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Full text of "Hufeland's Journal der practischen Heilkunde"

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C.  W.  Hufelan  d's 

J  o  a  r  ii«  1 

der 

practischen    Heilkunde. 

Fortgesetzt 


▼  on 


Dr.   E«  Osann, 


K.  Geh«  Med.  Ratb ,  ordentl«  Professor  Akx  Medidn  an  der 
Univerntat  and  der  med.  chirurg.  Academie  lur  das  MilHair 
xo  Berlin^  Director  des  K.  PoUklin.  Instituts,  Ritter  des  rothea 
Adler- Ordens  dritter  Klasse  und  Mitglied  mehrerer  gdehr« 

ten  Gresellsehaften. 


Gteu^  Freund^  isi  aUe  Tfiearie, 
Dodi  grm»  de$  Lebeng  goldner  Sa^m» 

Göthe. 


I.  Stack.     Jauaan 


Berlin. 

Gedmckt  imd  verl^t  bei  G.  Reimer« 


C.  W.  Hufeland's 


'  J  o  a  r 


der 


practischen    Heilkunde. 


Fortgesetil 


▼  o  n 


Dr.  E«   Osann, 

K.  Geh»  Med.  lUth  ^  ordenÜ.  Profeuor  disr  Medicin  an  der 
Unhrersitat  and  der  med«  diinirg.  Academie  far  das  Militair 
snBorliny  DirectordeiK*PoliUin.  Institoti,  Ritter  des  rothea 
Adler -Ordens  dritter  Klasse  nnd  Mitglied  mehrerer  gelehr- 
ten Gesellschaften, 


irf«» 


18    3    9. 

4 . 


LXXXVni.  Band. 

.Berlin. 

Gedruckt  und  Terlejst  yon  G.  Heim  et. 


C.  W-  Hufeiand^s 


J  o  o  r  n  a  1 


der 


practischen    Heilkunde. 


Fortgesetzt 


▼  on 


Dr.   E«  Osann, 


K.  Geh«  Med.  Ratb ,  ordentl.  ProfeMor  dir  Medicin  an  df>r 
Univeriität  und  der  med.  cliirurg.  Academie  für  das  Militair 
xo  Berlin,  Director  des  K.Poliklin.  Instituts,  Ritter  des  rotliea 
Adler-  OtdeoM  dritter  Klasse  und  Mitglied  mehrerer  gelehr- 
ten Gesellsehaften. 


Orau,  Frewnd,  Ui  atie  Theorie, 
Dodi  fftiki  dee  Lebene  goldner  J^iritm« 

Odihe. 

I.  Stack.     Jauaan 


Berlin. 

Gedruckt  tud  rerlegt  hm  G«  Reimer« 


Die. 

W  aäserheil  knnde 

mit  bctondwar  Beiieliaiig 

za  den  Wasserheilanstalten  so  Ilmeoaa  und 
Elgertborg  im  Thuriogerwalde« 

Von 

Dr.    E.   0  San  lu 


(Vorgeleseo  in  der  Hafeland.  me^.-chirnrg.  Gesellscbaft 

den  28.  Dccember  1838«) 


\yi  %t  nur  einigermarsen  mit  der  Geschieht« 
der  Heilkonde  und  insbesondere  mit  der  der 
diätetischen  and  medicinischen  Anwendung  dea 
kalten  Wassers  bekannt  ist,  wbiTs  ,  dafs  seit 
den  ältesten  Zeiten  seine  grofse  Heilkraft  aner» 
kannt  nnd  benutst  worden  ist,  und  dafs,  ^eon 
auch  in  Folge  wechselnder  Theorieen  und  Sy« 
Sterne  der  Gebranch  desselben  allerdings  tbeil- 
weise  beschränkt  und  die  Ansichten  über  seine 
Wirkui^g  verschieden  waren,  seine  grofse  Wirk« 
samkeit  doch  nie  verkannt ,  oder  '  geradezu 
▼erläugnet  worden  ist.  Gleichwohl  hat  mato^ 
Deuerdin^f  äU  rUJiMtigfM   und   allf^^mtla^ttk 


BenotEung  desielbvo  als,  etwas  Nene*  betrach- 
tet, uod  die  voQ  den  Verehrern  des  knlten  Was- 
■eil  KU  einer  eigoeii  Lehre  gealaltete  Wnsserbeü- 
koode  zu  einer  Bolclieo  Suprematie  aber  fatt 
«lle  andera  HellmelhodeD  erhoben ,  ihre  Unf«bl- 
barkeit  in  der  Heilung  fast  aller  Kraukheilaa 
^uit  10  riet  Eintejtigkeit,und  Leidenichafilich- 
keit  vertbeidiget,  dafi  mit  dem  beliebten,  aber 
buchst  uapatseod  gevrabiten  Ausdruck  „Hydro- 
pathie statt  Waeserheilkunde  weit  ricbliger  und 
treffender  eigeollieh  eine  Krankheit  neuer  und' 
•igebtbümlicber  Art  beseicboet  wird,  die  sieb 
dnrcb  Wasserjucftt  oder  WasterwufA  am  pas- 
■«oditen  überiatsen  liefte. 

Anfserördentllcbe ,  oft  anertrarlet  glacltlich« 
Wirkungen  des  ballen  Waisen  in  Krankbeitea, 
und  Uabekanntschaft  mit  dem,  was  schon  langst 
Ton  Ftrro,  Fioyer,  Hahn,  fFright,  Currie  und 
Andern  in  dieser  Labre  geleistet  worden,  konn- 
ten die  Auhäoger  derselben  nur  tu  Extremen 
■  fUbren,  ond  um  so  leichter,  da  Nichtärzte  so 
.  lebhaft  und  thätig  sieb  für  dieselbe  interessir- 
ten.  Leider  wurde  bisher  die  so  allmählich  sieb 
gestallende  Lehre  Ton    der   neuem  WasterbeiU 


cwecliaafiiig«D  Gebraachs  die««r  Methode  rer« 
kaonteD.  —  Auch  dieser  Uobei^  drohende  f  aa 
wataenreichea  Schrifleo  so  ergiebige  Sturm  wird 
▼orfiberziehea  oad  dem  Wasser  io  der  Reib« 
der  kräftigsteb  Heifmittel  seioe  darch  tanseod* 
jährige ErfabriMig  bewährte,  wohlTerdiente  Stella 
sichern  y  aod  oocb  bestimmter  die  Greozen  sei* 
ner  lYurkaog  oad  Aoweodang  beceicboea  oad 
heraosslelleii.  — 

WeoD  ich  es  wage,  durch  rorliegende  Ab- 
handlung die  Flulh  too  Schriften  su  yermeh* 
ren,  mit  welcher  Ton  Berufenen  und  Unberu- 
fenen die  teottcbe  Litteratur  in  der  neuetlea 
Zeit  fiberschwemmt  wurde,  so  beschränke  ich 
mich  jedoch  hier  blofs  auf  die  Ton  Priefsnitz 
zuerst  empfohlene  Methode^  und  habe  hierbei 
einen  doppelten  Zweck,  einmal  auf  zweilFasm 
serheilanstalien  in  Nordteuischland  aufmerksam 
EU  machen,  welche  seit  kurser  Zeil  erst  ins 
Leben  gerufen »  sehr  beachtens-  und  einpfeh- 
lenswerth  scheinen,  die  Wasserheilanstalten  zu 
Ilmenau  und  Elgersburg  im  Thüringerwalde, 
und  hieran  einige  Bemerkungen  anzureihen  über 
die  Wirkung  und  Benutzung  der  P rief sniiz* sehen 
lUeihode  mit  besonderer  Beziehung  zu  den  ge- 
nannten zwei  Heilanstalten.  —  Die  nächste 
Veranlassung  hierzu  gab  eine  Reise  im  yerflos- 
senen  Herbste,  auf  welcher  ich  Gelegenheit  er- 
hielt, diese  Heilanstalten  salbst  zu  besuchen  und 
kennen  zu  fernen, 

Ilmenau  und  Elgersburg. 

Alle  einzelnen  Formen  der  Innern  und  ma» 
fsern  Anwendung  des  kalten  Wassers,  welch 
wesentliche  Theile  der  Methode  Ton  Priefsnit 
bilden^    waren-  lange   schon  froher  teceiazel 


■         -  ,      — ^   10     — 

■li  Htilmlttel  benutzt  worJeti,  —  nur  tu  ief 
Vsrbtodung  dieiar^  sam  Tb«!!  wider sprecbeodan 

,  Formen  des  Gebraucht  zu  Eiaem  Ganien  be- 
ruht das  Eigeiithiiuilicbe    derielbeii.     So  wenig 

'  sich  läugneu  läf«l,  daTs  sich  dieielbe  in  Tieleu 
und  Rchwierigeo  Fällen  sehr  wirkotin  «rwienen 
bat,  to  steht  doch  aodererBeils  auch  feil,  daU 
rie  augleicb  eine  sehr  heroincfae  ist,  dnfs  di« 
güniligen  Resultate  ihres  Gebrauches  sich  auf 
eine  inteosir  «ehr  starke,   siürmische  und  go- 

'  gleich  sehr  eiodriDglicfae  Einwirkung  gründen^ 
und  dafs  eben  deshalb  «ina  solch*  nur  mil  |ro- 

<  fser  Vorsicht  angewendet  werden  sollte.  Weit 
•ntfernt,  hier  alt  Lubredner  derselben  eufEUlr»- 
ten,  erachte  ich  es  nur.  als  Pilicbtund  Aufgebe, 
eine  so  wirksame  Methode  unpartbeiisc))  ge- 
nauer zu  prüfen,  und  hierdurcb  eine  rationel- 
lere Anwendung  derselben  eu  begTÜoden.  Dleh- 
tere  Aerite,  wie  z.  E.  Hichier  (Versucfi  zur 
wissenscbafilichen  Begründung  der  Wasserkuren, 
TOn  Dr.  C.  A.  W.  Richter.  Friedland  1838), 
haben  es  bereits  versucht,  und  es  «i»bi  zu  hoffen, 
dafs  die  Indikationen  und  Cootraindikalitinen  ca 
ihrem  richtigen  Gebrauch  sich  werden  beslimmler 
festtlellen  tflssen ,  um  so  mehr,  vrenu  die  Was- 
iaaslallfu  selbtt  sich  küpfiig  der 


—   11   — 

Bterraicbiscbeä '  Scbletiao*  erricbUten  Heilanstalt 
'vollbrachte ,  faodeo  TorsSgUcb  >  im  sädlicheD 
TeutschlaDd  den  lebbafleiten  AnVIang  «nd  Ter* 
anlAfftten  in  karser  Zeit  die  Erricbtong  ahn* 
lieber  UeilaottiaUen  in  Oeftlerreicb,  Boboien^ 
Franken ,  Baiern ,  Wiirteuiberg  und  dein  Prea- 
/•ischen  Schlesien.  Das  nordlicbe  Teutacblaod 
besitzt  ferbältnifsmafsig  oocb  wenige,  onter 
diesen  gebiibrt  indefs  in  Beziebnog  ihrer  giin« 
stigen  Lokalverbältnisse  den  Wasserbeilanslal« 
len  Ton  Ilmenao  und  Elgersburg  unstreitig  die 
erste  Stelle. 

Beide  Kurorte  erfreuen  sieb  durch  ihre  Lage 
im  Thüringerwald  wesentlicher  Vortheite  und 
Annehmlichkeiten.  -*  Reich  an  nur  noch  sa 
vreoig  gekannten  Naiurschöoheiten ,  denkwür-* 
dig  durch  volksthiimliche  Sagen  und  wichtige 
Ereignisse  aus  der  Geschichte  Teutschlandsi  aus- 
gezeichnet durch  die  Tüchtigkeit  und  Betrieb- 
samkeit seiner  Bewohner,  bildet  dieser  mäch- 
tige von  Nordwest  nach  Südost  sireichende  Ge- 
birgszug die  eigeodiche  Grenze  zwischen  Nord  • 
und  Südteutscblaad  und  wird  mit  beiden  durch 
gute  Chausseen  yerbunden. 

Die  bis  zu  2000  und  2700  F.  sieb  erbe- 
benden Berge  y  zwischen  welchen  Ilmenau  und 
Elgersburg  malerisch  liegen ,  sind  mit  herrli- 
chen Waldungen  Ton  Nadelholz  bedeckt ,  um- 
schliefsen  breite  und  engere  Tbäler  mit  frischen 
Wie^engründen  und  ergiefsen  aus  ihren  Por- 
phyrlelsen  einen  Schatz  von  reinen,  krystall- 
hellen  und  zugleich  sehr  kalten  Quellen.  — - 
Göthe  hat  Ilmenau  und  seine  Umgebungen  in 
mehreren  bekannten  Gedichten  verherrlicht 
wenn  auch  Ilmenau  nicht  ijcmer  genannt j  - 
er  terweilit  oft  und  lange  auf  den  Gipfelu  dl 


^     13     — 

■cTbeirlichanW'aldberf«,  —  bei  Gtbelbacfa  ni. 
nentlicfa,  aaf  d«m  böchstan  Punkt  bai  IlmenftH) 
findeii  sieb  oocb  intereisasld  •cbriflliche  Aiid«n* 
kco  Voo  »iiier  Hand  und  von  andern  berübm- 
tan  GeDotieD  janer  grofiartig«!!  Zaii. 

'  Das  Klima  der  Gegsod  i*l  im  AllgemeiDen 
rauh,  die  Luft  rein,  erfriscbend ,  stärkend;  dar 
Mensch eaichlag  der  gancen  Gegend,  wie  meitt 
in  Gebirgigagenden,  einfach,  gemiilhlich ,  abor 
tüchtig;  das  Leben  natürlicb,  ainfacb  uad  ytt' 
lisltaifamäftig  sebr  woblfelL  — 

Die  reinlicbe  uod  freundlich«  Btrgsladt  /l- 
mtnau,  Ton  Erfurt  fünf  itleilea  ,  ron  Weimat 
eine  tilein«  TagereiBe  entfernt,  zahlt  Tierhun- 
dert  Häuser,  besitct  gute  Gasthöfe  und  in  Pri- 
-Ttthausern  eiufacfae,  aber  reinlicbe  Wohnungen 
'  zur  AufDabme  der  Kurgäste. 

Durch  die  valerlirbe  Fnrsoi^e  einer  Ibälig 
alles  Gute  fördernden  Begieroog  wurde  im  vet- 
gttngeDen  Sommer  die  hiesige  Wasserbeilao- 
Btalt  erölTnet  und  die  ärztliche  Leitung  dersel- 
ben dem  erfahrnen  dorligen  Amispbysikus  Hrn. 
Dr.  Fif&/fr"überlragen,  welcher  während  seinaa 
Aufenihalles    eu    Gräfenherg    das.  HeÜTerfahren 


-     13    — 

Aafj^er  einer  MeDge  sehr  reioer  and  kalter 
Qoelleo,  echooer.zu  Spasiergängeo  eiojadendea 
ÜiDgebaogeOy  einer  frischen,  ttärkeodeo  Gebirgt« 
luft,  besitzt  Ilmenau  als  Wasserheilanstalt  dea 
Yorlheil  eines  sehr  reinen  und  kalten  Flurs- 
Hassers,  der.  unfern  Ilmenau  entspringenden  Um« 

Jedem  Kurgast  ist  ein  eiogeShter  Bsdedie- 
oer  oder  eine  Badedienerin  sugetheilt,  welche 
jeden  Morgen  Tor  und  während  des  Bades  die 
erforderlicheo   Uiilfsleistungen  gewähren. 

Im  Tergaogenen  Sommer,  dem  ersten  seit 
Errichtung  der  Anstalt ,  betrug  die  Zahl  der 
Kurgäste  50.  — 

Schlofs  Efgersburg^  nnr  eine  gute  Stunde 
Ton  Ilmenau  entfernt,  reich  an  pittoresken  Um- 
gebungen, überraschenden  An-  und  Aussichten, 
liegt  sehr  romantisch  dicht  am  Wald  auf  einem 
isolirt  sich  erhebenden  Porphyrfelsen,  an  sei- 
nem Fufs  die  bekannte,  nach  deu;  Schlofs  be- 
nannte Steingulfabriky  mit  ihren  dazu  gehöri- 
gen freundlichen  Fabrik-  und  Wohngebaudeo 
und  Gärten.  Wenn  auch  Elgersburg  im  Allge- 
meinen, die  Vorzüge  theilt,  welche  llmenaa 
und  die  ganze  Gegend  den  Kurgästen  gewähr 
reo,  so  finden  hier  doch  einige  Verschieden- 
heiten Statt, 

In  Elgeriburg  wohnen  nämlich  die  Kur- 
gaste nicht  yereinzelt  10  Privathäusern,  sondern 
in  d^r  gut  eingerichteten  Privatanstalt  des  Hrn. 
Gräser^  am  Fufse  des  Schlofsberges,  oder  io 
einem  Theile  des  allerthümlichen,  wohl  er- 
halteben,  sehr  geräumigen  Schlosses,  wel« 
ches  früher  der  Stammsitz  mehrerer  der  alte 
steo  und  berühmtesten  Adelsgeschlechter  Thü 
lingeas,  jetzt  Eigentbum  des  Hsrzogs  von  6o 


-     14     —       , 

tfia  ist,  and  tob  welclien  man  ein«  reiseiida 
Aussicht  geniefsl,  •—  Elgersbarg  entbehrt  da- 
durch allerdings  der  geselligen  und  •tädUsehen 
Vortheile,  welche  Ilmenau  gewähren  kann; 
Tereiot  dagegen  mehr  die  Kor^asle,  etleichlert 
und  vereiofachl  ihre  ärztliche  Aufsiebt  und  Be^ 
bandlung.  Das  Lebeu  in  liraeoan  bat  mehr 
eiaeu  slädtiscben,  das  ku  Elgersbui'g  niebr  ei- 
n«i  ländlichen  CbaraMer,  Gnle  Vorrichtungen 
tu  Bnd«rD  fiodeo  sich  sowohl  in  der  erwahD- 
ten  PriTalaoBlall,  als  auch  auf  dem  Schlosse. 
Das  hierso  erforderliche  Quellwasser  wird  com 
Theil  in  gebraDDleo  (höoeroen  Bohren  dahin 
geleitet,  ued  dadurch  rerhütet,  dafs  dasselbn 
/an  seiner  Diedem  Temperalar  Terliert.  la  BU 
gertliurg  fiodeo  sich  ganz  äboliche  Apparate,  wie 
in  Ilmenau,  nur  fehlt  noch  ein  Wellenbad. 

Gegründet  wurde  die  Anstalt  schon  im 
Sommer  1837  Tod  Hrn.  Or.  Martini,  und  steht 
gegenwartig  unter  der  Leitung  de»  thätige« 
Uri..  Dr.  Piulti. 

Im  Sommer  1837  lühlte  man  i3,  im  Ter- 
gangeoen  Sommer  72  liurgäsle. 


—     15     — 

iDofacheD  ^ '  aber  rticbUchao  Mittagtmabl  wircl 
abar«iala  promaoirt,  Tiel  kältet  Wataer  gatnm« 
ken,  später  eio  kaitat  Foft-  oder  Sitsbad  g^ 
nommao  ,  und  oacb  eioem  sehr  einfacbaa  Abend« 
aasen  seitig  za  Bett  gegangen*  — • 

• 

So  widersprechend,  ja  naebtbeilig  bei  die^ 
aar  Methode  die  Anwendung  ton  Extreme« 
scheint,  so  lassen  sich  gleichwohl  diese  rar« 
achiedenartigeni  in  ihrer  Wirknog  entaegenge«* 
aetxten  Formen  in  einen  gewissen  Einklang 
bringen,  wenn  man  erwägt,,  dafs  hier  das  Was* 
aar  innerlich  und  äufserlicb  gebraucht ,  gleicli 
kräftig  die  dynamische,  wie  die  msterielle  Seite 
des  Organismus  in  Anspruch  nimmt,  und  dab 
die  Kälte  hier  mehr  fliichtig  reizend -erregend, 
als  adstringirend-aupprimirend  wirkt,  und  data 
daher  der  Zweck  nnd  das  Wesen  dieses  Heil« 
Terfahrens  sich  auf  drei  Hauptobjekta  zurück« 
führen  lassen: 

1.  Umstimmung  und  Verbesserung  der  MU 
acTiungsverhäÜnisse  der  flüssigen  und  festen 
Theüe. 

2.  Erregung  kräftiger  allgemeiner  ReactiO'^ 
nen  und  dadurch  bedingte  Vermehrung  der 
Se*  und  Excretionm^  wohlthätiger  Krisen  vor^ 
züglioh  durch  die  äufsere  Haut ,  — «  und  endlich 

3.  Die  rein  ortliche  Anwendung  des  kalten 
Wassers^  wegen  Lokalleiden  oder  zurkräfdgea 
Unterstützung  der  übrigen  Kur,  um  zu  berubi« 
gen,  die  'Se-  nnd  Exkretionan  zu  bethätigen^ 
durch  ortKche  Reizung  wohlthätige  Reaktionen 
herrorznmfen  nnd  dadurch  bülfraich  auf  daa 
ursprünglich  leidende  Organ  oder  antagonistisch 
SU  wirken«  —         ^ 


1.  Umttimmwig  und  l^erbissefwtg  derlUtii 
ackungaverhaltitiaae  der  ßuasigen  und  fetten 
TheOa  wird  bewirkt: 

a)  Durch  den  taglicfaea ,  rekblicben  Genu/s 
van  sehr  frischem ,  kaltem,  reinem  Quellwauer, 
-Seine Tamparatdi-' beträgt  SD  beideo' Orten  durch- 
•chDiulicb  nur  4 — 8^  R.,  —  das  in  mehreren 
Qaellen  io  TeTballair*miif»ig  grofeerer  Menge  ent- 
haltene kohleDiBore  Gai  wird  durch  die  nieder* 
Temperatur  noch  fester  gebunden  und  erböhl  da- 
durch den  erfrischenden  Getchinack.  D»a  Quell- 
wasser von  IliDenau  und  seinen  Umgebungen  steht 
daher  wegen  seines  Wohlgeschmacks  in  gro- 
faem  Rufe.  Die  Kranken  trinken  too  früh  an 
den  ganien  Tag  hindurch  so  viel  sie  nur  cu 
trinken  und  zn  vertrai^eo  rermögen.  An  den 
vielen  in  der  Mähe  der  Kqrorle  den  Peliea  enl> 
epriDgeoden  klaren  and  kellen  Qpellea  finden 
sich  io  der  Regel  Bebher,  und  überdies  ßbrl 
die  Mebrtahl  der  Kranken  Trinkgläser  bei  sieb, 
vm  auf  den  wesentlich  zur  Kur  gehörigen,  häu- 
figen Spaeiergängen  fleifsig  diesen  Quellen  zu- 
zusprechen« leb  bnbe  Kranke  gesehen,  die  täg- 
lich zwanzig,  dreirug,  ja  Tierzig  Gläser  kalten 


—     17     -? 

baoden  and  Um  Wi^koog  darcl^  datt.EiAQab 
einer  reinen  und  eifriscbeDden  G^hirgtluft  vot^ 
stützt  werde,  -^  nach  meinem  Dafürhalten  im^ 
senlJicbe  Erford«riiiite  ^uai  TpUnläDdigeq  Ga^ 
liocen  einer  aolcfacn  Wasserkur ,  \9a%  nicht  ip 
flachen,  tief  gelegenen  Orten ,  »pndern  nur  te 
Gebirgsgegenden  su  hoffen  steht,  wo  das  nsaipl 
ans  Urgebirgen  bestehende,  an  in  Wasser  iof» 
liehen  Bestandtheilen  arme  Tetrain  möglicbal 
reines  nnd  sehr  kaltes  Quellwasser  su  tage 
fSrdert,  and  ,wo  bei  beträchtlicher  Uobie  .dar 
Lage  die  Lnft  durch  Reinheit.,  Leichtigkeit 
und  Frische  and  alle  Vorsage  einer  belebend 
stärkenden  Berglnft  sich  Tor  liefer  gelegenen 
Gegenden  wesentlich  nnterscheidet.  Gräfenbei^ 
ond  Freiwaldau  erheben  sich  bis  s^i  1400  and 
2000  F.  über  dem  Niveau  das  Aleeres;  Ilmenaa 
nnd  Elgersbürg  bis  xa  1500  und  1600  F. 

DaCs  in  andern ,  weniger  günstig  gelegeiien 
Kurorten  glückliche  Heilungen  auch  Tollbracht 
"worden,  beweiset  nichts  gegen  meine  Ansicht« 
Mit  welchem  Glück  wurde  nicht  schon  lange  Tor 
Prie/snitz  das  kalte  Wasser  als  Bad,  Douche 
n.  a.  Formen  in  einzelnen  schwr^rigen  Krank- 
heitsfällen angewendet? 

b)  Die  woblthätige  Wirkung  des  innera 
Gebrauchs  Ton  vielem  kalten  Wasser  wird  aber 
.zweitens  unterstützt  durch  eine  passende  Diät. 
Sie  ist  keineswcges  so  streng,  wie  man  glaubt, 
aber  sehr  einfach  und,  wasmir  wichtig  scheint, 
sehr  geordnet  und  geregelt  in  Bezug  auf  die  Zeit» 

Früh  genie(sen  die  Kranken  Milch  mit 
Weifsbrod,  oder  Suppe^.  IMiltags  wird  «^ine  »ehr 
reichliche,  einfach  zubereitete  Mahlreit  alsHatidt^ 
mablseit .  eingenommen  von  Fleischsuppe,  Ge- 
müsen, Fleisch;,  leichten  J)Ieht;peisen  u«  d|V.^ 
Joum.  LJiXJVM  Bd.  i.  SU  B 


^      (8      - 

^taV  aod'ilrcng  *0rfaoleti  atnci  srihr  rBlEeRJ*, 
llailf' ^'wurzlf-SpeitOD,  Wsln-;  Kaffee' und 
lim:  —  Xa  iXntd  vrird  ^iha  Suppe  odar 
mich  taiit  W«if6brüd'  terzehrt'  nnd  zeitig  7ji 
SeHk  gegnnien.'Wazu  nuch  die  slarka  läglichp 
Bewegung  int  Freien  Rchon  rnn  aelbsl  auffur- 
41eif,  Hebrere  ICorgäalej  welclie  früher  en  eine 
ti^ende  C(aht>ikD£  gewöhnt  waren,  Tersicherlen 
tticb,  SB  dieser  ei nfa eben ,  DRlurgetoälBeren  Le- 
lÄB^weise  finde  man  hier  bald  lo  viel  Gefal- 
leli,  dab  da>'  Vefsflgen  reizecilerer  Nahninga- 
-mJtlel  und  Gelrünke  keineBiregKi'  att  eine  e{- 
TgfiMltbt  Enibethrntag  zu  betrachten  ley. 
. .,  .  2(  Anraiar  <}«a  maletielIeD  Verbattniiaeo  dar 
^([iscbapg  im  OrgaDismus  wird  abei  zweilaina 
.•ach  die  dynamiioht  Seife  duaelbta,  das  ]!fer~ 
venaytlem,  mäohiig  in  jänaprueii  genommeiij . — 
fcräAige  Reaclioaen  werden  hervorgemren  darch 
die  glricbzeitiee,  eiregend  itärkenda  üuriereAa- 
'wuoiiiig  dar  Kalt*  io  Form  tob  kalten  Was- 
-Mthäden.' 

a)  Daa  if icbUple  MiHal  io  diasar  Hiosicbt 
^d  dia  io  retachiedea  beurtheilten ,  am  Mor- 
gen TombrilUmäraig  ia  folgender  ^1  n  aeb- 
1  kaittn  ff^aaatrbädtr 


—      19     -- 

«od  nar  nft^h  ümttaDdeii  btfiutxf.  Gleieliz«iV}^ 
yflti  kaltes  Wasiier  g^fraakeii  ood  der  bald  <ffü 
foigeDde  reicbiicbe  Srbwaifi  dordi  furVgetefBtea 
Trinken  Ton  kaltem  'Wasser  kräTlig  unlerttalst. 
Aach  fSr  frische  Luft  im  Zimmer  gesorgt  und 
SU  diesem  Ende  häniig  die  Ifeoster  ge.offnet« 

Dia  hierdorch.  henrorgerafenen  Reacflioiia^ 

Sirecben*  aicb  ane  durcb  eine  roriibergeheDd^ 
rregang  das  Blalsjstems^  ^-  durch  «tarkeGoai« 
gestiotaeo  nach  des  pbrifllieriseheii  OrgAned,  ar^ 
höhte  Temperatur  und.Röthe  der  Haut,  Httd 
endlich  durch  profuse  Scbweifie;  Tordem  Aus<^ 
bruche  des  fichweifFes  ist  der  Pula  meist  bii^* 
edhleuoigt,  wird  indefs  mit  Eintritt  detsalbta 
langsamer,  weicher  und  ybller. 

Nach  Verlauf  tou  zwei  bis  tlret  itHttd^li 
wii*d  zu  einem  kalten  Bade  geschrittetf;  'Vik 
dahin  2u  gelangen ,  begeben  sich  iri' Itliieilirii 
die  nik  Schweifs  bedeckisn  Kurgaste 'mctlt' sel- 
ten >  nur  unvollkommen  niit  einer  widlfeuek 
Deck«  oiühiillt,  obiie  NRchtheil,  über  kalfci  Cdr- 
ridors,  od^r'  iuch  die  Ti^pjie  hel-ab  nach  Muer 
tiefarstt  Etage. 

Die  nach  Umstanden,  ganz  ode/  nur  hislb 
mit  Wasser  gefiilllen ,  VW^serkübel,  in  wefche 
die  Kranken  ftpringfn^  sind  so  groFs  und  ge- 
rünmig,  dafs  letztere  sich  nhth  allei»  Sehen  frei 
mit  Armen  uad  Füfsen  bewegen  können.  Be- 
Tor  aie-  sich  in  das  Bad  begeben ,  wird  Brust 
und  Kopf  mit  kaltem  Wasser  gewasdvSn,  in 
der  Wanne-  selbst  der  Korper  frottirt^  Ar m^ 
und  Beine  unaufbQrlich  bewegt,  utid  de)r  Kopf 
mit  aiskakem  Wasser  begossen.  Man  verweile 
in  diesem  kältet  Bade  nur  w'edlg^  Uinoteti, 
nie  st)  lange  9*  bis  nach  'Ueberwiaduog  du^  er« 
alaa  Eiodi'ucka  der  Kalte^  nie  bei  kahvti  VUU« 

fi  2 


,—     20     — 

nin  fiiabüdem,  «d  ineitM  GfclQhl  'veo  Fro*t 
!<faitritL  riach  dem  ■  B*de  ytiii'  gtStäbtii/iAt 
ap.d  dioo  dcji  BeiTbgiiiig  im  Ffaiab  gsmacht. 

■'-'  leb  lin  2eage  Wie  sebr  Tereclifedeiiarli^a 
foäoliB  badsien.  viejeoigfln ,  w'efch'e' '  btntU 
tcbBn  tneltnN  Bäder  4ei>ominea  ballen'^  Yolir- 
filUa  aät  'Scbw«ili  badeckt  mit  vabrar  Vir- 
Inoülät '  and  ticbtUcbam  Woblbehageo-Jo  dis 
mit  oilkaltem  Wauer  gefiiUten  Wantwn,  and 
^sDotM  wabrend  dMBadoD>,  bow»  auch  oacb 
dltpuflban',  uicbt  faoig  d«D  «ohlibätiieo  Eio- 
.^rpck  rüLnaD , '  welcfaijp  sie  'kinpfaBdati.  - '  UnWr 
'  4*ai*0  J^rankeD'  sab  ich  aber  audt  MtoOt  Wtlr 
.«ikW--dwi  Tag  laror  ettl  aogekommf«,  «0  wl- 
cbei  Bad  znerat  gebraocbao  sotlta^  ,  Sv  mnlbig 
n  MüA  in  daatelba  aüeg,  erfolgten  gleichwohl 
^■^r  dald,  nachdam  «r  in  dasselbe  geUiigt  and 
j£t,  Bflfiaunngen  begonneD  hauen,  die  bei- 
ttiiitM.-Aüahräcb«  Ton  Schinähucgan,  ja  Var- 
wUiiKlinogen ,  über  die  Quaa]  nnd  Tortnr,  die 
«r  XU  buteben  habe..  Alle  Vettuche,  ibo  ku 
.betvbüeo,  btiabtn.,.friichlloa,  iodeiii  er  hielt 
•ne>  So  wie  er  aler  aus  dem  Bade  gestiegen 
•wn,  rief  er  aus:  Acl^,  Trie  «ohl  und  b'bag- 
licb!  —-  niorfieo  bade  leb  vriedei 


—      21      — 

•rregende  WTrkang  der  KSlM  ip.%  Wassert  fe« 
wifs  gleicbzeiiig  darch  des  Reis  d<»r  mpchaoi« 
scheo  EiawirkitDg  der  Begieftoog  erhöhi  wird;  -^^ 
ein  längeres  und  ruhiges  Verweilen  in  dieseia 
kfiliin  Bade  würde  wohl  sehr  Terscbtedene  Re- 
sultate liefern.  Dals  indessen  auch  hier  nack 
Verschiedenheit  der  sn  behandelnden  Rrankm 
ftlodifikationen  eintreten  mBssen,  bat  Priefimiiz 
selbst igefählt;  er  lafst  daher  nach  Umstfindeo 
Kranke  nicht  gleich  in  Bäder  mit  sehr  kciltem 
Walser  bringen,  und  steigert  nach-  und  nach 
die  KaHe  des  Wassers  in  den  eioxelnen  Bädern« 

Darin  ^arep  alle  Kranke,  die  ich  sprach«  4 
ein verstandeo ,  dafs  dieie  Bäder  ein'  anbeschreihr 
lieh  wobltbü^'ndes ,  lange  Zeit  i)bti^aliendq%  G^ 
fahl  Von'  BehägKcbkeit.BelebVing.  Erfrisebong 
un'd  ätärkoDg  suritr klapsen.'  'Dafs  bei  einem 
sofchen  Ba3e  die  Kähe  nur  als  fluchtiger  Reis 
auf  die  peripherischen  Organe  wirkb,  erhellt 
schon  daraus.,  dafs.  ich  wahread  des  Badfs  nie 
Blässe  djsr  Haut^  noch  weniger  .Gänsehaut^  io^ 
Gegentbeil  reriBehrton.Tufgor"an4  sU^ke  £Lolb#. 
derselben* beobacbtetfl^         .».;».■.■.  e  *    .... 

In  der  Regel  wird  in  Ilmenau  tägfidhnnr 
eiomel  gebsibt  ^  r-  öfter  nuc,  .a4isaab|iis weise. 

b)  jAn  dieses 'Bad  schKeArt  sich  das  sebi 
analog  wirkende '^f^W/en^srrf'i-  welches  aueh.ibe^ 
reits  a»  andern  Orten ,  wO'^Bene  rvVasserheil^ 
linstalten  bestehen,  in  Flüssen  eingerichtet  «nd 
häufig  gebraucht  wird,  wie  sV' B«  >«!' Weimat^ 
Kosen  u«  a>  O.  .Es  ist  einem  ^infache^  Fiats« 
ba<ip  SU  Yergleicben,  nur  mit  dem  TJnterschiedej 
dafs,  Termofi»  einer  angebrachtea  Vorrichtung 
der  phier^ü'  benutzte  wasserreiche  Bachi  oder 
Arm  eines  Flusses  über,  eip  Wehr  vbn  be- 
Irächtllcher  Hohe*  herabsliifzt  und  dadaich  e\D% 


^•ÜäwD^'die^^ufM  bü  aa  die  KnÖ^hfl  in'  knU 
tii'  Watier  RelEen  and  nör'  aofar  'i:iirz«  Zeit 
darin  T«rwei1ea: '-~  '  Um  SitiibMfl'r  SB  gebtau- 
ttSaf  k«<tiM)|  inaii  nob'  mttti  rd  ihnan  rnr- 
AiNa  B»aA4  sfMUanaiiMChwal&art  WaDoe,  wei' 
che  man  mit  kaltem  Watscr  fnlleo  und  in  wal-^ 
etwa  man  , du  tranken  Jictk  ia  der  A^l  aaliaD 
tibt,.  dt|r»';4it  Sfliagkel  and  de^  Unierleib  der- 
U|t>9o  sif |i  bff'.,  fiiQ  Isabel,  in  k.'^Ilem  WasMr 
bfjSadvik  .  Daf  qi  darWauie  beliai;l]icbe  Wat- 
Mr.-T«rliert  bai  liingereai  Vameilei)' der  Kraa- 
MV.in.  deuii<db4q,.an   lainfr  niederen  Tvmpe- 

Etnr^.eder  jTudahsichÜichmitjkaltepi.ernewflr^ 
M  'läfyl  ,^  ^raitke^i  in  ^ tif epf ;  av.lcfaen  Bad^ 
nach  ymliäadan'febn  bis  fünf  und  ananEig 
BRHaÜii  dn'd'  läbgei-  vemell^iii*  So  bbkchrek- 
k'entf'der  nit«  Eru'drack' bmm.  entan-^da  iar,- 
M)  «ra  wai^eo  »it'  doch  späler  ntij  eben-  da*^ 
ftafb  iricht' ijelteb  nbarmSfüg" länge  gönbmAan;' 
4fb«  'Stüade  Ian^'uod'lRagery"B4DUlEl  vardeo 
■ie  Afclit  blors>bai  iKriiiikfaairm  ,dria  TJaterlfibei, 
BäraOTrboidalbe»cbiT«rd«a,  Lei4ta  d«*  Utaria> 
ajücni»,  lODdatn  auch  «U  alii«i(spdas  .and.  b»> 
ntbigandn.:  Utllel  .bat  Afl'acitiDpe« 'da>  Jioptaa 
■ad  aDdameniraulor  Otgaa^.-,:         


—     25     — 

läogerem  Venirtilen  io  denselben  w'irkeD 'koo- 
nen,  ro  erregend »  reisend  ond  Tnrtbei]bal^'lk^*>^ 
oen  sie  dagegen  ■•70 1  wena  lallee  Wedber  aofr 
kurte  Zeit  als  ädheriicli  reiseiicTes  Hitlel  Mtt 
ortlicber  Scbwacbe,  Mangel  ao  Leben  u>id  TK* 
tigkeit  oder  hei  Yorhandenen  Cobgeettöiletf  efidl 
dem  Kopfe  oder  and.em  Organen  lokri  äu^ßi^ 
Yf endet  mrd.  v^     ,  -'  r.r^ 

■ .    '    .  '■       ■  •■  .  ■■'/ 

c)  Endlich  lauTs  ich  anÜMr  den  ioboo.BiQ^ 
wähnten  äuftern  Formen  der  Anwendung  daf 
kalten  Wassers  der  ain  heftigsten  u^d  durch« 
drinxendtten  einwirkenden  eed an keo  ,'  d^rXFar- 
Merdoucht»  Die  allBekäniite  WirLiäinkdr  did^ 
ees  grof^en  lUillels  imird.  in  den  Von'  nSir'hJH 
suchten  Kurorten  I  durch  den  Vereio  Von  drei 
Eigenthuinlich^eitiBn',  intenViT  sehr  erbShf :  durch 
den  heirächiUchtn  PaÜ,'  die  Kalie  und  dion  star- 
ken  Durchmesser  des  Wasserstrahls.  ''DfeBeb'd 
des  Wasserfalis  betra'^  16  bis  20  Fufs'.;  der 
Durehmetser  des  stärksten  Wassentrahismehiaea 
Zoll.  Ihre  Eiowirkuog  ist  so  gewaitsaDi;/daIs 
sie  anr  sehr  korc«  Zejl:T<urtragen. fi^r denken n^ 
aber  auch  eben  deshalb!  Tpn  eineiig  ^  äimqfi^rpx? 
deutlichen  Effi^t  sejnnmiTsy  —  sie  bf  erul^ 
nrährend  des  Gebrauchs  örtlich  nicht  biy^'eipf 
sehr  befUge.  bis  sum  einpllodlicb|sn  Schinerz  ee« 
steigerte  Heilung  des  leidenden .  Tbei^t;  blaue 
Flecken  ,  kräfkjge  Erregung.^  der'  ]VsrVeqthff(ia<^ 
kejt  und  der  ßesorptipn,- sondern  äi^cA'^spiw 
ders  spater  unverkennbar  allgemeine  Reäcnor 
nen,  SchSttelfrost,  velcbeinUitse  folgt.  An- 
länglich  lätst  man  sie.  nur  sehr  kurze  *7Sek''ä'n« 
wenden ,  spater  längei^  2^{t ,  —  n«A-  gAiom« 
menar  Doucbe  wlrd^  gltfxfcbfslls  '  spHti^MW  g«^ 
ingeB  und  kaltes  lYamar  getrunken». 


--.   yö.    — 

,i':.!XXitffif>  der  Stadt Llmeaau^DBlM dein, ^'«U 
lMtia4,j{fu  Abhänge  ainea  Bergta,  £(td^eR  fict) 
«TM  JDoiwKeiiJ  in  ^tvei  ^ei^iäiieD,  alter  Jinbe-^ 
(bcbtei),"tiülBuaen,Vti[tdiliigen..  JtlaÄ  WpoäVt 
Imv;  die  PuuRfa«  nicht  b)"'*'  nuf  de«  vortug»^ 
pR^U«.  H)d«adep  Tbt>il  nR^;aondf;rD  jucb  häufig 

Die  Dnuer  der  Kur  hüngtcunachtt  rna  i)«r 
Wirbnop,  so  wie  der  Furm  und  Hnrtnnckig- 
lüdt'ider^'Kfliiiktn-ir  sb';'faitd*«tf<fi(*rt  ittder  Be. 

..J^io  t^ercia'  Von'  ab  eich  achoii  eu  iTraflij 
tüu)  "uiiteich  ^p  tiefeioWirliendeo  Anwendfange- 
ftiVDQQ  des  Ii»Upn  \Vai«erB  .  (OufB  nöffi wendig 
AqfbJnürt(!.rgev>^bo1iclie^negulläfe- cur  Folge  ,liR^^ 
bejtj'avl^r  g'iif'dige  oder  aucb  sehr  aachlhei^ 
Ij^e,  ,:77.  nach  'Visricbiedenb^it  ihres  Ewscltuä- 
j|ji)gff^«ier  ODpasieDJ«ii;CeI)rauclii,    .     '  ..' 

7..:.  Dib  bierduidi.ilierTar^eruhoea  KeakUoti 
»m-bpracben  licbf.  d»c  Ktfahning  xufolge,  zu- 

(diebatiaott    ■.:  '■■.,-' 

'"■  ■  aYiö  deriSphSr«  deipert-eD-  nnd'Müiliai? 
itÜÄm't"  durch*  Beloliung  üiid  SiSrkijrrg',   — ^a^Jr 

""    ■  tf\Hfahge^d^r'Ka^ 


—      27     — 

des  OrfaiDiMMly^— '.Varbeiierunf  dar  äbri|Sttfe 
Se-  un4'  fixkreUfioea^  .d«r  iQuatiläl  Ar.  AK* 
fchuDgaverbiUiaifa»,'. -^-  Juilnckjt  B^wegonfcoi 
AbMMidaraagao ,  Abbgianriogaa  and  Aoaichii* 
duagen.  r«  -   i     :.  . 

Wirklich«  Krise»  ffereb  tneitfl  *oSWlri^ 
«limmtaf -Zeit  «n,  -^'  SbYetil  Aütbitlrh«  t^ehbtt 
inder«  läufig  Mäocel  'fto  Appetir  and' firlüfj 
AbfpaaouDg,  Verstlimnrortg;  Uoruba  TorllAr/  B6X 
gleitet  Von  mtigeUiTen  Brärbwrrdett  naPli  Mf 
Hrost  nad  Kopf,  .s.illbet  -  BeberbaheD  '  Bto«vl^ 
Boogen. '•  *         -*-      j     •.  *.  ,    .,.. 

Die  kriliflchen  ]l'u»9cbe]Jting^n  selbiit"  er- 
•cbeiaea'  im  Üridi  «veois^r  ron«fatit  -  ttaÜ  re- 
gelmäMg, '-selteaer'  ia''  kriiischem  HfitHöffThiHf* 
daU  oder  MeostroaMufiF,  dSigegeii  bäufige^'  it 
Form  TOD  kritiirhea ''Sc^wc^i^D  lind  B^iataus^ 
acblagen; '«^  dia  tägllili  pVnfüV  Ausbre^htwieii 
Schweifse'  siod  'vM"8e1llr  ^Vem  üerucbj  '«ber 
Dicht  ■rhivichefid',  tnfl  'Eopboria>|  mit  «aftaU 
Jender  Erlaicbterung-  Terbvmleiry  >— *  die  iLftti* 
ecbeo  Sfelanioi  phoaen  '•  ia  'deV'  au/ieTo  *  Hmt^  bt^ 
Bcbeioea  meist  ^o  imrej^ietmlifsiger  Xeilutfd  vt 
babesliminleD- Steltea»  *-i^'  oHcb  dea'^ollAetf 
loDgen  ron  Hrn.  Pktler^ntd  Pintii-  i«*'Foi«s 
▼DO  bUarotlfeD ,  mehr  efder  weniger  -mnechna«- 
beoeo ,  Ftof kea  ^  Badefriesel,  oder' niatepiel* 
lea  Ablagerungen,  —  als  Ecsema  iüid^'Bctb^fi 
laa,  Papalpe,  Vfsi^alaa^.'Biillee,  FqsMtafi' tiefe 
▼09  liridem  oder  blaanab^m  Gxubde  iimgekeiif 
Fnronkel  und  Gescbvfüi^ 


'  «j  11  •  -.  .  ^- 


Dttrcb  die-  engeregteä  kräAige8'BailLli>DeB, 
^im  hierdorch  bearirk4«  ginslige  UiDÄa'deriiaf 
der  UasebttogSTerbüllaiese'  und  daa  glekbscSlit 
harrarfaiSBiene  Streben  "kritiachar  Auiäcbaidttaif 
liefeBbteller  filufle^  cHrklirt  ekh  der.lwsteMi 


—     äti     — 

i»Ui-hti  BUDcliflB  Kriak^ny  welelwiDft'Ter  lü«'- 
g*rer  Zeit  vtth  Üttnta  iiMl«talI«D  Llei4tB  nidit 
gTSsdlich  g«h«ih  wwkn,-  di*  RäckbildoofF-atad 
4af '  Ucbergaog  «r  -OiMMitiag  voi>.;Maalift«ibc 

TOD   KrankhBitimatainorpbnsep    bf gleilei :  wird, 

C^H^d  ,-■ ätleran  nfi,«QH komme»,  gUiigtiu  Oy— 
kmuMD.  angehören,  n^i-  wfl|fJte,:',.i>Jtine.  äal» 
äun^ofl  «hoale^  a^^  «0Gb,aU  e^.flerotaUr- 
tatfaen.  ,der  Torbani^ora  Krankheit,  .ti^tMefalet 
werdpn  ,niÄ»^n,.||pdnaK. durch,  krüfii^a  neakr 
tioneo  der  Heilkraft  der  Natur  luatariell  «usge- 
•f  bi^ep  und,  beiaitiget  werdeo,  .  ,  ... 
-.  .'Dater  aadfr«  wurde  mir.dit  GeKlÜcbif«  bi- 
liar Kranken,  ini!g(rlh«ilt^.  weirb«  «D  ^H  .baEt- 
BeckcJflitaniGicJiihflstbwtiidt^.liU,  yor.  iBhr.IfWT 
«er  •Zceit  mnei.M^.-4ia-  JaurtMiaqrkijf,-  «|)<(liBr 
■mIuM«.  TbermHlq««t|e«,,  „;ab4t.  acToIgjQs: 'g«? 
branctit:  hatla.  l^nteW^A^TMrde  dih  W^ujarkut 
iikd-nitg|ückU«heti)^r<i4g..fiiigefr«Ddet,  —  nttr 
aUÜfchAi  «od  _dad«r«!^ .'Betftapasg  fltfolgte.in- 
M*-:max,  ala.  sehr  UoicblUk«  kritiKli«.,  tiuite- 
iiel|».AUage(anKeii,,auf.4er  auriem  iHagfi.cqut 
VortcteBi  ."kamen.,  io  ^'plge  uoeh  TurhüDdepur 
im-  ^m-  Körper  .jj^rürh^^hlielieti'er  .inAlerJelJar 


—    «tt    — 

darf  kainer  EriDDoruog,  —  ich  •rlaäU  mir 
oBv  noch  hierbei  anf  «wei  Folikle  aafmerkaaflk 
z«  macheo: 

a)'  In  WaMerbeilaoaUlleD  hat  maa  kiaher 
nur  so  eidieilijc  ^eriniedeD,  gleicbaeitig  aodere 
Heilmittel  io  Gebrauch  tu  'ziehen.  So  wü«^ 
■cheuswerth  ee  gewifs  abcb  io  der  Mehrxahl 
der  iaiie  sejn  mag,  das  Wasser  alleio  hier 
eraheo  ood  wirken  zu  Jessen ,  so  glaube  ieb 
gleichWohl,  frürde  in  in  obreren  .  Fällen  eiqe 
nur  ioterkurcente  Beihüllie  oder  Unterstützung 
der  Kor  durch  andere  äufsefe  und  innere  Mit» 
lel  gewifs  von  sehr  voriheilbafter  Wirkung  seyo» 
In  dieser  Beziehung  würde  namAnlHch  die  Ad« 
wenduoe  Ton  kühlenden  AbfiihruDg 'mitte! n. 
wie  Glaubersalz,  Bittersalz  oder  Bitter wfissei;, 
so  wie  von  blutigen  Schropfkopfen  sehr  tör- 
theilbaft  seyn«  wenn  dqrch  die  zu  reizende 
Einwirkung  des  'kalten  Wassers  sehr  stürmi- 
sche Blttlcoogestionen  nach  wichtigen  Central- 
Organen I  dem  iCopf  und  der':  Brust  entslefaeD, 
um  sie  dnrch  Ab^ilung  zu  mindern  y  oachthei- 
ligeren  Folgen  yorzubeiigen,   und  dadurch,  bal^ 

wieder  die  Hauptkur  fortsetzen  zu  können. 

»  ■  ■  •  ■ 

by  Es  fragt-sich  ferlier^  — •  oh  in  Fälleo,' 
WD  Tiele  Jahr«  lang  anhalteuie,  sehr  hartnäk^ 
Uge,  krankhafte  Absonderungen ,  oder  Meta« 
inorphose»i  dorch  diese  Methode  endlich  glück- 
lich geheilt  wurden,  ea  nicht  noth wendig  sey, 
durch  Fontamellen,  oder  endere  dauernde  äo« 
fsere  Ableitungen,  eine  Tikarüreode  Absonde- 
rung hervorzurufen,  die  die  krankhafte »  an 
welche  sich  der  Organismus  durch  die  Dauer 
der  Zeit  gewohnt  hat,  la  ersetzen  und  dadoreis 
RückfiäUe  oder  andere  Folgekrankheiteh  zu  :▼•»• 
hfiteo«  -' 


••'.  ■■  BM  der  ricbli^ftn  .'W:ärdi|ung  und  Fnlitel- 
initg  in"  Verhallniiaa  ^    welche   di»   Bsnutssog 

dieter  Melhod«  in  ihrer  ganzen  AiHdobauof 
}»eichränken,  ja  Eu/n.Theil  Te[;bietOB,  sind  nicht 
ploh  die  nachiheiligen  Veriindetitp^eD  xu  be- 
aclileii,  die  KräD\e  u'amilteblHrTbei  nnd  oacb 
W")  '  Gebrnuche"  dersellieD  erfahren,  landern 
'Wejche  ipüter  und  dann  oft  onabwen3b«r  die 
li^ranken  heitnsurhen,  —  ein  Umitand,  Welcher 
bei  unparthViiselier  ßeurth eilung'  der  Retultata 
der  WaMerkureb'  Wohl  lu  erwägen  seyn  düri(», 
Dod  insbcROodere  «renn  einzelne  ^Valie^heilan- 
stallen  sich  nicLt  bloft  der  grlindlicbeo  Heilung 
zahlreicher,  fehr  achwieriger  Krankheilsrall« 
nhmeb ,  lODderiK  lieh  naeb  auf  ein  TerhillDiF»- 
inähig,  ofl,  un begreiflich  günitigH  Verhällaib 
der  tiorlalilüt  »lalzea. 

'  fiel  friasenicbanticber  PeitalelltiDg  der  lodi- 
Iwiionen  gelten  auch  hier  xwar  lAi  Allgemei- 
nen die  bekannten  VerbalfniiKe ,  .«reiche  den 
Snraerb  tiebraucb  von  kaltem  Waa'aer  in  Form 
TOD  gaaten  Hadern  and  Doucheo  iSberbaupt  ver- 
bietan,  all  CohtraiDdikaliDDeD  gegen  den  Ge- 
bran'cb  der  PriefantK'schen  Methode;  sie  itelleo 


—     3t      — 

Dangen  itt  der  Gebmarb  der  kalteb  Was* 
t^rbadtr  nach  PrieJsrtHt^ Meihod9  cootraioHioirl : 

0-)  iD  allen  den  Fällen,  ^o  in  Fol^e  <}er 
Krankheiten  bedeutende  aüceuieiae  oder  ort- 
liehe  Reaktionen  »r|io«  rorbandeo  sina,  laFiia* 

bero  und  .akuten  EnliSudungVn':    .     .  ^..    ' 

■  ■<■  ■*■        •••«..•^•■•.. 

fr)  wo  bei  wabrer  VbHbiiiügkeit,-  Habitoi 
apoplectitns,  Disposiliiiä?  aa  üktire»  AhüftyMiM^  ■ 
und  aktiTBB  Congesitiineo' -nacfi  dem  tiebinry 
dea  Lnagao  and  den  Cenfralorganea  sdae  Bhil- 
umtrieba  su  heftif;e  allgeiueine  Keaktidna&^^arw 
anlafftt  werdep  würden;  ^ 

c)  bei  so  krankhaft  erhöhter  IMcbmIceit 
■ad  einem  ao  hohen  tirade  von  allgeoieiaer  oder 
ortlicher  Schwäche  deb  Herventyvteoffe,-  dafs 
durch  die  äofsere  Anwendung  von  so  ge^faltaam 
eiogreifeodeD  Reisen  Sieigerung  der  excewiTen 
krankhaften  Reiabarki'ir ,  und  reibet  Ueberrei- 
saag  EU  tiefürchten  wäre.  *—  In  dieser  Beaiew 
buog  gawährt  das  taite  kindliche  Alter,  wia 
das  SU  weit  yorgeräckte  höhere  ein»  rriatirb 
CoDtraiodikalioQ ; 

d)  bei  ausgebildeteo  idiopathischeD  Leiden^ 
oder  nur  örtlicher  Schwäche  wichtiger -Csnlralork 
gaoe,  Torzüglich  der  Bry»thoble,  deren  Krankheit 
oder  Kraakheitsanlage  durch  Erregung  stürins- 
scher  Reactionen  leicht  gesteigert .  und  in  ihrer 
ratcheo  Entwickeluog  beschleunigt  werden  wSr- 
da,  '—  ich  rechne  dsbin  iafbc^ndere  Schwa- 
che der  Lungen,  Neignag  su  Blutbottan  and 
coDStitatiooalle  Dinposiiioo  aur  Hektik; 

e)  endlicti  hei  bh  %\x  einer  ge«tis8#ii  Hohe 
•choD  entwickelten  orgaeisrhen'  MetäkitorplioseB 
sehr  biot-^  odar  mrVeDrcicher  GebiNHr,  "»•^  *•  ich 
sihle  hieher  Hiebt  blob  o¥tM§chaLäiAi  SA  HÜ»- 


-   -3:2  .— 

VerknßcbergDgcD,  —  ExulccralioneD,  dcrLiiDgvii 
und  '^o'  Schleiirtbaut  der'  Luftn^age,  'm'it.odw 
ittfAe  Girwekhdiig  tod  Tuberkeln^  aüodeta  auch 
bla'  icti  «tner  ^evriwea  Höha  geileigerte'  M«fA- 
tnorphoHo  anoenr  Organe,  wiW  x.  B;  der  Le- 
btfi  rfM 'Utoni«  uud  dar  Brüller  —  .  Nocb  ia 
JiawmiAr»  wnrdan  Barlia  «insKnaka  opaivtf 
wälbb«  gvgao  Skirrbw  dar  Brnat  «naWaaa»- 
kor;  wiÄau  arwarisa  war,  mitLdaa  McLlbai- 
JigriaH:. folgen  gebnacht  batta.   i  ''     - 

Leidsr  ist  di«  VTaiaerbeilknad«  biib«i>  so 
•llgeiB«ifii  küufig  rückiicUUlo«  in  den  tanchie- 
dAMrtigaten  4'  und  in^vialfloduMhaos  nickt  ga- 
«ignata«.  JirankbeitifaUab  gebraucbt,  odar  vial- 
mehr  gnmirtbraucbt  «rordea,  —  and  eioa  wia- 
MaKlt.aflljche  BearbaitüDg  dietea  so  nitkaamao, 
aber  cuglqicb  auch  -  gerahrlichen  HailverfabraDi 
Jiat  Tor  allan  dia  Krankheitagruppen  herTorao- 
iiabep' lud  fatltoitetlaa ,  io  welcben  dies«  AI«- 
■thod» -roraugswais«  iadictrt  ÜL 

Sehr  an  nnlaracbeidtB  iit  hierbei  indäfi : 


a)  Die  Anwendung  bloFs  eintelner Frirmen 


—     33     ^. 

10  ähnlicbeD  Formeo^biih^r  ichonlidootzt  wotcl«» 
lo  sofern  WaBserfieiiaostaltejp  .▼erschUdaoariiga 
VorrichtuDgeo  zur  BeDQUupg  de«  kalten  Waa* 
fers  in  diesen  und  andern  Formen  besitcen^  gn« 
wahren  sie  Kranken  einen  gewifs  sehr  schäts« 
baren  and  yrillkommenen  Verein  ron  Hiilftmit* 
teln^  um  das  kalte  Wasser  io;^  den  indiriduelp 
len  Fällen  entsprechenden,  Modifikationen  he« 
Balzen  za  können ,  deren  Wirksamkeit  darck 
die  günstigen  Verhältnisse  yon  Gebirgsgegenden^ 
den  Eioflufa  einer  belebend  •  stärkenden  Lo^ 
einet  sehr  reinen  nnd  zugleich  sehr .  kaltejz 
Quell-  oder  Flufswassers   npUiwendig  erhi|)i( 

werden  mols. 

■  • « .  • 

h)  Einen  Ttel  beschrankteren  Kreis  der  B#« 
natzung,  ungleich  mehr  Rücksicht  und  bestimm^ 
tere  Indikationen  fodert  dagegen  die  Anwen- 
dung der  Wasserheilkuode  in  ihrem  ganzea. 
Umfange^   nach  Pri^snitz^s  Methode.  . 

Bin  Hellyerfahren ,  welches  so  gewaltsam' 
und  stürmisch  nicht  hlofsanfdie  dynamische  Seite 
des  OrgaDiimui  •  die  peripfaeriichen  Gebilde  wie 
aof  die  Centralorgane  einwirkt,  und  die  hi^f> 
tigsteo  Reaktionen  herforruft^  sondern  zugleich 
aoch  so  mächtig  die  materielle  Sphäre  in  An- 
spruch nimmt,  wesentlich  die  Mischangsrer« 
hältnisse,  die  Resorption,  die  Se-  und  Exkre- 
tionen  umändert ,  sollte  nur  als  ultima  ratio  me- 
dicorum  in  den  hartnäckigsten  und  schwierig- 
sten Krankheitsfällen  seine  Anwendung  finden, 
nachdem  schon  andere  und  zwar  die  kräflig(- 
sten  Heilmethoden  fruchtlos  angewendet  wor^ 
den  sind. 

Weniger  geeignet  und  erfolgreicb  bei  Sto- 
nngen  des  höbern  Nerveniebens^  wie-  z.  E«  in 
Tiden  Fällen  too  psychischen  Krankheiten^  eotr 

Jonn.  LXXXy  III.  B.  1 .  St.  C 


—     34     - 

,  fpriebt  dS«  iWtr  s«hr  niMnde,  abfir  docli 
Intollt  mitamn«  ^tam  and  Nalnr  dar  Biowir- 
kttDg  puwndn  das  KraDkbaitoD ,  welche  dam 
aladani  NarrViriebeD,  der  Sphäre  der  Vegela- 
tion  sDgehSrea,  eich  entweder  auf  allgemeine 
oder  SriUcbe  Schwäche  einsalaer  Nerrengebilde 
•nthiaehWi  torpider  oder  paralj^scber  Art,  oder 
Bnl  mebr  maleriell«  Leiden  gmndep,  dercb 
%SfiMrIiebe  Miftverbiltniue  bedingt  werden, 
«nd  ticb  daher  in  Anomalian  der  Ab-  nod 
AtaMQnderahgeB ,     feblerbaften     Mitcbangaver- 


sraBge 

B,    Dl 


tiültniiewn .  DjikraaieB  tiod  Cachaxien,  krank- 
liafteB  Ablagerungen  oder  Metauiorphoaeo  io 
JFolge  der  leUtero,  oder  SiSruogan  aor  freien 
nod  Botbweodi^en  Bewegaog  der  Säfte,  — 
StockuBgeo  aoiiprechea. 

Die  HeaptiBdikatioBeB  fSr  den  GabraBch 
idar  Waaterheilknode  in  ibrem  gaazea  UmfaBge 
(ewäbreu  demnach  folgende  KrankheilaUaiseo: 

a)  Cbroniaefa*  NerreakraoUieitea ,  eowobl 
TOB  torpider  ab  erelhiacber  Schwäche ,  —  alU 
gemeine  Nenrenicb wache,  die  sahlloaen  AbUii> 
iBBgeD  Ufld  Formen  dar  Hyilerie,  Nenralgiea 
VBQ  Lehmungen ,  TOrsnglich  in  Folge  tob  Mets- 


-^     35     — 

affdLliöa^o,  Gekakaii8ehw«llaD|eB,  AocbrloiMt 
Contraktarao  »  <-*  Skiophelo,  —  degaaerurta  aa-» 
kuadära  Sjrphilia  , '  —  psorischa  oad  markorialta 
I>3rakiraaiaao^'^-  Qad  aadlicb  dia  manaiffachttaa 
Formaa  raialtalar  Hautaastcbläga,  als  RaSaM 
«ad  Folgaa  tiaf  wonalodar  Djrskratiaaa  and  Ca* 
cbaxiaap» 


Sakr  wichtig  und  warth  ainar  aroslaro  fi9» 
wagUDg  aehaiot  mir  aadlich  dia  Fraga,  ob  d|a 
Brrichlaag  Yon  WaMarbailaostallea  aach  Art 
^r  EQ  Grafaabarg  bastabaiidaD  ood  dia  Ba« 
aoCsoiig  danalbaa  dar  Laitaag  roo  Nichtärxtin 
anyartraol  wardeo  dürfe?  —  Auftar  der  yoa 
PnefsnUz  gegr&odelao  beiteban  aocb  aodaia 
Sbnlicbe  HaUaDstaltea^  dereo  DJrekttoa  abaii* 
falls  NicblSiata  fohrep»  aad  welche  hiargp  toÜ» 
Ragianuigea  direkt  oder  indirekt  sai|ktioo!ft 
wtttdea,  — ,  ich  glaube  mit  grofaem  Uoracbt 
ood  Eom  *gvolsea  Nacbtbeil  der  Kranken»  Dafs 
Wasser  kein  Arsaeimittel  sejr  und  daher  dia 
Anwendung  dasselben  in  }eder  beliebigen  Form 
auch  jedem  Nichtarst  erlaubt ,  ist  nur  ein  Schein» 
grund,  welcher  keinesweges  das  ausgesprochene 
Prindp  in  Anwendung  dieser  Methode  rechtfer« 
tigat«  «^  Es  steht  allerdings  federn  Einseinen 
Ikei,  nach  Gefallen  reines  Wasser  ia  allen  For* 
men  aaauweniao,  oder  nach  eignem  Ermessen 
dia  Ton  Droguisten  oder  Apothekern  gekauften 
Araneiea  in  grober  oder  gerioger  Menge  eu  sei« 
aem  Nnttan  oder  Schaden  eu  gebrauchen^  nicht 
aber  Jedem  mit  einem  beliebigen  Mittel  mei^ftQ«^ 
Msek  einen  fiLranken  eu  behandeln,  und  diesaa' 
ist  hier  dar  Fall  in  Anstallen ,  wo  kalles  Was« 
aar  nach  einer  eigenthümlichen  i  feststehenden 
VcNTsebrift  in  geregellen  Formen ,  lange  Zeit  ga« 

C2 


—     38     — 

g«D  oft  lalir  ichwar  cu  beurlhellende  Krank- 
^liBiteti  aDgewffodet  wv^eo  toll,  Wo  die  bier- 
diucb  TeraDlafstei]  W!rlrang«a  uft  Modilikalin- 
naii  it»  itereotypen  Heilrerfahren*  Dothwaadig 
iiiacb«D>  Nichtärzteb,  vr«Iebe  Vorsieh«^  sol- 
cHn  Anilalten  sind,  wird  bierdurch  ein  Recbt 
nb«r  die  Beartheilung,  EntscbeidaDg  oad  Be- 
bandtoDg  von  Kiankheiten  fakliicb  eiageräumt, 
VroKU  lie  geieUltch  nicht  ermächtiget  sind,  — 
in  Widenprncb  mit  den  bestehendeii  Gesetz en  - 
'fSr  daa  Gesnndbeiliwobl  im  AlIgemeioeD ;  lo 
wie  nrit  den  ADordnnttgeD ,  rennöge  welcher 
'  Bor  dnrcb  Doctorgrad  uod  Prafapgea  bewährte 
nDd  approbirte  Aerzte  und  Wundärzte  zor  me~ 
dizinischeD  and  cbirorgiicheD  Praxis  befähiget 
sejn  soUteo,  —  und  ror  Allem  eodlieb  xum 
Racbtbeil  der  KtaekeD  aelbit,  da  Nicbtärzteti 
'  die  durch  grnndlicbe  Slndieo  erwArbeDen  K«diii- 
MMe  und  die  durch  AnweiiduBg  deneiben  g«> 
wonone  Enftbraog  fehlt. 


—     37     — 


Ü  e  b  e  r 
die.  OrgÄnisation  des  Bluts^ 


dc^en 


patholog^ch^  yerSoderaogea  Qij^lIieiap^ilitclM 
Realklioiifo  gegen  Acsneieiu 

y OB  I    t      !  « 

Dn  C;  H.   S  c  h  a  I  t  z^ 

.  Professer  vä  Berttn.  ' 


•    .     •   f 

JLo  diesem  louroal  tiDd  s«m  Oefterea  Mtlhei« 
Jaogeo  gemacht  wordeo,  bei  welchen  auf  die 
io  meioem  ^»System  der  Circulation"  gegebeoen 
neueren  Untertachoogen  Rückticht  genommen 
und  Terwiesen  worden  ist.  Dabei  ist  wieder^ 
holt  der  Wunsch  geäafsert  worden^  die  hanpt« 
sächlichsten  Resultate  dieser  UntersncbuDgen  mer 
io  der  Korze  xusammengeslellt  su  sehen,  td 
dab  ich  dadurch  Teraolabt  worden  biui  den 
Znaammeohang  der  neueren  Forschungen  mit 
besonderer  Rücksicht  auf  die  praktische  Medi- 
zin in  aphoristischer  Form,  zunächst  in  so  weit, 
als  sie  die  Organisation  des  Bluts  betreffen^ 
hier  darzustellen ,  um  das  Ganze  in  einem  Bilde, 
wenn  gleich  nur  den  Umrissen  nach,  zu  Ter« 
SDscbaolichen« 


—    w    — 

Die  TOB  na*  mllget^iailleD  Üol*naehiiD|[ra 
NDtoncbaiden  lich  von  dem,  wa*  früher  über 
den  GegenitaDd  bekasot  war,  darch  fnigeada 
waMBÜicbB  Paokte»  deno  B«riicluieh(igoa|  uns  - 
■ogleiah  den  SUndpuDkt  «Dweüt,  tob  welobeoi' 
ti«  aofcafaisen  tiad. 

I.  Slan  batt«  bisher  keine  Itbmdigen  Be- 
■tandlbeile  im  Blute  nstencläedeD,  aondem  «cb 
mit  BetracbtuDg  dar  ctwmiachtn  and  phyaikaU- 
«kAm  EigeDicbafte«  deeialbeii  befBSgt,  Dabei 
-wurde  im  praktischen  Laben  nie  das  Bediirf> 
tili  befiriedigi,  welches  der  Ant.fSblt,  die  le* 
fcendifnt  YnliBdAMogea  das  Blöts  im  Lrankbaf* 
tan  Zuslaorde  cd  Verstehen.  Ich  liabe  nao  snerat 
die  im  lebendeo  Blute  vorbandenen  organitditn  • 
Bntandtieil»  unlencbieden  nad  festgestellt,  nod 
dereo  durch  den  tfebensprocwf^  bedingte  Var- 
Ündarangen  nntersäcbt.  Aufsetdem  baba  ich 
aber  anch  das  YerbitltBifs  der  chemischen  Ba« 
Btandtheile  des  todten  Bluts  xd  den  organiicben 
Tbeileh  aaaeiaaudergeselgt. 

n.  Wir  haben  geteilt,  dafs  Ae  oi^anlscfaeo- 
fiisstandtbetle  des  BluU,  ood' aamaniticb  d(4 
Blotbläichen  oder  sogenanoten  Blutkügelcfaen, 
fccine  UDTerändarllche  und  bleibende  Tbeile  ajod. 


—     3J»     — 

« 

eio6i  Tbiers  oder  einet  SfeDscbea  fieJee  eich 
also  die  BlatblStcheo  in  so  tieleo  Bolwicke*. 
laogtatnfeö  nebeeeioeDder,  ab  too  ihrer  EaU 
itehoDg  bis  so  ibrer'  AoflSsoaf  Torbaadea  .tiod« 
Ich  glaube  saerst  eine  voüsiändige  Entwicke^ 
lungigeschichie  des  Bluts  gegeben  zu  habeeu 

DL  Dabei  ist  et  möglich  geworden,  die 
wahre  OrgaoieatioD  der  cogeBannteo  BlotkiigeU 
eben  eowobi,  ah  det  plactitobeb  Tbeilc  dee 
Binte  niber  za  erkeoaeo ,  die  Besiimnkumg  umd 
den  Zweakr  dieser  Theile  für  die  Blurtnldtms 
seihst  sounMf  wie  für  dem  gmnzen  Körper  «ei 
l>^^reifeo ,  die  wabrao  Lebeoeänfteraogeii  idieeev 
Theile  tob  den  Ei^otehaftieii  der  chemitchen 
Beslaodtheile  snoDtencheidea,  den  Zutattunea« 
baag  ibrer  LebeDstbätigkeiteo miCaaderea FodIei* 
tiooeo  eiosotebeo ,  ood  endlich  die  ptrthologim 
sehen  Veränderungen  zu  studiren^  welche  Ton 
den  abnormen  Lebeataktionen  der  orgaoiechea 
Blaibeslandiboüe  eingeben  oder  mit  ihnen  M* 
eammeabäogen^ 

.  Ich  Jatae  nan  eine  einfeche  Derttelliing  dif# 
eer  Verbälftniise  folgen. 

A*  Bestimmung  und  Sondenmg  der  orgmisehefi$ 
Besiandtheile  dee  PiiOs, 

1.  Es  giebl  nur  swei  orgapitcbe  Bettend*' 
ttmle  im  lebenden  Blnt ;  das  Plosma  nämlich 
ond  die  BMbläschen*  Serum  findet  eich  int 
lebenden  Blate  noch  nichts  soodem  et  bilde^ 
eich  ab  cbemiicbei  Produkt  nech  der  Gerinnung 
dee  BlnU  erst  im  Tode»  Der  Faeerttoff  ist  eben 
•o  wenig  schon  im  lebenden  Blute  rorhanden, 
sondern  erjagt  sich  während  des  Absterbene 
des  Blnts  bei  der  Gerinnung  als  Basid^ym  der 
leUten  plastischen  Tbätigl^eit  des  Bhite»    K 


-    «0     - 

de>toweDi|er  tisben'  alU  Ptiyiiulbgen  von  Leeu' 
w'etihoeek  ubd  Ballir  \>n  auf  nDsere  Zeit  dai 
Serani  ichoti  im  lefafodcil  Blute  aogeDomtneD 
aitd  den  fasersloff  ala  feinen  im  Uhm'den  Blutt 
schon  vorhandtntn  chemischen  BestaAdtfaeil  be- 
trachtet. Es  ist  bnr  der  Unterschied  geweafen, 
iiSa  Beixeliya-  aaaaibin,  da»  Saruin  antbolte  im 
lebeodaD  filata  -  Faieretoff  cbamlach  aurfielQsl, 
und  dafa  /  MüUwt,-  der  in  leinen  acbätxbaren 
TlnlsMucfavDeen,  die  Aloglicbkait  dar  Bildung 
das  FaaeratoSa  aua  der  farblosen  Blol&üaaigkeit 
bntätigia,  der  Toreeigesetzten  chemischen  A*if- 
iMUDg  dei  Faieraioiiä  im  Serum  den  Namen; 
Liqnor  aangBieia  beilegte.  In  der  That  aber 
•xutirt  wadet  reioea  Senimi-noeh  diese  Auf- 
lösimg  TOB  Ceftigem  FaaerstofE  im  BIuLb.  Dana 
W*Dn  man  auf  die  noten  angegebene  Weise  di« 
Blntblötchan  tod  der  farblosen  .plastiscfaen  I^läs- 
aigkeit,  worin  lie  schwimmen,  «ondert,  ao  fin- 
det matf  snoäehat«  dafi  die  Flüssigkeit  Ton 
■elbsl  gerinnt,  also  kein  Serum  aejn  kann, 
weil  dieses  nur  dnrcb  Hilie  oder  Weingeist 
chflmistfa  gaiinnl.  Das  Seroni  selbst  bildet  sieb 
viel  spater,  erst  nach  der  Gerineadg.  EbeD  SO 
bildet  lieh  s^rar  genubolich  nnch  der  Gerin- 
iDg  und   wäbrend  det  Abscheidung  des  Set 


—      41      — 

Pcfsone«,  die  aa  heftiger  oder  I^Kdaaerader 
Apoplexie ,  oder  eo  Ver^ttODC  derch  ■affkotisciie 
Sebilaoceo  Ter^loibee  oder  Tom  Biits  getiofies 
weideD  siod,  evseusen.  Anlseidem  eber  kaea 
man  die  Erzeosnn^  d^  Fibriae  aas  xesondeB 
Blat,  wo  die  Eatstebong  deneiben  bei  der  ^^e- 
wofcolicheo  GeriaaiiD^  keiaea  Zweifel  natei^ 
worfea  iet ,  dadurch  verbiadera,  dali  maa  dem 
Platma  oder  deai  gaazeo  Biet  Salze  faiozasatx^ 
obgleich  das  Sala  die  einmal  gebildete  Fliiiae 
nichC  Terändeit.  Die  Fibriae  ist  also  aia  FriK 
dokt  eiaer  plasliscfaen  Lebentthätigkeit  des  BkOCe 
beim  Abtlerbea  and  aichC  scfaoa  gebildet  iaa 
Blote  TorbandeD.  Der  I^ame  BfotdÜASigkeilh 
welcher  eioe  eoiche  Aafiosuo^  bezeich aot,  giebC 
also  sa  Hibvertläadaissea  oder  ucrichtigeo  Anr 
sichten  Teraolassoog ,  and  deshalb  habe  ich  der 
im  lebeadea  Blate  ▼orhaadeaea  plas tischen  Flas- 
tigkeit  dea  Kamen:  Plasma  gegeben,  wodurch 
sagleich  die  Haapteigeoschaft  desselben,  dea 
Ikürper  zn  bilden  und  za  ernähren  ^  bezaichr 
aet  wird. 

2«  Bfaa  kaaa  das  Plasma  aof  Teracbiedene 
Weise  aas  dam  Blate  abscheidea :  «)  Dorch 
Kücbensalz  u.  a.'Neotralsalce,  ia  grofsereia  Vei^ 
hallnifi  zom  Blate  gesetzt,  wird  das  Piasoia 
auch  beim  Zntritt  der  Luft  flüssig  erhalt«»,  and 
die  Bläschen  senken  sich  etwas,  so  dafs  eine 
geringe  Qaanlilät  Placina  oben  stehen  bleibt. 
Diese  llethode  ist  unvoIIkomuieD ,  weil  das 
Sals  die  Eigenschaften  des  Plasma,  wie  auch 
dea  Zustand  der  Bläschen  Teräodert.  t)  Zweck- 
mäfsigar  geschieht  die  Absonderung  durch  ru- 
higes Hinstellen'  des  frisch  aus  der  Ader  gelas- 
seaaa  Bluts  in  einem  buhen  Glascylioder,  wo- 
bii  man  durch  schnelles  luftdichtes  VerscbUe- 


-     42     - 

fien  der  CMEoaDg  (Im  CjWoA^n  all*  Luft  «b- 
bälL  Dabei  hält  lich  da»  Flaama  längere  Zeit 
lebeodig  flÖHig,  so  dab  «ich  dia  Blätcfaea  een* 
ken  und  da»  Plasiba,  nachdem  dieb  getcbehen. 
Ton  dem  Bodeniatx  dar  Blascben  geirenot  wer- 
den  kann.  Oauelba  lÜhl  licb  noch  licheaar 
und  knreer  macbea,  wenn  tnao  das  aotflie- 
ÜMode  ttlut  in  eioem  starken,  obogefahrfura* 
lengea,  Torhar  gereioiglen  und  an  «inem  Bad* 
angebondaDen  OarmsiäEk  darcb  eioen  Tricbler 
aainmelt  nod  nach  dam  AnfoUen  des  Darm- 
stncks  aucb  das  obere  Eade  .subindet,  vrobei 
deoB,  nacb  dem  Senken  der  BlaacbeB  durch 
ruhiges  Anfbangen  des  Darmfttücfcs;  tnittelx  ei> 
»es  Fadens  xwitchen  dem  BodenBals  nnd  dem 
klares  fls>ma  der  Darm  eingescbaiirt  wird,  aa 
dar«  dai  Plaima  dadurch  iioUrt  wird-  lieber 
die  Stärke  der  Darmiltick«,  so  wie  über  die 
Anfbewabmo^  dea  Bluts'  jni  TranifosioneD  ia 
denselben ,  Tergleiobn  aisD  jedoch  STileoi  der 
Oft.  §.2. 

B.  Dit  Bläschm. 
3,  Im  ausgebildeten  Zastaadesind  dia  Blä>< 
tthan  der  Wirbelihtere  ans  «inar  n 

bildet,  die  in  ihrem  weilen  Im 


-.     43     -^ 

Wanter  »ar  der  Farbstoff  aoa  den  BlStchtn 
aatgesogen  wird,  oach  welchaoi  daaa  dia  gaaa 
farbioaao  MambraDea  übrig  bleibeo,  dia  mao 
nur  wegaa  ihrer  glasaf  tigen  Darcbticbtiglteit  iibar-» 
aebea  hatte.  Zam  tSIligeo  Geliogea  des  Ver» 
SQcbs  gehört  Dor,  dafs  mao  die  fritcbeo  Bläscheo 
SQTorderst  im  schwacheo  Saltwasser  aasbreiteti 
nad  dann  allmablig  Wasser  bis  aar  gäoslicbeii 
Aoflosoog  das  f arbttofib  xoselat.  Ich  habe  ia 
dar  Jodioe  eio  Mittel  eatdeckt,  die  gaos  färb« 
loseo  und  kaum  sicbtbareo  BläscbeDhSUen  wie« 
dar  sichtbar  sa  machen.  Ein  Zosata  einer  ge« 
ringen  MeDge  reiner  Jodioe  oder  Jodinetioktor 
farhl  dia  Mt^braneq  nämlich  sogleich  sieralicb 
stark  brann^  und  mit  der  grSfiiten  Denllicbkeit 
bt  nun  die  ganae  Beschaffenheit  der  aarten  Bla-» 
aen  au  erkennen« 

4«  Bei  diesem  Experiment  bemerkt  mao 
bald^  dafs  dieselbe  Wassermenge  auf  die  rerw 
acbiedanen  Blascbeo  eines  Thiers  nicht  gana  auf 
dieselbe  Weise  wirkt.  Einige  Bläschen  ent- 
färben sieb  bald  gänzlich,  andere  grofsentbeiis} 
noch  andere  sinlnicbt  merklich  yerändert.  Diese 
Yerscbiedenbeit  bangt  da^on  ab,  dafs  die  Taiw- 
scbiedenen  Bläschen  eine  rerscbiedene  Olenge 
FarbstoiF  in  ihren  Membranen  enthalten,  und 
dafs  diejenigen  I  welche  am  meisten  Farbstoff 
besitsen,  eine  viel  grSfsere  Menge  Waiser  jenr 
gänsUcben  Entfärbung  erfordern ,  als  die|enigen^ 
welche  noch  wenig  gefärbt  sind»  Hierin  ist 
auch  oach  den  Tbierklassen  die  Verschieden- 
heit,  dafs  die  Bläschen  der  Fische  sehr  wenigi 
die  der  Amphibien  mehr,  am  meisten  die  dar 
Vögel  und  Säogetbiere  enthalten»  Die  Bläscbi 
der  Embryonen  enthalten  im  Allgemeinen  wei 
gsr  Farbstoff,  als  die  der  ef W9cb»eoeo  Ifaie^ 


—     44     — 

'  5.  Didi«  «rfordwn  di*:&liUcb«B  derFia^h« 
und  dia  Btäic^en  der  Bmbryooea  d«r  Vögel 
nur  vr«Dig  WasMr  tot  EotTarbn/ig ,  m«hT  dip 
der  Amphtbiao,  VÖgal  und  Sängtbiere*  am 
neUleo  dasdunll«  Blnt  ültarei  Menichea.  Dieft  ' 
üt  in  Bezug  auf  die  Wirkung  der  GatränL« 
wichtig,  .      . 

'  6.  Die  Qläscheo  der  Wirbel lbi«r«  und  des 
Menscbeo,  »o  lange  >ie  im  auBgebildeten  Zu- 
elaode  deo  Farbestoff  aolbalten,  «iad  plalt.  Sie 
schwellen  abertngleich  kugelförmig  auf^  sobald 
der  Farbfl&lolF  durch  Waiier  ansgecogen  Ist. 
Dadnreh  werden  dis  Kerne,  die  in  dem' plat- 
ten Zustande  zwischen  den  Bläscb^DwaDdubgen 
(bald  in  der  BUlte,  bald  an  den  Seiten  oder  ati 
den  Enden)  eiagekleinmt  and  feslgehalteo  wer- 
den, beweglich  uad  mit  den  Blasen  beruinrol- 
lend.  Hierbei  sieht  man  nun  deutlicher  als 
BODSt,  dafs  in  der  weilen  Blase  noch  ein  gro- 
Tser  leerer  Raum  zwischen  dein  Kern  und.  ddr 
Bläacfaenwatid  übrig  isl.  Dieser  Raum  kann  je- 
doch nicht  absolut  leer  seyn ,  denn  sonit  Wür- 
den die  Wlinde  snsainmenfsliea,  Bondero  er  ist 
mit  einer  elaitischen  lufifürmigen  Flüssigkeit  er- 
iullt,    wodurch    die  BInBea    in    wirklich   auige- 


—     45     ~ 

8,  Die  BläschenmembraDen  Bind  besonders 
im  entfärbten  Zustand«  sehr  elastisch.  Sie  las- 
seh sich  durch  Drücken  und  Ziehen  nach  allen 
Seiten  stark  ausdehnen ,  nehmen  aber  baJd 
ihre  friihere  Forin  \«^ieder  an^  sobald  man  sie 
frei  läfsf. 

9*  Aufserdein  aber  besitzen  die  Membranen 
eine  organische  Contraktilität,  die  sich  auf  an- 
gebrachte Reize  sehr  bemerklich  macht  und  in 
den  abgestorbenen  Bläschen  aufhört.  Unter  den 
Snbstanzen ,  Trelcbe  die  Bläschen  zar  Gontrak- 
tion  reizen^  befinden  sieb  die  ineisten  Mittel- 
saice, der  Weingeist,  die  Kälte  des  Wassers. 
Sehr  raerkbar'ist  diese  Gontraktion,  wenn  die 
▼on  FarfoestolF  befreiten  aufgeschwollenen  Bläs- 
chen mit  Salzen  in  Berührung  gebracht  wer- 
den, wobei  sie  zum  Theil  seihst  wieder  platt 
werden,  sich  aber  sonst  auch  meist  in  allen 
.Bichlungen  zusarameuziehen.  Weingeist  und 
längeres  Liegen  In  kaltem  Wasser  zeigt  ähn- 
liche Wirkungen.  Auch  die  TÖllig  unversehrt 
ten  Bläschen  zeigen  diese  Gontraktilität^  doc(i 
ist  sie  wegen  der  Ausdehnung  der  Membranen 
durch  Farbestoff  weniger  deutlicb.^  Ich  habe 
dergleichen  Contraklionszustände  auf  den  ersten 
beiden  Tafeln  des  Systems  der  Cirkulation  ab- 
gebildet. 

10.  Da  die  Bläschen  keine  bleibenden  un- 
Teränderlichen    Bildungen   sind ,   so    findet  man 
in  dem  Blute   desselben  Thiers  oder  Menschen 
die  Formen  aller  ihrer  Entwickelungsstufen  b^ 
sammen.     Einige    befinden    sich   im   Zustand 
jugendlicher   Zartheit^    andere  völlig  ausgebt 
det,    noch   andere  in   beginnender   und   Torg< 
rSckter  Decrescenz«    Diese  verschiedenen  Foi 
meb  zeigen  einen  rerscbSeäenen  Grad  you  ov 


-  4 


—     46     ^ 

gaskclMT  CobtnUtilüit.  Dia  jiiagtMD  naa  «nt- 
wicktlleD,  BIÜKhen,  mjt  es  ann  int  Embryo 
oder  in  den  LymphgelaEMa  der  erwMhMDan 
Tbian,  tlod  am  reisbaitleo  uad  ihr*  Coatrak- 
lUität  antierordenüicb  groh.  Is  dan  augabU- 
dalca  Forman  miodsrt  sich  dia  Ccotraklilitit, 
doch  daaarl  lia  länger  «ui,  daga|aB  bl  aie  nur 
•cbwacb  is  dcf  im  Abalertiea  begriffeaea  all«« 
Bläachen. 

il.  Da^  diese  Conlraktililät  erballea  di« 
Bläacbea  eloen  aigemn  Labeailargor,  der  neb 
im  Tode  verliert.  Daber  aebea  li«  im  Le- 
baa  gemndei ,  mebr  oder  waaiger  tlrolxead  ia 
ibien  Formeo  ans,  «ncbeiaaa  dngegea  im  ab- 
.  gwlorbeaea  Blute  TÖllig  erscUafft  und  aaiam- 
maogefallea,  ao  dah  »ie  »elbat  aacb  dem  Aue* 
aiebea  de*  Parbestoffe»  mit  Waatu  aicfat  vi»> 
der  «abehwellea. 

12.  Darch  ein«  atarke  Coatraltion  der  Hem- 
branea  uarerletEler  BISicben  wird  dar  Farbe« 
■(off  dicht  eingeichlostea  und  feater  gehaliea, 
M  dars  er  schwerer  aqssnziehen  ist.  Damit 
bäagt  die  bisher  nnarklärllcha  Ertcbainnng  Ka- 
ders Salawataer  oder  Blatseram  den 


—     47     — 

cheshMit,  welche  hei  deo  ooTeiJetsteo  3li»» 
cheo  die  Aoflosaag  des  Farbeetoff«  in  Salswee* 
eer  biedert.  Schon  wenn  diese  Reisong  dufch 
Verditiniuif  des  Sslswewen  gemindert  wird^ 
wird  der  Ferbestoff  aas  deo  lebenden  BüUciiea 
flMbr  oder  weniger  lotlich« 

13.  Im  lebenden  Blate  befinden  sich  die 
Bläschen  in  einem  Zustande  natnrlicher  Con- 
Irekdon  dorch  beständige  Reianng  mittelst  der 
im  Plasma  aofgelSsten  Salxe,  nnd  dadurch  wer- 
den sie  Tor  xa  frSher  Auflosong  und  ZerstS- 
raog  gesichert*  Besäfsen  sie  diese  Contraktili» 
tat  nidit,  und  fehlte  die  natürliche  Reisang,  so 
worden  sie  bald  gänzlich  serfallen« 

14.  Darch  die  von  einer  grofseren  Menge 
Sein  bewirlLte  starke  Coütraktioo  der  Bläschen 
wird  die  im  Innern  enthaltene  Luft  so  merk- 
lich ansgeprebt,  daft  sie  in  kleinen  Luftblasen 
•ntwwchty  die  mit  blofsen  Augen  sichtbar  sind, 
urenn  man  besonders  zu  einer  gröberen  Menge 
Slot  Sals  Ikiaansetst« 

'15,  Man  war  bisher  sehr  ungewib  ober 
die  Gegenwart  too  Lufl  im  Blute.  Die^Ver- 
aocbe  TooJBnmdei  CoUard  dt  Martignyj  Nässe^ 
onch  denen  man  die  Anwesenheit  ron  Luft  im 
Blote  vermuthen  durfte,  wurden  wieder  sweilel- 
baft  dorch  die  entgegengesetzten  Beobachtungen 
TOo  Davy,  ^ohmeyer^  Bergemann  ^  J.  Müller^ 
ßlÜMekeräch  und  Gmeiüu  Ich  habe  inzwischen 
•loa  Metliode  entdeckt,  wodurch  man  die  An- 
weeenheit  ron  Lufl  im  Blute  auf  da«  ÜLZwei- 
islbafleate  beweisen  und  die  Luft  sslbst  abge- 
sor  Untersuchung  darstellen  kann.  Ich 
eine  (wo  möglich  grobe)  Flasche  mit 
wormeo  Blot  aos  der  Ader  eines  Pferdes  füllen 

gäoslicheo  '  Ueberlanfen    des  Blutes;       ^ 


—     48     — 

drucke  sodann  einen  lufldiehtAn  Slüptel  dureb 
das  Blut  in  die  PlascbenüiTaaDg,  wodnrcli  ab- 
■olat  alle  Lnft  tod  aaraeo  iern  geballeq  wird, 
und  nur  das  Blut  des  gansen  ioneteo  Flä^hen- 
rauni  aasfulli,  Jetat  wird  die  Flatcfae  zum  Er- 
kalten faingestellt.  Beim  Erkalleo  rerdirhtqt 
■ich  die  Blutmasse  und  bildet  oben  in  der  Fla- 
sehe  einen  absolut  luftleeren  Baum.  In  diesen 
Raum  steigen  alsbald  eus  allen  Theilen  der 
ganzen  Blutiuasse  eine  Menge  feiner  Luflblasen 
auf,  die  sirh  im  obern  Tbeilder  Flascbe  nn* 
saromeln.  Die  chemische  Aoalyie  dieier  Luft 
zeigt,  .daf*,  wenn  sie  aus  Arterieoblut  gewon- 
uen  n'ar,  lie  aus  Sauersloflgas  mit  wenig  Koh- 
lenȊuTe  uulermeiigt  bestebt ;  wenn  aber  Ve- 
nenblut  angewendet  w»r,  nur  Kohlensäure  vor- 
handen ist.  Schnilelt  man  Tenenblut  mitSaner^ 
■tolFgas,  erwärmt  dann  das  Ganze  künstlich, 
und  bebandelt  es  wie  oben  angegebeo,  eo  er- 
bält  mau  Sauerstoffgas   wie  aus  Arterienblnt. 

16.  So  !it  ei  denn  wohl  gewifs,  dals  anch 
in  der  Reipiralion  die  Blutbläachen  Sauerstoff 
dbsorbiren  und  in  ihrem  Inuern  Terscbliefsan. 
Die  dadurch  erregte  Gootraktipn  der  Bläseben 
treibt  dagegen  die  durch  keine  Lebeasatlraktioa 


—     49     — 

che  die  grSfste  Farbenmenge  entbalfen/  habtn 
die  gerini>8te  Cootraktilität;  diejenigen,  welche 
die  grobte  Gontraktilität  besifsen,  haben  die 
geringste  Menge  Farbe«toiF.  Im  gesunden  Zu- 
stande ist  nie  grofse  GoolralLtililät  mit  grofser 
FarbestofEmenge  yerbunden;  oder  geringe  Gon- 
traktilität mit  v?enig  FarbestoiT«  Färbung  und 
Gontraktilität  sind  immer  im  Gegensatz  mit  ein- 
ander yerbunden,  das  schwarze  Veoenblut  bat 
geringe  Gontraktilität  der  Bläschen,  und  wo 
grofse  Gontraktilität  hervortritt ,  da  ist  noth- 
^endig  Mangel  an  Farbestoif  damit  verbunden. 
Kach  den  oben  dargestellten  Beobachtungen  fin- 
det sich  also  ii^  den  jungen  Bläschen  grofse 
Gontraktilität  mit  gieringer  FarbestofFmenge,  in 
den  ausgebildeteren  und  älteren  geringe  Gon- 
traktilität der  Bläschen  und  grofse  Ansammlung 
Too  FarbestofiEL 

18«  Hiermit  hängt   noch   ein   drittes  Ver« 
hältnifs  zusammen.     Die  Bläschenkerne  sind  um 
so  grofser y  je  jünger  die  Bläschen  und  je  con- 
traktiler  ihre   Membranen  sind;  im  Gegentheil 
werden  die  Bläschenkerne  um  so  kleiner,  Je  mehr 
die  Entwickelung    und  das  » Alter  der  Bläschen 
yorscbreitet  und  die  Gontraktilität  verschwindet« 
Es  sind  also  die  drai  Eigenschaften :  grofse  Kerne^ 
grobe-  Gontraktilität  und  geringe  Farbenmenge^ 
vod  hinwiederum:   kleine  Kerne,  geringe  ver* 
scfawioldende  Gontraktilität  und   grofser  Farbe* 
stoffgehalt  mit  einander  verbunden«    Jenes  sind 
die  Eigenschaften   der  jüngeren,  dieses  die  Ei- 
genschaften der  älteren  Bläschen»    Die  jiiogstep 
Bläschen    mit    den    gröfsteh  Kernen    und  fast 
fatbeldseD   durchsichtigen  Membranen  und  gro- 
Iser  Bxcitabilität  finden  sich  in  der  rosenfarbe- 
1I0B  Lymphe  des   Milcbbra5/ganges   in  gtoblet 

JoiKP.  LXXXVm.  Bd.  M.  St.  D 


-     50     — 

Meng«;  sobald  lie  in  das  Blat  übergehen  n»H 
die  Wirkung  der  Reapiratinn  eH'eliren,  tcbrei- 
letihre  Färbet laffenlwiclKlung  und  weiter«  JUo 
(nmorphose  rasch  vorwärts. 

19.  Da  die  Fähigkeil,  SanenlniF  sn  absor- 
birSD,  Ton  dem  Grade  der  Excitabilität  der 
Bläschaxt  abbäogt,  so  werden  diejeDigen  mit 
grolsen  KerneD  die  stärkste  reBpiraloriscbe  Tbe- 
ligkeit  zeigen. 

20.  Die  ursprÜDgliche  Bildung  der  Bläscbea 
stiehl  mao  in  den  Lyinphgeräfsen.  Die  Lynlph«  s 
eothäll  sanKchst  nackte  Hü^elchen  von  verschie- 
dener Grölse,  sogenanale  Lyinpbkiigekhen.  Die 
groftten  von  ihnen  sind  völlig  in  Aetber  löilicb, 
und  man  erkennt  an  ihrem  glatlen  glänzenden 
AuisebeD  aufserdem,  dafs  es  Oelkügelcbeo  sind. 
Sie  lassen  sich  euch  nach  Verdunslnng  des  Ae- 
thers  wieder  herstellen.  Die  kleinereii  L^mpb- 
kügelchen  werden  mehr  oder  weniger  kÖroig 
an  der  Oberfläche,  zeigen  aber  alle  Uebergengs-^ 
■tufen  in  Form  und  GrÜfse  an  den  gUlten  Oel> 
kügelcben.  Äether  zieht  aus  den  kornigeo 
Lfmpbkügelcbea  noch  Fett  aas,  IKst  sie  abnr 
nicht  inebr  ganz  auf.     Man  sieht  bald ,    dafs 


—    «1    . 

den  Waadeo  eingeklemmt ,  und  ao  siod  lie  m 
Kernen  der  ßlotbläschen  geworden. 

21.  So  wie  non  die  io  gebildeten-  Bläs- 
chen in  den  Strom  der  Blutcirkulaiion  kom-« 
men,  entwickeln  sie  sich  echneli  zu  höherer 
Ausbildang ,  indem  sie  durch  die  Lungen  gehen. 
Je  öfter  iie  den  Binfluf»  des  SauersttJTgases  er« 
fahren ,  desto  mehr,  werden  die  Kerne  verar- 
beitet und  Terkleinert,  und  endlich  schmelsen 
sie  gase,  so  dafs  die  Bläschen  ohne  Kern» 
sind.  Im  geraden  Verhältnifs  mit  dieser  Ver^ 
drbeitung  der  Kerne  rermehrt  sich  der  Färb»» 
Stoff,  die  Bläschen  werden  fast  schwäre  nncl 
Terlieren  ihre  ContraktiliiäK  Der  Parbestoff  ist 
also  erst  als  Residuam  der  Verarbeitung  dei^ 
Kerne  gebildet. 

22.  Der  Parbe^tpiF  Ui  der  schwerste  aller 
Btolbestandtheile«  Deshalb  haben  die  Bläschea 
•in  gvStisereir  specifisches6ewicht,  als  das  Pias« 
ma,  tingeethtet  sie  eine  lufifärmige  Flüssigkeit* 
einsehfiefiien*  Jedoch  ist  das  specÜUche  6e* 
wicht  der  Terscbiedenen  Bläschen  eines  und 
desselben  Tfaievs  eben  so  verschieden,  wie  der 
Farbestoffgehalt,  die  Gtüfsa^der  Kerne  und  dier 
ContraktiUtät«  Die  kernlosen,  wenig  cototrak«' 
tilen  nbet  farbesloffreicbsten,'  sind  am  schwer« 
sten.  Das  specifische  Gewicht  der  Bläscheii* 
steht  aleo  .mit  der  Farbestoffmenge  in  g^redem 
VerhiillmCs^  '■  Im  der  Verschiedenheit  der  •peci** 
fischen  Sehwere  hat  es  s^ineo  Grnnd^  dars. 
wenn  meo  Blut  in  einem,  G&l^cyl|nder  hinstellt, 
die  donkdsten  ßiascben  aiefa  >«uer9t  und  am 
stächeleii  senken»  daher  »«iftea  schwarsen  Bo- 
denentks  bildmi^  während  diai  leichteren  helleren 
im  obvM  Tb^l  des.  Plasma  sth weben  bleiben* 

.       D  2 


1  <     !•       •  . 


'  —     53     — 

Han  kann  so  it%  BlÜKben  Tenchiedeoen  Altwa' 
Ton  eioandm  lotodera.  " 

23*  lo  der  PfortAJsr  bewegt  lieh  dal  Blut 
nai  langiani,  Di^a  V«ne  hat  beim  Meotcben 
lieiafl  KUppaa  unil  ihr  Stamm  bildet  eia«  cy- 
lindrücha  UÜhlB,  dia  mit  fast  slagDireadam  Btnt 
«rKIU  iit.  Die  scbweren  VeDeabLulbläacben, 
welcba  «ich  darin  bewegao ,  f awiDDea-  biet  Zi'U 
siah  BD  MnkcD  nod  roa  Jan  leichtaren  su  iod« 
dara,  weleha  mit  dem  Strom  pach  obea  wai-. 
ter  geführt  werden.  Die  schwanen  Blatblna^ 
flhan,  welche  in  die  Pfortader  gekommen  »ind, 
wetden  darin  durch  ihr  grofaei  spacifiscbaa  Ge- 
wicht Kuriickgehalien,  und  ao  bildet  aich  dis 
Biganthümlicbkeit  den  Pforladerblula ,  indem  di« 
kernlosen  ülteatea  Bläseben  sngleicb  die  achwer- 
aten  aind ,  und  sieb  hier  aui  dem  Slrom  des 
gtOEen  Gelürtsystems  ^u rü ersieh« d.  . 

.  H.  DIft  chemiicbe  Analyse  da*  Pfor^dar- 
bluts,  welche  ithw  dem  System  der Cirkulalion 
gegeben  habe,  zeigt  uns  sufs^rdem  amr-eloe 
gering*  3iei)ge  v^rdiinnten  Plaunae;  dagegen 
ein*  überwiegende  Menge  dunklareo  Hatbs-, 
aloITa.  als  im ,  Vaüaeiiblut.  Daa  Ffoftadarblat. 
I  farfaeloB , 


—      53     ^ 

Hoge  fast,  erloachene  CoatrakÜlilät  der  Men- 
braoen.  Da  nun  die  keroloseo  Bläschen  achoo 
io  orgaoiacher  Auflösung  begriffene  Membranen 
babeo,  so  bleibt  aq  ihnen  nur  der  Farbesloff 
nbrigy  nach  dessen  Auflösung  das  ganze  Bläs- 
chen Terschwunden  ist.  Die  Pfortader  hat  also 
die  doppelte  Bestimmong :  1)  die  verbrauchten 
Bläschen  ans  der  ganzen  Blutmasse  abzuson- 
dern, nad  2)  die  abgesonderten  Reiidoen  der 
Bläschen  aufzulösen  und  aus  dem  Blute  zu 
entfernen« 

26.  Die  alten  der  Contraktililät  beraubten 
Bläschen  können  die  Wirkung  der  Respiration 
nicht  mehr  erfahren.  Sie  haben  nicht  mehr  dim 
Kraft,  die  Kohlensäure  auszutreiben j  Tirelche 
sich  durch  die  Verarbeitung  der  Kernsubslanz 
in  ihrem  Innern  gebildet  hat,  und  sind  unfä- 
hig, Sanerstoffgas  an  deren  Stelle  nieder  auf* 
annehmen.  Daher  werden  denn  auch  die  ganz 
•chwataen  Bläschen  bei  künstlicher  Berührung 
mit  Sanerstoffgas  nicht  mebi^  roth.  Wird  ein 
Gemenge  too  jüngeren  und  älteren  -  Bläschen- 
der  Wirkung  des  Sauerstoffgases  ausgesetzt,  so 
zeigt  dieses  auf  die  Bläschen  Terscbiedenen  AU 
ters  eine  verschiedene  Wirkung,  auf  die  abge- 
storbenen gar  keine.  Daher  werden  auch  die 
dem  allgemeinen  Venenblnte  beigemengten  al- 
ten Blut  bläseben  unTerändert  durch  die  Lungen 
geben,  die  jüngeren  dagegen  die  Wirkung  der 
Respiration  im  hoben  Grade  erfahren« 

27.  Die  Eotstebung  der  Blutbläschen  im 
Embrjo  ist  ähnlich  ihrer  urspriinglichen  Bil- 
dung im  Chylus  durch  den  Assimilatkonsprocefs« 
Doch  linden  sich  in  den  yerschiedenen  Tbier« 
kUssen  einige  Unterschiede,  von  denen  diejnni- 
gen,    welche  sich   bei  den  Bat/acbiem    finden. 


—     54     — 

•m  merkwiirdigiten  »ind.  DJ«  Bf5»chenra«m- 
brftOeti  im  Einbiyo  dies»  Tfaiero  bilden  sich 
um  kuKeirdnnig«  HbuleB  von  DolterkiigelchFa, 
xwiscben  denen  erst  «päter  eine  mit  Luft  er- 
fällte  Hole  bem«rk6)«r  wird.  Man  «iahi  init 
dar  Ver%r'6hnang  diesar  HSl%  die  eiazelnra 
Dotteikügetchen  icfauetEen  und  auf  der  iaa^rea 
Wand  der  £ueret  noch  kDgelfSrmigen  farbelo- 
'  Ben  BlaienuavinbraU  fedaitTen,  Dirrn  faii|il  uiit 
der  Kieinenbildung  an,  «ich  di«  Farbe  in  der 
Bläscheniuetiibraa  auszubilden,  und  damit  hält 
die  ßeiiuDg  zur  Cuntraktion  gleichan  Scbritr, 
na  dafs  nua  die  BtiUcbeo  plail  werden.  Die 
potlerkngelchen  in  der  Blase  sind  bis  aaf  2 
oder  1  geBcbmolzsn ,  trelcbe  sich  zu  dem  Kero 
umbilden, 

38.  Die  Btuiblätcbm  der  mirbellnseo  Tbter« 
■ind  den  Bläschen  der  Embryonen  beiden  Wir- 
belthieren  ig  vergleichen.  Sie  sind  daher  im 
AUgemeinea  nicht  platt ,  sondern  kuglicb  auf- 
geblaiea,  ibre  Membranen  siud  noch  ungefärbt 
und  ohne  Coniraklililet  oder  mit  garinger  Con- 
traklionskralt  begabt.  Anstalt  der  Kerne  habeir' 
sie  nur   Dottarkorocben  .oder    Lymphkürnchen 


—     55     — 

29.  Alle  melo«  BeobacfatangeD  TuhreD  la 
dem  Resultat,  da(s  die  Blatbläscben  mit  dem 
Proeefs  der  Eroähraog  direkt  Dtchtt  su  thun 
haben ,  dafs  »ie  ielbtt  oicht  alt  ernährender 
Stoff  dienen.  Sie  müssen  als  die  wahren  Re- 
spiraiiontorgane  des  Bluts  angesehen  werden, 
wodarcb  der  Assimilationsprocefs  aof  höherer 
Stufe  beendet  wird«  Durch  ihre  Luftabsorptioo 
wird  die  tLernsub^tanz  rerarbeitet  und  zu  Plasma 
umgebildet,  und  der  FarbestofT  bildet  sieb  da- 
bei als  Residuum  des  orgaoiscbeu  Verarbeitupgs- 
processes.  Es  r»t  daher  möglich  ,  dah  eine  Re- 
spiration des  Bluts  an  allen  Theilen  des  Kur* 
pers  Statt  findet,  wo  nur  das  Blut  in  direkte 
Berdbrung  mit  der  Luft  kommt.  0er  Zweck 
der  äufseren  besonderen  Respirationsorgane,  der 
Kiemen  oder  der  Lungen,  ist  nur,  durch  einen 
zweckmäfdigen  Bau  dem  Blute  möglichst  viel 
BerührqDgApunkte  mit  der  Luft  darzubieten, 
und  die  Möglichkeit  des  Durebdringens  der  Luft 
durch  äas  organische  Gewebe  fcu  dem  Blut  zu 
erleichtern.  Die  innerlich  atfimende  Kraft  liegt 
nur  io  den  Biutbläschen.  Daher  ist  es  mög- 
lich ,  dafs  die  niederen  Tbiere  durch  alle  Theile 
der  Oberfläche  des  Körpers»  ohne  besondere 
Respiratioosorgaoe ,  respiriren,  wenn  nur  die 
Oberfläche  Yon  der  Art  ist ,  dafo  die  Luft  sie 
durchdringen  kann.  Auch  die  ganze  Bildungs- 
geschichte  der  Respirationsorgane  stimmt  hier« 
mit  üherein,  die  weiter  nichts  als  Uautent« 
Wickelungen  in  verscbiedenen  Formen,  durch- 
zogen mit  dichten  Blutgefafsnetzen ,  sind.  Die 
gröfsere  Wirkunf^  der  Respiration  auf  das  Blut 
sach  der  Bntwickelung  besonderer  Hufserer  Ue- 
spirationsorgane  hat  nur  darin  ihren  Grund,  dafs 
alle  B1utblä%chen ,  und  in  schnelleren  Wieder« 
hotungsperioden  mit  der  Luft  io  Beriibiuog  ge«" 


—     Ü(>      — 

bracht  werd«ti-  Aber  dafn  dietar  Mflchanistnas 
nicht  das  Weicn  der  Reftpiralioa  ausmacht, 
»ieht  man  besonders  daiao  ,  daft)  no  d!e  En«r- 
f;iB  ,dea  Lebern  in  den  Bliltblasr)!«»  fehlt,  eich  di*  ^ 
WirkuDg  der  Uespiralioo  durchaus  nicht  zeigt,  - 
vrie  Tonknmtnen  <iuch  der  jyiecbaoiiinue  der  , 
Bespiration  uod  det  Herzens  aeyn  nii>ge.  Mao 
sieht  aus  allem  dieteo,  daft  die  Bluibläi9hen 
keine  Parlikelcbeo  einer  cbemUcbeu  todlen  SlolT- 
bilduDg  eind  ,  als  vrelcha  sie  besooders  in  letz- 
terer Zeit  allein  betrachtet  worden  sind.  Alan 
hat  geglaubt,  die  Blutblascbeii  klinsllich  aue 
cbemischeo  Stoffen  nacbiaacheo  und  ihre  Bil> 
dnog  begreifen  tu  können,  indem  man  Oel- 
Iröplcbea  mit  flüssigem  Eiweifs  in  Berübrnog 
gebracht  und  damit  überzueeo  hat,  lo  nie  auch 
die  FetilLÜgelcbeu  in  der  Milch  sich  bei  grafser 
rieiguDg  SU  GerioDUDg  des  Eiweirset  oder  Käae- 
■loffs  der  Slilch  mit  tolcben  Etweir«scbichleB 
umgeben  und  dadurch  das  Gelingen  dei  Ballor- 
macheoB  Terbindera,  indem  die  Felikügelchen 
nun  nicht  ca  einer  gleichförmigen  Masse  als 
Butler  zaiammenfliefsen  können.  Diese  mit 
chemischer  Eiwcifsmasie  überzogenen  FetlkS- 
getcheo  kSante  man  eher  mit  überzogenem 
Zuckemerk   der  Condilorelen   als   mit  der  le- 


—     Ö7     — 

Jebendige  OrganismiBB  su  machen  anii  ans  den 
todteo  Beaiduao  chemischer  Processe  das  Leben 
7M  begreifen]  Anf  der  andern  Seite  haben  die 
Blutbläschen  keine  Individualität  und  sind  nicht, 
/wie  wohl  geschehen  ist^  mit  den  Infusipns«- 
ibierchen  zu  yer^leichen.  Es  fehlt  ihnen  jede 
Selbstbestimmung  und  freie  Bewegung ,  und  ihr 
Leben  ist  nur  der*  relativen  Selbstständigkeit  je« 
des  andern  Organs  im  Körper  zu  vergleichen« 

Das   Plasma^ 

30.  Das  Plasma  ist  eine  farblose,  aber  or- 
ganisirte  plastische  Flüssigkeit,  worin  die  Blas-* 
eben  schwimmen, 

31.  Es  ist  der  girionende  Theii  des  Bluts» 
welcher  während  der  Gerinoung  den  Faserstoff^ 
ein  organisirtes  Gebilde ,  erzeugt«  Die  Gerin«* 
nung  geschieht  am  toll  ständigsten  p  wenn  das 
Plasma  von  den  Bläschen  gesondert  ist. 

32.  Zur  Bildung  des  Fa^erstoiTs  gehört  das 
Leben  des  Bluts;  todtes  Blut  vergifteter  und 
Tom  Blitz  erschlagener,  oder  an  cachektischei^ 
Krankheiten  verstorbener  Personen  gerinnt  nicht 
Und   erzeugt   auch   keinen  Faserstoff     Die  Get- 

r   rinnnng  ist  die  letzte  plastische  Lebensäufserung 

des  Bluts  im  Absterben. 

•# 

33.  Der  Faserstoff  ist  also  nicht  als  che-i». 
mische  Auflösung  im  Blute  enthalten ,  was  auch 
Mhon  deshalb  unmöglich  ist,    weil  er  eine  or« 
|snische  Textur  hat« 

« 

34«  Die  Gerinnung  des  Plasma  Ist  nicht  mit 

ien  chemischen  Gerinnungen  z,  E.  von  Eiweifs 

sa  vergleichen ;   es  ist  ein  Lebensakt ,    der  sich 

[  im  Absterben  des  Bluts  äufsert;  daher  habe  ich 

Kr  diesen  Akt  den  Namen  i  Erstarrungf  gewe^UVU 


— '      ÖÖ    ,— 

35.  Dar  Zustand  der  Lebeitiliraft  de*  ^aa- 
aen  KSrpars  bat  aal  obigem  Grunde  so  grofsen 
Eioflafs  auf  dte  BlalgerioDung,  ireil  die  Le- 
bsnsenergis  des  BlaU  tod  dem  Zuslande  der 
Lebeoitbaligkeit    der    übrigen    Orgaae    abhän- 

36.  Das  Flasraa  bildet  sich  durch  Meta- 
inorphoae  und  VerHrbeiiung  der  Kerne  der  Blul- 
blHgcheri .  mit  HülTa  der  Keipiralion.  Maa  fin- 
de! dulier  schon  in  der  LyinpUe  eine  Zunnbine 
an  riasma  uod  PaseratolFbildung,  je  geiler' di« 
Bildung  der  tllaschen  fnrlscbmtei.  Es  i*>t  be- 
■ündera  dak  Fett  der  Bläscbenkerne,  das  sich 
durch  vreitere  YerarbeiluDg  in  Plasma  mela- 
iDorpbnsirL  Oahrr  zeigt  sich,  dafs  in  dem 
Verhältiiiri,  wie  das  Peit  in  der  Lymphe  ah- 
nimmt,  das  Plasma  zunimmt.  Der  EutaHuS 
ist  ein  cbemiicbes  Residuum,  das  bei  diessr 
Veiarhtilung  abgelagert  wird. 

37.  Die  Btulhläsrhen  sind  daher  plasma- 
bildeodeOrgane.  Sie  erzeugen  das  Plasma  dorrh 
Schmelzung  ihrer  Kerne,  und  tragen  selbst  di- 
reit  zur  ErnÜhruni;  nichts  bei. 

,   38,    Die    wahre    ernährende   und    bildend* 
Subslans   dei   Bluls  ist  das  Plasma.     Es  lielert 


_     69     — 

Tom  Phtmß  aof^enoiDTnvo,  ohae  di^  BlS'cehep 
za  veräodero.  Indigo  färbt  tu  du«  tod  KaIi^ 
etwuB  gelbliche  Plasma  grÜD,  «od  wird  vod 
hier  in  die  Sekre.lion^n  abgdaiiert.  Die  Blut- 
bläichen  werden  nicht  dayon  Terän&erty  nehmen 
keinen  Indigo  auf  und  konnea  daher  f:arh  zu 
der  Absonderung  and  Au«Mcheidung  d<:sselben 
aus.  dem  Korper  nichts  hei  (ragen. 

40.  Die  Bläschen  haben  jedoch  eine  ret» 
zende  Wirkung  auf  das  JVerten-  und  j^Iuskel- 
System  durch  ihren  Sauers.'oiTgehaU,  dah*tr  a^'ti^t 
sich  bei  »anguioiftchen  Temperamenten  auch 
gleichzeitige  AuTregung  des  Nerfendyslem^. 

41m  Das  Plasma  ist  vermöge  seiner  bilden-» 
den  Kraft  mehr  auf  das  ▼•»getatire  System  ge- 
richtet, und  seine  Vermehrung  hat  eineo  ar- 
höhten  Bildungpprocefs,  gewöhnlich  mit  yer« 
iniodertem  Erregungsprocels  ^  ^ur  Folge« 

Pathologische  Bemerkungen. 

42.  Das  Blut  kann  durch  abnorme  Ansacim« 
lang  ^Ifer  kernloser  Blulblaschen,  welche  aus 
dem  Körper  nicht  in  dem  Haafse  ausgeschieden 
sind,  wie  neue  fUäschen  hin^ugebildet  werden, 
leiden  und  krank  werden« 

43.  Da  auf  diese  Bläschen  die  Respiration 
niöht  mehr  wirkt,  so  nimmt  das  Blut  dadurch 
eine  schwarze  Tenöse  ^esciiatfenbeit  an ,  un- 
geachtet  die  Hespiration  in  ihrem  Mechanisnu^ 
nicht  leidet, 

44.  Die  meisten  solcher  Bläschen  sammeln 
sich  in  der  Pforlader  an «  weil<^ie  sich  durch 
die  grofsere  specifitche  Schwere  hier  senken 
vnd    Ton    den   jüngeren  leichteren  Bläsrheo  ^e-» 

ioi;d<ri  werden}  indem  m  in  der  Ffurt^der  xo* 


rS^kbl^Mj-währoDd  die  laUUrn  eidi  ff«it«r 
iwffegen.  Iit  jedoch  Au  Pforladar  mitrer- 
'brancfaleD  B laichen  gaos  aogefiillt,  so  wird  eich 
dai  UcbArmasfa  denelben  auch  im  gaozen  übri- 
geo  Geiarttjalem  verbreiloto. 

.  45,  Je  grüher  die  AntammluDg  dieser  BlSs- 
.    eben,   desto    geringer  ist  die  fteproduktioo  des 
Plasma  (7.  8.)-     In  dem  Prurladerblüt  Ist  daher 
die  geringste  Aleage  Plasma. 

46.  Da  das  Plasma  durch  seine  bildende 
WirkuDg  zugleich  die  beweisende  Kraß  erzeu- 
gen hilft,  so  bewegt  lich  das  Tfortadeiblat  aus 
Mangel  ao  Plasma  von  Natur  Bcbon  sehr  lang- 
asm;  aber  durch  Ansammlung  der  grofsen  Menge 
schwarzer  Bläschen  wird  diese  Langsamkeit 
vermehrt,  und  so  entstehen  die  sogeoannlen 
SlockuDgen  im  Pfortsdersyslem ,  deren  Daseyo 
man  bisher  zwarangeDommen  hatte,  aber  ohne 
die  wahre  Ursache  za  begreifen. 

47.  Zeigt  das  Blut  hrehei  einen  grSfseren 
Salzgehalt,  wie  die  vielen  erdigen  ibiagerun- 
geo  in  Knorpeln,  Geleukeo,  und  besonders  im 
Urin  bei  gewisseti  Krankheilseuständen  andeu- 
ten,   so  wird  dadurch  die  Auflösung  des  Farli- 


-     Ol     - 

49.  umgekehrt  kSonea  auch  RenpirAtioni- 
befchwerdea ,  iivodarch  die  Bläecheo  verhindari 
ftJnd,  SauerttolF  za  absorbiren  aod  die  Kohlen* 
eäure  aussu^cheideo ,  eine  Terstarkte  AnBatnin-- 
lung  Too  Farbstoff  uod  eine  yergrSfserte  specU 
fische  Schwere  der  Bläschen  erzeugen.  Da« 
durch  senken  sie  sich  iin  Plasma  des  aus  der 
Ader  ^telassenen  Bluts  Tiel  schneller  und  bewir* 
ken  nach  Aderlässen  die  Entstehung  der  soge- 
nannten EotzSndungshauty  welche  sich  durch' 
Gerinnang  des  farblosen  Plasma  bildet.  Die  Ent« 
ziindungsbaut  ist  also  nicht  immer  ein  Zeichen 
w^ahrer  Entzündung ,  sondern  entsteht  nur  durch 
Hemmung  des  Athmuni^sprocesses  in  gewissen 
Entzündungen,  und  kann  sich  auch,  ohne  alle 
Torhandene  Entzüiidungi  bilden.  Doch  kann  die 
Senkung  der  Blfischen  und  die  Bildung  einer 
Enlzündangshaut  auch  durch  erhöhte  Lebens- 
regong  im  Plasma  und  dadurch  verzögerte  6e» 
rinnnng  begünstigt  werden;  daher  es  diagnostisch 
-wichtig  ist,  die/e  Unterschiede  eu  Yerfolgen, 
(Vergl  SjbU  d.  Cirk.  $.  43.) 

50.  Die  oatnrliche  Auilosung  und  Aussrhei- 
duDjg  der  Terbrauchteo  BlDtbläsehen  kaoo  um- 
gekehrt auch  krankhaft  gesteigert  seyo. 

51*  DieCs  geschiebt  auf  zweierlei  Art: 
a)  durch  arspriinglichen  Mangel  an  Tonus  und 
Contraktioosfähigkeit  der  Bläschep,  wodurch 
üö  sich  in  einem  Zustand  von  Erschlaffuni;  be« 
fiadeoy  wodurch  ihr  Farbestoff  leicht  auflös* 
lieh  wird,  b)  Durch  Verminderung  des  Salz-- 
gehalta  uod  Vermehruog  der  Wälsrigkeit  i$ 
Blute. 

52.  Die  rermehrte  krankhafte  Auflösung  d« 
Bläscbao  wob  Maogel  uo  Tonne  der  MemhraiM 
Mgt  sich  in  der  Ckloroiie«.  - 


—     02     — 

53.  Kranlihnn»  Aat\3ning  Mit  Uebeimaari 
itn  \T»r«rigeti  Tbeilen  im  Blut  K«igt  lieh  in -den 
WMaarsuchte'o. 

54.  In  beiden  Päneti  iit  die  Plaamabildmig 
baliinderl,  nnd  daher  treten  cBcbekti»ehe  Zu- 
ilÜDÜe  ein. 

55.  Die  BlntbililiiDg  kann  anch  durch  ud- 
vollkoiamene  Bildung  derKeroe  krankbaft  Tver. 
den.  Diei  gencbieht  in  den  Oigentionsfefalern, 
wobei  Bich  entweder  abnorm  verändertes  oder 
gar  kein  F%ti  im  Cbyliu  entwickelt,  eo  daft 
diino  BOck  kein  Plasma  durch  Verarbeitong  def 
KeriM  enitiehon  kaon.  In  der  Skn>p  bei  krau  k- 
beit,  im  Skorbut. 

56.  Die  Coniraklilitiil  der  Blüschen  jf^nn 
aucb  krankhaft  gaotlicb  gelähmt  Beyn,  und  »o* 
iffohl  di«  Keipiralioo  all  auch  den  geummtea 
Erregung!-  uad  Bilds ogiprocef»  xom  StillstaDd 
hriagen.  Diele  sefaeiat  mir  in  der  asiatiscbati 
(jbolera  der  Fall  au  se^n.  Denn  in  sirei  Fäl- 
len, 1TO  ich  die  BlutblätcfaeD  ro&  Cbolerakran- 
ken  SU  unieraucben  Gelegenheit  kalte,  fand  ich 
»le  collabirl  und  eiog^cbruinpft»  rati  wie  ioi  ' 
abgestorbe&eo  Blute ,  wai  mehrvrt  Ta^e  ; eitaD-- 


—     63     - 

rimei^ten  erzeugt  ein  Zatati  too  1  —  2  Prorent 
Wasser  suin  Blat  «choo  eine  bemerkbure  Auf« 
loiung  des  Farbsloiti  im  Plasma;  bei  4—6  Pro- 
Cent  ist  die  Auflosuug  sebr  stark.  Durch  Trio- 
keD  der  Tbiere  kann  das  Blut  5  —  6  Procent 
VVataer  absorbireo  und  das  Plasma  durch  Auf- 
losong  Ton  FarbslofT  temporär  gaoc  roth  ge« 
färbt  Werder. 

58.  lu  feachten  Kiitteofregenden ,  wo  das 
Bist  bettäodig  ans  der  Luft  viel  Wasser  absor- 
birt,  kann  auf  ähnliche  Weise  ein^  krankhafle 
Anflu&uDg  der  Blatbläscben  and  eine  HeiomaDg 
der  riasmabildaog  und  Ernäbrupg  erzeugt  werden, 

59.  Auch  das  Plasma  kann  krankhaft  ver" 
aodert  sejo.  Im  gesunden  Zustande  ist  es  fast 
farblos  und  durchscheinend.  Man  Gndel  es  dage^ 
geobei  phthisischen  Pferden  und  Menschen  trübe^ 
oft  ganz  milchig  von  freioden  krankhaften  Stof- 
he.  Auch  in  der  Gerinnbarkeit  cetgen  sich 
gfofse  Uoterschiede ,  die  sich  an  der  grofseren 
oder  geriogereo  Vollständigkeit  der  GetSnunag 
«ed  der  Menge  des  dabei  gebildeten  Faserstofb, 
aber  auch  an  der  Qualität  des  PaserstofiFs  sei- 
geoy  welcher  im  normalen  Zustande  weich^  ela- 
i&cb^  im  entzündlich  kranken  häufig  lederar«* 
tigy  hart  und  zähe  erscheint« 

Therapeutische  Bemerkungen,, 

'  60.  Die  Arzneien  y  welcheauf  dasBlut  wir* 
lea^  wirken  entweder  auf  das  Plasma,  oder 
iof  die  Bläschen  allein^  oder  auf  beide  zugleich. 
Hier  eröffnet  sich  ein  Feld  neuer  Aufschlüsse 
iber  die  Arzneiwirkungen* 

61.  Die  Tegel abilischen  Farbstoffe,  wie  der 
Iriigo,  Färberrothej  wirkeii  nur  auf  das  Plasma, 


_     64     — 

welcb^i  TOB  Indipo   grüti   geßrbt   wird ,   abet 
gar  oicbt'  tut  dia  Blüicbeo, 

62.  Die  Jpdjne  yrirkt  vorzüglich  auf  die ' 
BlSicheobaut,  färbt  lie  braan  und  Terhürtet  sie 
■0  lebr,  dafs  nan  das  ^Vaiaer  keios  Wirkoag 
anf  sie  hat.  Die  CoDlraktilität  geht  dabei  ver- 
loreo,  denn  die  Bläacben  zieheo  sich  oicbt  wei- 
ter xuiammen,  aber  die  Verhärlnng  biedert, 
dar«  die  Haut  wirklich  erschlafft  würde.  Hier- 
dorcfa   wird  also    im   Leben  der  ReipiraiioDi- 

froceb  auf  die  Brdichen  befaiadert  ned  die 
iMmabildoDg  gestört  oder  aufgehoheB,  wo> 
durch  entagoniatiicb  der  .ReaorptioDSpTocers  er- 
höht wird.  Daraus  erklärt  sich  die  Wirknog 
der  Jodioe  auf  deo  AlhrnuagsproceU,  wobei  di« 
Langeo  selbst  primilir  nicht  leiden,  lODdern 
alle  StöruDgen  roq  der  VeiSoderuag  der  BIol- 
bläacben  ausgeben. 

.63. -Die  Neu iralaälxa  wirken  aaf  dai  Plavma 
and  aaf  die  , Bläschen  zugleich.  In  den  Bläs- 
chen bewirkeD  sie  eine  lebendige  Coniraklioo, 
AnSBcheidung  der  Kohlen afiure  usd  hellere  Fär- 
bung, wodurch  aber  auch  die  Wirkung  der 
Reipiratioa  und  die  VerarheiluDg  der  Kerosub- 


»-     6d     — 


m. 

Nachrichten 

neaester  ; 

_  f 

Beobachter  über  die   Pest. 

Mitgetheilt 

von 

Dn   Vetter, 

in  Berlin» 


(FortaetzongO 


Dr.  Andrej twslcij  'über  den  Gang  der  Pest 
in, Odessa  im  Jahr  1837.    (Ausxug.) 

Am  22,,jSeptbr.  1837  vrarf  die  Gherfton*8cbe 
Lodka  (zweimfifttiges  KStteofabrzeug)  Samson 
auf  der  Hhede  tod  Odessa  io  einiger  Entfer«* 
OQOg  TOD  dem  BrandwachtscbiiFe  Anker.  Der 
Scbiffer  Akim  Alexejew  .erklärte  den  ihm  ent- 
gegenkommenden Qaarantaine  -  Beamten ,  dafa 
er  Tor  14  Tagen  in  dem  Ton  der  Pest  beimge* 
SQcbtea  türkischen  Flecken  Isaktscba  Hols  ge« 
laden  habe^  and  hierbei  mit  den  Einwohnern  in 
Berihrang  ^kommen  sey ;  in  Folge  dessen  habe 
aich  an  Bord  seines  Fabrxev^i  die  Peftt  gezeigt 


—     66     — 

nod  zwaranieinerfligeBcti  Praa Helene,  die  bald 
nacb  Abfabft  das  Samion  erkrankt  und  in  kiinat 
Zeit  gestorben  sey  und  leit  sieben  Tagen  todt  in 
der  Cajüle  liege.  An  dem  sogleicb  besicbÜgten 
Leicfannmo  fand  man  Flecken  und  Striemeo, ,  ' 
allein  man  flaabta,  dafs  die  letzleren  Ton  Schlä> 
gen  herriihiten,  und  der  Mann  gailand  wirklich 
ein,  dafa  er  leina  Fran  gescblagen  babe;  jedoch 
wie  er  rersicherte,  nur  leicht  und  Dicht  mehr 
als  2  oder  3  Mal;  besonders  weil  sie  wider  «ei- 
nen  Willen  zum  Besuche  einer  Bckaonteo  an» 
Land  gegangen  sey.  So  sehr  auch  Tiele  Um- 
Blande  für  die-  Wahrheit  dieser  ADgabe  spr»» 
eben,  entstand  doch  der  Verdacht,  dar  SchifTn 
habe  dieselbe  nur  ersonnen,  um  den  Todtschlng 
seiner  Frau  zu  beschünigen.  Die  Mannschafl 
hatte  bii  dabin  jede  Gemeinschaft-  mit  der  Lei- 
che lorgfällig  vermieden,  und  man  halte  sogar 
die  Vörralbe  aus  der  Kammer  mit  Stricken  her-  , 
aufgewunden.  Jetit  wurde  zuletzt  Einer  Ton 
der  Mannschaft,  Moifsej  Scberemetjew,  t«f- 
mocht,  nachdem  er  die  Scbutskleidung  angexo-^ 
gen,  die  Leiche  aus  der  Cejüte  zu  tragen.  Sie' 
Vrard  auf  dem  fesHiircIihora  begraben ,  and  dia 
bei  diesem  Geschäfte  Belheiliglen    kamen  unter    I 


—     67     — 

teil  KroDtacbeD  In  Ordoutig  ko  haften  /  iiod  cIboi 
aocb  die  Rleidaog  der  Pestwärter  tmth  der  Be« 
•rdiguDg  der  Helene  übergeben. worden  waiv 
Iwans  Frau  starb  bereits  am  10.  Qctober;  die 
Leicbe  neigte  grolse  dunkelblaue  Flecke*  Oaf 
Cans  wurde  gesperrt «  aber  da  hierauf  die  Krank« 
beit  for  ein  contagioies  Fleckfieber^^rklart  wor^ 
den  war ,  wnrde  die  Absperrung  wieder  fiufge«» 
hoben  und  die  Bestattung  der  Leiche  mit  alleii 
Feierlichkeiten  der  griechischen  Kirche,  unter 
zahlreichem  Geleite ,  Tollfiihrt.  Issajsw  ver« 
schenkte  Ton  den  NachlaCssachen  seiner  Frau 
Einzelnes  an  andere  Personen  ^  namentlich  de-« 
ren  Pelz  an  Maria  Iwanow,  die  Halbstiefel  an 
Maria  Knlikow  und  das  Halstuch  an  dsa  Kir- 
cben£enec  Iwan  Botschanow. 

■ 

Am  20.  October  starb  Issa je w  selbst  plStftb 
lieh,  ohne  deutliche  objektife  Pestzeichen.'nach* 
dem  schon  am  19.  ein  Arbeiter  beim  Quaran«- 
taine-^BataiUon,.  Tichoo  Dudin,  plötzUch  er« 
krankt  war»  Bei  angestellter  Untersucbuog  b 
der  Kaserne  fand  man  diesen,  so  wie  die  Mar, 
ria  Iwanow  und  einige,  Wächter  mit  Bubonen 
und  Carbnnkeln;  das  Haus  Issajewa  mit  Pest- 
Terdächtigen  angefüllt.  Die  Vorstädte  Nowaja 
Sslohodka,  Rafskidailowka  und  Moldawanka, 
welche  im  nächsten  Verkehr  ipit  der  Qnaran« 
laineanstalt  stehen^  zeigten  nun  auch  eiozelne 
Fälle^  erkrankt  waren:  die  F^rau  des  Soldaten 
Dudio,  obgenannte  Maria  Kulikow^  und  es  fan- 
den eich  Spuren  der  Fest  in  dem  Hanse  des 
Borgers  Schtscbokin,  der  bei  der  Beerdigung 
^on  Issajew*s  Frau  den  Psalter  über  der  Leiche 
gelesen  hatte» 

Es  wnrde  nun  zu  allgemeinen  Maafsregeln 
gesdirillen:  die  Zoll  wache  um  den  Bexirk  des 

E2 


P-     08     - 

FjeibafeoB  varwanddle  sich  id  elaen  Schnls- 
Cordoi«  uBd^Bibialt  bald  Venlärkung.  Am  22. 
QeU  waid  die  Stadt  für  angesteckt  erklätt. 

Der  Goaverrienr  Graf  Woromow  t  selchet 
ÜÄ  tUfKn  ao  der  südlichen  Kutte  der  'Krim 
äfifbielt,  AmpfiDg  die  Mncbricfat  tdd  den  Vur- 
fällen  ]n  Odeua  darctf  den  Dämpfer  feter  der 
Grohe,  und  liegab  sich,  da  auch'dieiet  ScbiJf 
Verdächtig 'vrar,  zu  Lao^e  »ach  der  Stadt,  yvo 
er  am  25.  Qct.  eintraf.  Die  Vervyirrung  nod 
BeilüAung  waf  hier  dm  so^röfaer,  als  der 
stets  lebhafte  Ort  im  Herbste  ganz  besODder* 
mit  Fubtieotea  und  Arbeitern  angefiilltiit.  Bald 
entttaud  unter  de^  Zufahrenden,  die  nicht  nach 
der  l?ladt  durften,  ein  solches  Gedränga  uod 
selbst  Mangel  an  LebeDsmilteln ,  dafs  sieb  da- 
durch die  Besorgnis««  in  den  vom  Conlan  ge- 
schütElen  Tbeilen  fast  eben  so,  ris  im  lonera 
der  Stadt  häuften. 

Der  Gouverneur  suchte  nun  Alles  eo  aäge? 
messetier  Ordnung  zu  bringen.  Die  Sladt  vrard 
in  16  Quartale  mit  eigenen  Commissariao  nod 
Gehülfen  gelbeilt,  wekbe  au»  der  ZaihI  der 
Ehrenbür^ei'  nnd  Bürger  enrählt ,    vermiltelnd 


~     69     ^ 

binneo  34  Staodeo  za  berichteii  fiaete.  Df«  ^ 
▼erdäcbligen  Häuser  warden  mit  Wachen  qdi« 
riDgt,  die  Einwoboer  derjenigen^  wo  ein  PetU 
fall  vorgekommen  y  nach  der  Pest -Qua  rantaine 
gebracht  und  die  aogesteckten,  so  wie  die  ver« 
dächtigen  Häuser  anfs  Strengste  gereinigt.  In 
letzteren  wnrden  die  Einwohner  unter  der  FSr- 
sorge  der  Commissaire  mit  allen  Bedürfnissen 
yersoheo,  jedoch  streng  bewacht. 

Die  Habseligkeiten  der  wirklieben  Pestkran- 
ken wurden  verhrannt^  sonstige  Gegenstände 
mit  Chlorgas  geräuchert  oder  eiben  Tag  lang  in 
Wa^sser  getaucht,  nachdem  sie  zuvor,  je  nach 
dem  Grade  der  Gefahr,  von  den  Besitzern  oder 
den  Pest  Wärtern  enlfaltet  worden  waren.  Hunde 
und  Katzen  warden  getödtet.  Nach  der  Qua-* 
rantaine- Reinigung  wurden  die  Bewohner  rer- 
dächtiger  Häuser  von  Neuem  beiichtigt,  und 
mufsten  sich,  wenn  sie  gesund  befunden  war« 
den,  noch  einer  Tierzehntagigen  Beobachtungt- 
zeit  unterwarfen,  ehe  man  sie  wieder  zum 
freien  Verkehr  mit  der  Stadt  zuliefs. 

Einen  ganzen  Mo^at  lang  unterhielt  man, 
nach  der  Reinigoog,  noch  die  Lüftung  der  Pest- 
wohnungen. 

Die  Theilnalime  der  Medicinalbebörden  an 

den  allgemeinen  Maafsregeln  war  theilseine  be^ 

rathende,    theils   eine    berichtende;    erstere  des 

Medicioalraths,  aus  eiuem  Präsidenten  und  sechs 

Mitgliedern   hestehend,   letztere   der  Medicinal« 

Commission.     Diese  hatte  täglich  das  Pestlazä-« 

rsth  und  die  Kranken  und  Todten  in  der  Stadt 

IQ  besichtigen,    die   ersten    Maafsregeln    anzu- 

ordnen  und  ihre  Ausführung  zu  bewachen.    Ei- 

icm  Mitgliede  wurde  die  Aufsicht  über  den  Ge- 

^idheitsfZnstand  der  Soldaten  des  inneren  und 


—     70     — 

VnfMnii  CordoM  ühetttngea,  und  disur  «r- 
bialt  zar  VarglelchuDg  täglich  Bericht  über  das 
Verbültoir»  dei  Sterblichkeit  auf  tl«r  dem  Ver- 
kehr frei  gegebenen  (praktiicheu)  Seite  der  Sladf. 
—  Ibn  waren  Militärärste  tugeardqet ,  nelcb« 
dl«  Ablöiung.  der  Weobea  ao  den  rerdücbtigea 
Büusera  xa  heaufoiohligen ,  and  etwa  kraak  be- 
fuodeBa  Soldaten  aogleicb  in  den  Ueineo,  tem- 
porären, für  b — 6  Mann  eingerichteten  Laza* 
ittben  untersn bringen  halten, 

Dia  erste  Linie  des  Schuticordoni  ward, 
ISnga  dar  Grenze  des  Freihafens,  Ton  Zollwäch- 
tarn, die'iwei'«  Ton  der  Lioien-lnranlerie  ge- 
bildet. Die  Wachen  Btandeo  dicbi  und  mur^ 
ten  sich  während  der  Nacht  anrufen;  sie  darf- 
ten  Niamaod  darcblaasen,  und  waren  imNolb» 
falle  anf  den  Gebrauch  des  Bajonnelt  und  ib- 
rar  mit  gebacldem  Biet  geladeaaD  Gewehre  an- 
gewieaen.  Zwei  fliärkte  für  Lebensmittel  wur- 
den in  cingesannlen  Plätseo  an  den  Schlag- 
baumen  too  Cber*ün  und  Tiratpnl  errichtet. 
Bis  zebo  Uhr  lUorgtne  danarte  der  Handel  mit 
Lehensmitlein,  wobei  ra^n  aui  der  Sladt  nichts 
Anderea,  als  In  Eisig  gereinigtes  Geld  and  ge- 
backeneSf  kalt  gewordenes  Brod  über  die  Frei- 
bafenlinia  liefe,     [n   dieser  ganiea  Zeit  ware^ 


—      7i     -- 

Eodh'ch  cwischeti  2  und  4  Uhr  liefs  inao  Traotr 
porte  TOD  Getraide^  Talg,  u.  8«  ^^  io  Begleitung 
eines  eiozigen  Fahrinanos  io  die  Stadt;  yoa 
wober  Leaie  ao  die  Cordoolioie  geschickt  war- 
deo,  den  Zag  zu  geleiten.  Der  Führer  blieb 
BUD  entweder  io  der  Stadt ,  oder  bestand  die 
Quenntainei  die  Fuhrwerke  und  Gespanne  wur- 
deo  mit  Seewasser  gereinigt  und  durch  die  Gberw 
sofiichi  Barriere  ihren  Besitzern  surückgestellt. 

Um  nicht  den  Ausweg  aus  der  StMt  ganc 
*B  iperren,  wurden  temporäre  Qaarantaiaea 
errichtet ,  aus  denen  Jedermann  nach  vierzehn- 
tä|;i|eiii  Aufenthalte  freie  Praktika  erhielt.  la 
Gdesia  giebt  es  fast  keine  Bettler  und  wenige 
Dirftige^  aber  das  precare  Loos  der  Tagear- 
beiler  inufst«  durch  aofAerordentliche,  von  dem 
Wohltbätigkeit.«sinne  der  Bewohner  mächtig  ge- 
äderte UnterstiitzuDgen^  besonders  an  Brenn- 
mterial,  ILLeidern  undLebensmittelfl,  gesichert 
WtideA« 

Fff&h  am  11  Uhr  täglich  befand  sich  Graf 
JForonzow  aof  der  Börse,  wo  sich  dann  alle 
Bfacbrichteo  and  Verordnungen  concentrirten. 
SInodliche  Eotscheidangen  beschleunigten  den 
GeKbäftsgang.  Der  GouTerneur  war  hier  für 
Jedermann  zugänglich,  yernahm  jede  Ansicht 
uod  bewirkte  zugleich  die  strengste  Vollziehung 
aller  gegebenen  Befehle, 

Bis  zar  Ankunft  des  Gourernears  waren 
5  Häuser  in  den  Vorstädten  und  eben  so  yiele 
ia  der  Stadt  abgesperrt  worden,  226  Personen 
waren  der  Reinigung  unterworfen.  Am  26.X)ct. 
bfldeo  sich  in  dem  U^use  des  Quarantaine- 
VKächtera  Fedorow  bei  einer  Biirgerfrau  Maria 
Ssacharow  Kennzeichen  der  Pest,  Da  ein  Ko- 
Hk  «oa   der   Canzelei  des  Generalgpuyeroeurs 


-Ja    - 

oocfa  bflK  cnror  alt  Bole  ia  dietem  Hanie  ge- 
wesen, wnrd^  »Ibst  die  CaD>Uib«amten ,  mit 
denen   di«ier"  zaaamtneD    lekommeD    vrar,    in 
eiaeni    abgeBonderlea-  Banaa    der   BeobachtoDg  . 
nnternorfen. 

Am  27B(en  erkrankte  In  der  Sladt  die  nicht« 
des  Kirchendieners,  welcher  das  Halstuch  toA 
Iisnjen's  Frau  erhallen  hatte.  Sie  TTurde  nebst 
Slulter  und  Oheim  in  dasPeitlazareth  gebracfal; 
bald  darauf  aber  eikraokl«  auch  die  Grorsmnt- 
ter  dieses  MüdcheDs,  In  Folge  dieses  Ereignis- 
ua  wurden  die  Kirchen  geschlossen,  deren  Dienst 
aber,  liach  Anordnung  de»  Erzhischofs;  durch 
ein«  „bewegliche"  Kirobe  Terteheo. 

Am  31.  Od,  starb  wiederum  ein  im  Hause 
dea  TTaterofficiera  bei  der  Quarantaine-Wscbe, 
Andrejew,  wohnend«»  Olädchen ,  und  ao  dem- 
selben Tage  fand  man  in  der  Nähe  dieses  Hau- 
ae«  den  Leichnam  eines  Unbekannten,  wahr» 
•cbeinlich  Fremden.  Das  belrcflene  Viertel  ward 
sofort  in  die  Absperrung  hineiogezogan;  abet 
am  4.  Nor.  fand  man  auf  dem  Landhause  de* 
Grafen  RasumowslciJ  an  einem  rerabscbiedeten 
Quarantaine-Suldalea,  Hikita  Wasiljevr,  dent- 
Uche  Zeichen  der  Pest.  Die  Frau  dieses  Ilfaii- 
nea  war  10  Tage  yuTor  in  dem  Hanse  des  Iwan 


r-    73    - 

gaose  Voretadt  ward  duo  io  15  Bezirke  alige« 
theilt«  deren  jeder  tod  besonders  aogestelUea 
Aerzten  und  Commissarien  besucht  wurde«  Zur 
Untersuchung  der  Frauen  wurden  diesen  Com- 
xnissionen  auch  Hebammen  zugegeben.  Jeder 
Terdächtige  Fall  ward  sofort  an  die  Medicioal- 
Commission  berichtet,  welche  sodann  unmittel- 
bar zu  näherer  Besichtigung  schritt.  Man  ent- 
deckte in  dem  Hause  des  Bürgers  Lewizkij  ein 
wahres  Pestnest;  zwei  Leichen  (darunter  der 
Hausbesitzer)  und  mehrere  Kranke.  Alle  in  dem 
Hause  befindliche  Personen  wurden  sogleich  in 
das  Quarantaioe«  Lazareth  abgeführt;  die  mit 
ihnen  in  Verbindung  gewesene  Nachbarfamilie 
cernirt.  Alle  sonst  noch  gefundenen^  auch  un- 
verdächtigen ,  Kranken  wurden  unter  speciell« 
ärztliche  Aufsicht  gestellt. 

Die  Fufssteige  w^i^den  mit  reinem  Kalk  be- 
streut und  man  befahl  den  Wachen  aufs  Streng- 
ste, darauf  zu  sehen ,  dafs  sich  kein  Unrath  an 
Kleider  und  Schuhwerk  hinge ,  und  auf  den  be- 
•treotea  Fufsstegen  zu  gehen.  Die  Häuser  wur- 
den durch  SachTerständige  gereinigt,  und  in  der 
Nacht  Tom  7.  zum  8.  Not.  die  ganze  Vorstadt 
Moldawanka  mit  einem  Cordon  umzogen  und 
gänzlich  Ton  der  Stadt  abgesondert.  Nur  wer 
specielle  Aufträge  hatte,  ward  durch  die  Parole 
oder  eine  Marke  befähigt,  dort  aus*  und  ein- 
zugehen. Kein  Bewohner  der  Vorstädte  durfte 
in  die  Stadt;  fiir  die  Lebeosbediirfoisse  derEr- 
steren  ward  ein  eigener  Bazar  errichtet.  Eine 
neue  Untersuchuog  der  Moldawanka  am  8.  Nor, 
liefa  die  Leiche  des  Griechen  Jani  Iwanow  fin- 
den,  dessen  Haus  nebst  seiner  darin  befindli- 
chen Frau  abgesperrt  wurde. 

Am  9,  und  10«  Nor.  wurde  eine  allgemeine 
QQaraotaioe  angeordnet ,  um  auch  über  den  Ge« 


-^     74     — 

•Dndh«UziiBUn(l  der  Stadt  selb«!  rolIslSudig  in» 
Klare  zn  kommen.  Die  mit  niÜglichiter  Scho- 
DUDg  vollzogeo«  Unterftuchaog  ergab  nichti  Ver- 
däcbticei,  jedocb  achriU  jdbd  iwiicheo  dem  7. 
iiDd  13.  Kui  AbsperroDg  tod  5  Häusern,  deren 
BewotiDer  mit  Verdäcbtigeo  Geineinacfaaft  ge- 
habt hatten.  Ancb  am  14.  fatideo  zwei  Abiper- 
ruDgati  Statt. 

UnterdesBen  war  in  der  Yorsladt  Bartki* 
dailowka  in  einer  kleinen ,  ron  5  Mentcben  be- 
woboten  Hätte,  ein  Mädchen  gestorben,  dasien 
Tod  die  Aerzle  einem  contagiöteo  Pelechialfle- 
ber  zunbrieben.  Die  Wohnung  ward  gereinigt, 
die  Sachen  der  Todlen  wurden  verbrannt,  nod 
hierauf  gestaltete  man  den  Bewohnern  die  Bück- 
kehr nach  zweitägiger  Abwesenheit.  Nun  er- 
krankte in  der  fläbe  ein  junger  Soldat  unter 
gleichen  Zufällen,  wie  das  JUädcheo;  bald  dar- 
auf, am  15.  i'die  Schwägerin  des  an  der  Pest 
-venturbeaen  Soldaten  Hikita  Wasiljew,  die  mit 
ihrer  Mutler  der  Beerdigung  ihrer  Schwerer 
beigewohnt,  auch  Iwan  Iwanows  Bude  5Rer 
besucht  halle.  Ferner  fand  man  in  demselben 
Hanse  noch  zwei  Kranke,  einen  mit  Fleckfie- 
ber, den  andern  mit  Pest. 


—     76      — 

ward  filr  TerdScbtig  erklärt  ond  die  gaoaaesle 
lintertncbaog  ergab  nun,  daft  Jefiin  kurae  Zeit 
Tor  aeioem  Tode  am  25,  OcL  io  der  Molda- 
wanka  einige  Tage,  voraiiglich  bei  der  alteo^ 
ao  der  Peat  Terstorbenea  Maria  Ssacharow  zo* 
gebracbt  batte.  StemeD  batte  eoUcbiedeD  nicht 
an  der  Peat  gelitten,  eeioes  Scbwagera  Leicbe 
aber  zeigte  bald  ooch  andere  Terdächtige  Syio« 
ptotne  ttod  karz  darauf  erkrankte  deMen  Frau 
an  beiden  Krankbeiten  ibres  DIaaneSi  der  Peet 
und  der  Syphilis,  wäbrend  zugleirh  in  dei^  Fa« 
milie  des  Haaebesitzera  noch  bei  4  Personen 
Buboneo  und  Pestbeulen  ausbracbeo.  Es  star» 
ben  zugleich  3  der  aogestellteo  Wärfer,  und 
deshalb  wurden  alle  Gebäude  abgiedeckl  und  mit 
Stroh  ausgebrannt y  auch  alle  Habseligkeiten 
sorgfältigst  gereiaigt«  Auch  erinnerte. man  sich 
aufa  Neue  eines  Todesfalls  Tom  7.  Nov.  in  dem 
Ton  der  Schwester  Polescbajews  bewoboten 
Hanse  und  sperrte  und  reinigte  auch  dieses. 
Am  15.  MoT.  war  ein  Soldat  aus  dem  innerhalb 
der  Freihafenlinie  belegenen  Stadtgebiete  Ta« 
tarka  ins  Lazareth  gebracbt  worden,  der  am 
17ten  nach  36stiindiger  Krankheit  starb.  Sein 
Leichnam  zeigte  yiele  Flecken  auf  den  Rippen^ 
da  aber  weder  Ort  noch  Ansebn  dem  der  Pest- 
fleeken  entsprachen ,  nahm  man  Anstand,  daa 
Looa  der  Sperre  über  ein  so  ausgedehntes  Ge* 
biet  zo  Terhängen,  man  traf  jedoch  aufserdem 
alle  mcJglichen  Yorsicbtsmaarsregeln.  Unter- 
dessen war  das  erste  Quartal  des  Stadttbeils 
Ifowaja  Sslobodka  Tollkommen  pestfrei  und  er- 
hielt am  16  wieder  freien  Verkehr  mit  der 
Stadt,  nachdem  alle  197  Bewohner  nackend 
besichtigt  worden  waren,  und  durch  Eide  ver- 
licbert  hatten ,  dafs  sie  die  Quarantdioe-Yor« 
aebrifleo  in  Kicbts  yerletzt  hätten« 


Am  23.  var  aaeh  ^le  Bat  Befehl  im  Gra- 
fen Woroiizow  «in  20.  begoDosne  Reinigong  der 
SloldawaDka  Tollendet.  Aller  UDrathnard  vnr- 
braDlit;  in  Zeog  auseirt  an  Vorgelegt,  das  nicht 
Weicbbare  in  Bäume  gnbrecht,  deren  Fenster 
dicht  verkittet  waren.  Dies  war  da«  Geschäft 
der  Bewohner,  tiua  aber  zogen  die  Commlf- 
faire  (Freiwillige)  mit  GehöIfeD,  Itäucherera  iiod 
Arbeite>l»  Von  Haus  zu  Haus  uud  begannen  die 
BaacheruDgen  ,  wobei  die  Zimmer,  wo  die  Ap- 
parate aufgestellt  wurden,  auf  eioiga  Zeit  ter- 
fliegelt,  alle  iraichbaren  Sachen  ab«r  in  Was- 
ser gelegt  wurden.  Dieses  getcbafa  mit  alleo 
iin  Ter  dacht!  gen  Häusern,  di^  tardäcfatigen  war« 
den  iloch  sorglältiger  tod  den  SachTerstäa^gfn 
gereinigt.  ^ 

Am  20.  NoTbr.  aber  zeigt«  sich  nun  h«i 
angeilellter  Untemuchung  die  Pest  in  der  SUdt 
bei  3  Individaen  im  Hauie  dei  Oberauditanc 
Jurkow,  welcher  angab,  daTs  aufser  diebe^i  noch 
zwei  andere  mit  äbnlichea  Symptomen  erkj'ankt. 
und  in  das  Stadthospital  gebracht  worden  seyao, 
tvo  man  tit  auch  angenommen  habe.  Die  Aerzt« 
eilten  dorthin  und  fanden  beide  Kranke  tchon 
in  sehr  bedenkUcbem  Znstande,  mit  offenbarea 
liuhoDcn.     Man  erpnff  gogleich  die  enltchiedet 


•^     77     - 

•ebdot  ««n  deo  AntleckaDgsatoff^iajtg^liracht 
nnd  dadurch  die  Afaria  Pekelotor'  aagbstecLt  jmi 
babeft,  nvelcbe  am  8«  N<XTeuiber  oboe  beaoii* 
der«  Terdächtige  Zeicheo-,  aber,  doch  nut  einer 
Obrengeachwulst  ge&torben  war-  .  DamaU  be- 
acbf unkte  sich  jedoch  .die  Krankheit;,  vermöge 
der  groben  Sorgfalt  des  Hausherrn,  auf  >wei 
Zimmer;  -^  Mao  beobachtete  nun  auch  a»* 
dere  rerdächtige  Häuser  noch  naher. ..  In  dem 
des  Ssotoikoir  bemerkte,  man.  aidL.2Ci.  Ivovbr. 
Kranke,  mit  Unrohe,  Slaltigkeit,  Schwindel. 
Sie  schrieben  dies  dem  Branntwein*  zu,  bald 
aber  erschienen  hei  ihnen  Fieoken ;  es  starben 
rasch  swei  oknmüodige  Kinder;  Timofei  Mart- 
schanke  and  Marfa  Ssaiaojlow  erlagen  am.Durchw 
Mle  unter  dunkelroiben  £iecken  und  S^riemeui 
det  Bürger.  Stepan  Kitintnow  hatte'  braodraal« 
artigeFieoke^  ^le  Afalobia  Tscberejawskbil-  eine 
FestbiBule»  noch  4  Personen  litten  an.  Fie« 
bei^  AJle  Personen  dieses  Hanses  wurden  ine 
P^stquartal  gißbracht ». mit  .Ausnahme  einer  he-« 
bwscheo  Faieiliei-die  in»  Passagierquarlale  blieb« 
Die  Häaser  wurden  abgedeckt  und  mil  irlelec 
Mühe  gereinigt.  In  dem  gesperrten  Haus^.Tri- 
fonbwÄ  in  der  Moldawaoka  kam  am  21.  Nor« 
ein  heuer  Todesfall  vor.  Man  entfernte  rasch 
den  Leichnam  und  2  Personen,  die  ihn  berührt 
hatten,  aber  man  liefs,  wegen  der  Beschränkt- 
heit der  Quaräbtäibe^  die  abgesonderten  übri- 
gen Bewohner  zurück ^  bis  ein  neuer  Todesfall 
am-  1.  December  die  gänzlicbe  Räumung  des 
Hauses  dringend  notbig  macbte.  Auch  in  Jur- 
kows  Hause  kamen,  trotz  der  sorgfältigsten 
Reinigung,  wieder  nwei  Fälle  Tor,  weshalb 
ancfa  TOU  hier  alle  Bewohner  nach  derQuara^- 
täiae  geschafft  wurden. 


-   7i,- 

•  Ein  aebr  «DTeiolIchei  Ha«t  id  dw  9I^da>i 
wank«,  da«  d«i  Bürgen  Nef^djew,  d«isea  Be* 
ivobRCr  an  der  Beerd^ung  LewickifsTheil  g»* 
nointn«»  hatten;,  und  das  «choo  dainals  aofleich 
bewacht- '^Vordeb  wn,  trotxl«  allen  Detinfek- 
tiooebtamöbtiitgeDt  Am  i4ten  Tage  der  Bawa« 
cboDg  starb  Nefedjen's  Frau  sa  der  Feit,  am 
3.  December  der  Grofaraler  und  zwei  Enkel; 
Und  a«r*erdem  bekamen  noob  7'Toa  18  nach 
d*rQaavanlBio»  gebrachten  BsWubliBrn  das  Bau- 
kes  die  Fest,  Sodann  aber  erkrankten,  ttolx 
aller  Vonicbi ,  kucb  xvni  der  benachendea  Sot« 
daten  dieser  Haaser;  dieselben  wnrden  ins  Ba« 
laillooBlauireth  gebracht,  vio  der  «ine  bald  starb; 
der  andea-e  vnrj  Jn  das  ion^rbalb  der  Stadt 
gelegene  Ifrigedelasareth.  gebracht  und  dort  «la 
äufserst  rerdacblig  erkannt,  Sogleich  wurden 
alle  Aofwärter  ond  Kranke,  die  mit  dieeeo  bei^» 
den  Soldaten  in  Beräbrang-gekotnmen,  in  di« 
Qnarantaine  abgefolirtf  -mso  vereioigle  die  La- 
caretbe  und  cernirle  das  gAace  Bataillon  (öia 
Sbilomirarbe  Jägerbat) /wocu  J*M  gebort  kar- 
ten, im  Exercirbhnse. 

der   ScbluFs  der  Pest  in  Stadt 

,  sie  wüthete   von  jetzt  an  i 


—     79     — 

seicbniCs  nber  diese  UmtlSnde  tur  die  Qi 
taioe-Aercte  «af.  Diese  überaelimeo  oun  die 
Eiogebrachten  nod  legten  die  weoiger  Verdecb- 
tlgea  in  das  Passagier- Quartal,  die  sehr  Ver> 
dächtigeii  in  das  Pest- Quartal.  Das  letztere  ist 
"wieder  in  swei  Tollkommeo  abfeeoodevte  L»* 
zarethe  getbeilt,  deren  eines  für  die  bereits  Er* 
krankten»  «las  andere  für  die  UochTerdacbii« 
gen  besUmnit  ist.  Jedes  besteht  aus  18  Zion- 
raern  mit  eigeoeo  Anngüngen,  und  in  jedes  die- 
ser Zimmer  ward  nur  ein  PestLraoIier  gebrarht; 
auch  in  den  Zimmern  für  Verdächtige  Tcnnied 
man  möglichst  alles  Zusammendrängen»  Di« 
Absonderung^  war  so  Tnllfcommen,  dafs  sich  i« 
Lazaretfa  der  Verdächtigen  selbst  die  Pesiwär- 
ter  nur  durch  yierfache  Gitter  sahen.  Die  Qua* 
rantaine  entbieli  eine  Apotheke;  ein  Wuadant 
wachte  aber  deo  richtigen  Gebranch  der  Art« 
n^Q  ^  schnitt  nach  Anxreisnng  die  Bobonen  und 
Peslbeulen  auf,  machte  Umschlage,  Reibon- 
gen  a»  s.  w.  Auch  ein  Geistlicher  besorgte  die 
^terbendeo;  die  Leichen  wurden,  still  aber  an- 
ständig, io  tiefe  Graben  mit  ungelöschtem  Kalke 
Tersenkt. 

Die  Verdächtigen  im  Pest- Quartale  stan- 
den blob  unter  Aufsicht ;  sobald  sie  in  das  ras» 
sagier- Quartal   gebracht  waren,   hatten  sie  nar 
noch  28  Tage  Quarantaine  zn   besteben.     An- 
fangs gab  man  ihnen  ihre  Sachen,  durch  Chlorgas 
gereinigt,  znrick;  znletzt  jedoch  schonte  man  nur 
Geld  und  Kostbarkeiten  — «  alles  Uebrige  wurde 
▼erbrsnnt,  nachdem  es  vorher   taxirt    worden 
war,   mh  die  Besitzer  angemessen  entscbädigea 
zn  können.    Die  nackten  und  an  Kopf  nad  H 
Ten  ganz  besonders  sorgfältig  desinficifftefl 
didktigea  worden  imUmkleidezimnier  miim 
Kleiden  ▼eisebea.    In  dem  Verdäcbügea« 


Fawaper-  Quartal«  kameo  einzelne  AosbrCch» 
bei  Leitteo  vor,  die  ao  eben  erit  in  dai  Lasanlh 
gebracht  waren;  doch  Beigte  sieb  die  Aasleckong 
all  anberbalb  aufgeuciumen.  Von  13  in  dec 
Qaaranlaine  Erkranklen  starben  7;  ancb-vinig« 
Feitvrärter  wurden  ergTiffen. 

In  zwei  Fällen  erwie»  rieh,  dem  Su/tem 
Anscheine  nach,  die  14lägig;e  Quarantaine  un- 
zureicbend.  Bei  dem  Bürger  LewaDJow  kamen 
8  Tage  nach  aeloer  Ueberfiihrnng  aus  dem  Peat- 
Quarial  in  das  Passagier- Quartal  und  30  Tage 
seit  seiner  Aufashme  in  die  Quaratataine  an- 
Terkeonbsre  Peslzoralle  vor.  Es  gelang  endlich 
durch  Verhör  und  Nachfrage,  die  Ursache  in 
einigen  Kleiuigkeilen ,  naineMlicb  einem  Käst- 
chen zu  eotdecLen,  des  der  Erkrankte  nach  dem 
Tode  seiner  rob  der  Fest  ergrifTenen  Frau  nicht 
zur  Reinigung  mit  angegeben,  soodern  besei- 
tigt, nnd  später,  bei  seinem  Eintritte  in  das 
Passagier- Quartal  geöffnet  hatte.  Lewanjow 
starb  an  der  Pest;  eben  so  die  AwdofjeBludo- 
wenko,  vrelcha  im  Umkleidezitniner  Ihren  allen 
Pelc  gegen  einen  neueren  inficirten  Tartanscht 
hatte.  Dies  war  eine  der  Veranlassungen  sd 
dem  Befehl,    Alles  *a  Terbrent)en,"da  die  Auf- 


--     81     — 

nach  Aaübebnog  des  Cordoof  um  dia  Molda« 
nf  ajika  (am  2.  December)  dia  freie  Practica  onr 
sehr  allmäblig  and  mit  grofser  Vorticht  hergo^ 
stellt,  im  9.  December  ward  der  Gottesdieoal 
iü  den  nicbtjt  gesperrten  Kircben  unter  der  Vor« 
siebt  erofEnet,  nicbt  raebr  Personen  einsulassen, 
als  in  dem  aasgemessenen  Räume,  ohne  sich 
zu  beräbren  »  verweilen  konnten.  Aach  gab  der 
Geistliche  nur  aas  der  Ferne  den  Segen,  und 
lieb  Kiemanden  zum  Kusse  auf  Kreus  und  Evan^ 
gejium.  zu*  Bben  so^.  unterlag  der  Kleinbandel 
noch  strengejD  Regulationen.  Jede  etwanig« 
Verheimlichong  ward  am  so  schwieriger ,  ale 
die  Bürger,  allgemeio  too  dem  Nutzen  der  An-^ 
stalten  überzeugt,  Uebertretungen  selbst  anzeig- 
ten. Darum  war  auch  die  Zabl  der  yorsLom- 
menden  Vergehongen  sebr  gering.  Zwei  Per« 
sonen ,  welcbe  weniger  aus  Uebelwollen ,  ale 
aus  UnkenntnifSi  die,  Pest  Tor  einigen  Haufen 
Volks  für  eine  Erfindung  der  Aerzte  zur  Be- 
drückung der  Armen  ausgaben,  wurden  auf  Be- 

l  fehl  des  General- Gouverneurs  in  das  Pest-Quar- 
tal gebracht,  wo  sie  beim  Verbinden  einiger  ih-* 
nee  bekannter  Pestkranken  zugegen  seyn  mufsten« 

'    Diese  Autopsie  heilte  sie  Tollstäodig  yon  ihrem 

I    Wahne. 

1  '  Am  24.  Februnr  1838  wurde,  nach  kaiser- 
lichem Befehle,  der^Quarantaine-Cordon  aufge- 
hoben und  der  freie  Verkehr  hergestellt.  „Dies 
war,  sagt  Dr.  Andrej ewsky ^  i^der  Gang  eines 
Ereignisses,  wovon  bis  jetzt  noch  bei  keinem 
anderen  Volke  etwas  Aebnlicbes  vorgekommen 
War«  Die  Pest,  dieser  wüthende  Feind  des 
menschlichen  Geschlechts ,  brach  in  einer  volk- 
rdlchen  Stadt  aus  and  wurde  gegen  alle  Erwar- 
tODg  in  ihren  ersten  Anfängen  gehemmt  und  be-. 
ichiankt,  ohne  eine  bedeutende  Anzahl  von 
Jcmnu  LXXXYUI.  Bd.  1.  %U  F 


—     82     — 

Opfrtn  and  mit  einem  ADfirande  tob  bidit 
mehr  aU  300,000  Rubeln.  Das  Uebel  ward 
Tendditet  abd  bei  diMer  Gelegenheit  in  gro- 
bem Maarutabe  ein  für  dd«  nod  die  Nach«r«1t 
frichtiger  Veriach  gemacht.  Bf  wurde  dnrcb 
die  Tfaat  bewieaaD,  dafs,  wenn  man  die  Um- 
stände zn  beherrschen  Tersleht,  die  Notbweo. 
digkeit  einer  allgemeioen  QnaraDlmne  sehr  be- 
dingt iil,  und  nur  in  seltenen  Fällen  nad  agch 
dann  blob  als  Aasnabnie  TOii  der  Regel  ang«< 
wendet  werden  mafs.  Odessa  wa'r  gerettet  und 
die  schwierige  Wissenachafl  der  StaafiTerwal- 
tuDg  am  ein«  wichtige  Erfabnog  reicbeir." 


-.     83     ~ 


IV. 

Natnrhistoridche«  mediciubcbe 

liesefirüehte     mid    Randj^losseiu 

Vom 

GrobL  Bad.  Hofr^e  Dr.  Pitsobafi, 

•a  Baden« 


•^Die  Vernunft  erfreut  licb  «n  Eatmekeln, 
der  Ventand  wunsnbt  Alle»  fettzuhalten»  da« 
inU  er  es  nützen  kÖnne.^  GM«. 




juogater  Zeit .  warda  ^er  yoncblag  g/Bthao«. 

akute  Auaichlagskirafike ,    s.  j&   Pockeakraiika»* 

io  moglicbst  duokela  Zimmerti  au  belt^o  -*-; 

vrodnrcb  das  Exaotbeoi  eioeo  miidaro  Verlauf,- 

durch  niedem  Stapd. seiner  Bluihe  ^icbt  so  tiefa 

Wurselo  fasse  und  keioe  Narbaa  J|iiatarUefse,  «^ 

Io    älterau   Zeiten   Verfubx  man  ia . Frankreich^ 

um  Narben  zu  Terhindem^  auf  iolgeode  Weise: 

Hao  bestrich  die  au%escboeseDea  Pocken  im  Ge* 

sichte  mit  Mandelöl  so  ^  dafs  die  bestricbenaStalle 

mit  Oel   recht   satt  getränkt  war,   dahn  .legta 

man   Goldplätlchen^    deren  jiich   die  Yergolder 

t^dienen^    darüberf  — -   damit  .das  Ganze  .recht 

Terdecktsey;  nach  lO  — 12  Tagen  löste  sich  die 

Kruste,  fiel  ab,  und  keine  Narbe  blieb  zurück« 

F2 


-     84-    - 

(R«in&dw  sontsraiM  et  uorets  MCP^mnBntes  de 
M.  le  chflTaU«!  Digby  ä  Paris  1689).  >-  W«nD 
man  sich  solchs  acute  Exantheme  als  «ine  Fblo- 
gosis  rorstollt,  —  so  wäre  die  physikalische  Kr- 
fahtUDg ,  dars  Feaer  im  Dunkeln  stärker  als  im 
äonoeolicbt  brennt,  im  Gegensatze.  —  Es  hat 
KWBt  seine  Richtigkeit ,  dafs  nengeborne  Neger- 
kinder TÖlhlich  und  nicht  schwarz  geboreo  wer- 
den, erst  zwei  bis  dreil^ge  nachher  sich  nach 
nnd  nach  brÜanea,  bis  sie  am  achten  Tage  roll- 
kommen schwarz  sind,  welches  grüistentbeils 
der '  LiehtMnwirK^ng  zi^•schIiri>tin':  wird*  — 
Menschen  hnd  Thiere  werden  in  anhallender 
Lich'enlziehuDg  bleich,  wie  das  ancb  noch  mehr 
bei  Fflanzen  der  Fall  ist.  ^r~  DoiAle  Stelled  der 
Haat,  welche  oft  nach  angewandtem  Blasen- 
pfiaster  zorückbleiben ,  behandelt  Berthold  mit 
daräber  gelegten  Heftpflastern.  —  Humboldt 
stellte  die  Hypothese  anf,  dafs''Äiibäufang  tob 
Saüentb'ff  die'  Bleichsncfat  der  Plauen  bedinga, 
Dafs'A^f  die  Entbindung  des  SanerstofTa  der 
Pflanzen  das  Licht  rorzüglichinflnirt,  bat  schon 
Ingenhotts  beyiiesvv-  ■ —  Der  Cretinismus  kommt 
Dur  anf  der  Schf^denseite  und  aiemnls  auf  dec. 
Lichtseite  der   Thiiler  vor.    —     Der  ichÖo  ge-' 


—     85     _ 

•  ■  * 

Doch,    vras    ist    dunkler   als    das    Liebt   — ? 
(Vergl.  Joum.  d«  prakt.  H«Uk.  Juli  1830.  S.  48). 


Das  BiseDOxydhydrat  gebrauchte  auch  die 
alte  Welt  i»  verschiedeneo  Kraukbeiteu;  nfir 
iToHen  Tor  yieleo  aodero  Scbrinstellern  nur 
Caelius  Aurelianus  (Tom.  II.  Lib.  lil.  Cap.  4.^ 
abfahren  ,  Dicont  specialiter  lienem  deducere, 
vel  dedoxione  purgare  aquatn  ex  lacu ,  io  quo 
saepUsiine  candens  ierrum  fabricatores  tiogunt, 
de  qua  jubeut  dari  cyathos  tres  cum  aceti  cya* 

tho    UDO. 


Murray  tagt  io  seinem  Apparat,  medicam. 
Ton  der  Pulmonaria  arborea:  Rarior  utiqoe  iu 
re  medica  hodie,  quam  meretur.  Geiger  in 
seiaer  Thärmacopoea  onivers. :  Hodie  forsitan 
immerito  perraro  adbibetur.  Linne  preist  sie 
in  der  Phtbisis.  Plinius  spricht  toji  einem 
neuen  Mittel  io  der  Lungensucbt,  ^reiches  in 
Terzweifelten  Fallen  helfe  ^  und  neunt  es  Gon« 
siligo.  Lib.  25.  G.  6.  o«  L.  26«  C.  7.  RueUius 
und  Fracasiorius  halten  es  für  Palmonaria. 
MaihioluSy  Ge/finerus,  Tragus  sind  uneinig 
über  diese  Bestimmung.  Fracasiorius  sagt,  die 
Pflanze  heifse  Pulmonaria ,  quia  pulmonum  Ti- 
tijs  Talet^  praesertim  quum  et  caprarum ,  quare 
bec  ab  re  herbariis  capraria  Tocabatur  (Lib.  IIL 
C  8.)«  Auch  ColumeÜa  de  re  rustic.  kenut 
Consiligo  (Lib.  V.  Cap.  5.  Lib.  VIL  C.  5.).  ^e- 
j^eiius  (de  re  ruslic.  Lib.  16.)  :  Radiculam,  quam 
quidain  consilii^inem  Tocant,  quidam  pulmona« 
riam«  (Lib.  IIL  C.  2.).  In  diesen  Schriftea 
wird  sie  alt  Heilmittel  der  LungenkraoLheiten 


3m  Tbler«  snoilclul  d»r  Scliweioa  nod  Scbaafo 
gspriMeo. 

