti  verletzen«  Aber  wenige  Schnitte  weiter 
geführt,  gaben  uns  deutliche  Kunden  von  ei- 
nem bedeutendem  Extravasate  in  der  Bauch- 
hohle;  es  rieselten  mehrere  Pfunde  einer  we- 
llig gefärbten,  gelbbraunen  Flüssigkeit  hervori 
die  offenbar  eine  Mischung  *aus  dem  am  vori- 
gen Tage  reichlich  genossenen  Selterwasser, 
Thee,  Kaffee  u.  s.  w.  war,  und  in  welcher 
sich  zugleich  mehrere  feste  Bestandtheile,  die 
unverkennbaren  Reste  von  genossenen  festen 
Nahrungsmitteln,  z.B.  Stückchen  rohen  Schin-* 
kens ,  befanden.  Nachdem  die  Bauchbedeckun-' 
gen  zurückgelegt  waren ,  sprang  uns  augen- 
blicklich der  zusammengefallene,  durch  eine 
ziemlich  bedeutende  Oeffnung  perforirte  Mageu 
in  die  Augen.  Diese  OeiTnung  befand  sich  an 
der  vordem  Magenlläche,  der  kleinen  Curva- 
tur  ziemlich  nahe,  und  etwa  2  Zoll  vom  Pfört- 
ner entfernt«  Sie  zeigte  von  aufsen  sehr  scharfe 
Bänder,  wie  wenn  sie  mit  einem  Hi^merpfrie- 
men  ausgeschlagen  wäre,  war  jedoch  mehr 
oval,  als  rund,  etwa  ^  Zoll  lang,  und  |  Zoll 
breit.  Ungefähr  ihr  gegenüber,  an  der  hintern 
Fläche  des  Magens,  etwas  mehr  dem  Gründe 
genähert,  entdeckten  wir  einen  kleinern ,  run- 
den, mortificirten  Fleck^  der  ebenfalls  der  Rap* 
tur  sehr  nahe  £u  seyn  schien.    Jene  Oeffnnng 


-      75     ^ 

i     ■ 

zeigte  »icTi^  von  der  innem  Magen sejite^an^d- 
seho,  als  der  Mittelpunkt  eines  Gulden  grofsen 
Geschwürs,  das  sehnige  ablaufend,  von  louen 
nach  aufsen ,  die  drei  Magenhäute  durchbohrt 
hat^e;  eben  so  stellte  sich  der  genannte  Fleck 
von  innen  dar,  auf  welchen  nur  noch  sehr 
schwache  einzelne  Spuren  der  Tunica  muscula" 
vis  zu  entdecken  waren,  indem  die  jT.  mucosa 
rings  umbei*  in  elueni  Vei  weitem  gröfsern. 
Umfange  gänzlich  zerstört  erschien.  Uebrigens 
ab  beiden  Gescliwüren  keine  Spur  in  der  letz- 
ten Zeit  vorhanden  gewesener  Entzündung^ 
keine  Gefäfsinjection  u.  s.  w.  Alle  übrigen 
THscerä  abAominis  gesund^  die  dünnen  Gedär- 
me vielleicht  etwas  mehr  geröthet." 

Ich  trage  kein  Bedenken,^  diesen  Fall  un-^ 
ter  die  Klasse  der  Gastrobrosen  zu  bringen, 
Vielehe  durch  eine  chronische  Vereiterung  der 
Magenhäute,  als  Folge  vorhergegangener  An- 
^  fälle  eines  chronisch- entzündlichen  Zustandes 
derselben  veranlafst  wurden;  dieser  Znstand 
nahm  in  der  ersten  Zeit,  als  der  Kranke  ärzt- 
liche Hülfe  suchte,  wie  dies  so  oft  der  Fall 
ist,  ün"d  worauf -^i^crcroHi/;/«  ebenfalls  auCmerk- 
eam  macht,  die  Form  dyspeplischer  Beschwer- 
den an,  und  ward  auch  durch  kühlende  Ec^ 
coprotica  beseitigt.  Dafs  diese  Beschwerden 
in  einer  Causal- Verbin d^ung  mit  den  geheilten 
Fufsgeschwüren  standen,  macht  der  ganze  G.'tng 
des  Krankheitszustandes ,  so  wie  die  Analogie 
ähnlicher  Fälle  sehr  wahrscheinlich,  und  höchst 
zweckmäfsig  war  daher  der  dem  Kranken  frü- 
her von  dem  Hrn.  Prof.  Strempel  gegebene 
Bath,  sich  ein  Fontanell  l^gen  zu  lassen,  dem 
sich  der  Kranke^  zu  seinem  Ungtiicke,  wider- 
setzte; selbst  dann  noch,   als  die  Erneueraog 


^     76     ^. 

der  ADgegebefHeD  MagenbescIiwerdeD,  dea  Kräh- 
ken  abermals  nöthigten ,  ärztliche  Hälfe  zu 
suchen.  Als  der  Hr.  Prof.  Sputa  die  Behand* 
luDg  des  Kranken  übernahm,  fand  offenbar 
bereits  der  Zustand  einer  chronischen  Exulce- 
ration  der  Magenhäute  Statt,  die  sich  gewifs 
schon  seit  längerer  Zeit  allmäh lig  entwickelt 
hatte ,  lind  deren  Fortschritte  zu  hemmen  au- 
fser  den  Granzen  der  Kunst  lag, 

Aufser  diesen  Fällen  sind  noch  mehrere 
ähnliche  von  nachfolgenden  Schriftstellern  auf- 
geführt^ auf  deren  Lectüre  Mrir  unser«  Leser 
verweisen. 

Philipp  Salmuth  Observ.Cent.I.  Obs,43: 

G.  A.  Merhlinus  Misdell,  med.  phys.  Gtr- 
man,  Dec,  L  Ann.  2.  Observ.  229. . 

Jac.  Hollerius  Schoh  ad  Cap»  43.  de 
morhis  inurnis  foL  453. 

Forestus    Obscrv.    lib.   18.    Obsen^,    83. 

fol  178. 

J,  Scultetus  Armammtar.  dururg.  Ob- 
serv.  80.  fol  296.      .  :         ,. 

Rembr.  Dodohaeus  Obiervat.  med.  cap^ 
25. /o/.  61.  .  - 

Blasius  Observ.  fol  72.  et  76.     " 

Fabric.  Hildanus  Observat.  Cenr.  3.06- 
serv.  20. 

Borellus  Observat.  Centur.  1..  obsetv^  54. 

m 

Wahrscheinlich  gehören   die  in  den  eben 
genannten    Schriflsteltern    erzählten  Fälle  su- 
di^er  Abtheilung  der   Gastrobrosen;  injesten 


I 

V 


■     ^     77     ^ 

«ibd  die  ziv  oberfläcUicb  erzählt ,  um  gewisse 
Resultate  daraus  zu  ziehen. 

/         * 

C.  Wenn  die  Gastrobrose  als  Folge  schon 
vorhandener ,  krankhafter  Vegetationen  ,  der  Ma» 
gehhäute ,  z.  B.  kleiner  Geschwülste ,  Pusteln, 
Tuberkeln  ,  Fungositaten ,  Speckgescbwiilste  u. 
8.  w«  derselben,  die  durch  irgend  eine  Ver-^ 
anlassuDg  in  eioen  entzündlichen  Zustand  ge- 
riethen,  und  sodann  in  Eiterung  übergegangen  7 
wareny   erfolgten. 

Dafs  die  lymphatischen  Drüsen  der  Magen- 
häute  zuweilen  exulcerirt  an^etrolFen  werden, 
beweisen  sowohl  PortaVs  Bemerk ungen  —  s« 
Samml.  anserl.  Abb.  f.  pr.  Aerzte,  Bd.  XXIII. 
S.  14^7.  -—  als  die  Erzählung  der  Hrn.  Keppelhout 
von  dem  Befunde  der  LeicbcuiöiFnung  eines 
'  wassersüchtigen  Mannes,  der  bald  nach  seiner 
Aufnahme  ins  Hospital  starb.  S..  Dessen  Sectio-» 
nes  cadavy  pathoL    Lugd,  Batav,  1805.  pag.  3« 

—  Dafs  Tuberkeln  iu  der  Schleimhaut  des  Ma-^ 
gens  in  Eiterung  übergehn  und  dann  eine  Ga« 
strobrose  Verursachet^  können  ,  beweist  der  von 
liiveille  kürzlich  mitgetheilte  Fall ;  s.  v.  Fro^ 
riep's  Notizen.  Bd.  XV.  Nr.  9.  S.  142.  —  In. 
dem  von   Barzellotti   bekannt  gemachten  Falle 

—  Sulla  natura  di  un  tumore  nato  e  kntamente 
gviluppato  nelle  pareti  del  ventriculo  ,  per  la  suppu^ 
razione  del  quäle  nacque  la  perforazione  tli  esso  e 

Ja  moTte  delV  individuo\  s.  Omodei  Annali  uni^ 
versah  di  Medicina»  1818.  Giugno. ;  vergl.  Salz* 
bürg.  med.  chir.  Zeit.  h819.   Bd.  HI.   S.  331. 

—  war  eine  ohnweit  des  Pylorus  gelegene 
speckige  Geschwulst,  von  der  Gröfse  einer 
kleinen  Nufs  y  in  Vereiterung  übergegangen» 


—     78     — 

3.  Die  durch  den  Scinhüs  des  Magens  im 
exukttirendem  Zustande  —  "Magenkrebs  —  9er* 
ursachte  Gattrobrqse.  —  Gastrobrosis  scirrhosOf  — • 
carcinomatosa^ 

Hat  der  Scirrhus  des  Magens,  dessen  Keim 
höchst  wahrscheinlich,  wenigstens  in  den  inei* 
steu  Fällen,  ursprünglich  in  dessen  Jünica  vU" 
losa  wurzelt,  und  von  dort  aus  sich  den  übri- 
gen Magen  häuten  mitf  heilt,  erst  den  Zeitpunkt 
der  Vereiterung  erreicht,  und  ist  in  den  wirk- 
lichen Magenkrebs  übergegangen ,  so  vermag 
es  die  Kunst  nicht  mehr,  dem  Uebel  Gränzen 
zu  setzen,  kaum  die  inarlervolien  Qualen  des 
damit  behafteten  Kranken  einigermafsen  zu- 
lindern.  Der  Silz  dieser  schrecklichen  Krank* 
heit,  deren  nähere  Darstellung  nicht  hieher' 
gehört,  ist  bald  am  obern,  bald  am  untern 
Magcnmund ,  bald  am  Fundus  ventricuU^  und 
oilenbart  sich  nach  diesen  verschiedenen  Stel- 
len, durch  eigenthümliche  Zeichen;  —  am 
liäufigstß'n  jedoch  ist  der  Silz  des  Uebels  im. 
Pylorus  und  dessen  nächsten  Umgebungeni  und 
hier  ist  es  auch,  wo  man  bei  den  Leichenöff- 
nungen am 'gewöhnlichsten  die  Durchlochernn- 
gen  der  gäi)z)ich.  entarteten  Magenhäute*  ent- 
d^i^kte,  welche  dem  Leben  der  Kranken  schnell 
ein  Ende  machten ,  indem  sonst  die  an  die^ 
seni  unheilbaren  Uebel  leidenden  Kranken,  in 
Folge  der  allgemeinen  Reaction  des  Organis- 
mus und  des  behinJerten  Zugangs  des  erfor- 
dei  Hohen  NahrungsslofTes,  allmählig  Bn  Abzeh- 
rung und  völliger  Erschöpfung  sterben. 

Es  gibt  unter  den  beobachteten  Gastrobro- 
sen eine  nicht  geringe  Zahl,  die  unter  diess 
Klasse  gehören,   und  führen  wir  hier  einige 


—     79     —  ^ 

derjenigen  Schriftsteller  an  i  welche  Fälle  die- 
ser^  Art  beobachteten. 

2?.  Whytt  —  Beobachtungen  über  Nerven- 
lurankheiten ;  aus  dem  Engl.  Leipz«  1766. 
S.  154. 

Geoffroy  —  Mtmoires  de  la  Sockte  Royale 
de  mediane.  1780.  p.  162.  —  £k  bestätigt  jäie- 
ser  Fall  mit  andern  ähnlichen:  dafs,  bei  der 
Vernichtung  der  entarteten  Magenhäute,  sei  es 
durch  den  Srirrhas  des  Magens  in  seinem  ex- 
ulcerirten  Zustande,  oder  durch  chronische, 
nicht  Carcinoma  tose  Exulcerationen  der  Magen- 
häute ^  das  Peritonaeum  verschont  bleibt,  und 
•  endlich  zufdllig  bei  Gelegenheit  einer  Erschüt-r . 
terung,  durch  slark es  Husten,  Niesen^  schnel- 
ler und  heftiger  Be\?egung  des  Körpers  u.  s.  w, 
zerreifst,  und  nun  die  Perforation  hervorbringt, 
Bf  an  findet  nicht  selten  bei  der  Section,  dafs' 
an  andern  Stellen  des  Magens  die  Continuität 
seiner  Häute  durch  das  dünne  Blättchen  des 
Peritonaeum  erbalten  wird^  wie  auch  in  dem 
von  mir  beobachteten  Falle. 

Hr.  Geh.  Rath  7.  Schäfer  —  ßufeland's 
Journal«  1816.  April.  S.^18. 

NapöJeon^s  bereits  oben  angeführte  Krank- 
heitsgeschichte  und  Sections- Bericht.     . 

Hr.  Hofr.  Schenck  —  Hufelund*s  Journal 
Bd.  XXVn.  St.  1.  S.  8ö. 

Hr.  Dr.  Ueberlacher  —  Medic.  Archiv*  y. 
Wien  u.  Oesterreich,  v.  Jahre  1800. 

Hr.  M.  T^orÄmann  —  The  London  med» 
Repository  by  Copland.  London  1823.  J^oK 
19.  Nr.  in. 


%- 


—     80     — 

Hr.  Dr.  i^.  Tassara  —  Beobacbtungeii  und 
AbbandlQDgen  aus  dem  Gebiete  der  gesQtnm-r 
ten  Heilkunde,  von  einer  Gesellschaft  osi er- 
reich. Aerzte.  Bd.  IV,  Wien  1824.  —  iWie- 
\vohl  in  dem  hier  erzählten  Fallet  ^^  Be» 
schaifenheity  worin  die  innern  Magenbäute  bei 
der  Section  gefunden  vrurden,  nicht  bttsiimmt 
angegeben  ist,  so  läfst  sich  doch  hier  "wotd 
mit  gröfsier  *  Wahrscheinlichkeit  eine  clircino« 
matpso  Eiculceralion  der  Magenbäute,  al^  Ur- 
sache der  Gastrobrose  annahmen ,  weil  sowohl 
die  Beschaffenheit  der  aus  der  perforirten  Stelle 
des  Magens  fliefsenden  Fliissigkeit  darauf  hin- 
deuten^ als  auch  weil  sich  das  Magenleideft 
:iarh  einer  Haematemese  einstellte ,  und  ge- 
rade diese  >  wie  mehrere  Erfahrungen  lehren, 
so  leicht  zur  Entstehung  von  Scirrhositäte^ 
des  Magens  Veranlassung  geben,  die  -  dann 
gewöhnlich  leicht  in  wirklichen  Magenkrebs 
iibergehn. 

Die  beiden  von  Hrn.  Dr.  Uthdl  mitge« 
theilten  Beobachtungen.  —  Svenska  Läkatt 
Sollskapets  Bandling.    1820.    —    Vergl.    Sakb. 

med.  chir.  Zait.  1822.-  Bd.  III.  S.  359. 

• 

Ein  Beispiel  von  einer  aufserordentlichen 
Zerstörung  des  Magens  durch  krebsartige  Schwä- 
rung erzählt  Hr.  John  Abercromhie  — '  TA« 
Edifth,  med.  and  surgkal  Journal.  1824.  Nr.  78. 
p.  1 — 14.  —  N.  Samml»  auserl.  Abh*  f.  pr. 
A.  Bd.  8.  S.  544. 

Endlich  erwähne  ich  noch  eines  merk« 
würdigen,  von  dem  Hrn.  Geh.  Medic«  Rath 
Sach&e  bereits  im  J.  1789  beobachteten  und 
mir  yon  Demselben  gütigst  mitgetheilten  Fal« 
les.  —  Eine  Wahnsinnige  im  Zellischen  Zucht- 

bftOM 


-     8i     -r 

[te: nämlich,  die  an  chronisclien  Etbrechen 
l^iätarb  plot2lich.  Der  geoHnete  Unterleib 
fte  gleich  Speisebrei*  Der  Magen  war  am 
Bta  Bogen  verhärtet  und  mit  einem  Aus« 
dbse  yersehn;  welcher  einer  kleinen  Brannt- 
Äeflasche  oder  einem  Uterus  glich,  dessen 
ii  ^TXi  Magen  hing.  Am  untern  Theile  des« 
n  wurde  eine  rjunde  Oefinung  entdeckt« 
.Fräparat  wurde  auf  der  Anatomie  aufbe- 
iit,  und  ist  jetzt  wahrscheinlich  bei  der 
bgung  des  medicinisch  -  chirurgischen  In« 
ile^  mit  nach  Hannover  gekommen* 

(Die    Fortfctsung    folgt.)  '' 


f  ■ 

i    • 

I«ri;LXIV«B.4*^ 

r    .  - 


-     82     — 


in. 

Beiträge 


sn  c 


praktischen    M  e  di  z 

Vom 

Oberhofrathe  Dr,  J.  H*  Kopp 

Regienings  -  Medizinal  «  Referenten    in  E 


Kopaivabalsam, 

deine  Wirkung  auf  die  Harnröhre  ist 

zeichnet  und   specifisch,  -  Oefters   gab  i 

Mannspersonen,    die  aufmerksam   nach 

Terdächtigen   Beischlafe  auf  sich  waren 

wenn    sie   einen   Tripper  herannahen  fi 

bereits  Hülfe  suchten.     £r  verhinderte  h 

völlige' Ausbildung  des  Trippers,  und,  g 

lange  gebraucht,  erstickte  er  das  Uebel, 

dafs  es  überl^aupt    zum  eigentlichen  E 

Hfingszustand   kam.     In    allen    diesen 

mir^e  der  Kopaivabalsam  angewendeti  z 

irst  Jucken   an  der  Eii5hel,    einiges  Bi 

beim    Urinlassen   und    der    beginnende 

Ausfiufs  zeigte.    Auüfällend  war  es  daiiB 

.wenn   man  bei  grofser  Verminder ang  i 

wähnten  Zufälle  mit  dem  Gebrauche  d« 

'  tels  nachliefSi  sid  sogleich  wieder  zobiI 


t 


»v- 


,    — ■    '-83    ■,• 

aber  aucli  alsbald ,  nach  der  *  erneuerten  Ali- 
Wendung  des  Mittels/  von  Neuem  beruhigt 
Wurden.  Dies  wiederholte  öiters  ^  falls  man 
den  Versuch  inachte,  bewies  die  grofse  Wirk- 
sainlyeit  des  Balsams  auf  die  Krankheit ,  und  '. 
auch  die  Nothwendigkeit  der  Vorsicht ,  ihn 
gehörig  lange  anzuwenden,  um  einen  Tripper 
in  seineiUr  Entstehen  2u  tilgen. 

Die  Ursache,  warum  der  Gebrauch  des 
Copaiyahalsanis  bei  mapchen  Menschen  unter- 
brochen werden  mufs,  liegt  Torzüglich  darin» 
dafs  er.  nicht  selten  Durchfall  erregt.  Ich  fand 
es  nicht  zuträglich,  alsdann  den  Mohnsaft  da- 
mit zu  verbinden^  sondern  zog  Vor,  das  Mit- 
tel kurze  Zeit  auszusetzen  und  in  geringerer 
Dosis  wieder  fortzugeben. 

Eine  andere  Wirkung  des  KopteiiTabalsams 
bei  manchen  Menschen  ist  die  auf  die  Hdut. 
Reicht  man  ihn  nämlich  in  einigermalsen  star- 
ker Gabe,  so  entsteht  ein  nesselsuchtartiger  . 
Ausschlag.  Die  Haut  wird  wie  getiegert.  Dia 
Flecken  sind  roth,  breit,  wie  Knötchen^  be- 
grenzt. Zuweilen  schwellen  die  Lippen  und 
die  Mundhöhle  und  schmerzen*  Auch  Hals- 
schmerz ist  dann  nicht  selten.  Dieser  Aus- 
schlag juckt,  bleibt  gewöhnlich  drei  Tage  und 
^71  rd  nicht  von  Fieber  begleitet.  Nach  seinem 
Verschwinden  zeigt  sich  keipe  Abschuppung, 
-  sondern  ein  wenig  Hautkleie«  Er  entsteht  nur 
in  einzelnen  Fällen,  und  dann  blofs,  wenn 
der  Balsam  anhaltend  und  in  gröfserer  Dosis 
genommen  wird.  Bei  Frauenzimmern  sähe 
ich  das  Exanthem  häufiger  als  bei  Mannsper-* 
sonen. 

Bei  Trippern,    wo   selbst  aoeb   sehr  be- 
deutende Empfindlichkeit  der  Harnröhre  Statt  « 

B  2 


—  ■  84     — 

hat,  wo  dieser  Theil  ooch  jn  einem  eotzünd- 
liehen,  aber  mit  beträchtlicher  Abtonderang 
yerknüpfteii ,  Zustande  eich  befindet,  nelioie 
ich  gar  keinen  Anstand,  den.  Copaiyabal^am 
zu  verordnen,  ynd  in  der  Regel  mit  dem  gu- 
ten Erfolge  y  dafs'  sich  die  Schmerzen  lilidern 
und  verlieren ,  die  Spannung  -nachlädt ,.  der 
Ausflufs  geringer  wird« 

Der  gelinde  Tripper  eines,  arar  Verstp* 
pfung  geneigten  Mannes,  wurde  ohne  aaCTal* 
lende  Veranlassung  schlimmer.  Die  Vorhaut 
tief  ödematos  an,  die  Eichel  erschien. roth  ui^d 
gröfser;  das  ganze  Glied  schwoll,  und  der 
Ausllufs  einer  gelben  eiterähnlichen  Flüssig- 
keit war  stark.  Der  Kranke  erhielt  innerlich 
Salpeter,  dann  Calomel^  und  auf  den  leiden- 
den Theil  lauwarme  Umschläge,  von,  Bleiwas' 
ser  mit  Möhnsafitinktur  gemacht.  Damnnge* 
achtet  mehrten  sich  die  Zufälle.  Nun  nahm 
Patient  den  Gopaivabalsam  in  der  Chopart\ABn 
Mischung,  und  siehe  da,  die  Geschwulst  der 
Vorhaut,  die  Rothe  und  der  Schmerz  der  Ei-* 
chel  verloren  sich  in  Kurzem  fast  ganz.  Der 
Ausflufs^  wurde  geringer,  uud  der  peinigende 
Schmerz  beim  Harnlassen  sehr  ertr^iglich.  Der 
Kranke ,  welcher  auf  den  Balsam  ohne  Durch* 
fall  blieb,  nahm  von  der  Gfioparr'schen  Mix- 
tur täglich  5  bis  6  Efslöffel  voll. 

Der  Copaivabalsam  ist  in  GonorrhSen^un- 
bestritten  eines  der  wirksamsten  Heilmittel. 
Im  sehr  hoben  Grade  der  Entzündungsperiode 
ohne  besondere  Secretion  ,  stehe  ich  jedoch  voo 
seiner  Anwendung  ab.  Indefs  verschiebe  ich 
aber  auch  seinen  Gebrauch  nicht  bis  zum  Nach- 
tripper  und  gebe  ihn  gleich ,  wenn  keine  ganz 
heftige  EntzündupgszufäUe  da  sind,    oder  ab'- 


'    < 


-     85     - 


.  bald  nach  kirnen;  o4er  bereits  —  wie  oben 
schon  erwähnt  wurde  —  früh ,  ehe  sich  ncfch 
der  Tripper  vollständig  entwickelt  hat.  Nur 
mufs  der  Kranke  in  solchen  Fallen  sich  ruhig 
im  ZiiQiner  halten,  eine  einfache  Dlat  beob- 
achten,  keinen  Exzefs  im  Weine  oder  in  an- 
dern erhitzende^n  Getränken  etc.  begehen. 

Die  Form,  in  welcher  ich  ihn  den  Kran- 
ken nehmen  lasse ,  ist  verschieden ,  nach  dem 

«  Geschmacke  des  letzteren^  nach  dem  gröfse- 
ren  oder  geringelten  Widerwillen,   den  er  ge- 

.  gen  das,  zu  den  unangenehm  schmeckenden 
Arzneien  gehörende »  Mittel  hat.  -  Die  einfach- 
ste Weise  ist ,  es  so  blols  auf  Zucker  getropft 
zu  verschlucken.  Eine  andere,  Manchem  vor- 
züglichere, gewährt  die  Chopan*sch0  Mischdng: 
JRec.  y^q.  Menth,  crisp.y  Spiri^»  Fitu^  JBaham* 
Copaiv.^  Syrup.  CapUL  vm.  ana  unc.  /«,  j^q, 
Näph.  unc.  ß  ,  Spiriu  Nur.  dulc.  draehm.  J*  M. 
JD.  S.  Aufgeschüttelt  dreimal  täglich  einen  Efi^ 
loiTel  voll  zu  nehmen.  —  Am  wenigsten  wi- 
drig ist  die  rillenform.  üec.  Balsam.  Copdv. 
scrup,  xß.^  Bulv.  Rad.  Alth.  scrup.  a:^.,  JPii/v. 
G.  Tfagac.  gr.  xouxij  ^  Aq.  destill.  scrup,  viij.  M. 
f.  pH.  Nr.  240.  C.  Sem.  Lycop.  D.  Wegen  des, 
für  diese  Form  er£Drderlicben ,  Zusatzes  mufs 
aber  der  Kranke  oft  solche  Pillen  nehmen,' 
<wenn  man  ihm  grofse  Gaben  des  Slittels  bei- 
bringen will. 

I- 
Gegen  die  Art  des  weiften  Fiosses,  die 
in  Atonie  nnd  Schwäche  der  Scbeidendrüsen 
besteht,  wirkt  der  Copaivabalsam  vortrefflich, 
so  wie  er  dann  überhaupt  bei  vielen  Blen- 
norrhcien  gute  Dienste  Reistet« 


—     86     — 

Bei  Blennorrhoe  der  Blase  sähe  irh 
diesem  Balsame  bewundernswürdige  Wirk 
zumal  in  Vesbindung  mit  Stinkasant. 

Etn  Mann  von  40  Jahren ,  aus  einer  i 
1i)esonders  gesunden  Familie,  war  in  » 
Jünglingszeit  Wjistling  im  hohen  Grade, 
frohnte  damals  der  Venus  und  dem  Bac 
Oft  hatte  er  Tripper ,  einmiail  einen  hei 
Ghan-ker^  der  yisrnachlärsigt  wurde.  Voi 
ser  Zeit  an  litt  er  nicht  selten  durch  die 
gen  seiner  ausschweifenden  Liebensart 
züglich  häufig  wai'  die  Urinblase  erg 
Wenn  er  scheinbar  ganz  wohl  sich  befai 
erschienen  heftige  Biasenschmerzen ,  D 
und  Strangurie.  '  Diese  Zufalle  und  am 
dere  traten  bis  in  'sein  ,  yierzigstes  Jat 
Zeit  zu  Zeit  eio.  In  allen  den  Artei 
Krankheiten,  welche  ihn  trafen,  lieCse 
als  Grundzüge  mehrere  verwandte  Forme 
decken,  nämlich  veraltetes  und  verschl 
Lustsenchegift,  Gicht  und  unregelmäfsig 
morrhoiden.  Während  eines  Winters  i 
dem  darauf  folgenden  Frühjahre  wurde 
heftig  und  langwierig  angegriffen,  daJbn 
seinem  Aufkommen  zweifelte. 

Das  Leiden  bestand  in  Dysurie  und 

norrhöe  der  Harnblase.     Krankhafter  Cii 

sehr  verschiedener    Mischung    und  Färb 

bald  milchig,    bald  wie  Hefe,   bald  gaoi 

iifie  blasser  Wein,    bald    von   einer  de 

Itahagonifarbe,  bald  durchscheinend,  bal 

l)e,  —    Jederzeit  ein  Schleimabsatz  am 

des  Gefäfses ,   worin  der  Harn  stand.  — 

TJrinlassen  fast  immer  mit  dem  heftigsten 

thun  in  der  Blase,  mit  schneidenden  v» 

chenden  Schmerzen  in  der  Harnröhre.  ^ 


.     —     87 .  i^     ■ 

f  '^  -  

gleltenoie-   Masidarmkrämpre,    Drück    auf  den 

-   After.  —    W^on   auch   das   Wasser  nicht  *ge- 

-lassen  wurde,' oft  schmerzhafte  EinpQudunfen 

^   in  der  Blase.  —    ÜDterleihsbeschvir erden  iiber- 

r    ha upt,  Mangel   an   Efslust,    Dyspepsie,    Car- 

dialgie,  tinregeimärsiger  Stuhlgang,  vorwalten^ 

de  Neigung  zur   Yerstopfung.  —    Allgemeine 

Abmagerung.   —  —    So  waren  die  einzelnen 

.  Züge  des  Bildes  der  Krankheit  dieses  Mannes, 

Da  er  keinen   Quecksilbersubliinat  vertra«  - 
gen  konnte,  so  erhielt  er  Galomel  mit  Opium ^ 
his  zum  Speichelflusse,  bei  angemessener  Tem- 
peratur und  Diät.     Das  Uebel  verminderte  sich 
hierauf  beträchtlich,   yerliefs  abev   den  Kran- 
ken nicht  ganz.     Eine  sorgfältige  Untersuchung 

,  mit  dem  Gatheter  bestätigte  übrigens  das,  dqrcb 
andere  $yipptome  bereits  festgestellte,  diagno- 

^  stische  Ergebnifs,  dafs  weder  Stein,  noch  ein 
bedeutender  organischer  Fehler  .der  Blase  da 
Tfar.  Weiter  nahmen  die  Beschwerden  ab, 
als  nach  einander  in  Anwendung  kamen  ^  Blut- 
egel an  den  After,  Viscei^lklystiere  aus  Decoct»  • 
Jlerb.  Trijol.  fibr. ,  H.  Tarax.  und  Herb.  MiU 
UJoliij  allgemeine  laue  Baader  mit  Seife  (1  Tfd. 
Seife  zu  einem  Bade  aus  Regen wasser) ,  später- 
hin mit  Natron;  —  innerlich  Lac  Sulphuris, 
Natr.  carbon.^  Natr.  carbon.  aüduL  ^  Decoct. 
Uv,  Urs.  Allein  es  blieb  Immer  noch  ein  Best, 
der  höchst  beschwerlich  war,  indem  dieser 
Blann ,  wenn  er  einige  Tage  wohl  gewesen, 
plötzlich  einen  mifsfarbigen  Harn  mit  einem 
starken  flockigen  Schleimbodensatze  unter  pei- 
nigenden Empfindungen  liefs,  und  auch  an- 
fserdem  Blasenschmerzen  erlitt.  Der  anhaU 
.tendste  Gebrauch  der  erwähnten  Ifiitel,  he- 
sonders   der  Bärentraube,   hatte  nur  Verfdiii-- 


—     88     — 

« 

deruDg  der  Heftigkeit  und  Planeres  En 
neu  der  Anfalle  hervorgebracht,  venno||i 
aber  nicht  gänzlich  zu  entfe^en.  Die  h 
cSheold  lange  Anwendung  des  Sahnialis  in 
feen  Gaben  zeigte  sich  ganz  unwirksam. 
Uebel  wich  erst  yollständig  und  standhal 
nachstehende  Pillen  genommen  wurden; 
j^sa  foet.  drachm.  //. ,  Balsam.  Copah,  u 
Pulv^  Rad.  Alih.  scmp.  vuj.^  G.  Trag 
dracivm.  j.  et  jiq.  q,  8.  ut  /•  lege .  arti$  p 
240.  Consp.  Sem.  Lycop.  JO.  ad  vHr.  8, 
gens,  Nachmittags,  Abends,  und  Tor 
gehen,  mithin  viermal  täglich,  15  Sti 
nehmen.  —  Zugleich  wurden  Morgej 
Abends  Einreibungen  von  JBalsam.  Cof 
den  Unterleib  gemacht«  Die  Harnbesch^ 
welche  so  lange  Zeit  nie.  zum  voUka 
Weichen  konnten  gebracht  werden, 
nun  auch  in  der  Folge  weg.  Zugleich 
eich  die  consensuelien  Sfageo«  und  D 
falle  völlig  verloren. 


Die  Kubeben  ^  so  sehr  gegen  Gon 
gerühmt,  erhalten  diese  Heilkraft  dm 
in  ihnen  befindliches  Harz,  das,  nach  J 
lm*8  chemischer  Untersuchung  der  Ki 
fast  gleiche  Eigenschaften  wie  das  des  K« 
balsams  besitzt.  Schon  der  Geschmack 
Arzneien  läfst  eine  Aehnlichkeit  ihrer  B 
theile  vermuthen. 

Einen  analogen  Stoff  vermuthe  ich 
^Pichurunhohne  ^  die  ich  schon  öfters  ni 
ibeit  als  Thee,    anhaltend  gebraucht  i 


^    .^     .89    .— 

weifsen  Plufs  anwandte  *).  Botiastre^  der  die 
/  ficliurimbohne  chemisch  analysirte^  erwäbat 
keiner  solchen  Aehnlichkeit,  scheint  aber  auch 
diese  Yerglei^huog  nicht  im  Auge  gehabt  2a 
haben. 


.  / 


Aia  foetida   gegen  Keichhusten^ 

Im  Keichhuslen  i§t  dieses  Mittel  in  der 
That  sehjir  zu  empfehlen.  Aber  anhaltend, 
mehrere  Wochen  durch ,  es  dann  zu  ge- 
ben ,  wird  unumgänglich  nothwendig.  Die 
Kinder  haben  bei  weitem  nicht  den  Wider- 
willen davor y  den  man  sich  gemeinhin  denkt. 
Weil- nicht  ßlle  Pillen  nehmen,  so  kam  ich 
darauf,  ihnen  den  Stinkasant  in  einem  Safte 
2a .  reichen ,  und  gegen  mein  Erwarten  war  ^ 
der  Erfolg  so  befriedigend ,  dafs  ich  jet^t  1)lors 
diese  Form  bei  Kindern  wähle.  Ich  verfehlte 
fast  nie  meinen  Zweck,  wenn  ich  das  Büttel 
ihnen  so  verordne:  "Rejc,  As,  foex»  drachm,  j. 
TMuciL  Gum. '  jirab, .,  Syrup,  AUh.  ana  unc,  j. 
Jff.  exact.  M.  S.  Alle  zwei  Stunden  einen  Kaf- 
feelöiFel  voll  zu  geben.  (Für  Kinder  von  3 
bis  4  Jahren).  Selbst  die  verzärteltsten  Kin- 
der ge wohnen  sich  sehr  bald  au  den  Geschmack 
und  Geruch,  und  ich  fand  sogar  oft,  dafs  sie 
das  Mittel  in  dieser  Form  gern  halimen,  und 
selbst  verlangten.  Es  lindert  die  Anfalle  des 
Hustens  gewöhnlich  und  hebt  ihn  häuflg  ganz, 

I 

•)  Rec^  Fah,  Pichurini,  scrup»  j  r»  drachm,  ß,^  Flor* 
Lamii  albi  drachm.  iß.  Coric,  Cont*  JVl»  Dispem, 
dos,  tal,  XXIV,  D.  S,  Mortem ,  Nachmittagt 
und  Abends  ein  Paket chen  mit  «iner  Taaae  iie« 
dendem  Wasser  zu  ubergiefsea  und  nach  dcQi 
Anziehen  zu  tiiokeu. 


-     90     — 

ohne  Naclikrankheiten  zu  hioterlassen.  Dabei 
besitzt  der  Stiokasant  den  grofseu  Vorsu^, 
dais  ihm  keine  Übeln  Nebenwirkungen  eigen' 
sind ,  Mfie  den  narkotischen  Arzneien  ]  beson- 
ders der  Belladonna.  Man  kann  ihn  noch  so 
lauge  reichen ,  and  die  Kinder  gedeihen  treff-' 
lieh  darnach.  Die  Efslast  mehrt  eicli,  die 
Verdauung  wird  besser,  die  ganze  Constitu- 
tion gestärkt,  die  Kinder  gewinnen  ein  gutes 
Aussehen  und  werden  munter* 

Die  Wirksamkeit  der  (FVui^iie&Vschen) 
Blausäure  im  Keichhusten  '—  die  ich  oft  da- 
gegen, anhaUend  und  in  steigender 'Domb,  an« 
wandle  —  kann  ich  jedoch  nicht  bestätigen. 
Sie  brachte  nur  etwas  Verminderung  hervor/ 
und  dabei  blieb  es. 


Liquor  Calcariae  oxy^muriaticae  .{cKlo- 

rinicac)  gegen  Mandjäule. 

.  "•  ■         -  ■ 

Die  grofse  Heilkraft  dieses  trefflichen  Büt- 
tels bei  chronischen  Geschwüren  und  Fisteln 
bestätigt  sich  immer  mehr.  Auch  gegen  Blund- 
fäule>  vorzüglich  die,  welche  Von  mehr  lang- 
wierigem Charakter  ist,  und  der  ein  skorbu- 
tischer Zostand  unterliegt,  habe  icl^  den  er- 
wähnten Liquor  mit  dem  besten  Erfolge  _an-^ 
gewendet.  Er  reinigt  die  geschwärigen  Stel- 
len ,  verbessert  den  höchst  lästigen  .  Gerach, 
und  befördert  unter  Mitwirkung  der  geei^n^^ 
ten  innerlichen  Arzneien  die  Heilung.'  Ich 
lasse  alle  2  Stunden  odet  auch  stündlich  das 
Zahnfleisch  und  die  übrigen  schadhaften  Far- 
thieen  der  Mundhöhle  mit  reinem  Liq.  CalcoTn 
Chlorin.  bepinselt^.    Er  schmerzt  nicht  beson- 


■  \ 


ders.  Sind  Aber  uberbauplbeträthllkbe  Schmer- 
zen mit  der  Mundfaule  verbunden,  dann  wird 
«rst  einige  «Zeit  .Opiumtinklur  '  aufgeslriclieii 
'  und  beim  Speicheln  das  Verschlucken  d^rXink« 
tur  vermieden. 


Minflufs  der    Witterung    auf  c/ie   f^er^ 
mehrung     oder    Verminderung   tder  \ 

Krankheiten. 

Meinet  an  mehreren  Orten  erörterte,  auf 
Beobachtungefi  gegründete,'  Behauptung,  dafs 
im  Allgemeinen  und  besonders  in  niedrig  ge- 
legenen ,  wasserreichen  Gegenden  ein  geringer 
Luftdruck,  feychtes  und  Regenwetter  die  Er- 
zeugung von  ICrankheiten  weit  weniger  be- 
günstigen ,  als  ein  hoher  Barometerstand  und 
trockene  Witterung,  ist  im  gegenwärtigen  Jahre 
1826  wieder  yoUkommen  bestätiget  worden. 
Sommer  und  Herbst  dieses  Jahres  waren  warm 
und  trocken,  Die  Hitze  ist  sehr  anhaltend 
gewesen  und  stieg  öfters  bis  zu  28°  -j-  R. 
Beinahe  alle  Küstenländer  der  Nordsee  wur- 
den von  einer  Ungeheuern  Epidemie  eines  gal- 
ligten  Fiebers  heimgesucht.  'Durch  sie  verlor 
Groningen  und  seine  Umgebungen  T^usend^ 
Von  Menschen.  In  Sachsen ,  an^  Rhein ,  aiu 
Neckar,  am  Main,  im  Würtembergischen  etc, 
berrschten  an  vielen  Orten  verderbliche,  die 
Sterblichkeit  beträchtlich  steigernde,  Krank- 
heiten. Hier  waren  es  Nerven-  und  Faulüe- 
ber  ,  dort  Ruhren,  oder  Scharlach,  oder  Keich-« 
husten,  welche  die  Krankenzahl  hauptsäch- 
lich vergrofserten«  Kurz  das  trockne  Jahr 
1826  ist  zu  denen  zu  recboea^  die   sich  im 


—    92    —        ■  :  f' 

Allgemeinen  nicht  zuträglich  fiir  die  mensch- 
liche Gesundheit  bewiesen. 


Merkur  bei  Rühren  und  Durchfällen. 

Schon  vor  sechs  Jahren  lobte  ich  ^^  ge« 
gen  die  Ruhr  eine  sehr  yerdünnte  Auflösung 
von  Quecksilbersublimät  mit  Opium  als,  Kly- 
slier.  Seit  dieser  Zeit  fand  ich  den  Nutzen 
einer  solchen  Anwendung  öfters  bestätigt.  Nur 
mufs  in  ächten  Rubren^  der  grofsen  Empfind- 
lichkeit des  Mastdarms  halber,  des  Sublimats 
ganz  wenig  im  Klystier  ^eyn,  und  oft  dar£« 
letzteres  —  eine  schleimige  Flüssigkeit  von  2 
Unzen  —  nicht  mehr  als  den  sechszelinten 
oder  zwölften  Theil  eines  Grans  Sublimat  ent- 
halten. In  Verbindung  mit  Opium  wirken 
diese  Klystiere  weit  mehr,  als  wenn  v ihnen 
blofs  Mohnsaft  ohne  Sublimat  beigemischt  ist. 

Aber  auch  innerlich  fand  ich  den  vorsich- 
tigen Gebrauch  kleiner  Gaben  von  Sublimat 
bei  erwachsenen ,  an  Dysenterie  oder  an  hef- 
tigen und  hartnäckigen  Durchfällen,  Kranken, 
sehr  heilkrärtjg.  Sie  erhielten  ihn  so :  Rec* 
Merc,  sublim^  corros.  gr,  ^ — ^ — ^,  A'q^  dtetilL 
unc.  iV. ,  JUucil,  Gumm,  Arah.  unc.  i[/. ,  Laud. 
liq.  Syd.  gtt:  xij — xvüj.  M  D.  S.  Alle  Stun- 
den einen  EfslölFet  voll  zu  nehmen. 

Gegen  die  Durchfälle  der  Kinder  ist  der 
Calomel  in  kleinen  Dosen  sicher  eins  der  vor- 
züglichsten Mittel.  Bereits  seit  vielen  Jahren 
wende  ich  ihn  in  solchen  Fällen  mit  dem  er- 

*)  Beobachtungen  im  Gebiete  der  ausäbenden  Bell- 
kunde. Frenkhirt  t.  M.  iB^i.  Seile  isy. 


—      93     — 

dbitesten  Erfolge  an.  Kleiaen  Kindern 
a  3  Jahren  yerordne  ich  2  bis  3  Mal  dös 

•j^  l)i8  ^  Grab ,  als  Pulver  mit  etwas 
er,  wenn  der  Durchfall  sehr  wässerig 
seigt.  Werden  auf  das  Mittel  die  Stuhl- 
i  griinlich ,  so  tritt  Besserung  aller  Symp- 

ein.  Der  Calomel  leistet  oft  noch  Hülfen 
ie  Durchfälle  der  Kinder  anderen  geprie^ 
1  Arzneien  trotzen.  In  Ruhren  der  Kin- 
ini  Erwachsenen  gebe  ich  ebenfalls  den 
nel  in  geringen  Dosen  V(ni  Vortbeil.  Mohn-« 
^ird  gewöhnlicb^  zumal  fiuL  erwachsene 
k'e,  zugeselzjt. 


u 

W     1 

r   1 

IV. 

Merkwürdige  Erachem 

■beobüchteE 

an  einer  Sonmal 

Vom 

Hofrath    Dr.    Erdml 

za    DfeidBit. 

L 

H  *        Jn  meinen  Annalen    des  uiedicißJ* 
^M             k»ms    zu    Dorpat   {Annaks    Scholae 
H             dkat    Dorpamiisis.    Ann.    ISlt),    ISl 
H      ■       ist  paj.  21*2.    die    Geschithle    einei 
H              inilgetlieiU,    voa    weichet   icli   eini 
H          .    nuugcu,    iJirei-    Merkwürdigkeit  y\ 
W              ausl'illiriidier     inilzullieileti ,     keim 
■                tielnne,  da  sie  in  Folge  nuch  weoi 
H                ter  Versuche    init  der  Einwirkung 
W               ner    SuliStauzen   auf  deu  Organism 
pi    _         dea  mag ueli sehen  Schlafs  bervorira 

Die  35jälirige  Kranke,  welche 
seit  2  Jahren  in  der  klinischen  An 
■mar  durch  eine  verallele,  ■vernachl 
pauz  iiusseariete  allgeinelne  Luslsi 
Zustand    der    grÖlsleu    Schwäche  g 
^^^.  gicli,    ixoU  gulM  Veidauuag,  ^u 

^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^H 

—     95     ^. 

schleehte  Ernährung  und  hohe  Empfindlichkeit; 
mit  habitueiier  Neigung  zu  krankhaften  Secre- 
lionen   (Hautgeschwiiren    und   eiterigem  Aus- 
wurf aus  den  Langen)  bei  stets  häufigem  Pulse 
zu.  erkennen   gab.     Dabei   war  der  ausgemer- 
gelte  Körper   durch  Narben  und  ContractHren 
der  Kniegeleuke  verunstaltet,  so  dafs  dieKran«^ 
ker  Iheils  aus  Krafilosigkeit ,   theils  aus  Unfä« 
higkeit  zu   gehen,    das  Bette    hüten    mufste. 
Nur  auf  Krücken  half  sie  sich  bisweilen,  doch 
aber  selten,  durch's  Zimmer  fort.    Da  ich  ihre 
ungemein   grofse  Empfänglichkeit  für  die  Einr 
Wirkung  des  thierischen  Magnetismus  bemerk- 
te ,  beschlofs  ich ,   im  Frühjahre  1819   si«  zu 
manipuliren.     Drei    bis   yier  Striche^    in   der 
Entfernung,  i&it  den   Fingerspitzen  vom  Kopf 
herab  gemacht,  brachten  sie  sogleich,  in  Schlaf, 
ehen   so   auch   das   Berühren   des  Kopfes  mit 
der    Hand»    oder    das    Anhauchen   desselben. 
Dieser   Schlaf  '  schien   ihr   sehr  wohl  zu  thun^ 
denn    der    Ausdruck    des    leidenden   Gesichts 
wurde  in  demselben  heiter,  und  nach  dem  Er- 
wachen   fühlte  sie  sich  erquickt,    der  krampf- 
hafte Husten^    die  früher  häufig   eintretenden 
Gliederschmerzen  und  unregelmäfsigen  Fieber- 
erscheinungen verschwanden ,    und   die  Vege- 
tation  verbesserte  sich.     Nach  3  Wochen  fing 
sie  an,    im  Schlafe  zu  sprechen,    und  die  ihr 
vorgelegten  Fragen ,  obgleich  mühsam  und  kurz, 
zu   beantworten.     Als   etwas   Besonderes   und 
Constantes  fiel  dabei   auf,    dafs  sie  jede  Ant- 
wort zweimal  hinter  einander  gab,    und  also 
stets  wiederholte,  ehe  sie  auf  eine  neue  Frage 
Rücksicht    nahm.      Später    entwickelten    sich 
^  die   Sprachorgane  immer  mehr,    und  sie  fing 
dann  im   Schlafe    bisweilen   freiwillig  an  za  ^ 
sprechen ,  doch  fast  immer  nur  voir  eineia  G^* 


--     96     — 

genstande,  von  einer  Schuldnerin  nämTich.  die 
sie  um  ihr  kleines  Yennögeo  gebracht  lialte, 
und  die  sie  dann  iin  Schlafe  vor  sich  sah. und 
schalt,  auch  auf  die  ihr  darüber  Torgelegten 
Fragen,  ihrer  Kleidung  nach,  genau  bescfariebi . 
ob  sie  gleich  nicht  gegenwärtig  war.  Ueber 
den  Zustand  ihres  eigenen  Korpers  dagegen 
wufste  sie  nichts  anzugeben,  behauptete  im 
Schlafe,  keine  Schmerzen  zu  eropfinden^  er- 
innerte sich  indessen ,  auf  Befragen ,  ihrer  im 
wachenden  Zustande  gehabten  Leiden,  und^ 
ihrer  verrichteten  Handlungen,  gab  e.  B«  rich- 
tig an,  was  sie  den  Tag  oder  ein  Paar  Tage 
zuvor  gegessen  und  getrunken,  wie  Viel  Aus- 
leerungen sie  gehabt  habe  u.  s.  w«  Voii  den 
anwesenden  Personen  halte  sie  im  Schlafe 
keine  IVotiz,  antwortete  ihnen  auch  nicht,  an- 
fs^r  wenn  icli  dieselben  berührt  hatte,  und 
i)4>ch  mehr,  wenn  ich  mit  ihnen  in  BerUbraog 
blieb.  Sie  glaubte  dann  stets,  dafs  ich  seibat 
mit  ihr  spräche.  Einigemal  geschah  es  auch) 
dafs  sie  sich  nach  längerem  Manipmliren  auf' 
richtete,  ankleidete,  aus  dem  Bette  stieg  und 
mit  geschlossenen  Augen,  auf  ihren  Kracken, 
dnrch's  Zimmer  ging*  Sie  antwortete  dabei 
nicht,  wenn  man  sie  fragte,  versuchte ^e 
Thür  zu  öffnen,  und  wenn  diefs  nicht  gingi 
kehrte  sie  verdriefslich  zu  ihrem  Bette  zurück. 
Magnetisches  Wasser  war  ihr  im  Schlafe  so», 
wohl,  als  im  Wachen,  zuwider,  sie  spuckte 
es  von  sich,  udd  wenn  sie  ohne  eszu  wis« 
sen,  im  Wachen  davon  trank,  entstand  Er- 
brechen. Um  gewifs  zu  seyn ,  ob  das  Magne« 
tisireu  des  Wassers  oder  die  Einbildungskraft 
dieses  Erbrechen  er:?euge,  magnetisirte  ich, 
ohne  dafs  sie  es  ahnden  konnte,  ein  Paar  Mal 
ihr  Lieblingsgetränk,  Bier,  in  der  Bouteille; 

aber 


*  « 

aber  6le  brach  auch  dies  bestimmt  einige  Zeit 
Dach  dem  Genüsse  wieder  weg.  Was  indets- 
seti  .als  das  Merkwürdigste  angesehen  werden 
inuMe,  war  eine  ungemeine  Empfindlichkeit 
des  linken  Arms  (in  welchem  sie  öfters  hef- 
tigeV  Schmerzen  hatte)  gegen  meine  Finger- 
spitzen sowohl,  als  gegen  Metalle  und  andere 
Substanzen. .  Sobald  sie  nämlich  in  den  mag« 
oetischen  Schlaf  verfiel,  durfte  ichnttr^Yon 
dem  andern  Ende  des  Zimmers  her  eine  Dau- 
menspitze gegen  ihre  linke  Hand  richten,  so 
wurde  diese  in  2luckungen  versetzt ,  geschlos* 
sen  und  bald  der  ganze  Arm  einwärts  gedreht« 
Sie  schien  dabei  heftige  Schmerzen  zu  em-r 
pfinden ,  denn  sie  ächzte ,  verzog  das  Gesicht^ 
und  Thränen  flössen  über  ihre  Wangen.  Auch 
andere  konnten  dies  durch  dasselbe  Manöver^ 
nur  nicht  aus  so  grofser  Entfernung,  bewir« 
Len.  Heftiger  aber,  alt  die  vorgehaltenem  Fin« 
gerspitzen  wirkte  die  Annäherung,  von  MetaU 
len ,  gleichviel  ob  sie  eugespitzt  oder  abgerun- 
det waren.  Dieselben  Erscheinungen  trateft 
auch  ein,  wenn  man  die  Fingerspitzen  odet 
die 'Metalle  der  andern  Hand  näherte,  abet 
die  Erscheinungen  aufserten  sich  nicht  in  die- 
ser, sondern  stets  in  der  linken  Händi  Uebri«« 
geBQ  waren  die  Bewegungep  des  Arms  nach 
der  Verschiedenheit  der  Metalle  sehr  verschie- 
den ,  aber  bei  derselben  Substanz^  immer  die« 
selben.  Am  reinsten  waren  die-  Erscheinun- 
gen y  .wenn  man  kleine  Platten  verschiedener 
Metalle  in  die  rechte  Hand  legte,  die  dabei 
unbeweglich  blieb,  und  nun  den  linken  Arm 
beobachtete.  Das  auf  diese  Weise  gefundene 
Resultat  war  folgendes^  EAstn  bewirkte  ein 
Atiswärtsdrehen  d^  Arms  mit  Eusammenge« 
sogenen  Fingern ;  ein  Magnetstab  that  dasselbe« 
Joura,  LXl7.B.4«St.  G 


—     98     — 

ZIni  Tdrursachtd    Zusammaiiballea    der   Hand 
uod  schnelle  Erhebung  des  ausgestreckten  Arms 
in  senkrechter  Richtung;    Kupfer^  Zusammen- 
Ziehung  der  Hand^  mit  senkrechter  Aufhebung 
des  Vorderarms,  später  auch  des  ganzen  Arms; 
Silber^   Schliefsung  der  Hand  und  UebersqUä- 
gen  des  Arms   queer   über   die   Brust;     G6M, 
starke  Zurückbeugung  der  Hand,  in  der  Hand- 
wurzel, mit  eingezogenen  Fingern.     Diese  Be-« 
wegnngen  waren  höchst  krampfhafr,  und*  diener- 
ten   auch    nach    der   Entfernung    der   Metalle 
fort,  wurden  aber  wieder  beseitigt^   wenii  ich 
die  flachen  Hände  auf  das  Schuhergelenk  und 
die  Hand  legte,   oder  auch  ihre. zusammenge- 
zogene Faust  zwischen   meinen  beiden  flachen 
Händen  drückte.    Dem  Kupfer  und  Zink  ahn« 
.  lieh,    wirkte  auch   Kohle.     Ganz  anders  war 
die  Wirkung  von  ISiigellack,   Seide  und   Glai. 
Das  erstere  machte,  dafs  sich  der  Arm  aus- 
streckte und  in  völlige  Supination  begab  ^   die 
Hand  aber  flach  ausbreitete;  Seide  brachte  den* 
selben   EiTect   hervor»  nur   blieben    dabei   die 
letzten  beiden  Finger  einwärts  gezogen^  wäh- 
rend  sich  die  übrigen  ausstreckten ,    und  Gla» 
machte,   dafs  der  kleine  Finger  und  der  Dau- 
men eingezogen ,  der  Ringfinger  aber  halb  ge- 
krümmt wurde.    Die  Wirkung  dieser  drei  letz- 
ten Substanzen  war  der  Kranken  nicht^  so  em- 
pfihdlich,    und    nur  bei   längerer  Einwirkung 
drückte  sich  dabei  im  Gesicht  einiger  Schiberz 
aus.     Uebrigens  konnte  durch  diese  Dinge  die 
Wirkung  der  Metalle  stets  wieder  aufgehoben 
werden.     Wenn  der  Arm  durch  Zink,    b.  B. 
perpendiculär   in  die  Höhe  gerichtet  stand,  so 
senkte  er  sich ,   sobald  man  Siegellack  in  die 
andere  Hand   legte,    sogleich   wieder  langsam 
und  gleichmäßig  heraib,  und  die  cnsammengt-. 


—     9Ö    ^ 

zogene  Hand  entfaltete  eich.  Legte  man  abev 
ganz  entgegengesetzte  Substanzen ,  wie  Metalle ' 
und  Seide,  zugleich  in  die  Hand,  so  entstand, 
eine  unruhige,  hin-  nnd  herziehende,  gleich-» 
$am  kämpfende  und  schmerzhafte  ßewegungv 
Diese  oft  in  Gegenwart  glaubwürdiger  Zeugen 
stetsr  mit  demselben  Erfolge  wiederholten  Yer^ 
suche,  yerahlafsten  mich,  die  Wirksamkeit 
iauch  anderer  Substanzen  an  der  Kranken  zii 
prüfen ,  als :  des  Opiums ,  des  Kamphers ,  des 
Castoreums,  des  Bloschus,  des  Aethers,  -des 
Weingeistes,  verschiedener  Säuren  und  Lau* 
gensaize,  der  Ganthariden,  des  Quecksilbers 
und  seiner  Präparate,  des  Arseniks,  Phosphors 
und  Schwefels,  und  zwar  (Bbenialls  in  Gegen- 
wart mehrerer  Zeugen,  Das  Resultat  waren 
die  verschiedenartigsten  in  der  Kürze  nicht 
zu  l^eschreibenden  Bewegungen  der  Fingei^ 
des  Arms ,  oder  auch  des  ganzen '  Körpers» 
Opium:  erzeugte  z.  B.  ein  Zittern  und  Schleu« 
dern  der  Hand  und  des  Armes,  Phosphorsäur^ 
eine  Kreisbewegung  der  Hand,  Nairum  eine 
Erhebung  des  Arms  mit  zusammengedrückt* 
ten  Fingerspitzen ,  tdether'  e\ii  Üeberschla« 
gen  des  Arms  über  den  JLelb  o.  s*  w*  Am 
heftigsten  schien,  lebendiges  Queckiilb^Tj  weifstr 
j^rsenikf  Phosphor  uöd  Moschus  zu  wirken; 
denn  aufser  mannichfaltigen ,  wunderbaren  Be*. 
wegungen  der  Hand  und  des  Arms  wurden 
bald  auch  die  übrigen  Extremitäten ,  und  end« 
lieh  der  ganze  Körper  dadurch,  un4er  Stöh- 
nen und  Wimmern ,  mit  hervorbrechenden 
Thränen,  convulsivisch  erschüttert.  Demohn- 
geachtet  antwortete  .  die  Kranke  auf  wieder- 
holte Fragen :  ob  sie  irgend  WO  Schmerzen 
empfinde?  jederzeit:  Nein!  Gern  hätte  'ich 
diese  Versuche  mehrmals  wiederholt  und  ver« 

G  a 


~    100    — 

•  I 

vielfältigt,    alleio    sie    waren  fiir  die  Kr^iiike. 
zu   nngreifead ,    und    hinterliefsen '  in  den   er- 
schülterleD    Theilen   -  Schmerzen  ^    die,    ^svenn 
mehrere    Versuche    hinter  einander   angestellt, 
wurden,   wohl  einige   Tage  däuertep.     Allge- 
^eifie   GoDvuIsionen   hinterliefsen  in   der  Ke- 
gel,  aul'ser  den  Gliederschmerzen,   auch  noch 
lästige  Schmerzen  in  der  Herzgrube,  und  luois- 
ten  daher  um  so  mehr  vermieden  werden«   Ich 
bemerke  übrigens,    dafs    jene    Substanzen  in 
der-  kleinsten   Quantität  und  in  der  kürzesten 
Zeit  ihre  Wirkung  thaten.     So   worden,  vom 
weifsen  Arsenik  nur  einige  Släubchen  apf  die 
trockne  flache' Hand  der  rechten  Seite  gestreut,- 
und  sogleich    nieder  .weggewischt;    deznobn- 
geachtet    begann   die   Wirkung  augenblicklich 
in   dem  rechten   Arme.     Eben  $o  wurde  vom 
lebendigen    Quecksilber    nur    ein    Kügelchen, 
kleiner   als   ein   Nadelknopf,   in  die  Han,d  ge^ 
legt,    und   sogleich   wieder  entfernt,   aber  die 
Wirkung  war  die  angezeigte.     Uebrig^ns  wa- 
ren die   Bewegungen,   welche   di^  Arzneisob* 
stanzen  und  die  Gifte  hervt)rbrachten',  keines- 
wegs so  bestimmt'  und  gleichbleibend ,   als  die 
durch  Metalle,  Siegellack,  Seide  und  Glas  er- 
regten.    Diefs  mochte,   aufser  der  verschiede- 
nen Stimmung   der  Sensibilität  an  verschiede^* 
nen  Tagen,  auch  wohl  von  der  Quantität,  der" 
Form   und   der  Temperatur  der  einwirkenden 
Massen  herrühren.    Die  letztere  hätte  ojffenbar 
Einfiufs  auf  die  Bewegungen.     So  brachte  z. 
B.  fVasstr  von  gewöhnlicher  Zimmertempera- 
tur eine  Bewegung  der  Hand  herVor,  als  suchte 
die  Kranke  etwas  von  der  Hand  auf  dem  Bette 
abzureiben;  war  das  Wasser  warm,  80gerielh^^ 
der  Arm  dabei  in  Fronation;  ,war  es  eijikalt,  .. 
in  Supination.    Das  Sonderbarste  war  4abei|. 


—    101    —  • 

\  ■■..•• 

dafi|f  die  Kraake  im  wachenden  Zusi|&de,  alle 
die  «genannten  Substanzen  berühren  Htd  hand- 
haben konnte,  ohne  die  geringste  JE mpfindung 
zu  bekomro'en  ,  dafs  sie  aber  sogleich  auf  die 
angeführte  Weise  davon  afficfri  wurde,,  sobald 
Sxe  in  magnetischen  Schlaf  verfiel.  So  konnte 
sie  z.  B.  mit  eisernen  Nadeln  den  ganzen  Tag 
über  stricken ;  machte  ich  aber  pur  drei  Stri- 
che über  ihr  Gesicht,  und  brachte  sie  dadurch 
in  Sclilaf;  so  erregten  ihs  die  Stricknadeln  so- 
gleich die  krampfhafteste  Verdrehung  des  Arxn,  ., 
und  man  mufftte  eilen,  «ie  ihir  ans  den  Hän- 
den zu  winden*  —  "  *"  • 

I 

Streute  man  Kochsalz  auf  die  flache  rechte 
Hand,  so  entstand  in  der  andern  sogleich  eine 
Bewegung  der  Finger,  wie  sie  beim  Aufstreuen 
des   Salzes    aufs    3i*od    gemacht  wird.     Dies 
brachte. auf  die  Idee,   da£s  Dinge,    die  durch 
täglichen   Gebranch  indifferent' geworden  seyn,- 
müfsten,    nicht  ihrer   Qualität,    sondern  yiel*.  . 
leicht  ihrer  Bestimmung  nach,   die  ßewegung, 
leiteten.     Man    machte  deswegen   eine   andere  . 
Reihe  von  Versuchen,    die  diese  Vermuthung 
vollkommen   bestätigten.     Ein   Haar   z.  B.    in  : 
die  rechte  Hand  gelegt,  machte,  dafs  die  linke 
eich    nach   dem   Kopfe  bewegte,  und  die  Be-> 
wegung  des  Kämmens  vornahm ;  eine  ffanze^  ■ 
dafs  sie  auf  dem  Bette  und  am  Schenkel  kratz- 
te; ein  Zwirnknaulf  dafs  sie  mit  der  linken  die 
Bewegung   des  Strickens  machte ;   ein   Hand- 
tuch^ dafs  sie  sich  im  Gesicht  umherfuhr,   als 
wischte  sie  sich  ab;   ein  Schnupftuch,   dafs  sie 
unaufhörlich  schnaufte,  als  wolle. sie  sich  vom 
Schleim  in  der  Nase  befreien;  ein  Schuh ^  däfs 
sie   mit   der   Hand  nach  dem  Fufse  fuhr,,  als 
wolle   sie  einen  anziehn;   ein  hölzerner  Löffel, 


-^    102    — 

dats  sie  mit  der  Hoken ,  wie  beim  Essen , 

derholt  nach   dem   Mande  fuhr.    Ein  zinr 

J^öffel  wirkte  dagegen  yermöge  seiner«  Qa 

den  übrigen  Metallen  analog,  und  erregle  kn 

haftea  Auswärtsdrehen  des  ganzen  Arms. 

berbaupt  wirkten  Metalle  nie  ihrer  Forü 

Bestimmung,  sondern  ihrer  .Substanz,  ge 

Diese  merkwürdigen  Versuche  wurden  den 

Aug.  1819  in   Gegenwart  mehrerer  glaul 

diger  Zeugen  (von  denen  ich  den  Herrn  S 

Ralh  Dr.  Kurzwig  aus  Kijga,  den  Hrn.S 

Rath  Dr.    Stegemann^   den   jetzigen  Frc 

Sahmen^  und  die  Doctoren  Lehmann  und  v 

btr  zu  Dorpat  nenne^,  wiederholt,   und, 

Ibrer    Angabe    vervielfältigt    und    abgeä 

Man  sähe  dabei ,  aufser  den  schon  angefi 

Resultaten,   dafs   ein  Stück  Papier^   glei 

ob  bedruckt,    beschrieben,    oder    leer  i 

rechte  Hand  gelegt,  in  der  linken  die  ] 

gungi  als   schriebe  sie  in  der  Luft  en 

Eben:  dies  that  eine  Bankassignation'j  do 

folgte   das  Manöver  bei   einem   geschric 

Blatte  am  raschesten.     Ob  die  Züge,  < 

in  der  Luft  machte,  verschieden   war« 

nachdem  man  ihr  etwas  Gedrucktes  od« 

Bchriebenes  gab ,  will  ich  nicht  mit  BesI 

heit  behaupten;    indessen  schien  es  so 

man    ihr    einen   zusammengelegten  hon 

Taschtnkamm  in  die  Hand  gab,  machte  i 

«leich  die  Bewegung  des  Kämmens  ai 

oUstäudigste.    Eben  so   brachte  eine  i 

:hale  eingelegte  Lupe  eine  auf  deren  Ge 

eziehung    habende    Bewegung    hervor 

angelte  nämlich  den  Daumen  und  Zeig« 

der  linken   Hand  zusammen  und  legte 

aufs  geschlossene  Ange,   als  wollte  sie  * 

tehen«    Diese    beiden   l^etztern  Srscheii 


-    103    — 

Traren  Hin  deswillen  besonders  auffallenfl,  well, 
wenti  man   auch    annehmen   wollte,   d^s  sie 
den   Gebrauch    der   genannten .  Dinge  gekannt- 
.babe,   €s   dech    unbe^eiflich  schien,  wie  sie 
dies9  Bei  geschlossenen  Augen ,  in  ihren  Kap- 
seln eingeschlossen,  von  Fremden  aus  der  lö- 
sche gezogen,    und   ihr  in    die  Hand   gelegt^ 
durch  das  Gefühl  zu  unterscheiden  vermochte. 
Streute  man   ihr  Tuhnck  auf  die  rechte  Hand, 
so-  machte  sie   mit   der  linken  die  Bewegung 
des  Schnupfens,    und   eiiie  Blume  auf  dieselbe 
Art  appHcirt,  machte,  dals  sie  bald  nach  dem 
I^opfe   fuhr^    als  wolle   sie  etwas  aufstecken^ 
bald  nach    der  Nase,   als  wolle  sie  daran  rie* 
chen.     Indessen    auch  diese  Versuche  erregten 
ajn.  Ende  Unruhe  und  Dmberwerfen   des  Kor-' 
pers,  hinterliefsen  auch  an  den  folgenden  Ta- 
gen  Schmerzen  in  den  Gliedern.    Da'  sie  von 
Direr  Nachbarin,  einer  neu  angekommenen  Kran- 
ken,  im  wachenden  Zustande  erfahren  hatte, 
dafa  man  an  ihr  esmerimentire ;  so  äufserte  sie 
ron  jetzt  an  beim  Eintritt  mehrerer  Fremden, 
eine  gewisse  Angst   und  Furcht.     Diese  ver- 
»nlafsfe,   dafs   sie  nicht   in   ruhigen  Schlaf  zu 
bringen  war,    sondern  sich  beim  Magnetisiren 
Schlaftrunken   umherwarf   und  stöhnte«     Dies 
war  z.  B.  am  Abend  des  folgenden  Tages,  als 
sin  fremder' Arzt   diese  Versuche  an  ihr  wie- 
Jerholen  wollte,    der  Fall;    sie  äufserte  durch 
anruhige  Bewegungen  und  Wimmern,  scbmerz- 
bafte  Empfindungen,  und  gerieth  besonders  in 
AJlarm,  als  ihr,  um  jeden  Verdacht  der  Täo» 
schung   zu    entfernen  ^    ein    Schnupftuch   über 
3as  Gesicht  geworfen   wurde.     Es  kam  dahec 
jetzt  natürlich  zu  keinem  reinen  Resultate.   In 
ier  nächsten   Nacht  erfolgten   Kolikschmerzen, 
und   Durchfälle,  und  den  folgenden   Tag  be- 


—    105    — 

I 

;eti,  wie  früher  in  den  .Armen,  zu  erzeu- 
Später  blieb  auch' diese  Einpßndllchkeit 
Fufses  picht;  sondern  es  erfolgten  nur  iin- 
imi/ite  Erscheinungen.  Bei  der  Binwir- 
g  krsifliger  Substanzen »  wie  Unruhe, 
merzäufs^ungen  oder  lirämpfe.  tJebrigens 
t  ich  es  für  Unrecht,  diese  Versuche  ^ü 
rielfältigen  öder  später  vqi^'  neuem  zu  wie-. 
)olen,,dä  sie  der  Kranken  keinen  Vortheil 
ährten.  Indessen  war  sie  immer  noch  sehr 
it' durch  einige  Striche  in  Schlaf  zu  ver- 
en,  ob  ich  gleicb  auch  .die  g^wöbnliche 
netische  Behandlitng  nicht  fortgesetait,  weil 
le  krankhafte  Gemüths-  und  Körperstim- 
ig  xnir  es  nicht  erlaubten.  Nichts  desto- 
kiger  verfiel  die  Kranke  manchmal  freiwiU 
in  einen  Zustand  von  Somnambulismus, 
lern  8i^  mit  geschlossenen  oder  gar  ver- 
denen  Augen  auf  ihren  Krücken  im  Zim^ 
'  umherging,  als  ob  sie  etwas  unternehmen 
Ite.  Dieser  Zustand  begann  gewohnlich 
Zuckungen,  und  erfolgte  auf  Gemüthsbe- 
{angen. 

Dafs  ihr  hectischer  Zustand  nicht  gehoben 
rden  würde ,  war  vorauszusehn ,  und  im 
senden  Jahre  erlag  sie  auch  der  immer 
kf  ausgebildeten  Lungensucht  und  starb, 
h  zunehmenden  periodisch  sehr  stürmischen 
erebtladungen ,  unter  Ersticku'ngszufällen. 
»  Section  zeigte  die  linke  Lunge  iröilig^  die 
kte  ftber  gröfstentheils  zerstört. 


IM 


MMia 


^    106    ~ 


Miscellen  und  Notizen 

fttr 

praktische    AerztCil 

Mitge.  theilt 

vom 

Dr.     C.    ^;    M  e  y  er, 

pra&t.  Arzte  zu   Bfickebarß    im    Faritentliiuii 

ScIiaMinburg  •  Lippe. 


Um  sich  nicht  cur  das  Lesen  medicinis 
und  anderer  gelehrter  Zeitschriften^  soodcn^ 
auch  die  dadurch  veranlafsten  schriftlicheD  No* 
tizeu  recht  eigentlich  nützlich  zu  machen,  bt- 
darf  es  nichts  weniger  oder  mehr ,  als  skkj 
für  letztere  an  eine  gewisse  Ordnung  zu  bii*! 
den.  Ein  Jeder  macht's  damit,  wie  es  üaI 
«gerade  am   zweckmäfsigsten    und    bequemstM] 

Keint,   —  je   einfacher^    desto  besser,  m' 
«es  zwar  in  keinem   Dinge  mehr,   als  i& 

'genannten  Nebendingen,  auf  welche  man» 
nd  für  sich  keine  Zeit  verwenden  niag,  vaii 
nicht  yersch wenden  darf,  sobald  es  nidht  iij 
Pedanterie   ausarten  soll. 

Das  Mittel,  sich  die  Benutzung  einer Ilo« 
ttf^QAaiDUÜungi  worauf  es  doch  eigentUch  •■' 


•  —    107    - 

imt,  isu  erleichtern  9  besteht  nun  in  einer 
lemen,  System» tischen 'Gruppirnng  dersel- 
Beim  Sammeln  und  Aufbewahren;  denn 
hißdurch  wird  da3  Wiederfinden  möglich 
a  denke  nur  an  J.  Paulis  Zettelkasten): 
SIS  dem  Gelehrten  zwar  Alltägliches;  je- 
I  keiuesweges  von  dem  praktischen  Arzte 
geringfügig  zu  übersehen.  Dieser,  wenn 
ucht  gröfseren  Hospitälern  vorsteht ,  «mufs 
).  die  Anwendung  des  .einen  oder  anderen 
empfohlenen  Heilmittels  sehr  oft  bis  zu  einer 
;ebotenen^ Gelegenheit  verschieben,  bis  diese 
heint»  und  nicht  selten  wird  im  Laufe  der 
;  oder  durch  etwas  Neueres  das  früher  Auf- 
fste  aus  dem  sich  fortwährend  neugestal- 
len  Ideencyklus  verdrängt:  die  Realisirung 
lerer  Ideen  oder  ein  beabsichtigter  Versuch 
1  folglich  unterbleiben  I  w«nn  nicht  durch's 
knüpfen  dergleichen  abgerissener  Fäden  an 
e'cte  der  Sinnenwelt,  ein  mechanisches 
sderauffinden  derselben  auf  eine  Art  und 
iee  gesichert  war,  wie  es  Beispielshalber 
tneinige  versinnlichen  möge. 