Die  Beobacbtang ,  dafs  da*  Secal«  connto 
Inni,  bei  Uotbüligkeit  der  Gebürmuller  gereicht, 
die  Thälißkeit  der  BaucbmDskela  anregt,  fäbrle 
den  Dr.  Ducrot  auf  den  Gedankea ,  e»  bei  Läh- 
tnuDg  der  uoleio  Extremitäten  and  znar  mit 
Erfolg  ansnwenden,  bei  der  der  obero  Extre> 
mttäten,  so  wie  bei  Hemiplegie  loll  et  Micbia 
leisten.  ~  Referent  iQufs  tiier  bemerken,  dab 
das  Secale  cornntum  nur  erst  dann  seine  Wit- 
liuDg  anf  die  Wehen  insbetondere  änfsert,  wann 
der  Kopr  in  der  Eiokeilang  sich  befindet,  Sülltc 
man  nicht  Tersucbt  seyn ,  es  gegen  beginnen- 
den Vorfall  der  Portio  Taginalia  uteri  ond  viel-' 
leicht  aarh  bei  Afterrorfall,  in  welchem  lelxte- 
ren  Falle  das  Strychnin  aicb  .be>räbrt  bat,  an- 
xuwenden?  Bei  Blaaenlähmung  bat  ea  tich 
ecbon  bewährt. 


Der  Zusatz  tob  Sat  inirabil.  Glaab.  b»> 


—     87  "  — 

sa  erregeo.  Der  ZutaU  too  einigen  Tropfeo 
Äcidam  Bulphuricam  -  Termebrt  die  Wirkung 
der  Ghioa ;  — -  der  tod  Sal  rolaU  C.  C.  tteigerl 
die  antipaialytische  Wirkoog  des  Strycboios  ia 
hohem  Grade;  -«  der  .Ton  ganz  kleioeo  Gaben 
Ipecacaaoha  erhobt  sehr  die  Wirkang  der  biu 
tero  anCloieiideo  Extracte« 


lanni  echreibi  den  Feigen  eine  8pecifi»che 
Wirkung  in  den  Krankheiten  der  Leber  su. 
In  den  Zeiten  des  Luxus  fiiUerten  die  Römer 
die  Schweine  und  Gänse  mit  Feigen ,  wodurch 
sie  grofse  fetle  Lebern  bekamen  (Plinius  L.  VlIL 
Cap«  51»}.  Den  Foliis  Ficus  sylvestris  et  Ulmi 
schreibt  Bagliv  eine  specifische  Wirkung  io 
colica  et  in  sedandis  doloribus  nephriticis  xu* 

Dürfte  Tannin  ein  Mittel  in  der  Gastro- 
malacie  und  bei  wässerigem  Erbrechen  (Was« 
serkolik)  seyn?  —  Dafs  das  Gummi  Kino  beim 
Wassererbrecben  das  beste  Mittel  ist,  zeigt  die 
Erfahmog. 


Anefa  ich  bin  im  Besitze,  der  Vorschrift 
des  Aotiepilepticum,  wie  es  Sachs  (Centrale 
Zeitung  1837«  S.  795)  angegeben,  welches  in 
Holland  schon  so  Viele  soll  geheilt  haben,  und 
ans  zuverläfsiger  Quelle  weifs  ich ,  dafs  es  Gro- 
fsea  in  yerzweifeUen  Fällen  geleistet  bat.  Die 
Radix Dictamni  (Fraxioella der  Aeltern)  und  Radix 
Zedoariae  werden  in  altern  Werken  als  Wurm- 
mittel gerühmt.  Pulvis  epilepticus  Rireri,  das 
sich  groflien  Ruhm  erworben  halte,  und  von  dem 
Ba^lit;  sagt:  Specificus  est  in  morbis  couTuhi« 
Yis,  nee  QOft  Tertigine  etc,^  enthalt  ^^   so  wie 


FuItIi  «pilepllcti«  oiger  Vlenaent»,  ih  Radix 
Dictamoi.  &Xaa  wolllc  «e  aa>  der.  ÄTHbfiinit- 
tellehn  Yerdrabjen ;  der  um  dieselba  »o  rer> 
diente  Siörk  bat  tia  aber  (Lib.  de  flamm.  So- 
Tis  Gap.  2.  p.  36)  wieder  zur  Terdtentea  Ehre 
gebracDt,  aoch  er  gab  sie  gegen  SpuhlwSiteer 
mit  Erfolg  u.  »,  w.  Man  mul^  aicb  der  Col^- 
lex  Radic.  bftJieneit;  in  den  Apotheken  be- 
\rahrt  man  nur  den  rindigten  Tbeil  der  Wu^ 
zel  auf,  der  8ich,"TreDD  er  ron  dem  boleiKten 
Theile  getrennt  ist,  aufVolII.  Id  allara  Wer- 
ken wird  sie  mit  Borax  und  Pulegium  als  w»- 
heabeHirderDdas  Millel  gerühmt.  In  allen  Kiäa- 
lerbücbern  wird  das  Pulver  deiselbeo,  mit  Rau- 
teoiaft  gemiscbt,  in  die  Nase  geEogeo,  gegen 
die. fallende  Sucht  gerühmt.  Die  Cretische'ioll 
die  b«i(a  eeyn.  Hören  wir  zum  Schlüsse,  wi« 
Virgii  (Aeneid'  Lib,  XU.)  von  ihr  singt: 
Dlcttnuinm  genelrix  Cietaea  car[iit  ab  fda 
Pabeiibui  cnulem  füliii  et  Höre  comantetn 
Pntputeo,  non  Üla  feris  incognita  caprii 
Grainlns,  quam  tetgo  volucies  liftesrre  «aglHaa: 

Bei  den  Alten  galt  sie  für  ein  grorses  Wun- 
dermittel (Pioscorid.  Lib.  111.  Cap.  31.).  Viel« 
andere  Kräfre  werden  von  ihr  gerühmt*    Mach 


—     89  .— 


N 


Brbrecbeo  aoi  jfaDii  die  DarmaoilMroogcn 
auf  u.  ••  w.  fir  reicht  es  mit  Aludlaginosit. 
(VergL  Joaro.  d.  prakt.  Heilk.  Jahrg.  1836. 
Febr*  S;  37,  Was  (ch  über  die  Wirkoog  ahn* 
lieber  eiapyreainatiicber  Mittel  gesagt  habe)* 
Baglivi  sagt;  lo  colica  com  yomitu.  sadore 
frigide  et  Titiis  alüs  tioctura  (essentia)  sao- 
cini  et  praeseDtem  morbom  sanat  et  praecatet 
«  futnro.  -^  Wii*  erioDero  hier  an  die  empy- 
reuiAatischeo  Bestaadtheile  dieses  JUiitels.  Die 
älteste  Disserlatioo  tod  Succioam  möchte  wohl 
yon  Dr.  Andrea  Aurtfahro,  Arste  eines  pranfai« 
«eben  Fürsten  seyo ,  welche  Laurent  Scholzius 
io  seine  medicin.  CoUektionen  aufnahm.  Er 
schreibt  ihm  aber  der  Kräfte  gar  Tielerlei  zu. 
—  Dieser  Sammlong  ist  auch  ein  Gedicht ;  de 
rana  et  lacerta  sncdno  Prufsiaco  insitis,  beige- 
fügt, io  welchem  merkwürdigs  Stücke  durch  eineo 
Holzicboitt  yersionlicht  eind«  -^  „Nobilius  nul« 
lüm  pdlerant  reperire  sepolchrum."  —  DasGe« 
dicht  ist  von  Daniel  Herrmann  ^  einem  Bres« 
laaer  Tfaeologeo^  abgefafst« 


Piso  beschreibt  (de  cogooscendis  et  curan«» 
dis  bomioum  morbit.  T»  I.  p,  29)  die  Läuse- 
socbt:  Latinis  pediculatio,  Tel  pedicularis  mor- 
bus, in  quo  nimirum  pediculi  acervatim  gene- 
raotur,  et  per  cutem  erumpoot,  totique  cor- 
pori  ac  singulis  partibos  accidere  posaunt,  — 
doch  trennt  er  diese  Läusesucht  nicht  streng 
\oo  deo  gewöbnlicben  Läusen.     Innerlich  em« 

Cieblt  er  Agaricus,    Plinius   empfiehlt  Baccae 
sori,  so  wie  auch  Allium,  --^  bekanntlich  Dlit« 
tel|  die    specifisch    auf  die  Haut  wirken,    -^ 

Sonderbar  9    ^oige  altera  Scbrifteteller  föbreo 


—     90     — 

BD.  der  GMoft  der  Feigen  retanaebfl  Läuse- 
»ueht;  ich  bin  aber  weit  ealfernt,  die  Bicblig- 
Iceit  der  Sacha  oieht  zu  bexweifelu.  — :  Ztiosoo- 
ridn  ugt  (Lib.  V.  C.  71,):  Sandaracbfi  (Auri- 
pigmeatani)  contra  phthirieBin  .ex  oleo  efficax 
est.  Hifftland  Bchlng  ia  Terzvreifeltpn  Fälle« 
Arsenik  vor.  Im  Cailma  AureUanus  (T.  II.  L. 
III.  C*  4.)  lesen  wir:  UeinoTant  plariqas  etiam 
multitodine  padicutorum  Uenosos  adfici.  Die- 
ser SrhriQsteller  betrachtet  (Tum.  11.  Lib.  IV. 
C.  2.)  die  l'bthiriasia  all  eine  Caebexia,  ani) 
fiedaekt  unter  andern  Heilmitteln  auch  das  tud 
Dioscoridea  en^fohlenen  Ssndarach  mit  Oel.- 
Halter  sagt  id  seiner  Vorrede  zn  diesem  SchriA- 
sleller:  Pbtbiriasia  describiti  neicio  annon  nie- 
dicoram  primas,  etti  maiam  dudom  notnia 
fnerat.  leb  weiTs  es  auch  nicht.  (Vergl.  Joarn. 
d.  prakt.  HeÜk.  Jahrg.  1829.  St.  12.  S.  13.  — 
Ameluns  im  Jahrg.  1S37.  St.  8.  S.  13). 

(Fortseuuog  folgt.) 


~    yi    — 


Einiges  über  Salzbrann 

im  Scbletischeo  Gebirge 

ao8   dem   Jahre   1838 

Tom 
Cicheiwf  Hofralli  und  enten  BtoBnenaRl  zu  SalibniBB 

Dr.   Zemplin. 


£4»  tcbeiol«  eb  wollte  tett  dem  Jahre  1834 
keio  aodflaenid  güottiget  Wetter  die  BmoDeo- 
«ni  Badegäste  mehr  erfreueo,  denn  auch  10 
diesem  letiten  Jahre  waren  die  Klagen  der- 
•elbeo  gaos  gerecht ,  weil  die  tchooeD  heite« 
reo  Tage  sich  nur  auf  die  Zeit  von  Mitte  Juni 
Mitte   Jnli  beschrankten;   aber  diese  Tage 


^f  aren  auch  für  Salzbrunn  doppelt  beglückend, 
^^*~  erfreuten  uns  in  dieser  ^eit  des  uuerwar- 


teteo  hohen  Glückes,  Ihro  KaistrUche  Majesiät 
die  Kaiserin  von  Rvfslandy  und  Allerhöchst 
Drro  Frau  Schwester  ^  die  Prinzejs  Friedrich 
der  Niederlande  Kbnigh  Hoheit  unter  der  Zahl 
«Herer  Kurgäste,  und  zugleich  Ihre  Majestäten 
den  Kaiser  von  Rufsiand ,  so  wi«  unsem  AU 
krgßmdigsten   König   und   viels   Mitglieder  un- 

MTi  koAen   KönigshaMtM    all  Beeuebeodf   in 


—      Ö2      - 

öalzbrunn  zu  sebeD.  DleEGin  grofsen  Glücke, 
welcLes  für  die  Geschichte  uDsers  Karorts  un- 
Tergefilicb  bleibt,  vcTdankieo  wir  auch  eioea 
zahtreicbcD  für  einen  oder  mehrere  Tage  yer- 
weilendea  FremdeabesuGh ,  eo  dafa  Salzbruon 
sieb  auch  id  dieser  Riickgicbt  in  dia  Keihe  der 
ersten  Bruoiiea  uod  Bader  DcuUcbUnds  aafge- 
nomineti  sab. 

Unsere  BrunDenlitle  enthielt  1109  Nuin- 
mern  ,  und  die  Zahl  der  KurgäBle  nar  1631. 
Die  Versendung  betrug  bis  zum  Jabreaschlu»aa 
146,119  Flaschen  ,  von  deoeo  »cboo  voa  den 
Quellen  aus  23,Sbl  Flaschen  ids  Ausland,  uud 
39,146  in  die  rreurahchen  Proviozea  aufterbalb 
Schlesiens,  diejenigen  uDgerechoel,  welch«  die 
Schlesiscben  BrunnenbäDdler  dabin  absetzten, 
Tersendet  \rurdaa.  UruDDeobesach  wie  Ver- 
evuJutig  waren  milbin  noch  in  keinem  Jahre 
EU  bedeutend. 

Die  Mnllieaentlalt  verabreirbt«  an  unsere 
Gs'ile  18478  Quart  Molken,  Ü42  Quart  Eselin' 
nenmilch,  409  Quart  Zielen-  und  230  Quart 
Kuhmilch.  Die  Analalt  halt  stets  über  200  Zie- 
ind   30  bis  40  Esel,    von    welchen  letz- 


-.     93     — 

Was  d«D  Erfolg  der  Kvr  aobelaogt,  so 
war  er,  wie  gffwofaolich,  troCs  dem  meist  Übeln 
Wetter,  recht  günstig  2u  neoDeo.,  nnd  es  er- 
wies eich  abermals,  dafs  eben  das  Wetter  nicht 
allein  die  BediDgoog'.gnostiger  BruaoeDku« 
reo  iey..' 

Ad  gfiostig^n  Beobachtungeo  fehlte  ei  una 
daher  gar  nicht  ^ifod  mehrere  derselben  sind 
bereite  für  die  Jahrbücher  füi^  Dentscblands 
Heilquellen  von  Vs  Gräefe-uni  Dr.  Kalisch  mit- 
getheilt  worden.  Einige'  andere,  die  augleich 
die  Nacbhaltigkeit  der  Wirkun'g  nnseter  Knr' 
darlegen,  mögen  hier  folgen. 

Im  Jahre  1822  wurde  ich  too  einem  in 
B.  lebenden  Schneidermeister  F.  wegen  hefti- 
gen Blnlhnttent^  dem  ein  schon  awei  Jahra 
anhaltender  Husten  TorAngegongenwar,  xn  Rä- 
the  gezogen.  Der  Patient  seigte  das  unrer« 
kennbare  Bil3  einer  sich  entwickelnden  Lun- 
jgensch windsacht,  jedoch  '  war  kein  Verdacht 
einer  Ererbong  der  Krankheit  irorhanden.  Nach 
Beseitigung  dea  Biulantwnrf^s  wurde  der  ver- 
sendete Salzbmnn  mit  Ziegenmilch  getrunken, 
und',  der  ganze  Kraakheitsaustand  verbesserte 
sieb  dergestalt,  dafs  der  darauf  folgende  Win- 
ter, ,10  wie  selbst  das  Frühjahr,  trotz  anstren- 
gender Arbeit,  ohne  die  Krankheit  zurückzuru-' 
feoy  Torabergingen*  Seitdem  wiederholte  der 
gewesene  Patient  einige  Mal,  und  so  auch  in 
diesem  Sommer ,  zar  Erhaltung  seiner  Gesund- 
heit, die  Kur,  und  erfreut  sich-  des  besten 
Wohlsejos« 

Hr.  t.  K«  aus  F.  traf  1826  an  heftigen 
Longenblatstarzanfailen  leidend  in  Salzbrunn 
ein,  denn  noch  wahrend  der  Reise  wurde  er 
ron  ttnem  Ai^falle  ^ergriffen ,   und  für  mehrere 


~     94     — 

Tag«  in  «silier  beMcfabarteii  Stadt  ibrnckgBhal» 
toB. '  Oberbnmbsli  ilnd  Rlolkon  tfaaten  so  Wohl, 
i»h  in  Kntga»!  UDgamein  kräftig  b»imk«brtc. 
Der  jaag«  Maaa  lieft  eino  LuDgenschwiBdaueht 
arerbt-  ku^  haben,  nicfal  befürcbtsn,  vielraehr 
deuteUo  lein  Aaueheo  und  mancherlM  tehon 
längere  Zeit  beiteheDde  Uoieilübabaaobwer- 
den,  und:  die  iBlltthailuDg,  iah  aeioA^eter  bb 
HamorVbfndallaideo  achwer  selijtleo  bsbQ,  auf 
eine  DUpoiiiiQii  in  Unlnleihtkrankhahan  hin. 
In  dieiem  lelstea  Sommar  kabrte  ar  wirLUcb  ala 
ein  iJnterleibtIeidender,  deaaen  BruatbeacbWar» 
den  leit  jeDem  Kurgebraucb  gänzlicb  gawichan 
waren,  aurück,  und  erfreifle  aich  auch  die* 
Dal  elilei  guten  Erfülgea. 

Vt..a,  ani  B.  gpbransbta  wegan  Hai*- 
qchmarxen«  Heiierkeit  und  mancherlei  Nartefr» 
leiden,  die  mit  jenen  in  Verbindung  zu  ata- 
han  achienan,  1828  die  Kur  au  Saixbrnnn,  and 
xwar  pberhrunnen  init  Btelinoenniileh.  Dnrdi 
8  jahra,  innerhalb  welcher  4  Wucfaenbettao  ga- 
halten  norden,  dauerla  die  gute  Wirkung  dar 
Kar  an,  und  nun  xaigten  aich  in  Folgs  nn«r 
Grippe  jene  Beacbwerden  aufa  INeae.     Die  F»>' 


~     95     — 

bentlngar  wareo  Dicht  sb  bemerkto.  •  Er  be« 
gaoD  di«  Kor  mit  OberbroDoeD  und  Hlolken, 
■ad  mit  so  giiostiger  Einwirkanf ,  da^s  scboa 
io  der  driiteo  Woche  seines  Aufenthalts  alle 
LebeDSTerrichtDDgen  in  den  normalen  Zustand 
BoroAkehrten.  Lebenslust  und  körperliche 
KrSfle  Termehrten  sich  gleichmäfsig,  so  wie 
das  iubeie  Aussehen  der  Vermehrung  derlei»«^ 
fem  entsprach. 

Hr«  W.  aus  B.  in  Folge  einer  Laryngitis 
seit  3  Jahren  ao  Heiserkeit  leidend ,  gebrauchte 
1837    den  Oberbronnen  mit  Molken«     Die  un« 
mitlelbareo  'Folgen   waren  Hebung  des  AlJge- 
neinbefindens  und  Tcrminderte  Heiserkeit,    Der 
Winter  yergiog  erträglich ,  und  diesen  Sommer 
wurde  die  Kur  mit  abermaliger  Besserung  wie- 
derholt.    In  die  Heimath  soriickgekehrt,-  ge- 
brauchte Patient    nun    ao^h  durch   4   Wochen 
die  Heringsmilch ,  and  seioe  Stimme  bt  Tollig 
hergestellt  y  so  wie  sein  Allgemeinbefinden  zur 
Zufriedenheit    Diese  Beobachtung  dürfte  man 
ils  eine  üir  Sakbrunn  unentschiedene  anspre- 
chen^ und  man  konnte   ungewifs  seyn,    wel« 
j    eher  der   beiden    Kuren   man  die  Heilung  zn- 
tthreihen  MJÜe.    Gewifs  haben  sie  gemeinschaft« 
Sdi  gewirkt    und   sich    gegenseitig  unterstützt, 
der  Genesene  aber  verlangte  ausdrücklich^  seine 
HdoBg  den  glücklichen  Wirkungen  Salzbrunns 
eJoiaieihen. 

Hn  W.  aus  B.  f  gegenwärtig  52  Jahr  'alt^ 
fen  starkem  kräftigen  Körperbau^  und  in  sei- 
■er  Jugend  bis  cum  männlichen  Alter  der  be- 
Man  Gesundheit  sich  erfreuend  ^  fiog  an  nach 
eil  nach  an  Unterleibsbeschwerden  cu  leiden. 
CAIes  mifsfarbiges  Ausseben,  schlechte  Ver- 
dsidng,  unregelmäfsige  Stuhlausleerung,  Man- 


g«l  ao  Bfilait,  büa&ca»  OefShl  von  Aaftreibung 

des  Uoterlaibei  jni(  BlähuDgen,  b}^ochaDdri- 
•cbe  Veralimbiungep,  lo  nie  eodlicb  Flaisch-* 
und  Kräfieverlutt  macbUa  leioe  UiDgcbaogea 
bpi^rgt;  Za  Rath«  geBOgen  empfahl  ich  die 
Herb.  Tarasaei  .und  Millefolii  mit  Oberbranoeo 
iq  J^Ijslieren  SBznnflDdon  ,  und  nacbdam  diuei 
duj|ch-4  Wochen  mit  aichtlicbem  Erfolgs  g»-. 
■chefaen  mar,  irurde  andere  4  Wochen  dei 
Obeibrannen  an  der  Quelle  getrunken.  Dieies 
war  im  Jabre  18^,  und  seiidem  erfreut  der 
Geneiene  aich  des  besten  Wohlbefindeni,  be- 
»nut  aber  elljübrlicb  seine  GesebäfiHferieD ,  die 
Kur  am  Brunnen  zu  niederholen,  und  so  war 
•r  auch  in  dieiem  Jahre  flioer  nnieier  heiter» 
sien  KnrgenoBseo. 

Hr.  S. ,  4S  Jahr  alt,  ein  Sobn  geinnder 
Eltern,  verfiel  in  eeiDem  20ileD  Jahre  in  Folge 
von  IVIaiern  in  ein  Geicbwürleiden  derLnngen, 
£r  '  wutde  damale  für  einen  '  rettnogsloeeo 
SchnindHÜchtiBen  erirart,  jedoch  anerwartet^' 
mehr  durch  ein  Terslandiges  diätetisches  Regi- 
men als  durch  Arzneien  am  Leben  erhalteo,' 
aber    eine    Bronchitis   chronica    blieb    Koriick, 


•     97     — 

er  ObtrtalsbrnoiieD  mit  Bfolkeo,  betserta  tlefa 
Bwar  allgemacb,  aber  dia  Hoffntnig«  saio  La« 
baa  for  läogare  Zeit  mu  tmten,  blieb  gering« 
DamobDgeaebtet  ging  der  Winter  an  dem  Pn« 
tiantan  nicht  aar  leidlieb  TorUber,  sondern  nein 
Zustand  warda  sogar  ein  besserer^  so  dafs  at 
in  diesem  Sommer  ^iel  kräftiger  zar  Qnello 
■oriickkabrta^  als  er  uns  das  Jahr  vorher  rer- 
lassan  hatte«  Eine  eechswochenliiebe  Wieder- 
holnng  der  Kur  Terbesserte  seinen  Znitand 
aberinals^  und  mithin  durfte  sein  Leben  noch 
auf  längere  Zeit  erhalten  werden. 

Eine  ähnliche  Beobachtung  bot  ein  ande- 
rer unserer  Kurgäste  dar,  Herr  D.  ausB.  Aa 
Phthisis  laryngea  chronica  leidend  ,  war  er  cum 
6ten  Mala  anwesend ,  und  verdankt  Saixbruna 
aeit  10  Jahren  seine  Lebensfristnng. 

F.  S.  I  ein  vierjähriger  scrophuloser  Knabe« 
hatte  den  gansen  Winter  bei  dreimaligen  Bräune« 
anfSIleD  an  heftiger  scrophuloser  AugenentsSn- 
duDg  gelitten.  Ein  trauriges  Bild  gab  sein  Er* 
schaioeoin  Salabrnnn,  und  bald  in  den  ersten 
Tagen  daselbst  erhielt  er  noch  einen  neuen 
Bräaneaafall«.  Vpn  diesem  genesen  begann  er 
dia  Kur 9  und  gegenwärtig,  jsm  Schlüsse  die«* 
ses  Jahres,  ist  nicht  nur  das  AUgemeinbefindeii 
dea  Kindes^  welches  ungemein  gestört  war^ 
aahr  günstig,  sondern  seine  Augen  sind  auch 
geaond. 

Doch  DUO  snr  Kehrseite,  die  jeder  Kur- 
ort, 90  wie  jedes  auch  der  bewährtesten  Heil- 
mittel ana  der  Apotheke,  sehen  läfst,  und  auf 
wafchar  wir  lasen:  ich  habe  nicht  immer  ge- 
halfeD. 

Achtsahn   unserer  Kurgäste,  in  dem  lets- 
len  Stadio  der  Lungenschwindsucht  befiodlicbi 
loQni.IJCKXyUI.B.l.at.  G 


t 

1 


whitttM  Maf  Hülfe. :  Ihr  Zitf^d  mrTmi 
d«  Alt,  ,4«^...ibMB  !birg«nd.nBii,daKh  luw* 
Aniici  »im  tMkmag  wcnleo'  kop«««.:  QumU|> 
GMfbidc  -tbcBt«:  «in  AB .  organwebsK.  EMMMh  ' 
Jpu.  LaidAidw..  Dem  -nicht  «Btttratoo-  Tal» 
•chOB  haimgcbllBa,  tnF  «r  bn'^aDi'«t**-~«t4 

Sab  ipätar  «üb  hüw  Heiinkttkr  :Gpl«iMAw^ 
aich  dif  .S«);lion  dio  BichtigUit.  AwilHvifaew 
BacbWwHO  <ii  fai^fui.  Dawilfa«  WW^dav'IMI 
bei  HM«  Hrdraöucbaa.  Eid  tie^M  UnteiMbt- 
.laidenk  w«r  ditt  Unactie  «aiMr  ~I«lxt«ii  Knab* 
beitaerKhainosg,  Er  rarwült«  dar  8.T#g9'bw  ' 
QDS,  eille  angstlicb  io  die  Ueimalh  zoröck, 
anA  «rlsg  aeiaein  Geschick  am  Scbluise  des 
Jahres.  Fünf  nadere  unserer  Kurgäste,  wel- 
che die  LuogeatchwiDdsucht  au  die  Markeo 
des  LebeDS  geführt  halle,  etarben  bald  nach 
ihrer  ÄDkaofl  in  Salzbrunn.  Zwei  aadera  er- 
eilte ebenfalls  der  Tod  bei  uns,  und  zwar  ohne 
dafs  wir  ea  erwarten  dorflen.  Der  eine,  etwa 
24 Jahr  alt,  litt  aa  LuDgeogeschwüreo ;  i  "Wo- 
cfaeo  hatte  er  bereils  die  Kor  gebraucht,  und 
wie  es  schien,  mit  nicht  geringem  Erfolg«,  da 
liefs  er  sich  nach  dem  eine  und  eine  halbe 
Stunde  GDifernten  Fürsteoslein  eu  Fufse  zu  ge- 


—     99     — 

wir  bei  einer  63  Jabr  alten,  apoplekliseh  ge- 
basteo  Frao,  Sie  war  kdoe  Kurgastin,  faat(e 
daber  aacli  keinen  Brnooen  getrankeo^  son- 
dern war  nur,  2  ihrer  Bokelkioder,  deren 
Mutter  lungenschwindsuchüg  gestorben  war^ 
während  ihres  Kari^ebrauch's  sn  |)flegen,  bei 
uns  angekommen.  Wob],  ihrer  Meinung  nacb^ 
ging  sie  eines  Abends  schlafen,  um  fr&b  todft 
ans  dem.  Bette  genommen   zu  werden. 

Bedeutende.  Erkrankungen  gab  es  unter 
ansero  Kurgästen  nur  sehr  wenige  zu  bebau« 
deln^  obwohl  diese  alle  mehr  oder  weniger 
erkrankt,,  und  mithin  für  den  Einflufs  äufse« 
Ter  ^Schädiichkeiten ,  denen  sich  Tiele  so  gern 
aussetienlf  weil  sie  leider  oft  mehr  dem  Ver«  . 
gnSgea  nbi  der  Kur  leben ,  besonders  empfäng- 
lich seyo  müssen. 

^Zwei  unserer  Gäste  wurden  Tom  Iferren* 
fieber  ergriffen,  dereu  einer,  wie  erviähnt^ 
denselben  erlag;  der  andere,  den  ein  schwe- 
res I7nterleibsleiden  tu  uns  gebracht  halte,  de- 
lirirte  7  Tage,  genas  Tom  2isten  Tage  ab 
durcb  regelmäfsige  Krisen,  wurde  aber  wab-' 
read  sciaer  Geaesang  durch  einen  eingeklemm- 
ten .  Brach  abermals  aufs  Krankeabelle  ge- 
legt. Da  die  Taxis  nicht  gelingen  wollte,  so 
-venichtele  die  geschickte  menscbenireundliche 
Haad  det  Hrn.  Regimenis-  and  Leibarzte» 
Dr»  Grofsheim  aus  Berlin  glücklich  die  Ope- 
ration. 

Anberdem  hattea  wir  nur  noch  eine  En- 
teiitiSy  eiae  Pleuritis,  eine  Laryngitis,  eine 
Baeoiorrliagia  aarium^  welche  letztere  nur  durch 
«aa  Venaetectio  beseitigt  werden  kocnte ,  und 
eine  Haanorriiezie  uteri  bei  einer  Frau  ia 
dca  Wcchaeljabiea    zu    plitgen.      Eiae  solche 

G  2 


-  w  - 

Sclifw'  m..W*t  Hfiioallk  .h«tt*'ii*-rlaDg»r>iin 
'jUm.Üaboi  gelitten,  'iui4  die,  Bai»  ItalUn  Ai 
•afs  Ken«  JierTorgvnifei).'  Da  ,m  .nch-ar^l^ 
id*t*  tA»i»  Bepvvani«  niffii  Ji>*  L«jd«ii  Btria»- 
Itiallft  .fo.warda  p»  ;dureli  di«  mniull«i.ItHfB 
maiöfi,  Col|eK4Pi  .daa  Har»  Ot.' SÖHclftmt 
■abi  bal^  gab^b  ,JiiHbiuUaftafiilta^.aÖTOia 
nnwrar  Antgnta  ancb  fjäber  ao  derglaicbeii 
-   sänftvÄ  bMtao/lüriBes' nurTtei  xit^PaölMflir 

«■■*«•■ '  ■  '  ■  ,  ■  .;•■'.  -■  ''\.  ".■;,.;■. 

Endlich  gaben  nns -dia  in  Bariiv  «iv  {■ 
Breilau  damals  heriacbaadeM  H «Mtn '1>alig«nv 
boit^  im  Angnrt-ttlonat  fitaf  -— ■  jineab-'fceii. 
dao  Radien  «iageUoCEwa  llaarfnIlTCRk«  y« 
pflegan.  £•  gelang  darcb  dia  :AAynrb«g-  ijar 
fcfanitfttj  walcba  itbiigana  .sehr  laicbf  ^äna- ' 
'faq.^alU'  W«ilarr«iini|i|ng.  der  ;KTa«Ui«>(  m- 
'rwbiDAarB.  '....'■i 

Bedenken  vrir  nun,  dafs  1631  Peribnen 
die  Kur  gebrauchten,  ilod  dafs  ihr  Gefolge 
(jenes  der  AllerbÖchsteo  Herrscbafleo,  dtia  je~ 
doch    allermeist    in    FürileDstein    lebt«,    mge- 


—    101    — 

rSr  ein  noch  grofs^res  61a<;k  werJeb  wir  es 
«ikcBDeo  mSssen^  xiafs  oDier  dieser  grofsen 
IHtoge  Fremder  keiD  UngliicksAll  tiä'  er- 
eigiete. 

WeoD  nan  |eoe  wenigen  Erkrankungen 
unter  QDiern  Gästen  und  ihrem  Gefolge  auch 
uneo  Beweis  für  die  Gesundheit  unseres  Kur- 
orts geben  diirfteo^  ,so  bestätiget  solchen  der 
Gesiftdbeilsxustand  unserer  Dorfein wöhner  gans 
bestimmt,  welctier  im  Verlaufe  des  gen- 
sen  Sommers  ungemein  günstig  war :  denn  es 
ßab  uater  ihnen ,  so  wie  in  unserm-  gsosen 
Tfaale,  Welches  doch  Ton  mehr  denn  3000 
Seeleo  bewohnt  wird,  sehr  wenig  Eil^rankun- 
gen.  Ueberhaupt  müssen  wir  es  als  eine  he* 
*K>B(leie  Gnade  des  Himmels  ansehen ,  dafs  bis 
jeCst,  seit  ich  in  Salzbrunn  beschäftigt  war, 
wohl  Epidemieen  in  unserm  Thale  vorkamen^ 
namentlick  Masern ^  Scharlach,  Varioloiden, 
Keocbbaslen,  selbst  einmal  Typbus,  dber  nie- 
inah  wahrend  der  Kurzeit,  immer  im  Ver- 
laufe des  Spätherbstes  uod  Winters  bis  zum 
^riibjahre,  wo  sie  zu  Ende  gingen. 

So  war   es  auch  im  vergangenen  Winter 
gewesen. 

la  Nieder- Salzbrunn  hatten  sich  Vario« 
'oMiii  gezeigt,  im  Frühjahr  waren  sie  aber 
▼enehwunden  y  und  unser  Ober  -  Salzbreno- 
beftea  sie  gänzlich  Terscbont;  dagegen  haben 
^  letzt  erst  im  Laufe  des  Decembers  Ma- 
sin gefunden ,  welche  bereits  die  ganze  Prn^ 
^  durchzogen  haben  y  und  sicher  werden 
^  im  Frühjahr,  wie  es  in  ähnlichen  Fal- 
ks buher  immer  war ,  wieder  von  ihnen  he-* 
Ulseyiu 


—    102    — 

-Wm  las  eadlicb  tiMeC«  Binrichtungen 
zum  Beilen  der  Kurgait*  saluigt,  die  tbails 
iia  TcrgangepeD  J$ibre  ■chDn  gelrofl'en  war- 
'den,  Ibeiis  im  kommeodeD  noch  getroffen 
nerden  «oUeD,  lo  irpllen  wir  nOr  folgender 
gedenken : 

Zuerst .  ilaUcB  wir  hier  «ineat  hohen  Xi- 
nisterio  untern  achnldigitea  Dank  ab  für  die 
menscbenfrenndlicbe  Beaehtong,  welche  Hoth- 
dawelbe  bei  dem  nenen,  zur  Fordernng  der 
Koblen  bettiminlea ,  Strafienbao  durch  unter 
eine  Stunde  langei  Dorf,  den  Kurgätlao  da-, 
durch  bewiei,  dal«  die  Sirafse  inöglicbit  be- 
qaem-  angelegt  wurde. 

Dann  wurden  von  nnsern  Oorfeinwob- 
nern  eine  Menge  neuer  bequemer  und  ange- 
DSbmer  Wobnungen  fdr  Kurgnsle  eingerich- 
tet, und  endlich  eoU  auch  in  der  kommen- 
den iKurzeit  die  kunstgemärsB  Bereitung  des 
Knrlibader  Müfalbrunneo ,  dcsien  Batis  nnier 
Oberbrunnen  seyn  wird,  für  lolcbe  nnierei 
Kurgäste,  denen  dieder  geeignet  seyn  sollte, 
ins  Leben  treten. 


—    lOS    — 

so  sUlIeDdeo  Bediogaageo  ao  die  G^wah* 
•ines  kräfligen  SiliTogatet  oacbtukommesp 
glaaben  wir  dadurch  dem  Verfaiaer  dta 
retitch-praktischeo  Haodbacba  der  Heil« 
leolehie»  Hro.  Dr.  Vetter,  am  beeteo  fiir 
io  seioein  so  umfasienden  »od  lehrreicben 
ke  SakbruDo  bewieaeoe  gadge  Tbeiloabma 
ro  Dabk  so  bezeagen.  ^ 


~    104    — 


1 


VI. 

Kurze    Nachrichten 

Auszüge« 


Ge$(^khte  und  Arhwten  der  Hufi^andimAm  medki^ 
fiisdi-  (ShWurgiachen  Getdlschaft   zii  BeiV»  hm 

Jahre  1838. 


jClLiieli  im  Jahr  1838  crfreat«  sich  die  Geselliehall  eiiiflr 
Bnnnterbrocbenen  TbStigkeit  nnd  erfolgreichen  WitkMm- 
kelt  vereinter  Kräfte.  Za  beklagen  hatte  sie  leidec  dea 
MhmerzUchen  Vertust  drei  hochgeachteter  bietiger  Mi^- 
glieder,  des  Hrn.  Geh.  Med.  Ratbes  Bartde,  Hn.  Geiu 
DiYisions*  Arztes  Schulz  und  des  Hrn.  Dr.  Kunde. 

Gewählt  und  aufgenoounen  wurden  im  Jahr  1838  t 
n)  zo  ordentlichen  Mitgliedern:  5,  -*  Hr.  Ober-Stanbt» 
arzt  Dr«  Ormnif  Hr.  Dr.  Mich,  Ben.  Lcfsing,  Hr.  Dr. 
BetmewitZf  Hr.  Dr.  A,  Böhm  und  Hr.  Dr.  A,  Moser;  — 
h)  zu  auswärtigen  correspondirenden  Mitgliedern:  9»  "— 
Hr.  Hofrath  Dr.  F.  TTIr^r  Edler  Ton  Rettenbat^»  Hr. 
Reg.  Rath  und  Protomedikus  J.  J*  Knol»  und  Hr.  Dr» 
J.  Sierz  zu  Wien,  *-  Hr.  Professor  Bonros  in  Atb«n,  — 
Hr.  Professor  Heim  in  Würtemberg ,  — *  Hr.  ProfcttM 
Naep^e  in  Heidelberg ,  — •  Hr.  Dr.  Ihroste  in  Osnabrfidr» 
— -  Hr.  Dr.  S,  JB.  Löwenhardi  in  Prenzlau  —  und  Hr. 
Dr.  BidUer  in  Wiesbaden. 


—    10&    — 

Durcli  die  thatig«  and  yerdienstliclie  Fanorge  d«f 
Hni»  Dr«  Bürger,  ßibliotbekaif  der  Geiellscbaft ,  hafte 
der  bisher  bestandene  Lesedrkel  seinen  gedeihlichen 
Fortgang,  und  die  der  Gesellschaft  zngebörige,  fleilsig 
Ton  den  hiesigen  Mitgiiedem  benutzte  Bibliothek  erfreute 
sich  önes  reichen  Zawachses  yon  nenen  Büchern. 

Die  Zahl  der  im  Lesedrkel  umlaufenden  Zeitschrif- 
ten betrog:  30,  —  der  an  die  Gesellschaft  im  J.  1838 
eingesandten  Werke:  60,  -<-  mit  Ausnahme  der  dorcb 
die  Gute  hiesiger  und  auswärtiger  Mitglieder  dem  *  — 
cirkel  xogesondten  und  ibrtlaufenden  Zeitschriften. 


ArheUen  der  Hufelandischen  medicinisch^cfiirurgw^en 

QeiHlschaft, 

Den  Statuten  und  der  bisher  beobachteten  Ordnung 
gemais»  fanden  in  den  regelmÜIsig  alle  vierzehn  Tage 
Statt  findenden,  auch  Yon  fremden  Aerzten  fleilsig  be- 
suchten Versammlongen  im  yerflossenen  Jahre  Bespre- 
ohangen  on4  Verhandlungen  Statt  ober  die  Krankheits- 
constitnllon  und  die  hier  herrschenden  Krankheiten ,  Mit* 
tbcilungen  and  Erörterungen  Ton  interessanten  Krank- 
heitsfällen, eingesandten  Abhandlungen,  litterarischen  und 
EraMiacbeo Notizen,  «-  die  der  Gesellschaft  zugeschickten 
Scher  wurden  vorgelegt  und  von  einzelnen  Mitgliedern 
aadi  der  von  letztem  selbst  gewählten  Ordnung  folgende 
besondere  Vortrage  gehalten : 

,  Die  Sitzung  vom  5.  Januar  eröffnete  Hr.  Geh.  Med« 
Badi  Q$an»  mit  einer  übersichtlichen  Darstellung  der  Ge- 
addchte  und  Arbeiten  der  Gesellschaft  vom  J.  1837,  -— 
Hr.  Pilsident  lltfsl  las  hierauf  iiber  den  Wertb  der  ver- 
achledeBea  Aetzmittel  und  der  verschiedenen  Kxstirpa- 
tioniBiethoden  zur  Entfernung  parasitenartiger  Auswüchse. 

In  der  Sitzung  v.  19.  Jan,  gab  Hr.  Professor  Hecker 
die  FoneCsnng  seiner. Abhandlung  über  die  Pest  in  Mos- 
kao  in  den  J.  1770  u.  1771»  (Vgl  Jourh.  d.  prakt.  Heilk. 
Bd.  LXXXVL  St.  2.  S.3.) 

In  der  Sitzung  v.  2.  Februar  sprach  Hr.  Professor 
M»  SMiiS  fiber  die  gehemmte  und  gesteigerte  Auflösung 
nad  AasacheidQng  der  verbrauchten  Blutblaschen.  (Vgl* 
Jfmu  d.  ptafct,  HdUu  Bd.  LXXKVl.  St,  4.  S.  3)$  ^ 


—     JOB- 
BE. H«d.  Balb  Brentir  thtilta  bienof  «nen  Btridit  mit 
über  die  Put  za  Odeua. 

In  der  Sltiung  t,  16.  Febr.  trag  Hr.  Dr.  HtiOe  «ae 
Ablmndluag  Tor  über  Schleim-  aod  Uiterbildung  nnd  ihi 
Verbättnib  znr  Oberbaat.  (Vgl.  Joura.  d.  prekk  Heilk. 
Bd.  LXXXVf.  S|.  6.  S.  3.) 

Zddi  ScUiiIs  entwickelte  Hr.  Dr.  E.  Schmatx.%v 
Dre*den  wiriB  Aoiictiten  übel  die Bebindlung  der  Sdiwec- 
bÜrifkeit  anil  legte  der  GeiielUcfaafl  mehrere  von  ibn  »t- 
fundene.Dml  eegen  Schweibörigkeit  büI  gutem Brfblg  an- 
gewendete Iniltumente  vor, 

(n  der  Siuung  v.  3.  März  las  Hr.  Geb.  Med.  lUth 
Linh  über  ditt  angeblich  nacbtheiligen  Wirkoiigen  dei 
Kartoffeln  >U  Nabrnagamittcl. 

In  der  Siiiang  v.  16.  Hiri  tpracb  Hr.  Dr.'  LSut 
Sbcr  die  Seh adlicti keilen ,  die  in  $teinkob|enberg«er^en 
bernchcn  and  die  dadurch  veranlafsten  KrankhdteD  der 
Berglente.  (Tgl.  Joarn.  d.  prakt  H«lk.  Bd.  LXXXVL 
S  t  .6.  S.  12). 

In  der  Sitzung  v.  SO.  Harz  trog  Hr.  Dr.  BrUwwrf 
eine  Abbandlang  Tor  über  verachiedene  Kraiikbeitifeiinea 
der  Sjpliilii,  betondera  a^phililUcbei  Geichwüre  nnd  Hut* 
auucblage. 

In  der  SItznng  t.  Ifl,  April  theille  Br.  Dr.  Wttato« 
tick  Beobaobtungen  mit  über  die  Verteil iedenheit  der  Wir-' 
kung  der  elnzrinen  Eiaenpriparate  auf  den  Orgiaianuii. 

In  der  Sitzung  v.  4.  Alai  sprach  Kr.  Mi^d.  Rath  Butte 


-•      107     — 

In  dec  Bittang  ▼.  15«  /onl  tprach  Hr.  Dr.  TrokM 
üb«  Stomacace  imd  Kpulii »  Hr.  Dr.  ^femtAnl  über  einen 
makwurdtgen  Fall  ¥011  Angina  membranacea.  (VergL 
JoDrn.  d.  prakt  Heilk.  Bd«  LXXXVI.  St.  6.  S.  102). 

• 

In  der  SUzong  t.  29.  Jani  las  Hr.  Geb.  Hofrafb 
Kunzmarm  ober  die  naehtbeiUgen  Wirkungen  des  Calo- 
inel  in  grofsen  Gaben  und  belegte  das  Gesagte  durch 
Mittbeilong  dniger  interessanter  Krankheitsfälle. 

In  der  Siüung  ▼.  13.  Juli  hielt  Hr.  Geb.  Med.  Rath 
Eck  einen   Vortrag  über  die  Concurrenz  des  Arztes  bei 
VoUzichnng  yerwirkter  Strafen.    (Vgl.  Med.  Zeitung,  her-, 
ausgegeben  von  dem  Verein  für  Heilkunde  in  Preufsen. 
18S9.  Nr.  1.  D.  2.). 

In  der  Sitzung  t.  27.  Juli  sprach  Hr.  Dr.  Vetter 
über  die  Krankheiten  der  Brnabrung. 

In  der  Sitzung  ?.  10.  Aljgnst  entwickelte  Hr.  Pro« 
fessor  J,  MfiUler  seine  Ansichten  über  den  Mechanismus 
und  die  Funktion  der  einzelnen  Theile  des  Gcliörorganea 
Dod  erlSoterte  sie  durch  Pxaparate. 

In  der.  Sitzung  y.  24.  August  trug  Hr«  Med.  Rath 
Bitsse  die  Beobachtung  einer  sehr  heftigen,  tödtlich  en- 
denden Verletzung  der  Halswirbel  und  des  Rückenmarkes 
vor^  hierauf  Floqtiin's  Abhandlung  über  die  Pest.  (VgU 
Journ*  d.'  pnikt.  Heilk.  Bd.  LXXXVII.  SU  4.  S.  110). 

In  der  Sitzung  y.  7.  Septbr.  las  Hr.  Dr.  Pauli  eine 
Abhandlung  ober  die  yorjälirige  Epidemie  der  asiati- 
schen Cholera  za  Berlin,  ond  die  Resultate  seiner  Beob« 
acbtongen* 

In  der  Sitzung  ▼.  21.  Septbr.  sprach  Hr.  Professor 
Krtmk^M  über  die  wesentlichen  Verschiedenheiten  der 
Wirkung  des  Weines  nnd  Alkohols.,  die  naclitheiligen  Fol- 
gen' des  letztern,  und  beantragt«  eine  diesen  Gegenstand 
betreffende  Preisaufgabe. 

lo  dtt  Sitzung  y«  5.  October  trug  Hr.  Professor 
ReM  Bemerkungen  yor  über  Hydatidenbildnng  und  Be- 
obachtungen yon  Hydatiden  im  Cavo  Peritonaei^  in  ei- 
nem FaRe  fanden  sich  bei  der  Obduktion  fünf  Sehr  gro- 
ÜMs,  mit  einem  dünnen  Stiele  an  dem  Peritonäum  l'est- 
«tiende. 

In  der  Sitzung  y»  19.  Octbr.  sprach  Hr.  Dr.  iscnsee 
fibtr  die  Bedingangsn^  Gesetze  und  verschiedenen  Mo- 


—     lOÖ     — 

difimüi>n«n  ieä  orgtaliehen  L«bQiu  und  veirbind  da- 
mit iDÜTiMko^Kibo  DntenncliDDgeD  aber  die  Mikfa  nad' 
Ga^e. 

la  der  Sitzung  v.  a.  Nofbr.  lu  Hr.  Mea.  lUth 
SUbertA  über  Amjgdalin,  Senf-  and  Foieliil  aad  erliii- 
lerta  iriDU)  Vaitng  mit  cbemtfcfaen  Vcnnchea.     " ' 

la  der  Sitzung  v.  16.  Novbr.  tlieilte  Hr.  Dr.  BMr 
den  merkwürdigen  Fall  einei  organiichen  Heraleidene 
nüt,  nebit  Obdoktionibericht,  —  Ur.  Geb.  Med.  Rith 
0*nn«  zwei  an  die  OesnUichaft  singCMndte  Abbandhin- 
gen ,  über  die  Rubr  von  Hrn.  Profeeior  Seiffcrt  tu  Greib- 
wald  (Vgl.  Joarn.  d.  prait.  HeHk.  Bd.  LXXXVH.  81.  6. 
S.  3) ,  und  über  ViodnatioD  und  Revocdnation  von  Hrn. 


In  der  Sitxnng  t.  30.  Navbr.  eprscb  Hr.  Gdl.  ]ned 
Rath  Buth  über  den  Nutzen  des  Ton  Bituddotgu»  erfun- 
deiien  ond  empfolilenen  Inilruments  lut  Zertrfimmamng 
dn  Kindikopfes ,  Hie  Anwendang  der  Acupnnktur  In  yer- 
■cbiedenen  Krankbeilen  |,  und  zeigte  aufieT  mdireren  b- 
bin  gi^börigcD  Inilnmieoten  eine  zur  Acnpaaktiit  in  Japan 
bennttts  Nadel  Tor, 

In  der  Sitzung  v.  14.  Deebr.  dieille  Hr.  Dr.  BSrgar 
■dne  Erfahiuagen  mit  über  die  Anwendung  der  gnnem 
ttiieckiilberMlbe  in  Entzündungen.  (Vgl.  Joorn.d,  prakl. 
Heitk.  Bd.  LXXXVll.  81.  fl.  S.  77). 

In  der  Sitzung  t.  28.  Decbr,  las  Hr.  Geb.  Med.  Halb 
Osnan  aber   Wataerbuilkuude   mit   beionderer 


«-    109    . 

O^  'fitototon  gemili  wurde  in  der«  Sitzang  Tom 
h  Dedv*  for  Wähl  der  Vorsteher  für  das  J.  18(10  ge- 
ll^itten,  die  für  dts  h  1838  erninnten  Beamten  von 
är  GeaeUaebaflt  aecb  for  das  J.  1830  bestätigt,  undl 
üch  AbfetininaBg  der  anweNndeo  Mitglieder  die  neit 
1  eroeiumden  Vorsteher  erwählt,  so  da(s  der  Vorstand 
ev  GeeeBsdiaft  für  das  J.  1^89  ans  folgenden  Mitgtto»' 
gebildet  wird: 

Hr.  PrUdent  Atwt,  Direktor. 

—  Geh«  Med.  Ralh  Otam,  Vice -Direktor. 
.-.-  tieb.  Hofraib  Kuntzmanuy  Sekretair. 
.-.  Pröftssor  Dieffeubach,  correspond.  Sekretafr. 
..  Dr.  BVergety  Bibliothekar  o«  Vice-Sekretabr. 
Heg.  Arzt  OrofsKeim^  Censor. 

'•^  ProÜBBSor  Hecher,  Vice-Cenaor« 
.»»  Gen«  Staabs-Arzt  Büttner. 
^  Geb.  Med.  Rath  BuscK 
1»  Med.  Ratb  Busse. 
».  Ho6ath  HufeUtthd, 
...  Geb.  Ob.  Med.  Rath  Klug. 

Geb.  Med.  Ratb  Klt$ge. 

*»  Geb.  Med.  Ratb  Link, 

—  ProlsMor  X  Miller. 

—  Med,  Ratb  Staberoh. 

—  Gen.  Staaba-Arzt  von  Wieheh 


2. 

Ii^eboreitef  Mangel   des  Gehör  ganges  heider  i 
ohne  Metitoitde  Fermifiderun^  de»  Gehörs. 


Bin  jnnier  Mann  von  27  Jahren,  Hr.  Ooiardj  Bocb- 
indler  an  Vermont  in  N.  Amerika,  ist  Gegenstand  der 
slgenden,  Ten  dem  Herrn  Mussey  (Prof.  d.  Anatomie  und 
TUnirgio  an  New -York)  'mitgetbeilten  Beobacbtong.  — ^ 
iil  finka-  iafiiere  Ohr  war  klein  nnd  anyollkommen  ent- 
nltelt,  daa  teebte  kaum  fialb  so  grofs^  als  es  im  Nor« 
PÜastande  zn  seyn  pflegt.  An  keinem^  Ton  beiden 
keania  auui  ebe  Spar  diu  Meatos  anditorios  entdecken  { 


—   .110    — 

Ja  n  wiT.  nicht  cintilikl  Una  Vertiefung  an  der  SMle  wahr- 
sunefainen,  wo  er  zu  lieBen  pttegt;'  DaitegeB  £uii}  »u  ' 
die  HiDldeoken  tob  gsiVs  gesupder  Beiclialfenboil, -and 
maiale,  nach  «iederliDllBr  targrältiger  UnteMOchaag,  dl» 
Bthwaengmmg  fewinnen ,  dafi  aach  kein  gtMm«r  Kanal 
wäv^en  den  Inlegnmenteu  und  dem  Cavo  Ijmpaid  Statt 
Sttia,  .—  .Dn  Utböt  war  MbvBch,  daoh' biaraidkefid, 
um  den  PaL  nicbt  bedentend  bei  Äatübnax  adaer  B». 
riilfgeichSfte  zu  etoren.  .  Bc  horle  nicht  beMetnnd  picht 
achlediler  hei  offenain'  wie  bei  geicbloaienein  blande. 
KIne  in  dfe  Tdba  Eiiitacliii  eingebractite  Soade.  drang 
nicht  10  lief  eiq,  als  gewöhulidj,  und  eriegle  dfmfcrait- 
ken  eiiie  qnan^enebme  Empfindung^  auch  van  dieier 
Seite^tditM'Eia  nnmitlelbare*  Eindrillen  der  Loft  in  ilie 
Trommfilboble  nicbt  Statt  zu  habeo;  —  Pat,  borte  eben 
to  gut  linLer  ale  -rediter  Seitt,  oder  nenn  iqaa  iiiTt  ihm 
von  den  Seiten  üder  von  ruckffärfi  sprach ;  dagegen 
-wurde  dag  Gebor  bedentend  Termindert,  nenn  m*a  de* 
Kopf  mit  einem  Sliick  Tuch  bedeckte,  und  f||lDaliGh  auf- 
gehoben, wenn  man  diese  Bedeckuqg  Termehrte.  "Ver- 
hüllte man  das  Geaicbt,  ieTicblofi  dabei  Naie  nDdHund, 
liefs  aber  die  Obren  frei ,  ao  wurde  daa  Hären  eb^Ula 
nndeullieber ;  dus  Bedecken  dar  Ohren  selbst  uhieit  wä- 
ltig oder  gar  keine  Verändcrang   herronnbriagea  ^  dage* 


hüllte,  und  fand  dies  in  bei  weitem  böberm  Grade  Statt, 
als  wenn  man,  amgekoht^  Gesicht  nnd  Obren  bedeckte  nnd 
den  Kouf  frei  liels.  Wenn  man  zu  de^i  Kranken  apncb, 
während  man  einen  Stockzwiscben  den  Zähnen  biellnaddka 
andere  Ende  desselben  auf  die  eine  oder  die  andere  Stelle   , 


—  111  — 


zugtweiM  fSr  diese  letztern.  —  E»  scheint  ans  viel  ange« 
messener^  das  ganz  anerortert  zu  lassen  nnd  anzuoeti- 
men ,  dals  eine  einziehe  Leitung  des.  Schalls  zn  dßm  ge- 
wilk  in|  Toller  Integrität  bestehenden  Innern  iGebororgan 
lediglich  und  direct  durch  die  Koufknpcben  bewirkt  werde. 
(Ana  engl,  Journ«  mitgetb«  Yom  Hrn.  Med.  Ratb  Busse,) 


3. 


» •■.  • 


AMer  Jahres -Berii^t   der   Hufelanäsclicn  SUflung 
zur  Unteritützung  noihleidender  AerzU» 


Bei  der  Kasse  dfes  ärztlichen  Hülfs  Vereins  ka- 
men im  Jahre  1838  ein:  •J997RthIr.  27Sgr.  in  Cour,  und 
54Rtblr.  in  Golde,  zusammen  5051  Rthlr.  27Sgr.^  wor- 
unter aSO  Rthlr.  Zinsen  qnd  800  Rthlr.  ßeiträge  zum  Ka- 
pitolfonds.  Ausgegeben'  sind:  2426  Rthlr.  14  Sgr.  9;  Pf. 
in  Cour,  nnd  davon  2076  Rthlr.  zur  Unterstützung  von 
Fünfzig  hQICBbediirftigen  Aerzten,  von  denen  Zehn 
fortlaufende  Pensionen  bezogen ,  und  351  Rthlr.  14  Sgr. 
9  Pf»  sor  Bestreitung  der  Verwaltungskosten  verwendet. 
600  Bthlr.  in  Staatssänldscheinen ,  welche  in  den  beiden 
letzten  Ferioeaongen  gezogen  worden  sind^  muisten  der 
KÖnigl*  StaatMchnlden-Tilgungs-Kasse  gegen  den  haaren 
Betrag  xnrnckgegeben  und  <lurch  Ankauf  wieder  ersetzt 
werden.  Hierzu,  so  wie  zur  Vermehrung  des  Kapital-« 
Verondgens  um  1700  Rthlr.  Preuls.  Staalsschuldscbeine  w»r 
ren  2392  Rtbhr.  12  Sgr.  5  Pf.  erforderlich.  .  Der  Kassen- 
bestand  betrug  am  S^lusse  des  Jahres  1838  .25900  Rthk. 
in  Sftaitaaebuldscbeinen,  54  Rthlr.  in  Golde  und  697  Rthlr.' 
13  Sgr.  6  PC  in  Cour. 

Bei  der  Wittwen  -  Unterstützu  ngs  -  Kasse 
IBr  ikerzta   kamen    im    vergangenen  Jahre    1485  Rthlr» 
22  Sgr.  6P(.  in  Cour,  und  25^  Rthlr.  in  iGoMe,  zusam- 
ven  1511  Mir.  7  Sgr.  6  Pf.,   worunter  180  Rthlr.  * 
sen,  ein.    Ausgegeben  sind :  192  Rthlr.  15  Sgr.  in  C 
VOTOB  Fünf  bedürftige  Witt  wen  mit  180  Rthlr.. « 
•lilit,  12  RAlr«  15  Sgr.  aber. zur  Bestreitung  unyem 
lieb«  Kosten  verwendet  wurden.    Der  Kassenbestand 
lief  sieh  ultim.  Deoember  1838  auf  5600  Rthlr.  iip  Slj 


—    112    — 

•cfcnUicheinen,  3QjRt)ilr,in  Golde  und  IigRtlifr.  318 
iPt.  in  Coar. 

Die  erfrealichan  ßeiolt^e,  welche  die  voHtrfiMl 
Cebcnichl  gevälirt,  beieiigen  die  forldeneradB 
Tbeiinhhitie  an  den  Stiftungen  de«  lerewigten  Hiffdm 
welche  dai.  untenrichnete  Dlrettoriam  mit  dem  Innigife 
Danke  anioerkennen  für  Pflicht  hält. 

Beriin,  den  10.  JaDcar  1839.  "■ 

Diu  Bird^num  ier  Hufelandtehen  S^Uittg  MUT  1h 

terstützvng  noihUiäender  AtrzU.  CT^ 

Bares.        Klug.        Oiann,        Tr$$UiL.'\ 

t.  Wiehel.  .  'l 


(BrieOicIi*  UittkellBiigeB,    Fortxlnug.)  •  . , 


Wien,  d.2S.J» 

Die  Fortseteong  tndner  brieflii^Qn  MittlieUnssti  nm  - 
leb  dieiM  Mal  mit  einigen  oi^diMbeD  B        ' 
meine  Rei«e   beginnen ,  da   tie  eben  di 
wriohe  icb  in  Betreff  der  hier  bemchendeB  1 


an  miimeumgii  ■■i  ■ 
iD  Bemerknagaa  iNl' 
n  die  Lneka  aMfUL- 
ehendeB  KrtakhalM 


— 

ilr 

pl 

w  •'    - 
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iirtilf  tu  htnkt 


$m  pro  WJt;  •  •  .  *  • 
•       ••••*•• 

IICK. 

k  Sl^lti»  pro  Mdff  «kI  JSI7«  • 
rfc  ^^ppHa  Mro  jnfi.  •  •  • 
irt  «a  «teil  irztfidbni  llalCpr«n*ni 
?iflf  iroa  lOU  BlUs,  am  dl*  Witt- 


Mnca  Ziawfl« 


,    »7    ,      ,    ,      . 


«Nd  1978  BUil.  M  tsr.  PPf.  Ccwr. 
•     l«S7RUil.    38gr.  6Pt  Coar. 

m4    110  RUd.  )l5gr.  3  PI.  Co«« 


.  —   it3   — 

nreifien.     Ohne  besthnmten  Plan  begann  ich  die  Reiten 

i* ich  nicht  Toraosseb^n  konnte,  wie  mir  bei  meinen Ge* 

nidheitomnstanden  das  Reisen  {bekommen  werde.    Als  ich 

•ber  b»ld  die  Ueberzengimg  gewann,    dals  anhaltendes 

Fthren  nur  durchaus  nicht  schade,  ward  das  Ziel  der  Reiso 

weiter  gesteckt,    um  so  das  Angenehme  mi<  dem  Niitzli- 

cbeoiomeinenr  —  Längst  war  es  mein  Wunsch,  die  Me- 

äiciiiil« Anstalten  in  Paris  und  London  itennen  ^a  lernen» 

■od  die  ErluUung  dieses  Wunsches  war  mir  nun  ein  nn* 

•öweiibares    BeJürfnifs.      Dieses  weite  Ziel   vor  Angen, 

Mite  ich  nach  Sud -Deutstidand.    Nach  kurzem  Aufenthalt 

10  Nöroberg,  dem  alt  -  deutschen  Florenz,   erreichte  ich 

dai'  idiön  gelegene  Bamberg :  Hr,  Director  Pfeufer  hatte 

^  Gite,  mir  das  wohleingericbtete  Kranhenhans  zu  zei* 

KM)  welches  in  mancher  Beziehung  viel  Nachahmenswert 

theieatiiSlt    Sehr  zweckmäfsig  sind  die  geringe  Anzahl 

Ton  Kranken  in  einem  Saale,  die  eisernen  Betteli,  die  Be* 

qoeolicbkeit,   dafs  jeder  Kranke  sein  eigenes  Kabinet  (at 

Mio  fiedurfnils  bat,  und  dafs  diese  Kabinette  gereinigt  wer** 

^können,  ohne  dafs  im  Krankensaale  etwas  davon  be- 

meilt  tu  werden  braucht.   Die  Art  der  Ventilation  ist  einfach 

Dodiebr  zweckmalkig  durch  zwei  gegenüberstehende  in 

dea  Wänden  angebraclite,  mit  feinem  durchlöcherten  Ei- 

*^ecb  verschlossene  Oeffnungen ,    und  im  Falle  dies 

nicbt  loveicht,  durch  eine  verschlirfsbure  Oelfnong  an  dsr 

J>t(kt,  die  ins  Freie  führt.   -^    Nach  einem  Aufenthalts 

von  nur  wenigen  Stunden  in  Würzburg,  eilte  ich  nach 

Frask/ort  a.  M.,  wo  ich  mich  mehrere  Tage  aufhielt«    Dia 

^nitaU- Anstalten  dieser  freundlichen  und  belebten  Stadt, 

sind  aiugezeicboet  und  meist  durch  den  frommen  Sinn  ein-* 

lelner  Männer  ins  Leben  gerufen.    Grofsartig  ist  das  neuo 

•einer  Vollendung  rasch   entgegengehende  GesindespitaL 

^bebend  i^t  für  den  Reisenden  der  Besuch  des  Senken- 

beil'tcben  Instituts:  wie  viel  Gutes  hat  hier  Kin  Mensch» 

und  zwar  ein  Ämtsgenosse,  auf  ewige  Zeiten  durch  seinis 

milde  Freigebigkeit  gestiftet? —  Von  Mainz  ging  ich  den 

RbeJB  hinab  bis  Rotterdam,  machte  einen  Ausflug  nachdem 

Haag  und  nach  Scheveningen ,  und  schiffte  von  Rotterdam 

Ms  nach  London.  —   Colossal  und  originell  wie  Alles  fand 

Uk  aocb  in  dieser  Weltstadt  die  Medicinal  •-  Ausfalten,  meh'* 

^^  Pallasten  ähnlich  von  aufsen  aussehend,  wie  dies  na- 

■miich  von  St«  Georges*  von  Middlesex  und  von  dem 

*<<in  Bao  des  Guy -Hospital  gilt«    Aber  im  Innern  bleibt 

^Mancbet  zu  wünschen  übrig.  'Die  niederen  Betten^ 

^Vertheilnng  der  Kranken  eines  and  desselben  Saales 

Wn.LXXXYIILB.l.St.  H 


I 


—     114    — 

aa  mebrtre  Aerite,  die  complicirte  Behandloitg  nnd  0«- 
beibdnHg  mit  Arzneien  tind  Uebetiläiide ,  ilie  man  in  den 
Londoner  Hoi|)<tälern  noch  tiSuOg  finHeü  An  einem  Kin- 
derhot[äUle  fehlt  es  trotz  iler  grofsen  Zabl  öfTentUrliet 
Heilanitsiten  noch  gämlich,  Ks  betleben  blofi  melirertf 
«lurch  freiwillige  Beitrag«  unterbaltene  ambulatori»che  Kin- 
derkranken - Inttilule ;  teidien  diebe  mit  ifirer  Hilfe  niclit 
aoi,  10  kommt  daa  Kind  in  die  Spitäler  für  Erwadiiene.  — 
Anden  und  einzig  in  dieieTArt  iet  in  Pari«  (ürdie  kranken, 
hSuilicIier  ?fitge  bersobleii  Kinder  getorgL  Deiini  J.  1802 
«richtete  Kinderaiiital  war  uraprünglich  lär  300  Bellen 
berechnet,  und  beitimmt^  kranke  Kinder  onler  IS  Jahren 
aufEanebmsn  ,  welche  frhhei  im  Hdtet-Dieu,  in  der  Cbi- 
rit^,  im  Hdjjital  Cochin,  Necker  und  Beanjon  vertböll  la- 
gen, vorzüglich  aber  ward  ihm  die  tIestiminDDg  luge- 
wie*sn,  jene  Findlinge,  die  das  Säuglingaaller  übericbriKen, 
im  kranken  Zuaianite  au fzti nehmen.  Mit  Errichtung  dieiei 
Spitala  wurden  luglcicli  von  der  General- Commiiüan  (Ür 
Spitäler  genaue  Vürschtiflen  über  die  Behandlung  ktäti- 
kranker  und  am  Kopfgrind  leidender  Kinder  erlbnit,  und 
die  Pflege  der  liier  auiiunebinenden  Kranken  den  graaeki 
Schwestern  anTermot.  Die  Cbef-Aerzte  dieKt  Anitalt 
■ind  gegenwärtig  Gueriettt  und  Jadelol,  mehrere  loternva 
and  BxtGrnea  stellen  unter  ihnen,  darunter  Aoije,  ein  lebr 
wackarerund  gefälliger  junger  Mann.  Die  Scbwietigkeiton, 
welebe  von  jeder  dergleichen  Analall  untrennbar  aind,  lernt 
man  hier  im  Grofsen  k-^nnen,  auffHilend  wenig  leiden  je- 
doch die  Pariser  Kinder  an  Sehnsucht  nach  den  Ibrigen, 
desto  mehr  Notb  hat  man,  die  Genesenen  wieder ana  der 
Anstatt  IQ  entfcrrnen,  da  die  Kllern  und  Verwandte  ■ebl 
froh  Bind,  das  Kinl  gut  vtrcor^t  zu  bähen.    Aiiib  bat  der 


—    115     — 

war.  Bfnen  merkwurrlifren  Fall  von  natürlichen  Blattern 
batte  ich  Oe!e{£enbeit  hier  zu  beobarhten.  f)a8  Kind  voo 
«cbwächlicher  Constitation ,  bekam  im  Spital  ilie  Blattern, 
nacbdem  ea  bereits  mehrere  Tage  an  Bronchitis  behandelt 
worden  war.  Das  Exanthem  entwickelte  sich  nur  unvoll* 
kommen,  und  nicbt  in  grofser  Menge,  am  5ten  Tage  trat 
eine  Anschwellung  beider  Kllenbogengelenke  hinzu,  die 
dem  Kiode  aehr  viel  Schmerz  verursachte ,  die  Postein  fie- 
len zusammen,  und  am  7ten  Tage  starb  das  Rind.  Die 
SectiOn  wies  gar  nichts  in  den  innern  Höhlen  aus,  and 
schön  wollte  Cfuersent  die  Leichenkammer  verlassen,  ata 
es  einem  anwesenden  fremden  Arzte  einfiel,  einen  Kin- 
schnitt  in  den  Vorderarm  zu  machen ,  der  bis  auf  den 
Knochen  drang;  hier  iand  er  nun  das  Periostium  abgelöst 
und  geröthet.  Man  forschte  nun  weiter  nach  und  es  zeigte 
sich  dieser  Zustand  des  Periostiums  an  alUn  Kxtremitäten. 
—  Da  ich  während  meines  kurzen  Aufentlialts  die  Uhrigen 
Hospitaler  nicht  oft  genug  besuchte,  um  darüber  etwas 
Neues  mittheilen  zu  können ,  so  will  ich  Ihnen  nur  noch 
erwähnen,  dafs  ich  auf  der  Ruckreise  in  Freiburg  der  letz- 
ten Versammlung  der  Aerzte  und  Naturforscher  beiwohnte^ 
In  Mönchen  das  herrliche  aufs  Zweckmafsigste  eingerich- 
tete Spital  besuchte,  und  an  6ten  Octbr.  wieder  glück- 
lich nnd  vollkommen  gestärkt  hier  anbiiigte. 

Die  'Wittemng  im  October  war  hier  angenelim,  der 
höchste  Barometerstand  war  den  3ten  27,876  Par.  M., 
der  tiefste  den  12ten  27,159  P*  M.,  der  mittlere  war 
27,582  Pur.  M,  Die  höchste  Temperatur  hatten  wir  am 
2l8ten  von  + 15,1^  R. ,  die  tiefste  am  26sten  von  —0,7®  R., 
die  mittlere  zwischen  -f  6  und  -f  7®  R.,  heri achende  Winde 
waren  W»,  am  6ten,  16ten  u.  19ten  W.  -  Stürme.  Der 
immecibrt  stationär  bleibende  gastrisch  -  adynamische  Cha- 
rakter ward  in  diesem  Monat  durch  den  entzündlich 'Ca- 
tarrbösen  in  den  Hintergrund  gedrängt.  Die  vorkommen- 
den Jintzündongen  waren  selten  phlegmonös,  sondern  ent^ 
weder  catarrlios  oder  rheumatisch,  verliefen,  wie  überhaupt 
alle  acote«  Krankheiten,  kingsam  ohne  solenne  Crisen,  mit 
grolaer  Neigung  zu  Hautmetastasen»  zu  Abscessen  und 
PimiBfcela.  Das  Walten  dieses  Charakters  sprach  sich  in 
dea  YOrkommenden  Fällen  des  Abdominal -Typhus,  durch 
Congettioneii  gegen  die  Brust,  durch  heftige  Hustenanfalle 
nad  durch  häufige  Ohrspeicbeldrüiengeschwills^e  aus« 
Aagiaen  waren  sehr  häufig,  recidivirten  leidig,  nnd 
schleppten  aicb  oft,  ohne  heftig  aufzutreten,  lange  bin. 
Paeamonietn  und  Broacbiopaeopionieea  standeo  den  Aogi- 


.       .  -116    - 

Mn  in  ßliißgkeil  de*  Vorkommena  lunSdiit,  TertniKCB 
Jedocb  keine  itarken  Bluten tleerun gen ,  veldie  icbnella 
Sinken  der  KrSfte  in  «oichen  Füllen  zur  Folge  batten,  and 
hei  Kindern  durch  CoaTul«ionen  {n  den  Tod  übergingen, 
Dntei  den  Fiebern  waren  die  calarrlioieti  am  hinfigrten,  dis 
In  ihrem  Verlaufe  nicbt«  Ungewöhnlich  et  darboten.  W6cb- 
aelSeber  «waren  nicht  gelten ,  lie  hatten  meiM  einen  catar- 
ibaliachen  Charakter.  —  Dntcr  den  Exanthemea  wnrda 
der  Scharlach  öften,  Varicellen  aber  und  ßiatlero  zien- 
licb  biufig  beobachtel,  letzlere  kamen  aacli  tteLGeimpIlen 
lor,  traten  oft  tehr  tlSrmicch  aof,  waren  mit  eintm  furni- 
lichen  Cron|>hDMen  in  Verbindung  und  tödteten -nicht  aeltAB 
eben  durch  die  allzufrequenle  Unlwicklang  der  Blatte»  in 
den  Lcftwegen ;  wie  ei  die  gemachten  Sectionan  auwle- 
■en.  —  Kopfleiden  waren  ziemlich  leiten,  auch  bei  Kind&n 
war  dai  VerhäUniCa  de*  Torko  mm  enden  [Ijdrocephalut  sor 
Pneamonie  sehr  ungleich,  bu  dah,  während  im  gdnEsa 
Monate  nur  4  Hydrocephali  (eine  uagewühnlich  geringe  Zahl) 
vorkamen,  dafUr  19  Pneumonieeh  beij Kindern  una  in  dis 
Behandlung  gebracht  wurden.  Kigen  war  e«  aber,  dab 
mehrere  Scharlach  falle  bei  Kindern  mit  sehr  heftigen  Qt- 
himlMen  begannen ,  lo  dab  früher  ganz  getunda  Kindec 
plötzlich  iO)]arÖi  und  von  ConTiitsionen  belailHn  wurden, 
nnd  erat  nachdem  dieter  Stunn  durch  die  geeigneten  Mit- 
tel beschwichtigt  war,  brach  am  dritten  Tage  der  Sebaiv 
lach  aaa  uod  lerlief  nun  regelniüriig.  Kheii  lo  aeltea  wta 
Kopf-,  waren  auch  Cnturleibsleiden ,  dafür  kamen  GelMk« 
leiden,  lowobl  idio|)athiache  aja  auch  dyakraiiacbec  NoW 
nh  Tor,  die  Serophulüsen  fingen  wieder  an  ärzliche  Qlb 
SU  iuchen,  die  aie  im  Sommer   leicht  entbehren  konntaa. 


—    117     — 

takten j  wie  sie  im  October.war,  forty  doch  war  «in  richl- 
Uebes  Vorwalten  des  gastroadjnamischen  deatticber  wabr- 
zanehmeii ,  all  im  Torigeii  Monate;  in  der  zweiten  Halft» 
gewann  der  catarrbose  jedoch  wieder  liie  Oberhand,  und 
entzundlicb-catarrhöee  Leiden  kamen  an  die  Tagetofd« 
Bang.    Nahst  den  gewöhnlichen  LnftrÖbrencatarrhen  ka- 
men Braanen,  Broncbiopneamonieen  wie  aodi  Pleoropneo- 
noBieen  sehr  haofig  in  die  Bebandlang,  alle  diese  entzandli*    . 
che«   Kraakheitsformen    ertrugen    Jedoch  dorcbaos  nicht 
■Carl»  Blotentleerongen ,  entschieden  sich  nicht  darch  s<^ 
leane  Crisen  y  sondern  schleppten  sich  meist  in  die  LÜnge, 
■nd  waren  sehr  baitnackig.    Die  LaftrÖbrencatarrhe  zeidi-- 
Bctefli  rieb  in  dieser  Beziebung  am  meisten  aas,  ihr  Hyir 
alen   trat  gewöhnlich  za  bestimmten  Standen  (Torzuglich 
nmA  Mittmacht)  ein ,  und  war  dann  dorcb  nibhts  zu  be- 
ach  wichtigen.    Häufig  wurden  auch  gastriscb-rheumatiscfao 
Fieber  beobachtet,  und  AbdominaN Typhi  mit  Pneumo- 
nie* eomplicirt ,  wie  fiberhaupt  bei  den  Ty]>hen  jetzt  mehr 
daa  Catarrbose  als  das  gastrische    Moment  vorzuwaltea 
pflegte«    Aoeh  Wechselfieber,  besonders  Quotidianae,  wur- 
dem  ötoa  beobachtet  —  Unter  den  ßzanthemen  war  Ery- 
sipel, TorzQglioh  K.  bullosum  faciei  mit  ungünstigem  Yer- 
laaCe  banfig,  ScarUtina  and  Morbilli  nicht  selten,  haofig 
waren  Vaiicdlen;  anffallend  firequent  kamen  Varioloidea 
und  Variolae  fecae  in  die  Behandlung*    Letztere  hatten  oft 
cineo  acfaMmmea  Charakter,  coUabirten  leicht,  machten  oft 
MeCAstasen,  bedrehten  häufig  die  Augen  und  erregten  da- 
■elbat  in  der  Hornhaut  einen  höchst  gefahrvollen  Krank« 
beitaproceCi«  —  Unter  den  chronischen  Krankheiten  kamen 
^ele  impetiginöse  Leiden  aller  Art  vor,  Krätze,  Flechten, 
Keftigrind  und  Wundseyn  waren  die  gewöhnlichsten,  Qicht 
«ad  Lahmangen  als  Folge  mehrwÖcheatlicber   rbcumati- 
adicr  Schmerzen  in  Rücken  gehörten  zu  den  nicht  minder 
aehcecn  Krankheiten,  Phthisen  nnd  Scropbeln  zu  flen  al- 
lerhinfigaten  wie  gewöhnlich.  «*  Die  Mortalität  beider  Mo- 
■ata  war  ziemlich  günstig  und  unerwartet  besser ,  als  man 
CS  Bach  diesem  schleppenden  Verlaufe  der  Krankheiten 
biete  Termotben  können.  -^    in  Folge  des  häufigen  Vor- 
biMBfiiens  der  Blattern  drängt  sich  jetzt  das  Publikum  zur 
Beinceination ,  die  nun- zum  Tagesgespräch  geworden  istj 
Iteie  Rolle  jedoch  mit  einer  andern  dias  Publikum  uqd  die 
bssle  gleichmfifsig  interessirenden    Sache  theilen   mnfs« 
Wk  Ist  dieses  die  Pest^  über  welche  Krankheit  und  ihre 
fldhüaaiaalsregela  gegenwärtig  in  der  medicinischen  Ge- 

öffcotUch  und  in  «km  gescblQ^acnen  Verein«, 


dem  ilie  Elite  ilcr  bieiigen  1*raktibcr  ond  über  die  PcM 
dmdx  eigene  Beobaefalnngen  uDterrichtetet  Aenla  bösu- 
wabnen  pflegt,  —    Doch  genug  für  beute. 


Monatlkher    Bericht 
in  thumMtittAKtland,  Geiurten  und  ToiteifällttcnBTlm. 

MitgellieiJl 

mi*  dtn  Jklen  dtr  HHfelmuCichtn  merf.  chirury.  OettJItdurft. 

Kil    dtr    dazu   geUriffrn    Wittermigi  -  Tahrih. 

Monat    Janunr. 
Vebn  di«  Witterung  verweilen  wir  auf  die  bdgefSgta  TaleU 


El  wurdeo  geboren: 


895  Kinder. 
ben:    214  minnlicUen, 

16?  weiEilicben    Getchlecbti  B 
und  398  Kinder  unter  10  Jaliran. 


—    119    — 

Die  Krantti eilen ,  die  in  dietein  Monit  lar  BebmJ- 
U*g  kanea,  liaUen  meiiteni  ein^n  ralsrrhaliicb-rhcuni«- 
liirhen  Cliar^Ier,  dir  biitiei' »taltgefiindcne  gaitrliche  trat 
iiialir  in  den  tliiitergrund  ,  dagegen  gingen  die  tierrsclien- 
dcD  Krankheiten  mebr  in  dai  Enliünd liehe  über ,  wobei 
aber  dodi  eine  grofte  Hinneigung  mm  Nervoaen  Statt  fand, 
beionder*  wuidan  die  Iteipitalionf  -  Organe  eTcriffon. 
Wecluelfieber  zeigten  sich  in  einzelnen  FSIIea.  Amt« 
HaulaDuebläee  iwon,  wenn  gleich  nidit  ailgimein  berr- 
■cbend,  doch  Tiel  hiafiger,  alt  in  den  früheren  Honatsa, 
et  uägten  lich  hie  und  da  Maiern  nnd  Scliarlach;  Vari- 
cellen und  Varioloiden,  wie  ancb  die  eigentlichen  Pocken,  ' 
kamen  unter  dteaen  an  bäuSgiten  tot,  an  tllnan  alarben 
12  IndiTidaeD,  natu  denen  3  ürwacbieno. 


9;>.«i*Il.    Krankhti 

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Er*KBli-i 

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Kixkli.itin. 

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Dntsb  DBBlUckilälle        . 

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M>  1 

Die  Bibliothek  d.  prOkt,  HeiÜiundo,  Januar  1839, 

dntngea  über  Eiler ,  Eiterung  und  die  Ja 
«Hindten  Vorgänge.  Mit  «inem  einteilaul 
(oorla  con  Bud.  H^agner. 

Kurx«  lilerttri»c/t9  Anzeige«. 

C  Sidillot,  Campagne  d»  Conalunlins  d» 

V^er  die  Stadt  Mtran  in  Titol,  i/tre  [Tmjtii 
ihr  Klimit,  Webfl  Bemerfeungen  tiber  Milolt- 
jbm-  und'  TraHben^iir,   und  nähe  Mittera 

«,  Pomtner,  Bericht  des  Gesimdhdlsrathe» 


€.  W.  Hufelan d's 


J  o  a  r  na  1 


der 


practtechen   Heilkunde. 


Forlgesetsi 


TOB 


Dr.  E.  Osana^ 


K.  Geb.  Med«  Batb,  ordentU  Piofesior  der  Medicfai  an  der 
^nWenitat  und  der  med.  clurorg«  jleademie  for  das  Mifit^ 
xo  BeiliB,  DIreetor  des  K.  Potikiin.  Institats,  Ritter  des  rothea 
Adler  «Ordeaf  dritter  Klasfe  und  Mitglied  meliierer  gelihr« 

tea  GesdlsehaRen. 


Ora»,  Fretmd,  Ui  alle  neorie, 
Doik  griSm  de$  Leben»  goUker  Btnm, 

G9ike. 

TL   Stack.    Februar. 


Berlin. 

Gedmda  and  verl^  bei  6.  H^imer* 


s'lf  üb!  "j'i  .1  S  .7?  .'f 


.;iljji:ij"HlI    sii;vbr;ü';s;>!} 


I.     •• 

•  ■     •  ■ 

Ueber  das  VerbältqLui 

der  ' 

llieoretischen  zu  dei*  jprakt&clitetf 
BUdimg  des  Ajnstej^r  '!  .  '  * 

I  I 

Dn  Friedrich  H II fei  an  d^ 

HoOräth  nnd  Profmor  fea  Berliiik 


iM» 


U  der  in  der  lieaesten  Zeit  beBädiinter  faerrortreien* 
2^)  übemi^end  pritktuchen  Richtung^  welche  in  der 
^f^^  heitschend  g:eirorden ,  tind  der  DMhWendig  hier- 
y^  bedingteii  naobtheilig en  RRCkwirknng  auf  das  Std* 
^  ^ft  UedNun  aelbit  dera^n  die  in  iFortiegeqder  Ab« 
"^^^  entwickelte^  Ansiditen  gerade  jetzt  nicht  bloft 
^^'^S^QuUf,  sondern  auch  sehr  belierzSgan^swertb  sejn« 
^^^prochen  worden  sie  iron  dem  Verehrten  Hefrrt  Verr 
^  ii  zwei-  &A  Stiftungsifeste  deb  Kdnfgl«'  FriMiTChft<<> 
'^''^^o  Institutes  zu  Berlin  bereits  in  den  JahndU  ISIS 
^1S27  gehaltenen  Reden^  welche  zwtft  gedttwktf.atief 
wt  ji  ^Q  BachJumdel  gekommen  Bind.  ^ 


'^iit  bäafig  eio  Gegedltancli  dar-Disciitsioo 
^*ritnten  und  Nicbtärtteo»  ob  der  vorsugs« 
2^  theoreliach  oder  prakti^b  gebildete  krzt 
^  bmera  »er«    Wenn  aof  der  eineb'Seite  oft 

A2 


das  ^cht  'gaoE '«Bfligrnid«!«  Vitiien  ptRIlt  ' 
irird,  in  ▼oringlicbs  Tb«oi«(ikw Mr  nditütr  < 
uw  der  gl5iHicb«f«Prakti|[«rf  när  laag*  ftirt-.^, 
sMetxt«  praktücb«  Cebntig  g«b«  den  Ant« ' 
fe«ichb«neit  und  IVerib,  nudiiiicbt  Mit» 
fSHten  dit  Aenta  dkito  reicbliebar  die  TTirdl 
höfe,  je  mehr  ihr  Geilt  mit  iheoretiscben  Spe- 
kulatiuDen  aogetiillt  sey,  so  behaupten  Andere 
€baofat[|  nicbt  mit  Uorecht,  nur  eine  richligs 
Tfaeorie  mache  ent  prakllsche  Bifduog  inog- 
licb,  Dur  der  wisteoscbaftlich  gebildete  AtzI 
bÖDDe  seine  Erfaliruog  gehörig  benutxep,  nnd 
obn^  Theorie  kÖone  ein  ArzI  ein  ganus  Bfeo^ 
ftcbeoalter  hindutch  praktidrl  und  Kranke  be- 
nbacfatet  haben,  ohne  dadurch  zu  einem  brauch« 
baren  Ueilkiinslier  gebildet  zu  werden.  Die- 
Betn  Widerstreit  der  Meinungen  liegt  Man- 
gel an  bestimiiilen  liegriffen  2um  Grunde,  und 
«r  möchte  durch  eine  Eri^Herutig  desjenigen, 
was  man  unter  mediciniicher  Tfaeorie  ei|ent« 
lieh  zu  verstehen  hat,  leicht  beizulegen  sej'n. 

Es  ist  eins  oft  Torkommunde  VerwechsA^ 
long  der  BegrilTe,  dafa  mau  GelebisamkMt  nit 
mediciniacber  Theorie  für  gleich  bedeutend,  i 


—       ö       — 

welche  Niemeod  auf  deo  Nameo  eioeii  wit 
•chaflUch  Gebildeten  Anspruch  zu  machen  hat^ 
doch  keinflMregee  medichritehe  Theorie  genannt 
werden  kann ;.wenni wir  nur  solche Kenntnisee^' 
die  eich  auf  Heilung  der  Krankheiten  benehen,' 
als  s«  dieser  gehörig  betrachten,  oodidafs  eint 
Arztj  wenn  er  auch  alle  altern*  und  neaera 
SchriftstdUer  in  ihrer  Muttersprache  leseh  konnte^ 
oder  noch  so  genau,  die  Jahre,  in  welchen  di* 
berähmten  Aerzte  der  Vorzeit  geboren  wurden- 
oder  starben ,  anzugeben  wiifste,  doch  ein  sehr 
anchter  Theoretiker  und  anbrauchbarer  PrakCiM 
ker  teyn  könne. 

>       .  '     '  • 

Ist,  wie  sich  von  selbeftT^rsleht^  das  £)b«>: 
jekt  des  Arztes  bei  seinem  Handeln  der  lebeado 
menschliche  Korper ,  und  ist  dieser,  als  Natur- 
korper,    den  allgemeinen   Gesetzen   der  Natur 
attterworfsn ,  so ' köonte  'es  scheinen ,  als  wenn'- 
die  Wissenschaft,   welche,  sich  mit  der  Erfor^« 
•cbang  der  allgemeinsten   and  höchstes  Trinv. 
cipieo  über  das  Wesen,  die  Eotitehungy  Kräfte 
■od   WirkoDg  der  Dioge  iiberhaupt  bescbätligr,;- 
oder  die  Naturphilosophie  auch  die  Grundlage* 
der    Theorie  der   Heilkunde  bilden,   diese  nur 
Folgeroogen  aus  jener  cnthahen  miisse.     Die 
Aafgabe     einer    solchen     naturpfailosophi^chea 
Tkoerio   der  Medicin  wärde  seyn,    zu  zeigen,- 
wie  durch   dieselben  Urkräfle  der 'Natur,    too 
welchen  alle  Existenz  abhängt," indem  sie  sich 
in  ciaem  unendlich:  mannichfaltigen  V^rhältniTs- 
gegenseilig  beschränken  ^  alle  einzelnen  PhÄeo- 
aene,    und    folglich    adcb    die    Ericheion ogen 
Ver^orgebrischt   werden^    welche   der  mentch«- 
Webe  Korper  im  gesunden   und-  kraekea    7iu-r. 
itaode  darbietet»     Sie   würde  von   dfem  Begrifl* 
^  sU^eineineni  absolute»  Lebens  des  UniTerr- 


-     6     - 

WBW  apd  da«  bedingten,  ludlTidaellen  lab*«! 
der  uozfllaea  orgaDiiction  KÖrpsr  anigehen, 
and  von  dem  gegenuitigea  VeibäUnb  Hud  In- 
«iaaadergreifeD  beider  die  BediDguDgea  ableiten 
laÜMent  TOB  welchen  die  EstitehuDo  and  Hei- 
immg  der  Krankbeiten  ebhangt,  -  Die  Urge- 
Mbicbte  VDserer  Kaoit  lehrt,  dar«  tcbonii}  des 
Sttailen  Zeilen  eine  lolche  Begründudg  der  ine- 
didaiKbcB  Tbeorie  dereb  SpelLulaiioDÜber  die 
Metar  der  Dioge  hinfig  Tersucht  wurde,  und 
dafa  ioiheeoadere  unter  den  Griechen  die  Tbeo- 
rieen  der  Tefacbiedeoeii  uiedicioiscbon  Schalke 
gaex  dai  Gepräge  der  berracheoden  von  ^nexa- 
goraSf  EmpedokUSf  Plato  und  Aoderen  aufg** 
Btelllea  naturpbUosopbitcbea  S^aleuw  «o  nch 
ttU|eo,  -         1 

Eine  Tbeorie  derMedidn,  welcb»  Wb« 
MDMbafi  im  wahren 'Sioae  .de*  Worts  gaiuiut 
*U  werden  rerdiente ,  würde  nlia  auf  dit.  Nt- 
lurpfiiloeopbie  gegründet  werdeq  laädeo.  AU 
leiq  maa  tarnet  uch',  wenn  man  glaabl,  «iM 
lolcbe  medidDiMhe  Theorie  schon  tn  beeitwib 
Die  neoere  r^aturphiloiopbie  bildet,  web«  gleidi 
>  allgeoieiDea  Principien  uovriderlegliab  dihI 
k  der  biaberigc 


XJrbebers  enIgegeD-,  iimh  poetisebe  Pjcrioii«ii 
aaisnfalleo,  eine  VarimDg,  die  am  so  leicb- 
f er  Boglich  ff ar ,  da  die  Grctrse  ond  Wärde 
des  Gegenstaadea  poetische  Geiniither  'lelclit 
Btir  BegeisteruDg  hioreifien  kooote.  Es  bHarf 
indaüi  keioes  Beweiiet,  dafi  durch  «oe  sblcha 
Methode  des  Philotophireoi,  welche,  statt  Ide^n, 
Bilder  aofstelltey  die  Witseoichaft  nichts  gtf* 
^BBeo  kooote«'  Für  )etat  ist  also  eine  wlsseo- 
achafÜich  hegrSodete  Theorie  der  Sledicio  ab 
noch  nicht  existireod  so:  betrachten;  das Lichf^ 
"mit  welchaih  die  Naturphilosophie  dem  Attt 
Torzolenchteo  verspricht,  erblicken  wir  erst  iti 
der  Feroe;  öoch  trennt  uns  eid'  fta  gröfset 
Zwischenraam  Ton  ihm',  als  dafs  seine  Strah* 
len  die  Bahn ,  auf  welcher  der  Arzt  zu  wan- 
deln hat,  erhellen  könnten. 


AuflSsong  solcher  Probleme ,  welche 
die  Wissenschaft  noch  unerklärt  läfst,  kann  ab^ 
der  Arit  nicht,  wie  der  Naturforscher,  ruhig 
der  Zokuft  überlassen,  denn  ^ie  Heilkunde 
bat  nicht,  wie  andere  Zweige  der  Naturkunde, 
blob  einen  inoem ,  soodern  sugleicb  einen  äu-- 
fsero  Zweck;  der  Arzt  soll  nieht  blofs  wissen, 
■oöderb  was  er  weifs,  auch  ausüben;  er  kann 
tfeine  Kranken  'nicht  bis  zu  dism  Zeitpunkt  ^  in 
weldMn  es 'möglich  seyn  werde,  ihre  Krank« 
beit  wissensGhaflli<jh  zu  coottruiren,  zur  6e- 
dnid  verweisen ;  der  Kranke  verlangt  auf  der 
Stelle  Hülfe,  der  Arzt  soll  ohne  Verzug  han* 
delo«  Vm  dt^s  aber  mit  Sicherheit  zu  können. 
Inofa  ^f  sith  der  Gründe  seines  Handelns  be« 
wnfst  kejn  oder  durch  Theorie  geleitet  werden, 
«ad  hier  ist  der  Punkt,  wo  die  Heilkunde  aus 
der  Spliäre  der  allgemeinen  Naturwissenschaft 
hioanstfitt  and  aufhört  ein  Zweig  derselben  zu 


aeya.  Vergebena  ivärde  man  »ich  bemöheilt 
die  Grnodtülse  der  Ueiluog  irgend  einer  Kranlt- 
heil  aut  eiaam  System  der  Natumisaevsch^ft 
sbleilen  zu  wollen ,  sie  iniiusa  «ns  einer  ao- 
dern  Quelle  getchüpft  irerden,  uod  dieie  itt 
Jceioe  andere,  als  die  Erfahrung,  denn  dieip 
alleia  bUibt  übrig,  da  übeibaapt  die  rrincipien 
einer  WiiBenicbaft  nur  auf  zweifache  Weite, 
durch  Spekulation  oder  EHabruDg  gefunden  werp 
dea  köoiien.  Auf  dem  empiriftchen  Wege  soehr 
teo  daher  die  bessern  AerzEe  aller  Zeiten  die 
Theorie  der  Ufeilkunde  zu  begründea  t>nd  zu 
TerTollkommoen.  Durch  Erfahrung  bildet  lieh 
eine. Theorie  der  Medtcin,  indem  der  lellekl)- 
lendp  Yersland  aus  dem  Bioolich  Wahrnebm» 
baren  dacch  Abslraction  ,  ood  eine  logisch  rich- 
tige Schlul^folge  allgemeine  Resultate  ableil*t 
und  auf  diese  Weise  Einheit  in  das  Mannich- 
faltiga  der  Erscheinungen  bringt,  durch  welche 
d.aft  Lehen  im  geinaden  und  kranken  Zuilanda 
sich  offenharet.  Aber  nur  der  dorcb  Philos»- 
phi«  gebildete  und  geläuterte  und  im  Deokap 
geübte  Verstand  vermag  auf  diesem  Weg*  eiM 
■ich  weder  in  sich  selbst.  Doch  den  Aaa«pti> 
chen  der  Natur  widersprechende  Theorie 
bilden.    Die  speculaliTc  Pbiloiophie  mgfa  ' 


«.      9      — 

Knotty  wie  sie  schoo  Celsus  aaanta;  es.  kanii 
nichts  io  ihr  ^emoDstriit  oder  alt  eTideot  erwia^ 
len  werden  I  sie  bildet  noch  kein  in  si«h  ger 
schlossenes  System ,  ond  ist ,  wie  jede.  Ecfah* 
rnngslehre  einer  Erweiterung  und  Berichtiigyng 
darcb  fortgesetzte  Beobachtong  und  Versache 
eben  so  fähig  als  bediirfdg. 

Nor  eine  solche,  auf  die  Erfahrung  ge- 
gründete und  aas  der  Natur  geschöpfte,  nicht 
aus  der  Philosophie  abgeleitete,  aber  mit  phi- 
losophischem Geiste  bearbeitete  Theorie  der 
Medicin  kann  Cor  jetzt  als  vrirklich  Torhanden 
betrachtet  werden,  und  tie  allein  kann  den  an* 
gehenden  Arst  sweckmäfsig  su  der  Praxis  Tor^ 
bereiten,  und  es  ihm  möglich  machen,  Nutzen 
ans  dem  praktischen  Unterricht  zu  ziehen,  der 
seine  Bildung  rollenden  mufs,  und  durch  wel- 
chen er  Bum  Selbsthandeln  angeleitet  werden 
soll;  denn  Handeln  ist  die  Bestimmung  des 
Arztes;  die  Medicin  ist  nicht  Wissenschaft ,  son«- 
dero  Kunst;  der  Arzt  soll  wie  jeder  andere 
Künstler,  ein  Ideal ,  die  Idee  der  yollkommnen 
Geaondheit  sich  nicht  blofs  im  Geiste  denken, 
sondern  darstellen  oder  Terwirklichen.  Die  Fä- 
higkeit hierzu  kanp  die  Theorie  allein  ihm  so 
wenig,  als  einem  anderen  Künstler  geben ;  wie 
in  Jeder  Kunst ,  giebt  es  auch  in  der  Medicin 
Vieles I  was  nicht  mit  Worten  gelehrt,  aber 
gaaeigt  werden  kann ,  ond  hierauf  beruhet  die 
Nothwendigkeit  des  praktischen  Unterrichts« 
Eipe  aaschanliche  Kenntnifs  von  den  Krank- 
beilen, ihrem  Gange  und  der  Art,  wie  die  Na- 
tnr,  oder  die  Selbslthätigkeit  des  Organismus 
^  ibf er.  Heilung  beiträgt,  kann  nur  am  Kran- 
kenbette erworben  werden,  und  es  würde  ein 
fhea  so  fruchtloses  Upteruehmen  seyn ,  von  die- 


^ 


ficb^emen  deallicfaeo  Begrifi'  bildeo,  aU  dife  '| 
Gealbll  d«r  PflnoieD  und  Tbiere ,  ohne  lebend  i 
dige  AascbanuDg  blofa  aus  einem  Lehrbuch  der  '  | 
nalotgeichicble  k«naeB  lerneo  xa  vollen.  Df« 
detiTorzüglicheo  Aret  auszeicbnendeEigensrhaft; 
die  maa  den  praLtincbe»  Blick  zu  nenoen  pflegt 
und  welcbe  in  der  Fähigkeit  beilehl,  die  gam« 
Sumiti«  der  ErscbemuDgea  schnell  im  Zusain- 
inenbange  zu  überschauen,  und  hierdurch  ouf 
di«  passendste  Heilmethode  geleilet  zu  werden, 
berub*t  BWsr  auf  einer  itogeborneo  CombioatiODa- 
gabe,  nod  mit  Reclil  sagt  man  dahtr,  der  vor- 
zügliche Arit  iiiüsee,  vtie  jeder  andere  aasge- 
zeichoete  Köattler,  geboreu  werden;  aber  di»< 
tf»  BDg;ebnrne  Talehl  muTi,  wenn  et  fmchlbar 
nnd  der  Mennchheil  nülzlich  werden  soll,  durch 
phikliicbe  Anleitung  etneckt,  geäbt  and  aus- 
gebildet Trerden. 

Der  praVtiiche  Unterricht  soll  ab«f  ntcllt 
binrt  die  'l'htiorie  engenden  lebTeo,  er  toll  ■EU 
auch  ergänzen.  In  dem  theoretiBcheD  Unterriehl  ' 
werden  die  Krankheiten  nach  ihrem  allgetAeU  i 
nen  I3e^ri0'  hesifbrieben,  und  von  dteStnn  4fi4 
Heifmelhode    dergtl 


—    11    — 

IUU|  so  wie  MenicbeDkeantaifi^  io  lofern  sie 
mh  aof  die.  gei«iige  YerAcbied^nbeit  der  Meo- 
•dwa  betiehC,  nicht  ane  Bachern  gelernt,,  mon- 
dän nur  durch  menachlichen  Umgang  er,wor- 
htm  werden  kann ,  so  kann  auch  die  iodivi- 
daaUe  Yerachiedeaheit  der  phytiiscben  Natur 
dn  Mfoacheo,  in  sofern  sie  auf  Kraokheilea 
£iafliib  hat,  nur  am  Krankenbette  beobachtet 
uad  atidirt  werden« 

Dir  junge  Arst  sieht  also  nun,  wenn  sein 
prtktiicher  Unterricht  beginnt^  das,  was  ibm 
Torher  systematisch  gelehrt  wcirdep  war,  yer- 
eiasak  in  der  IValnr  dargestellt.  .Sollen  diese 
CiDZsIota  Aoschauungeo  Nutzen  haben  und  be- 
libfsod  (ur.  Ihn  seyn,  so  mjufs  er  sie  zu  ord- 
Ms  isd  wieder  zu  einem  Ganzen  zu  verbin- 
^U  wissen«  Um  dies  zu  können«  mufs  er  in 
in  Beaitz  einer  Yollständigen  Theorie  sey n« 
DisM  ist  ihm  die  Führerin  -auf  der  Bahn,  die 
•r  bri  dem  praktischen  Unterricht  betritt;  phpe 
ihre  Leilnng  .wiirde  er,  bei  der  Menge  der 
Gcsgeaständei  die  sich  seinem  Blick  darbieten» 
liebt  im  Stande  seyn,  das  Einzelne  zq  einem 
dtollichep  Bilde  zusammenzufassen,  er  würde 
«BS  Menge  Eindrücke ,  aber  keine  Ideen  sam- 
&mIo  und  gleichsam  dea  Wald  rox  lauter  Bäü« 
IM  sieht  sehen.  Nur  eine  umfassende  Kennt- 
vtll  isr  allgemeinen  Krankheitslebre  wird  ibia 
ibn.  dsn  inneren  Zusammenhang  der  Krank« 
ksiUsiMbeinungen  Aufklärung  geben^  und  wenu 
M  sni  Krankenbette  Heilmethoden  von  der  Ter-« 
*Aiedcnsten  Art  mit  glücklichem  Erfolg  ap-^ 
^«idsq  sieht,  so  wird  nur  eine  genaue  Be« 
Wtachaft  mit  den  allgemeinen  tberapeqtiscUea 
^Medsätsenj  welche  die  Theorie  lehrt,  es  ihm 

v$|licb  «lecheai  die.  Grunde  i  auf  weiob^n  dit« 


—     12     — 

Ton  ibiA"b«ahäch(iets  '  HsilvcrrahrCta  barubit, 
«inzDittheD  iiod  daiielbe  in 'ÜbBlichen  Fäll«B 
nacbsoalitneii.  D«Dn  er  soll  aicht,  wia  der 
HaitdWarkalflhiliDg,-  blofa  mecbaniicli  Bacbknaii 
chan  lernen,  was  ibm  der  Lehrer  Tormacbtl 
Bondern  aum  Selbttdenkea  und  HlbBttiäDdlgta 
Handeln  angeleitet  werden ,  bo  vrie  fader  ao-. 
dere  Kuniller  aeina  Kunarprodukte  nicht" tri* 
der  Handwerker,  einzeln  öack  gewisMB  flasd- 
j;rifr«o  Terferligen  lernt,  sondern  wenn  eraich 
die  allgemeiDeo  Regeln  aeiner  Kunst  bekannt 
gemacht  bat,  jedea  Kunstwerk)  dasasb  Uea 
seiner  rbantasie  Tonchwebt ,  nach  einsni  enU 
worfenen  Plan  mit  Sicherbisit  'aaBanfiihrett  vM^ 
mag. 

Wenn  also  anf  der  «nan  Saite  die-  Tb«»> 
m  dar  Heilkunde ,  nach  ibtem  wahren  B«grifl^  . 
nicbti  enthalt,  was  nicht  mit  der  BeatiniBiDng 
de*  Arxtea  und  dem  Zweck  aeiner  Kiioatf  Hau 
Inng  der  Krankbeilen,  in  der  gen  au  eateii' Be- 
ziehung Hände,  nnd  wenn  auf  der  ariAma 
Seite  eine  cweckmärii^a  praktiacba  Aaleitaeg 
bei  jedem  Schritte  auf  die  Theorie  binwmati  J 
■o  ist  zwischen  dem  theoretischen  nnd  prakti-> 
Beben  Unterricht  des  Arztes  kciae  scbarfa  Grenz« 
lipie  zn  ziehen,    welche  sie  beide,    ala  belero-' 


-.     13     .. 

il  Mioto  Praxis  io  Widentrait  rg«ratben  ^  er 
jfd  eio  detto  bMserer  Praktiker  teyn ,  je  onir 
Mtoder  seine,  tbeorelucheo.KeiiDtiiiflie  sipdf 
id  a«f  der  andern  Seile  wird. er  durc^  4J« 
kteäbflBg  seiner  .K^nat.  und  fortgeseUte  ;Er£al|- 
mg.  seiqe  Tbeorie  erweitern^  irerrollkommfieo 
■d  :berichUgeBl         ... 

,'  Bei '  der  Bildung  des  Arstes  zum  Künstler 
liCs'  der  Vnterricbt  Irbr  Allem  darauf  gMc!itet 
yn  ,  ibni  isine  anscbanlicbe  Kenbtiiirs  Tön  dem 
^'eil^der  Natur,  welcher  ipseitfen  Wirkungs^-: 
'eis  fäUl,  EU  Terachaffeb ; '^  der  Arzt  mül^  -aBti-' 
et^daa  Material  kennen  lernen,  dessen  Beat:-' 
|Ifoiig  ibm  obBegl.  ZwetkmSftig  beginnt  da-^ 
}r  der  tJoterricht  mit  einer  Betcbreibnng'des 
b)ekts,>nf  Wekb^s  seine  Thatigkcfit  tVnäfchst 
ificBtet  ist,  nümlicb .  des  menscblicben  KSr-* 
in ,  Qäd  swat'  sowohl  von  seiner  materieüenV 
S' dfbainischen  Seite«.  Aber  der  Mensch  steht 
cht  Ubiirt  in  der  Reihe  der  Natnrkorper,  son-^ 
ffo  19  steter  Verbindung  und  WechseMirkubg' 
it  der  ifaci  nm^Äenden  Natiir.  '  $o  wie  diesek 
srbältiiifli'  snr  Ausseqwelt  ihm  zur' Erhaltung' 
ines  Lebens  Bedürfnifs  ist,  $o  beruht  äiif 
mUielbefa  allein  auch /die  Möglichkeit  des  Er« 
ii(kedsr  wwiflil ;  '^Is '  d^r  Heitong;    Es  badarf 

D^  im  Kenntnifs  der  allgemeinen  Natnr,  der, 
DSirfnen  Naliüfrkorper,  in  welchen  sie  sich  dmr 
^ahriiehmung  darstellt,  der  iq  ihr  lisgendea 
rafte^'  öder  eine  sorgfäliige  Unterweisung  in 
p  yerscfiiedeneii  Theiien  der  Naturlehre  und 
ifargaachiclilb  einen  '  Wesentlichen  .  Theil  des 
aificmÜBcheo 'Unterrichts  ausmachen  idiisSe. 


•  •«  I  « 


•'■Siee«:  «mpiriscbe  Kenntnifs  der- einaeintsa 
bjekte,  welebe  :<Üa  Sianeawell  darbietet,  kann 


-   1* 


n 


aber  nur-'iSMii  ta  «ioer  aieiieru  GraoJUg« 
iTlirdiciDiecheD  Wiifleny  dienea,  neno  bei  äetu 
Utaterrieht  aüt  das  innffr«  aasichlbaro  Band  «nN 
fllMrkWiti 'gemacht  vrirdtTrelclica  alle  di«  mAii« 
nielrbldgAa  ErzeiignlMe  -itfr  JValur'^a  eroenA 
ArgauiKben  Ghazetk^tltreiiiigt.  Hiebt  ia  eiBflff 
gedaolLealoian  Aoscbauen  darf  die  BeiracbtiMlf] 
äd'iJVfitar  betteheoj  dar  Arzt  piah  Id  ibr  dis 
alle*  {tloolich  WalitDetinihare  ordnende  unJ  ilU, 
Wechiel  ^ei  EricbeittnngeD  beherrschtfodeldf^ 
•rbUckeflf  ui^d  diea«  ivt  keine  andere,  all  dif« 
Idee  du  Lebena.  Von  diesem  Begtiff  aiu(i  alw, 
der  Ujntemckt  des  Ariles  ausgeben.  Allei^  ^t^ 
^ie  Anntomie  über  die  Geitultuug,  diePbyüo^ 
logia  aber  die  Verrichtung  ^er  eiezelaeD  Iceil* 
lehrt,  erhält  nur  dadurch  Sinn  und  Bedeplon^ 
dafe  wir  dea  iDeuachlicheD,  wie  jeden  näden 
Jebendea  Korper  nicht  ajs  ein  blofsea  Aggregat 
infjpDichfafiigec  Gebilde,  londern  als  ein  in  aicl^ 
geschlnsaenes,  durch  ein  iooerei  indiTldualiMreD-^ 
def  Princip  cur  Eiaheit  yerbundenei  Systeot. 
TOD  Organ  BD  bettacbteUf  welches,  ioa  .GraDiL  > 
aeioer  Thätigkeit  .la  «ifb.aelhsl  enthalleiid,  d?it  | 
Verinö^^.beaitKt,  sict^.^eildee,  die  es  beseelti.  1 
genafa^  iforUnbild«B,.  ap^  ;ieiae  Selliitatäudig-^  I 
kflit.gQgea  "äto  Aataeawtjt^f^u  behaupten.  Abetf 
niqlft, /jtlqla  .anC  den  Hiin^^ii  inufi  der  Are^' 
bei.  dinier  Qetitichtang  'aeüen  Blick  besfiliraö.-, . 
kaiu  >  i)er:.IUenich  .lebt'  Dar^  in  sofern  arTb^i^ 
nimnit  SD  dam  Leben  3ea  Ganicn ;  zti.eip^ 
d,e»tU(:bni  Einsicht  in  tlie,  Katur  seines  'Vt'eienSj 
g«|^ngqn  wir  daher  nur,  wpoo  wir  ihn  aU  ew. 
Den  Thetl  4a' -  aÜgatnainep  Natur  betracbteo^ 
uaü  erforschen,,  walche  Stelle  er  in  deifStn^i 
fenreihe  der  organischen  Wesen  einniDiint,  in 
-wehbetii  Verhälinib  er  au  den  übriftn  !Bii»" 
dera  dai  ftobeD«  allb  iebaade  Geschöpft  unk«) 


—    1»   -- 

iftttenden  GaoMn  steht,  das  ^ir  *die  b»gaBi« 
•dia  oder  lebende  Natar  jienoen.  DiaalMolaie 
Idee  dee  Lebens,  welche  pur :. durch. diciJNalur 
ie  Uirer .  Totalität  realitirt  werden  kann.,  ^sleiit 
skh  Ul  dexD  beschränkten  Kreise  nnserer  Wahr-; 
iiel|P>wSf  ^  ^^n  Terschl^denep  Klassen/:  m 
-welcbe  die  Gesamtntheü  der  lebenden  Kärpec 
mnBiütp  aater  unendlich  mannicfafaltigped  Forr 
man  dar,  welche  als^  BntwicklnngssUifeo  dee 
Lebeas  BQ  betrachten  sind,  und  eine  Stufenreiheü 
hildeDy  in  welcher  jede  eine  desto  höhere  Stufe. 
annimmt  9  je  mehr  in  ihr  das  Leben  Bnm  Selbst-. 
bewu^^HfB  gesteigert  ist«  i  Eine  solshe  'Ent^ 
widjongsstnfe  9  und  awar  in  der  Sphäre  nn- 
amer  Wahrnehmaag •  die  hckhste;  bildet/auch 
dar  Uanscb«  Die  Idee  der  «^ensühlichiea  Katmr, 
welche  in  de«  einseinen  IndiTidnen  auf  ein* 
anhr  ma^aichEiltige ,  aber  immer  mehr  oder 
weniger  Ton-.  der  Vollkommenheit  abweichende^ 
Weian  nnsgedfückt  ist,  in  .ihrer  .lYollkomm^n^ 
hnit  nnd  Beinbeit  gedacht,,  wurde  das  Ideal. 
dor  Gaenedheit:  aeyn ,  welches  aher^  wie  daa^ 
Sdionheilfideal  dee  bildenden  K»nnsders^-  nnr. 
ein  Bnengnifs  der  Phantasie^  und  in  der.rIVa!*': 
tnr,  wo  aicli  nirgends .  eine  ToUkomoiebe  l^e^. 
bemneiiiamnng;  der  ..Wirklichkeit  mit  der^Ide*. 
findaCt  nicht  ^achxo weisen  aefn  mochte;  dei« 
ann  ISentisirqng  fdaher  aficb  Ton  dem  Amt  nicht: 
gainedil  werden  kann,  trenn  gleich  möglich^, 
atn  Aaftabecnog  an  demeelben  daa  Ziel  feine« 
Süntans  aeyn  rnnb. 


« t 


HeAdar  angcliendeArxt  sich  auf 

«idkUgan  Begriff  Ton  Geaundheit  und 
Kiankbeil  febOdet,  aa  wird.ea  ihm  leicht  sieyn, 
ancb  din  USgUchkeit  der  HcUnng  su  begre}fee> 
indem  er  einsiebt,  dafs  in  dem  lebenden  Kör- 


—     10     -* 

w«iliB  dam  Loben  mt  orgaDiicbttnlndividitaa, 
Too  Mito«m-Begiifil«D  bis  zu  Minmi  AalhörAn, 
H<h  «in 'nsOiiterbrochenes  Streben  'Ätittnt,'  6it 
IdM,  nach  vrslcher  ai«  alch  bildm  'nod  sVtM 
wickfllB'iblteD^  in  ihr«r -VollkommeDhfth -Mtd 
R«Bl)«t  danailellea ,  ^afii  folglich  ia  dam  lahi 
nvn  det  3IenBch«n ,  Bcbon  deswcüen ,  vnA-  -mi 
l«fat,  «ia»  Terbo^i^flB  und  bswoAttos  wirkAda 
bwlende  KrAft  ti(g«D,  und  dai  Haup^eAKll 
dei  Anlaa  darin  bnUhen  mäns,  dift  Hindw- 
bUm  sa-lweeitigaa ,  weleha  dis  tt%U  WlAiinf 
kMt'diMM  invern  Uailpriadps  stören  kitnataa.' 

TV^ba  dar  Arxt,  tob  diei«ii  Ideeb  gilli^ 
tet,  di«  Thflorin  sainer  Kunst  ataditt  hMf  Mr 
iriMl  ai«  ihm  «n  aidam  eichaio  Fährst'  btf  dar 
Anatibang  denelbeD  dienan , '  ottd' nr  TttllM^  ■ 
duDg'tetaar  Bildang  Hat  ar  npr  tfiicb  ^Ab'^ 
sich  doKh.  Ucbont-divjeniga  Konatfaitigk^  ab' 
erwarbab^  ohas  tralbhÄar;  bai'derüoiAtaitadtk' 
Man  Kenatflira  atter  in  daa'  Gebiat  tefSbÜkbi 
gabßrigea  'Gagflnaiäsda ,-  «ofShig  >eyii'''«BlA^'' 
aelMA  fiemf  Ml  erHUab/  Daa  in  alla  VMttihr'  ' 
niaaa  da«  L^a»  tiaf -  dngraifMida  'GawfB  te 
Qvfnilnheit  und- 4wbjftt(ttii-, 


—    17    — 

iMitln  baattmaen «  mmi  auf  trdctm  '^  Wahl 
lar  yiaaodttan  Henmathoda  barahat»*  -    -  ^     ' 

Wfnn  ich  bithar  dia  Medicin^,  söwioh|  i« 
ISduk^t  ibiai  Zwacka,  ab  ihrar  Brleni^i^ 
da  KtWtt^batnchteta,  ta  kSanla  Mifchaipaa^ 
ila  waiw  ich  ihr  Hira  Aa^prache  apf^dao  Biaaf 
pMar  ^Fuaanachaft  fetraiü^  macha^,  sia  ganx 
ni  dar  Raiha  der  Wisseoschaften^  antair  wat- 
^ffifm  aifi  btthar  ainan  ahrenroilea  Fiats  ha« 
ba^lafei^  Tarwaiian  woUt^  und  Uariibar  giaab^ 
ob  taicß  noch  mit  aioigao  Worten  arUären.sa 
■maaaB»  WlMeotcbaflllicha  Bearbeitna^  nad.tia- 
■Apdoag  dac  MadiciD  war  seit  Jahrtanaendan 
■äf  Zi^t  *lf  weichet  die  BamühaogaB  ra{io* 
aalliT  Aarsla  gerichtet  wifiren.  Wenn  wir.ai* 
BM  Blick  auf  die  Geecbichte  unserer  Konst 
■iaifaB^  ao  stelk  sich  nntL  eine  zablloaa  Uaaga 
tM  TaraadiaB,  diasea  Ziel  za  arreichan,  voa 
^^jflanin.  and .  Theorien  der  Sfadicin  Tor  An^ 

Kl  b^^  dfraa  Bearbeitaag  ihre  Urheber  i^wa 
il  Bat  jiieager  logischer  Contaqueoa  Tei^ 
hümutm.  aber  oft  sich  gerade  desto,  mehrypn 
lac  fiwihribeil.  entfernten,  ja  conseqaenter.  aia 
jUa  unhaltbaren  •  Principien»  Ton  welchen .  aia 
UMgiagany  dorcbfohrten.  Schnell  folgten  dieta 
lislugahaada  auf  einander;  denn  dia  rastloa 
fartichraitende  Erweiterung  der  NatcufkenntniTa 
Bais  bald  die  Blängel  einer  jeden  einselnen  In 
ibtar  BlöCsa  erblicken.  Keines  der  bisberigen 
■adinnischen  Systeme  konnte  daher  wahrhaft 
wiataaachafllich  begründet  seyn;  denn  jedea 
daraalban  behauptete  nur  eine  Zeit  lang  sein 
Anaahan;  aia  Terschwanden ,  nm  andern  Plats 
wm  machen ,  und  existiren  nur  noch  in  der  Ge- 
Mhkhta  der  Medicin  als  Denkmäler  des  Scharf« 
ihrer  Urheber. 


leBn.LXXXVlIt.  B<).  i.  St  B 


-     18     — 

-  W^Hb  il^t  nan  der  Gjand  ^leHt  ^abtlt* 
barlieit  ujid  -  Wwäelbark«it  ^t  msdio^ü^H«* 
Tbaorien,  da  doch  die  Nalur  imyrandelb^r  Ul, 
nna  me  tod  den  fest  beillmniteii  Qeif^tflii  ^t^ 
wflicbl^  Ton  welchen  sie  beberracfat  nird  ? 'ira 

Slaäbe,'ti^(k  er'(^e!ls  inder  Sfetlipde,''waIcbR 
ia  Aert1e"faei"  def-  wisttehschaniictleD  ^titha^ 
tnifg  ihrer  Kamt  beto\f;ien,  th^ils'in  iir  Tditot 
dn  Stbffi','  d»o  sie  bearbeitetet,  saqltlhh'iD'dBtA 
aigeDtbümlicheB  We^  der  MedlctU  kelbit,  'Wt)^ 
diirch  lie'sTcTi  Von  *Dd.eni  Zwefgeii'  d^i 'Wis^ 
Besi  tiiiMrt'cheldel  j '  zii  s  ach  et)  i  it.  '9lBDchv3T'- 
llelnstike'r  begin'geo-'dta  Feblpr,  '^ali  ^p  Kjch 
das  Ziel  ihres  Streben»  tn  hoch  steckten',;  kU|l 
beibübteD,  der  Medicin  einen  niiht  eirilicbtfll' 
reb  Gtad  vim  Evidenz  xu  geben,'  nnd  ritf'itt 
dem  Bang  einer  Wisienichaft  in)  böcfaiten  Uiü 
stnfngiteb  Sinn«'  dei  Worts  za  erbeb«». '  BS 
dieser  Sethode,  die'lUedidD'Eir'Ryitiemiitiuft^ 
nufst«  inan  den  xa  keinen  stcbiil-n'  RdibmiA 
fufareoden  Weg  der  Empirie  veriassen,  und  sich 
auf  den  hohem  Slnndponkt  der  spectilaliven 
Philosophie  erheben.  Allein  die  auf  reiner  Spe^ 
culalinn  berufiencle  Philosophie  der  Natur,  wel- 
rhe  Ton  dein  Funkle  ,  in  ^reichem  alJe'ZWeigA 
des  Willens  zuiaminenlliersen  ,  tod  Wabibri 


.-.    19    - 

iBi9h  «Joe  solche  reiQ  ideelle  Conatraction  dife 
BMdicioischeo  Lebrgebäades  Genüge  leisteo,  aö 
wenig  dem  Ant,  wie  er  baodelotcll,  e  priori 
demoDStrirt  werdeo  kaon,  ao  iit  doch  kein 
Zweifel,  dafa  KenolaiTa  einer  geläuterten  Na- 
tarphiloaophie  bei  der  Reflexion  über  die  Ein 
fahnng  in  formeller  Hinsicht  unentbehrlich  iai« 
Dim  Vernunftideen,  yon  welchen  aie  ansgeht^ 
können  swar  eicht  die  materielle  Gmndlage 
ninaa  Syatema  der  Medicin  bilden,  aber  aie 
anüaaen  snm  Leitfaden  and  Prüfstein  dienen, 
imdi  welchem  wir  beurtheilen^  ob  die  anader 
Erfahmog  abstrabirten  Sätze  auch  richtig  sind* 
Diese  Prafang  Tersänmten  Läufig  die  Aerale, 
ond  achofen  daher  Theorieni  ohne  sichere  Grujpd^ 
lege.  So  bat  die  Unbaltbarkeit  des  Browoschen 
SjateBU  allein  darin  ihren  Grnod,  dafs  dessen 
Urheber  das  Grnndpriocip  aller  Matarforachnngp 
daCs  Kiafl  und  Haterie  aie  als  getrennt  .Yon 
einander  gedacht  werden  können,  data  |edn 
NntareradieiBang  nach  ihrem  aeitlicken  »nd 
nninlichen  Verhältnifs  zugleich  beertheilt  wer- 
den mnla,  oaberiickbicbtigt  lieb,  und  dadnrdi 
Terleitet  werde,  die  Krankheit  einseitig  blois 
TOD  ihrer  dynamischen  Seite,  als  einen  ron 
'der  Beechaffeoheit  ihres  materiellen  Substrats 
naabhangigen  Zustand  der  reinen  Thätigkeit  zd 
betrachten. 

Aber  es  wäre  oDgerecht,  zu  rerkenneoi 
dafa  nicht  blofs  in  diesen  Mifsgriffeo  der  theo>- 
letiairenden  Aerzte,  sondern  hauptsächlich  in 
dem  Begriff  und  eigenlhümlicben  Wesen  der 
Hedidn  selbst  der  Grund  liege ,  weshalb  es 
nicht  gelangen  itt^  und  wahrscheinlich  nie  ge« 
liagen  wird,  die  Medicio  zu  dem  Rang  .einer 
streng  aystematischen  Wissenschaft  zu  erheben« 

B  2 


-     20     — 

D«Dii  sie  I«t  WD«  »ine  Erfahrnogtlsltr«;  tllm 
TbeoNtirireD  io  der  IVIedicin  aetzt  atwaa  Ob- 
jaktira*  in  der  Erfabrpog  Gegeben«  voraus. 
Darch  BrfahruDg  bildet  »ich  eine  Theorie  der 
Medido,  iodem  der  reflectireod«  Verstand  aas 
dem  sinnlich  WahroehinbareD  darch  AbsIracttoD 
allgemeine  Reiullale  ableitet;  Erfahrnnj  beruht 
also  auf  ^DDÜcher  Aascbauung.  Aber  Vielas 
TOD  dem,  was  so  einer  BegrÜDdung  der  ine> 
diÖBiMbes  Theorie  Dothw^ndig  ist,  liegt  ao»- 
serhalb  der  Sphäre  nnse^er  WabroehmuDg,  ,and 
keine  empirische  Lehre  kann  als  fest  begrSndet 
betrachtet  werden,  wenn  die  Tbalsachen,  wel- 
che ihr  die  Erfabrung  liefert,  nnr  vnToUstÜD- 
dig  bekaoBt  aiod.  Selbst  diejenige  Lehre,  «si- 
eh* auf  deo  Namen  einer  Wisienscbaft  im 
bÖchstcB  SiDoe  am  meisten  Anspruch  macluB 
kann,  wsU  in  ihr  Alles  auf  das  stMngate  be- 
wiesen -wird,  die  Mathematik,  miifs  aoF  die 
ibr  eigene  absolote  Gewifsbeit  nnd  ETidenx  Tei^ 
aicht  leisten,  sobald  sie  io  das  Feld  der  ErCab* 
rnog  herabsteigt  und  angewaiidte  Sfatbematik 
wird;  denn  diele  hat  es  nic&t  mit  schon  ge^ 
gflbtnen  GrSriaii  zn  tbun,  wie  die  roinie  Ha-  . 
tbematik;  die  GriJtsGn  ,  mit  deren  Berecbnahg 
'i  lieb  begcbiiOiet,    mügien  er»t  durch  Beob- 


—     21      — 

dam  MaoBcben  nicht  experimeadreo ,  wie  mit 
einer  todten  Matchine, 

Wäre  es  aber  auch  möglich ,  tiefer,  aU 
UDt  Terstattet  ist,  in  die  Natur  eii^zudringea^ 
ao  wurden  alle  nniere  Wahrnehmungen  doch 
nur  einielpe  ThaUachen  liefern,  welche  nur 
dann  die  Grundlage  einer  Theorie  bilden  kSn« 
nen,  wenn  man  'sie  als  Främiaien  zu  Schlüa- 
aen  benntst,  die  auf  Induction  und  Analogie 
beruhen ;  dafs  aber  Schlüsse  dieser  Art  nie  au 
ToUkoromeper  Gewifsheit  fähren,  sondern  nur 
zu  einem  der  Gewifsheit  sich  mehr  oder  weniger 
nähernden  Grad  von  Wahrscheinlichkeit,  lehrt 
die  Logik«  Eine  allein  auf  Erfahrung  bera- 
bende  Lehre  ^ann  daher  nie  ein  in  sich  ab- 
geschlossenes Sjrslem  bildeo ;  denn  die  Erfah- 
rung bat  keine  Grenzen,  ist  in  stetem  Fort- 
schreiten begriffen  ,  und  täglich  wird  die  Summe 
des  empirischen  Wissens  durch  neue  Beobach« 
tungen  Termehrt.  Jede  Beobachtung,  welche 
der  für  wahr  gehaltenen  Theorie  widerspricht, 
beweiset^  dafs  man  die  Schranken  des  Systeme 
zu  früh  geschlossen  habe,  und  sich  bequemen 
miiai(e,  dieaelben  zu  offoen,  um  die  Resultate 
des  ungehemmten  Forschens  in  das  System  auf- 
znnehmen,  und  dasselbe  nach  ihnen  umzuge- 
atalten«  Eine  rein  empirische  Lehre  hat  da- 
her immer  nur  eiae  relative,  den  bisherigen 
Erfahrungen  entiprechende  Gültigkeit;  was  beute 
in  ihr  als  Wahrheit  gilt^  kann  die  nächste  Zu- 
kunft in  das  Reich  der  Hypothesen  verweisen« 
Es  giebt  daher  keloe  für  alle  Zeilen  gültige 
Richtschnur,  kein  unabäoderliches  Gesetzbuch, 
nach  welchem  der  Arzt  zu  haodelD  verpflichtet 
wäre ;  die  Aussprüche  der  Natur  sind  allein  die 
Gesetze^  die  er  bei  der  Ausübung  seiner  Kunst 
anerkennt  und  befolgt. 


—     22      — 

Dl«  Bof  dieur  Abhänglgkrit  d«r  Hediein 
Ton  der  rastlos  forlschreitendea ,  immer  d«u« 
ReiDllBte  liefernden  Erfahrung  beraheade  Wan- 
dalbarkeit  ibrbr  theoreliicben  GmndaaUe.  der 
Hänge!  an  absoluter  Gewibheit,  den  titf  mit 
allen  empiriicheo  Lehren  gemein  bat,  offenbart 
eich  anch  nuTerkennbar  in  ^er  prnlLlischen  Aa- 
wendnog  deraelbfto;  denn  der  Ant  kenn  nia 
nit  TollkomineDer  Genifsheit  auf  den  Erfolg 
•Miiee  Hailrerfahrens  rechnen;  jede  Knr,  üb. 
er  nntaniiiiiint,  i»t  eia  Vetsach,  eioe  Fnc«, 
die  et  der  Mater  vorlegt,  nngewifs,  ob  eie 
Antwort,  die  er  erhält,  »einer  Erwartung  ent- 
sprecben  werde.  Vergebens  worden  die  Aente 
diese  Unrollkommeoheit  ihrer  Knnst  vor  den 
Augen  der  Laien  zo  verbergen  suchen;  in  den 
Mittlingen  ihrer  Kuren,  in  dem  Widerspruch, 
in  welchem  oft  die  Retullale  der  LaichcDSlE- 
nuDgen  mit  ihren  Meinucgen  tud  der  Toraat* 
gegangeoen  Krankheit  stehen,  in  der  Vamo^ 
lichkeit,  in  welcher  sich  oft  der  gerichtliche 
Arxt  be&ndel,  die  ihm  Torgeiegten  Fragen  g^ 
nagend  za  beantworten,  spricht  sich  dieselbe 
zu  deutlich  ans,  als  dafs  sie  abgeleugnet  wei> 
den  köonte;    lie  giebt  aber  auch  zugleich  dem 


«     23     — 

gleich  Dicht  WMteiiifcfialUlöh  begrSodele  SyslAin 
▼OD  Lehrsätzen^  io  welchem  das  durch  die  Er- 
fahrung Gegebene  ff e wissen  leitenden  Ideen  uo- 
lergeordnet  ist;    Wissenschaft  zu   nennen,  so 
würde    auch    der  jnedicinischen    Kunsttheorio 
diese   Benennung    nicht    abgesprochen   werden 
können.     Nur   in  diesem  Sinne  kann  auch  der 
medicinische   Unterricht   wissenschaAlich  seyn^ 
und  e^'  bedarf  keines  Beweises  ^  dafs  eine  streng 
^emonitratiTe  Lehrmethode,  bei  demselben  nicht 
befolgt  werde«  kaon;^  denn  die  lUedicin'hjlibt 
noch  kein  in  sich  abgescbiossenes  System  toq 
ausgemachten  p  über   allem   Zweifel  erbabeoen 
Wahrheiten,  sondern  ist^  ab  Wissenschaft^  noch 
im  Werden  begriüfeii« . 


IL 
Die    Kriebe.lkrankheit 

im   jAbit  1838. 
Dr.  Wagner, 

KnUphjdkui  io  ScUiebeo. 


Wi*  Im  Ithn  1831.  doch  nicht  m  ■&!•- 
mnD ,  londeni  nnr  wo  dw  Froii  am  11.  BU 
dtmRoggiD  Mhr  gMcbadet  und  da,  tra  ugÜat 
du  Scblousn  AUm  nisdargMchlageo  halteDf  «Im 
Ivdiglich  auf  lolcben  &(ellBn>  wo  dar  ant* 
RoggCDbalm    Teroichiet   und    neue,    vetipalett 


.^     25     «^ 

dal  Madcbeo.  fritch  und  gesood  i^n  -AbiUoil  cu« 
vor  so  Bette  gegaogen  aey^  in  it^r  Nacbt  aber 
gewaltige  Scbmeraen  in  deo  Häedeo  und  Fufs- 
aobteD  bekommeD,  so  dafa  aie  wäd^r  Rub« 
noch  Scblaf  Ton  Stmtde  ao  gehabt  bebe,  Dod 
Dan  weder  Hände  Docb  Fübe  xu  gebrancbeo 
im  Stande ,  folglich  Tom  Schlage  getrofFes  sey, 
mitbin  Ton  Ort  xa  Ort  getragen  und  gefüttert 
werden  müsse,  da  ea  ihr  an  starkem  Appetit 
nicht  mangele.  Aus  der  festen  Stellung  beider 
Haode  p  lammt  deo.  Fingern ,  in  Uabicbtacbna- 
belform,  den  Daumen  anter  dem  Zeige«-  and 
Mittelfinger  schreg  bineiogeawickt,  docb  das 
ElleDbogeogeleak  noch  frei  beweglich ,  sähe 
ich  gleich^  dafs  ich  die  Kriebelkrankbeif  Tor 
mir  halte«  Auch  die  Füfse  befanden  sich  noch 
frei  Ton  der  sonst  gewoholicheo,  kramplbaft  fe« 
aten  Stellung,  die  in  einer  Streckung  des  Platt- 
fubea  besteht,  wobei  die  feststehedden  Zehen 
nach  unten, sehr  krumm  gebogen  weiden,  der 
grofae  isaweilen  noter  den  xweiten  geschoben 
wird*'  Dem  Kinde  war  der  Gebrauch  dersel- 
ben lediglich  eines  gewaltigen ,  angeblich  sehr 
achmerabafteo  Kriebelns  in  den  Fofssoblen  we* 
gen  Terbolen,  Der  Starrkrampf  in  den  Häodeo 
verblieb  nonacblässig,  aber  das-  empfindUche 
Kmbeln  in  denselbeo  trat  nur  ruckweis  ein, 
indaijs. so  heftig,  dafs  das  Kiod  laut,  aus  Tol- 
lem Halse,  dabei  schrie.  Ein  Strecken  der 
Hände  ond  Finger  mit  Gewalt  Terursachte 
Scbmera,  dann  einige  Lioderuug,  aber  nur  Ton 
kurzer  Dauer  und  beim  YerbaiTen  in  solcher 
Stellong  ,  bald  ein  unerträgliches  Gefühl«  Con« 
festioneo  des  Blutes  nach  dem  Kopfe ,  ein  anf- 
geliinhenes,  rothes  Gesiebt  und  überhaupt  fie« 
befiialle  Bewegung  bemerkte  man  nicht,  wie 
saiitUen  bei.  diesem  Uebel  Torkommt«    Auch 


d*r  Tu)* 'zeigte  ti1cbte'P1«b«rbanM',   war  Tiel- 

mehr  JBDz  iiorinal.    '-  .' 

'  Auf' dl«  Frage-,  ob  multerkoToreicher  Rog- 
gen Tielleichl  genossen  itorded  ley',  bekam  icÜ 
ZHP  AntworC  ja,  man  habe  aui  dem  Dorff 
Dubro'  — -'  eioam  Ort ,  wo  der  Rogi^eo  «Isrii 
TOiä  Frotte  gelitten  —  einen  halben  ScheiM 
bekointneB,  der  iehr  viel  dergleichen  enthalle* 
babltV  eoicben  geinafatan  and  daTOD  am  7tM 
das  erste  Brudt  gebaekao ,  welches  sich  diu 
Kind  TOP  da  an  aehr  wohl  habe  schmbckaa  . 
Insten.  Ich  betrachtete  und  kostete  da»  Brodt 
selbst^  welches  trefflich  ansgebacken  war,  Mböa 
sauer' roth,  aber  schwara,  wie  die  Brdv  ada- 
sah und  bitterlich  schmeckte,  verbot  dm  te^ 
nern  Gepnfs  desaelben  and  Terabfeichte  daiK 
Kinde  ein  Brechmittel  ans  zwei  Gran  Bracfa- 
weinitelo  in  getheilter  Gabr,  welches  aber  keid 
Erbrachen,  sondern  led!| lieh  viel«  Stühle,  a«dl 
Doch  am  folgenden  Tag  bewirkte.  Den  lltM 
früh  war  darnach  zwar  «lies  übel«  6«fDU'lM 
deA  Füfsen  verichwnnden  and  das  Kind  *i^ 
mocble  wieder  darauf  zn  stehen,  indsf«  baUHi 
beide    Unnde  eine   feslere  Position  eingtfho»* 


—     27     — 

beiseroog  desGeschmacka,  um  cfaron  alle  zwei 
Stondan  eineo  halben  Ebloffel  voll  za  nehmeo. 
Da  man  aber  nicbt  lasen  gekonnt ,  war  nur  so 
oft  ein  kleiner  TbeeloEfel  toU  Terabreicht 
worden. 

Den  12teo  fröb  war  der  Zustand  folgeo« 
der:  gansUche  Scblaflosij^keit  die  Nacht  hin- 
durch; unerträglicher,  kriebelnder  Schmers  in 
Händen  und  Fiifsen;  die  linke  Hand,  sammt 
Fingern,  yiel  fester  und  mehr  gekrümmt  in 
Adlerschnabelfform  susammengezogen  und  hart, 
steif;  die  Einger  der  rechten  Hand  von  einan- 
der gespreizt,  theils  geradeaus,  theils  im  zwei- 
ten Gliede  hakenförmig  fest  gekrümmt;  die 
Ellenbogengelenke  zusammengezogen  und  ziem- 
lich fest  erstarrt,  so  dafs  Ober-  und  Upter- 
arme  spitze  Winkel  bildeten ;  der  linke  Fufa 
im  Knochelgelenk  feststehend,  geschwollen  und 
gerade  ausgestreckt ,  dabei  die  Zehen  nach  der 
Fufssohle  zu  gebogen;  der  rechte  Fufs  normal 
stehend  und  beweglich,  aber  zum  Auftreten 
unbrauchbar;  der  Appetit  gut;  Puls  regelmäfsig 
und  keine  Spur  too  Fieberbewegung ;  im  Ge« 
sichte  Ausdruck  tod  Schmerz« 

Ich  lieCs  die  Kranke  bei  der  gestern  yer* 
ordneteu  Medicin,,  aber  nur  die  richtige,  vori* 
geschriebene  Gabe  einnehmen,  nämlich  eines 
£aJbeo  Efslöffel  alle  zwei  Stunden.  — 

In  der  Nacht  hatte  auch  eine  zwölfjährige 
Schwester  Klagen  über  Kriebeln  und  Prickelii 
am  ganzen  Korper,  auch  im  Gesicht,  erhoben» 
Als  ich  sie  früh  halb  neun  Uhr  sähe,  slaod  die 
linke  Hand  in  FalkeDSchoabelform ,  mit  den 
Fingern  zusammengezogen,  schon  ziemlich  fest, 
wobei  Gesicht,  Augen  und  Puls  nichts  Krank- 
haftes Terrieth^n;   der   Appetit   war  gleichfalla 


•~    u&    —        • 

{Ut,  Ein  Brechtnilt«!  too  zetin  Gran  Ip«ca- 
Gusoba  und  zwei  Gran  BrechneiaslviD,  in  PnU 
'fcrtotm,  Ijewirkte  TJecmaligea,  sUrket  Erbnr 
eben  und  ipäler  mehrere  Stöhle,  yrannf  äs 
trefflicher,  allgemeiaer  Schweifi  erfolgt*  tin4 
ich  die  Kranke  an  demielben  Tage  Abendl 
acht  Uhr  heramgehend  fand.  Der  Haodalarr- 
kfampf  halte  sovreit  oschgelnssen,  daft  P«> 
tientia'  die  Finger  tbeilvreit  icbou  nitder  wlll- 
knhrlicb  bewegen  konnte.  '  Nur  über  Krlebela 
in  Händen  nod  Gasich|,  nie  rockweia  am  gao- 
jc'en  -Körper,  mit  Hunger  (dieser  Krankheit 
tibartiaapt  widern  slnrlich  «igen),  wurde  geklagt, 
sonst  über  nichts. 

Am  13ten  Termochte  dat  fanfjährig*  Kind 
di«  Finger  beider  Hände  schon  wieder  «iDigat- 
mafsan  so  braocben,  mit  der  rechten  ancbeio« 
Tasae  am  Henkel  ed  fasten,  doch  noch  bicht 
zum  Munde  cu  bringen,  weil  die  Finger,  aa^ 
geblicti,  noch  lo  taub  seyen,  daf»  sie  batorg^ 
sia  fnUcn  za  lassen ,  heVur  sie  dieselbe  ism 
niunde  gebracht  hübe.  Es  warde  initderOfe- 
dicin  auBgeaelzt,  indefs,  als  sie  Abends  acht 
Uhr  wieder  über  gewaltig  schmerzhaft  ziehende 


—    29    P. 

§ 

das  Pulrer  0I1116  alles  Widenfrebeo,  wnrja 
bald  ruhig,  schlief  ein,  bekam  einen  sfarken 
Schweifs  und  Terblieb  die  ganze  Katht  hindurch 
ziemlich  ruhig«  Nur  einige  Mal  wachte  es  anf 
und  klagte  über  starkes  Ziehen  in  den  Fafsen, 
Vom  Starrkrampf  in  den  Händen  sähe  -man 
nichts  mehr,  aber  Gefiihl  Yon  Taubheit  fand 
noch  darin  Statt.'    Den    14ten  früh  erhieU  die 

Kranke  abermals  eine  Gabe  desselben  Pulr^is. ' 

■  ■  ■  •         ■      » -     ■  ■  • 

..Da  am  lOleo  Abf^nds  bei  dem  «wolfjähri- 
gen Mädchen  auch  wieder  krampfl^afte  Erstar- 
rung der  einen  Hand  eintrat ^  so  bekam  es  ein 
Pulver  Ton  einem  halben  ^  Gran  Opiain  mit 
Zucker  and  Tartar.  vitriolat.  aoa  gran.  decem, 
woraaf  diefe  eine  treffliche  Nacht  hatte,  gut 
transpirirte  ond  friih  nichts  weiter  mehr  iühlte, 
als  em  Taubseyn  dei'  linken  Daamen  und  Krib- 
beln nnd  Prickeln  im  Gesicht.  Deinungeachtel 
ifvurde  ihr  den  14t^d  früh  noch  eine  gleiche 
Fnlrergabe  Terabreieht,  worauf  sie  sieb  ^en 
ganxen  Tag  wohl  befand,  in  der  Stube  herum- 
ging, wie  in  ganz  gesunden  Tagen  afs  und 
trank  und  über  nichts  weiter  mehr  klagte,  als 
über  ein  noch  tuweilen  sich  einstellendes  t^lSt 
erträgliches  Kribbeln-  im  Gesicht.  Abebdk  her- 
kam sie- eine  xweite  PuWergabe;  darnach  traf 
ich  sie  halb  zehn  Uhr  sehr  ruhig  schlafend 
und  in  voller  Transpiration  im  Bette ,  was  sie 
nur  einige  Minuten  zuvor  bestiegen  hatte. 

Die  fnnljährige  Kranke  fand  ich  bei  die- 
ser Gelegenheit  noch  wachend^  mir  ihre  linke 
Hand,  als  völlig  willkührlich  brauchbar,  la- 
chend aus  dem  Bette  entgegen  treckend.  Auch 
die  rechte  reichte  sie  mir,  auf  mein  Verlangen, 
doch  noch  nicht  vermögend',  das  EUenbogen- 
gelenk   und  die  Finger   nach  Wilikiibr  so  zu 


~  ^  «» 

'  -  V^to;^^ "iii  bis  ttttiii''M«ted' «elgftt^^ 
ktbfetfr  ä«r  beiden  KränktKi  -eine  Spor-ira 
Ktaifkheit  mehr,  sobd'ero  bar  oocli'  SdM 
der  HSibde^  uni  Fofsev'  ^öknit  dfe  Kur  IM; 
sea  ^ilnd-  aflei  fernere' Medicftiirea  bei  tMl 
•etsl'Wurd«,  wafe  bel'^der'ättesten  kc&ott^ 
Tttgtt  Mher  ohne  Naefatbeii' geseh^hiiA^ 
ob"M>lcfbe'  gieich  die'l^bale  ligliclf  bf^ita 
OstWittde*  beiuciit  hatte.  -  Nor  die'  Jl 
wagte^eb  •  sieht  der^-freiM'  Lüfl^  t«hA 
pooiren  su  lassen ,  weil  deren  Haut 
eioe  besondere  Empfindlichkeit  besafs,  m 
tBftt  iHnge,  wie  die  Schwache  in  Barfm 
FüCsen,'  nachverbleibl  «ndlsicb  Miglklr 
Vermeidnog  jeder  Erkältnng^  düiftb.  idia 
allixiählig  hebt.  A as  diesem  Orafcide!  WoMfe 
bei  der  ältesten  Kranken,'  macb  jCddÄ  I 
gange  bei  ranhein  Wetter,  um  fcofrse^Zlji 
etwas  steifer,  unsicherer  and  StolperictttMj 
wahi^enommen ,  woVonr  ^sie  selbst'  abdl^'l 
wissen  woiite«  Aach  iielr  kfankbaft  giitfifl 
Appetit;  dieser  Krankheit  symptomieliaWN 
war  Xfrftchwiinden  nd  wieder  'norioftl 
YTordttn.  —  ••-;>< 

Beide  Beobachtmhgen  lieferten  mir  efc* 
Bestätigung,  dafs,  wenn  die  RaphanicMM 
ist,  'Ausleerongen  nach  oben  und'  unltfeÜJ 
später  Opiam  die  Haupfmittel  sind,  Qtfl 
Abwartang  der  HautansdilaBtong  binrei^ei 
Heilung  zu  bewirken^  ^»  Ergebnisse ,( «vi 
gaos  mit  den  früher  mitgetheilten  Beobac 
gell  äbereinstimtnen ,  die  es  in  den '  J 
1830  und  1831  zu  sammeln  Gelegenheit 
wo  ich  so  viel  Kranke  dieser  Art  zu  b 
dein  hatte.  Ist  ein  entziindiiches  Fiebei 
entzündlichen   Lokalaffektionen  ^    oder   sti 


;  denn  im  antersD  Fall«  bin 
I  nchta  »o«rlich  anwenden,  und  im  lats^ 
BtU  Brach luillel.  Äbfährnngen  nod  knunp^ 
waiim  Bliltel  ohne  Erfolg. 

Aadi  itaib«n  damali  noch  ein!f  e ,  jogand« 
1*  Knnhe  nach  Jabreifriat  und  Bpäler,  iheils , 
Hincfcgebliebener ,  sich  iminer  steigerndor 
la|HW,  theiU  nn  Lähmungen  der  Extremw 
■  ii  Folge   der  Krankheit,   dia   sich  nach 

lirfi  auch  anf  die  GenlralorgaDB  Torbnl- 
I.  aad  damit  dam  höchat  jamtuerroUen  X<«- 
kkagCD  Leiden,  ein  Ende  machte,  was 
1i  nachträglich  mitibeile.  Hienn 
I  Kranken  selbit  viel  bei.  Dm 
■t  Uaibt  noch  lange  Zeit  nachher  hSchrt 
ftaiÜeb,  and  wird  ihre  Fonction  nDTonich- 
r  W«M  goatört,  so  treten  haafig  Bnek-<-' 
■(  and  im  selteneren  Falle  i«lbit  BpUepii« 
I  Uhmaogvn  ein,  die  dann  cnweilen  dnrch 
k  llttal  zn  beaeiligen  aind.  Knrs  das  Hant- 
|M  mielt  ein«  Hauptrolle  bei  nnd  nach  d«r 
■iftkait.    and    mnh    in    niiMr   Verrichlanc 


»    9Q    -* 

ilraclüBD^  wie  im 'gettibdflo.ZpfttiMidt,^  find  iivif' 
sie  es  mit  der  liok^eo  yerinorhle»  So  TerÜii]|^ 
es  sich  auch  mit  dem  Zugreifen.  Etw«i  Läli- 
iDUog  und  Gefühl  yoo  Taubheit  fand  noch 
darin  Statt.  Von  der  Blutti^  wurde  mir  -ge* 
^agt»  dafs  sie  früh  ihr  Pulfer  io  Milch  genom- 
pKP.m  p .  dan^uf  den  gaoseo  Tag ,  ßnßf  Jitwii 
frtplpeirndy  io  der  Stube  heramgegangeli,  «her 
über  nichts  geklagt  nod  uoversagt.gegepi^Pli^ 
getrnokeo  habe^  wie  in  gesundem  Zn^ande^' 
euch  Ton  leioem  epileptUchen  AnfaHö  keine 
Spur  za  bemerken  gewesen^  nod  die  JKbend- 
gäbe  yoo  ihren  PoWern  gleichfalls  'ohne  ^i«. 
derstreben  io  Milch  rerschlockt  habe»' 


r  • 


Den  15teo  hatten  beide  Kranke |  beiForl- 
gebrauch  der  gedachten  Folver  und  Necb^ 
kchweifsen,  den  Tollkommeoen  Gebrapch  |1|^ 
jrer  Hände  und  Fiilaet  nach  WiUkubri  wiedefii 
erlangt y. und  fühlten  lediglich  nnr  noui'soWe^ 
lee  ein  Ziehen  in  den  FSfsen.  Kurs,  aie  wn- 
ren  aufserdem  vollkommen  gesund» 

Der  16te  verlief  unter  gleichem  Wqhlb^r 
finden^  'wobei  nur.  die  älteste f  cwSlfjäblige 
Kranke  das  obgedachte  Ziehen ,  und  sWai  nn» 
hedeojeod^  noch  snweilen.  empfand«  Dusielbe 
Mittel  wurde  unabgeändert  bei  beiden  ilotigep-* 
bxaucht» 

'  Den    17ten   befanden   sich  beide  KlUHete 
vollkommen  wohl , '  weshalb  alles  fetnere'  Mb^ 
diciniren   unterblieb.     Den    ISleo    war  bei  der 
ältesten   Kranken   der  Zustand   derselbe  p;> eher 
bei  der  jüngeren  zeigten  sich  wieder  rnckweis 
Starrkrämpfe,   yom   grofsen  Zehen  ausgehend, 
den   Kücken   des  Fufsblattes  entlang  nach  deoB     , 
Knöchelgelenk  sich  erstreckend^  und  den  Fall,,  -^ 
gegen  die  Regel,   rückwärts ,   die  Zehen  aberi   ^ 


«    31:    ^. 

i ,  nach,  ^er  -  Pahßofiiß  ^  jty^  zie- 
hend, mit  starkem  Kribbdo.  jo  derseJb&A  xiJ4 
1^udß9m  Ob  solcbeE  Zufall  gleicb-  ejaflin.  lei-^ 
•MT  FrQttirao  mit;  der.  erwännleu.  Ua^d  ]e4»s 
Üal  bald  wich,  waf  f^st  bei  alleq  Krupkua« 
auch  in  Begion  des  Uelyeli»  hpcbsl  3|fobitb9#pd 
«m4.  liDderad  wirkt  ^fii^A^'P"*  .^clcbeaf^^iuji^ 
ÜUfal  s«br  uod  dringead  bitten,  ;so,T«^rdoeta 
ich^XffV.  Sicherheit  deinuDgeaGhtetden  n^cbRia« 
ligan  GabraiKh  d^s  frübero  Qpiats  ja*  Puljf eir 
fcirai«  ■  -    ',  ■-•«>■  ' 

-  .•      ■  ■  ■       » '. .'        -.  ...-.■■  ^ 

Dea  19ten  hlieh  dieser  Zustand  sicli.  xol^ 
llg  gleich,  aber.deb  .SOsten  war  jenes  jSprifJi) 
•beroials  gao^  Terscb wunden.  Qleichwpbi  W4irdjB 
da#  Jttittel  aoch.  ferner  verabreicht«  ,  DieiZysöl^ 
jäl^i^  Kraaka.. besuchte  io   dieseo  beiden.  Ta^ 
|aa  die  Schule  ia  St^m.  pud.  Regen,  ond  .be- 
kaoi  aach  dadurch' keine  Spuit  "vpn  Räckfüllep, 
obgleich  jede  schnelle  UaterdriickuDg  der  Haut- 
r     aoedaaiAaDg,  gern  dergleichen  heibeifdhrt.^-  ■  Als 
'^     lie  iadeta  «üaselb^n  Tag  nachher  sogar  in  sol- 
3*     cbtr  Witteraog   mit  JBkui  das  Feld   ging>    nia 
ist      KtrtofTeln  aossumachen,   bekam  sie  d^  eiq.so 
■*      fiewsltiges  Ziehen  in  den  Füfsen  ,  dafs  sie  nach 
b(      Bme  gebracht  werden  inuiste,  was  indefs  der 
tt      AsweiduDg  Ton    Wärme  und   einem  .dadurch 
•rU^tso  Schweifse.  allein  bald  gänzlich  wich, 
kd;     ^  ^  sie   den  22steD  die  Spbule  wieder  be- 
\]J    Mfbfa  koante«    Die  aweite  Kranke  befand  sich 
de     iwar  in  diesen  Tagen ,    bei  etwas  yerstärktsr 
ib^     G^bs  des   Opiums    und   starken   Nacbts^hwei- 
r^     kes,  TÖllig   wohl,   sb   und  trank,   nur  Brodt 
.0-1     Vir  ihr  fiuwider ,  und  jeder  Luftzug  verursachte 
le(      'inelben  ein  eigenes,  empündliches  Hautgefühl, 
jii      WM  sie  nicht  näher  zu   schildern   yermocbte, 
vt     ibsr  selbst  auszuweichen  möglichst  bemüht  war. 


--'•••  V^D'^'Bt)  bis  ttmr'SSMea  ntpt  'itAh^ 
k«id«ai' äff  bfliden  Kranktm-fliDe  Spurvoo  4«it 
Kvadkhelt  mehr,  lobdera  -Bnr  docb  SoIfWÜClW 
der  Qäfcila  uui  PirMy -viüaiitiio  K^r  bMChlM« 
Ma-dtid- all«  ferDers'Mfldicitairca  bei  Seite 'g»* 
Mttl'WurdA,  Irak  bei' d«r 'ättetten  kdion^IUg« 
Tig«' fHSber  ohne  Näcfatberil  -gea Aebbil  <  iH^ 
ob'Mlefec  gtvich  dia  ächalü  lagliclf  briitatifttai 
OMwiiade  -  beiucht  hatle.  Hur  lܫ  JOigMi 
wagte ''ieb  '«icbt  der-' freitfn'  Luft'  tvlitÄi 'WB^ 
ptwireti  lu  laiaan ,  weil  deren  Hant  -iiMli 
eiqa  besoodere  Empfiodlichkeil  beura,  wH  Zt- 
tenr  lUnge,  wie  die  Scbnacbe  in  Hariflen  and 
Füia«n,  nacliTerbleibt  nod.  aicb  -Miglieh,-:  b)U 
VerraeidoDg  jeder  Erksltong,  durth  dla'Zrfl 
allmablTg  hebt.  Aus  diesem  tiraude'Worda'aiefl 
bei  der  ältesten  Kranken,'  nach  jeden  8ck«fci 
gaag'e  bei  raobein  Wetter,  um  kiirze-Zah  «fi 
etwas  atetrer,  uDsicb«rer  nnd  ktolperictitW-OVkg 
wabrgeDDinmeo ,  ttoyoo  tiv  selbst' aber  uirtiW 
wissen  wollte.  Auch  der  krankhaft  gesteigerte 
Appetit,  dieser  Krankheit  symplDmatisch'eigei^ 
war  verschwaDden  und  wieder  normal  g«^ 
worden.  —  ■    jr       ■ 


'—  -Beide  Beobaebluneen  lieferlea  mir 


—     33     ~ 

BlotcoDgettionen  nach  dem  Kopfe  damit  Ter» 
bbiuien,  wie  zuweilen  im  Jahre  1831^  daoa 
werden  oft  allgemeioe  oder  örtliche  Blutent- 
stehnngen  notbig.  Tritt  sie  indefa  mit  Tria- 
Btna«  mit  gänzlicher  Geluhllotigkeit  oder  läb- 
iniin§aartiger  Schwäche  des  Mageos  und  Darm« 
kanala  anf,  wie  diesem  Jahr  1832  soweilen, 
doch  selten,  der  Fäll  war^  dann  ist  der  Tod 
faat  nnyermeidlich ;  denn  im  ersteren  Falle  kann 
man  nichts  innerlich  anwenden,  nod  im  lets- 
terensind  Brechmittel.  AbführnDgen  und  krampf* 
stillende  Mittel  ebne  Erfolg. 

Auch  Ytarhen  damals  noch  einige,  jagend«» 
Hebe  Kranke  nach  Jahresfrist  and  später,  theiis  , 
an  znriickgebliehener,  sich  immer  steigernder 
Epilepsie,  theiis  an  Lähmungen  der  Eztremi» 
täten  in  Folge  der  Krankheit,  die  sich  nach 
und  nach  auch  anf  die  Centrelorgane  verbrei- 
teta,  mid  damit  dem  höchst  jammervollen  Le* 
ben,  nach  hngen  Leiden,  ein  Ende  machte,  was 
ich  hiermit  noch  nachträglich  mittheile,  Hierza 
tragen  aber  die  Kranken  selbst  ^iel  bei«  Dia 
Hanl  bleibt  noch  lange  Zeit  nachher  höchst 
aropfiadlicb,  und  wird  ihre  Function  unrorsich- 
tiger  Waisa  gestört,  so  treten  häufig  Rackr" 
lalia^  und  im  selteneren  Falle  selbst  Epilepsie 
und  Lähmungen  ein,  die  dann  zuweilen  durch 
kain  Mittel  zu  beseitigen  sind.  Kurz  das  Haut- 
nrgaa  spielt  eine  Hauptrolle  bei  und  nach  der 
Krankheit,  und  mufs  in  seiner  Verrichtung 
dorchaos  noch  lange  nachher  sehr  gegen  schnel- 
len Tamperatnrwechsel  geschont  und  vor  Sto- 
Magen  bewahrt  werden ,  wenn  traurige  Nach- 
wahen  Tarmieden  werden  sollen,  was  aber  hier 
anf  dam  Lande,  bei  aller  Mahnung,  nicht  im- 
nwr  befolgt  wird,  und  daher  solche  Früchte 

lsani.LXXXVn].B.2.St.  C 


—     34     — 

Scblieftlicfa  bsmerk«  ich  Doeb4  dafs  aisa 
«Ite  Frau,  die  aacb  von  d«m  Brodle  g«noa- 
scpt  Dtcbl*  weiter  dnvnn  trag,  eil  e!i>  KrJb- 
belo  and  Gefühl  Toa  Teuhfaeil  iü  den  FaruoTi- 
lan,  beieaderk  in  den  Hackea,  itoitenei)  lia 
nichta  Iban  liefe  and  ea  bU  jetEt  feduldig  er* 
trägt,  to  «ti«,  dafs  an  den  Hühoemj  weliihe 
mit  dieietn  Brodle  acbl  Tage  lang  gefiiltert 
worden,  nicht»  Krankhafte*  wahrgaoomnaa 
WMida, 


^    as    «* 


]M[edieiiii8eli--pvakti8che  fieitrige 

sar 

Bntitigoiig  dtf  Wirktamkeil  des  LebetUifut. 

Vott 

Dn   S  c  h  e  n  c  k| 


^^mi*ammmm 


Xßhuhom  »iiM  ErfahrdogeB  über  tlie  groÜMft 
HrilktäfU  Im  Stockfiich*  Leberlbniiis  gegen  rfaen» 
7natie<li#  und  giebtitcbe  Uebel»  ao  wie  gegea 
Ahadiitia  der  Kloder^  die  ieb  in  dietem  JoQf^ 
Data  (Bd.  LV.  8t  6.  S.  31  a.  Bd.  LXlL  8t  8. 
8«  3)  dem  irttlicheD  PobÜkam  niubeilte,  aell- 
dem  JOB  TieleD  bariihinteta  praktischeD  Aers* 
ten  bialSogiich  bettätigl  worden  siod ,  oad  die« 
aeM  Mittel  naoiaebr  der  ihm  gebiibreode  Plats 
in  noaeretn  Heilmhtel  -  Schatze  |etichert  sebelntt 
ao  kann  ith  doch  nicht  nmbin,  noch  einige 
merkwifdige  Beläge  fär  die  grofte  Hetlkrifl 
deaaelbent  gegen  die  Gicht  ^  acröphnllSie  Kno^ 
cbebgeeebwurei  ein  mit  renemcner  Djrtkraiii 
▼erboadenes  Flechten  -  Leiden,  gegen  die  Darr« 
sachl  der  Kinder  und  gegen  Lnngen- Tuber- 
keln, nie  Nachtrag  n  meinen  frSberen  Beob-' 
ncbtugen  m  lieferii* 

C2 


Htdung  eines  drtijährigen.   Sehr  schmerzhaften 
imd  mit    Geschwüren  an    beiden    Lenden   ver- 
bundenen gichtiscken  heidens. 

In  Frübling  d««  Jahres  1839  begefarte  di« 
giclilkranke  Frau  L.  meinen  ärzllicben  Beirath. 
Anf  meine  deifallgigen  ErkundignngeD  wurd« 
mir  am  Krankenbette,  Iheili  von  iin,  tbeiU 
von  ihrem  fibemaone,  FalgeodeB  milmllinlt: 
di^  Krank«  »ey  43  Jabre  all;  Mutier  Toa  drei 
Kindern ,  die  sie  selbst  gestillt,  und  tob  dft- 
nmi  du  jnngste  bereits  sein  zehntes  Jahr  za- 
rSckgelegt  habe;  obgleich  sonst  gesnnd  und 
kräftig,  sey  ibr  doch  nach  desienfinlnöbnung 
die  mona Hiebe  Periode  nicbt  zurückgekehrt 
und  seitdem  ancb  kein«  Scbwangerscbaft  wei- 
ter erfolgt.  Im  Herbste  1826  hätten  sie  ein 
aeugehantes ,  noch  nicht  ausgetrocknete!  Hvu 
l>eM>gMi.  Kaum  faulten  sie  dasielbe  e^'.  Vier- 
teljahr bewohnt,  ao  sej  die  Fraa  tod  einer 
Steifigkeit  im  Nacken  befallen  worden,  dicihr 
die  Bewegung  des  Halses  erschwert  und  schinarx- 
licb  gemacht  habe.  Das  Auflegen  von  Scban^ 
wolle    habe  iwar  allnlahlig  dieses  Uebd  ww- 


—     37     — 

Veibreitet;  die  Koochen  des  RSckgradit  mj^q 
aDgetchwolleD  and  autgewacbi^ii ,  und  anbei- 
dWo  Leodeo  hätteD  sich  stark  eiternde  Geschwüre 
gebildet,  die  ihr  fede  Lage  im  Bette  peiDÜch 
und  scbmeRhaft  gemacht.  Dieser  jammenrolle 
Zastand  habe  bis  jetzt,  bereits  an  zwei  rolle 
Jähre,  gedaaert,  alle  bisher  rersachle  ärztliche 
Hülfe  key  vergeblich  gewesen,  und  jetzt  ge» 
brauche  sie  auf  Anrathen  ihres  gegenwärtigen 
Arztes,  Hrn.  Dr.  Bra/se,  den  Berger «Thran, 
Aber  auch  yon  diesem  Mittel  ^^  obgleich  bereite 
vier  Wochen  lang  angewendet,  könne  sie  bis 
jetzt  noch  sieht  den  mindesten  Nutzen  Ter- 
epafUfl« 

Ich  ontersnchto .  nun  selbst  die  Umstände 
der  Patientin,  und  fand  die  Gesichtsfarbe  blaCs 
und  cachektisch,  den  Blick  matt,  die  Züge  lei^ 
dend,  das  Gesicht  eiogefalleo  und  äufserst  ab- 
gezefalEt.  Die  Zunge  war  aber  rein,  tou  oa« 
türlicher  Beschaffenheit ,  auch  der  Appetit  noch 
siemlirfa  gut  und  die  LeibesoiEaung  mit  dem 
GaoosseBte  ini  richtigen  Verhältnisse.  Der  Pula 
waf  indessen  klein  ukid  schnell  und  zählte  ge- 
gen 120  Schläge  in  einer  Minute«  Alle  Ge- 
lenke wareip  angeschwollen  und  steif,  und  die 
GUeder  sehr  geschwunden*  Der  ßückgrath  war 
am  untersten  Lendenwirbel  ausgewachsen;,  die 
Geschwüre  in  den  Lenden  secernirten  eine  stin;^ 
keade  Jauche ,  und  erstreckten  sich  tief  in  die 
Lendenmn^elh  bis  auf  daa  Heiligenbein.,      .    . 

Unter  diesen  Umständen  und  insbesondere 
bei  dem  bereits  entwickelten  Zehrfieber,  da4  * 
UBSljreltig  in  den  Lenden -Geschwüren  seinen 
Grund  bsitte,  liefs  sich  hier  freilich"  hiebt  mehr 
^l  Gutes  erwarten,  keine  andere,  als  eine 
äehr  traurige  Prognose   aufstelleii«     Ich  hätte 


I 


--    ati   —  ■ 

deikalh  wob)  veranlnTit  werden  kttnoen ,  hier 
blolt  iodicalio  viinlis  vor  Augen  xu  hnbso,  und 
der  ■llgemeloen  ZarrtjUung  und  Auflittung  des 
Eürper*«  durch  Chioa,  in  VerbioduDg  mit  ftlU 
neral-Säureoi  Bocb  to  liel  fvie  Ibanlicb,  tu 
■tauero.  Allein  dia  Erionerung  eine*  zieuilich 
abolichen  Faltea,  vio  bei  dergleicheo  Lepden> 
GescbwÜreo  dar  Leberthran  meioe  Br«*arlung 
liberlrolfen  balle,  und  dann  die  Boergie,  dia 
biar  bei  Allem  dem  die  VardaauDgs-  Werkseug« 
noch  Terrivlbeo,  bestimmten  micb,  dar  Ver* 
otdnuDg  maiaes  hieaigcD,  leidar  ouDiuabr  scboo 
TarstorbeoeD ,  Collagen,  meioe  volle  Zuitiin* 
muog  SU  geben.  leb  empfahl  die  pUnktlicb«' 
und  beharrliche  Porlsetzung  dieses  Iilillelt  um 
■o  dringender,  da  hei  einem  so  reralleten  and 
■o  tief  eiDgenurBellen  Uebet  in  den  ertten  Alt» 
DStsD  Doch  kein  Erfolg  erwartet  werden  Looolat 
Aufgemuntert  durch  meinen  Zusprueb,  seUl« 
nun  die  Kranke  den  Leberthran,  drei  flial  de)  • 
Tags  zu  einem  starken  t^fslüffel  voll,  ngelinü" 
(■ig  fort'  Sie  konnte  ihn  nucb  gut  verlrageo 
und  verspürte  hiDsichtlich  der  uaiürDche»  it* 
und  Excrelioneo  keine  auffa'lende  Verändaniop«  i 
aber   auch    In   den   erilen    filnf   31onalea   aacb    i 

k*;n«  TnArLIirh.    R.»»-».,..    ih«.   I  Uli.»        Rh*    l 


—    JU    - 

Zinmer  amhergehen  koo»te.    Nach  Verlauf  ei- 
oea  Jähret  hatten   die   Glieder  ihre  volle  Be^ 
weglichkeil  wiedererlangt  und    die  Kranke  ao 
Kraft  und   Slärke  so  sugenommen,    dafi  aie; 
slaU  der  Kracken ,   nur  noch  der  Beihülfe  ei- 
net 4Stockea   hedurfle,    um   von   einem  Haute 
Bum  andern  gehen  zu  können;  —  auch  waren 
milllerweile  die  beidun  Lenden -Geschwüre  ge- 
heilt.   Nach  anderthalb  Jahren  war  sie  wieder 
im  Stande»  eine   Strecke  Weges  zu  Fufse  su^. 
rücksulegen   und    halte   von   ihrer   langen   un<l 
tchmerilicben   Krankheit  kein   anderes   (Jeher-, 
bleibsel  snr&ckbebalten ,    als    eine    etwas    ge- 
krammte  Halfung  in  Folge  des  auik^ewHrbsenen 
LendMWJrbels,     Während   dieser  lavin^en    Kur 
waren-  aber  auch   an  swaniig   berliner  Quart 
Leb^rtbran  Terbraucht   worden.  —     Herr  Or». 
Brajse  hat  auch  zu   seiner  Zeit    dieser   durch 
den  Leberihran  ron  ihm  bewirkten  merkwürdi- 
gen   Kor   in  einem    seiner  Sanitals -Berichte 
Erwähnung  gethao«. 

]3ei  iem  Schlosse  dieser  Beobachtung  kabu 
ich  mich  indessen  der  Bemerkung  und  der  Er- 
innerung .nicht  enthalten,  man  möge  bei  der. 
Anw^odoBg  d#e  Leberthrans  gegen  solche  Lei- 
den, t|e  mögen  rheumatischer  oder  gichtischer 
Natnr  seju,  die  Unterscheiduugslinien  beider 
Krankheiten  ja  nicht  zu  acharf  ziehen.  Es  ist 
dies  pm  ao  weniger  nothig^  weil  man  ^  wie 
allgemein  bekannt  ist^  ^on  je  her  bei  Je  mit 
eloeriei  Mitteln  behandelt  hat,  ond  weil  auch- 
meine  bisherigen  und  seitdem  von  rielen  Aerz- 
ten '  bestätigten  Erfahrungen  die  Wirksamkeit 
des  Leberthrans  bei  dergleichen  Uebeln,  ohne. 
Uttteracbied,  ob  sie  gichtischer  oder  rheumati- 
scher Natur  gewesen ,  hinlänglich  bewährt  ha- 


—     40     - 

Imr.  ,Blob  la  HiDiicbt  der  rn^DOM  kodiinl 
«•  d*MDf  an,  ob  die  Gicht  nicltt  etwa  in  der 
Familie  des  Patienten  erblich  tejr,  indem  be- 
fcannllich  alle  angeerbleo  Krankbeitea  tchwe* 
rer  m»  heilen  sind,  nnd  auch  leicht  wieder- 
kehren. Zudem  scheint  mir  ein  sehr  vreseab- 
licber  Unterschied  des  Bheumatisuins  und  der 
6icbt  doch  noch  immer  etiras  problemaiiiih ; 
Bturrt^  will  beida  Ktankheilen  blore  ihrem 
Sitae  nach  nnterscbeiden  ;  Kurt  Spmtgd  HRt 
mit  SloUi  „Ton  der  Gicht  untarscbeidet  lich 
„der  laoffwierige  Rbeumetismns  sehr  waidg 
i,odw  |ar  nicht,  indem  in  dem  letzteren  ebea 
f,die  Znlülle  vorkommen,  welche  in  dar  «ite- 
^rea  gewöhnlich  sind."  yogit  nnd  Hi^flmd 
nnteracbeidan  «war  beide  Krankbeilen ,  wIm  ••- 
gea  jedoch ,  dafs  varallete  RbenmatiamaB  ■■■ 
wailan  in  Gicht  nbergingen. 

Die  BehaoptBDg  Maehridt't,  beide  Kraab* 
beileo  Myea  sn  wesentlich  von  einander  nater» 
achiedeo,  wie  die  Masern  und  die  Poeka«! 
möchte  deabalfa  schwer  mit  der  oblgta  Be- 
baaplang  f^egtTr  nnd  Hufeland'»  in  Tliiliaiiia 
slimmnag  tu  bringen  leyn ,  da  die  Ulasern  a' 


-     41     —   , 

toldie  DjrskrftileeD,  die  ihren  SItt  Im  Ljmpb- 
»ykitm  beben,  wosu  doch  auch  ODttreitig  die 
Gicht  gehurt,  nod  welcher  Ant  wird  wohl  die 
Sehwefelsänre  aU  das  erste  Aotiarthriticam  be- 
trachten! Warnt  ja  sogar  f Fither  in  seiner 
Schrift:  „Beitierknngen  über  die  Fehler  beim 
Gebmuche  der  Anneien/'  tor  allen  Säuren  bei 
der  Gicht! 

Wie  schwer  es  aber  anch  öfter  sej,  einen 
richtigen  Unterschied  an  machen,  will  ich  dnrcb 
«o  Beispiel  beweisen. 

Hier,  in  Siegen,  wohnen  zwei  Briider, 
die  Ton  einer  gichlischen  Matter  geboren  sind, 
nnd  die  daher,  so  wie  ifire  nbrifien  Geschwi* 
ster,  Gicht  geerbt  haben»  Bei  dein  allern 
%tr  BrSder  warf  sich  die  Gicht  nieinsls  wo 
ders  hin,  ab  anf  die  Gegend ^des  Kreuzds  und 
der  Lenden,  nnd  bei  dem  jungern  |edes  Mal 
auf  ^e  rechte  Hüfte.  Nun  werden  aber  doch 
in  der  Regel  sowohl  das  Lenden  -  als  das  Hüft« 
weh  unter  die  rheumatischen  Uebel  gesahlt« 
.Mir  Aonnle  swar  hierbei  die  richtige  Erkennt-^ 
tkib  eben  nicht  Khwer  werden,  denn  ich  war 
seit  Tiersig  Jahren  Hausarzt  der  Familie  ge» 
Wesen.  Durch  den  aobaltenden  Gebrauch  des 
Leiierihrana  eind  inswischen  beide  Brüder  seit 
einigen  Jahren  von  weiteren  Gicbtanfälleo  ver* 
schont  gehlieben,  ob  aber  diese  hereditäre  Gicht 
dadurch  gänslich  rertilgt,  oder  nur  einstweilen 
beschwichtigt  worden ,  mufs  ich  dabin  gestellt 
sejra  lassen. 

Bei  der  Mutter  warf  sich  dagegen  die  Gicht 
ngdmäfsig  auf  das  eine  oder  das  andere  Knie- 
gelenk, und  ich  war  nicbt  im  Stande,  sie 
grindKch  an  tilgen  (der  Leberthi'an  als  Gicht- 
snitlel   wer   mir  damals  noch   nicht  bekannt), 


—      4:i     — 

Tialmthr  richtete  int  VtsM  in  »pätereo  Jabraa 
t^nifse*  Uabeil  im  luoern  de»  K'irperi  a«.  Zu- 
.enl  vernrMchle  ei  dep  grauen  SiRsr  ao  beiden 
Augen,  der  nach,  eben  dieser  Uriacbe  wegen, 
erfolglos,  uperirL  wurde,  und  zuletzt  ein«  l3i(- 
liche  Herzkrankheit.  —  Der  Mann  dieser  gieb* 
tischen  Frau  hat  übrigeos  nie  an  arlhrilitcban 
Zofallen  gelilten ,  und  die  Kraueo  beider  SÜboe 
blieben  bii  jetzt  von  der  Gicfat  renchoot, 

Aach  leben  noch  jetzt  zwei  fllenner  hier 
in  der  Stadt,  die  viele  Jahre  mit  dem  Podn- 
gra  behaftet  geneten,  deren  Frauen  aber  bis 
feixt  noch  nicht  den  inintlesten  Aeflug  Ton  i^- 
geod  einem  giehiisrhen  Uebel  gehabt  heben. 
Sollten  diete  Fälle  nicht  einen  Beweii  liefern, 
dar»  die  Gicht  nicht  ansteckend  t^y?  —  Von 
dieeen  beiden  pudagritchen  Slänaern  itt  der 
allere  Jarch  den  beharrlichen  Gehrauch  dee 
Leberlbraa*  seit  etlichen  Jübren  Tom  Puda^rt 
TerncLnnt  geblieben;  dem  jüngeren  aber,  der 
allzusehr  Quurtnand  ist,  um  lieh  xa  Moetn 
anhallenden  Gehrauche  dieses  Mittele  xq  be> 
(juvineu,  staltet  da«  Uehel  noch  jährlich,  regel* 
uiafiig  gegen  Ende  Februar  oder  AnAiag  MKk, 
seinen  Uesucb  auf  drei  oder  lierWocbenib« 


-     43    - 

ihaiM  biilt>  tchMBt  mir  Mch  ddmmb  bith« 
gea  gawohDlkbe«  UAtoncbcidttogtteicheo  bei* 
dtr  &ff«Bklieitoii  «ber  ff&r  Gicbt  gehalloD  w«r* 
do«  cn  alfitteo«  Sdse  aBgeblicbe  Verwaodu 
tchail  im  Rbeamalitmin  mit  dar  Scropbel* 
l^rankbak  briogl  mich  so  diaser  Venquihvag« 
Em  Vanmadtaabafl  Kwbcheo  diesen  baideo 
KraDkbejteM  ist  mir  aber  oicbl  belceoal,  qod 
ich  eotaioo« .  aiicb  aucb  keines  medicioischeo 
9cbriftslaUeit ,  des  aioer  tolcheo  Verwandtscbnlt 
gedeokt  Dagegen  iai  die  Verwaadtsclialt  der 
Giehl  ■•!  der  ScropheUKreokbeU  etitas  alt* 
gemein  Bekaaatea«  Scboo  aus  der  Analogie 
Seidef  Hebel  läfsC  sich  ibre  Verwandlschaft  dar«» 
tbun^  beide  erfordern  se  ibrer  Aufnahme  einen 
empfiMglieben  Boden«  beide  haben  ihren  Siti| 
in  der  Ljrnpl^e  nnd  im  Lymph«  System  t  Qpd 
deabalb  haben  aoch  beide  aholiche  oachtheiMge 
Wiiknngen  auf  das  Knocbeogebilde,  beide  er- 
ben eich  fort,  und  gicbtiacbe  Ehern  eraeogee 
beiifig  RMpkiilSse  Kinder.  Kben  die  heilsauia 
Wiffkang.  «ea  Lebertbrans  in  der  Gicht  fSbrte, 
▼or  der  Bntdecknng  dee  Jodgebalta,  aum  Ge* 
bmncbo  deaselben  in  der  Scrophelkrankbeil» 
gege«  trrmbnlSse  Rnochaageacbwiire  nud  rhav 
cMliscbe  Knocbeo&beL  Der  sogenannte  Khea- 
matiamna  bat  aber  seinen  Sil«  nicht  in  der 
Lymphe',  er  bedarf  su  seiner  Aufnahme  keinen 
'  nanpfigiUcbee  Bodens  i  wie  Gicht  und  Scro- 
-    phela;  er  kommt  blofs  von  aorsen  in  den  Kür« 

C>9  hjann  den  gesundesten  Menschen  plötalicb 
lalleD ,  und  deshalb  ist  er  auch  nicht  erblicht 
'    a«e|p  wirkt  er  nur  selten  auf  das  linochensy* 
^  ond  nur  in  spaten  Zeiträumen,  wenn  et 
•rthritiscbe  Itatnr  angenommen  ntid  auch 
LjtDphsystem  mit  ine  Spiel  gesogen  hat, 
«p  IKn  Tom  Verfasser  gedgchtep  Bi|cbe#  (S*  ^^ 


—     44     — 

43,  43,  45  und  46)  aneertil)r[i>n  KrankheilsrallA 
•cbeinaD  wir  nuch  alle  das  (je))räge  DJchl  rheu-    ; 
inatiacher,  sooderoäcbt-gichliscber  KranlLheils- 
Forman    «n    sich   zu    tragen.      Bei   dem   S.  4i     j 
emäholen    Falle    waren    alle  Gelenke  aDcbylo- 
titch  Temacbsen    und  untormticb  augeBchwol-    ■ 
len,  die  Zeben  an  den  Fiirsen  waren  verdreht,    i 
die  Röhrenkoocben  aufgelritiben  und  Terbogeo.    i 
Sind    Aivh    aber    nichl    laulei'    cbarakleriMiiche    ] 
EracheiDUDgea  der  üicbikrankbeit?    Unter  ver-    i 
ewiglef  Huftland  führt  in  seinem  Iclzten  Werke, 
dem  £nchiridioii  inedicum,  biof«  die««  al>  Dia- 
gfioae  der  Gicbt  an,  und  auch  uach  T^entinnai    ' 
Vagtl  geboren  dieie  Symptume  ualer  die  Haopt-    i 
Unler«cbeidu»ggzeicb«n    der    Gicbf   vom  Rbeu*    j 
inatiimua.      Hierzu    kommt    nun    noch  das  Er«  '< 
gritfenieyu  dei  Knnrbeogewebes,  dai ,  wieder     ' 
Ur.  Vf.  lelbat  getl«ht,  bei  dem  Bbeumaliimue     \ 
Dur   aelten    rorkommt.    —     Bei    der  S.  42  er- 
wäbuten    Jirankbeits^eachichte    wareo  ebenfalls 
die  Gelenke   aogegrilfen,    nod    die   Gescbwutit 
deraelben    oennt   der    Ur,  Vf.    selbal  ,,eiDa  ga- 
strische Geacbwulsl."  ■,—    DaTt  der  uQler  S.  43 
erzählte    Fall    offenbar    gichtiscber  Katar  war, 
gehl  daraus   hervor,    dar«   daa    Kind,    w«lcfeei 

i^iA    IVliillnr   vBhap      rharhiliirh    tniipitA  .    iIjuibiKb 


—     44     — 

L«bMthniBey  dem  ich  Mit  16  Jahren  to  groha 
Aulimerksainkeit  and  Slähe  gewidmet ,  bei  der 
io  ihren  Folgen  so  traurigen  Gichtkrankheit 
fein  Hauptfeld  ausgezeichneter  Wirksamkeit  ca 
retten«  Mir  genügt  schon  hioläoglich  die  iron 
dem  Hrn.  Vf.  in  Folg»  seiner  Erfahrungen  h^i^ 
gestellte  Behiulftangz'yydafs  der  Leberthran  in 
^lalieo  chronischen '  und  wahren  Rheumatismen 
„ein  HeiHmtfel  Von  sehr  grofser  und  speeifi- 
i,scher  Wirksamkeit  ist,  das  nie  im  dtiche 
i,läCst,  inög'en'  sie  lokal  oder  durch  den  gan« 
„zen  Körper  Yerb'reitet  seyn"  n.  s.  w.  Meiner, 
auf  vielfältige  Erfahrung  gegründeten  Ansicht, 
der  Leberthraik  kSnne  gegen  rheumatische  und 
gicbliscbe  Krankheiten  als  Specificum  eben  so 
betrachtet  werden,  wie  die  Chinarinde  beim 
Wechselfidb^r  and  das  Quecksilber  bei  der 
LosISedcUs,  seheint  der  Hr.  Vf.  (S.32)  gleich- 
wohl  nicht  beisastimmen.  Hr.  Dr.  Schütte^ 
^er  deki  Leberthran  in  der  Gicht  und  im  chro- 
oiilchan  Rheomatismas  für  eben  so  specifisch 
und  aicb«r  hält,  als  den  Merkur  in  syphiliti- 
schen Krankheitsformen,  scheint  meine  Ansicht 
za  tiheilen.  Bei  der  Erwähnung  der  Beobach- 
tangen  des  Hrn.  Professors  Dr.  Knood  von  HA^ 
m€H9trnif  ^ber  die  Wirksamkeit  des  Leber« 
thranif  iührt  der  Hr.  Vf.  nur  diejenigen  an» 
dift  aöner  Ansicht  entsprechen ,  verneint  dessen 
Erfabrangen  über  die  Wirksamkeit  dieses  Mit« 
iels  io  den  Folge -Krankheiten  der  Gicht,  und 
übergeht  dessen  Beseichnuog  des  Leberthrans 
nie  wahres  Specificum  gegen  dergleichen  Ue- 
beL  Uebrigens  darf  man  doch  auch  nicht  ret* 
gtaneiif  dafs  die  Ghioariode  das  Wechselfieber 
oieht  immer,  heilt ^  und  man  auch  bisweilen 
dia  I^utsen<!h6  mit  dem  Merkur  yergebens  zu 
bekittpCoa  nicht«    Bisweilen  etehen  besondere 


—     46     — 

Complirslioaen  oder  euch  ein«  gawU»  Isdivi- 
■dualUnt  diesen  Specificis  toiadlich  «Digegeo,  aiul 
•ollt«  di«s  bei  dem  Lebcrlbrea  nicht  auch  dflr 
Fall  sejD  k'öonea? 

Bei  der  ADTreodanc  des  LeberlbraDs  komal 
■ber  Doch  ferner  und  haupitacblicb  Min«  Qua« 
lititt  und  heiunderi  die  Verscbiedeobcll  in  der 
Fjirbe  in  ßetrnchl.  Nacb  meioen  BrfaliruBgaa 
itt  der  äunktlbraune  am  nirksatntten ,  und  ich 
bediene  mich  dessen  allein,  auch  niti  in«n  in 
diesem  späler  den  meisten  Jod-Geball  ^«fan- 
den hAben.  Auffallend  murste  mir  dalier  in 
gedachton  >Verk«  des  Hrn.  Dr.  Brtftld  (S.  36) 
folgende  Aeufserungseync  „Professur  Dr  Knood 
„von  Helmenslreil  wendete  stets  d*>n  bryanen 
„7'liran  an,  und  siebt  ibn  gegen  Stlienek  dem 
„fielben  vor."  —  Statt  gegen  ■oUt«  ci  rM- 
ieirht  bttifsen  mit.  Es  Ist  diets  aber  auch  vieU 
]«icbl  ein  anberichtigt  gebliebener  Druckfehler 
und  soll  beifsen;  „mit  Schenck.'*  Hr.  Trofe«- 
■or  Knood  von  Helmtmlrrit  sagt  ja  fl«lbsl  In 
Minen  Miicelleo  (Journ.  d.  |>rakl.  Hstllc,  Bd, 
LXXiV.  St.  d.  S.45):  „noch  mnfs  ich  bamer- 
iffceo,   dafs  ich   den  dunkelbraanco  Ltb«illifHi 

.hei    ■!)*!»«»   Krnnkpn    nnwündpl«.    mtiriu 


Bd, 

ser-  1, 

WM  l| 

Am*  f. 


—     47     — 

oder  er  bat  diese  Farbe  durch  eine  Laateroog 
erbalteoi  eio  Verfahren,  wodurch  mehrere  sei- 
Aer  'wirksameo  Befttaodtheile  verloren  gehen 
inüsBen.  DaN  iibrigeos  der  helle, Thran  eben- 
falls nicht  ohne  alle  Wirktamkeit  isti  dafür 
sprechen  su  viele  Erfahrungen  anderer  Aerste^ 
als  dafs  ich  dies   in  Abrede  stellen  könnte.  -^ 


2. 

Äusgtxdchneii   Wirkung   des    Leberthram  ,  in 

scrophulöser  Caries. 

Caspar  S.,  jetst  35  Jahre  all^   Ton  einer 
gichtisehen  Matter  geboren,  und  in  seiner  Kind- 
heit,  gleich  seinen   äbrigen  Geschwistern ,  ao 
geschwollenen  Dr&sen  am  Halse  und  anter  dem 
Kinne  leidend,  aber  seiidem  anscheinend  ge* 
sand^  spürte  im  J.  1826,    eines  Morgens  hei 
dem  Aufstehen  aus  dem  Bette  ^  einen  so  em- 
pfindlichen Schmerz  in  dem  linken  Fafsgelenke» 
dafs   as  ihm  nicht  möglich  war,  auf  diesem 
Fnbo  so  stehen«    Er  glaobte  sich  den  Pub  am 
Torigen  Tage,  oder  auch  in  der  Macht,    irieU 
leicht  vertreten  zu  haben,  indessen  nach  Ver- 
lauf ¥on  angeffihr  einer  Stunde  verlor  sich  der 
Schmers,  und  er  konnte  den  Fufs  wieder  ge« 
braashen«    Am  anderen  Morgen  erneuerte  sich 
jedoch  dar  Schmers   und  dauerte  wieder  eben 
ao  lange.    Als  aber  am  dritten  Morgen  die  Sceno 
Bochmab  sich  wiederholte  und  diefsmal  etwas 
langer  aphielt,  wurde  Patient  besorgt  und  he* 
gdttto  amtliche  Htilfe*  Der  herzugerufene  Kreis* 
CUrarg  Her/iif^  fand  bei  der  Untersuchung  dea 
Fobea  denselben  ohn^  alle  Geschwulst,   Ton 


—     48     — 

oatürlicliorFatbeuDd  beim  Berühren  unaohm«»- 
büit.  Er  rermulhele,  ei  hnlie  »ich  ein  rbeii- 
inaliscber  Sloff  dabin  nbgela|>ert,  derbetondert 
(ur  Morgfiiceit  »ich  äufsere.  verorduele  »urter- 
lich  die  Einreibung  eioea  Hticblij^eD  Ltniineols 
und  lief»  innerlich  Äatirheumatica  oebiueD.  Sei 
dieier  Behandlung  schwoll  abtr  das  Geleak  — 
die  Geschwulst  war  weifs  von  Farbe,  etwas 
elastisch  und  bei  der  Bcrnbrung  nicht  beson- 
ders schmerzbatt.  In  diesem  Zuslande  blieb 
die  Geschwulst  Kwei  Monate  hindurch,  .-lUdaon 
Veraoderle  lich  aber  ihre  Farbe ,  wurde  tolb 
und  Kuletil  braun  und  sehr  einpfindlich.  Es 
trurden  nun  warme,  erweichende  Umscbtäge 
angaweadet,  um  das  Aurbrecheo  derselben  zu 
befördern.  Da  iodessen,  ungeachtet  deuüichar 
Flactnation,  sich  doch  der  Aufbruch  des  G*> 
■chwür«  noch  immer  vericijgerle ,  so  wurde  si« 
an  der  äuUeren  Seile,  ungefähr  zwei  Fingar 
unter  dem  Knöchel,  geöffnet,  und  dadurch  eine 
cieinlicbe Quantität  einer  dünnen,  mit  Blut  ver- 
mischten, jauchigleo  Materie  ausgeleert.  Die 
HolTnuDg,.  dafs  das  Uebel  nach  der  OefFnoof 
nun  bald  lur  Heilung  kommen  werde,  schlug 
aber  leider  fehl,  die  Schmerzen  wurden  im  1b> 
nern  desFursgeleobesitiiuier  heflJger,  daskraokj 


-*.     49     — 

alleiii  ohne  alleD  Erfolg«    Das  Uebel  griiF  im« 
mer  vreicer    am  sich;    aafser  der  künstlichen 
OefFoang   eotstaDdeo   noch   zwei  andere  Oeif« 
DQDgeD  anf  der  äafsereo  Seite  des  Fufses,  und 
eine  dritte  Oeffnung  an  dein  inneren  Rande  der 
Fafuohle,  die  tämmtlich  eine  dünne,  mit  Blut 
und    auch    bäafig   mit  kleinen  Knochenstücken 
yermengte   und  aafserst  stinkende   Jauche  aua- 
Jeerten   and  sich    theils  queer  durch   den  Pub 
hindurch^   theils    der  Länge   nach,    durch   den 
Fufs  bis  an  die  Zehen  hin,  erstreckten.    Dabei 
warde   die   ganze  Constitution  angegriffen  und 
ein  hektisches  Fieber  erzeugt^  so  dafs  zur  China^ 
alz  für  letzt  dem.  besten  Antiscrophulosumi  ge- 
schritten  werden   muTste.     Weil    jedoch    auch 
dieses  Mittel  ohne  Erfolg  blieb,  die  Schmerzen 
aber  bei  jeder  Bewegung  und  jeder  Berührung 
immer  heftiger  wurden ,  wurde  ein  auswärtiger 
Arzt  zu  Rathe  gezogen«     Allein    auch  dessen 
K.unst  scheiterte  an  diesem  Uebel  ^   das  immer 
weiter  Torwarts  schritt ,  weshalb  die  Hülfe  des 
Torigen  Arztes ,  Hrn.    Dr.   Schenck  )un.,   nun 
^ader  in  Ansprach   genommen   und  auch  ich 
um  ineioe  Memung   befragt  wurde*     So  sehr 
aucb^  sowohl  das  äufsere  Ansehen,  als  die  in* 
nere  Beschaffenheit  des  kranken   Fuf«gelenkes 
iar   die  Amputation   des  Fufses  —  welche  der 
zn  Rathe  gezogene  auswärtige  Arzt  empfohlen 
batte  <—  zu  sprechen  schienen;    so   waren  wir 
doch  bei  dem  allgemeinen   cacbektischen  Zu- 
stande des  Körpers  urnl  dem  bedeutenden  hek- 
tischen  Fieber  der  Meinung,    dafs  ihre  Unter- 
nebmnng   bedenklich    sey  und  nicht   zum    er- 
wünschten Ziele  führen  möchte.     Da  nun  bis- 
her Alles I   was  die  Kunst  vermag ,  geschehen 
war,  so  beschlossen   wir  mit  dem  Leberthrani 
der  sich   doch  bei  gicfatischen  Leiden,   wobei 
leirz.  LXXXYIll.  B.  2.  St.  D 


—      50      — 

die  SubttaDZ  der  Knochen  lolbst  «rgriffen  itt, 
Öftflr  all  bülfnicb  bemiesen  halte,  auch  hier 
«iaeo  VertDch  xa  machen.  —  Ei  geichitb,  und 
der  Erfolg  iibertiaf  weit  unsere  Erwarlaagen. 

Bereili  nach  lecbivföcbenllichfliii  Gebrau- 
che dieiea  Mittels  ,  Anfangs  drei  Mal  dei  Tagt 
BQ  einem,  hernach  zu  znei  Efilöflel  voll,  ver- 
minderten «ich  Schmerz  und  Geschwalit;  «i 
fforde  ein  besserer  Eiler  abi^esondert  und  da^ 
mit  auch  grörsere  Kaocbetistiicke  aaigeitotwo. 
Allmahlig  Terininderte  »ich  auch  der  fieberzu- 
stand und  der  Kranke  oabru  an  Kräfte»  und 
Fleiich  wieder  su.  Zuletzt  warde  noch  ein  b»> 
träcbilicbei  Knocheoitück.  aus  der  nateriteii 
OelCnaog  der  aulseren  Seile  des  Fofsgelenki 
eusgettofien ,  damit  schloisen  lieh  nach  «nd 
nach  lammllicbe  Oeffnungen ,  und  die  Genesnag 
de*  Kranken  erfolgte  bieranf  so  vollkominen,  . 
dafi  er  bald  hernach  als  Scbneidergaielle  auf 
die  Wanderschaft  geben  konnte.  Am  Foba 
-war  weiter  nichts  Widernatürlich  bs  in  bemer- 
lien,  als  dafa  derselbe  etwas  mehr  oach  avben 
gerichtet  nnd  nicht  so  beneglich  war,  wie  der 
andere.  Die  Kur  balle  eivras  bber  ein  balbM 
Jahr  gedauert,  uod  wübrend  dieser  Zeil  waren 


-  ftl  - 

3. 

Beihing  einer  zwölfjährigen,  wahrscheinlich  mit 
venerischer  Dyakrasie  verbundenen  ^    Gesichts^ 

flechte» 

Der  Schallehrer  O.^  gegeowartig  43  Jahre 
alty  and  sich  aai  Aeinen  frübereo  Jabreo  aafser 
eioigeo  DriiseoaoschweUaogeii  keiner  beton*« 
deren  Krankheit  erinnernd,  Mrurde  im  Herbat 
des  Jahrea  1819^  im  2d8ten  Lebensjahre  ^  in 
Schieosingen  I  wo  er  früher  das  Gymoasiam 
freqnenlirt  hatte «  and  sich  jet2t  £am  Besnch 
befand f  Toil  einem  GescbwUre  aaf  dem  rech- 
ten Rande  der  Zunge  befallen«  Anfangs  ach« 
tele  er  das  Uebel  nicht ,  schrieb  es  dem  Reite 
•inea  Zahnee  xu^  und  hoiFte,  es  würde  sich 
-wohl  Ton  selbst  wieder  Terlieren;  -^  allein  er 
iah  sich  in  seiner  Erwartung  getäuscht  und  ge« 
nolhlgt^  Srctliche  Hiilfe  zu  suchen.  Der  con« 
aoltirte'Arttf  nichts  Arges  ahnend^  behandelte 
das  Uebel  wie  ein  gewöhnliches  Geschwür,  -— 
über  Tergebeos ,  es  bot  seiner  Behandlung  Trotc« 

KßA  einiger  Zeit  gesellte  sich  2a  diesem 
ZongeogMchwür  ein  Ausschlage  der, sich  za^ 
•rat  im  Gesichte  zeigte  und  sich  von  da  alU 
mäUig  fast  über  den  ganzen  Körper  verbrei- 
tete« Br  erschien  in  Gestalt  kleinerKnotchen^ 
die  Anfangs  roth  aussahen^  sich  aber  schnell 
Tergroberten  and  einen  weifslichen  Eiter  er«* 
sesgfea.  Dieser  Ausschlag  kam  dem  Arzt  fer« 
däcfatjg  Tor,  *^  er  schien  ihm  syphilitischer 
Niäter  txk  seyn«  Er  examinirte  nun  in  dieser 
Hinaicht  aof  das  Genaueste  ^  konnte  aber  von 
dem  Kranken  sonst  nichts  erfahren ,  als  dafs 
er  kars  vor  Entsteh nqg  seines  Zungenübels  aus 
der  eben  erst  niedergelegten  Pfeife  eines  guten 

D  2 


-    vö    - 

Fnandei  geranchl  habe,  und  daft  gerad«  die 
laideade  Stelle  diejenige  ley,  wo  die  Pfeif«  die 
Zunge  so  beriibren  pQi^ge.  Er  habe  hierauf 
kein  Gewicht  gelegt  ood  deshalb  dies  nicht  früher 
erwähnt.  Dem  Ärst  war  dieser  AufsEhlDf*  sehr 
vrichtig,  nicht  cor  biosichtlich  der  Oiag&oB«  de« 
vorhandenen  Uebeli,  sondern  auch  deshalb,  yreil 
0t  den  näinlicben  jungen  Mano,  dem  die  Pfeife 
gehörte,  vor  eiaiger  2eit  ao  einem  Tenerit eben 
liehet  in  Behandlung  gehabt  hatte.  Nach  einer 
nemlich  langen  Merknrinlkur  wichen  altmäblig 
beide  Uebel,  nnd  im  Frühjahr  1820  w»  die 
Kar  vollendet,  halte  jedoch  nocb  ein  langes 
Siechthum  zur  Folge.  — 

Kanm  hierron  völlig  genesen,  wurde  Hr.  O. 
TOD  der  gewöhnlichen  Kratse  angesteckt  uad 
blieb  damit  an  drei  Viertel  Jahre  behaftet. 

Nachdem  Hr.  O.  sich  länger  als  «in  jaht 
anscbeinend  wohl  befunden ,  itellte  sich  im  Som- 
mei  des  J.  1823  ein  scfanupfeD artiger,  aber 
aebr  scharfer,  fressender  kiuÜuts  aas  dar  Nase 
•in,  der  ihm  Üuffterst  lästig  war  und  öfte<  der 
Luft  allen  Darcbt^aog  versperrte,  Fatiant,  wel- 
cher mittlerweile  als  Schullehrer  angestellt  WOf- 
den  war,  zofi  Hm.  Dr.  Peeiz  darüber  in  Ra- 


—     ö3     — 

aufsfD    abd   Ton  innen   mit   kleintn   Bläschen 
.  und  Scl^orfen   überzogen.     Da  -  Hr.  Dr.  Peetx, 
.inswiBchen    einem  anderen  Bernfe  gefolgt  und 
Ton  hier  abgegangen  war,  ao  wendete  sich  der 
Kranke  an  Hrn.  Dr.  Crevecoeur.    'Dieser  pflich- 
tete der  JUeinong  des  Torigen  Arztes  fbUkommea 
bei  und  setzte  die  Merkurialknr  ntrtft'ein  gan- 
zes Jahr  fort,  jedoch  mit  demselbMlP^ngiinsti-> 
-gen  ^  Erfolge. '    Hr.   Hof^ath  T^o/Zmer,   welcher 
hierauf  so  Rathe  gezogen  wurde,   Ycrordnete 
-gegen   das   Uebel   die  Dulcamara  und  liefs  sie 
beharrlich  drei  Viertel  Jahre   larg  fortsetzen. 
Aber  auch  diesesi  sonst  gegen  dergleichen  Dys^ 
krasieen  ao  berühmte  und  bewährte  Mittel,  blieb 
frnchtJos.    Mehrere   Aerzte  wurden    nun   noch 
za  Ratfae  gezogen,  bis  endlich  auch  die  Reihe 
an   miefar  kam«     Die   Krankheit  war  indessen 
nicht  blofs  auf  die  Nase  beschränkt  geblieben, 
«nudem  hatte  sich  allmahlig  von  da  auch  über  , 
■das  ganze  Gesicht  yerbreitet   und  dasselbe  mit 
Schorfen  und  kleinen  Bläschen,  dje  eine  scharfe, 
fressende,  wässerige  Feuchtigkeit  enthielten,  der- 
gestalt überzogen ,  dafs  der  Kranke  es  vor  den 
Aogen    des    Publikums    TerhüUen   mufste.    — 
-Nachdem  ich  nun   gehört,   was  bereits  gegen 
dieses  hartnäckige  Uebel  gebraucht  worden,  und 
■nieht  anders  urtheilen   konnte,   als  dafs  Alles, 
^ Was  nur  die  Kunst  erheischt,  schon  geschehen 
war;  lo  mufste  ich  nur  bedauern,  dem  in  mich 
gesetzten  Vertrauen  nicht  entsprechen  zu  können. 
lfm  jedoch  den  :Kranken  nicht  hoffnuogslos  Ton 
>mir  stheiden   zu   lassen,    yerordneie    ich  ihm 
den  Spiesglanz-  Moor.     Da  dieses  Mittel  indefs 
ancb    keine    Besserung  herbeiführte,  wendete 
sich  Pat.  an  Hrn.  Bulck ,  Wundarzt  erster  Klasse, 
und  dieser  wendete    uuter  Anderem  auch   die 
Hungerkur  an,  lieis  täglich  eine  Tasse  Fleisch- 


-     64     - 

brSbo  and  mel  Lctb  KalbBeiicli  fttiithm 
dabsi  im  Bella  eine  Ptiiaoe  nui  Sarsapai* 
(TTahricbeinlicb  die  Spec.  ligooTuui)  ti 
fiacbdem  bei  dieser  Kur  der  Körper  svhj^ 
•chmächt  Und  bedeuteod  Bbgeinagerl  w« 
vrnr,  zelRl«  sieb  daruD  allerdiogi  eio  giiMl 
Erfolg.  .  9er  Agmcblag  wurde  tiockeo  ,  b«1 
aia  beseeni  Aneeben  und  schien  sieb  sur  I 
Inog  Bu  iveoden.  Sobald  licb  aber  der  I 
per  Dar  etwna  wieder  erholte,  Kräfte  und  £ 
nieder  zDDahmeD,  bracb  auch  sofort  das 
bei  und  zwar  inil  erneuerter  Heftigkeil  nii 
los.  Der  Kraok«  wurde  eodlicli  gaas  inult 
gab  die  HolFaaDg  zur  Geoesueg  aaf,  und 
braucbUaDdeilhalb  Jabr  laoggarnicbla  i 


I  null 

ig  vfl 

kbeif^ 


Nach  dieser  Zeit  hSrte  er  sufalÜg  i 
Kar  eioei  bartaaciiigeD  Flechleabraokbeif^ 
io  Siegea  durcb  den  Leberihren  bewirkt  i 
den  war.  Palieat  fäfste  neuen  Mulb  ,  aadi 
bierher,  um  sich  bei  mir  wef^eu  des  Gebi 
dieiee  Miilels  Ralb  zu  erbitten.  Sein  T 
vrar  noch  nie  zuror  mit  Krusten  und  i 
liichea  Geacbwüren,  die  eioeii  jauchiged 
absoederteo,  so  überdeckt,  dafa  es  eiaftlf'^ 
3Ia»kirüng  bedurfte.  Ich  erzüLlle  ihm  DM 
glückliche  Heilung  einer  biesigea  KrankeH-l 
«iner  «ieljahrigeo  Flechteokrankbeil  dureU 
Leberlbran,  und  rieth  ihm  um  so  mehr  «■ 
Mit  Gebraacb,  da  nach  der  Zeit  noch  nd 
ErfabruDgeo  die  Wirksamkeit  dieses  Mitlijl 
gen  Flechtao  bestätigt  bnlteD.  VollVertra 
kehrte  Fat.  mit  einem  Schoppen  duokelbrai 
Leberthraos  nach  Hause  zurück,  und  b«g 
nun  nnverzüglicb  damit  seine  Kur,  dr«L 
iBglicb  zu  einem  Efslöffel  voll  Auraogai 
iodessen  das  Uebel  sich  eher  2U  Tvmhii« 


—     55      — 

alt  m  betsera,  das  Jucken  und  Brennen  wurde 
beAiger^  - —  doch  lieft  Patient  sich  nicht  irre 
machen,  sondern  fuhr  standhaft  im  Gebrauche 
forL  In  der  siebenten  Woche  zeigten  sich  aber 
sar  gfofsteo  Freude  des  Kranken  Zeichen  der 
Besserung.  Die  Flechtengeschwnre  wurden  trok- 
kener,  die  abgeschiedenen  Feuchtigkeiten  dicker« 
milder,  frafsen  nicht  mehr  in  die  Tiefe,  Schmers« 
teo  und  brannten  weit  weniger  als  zuTor«  Mit 
doppeltem  Eifer  wurde  nun  die  Kur  fortgesetzt 
und  das  Vebel  besserte  sich  immer  mehr,  so 
data  Patient  nach  Verlauf  Ton  Tier  Monatete 
das  Glück  und  die  Freude  hatte,  sich  Ton  sei- 
ner zwiSiijährigen  traurigen  Krankheit  gänzlich 
befreit  za  sehen. 

Als  ich  diesen  Mann  nach  seiner  Heilung 
wieder  aah|  erkannte  ich  ihn  nicht  mehr.  Die 
Harben  im  Gesichte,  die  Anfangs  rotblich  wa-* 
ren,  hätten  die  natürliche  Farbe  der  Baut  wie* 
der  angenommen,  desgleichen  waren  auch  die 
Geschwüre  der  Nase,  die  pur  an  ihrer  linken 
Seite  etwas  Weniges  Ton  ihrer  Substanz  Ter» 
lören  hatte  ^  so  schön  Ternarbt,  dafs  im  gan- 
jEeo  Gesichte  nichts  Auffallendes  mehr  zn  be«- 
merken  wen 

So  wenig  Antbeil  ich  auch  an  dieser  giän» 
«enden  Heilung  durch  den  Leberthran  habe, 
denn  ich  hatte  nicht  zuerst  dazu  gerathen,  nnd 
aoch  ohne  mein  Zulhun  wäre  sie  geschehen; 
ao  sehr  ireut  es  mich  doch ,  dieselbe  durch  diese 
Tiel  gelesene  Zeitschrift  zur  Kenntoils  des  ärzt- 
licbeo  robiikums  bringen  zu  können. 


'Ai^ttXUndt  Wirkung  dieses  MitteWin  der 
jitrophia  infantum. 
Im  Jfabr«  1830  begafarte  der  SehTeloer  K. 
wegvo  iinea  jäogaten  Söbncbeoa  meine  RrclUcha 
Hiilf«.  Dai  Kiud,  fdof  Viert«!  Jahr«  alt/ to^ 
nnw  danula  kiänklicbeo  Malter  geboren,  uKd 
TOB  einer  Amme^  die  oicbt  die  beiteb  Säfte  fee 
haben  acbien,  geaäugl,  halle  immer  e^n  elwiM 
kranUichea  and  ■chwächlichsa  Anaeheri,  doch 
dabei  einen  lebhaften  Geiil  ua4  auch  ber^U 
nach  Tollendeleni  eialem  Lehenajabr  etwai  lau- 
fen gekonnt.  JetKt  war  aber  daa  aonttmantere 
Kind  verdriefalich  und  träge  gewordeb,  wollte 
picbt  mehr  auf  die  Beine  und  verlangte  bealan* 
dig  getragen  su  werdeo.  Die  EMuit  wur  «qfh 
gut,  die  Yeidanung  aber  ichlecbt,  ^aa.peoo^ 
aene  ging  meiatena  uarerdaut  nieder  ab.  Daa 
Gesicht  war  blala,  ruozUcb  und  hatte  ein  älU 
liebes  Änaehen.  Die  Glieder  waroji  «bgsM* 
gerl«  der  Unterleib  dagegen  aufgolrieb^n  «fl 
liart  aniurdblen.  Eine  besoDdere  HiUe  war  am 
Körper  nicht  zu  bemerken,  auch  der  Pul^  nicfat 
merklich  beicbleunigt.  —  Ich  verordnete  Ab- 
>  auflöaende  Millel,  al»  Liquor  Kali  a      '" 


—      67     — 

bektiscbes  Fieber  an.  Ich  zweifelte  ooter  die- 
See  UmfttändeD  an  dem  AnfkommeD  des  Kio« 
det«  l/m  jedoch  Nichts  uoTersucbt  zu  lassen, 
beschlefs  ich  deo  LeberthraD,  der  sich  id  Zer» 
theiluog  scropholoser  DriiseOy  so  wie  io  der 
Heilaog  -der  englischeo  Krankheit,  und  der 
hierdaidi  oft  bediogtea  Atrophie  so  bewahrt 
gezeigt  hatte,  Doch  als  das  letzte  Mittel  hier 
ifl  Anwendung  zu  bringen,  und  verordnete  eo- 
fort  Morgens  und  Abends  einen  guten  Thee- 
lofTel  YoU. 

Z9  meinem  nicht  geringen  Erstaunen  trat 
zchon  nach  Tierzehn  Tagen  Besserung  ein; 
die  Ausleerungen  wurden  besser,  erfolgten  nicht 
mehr  so  häufig  und  schienen  mehr  verdaut* 
IVacb  vier  Wochen  konnte  man  schon  bemer^« 
ken,  dals  der  Leib  anfing  geschmeidiger  zu 
werden;  Appetit  und  Ausleerungen  wurden  re- 
gelmabig  nod  das  Kind  nahm  allmählig  an 
Fleisch  ^pnd  Kräften  wieder  SU|  der  älüiche 
Zag  im  Gesichte  verlor  sich  und  der  Leib 
"Wiirde  imiBer  weicher  und  dünner,  fiach  Ver- 
lauf eines .  Vierteljahres  war  das.  Kind  völlig 
liergestellt ,  und  hatte  während  dieser  Zeit  un-» 
gefübr  zwei  Schoppen  dunkelbraunen  Leber« 
thrani  genommen. 


5. 


GrofiM  fFirJcsamJcfiit  des  Leherihrans  gegtn 

Lungen  -  Tuberkeln» 

Im   Jahr  1835  wurde   mir  die  achtjährige 
Calharine  H»    von   hier    vorgestellt,    um   «ie 


N'aturhistorisube ,  D]^diciDi8cbe<^^*  -' 

Lesefi'üchle     und     Raudglosseu. 

Vom 
Grofsli.  Bad.  Hofrallio  Dr.  Pitscbafl, 


(ForUelziing.     S.  vor.  Slüok.) 


^ur  Verbiitpng  der  oft  so  gefährlichen  Uä- 
morrhagiea  der  Gebärmutter  uoterbiodet  Dr. 
Senn  zu  Genf  den  NabeUlrang  oacli  dem  Kinde 
zu  uod  oacb  der  JUuUer  zu;  er  bat  beobacb<«t, 
dafa    dann    dia    TlAcenta    anschwelle    ttiid«io^ 


—     61-     — 

linier  den  oft  angeführten  Gelegenheits - 
machen  der  Scrophiilosis  Teriniht  man  Yorber- 
rangene  Masern,  Scharlach  und  Keichhnsten, 
1  vrelchen  lelxterer  oft  biersu  Veranlaiisung 
U  Das  Conlagium  de»  Keichhuslens  itt  lo 
pcaderabel,  als  das  der  Cholera  zu  seyn 
leiot;  dafs  sich  das  des  Iveichhustens  auch 
rch  leblose  Träger  yerbreitet^  ist  mir  gewifs« 

Der  Keirbhusten  stammt,  Tvie  die  3Iasern, 
cken  (yergl.  die  scböoe  Uebersetzung  der  Ab- 
ndluDg  über  Pocken  Ton  Rhazes  durch  Mead) 
d  ^ie  die  Pest  {Thucydides  Bd.  IL  Cap.  47.) 
IS  Asien  uod  Afrika  —  auch  der  Aussatz 
lOMnt  i¥ahrscheinlich  aus  Afrika ,  —^  Moses 
rnte  ihn  in  Aegyplen  kennen,  uod  nennt  ihn 
iraah.  In  Aegypten^  Palästina  ist  er  zu  Haus; 
e  römischen  Heere  brachten  ihn  zuerst  nach 
ilien ;  durch  die  Kreuzzüge  wurde  er  in  ganz 
aropa  Terbreitet. 

Seit  den  Einrällen  der  Tartaren,  im  drei« 
»hnten  Jahrhundert  in  Polen,  herrscht  der 
^'^eichielsopf  daselbst.  Nach  Dr.  Marcinkowski 
\\\  es  aber  die  Pest  gewesen  seyn,  welche 
e  Tartaren  nach  Polen  brachten,  und  der 
ITeicbielzopf  soll  sich  erst  gezeigt  haben ,  als 
a  übrigen  Europa  die  ysnerische  Krankheit 
rschienen  war. 

In  Frankreich  kam  der  Keichhusten  1414 
im  ersten  Mal  epidemisch  Tor« 

Die  Cboleia,  gleichviel,  ob  ein  Cootagium 
1er  Miasma,  oder  beides  zugleich,  stammt  aus 
istiodien ;  der  schwarze  Tod  aus  China. 

Wenn  eine  Schwangere,  welche  in  der 
ktBten  Tagen  Tor  ihrer  Entbindung  einen  Schar 
ich*    oder  einen  Pockenkranken   gepflegt  ba 


—     02     — 

•ia  Klurlädi-  DUM  pockeokraBkM  ffind  tm 
WeUbnBgt,  »o  beweist  die» ,  wi«  f«ia,  iiDWtig- 
bar  and  All«»  durcbströmcDd  ein  solcbM  Cob> 
tagium  %eya  mati.  —  Ja  geben  wir  ooch  wm- 
ter.  Wer  kann  geDugand  niichweUeDt  wat  dam 
Urin  nach  dem  Ganufa  Ton  terpentbiDhaltigea 
Sloffeo  «ineo  Veilcbengernch ,  nach  dem  Toa 
Spargel  nnd  Arüachoken,  oft  echon  nach  Maaf 
Stund«  einen  *o  eigen tbiitnlich  itinkeDdaa  Ga> 
TDch  Terleiht?  —  .Wie  acbnell  dnrebdriagl 
BlaNläar«  den  gnnien  Orgnoisinva!  Waa  bringt 
dai  anwägbare  Liebt  nnd  die  ibm  lo  Terwudt* 
Elektriütät,  deren  Gescbwiadigkait  nach  aanan 
Vertncbea  noch  gröfser  ala  die  dei  Lichte  aeya 
Bsll,  nicht  Alisa  herror.  -»  Dafa  die  Haare 
einiger  Menichen,  lUDächat  difl  dar  Fnwtn, 
«lektriscbe  Funken  antwickeln  koonen,  iit  b^ 
kaonl,  aber  iaU  nuch  Aat  r'ückwärls  Strelcbela 
der  Rückeobaare  der  Pferd«  Leuchten  hwrot* 
bringe,  babe  ich  nur  in  Camerurii  memeraUl' 
aaturae  geleaen. 

Wie  durchdringend  nnd  aodaoernd  itl  oft 
die  Wirkung  flüchtiger  JHillel,  wenn  man  *ie 
gleich  aocb  nur  auf  die  äufiere  Haut  and  oicht 
nach   der    en  derma  tischen    Meibode    anweadeL 


—     G3     ~ 


n    aod   Penonen   mit  reiEbarem   Hagen  be- 
!inmt  er  auch  io  der  Regel  übel. 


Düpieren  rühmt  gegen  das  Äaifallen  der 
aare  eioe  Salbe  aus  Caotharideotinktar  und 
cbweioefett.  la  i'rüherer  Zeit  ^urde  ein  wet« 
iger  Anfgafs  über  Bieoeo,  sowie  auch  diosel- 
so  in  Tulver  dagegen  empfohlen ;  sie  galten 
ich  als  Diureticum  uod  wurden  gegen  Lab- 
ung der  Harnblase  angewendet.  Von  schon 
lätern  Schriftstellern  über  Heil  mittellehre  kann 
•b  nur  Mellin  (Arzoeimittellehre  S.  503)  anfSh« 
>n.  Das  HaaraosfalUn  wird  häußg  durch  Flech« 
in  Terursacht«  Dafa  Canthariden  ein  grofses 
[eilmittel  gegen  Flechten  sind»  ist  binläaglicb  he- 
annt,  wie  Biets  Heilmethode.  —  Ob  Tielleicht 
BS  Giflbläschen ,  welches  die  Biene  in  ihrem 
Dhlen  Stachel  führt,  das  wirksame  Princip 
nthält?'  Von  welcher  reizenden  Wirkung  Die- 
enstiche  auf  die  Haut  sind,  ist  bekannt,  nicht 
)ICeo  können  sie  von  tödtlichen  Folgen  seyn* 

GeUnde,  hautreizende  Mittel  wurden  als 
sarwochsforderod  zu  allen  Zeiten  empfohlen. 
ITir  führen  von  den  Aeltern  nur  Alfonso  Mom 
täcoio  an:  Alopeciam  curat  oleum  laurinum. 
lanc  et  capillorum  defluxia  snnat  oleum  ez 
nphorbio«  Neuerdings  wurde  eine  Brechwein« 
teinanflosung  dagegen  gerühmt.  {Proriep't  No« 
MO  Bd.  XLII.  S.  löO).  Galen  empfiehlt  Bä- 
»nlettp  CrcUo  von  Kraflheim  eine  Salbe  Yon 
iraofatt  und  gebrannten  Haielnüssen«  -—  Hip^ 
^araieSf  auch  neuerdings  Caipari,  Kücbeo« 
Ib  ottd  auch  Zwiebelsaft,  — -  Blittel ,  die  oaek 
SMfsgnbe  der  Anwendung  mehr  oder  wedfef 
in  Bnat  reizen  und  rothen« 


—     64     — 

Bei  B«riickfl!cbl!gung  des  sehr  ■cValMBf 
«fertheo  PbellaD<Iriiim  squalicum  vergesse  maa 
nicht  auch  Murray  apparalus  tnedkarain.  T.  I, 
p.  367  DBcbzDschlageD ;  ich  künote  die  LiUra- 
tat  dAEÜbar  noch  TergrÖfsern;  vergl,  Dr.  Idt» 
Itr's  AbhaadluDg  (Jouro.  d,  prakt.  Heilk.  Jahrg. 
1836.  April.  S.  89). 


.  Bezüglich  der  Aqoae  Tibililanad  (Jonri.  J. 
prekt.  Heilk.  Jahrg.  1838.  Jaouar.  S.  llöf  fünf- 
ceho  Stondea  tob  Bona,  dem  ehemaligen  Hippo, 
möchte  ich,  oach  dem,  iras  Plinius  ans  mit- 
theilt,  doch  sehr  besweifelD,  dafi  sie  nnlai 
diesem  Namen  von  demsetbea  emafant  we^ 
den.  Tibilis  war  noch  sar  Zeit  dae  beiligii 
^ugustin,  Bischofs  zq  Namidieo,  eine  hcMW 
dere  Kolonie;  nach  ihm  (Epistol.  112.  und  de 
ciyilat.  Dei  Lib.  XXU.  Cap.  8.)  wurde  datch 
die  Kraft  der  Reli<iuiea  des  heiligen  Siephanus, 
des  Märtyrers,  ein  ßlioder  datelbst  geheiltl 

TibiUi  ist  in  den  merkwürdigen  tabah'i 
Conrad.  Peutingeri  (f  1547)  angeführt,  —  ip  dar 
letzten  uDil  besten  Ausgabe,  einer  seltenen  Tom 
Jahre  1735,  bermdel  ei  sich  No.  3.  Lil.  e. 
Aach  der  Quelle  bei    dsn  Ge 


—     65     — 

det  magneliurler  «iBerner  R^oge^  die  gleich 
einer  Kette  ao  eioandor  bäogeD»  o.  t.  w..— 
Uetor  aodenn  wird  gesagt:  NonnuIIuin  etiam 
veimioin  id  aqaarum  calidaram  scäturigioe  re- 
periii  i  aearom  -  ferrorem  nemo  impime  cod- 
trectät)  illos  aotem  ood  solum  sine  ulla  soa 
laesione  ibi  esse/  sed  extra  esse  non  posse« 
UflwillkiibrUch  eriDDert  man  s^b  bierbei  der 
neaem  Anffioduog  tod  Infosorieo  io  Tbermeo.  -— 

Der  beilige  Augustin  ^  welcher  d.  28«  Au- 
gmt  430  EU  Hippo  starb,  als. dasselbe  von  den 
Vendalen  belagert  wurde ,  yerwirft  mit  Plinius 
die   AiuKahme   der   AotipodeD.      Er    sab    eine 
lebende  Mibgebart  eines  Doppelmenscben,  der 
aber  nur  einen  Uoterleib  und  zwei  untere  Ex- 
tremitäten hatte.    Auch  Hermaphroditen  hat  er 
beobachtet,   in   quibns  sie  nterque  sexns  appa- 
ret,  Qt  ex  ^no  potius  debeant  accipere  nomen^ 
iDcertum'  sit,  a  meliore  t einen ,  hoc  est  a  mas« 
colino,  ut  eppellareotur ,   loquendi  consuetudo 
praeraluit  (Lib.  XVL  Cap«  9.).  —    Er  erEäblt 
(Lib.  XIV.  Cap.  24.)  unter  andern  Merkwür- 
digkeiten femer,  dafs  er  einen  Mann  kannte,  der 
ttcb  wirklich  todt  stellen  honnte   (wir  haben 
Meere  Beispiele);  einen  der  scbwitxen  konnte^ 
wenn  er  aar  wollte.  —  Vom  Magnet  behauptet 
er  lut  so  vielen  Aeltern ,  dafs  er  durch  Bocka- 
blnt  saue  Kraft  verliere  ;  PracQstorUiS  sagt  (de 
sympathia   et  antipathia):  si  modo  verum  est 
\   Uraao  sanguine  solo  moUescere.   -*    ParaceU 
^  I    an,  van   Helmont   und  Andere  behaupten  ea 
'^  1    TOBi  Knoblauchsaft. 


:1 


r 

I 


Folgende  auf  magnetische  Wirkungen  be- 
"Vm  Stelle :  Quid  si  ego  illum  tractim  tango, 
ItttBXXXXY  III.  Bd.  2.  St.  E 


ai  itamiat?  (Plaoti  Ampbiirao.  Adt»  L  Sceaa 
i.  T.  1&7.)  labt  sich  »ehr  Tenchiedea  «rktärcB. 


jtrittoteUa  (Tliat,  anim.  Lib.  VII.  Cap.  5.) 
nnd  F/im'us  (Lib.  VIII.  Cap.  11.)  (pnched  di« 
Annabme  der  Superfötation  am. 


Blatricis  tnola  cautatnr,  dam 
ceptionis  t«nipora  timora  concatitar.  —  Unna 
snmit  origineni  io  bepate,  io  renibiia  aiä{nt 
tnbitaDtiam  et  colotem.  —  Ridemat  tplaM 
et  lieoe,  Gorda  cogDoacimua  et  tcimus,  cambn 
»eotimui,  amatnui  b«pate.  MeUncboliani  w- 
cipit  lien«  —  äi  augatar,  mac«acit  corpni,  ■ 
minniltir,  piogüescit  (Affona,  Mortteata  Cobh 
p«ad,  mädic). 

jiugustiit  dafioirt  den  Zorn :  Ira  Bit  nlit»' 
ceodi  libido. 

Tod  der  Anwandang  des  Bezoardicnm  jo- 
viale, sagt  Bagliv;  Caulus  sis  in  morbis  ner- 
Torom  et  capitis,  nain  ex  natura  suB  alsDDum 
iDimicum  est  oervis:   coolra  io  sfTectibus  fay- 


fälit  DflBst  da»  Steigen  dM  Barom^ten 
WamiTMiiiniiiiiiig,  and  dct  Fallan  Am 
aArnjahuag  dar  Eide."  Er  ugt  f«m«r: 
Bidfl  üt  in  «wig«n  Ein-  nod  AnMthmmi 
Hau"  Auch  bei  gror>er  Kiilts  athmet  di« 
■u,  deiiD  das  VerdaDiten  doa  Eiw«  bei 
■r  Kilta  i«t  mwinon  IVenn  dia  Thor- 
wUit  di«  Linis  am  Gafiierpunkt  ragt,  düs- 
Ih  "Wmmr  auh"  -^  „Em  i>t  in  dw  That 
t  Icicbt,  aacb  der  gewnhiilicb«n  Thttoiie 
IMmpfBO,  das  Verdunsten  da«  Eisu  bM 
aar  iCiU«  au  eriiläreo."  Ldchttithtrg.  — 
gl  wohl  die  bitber  aoganoinnwoe  EfUi« 
,  waraa  mit  Wasser  befenchtatar  Ae(>- 
•icb  «rfaitzt  ?  —  weshalb  «ine  rotb-waib 
im  aiseme  Slang«  frSfaer  als  ein«  nqr  auf 
■rhitale  erkaltet,  wenn  beide  in  ein  G«> 
■t  kallam  Wasser  «ing«taucht  nnd  wie- 
wnugasogea  werden  ?  —  dab  Queekni- 
•iaiMl«nx  Temperatur  ««rdunsltt? 


■elbst  beiSleinbildung  vrirken,  tnitSerni^tf 
pod. ,  Sem.  Petros«lin.  und  mit  Allium  sativ 
tollte  map  Versuche  aoatellen, 

Apch  die  Korner  der  Hatin-  oder  Hn 
botten  scbeincn  Aelmlichkeit  mit  den  bitt 
Obitkernen  zn  baben.  Heberdtn  »b  auf 
Gebrauch  roa  Herb.  Uvae  urai  einen  grü 
Harn.  (Deiaeu  Commenlar.  S.  86).  Der  Gei 
der  Früchte  von  Caelus  opuolia  macht  den  U 
blutrolb  *).  Id  Murrav^s  Aiiparat.  laedir. 
in.  p.  343)  i't  die  Quelle  dieser  Beobacht 
SDgegeben.  Nacb  dem  Geounse  von  Arluch 
keo  riecht  der  Harn  nie  Diicb  dem  von  S| 
gel.  Bei  einer  Usme,  nekber  ich  gsgea  b. 
nnckige  Galtenftleine  liingere  Zeit  hindurch  i 
löiende  £slr;icle  mit  kleinen  Gnben  BelUdo 
gegeben  batle,  stellte  sich  ein  krilitcfaer  ( 
lenabgaog  nach  unten  eio,  ibm  Toiber  | 
eine   grasgrüne  UrioauKonderuag. 

Uafft  die  in  neuerer  Zeit  gegen  di«  Wh« 
sucht  so  sehr  gepriesene  Pyrola  ombeltaU 
dea  allen  KräuterbücherD  Harnkreut  b«iCi^ 
Dicht  zu  übersehen. 


In   der    laleiniachen    Grammatik, 


—     6U     » 

•Dgliicheo  PrinseD  Robwri  III,  ^  Hejrcogder  Nor- 
mandle,  artpriiogUch  gewidmet. 


In  einem  Aafsatse  über  das  Einbalftamiren 
(Gasette  de  France  1837.  26.  Oet)  werden  die 
Romer  zu  einteilig  ein  gottlosea,  rohes  Volk 
i;enani^f.  Sie  Terbrannten  ihre  Todten ;  za  den 
Zeiten  des  Macrobius  (Saturn.  Lib.  VII.  C.  7.) 
war  indefs  das  Verbrennen  der  ISbdteu  gans 
anfser  Gebrancfa  gekommen.  —  Nach  unserm 
Dafiirbalten  war  das  Verbrennen  der  Leichen 
sehr  sinnig  nnd  sert.  Die  Asche  wurde  in  ei- 
ner Urne  in  einem  Sarkophag  aufbewahrt,  und 
diese  wurden  bei  Reichen  mit  dem  Portrait  des 
VerstorbeneA  in  Skulptur,  auch  in  Relief  ge- 
ziert« Daher  das  Wort  ,,Biiste''  (combustum, 
buslum),  woTon  selbst  der  sprachkondige^cAmi//- 
henntr  eine  nnricbtige  Ableitung  gibt.  Daher 
bedeutet  auch  bei  den  Romern  ,,bustum''  eine 
Grabstätte.  Das  Material,  woraus  einst  die 
Hölle  des  Geliebten  bestand,  reinlich,  gleich- 
sam in  nnce  zu  bewahren,  dürfie  wohl  nicht 
eine  rohe  Sitte  genannt  werden  *)•  Diese  Lei- 
chen-Verkohlung oder  Tielmebr  Verascbung 
geschah  in  eigens  dazu  eingerichteten  wohl 
vertcblossenen  Glähofen«  Auf  eine  andere  Weite, 
etwa  auf  Scheiterhaufen  würde  es  zu  viel  Hoiz- 
aofwand  verursacht  haben. 

Später  legten  die  reichen  Romer  auch  die 
Todten  in   steinerne  Behälter,   welche  aus  ei» 

*}  Hat  nun  die  untergelegte  Gluib  mich  in  Asche  Ter- 

waadelt, 
ein   geringes  Gefafii    meinen   noch  äbrigea 

Rest. 

KMcbeVs  Debers.  des  Propct'z 
2.  U.  9.  Elegie. 


--     70     - 

mm  Stein« ,  «alcher  sarcophagDi  (PleIieliTflr>- 
zebrer.  Vgl,  Saclia  etymologisches  medic.  L«xi- 
con)  hiefs  and  aus  Asien  kam,  verrertigt  wur- 
den, in  40X.ngen  waren  diirin  die  Leicbeo  con- 
'  samirl.  Dftber  also  das  Wort  Sarkophag,  nel- 
cbei  erst  epaler  gleichbedeulend  mit  Grabstiilt« 
war,  ond  vroraae  noch  später  der teulicheKsma 
Sarg  sich  ableiten  lafst.  — >  Dieser  Stein 
kommt  im  Plinius  (Lib.  XXXVI.  Cap.  17.), 
Calen,  Dioscorides,  Ctlsus  und  Andern  TOf  — 
deoD  er  vrurde  auch  als  Heilinillel  angewandt. 
Wenn  man  bedenkt,  dals  die  Leichen  durch 
Halkauflüsnngea  schnell  zerstört  werden ,  so 
müchle  er  wobi  za  den  Kalkiteioeo  gehört  ha- 
ben ;  Cardanus  lahlt  ihn  eben  darum  zu  deiisal- 
bea.  Duch  das  mögen  Mineralogea  eolscbeideo. 
Dem  tiatieoiacben  Arzte  und  Dichter  SJar- 
cellita  Palinpeniua  widerlubr  die  Ehr«,  dsfs 
•ein  Leichnam  nach  der  Beerdigung  friedet 
TOD  den  itiüachen  ausgegraben  und  Terbraant 
wurde,  wegen  eines  von  ihm  verFariten  ssbf 
anslöfsigen  Epigrammes  gegen  die  kalboUlcbB 
Geisllicbk«il. 


„Bat  man  wohl  pracite  Versachfl  äiitSbci, 
..iah  Milch    bei  cinam  Dnnnerweller  sarinnl? 


-^     7i     ^ 

ilnuMphSfhchen  Luft  wird  Salpetersäure  gebil- 
det. Ob  wobl  der  frisch  gefalleDe  Schnee 
raebr  Salpetersäare,  als  solcher  Regeo  enthält? 
Die  Damen  sammeln  sich  Märzschnee  in  Fla- 
schen, — -  uod  benutzen  das  Wasser  desselben 
als  Cmmeticum.  (Vergl.  Journ.  d.  prakt.  Heilk. 
Bd.  LXXVIIL  St  3.  S.  13). 


Za  dem  Lob,  welches  Hr.  Professor  Kram 
nich/eld  der  Euphrasia  officinalis  spendet  (Journ. 
d.  prakt.  Heilk.  Bd.  LXXXIH.  St.  6.  S.  42), 
erlaube  ich  mir  folgende  Empfehlungen  dessel- 
ben Aliltels  älterer  und  neuerer  Aerzte  hinzn- 
zufofen«  Johm  Vetch  über  Augenkrankheiten. 
SIedic.  chirorg.  Zeit.  1822.  Januar.  S.  Sl .  102. 
Murray  Apparatus  medicam«  T.  II.  p.  186. 
Die  Schriften  des  3Iittelalters  sind  bekanntlich 
Toll  iron  Lob  über  dieses  Augenmittel ,  z.  B. 
Craio  von  Krafiheim,  ArnolduSm  — -  Ihr  teat- 
•eher  Käme  ist  Augentrost* 


Amaius  Lusitanus  rühmt  (Centur.  1.  Curat, 
nedic.  p«20)  Fraxinns  excelsior  als  das  beste 
kitidotom  gegen  Vipernbifs.  Die  fast  ganz  Ter« 
gsnsie  Anwendung  der  Rinde  von  Fraxin  excels. 
wird  aeeerdings  äulserlich  gegen  bösartige  Ge- 
xhirur«  gepriesen.  Die  Mittfaeilung  der  Alten, 
dsb  die  Schlangen  die  Aesche  fliehen ,  habe  ich 
krtiis  initgetheilt  (Journ.  d.  prakt.  Heilk.  Bd. 
LXXX.  St.  4.  S.  26). 


11  ^  Wenn  PUnius  (Lib.IL  Cap.  7.)  sagt:  lila 
^  (disra)  nimio  ahuieniu  tracti  huinoris  igneam 
[J^  Wabundantia  ledduot^  cum  decidere  creduo- 


—     72     — 

tut,  nt  «päd  BM  qaoqae  id  latnloibas  «cceimi 
liqvor«  olei  notainas  accidere ,  so  acbnoi  er 
achoD  davoD  aberzengt,  dält  die  SleriiKhnap- 
pen  sieb  Dkht  to  aaserar  itmoBphäre  bildtn. 


^io  et  repentinoB  igoes  exiliere  in  cor- 
pOTibos  eliam  humaois.  Servio  TuUio  dor- 
mienti  in  puerilia  —  ex  cnpile  Bammam  dmi- 
cai»e  {Phniua  Lib.  II.  Cap.  10.  Lib.  XSCXVI. 
Gap.  ultimo.  Vgl.  Dianysius  run  HalicarnasMis. 
Lib.  IT.)  Valeriui  Maximui  (Lib.  I.  Cap.  0.) 
bestätiget  däi  elektrische  Leuchten  der  Usare. 
Ebeoio  führt  Pliniua  daselbst  das  LenchtcD  des 
X,»ctu>  Marcius  in  der  Schlacht  an  (Lib.  XXT. 
faleriua  Maximut  Lib.  XI,  Cap.  6.}. 


Von   den   in   noserm  Welttheile ,  Enron, 

lebenden  210  Millioneii   Manscheb    sterüeo  iia 

Durcbichnitt  5,256,000,    oder    etwa  Einer  roa 

Vierzigen,     1d    den  DÖrdücheD  Gegenden  stellt 

sich  das  VerhaltDiU  vrie  1  zu  44  ,    in  den  süd-  J 

liehen ,    wo   immer   eine  gröfaere  Sierbliebkeit  1 

berrscht,   ttis  1  zu  36.     Die  geriogste  Sterte  J 

lichkeit  ist  in  den  .  dem  i -  -    -     - 


—     73     — 

s«it  d«in   Jahr«  1716  haafiger  baobachtet, 
bat  man  aeit  dieser  Zeit  kälter«  Winter? 


Et  gibt  Aenlet  die  behaupten,  die  mine- 
ralische Kalkerde  %ey  der  thierischea  Kalkerde 
gleicbsnatellen ,  —  dies  ist  aber  nicht  also.  Ab- 
gesehen TOn  der  Verschiedenheit  ihrer  Wir- 
kung, soll  die  aus  Muscheln  yerfertigte  Tom 
Uagnete  angeaogen  Mrerden,  uod  die  minera- 
lische nichC 


Gesafsfisteln  sind  nicht  selten  ein  Ton  der 
Natur  eingeleitetes  Ableiluagsmittel  zur  Brhal« 
tung  ach^rindsUchtiger  rersonen.  —  Erwide- 
rung und  Bestätigungen  auf  meine  deshalb  ge- 
thane  Anfrage  (Journ.  d.  prakt.  Heilk.  Bd.  LXXI, 
St.  1.  S.  42)  ertheilen  J.  A.  Bischoff  (Grund- 
Euge  der  Natorlehre  des  Menschen.  Wien  1838«) 
und  Tolf  (Journ.  d.  prakt.  Heilk.  Bd.  LXXXYI. 
Sc.  3,  S.  115). 


Craio  wm  Kraftheim  sagt  in  einem  seiner 
Briefe,  beraosgegeben  von  Lorentius  Schohiuai 
j^Sinitftras  partes  dextris  debiliores  esse ,  in  om- 
Biboe  fere  corporibus  aniuiadTertimus,"  Schon 
Piimui  bemerkt  (Lib.  VII.  C.  18.),  dafs  alle 
Theiie  der  rechten  Seile  stärker  vrären.  Call 
and  JTopp  behaupten,  die  linke  Seite  ist  häu- 
figer d^r  Sitz  der  Krankheiten ,  als  die  rechte. 
—  Links  ist  von  übler  Vorbedeutung.  Divu$ 
JLuguMius  lae^um  prodidit  sibi  calceum  prae- 
-poslera  indntum,  cjuo  die  sedilione  militari 
ptüpe  afflictus  est.   {Ptinius  Hist.  nat.  Lib.  IL 


Cap.  7.  Vgl.  Jonrn.  d.  prakt.  Heitk.  Bd.  LXXL 
St.  3.  S,  11).  

Ek«l  Btizt  CiTiliaatioD ,  Feinheit  der  Sinna 
voraus.  —  UncJTilisirte  Vülker  hegen  keiaaN 
Ekel.  Sei  Dem  Anßreten  geht  di»  TArroll- 
kommnong  des  Gerncbsinnes  vorher.  —  Im 
Knabeiialler  ist  der  Geruchiinn  stpinpf ,  hei  Uiid- 
cheo  «Dlwlckelt  ar  sich  früher,  —  via  «ach  di« 
OssiKkalion  de«  Siebbeine  unter  den  Gaticblt» 
knochen  zuletzt  vor  aicb  geht.  — 

Einige  niedrig  stehend.)  Völker  riachen 
zwar  weil,  aber  der  Civiliiirle  rie^cbt  feiner; 
der  rohe  Mensch  wittert  ond  spürt  mit  sajaea 
SioDeDf  die  des  Gebildeten  sind  viel  nmfUMD- 
der,  vielseitiger  uod  feiner  unterscheidend. 

AVarnm  Gerüche  am  lebhafleslen  Eiih^ 
ruogeo  hervorrufen,  und  dunkle  Ahnang»  er- 
regen ?  ist  psychologiBcb  noch  nicht  gennganl 
erklärt.  —  Gall  legt  alle  Organa  dea  GediitUi 
nisses  in  den  Umkreis  des  Narrus  oUoctoiiiil.  — 


Veber  die  Tarantel  spricht  ■Seh  £aglM-iiM 
seiner    nalnrfaislorisch-mediciniscben    Äbbaad^     | 


—     75     — 

proat  expetimnr  io  TVDeoo  Taraatala«,  qood 
indolo  caeteris  TeDenis  insueta ,  dam  semel  coo- 
tagio  »oo  corpus  afflarit,  Tel  immediate  patian- 
ttm  eDecat,  si  praesto  noo  faarit  mosica  et  op- 
portanoa  remedionim  aaut  etc.  Ferner :  Demor- 
smii  looiiii  statim  tcarificant  noslratea  laoceola, 
facta  acarificatione  cncarbitolam  applicant'  ad 
Tcoeni  cztractiooem.  Ipte  Tero  (ti  meo  arbU 
trata  ali  nnqaain  llcebil)  demortnm  locom  caa- 
denti  Cerramooto  atatim  adoreram. 

Et  qoaniTb  per  tudoret  saltalinnibas  pro- 
Tocaloa  Tenaoosa  morbi  aemioa  a  faogaioa  eli- 
tnineBliir,  doo  periode  tameo  te4[uitur9  at  so- 
doret  a  Tvlgaribus  diaphorelkis  provocali,  hoc 
idein  practtare  posaiat.  Dief«  mlrd  durch  Er- 
fabniD|;eB  arhärtet.  Femar:  Hoc  uouin  tamea 
Tamm  est«  patienles  licet  soo  quique  delecleo- 
tnr  SODO,  omoes  tarnen  Teloassiina  aooorQia 
nodolamiDa  Jasiderare,  quae  soooram  Teloci« 
las  TQlgo  dicUnr  Taraalella.  —  Die  ganze  ans 
10  Kapiteln  bestehende  Abhandlang  ist  anch  in 
psjcholQgischar  Besiehong  sehr  interessant   — 

Daa  Tiarta  Kapitel  des  29stea  Baches  des 
PliiRiftt  welches  ?on  TerscbiedanaD  giftigaa 
Spionaa  bandelt,  gibt  ans  über  die  Tarantala 
kainan  AnfiMhlafs.  -«  BagUv  fährt  an,  dala 
dar  Bits  nach  Art  dieser  Spinnen  nehr  oder 
wao^er  gefährlich  sey,  aber  tnr  Begattongs- 
seit  am  heftigsten  wirke.  Unter  den  innerli- 
chan  Mitteln  rühmt  mr  den  Rosmarin  wein  und 
die  Rosmarinessent.  Er  hat  das  Uebel  nie  selbst 
gaaaben.  Hätten  zu  den  Zeiten  der  Romer  de- 
ren Stiche  Aurftehen  gemacht,  so  hätte  PUniua 
daTOD  gesprochen ,  da  er  doch  einmal  von  den 
gifligan  Schlangen  handelt,  die  gefährliche  Sli- 
che  Teroraachen.     Nicander  fährt  auch  an,  dafs 


—    rt)    — 

der  Stich  von  Pbalangeon  cyaneuin  pilosuffl 
tödllich  wirke;  erst  ipaler  wnrde  di»  Geacbicbte 
TOQ  d«  Taraatel  ias  Gebiet  der  Fabel  gezogea. 


Ein  rüsliger  funger  Matrose  von  eio  und' 
zwanzig  Jahren  wurde  von  der  giftigen  Seo- 
scblan|e  Coluber  lalicaudalus  gebiaien ,  aad 
ttarb  ichoD  uach  drei  Stunden.  Nach  wenigen 
Stunden  war  die  Leiche  lo  stinkend,  daT«  sie 
ahbald  mufste  be«idigt  werden.  (Ausland.  1838. 
Pi'o.  156,).  Ein  ähnlicher  ichnellec  Uebetgaog 
in  Füulnifs  liodet  sich  oft  bei  Personen,  die  aa 
Tetanus,  Apoplexia  nervosa  und  an  OpiumTei- 
gil'tung  gettoiben  siad. 


Ich  habe  im  med.  CnBrerBatiooiblalt  (lihrft 
III,  S.  2^1}  die  Frage  aufgeitellt:  „Lauft  inao 
unter  eineni  Seideabut  weniger  Uefabr  vom 
Biitze  gelroEfeo  zu  werden?  Weifa  man  Bei- 
spiele, dafs  Slensclien,  in  Seide  gekleidet,  Toin 
bliize  getroffen  worden  sind?"  Im  Morgeo- 
blalt  (Jahrg.  1838  —  „vom  Blitze")  lese  «4. 
daf*  von  drei  Ijeisilichea,  die  am  Altar«  inibH 
■trirtea,  zwei  vom  Bliize  »ehr  beschädigt  wu* 


—     77     — 

U  Freriejfs  Noluen  (Bd.  XXXIX.  S.  208) 
findet  sich  fiber  CantharideBpflaftter  folgende  sa 
behersigeode  Stelle:  ,;Da8  Auflegen  Ton  Bla-» 
•enpflattern  bei  sebr  jungen  Kindern  erfordert 
TielVonicht;  anber  der  Unannehmlichkeit,  dafa 
•10  oft  Brand  Temrtachen ,  rufen  sie  fast  immer 
sympalhiMhe  Erscheinungen,  Fieberbewegnngen 
vod  eine  allgemeine  Reizung  herFor,  ip?elche 
bei  längerer  Daner  das  Kind  durch  Beraubung 
des  Schlafe  und  Slorung  der  Verdauung  in  ei* 
nen  grolsen  Schwachesuttand  Tereetxen*  Man 
sah  oft  Kinder  Toa  einem  schleichenden  Fie- 
ber befallen  werden,  welches  in  nichts  Ande- 
rem seinen  Gmnd  hatte,  und  nach  Entfernung 
den  Blasensugs  sogleich  aufborte«  Diese  Ter- 
derblicfaen  Wirkungen  stellen  sich  um  so  siehe-« 
rer  ein,  wenn  man  die  offene  Geschwürfläche 
mit  Cantharidensalbe  Terbindet,  welche  dann 
anfehlbar  auf  die  Harn  wege  wirkt."  —  Ein  Wort 
^ana  cor  Zeit!  Sieht  man  nicht  oft  beim  Schar- 
Jacb,  bei  den  Variolis,  ja  bei  den  Masern  bei 
xögeroder  Eruption  des  Exanthems  aus  Furcht 
Tor  Metastasen  nach  dem  Gehirn,  nach  den 
LuBgen,  Blasenpflaster  leg:en?  —  gerade  da- 
durch kann  die  naturgemäfse  Eruption  gestört 
werden.  Man  Tergifst,  dafs  namentlich  auch 
bei  gatom  Scharlach,  oft  Toriibergehende  Ge- 
biraiÜBektionen  dem  Ausbruch  Torbersngehen 
pflegen,  so  wie  Brustbeklemmungen  der  Erup- 
tion TOB  Masern,  —  und^  dafs  in  solchen  FäU 
kn  auf  den  normalen  Verlauf  des  Exanthems 
dardi  änfsere  starke  Hautreiae  störend  einge- 
wirkt werden  kann. 

Aebnliche  Mifsgriffe  sieht  man  bei  hitzi- 
gen Fiebern  machen.  Wie  richtig  sagtBa^2it;: 
Delirantibns  cum  febre  acuta,  lingua  arida  et 
indiciis  magnae  Tiscenim  infiammationis  si  ap- 


i 


I 


*     .  -        . 

pUcetalnr    Teticantia,    omne«    fers    ia  pejat  ra-  ^ 
»int;  —   und   in    seiner  Abhandlung    de  usu  «t 
abusD  Tenicaalitiui,  welche  juagea  Aeriten  >ehr    | 
zu  empfehlen  »1:   Deliraatea    alt    u«u   Tesican-   f 
liumplures  niorluos  vldimus,  quam  Baoatos  «tc,    • 
Sieht    inaa     dnch    BlaseopQaBler    und    rotbma- 
chende  Mittel  anweadea,  wenn  Tor  dem  Aai- 
brucb    guiartiger  Masern    und    Variola«   leichls    i 
conrulsiviscbe    ßemegungen    bemerkt    werden,    ' 
vm  dadurch  die  Enlvrickelung  der  Eruption  auf    j 
der  Haut  zu  erleiehlero  und  zu  belÖrdeTO.   Blit    j 
den  CunvulBionen  nach  dein  Ausbruche,    wah- 
rend des  Stadiums  de»  Reifwerdeoi  des  Bxau- 
Ihems   hat   es  Treilich  «ine  andere  Bewandaift. 
Aber  die  Art  dieier  ConYulaiouea  ist  auch  lehr 
verschieden  Ton  den  ersleren,    welche  not  an 
hytteriiche  Couvultionea  und  diese  an  jeaa  beim 
Tetanus  eriaDern.     Aber  auch  dieie  lelzlern  ia« 
diciren    keioesweges    immer    den  Gehraadt  d« 
blABenziebeoden   und  roihmacbendeD  JUitlet 

Wer  SUD  diese  Mittel  vor  dem  Ausbracht 
Stadium  der  Exantheme  anwendet,  kdtio  bei 
seinen  Kranken  das  schon  Torbaudene  Fieb»r 
sehr  rarmehren.  Nut  wenn  der  AaMcUaff  . 
was  man  xn  sagen  pflegt,  plötzlich  zat5dlltU|i|l 


—     7»     — 

mglf  dagegen  in  coDgestionibat  Baogiii« 
fihr  anpassond. 

Wie  wohltbätig  ein  kleine*  Blasenpflatter 
kn  ProcetSQS  tjgomaticua  infra  aures^  und 
it  an!  die  Schläfe  angewandt,  in  cbroni- 
B,  acrophuloten ,  gichtischen ,  rheumad- 
B,  katarrhalischen  Augenentaiinduogen  ond 
Eahnweh  wirkt,  ist  bekannt*  Hier  ist  in- 
u  bemerken ,  dafs  ein  Blasenpflaster^  weU 

nan  aaf  die  Schlafe  in  einer  den  Augen 
mcheoden  Richtung  legt,  ond  welches  of« 
(erhalten  werden  soll,  nich(  gröber  seyn 
,  ah  ein  Groschen,  grofsere  schaden,  — * 
irilatio  nimia  ibi  affluxns.  Der  Anwendung 
bar  Blasenpfiaster  widersteht  selten  eine 
aaaninndnngy  freilich  mnssen  sie  fliebend 
liloa  werden«  Sie  gehören  tu  den  ersten 
ab*  Aach  ihre  Anwendung  auf  den  Nacken 
üt  tiefDich.  Aecht  praktisch  sagt  Baglivz 
icrioram  ex  faciei  morbis  Tesicantia  cervici 
licBta  tniit  tamquam  specifica  et  caeteria 
Mtaat|  mesertim  in  suflTusione  et  fluxioni-« 

TBlgo  oictis  ad  oculos  inruentiboa ,  ot  sae- 
mirati  sumas,  p.  598*    In  den  Actis  Na<« 

Cnrioe.  (Dec.  aL  ann.  V.  observ.  160.) 
1  epplicatio  resicatorii  flezurae  internae  cu- 
,  ohi  Tena  secari  solet  ad  odontalgiam  im^- 
osanii  als  ein  auverlässiges  Mittel  anei»* 
ibe,   welches  Plater,    Professor  zu   Basel 

Leibarst  des  Markgrafen  Ton  Baden,  in 
an  Obaenrat.  Basel  1614  bestätiget*  —  Bei 
lineo  wirken  Blasenpflaster  auf  das  Genitk 

hinter  die   Ohren   gelegt  ^iel  besper,  als 

den  Tordern  Theil  desselben  angewandt; 
I  gilt  auch  bei  der  Zungenentxiindung.  Vl^'o 

Aderlafs  angezeigt  ist»  mufs  dasselbe  je- 
caü  der  Anwendung  der  Versicatoiia  Toru 


1 


-     80.     — 

saaifllMD.  BagUv  tagt:  Qai  graTitsimaa  tn'ui 
cnm  ipulo  crasao  et  copioso  obooxÜ  vnt,  • 
Bullo  ramadiorumgenerfl  taDtam  Dtililatam  bu- 
Bcipinnt,  quanUia  h  resicalorio  cerrici  >ppi>> 
Bilo.  Uaser  Hufeland  empGeblt  tia  in  drtMr 
Art  all  I*rophyUc{icum  bei  Anlag«  «um  Hjdro-. 
cepbalui  acutui.  Auf  diese  Waita  bawäbraB 
sia  sich  Blieb  gegen  cbtoDische  profuia  fipt- 
staxi«.  Leicblei  Naieablulen  blaibt  immw  dar 
Natur  nberlasten.  Blaieupflailer  mufs  man  nia 
to  laoga  einfvirken  lasieo,  data  aio  die  Ladei« 
haut  zaralÖren. 

Dia  bette  Art,  dia  CaDtbaridaBpflattartiH 
znweDdeD,  i*t  die  roa  Bretonntau  ampfoblaHu 
Bevor'  man  das  Pflaster  auflegt,  bedeckt  mu' 
es  Torertt  mit  einem  mit  Oel  getränkten  Stnc^ 
eben  Löschpapier.  Auf  diese  Weil«  vnrÜI,  M' 
achnell  und  bebt  sich  leicht  wieder  abj  alkat. 
daf«  auf  der  empfiDdlichan  Stella  Cattlbutfaft* 
slSckchaD  zurSckblaibeo. 

Die  neder«  Cbemie  hat  gelehrt,   dalk  da-  -| 
Cantbaridin   »ich   in  Oel  am  leichtesten   sofloil     | 
und  so  wirksamer  nird.     Sollleo    die  "Waaiea 
böiartig,  fsulicbrer  Art  werden,    was  jecnwei*      | 
,  zunächst   bei  faulichter  Beschaffenbett  der 


—     81     — 

Blase.  Gondret  empfiehlt  zo  dem  Ende  eioe 
Salbe  aas  gleichen  xheilen  Salmiakgeist  and 
Lichttalg  an«  Man  hat  bei  solchem  Verfahren 
nichts  Ton  den  jesoweilen  nachtbeüigen  Wir- 
kungen der  Canthariden  so  befürchten.  Nie« 
ren-y  Harnblasen*«  Lebereotzundnogy  EnUBn- 
dang  der  Gescblechtstheile,  überhaupt  grolsd 
Reiabarkeit  dieser  Organe  verbieten  ohnehiit 
ilife  Anwendung, 


filYenn  gar  keine  Spur  Ton  Gelbsucht  toi^ 
banden  ist,  wenn  das  Fieber  sehr  lebhaft  und 
ein  beträchtlicher  Schmers  in  der  rechten  Seite 
iat,  so  muEi  man  sehr  auf  seiner  Hut  seyn^ 
dab  inan  nicht,  ^n  Fieber,  das  seinen  Grund 
in  Unreinigkeiten  in  den  ersten  Wegen  hat, 
für  eine  Entsiindung  der  Leber  ansieht  nnd 
folglich  unrecht  behandelt.  Aber  bei  der  wah- 
ren Entsündnog  der  Leber  scheint  oft  das  Fie- 
ber so  kleb  nnd  der  Schmers  so  gering,  dafs 
man  die  Gelbsacht  for  chronisch  ansehen  mochte; 
der  Zustand  sieht  unbedeutender  aus,,  als  er 
ist;  freilieh  werden  geübte  Aerate  nicht  leicht 
in  Gefahr  seyn ,  sich  hier  su  irren ,"  sagt  Jü or- 
Card  in  seinen  inhaltreicben  Beobachtungen  und 
Versuchen  (1.  ThI.  S.  219).  Alochte  doch  diese 
greise  Wahrheit  (sumal  Ton  jüngeren  Aerzten) 
recht  beherzigt  werden ! 

Wenn  jetzt  oft  behauptet  wird,  Leberent* 
Bondangen  kämen  so  häufig  Tor,  erinnere 
ich  an  den  treillichen  Buchan,  welcher  in 
swoer  Medicina  domestica  sagt:  die  Leber  ist 
weniger  als  alle  andere  Eingeweide  der  Entzan- 
dang  unterworfen,  —  Obgleich  in  einigen  Com- 
pendien  sehr  starkes  Fieber  und  heftige  Schmer- 
zen in  dem  rechten  Hypochondrium  als  we- 
Journ.  LXXXVIII.  U.  2.  St.  F 


seollkhe  Zeichen    der    Leberenlziindniig  HuTg«- 
fiihrl  werden,    ist    es  glülr.hwolil  oft  nicht  der 
Vai\ ,  iia  wird  vielmehr  eetir  haolig  vnu  eionat 
sehr  schwachen   Fieber  und  leichtem  Schmerza 
begleilel,    wie    da.'^aelbe   nucli    bei    der    Nieren-     i 
enlziindunfc  rorkoiiimr,  —  eine  GigenlhSinlicb- 
keil  der  Entzündung  niler  Or);nne,  ili«  zu  dea 
Drüsen  und  dräsigeo  Organen  ^ehürea.    Buch«! 
unbedeuleod  ist  das  Ftelier  b^i  der  Entzandui^    i 
derDrüsca  des  3IeaeDleriuin  uod  MeBOcoIOD.  —     I 
Aach  die  licriigen  Schmcrzeif,  die  der  Dorch-    J 
gaog  eines  (lallensteins  verursAcbt,  werden  itD 
für   Lebereiilzündung    gehalten ;    hier,    wu  det 
Schmerz  unfiewölinliRb  Stark  ,   und  am  tn  we- 
niger   na    wirklirbo  Rntxündung  zu  denken  i(t, 
sind     von     aui>gezeicbiioler     Wirhung     Opiiini, 
mit  Voriichl  angewendet,    erweichendo  U»d»f, 
OeleinreibuDgen  ;    ich    gebe  gero  Aqua   Amygä. 
aioar.   cooc.  uit  Üpium.     Vielleicht  wÜn  hier 

(Belladonna  zu  venucben. 
Oem  ^eialreichen  L,ichtenstädt  i»ab  mxa 
für  seine  Abhandlung  über  die  verspätete  Ent- 
deckung krankbnt'ter  Metamorphosen  im  tfoler^ 
leihe»  in  Heck^r't,  Aonnlen,  Daok  wissen.  Sie 
■st  mir  wie  Sachse s  Recension  der  L.enr'*Ata 
Schrift    über,    Entzündung  und   Verschw^Mf  IJ 


—    83    — 

ich  ?on  den  vielen  Gebiro*,  Herz-^  Leber-, 
H^B-y  DArin-EotziiodaDgeD  höreo  mufs.  — 
JHir  blatet  das  Hen  hei  dea  yieleo  Blutentsie- 
hwmtßQf  die  jeUt  an  der  Tagetordonng  tiod. 


Et  kt  Ton  AristoieUs  an  fiblich  gewesen, 
iaS%  die  Gelehrten  gleich  die  Probleme  erklä- 
reo.  Ib  der  Naturwissenschaft  mufs  es  ja  im« 
■ler  PföUBme  geben^  die  Theorie  ist  beschränkt, 
daa  Reich  der  Erfahrung. nnendlich.  Eine  pra« 
QMm  B«achreibang  ist  mehr  werth ,  als  eine  un- 
gBDOgmide  Definition*  Wenn  ich  «•  B«  lese: 
.,die.  Bohr  ist  eine  katarrhalisch -rheumatische 
ACTadioo  der  dicken  Därme  — "  was  habe  ich 
damit  gewonnen?  Werden  die  dünnen  Därme 
aich'  nach  gleichseitig  in  Mitleidenschaft  geso- 
gen ?  let  denn  katarrhalisch  und  rheumatisch  Eins  ? 
Sind  hier  nicht  zweierlei  Terschiedene  Zustände 
Torhaoden,  welche  auch  Terschiedene  Behand- 
lung und  Terschiedene  Heilmittel  yerlangen? 
Erleidet  daa  Wesen^  dieser  swei  Krankheiten 
nicht  durch  die  Theile,  die  sie  ergreifen,  we- 
aentlicbe  Veränderungen  ?  Sollte  bei  der  Ruhr 
nicht  eine  Zersetsung  des  Blutes  im  Pfortadec^ 
System  Toraosgehen  ?  Eingedenk  des  eigenthüm- 
Itch  fauUchten  Geruchs  bei  der  Ruhr,  mochte 
ich  sie  lieber  Inflammatio  scorbutica  intestinorum 
nennen;  in  malignis  epidemiis  saepe  mutatur 
in  nicera  pedum  et  manunm.  Die  Ruhr  ist  swei« 
fslsohne  contagios,  Teranlafst  in  manchen  Fäl- 
len gans  eigenthümliche  Metamorphösen  in  den 
Därmen  n.  s.  w. 

De  ich  auf  die  Ruhr  sn  reden  komme,  kann 
ich  nicht  umhin ,  hier  auf  einige  beherzigunge- 
wsrtbe»  wenig  beachtete  Stellen  aufmerksam 
nn  machen» 

F  2 


—     8*     — 

Flnlua  petendo  emisBi  in  Dfienlerln  bd- 
pervenieDtes ,  ruliiram  pvomitluol  Eauital^m,  'A 
MbserTavi,  credoes  Hippocratis  praeceiilo.  ßii;- 
liv.  Dieses  untrügliche  Zeichen,  oeuipe  fl.i- 
tuum  per  iiiferiiira  eruptiones,  zShIl  Klein  in- 
terptea  cliuicus  unler  die  viel  verkündenden  Zei- 
chen der  Cholera.  St  dytenleriae  ruolua  vel 
crepituB  ventris  flnperreoiat,  bonaiu.  Sfnnertiii. 
Hippocratis  Aphor.  VI.  1. 

In  principio  dyeenteriae  non  adhibe  ad- 
stringenlia.   Bagliv. 

Ila  snne  neceisnria  est  lenia  alvi  porgatto 
inilio  oinois  dyi^enteriae ,  nt  *i  haec  oinillalur, 
ndstringentia  vero  et  opiala  pmepropere  danlur, 
uiox  gravifttirna  accedant  toriiiiiia,  sloinsctii 
aegritudo,  singiiltus,  aphlliae,  taDdeinijue  tol*- 
slinorum  (iphaceTus,  quem  rila  mora  excijiil. 
Hoc  etjuidem  inonttuin  !d  drseDteriis  cnnodit 
parpetuo  obeervari  debet.  ßlandis  tatneo  uni- 
p«r  purgftDlibuft  utendDiii  flsl,     Huxkam- 

Qunndo  opiati«  uteris  in  colica,  temper  adds 
castoreuin ,    nam    et   opii    narcoiio    cortigili 
doloribua  inedelur.     ßagliv. 

Care  in  cura  dysenteriae  a  nimia 
riim  farragine;  pauca  siul,  et  sitnpli 
saapiteime  profiigaYi  solo  leri  lacii»  ji 


»     85     ~       . 

puscolari  philotophia  coDcotdia  cum  dissert.  de 
vnria  «impliciuiii  medicameDtorum  utilitate  uso« 
qae).  Auch  Zuingerua  schraibt  in  teioein  1710 
za  Baael  enchieiiMiea  CompeDdiom  dea  Ga- 
brauch  dea  Merc«  dolc  mit  Rhabarber  io  der 
Dysenterie  vor. 

Nach  eio^m  ▼oraoigeschicktem  mildem  Ab- 
f  SbruDgimittel  reicht  es  in  den  meisten  Italien  hin, 
den  Kranken  tod  Zeit  £q  Zeit  eine  Tasse  lauwar- 
mer Molken,  danne  Mandelmilch,  oder  auch 
Zuckerwasser  mit  einigen  Tropfen  Opiumtiok- 
tnr  nehmen  su  lasaeq.  Nicht  selten  läfst  sie 
sich  mit  einer  Schale  schwarzen  Kafl'ee  mit 
einem  Znsals  Ton  3^^4—6  Tropfen  Opium« 
tinkiur  und  eiiier  Messerspitze  toU  OIuskAtnufs- 
pulrer,  Morgens  und  Nachmittags  gereicht,  hei- 
len. Bei  heftigem  Krampf  zeichnen  sich  kleine 
Gaben  Belladonna^  beiTorpor  kleine  yoo  Strych« 
Hin  aus. 

Man  will  behaupten ,  das  so  häufig  an  der 

grofsen   Zebe   Torkoramende   Einwachsen   des 

'  Nagels  in  das  Fleisch  werde  durch  den  Druck, 

den    die    Nachbarn    ausüben,    hcrTorgebrncbt. 

iKes  ist  aber  wohl  keines weges  immer  der  Fall, 

*^  wir  finden  ja  da&selbe  auch  an  den  Fiugern» 

L  S^wohaHch   an  dem  Ringfinger   und  dann  im- 

'^te^r  nach  aufsen  gegen  den  kleinen  Finger  bio^ 

elcher.  seinem  gröfsern  Nachbar    nichts    an- 

10   kann.     In    seltneren   Fälleq   ereignet  es 

th  auch  an  andern  Fingern,  aber  immer  nach 

ben  gegen  den  kleinen  hin.     Dieses  Einwach- 

**  kommt  auch  zuweilen  an  den  Klauen  der 

ide   Tor,    und    zwar   an    dem  sogenannten 

men^   welcher  frei  steht  ^  am  häufigsteu. 


p  —      86     — 

Man  will  BecbRcblnngeD  gemacht  Iisltmi; 
äah  UDler  den  tiehötkraokeD  seilen  lodiTiduen 
sieb  befinden,  die  mit  den  Eogenaonlea  Uirca>- 
Masren  am  Trag»»  reicblicb  Tersehen  siml. 
Aber  rfie  gaaze  andere  Hairie  des  meDSchlichen 
Geschlechts,  das  weibliche,  hat  diese  Hircat- 
Haare  nicht;  der  Knabe,  der  junge  Mann  b»t 
sia  auch  nicht.  Bei  yielan  MäonerB  .kommen 
■!e  mit  dem  40Bten,  bei  andern  mit  dem  öOsleo 
Jabre  erst  zum  Vorscbein.  Und  im  vorgerück- 
leo  Alter  kommen  die  meisten  Gehürleiden  vor. 
Uebrigens  will  ich  den  Haarkiigelcbea  aus  Meo- 
scbenbaareD,  bei  nianchea  Gehürteiden  io  die 
Obren  gebracht,  ihren  IVnteea  nicht  abepts- 
cben.  — 


J 


—     87     ,- 


V. 

lieber  die  Wirksamkeit 

des 

tracti    8tramniouei 

gegeo 

doalooremc  nod  andere  Neuralgieen  des 

Ko|ifet. 

Mitgetbeilt 

▼  OB 

Dr.   August  Droste^ 

in  Osnabrück. 


ela  caasa  lollifur  effectat,  gill  allerdiugs 
iTnbbpruch  rationeller  Tberapeutik.  Ob- 
\  iDdefa  gewifa  jeder  Arzt  eifrig  bemübt 
lie  Ursache  der  Krankbeit  zu  erforscbeo 
(u  beseitigen,  um  das  Uebel  gründlich  zu 
I,  insofern  die  Ursache  noch  fortwirkt  und 
rankheit  keine  selbstständige ,  abgescblos- 
geworden  ist ,  giebt  es  doch  Leidenszu« 
1^  deren  bestimmte  Ursache  oft  nnr  muth- 
ich  erkannt  werden  kann ,  und  die  wegen 
quaat?ollen  Intensität]  eine  baldige  Be-« 
chtigung  nm  so  mehr  erfordern  ^  als  durch 


i 


—     SS      — 

ems  erfolgreiche  symploinalische  BehanJIaDg 
auch  die  Hilckbilduag  uod  grÜDdliche  Heilung 
der  Krankheit  selbst  weBeottich  erleichtert  w«f« 
(teil  kaoD.  — 

Dahin  gehört  unter  aadero  die  da»  Antlits 
eiDnehmeDde  Neuralgie,  die  unter  dem  Keinea 
dei  FolhergiH'achta  Getichtssch merze*  faekanal 
ist.  Man  hnt  das  gele^enbeil'icbe  urBächlicha 
Moment  darftelben  verBcbiedeoen  Dyskraiieeo, 
rbeumaliscfaen  ,    calarfbatiscben    and  ptoriMben 

Metatlaseo,  der  Unlerdriickung  tob  Itlut-  und  i 

ScbleimQüsseD,   tcharfea   Siuffeu  in  den  ersten  | 

Wegen,    überhaupt  ibr  häulig   Torhergehendea  I 

und  tia  begleitenden  UnlerleibsbeschTrerdeo  der  1 

mannicbfnlligaten  Art,  oder  selbst  mechauischea  j 

EinwirkuDgea    tugeacbrieben.      /tir    nirklicb«a  | 

Gestaltung  dieser  KrauÜieit  wird  Inders  ein  be-  i 
stimmt   krankbalt    -reränderles    Verbältniii  der 

Sensibilität  io  den  betretTenden  IN'erreiiparlhieea  | 

errurderl,    welche»    von    aadcrn    in    die    Augeo  I 

springenden  Uebeta  gaoz  unabhängig,  auch  for  I 

«ich  bestehen,  wozu  die  Aolnge  angeboren  Hya  I 

und   das    durch   eioen    l^ulwickelungsakt,  ein«  1 

normale    oder  ianonnale    LebeosinelamnrphOM  M 
ins  Leben  treten  kaot),  und  nodurch  daiis  £il 


—     89     — 

Am  BicbanteD  and  cweckiniihigtftaD  wird 
dieielbe  darch  eioe  deo  gaoseo  Korper  bttraf- 
feode  allgemeine  BehaodluDg  bewerkstelligt,  da 
die  Temperatur  der  leideodeo  Theile  -eioe  so 
erhobte  Empfänglichkeit  für  Einwirkengen  iiber- 
haapt  bediogt,  dafs  die  aogeweDdeteo  bei!« 
kräftigen  Arsneien  hauptsächlich  yod  ihnen  in 
Ansprach  genommen  werden,  xonäcbst  in  ih« 
oen  somatische  Reactionen  erseogen,  an  den 
fibrigen  Organen  aber  indifierenter  Torüberge« 
hen^  nnd  selbst  bei  grofser  Affioilät  zu  einer 
Gliederang  Ton  diesen  eioe  weniger  aaffalleodo 
primaire  Action  haben ,  als  bei  gesundem,  har- 
monischem Bestände  sämmtlicher  Verrichtungen« 

In  so  rarschiedenen  Gesicbtsibeilen  der 
Scbmem  auch  seinen  Site  haben  kann ,  so  wird 
er  doch  sicher  too  dem  Trigemious  und  Fa« 
Cialis,  and  in  deren  Terschiedenen  V^rswei- 
gangen,  namentlich  in  dem  durch  bogenfSr« 
mige  Verbindoogen  der  Verästelungen  deslet»« 
tero  als  Pes  anserinns  gebildeten  Ifenrenge* 
flachte  festgehalten.  Heistens  nimmt  er  nnr 
eine  Gesichtsseite  ein«  Die  mir  rorgekomme- 
Ben  Kranken  dieser  Art  empfanden  den  Schmerz 
ant  dar  linken  Wang«.  Ob  dies  snfallig  war, 
oder  seineo  besondern  Grund  hatte,  habe  ich 
nicht  ermitteln  können.  Gewöhnlich  macht 
sich  derselbe  zuerst  an  dem  einen  Nasenflügel^ 
odBT  an  dem  Ausgangspunkte  desNerii  iofra- 
mbiiäÜB  auf  einer  beschränkten  Stelle  fühlbar^ 
4io  «ine  immer  gröfsere  Ausdehnung  -annimmt^ 
io  dafs  er  sich  .tuletzt  auf  alle  Gesichts- 
naskelo  derselben  Seite  ausbreitet.  Anfangs 
l^aicbt  or  leichten  Nadelstichen,  die  schon  ein 
■  partieUea  Zittern  der  Wange  yeranlaiseD.  All- 
mählig,    oft   rascher,     manchmal    laogtamer. 


—     90     - 

nimml  Ar  an  ETenigkeit  zu,  wir3 1 
bohrend,  »chneidend,  Keruialim^od,  aU  vreuii 
die  Muskeln  zemisen  nürden,  und  gelangt  za 
e!oeta  Giade  roo  Uoertrüglichkcil.  Ist  6r  oicbl 
•phemniscb ,  so  pÜegl  sich  die  in  der  ersteo 
Zeit  »iel  prÖfiore  raose  zwi»chen  den  eineel- 
neo  Paroxysmea  uod  der  lypischen  Recrude- 
Kens  immer  mehr  zu  verkieineri).  Di«  toH- 
Itommene  and  UDVoUkommeiie  AusbildHog  de»- 
■elben  ileht  U)it  »einer  Andausr  gewöhnlirb  tu 
umgekehrtem  Verhältnisse,  so  dar»  er  aul' m- 
ner  höchsten  Höbe  oft  nur  ganz  kurze  Zeil, 
sekuadenlaog  finhfill.  RÖlbung,  Aulgetriebeo- 
beit  des  Aniliizes,  Anscbnellung  dac  Drossel- 
nJern,  Klopl'ea  der  Gesichts- und  Halsarlerien, 
TbräaenabUufs,  copiÖse  Speicbelabiondaraog 
und  coovuUiviscbe  Bewe^nn^en  der  Getichb- 
muskelo  liod  in  der  Begel  die  noaiillelb&re 
Folge  davon,  nach  öfterer  Wiederbolung  des* 
selben  tritt  wohl  ein  cfaroniacbes  b«lbeeiti{ei 
Geskhuödem  ein.  Seine  in  ihrer  AndMoer  und 
in  ihrer  Wiederkehr  unbestimmten  AnfaUignip-' 
pea  werden  meistens  von  ganz  frai«a  Zw)* 
■chenrüumen  aolerbroctien,  die  bald  kviut, 
bald  länger  sind  und  sieb  bisweilen  mooatolcDS 
hioauucbiebeo.    So  kannl»  ich  einen  Mann,  der 


—     91     — 

und  dabei  leiii  Botengescbäft  beKalfeo.  Stellte 
sich  auf  Beioem  Dienstwege  eio  Aofall  ein,  der 
mit  geriogeo  UoterbrechaDgen  gewobnlich  eine 
halbe  Stoode  and  darüber  anhielt ,  so  suchte 
er  sich  dorcb  KorobraootweiD  zu  betäabeD^ 
oboe  skb  aber  darin  so  iiberoehnien.  Die  erste 
Zeh  war  derselbe  in  der  Gegend  des  einen  oder 
aodem  SCahnea  im  Oberkiefer  der  leidenden 
Seite  entstanden.  Selbigen  dann  nm  so  mehr 
für  Ursache  desselben  haltend ,  wenn  er  gerade 
ncbadhaft  war  oder  rerdorben  so  seyn  schien^ 
hatte  er  sich  nach  dnd  nach  alle  Zähne  der 
obnm  Kinnlade  linker  Seite  änssiehen  lassen. 
Bemerkte  er  aber  nichts  Abnormes  an  dem  ihm 
▼erdjichl%eii  Zahne »  so  konnte  er  nach  seiner 
UeinnM .  na  aeiner  Wnrsel  oder  im  Innern 
aeiBer  Krone  neistSrt  sejm  nnd  mufste  deswe« 
gen  nnlfnmt  worden«  Späterhin  kam  der  Schmers 
mhff  in  der  Gegend  4ee  Poramioie  infmorhi- 
mSa  Wifor.  Br  lieb  sich  deewegen  von  ^ 
fciesiien  Ante  wiederholt  an  der  Stelle 
i,  Md  fing  n|Miler  nach  Gottingen  so 
J^oiVMiectp  dar  ihoi  den  lfer?na  infraoflNtaiia 
dwflhadinill;  Alle  dieeo  Operationen  hntt«i 
eo  wenjg  Kribig,  nie  ein  ganaee  Heer  too  sm- 
neihiinigen  Mitteln.  Die  etwa  balbjShrige  pe- 
liodiesh»  Wiederkehr  der  Schmersanfälle  rer^ 
künin  aieh  nach  dem  angegebenen  Zeitranme 
mal»  nnd  aaehn  Znletat  war  der  beklegens- 
woftbe.  Mann  keinen  Augenblick  von  Schmers 
frei»  Nur  verhielt  sich  derselbe  gelinder  und 
^nrda  nnr  acbanerweise  mehrmals  des  Tages 
odnr  des  Nachts  befüger»  Immer  noch  yersah 
er  seinen  Botendienst  pünktlich,  und  war  we* 
gen  seiner  moralischen  und  nüchternen  Haltung 
allgemein  beliebt.  Um  seine  heftigen  Schmers« 
anfalle  desto  besser  ertragen  au  können,  und 


4 


—    y2    — 

um  namentlich  in  dum  durcb  dieselben  tfiost 
DiiterbrocheneD ,  ihni  so  durchaui  nülhigen 
Schlafe  oicht  geBtüri  zu  werden^  trank  er  gleich 
Dach  ihrem  Eintreten  eine  tüchtige  Quimtität 
Branntwein.  Er  (rüg  zu  dem  Knde  stets  eine 
Bouleille  mit  Branntwein  bei  sich,  da  er  wohl 
ein  halbes  Haa/s  während  des  Schmerzet  ve^- 
trsgeo  konnte,  ohne  betrunken  zu  werden, 
Aufser  einer  solchen  Zeit  trank  er  niemals 
Branntwein,  der  ihm  looX,  wie  er  sagte,  eu 
riel  Geld  koste  und  auch  oicht  mehr  heiren 
wnrde,  wenn  er  sich  zu  sehr  daran  gewöhnt  habe. 
I  Er  lietrachle  ihn  als  Arznei  und  empßude  mehr 
UilUe  davon,  als  er  voa  den  vielen  theuer  be- 
zahhen  Alitteln  erballeo  habe.  Dah  dieser  Mann 
sieht  ein  conlin'iirlicher  Branntweinsünfer  ge. 
worden  tsl,  da  er  das  Doppelle,  ja  Dreifscb« 
an  Urannttveio  die  letzte  Zeit  seines  Lrtei» 
täglich  irank>  was  ein'  Säufer  Ton  Profession 
getiieffet ,  bleibt  mir  unerklärlich.  Man  wild 
hier  unwillkiihrlicli  an  die  so  gangbar»  lledeos* 
art  erinnert,  dafs  der  Schmers  zehre,  uml  «fia 
hier  der  Branntwein,  so  anderswo  das  Opioid 
(oniutnire,  ohne  nuchlbeilige  Folgeo  zq  hin» 
lerlasseo.  IVur  auf  die  Dauer,  war  dieser  6e- 
nnffi  rm  Branntwaio  von  nacbtheiliger  Wirknne. 


—     93     — 

Leiden ,  deren  es  doch  gewiKi  noch  ärgere  gfibe« 
für  eine  ihm  xq  gateo>  Zwecken  auferlegte 
Bürde.*'  —  Dies  waren  seine  eigenen  TrotC- 
worte»  Zum  oflern  sah  ich  ihn  einige  Zeil 
Tor  seinem  Ende  hier  noch  als-  Bote  mit  be« 
deutender  Geschwulst  seiner  unlem  Extremitä- 
ten und  mit  wassersüchtiger  Änftreibuog  seines 
Unterleibes.  Er  konnte  nicht  mehr  gehen,  son- 
dern hatte  sich ,  um  seine  Subsisteos  durch  Bei« 
behaltnog  des  lange  besessenen  Nahrunp;9sweiges 
fernerhin  su  sichern,  ein  wohlfeiles  Fuhrwerk 
angeschsdK.  Seine  Sprache  und  seine  Haltung 
Terriethen  noch  immer  Kraft;  seine  Schmerzen 
bestanden  aber-nnTerändert  fort, 

Biswoilon  gehen  dem  prosopalgischeo  An- 
falle Vorboten  Torans,  die  dann  in  Jucken; 
Kitxeln,  einem  Gefahle  Ton  Kälte,  too  Taub- 
seyn,  Spannen  der  Haut  an  der  bestimmten 
GesichtssteUe,  so  wie  in  Aengstlichkeit  und 
Unnibe  bestehen.  Die  meiste  Zeit  tritt  er  ohne 
diese  arplStdich  ein«  Da  die  Anregung  des- 
selben  to  äofserst  verschieden  ist  und  häufig 
durch  die .  natürlichsten  9  gewSbnlichsten  Ein- 
wirkungen Tor  sich  geht,  so  kann  sie  nicht 
immer  Termieden  werden.  Gemüthsbewegongen 
rufen  ihn  am  leichtesten  hervor,  aber  ancb  heftige 
Bewegungen  der  Gesichtsmoskeln,  Berührun- 
gen der  Wangen,  ein  auf  dieselben  gerichteter 
Strom  kalter  Luft  o.  dgU  Dagegen  kann  ihn 
oft  «in  starker  Druck  auf  die  Gegend  des  In- 
fraorhitalnerven  abhalten  oder  bescb  wichti- 
gen* Ich  sah  und  sprach  während  meiner 
Studien  in  Berlin  zum  öftem  einen  Kranken 
dieser  Art  in  der  Gharitc,  der  seinen  Schmerz- 
anfall  immer  durch  Frodromi  herannahen  fühlte, 
und  dann  stets  ein  grobes  Handluch  cur  Seite 


—     94     — 

JiegflD  hatlCi  Knnole  er  den  nngeVUndigl«!] 
Psroxytinus,  v/a»  et  hEJofig  vermoclile ,  durch 
eineu  liefligea ,  auliallciiilcii  Driirk  auf  den  b«* 
■litainlen  Geatehlttheil  nicht  »btTcnden,  su  rieb 
oder  sch«uerle  er  sieb  xu  »einer  grofsen  Er- 
leicblerung  derinafseo  die  icbinerzbafle  Slsllg 
mit  diesem,  äah  da»  BIul  von  d«r  Waogs 
beraMi^f.  — 

n«s  Na':hti  encheint  der  Scbinerz  selte- 
ner, aIs  am  Tage,  weil  die  Eianirkgogen  bier 
inaDnicbfaliiger.  alt  dort  sind.  Wenn  da«  Ue- 
tiel  häufiger  bei  Fraaenzimmern,  als  bei  JUän- 
nerD  beoborbtet  worden  ist,  >o  mag  di«a  mA- 
neii  hiareich^ndeo  Grund  in  der  gewoholicb 
grörsern  Erregbarkeit  der  Nenea  der  eralern, 
Bu  wie  in  der  leicbtein  Afleclion  de»  GeuiQlfaa 
derselben  habeo.  Dsi  Gescblechl,  als  Bolrbcfl, 
macht  darin  gevrifs  keinen  Unterscbied.  Soül 
e«  auch  aicbt  selten  Symptom  der  Hysterie  ood 
Hypocbtindrie  wegen  der  unler  solchen  VerbülU 
niagen  heslehepdea  grofsen  Itlniiililät  dar  Ner- 
ve». Phyaiologiitrhe  uod  palbologEscbe  Eot- 
Wickelungen  des  Kürpers  bringen  e»  häufig  xuiu 
Schweigen.  Die  siidaDD  cum  Heile  abgeleilela 
abnorme  Lebeoslbäligkeit  macht  die  gleicbfallt 
oft  günstig  wirkenden  Hautreize  erklärlich,  die 


—     95     — 

1.  Hr.  S* ,  eio  kraftiger  Mann  tod  36  -« 38 
Jahren  9  der  in  Torigem  Jahre  eine  sehr  hegii- 
lerle  kioderlose  Wittwe  sa  H.  geheiralhel,  Ton 
jeher  änfflertt  mäfiig  aod  regsam  gelebt  haltei 
der.  mit  Lust  seine  Oekooomie-  und  Handels- 
geschäfte betreibt,  la  Reisen  sich  lieber  seines 
Reilpfordes,  als  seines  Wagens  bedient ,  seUte 
sich  im  October  1837  einer  starken  Erkältung 
aus,  die  eine  Prosopalgie  nur  Folge  hatte,  an 
welcher  er  schon  öfters  und  xwar  einmal  sechs 
Wochen  lang  gelitten  hatte.  Sie  nahm  die 
rechte  Gesichtshälfte  ein,  dehnte  sich  anf  den 
gansen  rechten  Oberkiefer  aus  und  verbreitete 
sich  von  dem  Backenknocbenauchauf  die  Stirn 
und  den  Scheitel.  Dabei  bestand  eine  gastri« 
sehe  CompUcation.  Abends  und  in  der  ftlor- 
genxeit  ezacerbirte  der  Schmerz.  Die  Anwen- 
dung der  fFendilsiädt'^chtn  Kur  schien  dem 
Torsichtigen  Arate  wegen  seiner  Entfernung  Tom 
ILranken  nicht  passend ;  und  so  bestand  die  Be<* 
haadlnng  Tom  25.  October  bis  Ende  Norem« 
bers  in  Verordnung  Ton  abführenden  Mitteln^ 
Slomachicis,  Diaphoreticis  und  Exsutoriiin*  Bä* 
der  wurden  anf  das  Bestimmteste  perhorrescirt« 

Am  25*  Mars  t«  J.,  nachdem  Kreosot,  so 
wie  andere  änlserliche  und  innerliche  Mittel  nach 
Gutdanken  und  dem  menschenfreundlichen  Bath 
Anderer  Tergebena    gebraucht  worden   waren, 
wurde  derselbe  Arzt  wieder  nm  Beistand  er- 
sacbt-     Auch    dies  Mal  war  die  rechte  Seite 
den  Kopfes  ausschiielslich  leidend ,  nur  dafs  jetzt 
dia  Schmerzen  das  Jochbein ,  die  rechten  Ober- 
kieiaimähne  und  das  innere  rechte  Ohr  einnah- 
UMB«     Dieser  Zustand-  hatte,   stets  an  Heftig« 
keift  ftanehmend ,  schon  einige  Wochen  bestan- 
den iimI  einen  solchen  Typus  gezeigt,  dafs  je* 


_      96      —  '  } 

dea  Bförgen  um  6  nod  11  Ubr,  so  vrio  jeJii  ' 
Nacht  DIU  12  oder  1  Uhr  ein  heftiger  Anfall 
elugetrelen  nar,  deia  Angst,  UnruW,  Kurs* 
,  athm!gkeit,  kalter  Scbneils,  nebst  einer  klei- 
nen Pause  unil  dem  Gerühle  ^■'0'^^'  Abspai»> 
niiDg  Siels  ein«  VierteUlunde  lang  vorhergin- 
gan.  Der  heftige  Anfall  selbst  halte  immer  < 
,  aaderthalb  bU  zwei  Stunden  gedauert  und  dai» 

den  Kranken  io  einen  tiefen  Schlaf  verteokt 
Schlief  er  aur  Zeit  des  Biatritta  desselben,  m>  i 
erweckte  ihn  eine  Angst;  ging  er  oder  war  er  , 
gjiade  soDsl  beschäftiget,  bo  bemeislerle  sich  i 
seiner  eine  bedeulendfi  Unruhe,  die  ihn  nach  { 
dem  Sopha  trieb.  , 

BU  zum  19.   April  wechielte  die  Peciodi- 

cilÜt,  so  wie  die  Art  uod  der  Grad  des  Scbiner- 

zes  xoneilen.     In  der  Hauptsache  blieb  er  je-      ! 

doch    derselba.      Auch    dies  Mal  waren  gailti- 

^  sehe  Beschwerden    damit    verbunden  ,    die  AW 

I  bogioed    des    Pat.  schmutzig  gefärbt,     Ea  wui» 

I  den    wieder    übuliche    lUillel,    wie  im  Noveia« 

I  her  r.  J.,   angewendet,   aber   Bader  gteicfafalli 

W  darchaus  verworfen.     Dar  Kracke  zeigte  Stets 

eine  ungemeine  Empfindlichkeit  für  eiazeloeAri- 

neien.     Einige  Grane  Mitmm,  zehn  biaxmoi.ig  M 


-     «7    - 

60  Schlüge  lo  cbr  Mibote;  In  diäter  Lage  gab 
ihfli  eeio  Arst  deo  19.  April  d.  J.  Nachmittags 
drei  Folrer  ans  Bztr,  SlrammoDii  gr.  i,  wor* 
aaf  aar  etwaa  Empfiaduog  im  Schlünde,  aber 
keine  Affedion  der  Aagen  wahrgenommen  wurde« 
Weiter  so  gehen  ^  wegte  der  Arzt  nicht,  weil 
•r  nicht  länger  beim  Kranken  rerweilen  konnte; 
aber  Ton  diesem  Tage  an  minderten  sich  die 
Scfamersen,  and  die  freien  Zeiten  wurden  län- 
ger. '  Fat.  sdilief  wieder  mehrere  Stunden.  Er 
Balmi  noch  'drei  Tage  Abends  und  Morgens 
ein  PuWer,  ohne  narkotisch  belästigt  zu  wer- 
depy  nur  dals  er  während  dieser  Zeit  eine  ei« 
genthumliche  Schwere  der  Glieder  empfand. 
Den  25*  April^  erklärte  er  sich  für  genesen  und 
begehrte  nur  Magentropfen« 

2.  Die  Ehefrau  St.  zu  L.,  drei  Viertel  Stun- 
den Ton  meinem  gedachten  Freunde  wohnhaft, 
eine  42  Jahr  alte  Bäuerin  von  zarter  Consti- 
tation,  kleiner  rerwacbsener  Figur,  suchte  bei 
ihm  em^  3,  December  1837  Hülfe  gegen  eine 
schon  seit  Jahren  dauernde  Cepbalalgie.  Seit 
längerer  Zeit  hatte  sie  aufser  reifsenden  Schmer-' 
Ben  im  Kopfe  auch  an  Magenschwäche,  Ructns, 
Modus  bjrstericus  u«  dergl.  gelitten ,  — -  seit  yier- 
sehn  Tagen  hatten  sich  die  reifsenden  Scbmer- 
aeo  im  Kopfe ^  so  wie  in  den  Zähnen,  yer* 
mebrti  nnd  mit  Kreozscbmerzen ,  denen  jedes 
Mal  kaltes  Ziehen  dursh  den  Rücken  Torange- 
gangen  war,  abgewechselt.  Nachmittags  war 
fiemission'  eingetreten.  Die  Frau  schlief  äu- 
berst  wenig.  Ihr  Puls  schlag  ziemlich  kräf« 
tig  und  bandert  Mal  in  der  Minute.  Den  Weg 
mm  Arzte  hatte  sie  zu  Fofse  gemacht*  Es 
wurde  ihr  yerordnet;  Rec.  Sulph.  depur.  unc.  j» 
Tartari  depur.,  unc.  iß.  loU  Sannae,  Eheo- 
J^anu  LXXX VIII.  B.  2.  St.  6 


.-     96     — 

nccb.  Poeaic;  an'a  drachnt.  tji  m^  f.  va\v.  D. 

ad  Scatniam.  S.  Zwei  lUal  täi^lich- 1  ThcsKSf- 
Cel  voll'»  nahmen;  ^-  ferner:  Rec.  Tioct.  Se- 
mionip.Colchici  dracfam,  ij.  TinctVaW.  aeth.^ 
I^ii}.  AmrooDÜ  iDeciniei  aoa  drachm.  j.  91.  S. 
Di«  Mal  täglich  20  Tropfen  zu  nehineB. 

Den  31.  December  apracfa  8ie  ipa  Arat 
wieder  ao.  Sie  balle  nach  dem  Palver  mähic 
laxirt  und  ^ie  erite  Zeit  sich  beiaer  befuedeo» 
aameDtKch  bald  gar  keine  Rücke DSchnwnen 
mehr  gefühlt.  Dagegen  nar  das  ReiAwa  im 
Kopfe  geblieben  und  in  dea  letEleo  Tango  noch 
viel  heftiger  geworden.  Dabei  litt  sie  beatäu- 
dig  an  Hitze  und  Druck  im  Magen,  ao  wie  an 
Anfstofsen.  Ihr  Puls  liefs  hundert  in  der  Mi- 
nnte  sählen.  Ihre  JHensea,  die  sonst  alle  drei 
Wochen  erichieoen,  vier  bii  sechs  Tage  aa- 
bielten  und  copiÖs  waren,  kehrten  die»  Mal 
Bach  einer  Pause  Ton  Tier  Wochen  vriedor  nnd 
zeigten  sich  mafiiger.  Vor  sieben  Jahren  wnids 
sie  zum  zneiten  and  letzten  Mala  •ntboodea. 
Abortirt  hatte  sie  niemals.  —  Palrar  nnd  "tta- 
pfen  wurden  repe*irt.  Dann  empfing  au  Bocb 
veratrinsalbe  zum  Einreiben.  Der  Arzt  Tar>- 
abredete  mit  ihr,   dafs  sie  I'ulrer  haben  Mlle 


—     99     — 

recbfen  Oberkioorad«,  die  Tage  nnd  Nächte 
icfalafloi  dnrcbjammernd,  xa  Bette.  Die  ha» 
bitoellen  Beacbwerden  waren  fernerhin  diesel- 
ben geblieben.  E^  wurde  das  frühere  Pulfev 
ans  IJng.  Veratrini,  das  ihr  doch  anscheinend 
for  einige  Zeit  Linderung  yerscball  hatte,  so 
wie  Tinct*  Semin.  Colcfaici  ohne  allen  Zasats 
und  drei  Mal  täglich  in  12  bis  15  Tropfen  sa 
sehmeDi  Terschriebee«  Die  Matter  sollte  dann 
zum  Einholen  der  Instructionen  fiir  die  dem« 
nächstigen  PnWer  kominen»  Wegen  Verbin- 
disrnng  dersellMn  erschien  der  Tersländige  Mann 
der  Patientin,  der  nun  die  Rolle  der  erstem 
übernehmen  mufste. 

Dte  23.  April   reichte   er  ihr  ein  Pulver 
ans  gr.  ß  Extr«   Strammonii  e  seininibus  and 
nach  einer  Stande  das  zweite,  wornach  AfTection 
der  Augen  9  Trockenheit  im  Halse  und  Durst- 
geföhl  eintraten.     Es  wurde  daher  fiir  diesen 
Tag  nicht  femer  davon  eiogegeben.     Die  Nacht 
hatte  Pat.  Ruhe,   wenig  Schmerz  nnd  nage« 
wohnlich  viel  Wärme.    Den   24.  wurde  Mor- 
gen« das  dritte ,  Abends  das  vierte  Pulver  ge« 
geben   nnd  keine  Narcosis  walirgenommen«  — • 
Die  Nacht  auf  den  25sten  fester,   aber  traam- 
Toller  Schlaf  y  seltene  und  sehr  geringe  Schmer« 
XOD,   etwas  Magendruck   und  Stublverhaltuog. 
Ea  wurde  Morgens  das  fünfte  und  Abends  das 
nBebste  Pniver  genommen   und   dabei  Elix.  vi- 
icar»  Hoffim.,   Tinct«  Rbei  aoa  unc.  j,  wovon 
lie    vier  Mal  täglich  §  Efslöffel  voll  nehmen 
lollto,  Terordnet.   —    Den  26.  und  27.  wurde 
mr  Aliends  ein  Pulrer  gegeben. 

Juk  Ganzen  waren  also  acht  Pniver  oder 
Bxtvacti  Strammonii  gr.  iv.  Vf9rbraucht  und  hier- 
nach   alle   Schmersen    spurlos   Ter  wischt,    di 

G  2 


—    100.   —  »         , 

aach  Mcb  einem  balbsn  labre  sich  oicbt  wl*-  * 
der  fliDgefuaden  hatten.  - 

3.  Madame  H. ,  Gu ((besitze rio  cd  H.,  oean 
Jfthra  Tarheirathet  nad  seit  lUarz  i,  J,  Mbit« 
eioei  TierLen  Kiadet,  dae,  wie  die  fnihern, 
■ehr  .kral>ig  und  gleich  diesen,  tob  ihr  ge- 
■ährt  wird,  —  eine  dreifsig  Jahr  alle,  zarte; 
fein  gebildete,  mit  aDermUdÜcberThätigkeit  ih- 
rem groljen  Hauthahe  höchst  wirksam  Tonte- 
hende  Dame,  litt  schon  tod  Kindheit  an  Hbr 
häufig  an  Uenklopfea,  wofür  man  den  wah- 
ren Grand  nicht  auffinden  konnte;  diegawöhn- 
Uchen  Kiaderkraokbeiten  hatte  sie  gläcUicb 
vbentanden.  Sorgfältige  Diät  und  zweckmi- 
fsige  arztliche  Pflege  leilelen  sie  aber  glücklich 
über  die  Pubertät  hlnans.  Jedoch  behielt  sie 
das  onter  den  verschiede  nsten  Umständen  wie- 
derkehrende Herzklopfen ,  das  sich  damnädist 
in  jeder  Schwangerschaft  ganc  hesonden  gel* 
tendf  und  eanerliche.  kShlenda  Arzneim,  4b- 
führnngen,  so  wie  Aderlässe  erforderlich  machte. 
Dasselbe  zeigt  bisweilen  nicht  blob  eina  |^ 
wältige  Stärke ,  sondern  auch  eine  EigenllmB- 
.  lichkeit,  welche  die  Annahme  einer  orgapiacfceB 
Begründung  gleichwohl  uicht  aufkommen  lSbt> 


^    101    — 

Male  Ton  GesichtMchmerseo  ergriffeo^  die  den 
Backenkoocheo ,  die  obern  Zäboe  nnd  das  Ohr 
der  linken  Seite -einnahmen ,  nnbettimmte  In-« 
termiasionen  machten  und  immer  an  Intensiri- 
tat  lanahmen.  Am  heftigsten  erschienen  sie 
in  der  zweiten  Woche  nach  der  Entbindan|?|, 
wo  sie  aach  den  linken  Unterkiefer  und  den 
rechten  Backenknochen  befielen.  Aufser  son- 
stigen ihr  gereichten  Arineien  nahm  sie  im 
Sommer  an  der  benachbarten,  sehr  slablhalli- 
gen  RolhenfeMer  Soole  siebzehn  Bäder,  die 
ihr  sehr  gut  zu  bekommen  schienen  und  das 
Herzklopfen  nicht  anregten.  Doch  fand  sich 
dies  sammt  dem  Gesichtsschmerze  bald  nach 
dem  Badeo  wieder  ein. 


Im  Miai  1837,  als  sie  noch  ihr  dreizehn 
und  einen  halbeoJQonat  altes  Töchterchen  stillte, 
wurden  die  Schmerzen  sehr  heftig  und  erstreck- 
ten sich  nun  Ton  ihrem  ursprünglichen  Sitze 
aus  auch  aof  den  Scheitel.  Dagegen  war  sie 
lange  Zeit  tod  Herzklopfen  ganz  frei.  Die 
Schmerzen  machten  wohl  zehn  Anfälle  im  Tage 
und  endeten  jedes  Mal  mit  kurzem ,  nicht  abzu- 
wehrendem Schlafe;  dabei  waren  die  Fufsa 
immer  kalt  nnd  der  Puls ,  der  sonst  70  bis  80 
Schläge  in  der  Minnte  hatte,  liefs  jetzt  100 
and  darüber  zahlen.'  Verordnet  wurden:  Liq. 
entarthr.  Elleri,  Tinct.  Semin.  Colchici^  Ticct. 
Aconiti  aeth.  nnd  Veratrinsalbe,  so  wie  äthe- 
lischee  SenfSI.  Im  Juni  1837  wurden  zu  Hause 
als  Vorbereitung  zu  Bädern  mit  Kali  suipburatum 
einige  Seifenbäder  genommen ,  worauf  nach  ei- 
nem längern  Gefühle  von  Vollseyn  im  Unterleibe 
sich  dieMenses  zum  ersten  Male  nach  der  Entbin- 
dung wieder  einstellten.  Im  Juli  wurden  eilf 
Bäder   aus  Kali  sulphur.  unc.  dimid».  up* 


—  1^-*  — 

BHlplu  du  Uli.  OD  c,  uoa  gebraucht,-.  AJleio  dis 
zurdcLbleibsndeD  Ketameoien  und  soDst!i;e  Zei-> 
cbab  der  Scbwaogerschaft  lieTsen  die  Badekur 
sbbrecbfiD,  die  ohnehiD  k^iae  Beaierung  b«- 
mrkt  halte.  Den  Winter  biodurcb  vrar  det 
Ant  wieder  auf  teiae  hühere  Ha  adluDga  weise 
Teifvleaeii  ^  indem  er  bald  gegen  proaopalgiicfie 
Abfälle ,  bald  gegen  exceiiire  ÜetzbewegaogsD 
wirken  mufst'e. 

Den  20.  März  i.  J.  erfolgte  die,  Enlbi»- 
Jan^,  Das  Wochanbett  verlief  obpe  eonder- 
liche  SlöruDg.  Doch  atellten  sich  AnfaocB  April 
wieder'  in  beiden  BackenkoocbeD  Schmerzen  eiOf 
die  die  Fran  durch  Kreosot,  an  die  Zähne  ge- 
bracht, für  einige  Stunden  b esc b wirbligen  konnte. 
Sie  kehrten  jedoch  täglich  wieder,  weshalb  dann 
am  2.  jllai  d.  J.  PuLrer ,  aas  Extr,  S.trammoaii 
e  semihibuB  gr.  ß  gereicht  worden,  and  twar 
um  Tier  Uhr  NachroittagB  das  eritej  um  fünf 
Uhr  das  xweite  ond  um  lieben  Uhr  Aheoda 
daB  drille,  Die  beides  ersten  erregteb  etwas 
SpaniiuDg  iu)  Kopie;  nach  dem  drillen  erfolgte 
EmeileruDg  der  rupillen  und  Dunkelwerdea 
des  Gesichts.  Fat.  Tnhlte  keine  Trockenheil 
des  MundeB  und  Schlünde»,  muffte  aber  doch 
liüufig  nawillkiibrlich  schlucken.     Nach  ruhicM 


^    103    — 

^tlach  doigen  Wochen  bauen  eich  wieSer 
gelinde  Anfälle  von  Tic  doulooreux  eingefun- 
den und  iich  xa  Lippspringe^  wohin  Fat.,  um 
dieee  Therme  zu  gebrauchen ,  gereist  war,  noch 
vermehrt.  Unter  Leitung  des  würdigen  Dr« 
Grafso  daselbst  badete  sie  hier  nichts  desto« 
weniger  acht  und  zwanzig  Mal  und  trank  täg- 
lich seohszehn  bis  achtzehn  Becher  Mineral-« 
Wasser.  —  Sie  kehrte  sehr  gebessert  Ton  df- 
;ber  knftdk  iatui  :litt  zn weilen  cor  ioirii^te 
Herzklopfen.  Von  Gesichtsschuierz  äufserte  sich 
keine  Spur  wieder.  Eine  Erkältung  im  Sep- 
tember 1838p  .Tecart^fsie  . einen  .•^rheumatischen 
Schmerz  in  der  rechten  Lende,  der  inzwischen 
nach  wenigen  Tagen  dem  -Oebrauche  des  Li- 
nim.  sapoD«  camph«  gänzlich  wich. 


.  1 


•.  .;  .  .•■  '. 


I 

1 1 


I  ; 


•t  •     •>. 


VI. 
Kurse    Nftcbrichlen 

A  n  s  X  fi  g  e. 


1. 

BwiacAMKo  «Imf  »Ar  heftigm  Fffibtoun  «ilfAM- 
lOitgeeteUt 


—    105    — 

KinA^  Immer  ^^etnnd.  Es  hafte  eine  lange  Zeit 
mn  Absebrang  leidenden  Vater  ge^yflegc  and  an 
Krankenlager  durch  Beten  vnd  Leven  geistlicher 
Biebcr  einigen  Hang  zu  religiöser  Schwärmerei  bekom- 
BWR.  Im  December  1833  war  es  eines  Abends,  kurz  nach 
AoB  Bimchlafen,  darcä  einen  heftigen  Lärm  auf  der 
Strate  plötzlich  aoa  dem  Schlafe  au^eschreckt  worden> 
mmd  hatte  nach  diesem  Schrecken  den  gröisten  Theil  der 
i&brfgm  Nacht  mit  heftigem  ZiUern  der  Glieder  und 
Sfote  Angyt  and  Unruhe  zugebracht.  Seit  dieser  Zeit 
blieb  nein  äemCth  immer  angeregt  nnd  bei  jedem  Ge- 
iSoacbe»  »■  bei  dem  Kintretea  eines  Nachbars  in  das 
Zimmer y  -^  zitterte  es  aogleich  vor  Angst  an  allen  Glie- 
dern»  nnd  sein  fester  Vorsatz,  sich  ^qrcb  dergleichen  tag- 
Ikh  mkommende  Veranlassungen  nicht  mehr  aufregen  zu 
hnien,  blieb  erfelgloi.  Hierauf  folgten  nun  periodisch 
allerlei  NerrenzufiUley  krampfliaftes  Lachen  abwechselnd 
■dt  Weben«  KrSmpfe  der  oberen  nnd  unteren  B&tremi« 
tltoiy  die  ^nn  Ton  da  plötzlich  in  die  Halsmuskeln  sich 
verbreiteten,  so  daft  der  Kopf  sehr  schnell  tou  Torne 
■neb  Unten  bewegt  wurde,  tonische  Krämpfe  der  Eitre* 
BÜliten  nnd  des  Unterkiefers.  ,  Hiermit  wechselten  cata- 
lepdBdie  nnd  somnambule  ZuiSUe  ab,  und  zuletzt  nahm 
endficb  daa  Uebel  hauptsächlich  die  Form  des  Vdtstaa-- 


Ei  war  g^gen  Mittag,  ab  wir  In  Musen  ankamen. 
Knrs  Tor  nnsercr  Ankunft  hatte  das  Madchen  bereits  win- 
der einen  ao  heftigen  Antaä  bekommen  j  dafs  die  ganze 
Nacfabanebaft  in  AUarm  geratben  war  nnd  wir  die  Be- 
Vaiunng  der  Kranken  mit  einer  Menge  Menschen  umge- 
Vn  luden.    Bei  unserem  Eintritt  in  das  Zimmer  wurden 
irir  fon  Entsetzen  ergriffen  Bber  den  Anblick  des  Mad- 
chtai,    Drd  atarke  M2nner  meisten  mit  ihm  ringen,  und 
Ten  Schweilse  bedeckt,  waren  sie  kaum  im  Stande ,  ea 
n  ketten'  nnd  tu  bindigen.     So  wie  es  nur  einen  Arm 
iaea  entwunden  haUe,  schlag  es  mit  geballter  Faust  nnd 
■ik  der  groAten  Kraftanstrengung  auf  die  Leute,  trat  mit 
.   ^  n&n  furchtbar  um  sich,  bi[s  und  kraute,  wenn  ea 
^  kommen  konnte,    so    dafs    die  nächste  Umgebung 
Aurtüch  blutrünstig  war.     Dabei   zeigte   das  Mädchen 
ibe  so  ungemeine  Gewandtheit  und  eine  solclie  uberna« 
Mche  Starke,  dafs  es  ihm  öfter  gelang,  sich   aus  den 
Araen  der  Männer  loszuwinden.    Alsdann  sprang  es,  gleich 


...  Bidihörnchen,  mit  noglauhlicher  Beliendigkcit  auf 
Ui  über  den  Tisch,  auf  den  Ofen  und  überhaupt  auf  alle 


—    UMi    — 

erlialienc  GegenatanJe,.  ja  ei  gelang  ibni,  ««inUtdat  4J- 

nea  HiifEierojrleiillicb^n  ^[irung«  niilten  am  der  Slube  in 
eine  kleine  Fensturoffniing  zu  epringun,  oncl  wÜtck  d«- 
tluri^li  entkommen  le^n,  hiitten  nicLt  din  vor  dem  Feniler 
»teilenden  Leute  e»  aurgelialten  nnd  wieder  ins  Zioiini» 
zurijckgeBchobbn.  —  Während  dieser  nullia rügen  A(ißlk 
halte  d3»  MEddien  ein  entstelUeB  Geiiclil,  seine  Augan 
^jren  verdrel)!  --  last  nur  das  Weirse  ilacin  «icWb»i',  — 
es  spraeii  nichts,  gal  Leinen  Laut  von  Bicb;  der  PoU 
war  kram pfliaft  xusaiiimeiigezoeen,  und  dabei  seilt  icbneil. 
Kb  machte  die  ieUsi|.uislen  und  niannichfut(ig;ilen  Gesliku- 
lationen  mit  den  GlWern  nnd  Erstaunen  erregende  Bie- 
'gungen  des  XSrpers,  besonders  dei  KücligratliB  anit  Hai' 
aes.  tlatte  diese  aulserordenäiclie  KraftapsCiBn^uiig  eine 
gute  halbe  Stnnde  iinDnleibrocben  angelidten,  so  «latdea 
'die  Glieder  cclilafT  iiiid  scliiencn  zueilaUpeni  der  Kojif 
iBnfc  auf  die  Brust,  die  Knie  beugten  sicli,  und  JerKäf- 
pur  nnrde  auf  den  Boden  hingestreckt.  Hier  bliet>  die 
Kranke  einige  Minuten  still  und  ruhig,  wie  achlalend  ti«- 
gen  ,  ethöb  ,  sich  aber  nls<lunn  bin  auf  die  Knie ,  t^cW 
Ihre  tIBndc,  richtete  aiiifrommer  und  andächtiger  Mieae 
tbre  Ollcke  nach'  otieo  und  betete  dann  mit  Iiellft  iiad 
iBllterfttimme'  Ao  "tiiL'rcnd ,  Ms  liele  Anwesende  Turän^ 
*V^Wsen.  Wir  glaubten  jetzt  die  Scene  verändert,  iW 
fA6cz<iCli  und  blitzschnell  biirang  als  wieder  auf,  fafüe  Ata 
ersten  Besten  bei  den  Haaren,  schlug  mit  BebAlllu  F*a>l 
"iiin  Bicli ;  trat  oder  bi(s,  so  wie  sie  dazu  komin«D  ^oanltr 
die  Lentci  welcbe  ue  zu  halten  oikd  zu  bandigen  vcraucftlM- 
"Nach  halbsliindigem  Toben  trat  dann  wieder  Roll«  ein, 
der  Körper  senlue  sieb  zur  Erde,  blieb  wieder  eine  iatw 
Hat  aiiaeKstreckt  tnbig  liegen,  dann  erhöh  sie  siÄlUfi- 
'tain,  Ijel  nTedet  auf  die  Knie  und  verricbtete  in  aoiSia^ 


—    107    — 

I 

db  iber  onerfunt,  bald  fuhr  sie  wieder  aof  ond  die  to- 
;e  luiulhiarücbe  Scene  erneuerte  sieb  und  dauerte  mit 
eUor  Beftigkett  .wieder  eine  gHteiiall|e  Stande.  Dann 
liP  sie  sidi  nieder,  stieüi  einen  tiefen  Seufzer  aus,  sah 
i  achachterDem  und  Tertegenem  Blicke  um  sieb,  und 
he  ds  9  ihr  ToUes  Bewnistseyn ,  das  seit  dem  zweistun- 
SM  Anfiille  ganz  aufgehoben  gewesen ,  war  ToIIkom- 
BB  mnckgekcbrt.'  Sie  staad  auf,  setzte  sieb  auf  einen 
■hl,  mit  Verlegenbeit  die  Menge  Menschen  austaunend, 
B  M  umgab.  Ich  trat  zu  ihr,  fragte  sie  um  die  Ur- 
die  ibrar  Krbitznng,  ,)acb,  sagte  sie,  ich  mufs  wohl 
•dilafien  haben  <  «^nd  nach  dem  Schlafe  wird  mir  immer 
wcrvk".  Bei  meiner  weiteren  Unterredung  zeigte  ^sie 
ft  mir  ala  ein  sehr  ▼em&n&igeg  and  giitih>ith$ges'Mad- 
«B,  Mite  aber  ton  Allem  dem,  was  walueod  unserer 
BweNafadt  mit  ihr  vorgegangen  yrar,  auch..n}cht  d«8 
Indote. 

D9  Trieb  zum  Scbbgen  iii»d  Treten  bei  dieaer  Krank- 
rfl  ifihrft  begreiflicher  Weise  nicht  yon!  eigentlich  böaer 
biioki  bcr,  sondern  war  Folge  von  heftigen  krampfhaft 
■  Bewegnngea. 

Die  Unache  des  TTebels  mochte  wohfachon  hier  theSIs 
k  der  Bntwkkelongs- Periode,  theils  in' fccblechter  Nah- 
mg,  tböli  in  anpassender  Lecture  liegen. 

'  Dar  einäiebtsYoUen  Behandlung  deaHm.  Dr.  Vngi^ 
4iigr,  wafm  die  Belladonna  zu  i  Gr.  ^rei  Mal  taglich 
ala  Pianita  geleistet  hatte>  ist  es  inzwischen  gelungen, 
M  MSdiben  vollkommen  herzustellen.  Die  veiUtaozähn- 
oben'  Anfalle  wichen  allmahlig  zurück ,  die  des  Somnam« 
ri&Mnp  tnten  dagegen  mehr  hervor,. und  am  4ten  Ok- 
ibcr  tewlben  Jahres,  1834 ,  hat  der  leUte  sommunbüto 
tott  gsfonden. 


\ 


—    108    - 

2. 

Einige    phurmahoto^tsoh«    JVoMsbb, 
mitgethäH 

Dr.    Günther, 
MeiHsinälralh   su  KÖht, 


).  rrnttm  contra  iimhtifopinm. 
So  mMinichfallig  die  Onachen  sind ,  welcbe  Sctiriklli 
de»  Srhvemüiiieiu  tierTorbringen ,  und  unter  lo  nannidi- 
fslügen  Symptomen  sulcbe  eracliGiDl,  lo  bat  doch  eiaa 
lange  Crfabrung  mir  gezeigt,  dsls  örtliclie  A'rrvinn,  «o 
■ulcbe  cocb  lieieiligl  werdi:n  kann ,  nocb  am  meiiten  hier- 
bei Buaricli(«n,  Folgeodi*  Compotition  leigle  liob  mit  ao 
wlrksamaMo:  Rec.  Herb,  niajoran,  Hl>.  rorÜBiariBi  *aa 
|)iigi[|.  an.  Vin.  alb.  generot.  Aq.  pluTialii  aoa  anc  iß. 
M.  et  loli  per  xxiT  hör.  expoiil.  aubinile  agiiuid.  iGget., 
lunc  cob  per  pann.  Gua  exprets.  —  Diesei  Infdlt  witd 
mit  gleichen  Theilen  ilea  Ftn.  ophlkalmic.  Jamni  ^ 
bestehend  ausr  Vin.  alb.  generoi,  lihr.  j.  Aloei  i 
Tut.  praejiarat  (Zinc.  o»;d.)  Ctoc.  mctaltor.  (Stib.a()Al- 
Ib[.  fuic.)  anadtachm.  j,  welches  In  einer  vohUerKop'in 
filasdie  eine  Viertelet nnde  lang  gerüttelt,  und  olMbiB 
8 'l'a^e  lang  der  Sonne  aasgeeelit  wiri)  (Jarrin  lieU  tut' 
cliea  twei  Maaale  hindurch  der  Sonne  ausge»etzt,  diftri-* 
ren),  Hit  dieMi  Miiebang  werden  die  AugenUMi  dw ' 
TagM   mebrere  Male   befeucblet.     Beil  empHAH  u  4lfr-| 


—    109    — 

K^werdM  in  Verbindung  tteban,,  znr  Örtlichen 
"IC  9  *ls  gennnntet  Sempervitmm  tectorum»  Ist 
be  Safe  (der  Torzuglicb ,  aulker  dem  Oerbeatoff 
'melivstoify  iw\  apfehaures  Kali^  mic  einem  Ue- 
e  von  AffdiSMrty  enthalt,  und  der  lich  amkrS^ 
I  den  Monaten  Juli  und  AuguiH  xeigt)  za  haben, 
leier  den  Voraag,  yermiscbt  mit  gleichen  Thei- 
rainnimy  womit  die  kranken  Stellen  Öfteri.dee 
epinaelt  werden.  In  Ermangelung  desselben  ist 
iftea  Infnium  dea  gegen  Ende  Mtifa  gesammel- 
ita  mit  Md.  rasar,  Termischt,  anzuwenden,  wo- 
n  der  Mund  öfters  gegurgelt  wird ,  wobei  man 
■rigkeit  etwas  lange  im  Munde  behSlt,  um 
m  Theile  damit  zu  haben.  Ich  habe  selbst  ?or 
einen  Fall  Ton  schrhösen  Verhäritatgen  der  Zunge 
Mf  wobei  Ton  einem  berühmtep  Wundärzte  die 
M.ab  das  einzige  HUlfsmittel  Torgeschlagen  wurde^ 
icki  aber  der  Kranke  nicht  entschlierten  konnte. 
riba  auch  bier&ber  consultirte,  so  rietb  ich  ihm, 
an  innen  Gebrauche  des  Schwefels  mit  Tort,  de^ 
ia  der  Kranke  zugleich  an  Hämorrhoidalbeschwer- 
,  die  Anwendung  des  Senvpermmim  iectwum  nach 
kiit  and  schon  nach  einigen  Wochen  war  das  Ue- 
attdk  ^anehwunden ,  zur  grölsten  Freude  des  Kran- 
ar  Mk  lut  am  Rande  der  Verzweiflung  befand. 
hianigan  Hbeingegenden  ist  dieses  Mittel ,  in  Veru- 
\  ak  Ale  Äquilegii  und  Chamnedryoe  itmerlkk  ge- 
I,  ab  Hansmittel  bei  scirrhösen  Ferhärhmge»  der 
nach  Sdkütte  (Harlefi^s  Rheinisch -Westphalisobe 
bar  lor  Medizin  u.  Chirurgie.  Bd.  X.  St.  1.  S.  66) 
ange  im  Gebrauche,  doch  rathe  ich  jeden  Falle 
Mr»  Anwendung  dieser  Dachhauswurz,  namentlich 
laganobel  dieser  Art,  zugleich  nicht  zu  verabsäumen. 


derhoUe  Beslätigung  der  Nutzanwendung  der  Uimen^ 
«ad  KUUenwurzel  m  veralteten  Vufsgeschwüren. 

«•  Gräfes  und  v.  Walther^s  Journal  der  Chirurgie 
fitAeilkunde  (1826.  Bd.  IX.  St.  2.)  habe  ich  unter 
!rik:  tUminiscenzen  einiger  verschollener  chirurgischer 
miiteiy  des  Decocts  der  Llmenrinde  und  Klettenumr-^ 
venlteten  Geschwüren  als  eines  Torzüglichen  Mittels 
tgirfnodeo.  Mehrere Beobachtnngeo,  weicheich  aait- 


—    110    — 

itm  mit  Her  Anwendnng  deinitlien  iA  ■□leben  P'ällen  n 
machen  Gelegenheit  balle ,    halien  mir  den  Nutzen  diem 
Kliilbetna  foitwilirend  beatitigt,  Ton  Jenen  irli  hier  loct 
eine,   mir   Tor   Korzeni  Torgetornmene ,   mitttieilen   «Uli 
Die  Frau  eine«  Kiarmanrii,  Mutler  einer  xahlrriehen  Pl»> 
milie,  von'  4&jahri£e[n    Alfer,   itarkem    Korperbaa,    abff 
■ehr  reizbarem  Tem|ieramenl ,  mii  Torhemehender  tciiI* 
ser  Conilitiition,'  litt  sclion  in   ihrer  fiuheaten  Ingand  m 
Grichwuren  dei  linken  Beini,  die  Bicli  beim  BiatnttsJM 
Cntamenien   ichlaaien.    ieit   einiger  Zeit  aber,    wo  um  ' 
Meniea  zu  Blocken  anlingen,  wieder  Hufeehrocben  witn, 
mit  den  Gerdhlen   einet  bobrenilen  Schmerzes  im  lanen 
riet  Schienbein«  verbunden.     Da  ihr  Mann,  an  anblUHJi- 
LSmorrhoidslii'^hen   Beichwerden  leidend,   Tor  iwri  Jat>- 
ren  das  nämliche  üeLel  bestanden,  und  fast  ein  lalu  tiin' 
dnrcli  stell  der  Hritre  eines  Wundärzte«  vergeblich  bedieol 
liatle,   wo  er  dann  auf  meinen  Batli,  in   Verbindaag  ibi 
itmtm  Gebrani^ba  des  SchwefeU  mit  Guajne,  tnillebt  ia- 
wendung  genannter  Mittel  in  kurzer  Zeit  Ton  seinen  Gt- 
Bchviiren    bel'reit  wurde,    lo    wurde    ich   von    denefbe^ 
nanli   langen    rruclitloien    Veraaclien  mit   andern  tüBdn, 
gleichfallB  hierüber  consnltirt,   ond    dann    folgendei  Bpi- 
thema.   mit  Uintanielzung  aller  andern  Arzneien,  3a  die    J 
Frau   übrigem  gesnnder   LeibeEbescIialTenheit   war,    nid 
VorliergeganEenerTenäieclion angewandt:  Rec.  CerLCImi    i 
cam|ieBtr.    inierior.    Bad.    Bardan.    ana    onc.   j.    C«^   I 
cniii    Ai].  fonl.    libr.  j.    ad  reman.   unc.    yiy.    CoL  ȟtt  J 
Ptnmh.  acelic.    Extr.   Ujosc.  ana   draclim.  i.    M.,  wo«*  f 
CompreNcn,  dei  Tages  3  —  4  Mal  angefencblel,  im^H-  I 
neuert,  aofgelegt  wurden.     Innerhalb   14  Tagen  •     '  " 
Uebel  beseitigt,   und   der    bohrende  Schmerz  im  ~ 


—  11t  — 

Ingen  hierüber  in  der  SnJzh,  med.  chirwrg,  ZeiU 
I  JabfB  No.  94.  Teröffentlichte ,  hantig  bei  tcro- 
Kioilern  mit  Buifelleodem  Krfolge  bediente,  glaube 
nochmhls  in  ErwSbnong  bringen  za  oiiiesen,  da 
rirelDi^e  PrSparat  Ton  Tielen,  namentlich  Jun- 
ten, abersehen  wird,  and  mich  überdies  eine 
nenen  Sommer  abermals  gemachte  Erfahrung  an 
ihrigen  höchst  scropholÖsen  Kinde  dazu  veranlafst. 
üf  war  aofserordentlicb  an  gesell  wollen  und  Ter- 
sd  Hie  Meihomi  sehen  Driiten  ieiterten  stark.  Schon 
Mittel  waren  ohne*  merklichen  Erfolg  Tersocht 
wo  ich  dann  das  Cföfic'sclie  Präparat  anzuwen- 
y  in  Verbindung  mit  Eichelkaffee  ond  dem  tägli- 
mnligen  Auswaschen  der  Augen  mit  ^ner  Mi- 
imRiegenwasseT  und  Milch,  nibst  Einreibung  einer 
Niger  Kalijodin  haltenden  Salbe,  in  die  Parotis, 
nimunafhchem  anbaltendem  Gebrauche  dieser  Mit- 
■ehrmaligen  kurzen  Unterbrechungen,  fand  sich 
I  hergestellt,  und  nur  der  Gebrauch  des  Eichel- 
firi  fortgesetzt,  wie  ich  denselben  allen  Kindern 
phnlÖser  Anlage  und  weniger  Muskelkraft,  als 
Mitteli  fortwährend  zu  trinken,  aorathe. 


5.   Der  Eichelkaffee.  ' 

nn  Forbauungsmittel  zor  Veihutang,  namentlich 
EQ  beseitigen ier  und  frequenter  Krankheiten,  die 
eile  in  unserm  Arzneischatze  mit  Recht  einneh- 
I  d&rfte  dieses  auch  wohl  TorzUglich  bei  zwei 
iCen  des  kindlichen  Alters  seine  Anwendung  finden: 
icAifts  nSmlich  und  den  Scropheln\  denn  diese 
lieh  so  nahe  stehenden  Krankheiten  dieser  Le* 
ode,  wovon  die  erstere  fast  stets  in  Begleitnng  der 

erscheint,  zunächst  wohl  bedingt  durch  kliniati- 
nfifUse  und  Uebertragung  dieser  Anlage  wm  den 
amf  die  Kinder,  haben  in   den  letztern  zwei  De- 

nnsen  Jahrhunderts  so  sehr  zugenommen,  dafs 

»ad  bis  XU  fiiien  hnlben  bis  ganzen  Tlieelüffel.  (Mnn 
;li«  Tortn^JicIie  Schrift :  Praktische  Abhandlungen  iibpr 
rorziiglicbsten  Krankheiten  des  kindlichen  Alters  etc. 
te  Terinehrle  und  verbesserte  Auflage.  Wien  1824.  und 
BrOMiu*  Beitrag  zur  Kenntnilj  des  Wiener  Kinder-Xran- 
nililuts  ein.  in  Hufeland*»  Journ,  d.  prakt.  lieükunde, 
;.  1825.  3.  u.  4,  St.) 


{ 


—     112     - 

ihre  «erderhliclien  f^nnirkungen  anf  üe  Generalioa  de- 
ilen  der  eliemaligcn  MenicLcnj>ocken,  die  ilurcli  die  Vac- 
cine ■)  iliien  üdcetgang  gefunden,  nidit  lebr  nacbttcben, 
und  ^ewissermafseD  die  Stell Terlreler  ilerceiben  gevar- 
den  sind,  ila!ier  ei  zu  nünscheii  wäre,  eia  Mittel  aufza- 
tinden ,  wie  der  angrbomcfi  Anttf^e  zii  diesen  Krqnkbdlen, 
bU  dem  ersten  Keime,  zu rorzu kommen  »ej ,  velcb«  olina 
■olelie  Pradiapositian  woül  Bellen  ihre  spätere  Entwtcki- 
long  erbau,  wenn  gUicti  eine  zweckwidrige  Diät  de«  Kin- 
de» bei  dieser  Torbandenen  Anlage  zweifelsohne  dieselben 
mit  Iierürdsrl.  Seit  vielen  Jahren  bescliafligt  mich  die- 
■ei  Gegenstand,  no  icb  bei  schon  ausgebildeter  Krank- 
beit  der  Kinder,  in  Verbindung  des  Palv.  imtiheTtica- 
tcruphulot.  GälU  (wie  bereits  anderswo  bemerkt)  ati  vot- 
züglichei  Adjuvant  nicht«  so  heilsam  wirkend  gefunden, 
als  den  fieifsigen  Gebrauch  det  für  diesen  Zweck  schni 
längst  bewährten  Eicliclknffeet .  welcher  mich  auf  den  Ge- 
danken brachle,  denselben  (weon  gleich  solcher  bei  be- 
relu  entwickelter  Krankheil  allein  nicht  zarücht) ,  hd 
Schwängern  als  iHütelacha  und  Vorbauungsmilltt  da  as- 
znwenden,  WD  in  den  Fumilien  diese  Krankheitea  herr- 
•diend  sind,  besonders  uenn  dieses  der  Fall  in  det  Fa- 
milie von  miJlteriicher  Seile ,  oder  gar  bei  der  Mutier 
aetbsl  ist:  „denn  diese  ist  (wie  Bnfcland  sehr  tretCead 
aich  ai]*drückl)  der  Acker,  aus  welchem  das  Saameaborn 
seine  Säfte  zieht,  und  die  kunßige  Constitution ,  dtr  ei- 
gentliche Gehalt  des  neuen  Geschöpfes ,  muli  ItinflMck- 
lich  den  Charakter  des  Wesens  erhalten ,  von  dem  ci  lo 
bnge  einen  Bestandtheil  ausmacht,  aua  dessaa  Fleisch 
nnd  Blut  es  zusammengesetzt  ist.''  — 

Mehrere  Beobaclitnngen ,  die  icb  seitdem  ta  machea 


»    113    — 

er  Sberfdie,  hAtn  mir  bewies»,  dafii bei M uttere« 
Kinder  diesen  Knnkbeiteii  oBterlagen,  also  deo  er- 
Kein  foa  Utf  oder  dem  Vater  fibeffcommen ,  ibre 
»igettden  Kinder  daTon  frei  bliel>en,  wenn  solcb« 
inye  Zeit  ibrer  Scbwangersdiaft  bindurcb,  in  Vei^ 
lg  einer  y  l&r  diesen  Znstand  Sbrigens  zweckmÜngen 
and  wilurend  der  ganzen  Zeit  ilurcs  SelbstsaogenSy 
le»  JRcMkefMt  nadi  meiner  Voradirift  bedienten« 
aüeri  anf  diese  Weise  angewandt,  als  ein  durcä 
meine  Benbachliingen  erprobtes  Vorbttumn^tmMeiy 
erhitong  rfaaeiiitisctar  und  sGropbnlöser  Anlagen  bei 
bomea,  anfgenommen  werden  durfte*  —  Man  kann 
iena  iowobi  der  Frucbte  der  ^emeinai,  oder  Steine 
(Onann  lobor)  als  der  SiieieUAe  (Qnercos  pednn» 
)  bediene»,  da  beide,  anfser  einem  bedeutenden 
te  an  Mfimi  ExtracHuicffe^  einen  anäifebUdeten 
tiu(f  oad  etwas  mildes  OW,  entbalten,  welche  in 
iloieenen  GefiUsen,  bei  gdindem  Feuer  gerostet 
n  Pnlrer  in  einem  Mörser  gestolsen  werden.  Man 
■U  1  Kaffeelöffel  toII,  täglich  2  Mal,  mit  S  — 4 
I  fcoeiwadea  Wassers  aufgegossen ,  die  man  einmal 
toll  ISlsl,  an,  and  stdgt  allmählich  bis  1—2  Loth, 
ieaKaSaeSi  ferraischt  mit  einem  beliebigen  Zusatz« 
«itolsenem  Zocker  und  etwas  Milch.  Sobald  da» 
TOn  der  prätt  der  Motter  entwöhnt  ist,  boQ  man 
fiiQs  mit  dam  Gebrauche  dieses  Trankes  bei  dem- 
mlikigeft,  mit  j  Kaffeelöffel  and  allmahlidi  ttd- 
lie  n  1  KafhfWiffel,  taglich  genommeo. 


i.  LXXXTIlLB.2.St,  H 


-    114    — 


^ 


3, 

Slonatlithtr    Bericht 
ilnt  aitaMdhtitimitnad,  Otburln  wid  ToittpOUvaii  MrHi. 

Hltgclkailt 

AM  dm  Akten  der  Hufetanftchen  med.  lAirwrff.  OueOtduift. 
Mit   der    dazu  gehsrigen   Wittervmg»  -  ToicR«. 

Kmal    FelTuar. 
Cebei  die  Witletnng  Terwelsen  v^it  auf  die  bUgeffigto  TM. 


390  Kinder. 
Es  itaiben:    162  mlnnlichen, 

126  weiMicIien    GeMibiMto  U 
und  276  Kiniter  onter  10  JihiM. 


Mi  Personen. 
Uehi  geboren  233. 
Im   Februar  de*   Targanftenen  Jaluei  1 

EEboreii:     437  Knaben, 
467  Mäilchen, 


^  iis  * 

mea.  VetAielfiebefkainnUtafign-,  alttiBTei» 
I  Monat  cnr  Bebandlnng.  Unter,  den  acaleo  Ani- 
griOieTi  Muen  immer  weiter  am  ücb,  dach  blift- 
!:QtartiK;  uch  ViricoUeD,  Varioliden  oiid  Poekea 
defa  mehr  ««>  m  itubsB  an  letztenn  8  Peno- 
BT  daiwo  3  BrwacbwBe. 


8p»«Utle    Rrankhttftt 

^«ta- 

Kindar. 

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Cinkbailen. 

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Khen  F.hl«ii     .       .       . 

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Krankheiten. 

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An  WaileikretH 

An  ZtllgPWi-btTprfiüpioiig."       '. 

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Dia  ffiUiotftdb'd.  pnAt.  Heitltun^,  FAruatli 
E.  D.  A.  Bdrlelf ,  die  getammlai  nervi 

«Erbst  äen  Fiehertenchen  unä  Weehteißibtm. 
LövienhardI,  Uiagnaaliaeh-prahliach»  jT' 

gett  au»  dem    Gcbiote  der  Medtsin  ttnd 

II.  TIM. 
Kurse  lileräriscke   Anseigen. 

C.  Priiy»  «Oll  der  HoeoBB,  de  »rk  4> 
£iibri  duo  ml  I^rones.  iLtb,  2.  Par>  ptp" 
iiiJ?aniniiilionlbut.  * 

M.  B.    Letiinpt    Han&uoh  der    GafdkUi 


"^nufiimea.  Tei^ISeber  ttmeB  Utrflgw ,  »It  In  rer- 
fUlMn  Monat  zur  Bebandlong.  Unter,  den  acnten  Aiu- 
f°UgeB  pifEen  Muen  immer  weiter  um  lieli,  docb  blift- 

*M  ü  g;Dtartlc;  aacb  Varicellen,  VuiolideD  oad  Poekea 

^fauii  BMh  melu  «Qt,  M  UMAci 
ii  bnlv  doMB  3  Eriracbwne. 


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Kr  ankk». 

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S.  D.  ^.  Bartelf,  dib  pomnmlm' imtoömi 

iifiweii&ardti  DwmvIitdti-praMifdl«  ^ 
gm  SM  d«n   Gcnofe'  der  Mt^än  twÜ  C 
II.  IWI. 
tLurzB  lUträritche  Attetigen.   ■ 
C.  Pfuy*  va»  üsr  Hoave^',   &  arl» 
l,i(ri  d«m  od  TVviMS.    lA.  I.   . 
inßammat  lonlhug. 


1359 


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K'i  ■i-««^— 


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^    ^  *«fej«„rf. 


Practfscien 


BeOkaade. 


Fortg 


^setzt 


''on 


*•  C«*.  Med  B,«  "«ailll, 

"««» 

-Bert; 


-t 


J. .,   l>.. 


,n     v: 


I. 

''erletziuigen  des  Rückenmarkes. 


Fall  9on  Rückenmarks'-  Vtrlttzung^ 

Dr*   F«    Busse^ 
Med.  RM  mi  KMgL  Hofmtdkut  zu  Berlki^ 


lerr  Kriegiralh  B.  ••!  eia  luraf liger,  wohlga« 
brter,  ToHkämmeo  gesaaderMaon  tod  63  Jah- 
a,  hatte  am  15teD  Aoguit  1838  das  Uogliick, 
»n  aiaam  am   dem  dritten  Stock  werke  aber 
it  Treppaogeläader  aaf  den  Hausflur  herab- 
lleadea,  beiläufig  30  Pfund  scbweren,   Con«» 
dal  Akten  getroffen  und  an  Boden  gescbla« 
n  sn  werden.    Die  Last   traf  den  Kopf  lin« 
r  Seite  mit  so  grofser  Gewalt,  dabdieKcmf« 
decknag,  ein  Seiden -Yelpelhnt,   gans  platt 
drackt  wurde   und  aeiner  gansen  Hohe  nad 
er'  aeidene  Beaug  sammt  der  starken  i^aj^ 
ik  Form)  zerbarst ,  der  Verletate  aber  m  aifl 
laämmenbrach  und  im  Fallen  ein  starkes  Tack 
aaUrid  und  ein  parchenea  Unterbeinkleid  qnefli 

A2 


\. 


über  üem  Üoke»  Knie  zersprengte.  Mefarflre 
la  der  Nühe  befindliche  Personea  eülen  ihm 
sogleich  lur  HülTe.  Er  war  ohomÖcbtifc,  ur- 
bolte  «ich  aber  beinahe  augenblicklich  und  klagte 
überScbmerz  imlVackon,  Unvennugea  dieBeioe 
zu  bevTcgen  und  über  diirtrsiboa«;  de«  Unter- 
leibs, welche  letztere  ia  weDigen  Blinuten  »icbt- 
lieh  und  in  solcbetn  MAafce  zunahm,  dafe  inafl 
Beiokleid  uad  Weite  aufacbDeiden  muljte.  — 

Etwa  DHch  Verlauf  etaer  halben  Stande 
Bah  ich  den  Kranken.  Er  lag  auf  eioem  So- 
pha  auf  dem  Kiirken  ausgetlreckt  und  »ehr  bleich 
antsebeod ;  war  aber  bei  vollem  BewoFstseji! 
und  aller  Sinne  m>icbti<|;.  Er  klagte  blofsÜber 
Schmerzen  im  Nacken,  f^äuilicfae  Fübllotigkeit 
der  Beine  und  UDvermÖgen  sie  zu  bewegen. 
Als  Sitz  dei  Schmerzes  gab  er  die  Gegend  der 
letzten  Halswirbelbeine  mehr  linker  Seits  n 
ich  fand  dieselbe  gegen  jeden,  aitcb  gel 
den  Druck  empfindlich,  uad  Tat.  konnte  nicbt 
die  geringste  Bewegung  dei  Halses  nacfi  vor» 
oder  leilwürts  Toroehmen,  ohne  den  Scbmen 
bedeutend  zu  vermehren.  Hitze,  Rölhe  oder  | 
Geschnulst  waren  nicht  zu  bemerken;  die  Re- 
spiration nicbt  gestört,   die  freiwitlieen  fiewe^  J 


Unwillkiibrliche  AaileerdDgvD  Warto  nicht  er- 
Mgt»  Die  unlerD  Extremitälea  lagen  wie  tödt 
da|  kü/il  wie  der  ganze  Körper,  dodi  nicbt 
kaü\  aber  der  Willenikrafk  de»  Kranken  ent- 
sogen  und  total  empfindungsloi ,  so  dafs  ich 
Füfie,  Waden  und  Schenkel  drücken^  kneipen^ 
ja  mit  Nadeln  stechen  konnte,  ohne  dafs  rat. 
das  Geringste  davon  gefShlt  bätle.  Der  Pnls 
war  klein ,  weich  und  langsam  (etwa  60  Schläge 
in  der  Uinnte)  weder  ansaetcend  noch  unre« 
jgelmäfsig. 

Es  wurden  irier  Tassen  Blut  abgelassen; 
der  Puls  hob  sich  dabei  etwas  ;  es  erfolgte  aber 
sonst  keine  Verändernngy  als  dafs  die  Haut- 
temperaljfr  am  ganzen  KSrper  kur  Nortn  zu- 
rückkehrte ,  und  Pat«  konnte  narcfa  einigen  Stun- 
den der  Ruhe,  in  einem  Tragkorbe  vorsichtig 
nach  seiner  nicht  sehr  entfernt  liegenden  Woh- 
nung gebracht  werden» 

Am  Abend  fand  ich  den  fiLrankea  ganz  im 
nämiicben  Znstande*  <Urin-<  qpd  -Stublaoslee» 
ruogen^  welche  er  am  Morgen- vor  dein  Uuh 
falle,  wie  gewöhnlich  gehabt  hatte,  waren 
jseitdem  nicl^t  erfolgt«  Reizende  Klystiem  gin- 
gen ohne  Wirkjung'  wieder  ab;  dagegen  brachte 
«ine- salinische  Abführung  mehrere,  rein  faikileote 
Sedea  cu  Wege, t welche  Fat.  aber  unbewußt 
unte«  sich  gehen  liefs.  .;  j 

Auf  den  ipodellen.  Wunsch  und  durch  Yer- 
loiitttflung  Sr,  Excellenz  des  Herrii  Kriegs -Mi- 
^bittet«  i;.  Rauche  welcher,  als  Chef  des  Vet- 
^«gliickten,  ^ich  desselben  mit  gröfser  Hucha- 
*^ilät' annahm  ^  ward  eioQ  Befathung  mit  dem 
-%rii.  Geh.  Ratb.i;.  Graefe  Yeranstaltet,  Welche 
"^tei  folgenden  Tage  (löten  August)  Statt -fand.  ^ 


*   > 


—      6      — 

m 

Bio»  torgfiltlg«  Untertachuog  im  Kff^okea 
lieb  keine  meckaniscbe  Verletsaog  ao  ihiB  «dI« 
decken.  Der  Schmers  im  Nacken  hatte  aicb^ 
gegen  gestern,  eher  rermindert  ab  vermehr!^ 
und  die  Bewegongen  der  Arme  schieneti  etwai 
geregelter.  -—  Commotion  des  Rackenmarks 
war  nicht  so  verkennen :  innere  Deetmctibneni 
wie  Kaocbenbrnche,  ExtraTasat  Q.dgL  waren 
nwar  au  Termothea,  lieben  sich  aber  mit  Si* 
cherheit  nicht  nachweisen*  —  Merkw&rdig  wai 
der  Fall  dorch  seioe  grobe  Einfachheit.  — ^  Bei 
Tollkommener  und  uogetriibter  Integrität  dM 
Sensorii,  und  während  gleichseitig  Respirationi 
Cirkalation,  Wärmeerseogung  und  alle  8eae- 
tionen  gans  normal  Ton  Statten  gingen,  be* 
stand  hier  eine,  theils  Yollkommenei  theibnn* 
ToUkommeDe  Lähmung  der  von  dem  Nerren« 
einflub  des  Rückenmarks  abhäogigen  Organa^ 
wie  dies  die  Empfiodongs-*  und  fiewegnngdo- 
sigkeit  der  Bein'e,  die  Trommebocht,  die  nn* 
willkührlichen  -Stahlansleernngen ,  die  Isehnrin 
eemi  -  paralytica  und  die  Faresu  mamiUB  nt 
brachiorum  bekundeten«  — - 

Da  jede  Indication  sn  einem  posMTtn  naA 
eingreifenden  Verfahren  fehlte,-  so  ward  hioli 
eine  Potio  Rirerii  Tcrsehrieben.  — -  Unn  ward 
mittelst  Katheters  in   grober  Menge  and.fon 
saturirtbrauDge|ber  Farbe  abgelassen.  Er  atrSmIe  - 
in  einem  kleioen  9og€n  ans  der  Rohre  imrirari  * 
welches  anzudeuten  schien^  dab  die  Reisbaa» 
keit   der    Blase    noch  .nicht    gans    erstorben 
wäre.-    PrufpiamuSf   ein  Symptom^   das,  nach 
Angabe  der  Beobachter  (namentlich  .BrodkVjX  '': 
bei  R&ckenmarksTerletsuDgen  nicht  selten  seyn    \ 
soll  9  ward  bei  uoserm  Fat.  nicht  wahrgenomv  ] 
men«    Der  Urin  reagirte  alkaUsch» 


\ 


Ib  den  iiachttfoIgeDden  Tagen  (17.  o.  18. 
kmgmiO   blieb  das  Befioden  des  Kranken  gans 
naYanndart.     Eine  fieberhafte    oder   enUöad» 
Ikkm  Readion  tiellle  tich  nicht  ein ;  die  Haut- 
•amperator  blieb  normal   und  die  Pnitfrequens 
weAaalto  swischea  65  ond  75  Schlägen  in  der 
Minnla.    Dar  Durst  war  mälsig  uod  der  Ap- 
petit fehllo  nicht  gaaalich ,  Yielmehr  ah  Fat» 
rFasBaraoppe  und  gekochtes  Ob»t  mit  einigem 
WbhlgefalleD.     Er  schlief  abwechselnd  ruhige 
war  beim  Erwachen  stets  bei  sich,    unterhi^ 
aich  gern  nod  hatte  die  besten  HolTnoDgen  an 
seiner    Wiederherstellung.    —    Im    ärstlichen 
Verfshrea  wurde  nichts  geändert,  nur  worden 
warme  Fomentationen  von  Chamillenabsud  mit 
Essig  anf  den  Baqch  gemacht.  — 

In  der  Nacht  Tom  ISteo  anm  19ten  August 
(also  vom  Sten  cum  4ten  Tag  nach  dem  Un- 
fälle) ward  Fat.  unruhig  und  erschien  darauf 
am  Morgen  abgeapanoter.  Er  Terfiel  oft  in 
HalbschUfi  aus  welchem  er  jedoch  leicht  au 
erwecken  war,  und  sich  dann  geistig  Tollkom- 
raeo  klar  seigte«  Soost  war  in  seinem  Zu- 
stande nichts  rerändert.  '—  Es  ward  beschlos- 
sen, eine  leicht  iodtirende  Kurmethode  eiotre- 
l  ten  an  lassen  ond  innerlich  ein  Infus.  Flor.  Ar- 
1  nicae  so  geben,  äufserlich  aber  Umschlage  ron 
^  Spsc  resolT.  mit  Arnica  ansuwendeo.  Bei  mei- 
aem  Abendbesuche  lobte  Fat  die  Wirkung  die- 
IST  üittel  sehr,  indem  er  meinte,  sie  belebten 
iln  and  verminderten  das  Gefühl  der  Spannung 
IM  Vnterleibe,  Er  war  in  der  Tbat  lebhafter 
■sd  sprach  Wal  und  rasch ;  auch  war  das  Ge- 
■cht  etwaa  gerüthet.  Ueber  Nacht  liefe  ich 
üb  Mittel  aussetxen;  Fat«  blieb  aber  sehr  uu- 
niUg,  im  steten  Vorsichhinplaudern  und  schlief 
sar  in  sehr  Luraen  Intenralien. 