Für  jeden  Artikel,  z*  6.  für  eine  Gruppe 
1  Krankheiten,  oder  auch  für  eine  einzelne 
mkheitsform  habe  ich  einen  halben  oder 
zen  Bogen,  in  Quartformat  gebrochen,  oben 
.einer  Ueberschrift,  und  am  Rande  nut 
&  Anfangsbuchstaben  'derselben  bezeichnet, 
timmtj  dasjenige,  was  mir  ini  Fortgänge 
iner  Leetüre  auf  diesen  Artikel  Bezug  Itia-* 
ides  bemerkenswerth  scheint,  aufzunehmen, 
»e  losen  Blätter  liegen  in  alphabetischer 
ihefplge  beben  einander,  nur  dadurch  ge- 
ieden,  dafs  die  mit  gleichen  Buchstaben 
»iclmeten  durch  einen  losen  Umschlag ,  auf 


—    iÖ8    — 

w^Icbem  auswendig  ein  .  InhaltSTerzeicImib, 
zur  Rrleicbterung  des  Nachsclilagens,  gescbnV 
beo 'Steht,  zusammengehalten  werden.  SoTid, 
als  thunJich,  habe  ich  verwandte  Arlikel  aof' 
einem  Bogen  Vereiniget^  die  Krankheiten  oadi 
ihrem  Sitz,  die  Arzneimittel  nach  ihren  ^nni- 
Stoffen  oder  Hauptwirkungen  gruppirt;  jedoch 
einzelnen  wichtigen  Krankheiten  und  Arzneir 
mitteln  besondere  Plätze  angewiesen.  Bei-^Zeit- 


M  «1 


Schriften,  die  ich  in  Händen  behalte,  begnüge 
ich  mich  mit  Gitaten ;  —  aus  solchen ,  die  ick 
wieder  abgebe,  pflege  ich  jedgch  kurze  Aai- 
züge  zu  mjichen  ,  besonders  da ,  wo  mich  meiu 
das  Praktische  (z,  B.  Autoritäten,  Indicatio-J 
nen  und  Dosen  der  Arzneimittel)  interessiit 
Geifsfiifse  am  RaüdLe,  Unterstreichen  und  ahn* 
liehe  Hülfsmittel  dienen  wesentlich  dazu,  dal 
Aufsuchen   zu  erleichtern. 

Der  Werth   eines  solchen,   sich  alImäUi|; 
bildenden  Reperloriums,  welches  mir  zugleick.-j 
als    Depot  meiner    eignen,  'am  Krankenbelli; 
.oder    beim   Lesen    veranlafsten    Bemerkoogei 
•und  Beobachtungen  dient,.  —   steigt  natürlicki 
_  YOD   Jahr   zu   Jahr,   und   ich  kann '  besonders 
jungen   Aerzten    nicht   genug   empfehlen,  sich 
bei  Zeiten   ein   dergleichen   Noth-  und  Hiilb-' 
büchlein  anzulegen. 


1. 

Das  Natrum  mtricum  gegtn  Rufvr. 

Der  im   fiorn^schen  Archiv  für  med.  Erf* 
im  sweiten  Hefte  des  Jahrgangs  1819.  befind- 


—   109^  -,  ;    - 

liehe  Aufsatz   des  HrD,  Dr«  rön  F'elsen  „über 
«die  Bulir,"  vveranlafste  mich,   noch  iih  Läufe 
desselben  Jahres,  das ,  ursprünglich  vom  Hrn. 
Dr«  Mademacher  dem  Hrn.  Vf.  empfohlen 6,  zu<-    . 
fachst  aber  durch  die  Erfahrungen   des  letzte-   ' 
ren  erprobte  Mittel  >  das  Natrum  nitricum  nach 
"V'orschrik  bereiten  zu  lassen ,   um  die  so  sehr 
gerühmten    Heilkräfte  desselben  )Ein  Kübrkran^ 
ken  zu  prüfen.     Der  Erfolg  meiner  ersten  Ver- 
suche fiel  so  günstig  aus,    dafs  ,ivährend-«iner 
grofsen  Rubrepidemie  im  Sommer  1822 ,    dem 
xfeuen  Mittel '  (auch   in'  der  weit  ausgedehnten 
Praxis  meines  Hrn.  CoUegen,    des  Landphysi- 
Jtus  Dr.  JZägel)  nicht  nur   der   Vorrang  zuge- 
standen   wurde,   —    sondern    auch    der  Mifs-   ' 
braucli    vieler   Hausmittel    seinem    glänzenden 
jlufe  weithen  mufste  *).     Viele  **)  Hqnderte^ 
von  Kranken,    die  jener  Epidemie  unterlagen, 
▼erdanken   dem  Nairum  nUricwn  eine  scbnelle 
und   vollständige   Genesung,    und  kaum   zwei     ' 
von  Hunderten  wurden  ein  Opfer' der  Krank- 
keiti  zum  Tbeil   ithwächliche   Subjecte^    bei  . 
denen  gleich  zu  Anfang   die  complicirte  Form 
derselben  einen  bösartigen  Verlauf  ankündigte, 
öder  Vernacbläfsigung  des  Uebels  Statt  gefun- 
den halte.  —    Obv/obl,  diese  £pidemie,  abge- 
sehen  von    dem   rheumatisch  ^  catarrhaliscben 
Grundwesen    der  Krankheit   an    und  für   sich 
genommen,    im    Allgemeinen   einen   entzünd- 

♦)'  Es  war  nichts  seltenes,  dafs  auswärtige  Kubr- 
kranke  sich  geradezu,  oder  wenn  sie  keines 
Arztes  habhaft  werden  konnten ,  an  den  Apo» 
theker  wandten  und  ^ie{N(Ur.  nitric,  enthalten» 
de)  sogenannte  weifse  Mixtur  fordern  liefsen. 

**)  Wohl  beinahe  6oo,  auch  diejenigen  abgereeh- 
iiety    welche  ohne   ärztlichen   Beistand,    durch 
den  Hausgebrauch  der  weifsen  Mixtur  geheilt 
worden  sind. 


■.\. 


—    110    -- 

■ 

liehen   Charakter  Terrieth  ^)  (die  begleitdi 
Fieberiunn,    mit  welcher  das  Uebel  gewob* 
lieh  eintrat ,   war  meistens  eine  gelinde  SjM* 
x:ha    mit   Hinneigung   zum  Typhus)  —  so  bl-i 
durfte   es  doch    nur  in   selteneren  Fällsn  ta 
Blutentziehungen    durch   Aderlässe  oder  Bl^' 
«•gel    (auf  den  Unterleib)    und  zwar  gleich  m 
Anfang  des  Uebels;   —   bei  der  Mehrzahlk 
Krajaken  reichte  die  frühzeitige,  unaosgeietril 
Anwendung   der  Mixtur a  Natr,  nitric.  **) 
die  wesentlichsten  Zufalle  und   Kraokh' 
scheinungen  noch  vt)r  dem  Eintritt  des 

'*')   Wie   es    die    «tmosph&rische    Constitatioo 

Jilires  1822  mit  sich  brachte ,  und  es  die 
'  tiiätige  Wirkung  eines  Keutralsilses  vorii 

läfst, 

**)  Eine  Auflösung  Ton  §  bis  z  Unse  8als  n; 
bis  10  Grin  Traganthgummi  in  8  Unzen  \ 
ser,  oder  mit  Weglassung  des  Gommi's  in 
selben  Quantität  eines  ATthaewurzeI»w^B/i 
Den  Grundbestandtheilen  nach  su  nrt£ 
xnüfste  dieses  Salz  in  seiner  VN'ixkungsweiss 
Kali  nitric,  sehr  nahe  kommen,  un^  dem 
hat  es  n)it  demselben  nichts  weiter  g^vatiM»^ 
IQamensäbnlichkeit  und  den  Charakter  der  N* 
tralsaUe  überhaupt.  <—  £s  wird  in  sehr  gtobf 
Dosen  y  selbst  von  schwächeren  Subjekten  (fij 
dem),  vertragen,  wirkt  kfihlend,  ohne  WJ 
Ueberschwäcbung  zu  schaden,'  — <  unaosgeM 
fortgebraucht  ß^inde  abführend  und  (otL** 
directem  oder  mdirectem  Wege?)  scbweifiB* 
bend ;  -—  wird  deshalb  auch  durch  Hinnei^ 
der  Krankheit  zum  Typhus  ^  oder  durch  10* 
leichten  typhösen  Zustand  selbst  —  nicht  coi* 
traindicirt  — ,    und   scheint  Überhaupt  re^hl* 

'  gentlich  für  Krankheiten  *  des  Darmkansli  ^ 
schalten  zu  seyn,  die  eine  vorsichtige  antipU^ 
gistische  Behandlung  erfordern.  Zu  dieses  ■* 
buf  eignet  es  sich,  seines  nicht  unangenibfl^ 
dem  des  Kochsalzes  ähnlichen  Geschmacks  f* 
gen»  gaus  voxsöglioh  £dr  die  Kisdexpniii« 


-w  111  — 

ZuStandes   (binnen   1  bis  2  Tagen)  gänz- 

2a  entfernen;  wo  dieses  nicht  gelungen 
I  die  Crisen  sich  nicht. einstellen,  Schmer'*' 

und  Blutabgang  nicht  aufhören  -  wollten. 
Beigten  sich  einige  nebenher  gereichtes  Ga- 
einer  Mischung  von  Fin,  stibiat.  und  Tlnct» 

slmpl. ,  mit  denen  bis  zur  \oIHgen  Besänf- 
ng  der  Schmerzen  während  eines  reichli^ 
I  Seh weiTsausbruchs  fortgefahren  wqrde,  — 
die  hülfreichsten  Adjuvantia;  •— *  und  nur 
eine   Kranke  (wie  z.   B.   eine  Kindbette* 

machten  durch  langwierige  Nachkrankhei- 
dem  Arzte  zu  8cha£feü. 

Besonders  merkwürdig  war  das  ungewohn- 
frühe  Erscheinen  dieser  Ruhrepidemie, 
in  schon  am  lOten  Juni  ^)  übernahm  ich 
Behandlung  des  ersten  Ruhrp^tienten  ^^). 
n  höchsten  St/indpunkt  hatte  sie  gegen 
)  Juli's  erreicht,  und  schon  mit  Anfang 
embers,  also  zu  der  Zeit,  wo  sonst  ge- 
nlich  die  Krankheit  erst  zum  Vorschein 

yVie  ich  sbäterbin  in  Erfahrung  brachte,  hatte 
in  Kind  tcnon  während  'der  Pfngstfesttage,  je- 
loch  ohne  ärztliche  Hälfe,  die  Krankheit  glück-, 
icb  überstanden. 

Ein  ohngefähr  4]ähriget,  bis  dabin  jebr  gesun-  . 
tes  Mädchen ,  bei  welchem  sich  die  Rubr  in 
inen  nichts  weniger,  als  bösartigen  Charakter 
•igte.  Demohngeacbtet  wurde  diese  Kranke 
"On  einem  auswärtigen*  Ariste,  zu  welchem  die 
Leitern  derselben  in  dem  Glauben,  es  sei  keine 
Lahr,  was  ich  als  solche  behandle,  einige  Tage 
päjter  ihre  ZufluQht  genommen  hatten,  als  an 
mem  fauligen  Durchfalle-  leidend,  mit  Anti« 
spticis  und  Reismitteln  behandelt ,  und  wahr* 
sneinlich  ein  Opfer  des,  auch  von  jenem  Arste 
nterstOtzten  Mifstrauens  und  eines  durch  die 
ihressei(  irregeleiteten  (Diagnose)  tieilverCih* 
tat* 


kommt  ^  neigte  sie  sich  zum  Ende^  einel 
stätigung  des  Satzes,  „daTs  Rübrepidenui 
in  der  Regel  nur  drei  Monate  lang  Sk 
halten/' 

Umständlichere  Mittheilangen  aber  dat. 
f;enthümliche  jener  so  glücklich  überslafide 
Epidemie ,  in  welcher  die  Heilkräfte  des  JN 
nitric,  eine  so  glänzende  Bewährung  erlang 
wird*  dem  Versprechen  gemäfs  mein  Hr.  < 
lege,  dem  in  dem  Bereiche  einer  ausgebn 
.tereii  Praiis  eine  gcofsere  Summe  von  Er 
rungen  zu  Gebote  steht,  — >  zur  ErgSoi 
der  vorliegenden  nachliefern,  indem  es 
selbst  nur  darum  zu  thun  war»  die  Au/n 
samkeit  des  ärztlichen  Fubliknms  auf  y 
Aufsatz  des  Hrn.  Dr.  von  Vtlsen  zu  fix: 
und  diesem  meinen  herzlichsten  Dank  foi 
Bekanntmachung«  seines  herrlichen  Mittel 
fenllich  abzustatten. 


2. 

SUberftUspane  gtgm   Wechselfitber» 

Ein  hiesiger  Gold-  und  Siberarbeitef 
mir  die  glaubhafte  «Versicherung',  dafs  er 
herhin  einige  sehr  hartnäckige  Wechselfi 
durch  deu  inneren  Gebrauch  der  SilberfeiUj 
(von  121öthigem  Silber)  schnell  und  glüd 
geheilt  habe,'  Eine  einzige  Gabe  von  15  C 
beim  Eintritt  des  Fieberparöxysmus,  mit  ei 
Wasser  genommen ,  sei  meistens  hinreid 
gewesen,  denselben  abzuwehren;  wo,  c 
ohngeachtet  ein  neuer  Anfall  sieb  angekSi 


■:    —  113  —  • 

habe,  sei  es  ihm  iihme«  gelungen ;  durch  eine 
2weile  Gabe  von  gleicher  Starke  •  das  Fieber 
gänzlich  zu  vertreiben.  Wegen  der  Seltenheit 
der  Wechselfieber  in  hiesiger  Gegend  habß  ich 
nicht  Gelegenheit  nehmen  können,  Versuche 
mit  dem  Mittel  anzustellen ;  -^  die  ,inir' we-» 
gen  der  Schwerauflöslichkeit  des  Siibe)*s  ge* 
f^hrlos  zu  seyn  scheinen ,  wenigstens  ein  dreir 
steres  Verfahren  zulassen,  als  die  mit  dem 
Arsenik.  Das  Kupfer,  welchem  (als  dem  schwär 
-che^Q  Theil)  durch  die  eigen thümliche  inetaU 
tische  Verschmelzung  mit  dem  edleren  .(domi-* 
nirenden)  Silber,  aufser  mehrern  andern  Eigen-» 
Schäften ,  auch  die  Schweraülloslichkeit  des 
letzteren  mitgetheilt  worden  ist,  fnochte  wohl 
das  eigentlich  wirksame  Agens  dieses  Mittels 
jsejn.  Versuche,  in  grofseren  Hospitälern  an-* 
gestellt,  könnten  amzuverläfsigstenundschnell-» 
sten  über  den  Werth  desselben  entscheiden. 


3, 

Das  Marum  verum  gegen  Nasenpolypen. 

Im  August* Heft  dieses  Journals'  vom  J. 
1822  wird  auf  ein  neues  Mittel  gegen- Nasen- 
polypen aufmerksam  genlacht.  Ich  nenne  es 
neu,  weil  meines  Wissens  in  keinem  medici- 
nisch- praktischen  Hnndbuche  dieser  Eigen- 
thümlichkeit  des  Mcn\  ver,  Erwähnung  ge- 
schieht ;  obwohl  es ,  nach  der  Quelle  jener 
Notiz   ^)    zu    urlheilen,   immerhin    als   Haus- 

*)  Meyer's  Reisen  nach  Consuntinopel.    St.  Gtl« 
Icn  i820, 

Touni.LX17.B.4.  St,  H 


-    114    — 

oder  Tolksmittel ,  yielleicht  ancb  als  Arkanom 
8chon   seit  Jahrhunderten    hio   uqd   da   gegen 
dergleichen  Uebel   benutzt  worden  seyn  mag* 
Schon   im  April  1823  hatte  ich  Gelegenheit,  - 
das  Mittel  zu  versuchen..  Eine lljährige«  ziem* 
lieh  wohlgenährte  Bäuerin,   an  welcher  indefs 
ein   etwas   scrophuloser  Habitus  nitht  zu  ver- 
kennen  war^   suchte  eines  msenpolypen  we- 
gen ärztliche   Hülfe    bei  mir.     Das   Gewacht 
safs  im  linken  Nasenloche  und  wurde  bei  star- 
kem Ausschnauben  selbst   äufserlich   sichtbar; 
—  es  verstopfte  beinahe  gänzlich  dell  Luftzug 
beider  Nasenlöcher ,   ein  Beweis  von  dem  be-^ 
deutenden    Umfang  vnd  hohen  Sitz  desselbep. 
So  viel  aus  der  Erzählung  ihrer  Mutter  aich. 
vernehmen  liefs,    mochte   wohl  ein  während 
des  letztvergangen ea  Winters  nicht  völlig  .aus- 
geheilter Schnupfen,    mithin   eine' krankhafte 
Auflockerung  der  Schleimhaut  diese  Afterpro* 
ductiop  zu  Stande  gebracht  haben ,   und  dfabei 
ein  Ausbruch  der  Scrophelkrankheit  thätig  ge- 
wesen seyn*    Eigentlich  bemerkbar    und  lästig 
war   das  Uebel  erst  seit  einigen  Wochen  ge- 
worden ^)\  vnd  als  solches  bis  jetzt  unberück- 
sichtigt geblieben. 

Der  Anwendung  desMarum  verum^  in  Form 
eines  Schnupfpulvers,  schien  das  U^vermögeuj 
Luft  durch  die  Nase  aus  -  und  einzuziehen^ 
hinderlich  zu  seyn,  dennoch  liefs  ich  sofort 
mit  einer  Prise  gewBhnlichen  Tabacka  einen 
Versuch  machen  und  überzeugte'  mich,  nun, 
dafs  der  Luftzug  beim   Einschnauben  hinrei* 

*)  Die  in  der  ganzen  Natur  rege  werdend«  Vege» 
ution  w&hrend  der  ersten  Frohlingtwoeheiiy 
hatte  wahrscheinlich  auch  den  WscASthum  der 
Polypen  besohlennigt* 


^    116    -     ,     ■    ,    ■'    -. 

chepd  stark  war,   um  ein  feinea  leichtes  Pol^ 
ver  einzufahren.»    Um   also  der  Operation  (für 
den  Zuschauer  wohl  eine  Jer  abscheulichsten) 
•vorläufig    auszuweichen ,    verordnete  ich   (am 
525t en .  April)    ewei  Quenten  des  KatzenkrauU 
pulyers»   und   davon  täglich  3  bis  5  Frisen  za     - 
nehmen,   empfahl   piinktlichen   und  vorsichti-   , 
gen  Gebrauch,   und   im  Fall  eines  gliicklichea  ' 
Erfolgs,    das  Wiederkommen  nicht 'zu  verges- 
sen»   Mehr  und  früher,  als  ich  erwartet  halle, 
stellte   sich  das  Mädchen   schon  ^in  7ten  Mai 
Frieder  bei  mir  ein ,   und   zwar  als   völlig  ge^ 
heilt.     Der   Polyp   war   verschwunden ;  —  ob 
vertrocknet,  resorbirt  oder  ausgeschnnpft ^  ]ie£l 
9ich   nicht   ausfindig  machen.     Eingenommen-^ 
Iieit  des  Kopfs,   etwas  Schwindel  und  einiges 
Nasenbluten    waren    während   des    Gebrauch^ 
des  Mittels   (welchen  ich  bei  dergleichen  Za^ 
iaHen  einzuschränken   oder  gänzlich  'einzustel-« 
len  empfohlen  hatte)  auch  in  diesem  Falle  Aet 
Besserung  vorangegangen.     Die  Disposition  ^uv 
Wiedererzeugung  des  alten  Uebels  war  indefs 
nicht  gänzlich   gehoben  worden;   —   denn  anl 
5ten  .November    wurde   deshalb   meine   Hülfe 
Eum    ETweiteb    Mal    in    Anspruch    genommen. 
Der    neuei    wiederum    nach    einem    heftigen 
Schnupfen  erzeugte  Polyp  war  wohl  noch  gro- 
fser  als  der  vorige^   und   deutlicher   zu  sehen. 
Ich  liefs  den  Gebrauch  des  Schnupfpulvers  wie« 
derholen ,   welcher  dieses   Mal  zwar  heftigere 
Kopfschmerzen  veraolafste ,  aber  schon  am  drit^ 
ten  Tage  durch  ein  erregtes  starkes  Niesen  die 
Lostrennung  und  Entfernung  des  Polypen  be« 
^rkte,  welcher  mir  in  einem  leinenen -Läpp^ 
chen  aufbewahrt,  einige  Tage  nachher,  daher 
vertrocknet  von  der  Mutter  des  Mädchens  vor* 
gezeigt  wurde,   und  die  gewöbnliche  bimfS^r«»    .  . 

H  2  : 


—    116    — 

mige  Gestalt  annahm ,  aachdem  er  einige  Stm*  m^^ 
den  lang  in  lauwarmem  Wasser  gelegen  haUfc  Ij  ^ 
Um  dieses  Mal  'der  Wiedererzeugung  äesh-ljjj^ 
lypen  vorzubauen,  rieth  ich,  danft  «nd  wui|j||jjj|]. 
besonders  bei  erschwertem  Atheinhoblen  doiA 
die  Nase ,  eine  Prise  von  dem  noch  vorrülhi» 
gen  Pulver  nehmen ,  oder  das  frische  Rw* 
öfters  beriechen  zu  lassen  (welches  wegen  sfr 
nes  naphthaähnlichen ,  sehr  penetranten  Gl- 
ruchs  als  Stubengewächs  bei  ViMen  sehr  bi'. 
liebt,  und  leicht  zu  ziehen  ist).  —  Da 
nach  Jahresfrist  das  Uebel  nicht  wiederke 
folglich  ejn  unum^töfslicher  Beweis  yon 
Wirksamkeit  des  Mittels  vor  uns  Hegt,  so 
fen  wir  fragen :  „wie  oder  in  welcher  Art 
Weise  wirkte  es?  —  war  die  Lostrenm 
des  Polypen  Folge  einer  dynamischen  Ein 
kung  des  Mittels  auf  die  kranke  Schleimhi 
«—  oder  nur  die  Wirkung  einer  heftigen  i 
chanischen  Erschütterung? 


'4. 

natura  Strammomum ,  als  Rauchnüttel  gcg»j 
asthmatische  Brustbeschwerden. 

Dieses  Mittel  ist   bereits   von  dem  Heinl 

Herausgeber  dieses.  Journals  *) ,  den  Hrn.  Äj 

[ethisch  und  Krimer  **)  empfohlen  worden,  w 

•oll  besonders  in    England  als    Hausmittel  i 

Äufe  stehen.     Meinen   eignen. Erfahrungen  i 

•)  Bd.  36.  St,  a,  p.  82,  etc., 

•♦)    Horn'i   Archiv  f.  tnedis.  Brf.   1819.  Joli  tf* 
August -Hefr. 


-    117    - 

Folge  f^nd  ich  es  solcher  Empfehlung^li' werth, 
und  nehme,  daher  GelegeDheit,  diesen  heizu^ 
sliinmeD,  um  nur  (ohne  mich  auf  weitläuftigö 
KTrankengeschicblen  einzirlassen}.  die  denen  von 
Hrn.  Krimef  mitgetljeilten  sehr  ähnlich  erschei-- 
nen   würden)   an  das   herrliche   Heilmittel   zu 

erinnern  V 

'  *. 

Sämmtliche  Kranke,   denen   ich  das  Rau- 
chen   des    Strammöniums  verordnete,  -waren 
hejahrte  Menschen,    und    zwar    (Männer   und 
ifrauen)  aus  dem  Bauernstande;  —  ihre  Brust- 
leiden krampfhafter  Art  {Asthma  spasmod.  chro- 
nic,)^   mit   hysterischen    und   gastrischen    Be- 
schwerden complicirt,  —  beiden  meisten  schon 
habituell   geworden    und    verschiedentlich   mit 
antarthritischen  •  und    krampfwidrigen   BlitteJa 
ohne  günstigen  Erfolg  behandelt.     Es  lag  den- 
selben augenscheinlich  eine  gichtische  Dyskra- 
sie  (jarthrit.  cnomala)  zmn  Grund^e,  welche  von 
ihrem    Heerde,    den    Unterleibsorganen,     aus 
nicht  nur  durch  die,  auf  die  Schleimhäute  und 
das  Drüsensystem  der  Lungen  übertragene  (ab- 
gelagerte) Schlacke,    sondern  auch  consensuell 
eine  fortwährende   Reizung   der  LuftVv'ege  un- 
terhielt,   und    den   inneren    Gebrauch   solcher 
Mittel   indicirte,,     die   das   Verdau ung«geschäft 
reguliren,    der    Säure-    und    Schleim  -  Erzeu- 
gung   widerstehen;     die    in    dem    Darmkanal 
durch  dergleichen  Gährung^n    angehäuften  he- 
fenartige  Massen   ausleeren   *)   etc.,    und   auf 
diese  Weise  das   Excretionsgeschäft  der  Lun- 

*)  Der   aus   diesen  Hefen    sich   bildende  Nieder« 

schhg,  —  ich  möchte  es  Schlacke ,    caput  mot' 

tuum,  nennen,  organisin  sich  als  Gichtmaterie» 

sobald  er  nicbt  als  Excrement  durch  die  »Haut» 

.die  Nieren  und  den  I^armkanal  ausgeleert  wird. 


--    118    - 

gen  erleichtern.     Nur   vrahread  ocler  nach  fi- 
lier solchen  vorkehrenden   Behandlung  konoü. 
•8  ineider  Ansicht  nach  yon  Erfolg  seva,  dir 
habituellen    Reizbarkeit     der    Luftwege,   dt 
krampfhaften  Stimmung  derselben,    der  Äot 
lockerung  ihrer  Schleimhäute  el^.  ,,eio  Mittdi 
wie  das  Einathmen   der   Dampfe  yon  Kirsdi- 
lorbeerwasser ,    das    Rauchen    des  Stechaprdi| 
entgegenzusetzen 9    daher  ich,    so  oft  sich  Ge- 
legenheit darbot,   letzteres  gegen  asthmatbdwi 
Beschwerden  anzuwenden,  jene  Bedingung  bi-| 
rüchsichtigend  stets   bemüht  war,  so  Yielabj 
möglich  das  vorhandene  Lungenleiden  zn  is»-| 
liren  und  auf  diesem  Wege  auch»   es  gäos 
cu  besiegen   vermochte , '  sobald   nicht,  wie 
in  manchen  Fällen   schon  vorauszusehen  w%] 
eine  organische  MiJRsbildung  der  Luftwege,  d 
ein  ursprünglich   idiopathisches   Leiden  däsd-j 
ben,    oder  in  Folge  der  zerstörenden  EingrAj 
des   habituell  gewordenen   (Anfangs  viellei(lt] 
mehr  sympathisch  gewesenen)  Brustübels, 
deutende^  Desorganisationen ,   lils   nicht  zu 
seitigeude  pathologische  Troclukte,   dem  He 
versuche  hartnäckigen  Widerstand  leisteten. 

Mit  dem    Gebrauch    dieses    RauchmitU 
ist,    bis  die  Kranken  sich  daran  gewöhnt 
ben,  vorsichtig  umzugehen :  Männer,  dieobi^j 
hin  an  Taback  gewöhnt  sind,  lasse  ich  aofaBj 
lieh  nur  zwei  (irdene)  Pfeifen  voll  täglich  r»] 
ihän,    Frauen   dagegen    3    Pfeifen   halb  tAI 
ind   zwar    mit    Unterbrechungen    sobald  sie 
Schwindel,    Uebelkelt  oder   Eingenomiueol 
des  Kopfs  einstellt.     Sind  nach  einigen  T^ 
diese  Erscheinungen  und  Nebenwirkungen 
ftchwunden,  darf  der  Kranke  allmählig  zasttHj 
gea  anfangen;  —    mit    vier  bis  fünf  ti^ 


119    — 


▼oll  taglich  fahrt  er  fort,  bis  er  6ich  Yon  al- 
len Brustbeschwerden  befreiet  fühlt ',  $etzt  als« 
äann  den  Gebrauch  des  Mittels  aus^  bis  eftwa 
leichtere  Rückfalle ,  die  selten  ausbleiben,  zu 
einer  kiirzeji  Wiederholung  desselben  nöthi- 
gen.  Ein  14läg]ger  Gebrauch  pflegt  gewöhn- 
lich hinreichend  zu  seyn,  wo  nicht  Heilung, 
dolch^  bedeutende  Erleichterung  zu  gewähren^ 
-—  söUte  indefs  auch  diese  palliatire  Wirkung 
ausbleiben,  dann  mochte  es  wohr ünnüts  Qdjrn^ ' 
die  Yersuchskur  länger  fortzusetzen* 


.< 


Die  Fortsetzung  folgt,  wenn  es  gewSnscht 
wird.  *)      V 

*)  Mit  V«rgnOgen  wird  di«  Eedaotion  di«ie ,  g«« 

wirt  jeden  Praktiker  interessanten  and  l«hnreich«a 

. .  Bemerkungen  ferner  demi  Publikum  mittheilen* 


« 


—    120    — 

'     '  *■  »  — — 1— — — — 


VI. 

Kurze    Nachrichten 

und 

Auszüge. 


1. 

t 

Dsr    Darm   in    jvr   Mola* 

Zur  Warnung  gegen  ähnliche  Tauschungen  aufgeiteüt 

vom 

Dr»   Kuntzmaniu 


Wie  leicht  det  Arst»  aacli  ohne  Absicht^  hlntav* 

gangen  werden  kann,  und  wie'  vorsichtig  er  bei 
er  Bestimmung  nnge wohnlicher,  Abgänge  ^ua  dem 
menschlichen  Körper  seyn  mufs^  niöge  folgendet 
Fall  beweisen  9  der  mir  in  diesem  Jahre  Dcgeg* 
Xlel^  ist» 

Frau  H. 9  gS  Jahr  alt»  von  schw&chlicher  Coa* 
fltitutioni  die  oereits  ii  Kinder  geboren  aad  aelbit 
genährt  hatte ,  glaubte  sich  im  5ten  Monate  achwan* 
ees,  stillte  aber  dennoch,  ihr  ipmonatlichea  £ind 
Fort.  Auf  den  Rath  der  Hebamme  unteiliefa  aie  das 
Säugen.  Zwei  Tage  darauf  entstanden  wehenartige 
Schmersen,  und  mit  einer  aufs erord entlichen  Bla* 
tung  gingen  viele  häutige  Concremente  «ua  der.Vt* 

fina  ab>  die  deutlich  tu   erkennen   ^aben^   dafe  ei 
tache  einer  Mola  waren.    Um  mich  in  abenen* 


—    121     — 

gen,  dbfs  eine  vollkommeDe  Schwan gertchafc  nicht 
Statt  gefunden  habe,  tru^  ich  der  Wärterin  aaf, 
sorgfältig,  jedes  auf  der  Unterlage  gefundene  grö- 
tiere  Stßck  aufzubevrahren ,  und  mir  zu  seigeu. 
Höchst  gewissenluft  ging  diese  Jiierbei  zu  Werk^, 
um  so  mehr,  da  sie  der  Patientin  aufserordentlicb 
*ugethan  war,  und  glaubte,  dafs  von  der  gehörigen 
Ansicht  dieser  Stücke  das  Wohl  ihrer  P^egbefuble- 
3ien  abhänge. 

Eines  IVIorgent  fand- ich,  bei  meinem  Besuche^ 
unler  den  als  Abgang  mir  vorgelegten  Stücken»  ei- 
net, so  durch  sein  faseriges  Gewebe  den  fibrigen 
abgegangenen  häutigen  StQcken  völlig  ähnlich  ^ah, 
sich  aber  dadurch  tusaeichnete,  dafs  es  eine,  mit 
einer  grünen  Flüssigkeit  angefüllte.  Blase  enthielt* 
Ich  nahm  solches  zur  näheren  Untersuebnng  mic 
nach  Hause  ,  und  fand ,  dafs  es  aus  einer  6  Zoll  lan- 

fen  and  2  Linien  breiten  häutigen  Röhre  bestand^ 
ie  an  beiden  Enden  offen  war.  An  dem  einen 
Ende  fanden  sich  2  Bündel  dünnerer  häutiger  Höh* 
ren,  die  am  freien  Ende  verscblotsen  waren,  zivi- 
schen  diesen  Bündeln  lag  ein  blutreicher  weicher 
Körper,  der  für  eine  Lebtfr  oder  f  Cr  .eine  Milz  ge- 
halten werden  konnte,  und  die  oben  angeführte 
Blase  vpn  der  Gröfse  einer  gewöhnlichen  Bohne, 

Ich   wufste   nicht  was   ich  aus  diesem  Abgänge, 
machen  sollte,  und  eben  so  wenig  wufsten  es  meine 
Herren    Collegcn,    denen   ich  diesen    Abgang   vor- 
zeigte.    Endlich   zeigte   ich    ihn   unserm  Geheimen- 
rath  Rudolphif   dieser   erklärte:   „das  ist  der  Darm« 
^ylianal,    die  Gallenblase,    und    ein   Stück  der  Leber 
„eines  Fisches,    höclistwahrscfaeinlich    eines  Ilärio» 
„ges."     Um  mich  selbst  davon  au  überzeugen ,    \iu* 
tersuchte   ich  ein  Paar  Häring^,    wie   man   sie  hier 
gewöhnlich  zu  Kauf  erhält;    fand  aber  darin  keineu 
£>ann1ianal,    dieser    wird   nämlich,    wie  ich   mich 
"irciter   davon   nnteorichtete ,    schon    bei  dem    Ein* 
•alzen,  gleich  unter  den  JCiemen  an  dev  Baachseico 
Baraus^ezOgen,   und   man  £ndet  in  ihnen  nichts  als 
die  Schwimmblase   und  den  Bogen  oder  die  Milch* 
Ich  Terschiffte  mir   nun   einen  fiiichen  unc4jigesal- 
senen  Häring,   der   nnr   selten  aus  Hamburg  zu  niif 
kömmt,   und  da  fand  ich  die  Meinung  unsers  Hu» 
dolphi  vollkommen  bestatiet,   das,  ▼on  der  Patiea- 
tift    ausgestoCiena   SUicJi   £iac«    sDi(   d«ito   g^fiindt« 


.otlDinticben  Veit 
:h  »icht  van  d«r  . 
Bingeiilzenen  HiT 
gareohnet   wird. 


r  Wart 


gareohi 


itid  der  Kr.n 
nilie 


ein  Uaring  genotien  vorden. 

Dieie  UmiUnde  luicliten  cino 
rung,  wiejenetD«rmh>n»t  d»bin  E< 
■cliwieiig,  gaben  der  Mö^licbkail 
gm^ene  ein  Produkt  dal  EQrpcn 
[<crn  Spielraum,  und  macLten  ei  ^ 
di[>  äiB  Aebnücbkeü  mii  dem  Dv 
ring»!  nur  nufallig  le^. 

Darch  den  BUrken  BIutTeiluti 
der»  noch  Iiiniu^ekoinniene  ZuFl 
-Palientin  lelir  bedeuund  krank,  ui 
Tage  in  Lebenignfahr.  Ali 
die  Besierung  mit  iiiclicn  Schritt« 
nnd  die  Kranke  aowotü  wie  dio 
Fteudg  durclidrungen,  mir  sn  ein« 
jnnigicen Dink  fni  neiTie  £«tnütiun 
ich  dieien  Augenblick  wifar,  vaa  i 
HlTinßadtTin  Aufichlnri  la  ecbt^yj 
als  Zeichen  eincg  «uFricbtigen  XM 
dieaen   Funkt  Aiifichlura    eu  gcM 


—    123    ~ 

Iten  abginge^  mir  su  zeigen ,  Libe   sie  torg!\|ltlg  zu 
erffilleu  getrachtet.     Eines  Tages  aber  habe  sie,  im 

.-  I>rango  häuslicher  Geschäfte  vergessen  ^  die  auf  der 
Unterlage  belegenen  Blutstüoke  herauszunehman, 
und  sie  iii  den  in  der  Küche  gestandenen  Eimer  ge- 
worfen, in  welchen  die  Abgänge  der  Speisen  ge- 
^irorfen  würden.  Am  nämlichen  Tage  habe  sie  auch 
für  die  Mitglieder  der  Familie  eine  Uiiringssauce 
«nsefertiget ^  und  zu  dem  Ende  einen  £Läring  dazu 
SLUDereiciet ,  in  diesem  hätte  sie  Eingeweide  ^efun- 
4len,  die  sie  herausgenommen  und  toenfalis  in  den 
Eimer  geworfen  babe.  Am  folgenden  Tage^wäreu 
ihr  am  Brunnen,  wo  sie  den  Eimer  ausgegossen, 
die  abgegangenen  Blutstücke  wieder  zu  Gesicht  ge« 
^ommen,  und  ihr  dctL^  Fehler,  den  sie  bjsgan|[ei!ky 
:  ins  Gedächtnifs  gekehrt^  sie  habe  daher  sämmtlicho  ' 
Blutstücke  wieder  zusammengesucht.  Bei  dem  ei- 
nem  Stücke  sei  sie  zweifelhaft  gewesen,'  ob  es  das 
•US  dem  Härinee  genommene  sey,  oder  mit  zu.  de- 
nen v^n  der  Kranken  abgegangenen  Stücken  ge- 
höre; um  aber  nichts  zu  thun,  was  meinem  Auf- 
'trage  zuwider  sey>  habe  sie  es  für  rathsämer^eefun« 
den  jedes  Stück  mit  unter  den  Abgang  an  Tegen^ 
indem  sie  geglaubt,  es  sei  besser  mir  ein  StücK 
»ehr  als  zu  wenig  vorzulegen  ;  »o  babe  sie  also  al*  ' 
'   les  wieder  auf  die    Unterlage  gelegt'  und   mir  ge* 

'  bracht.  Da  ich  auf  dieses  Stück  meine  besondere 
Aufmerksamkeit  gerichtet  hätte,  ^wära  es  ihr  einge- 
fallen^ dafs  bei  der  Täuschung,  die  sie  mir  Joch 
wohl  yeranlafst  haben  könnte ,  Nachtheil  für  diu 
Kranke  entstehen  könnte,  indem  ich  dadurch  Tcran* 
lafst  werden  würde,  für  sie  nachtheilige  Mittel  zu 
^rerordnen.  Um  sich  Ueberzeugung  zu  TerschafFen, 
^vo  jenes  Stück  eigentlich  herrühre,  habe  sie  einen 
Häring  gekauft,  diesen  geöffnet,  und  da  sie  der* 
gleichen  Eingeweide  nicht  gefunden,  .$ei  sie  in  der 
Meinung,  dafs  es  mit  zum  Abgange  gehört  )iabe, 
bestärkt  worden«  Da  sie  nun  überdem  gefunden, 
dafs  ich  in  der  Medizin  nichu  geändert,  es  auch 
mit  der  Kranken  allmihlig  besser  gegangen,  $o  habe 
tie  geschwiegen,  und  mir  von  dem 'Vorfalle  aiebis 
ße»gt. 

Dafs  der  Termeintliche  Abgang  wirklich  aber 
nichts  weiter  als  der  Darmkan«!  einet  Hilrinei  war, 
daTon   habe  ich  mich  in  d«r  Folge  noch  dtdoicb 


—    125    ~ 

Osteologle  Hr.  Prof.  Knape  Mont*  Dienst.  Don* 
nertt«  Freit,  v.  I2— i  ühr. 

jingiolögie  u.  Neurologie  Hr.  D«  Schlemm  Mont. 
Dienst,  und  Donnerst,  von  6  —  7  ühr  Abends. 

Vergleichende  jinatomie  Hr.  VtoLRudolphi  Mont. 
Dienst.  Donnerst,  und  Freit,  v«  8  —  9  Ulir.. 

Physiologie  derselbe,  täglich  von  9 —  lo  ülir.    . 

Die  vergleichende  Physiolos,i^  llr»  Prof.  Horkel 
•echt  mal  die  Woche  von  x  — 3  Uhr. 

ji  US  gewählte  Theile  der  Physiologie  ^  insbeson- 
dere die  Theorie  des  Sehens  und  der  Visionen  träge 
Hr.  Prof.  Schultz  öfFentL'  Mittw.  und  Sonnab.  vö'n 
22 — 1  Uhr  vor. 

Die  gesummte  medicinische  Botanik  derselbe,  wo» 
chentlich  sechsmal  v.  11— 12  Uhr  iu  V-erbindung 
snit  Demonstrationen,  mikroskopischen  Beobach- 
tungen und  Exkursionen. 

.  Die  theoretische  Chemie  mit  besonderer  Rück- 
sicht auf  Pharmac^e  lehrt  Hr.  Prof.*  Schubarth  fanf* 
mal  die'  Woche  von  Q— lo  Uhr« 

Die  Arzneimittellehre  Hn  Prpf.  Osann  yrfichenU 
lieh  in  aechs  Stunden   von  5  —  6  Uhr.  . 

Die  specielle  Heilmittellehre  lehrt  Hr.  D«  Sunde» 
lin  Mont.y  Dienst.^  Donnerst«  tu  Freit.  Morgens  von 
7  —  8  ühr. 

(Auserlesene  Kapitel  ans  der  mat^ria  medica  Hr« 
Prof.  Casper  Dienst,  u.  Sonnab.  v.  8 — .9  V*  öfTcntU 

Die  Toxikologie  Hr.  Prof.  Link  Sonnab*  von 
10 — ^^11  Uhr  öffentlich. 

Dieselbe  lehrt  Hr.  Prof.  Schubarth  öffentl.  Mittvir.. 
und  Freit,  v.  5— 6  Uhr. 

Das  Formulare  Hr.  Prof.  Xruipe  Mont»  Dienst, 
und  Donnerst,  von  11  —  lÄ  Uhr. 

>  Die  Receptirkunst  Hr.  Prof.  C^//'^'' -  Mont.  und 
Donnerst,  von  12  —  i  Uhr.  Die  zu  diesen  Vorlesun« 
geh  gehörenden  praktisch  •pharmaceutischen  Uebun* 
gen  und  Examinatorien  werden  besonders  gehalten 
werden. 

Die  Pathologie  lehrt  Hr.  Prof.  Hufeland  d.  j. 
Mittw.  und  Sonnab.  von  9  — 10  Uhr  öffentlich. 

Die  allgemeine  Pathologie  Hr.  Prof.  Reich  MonC 
Dienst.  Donnerst.  Freit,  von  7  —  8  Uhr. 

Dieselbe  Hr.  D.  Eck  viermal  wöchentlich  in 
noch  ZU- bestimmenden  Stunden. 

Speeielle  Pathologie  Hr,  Prof.  Horn  Mont«  Dicn/It. 
Donnerst»  Freit,  von  8 — 9  Uhr. 


—    127    — 

Dia  Attgenheükunäa  lehrt  Hr.  ProF«  FT  agner 
Mittw.  and  Sotinab.  IVIorgens  von  7  —  8  Uhr  öfFentL 

Ueber  die  wichtigsten  Krankheiten  der  Schwüit"^ 
gertif  Gehärenden  and  fVöchner innen  liest  Hr.  Prof. 
V»  Siehold  öffentlich  Sonnab.    vOn  8^*9  Uhr. 

Die  Lehre  von  den  Frauen  -  u,  Kinderkrankheiten 
Hr«  D«  Friedländer  Dienst«  und  Donnerst«  von  2-— 
g  Uhr. 

Die  Lehre  von  den  syrphilitischen  Krankheiten 
Hr.  JProf.  Rust  Mittw.  TOn  i— 3  Ohr  öfFentlich. 

Dieselbe  Hr.  D.  Opperi  Dienst,  und  Freit.  vgtK 
10  — 11  Uhr  unentgeltlich« 

Die  Lehre  von  den  ansteckenden  Krankheiten 
fahrt  Hr.  Prof.  Reich  fort  Sonnab.  v.  7— 8  Uhr  öf- 
fentlich  vorzutragen. 

Ueber  die  Rettungsmittel  hei  plötzlichen  jLehens-r 
gefahren  lieset  Hr.  Prof.  O/ann  zweimal  in  noch  sa 
bestiniinenden  Stunden. 

Die  medicinische  Geographie  trägt  Hr«  Prof.  Nati^  • 
mann  Mittw.  u.  Sonnab.  von  Q  —  9  Uhr  öffentL  vor» 

Die  Chirurgie  lehrt  Hr.  Prof^  ».  Gräfe  Mont« 
Dienst«  Donnerst,  u.  Freit,  von  3— -4  Uhr«^ 

Die  generelle  und  specielle  Chirurgie  Hr.  Prof. 
Jüngken  Mont.  Dienst.  Donnerst,  u«  Freit,  von  5—-. 
4  Uhr. 

Die  Akiurgie  lehrt  Hr.  Prof«  Rust  in  Veireini- 
eung  mit  dem  Hrn.  Prof.  Kluge  sechsmal  wöchent- 
lich von  6  —  8  Uhr  Morgens;  die  mit  diesen  Vor- 
lesungen  in  Verbindung  stehenden  Demonst»ationen 
und  häufigen  Uebungen  an  Leichnamen  "v^erden  noch- 
in  besonderen  Stunden  unter  Leitung  beider  Profes- 
soren im  Cbarite- Krankenhause  behalten  werden. 

Die  Lehre  vom  chirurgischen  verbände  trägt  Hr« 
Prof.  Kluge  Mittw.  u.  Sonnab.  von  10 — 12  Uhr  vor. 

Ueber  Knochenbrüche  und  Verrenkungen  Jiest  der» 
selbe  Mont.  u.  Dienst,  von  10— 'ii  Uhr  öfFentlich. 

'  Die  Akoldgie  oder  die  Lehre  vom  chirurgischeit 
Verbände  trägt  Hr.  Prof.  Jüngken  Mittwl  u.  Sonnab. 
von  4 — 5  Uhr  öfFentlich  vor.. 

Den  praktischen  Theil  der  Entbindangskunde  in 
Verbindung  mit  Uebungen  am  Fantom  trägt  (Ir.  Prof. 
i;.  Siebold  (nach  seinem  Lehrbache)  fünfmal  die 
VVoche  von  8  —  Q  Uhr  vor. 

Die  Geburtshülfe  lehrt  Hr.  Prof.  Kluge  Mittw. 
nnd  Sonnab.  von  5  —  5  Uhr;  die  su  den  ^eburta« 
halflichen    Voruägen    gehöreadeo   Nachweuangen 


—    128    •—  ■,   • 

und  Uebungen  werden  in  beionderen- .Stande 
£nden. 

Den  theoretischtn  und  -praktischen  Theil  c 
hurtshülfe  trägt  Hr«  D.  Ftfledländer  Mont.  Mi 
Sonnab.  Yon  a- —  5  Uhr  vor. 

Die  Anleitung  zur  ärztlichen  Klinik  in  diB 
liehen  Klinischen  Institute  der  Universittt  1« 
von  dem  Lohen  vorgesetzten  Ministerium  x 
bestimmender  JLehrer  ertheilen. 

Die  medizinisch'^  chirurgischen  Uebungen 
nigl.  polilslinischen   Institute   leitet  Hr.  Pio 
land  d.  ä.   tästich   von  1—2  Uhr  mit  Unten 
der  Herren   Qsann  und  Busse, 

IVIit  den  praktischen  Uehungen  fährt  H 
JVolfart  «uf  die  bisherige  Art  fort. 

Die  Klinik  der  Chirurgie  und  jiugenheilk 
Itöni^l.  Klinisch,  chirurgischen-  Institut  der 
fiirät  leitet  Hr.  Prof.  v,  Gräfe  tÄgl.  von  2  — 
Die  Klinik  der  Chirurgie  u«  jiugenheilkuu 
Hr.  Prof.  Rust  viröchentL  fünfmal  (mit  Ai 
des  Montags)  von  g|'  bis  so|  Übs  im  Königl. 
gischen  und  ophthaimiatrisehen  Klinikum  c 
i'ite- Krankenhauses  leiten, 

Ueber  syphilitische  Krankheiten  wird  H 
Kluge  Mittw«  u.  Sonnab.  von  8— 10  Uhr  i 
xite-Krankenhaiise  klinischen  CTnterricht  ertt 
Die  gehurt shüljliche  Klinik  in  der  Enibii 
anstalt  der  Universität  und  die  damit  in  Verl 
stehend«  KJinik  für  Geburtsiiaife  und  Krai 
dcfr  Frauenzimmer  und  neugehomen  Kinder  lei 
Prof.  V,  Siehold  Mont.  Dienst.  Donnerst*  un< 
von  4 — 5  Uhr. 

Die  gehurtshülfliche  Klinik  leitet  Hr.  Di 
läntler  Mont.  Dienst.  Donnerst,  u*  Sonnab.  T 
4  Uhr. 

. ,        Die  gerichtliche  Jlrzneikunde  lehrt  Ilr.  Prot 
.  Ä#r  Mont.  Mittw.  n.  Freit,  von  3—4  ^br. 

Dieselbe- Hr.  D.  Barez  Mönt.  Dienst.  Do 
n.  Freit,  von  6—7  Uhr  Morgens. 

Gerich tlichd  Medizin  mit  praktischen  ü«l 
in  der  Abfassung  von  Befundscheinen,  Gutic 
9,  V7.  Hr.  Prof.  Casper  Dienst.  Milt^.  u.  Ff» 
la^— 1  Uhr. 

Theoretische  und  praktische  Thierheilkw» 
Kameralisten  und  Oekonomenlir.D.  üfc^i«« 
pienet.  u.  Donnerst,  von  5  —  4  Vhjc. 


—    129    — 

lyie  X^ehre  von  den  Seuchen    sammtlicher  Hdut* 

^    ihiere   und   gerichtliche    Thierheilkun^o  Derselbe  wo» 

-chentlich  in  drei  Stunden,  '       ' 

.      '    Celsuf   Bücher  von   der  Medicin   wird. Hr.  Vtotm 

■    Hecker  wöcl^entl«  in  zwei  Ständen  ölFentlich  zu  er* 

Klären  fortfahren. 

.  Unterricht    in  den  Augenoperationen  und  in  einm 
-'   zelnen  Gegenständen  der  filedicin,  Chirurgie  und  Aum 
genheilkunde  wird  Hr.  Prof»  Jungken  privatissime  er- 
_    tlieilen.   - 

'  Ein  Examinatorium  üher  Chemie  und   Pharmacia 
tihrt  Hr.   Prof.   Schuhärth  fort    Mittw.   Freit,   und 
.   Sonnab.  von  4 — 5  Uiir  auf  die  gewohsitd  Weise  au 
halten* 


,• 


Miseellen  Preufsiseher  Aerzte  ans  den  oiertelj ährigen 

ßanitätsherichtenm  ' 

(Fortsetzung.) 


.  Opisthotonus,  —  Hr.  Dr«  Schnuhr  beobachtete 
•inen  inerkwürdigen  Fall  yon  Opisthotonus  bei  ei- 
nem 3Jährigen  gesunden  und  lebhaften  Mädcbcn  in 
Folge  einer  geringen  Erkältung  in  Zugluft.  Di« 
"Halt  -  und  Rückenmuskelh  waren  so  zusaninneng«- 
-  sogen,  dafs  die  Schulteiblätter  nur  eine  Handbreit 
von  den  Natihus  entfernt  standen  ^  der  Kopf  nach 
hinten  und  unten  unbeweglich >.  die  Augen  aus  ih<- 
xen  Höhlen  hervorgetrieben,  das  Gesicht  roth 9  die 
Halsvenen  strotzend,  das  Athemhohlen  erschwert, 
der  Ddund  offen,  der  Puls  klein,  gespannt,  doch 
.nicht  beschleunigt,  die  Haut  heifs  und  .  trocken, 
aber  Hände  und  Fufse  kalt,  die  Muskeln  der  Vor- 
derseite in  der  gröfstmöglichsten  Ausdehnung,  und 
jeder  Versuch  des  Kindes,  sich  nach  vorn  zu  beu- 
gen» vergeblich*  Patientin  wurde  eine  Viertelstun- 
de lang  in  einem  warmen  Senfbade  gehalten ,  hier- 
auf in  einen  Schaafpelz  gewickelt,  und  ihr  innerlich 
'  eine  Mischung  aus  2  Quentchen  Brechweins,  1  Unze 
TkTxWer^^schen  Liquors,  2  Unzen  £aldrianaufgussef 
mit  Saft  halbstflndlich   lu   einem  starken  Theelöffei 

Journ.LXlV,B.4.Sc.  I 


—    130    ^ 

▼oll  l^egeben ,  wortuf  Schweifs  und  nonDiles  Yi 
bältnifs  der*  Muskeln  zwar  snrfickke&rte,  dis  Ob 
fläche  des  Körpers  dennoch  sehr  eropfindlieli  l)fi 
Am  folgenden  Tage  trat  der  Krampf  mit  vermiit 
cer  Heftigkeit  und  ohne  Theilnahme  der  Rftd 
inuskeln  wieder  ein,  wich  aber  im  ^arracDl 
nach  kurzer  Zeit,  und  kehrte  später  nicht  wieji 

Mittel  hei  Kolik^  — •  Der  Kreisphysiliai 
TVolJf  cu  Calau  bediente  sich  in  mehreren  l 
Siäckigen  Fällen  von  Kolik  mit  VerstopfanCi 
Bhitentziehungen  und  ander«  geeignete  MittNi 
helfen  wollten,  mit  grofsem  Nutzen  einer  hi 
iung  des  Extract,  jiloet  aquosi  in  Aqua  Amygd 
amarar»  Die  peinigenden  Schmerzen  wurden  dsd 
vermindert»  und  die  Ausleerung  ron  iBusammc 
ballten,  oft  die  Gröfse  eines  Hühnereies  übei 
genden  Schleimklumpen  wurde  bewirkt,  nich  d 
wiederholten  Abgang  die  lästige  Verstopfan^ 
schwand^  und  die  Genesung  herbeLgeführt  wäv 

Eben  so  heilsam  wirkte  das  Mittel  da,  wc 
Verstopfung  weniger  hartnäckig  war,  und  nnr 
fse  Flatulenz  die  Kolikschraerzen  unterhielt. 

(Die    Fortsetzung    folgt«) 


Die  Bihliothek  d.  pr.  tleilkundt  jfpril  d*  J.  entU 

C.  Sundelin  Handbuch  der  Hsilmittallehre, 
H.  jt»  Göden   von  dem  Delirium  tremens. 

Kurze  litterarische  Anzeigen» 

J.  C.  G,  Fricke^s  Bericht  über  seine  Reist i 

Holland,  zur  Erforschung    der    dort  hemüm 

Krankheiten^ 
Erster  und  zweiter  Bericht  über  die  AdsnbdOn 

des  allg»  Krankenhauses  in  Hamburg» 
C  G*  Hesse   über  das  Schreien  der  KindsTm 
W»  Thomson  ön  the  Extraction  of  CalcaU] 

the  Orinary  Bladder* 

Akademische    Schriften     der      üniverti 

zu  Berlin» 
H,  Bamiferg  de  Hydrocephalo  acüto* 
J.  H.  €»  Metzis  de  Bubonibus  syphilitias^ 
,L.  Neustadt  de  Abscessu  frigidd  scrophubm 


*  0 

Liitterai'isches  Intelligenzblatt. 


No.  IL  1827, 


Mi 


Organisehe     Chemie. 

Bei  Leopold  Vofs  in  Leipzig  erschien  so  eben:    ^ 

JB.epertorium  der  Organischen  Chemie  y  von  O.  T, 
Rechner.  Ersten  Bandes  xiveite  ^btheilnng^  tl^i 
8W«i  Kupfertafeln«     gr.  8*    3  Rthlr.  8  6'» 

welcbe  Abtbeiluiig  die  ausführlichtte  Darstellung 
der  Mkaloide^  der  diesen  sieb  anscbliefsenden  Stoffe; 
des  Gerbstoffs;  des  Rhaharbarins s  des  SioiFs  der  «^y- 
ringa  communis;  .dei  Ulmins;  der  Pflanzenextracte 
und  Extr^otivstoffe,-  ^es' Senegins ;  Polygalins,*  Iso^  • 
lusins ;  Saponins^  des  wirkenden  Stoffs  der  Asclep,  . 
vincetox.:  des  Pikroglycions :  Gummis;  ^Bassorins: 
'^mylons;  tnulhis;  Zuckers;  der  Pflanzen*  oder  Holt» 
faser;  und  der  Farbestoffe  enthält. 

.    Ein  genaues  RegisteV  wird  geliefert  werden» 


r/i.   S'ydenhami    Opera, 

Von  mehrern  Seiten  durcb  Sachkundige  aufge« 
muntert»  .bat  die  Verlagsbandlung  von  Leop,  yofs 
SU  Leipzig  den  Entschlufs  gefafst,  eine  Reihe  der 
altern  medizinischen  M^erke  von  bleibendem  ff^erth» 
.  in  neuen  correcten  und  möfilichst  wohlfeilen  Aus- 
gaben, erscheinen  zu  lassen,  bei  deren  Wahl  das  Be- 
dürfuifs  des  Publikums  wegen  bober  Preise  oder 
Seltenheit  der  frühem  Ausgaben  hauptsächlich  sur 
Richtschnur  dient.  Sie  ist  deshalb  nie  mehrern 
ausgezeichneten  Gelehrten  des  ärztlichen  Faches  in 
Verbindung  getreten ,  welche  far  die  .  Herstellung 
des  Textes  nach^ den  besten  vorhandenen  Ausgaben, 
fiür  genaue  Correctur,  für  die  nöthigen  Indices  nnd 
eine  Vita  autoris  sorgen  werden ;  anderweitige  No- 
ten' finden  nicht  Statt. 

Jeder  einselne  Schriftsteller   bildet   ein  Ganzes 
und   wird   far  sich  verkauft.    Doch   soll  dafür  ge»^ 
sorgt  werden^  dafs  durch  gleicbmäfsigo  Behandlung  ' 


~    '7      - 

und  Aiisstattunfi;  die  einselnan  SebTiftitallar  tue 
gleichförmige  Reihe  bilden«  —  Erschienen  sind  lo 
eben  s 

Th.  Sydenkami  Opera  universa  mediea, 
Editionem  teliquis  omnibus  emendatiorem  et  vUa 
auctoris  auctam  curavit  C,  OottU  KuTin^  Prof. 
Vhysiol,  et  PathoL  jjubl,  ord,  et  plur»  soeiet»  «tb- 
dit.  menibr.    8*     cinonnirt  3  Thlr. 

Diesen  wird  zunächst  Mo rgagni  Do  iedihas 
et  eausis  morhorum^  cur»  J»  Radius^  folgen,  wel- 
ches im  Drache  bereits  weit  vorgerttoht  ist. 


Physiologie* 

So  eben  erschienen  bei  L.  Vofs  in  Leipzig  M*    , 
gende  für  Physiologie  wichtige  Werke.: 

Meckel,  (J.  F,)f  Descriptio  Tionnullorum  moth 
itrorum  cum  corollariis  anatotniCO'physiologieU» 
Acced^  tahulae  aeneae  Vi* .  t^  maj»    5  Rthlr. 

—  —  Jrcliiv  ßir  Anatomie  und  Physiologie»  i8s6i 
No.  IIL  Mit  5  Kupfert«  gr.  8.  (Dar  Jahrgsae 
4  Rthlr.) 

« 

Bei  Eduard  TVeher  in  Bonn  iit  so  ehen  erschie- 
nen and  in  allen  guten  Buchhandlungen  sa  haben  1 

Die  Lehre  von  den  chemischen  Heilmitteln  oder  Handm 
buch  der  Arzneimittellehre^  als  Grundlage  fflr  Vor«. 
lesungen  und  zum  Gebrauche  praktischer  Aerate  . 
und  Wundärzte  9  bearbeitet  von  Dr.  C  H.  Ernst 
Bischoff  y  ord.  öfFentl.  Lehrer  der  Heilmittellehre 
und  Staats-  auch  Kriegs- Arznei -Wissenschaft  an' 
der  Königl.  Preufs.  Rhein -Unirersität,  Ritter  dt 
s.  w*  Zweiter  Band%  enthaltend  die  zweite  Clsjue 
der  Arzneimittel  oder  die  rteii£ra/<rit  ^^raneikörper; 
XXXII  und  760  8.  gr.  8.  182^  2  Thlr.  la  ggr. 
(ir  Band  LI  u.  580  S-   ^8  Thlr.  12  ggr,  ißSfi)« 

Deagieichen  schon  im  Spät- Herbste  des  ^04^ 
gen  Jahres  von  demselben  Verf.:  ^  = 

Üeber  die  Bedeutung  und  das  Sti^dium  der  jirtneimit' 
teilehre.    Zur  allgemeinen  Yerständigaag  und  de 


\  ■ 


—      8-    — 

f 

Einladung    zu    leinen    Vorlesnn'gen    über  dieses 
Lehrfacb.    48  S.  gr.  Q,     geh.  6  gs;r.  '       ^ 

Indem  der  Verfisset  dem  wiasenscliaftlicli-ärEt* 
liehen  und  wundärttUchen  FubliKum  in  dem  vgr« 
liegenden  reichhaltigen  JBande  seines  ilandbucbes 
den.  Fortgang  seiner  Arbeit,  der  namentlich  die 
wichtigen  Ordnungen  der  W;t8serstofF-,Blau säure  naCrh 
den  sammtlichen  arzneilichen  Formen  ihres  natür- 
lichen Vorkommens  und  ihrer  Künstlichen  Zuberei» 
tiingen,  dann  der  festen  narkotischen  Stoffe^  der 
soliarfeh  Stoffe ,  des  Schwefels ,  der  differencirten 
Metalle y  d^s  Jods  wie  auch  Fete,  Hars,  Gallerte, 
EiweifSy  Schleim ,  Mehl,  Zucker  in  sich  begreift, 
darbringt;  80  hat  nicht  minder  die  ernsthafte  Bedeut- 
samkeit der  Aufgab»,  wie  der  grofse  Reichthum  de^ 
vorhandenen  Materiales  in  ihrer  Lösung  es  unab- 
änderlich" mit  sich  gebracht ,  dafs  nicht  allein  die 
Erscheinung  dieses  Bandes  um  Etwas  verspätet  wor- 
den, sondc|rn  der  Verf.  auch  wider  Berechnung  und 
Absicht  die  dritte  Clause  der  sauer  wirksamen  Arz- 
aeistoffe  eiiiem  dritten  und  letzten  ungesäuxht  fol- 
Inenden  B^nde  hat  vorbehalten  müssen«' 

^  Der  Verf.  hat  es  inzwischen  für  ttnerhfsliche 
Pflicht  des  wissenschaftlichen  Berufes  erachtet,  wid 
schon  die  Ankündigung  des  ersten  .'Bandes  allgemein 
ausgesprochen :  die  ArzueistofFe  ,  und  ohne  deshalb 
den  praktischen  Arzt  irgend  mit  dem  ihm  nicht  un» 
mittelbar  nöthigen  Ballaste  der  chemischen  und  phar- 
naceutischen  Notiz  belasten  zu  wollen,  in  durch- 
gängiger paralleler  Bezeichnung  ihrer  Würkung  mit 
ihrer  chemischen  Bildung  und  den  daraus  auch  zu 
«ntnehmenden  Ergebnissen  für  die  richtige  und 
beste  Form  ihrer  Anwendung ,  zur  Betrachtung  zu 
sieben ;  —  er  hat  die  Wajirnehmung  dieser  Püichc 
sugleicli  für  wichtig,  aber  auch  für  schwierig  genug 
erachtet  9  um  ihr  durch  die  zugleich'genainnte  kleine 
Abhandlung  wo  möglich  einen  fruchtbaren  Boden 
und'  einen  ergiebigeren  Erfolg  zu  bereiten.  Der 
Verf.  glaubt  sich  also  und  bis  auf  Weiteres  zugleich 
aber -auch  vollständig  gerechtfertigt  über  -  die  von 
ihm.  (Band  I.  Vorrede)  gegebene  Erklärung ,  dafs 
eine  Arzneirhittellehre  ohne  die  Arbeit  einer  sol- 
chen parallelen  Bezeichnung  forthin  weder  der  Pflicht 
der  Wissenschaft,  noch  dem  Wahren  Bedürfnisse  dös 
Arztes  genügend  erksnnf  weiden  könne  und  aOifs; 


N^ 


—      9      — 

.  ■ ' 

lind  scfameichelc  tich  in  dieser  Hiniiclic 
Kuntfigenoisen  in  dem  nun  schon  {:rö£iten 
vollendet  yorliegenden  Werke  eine  Arbeit  d^ 
tenywie  Weder  die  Liiteratnr  des  Ion- n( 
viel  dem  Verf.  bekannt ,  des  Auslandes  sie  ai 
sen  hat.  — -  In  dieser  Regung  hat  der  Vct 
auch  kein  Bedenken  getragen,  seinem  Werl 
che  und  nicht  gering«  Opfer  su  bringen;  : 
lieh  aber  um  forden  anheilenden  Arzt,  wie 
gröfsere  Zahl  der  praktischen  Aerzte  und 
ärzte  einen  Preis  aufrecht  xu  erhalten ,  um  ' 
kiein  ähnliches  Werk  von  diesem  reichen 
und  Inhalt  zu  finden  seyn  dürfte;  —  und  ii 
selbe  um  so  mehr  -einer  theilnehmenden 
gung  seines  Werkes  bei  gründlichen  Mann 
trauend^  entgegen. 


Systematisches  Handhueh  der  Pharmacie  znmi 
akademischer  Korlesungen  und  zum  Unter, 
gehender  Jpoiheker^  von  Dr.  J.  Bj  Ti 
dorff.  Dritte,  mit  Berücksichtigung  dt 
Preujs,  Pharmacopöe,,  völlig  umgearbeitt 
läge,  Verlag  der  Keyser^schen  Buchhanc 
Erfurt« 

Die  beiden  ersten  Ausgaben  dieses  Wei 
gütig  beurtheilt  und-  freunalich  aufgenomm 
ohngeachtet  der  Wiener  und  anderer  Nacli 
vergriffen  worden ,  und  die  fortdauernde  l 
ge  giebt  mir  einen  schmeichelhaften  Bewe 
ich  mich  noch  de»  Beifalls  meiner  Zeitgeno 
freuen  darf.  Seit  der  zweiten  Ausgabe  diesei 
haben  die  Naturwissenschaften  ungemeine 
schritte  gemacltt,  die  Pharmacie  ist  nicht  zu 
Wehen  und  hat  sich  auf  einen  weit  höheres 

Sankt  geschwungen  y  besonders  seit  der  Aus] 
er  Stöchyometrie.  Dieses  machte  aber  eine 
ans  neue  Bearbeitung  meines  Handbuch i 
eine  Bearbeitung,  die  dem  heutigen  Stand 
der  Wissenschaft  gem&fs  war,  una  ich  bab 
derselben  mit  aller  Liebe  unterzogen.  Seil 
als  40.  Jahren  mit  einer  Wi^senselaffc  theoretii 
praktisch  vertraut,  die  meine  Freundin  w 
früher  Jugend  an,  ist  es  mir  nicht  schwer^ 
den»  ihren  Schritten  zu  folgen;  ich  darf  aii 


—     10     - 

t 

Mfhnieielielii  y  claft  di«  nepe  Aufgabe  meinet 
Ibuchs  der  -Phannacie  den  Ansprflcben  Genüge 
m  werde y. die  man  mit  Reche  an  Werke  dex 
^en  Zeit  machen  darf/  Beiläufig  will  ich  noch 
itken,'  dafs  ich  dabei  auch  die  neueste  Auf- 
der  preuffisohen  Fharmacopöe  ber&cksichtigen 
[e. 

E)aa  Werk  wird  einige  40  Bogen  stark  werden 
,  Octar  und  ökonomisch  gedruckt,  mit  schar- 
I«ettern,  auf  gutes  weifsea  Papier ,  und  im  La* 
reis  j2f  Hthir«  kosten.  Da  mir  nun  aber  sehr 
daran    liegt»    es  den  Pharmacevien   um   einen. 

billigern  Preis  zU  liefern,  so  habe  ich  mich 
ier  Verlagshandlung   über  einen  Subscripcions- 

Tereiaigety  wonach  alle  diejenigen«  wolche 
Inda  Juni  a.  c.  unterzeichnen,  das  Werk  fdr 
ilr.  35  Sgr.  (I  Rthlr.  Ao  ggr.)  durch  eine  jedß 
Handlung  erhalten,    und    Subscriptionssamniler 

auf  zehn  ein  Frei  *  Exemplar»    Die  Namen  der 

Subtoxibenten  sollen  dem  Werke  vorgedrackt 
len.  .  '       ^  ■     , 

[eh  Ter  sehe  mich  von  meinen  Freunden  und 
^Theil  ehemaligen  Zöglingen  recht  zahlreicher 
fBeichnung,  und  bitte  die  Herren  Kreir»  Direk» 
\j.des  .Apotheker 'Vereins  im  nördlichen  Deutsch- 
sich  der  Sammlung  der  Subscribenten  in  ihren 
ftjt  gefälligst  zu  unterziehen,  welofaes  ich  mic 
idttm  Danke  anerkennen  werde« 

lyfurt,  im  März  1827. 

Dr.  Johann  Bartholmä  Trommsdorff^ 

Ritter  des  königl.  preufs«  rothen  Adler-Ordens* 

5ter  Klasse,  Direktor  der  königl.  Akademie  ee* 

ineinnütziger  Wissenschaften,    Profesaor   der 

Chemie  nnd  Physik  etc» 


tliaa  von  Sielold  Journal  für  Gthurtshülfe, 
'maithiimmer^  und  KinderkrankMiten.  Vll,  Ban» 
j  erstes  Stück,  "     . 

i' 

3er  Inhalt  dieseses  so  eben  bei  Franz  Varrenm 
•  in  Frankfurt  &•  M.  erschienenen  Stücket  ist 
nder: 

Noch  einige  W^orte  über  die  Vetbindune  des 
«Uiches  Eies  mit  diom  üteras,  rem  Fiomsor 


—    II    — 

Caruf  KU  Dresden^  nebst. einer  Abbildang. 

l&önnen  Geburtshelfer  bei  Entbindungen  tii 

Ansteckung    und    andere    schädliche  Einw 

schütten?    vom  Professor   Oslander   su  6 

III.   Beobachtung  einer  durch   die  Kunst  b 

Entbindung   bei   einer  acfatmouatlichen  Sei 

Schaft,   vom  Professor  Vrolik  £U  An^sterdai 

einer  Abbildung.  .  IV.  K&nn  Krankheit  einei 

gern,   welche   ein  eingreifendes  Verfahren 

Anzeige  cur  kflnsrlichen  FrahgebarC  aeyn? 

Kelschy   erstem  Hebamnienlehrer  za  Frank 

Qder.    V»  Das  Kindbetterinnenfieber,  beson 

Anleitung   der  in  der  Charite  1826  "vorgeki 

Fälle  desselben ,  vom  Reglern ngsrathe  Dr. . 

Arzte  an  der  Charite  zu  Berlin.     VI.  Uebei 

sterben  der- Kinder  im    Mutterleibe^  und 

tung  einer  Sackwassersucht  und  hyda.tiscfa 

tüng  des  rechten  Eierstocks ,   vom  Dr.  Pa^ 

zu  Elberfeld.    VIL  Achter  Bericht  über  di 

dunffsanstalt  der  König!«  Universität  zu  B< 

der  damit  in  Verbindung   stehenden   Polik 

Oebnrtshülfe,   Frauenzimmer«'  und  Kinder 

ten  vom  Jahre  1*825,  vom  Herausgeber ,  ne 

Tabelle  und  Abbildung.    VIIJ.  Bericht  fiber 

gilnge  bei  der  Berliner  Charite« Gebäranstalt 

18-209    vom   Professor  jK/n^e,    nebst    einer 

IX  — Xll.  Die   Berichte  Aber  die   KönigL 

stalten   des    Jahres    1825  zu  Breslau,    Danai 

und  Cöln »  von  ihren  Vorstehern  und  Lehi 

Andres y  Dr.  Bruiiatti^  Dr.   Theys  und  Dr. 

XIII.  Die  Uebammenlehranstalten  jm  König 

Regierungsbezirke  Minden  ^  vom  Regieruo| 

cinahathe   Dr.   Meyer  in  Minden.     XIV.  F 

Miscellen*    XV.  Literatur.    XVI.  Kunstanzi 

Hejinemann^s  anatomisch  -  gebartshalfli^hen 

-präparaten« 

Mit  diesem  -Stücke  des  Journals  ist  zu 
Zeit  ein  General -Rctgister  über  die  erste 
Btthde  erschienen ,  welches  in  einem  bes 
Umschlage  beigefügt  wii'd.  Das  2te  Stück 
Bandes  ist  unter  der  Presse. 


mmmmmßm 


Journal 

d!      . 
er 

:tischen  Heilkunde. 

1 

Heraasffegeben 
von 

.   _W.     H  «  f  e  1  an  d,, 

reoTf«  SuAtsrathy  Ritter  dfs  rothen  Adler* 
reiter  Klasse^  erstem  Leibarzt^  ^of.  lUtM»» 
1er  Universität  sa  Berlin,  Mitglied  dwjL«»«' 
demie  der  Wissenscliafteii  etow 

und 

E»     O  8  a  n  n  9    ^       ,  * 

lern  Professor  der  Mediexn  an  der  Unirerif^ 
des  Medicinisch  •  Chirurgischen  Academid 
lilitair  su  Berlin ,  undl'.  Mitglied  mehrerer 
gelehrten  GeseUsehaften. 