Am  20sleD  Morgens  (ölen  Tag)  zeigten  sich 
auf  der  Saeral-  und  Lumbargegead  mehrere 
BraDdblaseD.  Die  ßeipiralioa  ßng  an  beichwer- 
lieh  zu  TTerden  und  die  Scininolsas  nurde  aa- 
baltender.  Kicfals  deMoweDlger  war  Fai.  hei 
voller  Geisteftkraft  uad  Terlaogle  Ton  tein«m 
Schwager,  dafs  er  GericblspersoDen  einliideo 
möchte,  damit  er  sein  Tettameat  machen  fcönole. 
Dieser  fürchleod,  data  dies  Gfsehäft  dea  Pal, 
aogreifeo  möchte,  suchte  ibo  davon  abKubrio- 
geD,  es  sey  ja  dazu  noch  Zeit  und  er  würde 
gewifs  bald  hergestellt  seyo.  —  „Das  hofreich 
„auch,"  war  die  Antwort,  „doch  halte  ich  es 
„längst  thun  sollen,  und  sehe  meineo  jetzigen 
,,UDfall  als  ein«  Mahnuag  dazu  an."  —  In 
Laufe  des  Tages  leerte  Fat.  auT  ein  ihm  g*- 
reichtes  Abrührmittel  grolse  Olaasen  dunkler, 
-wie  halb  Terdaulee  Blut  auiseheoder,  sehr  übel- 
riechender Faeces  aus;  der  Unterleib  blieb  aber 
unTerändert  tympaniliscb  aufgetrieben. 

Nach  eioer  sehr  unruhigen  Nacht  eröffnet« 
der  Kranke  am  21slen  Morgens  den  anweseo- 
den  Gerichtspersooea  seine  letztwilligen  Be- 
stimmuDgen  mit  grofser  KUrbeit  und  fiuhe  — 
verfiel  aber  schon  Nachmittags  in  den  Zuslsed 
der  T  GIB  ehre!  tan  den  LungenlähmuDg,  Der  Atbea 


—      9      — 

Med.  Ratb   and    Prof.  Froriep   die   Gate/  dfe 
SectioD    zu    uDieroehmeD«    Zu   unserer  grofseh 
yierwanderuDg  fanden  Wir  die  Laiche »  weldie 
in  einem  trocknen    luftigen  Zimmer,   in  einer 
Temperatur,   die  Nachts  6  —  7^  am  Tage  aber 
11  bn  12  Grad  nicht  überstieg,  gelegen  batte^, 
im  höchsten  Grade    von  der   Fäalnifs  entstellt« 
Dia    Gesichtszuge    waren    nicht   zu    erkennen« 
Ans  allen  Oeffnungen  des  Körpers  flofs  Jauche ; 
Unterleib  und  Scrotum  waren  zum  Platzen  auf- 
gatrieben    und  die   Oberhaut  loste  sich  überall 
bei  jeder    Berührung   ab«      Herr    elc.    FroHep 
mnlste  sich,   unter  dieseq  Umständen^  aof  die 
XJntertachnng    der   Wirbelsäule     und    Bücken« 
markshoble  beschränken,  und  da  ergab  es  sich : 
da/$  die  sechste  J^ertebra  colli   zweimal  gebro» 
chen  warm      Der    linke  Processus   transversalis 
war  ganz  abgetrennt,   der  Bogen  rechter  Seite 
gespalten  und  sämmtlicbe  Bänder,    welche  das 
f)le  nnd  7te  Wirbelbein   mit   einander   verbin- 
den ,  waren  zerrissen«     Etwa  einen  Zoll  lang 
anter  dieser  Stelle  war  das  Bückeomark  gleich- 
aanoi  in    eine   Pulpe   verwandelt.    Dies  konnte 
man    durch   das   Gefühl   im  Vergleich  zu  dem 
Qtttern  Theile,  welcher  in   Folge  der  Fäulniüs 
allerdiogs  auch  schon  sehr  erweicht  war,  deut« 
lieh  erkennen«    Sonst  war  an  der  ganzen  Me<- 
dnlla  Spinalis  nichts  Abweichendes  wahrzuneh- 
men ,    und  von   der   aoderweiten  Untersuchung 
dea  Körpers  mufste  man,    wie  gesagt,   abste- 
hen,   weil   sie  wegen    des   hoben   Grades    der 
bereits  eingetretenen  faulicbten  Zersetzung  doch 
zn  keinem  Besultate  geführt  haben  würde. 


Verletzungen  des  Bückenmarks  geboren  Im<« 
mer   zn   den    Seltenheiten^    und  so   wird  die 


—      lU      — 

Bcfalichte  Erzäblang  dei  In  Rede  siehenden  Fal- 
le! nicht  uDwillkouimea  seyo,  £ioes  CmuiueD- 
tsti  bedatf  derselbe  nicht;  doch  TeraalasgeD 
mich  einige  liieraTiscbe  Forscbuogea,  welche 
ich  in  Belreff  der  Verletzungen  der  ßledulla 
■pinalis,  durch  deo  Fall  angeregt,  gemacht  habe, 
tuer  noch  einige  BemerLungen  kinzuzurdgen. 

Auffallend  und  eigeDthUwIicfa «  Treno  auch 
dnrch  das  plülelicbe  Aurgeliobenseyn  de«  Ner- 
Teneinflusses  auf  den  Darmkaoal  gase  erlilBr- 
lich,  iit  die  lyinpanitiiche  Aui'ireibung  des  Un- 
lerleibesi  welche  bei  unserm  Kranken  soplSll- 
lieh  und  fast  im  Moment  der  Yerlelzung  «!d' 
trat,  einen  bedeulenden  Grad  der  lotensilät  er« 
reichte  und  unTcrandert  his  zum  Tode  fort- 
dauerte. Dies  Symptom  ist  zwar  auch  *(ia 
andern  Beobachtern  wabrgeaommen  trorden  *), 
es  trat  aber  meist  spater  ein,  und  hat  dw  Auf- 
merksamkeit der  Aerile  überhaupt  oicht  be> 
sonders  auf  sich  gezogen.  In  vielen  Fällen  ge* 
schiebt  dieses  Phäuomeni  keine  Erwähnung; 
es  scheint  demnach  auch  nicht  ein  eo  conilaa* 
les  zu  seyn,  als  man  a  priuri  wohl  Termnlhco 
aoUie,  da  Gasarien  gewifs  immer  im  Darmk>- 
nal  vorhanden  sind,  die  sich  frei  expandircn 
nässen,    sobald   als  die  Darmbäute  ihrar  Tils-     * 


?  —    11    -. 


Temperatar  schon  nach  etlichen  und  drei- 
big  Maoden  einen  Grad  erreichte,  wie  man 
ihn  kaam  bei  Leichen ,  welche  aosgegraben 
wardeo  ond  schon  längere  Zeit  in  feuchter  Erde 
gelegen^  xn  finden  pflegt.  Aber  auch  dies 
scbeint  keine  eigenthiimliche  Folge  der  RScken- 
marksrerletznogen  zu  sejn.  Wenigstens  tir- 
wähnen  die  Beobachter  derselben  nicht ,  Ipdem, 
obgleich  in  den  meisten  Fälleni  deren  Beschrei- 
bangen  uns  Torliegen,  die  Section  erst  24  bis 
30  Stunden  nach  dem  Tode  gemacht  wurde, 
dar  Leichenbefuod  dennoch  genau  angegeben 
und  nirgends  darüber  geklagt  wird,  dafs  die 
Fäulnils  der  Leiche  die  genauere  Untersuchung 
dersnlben  rerhindert  hätte. 

Dia  pathologische  Verändernog,»  des  Rük- 
kenmarks,  welche  man  als  die  coostanteste  Wir- 
kung aller  Arten  Yon  Verletzungen  desselben 
bclrnchten  mn(S|  ist  die  Erweichung.  Welcher 
Beobachter  auf  dies  Fhäoomen  zuerst  aufmerk- 
sam gemacht  und  etwas  darüber  Yeroffentlicht 
habe,  i$t  mir  bisher  aufzufioden. nicht  möglich 
gewesen*  In  der  altern  Literatur  bis  zum  Jahre 
18239  Welche  (Jasper  recht  sorgfältig  gesam- 
melt ond  in  seinem  Aufsatz  über  das  Lethali- 
täts- Verhältnifs  der  Rückenu<arksTerletzungen 
saaammengestellt  hat,  ist  Yon  der  Erweichung 
sieht  die  Rede.  (S.  RusVs  Magazin  Bd.  XIV. 
St.  3.  S.  411  —  486). 

Zur  Uteratur  über  Rückenmarksverletzun^ 
g€H  erlaube  ich  mir,  ohne  irgendwie  auf  Voil- 
aländigkeit  Anspruch  machen  zu  können.  Fol- 
gendes beizubringen: 

Neigempmdy  F.  W,,  Krtukengetchichte  eines  Menschen, 
dem  ein  Ruckenwirbel  zerhrocben  war  {MurtiwuC» 
Jeoroal  Bd.  Vi.  hU  3.  (1802.)  S.  325.)  (tödüicli]. 


—      12      — 

iVcf/i,   Ävälacbtsn;;  «in«   atn   6len  tige  tCauieh  *\tgt- 

tenfenen'  Brucbs  dei  lelziep  Kücken wirtielbeiii«  {IfOiltr't 
■  ieuFFi.  Bd.  IV.  SL  2.  (1803)  S.  282). 
.^nwlufu,  Fall  ton  FraElor  dn  12ten  Röckennirbelbdiui 

iBafamifs  loivn.  (1804)  Bd.  XX,  St.  4.   S  21_31). 

Mi)  Abbildung. .  Der  Kranke   lebte  noob  3  Mon^ta  nnd 

etliche  Tage.    Die   S^mplome   bieten   «onit  niditt  Da- 

ge«3hnüdies  dar. 
WäUch  (W.  v.l.  Commotio  meduUae  a|iinalif  (ibid.  I80S. 

Bd.  XXI.  St.'2.  S.  86).  —    Nach  c^nem  kehr  äoii{ili- 

cirten  HcilTerliiEiren   konnte-Pat.  mebiere  Monat«  nadt 

der  Verletzung  wieder  an  Krücken  gehen. 
Mwhrheck,  Cunimot.  med.  ipln,  durch  Dreck  alaer  «iii|«- 

ilürzlen   Uauer,     wekbe   auf  den   Kranken    fial  (ibid. 

JSaj.  Ed.  LV.  St.  2.   S.  117J.  —    Pal.  ward  bbtoU-  ' 

kammea  bergeitellL 
RmCt  {J.  A.)  ArlbrQcacologte.  Wien  I817> 
RacchelH  (Flnc),  Hella  Slrultnra,  della  funztonl  •  daBa 

nialattie  della  midolla  ejiinale.   Milano  1816,  ft  ' 
Bell  iCkarlei),   Snrgical  Öbaerrationg     Load,   1816,17. 

(ßrucli   und   Verrenkung   des  R'ückgr^ths    d.   Ted.  dei 

ItDckennlarka.     6.  auch  Jntttuu.  Gerion  Uagann  (1818) 

Bd.  II.  bt.  6.  S.  491). 
Kj.  Olisetmiloii 


—     13     - 

Abercrombie  (J.) ,..  über  die  Krankbeiten  dei  Gthirni  pnd 
Rückenmarks.  .A.  d.  Engl,  von  F.  ileHloiSy  mit  einem 
Allbange  vou  J\asse.  Bonn.  1821.  (Nacb  einzelnen  Ab- 
handlangen  dea  Verf.}. 

Ej.  patliol.  n.  prakt.  UnteiVb  u.  d.  K.  dea  Gebirna  und 
Ruckenmaiks«  A.  d.  Kngl.  von  G.  von  demBuach,  Bre- 
men 1829.  (lat  die  UeberseUnng  eines  gröfsern  Werka; 
enCbält  aber  wenig  Eigenes  iiber  die  Verletzung  dea 
RSckenmarks*  Erweichmg  des  Marka  wird  als  Folg« 
.  Statt  gehabter  EntzUndung  angesehen  -—  Ohr  and  der 
Commofia  ist  ein  eigenes  Kapitel  gewidmet. 

Wenzel  (C),  von  den  Krankheiten  am  Kiickgrathe.  Bam- 
berg 1824.  Fol.  mit  8  Kupfert. 

RxcotA  et  Ltsfrcmc',  Clinique  chirurgicale«  1825.  8. 

Jeffreys  Falle  von  Brüchen  dea  RQckgratbs.  (S.  Froriep's 
Notizen  Bd.  XV.  No«  3.  (1827).  —  (Drei  FfUle ,  wel- 
che im  J.  1825' beobachtet  wurden.  Im  ersten  war  der 
Köqier  dea  4te9i  Rückenwirbels  gebrochen  •-•  Priapis- 
mos»  —  Der  Kranke  starb  erst  9  Wochen  und  2  Tage 
nacb  der  Verletzung.  —  Im  zweiten  war  der  letzte 
Rückenwirbel  gebrochen.  Es  entstand  Flatulenz,  dip 
sich  aber  nach  Abführungen  verlor.  Pat.  starb  nach  9 
Wochen  an  Erweichung  und  Vereiterung  des  Marks.  — 
Der  dritte  Fall- war  eine  Fractnr  der  7ten  und  Hten 
Vertebr.  dorsi>  bei  welcher  ebenfalls  Tympänitia  und 
Hrectio  penia  Statt  fand  -and  Pat.  noch  34  Tage  lebte. 

doqitet  (Jule»),  Beobachtung  einer  Luxation  der  Wiibeli* 
aaale^  weldie  mit  Fractuc  complicirt  war  and  geheilt 
mrardet    (S.  F^oriep's  Notizen  1826.  No.  322.) 

lAwfrtmc^  Beobaditung  eines  (geheilten.  Ref.)  Bruchs  der 
Leadenwirbeji  (ibid.  1827.  S*  112.  v.  Oraefe's  Journ. 
XII.  S.  496). 

Tjfrretty  Anssägung  des  Bogens  und  des  Dornfortsatzes  dea 
12ten  Rückenwirbels,    (ibid.  1827.  S.  166). 

Ziüirreiice,  über  die  Dislocation  der  Wirbel.   (A.  d.  med. 
chir.  Transact.  in  Horns  Archiv.   1828.  Jan.  Febr.  S. 
163  — 170).    (In   dem  anat.  Mus.  des  Barthol.  Hosp. 
-aiad  drei  Präparate  von  Luxat.  Vertebr.  vorhanden.) 

Simeon's  Luxatio  Columnae  vertebr.  (v.  Graefe  n.  v,  Wal- 
iker  Journal  Bd.  XL  S.  314—322).  Pat.  fiel  vo«  ei- 
nem Banme.     Die  DislocaUon    betraf  den  Uten  tint 


—     14     — 

''  I2ten  RdckeBtrirbel  nnd  itic  4  ersten  Lernten «rirbet. 
Eine  Fraclar  fani)  ilafasi  nkhl  Stall.  Die  Symptom« 
irarcn  die  genolinlichen :  Lähmung,  Incontinenz  «od 
Branif.  Als  der  Vf.  die*  cclirieb,  waren  bereit*  10 
Monate  TerJloHen  Dad  Pal.  iKEseria  sieb  in  jeder 
Bedebung.  ■~ 

V.  Frariep'i  Knpfertafeln.  Heft  2£i  i).  26.' 

£i»tilr<u,  über  die  specielten  Zeichen  dei  Yerletzong  ia 
vencliiedenen  Tlieile  des  Gehirns  und  dei  Röckenmtrbv 
(Journal  K^n^ral  de  Med.  Dee.  IS39.  und  Jutiut  ond 
Üerioa  Magazin,  Bd.  XX.  S.  509.     (Hamb.  1830). 

11'allace»  Fall  einer  Zerreibung  dei  Rucken marks.  (S. 
Traniactions  of  llie  Atsocialion  of  Feiloni  and  Lieen- 
tistes  of  llie  College  of  Ftijsioiaas  in  Irdand.  Vol.  V. 
No.  10.  Dublin  1828.  und  Jaliu»  u.  Oerton  Bd.  .WII. 
S.  IBS).  Fat.  starb  am  Sten  Tage  unter  BenLlopfen, 
Atb ma n gab escb werden  und  Brbrecben.  Die  Enden  dei 
iniiclien  dem  3ten  und  4len  Rückennirbet  zerriuenen 
Marks  standen  einen  balbenZoll  von  einander  uodBIol 
lug  daiTTiicben, 

Slafford  (it.  A.),  n  Treatite  on  tlie  injnriea,  dbCUnud 
Ihe  diitorsion«  of  Ibe  spine.   Lond,  1832.   & 

Ora/ti  Fractnra  vertebrae  »ecnndae  dorsi  dnrcb  Fall  wa 
einem  Baome.  (S.  Zeitung  d.  Vereins  f.  Heilk.  in  Pico- 
üen.  1837.  S.  1610  (Urneichung  des  Rüekenroarti}. 

Voigt,  Beobaditung  einer  tÖdtlicben  Vertetiiing  des  anteni  i 
Tbeili  dei  Rückgroüig.  (ibid.  5. 164).  —  (ConnetiMi  1 
—  Cariei  —  Biiersammtong  —  Tod  nach  U  Ti|ea).     I 


.    —     16     - 

1  I 

Aus  der  oeaesleo  engl,  Literalar  theileo  wir 
NacbslebeDdes  in  Exteoso  mit: 

2. 

Brudi  des  Atlas  und  des  Proc.  odontaideus  ohne 
fXSulicken  Tod\  beobachtet  von  Phillips. 


Bio  Landmaoo,  32  Jabr  alt,  roo 
ConslitptioD ,  doch  scropbjuloBem  Habitus,  fallt 
TOD  einem  Heuecbober  herab ,  den  Kopf  toiv» 
ait,  echlägt  mit  dem  Occipnt  anf  den  harten 
Boden.  Pat  bleibt  eioige  Aagenblicke  betäubt 
liegen ,  steht  dann  auf  und  geht  eine  halbe  (togi*) 
Meile  weit  fu  einem  Wuodanty  welcher  ein 
Aderlafs  inatitoirt  nnd  eine  Purgaoz  verordnet. 

Schon  am  dritten  Tage  konnte  Fat.  seinen 
gewohnten  Geschäften  nieder  nachgehen  und 
klagte  blob  iiber  einige  Steifheit  im  Genick« 
Etwa  3  bb  4  Wochen  später  sah  ich  den  Kran« 
fceo  eam  ersten  Male«  Jene  Beschwerde  im 
Nacken  war  seine  einzige  Klage  und  es  feigt# 
eich  unmittelbar  über  dem  zweiten  Halswirbel 
eiD^  kleine  Geschwulst,  die  aber  beim  Druck 
wenig  Schmerz  machte.  Nur  die  Rotation  des 
Kopb  war  erschwert;  alle  Körperfnnctionen 
giogira  regelmäfsig  ron  Statten,  und  Empfin- 
dung und  Bewegung  der  Extremitäten  waren 
dvrdiavs  nicht  gestört. 

Ich  sah  das  Uebel  als  eine  chronische  scro- 
pholose,  durch  den  Fall  herbeigeführte  Ent- 
-'-    ^         der  obern  Halswirbel  an    und  fürch- 


tete, daCs  eine  falsche  Ancbylose  derselben 
estetandeo  sey«  Der  Kranke  ward  in  eine 
horizontale  Lage  gebracht  und  alle  drei  Tage 
werden  ihm  12  Blutegel  auf  die  schmerzhafte 


-   ,4«    - 

SieUe  angesetzt,  welclies  jedoch,  naibJAin  es 
sechs  Hat  niederhält  TTorden,  leine  andere  Wir- 
kung balle,  als  dieSchmerzen  lu  Tenniodern. 

Zehn  Tage  nach  der  letzten  Application  der 
Blutegel  vrard  die  kmoke  Stelle  geal^it  uod 
die  Aetzntmde  zwei  Monate  lang  in  Biteruog 
erhnlleD,  ohne  dafs  irgend  eine  Aenderung 
des  Zu.itandes  eingetreten  v/'äie.  Die  Gescfamnlit 
blieb  wie  sie  war.  Füni  Wochen  später  wart] 
dasselbe  Verfahren  erneuert,  und  nachdem Mie 
EiteroD^  ebcir  solange  genährt  halte,  empfand 
-der  Kranke  eine  Veränderung  der  Stimm«,  als 
oh  die  Itlandeln  angeschwollen  Träreo ,  und  bei 
der  Untertucbiing  fand  man  in  der  Thal  eine 
Vergröfserung  derselben,  welche  abflrdaa  Aii- 
seheo  halte,  als  ob  sie  schon  länger  bealfiodff. 
Hiezu  gesellte  sich  nun,  einige  Xace  aäebhtr, 
noch  beschwerliches  Schlingen,  und  es  Sligt« 
sich  .eine  unbedeuleude  Hervowagung  go  der 
hjnlern  Wand  des  Schlundes,  in  der  Gegend 
des  zneiten  Halswirbels.  Dies  schien  die  Dia- 
eaose  dabin  za  besläiiaen,  dafs  eine  Anschwel- 
lung des  gedachten  Wirbelknocheos  obwalU!) 
and  dafs  durch  den  Druck  desselben  die  Vcf 
anderung  der  Stimme  und  die  DegluUtio  dilfi- 
cilia  bewirkt  würden. 


««        17       M 

ddollicli  SB  iiiitenclMM«DdM  ITirbelbeio  aogei^ 
sehen  werden;  er  bildete  gleicbtam  oor  einen 
Appendix  der  Colamna  Tertebralis.  Der  ror« 
dere  Bo^en  wer  von  dem  hiotere  getrennt  ge« 
wesen  nnd  ecbief  nach  nnten  aod  torn  gescho;* 
ben  worden  I  so  dafs  er  Tor  der  sweiten  Ver- 
tebra  rontand«  In  dieter  Lage  halten  eich 
knochige  Verbindangen  zwischen  ihm  and  dem 
Körper  und  den  Seitenfortaatsen  dieser  letstern 
gebudefty  vahrend  der  hintere  Bogen  in  seiner 
normalen  Stellnng  rerblieben  war.  Der  Pro« 
ceaeoe  odontoideoa  mnfste  im  Moment  des  Stur* 
nee '  abgebrochen  'sejn ,  and  hatte  somit  daa 
Racltenmark  nickt  drücken  können ;  sonst  wäre 
frötxäoher  Tod  nnansbleiblich  erfoJgt. 

Ein  Shnlicber  Fall  ist  bei  den  Schriftstel- 

lern   nicht  sn  finden.    A,  Cooper  ersählt  eine 

Beobachtnng  Ton  Praetor  des  Atlas,  aber  der 

Spiitropheoe   ward    dabei    nicbt  abgebrochen^' 

ind  so  erielgle  der  Tod  auf  der  Stelle.     In 

iflem  ändern  Falle  fand  A*  Cooper  Brach  den 

pietropheoSf  der  Knochen  war  aber  rermuth« 

;b   Icranki  denn    der  Pat.  hatte  eine  starke 

«rcarialknr  durchgemacht    In  einem  dritten 

dlidi,  welcher  erst  kSralich  im  Westminster« 

litale  beobachtet  wurde ,  kam  derselbe  Brach 

«chMitig   mit  Caries    der  Wirbelbeine  Tor» 

iff  der  Processus  odontoideus  war  dadurch^ 

e  din  Sectioo  bewies,  nicht  aus  seiner  na« 

ichen  Lage  »rerschoben  worden. 

In   dem  in  Rede  stehenden  Falle  hat  oF* 

»ar  Beides  Statt  gefanden:  Brach  des  Atlaa 

bedentender    Verschiebung    and   sagleich 

tnr  nnd  Dislocation  des  Bpistropheus^  noA 

weh  waren  dadurch  keine ,  unmittelbar  6e« 

drohenden  Zufalle  erzeugt  worden.  -^  Die 

ni.LXXXyiII.B.3.St  B 


mechoniBcbe  Genall  hatte  von  rorn  nach  hio- 
t«D  und  TOD  oben  nach  unten  auf  das  Hinter- 
haupt genirkt,  und  zwar  in  einer  Linie,  wel- 
cbfl  von  dem  Punkte  aui,  ^vo  der  Kopf  aaf- 
geschlageo  war,  durch  dieArliculalion  de»  Hin- 
teibaupls  mit  dem  Adens  gezogen  werden  kann. 
Der  Tbeil  de»  Ällaabogens,  welcher  hinter  den 
GaleokJlächen  liegl,  halte  davon  weniger  za 
leiden  und  war  daher  nucb  nicht  aus  aeiaer 
Lag«  getreten;  wogegen  der  vordere  Bing  deS' 
selben  nach  vorn  geschoben,  und  swiichen  den 
Pharynx  and  den  zweiten  Holswirbelknoehen 
gelagert  worden  war.  Wäre  der  Körper  dei 
Atlas  verrenkt,  der  Epislropbeus  aber  oicW  in- 
gleich  abgebrochen,  an  würde  der  Tod  auf  d« 
Stella  erfolgt  kjd. 

El  giebt  Fälle,  wo  die  in  Bede  tiebeodea 
KnocfaeD  >o  miirbe  sind,  dafs  eine  geringe  Ge- 
walt hinreicht,  eine  Fracrur  derselben  eu  be- 
wirken. Diea  fand  bei  den  von  ^.  Cooper 
ereäblten  Stntt,  keinesneges  aber  bei  dem  on- 
sarn.  Das  Rückenmark  bat  weder  uatailleUai 
nach  dem  Sturze,  noch  ipäter  im  GeriogUeu 
gelitten.  Die  Seclion  hat  nicht»  dargeboten, 
waa  auf  eine  Statt  eebabte  Eolzüadunp  ileuel- 


-^     10     -«- 

vaHt  def  glelcben  nScho  d6s  oScbsteD  aot«ni  hä 
BarSbniog,  und  Lawrence  und  Cruveilhier  sa* 
beo  Fälle p  wo  die'  Alednlla  tpiDalit  platt  s«» 
•aoiineogedrSckt  wurde.  Keiner  derselben  iit 
aber  mit  dem  nosero  so  rergleicben,  welcher 
iinbediagt  beweiiti  da/a  Fractur  des  Processus 
odonttndeus  und  der  Korper  der  beiden  ersten 
Halswirbelbeine  ^  mit  Veränderung  ihrer  JLage^ 
keinesweges  als  eine  absolut  leihale  Verletzung 
angesehen  werden  dürfe.  (Aos  d«  SIedico  chi- 
rorg.  Trans.  T.  XVIU— XIX.  frei  übernUt 
Ton'BKMe.) 


3. 
Verrüi^ung  der  HalswirbeL 


Stephen  9»  Stanley,  issist.  Sargeon  of  tha 
Royal  Hospital^  Haslar,  eraäblt  (Gase  of  per« 
fect  Anefajrrosis  of  the^  süpcrior  cerrical  Vertex 
brae  to  eacb  otber;  dnd  complete  Dislocation 
backwards  ef  the-Fifts  from  tbesixtb,  witbout 
fractare.  The  Lancet  Febr.  23.  1839.  p.  766« 
788)  folgebdeo  bemerkenswertben  Fall: 

Pät*^  welcher  seit  vielen  Jahren  bereits 
mn  Sieiflieit  des  Nackens  gelitten  hatte  ^  fiel 
viiclnfrarts  aaf  den  hintern  Theil  des  Halses, 
~Uagte  über  Schmerz' und  Starrheit,  anfangende 
^X^bmiiDg  der  obern  und  untern  Extremitäten 
wd  Varstöpfang  des  Stuhls  und  Urins.  Später 
^rnrda  das  Athmen  beengt  und  Fat«  starb  55 
Stiiiidett  nach  dem  Unfall. 

Der  5te  und  6te  Halswirbel  waren  nach 
Ikuitai^  dislodurt^  so  dals  man  den  Fidger  d»» 

B  2 


—     20     — 

KwiscbcD  briDgeo  keimte »  und  der  Korp^  der 
5ten  Verteblra  drückte  das  RiickeDinark ,  die 
Bänder  waren  zerrifisen ,  aber  kein  Knochea- 
brnch  Torbanden«  —  Die  andern  YTirbely  röm 
AUas  bia  zur  luxirten  Stelle^  waren  coraplet 
onter  einander  ancbylotisch  yerwachaen.  — 


4. 

Pathologisch  -  chirurgische  Betrachtungen   tßm 
die  Verletzungen  des  liiickenmarks^ 

von 

Benj.   Brodief 
Wundurzt  des  Si.  Georg -SpÜats  mm 


I.   Classification   der   Rüclcmmarks^Ver- 

liizungen : 

1)  Fractura  yertebr.  oAne  Dialoeatiim  der 
ELnocbenstiicke. 

2)  Fractur  mit  Depression  deä  BjBOchena 
und  Compression  des  Rückenmarks» 

3)  Fractur  mit  Lnxation  complidrti 

4)  Luxation  ohne  Bruch.  Die  ExisteBE  defr 
selben  ist  lange  in  Zweifel  gesogen  worden. 
Lawrence  *)  hat  ihr  wirkliches  Vorkommet 
nicht  blofs  in  der  GerTicaU,  sondern  auch  in  / 
der  Dorsal-  und  Lumbar- Region  anleine  nidil 
EU  bestreitende  Weise  dargethan.  Ick  telbet 
habe  in  einem  Falle  das  4te  und  ^te  Haie-; 
wirbelbein  dergestalt  yon  einander  abweichend 

*)  Transact.  Vol.  XIU. 


»-     21     - 

geftiodeb,  dafs  ilas  Rückenmark  1}  Zoll  lang 
von  seiner  Koochenbedeckang  enlblobt  war, 
and  Ch.  Bell  bat  Aehnliches  beobachtet* 

5)  BlUtextravasate  auf  der  Oberfläohe  der 
memhranosen  HüUe  des  Rückenmarks.  — -  Ob- 
gleich seilen,  so  kommen  sie  doch  in  bedeu- 
tender Aasdefanang  Tor,  sind  aber  mit  denen 
in  der  Schadeihoble  nicht  zn  Tergleichen. 

6)  Blutung  im  Innern  des  Rückenmarks. 
Ein  Blntcoagulam »  selbst  von  geringer  Grofse, 
bringt,  nach  Maafsgabe  der  Stelle  wo  es  sich 
befindet »:  in-  und  extensir  bedeutende  Wir- 
kungen hervor. 

7)  Zerreifsuhg  des  Rückenmarks  und  sei' 
ner  Membranen  —  totale  oder  partiellci  ist  nur 
hei  der  Sektion  bestimmt  zu  erkennen.  Ollivier 
beobachtete  einen  Fall,  wo  die  Nerven  an  ih« 
rem  Ursprünge  nur  auf  der  einen  Seite  abge- 
rissen, auf  der  andern  aber  gan^  unTerletzt 
waren.  *) 

8)  Erschütterung  des  Rückenmarks,  Bei 
der  feinen  Organisation  der  MeduUa  spinalis 
kaoD  eine  Gommotion  derselben,  ganz  ohne 
Fractnr,  Luxation  der  Knochen  oder  Zerrei- 
fsnng  der  Bänder  Statt  finden.  —  Bei  der,  bald 
nach  dem  Tode  angestellten  Seclion  fiadetman 
das  Innere  des  Marks  weicher,  als  im  gesun- 
den Zustande,  seiner  fibrösen  Structur  beraubt 

.«od  in    eine   halbfliissige    Masse    verwandelt. 

.Labt   der  Kranke   noch  einige  Zeit  nach  der 

Statt  gehabten  Verletzung,  so  yerbreitet  sich 

*)  Einen  ahnlichen  Fall  beschreibt  Dr.  Mefidouise  im 
Journal  g6n^ral  dei  connaissances  inödicales  prati- 

STom.  III,  1836.  —  Karz  angezeigt  in  d.  Salzb« 
.  4.  Decbr.  1837.  —    (Anmerk«  des  Ref.) 


^    02     '^ 

dftit  Sffwekhung  über   die  gansa  Dicke  des 
Harkcylizidors  auf  eine  Strecke  tod  1  bis  2  Zoll 
und  kaoD   zoletst   bit    sa  eioer  Tolblaodi(tii 
iliiflSsuDg  aaf  die  gaoze  Länge  desselben  ge- 
steigert werden.  «-  In  der  Mebrsahl  der  Fjeilla 
ist  Erweichung    und    endliche    ^uflSiung   des 
RSckenmarks  die  gewöhnliche  Folge  der  Yef* 
letxnngen  desselben  und   die  alleinige  Ursache 
der  nach  solchen  entstehenden  Zufälle.    Sie  hat 
Tiel  Aehnlicbkeit  mit  der  Contosion  der  SgÜMm 
Weichtheile,  und  es  liegt  ihr  eine  heftige  Er^ 
echStterung  der  feinen  Markfasern  und  der  grauen 
Substanz ,  Wjelche  das  Rückenmark  hUdan,  tum 
Grunde«    Die  Wirkung  ist  gans  dieselbe  wie 
bei  Commotio  cerebri,  nur  ist  sie  beim  Bttk«  ' 
kenmark  Tiel  bedeutender  und  heftiger,  sie  witd 
langsamer  geheilt,  und  wenn  sie  mit  dem  Teda 
endet  I   sb   findet  man  viel  bedeutendere  orga^ 
uische  Zerstörungen,    als  beim   Gehun»    Dat 
Grund  dayon  ist  leicht  einzusehen.    Das  Kni 
und  seine  Haute  erfSlIen  Tollständig  die.  Schi» 
delhShle,  dagegen  das  Rückenmark  und  eeiaa 
Bttllen  nicht  den   ganzen  Raum  der  Wirbai«* 
höhle  einnehmen;  mithin  müssen  mecbaaiseha 
Erschütterungen  das  Rückenmark  niftl  leiehtert 
als  das  Hirn  af&ciren  und  Terletsan  koBaen.  -^ 
Um  genau  nachzuweisen,  wie  weit  die  orga« 
Diseben  Veränderungen,  welche  eine  Commo» 
tio  mednllae  spinalis  herTorgebraeht  bat^  siA '] 
erstrecken,    mufste  man   bald  nach  dem  Tode  ] 
das  Rückeoiiiark  herausnehmen,   es  in  AleoMI 
erhärten   und   dann   genau  seine  Fibern  Terfdi* 
gen.     Derartige  Untersuchungen   sind   aber  bis  i 
jetzt  nach  nicht  gemacht  worden*  ^^     Man  hat 
ziemlich  allgemeia  angenommen,    dafs  dieEr*- 
weicbuDg    des  Rückenmarks    nach  Commotio« 
aeo  lediglich  Folge  eines  Eotzüodaagsproaasses 


/. 


*     23     -i 

sejm    Eber  solchtn  Ansieht  kann  ich  nbee  aof 
folgeedeo  Gronden  nicht  beistimmen»    Genaof 
(/ntenncbang    des   Terletiten   Theib  beweis^ 
dais  die  Erweichung  früher  eintritt ,  als  noch 
die  entzündliche  Reaction  beginnt ;  die  erweichte 
Stelle  eeigt  keine  Zunahme   an    Gefäfsen  im 
Vergleich   som  Gesunden,   und   selbst  bei  deft 
höchsten  Graden  der  Rückenmarks- Erweichnnf^ 
findet    man    an    den    Häuten   desselben   keine 
Anomalien  9  namentlich   keine  krankbafle  Ge* 
iafsentwickelang,  Ausschwitsung  oder  Eiterung 
auf  ihrer  Oberfläche;  endlich  sind   die  Symp- 
tome ,  welche  das  Fortschreiten  der  Erweichung 
begleiten^  gani  dersislben  Art^  wie  die,  welche 
sich   bei  Erschatterung  des  Marks  von  Anbe- 
ginn   einzustellen   pflegem,    und    haben    keine 
Aehnlichkeit   mit   denen    der  Entzündung,   -r 
AllerdinJKS  ist  es  nicht  zu  leugnen ,  daCs  Erwei" 
chung  des  Riickenmarks  niemals  ohne   eioiga 
^Erweiterung   der   feioern    Gefäfse    angetroiEea 
wird;   dergleichen    beobachtet    man    aber  bei 
langwierigen  Krankheiten  der  Terschiedehstea 
Art    (wie  Sdrrhnsi   Fettgeschwülste  ^  Neural- 
gieen  q«  s«  w.}i  zu  denen  sich  zuletzt  immer 
mehr  oder  weniger  Spnjren  eines  entzüodlicbeo 
Zuatandes  hinzugeselleo.   -—    Die  Birweicbung 
dee  Rückenmarks   ist  lediglich  Folge  der  Er- 
achntterung .  dieses  Organs  und  bat  die  grofste 
Aehnlichkeit  mit  der  spontanen  Erweichung  dea 
Hirns  oder  Rückenmarks,    wie  sie   besonders 
'Mostan  beschrieben    hat.     Auch  uindral  sieht 
die  Erweichung  als  nicht  aus  Entzüoduog  her« 
.  vorgegangen  aut    . 

I/.  Symptomatologie  der  Verletzungen  des 
'&ickenmarks. 

Die    primären  Erscheinungen  sind   Folgen 
dar  Erchütterongi  der  Substanzyerletzung  oder 


—     24     — 

Am  Druckei  (dnrch  V«rreDkuDg  der  Knocheo, 
oder  darch  ergosseoes  Blut),  —  sekundär*  Symp- 
tome Bind  die  der  uachfolgendea  EatzünduDg 
dv  •iDzelDen  Tbeile. 

Die  Sjmptome  im  Allgemeinen  betrachtit, 
Tsriiren  eelir  nach  dem  Sitze  der  Verletsuog, 
aacb  der  Äit  derselben  und  nach  sufälligen  Dif- 
ferenzen. Sie  eiad  so  vielgeBtallet,  dafa  ei 
kaum  möglich  ist,  sie  unter  altgemeiae  Gesicbtt- 

S unkte   zu    bringen.     NacbKlebendfi    AafBlellupg 
üifte  die  bette  Uebersicht  derselben  genabreD. 

ji,  Lähmung  der  willkührlichin  Masktln. 
Die  Paralyse  der  nnterbalb  der  Terlelzleo  Stelle 
des  Bückenmarks  gelegenen  Musbela  ist  eiDi 
der  gevTÖhnlicben  Symptome.  Ist  die  Med« 
■pin.  ihrer  ganzen  Dicke  nacb  getrennt,  bedea- 
lend  Kerrissen  oder  stark  comprimirt,  ao  ist 
die  Lähmung  eine  unmittelbare  und  completej 
Ist  dagegen  die  Laesiou  nur  eine  partielle,  so 
sind  auch  nur  gewisse  Muskeln  gelähmt,  wah- 
rend andere  ibre  Bevregkraft  bahalleo.  —  Com- 
motion  dos  Rückenmark«  ItaDo  vollständigf  P»- 
ralyiQ  zur  Folge  haben;  meist  entsteht  danach 
aber  nur  eine  partielle  Läbmuog:  z.  2.  eioea 
«inielnen    Glieoca    oder    eelbat    aar    "  '~^' " 


—     26     ^ 

pkia  plottUch  eio  und  yertchwlDdel  eben  so 
sdiBell  ood  ToUstSodig  Wieder ,  so  dab  Dach 
3-* 4  Wochen,  und  eelbst  früher,  aoch  nicht 
eine  Spar  mehr  dafroo  übrig  itt«  In  andern 
Fallen  dagegen  empfindet  der  Kranke  Anfangs 
süchtig  als  eine  einfache  Maskelschwäche/  «nd 
diese  (eht  erst  allmählig»  oft  selbst  nach  Wo- 
chen erst|  in  Tollkommene  Labmnng  übtt^ 

Die  Lähmung  betrifft  öfter  die  Unter-  als 
Um  Ober« Extremitäten«  Selbst  in  solchenV'A^ 
len»  wo  die  Verletznng  den  untern  Gerrical- 
theil  des  Bückenmarks  betroffen  bat,  sind  den- 
noch  die  untern  Gliedmafsen  allein ,  —  die 
obMn  aber  gar  nicht^'oder  nur  unbedeutend 
aCBcirti  und  dies  \%%  daraus  eu  erklären,  dafs 
der  Plexus  brachialis  kaum  einen  Faden  aus 
dieser  Region  bezieht«  Diese  Erscheinung  ist 
{•doch  merkwürdig  ,  weil  sie  dem  widerspricht^ 
ipfat  man  bei  Caries  der  Halswirhelheint  beob- 
achtet *)•  Bei  dieser  findet  nämlich  constaot 
Lähmung  der  obern  Extremitäten  Statt  und 
wird  in  kurzer  Zeit  zum  höchsten  Grade  ge* 
ateigert,  noch  ehe  die  Schenkel  im  Geringstes 
afBcict  werden,  t-  Es  konmit  jedoch  auch 
'Tor,  dafs  Verletzungen  des  untern  Theils  der 
Wirbelsäule  zugleich  auch  Paralyse  der  Oher^ 
Exirtmiiäien  zur  Folge  haben ,  und  dies  mag 
wohl  daher  rühren ,  daIS|  während  nach  unten 
Brach  oder  Verrenkung,  nach  oben  gleichzeitig 
ffffwitnorinn  «nd  Coutusion  eingevf irkt  haben« 

Lähmung  naek  RücJcenmarksverletzungen 
lal  immer  ein  sehr  gefahrliches  Symptom,  doch 
beüen  dergleichen  zuweilen«     Wahrscheinlich 

f)  VergU  Schupke  Diss,  de  Loxatione  spontanea  Atlan- 
tis et  Bpistrophei.  Berol.  1817.  —  o.  Rtufs  Acthro- 
cscologie.    {iid,) 


vell'  RDigttntenei  Blat,  weichet  In  lolchaa 
Fallen  durch  Druck  dia  Paralyse  hcrbeiftihrta, 
altmäblif  r^sorbirt  irird,  Ebeo  so  rerhält  «s 
•ich  bei  CommotioDfln.  Morgagni  erzählt  top 
einem  juDgan  Masn,  welcher  einen  Dolcbtticb 
in  den  Halt  beVommen  hatte,''  und  danach  ak 
der  ganseo  Seile  unterhalb  der  Wnnda  je> 
labiut  VTorde.  Nach  6  Wochen  kehrte  di»Btt> 
wegktaft  leiner  iUnskela  wieder^  nnd  nach 
4  Moontcn  fing  er  langsam  zn  gehen  am.  Mu 
nill  Falle  beobachtet  haben:  wo  dai  Rüct^f 
mark  ganz  durchschnitten  war,  und  doch  trär 
Lähmung  rintrat^  die  Richtigkeit  dieiec  Beob* 
achtnngen  itt  aber  wohl  zo  bezweifeln.  Oft 
bleiben,  wahrend  dat  Inntre  det  RäckeDinaiki 
ganz  in  .Btei  Terwandelt  ist,  aiffawrt  FAem, 
detaelben  in  ihrer  iDlegrilat;  nnd  der  Eiawir' 
knpg  dieier  ist  es  dann  zuzaschreibtOi  wvnn 
die  näthiten  SlaBkelpartieen  ihre  Biwagkraft 
behalten ,  ^nf/Vrnffrc  dagegen  paralyslrt  sind. 

B.  Spasmtn  und  Convulsionen.  Diese  ent- 
■leheo  olt  plölilicfa  nach  RückenBiarkarerleUun- 
gen  und  gehen  später  in  Lähmung  über;  sie 
sind  vielleicht  Folge  von  BIutexlravasalM  ge- 
,  durch   welch«   dag  Mark 


—    27     — 

Indiltm  Dnidc  des  Ihikt.  ^  IHmm  tdhrt 
nad  SMIM  HSUaD  wana  aorseriicb  getand,  aber 
aia,  TOB  dam  Brattfell  aasgehaa&r,  4  bia  6 
UaiMi  Eiter  eDthalteader  Abaoels  commoaidita 
mit  dem  Blediatt.  poater*  —  Im  laacm  dar 
Heddla  fuid  ErweidioBg  Statt  dcff estalt,  dab, 
nachdem  mao  das  RickaomariE  einiga  Zeit  im 
Wmsar  hatte  maceriien  ]afseo,'dm  Ceatram 
giailirh  TCfftchwaoden  war  *\  -—  Eia  Kiod 
ward  im  Scptbr.  1827  mit  Brach  nad  Ditlo- 
catioB  dea'Staa  and  4taD  Leadeowirbela,  aach 
licbdicher  DelonnilSt  das  Rickgratba,  ioa  Ho- 
apilal  gabfacht.  Die  Uoter-Extremitäteo  warea 
gelihfflt,  —  Dia  Redoction  gelang  anTollkoiii- 
maa.  Hacfa  4  Wocheo  aber  stelltan  sich  leichte 
CoBTolsioaeo  der  Schenkel  eio.  oad  mit  diese« 
begaaa  allmahlig  die  Wiedetkehr  der  willLihr- 
ücheo  BairsgangeD  ia  diesen  Theilen.  DieHet 
Uwg  galaag  Tollkommen« 

C»  Jlfntion  der  GeßihUntrvtm»  2SarreI* 
Aon;  oder  badeatende  Commotion  des  Backes- 
marka  hat  immer  gänzliche  Za-sibnmg  der  Semm 
mbüiiät  in  den  nnterhalb  der  Verletaoog  ge« 
legeoeo  Theilen  cor  Folge,  Findet  die  Ver- 
letkang  In  der  Gegend  des  6ten  oder  7ten  Hals« 
Berten  Statt,  so  ist  die  Lähmnng  oft  in  den 
Oberextremitäteo  nur  cnTolIkommeo «  dagegen 
Paraljsis  completa  am  Stamm  und  an  den  nn« 
lern  Gliadmafseo.  Ist  die  Verletzoog  hoher 
gelegen,  so  findet  man  einen  lebenden  Kopf 
aaf  einem  ganz  empfindoogs-  nod  bewegangs- 
losea  Korper,  and  der  Kranke  stirbt  natürlich 
bald«  — -  Die  Sensibilität  ist  bald  Tollkommea 
bald  nnTolikommen ,    bald  allgemein  bald  par* 

*)   Es  Ut  IQ  Ledaaern,  Hafi  die  KracLbdugeschidita 
eiabt  aosfiUiriidiar  Bm^ecticüt  wordeo.    (.KaJL) 


Heil  anfgehoben.  Zuweilen  ist  die  Hsnt  an- 
empfindlich,  wäbrend  (l!e  liraokea  eioea  tiefet 
eind/iugeadea  Druck  wohl  wabrnebmea.  Ib 
anderti  Pälleti  aind  die  Fat.  gegen  äufsen  Reiie 
durch  Stechea,  Brennen  n,  dgl.  gaoi  anempfiDd- 
licb,  klagen  aber  über  ein  Gefühl  tod  Zer- 
■cblagenheit,  oder  über  Stechen,  BrenneB  and 
Zasammentcfanüren  der  Theile.  Je  mel^r  di* 
Erweichung  de>  SlartiB  Kunimmt,  deito  uaem- 
pfindlkhet  wird  derKraoke.  Daa EmpGndaDgi« 
Termögao  p&egt  bei  erfolgender  Geneaang  eher 
wiedereukehreo  als  die  Bewegkraft. 

D,  Störung  der Hespiralion.  WirddaeRök- 
keomark  oberhalb  des  Ursprungs  daa  Karr* 
phreoic,  also  oberhalb  des  dritten  Halawirbeli 
getrennt  oder  zerrissen ,  so  erfolgt  der  Tod  «o- 
gcoblicklich,  und  cwar  durch  Erstiebmff  ia 
Folge  des  aufgehobenen  IVerreneinfliiuet  auf 
das  Diaphragma.  Kann  mau  die  Re*i^lioa 
künstlich  forlGetzea,  so  erhält  man,  wie  Ver- 
suche au  Tiiieren  ceigeti,  das  Leben  foi  einige 
Stunden.  Luxationen  und  Fracturea  an  der  g^ 
nannten  Stelle  haben  dieselbe  Wirkung  (C/i. 
Seit,  L.  Petit,  Staford).  Ich  habe  eioea  jun- 
gen   Jlann    behandelt,    welcher    an    Cari«s  der 


—     29     — 

Fioden  bedeateode  Yerldfzüngen  der  im- 
tem  Halswirbel  Statt,  so  wird  das  Zwerchfell 
nicht  in  seinen  Faoctiooen  gestört,  dagegen 
sind  die  Intercostal- Masken  nnd  die  Muskeln 
dar  Exspiration  in  ihrer  Thätigkeit  behiodert, 
and  das  Amathmen  geht  nicht  recht  Toiistän« 
dig  Ton  Statten ;  der  Kranke  hustet  eigenthiim- 
Jifib  and  stofsweise  —  kann  nicht  expektori- 
ren  and  respirirt  besonders  schwer  im  Sitzen. 
Selten  wird  ^r  den  öteu  oder  6ten  Tag  über« 
leben  —  meist  stirbt  er  schon  nach  48  Stun- 
den. Doch  habe  ich  einen  Fall  beobachtet  yon 
Brach  im  7ten  Halswirbels  mit  difflnenter  Er- 
weichung des  RBckeomarks,  bei  weicht m^den- 
noch  die  Athmnogibesch  werden  erst  am  12ten^* 
der  Tod  •l>er  erst  am  löten  Tage  erfolgte.  — 
Je  entfernter  die  Verletzung  Tom  Halse,  je  we- 
niger wird  die  Respiration  dadurch  afficirt.  -— 
Btt  ttilem  Bruch  des  6ten  Rückenwirbels  giog 
die  Respiration  gut  tod  Statten,  ungeachtet  die 
Beaetunnskeln  nicht  mitwirkten.  Husten  und 
SchteimoMiSWurf  kommen  aber  immer  hinzu, 
wo  auch  die  Verletzung  des  Rückenmarks  ih- 
ren Sits  haben  mag.  So  hustete  ein  Kranker, 
der  den  7ten  Rückenwirbel  gebrochen  hatte. 
Im  jeder  Veränderung  der  Lage,  und  doch 
lebte  Pat.  bis  zu  Ende  der  äten  Woche. 

£.  Priapismus.  Der  Priapismus  ist  ein  häu- 
figer Begleiter  der  Paralyse,  was  sonderbar  er« 
scheinen  mnfs.  Er  zeigt  sieh  sowohl  nach  Com- 
motionen,  als  auch  nach  Druck  des  Rücken- 
marks ,  scheint  aber  bei  Verletzung  des  obern 
Theils  häufiger  zu  sejn^  als  bei  denen  des  un- 
tern; wenigstens  habe  ich  das  Symptom  nie 
wahrgenommen^  wenn  die  Verletzung  tiefer 
als  das  6te  Rückenwirbelbein  gelegen  war*  ^^ 


-so- 
llt gewStinlicli  «ini  der  primiürsD  S^plome, 
aod  Efligt  sich  schon  am  Steo  Oder  3t«D  Tag«; 
daaert  aber  celteo  14  Tage  an.  Es  findsl  B»lbit 
da  Statt,  wo  dia  Seniibililät  det  Penis  (lu 
senlÖrt  ist,  und  wird  oft  darcb  einen  «iaft- 
eben  mecbanUcben  Reis,  Trio  z.  B.  darchEin» 
briogaag  des  Katbeters,  und  ohne  dafs  Fat 
etwas  davoo  fühlt,  faervorgebracbt.  Hr.  Pfo& 
Maoarlney-  in  Dublin  bat  dies  beobachtet  und 
ich  habe  es  bestätiget  gefunden.  *)  , 

P.  Störung  der  Punction*n  der  Hamtoerh- 
zeuge.  ~-  Lähmung  der  Blase  ist  immer  mit 
LabmUng  der  Unter -Exlramitäten  verbondeni 
—  In  den  meisten  Fällen  Tiiblt  der  Kranke  dis 
Iscborie  gar  nicbt.  Andero  wird  sie  lebr  li- 
stig und  tcbmerzbaft.  Erfolgt  Heiluog,  tekelM 
die  Reizbarkeit  der  Blase  früher  EwEcfcf  ab 
die  der  Unter-Gxtremitätea.  Wendet  hud  den 
Katheter  nicht  an,  so  gebt  die  Ischarie  in  an* 
-veillknhTitcheD  und  tiopfcnweiiea  Abgang  dn 
XJrioa  über, 

Störung  der  Nieren-  und  Blasenaeerelioih 
Schon  seil  1807  bin  ich  auf  diesen  Gegensland 
aufmerksam.  —  YermiadcruDg  der  Harosecre- 
tion  bemerkt  man    oft  bei  Verletzung  der  UU- 


—     31     — 

id  seist  beim  Erkalten  eine  grofse  Bfeoge  dik« 
m  Schleims  ab|  oder  aber  er  reagirt  alka- 
ich  und  aet£t  pbosphorsauren  Kalk,  uod  tpä« 
r  selbst  Bintcoagalum  ab.  —^  Keine  Stelle 
is  Rückenmarks  tcheiot  einen  betondern  Ein« 
ib  aof  diese  Yeräadernngen  der  Harnsecre« 
)n  aaitnnben»  Oft  beobachtet  man  grofse 
eranderlicbkeit  in  diesen  ErscheinuDgen,  Der 
rin  reagirt  beute  saaer,  morgen  alkalisch,  bald 
ilMy  bald  klar.  -^  Botzündang  der  Schleim* 
lut  der  Blase  ist  eine  häufige  Folge  der  ßfik« 
mmarksTerlet£ungen ,  und  man  findet  die  Spu- 
tn  da^on  noch  nach  dem  Tode«  Ob  sie  eine 
redt  Folge  der  Verletzung,  oder  aber  der 
»ränderten  Beschafl!enheit  des  Urins  sey  ?  Dies 
I  bestimmen  mofs  spätem  Erfahrungen  Tor« 
hallen  bleiben« 

6«  Sionmgen  der  Digestionsfunctionenm 
ach  )edef  Yerletcung  des  Rückenmarks  tritt 
Qiner  gleich  Verstopfung  ein;  der  Unterleib 
ird  iympanüUch  aufgetrieben  und  Drastica 
erden  erforderlich.  Oft  aber  erfolgen  auch 
rcessQS  inrolnntarii.  Bei  Verletzungen  der 
ftlswirbel  kommen  auch  Vomiturltionen  und 
rbrechen  Tor ,  und  dauern  oft  bis  zum  Tode« 
\m  StnblAusJeerungen  sind  oft  schwarz ,  theer-> 
tig  ond  sehr  übelriechend ,  \?abrscheiolich  als 
»Ige  extraTSsirten  ^  oder  roo  den  Schleimhäu* 
B  des  Darmkanals  seceroirten  Blutes. 

JSf»  Störung  der  JFärmeer Zeugung.  —  Un- 
rsodiangen  an  Thieren  haben  gelehrt,,  dafs 
i  Wärmeerzeugung  bedeutend  zunehme,  wenn 
n  den  obern  Theil  des  Kückenmarks  trennt; 
llilabe  dies  auch  beim  Menschen  gefunden. 

nehme  in  Folge  des  aufgehobenen  NerTeneinflassei  vau 
(8.  Tbe  I^uicet.  T.  XllJ.  p.  146.)   (Ref.) 


—     33     — 

So  «(and  bei  eiaem  Manne,  walcbe»  nach  24 
Stuoden  io  Folge  eioer  Zerreirsang  des  Uückeo- 
marka  zvriBchen  d«r  5ten  und  Glen  Vertebra 
colli  tind  Tou  BIul«x(ravaRat  ia  der  Wirbel- 
■äule  verslnrb,  und  bei  welchem  die  Besplrn- 
tion  sebr  utiTollkommen  und  uar  dorch  das 
Znercbfel)  von  Slatteogiog,  dai  Thermo meler 
auf  lll"  Fahrenb. 

7.  Brand,  ^  an  Bllen  TheÜen  des  KEr- 
peri  TOrkoniTnend ,  iit  eine  ganz  gcvröbDiicba 
Folge  fler  IlückeDmatlt »Verletzung.  —  Bri  Vtr- 
letzung  des  Cervicailheils  entstellen  die  Brand- 
blasen meist  schon  am  zweiten  Tage,  und  nicht 
bloi'i  am  Os  Bncrum  und  am  Hintern,  «oiideTa 
nucb  an  den  Kuüchcln.  Ist  der  Dorsaltbril  w«t- 
leLst,  lo  beicbrankt  «ich  der  Brand  mebr  auf 
die  unmillelbar  gedrückten  Fartieen  undereot- 
stehl  spater.  Di*  Schorfe  lösen  sich  bald  ab, 
erneuen  ticb  aber  anch  eben  so  schnell  wieder* 

K.  Affectionen  des  Sensorii.  —  E»  ist  hi*f 
nur  von  denjenigBD  HirnHffeclionen  die  Red^ 
-welche  sich  uumiuelbar  nach  derltiickenaiarl»* 
Verletzung  einstellen ,  und  diese  kommea  nur 
dann  vor,  wenn  der  Cervicaltheil  belroStB 
■wurde.    Dia   Geiitesfuucliouen  sind  aellan  gb- 


—     33     — 

d«rPqIs  blfibt  bis  zamTode  auf  50-^60  Scblag« 
in.  der  lliDuta  aod  scbwacb ;  oft  steigert  er  sich 
Aof  90  — 100,  ist  aber  immer  klein  ood  weich. 
Die  Zaoge  wird  nach  24  Standen  trocken  und 
braun y  ja  schwarz.    Erfolgt  Heilang,   so  kehrt, 
der  Pols  erst  spät  snr  normalen  Freqaens  zu« 
rock.    Das  gelassene  Blut  zeigt  fast  garkeine^ 
oder  doch  nqr  eine  sehr  anbedeutende  Entzün- 
dongshant.     (Ein  Beweis  mit,  dafs.die  Erwei« 
choni^  des  Rückenmarks   Tön   einem  entzünd«. 
'liehen  Procefs  ganz  unabhäDgig  sej).     Die  Ent-> 
BÜndong  der  Häute  des  Rückenmarks  ist  über- 
haupt auch  yiel  seltener  I  als  die  der  Hirnhäute« 
—  Ch,  Bell  erzählt  einen  Fall,  woEntzüodung 
nnd    Eilemng  der   Häute   des  Rückenmarks  in 
Folge  einer   Fractur  des  siebenten  Halswirbels 
(ohne  Erweichung)  entstand,   und  die  Sympto- 
me  ganz  dieselben  waren,   wie   bei  der  Eut« 
Rundung  des  Rückenmarks,  welche  Ton  innere. 
Dicht  mechamschen  Ursachen  erzeugt  wird.    Die 
Krankheit  befann  mit  Fieber  und  Delirien,  ohne 
dafs  die  freiwilligen  Bewegungen  gestört  wor- 
den wären,  nnd  der  Kranke   starb   unter  den 
Erscheinungen  des  Typhus   am  5ten  Tage.  — 
In  einem  andern  Fall   waren  der  letzte  Hals- 
und  der  ^rste  Rückenwirbel  yeiletzt,  und  man 
fand  das  Mark  bis  zur  Lumbaigegend  herunter 
BiiC  Eiter  bedeckt;  dennoch  zeigten  sich  in  den 
•rsten.8  Tagen  gar  keine  bedenkliche  Sympto- 
me, dann  aber  traten  Fieber,  Delirien  und  Con- 
irnlsioiien  ein,   und  erst  mit  dem  Uten  Tage 
erfolgte  Paralyse  der   Arme  und  Beine,    und 
epdli^i  der  Tod,  unter  typhosen  Erscheinun- 
,   gegen    die    dritte  Woche.   «»    Ich  sah 
Mann,   welcher  das  sechste  Rücken wir- 
belbeia  gebrochen  hatte  ^    und  erst  nach  drei 
lnan.IiXUirULBfk3.8i^  C 


—     34     — 

TVocben  »n  EnrsickuDg  de«  Marks  starb.  Am 
iOlen  Tage  zeigten  sich  Brandschörfe,  vrelch« 
allmablig  die  ganzen  Naies,  die  Bsoder  d«t 
ßeckenknocheD  and  selbst  die  LeDdeowirbel 
zerslörlen.  Zniscben  den  Knochen  uod  dea 
Häuten  war  eine  grohe  Meni;e  Eiter  and  coa> 
gulable  Lyirpbe  angebäuft  und  bedeckte  aufsef- 
dem  auch  noch  das  Hark  selbil. 

Als  aüsemeinstts  Hesultat  rrgieht  sich  Fol' 
gendes : 

1)  Die  Verletzungen  des  Rückenmarks  en«> 
gen  beiaahe  alle  dieselben  Symptome,  und  e» 
zeigen  sich  ivetiig  DiiTerenzeii ,  ob  Zerreifiuo^, 
Druck  oder  blofse  Cumntolion  Statt  finde. 

2)  lYelchefl  auch  die  Stelle  sey,  wo  das 
Rückenmark  verletzt  wurde,  so  sind  (dtrJUetir- 
zahl  Dacb,  Ref.)  die  Symptome  beinahe  dieset- 
foen.  Sa  der  allgemeine  Collspsus,  di«  Lnb- 
mDDg  der  ßluskeln,  das  Schwinden  der  Em- 
pfiodlichkeil,  die  Disposition  zum  Brand,  die 
krankhafte  IVierensecrelioD,  die  Eatzündung  der 
Schleimhaut  der  Blase,  ond  die  Absonderoog 
eines  adhäsiven  Schleims  durch  dieselbef  die 
Tympanitis    and    endlich    die    schmarzca  vA    I 


mialiöa  dagegen  werdet  ^ISbmt/  B^trlß  die 
rmhizung  einen  bedeiftendeD  Theil  der  httteo 
JTia/jwirbel ,  oder  des  erttee  JRacXiMvvirbel,  so 
werden  meiat  eamtiitliche  die  Respiration  be« 
wirkende  JUuekelo  gelähmt,  und  nur  dasZwercb- 
fell  bleibt  in  Tbätigkeit,  da  denn  das  Leben 
kocbstene  noch  4 «-^5  Täte  beateben  kann« 


4)  Zuweilen  erfolgt  noch  Heilung,  in  ao- 
icbefnend  rerzweifelteo  Fällen.  War  eise  bloCie 
Commotion  Torbandea ,  ao  kann  aogar  die  Hei- 
lung Tollatändig  werden,  uod  zwar  ionerhalb 
"weniger  Wocben,  oder  aber  erst  nach  meh« 
reren  Jabren«  Bei  Zerreifsuog  und  Cotnpres- 
eion,  oder  bei  Dislocation  der  Knochen,  kann 
der  Kranke  iwar  leben,  aber  nicht  too  der 
Läfamnng  genesen.  Ich  sab  einen  aolchen  Fall, 
wo  d^r  Znatand  dea  Kranken  nach  2  Jahren 
noch  nnyerändert  war,  nachdem  man  den, 
durch  eine  Contosion  herauagetretenen  Wirbel« 
luiocben  glScklich  reducirt  hatte. 

ir.  Kur. 

Die  Reduction  luxirter  und  eTent.  glaich- 

witig  gebrochener   Knochen  ist  zwar  zu  rer- 

nachen,   eher  ateta  mit  der  gröfsten  Vorsicht 

so  nntemebmen.     Ich    sah    bei  einem  dergl. 

Versach  I  die  Halawirbel  einzurichten ,  ein  Kind 

•terbeiu    Bei  den  Rucken  -  uod  Lendenwirbeln 

-kann  man  die  Reduction  aicherer  tentiren,  und 

!fBh  sah  Erfolg  dayon.  —    Henry  Cline  wollte 

^Inpnoiren,  was  jedenfalla,  da  man  immer  nur 

Jgjnew  Theil  dea  Knochena  entfernen  kann,  Ton 

Steittgem  Nutzen  aeyn  wird.     Commotion  und 

"^wnichnng  können  aber  auch  ohne  Druck  er- 

«Mgen;  da  wird  also  die  Operation  nicht  nur 

amte  DÜtien^  aondern  meiat  noch  achaden«  -r* 

C2 


^     36     — 

Groha  ßulie  ist  das  Hnnplmittel,  AJerUrs  »t 
keioABwegea  immer  indictrt.  Nur  wo  Pula  und 
Fieber  etaen  entzündlicben  Zaatand  anzeigen, 
>Bt  «■  anzaweiideii,  sonst  aber  eu  neiden.  Dia 
ErmeicfauDg  und  AuHösuDg  des  KSckenmarks 
wird  eher  dadurch  gefordert  all  aufgeftalteo. 
BiickeDiuarkiYaTletEUDgen  laisen  keineswegei 
dieselbe  Behandlung  zu,  wie  die  KopTTerleE- 
KUngen.  —  Forganteo  und  Catheter  siod  na- 
eotbehrlicb. 


—     37     — 


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: .  G  e  8  c'h  i  c  h  t  e 

euer  merkwürdigeB 

Kfan^eit  des  Rückemnarkes 

-  'b«i   eiiiam   Kinde. 

r 

Voo 

Dr.  Lndwig  Wilhelm  Mautlmer^ 

an  Wien* 


(Vorgetragen  In  der  Sitzung  der  K.  K.  Geselfschaft  der 
>     Aefxte  xd  Wien  am  16.  October  1838/) 


(Hiezu  die  Abbildung.) 


JLPi«  KraDkeogeschichte,  welche  ich  der  hoch- 
aDsehpIicheo  Versammlung  hier  mitzutheileo  die 
Ehre  habe,  betrifft  einen  Fall,  den  ich  im 
Laafe  dieses  Jahres  in  meinem  Kinderspitale  ^) 

*)  Dieses  für  12  arme  Kinder  eingerichtete  Spital,  wel- 
ches der  Verfasser  auf  eigene  Kosten  gegründet  bat 
und  nnterbalt,  ist  bereits  seit  dem  lösten  Augnstl837 

'    in  ToUem  Gange.    Hr.  Dr.  Burhner  in  Breslau,  des- 

'*       sen  Programm  snr  Errichtung  einer  ähnlichen  Anstalt 

erst  am  238ten  November  1837    von    der  obersten 

Lnndesbehörde  bestätiget  worden  ist,  wufste  wohl  da« 

mals  noch  nichts  yon  dem  Bestehen  dieser  Anstalt, 


-.     38     — 

KU  beobachteD  Gelagenbeit  halto,  nnd  deisea 
Symptome  ich  eben ,  weil  mir  derselbe  trat! 
aller  BemUhuDgeD'  nicht  klai  TTurda,  mit  der 
gTÖhten  Geoauigkeit  Tag  fiirTag  aofzei ebnete. 
Jemebr  ich  nahieod  der  BehaodluDg  dieB«9 
Kiodaft  über  seinen  Zustand  nachOacbte,  desto 
mehr  überzeugte  ich  mich ,  dafs  dia  KuDSt  ei 
bier  mit  «iner  in  ihrem  Verlaufe  gaoe  eigen- 
tbümlichen  und  leider  unbetiegbareo  Krank« 
heilsform  za  Ibun  babe>  Doch  nütde  icb  dieie 
BeobacbluDg  der  Publiciläl  keineswegs  TTÜrdig 
hallen,  wean  sie  nicht  nur  ihrer  patbologiaeh - 
anaioinischen  Seltenbeil  wegen  dies  Terdimte, 
sondern  auch  als  ein  kleiner  Beilrag  za  der 
noch  duokcla  Semiolik  der  Krankbeilen  des 
Kückenmarka  angesehea  werden  könnte, 

Tfaereiia  Raimann,  6  Jahre  alt,  voagesan- 
äen  Ellern  abstammend,  die  aufser  ihr  noch  mit 
einer  jiingern  Tocblor  gesegnet  wurden,  erhielt 
durch  ein  rolleiJabr  die  Mutterbrnst,  gedieh  da- 
bei vortrefflich,  ward  mit  Erfolg  im  7ien  Mo- 
DKl  geimpft,  und  überstand  das  ersle  Zabnge- 
scbaft  ohne  viel  Beschwerden.  Sie  vrar  friiber 
meist  gesund,  sah  blühend  aus  und  eatwik- 
kelle  sich  >ur  Freade  Aller,    die  das  Kiii4  ss- 


cstanhoteo  ImBUmi  im  swar  immer  Um« 
KcbaAewegugen  TeniBidsleo,  doch  nie  b«« 
deotead  waren ,  ond  daher  anch  stets  durch 
UoIm  häusliche  Pflege  gehoben  werdea  konotea. 

Im  Sommer  1837  bekam  sie  den   Schar* 
ladi.    Wie  es  bei  diesem  Exaotheme  seit  ei* 
■igea  Jahren   oft  beobachtet  worden  ist^  rer- 
Jieff  anch   bei  ihr  das  Eatsnodungsstadinm  mit 
aolch  äckischer  Milde,  dafs  die  Eltern  es  gar 
iiidiC  beaehteteo,  und  erst  als  sich  das  Kind 
bei  beginnender  Abschoppaog   nowohl    fühlte^ 
aratlidie  Hilfe  suchten.    Die  Abscbappang  ge* 
achah  nicht  Tollkommen,   das  Kind  wurde  }•• 
doch  nicht    hjdropitcb,    dafSr   kamen  ander» 
Beschwerden  zum  Vorschein.    Sie  litt  nämlich 
seitdem  fast  uDsafhorlich    an  Kopfschmerzen^ 
die  Torziiglich    ihren  Sitz  in   der  Stirngegend 
hatten,  schlief  nnrabig,   oft  mit  halb  offenen 
Augen,  oft  mit  den  Händen  zuckend.  -—    Im 
Herbste  fing  sie   an  zu  husten,  und  während 
dieser  den  ganzen   Winter  hindurch  in  gerin« 
gern  Grade  und  mehr  in  krampfhafter  Form 
andauerte,  ward  sie  magerer. 

Ueber  dieses  seit  dem  Scharlach  nicht  auf- 
borende Kränkeln  ihres  Kindes  erwachte  wohl 
die  Besorgnifs  der  Eltern,  da  sie  jedoch  ihrer 
DüffÜgkeit  wegen  jede  neue  AusInge  furchte« 
tea,  Terschoben  sie  den  Gang  zum  Arzte  ron 
Tag  za  Tag,  tou  Woche  zu  Woche,  bis  das 
Mädchen  Tor  ohngefabr  3  Wochen  seine  frü- 
here Heiterkeit  yerlor,  wunderlich  ward,  über 
Kopfschmerzen  klagtOi  und  unter  schleichenden 
Pieberbewegungen  zusehends  abmagerte.  Dem« 
ungeachtet  schleppte  es  sich  noch  14  Tage  au- 
bar  dem  Bette  herum.  Endlich  konnte  sie  Tor 
Mattigkeit  sich  nicht  mehr  anflrecht  arhalteD^ 


—     40     — 

wurde  bBttlägerig  |  5c61i«f  bettandlf.;  tchreckto 
beim  leisesten  Geräusche  aus  ddm  Schlaf«  a«l^ 
und  machte  während  desselben  conTuleiTiteh« 
Bewegungen  mit  den  Augen  und  den  Fingern» 
In  diesem  Zustande  suchten  ihre  Eltern  bei^uoi 
am  löten  Mai  d.  J*  ärztliche  Hilfe,  und  wie 
nahmen  die  Kranke  sogleich  ins  Spital«- 

Das  Mädchen  war  von  schlankeni  Wodu; 
mager,  blondhaarig,  mit  einnehmenden,  ein 
tiefes  Leiden  ausdrückenden  Gesichtsiig«!!.  |Dm 
Wangen  umschrieben  roth,  der  Kopf  -  wams, 
in  der  Stiragegend  schmerzhaft,  dio-Znngn 
weiTs  belegt,  die  Respiration  normal,  der  Henh 
achlag  im  ganzen  Umfange  des  Bmstkasteai 
hörbar,  der  Leib  gespannt,  anfgetrieb«n,  nii^ 
gend  scbmerzbatt,  die  Bewegungen  -  der  Hand« 
und  Füfse  träge,  klagte  jedoch  weder,  über  ei« 
neu  Schmerz  in  denselben  noch  im  Backen» 
Der  ifuls  toII,  kräftig,  90^  der  Stuhl aeitswM 
Tagen  verhalte  n,  Urin  war  noch  keiner  gelaa- 
•en  worden.  Bs  wurden  kalte  Umsdilägn  auf 
den  Kopf  und  1|  Unze  Aqua  lazatiT«  Vieantni» 
in  Decocto  spec»  altb.  zweistündlich  ttMütUm 
weise  zu  nehmen  yerordnet. 

16/er  Mai.  In  der  Frühe  fanden  wir  da» 
Kind  heiter,  fieber-  und  schmerzfrei.  Nadi- 
xnittag  kam  unter  zunehmender  allgemeiner  Fie- 
berbewegung das  Kopfleiden  wieder  sitfa  Vor» 
schein,  die  Zunge  war  mehr  belegt,  das  AdH 
men  beschleunigt,  der  Unterleib  teigig  anMK 
fahlen,  aufgetrieben,  die  Haut'warm,.clar Foll^ 
stark  und  frequent,  die  Hände  bei* der  Bewe- 
gung zitternd.  Stuhlgänge  zwei.,—  ZweiBlnt-^ 
•gel  hinter  die  Ohren,  Senfteige  auf  diQ  WadM* 

iJter^Mai.   Sie  schlief  in  der  Nacht  aem« 
lieh  ruhig.    Früh  war  der  Kopf  frei,  die  Zungo 


—     41     — 

ran 9  der  Pols  normal,  der  Urin  sparsam  Init 
acUeimigem  Bodensatz.  Die  kalten  Umschläge 
wofdeo  nur  selten,  die. Arsnei  jedoch  wie  gestern 
gegeben. 

^  Abends  war  der  Kopf  frei ,  die  Zange  am 
Grande  mit  bräanlicbem  Schleime  belegt  ^  aa 
der  Spitze  rein«  der  Unterleib  in  der  rechten 
£oite  tympanitisch,  Stuhl  Einer »  Urin  wein- 
gelb, bell,  mit  einer  leichten  Wolke  am  Bo- 
den. Der  rechte  Fuls  war  wärmer  als  de« 
linke  ^  beim  Bewegen  des  ersteren  hatte  sie 
Schmerz  im  Knie.  £in  Senfteig  auf  der  rech«* 
tenWade  beschwichtigte  diese.  Beschwerden.    ; 

ISlrr  Mai.  Die  Nacht  war  wieder  gut, 
nach  während  des  Tags  befand  sie  sich  wohl« 
Gegen  4  Uhr  trat  yermehrte  Wärme  des  Kopf^ 
ein,  ohne  Schmerz,  die  Wangen,  vorzüglich 
die' rechte,  glühte ,  der  Mund  halb  offen  und 
trocken,  wie  auch  die  Nase,  die  Zunge  jedoch 
fencht  und  belegt,  starkes  Herzklopfen,  die 
rechte  Seite  des  Unterleibs  war  mehr  gespannt,' 
der  Pnls  stark,  toII,  frequent,  die  Haut  trok^ 
ken,   beifs,    der  Urin  trübe,  strohgelb,  Sluhl- 

{ang  ein  Mal.    Senf teige  auf  die  Schenkel^  kalte 
Inuchläge  öfter  zu  wechseln. 

19<fr  Mai.  Bis  7  Uhr  Abends  dauerte  der 
gestrige  Anfall.  Sie  schlief  darauf  sehr  gut, 
fiihlte  sich  am  Morgen  ganz  wohl,  und  es  war 
aober  dem  gebrochenen  Urin  fast  nicbts.Krank- 
bafltez  wahjrzunebmen.  Die  Arznei  wurde  fort- 
gesetzt. —  Um  2  Uhr  bekam  sie  heftigen  Frost, 
darauf  folgte  bald  Hitze  mit  Schwindel.  Bei 
der  Abendrisite  um  4  Uhr  hatte  sie  jenen  ei- 
genthümlich  leidenden  Ausdruck  im  Gesichte 
in  sehr  hohem  Grade,  heftiges  Klopfen  der 
Carotiden,  die  Ualsdräsen  beim  Drucke  schmerz- 


—     42     — 

baft,  der  Leib  ein  wenig  eafgetriebeo,  der  Pole 
etark  nnd  freqoent,  lia  zuckte  manchmal  mit 
den  Händen  und  hatte  die  Fübe  ao  den  Leib 
gezoger. 

Näish  den  bisher  beobachteten  Bracbeinon« 
gen  war  es  also  nicht  zn  Terkennen,  dab  iai 
Verlaofe  dieser  Krankheit,  deren  Heerd'. offen* 
bar  bur  im  Gehirn  und  Rückenmarke  gemocht 
Werden  konnte,  ein  bestimmter Tjrpag ob walU^ 
npd  dafs  die  Anfalle  dieser  periodischen  Kranke 
heit  in  immer  kleinem  Zwischenrännioi»  wio^ 
derkeb'ren.  Obgleich  ich  nnn  bereite  die  Un« 
heilbarkeit  des  Falles  ahnete,  wollte  ich  doch 
nicht  unterlassen,  ein  Mittel  zu  Terenohooi  des« 
•en  Nichtanwendung  ich  mir,  so  wie  jeder  an-« 
dere  Arzt,  bei  solch  rein  ausgesprochener  Po» 
liodicität  gewifs  einst  zum  Vorwurf  gemacht 
liätte»  Die  Kranke  erhielt  also  nun  in  derfie« 
berfreien  Zeit  stündlich  j  Gran  Sulph.  CUr^ 
nin«  mit  Zucker«   . 

20ster  Mai,  ßter  Tag  der  Behmditmg; 
tn  den  Morgeofttunden  Tollkommene  Intermia- 
•ion.  Um  3  Uhr  befiel  sie  ein  heftiger  dbrch 
oine  halbe  Stunde  dauernder  Fieberfrost  Ge^« 
gen  4  Uhr  war  die  Hitze  bereits  in  raschem 
Zunehmen ,  das  Örtliche  Kopfleiden  jedoch  nicht 
bedeutend  vermehrt,  die  Auoge  weifs  belegt^ 
Durst  mäfsig,  Appetit  keiner;  HerzklopfeO|  der 
Leib  weich,  unschmerzbaft,  der  Puls  toU,  atark| 
beschleunigt^  der  Urin  sparsam,  lictttgelb  mit 
achleimigem  Bodensatz,  Stuhlgang  ein  Mal,  dio 
Haut  trocken  heifs.  Es  wurden  während  dee 
Anfalles  zwei  Blutegel  hinter  die  Ohroii  go^. 
setzt  und  wieder  kalte  Umschläge  gemadit» 
Das  Chinin  dagegen  weggelassen ,  und  fac  dio 
fieberfreie  Zeit  aufgespart. 


—     43     — 

2iMier  Mmu    Aüt  den  gestrigen  Paröxjsni» 
^mdcher  bu  7  Ubr  daaerle  und  mit  reichlichem 
Schweiiie  eodigie,  schlief  die  Kraoke  während 
der  Nacht   rohi^   und   fast   unanteibrochen  bis 
gegen  Morgen.     Bei   der  FriibTiaile  fielen  uns 
ditt  isatten  leidenden  Geiichtsiüee  der  Patien- 
tin  winder  anf^  sie  klagte  nicht  nber  Schmers 
ins  KLopfe,   der  Hinterkopf  war  wärmer  anzn^ 
ffihlMi  als  die  Stirngegend,  die  Popillen erwei- 
tert, die  Nasenlöcher  vom  mehrstnodigen  Boh- 
ren in  denselben   wond  und  blutend,   die  Lip« 
pe«' trocken t  die  Zunge  weife  belegt,  die  Ca-* 
rotiden  pnhirten  stark,  der  Puls  toU,  langsam, 
den^iin  lichtgelb  mit  reichlichem  Schleimse^ 
dimente,  -^    Chinin   wurde   fortgegeben^    die 
kalten  üasscblage  aufs  Hinterhaupt  angewendet| 
—  Sie  hntte  kaum  ihre  Mitiagssuppa  Yerxehrf, 
als  sie  wieder  anfing  su  frösteln,  darauf  folgte 
HiliA,   beiber   Kopf,    leises  immerwährendes 
ITVinselny  ohne  daCs  sie  auf  die  wiederholtea 
Fragen,   was  ihr  denn  weh  thue.  Etwas  eii« 
'wiederte,  der  Puls  weich,  90,  Urin  wie  bis« 
ber,  Stuhl  seit  gestern  yerbalten.  —  Bin  er- 
weichendes Klystier  blieb  ohne  Wirkung.    Es 
wurde,  nm  auf  das  Nervensystem  umstimmend 
na  wirken,  ein  Infus.  Ipecacuanh.  ex  gr«  octo 
«d  nnc  IT.  mit  einigen  Tropfen  Aq.  Lauroce« 
nsi  Tenwdnet. 

22ster  MaL  Die  Nacht  war  wieder  ruhig. 
Bm  der  FrühTisile  fanden  wir  die  Patientin  heik- 
ler ohne  Fieber,  den  Urin  sparsam,  blafs,  trübe. 
Das  Chinin  wurde  in  der  lotermission  zu  \  Gran 
pro  dosi  stündlich  fortgesetzt,  und  die  gestrige 
Abendmiztur  für  die  Zeit  des  Paroxjsmus  auf* 
gespart;  ein  Klystier  mit  etwas  Kücfaensalz.  — • 
Um  2  Uhr  trat  heole  der  Anfall   ohne  Froel 


~     44     ~ 

eia ;  dauerte  i  {edocb  nicht  so  lange  ab.  lonst 
Stuhlgang  eia  Mal|  feaf*  Wegen  Tenaehrter 
Kopftchmerzen  wurden  Abends  Senfküge  aof 
die  Waden  gelegt. 

.  .  23ster  Mau  Wir  fanden  heute  dUti.Kind 
Bchoubei  der  Morgenvuite  fiehernd^idM  Ko^ 
glühend,  doch  nicht  scbmerEhafler.  al^Aw 
während  der  .Anfälle,  den  Blick;  matt,  ^dae!SI!M^ 
gen  rothj  sie  wineelt  still  Vor  sich  Un,  llit 
Zuoge  mit  zähem  Schleime  weife  belegt  ^i  dea 
Leib  trommelartig,  die  Muskularihäiigkäi  atAr 
"beschränkt,  ^weil  jede '-Bewegungf  ihr  *  Schmerz 
im  mickgra^he  yftfuf sacht i  sie  ziltcirl.mj|jjfiea 
Händen,  der-Fuls  ist  schnell,'  weioli)  104 1  die 
Haut  trocken,  warm,  der Urin  trabe  mit  adilei^ 
migem  Bodensatz,  der  Stuhl  sehr  ÜBSt^  ttfSok- 
iig.  Bei  genauer  Untersuchung  der  Rocken* 
eäule  mittelst  eines  warmen  SchwammeSä  seigte 
sich  Torzöglich  der  5te  uod  6te  BmstwiTbel 
gegjn  Druck  empfindlich,  )doch  war  daaelbet 
keine  organische  Veränderung  wahrsoMknieDä; 
Es  wurden  läogs  dea  Rückens  6  Blutegel  ge- 
setzt^ welche  mehrere  Stunden  Dacbhlofetite^ 
nie  wurde  hierauf  in  ein  laues  Bad  gefandil^ 
bekam  dann  ein  Vesicans  ins  Genick ,- Cnlomel 
zu  ^  Gran  abwechselnd  mit  einem  Aufgab  der 
Ipecac«  zu  6  Gr«  auf  4  Unzen  mit  6  Gras  SaU 
miak.  Aufserdenü  wurde  der  Rücken  offeen  ' 
xoit  kaltem^^  Wesser  gewaschen,  iind  darnach 
bis  zum  Rothwerden  gerieben.  Abends^  Die 
Kranke  hat  nach  dem.  Bade  ein  wenig  geachlaF  * 
fen  uod  geschwitzt.  Beim  Erwachen  Terlangte 
sie  zu  trinken.  Sie  liegt  nun  sehr  hinfällig  im  - 
ßettei  klagt  über  nichts,  winselt  jedoch  imraec 
fort.  Der  Vorderkopf  ist  heifa,  iie  Tordraiil 
manchmal  die  Augen,  die  Zunge  ist  belegt 


—    45     i- 

jM  Adini«B  mShiatn^  der  Uotorleib  trommel« 
artig,  der  Pste^  betcbletmigt«  Die  Medlcio,  die 
Polrer  ond  die  kalten  WaiichnDgen  worden 
fortgesetxt» 

Zoster  Mai  9  iOter  Tag  der  Behandlung; 
Sie  war  in  der  Nacht  sehr  anrahig,  forcbteta 
eich  und  schrie  oft  aaf.  Am  Morgen  fanden 
wir  sie  mit  halboffeoen  Aagen,  mehr  belaubt 
als  schlafend,  der  Kopf  bald  warm  bald  kalt 
anzofahleni  sie  winselte  für  sich  hin,  klagte 
wenn  man  sie  fragte  iiber  Rückenschmerzen, 
der  Puls  ist  klein  ^  beschleonigt^  der  Leib  ein- 
gefallen! mnzlig,  Stuhl  und  Urin  yerhalten, 
die  Haut  trocken  und  heifs.  — -  In  diesem  trost- 
losen Zustande  yersnchte  ich  durch  ein  allge« 
meines  laues  Staubregenbad  kräftig  auf  daa 
Hantorgan  einanwirken  und  den  Kopf  kalt  za 
begieEsen,  nm  so  den  Organism  zu  eioer  heil-' 
aamen  Beaction  anzuregen*  In  der.That  kam 
nie  nach  dieser  Behandlung  gleich  zu  sich,  ver- 
langte zn  pcUafen,  klagte  über  Frostein,  wäh- 
rend 'die  Haut  roth  und  warm  war«  —  Ichlieüs 
aia.noii  schlafen,  sie  verfiel  jedoch  bald  wie- 
der in  Sopor  und  in  den  früheren  Zustand.  Es 
wnrde  daher  ein  Yeiicator  auf  den  abgescho- 
renen Scheitel  gele^,  die  kalten  Waschungen 
ansgesetzt,  die  graue  Quecksilbersalbe  länge 
jfas  Rfickens  einzureiben  und  das  Calomel  zwei- 

.  -atpndlicb  fortzugeben  verordnet.  In  der  Zwi- 
aicjbSäkistnnde  erhielt  sie  folgende ,  Medicin :  Rec» 
lüict*  Digital.'  gutt.  xv.   Aq.   destill,  unc.   iv. 

^  Sß  ^weistundCoh  1  Efslöffel  voll  zu  nehmen. 

^^  <i  »Wir  Ainden  sie  Abends  halb  betäubt  und 
-  ^Miiaifiiil  liiminlnil^  die  Kopf  wärme  nicht  ver- 
K  -'.y^^n^^^  ^   j j^  Wangen  ■  roth ,  die  2unge  trocken,  ■  ■ 


«Mich  die  Binty  den.  Pnla:Uein^  weich,  104^' 


—     46     — 

dbD  Schmerz  im  Rücken  bnm  Bewogen  4m 
Körpers*  viel  gerio^er,  den  Urio  pooimerapmto» 
gelb  mit  einem  WSlkcben  an  Boden,  StoU  ' 
eiD  Mal*  Sie  bekam  wieder  ein  lanwafOiee 
Stauhregenbad  und  einen  kalten  Wasseretrahl 
Ton  4  Schuh  Hühe  auf  Kopf  nod^RfickgraUip 
das  Calomel  wurde  fortgegeben ,  undeinach^a^ 
ches  Infus.  Flor.  Arnicae  ex  gr«  aex  ad  nocv 
quatuor  mil  6  Tropfen  Acet  Ammoniae  ataft 
der  Digitalis  vecordaet«  Auch  diesmal  kam  pia 
nach  dem  B^de  com  Bewufstaevn,  apiracb'ei« 
nige  Worte  ganz  yernunftig,  gas  Gesicht  ga« 
wann  ein  frischeres  Aussehen ,  der  Pnla.  hob 
sich  und  war  beschleunigt, 

25ster  Mai.  Die  Nacht  sehr  unruhig,  be- 
ständiges Aufsjchreien,  fruchtloser  Drang  änm 
Uriniren.  Früh  lag  sie  in  tiefer 'Betänbnng  mit 
halb  geschlossenen  Augen,  offenem  Münde»  nnl 
Terändertem  bleichekn  Gesichte*  Sie  %vinaelt 
und  wünscht  manchmal  besser  zagedf<&t  aäj. 
werden,  der  Pols  ist  klein ,  bescbleaaigti  ,ra«' 
gelmäfsigy  die  Hautwärme  rermindert^.  der 
Stuhl  Terhalten,  der  Urin  sparsam»  trSbfL^lYif 
brachteo  das  Kind  unter  den  Staubregpn',  wör* 
auf  sie  zu  sich  kam,  za  trinken  verlangte  nnc|. 
das  gereichte  Wasser  gierig  yerscblang»  Dod^ 
nicht  lange  währte  diese  Bessemne,  ad&ipn  eiu||,' 
wenigen  Minuten  lag  sie  wieder  in  der  fiShiN-' 
ren  Betäubung.  Da  das  gestern  anfgelegte  2u» 
pflaster  noch  nicht  gewirkt  hatte;  .ii?ara  ea  ^^ 
her  mit  Canthariden  -  Pulver  Terfchädt,  '40^ 
Calomel  ^  Gran  Flores  Zinci  beigesetzt,  'ddP 
dem  Anfgnfs  der  Arnica  (welolMt' an»*  Ma  8 
Gran  auf  4  Unzen  Colatnr  bereitet  mdkadlBM^ 
Dem  Skrupel  des  ^gelösten-  eas^iianMk  KeMpi 
yarbanden  wofdä),  ab  wie  imf  iMn  Blnii'if 


-     47    - 

tt  fortgefahren.  Cataplasmen  auf  die  BlaaäB« 
tjeod,  ein  Kljrtlier  mit  KHcbensals.  ftbenda 
tne  VeraDdernDg  im  Zustande  der  Leidenden, 
f  die  Breiumschläge  i^ar  Urin ,  aui's  Klistier 
nbl  erfolgt.    Es  wird  Alles  fortgesetat. 

Kster  Mai,  In  Allem  derselbe  Znstand, 
ir  mnfsten,  da  sie  anfing  zu  saÜTiren^  daa 
ilomel  und  die  Mercurial-Eioreibungen  weg- 
lassen werden.  Es  wurde  wieder  ein  Staub« 
genbad  gegeben  uod  darauf  kalt  gedoncht» 
e  war  bierauf  während  des  Tags  weniger  be« 
übt,  schlief  mehr  mit  halboffenen  Augeo» 
t>end8  der  Kopf  wieder  heiCs«  die  Waogea 
lb|  die  Angen  glänzend ,  die  Pupillen  erwei-« 
rt,  Mund,  Zunge  und  Haut  trocken^  die  Ca« 
liden  schlagen  heftig ,  der  Puls  klein ,  weich, 
br  bescblennigt ,  Urin  in  reichlicher  Menge, 
nbl  swei  Hai,  beim  Druck  xeigt  sich  daa 
nckgralh  an  mehreren  Stellen  empfindlich* 
s  warde  mit  Allem  fortgefahren,  und  stand- 
fh  AntenrietVsche  Salbe  in  den  Rücken  ein- 
reiben befohlen* 

27st€r  MaL  Die^  Nacht  war  etwas  rnh!« 
r»  Bei  der  Frührisite  fanden  wir  sie  siem- 
h  bei  Bewnrstseyn,  den  Kopf  frei,  das  Rück- 
ath  bei  Bewegungen  wenig  scfamenend,  die 
iiade  in  den  Genitalien  Tergraben,  den  Pnla 
Usig  freqnent^  den  Urin  roth  mit  einer  Wolke 
n  Boden.  Nach  dem  Stanbregenbade  kam 
I  giuas  au  sich,  schien  sogar  heiter  xu  wer- 
!■•  Es  wurde  Alles  fortgesetzt.  ^—  Gegen 
iend  ynrscblimmerte  sie  sich  in  hohem  Grade^ 
g  mit  nach  hinten  gezogenem  Kopfe,  unbe« 
eg^icber  Pupille  in  tiefem  Sopor  und  delirirte« 
IMh'Jiese  Riickwärtsbeugung  des  Köpfen 
All  daa  Athmno  hörbarer,  pfeifend  |  die  Js^ 


~  *'  '  .      •■ 

gnlnvenvB  strotzten;  dio  CarotMan  pulnrlM 
faeftig,  die  Zunge  wie  die  Haut  heiTa  und  trok- 
ken,  Torsüglich  am  Unterlsilie,  wo  sie  aacb 
aelir  fällig  i»t,  Hätide  and  VäCu  bewegt  lie 
zillsrnd  nnil  automatisch,  Stuhl  ein  Mal,  Uria 
gebt  UDwillkiibrlich  »b,  Pols  weich,  unzähl- 
bar. —  Es  wurde  mit  den  EinreibuDgen  der 
BrechweiDslein»iilbe  und  mit  den  Pulvern  fort- 
gefahren,  der  Med'icin  «in  schwacher  Aufguf* 
TOD  Valeriana  beiges«lzl.  Während  and  nach 
dem  Doucheo  kehrte  das  Bewufatieya  wieder 
auf  einige  Minuten  zurück. 

28sier  Mai.  Bald  nach  Anwendung  der 
Doucbe  Cng  sie  gestern  Abend  an  die  Hände 
und  Fiifte  automalisch  zu  bewegen,  einzelne 
jammernde  Töne  ausiuslorieo ,  und  beim  Alh- 
iiien  ein  eigentbämlichea  dem  Papier$*knifter 
ähnUcbei  Geräusch  hören  zu  lagget),  bU  Ü9 
um  4  Uhr  Morgens  ganz  enchöpft  in  Uefa  Be- 
täubung TerCel,  in  welchem  Zustande  im  bei 
der  Alorgenvistte  gefondea  wurde,  Sie  Ug  mit 
todteableichem  Gesichte ,  zusammengeKOgeDer 
Pupille,  trockener  Zunge,  die  linke Haud  \r»mp{- 
bafi  an  den  Körper  angezogen,  die  rechte  Hand 
■in  Schonfse   vergraben,    der   Pols  gleichKmi(     I 

nhni-      Mlir     ll«n     llni]     liB.<-Iilpnn;i>l  R.    „„„JU      I 


«.     49     — 

hmli  JriDgtbcletn  Geschrei  empor.  Gegen  Abend 
rerd  ife  rahiger,  rdas  linke  Auge  ist  wegen 
deraalSser  Geschwulst  der  Aogendeckel  on- 
ichtbar^  im  rechten  ist  die  Pupille  gegen  Licht- 
eis nnenpfindlichy  da«  Schlingen  erschwere^ 
»tnhl  and  -  Urin  Tcrhallen  ^  Puls  »ehr  klein  und 
«hr- beschleunigt,  soost  alle  andere  Erschei- 
langen  wie  am  Morgen.  Sie  wurde  wieder 
lalt  gedoncfat,  kam  darauf  nn  aich,  öiTnete  das 
inkn  Angennd  yerlangte  su  trinken.  Es  wurde 
nit  aUen  ^Anneien  fortgefahren ,  ein  Kljstier 
nit  Knchensala,  Breiumschläge  auf  die  Schools« 
legend.      • 

ÜQsier  Mai.  15ter  Tag  der  Behandlung» 
fn'  der  Nacht  war  sie  meist  bei  Bewnfstse^n^ 
rerlangle  in  trioken,  hatte  Tiel  Hitze ,  uoj 
irarf  sich  immerwährend  im  Bette  herum«  Ge* 
;en  Morgen  ward  sie  ruhiger.  Die  lioke  Haod 
st  beute  ganx  gelähmt,  die  rechte  Hand  wird 
lu tomatisch  hin  und  her  bewegt.  Das  eigen- 
hSmIiche  Geräusch  beim  Athmen  hat  aufge- 
lort,  der  Unterleib  eingefallen^  der  Puls  sehr 
veränderlich,  manchmal  aussetzend»  klein,  un« 
erdirSckty.  bald  wieder  weich  und  unzählbar« 
hohl  iind  Urin  sind  auf  die  angewandten  Mit« 
tnl  ins  Bette  entleert  worden.  Auf  das  von  8 
Bchnh  H8he  auf  den  Kopf  angewandte  Tropf« 
bad  kam  sie  wiedor  auf  einige  Augenblicke  za 
iicii.  Dasselbe  wurde  um  12  Uhr  wiederholt^ 
9^  innerlichen  und  äufserlichen  Ar^sneien  wie 
^  '  m  fortgesetzt^  nur  wurde  mit  dem  Cam« 
auf  \  Gran  pro  dosi  speciali  gestiegen. 

Wahrend  des  Tags  verschlimmerte  sich  din 

antin  immer  mehr.     Sie  lag  in  steter  Be« 

Sng,  stiisls  jämmerliche  durchdringende  Tone 

i^  was  iMSonders  dann  erfolgte ,  wenn  man 

^Nn.  LXXXVIIL  B.  3.  St.  D 


— .     50     — 

k»  faernbrle.  Dal  Scblacken  sehr  erscTtwert 
uod  börbar,  das  Atbinen  rcichelDd,  die  Pupil- 
len «rireilerl  Dod  anbevteglicb,  der  Herzschlag 
Itrob  uod  leer,  der  Tulg  ksam  eu  finden,  dt« 
linke  Hnod  vollkomineD  (reläbmli  di«  recble 
ConTul>iriacb  in  den  GcDitalien  grabend,  ii» 
Hsut  beir«,  dürr,  hie  nod  da  blaofoibe  Flek- 
ken,  der  Bauch  trnmmelartig ,  in  beiden  Bj- 
pocboDdrtcn  glUbeod  beir»,  di»  uolern  Exlre- 
UJlälen  kalt,  der  reclKe  Schenkel  unbeweglich 
fegen  den  Leib  biDaufgeiogen  und  im  Knia 
Ifebogen,  der  linke  ebenfalla  gelähmt  und  gant 
geilreckt.  Bi  wurden  dieselben  üÜltel,  nur  in 
Yoracharfler  Dosis,  furlgegeben ,  die  BioreibDn- 
ges  der  Brechneiotteiotalbe  haben  biiber  noch 
keine  Wirknng  hervorgebracht.  Auf  di«  bea- 
liga  Annendung  der  Doucbe  kam  Fat.  fricder 
auf  einige  Augenblicke  zu  sieb. 

30j(*r  Mai.  Sie  lag  wahread  der  Wactl 
io  liefam  Sopor.  Früh  war  sie  aich  ein  w»- 
ntg  bewufsl,  scbvcitite  und  klagte  über  Dun(. 
Seide  Augendeckel  sind  beute  ödernntöt  g*- 
schwollen,  die  Augeb  Terichlier^ead,  iler  Maod 
iil  offen,  die  Wangen  rotb,  da«  Geiidil  to 
wie  der  caoze  Körper   sehr  zusatnmeacefaUui.  I 


—    Mo» 

r 

tftbr  getpaanty  der  Palf^  gans  qoregvIniSrfli^ 
di#  nntera  ExtranulEt««  in  aalomatiscbar  Ba« 
waguog,  Stahl  und  Uria  onwillkuhrlich .  abga- 
baod«  ^  Abaoda  erbrach  aie  einen  Spalwonn» 
das  Schliagea  wurde  gans  namSglicb ,  dae  A|h- 
mmu  immer  schneller  und  kürser,  der  Puls  im«, 
mer  schwacher»  bis  beide  endlich  um  9  Uhr 
f rnb  das  folgendea  Tags  gans .  und  fdr  immer 
erloecbaii« 

Leichenbefund. 

Bei  der  acht  und  twaosig  Stunden  nach 
dem  Tode  vorgenommenen  Leichenöffnung  fan« 
dao  wir  Folgendes:  Den  Korper  mager,  sehr 
gestreckt,  den  Kopf  grob,  die  Kopfhaare  Lurs 
abgeechoreo,  die  Hirnschale  mit  der  harten 
Himbant  innig  rerwachsen,  bei  deren  Weg« 
nähme  eine  bedeutende  Menge  Serum  au^flofs« 
Auf  der  sehr  gefafsreichen  Pia  mater  sah  ma|i 
titele  kieime  gMliche  hirsekotTiähnUche  Tubet^ 
ketm  aufnizm^  die  auf  der  rechten  Seite  we« 
niger  als  anf  der  linken,  und  an  der  innern 
durch  LoalSfung  derselben  Tom  Gehirn  sicht- 
bar werdenden  Fläche  noch  zahlreicher  und 
grSber  ak  an  der  aufsern  xu  sehen  waren. 
iKe  Seitenkammern  auigedehnt,  ungefähr  eine 
Dnan  wasserhellen  Serums  enthaltend.  An 
d^ 'Basis  des  Gehirns  eine  gelatinöse  Lymphe 
Ifl  geringer  Menge  angesammelt«  Alle  Theite 
lea  Gahima  neigten  sich  ungewöhnlich  stark 
snCwickelt,  besonders  auffallend  war  dieses 
beim  kleinen  Gehirn*  Die  Gehirnmasse  Ton 
anmsnler  Beschaffenheit,  nur  war  die  weifse 
BnhstaM  etwas  derber  als  gewöhnlich.  Die 
Schleimhaut  der  Luftröhre  schla£E^  lichtrotb,  mit 
vielem  Schleim  übersogen.  —  Die  Lungen  frei 
in  der  Brusthöhle,  die  linke  blutleer,  und  am 

D  2 


—     52     — 

vnleni  liftliAn  Lappen  inletlobiiläres  Etnphju 
lern,  die  SubMauz  graulich  mnrmorirt,  mit  ob» 
zähligen  kleinen  Tuberkeln  durcbv«ebt.  D«r 
rechte  obeie  Lappen  blutreich,  grörser«  'itian 
hie  und  da  eerlliergende  Tuberkeln  enlballeod, 
der  nnlere  Lappen  einpbyiematö«.  D«r  Ucn- 
lieutel  dÜDD,  dag  Herz  von  oonnaler  Grobe, 
der  recht«  Venlrikel  sehr  erscblaiTl,  dia  |ri>- 
fieo  GefäfsBlämme  blutleer,  ihre  Häul«  Hbr 
dÜDD.  —  Der  Magen  klein  zusammeogvin- 
geo,  «eina  innere  Haut  normal,  stark  gertm- 
xelt  nnd  blaf«.  Die  Milz  klein,  vieUappig, 
kleine  Tuberkeln  enthaltend ,  beionderi  ander 
Oberfläche  inehrero  Tnberkel-Gruppen»  Di* 
Leber  von  normaler  Gröfie,  feinkörnig,  blad 
TOD  Farbe  ,  mit  einigen  einzeln  stebeadeo  Tu- 
berkeln dnrcbirebt.  Die  GaltenbUiie  mit  we- 
nif;cr  aber  zäher  und  duakelgrünei  Galle  |e- 
fultt.  Die  INieren  Ton  normaler  Grör»e ,  Uut- 
leer,  Übrigens  normal.  Die  Blase  zusamBten- 
gezogen,  nenig  Urin  enlhallend.  In  den  Ge- 
därmen, welcbe  durcbgängig  blaT»  waren,  koi  1 
sieb  dünner  grlblicher  fa'calstoJF,  die  Drnii- 
schleitnhaut  hie  und  da  gerölhel,  niigeadj  je- 
doch Tuberkeln  lichlbar.  DieRückenmarksliiSht«  J 
wurde  TOD  Toroe  geöfToet.     Bei  Eröffnuag  der*  J 


...     Ö3     — 

eine  oveie 'HervorroßuHg  von.wtgefthr  4  Li- 
.9IMII  wi  Längen  f. Dmrchmeaser  ^)^  welche  weif» 
für  aU  dqä  angränzende  Aückemmark  miiehmup 
-Dacbdem   die  über  dieaelbe. laufende  und  .ttatk 

iD)idrte  Pia  mater  waggeaommea  wordjiift  war* 

Bai  der  Tom  k.  k.  Ratha'  nod  Pröfetsar 

^  du  AaMomia  an  der  k.  k.  JoBepbt-Akadamia 

Torgenoiftiibeiieo  geoaaen  Uotersacfträbg  det  Rük- 

keamarkae  seigtö  sith,   dafs  dieftördero  Wor* 

""tala  rechta   aut   der  Geschwultt '  benrorgehea, 

'^prabfend.  inf  darlinkeD   Seite  die*  G^cb wobt 

'liia  ^a' den  Srordero  Warzeln  reicbte»   ohne  ia 

aie  übersugeben.     Bei  Torsicbli^er '  Enietbaef- 

dung    der    Gee chwulat    koanta  -  inaa   darcbaas 

'krioä  -SabilaacTei^nderQng  wabrnehmenv  soa- 

dern  es  "war  deuüich  zu  sehen ,  daf«r  diese  6a- 

.acbwnjst  nur   durch  jinschwellung  des  rechten 

Stranges  entstanden  sey.     Zwischen   dieser  an- 

gewulsleten  Stelle   und  dem  anjgränienct^p  ge- 

Bunden  Strange  zeigte  sich  eine  etvf  as  stärkere 

Gafarsantwidüqng. 


Weaa  wir  diesen  Leichenbefund  ..mil.  den 

Efsdieioangen  Tergleicbent   welche  sieh  wah- 

rand  des  Yerlanfes  der  Krankheit  unserer  Be- 

-«backlong  dargeboten    haben/  so  kann  es  uns 

Bichi  antgehea,  dafs  die  entfernte  Ursache  der« 

'aeliiaa  iiaiipUäcblich   in   alt  gemeiner  Hypertro^ 

^jfMe  'der   Centrah  Organe    des '  Nervensystems^ 

■  ^jf^ea  Gehirns   sowohl,   loie  des  Hiickenmatks  zu 

*  iiäcftffff  itry^      (ieberdies    war    mn»  tubercülöse 
^  '*IKs]K>sition   Torhanden,   welche   durch  den  in 

*  '^^^iaam  Verlaufe  gestörten  Scharlach prpcefs  zur 
^  2J(ämelleren  Reife  und  Entwicklung  kam.    Die- 

*) -Siebe  die  Abl)ildujig  Fig.  1«  u«  li,  a.  . 


^     54      — 

•ei  getcbah  zum  Tb«!)  io  dem  Gewrb«  dii 
•dflisten  Orgsoe  Mlbst,  nie  ia  den  Lungvo, 
der  Lebvr  nod  JVIils,  zum  Tbeil  in  deo  li« 
dicht  begräozenden  Gebilden,  wie  die»  oameal« 
lieh  im  Gebirna  gvseheo  wurde.  Das  eatzüad- 
liche  Leidea  der  Haute  des  ßiickeDinarks  bat 
»ich  offenbar  ipaier  erst  zum  HydroceptiAlai 
Tentiicalariun  ex  dracb&ilide  tuberculota  bio- 
zugeseltt,  Dia  so  btdetäende  ^nwuhtung  dtt 
Hückenmarhs  an  dtr  beschriebenen  SuUe  durfte 
eine  spätere  im  f  erlaufe  der  letalen  Krankhtit 
trat  sich  entwickelte  Folge  seyn  der  Hypertrophie 
dieses  edlen  Organs,  und  hat,  wie  der  ganu 
fall  überhaupt,  in  ihrer  Form  manche  jiehw 
licKkeit  mit  der  von  Cerutti  btachiiebeneH  C#* 
tcbwMht  im  Rüvkenmarkt.  *) 

')  PatboToglccb  -  anatomlicLe«  Maseom  cinn  Otbnnd 
für  lenle,  WondSrite  und   GcburUlieltet.   11.  Hell. 
^      Leipsig  1822. 

Aacb  CrruttCs  Krank»  «ar  jung,  icblank,  htga, 
Im  Beailze  TOtiiJelicher  Geiitesktiüle,  ohne  Spnr  »I- 
n«  DjakrBste,  und  war  mit  Aosnaliiiie  Einer  pobc* 
Goneiellieil  lu  catarrbalUcU-ttieumalijclii-nBewh»«- 
dan  lonat  immer  getund  gsneten.  Der  Uripiing 
■eine«  Leidens  dntirte  ron  einer  lücbtieeo  Rrtilnini  . 
Mdt   einein  Balle  ber,    die  Krankbeit   begMH  ohM  M 


-*     Ö5     — 

Ruch  fcll  TorgefoDcIeneD  patbofogtsch  •  «na- 
touitcheo  Veräoderuofseo    mfisseo    wir   leid«r 
getl^heD»   dafs  dieser  Fall,  oach   dem  jetcigeo 
Slandpuokt  ooterea    Wisseoa,    zu   deD   höchst 
problemaliachen    io   Beziehan^   aeioer    Heiloog 
«od  so   den   medidnircheo  Räihseln  io  Bezug 
aeioer  Diagnoae  gezählt  werden  mtisae.    Denn 
UeibC  nicht  Vieles  an  üim  ein  Rälhsel,   seihst 
■ach^ani  die  sogenanole   Auflösung  doivh  deo 
LokUs^b^ad  Jiiazogekoauneo  ?   -*»    Et  dieoi 
jedoch  so   einer  neuen   Bestätigung    der  alten 
Jiingat  anerkannten  Wahrheit,  dafs  der  Sitz  und 
die  Nator  ron  inancbem  dem  Scheine  nach  be- 
lumoten  Uehel  sehr  Tersteckt  sej,  und  dafs  wir 
io   aoldira ^J(Vfcäfelhaften   Fälleo   aehr  bald.ao 
die  GfMse^  kommen^  wo   onser  V^Jssen  ho/« 
bSrt' on3"nnserllandeln  nnsicherwm.  '  tVabr» 
lieb,  Woir^W' Wir  mit   dem  w&WIfgen  Ai^gZir« 
noaTafoOy  nnr  in  der  Medicin   spielen  Räthsel 
•ine  ao  ebretfroUa  Rolle,  da.  sie  l^ier  so  kräf- 
tig milwirksin ,    Bescheidenheit  und   den   Ent<- 
acbloia  so   einem    nie  erschlaffendes   Studium 
der  Naior  herrorzubriogen   und   die  Gesinnuo- 
gOB   und  'Groridsätze   in  ons  su  eneugin  uad 
so  sihres  |^  die  alle  wahrhaft  praktisdien  Asrsla 
^OB  Jeher  aosseichoeten.  — 

«bng  Figt  III.  D.  IV.),  war  Tief  gTSTser  iiiid  beitand 
eas  einer  dem  Marke  mehr  heterogentn  Masse,  w«l« 
cbe  Grraflr  lor  Fangvs  nedeUaris  geMtea  hat 


—     56     — 


in. 
iPoeken  und,  BevaccinaJtioBi 


Bemerkungen 

eSnigBii  PoclieD-Epidemieen  der  Jafire  1933  udI 

1834  Un  Pbyticati' Bezirke  Waren   io»  Gnk. 

IwrioglbuDit  ]Ueckleoburg-$chncnD. 

-..  :   .    .  ......ij.'.      ;■    .Ven  ,  ■ 

■■■"■    '"»«"»örnbMth. 


Als  Referent  im  3VIa!-UettB  des  Bon'tAta 
Archivs  tod  132$  s«tne  Beoba«bluiigflD  nbir 
Pocken  and  ihre»  Eiallur»  auf  vaccioirulodfri 


—     57     — 

•chtbeU" 'für  die  Zukvnfl  )ä3weda  üeb«r* 
:bafxuDS  dertelben  in-  der  GegeaWarl  mit  sieh 
ihrti  Zwar  ttebt  der  ^frlh.  der  Je/iner'ecfaen 
Dtdeckoog  trots  der  neoereof  fast  überall  ge- 
lacbteö,  jene  etwas  betchränkepden  Beobacb^ 
ingeD  ooc|i  ijMt;  doch  bewährte'  ftch  eeildem 
och  mehr  upd  mehri  waa  Tielialttg  nod  aach 
om  {Uferepten  heraosgehoben  iitp  deraelbe 
Mr  nämeiMlicb  ^or  tierzehn  Jabieo  (•«  Joar^ 
b1  fL  prakU  Heilk.  1824.  SoppiemeBt*Hefl 
/^61)  aciioii  10  Eriooenmg  brachte,  ob  die 
e^f  eiligen  BeobachtuDgen  über  Kcbpocken  obd 
eren'  \I<^P^>^8o»g  auf  deo  MeaicbeD  die  Na« 
airforaclij9r4..berecbtigeD  koDoten,  den  Satt  ab 
L^m  aouyiitellen :.  acbt^  Vaccine  achSut  jer 
ea  iDdifiäabin  und  xwar  für  inimer  j(egeo 
[enf^henblattero  9  da  die  unumkofallche"  Be^ 
rdiifSbhing'-  dieaer  AonAhme  fa*  die  Gegen- 
rart  ntod'  2ikalift  aufaer  dem  Bereiche  d^ 
ndUchen  menMhlichen  WiiMena  läf^e  und  niir 
and  eonaequeat  geführt  werden  oiSchte,  wenn 
aa  Innere  •  der  il^atnrwerkatätte  durchachanet, 
er  leiste  Grond  des  Eotateheba,  der  Besten^ 
igkeit/  Ver&nderuog  und  For.pflaninng  der 
xnntbefliMi  nicht  ideal,  wie  baher,  sondern 
mIsÜ' begreifen  nod  eo  entziTern.  wäre ;  in 
em  Wahn»,  die  wahrgeoommeieo  Erscheionn» 
aift  etneHk^Natorgegenstandes  bftgriffeo  au  hn- 
•n,  vergesse  mao  leider,  dafs  die  Geschichte 
Btf  Aledicio  die  Trüglicbkeit  so  anaocher^  ni« 
Ige  Zeit  als  wahr  adoptirter  irndverfochtener 
naschten  -nelfältig  Yorfdbre.  Keioce weges  waiv 
n  din-'unennüdlicheo  Experimente  nod  deren 
rklnroDg  in  deo  letalen  lO  Jakreo  mehr  Licht 
if 'die  wesentlichen  Besiebougeo  der  Vaccine 
im  «mnnachlichen  Körper  und  nur  Variola  hin* 


—    58     — 

•icbllich  ;Sef  -TiIguogtTertnKgent  i^t-Jfgnlkmn^ 
aolagey  ab  das  Torletste  JahrcabeDd.^     '. 

;  .Vom  fahfhiBit  bis  1831  starbeo  in  ltf«i&l 
laDburg-Schwerio  nur  7  Inditidaen  da  Meo* 
achenpockea ',  dagegen  18312  aiclbflin'  Ü;'^ 
1831^:  68  f~  1834:  leider  540;  ^  '  18S5: 
332  j—  1836:  160;  —  18i3t:  17  I^d^tidditf^ 

)jier 'Stan&  ist  Ref.  aber,  69<^irfl^«it''dartebiirt 
2u  eebeoi.  ob  diese  Verblicbeoeb  äfte  A^i.  Vl(- 
iriola  irera' ritten  I  oder  ob  auch 'TodMalleÜi 
Folge  der  Variola'  inodificata  rorkau\eQy;iw  ikXbii 
aab  iii  seinen  Physika ts- Kreise  biir  eiÄaD^.1f*tf» 
desfall  bei  \ari6la  mpdificatä,  W^fd^' er  a^ 
iiicbt  als  Fol^e  diais  Exaatbemirbetrichi«D  )U8iftli 
<f,>o  FaU  No.  16.).  "    'fV',,'     ' 

Dia  allgimeioe  VerbreitoDl.  dfUjJPitfaü  im 
K acklenbnrg  Yom  Jabre  1832  bia  laSS^iat,  ia 
'Besag  auf  die  Zahl  der  dairon  .ergrifftifAoI^ 
aÜTiduen,  eiien  Theila  wohl  UraaclMnder  via* 
^B  Sierbefalb,  dagegen  ist  aber,  aiieksidi^  biap 
•fige  Nichtbea<bi«Dg  der  bastebeodeD  ■  faipil0aF 
•aetse,  das,  als  mercanliliscbea  GaWadMi  Imm^ 
•bgawardigta ,  '  Impf verfabreo  und  .dia  ÜbaiaU 
anangelode  odar  ungenügende  Coatrolia dar lapf^ 
liege  Grand  g»Dttg|  dafs  die  Variola#^T0taa.aa 
Itänfig  nach  fiiiher  uberstandeaen  Kii|q|ipclMM^ 
-aowohl  bei  ältdren  als  auch  bei  )BageraB  tpdft* 
^iduen«  vorkommen  und  mit  dem  Tod*  aadb 
f  en.    Es  bedaif  dieser  Zweig  dtfr  Madici^iil« 

jPoUsei  in  Mecklenburg  -  Schwerin  abaDeowoNL 
als  das  gante ,  auf  morschem  Grunde  fortT^i** 
tirende,  durch  iie  so  benannte  neue  Bladiriadh 
Ordnung  Tom  Jshra  1830  unToIIkomn»ei|'  oifa» 
nisirte  Medicinalweaen  einer  seitgemüEMP  §ah 
beo  Reform. 


—     69     ~ 

rm  flbrn'schu  ArcfaiT«  (Mai-H«fl  1828 
S.  387)  fahrt«  Ref.  einig«  Beohaehlaik|eo  eoe 
FDckeo^Bpidemieeo  der  Jahre  1824  und  1825 
«aC  aod  bemerkte y  y,et  %ej  ihm  nor  eio  ein- 
ziger Fall  Ton  wahrer  Variolm  nach  wahret 
Wmceme  (d.  h«  d*o  Narben  nach  la  artheilen) 
^rerfikommett  (der  Fall  No.  b8.)^  überall  yro 
•r  icble  VanoU  nach,  früherer  Vac^nalion  g«- 
•ehaiit. 3PrSre,  bei  fehlenden  Narben,  letstero 
BOT  Termnlhetf  oder  Ton  Nichcärcten  Yerrich- 
tat,  odeic'die  Narben  hätten  ein  f^ani  fälschet 
GepiSg«  gehabt;  eine  Modification  der  KranlU 
lieu  "ttk  allgemeinen  und  Srüichen  Verlaufe 
aey  dann  aber  auch  keioesiffege«  bemerkt,  ihr 
Terlaiif  war  dem  der  Variola- yera  bei  NicLt- 
Tacdnirten ,  namentlich  auch  im  Antbruche  den 
Bxaatbemty  nach  mehrtägigen  Vorboten,  Ind^ 
atafenweiten  Entwickeluag  dev  Pusteln,  allga« 
meiDeB  FSUung  mit  Eiter,  der  Abtrocknaog 
und  der  Narbenbilduog  nach  bestimmten  Stä^ 
dien ,  gaas  ahnBch  ;  weswegen  Ref.  die'  siei»- 
Jjcii  allgemein  geltende  Annahme:  y^nnTolUtän« 
iig  oad  iniTollkommeo  bei  einem  Individuum 
TarlauflsBe  Knhpocken  beschränken  in  demsel- 
ben die  Empfa'nglichkeit  für  Menschenpocke«^ 
und  theilen  diesen  das  Gepräge  der  verändeiw 
teo  Receptirität  des  Organismus  in  ihrem  kor« 
saran  und  milderen  Verlaufe  mit,"  keineswe* 
get  eine  richtig  begründete  schien  (cfr,  Hoxn*9 
ArchiT  K  c.  S.  385.  396. —  Huftland^^  Jour- 
aal  d.  prakt.  Heiik.  Snpplementheft  1824.  S.  78. 
79«)  i  auch  ist  solche  Aooabme  in  neuerer  Zeit 
genBgend  durch  Tiele  Tbatsacbeii  widerlegt 
worden« 

Auch  Ref.  bewiesen  viele  eigene  neuere 
Beobachtungen  io  den  f  ocken  -  Epidemieen  der 
Jahn   1833  und  1834,   dals  die  gISobiga  Ao- 


Bahme  unbedingter  Schntzkrafl  rtgelmSblg  Tfl^ 
laufeDW  Vacciaalion  gegen  Variola  -  in-  iÜM  ' 
Graadvaitea  mächtig  erachiillert  w>>r4»^-dA 
^denfalls  mehr  altere,  Tor  16  bit  30  JvbflB 
Vaccinirte,  jedocb  aach  Kinder,  dem'Innfa. 
glaubhafte  urgiame  Aersle  wareD>  dAM^IIal- 
*biBii  (lai  Wahre  Ge[fräge  hattea,  nicht  ilkia.TM 
Tariola  vara  des  höchsten  GradM-b*Mlmi,|diH 
de»  auch  wohl  dei  Tod»  Beute  «ittdM.''-' 

In  den  |ea«Dnt«D  Pocken -EpMai^^M  w 
Jahre  1833  und  1S34,  beobat^tata^.fW^.jBbB- 
.Cena  die  Vari»lM  modificatae,  VariQloi^ 'TJwU 
iltltig  bei  VaccialrteD,  sie  mocbtep  tii/ti,mißM 
«der  mit  TJeleo,  achten  VaccineDarbäa'  ^^^iirita» 
aevD.  Das  Encheiaeo  dieier  Fqck^ai-yspttSt 
:£ibrl  den  Beweis  von  nicht  TolUiaatBwa.u^ 
gehobener  ReqeptiTilät  für  das  Pockeiiyiifc  Mqgt 
.>abar  keioeswcges ,  and  immer  fnr  BBagllbate 
.VaccMalion,  ni*  Sab»rn^e%m  die«, iit.me^ärflc 
-Zeit  nach  Anderen  arxäblt  *).  Natargelreuet 
•  and  erfahrungsgeinäfsar  boirat  en  in  dentBand- 
bucbe  der  spedelleo  Fathologie  und  Therapie 
der.aculen  Krankheiieo,  Berlin  183S.  S.  890: 
,^,Die  Variuloiden  Nod  ein«  gelindere  Art  der 
-^äcbten  Itlanschenpockan ,  und  kommen  bei 
'.„YaccioirteD  vor,  wenn  die  allgemeine  Theil« 
.„nähme  des  Organismus  an  dem  Verlaufe  der 
.^Vaccio«  KU  geringe  war,  oder  der  EinSuri 
-^,de«  Pocken  CO  Uta  giu  ms  oder  der  Puckenepide- 
,y,D)ie  KD  stark  ist^  wohl  auch  nenn  die  gc 
i^,hörige  EntwickeluDg  der  Vaccine  durch  tr- 
^jgend  eilten  Umstand  geslÖrt  wurde  uod  die 
„Tilgung  der  Fockenanlage  nur  UDVollständig 
^z«.  Stande  kam."   (Auch  nena  Kinder  in  den 

'■j.5o6eniA«fm,  inktitclie  Diagoutik.  iSerlia  I837,''S. 
UM. 


—     M     -. 

-    «nlen    Lebenswocbtii    odti    MonateA   geimpft 
worden,  Ref.) 

'  Id  manchen  Familien  wurden  nur  einzelne 
Glieder,'  in  andern  aoch  yiele  Glieder  dersel« 
ben,  nicht  Torzu|iwei8e  die  Tor  zehn  oder 
swansig  Jahren  Vaccinirten,  sondern  fatt  mehr 
Kinder  unter  Tiersehn  Jahren  daron  heiinge« 
sucht.  Niemals  sah  Ref.  sie  aber  bei  Vacci« 
nirten  mit  unächten  Narben,  in  solchen  Fallen 
erschienen  nur  ächte  Menschenblattern  nach  er- 
folgter Ansteckung. 

Ohne  das  zum  Ueberflufs  in  allen  Zeit* 
achriften  vorgeführte  Bild  der  ächten  und  mo- 
dificirten  Blattern  hier  zu  wiederholen,  be- 
achränkt  RmL  sich  blofs  darauf,  dem  geneigten 
Leser  einige  Fällen  wie  er.  sie  seinem  Tage« 
buche  Übergaby  mitzutheilen ;  sie  möchten  mit 
dafür  sengen« 

1)  In  einzelnen  und  nicht  ganz  wenig  Fäl- 
len kann  nach  regelrecht  yerlaufener  Vaccine 
dennocb  Tariola  dorch  Ansteckung  entsteh en^ 
und  s  war  beobachtete  Ref.  dies  bei  11  Indi?i-> 
.  dnen  i^  Alter  ron  9  (No.  4.  11.) «  Ton  11 
(No.  9.  13.),  ▼on  14  (No.  10.),  Ton  18,  21, 
23,  24,  27  und  28  Jähren  (No.  12.  1.  14.  3* 
15.  2.). 

^  .  -2)  Nicht  blofs  nach  Kubpocken ,  sondern 
^  aoch  Mich  Menschenblattern  kann  ein  Exanthem, 
^  dem  der  Varioloiden  ganz  ähnlich,  entstehen 
c,  QSom  5«  8.)« 

^    '.       3)    Nach  regelmäfsig  Yerlaufener  Vaccine 

:*%Mclit^  die  17  oder  18  Jahre  später  ausgeführte 

'  .tLmraccination  nicht  allein  zwei  ächte  Vaccine- 

i^atflM  hervor,  sondern  es  entstand  dabei  an» 

^•hftiteii  Tage  noch  ein  Exanlhemi  das  denVa« 


->    6»    — 

gleirti  kaai^  alto  aattitlallMir  ibuhak' 
encbien  (No.  7.)  *) 

4)  Es  kann  das  nach  achter  Yaeelo»,  Sft' 
Jahre  später  durch  Aosteckung  ton  Vanobh 
dea  herrorgeruffsoe  Exanthem ',  Jbei  mbedejii 
teodeo  Allgemeinleidea,  unter  plSlsUch  Umh; 
treteodeoy  gans  ungewöhnlichen  ZnCUba  i^j^ 
lieb  endigen  (No.  16.). 


Die  Resultate  meiner  ReTaccinationM  Sl^• 
yrachseoer    gleichen    den    Ton    anderan  .Am» 
len  gewoonenen,   s«  B«   erseugte  die*,  in  dem 
Konigl.  Wörteinbernsischen  Militair  (ofr*  Bmni'j 
amtlicher  Jahresbericht   in  dem   mediciniiehAn 
Correspondenzblatte  des  wiirtembergischen  tet>* 
.  liehen  Vereins.  Ludwigsburg  1836 )  im  Jahni 
1833  an  1683    Menschen   Torgenonmeoa  B** 
taccination    bei    34    Ton   100   ächte  Yac^a» 
pusteln,   bei  22  von   100  modificirta  Päckea^. 
bei  44  Ton  100  haftete  sie  gar  ni:ht.    Voa  ^00 
IndiTidnen    hatten  öl  gans  normalei   ^  fluia» 
gelhafle    und    21   gar  keine  Impfnarbejp»  ^I^^ 
Jahre  1834  gelang  die  Reraccination  ToIUMünir 
men  bei  21  too  100,  mit  modificirte^i  Erfo^ 
bei  25  Ton  100  und  blieb  erfolglos  bei  24  tob 
100;  bei  Tieleo  too  diesen  Individuen  war  die 
Revaccination  erst   1832  —  33  theila.niil  Tatt- 
kommen  gutem,  theils  mit  modificirtam  Btipige 
irerrichtet  worden,  so  dafs,  wenn  die  Zahl  diA 
selben  in   Abzug  gebracht  wird,  auch  dar  El)^ 

*)  Einen  ganz  ähnlichen  FaU  fahrt  Adm  in  ssineniiil^ 
reibericbte  aber  Revaccinationen  (MedicinStches  de* 
retpondenzblatt  des  wurtember^scben  Sntlisfaail^IrfnK 
eina.  Lodwigsb.  1836.)  auf:  bei  einem  11  Jalwajiin  ; 
ten  revaecinirten  Unterärzte  brachen  am  lOCea  TM 
nach  geicbebener  normaler  Revacdnatiön,'  dsa  aMh 
theil weise  rollendster  Kuhpoclrany,  yarieloii8a4Ha^ 


«     63     -* 


Mg  iich  M  •Iwa  eiBein  Drittlml  alt  m  mXt^ 
komflaeo  guter  li#niaMl«Ilt  los  Jahr«  183S 
wofdtB  28  Toa  100,  mit  tnodifiärtoo  25  toh 
IpO«  ohää  Erfolg  47  tob  100  ravacdoin.  So- 
wohl bei  dea  mit  gatem  Erfolge  alt  bei  den 
aut  modifidrtem'  ood  obne  Erfolg  ReTaccioirtea 
waiea  gute  Impffoerbeo  ticbtbar;  Indirideea 
ohae  Impfoarbe  worden  ebeo  sowohl  mit  aor* 
malem,  alt  nüt  modificirtem  Erfolge  ood  gaoi 
erfolglot  revaccinirt,  eo  dafs  alto  die  Giticb- 
güHigkeit  det  IinpfnarbeDSQttaodes  als  Bestim» 
mungtgrend  für  die  Reraccinatioo  Tolikoinmea 
•D  die  Augea  tpriogt«  Die  ReTaccinatiooea  ia 
der  KSaigl*  Praofsitcheo  Armee  stimmeo  io  dea 
F.aeolbilea  gaaz  mit  obigen  libereim  (cfr.  Rusf$ 
Uagasia  Bd.  XXXIX.  St.  3.) 

1.  Jok.  Krüger^  Militair^  2i  Jahre  alt^^  nv 

bntter  Coattitulion ,   io  der  Jugend  Ton  einem 

Borerläsugeo.  Arste  geimpft,  ^oo  dem  ihm  aoch 

im  Tieraehatea  Jahre  eio   Impfschein  über  re« 

gelmäffig  verianfene  Kobpocken  ausgestellt  wor« 

deo  war,   traf  im   Januar  1833  cum  Besuche 

bei  teiaea  Eltera  in  Garow  ein.    Im  Dorfkrnge 

lag  eia  f  jähriget ,    nicht    vaccioirtes  Kind  aa 

Heaaeheablattero  krank  und  starb  daran.    Kr. 

^  warde  hier  eogesteckt»  die  Angehörigen  Ter- 

keioilichteD  die  Krankheit ,    und  tah  ich  den- 

«    selbao  erst,  alt  er   im  Biterongsstadiö  wahrer 

t-  keatchenblattern   gestorben    war ;    die   Leiche 

\'  tMgta  det  treoeste,  aber  auch  das  furchtbarste 

^:^d   cooflaenter  Pocken,  vom  aufgedunsenen, 

^^Makeaartig  entstellten  Gesichte  an,  bis  zudeo 

rTlftiiger*    and    Zehenspillen.      Die    etwanigea 

T^fj^acinaaarben    konnten    deswegen   auch  nicht 

l7%affafnndea  werden. 

•'^-      2^  Johmnn  Sohmf  28  Jahre  alt^  im  8ten 
'  ^^bkn^oArf  Tacciairt ,  mit  7  charakterUiUchen 


~     64     -^      - 

P^atdiunarhrn,  wurd«  'mm  JJS/Jto.'  iS33»  m 
Giroir  TOR  den  gawÖhDÜcheir.  :yorfaot«B  'dw 
PockSB  beTalUn.  Ali  ich  den  Knakan^aan^ 
P«bT.  a»hy  klagte  er  iibm  KopffräK  AmA*Mi 
■Heu  Glittdera,  Durat,  HBatbreaHtfD,  UaM» 
and  SchlaflotigliMt.  Da«  Gaüebt  W«V)«D%Bf 
daniflD,  ro(h  und  brombecrarlig  Tnw  tniilwi' 
.1«m  Ezanlhem  bedsckt,  Hände,  VordafinMt 
Rampf  ond.  Extremilatea- eben  m;  Jisit  Hwri 
Tagen  war  die  Eropiion  bemerkt.* "In, XflArH 
Beobachtung  dies»  Kranken,  'der,  in' 'BilM 
rnngsBladio  confluenler  Blattera,'  mit  angtHMia 
aofgeschwoUeDcm  Gstichle,  6  Tagemlt  ngn* 
•chwolleDea  Aug^nlidaia  lag,  dieZimiDtilm 
■o  Terpestele,  dafs  man  beim  Einlrilte  Junm' 
elhmen  konnte,  hatte  ich  Uider  GAleg«nfaei^ 
dsB  XU  leben,  \tnt  Manche^  nach,  ngelreclit 
Terlaorener  Vaccine,  irüher  für  unmöglich  |ItcU 
ten  und  ich  in  den  Pockenepideinieen  iTöalS3& 
nur  ein  Mal  erblickte  (conf.  Horn's  Arcbir- iHai- 
beft  1828.  S.  409.  Nr.  68.)-  EntzÖDdUehe  A(- 
,  fection  der  Brnstorgane  and  des  Gehirurmil 
furiöien  Delirien  und  andern  nervösen  Zußl* 
lan  brachten  den  Kranken  in  der  dritten  Wo- 
che an  den  ßand  des  Grabes,  dem  er  kanm 
KU  entreiliieD  vrar.  Das  ron  Narben  entstellte 
tieiicht  Terköndet  für  immat  die  Natur  der 
übvritandanea  Krankheit. 

3>  Knecht  Brandt  zu  Carow,  24  Tahre  all, 
mit  2  gutenyaccintnarten,  übentand  in  5  Wo- 
chen Menscbeoblattern,  noinr  meine  Beobach* 
long  und  die  nachgebliebenen  Narben,  bei  Übii> 
gen»  gutartigem  und  ngelmäfsigeni  Verlaofa 
neugen.  ^^ 

4.    Tagelöhner  KnüppeFi  Sohn  zu  GMl 
9  Jakr*  att,   mit  nner  lanstn  fiDÜtm  J^imIm 


--«     65     — 

arbe^  iibarslätf  d'die  BbiMcbeDbtattdrii  mit  aomm« 
im  YerlaufeHitf-aileo  StadieD»  Lvider  hinter- 
iften  aie '  Gatebwolst  dnd  Staifigkeit  beider 
llenbogeiigelealiey  laogwierigeo  Husleö  mit 
sktiacbem  Fieber  ;  erst  Dath  eioem  Jabce  kehrte 
ie-  Getnndbeit  nach  uad  naeh  wieder  sorSck ; 
aa  oarbeiiTolle^  Geiicbt  faekaadet  die  Statt  ge- 
lodaae  Krankheit. 

d.  Marie  Ohrtmann  xu  C.^  33  Jahre  ali, 
iTitlwa  dea  Biehtraccinirten^  aa  Blattern  ee» 
orbeoea  TagelSbnurs  O.,  überstand  in  den 
«tea  Lebeotjabren  Menschenblattern ;  ihr  mit 
kärakierißiischen  Narben  bedecktes  Gesicht  legt 
eugnifa  dafür  ab«  Während  der  Pflege  dea 
[apoea  bUeb  sie,  trots  aller  Beschwerden  nnd 
ver  bia  äum  lOten  Blonate  Torgeschrittenen 
sbwaagencbaft  gesood.  Am  22.  Febr.  inblte 
s  hefUce  Kraus-  und  ^Lopf^cbmenen ,  Reih- 
en IQ,  a\laB  Gliedern ,  Uebelkeiten  mit  Erbre» 
len«  -Am. 26«  .entstand  Gedunsenheit  und  Bo« 
le  dea  Geeiciiti,  die  sieb  am  27.  .auch  auf 
»m  Rufapte.  und  den  Extrenlitäten  zeigte, 
efaoa  , am.  28..  Febr.  und  1.  März  waren  aua 
«aar.  2l$tbe  'zerstreute  Pusteln  ,  als  NadellLnS- 
bjand  Linsen  grofsi  gebildet ,  die  flacher  und 
laiacher  im  oberen  Driltheil  gelbliche  Lym- 
ia  (keinen  Eiter)  enthielten;  |  mit  der  Basis 
iebea  blafsröthlich^  härtlicb.  Aof  den  Extre« 
itStea  bUebed  "viele  der  einzelnen  Efflorescen* 
^  hSlsig  nnd  papulos.  Am  2.  und  3.  März 
Mröcknetea  sie  im  Gesiebte  schon;  am  4. 
ita:  waren  daron ,  an  der  rechten  Seite  dea 
Iniaa'»  bei  der  Nafte  nnd  Tor  der  Stirne  etwa 
■^llwils  fleischfarbene,  kleine,  warzige,  pa« 
Erhabenheiten ,  theils  kleine ,  röthlich 
Stallen  sichtbar/  Daa  Exanthem  naf 
a  &Sjper  war  gröfstentheils  tcoekeah 
.L)LKXVIII.B.3.St.  E 


^Mife 


—     65     — 

und  gab  >!cb  ala  Hurkorn-  .und  linungrorir, 
kooUcbe,  <neir»rötbl!che  Papeln  >  «od  deoen  <li« 
üTÖheren  Bobr  wenig  vratserhelle,  etwa»  klebrig« 
Lyiiipbe  io  der  Spitze  eDlbielteii.  '  AuTier  Kopt- 
flr.hnierseii  fÜblie  die  Kranke,  nach  dem  Aut- 
bruche des  F^Kaolbems,  keine  BeHchnerden. 
Ain  2lea  und  Sita  itelltsn  sirb  Weben  tia, 
am  4.  Man  wurd»  sie  von  einem  gesDodin 
Kinde  eolbunden.  Gf  ichUgeachwiiUt,  Afr«clioa 
der  Speicbeldrüsen ,  zweile«  Fieber  oder  lou- 
alige  BeBcbnerden  irardeo  tpaterbln  nicbl  be- 
merkt. 

Die  allgemeinen  und  örtlirben  ZaHiIlB  b" 
dieier,  in  den  ersten  Lebeni)ahren  von  Blm- 
tero  beiingesucbren,  nieinaU  vactiniHea  Pf^^ 
SOD,  waren  in  allen  NüfinceD  voIIkomnieD  de-l 
nen  gleich,  ^ie  icb  sie  unzählig«  Male  beiK 
faccinirten  ntid  späterbin  ,  von  sogensnoten  Tnn-B 
dificirten  Bhltern  befallenen  Kindern  ond  Er-I 
Wacbsenen  genaa  beobachlete ;  wie  kam  mF' 
nun,  daTs  dieser  Boden,  v/o  die  rockenüDla;*  I  ' 
durch  den  früberen  Ausbrurfa  der  Veriol«  («- 1 
tilgt  war,  denaoch  ein  Exanthem  berTorbrarbl«,!* 
das  die  Theoretiker  nur  dort  keimen  undjedtibeol* 
lasten  wollen,  Vto  die  Pockennnlage  HUT  nvW 
vnllknmmen  durch  die  Vaccine  »Plll-t  .».tnll?« 


—     «7     — 

laUmea«  SpeicIicJfob  mit  d«m  bebn»« 
pMÜschea  Getiaske;  das  Eiterangifieber 
badMUead.  Aoi  18.  SGus  sah  mao  hier 
▼icla.tfockae  Sehorfa  im  Gesichte ,  aafser- 
ifacnll  erhseagrofse,  drannscripte,  tolb- 
eÜae,  ia  der  Lufl  deakler  wardeade  Fleh- 
UB  Gesichte  viele  Karbea« 
\  Friederike  Hübner,  19  Jakre  elf,  laCa- 
hatte  TOB  ihrer  fraheren  YaccioatioD  eöie 
€kmrmkierisiische  Sarb€  hehatten ;  sie  warde 
.  Mars  mit  6  Stjcheo  too  Arm  an  Arm 
ciairt.  Vom  Sten  Tage  aa  bildetea  sich 
'  Stiche  stafea  weise  a«  2  grobea  wahren 
iacpaslela  sut,  die  am  Steai  Tage  ihre 
;•  Areola«  mit  Geschwulst  des  Arms  ood 
chmenhafteo  Acbseldriisen  aeigteo,  wobei 
K  KebeihewegUDgen  augegea  waren.  Die 
iBlaainCeBweissRärkbildnog  geschah  darch- 
laimsl^  am  18.  Mars  sah  ich  die  maha« 
irlig  hranoen  Krosten  der  Posteln.  Das 
Sten  bedeutende   Fieber  minderte  sich  am 

doch  fühlte  das  Mädchen  sich  am  lOten 
ff  mnwühlBfg  so  dafs  sie  ihr  Lager  Sachen 
e,  nachdem  mehrmaliges  gallichtes  Erbre- 
Statt  gefnadeo ;  ein  indicirtes  Bmeticnm 
«ie  Tiefe ,  scbleimigte  f  bitter  schmeckende 
igkeit ,  mit  Erleicbtemng  im  gestörten  All- 
inhefinden,  das  aber  keinen  Einflofs  auf 
^s  regelmafsigen  Verlauf  der  Vaccine 
Am  14.  Marx  erschien  im  Gesiebte  und 
em  übrigen  Körper  allgemeine  Roche;  am 

hloheteo  daraus  kleinere  und  linsengrofse 
In  henror,  Ton  denen  die  grofseren  sich 
ilarer  Lymphe  im  oberen  Theile  füllten^ 
iehrsti(p  und  alle  kleinen  blieben  papulSa 
ingef iillt ;  alle  Pusteln  und  Paoeln  des  Ge- 
•  and  dar  Hände  waieii  den.lS.AfäBohn«' 

E  2 


SchorfbiUnng  icIiod'  T^Ktinetf'iAnr  «M'VMi' 
unteren  Extremitäten  kaiBen'')i'ie  iibS  dott  1^6^ 
kl«ive  Ksehzn^ler,  deren  fipitM  '•ftfn'I.fd-' 
'  f>fae  entfaielt,  dereil  tSiblicbe  Basia'iieh  bjMfth 
-anIBbll«.  Daa  Allgemeinbeflnden'  :irlr  ^«irlt^Ah 
'AitsbracU«  des  Exanthemi  vollkomraetl'iiit;  ' 
Ea  xeichnet  dieser  Fall  »ich  dudoy"^  .Itwftii 
.den  aus,  dalB  bei  rinn-,  nönnaien  F'aotfpimmftit 
die  ße*accioBliqo  2  wahre  Va ccintpurt^  Ifi^ 
.vorbrachte,*  deren  Verlauf  in  aneti.5tsi^^  «Anb- 
aus ungeilÖTt  blieb,  als  am  iOlaa  Tfgm  tßdi 
der  Vaccinalion  j  noler  Ter^n^erpqg.  ^||S  AP(t- 
itietnbefindeiis,  schon  ein  ExantbeiB..mc)^f% 
das,  den  Varioloiden  gleich^. keimt«  ^änofif- 
blühele.    .  ,     ,  ...,  ,,,!■.     :.  ' . 

8.  Tagttahnarfrau  Ritk,  38  Jaftniiaat  «wH«^ 
«ach  YeriicheruDg  ihrer  Alntter,  ^in  ÄMk.ii«- 
beaijahre  in  einer  damalt  berrtcbeiiiim  fipido 
nie  TOD  Variola  befallen;  Narben  waren  nicht 
«ufedfindeo.  Yaccinirt  ytar  die  R.  aua  obigem 
{Grunde  nietnal**  Am  25.  Febr.  wurde  sie  von 
Kopfweh,  Gltederreifaen,  FroM  und  Hitse  be- 
fallen; nach  ^lägigemTlnnohlseyn  erstbieo  mit 
«Ilgameiner 'Uastrolhe  ,  im  Gesichte,  auf  dem 
Bumpfe  und  dea  Extremitäten,  ein  Exanthem, 
dai  sieb  in  Fornt  und  Verlauf  ibeilneise  all 
VarioL  lynphatioa,  theils  sl»  Variol.  verrucosa 
cbarakteriiirte. .  Am  12ten  Tage  osch  dem  Er- 
kranken,  den  7.  Slarz,  vraren  ioi  Gesichte  nad 
auf  den  andern  KSrperlheilen  kleinere  und  gn^- 
Ii^re,  etwas  härtlich  ansufühlende,  vrenigtibet 
üa  Haut  erhobepcNachbleibse)  sichtbar.  £m« 
10  Tage  hindorch  fübtte  die  R.  sich  »o  kraüt^ 
dals  sie  daa  Lager  nicht  vetl^asen  koiiQt«.  v 
9.  Zwei  Otbrüäer  Sohuiztu^PlmU^UiM 
9  lahrt  tM,  waien  tot6  JabtaaYaedäirtf 'Bf 


-!*     69     — * 

Juvar  1834  forderte  der  8jHhrige  Knabe  eioea 
lopfecbeiD}  da  die  zwei. Narben  <w:ar  Dar  kleia 
waren ,  aber  keioeBweges  ein  unäcbtei  Gepräge. 
seigteD,  fto  revaccinirle  ich  ihn  versnchsweise. 
Tod  6  Sticbeo  bläheten  Tom  3leD  l'age  an  4 
adftone  Vacdn epastein  auf,  die  in  allen  ortli- 
cben  «od  aljgemeine.n  Symptomen  das  Bild  äeh* 
ter  TacciDe  erkennen  liefseta ,  die  späterhin  oftn 
inabbeaiditigten Narben  waren  mattweifs,  paok-^ 
tirty  hellicht  gestrahlt«  Als  der  Knabe  am  8tea 
Tage  eich  cor  Nachsicht  stelhis,  äofserte  er, 
'  aeia  alte^r  Bruder  läge  blind  an  Menschenblat- 
ftam  nieder«  Sofort  eilte  ich.  zu  ihm  uod  er-«« 
blickte,  ein  Schauder  erregend^  Bild  confluen» 
ter  Blattern  ,  die  über  den  ganzen.  Korper  nur 
eine  lasammenbängende  Masse  bildeten.  Die 
ongehenre  Gesichisgeschwulftt  ^nit  Terscblosse^ 
■eo  Aogealiderni  Torgefchrilteoe  Eiteruog  der 
Gesicblsmaske  y  anfangende  Eiterung  der  Blat- 
tern aof ;  dtiQ  Rumpfe  und  den. Extremitäten, 
urabrer  Eiler  in  denselben,  sovvohl  hier  als  ia 
deo  Pusteln  der  filundhQ.ble,,  furchtbarer  Ge- 
ataok  des  copigsen  Speichelflusses,  aufgehober 
■et  Schlingen,  bei  bedeutender  Geschwulst  ^eß 
Bachena,  heftiges  Fieber  uiit  Retention  allein 
AbaoaderuDgen,  anhaltende  Delirien,  bei  grofs- 
ter  Schwache,  liefsen  baldigen  Tod  prognosti- 
ciren ,  der  auch  nach  24  Stpnden  erfolgte.  Da 
heida  Oberarme  voller  Pnstelo  waren,  so  konn^ 
tae  die  Vaccinenarben  nicht  aufgefunden  wer« 
den*;  die  Mutter  yersicherte,  beide  Knaben 
hältea  ror  6  Jahren  sehr  gule  Kuhpocken  über» 
Blanden;  ein  sorgsamer  Arzt  hatte  beide  Kna« 
ben  Taccinirt. 

10.  Tagelöhner  Niclas  Tochter  in  Plau^ 
14  Jahre  ali^  mit  einer  langen  ächten  Facoine' 
würbe  aus  dem  3ten  Lebensjahre^  überatandiin 


—     70     — 

JaD<  1834Men>cheDblaUern  mit  normaTem  Ter* 
lauf«  in  alUo  Sladieo  ;  dat  toh  Korben  be- 
deckte Gesicht  zeugt  für  die  Natur  des  Esao- 
iheme  norh  forlwahtend. 

11.  Knabe  GarnaU,  9  Jahre  alt,  mit  «- 
ner  langen  ächten  Vaccinenarbe  aus  dem  2(ea 
Lebeaijahrfi,  überstand  im  Februar  1834  cod- 
fluente  Bloltern  des  höheren  Grades,  die  in  al- 
len Sladien  den  gewÖhulicbeu  Verlaui  macblen; 
aach  hier  zeugea  die  nach  geblieben  eo  Narben 
für  Variola. 

12.  Maurerhursche  Serrahn,  18  Jahre  all, 
im  3lea  LebeoBJahre  Tacrinirl,  ihil  einer  langtit 
ächten  Narbe,  lag  im  Novbr.  1836  6  Worheo 
an  conBueDten  Blatlern  schwer  krack  nieder, 
erst  in  der  8ten  Woche  konnte  er  die  Krao- 
kenslube  verlnsseD,  und  raacblo  das  roa  Tiar- 
beo  «eniiseDe  Gesicht  ihu  den  näcbslen  Ver* 
YTSodten  uDkennlllch. 

13.  Louise  Qiiade,  11  Jahre  alt,  üblTStasd  | 
Im  Movbr.  1833  Mensthenblaitern  roll  norms-  / 
lern  Verlaufe  in  allen  Sladien,  das  nsrbeiiToile  I' 
Gesicht  Bflugt  fär  die  Natur  des  Exunllifnis.  h 
Im  Sommer  1833  rieth  ich  zur  Reraccipsliea  H 
und  verweigerte  einen  linpfscheia ,  ffcil  die  1^ 
3  Vaccinenarben  nur  klein  und  nndeatlidl  Wt- JS 


fig  b«i  tfchWacbilcher  CoottiUitiiM  ,-  tmiguiiiiscb^ 

Ehlegmatischem    T«mperaineiil^i    fibermäfsigvii 
aizbarkeit,  bbn«  bettlägerig  sa  ^70,  alsKibd 
aa  strcyphdIoser'Djskrasiei-als  Juogfrtfu  ao  ba* 
5cbwerlicheo  ^    init    roraogebeiideo    Schmrersaa 
Tafbuodelier   spärlicber  Meostruatiob  ^    an   Ob* 
tttodiöMD  otod  Uäiilorrhoidal«-A.Dlage,  mit  OiU 
Uehem 'kiV6r)ueken   and  KreiassdimarMB    oba» 
Blatfiiirai.'  -M'Sommfir  1833,   «1»  der  Allge^ 
meingetandhaitatfoBtand   gut  >ivar,  betocbte  aia 
daii  TOD  {brewi  d^rsaitigen  Aufeotbaltsorte  swai 
Meilen  •ntCwota  elterlicbe  Haut ,  wo^islbf t  eiao 
jaogare   Scbw^ter    tod  ;  modificirteo    Pocken^ 
pboe   dabei  figenilich  krank  zu  sejo ,   befallen. 
vfBrm    Oi|^iekl^..Dem.  S.  kiodiscb  ängstlicb  dia 
ioateckong .  I^rcbtate ,    bo    bemerkte    sie    doch 
fom   14«   Aogost^   dem  Tage  ihrer  Rückkehr 
bs    dem '^IterohaoBe,    bis  ziim  21.  Aug.  kei- 
lerlei  UoVrolilftejn,     Am22.  Aiig«  gegen  AbencT 
äblte  sie  einige  Schwere  in  den  Gliedern,-  dia^ 
^acht  Terging  unruhig.     Bis  zuni  lösten  hiileta 
ie    abwecDselnd  Stube   und    Bette,    ohne  sich 
aaondera  £rank  su  rdhlen.    Ein  am  25sten  im 
!auee   aowei^nJer  Arzt  fand   den  Krankheits«' 
iiatand    durchaas  unbedenklich,   sah  kein  Ex- 
atbem  auf  dem  Körper,  beruhigte  die  [  Kranke 
nd  Terordnete  eine  temperirende  Arznei,     Aitt 
6.  Aug.  Mittags  fand  ich  Fat.  im  Bette,    mit 
fasier   Gesichtsfarbe   (gleich    der  in   gesunden 
"ageb),  sie  klagte  über  Schmerzen  der  Glieder, 
Kopfschmerzen  bei  freiem  Sensorium,   uoruhi- 

E"^   I  nächtlichen  Schlaf,    Appetifmangel,    etwas 
r|t     Die   Haut   war   feucht,   Zunge    hinter- 
iMitla  wenig   bellort,    Aufstofsen,    bitterer   6e- 

emack    oder    Uebelkeiten     febllen     gänzlich, 
_!^lgaag  war  gestern  und  beute  auRgebliebeo* 
PTie häufig,  so  hüstelte  Fat«  auch  jetzt  mitun- 


f-     72     - 

tor,'  dpch  war  Jüe  Biroit  firei^' die  «tiefSite  Inipl- 
racion  wiederholt^  erregte  keine: rAeachwefdef 
etwas  SchnopfeD  war  sa  bemerken« ,  In  -lelsr 
ter  Nacht  waren  an  der  N4se  Md'yondei 
Stiroe,  an  den  Häeden,  Vorderarmen  nddeü* 
lern  Extremitäten,  wie  N,adelkfiqpfeyiiBd>,1(Maa 
Lioston  gcofse  , ,  blafsrölhliche ,. :  etw ^e  >  Mb^;  i^M 
Haut erJuihattei&notchen  auig^rtwheq V,die.eUi 
härtlich  anfähhep;  Gesichtige^ehjWblit^'^iJcflilb^ 
iion  der  Schling— und  Re8piratiopeorgeee.leh|||e|u 

Patientin  wurde  auf  WaHeitde't  IgüMki 
lind  ihr  anetHpfohlen,  da»  Lagef -eUbt;wi  ytkr 
lassen;  als  Arznei  erhielt  sie:^  Ree; '  Aallnl(^• 
nuriat.  drachm,  i/?*,  Natr.  stilpherlc  «ne;  fli 
Aq.  FoeoicuU  onc.  TJ ,  Ol.  simMifliid  i.'BI» 
D«  S.  ZweistSndlich  einen  Efsieffel.^'     . 

Am  278ten  spurte  Fat«  keine  j^opfrcbner- 
aen»  weniger  Gliederweh •  Kopf  a^SBcost  wa- 
ren gang  frei,  Oeffnung  folgte  zw;eiltalbreUg; 
Appetit  und  Durst  wie  gestern.  Bier  «od  'dort 
waren  noch  eiöige  Knötchen  erschSebee,  eodab 
etwa  20  derselben  gezählt  Wurden« ^  Die  ge- 
stern bemerkten  waren  etwas  groüter,  niehr 
erhaben,  konitch,  gelbrothlich^  ohne Bö£  Arm« 
Bei,  Diät  und  Verhalten  wie  ^iestero»  Diät  und 
Arznei  wie  früher  fortzusetzen.     . 

Erst  am  31.  August  wurde  mein' Beench 
wieder  erbeten  (Fat.  war, Erzieherin  auf  dein 
Laude  ^  eine  Meile  ^on  Flau  entCeriil),  indem 
Fat.  keine  Yerschlimmeruog  des  Al|gen|eiabe« 
£ndens  Ter.opürte ;  heute  fühlte  eie  iich  mstf,* 
bei  mäfflig  feuchter  Haut,  etwas  kleiaeipeiBi 
härtlicbem  Pulse  Ton  90»  freiem  Stuhlgang  gelb« ' 
rothlichem  Urinabgangei  vermehrtem  Oofst«; 
die  Mächte  hatte  sie  unruhig  zugebracht^  doch 
nicht   ganz   schlaflos;    sie   klagte    über  etwas 


-    7?    ^ 

ScfasMn  ao  dtr  liDkea  «Seit^  der  Broat,  gegas 
die  Broetdrpse  bin,  worauf. eaberer  Druck  Dicht 
•10 wirkte  I  iriilcber  ebeofalU  wiederholia  tiefe 
latpiralioiif  a  nicht  behioderte;  Herakiopfeo  tiuji 
Bifcht  Statt.  Das  fexaotbem  war; noch  durch 
eiqigfl.klfioePapalo' vermehrt;:  etwa  10  dar 
grwiaa^  auC .  deo  Armeo  uod  Haodeo  snerat  > 
anigebrqcb^oeD»  wareo  aor  der.B'ßaia  bl^fsroihr 
]ich«..ftajcb  dbea  hia  w.ejifsUch ,  jetst  pnataloa« 
aosit  kijnlaUheUer  Ljrmphe  giifdlU.;  eoüeert,  fie« 
leo^.iie  niiMiiiineo,  oboft  iicb  wiedcir  «u  fSUea^ 
^ile  SbrigjBo  Ueioereo,  blieben  .papulos;  Spei« 
cb^drosen-,  oder  .HflasafTectioo,  Gesichtsge« 
achwolatr  B^rpst  oder  lPro9tela  wurden  nicht  he« 
merkte  -Diib  yerbrancbte  Arznei  wurde  durch 
folgende  arteUt-:  Rec.  Ammon.  muriat.  dr.  ij, 
Exir. .  Liquirit«  dr.  iij,  Aq.  Sambuc.  unc,  Tj, 
Vioi.  atibiat.  unc.  ß.  M«  D*  S.  Zweistündlich 
1  EblSffel  ToIL  Ilec.  Hydrargyr.  nur»  mit, 
gr.  )•  Ilad«  &hei,  Magnes.  angl.  ana  gu  iv,  M. 
f.  p.  dant.  tal.  dos.  Tj.  D.  S.  Drei  Mal  täglich 
ein  Pulver  in  Wasser  nu  nehmen.  Auf  dif 
acbmersbafte  Stelle  soll  ein  grobes  Canthariden« 
pflaster  applicirt  werden. 

Am  1.  Sept.  Vormittags  berichtet,  man,  die 
gestern  Terordneten  Mittel  wären,   wegen  spä«* 
tan  E|0treffens  des  Boten ,  erst  diesen  Morgen 
snr  Anwendung   [gekommen;  nach  einem  Pul- 
ver eej  geringe  Uebelkelt  entstanden ;  die  Tor 
14  Tagen  regelinäftig  erschienene  Menstruation 
seiga  eich  heute  wieder,    wenn  gleich  nur  ge- 
yiog;    der  Zustand  sey  übrigens   unverändert; 
Ton  der  Mixtur  war  noch  nicht  gegeben.  Meine 
^  Antwort  war  kaum  bei  der  Kranken  angelangt, 
^  lila  ieh  zur  schleunigen  Ueberkunft  (gegen  4  Uhr 
Sacbinitlags)  aufgefordert  wurde ,  weil  Pat.  seit 
Mittag    bedeutend    unwohler    geworden    sey« 


Scbleon'gtt  pfuilgte  ^h  dem,  fODd  aWr 'T«fi 
tei  meiner  ADkuoft  leider  echon  im  Sterben, 
JBiJocb  bei  vnükoinmner  Beiinnung.  Da«  Ge- 
sicht war  [anglicht,  eingefallen,  gelbbl^fs,  Stirn 
und  Nnte  eiskalt,  die  Hunde  und  Vnrd«r;)Tine, 
auch  die  Kägel  v»»ren  bläulich  grfSrbt,  ähnlich 
denen  der  hiautn  Cholera  kranken,  «iskalter 
Schweir»  bedockte  sie,  ei  war  kein  Pultgcbla; 
an  beidän  HcindiTurzeln  ,  keio'Herzklopfeo  lU 
fäblea.  SÄinmtlicha  Pusteln  und  Papeln  ia 
Hände  und  Vorderarme  hatten  eiue  schiean- 
blaue  Farbe,  die  gestern  gei^ilfnelen  waren  leer 
TOD  Fsuchligkeil ;  das^xanlbnn  im  Geelcble, 
am  HaUe,  auf  der  Brust  und  den  aoteren  Ex- 
tremitäten stand  wie  peslcrn  mit  blaftrülhlichH 
Pnrbe,  einzelne  der  Pusieln  geülfnel,  eolhiellea 
lyasaerkl^re  Lymphe.  Patieolin  Itingle  über  ud< 
geheure  Angst  uod  Beklemmung  in  der  Brost, 
ebne  Schmerun  und  Siiche  an  irgend  etoet 
Stelle  zu  empfinden  ;  beim  Spreeben  und  Atbem-' 
hüten  schrie  sie  angstrull  und  furchtbar  um 
Hülfe.  Die  QleDses  fiooen  noch  schwach,  itt 
Unterleib  war  weich,  weJer  schmenhafl  oorh 
soTgelrieben,  das  Schlucken  unbebioderl.  £> 
wurde  eiligit  ein  12  Zoll  grurse»  mit  A««t,c(W 
central,    bereitetes   Senfpflaster    aaF    die   Anill,    li 


—     75     — 


•     •«  • 


be^ettteiid  vcirgeteliHlteo ,  die  G^uchtsinge  ifB" 
reo  aöeoUtelHy'  die'  bititere  KQrperfläche  Ttioi 
Kopfe  bis  SU  den  Hacken  War  dabkelblaa\  di^ 
Tordete  blabgelblicbt ,  aach  die  gestern  blaned 
Vorderarme  wareq  beate'blafsgelblicb,  ibrePa- 
iteln'iind  PaOeln*  bellbläulicb  /  d}e  Nägel  bq, 
Haodeü'  ood  FBfsen  blaa;.  das'  Exantbem  ani 
übrigen  Kdi^er  bläfsgelb^  hider  ^arde  die 
Secüon  nicbt  gestattet.  ' 

Das  Hanspenonale  700-  dccn  26«Perso-r 
seoy  worunteir  8  Kinder  :  von  einem  bis  zu  13 
Jabren^.wekbe  säm^tlicb  tf^ulipoicken  tempf^ 
eliMi  ffÄ^abl^  ^Üeb frei yonmo^ifioirten Blattern« 


■ '    '  ■  ■  ■  f 


^Jievaccination  im  Jährt  1834. 

1»  1  Dtm*  fio/iüMt  9  22  Jahre  alt  ^  im  2tett 
Lebensjahre,  .yaccioirti  mit  2  charakteristisch 
deatlichen-If erben ^  wurde  .mit  8  Stichen  Ton 
ilrin  sti  imn  .Ton  einem  gesunden  sweijährigen 
K.iode  «ift}i:16«  Febr.  reyaccinirt. '  Alle  Stiche 
ent wiekellen. sich  yom  3ten  bie  cum  8ten Tage 
so  achten  Vaccioepusteln  mit  normalem  örtU- 
chedd  yerianfe  und  Affection  der  gansen  Gon- 
•tiüitiOD  bis  cur  Krusten«  und  Narbenbildung) 
ImiMpn»  liefs  2  Jahre  später  8  Yacciaenarben 
mit  dem  Gepräge,  wie  sie  sich  nach  der  ersteo 
-Vaecination  darstellen,  wahroehidea. 

"^  2«  Dem.  Ocket.  14  Jahre  alt;  imlstenLe- 
ltbos}ebte  yatcioirtf  wovon  eine  grofse,  1  Zoll 
:!|nDge,  ächte  Narbe  nachgeblieben.  DieReyac^ 
^jg|fcation  mit  6  Stichen  erzweckte  4  Pusteln  mit 
■wniUiiilem  Srtlicbem  und  allgemeioem  Verlanfei 
riso  Narben-  2  Jahre  später  sich  wie  bei  Nr«  1. 
isennbar  machten.  ' 


—     76 

3.  Dtm.  Plahn,  12  Jabre  ab».  Im  «nA»a 
Leoensiabre  Taccioirl,  wovun  eine  grorse  äcbU 
ffarbe  nacbgeblieben ,  frurde  mit  6  Stichen  re- 
Taccinitt.  Frrolg:  eine  Vaccioepnstel  vrie  bei 
Nr.  !■,  eine  aclile  Narba. 

4.  Dörle  Kludos,  6  Jabre  alt,  im  ettUa 
LebflDsiabre  yaccipirl,  keine  Plarb«  sichtbar. 
P^yaccioalion  mit  4  Slicben.  Erfolg  eiDfl  Fn- 
»lai  ffie  bei  Nr.  1. 

5.  JL,  Dunkelmann,  15  Jabre  alt,  von  der 
eriten  Vsccination  war  eiae  unTollkninmne  ^ro- 
fte  Narbe  lichlbar;  lievnccinatioo  mit  €  Stichen 
cfzeugle  2  äcble  VBecinepusleln   wie  bei  Nr.  1. 

6.  Fr.  Schröder,  8  Jahre  all,  mit  eiatt 
UDTollkoiiimnea  Vaccinenarbe ;  ReTaccioslioQ 
durch  6  Stiche  erxeugle  2  Vaccineposteln ,  wie 
bei  Nr.  1. 

7.  Fr.Htuter,  15  Jahre  alt,  hallcTontler 
im  erstea  LebeDijabre  verricbletea  VacciDalioo 
1  lange  Na^be  beballen.  lievaccination  durch 
7  Stiche  erzeugte  eine  Patlei  nio  bei  Nr.  1. 

8.  H.  Heuler,  17  Jabre  alt,  -von  derVac- 
cinalioa  iin  eraleD  Jabre  waren  2  achte  Nu rt'«" 
sichtbar;  Iteraccioation  mit  7  Stieben  etieuf- 
leo  6  PustfliD  nie  bei  Nr.  1. 

0.  Dem.  Balk,  26  Jabre  eil;  voaderVac- 


—     77     — 

12.  MmfU  Kfttiehet^  17  Jahra  alf ;  die  Vae- 
cioation  im  ersten  Jahre  lieb  kaiae  Ifarbeo, 
Bar  Ueimi  -gelbliche  Slellen  aoF  der  Haahaaf« 
finden.  RevacciDatioo  durch  12  Stiebe  erzengta 
10  PnttelB  wie  bei  Nr.  1. 

13.  /.  Mey^er,  28  Jahre  alt;  die  Vaccioa^ 
tioD  im  2teo  Lebeotjahre  liefs  7  ächte  Karben 
crkcooen.  Die  BeTaccioatioa  durch  9  Suche 
erzeogte  9  Poitelo  wie  bei  Nr.  1. 

14.  ChaHoae  Schulz ,  7  Jahre  alt,  im  2teB 
LebeBajahre  Taccioirt»  2  Narbea^  Jedoch  uo* 
deotlicb,  wareo  davoD  sichtbar.  Reyaccinatioa 
durch  6  Stiebe  erzeugte  4  Puttela  mit  dem 
Verlaefe  wie  bei  Nr.  1. 

15.  Jette  Schmidt y  28  Jahre  alt;  VacciBa« 
tioo  im  2teB  Lebensjahre  liefs  2  ächte  Narben 
wahraehmeB.  ReTaccination  durch  6  Stiche 
erzengte  5  Pusteln   wie  bei  Nr.  1. 

16;  C  Buchholz f  31  Jahre  alt;  Vaccina* 
lioB  Tom  2len  Lebensjahre  hinterltefa  3  ächte 
Narben;  AeraccinatioB  durch  6  Stiebe  erzeugte 
3  PaslelniRriB  bei  Nr.  1. 

17.  IP.  Schulz^  9  Jahre  alt,  die  Yacciaa« 
tion  im  3ten  Lebensjahre  hatte  2kleiBe  etwaa 
Badentliche  Narbee  aacbgelassen.  Reraccina- 
tioB  dnrclr  6  Stiche  erzenste  4  Pusteln  wie  bei 
Kr.  1.  Die  hieTon  nachgebliebenen  Narben  zeig- 
ten das  ächte  Gepräge. 

18.  Dem.Joap,  16  Jahre  alt;  ToaderVac« 
ctBBtioB  im  2len  Lebeasjabre  waren  2  Narben 
geUieben.  Reraccination  durch  6  Stiche  er« 
sengte  6  Pnsteln  wie  bei  No.  1. 

19.  Dem.  Syhorg,  19  Jahre  isit;  tob  der 
Vaccination  im  ersten  Lebensjahre  standen  4 
gnlB  Narben«   Reracdnation  durch  6  Stiche  er* 

Igte  eiae  Pnatel  wie  bei  Nr.  1. 


—     78     — 

30.  Doli,  22JahfeaU;  Vaccutattoa  im  Quo 
Lebensjahre  hiDlerliefa  eiae  aclit«  Narbe.  Re- 
TacciDaiiciQ  durch  3  Siiche  erzeugte  ainePtulel 
vrie  bei  Nr.  1. 

21.  Fr.  Sohm,  24  Jahre  all;  die  Vaccioa- 
lioD  IUI  2len  Lebensjahre  hiolerliera  eine  no* 
deutliche  Narhe;  die  KevaociDalinn  durch  6  Su- 
che erzeugte  3  Pusteln    wie  bei  Kr.   1. 

22.  L.  Kahl,  25  Jahre  alt;  die  Vaccioa- 
tioB  im  2len  Lebentjahre  hinlerliers  4  acbie 
Narben  ;  die-  Bei accinelion  durch  6  Slicbe  er- 
zengle  eine  Pustel  wie  hei  Nr.  1. 

23.  C.  Hnktr,  32  Jahre  all;  die  Vaceiaa- 
tion  im  3len  LeheuFJahre  binlerlier»  3  uadeot- 
liehe  Narben  ;  dia  ReTaccinalioD  durch  6  Sli- 
cbe erseugle  eine  Pustel  nie  bei  Nr.  1. 

24.  Dannbrrg,  33  Jahre  alt.  mit  4  ächtea 
NaHien;  UsTiccinaiion  durch  6  Stiche  erzeugte 
2  Fmlelq   wie  bei  Nr.  1. 

25.  3.  Schwtnn,    22  Jahre    aU,    TaccimV, 
wovon  aber  keine  Narben  lichthar  bliebi 
Ilevaccinalion    durch    8   Slicbe    erzeugte  i  Pa- 
sielo  wie  hei  Nr.  1. 


die 

"/' 

.1.  It 


—     79     «^ 

30.  Fn  JFiesehnmif^  21  Jahra.all,  mit  4 
VicciiieDarbeo.  Reyiicciiiatifo.  darcb  6  .Stich« 
erxaDfto  4.  PiiBflelo  iffie  bei  tir»  U 

31—34.  Fr.  Knüppel^  20  Jabre  alt,  mit 
4 gaten  Vaccioeoarbeo ;  D.Brüggmann^  16  Jabre 
M\t,  ink  .2  y  P^arbeo;  Chr.  Sohm,  21' Jahre 
alt,  mit  2  y.Narbep;  H.  Knüppel,  24  Jahre 
alt,  -mit  undeiillicheq  V.N.  Dje-Reyaccination 
durch  6, Stiche  evceugte  4,  3,  b,  6  ächte  V« 
Puiteln  wie  bei  Nr.  1. 

35^-42.  D.  Giäfkf,  20  Jabre  alt»  mit 
2  uiideutlicbeo  TaccinenarbeD ;  /.  Meyer,  26 
Jahre  .alt I  mit  2  ächteo  Karben;  M.  Schrö- 
der, 20  Jabre  alt,  mit  4  ächten  y.  N,;  F* 
Prii^%  20  Jahre  alt,  mit  einer  V.  N.;  Im 
Gienke,  16  Jabre  alt,  mit  2  ächten  V.  N«; 
X  Aantzow,  23  Jahre  alt,  mit  3  V« Narben; 
C  Mylqrd^  16  Jahre  alt,  mit  einer  V.  N.; 
F«  Hühner^  24  Jahre  alt,  mit  einer  V.Nar- 
be; die  Rcfraccinatiol!^  bei  jedem  mit  6  Suchen 
eraetigte  4,  1,  4,  1,  5,  4,  6,  2  ächte  Vaccine« 
postelo  wie  bei  Nr.  1. 

43-r48.  Charh  BrUggmann,  14  Jahre  alt, 
mit  2. Narben;  ^ug.  Schwenk,  15  Jahre,  alt« 
mit  3  V.  N.;  J.  Stutzriemf  15  Jahre  alt| 
Mi  3  V.N-;  Dorte  Grünwaldt,  15  Jahre  alt, 
mit^  3  V.N, ;  diese  lämmtlichen  Vaccinenar- 
b^o  hatten  das  charakteristische  Ansehen  gu- 
ter T.  N«^  keinesweges ,  sie.  waren  weifs,  rag- 
too  -ala  ongleicbe,  gerissene,  eine  bis  2  Linien 
im  Dorcbmeaaer  haltende  Wunden -Narben  über 
^■im  Nebenhaot,*  härtlich  anzufühlen,  hervor; 
'-  -mlle  4  Individuen  bekamen  eine  und .  2  ächte 
^Taccioepusteln,  nach  je  6  Stieben,  wie  bei 
h  1«     Dasselbe  war  in  jeder  Hinsicht  der  Fall 

der  14jährigeA  Fn  SeJur  and  der  lljäbri« 
fan  Dorte  JSerbsh 


49—63.  De«:  Stanfje,  22  lahw  «h,  mit 
6  ächten  VaccioenSrben;  iir.  Thomstn,  34  Jfahi« 
alt,  mit  eioer  V-lVarbe;  -^.  Schmidt,  29  Jährt 
all,  mit  2  V.Karben;  J.  Kratz,  27  Jahre  alt, 
mit  3:  V.  N.;  Fr.  Knüppel,  24  Jahre  alt,  mit 
4  V.N.;  SopAie  Mortf/ij,  21  Jahre  alt,  mit  5 
V.N.;  Doroth.  Stmann ,  17Jabr«aIli  mitIV, 
N.;  Doroth.  Schmidt,  14  Jabro  nll,  inil  1  V.IV.; 
Pr.  Lasch,  IS  Jahre  all,  mit  1  V.M.;  CanU 
Meyer,  25  Jahre  ail,  mit  1  V.  iV.  ;  Johann 
Meytr,  33  Jahra  »It  mit  1  V.N.;  /.  Knüppel, 
33  Jahre  alt,  init2V.N.;  iy.Uubke,  21  Jabw 
alt,  mit  1  V.N.;  Carl  ffedet,  24  Jahn  alt, 
mit  I  V.N.;  Chr.  Schulz,  17  Jahre  »Tt.  mit 
1  V.K.;  diese  15  lodiTiduen  wurden  jedweder 
durch  6  Stiche  reraccinirl ,  wonach  5,  4,  4,' 3i 
2,  4,  5,  7.  4,  5,  3,  6,  5,  ö,  2  ächte  V»««*- 
puEieln   wie  bei  IVr.  1.  erzeugt  wurdeo, 

64a,  Marie  Hau,  25  Jahre  alt,  millV.N.; 
Revaccination  darch  6  Stiche  erzeugte  5  V.Pa- 
■  lelo  wie  bei  Nr.  1. 