■«■MMriMM 


*raui  Freund  f  isi  alle  Theorie^ 
^oeh  grün  des  Ltebens  goldner  Baum^ 

Göthe^ 


V.  Stüök.  Mai. 


Berlin    182  7. 
ackt  and  verlegt  bei  G.  Reimer. 


„■      .'.».VSaK. 


■  I  I    I 


L 

Ueber  die  Art, 

V 

eisenhaltige  Mineralwasser  durch  . 
einen  eisepien  Nagel  in  ihrem  Zu- 
stande zu  erhalten. 

Vom 

Geheimen  Rath    Link 

ea  Berlin» 


■• 


Ltie  Art  9  eisenhaltige  Hineralwäflser  dadareli 
in  ihrem  Zustande  zu  erhalten ,  da£i  man  da« 
mit,  wie  gewöhnlich,  gläserne  Flaschen  füllte 
diese  mit  Korkpfropfen  verstopft ,  welche  man 
mit  gepichter  Leinwand  umhüllt,  und  eine  ei'-* 
serne  Stange,  etwa  einen  eisernen  Nagel  ia 
dem  Pfropfen  befestigt ,  ^  so  dafs  er  in  die  ein« 
gefoUte  Flüssigkeit  hineinreicht,  soll  von  dem 
verstorbenen  berühmten  Klaproth  herriihren^ 
auch  hat  man  sie,  wie  man  sagt,  auf  dea 
schlesischen  Gesundbrunnen  zuerst  angewandt« 
Ohne  Zweifel  wollte  Klaproth  die  Menge  dee 
Eisens ,  welche  in  diesen  Wässern  sehr  gering 
ist,  dadurch  vermehren,  und  so  halb  kfinst- 
liehe  Mineralwässer  hervorbringen«  Der  Er« 
folg  ist  aber  ein  ganz  anderwr  ond  sdif  mcHU 
wardiger. 

A2 


.     —      4      — 

Seit  beinahe  sechs  Jahreft  habe  ich  i 
FUosberger  Wasser  gefüllte,  und  auf  die ol 
«rwähote  Weise  verstopfte  Flaschen  beob» 
lety  in  Vergleichuog  mit  andern,  zu  den 
ben  Zeit,  und  auf  dieselbe  Art  gefüllten, 
dafs  in  ihnen  kein  eiserner  Nagel  befinl 
war.  Zugleich  wurden  mir  auch  Flascbeni 
liefert,  welche  man  nur  mit  Blasenhaot,  f 
KorkpCropfen ,  bedeckt,  und  auf  die  gewi 
liehe  Weise  verpicht  hatte.  Es  bedurft 
allen  diesen  Fällen  nur  der  Beobaclilung; 
föhrliche  chemische  Zerlegungen  waren  i 
flüssig. 

Aus  allen  Beobaöhtungen  ergiebt  siel 

die  Folge,   dafs   ein  eiserner  Nagel ^  auJ 

erwähnte   Weise  angebracht,    das  eiseah) 

Mineralwasser  in   seinem  ersten  Zustandi 

verändert  erhält«    Es  bleibt  ganz  klar ,  da 

gegen  das  mit  einem  eingeschlagenen  und 

pichten   Korkpfropfen    verwahrte  nach  c 

Jahre  schon  einen  bedeutenden  bränolich- 

fsen  Niederschlag  absetzt ,  der  sich  mit  dei 

immer  vermehrt.     Eben   so  wenig  schSt: 

gläserner   Stöpsel   vor  der  Zersetzung;  b 

läfst  eine  damit  verstopfte  Flasche  einen 

derscblag  fallen ,    bald  früher  als  eine  m 

nem  Korkslöpsel  verschlossene,    bald  s] 

immer  viel  früher  als  eine  mit  einem  ei8< 

Nagel  versehene.  Die  Verscbliefsung  mit  bl 

nur  verpichterTälase  taugt  gar  nichts;  der 

derschlag   ist  hier  bald   stärker,   als  in 

idern  Flasche.     An  20  Flaschen ,  die  auf 

ihiedene   Weise   gefüllt   waren  ^    «nd  di 

lehrere   Jahre  hindurch  fast  täglich  sah, 

ch  von  der  Richtigkeit  jener  Behauptung  i 

ceugt  worden.    Die  gleichzeitigen  Beobacb 


-      6      -  l 

gep  des-  Hro.  Geb.  Ratbs  Hermbstädi  an  eben 
SO' yiel  Flaschen  angestellt,  ergaben  dasselbe. 
Man  mulJs  gar  nicht  auf  die  FüiJer  der  JUine- 
ralwässer  hören ,  nnd  ihre  vorgeblichen  Erfah-* 
riiBgen;  in  der  IVähe  eines  Gesundbrunnens 
wirken  die  Gasarten  physisch  und  moralisch.* 
Der  Nutzen,  welchen  der  eiserne  Nagel  zur 
Erhaltung  d^s  Minei^alwassers  leistet,  ist  aber 
nicht  unbegränzt.  Nach  fünf  Jahren  setzten 
auch  diese  Flaschen  einen  Niederschlag  ab, 
der  sich  mit  der  Zeit  vermehrt,  und  vermuthlich 
zuletzt  eben  so  stark  wird»  als  in  andlern. 

.  Bei  Eröffnung  der  Flaschen,  in  denen  ein 
eiserner  Nagel  sich  befand,  habe  ich,  nämlich, 
am  Flinsberger  Wasser,  keinen  Gerach  von 
SchwefelwassersiolFgas  verspürt.  Da  dieser  in- 
dessen leicht,  besonders  in  lange  verstopften. 
Flaschen,  entstehen  könnte,  so  will  ich  es  der 
Prüfung  anderer  anheim  geben ,  zumal  da  die' 
Beobachtung  von  dem  Zustande  des  Geruch- 
organs sehr  abhängig  ist.  Gewifs  kann  er  nur 
gering  seyn ,  und  wird  sich  verlieren,  nach- 
dem die  Flasche  geöffnet  ist,  noch  ehe  man 
das  Wasser  trinkt.  Denn  bedeutend  kann  die 
Entwirkelung  nicht  seyn,  weil  SchwefelwaS- 
serstoSgas  das  Eisenoxydul  niederschlägt.'  Viel- 
leicht hat  man  den  Geruch  von  Wasserstoif- 
gas  mit  dem  Gerüche  von  Schwefel wasserstolT- 
gas  verwechselt,  denn  jenes  entsteht  sobald 
der  JVagel  sich  nicht  allein  auf  Kosten  der  im 
Wasser  enthaltenen  atmosphärischen  Luft,  son- 
dern auch  des  Wassers  selbst  oxydulirt.  Da  ^ 
aber  nur  in  geringer  SIenge  vorhanden  seyn  kann, 
wegen  der  geringen  Menge  des  entstandenen 
Oxyduls,  da  es  wegen  seiner  Leichtigkeit 
schnell   sich  entfernt,  da  es  ferner  mit  dem 


-    0    -^ 

Wasser  gar  keine  mechanische  Vfrbindi^lii 
eingeht,  wie  das  Schwefelwasserstoffgas,  «villi 
nur  in  geringer  Menge  in  den  Poren  de«  W»" 
sers  enthalten  ist,  in  weit  geringerer  Mtogsi' 
atmosphärische  Luft  (ungefähr  im  Verhiilt 
Ton  27  zu  64),  so  hat  man  davon  bei 
Trinken  des  Wassers  nichts  zn  furchten, 
das  blofse  Entkorken  wird  es  ganz  entfei 
In  den  Fällen ,  wo  es  mir  schien,  als  ob 
Eröffnen  der  Flaschen  Spuren  von  Yft 
etoffgas  Torhanden  waren,  verloren  sie^ 
doch  beim  Einschenken  des  Wassers  toI 
In  den  meisten  Fällen  wird  euch  das 
nur  auf  Kosten  der  im  Wasser  befiodlic 
atmosphärischen  Luft  oxydnlirt,  denn  das 
entstandene  Qxydul  bedeckt  das  Eisen 
verhindert  die  ^oseitero  Fortschritte  der 
dnlation. 

Der  Ragel  bleib«    in   dem  Minerali 
nur  kurze  Zeit  glänzend ,    bald  überzieht 
eich  mit  einer  schwarzen  Farbe«     Oeffnet 
die  Flasche,  so  kann  man   den  Ueberzn; 
Eisenoxjdul  leicht  absondern.     Das  Wassff] 
denen  mit  einem  Nagel  versehenen,  bat 
allein   einen    stärkern  Tintengeschmack , 
dern  giebt  auch  mit  einer  AuflSsung  von 
saurem  Eisenkali  gebiengt   und  der  Luft 
gesetzt^   einen  weit  häufigem  blauen  Ifii 
schlag.     Der  Bodensatz  in  den  Flaschen,  ^| 
in  kein  Nagel  sich  befand,  hat  eiae  g^l^^l 
weifse   etwas  ins  Bräune  ziehende  Farbe  **| 
"  »steht  aus  kohlensaurer  Kalkerde  mit  Eii^j 
yd  gemengt,    denn   die  Farbe  ist  tn  Mi 
I  ai^  kohlensaures  Eisenox^dül  zu  d^^g. 
Kh  giebt   die  AutjöauDg   in    Salzsäuren*» 


—      7  '  — 

blausaurem    EisaDkali  versetzt  sogleich  einen 
blauen  Niederschlag. 

Ohne  Zweifel  wird  also  der  Nagel  durch 
die  in  den  Poren  des  Wassers  befindliche  aU 
mosphärische  Luft  oxjdulirt,   und  verl^indert 
dadurch   die   Oxydation  des   in  einem  Ueber-*. 
Schüsse  Yon  Kohlensäure   oxjdniirten   Eisens, 
ßakänntlich   ist  das  Eisen  in  der  Kohlensäure 
und  also  in  den  Mineralwässern  oxjdulirt  ent- 
halten, und  sobald  es  aus  dem  Zustande  eines 
Oxjduls  in   den   Zustand  eines   Oxyds  über- 
geht, kann  es  ohne  einen  dritten«  Körper  nicht 
mehr  mit  der  Kohlensäure  in  Verbindung  blei- 
ben ,  soodern  fallt  nieder.     Daher  sondert  sich 
das  Eisen  von  der  Kohlensäure  endlich  in  ait- 
len  Fällen,  selbst  dann,  wenn  die  Flasche  anfli 
Genaueste  verstopft  ist,    so  dafs  alles  Entwei- 
chen der  Kohlensäure  rerhindert   wird.    Bei 
dieser  Erscheinung  sind  nun  zwei  chemische 
Merkwürdigkeiten.     Erstlich,  dafs   der  Nagel, 
wenn   er  nur    mit   einer  gerin'gen    Oberfläche 
sich  im  Wasser  befindet,   alle  atmosphärische 
Luft  im   Wasser   beschäjftigt ,    und    die  ganze 
Oxydation  auf  sich  zieht.     Doch  ist  diese  Er* 
scheinung   nicht    ohne  Analogie.     Wir   sehen 
iu   andern  Fällen,    äafs  der  aufgelofste   Stoff 
sich  aus   einem  Mittel  in  das  andere  begiebt 
Wenn   man   über  eine   Goldauflosung  Aether 
giefst,   dafs  dieser  gesondert  darüber  steht,  so 
zieht  sich  das  wiederhergestellte  Gold  aus  der 
Säure   heraus  und  zieht   sich  in  den  Aether. 
TJebergiefst  man   eine  Auflosung  des  vegetabi- 
lischen Grünstoffs  (Chlorophyll)  in  Weingeist^ 
mit   reclificirtem  Terpenthinol ,    daCs  letzteres 
darüber  unvermengt  steht,  so  entfärbt  sich  der 
Weingeist  und  das  Oel  nifipunt  die  grüne  Farbe 


-      8      .«■    -    .- 

dafür  an.  Die  zweite  MerkwiirdigkeiC  isl^  da£i 
die  Kalkerde  in  den  Flaschen,  worin  sich  ein 
eiserner  Nagel  befindet,  später  niedergeschlagen 
wird,  ab  in  denien,  worin  sich  ein  solcher  Na- 
gel nicht  befindet.  DIan  kamn  dieses  auf  eine 
doppelte  Weise  erklären.  Man  nimmt  entwe- 
^der  an,  dals  die  überschSssige  zur  Auflösung 
d^r  kohlensauren  Kalkerde  erforderliche  Koh- 
lensäure durch  das  Eisenoxjdul  gebunden  wird, 
wenn  sie  sich  auch  nicht  damit  yerbindet.  Mir 
ist  indessen  keine  analoge  Erscheinung  bekannt, 
auch  möchte  es  wohl  nicht  helfen,  hier  auif 
den  GaWanismus  zurück  zu  gehen«  Die  an- 
dere Erklärung  ist,  wenn  man  annimm^^  die 
Kalkerde  werde  durch  das  niederfallende  Ei* 
eenoxyd  mit  niedergerissen.  Bier  konnte  man 
analoge  Erscheinungen  anführen )  so  wird  z. 
B.  die  Kalkerde  aus  einer  Talkerde  haltenden 
Auflosung  mit  niedergerissen ,  wenn  man  die 
letztere  durch  Ammonium  niederschlägt«  Da 
das  Eisenoxyd  zu  den  Erden  bekanntlich  kdo* 
geringe  Verwandtschaft  hat,  so  scheint  diepa 
Erklärung  der  Erscheinung  die  am  ^neiftten  cA- 
treffende. 


Denn  mit  der  Zeit  setzen  aueb  die  Fla- 
schen einen  Bodensatz  ab,  worin  sich  ein  ei* 
serner  Nagel  befindet,  und  auf  immer  läfst 
eich  das  Mineralwasser  dadurch  nicht  irot  der 
Zerstörung  bewahren.  Es  eti trieben  endlich 
kleine  Bisse  durch  Temperaturyerändecungeii 
in  dem  Fechübercuge ,  wodurch  diQ  ubtrecbos- 
sige  Kohlensäure  entweicht  und  der  kohlen- 
saure Kalk  niedetfalit.  So  wie  Kohlensänie 
entweicht ,  dringt  atmosphärische  Lufl  ein ,  he* 
fördert  die  Oxydation  des  Eiseuo^cydule ,  and 
toudert  es  dadurch  ebenfalls  von  der  Kjc^enr 


*  •;=      9      — 

«äure  ab.  Biogeschlagene  !t^ork pfropfen  var« 
schUefsen  besser  und  Jänger  als  gläserne  Stöp-- 
seif  Auch  hier  lüften  Temperaturveränderuti- 
gen  und  die  kleinen  Erschütterungen,  denen 
jede  Flasche,  auch  ohne  von  einem  Orte  zum 
.andern  gebracht  zu  werden,  immerfort  ausge- 
setzt ist* 

Es  war  eine  fehlgeschlagene  HoiTnung,  daCi 
blofse  Blase  die  Kohlensaure  besser  zurück- 
halten wirde,  als  Kork.  Man  dachte  an  ^m« 
mering's  bekannten  Versuch,  welcher  zeigt, 
dafs'  Blase  den  Weingeist  zurückhält,  Was- 
ser hingegen  durchläfst.  Diese.  Erscheinung 
beruht  auf  einem  doppelten  Grunde,  Erattlich 
entwickeln  sich  die  Weingeistdämpfe  beson- 
ders und  von  den  Wasserdämpfen  getrennt, 
^ie  die  Destillation  des  Weingeistes  bewei- 
set« Zweitens  hat  Weingeist  eine  geringere 
hygroskopische  Eigenschaft  als  Wasser ;  er  steigt 
in  Haarrahren  länge  nicht  so  hoch  als  Was- 
ser, Die  Weingeistdämpfe  vermögen  also  die 
Blase  nicht  so  Ivj'^groskopisch  zu  durchdringen, 
als  die  Wasserdämpfe ,  und  sich  auf  diese  Weise 
einen  Durchgang  durch  sie  zu  bahnen«  Aber 
die  Wasserdampfe  yerbinden  sich  leicht  mit 
der  Kohlensäure  und  entfernen  diese  dadgrch 
aus  den  Körpern,  denn  Wilherit  verliert 
die  Kohlensäure  im  Feuer  nicht,  wohl  aber," 
-wenn  man  Wasserdämpfe  darüber  hinstreichen 
läTst,  welche  ihn  zaietzt  ganz  in  reine  Ba- 
ryterde verwandeln, 

Hr.  Struve  hat  in  dem  zweiten  Hefte  sei- 
ner Untersuchnngen  über  die  Nachbildung  der 
natürlichen  Heilquellen,  Dresden /Uud  Leipzig 
1826.  folgendes  Urlheil  Ton  dieser  firhi^ltung 
der  eieeuhaltiget  Slineralwasser  durch  einen  ei- 


-     10     - 

;8erneii  Nagel  gefallt.  „Verdient  übrigem, 
er ,  die  Menge  des  in  einem  M ineralwasM 
lofsten  Eisenoxjdols  so .  viele  QerücLsichti 
80  ist  es  kaum  nothig  zu  erwähnen,  nfie 
werflich  eine  ror  kurzer  Zeit  vorgeschl 
Correction  der  yersandten  natürlichen  ^ 
ist«  Man  hat  nämlich  aufs  neue  empföhle] 
die  Ausscheidung  des  Eisenoxyduls  aus 
sandten  natürlichen  Wassern  zu  yerhüte 
dem  Ffropfe  der  Flaschen  einen  Eisend« 
befestigen.  Hindert  er  die  Niederschlagni 
Eisens  und  der  mit  demselben  gleichzeiti 
niederschlagenden  andern  Besten  dt  heile,  i 
er  sich  auf  Kosten  der  in  d^m  veirsandteD 
ser  befindlichen  atmosphärischen  Luft  od 
Wassers  oxydirien.  —  Dabei  bleibt  ei 
nicht;  ist  freie  Kohlensäure  vorhandc 
wird  nothwendig  die  Summe  des  in 
Wasser  vorhandenen  Eisens  vermehrte 
Erfolgt  die  Prädpitation  deb  Eisens  de 
mehr  oder  weniger  vollkommen  ,  so  ist 
falls  nicht  zu  bestimmen ,  wie  weit  de 
balt  des  gelöfsten  Eisens  in  jeder  Flasch< 
gen  kann.  Geniiglich  erwiesen  ist  es  j( 
wie  bedeutend  der  Einflüfs  des  in  dem 
ser  gelöfsten  Eisenoxyduls  auf  die  sp( 
Wirkung  eines  Wassers  ist.  Das  Gev 
verhältnifs  desselben  modificirt  die  sp< 
Wirkung  mehrerer  Quellen  —  Die  Aosrai 
des  erwähnten  Vorschlages  würde  dabe 
einen  gewissen  Kreis  erfüllende  woUÜ 
Wirksamkeit  der  Wasser  gefährden  unc 
eher  machen,  und  jede  sichere  Wabl 
Tassers  für  gewisse  gegebene  Zustände  f 
isin  unmöglich  werden."  Der  VerfasstTi 
Mn  Buch  einen  im  hohen    Grade  vrick 


r 
t 


—   11   ^ 

I 

Beitrag  zo  nnsern  chemischen  KeoDtnissen 
vod  selbst  zur  Geologie  liefert ,  hat  hierin 
stt  rasch  genrtfaeilt.  Man  sieht,  dafs  er  keine 
Beobachtungen  aber  diesen  Gegenstand  selbst 
angestellt  hat,  denn  er  spricht  zweifelh^t  toa 
den  Erfolgen.  Es  ist  allerdings  richtig,  dafs^ 
wenn  viele  freie  Kohlensäure  in  einem  soU 
chen  Wasser  sich  befindet,  sie  das  oxjdulirte 
Eisen  angreifen  und  auflösen  werde.  Aber  es 
wird  niemanden  einfallen,  ein  Wasser,  wel- 
ches seine  Wirkungen  von  der  Menge  der 
Kohlensäure  hat,  durch  zugesetztes  Eisen  noch 
eisenhaltiger  machen  zu  wollen«  Aber  in  den 
meisten  eisenhaltigen  Mineralwässern  ist  die 
Kohlensäure  völlig  durch  kohlensaure  Kalk- 
erde und  kohlensaures  Eisen  gesättigt  t  näm- 
lich so  gesättigt-,  dafs  die  Säure  durch  ihren 
Ueberschufs  (jene  beiden  Stoffe  anfgelSfst  er- 
hält« Sie  hat  alle  Gegenwirkungen  einer 
freien  Säure,  weil  sie  in  Ueberschufs  vorhan- 
den sejn  mnls ,  um  kohlensauren  Kalk  oder 
iLohlensaures  Eisen  aufzulösen.  Aber  sie  ver- 
mag nicht  mehr  von  beiden  Stoffen  aufzulö- 
sen, wenn  nicht  die  Menge  derselben  im 
XYasser  vermehrt  wird.  Es  läfst  sich  auch 
'Wohl  erwarten,  dafs  diese  Wasser #  indem 
sie  durch  Lagen  von  eisenhaltiger  Kalkerde 
lunflielsen,  so  viel  von  diesem  Stoffe  aufneh- 
men werden  ,  als  sie  vermögen.  Wirklich  ist 
auch  in  dem  Flinsberger  und  ähnlichen  Mi- 
neralwässern eine  so  geringe  Menge  Kohlen« 
üure  vorhanden,  dagegen  eine  so  bedeutende 
Uenge  kohlensaure  Kalkerde  nebst  wenigem 
Eisen,  dafs  es  nicht  im  Stande  sein  wird. 
Doch  mehr  Eisen  aufzunehmen.  Der  Hn  Vi» 
nieuit  femer,  vrenn  ein  Niedeftchlag  exlblfa^ 


-     12     — 

80  werde  man  nicht  wissen  können  j  ' 
^  Tiel  noch  Eisen  im  Wasser  vorhanden 
Aber  dieses  ist  auch  der  Fall ,  wenn  eio  1 
derschlag  ohne  Nagel  erfolgt.  Ich  halte 
her  die  Erhaltang  eines  eisenhaltigen  H 
ralwassers  dadurch,  dafs  man  einen  Nagel 
einbringt,  für  sehr  zweckmäisig,  und  üb 
anzuwenden. 


k  ■. . 


4^     13     — 


iriUtfiMMMHMM 


imtmmmi^ 


IL 

Schneller  Tod, 

durch 

spontane    Durchlöcberung    des    Magens 

herbeigeführt« 

Nebst    Bemerkungen 
übör 

die  Gastrohrosis  überhaupt  tind  ihre  Ter- 

schiedenen  Arten, 

von 

Dr.    J.    H.    Becker^ 

Grofsberzoglich  Mecklenburjg*iScbwerinichen  Ge- 
heimen •  Medicintl  -  Ratha    ui^d    Leibarzte 

SU  Parcbim 


(Bescblufs.    S.  voriges  Stack  dies.  Joamtls*) 


4.  Die  durch  T^erdünnung  der  MdgenhütUe 
herbtigejührte  Gastrob'rose. 

Dafs  wirklich  eine  krankhafte  VerdSnonng 
der  Blagenhäute,  in  grüfserm  oder  geringerm 
Umfange^  eben  so  gut  Statt  .finden  könne,  wie 
in  andern  Organen,  namentlich  in  d^r  Sub- 
stanz des  Herzens  — ^  wodurch  denn  eben« 
falls  Zerreilsung  der  Herz-Subetans  Tsnuil^' 


/• 


-*  14  4^ 


wird  **)  -^  ISfst  sich  schon  anftlogisch 
ten ;  dafs  sie  wirklich  in  manchen  Fällen 
finde,    haben  mehrere  Beobachtoogen  be 
sen.  —   Hr.  Scoutetten  hat  hierauf ,  untei 
dem,  besonders  anfinerksam  gemacht,  so 
auf  die  Verdünnung  der  ScNeimhaui  des 
kanals  überhaupt.    Er  unterscheidet  2 
derselben.     Die  Schleimhaut  ist  nämlich 
weilen  dünne  und  zugleich  erweicht,  fut 
lefrtartig,  eine  wahrscheinliche  Folge  eines 
hergegangenen    entzündlichen    Zustandes. 
Eine  andere  Art   der    Verdünnung,   die 
der  Entzündung  gar  nichts  genftein  hat, 
det  sich  bei  Greisen   und  ist  als  ein 
atrophischer  Zustand  zu   betrachten.  — 
durch  eine  solche  krankhafte  Verdünnung 
Magenhäute    wirklich   Gastrobrosen  t< 
werden  können ,  erhellt  ebenfalls  aus  m 
Beispielen ,   und  wird  von  mehrern  Beoi 
tern  in  den  Fällen  angenommen,   in  wel 
man   keine  von   den  übrigen  Ursadien, 
durch   sonst  spontane   Gastrobrosen  rera: 
werden,  entdecken  konnte,  oder,  wo  tnan 
der  bekannten  Hauptformen  antraf,  in  denen 
sonst  zu   erfolgen   pflegen,   wo   also  ein 
zündlicher,   ulcerirter,   excoxürter,   braai 
oder    ein   gallertartig  erweichter  Zustand 
Magenhäute  fehlte;    und   endlich   auch  d 
wenn  man  deutlich  eine  Verdünnung  der 

*j  Einen  merkwürdigen  Fall  von  Zerreifsang^ 
Herzsubsttns  von  innerer  tJrtacho,  niKai' 
lender  Verdünnung  und  Auflockerung  der 
•tains  des  Herztnt,  beschreibt  Hr,  G»  R»  ^ 
^^  Hujfeland^s  Journal   i8»4«  Januar,  S.  VJ»^. 
iL ehnliche  Fälle  beobachteten  die  Herren  i^C^' 
Carrier  und  Baron ,   s.  Hämburgiscbes  Mig 
der  ausländis^en  Literatur  der  geeamnteaBtf^ 
künde.  Bd.  IX^  8.  541.  u.  U 


~     15     — 

geoliäata ,  I>e8pnd6rs  an  *  den  Stellen  beobach'- 
tetei  welAe  die  Ferforationen  ui^gaben.  Bei 
Durchlöcherungen  dieser  Art  läfst  sich  daher 
wohl,  meint,  mit  'Recht ,  Hr.  Dr.  Rauch  a.  a. 
O.  annehmen :  „dafs  Verdiionnag  einer  oder 
mehrerer  Stellen  des  Magens  vorhergegangen, 
etwa  darch  partielle  krampfhafte  Wirkung  det 
Muskelfasern"  ( —  wie  fi.  B.  in  dem  bereits  er- 
wähnten Fall  des  Htn.  Desgranges  r-)  „oder 
darch  Absorbtion  t  so  dafs  an  derselben  end- 
lich die  noch  übrigen  earten  Hautfasern  toi 
einander  gewichen  sind/' 

Mehrere  Beobachter  sind  anfserdem  noch 
geneigt,  überhaupt  da  eine  krankhafte  Verdünn 
nun%  der  Magenhäute  j  als  Ursache  der  in  den 
Iieichen  gefundenen  perforirten  Stellen  des  Ma- 
gens anzunehmen ,  wenn  diese  zirkelrund,  wie 
mit  einem  Messer  ausgeschnitten,  oder  mit 
einem  Stemmeisen  ausgestemmt  gefunden  wur^ 
den,  und,  wenn  man  zugleich  ilire  Ränder 
ToUkommen  glatt,  die  Magenhäute  fest  auf 
^nanderliegend  >  ohne  Eiterung  u.  s.  w.  an- 
traf. Aber,  bei  weitem  nicht  in  allen  beob- 
achteten Fällen,  wo  die  perforirte  Stelle  die 
^ben  angegebene  Form  zeigte,  war  eine  ver« 
dünnte  Beschafifenheit  der  M^igenhäutei  sel,bst 
nicht  in  den  die  Oeifoungen  i^unächst  timge- 
benden Stellen  bemerkbar.  So  führt  z.  B. 
Vetter  (Aphorismen  der  pathol.  Anat.  §.  165.) 
den  Fall  eines  40jährigen  Frauenzimmers  an, 
die  an  chronischen  Erbrechen  gelitten ,  und  in 
deren  Leiche  man  eine  bedeutende  Scirrhosi- 
tat  des  Fylorus  fand.  Zugleich  entdeckte  man, 
neben  den  scirrhösen  Fylorus,  an  der  vordem 
Fläche  des  Magens,  ein  zirkelrundes  Loch, 
wie  ausgeschnitten ,  ohne  irgend  eine  Spur  Yon 


—     16     — 

I 

Entzundang  oder  gewaltsamen  Zerfressung  i 

um  dasselbe.    Hr.  Vetter  meint:  „dafs  in 

sem  Falle  d^e  Durchlöcherung  des  Magau 

mahlig  durch  Yerdännung  und  gänzlidie 

saugung   der  Substanz    in  jener   Gegend 

standen  seyn   müsse.'*    Von  einer  hi6t  y 

genommenen  Verdünnung  der  Magenhäat 

die  Oeffnung  umgebenden  Stellen  -*-  wie 

allerdings  in  andern  ähnlichen  Fällen  beo 

tet  ward  —  ist  nicht  die  Rede ;  eben  sc 

nig,  wie  in  dem  Falle,  den  Gerard  der 

mitlheilt*    Slan  müfste  daher   truwedtr  a 

men,    dafs  in,  diesem    und.  ähnlichen  f 

dennoch  eine  andere^  unbekannte  Ursacb 

DurchlöcAerung   verursacht   habe,    odtr^ 

die  verdünnte   Stelle    des  Magens  blob 

ortlich   und  allein   nur  auf  die  nachher  ] 

rirt  gefundene  Stelle  beschränkt  gewesai 

60  dafs  mithinj,  nach  erfolgter  Perforation 

der  früher  Statt  gefundenen  und  sie  vera 

ten  Verdünnung   nichts  mehr  wahrgenoi 

werden  konnte.     Fände  die$  wirklich  Sta 

möchten  alle  Iteobachtungen  von  Gastrobi 

wo  man  ton    den  bereits'  sonst  aufgefanc 

abnormen    BeschalTenheiten     der    Magen 

keine  entdecken   konnte,    durch   eine  sc 

blofs  partielle  Verdünnung  der  Magenhäatfl 

beigeführt  seyn ,  durch  welche  Annahme 

mehrere  Fälle  ihre  Erklärung  fänden,  be 

nen  man  sonst  in  Verlegenheit  ist,  zu  be 

men,  unter  welche  Categorie  sie  gehören. 

I?ird  durch  diese  Annnhme,  die  z(rMrün(£ 

thüffenlimt   der   perforirten    OelTnungen, 

immer  nicht  erklärt,  eben  so  wenig,  wiec 

die  versuchte   Erklärung  des  Hrn.  Dtsgri 

von  der  bereits  die  Rede  war.  -Hr.  yettt^ 

ohne  sich  über  die  andern ,  durch  Tield  1 


-     17     - 

achtuDgen  bestätigten  Ursachen  der  GastrobroS 
senja.  a.  O.  2a  verbreiten  —  sagt  daselbst: 
^«nieistens  ist  jedoch  diese  Zerreifsung  oder 
Durchlöcherung  des  Mageos  die  Folge  einer ' 
andern  Krankheit^  'vrenh  nämlich  der  Ans» 
gdnfg  des  Magens  durch  angeschwollene  t)tn-* 
sen  zusammengedrückt ,    oder  durch  eine  scir-^ 

^rhose  Verhärtung    sehr    verengert  wird»''  — - 
und  führt    das    eben    erwähnte    Beispiel    des 

^  4pjährigen  Frauenzimmers  als  Beweis  an.  Der 
Hr.  Yf*  scheint  demnach  anzunehmen:  dalls 
durch  Verdickungeü  und  scirrhöse  Yerhärtun-^ 
gen  einiger  Stellen  des  Magens,  die  Vtrdiin-^ 
nung,  rnderer  Stellen  dieses  Organs,  wodurch 
eben  zu  Durclilocherungen  desselben,  von  die« 
eer  Ursache  abhängig,  prädisponirt  würde,  her- 
vorgerufen wird.  Und  wirklich  scheint  in  dem 
Verhältnisse,  als  dlt  yegetation  an  einigen  Stel- 
len des  Magens  krabkhaft  gesteigert  wird,  di^ 
JR€9orbtion  der  einsaugenden  Gefafse  in  andern 
Stellen  sich  zu  vermehren,  durch  Aufsaugung 
der  Substanz  eine  Verdünnung  der  Magenhäuta^ 
herbeizuführen,  und  dadurch  zur  Entstehung 
einer  Perforation  Veranlassung  zu  geben  '^)* 
Auch  Cruikshank  nimmt  eine  krankhaft  ver- 
mehrte Wirkung  der  einsaugenden  Gefafse  als 
Ursache  der  erfolgenden  Durchlöcherung  des 
Magens  an,  wiewohl  er  diese  Annahme  (we- 
niger angemessen)  mehr  auf  die  Fälle  anwen- 
det,  in  denen  eine  widernatürliche,  gallertar- 

*)  Dtrt  dagegen  in  Tieltn  Füllen  Yerengernngen 
nnd  Degenerationen  des  Pförtner*f  mit  Hyper« 
trophie  der  Muskulär- Substanz  des  Magens ,  in 
ihrer  gansen  Ausbreitung  8utt  finde,  behauptet 
Hr.  M.  Louis  —  jirchiv0S  generale^  de  Medim 
eine;  ßm«  Annee,  Tonu  Ir*  h  Paris  1824  — 
doch  gewifs  zu  allgemeia^  wie  mehrere  Beob* 
Achtungen  lehren« 

Jonra«  LXI \r.  B.  5.  St.  B 


^     19      _ 

Endlich  kann  die  VerdfintiaDg  der  Magen« 
'häute  aDgeboren  seyn,  und  kann  dieser  ur- 
sprüngliche Bau  des  Magens  zu  nachfolgenden 
Zerreifsungen  derselben  VeranlassuDg  geben. 
So  fand  z.  B#  Hr.  Keppelhout  a.  a.  O.  S.  Ö5. 
bei  der  Zergliederung  eines  10  bis  12jährigen 
'  Knaben  in  den  Häuten  des  Magens,  an  des- 
sen hintern  Theile,  eine  sehr  dünne  Stelle* 
Es  mangelte  hier  die  äufsere  Membran  und  die 
iDusculöse  Haut,  so  dafs  dadurch  die  nervige 
und  innere  Haut,  an  einer  fast  2  Zoll  gro&eä 
Stelle  blofs  lagen. 

Wenn  in  mehrern  Fällen  nnr  einzelne 
Stellen  des  Magens  in  einem  sehr  yerdünntea 
Zustande  gefunden  wurden',  so  fand  Hr.  Dr» 
G,  Ph,  Ißicliaelis  zu  Haarburg  dagegen  in  def 
'  Leiche  eines  Mannes,  der,  nach  mehrjährigen  ^ 
sehr  quaalvollen  Leiden,  die  auf  Desorganisa» 
tionsfehler  in  den  Eingeweiden  des  Unterleibes 
hindeuteten,  nach  den  scbrechlichsten  Beäng« 
stiguugen  starb,  eine  ungeheure  Ausdehnung 
des  Magens,  dessen  Fundus  sehr  dünne,  dem 
Platzen  nahe  war,  mit  gleichzeitigem  mürben 
Zustande  seiner  Häute,  doch  ohne  Vorhanden« 
seyn  einer  Gastrobrose.  Diese  merkwürdige 
Ausdehnung  des  Magens  war,  meint  der  Hr. 
Vf.,  durch  eine  Verengerung  des  Duodienum 
erzeugt ,  diese  aber  durch  eine  Verhärtung  he- 
wirkt  worden .  welche  mit  dem  Pancreas  in 
Verbindung  stand  ;  s.  ^li/e/and's  Journal,  Jahrg. 
1812.  Februar.  S.  39.  . —  Aehnliche  Bemer- 
kungen verdanken  wir  den  Hrn.  Rob»  Kinglake 
—  London  medical  Journal.  1789.  T^oL  X.  P« 
JV.  p.  341.  —  und  Andral  —  v,  Fr6nep*$  No- 
lizen,  Bd.  IV.  Nr.  21.  S.  334.  —  Auch  Par^ 
tal  fand  in  mehrern  Leiche»  eine  grolJM  E|Ui  ' 

B  2 


-     21      -.      ■■ 

die  Ränder  des  Lochet  waren  ganz  dünne,  — ■ 
The  London    medical  Repository'  by    Copland, 

,      l^oL  XX.  1823.  p.  117. 

« 

Der  Hr,  Recensent  der  T^ogeTschen  Ueber- 
setzjUDg  Yon  Cruveillüer^s  Schrift:  über  die  gal- 
lertartige Erweichung  des  Magens  -^  „beob* 
achtete  eine  Verdünnung  der  Magenwand,  mit 
Zerreifsung  bei  einem  9jährigen  Knaben,  der 
unter  sehr  unsichern  Symptomen,  die  ^um  Theil 
auf  ein  Hirnleiden  hinzudeuten  schienen,  starb. 
Als  UauptYeran^ssung  des  Todes  ?and  man 
eine  Zerreifsung  des  Zwerchfells  linker  Seite, 
durch  welche  die  Milz  und  der  grofste  Theil 
'  4^s  Magens  in  die  Brust  getreten  waren.  Die 
BrastLöhle  war  mit  Speisebrei  angefüllt,, und 
es  fand  sich  ein  Loch  im  Fundgs  des  Magens, 
'welcher  in  dem  Umfange  eines  j^peciesthalers 
EU  einer  ganz  dünnen,  fast  serösen  Haut  ohne, 
eigentliche  gallertartige  Erweichung  umgewan- 
delt war.  Was  ip  diesem  ganz  isolirt  da  ste- 
henden Falle,  Ursach,  was  Wirkung  gewesen 
eeyn  mochte,  bleibt  schwer  zu  entscheiden;^' 
s.  Rust's  crit.  Repert.  f.  ^.  ges.  Hellk.  Bd.  IL 
S.  315. 

Vorzüglich  gehört  hieher  das  Resaltat  der 
Leichenöffnung  des  Staats  »Raths  v.  JR. ,  wel- 
ches, nebst  der  Krankengeschichte,  Hr,  Dr« 
Hauch  a.  a.  O.  mitlheilt;  und  mit  Recht  fol- 
gert der  Hr.  Vf.:  dafs  in  diesem  Falle  eine 
Verdünnung  der  Magenhäute  die  Gastrobröse 
Teranlafste. 

0 

Endlich  läfst  sich  denn  auch  mit  grofser 
Wahrscheinlichkeit  der  Fall,  den  Hr.  Dr.  Tri- 
fiüis  a.  a.-O.  bekannt  machte,  unter  diese  Art 
der  Gastrobrpte  bringen.    Ich  ersuche  meiiie 


—     23      — 

Bgefa  der  adbärirt£fn  Theile  veHetcte  Gleich- 
9ficht  der  Ausdefanungea  der  Magenhäute  in 
y-schlaffern,  gesenktem  Stelle  vor  dem  Py- 
fi8  passive  Congestion,  immer  tnehr  Er- 
ilaiTung  und  nach  und  nach  Verdünnung  herbei- 
^hrt;  in  den  leti^iten  Wochen  des  Lebens  aber 
rfte  eine  wirkliche,  auf  jenen  örtlichen  Zustand 
gründete  Ausartung  des  gerade  hier  concen- 
rten  Magensaftes  anzunehmen  seyn,  die^  we^ 
gstens  in  ihren  Wirkungen ,  auffallend  an 
I  macerirenden  Eigenschaften  des  Acidum 
taUcum  erinnert.  In- dem  letzten  Anfalle  der 
ydialgie  rifs  diese  Stelle  ein ,  'u)id  die  Ergie- 
ibg  jerfolgte,  mit  Nachlafs  der  örtlichen  Ma- 
»annungen,  schon  damals,  wie  sich  aus 
ntleerung,  des  ungefärbten  Schleims  durcU 
letzte  Erbrechen  ergiebt.  Das  Zirkelrundei 
1  Loches,  ^o  wie  dessen  peripherische  An- 
hrellung,  ist  der,  im  Verlaufe  der  nachfül- 
len gelindern  Zusammenziehungen  gleich- 
teug   erfolgten    Zurückweichung  der  Magen- 

piltanz  zuzuschreiben.^' 

f. ' 

,  Es  bestätigt  demnach  dieser  Fall  ScoutetUn's 
ittlerkuDg:  dafs  nämlich  die  Verdünnungen 
f  Schleimhäute  des  Magens  und  ,  Darmka- 
I«  mit  einem  erweichten ,  inacerirten  -Zu- 
ftde  verbunden  seyn  können.  Die  Erklä- 
lg,  welche  Hr.  Trinius  über  die  auch  hier 
kfcachtele  zirkelrunde  Beschaffenheit  der  per- 
ii;ten  Stelle  giebt,  ist  freilich  sehr  ^scharf- 
l)]g,  inöchte  indessen  doch  nicht  genügend 
ti,  die  wahre  Ursache  dieser  räthselhaften, 
schon  beobachteten  pathologischen  Erschei- 
Cig  so  aufzuklären,  dafs  fernere  Untersu- 
^Dgen  dadurch  überfiüfsig  gemacht  wären. 


-     25     -- 

I 

Lungen,  der  Leber,  der  Milz  ^)  u.  s.  w.  ge« 
funden  wurden  ,  so  gehört  die  Frage :  ob  diese 
Krankheit ,  in  allen  Fällen ,  virirklich  für  ein 
pnmdVcs Leiden  des  Magens,  wodurch  die  iibri^ 
gen,  krankhaft  gefundenen  Eingeweide  nur  in 
Mitleidenschaft  gezogen  würden ,  oder  für  ein 
secundäres^  als  ßeiiex  krankhafter  Zustände 
anderer  Gebilde,  auzunehi/ien  sey?  —  nicht 
zu  den  überflüssigen.  Nicht  minder  iingewifs 
und  ischwankend  ist  unser  Wissen  über  das 
eigentliche  Wesen,  die  nächste  Ursache  der 
Krankheit^  yon  der  wir  hier  reden.  Dies  be^ 
weisen  die  widersprechenden  Ansichten  dar- 
über,  sowohl  der  altern,  als  der  neuesten 
Aerzte«  Unter  letztem  machte  bereits  Hr.  Dr. 
Jäger  a.  a,  O*  auf  die  Analogie  aufmerksam,^ 
welche  zwischen  der  Ton  J3ö7ir  zuerst  beschrie«* 
benen  Putrescenz  der  Gebärmutter ,  dem  Spi- 
lalkrebse  und  manchen  phagadänischen  Ge-« 
schwüren,  mit  der  gallertartigen  Magen -> Er-- 
weichung,  Statt  findet.  Hr.  Medic.  Rath  Kiaatsch 
in  ^Berlin  hat  —  Hufeland's  Journal  1823.  Jan. 
12.  Febr.  H.  —  diese  Idee  mit  vielem  Scharf- 
sinne weiter  verfolgt  und  aufs  neue  auf  die 
unverkennbare  Analogie  9  welche  zwischen  dem 
Ifqma,  oder  Wasserkrebs,  —  der  Putrescenz  des 
Uterus  und  der  gallertartigen  Erweichung  des 
Blagengrundes  Statt  findet,  ebenfalls  hingewie- 
sen. In  diesen  Krankheits formen  findet  eine 
wirkliche  organische  Zersetzung,  eine  wahre 
Auflösung  der  nächsten  organischen  Bestand- 
theile  und  dann  erst  nachfolgende  Zerstörung 
Statt,  welche  durchaus  von  der  eigentlichen 
Gangränescenz  in  ihrem  Wesen  abweicht  und 

*)  Hr.  Fleischmann  —  Leiohenöifnnngen';  Erlan- 
gen i8i5.  — ^  hält  den  Einfluft  der  Müs  £ur  Ent- 
stehung dieifr  Krtnkbeit  fdr  «ehr  wftfnttUpb« 


¥' 


-     27     — 

Wirksamkeit  iev  Holzsäure  gegen  dies'  Uebel, 
worauf  sowohl  Hr.  Dr.  Klaatsch  a.  a.  O. ,  auf 
die  angegebene  Analogie  gesliitzt,  als  der  Hr. 
Recensent   der    P^ogeVschen    Uebersetzung  xpa 
CruveWikr^s  Abhandlung  in  RusVs  crit.  Reper- 
tor.   Bd.  n.    S.  314.   —  fast  gleichzeitig  auf- 
merksam machen ,    bestätigten.     Die   yon  dem 
Hrn.    Hofr.  Pittschaft   neuerdings   bekannt,  ge^ 
machte  Erfahrung.  —  RusVs  Magazin,  Bd.  XXL 
S.  203.  —  berechtigt  wenigstens  sehr  zu  die- 
ser schönen  Hoifnung.  —    Dafs,   in   dem  von 
dem  Hrn.  Dr.  Ppiejsniann  —  Horn^s  Archiy  f. 
med,  Erf.  1824.  Septbr.  Octbr.  S.  205.  —  er- 
zählten   Falle,    wo   sehr    wahrscheinlich   eine 
beginnende    gallertartige    Magen  -  Erweichung 
bei  dem   Smonatlichen   Kinde  Statt  fand,    die 
auf  Anrathen   des   Hrn.  Prof.  Nasse  gegebene 
Salpetersäure  sich  so  wirksam  zeigte  und  der 
anfangenden   Zerstörung   der  Magenhäute  ent* 
gegen  wirkte,  spricht  ebenfalls  sehr  zu  Gunsten 
jener,  auf* Analogie  gestützten  Ansicht.     Sehr 
wahrscheinlich   würde  man  auch  in  der  Chlo^ 
rine,  oder  der  oxygenirten  Salzsäure  ein  Mit- 
tel finden ,    die  besagte  Krankheit  im  Anfange 
ihres  ersten  Entstehens  —  falls  man  so  glück- 
lich wäre    sie  dann  zu  erkennen  —  zu  besei- 
tigen,  und   es   wäre   §ewifs  der  Mühe  wertb, 
darüber   Versuche   anzustellen ,    um   so    meh*r, 
da  die  Chlorine   in    manchen  Kinderkrankhei- 
-ten,   wie   z.  B.    auch   in  der  Mundfaule,    sich 
8o  wirksam  zeigt,    und,   wie  auch  mich  wie- 
derholte   Erfahrungen    iiberzeugen,    ganz    das 
Irob  verdient,  weiches  der  Hr.  Geh.  Rath  Kopp^ 
in  seinen    trefflichen  Beobachtungen ,  ihr  bei- 
legt.    Würden    sich    die  Wirkungen  der  Säu- 
ren in  dieser  Krankheit  bestätigen ,  so  würde 
auch  Jäger''8  pathogenetische  Hypothese  dadurch 


—     28     -n 

noch   meTir  ao   Wahrschauillobkeit  gewmi 

$o.wie  Pemherton's  Behauptung:  dafs  der! 

cefs   der  ,  rilanzensäure- Bildung  Aurch  U 

ralsäuren  aufgehoben  werde,  —  eine  Beb 

lung,   fdr  die  von  Hrn.  Prof,  Seiler  im  B 

sehen   Archiv   f.  ined.  Erf.  niedergelegten 

fahrungen  sehr  sprechen   — •    eioe  neue  & 

erhalten.     Doch  wir ,  übergehen   alle  we 

Bemerkungen  über  das  Wesen ,  die  Urs» 

die  Symptome,  die  diagnostischen  Zeichei 

die  therapeutische   Behandlung  der  gallei 

^n  Magen- Erweichung,    so  wie  die  Hii 

6üng   aiuf  die  hieher   gehörenden   Krank 

scfiichten    und   Leichenöffnungen    sowobl 

die  hieher  gehörende  Literatur,  und  sei 

diesen  Aufsatz   genügend  ^    noch    einen 

auf  die  Beschaffenhßit  der,   durch  die 

thümliche  Krankheit,   in   mehrern  Fäll« 

fvei/en  herbeigeführten    Qastrobrosen   seil 

werfen.   Denn  nicht  immer  endigt  diese  l 

heit  ;mit   einer  wirklichen    Unterbrechui 

Continuität  der  Magenhäute    und  der  d< 

verursaphten  Ergiefsnng  der  Conlenta  d< 

gens  in  die  Bauchhöhle,  wie  z.  B.  in  d« 

den  Hrn.  Joe/,    Wiefimänn^    und  Krüge 

O.  mitgetheilten  Beobachtungen.  Hiedurc 

indessen    der  Charakter   der   Krankheit 

verändert!    Fanden   aber   wirklich    Gas 

sen  Statt,   so  wichen  diese,   in  Uinsicb 

Gestaltung  so  merklich  vpn  denjenigen 

durch  eine  abdere  der  bisher  ervvahntei 

dien  herbeigeführt  wurden,   dafs   mani 

schon  auf  das  ursächliche  Moment,   ^vi 

sie  verailafst  waren,  zurückschliefsen  1 

Die  Resultate  der  Leichenöffnung  gebei 

.  nach  in   Hinsicht  ^  der  Perforationen  fi 

"Resultate: 


>  « 


4 


-     29     - 

q)   Die  perforirte  Stelle  trifft  man  immer 
obera   Theil  der   grofsen   Gürratur  in  der 
e  der  sogenannten  kurzen  Geföfse  an. 

b)  Ihre  «Gestalt  ist  mehr  länglich ,    oyal, 
Richtung  der  grofsen  Gurvatur  folgend. 

c)  Die  Bäoder  der  Oeffnung  sind  weich, 
ig,  zottig;    zerschmelzen,   gleichsam  unter 

Fingern  ,    wodurch    dann   das  Loch  leicht 
ler  mehr  vergröfsert  wird,  und  haben  raei-  ' 
s  das  Ansehn  halb  verdorbener,  oder  durch, 
(tische  Kalien  behandelter  thierischer  Subr 
zen  '^  yergl.    MeckeVs    pathol.    Anatomie : 

IIL  S.  11, 

d)  liegte  man  den  Magen  im  Wasser,  so 
hienen  jene  Ränder  mit  ungleichen  Frenzen 
»tzt,  welche,  wie  Schleimflocken  in  der 
»sigkeit  schwimmen ,  eine  Folge  des  Zusfan- 
^  in  welcher  die  innern  Häute  des  Magens, 
kigstens  an  der  Stelle  sich  befinden ,  wo 
L  die  Unterbrechung  ihrer  Gontinuität  an« 
fc/,  indem  sie  nämlich  bis  auf  das  sehr  dun- 
und  mürbe  Involucrum  peritonad  in  eine 
che,   schleimige  Gallerte  aufgelöfst  sind. 

e)  Man  beobachtet  keinen  eigentlichen 
Btanzverlust ;  die  perforirte  Stelle  ist  mehr 

Rifs,    mehr    blofse   Auseinanderweichung 
gallertartig  erweichten  Stelle. 

/)  Weder  in  dem  erweichten  Theile,  'noch 
lern  übrigen  Magen  finden  sich  die  bekann- 
3Ierkmale  einer  wahren  Entzündung.  Zu- 
len  ward  indessen  der  ganze  Umfang  der 
Torirten  Stelle  ziemlich  dunkelroth  gefun- 
.  In  einem  Falle  fand  Hr.  Jäger  a.  a.  O* 
^  die  Tunica  nervea  unter  der  weichen  und 
gequollenen  Villosa  etwas  gerothet ;.  ing^ei- 


—     31     -.. 

neu  der  Ofagenhäute  Folgen  plnes  exulcerirten 
Zustandes  derselben ,  durch  eine  vorhergegan- 
gene chronische  Enlzünduag  derselben  herbei- 
geführt waren.  Es  ist  daher  auffallend,  wenn 
Hr.  Dr.  Pohl  in  seiner,  übrigens  sehr  schätz- 
baren Ina  Mgural«  Dissertation  :  Collectanea  sistens 
de  Gastritidis  morborumque  qui  tarn  sequuntw  pa- 
thologia,  Lips.  1822.  pag.  25.  —  die  Ableitung 
der  gallertartigen  Erweichung  des  Magengrun* 
des  von  einer  vorhergegangenen  Entzündung 
der  Magenhäute,  sowohl  acuter^  als  chroni- 
scher Art,  zu  vertheidigen  bemüht  ist,  und 
scheint  der  Hr«  Vf.  oiTenbar  andere  Krank- 
heitszustände  von  jener  ganz  eigenthümlichea 
Krankheitsform  nicht  genau  genug  getrennt 
zu  haben. 

Di%  tigentUcIie,  wirkliche^  gallertartige  JEr^ 
vmchung  der  Magenhäute  befallt  nur  Kinder, 
und  zwar  in  den  ersten  Lebensjahren,  vor- 
züglich vom  4ten  Monate  an,  his  zu  ändert« 
halb  Jahren ,  und  zwar  am  häufigsten  zur  Zeit 
des  Entwöhnens  und  Zahnens,  insbesondere 
diejenigen«  denen  man  nach  dem  zu  zeitigen 
und  zu  frühen'Enlwöhnen  Nahrungsmittel  reicht, 
welche   mit    der  Zartheit    ihrer   Verdauüngs- 

.  Organe  in  einem  Mifsyerhältnisse  stehn ;  — 
dies  ist  wenigstens  das  Resultat  des  gröfsten 
Theils  der  beobachteten  Fälle.  Zwar  wollen 
^einige  Beobachter   auch   bei   Erwachsenen   die 

'  -gallertartige  Erweichung  der  Magenhäute  be- 
merkt halben  ;  dafs  indessen  „die  dünnen  Wän- 
de des  Magens  und  der  Därme,  wo  man,  bei 
einem  röthlichen  Ansehn  derselben,  sie  auf- 
gelockert, mürbe  und  weich  anfühlt,  was  sicH 
den  forschenden  Anatomen  bei  der  Section  der 


y 


—     33     — 

sdieinlich  erysipelatoser  Art  -^X  ^nclerer  Eia''^ 
geweide  auf  die  Magenhäiite  Statt ,  welche  bald 
in  Gangränescenz  überging.  So  yeihielt  es 
eich  in  den  von  Hrn.  Jäger  erzählten  Fällen^ 
deren  bereits  gedacht  ist«  Der  ganze  Gang 
der  Krankheit  und«  die  Beschaffenheit  des  bei 
dar  Section  gefundenen  macerirten  Zustande» 
der  ;Magenhäute  weicht  hier  so  offenbar  Toa 

5*ener  Kinderkrankheit  ab,  dafs  über  die  Nicht- 
Identität  beider  kein  Zweifel  Statt  finden  kann» 
— -  Die  Gastrobrosen,  welche  in  diesen  Fällen 
erfolgten ,  gehören  mithin  eo  den  gangrlinö$mm ' 

V)  In  andern  Fällen  ward  der  bei  der  Ob- 
doction  gefundene,  macerirte,  erweichte,  oft 
mit  wirklicher.  Verdünnung  der  Magenhäuta 
und  ihrer  Durchlöcherung  verbundene  Zustand 
der  Magenhäute,  durch  tine  caustische^  auf  cAe« 

-  iRJfcAe  ^rt  auf  die  Magenhäute  zerstörend  tin» 
vrirkende  Scharfe^  weicht  sich  der  Orgardtmus 
weihst    bereitet    hatte  ^    einem    wahren    organischen 

.Siplico  verursacht  y  und  würden  diese  Fälle 

6.  die  sechste  Art  der  spontanen  GastrohrO'^ 
ee/t  constituiren. 

Wenn  mehrere  altere  Aerzte,  z«  B.  Stal- 
paart  van  der  FFizl  —  Observat^  rarior,  Centur» 
Posterior.  P.  Z  observ.  26.  — »  Wiedmann  :— 
Act.  natur.  Curiosor.  Vol.  VL  obs.  15  !•  — 
Borrichius  —  Act,  med,  Haffn,  Tom.  HL  ob^ 
serv,  36.  —  u.  s.  w.  unbekannt  mit  den  An- 
sichten ,  welche  wir  den  Fortschritten  der  HeiU 
lunde  in  den  neuern ,  und  neuesten  Zeiten 
verdanken,  offenbar  zu  einseitig,  bei  gefunde- 
nen Durchlöcherungen  des  Magens  und  des 
Darmkanals,  vorzüglich  nur  diese  Ursache  vor 
Augen  hatten ,  so  ist  es  dagegen  sehr  zu  ta* 
Joum,  LXIV«B.5«Sc  C 


—     36     -^ 

.  heilen  haben,  und  Hr.  Sertürner  hat  ganz  neuer« 
lieh  in  seiner  Schrift:  Annalen  für  dad  Uni- 
"  Terdalsystem  der  Elemente,  Bd.  I.  Hft.  1.  Gol;- 
tingen  1826.  —  zu  beweisen  sich  bemüht: 
dafs  sich  durch  den  gestörten  Lebensprocefs 
schädliche  Substanzen  bilden,  so  dafs  die  mehr« 
8ten  Krankheiten  nur  durch  natürliche  Ver- 
giftung, d.  h.  durch  die  schädlichen  Selbster- 
zeugnisse  des  Organismus  begründet,    geföhr- 

*  lieh  und  tödtlich  würden.  «—  Warum  sollte 
auch  nicht,  die  fortdauernd  auf  eine  Stelle  des 
Magens  einwirkende  corrosive  Schärfe  des  Ma- 
gensaftes, der  diese  Eigenschaft  durch  eine 
pathologische  Secretion  erhielt,  eine  solche 
zerstörende  Wirkung  hervorbringen  köuneui 
eine  Wirkung,  die  man  vielfachen  Erfahrun- 
gen gemäfs ,  von  mineralischen  und  vegetabi- 
lischen Giften  beobachtete,  wenn  diese  näm« 
lieh  Verschluckt ,  auf  die  Magenhäute  einwir- 
keii,  das  Gew-ebe  derselben  verändern  und  so- 
wohl Erosionen,  als  Perforationen  bilden?  -^ 
-Warum  soll  man  nicht,  wie  Hr.  Trinius  a-  a. 
O,  gethan ,  von  ähnlichen  Wirkungen,  auf 
ähnliche  Ursachen  schliefsen  ?  War-um  will 
man  sich  mit  der  hypothetischen  Annahmer 
begnügen:  ^,dal!s,  so  gut  wie  die  eigene  Le- 
bensthätigkeit ,  welche  das  Flüssige  zur  Bil- 
dung der  Fasern  .gerinnen  macht,  auch  hin- 
reichend sey^  eine  Modification  derselben  an- 
zunehmen ,  welche  das  Feste  wieder  zum  Flüs- 
sigen macht,"  ohne  über  das  Wesen  dieser 
krankhaften  Thätigkeit,  eine  klare  Vorstellung  * 
zu  haben«  Hr.  Laisne,  der  unter  andern  jene 
Hypothese  aufgestellt ,  sucht  diese  zwar  durch 
den  Gang  zu  erläutern,  den  eine  in  Eiterung 
Übergeheode  Gastritis  nimmt;  —  dies  ist  in- 
deseen  etwas   ganz   anderes;    denn  gerade  das 

C  2 


_      37     — 

mehrere  Fälle,  bei  denen  man  m  dieser  Hin- 
sicht dennoch  in  Verlegenheit  #3räth;  z.  B. 
mit-  dem  von  iFJo/e  mitgetheiiten  Falle;  8. 
Samml.  aaserl.  Abh.  f.  pr.  Aerzte.  Bd.  XXIV. 
S«  9.  —  Indessen  liegt  die  Ungewifsheit  hier- 
über v?ohl  nur  Jn  der  UnvoUständigkeit ,  mit 
der  mehrere  Beobachtungen,  angestellt  sind. 

Zu  welcher  Art  der  spontanen  Gastrobro- 
sen der  von  mir  beobachtete  Fall  gebore,- 
möclite  nach  dem  bisher  Gesagten  nicht  schwer 
zu  bestimmen  seyn. 

Die  Abwesenheit  aller  , Zeichen  der  Gan- 
gränescenz  und  wirklich  vorhandener  scirrho«^ 
ser  Verhärtungen,  sowohl  im  Magen,  als  im 
Darmkanal  in  der  Leiche  der  lUahnke  beweifst, 
dafs  in  diesem  Falle  die  erfolgte  Durchlöche- 
rung des  Magens  nicht  begründet  seyn  konnte; 
eben  so  wenig  in  einer  Verdünnung  der  Ma- 
gefihiiute  u.  s.  w« 

Dagegen    ergiebt    es    sich    aus    folgenden 
Gründen ,  dafs  eine  chronische  Ülceration  der  Ma^^ 
genhjautey    als   Folge    einer  vorhergegangenen," 
und  Stellenweise,  noch  gldchzdiigen  Chronischen 
Entzündung  der   Magenhäute  j   hier  die   Gaslro- 
brose  veranlafst  hatt.     Denn: 

1.  Die  zottige  Haut  des  Magens  ward, 
nach  Durchschneidung  demselben ,  —  zumal  in 
ihrer  äufsern  Fläche  und  vorzuglich  im  Um- 
fange der  perforirten  Stelle,  entzündet  gefunden. 

in  so  vielen  andern  Fällen,  durch  innere,  or« 
eanisch  -  dynamische  Krankheitszustände  veran- 
lafft,  und  die  Würmer  nur  zufällig  im  Magen 
vorbanden  gaviresen,  selbst  aus  den  perforirten 
Stellen  bervorhäneend  gefunden  worden  seyn, 
ohne  dafs  sie  selbst  die  Perforation  bewirkt 
hatten. 


-     38     - 

I 

2.  Die  Beschaffenheit  der  perfoiirtei 
«elhst  deutend  auf  eine  chronische  Ula 
Das  gröfsere  Loch  hatte  daher  an  der 
Magenhaut  einecr  grofsern  Umfang,  als 
äufsern  Fläche  des  Magens;  der  Eile 
Ton  innen  nach  anisen  die  Magenbäo 
stört  Diese  Zerstörung  war  langsan 
nach  und  Jiach  geschehn,  daher  war  d< 
des  Loches  wulstig ,  glatt.  Das  Im 
peritonati  hatte,  nachdem  die  Häute  1 
gens  selbst  an  jener  Stelle  durch  die  1 
zerstört  waren,  die  Oelfnung  noch 
und  yerschlossen ,  bis  es  endlich  plötzl 
rifs,  die  Gontinuität  des  Magens  au£ 
ward,  und  in  Folge  dieser  Aufhebun 
freie  Communicatiön  zwischen  der  Hc 
Magens  und  der  Bauchhöhle  entstao 
zackige,  zerrissene  Beschaffenheit  des  d 
umgebenden  Randes  setzt  dies  aufser  ! 
Sehr  wahrscheinlich  ist  es  demnach, 
Rüs  des,  die  durchlöcherte  Stelle  des 
bedeckenden  Blättchen.s  des  Bauchfelh 
in  dem  Augenblicke  geschah,  in  we(c 
das  Mädchen,  mit  der  Wäsche  bes 
rasch  niederbückte,  weil  unmittelbai 
der  heftige,  bis  zum  Tode  fortdauernde« 
sich  einstellte,  Dafs  kein  wahrer  Eitei 
innern  Haut  des  Magens  gefunden  wj 
nicht  zu  bewundern ;  tbeils  fehlt  wal 
ter  bei  solcher  langsam  fortschreitende 
äischen  Exulceration  der  Magenhäutia. 
war  die  vorhandene  eitrige  Jauche  dui 
mehrere  Stunden  vor  dem  Tode  in  Ueb 

^genossene  Getränke,  im  eigentlichen  Si 
Wortes,  weggespült  worden.. 

3.  Die  Beschaffenheit   der   beiden 
kleinen  gefundenen  Löcher  des  Mageai 


—     39     — 

f 

die  hier  S^att  gefundene  chronisclie  Exnlcera- 
tion  'der  Magenhäute  aufser  Zweifel.  Diese 
kleinen  exulcerirten  Stellen  hatten  die  Magen-^ 
häute  noch  nicht  ganz  durchfressen,  und  bür- 
deten nur  Vertiefungen  in  der  Innern  Fläche 
der  Slagenhäute  von  ungleicher  Tiefe ^  so  dafs 
sich  an  ihnen  die  Bildung  und  der  Fortgang 
der  Perforation  deutlich  währnehmen  liefs« 

Die  Bo  lockere  Beschaffenheit  der  Magen- 
häute,  besonders  in  der  Gegend  des  Pylorus, 
dafs  sie  eine  Trennung  derselben  blofs  durch 
Hülfe  der  Finger  gestattete,  ingleichen  die 
rotbgeiarbte,  sulzige,  so  weiche  Ueschaiten- 
heit  des  gröfsten  Theils  der  Tunica  villosa^ 
dafs  solche  sich  mit  eineta  Schwämme  weg- 
wischen liefs ,  deutet  zwar  auf  einen  gleich- 
zeitigen macerirten  Zustand  derselben  ^  der  so 
oft  mit  einem  chronrftch  exulcerirten  coexisti- 
rend  gefunden  ward^  kann  aber  nicht  mit  ei- 
ner wirklichen  gallertartigen  Erweichung  der 
Blagenbäute  verwechselt  werden ,  wie  aus  ei- 
ner Vergleichung  beider,  ganz  verschiedenen 
Zustände^  nach  dem  bereits  darüber  Gesag- 
ten, erhellt. 

Wäre  nun  gleichwolil  in  dem  erzählten 
Falle  das  Vorhandenseyn  einer  chronischen 
Exulceraüon  der  Magenhäute,  als  ursächliches 
Moment  der  erfolgten  Gastrobrose  nicht  zu 
bezweifeln,  so  möchte  es  dagegen  um  so  schwie- 
riger mit  Bestimmtheit  auszumitteln  seyn,  was 
bei  der  Verstorbenen  die  erste  Veranlassung 
cur  Entstehung  der  vorhergegangenen  chroni- 
echen  Magenentzündung  und  den  nachmaligen 
Recidiven  derselben  gegeben  haben  mag,  als 
eie  sich  seit  mehrern  Jahrep  schon,  jeder  ärzt- 
lichen Beobachtung  entzog,  und  ihre  Leiden, 


—     40     — 

ohne  darüber  JBa  klagen,  ertrag.  Docbist 
sehr  wahrscheinlich ,  dars  der  erste  Vrspr 
ihres  Uebels  sich  damals  entwickelte,  ab 
während  ihrer,  zum  ersten  Mal  «rk 
nenden  Periode,  kalt  gebadet,  und  sich 
darch  eine  plötzliche  Unterdrückung  den« 
zugezogen  hatte«  ^Denn  dafs  diese  Erkäl 
eine  bedeutende  Störung  in  ihrem  Orgaiii 
herrorbrachtia ,  beweist  offenbar  ihr  dermi 
längeres  Kränkeln ,  so  wie  die  nachmalige 
fige  Unregelmäfsigkeit  im  Erscheinen  dei 
geln.  Da  sie  deshalb  tiald  dieses,  bald 
sogenannte  Hausmittel  gebrauchte,  unte 
nen  gewifs  auch  mehrere  aus  d^r  Klass 
Atfzrgcn,  sogenannten  Emmenagoga,  diel 
von  Frauenzimmern  jeden  Standes  häufig« 
man  es  erwarteii  sollte,  gebraucht  werden 
nur  zu  oft  die  Entstehung  so  mancher  o 
heilbarer  Krankheiten  veranlassen  —  m 
fanden.  Dafs  eben  durch  diese  Mittel 
neue  Veranlassungen  zu  Recidiven  der 
nischen  Magenentzündung  gegeben  wurde 
um  so  wahrscheinlicher,  als  seit  di^e 
sich  die  Magenschmerzen  bei  ihr  imme: 
figer^  und  in  höherm  Grade  einstellten, 
eben  diese,  immer  erneuerten  Anfälle  dei 
nischen  Magenentzündung  waren  es,  d 
mählig  den  chronischen  Exulcerationsz 
der  Magenhäute,  der  sich  zuletzt  mit  d( 
'Strobrose  endigte,  herbeiführte« 

Das  nach  dem-  Befunde  der  Leid 
nung,  mit  dem  wirklich  exulcerirten  Zu 
4er  Magenhäute  gleichzeitige  Daseyn  einei 
nnch  tntzündlkhm  Zustandes  eines  Theile 
selben ,  ward  übrigens  in  mehrern  äho 
Fällen  beobachtet ;  bei  der  Mahnken  w< 


3. 


—     41     — 

sev  gleichzeitige  entzuDdllche  Zustand,  höchst 
ifrahrscheialich ,  zufällige  Folge  eines  aberma« 
ligen  Recidivs  der  Entzündung ,  die  durch  die 
EriLältung  veranlafst  war,  welcher  sie  sich^ 
8  Tage  vor  ihrem  Tode,*lTei  Gelegenheit  des 
AuSgrabens  ^der  Kartoffeln  ausgesetzt  hatte, 
und  würde»  —  wenn  nicht  durch  die  zufäl- 
lige, plötzliche  Zerreifsung  des^  die  bereits 
durch  die  Ulceration  zerstörte  Stelle  der  Ma- 
genhäute  bedeckende  Lamelle  des  PeritonäüiHa, 
der  Tod  erfolgt  wäre  —  zu  einer  noch  grö* 
fsern  Ausbreitung  des  exulcerirten  Zustandes 
Veranlassung  gegeben  ^laben« 


—     42     — 


Ein  merkwürdiger 

zufälliger    Vergiftungsfa 

höchstwahrscheinlich 

durch   Veratrum    album, 

beobachtet 


vom 


Dr.    Wagner, 

Physikus   des    Schweinitser    Kreises. 


•LfieKuhhirtenfamille  Sp.  in  d^m  zum  Schm 

nitzer   Kreise  gehörigen    OorjPe   Colpin,  « 

Persooen    stark,   von   1   bis   80  Jahreoibi 

in  diesetn  Jahre  vier  Scheffel  Korn  geerodl 

welches  angeblich  von  Lolch  und  Matter -Ko 

frei  war,  und  schaffte  dasselbe  in  vier  Sach 

auf  die   ohnweit   Hohenbucko   gelegene  80| 

nannte   Lohmühle  —   eine  Wassermühle.  • 

Das  Korn  wurde  geJnahlen ,  drei  Säcke  dati 

erbacken  und  das  Brod  ohne  allen  NachAi 

niossen ;   jetzt  kam  es  an  den  vierten  Sad 

ad  der  gröfste  Theil  des  Mehles  davon  W 

Je  auf  einmal  verbacken. 

Nach  dem  ersten  Genufs  dieses  BtJt 
bekamen  alle  acht,  vorher  vollkommen  ^esm 
Glieder  der  Familie,  auch  der  Säugling,  ia' 


«-       • 


—     43     — 

weit  sich  diefs  aus  deD  äiifsern  Zeichen  wahr« 
nehmen*  liefs. 

1.  Leibschmerzen,  zuweilen,  mit  einem 
Gefühle  verbunden ,  —  nach  Aussage  der  Kran- 
ken —   als  sei  alles  Gedärm  wie   ein  Knäuel 

'  auf    einen    Haufen    im   Leihe   zusammen   ge<- 
wuhden. 

2.  Sechs  bis  acht  Stunden  nachher  —  qn-  ' 
clere   erst  den   andern  Tag  darauf  —  ein  gaU 
ligtes  Erbrechen,  und  zwar  die, ausgebrochene    ' 
SJasse  von  auffallend  grüner  Farbe« 

3.  Eine  bedeutend  angeschwollene  Zunge 
und  dem  Gefühl  nach  wund  scheinenden  Mund«    * 

4.  Schwindel  y   und 

5.  Widerwillen  gegen  alle  Speisen^  aber 
desto  mehr  Durst. 

Ob  man  gleich  dem  Genufs  dieses  Brodtes 
die  Schuld  zuschrieb,  so  wurde  doch  bei  Wie- 
derkehr der  Efslust  das  Brod  fortgegessen,  in- 
I  dem  die  Zufälle  vorübergehend  waren,  und 
▼cm  Landmann  nicht  so  hoch  beachtet  wer-^' 
den.  Der  Erfolg  war  neuer  Eintritt  und  Stei- 
gerung der  Zufälle.     Hierzu  gesellten  sich  noch 

a)  ganz  gelindes  kaum  bemerkbares  Fro- 
stein ; 

b)  gänzliche  und  über  alles  lästige  Schlaf- 
losigkeit und  Träumen  in  völlig  wachenden 
Zustand ,  doch  kein  Delirium ; 

c)  sehr  hartnäckige  Oöitructio  aivi  verbun- 
den mit  anhaltendem  Stuhlzwang; 

d)  zuweilen  —  statt  erst  gedachten  Ge- 
fühls —  Druck  im  Unterieibe,  oder  vielmehr 
als  sei  ein  Klumpen  in  demselben ,  und 


..       —     45     —    •        ■     V 

Bern  und  dem  Schweine  scliieQ  es  nicht  zu 
scliaden  —  yielleicht  bemerkte  man  aber  auch 
die  Wirkuogen  bei  diesen  blofs  nicht,  indem 
die  Hühner  unbeobachtet  frei  herumliefen,  und 
das  Schwein  im  Stalle  eingesperrt  war  —  al- 
lein bei  den  Hunden  war  der  Erfolg  anders. 
Der  alte  Hund  frafs  in  disr  Regel  dieses  Brod 
gar  nicht,  aufser  wenn  et  sehr  hungrig  war/ 
und  dennoch  mehr  aus  Versehn ,  worauf  6r 
es  —  gleichsam  seinen  Irrthum  gleich  bemer- 
kend —  augenblicklich  wieder  auszuwürgen 
suchte,  und  auch  wirklich,  wenigstens  zum 
Theil,  wieder  ausbrach»  Dennoch  schien  er 
zweimal  ganz  krank  und  irre  zu  sejn;  es  be- 
stand darin,  dafs  er  fleifsig  sofF,  weder  bei  der 
Heerde  noch  bei  seinem  Herrn  blieb,  sondern 
ungewöhnlich  nach  Hause  lief,  eben  so  unge- 
wöhnlich bellte,  und  todten  Gegenständen,  z, 
B.  dem  Tischbein  so  schmeichelte,  wie  er  es 
nur  seinem  Herrn  zu  thun  gewohnt  war;  zu- 
-weilen  manÖvrirte  derselbe  zu  Hause^  als  wäre 
er  bei  der  Heerde  im  Dienste ,  und  liefs  man 
ihn  in  diesem  Zustande  zur  Thiire  hinaus,  so 
fand  er  dieselbe  nicht  wieder,  ging  an  benach- 
barte Thüren  und  suchte  durch  Kratzen  das 
OefTnen  derselben  zu  bewirken.  Doch  hiel- 
ten die  Zuialle  bei  diesem  nie  lange  an. 