646i  Friederüe  Schröder,  8  Jflhre  alt,  mit 
eioer  gror«eo  PJarbe,  bekam  nach  ßeTacdu* 
tion  2  achte  Kuhpucken.  -vJ 


—     81     ~ 

66.  Dem.  B.^  22  Jahre  alt,  mit  einer Vm^ 
Beoarbe,  durch  6  Stiebe  reTaccioirt;  et  er* 
agten  sieh  nach  den  ertteo  12  Stnodea  6  ahih* 
he  Fapelo  wie  bei  Nr.  65« 

67—92.  Dor.Siuer,  22  J.  elf,  mitlV.N.; 
•.  Vo/m,  39  J.  all.  mit  1  V.N.;  Fr. Schmidt^ 
>  J.  alt,  uiitlV.N.;  Christine  Schmidt,  16  J. 
t,  mit  1  V.N.;  Doroih.  Vofs,  34  J.  alr,  mit 
V.  N4  Doroth.  HU  wert,  22  J.  alt,  mit  1  V.  N. ; 
itoMtyert  39  J-  alt,  mit  1  V.N.;  Joä.  Meytr, 
r  J.  alt,  mit  1  V.N. ;  Dor.  Kratz,  27  J.  alt, 
il  1  V.N.;  W. Lasch,  15  J.  alt.  mit  1  V.N.; 
.  Wedel,  17  J.  alt.  mit  1  V.N.;  L.  Mutier^ 
'  i.  all,  mit  1  V.N.;  M.  Wedel,  22  J.  alt, 
U  1  V.N.;  C.  Wedel,  24  J.  alt,  mit  1  V.N.; 
rr.  Wedel,  16  J.  alt,  mit  1  Y.N.;  J.  Par^ 
mn,  13  J.  alt,  mir  1  V.N.;  Knüppel,  39  J. 
,  mit 4 V.N.;  P.Meyer,  36 J. alt,  mit 2 V.N. ; 
Mülkr,  30  J.  alt,  mit  1  V.N.;  O.  Meyer^ 
.  J.  all,  mit  1  y.N.;  F.  Müller,  32  J.  alt, 
it  1  V*N.;    D.  Krugmann,  13  J.  alt,  mit  1 

H. ;     D.  Griinwald,  18  J.  alt,  mit  2  V.N.; 

Epinui,  19  J.  alt,  mit  1  V.  N. ;    P.  Meyer^ 

J.  alt,  mit  1  V.N.;  D.Siutzriem,  40  J.  alt, 
il  iy«N.;  bekamen  sämmtlich  nach  der  Re« 
kcdnaüoD  durch  6  Stiebe  ahnliche  Fapelo  wie 
r.  65.,  die  binnen  3  —  5  Tagen  wieder  rer- 
hwuaden  waren    und   swar  in  der  Zahl  tob 

6,  6,  6,  6,  5,  5,  5,  4,  6,  4,  6,  5,  6,  8, 1, 1, 
^  3»  6,  4,  3,  6,  3,  4  Papeln. 

93—95.  C.  Vofs,  14  J.  alt,  mit  1  Y.N.; 

!V«,  14  J.  alt,  mit  1  V.N.;    Frau  Läsok^ 

ii»  alt,   mit  1  V.N.,   durch  je  6  Stiebe  re- 

t,   bekamen  1/6  und  1  Pusteln,  die 

laTollkommeti  entwickelten,  in  derSpitaa 

~  trnbe  Feuchtigkeit  enthielten,  am  4tea 

LXXXVlIhB.3.St.  F 


* 


—     82     — 

I 

Tage  grindig  wurdeo  oocl  binoeo  6  and  '8  T»* 
gen  Ton  der  Öaat  yencbwandeo,  ohne  Narbett 
SU  hinterlassen.  In  einem  Falle  sSgertf ,  wa* 
gen  Nachzügler;  die  Abheilung  bie  sar  4loa 
Woche  bin. 

96—122.  F.  Beckeniin,  21  J.  alt,  olme 
Narbe;  Frau  Jacobi^  27  J.  alt,  mit  1  Narbe; 
Frau  Schön ^  39  J.  alt.  mit  3  NarbjBo;.-  Fr^ 
Schon f  17  J.  alt,  mit  3  Narben;  JJ^  Gadfkt^ 
b  i.  alt  y  mit  3  Narben ;  Fr.  Aronsohn ,  12  J« 
alt,  mit  4  Narben;  Elise  Homutht  28  Jahre 
alt,  ohne  Narben;  Hr.  Syburg^  22  Jahre  alt, 
mit  2  Narben ;  Demois.  Volkmann  und  JOsnftf 
'20  und  19  Jahre  alt,  mit  2  und  4.  Narben; 
Frau  Kühl,  S.  Ehrk,  26  und  10  Jafara  alt, 
mit  2  und  3  Narben;  Ladewig,  23  Jahre  alC^ 
mit  1  Narbe;  Frau  Andres ,  .Fron  3iutz>' 
riem^  25  und  41  Jahre  alt,  mit  je  Z  .Nan» 
ben ;  Elise  Eichbaum ,  Johanna  Bechnann ,  Do- 
roth*  Knüchel,  Sophie  Mariens,  5opft.  .AIol- 
chow,  Soph.  Ribke,  24,  21,  15,  15^  9fO,  20 
Jahre  alt,  mit  je  1,  2,  i,  3,  1^  I.Nar- 
ben; Dorte  PelteTf  Mar.  Buc/kols,  19  aad 
33  Jahre  alt,  mit  5  und  3  Narben;  Hr.  ffer- 
ger,  25  J.  alt,  mit  4  Narben;  W.  SiOcoia,  W. 
Meyer,  Doroth.  Knüppel,  15,  22  aad  22  Jahie 
alt,  mit  3,  1,  1  Narben;  alle  dieae  27  bdifi- 
duen  jedes  mittelst  6  Einstiche  reTaccioirl| 
den  gar  nicht  afficirt. 

123  — 132.  Hr.  Qa/sen,  29  Jahra  alt;  mft'l^ 
Narben;  Hr.  Schirges,  25  J.  alt,  keine  Naibi; 
Auguste  Pldhny  18  Jahre  alt,   m\i  il  N«iW|j 
./.  Lazarus,  18  J.  alt,  1  Narbe;  Oeiit* 
23  J.  alt,  mit  1  Narbe;    Dem.  Terreuä^ 
alt,  mit 3 Narben;  Louis TFedsm^er^  14X^1  Vi i 


—     83     — 

TSgg^^  14  J.,  Fr.  Sick,  25  J«,  M.  Ronberg^ 
92  J.  alt,  jcUweder  mit  4,  4,  1;  1  A'arbain,  nut 
'öSticbeB  reTaccioirl»  entstand  nach  den  anteD 
12  Standen  Hanljucken,  dann  Papelbilduag  win 
bei  Kr.  65. 

133.  Dor.  Schwenk^  16  J.  all,  mit  1  Narbe^. 
6  Stiebe  emeogten  eine  geacbwürige  Pustel. 

134—152.  DbrieJFüi.  19  J.  alt,  HT.Qeve, 
24  J.,  Kopplow.  27  J.,  Hr.  C.  Cleve,  22  J., 
Dem-Stevtsard^  30  J«,  CaroL  Knüppel^  26  |», 
Üor.  6/o/lsv,  21 J.,  CharL  Lippert,  19  J.,  Fraa 
Jacobs,  *47  J.f  Christ.  Siuer,  19  J.»  Joh.  Kar^ 
Sien,  Chrisi.  Brußgmanu,  22  n.  13  J.,  Johamn 
JUejrtn  29  J.,  Fr.  Lange^  17  J.,  Joh.  Rtikke^ 
Joh.  Hocksiein^  25  u.  16  J.,  SopK  Dibberip 
19  J  I  Pr.Schonj  13  J.,  Rosine  Hinze,  15  Jahre 
alt,  mit  1,  3.  3,  6,  4.  6.  2,  1,  1,  0,  2,  1,  2, 
1,  0,  1,  1,  1,  3  guten  Narben ;  bei  allen  diesen 
•otatandea  nach  dvr  Reraccination  juckende  Pa- 
peln, wie  bei  Kr.  65,  mit  3  bis  Stägiger  Daner. 

153—159.  Hr.  Fisier,  19  J.,  mit  4 Narben; 
Marie  Sohm^  24  J.,  mit  4  Narben;  Frau  Ru/s^ 
22  3.,  mit  3  Narben ;  Sophie  Rtffsow^  Johanna 
Oftai,  20a.  24  J.,  mi('3«iHt3  Narben;  Knecht. 
Rmjs^  22  J.,  mit  3  Narben;  Johanna  Subbeff, 
19  J-,  mit  1  Narbe,  bekamen  nach  je  6  Sti- 
chen, Ton  2^-5  falsche  Vacciaepasteln,  die  vom 
ersten  bis  8len  Tage  unter  starkem  Jacken  «di 
entwickelten,  und  in  dieser  Zeit,  nach  grindi« 
ger  Scborfbildung,   notergingen« 

160  —  192.  Charh  Eichbaum  f  Sophie  Na* 
flau,  jifb.  Nathan t  Jul»  Nathan f  B»  Nathan^ 
Heiene  Ky/ahi^  Sophie  K,^  Jette  und  Han^ 
aken  Kufahl,    jiu^uste  Schultetus^   Coro!*  Bw- 

F  2 


—     84     — 

choti:,  Thtreae  Aaronsohn,  Adolph  Kraaii, 
Hr.  fVitnke,  Srjiwenk,  Krustmark,  Becl-mann'a 
4  Kinder ,  Joh,  Hinz ,  Slratrnann ,  Knappet, 
Haker,  Joh.  Witt,  Carl  Schuh,  Carl  Mtj-tr, 
CliarU  Seyer,  Fr.  Lippert,  Fr,  Lej-try  t.ollt 
Lipperl,  Joh.  Haker,  Doroth.  Haker,  Dem, 
lielüz,    im  Aller  von  19,  12,  II,  9,  6,  3,  13, 

11,  10,  9,  12.  31,  15.  25,  26.  24.  23,  Iß,  14, 

12,  10.  17,  37,  31.  16,  32,  33,  16,  21,  15,22, 
19,  19  Jahren,  mit  2.  2,  1,  2,  3,  I,  1,  2,  1. 
•2,  3,  2,  5,  0,  3,  3.  6,  1,  I,  1,  1,  3.  2,  2,  I. 
1,  1,  1,  1,  1,  1,  2,  3  guten  VHcriDeDorben  b«- 
ksmeo  bei  der  RevaccioalioD  miUeUr  fiSdcheo, 
VOD  einer  liis  zu  6  Juckende  Papeln  nie  bei 
Ko.  65.,  die  nach  2  bis  6  Tagen  spurbn^TOs 
der  Baut  Teracbwanden. 

Das  Resultat  der  aurgefiihrleD  ReTaccioa- 
tioDeo  bei  191  Individuen  stellt  sich  daher  dabin 
bei  11  früher  raccinirten  Kindern  von  6  bis  14 
Jahren,  und  hei  54  ErwacbEeneo  von  15  bif34 
Jahren,  mit  einer  bi»  4  und  8  äcbleo  tiarben, 
erceugie  si«,  Tun  einer  bi»  zu  13  äcfale  Vät- 
cinepuftleln -,  bei  2  Kindern  Ton  14  Jabtaa  snj 
21  Ervracbienen  vob  19  bis  39  Jahrea,  «■!• 
Blanden  unachte  VaccineouHUln  .  ämna  VmAuJ. 


-  as  - 

den  siaiiclitt  nach '48  StondeD  an  Jer  Spitsa 
giudif ',  weoig  feacHU  Bai  3  Kiodarn  yon  5 
hb.  14  Jahraa  und  bai  24  Erwachftaaao^  15 
bia  39 .  Jahra  alt,  haftala  dia  RevacdoatioD 
gas  Bicbt. 

'  ViaUalUg   wordao  Vaccioapastalo   der  ar- 
•las  ImpfaDg  bei  Kioderv,  mit  dan,  oach  Re-- 
Taednatiohan   ^Dtstaadeoeo  ächten  Posteln^  io 
den  aiDf elaao  Stadien ,  biosieb  llich  das  Aafblii« 
kanty  dar  waitaren   Entwickeluog,   der  Ltdi* 
pha,  dar  Areola,  der  Geschwulst  und  Schmer- 
aao  daa  Aras  und  der  Acbseldrusen ,  der  Zn* 
nckbildang  bia  znr  Kruste   und   deren  Abfal- 
leo  Targlichan,  auf  keine  Weise  war  aber  ein 
Untarschiad  wahrzunehmen,   und   bewies  dar 
Brfolf  der  RaYaccination  bis  ins  5le  6(e  Glied 
bioaio  (ro»  ainem  Vaccinirten  und  RaTaccinir- 
ten.  auf   den  andern)    stets    dasselbe    Varbält» 
nifa;    Dia  Narlian  nach  ächten  Reraccinalions- 
,  pvalria  babaa  im  Allgemeinen  ein  weniger  cha* 
takferistttchaa  Gepräge;  als  ächte  Vaccine -Nar- 
baa,  ia  das  meisten  Fällen  entdeckt  man  nach 
ainjgao  Jabian  kaum  Spuren  daran ,   oder  nur 
kaaaa  bamarkba^a  heller  gefärbte  Flecken  der 


"Wia  achon  oben  bemerkt,  raränderteo  and 
•lyakillarlao  dia  Erfabruagan  der  letzten  20 
feaihra  -die  frSberen  Ansichten  über  die  Wirk- 
dar  Vaccinatioa  als  Schutzmittel  gegen 
lanatackung  so  wesentlich»  daCs  Irrthü- 
•nd  Tänschangen  aufgedeckt  wurdea. 
dia  gaeatzmäCrige  Einführung  der  Rerac- 
ala  eia  Bliltal  angenahen  werden  mufii, 
daa  iiia  and  da  gesunkaoa  Vartraaan 
im  Jamer*§€hmu   Entdeckung    wieder  auf- 


fmcfaeo  und  bsfestigen  bano,  ro  ist  in  he- 
triehs-  oder  ernerbsartigen  Ausfübrang  der- 
selben  Toa  Torn  herein  aber  durch  «lae  gere- 
galte niedicinal-Poliiei  ein  fetter  Damm  enl- 
gegen  zu  bauen,  damit  Unwisienhcit,  L«itbt- 
sion,  Nacblargigkeit  etc.  das  IVIiilel  nicbt  mUs- 
brauchen  und  die  emarteten  Resultate  veiäit- 
dero  and  veteitftlo. 


I 


—     87    — 


IV, 
Resultate 

Leichenöffnung  e  n. 

Von 

Dr.    C.    R  ö  s  c  h,' 

in  ScbweDningen* 


1*  inUaundwfg  der  Pia  maier  und  der  Substanz 

des    Gehirns. 

J?.  .  ,  f 

*^^oe  arme  Tagelöhoersfrau ,  eioige  30  Jabi^e 

*'^  seit  eilf  Jahren  Terbeiratbet>   Mutter  meb- 

f^Brer  Kinder  and   zum  letzten  3Iale:  yor,  dr*i 

^OQtten    von   einem   todten    Kinde  entbttndeo, 

^(^gte  seit  Tielen  Wochen  über  ungewobnlicbe 

^(tigkejt,    die  io    deo  letzten  Tagen   so  su-* 

^1)01»    dars    sie    keine    Treppe  mehr  tteigea 

^Biüte,    ohne  auf  derselben  auszuruhen.     Hie- 

^i  hatte  sie  jedoch   Appetit   vile   sonsl,   kein 

*^ber,  keinen  Durst,  nur  etwas  Kopf  web.  Dieses 

'^t^fweb  wurde  eines  Abends  heftiger  und  nahm 

^ortSglich   die  Scheitelgegend  d«s  Kopfes  eis; 

die  Frau  legte  sieb  um  10  Uhr  Abends  zu  Bett, 

Sog  an  sich  zu  erbrechen ,  wodurch  zuerst  das 

Genossene  ^   dann  bittere  grüne  (galiig^  Flu*- 


»Igkeh  iD  nieiige  Buigeleert  vrorde,  noa  £ 
EfbrecheD  niederbolte  ikh  bis  zum  SIorg«ii 
■ehr  tiüutig.  Am  Hlürgen  fiibllc  sich  die  Kranke 
•richcipn,  lag  ruhig  bit  MUtag,  ohne  sieb  w«f- 
tet  EU  erbrechen,  ohne  weiter  über  Etwai  » 
klagen,  aber  auch  ohne  irgend  Etwa»  zu  rtt- 
Uugeo.  Den  Vorschlag  ihres  Mminea  ,  den  Ant 
XU  rufen,  wei»l  sie  zurück.  Auf  an  sie  gerich- 
tete Fragen  gibt  sie  kurze,  aber  Tollkommeii 
richtige  Antworten,  um  ein  Uhr  Kachmilta^S 
icfalän  sie  ein,  schnarcht  Anfangs,  das  Scboar- 
cbea  vtird  jedoch  bald  leiser,  aod  nach  einer 
Stunde  hört  man  sie  kaum  aihmea,  endlitb 
hSft  man  es  gar  nicht  mehr.  Um  3j  Ubr  sisM 
der  Mann,  dem  die  Sache  Terdächtig  zu  wer»  i 
deu  anfinf,  nach  ihr  und  überzeugt  sieb  von  [ 
ihrem  ganz  unbemerkt  eifolgtei  Tode  ,  —  «f" 
Schlaf  war  UDmittelbar  in  den  Tod  Sbtrgv-  i 
gongen.  I 

Dieser  schnelle  Todesfall  war  allerdiogi  1 
Auffallend  genug,  doch  war  kein  Vbrdacbl  s>l  1 
(absichtliche  oder  unabsichtliche) Vergiftuegvor*  I 
banden,  tär  welche  auch  die  SjmptODie  ittbt  I 
sprachen,  utid  so  «nterhUeb  die  Legalss^tto"-  I 
Hingegen  erhielt  ich  nach  gemscbten  {Migst*  I 
tea   Vorslelinngen  tod  dem  Manoe  derVCnM*! 


—     89     — 

mo  biegiam,  der  etwas  aufgetriebene  Uoter» 
b  hatte  uoCerbalb  de«  Kabeb  eioe  griioliche 
rbuBgy  auf  dem  Rucken ,  am  Halt  and  an 
I  Extre^iitäten  -wurden  einige  scbwache  Tod^ 
ifiecke  wahrgeoominen,  die  Leicbe  war  mnt« 
I3i  und  feiU  Die  Wegnahme  des  abgesäg- 
\  Scbädeigewölbea  war ,  nicht  ganz  leicht^ 
la  die  Hemisphären  de«  grofsen  Gehirns  füllr 
I  dasselbe  so  Tolikominen  aus,  dafs  sie  wie 
geswangt  waren.  Dura  mater  Ton  ganas 
rmaler  Beschaffenheit,  keine  Pacchianischen 
asea,  die  Sinns  fast  leer,  Arachnoidea  eben- 
la  Yon  gesunder  Beschaffenheit,  nicht  Terän;« 
rt«  Dagegen  war  die  Pia  maier  durchaus  ein 
bles  Neta  lebhaft  injirirter  Gelafse ;  die  Rio- 
isnbstans  des  grofsen   Gehirns  dunkler  wie 

gesunden  Zustande,  die  Marksubfttanz  mit 
r  irieleo  kleineren  und  grofseren  rothen  Punk- 

und  Streifen  durchzogen,  erweicht,  und 
Gl  in  um  so  höherem  Grade,  je  tiefer  nach 
r  Basia  des  grofsen  Gehirns,  wo  die  Mark« 
lataoJB  beinahe  zerflofs.  In  beiden  Seitea- 
itrikeln  klares  Wasser,  in  dem  linken  mehr 

in  dam  rechten,  nämlich  im  ersteten 
hl  swei  Unzen,  in  letzterem  einige  Dradi- 
B.  Uebarhaupt  waren  die  genannten  Zei- 
n  im  Leben  Torausgegangener  Substanz«» 
BOBdung  des  Gehirns  in  .der  linken  Ha- 
pbare  rial  bedeutender,  als  in  der  rechteni 
leihen  Abweichungen  yom  gesunden  Zn- 
idn  zeigte  auch  das  kleine  Gehirn,  dessen 
ae  Substanz  fait  zerflofs.  Aus  dem  RBcken- 
rkskanal  flofs  kein  Wasier,  auch  die  Gefafs- 
it  der  iUedulla  oblongata  war  stark  injicirt^ 

Bockenraarkshohle  wurde  nicht  geSflnat« 
am  ich,  was  in  der  Brust-  und  Unterlaibs- 
iln  normal  gefunden  wurde,  übergehe,  haha 


-     90     - 

icb  Dur  noch  zu  bemeTkon ,  daTi  die  Scbleim« 
hagt  des  fast  lesren,  unganÜliDÜcb  grofsei^  Ma- 
gen» in  der  Niihe  der  C^rdta  zuimntnengebäafle, 
TDlhe  PuDkte  und  einige  rnthe  Streifun  zeigle, 
.''irelcbe  die  Substanz  der  Macosa  und  Moseiil«- 
ris  durchdrangen,  dnfs  da«  JejuDuci  an  zirei 
'Stelleo  einige  Zoll  lang  sebr  roth  gefärbt  war, 
nelcba  HÖttie  alle  drei  Haale  durcbdrang,  dafi 
die  Leber  blutvoll  and  ihr  liaker  Lappea  ro- 
•eorolb  gefärbt,  Übrigens  die  Suhütant  aichi  ler- 
ändert  war,  und  die  Gallenblase  viel  dijane 
TÜlhlJcbgelbe  Galle  eiilbiell.  Auf  jeder  Seile 
eine  kleine  Herr)ia  cruralis,  jedoch  keine  Spuf 
Statt  gehabter  Einklemmung.  Die  düoneD  Ge- 
därme enthielten  eine  dünne  geihgraue  FIfiiig' 
keit,  die  dicken  TegelmüfBig  gebildeten  Kolb. 

■    .  Offenbar    sind   die  anatomischea  Zaicbtn, 
vrelcbo    die    Gafärshaut    des    Gehirns    und  Ü» 
Substanz  des  letzlereo  selbst  darbiete!,  die  «tith- 
tjgslen,   und  der   Tod  ist    ohne    Zweifel  datcb 
Kleningo-eDcephalilis   erfolgt.      Ao  der  Ertrei* 
chung  mag  ynthl  die  schon  1>egDniieDe  Verwe-  y 
ituug  einigen  Aotheil  haben,   doch   ohne  Zwei*   l'< 
fftl    den   geringeren,    sie    ist    ebeafalls  2eiclwo  ik 
der   vorausgegangenen    höchst    akutea  BottSs*  K 


—     91     — 

Sm  ScMtelgcgcad  eis, 
kcM^  «od  gewSbalick  mh  galliec«  Etbracbea 
ycrbmlok  Der  AofsU  dauerte  Tier  mni  bwm* 
B^  Staade«  oder  H was  deriber.  KacUerfiäka 
wSA  &  Pra«  aage^iiir«a,  obrifeBa  woU,  mmi. 
im  der  ZwitcbeaaMt  klagte  sie  «bar  airfcn^ 
8e»  der  bCzle»  Eatbiadoag  kam  das  KefTweh 
biaCfar,  die  ZfriscbeaEeilett  wäre«  aicht  gaas 
frei^^aise  aarewobalide  Haftiflbeit  ^rar  Tor» 
haade«,  bis  der  Anfall  voa  Kopfweh  sich  eio« 
aldhe,  welcher  die  Kraake  io  so  korzer  Zeit 
gelSdiethat.  Gewifs  wares  scbo«  ia  dealeCs- 
too  IVocbeo  Tor  dem  Tode  Coof  estioo  oad  Iiw 
ritatiaB  der  Gefafsbant  des  GeUras  «od  des 
letztam  aribst  Torbaodeo  geweaeo,  «ad  es 
doHto  aar  moA  der  Staigemaf  dorch 
ParozjSMas.  -  om  £e  todüicho  EateJndnag  z« 
Suade  sa  hnagea. 


Her  — afeiliiiifaig  periodiiche,  hefttge^ 
^enhaBih  -asit  Brbrschea  Tefbaadeaie  Kop^ 
s^faiDAs  koBiBit  hier  ia  Schweoai^gea  eirmlifh 
hiaff  bei  beiden  GeschlecblerB  Tor.  Er  ist 
dorchaas  aaabbangig  tob  StSiuagtu  dar  Kea- 
etraalioa  oder  iberiiaopt  gescblecbtlichea  B#» 
siehaagea,  Tielmebr  rheamatischen  Urspiaagsip 
ciae  rheamatische  HenraJgie,  wekhe  eiaaid 
eiagewnrzett  höchst  sahaa  gebeilt  wird*  Ja 
Eugar  das  Uebel  bereits  gedaoert  bat,  je  heft- 
iger die  ParozjsBiea  siad,  je  öfter  sie  wia^ 
deikebrea,  je  mehr  regleirb  Scbadlicbkeitaa 
eiawirkea,  weiche  Coagestioaea  mm  Gehira 
Teraalassea,  ia  welcher  Hiasichl  baiuadcfs  der 
Sllere  aad  ibenaäbige  GeanCi  geistiger  Ge- 
tianka  ca  aenaea  ist:  desto  eher  gessUt  sich 
SB  der  Keoraigie  cia  coagestivas  asd  eatraad 
lidiea  Leidea  des  Cehiras,  welches  daaa  hift- 


—     92     — 

bH   od«r  tpäler  dem   Leben   elo   Ende  tnichL 
Die  leUle  tÖdllictie  Krankheil,    di«  Gebirnefil- 
KÜodDog     (oder    Apoplexie),    ist    aI«o    nur    alt 
die   lelKta   lödllicbe  Sceoe    eiaer   Kraoklieit  zu 
betrachten,  nelche  Echon  Jabre  laug  beitaodeD 
iiQ(l  die  Kranken  gemartert  balle.  —     Ich  batU 
vor    mebrerea    Jabieo    eine    io    den  kliaiaklen> 
sehen  Jahren  elebeode  Tran   an  einem  periodi" 
•eben    Kupracbmera    so    behandeln.       Der  Fa- 
roxysiQUt  kam  Tait  regelmäUig  alle  5  Wocbee, 
dauerte    1| — 2  Tage   uod    bracbte    die  Kranke 
fagt  von  Sinnen,  Erbrechen  fehlte  nie,  Zeichen 
von  CüDgesliooen  zum  (iahirn  reliUeo  nach  au- 
het   dem    AnMl   nicht,    die    nienitruation   war 
noch  in  Ordnung,  die  Frau  hatte  viele  Kiader 
geboren.     Nach    inehrereo  Tefgeblicbeo  Venu- 
chen,  dem    1/ebel   beizukommeD,    -vfondte  Kb 
die  Quecksilberia Ibe  an,    bis    licdeutenda  Siii- 
vatiun  eatstnoden  war.     Der  SpeichelQuIi  w 
gut  abgewartet,  das  Kopfwob  blieb  über  ein  Tier- 
leljahr  au«,  dann  kebrie  es  einmal   heftig  wie- 
der,   uod  in    kuraer    Zeil    darauf    noch  cioDial  J 
und    zw^r    nun  zum    letzten    IVJal«,     deoa  die  | 
jelEt    mit    auftretende    Gehirncnngeslion    ßbrie  J 
unmittelbar   zur    Apoplexie,    die    eine  Köiflf  J 
JiiiÜ'te    vrurde    lahm,    der  Athein    sterlorS»,  2(  I 


.    gs    -^ 

mneicIaDg  TOoErkSItaogeB,  so  wie  Tookor* 
sriicfaea  oiicl  gebtigeQ  AnitrwigaDgeD« 


'  2»  Ischios.    Inßammatio  ielae  cellulosag» 

"km.Q»,  Salzsiederj  einige  'iriersig  Jahre 
t,'^TOD  phlegmatiscber  CbnttilQtioD I  starker, 
lacheineod  robuster  Architektur  und  p1niiipei% 
:rophaloser  GesichtsbilduDg,  bekam  eioeu  akut 
iftretenden  uod  Terlaufeodeo  impetigiDSsea 
asscblag.  der  den  gauzeu  rechtes  Arm  eio* 
ahm  UBil  mit  vieler  wässeriger  SecrttioD  rer« 
uodeo  war.  Bald  nach  Abtrocknuog  dieses 
xanthems  fiogeo  heftige  Scbroerzeo  im  rech-« 
n  Fofiie  ao^  die  vom  Getafs  aus  oach  dem 
safe  des  N«  ischiadicus  bis  snm  Knie  sich  er» 
reckten  und  den  Kranken  in  Paröxjsmeo^ 
'•Ich«  gans»  Mächte  und  Tage  daaeiten,  grau- 
im  marlerfSB.  Erst  nach  Monaten  wurde  sr 
ip  diesen  Qnaleo  befreit,  nach  dem  yer- 
»blicheo  Gebrauch  vieler  Mittel.  Was  ihm 
idÜchgeholff^a  hat,  weifs  ich  nicht.  Er  kehrta 
I  saioam  Gescbfift  zurück,  welches,  mifhäufi- 
Ml  StSrungen  der  Hantausdunstung  Terbundeo, 
rhr  SU  Rheumatismen ,  rheumatischen  Neural- 
am  and  Entzündungen  disponirt.  Er  wurde 
a  Laufe  Ton  zwei  Jahren  mehrere  Male  Ton 
Binbago  hefallen,  dann  kam  das  impeliginösa 
Kaothem  des  rechten  Arms  wieder,  und  ihm 
Igte  Ischias  des  Fufses  derselben  Seite.  Blut- 
(al>'-  Calomel,  Einreibungen  Terschiedener  Art^ 
Eiisaopflaster  mit  endermatischer  Anwandung 
ia  Uorphium,  ein  Fontaneli  uod  Anderes  wa» 
ia  .ohfimachtige  Mittel  gegen  das  rerzweiflnngs- 
olla  LaideD.    Endlich  bildaCa  sich  atwas  aar 


—      Ö4      — 

terhnlb  iat  KnJeea  vorre  auf  ^em  Sebienbeio 
eine  kleine  «taMhche  Gsscbwulst.  Ich  beliso- 
delle  diese  mit  CataplRuinen ,  bis  Flukiuatiaa 
EU  bemerken  'war,  ütToele  (laoD,  iiod  es 
leerte  sich  ciemlirli  viel  eiterig- bluliges  Serum 
■UDd  wirklieber  Eiler  aus  der  Wunde.  ~ 
Krniike  verlor  seine  Scbcnerzeo.  Ich  «rhielt 
die  Wunde  offen  und  verwaadslte  >ie  in  tia 
Footanell.  Hlebrero  Wochen  war  dpr  Arme 
von  Schmerzei)  frei;  da  er  aber  anfing,  lieh 
de»  Lebens  wieder  ^^  freuen,  und  aacbderi 
einige  Male  bei  urdeatlicher  Frühlingswillerung 
in's  Freie  gegancen  war,  wurde  er  eioea  Ta- 
ges plölilich  von  Schmerzen  im  linken  Fuhr 
abermals  beiallen,  und  dieieihen  ballen  gsm 
die  Hefiigkeil,  den  Silz,  Verlauf  und  dai  p- 
rüxytmeD weise  Aufirelen,  wie  diefs  frijbw  im 
rechten  Fufta  der  Fall  gewesen  war.  Viele 
Wocbea  litt  derKraniie,  und  alle  meine  MUtal 
und  Metbodeu,  unter  denen  auch  das  Tirpec- 
tinöl,  halfen  nichts.  Nur  sehr  starke  innerLicbe 
Gaben  des  eitigiauren  Morphium  waren  im 
Stande  den  Schmerz  einigeriiiafsea  zu  linken 
Der  Kranke  war  durch  die  Scbmercea  und  die 
SrhlaElosigkeii  —  und  ohne  Zweifel  auch  darcb 
di«  Behandlung,  namentlich  das  in  grobeftGa-  J| 


-     95     — 

offpeta  über  dem  Knie,  es  flofs  sehr  riel  trü- 
bes,  rothliches,  eiteriges  Serum  aus,  die  Sonde 
drang  oach  allen  Richtungen  weit  hinein  und 
hie  &uf  den  Knochen.  Ich  liefe  warme  aroma- 
tisch-weinige Fomentatioaen  machen.  Den 
fblf  enden  Tag  war  auch  der  Unterschenkel  an- 
geschwollen, ans  der  gemachten  OelToung  ent- 
leerte sich  aufs  Neue  eine  Bienge  serös -jauchi- 
ger Fläisigkeit.  Der  Kranke  hatte  dabei  Fie« 
her  mit  sehr  frequenlem  Tuls,  klagte  über  Druck 
enf  der  Brost»  Kopfschmerz,  fing  an  zu  deli- 
riren  und  bek^m  einen  heftif2;en  Frost.  Dieser 
Fr««st  erneuerte  .S|ch  Tags  darauf  und  am  fol- 
genden Tag  wieder,  das  anhaltend  gewordene 
Delirinm  ging  in  Coma  über,  der  Athem  wurde 
siertoroe  und  der  Kranke  starb. 

Die  LeichenöjFaung,  22  Stunden  nachdem 
Todi»  hei  -f- 12^  R.  vorgenommen ,  zeigte  Fol« 
geedes:  Korper  nicht  sehr  mager,  ziemlich  raus- 
kelos,  Schädel  dick,  der  Sinus  falciformis  enthielt 
wenig  Blut,  dagegen  lange  Ps^udopolypen,  die 
Sioua  der  Basis  des  Gehirns  voll  von  schwär- 
Sem  Biet.  Die  Dura  mater  war  strichweise  mehr 
oder  weniger  stark  gerothet,  injicirt,  an  eini- 
gen Stellen  mit  der  Arachnoidea  yerwarfaseo^ 
diese  seihst  durchaus  trübe ,  an  einigen  Steliea 
in  höherem  Grade  und  zugleich  verdickt,  zwi- 
schen seinen  Blättern  etwas  Wasser  angesam« 
nAlty  die  Gefäfshaut  des  Gehirns  durchaus 
Stark  injicirt^.das  Gehirnmark  der  rechten  He- 
misphäre farbig  mit  vielen  Blutpnnkten,  links 
weniger  Blutpunkte ^  weifsere  Farbe  des  Marks; 
grobes  und  kleines  Gehirn  ziemlich  weich.  Die 
pelposen  drüsigen  Körper  des  Plexus  choroi« 
deiia  waren  in  beiden  Ventrikeln  bis  suder  Grofse 
TOD  Taubeneiern  ansgebildet|  Toa  traubenlSff« 


—     99     — 

nif -körnigem  Ansehen    vad  weicher,   fetlarli- 
gar  CDDiisleoe,     In  den  Lungen  hinten  uud  un- 
ten   im  rechten  und  linken  Ftiig»!,    duch  mehr 
im  UlEleren ,    Iheila    liej)a<i«ation  ,    tlieili  InGI- 
Irailon  mit  Eiler;    wo    die  bepiitiairtea   Slelleo 
in  die  gesunde  Subtlanz  übergehen,    viol  slag- 
uirendesBlul,     Ht^rz  wirschlalf,  Herzbeutel  im 
|;e»U(idea  Zustand,  —  bedeulendePseudopolyjMa 
in  den  grüfsco  teiiii^en  Gefärsen.     Leher  grofs, 
blutarm.      Qlagen:    im    Saccus    coecua    bauDiBt- 
lige    Injectionen    uud    leichte   Ablöibarkeit  der 
Schleimhaut.     Milz  lief  violett,  weicb,  wie  eio 
Brei,    *on    einer  Haut  umgeben.      Ge jnrme  in 
gesundem  Zustennde,  der  rechte  Nerrut  iicbla- 
dicus  TDu  seinem  Austritt    aus   dem  Becken  hb 
mit  einem  dichten  rolh<-u  Gel'^rsnelz  umgebeD, 
und  so  jeder   eiazeloe  NerveüTaden,    äai  ihrk 
selbst  erschien  jedoch    beim  Durchscboilt  weifl 
und  unverändert.     Die  Gefarsscheide    beg1eile(s 
den    Nerren    bis    nuF  die    Tibia    unterhalb  des 
Knie'a;  der  ge|;en  die  Wade  verlaufende  stach 
durch  seine  Weifse  sehr  ab  gegen    den  Sl^inm 
und  den  Ast,  der  eich  von  aufieo  hereio  gegea 
das    Knie    schlingt.      Vom   Knie    bis  zur  Mitte 
des    Oberschenkels    eine    gÜnzlicbe    Zeritötang 
des  Zellgewebas  und  Aosammluug  von  wlvn 


—     97.   — 

Ib  des  Role  s  eDtsfanden  war,  and  eiw 
9  andere«  Auch  hier  entstand  eine  Bnt- 
g  des  Zellgewebes^  allein  nicht  eino 
auf  eine  kleine  Stelle  beschrankte,  zur 
^  führende  Phlogose  desselben  ^  wie  fra* 

andern  Füfse,  sondern  eine  in  Anflo« 
f^erjauchnng ,  Zerstörung  übergehende 
EnUHnduug,  welche  nicht  zur  heilsa- 
risis,  sondern  zum  Tode  führte:  Das 
rebe  nimtot  ja,  wie  Berndt  richtig  sagt 
Too  den  Entzündungen  I.  S.  230),  alt 
ionswerkstätte  überhaupt  gerne  die  me« 
:hen  ond  djikrasischen  Entzündungea 
eil  sich  eine  fehlerhafte  Beschaffenheit 
ftemasse  in  demselben  am  leichtesten 
jaaachen  kann.  Symptome  alfgemeinea 
.ent  traten  er&t  hinzu ,  nachdem  die  Ent* 
;  in  y<^rjauchüng  übergegangen  war. 
eil  der  Jauche  wurde  resorbirt^  die  fremd*« 

Elemente  im  Blute  erzeugten  Fieber  und 
lungeo  der  vornehmsten  Organe,  baupt- 
I  der  Lungen  ucd  der  Gehirnhäute  «ammt 
ebiro*    Di  3   Symptome  der  Pneumonie 

darch  die  der  Oleningo-encephalitis 
I  und  der  Tod  erfolgte  durch  Lähmung 
lirns.  Ohne  Zweifel  waren  die  wie- 
o  Frostanfalle  einige  Tage  vor  dem 
eichen  der  resorbirten,  in  das  Blut  auf- 
lenen  Jauche.  Diese  Anfälle  von  Frost 
kanntlich  bei  Verwundeten,  Amputir^ 
I.  w.  T.on  der  übelsten  Vorbedeutung. 
>r  Teador  machte  in  einer  Sitzung  der 
)ei  der  Versammlung  der  Naturforscher 
■zte  in  Freiburg  interessante  Mittheilun* 
lir  diese,  in  der  letzten  Zeit  im  Julius-^ 
6  2u  Würztiurg  häufig  vorgekommene 
Intennitteiis  traumatica  pernibiösa.  Alle 
LXXXVIILB.3.St.  G 


Kranksn ,  d««  tob  «nlchen  Frilitten  IjpfalUn  w■^ 
ileD,    Blarbei'i.      E«    ist   beknonl,     dnh    maa   in 
almlichPD    Fflllea    schon    F.lter   in    den    tud  d*r 
Wände  oder  der  ÄWefghöJile  j:iijsgshenden  Tg- 
neu  und  sclbsl  in   der  unii^rn   HiihUrne  getrof- 
iea   hnt.     Die  Flilt-liilis  (Ödler,   »ibnld   eine  liin- 
reicl.pnde    9I«n;^n    Eiler   oder  Jnofhe    von  dMC 
«nlzÜDdelCD  Gefita  aus   !□   das  Herz  g<-langlij' 
Ein   oder   mehrere    beftige    FrÖMe    künden  d»i 
Unheil  an,    und    lünuen   als  sichere   Boten  det 
in    Kutiein  erfolgenden   Todd»    hetrtichlel  wet- 
den.     Nicht  die  rhlebilis  at>  sn1rhc<   ist  eine  >o 
gefabrlidie  Krankheil,  soDdern  dk-  Gefahr  hän|t 
ab  \un    der   Eiterbildiiog    und    der  Aiifn^ihme  ei- 
ner solchen    AUnge  des   Eübts    in    das  Blüt,  dab 
er  von  deinSDlIien   nbsolut  nicht  rrelir  aiiimilirt 
-(Verden  kKirn,  sie  büngl  nb  VOD  der  EolfteAuof 
des     lödilirhea    Eilerung«-    odar   VerjjtUtbuBfS- 
Fiebers.     Bei  der  Phlebitis  findet   mnn,  nie  bei 
der    Fubris  inleriDilteoi  traumatica    und  we  ia  | 
unserem   Fall,   häufig  EnlzünduDgen   ver»chi«df- 1 1 
tiel  Orgnne,    Eilorsosamiulungen    in   dea  HÖIi- M 
len  des  Körper»,    ia    den  Gelenken.     Mao  fin- Ift 
det  in   beiden  Zuständen  die   Milz  erw«Kbt  und  k 
eutarlet,   wie  in  uasereiii  Fall,    und  endlich  in Iti 
der  Phlebitis,  die  tödtlieh  geworden,   6«Tinsdj(||| 


—     09     «• 

•fltx  Qin  äeo  If.  itcbiadicat  betreffeod,  so  dorft» 
••  nicht  auffalleD,  -weon  dU  •crophulös-rheu- 
loalMche  Schärfe ,  dafs  ich  mich  dieses  Terra« 
feoen  Auadmcka  bediene^  zuerst  eioen  starken 
impetigiooseo  Ausschlag,  heraach  eine  Neo« 
ros«  und  Neuritis,  hierauf  eine  bösartige  Zell« 
gewebten tzündung  erzeugte.  Bemerkeoswerth 
ist  es,  dafa  das  lUark  selbst  nicht  durch  die 
Ents&ndang  Teräodert  war.  Uebri^eas  ist  et 
gar  nicht  ausgemacht,  ob  die  Entzündung  dee 
ischiadischen  Nerven  selbstständig  oder  eben« 
falls  Folge  der  Entzündung  und  Verjauchung 
des  Zellgewebes  ist,  denn  der  seröse  jauchige 
Riter  kam  in  unmittelbare.  Berührung  mit  dem 
Nerren  and  mofste  ihn  in  Irritation  yersetzea« 
Vergl.  Lobstein  (deutsch,  Bd.  II.  S.  38).  —  Ditt 
Heiloog  des  heillosen  Eiterungs-  und  Verjau- 
cbuoga*  Fiebers  bei  grofsen  eiternden  Wunden^ 
TOD  ftclbst  -entstandenen  Eiterungen  und  Var« 
jauchangen,  besonders  des  Zellgewebes,  bei 
BolBiiodaDg  der  Venen  (und  Ljmpbgefäfse),  dia 
io  Biterong endigt  u.  s.  w.  —  müfste  also  darauf 
gerichtet seyn,  die  Alteration,  welche  die  Blut« 
mäste  durch  den  aufgenommenen  Eiter  erlitten, 
die  Gmnnnng  desselben  zu  heben.  Wie  ist  da 
sa  helfen  .»^    Calomel? 

Zu  den  seltenen  Beobachtungen  gebort  noch 
ilie  gefundene  Hypertrophie  der  Drüsen  dea 
Plezaa  choroideus,  welche  selbst  iHor^a^ni  nnr 
esB  Paar  Mal  und  nie  in  einem  so  hohen  Grad 
gefbodeD  hat«  Uebrigena  hat  diese  Ahnormi- 
liC,  die  langst  Torhandeo  aejo  mufste,  auf  die 
GeUnthätigkeit  n.  a*  w.  des  Q.  ga?  keben  Bin« 
Mb  geenbert« 


G2 


—    100    — 

I 

3.  Adynamia  chlor oiica.    Funsus  meduttarU  £r  . 

duciu  cysiico.  '    '.  - 

P.  L. ,  Bauernfrau,  irierzig  Jabre  alt^  blimJ/ 
zart,  früh  und  slark  menstroiFt,  toU  und  USr  .^ 
beod  damals  aussehend,  yerheiratbela'ticli  mImw  - ' 
sehr  früh  und   g^bar  ein  Jahr  darauf.^  Ei  mif 
auffallend,    wie    viel   sie    Milch,  gab,  .tO.jAfi 
sie  laiDge  neben  dem  eigenen  Kinde  Boeh  twei 
(remde  haben  mufste^um  sich  die  Brüste  Imt 
saugen   zu   lassen.     Uiedurch    "wurde    sie  IjbN 
geschwächt,   wurde  von   Ffiesel    mil  .periodi|> 
sehen   Bangigkeiten    und   sehr  henoralngeiHlek 
Nervenzofällen   befallen.      Sie  erholte  sieh  DflK  . 
langsam,    nachdem    sie    über    eio    halbes  Ish^-^ 
krank  geweseu  war  uud  yiele  AeTste  Und  AP 
terärzte    gebraucht    halte.      NacK    dieser  Zeit 
wurde  sie>  noch  einige  Male  scbw^gw^f  vod 
mit  jedem  Wochenbett  erneuerte  sich  die  Ga-  < 
'lactorrhöe ,  der  Friesel  und  die  j^Esa  SdmriH 
che.     Von  dem  letiten  Wochenbett  TodOJab^ 
reo  erholte  sich  die  Frau  nicht  mehr ,  sie  blük 
geschwächt,  blutarm,  NerTeozufalleB  .uatenrorf 
fen  und    hatte    eine    mangelhafte   YeidsflUMg^ 
Bio  neues  Wochenbett  zwei  Jabre  dartafito«* 
tergrub   vollends  ihre   Gesundheit.    TtOü.iiR' 
Adynamie  in  dem  Wochenbett  aber  flofa  die  itflcl' 
wieder  in  Fülle ,   das  Kind  jedoch  blieb 
das   Knochensystem    entwickelte  -  sich 
und  unvollkommen;   das  Kind   worda 
tisch  und  starb,   zwei  Jabre  alt,. höchst 
Zu  den  früheren  Leiden  der  Frau  ges^ta 
in  diesem  letzten  Wophepb^lt^eiAfi  jDiail 
welche  n^anz  habituell  wurde  linderistJiiiiAlK^ 
bei  höchst  sorgfältiger  diätetischer  und  niedii 
scher  Behandlung  gehoben  werden  konota.   . 
ter  den  Medikamenten  frommte  der.Zimmt' 


.,—    10t    — 

litten,  dio' Kranke  lag  beinahe  ein  halbe$ 
!ir  lang  zu  lifiit,  sah  ganz  blutleer  aus,  ma« 
le  aby  äfft  fast  niciils,  weil  ibr  Alles  fie« 
iwerJen  inachla ,  besooJers  Drücken  im  Epi* 
itriauii  Gefühl  von  Voliheit,  Aufstofaen,  Soif'« 
»nnen;  die  Zähne  wurden  gelb,  carlos,  zer- 
ickelten.     Endlich  schlich  die  Kranke  wieder 

Haaee  herum ,  siech  und  elend.  Von  Zeit 
Zeit  ^ofste  sie  liege a.  Nach  mehreren  Jab- 
1^  da  die^  Diarrhoe  aufjgebort  hafte,  erschien 

Gesitbt  ein  herpetischer  Ausschlag,  der  sich 
le  besondere  Millel  wieder  verlor.  Zu  der 
«ersten  Sob wache,  der  Appetillosigkeit,  der 
klecbten  Verdauung ,  der  üflulblosigkei t  u.  s.  w« 
leJUeo  fidi  endlich  Schmerzen  in  allen  Glie- 
'o ,  besonders,  aber  im  Rücken  und  im  Krenz, 
lebe  zwar  öfters  auch  wanderten  und  cx- 
rbirteo,  4^cb  nicht  eigentlich  rheumatischer, 
kdertti  mehr  rein  nervöser  Art  wared.     Eisen 

den  feinsten  Präparaten,.  Bäder,  seihst  der 
braach  von  Imnau  leistete!  nur  vorüberge- 
ide  Erleiqbtecuqg»  Ein  Jahr  vor  dem  Tode 
cbien  die  Menstruation  wieder  regelmäfsig, 
r.  nur  wie  Fleisch wasser,  und  nach  dersel* 
L  war  die  Kranke  stets  elender  als  zuror« 
llich  fing  sie  an ,  sich  Ton^  Zeit  zu  Zeit  zo 
rechen,  was  sie  jedoch' dem  uo zeitigen 'Ge* 
sip  irgend  einer  Speise  zuschrieb.  .Ungefähr 

Jahr  yot.  dem.  Tode  /klagte  sie .  zuiii  ersten 
le  .ober  Cjin  leichtes  Hindernifs  heim  Scblin- 
,  was  für  krampfhaft  gehalten  wurde.  .Nach 
I  nach  wurde  das-  HindernÜs  bedeutender, 
l  mehrere  Wochen  vor  dem  Tode  konnte 
/fast  nur  noch.  Flüssiges  schlucken,  und 
l)ftt  auch  dieses  wurde  hie  und  da  durch  die 
le  ausgeleert.  Aus  allen  diesen  Umständen 
ilte  sich  immer  klarer  heraus^  dals  eine  Ver« 


—    102    — 

CDgeraBg  ^M  Schlundes  oder  rielmehr  dei  ob«- 
ren  Theili  der  Speiteröhre  vorbnojeo  wir, 
Sech«  Wochen  Tor  dam  Tode  erbrach  si:b  die 
Kranke  fa«t  alle  Toga,  tuerst  wurde  ngt  dai 
Geootaeoe  eollecft,  tpnter  auFserdein  TJel  mum 
FlÜHigkeit ,  sfllelzt  küin  dat  Erbrerhen  genöbii- 
lieb  xwei  Mal  io24StUDden,  auch  wenn  oicbl) 
geaosaen  worden  war,  ued  jedes  Mal  wWa 
bis  zu  e'ineia  Schoppen  und  d^räber  böchit 
■anre  Flüaaigkail  von  biäunlicher  oder  auch 
beller  Fiirbe  aufgehrocben.  Erst  eioige  V/o- 
chen  Tor  dem  Tade  fing  die  Krank«  an  it 
bDilen.  Das  Aergsle  waren  ihr  die  brenDend- 
Bleo  Schmerlen  im  Rücken,  coacantrirt  im  Ol 
•acmm.  Nur  Alorpbium  brachte  ihr  zuweil«! 
«ioiga  Erleichterung  der  SchmerEen  und  eiat- 
gea  Schlaf.  Endlich  Karb  dia  Duldeno,  bii 
lum  Skelette  abgezehrt,  an  gänzlicher  Et- 
■chöpfung, 

Seciion,  15  Stunden  nach  dem  Tode,  bei 
einer  Temperatur  Ton  etwa  -\-  15**  R.  Sl«rli«t 
Leichengeruch,  Cornea  beider  Aagen  tröbf, 
eingefatien ,  lehr  hlasie  Farbe  de»  höcte  '^ 
geiGBgerlen  Körpeii,  nur  auf  dem  Rürtea  ei- 
nige ichwAche  TodlenQecke.  Nur  Bratt*  vai\ 
Bauchhöhle  nehst  dem  Halse  worden  nSflaetj 


_    103    — 

luelt  ttfofg«;  biobo«n  •  bis  butelooffgrafse  Taber- 
kf-lo  Too  getber  Farbe,  in  deoeo  die  Erwei- 
chung aod  Eiterung  eben  begonnen  hatte;  au- 
faerdem  eini|(ePsendoioeinbraneo,  welche  beide 
Blatter  der  Pleura  an  einander  hefteten.  Hers 
klein  I  achlalT,  in  dem  rechten  Ventrikel  ein 
weBig  Blni.  Magen  und  Darmkanal  mit  dao- 
Ueoi  Wandungen,  nontt  gesund ,  eben  ao  Fan- 
kreaa,  änch  die  Slila  unj  die  Leber  g^annd» 
letalere  tfnge^rohnlich  grofs,  blafi  und  blutleer; 
Galleobläfte  von  dunkeloliTeogriioer  Galle  stres- 
send,  bnctos  cytticns  bedeutend  erweitert  umI 
MOS  angefiilliC  mit  einer  gefäfslosen  hirnartigeo 
JasMdf  die'  iüit  'den  Wandungen  nur  lose  durch 
Zellgeweba  verbunden  war.  Uterus  klein,  et- 
•  'wea  Blut  enthaltend,  OTärien  gesund.  -*  Der 
Korper  iaa  6anzen  sehr  attn  an  Blut* 

DiÄJiA  'Krankbeits-  und  Sectionsgescbicbte 
gibt   wohl  fed   mancher  fruchtbaren  paihologi* 
achen   Betrachtung   Stoff.     Ein  gesundes  TolU 
saftigea  'MSddieo  heiratbet  frühe,  die  Schwab- 
gerschaft y-iias' Wochenbett  und  die  gesteigerte 
BecretiÖDathätigkeit  in  demselben  ,  insbesondere 
31e  fibermäfsige  Lactation  nehmen  die  Bildungs« 
IhStigkeit  und  ihre  Quelle,  das  Blut,  aufseror« 
.Itolmili'  in   Anspruch.      Wiederholte  Wochen« 
'-  Mftden  und  eine  habituelle  Diarrhoe  erschöpfen 
»^^Jffi^   Säflemasse  noch   mehr,    die   Meustruaticä 
jjBfcibt  ans,   das  zu  den  Katamenien  sonst  Ter* 
jWendete  Blut  bleibt  im  Korper,  mit  ihm  aber 
■EK&'ch   manches  fremdartig  Gewordene,  zur  Se« 
^tioB  Bestimmte^  das  Blut  verarmt  an  Faser- 
'If  und  Cruor,   und   der  entsteheode  Herpes 
;   sngleich    Zeugnifs    von    seiner    sonstigen 
erhaflen  Mischung.     Die  Blutarmulh  und  die 
cnuBchung  des  Bluts  lübren  natürlich  eineii 


^    104    — 

enlsprechoD^D  ZuMe^qJ  des  NerTengystems  her- 
bei —  ein'e  Adynaijüe  nii»  Hyperästhesie.  So 
betteht  die  I^raulilieit  viele  J;ibr«  Ijog  als  •eine 
Krankheil  dci  Säfle  uoil  iler  Nerreo,  ohue  liifa 
eia  Lukallelileii .  Betbslsläuilig  hertorUitt.  Zu« 
leiEt  er&t  erkranken  die  wicliligtl«a  Organe  d» 
bildeiidea  Thä'ligkait,  der  Nutrilion  und  Ssn- 
guiücalioD.  Nachdem  schon  lange  di«  Vet- 
dauuiig  In  Xlaordnong  gewesen,  die  Galle  f«El- 
lerhaft  abgeBondert  und  Saure  im  Magen  <r- 
zeugt  TVür)Jea  war,  entsteht  eine  Vereagefung 
der  Speiserühre  und  eine  Aflerorganisaü'cin  im 
Ductus  cysticus,  «ioe  ein<;esBckte  hironbnlichs 
jtlnsse,  welche  das  Au»Qiersen  am  Grille  nui 
der  Gallenblase  verhintjeru  murste.  Ilie  uod 
da  halle  eich  die  Ivranke  «chon  etwa  seit  ei- 
neta  J^hre  vor  dem  Tode  crbrocbeo,  alitia 
das  liigliche  Erbrechen  der  sauren  L^lüaMfleil 
.in  grorier  Menge,  wie  bei  Sciirh^qt  pjlo-'i, 
BlelllB  steh  erst  seit  secb»  Wocliea  vor  dem 
Tode  ein.  Obne  Zweifel  halle  sich  di*  Atler- 
organisalion  erit  in  der  letzten  Zeit  ausgebil- 
det, die  Schlundvereneerung  begatiD  erd  eia 
Jahr  Tor  dem  Tode,  die  i«  (len  'L.vogta  ge- 
fucideoen  Tuberkelo  waren  nucb  ruh  uudet)«ii- 
fnlls    in   der  letzten    Zeit   dei    Leben»  anUtnn- 


—    105    — 

tfatritieo  UBcl  Sangoilicatioii,  endlich  Degene- 
ra^oo  and-  AfterorgaoiaaüoDeo  verschiedeoer 
Art  a»i4  ip  TerachiedeDeaOrgaDeDy  Tuberkeln, 
niarkfarkom  in  Einer  Leiche.  Kann  man  bei 
•olch^r  Beobachtung  noch  eine  besondere,  tu* 
l^arkaluae,  encephaloidisehe,  scirrhuse  u.  s.  w. 
Dytkraüt  annehmen  ?  Sind  alle  diese  krankhaf- 
ten Ablagerungen  aue  dem  Blute ^oicbt  vielmehr 
nur  Zeichen  abnormer  Secretion ,  einseiiiger  Ab« 
jpbeidung  ge^iiser  Elemente  aus  demselben» 
Zeichen  des  Zerfallens  der  Blutmasse ,  das  seine 
Yitalität.^grofsentheils  eingebüfst  hat?.  Nicht 
det  Magen  I  dieLungen,  die  Leber  waren  krank, 
aondern  da«  Blut  war  esj»  und  aus  ihm  ist  doK 
taberkulos^^  an  einem  ander»  Orte  birnähnii- 
che  Materie  abgelagert  worden.  ^  Es  ist  bekannt^ 
dafs  Üie  Terscbiedenen  Formen  von  Afierpror 
dnkten   oft  in    einem    Organe  neben   einander 

3nd  in.e)ni|nder  überfliefsead  .yorkommen ,  wie 
ieh  achbn  Abernethy  zeigt ,  und  neuerlich  Hey» 
■ftädfr  .{^fk  eeipen  „Studien  im  Gebiete  der  Heil« 
^iasa^chätlV)  Bach  weist-    Ich  kannte  eineFraop 
die  äo   Scirrhüs  uteri  starb.,  ^  fünf  Geschwister 
deraell^en   waren  früh  an  der  Luogenschwlndr 
lacbt  (Tuberkeln)  gestorben^  ein  noch  lebender 
Broider  leijdet  an  der-  Leber,  sie  fiihlt  sich  upr 
e^'oi  vergrofsert  und   härter   als  im  gesundcig 
:.  .iSostande  an.  -—  Das  regelmäfftige  copiose  saure 
:  jirbrecbeii    in    den    letztep   Wocbeii   vor  dem 
^..^ode    betreffend 9    so   ist   es  merkwürdig,    hei 
lOB     gesunder    Bescbaffenbeit     des     Blagens, 
[ff Slffingerdarms  und  des  ganzen  DariiikaoalSf 
eilich    konnte   die   Galle  nicht   flieh r  aus  der 
tolleBblase,   wobl   aber   noch  uninittelbar  Ton 
mt   Leber  aus  durch   den  Ductus  faepaticus  in 
BD  Darmkanal  gelangen. 


—    106    — 

DIo  chlnrolEncbe  Ädynamie  det  WeiW, 
eine  schwierig«  Verbiadimg  der  Ctiloro*e  inil 
der  Hyiterie,  kommt,  zur  Plage  für  den  Änl 
ivi«  Tiir  die  Kraaken,  gar  oicbl  teilen  vor.  Die 
Ursachen  lind  frühe  Verheiralbung,  frübzeilige, 
■chnell  auf  eioander  folgende  WocheobetteD  b« 
pailijien  Subjekten,  die  als  Jungfrauea  AuUg« 
xur  Bleichsucht  oder  diese  selbst  gebibt  nod 
«Ii  Kinder  an  Scrophpln  erlitten  haben.  Die 
Unglürklicben  tragen  die  Krankheit  riele  Mra 
mit  sich  herum,  empfanden  noch,  ««ao  li« 
Tor  Schwücbe  bereits  das  Uelt  nirht  mehr  ver- 
lassen kÖonen,  uod  büraen  die  kurse  Lust  uder 
ihr«  NacbglBbigkeit  mit  noch  grÖfaer«m,  ihre 
Auflösung  bescbleunigendeia  Siechtbuni.  DI« 
Frucht  aber,  kümmerlich  genährt,  stirbt  eol- 
neder  friibzeilig  im  Dlutlerleib«  ab  uad  «ri^d 
eusgeslofssa,  oder  zur  Zeit  geboren,  iit  sie 
ebenfalls  nur  cum  Leiden  und  zm  rruhMiligeiii 
Tode  auf  die  Welt  gekfimmen.  Unter  der  Be- 
diDguDg  Strenger  Eathallsamkeit  und  Ilufae  in 
Genilaltf Sterns,  thut  das  Eisen  bei  chlorollicbcr 
Adynamie  sein«  Dienste,  vrie  lo  der  Cbionttt 
der  Jungfrauen,  nur  mufs  es  in  klelaeo  Ot-  < 
faeu  gereicht  werden.  Den  Vorzug  ntjitnt  14 
die  ränste  Eisenfeile    und  das  kohleneau»  B<  '^ 


-.    107    — 

4«  yuia  organica  €ordi$9 

J.  8.,  Cbirorgy  siebenslg  Jahr«  alt,  toü 
jJOT  krifligften  Cohsütolion »  lag  teiii^iii  Berafe 
Bminer  treo  bb|  lief  täglich  uotardroHao  bei 
••!■•■  Koodeo  heram ,  machte  manchaial  aoch 
grSIbaff«  Pohreiseo,  lebte  dabei  aehr  mäfaig 
«nd  hielt  Tiel  auf  daa  kalte  Wasser.  Aach  im 
Alter  noch  letzte  er  seio  aostrengendes  Laofeo, 
)•  ReBBen  fort,  rohmte  sich  a^iper  anerachSt- 
teilea  Gesoodheit  aod  meinte  ein  aehr  hohea 
Alter  SU  erreichen.  Etwa  ein  Jahr  vor  aeineta 
Tode  erat  flog  er  aO|  des  Altera  Unbe^nemliciS« 
fceit  SB  ap&reo ;  seine  Respiration ,  welche  frii« 
ker  frai  und  nngestSrt  gewesen ,  wurde  schwer» 
wenn  ar  lief  oder  bergen  gidg^  er  fing  an  nu 
IwBch^B  und  dabei  klopfte  daa  Hera  uDgewSlm  > 
lieh  alari«  Patient  magerte  ab  nnd  bekam  ein 
kraDkia,  gelbea,  eingefallenea  Aussehen.  So 
lebt«  derselbe  ein  Vierteljabt,  ataar  in  einer 
Nacht  eben  Anfall  Ton  Saffocalioo  bekam,  dar 
ihn  daa  Leben  zn  kosten  acbieo.  Am  Abend 
hatte  eich  derselbe,  miidei  doch  ohne  beson- 
dere Athembescb werden,  in  Bette  gelegt  on3 
ivar  eingeschlafen,  gegen  Mitternacht  fing  «r 
#■,  im  Schlafe  schwer  so  athmeo ,  wachte  auf, 
«ahm  eine  Yorgebeogt  sitseode  Stellung  im  Bett 
BB  nnd  kocote  nur  mit  der  groftteo  Anstren- 
gung den  Atbem  gewinoeo  ^  dabei  war  das  Ge- 
aicht  blaurotb ,  die  Carotideo  pnlsirlea  sichtbar, 
daa  Bewufstseyo  war  getrübt,  wie  too  einem 
achwereo'  Traume  befaageo.  Wie  die  Caroti- 
deo, so  polsirte  auch  die  Radialis  heflig,  stark, 
gleichförmig,  frequent.  Die  Welle  des  Blute 
war  gar  nicht  zu  unterdriicken;  auch  die  übri- 
gen grofseren  Arterien  des  Körpers  pulsirtea 
aichtlich,    so   dafa  der  ganze  Körper  bei  go- 


ruhiger  und  leicbier.  AU  icb  Pat, 
wieder  bciucbte,  war  er  oinll,  hallt 
leglnZuuge,  üfaelo,  scbleiuiig- bitter»  G 
Aufalol'sea;  kein  l/ieber.  Puls  imm« 
bait,  ^leiclilöruiig,  Uerzacblag  eb«t 
und  vull ,  weiiar  verlirtilel ,  als  im 
Zustand,  bei  der  l'erciistion  der,fi 
Uefzeni  tu  weilefem  \Jm(ang  in.-it!l«gj 
spiraliou  oboe  kraukbafle  Atnveii:iiU| 
jKiminea  ein  unbedenlendes  BrOD^ 
icb  gab  iiuD  iheils  des  vorb'flndeoeb 
-inus  wegcD,  (heil*  zur  Beruliiguug  tj 
de*  Blulea  ei.ao  Sululiuii  des  Tartatu 
an  griifsarer  Giilie  lultelFollweiae  zu 
3Dor  Kranke  erbrach  sich  nicht,  beki 
-ju'ge  Sltihlgaoge  und  e«  trurile  beese 
^r  aLbmele  zwar  iminerhiii  echwet 
^enülbigl,  langsam  zu  gehen  slalt 
-seiae  Gesicblsfarbs  wurde  imiaer  blji: 
lieber,  die  Zunge  war  iinm«r  etm 
d«r  Appetit  gerinfre,  das  Epigastritn 
pocboudriuin  dextrnm  voll,  geipam^ 
sklj  PaüeDt.     IVücb  .ejitem   YÄ« 


—    109    •* 

doch  bei  dem  jetzt  wieder  gesteigerten  Gattri- 
ciimus  nicht  lange  yertragea,   und  icli  Terord-« 
nete   ein   salrig-naoerlicbes   Abfobrinitlel,   wa^ 
beaser  bekam.    Nach   diesem  Anfall  blieb  eine 
noch  erachwertere  Respiralioo  surück ,  das  Htrt 
klopfte  iebr  heftig,   nod  bei  jeder  kleinen  Ao« 
etrengang  ao  stark ,  dafs  Pat.  slillsteben  rnnfste« 
Dennoch  ging  er  noch  öfters  über  Feld  in  Ge- 
schäften. '  Noch  mehr  aber  als  über  den  beeng« 
ten  Athem  and  das  Hersklopfen  klagte  eriiber 
den    schlechten    Geschmack,     den    gespannteo 
Magen,  den  Mangel  an  Appetit;  der  Stuhlgang 
^«r  trage.    Der  Anfall    Ton  Erstickung  kehrto 
in   aecha  Wochen    abermals    cnriick,    dann  in. 
irier,  in  dr^y  in  zwei,   immer  bei  Nacht,  ia 
den  letsten  Tierzebn  Tagen  erschien  der  Anfall 
a war. gewöhnlich   bei   Nacht,    doch   zuweileik 
auch  am  Tage,   alle  drei  bis  swei  Tage,  end« 
lieh  alle-  24  Stunden ,    und   zuletzt  yerliefs  ihn 
das  Aaibma^  die  furchtbarste  Athemnoth  nicht 
jBiohry  der  Herzschlag  dauerte  mit  ungewobn« 
.lieber  Heft^kwt   bis  zum  Tode  fort,  welcher 
durch  Erstickung  und  Erschöpfung  zugleich  er« 
.folgte.     In  den   letzten  Tagen    liefen  noch  die 
BjK$chal  odematös  auf,   der  Herzschlag  wurde 
•Iwat-  dumpfer  gehört,  das  Bewnfstieyn  wurde 
^aiid  mehr  getrübt,  der  Kranke  delirirte, 
Jia  an  Brustwas^rsucht  Sterbenden,  und 
•-  war  kein  Zweifel^  dafs  Wassersucht,  yor- 
'  ^ipglich  des  Herzbeutels ,  yorhandeb  war«    Im 
^■^JKbhtigep  wurde.  Hypertrophie  des  linken  Herz- 
'        —Itrikels  diagnosticirt,    der  chronische  Gastri- 
loe*  aber  für  den   Ausdruck   yon  Anschop- 
ff  JBT    Leber  t   entstanden   durch  Blutüber« 
mg  in  Eolge  der  Störung  des  kleinen  Kteis- 
ääp  a^geaehen. 


—     110    ~ 

SflcliOBt  24  Rtand^n  narh  itm  Tode,  Im 
SoBimer  bei  alwa  -|-  1'4°  R.  Der  Leichuam  noch 
sieht  iD  Fäulnirs,  zifinliche  !tl»gerkei(.  Oefl- 
nung  der  Urusthühle :  linke  Lunge  durrhaa« 
mit  den  nipjjen  und  dem  Zwarcbfell  verwach- 
■t>a,  dit)  Pleura  an  mehreren  Stellen  bedeulend 
verdickt  uod  PieudumembraDea  zwischen  ibrta 
beiden  Blädero;  die  Ober{lache  beider  Liiogea 
»u  mehreren  Slellen  Bchwarz  nbfürbend,  di» 
Itleinen  Knnrpet  der  BrumrhiaUerz^eigDDgan 
aaf  beiden  Seilen  grüfslenlheilsverkaöcherl,  in 
der  liukeo  Lunga  in  der  Nabe  eines  grÖtierts 
Bronchialnsles  ein  brückligtr  Stein  vod  itt 
Grüfse  eines  Taubeneies  im  Gewebe  der  Lungh 
Der  H«rtl>«ule]  enihielt  6  Uozeo  rothlicfaca, 
schwach  Relrühlen  Wa»terH,  au  einigen  Siel- 
leu  war  der  Herzbeule)  verdickt,  das  titn  ia 
demselben  Trei ,  nui'lallend  smr*,  nahe  an  so- 
derlbalb  ITund  wiegend.  Aurgescfanillee  er- 
schienen die  Wand uogeu  des  liukeo  Ventrikel» 
hyperlrüphlscb,  bi>  zu  ;i  Zoll  dick.,  die  Tfx- 
faeculae  carneae  ungewiitinlicb  stark  und  derb. 
Eine  der  Valrulae  sigmniJeac  enthielt  *lota 
iviiochenkero  «od  war  verdickt,     eo   d^if  ihre 


EUslicilüt    beinahe    aufgehobeit    genewa  leya    r 


inufste,  übrigem   war   der  Eingang  rein  Vei 


—  111  — 

«  StrADg  jmgewoBiielt.  Der- Magen  und  i^t 
brige  Därmkaoal  geaund»  *-  Die  Kopfhobl« 
orde  nicbt  geofFoet.  -*  Ea  fragt  sich,  wi^ 
areo  die  tSdtlicb  gawordeoeo  orgaoiicheo  Feh* 
r  eotalaDdt»D,  welche  waren  zuerst  Yorhao- 
in,  welche  folgteO|  wie  enl wickelte  sich  der 
lue  auf  dem  aodero?  OfTenhar  ist  die  früh« 
picige  OsslQcation  in  Terschiedenen  Orgaoen, 
ie  Verknocberüng  der  Broocbialzweige,  der 
ungensleiOy  ■  die  VerkoorpeluDg  der  Art.  lieoa« 
8,  der  Koochenkero  io  einer  der  Valyula« 
ginoideae.  Wenn  das  viele  Laufen  des  S.  seio 
anzes  Lehen  hindurch  den  Kreislauf  achoa 
hoediers  über  die  Gebühr  antrieb  und  die 
lerzlhätigkeit  sehr  in  Anspruch  nahuii  so  inufst« 
er  BIntlaaf  in  den  Lungen  noch  ein  beeonde« 
)8  Hindernifs  erfahren  durch  die  Verknöche« 
ing  der  kleinsten  Bronchialverzweigungen, 
reiche -dadurch  an  Eiaslicität  verlieren  inufs« 
BD.  Diefa  mofste  eine  Ueberfiillung  der  Lun« 
eo  mit  blot  zur  Folge  haben,  daher,  wie« 
rohi  jetzt  poch  geringe,  Athembeschwerdea 
]d  ohne  Zweifel  eine  chronische  Entzündung 
ir*  Pleura,  welche  zur  Bildung  der  Pseudo- 
esnbrpDen  Veranlassung  gab,  obwohl  Pat« 
ar  cioDial  über  Seitenstechen  geklagt  hatlt, 
ekanutlich  findet  man  Verwachsungen  der 
lideQ  Pleurablätter  öftere ,  ohne'  dafs  Symptome 
t  Lehen  Torausgegangen  waren«  Ich  fand 
omal  einen  groften  Theii  der  Pleura  Terkoo- 
mr%  bei  einem  Pat.,  der  nie  über  Schmerzen 
)t  der  Brost  geklagt  hatte.  Eine  bedeuten« 
1^   Behinderung  dea  kleinen  Kreislaufs  eot« 

Sid  aber  erst  durch  die  Verknocherung  einec 
Tel  der  Aorta,  wodurch  die  linke  Herzkam« 
im  sn  nogewobiilicher  AoatreDgaog  geootbifl 


-=    112    — 

wur3e,  wenn  lie  sich  geHorlg  enlleeren  wollte. 
Daher  die  Hypcrlropliie  Jieses  Venirikels,  Stag- 
iinlioa  des  liiules  riirkwiirts  in  den  Lungen,  in 
dem  rerblen  Herzveiiirikel  und  Vorhof,  wel- 
ch« d.'idiirrh  erweilerl  wurden ,  endlich  selbst 
noch  in  der  Leber,  dietem  grofsen  ßlulbehäl- 
ter.  Die  Leber  inurtte  aber  ja  auch  noch  !ät 
die  Milz  eioMelien,  welche  durch  die  Oblita- 
ralion  ihrer  Ärlerie  verkÜTnmert ,  ihre  Fnok- 
lioD ,  einen  gMiFten  Thei!  des  Blalea  in  lich 
nurzunehinen  (und  ohne  Zweiful  irgendwie  tu 
verändern),  .Dicht  mehr  üben  konnten,  Dia 
mDlanhäuluns  in  dor  Leber  veratilatjte  eine 
verstärkte  und  wahrscheinlich  auch  Teräoderle 
GalUn^Tzeu^un^  ,  daher  der  GatlHcisinu«,  der 
nach  meinen  üeubHchlungen,  iihereinstiii]oi«Dd 
mit  denen  mehrerer  aoderer  Aerzle,  tuiuier 
mil  bedeulendeo  organiichen  Fehlern  des  Her- 
zens und  nHinenllirh  mit  Uerzhyperlropbie  lich 
verbindet.  Die  Waisersuchl  trat  als  Zeichea 
der  ErBchöpTung  durch  die  vielen  ErstickuDgi- 
anfalle,  au»  der  Z^rsettung  des  Blutes  hiaiu. 
Der  Puls  war  immer  stark  und  voll  und  re- 
gelmafiig  wie  der  Herzscblag,  weil  dai  Uiu- 
dernifs  durch  die  verknöcherte  Valvel  nicbt  so 
sehr   bedeutend  ceweseo    war.     Katsenackaut- 


US 


OBg  kam.;  Bei  Nacbf '  tm  Schlaft  ar« 
das  Blot  stariter  und  das  Hers  war 
^  dai  Blut  ist  dann  in  der  Raebl  mehr 
Ibst  überlasten  I  da  sein  Wächter  f  das 
»yatenii  und  namentlich  das  Gehini 
daher  auch  in  der  Nacht  am  haufigsteo 
fceo  EcstickunESSBlalle  eintreten« 


•  • 


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LXXXVIlI.Bd.3.St. 


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V. 

Kurze     Nachrichten 


A  n  s  z  ä  g  e. 


i 


Bericht 
flirer  die   epläemUdteti    KrmtMielten    «nit  TbdtffIB*> 
ttwicfte  fini  dem  tnrkisdien  Hiißre  su  MaUi&t  U  J"** 
wiihntnd  der  Mimale  Novetnber  «ttd  DecenAtr  l 
und  Jainiar  iiiid  K'bruar  1839  Itcobacfttel  iv 


Dr.    Carl   Erharät, 
.  firtf/'xICRrsI  ilrr  Garde  S.  U,  der  i 


t.  J 

Ja 


—    115    ** 

Dit  ÜHgcft»!  mm  RfalftlkiiC  frei  vm  8on|»(Rni  «aj 
fCflkenden  Gewiiseni»  der  Himmel  rein  nnd  klar,  dagegea 
aimi  Winde  Betten.  Im  Sommor  ist  die  Hitze  lebr  grofi,  dat 
Tbermometer  eCeigt  bis  gegen  32%  nnd  filtt  im  Wintef 
bn  sn  12^  Kalte.  Der  Winter  dauert  zwei,  hocbttene 
drei  Monate;  nm  die  Mitte  Febmars  halt  der  FrabKng 
seinen  Einzog;,. wihrend  des  Sommers  regnet  es  nie,  mu 
im  Spitberbst  nnd  Frühling  kommen  Regentajge. 

Maiatia,  eine  StadI  Ton  1500Ö  Einwohnern ,  liegt  zwei 
Stnndeii  lom  Enphrat  entfernt,  besteht  ans  Lebmbausern, 
hat  enge  unreine  Stralsen,  trSbes  lehmiges  Wasser ,  nnd 
ist  iron  alten  Terscbatteten  Festungswerken  umget^n,  die 
Jetzt  zum  Theil  zu  Gärten  Terweodet  werden,  welche 
aber,  büofig  durch  die  Abflüsse,  der  Stadt  unter  Wbssec 
gesetzt,  durch  Verdunsten  des  letztem  mephitische  Aus-* 
dnnstnngea  erzengen.  Wer  sich  Tor  die  Stadt  begiebt^ 
bemerkt  iber  derselben  eine  dicke  Atmosphäre  Yon  Randb 
und  Dunsten ,  die  sich  dem  nach  der  Stadt  Zurückl^eii- 
renden  durch  nblen  Gerueh,  selbst  eine  Belästigung  der 
Respiration  bemerklich  machen«  Erboht  wird  der  üUe 
Geruch  nnd  die  Verderbnifs  der  Luft  durch  die  an  allem 
SCmlaen  angelegten  Vorrichtungen  von  Abtritten.  In  die- 
■er  Stadt  denke  man  sich  eine  Einquartining  ?on  nahe  am 
20.000  fiitfciicbca  Truppen  (allen  Hauseigeotliumem  wurde 
wahrend  des  Winters  ein  anderer  Aufenthaltsort  angcwia-. 
aen),  dfe  Menge  von  gleichzeitig  mit  in  die  Stadt  ga* 
brachten  Thieren,  die  grofse  Ueberfullnng  kleiner,  Ter« 
acblossener  Räume,  in  welche  oft  zehn  bis  zwanzig  Sol- 
daten zasammengedriingt  worden,  den  Mangel  an  passen* 
der  Bekleidung,  an  den  nothigsten,  Trupfien  nnentX^ehr- 
lidien  Hulftmitteln ,  an  hinreichender  Erwärmung  im  Win- 
ter, und  nma  wird  hierin  schon  Grund  genug  zur  Ent- 
«itUnng  ¥on  höchst  Terderblichen  Krankheiten  finden.   • 

Die  Lebensmittel,  welche,  wenn  sie  vorhanden  siad^ 
dem  tarfcisehea  Soldatea  leichliciier  ah  bei  aadera  Ar- 
wnea  Tcnüacicht  werdea,  warcB'im  Ifoaat  November  na4 
DaBtaber  In  Uebcrfluis  da,  aamcntticb  Fleisch,  Reis» 
Bradt  aad  Fett,  aber  denaodi  konnten  sicfa  die  tnrfciscbaa 
tluMafga  grober  Bsceasa  ia  der  Diu  aicht  eatballea,  dia 
iai  abanuUsigea  Geanfs  voa  Kaae,  Honig,  Tianhenea», 
Rariaaa,  Dattda  aad  ihaücfaea  Leckcraiea  aaf  dta  Ba* 


Was  lieia  aich  aoa  erwartea,  ab  tobb  lO.  Itaair  wm 
der  FMNbbatef  crachopft  war,  aad  te  ai  ^    "^ 

U2 


lldHh  ^VÜtinle  Tiirfc^  ,üdi  mit  eioigenüTI 
von  lisll)  rcrliiingiirluii.  krankeni  KiniWinlibcgmigeii  muble, 
als  nitcli  acbt  Tagen  auch  dicsca  anrgeEelirt  «rar,  nnd 
vienehn,  'l'agi^  s[)ü>cr  ciKlIicIi  mich  iler  Reia  ftdille.  Je 
giülsc.  ^"^  Mangel,  an  NuliningsimtUeln ,  um  to  tiäafigrt 
wuEdcn  ili«  ßazaiE  IjcsiicIiI.  Uic  itiirdi  l^'uHerinangd  bt' 
l/V(Gn  ifiid  lerncatea  Kaineele  nurdcn,  trotz  aller  VoMel' 
liing^n,  niclut  vcricbarrL 

1^01  diete  Zeil  Irat  Tlmunelter  ein,  der  ScbsM 
srlimoli,  ani]  gtcii'bEfJtig  enCwickcRe  tidt  eine  iiliergnäe 
Meflfetl  gleicbsani  fcstgefromer  niejibitiscliet  Dünste,  lüe 
itnrth'inc  «ärmpnilG  Sonne  cutTe&Gclt,  ilic  LuEl  mit  ped- 
ai  liecVi"  Kxlialuiioncn  erfüDien. 

BtgteinichvrwtiEe  Selch  gcraile  in  diesen  Zertrun 
ilie  meinen  KTkranlningch  an  e'i'^'i'i^<^'>c'<  Fiebon  unl 
TjiiTlii'i,   welctic  »lelc  0[>fer  loiteton.  — 

i,ta  il-  NoTCin^iCT  l6SS  Terliefsen  die  Troppn  'lu 
KelltagU  niiil  t>ezn«:cn  die  Stadt  Malalia ,  nnchdem  hänri^ 
Rügen,  talti:  Nd'iuI  und  kUIiTe  Näcbte  dai  Camidrea  ui- 
niÜglit^ti  gehiarirt  hatten. 

Dm  Ijfer  befiniftiche  türkisrhc  Ticer  bealelK  nsHw' 
sirhen  W  den  ri*rach1C'1cKarligglen  ConstiluttaMn,  ton 
^clir  T^rscbiedetism  Aller  unil  selir  beterogencn  Ktliimtn, 
die  ans  allen  TTieilcn  iIcs  Keirlis  (lieber  ee(>rarbl  «nidn, 
rnlhält  nnter  nndern  aiicb  viele  Karden,  welcbeakKrirg»- 
^efangene  in  die  Regtbenicr  veilheitt  wiirilen.  ISe  Sei- 
•laterr  aus  Bnsnfen  nnJ  Rnniclien  sclieinen  nur  die  liäl- 
tigsten  und  sli>Ttatr>n,  die  niis  Conatanlin(>|iel  nnd  der  Ib- 
e^genri  wenieci'  kräWg-  We  Korden,  gewohvt  w  üren 
Get)ir^en  in  leben,  eind  sclione  Menschen  td* (^t&üoi- 
lif^li  sdimaler  Gcsiclitabiblnnig}  von  Ahlbern  naülitCW 
linden  sich  irerbilllnilsniSrKig  nnr  wenlgb  fn  ia  A 


mk  erolier  BMkriiftong;,  abNadilTanlbdt'der  Ruhr,  (»der 
dufcb  VernadilalsigaBg  geringerer  UnterleibtstdningeB  Ter- 
onadit;  mucb  daran  erlagen  Mete,  mciit  soldiey  die  seit 
Momten  die  SCra|iazen  lehfeelil  ertragen,  tob  Nahir 
achwichlieh  «nd  darch   Ausschweifangen  böcfatt  enteenrl 


Der  eigentbamliclie  ClianUer  der  Rnhr,  der  Nntien» 
Trekben  ich  Ton  den  BrechmittelB  sab,  ond  der  Scbiden» 
den  ortfiche  und  nocb  mdir  allgenietne  Blutentnchnngua 
Teromcbten,  lafkt  mich  diese  Krankheit  mit  'mebiereii 
Aerztea  ab  eine  erysipelaiose  AffeirtioB  der  Sdnm  CSe- 
dame  betrachten,  und  die  aBliei7si|>ehildse  Behaadlung*, 
wie  sie  ia  deutschen  medidnisdien  Schulen  gelehrt  wird, 
war  ancb  offenbar  die  glücklichste.  Das  KKin»  des  hie« 
sigeB  Landes,  wo  man  den  Tropeniandern  sdioa  aiher 
ist  y  wo  bekanntlich  die  Leber  nnd  das  Nerrensjstem  sehr 
in  Anspruch  genommen  werden ,  wo  Brosüeiden  oad  reine 
KnCzSadungen^  dagegen  seltener  herrortreten ,  durfte  hier- 
bei wohl  sehr  in  Betracht  kommen.  Dr.  BoIHm^  An- 
sichten Ober  das  Acdimaüsatlons-Krysipelas  iami  ich  in 
Tielca  8tiicken  bestätigt  Dahin  gehört  auch  die  liier  sehr 
Läufige  Rrsobeinong,  dab  die  meisten  gastrischen  Fle* 
ber  sieb  durch  einen  mehrere  Tage  dauernden  mabl- 
gea  Hiwotfhoidalflob  zu  entscheiden  pflegen,  und  zwar 
eben  80  hiufig  bei  Knaben  wie  bei  altem  Subjekten.  ^  Die 
dunklere  Haut£irbe,  die  schwarzen  Haare,  die  dorchgan- 
^g  Mhwane  Iris  sprachen  für  ein  kohlenstoflMches  Biet 

Gegen  die  Mitte  Decembers  begann  eine  Tjphus- 
Kpidemie  beinahe  gleichzeitig  *n  allen  Spitälern.  Die  stir— 
ukle  Form  war  bei  weitem  haaüger,  wie  die  Tersatilt?» 
jcdodi  war  die  Kpidemie  im  Allgemeinen  Ton  so  gntarti- 
geai  Charakter,  dab,  wenn  nidit  zu  riel  Bhit  entsogea 
wurde,  wie  das  leider  Ton  Aerzten  ond  üulbarztea,  die 
mit  BnmtmU  iiberall  nur  Gastroenteritb  sahen,  geschah, 
die  meisteB  Kranken  genasen.  Auch  während  der  T}- 
|ihot-' Kpidemie  kamen  immer  noch  Nachzügler  nit  Diar- 
rhoe vor. 

Meine  ganze  Behandlungsart  des  Tjphos,  bei  wd* 
dier  ich  mit  Freuden  sagen  kann ,  unter  30  Kranken  nnr 
Kinea  Terioren  zu  haben,  war  nur  exsiiectatlT ;  Bliitcnt« 
xiebon^n  wurden  gar  nicht  ane:cwendet,  blob  Abfcitun- 
gea  durch  Vesicatoria  auf  die  Waden ,  in  einigen  Fällen 
Valeriana  und  Csunplior  irnierlidi  gereicht. 

Mit  Anfang  Januars  änderte  sich  indefs  abermäb  der 
KrankbeitS' Genius,  die  Nerveofiubcr  worden  sekencTy-da'^ 


—    118    — 

gegen  kamen  melit  FrüblingikmakheHn  mm  Vtm^i^ 
bI)  gftitciicli'dieiiinatisclie  FicbiT,  Wechaelüebet  dnUi 
niancli«rli:i  Geilalt.  AIIb  diese  Kranklieitcn  «ar«*  bäa- 
(igen  liüaactigeii  Recidiven  aoigejetzt,  unil  ex  konnleiiKliI 
g(.niie.eDi[<folilen  werden,  die  Kranken  als  Recoa 
ten  längere  Zeit  in  iten  Hosiiilälern  zu  lauen, 

Nehen  diesen  Haa;>tltninktieiteii  wnren  ScoTbol  in  nie- 
deren Graden  In  melireren  Kegimenlern,  Scabies,  änic< 
«7|ilüUtiaelie  Fülle  und  ÄiitceMe  die  Krtinkbeiten , 
Kmäbnung  verdienen. 

leb  Tfülile  f«st  kein  gegen  Riihf  empfoblen»  Mitld, 
«elchei  niolil  hier  dagegen  unil  meUl  frudillM  taffr 
wandt  worden  wäre.  Unler  den  Arineimitleln ,  tob  *el- 
ctien  icb  gbube  in  lielen  Falten  einigen  Btfotg  %At>i 
za  haben,  nenne  icti  vor  Allem  da»  DecocL  Licbeni*  tilat- 
dici  und  das  Decoctom  Columbo,  bisweilen  mit  e 
»alz  ton  Alumen. 

Sebr  za  bedauern  wai  hei  der  Armee  der  gänditta 
Mangel  an  Blutegeln ,  und  tiierau»  erktüit  »icb  zun)  TM 
der  Cmslaod,  dali  als  Eraati  deruilben  büclisl  n. 
mStÜK  in  tnancbee  Fällen  Adertüue  Inatituirt  war 

Der  wirtlicboo  Aerzle  gibt  ei  jetzt  bei  der  Armes 
»ehr  wenige,  eigentlich  nur  ä,  alle  übrigen,  3!t  att  i'X 
Zahl,  »ind  geweaene  Apotheker,  odtr  Fenoiten,  dnli»« 
bei  nie  mit  niediciniacben  Studien  »ich  beacIiüAigel  hallco- 
Wai  die  Veri'Hegung  der  Kranken  in  d«n  Hotpiii- 
lern  anbelangt,  sd  bleibt  auch  biec  Viele»  tu  wSsittra 
übrig;  Toreret  fanden  »icb  keine  pauende  Lfllil«  '°I 
Kfankenböujer.  Bellen,  Weifazeug  und  andere  (icidt* 
icbaften  gelangten  enl  nach  und  nach  Ton  Uiailiekir,  Oifi 
nnd  Conetantinoiial  an.     Die  Medicamente   w»iM  WiMA 


*.   119   w 


■Mlfii  ^ 

richtet  wtt&em  loll, 

des  Am.  Stett  wahrtMl  WMcn  Blalcniitelliilts  k 
lalia  fliiie  atrang«  «^idriiciic  Poliaa  u  oitMudv 
djeiettq  ikr  LdtOBf  eiae»  Arrtes  aauTcrtnua, 
jed«  Pftadui  ia  mmmm  Bokke  OniM«g  mmI  Iteuficfe- 
iieii  flrintai,  eiM  Sache,  die,  «ia  ich  fcho«  cadü^ 
aettr  ajhledit  aaacelalNt  waide. 

Wilireaddieier  fier  Monate»  abe  aar  da  drittcaTWb 
dea.JWunoiy  atarb  vea  deai  (aaaea  Heere  der  9te  Maaa, 
«ad  irJM  4leff  gaaiea  Anaaa  «ar  dar  laafta  Maaa  er- 


Hnl  lA  efaen  Moaate  aber  die  groläe  SterbtichldC 
ircNi  tftaft  Mtea  aih  KImgem  überfaaaft,  tralea  die  IV 
aeha'e  AiiiteHm,  dm  Ho^Htüer  aadi  dem  Wülea  der 
Aerate  heiMr  damricbtea,  das  Nothige  aamdialKeay  daa 
iTahlfriieM  s»  Yeihenera  uad  dea  Aentea  aieiir  Zatraoea 
aa  aoheafeaa»  and  jcCit.  freiücb  sa  tfiity  aichdeai  fo 
liato  Ifcpaehia  -  darch  S»  geviuealoie  Veraaehlitsiga^g 
4er  KMlffa  eb  OpCer  gefrllea  nad ,  tthea  wir  mit  eiaer 

aach  eiper  bevera  Zokaaft  catgegea. 


2. 

inthmg  iei  MoqUm  hydrodä&nci   anf  mdifmM» 

«cftem  Wege, 


Bkm  noaMoa  fiwdy  da(i  bei  eadermadtcher  Applika« 

Morphii  bydrochlorici  ein  eigener  Haotanäscfahig 

f    welchen   die   andern  Morphiomsalae  ond  na- 

_  I    i$M  Morphium   aceticum    nicbt  herrorbrachteab 

AoMchlag  besteht  in    Postdn,   welche  xoent  ia 

__  Ton  Papeln  In  der  nächsten  Umgebong  der  Stelle, 

watehe  das  Mittel  eingestreut  wurde,  ausbrechen,  sich 

da  bald  über  den  ganzen  Körper  verbreiten  und  mehr 

'Wreaiger  mit  Oedem  veibunden  sind,  so  dafe«  wenn 

.  Stelle    dem   Kopfe   nahe    ifft,    eine    dem    Brystpe'* 

ifaidfche  GeaichtsgeschwHlat  entiteht  ood  die  Augea- 


—    120    -» 

IMcr  geichloHen  wenlcn.  Daiu  kommen '  Ptebet  und 
Delirien,  ex  erfolgt  atier  bedeutende  ürleictterung  dei 
allgemduen  Ziifulle,  lobald  ilie  Piigteln  tollitandig  nui- 
gebililet  sind,  und  Hr.  Thomioa  ist  goiioigl,  dieielben  ili 
ein  Torlrefflicliei  Ableitungimillel  U  iiasaeaden  FüDcniti 
empfelilen.  ßei  einet  Kranken,  wo  ä»t  Salz  (I  Gmn  mit 
6  Gran  Zocker)  wegen  byiteriicliei  Nenralgie  des  Atmi 
angewendel  wurde,  nnd  audi  nach  wenigen  Tagen  An 
bealGn  Erfolg  tialte,  entstiad  der  Ausschlag  an  8(en 
Tage  beionders  im  Gesiclit,  icrbreitete  sioli  über  ikn 
ganzen  Körper  und  vericliwand  nach  6  bii  7  Tagen,  in- 
dem die  kleinen  Paslcln  ublfockneten. 

Herr  Th.emiifiebll  elcla  einen  kleinen  Znsali  von  Zucktr 
bei  der  endermaliacben  Anwendung  der  gedncblen  Hiiiel 
liberhaDpI  zu  insdien ,  weit  der  geJinde  Keix  de*  Zucken 
da«  scbnclle  Vemnrben  der  eiternden  Stelle  veibiodcft, 
die  Alwotption  des  Medicanienls  aber  nocli  fördere.  — 

Ob  wirklieb  das  Cblorinorphium  allein  diäten  ei^' 
Ibümlidien  Aussqblag  liervorbringe,  die  andern  Salie  irfwf 
nicbt,  ■—  l>(  wobi  zur  Zeil  noch  zu  bexweifeln;  yMkkht 
nar  es  aucb  der  blofse  Keiz  des  Teaitatora,  wiileba,  in 
den  TOn  Th,  erzKblien  Fällen,  die  Pusteln  MMndit  bei- 
vorrief,  wie  man  dcrgicicbcn  ja  bei  Individuen,  weldie 
eine  «ehr  teilbare  Haut  Iiabuo,  nicbt  selten  bt.obadi- 
tet.    (Ref.) 

(Dr.  A,  T,  TAonuon ,  Vorlesung  Sber  die  Anwcaifung 
■IcT  Mar]iliiuni salze  auf  enderuialisöbeni  Wege,  gditllf 
in  d.  Dnivertii;  College- Uoipiial.  Tlic  Laned,  i.  Ü- 
Man  1839.  [..  1— fi.  MitgetbeiU  vom  Hrn.  Ned.  Kalb 
Dr.  ButM.) 


ist  auf  Aanibeii  det  UanndMffo  M  daen  mK  6  W«- 
dien  «B  ApboBie  kAändm  Manae  angeweadet  wordea« 
•-  Scboa  nach  Att  iwdtM  Sitzangf  fcoaata  der  Knnke 
■preaben»  aach  der  dritten  Scala  lin^y  und  aach  def 
«Iftea  afinwh'  «ad  «aag  ar  uad  war  täi  aaf  eiaa  geriage 
BeiaeriteiC  TOllkoilimen  w'obl.  —  Diese  Notiz  Wurde  in 
der  Sitaai^  der  Acad&nia  det  sdeaoes  au  Paris  am  18. 
MSr  l8S9  nitgetbeUt  aad  der  Commistlon  BberwIeseA, 
waMa  mk  der  Prüfang  dar  Arbeitea  des  Emtn  Tabmie 
beoiiftragt  ist 

(Aua  der  Gaz.  m  d.  de  Paris  1839«  p.  204  mitge« 
tbeOl  ?0B  Hn.  Med.  Rath  Pr.  £«m.) 


4. 

Hi$  Moftdeil  von  Roux  in  Parts* 


Aas  eiM  der  Aead6n1e  des  sdences  zq  Parb  fa  der 

Sitzoog  am  25«  Febrtiar  1839  gemachten  m&ndlicbea  Mit- 

tbeöloag  eriUiren    wir»  dafii .^oäML.  in  einem  Falle  Yon 

EJkbmmig  der  UnterextrenätätdilV  nach  BrschQttemng  dea 

RQokeaaiariu ,  welche  berdu  seit  10  Monatea  den  kraf« 

ligirtea  MHtdny  unter  andern  auch  der  wiederbolteir  Aft* 

l^ficatioB  der  Mozen,  widerstaad,  die  ElectrictiHt  mittele 

des  Apparats  des  Hrn.  Neeff  zu  Frankfurt  am  Main  mit 

dem  Mten  Erfolg  angewendet  hat«     Der  Kreide  kann 

Mb  den  Apparat  ohne  fremde  H&lfe  selbst  applidren  und 

empfindet  danach  niclit  heftige  Erschütterungen,  sondecn 

clae  fortwilurende  Aufregung  (Agitation  continue)»  w^- 

cka  dier  angenehm  als  schmerzhaft  genannt  werden  kann« 

t  Gazette  m^dicale  de  Paris  30.  Mars  1839«    p.  204}» 
bedauert,  'über  die  3eschaCrenbeit  des  in  Hede  ste-^ 
kadea  elektriischen  Apparats  nichts  Näheres  beibringen  zn 
iilfaneat    (MilgetheUt  vom  Um.  Med.  Rath.  De»  Bu99e.) 


'5. 
itoniillichet    Bericht 

übtr 

dm  OftimMfitistiMlaHJ,  Geburltn  und  TodftfälU  von  BrA». 

Mil°kllL>'il| 

MM  de»  Akten  ilrr  Huf elnniT sehe»  uieiU  ekirurg.  Oetfttlrhiill. 
JHil   der    dnsa   ge/iöriiicn    WUlerun^  ~  Tabtlh. 

üfimnl    März. 
tletter  die  Wi((Pru*g  Teiweiseii  Wu  aat  die  tidgefSeie  Tftlei. 


800  Kinder. 
El  Blitben:    183  münnlichen, 

Iß.)  WL-i Midien    Gesclile«bti  äla, 
enil  30Ü  Kinder  unter  10  Jabca. 
651  PcfNonen. 
Mehr  E;eboren  I4d. 
Im  März  <(e«   verga Ducti ea  Jalires  wwdM. 
gebaren:    4^6  Knaben, 
431  Middica, 
887  Kinder. 
'    Kt  itHbH:     15t)  niSnnliGlieii, 

im  weiblictic»  GeadiMll  Skr 
.  >  ond  31)0  Kinder  unter  10  Jitoti. 


■  ffade  JiMBlbBi  Mt  «MrffB  bomtU.  Sek«. 
Vwicdln  Hictea  (leb  nur  in  dnielua  FiOea. 
raHeteti  ridi  ■nt,  es  itHim  idlai  !■  dkkot  fia- 
tiBB,  onler  denen  4  BrwsebMne. 


SpttUlte    Krm 

nfct*{ 

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Krankbeiten. 

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Ki<id«. 

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■[liiKi  Allm  we(!«>, 
icU  Cald  und,  de.  Uflbail 

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!  AUiteilung. 


i"«^w*4?W¥! 


Mtd.  cUir.  tberaiimUsiiheg  Wörlefbudt  od 

rtimi  der  vorzüglicbfttin   Kvrarten  «tc._ 

<   gAm  änrch  einen  Verein  von  Atrsleih* 

Forworte  uoi»  Prof.  Dr.  Bares.        J 

kuTxe  lJlar»f iscfts  ^nsiij;«».    -« 

:  i.  R.  Biscfin/'f,'£'f(flr  u,  4[laN| 

'    '  hAjitige  Brumte  whI  die  Gthiniaitiai 

>  ^j  ■  tonder»  jmo  der  Kinder. 

l  Chr,   R.   Pemherton,    PrttMische 

V.  .  tib«r  vcrMhiedcnu  KruntfiiMteH  ilcr  [/lüfa 

nwlnch  von  C.  A.  M.  Hta   ' 
,,B.  C.  Ilroiiie'a  Forfwifiiye»  ....„  , 
:.       le'ah».    A.  [I.  Engh  von  Dr.   I^ni 
•  ?  Ph.  Hciiiefee«,  diu  yVcic  /fuiivrähi 
.  ifir  Gdiiet  iii  UtfiographuKhar  f 
natnrlisinritehet  UUiekhl.   2taY  ) 
fi.  iVUtis,  ITrüiary  dw«i«ar  and  4 
Abad»mit<ihe    Schtiften    dor' 
zn    Berlin. 
.  0.  iSUinr 


Die  Heilfiußllem  mnd  da$  Seehaä  Ramlöia 

in   Schweden. 


Der  in  Schweden ,  imd  andi  aofffer  Sdiweden  lo  be« 
rübmt  gewordene   Gerandbrannen  Rnmloin,   eine  halbe 
Meile  lon  der  Stadt  Helil»gborg  in  der  Provins  Schonen, 
nahe  am  Sunde- belegen ,  twurde  im  Jahre  1667  anter  der 
Kegiendig-  König  Carle  XI.  belouint    Bei  dem  in  Jenem 
lahre  hcmohendcn   nngoneinen  Wassermangel  benotatn 
man  das  rdchhaltige  y  mitten  ans  «ner  senl^echten  Fel- 
senwand ^on. Sandstein  (die  letzt  die  Wand  des  scbSnen 
4/&  Hllen  langen  Brwinensaal  ausmacht)  benrorsitringende 
Mineralwasser  zur  Tranlnng  des,  Viehes,  beobachtete  an' 
fWm  erkrankten  Vieh  dne  sehr  schnelle  Genesung  nnd 
.aclienkte  diesen  Onellen  mehr  Aurmerksamkeit.   Ddr  Schwe- 
'diJiMie  Fddmancball  Graf  von  Stenhoeh  liefs  durch  einige 
hundert  gefangene  Russen  die  Umgebungen  dieser  reizen- 
den Stelle- auf  hohem  BefebF  Terschonem,   zweckma&ige 
YorridiUingeii  für  Bmnnengaste  treffen,  besonders  aber 
passende  Weige  anlegen  zu  den  romantisch  in  einem  tie- 
fen Thale  Magenden  Heilquellen,    die  in  diesem  sonst 
überall  ebenen  Lande  durch  eine  sonderbare  Laune  dec 
Natur  in  einem  Gebirgskessel  eingeschlossen  sind. 

■      *  .  •  • 

Hr.  Dr.  von  DöMm  war  der  Erste  ton  der  BefaÖrdg 
im'  J.  ITOjS  angestellte  Brpnnenarzt  and  Intendant,  und  gab 
one  georm^te-  Beschreibung -dieser  nadhher  so  beriibmt- 
gswordeBea.(inelle  -heraus.  t>&  groise  schwedische  Na- 
taifoncber  Carl  vonLinnd  gedachte  schon,  in  seiner  JSUUe 
dwdtMweden  (Tb.  L  S.  269)  Ramslosa's  nnd  mit  fieleni . 
Lobe.  .  .   .  • 

Bis  zum  Jahre  1797  wurden  die  beiden  Mlneral^nel" 
lew  xwac  Üeiisig '  besucht^  indefs  keine  wesentlichen  yB^-* , 
besaemngen  zur  Bequemlichkeit  der  Gaste  oder'  YerschÖ- ' 
^^Qhing  -fler  Quelle  selbst  getrofflen»  -  Da  trat  eine  Geselt« ' 
*yliaU  Ton  ActionSren ,  unter  ihnen  auch  der  regierende  [ 
^^ig  OuMtav  IV*  Adolph  mit  einem  bedeutenden  Kapital.' 
"^^      immen,  um  anter  dem  Vorsitze- des  damaligen  Statt - 
ra  der  Provinz,  Grafen  von  Aoseti,-  das  reizende  Ram- 
an  dem  Glanzpunkte  zu  lArbebcn,  wozu  die  Natur  es 
DU  so  lange  benimmt  zn  haben  sdilen.    Statt  ddfs  t.  ' 
die  Brmnen-  und  Badegaftte«  vorher  In  dem  Bafuem^'' 


Ventuniiten,  liengegenwätligeiiDesilier.Ofcr 
fl^It, TerkauCle.  Vi»t  ieMemmr  Verlieueiui 
E^ung  dieiei,  Kiirorlea  geictieben  i«l  mm 
gNcllieliti  ""^  jeder  Uiii«rlli^<clie  wlbi" 


HimJ 


^  wl.clien   CliUDiikeM,    Freiberrn  BcrstUtiä^ 

■  Eotil^niaure  cnlballen.   um)  sidi  deilialb  n 

n,,4en   BiienqUL'llen   TeiitecliJundB    vergleicke 

r  blilier   mit  auneezeioEineieiu   Erlulge    gegen 

^  Viilerleibes,   lilieiimatiimen,  Giclit,  jft 

Knlkräftung  iintl  Lähmung  cJe«  KÖr|iers  anQ 

Die  beiilen  II eUiju eilen  sind  von  veridüeta 

elrunkcoT^ 

von  ilen  nntern  Klassen  benutzt.    Die  gen 

ler  Brunnen-  und  ßadegSste  betiHgt  jSh^i 

Cinn  der  Knrzdt,  oder  2t  Juni,  bia  ScUTu 

Tannin«,  oder  24.  Attguat,  iwiiciien  3  tila 

Aueb  tritt  jetzt  zu  jeher  Zeit  eine  neneAni 

Mabäa  Btreiuing   von   zebn  am  hHiiligilen  I 

und  kalten  Mineralwuaaern,  wie  e>  K.  K 

i'WaMer  o,i.  yi.  in»  Leben,  bei  frei« 

er  Quellen,   in.sorerne  ea  sicli  daao  , 

wanil't  wirtl.     Ferner  ist  ein  neu«,  jedo^j 

enl^precbendeft  grobei  Badeüaui  um 

^ji^fS,  liart  am  Meere,  lo  eben  feftfl 

~  ''üUcage  ipU>i>Ji>Q£fi,>>£3(BlieadaJlafl 


9  4a  Wer  Ito  SlnAi  *wdb  ^  Ymkägmf 
Nord-^^HHl  Oitin  mm   iwMnrSIreiide  «ad  febr 
Mrawu«  SMI  i«te,  ttcili  wi«tB  da  radiM. 
^  kalte  de>.guiwaMiM,  d«  lo  betoidilkb  te«  da& 
._  des  der  ibngen  Oiticebider  abeitiim ,  ymd  bei  Nord-. 
wcrtwMc«  dem  der  Noideeebider  gleiGb  komml,  gMC- 


»•  iwtfMiUMdle  .Las»  RudS«?«  m  Swide«  «d- 
er  bb  -nr  mMm«  4nMbtbarea.  rieb  unpbitbcato»- 
teirAcriKbeadeatSirtB  Um  fieoUad  mt  chk  hdb«. 
IMtabnÜirt^  nsd.liBtieb  tob  deaUuffn  iuCalkr 
icefibMdf  NaiioMa  dorcbscfauttai  winiObift  Zabl-W»r. 
trigt  «ibread  der  tcfaüibarai  Jabiesiek  über  14000)» 
der  ^bhafte  Verbebr  mk  dem  KadibariaBdIe'sMobr  durah 
DaamfiNbille.  als  dnrqb  xwei  (Sgiicb  sviicbea  Uelsiiigor 

■■d  WdJbt^wOee**»  P"«*«**^»-^«*«he»  Ramtvtt 
wiiaairhfilriftf  VonSge  and  AaadnaKchfcfitfa.  Aacli  die 
Panggiad  yob  Ramloa  bl  sebr  rialadead,  weibalb  aodk 
iul  tii«fidi  Lattpartbieea  k  dieselbe  semacfal  werde% 
wo«i  aovobi,  wie  aoeb  mm  Transport  der  Badegicie 
«ad  Beiseadea ,  za  Ramlosa  aeoazig  Pferde  cesea  eise  sehr 
^enafs  7sbhag  stets  co  bsbea  slad.  Cater  dea  Haup^ 
Mablea  der  Uaigefead  slad  za  enribaca  das  bebaaote 
SteiafcobleBwat  HBgaais  ^  der  majeslitisdie  Kidbborg, 
da  GfaaÜfcisea,  auf  drd'YeMT'IVa  der  Nordsee  be- 
fallt —  das  scböae  Rittergnt  Kalla  Goaaastorp  o.  s.  w.  — 

Der  geselBge  Toa  ia  RaailSsa,  besoaden  die  Za« 
fOftamaieabtit  gcgea  Freoide«  slad  biareicliead  bekaaal^ 
nad  fcbea  mit  der  so  geieiertea  Scbwediscfaea  Gatt- 
freaadMhaft  Band  ia  Hand.  Viele  Freoide»  obae  ge-^ 
fade  Bade-  oder  Braaaea-Gasle  za  seja,  komaMa  da- 
her haafig  Tom  aabea  Daaeniaifc,  das  bekiaatlicb  keiae 
UlaeraliaeBe  besitzt^  besoaders  aber  Toa  Kopeabagea, 
zaoml  SoaatagSy  wo  stets  grolser  Bau  ist,  mit  Damid'- 
arbUfea  zam  Bestich.  Voa  ferneren  Gegendea ,  als  z.  B; 
Berlia,  kaaa  aap  ia  etwa  zwei  Tagen  mit  dem  DamiiC 
acfaiBe  Toa  Stettia  aaeb  Kopeahagen  oder  dea  ScLwedi« 
achea  voa  Greübwalde,  die  alle  Mittvocb  nad  Sonatag 
Bfoffea  nach  Ystadt  in  ScLwedea  absegela,  drca  iSr 
17  bis  18  Tbaler  Preolsisdi  aacb  RasDlüsa  gdangea. 

Die  angemein  wohlfeile  Lebeasart  daseibat  ver&at 
aoeb   eiaiger  Erwafaaaag.     8a  kostet  s.  B.  da 
BbK   mgabfinij  Znamcr  wabvead   der 


unter  'Im  AiHr»«ei  Mn  Au  BrnnaM-l 
JOga  —  Irnnca  Uelnngliarg  —  directe  i 
fhbin  KD  wendeB. 

Banlöia  im  Hän  1839. 

Die  Bade-DirAtion  . 


C,  W.  Hufe]aiid'0 


Journal 


d*r 


actischen   Heilkunde. 


Fortgesetit 

4 

■ 

Dr.  E.  Osann, 

rdk  Med.  Ratb ,  ordentU  Professor  der  Medidn  an  der 
tntöx  toA  der  med.  chirorg.  Acadeime  for  das  IClÜair 
eili%  Direetor  des  K.  PoliUin.  Institiits»  Ritter  des  rothea 
r-CMeoi  dritter  Klasse  und  Mitglied  mebrerer  gelehiw 
len  GeseUsehaften; 


Ortm,  Freund,  Ut  nüe  Theorie, 
IH»€^  grün  de*  Lebene  goldner  Baum^ 

Qöthe. 


■»  ■ « 


IV.    Stack.    April. 


Berlin. 

Gedmclit  und  verlegt  bei  G.  Reimer* 


/ 

■  I     li 


I.         \ 

Bt  2u  Porös  in  Griechenland« 

Vom 

Gebeimen  Medicinalrath  Dr.  Link 

SU  Berlin. 


Vorgetragen  d.  22.  Februar  1839  in  4er  Hofelaad. 
matL-chinirg.  GeielUcbaft  2oBeriio.) 


it  ISogar  nla  eioem  Jahrboodert  babeii 
iraofaBeo  die  Pest,  eine  der  forcbtbanten 
akbeiteo  ^  Ton  Europa  abgehalten^  and  weoD 
in  einigen  Stellen  einbrach ,  haben  die  atreo« 
M aafaregeln  I  deren  man  sich  bei  solchen 
talten  bedient,  sie  bald  wiedernm  sor&ck- 
lesen.  Am  öftersten  ist  dieses  in  Odessa 
lenem  Zeiten  geschehen,  dann  cu  Noja  in 
Terra  di  Bari  im  Neapolitanischen  ^  endlich 
?oto%  in  Griechenland«  Gerade  diese  Ein* 
he  zeigen,  -wie  nothwendig  jene  Anstalten 
I  die  man  nar  za  gern  in  der  Ferne  für 
HSssigy  wenigstens  für  viel  zu  strenge  er- 
>n  mochte*  ^ 

Sobald  König  Otto  nach  Griechenland  ge- 
meo  war.  suchte  man  dort  Anstalten  die«^ 

A  2 


_      4      — 

mV  Art  einznricbten ,  damit  die  aas  G 
laod  kommenden  Schiffe  nicht  n^thig 
eine  to  lange  Quarantäne  in  den  Euro] 
Bäfen  tu  halten ,  als  bis  dahin  ärforderi 
Jedea  Schiff,    welches   ant  Griechische 

.  kam,  oder  nur  die  Anker  dort  geworfi 
mufsta  sieb-,  es   mochte   in   diesem  L; 

'  Pest  herrschen  oder  nicht,  einet  Qu 
TOD  Tier  Wochen  oder-  2S  Tagen  za  T 
t«rwwfen.  -  In  den  Häfen  der  Jonisch^ 
"wurden'  die  Griechiicheo  Schiffe  zuA 
Hindernife  zugelasien.  Aber  im  Herb 
gerade  als  der  Finanz-Direktor  voü  G 
land,  Hr.  vor  Üreintr,  L.  von  Buch 
TOn  Patras  nach  Zanthe  in  einem  Rai 
kamen ,  wurde  über  alle  Schiffe  au 
cbenland  eine  Quarantäne  von  .7  Ta| 
bangt.  Es  war  nämlich  eine  pestartige 
beit  hei  Durazto  ausgebrochen ,  und 
Mangel  an  gehörigen  Anstalten  in  Grie« 
hatte  der  damaUge  Lord  CommisaMi 
Quatantäne  befohlen,  und  der  Befebl- 
sm  Tage  cotoe  mit  dem  Dampfscbifb 
man,  mit  dem  wir  nach  Oorfu  uod  Arn 
hen  wollten.     Dieses  beschleunigle  die  4 


—      5      ~ 

[che  auft  der  LeTaote  kommeD ,  so  Syra  an« 
m,  es  also  90t h wendig  ist,  mit  eioem  be- 
ders  nach  dem  Piraeas  bestimm leD  oder  ge- 
tbeteo  Scbiffe  anzakomman.  Porös  halte 
it  dlle  Erlaubniby  eine  Quaraotäoe  für  ScbifTe 
siegen^  weil  dort  die  Kriegsflotte  liegt;  der 
en  erbieli  aber  die  Erlaubnifs  im  Augast  1836 
ch  ein  Rescript  des  SCaatskanzIers  Grafen 
jirmansperg  in  Abwesenheit  des  Königs, 

Man  glaube  oicht^  dafs  es  sehr  schwer  sey, 
Pest  durch  diese  Anstalten  von  den  Kästen 
ahalteo.  Handelsschiffen  verwehrt  man  leicht 

Landetf  oder  Ankerwerfen,  ond  Landungs- 
se sind  Gelten  ohne  Aufsicht.  In  offenen 
>ten  wird  kein  Handel  getrieben,  weil  er 
len  Gewinn  einträgt«  Der  Landverkehr  zwi- 
rn dem  Türkischen  -Griechenland  und  Hellas 
nicht  grofs,  weil  die  Grenze  über  hohe^ 
regsame  Gebirge  geht,  die  noch  immer  der 
ph.lhen  (Räinber)  wegen  gefährlich  sind.  In- 
sen  bat  onan  doch  eine  Anstalt  su  Zeitun 
iiria}  errichtet,  und  mao  wird  noch  swei 
nre  an  den  Pässen  durch  das  Gebirge  er* 
len« 

Alles  dieses  hat  den  Erfolg  gehabt  1  dafs 
den  Ionischen  loselo  die  Quaraotäoe  gegen 
ichenland  ganz  aufgehoben  ist,  und  dafsTriest 
ton  28  Tagen  auf  14  herabgesetzt  hat.,  Die. 
iernng  yod  Hellas  hat  auf  eioe  gänzliche 
lebung  zu  Trieat  angetragen.  Mati  eot- 
Idigt  sich  mit  Marseille,  und  dieser  Ort,  als 
strengste  in  Rücksicht  auf  solche  Anstalteui 

noch  nicht  eiowilUgeo. 

Ich  habe  im  Jahre  1833L  Porös  besucht. 
Sl  eine  hohe  Insel,  ein  Berg  im  Meere 
ite  man  sagen»  der  nur  durch  einen  scbma- 


■•0  Meeresarm  rom  festen  Land«  getrennt  iit, 
TTorübsr  eine  Fähre  seht.  Dia  Gegend  ist 
icbÖD.  Die  Ebene  auf  dem  fetteo  Lande  wobi 
bebauet;  uicht  weit  eniferni  liegt  äat  Darfusd 
Kloiter  Dauiflla  mit  seinen  Oraogeo-PilaatuD- 
gen,  im  Hintergründe  siebt  man  die  Berge  d«l 
alten  Traezen  mit  nenigen  Ruinen.  Die  StsAl 
Poro«  liegt  am  Abhänge  dei  Berges  gegen  Sü- 
den nail  daher  sehr  heifi.  0er  Hafen  iil  toi- 
IreiTUcb.  Der  ecbmale  Meeresiirm  achübt  tm 
den  Ostwinden ;  gegen  Westen  ist  weites  Ble*- 
resbecken,  von  Land  amgebeD  und  durch  ein« 
■  schmale  Sirarse  zwiscbea  dem  Vorgebirge  i 
lUetbaoa  und  der  Insel  Porös  mit  dem  dej 
•eben  Meere  Terbunden  und  dadurch  zuglelcli 
gescbiJlBt.  Porös  und  Metbana  beslebea  aui 
Tracbyl  und  sind  die  einsigen  Stellea,  wo  ia 
Slorea  in  den  Kalkgebirgen  der  Tracbjl  bet- 
Torbricht, 

Alle  Quaranlänen  grüodeti  sich  auf  folgend« 
Sätse,   welche  die  Erfahrung  von  einem  Übt- 
hundert  entir.bieden  besiäligt  bat;    1)  Die  F»l 
•leckt  allein  durch  Berührung  an,  und  »»Wi   J 
dafi  gewisse  Slulfe,  die  wir  nicht  kennen,  m  J 
den  Pettkraokea  ausgescbieden   werden,  ntl-J 


—      7      — 

carstort,  waui  £a  damil  behaflelui  KSqMr 
d«r  freiMi  Loft  aoigatstzt  werden;  euch  wea« 
man  sie  auf  der  ObeiAächa  TeraengU  Waaaec 
^^■'S^S^B  wirkt  aar  bei  eben  inficirteo  Sa« 
eben,  welcbea  die  fettige  Natur  so  beatütigan 
^^heint« 

Der  Zoatand  der  Loft  selbst  tiSgt  tiehH 

*ar  Erxeugang  der  Pest  an  einem  Orte  bei»  nnd 

^  itt  ganz  nnrichtigi  wenn  Lorinser  in  seinem 

Boche  aber  die  Pesi  des  Orients  sagt  (S.  201): 

»/To  die  Loft  gesund  ist ,  da  Termag  die  Pest 

'ich  oicbt  als  Seucbe  sa  Terbreiten,  und  wirkt 

^ac&  dag  Contagium  nicbt.'*     Auf  der  gansen 

^8ste  Ton  NatoUen  nnd  Syrien  besncht  die  Pest 

j^^^nde  nnd  uogesnnde  Oerter»  nnd  richtet  an 

^oa  oft  mehr  Verwüstung  an ,  als  an  diesen. 

^   Seht  hier,  wie  mit  der  Cholera ,  die  keines- 

Y^Kes  ungesunde  Oerter  mehr  traf  als  gesunde. 

^^ch  Porös  ist,  wie  alle  dicht  am  Meer  ge- 

^^S^oe  Oerter,  keinesweges  ungesund. 

leb  kann  nicht  umbin,   ein   Paar   Worte 
^^r  Lorinser^s  Buch  zu  sagen.    Das  Geschicht- 
^^he  jst  sehr  gut  abgehandelt,  nur  ist  ihm  das 
IT^Iie  Werk  Sber  die  Pest  zu  Noja  unbekannt 
fsblisben.    Auch  halte  ich  es  nicht  für  unwahr* 
Kheinlicb,    dafs  die  Pest  ans   dem  nicht  an- 
t     ttsckenden  Bubonenfieber  in  Aegjpten  entstan- 
9     'la  sey.     lieber  die   Ursachen   scheint  es  mir 
jedoch ,  als  ob  er  zu  sehr  blofsen  hjrpotbetischen 
Lehrsätzen  anhange.     „Wir  wissen  jetzt,  sagt 
er  S.  209  9  dab  GaWaoismus  uod  Cbemiamua 
dem  Wesen  nach  keinesweges  verschieden,  son- 
dern Begriffe  Ton  Toliig  gldcbem  Inhalt  sind«'' 
Wir  wissen  allerdings,    dafs  bei  allen  chemi- 
eeben ErscheiouDgen  gaUanisch  -  elektrische  Tor* 
kommen ,  aber  sind  sie  darum  eins  ?    Dar  H^« 


Vt.  fXbft  fort,  da»  Wnrt  CheimsiBa«  fSr  GtiU 
Tiomniu  za  gebrancbeo  und  Mg(  S.  213  :  „Dw 
•UgemeiDfl  ptanetartsche  Cbemisoina  —  —  iil 
BcboD  bei  ae;i  gewüholichateo  nod  allteglkb- 
Meo  EncbeiauDgeD  sicbibar  genag,  »in  atüri- 
•tea  bricht  ab»  derselbe  in  den  gewaltHiim 
geog DO* tisch ea  nod  aimoipbärischeo  Wiikao- 
geo  henror  n.  a.  w.  Koch  filärker  (S.  214)  im- 
gen  TOD  diesem  Chemismus  die  beUaeo  Wüt- 
nlquelleo,  die  Erdbeben  und  uDlenrdischaDEx' 
plcniooeo  a.s.w.  lo  Wahrheit  (S.  215)  UhA 
ancb  die  Geschichte,  data  die  grofsea  Erkiao- 
kuogeo,  die  wir  Seocben  neaaeo,  atleznttoa 
UDgenühalichea  Tulkaaiscben,  oder  tneteoro- 
logiachen  EracheinuageD  rerkÜD^igt  Dod  begln- 
let  vrerden,  mit  deaselbeo  ia  einem  olTeob^rea 
Zua&mmeDhaDge  atebeo  und  wieder  Terscbwü- 
dea,  wenn  jene  selbst  wieder  nachialaisea 
nnd  sufgehörl  haben."  VVenn  doch  der  Hr.  Vf. 
nur  ein  sicheres  Beispiel  sngefflhit  bättel  Uv 
ist  nicht  eines  bekannt. 

Doch  ich  kehre  zur  Wirklichkeit  lurüct 
and  gab«  einen  kurzen  Äussng  aas  einer  Scbn" 
dea  Leibarztes  beim  König  Olio^  Brn.  ^(^ 
pin-,   welcher   die  Maafaregelo  der  RepHo*j| 


—      9      — 

^  Am  16.  Marx  1837  kam  der  Schiffer  Georg 

Q*  Pkartat  mit  seinem  Schiffe  yod  Macedonieo  im 
;'  Hafen  xu  Porös  an,  "und  wurde ,  weil  er  ans 
b/  einein  unreinen  Lande  kam,  einer  Quarantäne 
^  VDQ 17  Tagen  unterworfen.  Nach  seiner  mündli- 
■^  chen  Auslage  halte  er  nnr  einen  Mann  unter- 
*■  ^^fi^s  Terloren,  der  heim  Sturm  ins  Meer  ge- 
!-  feilen  war.  Diefs  zeigte  sich  aber  bei  genauer 
'I  Ifoiersttchung  unwahr ,  denn  der  Steuerwanii 
^  *p^ohl  als  die  Matrosen  sagten  aus^  er  sey  an 
Ijitier  Krankheit  gestorben ,  wobei  er  Kopf  weh» 
,  groEse  Schwache  u.  s.  w.  gehabt  habe. 


\ 


Kurx  Tor  Beendigung  der  Quarantäne  am 
^V^Ven  April   erkrankte  ein  Mann  vom  Scoillis-' 
^olke.     Der  vom  Gesuodbeitsratbe  (Sanita)  her- 
beigerufene   empirische    Arzt  Kokolis   erklärte 
^^^  Krankheit  fiir  UDYerdächtig,  für  Seitenstich» 
°v%d  dem  zufolge  gab  er  dem  Schiffe  am  4ten 
^\^rU  freie   Gemeioscbaft  mit  der  Stadt  (Ilbera 
P^attica).    In    der  Nacht  desselben  Tages  staxb 
^^jr  Erkrankte   in   der   Stadt.     Dieses   erregt^ 
^^«rdacht/ und   es   wurden   einige  Aerzte  her- 
■^^igerufen ,    um  den   Todten    zu   untersuchen^ 
.^^ter  diesen  auch  der  Arzt  der  Flotte  Bernar- 
^M.    Er  sagte,   dafs   er  vor  24  Stunden  nicht 
^^riiber  entscheiden  kSnne  und  Terlangte,  dafs 
Viis  dahin   das  Schiff  wieder  unter  Quarantäne 
Besetzt  würde.     Das   geschah  aber  nicht,    und 
tm  folgenden   Tage   erklärten   die   Aerzte  ein- 
stimmig, .dafs  die  Sache  ganz  unverdächtig  sey, 
und  nun  zerstreute  ^ich  das  Schiffsvolk  in  der 
Stadt.  ^ 

Am  16.  April,  oder  nach  Andern  am  14ten, 
wurde  der  Sohn  der  Frau  krank,  weiche  den 
Kranken  vom  Schiffe  gepflegt  h^tte,  und  starb 
»m  löten.    Den  17ten  erkrankte  auch  die  SluiU« 


—    11    — 

WMter  reisen  so  latseo ,   und  eile  Sedbea  tob 
dort  Boter  die  gehörige  Yerwahmog  zu  nehaieii« 

Die  HaafsregelD^   welche  die  BeTollmich* 
tiglea  ergriffen,  waren  folgende:  Sie  tbeiiton 
die  Intel  in  vier  Theile,  und  eben  so  die  ans 
20  wohlhabeodeo  Bargern  bestehende  Gesund- 
Mdaiifticht.    Bioem  jeden  Theile  dieser  Ver- 
Mmnünng  übergaben  sie  einen  Theil  der  Stadt, 
dimit  sie  sich   nach  dem  Gesundheitssnstande 
kundigen  sollten,     lieber  jeden  Theil  der  Stadt 
^trde  ein  Arxt  gesetzt ,  der  obgedachte  Bermir* 
d[t  nnd    drei  empirische  Aerxte,    um  in   den 
^*niern  nachsuforschen,  damit  die  Terdächtigen 
^^naken  nach  einer  kleinen  (anbewohnten)  In* 
'^I«  nnd  die  wirklich  mit  der  Pest  behafteten 
'^h  einer  andern  geschafft  würden.    Bs  war» 
^U  dort  Baracken   dafür  errichtet.     Der  Artt 
'Hcmoat  hatte  die  Aufsicht  über  das  feste  Land 
^^d  die  beiden  Inseln.    Aaf  dem  festen  Lande, 
''^▼^rtd  Standen  Ton  der  Stadt,  befand  sich 
'ie  mit  Soldaten  besetzte  Grenzlinie,  nnd  zwei 
K.8o]g|.  Schiffe    bewachten    die   Eingänge  des 
«nfens«     Vierzig  Mann  Yon  der  Flotte  warden 
'^tibakakis  zujregeben  zum  Dienst  in  der  Stadt, 
^ttf  folgende  Weise :  6  Häuser ,  worin  die  Fest 
Kawesen,    wurden   jedes  Yon    einem  derselben 
^Wacht,  zwei  Haufen  von  5  Mann  and  einem 
GsDsd'airmen    mufsten    die    Stadt  durchziehen, 
die  Bürger   anhalten,  dafs  sie  die  Plätze  Tor 
den  Häusern  rein  hielten,  und  die  Unreinigkei- 
tsn  Terbrannten,  sie  sollten  ferner  das  Znsam- 
mentreffen   auf  dem  Markte  und  in  den  Kauf- 
läden ,  auch  in  den  Kirchen  verhindern  und  da- 
bin sehen,  dafs  bei  den  Beerdigungen  nnrPrie« 
#lar  zugegen  wären.    Es  warden  Lebensmittel 
%a  Terscbiedenen  Malen  nach  Porös  gesandt«  ' 


—     12     — 

Di«  Kraolkfaeit  scbritt  fort,  sdA  die 
sl«n  Befalleo«D  starben.  Die  Zufalle 
zufolge  der  Nachrichlen  vom  Arzte  Du 
Im  Anfange  KopFtchmerz,  gläi^zende  i 
Zange  roth  an  der  Spitze  und  weiTs  in  der 
Betäubung  (narkosis)  bald  mebr,  bald  wi 
Anschwellung  der  Leistendrüsen,  zuweil 
an,  xbweilea  beider,  fast  iintner  Erbr 
AVenD  die  Krankheit  zunabpi,  folgte  bi 
Schmerc  im  Unterleibe,  die  Zunge  ws 
roth  und  trocken,  Durst,  rotbei  Gesicht, 
letzt  Delirium,  häufige  Neigung  xnm  i 
die  Bubonen  sanken  und  nun,  %rfolj{(e  dei 
Die  Kranken  starben  in  der  Regel  am  j 
des  zweiten  Tages,  oder  am  Morgen  dM 
len.  Welche  Mitlel  angewendet  wordeo] 
Dumont  nicht;  et  bittet  sehr  uui  Uebenes 
TOD  Blutegeln, 

Tobakäkia  und  Dumont  rerlaagten  dili 
eine  Verstärkung  von  ÖO  Uann  Soldaten, 
die  Porioten.  kamen  in  befligen  Streit  mi 
Slädtiscben  Regierung,  und  «raren  übeii 
ebbr  widerspenstig.  Das  ^linisterium  «i 
noch  300  Mann  Soldaten  und  öO  Gansdy 


-    13    - 

wohner  auf  die  andere  Soite  oach  dem  festen 
Lande  zn  brio^o  und  die  HSoser  za  reinif^eD. 
DiHes  wurde  auch  rom  MinisteritiiD ,   welches 
•chon  seit   einiger  Zeit    das   Ober-Medicinal- 
Collegiam  zugezogeo  hatte ,  genehmigt.    Zuerst 
▼•rmehrte  sich  die  Krankheit,  verinuthlich  weil 
bttiin  Transport  der  Sachen  die  iUenschen  mehr 
^it  dem   Angesteckten    in    Berührung   kamen. 
Aber  bald  nachher  nahm  sie  ab^  und  am  26.  Mai 
^»fde  schon  eine  Verminderung  derselben  (j;e- 
Aaldet.     Da  indessen  die  Aerzte  gar^sehr  sich 
"^gestrengt  hatten ,  so  schickte  das  Ministerium 
^ch  folgende  dahin  :  den  Dr«üo<A/aur,  welcher 
*^ch  schon    früher    freiwillig    gemeldet    hatte, 
*b^r  ein  Opfer  der  I^raokheit  wurde,   denn  er 
>tarb  znm  grÖfsten  Bedauern   der  Behörde  und 
'^ioer  Freunde    kurz  yor   dem    AuChören   der 
^^ankheit,    an    der   Pest;   ferner  die  Docioren 
^pitis^  Saifert  und  Herrmann,    auch  den  Hof- 
Apotheker  Landerer  zum  Reinigen  der  Häuser 
QQd  Sacben,    nebst    andern    Gehiilfen.      Auch, 
^^odte  man    Arzneimittel«    Chlor,    Kleidungs- 
stücke nnd  Nabrungsmiitel  nach  Porös. 

Der  Dr.  Ipitis  wurde  bald  von  den  Docto- 
^H  Dumont^  Saifert  und  Herrmann  angekfagt 
^egen  seines,  ungerechten  upd  uhschicklirhen 
^tragens»  Noeh  andere  Beschuldigungen  ge- 
fiSD  ihn  wurden  ron  dem  jßevoHmachligten 
*tf!hakakis  Torgebracht.  Dagegen  lobte  man  den 
Hofapotheker  Landerer  wegen  seiner  grofsen 
l/serschrockecheit  und  Thätigkeit,  womit  er 
das  Reinigungs^escbaft  besorgte. 

Die  Krankheil  nahm  immer  mehr  ab   und 

horte  endlich  auf,    sodafs  am  14.  August  Yon 

dem  Ministerium  beschlossen   wurde,    dafs  am 

15*  September  Porös   wieder  TÖlliga  Gemein- 


—   r«  -> 

icbtfl  mit  aidern  Oertsrn  de«  Reiche»  hAb«D 
kÜnn».  Von  3316  Blensclien.  welche  Poro» 
zählt,  wurden  vom  17.  April  bis  zum  11.  Ju. 
niu>  vOD  der  Pest  befallen  170  Persooea  und 
atarbeo  160. 

So  endete  zum  Glück  (at  Griecfaenland  in 
Pest  zn  Porös  und  Terbreitete  sich  nicht  wei- 
ter im  Lande.  Ein  eolches  Unglück  würJe 
Griecbenl.ind,  was  eben  nnfiingt,  ein  EuropÄi- 
«cher  Slaat  zu  werden,  wiederum  unter  die 
DrientaiigcbeD  Stftflien  veroetzl  haben,  wo  niaa 
keine  Ordnung  kennt.  Dia  Regierung  verdient 
da»  gröfste  Lob  Tür  die  energitchen  Madfire- 
geln,  die  «ie  ergrilV,  und  diis  Ober- Uediriaal- 
Collegium  für  die  sweckmäfsigen  und  glöckli« 
eben  IHBafaregelD ,  die  es  Teraulafate. 


—    1»    — 


IL 

ü  e  b  e  r 

natärlichen  Verwandtschaften 
der  Krankheiten. 

Nebst    entwarf 

einet 

ganbdb  -  praktischen   Krank heitssjttems. 

Von 

Dr.  C.  H.   Schultz,    ^ 

Flofcnor  an  der  Universität  la  Berlin. 


ist  ior  die  praktische  Seite  der  Medicia 
iiders  wichtig,  dafs  man  die  Krankheit  zu« 
it  nicht  blofs  als  selbstständiges  Wesen, 
am  auch  als  Zustand  des  gesunden  Orga- 
las  und.  als  Widerspruch  gegen  das  gesunde 
iO|  als  Gang  zum  Tode  des  Organbmus 
isse« 

Das  Erste,  wovon  man  in  der  Pathologie 
Bben  mufs,  ist  also  der  BegriiF  der  Gesund- 
Harmonie  der  rbatigkeiten  de%  Orgaois- 
und  des  organischen  Baues  in  sich,  und 
lonie  des  Organismus  mit  der  Aufs^nwelt 
r  Wechselwirkung.    Dabei  wird  der  Zweck 


Krankbeit  in  Gesundlieit  aufge 
e  Geiuodheit  überall  ali  orgaDJach 
iDIsprocers;  so  tat  die  Krankl 
Benllicfaeo  als  Aullüsuogs- nod  Toc 
Körpers  io  eiDerpralLtischenPatbolo 
—  Neigung  zum  Uebergaog  oder  « 
bergaog  des  Organismus  in  den  Pi 
geineiDSD  Naturlebens:  chemiscbe 
physikalischer  Frocefs.  Die  HeÜun 
faeileo  beruht  auf  Wiederberstelli 
monie  der  Tbätigkeitei^  im  Orga 
Leideo  der  FnuklioneD  soil  aufgehi 
und  vveon  auch  die  Krankbeit  als 
ges  We«en,  als  lodividuelle  Bilduc 
ist  das  Ziel  der  Medicio  immer  d 
ruDg  der  Gesundheit  durch  Ein 
RrauLheit,  die  im  Organismus  I 
besondera  Grund  und  Boden  qUfl 
zuheben.  Der  kranke  Grund  t]9 
uud  die  Art,  vrie  die  Krackheitfl 
Natur  sie  auch  eejn  mag,  aufV 
■aniamus  einwirkt  und  dJcBMB 
.    Hauplgegeaalaud    der    MedJB 


-^     17     — 

Witi  tM  Wafaea.  Abef  did  ganie  HoilaBf- 
fcflmht  hierauf  aoch  nicht,  daao  sonächst  gieM" 
aa  aoch  aioe  KrankhaitshefloDg  ohne  lodi^döa^ 
filat  dar  KraakhMt ;  daoo  aber  ist  bai  den  w^ 
diridiidllan  Knlakhaitan  der  Tod  des  Krank« 
haitiparatitaD  noch  nicht  die  Wiaderbetstellaog 
dar  GMnodhait  Man  kann  diesen  an  dem  ain* 
fachaa  Beitpiala  der  Wnrmkrankhait  seigan, 
dia  noch  kainaawägaa  gehoben  itt,  wann  dia- 
Warmer  getodtat  oder  abgetrieben  aind« 

Diaaar  Ptnkt  ist  Ton  grofser  Vl^ichtigkelr 
in  Benahnng  anf  die  neoesle  Richtung  der  Pa* 
thologia,   welche  dahio  strebt ,   die  Krankheit' 
nllatn   und  fSr  sich  als  eine  IndiTidaalilät^   als 
•ine  salbstständige  niedere  Organisation  und  ei« 
gaae  Totalitat  na  betrachten ,   sie  mit  den  nie-»  • 
■deren  thierischen   nod  Tegetativen  OrgaDismen 
Bfl  Tergleichen   nnd   die  Krankheiten  als  Arten 
oder  Spedes    organischer    Entwickelmigen   in 
alassifidrsn«    Diese  Richtong  ir t  aas  dem  Begriff 
des  Omnismns  nnd  dem  daraas  herTorgegan<* 
gaaen  Geist  der  modemeo  Median  entstanden^- 
nad  man  darf  nicht  Terkennen,    dafs  sie  eine 
wshm   Seite  in  dem  Gegensatz  der  modernen 
gsgen  die  antike  Medicio  hat.    Diexe  Seite  ist 
dis  richtige  Erkenntnifs,  dafs  die  Krankheit  als 
^liiligkeit   des  Organismas  selbsf  eine  organi« 
nche  Reaction  ist,    und  nicht  eine  blofs  physi* 
keusche  Qualität^   als  welche  sie  Ton  den  Al- 
isa« betrachtet    wurde«    Aber  hiermit  ist  noeh 
Ndkt  gegeben,   da/s  die  Krankheiten  in  allen 
iegMMtngen   mU  den  ganzen    Organinnen  der 
Shcrif  und  Pflanzen  übereinstimmend  gindf  Mmd 
e^/Sr  allein  eine  durchgretfende  VergUiehung  der 
J[rankheäsorganisaiion  mit  den  thierischen  und 
Ißegetabilischen  Organismen   uns  die  währe  Nam 
Joom.  LXXXVin.  B.  4.  St*  B 


Bkflrion  b»riJ*rt;  Die  Ärrtn-  (rfÄ^ 
selben  vrefdea  ah  durchaus  selbitit« 
wicIietuDgea  unabhäugig  von  dem  El 
dem  Bodea,  io  nelchem  >ie  lebeofl 
ihr  Bod«B  bat  nur  ein  miUelbar^l 
KU  ihnen  und  iat  im  We*ealUcbei>fl 
«ifikalion  völlig  gleicbgüilig.  D«^ 
nnr  aaf  die  Individualität  der  orgH 
■(allen  oder  Special  an.  M 

El  fragt  lieh  dud,  id  wia  W«B 
Gesetse  oder  IVatorgeicbicfate  der^ 
Reich«  auf  die  Beschreibung  uod  Kj 
der  Krankheiten  anneadeD  lassen,  otl 
ren  Zwecke  der  Pathologie  dabei  m 

/.   Allgemtine  ferwandtscJutfia-j^ 
wickelungsgesetttt 
lUan   sieht  zuerst  leicht  ein , 
zwei  verschiedene    Dinge  sind 
heilen     überhaupt     sich     zu     h 
Uten    tntwickeln   oder  niiAf;    tind 
trtteren    Fall  die    Erkenntnifa   dt 
Individualität    der   alleinige    tuahi 


f  ^ 


»     10     .-. 

Und  %o  scheint  es  io  der  Haeptsacba 
wirklich;  deno  oicht  dioKrankbeits-IiidiTidua«- 
lität,  tpodero  der  Zuttaod  der  Reaktioo  dee  Or- 
gaoiemus,  der  die  Krttakheit  trägt  und  dadurch 
»elbtt  fcraok  wird,  ist  das  endliche  Ziel  der 
Pathologie.  Es  ist  also  der  grofse  Unterschied 
swischen  Naturgeschichte  der  Kraokheileo  und 
Natargeschichte  der  organischen  Körper,^  dafi 
bei  der  ersteren  der  kranke  Grund  und  Boden^ 
der  kranke  Korper,  worin  die  Krankheit  lebt; 
bei  letsterer  aber  nicht  der  Boden,,  sondern 
nor  die  organischen  Gestalten,  die  sich  auf  ihm 
•ntwick.elB,  den  eigentlichen  Zweck  der  Wis- 
aenscheifit  ansmachen« 

In  diesem  Betracht   konnte  man  Teirglei-» 

changsweise  die  Pathologie  allenfalls  wie  die 

Geographie  der  Pflancen  und  Thiere  behandeln ; 

aber  man  kann  die  Pathologie  durchaus  nicht 

allein    wie   die   sjitematische    Naturgeschichte 

der  Pflansen  and  Thiere  bearbeiten.     Selbst  von 

der  Geographie  der  Pflanzen  und  Thiere  müfs« 

te  eich  die    naturhistorische    Pathologie    noch 

MBkmpt  wieder  sehr  unterscheiden,  da  man  bei 

4er  ersteren  mehr  nur  den  Einflufs  des  Bodens 

auf  die  Verschiedenheit  der  organischen  Formen ; 

ü.der  Pathologie  aber  den  Einflufs  der  Krank- 

lieitsformen  auf  ihr  Element ,  den  gesunden  Or- 

Ceeismns  und  die  Störung  seiner  Thätigkeit  als 

optsiel  im  Auge  haben  mufs« 

in  dem   Flofs    der  Vorstellungen  Hber  die 

iTidnelle   organische  Naiur  der  Krankheiten 

eint  man  in  neuerer  Zeit  selbst  auch  darin 

eit  gegangen,  dafs  man  zum  Theil  die  abr 

■AffBMO  Lebensäuberubgen    durch   die   Störung 

!■  gesunden  Organismus   überhaupt,  mit  den 

ehren    parasiliichen    und   hiervon   ganz  yer- 

~  iedenen    indiigiduellen     Krankheitrprocessen 

B  2 


—  ao  — 

r*nf«diMll  o3*t  doch  nicht  imiiwr  gahSng  ob» 
tencbiadcB  nnd  alle  Krankheiten  fü  indiri- 
duelle  Organiimen  selbst  gebalten  hat.  Din 
Letxlare  war  freilich  die  unprönglicbe  Pantit* 
tische  Idae;  aber  ifir  haben  schon  in  der  Hp* 
möobiotik  gazeigt,  in  wiefern  sie  Tflifehitssfi 
und  dafs  keinesweges  alle,  sondern  onr  Moigi 
Krankheiten  (besonders  chronische]  aich  n  n- 
ner  parasitiicfaeD  iDdiTJdualitiit  enlwickeia  nad 
so  in  den  Organismiis  einwurzeln.  Die  %bn> 
gen  Krankheiten  sioil  nnr  UemmangeD  der  Le- 
benszweclie  durch  SiSrnngen  derHnrmonsdft 
gebunden  Funktionen  (HemmangikrenkheileaX 
E.  E.  Unterdrücknng  der  Hanlsecretion  der^ 
ErkalliiBg,  zu  deren  Wiederb  erstell  nag  di^  übri- 
gen Funktionen  sieb,  der  organischen  ZiTect 
mäkigkeit  tufiLlge,  in  erhöhte  ThätigUtt  ver- 
setzen. DiBie  Beaklion  das  Organisnai  gegen 
die  krankhafte  Slöruog  gewisser  Fueklionen 
läuft  jedoch  auch  !□  bestitninleo  Typen  ab,  und 
kann  das  Ansehen  einer  individuellen  Kranlib«il 
annehmen,  ohne  eine  solche  zn  seyn.  Vielnthr 
sind  diese  typischen  Krankheitsreaktioneo  bt- 
diogt  durch  den  sympathiicbcn  XutamiMobH'i 
der  Funktionen,  die  zu  dem  aufgeregten  »'i^f- 


—     21     — 

ia«D  Aofrogang  tjpisch  und  periodisch  bq  wir^ 
kea  fortfahren,  und  erst  daoo,  weoD  sich  aa« 
laerhalb  der  geenoden  Aufregung  der  Funktio« 
Ben  gegen  Krankheitsursachen,  ein  abgeson«« 
derler  Krankheilsprocels  in  dem  Boden  gewis^ 
eer  Systeme  festsetzt,  tritt  wirkliche  IndiTi- 
dnalität  der  Krankheit  als  solcher  ein« 

Ins  wischen  bedingt  jfcdocb  die  systemati« 
sehe   Gliederung   der  organischen   Katur,  dafs 
auch   jede    nicht  selbstständige  KrankheitsauC« 
regung  des  Korpers  nie  einfach  quaUtatir  blei* 
ben  kann,  sondern  sich,  durch  den  organischen 
2«asammenhang  des  afllcirten  Organs  mit  den 
gesunden     systematisch     tusammensetat     und 
wachst,  indem  überall  andere  Organe  in  die 
kranke  Mitleidenschaft  geiogen  werden,  die  auch 
im  gesunden  Verlauf  der  Funktionen  mit  dem 
krankhaft    afficirten    Organ   au   gemeinsamem , 
Zweck  zusammenwirken.  Hierdurch  erhält  jede, 
aocb  noch  nicht  parasitisch  entwickelte  Krank- 
heit eine  organische  Form,    die  an  den  gesun- 
den Reaktionen  abläuft,  ohne  ein  selbitsländig 
indiTidne^les  Substrat  zu  haben.     Allein  wegen 
dieser  in  der  Natur  des  gesunden  Orgsnismus, 
ala  Krankbeitsboden,  begründeten  organischen 
Form  kann  man  diese  Krankheiten  noch  nicht 
ab  solche  naturhistortsche  Species  ansehen,  die 
ID   jeder    Beziehung    gana    nach    Analogie  der 
Thiere   und  Pflanzenspecies  zu  behandeln  und 
sa  klassiflciren  wären.    Dies  ist  für  die  natür- 
liche Verwandtschaft,  FamiKenähnlichkMt  der 
Krankheit  Ton  grober  Wichtigkeit. 

Die  natürliche  VerufaniUehaft  der  crgam^ 
Mchen  Körper  liegt  in  der  AehnliohkeU  ihrer 
M€Hf3titändigen  individuellen  Formen  ohne  Riiok^ 
Michi  avj  das  Element  oder  den  Boden  ^  in  dem 


—     22     ^ 

mV  hfmi;  die  »atürlicht  P'erwandtM^a/i  ilif 
Krankheiten  aber  ixt  zugleich  bedmgt  durch  ite 
organischen  Verhaltnisst  des  als  Boden  oder 
Element  die  Krankkeit  iragendtn  Organismui. 
Der  kranke  ßodeo  ist  hier  das  Wesentlicbe, 
um  deisen  Verhaltnisve  eich  dte  KranLheili- 
DHlur  dreht;  die  &raDkh»il,  welch«  ia  diMim 
Buden  sUh  eolwickelt  und  nuriell,  hat  oor  io 
Ihrer  Rücknirkung  auf  ihn  die  HauplbedentHng 
für  die  Dledicia.  Selbst  die  Kur  der  Kraut.- 
beiteo  ilt  nur  durch  Reacliüo  des  OrgaaiBiflut 
gegen  die  liraoliheitiuTiache  hedingt,  Dnhet 
ilt  in  einer  Naturgeschichte  der  KrankhelletKÜ* 
VerwaDdlscbafttler  leidenden  ZuMande  der  durcb 
«Joe  iodiTiduelle  oder  nicht  iodifiduelle  Krank* 
beit  geslürlen  Gesundheit  des  OrgaDiuDUt  dal 
Uaupljciel  der  W'issenscbafl. 

Die  paraiitische  Individaalität  einerKtanV- 
Iieil  hat  in  dieser  Beziehung  nur  als  Urucbe 
der  Gesundheitsstilrung  Bedeutung,  es  ist  t»t 
die  Wechselwirkung  zwischen  den  leideoil» 
Organen  and  der  Krankbeilsiodividualilät,  Üio» 
lieh  nie  die  Wechselwirkung  jeder  »nitita 
Krankheitsursache  mit  dem  Körper,  dif  *>-  J 
teotlUh    in    Betracht  kommt.     Die  KmokbaU-  i 


—     23     — 

gaaiscb«  Species  und  Galtoogen  ohne  natürlich» 
Basiebaog  auf  den  kraukea  Boden  jro  betrach- 
ten. Es  ist  leicht  getagt^  dafa  man  ein  natür- 
lichea  Kraakbeitsijsteni  wie  ein  natürliches 
Pflantenijfttem  bilden  müsse,  und  klingt  sehr 
Terf&hreriscb ,  wenn  man  als  Ziel  der  Patho- 
logie die  natorhislori^che  Beschreibung  und  Klaa- 
eifikntion  der  Krankheitsspecies  ansieht;  aber 
genau  besehen ,  ist  dieses  nicht  so  naturgemafa, 
>ala  man  glaubt ,  nnd  ein  natSrliches ,  den  Zwek- 
ken  der  Mediaia  entsprechendes  Krankheits- 
aTilom  mufs  rief  weitnmfassender  seyn ,  als  ee 
bei  der  abstrakten  Betrachtung  der  Krankheita- 
iodividnalität  der  Fall  ist.  Daa  Sjatem  mnfs 
vielmehr  auf  den  eigentlichen  medijuniscben 
Kern  der  pathologischen  Naturgeschichte^  wel- 
cher der  ciurcb  Krankheit  leidende  gesunde  Or- 
ganismus ist  ^  losgehen,  und  ein  pathologisches 
System,  das  diesen  Kern  nicht  hauptsächlich 
«mfaist,  wird  immer  nur  unvoUkommen  und 
eiDseitig  bleiben.  Man  scheint  sich  jetat  an  dem 
ILteben  der  KrankbeitsindiTidualitat  Tielieicht  su 
•ehr  an  erfreuen,  und  den  Tod,  dem  der  Or- 
ganismus dabei  entgegengeht,  su  sehr  ans  den 
Augen  su  Terlibren.  Das  Wesen  der  Krank- 
faeit  bleibt  immer  der  beginnende  Todesprocefs 
des  Korpers,  welchen  die  indiTidnelle  Krank- 
beitsnatur  her?orbringt. 

Wir  erkennen  aber  den  Werth  der  nenern 
Bemähnngen,  die  indiTiduell  organische  Natur 
der  Krankheit  sur  Anschauung  sn  bringen,  im 
Gegensats  gegen  die  rein  chemischen-  und  qun- 
litatif  en  Lehren  wobl  an ,  wünschen  aber  doch 
so  Terhiiten,  dafs  dieser  Faden  nicht  in  ein- 
seitiger Richtung  fortgesponnen  werde,  und  dasu 
beisn tragen,  dab  sich  der  Organist  Körptr 


—     34     — 

drr  paihologüchm  JFisienschafi  a 
Glitdtr  hindurch  auch  aus  sich  telbU  entwiektlt, 
und  die  vrgUichende  BttrachUmg  durch  dtt 
EnlivicktlHHgsgeseti.e  der  gamen  KrankhiUsar' 
ganiaation  beherrscht  werde. 

Vm  hiei  einen  freien  SfaDdponkl  lur  B» 
nrlbeiluDg  das  Ganges  der  WisieDScbaft  in  ne- 
niDD«a  and  eiDEuaeben,  nelcbe  bleibende  £!»• 
meale  derselben  seit  dem  Alter(hum  beut  ooch 
YVabrfaeit  haben,  nnd   was  mit  der  Erweile- 
raog  unserer  ErkeDDlniue  »ich  sudar»  geilalMt 
bat  oder  nocb  anders  gestalten  fnufs,    via&  («r- 
ner  Neues  hinzugekammen  ist,   und  vra«  aoch 
aufsunehmea  sej'n  mUcbte,  müssen  wir  durcb- 
aus  immer  Tod  dem  gesnodeo  OrBaDisinu*aui< 
gebet),     welcher    der    Grund    uud    Bodaa  tJer 
IvraokhoileD  ist.     Alle  palbologiscben  (Jotersu- 
cbungen  rubren  immer  hierauf  zuriiclt;  der  ge-     . 
■nnde  Organisnias  ist   der  ewige  Gruadlyput, 
auf  den  alle  krankhafte  Metauiorpfaosea  wicdw    j 
belogen  werden  müiseo,  und  daher  iil  nucbdia  J 
mehr    oder   weniger    geläuterte   KenulmU  ä—  I 
Lebtni  der  Orgnaisalion  der  Scbwerpuakl,  vai  I 
den  sich   die   Forlscbnile  der   Kraokbeittiabre  I 
Ton   jeber    bewegt    haben.      DI«    TencbitiwCi  f | 


•--     26     — 

sitbuBg  auf  die  Forticbritte  der  Krackheiulebr« 
so  Rathe  siebt.  Ein  Hauptgegensatz  zeigt  sieh 
hier  zwischen  der  antiken  und  modernen  Medi'- 
ein  darin  f  dajs  der  Organismus  bei  den  Alten 
ät^serUoh  naturbeschreibend  in  seiner  Selbst* 
ttändigkeit  aufgefafst\  in  seinem  inneren  PrO" 
eejs  aber  mit  den  0ualita'ten  des  kosmischen 
Z^ens  ideniißcirt  wurde;  so  dafs  maodensel- 
ban  gameiDscbafllicheo  Urqaelt  des  Lebeos  im 
Organiamus  aod  in  deren  Weltlebeo  in  den 
ElaraaDtan  und  Elemeotarqaalitäten  sncbte,  wäb- 
nad  in  der  cnoderoeD  Medicia  der  Begriff  des 
Organismas  und  der  organiscben  Lebenskraft 
jich  im  Gegenialx  gegen  den  cbemiscben  ond 
pbyaikaliscben  Procels  des  Weltlebens  immer 
mebr  herausbildet  und  entwickelt.  Daber  bat'- 
t«B  die 'Alten  eine  elementarqaalitatiTe  Patho- 
logie»  während  die  moderne  Medicin  eine  dem 
Begriff  des  Organismus  gemäfse  organische  Pa- 
tbologie  erstrebt  Diese  beiden  Haqptgegeu- 
silse  haben  sich  aber  durch  riele  Eotwicke- 
longMlofen  hindurch  gebildet ,  sind  Tielfach  mit 
•iaander  rermeogt  worden;  es  sind  antike  Ele«- 
meDta  in  die  moderne  Medicin  mit  berüberge*- 
BOmmen,  und  man  hat  umgekehrt  auf  die  an« 
tika  Medicin  die  Elemente  des  modernen  Be- 
griffe der  Organisation  aufzupfropfen  Tersucht; 
daher  mufs  man  in  dem  heutigen  Zustande  der 
Uedicip  das  den  rerschiedenen  Entwickelungs» 
atafeo  Angehörige  und  äufserlicb  durcheinander 
Gemapgte  wohl  tou  einander  au  unterschei- 
de» aacben.  Das  organische  Material  der  mo- 
deroep  Medicin  hat  den  ganzen  kosmischen  und 

Sbysikaliscb  -  qualitativen  Körper  der  antiken 
[Misin  zu  durcharbeiten  und  zu  regeperiren 
gehabt  I  pod  arbeitet  an  diesem  Regenerations- 
procels   noch   fort.     Dabei  sind  die  unrniitelba" 


—     27     - 

lo    JiMT     alltsmmBan    Aatdiauang    aber 
«aarla  das  qaalitatiTe  Material   Aer  aliaa  Me- 
ida  Aocli  iD    dar   modaraaD  Zeit   iaoge   fort, 
ad   dauert  sam   Theil    noch  iatxt  fort,   bevor 
laa  die  organiacbe  firkenDtnils  durch  alle  Glie- 
er  der    Medizin    dorcfagebildet    hat,    ist   aber 
ordimander    gemengt    mit    der    nrganiicben 
kiODOtiiifc  mid  den  phyiiologiacben  Formen  na- 
nnr  Zitiu    Wir  haben   cum  Theil   noch   daa 
aiiLo  HalBrial  in  modernen  Formen  oder  aa- 
Im  nod  modernes  Material  Tereinigi.    Daraus 
rklärt  eidi  der  Widertprach,   daft  die  «iacel- 
BB   St&flke   der  Medicin  aich   in  so  ganz  '▼er- 
:hiedenva  Zottandeo  liefinden,   einige  nümlich 
neb  elomantar-  qualitativ,  andere  dagegen  achaB 
i^ganiMdi  geworden  eind.     So  aind  die  Humc»- 
il-   und  die   Solidarpathologie   ans  dem  Ele* 
lent  dar  antiken  qualitativen  Medicin  mit  ber- 
bergekommen  omi  haben  sich  dadurch  bis  auf 
ie  neueatan  Zeiten  erhalten-,    dals   man  ihnen 
rganiscfae  fiScke  angezogen  hat;  und  so  giebt 
\  Tiale  Tbeüe   der  antiken  Medicin,  die  man 
egea  ihrer  jetzigen    modernen   Kleidung  fast 
cht  mehr  kennt ,    aber   ihren   Ursprung  nicht 
irlaagoen  können ,  sobald  man  sie  im  nackten 
uaUmde   besieht,    z,  B«  die  Lehre  der  Tem- 
»ramaste,  Dyskrasieen.    Auch  gebSrt  hierher 
0  Ansicht  Ton   den    VTirknngeo   der  Krank* 
»taorsacbea  und  der  Beilmittel,  die  man  im-- 
er  noch  nicht  allgemein  genug  als  organische 
aaktiooen  anffafst,  sondern  noch  viel  au  sehr 
a  Aeolserungen  der  Qualitäten  der  Heilmittel 
ler    Krankheitsursachen  seihst  anzusehen  gel- 
ohnt ist     Wo  man  aber,  wie  in  der  Phar» 
aoodynamik  der  neuem  Zeit,  die  Wirkungea 
einer  mehr  phyiiologischen  AulTassung  dy* 
imisch  nennt,  da  ist  «t ieder  kein  Zutamingii» 


—      28      — 

bang  dieser  Dynoinik  tnll  der  Qualität  der  StolF- 
bilduDg  in  der  Arznei,  wodurch  docb  uulüug- 
bar  die   Wirkung   bedinKl   ist. 

Hierbei  tritt  also  nothwendig  der  wichtige 
Proce/a  der  Weobselwirkujig  xwiscken  Organis- 
rmu  und  ^a/senwell  hervor,  auf  dem  alles 
Ktatikwerden  und  alte  Heilung  im  Wesentlichen 
beruht.  Dieter  Procefs  uiiil'a(st  deo  Uebergaug 
des  phyBikaüscli-qualitaliven  Processes  in  d«o 
orgaoischea  Procefa,  und  unigck«hr[  d«i  AuT- 
leben  uod  Absterben  orcauiacber  Tbeile  uad 
ihren  Uebergang  in  die  olleeineinen  Qu«liläi«a. 
Auf  dieieiu  Punkle  des  Vcbergangeft  aod  du 
Wecbiel Wirkung  hat  man  iininer  dia  beiiieu 
Gegeosalze  rerwecbsell  oder  idenlißcirl,  uai 
ei  gebort  zu  den  KeruBlücken  der  Mediiioi  di«- 
ees  Verbaltnifi  ricblie  aufzufansen,  (j«lierbituj>l 
\Turde  die  ErkeDnlnils  deiselben  «isl  mit  drr 
EaUtehong  des  incdernen  liegriffei  «n  0(6»- 
sismus  inüglfcb,  aber  zur  vullständifteB  Aufiui- 
BUDg  desAellien  gehören  Rucb  unsere  erwüiter- 
teo  KeDuluisB«  vflD  den  Oualiiälen  des  £rij*-»- 
lebeus  durch  die  ebeuiVill»  neue  W istenKbil 
der  Chemie.  An  die  Sielle  der  ElGin«sur 
Qualiläteolebre  der  unnrganiMhea  Kürprr  '* 
jetzt   die    Lehre    vom    cbeinischea    ProCMt  ibJ 


I 


—     20     — 

f  den  Ori^BBismaa  norh  auf  den  Cbemiimaa 
ht,  und  atidk  dem  Begriff  vom  IMen  mmd 
erben  in  der  Medicin  darin  widereprickt^  dafe 
rch  eie  die  abeobUe  Harmonie  aliee  LAena 

der  Welt  undimOrgamsmusbehattpieiwirdf 
9,  wenn  me  vorhanden  wäre^  die  gansa  Jfe- 
üin  überflüaeig  nunAen  würde. 

Jnaa  sieht  leicht  ein,  daf»  die  allgameiae 
ifertachvDg,  ob  ea  iiberbaapt  eioen  Tod  gehe, 
er  Dicht;  ob  aicht  dat  ganze  Wc'llall  leho» 
:ht  ia  das  Gebiet  der  ATedicin  gebort:   deiut 

der  Medicin  ist  der  Gegensatz  von  organt-' 
\em  Leben  und  Tod  die  absolute  Voraus^ 
^samgi  da  alles  darauf  abfielt^  das  Leben  a» 
kaUen  und  vom  Tode  %u  retten.  Auf  dietam 
akliachan  Standpunkt  mäasen  wir  durchaaa 
liben,  denn  der  Tod  dea  OrgaDiatnua,  den  die 
idicia  ao  aahr  farchtet,  iat  ein  ^wirklicher;  alle 
pbiaoien.koanen  ona  nicht  abdisputiren,  dafa 
I  Laiche  nicht  mehr  lebt,  und  ob  aie  nun 
I  andema  Leben  fahrt,  ist  der  Medicin  ganz 
licbgüllig;  ea  ist  gewifsi  da fs  darin  dasjenige 
bnn^  waa  die  Medizin  erhalten  >viU,  Terlo- 
I  ist. 

Natk  der  Theorie  des  absoluten  Lebens 
rek  die  ElementarquaUtaten  wäre  gar  keine 
mtüdneit  möglich ,  ebenso  wie  auch  kein  Tod 
isNren  könnte. 

Die  Wirkung  der  Aufsenwelt  auf  den  Ror«- 
r  wäre  keine  feindliche,  kranktnacbeodei  aon- 
rn  eine  harmonisch  yer wandle ^  und  dasselbe 
Itsit  auch  Statt  finden,  wenn  das  organische 
ban  durch  den  chemischen  Stoff  und  seine 
genachaften  bedingt  wäre.  D<*r  Gegeosata 
o  swiachen  Organismus  und  Chemismus, 
lachen  DIenschen  -  und  Erdanlebeo  ist  uns 
arläfalich^  ea  iat  die  fichtige  Eikenntni 


^     3t     ^ 

gabUchen  Lebens  und  Sterbene,  die  Verecbie« 
denheit  der  Lebenskräfte  von  den  pbytikali&chen» 
die  Wirkung  «der  Arzneien  als  prganischer  Re- 
eJLlionen  auf  chemische  Reize  u*  s,  w.  Wie 
kann  es  die  Harmonie  too  Organitmns  und 
Gbeihismns  seyn,.  die  Paracelaui  hätte  bewei- 
aen  wollen,  wahrend  es  eben  der  Unterschied. 
der  organischen  Lebenskräfte  von  den  rhemi- 
tcben  ist,  durch  welchen  Paracehus  die  o  ga- 
Biscbe  Natnr  der  Krankheiten  zu  beweiaen 
•ncbto.  Das  Erkranken  stellt  sieb  zuerst  als 
•in  HinSberziehen  des  organischen  L<>hen»  in 
den  chemiftrhen  P.rocefSy  oder  aU  ein  ßindrin- 
gen  des  Chemismus  in  den  Organismus  i  der 
Aafsenwelt  in  den  Mikrokosmus  dar. 

Dar  reine  Chemismus  stellt  sich  hier  deni 
organischen  Leben  gegenüber  als  Tod  dar^  und 
•o  ist  daa  beginnende  Auftreten  des  Chemismus 
als  Krankheitsursache  die  Kränkung  oder  Hern- 
inang  des  gesunden  Lebeos,  und  diese  Hem- 
mang  der  Krankbeitsprocefs^  der  überall  als 
der  beginnende  Todesprocefs  anzusehen  ist,  mit 
dem  der  Organismus  durch  sein  Streben  zur 
Selbsterballung  im  Kampfe  begriffen  ist« 

Dieser  Kampf  ist  nun  aber  immer  die  durch 
und  gegen  den  Chemismus  als  Krankheitsursache 
aufgeregte  Lebensactioo,  daher  der  Krankheit»- 
pmrefsy  wieweit  er  auch  zum  Todesprocefs  fort- 
schreitet, doch  immer  noch  ein  Lt'benAp'-ocefs 
bleibt.  Diwe  Wahrheit^  daFs  die  Krankheit  des 
Organhmus  überhaupt  noch  ein  Lebensproce/s  ist^ 
und  nicht  eine  chemische  oder  physikalische  Qua- 
Utät,  wie  in  der  Humoral  -  uftd  Solidarpatho- 
logie^  ist  als  ein  Hauptfortschritt  der  neuern 
Mediain  aus  dem  Element  der  antiken  %u  be* 
trachten*    Dafs  nun  aber  dieser  kraniks  Lebens- 


—     32     — 

procef)  lieh  Individualisite  und  dte  Krankheit»* 
iDilividuali taten  selbst  wieder  eigene  Orgnni»* 
Dien  darstellen,  Ut  weder  überall  Duthwondi^ 
noch  wirklieb  and  gehört  nicht  xam  Whmi 
der  Krankheit  überhaupt,  wejches  in  Störung 
der  Gesundheit  beitehl;  im  Gegentbeil  küno» 
reina  Causalkrankfaeiteo,  d.  i.  Krankheiten  all 
einfache  Störungeo  der  Gesundheit  ohne  selbd- 

.«tandtge  individuelle  Bntwickelimg  sich  biU»; 

^wenn  gleich  aus  diesem  lioden  dei  canialeo 
Krankbeitsproceeaes  spater  parasitiache  EDlwik* 
keinngen  herTorgeheo  köonea. 

Das  blafse  AuffasseQ  der  Krankheil  alspi- 
rasiliscbe  form  und  Individuatilät  bleibt  slu 
jedenfalls  einseitig,  und  macht  nicht  «Hein  dei 
Wflseotlicben  Forlschritt  der  inoderoAn  IMiän 
aus,  Tielmehr  kann  die  firankbeit  aocb  fm 
Geiste  des  Begriffes  Ton  Organismus  sufgef«rtt 
werden,  ohne  dafs  sie  überall  als  pnTSiilitrha 
organische  Totalität  übeThaiipt  belracblel  witd- 
Die  Wahrheit  bleibt  auch  da,  wo  mon  sis  cititt  , 
als  Indtvidnalital,  sondern  nur  eli  Todeipio- 
cefs  oder  Störung  der  Oesuudbeit  ansehen  n«^ 
immer  noch  organische  Aktion  ,  ist  daruna'*'' 
nicht  eine  kostniscbe  Qualität  im  Sin»  dsr  AI»  I 
ten.    Boadern    eehürt  in  den  Bereich  der  ert*-  f 


-I    '33     «- 

woffen  werdoD.  Es'  kaoo  überhaupt  kein  an- 
deres einfache«  Elntheilaogi  -  Princip  genü- 
gend seyo,'  sondern  das  wesentliche  Afomeor, 
itoranf  es  hier  ankommt,  ist  dieses /  dafs  in 
•inem  nosologischen  System  ein  so  snsammen* 
geeeUtes  Eintheilungsprincip  geltend  gemacht 
^refden  maus ,  als  der  ELraukheitsprocefs  selbst 
sasammengesetst  isf  •  Zuerst  muls  man  sich  also 
darüber  cn  Tersländigen  suchen ,  welche  rer- 
-nchiedene  Elemente  die  Krankheit  susammen- 
setsen.'  Denn  nie  ist  die  Krankheit  eine  eiTt« 
yUeke  Form,  immer  gehört  xn.  ihr  ein  ^nzes 
System  von  Erscheinungen  und  Aktionen,  de- 
ren Znsammenhang  erst  das  conc^ete  Bild  dte 
Krankheit  giebt. 

J£   ZuMammensetxung  der  Krankheit  nadk  den 
EntwickelungsgeBeizen,    jinalyse. 

Znnichst  seigt  sich  hier  in  Beziehung  auC 
den  praktischen  Zweck  einer  KranUiettsein« 
theilungp  dafs  die  Totalität  eider  Krankheit  mehr 
umfassend  ist,  als  die  Form  einer  Tbier«oder 
PflanEenspedes,  auch  dann,  wenn  die  Krank« 
lieit  sich  sn  einerparasitisehindiTiduellenPorm 
«atwickelt  Drei  Haupttbeile  bieten  sich  hier 
in  jeder  Krankheit  ganz  allgemein  dar:  1)  der 
Krankheitsboden  oder  Heerd,  und  2)  der  Krank« 
heitskeim ,  welcher  aus  dem  Verein  der  Krank* 
beitsursachen  entstanden  ist.  Der  dritte  ist 
dann  das  Yerhältnifs  des  Krankheitskeims  cum 
Kmnkbeitsboden,  die  Wechselwirkung  zwischen 
dem  kranken  Organismus  und  dem  .Krank« 
heitskeime« 

1.  Der  Heerd.   Der  Krankheitsboden  wird 
gunHeerde,  auf  dem  das  Krankheitsfeuer  brennt. 
Das  Organ,  in    dem  sich   die  Krankheit  fest« 
Jo va.  LXXX VlIL  B.  4. 6U  C 


WaraenTWimiinest, -TOD  C;'fF:'V 
terBchieden  worden  ist.  Solch«  fi 
der  yerscbiedeDeo  IValur  der  Orgri 
den  gebildete  Nester  liaben  aber  all 
len  in  den  Organen  ihres  SitEot^ 
dieses  Heerda  bestimmt  die  ganze, 
nalur  oft  eben  so  sebr,  ifvie  die  Bp 
lur  der  Krankheit  selbst,  und  ist  lui 
besonders  wichtig  ,  deshalb  ein  H. 
der  EtDtbeilaog,  wenn  sie  praktiM 
seyn  soll. 

Be!  Tielen  KTSokbelten  bat  sie 
ligkeit  des  Heerde»  immer  aoFga« 
man  hat  sie  darnach  benannt^  ~ 
Mervenkrankheiten ;  bei  andern  i' 
fliger  in  die  Augen  fallend  odei 
erkeanen  ;  aber  doch  TÖn  gleiehei 
In  diesen  Fallen  mufs  man  bcson 
r^ator  der  Reaktionen  des  Rürpei 
Krankheit  sehen,  die  uns  iim  sii 
den  Sitz  hinführen,  weit  das  leM 
L'  bBuptaaehlicb  reagirt.  Eine  Vena 
^  - '        ob  der  Qeerd  der  KimtM 


— .  35     — 

In  dtin  KrankheiUlieeide  aind  dnierlei 
Dinge  too  Wichtigkeit. 

1)  BedeatQDg  nncl  Wichtigkeit  des  Organs 
vnd  des  organischen  Systems.  2)  Die  Stroktar 
des  Organs  und  die  Nator  der  gesunden  Funk- 
tiob.  '3)  Die  Art  derFanktionsstornng:  erhöht^ 
T«rmindert,  ▼erändert.  Ueberhaupt  abnormo 
Reaktion, 

1)  Je  wichtiger  die  Organe,  desto  grofier 
und  zosammengesetiter  die  Krankheit,  desto 
▼erbreiteter  der  Heerd,  desto  groCser  die  Funk« 
fioD,  deren  Zweck\fvirkung  in  dem  Kreise  dej| 
Ganzen  diesem  entzogen  ist,  und  woran  die 
Gesandheit  nun  Mangel  leidet. 

2)  Die  Struktur  des  Organs  bestimmt  sehr 
die  Natur  der  Kränl^heit.  In  zelligen ,  gefäfs- 
reicheo ,  Tegetatiyen  Organen  bilden  sich  leicht 
materielle  Produkte;  die  Krankheit  ist  fixer, 
unbeweglicher,  als  in  Muskeln  and  Nerven, 
Die  Krankheiten  in  Tegetatiyen  Organen  wer* 
den  leichter  parasitisch^  der  Hcierd  wuchert. 

3)  Die  Art  der  Funktionsstörung  giebt  dem 
ganzen  Krankheitsprocefs  eine  ursprüngliche 
Ricbtnng:  Unterdrückung  der  Thätigkeiten  ha- 
ben gewohnliche  heftige  kranke  Reisungen : 
Fieber,  Entzündungen  zur  Folge,  Der  lleerd 
wird  sehr  aktiv.  Aufreicnng  der  Funktion  bringt 
kicht  Erschöpfung  und  verminderte  Reizung 
herror.     Der  Heerd  wird  passir. 

Die  Funktionsstörung  ist  dem  Wesen  nach 

tbnorme  Reaktion  durch  die  Wirkung  der  Ur- 

sche,  oder  normale  Reaktion   gegen    die  Rin« 

'irkung  der  Ursache.     Ohne  die  abnorme  Re- 

vtion  wirkt  die  Ursache  nicht. 

C  2 


Dis  sogenaBDlen  euirerntMi  BjwiW 

bedingt,  unter  beklimmten  Verhältnis! 
,  heitiursBcben ,    durchaus    nicht  abso 
dieselben   Uriacben    je    nach  der  Te 
KeimbildoDf  so  verschiedeDe  Krank 
■dann  wieder  gar  keine  hervorbringe 
liologie  mnf»  in  diesem  Betracht  tio< 
ders  werden.      Das   Aufzahlen    alle 
Kraakbeitsursachen  bleibt  ganz  absl 
Uriacba   kann  ja  auch   «llerhand  1 
erzeugen.     Es  kömmt   auf  den  cos 
ein  an,  der  den   BodeD   zu  einar* 
Krankbeitsform  ansteckt.     Den  Beg 
steckung  müssen  wir  sefar  erweiten 
heilen    werden    durch   Keime 
düng    angesteckt;    es   ist    nur  da 
ob    lieh   die    Keime    fortpflanxaiM 
Die  lelsteren  sind  die  eigenüicfaej 
keime  im  gewiibnlichen  Sin        " 
lind    überhaufit    die    nachst«n 
Krankheittursacben  auf  den  KÖn 
üch   aus    den    abnormen    ßeBkl« 
wada  Art: 


—     37     — 


bowirkt  leicht  Nenrenkrankbeit ,  Schlag.  Im* 
iner  kömmt  die  physiologische  BesiehuDg  der 
Reteota  auf  die  ErnähraDg  und  Bildong  der 
TerschiedeoeD  Organe  in  Betracht«  Die  Arte- 
riouiät  uod  Venositat  des  Bluts  besieht  sich 
Torsüglich  anf  den  erhöhten  gehemmten  Erre« 
guDgsprooefs  im  Maskel-*  und  IfenrensTStem. 
Scfamers.    Schlag. 

Die  Materia  peciians  der  Aelteren  ändert  sich 
sogleich  in  organische  Eoergieen  am;  kann 
als  solche  nicht  im  Körper  bleiben. 

2)  Darch  zorückgehaltene  plastische  Se- 
kretionen. Saamensekretion :  Keime  zu  Ner« 
Ten-  und  Gefabaufiregangen ,  Congestionen. 

3)  Gehemmter  Schappnogsprocefs  der  Haut : 
Keime  za  Blenoorrhöen  and  Schwindsachten. 

4)  Hemmang  des  Digestioosprocesses  durch 
UeberlSIluDg,  Erkältung  r  Keime  zu  Vergal- 
lung»  Yerschleimuog,  Durchfallen,  Rubren, 
Schärfen. 

5)  Uebermäfsige  Sekretionen:  Keime  zo 
qualitatiTen  plastischen  Krankheiten.  Neigung 
cur  Zersetzung.  Dyskrasieen  durch  Schwä- 
chung der  Lebenskraft  und  Unfabigkeiti  der  Zet- 
Setzung  zu  widerstehen» 

6)  Erschlaffung  der  Fasern  durch  izberwie- 
geode  Feuchtigkeit:  Neigung  au  Lähmungen, 
atonischen  Meryenkrankbeiten. 

■ 

7)  Adstriktion  der  Faser :  Keime  zu  Kräm- 

£fen,   besonders   in  Verbindung  mit  erhöhter 
lUngentbä  ligkeit. 

ö)  Objektive  SinnesHberreizung :  Keim  zu 
Lfäbmungen  der  Empliodnng. 

9)  Subjektive  Sinnesreizung :  Keim  zu  Ge« 
miitbskrankbeiten. 


10)  Muskelirritation  durch  excitoriscli«  Rei- 
cnog:  Keim  lu  KräinpfeD, 

3.  TFechselivirkuns  '^'^  liraniheitskeirnS  und 
des  Krankheilshserdes.  Incarporation,  Blültien- 
und  Fruchtentwickelurtg  der  Krankheit. 

Hier  tnit  die  Eigenlhämlichkeit  der  orgA- 
DUchen  Verfaallnüse  der  Ivrankheitstpecies  uoil 
der  Unterschied  der  Krankheilsspecies  too  den 
PflaDxen-  und  TtiierBpecies  schon  im  Keim* 
hervor.  Der  Boden  nämlich,  irorin  der  Keim 
-VTurielt,  iit  Dicht  p.istir,  und  gestaltet  i« 
Krankheit  keine  ruhif^e  Eotnickeluog,  «riedie 
Erde,  worin  die  I'flanzen  wachsen;  sondern  dic 
eer  Boden  iit  von  Hause  aus  in  einer  afclirx) 
Ilückwirkung  auf  den  Krankheitskeioi  begrif- 
fen. Der  Bodtn  ist  selbst  produklir.  In  die- 
ser Wechselwirkung  haben  wir  also  dreierlei 
Bloinente  zu  unlericheiden :  1)  Die  WiiltDog 
des  Keims  auf  den  Heerd.  2)  Die  Kücknit- 
kung  des  Beerdes  aaf  den  Keim.  3)  Terisof  I 
der  ganzen  Krankheit  aus  der  WecbaelmtknDj  | 
beider. 

o)  Die  Wirkung  des  Keims  auf  den  fliwii  1 
ist  zunächst  durch  eine  Verwandtschan  edtt  I 
naliirliche  Beziebnng  der  »uFäefeD  Einiliün  i>  | 


—     39     — 


yenoderangeii  der  GalltütecretioB  durch  ipa« 
stttcbe  ReiiQDgen, 


Diese  Beziehnng  ist  ahnlich  wie  bei  den 
ArcneiwirkiiDgeii.  Zuerst  qualitativ  fremdartig: 
Bildung  Ton  Entmischungen, 

Die  Entstehung  der  Djskrasieen  geschieht 
durch  die  sersetzende  Wirkung  der  Keime» 
Dyakcasieen  entstehen  bei  geschwächter  orga- 
nischer Energie  und  herTortretender  chemischer 
Quf^tät  des  Stoffs.  Entmischungen  der  Säfte 
ll^flden  alch  zuerst« 

Die  Qualität  des  Keimes  Ist  bei  dieser  Ein* 
irirkung  von  grober  Bedeutung.  Die  Wirkung 
überall  analog  der  Ansteckung: 

1)  Contagien  reizen  n  abnormen  Bil- 
doflgsprocessen« 

20  Miasmen  machen  sn  Zersetzungen  ge- 
neifL 

3)  Schärfen  —  zurSckgehaltene  depuratiyn 
Sekretion  —  erregen  kranke  BJut«  und  Gefäüi« 
reiznng. 

4)  Chemische  Wirkungen.  Hbeils  direkt 
anlsere,  tbeils  durch  Zersetzung  im  Korper  ent- 
standen ,  s.  B.  im  Darmkanal. 

Die  Einwirkung  der  Keime  ist  zunächst 
immer, Ertlich;  allgemein  werden  erst  die  Re- 
aktionen durch  den  Verlanf  der  Ansteckung. 

h)  Wirkung  des  Heerdes  auf  den  Keinu 
Reaktion  des  Korpers.  Diese  ist  in  dreifacher 
Beziehung  zu  betrachten: 

1)  Der  Quantität  und  dem  Grade  nach: 
Anargie,  Energie ,  Hypergie. 

2)  Der  Qualität  nach :  Fieber^  Krampf^  Pro- 
fusion (Durchfall,  Schweils). 

3)  Der  Zusammensetzung  nach. 


_     40     — 

1)  Die  Quantität  ctet  Reaktioo  ist  abliängig 
TOD  dem  Zuslaude  der  LebenBkraA  in  dem 
Heerde  Reibst,  weniger  ton  der  Wirkung  dai 
Keimt.  Die  Reaktion  ist  eoergisch  asthenisch) 
bei  tonischem,  nicht  erschlafftem  Zustande  d» 
Organs,  hyperenergisch  im  Zustande  plasti- 
SchecUeberriilluDg  nnd  erhöhter  Selbsterregung, 
(hitzig,  akut),  und  energisch  aus  ErschiSproDg 
oder  aus  ursprünglieher  Erschlaffung  (chrooiscb, 
Jangiam,  kalt),  Ueberali  liegt  hier  die  gesnade 
Selbsterregung  zora  Gruode. 

2)  Die  Qualität  der  Reaktion  ut  bed'iigt 
durch  die  Terschiedenen  FunklioneD  der  afG.- 
cirlea  Organe  nod  die  IVatur  des  reiteadea 
l^eims  zugleich.  Fieber  entsteht  durch  Reimsg 
dea  centralen  Gefafsiyslems  mittelst  BSekifir- 
kuDg  der  gestörten  peripberiscbeo  Cirkobt»» 
auf  die  centrale;  Krampf  durch  excitomoloriscbe 
Heizung  der  Nerven;  Profusion  durch  Reiiang 
der  erscblaQteo  SekreLiaDEorgane.  Die  Entstc- 
buDg  des  Fiebers  ist  besonders  wichtig. 

Das  Füller  ist  eine  Aufregung  des  ceDtr>> 
leo  Geiafssystems ,  die  immer  von  derperipbe- 
rischen  CirkulatioD  in  den  Lungen  oder  io  im 
übrigen  Organen  bedingt  ist.     Ueberali  gehl  ' 


,1^  I 


—     41     — 

bau;  dei  afficirten  Organs  oder  Krankheitsheer- 
dea  mit  anderen  Organen.  Daher  .geschieht 
dies«  Zasammensetsang  ganz  nach  den  phy- 
aiologifchen  Gesetzen  des  Consensns,  der  As- 
sociationen und  Sympathieen.  Je  mehr  Or- 
gane nnd  Funktionen  aaf  diese  Art  in  den 
Kreis  der  orspriinglicheo  Reaktion  des  Heer- 
dea  hineingezogen  werden,  desto  mehr  setzt 
sieb  die  Krankheit  zusammen.  Ganz  einfach, 
jj.  b.  auf  ihren  Heerd  allein  beschränkt,  bleibt 
eine  Krankheit  selten;  die  Zusammensetzung 
der  Krankheit  ist  die  natürliche  Folge  Ton  der 
organischen  Verbindung  der  Theile  des  Kor« 
perSb  Je  grofser  also  der  physiologische  Zn« 
nammenbang  des  Krankheitheerdes  mit  anderen 
Oiganen  und  Funktionetf  ist,  desto  mehr  wer- 
den sieb  die  Reaktionen  venrielfaltigen  und  zu- 
sammensetzen,  und  umgekehrt.  Die  Affektio- 
Ben  des  Magens,  der  Lunge,  des  Herzens,  des 
Gebims,  werden  eine  grofse  Reihe  anderer 
Reaktionen  in  den  Kreis  ihres  Leidens  hinein- 
sieben, während  die  Affektionen  der  rerschie- 
deoen  Drüsen  viel  mehr  auf  sich  beschränkt 
bleiben.  Wichtig  ist  hier ,  dafs  zuerst  immer 
die  Terschiedenen  Organe,  die  zu  einem  und 
demselben  organischen  System  geboren,  und 
sich  ursprünglich  auseinander  herrorgebildet  ha« 
ben,  sich  auch  zuerst  gegenseitig  in  Mitleiden- 
schaft ziehen.  Hier  ist  es  nun  wichtig,  die 
Centralsymptome  oder  Kernsymptome  aufzufin- 
den ,  Ton  denen  alle  übrigen  ausgehen  und  wo- 
Ton  sie  regiert  werden,  indem  sie  um  diese, 
leie  um  einen  Kern,  krystallisiren.  Das  ganze 
Krankheitsbild  hängt  Ton  diesen  Gesetzen  der 
physiologischen  Zusammensetzung  der  Krank- 
heil  ab. 


c)  Vrrinuf  dfr  Geaammtidrkunsm  dtr 
Kran  kheil.     Kfimentivichelung. 

Die  GeBammtorgniiii.ilioD  der  Kranlbeil 
goht  also  ül>er  den  BegriH  einer  Tb!er»peciet 
weit  Lioaut,  iDdein  die  »{leciGiche  Furin  mit 
ihrem  Boden  und  Heerde  uDierlieDnIich  ver- 
buDdeo  ist.  Der  Verein  Ton  ErBcheiDungeo,  die 
aus  dec  M'ecbtelnirkang  des  IJeerdes  mit  J^'u 
Keime  ihren  UriptuDg  nebinen,  Terbind«!  sich 
niiD  SU  eiaem  zusamiiieDhän^enden  VerUul, 
eioeui  befilimmleu  Typus  der  Ueaktionen,  d« 
sich  durch  nolb wendige  Eotwickelungutureti 
vom  Keim  bts  Kur  Bliilhe  und  Reife  (in  den 
Frodukleo  und  Kriseo)  eelbat  zur  Frucht  udJ 
KeiuiseogiiDg  (AasteckuDg)  fortbildet.  Das 
Wesen  derlvriseo  i(t  ausderNalur  de«  ßiMuof •- 
procettes  zu  erklüreo.  Eb  sind  üegena-alions- 
processe,  die  vrie  überall  uiit  dem  Ge^eoiaU 
TDo  Aullütung,  AbstHrben  und  Ausscheiden  tA' 
butiden  Bind.  Die  krilhcben  ÄusIeeruDgeDiiod 
die  allen  Reei'Juea  der  nun  neu  rejtroducirlCD 
Theile.  Daher  üheiM  LÜiungen,  nis  bei  d« 
reifen  sich  trenDeoden  Theileii.  JUelamorphote) 
wie  bei  oiedern  Tbieren  Abschuppuog, 

Die    EatwickelungsgeBcbichle    gehört  DOtb 


-     43     — 

///.  Grundsätze  der  Classifikation  der  Kranke 
heäen  nach  obigen  EniwicTcelungsgesetzen, 

Die  Grundsätse  der  EintbeiluDg  luSssen 
der  oatürlicheip  GliederoDg  uod  ZasammeD* 
eetsoDg  der  Krankbeiteo  entsprecbeDi  auf  der 
Natur  der  VerwandUchaft  der  Krankheiten  be* 
lubeu.  Das  Erste  bier  ist,  dafs  kein  eiofacbee 
Tbiilnogspriocip  geltend  gemacbt  werden  kann, 
sondern  dafs  die  Hauptmomente  der  xusammen* 
geeetxten  Gliederung  der  Krankbeilen  auch  ein 
snsammengesetztes  Eintbeilnngsprincip  erfor- 
dern, ganz  den  Gesetzen  der  Entwickeln ng 
dar  Krankbeiten  gemäfs« 

Drei  Momente  treten  hier*  als  die  allge- 
meinsten Verwandtschafts -Yerfeältnisse  in  alten 
Krankheiten  hervor.  Der  Heerd,  der  Keim 
und  die  Wechselwirkung  beider ,  welche  die 
Entwickelnng  des  Keims  in  dem  Heerde  zur 
Blntbe  nnd  Frucht  bedingt«  Diese  Entwicke^ 
long  ist  eine  kranke  organische  Erregung,  wor* 
io  die  Krankheit^  ähnlich  wie  auch  die  Pflanze 
abstirbt,  und  wie  diejenigen  niederen  Tbiere, 
die  nach  dem  Befruchtungsakt  sterben. 

Wie  sich  die  Pflanzen  am  besten  in  der 
Blulhe  und  der  Frucht  und  der  Saamenentwik« 
kelnng  charakterisiren,  so  erkennt  man  auch 
die  Krankbeiten  in  der  Periode  ihrer  Bliithe^ 
Produkte  und  Keime,  wo  sie  dergleichen  her- 
Torbringen,  am  vollständigsten.  Wo  derglei- 
chen materielle  Produkte  nicht  entstehen,  da 
mufs  der  Blutbepunkt  der  Gesammtwirkungen 
besonders  der  Kernwirkungen  der  Krankheit 
das  Bild  der  Species  geben,  wie  bei  den  Ner- 
ven- und  Muskel-  und  Geisteskrankheiten, 

Immer  muft  man  die  Totalität  der  Erscher- 
nungen  haben. 


1.   Familien  und  Klassenbildung. 

Schnterig  isl  zu  sagen,  worin  die  höcbs'a 
AllgeiDcinheitdeTKrankheitiforinen  beruht,  mcI- 
che  zur  Bildung  der  Klassen  dienen  kann.  Die 
allgemeine  Äehulicbkeil  inilitiduellef  lüaDlL- 
beil»rüTmen  Tdr  »ich  selbsl  k.iun  hierzu,  «i> 
bei  der  Claaeillkation  des  PUaDienraicfat  ddi} 
Tbierreicbs,  nicht  dieoea,  da  die  Krankbeileo 
kein  Reich  selbalstandiger  FoTineo  bilden.  Ha- 
dern nur  Gruppen ,  welche  durch  ihre  Abbün- 
gigkeit  Tun  dem  Boden,  und  absolule  Bediogl- 
Lcit  durch  den  Boden  allgemeine  Verwandt- 
schaften unter  einander  zeigeu,  Die  KranlbiH 
iet  ohne  den  Krankheilsboden,  ihren  Haerd, 
nicht  uiüglich  und  nicht  wirklieb.  Thüre  ütA 
Pflanzen  sind  nicht  abiolut,  aondern  nur  rtJa* 
tiv  abhängig  tod  dem  Baden,  wetanllich  itt 
sich  eetbkltländig;  sie  inachen  keine  Tbeile  das 
Ütidens  aus,  in  dem  sie  wachsen.  Dieti  b^ 
gründet  ihre  Knlmickelung  zu  einem  Ueicb  vin 
für  aich  beatehendan  Gesialien,  < 

Die  Krankheiten  aber  sind  absolut  und  in  '*■ 
rer  ganzen  Exislem  durch  den  Boden  bedingt.  St 
bilden  kaum  eine  Fauna  in  diesem  Boden,  loo* 
dem  sind  mit  ihm   gänzlich  Terwacbaen  und   | 


«.     46     -» 

GaDsen  Terbanden  ist.  Diese  hoiiefe  organi- 
sche Eioheit  des  Kraokheilsheerdes  ued  der 
Krankheitsspecies ,  diese  organische  Wechsel- 
wirkong  beider  ist  das  allgeineioste  Wesen  der 
Krankheilen  ond  bildet  eigentlich  den  Kern» 
paokt  in  der  gansen  Fathologie,  weil  die  Ent- 
stehung und  zugleich  auch  die  Heilang  der 
Krankheiten  darauf  beruht. 

Hierron  allein  mufs  daher  das  Princip  ei- 
QOT  natürlichen  Klassenbildung  ausgehen.  Man 
mub  fedoch  wohl  beachten,  dafs  es  nicht  die 
organischen  Grundgewebe  fiir  sich,  auch  nicbt 
die  physiologischen  Functionen  fSr  sich  sind^ 
wonach  die  Krankheitsklassen  gebildet  werden 
müssen.  ^ 

Die  Klassen  miissen  Tielmehr  die  Richtung 
der  pathologischen  Reaktion  des  gesunden  Bo« 
dens  gegen  die  Krankheit  und  seine  Wechsel- 
Wirkung  mit  der  Krankheit  beseichnen.  Die 
Physiologie  mufs  hier  einerseits  die  Grundlage 
der  Pathologie  seyn,  andererseits  darf  man  aber 
die  Pathologie  nicht  ganz,  weder  in  das  Ge- 
biet der  Physiologie,  noch  in  das  Gebiet  der 
Naturgeschichte  berSbersiehen ,  sondern  man, 
mufs  sie  selbslständig  aus  ihrem  eignen  Ele- 
mente behandeln. 

In  unserer  Zeit  ist  das  Princip  der  ver^ 
gleichenden,  analogen  Behandlung  der  Natur- 
wissenschaften zu  einem  vielleicht  zu  einseiti* 
gen  Grade  entwickelt. 

Das  Princip  der  Analogie  4ind  Verglei- 
ch ungen  ist  ein  sehr  wichtiges  und  fruchtbrin- 
gendes in  den  Naturwisi enschaften ;  aber  es 
mufs  immer  sein  Gegengewicht  in  der  gleich- 
zeiligen  Erkenntnifs  der  objektiren  Unterschiede 
haben. 


—     46     — 

Die   bliherig«!!   Yenacfae    cur  seliii 

ClassifikatioD  der  KranlcbsileD  »od  Mit  • 
ham  alleit)  nacb  dem  Frincip  der  phjV 
achea  uad  naturbittorischeD  ADalogieoDgt 
vrorden,  nod  sind  dufaer  auf  die  Erkennto: 
DatiirlicbeD  VemaiidlEGbaneD  der' Krank 
•elbst,  vis  sie  sich  ans  dar  Eolwickela 
scbicbt«  derselben  ergaben,  nicht  aiageg. 
Alan  hat  lUDacbst  den  duicbgafübrteD  B> 
dafs  die  Krankbeilen  organische  Individ 
ten ,  Species  parasitischer  Bildungen  tejt 
das  Hauptsiel  der  Pathologie  angeseben , 
dann  die  allgemeinen  Vergleiche,  so  va 
«acb  sind,  doch  abstrakt  bleiben  nnd  nie 
genug  in  da»  conkrete  Wesen  der  Krank 
natuT  «indringA.  Die  Ilaturgeacbicbte 
nicht  das  alleinige  Vorbild  seyn,  nachwe 
-wir  die  Pathologie  behandeln,  nnd  so 
auch  die  Fortschritte  sind,  die  wir  aeit  voi 
moitt  nod  ßydenham  durch  die  DslnrhisUl 
Ansicht  der  Aoalogieen  auf  einer  Seite  ge 
bähen,  so  dürfen  wir  nicht  Übersehen, 
anf  der  andern  Seile  Ton  der  conkrete 
trachlung  der  Krankbeilen  in  ihren  Unlei 
den  ron  den  organischen  Körpern  noch  ■ 
^inneb  ist. 

Auch  die  rein  phTsiologische  Binlb 
nach  den  Gruodgeweben  nnd  Funktione 
nngt  nicht,  obgleich  man  davon  «usgehen 
veil  sich  die  Krankbeilen  in  ihrem  Bode 
prickeln;  denn  die  bestimnlte  Richtung, 
che  die  verachiedenen  organischen  Syitan 
Körpers  durch  die  Eigen  th  um  liebkeit  ihri 
bensprocesses  demKrankfaeitsprocefs  geben 
aus  den  Gesetzen  rein  physiologischer  T 
keil  heraus.  Es  ist  also  die  Besiebun] 
Krankbeitskeime  auf  die  Organe  als  ihren  l 


-.    47     - 

aod  die  dadurch  bedingte  Wechselwirkung  bei- 
der, und  nicht  die  physiologischen  Groadge- 
webe  alt  solche ,  worauf  es  hier  ankommt. 

Dabei  tritt  dann  mehr  die  pathologische 
MetamorphcMe  der  Organe  in  den  Krankheits- 
lieerd  und  das  Verbal  tnifs  des  Heerdes  zur 
Eürankbeitsspecies  heraus,  wodurch  sich  das 
kranke  Organ  dem  Kreise  der  Gesundheit  zum 
Th^l  entfremdet  und  in  das  pathologische  Le- 
ben hinüber  gezogen  wird.  Daher  sind  es  denn 
mehr  die  bestimmten  Veränderungen  der  orga- 
nischen Systeme  zu  den  Krankheitsheerden,  als 
die  organischen  Systeme  für  sich ,  worauf  es  bei 
der  Krankheits-  Glassifikation  Torzüglich  an- 
kommt. Es  ist  ßie  Genesis  dA  pathologischen 
Anatomie  und  Physiologie,  welche  hier  an  die 
Stelle  der  gesunden  organischen  Systeme  tritt, 
41  nd  die  eigentliche  Basis  der  nosologischen  Sy- 
stematik bilden  mufs.  Die  Idee  einer  phy- 
mologiscben  Pathologie  mufs  noch  mehr  reifen* 
Es  darf  dabei  nicht  vorausgesetzt  werden ,  dafs 
man  den  Krankheitsprocefs  rein  nach  den  Ge- 
setzen der  Physiologie  des  gesunden  Organis- 
«ins  behandeln  könne«  Die  letztere  ist  yiel- 
mehr  nur  der.  Ausgangspunkt,  der  Grund  und 
Boden,  woraus  sich  eine  Pathobiotik,  wenn 
ich  so  sagen  darf,  entwickeln  mufs.  Aber  im 
weiteren  Verlauf  treten  hier  ganz  andere  Ge- 
setze auf,  die  aus  der  Natur  des  Krankheits- 
processes  selbst  entnommen  werden  müssen, 
und  nicht  aus  der  reinen  Analogie  der  physio- 
logischen Gesetze  gebildet  werden  können.  Die 
Anwendung  der  physiologischen  Analogieen  auf 
die  Pathologie  reicht  also  eben  so  wenig,  ak 
die  Anwendung  der  naturbistorischeo  Analo 
gieeo  für  sich  bei  der  Eintbeilung  ans«  Die  Idee 


iah  ÜB  Krankhnten  des  MsnschflD  als  §i 
EDiwicketuDgszustäDde  in  dem  Tbierreicbe  «r- 
■cheineii,  hateinegrorsarlige  wahreSejte.  Was 
Sleciel,  Stark,  Heusinger,  Jahn  für  die  Et- 
kenDtnifs  der  HeimnungsbilduDgen  ia  dicHin 
SJDDe  gelhao,  iai  in  dankbarer  ADerkeDDong, 
Wir  selbst  bsbea  Beilt^ge  liierza  durch  die 
EntwickeiuDg5g«schicbie  dei  Bluts  geliefert,  hi' 
Iflio  nie  dürfen  uogeacblel  aller  allgeioeineii 
Analogieen  physiologischer  Zustande  bei  den 
Thiereo  mit  palbologen  Zusläoden  beim  Men- 
schea  docb  die  eigeDthnmlicben  und  selbtUtna- 
digeo  Veracbiedeobeiteu  beider  Dicht  verkenoeo. 
Uta  diese  einzusehen,  müssen  wir  durchaiia  in 
die  eigenen  Geselee  derpalbologischeo  Eoltrik- 
keluDgeD  selbst  eingeben.  Die  l^Lrackbeit  bil- 
det sich  io  dem  organischen  Heerde  selbst  ti- 
neo  bflid  mehr  Tegeiireaden  bald  mehr  anüna- 
len  Korper,  und  dieser  Kraukheiiskorper  innFs 
in  seioen  eigenen  voa  den  ^esandeo  verschie- 
denen  LebeDSverhällniBSen  betrflchlet  nerdeo 
jedoch  zugleich  auch  in  seinem  Zusammen  bang  i 
mildern  gesunden Organiainus,  worin  emonelL 

Der  Eigenthilmlichkeit  der  Krankbeitseal-  1 
-wickeiitag   aB^emessen   müssen  onn  die  aUgf  [ 


^     49    ~ 

ffinanäer  gebildet  werden ,  daher  wir  jeder  Fd« 
milie  aqch  die  Klasseubeziehoog  geben« 

Gans  allgemeine  Verhältnisse,  die  bei  al« 
len  Krankheiten  vorkommen  und  fehlen  kön- 
nen/dürfen  dttbei  nicht  in  Betracht  kommen« 
Zo  diesen  Verhältnissen  geboren  die  Zustände 
Slhenie  und  Asthenie,  Fieber,  Krampf,  der 
akute  oder  chronische  Verlauf  an  und  für  sich 
betrachtet  I  die  ätiologischen  Verhältnisse  und 
diergL  m. 

Auch  die  rein  qualilatiren  Bestimmungeui 
wie  die  von  Dyskrasieen  und  Gachexieen  (Säfte- 
entmischungen  überhaupt}  können  in  einer  or- 
ganischen Glassifikation  der  Krankheiten  gar 
nicht  angewendet  werden«  Dyskrasieen  und 
Gachexieen  sind  qualitatiye  Zustände  der  yer- 
•chiedensten  Flüssigkeiten  des  Korpers ,  die  als 
Ursache  oder  Produkte  zu  dem  Gesammtprocefs 
einer  Krankheit  geboren  können,  ohne  darum 
eine  natürliche  Verwandtschaft  derselben  zu  be- 
dingen,  um  so  weniger  als  man  unter  dem 
Namen  Dyskrasieen  ganz  allgemeine  und  völ- 
lig unbestimmte  Aliscbungsveränderungen  be-^ 
trachtet,  die  nirgends  genau  untersucht ,  ja  phy- 
siologisch oft  gar  nicht  nachgewiesen  sind. 
Diese  Vorstellungen  von  Dyskrasieen  gehören 
lediglich  der  Humoraltheorie,  nicht  den  bewie- 
senen Thatsacben  an.  Wirkliche  Säftpentmi- 
schungen  können  als  besondere  Eigenschaften 
in  allen  Krankheitsformen  auftreten  und  yer- 
sch winden,  ohne  darum  die  organische  Gestal«* 
tung  der  Krankheit  im  Mindesten  zu  ändern« 
Bei  den  natürlichen  Krankheitsabtheilungen 
kommt  es  auf  die  Form  und  Gestaltung  der  i 
organischen  Reaktionen,  nicht  aber  wesentlich 
auf  die  Qualität  einzelner  dabei  mitwirkender 
Journ.  LXXXVIH.  Bd.  4.  St.  D 


—     5Ö     — 

Flüssigkeiten  an ,  besonders  la  sofern  cTeren  Mm 
schuDgsTeranderaogen  gar  nicht  gekannt  sind. 
Vergleicht  man  auch  die  Tenchiedenen  Krank- 
heiten, welche  man  unter  dem  Namen  der 
Dyskrasieen  sa  einer  gemeinsamen  Abtheiliing 
xa  Terbioden  pflegt,  so  tritt  das  Känstlicbe  nnd 
Gezwungene  dieser  Verbindnogen  sehr  leicht 
in  die  Angen.  Man  rechnet  so  >•  B.  die  Bleich- 
tttcht,  die  Gelbsucht,  den  Kropf ,  die  Scro- 
pbeln^  die  Gicht,  die  Syphilis,  die  Blausucbt 
XU  der  Klasse  der  Dyskrasieen«  Diese  Krank- 
heiten haben  so  wenig,  was  ihre  pathologische 
Natur  als  was  ihre  Kur  betrifft,  die  mindeste 
wahre  Aehnlichkeit  und  wirkliche  natürliche 
Verwandtschaft  unter  einander.  Man  konnte 
xu  ihnen  noch  eine  Menge  anderer  Krankhei- 
ten stellen^  bei  denen  sich  ebenfallä  Säfteent- 
mischnngen  finden  und  8eh^  leicht  den  BegriiF 
der  Dyskrasieen  Sber  alle  Krankheiten  ausdeh- 
nen, ohne  hier  je  eine  natürliche  Grenze  xa 
finden.  Man  konnte  so.  die  Schwindsochteny 
Wässersuchten  y  Dyspepsieen,  SchleimflSsse  o. 
T«  a.  Krankheiten  zu  den  Dyskrasieen  refchnen« 
denn  bei  allen  finden  sich  mehr  oder  weniger 
Säfteverderbnisse ,  wi%  denn  die  Alten  über- 
haupt das  Dyskrasische  als  Ursache  aller  Krank- 
heiten wirklich  betrachteten.  Sind  nicht  die 
Schlagflttsse  und  die  Nerrenkrankheiten  selbst 
mit  veränderten  Blut-  und  Säftemischungeii 
Terbunden?  Wer  sieht  bei  genauer  Aufmerk- 
samkeit nicht  leicht  ein^  dafs  z.  B.  mit'  d0r 
Blausucht  die  Brythrosen,  die  Hämorrhoideo» 
Menostasieen  eine  viel  natürlichere  Verwandt- 
schaft haben  y  als  die  Scropheln,  die  Gicht,  der 
Kropf,  die  Syphilis,  welche  mit  der  Blausucht 
unter  dem  Namen  der  Dyskrasieen  zusammen- 
gestellt sind  ?  Die  Idee  einer  allgemeinen  Aehn- 


^   u    ^ 

Bchkelt  der  aogeoabiiteo  Djrftkrasieeb  afiter  ein« 
ander  ist  nichts  als  ein  Ueberbteibsel  der  anti- 
ken Qoali^ten  •  M edicin  überhaupt^  von  dem 
"wir  die  Medicin  unserer  Zeit  erst  TÖUig  reini**' 
l^en  müssen,  wenn  sie  dem  Begriff  des  Orga« 
oismus  entsprecbeod  werden  soll.  Entmischun- 
gen der  Säfte,  wann  sie.  genan  chemisch  an* 
tersacht  nnd  sicher  bekannt  sind,  werden  in 
der  Aetiotogie  und  Symptomatologie  zur  Ver* 
Tollstaodigong  des  Gesammtbildes  der  Krank- 
heit dienen,  selbst  in  manchen  Krankheitsfa- 
milien ,  z.  B.  bei  den  Dyspepsieen ,  wo  es  auf 
die  Mischaogsrerhäitnisse  in  dem  Digestions-- 
procefs  pathologisch  nnd  therapeutitch  ankommt, 
sn  specißschen  Unterschieden  benntst  werden 
liSanen  ^  aber  in  eidem  ganz  anderen  Sione^  als 
bei  den  sogenannten  Dyskrasieen ,  deren  Mi«- 
schaagsverbältnisse  Toilig  hypothetisch  sind, 
und  die  weder  pathologisch  noch  therapentisch 
irgend  einen  entschiedenen  .  Binflub  auf  die 
WisseBSchaft  haben  können. 

■ 

IL    Gattungen" und  Arten* 

1,   Artenbildung. 

Die  Krankheitsarten  sind  die  Elemente  des 
Systems  der  Krankheiten,  —  die  conkreten 
Formen,  in  welchen, die  Krankheiten  überhaupt 
erscheinen:  Species,  Gestalten.  In  den  Arten 
ist  etwas  Immerwährendes ,  Gleichbleibendes, 
ewig  Wiederkehrendes,  in  den  Terschiedeneo 
kranken  Korpern  wesentlich  Identjlsshes  in  al- 
len allgemeinen  und  besonderen  Kennzeichen  nnd 
Bestimmungen  der  Krankheit,  während  bei  den 
Klassen  nnd  Familien  eine  Teränderung  der 
besonderen  Bestimmungen  Statt  findet« 

D  2 


—     52     — 

Die  Artencharaktere  müssen  daher  nach 
der  typiscbeo  Gestalt  aller  Erscheinaogen ,  wel- 
che die  einzelnen  conkreten  Krankbeiten  an* 
nehmen  I  gebildet  werden. 

Hierher  gehört  der  Verein,  die  Totalitat 
aller  Symptome,  die  aus  dem  Krankheitskern 
gleichzeitig  und  aufeinanderfolgend  lierTorgo^ 
heui  und  welche  der  Art  den  bestimmten  Ha- 
bitus geben«  Die  Stadien  des  Verlaufs,  der 
Typus 9  die  Bliithe,  Keimbildung,  Forfpflan- 
zungsart,  die  Produkte  Sberbaupt,  die  iLrisen 
sind  es,  worauf  man  hier  sehen  mufs. 

Die  Arten  können  jedoch  nur  innerhalb  der 
bestimmten  Gattungen,  Famili.en  and  Klassen 
gebildet,  und  müssen  alao  nur  in  Beziehung 
auf  diese  betrachtet  werden. 

Die  Arten  sind  Einheiten  als  Elementar^ 
bestandlheile;  die  Gattungen,  Familien,  sind, 
Vereine  Ton  Arten ,  zusammengesetzte  Abthein 
luDgen,  und  in  ihrer  blofsen  Allgemeinheit  ab- 
strakt. Jede  Art  mufs  also  den  Familien-  |ind 
Klassencharakter  in  sich  haben.  Die  Klasse, 
Familie  und  Gattung  machen  den  Kern  aus» 
welcher  durch  die  Art  eingekleidet  ist,  und 
welche  also  in  den  yerschiedenen  Arten  er«« 
scheinen.  Die  Art  ist  die  letzte  Besonderheit 
einer  Krankheit;  Familie,  Gattung,  das  Allge« 
meine  von  Vielen. 

Varietäten.  Metamorphosen  der  Arten  sind 
Varietäten.  Sie  sind  unbeständig»  bedingt  durch 
Aulsenverhältnisse;  die  Varietäten  gehen  wie- 
der in  einander  und  in  die  Art  über. 

Die  Verhältnisse  sind  tbeils  in  den  äufsera 
Ursachen ,  theils  in  dem  Krankheitsboden  be- 
gründet : 


—     A3     — 


«u  Yamtiten  aas  labem  UrMelian  kfiiil 
die  niiilwniiilm«»  eDdembcben  und  »iMirMdU 
fchcB  FiMiDtta  alUr  KranLheiloD» 

ft.  Vanetitan  aaa  dam  KrankbailAlmdaN 
aiad  üe  anatgiadiao  and  ooargiacliaiti  dia  Aa« 
bavliallan,  fiebarioten,  cachaklbcliaD  l/ormaai 
fanar  die  irarachiadanen  Grade  der  KrunkbeiU 
aliifca  ud  die  Terschiedeoeo  llUlieii  der  kfii>- 
mckahag,  woddrob  die  Ansleckang  und  Keim- 
Uldaog  bedingt  ist,  welcbe  auch  fiel  atlaii 
KnnUiaitaB  Statt  fladan  und  fablen  kÜMMaNa 

.  2*  QüiUmt$hadimg. 

^atnlicii  wie  die  PflanseBgaUuaian  aaiJi 
der  Blfiiba  and  Frucbt,  kann  mun  die  Krank- 
heitigattangen  am  besten  nach  den  iViiduklaM 
in  dar  Blotfae  and  Fruchlperi<ide  eifitbailaii« 
In  den  Produkten  der  Krankheit  koiriiril  du» 
Reaohat .daa  gansen  ProaeMes  mm  Y orsibain ( 
die  Prodokte  sind  das  Ziel  und  der  Zweck  dar 
gansen  pathologischen  ThiStigkeltt  dii(  wahren 
FrSchte  der  Krankheit;  daher  geben  diese  auch 
aebr  aicbare  and  feste  allgemeine  üferkinaia  ab| 
'Wodurch-  die  Charaktere  der  Gattungen  sich 
bilden  lassen. 


Analyse  des  KrarAheitssystem: 
Familien : 

1.  Homaiopepaon. 

2.  Homoianttlen. 

3.  Honmioclijlen. 

4.  Uomoiotoiilien. 


tfi.  Hacmalerelhisen. 
J6.  Plilogislerelhisen. 
(7.  Tbanateretbuen. 

/8.  Xero|>Ta)lea. 

1(0.  EiJoiilaslen. 
\lt.  Lrsiplaslen. 
Jl2.  Le^idoplüstca. 
U3.  Brjoplnaten. 

).  M;oteno9en> 
'i.  Myoparalyiea. 
3.  Myo>t7iHen. 

1.   H^OSpUBD. 

>S.  Mjapieien. 

16.  AlgBealbeien. 
7.  Rbeamaestheseo.  < 
8.  Djatieiitheien. 
9.  TfpbaeslbeaeP- 
10.  Natcosen. 


^     *4     — 

.r    Zu»ommen$eizun§  des  KrankhmistysUBU, 

h  Phfionoteißmi.    KraMteiien  rnii  vegetaHoem  Heerde» 
das»  U  Bomowieiu    Aitiiiiiialioiiikniakbefteak 

pepsieen.  .^ 

G.L  H.  adda.  Versaaernng.  Saure«  Soda,  ttaktui, 
Sabarra ,  gastrisches  Fieber. 
2.  H.  potridä.  Ver&alang.  Crastromalade.  Faal- 
.    .    t  fieber.  .  ^ 

5.  H.  cbolosa.  Terganang.  Hier  nicht  äU  Le- 
berkrankbeit,  sondero  als  Ursache  der  Dysr- 
pepsie.  Gallenfieber.  •   '■     . 

4.  H.  macosa.  Yerscbleiniong.  Scblelmfieber. 

,■   Fem*  2.  HomoimtKäi:    Daiitiiigsbliithefi.    Daaaogsrei^ 
zongen. 
G.l.  Aphthen. 

2.  Zähnungen.  - 

H.  Skorbut  Geht  leicht  io  Ver&ulQiig  oiber. 

4.  Darmgesehware* 

Farn.  3.  Homoiockifhn.  KakochjÜeea« 
G.  1.  Skropheln.   Rhaefaitis. 
2.  Kropf. 

5.  Milzrohr.  Diabetes»  Lienosie.  > 

Fam.  4.  Homoiotoanken,  TergiftungeB«  Chiemlscb  zer- 
*  störend. 

G.  1.  Pneamotoxiken*  LungeDgiftoiigen.  Ersttckang. 
I^rtrinken.  ^ 

2.  Knterotpxiken.  DarragiftoBgen. 

3.  Scatitoxiken.  HiMitgiftongee. 

4.  Haematoxiken.  Blotgiftongeo. 

'  5.  Nearotoxiken.  Nenrengiftnngen. 

CXass.  IL  EreihUen.  Regnngen.    Targor*  Tpnisdie'-atiH 
nische  Krankheiten. 

Fam.  1.  Uaematereikisen,  Blotregnegeo. 
G.l.  Röthungen:  Erythrosen. 

2.  Bleichangen:  Chlorosen. 

3.  Schwärzangen:  Cyanosen.    Venotftat   ober- 

hanpt. 

4.  Blntungen:  Haemorrhagieen. 

5.  Stockungen :    HaemastheBoeeiu  Amenoirbde, 

Hämorrhoiden. 


—     66     — 

Farn.  2.  PhlogUleretliiKa.    RnlzUndanKGo.  ZBndiinaen 

Vereinte  BlLil-GeFjrs-Nerycnreeuiig.            ' 

G.  1-  RrjtUroplilogosen.  Arterielle  BntzünilunBcn. 

G.  I.  Acpbyxic.  OlinnikchL 

2,  Rranil.   Gsngraena. 

3.  räolQDg.  rulreicenlia. 

Clas».  111.  Platten.  BilJungen.  ISilhi-  un<I  ZehrkiankhcilOD. 

SucLleti. 

litas.  Agabclie.  Anurie. 

3.  KDÖdierune:.  Oiiteoiia. 

Fani.  3.  Eidoplaaten.   Verform nngen. 

a.  Oebwbildongen.  Hji.Brlropliioen ,  Döppelbil- 

daagen. 

—     57    — 

Pub«  5*  M^pukiißituHum   Sdrappwigw  >    SdioHangeH) 
Haaren. 

6. 1«  RoMKk  Brysipeheee««    Rote,  'Acfiarlaeli« 

3.  Btfithea.  Kiantheiiie»  Pochai^  kllaieni« 
3»  SchorAingen ;  Heqiety  Blephaiiüaaiai   ' 

4.  Haanmgen:  Alopecia^  Plica,  Tina^  FuninkeL 

5.  8ohw8raB|^.  Ulcmtio.  fixibfiatio. 

Fam«  6.  Bryoplatien:  Kmmnngtn,  Paiasilen«  Gewfichse. 

G«  1.    Steinkdinungen ;     Utbiaals,     QaUensteine^ 
DarinsCeiae. 
2.  Ketekeimang:  Warzon,  Polypen,  Kreba,  Balg. 
'  S.  Schwammkeioiaiig :     Markadiwaiiiin ,    Blot- 
scbwamm. 

4.  Thierkeiine,  Zooparatilen.  HeimintbiaBla« 

5.  Syphilis.  I>ie  paraaltiachen  Wooheitiiigett  nun 
oben  den  Cbaiakter  der  Syphilis  aus. 

II.  ZaonoMemen,  KrmMeüm  mit  tiUcrisdimn  Heerde^ 

« 

Clasi.  IV.  Mjfosen.    Maskelnngen.   Fleis  chbeerde.  Con« 
traküons-  und  Bxpansions- Krankheiten. 

er.  Tenosen.  Expansfonen«  SchiaiXiingeo. 

Fun.  1.  Myoiasicn»  Dehoiingen. 

6. 1.  Aneurysmen. 

2.  Vorfalle,  Prolapsen. 

3.  Eingeweidebrüche. 

4.  Ektasieen.  AngiekUsie^  Bnterd^tade. 

Fani.2.  Mijoptsrahßsen,  MnskeUabnrangen.    *    < 

G,l.  Sphingoparalysen.  SchliefsoiQskellSbniongen : 
Incontinentia  alvi,  nrinae,  Dysphagia. 
Incontinenda  pulmonom:  Dyspnoe,  Asthma, 
Alp.  Lähmung  def  Kehlkopuisphinkters,  der 
Stimmritzenmoskeln.  Aphonia:  Sprach - 
und  Mandläbmung» 

6.2.  Arthroparalysen.  GliederlahmangeD*  Paraple- 

gie,  Hemiplegie. 

Farn.  3.  Myostypsen.  Sticknngen ,  Stopfungen,  Verhal- 
tungen:  durch  Lähmung  und  Schwäche  der 
fixpulsoren.  Retentionen. 

G.l.  Harnstopfiing:  Dysurie ,  Ischarie. 
2.  Stuhlstopfung :  Obstipaüo. 


3-  Winditopfunf;:  Slshangeo,  KoHkcti.  Tjoiia- 

nilis,   Daiidibliilii Ingen, 

4-  Gillenatnplungen  ■  Dyscljotie- 

6-  Lungenstoiifung :  SlirikUuli.  SinEallus. 
b.  Spaten.  SpaBmen. 
Fanu4.  JWyofifwm,  DrÜngiingen,  Preisineen,  Zwän- 
gangen.  Eici(oninl0Ti»c1ie  Reizungen. 
G.  I,  Teneemns,  Rnlir.  Darmdrängen. 

2.  Husten:  Keudibuslen,  Mickliusten,    Lungcn- 

drängen. 
3-  Brechen :  Bcechruhr.  Magen  drängen. 
4.  Lachiwang:   rieua  sardonicus. 
Fam.i).  Myaspnsen,  Zackangen,  Krämpfe,  C an (rok In rcn. 
G.l.  Tremor. 

2.  ConvuTsio:  KpilepMe,  Veitalangt. 

3.  Rigor:  Trianiui,  Telanui,  PnoumoletamiK, 

4.  Coalracturen  und  Verengerungen  (S(enosen). 

ClnsB.  T>  Nevroien.  GorUhlskranUieitcn.  SeauÜTe  and  tor- 
pide KrankbLiten. 
1.  Afidieien.  Gefubls-  und  SinnetreguBgea, 
Fnm.  1.  Algafsthetm.   Sclimerzen, 
G.l.  CarclUlgie,  Odantalgie. 

2i  iBcliias,  Dolor  /aciei,  Otalgie. 
Farn.  i.  Rheiaiutatru-Men.   Reiften,  FliiTa. 
G.l.  Mjotbenma    MiiBkelreifien. 

2.  Sehnen  —  Getenkreilien  —  Knocben reiben : 


*.     6«     — 

fieber,  gdbei  Fieber,  Pest 
2.  Tofforemm  GefiiUi  -  and  SüiaetlilimugeB,  Stiun- 
pfaag€B* 
Fjud.  &  Äarcom.  Tiobosgea. 

G.l«  Pbreaoiiaroose.  GebirntSaboiig.  Apopleiie. 
2«  8iDnettiabusf :  Amanrosu  (GeflcbtstioboDg). 

SordiUs.  Gebörtiabiing. 
S,  Geföhlstiaboiig.    Anae^eiie  (Kriebelkrank- 
lieity  fie  bei  Tbieren  mabr  als  MiukeUab- 
maiig  und  Brand  anftritt). 

UL  l>ycftoMMfaiai«  KsraMeiuMeerd  im  hmumen  Leben. 

ClaM.  YL  Biremotetu  Seelealorankbeiten  y  bernbeo  aof  \h^ 
.^  . .  -  Bomi  tabjektiTai  Sinnes  -*  Qn4  Seelenerre- 

gangen  obne  objektiTe  BrregQät:*  Trfioman* 
gen.   Tranrogeslcbte«   Imingen. 
Vanu  1.  Hjfpnofihrenoeen.  Sdiafkretu 
.:  G.l.  Detirilimt  Irreraden  im  Soblal  D.  tremens, 

2.  Somnambalisnras,  Irrwandeln  im  Schlaf. 

3.  ScblafsQcht.   Lethargas. 

FiBU  2*  FkmiamiipphreHoeen,  Wadiinen  der  Yorstel- 
longen.  Kranke  Tranmgesiebte  im  bewnfsten 
jradien  Znstande  ohne  Hahdhingen.   TrSu- 
men  der  Wachenden  mit  passiTem  gedrück"- 
tem  Seelenznstand.    Bildirren. 
G.l«  MehnehoUe.  SchwSnnerei,  Sehwermatb,  Tief- 
sinn* 
2»  Nostalgie.  Hdmweb.  HeimsohwKrmen«  Heim- 
'tranmen. 
'    S.  Vertigo.   S^hwind^.    Vorübergehendes  Bild- 
irren darch  örtliche  subjektite  Sinneserregung« 
Fam»3.  Bnergtiphrenoeen»    Wachirrende  Handlungen. 
Kranke   Traumgedohte  im  wachenden  Zn- 
slande mit  dem  Trieb  zum.  Handeln.  Handeln 
nach  den  kranken  Einbildnngen«  Wuth*  Wü^ 
lensirren, 
6.  !•  Moria.  WillensTerkebrtheit. . 
2.  Mania,  Willenswutb. 
Fan.  4*  Pkrenopleffie.  Seelenlähmung,  Blödsino,  Dumm- 
heit. 
G.l.  Cretinismus«  Angeborner  Blödsinn« 
2.  Fatuitas.  Erworbener  Blödsinn. 


ni. 

MittheiluDg 
merkwürdigen  KrauldieitsfiiUes, 

in   Folec 

einer    Byphilitischea    Inf«ctioo. 

Von 

Dr.    Brunzlow, 

K.  Pr,  BataillonEarzt  zu  Btandeobutg  a.  A.  H. 


Wem  ZM  glaiilien  ist,  redlicher  Freond,  du 
kann  teil  Dir  aagen : 

Glaube  dem  Leben !  Ks  lebrt  besser  als  Red- 
ner uiul  Blieb. 


~     61     ^ 

bohen  Grad;  dafs  er  Wohl  mit  Recht  2a  ien 
selteDern  und  inerkwiirdig»teo  gezählt,  und  des«: 
liegen  auch  Beispiels  halber  der  Oeffeotlicbkeit 
übergeben  zu  werden  verdient ,  «-  damit  der 
Leser  selbst  urtheile,  was  hierbei  zu  thun  oder  . 
zu  unterlassen  nülzlicher  gewesen  wäre*  — 
Dfeses  Teraolalsle  mich  einerseits  hierzu,  an- 
dererseits der  glückliche  Ausgang  dieser  Krank- 
heit ;  —  nachdem  alle  HoiFnungen  zur  Wieder- 
herstellung des  betrefl'enden  Kranken  bereits 
aufgegeben  und  er  am  Ziele  seiner  Leiden  stand, 
wo  demselben  nur  noch  der  einzige  Trost  übrig 
blieb,  dafs  ^ein  baldiger  Tod  ihn  von  seinen 
jahrelangen  Qualen  endlich  erlosen  werde:  •— 
erfolgt  endlich  Heilang  aller  Leiden  und  Yollige  , 
Gesundheit^  da  den  Naturheilkräften  ihre  Rechte 
eingeräumt  wurden.  — 

lieber  diesen  Krankheitsfall  überlasse  ich 
das  Urtheil  dem  Leser  ^  erlaube  mir  nur^  die 
Geschichte  des  Kranken  mit  einigen  Anmerkun« 
gen  cu  begleiten. 

Ein  zwei  und  zwanzigjähriger  Mann,  von 
lyfnphatischer  Constitution,  war  sich  immer  ei- 
ner guten  Gesundheit  bewnfst,  aufser  dafs  er 
in  seiner  Jugend  zum  oftern  an  scirophulosen 
Zufällen  gelitten  haben  soll ,  wie  auch  sein  Ha« 
bitus  zu  erkennen  gab.  Im  Januar  1833  zog 
sich  derselbe,  in  Folge  eines  unreinen  Beischlafs^ 
ein  kleines  Geschwür  an  der  Corona  glandis  zu,' 
welches  nach  einigen  Tagen  die  Gröfse  einer 
Linse  erreichte.  Hierbei  befand  er  sich  übri- 
gens ganz  wohl  und  setzte  noch  einige  Tage 
seine  gewöhnlichen  Beschäftigungen  fort;  als 
sich  aber  jenes  Geschwür  mehr  ^ergrofserte, 
die  loguioaldrüsen  beider  Seiten  anschwollen 
und  schmerzhaft  wurden,    suchte   er  ärztliche 


^     62     — 

nütr»  aath,    und   tvurd«'  darauf  Sa  «ine  H«il< 
amtelt  aufgeDommen. 

IVacb  seiner  Autoahme  erhielt  er  sogleich 
zum  ioDetItchen  Gebrauche  das  Hydrarg.  ina» 
rialic.  tnile  zu  eiaein  Gran  Morgens  und  Abends, 
und  das  Ungt.  Hydrargyr.  einer,  cum  Einreiben 
in  die  seil  merz  halten  Leislendrüseo  laglich  drei 
Mal  zu  eineui  Skrupel;  das  lyphililische  Ge- 
schwür aber,  jelit  von  der  Grürse  einer  Erbte, 
und  zu  dem  sich  noch  ein  kleineres  Ton  der 
Griifie  eines  Slecknadelkoopfs  hinzugesellle, 
wurden  mit  Ungt.  Hydrarg.  üxydat.  rubr.  rer- 
hunden.  Mit  jedem  Tage  schwüllen  indeCs  die 
genannte  Oriisen  immer  mehr  an,  und  je  mehr 
«ich  diese  vergrür&erlen  und  enigiindeten ,  um 
drtsto  cascher  heillen  die  Geschwüre  auf  der 
Eichel ;  nachdem  von  dem  Calomel  zwan- 
zig-Gran  auf  die  obeu  besrtiricbeue  Weise  rou- 
iiutnirt  worden  waren,  stellte  sieb  ein  bedea- 
tender  SpeicbelUurs  ein,  wahrend  dessen  aber 
aucb    die    Geschwüre    ganzlicb    Ternarbteo  *), 

')  Von  der  Geliranoheart ,  den  Merkcir  ala  antiiyiiliililt- 
icbea  Mittel  lä^Iicti  iTrtd  in  oft  wicilerb ollen  Gaben 
zu  reklien,  lin  id>  gänzlidi  absekomment  denn  die 
Erfahruns  hat  inicb  aetelirt,  dafi  er  «reit if cberet  nnd 


—     63     — 

Unter  dem  Gebraocbe  warmer,  erweichender 
Breiamschläge»  giDgen  die  DriiseDgeftchwüUte  in 
Eilerang  Sber^  und  als  deutlit;he  FluktudtioD  sn- 
£egeo,  alle  Härte  in  derUmgebang  derselben  aber 

daTon  einen  Tag  am  den  andern  nnd  zwar  des  Abends, 
■  jedeii  Mal  zwei  Gran  mit  Zucker  genommen  werden. 
In  den  Zwiscbentagen  wird  non ,  ebenfalls  des  Abends, 
das  Ünguent  Hydrarg.  dner.  in  die  innere  Seite  der 
Schenkel,  und  in  sold^er  Dosis  eingerieben,  wie  ea 
die  Bescluifferibeit  des  Uebels,  Empfanglicbkeit  des 
Kranken  u.  s.  w.  erfordern.  Hierbei  trinkt  derselbe 
zum  oftern  des  Tages  eine  Abkochung  roa  den  Speo. 
Lignorum  y  auch  lasse  ich  hierbei  gern ,  wenn  es  nur 
"  irgend  zalSssig  ist,  dann  nnd  wann  ein  warmes  Bad 
näimea.  Oertlich  geschleift  auf  die  Geschwüre  (vom 
Tripiier  ist  liier  nidit  die  Rede,  indem  ich  diesen 
durcli'aus  nicht  für  identisch  mit  dem  Chankergi^ 
halte)  welter  Nichts,  als  fleifaiges  Reinigen  derselben 
mit  Wisser,  womit  auch  die  auf  die  Geschwüre  za 
applidrende  Charpie  zum  öftern  befeuchtet  wird. 

Bei  diesem  Verfahren  kommt  es  selten  zu  einer 
Salivation;  das  Calomel  wirkt  dabei  weniger  auf  den 
Darmkanal ,  wodurch  es  in  seinen  Kinwirkongen  nicht 
gesebwäcfat  wird,  und  die  Wirkungen  desselben  wer- 
den auch  durch  neue  un4  ichnell  auf  einander  fol- 
.gende  Gaben  nicht  gestört.  Es  wird  daher  besser 
assimillrt  und  erhalt  Zeft,  auf  die  syphilitische  Meta- 
morphose heilsam  zu  wirken;  übrigens  wird  dadurch 
•ocb  nicht  so  leicht  eine  MerkurialTergiftohg,  als 
«lorch  das  entgegengesetzte  Verfahren  herbeigeführt. 
Meine  auf  diese  .Weis«  behandelten  Kranken  gena- 
aen  immer  sfhr  schnell  und  sicher,  bedurften  von  dem 
Calomel  immer  nur  eine  kleine  Quantität  zur  Besei- 
tigung ihres  Uebels;  auch  habe  ich  nie  Nacbkrank- 
bäten,  oder  die  sogenannten  secnndären  syphiliti- 
adien  Erscheinqngen  darnach  folgen  gesehen.  So 
bebe  ich  unter  andern  so  eben  zwei  Kranke  aus  der 
Behandlung  entlassen,  die  zu  ihrer  tÖlligen  Heilung 
nmr  14  Tage  Zeit,  und  während  derselben,  jeder 
TOn  ihnen  8  Gran  Calomel  und  6  —  8  Scnipel  Ungt. 
Hydrarg.  einer,  als  Einreibung  bedurften ;  der  eine  lilt 
an  einem  nicht  unbedeutenden  syphilitischen  GesrJiwtirh 
aur  Seite  des  Frenulums,  und  bekanntlich  heilen  jene 


■  _     64     -^ 

aach  nirht  g.'inzlicb  gewicticD  war,  TruTdon  sie 
durch  eiaeQ  kleinen  liintlich  geüffoet;  die  OeiT- 
nuDg  Dflcli  Enlleeruag  dtss  Hilera  aber  durcb 
ein  mit  Vogt.  Hydrarg.  oxydal.  rubr.  besiricha- 
nes  BoordoDnet  Teri>cbloiKen,  endlich  mit  Co m- 
pressen  und  einar  Binde  bedcckr.  Darauf  oab- 
luen  nun  jene  DtüsengescbTrüre  eia  bäf»li- 
ches  iusEeben  und  eine  bösartige  BeschalTen- 
beit  an;  der  Eiter  in  ibneu  wurde  dünn,  jau- 
cbig  und  übelrtecbend ;  et  bildeten  lieh  Höh- 
lungen, und  nach  Verlauf  einiger  Zeit  waren 
»cbün  inebrere  fislutöte  Kaoäle,  Rovrobl  oacb 
oben  und  aufsen,  als  nach  innen,  dem  Scbaain- 
berge  r.» ,  entslnoden.  Uiefte  eritreckten  »ich 
mehrere  Zolle  weit  !d  die  umgebenden  Gebilde, 
^veIche  endlicb  mit  dem  QleBser  dilalirl  und 
ebenfalls   mit    Merkurialialben  verbunden  nur« 


All  die  Sallvatioo  wieder  beteiliget  war, 
erhielt  der  Kranke  zum  inuerlichea  Gebrau- 
che das  Hydrarg.  murialic.  corrosir,  nach  der 
ü^ondt'schea  filethode   **};    trotz   diesem  aber 

an  dieser  Stetle  mir  iangtam  ,  nolici  nocb  die  Let- 
stenJriiten  bi-iilerBeid  sctimer/liaft  and  bU  sut  Giufia 
eines  Tauhcneies  BnueBolinoUen  wtuen.   —  nnd  der 


—     65     — 

itbrilt  dar  Värtchwaraogiprocefs  der  Leiston« 
difiten  aDsafbaltsam  weiter,  denn  die  icblaf- 
feo»  mibfiirbigeD  9  mit  amgeworfenen  RSnderQ 
Toneheneii  Getebw ürtfläcben ;  welche  täglich 
Biit  Hydnurf.  oxjdat.  rabr.  bestreut  wonieD, 
Draben  immer  mehr  om  licb,  eritreckteo  sich 
beträdera  nach  aafaeo  and  rechte,  and  batteo 
ao  »aeh  «ioigen  Monaten  schon  die  Crista  des 
rachtea  Hüftbeins  Ton  allen  Weichgebilden  ent« 
bISlal«  Von  allen  Geschwiinfläcben  wurden 
jtttit  die  nicht  anliegenden,  mibfarbigen  und 
amgeworfenen  Ränder  mittelst  Scbeere  nnd  Mes- 
nbgetragen«  darauf  aber  mit  einer  concen* 


CoadjioBien  war  noch  xoweilea  ^  bctopfen  mit 
reitanitflio  oothwendig*  Ich  lasie  aber  den  SaMimat 
la  stärkeren  Graben  nälmen»  ond  die  Pittea  ganz  so 
bsreitea,  wie  sie  in  der  Pi'.  MilUair-PharmacoiKie 
Torgesebrieben ,  wornacfa  in  zehn  Stück  ein  Gran  8ab- 
ttmat  ond  ein  halber  Gran  Opiam  enthalten  Bind. 
Mit  2  Pillen  buue  ich  in  der  Regel  anfingen,  einen 
Tag  om  den  andern  mit  zwei  Stück  steigen,  nnd  habe 
bei  den  scheufiilicbsten  Condylomen  an  dem  After  nie 
»öthig  gehabt,  mehr  als  14— 16  Stück  pro  dosi  za 
reicben;  woranf  ich  dann  aach  wieder  ^  nachdem  der 
Kranke  eben&Us  wie  am  Anfangender  Kor  etne Laxans 
genommen  hat,  am  2-^3  Stack  bei  jeder  Gabe,  nach 
dem  Befinden  des  Üebels ,  weniger,  and  am  Scblasse 
derselben  wiederum  eine  Lazanz  nehmen  lasse.  Es 
'Versteht  sich  von  selbst,  dafs  die  Diät  and  das  Ver« 
halten  ganz  nach  der  Vorschriit  geführt  werden  müs- 
sen, and  gestatten  es  die  Umstände,  so  befordert  ein 
allgemeines  warmes  Bad,  welches  alle  paar  Tage 
genommen  werden  kann,  die  Genesung  «m  so  schnel- 
ler. Beim*  Gebrauche  dieser  Pillen  lasse  ich  aber, 
anstatt  der  tbeuren  Rad.  Sarsaparillae,  eine  Abko- 
chung von  den  Spec.  Lignorum  und  tiglioh  so  viel 
trinken,  als  der  Kranke  nur  verträgt)  meine  Kran- 
ken haben  sich  bei  diesem  Holztrank  eben  jto  gat 
befanden,  wie  bei  der  SarsapariUa,  sie  genasen  da- 
bei immer  bald,  sicher  and  ohne  grase  Kosten, 
weswegen  ich  ihnen  auch  den  Vorzog  erthelle. 

Joam.  LXXX  VIU.  B.  4.  St.  E 


trirten  Lösung  de*  SublEmals  Terbundea  ").  — 
Nachdem   d«r  Kranke  aucb  voo  dem  Subliiaal 

*)  Die  Ürfaliriiiig  Ijeniilitt  es  lüglidi,  dar»  Diiisenge' 
sctiwiilste.  »cnn  sin  in  üitening  übergehen  und  ge- 
üirnet  werden  sollen)  erst  gänxlich  eriireiclil  und  tille 
Hätte  auch  an  iliren  Sufscrsten  Grenzen  gesell  wunden 
ieya  inüstc ,  wenn  keine  flslulösen  Gänge  enUlelien 
und  sie  baldigst  heilen  sallun.  Die  zn rückgehl iebene 
Ilärle  will  Man  zwar  durch  Druck,  namentlidi  durch 
Conprescen.  lliiiden  u.  s.  w.  zum  Sclimelzon ,  die 
HÜlilen  und  Toien  Runder  dadiuch  zur  Agglutination 
und  VerheilUHg  hringen;  ea  gelingt  hingegen  nur  «ei- 
len, und  Uli  Tut  meinen  Tlieü  halte  ein  solcliea  Ver- 
fahren nicht  allein  für  nulzlo«,  sondern  oftmals  tat 
«ehe  nachlbdllg.  Sa  erinnere  ich  mich  noch  sehf 
lebbatit  eines  Falles  aus  dem  Jahre  181^,  wo  in  dem 
Feldlaiaretlre  zu  Versailles  ein  Bobu  durch  ein  ahn- 
liebes  Verfaliren,  wobei  auch  nocli  andere  ungünstige 
Omstünde  uiil  eingewirkt  haben  mocblen,  m  bStariig 
wurde,  dals  er  die  ganzen  Bauohdecken  der  Gnken 
Seile  bis  auf  das  I'erilomieuni  brandig  lentÖrte,  und 
dem  Kranken  die  scbreckltcbsten  Leid^  berütete. 

Auch  Iiiniichtticb  der  tünsilicüen  OetTnang,  ob  iie 
tlein  oder  gtofs  zu  machen  »ej,  spricht  die  Ktfab- 
rnng  immer  Tür  das  Letztere,  undSpaltang  des  gan- 
zen Itnbo  ist  ein  füi  alle  Mal  der  kleinen  Einaticltc- 
ÜlCnung  vorzuziehen.  Wird  die  Oelfnung  nur  klein 
geniadtt,  Überdies  nocli  durch  ein  Boordoonet  fer- 
scblosien,  damit  die  kleine  Wunde  nicht  zuheile;  so 
beratet  man  dadirrch  solche  Zustände  vor.   dals  der 


--     67     «-> 

ailf  6iwi  m  tich  gwomnm  hattoi  ttrilte  sich 
wMenua  ein«  SaiiTalioa  ein;  der  Gebnucli 


yerUadeB  der  Geschwüre  im  AOgeoiebeB  nkSal« 
ben  u.  dergL  sie  tortbeilbaft  befanden  habe;  eof 
•ettea  maelM  ich  noch  Gebraach  da¥iMi|  nod  finde 
dabei  aicbta  Benerei ,  alt  daea  gaas  einiacfaea  Ver* 
band»  bettebend  ana  dea  «anaea  enreicfaendea  Ca- 
taptaamen,  worüber  sich  aacfa  tchon  voa  fTaÜAcr 
ia  denen  Journal  1826  au^brlicher  auapeepiocbee 
bat.  Ia  der  Mebraabl  der  Falle  sah  ich ,  daia  dadaroh 
eall5se»  sehr  unreine ,  fa  die  bonrtigstea  Geschware 
ein  besseres  Aassebeo  ge^rannen,  woranf  sie  M^ 
anch  immer  baldigst  zur  Heilonf  ansebicklen«  Selbst 
bei  entaQndelen  Geschworen  weifii  ich  kein  iMsseraa 
Mittel  als  dieses ,  es  ist  einCMh  and  entspricht  aUee 
Indicatioaen  am  besten;  wobei  ich  aber  aicht  aabe- 
merirt  lassen  darf,  dals  es  anch  FSlle  gipht,  wo  bei 
deaselbea  ein  Zeitpunkt  dntreten  kann,  wo  SalbeA 
eifbrdeitich  werden;  diese  Zostlnde  aber^gehBrig  sa 
unterscheiden,  mais  dem  nmsichtsToUen  Woadarate 
anheiBi  gestellt  bleiben.  «» 

iäntwickelt  sich  übrigens  ein  Babo  In  Folge  dnes 
ayphitttfschen  Geschwürs,  das  dann  in  der  R^d  anch 
immer  bahl  Terheiit,  und  jener  iaist  sich  im  Anlinge 
dareh  Idchte  Mittd  nicht  zertheilen;  so  ist  der  Ue- 
beigaag  ia  Eiterung  immer  der  giiastigste  lud  si» 
dieirite  Ausgang,  welche  deswegen  sinch  zu  be* 
lordern  bt.  Dieser  Auszug  ist  gidchsam  die  Krisis, 
and  man  kann  in  der  Regd  annehmen^  daTs dadurch 
die  sjphilitisdie  Dyskrasie  besdtiget  und  dn  fernerer 
Mercurialgebraacb  zur  Dämpfung  derselben  nicht 
mehr  erforderlidi  ist,  hpchstens  die  Einreibung  des 
üngt.  Hjrdrarg.  dner.  in  die  innere  Seite  der  Sehen- 
kdt  zur  Beidr4erung  der  Heilung.^  Will  man  indes- 
sen solche  Bnbonen,  trotz  aller  Widerstrebongen  der 
Natur ,  dennpch  durch  den  wiederholten  Gebranch  von 
Blutegeln,  kalten  Umschlagen,  starken  Einreibungen 
der  grauen  Salbe  unmittelbar  auf  die  Drüsenge- 
schwulst u.  s«  w.  zu  zertheilen  suchen;  so  verliarten 
sie-  sich ,  und  ich  habe  gesehen  ,•  dals  Kranke  mit  sol- 
chen Uebeln  Monate,  ja  Jahre  lang  zu  kiimpfen  hat- 
ten,. Zerthdlung  derselben  aber  eintrat,  wenn  man  de 
unangetastet  liefs.  <—  Es  giebt  zwar  Indhidueri,  hß' 
denea  sich   sogldöh  bdm  Entstehen  dmdbea   dl 

E  2 


-    58    ^ 

desielbeo    vrarde    dafaer  nungeietzt  und  es  enU 
wickelte  sich   nnB   eio  slsrker  fieberhafter  Xa- 
sland.     Der  Äppelit  verlor  sich,    die  näcblliche 
Kühe   wurde   durch   heflige,    bis   id   die   Tiera 
derKnachen  dtingeodc  SchmerzeD  geslÖrt,  wel- 
che  besooders   die   uolero  EictrcmiläleD  ergrif- 
fen, TDD  deu  Hürigeleiikeo  aofiiigen  und  so  bis 
zu    deo    Fiifsen    hinablielen ;    der  Ivriinke    ma- 
gerte bedeutend  ab  uod  die  Kräfte  sanken.    Das 
örilichs  Leiden    griil.  nunmehr  Ruf  beideo  Sei- 
ten mit  aller  Vehemenz  uiii  sich,  nnd  schatte 
sich  nuD  ein  vollkoiiinieDeT   V^erjauchuogs-  uod 
DestructioDSprocefs  ausgebilclel.     Auf   der  reclii 
leD  Seite  erslreckteo  sich  die  Geschwüre  schon 
bis  Kutn  Trochanter  major,  hatteD  auch  diesen 
entblüfst;    auf  der  haken  Seite  aber  Terbreile- 
ten    sie   sich    von  der  loguinalgcgend  nach  ab- 
gTofse  Tenileni  zur  Verhärtung  beranutellt ,  und  wo 
diese  vorlianden,   werden  aucb  jene  ZeitbeilongtvcE- 
Bijcbc  nur  um  so  mebr  den  tJeti ergang  In  VerbSilung 
befördern,  —     Wenn  gleicli  -von  Vielen  angeDommen 
wird,  Aits  ein   Bobo   audi   als   iirinmi-e   s;iibiliti«clie 
Form,   olint!  dak  vorlier  ein  ajjjtiilitiacbus  Getdiwür 
am   Penis  zugegen  war ,   aafireten  bann ,   so  Eweifle 
idi   für  meinen  Tlicil   noeli  selir  daran,   «tewobl  ich 
durcli  meine  Zweifel  weit  entfernt  bin,  die  Metnan- 


—    e»   — 

warft  und  bildeten  a«f  der  iaoan  Sttle  im 
betreffondett  Obenchenkelft  iiioEm  Gaschwort« 
stclleoy  welche  aacb  eineo  Theil  des  Hoden- 
sackes  and  Perinaams  ergriffen.  Als  durch  den 
Gebrauch  einer  nahrhaften  Diät,  roborirender 
Arsoeien,  als  Qiiaa,  Bader  a.s.w»»  der  Kranke 
sich  wieder  einigennafaen  erholt ,  das  Fieber 
mafsiger  geworden  war,  die  H«lang  der  Ge- 
schwüre aber  nicht  Torschreiten  wollte,  erhielt 
er  wieder  snm  innerlichen  Gebraache  das  H7- 
drargjnun  oxydat.  rnbrum,  —  theils  für  sich, 
theils  in  Verbindung  mit  Stibium  snlphnrat. 
aigram  nach  Berg*s  Methode ,  und  iwar  so 
lange y  bis  Uebelkeiteo,  Erbrechen^  Durchfalle 
and  Schmeraen  im  Unterleibe  eintraten,  und 
jene  Zofalle  die  Aussetzung  desselben  nothig 
machten.  —  Darnach  griffen  nun  die  Geschwüre 
noch  mächtiger  um  sieb ;  es  wurde  jetzt  auch 
der  rechte  Oberschenkel  in  seinen  tiefern  Ge- 
bilden mit  ergriffen ,  er  enUündete  sich  in  Form 
eines  PsendoerTsipelaSy  schwoll  an  »  brach  end- 
lich an  einigen  Stellen  auf,  und  aus  denselben 
ergofs  sich  eine  blutige ,  stinkende  Jauche.  Es 
stellten  sich  nunmehr  grofse  Höhlungen  und 
fistulöse  Gäoge  dar,  welche  mit  dem  Hüflge« 
lenke  in  Verbindung  standen  und  sich  nach 
unten  bis  zu  dem  Knie  Terbreiteten  *)•   Viele 

^^^ar  ZD  leicht  kann  bei  dem  Gebraaobe  dei  Merknrs 
der  rechte  Zeitpunkt  Terabsanmt  werden,  'wo  eino 
Unterbrechung  oder  der  Gebrauch  desselben  gänzlich 
ausgesetzt  werden  mufs.  Sobald  es  zur  Salivation 
gekommen,  wird  eine  Unterbrechung  immer  zweck- 
mäfsig  und  der  Vorsicht  angemessen  seyn ;  denn  man 
kann  ziemlich  bestimmt  annehmen,  dafs  diese  Kr- 
scheinung  immer  einen  gewissen  Sättigungsgrad  des 
Körpers  mit  Merkur  anzeigt,  wobei  es  freilich  auch  auf 
das  Präparat  ankommt^  welches  in  Gebrauch  gezogen 
wird.    Man  könnte  zwar  darauf  entgegnen,  dab  e» 


(lir  cweckdiocUch  gebalteoe  Mittel  kamen  hier- 
bei tonobi  aul'serlich   als  ioDerlich  in  Anw«o- 

■Doli  (ndiTidnen  pebt,  «eiche  tiel  Merkui  za  »idi 
netinien  können,  tAe  ea  l>ei  ihnen  zu  einer  Sbüta- 
tion  koraml.  und  wlirile  man  hei  ileatetben  den  Ge- 
bransb  so  lange  Ibrlsetz«n,  bis  eine  lolEbe  eintrill, 
■0  könnte  man  onendliclien  Schxlün  stiften  j  —  bei 
andern  dagegen  bewirken  scbon  oflmat«  nur  wenige 
Grane  die  stürkale  Salivalion,  diese  wenigen  Grane 
werden  aber  auf  der  andern  Seite  wieiler  nicht  hia- 
rdchcnd  lefn,  die  S})itii1iB  za  lügen.  Da  indessen 
eide  SaÜTation  znr  Heilnng  derselben  keineswegs  er- 
/orderbch  ist,  ta  kommt  es  vor  Allen  auf  die  Ke- 
oepÜTilSt  dtis  Kranken  für  die  versüiiedenen  Präpa- 
rate des  Quecksilbera  an,  und  diese  Einjilan glich keit 
wird  es  BQcli  sejn,  welche  nns  bbtlimuien  mAb,  eine 
Untetbiecbnng  des  IKerkarialgebranchs,  oder  ein  gänz- 
liches Beiieitesetzen  deeselben,  zu  ?eranls«>en.  Sa- 
lirirt  der  Kranke  iclion  nach  wenigen  and  kleinen 
Dosen  des  Merk'iri,  so  gliiohe  ich,  wie  man  sidicr- 
lieh  annehmen  kann,  dafs  dieses  Mittel  eben  so  leicht 
und  schnell  auf  die  s;i>hiliti&cbe  AleUmorpbose  wir- 
ken, und  wenn  keine  anderweitige  Hindernine  im 
Wege  sieben,  auch  die  Heilung  eintreten  könne.  Man 
lieht  ja  bei  vielen  nnd  oflNials  sehr  sdiwcren  Krank-' 
heilen,  wie  sie  zu  ilirer  Besdtignng  nur  weniger 
Heilmittel  bedürfen,  nnd  gelingt  dieses  ein  ander  Mal 
nicht,  BO  liegen  anch  andere  Hindernisse  im  Wege, 
die  erst  beseitigei  werden  mQssen,  ebe  das  Hälmit- 


—     71     — 

km  Emliilt 


4mm  GebiMche  dondbea  teSdimtiM  wurtiifit  oder 
9W  licht  ewtritt,  dw  EnaJkem  fiaHS  Mcuai  iber 
•obM  eise  ZdUaiig  gebravciit  babee,  die  HdhBg 
der  qrphilHiMbai  Fors  jedoch  aidit  gonigoiid  vor- 
schrntea  will,  oder  aef  «aem  gcwfaie«  Pualst  stelle« 
Udbty  sogar  eiae  bösartige  Bescbalfeiibeit  aaaimiiit» 
—  ist  dieu  der  rechte  ZettpoDkt,  allea  Meroarial- 
gebnnch  bei  Seite  aa  setaea,  deaa  man  kaaa  hier 
ebeafiiUs  annehDieB,  dals  der  Korper  hlnrekhend 
nie  Mericor  gesättigt  ist  Geht  man  aber  über  die- 
■ea  Zostand  mit  dem  Merkarialgebraoehe»  besonders 
unter  einem  baefigen  Wechsel  der  Prfiparate  ilcssel- 
beoy  hinaas,  hat  nur  immer  die  Syphilis  Tor  Augen 
und  glaubt,  da  das  Lokalleiden  in  seiner  Versehlim« 
memng  immer  mehr  fortschreitet,  es  auch  durch  dun 
fortgesetzten-  Mereurialgebrauoh,  unter  VorstKrkung 
and  Öfitem  Wiederholung  der  Dosen»  Ülgeo  an  müi« 
sen,  so  ist  man  in  einem  grofsen  Irrthum  und  vür- 
anlafst  eine  Merkurialvergiftnng.  IHe  naehtheiligon 
Einwirkungen  des  Merkurs  treten  alsdann  In  den 
gräfslichsten  Gestaltungen  heivor,  welche  aber  leider 
oft  noch  für  secnndSro  Urscheinongen  der  Syphilis 
gehalten  werden.  —  Sehr  oft  hab'e  ich  aucii  iNf^ 
merkt,  dafe  der  Merkur,  wenn  er  M  Hy|ililliS|  wol~ 
die  auf  einem  scrophulösen  Boden  wudtert,  nlclit 
höchst  umsichtig  angewandt  wird ,  die  Folgen  dessel « 
ben  immer  viel  hartnackiger,  bösartiger  sind  und 
grölsere  Zerstörungen  hört orbriagen  y    ab  bei  ImU- 


Krnakcn  wurde  immer  bedenklicher,  die  gtüre- 
leo  Schmerzen,   ja   sogar   sehr  ttatke  und  *d- 

vidiien ,  ilie  mit  einem  lolcben  dyekrasi selten  Zu- 
■lunilB  nicht  behaftet  tiaä.  Man  gebi  übrigens  bei 
ilein  Merciirialgebroiidie  nur  gar  lu  oft  lebt  rück- 
lioliliilut  um,  bedenkt  nicbt,  dafa  man  daclnrel)  den 
Grund  za  vuracbiettenen  chconUcben  Kmnbbeilen  legt, 
■olehen  Subjekten  ein  langei  Siecbthum  bereitet,  oder 
wobi  gar  zum  GifUieerd  nm  >it;  wodurch  sie  in 
den  Zustand  verfallen,  erbäritiiiche  und  kranke  We~ 
Ben  zu  zeogen,  die  entweder  schon  im  Multei' 
leibe  absterben,  oder  wenn  sie  auch  lebend  EOt  Welt 
kommen,  den  Tag  ihrer  Geburt  nicht  überleben,  oder 
docli  baldigst  für  die  Welt  Terlereo  gehen.  Nicht 
die  Sjpbilia  ist  es,  sondern  der  Merkur  ist  nach  m^ 
ner  Üeberzeugung  das  Mittel,  welches  solche  Ver- 
kümmerangen  und  Urenkheilen  des  neuen  Menschen 
XU  erseugen  vermag,  und  welche  man  leilher  ge- 
wolint  ist,  mit  dem  Manien  der  Schills  congenita  zu 
bezeichnen.  Ich  habe  mich  hierüber  in  v.  Qraefe't 
und  V.  Wnlther't  Jaumal  für  Cbirut^e  elo,  1838, 
bereits  Heilläuftiger  amgesprocben. 

Ein  aufseroritenllicbGr  Vurtheil  würde  indessen  far 
das  Wobi  solcher  Kranken  crwndiaen,  wenn  man  bei 
der  Behandlung  der  aypbililj sehen  Krankheiten  gar 
nicbt  mehr  des  Meihnrs  bedürfte,  und  die  noch  wei- 
ter darÜlier  kii  machenden  Erfah rangen  bet taligten, 
dafs  wir  die  Heilung  derselben  anch  ohne  dieses  Me~ 
lall  and  zwar  auf  die  Dauer  voUzieben ,  and  die  neuere 
Bebandlengsart  der  SjphiUa  mit  Zeversicbt   Iiefolgen 


—    TS    — 

baltande  ErcctioBen  dci  Penis  foltcrteD  den  Vä^ 
tientaD  Tag  und  Nacht«  Ala  sich  endlicbBieb- 
rere  cariose  Stacke  tod  dem  Kamme  dea  rech- 
ten Häftbeina  abatiefsea^  wurde  der  Kranke 
täglich  gebadet,  ood  erhielt  zu  jedem  Bade  eine 
halbe  Uoxe  Hjdrargjr«  mariatic  corrosiTam*  — * 
Nachdem  «her  sehn  dergieicbeb  Bader  geaom- 
men  waren ,  mobte  aach  damit  anfgehort  wer- 
den, weil  sich  derselbe  yiel  schlechter  darnach 
befand,  wiedemm  Saliyation,  Schmenen  dea 
Unterleibes  und  hartnäckige  LeibesTerstopfan« 
gen  eintraten.  —  Das  lenteacirende  Fieber,  weU 
'dies  den  Kranken  schon  eine  Zeitlang  heim« 
anchte,  steigerte  sich  noch  mehr;  die  sehr 
achmershaften  Geschwürsflächen  sonderten  jetzt 
«ine  sehr  dünne ^  blutige,  stinkende  Jauche  ab, 
und  hatten  so  an  Umfang  xagenommen,  daCs 
Donmehr  die  gansen  Schaam-  and  Ingninal- 
gegenden,  besonders  aber  die  ganserechte  Hfifte 
mit  dem  Oberschenkel   in  den   Verjaachnngs- 

£rocati  gezogen  waren.  So  steigerte  sich  der 
frad  des  Leidens  immer  hoher,  die  Gefahr 
nahm  za ,  und  nachdem  eine  Zeitlang  jede  Me- 
dikation ansgesetzt,  der  Kranke  eine  kurze  Er« 
hoIuDg  genossen  hatte,  —  wurde  er  einer  mo- 
dificirten  Inunctioos-  und  Hungerkur  noterwor- 
fen.  Es  kam  hierbei  aber  zu  keiner  SaÜTation 
tmd  Patient  yerliels  dieselbe,  ohne  dala  beson- 
dere Fortschritte  zu  irgend  einer  Besserung 
wahrgenommen  wurden;  im  Gegentheil,  er 
war  dadurch  nur  noch  leidender,  und  das  len- 
tesrirende  Fieber  noch  heftiger  geworden  *}•    — 

*)  Die  Innnctions-  nnä  Hangerkur  nach  den  Vorecbrif« 
ten  Riufsy  leistete  mir  schon  die  treulichsten  Dien- 
ste, and  auch  da,  wo  ich  von  jedem  andern  Mittel 
▼erlassen  war.  Selbst  bei  Merkariälkachexieen  kann 
sie  noch  mit  Zuversicht  angewendet  werden»  sobald 


Jettt  vurJen  endlich  —  auf  einig«  Monate  »Ile 
Korveriucbe   aasgeaelzlr   inräbrend   dieser   Zeit 

lie  nur  streng  nacli  Jen  Ree^'"  ameelührl  unil  die 
krilUclien  Krsclieinungen ,  weictiu  nacJi  der  siebenten 
Hi>rgeneinreibung  ilurcii  Sdiweifs  iicti  zn  eritennen 
gebea,  gehürig  nliguwartel  wecden.  Diese  iiriliidien 
Sehweifae  balle  Ich  bei  jener  Kur  dnrcliaui  für  nolli- 
wendig,  und  da,  wo  sie  niclit  gcliSrig  einlrateoi  »li 
Ich  audi  niclit  einen  so  cünsligan  Hrfolg  der  Kur ; 
weiLalb  ich  antli  die  Meinung  defjcnigeii  niclit 
lliciten  kann,  welcUe  licli  bemülien,  diu  Gegentlieil 
dkniitbun.  —  leb  bin  der  Meinung,  dah  sie  bei 
dem  in  Rede  ilelienden  Kranken ,  wenn  gteldi  li«i 
demselben  eine  Neigimg  znt  Zerseliung  mit  einegi 
Zclinusland  zugegen  war,  dennocb  etwa«  Gute*  ge- 
lastet Ijältc,  wenn  sie  streng  nacli  den  Kegeln 
und  nidit  modiücirt  angewendet  worden  wäre,  wor- 
unter man  gcwölinlicli  so  viel  veTsl«Iil.  itafs  dem 
Kranken  gealaltel  werde,  in  seinem  Vetballen  niclit 
»o  streng  lu  »ejii,  wie  aucb  mebr  oder  weniger  Nafi- 
rung  zu  sieb  nelimen  lu  dürfen.  So  wandte  ich  sie 
z,  B.  bei  einein  Kranken,  der  eben&lls  dntdi  den 
Merkurialgeltraacli  sehr  berabgekonunen  war,  gani 
streng  naclk  den  Vursdirilten  und  mit  dem  günstig- 
fiten  ütiolge  an.  Bc  lag  nSmlicb  sition  gegun  iwti 
J^hre  darnieder,  tiatle  fast  alle  Mercurialpräparale 
bereits  zn  Meb  '  genommen ,  und  in  Folge  derselben 
waren  anfser  mehreren  andern  Theilen  de«  Körpers, 
aucb  der  biiliaarle  Theil  des  Kopfs  mit  grorsen,  faa- 
lieen,   bis  «uf  die  Knochen  drinRenden  Geiobwürcn 


*   »  — 


eribwh  Palinl 

seh«  Kdw,  «M  MkhafI»  Dfit 


DksC    k<MMn  MKS  kCHMB^* 

wega  ¥0«  des  Vcrtowagioniiawi  TcrMWktt  «M^ 
des,  laden  diese  dardi  dw  Mber  cisgeKkcte«  Kai* 
.xielMagea  oad  Kutwirimfea  des  Mcitos  doeh  giaa* 
ficb  diraieder  Uesea ;  aoMe  Sloff»  nässe»  daber  ent- 
weder n  dem  IhimkaB»!  üdk  aaliiefea,  auf  doi 
Verlaaf  der  kiiaitficbea  Kraakbeit  storead  efowirkca» 
oder  weaa  äe  animiliit  werdea,  der  ahea  KrankMl 
Nabmag  gehea.  Beachtet  maa  dtet  ebea  Gengle  aber 
»icikty  ao  bort  ne  jedeafidb  aaf,  eiaa  Haagwkur  m 
■ejB.  — '  Maa  will  ja  bd  demibea  aaatfuhren,  aaoieat* 
fiiä  dareh  Haut,  Stabl,  wie  dorcb  die  Speieheldrii* 
aea,  nad  da  maa  ein  eolchee  betbticbtlgty  to  darf 
laan  doch  aodererseits  oicht  wieder  oiebr  eiaffibrfflii 
ab  aar  Lebenterbaltang  aar  bdebit  aotbweiidig  kt^ 
oder  man  kann  nicbti  Aadeia  ab  eia  Niebtgeliageii 
der  Kor  und  einen  Terwickelten  Kraakbeitasiiataud  er» 
baltea,  von  dem  man  am  Knde  seilet  nicht  w^ift, 
ynf  man  daraus  zu  machen  habe.  Fülle  toloher  Aft 
dad  mir  mehrere  vorgekommen.  —  Hie.r  lallt  nun 
dib  Schuld  auf  eine  durch  Erfahrung  bewfilirte  Kur- 
netbode,  man  legt  ihr  den  ungiintligen  Krfolg  xiir 
Last,  den  man  doch  nur  selbst  fersehuldel  hat.  Der 
Kranke  soll  also  keine  Nahningsstoffo  lu  sioh  neh- 
men ,  desto  mehr  aber  kann  nnd  soll  er  dabei  trin« 
ken ,  wozu  ihm  das  Torgeschrlebene  Deooot  gegeben 
bt;  und  wie  bekannt»  kann  schon  das  blofse  GetrHnk 
das  Leben  ohne  alle  Nahrangsstoffe  eine  Zeitlang 
erhalten.  Uebrigens  habo  idi  auch  bei  allen  meinen 
Kranken ,  welche  die  in  Rede  stehende  Kur  gebrantsli- 
ten^  gefanden,  dafii  sie  nach  der  dritten,  aiieli  sdioii 
zweiten  Binreibang'kein  Verlangen  nadi  Hpeisen  mehr 
fiaÜBerten,  wie  mir  andi  mehrere  fersidiorten  ^  dsfs, 
wenn  ich  ihnen  aocb  solche  reichte,  sie  diese  doch 
Dicht  geniefiien  könnten.  -—  So  ist  es  endlich  audi 
nicht  anzurathen ,  dab  jene  Kur  bei  etwa  elntretee  • 
den  bedenklichen  Brsdidnungea  sogleicb  beendet, 
der  Kranke  gebadet  and  in  dfn  anderes  7Ammnr  %••.' 
legt  werde;  sondern  eine  zo  madiende  kurze  l'aiuie, 
wobd  jedoch  der  Knnke  sehr  sorgfitttig  zu  beobadi« 


bei  »ich  derselbe  auch  leidlicher  befand  und  der 
DeBlroctioneprocefs  eiaeo  Slillsland  aonahni.  — 

So  war  nuo  (las  Jahr  1834  berangekom- 
men ,  die  Gesell württurineD  'wolllen  jedocli 
keine  Fortschrille  zur  Heilaog  macben ,  wes- 
halb im  Mona)  Mai  des  geDannten  Jahres  auch 
des  Zittmanntcb»  Oecoct  ia  ÄDwendung  kam. 
■^  Dieses  leistete  aber  auch  das  nicht,  was 
man  dnYon  emarlele;  die  Verdauungsorgane 
des  Kranken  wurden  dadurch  nur  wieder  von 
Neuem  ergriffen,  es  blieben  starke  Durchfalle 
nnd  Appetit  losig  keit  zurück,  das  lentescirende 
Fieber,  welches  durch  die  zu  Theil  gewordene 
Buhe  etwas  nachgelaisen  hatte,  erhielt  wieder 
die  Oberbnud,  und  sowohl  dadurch,  als  durch 
den  bedeuteadeo  Verjauchungsprocers,  sanken 
die  Kräfte  wieder  vuo  Keuem  und  oni  so  mehr 
herab.  —  Mach  Verlauf  einiger  lUonale  wurde 
,   abermals   zu    der   lounctions-   und  Hungerkur 

ten  iit,  wird  jene  Beeorgniise  in  den  meisten  Fallen 
-nieileridiainilen  lasBen,  and  man  wird  unter  sotdien 
Bedingungen,  wenn  ijie  Knr  aufiierdetn  ilem  gegebe- 
nen Kranklieitafalle  ridilit;  angepafst  ist,  wubl  immer 
die  giinitigstea  Resultate  Tun  derielben  crbulten.  — 
Wie  soll   onch    der  durch    den   Herfcar   eingeleitete 


—     77     — 

gMcbritteD^  fetct  aber  iil  ihrer  ganseD  Aasdeb- 
noDg  iiDcl  den  Vorschriften  gemäb..  Während 
der  Vorbereitung  zn  derselben  bildete  sich  in- 
dessen eine  neue,  Entciindangsgeschwabt  im 
Perinäam  aus,  welche  die  Grofse  einer  star* 
ken  Faust  erreichte,  endlich  weich  wurde,  sich 
Ton  selbst  öffnete,  woraus  sich  eine  grofse 
Quantität  schlechten  Eiters  ergofs«  Von  hier  aus 
bildeten  sich  auch,  wieder  neue  Kanäle,  Ton 
denen  sich  mehrere  nach  der  Tiefe  und  dem 
Schenkel  hin  erstreckten.  -*-*  Als  Patient  auch 
diese  Kur  wiederum  glucklich  bestanden  hatte, 
.m^  wodurch  zwar  die  alten  Geschwüre  ein  bes- 
seres Ausseiien  erhalten,  einen  weniger  jauchi- 
gen und  mehr  dicklichen  Biter  absonderten^ 
hatten  dagegen  die  Verdauungsorgane  wieder 
bedeutend  gelitten ,  Patient  war  jetzt  ToUig  ab» 
gezehrt  nnd  yon  Kräften  gekommen«  — 

Am  Schlüsse  jener  Kur  hatte  sich  jedoch 
die  Oeffnung  der  eben  gedachten  Geschwulst 
imi  Perinäum  wieder  geschlossen  und  entzün- 
dete sich  wieder  von  Neuem.  Sie  nahm  jetzt 
einen  grofsen  Umfang  ein ,  irerbreitete  sich  ober 
die  Glutäen ,  ging  nach  oben  und  hinten  und 
überschritt  die  Grenze  des  Heiligenbeins«  Als 
sie  durch  warme  erweichende  Cataplasmen  zur 
Matura tion  gebracht,  wurde  sie  mittelst  des 
Messers  geöffnet,  woraus  sich  abermals  eine  be- 
deutende Quantität  eines  jauchigen,  stinkenden 
Eiters  entleerte«  Von  hier  aus  bildeten  sich 
nun  auch  grofse  Geschwürsflächen ,  die  sich  im- 
mer weiter  hinauf  nach  den  Lendenwirbelbei- 
nen  erstreckten,  und  nach  einer  kurzen  Zeit 
waren  auch  die  hier  befindlichen  Weicbgebiide 
in  die  Geschwürsmetamorphose  gezogen»  Es 
6tiefsen  sich  jetzt  auch  yon  dem  Hodensacke 


—     78     — 

grofse- faulige  Stacke  ab^  nnd  so  war  Booeqch 
der  gaose  Scbaamberg  toq  fistuloseD  l^aoälea 
dorchböhll.  Selbst  der  Penis  eDtsündete  eicb^ 
schwoll  ao ,  der  biotere  Tbeil  desselben  warde 
inibfarbig  and  eodlicb  aucb  geschworig  ergrif* 
feo.  So  standen  nun  das  Perinäum,  der  Scbnam* 
berg  und  der  recbte  Oberscbenkel  mittelst  ftato« 
loser  Kanäle  and  Sinoositäleo  in  Verbindang, 
und  wenn  man  aof  die  Hoblangen  des  Otier« 
scbenkels  drückte,  entleerte  sieb  aos  mehre- 
ren Oeffnungen  desselben  eine  dünne  jeachige 
Materie. 

Unter  solchen  UoMtänden  warde  wieder 
auf  Restauration  der  Kräfte  durch  eine  gute 
und  nahrhafte  Diät,  wie  aucb  dahin  passende 
Arzneien  gesehen;  wodurch  einige  Besserang 
eintrat,  und  mit  Anfang  des  Jahres  1835  sich 
auch  einige  tou  den  kleinern  Geschwirsstelleo 
xur  Heilung  neigten*  Bei  diesem  Befinden  er« 
hielt  der  Kranke  zur  Beförderung  oer  Heilang 
Kalibäder  y  und  gegen  den  Herbst  desset* 
ben  Jahres,  da  Patient  trots  der  genannte« 
iUiltel  sich  imuier.  noch  in  einein  sehr  mifslir 
t*h«»n  Zustande  befand ,  bekam  er  tägliche  Bä* 
der  mit  Aci  Jum  murialicum  in  steigender  Gabe» 
"wie  auch  dieselbe  Säure  jfrum  innerlichen  Ge* 
brauche,  Nachdem  aber  diese  Mittel  einige 
Zeil  gehraochi  waren,  verschlimmerte  sich  der 
ganze  Zustand  des  Kranken  wieder  sehr:  der 
Appetit,  welcher  bisher  leidlich  war,  sank 
nunmehr  noter  heftigen  Leibschmersen  und 
Durchfällen  gänxlich  herab;  die  Geschwärsfia^ 
eben  wurden  höchst  schmerzhaft,  trocken  und 
sonderten  wenig  mehr  ab,  sie  sahen  sehr  bös- 
artig aus,  griffen  sowohl  im  Umfange  als  Tiefe- 
wieder  mehr  um  sich;  einige  kleine  oberfläch- 
liche Haulgescbwüre^   welche   bereits  Ternarbt 


—     79    ~ 

wäre»,  brackeo  .wieder  eaf ,  osd  4ie  keen  ev-^ 
wacheodeo  Hoirouogeii ,  dab  die  Leiden  det 
gefolterteo  Kraokeo'  sieb  endlicli  eioinal  gSo« 
•liger  geslalieo  wüfdeo,  scIiwaodeQ  aiiaiaehc 
gäoxlicii«  — 

So  währte  der  traarige  ood  qQaelrolle  Zu* 
•fand  des  KrankeD,  der  selbst  far  die  Uoiste* 
hendeD  abscbreckeod  war,  bis  sum  Jabre  1836 
fort;  die  Verlaachaag  des  Obertcbenkeb  ver* 
brritete  einen  nblen  Geracb,  wodorrh  er  ge- 
mieden «nd  sich  allein  Hberlasseo  blieb;  er 
Terdaute  die  sn  sich  genommenen  Speisen  fast 
gar  nicht  mehr,  and  eine  Lienterie  hatte  sich 
Töllstandig  ausgebildet*  Das  lentescirendt)  Fie» 
ber  hatte  jetct  einen  sehr  hohen  Grad  erreicht, 
es  Tersehrte  mit  den  nächtlichen  Schweifften 
ond  anhaltenden  Durchfallen  die  noch  wenigl^a 
Kfifte ;  und  da  der  Kranke  bis  auf  das  Mini- 
mum bereits  herabgesetzt ,  an  eine  Wiederher» 
Stellung  desselben  nicht  mehr  glaubte,  so  wurde 
nur  sein  baldiges  Ende  —  das  von  jedem  Lei- 
den befreiet,  Alles  ausgleicht  und  der  Verges- 
senheit überliefert  -^  Allerseits  erwartet«  — 

Unter  solchen  Umständen  und  als  ein  Kan- 
didat des  Todes,  kam  nun  jener  Kranke  im 
Mai  des  Jahres  1836  in  meine  ärstliche  Pflege; 
et  lag  gekrümmt  mit  angezogenen  Oberschen- 
keln, welche  mit  den  Unterschenkeln  gleich- 
sam eilten  spitzen  Winkel  bildeten ,  auf  seinem 
Lager,  welches  er  schon  seit  drei  Jieibren  nicht 
mehr  rerlassen  und  aus  Gewohnheit  lieb  ge« 
Wonnen  hatte.  •<—  Beide  Kniegelenke  wnren 
steif  und  unbeweglich,  der  rechte  Seheuktl 
mubte  Ton  allen  Seiten  durch.  Kissen  anter- 
ftiülzt  und  mehr  schwebend  erhalten  werden  r 
Patient  war  nicht  vermögend  sich  zu  beweg« 


—     So- 
und konnte  keine  andere  Lage,  alt  die  aaf  dw 
liaksn  Seite  elnnehtueD,  — 

Waa  war  nun  hierbei  za  tfaaa?  alle  nnr 
für  nützlich  eraclilete  Heilmittel,  ja  Kurmelbo- 
dea,  waren,  uod  zwar  im  vollen  Maafse  er- 
schiipft;  ea  war  nicbis  mehr  übrig,  was  die 
iirztlicbe  Kunst  geben  koonte,  jedoch  Termochto 
sie  auch  noch  sehr  viel;  denn  es  war  ein  gro- 
fse*  Heilmittel  noch  nicht  in  dem  Grade  er- 
schöpft, dab  man  sich  enlscblieJaen  konnte, 
unbedingt  an  der  Erhalliiog  und  Wied«rberBtel- 
luDg  des  Kranken  verzweifelii  zu  müsien.  — 
Ich  meine  die  Nalurheilkraft  des  Kranken;  denn 
diese  war  hier  noch  tbatig,  und  ich  bauete 
sieber  darauf,  da  sie  bisher  noch  gegen  alte 
feindliche  Einwirkungen  so  kräftig  reAgirt 
hatte.  — 

Es  drängten  sich  demgemäfa  zwe!  Indica- 
lionen  auf,  und  zwar  einmnl:  die  ärztlicbt» 
Kunst  war  bei  jenem  Falle  zu  thatig  und  zu 
freigebig  mit  Arzneistoffen  u.  s.  w.  gewesen, 
sie  halten  hier  in  ihren  Wirkungen  die  Ober- 
hand erhalten,  wodurch  es  den  iVa  1  urheil kraf- 
ten  freilich  nicht  gelingen  konnte,  frei  und  un- 
pehinderl    zu    ^virken     und    den    Hei)nrnf!«>rit    «n     < 


—     81     — 

bens  keioe  Hoffanng  mehr  war,  dem  Patfeoten 
auch  Alles  Terabrei:ht  worde,  wosv  er  aar 
deo  geriogsten  Reiz  foblte.  Diese  Diät  bestand 
allerdings  aas  deo  dilferen testen  Stoffen,  weU 
che  bei  den  darniederliegenden  Verdaoongskräf- 
len  als  natalot e  nn J  onrerarbeitete  JHassen  dnrch 
die  anhaltenden  Durchfalle  immer  wieder  fortge« 
führt  worden,  und  somit  anchfaachlheilig  aof  das 
Gänse  sarBckwirken  muüsten.  Ferner  hatte  ich 
anch  Alles  zu  entfernen,  was  an!  das  Gemüth 
des  lü'anken  deprimirend  wirkte  —  derselbe 
war  in  Alles  ergeben  und  ertrag  seine  Lei* 
den  geduldig;  —  ich  rerschaffte  ihm  daher 
Zerstrennng  ond  gab  ihm  Gesellschaft,  flofste 
ihm  Worte  des  Trostes  und  einen  frohen  Math 
xa  seiner  Genesung  ein ,  wodurch  ich  Vertrauen 
und  schon  so  iriel  gewann,  dafs  die  Verstim- 
mungen seines  Geistes  schwanden^  die  Lust 
zum  Leben  wieder  erwachte  ^  -*  ja  durch  diese 
frohen  Hoffnuogen  und  jenes  Entferoen  be^ 
merkte  ich  auch,  wie  auffallend  die  unterdriick« 
ten  Lebenskräfte  sich  zu  erneuerter  Tbatigkeit 
erhoben  und  so  höchst  wohlihuend  auf  den 
ganzen  Organismus  zur  Beförderung  des  Heil« 
processes  influirten«  •— 

Als  ich  somit  das ,  was  mir  am  Nothwen- 
digsten  schien,  in  AusfiihruDg  gebracht,  und 
den  Weg  zu  meinem  Heilverfahren  gebahnt 
hatte,  ging  ich  nach  mehreren  Tagen  nunmehr 
zu  meiner  zweiten  Indication  über,  und  hatte 
hierbei  ganz  besonders  zu  sehen:  auf  Belebung 
und  Unterstützung  der  Kräfte,  Betbalrgung  und 
Reguliruog  des  da;rniederliegenclen  Verdaunngs« 
und  ErnähruDgsprocesses ,  auf  Ersatz  der  M'»*^' 
durch  eine  zweckmäfsige  Diät  und  ei 
hinwirkende  Medicamente*  Der  tJntfi 
Journ.LXXXyiII.B.4.St«  P 


(l!e  erfttB  InMsnz  der  Frnährunc,  erhielt  hier- 
l>el  meine  gtinze  Aufnierksiinikeit ;  ich  ntislra- 
hirte  daher  fürs  Erxte  ganz  von  dem  li)p!»chen 
Leiden,  liefs  die  GeschnürBllüchen  ,  Sinuosi- 
läteo  und  ßslulÖsen  Gänge  nur  zum  öf'lern  des 
Tages  reinigen  durch  irarmes  Weaier,  Ein- 
spritzungen van  deinselhen,  ood  dann  und 
fvann  dienleo  Oäder  snnohl  als  neinigunfis- 
iniLlel  als  auch  zur  Unlersrülzung  meiner  Heil- 
iiiDxime.  In  den  Unterleib  liefs  ich  blnft  von 
aufsen  aromatische  Einreibungen  von  ÜDgt,  Ro- 
rismarini,  Campbor  und  Opiam  nncheu,  um 
B»wobl  den  Yerdauungikanal  zu  beiharigen  und 
zu  Blärken,  als  auch  den  Durchfall  zu  mafsi- 
gen;  anl'terdem  aber  noch  zum  ofterp  des  Ta- 
ges die  Bxiremiiülen  mit  Spiril.  campbonU. 
und  Oleum  Kuriiimaritii  waschen.  —  Hierbei 
Rorgl^  ich  auch  für  eine  recht  reine  Luft.  Als 
Diät  erhielt  der  Äranke  l<;ichl  nährenie  und 
schleimige  Mittel,  namentlich  Sagosuppen,  Ar- 
row-Boot,  Fleischbrühen  mit  Eigelb,  weich- 
gekochte Eier,  UaJix  Saiep  mit  Corl.  Cinna- 
inomi  pulv.  entweder  iu  Milch  oder  Fleisrh- 
brlihe  gakocht  und  davon  zu  wiederbolten  Ma- 
len des  Tage«  eine  Ta»se  voll,  wie  auch  dann 


-     83     — 

Kranke  lobte  eeio  Befinden  und  meine  Progno- 
se warde  daher  noch  giiostiger  gestellt';  ich 
-schritt  deshalb  auch  ietst,  am  den  Uebergang 
.SU  einer  kräftiger  nährenden  und  Vreiechkost 
SU  bahnen,  zn  dem  innerlichen  Gebrauche  ei- 
»Diger  stärkender  nnd  belebender  .Medicamente. 
J^atient  erhielt  fürs  Erste  ein  schvraohes  Inftt« 
,süm  Rhei  mit  viel  Gummi  Mimosae,  Tinct. 
•Calami  und  Spirit.  sulphuric.  aeth^ ,  ispäterhio 
rdie  Columbo  und  zuletst  die  China  mit  bittem 
Extrakten  u.  s   w. 

So  hatte  ich  nän  das  Vergnügen  2u  sehen, 
'wie  der  Kranke  bei  Fortsetzung  der  angeführ- 
ten Mittel  sich  mit  jedem  Tage,  bei  eineiA. sehr 
guten  Appetite,  immer  mehr  erholte,  an.l^räf* 
ten  zunahm,  und  die  Durchfälle  und  nächtlichen 
•Schweifse  mit  dem  lentescirenden  Fieber  end» 
lieh  ganz  nachliefsen.  Nach  Verlauf  einiger 
Monieite  bedurfte  Patient  zum  innerlichen'  Ge« 
brauche  schon  keiner  Medicamente  imMir;  ich 
liefs  ilin  jedoch,  da  bei  den  Geschwüren  ein 
eoropbulo«er  Charakter  nicht  zu  Terkennen  war, 
die  Glandes  Quercus  tostae  anstatt  des  gewöhn- 
lichen KaiTee^s  mehrere  Haie  des  Tage^s  trin- 
ken, wodurch  ich  nicht  allein  darauf,  «paidern 
auch  auf  seine  Verdauuogsorgane  robprireod  zu 
"Wirken  glaubte«  . 

Wie  sich  der  Zustand  des  Kranken  im 
•Allgemeinen  immer  günstiger  gestaltete^  $b  ge- 
wannen auch  die  Geschwürsflachen  ein  besse- 
res Aussehen;  sie  zeigten  nunmehr  eine  regere 
Tbätigkeit,  die  starke  Jaucheabsunderung  und 
das  Weiterfressen  derselben  hatte  gänzlich  nach- 
gelassen ,  und  dafür  wurde  nun  ein  consisten- 
terer,  klebriger  Eiter  abgesondert,  unter  ^^nn 
schon   )iier  und  d^a  eine  gute  Gfaoulatipn  her- 

F  2 


—     84     -- 

Torkeimte.  Aach  halte  sich  die  Veriaachang 
in  dem  Oberschenkel  hedeutend  yermindert; 
ich  lieft  daher,  um  diese  gänzlich  su  beseiti- 
gea  nöd  den  Grannlatioosprozefs  ca  belhätigeD, 
die  Temperator  des  einzuspritzenden  Was- 
sers in  die  fistulösen  Kanäle  u.  s.  w*  einen  um 
den  andern  Tag  immer  mehr  erhöhen ,  und  stei- 
gerte den  Wärmegrad  desselben  endlich  so  weif| 
:^ie  ihn  der  Kranke  nur  Tertragen  konnte. 
Hierdurch  erreichte  ich  meine  Absicht,  und  die 
Heilung  ging   ganz  YortreiTUch  von  Statten  *). 

*)  Die  Eiaspritzongen  des  wannen  Wassers  nach  Rtut*M 
Kmpfeblungen,  wobei  man  den  Wärmegrad  bis  zur 
Siedebitze  steigern  kann ,  haben  sich  mir  ab  ein  ganz 
vorzügliches  Ueilmittel  bei  SinoositSten  and  fistulösen 
Geschwuren  bewälirt«  Sie  wirken  bd  dergleichen 
Cebeln  nicht  allein  als  reinigende  and  erweichende^ 
sondern  dienen  aacb  zugleich  als  belebende,  reizende, 
mit  einem  Worte-,  durch  ihre  einfiiche  dem  kranken 
Theile  wobUhaende Warme,  als  dleVItali^t  erhöhende 
Mitte! ,  sowohl  bei  schlaffen  und  torpiden ,  als  auch 
bei  callösen  und  gereizten  Creschwarsmetamorphosen. 
Nach  ihrer  Anwendung  tritt  immer  sehr  bald  eine 
gute  Biterabsonderung  ein,  and  sie  be£5rdem  in  der 
Regel  einen  regen  und  guten  6ranaIationsproce&. 
Selbst  bei  sehr  bedeutenden  callösen  Gangen  leiste- 
ten sie  mir  nicht  allein  als  erweichende  Mittel  die 
trefflichsten  Dienste,  sondern  sie  l>efördeiteA  nach 
den  Abstofsungsprocefs  der  callösen  Haut,  welche 
gewöhnlich  den  Fistelkanal  auskleidet!  wodurch  ein 
gewisser  entzündlicher  Grad  in  diesem  Kanal  hervor-* 
gemfen  wurde,  dem  auch  immer  eine  baldige  Heilung 
unter  einer  gelblich  serösen  Ausschwitzung  folgte* 
Ich  möchte  sagen:  sie  machen  last  alle  künstlich  zu- 
sammengesetzten Einspritzungen  entbehrlich,  indem 
diese  zuweilen  so  weit  fiibren ,  dafs  sie  bei  ihrer  fort« 
währenden  Reizung  und  aller  Kostspieligkeit  das 
Uebel  nur  noch  hartnäckiger  und  bösartiger  machen. 
So  kam  unter  andern  ein  Mann  mit  fistulösen  Ge- 
schwüren  des  linken  Oberschenkels  in  meine  Behand- 
lung, der  schon  lange  vorher  mit  verschiedenen  Kin- 
spritzungen  von  Arzneistoffen,    aber  immer  nutzlos 


^  —     85     -- 

Die  aodlerD  Geschwüre  wurden  gaos  ein« 
fach  mit  Gbarpie  bedeckt,  oder  auch  mit  einer 
einfachen  Salbe  oder  Ungt  satqrninum  zar  Ver« 
hinderung  des  Reizens  and  Ankleben« '  yerbun-i^ 
den;  erforderten  et  aber  die  Umstände,  so  kam 
auch  mitunter  eine  Solution  yon  Argentüm  ni- 
fricum  fusum  in  Anwendung«  Die  allgemeinen 
warmen  Bäder,  sowohl  zum  AnsspUIen  der 
Geschwüre  als  sonstigen  Reinigung  und  Offen« 
baltung  der  Haut,  liefs'ich  wöchentlich  ^inige 
Male  wiederholen ,  und  so  schritt  die  Heilung 
unter  Fortsetzung  einer  gut  nährenden  und  stär- 
kenden Diät  mit  jeder  Woche  immisr  weiter 
Tor*.  Nach  Verlauf  mehrerer  Monate  endlich 
befand  sich  der  Kranke  schon  ganz  wdblj'  er 
hatte  einen  sehr  guten  Appetit ,  Terdaute  wie- 
der gut,  hatte  sowohl  an  Kräften,  als  Masse 
bedeutend  zugenommen  und  alle  Verrichtungen 
^ngen  nunmehr  normal  von  Statten«  Jetzt 
traten  bei  demselben  die  Sorgen  des  Lebens 
eiD,  und  er  glaubte,  dafs  er,  wenn  auch  geheilt, 
doch  stets  ein  Krüppel  hleiben  würde;  indem 
auch  in    den   Hüftgelenken    sich    schon  einige 

bebandelt  worden  war;  ich  benutzte  bei  diesem  das 
warme  Wasser  als  Einspritzung,  stieg  mit  dessen 
Wärmegrade  und  sah  somit  baldige  Heiinng  erfolgen« 
Kin  gleiches  ResalCat-  erhielt  ich  auch  bei  einem  yier- 
iährigen  scrophulöseo  Kinde,  bei  dem  sich  Sinuosi- 
täten  und  iistnlöße  Gänge  bis  in  das  Hüftgelenk  er- 
streckten. Bei  einem  27jährigen  Manne  ferner,  we 
ebenfalls  dergleichen  Leiden  von  der  Schalter  "zur 
Acliselhölile  und  tiefer  herab  bis  unter  die  Bmstmus- 
kein  sich  erstreckten,  gelang  mit  Hilfe  des  warmen 
und  heilsen  Wassers  die  Heilung  ganz  Torzaglich, 
und  sie  war  beinahe  vollendet,  als  ein  anderer  Arzt 
den  Kranken  übernahm ;  dieser  fand  jenes  Mittel  ak»eri 
zu  einfach,  hielt  daher  gar  nicht  für  rathsam,  eß>, 
weiter  anzuwcn<Icn.  Kr  kurirte  ihn  indessen  metho-] 
disch  —  und  zwar  auf  die  Dauer!'— * 


4 


Steifigkeiten  eingefuoJeD  hnlten.  Es  vrat  auch 
iiberiliiBs  bei  dem  Verheilen  der  betreiTendea 
Ceichwiire  hioiichlUch  ihrer  Ndibenbilduog 
eine  grorse  Vorgicbt  nntbig,  daniit  *(>□  dieser 
Seite  «U3  birbt  noch  mehrere  Hinderoiise  zur 
freien  Ueweglichkeit  gegeben  würden.    — 

Wätreod  die  Hell.mg  ira  Herbste  i836 
adion  sehr  bedeutende  Fortschrttle  im  Allge- 
nieiaen  geinttcbt  batle,  last  alle  Siauositäteti 
in  dein  rechten  Oberschenkel  sich  angelegt  und 
durch  GranulütiuD  gescblussen,  mehrere  Ge- 
■rliwüre  aacb  gänzlich  vernarbt  waren,  brach 
eins  neue  Stelle  in  der  Gegend  des  reckten 
Hüflgeleokes  auf,  welche  vorher  schmerzhaft, 
iriirsfarbig  uod  weich  wurde;  sie  führte  bii  in 
dieses  Gelenk  uod  es  ergofs  sith  ein  db'aaer,  ml«' 
farbiger  Eiler  daraus.  Bei  der  inulhigeit  Aus- 
dauer des  KraukeD,  dein  Gebrauche  der  oben 
erwähnten  Einspritzungen  und  einiger  andern 
dahin  passenden  Mittel,  heilte  jedoch  auch  diese 
Hüblung  in  kurzer  Zeil  wieder  zu;  wiewuhl 
ich  der  Schmerzen  und  des  chrnniscb  -  entxSnd- 
lirhen  Zustande«  wegen,  der  dieses  Gelenk  er- 
grilfen  halle,  einige  uäTsige  und  sahr  vorsich- 
tige Einreibungen    ron  dem  Ungt.  Hydrart;.  "~ 


—    87     — 

tälen  YOD  eioem  Orte  zu  dem  andern  bewe- 
gen ;  was  er  aber  vor  Kurzem  darchaus  noch 
nicht  konnte.  Die  Leibesoffnuni^en  erfolgteo 
indessen  seit  einiger  Zeit  sehr  träge,  und  er 
inufste  deshalb  zum  Sftern  einige  gelind  aaf- 
lösenJe  and  abführende  Mittel  nehmen,  wozu 
am  ^meisten  das  Rbeum  und  das  Electuarium 
e  Senna  in  Anwendung  kamen.  Einige  Ge- 
tckwSrsfttellen,  welche  noch  einige  Zeit  als 
Fontanellen  dienen  sollten,  liefs  ich  nun  ab« 
sichtlich  sehr  langsam  in  ihrer  Heilung  yor- 
schreiten,  damit  sich  der  Organismus  Ton  der 
Jahre  langen  und  gleichsam  zur  Gewohnheit 
gewordenen  patbolog'iscbeQ  Absonderung  nur 
allmählig  entwöhnen  sollte.  — 

Mit  Anfang  des  Jahres  1837  waren  «nd«^ 
lieh  sämmlliche  Geschwüre  a«  s.  w*  yernarbt; 
die  Narben  waren  ungleich,  gaben  durch  ihre 
Vielheit  ein  merkwürdiges  Aussehen  und  einen 
scroghulosen  Charakter,  -der  jenen  DestructicF- 
nen  znm  Grunde  lag,  zu  erkennen«  Zur 
gänzlichen  Herstellung  des  Kranken  blieb  nur 
noch  übrig,  die  freie  Beweglichkeit  seiner  un<«» 
tern  Exiremiläten  wieder  herbeizuführen ;  er 
konnte  seine  Kniegelenke  ,  immer  noch  nicht 
bewegen  und  die  Unterschenkel  ausstrecken.  — * 
Nachdem  er  aber  durch  einige  Unterstützun- 
gen es  zum  Sitzen  gebracht  hatte,  mufsle  er 
zum  öftern  aufstehen  und  sich  auf  den  Krük- 
ken  schwebend  erhalten,  wodurch  sowohl  die 
Narben  als  Gelenke  sich  mehr  ausdehnen  und 
strecken  konnten;  ich  liefs  ferner  unter  Einrei- 
bungen von  OeUn ,  erweichenden  Salben  und 
Ualbbädern  die  steifen  und  gekrümmten  Thei 
mit  Uilfe  eines  Andern  znm  öftern  ausdebo 
und  eo  gelang  es  endlich,   dafs  der  linke  I 


ilen  6oä«D  erreichte ,  dem  anch  der  recbl«, 
weon  auch  nur  mit  den  Zelieo ,  baldigst  folgte, 
Sd  konule  nun  der  Kranke  inillelst  der  L\rök- 
ken  »ich  yua  seinem  TierjShrigen  KraDkeDlae;er 
cotfernen  aud  lui  Zimmer  bewegen.  Im  Fe- 
bruar war  die  Ausdehnung  der  Narben  erreicht, 
die  KTiiminuDg  uod  SteiGgkeil  der  Gelenke  so 
'weit  gediehen,  dafs  er  schon  mit  Hilfe  einea 
Stuckes  gehen  und  sich  Bewegungen  im  Freien 
luacbeu  konnte.  Zur  Stärkung  der  geschwäch- 
ten Theile  lief»  ich  jetzt  spiriluöse  seifenhallige 
Waschungen  machen,  und  si>  hatte  der  Kraeke 
endlich  mit  Anfang  ftlärz  1837  die  ToUige  Be- 
^vegliibkeit  «einer  Glieder  wieder  erhalten.  — 
Er  trat  jetzt  wohlgenährt,  mit  sehr  guten  Kräf- 
ten, und  als  gänzlich  geheilt  nus  der  Kur  nnd 
die  ßeise  nach  seiner  Beimatb  an.  — 

Auch  gegenwärtig  befindet  sich  denelba 
fortwährend  wobl,  er  ist  von  einem  guten  und 
gesunden  AusBehen,  ist  stärker  geworden,  als 
er  früher  war,  und  einpGndet  von  seinen  da- 
gewesenen Leiden  nur  nccb  so  viel,  dafs  die 
iNarben  der  Genitalion  ihm  bei  der  Erection  ei- 
nige UoanDebmlichkelten  bereiten.  .— 


die  »Tpliilitncli«  Isfedioo  nidit  »  dem  Gradü 
lierlmgeffaiirt  worden  sejD,  weee  eicht  das 
Qoeckulber^  welches  hier  ohne  Haafs  ned  Ziel 
in  Anwendung  kam,  den  Grund  daxn  gelegt 
hätte.  —  Es  wirkte  hier  als  ein  langsam  ser- 
störendes  Gilt  aal  die  organischen  Gebilde,  Ter- 
nichtete  alle  Vegetatioos tbätigkeit  in  ihneo,  nnd 
da  überdies  den  Natnrheilkräflen  keine  Zeit  za 
ihrer  YFirknng  gelassen ,  nnd  diese  sowohl,  als 
das  indiTidnelle  VerhältnÜs  des  Kranken  nicht 
hinreichend  berücksichtigt  worden^  konnten  auch 
diese  keine  Heilung  zu  Stande  bringen.  — - 

Allerdings  habe  ich  snr  Heilung  jenes  Krank-i- 
beitsfalles  keine  besonderen  Mittel  und  Heilme- 
thoden, €>der  wohl  gar  neuere  Mittel,  wonach 
man  in  der  jiiagsten  Zeit  doch  so  sehr  hascht^ 
angewendet,  und  demnach  wird  auch  der  Zwei- 
fel gerechtfertigt:  dafs  ich  sar  Heilung  jenes 
Kranken  doch  oichts  Besonderes  getban  habe!  — 
Dies  durfte  ich  indessen  auch  nicht  tbun,  weun 
ich -der  ratioDelleo .  Heilkunde  gemäfs  handeln 
'wollte,  und  gebe  daher  hier  zur  Antwort:  dafs 
ich  nur  negativ  gehandelt,  damit  aber  weiter 
gekommen  bin,  als  durch  das  frühere  zu  po- 
sitive Verfahren,  wodurch  schon  geoug,  ja  in 
Ueberflafs  geschah.  —  Im  Vergleich  mit  deia 
früheru,  schlug  ich  ein  ganz  entgegengesetztes 
Heilyerfabren  ein :  ich  entfernte  nur  alle  scbäd* 
liehe  Einwirkungen,  unterstützte  wo  es  fehlte, 
und  reichte  demgemäfs  nur  wenige  Medica« 
mente,  und  auch  nur  solche,  welche  die  ge- 
reizten und  geschwächt  darniederliegenden  Ver- 
dauungsorgane  beruhigten,  betbätiglen,  zu  ih« 
rem  Tonus  und  normalen  Aeulserungen  wie- 
derum zurückführten;  endlich  aber  auch  eine 
kräflig  nährende  Diät  u.  s«  w*    Dadurch  gelanf 


—     90     — 

es  mir  auth,  6ah  eine  lliäliße*  IJeilune  einlrnl^ 
Cesoodhelt  und  Krnile  in  <I<-d  zum  »linimum 
redut-irlSD  Ivrnnken  zurürkkelirlen,  und  er  Rti- 
itiil  deD  völligen  Gebrauch  geioec  Glieder  nie- 
der erhielt.  — 

MöcLlen  daher  dnrh  die  »o  sdirecklirlieii 
l'ulgi^D  eines  ^rursen  Heilmiltclt  stets  vor  Au- 
(;en  üleljen  I  —  welche»  iwar,  Tvenn  e»  unter 
richtigen  und  eücittigen  Vprhälloisften  in  An- 
^venduug  Luinmt,  hedeulende  Leiden  beseiii- 
t<ea,  ja  zum  lebecisrellenden  ])Ii[lel  werden,  im 
enlgegengeselzten  Fülle  aber  nurh  sulclic  berei- 
ten und  dsMelbe  eerslüreo  kanu.  —  Dies  Al- 
ias ist  in  die  Hand  des  Arztes  gegeben,  von 
ihm  häDi>[  nii'ht  »Hein  d;^3  gegenwärtige,  son- 
dern auch  das  zuliünTtige  Lebeogwohl  seines 
Krüoken  ah,  und  er  vermag  somit  iureh  seine 
Krrahrung  und  Einciclit  der^leicbeo  Nachtheile 
entweder  päuzlich  zu  verhüten ,  oder  doch  bei 
Zeilen  gehörig  abzuwenden.   — 

Was  Jfendt  io  eeirem  Werke  (die  Lusl- 
tif-ut-he  in  alten  ihren  Uichlungen)  bei  den  Cnn- 
IrHindiraliunen  für  den  Gebrauch  des  (,)ueck- 
silbers   anluhrl,    findet    meiner    Jlleintiog    nnch 

niif   meinen   mil^elhfliktin  Kr»iiLhpiliil'»ll  in  lut-h. 


—     91     — 

Debrigens  %m  es  mir  tchlieMich  noch  er-  . 
lanbt  zu  bemerken,  wie  es  wobi  keine  beson- 
dere Beruhigong  gewäbren,  oder  als  Verdienst 
angerechnet  werden  kann,  wenn  zur  Beseiti« 
giing  ireend  einer  Krankheit  —  Nichts  unTer- 
sucht  geblieben  ist:  im  Gegentheil  glaube  ich, 
solches  viel  mehr  erreicht  zu  sehen ,  wenn  der  , 
Arzt  nicht  vergifsty  nur  stets  der  gehorsamste 
Diener  der  Natur  zu  seyn,  deren  Winken  zu 
folgen,  und  das  treu  aussufiibreny  was  sie  will; 
dadurch  geschieht  also  schon  recht  viel!  *)  — 

*)  Ich  habe  die  Tolle  üeberzeugnag,  dafs  sich  Man- 
cher Tiel  eher  von  seiner  überstanden en  Krank- 
heit erholen,  oder  von  einer  noch  gegenwartigen  ge-  . 
nesen  kann,  wenn  zur  rechten  Zeit  Nichts.'gethan  würde, 
nnd  solches  erlaube  ich  mir  unter  andern,  nur  durcti 
zwei  interessante  Beispiele  mit  kurzen  Worten  zu  be* 
legen  : 

Eine  96jahnge  Frau  erkrankte  an  einem  rheuma- 
tisch -  gastrischen  Fieber,  womit  bedeutende  Stockun« 
gen  in  dem  Pfortadersysteme  verbunden  waren.  Sie 
k^m  bei  ihrem  Krkranken  sogleich  in  eine  ärztliche 
Behandlung,  nach  einem  dreiwöchentlichen  Kranken- 
lager aber  nahm  ihre  Krankheit  einen  nervösen  An- 
strich an;  dio  Kräfte  sanken,  Delirien  stellten  sich 
ein,  und  als  die  Umstehenden  die  Gefiahr  bemerkten, 
worin  sich  die  Kranke  befand,  wurde  noch  meine 
Hilfe  in  Anspnrch  genommen.  Ich  fand  sie  in  einem 
höchst  aufgeregten  Zustande ,  das  Sensorium  war  sehr 
eingenommen ,  sie  konnte  sich  nicht  mehr  allein  auf- 
richten ,  der  Durst  war  sehr  grofs ,  die  Zunge  trocken 
und  hraungelb  belegt,  die  Verdaunngskralttt  lagen 
gänzlich  darnieder;  dahingegen  rcagirte  der  Organis- 
mus noch  kräftig  gegen  die  ankämpfenden  Feinde*  — 
Kin  kleiner,  vor  ihrem  Bett  stehender  Tisch  war  mit 
einem  ziemlichen  Arzneivorrath  versehen,  und  sio 
wurde  mit  dem  Hinnehmen  derscU^en  so  beschäftiget, 
dafs  sie  von  vier  verschiedenen  Arzneimischungen, 
abwechselnd  jede  halbe  Stunde  von  einer  zu  nehmen 
hatte.  —  Unter  solchen  Umständen  mufften  die  Na- 
.turheilkräfte  immer   mehr  unterliegen ,   und  die  Arz- 

.    neiwirkangeo  übten  aujetzt  ihr  Spiel  augehindort  aus. 


Glaubt  er  ddeegen,  aus  seiner  so  reichlich  aus- 
güslatteIeD  OlTiriD  viele  IVIÜiel  zur  BeseiligUDg 
eiu«r  Krankheit  uÜlbig  getmbt,  uutl  diese  nucb 

Idi  Web  äahei  Allea  aiisiefzen,  »as  ilen  gütigen  Na- 
turlieilkrüften  in  Aiui'iliung  ibrer  freien  Thiitigkeil  liin- 
ilerticb  war;  ver«chntib  eine  guns  einfaclie  Kmaliio 
Ämjgilalartiaif  regelle  die  Diät  und  Imtte  loiuit  dai 
Vergnügen,  aclion  nach  wenigen  Tagen  dieeingetre- 
lene  Besserung  zu  erfahren,  und  meine  Patientin  nach 
Verlauf  einiger  Woelien  günilicli  hergestellt  zu  ge- 
hen, welcher  gcitu  Erfolg  nun  zwar  meiner  unacbul' 
digcn  Mandelmiicb  zugeacliiieben  wurde*   — 

Wie  olt  aLer  die  zu  viel  genommenen  Arzneien 
die  Genesung  aufliallen ,  daza  mag  ein  zweites  Bei- 
spiel dienen.  Kine  &6jährigB  Frau  erkrankte  an  ei- 
nem biJiÜien  Fieber,  welches  mit  einer  kranken  Le- 
ber nnd  liedeuicndeu  Ubslru^tranen  de»  Darmkanals 
verbunden  war.  Sie  Buchte  sugteicb  beim  Entstehen 
jenei  Fiebers  ärzlliclie  Uilfe  nacb,  die  Schwäche  und 
Reizbarkeit  ilirei  Nerven aystems  aber  nahm  so  iiber- 
Jiand,  dafi  sie  trotz  allen  ÄrzneigebraBchs  »ich  nicht 
vüllig  erholen  und  £i]  Krtiften  kannien  konnte.  — 
Hie  blieb  buchst  emjilinJIicb  gegen  jedes  Lüftdicn, 
ihr  GemÖtU  war  stets  verstimmt,  sie  litt  an  grolser 
Nchlaflotigkeit ,  hatte  keinen  Appetit  zum  Essen  und  alle 
Verrichtungen  gingen  nur  ttäga  Ton  Statten.  Als 
irib  liinzutral,  gebrauchte  sie  bittere  Extrarle  mit  Spi- 
rit.  Eul]ih.  aetb.  n.  b.  w>,  biitete  streng  das  Zimmer, 
nnd   mied  jede   Bewegung    wegen    eines   zu   groCsen 


—     93     — 


durch  sein  positives  Verfahröii  ndr  allein  ge- 
heilt zu  beben:  so  erlaube  ich  mir  die  Worte 
Formey^s  (vermischte  mediciaische  Schriften 
Bd.  I.  1821.)  hier  anführen  und  meine  Zei- 
len damit  schiiofften  su  dürfen:  „O!  wann  wer« 
„den  wir  lernen ,  mehr  Vertranen  in  die  Wirk- 
„samkeit  der  Natur ,  mehr  Mifstrauen  in  unsere 
„Heilkunst  zu  setzen!  Wann  werden  wir  un- 
„sern  blinden  ärztlichen  Hpchmuth  ablegen^  und 
^^der  Wahrheit  das  Opfer  unserer  Eigenliebe 
^^darbriogen !"  — 

Febr.  1828.)  nnter  andern  aml  wohl  sehr  ricbtigs 
,^Wer  mit  einer  kleinen  Anzahl  van  Arzneien  nicht 
^»kunstgerecht  za  kuriren  versteht ,  vermag  aoch  mit 
,/ier  ganzen  Apotheke  nichts/'  — 


~     94     » 


\ 


IV. 

Die  -^^ 

Wirksamkeit  des  brannen  Leber-^ 
thranes  gegen  denKnochenfrals^ 

Von 

Joseph  Johann  Knolz, 

K.  K.  n.  osterr.  Regierungsratlie^t  SaniCitireferenten 

und  Protomediciis* 


JjJ.ogen   diese   wen  igen  ohne  yorgefabte  Mei- 
nung,  und  unter  den  angünsfigsten  AofseDTer- 
bältnissen   der   Kranken    auf  der  chinirgiachea 
Abtheilung  des  K.  K.  niederösterreichischeo  Pro- 
Tinzial-Sirafhauftes  in  Wien   gesammelten    Be- 
obachtungen   den   wohWerdienten   Anklang  bei 
jenen    Chirurgen    und    Aerzten   finden,    welche 
noch    heut   zn    Tage    bei  jeder   cariosen  Meta- 
morphose, ohne  Räcksicht  auf  die  derselben  snm 
Grunde    liegende    allgemeine    krankhafte    Dia« 
these,  gewöhnlich  nichts   als  das  Amputatiuns*- 
messer  vor  Augen  za  haben  gewohnt  sind,  oder 
wenn    sich    gegen    abschreckende*  Operationen 
und  Verstümmelungen    von   Seite  der  Kranken 
gesträubt  wird,  höchstens  noch  zur  Aiafoetida, 
Phosphorsäure,    Bubia  tinctorum   und   Semini- 
lag.  Pbellandrii  aqaatici    ungeduldig  ihre   Zu- 


—     95     — 

flucht  nahmen,  und  ;vvenn  sich  auch  diese  Mit- 
tet erfolglos  zeigen ,  gef  nhllo»  die  Kranken  ih» 
rem  traurigen  Siechthum  überlasseD« 


Erster    Fall. 

Katbarina  V.,  cboleritchen  Temperament«^ 
24  Jahre  alt,  mittlerer  Gröfse,  erinnerte  sich 
keiper  früheren  Krankheiten.  Die  Reinigung 
erschien  im  fünfzehnten  Lebensjahre  und  stellle 
sich  regelmäfsig  und  reichlich  in  jedem  Monat» 
ein.  Sie  gebar  2wei  Mal  ohne  Beschwerden 
und  Nachiibel.  Am.  14.  August  1837  wurde 
sie  in  das  Provinziai  Strafhaus  und  ahogleich 
auf  die  chirurgische  Spitals- Abiheilung  gebracht« 

Sie  bot  folgendes  Krankheitsbild  >^dar; 

Das  rechte  Knie  noch  ein  Mal  so  groff^ 
als  das  linke ,  die  GeschwuUt  der  Haut.gleicb» 
farbig  y  mit  Ausnahme  einer  nach  aufseo  lie?- 
geoden  groschengrofseo^  rothep,  unroHkommen 
geschlossenen  Narbe ,  ans  der  sich  beim  gelin« 
den  Drucke  eine  seröse,  rothliche  Flüssigkeit 
entleerte,  — -  der  Rest  eines  früher  dagewese- 
nen Abftcesses.  Die  Kniescheibe  deutlich  um- 
grenzt, liefs  sich  ohne  Seh metE  niederdrücken; 
eben  so  wenig  Empfindlichkeit  veigte  die  in- 
nere Seite  des  Kniegelenkes,  sowohl  der  in- 
nere Knorren  des  Schenkelbeins,  als  der  ihn 
anfnehmende  Schienbeintheil.  Die  aufsere  Seite 
des  Kniegelenkes  ^ber  bildete  die  oben  er- 
wähnte GeschwuUt,  drängte  die  Patella  seit- 
wärts und  erfüllte  die  Kniekehle.  Sie  war 
weich  und  teigartig.  Stärkerer  Druck  Terur- 
sachte  stechende 'Schmerzen  in  der  Tiefe;  eben 
so  das  Auftreten  auf  xlen  leidenden  FufSi  d»' 


iilingeos  iiemlirh  leicht  sirh  ausstrecken  »od 
beugen  liefB.  Der  Gang  \rar  mühsam,  uniisher 
und  bioLeDd. 

Ein  ühnliches  Leiden  zeigte  sicli  nm  rech- 
leu  Elleobogengelenke,  das  um  die  HälFle  grö- 
fser  und  in  allen  Riditudgen  *o  angescbTTuIlen 
war,  daf»  man  die  das  GelKok  lillOendea  Theila 
nicht  deutlich  unterscheiden  kciDDle,  Unter  dem 
Olecranon  befand  sieb  eine  tctd  wucherndem 
Zellgewebe  umgebene  TistulÜBe  OefToung,  aus 
der  röthliches  Serum  quoll.  Die  eingehTachle 
Sunde  Stiels  auf  eine  rauhe  unebne  Knoclieo- 
fläcbe.  Der  Vorderarm  war  halb  gebogen;  der 
Versuch,  ihn  anszastreckeD ,  verursachte  aaer- 
fragliche  Seh  merzen. 

Die  recliten  Uaterkteferdrüseo  waren  Biih- 
nereigrofs  angeschwollen  und  längs  des  Hnlses 
liiblleman  rosenkranzarlige  Stränge  TOn  Lymph- 
drüsen. 

Der  Kiirper  war  ziemlich  genährt;  das  Ge- 
sicht angenebiii  roth,  voll;  die  Zunge  rein;  der 
Appetit  gut.  die  Brust  albitiele  frei,  der  Bauch 
klein,  der  Stuhl  regelmafiig;  der  Fnlt  normal. 


^.    97     — 

yermiscbten  Eiter  entleert^  und  anter  dem  Ge- 
brauche erweichender  Umschläge  so  wifit  sich 
geschlossen  habe.  Während  dieser  Zeit  habe  sich 
auch  die  HaUdriUenanschwellung  aosgebildet, 

Bei  dem  unverkennbar  zu  ^  Grande  liegen- 
den scropbulösen  Allgemeinleiden  wurde  Fol- 
gende3  verordnet.  lonerlich :  Rec.  Jodi  pari  gr« 
quartam  partem,  Kali  bydrojodici  gr.  unum, 
Aquae  destillatae  unc.  sex.  S.  Täglich  Slorgent 
auf  swei  Mai  zu  nehmen.  Unmittelbar  Tor 
dem  Einnehmen  einen  Kaffeelöffel  voll  Honig. 
ß^T  Gefchmarksverbesserong  hinzaznßiefsen ;  — 
äufsertich :  Einreibungen  in  der  Gelehksnähe  so 
'  yrie.am  Halse  von  einer  Salbe  aus  Perjodureti 
bydrayrgyr,  dr.  semis  et  Axungia  Porci^  uncia 
una.  Alle  drei  Tage  ein  laues  Wasserbad^  halbe 
Portion  und  ein  Seidel  Bier. 

Diese  Behandlung  wurde  mit  alleiniger  Un- 
terbrechung während  dg:  Reinigung  durch  drei 
Monate  fortgesetzt. 

.'  Abnahme .  des  Appetits^  Bauohschmerzea 
mit  leichteren  Stühlen,  vermehrtes  Harnen,  Auf- 
regung des  Pulses  und  zaletzt  trocknes  immer 
zunehmendes  Hüsteln,  bezeichneten  den  Ge- 
brauch der  iLi/^orschen  Lösung.  Letzteres  so 
wie  die  Unveräaderlichkeit  des  Gelenkleidens 
bewogen  die  Kur  aufzugeben^  W.iawobl  das  Ver- 
schwinden der  HalsdrüsenanscbwellujDg  die  Wir« 
kung  auf  das  Lymphsystem  deutlich  beurkundete« 

An  der  Kniegeschwnlst  hatte  sich  indessen 
neuerdings  ein  Absc^fs  ausgebildet,  dessen  Reife 
durch  Breiumschläge  gefördert  Wurde,  und  der 
mit  der  Lanzette  geöiToet,  gegen  fünf  Unzen 
einer  dicken,  gelbr^then  Flüssigkeit  ergofs.  Das 
Ellenbogeogelenk  war  eben  so  geschwollen  und 
schmerzhaft,  wie  beim  Eintritte  in  das  SpitaL 
Janrn.  LXXXVIII.  B.  4.  St.  G 


-     Ö8     -- 

Auch  hier  wurden  die  Rinreibungfln  g^fceii  Brei- 
umschläge Tertausrhl  und  täglich  ein  laues  Arm« 
hÄd  genommen.  Die  Kranke  bHeb  einen  Mo- 
nat hindurch  ohne  innere  Arzneien,  um  ihren 
geschwächten  YerdanungsorgaDen  Zeit  inr  Br- 
hoiung  EU  gönnen. 

Im  fiinflen  Monate  der  Behandlung  erhielt 
endlich  die  Kranke  auf  meine  Anordnung  lag« 
lieh  iUorgens  eine  Unze  des  hraunen  Otei  Je« 
coris  Aselli ,  und  unmittelbar  darauf  eine  Citro- 
nenscheibe  zur  Verbesserung  des  Sbleo  Ge- 
schmackes* Sie  erbrach  sich  Anfangs  mehrmaTs 
darauf^  und  überwand  nur  langsam  den  Ekel. 
Die  Kur  dauerte  zehn  Wochen ,  und  es  wur- 
den im  Ganzen  etwas  über  fünf  Pfund  Lebeir- 
.  thran  yerbraücht. 

Aurser  rennehrtem  Harnabgang  und  zeit- 
weiligen Bauchschmerzen  mit  leichteren  Oeff- 
nnngen,  wurde  nichts'  bemerkt»  Der  Hosten 
▼erschwand  bald  nach  Weglassnng  der  Jod»» 
löfung.  Der  Appetit  blieb  gut,  der  Pnfs  an- 
Terandert,  die  Reinigung  wie  früher  reichlich 
und  regelmäfsig.  Desto  erfrenKcher  war  die 
ortliche  Besserung.  Die  RniegeSchwnlst  cabm 
langsam  ab,  die  Abscefs*  OefTnung  Bchlofs  sich 
gänzlich,  der  Schmers  verlor  sich  und  die  Kranke 
konnte  auftreten,  sich  frei  bewegen  and  ohne 
Schmerz  die  Stiege  steigen.  Zwei  Narbea  auf 
der  äufseren  Seite  des  wenig  mehr  geschwol- 
lenen Kniees  deateten  auf  das  vorausgegangene 
Leiden. 

Minder  gunstig  war  der  Erfolg  im  Ellen- 
bogengelenke  9  das  zwar  merklich  abgeschwol- 
len und  nach  Ausstofsung  zweier  KtiochenstSck- 
eben  in  der  Ruhe  schmerzlos  war ,..  aber^  nur 
unter  grofsen  Schmerzen  eine  gröfsere  Strecktfng 


-     99     - 

des  halb  gebegeben  Vorderarmes  gestattete«  « 
Die  GelenksverbioduDg  schien,  geUist  und  eine 
-vollkuinmene  Wiederherstellung  onmSglich; 
«her  es  stand  so  erwarten,^  dafs  bei  sorgsamer 
Rühe  in  der  Armschlinge  ein  gänxlicbes  Schwei* 
gen  des  Uebels  eri^ielt  werden  konnte,  «d«!  die 
fifttutose  OelTnnng  fast  geschlossen  und  das  Ans« 
.sehen  der  Kranken  sich  bedeutend  gebessert 
hatte.  Der  Tag  ihres  Freiwerdens,  der  30.  Juni 
1838,  entzog  sie  der  weiteren  Behandlung« 


Zweiter    Fall, 

Joseph  Gr.,  24  Jahre  alt,  Taglöhner,  ge- 
Dofs  in  seiner  Kindheit '  einer  guten  Gesund- 
heit« Er  konnte  sich  nicht  entsinnen,  je  an 
Drüsenanschwellungen  gelitten  zu  haben«  Ende 
9Iai  1833  brachte  ihn  ein  Verbrechen  in  die 
Strafanstalt.  Nach  zweijährigem,  Aufenthalte  im 
Februar  1835  wurde  er  von  einer  ziemlich  hef- 
tigen Lungenentzündung  l^efalleo^  welche  durch 
mederholte  Aderlässe,  Blutegel,  Blaseopfla-} 
ster  n.  s.  w.  zwar  gebrochen,  aber  den  Keim 
jenes  tiefen  schleichenden  Brustiibels  zurück« 
liefs ,  dem  so  tiele  Gefangene  als  Opfer  fallen« 
Dumpfer  Schmerz  auf  der  Brust,  zeitweiliger 
Seitenstich,  trockener  Husten,  AppetitJo^tigkeit 
und  grofse  Abgeschlagenheit  qoätten  ihn  von 
Zeit  zu  Zeit,  und  eine  Steigerung  dieser  Be- 
schwerden bewog  ihn  im  Jäoner  1836  aber- 
inals  Hilfe  im  Spitale  zu  suchen.  Ein  Fonta- 
nell  am  linken  Oberarme  vier  Monate  hindurch 
^im  Zuge  erhaheo,  bewirkte  eine  bedeutende 
Erleichterung«  Kaum  zugeheilt  entwickelte  sich 
Bauchwassersucht^  weiche  zwar  durch  barntrei« 

6  2 


—     100    — 

beode  Mitlel  iniltesonüere  WeinglpiQ  \vieder 
bessiligt  wurde,  als  sich  oline  olle  äur»era 
VeranlaBSutig  am  Brustblatte  nHlie  dem  Scblün- 
lelbeitieods  «ine  Lyjnphgescimalst  zeigle,  det 
bald  eine  zneile  nin  rechlen  faT««  in  der  Näht 
des  inneren  Ivnöcbels  narliforgte.  Je  mehr  il!e«s 
sicli  Btishildelefi,  desto  freier  worde  die  ßrust, 
desto  kleiner  der  linurh.  Beide  TTurden  durch 
Breiumecblnge  zur  Heife  IiefiJrdert  und  mit  der 
Laosetla  eine  ansehaliche  MeD|(e  eines  lölbli- 
rhen,  dünnen  Eiters  enlleerl;  d^sOelTaeD  batt« 
kein  Fieber  zur  Teige  —  im  Gegentheile  nach 
demselben  verloren  sich  die  durch  die  bedeu- 
tende H.iulipannung  Teruri  nebten  Schmerzen 
und  die  nachtlicha  Unruhe. 

Die  Kranlcengescliiclite  ron  nun  an  bis  zum 
NoTemher  1S37  —  ein  Zeitmum  von  melir  als 
einem  Jahre  —  bietet  nicbis  dar,  all  eine  Reihe 
ununterbrochen  lirh  folgender  Lyinphgeschvtül- 
sle  an  den  verschied entien  Gelenken,  deren  jede 
vier  bis  acht  Wochen  zu  ihrer  Reite  brauchte, 
dann  geöHoet  wurde,  eine  ziegelrolbe  dünne 
I'liissigkeit  entleerte  und  entweder  allmahlig 
vornatbte,  äder  wie  meiilBus  geschab,  Cariet 
in    den    unten     liegenden    Konchen    EatBckliar».  -• 


—    101    — 

Blutegel  und  kalta  Uinschläge,  lUe  ledeneitEiw 
-leicbterübi^  braicbten.uDd  xnebrinaU  die/weitere 
•EDtwickelung  hioderten«  — .  «päterhio  Breium- 
tieblüge  mit  .iiarkoluchen  Kräiit^ro.  veirseUt  bis 
•cur  SohinelenAg  ^Ibr  Härte ,  culetzt  einfacher 
Cerat' Verband,  da  jeder  andctrjB  ,ron  Cbamil- 
len-Aufgufs  an  |)ia  zu  den  adstringiceoden  De- 
Kokten  und  reize ndfeii  Salben  nfay  aen  Schmerz 
sifigei^te,  ohne  d^n  Heiltrieb  anziirfgen.    . 

.  Aaa.  foetfda  .in  Pillen  bis...E)).  |ai^4^rlhal,b 
:Dffacbui<»a  täglich ;.  ^ecJA»  Wocl|en  .l^^durf b  iori- 
igenomnieny  bracWeMoicbt  die  g^riiig/ite  ;BeMe- 
ruog  her.Ton...  ••     .:,   .,     ,     ,,  :j  ,,.-.:■.... 

'Folgendes- wav'iSasBiM'^dttKKirfiAkan;;  als 
ihm'im  Novembei"  1437  auf  iDi(Ai]te>'A!tei>doani]g 
'dieSr' braune  LeÜ«rl4i#an-^6rabrMoit  «wdide« 


•  i       I '   .      •       I    ^  •  '■  1 


Der  Korper  ^is'züm  Sk'eUtü^'älfgeiiiagerf, 
•der' Kopf  f'chm«ra]oaj;jdie  Zoilge.vclinV'ileirs- 
hünger  sugeigenv  .  die  Brust   fr^i  und  tief  ^h- 
meodv'  Baiicb   kleioi/i  Slbhl  imd^Vrija  inormal« 
der 'Pills  kieia  «ad  jantt^^tdocb^egieD  Ab^ni^  fie- 
berhaft aufgeragt  anter  VermehrnKig!  ^0ft  Durstes 
,vnd   der^  Hantvräffme^   die   gegen  .Sfor^n^.  mit 
reidblicbem    ^cb'weifse    endetet     You.an    d#r 
:Br«st   nahe  dem  rechten  Sohlüss^lbebende  «ia 
Ge«chwur  Ton  der  Gröfse  eines.  ^['halerstSckef^ 
dessen  '-Grund     ein     kreisf^Nztig     dujrch    eine 
Furche    umschriebenes    beweglichefi  ßjiocheti- 
stück  bildete;  der  rechte  sehr  abgemagerte  Arm 
an  den  Körper  anliegend,   konnte   nicht  geho- 
ben ^werden,  ddä  rechte  sehr  acbmerzhuft^Ellen- 
'bögeogelenk  bedeutend  schwammig,  weich  auf« 
/getrieben,    mit    zwei   kreuzergrofsen .  wunden 
Stellen,   die   eine  übelriechende  Jauche  abson- 
derten; der  Zeigefinger  der  rechten  ■  Hand 'noqh 
ein  Mai  so  dick^  iHibew.^glicIi  an.def-denililit- 


—    102    — 

teiniiger  eagewendeten  Fläcbe  der  dritte  Pha- 
lanx blufAgelegt ;  das  rechte  aod  das  linke  FuTt^ 
frelenk  aufgeschwollen ,  scbonershaft  nnd  ebbe- 
weglicb,  dn  mehreren  Stelleo  die  Haut  du^ch 
cariöse,  besonders  Nachts  sehr  schraerzende  Ge» 
schwüre  durchbohrt. 

Der  Kranke  erhielt  täglich  eine  Unse  brau« 
Des  Oleum  Jecoris  Aselli  und  eine  Citroneo- 
Scheibe  zuai  Nachkaaen.  Er  gewobote  sich 
bald  an  den  widrigen  Geschmack  Qod  nahm  es 
zuletzt  gern*  Erbrechen  oder  Baachschinerz 
erfolgte  niemals  und  aufser  Venrtehrtem  Harneii 
keine  weitere  Erscheinung«  Nach  fnofsDonAU 
lichera  Gebraeche  —  im  Gaosea  Ton  ungefähr 
zwölf  Pfund  OeJ  —  blieb  er  rier  Wochen  hiA- 
durcb  ohne  itabere  Arznei  und-^vurde  am- 2^, 
Jlai  1338  ans  der  Anstalt  eotlassea« 

Die  bewirkte  Besseruoj^  war  SberraacbeDd 
Ottd  erfreulich.  Am  Bruslblatte  halte  sich  dds 
schon  lange  bewegliche  Kdocbenstück  ausgesto- 
fsen,  und  das  dadurch  entstandene  zoHtieÜe' Loch 
mit  frischen  Granulationen  gefällt;  es  war  UofiT 
eine  seichte  Vertiefung  noch  wahroehmbar, 
und  diese  der  Vernarbung  nahe;  das  Ellenbo- 
gengelenk  bedeutend  abgeschwollen  und  wenig 

•  schmerzbafty  am  Hand-  und  an  den  Fufsgelen« 
ken  war  die  Geschwulst  um  die  Hälfte  Termin-» 
dert;  die  Schmerzen  in  der  Ruhe  yerschwun- 
den ,  mehrere  GeschwSre  völlig  geschlossen, 
und  io  den  noch  offenen  hatte  die  Absonderung 
sich  sehr  Termindert  und  dieselben  ein  viel  bei» 
seres  Aussehen  bekommen.     Das  Allgemeinbe- 

^nden  war  namhaft  gebessert;  der  Kranke^ 
welcher  mit  sehr  grofsem  Appetite  die  ihm 
reichlich  eugefttandene  Nahrung  genofs  und  gut 
terdaute,  sah   voll  im  Gesichte  aus  und  hatte 


-<,    103.    — 

AB  Korper  sicbÜKh  zugenomineo ;  jede  fieber- 
hafte Reizaag  des  Pulse«  und  diA  näcbtlicbeB 
Scbweiffe  wareo  TerscbwnDdeo. 

Drei   Olooate   später,  sab  ich  deo  Kranken, 
im  aUgetneiDeo   KraDkeabause,   wobio   er  bei 
seiner  f  reiwerdung  gebracht ,  und  blofs  örtlich, 
mit  yrarmen   Utnscblägeo    and  trocknem  Ver» 
bandp  behandelt   worden    war.     Die  Oeffoung 
aBi    Brustblatte    war     Tollkommeo     Tsrnarbt, 
sämmtlicbe  GesehwSre  standen  in  der  Heilung, 
begriffen;  die  Gelenke  selbst  waren  swar  noch 
iaiider  geschwollen  und  unbeweglich  in  Folge, 
der  geschehenen    organischen    Veränderungeoi 
aber  schtnerelos.     Das  Allgemeinbefiodea  war,, 
mit  Auioahme  eines  mehr  anfgedunsenen  Aeu-r 
ftero,  ungestört,  und  der  Kranke  äufserte  gro« 
fi»e  Seho^cht  nach  der  Heimathi    wo  er  sich, 
völlig,  w  erhoblen  boilta. 


Dritter   Patt. 

Friedrich  H.^  18  Jahre  alt,  siemlich  kräf- 
tig gebaut  und  hinreichend  entwickelt,  schwars- 
baarig,  Maurerlebrling,  der  Sohn  efnes  früh- 
xeitig  yerstorbenen  Vaters  nnd  einer  kränkli- 
chen Mutter^  erinnert  sich  keiner  Krankheit  der 
Ruberen  Jugend.  Im  Jahre  1835  prellte  er 
sich  ^urch  einen  Fall  das  Bllenbogengelenk  des 
linken  Armes.  Schmerz  und  Aufschwellung  des 
Ellenbogens  wurden  durch  sogleich  gebrauchte 
Eisumschläge  binnen  wenigen  Tagen  vollkom* 
men  beseitigt,  ohne,  laut  Aussage  des  Kran- 
ken ,  die  mindeste  Schwäche  oder  anderweitige 
Störung  des  Armes  zurückzulassen.  Drei  Jahre 
später   wurde    er  in    Folge   eines  begangenen 


—    104    — 

DUb»tahl6§  eingeiogen  und  nach  einer  iinebr« 
-wöchentlichen    Untertnchnng    Ende   N'OTember 
1837   io  das  Strafbaus  abgeliefert    Nach  yier- 
inonatlicbem    Aufenthalte    in    der   Anstalt   fing 
ohne  Vefanlassung  der  linke  Arm  im  Ellenbo- 
geogelenke  sn  schmersen  an ,  besonders^  nächt- 
licher Weile    und   bei    grofserer    Anstrengung, 
und   weil   die  angerathenen    kalten   Umschläge 
keine   Erleichterung   brachten ,     wurde   Patient 
auf  die    chirurgische    Spitalsabtheilnn^    anfge- 
Dommen  und    sehn   Blutegel  um  das  merklich 
geschwollene  Elienbogengelenk  angelegt.   Es  er- 
folgte  ein    namhafter  Nachlafs  der  Scbwerzeni 
doch  keine  Verminderung  der  Geschwulst,   die 
sich  nur  deutlich  begrenzte  und  gans  offenbar 
Tom   Oiecranon  ausging;    denn   ein  Druck  anf 
dasselbe,    so   wie  jede  Streckung  deib  Vorder- 
arms   Termebrten    bedeutend    das    Schmerxge- 
fubl.    Kalte  Wasserumschläge ,  and  nach  acht 
Tagen   abermaliges  Appliciren   Toa  sechs  Blat- 
egeln  vermochten  nichts  gegen  die  weitere  Ent- 
Wickelung   der  Geschwulst,    die   sich  sichtlich 
nach  unten  suspitzte,  klopfenden  Schmers  yer- 
ursacbte    und    endlich    unter    dem  durch   yier 
Wochen  fortgesetzten  Gebrauche  Yotterweichen- 
den  Breiumschlägen  immer  deutlicher  schwapp« 
te^   so  dafs   sie  mit  der  Lanzette  erölFuet  und 
gegen    drei    Unzen    einer    dünnen,    rotblichen, 
etwas  übelriechenden  Flüssigkeit  entleert  wer« 
deo    konnten.     Die  eingebrachte   Sonde  wies, 
wie  vermulhet  worden ,  eine  cariose  Stelle  am 
Oiecranon  nach. 

Das  AlIgemeinbcGnden  war  dabei  wenig 
gestört;  der  Appetit  war  yortrelFlich  und  fand 
auch  seine  Befriedigung.  Brust  und  Bauchor- 
gane fuüktionirleu  regelmafsig. 


«~    105    — 

Deni  WeiterscBreiteD  des  üebels  yortui^ 
'beugen^  wurde  dem  Kraokeo  am  4«  Juni  1838 
das  braune  Olöum  Jecoris  Aselli,  und  zwar 
täglich  eine  Unze,  zur  Gescfamacksyerbesserong 
eine  Citronenscheibe  yeroirdnet.  Der  widerliche 
Ge$chmack  wurde  binnen  wenigen  Tajgen  über- 
'Wunden ,  und  der  Kranke  nahm  es  ohne  ir- 
gend eine  merkliche  ^  ßUgemeine  Veränderung 
unausgesetzt  bis  zum  24.  August  d«  h,  dem 
T^ge  seinef  Freiwerdnng,  mithid  ilm^Gaoz^fei^ 
fasi  sieben  Medicinal-Ffund.  Oertlich  wurde, 
aufser  Breiumschlägen  und  einem  täglichen  laufn^^ 
Kleienbad,  nichts  aoge ff eo^lej^      ' 

Die  Eiterabsonderung  war  gering  and  er- 
folgte   durch    mehfere    linsefbgrofse    rundliche 
OelFnnngen    der  gerötheten   Haut,    aus  deo^n 
zeitfreilig  wucherndes  -Zellgewebe  hervordrang 
^nd  mit  Lapif  infemalis  beseitigt  wurde«     Eine 
Steigerung    der    bohrenden    Schmerzen   yeran- 
lafste  ein  zweimaliges  Anlegen  roo  sechs  Blut- 
egeln.   In  der   sechsten  Woche  stiefs  sich  ein 
irier   Linien    langes    und    zw^i    Linien   breites 
rauhes     Knocbenplättchen    ab,      worauf    aller 
Schmerz  so  wie  die  noch  immer,   wenn  auch 
im  geringen   Grade   andauernde  Anschwellung 
zusehends  abnahmen,  die  Eiterabsonderung  gänz- 
lich versiegte,  die  runden   Geschwiirchen  sich 
schlössen,   die    Beweglichkeit   des  Armes  voll- 
kommen zurückkehrte  und  mit  Ausnahme  einer 
leichten  Röthung   der  Haut  und  einer  sehr  ge7 
ringen  Enipfindlichkeit    beim  Drucke  des  Ole- 
cranoo,  der  Kranke ,  dessen  Aussehen  sich  noch 
mehr   gebessert   hatte ,   mit  Beruhigung  als  ge- 
heilt entlassen  werden  konnte. 


—     106 

»L!l    Li.  !J 


V. 

li  üir  B  c    N  a  c  li  r  ■  c  li  (  V  n 
Auszüge. 


/.., 

nroUmiie 

1,  wegen   eiBei 

.  Leher- 

ßaiishbnick«, 

Dt.   C.    C.    L. 

Burila 

ch. 

in  Srnpaibcrff. 

Do,. 

;;lts    hi 

wei  lind 
itle   in  Bi 

z.anxiejälirlee 
siner  Kiiidlieit  ; 

IBD       ■.»Ml»,    t. 

Solin   dnpi  hicttgcn  Bür- 
ineeblicli  an  eiui»  L.brr^ 

.    rf»    K.b»   K.JIA  rfH    lll- 

-.    107.   — . 

deWi  dasselbe  i>ereits  In  Jener  Stadt  SraUioh  fTom  dasigen 
Kreiswundarzte),  wiewohl  ganz  erfolglos»  beoandek  wor- 
tieiv  war,  ward  der  Kranke  am  27sten  Febr.  -d,  J.  liier* 
ber  geschaflt.  Bereits  seit  zwei  Tagen  batte^  bei  anuber- 
kindlicher  tUnflägiger  Verttopfiing ,  ein  Urbrer.hen  kotli* 
ähnticlier  Stoffe  bei  ihm  Statt  gefunden,  welches  nach 
Zeiner  Ankunft  sich -hier  wiederholte,  nnd  den  höclisten 
Crrad  des  Ileus  erreichte«  Der  ganze  Unterleib  war  ^m* 
fifindtich,  theilweis  aufgetrieben,  und  die  Schmerzen  gin* 
gen  deutlich  von  der  an  der  Stelle  des  ehemaligen  Ge- 
schwüres Statt  findenden,  onbeweglichen ,  ziemlich  her- 
irorstehenden  Anscli wellung  ans.  Zwar  gelang  es,  das 
Krbreclien  sehr  bald  zu  stillen ,  die  Kräfte  etwas  zu  be- 
ben und  dig  ßmpündlichkeit  des  Unterleib  zu  beseiti-^ 
gen,  aber  dieVersropfung  blieb  bis  zum  Abende  des  zwei- 
ten Tages  meiner  Behandlung  ond  des  sedisten  der  ent- 
tiirickelten  Krankheit,  auch  den  erprobtesten  nnd  kräftig- 
alen,'  gegen  llens  und  Miserere  anzuwendenden  Hülfamit- 
teln  unbesiegbar.  Zn  ^dieser  Zeit,  all  Puls  ond  Kräfte 
letafs  Neue  bedeutend  zn  sinken  ond  nervöse  Krscheinun* 
gen  einzutreten  begannen ,  glaubte  ich  keinen  Augenblick 
länger  säumen  zn  diirfen,  durch  das  allein  noch  übrige 
operative  Veriahren -die- Lebensrettnng  zu  bewirken,  in« 
dein  mit  mehr  als  Wahrscheinlichkeit  die  ganze  Ursache 
des  gefährlichen  U«^belsin  den  lokalen  Störungen,  welche 
innerhalb  der  vorbemerkten  Geschwulst  Statt  finden  mnfs- 
ten,  zu  erwarten  war»  Zuerst  mittelst  Dnrchschneidong 
einer  Hautfalte,  sodann  ober  der  Hohlsonde,  welche  in 
die  I^öhle  des  nm  diese  Geschwulst  eng  zusammengezo* 
fronen  Peritonäums  eingebracht  wurde,  legte  ich  den  gan- 
zen Inhalt  der  Geschwulst  blofs,  wo  es  sich  nun  zeigte, 
dafs  diefs  kein  anderer  war,  als  —  der  linke  Leherlnppen, 
welcher,  in  einnr  abnormen  Gröfse  nnd  Läng»,  sich  bis 
nahe  an  das  linke  Hüftbein  ausdehnte,  indem  selbst  da, 
wo  die  Einschnitte  linkerseits  in  der  Begio  iliaoa  sinistia 
endeten,  noch  das  Knde  donselben  nicht  abzoseben  war! 
Die  Operation  war  wenig  schmerzhaft,  nur  die  Berührung 
der  entlilöfsten  Leber  ^-twas  empfindlich.  Da  es  gelang, 
die  Zweige  der  Artcriu  epigastrica«  welche  ich  in  den 
sehr  veniüiintcn  Banchdecken  zum  Tlicil  pulsiren  sah,  zu 
Termeiden ,  so  flössen  ans  der  ganzen ,  in  drei  verschie- 
denen Kictitungen  niuhrere  Zoll  langen  Wunde,  nur  we- 
nige Tropfen  .Blut.  An  der  SStelle,  wo  das  Leberge- 
schwür Vor  Jahren  Statt  gefunden,  hatte  die  vordere 
Flüche  des  linken  Luberlappeos  in  die  daselbst  geschwächt 


~    lOS    -» 

and  Ttnnutblioli  anoh  durchbohrt'^  gebUöbeiit  StüIle  d%t^#- 
ritonäoms ,  und  zwischen .  dio  albdiblidi  atropbUoh  ^woc- 
denen  Fasern  der  Bauchmuskeln  allmänlicti  sich  so  «mt 
gedrängt,  dafii  die  hintoro  Fläclie  diesetXiebeilhetLei. ei«s 
Aushöhlung  bilden  inuCste,  in  welclie-sich  (veriiiutliUtib) 
M'indungen  der  Gedärme  lagerten. .  Bei  der  oben  ertabK 
ten  meclianiachen  Veranlassung  war  dtO' nachfolgende.  Inr 
caixcration  muthnialslich  iladurch -vorlieraUet  worden,  di(f 
«lieser  LeberÜieil  bei,  noch  hinreichende  Spannkraft  he* 
sitzenden,  iibrösen  Theilen  der •  Bauol^wand  vorbei,  nach 
fiufsen  gedrängt  wurde,  welche  durch  ihre  spater^  Za- 
aaniaienzichung  den  Torgelagerten  Lcberl&pi>en  in  teiner 
iioruiwidrigen  Coiitiavität  festhielten  i  tomiC  ihn  onmittel' 
bar,  und  die,  hinter  ihm,  in  sieinar  Concafitfit  lagernden 
Danntheile  mitteil>ar  incarcerirt^n.  Nachdem  die  eiajichiiUT< 
renden  Fasern  d€S  BauohfeUes  durohsohnitteo  waren/ wolr- 
ches  mit  einem  mir  fast  h'oibafen  .Geräutobe  gesohab, 
flachte  sich  die  Convexilät  de»  LeberlapiULns  sofort  yölHg 
ab,  und  die  früher  vorhandene jtimsGbriebene  Geschwablt 
war  der  Form  nach  verscbwünd«ii ,'  ol^leich  die  L^lbw 
noch  so  stark  vorgelagert  erschien |..  dajs  sia  die  Wund^ 
Icfzen  auf  zwei  Zolle  (ind  darüber y  wseinanderdrangte. 
Der  nächste  Zweck  der  Operation  ■  erachien  nunm^K  er«- 
reicht ,  obgleich  der  Zustand  der  eingekapselt  gewesenen 
Darmtheile  nicht  naher  untersuolitiwlnrden  konnte.  .Zw%r 
konnten  letztere  durch  das  nicht;  «ehn:  dicke :  Parendtjui 
der  Leber  hindurch,  als  mit  Verhäctangen  angefüllt,  ger 
fühlt  werden ,  es  wäre  jedoch  ein:  thÖrichtea  ond  ■'^&Hoe»r 
aenes  Unternühiiien  gewesen^  -  diese  her vorsnaieben ,  job- 
gleich  ditils  von  den  Umstehenden  verlangt  wor^Vi-  ea 
.inufste  vielmehr  öio  sofortige  Herstellong  der  noiiniale^ 
Function  des  Darmkanales, .  nach  nanmehrlger  Hebung 
der  die  Störung  bedingenden  mechanisclien  Lokalursachf, 
mit  begründeter  Zuversicht  erwartet  werden  j  welchea  au^ch 
der  Erfolg  vollkommen  bestätigte.  Die  Nacht  verlief 
schlaflos  und  nocji  unter  sehr  quälenden  Symptomen; 
zwar  kein  Kotherbrechen  erfolgte  mehr,  aber  aehr  atafkes 
kralliges,  mit  brennender  Hitze,  ^welche  nur  durcli  unab- 
lässiges Verschlucken  möglichst  grolaer  Uisstücke  gelin- 
dert werden  konnte.  Am  nächsten  Tage  jedoch  trat  reich- 
liche öftere  Stuiilentleerung  ein,  nnd  es  erschien;  nop, 
obgleich  die  Nach  wehen  des  mehrtägigen,  hohen  Grades 
von  Ileus  nocli  einige  Tage  lang  empfunden  wucdeoi  aUe 
Gefahr  beseitigt« 


—  fog  -. 

Die  in  der  Ansdehnnhg:  einiger  Qaadr&tA>no  entblofs^e 
▼ordere  Fläoba  -dar  Leber  bedeckte  aich  bereits  na^h  zwei 
Tagen  mit,  in  Form  einer  Haut  J^bsainmenhingenden, 
Granulationen.  Meine  Absiebt  war  nufi,.  die  Heilung  der 
»Wunde  ohne  nnnüttnlbdre  gegenseitige  AJinäbening  der 
Wundränder  zu  bewirken,  damijt  bei  i)er  StaU  iindenden 
starken  Granulation  und  gesunden  Kiterung,  an  dieser, 
dem  Andränge. der  vorgelagerten,  oder  rielmehr  berabge- 
sonkenen  Leber  ansgesetzten  Stelle  y  anstatt  der  ^laselbst 
sehr  verdiinirten  Bauebdecken ,  welche  jedes  elastischen 
Widerstandes  unfähig  wairen,  eine  möglichst  breite  und 
feste  Narbe  gebildet  werdei\  möge^  weiches  «ach  ohne 
alle  Schwierigkeit  gelang.  -  Zur  Consolidation  des  jnngea 
Fleisches  bediente  ich  mich  mit  dem  besten  Brfolge  des 
dick  aufgestreuten,  gröblich  gepulverten,  nielit  gebrann- 
ten Alauns.  Nachdem  die  Wunde  etwa  zur  Hälfte  ge- 
schlossen war,  verlieGi  der  Genesene,  «lit  einem  Brucli-* 
band«  versehen,  das  Lager«  —  Gegenwärtig,  am  finde  der 
acliten  Woclie  nach  der  Operation,  ist  die  Heilung  ganc 
beendet,  ond  die  grofise -Narbe  so  fest,  st&rk  nnd  schön, 
diifs  sie  das  Brnchimnd  überflüssig  za  naohea  scheint«  — • 


^  1  •■•,». 