Der  junge  Hund  frafs  das  Brod  gern  und 
gierig,  bekam  es  auch  reichlich,  weil  es  die 
Menschen  im  Hause  nur  mit  Widerwillen  ge- 
nossen^ aber  doch  nicht  wegwerfen  wollten. 
Der  Erfolg  war,  dafs  das  Thier  gleiche  Krank- 
heitsanfälle  bekam,  als  der  ältere,  nur  haufi* 
ger  und  mit  wenig  Nachlafs;  er  zeigte  ^rofsen 
Durst  ^  soff  aus  allen  Pfützen  und  wirklich 
▼iel,  wobei  er  unbeschreiblich  abmafvte.    Auf 


—     47     — 

Obgleich  mir  alles  dieses  keinen  'Aof- 
schlufs  über  die  Einmischung  oder  Entwicke- 
lung  des  schädlichen  SlolFeSy  welcher  hier  auf 
irgend  eine  Art  dem  Brodte  beigemischt  wor- 
den seyn  mufste^  am  wenigsten  aber  über  die 
eigentliche  Natur  desselbeA  gab ,  so  glaubte  ich 
doch  aus  den  Wirkungen  und  Erscheinungen 
bei  Menschen  und  Thieren  schliefsen  zu  müs- 
sen f  — -  so  sehr  die  gänzliche  Schlaflosigkeit 
und  andere  hierbei  wahrgenommene  Sympto- 
me dagegen  sprechen  —  dafs  ich  hier  mehr 
mit  einem  narcotischen  Stoffe  und,Einwirkung. 
zu  thun  haben  mufste ,  als  irgend  mit  einem 
andern« 

Aus  diesem  Grunde  entschlofs  ich  mich, 
da  die  Verstopfung  bei  den  mehresten  Sub-; 
jecten  schon  viele  Tage  lang  angehalten  hatte, 
allen  Subjec^en  ohne  Unterschied  Tamarinden 
und  Cremor  Tartari  in  solchen  Gaben  zu  rei- 
chen,  dafs  reichliche  OelFnung  erfolgte,  zu 
welchem  Zwecke  ich  auch  noch  Layemenls 
aus  Weinessig  und  Wasser  anwenden  liefs. 
Zugleich  verordnete  ich  warme  Breiumschläge 
aus  Leinsaamen  und  Kleien  über  den  Unter- 
leib zu  legen ,  upd  vor  allen  Dingen  das  ver- 
dächtige Brod  ganz  zu  meiden,  welches  über^ 
diefs  gröfstentheils  verzehrt  war« 

Nach  Verlauf  von  dreien  Tagen  waren 
unter  diesem  Verfahren  bei  drei  Kranken  — 
der  Frau  und  zwei  Kindern  —  alle  Zufälle 
bis  auf  die  äufserst  blasse  Gesichtsfarbe  und 
Abmagerung  gehoben ,  allein  die  übrigen  be- 
klagten sich  hauptsächlich  noch  über  das  be- 
Bondere  früher  geschilderte  Gefühl  im  Unter- 
leibe, den  lästigen  Stuhlzwang  und  die  höchst 
peinigende  Schlaflosigkeit ,    wovon    auch   der 


i. 


—     48     — 

Säugling  seiDem  Bdoehmen  und  Unbhe  vA 
keine  Ausnahme  zu  machen  schien.  Ich  läl 
mit  dem  eingeschlagenen  .Verfahren  contiidj 
ren,  dabei  noch  mit  Weinessig  räuchern  yd 
hatte  das  Vergnügen ,  die  kranke  Familie  am! 
ohngefähr  acht  Tagen  •—  auch  die  achtzigjQ 
rige  Mutter  und  den  Säugling  —  ivieder  Im 
gestellt  zu  sehen,  nur  noch,  wie  sichVeislik 
sehr  entkräftet  und  abgemagert,  yorzagswM 
aber  der  Hirte  Sp. 

Milchdiät  besohlofs  nun  die  Kur,  uodü 
Verlauf  von  sechs  Wochen  —  von  Anfang  i 
gerechnet  —  sah  ich  diese  ganze  Familie  wi 
der  wohlbeleibt ,  bei  Kräften  und  von  ge« 
dem  Ansehen  an  einem  Tische  KartoffeW 
mit  bestem  Appetit  speisen.  Nur  Sp.  selb 
v^ar  noch  sehr  mag6r  und  hätte  ein  schledi 
Ansehn,  versicherte  aber,  sich  vollkouutf 
wohl  zu  befludeni 

Leider  hatte  man,  wie  ich  schon  bemed 
als  ich  gerufen  wurde  und  den  Vorfall  erfot 
das  verdächtige  Brod  schon  so  weit  verzeh 
dafs  ich  kaum  noch  einige  Brocken  erhah 
konnte,  die  überdiefs  verschimmelt  weii 
und  so  zur  Analyse  weder  zureichten,  tfi 
sich  gehörig  qualiücirten.  Diefs  unterblieb  ab 
zumal  da  bei  rflänzeqgiften  selten  sichere li 
sultate  geliefert  werden.  Indessen  besitzeil 
noch  ein  getrocknetes  Stück  Brod  davon. 

Nach  erfolgter  glücklichen  Wiederhenii 
lung  dieses  armen  Volks  — *  nicht  eher  ■ 
erfuhr  icli  unter  dem  Siegel  der  VerschiMi 
genheit,  aber  sehr  bestimmt,  von  einec  > 
der  Familie  Sp.  sehr  genau  bekannten  FedOi 
dafs  die  ganze  Schuld  des  Hirten  Sp.  Ebefti 


^    49     ^ 

;:  allein  beisQinesften  seyi  indem  diese  am 
lehen  dem  Teige  beim  Einsäuern  eine  derbe 
ion  gepulverte  weifse  NieJ!s^ars  —  Raiiai 
Uri  albi  •^  beigemischt  habe  —  wahrt chein« 
xan  gestofseoe  Garbe  beizumischen« 

Ob  die  Sp.  mir  solches  beim  Vorhalten 
2b  nicht  eingestand  —  blofs  aus  Furcht^ 
ixeigt  und  bestraft  zu  werden,   so  zeigte 

doch  in  deren  Gesicht  hierbei  die  grolste 
legenheit«  Mir  ist  es  auch  deswegen  sehr 
LWcheinlich ,  weil  fast  jeder  Hirte  in  hie- 
r.  Gegend  diese  Wurzel  sehr  schätzt  und 
Bause  hält,  um  im  Sommer  die   Maden 

den  offenen  Schäden  bei  Thieren  zu  ver» 
itiefaeni  oder  auch  mit  einer  Abkochung 
|>n'  das  Ungeziefer  zu  vertreiben.  Eben  so 
M  mit  der  Garbe,  welche'  man.  sehr  gern 
te  das  Brod  bäckt,  um  demselben  einen 
Bnehmern  GeschmacE  zu  geben* 

Sp.  indessen  war  anderer  Meinung,  glaub- 
-AaCi  ihm  die  Sache  angethim  sey»  schickte 
wegen  zu  einem  sogenannten  klugen  Mann 
Hin  Bauer  in  Kemlitz  beiBaruih,  im  Pots-^ 
uner  Regierungsbezirk,   so  viel  ich  erfah« 

konnte,  mit  Namen  Lehmann  —  und  er- 
Lt  nur  Antwort:  ,^man  sollte  Früh  einen 
Bgel  gegen  das  Fenster  nach  der  Strafse  zu 
ten  nhd  hineinschauen ,  die  erste  Person, 
bche  sich  darinnen  präsentirte,  sei  diejeni- 
'  yon  welcher  es  herrühre.''  — * 

Die  beste  Freundin  und  Nachbarin  der  Sp. 
ta  das  IJngliick   zuerst  Wasser   zu   holen, 

der  Spiegel  schon  vorschriftsmäfsig  ange- 
weht worden  war,  wurde  demnach  in  dem- 
fcen  iuerst  gesehen,  und  war  nun  die  Hexe« 

jranni«  LXiy.  B.  5,  St.  D 


* 


^    w    -* 

I 

Von  o^H»'ao  t^raoh  Juan  ellö  EreuB^ 
und  liefs  es  derselben  wissen  und  fdhlen. 
£rfolg  war,  dafs  die  rermeinte  Hexe  an« 
ger.  —  in  Wahnsinn  yerfiel.  *t- 

So  weit  geht  es  nun  schon  mit  oi 
Aufklärung.  ^-^ 

Schliefslich  erhiuhe  ich  mir  nur  noc 
gende  Bemerkungen: 

Bevor  ich  erfuhr,  dafs  weifse  Nid 
dcim  Brpdte  aus  Versehen  beigemischte 
war,  halte  ich  Stechapfelsaamen  ^p-  J 
Strammordunt  —  in  Verdacht,,  weil  dieses 
{alls  die  Hirten  mitunter  im  Hause  haltei 
beim  Viehe  brauchen. 

Würde  auch   das   Mehl    tind  nicht 

das  Brod  schädlich  eingewirkt  haben,  u 

ich  wahrscheinlich    den    sogenannten  J 

oder  Kläffer  —  Rhinantua  cristagalU  —  u 

dacht  gezogen,   weil  mir  seit  24  Jahren 

besonders   abdr  in  nassem  fahren  ofUna 

Fall  vorkam , .  dab  ganze  Familien  nad 

Genufs   vielen   Brodtes    ohne    i^ugemüsi 

krankten  ^    Schwindel ,    Ueblichkeiten , 

schmerz    uad   Erbrechen,    selbst  Oh&mi 

bekamen ,  obgleicji  weder  Lolch  —  LoA 

noch   Mutterkorn  ?—  StcaU  cornuium  — 

dem  Korne  in   irgend  nur  bedeuteoJer  ( 

iitat  wächst,  wohl  aber  vorerwäbnter  JiQ 

Ich  halte  dessen  Semina  unter  den  Getraii 

nachtheilig,  welche  aber  7:um  Glück  seit 

bedeutender  Menge,   so    häufig  derselbe 

in  dieser  Gegend  unter  den  Getreide  w 

mit  eingeerndtet  werden,  indem  dieselben 

Hauen  u.  s.  w.  leicht  ausfallen.    IndesseD 

der  Klappe  nur  frisch   und  nicht  sehr « 


~  öl   -. 

trocknet  I  nach  meioer  Ansiclit,  schädlich  aof 
den  iJD6D8chlich^n  Korper  ein  wirken ,  deoni 
stets  bemerkte  ich  gedachte  Zufalle  blöfs  nach 
/ganz  neuen,  nach  dem  Einerndlen  j^ich  ge- 
droschenem und  eum  Backeü  verbrauchten 
Korne,  wobei  ich  das  Veratrum  albim  in  Ver- 
dacht zog.  Indessen  lassen  sich  hier  noch 
manche  andere  Ursachen  denken ;.  doch  machen 
dergleichen  Erscheinungen  aufmerksam  darauf 

Wenn  gleich  selbst  ubei:zet|gt9  dab  es 
ITeratrum  album  war,  was  hier  im  Ihienscben 
KSrper  so  sonderbare  Vergiflungserscheinun- 
gen  hervorbrachte,  so  mag  ich  doch  mit  die* 
ser  meiner  Uet>erzeugQng  nidit  aufdringlich 
seyn;  allein  so  viel  ist  gewifs,  und  läfst  sich 
nnumstüislich  bebiiupten ,  dafii  es  stark  giflige 
Eigenschaften  besitzt,  von  unkundigen  Bitten, 
u«  s.  w*  gebraucht  wird,  in  vielen  Lustgärten 
zu  finden«  uiid  hierdurch  die  Hand  zu  man« 
cfaerlei  Alifsbräuchen  geboten  wird«  Nur  in 
botanischen  Gärten  dürfte  diese  Tflanze  gedeiiien; 

Bücksichtlich  des  Gänsebratens,  der  mit 
dem  Brode  ein  und  dieselbe  Wirkung  äufserte, 
bin  ich  der  Meinung  j  dafs  die  Hausfrau  den« 
selben  eben  aus  Versöhn  mit.  dem  Gewürz  g^ 
würzt  haben  meg^  wie  das  Örod. 


m«M 


Da 


-     62     1. 


■■■■■ 


Einige  Beobdchtungea 

der 

ausgezeichneten     Wirksam! 

der 

Pyrmonter  Salzbäder 

mit 

der    aufsteigenden    Doucb 

Vom 

Dr.    F«    Steinmet jSy 

FAjitl«  Waldecl(.  BtannaiitTBte ,  Ijandehiniig 
Gebortflittlfev  in  Pyrmoat« 


Uosere  Salzbädet  sind  ia  vielsditigeii  Kl 
heitsfällen  bisher  als  so  höchst  wirksaa 
kannt  geworden,  dafs  mit'  jedem  Jabrs 
grSfsere  Anzahl  Leidender  von  denselbei 
brauch  macht. 

Neu^  und  oft  sehr  ausgezeichnete  Ei 
rungen  komnnn  deshalb  auch  zur  Kuodi 
Arztes,  deren  einige,  in  vorigem  Jahre 
machte,,  mir  der  Bekanntmachung  basoa 
werth  KU  se^n  scheinen. 

Der  Yorziiglich  gute  Erfolg  bei  der 
kämpfung  der  lolgenden  Fälle  hing  nod 


— >     53     — 

sonders  Toq  der  gleicbzeitigen  Anwenduiig  d^ 
aufsteigenden  Doucfae  in  den  Salzbadern  ab^ 
deren  Gebrauch ,  als  eines  kräftigen  und  den-» 
noch  gefahrlosen  Heilmittels,  wo  andere  Mit- 
tel anwirksam  bleiben,  häufiger  Stdtt  zuha- 
ben verdient.  '..■•• 

Eine  Terheiratheie  Dame  Ton  d&  Jälirea,' 
schlankem,    zartem  Körperbau ,   duhkeler  Ge- 
sichtsfarbe und  schwarzen  Haaren  ,^  -welche  9- 
iLinder,   worunter  Zwillinge ,   geboteb ,   hätie'' 
schon  seit  2  Jahren,   bis  zu  welcher  Zeit. sie 
eich    stets    einer    guten    Gesundheit    erfreute^ 
nach  der  letzten  Entbindung  an  einer  Verbär-u 
tung  i^   Gebärmutterhalse ,    jedoch  ohne  £r-i- 
griffenseyn  des  Muttermundes,  gelitten.    Viele 
dagegen  angezeigte  Mittel  waren   bisher  tuige* 
Wtfndt;   hatten  jedoch  >  das  Gröfserwerden  der 
Geschwulst'  weder   hindern,    noch   selbst  die 
damit' Terknüpften   Schmerzen   auf  die  Daaei* 
heben  können.     Von  ihrem  Hausarzt  hierher 
gesandt,  verlangte  sie  meinen  Rath.     Alle  Um- 
stände  gehörig    würdigend ^    glaubte    ich   zum* 
Gebrauch   unserer   Salzbäder  mit   der   aufslei-* 
genden  Douche   in   denselben  rathen   zu  dür- 
fen.    Mit  grofser  Beharrlichkeit  gSbrauchte  sie 
die  Bäder,    und    ertrug  die  starke  Strömung 
des  warmen  Wassers  auf  den  leidenden  Theil, 
ohne  dadurch  belästiget  zu  werden.  Die  Schmer- 
zen nahmen  nach  Verlauf  von  14  Tagen  schon 
.bedeutend  ab,    minderten    sich  immer  mehr, 
und  etwa  drei  Wochen  später  war  weder  Schmerz 
Torbauden,    noch   irgend   etwas  von  der^Ver« 
härtuDg  zu  fühlen. 

Von    dem    bedenklichen    Uebel    genden, 
kehrte  die  Dame  in  ihre  Heimath  zurück,  und 


-     54     - 

erfretite  micb  noch  k&rzUch  mit  der  Nndu 
dafs  sie  sicli  fortdauerod  vrohl  befinde. 

a. 

Obrjst  t.  &^  40  Jahr  alt,  too  gn 

sonst  kräftigem  Körperbau ,    Latte  scha 

1813  mit  HämorrhoidaUeideo   und  gleidi 

oft  hartnäckiger  Verstopl^üDg  gekäro|)ft. 

Di0nslrei1iSlrQisse,   die  damit  yerkniipfli 

deutenden  Strapatzen    verhinderten  ihn 

alieio  einer  regelmäfsigen  Kur  sich  zu  untc 

fen.« 'Sondern. steigerten  auch  seine  Leide 

Art«   daTs   er  oft  die   gröfste   Quaal  en 

muGit^.     Nach    Beendigung    dos    Feldzi 

gröfserer  Freiheit  und  Mufse  gelangt,  n 

dahin  einschlagende  Uitlei  anfangs  mit 

lichem  Erfolge   seit  fast,  zwei  Jahren  ab 

weniger  erheblichem  Nutzen  angewandt,  c 

oft   8  Tage  hindurch    keine   OefTunng  < 

$Bpk  soll»     Diese  Jahre  andauernden  I 

hatten  Körper  und  Geist  isehr  getrübt,  8< 

nach  Versicherung  seiner  Bekannten,  ini 

kräftigen  lebenslustigen  Mahn»  welches  < 

her  gewesen,  ganz  in  ihm  verkenne.    Ai 

rathen   seines   Arztes   kam   er  hierher. 

fsende  Hämorrhoiden  versicherte  mich  I 

nie  gehabt  zu  haben ;  aber  Knoten  fände 

nicht  allein  am  Orifido  ani^  sondern  aac 

her  hinauf  im  Slastdarm  selbst  in  SIeng< 

laher  zu  untersuchen  der  Statt  findende  K 

licht  erlaubte«     Der  alleinige  Gebrauch 

Salzwassers  wurde  auch  hier  angerathen. 

ken   und  Baden   geschah   mit   gehöriger 

merksamkeit  und  Ausdauer;    wie   daoa 

in  den  Bädern  die  aufsteigende  Douchei 

After    angewandt    wurde.      Schon    nach 

zweiten  Gebrauch  dieser  trat  bedenlende  • 


■  -  •  ■ 


—     55     ** 

»Teei;ahg  ein,  welche  %eit  4  Tagen  g^fehU 
ie.  Obgleich  fast  3  Wochen  hindurch  diese 
deerangen  noch  unregelmKftig  war^n,  so 
t  doch  bedeufeude  Erleichterung  der  Schmet-; 
I  im  Untörleibe,  Kteua  und  Lenden  ein, 
I  dann  anch  besserer  Appetit  und  Schlaf, 
Icher  dem  Patienten  bishet  sparsam  jeu>  Theii 
^de,  die  guten  Wirkungen  des  Brnnaenge^ 
ochs  bewiesen.  Bei  steigender  Besserung 
rde  die  Kur  bis  Ende  einer  sechewöchent*^ 
fifn  Zeit  fortgesetzt,  wonach  die  vorher  ge- 
Meii  Functionen  keiner*  Unregelmäfsigkei^ 
|ir  unterwoi^fen  waren ,  und  ^er  Qenesene 
Freudigkeit  über .  gelungene  Heilung  Pyr-i 
j^j^  Terliefsl 

■ 

' 'Mehteref  Falle  der  günstig^  Wirkung  die*' 
Kader  ittit  der  aufsteigende^  Deuche  konn;fe 
abfuhren;  j^oöh,  ohne  weitteuftig  zu  weW 
,  will  ich  nur- bemerken,  dafs  selbst  er- 
verte  Menstrualienszufeille  und  Scheide* 
2iinfiüs3e  hierdurch  bekämpft  wurden. 


'.  / 


Was  die  herrlichen  Wirkungen  unsere  ei« 
raltigen  Trink*  und  Bädebrunnens  betrüF^' 
«merke  ich  nur  beiläufig  vor  andern  nierk^- 
dig0n  -Fällen  (deren  Bekanntmachung  ich 
fiir  eine  andere  Zeit  vorbehalte) ,  dafs  diese 

besonders  bei  einem  Manno  bewahrten, 
:li6r  in  Folge  eines  hartnäckigen  Nerven«' 
irs  an  seiner  Sprache  Verlust  erlitten  hatte«' 
konnte  nur  schwache,  lispelnde  Laute  her- 
»ringen;  jedoch  nach  vierwöchentlichem 
nnengebrauch  war  die  Sprache  wieder  laut 

deuüich. 


—     06     — 

EIo  ahnlidier  Fall  kam  mb  tot  e)Di|i|Rk 
fahren  vor,  wo  aber  der  SprachYerloBt  DiAliii 
syphilitischen  Leiden  eotsCanaen  und.  Dach  ji*!«» 
gegen  Torgenommener  Kur,  zurückgeblittakj 
war.  Im  ersten  Jahre  trat  zwar  beim  Tnif  Hi 
ken  und  Baden  schon  bedeutende  B 
^in ;  jedoch  wurde  die  Sprache  erst  nadi 
Jahren  so  rollstandig  hergestellt,  dalsder6i|ri] 
nesene  mit  eben  der  Kraft  und  Denüi« 
wie  früher  sich  auszudrucken  glaubte. 

In  Hinsicht  anf  die  Vortheile  des  Gebni 
unserer  Eisenbäder  mit  der  aufsteigenden 
che  erwähne  ich  nur  Schwache  der  Gel 
theile,  daher  rührende  SchleimflüsseuodTi 
fälle  de^6ebärmutter  und  Mutterscheide, 
che  des  Darmkahals,  damit  verbundene 
terie  ^)  und  Vorfall  des  Mastdarms, 
Leiden  ebenfalls  griindlich  geJbMÜt  wordok 


Zur  Nachricht  für  diejenigen  Herren 
te,  welche  sich   fiir  Pjrrmonts   Badeaast 
interessiren  I  füge  ich  vorstehendem  Ai 
noch  hinzu,   dafs  das  hiesige  Badehaas  fik 
weiter  verpachtet ^  sondern  von  Ostemi. I*J 
auf  HerrschaflL   Rechnung   administrirt  fix 
Die  bekannte  Olunificenz  des  Fürsten,  "^^\ 
mit  väterlicher   Sorgfalt  die   Umgebangeo 
Beilquellen  dieser  köstlichen  Gaben  der 
•  «nausgesetzt  pflegen   und  verschönern  nni 
mit  ihnen  tu  Verbindung  stehenden  Am 
auf  angemessene  Weise  erweitern   läCit,  t^j 

^)  Bei  diesem  Leiden  habe  ich  auch  lufileicbi 
ser  kohlensaures  Gas,  in  den  After  ^eUüetf^j 
Nuuen  angewandt. 


—     67     — 

rechtigl  zu  dem  Glauben ,  daft  *der  fetzigen  aia« 
erkannt  zweckmäfsigen. Einrichtung  der  Bäder 
ungeachtet,  doch  jeder  gerechte  WuDSch  in  Be- 
eng auf  dieselben  schnell  und  gern  Werde  be- 
Driedigt  werden.  So  dürfte  also  die  in  den 
Verhältnissen  des  Badew(Bsen'3  eingetretene  Ver- 
änderung den  Badenden  mancherlei  Vortheile 
und  Erleichterungen  geMrähren«  Bis  jetzt  mufste 
man  freilich  darauf  verzichten,  da  man  dem 
abgegangegen.  viel  jährigen  Pächter,  der  mit  dem 
ip^ohlyerdienteiil  Lbbe  treuer  Erfiillufag  aller  ge- 
gen die  Badegäste  übernommenen  Pflichten  eich 
zurückzieht,  nicht  zumuthen  konnte,  'eben 
mehr  zn  leisten,  als  wozu  der  Buchstabe^  des 
Facht- Contracts  verpflichtete,  wiewdhl  er  je- 
dem freundlichen  Ansinnen,  60  weit  es  von 
ihm  abhing,  immer  bereitwillig  entsprochen 
hat*  Die  unabhängige  Administration  dagegen 
wird  keinei  Anstrengung,  kein  Opfer  scheuen, 
^m  einen  vielleicht  wünschensweartben  hohem 
Grad  von  Eleganz  und  Bequenüichkeit  herbei- 
«nführen,  oder  äas  Dienstpersonal  zu- vermeh- 
ren und  überhaupt  jeden  der  leidenden  Mensch-r 
lieit  ersprießlichen  Zweck  zu  verfolgen. 


—     59     — 

und  wegen  manfgalhafter  Eintichtutig  der  lo- 
halatioDsapparate  mag  ee  wobl  gekommen  eeyn, 
da&  sie'späterbm  wieder 'tjMnrichlärsigt  wurde« 

Dem.  Herrn  Herausgeber  dieser  Zeitschrift 
gebubrt  ohnstreidg  das:  yerdienst^  diese  Kur- 
methode  zuerst,  Joum.difu  Htilk,  l(or  Band 
3(es.  Stück,   gehörig  gewürdigt  zu  haben. 

In  nöd^ren  Zeiten;  wo  uns  die  Chemie 
die  fixen  u^d  flüchtigen  Beständtheile  der  Heil-: 
quellen  n<(her  kenneK'.1^rt^>  machten  mehrere 
Aerzte,  vorzüglich  Kort  um  j  Jourc.d.  prak't. 
Heilk;  Band  4.  .St.  3..,  darauf  anfmerKsam» 
dafs  die^^aqs  den  -natürlichen  Mineralwässern  . 
eich  entwickelnden  Luflarten  wohl  am  bestenf 
geeignet  seyn  möchten,  bei  Krankheiten  der 
Retpirationsorgane  in  •  Gebraudi  gezogen  zu 
Werden* 

Da  nach  Kortum*s  Erfahrungen  (welcher 
am'  angeführten  Orte  sagt:  „es  sei  ein*e  alte 
„Bemerkung,  dafs  die  Schwefeldünste,  wel- 
,,cbe  sich  ^us^  dem  Aachener  Wasser  entwik^ 
„kelten^  den  Lungensüchligen  heilsam  seyenf; 
,,in  der  Stadt  Aachen  befanden  sich  wenige 
,, Schwindsüchtige,  und  solche  die  dahin  kä- 
mmen, fühlten  sich  erleichtert*'),  diejenigen 
Lfuftarten ,  welche  sich -aus  den  schwefelhalli* 
gen  Mineralwassern  entwickeln,  vor  allen  an*- 
dern  die  wohltbätigste  Wirkung  auf  Lungen-« 
kranke  äufserten,  so  wurden  zu  diesem  Zwecke 
auch  die  meisten  Versuche  mit  diesen  Gas- 
arten,  sowohl  künstlich  dargestellt,  als  wie 
sie  in  der  Natur  vorkommen ,  angestellt. 

Dafs  man  io  Elisen,  dessen  Schwefelquel- 
len zu  den  reichhaltigsten  in  Teutschland  ge« 
zählt  werden  können ,    nicht  zurückblieb ,  ist 


—     60     

bekannt.  Man  traf  hier  Vohl  zuerst  Ein 
tuogea,  iab  LungenkraDkef  das  aus  dem 
neralwasser  sich  entwickelnde  Gas  eioath 
konnten. 

Seit  10  Jahren  bei  dieser  Badeanstsd' 
zweiter  Arzt  angestellt,  habe  ich,  da  siej 
lieh  Ton  einer  Menge  Lungenkranker  bei 
-wird,  viele  Beobachtungen  über  die  Wii3 
der  Gasarten  machen  können^  deren  Res« 
ich  in  dieser  viel  gelesenen  Zeitschrift  mit 
Wunsche  niederlege,  dafs  sie  etwas  da^a 
tragen  mögen  ^  einer  Knrart  mehr  Aufii 
samkeit  zu  schenken,  und  in  der  Hoffi: 
dafs  der  leidenden  Menschheit  einiger  Ki 
dadurch  gewährt  werde. 

Zur  besseren  Verständigung  werde  idi 
sea  Aufsatz  in  folgende  Abtheilungen  bno 

•  ■       .       "  • 

^.  Sestandtheile  des  Misener  Sek 
Wassers. 

Nach  der  neuesten  chemischen  Analjsc 
Herrn  Hofrath  Dr.  Du  Menü  (Neue  chemi 
physikalische  Untersuchung  der  Schwefe^ 
ser ,  wie  auch  .  des  Badeschlammes  zu  li 
Hannover  1626.),  enthält  das  Wasser  des 
lianenbrnnnens  in  einem  Civilpfunde  an  f 
ligen  Bestandlheilen : 

Schwefelwasserstoffgas    :    •  ^ 
Kohlensäuregas.     .     '.     ,     . 

Stickgas    • 

Kohlenwasserstoffgas  •     .     . 
•  Sauerstoffgas,     ..... 


«.   m    . 

#• 

fbtteii  Bestandtheflen : 

Grane» 

blpfsaMTes  TaldQmoxjrd  •     .    •    2,0500» 
alsanres        -^    *  —     ...    4,4933« 

—  Sodiumoxyd      .     •     •    5,0873^ 

—  Calciamoxyd     •    .     .  17,1933.  , 
saures.        —      —  ^ .    •     .    .    1|5M3, 

—     Talciumoxyd    .     ,     .    :    0,186ß. 
orsäures  Calciamor)rd    •     •     .    0,0680* 
tyd.    .....;•.,    0,0080. 

aoxyd.    •    .    .    .    .    .    .    •    0,0746. 

dumoxyd ,.  Sporen.    '  ■   '    • 

30,6424. 

as  nun  unseren  Gegenstand  anbetriSt, 
1  Yor  Allen  das  Schwefel\^asseratöff- 
isaure-  und  Stickgas,  die  wirksamsten 
dtheile  gegen  Krankheiten  der  Respira- 
Brkzeuge;  die  geringe  Menge  von  Koh- 
serstoff-  und  SauerstofFgas  koj^nen  nicht 
nit  in  Rechnung  "gebracht  werden. 

)Yor  ich  die  Wirkung^  des  Eilsener  Gas- 
tes beschreibe  >  halte  ich  es  für  zwedk- 
,  zuvorderst  eine  kurze  Darstellung  der 
ngen  dieser  drei  Gasärten  zu  geben^ 
i  dieselben  einzeln  auf  den  thierischen 
ismus  angewandt,  hervorbringen^ 

.  Wirkung  da  Schwefelwasserstoff^Koh- 
en-  und  Stickgasts  auf  den  thierischen  Or» 

US*  / 

1.  Das  Schjvefelivasserstoffgag. 

s  besteht  dieses  Gas  nach  J?erze/ici«  Lehr- 
ter Chemie  2teB  Aufl.  Bd.  1.  auB  5,824 
»rstoff,  und  94|176  Schwefel;  es  riecht 
Faulen  Eiern,  schmeckt  etwas  säuerlich 


*•     62     »- 

» 

bitter,  rötheft  dtd  bUnen  Fflaii2eiifa?beB  i 
wird  aes])a1b  zu  den  Säuren  gezählt.  •—  II 
tiirJicb  kömmt  dieses  G^as  nur  in  den  sdril 
felhaltigen  Mineralquellen  Tor,  und  erni 
eich  aufserdem  noch  bei  der  Zersetzung  tt 
risiDher  Stoffe. 

• 
Das  Schwefelwasserstoffgas  ist  hikhii 
l^espirabel»  reio  eingeathmet  todtet  es  ad« 
Stelle.  ISin  Känipchen,.  dem  ich  es  it  < 
Ze^Ugew'öbe  sprüfzte«. starb. augenblicklich; I 
iDriern  Organe,  Muskeln  n.  s^  w«  waren d 
kelschwarz  gefärbt,  das  Blut  ebenfalls luriil 
vollkommen  geronnen;  galvanische  Yeni 
zeigten  ein  schnelles  Erlöschen  der  ReU 
keit  des  Herzens  und  der  AfuskeUasern. 

Etwas  lange  und  in  bedeutender  Qfli 
tat  eingeathmet,  erregt  es  BeklemmunfJ 
der  Brust,  Kitzel  in  der  Nase  und  Luftroi 
Reiz  zum  Husten ,  grofse  Hinfälligkeit  uodol 
macbtähnliche  Zufalle,  der  Tuls  wird  bei 
lend  langsamer  und  weich ,  und  noch  mehi 
Stunden  nachher  fühlt  man  eintf  Erschbf 
in  den  Muskeln, 

Sehr  mit  atmosphärisch»  Luft  yeiA 
so  dafs  es  ohngefahr  |-  der  einzuatbnMll 
Mischung  beträgt,  verliert  es  seine  giftjl 
Eigenschaften,  und  kann  so  ohne  Nachd 
eingeathmet  werden.  Ny$ten,  Recfurdnt, 
Physiologie  et  de  Chemie  piithologiques^  Farit  Ifl 
pug.  119.,  Afzpon,  Traite  äe  la  meihode' 
fatoire  ttc^  Sundelin  Handbuch  der  8[ 
Öeihnittellehre,  u.  ro.  A.  fanden,  dafs  eij 
beruhigend  wirke,  und  nervöse  und 
Entziindung  erregte  Schmerzen  besäofiigei 


~     65     - 

i 

'  Nach  SundeJin  soll  dies  Gas  in  seiner  Wir«« 
l^ang  ähnlich  den  lähmenden  narcotischeh  Gif- 
ten, und  namentlich  der  Blausäure,  seyn..  Herr 
Professor  Bischoff  (Handbuch  der  Arzneioiiltel- 
lebie,  Bd.  I.  Bonn  1825.  p.  289.)  halt  es  für 
das  gröfste  entsäuernde  Mittel ,  und  will  e^  an-'' 
gewendet  wissen  bei  allen  auf  Üebermaafs  der 
Säuerung  der  organischen  Materie  beruhenden 
Uifsyerhältnlssea  und  Abweichungen  ihrer  nor<* 
malen  Mischung  sowohl,  als  ihrer  Lebfnsthä- 
ii^keit. 

Nach  den  hier  angeführten  Erscheinungen, 
welche  das  Schwefelwasserstoffgas  auf  den  thie- 
sisdieii  Organismus  hervorbringt,  ist  es  nicht 
/wohl  möglich,  dafs  es  wie  Einige,  namentlich 
BirzduAB  1.  c.  behaupten,  Lungenentzündung 
herrorzubringen  im  Stande  sey ;  im  Gegentbeil 
xnufs  es  ein  die  Entzündung  vermioderodes 
Mittel  sejrn; 

2.   Das  ^kohlensaure  Gas,  ^ 

Dieses  Gas  besteht  nach  Sauseure  aus  27,36 
Kohlenstoff,  und  72,24  Sauerstoff;  es  hat  einen 
stechenden  Geruch  und  einen  säuerlich  stechen- 
den Geschmack,  röthet  das  Lackmuspapier, 
wird  vom  Wasser  absorbirt  und  ist  um  vieles 
specifisch  schwerer  als  die  atmosphärische  Luft. 

Rein  eingeathmet  ist  auch  dieses  Gas  ir- 
pespirabel,  lüdtet  aber  nicht  so  schnell  als  das 
SchwefelwasserstoffgaSi  sondern  bringt  eine 
Asphyxie  hervor,  die,  wenn  bald  reine  Luft 
eingeathmet  wird,  wieder  gehohen  werden 
kann.  Buchner  Toxicologie  §  271'  I|i  etwas 
bedeiitender  Quantität  eingeathmet,  erregt  es 
in  den  Respirations Werkzeugen  einen  etwas  ge- 
reizten Zustand,    ein   Gefühl  von  Brennen  in 


—    64     ^ 

der  Laftiohre ,  etwas  besehlenmgie  Respof 
und  Puls  I  der  aber  bei  längerem  £iiiadi 
wieder  langsamer  wird »  und  ein  äugend 
lYärmegefiihl  im  ganzen  Körper.  —  h 
epratzte  das  Gas  bei  Tfaierea  in  Venei 
fand,  dafs  es  unter  den  gehörigen  Vorsi 
jnaafsregeln  und  in  geringer  Qaantität  i 
wandt,  nur  eine  Muskebchwäcbe  znriick 
^e  sich  nach  Verlauf  einiger  Tage  wied« 
lor.  —  Die.  atmosphärische  Luft  kam 
auf  sV  il^^s  Volumens  ELohlensaures  Gai 
halten  ohne  schädlich  zu  werden.  Bim 
c.  Iter  Bd.  2te  Abiheil.  p.  474. 

Die  Kohlensäure  ist  als  ein  kräfÜgei 
septisches  Mittel  bekannt,  deren  diifuub« 
regende  Kraft  für  die  Grund  -  Organe  de 
denden  Lebens  mächtig  erhöhend  imd  v 
stützend  erscheint« 

3.  jDa$  Stickgas. 

Nach  Birzdius  soll  dieses  Gas  zuian 
gesetzt  seyn  und  in  100  Theilen  dem  Gei 
te  nfach  bestehen  aus  56|414  Sauerstoff 
43,536  Niiricum. 

Es  ist  schwer  zu  erkennen,   weil  ei 

durch    keine    recht   ausgezeichnete  Mail 

Von  andern  Gasarten    unterscheiden  läCil 

hat  weder   Geschmack  noch'  Geruch,  k 

weder  sauer  noch  alkalisch ,    und  i8|  Id 

fiiJs  die  atmosphärische  Luft.     Das  reine  & 

gas  ist  zum  Athmeh  nicht  tauglich ;  es  ii 

.  doch   nicbt   positiv  tödllich;    ein   Thier  i 

eine  Weile  darin  leben,    und   stirbt  nict 

der  Schädlichkeit  des  Stickstoffs,    sondfü 

Mangel  des  Sauerstoffs.     Bei  Thieren,  ia 

ser  Luftart  getödtet ,  fand  man  keine  Vi 


*      ^     65     — 

dehiDg  im  artotielleu  Blate.  *^  lo  g«ribgerer 
menge  eiogeathmet ,  retardirt  es  die  Tfaätigkeit 
aller  Functionen  des  thierischen  Korpers  ^  yer^ 
mindert  besonders  die  Erregbarkeit  der  BluU 
gefafse,  mrkt  beruhigend  und  schknerzlindernd, 
tind  ist  unter  den  narcotischen  Mitteln  wolil 
denjenigen  beizustellen,  welche  yorziiglich  auf 
das  sensible  Leben  von  seiner  Tegetatiyen  Seite, 
und  in  einer  rorschlagenden  Richtung  auf  das 
Rückenmark  wirken. 

C.  Verschiedene  Vorrkhiungeh  zur  Entwkke- 
lußg  der  Gasarten  aus  dem  ^hener  Mmeralwag^ 
9tr  und  die  verschiedenen  Gasbäder» 

In  früheren  Zeiten  bediente  man  sich  zu 
Anwendung  von  Gasarten  in  Krankheiten  der 
RespiratioDSorgane  mancherlei  Inhalations- Ma- 
schinen ,  die  aber  alle  das  Nachtheilige  hatten^ 
daXs  die  Kranken  ni^r  auf  kurze  Zeit  das  Mit^ 
tel  gebrauchen  konnten  und  nachher  wieder 
die  atmosphärische  Luft  einathmen  mufsten. 
Herr  Staats  -  Rath  Hufeland  sagt  darüber  schon 
h  c«  pag.  395.  yiSoll  das  Einathmen  dieser 
,,Luitarten  etwas  bedeutendes  leisten ,  so  müs« 
,,sen  sie  anhaltend ,  tinausgesetzt  eingeathmet 
,,werden^  denn  sonst  macht  der  nächste  Athem« 
y,zug  von  atmosphärischer  Luft  den  ganzen 
„Versuch  unnütz. 

Meinem  würdigen  Collegen,  dem  Herrn 
Bofrath  Dr.  Gebhardt^  der  sich  schon  früher 
BD  verdient  um  Eilsen  gemacht,  gebührt  ohn- 
streitig  auch  das  Verdienst ,  die  Gasbäder  so 
eingerichtet  zu  haben,  dafs  sie  wenig  zu  wün- 
schen übrig  la3sen;  er  hat  dieselben  1811  in 
einer  Abhandlung:  Ueber  dieGaS"  und  Schlamm^ 
läder  zu  Eilsen^  Berlin  bü  Nicolai^  beschrieben« 


—     66     — 

Die  ursprSagliche  Eioriclitüof  der  ( 
der  war  die,  dals  man  über  einer  Qad 
Haud  eebauet  hatte,-  dessen  Fofsbodeo  a 
nem  Gitterwerke  bestand»  darch  welch 
Wasser  in  der  Quelle  oft  umgerührt  u 
durch  die  Entwickelung  des  Gases  be 
werden  '  konnte*  Hier  hielten  sich  die 
keh  täglich  wÜhrend  einiger  Standen  ai 

Wegen  mancherlei  Mängel  dieser  E 
tnng  wurde  im  Jahr  1811  im  grofsen 
hai/ie  ein  geräumiges  Zimmer  zum  C 
eingerichtet.  In  der  Mitte  desselben  ste 
was  erhobt,  ein  steinernes  Bassin,  in  w 
den  ganzen  Tag  hindurch  Schwefel  wasse 
senförmig,  durch  ein  Druckwerk,  unmi 
fius  der  Quelle  getrieben,  einige  FdA 
springt.  Eine  so  feine  ^ertheüung  des 
sers  ist  noth wendig ,  damit  das  Schwef 
serstoffgas,  welches,  nur  erst  durch  di 
tritt  der  atmosphärischen  Luft  und  don 
wegung  des  Wassers  aus  demselben  frei 
sich  in  gehöriger  Menge  entwickeln 
Hier  kann  man,  |e  nachdem  man  meb 
weniger  Wasser  springen  läfst,  die  Qu 
des  Gases  vermehren  oder  vermindern.  - 
l)^r  diesem  Gassimmer  sind  noch  ein 
Zimmer  zu  Gasbadern  eingerichtet;  dsi 
steigt  in  diese  durch  Oeffungen  in  der  I 
Das  Gasgemeüige  enthält  hier  wegen  dei 
ctfischen  Schwere  weniger  Kohlensanr« 
als  in  dem  unteren  2immer;  jedoch  iste 
gen  der  innigen  Mischung  der  Gasarteo 
ganz  frei  davon«  —  Kranke  können  in  i 
Zimmern ,  je  nachdem  es  ihr  Zustand  i 
dert|  Tag  u^d  Nacht  zubringen. 


—     «7     ,- 

IXese  Art  von  Gasbader  belegen  wir  n^ 
dem  Namen  kalief  oder,  obwoU' nicht  gani 
lichtig,  trockne^  Eine  xsvdie  Art  von  Gaebä- 
dern  zu  Elisen  ist  so  eingerichtet,  dafs  in  ei- 
nem Zimmer  kaltes  and  heifsea  (gekochtes) 
Ifineralwasser  zugleich  springen.  Hier  wiird 
das  Gas  also  mit  Wasserdämpfen  yermischt; 
das  Kohlensaure  Gas  als  das  Reizendste  in  dem 
Gasgemenge,  wird  durch  sie  eingehüllt;  von 
den  Wasserdämpfen  gleichsam  gebunden,  kann 
sie  als  eine  Art  flüssiger  Kohlensaure  gedacht 
>werden,  die  nicht  so  reizend  wirkt,  als  die 
freie.  Zugleich  will  man  auch  beobachtet  ha- 
ben, dafs  das  SchwefelwasserstofPgas  in  Veite 
bindung  mit  Wasserdämpfen  besonders  küh- 
lend wirke.  ^-  Die  Temperatur  in  diesem 
Zimmer  kann  dadurch  regulirt  werden,  nacb<i- 
dem  man  mehr  oder  weniger  heifses  Wasser 
epringen  läfst.  •—  Man  nennt  diese  (Stasbader 
warme  oder  feuchti.     * 

D*  fPirhung  da  Eilsmtr  Ga^emenges  auf 
dm  gesunden  Mtmchen. 

Mehrere  Beobachtungen,  die  ich  an  mir 
selbst  und  andern  nicht  kranken.  Individuen  in 
unseren  Gasbädern  angestellt  habe,  gaben  mir 
folgende  Erscheinungen ;  es  versteht  sich,  dajb 
ich  hier  blofs  von  dem  reinen  Gasmenge^ 
ohne  Vermischung  mit  Dämpfen  rede. 

Während  der  ersten  Minuten  des  Aufent« 
lialtes  im  Gasbade  bemerkt  man  einen  leich- 
ten Druck  auf  der  Brust,  man  ist  genöthigt, 
öftere  tiefere  Inspirationen  zd  machen.  Bei 
einem  etwas  längeren  Aufenthalte  wird  die 
Brust  wieder  freier  ^  und  man  athmet  sehr 
leicht.    Beim  Eintritt  ins  Zimmer  wird  du 

Ea 


Geruchsorgan  von  dei 
cheiiden  Schwefel  was 
nfßrirt;  heiiB  längeren 
d.-is  Unaogenehine  Itali 
in  der  Nnse  ,  im  Schi 
ein  leiL'Ltes  Kitzeln  am 
baut  dieser  Theile  wi 
keil  gesetzt,  tnnn  mi 
mich  (las  Taschentuch 
BindeliHut  det  Augeo 
mau  empfindet  ein  ßrt 
Augen,  die  Thränen 
mehrt  und  bei  £inig( 
juir.liva  bulbi  etwas  ge 
priiidel  man  eine  Troi 
lallischun,  kiipferartige 
nacii  wird  aber  die  S 
melirt,  die  TrockeBOj 
tuelallieche  Geschinaca 
iin  Gasbada  nufbaltenv 

Ist  man  ohngefäU 
Gasbade  gewesen  ,  BikJ 
genehme  Warme  de»  | 
sichlsfarbe  wird  blülu^ 
Haut  Oberhaupt  vermd 
was  frequeuter  uud  rM 
die  Haulausdünslung  i 
,'>SBB  bricht  «in  leichter  j 
Ken  Kürper  ausi,  der  I 
tind  nach  langsamer  i 
nach  ein  Paar  Stunden 
weniger  wird.  Aisdan 
eine  gewisse  Eiugenoi 
etwas  Schwindel,  Gabi 
schlaffuua  der  Muskeli 
Tudelbund  beobachtet, 


—     09     — 

'  Gasbad  gebrauchte,  sehr  atihlDg^  der  aber 
gednal  im  Gaszimmer  gewesen,  nur  mit 
9l4  wieder  hineinsubriDgen  war;  war  er 
^  balbe  Stand^  im  Zimmer  gewesen,  so 
yie  er  ganz  taumelig  und  verlangte  sehr 
3er  hinausgelassen  zu  werden. 

Es  scheint  mir  hieraus  hervorzugehen,  dafs 
Gasgemenge  des  Eilsener  Slineraiwassers 
Bnglich  belebend  und  beruJügtnd^  ohngefhhr 
.  Hfoscyamus  f  Lactucarium^  Opium  u.  dgl. 
|;al  w^irke,  und  slimme  ich  ganz  der  Mei- 
g^  des  Herrn  Professor  JBischoff  bey ,  1.  c. 
1.  pag.  317,  der  sich  darüber  folgender^ 
"ben  äufsert:  „Dem  gemäfs  erregen  die  stick.- 
affig  geschwefelten  Mineralwässer  in  der  Er- 
heinting,  ihrer  positiren  Wirkung  nach, 
Inder  einseitig  vorherrschend  die  irritable 
inction  im  Nerven,  und  die  gröfsern  Blut- 
rfafse,  und  dagegen  einer  Seits  vermöge  ih- 
^  reichen  Gehaltes  nn  Stickgas  gleich zei- 
2  lebhafter  die  Sensibilität,  anderer  Seils 
arch  ihre  Kohlensäure  gleichmäfsig  auch  die 
KpillargefaTse ,  und  begreifen  dadurch  eine 
Ibaiessene  Ausgleichung  jener  Wirkung  des 
kiiieren  Schwefelwasserstoffgases  auf  die  gro- 
«ren  BlutgefäTse.  Sie  wirken  daher  für 
t3i,  und  mit  Ausschlufs  ihrer  Temperatur, 
Ich  in  der  Erscheinung  keinesweges  erhitzend^ 
Indern  vielmehr  die  Thäiigkeit,  besonders 
^handeneu  relativen  Irritabililäts-Excefs  des 
^rzens  und  der  grofsen  Blutgefafse  beschrän- 
'tkd,    irritabele   Reizung   derselben  beruht- 

£.   Krankheiten^  in  denen  der  Gebrauch  die- 
CüSgtmenges  vorziigüch  angtxägt  ist. 


—     71     — 

heit  zu  machen  Gelegeoheit  liatte ,  bMieo  m 
mir  bewimeo,  dab  sie  fast  iiBfner  Erleichte- 
rung TerschaSten ,  die  Krankheit  in  ihrem  ra^ 
sehen  Fortschreiten  aafhiekeD,  und  sicher  oft 
radicale  Heilung  bewirkt  haben  würden,  wenn 
fie  anhaltender  fortgebraucht  wären. 

Beim  Geibrauche  unserer  69sbader  fühlen 
sich  Kranke  dieser  Art  gewöhnlich  gleich  An- 
fangs erleichtert;  die  dieser  Krankheit  eigene 
'beengte  Respiration  wird  freiet,  das  Räuspern 
lind  der  Husten  wird  in  den  ersten  Tagen 
MTohl  etwas  vermehrt,  sind  aber  nicht  so  quä-r 
lend,  weil  die  Expektoration  freier  wird;  der 
Torher  mifsfarbige ,  grünliche«  oft  mit  Blut* 
streifen  vermischte  Auswurf  nimmt  eine  bes- 
sere Beschaffenheit  an,  wird  mehr  dem  rei« 
Den  Schleime  ähnlich  und  wird  auch  quanli« 
tativ  immer  geringer. 

Gewöhnlich  vertragen  die  Kranken  sehr 
bald  das  Einathmen  des  Gases  während  meh- 
rerer Stunden  hintereinander  und  bald  wäh* 
rend  des  ganzen  Tages  und  der  Nacht.  Der 
meistens  frequente  Puls  wird  dann  langsamer 
und  die  oft  trockne  Haut  feucht.  -*-  Die  Fie- 
berexacerbationen  gegen  Abend  werden  gelin- 
der und  die  Morgenschweibe  hören  auf. 

Diese  wohlthätige  Wirkung  tritt  übrigens 
früher  oder  später,  je  nach  den  verschiedenen 
Stadien  der  Krankheit  ein ;  da  wo  die  Schleim* 
haut  schon  einen  eiterartigen  Schleim  abson- 
dert ,  oder  gar  schon  in  Eiterung  übergegangen 
ist,  da  ist  ein  Zeitraum  von  mehreren  Wo- 
chen dazu  erforderlich. 

Der  grofste  Tlieil  dieser  Kranken  verträgt 
eogleich  die  Anwendung  iet  kalten  trocknen 


-     7S     — 

Paar  Tage  aasgesetzl  werden  maft,^  weil  da» 
darch  our  ein  zu  erschlaffter  Zustand  der  lei- 
denden Theile  bewirli^t  würde,  der  das  Uebel 
nur  Terschlimmern  konnte. 

Ich  brauche  wohl  nicht  zu  erwahneni  dafs 
neben  dem  Gebrauche  unserer  Gasbäder^  an- 
dere dem  Zustande  angemessene  Heilmitlei 
nicht  Ternachläfsigt  werden  dürfen.  Als  yor« 
cSgliche  Nebenmittel  in  dieser  Krankheit  be- 
trachte ich  das  Trinken  von  Mineralwässern, 
E»  B*  derer  von  Salzbrunn,  Selters,  Fachin- 
gen, PTrmonter  Salzwasser  und  unser  Schwe- 
felwasser^  je  nach  den  verschiedenen  Ursachen 
der  Krankheit.  Starke  eisenhaltige  Wasser 
habe  ich  fatst  immer  nachtheilig  gefunden,  und 
kann  deshalb  den  Aerzten  nicht  beipflichten» 
die  in  dieser  Uebelseynsform  dieselben  und  an- 
dere Tonica  unbedingt  empfehlen. 

2.  Knotig€  lMng€niU€hi^ 

Leider  ist  diese  Lungensucht  die  bai^fig- 
ste,  gefährlichste  und  diejenige,  die  meistens 
lerblich  vorkommt,  in  der  Regel  in  die  eiterige 
übergeht  und  so  dem  Leben  in  den  besten 
Jahren  ein  Ende  macht«  Selten  gelingt  es  der 
Kunst,  diese  Krankheit  zu  heilen,  meistens 
sieht  sich  der  Arzt  nur  auf  eine  palliative  Be- 
liandlung  beschränkt. 

Um  eine  radicale  Kur  zu  bewirken j  sagt 
Michterj  specielle  Therapie  Bd.  4.  p«  611«, 
yimufs  man  die  Knoten  zertheilen  oder  auflö- 
sen," gesteht  aber  auch,  dafs  dies  ausnehmend 
schwierig,  in  manchen  Fällen  gar  nicht  mög- 
lich sej,  —  So  schwierig  dies  nun  auch  ist^ 
so  bin  ich  doch  überzeugt  |  dafs  Hei)iing-of- 


—     74     — 

terer  geliogeB  würde,  weno  die  Kran! 
ausdaaernd  genug  Ja  der  Kur  wSien. 

Die  Zertbeiluog  und  Auflösung  d( 
ten  geschieht  nun  hauptsachlicli  durcl 
Mittel,  die  Tbeils  den  Trieb  der  Säi 
den  Lungen  Yermindern,  Theils  die 
der  einsaugenden  Gefalse  verstärken.  - 
das  Einathmen  unseres  Gasgemenges 
die  Klasse  dieser  Mittel  gehSr^  beWeif 
Wirkung  wohl  hinlSngUdi,  und  wi 
dafür  Ton  den  geachtesteo  Aerzten  an« 
BUchoff  I.  c.  pag.  819.  sagt  danibe 
„tbeilweise  Benutzung  der  laftartigen  ] 
„tbeile  dieser  Quellen  (der  ecbwefell 
,ydient  insbesondere  bei  Lungen^leiden  y< 
„kung  und  chronisch -enlzündlicber  J 
„durch  Erregung  der  Normalthätigk 
„Ausgleichung  relativen  Irritebilitäts-  £] 

Die  Wirkungen,  die  unsere  Gas! 
dieser  Krankheit  hervorbringen,  eind  fc 
Die  Kranken,  besonders  diejenigen, 
der  recht  floridtn  Phthiu$  luber^ulosa 
fiihlen  sich  im  kalten  Gasbade  in  dei 
ration  beengt,  ^^mpfinden  Druck  udI 
Brustbeine,  flüchtige  Stiche,  in  einzdii 
empfindlichen  Knoten ,  der  trockne  ku 
9ten  wird  vermehrt,  die  circumscript* 
auf  den  Wangen  wird  stärker,  der  Puls 
1er,  härter  und  kleiner.  Ist  Neigui 
Bluthusten  vorhanden,  so  entsteht  diese 
wenn  das  Einathmen  des  Gases  etw« 
fortgesetzt  wird.  *—  Selten  können  sie 
Kranken  länger  wie  eine  halbe  bis  gans 
^e  im  Gasbade  aufhalten,  und  das  gew 
auch  nur  Vormittags,  das  Schlafen  in  i 
heu  ertragetn  sie  gar  nicht. 


■     -.    75     r-* 

Ich  mub  gestehen,  Aab  die  hälifigeii  Be« 
ohachtQDgeo  dieser  Art,  die  ich  zu  machen 
Gelegenheit  hatte,  mir  das  Mittel  in  dieser 
Krankheit  in  keinem  günstigen  Lichte  dar- 
slellte ;  ich  überzeugte  mich ,  dafs  es  das  Kohr 
«lensaure  Gas  war,  was  hier  die  nachtheiligen 
Wirkungen  hervorbrachte,  uAd  war  deshalb 
darauf  bedacht ,  ds^sselbe  mSglichst  ron  d^n 
andern  Gasarten  zu  trennen ,  oder  doch  so  zu 
binden  oder  einzuhüllen«  daJb  es  sein  Beizen-> 
des  yerlore.  Zu  dem  Ende  wurden  also  die 
Pfarmerij  feuchten  Gasbader  angelegt  und  bei 
Kranken  dieser  Art  in  Anwendung  gebracht. 
—  Diese  gaben  nun  ganz  andere  Resultate, 
die  denen  fast  gleich  sind,  welche  bei  der 
chronischen  Entzündung  der  Schleimhaut  der 
Bronchien  erfolgten^  und  die  ich,  um  lYie« 
Erholungen  zu  vermeiden ,  hier  nicht  weiter 
anführe,  indefs  nur  einer  merkwürdigen  Er^ 
acbeinung  erwähne,  und  zwar  der,  dafs  die 
Kranken ,  wenn  sie  diese  Gasbäder  einige  Zeit 

Sebraucht  haben,  entweder  dicke  Gallartige 
lassen  von  verschiedener  Beschaffenheit,  die 
jheistens  sehr  übelriechend  sind,  oder  auch, 
kleine  Steinchen,  die  Aehnlichkeit  mit  den 
Harnsteinen  haben ,  auswerfen«  Es  ist  diese 
Erscheinung  gewils  höchst  wichtig,  indem  sie 
beweiset,  dafs  das  Mittel  eine  Aullosung  der 
Liungenknoten  zu  bewirken  im  Stande  ist« 

Ich  glaubte  Anfangs,  dafs  die  wohlthätige 
Wirkung  der  warmen  Gasbäder  wohl  meistens 
den  Wasserdämpfen  zuzuschreiben  sey,  allein 
obgleich  sie  gewifs  einen  grofsen  Antibeil  dar- 
an haben,  so  bin  ich  doch  überzeugt,  däls  das 
Schwefelwasserstoff-  und  Stickgas  das  beste 
dabei  thun;  ich  habe  mehreren  Kranken  die« 


.—    ii    — 

Im  erfreu  Falle  erfolgen  auf  den  Gebranch 
der  Gasbäder  dieselben  Erscheinungen,  wie 
solche  bei  der  chronischen  Entzündung  der 
Schleimhaut  der  Bronchien  angegeben  sind, 
und  gelten  bei  Anwendung  derselben  auch  bei* 
nahe  dieselbeb  Regeln. 

In  3er,  Regel  wird  in  dieser  Krankheits-* 
form  eine  Menge  mit  Eiter  vermischter  Schleim 
aaegeworfen  ^  und  es  herrscht  ein  erschlalFter 
Zustand  in  den  leidenden  Theilen  ¥or;  hier 
pafst  sogleich  die  Anwendung  des  kalten  Ga- 
ses'  und  in  der  Art^  dafs  es  nicht  zu  lange 
hintereinander  eingeatHmet  wird.  In  diesen 
Fallen  würde  vielleicht  ein  noch  gröfserer  Ge- 
halt von  Kohlensaurem  Gase  von  Nutzen  seyn; 
warme  Gasbäder  passen  hier  gar  nicht.  In 
entgegengesetzten  Fällen  dieser  Art,  wo  näm- 
lieh  ein  mehr  entzündlicher  Zustand  in  den 
leidenden  Theilen  vorherrscht,  ist  im  Anfange  ' 
das  warme  Gas  indicirt,  indefs  wird  man  sel- 
ten nöthig  haben  es  lange  fortzusetzen. 

Im  zweiten  Falle  pafst  alles  dasjenige,  was 
hei   der   Phthisis  tubercidosa  gesagt  worden  ist. 

Bei  der  Vondca  richtet  sich  die  Anwen- 
dung der  Gasbäder  nach  dem  Zustande,  in 
welchem  sich  das  Geschwür  befindet.  —  Ist 
die  Yomica  noch  geschlossen ,  so  herrscht  in 
derselben  und  der  Umgebung  gewöhnlich  ein 
entzündlicher  Zustand  vor ;  hier  wird  man  nur 
nutzen  von  dem  warmen  Gase  sehen.  Ist  sie 
schon  offen,  und  dauert  der  gereizte  Zustand 
fort,  so  müssen  ebenfalls  warme  Gasbäder  an- 
gewandt, die  Wärme  nach  und  nach  vermin- 
dert und  so  der  Uebergang  zu  den  kalten  ge- 
macht werden.  —    Ist  hingegen  ein  «rschlsiE» 


•*     78     — 

iei  Zustand  im  Gesdi^füfe,  «ond^it  ii 
eine  Menge  dSojien,  übelrieehenden  Eit 
so  ist  sojgleicb  das  kalte^  Gas  indidrt  lu 
ter  denselben  Bedingangen.  wie  lolchi 
der  Viveiierung  der  Schleimhaut  angegeb 

Da  es  ein  Hauptbedingnib  der  Heiloi 

Lungenabscessen  ist,    dieselben  möglich 

Eiter  leer  za  erhalten ,  so  sehe  man  bei 

Kranken   Yorziiglich  auf  eine  freie  Exp 

tion,   gebe   zu   diesem   Ende  dann  und 

gelinde  Brechmittel,   lasse  die   Kranket 

zontai  liegen^  und  Tor  allen  Dingen  ra| 

hier  ein   altes  Experiment,    Jiichter*8  Tl 

Bd.  4.  p.  799,  an,  nämlich  den  Kranb 

lieh  einigemal   auf  den  Kopf  zu  stellea 

der  Abscefs  Verbindung  mit  einem  etw 

deutenden   Broncbialaste ,   so   fliefst   der 

aus ,  der  Husten  wird  dadurch  aufserord« 

vermindert,    und    es   wird    dadurch  tsi 

dab  der  Eiter  sich  der  ganzen  Saftmas« 

tbeilt  und  hectisches  Fjieber  erregt.  -«  J 

Paar  Ij'ällen  habe  ich  durch  dieses  £zpei 

Kranke  sehr  schneit,  beinahe  ohne  An 

geheilt,  die  schon  am  Rande  des  Grabest 

Aehnliche  Regeln  wie  bei  den  Lang 
scessen  ^  gelten  auch  hinsichtlich  der  An 
düng  unserer  Gasbader  bei  der  f^ereittruR 
Lungensubstanz  und  d^r  Luftwege.  Da  di« 
de)r  Regel  ein  vermehrter  Zufiufs  Ton  S 
in  diesen  Theilen  zum  Grunde  liegt ,  so  ] 
dieser  auch  bei  der  Vereiterung  noch  h 
währen ,  und  mufs  hierauf  besonders  Rnck 
genolruinen  werden.  Nur  in  selteoen  I 
wird  man  hier  gleich  das  kalte  Gas  aawi 
dürfen ,  erst  nacn  und  nach  muls  Tom  WM 
dazu  übergegangen  werden«. 


—     79     ~ 

Nach  den  Yerscfaiedenen  Ursachen  der  ei- 
terigen liungensucht  y  müssen  auch  hier  en- 
dere  Arzneien  zu  Hülfe  genommen  werden, 
z.B.  Milch,  Molken,  Trauben,  Garkensaft, 
gelinde  Expectorantia ,  künstliche  Geschwüre, 
die  Mineralwässer  von  Salsbrunäi  Ems»  Sel- 
ters^ Uv   S.  Wb 

4.  Da9  jiuhmou 

Unsere  Gasbäder  leisten  nur  etwas  in  den 
Arten  dieser  Krankheit,  die  man  das  krampf- 
baite  und  trockne  Asthma  nennt,  insbesondere 
wenn  sie  iron  gichtischen  oder  exanthemati- 
schen  Ablagerungen  fiuf  die  Lungen  herrüh- 
ren^ —  Kranke,  die  am  sogenannten  feuchten 
Asthma  leiden,  besonders  alte  Personen,  er- 
tragen das  Einathmen  des  Gases  gar  nicht;  je 
«länger  sie  sich  im  Gasbade  aufhalten  ^  desto 
beengter  wird  ihre  Respiration;  ein  mehr 
Saaerstoffhakiges  Luftgemisch  bekömmt  ihnen 
besser.  —«  Diejenigen  Kranken^  die  an  der 
ereteren  Art  des  Asthma  leiden ,  befinden  sich 
xnerst  in  den  warmen  Gasbädern  sehr  erleichp 
tert,  müssen  aber  bald  zu  den  kalten  überge- 
ben ,  weil  sie  sich  auf  die  Dauer  in  den  er- 
eteren  beengt  fühlen.  —  Ein  Paar  Fälle  habe 
ich  beobachtet,  dafs  Kinder,  die  am  Keuche 
bnsten  litten,  im  Gasbade  weit  seltener  huste- 
ten als  aufser  demselben ;  dafs  es  die  Krank- 
in kürzerer  Zeit  heilte,  darüber  habe  ich 
Erfahrungen  sammeln  können  Merk- 
würdig ist  es  mir  jedoch,  dafs  ich  seit  den 
14  Jahren  meiner  ärztlichen  Praxis  noch  kein 
in  Eilsen  wohnendes  Kind  am  Keuchhusten 
bebe  leiden  sehen,  da  diese  Krankheit  seit- 
dem doch  schon  3  Mal  epidemisch  in  der  Um- 
gegend herrschte.  —    Es  snogte  dieses  wohl 


-     80     — 

lEir  den  Nutzen  des  Schwefels  in  diMtr  Kmk 
heit  sprechen, 

K  Einige  allgemdne  Segeln  beim  Gfbn 

unserer  Gdsbäder. 

•f.  ^^ 

Es  erleidet  wohl  keinen  Zweifel,  dab 

von  der  Aoweoduog  der  Gasbäder  in  den 

s(en  Stadien  der  aDgeführten  Krankheiten 

meisten  zu  hoffen  hat,  allein   auch  die  8] 

ren  Stadien  sollen  Ton  ihrem  Gebräuche 

abhalten ;  ich  habe  in  den  yerzweifeltesten 

len  noch  Nutzen  Ton   ihrem  Gebrauche 

hen.     Nur  da  wo  schon  ein  gar  zu  bedei 

des  hectisches  Fieber   mit  allen  CoUiquat 

vorhanden  ist^  sind  unsere  Gasbäder  cool 

dicirt;  die  Auflösung  wird  dann  nur  didi 

beschleunigt. 

Was  die  Dauer  anbetriflt,  in  welchen 

sere  Gasbäder  gebraucht  werden  müssen  i 

Heilung   zu   bewirkung,   ao    liegt  es  woU 

der  Natur  der  Krankheiten,   wogegen  es 

ge^^endet  wird,  dafs  ein  kurzer  Zeitraums 

uig  oder  nichts   helfen  kann.   — -.  Dab  ei 

jetzt  noch  so  wenig  Beispiele  giebt,  wo 

genkranke  durch  .das  Einathmen  von  Gai 

gründlich   geheilt  sind,   so   dafs  SundtBn  i 

Bd.  1.  pag.  196.  behauptet,  es  fehle  bis 

an  Beo))achtungen,   dafs  das   Luitgemisch 

natürlichen  Schwefelwässer  einen  grSiidlic 

Nutzen  in  der  Schwindsucht  gehabt,  oderfl 

radicale  Heilung  herbeigeführt  habe,  so  iM^l 

dieses   gewifs  daran ,    dafs   die    Kranken  m 

Mittel  nicht  anhaltend  genug  gehraucht  h^^ 

Ein  Aufenthalt  von   3  —  4—6  Wochen,  ' 

zu   einer   solchen   Kur    gewöhnlich  besliisi' 

^ird,  und  noch  da2^.in  einer  Jahresseit, ^ 


-*K  \  81     "■*" 

solche  Kranke  sich  ohued^m  leidlich  liihteoi 
kann  von  gar  k.einem  reellen  N.utzencsejn, 
gegentbeils  habe  ich  mehrmals  beobachtet  ^  dafti 
eine  solche  Kur  eher  schädlich '  als  nützlich 
Trar/  Sollen  unsere  Gasbäder  wahren  Nutzen 
schaffen,  gründliche  Heilung  in  Krankheiten 
der  Respirationsorgane  bewirken,  so  müssen 
ne  vor  allen  Dingen  während  der  Wintferzeit 
gebraucht  werden,  Dafs  dann  dadurch  radicälü 
'  Heilung  bewirkt  werden  könne/  werde  iich 
durch  ein  Faar  Fälle  beweisen,  die  gcwifs  we* 
nig  HolTnung  dazu  gaben  * 

Man  schickt  so  viele  Lungenkranke  wäh<^ 
'  Irend  der  rauheren  Jahreszeit  in  ein  milderet 
Klima  nach  Italien,  dem  südlichen  Frankreich 
ii»  s.  w. ,  bedenkt  dabei  abet  oft  bic^:ty  Wie 
schädlich  dies.en  Krankeh  Wieite.  angreifende 
iLandreisen  sind,  und  ^ie  es  bei  ihnen  oft  we* 
iiiger  auf  eine  wärmere  Atmosphäre  als  auf 
eine  Luflbeschaffenheit' abkommt,  die  ihrem 
Zustande  angemessen  ist.  -^  Was  für  und 
wider  den  Aufenthalt  von  Lungenkranken  in 
Italien,  dem  südlichen  Frankreich  u.  s...  w« 
von  vielen  Seiten  gesagt  ist ,  übergehe  ich  als 
bekannte  Sachen,  erwähne  hier  nur,  was  neuer- 
dings ein  amerikanischer  Arzt  Hunt  f.  Froriep^i 
Notizen  Nr.  318.  Septbr.  1826.  darüber  sagtt 
„Eine  Vermischung  der  Land-  und  Seeluft  be<* 
„kömmt  Lungensüchtigen  gewöhnlich  schlecht^ 
„deshalb  sind  Nizza  ^  Marsülh^  Livorno  u.  a« 
„O.  für  dieselben  eher  schädlich  als  nützlich» 
„Der  beste  Aufenthalt  für  diese  Kranken  sind 
9,die  niedrigen  morastigen  Gegenden  {  die  mit 
^^Kohlenwasserstoff-  und  Schwefelwasserstoff-» 
5,gas  geschwängerten  Sumpfmiasmen,  sind  ein 
„vortreffliches  Sedativum  für  die  schleichend* 
Jouni.LJi:iy.B.5.St«  F 


-*     82     -- 

„EDüBuodang  der  Lungen.'^  — -  Also  statt  i 
Italien  oder  Fraokreicb,  wo11/|d  wir  in 
Luogeokranken  lieber  an  einen  Ort  sdui 
wo  ein  Luftgenüsch  rorbanden  ist,  m 
ihrem  Krankheitsznstande  gerade  angemi 
ist.  — 

'  Ohne'  dazQ  gerade  Eilaen  vor  anderen 
orten  mit  Schwefelquellen  ib.  Yorschb 
bringen  y  so  glaube  ich  doch  solches  eii 
mafsen  thnn  co  iLonnen,  und  zwar  aus 
Gründen.  v 

1.  In  Elisen  ist  durch  die  Gnade  Sr.  I 
laucht,  des  regierenden  Fürsten  zu  Schaum 
Lippe,  4®r  so  gern  Alles  zur  Befordemi 
Wissenschaften  und  des  Menschenwohlet 
die  Einrichtung  getroffen  worden,  daJ 
Gasbäder  das  ganze  Jahr  hindurch  gc 
werden  können^  und  auch  Alles  zur  Be« 
Bchkeit  der  Kurgäste  auCser  der  Saison  • 
richtet. 

2.  Die  Lage  von  Elisen  ist  von  ds! 
defs  sie  sich  zum  Aufenthalt  für  Lungti 
k-e  be^sonders  schickt  ^  und  in  dieser  Hi 
Vorzüge  Tor  manchen  andern  -Kurortei 
Die  Natur  bildet  hier  ein  Thal^  welch« 
^en  Süden   Ton  einem  langen   KetleDge 

idostwärts  vom  Eilsener  Berge,  und 
westwärts  vom  Harrelberge  begrenzt 
ind  es  würde  gegen  Norden  ganz  gescbl 
seyn,  wenn  nicht  ein  kleiner  Fiats  zwi 
diesen  Bergen  seinen  Durchgang  haben  n 
In  diesem  Thale  ko^mmen  in  geringer  E 
nung  von  einander  acht  reichhaltige  Schi 
quellen  zu  Tage,  die  dasselbe  auf  eine  b 
tende   Strecke    mit  ihren    Gasarten  anf' 


welches  man  beim  Eintritl  in  cfaisseBbe  deut- 
lich durch  den  Geruch  wahmehmeo  kann,  und 
welches  aufserdem  durch  Versuche  mit  Rea«^ 
geotien ,  die  ich  oft  angestellt  und  auch  durch. 
Herrn  Hofrath  Dr.  Du  Menil  bli  Untersuchung 
unserer  Mineralwässer  gemacht  sind,  evident 
«wiesen  ist.  —  Das  Thal  ist  also^  schon  ein 
Gasbad  im  geringern  Grade,  uxid  hat  deshalb 
der  Aufenthalt  von  Lungenkranken  zu  Eilsen' 
den  grofsen  Vortheil,  dafa  sie  beim  Heraus- 
gehen aus  dem  Gasbade  nicht  sogleich  eine 
andere  ihnen  schädliche  Lnftart  einaüinten« 

Ich  kann  nicht  umhin,  hier  noch  einig« 
Versuche  zu  erwähnen,  die  Herr  Dr.  Du  Me» 
fii/  hinsichtlich  des  Sauerstoffgehaltes  der  Luft 
in  den  Gaszimmern,  des  Thaies  und  der  na« 
hen  Gebirge  anstellte  ,1.  c.  jpag.  80.  Er  fand 
als  höchstes  Volumen  des  Sauerstoffira '  20,40 
Procent;  in  der  Umgegend  der  Qtfelten  20,3» 
und  in  den  Gaszi^imef  n  19,95«  er  glaubt»  dieea 
Verminderung  lasse  sich  nur  dadurch  erklären^ 
dafs  ein  Theil  der  atmosphärischen  Luft  durch 
die  hinzugekommenen  faserten  des  Mineral« 
Wassers  verdrängt  sey.  Obgleich  ich  nicht  de« 
Meinung  bin,  dafs  der  geringere  Sanerstoffge« 
halt  das  wesentlich  Wirk-same  unserer  Gasbä« 
der  ist,  sondern  solches  vorzüglich  den  speci- 
fiken  Eigenschaften  der  sich  aus  dem  Mineral«» 
wasser  entwickelnden  Gasarten  zuschreibe^  so 
bin  ich  doch  überzeugt^  dafs  auch  eine  nni 
unbedeutende  Verminderung  des  Sauerstoffes  in 
den  Ineisten  Lungenk rank h eiten  von  grolsen 
Nutzen  ist. 

G.  Einigt  diSitttiicht  lEtgün  bdm  Gtbrauche 
der  Gasbädtr. 


- « 


F2 


-     84.    - 

1.  Kranke  I  die  die  Gasbäder  g^braodit 
wohnen  am  zwecKmäfsigsten  im  Badehm 
während  der  rauheren  Jahreszeit  ist  diesdon 

aus  nöthwehdig. 

•. 

2.  Ein  Haupterfordernifs  ist,  dafs  dieRn 
kea  h^ständig  dasselbe  Luftgemiscb  eiDalhm 
deshalb  dürfen  sie  sich  nicht  aus  dem  Tl 
entfernen,  am  allerwenigsten  Berge  beslei{ 
wo  die  .Luft  reichhaltiger  an  Sauerstoifiit 

3.  Die  Speisen  ^eser  Kranken  mfi 
nahrhaft  aber  nicht  reizend  seyn.  —  H 
wird  wohl  nur  in  den  wenigsten  Fällen  pai 

4.  Vor  Erkältungen  müssen  sie  sich 
in  Acht  nehmen,    besonders  diejenigeo,  ^ 
che  die  warmen  Gasbäder  gebrauchen,  sie 
cliniren  leicht  dazu ,  weil  die  Haut  id  b« 
diger  Vermehrter  Ausdünstung  ist. 

ö.  Die  H^utf  die  ja  auch  mit  insf 
mnfs  Torzüglich  cultivirt  werden ;  sehr  ^ 
thätig  ist  das  Reiben  und  Bürsten  des  gt 
Körpers.  '^  Die  wenigsten  Lungenlunii 
vertragen  warme  Beider ,  und  am  wein| 
mineralische ;  diejenigen,  die  sie  ertragen, 
ich  die  Woche  ein  oder  zwei  Mal  eia 
wannes  Bad  aus  Flufswasser  nehmen« 

.  6*  Da  die  Gasbäder,  besonders  dieb 
^e  Bindehaut  der  Augen  leicht  afBciren 
sind  den  Kranken  das  Lesen  oder  sonstig 
Augen  angreifende  Arbeiten  zu  widerrat^ 

7.  Am  Ende  der  Kur  müssen  die  1 
ken  Stufenweise  wieder  zum  Genufs  da 
mosphärischen  Luft  übergehen.  .    . 

Zum  Schlüsse  wären  wir  also  nod 
Beweis  schuldigt  daDi  durch  den  Gebraad 


—     85     — 

serer  Gdsbäder  radicäle  Heilung  Ton  Luogent- 
kränken  bewirkt  worden,  weshalb  hier  fol- 
gende Beobacbtur  en  Flatz  finden  mögen. 

Enur  Fall. 

Herr  Stud.  jur.  J.  6.  P.  Kn.  ans  Danneii- 
berg^  im  Königreich  Hannorer,  alt  22  Jahr, 
kam  den  7ten  Septbr.  1822  von  Gottingen  änf 
Aorathen  des  dortigen  Arztes,  des  Herrn  Hof- 
latth  Strorheyer^  in  Eilsen  an ,  die  Kurzeit  war 
seit  einigen  Tagen  beendigt  und  befand  ich 
mich  schon  wieder  in  meinem  Wohnorte  zu 
Biickeburg.  Des  andern  Tages  wurde  Ich  zu 
dem  Kranken  gerufen,  den  ich  im  Bette  lie* 
geod  äufserst  entkräftet  und  abgemagert  fand; 
Yor  dem  Belle  stand  ein  Gefafs,  worin'  einige 
Unzen  Blut  eotbalten  waren,  welches  Patient 
w^ährend  der  Nacht  ausgehustet  hatte.  Die 
Gesichtsfarbe  war  sehr  blafs,  das  Auge  glän- 
zend ,  die  Waogen  eingefallen ,  wodurch  die 
Backenknochen  stark  hervorragend  wurden« 
Der  ganze  Habitus  war  der  eines  Schwind- 
süchtigen. Die  Respiration  war  bedeutend  be- 
engt und  hemmend  y  der  Husten  quälend;  bei 
der  äufsern  Untersuchung  des  Brustkastens 
konnte  ich  deutlich  bemerken,  dals  die  rechte 
Lunge  nur  sehr  schwach  athmete.  Der  Puls 
war  120  in  der  Minute.  Die  Zunge  war  mehr 
gerothet ,  der  Appetit  ziemlich  gut ,  jedoch 
durften  nur  leicht  verdauliche  Speisen  genos-^ 
snn  werden  ,  weil  grobe  Neigung  zur  Diarrhoe 
vorhanden  war. 

Wegen  der  grofsen  Schwäche  des  Kran* 
ken  konnte  ich  fiir  diesmal  kein  weitläqftige* 
res  Examen  anstellen,  welches  mir  mehr  Licht 
über  die  Beschaffenheit  der  Krankheit  und  d«-« 


-     87    - 

Der  Kranke  erzählte  mir  Hau' Kber  Miiie 
Krankheit  folgendes :  Er  sei  1800  geboren, 
seine  Mutter  sei  immer  schwächlich  gewesen, 
und  vor  ihrem  30ten  Jahre  an  ^er  Schwind- 
sncht  gestorben,  sein  Vater  sei  ein  starker 
Mann  und  lebe  noch;  bis  ku  seinem  i4ten 
Jahre  sei  er  wohl  gewesen,  habe  oft  Nasen- 
bluten gehabt  und  habe  Wein ,  Kaffee  u..  dgl. 
erhitzende  Sachen  nicht  vertragen  kQnnen.  Um 
diese  Zeit  habe  er  im  Laufen  mit  seinen  Ge- 
spielen nicht  mehr  mitkommen  können ',  weil 
sein  Athem  zu  beengt  geworden«  Im  Winfter 
ISyf  habe  er  beständig  am  Husten  und  ScUnujpifen 
gelitten,  die  Respiration  sei  keichend  gewor- 
den ^  und  habe  er  beständig  mediciniren  mfis^ 
sen.  Im  Herbst  1815  sei  er  auf  das  Gymna* 
sium  nach  Bayreuth  gegangen ,  habe  den  Win- 
ter über  oft  periodenweise  trocknen  Husten 
fehabt ,  der  besonders  im  Frühjahr  1816  sehr 
eftig  geworden ,  weshalb  er  einen  Arzt  zu 
Ratbe  gezogen,  der  ihm  die  zweckmäfsigsten 
mittel  verordnet,  ohne  dafs  der  Husten  jedoch 
ganz  verschwunden  sey,  und  ihm  im  Früh- 
jahr 1818  eine  kleine  Fufsreise  zur  Erholung 
angeraihen  habe.  Ohngefahr  14  Tage  nach 
dieser  Reise  sei  er  von  einer  Lungenentzün- 
dung mit  nervösem  Fieber  befallen  und  habe 
4  Wochen  das  Bett  hüten  müssen.  Der  Hu. 
sten  ßei  nach  dieser  Krankheit  immer  stärker, 
oft  mit  starkem  Blutauswurf  verbunden,  und 
die  Respiration  sehr  beengt  geworden.  Ek>- 
hitzende  Getränke  und  blähende  Speisen  habe 
er  nun  gar  nicht  inehv  vertragen  können,  so 
auch  kein  £Jch.  Island,,  welches  er  habe  trin- 
ken sollen.  Sein  Arzt  habe  ihm  nun  gera- 
chen ,  nach  Haus»  zu  reisen,  dort  eine  strenge 
antiphlogistische    Diät   zu   fahren   iii|d,SlM^ 


^     89     « 

t 

bis  jetizt  habe  er  nicht  QufgehSrt  zn  kraokelD. 
Im  März  1820  erfolgte  ein  sehr  heftiger  Blat- 
Sturz,  weshalb  Patient  Herrn  Hofrath  Stromeyer 
IBU  Rathe  -zog ,  bei  dessen  Behandlung  er  siob 
biild  so  weit  wieder  erholt,  dafs  er  Ende  April 
seine  Verwandten  am  Harz  habe  besuchea 
können.  Im  Sommer  habe  der  Husten .  abee 
sugenommen,  sich  öfters  Stiebe  in  der  rech« 
ten  Brust  auf  eine  kleine  Stelle  beschränkt, 
eingestellt,  der  Auswurf  sei  grünlich,  eiterar- 
tig, mit  Blut  vermischt  gewesen;  dann  und 
wann  habe  er  zähe  Schleimklumpen  ausgehu- 
stet, zuweilen  eine  käseartige  übelriechende 
Masse  und  kleine  Steinctien.  Nachts  habe  er 
starke  Schweifse  gehabt,  die  ihn  immer  sehr 
ermatteten.  Patient  medlcinirte  immer,  trank 
Eselsmilch  und  afs  Schneckenbouillon.  I)em« 
ohngeachtet  schwanden  die  Kräfte  immer  mehr. 
Ein  lästiges  Gefühl  von  Wundseyn  im  Halse 
und  beständiger  Reiz  zum  Räuspern  stellte  sich 
auch  noch  ein.  Den  Winter  181$  konnte  Pa- 
tient das  Zimmer  gar  nicht  verlassen,  der  Som- 
mer war  wieder  etwas  leidlicher ;  die  Härings«- 
kur  wurde  gebraucht,  *  wonach  vrieder  etwas 
mehr  Appetit  entstand.  Der  Winter  18|f  war 
wieder  schlecht,  es  stellte  sich  Fieber  ein,  in 
der  Mittagszeit  Frost,  Abends  Hitze,  und  in 
der  Alorgenzeit  ermattende  Schweifse.  Alit  dem 
Eintritt  der  wärmeren  Jahreszeit  erfolgte  wie* 
der  einige  Erleichterung,  doch  war  sie  gerin- 
ger als  in  den  vorhergehenden  Sommern,  das 
Gehen  wurde  wegen  der  Schwäche  und  Eng- 
brüstigkeit äufserst  beschwerlich,  nur  ein  Paar 
Schritte  konnte  der  Kranke  gehen  ohne 
sich  auszuruhen«  —  Auflösende  Kräatersäfte, 
Schnecken bonillon  und  Eselsmilch  wurden  an-' 
haltend  fortgebraucht«    Harr  Uofratji  iftrom^ytr  . 


—     91     —  • 

l>^9  S®^^  wohl  sehen  ans  ihrer  frühen  EnU 
Wickelung  henror,  wenn  nicht  schon  der  frühe 
■^'öd  der  Matter  an  derselben  Krankheit  einen 
näher  liegenden  Beweis  dazu  gäbe.  Schneller 
/  Entwickelte  sich  das  Uebel  bei  unserm  Patien-^ 
ten  gewifs  durch  die  aufserordentliche  Conge- 
•tion  des  Blutes  nach  den  Lungen. 

Tor  allen  Dingen  inufste  hei  der  Kur  der 
gereizte  Zustand  der  Respiration^  «'Organe  be- 
rücksichtiget werden  ;  nur  Yon  dem  hepatischen 
.  Gase  in  Verbindung  mit  Wasserdämpfen  hoffte 
ich  Beruhigung  desselben ,  das  kalte  Gas  wür- 
"de  ihn  nur  vermehrt  haben.     Ich  liefs  deshalb 
iBr  den  Kranken   ein  warmes  Gasbad  einrich« 
'ten,   bestimmte   die   Temperatur  im  Zimmer, 
'  hiofs   durch   die   Dampfe  herrorgebracht,   auf 
-'22^  R. ,  und  empfahl  dem  Kranken,  sich  nur 
to  lan^e  im   Gaszimmer  aufzuhalten,    als  er 
eich  darin  erleichtert  fühle;  zugleich  rieth  ich 
im  Zimmer  zu  einer  leichten  Bekleidung. 

Um  die  Wirkung  des  Gases  genau  zu  he- 

'  ohachten,    liefs   ich   alle   Arzneien    aussetzen, 

und  liefs    die   bisher  geführte  milde  Diät,   die 

iäst  blofs  aus  Milchspeisen  bestand,  fortsetzen. 

Der  Kranke  fühlte  sich,  in  dieser  Luft 
gleich  aufserordentlich  erleichtert ,  ond  konnte 
mehrere  Stunden  sich  darin  aufhalten;  er  sagte 
mir  darüber:  es  errege  in  ihm  ein  so  behag* 
liches  und  belebendes  Gefühl,  als  werde  er 
mit  neuer  Lebenskraft  dt2 rch gössen ;  nach  ei- 
ner halben  Stunde  traf  Schweifs  ein,  der  ^o 
stark  wurde ,  dafs  Patient  sich  alle  Paar  Stun- 
den umkleiden  mufste,  der  beständige  Reiz 
cum  Husten  und  Räuspern  minderte  sich  mkl 
der  Pols  kam  bis  auf  90  Scl^äge  lienister.  ^ 


—    .92     — 


• 


Um'  den  Leser  nicht  zti  ermnd^n, ü 
gebe  ich  hier  die  unweseDtlicfaen  Erschiii 
gen,  wie  ich  sie  alle  2- — 3  Tage,  ^oick 
KrankeD  sah,  beobachtete,  und  fahre  ntit 
Blerkwiirdigste  wahrend  der  Kar  an. 

.  Nach  3  Wochen  hSrte  das  starke  Sch^ 
im  Gasbade,  wodurch  Patient  sich  aber 
angegriffen  fühlte,  auf,  der  Husten  hatte 
bedeutend  yermindert,  die  Beschaffenhdl 
Auswurfs  war  noch  dieselbe,  aufser  dals 
kein  Blut  mehr  darunter  zeigte,  die  Res 
tiou  war  nicht  mehr  so  keichend,  und 
Kräfte  hatten  sich  so  weit  gehoben,  dal 
Kranke  50  Schritte  langsam,  ohne  ßidi 
zuruhen,  gehen  kbnt)te.  Des  Nachts  wfl 
Husten  aber  noch  eben  so  quälend,  uni 
Itlorgenschweifse  noch  eben  so  stark  mtf 
mattend.  Diesem  abzuhelfen ,  liefs  ich  oi 
dem  Schlafzimmer  des  Kranken  auch  eia 
bad,  aber  toq  viel  geringerer  Stärke,  eis 
ten,  wonach  auch  sofort  Verminderung 
Zufälle,  und  der  lang  entbehrte  Schlaf  er 
te.  —  Der  Kranke  hielt  sich  täglich  i 
Stunden  im  Gasbade  auf.  War  es  5—6' 
bintereinander  gebraucht,  so  stellte  siet 
Darcotische  Wirkung  des  Mittels  ein ,  der  I 
ke  klagte  dann  über  Eingenomineoheit 
Kopfes,  Schwindel,  und  wurde  so  schli 
dars  er  kaum  die  Augen  offen  erhalten  koi 
wurde  nur  ein  Tag  mit  dem  Gebrauche  ei 
bort,  so  verschwatij^n  diese  Zufalle,  was 
Ich  YOü  nun  an  den  Sonntag  immer  zur  D 
bestimmte. 

Da  ich  nun  über  die  Wirkung  dei  G 
bei  meinem  Kranken  so  ziemlich  im  td 
war,  so  hielt  ich  es  für  rflicht,  diin& 


^  .» 


i-.     93     ~ 

l^en  oQn  noch  andere,  seinem'  Zustande  enge-» 
anessene^  Mittel  zu  verordnen ;  zu  diesem  Ende 
XleTs  ich  die  tExtr.  Tarax,.j  GrarrmU  und  Du/-* 
^amarae  nehmen^  und  am  Halse  das  Uhgt» 
wnercwiale  einreiben;  ich  beabsichtigte  insbe- 
sondere die  Verminderung  des  gereizten  Zu- 
Standes  und  Auflosqng  der  Verhärtungen  in 
^an  Lungen.  Im  December  horte  der  kei'» 
cbende  Ton  bei  der  Respiration  ganz  auf,  das 
Fieber  war  ganz  weg,  und  der  Kranke,  der 
kuerst  an  öiner  Wärme  von  20 — 22®  R.  kaum 

fenug   hatte,    befand,  sich  jetzt  in.  einer  von 
5 — 16^  ganz  behaglich. 

Während  der  heftigen  Kälte  im' December 
1822  und  Januar  1823 ,  wo,  der-  Thermometer 
gewöhulich  20  —  24°  unter  dem  Gefrierpunkte 
Stand  y  fühlte  der  Kranke,  obgleich  er  gar  nicht 
.  ans  dem  Hause  kam,  zuweilen  stechende  Schmer- 
len in  der  Brust,  schmerzhaftes  und  krampf- 
haftes Gefühl  im  Halse ,  um  den  ich  ein  JßmpU 
Merc,  Clcutae  Hyosc.  und  Camphor,  vermischt 
I^egeu  liefs.  Demohngeachtet  verminderte  sich 
Husten  und  Engbrüstigkeit  täglich,  ersterer 
Terschwaod  gegen  Ende  Januars  fast  ganz,  der 
Auswurf  verminderte  sich  bedeutend  und  nahm 
eine  bessere  Beschaifenheit  an,  während  er 
anfangs  wohl  eine  Tasse  in  einer  Nacht  be* 
trug,  waren  es  jetzt  kaum  ein  Paar  Theelöffel 
voll.  In  den  letzten  beiden  Monaten  wurden 
sehr  viel  kleine  Sieinchen  ausgehustet,  die  vor* 
ber  ein  Paar  Minuten  einen  trocknen  kitzeln- 
den Husten  verursachten.  Der  Schlaf  war  sehr 
rahig,  und  Patient  konnte  wieder  fast  ganz 
horizontal  liegen.  Gegen  Ende  Januar  traten 
die  narcotischen  Wirkungen  des  Gases  so  sti^k 
herror,  dafs  der  Puls  unter  60  Schläge  herab- 


-*     94     — 

kam  and  Patient  sich  fast  gar  nicht  wach» 
halten  konnte.    Ich  liefs   deshalb  das  Ga'  ' 
10  Tage  aussetzen ,  der  Puls  kam  non  wiliä\ 
sa  75  —  80  SchKige. 

Der  schnelle  Wechsel  der  Temperatnr,  ii 
dem  nach  einer  Kälte  von  23^  plötzlich 
Wetter  eintrat  nnd  der  Thermometer  aof  7® 
stieg,    wirkte  ^ar    nicht  iiiachtheilig  auf 
Kranken,   aufser  dafs   er    sich  etwas 
fiihlte ;   dies   war  ja  aber  bei  den  gesm 
Menschen  der  Fall. 

Während  der  schlechten  Witterung  im  i 
bruar,  März  uad  April  ging  die  Besserung 
scbea  Schrilte$  fort,  und  im  Mai  fing  dsfB 
tient  wieder  an  kleine  Promenaden  im  tr^ 
zu  machen ,  die  er  nun  eine  halbe  Stundai 
im    Thale   ohne    grofse   Ermüdung    foi 
konnte.     Um  die  Mitte  Juni  trat  etwas 
Wetter'  ein ,  der  Kranke  erkältete  sich, 
Fieber  und  Husten,  welche  Zufalle  indel^i 
einigen  Tagen  durch  Salmiak  und  ein 
diaphoretisches  Regim  wiedei:. gehoben  ivi 

Im  Juli  liefs  ich  den  Kranken  gans^ 
sichtig  mit  dem   Gebrauche    des  kalten 
anfangen,  er  vertrug  es  jetzt  ganz  gut.  -* 
gen  einiger  rheumatischer  Beschwerden, 
über  Patient  klagte,  liefs  ich  ihm  woch( 
zweimal  ein  lauwarmes   schwaches  Scbi 
bad  nehmen ,  in  welchem  er  sich  ganz 
lieh  fühlte  j  und  wider  inein  Erwarten  freii 
mete.     Hiernach  verschwanden   nun  andi 
Morgen  seh  weifse ,   die  bis  jetzt  noch  in 
gern  Grade  fortgewährt  hatten,  gänzlich. 
Neigung  zu  Erkältungen  horte  auf.    Der  * 
ke  hatte  jetzt  wieder  so  an  Fleisch  zog 
men.  dafs  ihm  mehrere  Kleider  KU  eng  ma'*^ 


~     05     . 

Im  Herbst  War  der  Kranke  imn  60|  flab 
ich  ihn  Yiohl  für  geheilt  ansehen  konnte,  der 
Hasten  war  bis   auf  die  geringste  Spur'  yer- 
BchWunden;    Nur  ein  geringer  Grad  von  Eng- 
brüstigkeit beim  Treppensteigen  oder  starker 
Bewegung,  leichtes  Erhitztwerden  bei  korper* 
Hcher  sowohl  als  bei  geistiger  Arbeit,  zeigten 
sich  noch.  —  "Mancher Kranke  würde  jetzt  die 
Kur  verlassen  haben,  aber  der  meinige  kannte 
.  sein  Uebel  zu  gut,  als  dafs  er  nicht  eingesehen 
liätte,  dafs  seine  Genesung  noch  auf  schwachen 
FüCsen  stand ;  ein  kleiner  Umstand  konnte  den 
Fanken  bei  der  noch  fortdauernden  Congestion  in 
den  Lungen ,  leicht  wieder  zur  hellen  Flamme 
anfachen.     £r  entschlofs  sich  daher»  noch  einen 
Winter  in  Eilsen  zuzubringen.    In  seinem  Ge- 
isnche  an   Fürstliche  Rentkammer,    dafs  ihm 
auch  diesen  Winter  das  Gasbad  zu  gebrauchen 
erlaubt  werde,   drückt  Patient   sich  über  sei- 
nen Zustand  folgendermafsen   aus:  „Zu  mei- 
y,ner    völligen    Wiederherstellung   bleibt    also 
j^,weiter  nichts  übrig ,  als  dals  diejenige  Schwä- 
,,che,   wegen  welcher  ich  sowohl  bei  geisti- 
,^er,  wie  bei  körperlicher  Arbeit  leicht  zum 
,,Schwitzen  heifs  und  darauf  matt  werde,  vol» 
fjlig  verschwinden  möge.     Da   mich  aber  das 
^,Gasbad  in    dem  Jahre   meines  Hierseyns  auf 
,,alimähb'gem  Wege  so  weit  hergestellt  hat,  so 
,,hoffe   ich  auch  in  der  Folge  dahin  zu  gelan- 
y^gen,   dafs  ich   wieder  als   ein   thätiges  Mit- 
„glied  in   die  menschliche  Gesellschaft  einzu- 
^,treten    vermag.     Sollte    ich  diesen  Wunsch 
^^aber  nicht  erreichen  können ,  so  hat  der  Auf- 
^, enthalt  in  Eilsen  doch  schon  deshalb  unschätz- 
,»baren  Werth  für  mich  erlangt,  dafs  ich  durch 
,^ihn  in   den  Stand   gesetzt  worden  bin ,   bei 
,,einer   mäüsigen    und   regelmälsigen   Lebens« 


P-     »7     •. 

dafi  «r  sich  bU  jetst,  Oetokw  1826;  Im- 
r  so  wohl  ^efiihU,  iah  «r  gar  ktia«  Afs« 
M  bediufl  Iiaba. 

■ 

Ziväu  Beobachtung. 

Ghrisiian  IL,  Uoteroffider  im  hieriffea 
itair,  38  Jahr  alt,  voa  sehr  gesundeB  £1- 
i  gezeugt,  machte  die  Feldcuge  1809  g#* 

Oesterreich ,  dann  bis  1811  gegen  Spaniea, 
2  in  Rafslandy  die  ganze  Belagerung  in 
isig  ond  die  gegen  Frankreich  mit,  fiUirtd 
ler  einen  sehr  nüchternen  Lebenswandel^ 
*,.in  dieser  Zeit  immer  gesund,  aaber  1814, 

«r  Tom  Typhus  beüedlen  wurde»  An  sy- 
itischen  Uebeln  litt  er  nie.  Im  Jahr  1817 
leirathete  er  sich  und  zeugte  mehrere  Kinder» 

Nach  zurückgekehrten  Frieden,  wo  mit 
Ruhe  sich  gewöhnlich  erst  die  Folgen  det 

ipazen  bei   den  Soldaten  einfinden,  klagte 

auch  oft  über  Brustschmerzen ,  die  mir  ih» 
Grund  in  einer  Congestion  nach  den  Lnn^^ 
zu  haben  schienen.    Ton  Zeit  zu  Zeit  ein 

n^lai^)  Nitr.  ond  Crem«  waren  die  Mittel, 
dagegen  angewandt  wurden  und  anch  im« 

r  Erleichterung  YerschafiTlen. 

Im  Herbst  1823  bekam  Fatient  nach  einet 
ültung  einen  heftigen  trocknen  Husten,  det 
selbst  überlassen  blieb»  und  wobei  der 
nke.  seinen  Dienst  fortthat.  Nach  einigen 
chen  trat  aber  Bluthusten, ein,  Aderlässe, 
'•  Salmiac.  Digitalis  ^  wurden  ange^andt^ 
ib    das    Bluthusten  kehrte   immer  wieder 

wurde  zuletzt  so  heftig,  dab  Lebensgefahr 

fand  und  Säuren  angewandt  werden  mub-^ 

Nach  6  Wochen  hatte  der  Kranke  sich 

c  weit  wieder  erholt ,  daOi  er  seinen  DieasI 

»nn«  LXiy«  Bs  5. 8t.  6 


^    99     - 

h  'eine  Zulage,  wodurch  er  in  Stand  gesetsi 
rdei  aeinen  Unterhalt  in  Elisen  eu  erhalten. 

Es  war  am  lOten  Noyember  1824/  als  ich 
.  Kranken  selbst  in  meinem  Wagen  nach 
•B  brachte,  er  war  so  schwach,  dafs  er  nur 

Hülfe  des  Hausknechtes  die  Tteppe  Im 
ehause  ersteigen  konnte. 

E^  war  mir  klar,  dals  ich  hier  mit  einer 
«n  Phth»  tKiäcerata  aequisüa  bu  thun  hatte, 
durchaus  nichts  Erhebliches  £um  Grunde 
.  die  Eltern  des  Kranken  waren  gesunde 
itige  Menschen,  und  keine  seiner  Geschwi« 
,  litten  je  an  Brustbeschwerden.  Hier  war 
Uebel  lediglich  durch  eine  Congestion  des 
tes  nach  den  Lungen,  hervorgebracht  durch 
starken  Strapazen  in*  einem  Alter,  wo  der 
pper  noch  nicht  ausgewachsen  ist  (andere 
•d&en  als  Haemorrhoiden .  Plühora  abdoni^ 
•i  psorische  Schärfen  u.  dgL,  waren  nicht 
amehmen)  entstanden.  Die  Prognose  war 
Hch  nicht  günstig  su  stellen,  allein  es  wflif 
}^  Too  einem  Mittel^  das  mir  in  einem  noch 

r'  Veifelterem  Falle  so  vieles  geleistet  hatte^ 
dem  ich  hinsichtlich  der  Minderung  des 
eisten  ZuStandes  in  diesen  edlen  Organen, 
ii  anderes  gleich  su  stellen  wurste,  noch 
Im  SU  hoffen. 

Xch  rieih  den  Kranken ,  sich  vorerst  Yolr* 
:  Ifachmittages  jedesmal  2  Standen  in  dem 
Itade  aufzuhalten  und  dann  seinem  Befin- 
_  läfs  zu  steigen«  Alle  andern  Arzneien 
&D  bei  Seite  gesetzt,  eine  milde  nähr- 
M  Diät  und  das  Trinken  von  frischer  Kuh- 
^  .empfohlen« 

*  C2 


«ml 
*QeD 


-    101    — 

ag  von  IslÜndlschem  Hoos  und  AliUtfolium 
Euen. 

Im  April  liets  ich  das  Gas  immer  kalter 
tbmen ,  bis  im  Mai  gar  keine  Wasserdäm- 
mehr  damit  vermischt  wurden.  Patieiit 
Ute  aber  in  diesem  Gase  nicht  so  lange 
reilen,  nach  zwei  Stunden  stellte  sich  ge* 
nlich  starke  Müdigkeit,  öfteres  Seqfzen, 
imern  vor'  den  Augen  und  Schwindel  ein, 
lafs  er  ins  Freie  gehen  mufste,  wo  sich 
I  alles  bald  verlor«    Im  Ganzen  brachteer 

täglich   nur  4   Stunden  im-  Gäsbade  zu. 
puls  war  jetzt  zwischen  60:^70  Schläge 

blieb   auch    beinahe  so   aufser  dem  Zim- 

Ende  Mai   war  der  Kranke   schon   im 

de,    zu  Jf'ufs  nach  Bückeburg  zu  gehen, 

er  doch  einen  ziemlichen   Berg  ersteigen 

ite. 

Wdgen  einer  Reparatur,  die  im  Badehau- 
irgenommen  wurde,  konnte  Patient  in  der 
an  Hälfte  dieses  Monates  das  Gasbad  nicht 
»neben.  Die  Mouaie  Juni  und  Juli  wurde 
och   gebraucht.   —     Da  der  Kranke  sich 

ganz  wohl  fühlte,  die  Brust  so  frei  war, 
solches  seit  einigen  Jahren  nicht  der  Fall 
»sen,  ich  denselben  auch  immer  unter 
dn  hatte,  so  hielt  ich  für  jetzt  den  weite« 
Gebrauch  dieses  Mittels  für  nicht  mehr 
>$)  legte  den  Kranken  zur  Vorsicht  eine 
anelle   am  Arm»'  rieth   ihm   eine  frugale 

und  mö°:lichst  gleichmäfsige  Lebensweise 
entliefs  ihn  damit  aus  der  Kur. 

Im  October  1825  trat  M.  seinen  Dienst 
[er  an,  und  ist  seit  dieser  Zeit  immejr  so 
1  gewesen  ,  dafs  er  aufser  einem  Thee  von 


I.  io  dec  BciuL. .  AUat  TenMlh  •benfiilk  ein 
^rcalöses  Leiden  der  Lungen  mit  bedenfl^n- 
;<CQnge8tion  nach  diesen  Organen,  und  sie 
3St  fürchtete  sehr,  dafs  es  ihr  wie  ihren 
■chwistern  ergehen  möge.  Sie  yerheira- 
|ie  «ich  nun  nach  Elisen  und  wohnt  in  der 
be  einer  starken  Schwefelquelle;  und  im 
Woner  werden  in  ihrem  Wohnhause  Viele 
9er  ifiir  Hausleute  hev^itet.  In  den  ersten 
irsn  ihres  Aufenthaltes  klagte  sie  noch  zu^ 
Ben  iiber  BVuslbeschwelrdeti  undTliH  elnVaa^- 
X  an  heftigen  Bluthusten.  Nach  und  nach 
rtden  aber  alle  Beschwerden  weniger  ^  i^nd 
.  ist  jetzt  ^iae  stärke  gesanjk  Person ,  die 
4irere  Kinder  geboren  und  selbst  genährt  hat. 


.:»    * 


MM» 


-    104    . 


I 


Vt 

Kurze    Nachrichte 

■  ■     • 

«ad 

Auszüge. 


f. 

DU  JTambrmnMr  Badetaison  im  Jahn  iffi 


vom 


Befiath  Hausl^uihn^r    dusMtU 


Oq  miFreondlich  und  nafikaU  di«  «rtteii 
lute»  der  M«i  und  Junins»  yorstrichen«  d^nn 
.•m  i4ten  and  i6ten  Mti  fiel  laeleich  mit  des 

ftn  Schnee y  und  gefror  dte  Walter  an  Eil, 
en  27ten  Juni  wurden  die  Scheitel  des  hobta 
birges  noch  einmal  mit  neuem  Schnee  bedeckt) 
flberaus  schön  und  warm  wurde  die  Witteniig 
Johannisy  und  dauerte,   mit  Meinen  Unterbrc  '^ 

§en  bis  aum  S5ten  Ootober  fort«  Die  heil 
'age  fielen  in  den  August ,  und  der  ThenDOBm^l 
erreichte  zweimal  +  ^7®  R*  im  Schatten.  Dielm^l 
tobenden  Winde  waren  in  den  ersten  Montten  M 
flordy  in  den  folgenden  der  VVest.  Die  (r^xrftffj 
«waren  häufiger ,  als  das  yoriee  Jahr ;  man  xiBlto  »j 
Aiee  20»  aber  nur  wenige  Kamen  nahe,  nnJ 
allen  den  Verheerungen ,  die  sie  an  so  Tieltn 
teil  angerichtet  haben,  haben  wir  nichts  erftbreii 


—    105    — 


Din  soctn  Stptainbcr  crbliolita  ntny  ntoh  •!• 
B' regnioiiMii  Tago^  das  hohe  Gaoirge  wiedar  mit 
Dedtokt. 


Bai  der  lo  unfreandlloheii  halftan  Witfamiig  in 
;  Frahlin|;t  -  Monaten  p  mufste  die  Yegecaaon 
U  natarhoh  sehr  auracli bleiben ;  darnm  hatten 
fioten  Mai  die  Leirchenbiume^  Birken  und  W^i- 
kaum  auteeiehlaeen  ,  und  aeigten  nur  dArftigea 
ib;  die  Eichen,  Cinoen«  die  italienisehen  Pan- 
|r  u,  ^.  va,  hatten  noch,  gar  Keine  Bittrer}  dio 
Ü«  Kiriob"  und  PAaumenoiluine  fingen  eben  erat 
tu  Mtlhen,  und  die  Saaten*  waren  kaum  $o  weit 
|oaohosien ,  d^fs  eich  eine  Krähe  darin  hUte  Ter* 
{•n  können. 

2>aete  Buent  ao  nafikalte.  und  apftterhin  wieder 
inlultend  warme  und  treckene  Witterung  konnte 
b  auf  den  menschlichen  Organismus  nicnt  ohne 
idliohen  EinAuCi  aeyn*  Schnupfen  und  catarrham 
k«  KramkheUen  herrsehten  in  den  ersten  Mona« 
\  in  den  folgenden  kalu  Fieber,  deren  Form  und 
riauf  mancherlei  Anomalien  aeigte»  und  jDiar- 
m  und  Cholera»  Sie  befielen  sowohl  die  Orts« 
rohner  als  fremde  Badegäste.  Jedoch  ergriffen 
ludten  Fieber  fast  blofs  die  Polen  ^  und  kamen 
b  nur  'infroer  als  Recidire  vor.  * 

Der  Besuch  von  Fremden  war  stark  •  und  stand 
I  vorjährigen  nicht  nach.  Die  Listen  afthlen 
S  Personen  aus  allen  Klassen ,  welche  vom  Alten 
il  bia  aum  26ten  September  nach  Warmbmnn 
^nunen  waren«  Unter,  ihnen  befanden  aiok  vieie 
liteiohnete  Personen  und  hohe  Gäste« 

Von  allen  den  Gästen,  welche  Warmbrunn  ha- 
lt haben,  haben  1794  Individuen  die  hiesigen 
U«n  und  Heilanstalten    wirklich  bsnutsty    und 

aaa    der    I.  Claase  880  Personen. 

—  —    H.       —      328 

—  —  III.       —      386      —    — 

1794- 

^nter  diesen  erhielten  durch  die  GAfe  des  ho» 
%erm  Besitaers  Warmbrunns ,  454  Personen, 
^WT«  von  62  MüitairSf  Freibäder,  und  145  Per- 


—    106    — 

•onen   sagleich    noch   haaret-  UttifrstMtwng  nt  te 
Btde  ••  Armen  -  Ktitfe^ 


In  der   Gräflichen    Bade^Armenan^U 
137  Kranke  angenommen   und  gmns  Tcrpflegti 
fferdem  «ber  finden  .noch   mehrere  FenoMi 
Dininctioa  hier  freie  Wohnung. 

Die   Krankheiten,   ß^gcvi  WßUhü  die  fleiJ 
gehraucht  wurden^  waren:    '  ^ 

Gidbc ^    .......    • 

Rfaenmatiimns •    •    •    •    • 

Gasichtsiehinerz •••• 

JLendenweh  {Lnmhaeo)    ••.••••• 

Haft  weh  (Mal,  ischtadiemm)     •••••• 

Kopf-  Brust-  und  Leibachmexsen    .    •    •   « 

Krampfhafte  Beichwerdea • 

Haibieitige  Lähmungen  nach  Schla^flaiseB  * 
Lähmungen  und  Schwäche  der  Glieder  und 

Sinn  •  Oxgane  ••••. 

Hypochoadrxsche  LeidTen 

Hysterie  und  Nervenschwäche 

Herzklopfen.     ...*.•• 

Krankheiten  des  Verdaunngs  -  Systems »  (Ls- 
berleiden,  Verschleimung  der  ersten  Wege^ 

Hartleibigkeic  etc.)      • 

Stein-  und  Grieabesohwerden  .     .     •    .    •   • 
Hämorrhoiden      ,;•••••«••• 

BlennorrhAen .^•«•••« 

Krankheiten  des  Uterinsystema  p   (Unordnoa- 
gen  der   Periode,  eta)     •    •     •    .    •    •  • 

Inturoescena      ••    •'•     •     • 

Cachexien,  Scrofeln,  Rhaohitia  etc.      .    •    • 

Ausichlagskrankheiten 

^Syphilitische  Uebel      • • 

Aeufsere  Krankheiten,  GelenhateiAgkeit,  Kaie- 
geschwalste,  GeschwAre,  Scirrhenp  Aogsa- 

übel  etc.     .    •     • •••• 

Unbestimmte  Krankheiten 


Von  allen  diesen.  Kranken  sind  3  Ptnofl^j 
storben,  und  awar 

am  Schlage.    . • 

'  an  Lähmung  und  völliger  Entkräftusg  •  * 


k 


—    107    — 

Aufiercleiii  tber  fanden  noeti  s  Fremde  in  Warm* 
bronn  das  Ziel  ihrer  irdischen'  Lanfbahn,  ohne  eine 
Stdekur  nnternomfinen  lu  haben,  nnd  swur  der  eine 
davon  an  Altersicbwäcfae,  sehen  dett-3tea  T«^  nach 
•einer  AnKunft,  der  andere  an  der  Schwinosachr, 
die  bereits  einen  so  hohen  Grad  erreicht  hatte»  dafs 
die  baldige  Auflöaung  leicht  vcraussusehen  war. 

'  Was  die  Wirkung  der  Bftder  im  AllgeneiiMit 
betrifFty  so  wäre  es  aberflafdg^aFOn  au  reden»  weil 
et  nur  die  Wiederholung  dessen  s^yn  könnte»  Draa 
ich  in  meinten   frühem  Aufflätaen   und  im  roi^fthri« 

fen  Bericht  (S.  Hufeland' s  u.  Osarui^s  Journ«  d.  pr« 
[eilk*  62«  Bd.  1826.;  darflber  gesagt  habe.  Doch 
inufs  ich  bemerken»  dafs  die  Frottir-Douche»  wel- 
che jetat  sehr  gut  und  avreokmafsig  eingerichtet  ist» 
ihre  Ndtalichkeir  auf'a  Neue  bewährt  hat»  indem 
durch  sie  in  einigen  »Fällen »  in  denen  die 'Bäder 
find  die  gewöhnliche  Douchr  nicht  ausreichten»  die 
Genesung^  glücklich  herbeigeführt  worden  ist. 

So  wurde  ein  Offiäier»  welcher  sonst  vollkom- 
aien  gesund  und  von  kräftiger  Constitution»  seit 
mehreren  .Wochen  von  einem  sehr  heftigen  Sehmerz 
in  dem  Unken  Ober»  und  Unterschenkel  (Ischias  ner» 
vosa  antica)  gefoltert  wurde»  und  weiches  Uebei 
mancherlei  Mittel  und  auch  den  täglich  2  Mlil  ee- 
nommenen  Bädern  im  grofsen  Basain»  so  wie  der 
eewöhnlichen  Deuche  hartnäckig  widerstand,  end- 
lich durch  die  Frottir-Douche  vollkommen  von 
•einen  Leiden- befreit. 

Von  den  vielen  andern  glücklichen  Erfolgen» 
welche   die   Kranken   von   dem   Gebranch  der  JSeil- 

?üellen   erfuhren,  erlaube  ich    mir  folgende  ansu* 
dhren : 

1.  Das  Mädolien»  welches  in  Folge  einer  Schufs- 
wunde  ein  beständiges  Schlucksen  surückbehalten 
hatte»  und  deren  ich  in  meinem  vorjährigen  Be- 
richt erwähnt  habe»  ist  vollkommen  genesen. 

fi.  Ein  Cavalier,  in  den  schönsten  Jahren  seines 
X^tbena »  welcher  seit  einem  halben  Jahre  fortwäh- 
rend, in  hohem  Grade,  bald  mehr»  bald  minder,  an 
allgemeiner  Gicht  ^  als  Folge  von  Verkältung»  gelit- 
ten hatte,  -wurde  endlich  wenigstens  ao  Vveit  her- 
gestelU»   dafs   er    Teplitz  besuchen  konnte.     Allein 


—    109    - 

Mal  nach  WArinbrunii  ktm  i  und  dnrich  die  mehrare 
Wochen  lang  fortgesetzten  Bäder  ikn  Bastin  so  viel 
Erfolg  hatte ,  dafs  die  Anfalle'  auf  mehrere  Jahre  be« 
aeitigc  wurden.  Da  sieh  jedoch  im  Jahr  i8J^  eiffc 
neuer  Anfall,  obgleich  von' nicht  laneer JDauef^ 
wieder  ein^funden'  hatte ,  so  wuVde  Jer  Kranke 
bewogen  9  diesen  Sommer  noch  einmal  die  BAder 
zu  brauchen.  Die  Wirkung  war  aehr  gut.  Die 
Schmerzen  sind  gäntlich^  gewichen,  die  Geachwnlsc 
des  Kniegelenks  hat  an  UmCsnfi;  sehr  abgenoikimen^ 
und    die    Beweglichkeit   desaelben  ist   taitwiedex 

noxmaL 

k  ■    ■ 

4.  Ein  Herr  ron  52  Jahren,  von  kräftiger  Con* 
•titutioa  und  cjiolensch  •  sanguinischem  Tempera- 
mente,  bekam  den  iiten  Dec.  i8s4  das  erste  Mal 
einen  gelindern  Anfall  yön  Podagra,  wobei  der 
Schmers  in  den  grofsen  Zehen  war,  und  abwech- 
selnd bald  die  linke,  bald  die  rechte  Zehe  ergriff, 
bis  endlich  Mitte  Januar  1^25  ein  heftiger  Schmerti 
beide  Fafse  einnahm.  In  Folge  einer  unrichtigeft 
Behandlung  verloren  sich  die  SchmerEen  nlötslioh. 
bis  anf  ein  dumpfes  Gefühl',  dafAr  aber  steute  sich 
Beklemmung  des.  Athemholens,  Stechen  in  der 
rechten  Seite,  trocknet  Husten  und  heftiget  Durst 
ein.  Die  BruslhekUmmmtg  stieg  bis  sur  Urthopnoe^ 
die  Absonderung  des  Flarns  cessirte  fast  gans.  Ea 
war  also  ein  Zurücktreten  des  Podagra  auf  die  Brust - 
Organe  erfolgt.  Wiederholte  Aderlässe»  Blutesel, 
Cal^ibel  mit  Digitalis  bis  zur  anfangenden  Saliva- 
tion,  Expectorantia  etc.  stellten  nach  8  Wochen 
den  Kranken  wieder  her.  Doch  blieben  öfters  wie-, 
derkehrender  gelinder  Schmers  in  den  Fafsen  und 
in  der  Seile,  Herzklopfen,  Beschwerden  der  Ver-: 
dauung,  und  je  zuweilen  in  der  Nacht  Anfälle  von 
Brastkt am nf  zurück ,  weshalb  der  Arst  des  Patien- 
ten dcnseloen  rieth  noch  die  Heilquellen  Warm- 
brunns zu  benutzen.  Er  badete  dem  zu  Folge  durch 
6  Wochen  täglich  im  Bassin,  und  trank  den  Brun- 
nen mit  Karlsbader  Salz,  worauf  er  vollkommen 
genas,  und   seitdem  keine  Anfälle  irgend  einer  Art 

gehabt  hat.  Demohnseachtet  wiederholte  er  diesen 
onuner  die  Badekur  in  der  Hoffnung,  die  Gesund- 
heit, deren  er  sich  nun  erfreute,  nocii  mehr  tu  be- 
festigen. 


—  111  — 

f 

■  •  -  ■  '       ■  ■        ' 

A  aiehl  ehar  mit  entern  Erfolge «  bii  mgUioh 
Dooohe  in  Anwendung  gezogen  wurde«  Die 
itang  erfolgte« 

tu  Ein  Bauer  bette ,  ebenfalls  wegen  Hüftweh 
der  reehten  Seite  ^  vorigen  Sommer  die  kieiigcn 
Uen  benum ,  und  sein  Uebel  schon  liacb  5  Bt- 
.  ia  kleinen  Bassin  verloren.  Aliein  da  den 
iMr  ^rauf  ein  gleicher  Sobmers  die  linke  Hafte 
I»  so  wurde  dieses  Jahr  Sufs  neue  die  Bedeknr 
«itonunen »  woron  mir  aber  bis  jetst  der  Er- 
sieht bekennt  geworden  ist. 

13.  Ein  Tuchmacher  verlor  die  lang  gedauerten 

terzen  in  der  linken  H&fee,  nachdem  er  36  B)U 

im    Bassin    und    9  Douobe-Bider  genommen 

iff^  Ein  Königlicher  Beamter,  ein  kriftigerMann 
len  besten  Jahren  des  Lebens ,  haue  das  Un- 
K  yor  X  Jahren ,  in  Folge  eines  apopleccischen 
iPt  auf  der  reckten  Seite  gelähmt  und  fdr  sein 
;  unfkhifi  SU  werden,  Deihslb  benutzte  er  x  Jahr 
lereinander   die  Quellen  Warmbrunns >  jedesmal 

fteigpnder  Besserung»  und  ist  nun  so.vollkom- 
I  hergestellt,  dafs  er  die  Feder  vollkommen  fah- 

«nd  seinen   Geschäften    mich  wie  vor  vorate« 

t'luinn. 
".  '■ 

14^  EJln  armes  Dienstmidchen ,  welches  ,vor  8 

h  Jahren »  in  Foleei  einer  .Verletanitg  des  ROck- 

^flf  durch  Uebertahreny  an   beiden   untern  Eic* 

eititen   völlig  gelähmt  worden;   durch  den  Ge* 

|ob  deir  warmen  Bäder  aber  wieder  vollkommen 

itdn   war,    erlitt    im  vergangenen   Jehre   durch 

""  "  welchem 

surflck« 

le  Schwä« 

Nieder 'behoben   wurde.    Deshalb  kam  sie  die« 

Sommer  wieder  nach'  Warmbruun,  badete  durch 

^ochen  im  Bassin,    und  nahm    la  Doucbebäder, 

%lif  die  Schwäche  fast  gans  behoben  wurde. 

^5;  Eine  vornehme  Dame  von  vielem  Geiste, 
kfte  an  rheumatischen  Beschwerden  und  hysteri' 
**  Nervenschwäche  schon  seit  mehreren  Jahren  gp» 
^f  und  deshalb  in  verschiedenen  berüLmten  £ä- 
''  nnd  Btunnen  Hälfe  gesucht  hatte,  ohne  sie 


—    US    - 

sitfgeOf  weshdb  ihr  Amt  ibx  die  Heil^uelUn  Waffin« 
Iiiniiint  anrieth«  Ein  4wdcheiitlic1iaK  O^braach  d«t 
Bades»  das  Saidschfltsar  Bittarwassar»  Pillan  aiM 
Aland«  Öchaangalla  und  Rhabarber,  ntibit Böffinai^^ 
VisearaKElixirp  stallten  die  Kranhe  TollkoDaea 
viadar  h^r. 

2o.  Ein  Fräulein  von  21  Jtbren.  walche  schon 
iror  5  Jahren  wejgen  Msnostasis  die  Bäder  mit  ▼  oll« 
liomipensieni  Erfolge  gebraucht  hatte ,  litt  aeit  aini- 
.gar  Zeit  wieder  an  Irregularitäten  der  Periode,  Sai- 
tantuchan,  Kopfschmarsen ,  D)^spepiie9  Trägheit 
das-Stuhleanei  und  mehreren  hystarischao  Zufallen» 
walehe  die  &uost  ni6ht  An  beseitigen  Termogte« 
PI«  Kranke,  yviederholta  daher  diesen  Somnuar  die 
Badekur,  und  erlangte  ihre  Gesifildfaeit  gänsUch 
wieder* 


2. 

Diä  Brunnen'  und.  MolkananttuU  zu  Salzbrunm  im 
SchUsuehen  CsbirgSp  hn  Jahre  i8a6^   > 

Vom 

Hofrath    Zemplin, 


Die  Zahl  der  einseinen  Kursftite  war  loSSf 
70s  waren  aus  der  Pxovins  Sohledan,  a8o  ans  an» 
dam  Preufsischen  und  selbst  sehr  entfernten  Pro* 
vinaen ,  und  71  aua  dam  Auslande  eingetroffen.  694 
.verbanden  mit  den  Mineralauellen  den  Gebrtueli  * 
der  Ziege nm olken ,  a5  der  Zieeenmileh,  nndsi  der 
Eaelinnesnnailch.  Molken  wurden  durch  die  ganse 
Knneit  8240  Quart,  Ziegenmilch  220  Quart,  nnd 
Baelinnenmilch  197  Quart  verabreicht.  i5i  Kurgäste 
benuuten  zugleich  die  hiesigen  Badeanstalten;  ver- 
aendet aber,  wurden  im  Laufe  das  gansen  Jfahrea 
1^3924  Flaschen. 

Vom  den  Kurgästen   starben  6.    Fftnf  Lnngen- 
tehwindaüchtige ,    deren   Krankheit   schon    so  weit 
Vovgerfiokt  war,  dafa  daa  Leben  nor  noch  wooige 
Journ.  LXI V.  B.  5.  St.  H 


~    115    — 

Krankheit  noch  keinen  to  hohen  Grad  erreicht  hattOf 
bei  manohena  nur  erst  im  Beginnen  'war,  ward  Br» 
leicbterung»  Lindemne,  ja  aelbat  mehreren  toII« 
•tindij^e  Genesung.  Ich  erlaube  mir  nur  fi  Falle 
«Bsnfahren.  Frau  B.  aus  G.^  3o  Jahr  alt,  von  ee- 
•nnder  Constitution ,  war  seit  9  Monaten  in  Folge 
-•ines  yersiumten  Cstarrhs  heiser ,  und  dabei  im  6ten 
Monat  schwanger.  Vielerlei  war  angewendet  wor. 
den,  aber  alles  fruchtlos«  weil  es  zu  spU  gewesen 
waT)  die  Heiserkeit  blieb,  Patienciu  wurde  mager, 
und  ihre  Kräfte  nihmen  sichtbar  ab.  80  traf  sie  im 
•Mai  1825  in  Salsbrunn  ein.  Die  Kur  wurde  mit  4 
•Blutegeln  an  die  Luftröhren  gesetzt  beeonneo,  das« 
•elbe  verfahren  später  noch  einmal  wiederholt,  und 
nach  gwöchentlichem  Gebrauch  du  Obetbrunnens 
mit  Molken,  später  mit  Bselinnenmilch,  verliefs 
uns  die  Patientin  mit  lauter  Stimme  und  ganz  wohl. 
Die  bald  nach  ihrer  Heimkehr  eintretende  Nieder* 
liunft  verlief  sehr  glücklich,  und  der  ganze  Winter 

fab  SU   Klagen  keine  Veranlassung*    Wohlbehalten 
ehrte   sie   zur  Wiederholung    der  Kur   in  diesem 
letzten  Sommer  eurAck. 

Fr.  V.  R«,  26  Jahr  alt,  von  zarten  an  phthiai* 
'fchen  Habitns  grenzenden  Körperbau ,  Mutter  von 
i|  Kindern,  litt  seit  einigen  Jahren,  besonders  bei 
rauher  Jahreszeit  an  Trockenheit,  hlufigem  Brennen 
und  Stechen  in  den  Luftröhren ,  mit  Tlflstelil  und 
oft  wiederkehrender  Heiserkeit.  Sie  gebrauchte  den 
Oberbrunuen  mit  Eselinnenmilch  durch  5'Wocheny 
und  die  Folge  war  ein  so  erträglicher  Winter,  wie 
fie  lange  keinen  hatte,  und  sie  konnte  selbst  bedeu^ 
iender  Kälte  sich  ohne  Nachtheil  aussetzen.  Daher 
kam  sie  in  allem  Betracht  wohler  als  im  vergaue« 
aien  Jahre  in  diesem  zur  Wiederholung  der  Kur 
sarAck, 

Die   gröfseste  2ahl    unserer    Kurgäste  an   einer 
Krank h ei ts form    waren  diejenigen,  welche  an  Lun- 

fensehwäche  litten.  Hier  ist  der  eigentliche  Wir- 
ungskreis  unserer  Heilanstalt,  und  d'as  jährlich  ver- 
asehrte  Zuströmen  solcher  Kranken  beweiset  diese 
Aataaee  am  sichersten«  Dehn  es  bleibt  fiewifs,  die 
ansgebrochene  vollendete  Lungenschwinasut.ht  kann 
Balzbrnnn  nicht  heilen,  so  wenig  wie  andere  ähn- 
liche Mineralquellen,  aber  die  drohenden  wohl  ver- 
balen. 

H  2 


,  Hr.  »■.w-a.,  ,_.  _. 
i6sj  dem  Anscheine  ntcli  ■! 
lenei,  nicli  äalibruiin,  i''ii 
»hrt,  mit  anli.ltenden  Slul. 
verbticbto  «t  «eine  meitce  Ze 
der  Krankheit  mren  VeiilO] 
lerialHiü.en.  N.th  6  WocJ 
Obeibrannens  mit  Moltieii 
grandetiten  IloSnungen ,  di 
S^miper  bei  leioer  RücUehr 
Von  den  liyitctiichea  Fi 
in  dietem  letzten  SaromeT  ■■ 
nelcii  neh  mehrere  Falls  ( 
Leiden,  so  wie  Jnrob  den 
Kur  e^e^"  dieielben  *□■;  1 
sur  derjenigen  Krinhen  ZU  ( 
ineiiiBm  Bericht  vom  Jilite 
liisfrihrUcIier  ged.cbt  bibe. 
ich  gegen  d«s  Ftiihjili 


erbole. 


g  Men 


,    die 


doch  iCbon  in  Sahbruni 
mal  geaeisc  hauen,  »igten 
Igten  Juni  Inf  die  Krinke  e 
ein,   jedoch    in    Folge   der  F 

«»chöpFt,   aber  nicb    i4  T>| 

wurden  die  Fortschritte  «ich 
ncuigen  liegvCndetcT,  daCs  die 
■    1  doch   endlich   <" 


delt    Tverdei 
den  f:an 


köni 


Die 


■o  wie  iie  es  in  diaiem  wi 
l»nd  iat,  laiic  Nachrichten, 
etfreulich.  Während  der  1 
sie,  kufaer  Eweien  AderUxe 
Anneien,  als  den  OberbrUi 
tbeils  mit   Eselinnenniilcli  1 


Was  endlich  da*  Aeuts 
triKt ,  so  gestaltet  es  sio}^ 
und  die  ankommenden  ra 
gehe  immei  mehr  befriedtg 
dem  noch  Stalt  findenden  ] 
tbek  be.ien.  .beebüllen,  ui 
werden  5  neite  Hjiuier  fllr  v 
nung  gewahren.     Die  4ie  i 


—    119:   — 

nöoh   In  Thltigkeit,    «nd   di«  d^sn  bcimtst« 

.1«  weiset  na^h  der  Analyse  des  Herrn  Fif^A«/*, 

der  Chemie  an  hiesiger  Univertiut.  folgend^j! 

ü^ndtheile  nsoh.     Ein  Pfund  au  16  Ünsen  gib 

^ran  festen  trocknen  Rüekatand.  und  ftwiir: 

Salasaures  Natrnm  •  • '  •  •  •  '  •  0,15. 
Sohwefelssures'Natrdm  •  •  •'  •  0,27. 
Kohleniaures  Natrum  •  •  •  .  •  0|ii. 
Salsiaure  Talkerde  •  «  .  «  •  .  0,04. 
Extraktivstoff  •    •     .    :.    .    .    ,    ^    0,08- 

Kohlensauren  Kalk •    t,2ö» 

Kohlensaures. Eisenoxydul   *    •■ '.  ,o,^\^ 

Magnesia •    •    •    0,09» 

Kieselerde '.'...    0,59. 

An  flüchtigen  Bestandtheilen  iä  .     i5o  ZoIL 
Kohlensäure      ••••«•••        1^    «.» 
Spuren  vpn  Schwefelwaiserstoffgfts.^ 


3. 

tzsig0  €iner  neuen  Erscheinung  der  Influenza  in 

Sibirien,  *) 

Von 

Dr»    J,  Rehmann^ 

H*  K.  UDirklich.  Staaisrath  und  Leihartt* 


4    ■' 


St.  Petersburg »  den  got^  MHn  i8S7» 

Dia  Influenza  ist  wieder  erschienen,  •»  Bt  hatf 
L  diese  Krankheit  bereits  in  einigen  unserer- öu- 
len  Gouvernements  geseigt.  Ob  sie  nnt  einen 
ach  machen  werde,  steht  noch  dahin  gestellt.  — 

Wir  eilen»  diese  interessante  Nachricht  dem  Fubli- 
tnm  sogleich  mitzutheilen,  um  es  yon  der  möglichen 
Inknnit  eines  neuen  Gastes  zu  benachrichtigen »  wenn 
Lerselbe  dieselbe  Beise  wie  im  Jahre  i78ft  antreten  sollte, 
ind  jeder  wird  mit  mir  Hrn.  Saatsrath  Rehmavn  datiir 
tanken.  —  Wahrscheinlich  wird  hierbei  viel .  auf  die 
^^iftstTü'mung  ankommen.  Anhaltender  Kordostwind 
konnte  viel  zur  Herb  cUi'ihrung  beitragen.  d.  H, 


—    121    — 

B9acli  4eni  Aoten  des  vergangtiien  Febmtr^Mo- 
dAp«nen  die  Fröste  in  der  GonTemenMnu- 
t,  anhaltend  von  20  —  ^2^  R*  bei  einem  Barome* 
iftnde  von  ohngefahr  ag  Zoll  fort.  —  In  den 
n  Taeen  dei  Febr.  bliesen  starke  afidwestliche 
die.  mit  einer  Abnahme  der.  Kälte  bis  zvL  lO^* 
«i  fiel  eine  beträchtliche  Menge  Schnee.  — 

A.fn   loten  Febr.   brach  ein  epidemisches  Katar- 
i.eber  aus^   welches  Menschen   von  jedem  Alter 
Geschlechte   mit   Zufällen   befiel,    weiche  fol- 
.«  Abstufungen  bemerken  lieüsen: 

K)  Die  meisten  Kranken  klagen  nur  Über  Kopf- 
aersy  Schnupfen  und  Huiten,  und  diese  Sjmp- 
9  hören  nach  3  bis  4  Tagen  auf. 

a)  Bei  andern  Kranken  geselle  sich  cn  den  ge- 
Lten  Erscheinungen  Halssohmers,  Brustbeklem- 
£.  bedeutende  Abendfieber  und  eine  quälende 
•Uosigkeit.  In  diesem  Falle  enucheidet  sich 
Krankneit  nicht  vor  dem  7ten  oder  izten  ^age, 

2 war  durch  vermehrte  Auidanstuog   dec  Haut 

Husten  mit  Schleimtuswo^f.  •— 

5)  Bei  einigen  ist  ein  besonderer  krsnkhafcrr 
Mnd  der  Verdiuungsorgane  mit  Schwindel ,  be- 
Aigev  Neigung  cum  Erbrechen ,  wirklichem  Er- 
len- oder  DurchfaU,  verbunden  mit  Seltenste« 
■  und  heftigen  Fiebersvmptomen  beobachtet 
'den.  —  Hier  ist  der  Verlaui  der  Krankheit  län- 
jand  nnbestiramt.  — 

.Was  die  Behandlung  dieser  KrankbeU  im  er« 
.'Grade  betrifFt,  so  ipüssen  sich  die  Kranken  in  ei- 
|.'mäfsig  warmen  Zimmer  aufhalten  »  und  nicht 
yAch  nach  ihrer  Herstellung  sich  der  freien  Luft 
t4er  aussetien.  — 

s  * 

Im  zweiten  Grade  wendet  man  Mixturen  nnd 
■po  mit  Brechweinstein,  einen  Aufgofs  v«n  Flie* 
bforneiiy  und  zum  Einreiben  der  Brust  nnd  des 
■■a  die  flüchtige  Salbe  an.  —  Zuweilen  mausten 
SpAaster  gelegt  werden.  — 

Im  dritten  Falle  wird  anfänglich  ein  Brochmlt« 
Und  darauf  der  Salmiak  in  kleinen  Gaben  ce« 
Kt;  .Zuweilen  wurde  eine  AbfAhntng  aus  Bha- 
^•artiuktur  mit  Manna  nothwendig«  — •     .- 


—    123    ^ 

-  pfi)  D«i  erste  Erscheinen  der  Epidenle  In  dtfn 
flBdiichen  Gegenden  des  Tomskiscnea  Gouveme« 
menu  fällt  in  die  JVIitte  des  Pecembers  des  Tongen 
Jahres,  sie  nthm  besonders  im  Anfange  des  darauf, 
folgenden  Januars  bei  trocknem  kaltem  und  heiterm 
Wetter  zu/* 

9*5)  Ohnge)ichtet  der  Heftigkeit  der  Anfälle  und 
des  Grades  der  Krankheit  bei  einigen  Kranken  war 
doch  im  Aligemeinen  der  Ausgang  derselben' elflek* 
liohy  und'  fast  gar  keine  vermehrte  Sterblichkeiii  von 
derselben  veranlafst;  aussenoäimen  awei  odeV  drei 
Fälle  y  wo  die  Seitenttiche  in  wahre  Brusientsfln- 
dung  übereingen  und  nieht  au  Ader  gelassen  wurde. 
IDie  Krankheit  pflegte  sich  am  yten,  selten  am  i2ten 
oder  i^ten  Tage  au  entschei()en.  Die  Krisen  rich- 
teten sich  nach  der  Verschiedenheit  der  Krankheits- 
fonu*  — -  Am  meisten  entschied  sich  das  Fieber, 
durch  Schweifs ,  seltener  durch  Nasenbluten.  — >  Die 
Seitenstiche  verschwanden  suweilen  ebenfalls  durch 
Schweifs,  Euweilen  aber  auch  bei  dem  Auswurf  ei- 
nes weifsen  sähen,  dicken  .Schleimes ^  d.  h,  in  den 
Fällen 9  wo  aufser  der  Pleura  noch  die  Lungen  iä 
•inem  gereisten  Zustande  sich  befanden.  Der  oloP^e 
Husten  fast  immer  durch  schleimigten  dickea  Aus- 
warf.'»  — 

y,6)  Die  Ursache  der  Krankheit  schien  allerdings 
in  einem  eigenthanilichen  Zusunde  der  Atmosphäre 
gegründet  zu  seyn.  Etwa  in  einer  gröfiern  Ent* 
wiokelune;  der  Luftelectricität?  —  denn  man  will 
bemerkt  Caben,  dafs  mit  dem  Ueberßange  des  trok- 
lienen  kalten  und  heitern  Wetters  in  eine  warme, 
feuchte  und  trübe  Witterung  die  Kraft  der  Epide* 
ipie  gebrochen  su  werden  schien,  die  Zahl  der  itran* 
]ien  sich  verminderte  und  alles  Erkranken  bald  auf- 
hörte.'* — 

,,7)  Es  war  keine  besondere  neue-Heilsrt  erfor- 
derlich. Diejenige,  die  bei  gewöhnlichem  Katarrhal- 
.  fieber  angewendet  wurde,  war  auch  hier  die  zweck- 
mäfsigste.  Bei  vollblQtigen  starken  Subjekten  war 
manehmal  ein  Aderiafs  noth wendig,  es  beseitigte 
schnell  die  dringend^iten  Symptome,  und  unterbrach 
die  Entsflndung  in  ihrem  Beginnen.  — -  In  den 
flbrigen  Fällen  war  das  Verweilen  der  Kranken  in 
nicht  SU   warmen    Stuben,    eine  möglichst  leichu 


-    125    - 

Rad.  filieis  mar, »  Hn  mir  in  einem  Falle  •eiae  auf- 
feilende Wirkung  betUd^t.  «—Die  am  Bandwurm  lei- 
dende Kranke  war  eine  sensible  Dame,  eine  Mei^e 
▼on  hier   wohnhaft ,   welcher  bereits  seit  längerer 
Zeit  nioht  unbedeutende  Stücke  eines  Wurms  abge- 
gangen  waren.     Im    vorigen   Herbste   hatte  sie  die 
in  der  Haude-  und  Spener^schen  Zeitung  empfohle- 
nen Terpeiuhinpillen  ohne  wesentlichen  Erfolg  ge- 
braucht,   und  forderte  mich  jetst  auf ,   eine^  wirk- 
samere  Cur   gegen  ihr  Uebel   einzuschlagen»    Eben 
batte   ich  im  Journal  der  ]prakt.  Heilkunde ,  Januar 
i837>  die  ausführlichere  Beschreibung  der  PesehUr*" 
iröheii  Methode  gelesen ,  und  schlug  ihr  daher  vor, 
dies   Mittel   zu  gebrauchen  ^  worin  sie   um.  so  lie- 
ber willigte  f  da  eines  Theils  dasselbe  in  so  knrser 
Zeit  und   ohne  den  Kranken  stark  ansugreifen ,   die 
•cwartete  Wirkung  leisten  ,  andern  Theils  ihr  Auf- 
enthalt hierselbst    jetat    nur    wenige  Tuge.  währen 
eollte.     Wegen  Mangel    an   Zeit  konnte  daher   die 
Wursel   statt   der  von   Peschier  vorgeschriebenenf  io 
bif  12  Tage  nur  56  3tuuden  digeriren,  doch  wurde 
nacb    der    vollendeten    Abdampfung    fast    dasselbe 
Quantum  Eitrakt,  vi^elches  Peschier  erhielt ,  sewon- 
aen,  indem  anderthalb  Unsen  der  Wurzel  mit  vier 
Unsen  Aether  digerirt^  ungefähr  anderthalb  Draeh* 
ibea  Extract  lieferten.     Aus   dreifsig   Gran   dea  auf 
diese   Weise  erhaltenen  Extraeta  liefs  ich  nun  mit 
der  hinreichenden  Menge  der  pulveritirten  Wurzel 
und  etwas  Gummi  dreifsig  Stück  Pillen  verfertigen» 
und  diese  kurz  vor  dem  Schlafengehn  in  zwei  Do* 
•en,  jedesmal  15  Stück,  im  halbstündigen  Zwischen- 
xanme,  .einnehmen.    Sie  wurden  ohne  Beschwerden 
ertragen ,  und  nachdem  am  andern  Morgen  nüchtern 
•ine   Unze    des   Inf*  Sennae  comp*  genommen  w^or« 
den  war,   ging   bald   nachher  in  den  ersten  beiden 
Stühlen  der  Wurm  ohne  weitere  Nebenzufälle  ab. 


Die  Bibliothek  J.  pr.  Eeilkunde  Mai  d,  J.  enthäli  t 

JPm  ji.  B,  Puchelt  System  der  Medizin* 
jL  1*9  Richt&r  über  Nekro^e^ 


Liiterarisches  Intelligenzblatt. 


No*  IIL  1827» 


Heidelberger  Klinische  Annalen,  Herausgegehen  von 
den  Vorstehern  der  medicinischen ,  chirurgischen 
und  geburtshülß iahen  akademischen  Anstauen  zu 
Heidelbergs  den  Professoren  F.  J»  B.  Puehelt, 
M.  J.  Chelius,  und  F.  C.  Nägele.  Dritter 
Band,  F'Stes  Heft,  gr.  8«  Heidelberg  hei  J.  C, 
B.  Mehr. 

t  Inhalt«  I.  Das  Speiehelfieber.  Dargestellt  Ton 
.Dr*  Fr.  J.  Chr.  Sebastian,  Grofsb«  Bad.  Hofratb  a. 
.Prof.  in  Heidelberg.  1.  Allgemeine  Bescbieibnng 
-desselben,    s.  Anomalien >  Zusammensetsungen  und 

Verwiclilaneen  des  Speicbelfiebert^    3.   Das  ura&ch« 

liebe  VerbäUDift   des   Speicbelfiebers« 

II.  Täuschangen  am  Kranit enbette.  Von  Dr.  Chr» 
^fetifer^  diri^irendem  Arste  des  allgemeinen  Kran^ 
kenbauaej  zu  Bamberg. 

III.  Beobachtungen  über  die  örtlichen  Folge- 
l(Tankbeiten  der  puerperalen  Bauchentsfindung.  Von 
Dr.  ff^.  J.  Schmitt  f  X*  K.  Oesterreicb.  Ratbe  u.  Pro- 
fessor EU  Wien. 

IV.  Einige  Bemerkungen  nnd  Erfahrungen  über 
die  Anwendung  der  Moxa  und  kflnstlicher  GeschwA- 
re  sur  Heilung  eingewurzelter  Epilepsie  bei  älte- 
ren Personen.  Von  C.  F.  v.  Pommer,  M.  D.  in 
Heilbronn. 

V.  Ueber  das  geringe  Wiederertengungsvermö- 

Sen  der  schwammigen  Knochen.     Von  Dr.  Chr.  Jae, 
lonr,»  a ufs er ordentK  Professor  und  Prosector  der  Ana- 
tomie in  Tübingen. 

Preis  des  Bandet  Ton  4  Heften  4  Rthlr,  oder 
7  Fl.  ift  Xr. 


I      < 


Journal 

der 

actischen  Heilkunde. 

Heraasgejgfebeii 

von 

C.    W.     H  n  f  e  1  a  n  d, 

jL  Preuff.  Sttattimth,  Ritter  d«§  rothen  Adl«r« 
at  zweiter  Klasse,  erstem  Leibant^  Prof.  der  Me* 
auf  der  Universität  su  Berlin,  MitgUod  der  Am« 
demie  der  Wissenschaften  eto« 

o  n  d 

E.     O  8  a  n.  n, 

itlichem  Professor '  der  Mediein  an  der  üniver« 
iinä  der  Medicinisch- Chirurgischen  Academi« 
ma  Militair  zu  Berlin ,  und  Mitglied  mehrerer 
gelehrten  Oetellsehaften. 


Grau,  Freund^  ist  alle  Theorie, 
Doch  grün  des  Lebens  goldner  Banm^ 

Göthe. 


^tmimmmmtm 


VL  Stück.    Junius* 


B  e  r  1  i  n    1  8  2  7. 
Sedruckt  and  verlegt  bei  6«  Reimer* 


r 


L 

K    r    i    t    i    k 

der  mteliobeii 

Grundfesten  einer  Heillehre. 

Vpi» 

Dff   R  a  d  e  m  a  c  h  e  r^ 

SU  Goch  im  übtiff. 

E-      '■■ 
ipe  HelUehre,  die  deq  Atzt  lehrte,  wie  er 

in   ledern  eiozeloen  Falle  die  fiürankheit  mit 

ToUkoibinDer  Sicherheit  erkennen  >  und  sie  in 

der  möglichst  kürzesten  ^eit  mit  yoltkommner 

Sicherheit  heben  konnte,  wäre  wohl  das  Ideal 

einer  Heillehre,    Dieses  Husterbild  lebt  aber 

nur  in  dem  Gedanken;  in  der  YTirklichkeit ist 

nichts  vollkommen  I  und  am  webigsten  \^ird 

eine  Erfahrnngslehre  auf  Vollkommenheit  Ao- 

epruch  machen    können.     Ihr  grofserer  oder 

geringerer  Werth  läfst  sich  also  nnr  nach  ^^m 

Grade  ihrer  Annäherung  an  das  Ideal  beurthei-^ 

}en«    Diese  alltäglichen  Gedanken  i^chicke'ich 

meinem  Aubatze  voraus,  um  mich  gegen  ialle 

gehässige  Folgerungen,  die  man  aps  selbigem 

«iehen  könnte,  ein  für  alle  flial  zu  schützen, 

vnd  ich  hoffe,  niemand  wird  mich  in  die  Reihe 

der  Phantasten  setzen,  die,  wo  nicht  mit  dür« 


1 

—      5      — 

9  gesunden  Verstände  wohl  schwer  zu  be- 
UsD  seyii. 