■  2.     .  ■ 

Längeres  V^weUen  eines  fremden  Kerpers  im  rechten 
Augcy  ohne  naektheüige  Empfindung^  • 

MUgeiheUt  '] 

von 

Dr.   BlanTsmeister'g  f 
XU  Jena* 


Julie  R. ,  Dienstmädchen  in  L.,  20  Jahre  alt,  in  je- 
der Beziehung  vollkommen  gesund,  suchte  den  24.  Nov. 
1836  Hülfe  wegen  Kntznndnng  des  rechten  Auges  bei 
mir,  der  Zustand  war  folgender:  Die  Cornea  und  Sole- 
rotica  waren  gering,  die  Conjunrtiva  hetUg  entzündet« 
stärkere  Absonderung  der  ilf<?i6of» sehen  Drüsen,  starkes 
Tliränen  «nit  Brennen  and  Druck  im  Auge,  Vevhtoinerungf 


—    110   -. 

des  Anß:eii,  Ansrliwellnn^^  <ler  Thranenkaninkel  wie  dei 
obtrrn  LidHS,  vorzüglich  des^  Tarsalrandei,  Vortreten  der 
Conjunctiva  in  sackförmiger  Geitalt^  Dreifiertel  der  Pof* 
|)ille  bedeckend,  fand  Statt.  K^ne  VeranJattung  letster 
Zeit  konnte  sie  angeben,  blofs  dies  bemerkte  sie:  iin 
Kommer ,  den  4.  Atig. ,  ^ey  ibr  beim  Haferdrescheh  UtwAs^ 
gleich  einer  Granne,  int  Auge  geflogen,  einige 'Tage  dar-^ 
auf  habe  sie  wenig  Druck  eo^ifunden ,  dann  keine  Spur 
irgend  eines  Reizes  noch  sonst  eine  Störang  der  Funktiee 
des  Auges  wieder  wahrgenommen«  Nor  seit  8  Tagen 
spüre  sie  die  obigen  Beschwerden  und  verminderte  Seh- 
kraft. Die  genaueste  Untersnrhung  des  Auges  und  beider 
Lider )  liefe  keinen  fremden  Körper,  noch  eine  Spur,  we 
früher  einer  sich  befunden,  entdecken.  Nur  die  Conjunk- 
tiva  erschien  gerÖthet  und  auffallend  wulstig  henrorgetrer 
ten.  Ich  hielt  das  Uebel  für  eine  Bncanthis  erster  Ar^ 
durch  den  Reiz  eines  frühem  fremden  Körpers  hervorge- 
rufen,  in  dessen  Folge  auch,  vermöge  der  eingetretenen 
ICrschlaffung,  die  sackförmige  Verlängerung  und  Hervor- 
tretnng  der  Conjunctiva  sich  gebildet  habe.  Eine  Blei- 
Buflötung  in  differenter  Form  mit  TincL  Opil  croo. ,  nacli« 
dem  einige  Blutegel  gewirkt,  wurde  verordnet«  Nach 
6  Tagen «  wo  aufser  wenig  Druck  im  Auge  und  Vortritt 
«ler  Conjnnctiva  alle  Beschwerden  gewichen  waren,  nahm 
ich  den  hervorragenden  Sack  der  Conjunotiva  mit  der  ge* 
bogenen  Scheere,  ohne  beachtungswertlien  Schmerz  und 
Blutung  weg,  und  liefs  anfangs  kaltes  Wasser,  nach- 
her obige  Umschläge  fortanwenden.  Nach  zwei  Tagen 
war  vollkommenes  Gesicht  vorhanden,  nor  SbermäGri^en 
Druck  im  Auge  wurde  noch  geklagt;  kein  Vortreten  der 
innern  Partbie  der  Augenlidhaut  oder  Rntziindung  war 
bemei'klich.  Calomelpulver  früh  und  Abends  innerlich, 
und  VitriolauHösung  mit  Tinct.  thebaio*  aU  kalten  Um- 
schlag, erhielt  sie. 

Den  31.  Dec.  desselben  Jahres  erschien  sie  wieder  und 
referirte:  Fünf  Wochen  sey  sie  vötÜg  wohl  gewesen,  we- 
der Druck  noch  Entzündung,  noch  Thränen,  noch  ver* 
minderte  Sehkraft  habe  sie  empfunden;  nur  seit  mnem 
Tage  s|)üre  sie  wieder  starken  Druck,  Schmerz  und  Tbrn- 
nen,  ohne  dafs  aufs  Neue  irgend  eine  Schädlichkeit  könne 
eingewirkt  haben.  Die  Conjnnctiva  war  wuchernder  alt 
früher  hervorgetreten  und  bedeckte  jetzt  die  ganze  Cor- 
nea. Nochmals  wurde  das  Auge  genau  untersucht,  beide 
Lider  ganz  umgeschlagen  und  nichts  entdeckt;  U^  iob  bei 


—  111  — 

AniBteni  eines  GeMilfen  den  Aogapfel  to  me\  alt  mog^lMh 
naoh  vorn  and  anten  bewegte^  bemerkte  ich  an  seini*r 
{lintcrn  und  tiefsten  Ftä<:l)e  eine  facberartige  ßinbetding, 
fieat  mit  Zellstoff  omwebt  (die  ich  mit  Messer  und  Pin* 
^^tte  ötfnen  niufste),  in  welcher  zu  memem  Staunen  ein 
^  Zoll  lan(^es,  scbwärzlicbes  Wildbaferkorn  (Avena  sativa), 
welches  ieh  noch  aufbewahre^  mit  einer  über  7  Zoll  lan- 
gen Granne  an  seiner  Spitze  befindlich ,  im  Durclimessttr 
'eine  grofse  Kabenfeder  übertreffend',  angeschwollen^  je-* 
doch  nach  allen  Seiten  bin  staehlicb,  und  die  Granne 
selbst  den  Finger  Terletzend  «-  verborgen  war!  Nach 
Hiawegnahme  dieses  Körpers  wich  sogleich  der  Schmerz, 
die  auffallende  Wucherung  der  Conjniictiva  mufste  jedoch 
orfoer  1  Zoll  Länge  und  \  Zoll  Breite,  so  wie  der  ganz 
abnorm  metamorphosirte /  höckerig  und  knoobenähnlidie 
Tarsalrand  des  obern  Lides  *—  die  convexe  Fläche  be- 
sonders, reichlich  1  und  j- Zoll  lang  und  4  Linien  breit  *— 
unter  Assistenz  eines  stndirenden  Gehülfen,  Ton  mir 
ausgeschnitten  werden.  Schmerz  und  Blutung  waren  ge- 
ring und  wurden  anfänglich  durch  sanftes  Binspritzen  kal- 
ten Wassers,  später  durch  Ueberschlagen  von  schwachem 
Belladonna- Infosnm,  wechselnd  mit  Aqua  Goulard.,  bald  v 
gehoben.  Innerlich  wurde,  wegen  mangelnder  Indication, 
keine  Medicin,  wohl  aber  möglichste  Körperruhe  und  eine 
strenge  Diät  Torgeschrieben»  Nach  zwölf  Tagen  war,  ohne 
irgend  einen  widrigen  Zulall,  Yollkonimene  Heilung  er« 
folgt.  DieGröCse  des  Auges,  das  Sehvermögen ,  die  Form 
und  Gestalt  des  Tarsus  palpebrae  superioris,  die  Funk* 
tion  des  Levatoris  palpebr.  sup.,  der  5f#i6om'sclien  Drü-» 
sen,  der  Absonderungs  *  und  Aufnahmsorgane  der  Thrä« 
nen  waren  gana^  naturgemäfs.  Noch  heute  ist  nicht  dar 
geringste  Unterschied  beider  Augen  zu  entdecken  Obi- 
ges pathologische»  Breignifs^  das  nicht  za  den  häufigen 
KU  zählen  seyn  dürfte,  erregt  dadurch  unsr-e  Aufmerksam- 
keit, dafs  es  in  einem  der  edelsten  und  empfindlichsten 
Gebilde  unsere  Körpers,  wie  das  Auge  und  seine  näch- 
sten Umgebungen  sind,  das  durch  eine  Menge  der  wich- 
tigsten Nerven  Verzweigungen  des  Oculimotorius,  Trochlea- 
ris,  Trigeminus,  den  Opticus  und  Abdooens  ganz  anfser 
Betracht  gestellt,  versorgt  wird,  Statt  fand  —  dadurch 
der  gröfsten  Gefühlskraft  und  mächtigsten  Reaction  fähig 
iüt ,  wo  sonst  das  kleinste  Sandkörnchen ,  das  feinste  Här- 
chen enorme  Aufregung  hervorbringt,  und  hier  —  einen 
seiner  Natur^  Form  und  Bescliaffenheit  nach  höchst  feind- 
seligen Körper  eine«  ganzen  Monat  beecbwerdelos  ertrug. 


—    112    ' 

J<!«1nnfall8  ist  (Irr  Grund  des  langen  *tiiHncrklicbeii  Anfent- 
lialu  dieses  Körpers  im  Auge  dem  Umstände  zuzascbrei- 
)>un ,  dal's  sehr  bald  Schleim  und  Zellstoff  die  Hülle  des- 
selben bildete,  und  dadurch  den  Keiz  abhielt,  der  anfser- 
dem  die  übelsten  Krscheinnnf^en  nothwendig  hervorbrin- 
gen mufste;  zumal  da  das  Mädchen  mehr  zur  empündli- 
chern,  als  gefühllosern  Mensnbenklasse  zu  zahlen  war» 
Zugleich  stellt  dieser  Fall  aufs  Neue  die  strenge  Forde- 
rung an  den  Wundarzt :  in  ätiologischem ,  anamnestischtm 
und  diagnostischem  Bezug  unermüdet  und  mit  Ausdauer  za 
verfahren.  Durch  wiederholtes  Nadiforscben  und  Explo- 
riien  wird  ihm  oft  noch  Licht,  wo  früher  nur  Dunkeuidt 
jeden  Ausweg  zu  beherrscheo^  schien» 


3. 
Catalepsie. 


Die  Catalepsie  gehört  unstreitig  zn.  den  aeHensten 
Krankheiten,  und  vieicsehr  beschäftigte  Aerzte  sahen  sie 
nie.  Dr.  Keilh-lmray  zu  Horncastle  in  England  erzählt 
einen  kürzlich  von  ihm  beobachteten  interessanten  Fall« 
Die  Kranke^  eine  22  Jahre  alte  sonst  gesuwle  und  blü- 
hende Dienstmagd,  ward  von  dem  Anfalle  in  dem  Au- 
genlilick  befallen,  als  sie  ihm  ihren  Krankheitszustand 
beschreiben  wollte  und  den  Arm  dargereicht  hatte,  damit 
der  Ar7.t  den  Puls  fühlen  mochte.  Sie  stockte  mitten  in 
der  Hede,  schlofs  die  Augen  und  der  Arm  blieb  in  der 
gestreckten  horizontalen  Richtung  |  Stunden  langl  Aus« 
druck  des  Gesichts,  Puls  und  Respiration  waren  unver- 
ändert. Jeiler  Kör[>ertheil  folgte  ohne  Widerstand  der 
Richtung,  die  man  ihm  gab.  Nach  einer  Stunde  flössen 
Thränen  aus  ilir^n  Augen ,  sie  schien  zu  träumen  und 
erzählte  auch  nachher,  dafs  sie  während  des  Anfalls  ei- 
nen seiir  unangenehmen  Traum  gehabt  hätte.  Der  Ant 
versuchte  inagnetischc  Manipulationen ,  aber  ohne  allen 
KrfoI(7.  Der  Anfall  dauerte  mehrere  Stunden,  dann  ward 
die  Kranke  ruhig,  änderte  ihre  Stellung  und  beantwortete 
die  ihr  vorgelegten  Fragen  richtig.  Nach  einer  halben 
Stunde  hatte  sie  sich  so   weit  erholt,  dafs  sie  zu  Folie 


— .  113   — 

eine   deotache  Mejlß;  weit,    nap|i  Ebufi  . «iruckkelirea 
konnte« 

'  Die  Kranke  war  bereits  seit  cwei  Jahren,  und  zwar- 
Kam  ^ten  Male  in  einem  heifsen  Bade»  wdcbes  sie 
wegen' Hahbescb werden  genommen  hatte,  von  der  Krank- 
heit beialVen  worden.  Anfangs  kamen  die  Anfalle  einen' 
Tag  t(m  den  andern  oder  selbst  alle  Tage.  Zar  Zeit  wa- 
ren sie  minder  häufig;  GemOthsbewegengen  and  korper- 
Ifcb'e  Anstrengungen  führten  sie'  herbei.  Vorboten  der 
AnföUe  waren :  Betäabnng,  Kopfschmerz  and  Obiensda- 
sbn;  dann  pflegte  »Paf.  sich  niederzalegear.  Oft  aber  trat 
die  Erstarrung  so  plötzlich  ein,  dafs^  skr  aaf  dnen  Stnbl 
ifesetzt  oder  ins  Bett  getragen  werden  mnfste.  Die  An- 
falle dauerten  Ten  1  bis  24  Stunden ,  selten  ISnger ,  and 
hinierliefsen  der  Pat.  nicht  die  geringste  Rückerinnerang 
dessen,  was  mit  ihr  Vorgegangen  war,  so  dafs,  wenn  ein 
Anfall  Ton  einem  Morgen  7  Uhr  biü  zum  andern  am 
8  Uhr  gedauert  bättp,*  Pat'.  sich  über  die  K^rze  desselben 
jfreute,  weil  sie  wähnte,  er  sey  schon  nach  Verhiuf  einer 
Stunde  yorubergegängen.  Wahrend  des  kataleptischen 
Zustandes  selbst  ist  PiiU  ganz  bewufstlos^  dergestalt,  dafa 
man  mehrmals  im  Nacken  Schröpfköpfe  applicirte,  ohne 
dafs  sie  es  fohlte,  wahrend  sie  im  gesunden  Zustande 
sich  sehr  davor  fiirditete  nn8  yoI*  Angst  gleich  einen  ka- 
taliepti^cheli  Anfall  bpkatai,  w^nn  man  nur  Mine  machte, 
diese  Operation  za  Terricfaten.  Entfernte  Ursachen  waren 
nicht  za  entdecken ,  and  yerschiedene  Karmethoden  blie- 
ben eifölglos«  (A.  di  Lancet  18.  Aug.  1838;  S.  726  mit- 
getheiit  Tom  Hrn.  Med.Ra0i  Dr*  Bnsse,) 


f^mmm^ 


9  I  I 


4 

'  •  Bluter j 

Beschaffeiilmt  des  Blutes  und  der  Blulgefäfee  hei 

denselben» 


.  Einzelne  Individuen  mit  angeborener  Neigung  zu  pro- 
fusen und   tödtlichen  Blutungen  —  ganze  Familien,  in 
denen  die  Disposition  zu  HSmorrhagieen  herrschend  und 
Journ.LXXXyilI.Bd.4.St.      .  H 


—    114    — 

erblich  ist^  ■ogenaimte  BMer  —  nh^  iMit  ganz  teilen 
beobachtet  worden«  Eine  eigene  Schrift  enchien  daraber 
in  nenerer  Zeit  *),  nachüera  Kiezelnee  firiiber  ^on  For- 
dyce  **),  Yon  ÖaeMhyk  ***)  ond  Ton  EHui/iMser  in  ^e-* 
lem  Journale  (lte4  Febr. ,  1828  NoTbr. ,  1833  NoTbr.) 
iiiitgetheilt  worden«  —  lllAj^eiibeichreibiciDeB,Fall****} 
von  tödtlicher  Ilaemorrhagie  aua  der  Zaholocke^  wo  0131^ 
eisen  und  telbgt  Unterbindoag  der  Carotb  ipei^Kebfich  Tar^ 
aoobt  worden,  ond  ganz  Yor  Korzem  hat  Herr  Iiiffo«  (ia 
dem  Üniversity  College -Hospital  zu  London)  einen  Blu- 
ter beobachtet  9  deiaen  Groutater  motterUcher  Seite  an 
Naaenbloten  starb,  and  der,  sammt  fönf  Biüdem»  aebr 
oft  nach  oobedeatenden  Yerletzoogeii ,  namentUob  nadi 
Zahnausziehen,  profuse  Blutangen  erlitten  hatte. 

Der  Pat.  war  ein  Pachter  von  anacheiBend  gerandec 
ond  kräftiger  Constitution,  42  Jahre  alt«  Einige  Wocbes 
zuvor,  ehe  Hr«  L»  ihn  sah,  hatte  er  eine  Contasion  der 
Kreuz-  und  Riickengegend  erlitten.  Nach  ein  Paar  Ta- 
gen stellte  sich  darauf  ein  plötzlicher  Schmerz  in  der  lin- 
ken Leiste  ein  nnd  erstreckte  sich  von  dort  bis  zum 
ILnie*  Eine  Geschwulst  war  in  der  Seb^kelbuge  entstan- 
«len  und  ein  Wundarzt  halte  dagegen  Blategel  und  Um- 
schläge verordnet,  aber  schon  nach  der  Application  yon 
zwei  ßlatcgeln  war  ein  grofs^r  Blntverlost  und  Ohnmacht 
entstanden.  Herr  L.  eitannte  ,die  Geschwulst  als  einen 
Abscefs  und  eröffnete  ihn,  aber  nidit  durch  den  Schnitt^, 
weil  er  dabei  die  Blutung  fürchtete,  sondern  durch  Kali 
causticum,  und  dies  hatte  denn  aueh  nur  einen  geringen 
Blntrefflnst  zur  Folge.  Das  unter  dem  tfikroskope  unter- 
suchte Blut  zeigte  wenig  Fibrine,  und  die  ägentÜdien 
Blotk'dgelchen  waren  „diffluent."  —  Oft  bat  man  bei 
Blutern  die  Arterienhaute  sehr  dnnn  gefunden  —  meist 
dürfte  indeOi  wohl  eine  mangelhafite  Blutbereitong  dieser 
grofsen,  bald  früher,  bald  spater  tödtli<^  ablaufenden 
Neigung  zu  Hamorrhagieen  zum  Grunde  liegen,  worüber, 
vielleicht   die  mikroskopischen    Untersuchungen  groderes 


*yj»  C  Riehen^  neue  Untersuchungen  in 
Neigung  zu  töatlichen  Blutungen  etc.   Fr 


Betreff  der  erMioben 
Frankl  a.  M.  1829.  8. 

**)  In  der  Sammlung  au»erles.  Abfaandl.  f.  prakt«  Aetzte.   II; 

i.  477. 

••*)  Im  Journal  de  Med.  T.  XXII.  p.  49. 
*•**)  Medioo- Chirurg,  Transact,   Vol.  VIII. 


—    115    — 

Licht  ▼erbreiten  d'ddteo.     (Aas  Tbp  Lancet  April  1839 
mügetlieiU  vom  Hnu  Me^.  Rath  Dr.  ätuse.) 


5. 
Die  Thenn»  von  Hammafi- iHTefbittti« 


Diese  Tbermalqadle  in  Algerien  besitzt  nach  Hrn. 
Guyon  eine  Wärme  von  78*  R. ,  bei  28*  Luft  wärme  ge« 
Biestfen.  Die  Analyse  ergab  ^  auf  einen  Litre  Cläisigkeit 
1,230  feste  Bestandtbdle,  namlicb: 


Talkcarbonat 

.    .    0,090. 

Kallwarbonat       i    « 

.    .    0,037. 

Kisencarbonat     •    , 

>    •    0,0&3. 

Talksnipbat    «    •    « 

.    ^  0,093. 

KaUuinlpbat    •    •    , 

.    •    0,107. 

Ctilortaldam  •    »    , 

.    0,073, 

Cblomatrinra.     •    , 

.    •    O/M. 

Chlorcaloinm.      •  . , 

.    •    0,187i 

Riesdsanre     •    •    , 

»    .    0,010. 

Organ.  Materie.      « 

,    .    0,100. 

Verlost 

r    .    C>,377.     .' 

1,230. 


h. 


(Mitgetbeilt  aas  dem  Beriebt  der  Academ.  des  sdcnCf 
?•  7«  Januar  1839.  ?on  Hrn.  I)r.  Veiter,) 


—    116    - 
6. 

Monatlicher    Bericht 

über 

den  Getundheilszustand,  Geburten  und  TodeMßOe  vom  BeHij^» 

Mitgelheilt 

nui  den  Akten  der  HufetantT sehen  med,  chinrg.  GeMeltschaft, 
Mit   der   dazu   gehörigen   WittermngM  -  Ta&efle* 


Monat    ApriU 
üeber  die  Wittening  Terweisen  wir  aofdiebdgefugteTftfd» 


Eb  wurden  geboren:    &13  Knaben, 

510  Mäddien, 

1023  Kinder. 

Es  starben:'  249  männlichen^ 

181  weiblichen    Geschlechts  über, 
and  414  Kinder  onter  10  Jahren. 

844  Personen* 
Mehr  geboren  179. 

Im  April  des  yergangenen  Jahres  wnrdea 
geboren:     390  Knaben, 
382  Madchen, 

772  Kinder. 

Es  starben:    174  männlichen, 

119  weiblichen  Geschledits  nber^ 
nnd  349  Kinder  anter  10  Jahren. 


642  Personen. 

Mehr  geboren:  130. 

Im  Verhältnifs  zum  Monat  April  des  Yorigen  Jahres 
wurden  im  April  dieses  Jahres  mehr  geboren  251,  und 
starben  mehr  202  Personen. 


—  ■ttl  ■ 

t  üiäii|eiie 

dieKDi  Monate  Act  iteuniatiich- katarrbalitcbe  Cbaratler 
4er ' Kran kbehen  ,Ju  herrschende,  betonder*  worden  die 
ReBjiirationirOrcine  «grifTen,  ititet  Bronchjli*  und  An- 
ginen lelir  Biülig.  '  )Vecbie1fieber  kamen  selten«  Tor, 
Von  ahulen  AoM^bliÄen  wurden  nnt  Pocken  beobacbtet, 
die  sidi  aber  (ebt  TeAreiteten,  es  itarbea  duiui  23  Pei- 
sonen,  ontei  denen  utbit  10  Erwactaienp. 


S,.,Mll.Kr 

'.-sv*- 

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Ki»kl>lt«>. 

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An  (;enrmi.i.MenBcbl       .       . 
Ai'i  Morbui  U 

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1:S'h:..-.  ■.  ■.,  ■,  -. 

All  Her  HaliientZDni&ng   . 

Am  firbleiiiiKebpc 

Am  KlndbettfiebH.     .       .        . 

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An  HidrulhorM.        , 

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Krankbeitan. 

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An  d?r*U<-lbiniilil        . 
Am  llur<;bf.ll       .       .       . 
Am  BreoliduroUiU      . 

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A.>  der  TS.nk»nd.i. 

lus 

An  DrgBm'ioJicn  Fehlem     . 

ISS:     :   :  : 

A«  d«i  Oidit             .        . 
An  SteinbeidiwerJ«.,       . 

1:K.-.ät;.-  : 

An  HirnerwfKJiune, 

1 

An  nichl  benannten  KiaBibeil 
Durch  UnElüekiKlIe        . 

ST 

isT 

3 

unU 

n» 

HM 

Di»  BihlioAek  d.  präkt.  Belthmie,  April  1839.  mOt^: 
Cur*  Sprengel'«  Formich  einer  pragntatiiAm  Ge- 
echic/tle  der  ^rsticifnfnde,  FarlgM*(s(  Von  Dr. 
Burliard  Eble.  Setzten  Heifea  «■«(«  Jblhei- 
fttng,  BnlFtall«n(I;  die  Oeechiclite  der  fkcoretiadte» 
Arznäkumle  vom  Jahr  1800 — 1825, 


I  de  la  pevle,  qiil  a  rtgni 
1828,  contetimf  dsa  (mea 
le    mUemei»!  da 


Kurse  literärieche  An«tigan. 
h.  A.  Gosse,  ~ 

eu  GT)<m  en  1827  et  1828, 

iiouvelles  siir   la    marclM    i 

ceKe  molodie. 
O.  Ginge,   die  Infiiunza  oder  Gripp«,    tiath  den  i 

fiueUen  hUtorüeh-pathologitch  dargeeteUl.     . 
E.   A.    Quitzmann,    die  BnUviAtiangtgaviiiMe 

der  Erde  »ach  Uiren  Ldieiualltm. 


.    119    ^ 
E*  A.  Qwiizmamn^   qnaeäam  circa  morht  hisUh- 

E.  A.  QniiiinitfiW,  vofi  JeM  vMßtimitiiMi Sytte-- 
man  und  ünnr  gegchkhükhm'  EnhoicMung. 


■  I 


'  '  Wt  diesem'  WlA  wM  ausgegeben:  Bibliothek  der 
pr.  H.  Septbr«,  Ootbr.,  NoTbr.,  Deobr./entfialtend.-'Trit- 
senscJuiiiHeke  VthtrM»it  jkr  getttimiiieH  m^ictnUch-ihi^ 
rurgi9dm  lAilni^fm'  äe»  JiOrt»  1837.  Eil  Yind  darin  ange- 
zeigt: 1515  Schriften,  und  das  ^esehtüche  nach  den 
verscidedenePiFadhem  in  folgender  Oidnong: 

I.  HeiXhmde  im-Aflgmikim» 

il.  Die  eimzdnm  Fäd^  der  HHXhmde.     . 

1)  JiMffoffiie. 

2)  ZaoAemie,» 

3)  Phyiiolopie. 

4)  IHaetetik  md  TolkMarzneikknde. 
&),rinhoiogie. 

6)  ISemiotik  vnd  Diagnotttik, 

7)  AUgemeine  Therapie. 
8   Speciellc  Therapie. 

9)  Armeimittellehre ,  Ffuirmacologie ,  FornmUtre  und 

Toxicologie. 

10)  Chirurgie,  Augmhefikmde  wnd  OehörkrankhHten. 

11)  GehtirtshülfefFrauenzvmmer'  u.  Kinderkrankheiten» 

12)  Gerichtliche  Arzneihmde. 

13)  MeAizvnMche  Polizei,    Medizinal -Ordnung  und 

Kriegearzneihinde. 
Verzeichnis»  der  Schriften  vom  Jähre  1837,  auf  welche 

sich  dte  in  vorstehender  udssensiAaßlicher  Übersicht 

hefindlichen  Zahlen  bezi^en. 
Recensirte  und  angezeigte  Bücher  im  77«fei|  Bande. 
Namenregister  desselben. 
Sachregister  desselben. 


•  I 


—    120    — 


\.        • 


tm  die  Herren  Mitarbeiter  de»  Jomyju^^^  djnr  ätt4hü^» 


«»    • 


Sammtlidie  Honoiare .  ük  .dia  Bdtrage  des  letit« 
TerfloBsencn  Jahres  sind  in  dieser  Ostermease  dincii  die 
lletm^^sche  Bucbhandiung  berichtigt  Sollte  einer  der 
gcehrtea  Herrn  Mitarbeiter  ^^Hononc, nicht  criMdteii 
haben,  so  ersac(ie  ieh  ihn  ergi^beiu^y.iwilche^  Tor'lKB4A 
dieses  Jahres  mir ,  anzuzeigen ,  da.  spatexe  iReUannfiopten 
nicht  angenommen  weideB.  8tlll«cbfreiji|ia,irbd  äU  ÜIJ^ 
toDg  angenommen.       .     

Uebrigent  eni^iere  kh  dringend ^6' Bittet  'mfK'*inflr 
Beiträge  mit  Bnclüiändlerg9l«genbeit>'  odet-  nift  der  Ab- 
renden  Post  portofrei  xuwsendeiw.  "...'. 

Diejenigen  geehrten  Herrn  Mitarbilttftf  9  welciiif  das 
Honorar  gleicli  nach  dem  Abdruck  ihreiir  ÄtdAndlungen  so 
erhalten  i¥unschen,  werden  gebeten  .ei  gyfftltgit  der  Re« 
daction  anzuzeigen; 

0. 


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C.  W.  Hufefand's 


Journal 


der 


practischen    Heilkunde. 


Fortgesetzt 


▼  on 


Dr.  E.  Osann, 

K.  Geb.  Med.  Ratb ,  ordenti«  Professor  der  Median  an  der 
Universität  nnd  der  med.  ddrorg.  Academie  fax  das  MilitBir 
zu  Berlin,  Director  des  K.  PoHUId.  Instituts,  Ritter  des  röthen 
Adler -Ordens  dritter  Klasse  und  Mitglied  mehrerer  gelehr- 
ten GeseUschaften. 


QttMk^  Freund,  ist  aUe  Theorie, 
Doch  grün  de»  Leben»  goldner  Baum» 

Göthe. 


V.   Stück.    MaL 


Berlin« 

Gedruckt  und  verlegt  bei  G.  Reimen 


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ü  e  b  e  r 

parasitische    T  h  i  e  r  c. 

Von 

Dr.   Vetter, 

zu  Berlin. 


JLfie  Mittheil ud;  des  Hrn.  Dr.  B^nnewfiz  iitf 
September  «Heftdlr.  J.  dieses  JooroaU  ib  Be«« 
zug  auf  den  aog6D*noteki  Holzbock  (bcodea  ri-« 
cinus;  eicht  zu  yerwechselo  mit  dem  Holzbock- 
käfer, Cetämhyx)  hat  «oich  TeräblaM,  'Elbiget 
über  parasitische  TbiereiZfrsammenziiflIcfUeD,  da 
dieser  Gegenstands  wie  mir  scheint ,  .eines 
nähern  Betraefatpng  und  grofsern  AilfflieiteaiiW 
keit  nicht  ganz  dnwecth  sey^c  d&rftei         ' 

Päräsitcfn  ^  neiitit  mätj  iüi  Altj^^inieinen  le^ 
bende  Geschöpfe ,  die  ihrcrn  WobiQditis  an^  än-| 
dcfren  lebenden*  G^schßpf^n  adfgeäc6Ügen  ha- 
ben and  von  den  letzteren  ihre  Ka^'rnng  an-« 
mittelbair  aas  den  kr^i^enden  GefäCsen  oder  dem 
Inhalte  des  Verdäauiigsianäls  entti6Bknen. .  Der, 
Naine  Parasiteti ,  Wörtlich  nfitdss^r,  CJö'me'dö'nes^ 
bezeichnet  geoad  den  Gharfiktielr  dieser  6escho- 
pfe,  znm  Unterschiede  ^'on  blöl^en' Mitleberni^ 
etwa  Parazoen;   denn   ein  Geschöpf  kann  sich 

A  2 


^      4      ~ 

an  ein  änderet  noch  am. anderer  Zwecke  Til- 
len befestigen ,  aU  am  sich  <Yon  demselben  sa 
Däbren«     Bei   den  Pflanzen   anterscbeidet   man 
in  dieser  Beziehang  Schling-  and  Scbmarotser« 
Gewächse;  jene  bedienen  sich  anderer  Pflansen 
nur,  am  dieselben  als  StiiUea  za  benatzen,  an 
ihnen   nach    dem  Lichte   hinanfzaklettern    und 
sich  an  ihnen  za  befestigen.    Die  Organe,  wel- 
che ihnen   za  diesem    Zwecke   gegeben    aind, 
Ranken,  Stolonen  und  Loftzasern ,  wie  der  Bart 
des  Epheas,  sind  nicht  geeignet,  den  tragenden 
Pflanzen  Lebenssäfte  za  entziehen ;  nach  bedür* 
fen    diese    Schlinggewächse    nothwendig  eines 
Bodens  oder  einer,    ihrer  organischen  Selbst- 
ständigkeit beraubten  Substanz,    am    darin   sa 
wurzeln,   und  sie  vermögen  nicht,  in  den  le» 
benden    Korper   organisch    einzudnngen«     Dia 
Schmarotzerpflanzen    dagegen   senken  wnrzeU 
ähnliche  Organe  in  die  Safizellen  der  Pflanzen^ 
nnd  ziehen  aas  den  grünen  Tbeilen  ihrer  Tra- 
ger das  ihnen  nothwendige  Substrat  des  Lnbent» 

Bei  den  Tbieren  werden  die  Eracheinan^ 
gen,  schon  wegen  der  willkShrlichen  Bewe* 
gong,  noch  zusammengesetzter.  Einige  dieser 
Geschöpfe  haben  das  Bed&rfnils,  sich  an  Gegen- 
ständen zu  befestigen  und  die  daza  erfbrder- 
liehen  Organe  mit  ganz  bestimmter  Beziehang 
auf  ihre  Bewegungsfähigkeit  und  die  Bedingun- 
gen ihrer  sonstigen  Organisation  erhalten.  Din 
Austern  befestigen  sich  mit  ihrem  Bjssns  an 
Steine,  Holz  und  selbst  an  grofsere  Wasser- 
thiere  —  nicht  als  Schmarotzer,  sondern  weil 
sie  überhaupt  irgendwo  festsitzen  müssen,  am 
ihre  Schaalen  kräftiger  öffnen  und  schUefsen 
zu  können.  Ein  kleines  Fiscbgeschlecht,  das 
man  Schildhalter,  Echeneis,  pennt,  trägt  auf  dem 


Kopfe  ein  eigenthämlichesi  plattenartiges ^  mit 
borstigen   Qaerstreifen  rersehenes  Organ,   das 
ihm   daza   dient ^   sieb  an  Scbiffe,  Wallfische^ 
Holzstämme    und    überhaupt   an   im    Wasser 
schwimmende  Gegenstände  festzuhalten  und  so 
seiner  Nahrang  nachzugehen.     An  der  änfsersten 
Grenze  der  Wirbeltbiere  stehen  die  mndmauligen 
Fische,  unter  ihnen  die  Lamprete  (Petromjzon) 
und  der  Scbleimfisch  (Myxine).    Diese.  Tbiere 
leben  von  kleineren  Geschöpfen,  aber  sie  yer- 
mögen  sich  auch  nach  Art  der  Blutegel  anzu- 
saugen, und  sollen. selbst  auf  solche  Weisesich 
in  den  Korper  anderer  Fische  einbohren  Lon<!- 
nen.     So   erzählt  wenigstens  Linne  und  nach 
ihm   mancher   Andere.     Eine  eigene  Art   top 
Benutzung  fremder  Qi^anismen    ist  die|eni||f^ 
welche  die  Paguren  und  Hippotheren  p  gewisse 
krebsartige    Tfaiere,   iiben^    die    als    schlechte 
Schwimmer   sich  im  Wasser  nicht  gut  zq  be- 
wegen vermögen  und  den  Strömungen  und  Wel- 
len  Preis  gegeben  seyn  würden.     Sie  suchen 
also  mancherlei  Schulz  -  und  Befestigungsplätze 
auf,    und  sO'  begibt    sich   der   Bernhardskrebs 
(Pagtirus  Bernhardns)  in  die  leeren  Muscheln 
•inscbaaliger  Schnecken  |^    die  er  mit  anderen 
vertauscht,  sobald  das  Wachsthum  ihn   dazu 
zwingt.    In  diesen  Muscheln  schätzt  er  seinen 
weichen  Schwanz  vor  äufserer  Gewalt;   wäh- 
rend das  Pinnotheres  Hytilorum^   eine  andere 
kleine  Krebsart  mit  ganz  weicher  Schaale^  sich 
in   die   Scbaale    noch  lebender   Miefsmnscheln 
begibt^  um  des  Schutzes  und  der  Nahrung  theil- 
faafiig  zu  werden,  welche  diese  WeichwSrmer. 
durch   ihre  Scbaalen  erlangen.     Dies  Verhält« 
nifs  nähert  sich  fast  dem  eines  blofsen  Aufent- 
haltsortes in    anorganischen  Körpern^   wie  ihn 
die  Lepäden  und  Entermuscheln  Termittelst  ei- 


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Krinklieiten. 

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An  dnüclbMohl       .        . 
Am  UiirDbf>Il       .       .       . 

Am  Blutitutx.     .       .       . 
Duidh  UBgliiÜMAII*       . 

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Di4  BibtbUiefc  d.  prob.  Hetftim&,  ..i^  1839,  «nflUllt 
Cur(  SprtnijeE's  Fer»uch  eitisr  prt^moli'Am  C«- 
schic?»!«   dn-   ^^rznnjtund«.      FoiiMMtzl  von    Dr. 
Burl:ard  £bU.    Sw^im  IMIm  «-«1«  JbfM- 
juitg,  enilwite«nil:   die  OucMchM  der  faofdwctw 
jlraiailninda  vom  JoAr  1800 — 1825. 
Kur««  literarische  ^ncei^aii. 
h'  A.  Gösse,  RiUaim  äa  la  perfe>  ful  d  ng»i 
en  Griiee  en  1827  et  1828,  anOmmt  de*  «im 
nouvettes   siir    la   tnarchs   el    le    Irsitenmt  ^ 
Celle  molddie. 
Q.  Glage,  die  Jn^iwnza  oder  Orippt,   nach  dm.f 

OiwUen  historietj»- paiAoioffüch  onrgutelll.     . 
£.  ^.    Qttilsmann,    die  Enlwii^ahinjtqetdudU« 
der  £rde  nach  tArm  LebeMottem. 


sei  ihr  Blut  Dar  Cyamut  ceti,  die  Wallfiaclif 
Jausj  tbeilt  mit  4eu  Balaoeii  dea  WohipsiU  aitf 
dieseni  mächti)^n  Thiere,  aber  nicbt  zo&iedeo, 
mit  ihm  durch  die  Meere  za  sieben^  schneidet 
er  mit  seinen  vier  scharfen  Kiefern  diß  Haut 
desselben  aof|  um  seine  Säfte  zß  rerzefareii. 
Die  Möwen  verrichten  bei  diesen  Meerinnger 
heuern  ein  ähnliches  Geschäft^  wie  es  der  Bo* 
phagus  and  viele  Vögel  ans  der  Familie  der 
Rabenartigen  bei  dem  Rindvieh  und  anderen 
grofsen  Säugethieren  üben  ^  indem  sie  aus  dcyr 
Haut  derselben  die  Larven  der  Bremsen  ber^ 
vorsuchen,  welche  dort  eingenistet  and  ausge- 
brütet sind.  Bei  den  Wallfischen  siqd  es  die 
Lepaden,  Balaoen^  festsitzende  Borstenfiilsleri 
die  Gyamen  und  Cyinotboeii ,  gleicbfnlsige  'Cra- 
staceen  (Isopoda)^  die  Nymphum  ümd  ryeno- 
gonum^  spinnenartige  Seemilben  (AräcHnides 
acaridi)^  vrelche  die  Jagdlust  der  MB. wen  an- 
locken« Kaum  dafs  eines  jener  mächtigen  Thiere 
seinen  RScken  über  die  Oberfläche  des  Was« 
sers  erbebt,  so  ist  es  auch  schon -von  Vogelii 
bedeckt,  die  auf  seinem  Rücken  vbn  scAden 
Parasiten  ihre  Mahlzeit  halten.  — *  Wunder« 
t)are  Ordnung  der  Natur,  welche,  voiQi  ihren 
grofsten  Maafsstäben  wieder  auf  kleine  Räume 
zurückkehrt  and  den  Wallfisch,  welcheir  sic|i 
in  zweiter  Instanz  von  Infusorien  nährt,'  wie?- 
der  zum  Träger  und  Nährer  kleiner,  eigeothüm- 
llcher  Organismen  macht. 

Als  wahre  Parasiten  der  Fische  sind  die 
Lernäen  (Lernaea)  zu  bezeichnen,  die  sich  an 
die  Kiemen,  Lippen  und  Flossen  der  Ersteren 
nnbeweglicb  ansaugen  und  dort  vermehren« 
Noch  andere  Meerbewohner  sind  mehr  ;nifäUi« 
gen  Feinden  zu  vergleichen,  difi   pi^l  uiiibe- 


dingt  Bat  ein  parasiliscbei  Zebren  an  weit  gro- 
fseren  und  muskelkränigeTea  Geschöpfen  ang»< 
wieien,  nur  bei  Gelegeoheit  ibaen  ibr  Blut 
eotzieheD ,  um  sich  daran  zu  Bätligen.  Fast 
alle  ADuetiden  (Kiogelwüriuer)  sind  ßauber, 
uDd  einige  yoa  ibneo,  ivie  manche  Arten  der 
duich  ihre  Farbauprscbt  autgezeicbnelen  See- 
raupen  (NereiBen)  kriecbea  mit  ihren  borslen- 
formigen  Fürsen  vrobl  auch  auf  gröfseren  Or- 
ganiiraeB  zehrend  umher.  Am  Allgemeinsten 
aber  ist  diese  Lebensart  unter  dea  furgloten 
lUugelwürmern ,  die  nach  dem  Typus  der  Blut- 
egel gebildet  sind,  veib reitet. 

IVicht  bloTs  unsere  Sürswasserarleo,  sou- 
äera  eine  grofse  Zahl  Tertrandter  Tbisre  esu- 
gea  flieh  an  Fische  und  andere  Wasterthiere 
au,  entziehen  ihnen  Blut  und  verlaisen  sie  nur, 
um  zu  Terdaueo.  Aber  das  Fottbestehen  der 
Arten  ist  nicht  an  die  Exiileuz  gtötserer  Ge- 
schöpfe geboudeo.  Die  Brut  verkriecht  sieb  ie 
den  Boden,  einige  leben  im  Wasser,  andere 
iu  der  Lufl,  auf  PSanzeu,  uod  Tvie  es  scheint, 
durchaus  nicht  unbedingt  auf  das  Blutsaugen 
angewiesen.  Nur  ein  GeschUcht,  das  der  Pbyl- 
linen  (Pbjlllne)  scheint  hiervoD  eine  Ausnahme 


—      9      — 

hij  so  nimmt  idie  Zahl  der  auf  Terscbiedene 
'Weise  an  grofseren  Thieren  lebenden  Schma« 
rotzer  beträchtlich  so;  obgleich  es  wohl  nicht 
sweifelbaft  seyn  dürfte,  dafs  auch  die  Fische 
deren  mehr  besitzen^  als  bis  jetzt  bekannt  sind, 
da  ja  diese  Thiere  auch  nicht  weniger  zahl- 
reiche Bingeweidewfirmer  auf  ihren  Kiemen 
nnd  in  ihrlBm  Indern  bergen,  als  die  Land- 
und  Luftgesch(}pfe.  Wir  können  die  Parasiten 
der  letzteiren  in  Terschiedene  Ordnangen^  ah^ 
tbeilen:  , 

1)  Schmarotzer,  welche  frei  beweglich  auf 
grofseren  Thieren  leben  und  zu  ihrer  Forlpflan- 
zung eines  lebenden  Trägers  nicht  bedürfen. 
Es  sind  dieses  in  aller  Beziehung  die  lästigstea 
und  am  schwersten  abzuwehrenden  unter  den 
Plagegeistern  solcher  Art«  Dahin  zählen  wir 
den  Floh^  pulex^  ein  ungeflügeltes  Kerbthier^ 
das  in  zweischaaliger  Scheide  einen  Säugrüssel 
Terbirgt^  der  sich  in  zwei  Spitzen  endet.  Der 
ganze  Schnabel  hat  die  Form  eines  Rüssels  mit 
zwei  Schuppen  an  seiner  Ursprungsstelle^  ein 
seitlich  platter,  schuppiger  Korper  und  Spring- 
füfse  zeichnen  das  Thier  aus.  Die  Lar^e  die- 
ses Thieres  ist  fufslos,  wurmartig,  rauh,  und 
hat  einen  gegabelten  Schwanz.  Sie  verwandelt 
sich  id  eine  unbewegliche,  sechsfülsige ,  yoq 
einem  seidenartigen  Gespinnste  umschlossene 
Nymphe  (Puppe),  und  geht  so  in  den  toIU 
kommenen  Zustaod  über.  Die  Weibchen  le* 
gen  etwa  zwölf  Eier,  aus  denen  die  Larren 
hervorgehet^  die  sich  nach  etwa  zwölf  Tageii 
verpuppen  und  nach  andern  zwölf  Tagen  die 
letzte  Metamorphose  zum  vollkommenen  Thiere 
durchgehen.  Diese  Veränderungen  geschehen 
im  Schmutze  der  Zimmer,  zwischen  Dielen- 
ritzen ^  in  Sägespänen,  überall  wo  eib  gelinder 


—      10     — 

Grad  TOD  Feuchtigkeit  and  Warme  die  Ent- 
wicketuDg  der  Eier  begiinstigt,  und  erst  daa 
-yolltiomiiieDo  Iniekt  iat  auf  räuberische  Angrifie 
gpgen  warmblijlige  Thiere  biugemieaen.  Denn 
(infft  bisweilen,  bei  unreiulicbea  MeDScfaen,  die 
Flöhe  ihre  Eier  unter  die  Nägel  legen  und  dort 
ihre  Larven  ealmickelD,  ist  aur  ein  au&nahui- 
vreiBfiR  PhÜDomeu,  das  nicht  zum  FortbflBtebeD 
der  Art  nolhwendig  ist,  und  mobei  der  Floh 
den  Menschen  eben  nur  wie  einei)  Haufen  Keh- 
richt bebandell. 

Es  gibt  mehrere  Arten  .Flühe.  Der  ge- 
»leiae,  P.  irritans,  iat  bekannt  (^enug,  und  das 
beste  Mittel,  sich  seiner  zu  erwehren,  ist  frei- 
lich eine  vollkuuiineae  Reinlichkeit,  welche 
durch  Zerstörung  der  lirul  den  Feind  io  seiner 
llaupliiiatse  angreift.  Auf  Reisen  indessen, 
namentlich  in  südlichen  Landern,  in  Spanien, 
ilaliea,  Griechenland,  kaon  man  ao  dieses 
ächutzmiltel  nicht  ^ippelliren,  uod  empfiDdüche 
Personen  leiden  unter  solchen  Umständen  oft 
hindeutend,  bei^onders  durch  Störung  der  Nacbl- 
rube.  lUan  empfiehlt  für  solche  Fälle  einige 
I'ilanzen,   deren   Geruch   den   Flöhen    zuwidef 


^       11      r- 

polex  penetrant,  der  seiner  karxereo  Hinter- 
iube  wegen  nicht  hoch  zu  springen  Yermag  und 
sich  gewöhnlich  auf. den  Fiifsen  ansiedelt,  wo 
er  sich  tief  einsaugt ,  seine  Eier  unter  der  Haut 
der  Fufssohlen  und  den  Nägeln  entwickelt,  uod 
durch  Erregung  der  UDerlräglichKjteq  Schmer- 
zen^ und  böser,  erbsengrofser,  in  Geschwüre- 
übergehender  Geschwülste  unter  Begünstigung 
des  heilsen  Klimas  selbst  den  Tod  herbeizu- 
führen yermag«  Pjese  Species  ist  noch  nicht 
genau  als  Floh  bestimmt,  und  ihrer  eben  ge- 
schilderten Lebensart  oach  hat  sie  mit  dem  Flohe 
so  wenig  gemeini  dafs  man -sie  mit  Grund  dep 
Milben  zurechnen  kann.  Da%  Weibchen  trägt 
seine  Eieyr  in  einem  Sacke  unter  dem  Bauche, 
und  eben  das  Wachstbom  dieses  Sackes  bringt 
die  Geschwulst  hervor,  welche  sodann  von  defi 
auskriechenden  Larven  in  ein  offenes  Geschwür 
Terwandelt  wird.  Um  dies  zu  Terbindern)  zia-^ 
hen  die  Neger  in  Surinam  den  Eiersack  vei- 
mittelst  einer  Nadel  aus  der  Gescbwujst  hei« 
vor.  Auch  reibt, man  die  Füfse  put  Taback«- 
blättern,  Tabackssaft  oder  anderen  narkotischen 
und  sciiarfen  Tflanzenstoffen  ein ,  um  die  Thieie 
abzuwehren. 

In  dieselbe  Kategorie  gehören  die  Wanzen, 
Cimex,  eine  zahlreiche  und  nicht  weniger  ei- 
genthümliche  Familie  aus  der  Ordnung  der  halb« 
geflügelten  Kerbthiere,  einer  Ordnung,  welche, 
last  nur  aus  Schmarotzerthieren  von  Thiereq 
und  Pflanzen  bestehend,  die  Scfaildläuse  (Goc- 
cus)  uod  Blattläuse  (Aphis),  sodann  aber  auch 
die  Cicaden  umfafst.  Von  den  Blattläusen  möge 
bemerkt  werden ,  dafs  sie ,  selbst  Scbmarotzer- 
thiere,  auf  ihren  kleinen  Körpern  doch  wie- 
derum parasitische  Geschöpfe  hegen ,  die  ihnen 
sehr  verderblich  sind« 


—     12     — 

Die  Wanzen,  foa  deneo  eioige  Geschlech- 
ter im  "WaSBar,  aadere  auf  dem  Lnude  leben, 
nähren  sich  TermÖge  ihres  Saugrüst^U  von  Säf- 
len  der  PQaoEaD  und  Thiere.  Za  den  von 
Ial2ter«n  lebenden  geboren  tod  Landwnuzea 
die  Maiken vranze  (Ciniex  persunalus  Linn., 
ReduTius  personal.  Fabric),  die  grÜfile  der 
europäischen  Arien,  ein  fliegendes  Insekt,  das 
höchst  einprindliche  Stiche  versetzt,  das  aber, 
wie  man  sagt,  besonders  die  Betlwaozsn  (Ci- 
iiiex  lectulariui)  verfolgt  und  tödlet.  Diese 
letzteren  siad,  gleich  deo  Flühen,  Thiere  von 
ganz  autgeseichneler  and  abweicbeoder  Be- 
scharfeoheil.  Im  llebrigeo  den  Hemipleren  voll- 
släadig  vernandl  and  den  Tbier- und  Pfianzen' 
Wanzen  an  Bau  uad  Charakter  gaoz  äbulich, 
ermangeln  sie  doch  ihre  ganze  Lebenszeit  hio^ 
durch  der  vier  Flügel  oder  Flügeldecken,  vrel- 
che  sonst  allen  übrigen  Ualbflüglern  zukom- 
men. Sie  scheinen  keine  Verwandlung  einzu- 
gehen, und  in  derselben  Gestalt,  in  welcher 
sie  ihre  in  Holz-  und  Mauerrilzen,  io  ^jäthee 
der  Meu  bei 'Überzüge  und  zwischen  den  Polstern 
niedergelegten  Eier  verlassen,  verharren  sie  ihr 
ganzes   Leben    hindurch,    indem    sie    bei   Tage 


—     13     — 

wider,  uod  eine  Mischang  dieses  Oels  mit 
Schwefelsäare^y  ikocb  id  der  durch  die  Selbst« 
erhitzuog  hervorgebrdcbten  Wärme  in  die  R^tcea 
uod  Spalten  gebracht,  tödtet  sie,  oder  bewegt 
sie  zu  eiliger  Flucht.  Auch  scheioeo  sie  sehr 
empfindlich  gegen  Quecksilber  zu  seyn,  und  oa- 
mentlich  in  Spanien  bedient  man  sich  der  mit 
metallischem  Quecksilber  an^füllten  und  durch 
einen  Kork  verstopften  Federkiele  als  eines 
Schutzmittels  gegen  sie. 

lo  den  Nestern  der  Schwalben  hegt  sich 
eine  kleine ,  noch  nicht  hinreichend  beschriebene 
Art  rother  Wanzen,  die  sehr  empfindlich  bei- 
fsen  —  Cimex  hirudinis*  Wenn  man  in  hei« 
fsen  Sommermonaten  ein  Treifses  Tuch  unter 
ein  Schwalbennest  ausbreitet,  kann  man  sie  oft 
zu  Hunderten  sammeln.  Ob  sie  sich  in  den 
Zimmer  auf  die  Dauer  erhalten ,  weifs  ich  nicht ; 
jedenfalls  aber  g^ben  sie  einen  Grund  mehr  ge- 
gen die  Duldung  jener  sonst  so  liebenswiirdi- 
gen  Gäste  an  den  Fenstern  und  Thüren  der 
Wohogemächer  und  Ställe. 

Die  Wanzen  sind  sehr  räuberische  Thiere; 
können  sehr  lange  hungern  und  greifen  sich  im 
Nothfalle  unter  einander  selbst  an.  Die  Bett^ 
wanze  stammt  ursprSoglich  aus  Osüodien ,  und 
war  bis  zum  Jahre  1670  in  Europa  unbekannt. 
Ein  englisches  Schiff  brachte  sie  mit  nach  London 
—  Yon  da  aus  verbreiteten  sie  sich  bald  über 
ganz  Europa.  Die  Schwalben  inogen  die  ihri- 
gen yielleicht  auch  auf  ihren  Wanderungen  nach 
Süden  auflesen« 

Die  zweigeflügelten  Insekten  enthalten 
Thiere^  welche  zwar^  nach  Art  der  Parasiten^ 
von  den  Säften  anderer  lebender  Thiere  sich 
nähren,  aber  doch  ebenfalls  unter  die  oben  an- 


—    1«   — 


1 


gegebene  Ordnung  der  Schniiira^ 
■o  wie  andere,  -welche  ihre  Art 
forlpllnnzen ,  dafs  sie  die  Eutwick 
bea  auf  Kosten  lebender,  !;rörieri 
bedinge!),  »o  vrie  endlich  wahre  I 
gehören  rIio  in  die  gegenwärtige  K 
zum  Theil  die  Mücken,  die  i'lieg« 
■ea,  so  weit  sie  nur  eben  als  voi 
Gäste  za  belracblen  sind.  Die  I 
ren  Saugrüisel  nicht  in  hohem 
hl,  dichtere  Häute  zu  durchstorsei 
darum  auch  weniger  unmittelbar 
voo  Meascbeo  und  lebenden  Tbiei 
een.  Vi«linebr  scheinen  diese  1 
mein  gewisser  TorbereitenderVerd* 
Setzungen  oder  2uricbtangen  zu  bi 
sie  die  Sloife.  welche  Excremea 
sind,  die  faulenilen  und  die  Ton 
Hand  zubereiteten  Speisen  haben 
-Larven  der  Fliegen  leben  nicht  1 
und  Düogerhaufeu ,  wie  die  Mu9 
nnil  Caesar  (blaue  und  grüne)  uad  d 
tliege  (HI.  carnaria)-  unsere  gemeii 
legt  ihre  Eier,  deren  gewühnlicb 
Pl'erdediioger  bildet,  auch  in  die 
Kaopen.  Die  kleinen,  «pringendeo 
Käses  geboren  der  M.  putris  nn,  d 
Ilausfliege  ein  unbequemer  Slör^ 
Zebier  des  Menschen  ist. 


sclj 


Aber  die  zahlreichen  GescU 
Ordnung  sind  nicht  alle  nur  gelege 
silen,  da»  Geschlecht  der  Mücken 
anderer  Blutsauger  nimmt  einen  g 
seiner  Nahrung  als  Rauh  und  par 
Erwerb  von  gröfseren  Thieren.  1 
welche   ihre  Eier    in   atehendeo   \ 


J 


-     15     - 

Entwickelang  bHogeD,  leben  zara  Theil  Tiel* 
leicbt  aasscbliefslich  vom  Blate  der  Säugethiere« 
Ihr  Such,  schon  bei  den  earopäivcfaen  Arten 
(Culex  pipiens,  etercoreus,  pulicens^  Simuliam 
reptans,  macnlat.)  sehr  empfindlich,  wird  bei  den 
Moskitos  der  südlichen  Wald  «^  .und  Wasser- 
regionen,  den  Mariogins  Afrikas  und  Ameri- 
kas^ and  bei  den  Miitkenarten  des  hoben  Nor«, 
dens  zur  quälendsten  Plage.  Man  verwahrt 
sich  gegen  diese  Th|ere  durch  den  Bauch  des 
Feuers ,  durch  das  Reiben  mit  scharfen  Säften, 
besonders  mit  Aufguts  von  Tjaback ,  im  Schlafe 
durch  weite  und  überall  geschlossene  Gardinen 
und  durch  Dunkelheit;  denn  sie  fallen  im  Fia« 
Stern  nicht  an»  Aber  alle  diese  Hilfsmittel  sind 
unzureichend  und  zum  Theil  unanwendbar«  Das 
.Waschen  mit  Seewasser  und  mit  Urin  dient 
als  Hantmittel  gegen  den  brennenden  SchmeriS 
ihrer  Stiche;  wahrscheinlich  sind  kaustische 
Kalien  bei  diesen,  wie  bei  andern  Insekten- 
stichen das  chemisch  gegenwirkende  Mittel  ge« 
gen  den  yielleicht  sauren  Speichel  ihres  Saug- 
rüssels und  die  dadurch  erregte  Entzündung. 

Die  Stechfliegen  (Conops,  Stomoxis  u«s«  w«), 
die  Viehbremsen  (Tabanns),  die  Schnaken  (Ti- 
pnla«  Rhyphns),  das  Geschlecht  Asilus  n»  a. 
geboren  ebenfalls  hieher. 

Ich  erwähne  nur  noch  der  Hymenopteren, 
am  die  Verschiedenheit  zwischen  diesen  Tbie- 
ren  und  den  genannten  Parasiten  anzudeuten. 
Die  Organisation  ihres  ^  mit  Kiefern^  nicht  blofs 
mit  Rudimenten  derselben^  yersebenen.  Mundes 
überbebt  sie  jenes  blofs  parasitenartigen  Sau- 
gens der  niederen  Formationen.  Was  man  ih- 
ren Saugrüssel  nennt,  ist  eine,  von  den  Kie- 
fern umgebene  Zunge.    Der  Stachel  oder  Boh« 


—     16     —     ■ 

rer  and  Legeslathel  aber,  melcber  als  Waff« 
und  dem  Weibcbea  zot  FortpSattEuug  dient, 
trügt  za  ihrer  Nahrung  nichts  bei. 

Die  fleischfreiseadsD  anter  diesen  Inseklea 
sind  wahre  Rauber  oder  Omniroren,  Si<;  tiJd- 
(en  ihre  Beute,  ehe  sie  dieselbe  Teriehrea  oder 
ihren  Lerren  zur  Nahruog  Preis  geben.  Sie 
haben  mit  Tarasiten  durchaus  nichts  gemein. 

2)  Wir  gehen  nun  za  der  zweiten  Art  tdd 
Schmarotze rthieren  über.  Es  sind  diejenigen, 
welche,  obgleich  selbst  frei  beweglich,  zur 
Forlpflanzung  ihrer  Art  gröfserer  lebender  Kör- 
per bedürfen,  und  demgemafs  ihre  ^ier  in  die 
J^Ürper  derselben  legen.  Es  ist  dies  nur  eine 
OJodiiikcitioa  des  allgemeinen  Bedtirfoissea  oder 
uatÜrlichen  Triebes  der  Thiere,  für  die  ange- 
meiseoa  Nehrung  ihrer  Brut  eq  sorgen.  Diese 
Art  Ton  Parasiten  ist  g  lue  hl  ich  er  weise  selten, 
und  ein  entachiedenes  Beispiel  der  Art  findet 
sich  beim'  Menschen  nicht.  Nur  Dipteren  aod 
vielleicht  einige  Acariden  sind  es,  denen  diese 
Gewohnheit  zukommt.  Die  Wiederkäuer  ha- 
ben am  meisten  von  ihr  zu  leiden.  Die  Schlapf- 
wespen,  welche  ihrer  Brut  die  Leiber  leben- 
diger,  oder  die  Leichen  von  erlegten  Raupen     ' 


-    17    — 

karcer  Lebentdani^r*  Ao  Aotebo  grofMD|  ba*- 
rigen  Fliegen  gleichend,  betitseo  sie  dann  wn 
sehr  unTollkommene  nad  unentwickelte  Saog» 
Werkzeuge,  nnd  ee  ist  sweifelbaft,  ob  sie  in 
diesem  Zustande  überhaupt  Nahrung  so  sieh 
nehmen.  Aber  jede  ihrer  Arten  sucm- sich  ein 
Thier  und  einen  bestimmten  Theil  eines  Thia- 
res  auf»  am  darein  ihre^  Bier  su  legen,  ^ 
eich  in^ kurze,  geringelte,  kegelfSrmige ,  fnfi- 
lose,  oft  mit  botstigen  Seidenhaaren  besetzta 
Würmer  verwandeln,  bis  zu  ihrem  Yollendeten 
Wachsthum  das  Thidr  nicht  verlassen,  hierauf 
aber  hervorkriechen ,  zur  Erde  fallen  und  sich 
in  Puppen  ferwiandeln,  aus  denen  die  Fliege 
berrorgebt  Diese  legt  ihre  Eier  entweder  ver^ 
mittelst  eines  Legestachels,  oder  sie  laCst  sie 
auch  nur  auf  die  Haut  der  Thiere  faerabfalleii, 
wo  sie,  vermöge  ihrer  Klebrigkeit,  hängen  J)leii^ 
beo.  Im  ersteren  Falle  bleiben  die  Larven^ 
nachdem  sie  aus  den  Eiern  gekrochen,  an  der 
angewiesenen  Stelle;  ihre  Anwesenheit  erregt 
dort  ein  eiterndes  Geschwür,  dessen  Säfte  ih» 
nen  zur  Nahrung  dienen ;  im  andern  bohren  sich 
die  ausgekrochenen  Larven  unter  die  Haut  bin* 
ein,  oder  kriechen  von  den  Lippen  und  dem 
After  aus  in  den  Magen  oder  den  Darmkanal^ 
oder  werden  durch  die  leckende  Zunge  des 
Thiers  hineingebracht«  Die  Larven,  weichein 
den  ßingeweiden  flehen,  haben  stets  zwei  starkn 
Klauenzangen  am  Munde,  womit  sie  sich  an 
den  Schleimhäuten  des  Verdauungskanals,  aber 
auch  an  denen  der  Nase  befestigen.  -  Sie  drin« 
gen  selbst  in  die  Stirn-  und  Kieferhöhlen  ein 
und  geben  zu  sehr  schlimmen  Zufällen  Veran« 
lassung.  Unter  den  faeryorzuhebenden.  Arten 
ist  der  Oestrus  euui,  der  seine  Eier  Auf  die 
Schultern  und  zwischen  die  Beine  der  Pferde 
Journ.  LXXXynL'B.6.  St.  B 


«.     19     ~ 

lieh  so  Tiele  paraftitbche  GeschSpfe  1 
Die  eierlegeiiden  loftekten,  welche  diese  Ord- 
nung bilden»  sind  schon  dadurch  ron  allen 
wahren  Insekten  wesentlich  re^schieden  |,  dab 
sie  keine  Verwandlungen  eingehen*  Die  Ab* 
theilung,  Ton  welcher  hier  die  Rsde  ist,  be« 
sitzt  keine  Taster  und  ein  siemlich  niedriges, 
unentwickeltes  Athmungssystem  mit  reraweig« 
ten,  aber  nicht  in  Centralknoten  Terlaufenden 
Luftröhren.  Sie  sind  im  Uebrigen  an  Bau  nnf| 
Bntwickeinng  siemlich  verschieden  ron  den 
ihnen  zunächst  stehenden  Ordnungen  der  Lauf* 
spinnen  und  Skorpione;  ihr  Korper  bildet  nur 
eine  Masse  ohne  Ringe  und  sonstige  dentlicba 
Unterscheidungen ,  ihr  Mund  ist  ein  Saugr&ssel, 
ohne  deutliche  KJefern ,  sie  leben  auf  dem  So* 
den  und  niedrigen  Gebaschen »  Ton  wo  ans  sits 
warmblütige  Thiere  und,  wie  angegeben  wird, 
selbst  ScbUdkrSten  anfallen.  — 

Das  Geschlecht  Zacken,  tiqnes,  Ixodes^ 
enthält  viele  Artend  welche  noch  nicht  gehörig 
gesichtet  sind.  I.  ridnns  ist  eine  gelblich* Mut« 
rotbe  Acaride  ^  mit  gestrecktem  Unterleibe  unil 
zwei  freien  Tastern.  Der  eifSrmige,  lederartigd 
KiSrptfr  hat  acht  Füfse,  die  sich  in  Klauen  en«' 
difen«  Der  Säugrüssel  wird  tief  In  die  Haut 
der  befallenen  Thiere  eingesenkt  und  hält  so 
fest,  dafs  man  eher  das  Thier  serreifst,  oder 
einen  Theil  anhaftender  Substanz  mit  henror- 
sieht,  ehe  man  ihn  aus  der  Haut  lost»  Nach 
de  Geer  ist  dieser  iSaugriSssel  zugleich  ein  Eier- 
gang; es  ist  indessen  Thatsache,  dafs  die  Fort« 
Pflanzung  der  Thiere  nicht  nothwendig  auf  pa- 
rasitische Weise  erfolgt« 

Der  Holzbock  findet  sich  häuBg  bei  Men« 
sehen,  welche  sich  viel  in  Wäldsm  aufhalten, 
oder  mit  Rindern ,  Schaafen  und  Runden  ver- 

B  2 


—     20     — 

kehren;  daher  bsi  Jägern,  Hirten  u.dgl.  Er 
iit  in  tnaacheu  Wäldern  so  zu  sagen  endemisch, 
besonders  da ,  iro  dichtes  Untergestrüpp  und 
oiedrifes  Buschwerk  reichlieb  Torbanden  iai. 
Er  lallt  auf  die  Tfaiere  herab  und  sucht  sich 
dann  eine  gelegene  Stelle,  um  eiosokriechea 
und  »ich  festzuiaugen -,  sein  sehr  compressibeler 
Körper  lüFst  ihn  selbst  unter  sehr  flog  anlie- 
gende  Bedeckungen  eiofchlüpfen,  und  so  findet 
man  ihn  zuweilen  auf  den  Zehen,  selbsl  bei 
Personen  f  die  dicht  anliegende  Beschuhnng  und 
Strümpfe  trugen,  so  dafs  man  kaum  begreiri, 
wie  «  hinabgedrungen  ist.  Anftinglich,  wohl 
einige  Stunden  lang,  ehe  er  sich  festgesogen, 
ist  er  leicht  la  entfernen,  indem  man  ihn  ent- 
weder mit  den  Fingern  fafst,  oder  mit  einer 
Nadel  ausgrabt.  Sitzt  er  jedoch  schon  tiefer  ia 
der  Haut,  so  thut  man  am  besten,  ihn  gans 
mit  Oel  oder  Fell  zu  umgeben,  namentlich  am 
Unterleibe,  wo  die  wenigen  Sligoiala  seiner 
Tracheen  befindlich  sind.  Ihn  mit  Blausäure 
zu  tÖdteo,  dürfte  wenigstens  nicht  überall  an- 
weodtiar  nnd  auch  wohl  gefährlicher  sejo,  als, 
die  Sache  verdient.  Wenn  er  nicht  zu  zahl- 
reich ist,  macht  er  wenige  Beschwerden ;  Per^    < 


—     21     — 

beo,  nehmen  dann  mehr  oder  weniger  den 
Charakter  kleiner  Farunkeln  an,  öder  rerwan« 
dein  lieh  an  Stellen,  wo  Viele  Talgdrüsen  ent- 
wickelt sind  |.  in  gans  enorme  Comedonenj  die 
man  dann  l^ht  heransdrSekt«  Ich  habe  der- 
gleichen Ton  Zolllänge  und  im  Durchmesser 
Ton  fast  2  Linien  aus  der  Rttckenhaut  entfernt« 
Die  lederartJge  Bedeckung  bildet  dann  die  ober- 
ste Schicht  der  entarteten  Talgmasse.  Diese 
Zecke  findet  sich  sehr  häiifig  auf  Schaafen, 
welche  in  den  Waldhülnngen  weiden  i  anfdem 
Rindvieh,  den  Hunden,  Hirschen,  Pferden  o« 
8«  w.  Der  Ixodes  reticulatus  oder  die  Ochsen- 
zecke ist  mehr  aschgrau  mit  gestreiften  Seiten, 
und  befallt  Torsugsweise  das  KindWeh«  Beide 
können,  yrenn  sie  zahlreich  sind,  aHeidings 
nachtheilig  auf  die  Ernährung  einwirken.  Die 
Schäfer  suchen  die  Zecken  tou  den  Schaafen 
ab;  ein  verändertes  System  der  Landwirthschaft 
hat  diese  Parasiten  bei  ihnen  seltener  gemacht« 

Den  Zecken  verwandt  sind  dieLeptus^  ein 
anderes  G^eschlccht  von  Erdmilben ,  die  zumeist 
auf  Käferu  und  Laufspinnen  lebeu,  von  denen 
aber  eine  Art,  der  Leptus  autumnalis,  als  kleine 
rothe  milbe  auf  die  Haut  des  Menschen  ein- 
fällt, namentlich  die  Haarwurzeln  aufsucht  und 
hier  ein  unerträgliches  lucken  verursacht« 

4)  Wahre  Parasiten;  Thtere,  welche  an 
der  Oberflache  anderer,  grofserer  Thiere  leben 
und  sich  fortpflanzen,  dergestalt,  dafs  ihre 
Existenz  sowohl  indifidueH  als  spe<^sch  (als 
Art,  Species)  mit  jenen  grSfseren  Geschöpfen 
unmittelbar  zusammenhängt.'  Diese  eigentlichen 
Parasiten  der  Landthiere  tf  nd  ebenfalls  fast  alle 
aus  der  Ordunng  der  Spionenartigen  und  nur 
einige  gehören  den  Dipteren  am 


—     22     — 

Hier  sind  nun  zuersl  die  Laote  tu  d«b. 
Den,  welche,  su  den  milbcnarligeo  ÄraeboideB 
gehörig  uDd  die»  Ordaaog  Hir  sich  allein  bil^ 
dend.  Tun  den  wahreo  Alilbeo  cbarakterislUch 
durch  dte  Anweienhcil  der  Fühthüraer  (&D(e»- 
nae)  anlerachiedeo  sitd.  Sie  all«  sind  wahr* 
Paraiilen,  lebend  und  sieb  fortpflanzend,  a'itbt 
alleiD  überhaupt  auf  gröberen  Thiereo,  die  iIk 
uflD  cur  Nahrung  dienen,  floodern  auf  beatitniu- 
len  Arten  von  Tbieren,  dergeilalt,  dafi  sie 
hierin  den  Entozoen  Tergteichbar  und  in  ilirar 
epecifiichen  Bxiilenz  vun  deto  Bealeben  der 
Thierart  abhängig  »ind,  welcher  sie  angehören. 
Ulan  onlerscheidet  zwei  Geicblechter,  die  Sauge- 
tfaierlaus  (pedicalot)  und  die  VÖgellans  (rici- 
Dus),  TOD  welcbero  letzteren  jedoch  eine  Art 
auf  den  Hunden  lebt  (R,  canii)«  Beides  aiad 
iiDgeflügslie,  sechilüfsige,  an  den  Füfsen  mit 
einer  oder  zwei  Klauen  versehene,  glaltäagiga 
Schmarolzer ,  deren  kurze  Fühlhörner  fiintGtie- 
der  haben,  und  die  entweder  mit  einer  tu  rück - 
ziebbaren  Saugröbre  (pediculus),  oder  mit  ha- 
ke Dföimi  gen  Kiefern  (ricinus)  Tersehen  sind. 
Ihre  Arien  sind  zahlreich;  aufser  den  Menschen-  , 
Jausen   (p.  corporis,   capitis  «nd  pubis)   kennt   i 


—     23     — 

Mr,    flu»   ihren    Eiern   io    ToHendefer   Gettalt 
bervorgebeDdeo  Ttiiere  bleibt  indessen  ein  Phä* 
nomen  Ton  hinreichender  Bedeotnng  für  Fälle, 
welche    ihre    Erzeugung    begünstigen.      Diese 
Läuse  geben    ferner,    nächst  den  Singe  weide- 
Würtnern^  einen  sehr  wichtigen  and  gewifs  ge* 
nauester  Untersuchung  werthen  Grund  für  die 
generatio  aequiroca  ab.    Ich  bin  nicht  der  Bin« 
zf^e,  der  sich  davon  überzeugt  hat,  dafs,  wenn 
man  Yon  zwei  verschiedenen  Species  von  Vö- 
geln die  eine  durch  die  andere  ausbrüten  läfst, 
indem   man ,  wie  es  bei  exotischen  Arten ,  in' 
Vogelhänsern  und   auf  HühnerhiJfen  leicht  ge- 
nug ist,  jede   Gemeinschaft  der  ausgebrüteten 
Jungen    mit   Thieren  ihrer  Art  verhütet,    die 
jungen  Individuen   nicht  die  Läqse-der  brüten- 
den oder   einer  anderen  Art,    sondern  diejeni- 
gen bekommen,    welche  ihrer  Species  ^igen- 
thümlich  sind.    Vielleicht  läuft  dieser  Versuch 
auf  eine   andere  Erklärung  hinaus,  wenigstene 
ist  es  bei  den  weifsblütigen  Thieren  mit  Rück- 
sicht auf  Bienen  und  Ameisen  nicht  ohne  Ana- 
logie,  dafs  Thiere    durch  andere  Nahrung  zw 
anderen  Ent Wickelungen  veranlafst  werdenf,  ond" 
es  entstände  nur  die- Frage,  wie  es  sich  z*  B. 
mit  im  Ofen  ausgebrüteten  Gallinaceen  rerhält. 

Die  Läuse  sterben   immer  bald,  nachdem' 
der  sie    tragende  Organismus    seine  lebetadige» 
Wärme   verloren   bat.     Am  zähesten   ist  noch 
der  Pedicnlns  corporis,   der  zur  grSfsten  Plage- 
der  Lazarethe  wtsrden  kann.    Jedoch  mufs  man 
diese  Laus  nicht  mit  andern,  wahren  Acärided 
verwechseln.     Die  Thiere ,  und  vielleicht  zwei 
Drittheile   der  erdbewohnenden  Menschen  ver- 
zehren bekanntlich  ihre  Läuse  nicht  ohne  Wohl- 
geschmack.    Auch^  hat  man  sie   wohl  in  der 


—     24     — 

Heilkunde  betitiW;  aaf  PfeiTerkiicheD  gekämmt, 
oder  iD  Pilauinea  alt  Fiebermiilel,  gegen  Epi- 
lepsie n.  s.  w,  aogewepdet.  Gegeo  Ischurie  nur- 
den  »e,  iD  die  Hararohre  gebracht,  empfoh- 
lea,  nod  mögen  manchmal  durch  ihiea  Reii 
den  Krampf  gehoben  babeo.  Das  Quecksillier 
Igt  das  touveraine  Miltel  gegen  sie;  in  Laza- 
retheo  bedient  tnan  sich  in  Zeiten  des  Krie- 
ges n.  dgl.  mit  Erfolg  des  glühendheifseD  Bie- 
geleiieoB,  sie  ia  den  rialben  der  Kleider  zn 
vertilgea.  Aber  bei  ihrer  enormen  Termekrung 
sind  die  der  Infection  anigeselzlen  IndividueD 
sieaials  sicher,  sich  ihrer  gänzlich  lu  erweh- 
ren, wenn  sie  nicht  »lels  auf  ihrer  tiut  seya 
können. 

Die  Hühnerläuse  sucht  man  nohl  biswei- 
IsD  durch  eiaeo  AufguFs  *oo  Pfeffer  zn  ver- 
treiben;  doch  iit  es  «beufalla  schwei,  sie  gaux 
abtu  halten. 

Bitweilen,  namenllich  he!  Kindern,  welche 
längere  Zeit  im  Bett  zubringen  müsaea  ued 
dabei  schwitzen ,  oder  doch  stets  eine  feocbta 
Haut  haben,  findet  sich  plötslicb  die  Kopflaun 
in  Menge  ein.     Es  ist  hier  ein«  Generatio  ae>  I 


—     25     — 

ibrer  während   der  *Daner  der  Äbichappungi« 
periode  bicht  Herr  werden  kann« 

Unter  den  wahren  Milben   ist  eine  nicht 
unbeträchtliche  Anzahl  von  Parasiten  za  finden^ 
die   theils  auf  Wirbelthieren ,   zum^  Theil  aber 
auch  auf  wirbellosen  leben«     Das  Astoma  pa« 
rasiticnm    ist    eine  blatrothe  Milbe  mit  sechs 
sehr  kjeinen  FSfsen;   sie  halt  sich  auf  Fliegen 
und  andern  Insekten  anf^    Das  bereits  im  Obi« 
gen  erwähnte  Geschlecht  Leptus  enthält  Arten^  ' 
welche^  wie  der  Leptus  insectorum,  auf  Schnek- 
keo ,   Laufspinnen  u.  dgl.  leben.     Der  Gamasns 
coleoptratoram  bewohnt  Käfer.    Die  den  Holz- 
bocken  nahe   Terwaodte  Caris  vespertilionnm, 
ein  kleines ,  plattrundes  sechifufsiges  Thier  mit 
lederartiger  Hant,  bewohnt  die  Flughaut  der 
Fledermäuse;  der  achtfufsige  Argas  marginatus 
nistet  auf  Tauben;   die  braune  Uropoda  yege« 
tans  stöfst  ihren  fadenartigen  Schwanz  zwischen 
die  Schilder  der  Coleopteren  (Hartfliigler,  Kä« 
fer),  mehr  einer  Pflanze,  als  einem  Thiere  an 
Ansehn     yergleichbar.      Selbst,    die    Blattläoso 
(Aphis) ,  die  doch  eben  auch  nur  Pflanzenschma* 
rotzer  sind,  tragen  parasitische  Milben  auf  iji« 
rem  Körper.     Linni  nennt  den  Acarus  elephan- 
tions,  einen  Schmarotzer  Von  der  Grofse  einer 
Lupinenbohne,  als  Gast  jenes  Landriesen. 

Die  eigentlichen  Acari  Lamark  sind  zwar 
zum  Theii  nur  Parasiten  im  ältesten  Sinne  des 
Wortes,  zehrend  Ton  des  Manschen  Speisen, 
wie  die  Käsemilbe  (A.  Siro) ,  die  Mehlmilbe  n. 
S*  w.,  oder  auch  nur  seine  Häuser  mitbewoh- 
nend,  wie  der  s.  domesticus,  der  Feind. der 
Piaturaliensammlungen  und  der  Cheyletus  eru«- 
ditus,  dem  man  in  jedem  alten  Buche  ()egeg« 
nen  kann }  aber  ein  Theil  Ton  ihneto  hängt  sehr 


—     36     — 

innig  mit  geTvissen  patbotogiicben  Zualäixl^n 
zusamiiieD.  Der  Acarug  ■cabiei  (Sarcoptes  ica- 
biei  Lalr.]  i*t  in  der  jüngMen  Zeit  hinläagticfa 
liennrnchen  vrordeo.  Eine  aDctere  Act  ist  voa 
Linni  als  Acarus  dyteolertae  betchnebea  woc* 
den,  welcher  dieielbe  nach  Rolanders  Beob- 
achluDg  aurgeBlelttbal.  Nachdem  die  lange  too 
den  meisleo  AerztGDVerle'ugDele,  toq  deoJVatur- 
furscliern  kaum  hezwelfeita  Exiiteoz  der*Krat2- 
iiiilbe  endlich  zur  TollkotnmeDateD  Anerkenal- 
nifs  ihrer  Existenz  gelangt  ist,  werden  wir  uns 
keinem  wesendicheo  Vorwurfe  auasetxeD,  auch 
aur  jene  Ruhniiilben  bier  aurinerkaam  gemacht 
zu  biiben.  D»s  Verdieost  der  neueren  ^alur- 
ansrhauung  ist  Tielleicht  eben  so  grofs  in  Ve- 
ber Windung  des  ^elebrlen  Vorurlheils,  als  in 
ZeralÖruDg  dea  ungelehrleo  Aberglaubens  und 
in  Herstellung  jener  Beecheidenheil ,  welche 
nicht  alles  TJngehannle  Foglekh  in  die  Ueiba 
des  NichtTorhandenenTerweist.  So  mögen  wir 
also  an  die  Beohacblungen  von  Bartholin  und 
Unländer  eriiiDern,  von  deocD  der  Lelztere  er- 
z.ihU,  daTs  er  zu  Terschiedenea  Blaleo  you  der 
Kuhr  befallen,  den  Balh  erhalten  habe,  doch 
nachzusehen ,    ob   des    Bartkolmua   Bericfat  yo« 


-»     27     w 

•iflem  Becher  voo  Wachotderhob  eingefunden 
haben,  wonach  aie  also  nn  der  vorigen  Abthei- 
Jung  zu  rechnen  wären.  Qel  und  Wasser  todte« 
ten  sie  niehtp  wohl  aber  starben  sie  Ton  Rha- 
barber nnd  Ton  Branntwein«  — -  Es  ist  schwer- 
lich erlaubt^  an  den  ersähhen  Thatsachen  gan^ 
zu  zweifeln,  man  kann  nur  Irrthiimer  in  der 
Beobachtung  und  den  Scblufsfolgen  annehmen. 
Wenn  der  Schleim  Schleimibiercben  enthält^ 
und  so  riele  Arten  von  fintozoen  in  allen  Tbier- 
geschlechtern :  warum  sollte  er  nicht  auch  Mil« 
ben  enthalten  können?  Diese  Milben  brauchen 
dann  tficht  eben  Ursache  der  Piuhr  zu  seyn,  so 
wenig  als  der  Acarns  scabiei  gradeweg  als  Ur* 
Sache  der  Krätze  erklärt  werden  darf,  sie  brauchen 
sich  auch  nicht  immer  bei  .der  -Ruhr  yorzofin- 
den;  vielleicht  nur  in  gewissen  Epidemieen  u« 
•.  w.  Wenn  aber  Chomet  diesd  Angaben  ganz 
fiir  Träumereien  ansieht  (Dict.  de  med.  art, 
dysentetie) ,  so  kann  es  ihm  gehen,  wie  es  ge- 
genwärtig Mouronval  geschiebt,  der  im  J.  1821 
die  Krätzmilbe  auf  ähnliche  definitive  Art  Ter» 
leugnete« 

Die  Acari  mögen  wohl  auch  den  meisten 
Antheil  an  der  Länsesucht  haben.  Rudolphi^ 
der  hierin  gewifs  die  erste  Stimme  bat,  meint, 
dafs  die  Phthiriasis  gewifs  selten  oder  nie  et- 
was Anderes,  als  eine  durch  ungeheure  Aus* 
breitung  von  Milben  entstandene  Krankheit  war» 
Er  fährt  darüber  mehrere  Fälle  an,  unter  an- 
dern einen  von  Bory  St.  Vincent  beobachteten, 
welcher  ein  fanfzigjähriges  Weib  betraf  mit 
zeckenartigen  Milben,  die  überall,  wo  sich  die 
Frau  kratzte,  zu  Tausenden  hervorkamen.  Bei 
Vögeln  wurde  solche  Milbendyskrasie  vielfältig 
beobachtet,  und  -Dr.  Bremser  hat  einen  Fall 
von  Ueberpflanzung  dieser  Milben  ? on  Tauben 


-1 


auf  ein  kleines  Kioj  bemerkt.  S 
yra»  Herrrtjann  iiher  den  sonst  n 
auf  faulenden  PflanEen  vorkomu 
sus  m^rginatui  sagt,  dafs  er  ihi 
dem  Hirnbalken  eines  Menschen  gel 

Es  fibt  zvreiQüglige  loseLtc 
solche,  die  jenen  an  Oreaniaatio 
welche  ebenfalls  vrahre  Parasilea 
sind  zu  zahlen  die  geflügelten  Hi[ 
Fferdeläuie  (Uippobosca  etjuina, 
mya)  hirundinis,  avicularia,  und 
welche  den  Acariden  zwar  naher 
schon  dndurcb  ausgezeichnet  sind 
wahre  Verwandlung  eingehen;  i 
geflügellen  lUelophagus  oTinus,  1 
■perlilionis  und  biarlicutala.  Dif 
echlecbis  Xenos,  deren  Larven  i 
pen  und  Politten  (f.  gallica,  I 
beo,  und  Stylops  melissae,  der  di 
Körper  der  Bienen  begräbt,  gebi 
gen  Ablheiluog  der  I'araiiten  ta. 

Dies  igt  eine  kurze  genere 
der  auf  ihiertscben  Körpern  haft 
rotzer.  Von  ihnen  zu  den  Enloi 
der  Uebergang  sehr  atlinäbltg-,  e 
zu  merken,  dafs  diese  zu  einer  Ord 
weniger  entwickelten  Organisalii 
dafssie  zum  Theil  ohne  Kopf,  Sir 
und  abgesonderte  Glieder,  weit  1 
reils  mil  Augen  und  Füfsen  ver3< 
zurücksieben  und  in  einer  noch 
Abhängigkeit  von  fremden  Orga 
So  erstreckt  sich  also  die  ßeih 
Thiere  von  diesen  Weichwiin 
l)ts  in  das  Gebiet  der  fische  (io 
myzon)  unter  seht  verscfaiedeDei 


j 


~     29     ~ 

aber  im  A1!g<snieiom  mit  der  Etfenschafti  die 
ErhaUuog  ihrer  eigeoen  Art  deo  belebeoden 
Säften  frejnder  Orgaoisatiooeo  su  danken.  Ue- 
bergäoge  sind  hier  vielfach  yennittelt  durch  die 
Eotozoen  des^Zellgewel^ei ,  die  Filaria,  die  Bla« 
eenwürmer  u.  8.  w»|  so  wie  durch  ^ie  rielea 
Eotozoen,  welche  an  den  Kiemen  und  Gebor- 
organen der  Fische  ihren  Wohnsits  habeif« 
Physiologisch  gesprochen^  kann  man  von  clen 
wahren  Parasiten  und  Entozoen  wohl  anneh« 
men ,  dafs  ihr  Baa  sie  in  einen  graden  Gegen- 
satz der  Verrichtungen  und  Fähigkeiten  gegen 
die  Pflanzen  versetzt.  Diese  sind  bestimmt  und 
vermögend,  sich  die  Verbindungen  des  aoor* 
ganischen  Stoffes  zu  assimiliren,  jene  scheinen 
nicht  einmal  die  Fähigkeit  zu  haben,  ihr  ei- 
genthümliches  Lebensprincip  auf  die  assimilirto 
Substanz  zu  übertragen  ^  sondern  sie  bedürfen 
der  noch  belebten  Materie,  um  sich  zu  restau- 
riren.  Zunächst  an  ihnen  stehen  jene  Räuber 
unter  den  Thieren,  welche  nur  Lebendes  tod- 
ten,  und  so  fuhren  die  Acariden  zu  den  Spin- 
nen, die  Wurmer  zu  gewissen  Cirrhipe^den  u» 
s«  w.  hinüber»  Ueberali  haben  wir  den  Reich- 
thnm  der  Natur  zu  bewundern,  welche  durch 
innigste  Verkettung  der  Lebensbedingungen  ih- 
rer Geschöpfe  die  Existenz  derselben  von  ein- 
ander auf  eine  Art  abhängig  macht,  von  deren 
gegenseitiger  Nothwendigkeit  wir  uns  kaum^eine 
entfernte  Vorstellung  machen  können. 


■::£ 


U. 

IT  e  b  e  r 

den  Begriff  der  Schärfe 


und    seine 

llneniljelirlicJikeit  in  der  Medizia. 

Fragmenl  ans  einer  umfoBsendern  DnteraudiunB  über 

die  Lehro  van  den  Scliärfen;  torgeCngen  io  der  f  Ju- 

fülaad'iclien    medidni^cb  -  cbirurgiieben  GeiellMliaft 

d.  3.   Mäti  1839. 

Dr.  'Edmund    Dann, 

(irakttacbeu  Ante  und  PriTal-DoceBteD  eq  Beitin. 


— .    8t     —     . 

«rfolgeii,  di«  TOti  der  Norm  oft  to  weit  ab^ 
irreo,  daft  sie  nicht  mehr  do|ich  die  naliirlichea 
Kolatorieo  des  Korper«  geschehen  konneo,  son«^ 
dern  daft  für  ihre  EntferDang  gan^  neue  VVege^ 
pathologische  Egeilioosorgatfe«  gebildet  werden 
inüsseo :  eioe  Ansicht ,  die  sich  bei  Gaub  (In- 
siiiutiones  pathologtae  medicioalit  §•  2Q9.)  schon 
ganz  bestimmt  aasgesprochen  findet.  In  beiden 
Fällen  nahm  man  an,  es  könne  aoa  dem  Kor« 
per  nichts  ausgeschieden  werden,  was  nicht  ror* 
her  in  ihm  gewesen  wäre^  und  bildete  so,  im- 
mer weiter  zorückscbliefsend ,  die  Definitionen 
und  Theotieen.  Entfernen,  wir  aber  ans  der 
Definition  der  Schärfe  Alles,  was  nicht  unmift^ 
lelbare  Folgerabg  ans  ^er  sinnlichen  Wahfneh« 
mang  ist,  sondern  sar  ans  za  weit  getriebe- 
nen Consequenzen  und  BrklärangsTersucben  in 
sie  anfgenomnoiea  worden,  so  bleibt  uns  fol^ 
gender  Begriff  übrig:  Sehärfe  ist  eine  fehler^ 
hafte  ^  auf  der  Gegenwart  fremdartiger  Stofff 
in  den  Säften  beruhende  Beschaffenheit  der  letZ'^ 
fem*  Allein  man  wird  hier  nie  zur  Klarheit 
kommen,  so  lange  man  ganz  allgemein  Ton 
Säften  I  flüssigen  Bestandtheilen  des  Korpers» 
redet.  Diese  Säfte  sind  von  zu  verschieden- 
artiger Beschaffenheit  und  Wichtigkeit,  als  dafs 
man  sie  so  als  Einheit  betrachten  dürfte:  na- 
mentlich sind  drei  ganz  wesentlich  von  einan- 
der verschiedene  Klassen  derselben  erkennbar. 

Zuerst  haben  wir  den  allgemeinen  Nah<* 
rungssaft,  das  Blnt»  als  dessen  unterste  unvoll- 
kommene Bildungsstufe  der  Cbylus,  die  Lym*  , 
phe,  zu  betrachten  ist:  beide  nennt  Steinheim 
in  seiner  Humoralpathologie  (1826)  zum  Un- 
terschiede Ton  den  andern  Säften  —  Vrsäfte. 


Aus  ifva  Blute  regenerirt  »icfa  der  gSDze  Kor- 
per, in  seinen  feiten  wie  in  seinen  flÜAsi^vD 
BeslandlbeileD ,  vom  Knochen  bit  zum  IVer- 
venmarke,  vom  Urine  bii  zum  Saamtfn.  Wa* 
■in  Körper  abgenutzt,  verbrancbt,  ausgeführt 
wird,  ersetzt  steh  nicht  uomiltelbar  durch  Ao- 
nahme  dei  Nahrungsatoffea  tob  aufsen  (etwa 
wie  der  Steio),  sondern  niiilelbsr  durch  dsi 
Blut.  Aas  den  Nahrungamiltein  bildet  sieb  eril 
durch  die  Thaligkeit  der  Verdauung  der  Cfay- 
lus,  aus  diesem  durch  die  Atbmuog  das  roll- 
kommene  Blut ,  und  aus  dieser  homogenen 
l'lüssigkeit  erst  gebt  in  jeden  Körpertheil  das- 
jenige über,  was  ihm  gerade  Nolb  (hut.  Na- 
ineDlIicb  gilt  dieses  auch  von  den  Verdauungs- 
or|;anen,  die  sich  gleicbralls  ans  dem  rollkom- 
inenen  Blute,  aber  nJtht  etwa  nnmittelbar  aus 
dem  jpeisebreie,  dem  Cbymns,  regeneiireo. 

Ganz  anders  verhält  sich  die  zweite  Klasse 
der  Säfte,  die  eigenliichea  Secreta,  wie  Milcb, 
Saamen,  VeTdauungBiärie  u.  s.  w.  Sie  slebea 
zum  Blute  Eiemlich  in  demselben  Verhälinitsa 
wie  die  fetten  Theile.  Sie  geben  wie  dieie 
aus  dem  Bluia  hervor,  das  Sekret  wird  gebil- 
det wie  das  Parenchym,  und  der  ganze  UnteN 


—     33     — 

Art  ihr«r  Bildung  i^  gatis  dieselbe,  wie  bei  der 
Torigen  Gattoog,  aber  sie  haben  für  den  Or- 
ganismus keinen  Zwed^  mehr,  oder  doch  nur 
einen  untergeordneten,  negatiren,  sie  sind  Ver- 
brauchtes und  stehen  daher  noch  unter  den  un- 
organisirten  festen  Gebilden  des  Körpers,  der 
Epidermis,  dem  Haare,  dem  Nagel»  mit  denen 
eie  sonst  die  nächste  Verwandtschaft  haben. 

Dieses  YTenige  ist  nur  gesagt  worden,  um 
cu  teigeui  wie  unmöglich  es  ist,  die  Fehler 
der  Ab-  und  Aussonderungen  mit  denen  des 
Blutes  cusammenzufaAen ;  noch  eher  konnte 
man  die  Krankheiten  des  Blutes  und  die  des 
Parenchyms  vereinigen,  denn  letzteres  steht 
doch  offenbar  immer  zwischen  Blut  und  Se- 
oder  Exliret. 

Von  einem  Mischungsfehler  des  Blutes  soll 
demnach  hier  die  Rede  seyn ,  aber  nur  von  ei- 
nem ,  nicht  Ton  allen.  Denn  obgleich  es  ziem- 
lich allgemein  geglaubt  wird,  so  ist  es  doch 
eigentlich  niemals  der  Fall  gewesen,  dafs  maa 
alle  Mischungsfehler  des  Blutes  Schärfen  ge- 
nannt hätte,  und  man  darf  dieses  auch  nicht 
thun,  wenn  man  nicht  alle  Möglichkeit  Ton 
Klarheit  und  Verständigung  ausschliefsen  will. 
£s  gehören  zunächst  nicht  zu  den  Schärfen  alle 
diejenigen  fehlerhaften  Mischungen,  wo  das 
gegenseitige  Verhältnifs  der  nächsten  Bestand- 
theile  des  Blutes,  wie  Wasser,  Faserstoff,  Ei- 
weifs,  Blutroth  u.  s.w.,  anomal  ist,  wo  einer 
dieser  Bestandtheile  in  zu  grofier  oder  zu  ge- 
ringer Menge  yorhanden  ist.  Die  Wässerigkeit, 
die  Venosität  des  Blutes,  sein  Zustand  wäh- 
rend der  EntziioduDg,  in  der  Chlorose,  in  der 
BlansQcht  n.  dgl«  gehören  in  diese  Klasse,  mit- 
hio  nidit  sn  den  Scbürfen«  Dann  giebt  es  noch 
Joua.IJaULflIlr||.i.g|*  -     C. 


^    35     ~ 

schwierig  ist  auf  der  andern  Seite,  die. Art 
oder  die  Arieo  dieses  Qoalitatsfehlers  genau  an- 
sageben  und  zu  beschreiben.  P.  Frank  (Epi- 
tome  de  curand.  hom.  morb.  L«  h  §•  VIII.) 
sagt:  die  einselnen  Flüssigkeiten  des  ivorpei's 
yysind  eigenthämlichen  Veräoderuogen  unterwor- 
fen: obgleich  oian  diese,  bestätigt  wie  sie  sind 
durch  die  tägliche  Beobachtung^  in  keiner  Weise 
defioiren  oder  auf  bestimmte  Arten  der  Schärfe 
zurückführen  darf.''  Dafs  die  ältere  HamoraU' 
pathologie  dieses  that,  und  zWar  in  so  genauer 
und  spitzfindiger  Weise,  ist  gewifs  einer  ihrer 
giofsten  Fehler.  Stieglitzes  Urtheil  darüber  (in 
seinen :  Pathologische  Untersuchungen.  HannoT. 
1832.  8:  Bd.  U.  S.  244  — 46)  ist  so  schön,  dafs 
wir  es  mit  seinen  eigenen  Worten  hersetzen  . 
wollen.  ,^So  yerdanke  ich  der  Erwägung  von 
Kreysig*$  Darstellungen  — -  —  die  Ueberzeu- 
gung ,  dafs  manche  chronische  Krankheiten  her« 
Torbrecben  ,  sich  stets  erneuern  oder  fortdauern, 
weil  der  Blutmasse  Etwas  mitgetheilt  ist  und. 
ihr  iohärirt, wovon  sie  sich  auf  ihren  gewohn« 
liehen  Wegen  nicht  zu  befreien  vermag,  das 
sie  durch  ihre  sonst  so  bewährten  und  kräfti- 
gen Reiniguogsorgane  nicht  ausstofsen  und  til-« 
gen  kann.  Worin  diefs  dem  Blute  Nichtho- 
inogene  und -seine  Beschaffenheit  durch  Zumi- 
schung oder  sonstige  Veränderung  Entstellende 
besteht;  woher  es  seinen  Ursprung  hat;  wel- 
chen Bestandtheilen  des  Blutes  es  sich  zuge- 
jnischt  hat,  und  ob  und  in  wie  weit  diese  selbst 
dadurch  modificirt  werden ;  wodurch  es  verhin- 
dert wird,  durch  die  gewohnlichen  Colatorien 
des  Blutes  anS'  demselben  herauszutreten :  das 
sind  allerdings  sich  aufdringende  Fragen  von 
grofser  Bedeutung«  Besser,  wardiger,  der  wis- 
senschaftlichen Forschung  zusagender  ist  es  aber 


—     36     - 

dach,  anf  kein«  Beanlwortaaf!  licb  clnzulAssen, 
als  ihr  die  erst«,  dÜrfligde  VermulhuDg,  di« 
Mcb  darbietet,  zu  Grunde  zu  legen,  su  lang« 
uo*  Dicbt  nähere  Thattachen  und  feste  Betie- 
bnagen  Anfachlufs  oder  doch  Bchätsbare  Winke 
geben.'*  —  ^  „Das  und  Aehniicbes  begründet 
die  Lehre  Ton  den  Schärfen  dea  Blulei,  der 
Lymphe  U.S.  W.  Gehörig  Terstaadca,  foescbraokt 
und  bescbeideo  becutzi,  bat  ibre  Annahme  vi«! 
für  sich  und  dringt  lich  uoi  mit  onwidertleh- 
lieber  Kraft  cur  Deutung  und  Behandlung  vie- 
ler Krankheitezuatsode  auf.  Man  hüte  sieb  je- 
doch,  solche  Schärfen  naher  zu  beftlimmen  und 
ihren  chemiscben  Charakter  feslKUietzeo.  Ei- 
nen solchen  AuHprnch  darf  man  eich  oho« 
entscheidende  Thaiiacben ,  ohne  Tollstäodigt 
Beweise  nicht  gestalten." 

Diese  Dtinkelheit  und  diese  SchwierigVeii 
der  nähern  BeBliinmung  haben  eiaea  grofsea 
Theil  der  Aerste  vermocht ,  die  Aonabme  too 
Schärfen  gane  von  der  Uand  zu  weisen.  AI- 
lein  sich  in  der  Medizin  nur  auf  tnethemali&cll 
Beweisbares  zu  bescbräokeo ,  wird  vrobl  nie- 
mals möglich  werden,  und  wenigsten»  bei  dem 
jetzigen  Stande  unserer  Kenntnisse  drängen  nU 


—     37     — 

• 

überteheo ,  dafs  teio  Werk ,  da»  Ergeboifs  «inar 
▼ia) jährigen  Brfahniofi  dar  oaoasten  Zeit  (1832) 
augebort.     Hufeiand^s  (io  aeineo  Idaao  aar  Pa- 
tbogeoie.  Jena  1795.  8.  S.  225  --  238  (efahrU) 
eifrige  Vertbeidigaog  dieser  Ansicht  kann,  wenn 
Ton   deatichen  Heroen    d^r  Mediain  die  Rede 
ist,  nicht  übergangen  werden.    In  neuerer  Zeit 
niufs  aber  Kreysig  (in  seinem:  System  dar  prak« 
tiachen  Heilkunde,,  Leipsig  o.  Altenb.  181o.  8.» 
und  in  seiner,    dem   Buche:  „über  die   Ver« 
Bchieimung  von  C  fF.  Himmer'*  Torgedruckten 
„Abhandlung    über    die     gastrische    Methode.** 
Dreid,  1828.  kl.  8.)  als  der  eigentliche  Wieder- 
bersteller   einer  Yerniioftigen ,    begränatan  Ha« 
moralpathologia  in  Deutschland  betrachtet  wer» 
den,  dem  aich  dann  auch  die  ausgeaeichnetstoa 
neuem  Pathologen,  wie  Ph,  C.  Hartmann  (Theo* 
rie  der  Krankheit.    Wien  1823.  8.  S.  136),  C. 
G.  Neumann  (ron  den  Krankheiten  des  Me»- 
achen;  specieller  Theil;  Bd.  IV.  1.  Ai»f^.  Berlin 
1834.  &  S.  23),  K.  W.  SUirM  (aUgemeiae  Pa- 
tbologie.  Leipa.  1838«  &   S.  932)  anschlössen^ 
ygeoheü  auch  die  Untersuchungen  von  JL.  5.  Stein" 
heim  (die  Huisoralpathologieb  Schleswig  182S.'^ 
8.)i  F.  Schnurrer  (allgemeine  Kraokheitslahre^ 
gegründet  auf  die  Erfahrung  oad  die  Fortschiitia 
des  aeunaehateo  Jahrhunderte.  Tabing.  1831.  8. 
S.  (>2  -^71),  C  Aösah  (Untersuchungen  aus  dem 
-Gebiete  der  Heilwissenschaft.    Theii  L  Stuttg. 
1837.  8.  S«  1  — 200>  nicht  übersehen  werden 
dürfen. 

Merkwürdiger  aber  ist  es  noch ,  data  Aelbst 

die  heftigsten  Gdgaer  der  alten  Hamoralpatho- 

.  logie,  ihre  eigentliche»  Ueberwinder,  den  Be- 

giUE  der  Schärfe  nicht  entbehren  konnten.    So 

iai  CuUem  {u  dtmtm  .Anfangsgsände  der  prak- 


—     38     _ 

tischen  ATincikuost;  nach  der  vierten  Aafln^a 
übersersl,  zweiie  Aasgabe.  Leipz.  1739.  4  Bde, 
8.),  der  Schöpfer  der  Nervenpalhologie,  za- 
gleich  der  Eriinder  der  Skrophelachnrie :  denii 
er  in  der  Ertte,  d«r  eine  enlrlie  erwäbnl, 
indem  er  Vod  dertelbon  auch  die  Rhachili*  ab- 
leitet, iurserdein  betrachtet  er  mich  io  der 
aiigflrdfarlea  vierlen  Ausgabe,  ubgleirti  nicht  io 
den  frübero.  eine  Scbart'e  als  die  oacbtte  Ur- 
«acha  des  Zahnwehs  (Bd.  1.  S.  Öl3).  Ja!  et 
führt  sogar  als  die  beiden  Haupturanchen  dei 
Todes  in  anhallenden  Fiebern  die  iibermalMf 
bet'iige  Reaclion  und  ein  „gewisses  Gift"  auf, 
TOD  neicbem  er  sagt:  „Dieses  Gift  ist  ealne- 
der  das  Bliatma  oder  die  Coalagioo,  welcba 
die  entfernle  Ursache  des  Fiebers  gewesen  sind, 
oder  es  kann  auch  dasselho  eins  gemhte  i'aa- 
lichte  Itlaterie  seyo,  welche  wabread  des  Fie- 
bers selbst  erzeugt  worden  ist.  In  beiden  FäU 
len  scfaeint  dieses  Gift  eDlweder  euf  das  Ker- 
-veDsystem ,  oder  auf  die  Masse  des  Blolea  m 
wirken.-  (Bd.I,  S.  141).  Seine  drei  Indikalio- 
nen  bei  Behandlung  anballender  Fieber  laiifei 
deiOKuiolge  auch;  gegen  die  Heftigkeit  der  Ke- 
aclion,  gegen  die  Schwäche  und  gegen  die  Jiei- 
eune  der  Säfte  aar  Fautnif«  zu  Terfahren  (S.  1S3), 


—     39     — 

kräftig  eatgegentritt',  zu  dem  GeiCäDdoiste  ge* 
zwuD^eo,  dab  •  y, gewisse  Krankheiten,  als 
die  Gicht y  das  Podagra,  die  ineisteo  Äusschlä« 
ge  u.  s.  f."  wirklich  SäfleTerderbnisie  begleiteo 
(S.  i38),  wie  deoD  auch  an  andern  Stellen 
(S.  143. 158)  hindurchschimmert,  dafs  er  eher 
die  damaligen  Pefinitionen,  als  die  Sache  selbst 
bekämpft.  Und  Broussais  fExamen  des  döctri« 
nes  m^dicales  et  des  systemes  de  oosologie. 
II  Vol.  Par.  1821.  8  p.  578  —  679),  der  Alles 
.Ton  lokaler  Entzündung ,  von  Srtlich'  Vermehr- 
ter Thätigkeit  der  festen  Theile  herzuleiten 
strebte,  fühlt  sich  doch  bei  dem  Skorbnte  ge- 
drängt, zu  einem  Fehler  der  Ernährung,  zu  ei- 
ner ,^mauraise  compositioo  du  sang'*  seine  Zu« 
flucht  zu  nehmen.,  und  bestimmt  den  Qualitäts- 
fehler sogar  noch  näher,  indem  er  sich  geneigt 
erklärt  zu  glauben,  dafs  der  Fehler  ursprüng- 
lich im  Faserstoffe  hafte« 

Da  solche  Zugeständnisse  sogar  yoq  den 
Stimmführern  der  entgegenstehenden  Ansicht 
«lod  zum  Theil  während  des  Kampfes  selbst 
femacht  wurden,  so  fällt  es  ferner  nicht  auf, 
dafs,  nachdem  die  Hitze  d)BS  Streites  vorüber 
war,' auch  die  so  lange  von  Cuüen  nni  Brown, 
TOD  Pintl  und  Broussais  beherrschten  Praktiker 
Englands  und  Frankreichs,  denen  man  gewifs 
weder  ein  zu  eifriges  Anhängen  an  veralteten 
Theorieen  vorwerfen,  noch  eine  gesunde  Be- 
obachtungsgabe  absprechen  wird,  allmählig  wie- 
der anfingen y  die  pathologischen  Erscheinungen 
so  zu  deuten,  wie  e«  der  von  diesen  verur- 
eachte  Totaleindruck  gebot.  Nach  Edufin  Lee 
(Coup  d'oeuii  sur  les  hopitaux  de  Londres  etc. 
Far.  1837.  8.)  betrachten  die  meisten  englischen 
Praktiker  gegenwärtig  die  typbösen  Fieber  als 


1 


40     —. 


«isontlella  Kraakbeiten,  t 
ner  tou  miaginaiUcheii  uod  eoi 
Uüftsen  berriihrepden  VeräoderoE 
bestehen  «rbeioe.  Auch  die  Fri 
tcD  Dach  demaelbeD  Schriftalellei 
nn  tbe  pnncipal  medicnl  instilul 
Ilaly  aad  Gerinany,  LooiJon  1833 
lerhaflen  Zuglaode  de«  Bliile*  in 
Huts  aut  die  Eoisiefaung  der  F 
halte  schon  Bichat  in  teiner  &d 
jede  a  u  SIC  blie  fall  che  Sulidar  -  i 
Palbolofie  fdr  eiD.tNon-senapa 
klärt,  doch  bedurfte  es  Zeit,  el 
mein  anerkannt  ward.  Beiond« 
in  Deutschland  mit  Recht  so  gc 
hier  gehört  su  werden.  Er  sag 
fnag  seiner  Clinirrue  lu^dicale  {M 
Tb.  I.  S.  5) :  „Es  ' 
«las  ataxo- adynamitchfl 
fe&t«D  Theilen  auszugehn 
anderung  des  Blutes  a 
lao  Stall  geTuDdeo  habeo  und  ei 
lern  Skurbute  hervorbringen  ,  oc 
die  Einrabrung  Terderblicber  St 
wie  Miasmen,  Girie,  faulendei 
gen;  nachdem  diese  Slolla  die  Zu 
de«  ßlutes  loudiücirt  haben,  ge 
Tencenlrum  vergiTlen:  alsdann 
heil  überall ,  wo  es  Blut  und 
und  überall  können  sich  Verl« 
\ielche  nun  eine  nur  sekundan 
Torbnn|ung  der  Symplom«  spie 
sei  Ansicht  macht  er,  sie  sie 
acblungen  neu  unterstützend ,  ti 
düng. 

V^'enn  eine  dem  Anicbeiq| 
gegebene   Idee  plötzlich 


iie  in^dicalB  (eg 
?s  kann  auch| 
mische  l'iebM 
zugehn  ,  als  Q 
es  anerkennst 


1 


—     41     — 

geo  Köpfen  wieder  auflebt  t  wie  bier  gezeigt 
iftt,  fo  mofe  dieses  eioeo  thatsäcblichen  Giruod 
babeo.  Der  Grund  ist  hier  der,  dafs  sich 
eioe  Meoge  K^ankbeitserscbeioaDgeo  ODinoglich 
unter  einem  andera  Gesicbtspankte  geistig  sam- 
meln lassen  I  als  anter  dem  der  Schärfe. 

Zuerst  geboren  bieber  diejenigen  Krank- 
heiten, bei  denen  wir  die  ganae  Masse  des 
Korpers  alterirt  finden ,  die  von  den  Alten  so- 
genannten Morbi  totins  substantiae.  AUentbaU 
ben  sehen  wir  da  Unfabigkeit  su  den  norma« 
len  und  Neigung  zu  anomalen  Xbätigkeiteni 
obne  an  einer  bestimmten  Steife  des  Orgänis« 
mus  eine  wesentliche  Verändf^rnng  zu  entdek- 
iLen,  die  sich  als  das  Primäre,  als  der  Mittel« 
und  Ausgangspunkt  jener  Ersfcbeinungen  unge* 
swungen  betrachten  fiefse.  Es  bleibt  hier  nichts 
übrig,  als  einen  der  allgemein  verbreiteten  Be« 
standlbeile  des  Korpers  krankbiaft  verändert  an« 
Bunebmen.  £s  giebt  nun  zwei  solche  allgegen- 
wärtige Bestandlheilei  Nerv  und  Blut,  und 
leicbt  berubigt  sich  der  orthodoxe  Nervenpatho- 
log  bei  der  Ueberzeognng ,  das  gesammte  Ner- 
vensystem sey  krank.  Allein,  Wenn  diese  Br^ 
klärnng  auch  ebedem  einen  gewissen  Grad  von 
Glaubwürdigkeit  hatte,  wo  man  das  ganze  Ner- 
vensystem als  ein  ziemlich  gleicbmäfsiges  Gan- 
ses,  mit  fast  in  allen  einzelnen  Tbeilen  glsi- 
eben  Kräften  und  Funktionen  betrachtete:  wie 
soll  man.mb  jetzt  daran  genügen  lassen,  wo 
ein  genaues  Studium  gezeigt  bat,  dafs  das  Ner- 
vensystem sebr  verscbiede/ie  Partbieen  umfafst^ 
deren  jede  bestimmte  eigene  Funktionen  be- 
sitzt, welche  d«n  andern  Partbieen  fremd 
sind?  Wir  wissen  jetzt,  dafs,  wie  der  Seh- 
ner?  nicht  zq  hören  vermag,  eben  so  wenig 


—     42     — 

nuch  der  Bewegungsoerv  empCnJet,  dafs  dai 
äyslem  lier  GauglieDoerTeo  gaoc  eigeolhainlj. 
cheo  Gesetzen  gehorcht,  ja!  dafs  die  einzelaea 
Theila  die»«»  Systems  in  jedem  Organe  andere 
VerricbluDgea  haben,  hier  die  Kiasaugang,  dorl 
die  Äbiiinderung  leokep  u.  a,  w. ,  sa  dah  es  fait 
unaiilglirli  erscbeiot,  die  tuQkliuoeo  dereinzel- 
oen  Parlhieen  des  GaoglieDsyslains  vöo  denen 
der  «iazelnea  Orgiioa,  z.  B.  die  Funktiniien  der 
Leberoerveo  von  deueo  des  Lebcrparenchyini 
zn  trennen.  Gaineinachafdiche  Ceotm,  von  de> 
neu  aus  die  eiazelneD  Zneij;e  bestimint  nter- 
dea  können,  bähen  nur  die  Sinnes-  und  Be- 
wegungsnerven ,  nicht  aber  die  organiscbeo, 
und  wenn  yerincigs  der  natiirlicb««  Verwandi- 
Rchaft  zvtischen  allen  Theilen  des  Fiervensy- 
Elems  dieses  in  seiner  Gesainmlheit  erkmnlien 
soll,  so  kann  dieses  nur  sehr  allmbblig  im  Ver- 
laufe der  Zeit  geschehen,  wie  wir  das  in  ehrt» 
niacheo  Nerveokrankheilea,  z.  B,  in  der  Lah- 
lUDog,  welcher  aliiaablig  Abmagernng  und  ao- 
dere  Siruklurfebtsr  folgen ,  bemerken,  Soll 
dagegen  gleichzeitig  das  ganze  System  erkran- 
ken, so  icufs  es  gleicheeilig  an  sehr  larschie- 
denen  Stellen  des  Korpsrs  angegriffeD  wsrdea. 

Klirr.,     da«    nana»    Nffrvnnavclom    kann    n!rh>   ■!> 


—     43     ~. 

Stellen  des  Körpers  aasgebeocle  AfTektioDeii 
darxuftelleD  etreble.  Diefs  ist  ferner  ein  Haupt- 
graod,  weshalb  fast  za  allen  Zeiten  bösartige 
und  Aasschlagsfieber,  wegen  des  dabei  uorer- 
keoobaren  allgemeinen  Leidens  des  Gesammt- 
organisinus,  von  Säftefehlern  abgeleitet  wnr^ 
deo.  Hiebei  kommt  aber  noch  ein  anderes  Mo* 
mebt  hinzu,  welches  zunächst  zu  besprechen 
ist:  die  qaalitatiy  abnormen  Sekretionen. 

Diese  bilden  die  zweite  Reihe  Ton  Krank- 
heitserscheinungen ,  deren  verständige  Erklärung 
ohne   Annahme  Ton  fremdartigen  Bestandthei- 
len   im  Blute   unmöglich  wird.     Zwar  conkuiv 
riren  bei  der  Sekretion   wie  bei  jeder  Produk- 
tion  zwei  Momente:    das    rohe  Material,  das 
Blut|   und  die  Bearbeitung,  die  Tbätigkeil  des 
Sekretionsorganes.      Daraus   folgt   aber  keines- 
wegs, dafs  man  hier  Alles  Ton  den  Fehlern  des 
Organes  ableiten   müsse,  sondern  nur  so  viel, 
dafs  jede  Erklärungsweise  einseilig  und  falsch 
sey ,   bei  welcher  nicht  beiden  genannten  Mo- 
menten  die   angemessene   Erwägung  zu   Theil 
wird.     Nun  sehen  wir  aber  nicht  selten  in  den 
gewöhnlichen    Ab-  und  Äussonderungsfliissig- 
keiten  die   auffallendsten  qualitatiren  Verände- 
rungen^   ohne    dafs   die  sorgfältigste  Unteren^ 
chung  des  vielleicht  gar  zu  Tage  liegenden  ab- 
sondernden Organes^  wie  z.  B«  Haut  oder  Va- 
ginalscbleimbaut,  irgend  einen  genHgenden  Grund 
dafür  entdecken   liefse,   indem  es   sich  weder 
bedeutend    enlsündet,     noch    erschlafft ,    noch 
sonst   in   seiner  Struktur   wesentlich   verändert 
zeigt,   auch  sein  Mervenleben  nicht  iäglich  be- 
schuldigt werden   kann.     Denn  nervöse  Altera- 
tionen einzelner  Theile  pflegen   nie  anhaltend. 


_      44     — 

■ondern  nnr  kurze  Zeit,  oder  doch  vislfaeh 
wecluplnd  uod  pautiread,  tu  wirken,  witbreod 
(eoa  Ahsonderungifebler  DIudhIo  uud  Jahre,  jaj 
laliens länglich  ohoe  wefi«alliche  Veräoderuag 
lorldauern.  Uod  Irolz  dem,  daTs  das  Abaon- 
(lerungnorgan  au  Taue  liegt,  uud  inilhia  di« 
unniitleliiare  Applikaliun  voo  Sledikatoenten  g«- 
«laliel,  «o  wirbeo  in  diesen  PalleD  die  saa*t  lo 
krafligen  örlticben  Mittel  entweder  gar  oicbt*, 
oder  sie  unterdrücken  zwar  das  Ürlliclie  Lei- 
den,  es  erkmokl  aber  dal'dr  ein  anderes,  oft 
wicbli^ercs  Organ  auf  eine  Weise,  waicbe  sich 
weder  durch  Vollsafligkeit  erklären  ,  noch  durch 
ein  dieser  entgegengesetztes  Verfabrea  verbü- 
lea  oder  beseitigen  laM.  Hart(iacki,(e  Scbleiin- 
llüssK  der  Mallerscheide  bieten  aile  diese  £r> 
scbeinungen  am  häufjgsten  dar.  Es  bleibt  zu 
deren  Deutung  nichts  übrig,  alt  aazuiiehmeD, 
dafs  die  lilutmasse  anomale  Stoffe  enthalte,  for 
welche  das  erkrankte  Organ  die  lelativ  beMe 
Egesiion  gestalte. 

Viotb  deulticher  tritt  dieses  Verballnirs  her- 
vor, wu  nicht  blofs  gewohale  Se-  und  Es- 
fcretione»  sich  verändern,  sondern  ganx  oen* 
Aussonderungen,  wie  Geschwüre  und  Aossebtä' 


—     45      — 

liinh  aof  sie?  warum  hätte  ihr«  gewalUame  ort« 
liehe  UoterdriickaDg  (z.  B.  bei  alfeo  Pub^w 
sch^vSren)  eh  oft  gefahrliche  Folgen  ?  Das  im 
KBrper  zarnckgehälteoe  QaaDtam  aa  Materie 
oder  Tbätigkek  kann  jdiefe^  Mieht  bewirken; 
denn  ein  solchee  läfet  eich  leicht  entfernen ; 
es  mufs  demniich  ein  Qnal«,  ein  Fremdarti- 
geSy  Torbanden  sejn,  das  auf  gewöhn  liebem 
Wege  nicht  sa  eliioiiniren  ist^^  und  sich  da« 
her  eigene  Egestioniorgane  schafft,  deren  Ver« 
stcpfung  nun  balürlich  das  Uebel  ärger  macht; 
Daher  hat  man  sa  allen  Z^iren,  wenn  unter* 
drückte  anomale  Ausleerungen  ihre  schädli- 
chen Wirknugeti  äufserten,  sich  nicht  danut 
begnügt,  überhaupt  im  Allgemeinen  die  Autf* 
leerungen  zu  Termehren,  sondern  si^  stets 
bemüht,  die  alte  besondere  Egestion  wieder 
herzustellen,  und  z«  B«  Spanisch  -  Fliegenpfla-* 
ster  nicht  hier  oder  dort,  sondern  gerade  auf 
die  Stelle  des  ebematigea  alten  Fuftgeschwii« 
res  gelegt»  weil  man  sich  gedrungen  fühlte, 
an  dieser  Stelle  schon  eine  Anlage  zu  der  spe» 
cifiichen  Ausleerung  yorauszusetzen«  Weno 
nun  gar  solche  abnorme  Egestionsorgane  sich 
in  ganz  verschiedenen  Geweben  bilden,  in 
der  Cutis,  in  der  Schleimhaut,  in  den  I)ra« 
sen ,  in  den  Knochen  Ut-  s.  w. ,  wie  bei  Skro* 
pheln,  Syphilis  a.  s.  w«i  so  mufs  man  ent- 
ifveder  annehmen,  dafs  ganz  rerschiedeoe  Or« 
gane  primär  gleiche  Functionen  erhalten,  was 
doch  gewifs  sehr  unphysiologisch  ist,  oder  man 
mufs  zugestehen«  dafs  in  der  Blotmasse  etwas 
Fremdartiges,  für  die  nalürlicfaen  Egesiioneii 
nicht  Berechnetes  drkolire^  tivelcbem  die  ver- 
schiedenen Organe^ einen  mehr  oder  Weniger 
modificirenden.  Durchgang  gewähren. 


—     47     — 

diguog   to    oft    das    Leb6o    des    KrankeD  ab- 
bäogt.  « 

'VV^esentlibb  allgemeine  Krankheiten  und 
die  Erftcheinung  von  specifischen  AfiergebiU 
den,  in  fliisftiger  wie  in  ^fester 'Form,  müssen 
demnach  ootb wendig  anf  qualitative  Blulfeh- 
1er  zurückgefBbrt  werden;  und  noch  manche 
andere  Symptome  können  aus  dieser  Quelle^ 
fliefsen,  gehören  jedoch  nicht  an  diesen  Ort. 


.■ ; «  ►. 


—     49     — 

tat  gelegenen  ^-  Amalienbade  so  LaDgenbriickeii 
entferAt,  und  ist  in  Folge  nach  nUbem  Waaser 
YorgenommeneaBohrTersuchen  znfällig  entdeckt 
worden.  Den  Bewohnern  der  dortigen  Gegend 
zwar  schon  lange  bekannt,  warde^sio  jedoch, 
Seitens  des  medicinitchen  Publikuxnt,  bisher 
stiefoiSUerlich  behandelt ,  qnd  erst  im  Jahre  1824. 
erhielten  wir  davon  durch  Saher  eine  pbysika« 
lisch -chemische  Beschreibung^).  Von  diesem 
Jahre  an  hatte  der  jetzige  Besitzer ,  A,  Buch». 
mülterj  in  Gemeinschaft  mit  dem  EigentbUmef 
des  erwähnten  Amalienbades ,  nach  vorher  er« 
langter  Genehmigung  der  Grofsherzoglich  Ba« 
den'schen  Sanitäts  -  Commbsion ,  vorläufig  did 
Verstndung  dieses  Wassers  unternommen,  bi^ 
zum  Jahre  1835 ,  wo,  nach  Trennung  der  As« 
sociantebi  j?iic/iiiiuZ7€r  eine  Art  Bade^-AnsiäU 
in  seinem  nahe^  YTohnhause  errichtete  und  das 
lYassez  nun  auf  eigene  Rechnung  versandte« 

Unsere  Quelle  entspringt  vor  der  soge- 
oannten  Buchmüble  zd  IVlingolsheim  aus  einer 
Tiefe  von  90^  und  füllt  einen  20'  tief  ge- 
mauerten, mit  Bohlen  belegten  Schacht  an* 
Auf  einigen  Treppenstufen  gelangt  man  zum 
Boden  des,  die  Quelle  echützenden  und  mit 
einem  Dacha  versehenen  Brunnenhänschens,  wo- 
selbst mittelst  einer  in  den  Schacht  gesenkieil 
Säugpumpe  das  Wasser  zu  Tage  gefordert  wird. 

Dieses^  frisch  untersucht,  ist  durchsichtig, 
bell  und  perleod ;  es  schmeckt  uod  riecht  seht 
älärk  nach  Schwefelwasserstoffgas,  bewirkt, 
schnell  getrunken ,  unter  einem  eigenthümlichea 
iPrickeln  in  der  Nase,  Aufstofsen  von  -Kohlen- 
%äure,  während  es  zugleich,  besonders  beilän- 

"*)  Qeiger'8  Magazin  etc.  Bd.  XIV.  S^  126. 

3oarn.  I^XXXVIII.  B.  5.  SU  D 


—     50     — 

|«nin  TOTwellcti  in  der  MnndboliTe,  etsi; 
Stechen  auf  der  Zunge,  so  wie  einen  et« 
talsigen  Gescbmack  veniTBacbt.  Einige  Sli 
den  nnbedeckt  der  Loft  anigesetet,  wird  d. 
eelbe  trübe  und  acbmeckt  dann  fade.  Sc 
Temperatur  fand  ich  an  der  Oberflächa  1 
+  18°  R.  der  AlmoaphSre  s=  9,5°  R.,  Salter 
dagegen  5,4«  R.,  und  Bolley  **)  12,5°  C. 
(=10"  R.);  da»  BpeciGscbe  Gewicht  deiiell 
beingt  nach  Satzer  ifiOlb  ,  nach  £o//^  l,Ol 
la  10  Uaaen  Waiwi  aiod  enthalten : 


Nach  StOstr: 


lUch  BotUti 


» Natron      I^ 


ScbmfeUuirMNatroa.  I,U 
Chlmaatriaiii.  .  .  0,77 
Eobleanaro  BJUererde.  0,16 
KoblentureKiltflrde.  0,67 
fMuanre  Kdkwde.  0,06 
Scbwcfidban.  .  .  0,10 
Thonetda.  .  .  ■  0-8* 
fi,9a 


.        .       3, 
1, 

.       0. 

.       0, 

.        .       0; 

*.        "       0. 

~     5i     — 

Befitaocllheile  itt,  und  es  eioiga  Aehoticbk«!t 
(selbst  hinsichtlich  seiner  physischeo  flferkmale) 
theils  mit  Weilbach  ond  Doli,  theils  tnit  Naoo- 
dorf|  Eilten,  Kreuth,  Ludwigsbsd  u.d.in.  ha- 
•itzf.  Eine  nahe  Verwandtschaft  mit  dam  nicht 
fernen  Längenbriickener  Schwafelwasser  ist  ja« 
doch  nicht  zo  rerkennen^  welches  dieselbeii, 
aber  in  einem  niedern  Grade  wahrnehmbaren, 
physischen  Eigenschaften  zeigt ,  ond  bei  der. 
chemischen  Analyse  (der  Trinfcquelle)  nach  Gei" 
ger  ^)  in  16  Unzen'  folgende  oestandtheile  lie« 
ferte: 

Kohlensaures  Natron.     .        •        •       •  O^OOOGran, 

Scbwefelsaores  Natron«          •       •        •  O^lflO  — 

Salzsäure  Bittererde  mit  etwas  safisanr.  Natroe.  OfldO  -a^ 

Kohlentaare  Bitlererde«         •       •        •  0,647  — . 

Kohlensaure  Kalkerde.           •      •  •        •  2,260  — 

Schwefelsaaren  Kalk.       ....  0,108  » 

Kieselerde 0,170  — 

Kohlensaares  Bisenozydul.     .        .        •  «  0,053  — 

Schwefelbarz.         •••>••  0^56  •«- 

Rxtraktiystoff.        .        .        •        .        •  0,260  — 

?3r'1  •  •  •  •  •  W-. 

Schwefelsaares  Kall.      .        •       .        .       O.OSO-  — 
Scbwelelsaare  Bhtererde.       •       .       .       0/>17    — 

4,200  Gran. 
Kohlensaures  Gas.  •  •  .  .  2,500  K.  Z. 
Schwefelwasserstofigas.  •  •       0,250    ^-- 

Slickgas.        ...        .       ■.        .        0,625    — 

d,S75  K*Z» 

Die  Hugalkalte,  welche  vom  Fafse  *i0% 
sogenannten  Letze -Berges  wellenförmig  in  süd- 
licher Richtung^  längs  der  nach  Carlsruhe  fäh- 
renden Landsirafse  rerläuft,  gegen  Langen- 
brncken  hin  allmählig  abfällt  ood  bis  Ubstadt 
sich   ausdehnt,    besteht    an   ihrem    westlichen 

*)  Dessen  Magazin.  Bd.  XII.  S.  37  a.  f. 

D2 


—     62      — 

Saum«  an*  Lias,  ^lingolBheioi  und  Laoiea- 
biück«ii  liegen  ao  der  Grenze  dieser  Liaiabla« 
geiung,  enteres  nö^dUc^  undböber,  der  Bade- 
ort  Laogenb rücken  in  einer  von  kablen  Bergen 
begrenzten  Tiefebene,  deren  grölaler  Abfall  licli 
gegen  Westen  (nach  dem  ßbeintbale  hin)  nea-  I 
det ,  vf äbrend  südlich  vrieder  sanfle  Äub(5h«a 
Bich  «rheben.  Die  Scbwefelmäsger  beider  Orle 
entquellen  der  Liasformadon  uad  tcheinen  eioen 
gemeimchaft liehen  Heerd  eu  besilzeo.  Aus  wel- 
chem Glied«  dieser  Gruppe  sie  indessen  ent- 
springeo ,  ist  mit  Ge^Ti^sheit  nicht  ancugeban; 
doch  icheint  es  hier,  tvie  zu  Boll ,  vorzog»- 
weise  der  mit  dem  Lias- Kalke  nechssllaeerndc  i 
Liaa-Schiefer  za  seyn,  vrelcber  die  Bildueg 
diese!  Wassers  bedingt.  Als  man  bei  Minzöls- 
beim  den  Bohrer  oiedertrieb,  durchiank  der- 
selbe ein  18'  mächtiges  Lager  Lias-Schiefer, 
hierauf  folgte  fesler  Lias-Kalk  in  einer,  wahr- 
scheinlich mit  aebr  biluminösen  Schielern  altec' 
nirendea  Mächtigkeit  von  72',  nach  deren  Durch- 
bohrung das  Gestänge  eine  Hoble  erreicht  ha- 
ben soll,  welche  sich  als  das  grofse  IteserToir 
für  jenes  Wasser  darstellte,  da  dasselbe  nacti 
AnbohruDg  der  Hoble  alsbald  hervorquoll  *]- 
In    l.nnEBnhriicksn   verhinlt  sich  da«  R(>b(>IIbI  M 


—     53     — 

arbeitaog  der  Bohnregister  an  letstarm  Ofle^  im 
Vergleiche  isu  BCogoliheim ,  woraae  die  Lage-« 
ruogSTerhäUnitee  der  erwähnteo  Gebirgsart  sich 
oDzweifelhaft  beraosstellen ;  id  Erwägung  ferner, 
dafs  es  wahrscheinlich  sey,  dafs  die  Formation, 
iD  einer  so  geringen  Entfernung  beider  Ort^  you 
einander,  dieselbe  sey,  oder  wohl  höchst  nn- 
bedeutend  in  ihren  Gliedern  Ton  einander  ab« 
weichen  werde,  daher  hier  sowohl  als  dort 
ein  minder  mächtiges  Lager  Lias- Kalk  wieder-  ^ 
um  init  Schiefern  grofserer  Alachtigkeit  wech- 
sellagern magi  —  das  Schwefelwasier  den  tie« 
fer  gelegenen,  sehr  bituminösen  Lias  -  Schiefern 
entquelle  y  da  erstlich  ein  Bobrversuch  auf  sii- 
fses  Wasser  schon  nach  einigen  Schuhen  Tiefe 
zum  Zweck  führte,  und  sweitens  diephysika« 
lisch*  chemische  Zusammensetzung  der  Lias« 
Schiefer  eher  für  die  Erzeugung  dieser  Wässer 
spricht^  als  die  Beschaffenheit  des  Lias- ÜTa/A:««. 
Ohne .  mich  auf  Erörterung  vieler,  diesen  Ge- 
genstaDd  betreffender,  bypolhetischer  Ansichten 
eiazniassep,  scheint  es  mir  sehr  nahe  zu  lie- 
gen ,  die  Bildung  des  in  Rede  stehenden  Schwe- 
fel was^ers  einer  chemischen  Zersetzung  oder 
Auflösung  (dissolutio)  der  den  Lias -Schiefer 
constrnirenden  Grundstoffe  zuzuschreiben,  wie 
solches  zuaächst  aus  der  geognostischen  und 
chemischen  Znsammeusetzung  dieser  t*elsart  ge* 
schlössen  werden  kann.  Dieselbe  nämlich  Ton 
einer  rauchgrauen,  scwärzlich -  blauen ,  bis  bei- 
nahe schwarzen  Farbe,  fnhit  sich  sjtets  feucht 
an,  ist  abfärbend,^  entwickelt  beim  Zerschlagen 
einen  eigenen  hepatisch  -  harzigen  Geruch^  wel- 
cher Yon  dem  in  grofser  Menge  darin  enthal- 
tenen Erdharze  herrührt^  das,  bei  einem  aber-* 
schiissigen  Gehalte,  sich  sogar  tropfenweise  in 
kleinen  Höhlungen  ausscheidet,  und  Teranla£st, 


—     55     — 

hauptet,  Terinöge  ihres  relatiteD  Alters ,  ihre 
Stelle  über  Keuper  and  Muschelkalk,  als  ältere 
Glieder  des,  die  nächste  Umgebang  bildenden 
Flötzgebirges.  Obschon  grolsentheils  Ton  kei- 
ner bedeutenden  Mächtigkeil,  so  gewinnt  diese 
doch,  namentlich  bei  der  obern  Lage,  den 
Schiefern.,  an  einigen  Orten  l20^  Die  Schie- 
fer haben  in  der  Regel  einen  Fall  von  7  —  9^ 
(wie  namentlich' bei  Mingolsheim  und  Langen- 
brücken)  y  fallen  jedoch  auch  mit  70  — 90°  ein. 
Unsre  Lias  -  Ablagerung  repräsentirt  sich  endlich 
gleichsam  muldenförmig,  umgeben  theils  toq 
den  erwähnten  Gebirgsmassen ,  oder  diesen  an- 
gelagert, theils  von  den  AlluTionen  der  Rhein* 
ebene  bedeckt.  Sie  liegt  relati?  höher ,  da  sie 
von  den  nachbarlichen  Flotsgebilden  an  den- 
jenigen Stellen  unbedeckt  bleibt,  wo,  in  klei- 
ner Entfernung,  viele  Schwefelquellen  za  Tage 
kommen,  wie  namentlich  zu  Oesiringen,  Min- 
golsheim, Langenbrücken  und  Zeuttern,  und 
woTon  Langenbriicken  am  tiefsten,  Oestringen 
am  höchsten  und  Mingolsheim  zwischen  beiden 
gelegen  ist. 

Ans  diesem  Vortrage  läfst  sich  nun  die, 
wiewohl  als  allgemein  *)  zu  betrachtende  Theo- 
rie der  Mineral  Wasserbildung,  durch  Auflosung 
oder  Auslaugung,  und  durch  eine  eigenthüm- 
liehe«  vermöge  gegenseitiger  Reaktion  gewiS'» 
ser  Bestandtheile  der  Lias -Schiefer,  entstan* 
dene  Zersetzung,  auch  bei  den  in  Rede  stehen- 
den Schwefel  wässern  annehmen ,  und  wie  folgt 
erklären :  die  aus  der  Atmosphäre  sich ,  in  ei* 
ner  beinahe  Yollkommen  chemischen  Reinheit, 
niederschlagenden  wäfsrigen  Stofle  (oder  herab« 

*)   Osann ,  physikalisch- med ic.   DarsteUnng  der  HeH- 

quellen  etc.  Berlin  1829.  B.  I.  S.  170 Fr.  Boff- 

mann,  binterbisciie  Werke.  Berlin  1837.  B.l.  S.484. 


—      66      —     , 

fnllenden  Meteornaiier)  berühreii  ntcbt  alleia 
die  ErdoberSäcb«,  fiondero  driogeii  Tieltneht 
in  das  Innere  der  Erd*  zu  oft  bedeatenden  Tie- 
fen ein.  Sie  TerCoIgen  auf  dieiein  Wege  am 
iiebslen  Klüfte,  HühluDgeo,  Spalten,  Rii»e  und 
Scbichleo  der  GesteiDmaasen ,  die  aie  näbreoil 
ihres  EiodtingenB  anlrafen.  In  ibrer  Foitbe- 
TveguDg  begegnen  sie  indessea  Slo0ei),  womit 
■ie  in  Wecbsetnirkung  fielen,  zu  denen  sie  lich 
Bovrohl  all  ein  einfaches  MenairuuDi  Terbatten, 
als  sie  anch  mitteUt  chemischer  TV ablreiTrandt' 
ecliaften  neue  Verbindungen  veraalasieo  kt;D- 
nen,  die  Produkte  dieser  Wechselwirkpng  aber 
immer  in  sieb  auroebmeD  und  so  in  einer  aeuen 
Form,  als  Mineralwasser,  ein  mit  mioBrali- 
Bcben  Substanzen  imprägnirt es  Wasser,  bald  im 
Schoofse  der  Erde  längere  Zeil  rerbarreo,  bald 
an  einem,  ihrem  Heerde  nähern  oder  entfern- 
lern  Punkts  ron  selbst  zu  Tage  kommen,  oder 
durch  KuDstzu  Tage  getürderl  nerden,  je  nach- 
dem  es  die  geogoostische  oder  topographischs 
Lage  Kuliefs  oder  Terhindeile.  Diefs  auf  unsr« 
Mineralwasser  ioihesondera  angenendet,  ho  ii( 
es  eine  bekannte  und  noch  neulieb  durch  Hof' 
mann^)  besiäligie  Tbalsache,  dafa  Damenilich 
bitumenreicbe  Schiefer  einer  Zersetzung  so  leicbt 


—     57     — 

Wasser  übergetretenen  Kohlensäure,  zanäcbst 
Schwefelkalk,  der  durch  die  zerlegende  Wir« 
knng  der  Kohlensäure  and  des  Bitumens  aber 
wieder  auf  seine  nächsten  Bestandtheile  redn«^ 
cirt  wird,  während  dabei  ein  Theil  des  Was- 
sers selbst  sich  cersetst  und  so  Scbwefelwas* 
serstoffgas  trceogt,  welches  theils  frei  wird^ 
theüs  sich  mit  den  noch  übrig  gebliebenen  Was- 
sertbeilcben  yerbindet.     Bei  diesem  Trennungs- 

Srocesse  treten  auch  noch  die  Eisenkiese  hinzu, 
ie  sich,  unter  Entbindung  von  Hydröthion- 
säure  und  Wärme  zersetzen;  die  Kali-^  Na- 
tron- und  Bittererde -Salze  der  Schiefer  wirk- 
ten yielleicht  bei  dem  Zersetzungsprozesse  theil- 
weise  mit ,  oder  losten  sich  in  dem  überschas- 
eigen  Wasserquantum  geradezu  auf,  und  es 
entsteht  endlica  so  ein  Mineralwasser,  wobei 
die  chemische  Analyse  die  Eingangs  erwähoteo 
Bestandtheile  nachwies«  Das  nun  auf  die  an- 
gegebene Weise  gebildete  Schwefelwasser  senkt 
sich,  nach  bekannten  Gesetzen,  immer  tiefer, 
bis  es  eine  Stelle  erreicht,  wo  demselben 
durch  undurchdringliche  Felsmassen  ein  Wider- 
stand dargeboten  wird.  Hier  sammelt  es  sich 
'  in  Hohlen  (Reserroirs)  an  ,  um  ron  da  aus  ent- 
weder einen  natürlichen  Ausweg  nach  der  Erd- 
oberfläche zu  finden  (Quelle),  oder  um  mittelst 
Anbohrung  seiner  Zisterne  einen  Ausflufs  künst- 
lich zu  erhalten  (Brunnen).  Dafs  aber  derartige 
Höhlen  in  der  Liasformation  wirklich  vorkom- 
men, haben  wir  oben,  bei  der  geschichtUcben 
Erörterung  der  Miogolsheimer  Quelle  /  bereits 
erfahren. 

Die  Lokalität  anlaugend,  wo  die  Bildung 
unseres  Wassers  Ton  Statten  gehen  mag,  so 
ist  es  am  natürlichsten,   dieselbe  der  Gegend 


—     59     — 

fet|  gegen  Süden  und  tiefer  gelegenes ,  endlich 
in  der  Nähn  yon  Langenbriicken  da»  am  nie- 
drigsten im  NiTeau  befindliche  Re^erroir  bil- 
det; so  mufs  die  am  letztern  Orte  vorhandene 
Springqilelle  (relativ)  hoher  springen,  als  xa 
Mingolsheim  |  wie  solches  anch  thatsächlich  er-i 
wiesen  ist.  Aus  dieser  Betrachtung  geht  fer- 
ner hervor,  dafs  das  Mineralwasser,  je  naher 
seiner  Ursprnngsstelle,  auch  kräftiger  seyn  musse^ 
als  das 9  eine  mehr  oder  weniger  lange  Strecke 
im  Erdenschoofsis  durchlaufene  nnd  vielleicht 
eine  theilweise  Trennung  seiner  Bestandtheile 
neuerdings  erlittene;  ein  Vorzugs  der  sich  bei 
Untersuchung  des  Mingolsheimer  Olineral was- 
sere deutlich  herausstellt,  dessen  physische 
Merkmale  verhältnifsmäfsig  stärker  wahrnehm- 
bar sind,  als  die  des  Langenbriickner.  Dafs 
übrigens  ein  bedeutendes  Reservoir  bei  Min- 
golsheim Statt  finden  miisse ,  läfst  sich  aus  dem 
Wasserquantum  schliefsen,  welches  diese  O^elle 
in  24  Stunden  liefert  und  das  sich  auf  2880  Maafs 
belauft^  während  die  Spriogquelle  zu  Langen« 
brücken,  in  demselben  Zeiträume,  nur  1160 
Maats  ergiebt,  wodurch  die  Annahme  gerecht- 
fertigt  wird:  das  am  letztgenannten  Orte  her- 
vorquellende  Mineralwasser  als  aus  jenem  gro- 
fsern  Reservoire  hergeleitet  anzusehen.  — 

Was  nun  die  pharmakadynamische  Eigene 
Schaft  des  Mingolsheimer  Schwefel  wassere  be- 
trifft, so  kann  ich  mich  hieriiber  um  so  kürzer 
fassen,  da  sie  mit  der  des  Schwefel  Wassers  zu 
Langenbriicken  vollkommen  tibereinstimrot,  wel« 
ches  letztere  der  dasige  Badearzt^  Physikus 
Dr.  Hergt,  in  mehreren  schätzbaren  Abhand- 
lungen bereits  beschrieb^  auf  die  ich  hier  ver- 


—     61     — 

Dendeo  Logierttabeo  fiir  kranke  Gatte  eine  Art 
HeilanstaU  io  einem  Hause  nächst  der  Quelle 
za  begründen ,  so  läfst  diese  doch  noch  Vieles^ 
zu  wünschen  übrige  und  too  der  Folgezeit, 
wenn  dies  schatzbare  Wasser  «bekannter  gewor- 
den seyn  wird»  ist  es  vielleicht  erst  zu  erwar- 
ten ,  dafs  dieselbe  sich  zu  einer  grobem  Bedeu« 
tenheit  emporschwingen  werde,  wobei  die  über- 
aus scho.ne  und  zweckmäfsige  La^e  der  Quelle 
an  einer  sehr  frequenten  Strafse,  so  wie  die 
Nähe-  ärztlicher  Hilfe  (denn  etwa  {  Stunde  ent- 
fernt liegt  Kislaii,  woselbst  sich  ein  Arzt  be- 
Endet) ,  als  hierzu  wichtige  Umstände  auftreten. 
Seither  war  der  Gebrauch  des  Slingolsheimer 
Schwefel  Wassers  aufserhalb  der  kleinen  Kuran- 
stalt Torherrschend  I  indem  dasselbe,  vorsichtig 
in  Krügen  gefafst,  vielfach  versendet  wurde. 
Diese. Krüge,  wovon  Miederlagen  an  verschie- 
denen Orten,  wie  z.  B.  in  Carlsrnhe,  Bruch- 
sal und  Heidelberg  bestehen,  sind  mit  dem 
Ortswappen  von  Miogolsheim  vereehen  und  da- 
bei bezeicAbet:  A.  B.M.  „Mingolsheimer  Seh we- 
felwasser.''  — 


—     6^     — 

Das  Opium  "wirkt  ausgezeichoet  scbmerz- 
stillend  in  jeder  Heinicranie »  die,  ohne  alle 
weitere  sonstige  orsäcbliche  Besiehangeo,  ihren 
Grund  einzig  in  einem  Nerven-  and  Göfäfstor- 
por  hat»  und  damit  keine  andere,  als  die  ge- 
gebene Grundlage,  wie  etwa  die  cbloroliscbe, 
complicirt  ist ;  bei  dieser  hilft  es  für  sieb  nicbte, 
io  wie  grofsen  Gaben  wir  es  auch  immer  rei- 
chen mögen,  and  zwar  um  so  weniger,  je  ent- 
wickelter diese  ist.  ,  Aber  es  wirkt  indefs  auch 
unter  diesem  individnellen  Verbältnifs  über  Al- 
les heilkräftig,  sobald  wir  ihm  das,  in  der 
Chlorosis  specifike.  Eisen  In  entsprechender  Form 
zusetzen,  —  Erscheinungen,  die  sich  nicht  vor- 
finden konnten,  wenn  das  Specifike  eines  JUit^ 
tels  sich  nicht  weit  über  die  hlofse  äüfsere  Form 
der  Krankheit  hinaus  ^  nicht  auf  das  individuelle 
Lebehsverhältnifs  in  seinen  verschiedenen  o&- 
weichenden  Grundmodifikationen  selbst  erstreckte, 
was  wohl  hoher ,  als  die  blofs  äufsere  Form 
der  Krankheit,  und  mehr,  oder  noch  eine  an- 
dere Berücksichtigung  als  diese  fordert, 

\ 

Der  einfachste  catarrhalische  Nasenschorf, 
den  der  scharfe  Ausflufs  aus  der  Nase,  an  die- 
ser oder  in  der  Umgegend  erzeugt,  der  ohne 
ein  solches  bestimmt  entwickeltes  Dispositions- 
Terhältnifs  den  gewöhnlichen  Mitteln  sonst  schnell 
ipveicht,  widersteht  diesen  hartnäckig  bei'  den 
leisesten  Sparen  einer  chlorotischen  Anlage, 
weicht  sammt  dem  Nasencatarrh  oder  Schnu- 

Efen  nicht  eher,  als  bis  wir  mit  diesen  das 
isen  in  entsprechender  Form  und  .  Mischung 
Terbinden,  und  ist  auch  für  den  erfahrensten 
Praktiker  in  der  Praxis  oft  schwierig  zu  erken- 
Den  und  zu  behandeln,  wenn  die  chlorotische 
Basis  nicht  deutlich  entwickelt,  oft  nur  aus  un- 


~     65     — 

phlogitticM  reicben,  die  in  Fällen  der  Art,  hat 
Erfabruog^'  ihre  Wirkung  kräftig  unterstiitKeD. 

Solche  Verbindungen  y    so  widersprechend 
sie  anch  zu  seyn  icbeinen ,  bestätigen  sich  nichts 
desto  weniger  in  der  Erfahrung  gar  sehr,  und 
"Wir  erreichen  dadurch  sehr  oft,  was  wir  aufsec 
dieser  Verbindung  nicht  erreicht  haben  worden ; 
insDchmal,  in  den  leichteren  Fällen,  wenigstens 
nicht  so  leicht  und  schnell*  -^     Ein  Recensent 
hat  spottend   die  Frage  aufgeworfen:   ob  denn 
Nitrnm   ein   Antispasmodicum   sey?    Nach  der 
Einlheilung  der  Schule  kann   es   freilich  nicht 
mit  unter  die  Reihe  dieser  Mittel  gezählt  wer* 
den ,  die  ganz  andere  Mittel  unter  sich  begreiffi 
als  dafs  sich  an  ihtien^  auch  nur  entfernt,  eine 
Verwandtschaft  mit  demVIilrum  erkennen  liefse« 
Aber  sehen  wir  nicht  krampfhaft -conYulsiTiscbe 
Erscheinungen,    unter  ihrem  Eintritt,  sich  mit 
reinen    Entsiindungsformen   Terbinden,   und  ist 
da  nicht  das  Nitrum  nebst  dem  kräftigen  Ader- 
lafs   es  allein,  was  ihr  baldiges  Verschwinden 
bewirkt?  —   Wie  oft  treten  ferner  bei  nerfo- 
sen,  neryenreizbaren  Personen,  Yorziiglich  Frauen 
und   Kindern,    HirnentzSndungen   unter  kloni^ 
sehen   und   tonischen    Krämpfen  ein,    und  doch 
denken  wir   nicht   entfernt  daran,  brauchen  es 
auch  nicht,   zu   der  Mitlelreibe   dabei  zu  grei- 
fen ,  die  als  die  eigentlich  antispasmodische  auf- 
geführt  wird,   da  hier  nur  Nitrum,    das  Ader- 
lafft ,   Eisumschläge  über  den  Kopf  u.  s.  w«  die 
wahren  Antivpasmodica  *)  sind. 

Auch  in  vielen  andern  Fällen,  selbst  oft  bei 
idiopathisch   krampfhaften   Formen.«   wenn  der 

*)  Nnr  in  »dieser  Besiehung  kann  H.  Boethnrnse  S«258 
8.  Aphorismen  von  den  Antinimsmodie«  tagen:  nee 
unquam  antispasücoruin  üdes  adhiberi  debet* 

Joarn.LXXXVin.Bd.5.St.  E 


—    6e    —  ^ 

Erelhismi»  groU  i«t,  lerbinJeD  wir  aafsMfl' 
diese  enigegengeseUle  Millelreili«  mit  viel 
Erfolg  mit  eloander,  weil  dia  Natur  in  die: 
Forniea  hier  eine  gleiche  Verliiaduag  aonite 
gegeagesetzter  Zuslände  eingegangen,  die 
Atzt  sehr  zu  beriicksichtigeo  hat,  ^Vo  a 
diese  fehlt,  uuterlasieo  vtir  mit  Recht  Verl: 
dangen  von  lu  eDlgegengesetzt  wirkenJen  H 
lelo,  es  würden  Eougt  hierdurch  hier  eben 
.  viel  Nachlheite.  als  dort  Voriheüc  erwachs 
Es  gibt  eineii  Moment  ia  der  Pbtbisis,  w0  ^ 
das  Opinm  nicht  eotbehreo  kÖDueu ,  aber 
arbeischt  gleichzeitig  nicht  seilen  eine  V«rb 
düng  mit  dem  IViiium,  oder  besser  dieses  i 
jenem  ,  um  durch  diele  Verbindang  dein  | 
gebeneo  Torliegendeo  complidrlea  Krankhei 
lall  zu  enlsprecheo. 

Die  Natur  selbst  iit  es,  die  da«  sonU  a 
fserlich  Getrennte  und  der  Form  nach  sich  dun 
aus  EnlgegengesetEle  dotch  sich  weder  t 
bindet.  Wie  entfernt  Blebeo  sich  nichl,  A 
Aeufsern  nach,  der  Saft  des  HafLatligs  und  i 
fiiseti,  und  doch  sehen  wir  beide  in  akrop) 
lösen  KnocheDgeschwörea  sich  anetnawlerscld 


—     67     — 

/ 

f 

So  haben  die  Mittel  nichts  an  sich ,  efhaUen 
nur  ihre  wahre  Bedeutung  durch  die  Beziehung  mu 
der  Krankheit  und  der  individuellen  Grundlage^ 
welche  ihr  diese  oder  jene  Form  gibi^  die^  so  Tiel 
sie  auch  oft  Aeboliches  mit  einer  andern  haben 
magi  in  ihr  doch  dasselbe  Büttel  nicht  snläbt, 
•mo  die  Grandlage  eine  andere  ist.  •—  Dasselbe 
Mittel  wirkt  im  gesunden  Zustatide  anders  auf 
den  Menschen,  ab  im  kranken,  und  man  be- 
greift nicht,  wie  diese  Verschiedenheit  Kahnes 
mann  nicht  erkannt  und  eingesehen  hat^  dals 
an  Gesunden  geprüfte  Arsneimittel ,  yon  der 
Kleinheit  der  Dosen  gar  nicht  sn  reden  ^  keine 
allgemeinen  Resultate  gewähren  können^  und  dals 
das  auf  diese  für  die  Krankheiten  so  resnltats- 
lose  Versuche  gebaute  Sjstem  ohne  alle  Wahr-' 
heit  seyn  mufs,  weil  die  Natur  der  Krankhei« 
teo  wie  der  Mittel  in  ihrer  Besiehung  auf  sie 
schon  seinen  Anfangen  too  Grund  aus  wider- 
spricht. 

Das  kalte  Wasser  wirkt  auf  einen  durch 
Bewegung  erhitsten  gesdnden  Korper  anders^ 
als  auf  einen  durch  Fieberhitze  glühend  heifsen^ 
so  dafs  uns  Ton  einem  Kranken  einmal  die  ganz 

tassende  Frage  gestellt  worden :  woher  es  denn 
ommef  dafs  das  kalte  Wasser,  in  der  Fieber* 
hitze  getranken  y  nichts  schade ,  sondern  Viel- 
mehr Arznei  sey,  da  es  doch  im  gesunden  Zu« 
Stande,  bei  einem  durch  Bewegung  erhitzten 
Korper,  so  nachtheilig  wirke?  —  Diese  lichtige 
Frage  bat  keinen  andern ,  als  den  obigen  Grand, 
nach  welchem  die  Mittel  auf  den  gesunden  Men- 
schen anders  wirken,  als  auf  den  kranken,  in 
selbst,  der  Form  nadi,  äufserlich  ganz  gleichen 
Zuständen.  In  der  Fieberhitze,  wo  das  Sz- 
cessire  der  Spannung,  durch  die  Intensttäl  der 
Krankheit  unterhalten,  das  kalte  Wasser  nur 

E  2 


1» 


f 


dieser  zu  scbneile  Wechsel  entg< 
Zastände  ahDliche  Folgen  haben  ] 
nm  in  allen  den  Krankheitsfälle i 
diese  Hitze  nicht  enerj^isch  genug 
und  durch  d«n  Genufs  des  kalteE 
ihr  Entgegengesetztes  plötzlich  über 
indem  auch  da  auf  solchen  Genuf»  1 
rung  statt  Besserung  der  Krankhei 
ja  sie  oft  dadurch  eine  ganz  ande 
^innt  y  die  die  erste  an  Hartnäckigk 

So  gibt  es  aber  auch  Krankli 
in  weltben  nach  Verschiedenheit 
hutig  und  ihres  Wesens,  wie  s. 
sen  Zuständen»  das  kalte  Was8< 
kühlt  y  so  wenig  als  die  andern  Ai 
da  es  keines  au  si^h  und  aufser  all 
gibt ,  aber  Nervina  und  warme  aroi 
Kervenorgasmus  beruhigende  Miti 
malsigen.  —  Alles  nur  ein  Bewe 
BJittelreihe  unterliegt,  dafs  diese  ni 
und  dafs  nicht  die  Form  der  Kr  an  Je 
hauptsächlich    der  vielfach  verseht 


—     69     — 

■  I 

tiiger  sie  deutlich  entwickelt,  aod  :doch  Tor^ 
haodeD.y  die  Wahl  der  Mittel  beslimmeo.  Die 
Aeholichkeit  der  Form»  telbst  die  AoamneAe 
ist  hier  .eine.  UDtergeardoete  Bedei^tnag,  weno 
^ir  dtirdi  letztere  nicht  die  eigentliche  ^ator 
und  Grundlage  desUebels  ermittelt  haben ;  deo 
ToUen.  ^Werth  ha^ur  diese  tief  begründete»  das 
ganse  Individuum  hestjmineode  Grundlage,  die 
fti«  erzeugt,  und  ihr  ihren  ganzen  .Charakter 
f^ulgedrückt  hat,  so  dafs  für  sie  nichts  heiU(|tn, 
was  dieser  Grundlage  nicht  ganz  und  di^rc^aiya 
zusagt.  Man  versuche  es  doch,  eiqen  Gicht« 
husten  j  oder  einen  unter  chlorotischer  Grund- 
lage erzeugten  mit  den  gewöhnlichen  ant|cs)tar- 
rhalischen  Mitteln  zu  heilen  1  Miin  mi^he.t  nur 
sich  und  den  Kranken  fruchtlos  damit  ab,  da 
beide  durch  nichts  gehoben  werden  .  könneni 
Utas  nicht  .diese  Terschiedeqen  individiieilea 
Grundlagen  ganz  in  sich  zerstört.  Und.  wie* 
Terschijfiden  stnd  nicht  diese!  Aber  ebep  so. 
Terschiedea  mnssep  es  auch  die  Mittel  seyn, 
durch  die  wir  jede  nach  ihrer  Art  glqcklicli  be- 
handeln wollen.  Daher  die  schwierige  i.  J9  oft 
unmögliche  Heilung  der  ersten,  wenn  wegen 
der  innigen  Verschmelzung  der  Gruqdkraukheit 
mit  der  Natur  des  Kranken  die  Kunst  nicht  im 
Stande  ist,  die  Gichtaqlage  gan^  zu  zerstören, 
und  um  so  weniger,  da  sie  wohl  die  hartnäk- 
kigste  ist,  weil  sie«  WQ  sie  durch  die  Geburt 
hedingt,  alle  Qrgane  in  ihrem  Grunde  bestimmti 
und  damit  auch  das  Individuum  in -seiner  gan- 
zen Lebensrichtung  und  Lebensweise, 

Alle,  bei  denen  die  Oichtconstitution  ihre 
volle  AuibilduDg  durch  die  Natur  erreicht,  sind 
mehr  oder  weniger  lüstern,  essen  gerne  deli- 
kate ,  feine ,  ausgesuchte  Speisen,  lieben  geistige 


I 


—     70     — 

Getriioko,  noj  DoterliegeD  einem  mäcbligea  Gv- 
•cfalacbUlrieb ;  dabar  sie  von  diefter  wie  ym 
jeoer  Seite  to  leicbt  da*3Ia«h  nicbl  hallea  kö»* 
Den.  So  bl  aacb  dw  Zoni ,  nie  alle  mit  Bef- 
tigkeil  ergreifendei)  LeidcDsdiaflen ,  ihr  B»pi- 
feiod;  »e  kind  in  der  Regel  phlegtnatiscfa-ch^ 
lemcheo  TemperameDls ,  braQ»eD  datur  ■■ 
l3Dg«am,  aber  mächtig  auf.  Wirft  maa  c' 
vergleicbeodeo  Blick  auf  ihren  Gliederbav^ 
ergibt  sich,  dab  alle  Gebilde  in  einem  gröftm 
Vnlumfln  Torbsoden;  Breite  und  Tiefe  ober* 
wegen,  im  Gegensats  der  pbthtitscben  Confti- 
lalion,  die  Länge,  obwohl  aacb  diese  im  Ver- 
bällnifa  so  jener,  nainban  genug  ist.  Dirb 
gilt  nicht  blofft  von  den  änfiern  Gliedern  dtt 
Kürpers ,  soDdero  auch  von  den  laoera, 
aofsem  Sinnen  nicht  uomitlelbar  blofsliegendea 
Gebilden,  al>  den  Longen,  dem  Magen,  de) 
Leber,  der  QÜIx  u.  s.  w.  Dah|r  die  Stärk« 
und  der  Umfaog  ihres  Appetits  loivobt  in  Bis- 
siebt  auf  gnle  geTTtirzhaI>e  Speisen,  als  anf  gtfr 
ttigeGelrfloke,  in  denen  sie  bei  ihrer  LQilerobdl 
uod  GeouCfbegierde  leicht  excediren,  nenn  anift 
bei  dein  ansgenirklen  tnärbtiften  Umfang  il 
Körperbaues    der   Bedarf  gröfaer   al»   bei  ■■ 


-     71     - 

die  Phalangen  der  Finger »  Torzfiglich  die  nn- 
tern,  stärker,  nnd  nach  ihrer  Oberfläche  bin 
wulstartig  aufgetrieben ,  wie  wir  ea  bei  den 
Phtbisikern  anter  gewissen  Verhältnissen,  bei 
den  ersten  nur  auf  andere  Weise  mehr  naclr 

unten  sehen« 

•         ■      ■  » ■ 

Wie  kann  ntati  sich  also  wandern,  wenn 
bei  dieser  so  ganz  abweichenden  Organisations« 
form,  hinsicbüich  der  anderer  Menschen,  aach 
die  Grundlage  zu  Krankheiten  üne  andere»  vtad 
-sie  den  nicht  unmittelbar  in  diese  Sphäre 
fallenden  eben  so  eine  andere  Form  aufdrückt, 
als  sie  eine  dieser  entsprechende  andere  Mittel* 
yeihe  fordert!  Gestattete  es  der  Baum,  das  Bild 
dieser  Constitotion  TÖn  Grund  aus  and  nach 
allen  seinen  Beziehungen ,  Torsiiglich  in  Hin- 
eicht auf  die  andere  Qualität  delr  Säftemasse  zu 
«eichnen;  so  würde  sich  dies  alles  weit  klarer 
ergeben ,  gewilSs  ein  grofses  Licht  auf  die  hie* 
her  sich  beziehende  Miltelreibo' werfen  und  zu- 
gleich noch  bestimmter  nachweisen ,  warum  die 
Natur  dieser  nur  diese, und  keine  andere  seyn 
könne;  so  Wie  andererseits  aus  der  iVatur  der 
Chlorose  henrorgebt,  warum  für  sie  nifr  das 
Eisen  nach  allen  seinen  Formen  too  specifischer 
Wirkung  seyn  kann. 

■ 

Nur  aus  dem  genauesten  Auffessen  ood 
dem  tiefsten  Studium  aller  dieser  yerschie- 
denen  iodividuellen  Gonstitutions-  und  Disposi- 
tionsTerbältnisse  in  dem  ganzen  Umfange  ih- 
rer Beziehung,  die  zunächst  das  darnach  yer^ 
acbiedene  qualitatir  andere  Säfte ferhältnifs  mit 
in  sich  schliefst,  können  wir  die  Mittelreihe, 
die  uns  die  Erfahrung  für  jede  gesondert  gege- 
ben, näher  bestimmen,  und  ihrer  Wirkung  nach 
begreifen,   wenn  wir  ihre  Eigenthümlichkeiten 


—     73     — 

eine  besondere  Ab weichöng  daToo,  nach  dieser 
oder  jener  Seile  hin;  so  daf»  > gar  'keines  zu 
finden  9  wie  wenig  sichtlich  auch  eine  solche 
bestimmte  Richtung  in  seinem  Aeufsern  zur 
deutlichen  Aneicht  kommen  mag*i  was  sich  nicht 
diesem  Griindgestaltungstypus  nach  seinen  Ter- 
sehiedenen  Verzweigungen  inehr  oder  weniger 
näherte  ond<  von  da  aus  beherrscht  wHi'de. 
Durch  das  Vielfache  ihrer  Blodification^  und 
durch  das  nur  leis»  Berühren  dieser  Grundver- 
echiedenheit  der  Organisation,,  yerliereosie  aber 
keineswegs  ihre  AUgemeinheit, -  und  so  auch 
die  fliittel  nicht  in  ihrer  Beziehung  auf  efe; 
und  wie  sie  selbst  mir  der  Ausdruck  der  Bezie- 
hung auf  eine  in  dieser  gegebenen'  Gruodrich* 
tong  abweichenden  organischen  Natur;  so  zei- 
gen auch  die  Mittelreihen  diese  Verschieden* 
heit  in  der  Abweichung,  und  theilen  sich  in 
jeder  derselben  in  solche,  die  sich  als  ihr  Pro- 
totyp hervorheben,  und  in  solche,  in  welcher 
sie  immer  unkennt^cher  wird,  und  sich  am 
Ende  scheinbar  ganz  verliert.  Denn  nur  durch 
ihr  conformee  Verhältnifs  mit  diesen  Terschie- 
denen  Grundgestalten  der  menschlichen  Orga- 
nisation können  sie  f&r  diese  im  Erkrankuo  js« 
fall  Heilmittel  seyn  und  werden. 

Wie  Tielfacb  verzweigt  erscheint  nicht  die 
scropholöse  Constitution  von  ihren  ausgepräg- 
testen Zügen  bis  zu  ihrer  unkenntlichsten  Ge- 
stalt; so  dafs  wir  oft  Mühe  haben,  sie  zu  er- 
kennen, und  uns  nicht  zu  täuschen  in  der  Auf- 
fassung des  Grundcharakters  dieser  eigentbüm- 
lichen  individuellen  Organisatiunsform!  Am  dun- 
kelsten erscheint  sie  uns  immer  da,  wo  sie 
wohl  von  den  Aelteru  auf  das  Kiud  überge- 
tragen^ aber  durch  ein  zweckmäfsig  georducles. 


—     75     - 

So  ist  et  gar  keine  Frage ,  iah  nicbt  die 
•lebend  uniTerseUe,  makrbkosiniscfae  Constitu- 
tion, je  nachdem  sie  ihrer  Bieschaffenheit  nach 
dieser  oder  einer  andern  dieser  individuellen 
Grundlagen  günstiger,  darauf  mächtig  influirf. 
So  sehen  wir  bei  der  vorherrsche  Ad  gastrischen 
das  Skrophelleiden  zunehmen,  und  die  ihm  ent- 
sprechende indifidneile  Constitution  einen  wei- 
tern Umfang  gew;innen  und  leichter  zur  Reife 
gedeihen,' wie  wir  die  phthiaische  Constitution 
in  ihrer  Entwickeiung  schnellere  Fortschritte 
inachen  sehen»  wo  diese  universelle  Ridhtung 
entweder  den  rein  entziindlichen »  oder  auch 
den  entzündlich  *  catarrhalischen  Charakter  trägt. 
Wo,  unter  solcher  Begünstigung  too  aufsen 
durch  die  unirerselle  Richtung  des  Krankheits- 
cbarakter«  ,  das  Regimen  nur  einigeritiarsen  feh- 
lerhaft ist,  da  sehen  wir  die  Folgen  davon  in 
einem  auffallendem  Grade,  als  b^im  Gegen- 
tbeil,  wo  in  der  Beziehung  oft  weit  gröfsere 
Fehler  nicbt  so  empfindlich  einwirken  können. 
Wie  die  Kurmetboden  der  Krankheiten  diesem 
zu  allen  Zeiten  angepafst  werden  mnfstent  so 
nothwendig  auch  das  Regimen,  und  es  leidet 
mit  dem  Wechsel  dieses  universellen  Krank-« 
faeitscbarakters  stets  Modifikationen,  die  we- 
sentlich genug  sindf 

Wo  die  entzündliche  Constituliop  nicht  reia 
beryortritt;  sie  sich  entweder  mehr  dem  rheu- 
matischen oder  gastrischen,  galligten  Charakter 
nähert ,  vertragen  bekanntlich  die  Enlzündnogs- 
formen,  ohne  aufzuboren  Entzündungen  zuseyn. 
Dicht  die  starken  BlutentziebuDgen ,  als  beim 
Gegentbeil.  Wo  die  universelle  Coostitulioo, 
und  der  mit  ib'r  parallelgebende  Krankbeils- 
charakter ein  gemischter  ist^    da  mufs  es  auch 


a 


.UBtn     VUUBU   AtimiHv    UH>      aiHU     JWpH'.'UI 

Kraokheiinrichtuugea  ia  ihrer  Vielfd 
herhalb  derselben  auf  dt.iu  Boden  de« . 
muB;  daher  ioQuirea  eie  j^egeaseitig 
der«  i>ni)  jene  werden  dadurch  im  ät 
eben  «o  ipodificin,  wie  sie  die  .Kt 
die  uiiler  ihn^o  berTorireten  ,  Belbatix 
sliinmea.  und  ihiieo  den  ihoen  enlg|; 
Gharakler  öufdrütbon ,  den-  jene  ui 
Rkblungen  ip  ihrem  V\  t-cbsel  nur  i 
T«rdeullicheQ  und  herber,  baU  lueh 
deutlicben  und  milder  machen.  .01 
herTotgebenden  Krankheiten  lelbBLer' 
her  dndurch  einen  doppelten  iie  inod 
EinQuIi,  nämlich  den  des  Budens ,  ^ 
gewi"^b»en,  und  den,  was  lon  ] 
verteilen  Seile  dieseic  Nahrnng  gab, 
diese  cünittitülioneUe  organische  Grund 
nur  diesen  einfach  einäbrendeD  Einfli 

Ibnen,  dielen Beslimiimngenaacbj 
form,  haben  sie  sich  auch  den  gleicl: 
vindicirt,  und  nennen  sich  wie  dieic 
tntioDen,    nur  duTs  ihr  Bi:iden  uniT»r 


—  -77     — 

greifen ,  modlflcireD  sie ,  wie  diese,  vielfach 
gleichfalls  die  Miüel,  und  nehmen  ihnen  da  ihre 
Präyalenz  iivietfer;  die  sie  ihnen  dort  gegeben, 
und  eHheileQ  ihnen  eine  andere,  ohne  dafs  die 
Krankheit ^^auf8erha1b  ihres  Gharakterwechsels, 
selbst  eine  andere  würde. 

Damit  wird  aber  den  Mitteln  alles  Fixe, 
Stehende  mehr  oder  weniger  genommen,  und 
sie  erhalten  hierdurch  nur  eine  relative  Bedeu- 
tung, die,  wie  wir  sehen»  sehr  vielfach  be- 
istimmende Seiten  hat,*  daher  es  nur  zu  wahr 
ist,  dafs  sie,  richtig  gewürdigt,  nicht  aufser 
diesen  Beziehungen  betrachtet  werden  können^ 
was  unsere  neuen  Arzneimittellehren  zu  sehr 
verabsänmen^  indem  sie  die  Mittel  gerade  so 
hinstellen,  als  seyen  sie  Alles  durch  sich  selbst, 
ohne  hierbei  diese  vielseitigen  und  wichtigen 
Beziehungen  zu  berücksichtigen. 

Wenn  bei  rheumatischen  Entzündungen  das 
Aderlafs  aufgebort  hat,  ein  ^schniefzfttillende% 
die  Fieberhitze  mäfsigendes  Aptiphlogisticum  zu 
seyn ,  i^eigt  sich  als  dieses  das  Vesicans,  das  in 
den  rein  positiv  entzündlichen  Formen  ,  wo  sich 
das  Aderlafs,  so  lange  sie  in  dieser  Hohe  und 
Einfachheit  des  Charakters  bestehen,  seine  Stelle 
nicht  einnehmen  kann,  ja  eine  gar  auffallende 
Verschlimmerung  hervorbringt.  Eben  so,  wenn 
in  den  galligten  Entzündungsforroen ,  wie  in  der 
gfllligten  Hals-  und  Lungenentzündung,  solchen 
IlhenmatismeD ,  das  Emeticum  oft  ganz  die 
Stelle  des  Aderlasses  vertritt,  verwirrt  sich 
nicht  der  SchalbegrifF  der  Mittel,  und  verliert 
•r  nicht  alle  Bestimmtheit,  wenn  er  das  Anli- 
'  phlogitticum  aufser  aller  B^ziehong  und  als  Et- 
was an  sich  hinstellt;  gerade  als  könnte  es  von 


—     79     — 

I 

daell  -  OrgaDiscba  ^lach  allen  seioen  TerschiAde- 
oen  BeziehoDgeo,  und  wobei  fein  coostitutio- 
Dalles  VerbältoiTs  das  Wichtigste  üt. 