Nachdem  wir  nun  Unwandelbarkeit  und 
Lennbarkeit  als  die  nothwendigen  Erforder- 
se  einer  guten  Basis  der  Heillehre  bestimmti 
müssen  wir  jetzt  erwägen  >  wie  vielerlei 
tndfesten  einer  Heillehre  wohl  denkbar  sind. 

Wenn  ich  aber  hier  von  Heillehre  spre- 
r,  so  verstehe  ichi  darunter  Verstandesheil- 
re^  die  von  den  Einzelnheiten  der  Erfah-, 
lg  Allgemeinheiten  abziehend ,  diese  als  Lei- 
igBi'egeln  des  Heilgeschäftes  aufstellt.  Von 
".rohen  Empirie,  welctie  blofs  die.  änbere 
rin  der  Krankheit  beachtend,  dieser  die  Heil- 
ttel  anzupassen  räth,  spreche  ich  also  nicht, 
rdiese  als  solche,  einer  bedeutenden  Ver- 
(Üu>möinung  iahig,  und  ob  sie  der  Verstau- 
iheilkunde  vorzuziehen  sey,  vnli  ich  den 
lehrten  zu  beurtheilen  und  zu  besprechen 
Erlassen. 

Wie  mir  scheint,«  giebt  es  nur  zwei  mog- 
iQ  und  denkbare  Grandfesten,  worauf  eine 
^  Heillehre  kann  gebauet  werden :  die  eine 
der  Organismus  selbst ,  die  zweite  die  Heil- 
'liung  der  Arzneien.  Auf  erstere  haben,  so 
L  ich  weifs,  alle  rationelle  Empiriker  und 
»tematiker  seit  der  ältesten  Zeit ,  auf  letz- 
^  die  Jatrochemiker,  die  ungefähr  seit  dem 
Elften  bis  zur  letzten  Hälfte  des  siebenzehn- 
.  Jahrhunderts  unter  mystischem  Schleier 
:>en  der  schulgerechten  Kunst  hergingen,  ihre 
Bedirungslehre  gebaut. 

Wir  wollen  jetzt  beide  Grundfesten  pn 
H  vorhin  aufgestellten  MaaCsstab  halten.  Zu- 
It  vom  Organismus  als  Basis  der  Heillehre. 


durch   die  einzige  von  den  Aerzteo  allgemein 
als    wahr  angeDommene   Erfahrung  beweisen« 
i^^  wir   nicht  einmal  wissen  können,   ob  in 
einem   angeblichen   Leichoame  das  Leben  er- 
I  loschen,  oder  ob  es  noch  darin  vorhanden  sey, 
<  bis  dafs   Ersteres   durch    die   Fäalnifs  uns  ge- 
wilSi   wird.  —    Der  Lebenskraft  wird  gar  oft 
von  den  Aerzten  erwähnt ;  in  jüngeren  Jahren 
habe  ich  auch  davon  gesprochen  i  seit  ich  aber 
alter  geworden ,   und  Zeit  gewonnen ,   darüber 
selbst  nachzusinnen ,    scheint   sie  mir  wirklich 
eine  Undenklichkeit.    Jenes  unbekiannte  Etwas, 
-welches   sich   nur   einzig  unter  der  bekannten 
Form  der  Lebensäufserung   unsern  Sinnen  of- 
fenbart ^  von  dem  aber  die  Erfahrung  im  All- 
gemeinen gelehrt  hat,  dafs  es  sowohl  im  aus- 
gebildeten thierischen  Korper,  als  im  befruch- 
teten nicht  gebrüteten  Ei  vorhanden  seyn  könne, 
tihne  sich  unsern  Sinnen   zu  offenbaren,   welr 
c|ies   Yorhandenseyn   aber  in  dem  Einzelfalle 
nnr  durch  den  glückenden  Versuch  darzuthun 
-ist;  jenes   unbekannte   Etwas,    ist  doch   dem 
gewohnlichen  Verstandesmenschen  das  Leben* 
Welchen   Begriff  verbinden  nun  die  Gelehrten 
mit  dem  Ausdrucke  Lebenskraft?    unmöglich 
doch  den  des  Lebens  selbst;  denn  dieses  wür* 
de  ja  eine  ganz  zwecklose,  weit  eher  zu  Be- 
griffiiyerwirrung ,  als  zu  Begriffsaufhellung  füh- 
rende  Wortvertauschung   seyn.     Ich   erinnere 
inn;h  auch  wirklich  nicht,    irgend  wo  gelesen 
oder  gebort  zu  haben,  dafs  der  Ausdruck  Le- 
benskraft bestimmt  als  blofses  Tauschwort  für 
den   allgemein   verständlichen    und  bekannten 
Ausdruck  Leben  angegeben  wäre ;  also  bin  ich 
der  Meinung,  dafs  die  Gelehrten  mit  den  Wör- 
tern   Leben    und    Lebenskraft,   unterschiedene 
Begriffe  verbinden,    und  dieses  vorausgesetzt, 


—      9      — 

unserer  Aoalomen  und  Physiologen,  so 
als  die  Fortschritte»  die  unser  Wissen  in  di«- 
sem  Tunkt  seit  einem  Paar  Jahrfa änderte  ge- 
macht hat;  aber  an  Eins  muls  ich  erinnem, 
nämlich  an  das  so  «genannte  System  der  Capil- 
largefäfse  (vielleicht  konnte  man  es  mit  ^wm 
so  viel  Recht  System  der  Capillarnerven  tuttt^ 
oen).  Dieses  System,  ans  welchem  der  gaoce 
Körper  mit  allen  seinen  Organen  geweht  ist, 
blieb  bis  jetzt  für  uns  ein  unbekanntes  Lduid. 
So  viel  wissen  wir 'aber,  dafs  in  diesem  Haar- 
gefafsgewebe ,  die  Ernährung,  die  Ri^mtzang 
des  Verlornen,  die  Absonderung  der  zom  L«« 
ben  noth wendigen  Stoffe,  und  das  Wachsthnm 
Statt  finden.  Gerade  diese  NaturTerrichtungea 
drucken  aber  eben  dem  Korper  das  eigentücfae 
Siegel  des  Organischen  auf;  und  da  wir  nicbt 
einmal  den  Bau  der  Organe  kennen ,  worio 
jene  Operationen  geschehen ;  so  kommt  es  mir 
fast  vor,  als  sei  unser  anatomisches  and  phT- 
siologisches  Wissen ,  dem  Wissen  eines  jungen 
Kindes  zu  vergleichen,  das  von  seiner  Matter 
gelernt  hat,  die  Welt  bestehe  aus  Himmel  noi 
Erde,  und  der  Himmel  aus  Sonne,  Mond  mmd 
Sternen. 

In  Betracht  der  Materie ,  woraus  der  Kör- 
per besteht,  und  die  sich  in  ihm  erzengt,  dir- 
fen  wir  auch  eben  nicht  stolz  arif  unsere  Kennt- 
nisse seyp.  Ich  würde  es  aber  für  albern  und 
höchst  langweilig  halten,  in  diesem  Punkt« 
die  Blofsen  der  Kunst,  an  denen  kein  rer- 
ständiger  Arzt  zweifelt,  weitläufig  aufzudecken. 
Mir  ist  es ,  in  Erwägung  der  fast  unüberwind- 
lichen Schwierigkeilen ,  die  sich  der  Scheide- 
kunsl  bei  Untersuchung  menschlicher  StolTe 
entgegenstellen ,  höchst  unwahrscfaeiulich ,  däb 


—   11    ^ 

1er  III  tiiiMrii  tagen  der  Vorwett  Pebel- 
Wk   wieder  auftaacheD? 

^yer  hat  des  unterirdischett  Feaeri  irDrbor- 
~  Heerde  erspähet ,  wer  seinen  Einflub  auf 
denschen  Leiber  berechnet?  Wenn  es  die 
•rschiiltert  iind  in  Glähstromen  aus  Ber- 
bricht,  dann  wissen  wir,  dafs  es  dem  Blen- 
B  Verderben  bringt ;  aber  wir  kennen  nicht 
•iiUes  heimisches  Walten  in  der  Tiefe. 

M^er  hat'  den  Einflufs  der  Gestirne  aaf 
anenschlichen  Korper  ergründet  ^  ob  sie 
blofs  leuchten  bei  dunkler  Nacht,  oder  ob 
Kiisere  Gesnndheit|  unser  Leben  bedingen  ? 
das  Siebengestirn ,  dafs  der  Ring  des  Sa* 
n  odelr  des  Perseus  Mednsenhäupt  Einflufs« 
agieineü  Korper  habe,  wäre  zu  behaupten 
uaiaenheit;  aber  es  zu  yemeineni  wärde 
b  minder  vermessen  sejrn* 

"W^t  hat  je  die  Wablrerwäiidtschaft  i^t 
Kclilichen  Geister  enträthselt?  Unerkannt 
pu  sie  feindlich  uns  von  sich  surnck,  oder 
n  uns  freundlich  zu  sich  hin,  da£i  uns 
leises  Ahnden  eines  früheren  Seyns  um- 
k  und  an  Fjrthagorische  Träume  mahnt* 

^Ter  hat  die  Kraft    des  festen  Willens, 

des  auf  einem  Gegenstande  gelagerten  Ge» 

bins    entziffert?    wer    die    Allgewalt  des 

■bens,   des  frommen   Gebets,   des  innigen 

■ins  mit  dem  Urquell  alles  Lichts  f  ja  wer 

den    unsichtbaren    Einflufs   menschlicher 

nKt  auf  menschliche  Leiber  wabrnehmendi 

dem  Leiblichen  das  Geistige  zu  scheiden 

>Ocht?    Was  wirkt  Hafs  lind  Liebe,    was 

4e  und  Schmerz  auf  des  Menden  ieibli« 

'Wohl?    ach!   man  hat  es  mich  gelehrt^ 


—     13     — 

liernieddrschwebdii  P  Aus  des  Hensclien  ah- 
nender Brost  tont  Eine  Stimme  Yernehmlich 
durch  alle  Jahrhunderte;  "clie  Afterweisheit 
bohnlacht;   der  Verstand  schweigt. 

Da  stehn  wir  nun  an  den  Marken  unsers 
lYissens  und  schauen  zurück,  wie  beim  er- 
wachenden Tage  der  Wanderer ,  an  dessen  Er- 
innerung die  seltsamen  Nebelgestalten  des  nächt- 
lich durchreisten  Weges  in  wirrem  Gemisch 
Toräbergleiten.  Sollte  ich  auch  der  Wahrheit 
sa  nahe. treten y  wenn  ich  behaupte,  dafs  das, 
w^as^  wir  vom  menschlichen  Organismus  ken- 
nen ,  sich  zu  dem  Unerkannten  ;und  Unerkenn- 
baren wie  Eins  zu  Hundert  verhalte? 

Das  ist  nun  die  Grundfeste,  worauf  seit 
zweitausend  Jahren  die  schulgerechten  Aerzte 
eine  haltbare  Heillehre  zu  bauen  versucht  ha- 
ben. Die  Frage ,  wie  sie  dieses  versucht,  liegt 
uns  jetzt  so  nahe,  dafs  wir  einer  Beantwor- 
tnog  derselben  so  schwierig  sie  auch  ihrer 
Natur  nach  seyn  mag ,  nicht  ganz  ausweichen 
können.  Es  war  wohl  unmöglich  eine  HeiL- 
lehre  auf  so  unvoUkommue  Kenntnifs  des  Or- 
ganismus zu  gründen;  also  mufsten  die  unge"^ 
faeuren  Lücken  derselben  durch  Gedankenbii- 
der,  das  heifst  durch  solche  Annahmen,  deren 
Wirklichkeit  in  dem  sinnlich  Erkennbaren  nicht 
nachzuweisen  waren,  ergänzt  werden.  Die 
verschiedenartigen  Heillehren,  die  wir  seit  dem 
Flore  der  Galenischen  Schule,  bis  auf  unsere 
Zeit  haben  entstehen  s*ehn,  unterscheiden  sich 
dadurch  von  einander,  dafs  sie  sich  vorzugs- 
weise auf  den  'einen  oder  den  andern  der  vor- 
hin angeführten  Hauptpunkte  des  Organismus 
gründen;  dieses,  und  die  eigne  gedankenbild- 
liche Ergänzung  der  Lücken  in  jenen  Haopt- 


-    J*   - 

iinftlfeh   erkenobareo  Forint  sondern  der 

hnntan  Wesenheit  der  Krankheit  aopaaeen. 

k. 

Diese  drei  Funkte  müssen  wir  jetst  näber 
leehteo. 

■ 

Was  saerst  die  Ursachen  der  Krankheit 
fSt^  so  gibt  e^  allerdings  solche  ni8tari>»lley 
Qch  erkennbare  Ursachen ,  durch  deren 
'ernang  die  Krankheit  einzig  und  allein 
»ben  wird,  oder  deren  Entfernung  doch  die 
i  und  nolhwendigsle  Bedingung  der  Hei- 
ist (causae  coniintntes).  Mir  ist  es  aber 
n  lange  so  Torgekommen ,  als  sei  diese 
des  Heilens  mehr  das  Geschah  des  einfa- 
'  Verstandes,  als  der  eigentlichen  Heil« 
\ip  Wenn  es  zu  dieser  wirklich  gehört, 
ibKrt  es  bestimmt  nur  in  sofern  dasö ,  als 
iesunde  Menschenverstand  das  erste  Srfor- 
\b  eines  Arztes  ist;  Jeder  Mensch,  ja 
I  das  unyerniinftige  Thter ,.  sucht  krank» 
lende  materielle,  auf  seinen  Korper  ein- 
ende Ursachen  von  sich  zu  entftrnen; 
iinfültigste  wird  eine  Entzündung  durch 
iahen  des  sie  verursachenden  Doms  oder 
l#rs  zu  heben  suchen,  und  bei  dem  Vmr* 
I,  einen  Erhängten  zu  beleben,  ihm  zu-* 
den  Strick  vom  Halse  nehmen. 

Satten  die  Aerzte  dieses  Geschäft  des  ein^ 
n  Verstandes  und  Naturtriebes,  durch  ihre 
itnifs  des  Organismus ,  und  dur,ch  die  HSlfs- 
mschaften  ihrer  Kunst,  so  verbessert  und 
lelt,  daft  sie  die  Entfernung  der  auf  den 
er  einwirkenden  Schädlichkeiten  ^  auf  die 
«te ,  den  Organismus  am  wenigsten.  stS- 
'  Weise  ibu  bewerkstelligen  im  Stande 
len  wären;   so  würden  sie  alles  geleistet 


—     17     — 

K    dort  erkannt,    gefangen  nehmen  lassen,  und. 
^'    sie  ohne  Umstände;  blofs  aus  dem  Gründe  als 
^    Mörder  verurtheilen  ^    weil  sie  zur  yermathlU 
y  'Chen  Zeit  des  begangenen  Verbrechens  an  dem 
i^     Orte  desselben  gewesen,  und  weil  sie  hinrei- 
"^«hende   körperliche  Kräfte   besälsen,  den  Er- 
xnotdeten   überwältigt    za  haben,    so   würden 
^r  den  also  Urtheilenden  für  einen  gar  seit« 
«amen  Richter  halten :  aber  werthe  Amlsbrü- 
der!   sind   wir  Aerzte  nicht  eben  so  seilsame 
Untersuchungsrichter?  «-    Nur  wenn  wir  das 
AU   der  Natur   und  sein  Verhältnifs  zum  Or- 
ganismus kennten,    würden   wir  ttt>er  die  Ur- 
sache einer  Krankheit  zu  urtheilen  im  Stande 
seyn;   weil   aber  unsere  Kenntnifs  von  jenem 
.Verhältnifs  mehr  ein  anmafsliches  als  wirkli- 
ches Wissen  ist,    so   folgt  daraus,    dafs  die 
achiilgerechte  Untersuchung  über  die  Ursachen 
der  Krankheit  nichts  als  eine  Nichtigkeit  sey^ 
-die  wir   zu    den    Go/en'schen   Temperamenten 
-   schreiben   müssen,    und  höchstens  als  Alter« 
thümler  ehren  kSnnen. 

Was  den  zweiten  Hauptpunkt  der  ratio» 
Hellen  Empirie  betrifft ,  die  Erkennung  des  ei» 

«entlichen  Wesens  der  Krankheit  oder  der 
Krankheit,  in  sofern  diese,  als  Bedingendes 
der  äufseren  Form,  von  dieser  äufseren  Form 
unterschieden  ist;  so  gestehe  ich  gern,  dafs 
ich  mir  von  dieser  Erkenntnifs  noch  nie  ei- 
nen deutlichen  Begriff  habe  machen  können» 
so  Tiel  Blühe  ich  mir  auch  gegeben ,  zu  sel- 
bigem zu  gelangen. 

Krankheit  ist  doch  ein  feindliches  Ergril- 
fenseyn  des  Lebens;  schon  ältere  Aerzte  ha- 
ben dieses  eingesehn,  und  sie  deshalb  Yon  an* 
dern    Leibesgebrechen    und 

Ioum«L2:iV,B.G,6c.  B 


—     19     — 

ruDg  TOD  der  durch  sie  bedingten  aofseren 
Kranklieitsform  yerschieden  ist«  Allein  hier 
Blofsen  wir  ja  offenbar  wieder  auf  ein  unbe- 
kanntes Land,  denn  Was  wissen  wir  von  dem 
inneren  belebten  Mechanismus?  Mir  echeint 
dieses  Wissen  sebr.  gering  zu  seyn.  Im  Yo- 
rigeb  habe  ich  schon  bemerkt,  dafs  das  Sy- 
stem der  Capillargeiafse ,  dieses  Urgewebe  des 
ganzen  Korpers,  uns  unbekannt  ist.  Da  nun 
in  diesen^  System  die  wichtigsten  Operationen 
•des  Lebens  vorgehen,  also  aller  Wahrschein* 
lichkeit  nach ,  auch  die  wichtigsten  Krankbei- 
fen  ihren  Sitz  haben;  so  mufs  unsere  Kennt- 
jnifs,  von  der  inneren  Störung  des  belebten 
Körpermechanismus,  schon  in  dieser  Hinsicht 
höchst  beschränkt  seyn.  Wenn  wir  nun  wei- 
ter bedenken,  dafs  wir  die  Verrichtungen  ei- 
niger Organe  gar  nicht  kennen ,  daJb  uns  selbst 
der  Bau  aller  Absonderungsorgane  ganz  unbe- 
kannt i&t^  denn  niemand  wird  doch  wohl  die 
Ableitungsgänge  der  abgesonderten  Säfte,  für 
.Sie  Absouderungsorgane  salbst  ansehn;  wenn 
wir  endlich  bedenken,  dafs  durch  den  wun- 
derbaren Cpnsens,  worin  yprziiglich  vermöge 
des  innigen  Zusammenhanges  •  dee  Cerebral- 
und  Gangliensystems  aUe  Theüe  des  ganzen 
Körpers  mit  einander .  stehen ,  es  nicht  in  selt- 
nen^ sondern  in  gar  vielen  Fällen  schon  schwie- 
rig, ja  unmöglich  ist ,  aus  den  sinnlich  erkenn- 
baren Zufällen  auf  das  urerkrankte  Organ  za 
schllefsen,  in  dem  dieses  weder  schmerzhaft 
ergriffen ,  noch  in  seinen  sinnlich  erkennbaren 
Verrichtungen  gestört  seyn  kann:  so  werden 
wir  doch  wohl  zuzugeben  genöthigt  seyn,  dafs 
wir  auf  eine  wirkliche  gründliche  Kenntnifs 
der  Störung  des  belebten  Körpermechanismns 
verzichten  müssen,  und  dafs  das,  was  wir' da- 

B2 


^     21     --- 

der  mit  den  wirklichen  Kenntüissen ;  die  wir 
Tom  Organismus  haben,  übereinstimmte. 

Da  nun  die  rationellen  Empiriker  die  Noth- 
wendigkeit  der  Erkenntnifs  des  Wesens  der 
Krankheit  behaupten,  indem  wir  ja,  wie  sie 
sagen,  diesem  yVesen ,  nicht  aber  als  rohe 
Empiriker  den  sinnlich  erkennbaren  Kufseren 
IjSiifallen,  deren  Gesammtheit  die  nosologische 
Form  ausipacht,  die  Heilmittel  anpassen  sol- 
len; der  gesunde  Verstahd  aber  die  Unmög- 
lichkeit einer  solchen  Erkenntnifs  einsieht:  so 
folgt  ans  diesem  Widerspruche^  ^^h  die  ratio- 
nellen Empiriker  sich  einen  blofs  gedanken- 
bildlichen Begriff  von  dem  Wesen  der  Krank- 
heit Piachen,  das  heilst  einen  solchen,  der 
,mcfat  mitunsern  wirklichen  beschränktenKennt- 
aissen  vom  Organismus  übereinstimmt;  wie- 
^vohl  ich  gern  zulasse,  dafs  es  mit  den  ideel- 
len Ergänzungen  jener  Kenntnisse  recht  gut 
iibereinslimmen  kann«  * 

*  Weil  das  rationell  -  empirische  Wesen  der 
Krankheit  etwas  Gedaukenbildlichet  ist,  so 
ftolgt  daraas  ferner,  dals,  da  die  Heilmittel, 
nach  der  Forderung  der  Aerzte  diesem  Gedan- 
]K.enbilde  angepafst  werden  müssen,  die  Cate- 
gorien,  worunter  die  Arzneien  gebracht  sind, 
•beofaUs  blofs  ideel  seyn  können.  Und  wirk- 
lich, wenn  wir  einige  Rubriken  der  Materia 
medka  ausnehmen  ^  die  entweder  ein  feindli- 
ches Einwirken  auf  den  Organismus ,  .oder  ein 
chemisches  Verändern  der  Materie  bezeichnen, 
so  sind  die  übrigen  Categorieen  blofs  etwas  Ge- 
dankenbildliches. 

Aus  dem,   was  wir  bis  jetzt  von  der  Ba- 
sis der  rationellen  Empirie,  und  wie  auf  disio 


-     23     - 

kühlend,   erhitzend,   beruhigend  wirke,   da^- 
uber  sind  die   Aerzte  nimmer   einig«     Heute 
kann    ein    Millel '  reizend,    morgen   kühlend^ 
heute,    schwächend,    morgen    stärkend   seyn« 
Hicht    blo(s    dUs   die    Categorieen    in    dieser 
Schule  anders  sind,   als  in  jener,  nicht  bloft^ 
dals  sie  mit  jedem  Zeitalter  gewechselt  habea^ 
sondern  jeder  Arzt  fühlt  sich  auch  — *  als  äch« 
ter  Republikaner  —  befugt,  jedes  Mittel  unter 
jade  beliebige  Categorie  zu  reihen.     Das  bt 
denn  doch  wohl  der  beste  Beweis,  dafs  nichts 
Wirkliches    an    diesen    Gedankenlächern    ist, 
eonderh   dab  sie    blofs  etwas  Willkiihrliches 
und   Gedankenbildliches  sind.     Darum   haben 
unsere  heutigen  heilmittellehrigen  Categorieen 
auch  um  kein  Haar  mehr  Weikh ,  als  das  Kalt 
und  Warm ,  das  Feucht  und  Trocken  des  GiB^ 
Iwn.    Ich  gestehe  jedoch,  dafs  in  dieser  Wen« 
deibarkeit  der  arzneimittellehrigen  Categorieen 
aine  grofse  Gemächlichkeit  fdr  den  theoretiai« 
renden   ktzi  liege,  denn  wenn  ihn  auch  der 
Uofse  Zufall  ein  gutes  Heilmittel  gegen  eine 
Kjankiieit  gelehrt,  und  er  sich  nun  ein  belie- 
biges Gddankenbild  von  dem  sogenannten  We« 
sen  der  Krankheit  gemacht  hat«  so  braacbt  er 
iLeinen  Augenblick  des  Heihnillela  wegen  in 
Verlegenheit  seyn,  er  bringt  dieses  onr  flflge 
unter    eine    solche    Categorie  ^     die    auf   das 
ideelle  Wesen  der  Krankheit  palst,  so  ist  die 
theoretische  Erklärung  fertig,  und  das  medi« 
sinische  Auge   unsere   Geistes  siebet  deotlicb, 
wie  der  Tag,  dafs  das  gegebene  Mittel  notl»^ 
wendig  hat  ft^lfsn  müssen. 


Die  zweite  imU!0;bare  Rrlsbrong,  anf  wei- 
che ich  mich  berufe,   ist  die  Ifeufe  vergehe 
uer  Versuche ,   anf  die  vemeiiitiidMr  Ikimmlk^ 


—     26     — 

derselbta  gemacht,  ich  auf  keinen  ge« 
n  bin ,  dem  ich  nicht  gesunden  Verstand, 
fsinn  und  Erfahrenheit  zagestehn  mufste. 
ersteht   sich    wohl  Von   selbst,    dals  sie 

alle  gimch  in  allen  Funkten  seyn  kön- 
so  verschiedenartig  ihre  Geistesgaben  aber 
eeyn  mögen  ,  so  halte  ich ,  wo  nicht  alle, 
mehrere  derselben  wohl  für  fähig,  #ine 
haltbare  Heillehre  auf  unsere  Kenntnifs 
Irganismus  zu  gründen,  wenn  dieses  mSg- 
wÄte.  Aber  alle  jene  yergeblicbe  Ver* 
,    die  von  guten   Köpfen  in  dieser  Hin- 

nicht  söit  etlichen  Jahrzehenden,  sondern 
mehreren  Jahrhunderten  gemacht  sind, 
»n  uns  doch  wohl  endlich  den  Glauben 
Dgen,  dafs  es  unmöglich  sey,  eine  gute 
ibre  *auf>'jene  Grundfeste  zu  baueli,  wenn 

Verstand  diese  Unmöglichkeit  iiuch  nicht 
ch  erkennte» 

He  dritte  Erfahrung,  worauf  ich  mich 
»9  ist  die  I^llage  über  rohe  Empirie.  Die 
gerechten  Aerzte  haben  von  jeher  darüber 
^,  auch  in  unsern  Tagen  habe  ich  einen 
gelehrten  Mann  das  alte  Lied  wieder  ab- 
1  hören.  —  Welchen  Begriff  verbindet 
nun  mit  dem  Ausdrucke  rohe  Empirie? 
*ohe  Empiriker  setzt  seine  Heilmittel  den 
ren  Krankheitsiormen  entgegen,  er  hat 
L  gegen  Kopfschmerzen,  Bauchschmerzen, 
istechen,  Schwindsucht  u.  ^.  w»,  wenn 
Iso  keineu  willkührlichen  Begriff  mit  dem 
e  rohe  Empirie  verbinden  wollen,  so  müs- 
vir  deo^  einer  Kraukheil^Ibrmenbehand-^ 
damit  verbinden.  Es  irügt  sich  jetzt:  ist 
[hatsache,  worüber  die  Aerzte  klagen^ 
^  und  ist  ihre  Klage  gegründet? 


—     27     — 

—   Wie  sollen  lYir  nun  in  unserer  Bf  e^sin 
Bbschuldiger  und  Beschuldigte  urlheiien? 

3o  viel  ich  den  menschlichen  Geist  beob- 
t  habe«  ist  er  fähig,  rastlos  nqch  dem 
rntesten  Ziele  zu  streben,  weder  die  Schyrie- 
iten ,  die  si^h  ihm  entgegenstellen ,  noch 
^änge  der  Zeit,  thun  der  Ausdauer  seiner 
Abbruch;  aber  das  Hinausrücken  des 
lieh  erruMeoen  Ziels,  das  ist  es,  was 
Sjraft  des  Geistes  lähmt,  und  wenn  dieses 
usrücken  des  Ziels  oft  geschieht,  so  er« 
:  jegliche  Kraft  und  ohnmächtiges  Hinge* 
tritt  an  ihre  Stelle.  Wenn  also  ein  Arct 
gesundem  Yerstaitde  und  guten  Kenntnis* 

sich  lange  genug  mit  fremden  und  elge- 
ideellen  Abstractionen   den  Kopf  sermar*^ 

und  immer  etwas  Besseres  und  Besseres 
;ht  und  das  Ziel  der  Vollendung,  dem  er 
;  nachrannte  und  das  er  bald  zu  erreichen 
ite ,  gleich  einem  gaukelnden  Irrlicht  sich 
er  weiter  und  weiter  von  ihm  entfernt, 
ihm  nun  endlich  nach  so  vielen  vergebii- 

Versuchen,  die  wahre  sichere  Leiteria 
Heilgeschäfts  zu  finden,  der  Glaube  auf- 
ungen  wird,  dafs  all  sein  Abmühen,  sein 
)s  Ringen  nach  Wahrheit  eitel  gewesen.; 
s  da  auch  wohl  zu  wundern,  dafs,  wenn 

Haar  ergraut,  er  seinen  oft  getäuschten 
längst  zermarterten  Kopf  auf  das  gemäch- 
)  Kissen  der  rohen  Empirie  bettet? 

Die  vierte  Erfahrung,  worauf  ich  verweise, 
las  praktische  GefiiJil,  der  praktische  Takt, 
Kunstsinn,  dieses  unbekannte  Etwas  in 
.Arf.le,  worauf  sich  die  rationellen  Em- 
k er  .  berufen.  Sie  berufen  sich  darauf  als 
ichtige  ehrliche   Männer,    weil    sie   selbst 


*.     29     « 

irfen.    Wenn  ich  aber  jetzt  von  der  Hell- 
ing der  Arzneien  als  Basis  einer  Heil- 
rede 9  so  mufs  ich  die  Leser  bitten,  nicht 
im    arzueimittellehrigen    Categorieen    der 
I eil* empirischen    Heiilebre    zu    denken; 
a}tk  etwas  blofs  Ideelies    und  Theil  der 
lell  -  empirischen  HeiUehre,  können  hier 
laus  nich(  in  Betracht  kommen;   der  Le- 
lufs  sie  ganz  und  gar  vergessen,  und  nur 
an  die   reine  Heilwirkung,   an  das  zum 
lalslande    Zurückfuhren  des   Erkrankten, 
alle  Neben  begriffe  denken. 

Sa  fVHgt  sich  also  zuerst ,  ist  diese  Gm^id- 

nnwandelbar  ?    Ich   sollte  denken ,  dafs 

s   sey.     Das .  Heilwirken  der  Mittel  müfs 

nach  bestimmten  Naturgesetzen  geschehn ; 

em  Zufalle  zuzuschreiben,  wäre  Unweis« 

denn  welchen   Begriff  wollten   wir  mit 

Ausdrucke  ZufeU  verbinden?  Wir  kSnn« 

lar  den  eines  Geschehens  aüfserhalb  der 

re  der  Naturgesetze  damit  yerbinden.  Von 

was  aüfserhalb  der  Sphäre  der  Naturge- 

geschieht,   kann  aber  der  Mensch,   der 

:  Theil  der  Natur,   und  dessen  Denkver- 

n    innerhalb    der    Sphäre    derselben    be- 

nkt  ist  9  unmöglich  einen  wirklichen  Be-* 

haben,   er  konnte  höchstens  einen  unei-* 

chen»  einen  Temeinenden  sich  anmafsen; 

Ige  anmafsen,  denn  um  zu  einem  solcbea 

iven  Begriffe. zu  gelangen,    würde  nichts 

igeres  erfordert,  als  die  ganze  Natur  nnd 

Gesetze  zu   kennen ,   auf  welche  ILennt- 

iber  wohl  der  AUeranmaXsUcbste  verzieh^ 

rird. 

lYenn  wir  also  zugeben,   dals  das  Heil- 
en der  Mittel  nach  bestimmten  Naturge- 


-     31     — 

»n  in  Betreff  der  Wirkung  der  MiUel  Ein- 
inge ;  aber  wir  Helloieister  i/vissen  zu  gut, 
'  ivir  uns  die  reine  Heilwirkung  dev^  Mit- 
nicht  einbilden  können ,  indem  uns  die 
nken  selW,  so  wir  verblendet  waren,  gar 
aus  unserm  Irrthume  relfsen  wurden. 

Ich  gebe  aber  gern  zu ,  dafs  sich  der  prak- 
ke  Arzt  recbt  gut  einbilden  könne,  erhebe 
n  entzündlichen  Zustand  des  Körpers,  oder 
n  fauligen,  oder  einen  typhösen  gehoben, 
labe  mit  reizenden,  oder  mit  stärkenden, 
'  mit  krampfstillenden  Mitteln  geheilt:  aber 
sind  alles  blofs  ideelle  Dinge;  dem  einen 
ti  das  entzündlich  seyn,  was  dem  andern 
japHg  ist,  und  dem  dritten  kann  es  faulig 
I ;  wenn  sie  sich  einer  den  andern  der  Ein- 
ung beschuldigen,  und  sich  unter  einander 
iten  wer  Recht  hat,  so  streiten  sie  alle- 
tnt  über  des  Kaisers  Bart.  Uns  gehen  der- 
chen  Dinge  hier  gar  nichts  an,  wir  haben 
}loh  mit  der  reinen  Heilwirkung  der  Mit- 
Ko  thun,  und  die  wird  kein  yerniinfliger 
isch  als  unerkennbar  angeben ,  oder  er 
^8te  die  ganze  Medizin  als  ein  Unding  yer- 
Xbd. 

"Wir  haben  vorhin ,  nachdem  wir  die  Ba^ 

der  rationell -empirischen    Lehre   an    den 

gestellten    Maafsstab    gehalten,    die    Frage 

geworfen ,  wie  auf  diese  Basis  die  Ueillehre 

aat  sey.     Da  wir  dieses  aber,   wofern  wir 

nicht  in  ein  unabsehbares  Labyrinth  von 
30thesen  verlieren  wollen,  nur  ganz  im  AU- 
leinen  andeuten  konnten;  so  haben  wir  es 
gezogen,  das,  was  allen  rationellen  Empi- 
»rn  gemein  ist,  die  Handlungsweise  am 
mkenbette  einer  Prüfung  zu    unterwerfen. 


•—     33      —         . 

ij  ist  die  einzige  Veredlung  des  ürsachlicben  Hei^ 
i  lens,  dieses   einfachen  Verstandes-  und  natar- 
triebigen  Geschäfts,   die'  sich  der  reine  Empi- 
riker erlaubt.     Was  die  übrigen  Ursachen  der 
|:  Krankheit  betrif[ty    die  in  den  Krankheitsleh- 
ren  unter  mancherlei  Namen  vorkommen^  so 
leugnet   er  diese  im  Allgemeinen  nicht,   aber 
^.  er  sieht  in  dem  Einzelfalle  jede  Untersuchung 
I    über    diesen    Gegenstand    als    aufserhalb    den 
Grenzen  des  menschlichen  Wissens  gelegen  anJ 

Da  ich  aber  über  diesen  Punkt  oben,  aas- 
fiihrlicber  gesprochen,  so  vfird  es  jetzt  über* 
llüfsig  seyn ,  mehr  davon  zu  sagen. 

2.  Der  reine  Empiriker  will  so  gut,  als 
der  rationelle,  das  Wesen  der  Krankheit,  oder 

.des  feindlichen   Ergriffenseyns  des  Lebens,  in 

sofern  es  von  der  Krankheitsform  yerschiraen 

ist,  erkennen*    Allein  er  sagt  es  sich  deotlicb^ 

/welchen  einzig   möglichen    Begriff  sein^  Ver*- 

•tand  von   diesem  Wesen  haben  kann,  näm* 

-  lieh  er  kann  keinen  andern  haben ,  als  einen 
bezieh  liehen.  Er  unterscheidet  sich  also  iiieria 
Ton  dem  rationellen  Empiriker,  welcher  von 
dem  unbegreiflichen  Wesen  der  Krankheit  ent- 
medex  einen  unbeziehlichen  Begriff  zu  haben 
iF?ahnt,  oder  als  ächter  Mystiker  über  die  Art 
seines  Begriffes  sich  selbst  und  andere  im  Dun« 
k.eln  läfst. 

Und  wirklich,  sollte  es  möglich  seyn,  von 
dem  Wesen  der  Krankheit  einen  andern  als 
einen  beziehlichen  Begriff  zu  haben  ?  Welche 
Begriffe  haben  wir  von  dem  Wesen  der  mit 
Augen  sichtbaren  und  mit  Händen  greifbaren 
einfachen  Naturkörper,  oder  solcher,  die  wir 
als  einfach  annehmen  müssen,  weil  wir  ihre 
Jouin.  LXlV.B.aSc  C 


—     35     — 

konnte ,  als  ibr  Verhältnüii  so  det  Hnil- 

k.uog  der  Arsnei>  so  wiifde  daraus  folgen, 

wir  80  viel  Krankbeiien  bitten,  als  es 

:«I  giebt,  denen  wir  Heilwirkung  Eotohrei« 

^  und  da  Letztere  bis  ins  Unabsebbare  kSn- 

vermehrt  werden ,  so  würde  auch  für  uns 

Heer  der  Krankheiten   sich  bis  ins  Unbe- 

L«nbare    vervielföltigen.     Darauf  antworte 

I     es  würde   dieses  allerdings  wahr  seyn, 

fea  die  reine  Empirie  ein  bloJser  Gedächt« 

kram  wäre^  da  sie  aber  ein^  Verstandes^ 

^hce  ist ,  so  gevrinnt  die  Sache  ein  ande- 

^Aüsehn* 

Der  menschliche  Verstand  macht  von  .den 
Feinheiten  dadurch  Allgemeinheiten,  dab 
3ie  Einzelnbeitep  unter  gewisse  Gedanken* 
aer  bringt,  je  nachdem  einer  gevnssen  An-i» 
i  dieser  Einzelnheiten  dieses  oder  jenes  aus- 
»ichnete  Merkmal  gemeinsam  ist» 


reinen  Empiriker  haben  nun  die  Ein- 
pheilen  ihrer  Erfahrung  dadurch  yerallge« 
Lnt,  dafs  sie  die  Krankheiten  eintheilten,  ia 
nnkheiten  des  Gesammtorganismus ,  und  in 
ankheiten  der  einzelnen  Organe,  oder  wenn 
li  lieber  will,  in  ein  feindliches  Ergiiffen- 
n  des  Eigenlebens  der  einzelnett  Organe  | 
»  welcher  Eintheilung  der  Begriff  der  Ter« 
lebten  Krankheiten  sich  von  selbst  ergibt, 
d  da  sie  nichts  als  das  reine  Heilverhält- 
s  der  Arzneien  zur  Krankheit  anerkannten, 
folgt  aus  obiger  Eintheilung  ganz  ungezwun- 
I  die  Eintheilung  der  Mittel  in  Allgemeiii- 
lel  {UnivtrsäRä)  und  Eigenmittel. (dSpeq/!ca), 


Es  fragt  sich  jetzt:  ist  jene  Eintheilnng 
Krankheiten  blols  eine  wfllkiihrUclie-  nnd 

C  2 


.     —     37      — 

ie  fiir  meioe  Sl^inuiig  ^zufährea,*  .würde. 

jetzt   zu  Wfeit  yoo  inelnein  W^^o  lEiblei- 
überdies  würde  meine  Meinung,  ^uchznit 

mir  möglichen  Gr!in,deuunter^liilzt,  doch, 
r  nur  Meinung  bleiben.  £inä. scheint  mir 
Busgemaclit:  wenn  die.  Aetzte  dem  Haar- 
kjBysleme  nicht  willkührlicher  WeiseKrank- 
reiheit  zusprechen  wollen,  so  werden  sie 
inen  müssen ,  dafs  eine  Krankheit  des 
larsystems,  dieses  Ur^ew.ebes  des  ganzen 
ers  unwidersprecblich  eine  Universalkrank- 
ley,  und  dafs  .Mittel,  welche  dieses  er- 
Lte  System  wieder  zum  IVormalsrande  zu- 
Uhren,  mityollem  Hechte  Universaiia  köp- 
und  müssen  genannt  werden.  Doch  ich 
e  mich  von  dieser  rationell  empirischen 
haltung  wieder  zur  Hauptsache. 

)a,  wie  ich  eben  gesagt,  aus  derEiuthei-- 
der  Krankheiten^  nothwendig  die  Ein- 
mg  der  Arzneien  in  Allgemeinmittel  und 
.mittel  folgt,  von  Letzteren  aber  wenig 
gen  ist,  indem  die  reinen  Empiriker  kei- 
andern  BegriiT  damit  verbinden,  als  die 
lellen:  so'  will  ich  mich  blofs  darauf  be- 
nken ,  von  den  der  OaUn*schen  Schuld  so 
fsigen  Vniversalmilteln  ein  Wort  zu  sagen». 

Jnter  tJniversalmittel  verstanden  die  Al- 
in  solches,  welches  den  erkrankten  Ge- 
itorganismus ,  in  sofern  er  von  dem  Ei- 
-ganismus  der  Einzelnorgane  verschieden 
las  Haargefälssystem  ?)  zum  Normälstande 
:kiührt.  Da  nun  ein  solches  Gesammtiei- 
des  Organismus  in  jedem  Organe  oder  Sy- 
e  sinnlich  erkennbar  vorwalten,  dieses 
valten  in  einem  Oifgane  oder  Systeme  man- 
andere  unberechenbare   consensuelle  Lei- 


—     39     ~ 

Salpeter  gesagt  faaben,'  bStten  ftie  un verschleiert 
reden  wollen:  es  ist  Eine  ^alpetriscbe  XJrkraft 
iD  der  Natur,  diese  ist  an  manchjs  IfaturkSr- 
per  gebunden,  am  stärksten  und  reinsten,  und 
unveriniscbt  von  Nebenwirkungen,  findet  sie, 
sidü  aber  im  cubischen  SaTpeter:  darum  ist 
dieser,  als  der  reinste  Vergegenwärtiger  der 
«alpetrischen  Urkrafl,  das  höchste  Universale 
in  dem  Gesammtleiden,  welches  unter  der  Heil- 
gewalt  jener  Kraft  steht.  Wenn  sie  afso  dem. 
cubischen  Salpeter  vorzügliche  Kräfte  beilegen^ 
so  folgt  daraus  wahrlich  nicht ,  däfs  ^ie  ihm' 
ausschliersliche  beilegen,  dafs  sie  andern  Mit- 
telsaken ,  denen  die  Erfahrung  der  Aerzle  ähn- 
liche Wirkung  zuschreibt,  als  ganz  unkräftig 
verachten;  noch  viel  weniger  folgt  daraus,  dafs- 
sie  behaupten,  der  'tubische  Salpeter  ersetze 
zugleich  die  Specifischen  Heilwirkungen,  wel- 
che einige  Mittelsalze  auf  das  erkrankte  Eigen-! 
leben  einzelner  Organe  haben.  Dieses  Beispiel 
von  cubischen  Salpeter  mag  hinreichen ,  dem 
l«e8er  einen  Begriff  von  der  Meinung  der  Ai- 
teil  über  ihre  Umversalia  zu  geben.'  Paracetsui 
drückt  sich  kurz  aber  schön  darüber  aus,  wen^ 
er  sagt :  Viele  sind  der  ■  Namlen ,  aber  es  ist 
nur  die  einige  Kraft.  -^  Dafs  nun  die  Alten, 
über  die  zwei  andern  UniversaKay  Eisen  und 
Kupfer,  ähnlicher  Meinung  waren,  braucheich 
-wollt  kaum  zu  bemerken.  Der  unpartheiische 
Leser  siebet  leicht  ein,  dafs  sowohl  der  allge^ 
meine  Satzf  es  gibt  drei  VniversaVia  und  drei 
Gesammtleiden  in  der  Natur,  als  auch  jede 
einzelne  Behauptung  in  diesem  Dreisatze,  nichts  * 
ist,  und  nichts  anders  seyn  soll,  und  nithts 
anders  seyn  kann  als  reines  Abstract  von  den 
Kinzelnheiten  der  Erfahrung.  Rein  ist  dann 
ein  allgemeiner  ErfahruDgssatz ,  wenn  er  nichts 


—     40     — 

melir  entbalt ,  als  die  Einselnheiten  der 
rang  enthalten,  von  welchen  er  abgezogen k 
Enthält   er  mehr ,  so  kann  dieses  blofs  et« 
Gedankenbildliches    seyn,    welches  als  Ld* 
am  Krankenbette  wohl  schwerlich  grofsen'Wfl 
haben  wird.  In  jenem  Dreisalze  ist  also 
ans  nichts  Mystisches,   als  nur  in  sofern 
Natur  selbst  für  uns  mystisch  ist. 

Ich  sollte  denken,  so  lange  unser  Ei 
in  dem  Verhaltnisse   zu   andern  Weltkoi 
bleibt,  in  welchem  er  sich  bis  jetzt  befand 
werden  die  Leiber  der  Menschen  wohl  fSr 
für  solchen   Gesammtleiden    unterworfen 
welche  unter  der  Heilgewalt  des  cubischen 
l^ters  oder  des  Eisens^  oder  des  Kupfers 
Auch   der  gröfste   Eiferer   wird  dagegen 
streiten,   vorausgesetzt,    dafs   er  die  WiAt 
dieser  Mittel  etwas,  besser   kennt,   als  er 
bis  jetzt   aus    den   papiernen   Büchern  lei 
konnte.     Darum  nennt   Raimundus  Lullia 
mit  vollem  Rechte  ein  solches  Allgemein] 
Healitas  universaUs.     Das  Einzige,  was  rnanj 
gen  die  Alten  einwenden  konnte,  wäre, 
ihre  drei  UnivenaUa  nicht  alle  Universal' 
aller  andern  Mittel  entliielten,  denen  die  A( 
allgemeine  Heilkräfte  zuschreiben.    Vorai 
itst,  dafs  man  hier  nicht  an  feindliche 
WiaUa  denkt,  als  Quecksilber,  Arsenik  u.  & 
ih  welchen   wir  jetzt  nichts  zu  tbun  h' 
enn  es  handelt  sich  von  solchen  Allgei 
nitteln,  die  dem  Organismus  befreundet 
die  den  Gesunden   nicht  krank,    sonders 
Kranken  gesund   machen;    so    sieht  der 
kende  Leser  leicht  ein ,    dafs  sich  über 
Einwendung  durchaus  nicht  streiten  lä&t. 
rationelle  Empiriker  kann  innerhalb  derSchm*] 


—     41     — 

ken  seiner  Theorie,  und  wollte -er  sie  sich  au<!h 
noch  so  geräamig  machen,  nicht  gegen  die 
reine  Empirie  streiten;  und  wollte  er  aus  die- 
sen Schranken  treten ,  so  müfste  er  sich  zum 
Streit  auf  einen  höhern  Standpunkt  stellen, 
den  ich  his  jetzt  mir  noch  nicht  habe  denken 
können.  Darum  kann  diese  Sache  wohl  ein 
Gegenstand  ruhiger  Untersuchung  am  Kran- 
kenbette» aber  nimmer  ein  Gegenstand  des 
Streitens  und  Bücherschreibens  werden. 

Uebrigens  hoffe  ich ,  der  Leser  werde  mir 
so  yiel  Verstand  zutrauen,  dafs  ich  allgemei- 
nen Erfahrungssäfzen,  und  Wären  sie  auch  noch 
80  rein  von  den  Einzelnheiten  einer  tausend- 
jährigen Erfahrung  abgezogen ,  keine  ewige 
Feste  zuschreibe.  Es  kann  möglich  sejn,  dafs, 
'wenn  sie  sich  auch  ncfch  so  lange  als  wahr 
am  Krankenbette  bestätiget  haben,  dafs  jnou 
doch  früher  oder  später  genöthigiat  ist,  sie  zu 
erweitern  oder  zu  verengern.  Aber  ich  sollte 
doch  meinen,  dafs  allgemeine  reine  Abstracta 
TOQ  den  Einzelnheiten  der  Erfahrung  bei  die- 
ser Unvollkommenheit  noch  weit  brauchbarere 
Leitregeln  am  Krankenbette  seyn  werden,  als 
ganz  oder  halb  ideelle* 

Aus  dem,  was  ich  bis  jetzt  über  die  Grund« 
feste  der  reinen  Empirie  gesagt,  und  aus  mei- 
ner Andeutung,  wie  auf  solche  die  Lehre  der- 
selben gebaut  sey,  ergibt  sich  leicht  der  Be- 
griff der  rein  empirischen  Heillehre.  Sie  ist 
eine  auf  die  reine  Heilwirkung  der  Arzneien 
gegründete  Heillehre ,  die  von  den  Einzelnhei* 
ten  der  Erfahrung  reine  allgemeine  Erfahrungs- 
sätze abziehend,  diese  als  Leitregeln  des  Heil- 
geschäfls  aufstellt.  Wenn  der  Leser  diese  Be- 
'stimmung   mit   der  früheren,   die  ich  von  der 


—     43     — 

:  daniin  scheint  es  mir  ftist  widersionig, 
lemand  über   das,   vrat  wahr  oder  nicht 

sey,  zu  rechten.  Wie  es  eine  Verwandt- 
t  unter  den  Ki3rpern  gibt,  so  gibt  es  aoch 

Verwandtschcift  des  Verstandes.  Heine 
ndete  Meinung  kann  nor  den  mit  mir 
nodten  Geislern  Wahrheit,  den  Unver* 
t«n  mnfs  sie  Irrtbum  seyn,   und  es  wäre 

so  thorigt,  Yon  einem  unverwandten  Ver- 
e  meiner  Meinung  Beifall,  als  von  einem 
le  Liebe  heischen,  der  ich  leiblich  widrig 
•  Darum  sey^  so  abweichend  auch  unsere 
B  im  Reiche  ues  Verstandes  laufen  mögen, 
leeitiger  Glaube  an  ein  treues  Streben  nach 

frommen  Zwecke  unserer  Kunst,  und 
jB  und  Eintracht  fnit  uns  für  und  für.  *) 


[ch  konnte  diesen  Aufsate  hier  schliefsen, 
1  ich  et  nicht  zur  Ausgleichung  eines  Wi- 
>ruchs,  den   der  sinnige  Leser   zwischen 

Bing«  die  Vertundetverwandtiehafc  von  dem 
Mahr  oder  Minder  des  yeriundei  ab,  so  nArite 
lie  Meinung  einet  Mannes  von  grofaem  Ver« 
linde  den  auaachlieraliohen  Beifall  aller  grö- 
len Geiater  haben»  und  den  beachrMnkten  Kö- 
pfen all  Imhnm  enobeinen.  Wir  finden  aber 
tar  SU  oft  das  Gegen theil  in  der  Erfahrung.  Ein 
'Ohwarm  beaobrinkter  Köpfe  hält  aiiweilen  div 
^einnne  einea  Mannes  von  grofieni  Veriunde 
lebe  bj^fa  fOr  wahr,  aondern  macht  selbst  Mie- 
e.,  sie  mit  Feuer  und  Schwert  vertheidigen  in 
rollen,  indefs  andern  Klu§;en  Köpfen  die  Mei- 
Ung  des  gefeierten  Maunei  nicnt  aelten  Irr- 
tum SU  aeyn 'bedankt;  darum  ist  es  siemlioh 
fr^nbar,  dafs  die  VerslandesverwandtichafL  ein 
beu  so  unerkUrbarea  Ding  ist,  ala  die  Körper- 
'«rwanducbaft. 


—      45      — 

als  nach  klaren  YerstandesTerrlchtungen  ge» 
faandelt  wird;  ich  will  aber  lieber  ins  Einzelne 
gehn ,  und  anf  die  Erlernung  der  Mutterspra- 
che durch  bloJOse  Uebung  aufmerksam  machen. 
Es  gibt  Menschen  genüge  die  ihre  Mutterspra* 
che  nicht  blofs  richtig,  sondern  selbst  schon 
schreiben,  ohne  je  die  Kegeln  derselben  erlernt 
zu  haben..  Dieses  kann  man  doch  unmöglich 
als  eine  blofse  Gedachtnifssache  ansehn;  denn 
gesetzt,  jemand  hätte  auch  ein  so  gutes  6e- 
dächtnifs ,  dafs  er  alle  Wortfügungen ,  die  er 
je  gelesen^  beim  Schreiben  wieder  richtig  an- 
zubringen wüfste,  so  .würde  er  doch  nur  dann 
richtig  schreiben,  wenn  er  blofs  schulgerechte 
Musterschriften  gelesen.  Da  es  aber  wohl  we- 
nig oder  gar  keine  Menschen  gibt,  die  sich  ei- 
ner, solchen  Auswahl  im  Lesen  rühmen  kön- 
nen, die  meisten  vielmehr,  von  Wifs-  öder 
Neugier  getrieben  allerlei  Schriften  gelesen, 
unter  denen  rücksichtlich  der  Sprach nchtigkeit 
sich  mehr  unmusterhafte  als  musterhafte  wer- 
den gefunden  haben;  so  müfsten  diese  Men- 
schen ,  wäre  das  Erlernen  einer  Sprache  durch 
den  Gebrauch,  blofse  Gedächtni&sache,  das 
Unrichtige  mit  dem  Richtigen  behalten  haben 
und  beides  beim  Schreiben  wieder  aubringenj 
mithin  wäre  es  unmöglich ,  dafs  sie  gut  und 
sprachrichtig  schreiben  könnten.  Da  ich  nun 
aber  doch  sehe,  dafs  sie  richtig  sOchreiben,  so 
kann  dieses  nicht  aiäders  möglich  seyn  als  da- 
durdi,  dafs  ihr  Verstand  sich  allgemeine  Re- 
geln gebildet,  und  sie  nach  selbigen  das  Rich- 
tige oder  Unrichtige  beurtheilen.  Wollte  man 
nun  einen  solchen  Menschen  mit  Schreibzeug 
Tersehn ,  einsperren ,  und  ihn  zwingen  eine 
Sprachlehre  zu  schreiben ,  so  würde  ihm  sel- 
biges, weil  die  Regeln,  die  sein  Verstand  un- 


—     47     — 

Begiiffe  gelangen  über  das  eigentliche  Wesen 
der  Kun»t,  kranke  Menschen  gesund  zu  ma-> 
ichen  y  und  hat  er .  diesen  Begriff  einmal  zur 
Klarheit  gebracht,  so  kann  er  leicht  in^eiter 
gehen,  und  seine  eigeiithümlichen  geheimen 
Abstractionen  zur  Klarheit  bringen. 

Wenn  hundert  und  tausend  unterrichtete 
und  erfahrne  Aerzle  eine  solche  unpartheiische 
Beobachtung  ihrer  eigenenrYerstandesoperatio- 
aen  anstellen,  und  sie  ziehen  von  diesen  erst 
alles  das  ab,  wovon  sie  sich  selbst  sagen  mäs- 
seo,  dafs  es  blofse -Sache  des  einfachen  gesun- 
deten Menschenverstandes  sey,  und  sie  ziehen* 
dann  weiter  alles  davon  ab,  wovon  sie  geste- 
hen müssen,  dafs,  hatten  sie  hundert  Jahre 
fVaher  oder  hundert  Jahre  später  gelebt^  so 
würden  sie  wahrscheinlich  ganz  anders  dar-« 
fiber  gedacht,  hätten  aber  doch  bei  diesem 
An^ersdenken  die  nämlichen  Mittel  anwenden 
können,  also,  dafs  das  Heilen  immer  dasselbe, 
d6r  Gedanke  nur  verschieden  gewesen  seyn 
würde.:  so  kann  ihnen  nach  diesem  richtigen 
und  ganz  unpartheiischen  Abzüge  kein  ande* 
rer  Begriff  der  Heiikunst  bleiben,  als  dafs  sie 
bestehe  in  der  Kennlnifs  der  reinen  Heilwir- 
iLMOg  der  Arzneien  auf  den  erkrankten  6e- 
sammtorganismus  und   auf  den  erkrankten  £i- 

Senorganismus  der  einzelnen  Organe,  verbun« 
en  mit  der  Kenntnifs  der  Verhältnisse  der 
Arzneien  gegen  einander  in  Beziehung  auf  ihre 
'fieil Wirkung.  Dieses  ist  also  der  reine  Begriff 
der  Kunst ,  geschieden  von  allem  Ideellen, 
Wandelbaren,  Fremdartigen  und  der  Zeit  An- 
gehörigen, nach  welchem  jeder  gute  prakti- 
sche Arzt  sich  selbst  unbewufst,  am  Kranken- 
bette handelt ,  und  dieses  ist  das  Handeln  nach 


—     49     w 

>  klXreneejn,  zum  wenigsten  eben  so  schwie« 
rig,  'als  warum  einst  die  Rechtsgelehrten  es 

.  Beit  undenklichen   Zeiten  für   sehr   verständig 
hielten,   den  Beschuldigten  die  Glieder  auszu- 
renken,    Zauberer   und   Zauberinnen   zu   Ter* 
brennen ,   und  warum   die   Gottesgelehrten   ea 
~    für  eben  so  yerständig  hielCen,  ehrliche  Leute, 
die  Gott  auf  ihre  eigene  Weise  verehren  woll- 
ten ,  einzukerkern ,  zu  martern  und  zu  braten» 
'  Hippokrates  sagt:   das  Leben  ist  kurz  und 
die  Kunst  lang.     So  lange  noch ,  wie  bis  je'tct| 
die  miihsam  erworbene  Kirnst  mit  jedem  guten 
Künstler   zu   Gfabe  getragen   wird,    und   uns 
nichts  von   ihr  bleibt  als  ein  Todteamahl  mit 
{ippiger,  Bilderschrift,  deren  Geheimsinn  selbst 
,   dem  Geweihten  schwer  zu  entziffern  fallt,   so 

•  lange   noch  der  Jüngling,   der  sich  der  Kunst 

■  widmet ,   von  der  Hochschule  doctorirt  in  die 

-  dunkle  Wüste  hinausgestofsen  wird ,  wo  Irr* 
lichter  und  der  Yorwelt  Nebelgebilde  ihn  um* 
gankeln  und  ihn  von  dem  Pfade  der  Wahr- 
heit, den  sein  schlichter  Verstand  vielleicht 
bald  gefunden  hätte,  durch  fromme  Ehrfurcht 

•Vor  dem  Alterthümlichen  zurückschrecken,  so 
lange  er  noch  hinausgestofsen  wird  in  das  feind- 
liche Leben,    stiefmütterlich   ausgestattet  mit 

yaogeblich  reichen  Erfahrungsschätzen,  die  wie 
verzaubertes  Gold  sich  beim  Gebrauche  in  Koh- 
len verwandeln ,  so  lange  die  Hochschule  nicht 
wirkliche  gute  Aerzte  macht  (bis  jetzt  kann 
eie  nur  gelehrte  Doctoren  der  Medizin  machen, 
wie  der  Landesfürst  Medizinal  ^  und  Geheime- 
räthe,  aber  der  Arzt  mufs  sich  delbst  mächen), 
fio  lange  wird  des  Hippokratis  Spruch  wahr 
bleiben:  das  Leben  ist  kurz  und  dieKunst  lang. 
Aber  wenn  unsere  trefflichen  Künstler, 
statt  ihre  Geisteskräfte  in  ideellen  Abstractio- 
Joam.LXlV.B.6.St;  D 


-     6t     - 
S chlufs  -Bcmcriung 

von 

a   Vr.   Bufeland. 


•         I 


Auch  die  Zweifler  niisseii  eejra!  •—  Der 
Verfasser  übernimmt,  wie  wir  sehen,  die  Itüil# 
/eines  neuen  Arke$ilaM\  und  ich  habe  dem  den- 

.    kenden^  scharfsinnigen,  Tiel  erfahrnen  und  viel 

helesenen,  Manne,  meinem  alten  Freund  und  (vor 

beinuhe  40  Jahren)  meinem  Skbiileri  die  4uC« 

nähme  seiner  Abhandlung  nicht  Tersagen  kijn** 

*  Ben,     Niemand  wird  leugnen ,   dab  eie  iri4|# 

!«  originelle  Gedanken  und  reichen  Sü>S  ituik 
JNachdenken  enthält,  und  schon  das  lal  ei« 
grobes  Verdienst  solcher  Arbeiten,  daCi  ei# 
den  Geist  aufregen,  und  dafs  mancher  de- 
durch  aufgemuntert  wird,  seine  eignen  Ueen 
und  Ansiditen  ron  neoen  w  prii&n,  eufzu- 
IJären  und  zu  berichtigen,  nanoner  ft«ich  wohl, 
Heinungen  und  Begriffe,  die  er  Usber  nur  ge- 
dankenlos nacbgeb^et  £aEt,  «iAHiai  eelbsc  m 
denken. 

Aber  der  geehrla  V^rfamw  «liaiibe  nna 
noch,  ein  Wort  binsucaifugM.  AJUerdings  hat 
•r  darin  Recht:  Vfitthea  l/kicten  wir  nur  djis 
Thatsächllcfae,  das  Oegebeoe;  das,  was  die 
Krankheit  emgt^  .^iin^,  w«s  idkhebt,  vndihae 
ninnlicbe  Erscbeiftiing.  Die  duicii  diese  tJr« 
Sachen  im  lonera  des  lebenden  Organianns 
erzeugte  Veränderung,  das,  was  der  Ersehet« 
sung  zum  Grunde  l^t,  das  sogenannte  W#- 
aen  oder  die  näcbaU;  L'rsacbe  der  Krankheit 
können  wir  eben  SfO  wenig  eriE^nnen  als  da« 
Weaen  des  Lebens  aelipet.    Es  »at  nnd  lUht 

02 


-     33     - 

bodenlosen  Träamerey  (demMysticismuft)  pnl^ti^- 
scheiden.  Uod  auf  diesen  Punkt  steht  sie  jetzt, 
.  Gott  Lob,  allgemein  ,  dieser  Wegist  jetzt  allge- 
mein  als  der   einzig  richtige  anerkannt,'  and 

^  aaf  ihm  hat  sie  den  hohen  Grad  yon  Vollkom- 
menheit erreicht,  dessen  sie  sich  jetzt  erfreut. 
— •  Das  Schema  ihres  Handelns  ist:  Zuerst 
Entfernung  des  ursachlichen  Moments,  in  so* 
fern   es  erkennbar^  und  zu   heben  ist;    Danb^ 

'  wenn  die  Krankheit  fortdauert,  .der  Angriff 
auf  die  Krankheit  selbst  (die  innere  Verände- 
rung im   Organismus,   gesetzt  auch   dafs   wir 

'  <  yon  ihrem  Wesen  keinen   klaren  Begriff  ha- 

'•>  ben)  durch  Büttel,  von  welchen  die  Erfarung 
lehrt ,  dafs  sie  diese  Abnormität  des  Lebens 
EO  beben  vermögen. 

Dafs   auch   das  präkthche  Gefühl  zum  rich- 
tigen Erkennen  und  Handeln  von  grofsem  Werth 

'  eey,  darin  stimmen  wir  vollkommen  bey.  Der  ' 
praktische  Takt  existirt  unstreitig.  '  Er  ist  die 
Gabe,  bei  ähnlichen  Fällen  schnell  und  un- 
bewufst  das  Vergangene  und  Gedachte  zu  wi- 
derholen, auf  den  gegenwärtigen  Fall  anzu- 
wenden,  und  so    das  Rechte  zu  treffen.     Bei 

.  den  meisten  ist  er  das  Resultat  vieljähriger 
Erfarung;  doch  gibt  es  glückliche  von  der  Natur 

■  Begabte,  die  es  schneller  erhalten ,  —  geborne 
Heilkünstler,  eben  so  gewifs,  wie  geborne  Schgu.- 
.'  küostler,    mechanische   Künstler   u«  s.  w.   — 
Doch  mufs  ich  recht  sehr  bitten  >    diesem  Ge- 
fühl auch  nicht  zu  viel ,  nicht  aHein ,  zu  trauen. 

'  Es  kann  auch  trügen,  und  wird  auch  erst  völ- 
lig sicher,,  geleitet  durch  gründliches  Studium 
Aet  Kunst.  Selbst  ein  Stoll,  der  gewifs  reich 
daran  war,  verliefs  sich  nie  ganz  allein  dar- 
auf, sondern  unternahm  keine  Kur,  ohne  seine 


—      M     — 


wofern  sie  gehörig  geleitel  vttd  beaulil 
den, 

Aaf  diese  Welse  T^ird  auch  die  Klage 
irs  Verfassers  gehoben,  wenigstens  be- 
Snkt,  dafs  die  Heilkunst  mit  jedem  Arste 
!>e.  Sie  lebt  Wirklich  in  jenen  klassischen 
iften  fort,,  so  gut  wie  die  schone  Kunst 
len  Werken  eines  PfudiaB  u^d  Raphatls^ 
ihr  Gebeimnifs  wird  sich  jedem  auftchlie- 
»  der  diese  Werke  mit  wahrem  Ernst| 
ie,  und  Andacht  studirt,  und  ihren  Geist 
ch  au&immt. 


—     67     — 

nden  Organismus  speciBsch  •inwirkenda 
I  Drogue,  diese  Wirkung  irgend  einem  darin 
landenen  eigeolhiimlichen  Besrtandlbeile, 
*  dem  Produkte  seiner  Verbindung  mit  einem 
ten  oder  dritten^  zuerkannt  >verden  müsse; 
dafs,  wenn  es  dem;  Chemiker  gelingen 
e,  jenen  StoiF  darin  aufziiünden  und  sei- 
n  isolirt  darzustellen,  solcher  ohiifehlbar 
1er  kleinsten  Dosis  angewendet»  dieselbe 
"kung  ausüben  müsse,  wie  die  YerhäUnifs- 
tnäfsig  gröfsere  Masse  der  rohen  Substans. 

Ich  stellte  dabei  sugleich  das  Horoscop, 
wenn  meine  Vorstellung  einer  Realisation 
g  sey,  der  Phnrmacie  in  der  Zubereitung 
her  Arzneimittel,  aus  vegetabilischen  Or> 
ismen,  eine  mächtige  Reform  bevorstehen 
de« 

Ich  fühlte  dafs  es  keinesweges  genügend 
CK  könne,  die  bis  dahin  üblich  gewesene 
gliederungsmethode  >  der    Vegetabiiien ,    so 

anderer  organischer  Erzeugnisse,  beizu- 
alten  :  weil  sie  stets  nur  unzuverläfsige  und 
icklose  Resultate  darbieten  mufste ;  ich  lehrte 

Gebrauch  neuer  chemischer  Reagenzfen 
nen,  um,  wie  bei  der  Zergliederung  anor- 
«eher  Körper,  flurch  eine  vorläuGge  Frü- 
^,  wenn  auch  nur  qualitativ,  das  Daseyn 
»chieden  gearteter  Bestandtbeile  in  ihnen 
lumitteln,  und  dadurch  eine  neue  Methode 
r  Zergliederung  zu  begründen,  welche  eiche- 

und  zuverlnfsiger  zum  Zweck  fübrei  als 
früher  üblich  gewesene. 

Was  ich  hier,  nun  bereits  vor  32  Jahren, 
['rognoslikon  angedeutet  hatte,  hat  sich  durch 
I  s|)atei4iin  gründlicher  geordnete  cbemiMbe 


-     69     - 

8.  Des  Solanbiif  in  den  Sfättem  voo  So-- 
n  nigrum^  so  wie  in  den  Bläturn  und  den 
ßtln  von  Solanum  Dulcamara, 

9.  Des  VtratrinB  oder  SabadUßni,  in  den 
■a  von  Vtratrum  SabadiUa. 

10.  Des  DelphlninSf  in  den  Samen  von 
^hinium  Staphia  aj^ria. 

11«  Des  Elaterins^  in  den  Früchten  von 
lordica  Elaurium. 

12.  Des  Daphnin8f  in  der  lZJn<{e  rpn  Daph- 
\Iezertum  und  Daphnt  alpina. 

13.  Des  Nicotianins  f  in  den  Bläitem  aller 
r  Arten  JNicotiana. 

14«  Des  ScilHiim ,  in  der  Wurzel  von  9a7/a 

15«   Des   Capsidns^   in  den  Fruchtkapseln 
Capskum  annuum  und  Capsicum  baccaia. 

.16.  Des  PiperinSy   im  Pfeffer. 

17.  Des  Saponinit  oder  Senegim^  in  den 
tfern  und  der  PVurzel  von  Saponarla  offict-^ 
I,  von  Polygala  Senega,  von  Polypodium 
\ar€  und  Arnica  montana^  < 

18.  Des   Gentianins^   in    der  Wunuü  von 

19.  Des  Coffeins  in  den  Früchten  von  Cr>/* 
arabka. 

20.  Des  ManninSy  in  der  Manna. 

Die  Entdeckung   des    Conins   in  den  ^5/äN 

von  Conium  maculaium^   und  des  Hyoscyam 

1^  in  den  Bläuern  von   Hyoscydmui  ntger^ 

)int  sich  nicht  bu  bestätigen;  beide  schei« 


—     60     — 

Den  blofs  VerbinduogeD  von  phäiphonaura 
monialischer  Talktrdg  auszumacheD. 

Ich  habe  hier  nur  allein  derjeoigeD  in 
Pflanzen  aufgefundenen  Stoffe  gedacht,  yft 
«ine  mehr  öder  weniger  krafhrolJe  Em 
auf  den    lebenden  Organismus  ausübeo, 
daher  ganz  yorzSglich  als  Ursacben  ihrer 
cifiken  Wirkung    angesehen  werden  mf' 
dagegen  übergehe  ieh  hier  die  weniger 
voll  wirkenden,    wie  Glycirrhizin ^  InuEn^ 
ItnduUn^  HämatoxyUn^  Jßrythrodonin  und 
andern ,  die  bereits  entdeckt  worden  wA> 

Die  fortschreitende    chemische  Z( 
rung  der  Vegetabilien   hat  uns  also  mit  ei 
Menge  neuer  wirksamer   Stoffe  in  ihnei 
kannt  gemacht.     Sie  lagen   aber  yon  jeher! 
ihnen  Yorhanden ;  und  sie  allein  mufsten  d( 
arzneiliche    Kräfte  begründen.     Mehrere^ 
ser  Vegetabilien    sind  toii  den  ältesten  ^ 
her  im  Gebrauche  gewesen,  man  hat  sie 
in  Substanz  Terordnet,   b§]ld  als  Gruodlagii 
verschiedenen  pharmac^utischen  Zubereitoif 
in  Gebrauch  gesetzt.    Erst  in  spätem  Zeitepi 
man   jene    Vegetabilien    ror    das    Foram 
gründlichem   chemischen    Zergliederung 
gen  und  ganz  eigenthümliche  rorher  nicht 
kannte  Bestandtheile  in  ihnen  entdeckt,  " 
che  als   wirkende   Ursachen    darin   an( 
xWorden   sind;   wie  solches   die  vorher 
stelleten  näher  begründen. 

« 

Die  meisten  jener  Materien  sind  im 
ser  höchst  schwer  losbare  Alcaloidt^  die 
mit  S'dujrtn  vereinigt,  ohne  dafs  ihre 
chen  Kräfte  dadurch  wesentlich  verändert 
zerstört  werden,  im  Wasser  leicht  losbare 


—     61     — 

itellen,  uod  durch  die  Eitraction  mit  sauren 
Lein,  nnr  allein  Yoliständig  erachopfit;  wer- 
kSoneil^  und  müssen,  um  in  Form  der 
raktioneh  Mrirksame  Arzneien  aus  ihnen 
-|)ereitent  wenn  man  sie  nicht  in  ganzer 
Otanz ,  also  gemengt  mit  allen  nicht  wirk- 
en^ BestandthMlen,  gebrauchen  will«  Bei- 
le ^solcher  älteren  Arzneimitlei,  die  ihren 
■rth  bis  auf  unsere  Zeiten  behauptet  haben, 
mn  Folgende: 

1.  Laudanum  liquidum  Sydenhami» 

Die  Erfahrung  liat  es  begründet,  dafs  das 
um,  die  Hauptgrundlage  zu  jenem  Ai^zoei*- 
bei,  pur  in  oubstanz  gesehen,  die  kraft- 
esfe  Wirkung  äufsert;  dafs  dagegen  das 
tracium  Opii  in  der  Wirkung  weit  nachsteht. 

Das  Laudanum  liquidum  Sydenhami  ist  eine 
k.raftTollesten  Zubereitungen  aus  dem  Opium; 
Jst  die  Extraktion  des  Opiums  mit  Wein» 
*  Safran  y  so  wie  der  geringe  Zusatz  von 
muz  und  Gewürznelken  y  bei  seiner  Zusam- 
asetznngi  sind  blofs  als  Nebenmittel  zu  be- 
ulten. 

'Erst  seitdem  durch  Derosne  das  Opian  oder 
rkotin^  so  wie  durch  Sertürner  das  Mör^ 
idn  isi  Opium  entdeckt  worden  sind,  seit- 
Di  man  weifs,  dafs  besonders  das  Mor- 
gan ein  im  Wasser  höchst  schwer  lösbares 
uihid  auspiacht,  das  aber,  mit  Säuren  ver- 
iden,.  leicht  lösbare  Salze  darstellt,  ist  es 
diirbar:  dafs  der  PVtin^  nicht  yermöge  sei- 
II  geistigen  Theile,  sondern  seines  Gehaltes 
[Aq>felsäure  ^  die  auch  in  den  sogenannten 
U^n  nie  mangelt,  sich  hiebei  thätig  bewei- 
I  •indem  die  Aepfdsäure  sowohl  den  fräeii 


—     63     — 

wircl^  würde  ohnfehlbar  in  ihrer  WirkuDg  weit 
kraütvoUer  ausfalleo,  wenn  sie  statt  9  Unzen, 
mit  8  Unzen  Wasser  zubereitet  wiirde ,  dage^ 
gen  aber  die  fehlende  Unze  PJ^ asser  durch  eine 
Unze  Acttum  concentratum  ersetzt  werden  kann- 
te. Dem  Opium  wiirde  dadurch  alles  Morphium 
entzogen  werden ,  und.  jene  Tinctura  Opü  «im- 
pleco  würde  nur  ein  mit  wäfsrigem  Weingeist 
gelöstes  tssigsaures  Morpfuum  darstellen « 

4.  Offtcirielle  Präparate  aus  der  XJhinarinäej, 

Alle  Aerzte  stimmen  darin  fiberein ,  dafs 
eine  gute  Chinarinde  ihre  das  Fieber  yertrei- 
beode  Kraft  nur  dann  am  vorzüglichsten  äq-> 
fserty  wenn  solche  in  Substanz  gegeben  wird. 
Aber  die  Faser  derselben  verträgt  nicht  jeder 
Magen;  und  so  hat  man  durch  die  Zuberei- 
tung des  Extrakts  und  der  Tinktur  aus  der 
Cfwiarinde^  ihr  die , Quintessenz  ihrer  Kraft  ent- 
Eiehen  und  solche  in  jenen  Formen  concentrirt 
darstellen  wollen,  * 

Seitdem  das  Chinin  und  das  Gnchonin  sjs 
wirkende  Ursachen  in  den  Chinarinden  ent- 
deckt worden  sind»  seitdem  man  sie  auszur- 
scheiden  gelernt  hat;  seitdem  erwiesen  ist, 
dafs  die  Chinarinden  nur  basisches  nur  zum  TheiL 
an  Chinasäure  gebundenes  Chinin  und  Cinchonin 
enthalten >  ferner,  dafs  das  reine  Chinin  und 
Cinchonin  im  /Nasser  und  selbst  im  uilkohol^  in 
der  Kälte,  äufserst  schwer  losbar  sind,  ist  es 
einleuchtend,  warum  jene  Chinaextrakte  und 
eben  so  die  mit  V\^asstr  gemachten  Infusiones 
und  Decocte  der  Chinarinden^  im  Verbältnifs 
der  China  in  Substanz  gegeben,  so  wenig  wirk- 
sam sind ;  denn  sie  enthalten  nur  wenig  china- 
saures  Chinin  un d^  CmcAoni/i ;  die  gröfsere  Quan- 


•V 


—     65     — 

'  ben  ist,  die  ^mrcbg^seäiete '  Albkochang  ndt 
den  Erstelrn  zii  yerbiodetiv  und  ouii  beide  lur 
Extraktfonn  abeuidansteo :  -man  wird  danrn 
im  Extrakte  alle  Kraft  der  Rinde  Tereinigt 
finden. 

Eben. so    yei'dienfe  «es    Ibei«  Mligi^f'alfor- 

•  mein,   Infusionen  und  Abkochungen  d^r  Chi- 
'  '.sarinde,  solche  entweder,  mit  einem  leichlen 

cWein  bereiten  zu  lassen/^   oder  für  jede  Unse 

der  Ghinaunde    b^^chnel>^  ;rdem  Wassert  .TÖr 

-   seiner  Einwirkung   auf  die    Rinden   eine  halbe 

^  Drachme    Acttum    concentratum    beisetzen    z^ 

'lassen. 

•I 

Auch  die  Entdeckung  des  ChinuiB  und  des 
'    Cinchonins ,    und  die  Wirksamkeit  ihrer  Salze, 
giebt  einen    Beweis  für   das  alte  Sprichwort: 
„dafs   unter   der  Sonne  nichts  Neues  entdeckt 
wird ,  was  nicht  schon ,  nur  in  anderer  Form» 
-vorhanden  war'';   denn  In  dem  Chinawein  hat 
'  man  die   Chinasaht  schon  in   den  altern  Zei- 
ten gebraucht,  ohne  sie  zu  kennen;   jetzt  hat 
'  die  Chemie  Aufklärung  darüber  gegeben. 

5*  Extractum  Nucis  Vomicae. 

Es  ist  schon  früher  erörtert  worden,  dafs 
die    Nuce8   V^omicat  ein  eignes  Aikaloid,   das 
Strychrdnj  enthalten,  welches  darin  zum  Theil 
'    s^n  Igasursäure  gebunden   ist.     Die   blofse  Ex- 
traktion  der   zerkleinerten  Nucis  Vomicae  mit 

*  fVasser^  so  wie  solche  zur  Zubereitung  des 
.JExtracti  ^uc£> /^om/cae  Torgeschrieben  ist,  kann 

daher  wenig  Wirksames  leisten ;  nur  das  Icia^ 
sursaüre  Strychnin  war   dadurch  aufgelöst,   die 
greisere  Masse  des  nicht  gesäuerten  StrychriinSj 
Jottin.LXIV.B.6,St.  £ 


—     67     — 


■  ,> 


III. 

■ 

Amtlicher   Bericht 
ühtt 

die  Verbreitung  der  vorjährigen 
Holländischen  Epidemie 

i  n     d  i  e 

angreazenden  Freubiscben  Provinffen« 

Von 

Dr.    N.    Mei^r^ 

Regierung!  •  Medizinal  -  Rathe  in  Minden.  *' 


W  enn  die,  in  eiatm  Theile  von  Holland,  im 
Jabre  1826  herxschende  Krankheit  in  der 
IVachbarscbaft  so  grofse  Besorgnisse  erregte, 
dafs  hier  und  dort  schon  Vorsichtsmarsregeln 
gegen  die  weitere  Verbreitung  getrojOTen  wur- 
den; so  waren  diese  Besorgnisse  wohl  begriin->* 
det,  durch  die  in  jenem  Lande  Statt  findende 
jillgemeine  Verbreitung  der  Krankheit  über  die 
groüste  Mengei  der  Individuen,  wekhe  sich  in 
ihrem  Bereiche  befanden,  mehr  aber  noch 
durch'  die  ungewöhnlich  grofse  Todüichkeit 
derselben.  Zwar  wurden  diese  Besorgnisse  ge- 
mindert, als  aus  yerschiedenen  Gegenden,  frei- 
willig und  gesendet,  Qiehrere   anerkannt  ge- 

E  2 


—     69     — 

Das   Resultat  der  eingegangenen  Berichte 
besteht  in  Folgendem.     Ttie  Zahl  der  aus  dem. 
Regieruugs- Bezirk  Minden  jahrlich  nach  HoU 
land,   wegen  Arbeit  und  Lohn,v  lYandernden«. 
ist  sehr  grofs  (wie  auch  aus  den  benachbarfen 
Regierungs  -  Bezirken  Münster,  Arensberg,  Düs- 
seldorf,  aus   dem   Hannoverschen    und  Lippe- 
•chen^  sich    jährlich    eine   bedeutende   Anzahl 
dorthin  begiebt).     Von  diesen  Arbeitern  kehrt 
jährlich   eine  bald  grofsere  bald  geringere  An« 
xahl  erkrankt  zurück.     Diese  Erkrankten  lei- 
den in  der  Regel  und  fast  ohne  Ausnahme  am 
Wechselfieber,    welches  sie   scjbon  in  Holland 
bekommen ,    oder    jas   sich  in  einigen  Gegen- 
den erst   nach  ihrer  Rückkunft  einstellt.     Die  . 
"Veranlassung  zur  Entstehung  desselben  ist  die « 
dortige    feuchte    und    ungewohdle    Luft,    die 
schlechte  Nahrung,   das  Entbehren  eines  war- 
men Nachtlagers ,  und  die  Art  der  Arbeit  selbst« 

Nach  den  Journalen  des  Civil -Kranken- 
hauses zu  Paderborn  sind,  seit  früher  Zeit, 
drei  Fünftheile  der  auigezeicbneten ,  dort  be- 
handelten Kranken,  Hollandsgänger  gewesen. 
Ohne  geaau  die' Zahl  bestimmen  zu  können, 
kann  man  annehmen,  dafs  in  diesem  Jahre 
TOn  den,  nur  in  das  Münsterschej  Paderborn^ , 
sehe  und  Lippische  zurückgekehrten  Arbeitern, 
wenigstens  500  von  der  Holländischen  Krank- 
heit befallen  waren,  nachdem  aus  mehreren 
Orten  4  —  6  —  6  bereits  in  Holland  oder  un- 
terweges  gestorben  waren.  Wenn  in  diesem 
I Jahre  die  Zahl  der  erkrankten,  und  der  in 
Folge  dieser  Krankheiten  gestorbenen  Hollands- 
gänger ungewöhnlich  grof»  war,  so  findet  dies 
den  ersten,  wenn  auch  entfernteren  Grund 
darib,    dal's  die,    durch   die   Statt   gefundene 


-.     71     —      ' 

ftedizinisch  poHeeilicben  BlaarsMgelOy  nicht 
ticbt  schwer  fiel,  jeder  Verbreitang  vor- 
igen, als  seltfst  aucb  die  etkrankt  Zuriick« 
nrten  gröhtentheils  wieder  herzustellen. 

3s  ergab  sich  aber  atith  zugleich,  dafs  die 
Bzeloen  Orten  sich  gleichzeitig  epidemisch 
Kiden  nervösen  Krankheiten  bei  denen, 
ru^T  nach  und  nach,  in  demselben  Hanse 
cre  erkrankten ,  der  contagiosa  Charakter 

verkannt  werden  konnte,  iwar  mit  der 
dland  herrschenden  einige  Aebnlichkeit 
n,  mit  dieser  aber  nicht  fSr  gleichartig 
rt  werden  konnten.  Aehnliche  lokale 
iiltnisse  muFsten  allerdings  ähnliche  Er* 
nuttgen  hervorbringen,  wenn  aber  das 
t~  Symptom  der  Krankheit  der  zuriick- 
Bnden  Hollandsgänger  die  Remission  war, 
nd  bei  unsern  nervösen  Epidemieen  hoch« 

nur,  und  nicht  immer  Iniermission  Statt, 
rdem  hatte  z.  B.  in  Eldßgßin^  einem  klei- 
ftuf'der  Mindener  Haide  niedrig  liegenden 
I  das  gastrisch  nervöse  Fieber  schon  im 
ner,  und  vor  der  Rückkehr  der  HoUands- 
Bt  geherrscht ,  und  war  Vielen  tudtlich  ge- 
en,  weil  ärztliche  Hülfe  stslten  oder  fast 
gesucht  Wurde,    und  weil,  wegen  Mantel 

dauernden  ärztlichen  Aufsicht,  auch  die 
3rdne(en  polizeilichen  Maafsregeln,  z«  B* 
.läucherungen  u.  s.  f.  nicht  regelmäfsig 
vollständig  ausgeführt  wurden.  Das  sich 
r  im  Kreise  Rahden,  in  den  Bauerschaf- 
itroehen  und  Verl  verbreitende  galligte 
lufieber  war  zwar  in  Stroehen  unbezwei- 
ms  dem  beoachbarten  Hannoverschen  ein- 
leppt;  und  es  verlautete,  dafs  diese  im 
6 versehen  herrschende  Krankheit,  in  der. 


—     73     — 

Zu  allen  Zeiten  sind  aber  eine  Anzal^l  der 
Bollandgänger  erkrankt^  jedoch  nur  die  Fürst- 
lich raderbornische  Regierung  föod  sich  ver- 
ahlafst,  im  Jalire  1781  das  Hinwandern  nach 
Holland  zu  verbieteu.  Dies  Verbot  gerieth 
aber  sehr  bald  in  Vergessenheit,  und  obgleich 
Faderborn,  wie  ich  später  anführen  werde, 
Torzugsweise  vor  mehreren  andern  Kreisen  zu 
fieser  Ansteckung  in  Holland,  —  soweit  diese 
das  kalte  Fieber  betrifft,  —  inclinirt,  so  hat 
doch  kein  erwiesen  auffallender  Nachtheil  Ver- 
anlassung zu  einer  späteren  Erneuerung  dieses 
Verbotes  gegeben.  In  sofern  aber,  auf  der 
einen  Seite,  die  Krankheit,  welche  die  dahin 
wandernden  Arbeiter  sich  in  Holland  holen,  in 
der  Regel  nur  in  dem  sogenannten  kalten  Fie- 
ber besteht^  auf  der  andern  Seite  aber  dieser 
Erwerb  für  die  Heuerlinge  und  kleinen  Grund- 
besitzer durchaus  nothwendig  zur  Erlangung 
ihrer  Steuern  und  Abgaben  ist,  znufs  eine  Be- 
schränkung oder  gar  ein  Verbot  des  Hinwan- 
derns  unzuläfsig  erscheinen. 


Unter  den  über  diesen  Gegenstand  mitge- 
theilten  Bemerkungen  befinden  sich  die  Beob- 
achtungen des  Herrn  Dr.  HiUenkamp  zu  Salz- 
iLOtten  im  Kreise  Büren,  welche  derselbe  bei 
Behandlung  einiger  der  schwer  erkrankt  aus 
Holland  zurückgekehrten  Arbeiter  niederge- 
schrieben hat.  Ich  halte  sie  der  ölTentlichen 
Sekanntmachung  werth ,  und  theile  sie  im 
IVachstehenden ,  von  einigen  allgemeinen  An- 
merkungen begleitet,  mit. 

Im   Verlaufe    dieses    Sommers   hatten  wir 
'hier  die  merkwürdige    Erscheinung,    dafs   sicli 


'     —     75     — 

.  Da  ich  itfehrare  dieser  Kranken  behandelt 
mbe,  fo  erlaube  ich  mir,  meine  deriiber  ge- 
üachten  Beobachtungen  Ykfiitzutheilen,  mit  dem 
Wunsche,  dafs  meine  Herren  Collegen  ein 
jleiches  thun  mochten.  ^) 

und  ait  diesem  die  Arbeit ,  der  tich  die  Arbei- 
ter in  Holland  hingeben»  jene  Verscliiedenheic  ^ 
in    der  Zahl    der  Erkrankten    erklttrien.      Denn 
•vttent  halten  die  nachbarlich  bekannten  Hollands* 
gtnger  eintelner  Kreise  sttstennett,  und  geb^n 

'  sich  in  UoUand '  telbec  ^emeinsehaftlioh  gewis- 
ser Arbeiten ,  s.  B.  den  Mähen  des  Grases»  hin ; 
da  nun  der  lokale  Gesundheitszustand  einselner 
Gegenden  Hollands  beeser  als  der  Anderer  ist» 
so  lifst  «ich  hieraus  schon  die  Einwirkung  auf 
die  Gesundheit  und  Krankheit  einzelner  Massen 
Ton  Arbeitern  erklären.  -—  Zweitens  ist  der  Ein- 
AuCs  der  Arbeit  selbst  hiebei  von  grofserVVichtig- 
keit.  Wenn  Einige  sich  dem  Grasroihen  hin- 
geben.» so  bleiben  für  Andere  nur  die  \Vasf«r- 

.  arbeiten  übrig.  —  Gerade  dieiö  Arbeiten  aber 
sind  es»  welche»  wegen  der  Statt  gefundenen 
Deichbrache  und  Üebersehwemmnngen»  so  wie 
wegen  Anlegiiilg  der  neuen  Kanüle»  bei  höhe- 
rem Tagolohn »  eine  gröfsere  Menge  Arbeiter 
anzog»  und  eine  qualitativ  und  quantitativ  be- 
deutendere Erkrankung  nach  sich  ziehen  mufite ; 
wobei   noch   der   in   den   aberschwemroten  Ge- 

f enden    (Groningen)    sich    lokal    entwickelnde 
rankheits  •  Chträter    einen    bedeutenden  Ein- 
flufs  Ikufserte.  M. 

^)  El  wire  sehr  zu  wünschen  gewesen^  dafs  al- 
lenthalben, wo  sich  diese  Krankheit  m  gröfse- 
rer  Bedeutung  Üufserte»  gleiche  Beobachtungen, 
vorzüglich  aber  auch  Sectionen  der  Gestorbenen, 
angestellt»  und  deren  Resulute  miteetheilt  wä- 
^  ren*  Da  jedoch  in  den  meisten  Fällen  die  er- 
krankt  Zurflckkehtenden  ihre  Krankheit  für  das 
^  gewöhnliche  kalte  Fieber  hielten»  g«gen  wel- 
ches in  der  Regel  von  den  Unbemittelten  nur 
'Hautmittel  gebraucht  werden:  so  ist  in  den  we- 
iligsten Fällen  Hülfe  des  Arstus  gesncht;  und 
di*  Aerzte  sind  daher    nur  selten  im  SviiTi^^  ^^- 


—     77     -I 

Kraaliheit  hervorriefen ,  auf  den  Organkmuft 
'  einwirkten  und  einwirken  konnten ,  d«  h.  in 
-wiefern  der  Organismus  datu  disponirt  war. 
Ich  habe  gefunden,  dafs  sich  3  Grade  dieser 
Krankheit  unterscheiden  liefsen,  deren  jeden 
,  ich  jetzt  genau,  wie  ich  ihn  beobachtet  habe^ 
beschreiben  will. 

Erster  Grad.    Die   in  diesem   Grade  Er- 
krankten   waren   noch   zu   Fufse  aus  Holland 
gekommen   (eine  Reise  yon.  5  —  6  Tagen)  ei- 
nige waren  in  Holland  noch  gesund  gewesen, 
'  und  erst  auf  der  Reise  erkrankt,  andere  kamen 

I  selbst  hier  noch  gesund  an ,  und  wurden  erst 
SU  Hause ,  gewöhnlich  nach  einer  guten  Mahl- 
ceit,  krank,  woher  es  denn  häufig  kam,  dafs 
diese  die  Mahlzeit  als  Ursache  ihrer  Krank-  > 
heit  anklagten.  Das  Allgemeingefühl  dieser 
Menschen  war  abgestumpft,  es  zeigte  sich  so- 

'    gar   häufig   eine   besondere  Gleichgültigkeit  in 
ihrem  Benehmen   und  auch  in  ihrem  Gesichte, 

*    die   Haut   war  trocken,    schlaff,    das    Gesicht 

'  und  die  Augen  hatten  ein  gelbliches  Ansehen, 
Athem  und  Puls  waren  träge,  jedoch  im  Ein- 
klänge, die  Zunge  war  mit  einem  gelblich 
.braunen  Schleime  dick  und  fest  belegt,  an  ih- 
ren Rändern  waren  die  Wärzchen  etwas  er- 
hoben anzufühlen ;  dabei  übelriechender  Athem, 
häufiges  fauligtes  Aufstofsen,  bei  einigen  sol- 
ches Erbrechen;  bei  manchen  war  der  Magen, 
bei  andern  auch  die  Leber  angeschwollen,  und 
gegcfn  Druck  eii)p6odlich,  der  Stuhl  hart  und 
sehr  übelriechend ;  Einige  hatten  Schmerzen  in 
der  rechten  Schulter,  oder  auch  in  den  Fü- 
fsen.  Bei  allen  fand  beständig  dumpfes  Kopf- 
weh, Mangel  an  Schlaf,  Appetitlosigkeit,  und 
selten  übermäfsiger  Durst  dtatt.    Fieberbewe- 


—     79      -- 

.poftitioD.  f|Die  BUaemUäaraD  warden  noc|i 
.YOt  kurzem  toq  Pitscftafi  au^  Garlsruhe  gegen 
'KrweichuDg  des  Magens  bei  JKindern  gerühmt." 

■  Zudem  y  dafs  hier  wohl  ein  ähnlicher  Zqstand 
des  Magens  vorhanden  war,  wirken  diese  Säu- 
rea  noch  besonders  erregend  und  umstimmend 

'  auf  die  Nerven  des  Unterleibes,    daher,  auch 

"sagleieb   Wohl   ihifa    günstige  Wirkung.     Bei 

dieser  Behandlung  mufsten  alle  schwere  und 

scharfe  Speisen  und  Getränke  vermieden  wer- 

•  den;  atidi  bekam  besonders  gut  ein  gelindes 
aber  anhaltendes  Reiben  des  Leibes  mit  einer 
arweichandea  aromatischen  Salbe. 

Es  versteht  sich,  dafs  dies  die  Behand- 
laag  -im  Allgemeinen  war;  bei  einigen,  wo 
gr5ftera  Empfindlichkeit  in  der  Leber  oder 
aineiA  aadetn  Organa  Statt  fand,  mufste  zu- 
gleich mehr  kühlend,  bei  andern  mit  Wal- 
Inag  zum  Kjopfe  oder  Brust ,  mehr  ableitend 
verfahren  werden ;  so  bekam  auch^  wo  ver- 
dorbena  Stoffe  vorräthig  waren,  ein  gelindes 
Brechmittel  oder  ein  gelindes  Purgans,  recM 
gut.  Auf  diese  Art  kam  ich  noch  immer  bald, 
id.  h.  in  3  bis  4  Wochen  zum  Ziele,  da  an« 
*depe  Kranke,  die  nicht,  oder  nicht  ordentlich 
«gehrauchten ,  oft  8  Wochen  ja  ein  Vierteljahr 
und  länger  krank  blieben;  diese  blieben  träge, 
diiidai  uad  selbst  bei  wiederkehrendem  Appe- 
tite nahmen  die  Kräfte  ab,  sie  bekamen  hau« 
fig  Verhärtung  des  Magens,  Erbrechen  nach 
jeder  Slahlzeit  etc. ,  oder  es  folgte  ein  schlei- 
chendes Fieber,  Wassersucht,  oder  ein  bösar- 
tiges Wechselfieber ,  oder  der  Tod  selbst  un- 
ter Ohnmächten.  Diejenigen,  welche  Wech- 
selfieber bekamen ,  wurden  noch  am  geschwin-« 
desten  geheilt,  nicht  sowohl  weil  wir  dage- 


-     8t     ^ 

ten  immer  in  deoselben  an  befolgen  Kopf- 
schmerzen,  grofser  Abgespanntfaeit,  aufgeho- 
bener Efslust.  Die  Zunge  war  immer  mehr 
oder  weniger  braungelblich  belegt,  der  Leib 
aufgetrieben  und  empfindlich,  die  Haut  trocken, 
und  selbst  in  den  Fieberanfallen  trat  sehr  sei-? 
ten  Schweifs  ein.  Bei  der  Behapdlnng  war 
besonders  zu  be;riicksicht]gen,  dafs  die  am  Ner- 
yeq-  und  Gallenfieber  Leidenden,  seltene  Aus* 
nahmen  abgerecbnet,  immer,  wenn  diese  Fie- 
Wr  glikklifh  gehoben  waren,  erst  ein  Wech- 
•elfieber  bekamen,  und  erst,  wenn  auch  dieses 
glötklich  gehoben  war,  der  Zustand  blieb, 
den  ich  als  den  l(en  Grad /beschrieben  habe. 

Bei   der    Behandlung    des    nervösen    und 
Gallenfiebers  war  aufser  den  allgemeinen  Re* 
geln   hier   besonders  zu  berücksichtigen,   dafs 
selbst  die  Organe  mehr  oder  weniger  bekannt 
waren ,  und  die  Nerventhätigkeit  besonders  ge- 
schwächt und  umgeändert  war,  und  so  mufste 
ich  selbst  die  Angelica  und  RhabarJ^er  mit  Säu- 
ren Terbinden,   sobald  es  eben  anging.     Dabei 
mufste  auch  beständig  darauf  gesehen  werden, 
"dafs  die   Verdauungsorgane  mit  Vorsicht  von 
den   fauligten   Stoffen   gereinigt   wurden.     Bei 
dem  Wechselfieber  wurde  die  China  weder  in 
Substanz  noch  in  Decoct  vertragen.     Dank  sei 
es  der  neueren  Chemie,   dafs   sie  uns  in  dem 
schwefelsauren  Chinin  ein  so  schätzbares  Mh- 
tel   geschenkt   hat,   denn   die  Wirkung  dieses 
fliittels  war  aufserordentlich ,   mag  dieses  nun 
durch  die  Verbindung   mit  den  Minsralsauren 
gekommen  seyn,  oder  durch  seine  Zartheit  und 
grofseren  Verdaulichkeit ;  genug  es  führte  bald 
und  sicher  zum  Ziele,  und  ohne  dasselbe  wä- 
ren gewifs  viele  Menschen  gestorben.     War  so 
Joarn.  LXIV, B.6.  Su  F 


—  Sa- 
lon belegt;  'stinkende  Ructus,'  der  Magen 
geschwollen  und' empfindlich,  so  auch  die 
ber,  zuweilen  Erbrechen  einer  .galligen  fau- 
rn  Materie.  Der  Fula  aber  war  unregßl- 
sig ,  oft  aussetzend ,  und  nicht  im  Einklan- 
Xnit^  dem  Athmen.     In   andern  Fällen  war 

höchste  Grad  gastrischer  Beschwerden  Tor- 
den.     Der  Leib  aufgetrieben ,    empfindlich, 

beim  Drucke  ein  Getose,  wie  bei  Tym- 
Ltis,  die  Haut  war  trocken,  lederartig,  das 
Lcht  gelblich,  eingefallen,  und  sah  beson^ 
»  leidend  aus;  dabei  Zittern  des  ganzen 
pars,  der  Kopf  sehr  eingenommen,  die 
Ige  trocken,  dick  schwärzlich  belegt,  n^it 
rlräglich   fauligem   Gerüche  aus  dem  Mun* 

zuweilen  schwärzliches  stinkendes  Erbre- 
Q^  und  eben  solche  Stuhlausleerungen,  der 
1  war  bräunlicl^,  und  färbte  Leinwand 
»lieh,    der  Puls   unterdrückt   und  langsam, 

llespiration  ängstlich.  Endlich  aber  kam 
nir  bei  einigen  vor,  als  wenn  ein  Zustand 
eejr,  in  welchem  Nervenkraft,  die  erhaU 
]e,  den  Organismus  stets. erneuernde  Kraft, 
iig  aufgehört  hätte,  als  wenn  der  Chemie* 
s ,  die  zersetzende  Kraft ,  über  die  Lebens- 
ft  die  Herrschaft  erhalten  hatte,  als  Ye^* 
mng  im  lebendigen  Organismus!  der  wirk« 
e  aashafle  Todten  -  Geruch  dieser  Menschen 
r  so  stark ,  dafs  er  schon  in  grofser  Entfer- 
ig  unerträglich  war.  Hier  war  wenig  ^er 
keine  Empfindung  mehr,  Athem  und  ruls 
;sam  und  unmerklich,  der  Geist  erschöpft, 

sehr   selten   Fhantasiren.    Das  Erbrechen 

'  mehr  ein  Ausfliefsen  eines  schwarzen  fau- 

StolTeb  aus  dem  Munde,  so  auch  die  Stuhle 

eerung ;    das   Ansehen    dieser  •  glich  mehr 

F  2 


—     84      ~ 

der  einiBr  Leiche  j  die  io  Verwesung  iil 
als  der  Ausleerung  eines  Kranken. 

Die  Tendenz  meines  Heilplans  bei  dii 
3ten  Grade  ging  dahin,  die  Krankhdt  soi 
zuändern,  dafs  ein  Wechselfieber  zu  St 
kommen  könne.  Ob  sich  nun  im  Orga 
dieser  Menschen  ein  StoiF,  oder  ein  Ki 
heitsprozefs ,  ein  Krankheitsheerd  YorfanJ» 
nur  durchs  Wechselfieber  ausgestofsen 
verändert  werden  konnte,  oder  ob  der  Zoi 
larvirtes  Wechselfieber  war,  das  sich  bei 
höriger  Rücksicht  darauf  dann  in  ein 
liches  Wechselfieber  umbildete  ^  wenn  der< 
ganismus  unterstützt  wurde,  und  die 
ihre  gewohnten  Functionen  wieder  anl 
konnten?  -^  Genug,  die  Erfahrung  batet < 
rechtfertigt,  dafs  nur  so  Heilung  mögL'd 

Was  nun   die  specielle  Behandlung 
trifft,  so  wäre  es  in  den  meisten  Fällen 
erforderlich  gewesen ,   die   Organe  des  Ui 
leibes  zuvor    von    den    verdorbenen  fai 
Stoffen   zu   befreien,    aber   die   Organe 
schienen  mir  zu  krank;   die  Abnormität 
Functionen  zu  bedeutend,   und  die  Scbi 
des  ganzen  Korpers  zu  grofs  zu  sejn,  ab 
an  eine  allgemein  ausleerende  Methode  sa< 
ken  gevfesen  wäre.    Der  ganze  ZustanJ 
mir  vor,   wie  der  des  Scheintodes,  und 
der  Ansicht  suchte  ich  die  Behandlung 
leiten.    In   die  Zimmer  mufste  beständigj 
sehe  reine  Luft  gelassen  werden;  dabei 
ich  oft  am  Tage  Essig  darin  verrauches; 
dabei  besonders  den  Leib  trocken,  od« 
aromatischen  Salben ,  oder  mit  ^romat 
anhaltend  aber  gelinde  reiben ;   gab  zni 
Klistiere   mit  aromatischem  Essig,  inni 


—     85     — 

gab  icb  die  Serpeniaria  oder  Valeriana  mit 
Naphiha  oder  mit  Addvm  Halleri^  sobald  w 
aber  angehen  konnte,  die\/^ngettca  mit  j^ddum 
muriaikum  oxygenatum^  welches  meistens  vor- 
»iiglich  gat  wirkte.  Von  diesen  ging  ich  zu 
den  bittern  Mitteln  mit  Mineralsäuren  über, 
und  gab  immer  schwächere  Dosen ,  so  wie 
npfsere  Besserung  dieses  Zustandes  eintrat; 
dadurch  kam  'häufig  ein  gewünschtes  Wechsel- 
fieber, zu  Stande;  merkwürdig  schien  es  mir 
aber^  dafs  ich  einigemale  erst  dann  das  Wecb« 

^seffieber  eintreten    sab,   wenn  , ich  die  China 
loit  der  Schwefelsäure  gegeben  hatte.    Bei  de- 
nen ;  die  an  Delirien  litten,  wurde  dieses  durch 
flsweckmäjsige  Behandlung  intermittirend ,   und 
^ürde  alsdann  durchs  Opium  geheilt.    Wo  aber 
die  Yerdauungsorgane   vorstechend  litten,    da 
xnufste  ich  mir  zuweilen  mit  gelind  ausleeren-* 
den  Mitteln   helfen.    Wenn   jedoch  der  ganze 
ILorper  wie    in   Verwesung  war,    so   mubte 
auch  für  die  Umgebung  gesorgt  werden ;  ich  liefs 
diese  Korper  mit  Chlorine -Kalk -Auflösung, 
besprengen,  machte  Einreibungen  von  flüchti- 
gen Linimenten,    gab  Thee    von  der  ü/e/isse 
und  Mentha  crispa^  wodurch  viele  verdorbene 
Stoffe  durch  Erbrechen   und   durch  den  Stuhl 
fortgingen,   von  da  schritt  ich  zur  Serpeniaria 
mit   Naphtha  und  CamphoTj  dann  oxygenirter 
Salzsäure;   diese  gab  ich   auch  in  Klystieren. 
Auf  die  Art  kehrte  die  Vitalität  der  Organe, 
"wenn  ich  so  sagen  darf,  allmählig  wieder,  «nd 
ab   sah  ich   auch  nach   diesem  Zustande  hau«* 
figst  Wechselfieber  eintreten ,  worauf  denn  die 
früher  angegebene  Behandlung  folgte. 

Ff  och  bemerke  ich ,  dafs  ich  durchaus  nicht 

^  gefunden  habe ,  dafs  die  Krankheit  ansteckend 
gewesen  wäre. 


-     87     ~ 

tes  ans  allen  Punkten  eine  grofseDfepge  schwarz 
zen  Blutes,  so  dafs  deutlich  gasten  werdea. 
konnte»  dafs  hier  eine  Stockung  Statt  gefun- 
den hatte;  die  Gallenblase  erhielt  eine  ziem* 
liehe  Menge  braungelblicher  Galle*  Der  Ma^ 
gen  war  nicht  sehr  angeschwollen,  sein  äufse* 
res  Ansehen  war  blafs  grünlich,  die  gröfsern 
Venen  desselben  warc^  sehr  stark  angeschwol«* 
len.  Beim  Eröffnen  desselben  kam  etwas  übel- 
riechende Luft  und  etwas  grüo gelbliche  Flüs* 
sigkeit  zum  Vorschein.  Die  innere  Haut  des 
Magens  sah  sich  glänzend  und  weich  an,  und 
Trar  io  allen  ihren  Theilen  höckericht ,  sie 
kam  mir  ungefähr  so  vor,  wie  die  Epidermis, 
iFvenn  man  sie  unter  einem  Vergröfserungs- 
glase  betrachtet.  Hie  und  da  war  sie  mit  hell« 
rolhen  Nadelknopfgrofsen  Punkten  besäet, 
dabßi  war  sie  sehr  angeschwollen,  aber  au£« 
gelockert  und  weich,  und  konnte  leicht  von 
ihrer  Verbindung  getrennt  und  für  sich  darge- 
stellt werden.  Dieses  alles  erstreckte  sich  bis 
tief  in  den  DarmkanaL  Die.  Milz  war  nur  et* 
-was  angeschwollen ,  sonst  wenig  verändert,  "so 
.Auch  die  Nieren  und  alle  übrigen  Organe' des 
Unterleibes,  aufser  den  Pancreas  und  dem 
JPhxus  coeliacus.  Das  Pancreas  nämlich  war 
etwas  angeschwollen,  und  voll  Ton  Saft,  die 
innere  Haut  des  'Ducfus  Wirsungianus  war  so 
aufgelockert  und  aufgeschwollen,  dafs  der  Spei- 
chel kaum  zum  Duodenum  dringen  konnte. 
Der  Plexus  coeliacus  ^  worauf  ich  vorzüglich 
meine  Aufmerksamkeit  richtete,  war  in  sei-> 
ner  Substanz  aufgelockert  und  widernatürlich 
weich,  sah  äufserlich  grau  -  weifslich ,  inner- 
lich in  den  einzelnen  Theilen  mehr  röthlich 
eusy.  und  mir  wenigstens  ist  kein  Beispiel  be- 
kannt,  wo  die  Substanz  desselben  so  verän- 


—     88     — 

dert  gewesen  wäre«    lo   der  Brusthohia  n\ 
ziemlich  viel  Wasser,  die  Langen  saheojildij 
aus  und  waren  zusammengedriiGkt.  Der 
beutet  wac  angescb wollen    und  enthielt 
Tiel  Wasser,   die  Ventrikel  des  Uenans 
ten  wenig  Blut ;   im  rechten  oder  oben 
ich  eine  harte  3  Zoll  lange  1  2^11  breit» 
2|  Drachme  schwere  fleischartige  Maise, 
mit  einem   Ende   im    Ossio    artirio$o 
dtxtii  lag,  und  dieses  beinahe  verschlols. 
Masse  war  durch  schichtweise  Anlageraogi 
standen ,   und   war  sehr  hart.     Das  Heiz 
war  in   allen   seinen   Theilen   so  weich, 
ich  nie  gesehen  habe ,  ich  konnte  es  ohne 
fse  Anstrengung  mit  dem  Finger  durchbol 
und  von   der   äufsern   Wand  des  liokeo 
trikels    konnte    ich    leicht    Stücke  abi 
Diese  merkwürdige  Erscheinung  erinnerte 
an  die  Erfahrungen  >    welche    Jakob  V/\ 
Leibarzt  des  Herzogs  von  WürtembergiiB 
1679  bekannt  gemacht  hat,  wo  durch  die 
das  Herz  welk  und  zerreifsbar  gewordes 

Bei   Eröffnung   des   Kopfes    fand  ui 
grobem  Venen  der  Hirnhäute  stark  an( 
len  vom  Blute,  die  Ventrikel  enthieltn 
Wasser.    Beim  Einschneiden  in  die 
kam  beim  Drucke  aus  der  Schnittfiicbe 
Blut,  übrigens  fand  ich  da   nichts 
Merkwürdiges. 

Die  Section  des  zweiten  war  sehr 
ständig.     Ich  wurde  nämlich  zu  einefl 
ken  über  Feld  gerufen,  und  fand  ihnb«i 
ner  Ankunft   schon  rerschieden.    leb 
aus  Mangel  an  Werkzeugen  blob  des 
leib  öffiien.    Die  Krankheit  schien  sc^n 
tigi  und  in  dem  3ten  Grade  gewesa« 


—     89     — 

Die  Leber  war  ebenfalls  sehr  aogeschwonen, 
knisterte  etwas  beim  Drucke,  enthielt  Tiei 
verdorbenes  schwarzes  Blat.  Der  Magen  ent- 
liielt  zieinlich  viel  einer  stinkenden  schwärz« 
liehen  Materie;  die  innere  Hant  war  ebenfalls 
sehr  aufgelockert,  nur  etwas  rolhlicher.  Auch 
der  Plexus  coeliacus  war  sehr  angeschwollen, 
aufgelockert  und  weich  ,  auch  etwas  rolhlicher 
in  seiner  Substanz,  wie  beim  ersten  Falle. 
Das  übrige  war  ziemlich  wie  im  ersten  Falle. 

So  viel  läfst  sich  nun  wohl  aus  dem  Sections- 
berichte  und  aus  den  Symptomen  schliefsen, 
dafs  Torgedachte  Krankheit  nicht  blofs  Krank- 
lieit  des  Verdauungssjstems ,  oder  eines  Or- 
ganes  desselben  war,  sondern  dafs  es  einem 
für  den  Organismus  schädlichen  Etwas,  durch 
besondere  Concurrenz  der  Umstände ,  gelungen 

'"war,  tief  in  den  Organismus  zerstörend  ein^ 
zuwirken,  dafs  dieses  schädliche  Etwas  die 
Basis  j  den  Heerd  des'  Lebens ,  die  erhaltende, 
den  Organismus  stets  wiedererzeugende  Kraft 
tief  erschüttert  und  verändert  hatte,  dafs  also 
das  zur  Vegetation  dienende  Nervensystem  dea 
vorzüglichsten  Heerd  der  Krankheit  abgab. 
Darum  gestaltete  sich  auch  eine  organische  . 
Blasse ,  der  fibröse  Stoff  des  Blutes  im  HerzeD, 
weil  die  Organe,  denen  dieser  Stoff  zukam, 
ihn  nicht  mehr  für  sich  benutzen  konnten,  dar« 
tun  zeigte  sich  die  Krankheit  so  langsam  ver-* 

,  laufend ,  und  so  sehr  verschieden  in  ihren  Er« 
echeinungen.  Darum  ist  es  nicht  zu  bewun- 
dern, dafs  selbst  nach  langer  Zeit  so  leicht 
Rückfälle  entstanden,  und  dafs  die  Menschen 
mit  so  vielen  Folgekrankheiten  ^  die  in  der 
Vegetation  begründet  sind,  geplagt  wurden, 
auch  dafs  sie  noch  jetzt,  nach  einem  Viertel- 


-   91   - 

Dglich  bevvieseo,  dafs  Sümpfi}  b«80oclerft 
,  wenn  sie  im  Anslrocknen  ix^grillen  sind, 
Mgeulluimlichefl  elastisches  Fluidum  (ahn* 
dem  ölbildeiidea  Gase,  nur  beinahe  das 
i^lle  mehr  WassersloiF  enthaltend) ,  die 
lannte  Sumpfhift,  eine  Verbindung  tou 
enstofT  und  Wnssersloff  bilden.  Diese 
yoa  vielen  $rhri|t8tollern  als  die  häufig- 
Trsnche  der  Wechselfieber  angeklagt,  sie' 
wenigstens^  laut  Erfahrung,  eine  merk- 
(ige  specifische  Einwirkung  auf  das  Gang- 
yslem  des  Unterleibes.  *) 

Anmerkung»  Es  verdient  hier  angeführt  zu 
en ,  dafs  in  dem  Orte,  worin  ich  wohne, 
)r  das  Wechselßeber  äuf&erst  häufig  war^ 
selten  ein  Fremder,  der  sich  hier  längere 
aufhielt,  davon  verschont  blieb;  aber  seit-* 

ein  Suttipf  westlich  und  nahf*  am  Orte 
en,  ausgetrocknet  wurde,  ist  Wechselfie- 
lier   eine    seltene   Erscheinung ,    obschon 

ein  anderer  Sumpf  Süd- Süd- West^  je- 

i\bgesehen  von  der  Wirkung  6%t  Fontiniichen 
atxipfe  in  Italien,  wo  ein  w&rnieret  Klimi  die 
achtheiligen  Einildsie  veriBeba,  ßndon^wir  in 
em  kälteren  Norden  einen  fieuen  aiiffillendeit 
kitg  für  die  Schädlichkeit  det  Sumpfluft,  und 
ie  Gefahr  der  Arbeit  an  Kanälen,  aelbic  lantev 
Qnititsen  Umstunden.  Zu  dem  Bau  dea  neu«a 
iöu-vanah)  waren,  lautNaohricb^tn  aus  Schwed- 
en, 4uo  Soldaten  beordert,  von  denen  i&o  bei 
brer  Rückkunft  von  einem  bösartigen  und  in- 
leckenden  riebet  mit  Waatersueht  befallen  War« 
ten.  Hier  waren  es  lauter  kraftige  Männer» 
welche»  was  Speise  und  Trank,  und  aelbat  das 
tächtliche  Unterkommen  inbetriflc,  ea  .wa.hr- 
cbeinlich  besier  hatten ,  wie  unsere  HoUanda* 
'änreer,  die  nur  auf  das  Ersparen  ihrer  sauren 
Terdienstes  denken;  und  ^dennoch  wnvde  ftac 
ler  dritte  Theil  ergriffen.  M,     . 


—     92     — 

doch  welter  vom  Orte  noch  da  ist,  der  il 
viele  Salzquellen  enthält. 

Betrachten  wir  nun  ferner,  dafs  nach  > 
80  anhaltenden  Trockenheit  dieses  Somi 
(welche  grofse  Risse  in  die  Erde  yeranlil 
die  sonst  sehen  ausgetrockneten  Süiftprej 
wirklich  austrockneten ,  und  dafs  ia  di 
Trockenheit  bei  einem  Gewitter  ein  stai 
Begen  fiel,  wornach  sich  des  andern  3Iot| 
ein  dicker  stinkender  Nebel  über  die  Wi 
verbreitete ,  und  so  Alles ,  selbst  das  Tr 
wasser  davon  angeschwängert  wurde,  folj 
dieses  Miasma  auf  allen  Wegen  io  die  tc 
schon  so  sehr  geschwächten  Korper  eiodti 
konnte;  so  läfst  sich  da  wohl  schliefsen, 
diese  an  sich  schon  so  schädliche  Gasart, 
giftige  Eigenschaft  um  so  vehementer  inten» 
extensiv  auf  diese  Organismen  äufsern  ko 
Welches  denn*  wohl  ursächliches  NomeD 
nug  ist ,  eine  so  schwere  und  so  tief  ii 
Vegetation  eingedrungene  Krankheit  ha 
zubringen. 

Nachdem  wir  nun   di«   ursachlicheD 
mente,  so  weit  es   uns  möglich  ist,  erl 
haben ,  wird  es  jetzt  auch  zweckmäfsig 
zu  erforschen,   warum   gerade  jene  Kras 
durch  jene  Ursachen  entstanden  sey,  uod 
die    Bildung    jener  Krankheit   war,   so 
über  das  Wesen  derselben  nachzudenkeo. 
Organismus  ist  empfänglich   für  äufsere 
fliisse  und  Einwirkungen  ,  denn  nur  voo 
Seite  steht  er  fdr  sich  selbstständig  da,i 
Individuum;   von  der  andern  Seite  aber 
er  da,  durch  seine  Aufsenwelt  und  wi 
selben.    Seine  Aufsenwelt,  durch,  miti 
der  er  leb) ;  ist  im  Atigemeinen  seiner  i 


—     93     — 

seyn  angeroesseDi  steht  in  Harmonie  mit  ihm ; 
aber  ihre  ooth wendigen  und  gewohnten  Ein- 
wirkungen   aiif  den   Organismus  können-  ge- 

'  trübt  werden,  sie  können  zu  stark,  oder  zu 
schwach  oder  verändert  und  als  Fremdartiges  ' 
einwirken;  da  hat  denn  der  Organismus  die 
Fähigkeit,  sich  entweder  gegen  diese  Mifs- 
Verhältnisse  mit  Beibehaltung  seiner  Selbst- 
ständigkeit behaupten  zu  wollen,  oder  aber 
sich  y  jedoch  mit  stetem  Streben ,  seine  Selbst* 
ständigkeit  möglichst  zu  erhalten^  in  jenes 
Bürsverhältnifs  zu  fugen.  Dieses  nun  geschieht 
entweder  dadurch,  dafs  er  einem  mechanisch 
inrirkenden  zu  starken  oder  anhaltenden  Ein- 
flüsse eine  härtere,  stärkere  Oberfläche  ent- 
gegenschickt,   oder   dafs   er  die  Schädlichkeit 

.des  Einflusses  an  sich  unwirksam  zu  machen 
sucht,  so  scharfe  Körper  io  d^r  Nase,  Au- 
gen etc.,  oder  dafs  er  sie  aus  sich  herauszu- 
bringen sucht.  Oder  aber,  wenn  das  Mifs- 
Terhältnifs  stark  und  anhaltend  gegen  den. gan- 
zen Organismus  wirkt,  so  versucht  er,  sich 
nach  jenem  Verhältnisse  in  allen  seinen  Thei- 
len  (jedoch  mit  dem  Streben  seine  festgesetzte 
bestimmte  Stufe,  worauf  er  steht,  möglichst  . 
zu  behaupten) ,  also  zu  verändern ,  dafs  die 
gewohnte  Harmonie  in  ihm  selbst,  oder  gegen 
seine  Aufsenwelt  möglichst  jenem  Mifsverhält- 
nisse  entsprechend  wieder  zu  Stande  komme. 

Da  der  Organismus  aber  als  Individuum 
eine  ihm  gegebene  bestimmte  Stelle  behaup« ' 
tend;  dasteht,  da  er  nicht  vermag,  alle  seine 
Theile ,  welchen  ebenfalls  Selbstständigkeit  zu- 
kommt, nach  jeder  JDisharmonie  zu  seiner  Au* 
fsenwelt'  oder  in  sich  selbst  jener  jedesmal 
entsprechend  zu  verändern»   wodurch,  vreon 


—     95     — 

-werben  ^  jenem  MifsyerhäUnisse  entsprecbend, 
leidend  werden,  und  so  wird  die  Harmonie 
des  Organismus  aufgehoben;  wodurch  denn 
xnancheriei  Ursachen  zä  Veränderung  für  den 
Organismus  entstehen  müssen,  und  die  Organe 
können  schon  bedeutend  von  ihrer  Norm  ab*- 
gewichen  seyn,  ehe  allgemeine  Reaction  des 
Canzen  erfolgen' wird* 

Kommen  wir  jetzt  wieder  auf  unsere  Er- 
Juraokten  zurück  9  so  finden  ^wir>  dafs  diese 
schon  an  Entbehrungen  gewohnte  und  mehr 
.abgehärteten  Menschen  jene  genannten  Schäd- \ 
lichkeiten  lange  zu  ertragen  Termochten,  ehe 
/eine  allgemeine  Reaction  erfolgte,  und  dafs 
die  Schädlichkeiten  daher  vorzugsweise  nur 
auf  die  mit  ihnen  in  nächster  Berührung  ^sle- 
1) fanden  Organe  einwirken  konnten.  Nun  wirkte 
%iuf  diese  Organismen  mit  so  geschwächten 
Organen  noch  die  für  den  Organismus  so  schäd*  - 
liehe  Sumpfluft  in  ihrem  ganzen  Umfange, 
und  konnte  daher  auch  ganz  ihre  verderbliche 
^Virkung  auf  den  Organismus  äufsern,  ohne 
dafs  derselbe,  wegen  Schwäche  der  einzelnen 
Organe,  gegen  sie  mit  Kraft  zn^reagiren  im  " 
Stande  war.  Sie  wirkte  hier  also  zn  tief,  zu 
zerstörend,  als  dafs  das  eigentliche  Wechsel- 
fieber hätte  zu  Stande  kommen  können ,  da-^ 
Ler  mag  es  auch  kommen,  dafs  die  Holländer 
selbst  nicht  dieselbe  Krankheit  bekommen  ha« 
ben,  woran  unsere  Hollandgänger  leiden  ^). 
Auch  mag  es  sich  dadurch  erklären,  warum 
unsere  Kranken  erst  dann  Wechselfieber  be- 
kamen,   wenn   die   einzelnen   Organe   wieder 

^  Die  in  Grönioeen  und  der'Uttigeeend  harr- 
fchende  Krankheit  dfirfte  doeh  wofil  in  jene 
Cfttfaegorie  in  ttellea  seyn*  M* 


-     97     - 

_  mag  genug  sejrn  ^er  die  Ursache 

der  Krankheit;  jei2t  nocb|  zur  Wiederholung, 
einige  allgemeine  Sätze. 

.  1)  Die  ganze  Krankheit  war  eige^thüm-* 
Ikher  Art.  Der  Charakter  der  Kranklrait  war 
Yerändertseyn  und  Vermindertseyn  der  Ve» 
^etations- Kraft,  hervorgebracht  durch  eigen«, 
tfiämliche  Veränderung  in  der  Organisation 
der  besonders  zur  Vegetation  dienenden  Orga« 
D0,  mit  Begleitung  aller  Symptome,  die  ein 
solches  Leiden  jener  Organe  henrorzubringeii 
Termag. 

2)  Diese  Krankheit  ist  in  diesem  Umfan-> 
ge  und  in  dieser  Bedeutung  noch  nicht  vor- 
.liandiEui  gewesen. 

Mein  Vater  ist  über  40  Jahr  praktischer 
Arzt  an  einem  Orte,  woraus  jährlich  gewifs 
50  Menschen  nach  Holland  gehen;  er  sah  oft 
Krankheiten ,  oft  bösartige  Wechselfieber,  Le« 
berverhärtungen ,  Magenkrebs  etc.,  jedoch  bei 
Einzelnen  entstehen;  aber  nie  eine  so  bosar* 
tige  Krankheit  und  in  sokhem  Umfange.  Es 
würde  zu  weit  führen ,  hier  meine  Grande 
und  Gegengründe  für  und  gegen  das  Holland- 
gehen anzufahren,  aber  gewifs  verdient  diese 
Sache  grofse  Aufmerksamkeit. 

3)  Die  Krankheit  war  nicht  ansteckend, 
aber  gewifs  würde  sich,  wenn  mehrere  des 
2ten  und  3ten  Grades  lange  auf  einen  Zim* 
mer  gelegen  hätten,   eine  ansteckende  Krank* 

ausgebildet  haben.  ^ 


*}  Dil  in  der  Einltitung  •rw&hnta  hedingu  Con* 
ugian,  in. 


ugtan, 
Joom,  LZI?«  B.  6«  St.  G 


~  .99     - 

7a  ihrer  Entstehung  das  Ibrlgeii^itgewirkt  ha- 
ben, so  verdankt  jsie  doch,   wie  ihren  Natnen  . 
{Morbus  HoUandiCus)  ^  so  auch  ihre  eigenthüm« 
liehe  Form   {Febris  intermkuns  modificata)  vor- 
zugsweise den   kh'malischen    (räumUchen)  Be-    , 
siehungen  des  holländischen  Bodens»  nament-    ' 
,Jich  einem  in   holländischen  Sümpfen  erzeug- 
ten Miasma«     Das    gewöhnliche    hollandische 
Wechselfleber   hat  sich   durch   die  Mittelstufe 
der  Febris  intermiiuns  larvata  (regelmäfsig  inter- 
mittirender  Schwindel)  zu  einer  nervösen  Krank- 
heit eigenthSmlicher  Art,  welche  den  ursprüng- 
lichen Typus   ihrer  Abstammung  verleugnend, 
einen   anhaltenden   Verlauf  annahm^    hervor- 
gebildet. 

So  wenigstens  schien  mir  die  Krankheit 
anzusehen  zu  seyn,  welche  ich  in  Lippspringe 
beobachtete« 

Aus  den  Anzeigen  anderer  Aerzte  meines 
Fhysikats  entnehme  ich  jedoch ,  dafs  dies  mo- 
dificirte  Wechselfieber  nicht  immer  so  sehr  das 
sensorielle  Leben  in  Anspruch  nahm,  sondern 
auch  oft  nach  einer  mehr  vegetativen  Seite 
sich  entwickelt ,  und ,  durch  die  Zvnschenstufe 
des  gastrisch  complicirten  Wechselfiebers,  end- 
lich in  anhaltende  Leiden  theils  acuter  (pu- 
trider), theils  chronischer  (organischer)  Natur 
sich  verliert.  Von  eigentlicher  Ansteckung  ist 
nur  vom  Dr.  Grosso  zu  Dellbrück  ein  Fall 
beobachtet,  da  ein  Mann  seiner  Ehefrau  alle 
Eigenthümlichkeiten  der  aus  Holland  mitge- 
brachten Krankheit  übertrug.  Auf  jeden  Fall 
verdient  diese  Krankheit,  auch  wenn  sie  nicht 
ansteckend  ist,  wegen  ihrer  Bösartigkeit  in 
diesem  Jahre  die  gröEste  Aufmerksamkeit. 
Mit  dem  Schlüsse    des  Jahres  ist  sie  jedoch 

G  2 


-    101  .- 


^i'  fahruugen  über  Salmiak  und  Chinin  (und  auch 
^  fiber  oxygenirte  Salzsaure,  in  den  Fallen^  'wo 
.ikdasSchwindelsymptom  yorherraoht),  mittheiltei 


h 


will  dasselbe  Resultat  erhalten  haben. 


.  Wenn  die  Krankheit  auch  nach  Vörste« 
henäem  nicht  allenthalben  eine  gleiche  BSsar«' 
ligkeit  (YoUständigkeit)  geänfsert  zu  haben 
"  scheint,  so  darf  die  Mittheilung  der  nächste- 
hendeo  Beobachtung  eines  Falles,  in  welchem 
sie  sich  in  ihrer  'vollen  Bösartigkeit  äufserte/ 
zur  Verrollständigung  dieses  Berichtes  dienen, 
da   sie  zugleich   auch  die  eigenthümliche  und 

flückliche  Behandlung  der  Krankheit  darstellt« 
ch  gebe  sie  hier  nach  der  brieflichen  Mitthei- 
lung, welche  ich  von  der  collegialischen  6e* 
^  fSlllgkeit  des  Hrn.   Dr.  Jaegd   zu  BBckeburg 
erhielt. 

Der  Kranke  ist  Assistenz -Wundarzt  bei 
.  einem  Hannoverschen  Regimente,  welches  Em-» 
den  zur  Garnison  hat,  ist  einige  30  Jahr  alt, 
-ay^on  schwächlichem  Körper  und  sanguinisch - 
cholerischem  Temperamente,  wur  so  viel  ich 
erfahren,  früher  gesund,  litt  im  Herbst  1825^ 
wo  er  sich  zum  Besuch  bei  seiner  Matter  in 
Oidendorf  aufhielt,  an  einer  Febr.  Intundtttnu 
tertiana ,  die  nach  eibigen  Anfällen  dem  Chinin 
wich.  Im  verwicbenen  Sommer,  wo  er  die 
Geschäfte  seines  abwesenden  Oberwundarztea 
versehen  mufste,  behandelte  er  eine  Menge 
Kranker,  die  an  dem  herrschenden  Fieber  in 
den  Ivüstengegenden  litten,  ohne  dort  die  Krank- 
heit zu  bekommen.  — -  in  der  ersten  Woche 


—    103    — 

r  heifs,  ^er  Pols  war  110  in  d«r  MiDuta 
.  weich ,  facüe  comprimendus.  Ich  erkun*^ 
la  mich  bei  dem  Kranken  Aath  den  Sytnp^ 
(eil ^ der  Krankheit,  die  in  den  Küstenge- 
den  herrechte,  und  bekam  so  Tiel  heraus, 
t  diese  Krankheit  eigentlich  ein  intermitti« 
les  Fieber  mit  vorherrschendera  gastrisch - 
>eem  Charakter  sey,  genug  für  mich,  unoi 
i  zu  überzeugen,  dafs  ich  hier  dasselbe 
el  vor  mir  hatte,  wozu  der  Kranke  den 
P  mit  hieher  gebracht  hatte.  Ich  verord- 
ein  Infus.  Htrh.  menth.  pip.  mit  SaIntiaCf 
hat  um  Nachricht  auf  den  folgenden  Tag. 

Den  20ten  erhielt  ich  BTorgens  uifl  9  Uhr 
h  einen  Expressen  die  Nachricht,  dafs  der 
Kike  80  schlecht  geworden  sey,  dafs  der  dor- 
Arzt ,  ein  naher  Verwandter  desselben  er- 
^  habe ,  dafS  er  aa  seinem  Aufkommen 
ifle. 

ff  * 

Ich  fuhr  sogleich  hin,  kam  um  11  Uhr 
Kniltags  bei  dem  Kranken  an,  den  ich  bleich, 

mit  einer  Facies  Hippocratica ,  ganz  zusam*» 
I  gefallen  im  Bette  liegend  fand.  Die  Re- 
€ition  war  langsam  und  mühevoll,  der  Puls 
«n  50  Schläge,  und  verschwand  beim  leieh- 
mn  Drucke  des  Fingers,  die  Hautwärme 
r  vermindert  als  erhöht,  das  Gefühl  sehr 
erdrückt;  man  konnte  den  Kranken  siem- 
i  stark  kneipen,  ohne   dals  er  ein  Zeichen 

Schmerzes  von  sich  gab;  das  Bewnfst^eyn 
r   ganz  niedergedrückt,   das  Gehör  schwer, 

Blick  sehr  matt»  und  nur  mit  vieler  Blühe 
»ch  er  ein  Paar  zusammenhängende  Worte. 

Der  Urin  war  unwillkührlich  abgegangen 
l  roch  sehr  stark*  Von  der  Umgebung  er* 
kr  ich,  dafs  der  Kranke  am  vorigen  Abend 


—    105    — 

freier  und  schneller,  es  kehrte  mehr  Bewu/sU 
sevii  zurück  y  und  der  Pal«  antwortete  auf  ei- 
nige Fragen  etwas  zusammenhängend  und  rich- 
tig ;  zeigte  mir  auch  auf  Verlangen  seine  Zun- 
ge, die  er  aber  nur  auf  mehrmaliges  Zureden 
-wieder  zurückzog.  Gegen  5  Uhr  Abends  hörte 
der  Schweifs  auf,  der  Kranke  yerlangte  zu 
Stuhl  und  liefs  auch  Urin. 
k. 

Es  schien  mir  jetzt  Zeit,  den  Feind  or- 
dentlich anzugreifen,  und  wo  möglich  einen 
xweiten  Anfall  zu  Verhüten;  demnach  yerord- 
nete  ich  das  Chinin  Bulplu  alle  2  Stunden  zu 
3  Gran  abwechselnd  mit  Napluha  und  Opium. 
— -  Die  Macht  wurde  in  fast  beständigem  Schlum- 
mer zugebracht.  Den  21ten  sah  ich  den  Kran- 
ken nicht ,  erhielt  aber  die  IVachricht ,  dafs  er 
sich  ziemlich  wohl  befinde,  jedoch  noch  kein 
▼olles  Bewufstsejn  habe,  noch  viel  schlafe 
und  schwer  zu  erwecken  sey,  —  Die  verord- 
neten Arzneien  wurden  Tag  und  Nacht  fort- 
genommen. Den  22ten  gegen  Mittag  erhielt 
ich  die  Nachricht,  dafs  sich  Morgens  gegen  6 
Uhr  wieder  ein  Fieber  -  Paroxjsmus  eingestellt 
habe,  der  dem  vorigen  an  Heftigkeit  noch  über^ 
treffe,  und  wahrscheinlich  würde  ich  den  Kran- 
ken nicht  mehr  lebend  antreffen.  —  Nachmit- 
tags gegen  3  Uhr  traf  ich  bei  dem  Kranken 
•in ,  wo  eben  die  Transpiration  sich  einstellte, 
weswegen  ich  auch  den  Angehörigen  wieder 
Hoffnung  geben  konnte.  Alle  äufseren  Mittel 
waren  wie  vorgestern  gebraucht  worden.  Der 
Beschreibung  des  Arztes  zufolge  war  der  An- 
lang des  Faroxysmus  und  alle  Zufälle  eben  so 
wie  vorgestern  gewesen;  der  coinalose  Zu- 
stand jedoch  weit  stärker.  —  So  wie  der  Kranke 
nur  wieder  schlucken  konnte,    wurde  wiednr 


—    107    — 

VerordooDg:  ein  Inf.  Decod.  Cart.  chin,  reg. 
und  Serpent.  mit  Napfaha^  stiindlich  einen  Efs- 
löffel  voll  und  die  3le  Stande  gr.  ij.  iSünin. 
sulpJi.  Den  24ten  ziemlich  gutes  Befinden; 
Fat.  genofs  zuerst  et>Ya5  Bouillon ,  und  trank 
noch  immer  Champagner. 

Den  25ten  kein  Paroxysmus,  fortschrei- 
tende Besserung;  Chinin  wurde  nur  Morgens 
und  Abends  gegeben;  China  und  Serpeni.  aber 
fortgesetzt. 

Den  28len,  als  dem  6ten  Tage  nach  dem 
letzten  Faroxysmus,  liefs  ich  dem  Kranken 
das  Chinin  wieder,  alle  2  Stunden  zu  2  Gran 
nehmen;  eben  so  den  13ten  Tag,  um  dadurch 
den  ReddiTen    vorzubeugen. 

Die  Kräfle  kehrten  langsam  wieder  zu- 
rück, übrigens  gingen  alle  Functionen  gehörig 
von  Statten. 

Den  21ten  Tag  stellte  sich  ein  leichter 
Fieberanfail  ein,  den  Fat.  darauf  schob,  dafs 
er  am  Tage  vorher  bei  neblichtem  Wetter 
ausgefahren  war.  —  Der  Paroxysmus  war  aber 
ganz  gutartig,  nach  demselben  wurden  noch 
einige  Dosen  Cliinin  genopktnen,  wonach  das 
Fieber  ganz  ausblieb. 

Bittere  Extracte ,  noch  14  Tage  gebraucht, 
beschlossen  die  Kur.  —  Den  24ten  Decbr.  rei- 
sete  Herr  K.  vüiiig  genesen  in  seine 
zurück. 


—    109    — 

Brechmittel  für  ihre  Tochter;  da  dieselbe  sich 
jetzt  noch  eher  schlechter  als  besser  befiode« 
Sie  besuchend,  fand  ich  sie  im  Bette  liegen, 
die  obigen  Klagen  wiederhohlend.  Meine  Frage : 
ob  ihre  Monatszeit  vorüber  sey,  .bejahte  sie 
und  die  Matter,  und  da  beide  yersicherten, 
'  dafs  sie  dann  und  wann  ein  Brechmittel  zur 
Vorbeugung  Ton  Krankheiten  nehmen  müsse, 
so  gab  ich,  vielleicht  etwas  zu  bereitwillig, 
nach  und  verschrieb:  Rec,  Tari.  emet.  gr.  uj^ 
\Rad,  Ipec.  scrup.  ij.  Aq*  destUlaU  unc.  ij.  m.  s. 
XJmgeschüttelt  alle  |  Stunden  1  EfslSffel  bis 
asur  Wirkung*  —  Abends'  um  8  Uhr  wurde  ich 
ersucht,  die  Patientin  zu  besuchen,  weil  sie 
!keine  Luft  schöpfen  könne«  Ich  f^nd  sie  mit 
leichten  krampfigen  Znsammenziehungen  in  dem 
Gesicht  und  Brustmuskeln,  .und  Hin-  und  Her- 
wälzen  im  Bette  und  mit  kurzem  aber  unge- 
hindertem Athem,  ohne  alle  Beschleunigung 
des  Pulses,  denn  ich  zählte  nur  zwischen  60 
und  70  Schläge  in  der  Minute,  die  aber  hart 
und  gespannt  anzufühlen  waren.  Die  Haut 
überall  trocken,  je4och  ohne  brennend  und 
lieifs  zu  seyn.  Ich  verschrieb  Lig.  C.  C.  succ» 
drachm.  f.  und  liefs  stündlich  10  Tropfen  mit 
Chamillenthee  nehmen. 

Um  10  Uhr  wurde  ich  abermals  gerufen, 
mit  der  Bemerkung,  sie  wolle  ihren  Angehö- 
rigen unter  den  Händen  sterben ,  könne  bei 
dem  grofsten  Durst  keinen  Tropfen  Flüssigkeit 
herunterbringen. 

Bei  meiner  Ankunft  y^aren  mehrere  Frauen- 
zimmer damit  beschäftigt ,  die  sich  unruhig  im 
Bette  umherwälzende  Kranke  zu  halten,  die 
stets  im  heisern  Tone  und  in  einzelnen  abge- 
brochenen   Lauten  I    Wasäer,    Trioken  ^  Bier' 


—     110    - 

verlangte,   und  bei  Darreichuog  dendbei 
den  heftigsten  Zusammenziehuogeo  imi 
den  Kopf  rückwärts  zog  und  soioihreil 
pfigen  Zusammenzieh uDgen    des  gaoxet 
pers  mehrere  Minuten    sich  zerarbeiteti, 
den    fiiänden  die  Betten   angstvoll  ergrifi 
an  sich  zog,  oder  die  ihr  nsJie  steheoda' 
sonen   so  heftig  an  sich  rüSs ,  dafs  diese  1 
zii  nviderstehen  vermochten.    Auffallend 
hiebei   das   Mirsverhä'ltniriy  des  Pulse»  not 
Bespiratipn.     Ersterer  war  nicht  über  96, 
gegen,  die   Respii*ation   so   ungemeio  be 
nigt,  dafs  ich  in  der  Minute  120—130 
men  mufste;   wobei   der   J^und  geöffnet, 
Ton  von  sich  gab,    als  ein  durch  Laufen 
Jagen  aufs  Aeufserste  erhitzter  Hund  den  At! 
gewissermafsen  krampfhaft  von  sich  zu  t 
pflegt,  so  dafs  ich  auch  abgerechnet  die 
pfigen  Zusammenziehungen  des  Schlundes 
diese  Erscheinungen  veranlafst  wurde,  b«< 
Angehörigen    nachzuforschen,    ob  die 
von   einem    bösen   Hunde   etwa  gebissen 
worauf  ich  für  dietsen  Abend  keine  genf 
Antwort  erhielt. 

Wenigstens  alle  5  Minuten  wiederb« 
sich   diese  krampfigen   schrecklich  anzi 
den  Zusammenziehungen,  wobei  sie  sogar  di 
Beifsen  in  die  .Betten  und  Bettwäsche  ibrti 
äussprechllche  innere  Angst  auszudrucken 
te ,  stets  zu  trinken  verlangte ,  und  stets 
wenn  etwas  Flüssiges  in  einem  ganz  tc 
ten   Geschirr  ihre  Lippen  berührte  9  mit 
Hand  nach  dem  Halse  greifend  ^  hier  die 
sammenschnUrung  andeutend,  auf  obige  1f< 
in  Zuckungen  verfiel«    Welche  Ai 
ich  auch  reichen  mochte,  nichts  ^ar  hini 


Cl 


—  111  « 

« 

2a  bribgeti  /weshalb  ich  mich  dfarauf  beschrän- 
ken^mufste ,  dieselbe  äufserlich  durch  Einrei- 
buogea  auf  Kopf,  Brust  und  Uulerleib  anzu* 
weodeti.  Eine  Spanische  Fliege  war  nur  eine 
Stunde  hindurch  festzuhalten.  Fast  2  Slundea 
Quarte  dieser  erbarmungswürdige  Zustand  nur 
mit  wenig  Unterbrechung  von  Ruhe,  in  wels- 
chem ich  eihige  Theeloffel  voll  von  Syr*  Op^ 
mit  Extr»  Benadonn*  einflofsen  und  eine  Ader 
am  linken  Arm  öffnen  lassen  konnte,  und 
siehe!  kaum  fing  das  Blut  an  zu  fliefsen,  so 
liefeen  die  entsetzlichen  Krämpfe  und  dies  auf- 
fallende Kichern  des  Athems  mehr  und  mehr 
».ach,  und  als  zwei  starke  Suppenteller  yoU 
Blut  aus  dem  nur  kleinen  Körper  entfernt  wa* 
ren,  trat  Ruhe  ein. 

Während  der  Nacht  liefs  ich  mit  der  Bel- 
ladonna fortfahren,  da  das  Yermögen  zu  schluk- 
ken wiedergekehrt  war.  Am  andern  Morgen 
war  das  Befinden  das  einer  Genesenden  i  und 
nun  erzählte  mir  die  Mutter,  dafs  ihre  Toch- 
ter sich  erinnere,  vor  einigen  Wochen  von  dem 
Schoofsh und  einer  Dame  beim  Forttragen  dessel- 
ben in  die  Hand  gebissen  zu  seyn  ,  ohne  jedoch 
erinnerlich  dadurch  eine  Hautverletzung  erhaU 
teä  zu  haben.  Die  Genesung  erfolgte  bald  bei 
Anwendung  nervenstärkender  Mittel  und  der 
China. 

Folgende  Fragen  kommen  also  in  Betracht : 

1.  War  diese  Wasserscheu  symptomatisch 
oder  idiopathisch? 

2i,  Im  letzteren  Falle,  vrar  sie  veranlafst 
durch  den  die  Haut  nicht  durchdringenden  Bib 
eines  Hundes  .«^  oder 


—    US    — 

Von  Magen^e  und  Brescfut  in  Paris  Uberein-* 
stimmten,  sind  bereits  im  November -Heft  1824 
dieses  Journals  mitgetlieilt  Tvorden.    Im  Herb- 
ste vor.  Jahres  bot   sich  mir  abermals   Gele- 
genheit dar^    die   Impfung   vom  Rindvieh  auf 
Schaafe  zu  wiederholen,  aber  diesmal  erkrank- 
ten die  Thiere  nicht.    Denselben  Versuch  wie* 
derholte  ich  an  denselben  Thieren  diesen  vo- 
rigen Winter«  aber  ebenfalls  vergebliloh.  Meh« 
.  rere  Aerzte,  welche  vor  mir  dergleichen  Ver- 
suche bekannt  gemacht  haben,  behaupten  eben- 
falls ,  dafs  das  Contagium  in  der  zweiten  Pro^ 
Sagation  niefit  weiter  anstecke ,  und  ich  wür-» 
e  dasselbe  UrtheiL gefallt  haben,  wenn  mein 
2t^r  und  3ter  Versuch  der  erste  gewesen  wäre^ 
JMich  hat  aber  der  erste  Versuch  nur  auf  eine 
"sa  überzeugende  Weise  vom  &egentheil  be* 
lehrl;  denn  alle  vier  geim|>ften  ^Thiere  krep« 
pirten  damals  an  der  Krankheit.     Worin  liegt 
nun  aber  der  Grund,  dafs  so  verschiedene  Jle- 
'  Bultate  gewonnen  wurden  ^   obgleich  jedesmal 
mit  der  gröfsten  Sorgfalt  zu  Werke  gegangen 
ist.    Der  Ochse  ^  von  dem  ich  das  erste  Mal 
.den  Geifer  einimpfte,  war  9  TAge  krank  und 
dem  Kreppiren  nahe.    Im  zweiten  ond  dritten 
Falle  waren  die  Thiere  eins  am  3ten ,  das  an- 
dere am  öten  Tage  krank.    Es  entsteht  nun 
^  die  Frage:  wird  der   Speichel  beim  Rind?ieh 
*  vielleicht  erst  im  spätem  Zeiträume  der  Krank- 
heit ansteckend?    und  liegt    hierin   vielleicht 
der  Grund ,  dals  bei  den  Impfversuchen  so  ver- 
schiedene Resultate  gewonnen  worden,  wie  ich 
sie  in  meinem  aogeiiihrten  Aufsätze  zum  Theil 
eogegeben  habe? 


f  onni.  LUV*  B.  6^  Sc  H 


-    115    -- 

Bei  Betehwerde»  In  V^uAttk^p  <jle  Hypoehaa«» 
itiß  erseagen^  in  «•  mir  iminer  lieb^  wenn  •!# 
Gebraüeh  Ton  dem  Godelbeiner  Bade  ond  Bran» 
nen  machen  wollen ,  dafa  sie  den  Aufenthalt  in  Höx« 
ter  wählen.  Dadnrdh  tritt  die  Nothwendigkeit  ein^ 
tieh  einer  Fuhre  za  bedienen»  die»  wenn  'mehrere 
derselben  solche  gebrauchen ,  eine  geringe  Ausgabe 
irernrsacht*  Diese  nothwendige  Bewegung  fdr  soU 
ehe  Kranke»  wenn  sie  allein  vom  yVasser  Hfllfe  er» 
mrarten»  bewirkt  ein  Bedentendes  au  ihrer  Bei$9m 
rons«  Daa  Trinken  des  Brunnena  ge#ohieht  mit  deff 
nöthigen  Bewegung  in  einer  unserer  wachem  AI* 
leen  nn  die  Sudt.  Am  Naefamittage  werden  Et« 
cnrsionen  in  der  achönen  Umgegend  gemacht«  «« 

Versenduneen  des  Waaeen  .wnsde«  Usher  niebc 

gemacht  r  weil  mic  der  Faasnng  deeaelben  nieiiC  ge» 
Örig  au  Werke  gegangen  wui3e»  «ad  dadoMb  «M 
Fillea  des  Biaeaoxydnla  bewirke  wovde« 

Im  TOfigen  Sommer  wardM  anter  malaer  Aaf^ 
^ht  nach  Anleicung  dea  Staaitarath  Hmffland  mA* 
rere  hundert  Flasehea  gefallt»  woTOn  meh|r#re  aa 
Aerste  geschickt  wurden.  Proben»  die  Ton  adehen 
Flaschen  im  Juli  l8a6  gefallt  surgckgeluilten. itnd, 
seilen  daa  Waaaer  lettt  aoeh  hell»  oad  obae  den 
genngsten  NiederscUae*  Die  Körbe  wurden  tuf« 
gehodit  oad  durch  dieselben  eia  Diatb  geitecbl» 
wnlcher  daa  Waaaer  crreidiie.  ^) 


nngehew«  Meage  KoUefisinffe»  wie  leh 

dBeaelb«  »ach  Aw  vom  raacsfith  Mmfiland  engege« 
Imbcb  Tabelle  pac*  5s5*  ia  der /fraMiacbea  I^ef« 
aidit  der  vorafiglMaana  Heiiqaellen  Teutaehlaade 
ia  keinem  Waaaer  Teneiebaet  Sm^^f  bewirbt  ge« 
wafs  sam  Tbeil  die  #•  eaageielebaecea  Heilafigett 
amacber  Knabbeitea» 

Der  Apotheker  i>t.  Pf^iiHmg.  Welcher  friber 
leine  Veraache  eaf  Jodiae  Ia  dem  Godelbelweff 
Wesaer  gemacht  hatte,  hat  mUk  €t$t  bOfdleli  aecb 
Aaleifang  Toa  Imrnsr  aad  B^üard  flbeneaff  ^  6^U 
cadb  dieaer  Eär]f€K  ia  dem  Goöelbeimer  BfumMM 


ei  Anf  Tlas^ben.  w^dcbe  te  TCtfeea  Ulkt^ ,  tmi  <lte«e 
WHie  euitertcheet,  hseb«r  aeefcjleallis  gasen ir  Wf^r« 
a«o»  hah«a  üeh  tojewaecb  irdlllf  aaTWMIeft  «ad 

d»  JL 

H2 


p»     116    ^ 

•Btliallan  Ut,  nmd  sw«r  aJ«    Iiydrojodiisiiw 

traiD« 

Di«  Vezfnobe  «af  LithioB  fctbea  aack  d« 

hindenseyn  dlttet  Sco£Fe«  In  dmm  GoddhmMMil 
.  ter  bekundet«  leh  f  Ag«  hier  einen  of  r' 
*  Wunsch  Ton  Hrn.   pf^itting  eae  eeisea  Vc 

mitgetheilten  Aoesog  bey,    der  den  AnfiTOii 

Gegenwert  dieser  Stoffe  übenengL 


§  ■ 


I7e&er  i2Mt  Gehalt  Ms  JLühions  und  Joiiüh 

delhnmer  Minsraiwasser» 

Die  weitem  Untertoohnngeii  des 
Bronnens  ergeben  eaeh  das  VorbundesieyB  icr 
genannten  Snbstensen  in  denselben« 

Die  Anifindung  des  Litbions  eesehsk  uck 
xelius,  indem  der  von  dem  kohlepsamts ' 
ozydnl  und  Gypse,  wie  eueli  kobleajMni 
ten  Salzen  betreiete  Rflckstend  einer  tiei 
Menge  des  Wassers  mar  Trockniis  Terdoosteti 
hierauf  mit  kohlensauTem  Neuron  die  IMi 
oben  erdigen  Sslse  sersetzt,  und  swir  ^ 
Racksund  in  Wasser  gelöst,  der  Wime  a  " 
wird^  —  Die  ron  atm  ersengten  HUI 
(kohlensauren  erdigten  Salien)  £ltriite  Fli 
wird  abgedunstet  9  und  bis  sur  Neutrsliüriss 
Fbospborsilure  hinsugesetst«  '  Wihrend  dsi  i 
Verdunatens  wird  dieselbe  trabe,  indsai  B 
Doppelsats  aus  pbosphorsaurem  Natron  mU  U 
erseugt»  und  bei  g&nalieher'VerdnnstiiafiUdk^ 
weifses  Pulver  durch  die  Lösung  im  WiM^ 
rflcky  welches  schwer  lösbar ,  uiä  mit  dbs 
Schäften  des  genannten  Lithionsalaes  wmtAm 
diese  bestehen  hanptaichlich  in 

a)  den  undurchsichtigen  (opaken)  Zoftis^ 
in^  die  Löthrohrflamme  jenes  8als  in  T<iii* 
mit  kohlensaurem  Natron  Tersetmt« 

h)  Die  blaue  Färbung  durch  KbbaUox}^ 
telst  der  Löthrohrflamme. 

e)  Das   Angreifen    der   Piatina  ia  Vi 
nitwttfirigem  kottlensaurem  Kalk  beim  Gl 


\ 


fi 


6i 


—    117    — 

Dm  Voiliancleiiteya  .  der  Jodine  («la  hydrojo-^ 
larea  Natron)  wurda  nach  Turntr "  BaUrditohtt 
lod«  naohgewieaan »  indam  dar  Ton  kohlen- 
m  Eiaen  und  eidigcen  9alsen  befreiete  Rftck« 
der  Quellen  in  wenigem  Waaaer  gelöaf,  Amy* 
hinzngerahn  und  naoh  und  nach  eoncentrirce 
•fels&ure  sngeaetit  wurde»  wobei  aioh  nich 
IT  Zeit  Ruhe  aehr  dentlioh  eine  blaue  ^  dem 
Utt  verwandte  FArbung  seigte« 

«brigena  habe  ieh  die  Verauehe  in  Gegenwert 
erer,  namantlioh  dea  Hm,  Dootor  SeiUr^  wie- 
It  angestiallt  9  und  ich  bin  der  Meinung ,  dafa 
»aide  StofiFe  in  ihnlieher  Menge  wie  andere 
Bin  beBitxen. 

Zoster  im  April  1887. 

He  Quantitit  dieaer  Stoffe  iat  noeh  nicht  mit» 
ilt.  jHerr  fVitting  wird  dae  Verhiltnifa  noch 
tteln. 

0  werden  mit  jedem  Jahre  neue  Stoffe  tnt« 
,  die  in  dea  nataxliohen  MinenlWuaem  ent- 

1  aind. 


'ä  aollte  diefa  allein  hinreiehend 
xOglich  diejenigen  handeln,  welche  die  kOnat* 
A  Mineralwaaaer  den  natfiriichen  gleich  atellen* 
iflnatlichen  Mineralwaiaer  bleiben  nur  Mistu» 
wie  aie  der  Ant  eua  den  Apotheken  Teriohreibl, 
lind  keine  natArlichan  Miachungen .  wie  aie  une 
Himmel  ala  Heilmittel  anieigt.  So  lange  wir 
mit  Gewifiheit  aagen  können^  die  Analyaen 
latflrlichen  Waaaer  aiad  geendiget;  ao  lange 
m  wir  ea  ala  Sflnde  anaf hen ,  wenn  die  künat« 
1  Mifchungen  dem  Kranken  fflr  aatflrliche  ge« 
t  werden«  —  —  — 

n  Terfloaienen  Sommer  mnfiten  wir  wieder 
Ire  an  Wunder  grftniende  Wirkungen  dea  Oo- 
Lmer  Drnnnena  erleben»  die  ich  eua  Dankbar- 
*Qr  die  Nympfe  niohl  ▼eraohweigen  darf. 

•in  Fall  bietet  ao  viel  Interefaantea  dar.  dafa 
lie  Krankheit  ap iierhia  eaafAhrlioh  mittheilen 
»•  Hier  nur  alt  Wiikuag  dea  Godelheimer 
nena. 


—    118    — 


I 

k 


t)  Hr.  r.  K.,  54  Jtbr  «1»,  tuipiifliNliM  Im 
vmtämenUp  HiBorrhoidariat  som  Tiieil  dorek  i» 
I«ge,  lum  Tbeii  durch  Liebitps weise ,  Ihtiotll» 
mr  alt  fto  Jahren  an  ^Anlb•icbwercI«ll«  Eiaifai 
Eirtete  ProitaU .  lieCt  keinen  Ketlieter  dircb.  1 
Bontoniere  wir  frflher  Ton  mwei  bfrihntan  A«vl  i 
Tenaoht  9  konnte  abe*  wegen  tteinigter  Hirn  Uli  J* 
Prostata  nieht  ToUendet  werden.  Bei  yölUgir  B»l « 
Terhalcnng  mufste  pm^Uio  vmsicu»  p0r  emus  gtmk 
werden.  Ib, 

leh  babe  dieaelke  nebr  «1«  S2  Mal  etDtdtftn**! 
wie  icb  anob  einmal   den    Tordem 
denaelben  gemaebt  babe» 


In  dem  Zustande,  worin  er  f ontt  reladr  U 
lieb  sich  wohl  befand,  mnfate  deneibe  t|Si 
4  Standen  ai»f  einem  Naebtatuhle  sabriagea^l 
den  gewöhnlichen  Vorratb  yoo  Urin  tropfeiwj 
unterSebmenen  berausevpreaaen«  Ein  dielerf ''^^ 
M^leber  dnrcb  die  kleine  O^ffnnne  nicht  ^-^i 
konnte ,  blieb  dann  maiat  sarack.  £ndlieb  cautP] 
TöUige  Verhaltung,  wo  dann  dit-vunctio  visiM\ 
macht  werden  mu£ste»  —  diese  leerte  tlidiiini 
^ofse  Menge  gallertartigen  Schleim  ans,  uBdil 
einigen  Tagen  war  dann  wieder  die  gewöhili*] 
Hamabfonderung  da« 

Eine  Menge  Artneitnittel  wer  Terbnne^»^! 
atavken  H&morrhoidalknoten  waren  oft  geiebiiir 
welebei  noch  immer  die  beate  Wirktng  ^i 
eine  starke  Blutung  folgte« 

Er  eebranehte  mit  aller  Vornebt  drei  Wo 
blndurcb  das  Godelheimer  Bad,  trank  tat  < 
eebwachen  Quelle^  noch  längere  Zeit  dti  Wi 
nbd  er  erfrenete  sieb  nadi  dem  Gebraachens^ 


t 

Ib 


.1] 
l 


irstlicbe  Hälfe  eu  aucben« 


d)  Ein  nahe  au  70  Jahr  alter  Tsraelit  iK, 
•tarkk  eorpulent»  seit  I&n gerer  Zeit  Himonbi 
rius,  wogegen  er  fast  immer  Schv^efelpolTtf,' 
brauchte ,  Wurde  im  voiigen  Frühjahr  voa  f 
Harnyerhaltung  befallen.  Die  Blase  mubtevos 
•ngeaammelteil  Utin  durch  den   Hauiartt  ni^ 


I 


—    il9    - 

•  •  -  •  •  ■  •     .       . 

KidMUr  atfcffur«  WookMi  Kla^uidf  «atbvtt'wtr« 
dm*  Er  «iliivit  U«biiiig  im  Xatii«tOTifiren,'  nnd  «nu 
!•€»•  fich  utch  vand  nach  ntlhst  den  Urim 

Er  gebnnelite  das  Bad  in  Godtlheim  drei  Wo« 
eb^ny  uilir  tüfilieb  aas  teinexi  swei  Stande»  weiten 
'Wohnorte  dahin,  und  konnte  schon  w&hrend  dem 
Gebrauche  des  Bades  den  Katheter  Bur  Seite  legen. 
Sr  wurde  hergestellt. 

Die  dem  Godelheimet  Bade  eigenthflnilicire  Ttrw 
jungende  Kraft  hatte  ich  Gelefienkeley  im  Torigen 
Sommer  bei  zw^  Alten  su  be<mchten» 

5)  ber  Regierungsrath  A.»  welcher  wegen  Al- 
tersi^h wiche  und  öftem  AnMlen  von  Arthritis  tmo^ 
wmala  auf  sein  Ansuchen  in  Ruhestand  eesetst  war» 

Sebraachte  drei  Wochen  lang  das  Bao^und  trank 
en  BrunncQ.  Er  wurd*  so  wohl  nnd  so  erieieh* 
fett,  dsfs  er  spater  nicht  unbedeutende  Fofstouren 
machen  konntet  and  gern  mit.  der  Jagend  jagend* 
lieh  war« 

4)  Der  Obrist  ▼•  N«»  welcher  tbenfalls'Wef^ 
Alterssehwiche  in  Pension  getreten  war,  erfuhr  diee« 
VenOngung  durch  den  dreiw<l^higen  Gebraneh  des 
Gooelheimer  Bades* 

Beide  glauben  sich  In  ein  jngendlithet  AlCiV 
T«rset8t« 

5)  Gegen  eine  im  Herbst  18^5  erlittene  giehtl* 
•che  Lähmusig  der  rechten  ExtreroitiUen  gebrauehto 
der  Förster  M*  aus  O*  vier  Wochen  Ung  das  Bad 
und  trank  den  Brunnen«  Ein  Jahr  war  er  nicht  f)l* 
tilg  gewesen  t^  sein  Geschäft  wahraunehmen.  Bia 
anf  eine  geringe  EurQckgebliebene  Schwiche  dee 
rechten  Unterschenkels  ist  er  so  weit  hergesteUry 
dafs  er  dieien  Winter  hindurch  Sein«  GescjQlfte  sla 
Förster  wahrgenommen  hat. 

6)  per  rheumatische  Gesichtsschmera  f  weichet 
Jahre  lang  eine  junge  Dame  gequält  hatte,  and  nseh 
Tielen  von  ihren  Aeraten  Terordneten  Mitteln  nnd 
Bidern  nicht  gewichen  war ,  wurde  durch  den  drei* 
wöchigen  Gebrsuch  des  Bades»  .durch  das  Trinken 
des  Brunnens  nnd  den  inhern.  Gebrauch  des  JE«« 
tract.  Grattolat  geheilt*  Seit  der  Badekur  hat  afo 
Ikelnen  Anfall  mehr  gehabt*    Ich  liefs  wfthrend  dem 


—    121    — 

und  mieb  durch  Ntnmburg  fahrte,  tagte  air -diaff 
derselbe  y  und  wir  ,belic|ilossen,  mehrere  mit  dein 
passer  sorg  fähig  gefällte '  und  verpiobte  Krüge  mit 
qnf  .KU  nehmen,  um  une  wenigstens  einige  Kennt- 
nifi  yon  den  Hauptbestandtheilen  desselben  la  yf;r» 
sohafGin*  .  .      - 

/Nach  Oeffnnne  der  'drei  Mlsilen  vtreir  gefabrnen 
Krflge  hatte  das  Wasser' den  eigenthandliehen  Oe-, 
mch  nach  Scbwefelwasserstöffgts  verloren  und  ei*' 
jien   starken    gelben    Bodensatz    gemacht;    dennocit 

Serlte  es  sehr  oeim  Ausgiefsen  und  zeigte  auch  noch 
en  frischen,  etwas  susam  men  sieben  den ,  bitterli* 
Cih^nOeschmack.  Die  angewandten  Reaeentien  sfsig- 
cen  den  reichlichen  Eisengehalt ,  wie  oie  An wetien* , 
lieit  von  kohlen-  schwefel-  und  Salzsäuren  Kalk  und 
7alksalz^n$  ein  gleiches  Resultat  gab  die  spiter  vom 
hiesigen  Apotheker  Hensel  angestellte  Untersuchung 
^ei  Wassers.  Ilierduroh  ermutbigt,  veranlafste  Herr 
ftorm  eine  weitere  chemische  Analyse  der  Quelle, 
die  Ton  dem  Apotheker  ■  Pitseh  jun,  ans  Chnscian- 
ettfdt  an  Ort  und  Stelle  mit  der  gröfsten  Genaulg»x 
keit  und  zu  verschiedenen^  Zeiten  Torgenoinraen 
wurde,  und  deren  Resulutich  weiter  unten  nitsa- 
Äeilen  mir  erlauben  weide. 

Venooebte  i^h  ^ncb  bis  jetu  noch  nicht,  ein* 
genaue,  geognostische  und  oryktognostiscbe  CJnterw 
aachung  der  Umgegend  der  Quel&  anzustellen ,  so 
Ist  mir  doch  bekannt  geworden ,  dafs  in  der  Nibe 
tehr  bedeutende  Braunkohlenlaser  sich  befinden  | 
Abrieens  ist  der  Grund  d%§  46  SSoll  im  Quadrat  ha« 
benoen  Brunnens  reiner  Kies.  Das  Wasser  steigt 
in  diesem  Räume  während  16  MinuUn  id|  Zoüp 
mithin  beträgt  die  Wassermen({e  in  dieser  Zeit 
86450  Kubikzoll  oder  413  Quart  Freufs*  Maafs. 

Die  Temperatur  des  Wassers  bleibt  sich  bei  den 
WMndiiedenen  Wärmegraden  der  änfsem  Loft  gleich 
«nd  ist  8^,5  nach  dem  Sotbeiligen  Thermometer; 
^as  specifische  Gewicht  desselben  ^st  1 002=3 1000 
^•still.  Wassers. 

Den  Gern  eh  des  Wassers  fand  ich  stets  hjdro- 
thioniaeh,  obschon  derselbe  nicht  immer  gleich 
eurk  ist»  namentlich  vermehrt  sich  seine  itirCi  bei 
enhaltead  fenebter  ond  kftbler  Witterung* 


::^- 


-    1S2    «- 

daitentnlg  uod  bil»ilicl)>  mit  «ioam  Wonei  » 
■B|>en«luD;  bald  nach  dem  Oshmh  vicnn"^" 
un.iiiganehäi«!  IttfiiofMo.  Friaeb  gtKiifhtiV»  ^^^-^ 
l»T  i»t  in  der  Regal  klar  und  hat  eine  iii(n|(l«  ^^^ 
Färb«;  aieht  ca  einiee  Zeit  offan  an  dii  Lini*  ^  >,' 
•aM«<n  lieb  an  dan  Satan  de»  Ga&riei  TiiltLu' 
blliohen  ab*  die  «icb  nach  und  naeb  verlicT»,  ><" 
Oberflilcha  beliebt  licb  «lit  aiaam  feiiicii,  ichill«- 
den  Blutahen,  und  al  laElt,  naeli  Vcrlmf  ciV 
Zeit,  einen  eelban,  »Hiibljig  atlrivai  netduM 
Bodanaau  fallen. 

Nach  Herrn.  Püitk  antbllt   1  Pfand  in  ifil!»! 
Hn  diaae«  Waivara  folgende  Seittndüicilai  '' 
KohlenaanrM  Eiaanoxydol ,    .    >    ,    .    I,St  GmI 
Coblanaauren  Kalk,    .    .  -  "  - 

Koblanainran  Talk  .  . 
SobweraUanten  Talk  .  . 
SohwefeltanTe»  Nattnm  . 

SaUunie  Tdkerda,     .    ,     .     ,     .    .    .    o,I>  " 
SaliHnie*  Satinm  . 1,4]  - 

-  '      -  .  o.y_j; 

l  dar  faBMn  BaMudtbeile    9^  <>"'-l 

KoUasHnTai  Gm 9,98  KdI^| 

8cbfr«[«lwMiarMolIgai  **)...    Spur 

ObD^eMt  60  Fnf«  von  di«t«r  QacUa  (Ji>ii| 
mit  Nr.  I.  betaichnan  will)  entfernt,  cnupnfl 
•ine  andere  (dia  loh  mit  Nr.  2-  beteecn  wMt. 
welche  eine  Tiel  bedentondare  Quantitit  WmK 
alt  jene  liefert;  dei  ao  aeha^len  Zuauttei  i"fm 
üt  ei  mir  bia  jatct  noah  nielit  gelungen     "    ' 

•)  Hm  PHtck  unternihni    dts  An^vie    nacii  BirJ»i 
Meihodo.  ■'  ■ 

••1  Herr  PÜtel'  prTifte  _d»i  VPaiter  tnf  Hrdroililm 

niitMUt  SHlgUiiTen  Blaiei.   iilpct— -  -  '■^^■' 

ailpeletmurBn  WuBinthi ,  ohne  Si...,cu  ud-L.  - - 
deU)  nnr  duich  den  Oenich  eabon  sich  •Mat  il»* 
«[kennen,    ^rgintum  foliaihm,  in  da*  tiLsch  Renl^I* 

iberti 


■Witiet  melirero  Snindpn  ciH«i 


—    123    — 

« 

•umiii«!!  SU*  k&nnen,  Ihr  fp^cifiieket  Gtwiebt  ist» 
•o  wie  ihre  Temperatur  ^tns.der  vorher  betchrie« 
benen  Quelle  gleich«  Dthingeeen  it(  dat  ans  der* 
selben  eeschöpfte  Waster  durcoAna  farbloa  und  kry* 
•telihelf;  längere  Zeit  der  Luft  auageaetat  aondern 
'•ich  gelbe  Flocken  ab,  und  ea  wird  trObe,  Der  6e- 
fchmack  dea  Wtaiers  iit  frifch,  prickelnd ,  etwas 
^bbweflieht,  bitterlich  und  tintenartig,  doch  finde 
ich  selbigen  lange  nicht  fo  unangenehm,  als  den 
der  ersten  Quelle.  Der  Geruch  Tettith  deutlich 
'^e  Gegenwart  de4  Schwefelwaiseratoffgaaet« 

Nach  der  ebenfalls  tob  Herrn  PiuA  Torge» 
siommenen  chemischen  Analyic  enthalten  26  Unsan 
dieses  Wssiers  folgende  Beit^dtheile  t 

Kohlensaures  Eiienoxydul    %    ,    •    •  0^640  Grad. 

Kohlensauren  Kalk    ••••««•  O1576  — 

Kohlensaure  Talkerde    •    •    •    •    •    9  0,475  — 

Salaaaure  Talkerde    •«#•••#  0,7 10  — 

Schwefeliaure  Talkerd«     •    •    •    %    •  O1855  *^ 

Schwefeiiauren  Kalk^,    •    •    •    •    ,   v  Qy^go  «- 

Schmuu,  Hars  etc»  ••«««••  o,a5o  — 

Summa  aller  feseea  Beitandtheile    9,793  Gran. 

Kohleniaures  Gas  •*••»•    4>^^  KubikaolL 
Geichwefeltes  WasserstofigaSt    •    0,370     —    — - 


Aus  denen»  durch  die  oheroiicha  Analyse  erhaU 
tenen  und  eben  raitgetheilten  B-eaultaten' ergibt  Aieh» 
dafs  beide  Quellen  su  den,  an  Kohlens|ure  armen, 
Bisenwaasern  gehören.  Es  geht  ihnen  daher  daa 
flochtige,  schnell  den  gansen  Organismus  duroli* 
dringende  reisende  Prinsip,  wenn  auch  nicht  gans» 
doc|^ gröfftentheils  ab:  allein  eben  deshalb  fuidea 
sie/auch  in  allen  den  Fällen,  in  welchen  «war  Ei* 
aenwaaser  indicirt,  aher  die  an  Kohlensimre  reiche 
"lialtigeii ,  ihrer  erhitsenden  Eigenschaft  wegen,  o^ 
fenbaren  und  unberechenbaren  Schaden  stiften  wflr- 
den,  ihre  Tortheilhsfte  Anwendung.  Nach  HuhUmd 
wOrde  ai#  daher  bei  solchen  Kranken  Sutt  nadeVf 
welche  an  Nenren ichwiche,  dabei  aber  an  mmmt 
CTofsen  Erregbarkeit  der  Blotgefsfse  nnd  SeblafbdU 
ilirw  BSAndasgan .  oder  an  atoniteha»  EaMhlafuC 


—  las  — 

lieh»  und  gebe  gerne  ta,  AM  Zimwknmmnu'^s  An»» 

•pruch:  die  Netur  nur  durch,  die  Natur  tu  prAfon 

und  Jiennen  bu  lernen ,  gens  besondere  Anwendung 

■  ftnf  die  Erkenntnift  der  Wirkungen  und  Ei^enschaf 

•  .ten  der  Mineralquellen  £ndet>    die   über  deren  ei« 

fenthfimltche  Wirkung  nur  die»  auf  'vielseitigd 
Beobachtung  gestütste  Erfahrung  entscheiden  kann  i 
i  allein  ea  ist  auch  gewifs,  dafi,  um  diese  lu  erlan» 
gen 9  die  Holfe  der  Chemie  erforderlich  ist»  weil 
tie  uns  eines  Theils  die  Mittel  giebt,  den  Haupt* 
beitändtheil  einer  Quelle  aufnifiudeny  nach  dessen 
nicht  sowohl  quantitativen  als  besonders  qualitati- 
iren  Verhältnifs  sich  auf  eine  von  ihm  abhängige 
Gmndwirkung  schliefsen  l&fst,' als  sie  uns  andern 
Theils  auch  in  den  Stand  setst,  Vergleichungen  des 
neu  aufgefundenen  Quells  mit  in  di^n  Bestandtbei« 
lea  ähnlichen  Quellen,  deren  eigen thOmliche  und 
«Ugemeine  Wirkungen  durch  die  Erfahrung  erprobt 
lind  festgestellt  sind,  anzustellen.  Nicht  dils  ich 
damit  sagen  will»  der  Arst  könne  bei  gleichen  oder 
Hhnlichen  Bestandtheilen  gleiche  oder  ähnliche  Wir« 
linngen  annehmen ,  nein,  ich  weifs  sehr  wohl,  dafs» 
abgesehen  von  der  schon  erwähnten  Traglichkeic 
der  chemischen  Analysen  fiberhaupt,  auch  diese  voA 
verschiedenen  Chemikern,  und  su  verschied eaett< 
Zeiten  angestellt,  höchst  verschiedene  Resultate  ge- 
ben, 4ind  viele,  und  ^ewifs  die  wirkssrasten  Be* 
itandtheile,  nämlich  die  Imponderabilien,  unserer 
Prüfung  sich  gana  enttiehen* 

So  leicht  es  nun  auch  ist,  in  beiden  Quellen 
das  kohlensaure  Eisenoxydtil,  als  den  Hauptbestand- 
theil  derselben  zu  erkennen,  so  .schwer  ddrfte  die 
Auffindung  solcher  Mineralwässer  seyn,  die  mit  ih- 
nen, wenn  auch  nicht  gleich,  doch  ähnlieh  in  ih* 
ren  Bestandtheilen  sind«  Wäre  die  in  Hufsland*s 
Schrift  über  die  teutschen  Heilquellen  beigefügte 
Tabelle  der  Eisen wasser  als  richtig  anzunehmen,  so 
vrflrde  ich  Brflckenau  der  mit  Nr*  i.  bezeichneten 
Quelle  ähnlich  halten ;  allein  ff^stzler  verwirft  den 
von  Hoffmann  angegebenen  geringen  Kohlensäure - 
Gehalt  und  behauptet  denselben  wohl  fünffach  so 
grofs,  während  er  die  Eisen  •  Quantität  weit  gerin- 
ger als  sie  aufgeführt  vermothet.  DieMa  nach 
möchte  ich  eher  Seikenbrunnen »  obicbon  ef  in  ei» 
«ein  Pfund  einen  Gnn  Elfen  vehf  enthlll»  der  in 


3,.  /  .    •  .  • 

Temsrs  Kaehrhhi  fit#i>^<2i«  InßpfMia  m  SibirU  mi 

(Aal  einem  firiefis    det   Henn   ^ucsrath  AeZimaiiii 

▼09  taten  Ap;ril  d«  J») 

(S.  vorijie^  Heft  diese«  loumaU«) 


Die  Inflaebie^  woTon  ich  flmeii  Voy  einiget 
Zeit  schrieb 9  an4  gegen  die  wir  hier  schon  ge- 
>rtppnet  und  gerflitec  sunden,  scheint  iflr  d-iesmal  ^ 
«ofgehört  SU  beben«  So  wie  yor  einigen  Jahr  en  die  * 
Cholera y  ist  euch  diesmal  diese  Epidemie  im  dev 
europäischen  Grinse  stille  gestanden;  sie  |  eheint 
iht  £nde  diesseits  des  Uralgebirges  yd.  h.  stm  der 
westlicjien  Abdachung  desselben  ^  erreicht  au  haben« 
Bierdurbh  unterscheidet  sich  diese-  catarrha,  Uschey 
aibirisehe  Epidemie  von  den  frühem  derselbe  «  Art  | 
urelche,  einmal  ihren  Lauf  nach  Westen  enge  treten^ 
sieh  immer  aber  einen  grofsen  Theil  von  lilnrope 
Terbreiteten«  *—  Nach  dem  Gouremement  Toni  P^rm 
ist  aus  keinem  andern  mehr  die*  Nachricht  flbi  ir  eine 
weitere  Verbreitung  der  Krankheit  eingegang  ;entf  •— 
Ich  lege  Ihnen  hier  noch  die  Uebersetsune  eines 
Kflnporta  aus  ToJtoUk  in  Tabellenform  bey,  dier  eine 
Ueoersicht  der  2«ahl  der  Erkrankten  giebt.  Sie  se- 
hen daraus  9  da£s  in  kurser  Zeit  ^82  uidividi  len  er- 
lirankten  und  unter  irstlicher  Aufsicht  sundei  i)  weU 
ehes  fflr  eine  Stadt  Ton  einer  Population  voi  1  ohn* 
gefUhr  12  bia  14000  Einwohner  wohl  sehr  bedeu« 
tend  ist« 


4. 

Fba  ifmi  Kä90f  und  d$n  Fastillen  aus  koJd^>BSaur§m 
NaSrofU    Vom  Hrn.  Robin^s. 

MitgetheUi 

vom  Dr.  Opp^rt. 

(9.    Gas.   de   8aiic4   i8s6*) 


Die  Chemie  iiC  wahrlich  eine  bewaad«r  nawAVii 
üg%  Wieeeaadiifti  d«  AadeC  mh  i^  alles  Clbiif«t 


—    129    — 

dessen  Gebrauch  2a  Ende  der  MaLlzett  empEablen^ 
ffir  diejehigen  endlich,   die  von  ihm  sagtien: 

Vires  ventriciilo  languenti  caseus  addit^ 
Postqne  cibum  sumtus  terminat  ille  dapts. 

Was  ungefähr  so  viel  heifst: 

Stärkend  §rhehi  der  Käse  geschwächter  Mägen  Ver» 

dauung^  .         • 

Und  nach  iätem  Gehrauch  schliefst  er  erfr&ulieh 

das  MahL  , 

Wer  könnte  wohl  bestimmen  ^  tqci  weichet 
Z«it  der  Gabriuch  dea  Käse  als  Verdauungsinictel 
sieh  herachreibt?  Welcher  Gelehrte  bemerkte  su* 
«rat/  da£s  dieaea  Nahrungsmittel  am  Schlufa  der 
Mahlseit  genommen ,  die  Verdauung  beförderte  und 
alle  Verriebtungen  dea  Magena  erleichterte?  Damals 
i^nffte  man  gewifs  noch  nicht ,  dafs  der  Käae  alka- 
lisch sey;  dafs  er  zur  Zeit,  wo  die  Gährung  der 
Speisen  beginnt  9  in  den  Magen  gebracht ,  die  Sau* 
r«n»  ^reiche  sich  daaelbst  entwickeln ,  nentralisirt^ 
«iid  ihre  Einwirkung  auf  die  Organe  aufhebt;  wahr* 
•cheinlich  war  noch  rielea  andere  unbekannt ,  was 
Aber  nicht  hindert,  dafa  ipan  lo  Jahrhunderte  vor 
une  Dinge  bemerkte,  die  wir  beute  för  neu  auage* 
ben ;  der  Unterschied  liegt  blof«  darin ,  dafs  wir 
Heoc  wa  Tage  die  Chemie  mit  Kenntnifa  der  Uraa«- 
chen  betreiben;  dagegen  unsere  Vorgänger  sie  trie« 
ben,  ohne  aich  deren  bewufst  zu  aeyn,  tingefihr 
^ie  der  gute  Jourdain  in  Prosta  Vease  machte. 

Sehlufsfolge :  Der  Gebrauch  dea  Küse,  d.  h. 
desjenigen,  welcher  entachieden  alkaliache  Eigen- 
schaften beaitst,  ist  ganz  (oder  beinah)  dem  Ge- 
brauch der  Täfelchen  von  kohlensaurem  Natron 
gleichzuaetzen ,  wenn  es  darauf  ankömmt,  durch 
tfittignng  dor  Säure  im  Magen  die  Verdauung  zu 
«rleichtem. 


Joam.  LXTV.  B«  6.  St. 


f 

^.  131    ~ 


Inhalt 

deB  vier   uo4  sechszigsten  Bande«. 


ErttesStfiok* 

•eit« 
1«  Von  dtn  {CranVheicen  der  Un^eborncn  uttd  der 
^       Vortorge  fär  das  Ltben   und  die  Gesundheit 
des   M«nichen  rot  der  Geburt.    Von  C.  ^1^. 
Hufeland     •••••••.•«•••,9 

II.  Des  Freiberm  pon  TVedskind  loit^esetECe  Be- 
merkungen fiber  den  Sublimat  y  die  Loatiea- 

cbe,  und  DzondPs  Methode •      46 

III«  lieber  den  Weichf  eLiopf«  Von  Bbtndemselh^n    70 

IV*  Krenkbeitfgescbicbte  Ton  einem  dareh  din 

LnfiurAhre  in  die  ^nge  gefallenen»  und  nach 

vier  Monaten  durch  Huicen  eotgeworfenen 

.    Knoehenaplitter.    Beobachtet  vom  Dr.  Ditks 

tu- We«el.    Nebst  einem  ähnlichen  Fall  von 

C.  W.  HmfeUmd .    •     •      ^5 

Vf  Ueber  die  Veränderungen,  welche  der  Harn 
durch  den  Gebrauch  gewisser  jkrtneimittel  vt* 
leidet.  Vom  Prof.  Dr.  F.  Wöhler  tv».  Berlin.  86 
VI«  Einige  Krankheitsfälle»  als  Beiträge  su  der 
in  diesem  Journal  Jahri^ane  1B36  im  II.  u,  VL 
Stficke  mitgetheilten  Krankheit»  einer  eigen- 
thfimliohen  jetst  häufiger  weidenden  Art  der 
JLähmung.     Vom  Dr.  GUrl   sn  Lindau  am 

Bodensee    ••••.•••• 95 

Vn.  VaccioatioQ.    (Fprtsettun^s). 
a6.  Varioloide»,  fälschlich  als  eine  neue  von 
an£sen  in  Europa  eingeffihrte  Krankheit  dar- 

tesuUt.    Ein  Nachtrag  tu  den  im  Journal- 
eft  November  aufgeai^lUen.jetJbt  herrschea- 
den 'Meinungen.    Von  Hufetand,    ,    .    •    •    ifi 

I  2 


_    133    —     , 

•     ■'  •       •      *      •  *  *  r» 

••ite 

VJ.   Kurse  Nacbrichteti  und  AtllzOge.  '^    i 

1.  Ueber  Blategelgel^äiise.    Vom  Hofrtth,  Dr.- 

'     Kuhtzmann  au  Borlin«'    •••••••;     117 

2.  Ein  durch  unterdrfiokte  Gonorrhöe  ^rseug- 
ter  Trismuf  »  durch  kOfnstliches  Her^orrtffeti 
des  Ausflusses  geheilt,  vom  Dr.  G.  CrF»nog» 
lio,  MitgetbeihvomlVledicinalr.Dr.  JRE/a&r^A.  132 

3.  VeitsCMis  durch  kalte  Bäder  geh  eilt»  ron  Dr.  ^ 
Terreaux,    Mitgetheilt  vom  Dr.  Opperti    .     135 

4*  Miscelien  Preufliacher  Aersto  aus  den  ▼ior». . 
tel jährigen  Sanitätsberichten. 
Elepbamiasif.  —  Heilung  einer ITSngenlfth* 
niung.  —  Salmiak  bei  Haeukoptysia.  *—  Hei-i 
lung  eines  Somnambuliamus.  r-^   Heilkraft 
der    Alkalien    bei  Drfiaenkrankheiten.  .— •  . 
Tödtliche  Vergiftung  mit  Blausäure: 
Inhalt  der  Bibliothek  def  praktiaohen  Heilkunde, 
Februar.  '••.«.«•...«••    128 


Drittes     StOck« 

I.  Schneller  Tod",  durch  spontane  Durchlöche- 
rung dea'M^eens  herbeigeführt.  Nebst  Be- 
pierkungen  über  die  Gastrobrosis  überhaupt 
und  ihre  verschiedenen  Arten.  Vom  Grofsher». ' 
Mecklenburg- Schwerinschen  Geheimen  -  Me* 
dicinalrathe  und  Leibarste  Dr.  3.  H.  Becker^  5 
n.  Venmischte  Bemerkungen.  Vom  Hofratk  Dr. 
Erdmann  zu  Dresden. 

Schutspociien^impfutag  •»••«••       69 

fiandwnrm.     •     •     •     • •    •      62 

Chininum  sulphuricam  •••••••      66 

Baryta  muriatica.     •••.••••.      67 

Puiaschlag  •.••.«...'•••      67 
Wie  ist  Hydrotbion  n.  Jodine  aussuaprechen?  70 
Warnung  vor  sersetsenden  Beimischungen*    7 1 
Ein  paar  Worte  über  deii  gewöhnlichen  Thee* 
Aufgufs  ........'...•*    75 

ni.  Bewährung  der  vom  ProfesaorDsoff</i  bekannt 
gemachten  zuverUfsigen  HeiUrt  der  Lnstteu- 
che  aus  vieljähriger  Erfahrung.   Vom  Dr.  Gm 

A>  Grähl  zu  Baiuburg •       77 

IV*  Krankengeschichte  des  am  3o,  Deebr.  i835dn 
Weimar  verstorbeuen  Ho£raths  Dr«  IRshbein.      8? 


-^    135    — 

IV.  MtfkwArdig«  £rtcL«LiiiB|teB9  bcobaeliMCaa 
•in er  Somiuiinbiil«,  Vom  flofmh  Dr.  Srd* 
mann  su  Dreiden     ••••••.-•••      g^ 

V,  MuMllen  und  19oris«i  fttr  pnJitia«ha  Amiu« 
Mitgetheilt  Tom  Dt,  C.  £•  ilff^tfr  sa  BA«k«. 
borg    ....•..• ic6 

I.  Dm  Nacnini  nluieam  g^g^a  Rnbr. 
^  Silberfeiltpina  gegen  Vf  ecbtel£eber. 

3.  Dte  Mamm  Ternm  gegen  Nateajpolypea« 

4.  Dacora  Stramonium ,    eis    Rauobmittei  gt» 

gen  atthmaütcbe  Aruatbetcbwerden, 
YL  Knne  Macbriebten  nnd  AnfsAge. 

I«  Der  Darm  in  der  MoU*   Zur  Wamang  g#« 
gen   ibnlißbe  Tiotcbongen  enfgettellc  Ton' 
&n'  KuntZMnantu     •••••••    /!•     HO 

2*  Glacklicbe  Inpcalation  der  Äf atam  •    •    •    114 
.  5«  Medisiaitcba  Vorleanngen  anf  der  UaiTtr» 
tiac  an  Berlin  im  Sommer  1827.  •    •    •    •    a^ 

4*  Miieellen  Preufiiteher  Aerste  aus  den  Tier- 
üljkhrigen  iSaniUuberichten  (l^orlseunng).     119 
Opistbotonos.  —  Mittel  bei  Kolik. 
Inbalt  der  fiibliotbek  der  praktii che^i  Heilkunde, 

^P«l \.    .........    19p 

Fünftes    Stack« 

I«  Ueber  die  Art,  eisen haltiee  (MineralwUMr 
d«rcb  «inen  ettemen  Nagel  in  ibrem-Znttan- 
de  lu  erbalten«  Vom  Gebeimen  Aatb  Unk 
SU  Berlin     •••«• g 

IK  3cbneller  Tod,  durch  tpontime  Dnccblöche« 
rnng  des  Mtigeni  berbeigefttbrt»  Nebet  Bemer* 
knngen  fiber  die  Gaftrobrosu  aberhäopt,  nnd 
ibre  Tertobiedenen  Arten.  Vom  Gro(#bersogl« , 
Mecklenburg  •  $cbwerinf eben  Gebeimen  •  Mt • 
dicinalrathe  und  lieibarste  Dr.  J.  M.  Beekßr. 
(Bei cbluft). .    .    .    • 15 

in.  Ein  merkwflrdi^er  eoßklliger  VergiftnngiCUlf 
höcbflt  wabracbeinlicb  dnrcn.  Veratrnm  albom» 
Beobacbtet  vom  br.  tVagMTf  PbyaUuie  des 
Scbweidniczer  Kreiaea  •••••^•••4* 

-IV*  Einige  Beobacbtungen  der  antgeieiebmeten 
Wirkaamkeit  derPjrrmonterSalsbider  mit  der 
euf«|eigenden  Doucbe«  Vom  Dr.  F«  Stmnuu 
i|i  f  yrrngnc«    ^    ••#«••«•••    •      ^ 


f 
I 

,      —    137    — 

Seit« , 
5i  Fernere  Neobrioht  Aber  die  Influens«  in  Si- 
birien.   Aus  einem  Briefe  det  Herrn  Ettti- 

-  vith  Rehmann*  * ,    •    •    lay 

|,  Von  dem  Kise»  und  den  Peetillen  eni  liob« 
len  st  u  rem  Nitren •  Vom  lletxn  Robin  et,  Mit- 
getheilt  vom  Dr.  Oppert  •••.•••    127 
Anieige  an  die  Herren  Mitarbeiter  des  Joar- 

'  nah  und  der  Biblioüiek i3o 

ult  der  Bibliothek  der  praktiichen  Heilkunde, 

Juniufl •    •    •     130 

belt  def  vier  und  ieohaigtten  Bandet    •    •    •    23t 
taienregiater  desselben  •    •    ^    •    •    •     •    •    •    i33 

Dhregister  desselben  •    •    t    •    *    «    t    «    •    •    ^43 


>  ■■  m» 


Cupn ,  t,  Ate.  Ml'   IV.  ti«, 

Caliu),  I,  ttß, 
Cbaborl,  in,  61. 
Chunati,  III,  116. 
Chiirpentier  -CaMiciiri  IL  9). 
'  Cbinular,  ni,  04.  48.  IV,  M. 


yonaglioi  IL  im. 
Fiev^e,  IV,  46.  47. 
'■---■-—     I,  lfl6.  ing,    QtM 


IrboHrt,  IV,  Rj.  gg. 


ChCT 

Cbop— .,  .-.„,.„. 
Chritiuiiiu,  El,  M- 

Collow,  IV.  so.      , 
CiMiper  Ailley,  U,  86. 
C<ipl*nd,  IV,  41,  79.    V,  1 

"Vit- 


Fleltchmi 

Fr.Hlt,  II,  n7. 
Criedlaudei-,  III,  a 


er,  iir. 


Frlsdislcb,  I.  lao. 
Fiiefi,  llt,  ^  4». 
FrUoh,  VI,  igg. 
T,  Fioriap.  Ut  aS-   IT,   47. 

Fiucm*,  Maa.,  IUk.i>S> 


Coirlil,  lllj 
Cotte, 


Coie,  Ut,  is.ji. 
Cnnpion,  11^  19.  6'.  «.  S 
67-,  ly,  61J. 


".94. 


"fÄ-S 


Decker,  H,  tß- 
Deleuze,  III,  iiC 

»■(£•,  lU,  ^p.B  a 

"-4i  47.  V;  13.  Alf 

DICK«,  1,  re-rs. 

nigLy.  I,  Ä 
Dloicotidai,  It,  Ol.  g«. 
Dodonisiu,  IV,  7& 
Boiible,  tu,  116, 
Dn  Menil,  V,  &i.  K> 
Dupimran,  t,  1«.  * 
Daaaäi,  I,  31.  AB.  47.  09.  A 
I^  )E7.    IQ,  77.  70- 


Gall,  f,,  4I 


GeriEd,  hl, '18,  SS.  fi.  «I,  «7. 

G.er,  r,QS-l«L 
Giiireii,  V,  BO. 
Goldh.g«ii,  IV,  M. 
(JDldmami,  IV,  M. 
V.  GM«fe.  I,  i»S.   n,B7.    ir^ 

Orihl,  nt,  77—86, 
Gnpöigiuriar,  VI,  um. 
Oratio,  VI,  gg. 
Oritini,  II,  es. 
OrifEtb,    IV,  47.    V,  ifl. 

OmUndimu,  n,  87.  Ä 
Oul.paOa,   VI,  lag. 


Hahncminn,  IV,  4. 
Haller,  lU,  tj.  ^    mSS. 


Kok,  1. 1«6.   IV,  ns. 

'Elcbheimer,  I,  U9. 
Elliotton,  III.  SS.    IV,  67. 
Eidmuin,  m,   a-*?&    IV, 

Efbard,  I,  ttf, 
EifltUbfii,  11,7» 
Etnaiillat,  U,  S».  St. 
Eitnüllvr,  M.,  U.  8*.  R-  V- 


Haiiileiitbiier,  V,  lai  — U&.  ' 
Havilind,  IV,  54-  4S. 
UecktT,  I,    laä.  m.    IV,  ^ 

67.  (16.  i»9. 
Hegewiicb,  IV,  liE. 


Fabriehu  HlUamu,;  tV,.]6.      Heoki 

Tarn,  iu,  u.  iB. 


Heoke,  I,,i3. 
HeuDin«,  III,  * 


nterklin,  Hl.  i?-   IV,  7& 
'   nfexierunmi^.  IVi  4. 
Mevor,  IV;  iis-if» 
aieyei,  C.  E.,  IV,  106. 
Michaeli.,  G.  Fb.,  V,  ig. 
MticUll,  )ll.  ij. 

Bloii»o1*lieT,  in,  60. 
Moote,  J.,  lil,  St.   IV.  6S. 

aoreui,  1,1  ti. 

.  Mor?,.,  IV-,  51. 
Stucnr.  u".  SU 


Kidemr,  I,  i»9. 
}<aue,  V,  .7. 
Ntiimaim,  IV,  116.  n?- 
Keumann,  1,  116.  HI,  96—  it>. 
Nuffcct,  III,  6S. 
HfUm,  V,  (ji.  tit. 

Olben,  III,  to. 
-  OHviJl-.  I,  .5. 
"     Omodsi,  IV,  77- 

Ovidii».  U,  SS. 

Paracelmt,  VI,  39, 
V.  Parrot,  DI,  fg^ 
Parrr,  lU,  69. 


Pfeifer,  f,  i»9. 
PhaedTut,  If,  85. 
püo,  IV,  £g. 
pltich,  VI.  III  — IIS. 
Fii*cbaft,  II,  7B-99-  V,i7.S«. 
PIiuhii,93— «. 
Pohl,  1, 1^  r.  ji. 
V.  pommer,  IV,  S. 
portal,  III,  36.  17-  47>  4S>  IV. 
.     89-  66.  W.    V.  19.  Si. 
Priel,  III.  5\. 
PrMfflr  Alpiniu.  H.  G7-  86. 


fui^is'L^ui,  VI,< 


Beckleben,  IV,  nB. 
Rehbeiii,  111.  S7-  9<> 
B^mjura,  Dl,  57.    T,  iiQ— 

ii^.    VI,  117. 
Feich,  IV,  »5— ii7, 
Feiche.  VI,  iw. 

neii,  ui,  II.  11.  4»'  n-.  A 

Bemei,  V,  i^ 
lienatd,  IM.48. 
nhodiiit,  IV,  48, 
Hichevz,  V,  *i 
Bichter,  'T,  iiS.  iig. 
Bichier,  III,  S7.    IV.  30.  4g. 

Rfi:Ax%T■4i^^ 

nobiii,  v,  18. 

Bobiiiet,  VI,  117. 
BöichUub,  1,  iiq. 
Baioff,  lU,  47. 
Bomberg,  l.  iiR. 
.  Riidulphi,  I,  ]6.  gi.  1^.   BT, 


Sacl»,  I,  iio. 
Saahie.  I,  A  IV,  0». 
Sahnen,  IV,  loi. 
Kajoiicni,  II.  89. 
Salmittb,  IV,  7«. 
Silzmann,  11.  ^ 
Sanditnrr,  V,  >4. 

SaiivsH.  IV,  5. 

|ci.,ifr.r,  ly.  53-73. 


.^climjili,  1, 117. 119.  ^0.  VT.OBi 
Scbiiiidimann,  IV,  ia 
Schmiihr,  II,  116. 

Scliniibr,  'iV,  'iw. 
Gchobiiiger.  IHrW 
Schouleüi,  ll.  101. 
Schrsder,  I.  iBfl. 
Kchroeder,  II,  Si.  Di. 
Schubarih,  l^f,  11t  ,^ 
Schuliz,  I,  »s.    »,.^ 
Schulze.  U,  BS. 


—    143    -> 


I 


• 


Sachregister. 


'Abnormitäten,  ▼•*£!•  üngehorene^ 

jibortus  f  Vmibnt  dMt«,  I,  39.  3ou 

jichilUf sehne ,  HeUtmg  einer  darebeoluiktaini  A« 
III,  laa.  ^  > 

Jconit^   Notien  d«f  Tinet.  Acositi  in  kleinen  Ga-    • 
ben  bei  Angiaa,  IV,  34« 

MkaHen,  NnUen  der  joAensenMaren  bei  6rieeb«>* 
ächwerden,  I,  95»  — *  ueUlürrnft  der  A.  bei  DrAien« 
kranlheitea,  II»  127« 

Jtkalold&Up  die  wiehdgftea  der  aarkodflehea  wmA 
scharfen  Anneimitteln»  IV,  58* 

Myssum,  g^gen  Hydrophobie  tob  den  Alten  em« 
pfohlen,  II,  94« 

jtngina^  ▼ergl.  Aconit.  ^ 

jirsenikdämpfe ,  Yergiftongtrersnche  mit  A»  dnreh 
Taback  and  Waehtkeraen,  II,  15—30. 

Jrtemisia^  Wirkaanikeit  derselben  gegen  die  Epi- 
lepsie, II,  82- 

jtrtneiprSparate  ^  Bemerknngen  Aber  einige  wesent- 
liche Beauadtheile  derselben,  VI,  56<»oi.  —  War» 
nnng  Tor  serseuenden  Beimischongen,  II,  jl* 

Asa  füoüdü^  g«g«n  Stiekhoften  empfT  IT»  89« 

jitropkiop  Ter^  Üngehorm»^ 

Bäder  p  Tergl.  Pyrmont ,  EiUen^  fVsrmbrmimf  Säkß 


f 


* 


-    145    »        . 

ChhomtmU,  B«MioIinniig  fflv  Oiuiiie  nad  Maitar« 

CftOTM  ,  irtiq|f t  Veitstanz* '  "> 

Ccncrmn&ntj  tteinardges,  dureh  d«D  MAtcdarni  ahft* 

CrwNor  TaiWl,  Kutscn  destelben  bei  GriMbetchwtiw 
.  :  den,  J|  9$. 
Croeuig  lau  NttUen   bei  BlolfluCi  tngewandt^  IV; 

a6. 
Cmbeb&n,  Enpfehlone  dert.  bei  ▼ertebiedfiieii  Kfenk« 

lieicen,  ll,  go.  —  Äebnliehbeit  den«  mit  dem  Co« 

pftiTebiliam,  IV»  88» 

D. 

Darm  in  der  Mola^  %wt  Wamang  g9g*>i  iknUche 

TtaecÜiiBgeii  en^ef teilt,  rV»  lao« 
Darmgesehwiire  p  kommen  in  typböten  Fiebern  tot, 

III,.  96. 
Datmra  Strmmonium,  elf  Rinebnittel  gegen  itthnna» 

tifche  Bruitbeacbwerdea  enpf.  JV,  tiS» 
Diabetes  mellitus,  frieche  Rindegalle  dtgegen  empf^ 

I,  la?- 
DigitmUs,  Nntsen  dext.  bei  Henkiankheiten,  U,  55* 

DiUtorium,  Himsteine  ▼enaitteUt  elnei  D«  mt  der 

Biese  gesogen,  II,  86. 
Douehe,  Kotsen  der  aofiteigenden  D.  der  Pyrmon* 

ter  Siusbider  bei  Verbirtnng  des  GebiiaintteEiiel- 

set,  V,  SS*    HtmorrfaoidsUeiden  •  54. 
Drmsenhramkkeiten  f  TereL  jtlkmliem' 
Dardtfallf  Nntsen  des  Merkurs  beim  D.  IV,  9s. 
Dysermsien ,  üebertngen  der  D.  Ton  der  Mutter  auf 

nengeborene  Kinder,  1,  90. 

B. 

EilseUf  iber  die  Wirkung  nnd  den  Gebrtnoh  der 


nentoll  -  KoUensanren  •  «nd  otiekgases  anf  den 
tbieriselMn  OrgsnitnMf,  61.  Vertehiedene  Vor. 
richtnngetf  sor  Encwiekelnng  der  Gsserten  nnd 
SU  Tweebledenmi  Gaabidcr,  85.  V^^rfcnng  dee 
E.  Gafgemengae  asf  des  gtiinidtn  Maonhi»  67« 

lo«ni.LXIV.B.6.ic  K 


-    147    - 

Oash&der,  Tergl.  IßUsen. 

Oastrohrose^  ▼«i'fil«  Magendurchlöch&rung^ 

Cehirttf  Gefehicfate  einer  tterkwffrdigen  DMorgani* 

tation  def  6.   III»  87 — Qu  * 
GMhiwassersuckt  ^  ▼«r{(l<  Hydrops  Cerehri, 
Gehör  ^  Rapport  swiflcben  der  Leber  und  den«  Otr 

genen  der  6.  IT.  81.  — >  glflekliobe  Heilone  AWeiet 

tehwamiiiiger  Autwflehte  des  lafaera  GeCdiiKUief. 

IV,  35*  ^  ^^ 

Gsmüthsaß'0cte^   wirken  auf  des  Kind  im  Mattet- 

leibe,  f,  t3. 
GodeUteim,  Aber  den  G«  Brunnen.  VI»  114, 
GrUshfJMfhwerJen  9   Tergl.  Cremor  Tsrißri, 


Ha&mopiyik^  Nittien  det  SeUniek  bei  H«  11.  sfS. 
Bämotrhagieeu,  Nntsen  det  Croeof  gegen  H.  IV.  80, 
MmrUf  dureb  den  Gebraoch  gewiaser  Anneiniittel 

erleidet  der  R«  Veränderungen.  I,  86* 
H&rMopfen,  glaekliebe  Behandlung  deii«  aüt  Pul» 

tatilla  II.  Rbna  radieana,  iV,  19. 
HwrzhroHkheiten^'  über  H«  bcaondert  in  Besiebung 

auf  Onanie»  IT,  53.    Beobechtungen»  58"— 70.    Xa- 

rakteriatiaebe    Zeieben   tut  die  Diagnoae  aoUher 

Hertleiden»  70, 
Holzsäure,  eegen  die  gallertartige  Mageaerweicbong 

angewandt,  11,  85* 
Homöopathie  t  ErEibrnngen  u«  Heilungen  dureb 

H.  IV,  3. 
Hungerkur,   die   H.  Tertüebrt  und  vermindert 

Binaaueung,  I,  56» 

HmsuHp  Nntien  der  PulattUla  bei  beftigem  H*  IVf 

52. 

Hydrophobie  f  Aber  du  Auaaebneiden  det  aog.  Toll» 
wurma  der  Hunde,  II»  94.  •—  VVataetacben  anl^ 
bOrend  bei  und  naeb  dem  Aderlara»  Iv,  198« 
Anwendung  d'er  Belladonna,  11  !•  Impfongtrer« 
ancbe  intt  dem  bydropbob*  Gifte,  11^ 

Hydrops  Cerehri  acutus  p   giÄekllebe  Heilung  deaa. 

H83-  „ 

Bydroiklonp  wie  ist  K.  enesnipteeben  7  IV^  70* 

K2 


—    149    ~ 

Fona,   Alt  ä&t  Aiiw«n3aiig   und   Dpiu   4ti 
.tuU,  79.    KrknkliMUgMciücLMB,  8l* 


^rniämrchldehernng^    •chncllcr    To4    durch    ipon* 

.M  Ifl.  hecb«igefahrt,  n«bft   Bemn'kuogcfl  über 

.  9  M.  flberluupc   and   ihr«  TcricIiiAdtiieu  Arten, 

^  3.    Foructtung ,  IV,  57.    V,  13. 

.   ^^m^rweUhiing ,  gaUerunige,  HoUtaiir«  degegen 

"^ßnkrmmpf^  Beobichtong  einef  Mhrli«CUg«B  aber 
OcUieh  behandelten  M.  IV,  lo. 
gneCcfcAe  Kuren  ^    wie   man  in   Frankreich  Ober 
>•  JC.  Unbefugter  gerichtlich  CBUoheidet,  111«  ii3. 
g^iitmuSf  Tcrgl.  PVärm: 
'-  rmm  cemw,  all  Heilmittel  gcg^n  Naienpolypen 
0pf.  IV»  11k. 
tfem,  glOckliche  luoculation  der  M«  IV,  124* 

'Alicen,  ned.  Beobachiungen  und  Vergleichungeii, 
'  r,  78.  —  Beitrüge  cur  prakt.  M.  IV,  K2.  —  Kritik 

Icr  Grandfeiten  dpr  M.  VI,  3~  60.    ttoblufibemer- 

tangen,  5i  —  55. 
-'iä»  €hiriu-g,  OeselUthuft  in  lierlirtp  Geidilchte  und 

Arbeiten  deiielben  im  Jahre  1826.   I,  114.    durch 
■■  d«n  Tod  verlorne    Mitglieder,   isQ,     Meu  aui'ge* 

'uronittene  Mitglieder.  i:tg. 

''inaralwasser,  eiienbaiüge,  fiber  die  Art  diel«  durch 
,«iacn  eiiernen  Nagel  in  ihrem  Zuitandc  au  erhal« 
'ÜB.  V,  3.    Erklirung   dieier  Wirkung»  7.    Wi- 

deifegung  der  Einwürfe  von   Struve,    g«    Ver^t. 

Eilsettt    Fyrmont,    Salzbrunn ^  Naumburg,    Ood\/l' 

k&im  u.  ji^armhrunn. 

fittelUn  nnd  Notiien  fAr  Pr.  Aerate,   17,  iu8.  '-* 
'  M.  Preufs.  Aerate  aui    den   viorteljfthrieen  Sini- 
'  ttciberichten,  I,  isg.    II,  t25«    HI,  lai-    IV,  120. 
^ihhüdungen,  vcrgl.  Kruiiklu  d§r  Vngehorentn* 
iiifsgßhurten»    Ebendiielbit. 

\lohnsaam0nf   icbkdliche  Wirkung  des  M.  Ill|  121. 
)fonstrotit4iten^  vergl.  Krankh,  der  üngehorenan, 
Ifffva,  mit  Nutaen'  bei  Lähmungen  angewindt,  1, 

109*   114. 
Vlundf&uU^  Liq.  Ctflcar.  oxymuriat.  milNuiacBda- 


vh 


^egeu  ani;ewandry  IV,  90. 

utt«ry  wichtige  Rttckwirkiiug  der  M.  während  der 

Schwatigerichaft  auf  dai  Kind|  1,  15,  a5.  56«  42.  4i* 


—    151    ~ 


dcrK  mit  der  aufttaigenden  Doueltt,  c  V,  5a. 


'  . 


Qä§cksilh0rfiietionen,    Vergleich    der    Q»   mit  dm 
innern  Gebrauch  des  Si^limkks^  iy '651 

pueeksüber,  dai  hefte  Mittel  den  Tod  der  Fmeht 
am  Muttcrleibe  su  Terhaten,  I,  aSi  •«-^  in  der  Rahr' 
und  Durohfall  mit    Nutsen  angewendet,  IV»  02» 
bei  fchwammigen   Aafwfichien    des  iofiern  Ge^^^ 
hörganget^  IV,  33.  —  Tcftgl.  Sublimat» 


R. 


Hh^tmuitifmms ^   glAckliäe  Anw« 
emetic.  bei  R,  I,  t3i^  "'' 


ng  des  Tanat« 

ü&tti  raäicansp  mit  Nutfe^qi  bei  HertUopfeii  tage* 

wandt,  IV,  fi2. 
ÜjiAr,  geheilt  durch  Mercur,'  IV,  92. 

5. 

^a/t«,  Reinheit  der  5,  wirU  wohlthttig  anfidi« 
Fracht,  I,  40*  % 

Salmiak ,  Teirgl.  Haemaptysif. 

SanitStsberkht0,  1,  ifio«  U,  ia5.  lll>  lai« 

Schanker  p  Tergl,  Sublimat» 

Schutzpoehenimpfung  f  Terel.  Vaeeination. 

Schwangersehaft ,  typhilituche  und  andere  S^mpto« 
tue  ruben  häufig  während  der  6.  und  werden  auf 
dal  Kind  übertragen,  I,  aa. 

Sehwinäelp  Nutsen  der  Nux  yomica,  tV,  22.      ^^ 

Seelenitimmung 9  der  Mutter,  wiilit  «uf  daa  Jund^ 

^  43- 
Seite  f    Verschiedenheit    iwitchen  der  rechten  nnd 

linken  8«  beim  Menschen  ^  beaondert  im  kranken 

Zustand,  tl,  3. 
Sibirien  f  v#Tgl.  Influenta, 
Silberfeiltpäne ,  empfohlen  gegen  •  Wechselfiebcr,  IV, 


- .  163  --.     ,   ' :    .  . 

'■■'•'.  .  .  •        ' 

s. 

TMMinflttff,  la.  .M«cluniadM.  EiinpiiirKaiig»  is^-Eia« 
'W.irkong  der  allgem«  NaCuragentien »  14»  biiÜL- 
heiten   dtr  U»    i6«    'fiehahdliiag,   32.    - 

ümwersalia  der  jiliMr^  waren  SaJp^ur,  Eitett  nnd 
Kupfer.  VI,  38. 

Vrin^  Tfär^,  Banu 


■i 


V. 

Vaücinaiionp  neue  Beobaelitung  von  Vaccine  auf.  der 
Pferd^nbaiiker  I»  i38.  Benutzung  ubcketier  Bcbörfe 
bei  der  V.  II,  59.  Wairnung  vor  dem  Einimpfen 
der  Scbutiblattern  bei  bydrocephalUcben  undMäpi« 
leptif eben  Kindern ,  62.         - 

Varioloide,  fäUcblich  alf  eine  neue  von  aufsen  in 
Europa  eingeffihrte  Krankheit  dargeftellt»  Il>  121. 

Veitstanz y  durch  kalte  B&der  geheilt,  11,  125. 

Veratrum  album^   vcgl*  ^^rgtftung, 

Verbrennungen  y  I^utaen  der  Baumwolle  bei  V«  II, 
80. 

Vergiftungen  f  mit  den  Blättern  des  Tazuf  baccata, 
Ip  130.  -—  V«  eines  Mannet  durch  daa  Rauchen  ei- 
net mit  Araenik  "Vermengten.  Tabackt  und  glack- 
liehe  Behandlung,  11,  i3.  Tödtliche  V.  durch  Blau- 
alure,  128.  —  Vergihnngafall  wabracheinlich  durch 
Veratrum  album,   V,  42. 

Vergiftungstu/äUe^tnt$t%n6eB  beiDurohanchüng  von 
Acten  welche  mit  Arsenik  bettreut  waren,  II,  23. 

Vsrhtzungenp  meehauitche,  m,  V«  der  Mutter  wir- 
ken auf  den  Fötut,  I,  28» 

Vorlesungen,  medizinische ^  auf  der  Unirertitftt  in 
Berlin  im  Sommer  1827.  IV»  124. 


W. 

IVaekskerzsn  ^  ▼ergl«  Vergiftungen. 
VVärme^  Eleetrizität  und  Magnetismus^  Wirken  nn- 
*  mittelbar  auf  die  Frucht  im  Mutlerleibe  ein,  1.  15. 
PVarmhrunn^    Badetaiton   von   W.    im   J.    i|^.   V, 
lod.    Heilungen  mannichfacher  Leiden  durch  den 
Gebrauch  von  W«  S07  — 113. 
fVassersckeu,  vergL  Hydropnohie. 


Liitterarisches  Intelligenzblatt. 


ji  n  tr  0  i  g  i^ 
für  du  Aerue  und  Jpothektr  im  KSnigreiehs  Preufaeju 

j 
f 

Pharmacopoaa   Borussieom 

DU  Fr§ufiiseh0  PharmaeopÖ9  Übersem  und  erläutert 
von  Priedr.  PhiL  Duik,  Doetor  der  FhÜosO" 
phie^  Frivat' Docenten  an  der  Albertut  •  üniveni" 
tat  und  Apotheker  in  Königsberg  f  lUitgliede  der 
physikalisch m ökonomischen  und  der  physikalisch» 
medizinischen  Gesellschaft  daselbst^  Enrenmitf'liede 
des  Apotheker»  Vereins  im  nördlichen  Teutschlands 

Die  B«reicherttng«n  ,  Wf  Ich«  der  Pharnusi«  aus 
ihren  Quellen:  PliyfHi,  Chemie  nnd  Botanik,  enge« 
Aotaan  eind ,  und  durch  die  tiglieh  iteigende  Fort» 
bildnng  dieser  edlen  Zweige  dea  oiensehnchen  VVit« 
•ena  atetig  hinsutreten,  find  $0  groft,  da  (4  et  wohl 
iuehr  ala  olofs  wOntcbenswerth ,  daff  ea  ein  wahre« 
Bedflrfnifi  iat,  von  Zeit  su  Zeit  eine  mögliclASt  toIU 
atändige  Ueberaicht  dea  reinen  Beaiiaea  su  geben, 
uni  dem  prakiiacben  Gebrauche  den  Gewinn  der 
Wiaaentcliaft  susu wenden. 

Dureh  witaenachaftliche  Neigung  and  prakti« 
acben  Beruf  lange  achon  au  dieser  Arbeit  hingeao« 
gen,  schien  mir  die  Erscheinung  der  lingat  erwar« 
teten  und  allgemein  gewfluschten  neuen  Ausgab« 
der  Preufsiscben  Pharmacopöe  eine  Aufforderung, 
einen  auafAhrlichen  Commeniar  Aber  dieselbe,  nebat 
einer  treuen'  Ueberaetsuug  g;iesch  beim  ErscLeinen 
derselben  dem  Publikum  vpraulegeu.  Diesem  Un« 
ternehmen  sehr  fördernd  war  es,  dafs  ein  Königin 
Hoh4S  Ministerium  der  GeistL,  Vntert ichts  ^  und  mem 
diiinal» Angelegenheiten  mir,  auf  mein  gefaoraamatee 
▲naucben,  die  Aushängebogen  der  rharmacopd« 
huldvoll  hat  «ukommen  laasen« 

Ueber  die  innere  und  äufserci  Einrichtung  die* 
aea  Werkes  einige  .vorknfige  Nachricht  su  fgshtUy 
Oidge  nun  geatattet  aeya. 


-     16     — 

ifam,  nach  Vermdgen«  tu  geben  bemflht  Mvii  fnuü, 
betiiinmt  mich ,  die  Grausen  p  welche  in  aef  Ph«r* 
roacopöe  iclbit  io  ffbiiefaqi\g  aaf  die  Aiifoabme  «lex 
Mittel  gegeben  nnd,  za  flberachreiun.  Was  itgehd 
in  niediairiiich-,  oder  cb^mitch  •  pharnoaceutiacher 
Hinsicht  mir  der  BrwIÜinung  bedürftig^  su  stjn 
scheint,  gfaube-  ich  in  dliesem  Werke  eine  Stella 
achiililig  Sil  teyn,  lo  liafs  ich  auch  ho£Fen<  darf ,  die 
Leser  über  Jieincn  in^  diese  Spbtre  fallenden  bemer* 
Kenswerthen  Gegenstand  eine  Nachriebt  vermitnea 
zu  lassen.  Die  Ansah!  solcher  ZusatSaniKel  wird 
schon  im  ersten  Bande  sich  auf  etwa  aeh^zig  belau- 
fen 9  Ton.  denen  einige  der  wichtigeren  su  nennen 
schon  hier  erlaubt  seyn  möge:  Alkomoko^  Caut» 
schuky  Cieuta  virosa,  Coceulus  Indicut,  Coffea,  Col^ 
chieum,  Oleum  Crotonis  i  Oleum  Jeeoris  aselli,  JFaba 
St,  Jgnatii,  Jod^  Faba  Pichurim,  Ratanhia^  Seeal» 
comutum  n.  s,  w.  Um  jedoch  dem  Leser  diese  Zu* 
sarsartikel  beroerklich  zu  machen  9  so  sollen  sici  mal 
einem  *  bezeichnet  werden. 

Ztim  bequemeren  Gebrsnche  diesei  Werkes»  und 
um  ein  aueenblickliches  OrientSren  möglich  zu 
machen,  soll  ein  vollständiges  Register  Angehängt 
werden. 

Wie  wenig  ich  mir  durch  diese  gestellten  Auf- 
gaben das  Unternehmen  leicht ' eemachc  habe»  ist 
leicht  einzusehen  y  und  schwerlich -wOtde^idh  mich 
da]rsn  gewngt-  haben ,  wenn  ich  nicht  aneh  durch 
meine  akaden»iicben  Vorlesungen  -an  *der  hiesigen 
Universität  aber  die  bisherige  Preufsische  Pharma- 
copöe  zu  ausfahrlicher  Sammlung»  Anordnung  und 
Bearbeitung  der  hieher  gehörigen  Materialien  gelei- 
tet worden^  wäre.  Alles  dies^  jetzt  aber  wiederum 
mit  strenger  Kritik  su  durchsiebten,  und  dem  Wer- 
ke selbst  sorgfältige  Aufmerksamkeit  und  ange- 
strengte Thätigkeit  su  widmeii,  wird  mir  ernste 
Pflicht  seyn« 

^Friedr.  Piiil.  Dulk. 

Als  Verleger  'des  Werks  habe  ich  niir  hinsusu- 
fagen,  dafs  der  Druck  des  Werks  bereits  vorge- 
schritten isty  und  die  Ausgabe  in  Kurzem  und  sa 
gleicher  Zeit  mit  der  des  Originals  beim  KönigL 
Medizinal  ^ColUgio  in  Bsrlin  Statt  findet. 


-  tt  - 

wtent  M  dAJorob ,  dtft  »U  w^ffn  AttipüiBieii» 
4ie  natjlvlieiie  Qröff«  b«ibelialteir  wofdan  hu  .  Ffir 
aieFortieUttBg^*  Minl^chtr  did  Myologit  omlMMiidy 
wird  eine  Subfcription  o^tf  .^omiiJ^ftaA/va^  «töff« 
net.  ^Ver  suvörderft  «of  4  Ueferangen  aiitene|eli- 
ner,  lerhiU  jede  derselben»  |n  den  :Dett«ii  Abdrfili« 
Ken,. SU  den  aberauf-  billigen  Preis  von  <fi|  Rthlr«  «r 
Di«  gans«  Myelon^  JHif  40— ^5o  Tafelii*,  wird  den- 
nach  q  bis  le  RthTr»  kofUn ,  während  ti«  im  Firan- 
ftöf  liehen  3o  Rthlr.  hottet.^—  Die  fite  Lfidferung, 
ist  in  allen  Bu^hhaadlnDgen  vertaadc  wordaa» 


I 

Im  Verlag«  der  J«  G»  Calve*$Am  Bttdibaadlung 
n  Fragt 


Üms  Saidickitner  BkUrwmttmr^  ßhmmüth  ultt0HMk$ 


•urk.  In  elegantem  tfnuchlage,  brotchirt  lAggr. 

:  Der  Hr..  Verfaiier  sagt  unter  andern  in  der  Tor* 
rede:  .^Duroh  dieae  wiederholte  Uwtertnchnng  wird 
dargethan,  dafa  dam  Saidtchitser  ^Bitterwataer  eine 
Eigcnthamlichheit  suKommt,  die  sie  vor  allen  an« 
d^ren  lalinitehea  Mineral wäsaern  vortheilhaft  aus- 
Keichnet»  Diese  nana  ahemische  Analvse,  und  die 
darauf  geerflndcta»  darch  eine  mehr  ala  hunderjih* 
riee  Erfuirang  baatltigte  Wirksamkeit  des  Said» 
sebitter  Bitterwassera  wird  in  dieser  Abhandlong 
vorgelegt t  und  es  liCst  aich  hoffen»  dafs  die  nihera 
KenntDUs  der  Tortflge  deasielbeiiy  und  seines  wesent- 
lichen Untartafaieds  vor  allen  andern  salinisehen  Mi» 
aeralwlisam  s«  aainar  waitasn  Varbraitung  beitra- 
gen warda^^ 


Es  ist  nun  anchianen  tmd  an  all«  Bnahhana- 
luBgan  variandt: 

Das  System  der  Msditht    im   Umrisse  dargestells 
von  Dr.  F.  J.  B.  Puckels,  Cro/sh.  Bai.  Hof- 


.y  X^,  /^-Itä^- 


^-^  tAw»/ yj'ff.^w?. 


3  9015  or/lltlfp 


01193  829S"