Bei  dieser  ÜDbestimmtbeit  in  dieser  eng  be- 
grenzten Bestimmtheit,  ist  freilich  nichts  seh  gie- 
riger >  als  der  Entwurf  einer  Arzneimittellebrey 
daher  es  anch  bis  jetzt  kaum  sich  der  Wahr- 
heit annähernde  Versuche  der  Art  gibt.  Es  ist 
in  der  That  auch  noch  nicht  die  Zeit  dazu  reif^ 
ja  sie  steht  uns  noch  lange  nicht  bevor*  Das 
Arzneimittel  mufs  das  gleichsam  Terkörperte 
Heilgesetz  dieses  oder  eines  andern  bestimm*«* 
ten  Krankheitsmoments  nach  den  eben  ange- 
gebenen Grnndbeziebungen  seyn^  und  erst  da- 
durch wird  es  Heilmittel,  indem  es,  ihm  ent- 
sprechend^ kunstgemäfs  angewandt ,  dieses  rea- 
lisirt.  Nur  indem  es  Heilmittel,  ist  es  Arznei- 
mittel; was  nicht  einmal  im  Leben  Heilmittel 
war,  kann  nie  Arzneimittel  seyn^  beide  be- 
stimmen sich  gegenseitig ;  nicht  anders  als  Krank- 
beits-^und  Genesungsprocefs  ^  der  so  gut  sein 
Entspfecbendes  im  Aenfsern  findet^  als  der 
Krankheitsprocefs«  Aber  eben  hieraas  ist  es 
klar,  dab  beide  die  wahre  Ursache  von  sich 
selbst  sind>  und  dafs,.  wie  TroxUr  sagt:  Gift 
und  Heil  im  Leben  selbst  liegt ,  als  die  Eine 
gleiche,  unendliche  materia  peccans  und  ma- 
teria  padficans« 

So  Tielfach  diese  im  lodifiduelleo  und  in 
der  Erscheinung  sich  betbätigen;  so  irielfach 
sind  auch  die  Erkrankungs-  und  Heilursachen; 
die  einen  wie  die  andern  sind  es  nur  durch  ihr 
gänzliches  Entsprechen.  Daher  wo  diese  in 
Hinsicht  auf  letzters  mit  sich  ungleich,  sehen 
wir  das  Arzneimittel,  bei  einer  und  derselben 
Krankheit  im  Aeufsero,   nicht  Heilmittel  esyO| 


—     80     — 

an  s'elir  m  *irh  eonit  mich,  als  das  dieter  ßof- 
Kpr«ntieti(le ,  gezeigt  li;iben  mag.  Wie  <ITe  ow- 
v'öte  CoDStilulido ,  im  Gegensatz  der  irritab«! 
»rlerinien,  andere  Kraohheitsursacliea  in  (ich 
Bctiliefsl:  90  nnch  andere  Heüursachen,  und  ^rir 
wiirdeo  dan  ganz  enlgegengeBetztea  Errotg  unse- 
res ärztlichen  Abmühena  sehen  ,  nollleo  wirdiö 
gleiche  KraDkheilslorm  da  mit  denselben  Slil- 
teln  als  dort  liebnndeln.  Niiher  Iretfio  sia  sich 
ilnrin  einander,  wo  wir  im  Individuellen  du 
Bild  ihrer  IVli.^chn»^  vor  Un»  sehen,  und  da  ill 
es,  wo  die  Nalur  eine  glelebe  Verbindiing  lieb 
nicht  cntsnracheuder  ftJitlet  sanclioairt,  soferli 
eine  VerhinduDg  und  SJäCsigong  ihrer  durch- 
einander  such  die  gleiche  bei  jenen  erfordert 

Ja,  je  nach  den  uniTersellen  consliiatlO' 
jielleo  Verhältnissen  und  den  «ignen  tu  Ter- 
.schiedenen  Zeilen  verschiednuen,  ist  sich  dis- 
vis  Verhällnirs  selbsl  nichl  iinuier  gleich  ,  und  lo 
kann  sirfa ,  hinsichllich  des  ,,uie  Ilereule  nO' 
dal"  beim   Opium,  ihm  zugleich   das  seda' 

I  gleich  wahr,  zur  Seile  slellen,   und   es   gib!  m 

vielfach  verirhiedene  Umstände  im  Courrclcar 
welche  die  Wirkung,  der  Mittel  T«rKadern  Dil 


^     81     — 

Dab  da&  Opam   io  der  Hemicraote  dar 
leichsuchten   «wir   mit   dam  Eisen  Terbunden 
hnell  heilkräftig  wirkt,  aafser  amner  Verbio- 
ing  mit  diesem  uns  aber  im  Stiebe  lafst,  ha« 
IO  wir  oben  schon  erwähnt,  und  jeder  Prak- 
Ler  wird  mit    ans  dasselbe  erfahren  haben« 
)er  dasselbe  gilt  aach  von  der  Digitalis  j^  dem 
Ktract.  Lactac  Tiros« ,   der  Blaosäare  u.  s«  w* 
den  Herzkrankheiten  und  in  den  ihnen  ent» 
rechenden  Momenten  der  Phthisen ;  -sie  leisten 
ich   hier  nur  in  rechter  Form  und  angemes-t 
ner  wechselnder  Verbindung,  was  sie  leisten 
innen   und  sollen^  ■'—   thun  aber  gerade  das 
egeotheil^  wo   gegen   beide  ein  Veratoff  ge- 
hehen.    So  mit  allen  Mitteln !  Alle  boren  mehr 
ler  weniger  auf  Heilmittel  bei  derselben,  ih- 
^n  mehr  oder  weniger  entsprechenden ,  Form 
1  seyn »  wenn  in  dieser  oder  einer  andern  Be*. 
ebang    bei    ihrem    Gebrauch   eine  Versäum« 
fs   und   falsche    Berücksichtigung   geschehen« 
ngehendd  Praktiker  können   sich  diefs  nicht 
»nug  einprägen,  um  nicht  cur  Verzweiflung  an 
Hern  zu  konlmen ,  und  einem  Mittel  sein  ihm 
ibührendes  Lob  streitig  zu  mächen,  das  ihm 
it  grauen   Zeiten  gehört,  und  sich  so  selbst 
)r  Mifsgriffen   zu  bewahren.     Bei  der  jedesm- 
aligen Wahr  unserer  Mittel  können  die  enge* 
»benen  Momente  nicht  yerabsäumt,   und  dem 
Dichtsinn,    mit  dem  man   nur   zu  häufig  ins 
nbestinmte  hin  Ton  der  Termeintlichen  Wir^ 
ing  dieses  oder  jenes  Mittels  redet,  darf  und 
mn  nicht  ferner  mehr  Raum  gegeben  werden, 
•nn  wir  eine  denL  Praktiker  fSr  das  Concrefe 
anehbare  Arznei-  und  Heilmittellehre  in  die 
ände  liefern  wollen« 

riur  auf  diesem  Wege  läfst  sich  das  wahre 
pecifische  des  Mittels,  worauf  ich  in  meinem 
Joiura.  LXXX  VIIK  B.  6.  St.  F 


•"» 


—     83     — 

dao  mittel  modificirt,  aod  es  kann  sich  In  die- 
ser nur  darch  Verbiiiduog  mit  andern  kräftigen 
Mitteln,  alsdas dieser Blodifikation  entsprechen- 
de Specifiknm  erhalten,  wahrend  es  sich  bei 
der  einfach  bleibenden  Form  ToIIkommen  be* 
trährt;  —  Alles  nar  ein  forlgesetster  Beweis, 
dab  die  Mittel  mit  dem  Wechsel  in  der  Form 
und  den  Momenten  der  Krankheit,  wie  durch 
den  Wechsel  irielfacher  anderer  Beziehungen, 
auch  ihre  Prädikate  yertanschen^  und  ihr  An« 
sich-seyn  zu  einem  FSr«  ein  Anders -seyn  um« 
geändert  wird. 

Lieben  sich  diese  Tielfachen  Momente  die« 
ses  Wechsels  nicht  flxiren,  was  unsere  fernere 
ernstliche  Aufgabe  ist  und  sejn  mub;  so  Ter- 
löre  sich  hier  aller  und  jeder  Haltungspnnkt, 
und  es  gebräche  uns  alle  und  jede  Bestimmung 
über  das  Heil«  und  Un heilkräftige  der  Mitte), 
wir  sähen  uns  fortwährend  einem  ewig  un- 
sichem  Herumirren  Preis  gegeben,  was  nicht 
seyn  darf.  Wir  werden  immer  mehr  zn  der 
Ueberzeugung  gelangen,  dafs  alles  und  jedes 
Mittel  specifikf  und  dafs  dieses  Specifike  in  ei^ 
ner  durchaus  durch  das  "kranke  Leben  zunächst 
genau  bestimmten  Beziehung  steht,  die  an  die* 
sem,  wie  an  dem  Mittel  erforscht  seyo  will. 

So  kühlt  und  beruhigt  in  den  Fiebern  das 
Nitmm  nicht  9  wo  der  Moschus,  der  Campher , 
und  die  an  sie'  sich  anreihenden  Mittel  kühlend 
und  beruhigend  wirken,  obgleich  sie  anderer- 
seits nur  grofserss  Feuer  entzünden»  die  Angst 
und  Unruhe  Termehren,  wo  das  Nilrum  aus« 
»chlieblich  seine  Stelle  hat«  Aber  es  gibt  auch 
Fällo,  wo  der  Zustand  des  Kranken  selbst  ein 
gemischter  ist»  und  wo  also  ihre  gemessene  Mi- 
schung allein   hervorbringt,    was  sie  gesondert" 

F  2 


—     85     — 

Waram  TeraDlafat  das  Opium  im  Starr- 
krampf, trotz  sehr  grofser  Gaben  ^  die  gewohnte 
Narcosis  nicht,  ja  scheint  oft  gar  keine  sicht- 
liche Verändemng  l^ervorzabringen ,  während 
es  in  andern  Fällen,  in  welchen  sein  Gebrauch 
contraindicirt  ist,  ohne  Narkose  zi|  bewirken, 
'  nur  die  Unruhe  rermehrt?  Der  Schliissel  zur 
Losung  dieser  Fragen»  die  sich  nicht  abweisen 
lassen ,  liegt  in  der  durch  die  Erfahrung  bewähr- 
ten Thataache,  daCs  jedes  Mittel  zugleich  dae 
Gegentheil  dessen  ist,  was  es  zu  seyn  scheint;^ 
die  Kälte  wlfrkt  krampfstillend  und  auch  krampf- 
erregenl  |  kühlend  und  auch  erwärmend ,  ja  er- 
hitzend ^  je  nachdem  das  innere  Wesen  der 
Form  der  Krankheit  es  bedingt;  ebe«  to  die 
Wärme  nicht  weniger  kühlend  als  erhitzend, 
nicht  weniger  beruhigend  als  aufregend  u.  e.  w« 

Nichte  stärkt,  was  nicht  zugleich  seh  wacht,' 

nichts  schwächt,  was  nicht  zugleich  stärkt,  und 

unsere  Einlheilung  der  Mittel  in  stärkende  und 

ach  wachende  zeigt,   auf  der  einen  wie  auf  der 

andern  Seite,  zugleich  das  Unhaltbare,  ja.Wi* 

dersprechende  dieser  Annahme.    Es  gibt  streng 

genommen  kein  HeiU  und  Stärkungsmittel  für 

sich,   sondern    die  Wahrheit  seiner   Wirkung 

mrd  ihm  zugleich  durch  den  mit  ihm  in  Con* 

flikt  tretenden  Orgaiusmus^   und  somit   durch 

die  Natur  der  Form  und  das  Wesen  der  Krank« 

heit  TermitteU ,  die  innerlich  eine  yielfack  indi- 

K  Tiduelle  Verschiedenheit  zeigt ,  die  dem  Mittel, 

g»  im  Verhältnifs  seiner  eignen  Natur  zu  der  die-* 

^-ees,  den  jedesmaligen  Wertb  bestimmt;   daher 

^dieser  eben  so  immer  ein  anderer  seyn  mufs, 

^  als  diese  selbst  eine  andere  ist, 

^         So   mit  aller  unserer  Eiotheiluug  der  Mit«* 
Eiitel,  in  sofern   sie  als  etwas  Festes,   Stehendes 


angenuininen  vni.  Das  DiaphDreücaai  bawirk 
eben  so  oft  auch  keiaen  Schweir«  ,  daaPurgir' 
miltelfübrlebcnsooftiiicbtal],  als  jeneftSchneil 
treibt  und  dieses  abführt;  das  BesnaUigeode 
Krainpfslillende  sehen  wir  abea  so  oft  sein  G« 
geniheil  Ihuo  u.  s.  w.  Eikaondeinnacli  keiceEin 
ibfiilung  der  Arzneimittel  bestehet],  die  nicht  auj 
den  Heilgeietzen  nach  ihren  allgemeinen  und  besoit' 
ätm  Begehungen  ßegründet  ist,  und  die  nur  in  da 
individuellen  Constitutionen  der  ÜUenschenorgi'- 
nismen  und  ihren  J^b weichungen  ,  mit  Einschluß 
alles  und  jeden  IFechiels  der  durfih  das  Koi- 
misch  -  Universelle  bedingten  Abweichungen  äe\ 
Krankheitschar akters,  ihre  wahre  f'P'urzel  haben 
die  auch  den  Heilgesetzen  nicht  minder  als  jem 
und  das  Individuum  rein  für  sich  selbst  ihr 
Abweichung  au/drücken. 

SoUea  diese  Wahrheit  haben,  «o  mufi 
das  Bflsoodere  das  Allgemeiae  immer  «rgaazso 
uod  ihm  erst  seiofl  wnhTe  Bedeulang  verlM 
heo,  sonst  sind  auch  hier  AbTreicbu;<gen  toi 
der  geraden  Linie  unvermeidlich,  ood  wir  le 
bcD  uft  genug  das  Allgemeine  durch  dasBesoo' 
dere  nidertegt  wvrden,  da  es  mit  ibta  in  (*i 
ner  Ungleichbcit  von  gleicher  Digoilät  ist,  Dil 
iodividuelleti    Verzneiiiuaaeti    Icann    man    nitU 


—     87     — 

(iaa '  b*»  wirkt  md  oder'daa  atadwa  «tioer  Prä« 
.parate,  too  denen  bald  die  Wasser«»,  bald  die 
Sals-^  bald  die  mebr  geistige  Form.Ton  gro- 
feerer  Wirksamkeit  .ist,  'vro  .eine,  der  andern, 
bis  zur  reinen  Sabstams  des  Eisens  herab,  dea 
Weg  ^  bahnt*  Wie  ^diese  oder  jepe  Uittel  im 
Allgemeinen,  so  sind,  ihre  vielfach  abweichend 
des  Präparate  im  Besöndern  und  Einzelnen  ^leith 
noih wendig,  da  sie  die  TerkSrperten  Heilge^ 
setse;  und  so  wie  diese  im  Concreten  nnen^ 
liehe  Modifikationen  erleiden,  so  ni 
andi  die  fllittel  aetbst  darch  diese  ihre 
rate , .  imd  jede  «weckmälsige  Verschiedenbeil 
ihrer  ist,  kann  man  sagen,  aus  einem  andern 
besöndern  Heilgesetz  entsprangen',  und  ergänzt 
«inea  von  ihm  in  dieser  Bezieheng  aasg^ro- 
chenen  MangeU 

Za  grofse  Vereinfachung  der  Blittel  scha- 
-det  oiEsttbar  ^nd  erzeugt  eine  LScke  in  der 
Praxis«  Wie  oft  finden  wir  nicht  im  Concre- 
t^n  chi^nische  Fälle,  w.oriiber  JP.  Frank  schon 
.l^eklagt ,  wo  jedes  ArzeeimitteL  %4m  Gegeatheü 
bewirkt ,  und  wo  wir  auch  nach  dem  Rath  aoe 
jderer  fküherer,  grofser  Praktiker  besser  Yon  je- 
4lein.  Arzneimittel  abstehen,  den  Kranken  Mob 
aai  das  entsprechende  Hegimen  so  lange  rec- 
.weiüen,  bis  sich  wieder  lichte  Momente  fiir 
unser,  Haadeln  herausstellen ;  und  wir  sind  übec- 
zeugt,  diese  Fälle  wurden  seltener  eintreten, 
wenn  wir  in  mancher  Mittelreihe  mehrere  irer- 
schiedene  berechnete  Präparate  hätten,  die  den 
ELrankbeiten  im  Concreten  nach  ihren  wech- 
selnden Momenten  entsprächen,  und  diese  in 
ihrer  Gesammtheit,  mit  Einschlufs  vieler  ande- 
rer, individueller  Modifikationen,  zu  decken  ^er^ 
mochten. 


—     89     — 

blob  uiiii  das  weoiger  Wesentliche  des 
Dolbwendigeo  Wechsels  mit  ihnee,  sondero  am 
dl»  hier  se- durchaus  Waedelbare  des  Specifi« 
sehen  selbst  handelt,  das  bald  mehr»dahin,  bald 
mehr  dorthin  in  einer  and  derselben  Mitlelreihe 
und  ihre  verschiedene  Präparate  fallt,  wodurch 
wir  das  eine  inuner  sicherer  and  schneller,  als 
das  andere  sam  Ziele  fuhren  sehen,  was  aber 
keineswegs  etwas  Zufälliges ,  sondern  durch  die . 
Nator  der  Sache  selbst  Begründetes  ist« 

.  Da  die  Mittel  insgesammt  nur  ffir  ein  An- 
deres, also  nur  in  Beziehang  das  sind,  was 
sie  sind  9  so  können  wir  nur  in  dem  krankea 
Leben,  nach  seinen  tausendfachen  Besiehungen, 
ihre  wahre  Auslegung  and  ihr  Yerständnils  fin- 
den« Es  ist  ein  inniger  Zusammenhang  zwi- 
schen ihnen  und  den  vielfachen  Richtungen  des 
Lebens;  so  dafs  sie  nur  in  diesen  ihre  Noth- 
wendigkeit  haben,  und  von  da  aus  allein  ge- 
fabt  werden  kSnnen.  Es  ist  darin  eine  be- 
griAgemäfse  Zusammenstimmung ,  die  nicht  ge- 
nug bewandert  werden  kann,  den  Ausspruch 
jtnaxagoras  bestätigend,  „dafs  die  YernunfC 
die  Welt  regiere,"  und  die  nur  mit  dem  Zer<* 
fidlen  des  Lebens  in  sich  verschwindet,  —  für 
das  es,  wie  schon  Galen  richtig  i>emerkt,  kein 
HeUmittel  mehr  gibt.  Wo ,  wie  wir  aus  Allem 
neben,  nur  das  Leben  selbst  ihr  Exponent,  da 
scheint  es  verwegen,  getrennt  von  diesem,  über 
sie  Etwas  aussprechen  zu  wollen,  und  das  eine 
da*  das  andere  dorthin,  um  ihren  gegenseiti- 
gen Zusammenhang  unbekümmert,  legen  au 
wollen.  Es  findet  hier  eine  gegenseitige  At- 
traktion und  Repulsion  Statt,  die  im  steten 
Wechsel    begriflen,    so   dafs,    was  in   diesem 


•^    »1    — 

ber  jitammeadsn  lief  gteifendeo^  fcbiir^ff  faeilr 
baren  cbroni^cbeo  Krao|fLheiton  teheo.;  Pat  ^oU 
siehen  der  Nabruog  bis  zu  eioeqn  gewissen  ge- 
iiDgeD  Maafs ,  yorciiglich  das'  des  Fleisches,  oder 
anderer^  mit  einem  Extrem  gegen  das  concrete 
Leben    gewandter   Nafamngsmittel ,     rerändeii 
nicht  bloft  quanfitatiY',  sondern,   iffib  wir   eil 
beim  Aderlaft  binsichtlich  des  Blats  «ebep/ auch 
quaÜtatiT,   als  das  Wichtigere  dieser  Verändei« 
rapg^  die  Saflettiassö.'    In  qaentitatirer  Bezie-^ 
hnng   bebt  es  den   organischen   Sch'melznngs« 
procefs  und  damit  die  Resorption  ip  ihrer  Tbä- 
tigkeit  mehreinpor;   daher  ynv  in  tiefgreifepr 
den  und  desbulb  lang  dauernden -Krankheiten^ 
Wo  der'  Genitfs-  alles  and  jedes  Nahrungsmit^ 
tels   auf  sein  Zero  gebracht  ist,  zuletzt  sogar 
Veberbeine    schmelzen    und    durch   Resorption 
verschwinden  sehen,  indem  das  Lehen,  seinen 
nicht  Ton   aufsen  zu  ergäozenden  Mangel  em- 
pfindend, an   seiner  eignen  Masse  zehrt,   uod 
das  lange  aus  sejoem  Kreis  Getretene  begierig 
und   sorgfaltig  wieder   in    sich    aufnimmt.     In 
qualitatiyer  Hinsicht  hebt  es  Uebel,   die,  wie 
bei  skrophulosen ,  herpetischen  und  andern  6e- 
fchwiiren  und  tief  greifenden ,  chronischen  Aus- 
schlägen, eine  grofse  Dyskrasie  der  Säfte  be- 
weisen ,  die  mit  ihrem  gänzlichen  Aufgehoben- 
werden   noth wendig    auch    das    Verschwinden 
dieser  zu  Folge  haben  mufs.  —   So  sehen  wir 
oft  durch  diese  verschiedenen  heilkräftigen  Heil- 
verfahren die  hartnäckigsten  dyskrasischen  Lei« 
den  gliicklich  heilen« 

Das  Leben  ist  sieb  selbst  seine  Form,  und 
gestaltet  im  ewigen  Wechsel  der  organischen 
Masse  sich  selbst.  Nichts  kann  fiir  den  kranken 
Organismus  Heilmittel  werden  und  seyn,  was 


—     93- 


Beobachtungen 

voll 

Fun  gas    medallaris. 

Mitgetheilt 

von  * 

Dr.    W.  Wehr, 

pnküfchem  Ant  and  Geburtshelfer  za  Casiel. 


1.  Beobachtung  einer  durch  Mca^sehwamm  ent" 
arteten  Niere  bei  einem  Kinde* 

Jtt latbaroen  bei  älteren  IndiTidueo  gebort  be- 
kanntlich unter  die  minder  seltenen  Erscheinun- 
gen; das  Vorkommen  dieses  krankhaften  Zu- 
standes  aber  bei  Kiodern  mochte  iffohi  nicht 
so  hanfig  seyn.  Ich  erlaube  mir  daher  fol-« 
§  ende  in  mehrfacher  Hinsicht  interessante  Be- 
obachtung mitxulheilen. 

Darid  V.,  etwas  Sber  Tier  Jabre  alt,  aus 
Wehlheiden,  tou  blühendem  Aussehen,  nach 
Aussage  der  Eltern  frSher  stets  gesund,  bekam 
am  Isten  Mai  1837,  nachdem  er  schon  mehrere 
Wochen  vorher  einen  sehr  dunkeln  Urin  gelas- 
sen hatte,  ohne  jedoch  über  irgend  ein  Unwohl- 


—     9&     — 

Harnbescberden  klage  y  aber  fibef  einen  Schniert 
iir  der  rechten  Baochftegend.  Bei  dem  Unter- 
soeben  fand  ich  die  Lebei^egeod  aufgetrieben^ 
ond  die  lieber  eelbftt  hart.  Fiebersymptome 
waren  sugege«  etc.  Es  iffurden  Blutegel  an* 
gelegt,  Calomel  innerlich  gereicht ^  und  epater 
Einreibungen  von  Ungt  hydr,  einer,  gemacht. 
Doch  firnchtios  waren  meine  Bemühungen,  Ge- 
schtfubt  and  Schmerzen  blieben  dieselben,  ja 
erstere  hatte  sogar  an  Umfang  merklich  zuge^ 
nommen« 

Die  Nachrichten  über  den  Kranken  blieben 
auf  einmal  aos^  nnd  erst  nach  einem  Jahre^ 
in  welchem  die  Eltern  nicht  aHein  eine  grofse 
Anzahl  Aerxte  aus  der  Stadt  and  ans  der  Um-' 
gegend  befragt,  sondern  anch  bei  Hirten  and 
jpuacksalbern  vorgesprochen  hatten,  kamen  sie 
wieder  sa  mir  and  baten  mich,  ihr  Kind  zu 
besuchen« 

Ich  fand  dasselbe  im  Bette  auf  dem  Rük- 
ken  liegend;  der  Unterleib  war  nngemein  auf- 
getrieben, die  Brost  sehr  abgemagert ,  die  ganze 
rechte  untere  Extremität  odematSs  aogeschwol- 
ten,  so  wie  aueh  die  Geschlechtstheile  ond  der 
linke  Fufs.  —  Das  Gesichtwar  greisenhaft.  — 
Auf  der  rechten  Seite  desKSrpers  bildeten  alle 
VMien  ein  nicht  über  der  Haut  erhabenes  Netz, 
(doch  war  die  Deodriteugestall  Torherrschend); 
so  dafs  die  über  die^  Erscheinung  sehr  ängst- 
lichen Aelte^n  mir  in  meiner  Wohnung  sagten : 
es  würde  ja  wohl  bald  mit  dem  Kinde  zu  Ende 
seyn,  indem  es  auf  der  rechten  Seite  schon 
l^nz  schwarz  sey.  —  Der  gleichmäfiig  ausge- 
dehnte und  sehr  heifse  Unterleib  fühlte  sich 
auf  der  rechten  Seile  härter  an,  als  auf  der 
linken.    Bei  der  Perkussion  war  kein  Zeichen 


—     97     — 

firareD  die  eigentlicheD  Unterleibsorgane.  merk- 
vrürdig  aus  ihrer  Lage  gerückt  und  auf  die  lioke 
Seite  gedrängt.  .•^—  Am  auffalleDdaten  aber  Ter- 
liielt  sich  die  Leber;  denn  diese  war.  oicht  al- 
lein sehr  bTpertropbisch  ood  schon  äufserlich 
mit  einzelnen  Geschwüren  bedeckt^  sondern  sie 
hatte  selbst y  durch  die  Geschwulst  nach,  linka 
und  oben  gedrängt,  das  Zwerchfell  in  die  Tho- 
raxhöble  hineingeschoben,  so  dafs  sie  f^st  al- 
lein diese  Hohle  aaszufüllen  schien,  und  die 
Lunge  mit  ihren  beiden  Flügeln  (jeder  kaum 
eine  kleine  Faust  grofs)  und  das  Herz  (klein, 
"welk ,  mit  einem  Pseudopoljpen)  sich  erst  ganz 
oben  nach  hinten^  und  zwar  erst  .nach  aufge- 
bobener  Leber,  entdecken  liefs.  Dem  grobem 
Theile  der  Oberfläphe  nach  erschien  die  Leber, 
in  Farbe  und  Conaistenz,  ziemlich  normal^  die 
untere  Fläche  aber,  besonders  am  rechten  Lap-' 
pen ,  erschien  schon  äuiserlich  mit  Geschwüren 
bedeckt  (swei  basein ufsgrofse  Geschwüre  rag- 
ten hervor),  und.  als,  ein  Paar  EinscbniUe  ge- 
macht worden  waren,  zeigte  es  sieb,  dafs  das 
ganze  Innere  fast  nichts  als  ein  Eiterdepot  war, 
aus  welchem  ein  dicker  Strom  ichorösen  Eiters 
herTorquolh  «—  Auch  die  Lunge  zeigte  nach 
«inem  Einschnitte  dieselbe  Beschaffenheit;  die 
Milz  indessen,  so  wie  auch  die  linM  .Niere 
befanden  sich  in  einetn  bessern  Zustande ;  nicht 
^ninder  das  Pankreas.  — 

Da  die  Erkennung  jener  Geschwqlst  der 
Hauptzweck  der  Section  war,  so  wurde  sie 
Quch  jetzt  der  Hauptgegenstand  der  Untersu- 
chung, und  demnach  von  ihren  Verbindungen 
üod  Verwachsungen  losgetrennt,  was  ziemlich 
schwer  von  Stalten  ging,  indem  die  letztem 
sehr  fest  und  fibrös  waren,  namentlich,  in  der- 
Journ.  LXXX VIII.  B.  5.  St.  6 


■GegODfl  der  UnteHeihsmngkelD,  wo  »ie,  *i 
Kbon  erwähnt  warde,  auch  mit  dem  Proc  ie 
nüctil.  Temnchsen  vrar.  —  Da  voo  einer  rec 
len  Niere  durchaus  keine  Spur  zn  entdecVi 
war,  so  liefa  aicb  wohl  mit  ziemlicher  Bestitnm 
beit  vermutheo  ,  daf«  diese  Gescbwuisl  9ns  di 
degenerirlea  Niera  enistaaden  aey.  Beiden' 
faero  Uotersuchung  rimden  wir  auch  Budimeal< 
W«lcfae  deutliche  Nierenglrulimr  erkenaeo  lic 
fsen.  —  Bei  einer  gchon  zarallig  entstandeDe 
OefToQDg  d^r  GeBchvmUt  drang  eine  dicke  « 
teräboliche  Flüs»igkeil  heraus,  doch  bei  dei 
an  der  gfloi  blusgeleglen  und  aus  der  üotei 
leibihöhte  «DtrerDlen  Alasse  gemacfaleo,  Eic 
tcbnilten  schien  das  Ganze  mehr  aus  der  Sul 
Staus  zu  bestehen,  welche  den  Fungos  medo' 
l»rii  charakterisirt.  —  Dieses  Gewacb*  alat 
welches  die  Grörse  eines  Mannskopres  ober 
«lieg,  und  Sber  6  Pfuod  wiegen  mochte  (^die  L« 
her  konnte  wohl  eben  so  viel  wiegeD) ,  wa 
faöcbit  vrabiscb  ein  lieb  die  desorganisirte  Nier 
4is  HavplarMche  der  Krankb«it  unddesTodM 


—     99     — 

Im  Jahre  1838  Eode  Aagust  befragte  mich 
die  Kranke  über  einen  dicken  Hals,  der  nach 
ihrer  Aussage  sehr  schnell  entstanden  wäre,  und 
einen  unangenehmen  Druck  aosübe.  -^  Ich  fand 
den  rechten  Lappen  der  ScbilddrSse  Tergrofsert 
und  hartlich ,  durch  Druck  jedoch  nicht  schmerz« 
haft«  — -  Mit  Ausnahme  des  Pulses  und  einer 
trocknen  rothen  Zunge  (welche  sie  aber  fast 
immer  gehabt  haben  will),  waren  weiter  keine 
entzündlichen  Sjmptome  zugegen.  *r  Nichts 
destoweniger  liefs  ich  sechs  Blutegel  anlegeti 
und  gab  innerlich  Galomel.  — >  Später  rerordr 
nete  ich  Einreibungen  tou  Ung.  hydr.  einer«  -~ 
Da  dieses  auch  nichts  helfen  wollte,  und  die  » 
Geschwulst  zunahln,  versuchte  ich  Einreibun-^ 
gen  Ton  Ungueot.  hydrojod. ;  -^  bald  entstand 
Oedem  der  untern  Extremitäten  und  Hydrops 
ascites,  der  Aach  tierzehnlägiger  Anwendung 
Ton  urintreibenden  und  abführenden  Mitteln  fast 
ganz  yerschwaod.  —  Die  Schilddrüse  Tergro-* 
fserte  sich  immer  mehr,  und  war  bis  hinter 
und  oberhalb  des  Angulus  maxiL  inf.  gestiegen, 
so  dafs  das  Yerschliogen  von  festen  Speisen 
sehr  erschwert  und  später  ganz  unmöglich  wurde* 
Auch  das  Athemholen  wurde  immer  beschwer- 
licher^ so  dafs  Patientin  fast  beständig  aufrecht 
sitzen  muhte.  ^  Sie  wurde  oft  ganz  blau  im 
GTesichte  und  hatte  mit  grofser  Angst  zu  käm- 
pfen. —  Dieser  höchst  traurige  Zustand  dauerte 
noch  einige  Tage,  ohne  dafs  ich  der  Kranken 
irgend  eine  Linderung  (Morphium  beruhigte  sie 
wenig  oder  gar  nicht)  halte  TerschafTen  können, 
fort,  bis  der  Tod  am  ISteuNofbr«  deo schreck- 
lichen Leiden  dieser  Unglücklichen  ein  Ende  - 
machte«  —  Acht  und  zwanzig  Stunden  nach 
dem  Tode  machte  Hr.  Dr.  Neuher  und  ich,  in 
Gegenwart  des  Hrn.  Dr.  Schulz  die  Section. 

G  2 


—    101    — 

3.   Fungus  meduUaris  in   dem  Ürtierieibe  eines 

Greises» 

Da  ich  den  Krankea  nur  während  der  leta- 
len vierzehn  Tage  seines  Lebens  behandelt  habe, 
BD  welchem  Zeitraome  er  anfserst  schwach  war, 
und  nur  einzelne  Worte  aussprach :  so  konnte 
ich  von  demselben  gar  nichts  über  sein  frühe* 
res  Leben  erfahren  ,  mufste  mich  daher  mit  der 
mangelhaften  Beschreibung  seiner  Frau  begnügen. 

Der  Schuhmacher  K..  aus  Cassel,  70  Jahre 
«Ity  in  hohem  Grade  harthörig/  nach  der  Aus- 
sage der  Angehörigen  früher  stets  gesund,  hatte 
in  den  zwanziger  Jahren  das  Unglück,  auf  ei- 
TiAr  kleinen  Reise  überfahren  zu  werdisn,  indem 
das  Hinterrad  des  Postwagens  über  seinen  Leib 
ging..    Nach  diesem  Unfälle   soll  er  sich  ziem« 
lieh  schnell  erholt,  und  für  den  Augenblick  wei- 
ter keine  übeleu  Folgen  Terspürt  haben.  —  In 
seinem  acht  und  dreifsigsten  Jahre  yerheirathete 
er  sich  zum  ersten  Male.    Während  dieser  Ehe, 
in  der  ihm  keine  Kinder  geboren  wurden,  soll 
er  dreizehn  Wochen  lang  krank  gewesen  sejn 
(irermuthlich  syphilitisch).     Ein  Jahr  nach  dem 
Tode  seiner  Frau  yerehlichte  er  sich  zum  zwei- 
ten Male  in  seinem  neun  und  vierzigsten  Jahre, 
'i— -  Auch  diese  Ehe  blieb  kinderlos.  —    In  der 
ersten  Zeit  soll  er  yiel  an  Hämorrhoiden  gelit- 
~ten  haben ^  und  ibm  yiel  Blut  per  anum  abge- 
fj^angen    seyn.      Der   früher    sehr  wohlbeleibte 
-Mann  fing  jetzt  nach  und  nach  an  abzumagern.  — 
"Es  stellten  sich  zuweilen  Erbrechen  und  Schmer- 
rzen  in  dem  Unterleibe  ein «  dabei  war  die  Ver« 
~dauung  im  Ganzen  genommen  noch  immer  gut 
"KU  nennen  (indem  die  schwersten  Speisen ,  wie 
Sp«ck  und  andere  ähnliche  sehr  fette  Nahrungs- 
mittel, ÜÄte  u«  dgt.  ohne  alle  Beschwerden  yer- 


m,     •^' 


—    103    — 

Am  andern  Morgeo  hatte  der  KraDke  oacb 
gehabter  OeffnuDg  grofse  Erleichterung  gespürt. 
—  Genosaen  hatte  er  sehr  wenig*  -•  Nach  drei 
Tagen  schlug  sein  Puls  fieberhaft,  er  trank  sehr 
Tiely  ab  gar  nichts»  und  magerte  hierbei  sicht- 
lich ab.  Dabei  wurde  er  sehr  ongeduldigi  liefe 
sich  sehr  oft  Ton  dem  Sopha  in  das  Bett,  und 
so  umgekehrt  tragen.  !—  Stuhlgang  stellte  sich 
nur  nach  grofsen  Gaben  von  Glaubersal|s  ein« 
Ich  würde  aufserdem  noch  andere  Arzneien  Ter- 
schrieben  haben ,  .  hätte  sich  nicht  der  Kranke 
cuntschieden' gegen  das  Einnehmen  derselben  ge- 
sträpb^  .-—  Von  nun  an  schwanden  seine  K^räfte 
auffallend,  Koth  und  Urin  gingen  nnwillkühr« 
lieh  ab  (Decubitus  entstand  nur  in  den  letzten 
Tagen  in  der  Regio  sacralis),  bis  er  am  31*  Aug. 
um  2  Uhr  Nachmittags  bei  vollem  Bewufstseyn 
verschied.  —  Sechs  und  dreifsig  Stunden  nach 
denn  Tode  machte  ich  mit  Hrn.  Dr.  Neuher 
und  in  Gegenwart  der  Herren  Dr.  Schulz  und 
W'allach  die  Section. 

Den  Kopf  zu  öffnen,  wurde  nicht  erlaubt.  — 
irusthohle.  Beide  Lungen  adhärirten  vielseitig 
lit  der  Pleura  costalis;  ihr  Gewebe  war  nor- 
aal;  die  seröse  Umkleiduog  sehr  melanotisch; 
1  den  untern  Lappen  Blutiiberfüllung,  in  den 
bern  Oedem  an  eiozeloen  Stellen^  <-—  die  Bron-. 
lyieo  gesund.  —  Herz.  Kein  Serum  in  dem 
ericardium;  das  Herz  schlaff,  die  Gröfse  nor« 
^aL  Das  Zwerchfell  sehr  in  die  Höhe  getrie- 
9D.  —  Bauchhöhle.  Die  Bauchdecken  sehr  donn, 
'ihe,  lederartig.  Das  Netz  bedeckte  fast  Alles ; 
BS  Colon  trapsversum  lag  tief  noch  untar  der 
^gio  umbilicalis ;  zwischen  ihm  und  dem  an« . 
uro  Rande  des  Magens«  ragte  aus  der  Tiefe 
ine  sphärische  Geschwulst  hervor.  «-  Der  Ma- 
«n   hatte  eine  auffallende  Lage.    S^in  FonchiS- 


las  G^fl 


nloDäuni  verwachseii ,  das  ( 
Kürochen  »kbtbar,  zwiscbatff 
eine  bfeÜge,  cbokol adenfarbig« 
ber.  Die  Oberfläche  unebeo ,  it 
grürierl,  ihr  Gevricht  betrug  geg 
dm  Gewebe  gleicbmärsig,  wie  i 
btulreich.  —  Galle  normal,  Mi^ 
Blase  kleine  und  gröfsere,  sphll 
Steine  in  bedeulender  Aocahl.  t 

Die  grofäe  GeacbwuUt,  äj 
schein  kam,  halte  eine  Län^B 
eioeo  FuTs,  die  Breite  betrug  91 
5  —  d".  Sie  lag  gleicbaam  aof 
das  platt  nnd  breit  gedrückt  ( 
angewacbsen  erschien-,  Beioe  dcl 
sehr  '  ausgedehnt.  Die  Gescbi 
diircb  das  Bauchfell  mit  der  linl 
dem  Colon  traosrersum  und  deSE 
Wirbeliäule  mit  den  Scbenkelo 
les  and  zum  Theil  mit  den  groF 
gerarsea.  —  Nach  AblÜBung  eii 
Ueberiuges,  traf  man  auf  eine 
Haut,  die  einen  g esch lotse ne n  S 
durch  keine  OefFoung  mit  irgen 
Gommunicirte.  Die  äufaeren  Sc 
sthwultt  bestanden  aus  einer  fest 
iörmigen  Matte,  die  mit  chi 
dicklicher   Flüssigkeit   gerüIU  n 


I 

aeo  Stellen  zeigten  sic^i  Hohlen ,  deren  Inhall 
ein  ähnliches  Fluidom  ausmachte.  Hin  und 
"wiecler  erschienen  darin  dunkelrothe,  kch^arze 
Pünktchen  Ton  der  Grofse  eines  Hirsekornesi 
die  von  zertetstem  Blnte  herzurühren  schienen. 
•—  Die  Alitte  der  Geschwulst  stellte  ein  Ence- 

Shaloid  Ton  der  Grofse  einer  Faust  dar,  das  in 
er  Blitte  einen  Stiel  4iatte,  Ton  dem  nach  der 
Peripherie  bin  die  fellige  Blarkmasse  strahlear 
fßrnüg  sich  ansUrettete;  die  Farbe  war  weifi»^ 
gelb;  die  Consistenz  ziemlich  fest,  und  man 
konnte  den  Markschwamm  aus  der  übrigen  fliasse 
herausschälen^' itf 'der  noch' kleinere ,  formlose, 
gelbliche  Stücke  Ton  ähnlicher  Textur  sich 
zeigten«  Das  Gewicht  der  Geschwulst  betrug 
über  sechs  Pfund«  —  Die  linke  Niere  war 
schlaff,  die  rechte  Tollig  noch  einmal  so  grofs, 
.  über  6''  lang,  weich  und  iron  Tenosem  Blute 
überfüllt.  Die  Schleimhaut  der  Kelche  und  des 
Beckens  normal.  —  Blase  ausgedehnt,  Schleim- 
haut gesund,  Muskelhäut  etwas  Terdickt.  — - 
Darmkanal  und  Hesentetiüm  normal. 


«.    107    ^ 

«oPBt  die  Kur  «liastr  Krankheit  aaialle:e,  sonilern  ein  Gor- 
gelwasser von  Spir.  Mind.  anc  vij  ond  Syr.  Sacch.  unc.  iij* 
Da  das  Cebel  abjer  am  folgenden  Tag  sieb  nicht  verän- 
dert hatte  ^  ond  in  zwei  Tagen  keine  Oeffnung  erfolgt 
war^  yerschrieb  ich  eine  Abführniig  von  EUxir  Sennae 
Pb.  Soec.  mit  ^pir.  Mind.,  and  lieis  von  einer  Mischung 
von  Lin.  volat  ancj  mit  Uog.  hydrargyri  dracbm.  dimid. 
alle  zwei  Stondep  Etwas  an  der  kranken  Stelle  einreiben, 
welches  aber  ans  mir  onbekannten  Ursachen,  zn  Folge^ 
der  yersicfaemng  dei  Kranken ,  in  vier  und  zwanzig  Stun- 
den nur  drei  Mal  gesebehen  war. 

Am  Abend  war  so  wie  am  Morgen  kein  Fieber  zn 
bemerken,  aneh  konnte , an  dem  anfgehobeneo  Crin  kein 
Zeichen  von  Fieber  bemerkt  werden. 

Den  23.  Novbr.  war  das  Befinden  beim  Morgen  besuch 
anverfindert,  die  Nacht  beinahe  schlaflos  zugebracht»  doch 
wie  der  Kranke  versicherte  -keine  Hitze  bemerkbar  gewe  ^ 
aen ;  ond  da  die  gestrige  Abführung  blofs  ein  Mal  gelinde 
gewirkt  hatte,  so  wurde  den  folgenden  Tag  als  Abführung 
Terordnet :  Rec.  Res.  Jalappae  gr.  iv.  Mocilag.  Gm.  Arab. 
dr.  j.  Klixir.  Sennae  Ph.  Suec.  uno.  iv.  Coiges.  siündlich 
einen  Elsl.  bis  zur  Wirkung,  und  ein  Senfteig  im  Nacken 
gelegt  Am  Abend  erfuhr  ich,  dafs  des  Vormittags  ein 
sehr  starker  Speichelflufs,  der  ununterbrochen  drei  bis  vier 
Stunden  angehalten,  sich  eingestellt  hätte,,  welcher  ihn 
so  sehr  angegrilfen  hatte,  dafs  ich  sogleich  die  Forlsetzung 
der  Einreibung  untersagte,  da  ich  glaubte,. der  Speichei- 
fiofs  könne  Felge  der  Einreibung  seyn,  obgleich  diese  so 
sparsam  angewendet  worden  war,  und  die  kranke  Stelle 
mit  warmem  Wasser  und  Seife  gehörig  abwaschen  und 
reinigen  lieCs. 

.  Am  24.  Novbr.  erfuhr  ich  am  Morgen ,  dafs  die  Nactil 
wiederum  unruhig  gewesen^  und  erst  gegen  Morgen  sich 
etwas  Schlaf  eingefunden  habe;  im  Ganzen  war  der  Zu- 
stand des  Uebels  unverändert.  Beim  Abendbesuch  wurde 
mir  gemeldet,  dafs  sicli  der  Speicheifluls  wiederum  des 
Vormittags  eingestellt  hätte,  und  der  Kranke  glaubte  vor 
dem  Eintritt  desselben  einen  gelinden  Schauer  empfunden 
zu  haben;  keine  Zufalle,  welche  auf  Fieber  deuteten, 
konnten  indels  ermittelt  werden.  —  Da  das  Gurgel wa«- 
ser  von  Spir.  Minder,  etc.  ihm  ziijvider  war,  so  wurde 
ein  An%ufti  von  grünem  Tbee  mit  Kothwein  statt  dessen 
angewendet. 


—    108    — 

Die  Nicht  vom  24iteii  zam  25aten  Novlir.  wai 
'  ndiigar  geweien,  lowolil  beate  •!■  die  Kwei  vorber 
den  Hor|[mi  war  bei  tneinem  Beioebe  lüeht  die  gt 
S|iDr  einei  Termehrten  SpeicbelabBonderuDg  xa  enli 
vnd  der  Kranke  be&nd  rieb  siemliGfa  wähl-,  die 
«ar  gröritentheili  gehoben,  der  Appetit  ntellto  rieb 
bÖhetein  Gnde  ein. 

AI*  ich  den  Kranken  gegen  Mittag  beanchl^  t 
tba  «iedcrum  in  starken  Speichela  begriffen ,  De 
wurde  ea  mir  klar,  dab  dieaer  PtjalianiM  nicltt« 
•ogenamitei  versteckte!  kältet  Fiebw  >ey,  nnd  Ter 
daher  folgende  Hixtnr:  Rec  Chinini  salptintici  gr. 
Naphae  nne.  nj,  S;r.  Aurantior.  itnc  j.  Ümgeicb-at 
1  KülörTel  Toll,  welche  dei  HaBhibittaga  und  den  i 
doa  Morgen  angewendet  werden  lollte. 

Die  darauf  folgende  Nacht  war  erträglich,  b 
Kranke  glautite  etwas  Neigung  zam  Schwab  bcM 
haben.  Heule  erat  zeigte  aicb  im  Crin  der  bei  i 
Fieber  gewölinlicbe  lieget  mehlartige  Bodexatz; 
Hittag  gcringerH*  S|>eicbeli).  Da  die  Mritur  rerbi 
war,  so  worden  folgende  Pulver  *eracbiwbeq:  Rec 
nini  inliih.  gr.  iß,  Kadidi  Dalladonoae  gc.  !■  Sem. 
gr.j,  Flavedinis  Cortjc  anrant.^.  j,  Saedarialbiac 
Disp<  in  viij  pulT,  S.  Stündlich  eint  in  Wmnct  eq  m 

Am  27.  Na>br.  erfuhr  i:h  voq  dem  Kranken  bf 
Dem  Morgen b ea 0 ch ,  dab  er  eine  beuera  Naubt  D*d 
Anadunitung  geliabi,  und  rieth  daher,  den  SchwriC 
warmei  Getränk  zu  befördern,  durch  im  Bette  1 
za  unterhalten  und  die  gettiigea  Pulver  fortxagebn 


—    109    ~ 

'  In  JLA»  V^geCä  Nene  mecltniii,  Bibl.  (GüttingenlTSS. 
IV.  Bd.  2.  SL  S.  224)  wird  ein  freiwilliger  als  Crisu  ein- 
geCreteoer  SpeicbelflaiGi  erwähnt 

In  Arzndkondige  Abhandlangen  der  Aerzte  in  Lon« 
don  (iibers.  TOB  C.  C,  Krmuen,  Leipzig  1773.  II.  Bd. 
£^  25.  III.)  ist  a«ch  die  Rede  von  einem  lang  anhalten- 
den Speichelfloili ,  aber  auch  bei  einem  Frauen zimmer. 

Dai  Yon  JCerftcw  0>^  sdnen  Simmlangen  von  Eeob- 
«ditaogen.  Zürich  1776.  S.  238.  §.  14.)  erwähnte  tagliche 
Fieber  mit  Speichelfloüi  war  to  stark»  als  wenn  es  durch 
Quecksilber  herrorgebracfat  wäre,  und  die  übrigen  (8.268 
§.  28.)  angefahrten  Fälle  von  Speichelflufs  haben  alle  nichts 
Analoges  mit  meinem  eben  erwähnten  Fall. 

In  Sammlung,  allg*  Abhandlungen.  V.  Bd.  Lapz« 
1779«  S.  429  ist  die  Rede  yon  einem  Fieber  mit  Spei  - 
cheMoisy  welche  Krankheit ,  ohngeacbtet  China  gebraucht 
wurde»  dennoch  bis  zum  zwei  und  zwanzigsten  Tag  an- 
hielt; die  Krankheit  herrschte  aber  epidemisch. 

Blodk  (Medicin.  Bemerkungen.  Berlin  1774.  S.  203. 
XIII.)  erwähnt  auch  eines  periodischen  Speichelflusses  bei 
einem  Frauenzimmer,  die  sechs  Jahre  nach  einander,  alle 
Frohjahre  davon  ergnCfen  war. 

In  Sikmälz  aetten*  chiiurg.  und  medicin.  Vorfall* 
(Leipzig  1784.  S.  122)  ist  die  Rede  von  einem  sieben  Vfo- 
eben  lang  anhaltenden  Speiehelfluls^  merkwürdig,  dafii 
dieser  Fall  auch  ein  Frauenzimmer  traf. 

Der  von  Bang  in  seiner  Auswahl  aus  den  Tagebn- 
cfaem  (2ter  Theil  Obers,  von  JugHer.  Copeohagen  u.  Leip- 
zig 1790.  S.  340.  342)  erwähnte  Fall  vom  Speichelfiufs, 
war  offenbar  rheumatischer  Natur  und  also  nichts  Analo- 
ges mit  dem  von  mir  oben  erzählten  Fall. 

Der  von  Cmubnuh  in  Bielefeld  in  diesem  Journal 
(Bd.  IV.  St  3.  S.  201)  erwähnte  catarrhalisch- gastrische 
Spdchelflufs,  hatte  mit  obigem  Falle  keine  Aehnlichkeif. 

Die  zwei  von  TT.  RoherUon  in  Med.  and  Physical 
Journal  1815.  mit  Magist  Bismuthi  mit  Glück  behandelten 
erwähnten  Fälle  von  Speichelflufs  waren  nicht  intermittirend. 

Das  von  Seha^ian  in  den  Heidelberger  klinischen 
Annalen  (Bd.  III.  St  1.  1827.)  erwähnte  Speichelfiuisfieber 
bat  nichts  mit  meinem  erzählten  Fall  Aehnliches. 


—  111  — 

bluten,  sogleich  wQnlen  zweckdienliche  sowohl  Snrserliche 
ab  innerliche  Mittel  yerordne^ ,  weil  sie  von  der  Brscliiiu 
terung  des  Falles  sehr  angegriffen  war;  demohngeachtet 
bjleb  nach  dem  Falle  eine  so  hedeotende  Lähmong  der 
nfiterri  RxtremiCSten  znriickf  da(s  Pat  nicht  za  stehen  im 
Stande  war.  Dm  diese  Lähmung  za  heben,  verordnete 
lobi  nnerlich :  Rec  Strychnin.  granam ,  Spir.  Vin.  rectifica- 
tlss.  drachm.  duas,  Spir.  LavenduL  coaipos.  scrnpul.  M* 
D.  S*  Alle  zwei  Stunden  sechs  Tropfen  mit  Wasser  ver- 
dnnnt  zn  nehmen,  —  änfserlich  Einreibungen  yon  Reo* 
Miztnr.  oleos.  balsamic.  rinc,  Spir.  AngeGcae  compos.  on« 
dam  unam  et  dimidiam,  Tinct  Amic  undam.  M.  D, ;  — 
und  dieses  mit  so  günstigem  Krfolge ,  dals  nach  dem  Ver- 
braoch  von  zwd  Granen  Strychnin  nach  zwölf  Tagen  die 
Lahmung  yollkommen  gehoben  war,  und  Patientin  obwohl 
nicht  ohne  Unterstützung,  wegen  ihrer  Schwäche,  gehen 
und  stehen  konnte. 

Ein  neun  nnd  sechszigiahriger  athletisch  gebaoter 
Mann ,  cholerischen  Temperaments ,  welcher  dne  Faust 
grolse  Hernia  scrotatis  der  linken  Seite  hatte,  und  welcher, 
wie  er  sagte,  nie  krank  gewesen,  aber  dem  Trünke  ergeben 
war,  wurde  von  dner  Apoplexia  sangoinea,  mit  Verlust 
der  Sprache  und  Lähmung  der  rechten  Sdte  befallen,  uod 
da  Signa  gastrica  obwalteten,  wurde  nach  einem  voraoige- 
schickten  starken  Aderhib  ein  Brechmittel  gegeben,  und  nach 
den  sich  übrigens  ereignenden  Indicationen,  antiphlogistisch 
und  antigastrisch  verfahren :  mit  einem  so  guten  Erfolge, 
dals  er  M^on  am  Abend  des  zwdten  Tages  der  Behand- 
lung etwas  vernehmlich  sprechen  konnte. 

Da  dch  aber  die  Lähmung  nach  den  angewandten 
Mittdn  nicht  verlieren  wollte,  so  wurde  Strychnin  verord- 
net Rec.  Strychnin.  granum,  Spir.  Vini  vertiticatissim* 
drachm.  duas.  M.  D.  S«  Alle  zwei  Stunden  zehn  Tropfen 
mit  Wasser  verdünnt  zu  nehmen,  —  und  folgende  Hin- 
rdbung:  Rec  Tinct.  Cantbarid.  drachm.  tres,  Olei  Caje- 

Sut.  drachmam ,  -  Liniment  volatiL  nne.  nninn  et  dimidiam. 
facbdem  11  Gran  Strydinin  (in  der  erwähnten  Mischung 
von  6  bis  30  Tropfen  allmählig  steigend  alle  zwei  Stun- 
den pro  dosi)  verbraucht  waren ,  war  er  so  weit  herge- 
stellt, dafs  er  so  wie  in  geinnden  Tagen  schreiben  und 
Violiue  spielen  konnte,  und  bis  jetzt  noch  nach  andertbdb 
Jahren  einer  ungetrübten  Gesundhdt  sich  erfreud. 

Bin«  nebenzigjährige  Frau,  von  dnem  gemischten 
Tempertment,  welche  mehrere  Kinder  geboren  hatte,  and 


—    113    — 

m  Schfurlachfieber ,  kränk  g^ewesen ,  zofofgelieMfgBterVer- 
iobening  niemals '«BdscLIaf  ausgeübt ,  doch  Onanie  getrie-^ 
etk  hatte ,^  nntcmahm  im  Mai  1833  Ton  hier  ans  eine 
•Bitreiae  nach  L. ,  .und  kehrte  den  2.  Juni  d.  J.  mit  ein- 
lohem,  aber  lehr  heftigem  Tripper  zurOck.  Den  achten 
7Mg  nach  der  Infection  kam  er  in  meine  Behandlung. 
oh  erfnhr  von  ihm,  dafi  er  drei  Mal  an  jenem  Orte  in 
iner  Nacht,  und  zwar  im  halben  RanschCj  bei  einem  an- 
dieinend  gesunden  Frauenzimmer  den  Coitna  ToUzogen, 
'rei  Tage  darauf  nichts  Störendes  wahrgenommen,  den 
ierten  Tag  jedoch  Brennen  beim  ürinlassen  und  den 
eehsten  Tag  weiiiilicheii  Ausflufs  ans  der  Harnröhre  be- 
lerkt  habe.  Der  Kranke  fieberte,  der  Puls  war  toII,  hart, 
ofaneü,  die  Brust  beengt,  der  Athem  kurz,  der  Penis, 
lie  Weichen  nnd  Hoden  schmerzhaft  und  etwas  geschwol* 
en,  auch  geringe  Phimosis  yorhanden ;  der  Urethralschleim- 
Lq&' gering,  der  Schmerz  beim  Harnen  sehr  empfindlicb, 
kofser  demselben  ntir  mälstg.  Mund  und  Radienhöhle 
raren  sohmerzlos  und  ohne  Cbanker.  Ich  terordnete  kör* 
«riiche  Ruhe ,  streng«  Diät,  Suspensorium;  einen  Ader- 
lüs  yon  zwei  Pfund  Blut,  Anlegung  von  zehn  Blutegeln 
ji  den  Penn  und  die  Weichen,  eine  Ricinus  -  Emulsion 
nit  Nitmm  und  TJiee  ans  Hanf-  und  Leinsaamen.  Hier- 
4if  wurde  die  Brnst  frei,  das  Fieber  nnd  der  Inguinal- 
chmerz  nnd  die  Geehwutst  verschwanden,  die  fünftägige 
^enbtopfung  wurde  gehoben ,  der  schmerzhafte  SehleimfliSs 
ermehrte  sich  jedoch  |  kalte  Wasserbader  des  Penis  ler- 
lAlimmerten,  laue  Milchbäder,  mit  Tinct«  ihebaio.  yer- 
Btxt ,  minderten  Schmerz  und  Abflnfs.  Ohne  kaum  merk- 
cbes  Fieber  war  stets  grofse  Gereiztheit  des  Körpers  yor« 
asden.  Bs  wurde  eine  einfache  Mandel -Emulsion  mit 
[a^iBs.  sniphur.  und  Morgens  und  Abends  ein  laues  Milch- 
%d  des  Penis,  so  wie  Milchdiät  verordnet 

Die  Besserung  schritt  Torwarts ,  als  den  21.  Juni  Nachts 
t  Bette  eine  Erkältung  Statt  fand,  und  hierauf  sofort 
arke  Geschwubt  des  rechten  Amis  mit  etwas  Rothe 
Id  bedeutenden  reifsenden  Schmerzen  im  Kreuz,  yer* 
luden  mit  starken  Horripilationen  des  Körpers  und  Ans- 
blag  gleich  dürrer  Krätze  an  beiden  Natibus^  dem  nntem 
reost  deii  innem  Schenkeln  und  dem  Sarotnm,  sich  zeigte. 
ppatit,  Kräfte,  Stnhl  nnd  Urinabsonderung  waren  weaig 
aeinträohtigt ,  Tripper  und  Phimose  ftwt  ganz  gewichen. 
ob  .Tefordnete  Liq.  Minder,  mit  jSxtract.  Aconiti ,  Calomel 
iglich  drei  Gran  mit  Magnes,  snlpbor.,  Thee  ausSarsap. 
nd  Flieder ,  Blutegel  an's  Kreuz  und  Perinlum ,  trockene 

Jooro.  LXXX  VIU.  B.  5.  St.  H 


—    115    — 

Dti  6e&aaiintzostand  bot  vniio  einige  Tage  yencblim-^ 
mernng,  einige  Tage  Krieicbterung  dar,  doch  Armge- 
Bcfawnist  nnd  AusMlüag  nahm  eher  aa  alt  ab ,  —  lo  daia 
bei  atetem  Wechsel  das  GrondObel  nnertcbütterlich  fort- 
daaerte,  ja  nach  adit  Tagen  aacb  Oedema  pedum  tioli 
einfand.  Kaacfaerungen »  sanftes  mechanisches, Ein  wirken, 
Cmwickelangen y  Aschen-  und  Sandbäder  mit  trockener 
Wärme;  innerlich  Angelicae,  Serpent.,  Calam«  arom.  In- 
fus* mit  Kztract.  Gramin.y  Taraxac,  Cardai  bened.,  Chin. 
frig.  par.,  wechselnd  mit  Aconit.,  Dulcam.,  Digital.«  Liq. 
Minder. ,  Liq.  Ammon.  sncdn.  ^  -*  nichts  wirkte  genogend« 
Das  Fieber,  mehr  asthenischer  Natur,  war  zwar  maisig, 
allein  sehr  grofse  Bnipfindlichkeit  gegen  Schall,  Licht, 
Wärme,  Kalte,  Schreck,  Frende  o.  dgU  war  vorbanden; 
der  Appetit  war  leidlich,  der  Dorst  stark,  die  Kräfte  ge- 
sunken, die  Stimmung  unausstehlich,  die  Lage  passiv,  die 
Ausleerungen  ziemlich  regelmälsig,  etwas  diarrhÖeartig^ 
der  Tripper  wie  schwacher  Nachtripper  bemerklich,  die 
Jiarte  Geschwulst  des  ganzen  rechten  Arms  ond  die  etwas 
weichere  der  Füise  nahm  zu,  der  Schmerz  aber  ab.  Nacht' 
Bcbweüse,.  allgemeiner  Ausschlag  —  jetzt  auch  im  ganzen 
Gesichte  —  stellte  sich  ein,  frühere  starke  Fuisschweiise 
erschienen  nicht  wieder.  Der  Schlaf  war  fast  gänzlich 
verscheucht,  in  kemer  Lage,  auch  der  schwebenden  und 
wiegenden,  gelang  es  einige  Brleichterung  zu  erhalten, 
weil  der  ganze  Körper  mit  Eiterpusteln  übersäet  war.  Un- 
geachtet aller  Aufmerksamkeit  und  aller  denkbaren  Be« 
qnemlicbkeity  die  man  ihm  angedeihen  licls  (da  seine 
ökonomische  Lage  es  gestattete),  war  seine  üngednld  für 
aeine  Umgebung  unerträglich.  Infus.  Serpent  et  Arnicae 
mit  sanft  bittem  Extracten  und  Liq.  C.  C.,  Infnso-De- 
eocC  Chinae  mit  mineralischen  Säuren ,  Abends  Opium  mit 
Gu^ao.  und  nur  wenig  Aroma,  änd^ten  den  Zustand  in 
aofera,  dals  etwas  Ruhe  nnd  Schlaf,  —  aber  keine  Krisis 
eintrat  Die  Gliederanschwellung,  wie  das  Exanthem,  be- 
aonders  auf  den  Nates  und  dem  Kreuz,  schien  mehr  zu- 
als  abzunehmen.  Bei  nicht  ganz  übereinstimmender  Ansicht 
über  die  Beliandlung ,  entschloft  ich  mich  den  20.  August, 
dem  zweiten  Arzt  die  alleinige  Behandlung  des  Kimaken  zu 
überlassen,  —  welcher  dann  noch  einen  dritten,  in  gro- 
Isem  Rufe  stellenden,  alten  Arzt  hinzuzog,  die  gemein-' 
schaftUcb  die  ärztliche  Pflege  bis  ans  Ende  des  Kranken, 
welches  vier  bis  fünf  Wochen  darauf  unter  sehr  Übeln 
Haut-  und  theilweise  Moskelzerstörungen  erfolgtet,  fort- 
setflen. 


—    «7    — 

4S»en  fcieiwhIePy  kriümllgM  AuscMig  cn  EMiidM  wd 
FoÄea  bekamen^  der  melifereWoibcfliMidMMrto-MA 
chein  Heilmittel  Trotz  bot. 


ÜPiMfflidWr   B9rkhi 

BfitgeMieilt 

mui  dem  Akten  der  Kufeiand^schen  meA  dihmrg,  QuetMuift. 
MU  dir  datm  g,(e^öiigen  WiUermg9  -  Täbdlem 


Monat  Mau 
Ceber  die  Vittemng  yerweisen  wir  aaf  die  beigefSigte  TafeL 


Es  wurden  geboren:    453  Knaben, 

990  Mädchen, 

849  Kinder. 

Es  starben:    172  männlichen, 
"*  153  weiblichen   Geschlethts  nber, 

und  301  Kinder  unter  10  Jahren. 

Mehr  geboi^n  223. 

Im  Mal  des  Tergängenen  Jahres  wurden 
gebofren:    481  Knaben, 
517  Mädchen, 


998  Kinder. 


Es  star)>en:'  ^8  männlichen, 

102  weiblichen  6esd46cbte,ibeiv 
und  398  lünder  nnlsr  t8''Mireiir 


•i"«— ^ 


773  Personen. 
Mehr  geboren:  225. 


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M«d«. 

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Am  Kreb 

Ab  StMnd.           ...        .        . 

An  *.  Üichl             .... 

HtSI?';   :   :   ; 

5 

An  »icbl  b^nuinln.  itnnibeltf«    . 

* 

iöT 

nä 

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Sumuu 

1771  nr 

016 

-    120    — 

BiBBIbttalk*i.pnkl.Haacmas,  maitßS9,mtkfi 
Mt^fslitr,  fifwdiM  im  GMOe  3er  BalwtwaiuA 

Bnt«r  Band. 
Kur««  Utträrii€%e  Anzeigen, 
Jak.  JU.  A.  Prohat,  da»  Apoihekar-Taxwi 
durA  MM  auf  «hriwtiwA»  JTawwri^uitga»  hegri 
.     del«  Kfttjjb  M«i«h(e(. 
J.  Frans  fiFtmon,  di«  nnwemmlok,  fwdk  A> 
clieitiäcftM  tMd  phitfwIlHrMfftm    FürAoftat  i 
gmülit. 
'A.P.  Willi elmi,  du   TträfTtgttb  mtd  hnpüM 
Bi^knMhode  dar  SlbropMmeftt,   mit   «iiimi  Fi 
mtrte  vtn  Dr.  Albt  Brauna. 
J.  Nep.  Savter,  di»  Bthandlung  der  Bnnim 
in  pollztäi^ter,  profAptofctUtfter  «ad  timvpt» 
adür  fibuickt. 
A.  V.  Schönberg,   IfraidelaU  otm  Dr.  JiA.  Ih 

BerUUt. 
A.W.S.Tk.Benechel^  ssvr  OwäkiAU  Jw  M 

G.  Preyf»,   Würdigvng  Uta  BrududMiHMt  «t 

BtöffHtmg  dee  Brueluaek«». 
K.  Krente«)   Beobacftlwifsn ' «mJ    ITnfiiriiiffcMM 

üb«r  iTu  ITechsellEAflr. 
Ch.  Sawfft  MANoini  "-— '  **•  "njri  In  in 

pa  dfMJ  hl  |ira%H«  m4£cafe  «t  AlrwBlesk 


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C.  W.  Hufeland's 


Journal 


der 


practischen   Heilkunde 


Fortgesetzt 


▼  on 


Dr.  E.  Osann, 

K.  Geb.  Med.  Rath,  ordentt.  PioleMor  der  Medicin  an  der 
UniTcnitat  and  der  med.  diinirg.  Academie  fmr  dai  MOitair 
zo  Berlin,  Direotor  des  K.  Poüklin.  Inititolt,  Ritter  dei  rotfaen 
Adler-  Ordens  dritter  Klasse  und  Mitglied  melirerer  getehf^ 

ten  GeseUsohaften. 


Oran,  Firemd,  iti  «He  neorU, 
DOC&  (fr9m  des  Lebetu  goldner  Bamm» 

Oöthe. 


VI.  Stack.    Juni. 


B  e  r  Li  D. 

Gedmckt  und  Teriegt  bei  G.  Reimen 


^ 


1.   , 

Einige  Beobachtangen 

Ober  die 

ilkräfte  des    Kupfer salmiak- 

Liquors. 

Mit  g  e  t  h  e  i  1 1 

Dr.    J.    R.    Köchlin, 

.SQ  Zürich. 


j  Dytkrasieen  oder  eigentbuiiilicbe  krank* 
)  MiscbuDgSTerhällnisse  der  Säftemasse  und 
US  heryorgegaogene  KrankheittziistäDde  dei;c 
o  Theile  specifisch  id  die  Sphäre  der  Ve«> 
ioo  einwirkende  Arsneimittel  sa  ihrer  Hei*- 
erfordern^  und  ohne  solche  die  betreffen- 
Kraniien  entweder  einem  frühzeitigen  Tode 
leo,  oder  ein  langes  sieches  und  beschwer- 
8  Leben  führen :  dbfür  scheint  mir  beson* 
die  nachstehende  Beobachtung  zu  sprechen, 

Hr.  T.  L.y  ein  42  Jahr  alter  ^  sanguinisch - 
irischer  Mann,  zog  sich  durch  das  Schlafen 
ioem  frisch  getünchten  Zimmer  bedeutende 
matisdie   Beschwerden   zu»     Im  Gesichte 

A  2 


—      5      — 

der  wirklicheo  'YernlcbtuDg  seioei  Lebens  er- 
regte. 

Zwei  Jabra^  bevor  ich  mit  seinem  Krank- 
Jieitssustande  näher  bekannt   wurde,   ging  ans 
dler  Consnltation  mit  einem  geschickten  Wnnd- 
«rste  so  yiel  NuUen   für  den  Kranken  hervor, 
.dafs  derselbe   von  allen  Pflastern ,   damit  anch 
yron  einem  Theile  der  Schmerzen  befreit,   Sa- 
Taerlich  weiter  gar  keine  Arzneimittel  angewen- 
det nnd  die  Beweglichkeit  und  Festigkeit  sei- 
ner untern  Extremitäten  in  so  weit  wieder  her^ 
^atellt  wurden I  dafs  er,  obscboa, mühsam  uind 
stark  biokend,  wieder  gehen  konnte«    Seitdem 
iimwickelte    er  seine   Unterschenkel   mit  einer 
trocknen  Binde,  wodurch  deren  Festigkeit  nn- 
'terstätst  und  die  Schmerzen  einigermafsen  ge- 
liüben  wurden.    Der  Gebrauch  eines  benacbbar- 
ten  Schwefelbades  verbesserte  seinen  Znstand 
in  etwas,  und  vielleicht  wSrde  die  von  einem 
Landärzte   in  der  Nabe  von  jenem  uoternom- 
xnene  flierkurialkur  eine  griindiicbe  Hellung  her« 
beigefiibrt  haben,  wenn  ibr  nicbt  durch  die  da- 
her entstandene  äuberst   heftige  Salivation  ein 
Ziel  gesetzt  worden  wäre ,  wornacb  der  Kranke 
ungefähr  in    den    vorherigen    Zustand    zuräck 
versank. 

Unter  diesen  Umständen  wurde  beim  Be* 
jginn  des  Jabres*  meine  Hälfe  nacbgesucht ,  nnd 
Iieim  ersten  Besuche  des  Kranken  fand  ich  sei- 
nen Zustand  wie  folgt:  eine  leicbt  wahrzuneh- 
mende ÄufirelbongderScbienbeinknocben,  stär- 
ker am  linken  als  am  recbten  Schenkel,  den 
«rsteren  etwas  Terkürzt  und  mit  weit  heftige« 
ren  Knochenschmerzen  als  den  letzteren  behaf- 
tet; an  demselben  unterhalb  des  Knieesaufder 
niitte  des  Schienbeins  eine  harte,  bald  grSfser, 


~      7      ~ 

des  Laudänuiiit  in  weit  geridgarer  Gabe«  Vor« 
mala  bei  nocb  güosiigerem  Staode  der  Kräfte^ 
war  der  Wioter  dem  Krankao  günstiger  ab 
der  Sommer;  oan  wirkte,  besonders  in  djna* 
iniscber  Benehung,  dieser  mehr  wohltbätig, 
jener  nachtheilig  anf  ihn  ein,  Uebrigens  mub-- 
len  die.  Kräfte,  theils  wegen  der  Fortdauer  und 
Verschlimmerung  desKrankheittznstandes^  theils 
wegen  der  gestörten  Verdaunngs-  und  Repro* 
duktibnsprocesse,- theils  wegen  des  ubermäbi* 
f^en  Mohosaflgebrauches  in  ein  immer  übleres 
Verhältnifs  gerathen^  denn  wenn  schon  daa 
Leben  durch  letzteren  angeregt  wurde f  so  be^ 
trug  doch  der  Verlust  an  Kraft ,'  welche  durch 
die  damit  erzwungene  Tbätigkeit  aufgezehrt 
wurde,  mehr,  als  wieder  ersetzt  werden  konnte* 
Immerhin  konnte  dem  Kranken  bei  allen  sei-* 
Den  Leiden  ein  LebensTerhältnirs ,  das  man  mit 
der.  Benennung  „gute  Natur"  zu  bezeichneit 
pflegt,  nicht  abgesprochen  werden ;  sonst  würde 
derselbe  nicht  so  lange  widerstanden  haben.  *-» 
Das  Nervensystem  fand  sich  durch  die  anbei* 
teoden  heftigen  Schmerzen  sehr  angegriffen, 
das  eine  Mal  im  höchsten  Grade  Ton  Äufre« 
gung  und  Empfindlichkeit,  ein  anderes  Mal  in 
einem  Zustande  der  Abspannung,  Stumpfheit 
«ind  Trägheit,  das  Gemütb  eben  so  bald  lei-* 
denscliafilich  aufgeregt,  bald  in  ein  dumpfes 
llinbriilen,  in  Trübsinn  lind  Lebensiiberdrub 
Tcrsunken.  Die  Verrichtungen  des  Biutgefafs- 
systems  waren  ungleich  und  irregulär,  der  Pnls- 
und  Herzschlag  in  Folge  der  Einwirkung  der 
Opiumlioktur,  der  Speisen  und  Getränke  stark, 
geschwind,  bei  mangelnder  Wirkung  jeuer  ge- 
wohnten Heize  schwach,  langsam,  oft  kaum 
fühlbar.  Des  Nachts  lag  der  Kranke  in  einem 
reichlichen  ermattenden  Schweifse.  .  DieRespi- 


'» 


—      9      — 

lUather  nod  diA  Halliscbe  BManlia  dolcia  ge« 
braacbeo.  lodesten  Terarsachten  diese  flüchti- 
gen Reitmittel  Orgasmas,  GoogeatioD  im  Ko- 
pfe und  Termehrte  Traospiraiioo ,  der  KraDke 
beobachtete  bei  ihrm  Gebraach  oar  eine  schneH 
Torobergehende  Wirkung  und  nahm  dann  wie- 
der sam  Landannm  seine  Znflocht.  Eine  mehr 
anhaltende  belebende  Wirkung  hatten  die  Hai- 
Uichen  Titalpulrer,  welche,  so  wie  die  soge- 
nannten Halluchen  Mittel  überhaupt,  das  Zu- 
trauen desselben  in  einem  hohen, Grade  be- 
tMiÜMn;  allein  auch  sie  machten  das  Opium 
nicht  entbehrlich.  *) 

Die  äubere  Behandlung  beschränkte  sich 
auf  die  Anwendung  eines  Blasenpflasters  und 
Erregung  eines  künstlichen  Geschwüres  am  lin- 
ken Oberarm. 

Nach  Verflub  Ton  swei  Monaten  hatten 
Schmerzen  und  Geschwulst  am  Kopfe  beträcht- 
lich abgenommen  9  die  Kräfte  sich  gehoben, 
der  Gemütbsznstand  des  Kranken  sich  gebes- 
sert,  die  nächtlichen  ScbweiCse  beinahe  ganz 
aufgebort;  der  Urin  wurde  häufiger  abgesetzt, 

*)  gpStere  fremde  nnd  eigene  Erfebrnngen  haben  mir 
gezeigt,  dals  die  wiriwuntte  Methode  lur  EotwÖh- 
BUDg  Yon  diesem  Mittel,  dessen  ganz  eigenthumliohe 
Ein  Wirkung  aof  das  Nenrensystem  kein  anderes  fluch- 
tiges Reizmittel  Kiesitzt,  diejöhige  ist,  dalk  man  die 
Gihe  der  Tinktur  taglich  nm  einen  Tropfen  Termin- 
dert^-  so  bis  auf  Null  herabsinkt  und  zuletzt  einige 
l'age  ein  reizendes  Pnrgirmittel  in  dem  Maaüie  an- 
wendet, dats  die  betreifende  Person  dadurch  weder 
heftig  afticirt,  noch  geschwächt  wird,  wornaoh  die 
Ermattung  und  die  eigenth  um  liehe  Empfindung  bei 
Opiumessern  9  welche  dieselben  nach  Verfluis  einer 
bestimmten  Zeit  nach  dem  Genüsse  des  gewohnten 
Reizmiltels  zur  Wiederholung  desselben  so  gebiete- 
risch antreibt»  ganzlich  aufhören. 


—    11    — 

Xog  ganz  aus;  daon  konnte  der  Kranke  dat 
Laudanam  einen  oder  zwei '  Tage  entbehren, 
und  wenn  er  <  eolcbes  zu  nehmen'  fiir  nöthig 
hielt,  lei«tetea  10  Tropfen  dieaelhan  Dienste, 
wie  früher  40  tind  mehr*  Die  Schnwrcen  wah- 
ren im  Durchschnitt  sehr  erträglich,  am  stärk* 
zten  in  der  Bettwärme  und  bei  yeränderlichejr 
"Witterung;  derselbe^  war  heiter  im  Kopf  und 
Gemütbe,  «ufgeweckt  und  munter,  der  iSchlaf 
besser  als  früher,  der  Appetit  gut,  so  wie 
die  Verdauung,  Stuhlgang  erfolgte  .  fast  täg- 
lich, und  die  Exkremente  hatten  eine  mehr 
breiartige  als'  feste  Beschaffenheit;  der  Urin 
ging  häufig  ab;  die  erschopif enden  Schweifse 
batten  sich  verloren;  dagegen  zeigte  sich  die 
Transpiration  öfter  mit  wohlthätigzr  Wirkung 
für  den  Kranken  yermehrt  und  dann  wurde 
sein  Schlafzimmer  mit  einem  daher  rührenden 
eigenthümlicben  üblen  .Gerüche  erfüllt,  -s-  Der 
Gebrauch  der  Pillen  und  des  Bittertrankes  wurde 
fortgesetzt. 

Beim  Eintritte  des  Frühlings  rermehrte  die 
anfangs  herrschende  yeränderliche  feuchte  und 
Basse  Witterung  die  Schmerzen  des  Kranken, 
daher  derselbe  wieder  olters  zum  Opium  griff, 
jedoch  dasselbe  manchmal  ganze  Tage  entbehrte ; 
die  Efslust  hatte  sich  etwas  yermindert;  flüssi- 
ger Stuhlgang  erfolgte  täglich;  der  Kopf  war 
beiter  und  frei  Ton-  Schmerz;  dagegen  stiegen 
die  Schmerzen  der  Schienbeioknochen  auf  einen 
bohen  Grad.     Ein  auf  d.en  linken  Schenkel  ap- 

Siicirles  Blasenpflaster  und ,  auf  die  dringende 
litte  des  Kranken  verordnete,  Bähungen  der 
schmerzenden  Tbeile  mit  einer  Mischung  von 
Tinctura  theuaica ,  Kamphergeisl  und  Goular- 
dischem   Wasser   linderten  dieselben;   übrigens 


—     13    ^ 

brauchen,  welche  aas  einer  Aaflösang  ron  Stahl- 
kugeln in  einem  schwachen  Eichenrinden -De- 
kokt bestanden,  Anfangs  lauwarm  und,  wofern 
sie  gat  vertragen  würden,  nach  und  nach  kalt 
gebraucht  werden  sollten.  Dieser  Verordnung 
entgegen  hatte  der  Kranke  bereits  in  den  er« 
sten  Tagen  des  Gebrauches  kalt  gebadet  i  wer« 
nach  beide  Unterschenkel,  besonders  der  linke, 
stark  anschwollen.  Uebrigens  halte  die  jedes- 
malige Anwendung  der  Bäder  vermehrte  Ge- 
schwulst zur  Folge,  nur  nicht  in  dem  Umfange 
wie  das  kalte.  Ich  Uefs  die  Bader ,  jedoch  blofs 
mit  Wasser  und  Stahlkugeln  berettet,  lauwarm 
ibrtgebranchen.,  und.  verordnete  innerlich,  ne- 
ben dem  Gebrauche  des  Bittertrankes,  60  Tro- 
pfen vom  Elixir  acidum  Halleri  mit  einem 
halben  Maafs  Wasser  vermischt,  im  Verlaufe 
des  Tages  nach  und  nach  zu  verbrauchen. 

Das  Sauerwasser  nahm  der  Kranke  bei 
der  eingetretenen  grofsen  Sommerwärme  als 
erfrischendes  und  durststillendes  Mittel  gern. 
Die  heifseetep  Sonnenstrahlen  äufserten  eine 
wohltbätige  erwärmende  Wirkung  auf  densel- 
ben; allein  der  Verlust  seines  einugen  Kindes 
um  diese  Zeit  traf  ihn  so  hart,  dafs  sich  alle 
Zufalle  verschlimmerten ,  er  in  den  vormaligen 
trostlosen  Gemfithszustand  zurück  versank,  das 
Laudanuin  nun  wieder  täglich  nahm,  indels 
daTon  so  wie  von  den  zuletzt  verordneten  Mit- 
teln, die  er  ein  Paar  Monate  gebraucht  faatte^ 
keine  Hülfe  vempürte.  Ich  verordnete:  Rec. 
Pulv.  Rad.  Rubiae  tinctor.  unc.  iij^  Limatur. 
Qlart.  alcoholisaf.,  Pulv.  Cort.  Cinnamom.  ana 
unc  /?,  Sacchar.  alb.  unc.  viij.  M.  f.  1.  a.  mor-. 
snli  IVo.  itij.  D.  S.  Täglich  ein  mit  Wasser  ' 
Milch  aufgekochtes  Stück  zu  verbrauthen.  • 


—     15     -. 

Ternrsacht  worden  8e3reo?  lodeft  wirkt  dieses 
Heilmittel^  Dach  der  Erfahrung  mancher  Aerzte, 
oft  erst  in  §^ofsen  Gaben  heilsam ,  und  Hufe^ 
fand  sagt,  dafs  man  oft  bis  auf  drei  Unzen 
Slipites  za  einem  Absnd  für  den  täglichen  Ge- 
-brauch  steigen  müsse,  beTor  die  gehoiFie  Wir^ 
kung  erfolge. 

Im'  Verlauf  des  Herbstes,  befand  sich  der 
Kranke  in  einem  erträglichen  Znstande;  die 
Schmerzen  hatten  sich  Termindert;  im  Kopfe 
waren  sie  grofstentheils  gewichen;  der  Mohn- 
säft  wurde  seltener  gebraucht;  des  Nachts  er- 
folgten starke  Schweifse ,  die  zum  Theil  Folge 
der  anhaltenden  warmen  Witterung  waren, 
und  nicht  sehr  merklich  entkräftend  Wirkten, 
Zur  Unterstützung'  der  Kräfte  verordnete  ich 
Folgendes :  Rec/  Pulv«  Cortic.  Chinae  unc,  \ß, 
Pulv.  Cortic;  Cinnamom.  unc.  /9,  Sacchar.  alb. 
uDc.  ▼]).  M.  f.  I.  a«  morsuK  No.  xyiij.  D.  S. 
Morgens  und  Nachmittags  ein  Stück  mit  Was- 
ser oder  Alilch  aufgekocht  zu  nehmen. 

Um  diese  Zeit  wurde  Von  Collegen  die 
Tioctnra  antisjphilitica  Besnardi  eines  Versuches 
hei  dem  Kränken  werth  geachtet«  Allein  ihre 
Bestandtheile,  Ton  denen  Kali  und  Ammonium 
als  Basis  y  das  Opium  als  Adjurans  und  die 
übrigen  Ingredienzien  als  Corrigentia  und  Con- 
stituentia  anzusehen  sind ,  hielten  mich  von  ih- 
rer Anwendung  ab ,  weil  die  Kalieo  bei  vor- 
handener übler  Mischung  der  Säfte  und  allge« 
meiner  Schwäche  wohl  kaum  an  ihrem  Platze 
sind  und  sich  übrigens  die  antisyphilitische  Heil- 
kraft der  £e5//ard'schen  Tinktur  bis  dabin  nicht 
bewährt  hatte.  Dagegen  waren  fiberdie  YVirk*. 
samkeitdes  Kupfersalmiak*  Liquors  gegen  rheu- 
matische Leiden  9  allgemeine -Scbwüche  und  be« 


—     16     — 

•onderi  geg«"  Sehnäcbe  der  Verdauoogswmfc- 
ztugo  baniti  bei  Andero  und  mir  selbst  Hft 
safar  gÜDitigem  Erfolge  Versuche  angestellt  «e^ 
deo^  nnd  ich  bielt  defsbalb  dafiir,  donselba 
uMtor  den  obwaltendbn  Umatändett  mit  vollt» 
Znlfatieii  ancb  g^eo  die  Leiden  meioeB  häll^ 
bedörfligea  KraDken  aBweadeo  zu  dütfeo  mi 
aDwendeo  zu  loUeD. 

,  Die  noch  einig«  Zeit  lang  fortgebraochteii 
Chioa  -  Moraellen  ballen  demielben  Irefflicha 
Dieosle  f^eleistet,  seioeKrane  rermchrt,  Appt> 
lit  und  VerdaauDg  befördert,  und  die  Schmei' 
xen  belrächllicb'  Termiadert,  nideralanden  Um 
dann  aber  in  dem  Grade,  daf«  er  zy  ibreni 
Fortgebraacba  anuon&t  beredet  wurde.  Oeb- 
halb  und  bei  dem,  Verachlimmeraagaeinefl  Zo- 
•laodea  diobwdeo  Uebergauge  der  Jahreszeit  in 
den  Winter,  Terordnele  ich  die  Aqua  aalimiai' 
tnatica  auf  gewohnte  Weise  zain  iDnerUchen 
Gebraacb.  Die  erste  Flasche  warde  in  ohn- 
gefabr  vier  Wochen  ausgabraucht;  dar  Znitanil 
des  Kranken  hatte  sich,  trotz  der  ihm  angno- 
■tigen  kalteo  Witlerang,  nicht  verschlimmert; 
gegen  Ende  des  Jahres  wurde  er  plötzlich  vas 
heftiger  Kolik  befallen ,  der  ein  Tier  Tage  an» 
dauernder,  indefs  nicht  entkrättender  DurchfiH 
folgte.  Dann  begann  er  mit  dem  Gebraudifl 
der  zweiten  Flasche  ■  verricbtete  seine  Gescbäfla 
bei  der  ungünstigsten  nassen  und  kalten  Wit- 
tetang in  einer  oogebetsteD  Werkslätte  oder  ia 
dem  sehr  kalten  Lokai  einer  ölTentlichea  Biblio- 
thek, wohin  et  sich  täglich  eine  bedeutende 
Sttecke  Weges  zn  Fuhe  begab,  mit  unausgs- 
selztar  Anitrengnog,  nod  litt,  in  Folge  dessen, 
am  Ende  des  Monats  an  gesteigerten  Schmerzao 
in  den  Unterschenkeln ,  wogegen  Emplaslra  ve- 
sisaloria  perpeUu  auf  dieselben  appUcirt  worden. 


—     17     — 

Ib  cl«ii  tfwei  ersten  Mooeten  des  oenen' Jah« 
re»  befand  sich  der  Kranke  in  einem  so  gebes- 
netten  Znstande ,  dafs  er  glaubte,  mit  dem  6e* 
braacbe  yon  Arzneien  aufboren,  wenigstens  pau« 
eiren  sn  dürfen^  Ein  Paar  Wochen  später  tra- 
ten starke  Scbweifse  am  Kopfe,  ein  geringer 
Schmerz  in  den  aufseren  Theilen  desselben  und 
ein  kleienartiger  Ausschlag  an  seinen  behaar- 
ten Theilen  ein^  wodurch  der  Kranke  beWogen 
wurde,  den  Gebrauch  der  Aqua  antimiasmatica 
oeuerdiogs  zu  beginoen.  Das  Laudanum  konnte 
er  immer  noch  nicht  ganz  entbehren;  doch  be- 
durfte er  kaum  des  achten  Theiles  derjenigen 
Gabe,  die  er  vormals  noth wendig  hatte«  Der- 
Appetit  und  die  Verdauung  waren  gut.  Einige 
Stunden  nach  dem  Slittagessen  verspürte  er  bis* 
vreilen  ein  leichtes  Brennen  im  Magen,  viel- 
leicht eine  Wirkung  des  antimiasmatischen  Was- 
sers, das  jedoch  bald  vorüberging.  ^) 

Beim  Uebergange  des  Winters  in  den  Friih« 
ling  widerstand  der  Kranke  den  Einflüisen  der 
für  ihn  höchst  ungünstigen  Witterung  nicht  ganz, 
nnd  litt  an  vermehrten  -Schmerzen  im  Kopfe 
nnd  den  Unterschenkeln,  die  durch'  den  Aus- 
bruch Yon  Schweifs  an  diesen  Theilen  gemil- 
dert wurden*  Uebrigens  war  sein  Aussehen 
nicht  übel,  sein  Allgemeinbefinden  leidlich,  und 
der  Appetit  gut.  —  Der  Gebranch  der  Aqua 
antimiasmatica  wurde  ununterbrochen  fortge- 
setzt, und  die  Menge  des  Kupfersalmiak -Li- 
quors gradatim  verdoppelt  und  verdreifacht. 

Im  Frühling  waren  die  Schmerzen  gemin- 
dert;  der   Kranke  fühlte  sich  kräftiger  als  seit 

*)  Bei  andern  Personen,  die  es  gebranclien,  bewirkte 
dasselbe  bald  nach  dem  Kinnehmen  eine  über  die  Mt- 
gengegend  verbreitete  angenehme  Warme. 

Jonrn.  LXXXVIII.  Bd.  6.  Sr.  B 


Jabreo,  nahm  la  einer  Woche  nur  xwaiJUl 
Landanutn,  um)  äuTserie  sich  überzeugt,  Alftj 
dia  Kur  leiiieD  Leiden  SchrankeD  gescizt  bUkl 

Anfangs  Sommers  erfreute  mich  derRecM- 
valeicent  mit  der  Anzeige,  das  l>audaoa(ii  liibi 
ibm  SD  zu  wideislefaen  aagerangeo,  daSttthf 
reits  drei  Wochen  keioen  Tropt'eo  mehr  darn 
gebraucbl.  Gegen  einen  Rest  von  Schtncit ' 
deo  Unterschenkeln  ,  besonders  im  ÜDken,  ot 
den  Emplaslra  resicaloria  perpefua  auf  di«  IVi- 
deo  applicirt. 

Seit  dieser  Knr  sind  dud  Jabre  TerHoHUi 
der  Genesene  lebt  Doch  nahe  dem  CreibeoAlW, 
und  hat ,  nenn  auch  nicht  eine  niemals  M 
UÜble  und  vollkonimeoe  Geiuodbeil  genotHi 
doch  sich  bisher  in  einem  ZusUitde  belunda 
der  ihn  des  Lebens  froh  tuacbte. 


Bndolf  Scb,,  5  Jabre  alr ,  dessen  SN 
gesunde  Lente  nareo,  und  die  noch  einen  jö 
gern  ebenfalls  gesunden  und  robasten  KlA 
besafaen,  soll  im  Älter  »on  fünf  Wocbei 

»irhl   nÜliAT   hoxnirrhnnlfiii   Hantansar-lilan  I 


—     19     — 

daooe  lymphaüsche  Feacfatigkett  anallofs  ;  an  d^r 
Rnckseite  des  Ringfiogeni  dagegen  befand  sich 
eine  tiefe  Narbe,  die  cur SUit der Uotenacfauog 
trocken  war,  aof  wetcher  sich  indefs  tu  anders 
Zeiten  eine  hohe^  spitzige»  grSniich  andiiber- 
baapt  Läfslich  anssenende  Krnste«  das  Produkt 
eines  lymphatischen  Exsudats,  bildete  und  Spie- 
ler irieder  abfiel. 

.Solche  skropholose  Geschwülste  bildeten 
sich  io  der  Folge  in  der  Nähe  des  rechten  Bl- 
lenbogengelenkes^  anr  verschiedenen  SteHen  des 
linken  Armes ^  an  beiden  Unterschenkeln,  am 
obern  Theil  des  linken  Oberschenkels,  anter 
der  linken  Achsel  und  im  Gesichte  unter  den* 
Augen.  ITeberall,  wo  die  Krankheit  sieb  äu- 
fserte,  nahm  dieselbe  den  gewohnten  Gang. 
Zuerst  nämlich  entsteht  in  den  daron  ergriffe- 
nen Lymphdrüsen  Stockung  und  Geschwulst^ 
späterhin  Schmers  i  Entziindnng  und  Uebergang 
in  langwierige  Eiterung;  suletst  bilden  sich 
fressende  Geschwüre  oder,  im  günstigen  Falte, 
lirid  aussehende  Tertiefte  Narben ,  die  entweder 
trocken  oder  mit  hafslichen  Krusten  bedeckt 
sind ;  letztere  bleiben  längere  oder  kürzere  Zeit 
stehen,  fallen  ab,  und  lassen  manchmal  neue 
GeschwHre  zurück.  Bei  meiner  Untersuchung 
halte  der  Knabe  wohl  dreifsig  angeschwollene 
und  entzündete  Drüsen,  Geschwüre'  und  Nar- 
bei|  an  der  Oberflache  seines  Körpers« 

Ein  Jahr  früher  schwoll  das  rechte  Knie 
nach  und  nach  an^  wurde  stark  und  sehr  schmerz- 
haft entzündet ;  es  entstanden  ober- und  unter- 
halb desselben  Geschwüre,  woTon  das  untere 
vernarbt,  das  obere  noch  offen  war.  Die  zu- 
rückgebliebene betriichtlicbe  die  Gelenkenden 
der  Knochen   behaftende  Kniegeschwulst   war 

B  2 


—     21     — . 

■ 

sligeroo  Bestand  als  zoYur  erbielU  AeuCB«rlicb 
wurde  dasselbe  Mltiei  ebenfalls  mit  gutem  Er- 
folge angewendet.  lodefs  erbeischten  das  skro- 
Ebuiöse  Gescbwür  unter  dem  recbten  Auge,  die 
^niegescbwulftt  und  zeitweise  aucb  die  mit  Kro* 
sten  bedeckten  Narben  eine  liesondere  Beband- 
lung«  In  dem  erstem  wurde  ein  stinkender  Ei* 
ter  abgesondert  9  und  das  Ausseben  Ton  dessen 
Umgebungen  inacbte  dasselbe  der  Erzeugung 
der  Caries  an  den  unterliegenden  Knocben  ver« 
däebtig;  doch  beobacbtete  ich  nur  ein  einziges 
Mal  einen  schwarzen  Punkt  in  dem  daraus  ab- 
gesetzten Eiler.  Bei  einer  angemessenen  topi- 
scben  Behandlung  yerbesserte  sich  der  Ausflub, 
und  das  Geschwür  vernaibte  endlich.  Die  Knie- 
geschwnlst  yerinirMlerte  sich  auf  den  Gehrauch 
äufserltcber  zertheilender  Mittel  und  die  Erzeu- 
gung eines  künstlichen ,  in  starker  Eiterung  er- 
haltenen Geschwüres  an  der  gleichseitigen  Wade, 
und  es  wurde  in  dem  Gelenke  eiqige  Beweg* 
liebkeit  wieder  hergestellt«  Ich  lieCs  dem  Koa« 
ben  ein  Paar  Krücken  Terferligen»  mit  Hülfe 
welcher  derselbe  geben  lernen  mnfste^  und  es 
darin  wirklich  so  weit  brachte,  dafs  er  später 
mit  einer  Krücke  allein  sich  munter  zu  Hause 
und  im  Freien  herum  bewegte.  Zur  schnelle* 
ren  Entfernung  der  häblichen  Krusten  von  den 
mit  ihnen  bedeckten  Narben ,  liefs  ich  dieselben 
mit  einer  Ulischung  aus  2  Drachmen  Hercnr» 
praedp.  alb.  und  einer  Unze  Ungnentnm  poma- 
tum  Morgens  und  Abends  dünne  bestreichen, 
übrigens  in  der  warmen  Jahreszeit  den  Kna- 
ben zur  Stärkung  in  Loschwasser  baden,  und 
die  Diät  uod  Lebensordnung  überhaupt,  so  viel 
als  die  Verhältnisse  gestatteten ,  der  Kur  ange- 
messen einrichten. 


—     «3     — 

^    sich  iodab  ohne  Knoalhfilfe  wieder  .sarthcäloo. 

I    Die  Nase  war  beinahe  beständig  verstopflU  Aenhe 

y  Lüfte,  naste,  besonders  feachtkalte  WiUemng, 
schnelle  Temperaiar  -  VeräDderaogea ,  der  Ge- 

'•  nafs  Ton  ungekochten  Früchten  and  Alles,  was 
ErkältQDg  herrorsomfen  im  Stande  ist,  wirk« 
ten  von  jeher  nachtheilig  auf  die  Kranke  ein, 
und  dieselbe  klagte  immer,  daCs  sich  ihre  FS« 
fse,  besonders  beim  Schlafengehen  nnd  Auf- 
stehen, so  leicht  erkälteten«  Ihr  Aussehen  war 
blafs,  das  Allgemeiobefinden  siemlich  normal; 
wenigstens  klagte  sie  sonst  nicht  ober  Uowohl- 
seyn,  ab  mit  Appetit  and  Terdaoete  ordentlich« 

Bereits  Tor  drei  Jahren  waren  in  der  Ge- 
gend des  rechten  Spitszahns  des  Unterkiefers, 
in  dem  Winkel,  den  das  Zahnfleisch  und  die 
innere .  Fläche  der  Unterlippe  bilden,  nach  der 
gemachten  Beschreibung ,  ein  warzenähnlicher 
Auswachs  ond  in  der  Folge  Excoriation  and 
ein  Geschwür  entstanden,  das  nach  oben  und 
den  Seiten  hin  nm  sich  griff,  schwammichte 
Aaswachse  ersengte,  nach  and  nach  die  ganze 
iooere  und  änbere  Fläche  der  Unterlippe  ein- 
nahm, ihr  Inneres  nach  auben  umkehrte  und 
so  herunterzog ,  dab  der  Hund  nicht  mehr  ganz 
geschlossen  werden  konntet  und  die  Vorder- 
zahne  des  Unterkiefers  unbedeckt  da  standen* 
Die*  Farbe  der  kranken  Lippe  war  liirid,  in  ih- 
rer Mitte  befand  «ich  eine  bedeutende  Excre- 
scenz  Ton  schwammichtem  Fleische;  der  Aus- 
flofs  bestand  io  einer  wässerichten  Feuchtigkeit, 
die  jedoch  keinen  Übeln  Geruch  rerbreitete; 
auch  waren  im  Umfange  keine  Tarikosen  Ge« 
farse  bemerkbar,  und  die  stechenden  und  bren- 
nenden Schmerzen  in  dem  leidenden  Theile 
wurden  niemals  heftig.    Die  Glandulae  sublin« 


—     25     ^ 

Arsenik  Salmiak -Liqoor  (l^^^terer  nur  aofs^r- 
lieh),  Ghelidooium  naajus  mit  Ainaris  aod  das 
Jlezereum  angewendet,  auf  die  angescbwoUe- 
oen  und  yerhärteten  Drüsen  mit  Erfolg  Mer- 
kurialsalbe  eingerieben,*  aber  nie  gelang  es,  das 
Uebel  an  der  Unterlippe  gänzlich  zu  heilen« 
Beim  Eintritt  der  Pubertätsperiode  gesellten 
•ich  Brustbeschwerden  hinzu,  und  jgin gen  nach 
and  nach  in  tödtliche  Lungenschwindsucht  übers 


Hr.  F.  bekam  io  einem  Alter  tod  17  Jah- 
ren eine  langsaiu  wachsende  nnschmerzhafte 
Geschwulst  über  der  untern  Hälfte  des  BrusJ|c^ 
bein^«  Als  diese  Faustgröfse  erreicht  hatte, 
fühlte  sich  der  Kranke  beträchtlich  ermattet, 
litt  an  Fieberbewegungen  und  Nachtschweifsen. 
Die  Geschwulst  entzündete  sich  und  ging  in  Ver« 
eiterung  über;  es  entstand  eine  OeiFnung,  aus 
welcher  lieh  ungefähr  8  Unzen  einer  dünnen  farb- 
losen Flüssigkeit  entleerten ,  und  es  bildete  sich 
ein  bösartiges^  zuletzt  cariöses  Geschwür.  Eine 
bald  nachher  oberhalb  und  nahe  an  diesem  ent- 
standene zweite  Geschwulst  hatte  denselben 
Verlauf.  Jenes  heilte  wieder  zu;  der  Kranke 
wurde  von  Engbrüstigkeit,  trockenem  Reizhu* 
•ien  und  einem  heftigen  stechenden  Schmerz 
im  linken  Hypochondrinm  befallen^  welche  Zu- 
falle nach  drei  Wochen  wieder  yerschwanden. 
Sein  damaliger  Arzt  schnitt  von  Zeit  zu  Zeit 
^iel  schwammiges  Fleisch  aus  dem  Geschwüre, 
wodurch  der  damit  bedeckt  gewesene  Knochen 
entblofst,  an  der  Oberfläche  amortisirt  und,  nach- 
dem sich  die  schwarzen,  abgestorbenen  Schieb» 
ten  abgehlätterti  ^on  Neuem  mit  schwammigen 


l^.:'.-^ 


—     37     — 

1«!  wornach  ich  tnfcb  nicht  DSberiBrkaDdigteiy 
eier  iooerlicbe  noch  äufserlKhe  Anneieo  an» 
r wendet;  dann  aprach  mich  dar  Kratika  Qih 
Slfe  an.   ' 

Bei  d^r  Uotersachang  fand  ich  die  bezeich- 
)ten  zwei  mit  achwammichtem  Fleische  über- 
achaenen  nbd  einen  aabr  Hbeln  Geruch  yer^ 
reitenden/  fibrigeoa  schmerzlosen  Geschwüre, 
ieselben  waren  blofs  mit  Maogoldblättern  be- 
ickt,  die  wegen  der  reichlichen  Eiterung  vier 
!al  täglich  erneuert  werden  mufsten«  Das 
rostbein  fand  ich  in  seiner  ganzen  Lange  de« 
irm,  an  der  Stelle  des  obern  und  unterhalb 
ea  untern  Gfasch  w&rea  Auftreibungen  oder  Bocker 
ildend^  deren  Bedeckuogen^  wie  die  Umge- 
Dogen  der  GeschwCre,  livid  aussahen,  ge- 
)annt|  glänzend  ond  blauroth  gestreift  waren« 
II  untern  Geschwüre  war  eine  Stelle  des  Brust- 
eins entblobt  uod  schwarz;  aus  dem  obern 
reschwure  ragte  die  schwarze  Extremität  des 
on  der  zweiten  Rippe  (ob  durch  die  Krank- 
eit  oder  das  Messer,  will  ich  nicht  entschei- 
en)  getrennten  und  nur  noch  am  Brustbeine 
«festigten  Rippenknorpels  herror.  Die  Sonde  . 
Irang  durch  dieses  Geschwür  in  schiefer  Rieh- 
Qn^  über  zwei  Zoll  tief  in  die  Brusthöhle  ein, 
ia  dieselbe,  nach  dem  Gefühle  des  Kranken, 
b  einer  Fieischmasse  anstiefs.  Rings  um  die 
reachwüre  war  die  Haut  ^on  den  unterliegen« 
eo  Tbeilen  -losgetrennt» 

Das  Allgemeinbefinden  des  Kranken  war 
erbältnifsmäfsig  günstig,  sein  Ausseben  blaft«, 
nn  Korper  hager,  seine  Stimme  tief,  raub, 
ti^as  heiser,  sein  Alhem  übelriechend,  die 
Leapiration  nur  beim  schnellen  Geben  und  Trep- 
ebateigen    einigermafsea   beengt,    der  Appetit 


—     29     — 

Die  Aqua  antimiasmatica  bewirkte  die  Hei« 
npr  des  Gesebwürft  in  kurzer  Zeit^  alleiD  die 
arbe  brach  bald  nachher  wiec^er  auf,  und  die 
rnere  Anwendung  jener  blieb  fruchHos.  Nun 
»fs  ich  Pillen  aus  Sublimat ,  Zucker  und  Brod- 
utne  verfertigen ,  woiron  das  Stück  7^  Gran 
iblimat  enthielt.  Der  Kranke  nahm  anfang- 
:b  2  Mal  täglich  ein  Stück ,  den  nächsten  Tag 
vei  und  so  fort ,  bis  derselbe  pro  dosi  einen 
raa  Sublimat  bekam.  Dazu  liefs  ich  ihn  tag* 
:h  4  Mal  eine  tiefe  Tasse  voll  tou  einem  De- 
ckte trinken  I  das  mit  2  Unzen  der  Wurzel 
>o  Chelidonium  majus  und  2  Drachmen  Cor- 
X  Mezerei  auf  ein    halbes  Maafs  Colatat  be- 

*  •  _  • 

itet  wurde.  Besonders  schärfte  ich  demseU 
tn  ein,  dafs  der  glückliche  Erfolg  der  Kur 
)D  der  Beobachtung  der  strengsten  Diät  ab- 
Inge,  gekünstelte,  scharfe,  schwer  yerdau- 
che,  erhitzende  und  verkältende  Speisen  und 
etränke,  so  wie  Veranlassungen  zu  Erkäl- 
Dgen  jißder  Art  sorgfältig  vermieden  werden 
fifsten« 

Der  Kranke  befolgte  meine  Vorschriften, 
kd  die  Heilung  des  Geschwüres  war  vollen- 
t^  als  die  Gabe  des  Sublimats .  einen  Grao 
trug.  Zur  Nachkur  liefs  ich  die  Gabe  im 
mlichen  Zeiträume,  in  welchem  sie  zum  Be- 
ige eines  ganzen  Grans  Sublimat  gesteigert 
Drden  war,  bis  zu  -^^Gran  herunter  vermin- 
n,  und  das  Dekokt  so  lange  fortgebrauchen. 

Das  Geschwür,  war  und  blieb  geheilt,  und 
S  durch  dessen  Heilung  höchst  erfreute  Ge- 
Bene  lebte  noch  viele  Jahre  gesund  und  starb 
h  Greis. 

Ich  halte  dafür,  dafs  der  früher  ohne  den 
^fÜDSchtan  Erfolg  angewendete  Mercurius  sub« 


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—     3t     ^ 

cler  kraok '  getreseoen  HauUtälle  wurde  darcb 
die  weifte  PräcipitatsalbeX2  Drachmeo  weifser 
Präcipiial  anf  1  Uaze  Uogaentam  pomatam^ 
•ehr  schoell  gebobeo^  und  es  war  aaffalleDd, 
wie  geschwind  die  mit  einem  kleinen  feinen 
Fiosel  dann  aufgestrichene  Salbe  resorbirt  wurde, 
so  dals  die  weifte  Farbe  bald  nach  der  Appli- 
cation derselben  Tcrschwunden  war. 


E.  Pf.  ^seines  Bernfee  ein  Weber,  24  Jahr 
alt,  Ton  schlaffer  Constitution,  war  früher  ge- 
sund, und.  hatte  auch  in  der  Jagend  nicht  an 
Hantausschlägen  gelitten.  Vor  swei  Jahren 
sprofsteo  ihm  auf  der  Haut,  besonders  im  Ge- 
sichte, eine  Menge  sogenannter  „Suren-'  (Hitz- 
bläschen) berror,'  und  belästigten  den  Mann 
in  hohem  Grade  durch  das  verursachte  heftige 
Jocken.  Bald  darauf  verschlimmerte  sich  das 
Uebel  auf  folgende  Weise :  Es  erschienen,  vor» 
üglich  an  den  Armen  und  am  Rücken,  aber 
nicht  im  Gesichte,  linsengrolse  Erhabenheiten, 
die  sich  in  ihrer  Gestalt  von  einem  im  Entste« 
hen  begriffenen  Furunkel  nicht  unterschieden. 
Diese  nahmen  allmählig  an  Umfang  zu,  bis  sie 
die  Grofse  der  flachen  Hand  erreicht  hatten, 
dann  aber,  mit  Ausnahme  ihres  merklich  auf« 
gewulsteten  Randes ,  gar  nicht  mehr  über  die 
umgebende  gesunde  Haut  hervortraten.  Ihre 
Farbe  war  anfangs  pnrpurroth ,  später  dunkler, 
in's  Blaue  spielend«  Die  Haut  war  fein  und 
glatt  and  ganz  trocken ,  jedoch  mit  vielen  klei- 
nen weilsen  Schuppen  bedeckt,  die  nur  an  ei- 
ner Ecke  angeheftet,  übrigens  frei  emporrag- 
teiu  Die  meistens  ovalen,  eingekerbten  Flecken 
flössen  mehrfach  in  einander,  und  von  Woche 


—     3S     — 

Schoo  nach  sehn  Tagen  seigte  ■  alcH  die 
Sbarrascheodste  BeMernDg.  Die  Fleckdn  waren 
•rblabt^  acbwach  roteototh;  io  ihrer  Mitte  bil- 
deten sich  mit  oeo  erseugter  Epidermit  antge- 
ffiiite  Riise^  von  denen. aus  die  Heilnog  ante- 
beoda  geg^n  die  Peripherie  der  Flecfce  schritt* 
Der  Kranke  hatte  bereits  frSber  ans  «genem 
Antriebe  Langenbäder  gegen  das' Jooken  ange- 
wendet. Diese  lieb  ich  fortgebranchen ,  and 
nun  täglich I  statt  einem,  awei  Efsl5ffel  tolf 
Ton  dem  Liquor  einnehmen.  Nach  Ablauf  der 
fünften  Woche  war  TOn  den  Flecken  nichts 
mehr  su  bemerken;  nur  Andeutungen  daton 
waren  noch  am  Halse  sichtbar;  das  Jucken  war 
ganslicb  verschwunden ,  und  die  Gesichtsfarbe 
der  Kranken  hatte  sich  auffallend  rerbessert; 
Die  Kopfschwarte  aeigte  sich  nun  ebenfalls  rein ; 
ein  neuer  Haarwuchs  war  noch  nicht  eingetre- 
ten. In  der  siebenten  Woche  war  die  Herstellung 
▼ollendet.  — ^  Das  Uebel  war  nicht  conlagios, 
iodem  die  ganse  Familie  lange  Zeit  denselben 
Kamm  gebraucht  hatte  ohne  angesteckt  sa 
werden. 

Ob  in  diesem  Falle  dem  Sublimat  irgend 
ein  Antheil  an  der  Vertilgung  des  Uebels  an« 
komme,  müssen  andere  Beobachtungen  lebren. 
Einstweilen  spricht  mir  der  Umstand  dagegeui 
dafs  seiin  Gebrauch  ohne  allen  Erfolg  bliebe 
und  der  Kupfersalmiak-* Liquor  schon  mehrmals 
für  sich  ahnliche  Impetigines  geheilt  hat.  (Mit- 
theilung von  Hrn.  Dr.  Guggenbuhl  zu  Lichten- 
ateig  im  Toggenburg)* 


Journ.  LXXXVIILB.e.St. 


•*-     35     — 

ileo  Gab«  kein  Anfall  mabr  eintrat|  Qod  »icb 
0«  beim   Porlgebraucb«  Too  ibi^ar  Scbwäcbe 
kurzer  Zeil  erboiteo» 

EineD  ioteresiaoten  Fall  äbnllcker  Art  ba» 
lachtele  ich  bei  eioem  drdyierteljährigeD  KJodei 
)i  welcbem  tod  der  dritten  bis  lur  swansif« 
Ml  Alterswoche  heftige  Anfalle  des  Aathma 
ymicum  auftraten  und  etwa  ein«  Minute  dauer* 
n.  In  den  Interralleo  litt  das  Kiod  an  ge* 
ngem  Husten  und  Herzklopfen»  und  befand 
cb  übrigens  wohh  Weil  dasselbe  seinem  AI- 
r  nach  auffallend  fett  und  robiist  war,  so  wur- 
m  anfangs  wiederholte  Blutentsiehungen  durch 
if  die  Hengegend  gesetzte  Blutegel  angewen« 
)t  und  magere  Kost,  namentlich  abgerahmte 
ilch  mit  gleichviel  gesottenem  Wasser  und 
was  Milchzucker,  dabei  innerlich  Calomel, 
a  täglich  zwei-*  bis  dreimalige  Darmentlee- 
og  zu  bewirken,  Torgeschrieben*  Die  Anfälle 
rrminderten  sich  iodefs  hierauf  mehrere  Wo- 
eo  lang  nicht,  daher  ich  auf  die  Nerrenge- 
cbte  des  Herzens  und  der  Lunge  mit  dem 
spferasimiak«  Liquor  einzuwirken  Tersuchte, 
a  TOO  der  oben  bemerkten  Verbindung  des- 
[iMio  ikiit  Wasser  taglich  drei  klebe  TheelSf- 
i  Toll  mit  etwas  Zuckerwasser  nehmen  def<'« 
ild  zeigte  sich  dessen  treffliche  Wirkun|:  die 
ilSlle  würden  gelinde  und  seltener,  unq  nach 
•IwSchentlichem  Gebrauche  blieben  sie  ganz 
••  Indessen  erbte  das  Kind  zehn  Wochen 
Ufer  Ton  zwei  seiner  Geschwister  den  Keich- 
iztan  und  unterlag  demselben  in  der  dritten 
^ocbe  plötzlich  durch  Erstickung. 

Die  Sektion  zeigte  keine  krankhaft  Ter« 
■öberte  Thymus,  den  rerhten  unteren  Lungen* 
ppen  entsiindet,  bereits  hepatisirt,  den  recb- 

C  2 


—     37     — 

lo  einem  entacbiedeo  tob  ZähDreis  «oege- 
heod^o  Falle  Terschlimmerte  das  Mittel  den 
Zufttaod  augeoblicklich :  die  cbarakteristiachen 
ipthen  umschriebejieii  Flecken  der  Wangen  war» 
den  grofsßr ,  Stirne  und  Kopf  beifa  -  and  die 
CooTaliioDen  ananterbrocben  fortdaoerftd.  So- 
gleicb  wurde  die  nötbige  Blotentziebueg  bis  suoei 
Erblassen  des  Kindes  YorgenommeB ,  und  dann' 
der  Krampfzustand  dmrch  die  erste  Gabe  der 
Aqua  antimiasmatica  gehoben.  Lag  hingegen  die 
Ursache  der  Eklampsie,  im  Unterleibe :  in  üe- 
berladung  und  Uebersäuerung  der  Verdctoangs- 
werkseoge,.  oder  in  Würmern,  so  gab  ich  den 
Kupfersalmiak -Liquor,  wenn  keine  Kopfcon« 
|ireslion  Torhanden  war,  in  grqfsen  Gaben,  bis 
Erbrechen  eintrat,  und  nachher  in  kleinen  Do« 
sen  mit  dem  besten  Erfolge.  Auch  beobachtete 
ich  in  einem  Falle  auf  den  Gebrauch  dieses 
Büttels  den  Abgang  mehrerer  todter  Spnhl- 
wiirmer.  . 

Bei  fünf  schwächlichen  nervösen  Kindern, 
bei  denen  die  Zeichen  der  Kopfcongestiön  febU 
ten,  überhaupt  keine  anderweitige  Ursache  der 
Eklampsie  aufjsefunden  werden  konnte,  sah  ich, 
nachdem  die  Zinkblumen  yergebens  angewen- 
det worden,  den  glücklichsten  Erfolg  Ton  dem 
Kupfersalmiak  -  Liquor. 

J.  J..,  44  Jahr  alt,  Landwiffth,  Terfaeira- 
tbet,  dem  Brannteweintrinken  ergaben;  tod 
grofser  Statur,  hagerem  Korper,  in  der  Kind- 
heit an  Rhachitis  und  später  öfters  an  chroni- 
scher Augenent^ündung  leidend,  wurde  bereit» 
Tor  vier  Jahren  Ton  einem  Anfangs  nur  nach 
dem  Genüsse  schwerer  Speisen  sich  äuberndeb 
Schmerxe  aoter  dem  schw^rtfornugen.ForlsatM 
des   Brustbeines  befallen.     Sj[ftäter  stellte  .sidi,; 


—  ,39     — 

stilleDdeo  Klystiareo^  bewirkten  aber  nur  Tor« 
ttbergeheöde  Erleich teruDg.    Daher  liefs  ich  lag- 
lieb  swei  Efsloflbl  toU  von  der  Aqua  aotimiaa« 
malica,  iiidefa  ohne  Wein  nachtrinken  £u  las- 
ten, nehmen,  and,  da  sich  gleichzeitig  Kreaz- 
schmerzen   einstellten,    Blutegel    an  den  After 
setzen.    Nach  den  ersten  Gaben  TerspHrte  der 
Kranke  bedeutende   Erleichterung;   das  Erbre- 
chen und  die   brennenden  Schmerzen  yerloren 
sieb  nach   und    nach  \  nach  Tierwochentlicbem 
CeiMraucbe  Tertmg  er  wieder  feste  Speisen,.  wi# 
Flmchj  Brdäöfel  etc.,  ohne  schmeMhafte- Bm« 
pfindung,  ond  erfreute  sich  seiner  fr&hem  Ge- 
sundheit.    Des    BraniMWeiotrinkens    mnfste  er 
sich  ganslich  etttbalteo«    KreocsohmtrsM  stell« 
len   sieb  noch   dann  und  wann  ein;  allein  es 
kam  zu  keinem  Hämorrboidalflusse.    Gegen  die 
gewohnte  LeibesTerstopfung  bedient  er  sich  mit 
Motzen  aus  Rheum,  Extr.  Aloes,  Sulphur  und 
Sxtract.  Millefofii  bereiteter  Pillen.  —  Das  ge- 
lobene  Uebel  scheint  mir  eine  Anschwellung 
ind  drob^ndä^  Verhärtung  *der  Cardiä  gewesen 
«1  seyn.    (Mitgietheih  Tom  Hm.  Dr.  Houfr  itf 
lädenscbweiL) 


—     41     — 

orbringang  ihrer  eiozeloeo  Produkte  wirksam 
\t,  to  geht  dieses  stufenweise,  und  allmählich 
Bioem  Ziele. zu.  Vom  ersteo  Keime  bis  zur 
ölligen  Entwickeluog  jedes  eiozeloeo  Lebens«, 
reseos ,  sowohl  im  Pflaozeo  -  als  Thierreiche, 
iod  die  auf  dasselbe  wirkenden  Einflüsse  Von 
er  Natur  so  geordnet,  dafs  sie  dem  jedesma* 
gen  Standpunkte  des  Lebens  irollkommeo  aa- 
em essen,  sind^  onter  deren  günstigen. Ein wir-^ 
QDg  das  Indiridoom  den  Meridian  seines  Le- 
rne, mit  Yollkommener  Entwickelnng  seines 
rganismus  9  erreic.ht  — -  Wie  sich  aus  dem 
Banzehsaamen  Wurzel  and  Stengel  bilden,  wie 
e  Blatigestalt  yon  den  Cotyledonen  an ,  immer 
)llkommeoer  wird,  bis  zn  der  ausgebildeten 
Lattform,  in  BliitBen  und  Geschlechtsorganen^ 
iter  der  ihnen  zusagenden  Einwirkung  Ton 
Nasser  und  nährenden  Stoffen,  der  Wärme^ 
ift  und  dem  Lichte,  in  allmählicher  Steige«« 
iDg,  so  finden  wir  auch,  daüs  sich  bei  den 
hieren  aus  den  Häuten  der  Dotter,  unter  all- 
ahlich  stärkerer  Einwirkung  dieser  Potenzen, 
le  verschiedenen  Organe  des  Thierleibea  ge- 
alten,  bis  sie  ihre  Ausbildung  im  Nervensj- 
:eme ,  namentlich  im  Gehirne ,  diesem  Central- 
unkte  des  höbern  Thierlebens ,  ihren  höchsten 
tandpunkt  erreicht  haben.  Denn  dafs  die  6e- 
irmutler  ihrem  zarten  Spröfslinge  eine,  ihm 
l^emessene-  Luft  zuluhre,  beweist  schon  der 
Xfcstand ,  dafs  auch  im  Eie  sich  arterielles  und 
^bses  Blut  Torfindet,  welche  Luft  wahrscbeio- 
b  mit  den  Chylus ,  dieser  animaiisirten,  inilcb- 
igen  Flüssigkeit,  worin  Wasser  und  nah- 
s  de  StüiTe  gemischt  sind,  als  O^ygen  ver- 
eiden ist,  und  so  zur  Piacenta .  üborgei'übrt 
^d;  eben  so  erhält  der  scbwaogcre  Uterus 
^e,  dem  sich  CDlwickeliideu  lleime  angomes- 


—     43     — 

sü  tcboell^  und  seigeii  daher  «ioe  aoTollkotn^ 
mene,  und  sehr  problematische  Kriais  an;  erst 
mit  dar  (sogenaDbteii)iSCoc/^u/f^  tritt  dar  Anfang 
der  GeoeauDg  eio ;  der  Pols  wird  weniger  schnelli 
die  bisher  Irockeoe  Haot  wird  feucht  nnd  weich, 
der  Urin  teigt  sich  weniger  feurig,  bildet  ein 
Wölkchen,  triibt  sich,  Hitie  und  Durst  Termin- 
dern  sich  bei  dem  Kranken,  und  so  geht  die 
Krankheit  stufen  weise,  in  die  vollkommene,  der 
Nator  gemafse  Krisis  über,  mit  einer  merkli- 
eben ,  erleichternden  Aussonderung  eines,  als 
aue  dem  Akte  dieser  Metamorphose  herrorge- 
gaogenen ,  der  Natur  der  Krankheit  enisprecben- 
]eo  Stoffes,  nach  der  allgemeinen  Norm,  je 
mehr  die  Kräfte  des  Inditidunms,  durch  die 
beatapdene  Krankheit  gelitten,  desto  schwerer 
and  langsamer  die  Genesang  von  Statten  geht,  -r- 

SoUte  der  Arst,  am  sicherer  ond  dauer- 
baffler  sa  hei|Un ,  bierin  nicht  die  Natur,  als 
den  richtigsten  VTegwmer,  nacbsuabmen  su- 
chen? Betrachten  wir  das  Heilverfahren  als 
»in  Bemühen  des  Arztes^  den  Kranken  unter 
AeD  Bioflufs  solcher  Aussendinge  su  setsen,  die 
^inem  kranken  Zustande  zusagen^  wohin  jinf- 
enthalt,  Luft^  Temperatur  etc.  gehören,  und 
das  Q^streben  der  Natur  kraft  zur  Wiederher- 
stellung des  gesunden  Zustandes  des  Indivi- 
da^mSy  ihrem  Ffade  folgend,  mittelst.  ei^e/il2i« 
^er  Arzneien,  möglichst,  nach  Erfordernifs zu 
unterstiitzen ,  so  sollte  dies  Alles  nach  dem  Vor- 
!.bilde  der  Natur,  stufenweise  und  nicht  plotz- 
Jich  geschehe»,  da  ein  solches  heftiges  Eiogrei- 
IsD,  als  vom  Pfade  der  Natur  abirrend,  und 
deren  Gang  sloreod,  aogesebeu  werden  mufs, 
ao. wird  (utn  hier  einige  Beispiele  zur  Bestäti- 
BtiDg   dieser  Wahrheit  anzuführen)   der   durch 


—     45     — 

hl,  alB  insbesondre f  zu  bestimmen  siod^ 
ber  weiter  uoteo,  Bachsusebeo)  anfangen, 
iders  bei  nur  einigermafsen  stark  eingrei^- 
n  Arzneien,  und  bei  jedem  neuen  Vep- 
I  mit  denselben  9  und  nur' allmählich  iu  , 
lohem  oder  starkem  Gaben  äbergehen^  in« 
die  Brfahrang  lehrt,  dafs  Arzneien  gleich 
ge  in  der  ge wohnlich  grofiten  Dos»  ge» 
aen  (wie  sie  der  Zufall  oder  die  Beobach- 
der  Aerzte  als  solche  bestimmt  hat),  die 
rtete  Wirkung,  selbst  bei  der  unYerkenn« 
m  Anzeige  ihrer  sonstigen  Zweckmäfsig- 
nicht  selten  Terfeblen,  und  selbst  nach- 
ge  Folgen  haben ,  wenn  solche  zu  den  el- 
mafsen  stark  angreifenden  gehören,  wel- 
kbirrnng  Tom  Gange  der  Natur  der  ohne- 
ingewissea  Kunsttf  ihren  guten  Ruf  yon 
noch  mehr  schmälerte,  dahingegen  solche 
igs  in  kleinen  Gaben  angewandt  und  all- 
ch  gestiegen ,  der  erwünschte  Zweck  durch 
ben  sicherer  und  dauerhafter  erreicht 
*),    — ^  ein  Verfahren^   das  ich  hier  mit 

liweifelsohne  liegt  auch  wohl  der  sich  mir  selbst 
ircb  zeitherige  viele  Erfahrungen  bewährte  Vorzug 
r  DzondVuchcn  Heilart  der  Lastsenche  mittebit  des 
iblimats  in  diesem  progressiven  Fortschreiten  sei- 
\t  Anwendung  bei  Syphilitischen.  —  Ein  anderes 
erher  gehöriges  Beispiel  finde  ich  in  der  Anwen- 
mg  des  Chinin,  stilphur.  zur  Beseitigung  der  niich- 
m  Ursache  der  Wechselfieher*  Zufolge  meiner  ei- 
nen häufigen  Beobachtung  werden  bei  Erwachsenen 
t — 15— 20  — 26  Grane,  in  der  Apyrexie  gegeben, 
fordert,  wenn  dieser  Zweck  erreicht  werden  sollj 
ch  deren  Verbrauch  zwar  das  Fieber  als  Reaction 
r  Naturkraft,  anfangs  nicht  wieder  erscheint,  als 
f  die  nächste  Ursache  der  Krankheit  beseitigt,  wo 
nn  aber  nicht  selten ,  als  vom  Pfade  der  Natur, 
rch  das  zu  starke  Eingreifen,  abgeirrt,  statt  des- 
I,  sich  heftige  Kopfschmerzen^  Magenbeschwcr- 
i  etü,  periodisch  cinstejlen,  und  häufig  kehrt  das 


—     47     — 

■  > 

renn  derselbe  als  allgemein  gültig  aufgestellt 
fird)  der  Hahnemann* sehen  Methode,  rück- 
ichtlich  der  quantitativen  Anwendungsart  der 
Lrzneieoy  das  Wort  reden,  und  noch  Wirkung 
on  Arzneien  erwartep  (wenn  gleich  solche  alt 
310  dyniEnnisch  £u  betrachten  ist),  deren  Ga^ 
eo  auf  3,  4,  oder  gar  10  Milliontheilchen  ei-- 
es  Grans,  verkleinert  worden,  wenn  gleich 
ndererseits  der  homöopathische  Grundsatz,  so 
rie  der  einer  vernünftig  geleiteten  Therapie 
berhaupt,  ,,dafs  hei  der  Behandlung  jeder 
>ankheit,  soll  sie  anders  glBcklich  von  Stat- 
in gehen,  auf  eine  strenge  und  einfache  Diät 
lo  wie  sie  die  Natur  selbst  fodert),  vorzugs- 
reise  zu  sehen  sey,"  nicht  nur  meinen  Beifall, 
»odern  wohl  den  aller,  nur  einigermafsen  er- 
ibroer  Arzte |  haben  dürfte,  da  bei  allen,  na- 
lentlich  chronischen  Krankheiten,  diese  nicht 
ur  einj  zur  Beseitigung  derselben,  Haupterfor- 

selbst,  sondern  als  Wirkong  des  Bettret>ens  der  Na* 
'  torknift,  dincb  den  Krankbeitsreiz  aufgeregt,  nm  das 
angehobene  Gleichgewicht ,  des  kranken  Organismus 
wiäer  berzostellen ,  angesehen  werden  müssen,  so 
-und  selche  Arzneien ,  welche  gidche  Symptome  her- 
vorbnegen»  als  gleichialls  ans  der  Reaktion  de^  Na* 
tniiraft  henrorgeh^nd ,  In  ihren  Wirkongen ,  der  Form 
nach 9  der  Krankheit  gleich,  ond  finden  dki(ire  An* 
Wendung,  wo  eine  grofsere  Aufregung  dep'Naturkraft 
erforderlich  ist,  wird  z.  B.  in  Krankheiten,  wo  die  zu 
schwfudi  wirkende  Naturkraft  gewisse  Ausleerungen 
ber?orzobringen ,  bemüht  ist,  die  als  Symptome  der 
Krankheit  erscheinen,  wo  man  alsdann  durch  solche 
Arznden,  welche  diose  Aujleerungen  befördern,  der 
Natnr,  ihrem  Winke  folgend,  zu  Hülfe  kommt  Ist 
der  Fall  nmgel^elirt,  dafii  z.B.  solche  Ausleerun- 
gen durch  die'  zu  sehr  aufgeregte  Natnrkraft  zu 
^  sehr  befördert  werden,  so  findet  der  allopstbisrlie 
dmndsatz  seine  Anwendung,  um  durch  entgegen  wir* 
fccnde  Arzneien,  z.  B*  durdi  Ainrcof tca ,  diese  zu  sehr 
^geregte  Naturkraft  faerabznslimmen« 


—     49     — 

BuletxC  alle  Empfänglichkeit  iSr  ihre  Wirkongen 
^•rliereo,  —  Daft  ein  solches  progressives,  dem 
Gange  der  Natur  angemessenes  Heilverfahren 
bei .  denjenigen  Krankheitsformen ,  wo  eine 
schnelle  und  kräftige  Einwirkung  entweder 
darch  Hemmung  zu  starker,  Lehensgefahr  dro^ 
hender  Ausleerungen,  oder  Gegeniheils  durch 
Ausleerung  von  Stoffen  erforderlich  ist,  welche 
als  entfernte  Ursache  die  Krankheit  plötzlich 
berbeii Uhren  ^  wie-  2.  B.  bei  eigentlich  soge^ 
fion/ilen  Vergiftungen,  bei  starkem  Blutandrange 
io  apoplektischen  Anfällen ^  oder-  welche  der 
Heilung  Hindernisse  io  de.o  Weg  legen ,  und 
daher  zuvorderst  weggeräumt  werden  müssen, 
wie  z.  B«  Unreinigkeiten  des  Magens .  und  des 
DarmkanatSf  —  vor  Beseitigoog  dieser  Hinder- 
nisse nicht  anwendbar  sey,  bedarf  wohl,  als 
Jedem  von  selbst  einleuchtend,  hier  kaum  ei- 
ner Erwähnong.  —  Da  Beobachtungen  und 
Versuche  die  einzigen  Quellen  sind ,  aus  denen 
der  Forscher  der  Natur- schöpft,  wovon  die 
letztern  an.  Menschen  schwer  anzustellen  sindf 
wie  d^r  Verfasser  io  seiner  frühem  Schrift 
S,  133  o*  f.  umständlicher  dargethan ,  so  ist  der 
Arzt  hinsichtlich  der  Erforschung  der  Wirkung' 
gen  der  Arzneien  von  jeher  auf  Beobachtungen, 
durch  Experimente  an  Thieren  angestellt,  die 
aber  in  Bezug  aui  den  Menschen  nicht  selten 
grofse  Ungewifsheit   und  Verschiedenheit  zei- 

Sen,  und  auf  Beobachtungen,  die  häufig  aus 
em  Zofall  hervorgingen^  beschränkt,  nament- 
lich auch  in  Bestimmung  der  Grofse  der  Gaben 
der  Arzneien,  als  eioes  der  wichtigsten  Gegeo- 
itände  der  praktischen  AJedicio,  wobei  folgende 
Umstände  sowohl  in  objektiter  als  subjektiver 
Hinsicht  wohl  zu  beachten  sind : 

Jonrn.  LXXXyilI.Bd«6.St.  D 


^     51     — 


ioti  80  fallt  fditflä  BedehktielilMl'  yifBg»  nhd 
•  die  Brfahrang ,  was  wohl  selten  der  Fall 
I  dürfte,  in  der  Bereitungsart  dieses  oder 
s  Präparats,  wie  sie  sieb  durch  lange  Be- 
;btuog  für  ihre  Anwendung  cwedLmäfsig 
lesen  bat ,  eine  nocl\  sweckoiäbigere  Abän- 
ng  berbeiföbreni  so  wäre  dieses  ja  durch 
trauliche  besondere  Zusätze  leicht  su  be- 
igen. —  UoTarkeniibar,  wie  sieh  mir  die« 
selbst  ^durch  mehrere  Beobachtungen  wäh« 
meiner  langjährigen  mediciniscbeo  Praxis 
lügt  hat,  ist  die  Bemerkung  Von  Herrn 
ler  ^)  richtig  und  beachtenswürdig,  die  ia 
jetzt  Teränderten  Methode  der  Bereitungs« 
mancher  Arzneien  die  Ursache  la  finden 
3t  I  dafs  solche  hinsichtlich  ihrer  ausge« 
ineten  Wirksan^eit  Vieles  ron  ihrem  Rufe 
»ren  haben,  ik)  wie  dieses  auch  der  Ter« 
ene  berShmte  Chemiker  und  Pharmazeut 
nbstädt  ia  einer  besoodern  Abhandlung  be« 
•n  hat,  worin  ich  demselbisn  ToUlkommeii 
imme,  und  worüber  ich  mich  unter  aoJern 
esem  Journal  1836  jTaouar  S.  17^  u.  1838 
3r.  S*122  u.fbig«  bereits  ausgesprochen  habe; 

Zweitens  richten  sich  diese  Gaben  der  Arz« 
I,  hinsichtlich  ihrer  Gr'ofsen,  im  jUlgemei" 
mch  dem  AHer  des  Individuums.  Nin^mt 
demzufolge  1  als  allgemeiben  Mäafsstab 
als  die  grb/ste  oder  kleinste  Dosis  für  eine 
)n  Ton  mittlerm  oder  demjenigen  Alter,  Wo  d]6 
te  des  KSrpers  und  des  Geistes  ihren  ht!ch- 
Standpunkt  erreicht  haben,  so  ist  die  fSr 
I  jungen  Menschen  Ton  14  bis  21  Jahren 
mee  Ganzen,  tiit  einen  Knaben  von  4—7 

bn  XIX.  EL  der  von  TnmmMdorff^  Geiger ^jand  LiMg 
enufgegebenen  Annalen  der  Pbarmasie.  S,  135u 

D  2 


—     53     — 

r  jeder,  selbst  flnchtige  Beobacbtet  sdbön 
den  ersten  Blick  deD'miltelmäfsig  grofsen 
oropäer^  s.  1^«  den  Spanier  y  liaÜeneTf  Cor^ 
Btc.  mit  bagern  Gesicbtssogeni,  brauner 
färbe,  schwansen  Haaren  nod  Regenbogen- 
,  Ton  dem  grofsen  Nordearopäer  mit  mus« 
lem  Korper,  weifser  Haut,  blonden. oder 
raianea  Haaren  und  blauen  Augäpfeln,  un- 
Iraiden  kann,  bei  allgemein  vorberrschen« 
rjBoSser  Constitution;  besonders  zeigen  dje- 
Einflüfs  als  entfernte  Ursache  mehrere 
«henabarten^  c«  B.  die  in  den  Alpen  wob« 
an  Crttinen  j  worüber  J«  F.  Ackermann 
er  die  Kretinen,"  und  die  neuere  Scbrift 
Troxler :  „Der  Kretinismus  und  seine  For- 
,  als  endemische  MenscbenUbartung  in  der 
reiz"  etc.  zu  yergleicben  sind»  — ^  So  be- 
0  die  Westindier  einer  grofsern  Dosis  als 
Europäer,  und  unter  diesen  die  Engländer^ 
inder,  so  wie  die  übrigen  Bewohner  desi 
liehen^  namentlich  des  nordöstlichen  Europa 
t  nur  binsichttich  ihrer  yorberrschenden 
litotion  und  der  auf  sie  fortwirkenden  kli« 
(eben  Einflüsse,  sondern  auch  wegen  ihrer 
lenselben  in  Verbindung  stehisnden  Lebens- 
iind  der  daraus  berTorgehenden  Gewöhn- 
an  spirituose Getränke),  gröfsere oderstar«? 
Gaben  als  die  Franzosen  ^  Italiener  ^  Spor^ 
elr»,  in  welcher  Hinsicht  die  Teuisckehf 
mtlich  die  Bewohner  des  mittlem  Teutsch- 
»a ,  gewissermaßen  in  der  Dlitte  stehen*  — 

Zweitens  ist  der  consiiUiiionelle  Charakter 
jeden  Individuums  insbesondere  hierbei 
erncksichtrgen ,  so  wie  dieses  bei  der  ärzt- 
n  BeliandluDg  überhaupt  wohl  zu  beachten 
wie  der  Verfasser  in  seiner  frühern  Scbrift 


—     55     — 

aase   des   Gesichts  und    der   iibrigeo  Tbeile 
rrälb« 

Dieser  constilutiottelle  Charakter  das  lodi» 
louins  (so  wie  der  einer  jedeb  Nation  Sber« 
upt)  dürfte  wohl  zunächst  oder  mittelbar  rom 
»hirne^    durch  Einwirkung    desselben  euf  die 
rige  Nervensphäre,    all  deren   Gentralorgan, 
agebn,   der  sich  dem  bepbachtenden  and  er- 
irnen  Arzte  (wie  gesagt)   in  dem  Tötalhahi'^ 
t,  als  der  Gesa mmt- Physiognomie,  und  na- 
entlieh  in  den  Gtsichtszü^en ,  oder  der  eigent- 
b  sogenannten  Physiognomie  des  IndiyiduumSf 
»spricht,   deren  Stodium  Ton  dea», der  PhrC" 
hgie^  in  sofern  sich  die  yerschiedeoen  Orga- 
ationeo  des  Oehiros  durch  eine  aufser^  Pro- 
•eranz  am  Schädel  zu  erkennen  geben ,   was 
irdiogs  bei  grbjserer  intensiver  Entwickelung 
in   Fra^  stehenden  Organs    nicht  immer 
tt  findet  *),  daher  nicht  so  getrennt  ist,  als 
nebe  (und  selbst  Galt)  dafür  halten ,  indem 
hl  schwerlich  geläugnet  werden  kaiin,  dafs, 
ser  dem  eigentlichen  Schädel,  auch  der  übrige 
Btl  des  knöchernen  Kopfs,  als  Grandlage  der 
siognomischen  Bildung  des  Menschen^  eben 
robl  Ton  der  Einwirkung  des  Gehirns,  zwar 
3t  unmittelbar,   aber  doch  mittelbar,   durch 
■ere  Einwirkung  des  Schädels   anf  die  Ge* 
itsktfochen,  im  wesentlichen  seine  Former« 
Le  ^*),    Da  die  Diagnose  mancher  Krank* 

Man  Tcrgl.  meine  Bemerkungen  bierober  in  ffufe- 
Imutß  Journ.  d.  pr«  Heilk.  J.  1838.  Angost  8. 8S  etc. 

3  Zu  diesem  Stadium  der  Physiognomik  sind,  mit 
-üeberguliung  der  altern  hierher  gehörigen  Schriften, 
welche  sich  aufgczeidinet  linden  in  Ltudwig's  Gmnd'- 
rKi  der  NatargescIiichCe  der  Menschens^ieoies  etc. 
Leii»»g  1796.  S.  123  etc.,  folgenie  als  die  Toraüg- 
tfchsten  zu  emptehlcn :  1)  U,  Le  Catt  „Sur  les  Phy- 


--     57     — 

Arit,  aus  den  Sbrigeo  SymptonlW  tu  entwik«' 
^elb  nicht  immer  so  leicht  ist,  und  vfo  den 
Arzt  der  Totaleiodruck,  oder  die  Gesammt* 
Pbysioguniuie,  im  Vereine  mit  den  besoodarn 
Gasichtssiigen  des  Kranken,  oft  sicherer  leiten, 
BD  ist  ein  solches  pbysiognomiscbes  Studium 
auch  in  dieser  Hinsicht  für  den  Arzt  Ton  gro- 
fser  Wichtigkeit',  wozu  allerdings  neben  dem 
Unterrichte  der  hierfür  geeignate^i  io  der  NotB 
bemerkten  Schriften ,  Torzugswaise^  angeborne 
Talente  geboren  j  ohne  die  derselbe  wohl  hierin 
keine  grofse  Forlschrhte  machen  dürfte«  — - 

Drittens  ist  bei  Bestimmung  der  Grofse  der 
Gaben,  insbesondere^  die  Idiosynkrasie  ie%  Kran« 
ken ,  hinsichtlich  gewisser  Arzneien ,' 4u  berück- 
sichtigen*    So   gibt  es   Personen,,  die   nur  ein- 
Pnrgirmiltel ,    dessen   sie   sich  zuvor  mehrmals- 
bedienten,  riechen  dürfen,   um  seine  Wirkung 
schon    bei  sich    herrorzn bringen,   vrie-  dies  bei 
hypochondrischen  und  hysterischen  Personen  zu- 
weilen der  Fall  ist,  so  wie  Gegentheils  andere 
gegen    gewisse    Arzneien    sehr    unempfindlich 
sind.     So  führt  Dr.  Detharding  in  den  Ephem. 
Academ.  Natur,  cnrios.  Cent«  IX.  X.  p«  147  ei- 
nen Fall  an^  wo  ein  Mann  von  64jahrigem  Al- 
ter Yon  einem  Wundärzte  2  Quentchen  Wein" 
steinrahm  zum    Abführen  verlaogte«     Die  Frau 
des  Wundarztes  giebt  demselben,    da' er  selbst 
abwesend  war,  aus  Versehen,  statt  des  Wein«' 
Steinrahms,    2   Quentchen    Brechweinstein \    er 
nimmt  dieselben ,    bricht  sich   auch   ein  -   oder 
zwei  Mal  unmittelbar  nach  dem  Einnehmen  der- 
selben, dann  noch  einige  Mai,  und  nun  Erfolgt 
weiter  keine  Wirkung.    —     Mehrere  Beobach- 
tungen  dieser   Art   kommen  in   den  erwähnten 
Actis  I  und  bei  Morgagni  (De  sedibus  et  caosis 


—     69     — 

nach  der  oben  imgegebenen  Methode,  mit  der 
geriogsten  Gabe,  allmählich  steigend,  aogefan« 
gen  werden  soll.  •—  Selbst  die^starksteo  Gifte 
Yerlieren  durch  allmähliche  Gewobohett' an  die« 
seihen  an  ihrer  Wirksamkeit.  —  Ein  Student 
in  Halle  gewöhnte  sich  absichtlich  an  Arsenik, 
welchen  er  adfaags  in  der  geringsten  Dosis  mit 
Speck  XU  sich  natj^m,  "wo  er  dann  bei  ihm  Er« 
brechen  verursar.bt^e,  bis  er  nach  und  nach  eine 
xiemlicbe  Gabe  dieses  Giftes  ohne  allen  merk* 
bar  schädlichen  Erfolg  sa  nehmen  im  Stande 
war.  —7  Garzias  ab  Horta  (ein  portugiesischer 
Arst  im  IBten  Jahrhundert)  ersahlt  (in  seiner 
Geschiebte  "der  indianisoheo  Gewürze  und  ein- 
fachen Arzneien)  'von  einem  Menschen ,  der  täg- 
lich 10  Drachmen  Opium  gegessen,  und  Galen 
Ton  einer  alten  Frau,  dafs  sie  sich  nach  und 
Dach  daran  gewSbot  habe,  sich  mit  Schierling 
2a  sättigen.  --^  Tode  warde  bei  seinem  Aaf« 
enthalte  in  Edinburgh,  mit  einer  Frauensperson 
bekannt,  die  jeden  Abend  240  Tropfen  Lai/da- 
num  n^hm,  und  ohne  diese  Dosis  nicht  schla- 
fen konnte,  so  wie  mir  selbst  ein  ähnliches 
Beispiel  von  einem  hiesigen,  im  Jahte  1808 
am  Rheine  angestellten  franxosischea  Donanier 
bekannt  ist,  der  mir,  als  ich  ihm  in  seiner 
Krankheit  Opium  ^  namentlich  Abends  sar  Be- 
förderung des  Schlafs  in  der  gewöhnlichen  Do- 
sie  fu  geben  y  für  dienlich  erachtete,  erklärte, 
dafs  er  schon  seit  mehreren  Jabren  täglich  meh- 
rere Drachmen  Opiumlinktnr  durch  allmähliche 
Angewöhnung  zu  sich  nehme,  und  daher  als 
Arznei  Ton  derselben  bei  ihm  wohl  keine  Wir- 
kung zu  erwarten  »lebe.  — -.  D^r^  Stifter  der 
Rrrcgungatheorie  Jvhn  Brown  nahm  schon  lange 
Zeit  hindurch  jeden  Abend  eine  bedeutende  Do- 
sis Laudunum^   und«   wie  einer  aetner  Schüler 


-ei- 
tles Kranke D|  er  sejr  acater  oder  chronii eher  AH^ 
alle  ichwäcbeoden  ArzneiiniUel  «a  Vermeideo^ 
und  blofs  stärkeode  zu  geben,  and  zwar»  ;> 
'schwächer  der  Kranke  ist ,  desto  reichlicher  die 
Gabe  der  Arznei  seja  soll/'  — >  eine  oflenbar 
irrige ,  dem  Kranken  zum  grofsten  Nachtbeile 
gereiobende  Ansicht :  denn  die  A>zneien  wir- 
ken nur  in  Verbindung  der  Reaclion  der  da« 
durch  mehr  oder  weniger  aufgeregten  Natur- 
^ kraft;  sind  dahbr  die  Dosen  im  Verbältoifs 
dieser  .'noch  bestehenden  Kraft  zu-  stark,  ao 
wird  dieselbe,  statt  mehr  aufgeregt  zu  werden^ 
durch  die  Arzneien  vollends  anterd rückt ,  und 
ihre  chemischen  zerstörenden  Kräfte  erbalten 
über  die  dynamischen  des  kranken  Organismus, 
durch  deren  Terbältnifsmäfsige  Aufregung  ^  nur 
die  erwünschte  Wirkung  erfolgen  kann,  das 
Uebergewjcht ^  und  der  Kranke  erliegt,  iii  wel- 
cher Hinsicht  ich  hier  abermals  auf  das  bereits 
obeD  angefahrte  Beispiel  des  durch  Kälte  er» 
starrten  Scheintodten  hinweise.  Bei  solchen 
Kranken,  wo  die  Kräfte,  aebr  daniederliegeo, 
finde!  daher,  nicksichtlich  der  Grofse  oder 
Stärke  der  Gaben  der  Arzneien,  die  bier  in 
aligemeinen  Grnndsügen  angegebene  Cura  pro» 
grediens  vor  Allem  ihre  Anwendung.  — • 

Sechstens  endlich  dürfte  hierbei  auch  wohl 
die  Verschiedenheit  der  Jahreszeiten  mit  iä  An- 
schlag gebracht  werden,  der  auch  schon  did 
altern  Aerzte  in  dieser  Hinsicht  ihre  Aufmerk- 
samkeit zuwandten«  Denn  so  wie  die  Bewoh- 
ner der  heifsen  KUmate  (wie  oben  bemerkt) 
weniger  starke  Dosen  ^  namentlich  ^on  (soge- 
Dannteu)  flüchtigen  und  narkotischen  Mitteln, 
vertragen,  als  die  der  käitem  Erdstriche ^  bo 
dürfte  auch  wohl  im  Allgemeinen  der  Grwid^ 


—     63     — 

■o  läfel  iich  der  Tropfen,  «Ken  to-Wie  PuU 
und  PilleUf  in  un#*Ddiich  kleine  Tlieiie  iser- 
D,  uod  in  der  Gabe  ftteigend,  auf  diesem 
>e  allmählich ,  nach  Erfordernirs ,  Ter* 
ren.  Bei  den  übrigen  Farmen  läfst  sich 
ii  Alles  nicht  lo  genau  bestimmen,  oder 
I  mit  weit  gräfserer  Mühe  in  der  Bereitung 
Abmeesung.  -— 

Hiosichtlich  des  Materiellen,  oder  wohl 
iger  ansgedrückt,  des  Bestehenden  eine« 
ipts,  sollte  der  Arct  möglichst  die  Einfach'^ 
lesselben  berücksichtigen.  Einfach  ist  näm- 
eine  soldbe  Vorschrift  (abgesebn  von  jenen 
itzen,  die  blofs  zur  Bereitung,  znr  Verbes* 
dg  des  Geschmacks  und  Geruchs,  zur  Auf- 
ig, oder,  um  der  Arznei  die  gehörige  Con- 
QZ  zu  gebien^  dienen),  wenn  sie  blofs  eine 
*lne  Arznei  enthält,  entweder  solche,  wie 
ras  der  Hand  der  Natur  kommt,  oder,  wie 
larch  Hülfe  der  Kunst,  mechanisch,  oder 
li  chemische  Prozesse,  zubersilet  wird,  in- 
durch  die  Vereinigung  mehrerer  Ingredieal 
häufig  die  Wirkung  des  Hauptmittels  Ter* 
lert^  oder  wohl  gar  nachtheilig  nmgeän« 
oder  zerstört  wird,  nur  da,  wo  mehnre 
»me  des  Organismus,  nicht  blofs  per  coo- 
im  leiden ,  sondern  eigene  Krankheiten  be- 
in,  oder  wo  b^i  der  Heilung  die  Leiden 
:biedener  Theile  des  Körpers  zu  berück- 
igen sind,  kann  nur  durch  Zusammensetzung 
Verbindung  mehrerer,  einem  jeden  dersel- 
zusagender  Arzneien  der  Erwartung  eut- 
hen  werden ,  so  wie  namentlich  die  Ter- 
denen  Krankheiten  der  Nutritionsorgane 
er  gehören ,  indem  nicht  selten  z.  B.  bei 
bbaften  Affiektiooen  des  Magens,  auch  die 


~     65     — 


i*aMiM 


III. 

Bemerkungen        t 

über  den 

^branchnnd  Nützen  detKlystiere 
von  M.  Krentzbrannen* 

Von 

Dr.   V  e  t  t  e  r, 

in  Berlin. 


rgelesen  in  der  Sitzong  der  Hnfdand.  med,  cblrarg. 
Geselbcbaft  d.  17.  Mai  1839.) 


.lyatiere  flind  seit  so  langer  Zeit  in  der  Heil- 
»de  im  Gebrauche  gewesen ,  dab  sie  faßt  wie 
*  Aderlafs  und  das  Brechmittel  jenen  Heil- 
thoden  zugezahlt  werden  zu  müssen  schei« 
1»  auf  welche  ein  natürlicher  Instinct  gleich« 
fi'  yon  selbst  fuhrt.  —  .  Denn  obgleich  Hippo« 
tts  ihrer  nur  ein  Mal  Erwähnung  thut*),  wäh- 
d  er  an  ihrer  Stelle  die  Stuhlzäpfchen  nennt. 

Wenigstens  so  viel  ich  weifs.  De  intern,  affect.  Sect. 
V.  pag.  543 ,  10.  edit.  FoeHi  (Frahcof.  1624.)  em- 
pfiehlt nämlich  der  Uipi>okratiker  Honig,  süIsenWein, 
Oel  und  ein  Stückchen  Natrnin  ?on  der  Gröfse^ einer 
bocksbeere  als  xXvofiov  ilufvizarov  bei  Verschleimua* 
Ken.  — 

1«  LXXXVlli.  B.  6.  St.  E 


—     67     — 

,  Paracehus  ond  Helmont  reclioen  sie  cu 
Tiebischen  Bliltelo^  die  der  Bfeotch  too 
Thieren  erlernt  habe,  und  die  daram  aoe 
Eleiikunde  verbaDot  werdeo  mübteo;  eioe 
ielupg  auf  die  bekaonte  Fabel  Yom  Ibis^ 
deo  Späteren  eiae  Eriooeraog  an  ähnliche« 
1  die  Kohpockenimpiung  erhobene  Sing- 
le*   Eine   Zeitlang   werde   die  Application 

Klystiera  als  eine  furchtbate  Operation 
chtel«  vor  deren  Vellziehung,  ^ie  Kämpf 
iea  Ephemeridibus  curiosis  (Anno  2;  De- 
.  Obe,  152.)  berichtet ,  die  Leute  ihr  Te;- 
»nt  machten.  Kiemand  aber  ging  weiter, 
'oroluB  MuntßniiSf  der  in  seiner  doppelten 
ischaft  als  Friester  und  Arzt  die  Klystlere^ 
IS  podici  bellam  inferaturi  als  ein  eofiomi« 
>S)  der  Sürafe  des  Scheite)rhaiifene  würdi- 
i^erbrechen  denancirt. 

Bs  läüsl  iieb  nicht  leugnen  ^  data  deir  grobe 
chwungi  welcher  durch  Kän^pf  dieser  Me- 
)  SU  Ende  des  Torigeo  Jahriiunderts  vee- 
Ft  wurde  4  in  späterer  Zeit  eine  Reactioa 
I  dieselbe  hervorgerufen  -bat»  Ein  Glei- 
werden  die  Ueberlebenden  unter  suns  «o^ 
»r  nach  Verlauf  einiger  ^abns  i ücksichllicb 
K^altwasserkuren  beobachten,,  die.  gegen«« 
g  die  Tageslosuog  bilden»  Denn  etnerseite 
Ickelt  die  fortgesetzte  Anwendung  einer  Me- 

deren  Vorzüge  stets  rascher,  ais  deren 
(heile;  ein  Mittel^  welches  in  einigen  Fäl- 
at  und  rasch  eingewirkt  hat.,  wird. in  den 
gen  gewöhnlich  noch  lange  fortbeoiitzt, 
nan  sich  bequemt,  es  wieder  jnit  den  übri- 
Heilferfabren  in  eine  Reihe  zu  stellen^ 
erseits    werden  am  Verlaufe  der  Anwen- 

«elbst  allmählig  gewisse,  iem  Extrem 
dl    zukommende   Schädlichkeiten   wahrge- 

E  2 


—     69     — 

den    der  Behandlung    zu  bestimmen,    dem 
le  keinesweges  unbeschränkt  ?erliehen  ist.  — 

Bei  dem  Gebrauche  der  Klyatiere  tritt  nun 
li  ein  anderer  Umstand  hinzu  ^  welchier  sie, 
£)ld  sie  einmal  aus  der  Mode  gekommen, 
lit  zu  sehr  in  den  Hintergrund  drängt.  So 
nig  der  Kranke  sich  schämt,  ein  Mittel  an- 
wenden, das  ton  Jedermann  benofzt  und  ge« 
»sen  wird,  so  leicht  findet  er  sieb  nnan^e« 
m  Terletzt  durch  die  Not h wendigkeit,,  ein^n 
Lnen  Schleier  ober  alle  die  Heldenthateo  su 
rfen,  denen  er  sieh  zum  Zwecke  seiner  Hei- 
1^  unterwirft.  Zu  der  Zeit,  da  man  berTisch 
eben  solcher  Unbefangenheit  Ton  Kämpft» 
Bn  Visceral- ftljstieren  sprechen  komite,  als 
a  jetzt  von  dem  Frost  unter  der  kalten  Traufe 
3t,  nahm  Jedermann  gern  Klystieret  und 
kte  sich  laut  ihres  Erfolgs.  Jetzt  wird  der 
3lg  verschwiegen,  das  Mittel  repudiirt,  das 
"trauen  darein  somit  geschwächt  nnd  statt 
»r  allgemeinen  Anwendung  ist  nur  eineiso- 
»  denkbar. 

Ich  bin  weit  entfernt,  dies  zu  'bedaiiern. 
^8  Heilmittel  ist  nur  so  lange  nützlich,   ala 

den  Umfang  seines  wahren  Werthea  er- 
>t  und  nicht  überschreitet,  und  der  Rath  des 
^ß^iraiüs:  nur  wenige  und  wirksame  Mittel 
■Mßendeftt  erscheint  mir  so  beifallswerth,  dafs 
A%  lür  kein  Verdienst  ansehen  kann,  den 
^iscbatz  und  die  Reihe  der  Methoden  nur 
^ap  in  ihrem  ganzen  Umfange  festzuhalten 
^«1  erweitern.  Aber  der  Gebrauch  der  Kly- 
^  ist  in  Vielen  Fällen  so  dem  Wirksmmsien 
iraftigsiem  zu  zählen,  was  die  Heiikaade 

»t«.  Ich  will  hier  weder  you  ihnen  ab  ei- 
Üittel  sprechen,  den  Maaldaim  von  Ter- 


hAt^-.  .  ./^ 


»^     7i     ^ 

unbedeutenclem  Maafse  za  ventärkeiiy  rack- 
itlich  der  allgetneiDeo  WirkuDgen  kaum  ei^ 

Uoterscbied   aogeben.     Was  dagegen   di^ 
ichen   angebt,   so   gewährt  die  Aawenduog 
lilystieren  die  Möglichkeit ,  auf  die  Geflechte 
Unterleibet  alle  beruhigenden,   kraoBpfstil* 
len,  reiznngsmiidernden  Heilkräfte  dar  Nar- 
ca  directer  und  mit  ratchelieni  Erfolge  ein*» 
keo  zu  laesen^    aU  die»  in    anderer  Weiee 
:behen   kann.     Zwar  Termeidet  utaA  onhi. 
ler  die  lästigeren  TTebenwirkungea',  "^Alche 
erforderlicher  Stärke   der  Gebe  amih.  ionsl 
reten ;  die  Verstopfung  nach  Anwendiing  <dei 
ums ,  die  Uebelkeit ,  den  Schwindel  io  t^otge 
Tabacks-,  Belladonna«  oder  HyoscjeaHtosf 
itze.    Es  ist  dies  um  so  weniger  xpogiicb^ 
faj    wie    bekannt,    diese  Wirkungeit  von 
rer   zu   benrtheilenden  EigeothSMiichkeilen 
Nervenlebens   abhängen,  und  mit  das  «pe- 
»    Studium    des    Patienten    einen  sicheren 
jBstab    für   seine    EmpfangKdikieit   erianbl; 
»gen  kann  man  aber  bei  Koliked^  krai»{»f- 
n  Verstopfungen  mit  Gefahir  des  Ileiib,  eo» 

sie  weder  mit  entzSddlidien  Zaständ^a 
»den  sind,  noch  auch  auf  .(ifitoer  bereite 
Ire  Zeit  hastandenen  läbmmigsartigen  Uo- 
§keit  des  Darmkanals  beruhen^,  bei kranlp€- 
r  HamTerbaltnng  und  schmerzbaftofh  Brectio^ : 
nnf  einen  rascheren  und  Ton  Nebenwif- 
«D  freieren  wohltbäti^en  Ein  Auls  der  £far-. 
«  bo£fen.  Der  Pruritus  ani,  w<elnber'anf 
orrhoidalreiz  beruht,  wird  Ton  deil  Tei>^ 
Narcoticis  in  vielen  Fällen  gelittdM,   ob« 

er  im  Allgemeinen  mehr  die  An-wesdung  ' 
(testiere  aus  kaltem  Wasiser ,  Mineral was^ 
(.  dergl.  verlangt.     Die  scharfen  Narkotika 
,   wie  der  Taback,   steigern  ihn- 'stets  und 


—     73     — 

en'  Anw^seDheil  des  EisenoxydulcarbonaU 
rdeo  die  Excremente  nicht  geschwärzt;  die- 
)en  bleiben  >. fest,  und  picht  selten  wird  es 
big,  zur  Erhaltung  der  LeibesöffDUDg  erwei- 
nde  Klysliere  zu  interpouiren,  zu  welchem 
'ecke  insbesondere  die  Lentin  sehen  aus  Spe- 
\  eifoUientes  mit  Senna  empfohlen  werden" 
inen. 

Der  Gebrauch  der  KreuEbrunnen-Klystiere 
gart  Torbandene  active  Hämorrboidalmoli- 
la  stets  bedeutend,  erregt  die  heiligsten  Kreuz- 
merzen, ]S.noten  und  Brennen,  so  dafs  man 
hl  davon  abzustehen  sich  genptbigt  sieht,  wenn 
1  auch  Yon  der  ferneren,  consequenten  An- 
odung  eine  günstige  Entscheidung  erwarten 
te*     Dagegen  erweisen  sich  dieselben  in  al- 

auf  Atonie  der  Schleimhaut  und  Mnskelhaut 

Darmkanals,  auf  veralteten  venösen  Stok- 
^gen  und  Ueberfüllungen  beruhenden  Leiden 
ts  ungemein  wohlthätig.  In  einem  Falle  wnr- 
I  durch  dieselben  Symptome  beseitigt,  wei- 
»  sieben  Jahre  lang  zur  Diagnose  einer  vor- 
idenen  Mnstdarmstrictur  Anlafs  gegeben  bat« 
•  Eine  Frau,  welche  viele  Jahre  lang  an 
Lerleibs*  und  Uterinbeschwerden  in  der  be- 
inten,  tagen  Form  gelitten  hatte  ^  wurde 
ch  den  Eintritt  einer  sehr  reichlichen  Leu« 
Yboe  Ton  diesen  Leiden  beireit.  Da  ihr  je- 
1i  diese  viele  Beschwerden  veranlafste,  so 
hte  Patientin  dagegen  Hülfe,  und  es  gelang 
»  dreisten  Eingriffen  der  Kunst  gliicklith,  die 
jkorrhoe  zu  unterdrücken,  an  deren  Stelle 
3  die  '  bis,  dahin  schweigenden  Unterleibslei- 
■  mit  verdoppelter  Heftigkeit  hervorbrachen. 

sich  hier   die  vorhandene  venöse  4Jeberfül« 

g  oflenbar  vornämlicb    auf  die  untere  Hälfte 

c  Unterieibseingeweide  beschränkte^  die  Un- 


—     75     — 


IV. 
Mlttheilongen  ans  der  Praxis 

voo 

Dr»  E*  Münchmeyery 

aasist  Wandarzte  im  fönften  Hanoövefaelien  InC  lieg. 

zu  Verden« 


1.  Urodialysis  senilis. 

JLfer  Bauer  K.  ausW.,  75  Jahre  alt,  aoacbei- 
neod  nach  sehr  rüstig,  von  atraffer»  rigider  Fa- 
ser, hatte  iD  friihereo  Jahren,  «e  viel  er  sich 
erinnern  konnte^  nie  eine  Krankheit  von  Be- 
dentong  gehabt.  Eine  sehr  regdfmäfsige  Le- 
hensweise bei  beständig  körperlichen  Arbeiten 
hatten  ihn  vielleicht  davor  geschützt  Er  war 
nie  ein  besonderer  Verehrer  des  Branntweins 
gewesen.  Ungefähr  in  seinem  öOsten  Jahre  ent- 
standen an  beiden  Unterschenkeln  sehr  grofse 
schmerzhafte  and  stark  nässende  Geschwüre, 
welche  ihn  bis  vor  drei  Jahren  sehr  qnälten, 
denn  ohne  Z^thun  von  selbst  verheilten  und 
grofse  brannrothe  Flecken  nnd  Narben  zurück- 
liefsen.  In  seinem  guten  Befinden  zeigte  sich 
hiernach  keine  Veränderung.  —  Im  Novbr.  1838 
erkrankte  er,  seiner  Meinung  nach  durch  eine 
Erkältung,  und  nahm  meine  Hülfe  in  Anspruch. 


.      -     77     - 

Spitzen  waren  darcb  diesen  Procefs  fast  g;inz 
eniblöfsl.  In  dem  stark  geschwollenen,  dunkel 
gercUlielen  GesicBte  waren  die  Aagen  ko  em- 
•piiodlicby  dafs  der  Kranke  nicht  anfsehen  konole; 
besonders  klagte  er  über  die  Augenlied r;iuder 
und  die  Mundhöhle.  Die  Lippen  waren  gänz- 
lich vom  Oberhäutchen  entblofst,  wodurch  ein. 
beständiges  ZusammenJLleben  derselben  bewirkt 
wurde.  Die  Zunge  und  innere  Mandbohle^ 
selbst  die  Choannen  waren  geschwollen  und 
seigten  überall  eine  eigen thümlich  gesprenkelte 
Bothe^  als  ob  nach  Nadelstichen  einzelne  Blat« 
punkte  hervorlreten«  Ueberall  in  diesen  Thei-* 
Jen  halte  der  Kranke  unerträglich  brennende 
.Scbiiferzen.  Der  Durst  war  bedeutend,  der 
Appetit  fehlte  durchaus  nicht;  jedoch  konnte 
wegen  der  heftigen  öch merzen  nichts  in  die 
Alui^dhöble  gebracht  und  Terschluckt  werden. 
Am  anffallendsten  bei  dem  ganzen  Zustande  war 
der  salzige ,  barnartige  Gf schmack ,  welchen 
der  Kranke  beständig  verspiirtet  so  wie  auch 
seine  ganze  Atmosphäre  einen  ammoniakalischen 
Geruch  rerbreitete. 

In  seinem  übrigen  Verhalten  trat  anfser 
einer  ziemlich  hartnäckigen  Stuhlversfopfung  am 
meisten  eine  Störung  in  der  Se-  und  Kxkretion 
des  Harns  hervor«  Alle  Augenblicke  mufste 
nämlich  der  Kranke,  am  bäuGgsten  während 
der  Nacht  y  mit  einem  heftigen  Drange  zum 
Uriniren'  aufstehen;  dann  gingen  unter  Brennen 
jedes  Mal  nur  wenige  Tropfen  eines  sehr  dun« 
kein,  stark  riechenden  Harnes  ab.  Wenn  der 
Kranke  auf  diese  Weise  in  der  Nacht  vielleicht 
16  —  20  niale  auf  gewesen  war,  betrug  die 
ganze  Alenge  d^  gelassenen  Harnet  am  Mor- 
gen doch  kaum  den  Inhalt  einer  mäfsigen  Tasse. 


—     79     — 

^Dg  d«r  Darmansleerung  herbelfnbren  kooii- 
D*  Ich  gab  sie  in  Verbiadung  mit  demTart. 
netic»  und  xwar  io  ziemlich  grofsen  Do-* 
D.  —  Drei  Tage  iang  hatten  diese  Mittel 
cht  den  ei^wünscbten  Erfolg.  Es  traten  sehr 
ichliche  Darmausleerungen  ein,  ohne  dafs  ja« 
ich  die  Menge  des  gelassenen  Urins,  so  ivle 
ine  Beschaffenheit  eine  andere  geworden  wäre ; 
e  übrigen  Erscheinungen  blieben  dabei  diesel- 
o.  Ich  änderte  jetzt  die  Behandlung  in  so- 
rn,  dafs  ich  die  Dosis  der  Mittekalze  Ter^ 
igerte,  so  dafs  sie  nicht  mehr  abführend  wirk- 
■«  Aafserdem  liefs  ich  den  Kranken  in  reich- 
her  Menge  e!ne  starke  Abkochung  Ton  Sti« 
L  Dulcamar.,  Rad.  Caric.  arenan^  fiad.Baa« 
oae  und  Lign»  Guajac.  trinken* 

Am  Tage  darauf  änderte  sich  der  Zustand 
»ich  zu  miBiner  Zufriedenheit;  der  Kranke 
g  an  häufig  und  in  sehr  bedeutender  Menge 
irn  zu  lassen :  dieser  bekakn  eine  weit  hei- 
NS  Farbe  nbd  brannte .  nicht  mehr  beim  Ab«- 
Dge.  Mit  dieser  Erscheinung  nahm  auch  das 
rige  Befinden  eine  günstige  Wendung*  Den 
Snken  erquickte  wieder  ein  ruhiger  Schlaf; 
hmatbche  Beschi^erden,  Aufregung^  Fieber- 
regungen I  besonders  die  Froststadien  blieben 
,  eo  wid  auch  der  Puls  zur  Norm  znrück- 
vte.  Am  schnellsten  yerlor  sich  der  harn- 
ge  Geschmack  und  Geruch.  Später  fiel  die 
«shwulst  der  Haut;  neue  Blaseneruptionen 
len  nicht  wieder  Statt;  Rcithe  und  Schmerz 
Hunde  und  an  der  Zunge  verlöre^  «ich  auch 
^ählig. '  Nach  Verlauf  Ton  14  Tagen  war  K. 
liomraön  von  seinem  Uebelbefinden  befreit. 
£päler  haben  sieh  noch  hin  und  wieder 
bte  Anwandlungen  ähnlicban  Krankseyns  ein- 


—     81     — 

daD  DW  dem  Säaglings-  nnd  Greiietialtiar  an« 
gehoreD ,  in  den  Bliithejahren  aber  fast  niemals 
irorkommeD  (Urodialysis  neonatbrum  ond  seni- 
lis). Das  mäDnliGho  Geschlecht  wird  bei  wei- 
iten  mehr  befallen,  als  das  weibliche.  — - 

Als  ätiologische  Momente  gelten  für  die 
Urodial.  neonat,  herpetische  Ausschläge  bei  den 
Müttern  und  Ammen  der  Kioder,  der  Genufs 
Tön  leicht  in  saure  Gährnng  übergehenden  Spei- 
sen, schlechte  Hantknltnr,  feuchte  und  kalte 
Lnft;  für  die  Urodial.  senilis  alle  scharfen, 
Ammoniak  enthaltenden  Alimente,  hitzige  Ge- 
tränke, besonders  der  Branntwein,  starke  Er- 
kältungen,  frühere  Ausschweifungen  in  Venera; 
übrigens  können  auch  orgaoische  Fehler  im 
'  nropoetischen  Systeme  cu  Ursachen  werden.  — - 
Der 'Verlauf  ist  meistens  chronisch,  wenigstens 
im  Greisen  alter ;  bei  den  Säuglingen  zeigt  er 
eich  schon  häufiger  akut.  Recidive  sind  bei 
Krankheit  fast  immer  zu  befürchten.  — - 


Die  Prognose  bleibt  stets  eine  ungünstige» 
Vollkommene  Heilung  tritt  meistens  nur  unter 
sehr  grofsen  Schwierigkeitsn  ein,  da  eine  to* 
tele,  oft  schwer  zu  erzwingende  Umänderung 
der  .Lebensweise  hierzu  nothwendig  wird.  Sehr 
oft  gelingt  es  der  Kunst«  nur  ein  zeitweise« 
Nachlassen  des  Uebels  zu  bewirken ,  oder  ein- 
seloe,  dringende  Symptome  zu  mildern.  Ge- 
fährlich bis  zum  tödtlicben  Ausgange  wird  die 
Krankheit  leicht  bei  Säuglingen,  iodem  entwe- 
der ein  plötzlicher  Coilapsus  entsteht,  oder 
durch  die  Harnversetzungen  der  Uebergang  in 
andere  Krankheiteui  namentlich  Peritonitis,  He- 
patitis, Gastrom alacia,  Lungenlähmung  durch 
AflFektion  des  Nervus  Tagus,  nnd  Hydrocepbtt-' 
lus  acutus  bewirkt  wird.  Auch  bei  den>urel- 
Journ.  LXXXVIli.  B.  6.  St.  F 


—     83     ^ 

Bäder,  betoaders  aacb  die  tcbwefelbalfigen  und 
«pSUr,  wie  Schonlein  empfiehlt  9  die  Seebäder. 
InoerUcb  kommt  es  darauf  an,  die  Darmau*- 
leeroDgeo  nnd  die  Tbä^gkeit  der  IfiereB  la 
befoidero.  Bei  bedeuteDden  CoogestioneD  kjSii- 
seo  im  Anfange  soweilen  örtliche  und  selbst 
allgemeine  Blatentriebangen  notbwendig  wer- 
den. In  anderen  Fällen  Terlangt  oft  der  Zn- 
stand Ton  erhöhter  Reisbarkeit,  in  welchem 
flieh  die  Nieren  befinden,  die  besänftigende  Me- 
•Ihode  durch  Emalsionen  von  Hanf  oder  Lyco« 
podinm  mit  kleinen  Dosen  der  nicht  Versto- 
pfung bewirkenden  Narootica.  Brst  wenn  die* 
•er  Reissttstand  gehoben  i<it,  erfolgt  die  An« 
iNrendung  der  Dinretica,  der  Juniperinai  Balsa- 
mica,  Holztränke,  selbst  kleiner  Dosen  der  €ao- 
ibariden.  Hinsichtlich  der  ebenfalls  nothwen« 
digen  Bethätigung  der  Darmsekretion  warnt 
Sck&nUih  Tor  der  Anwendung  der  Drastica  nnd 
Mittelsalze ;  letztere  können  jedoch  bei  man- 
gelnder Reixbarkdt  der  Nieren  gewifs  als  pas- 
•end  erscheinen.  -—  Aufser  dieser,  gegen  den 
Hauptgrund  der  Urodialjsis  gerichteten  Behand- 
lung, verlangen  ein  seine  Symptome,  rorsüglich 
die  Terschiedenen  Hautaffekte,  andere  dagegen 
passende  Mittel ,  so  wie  auch  durch  die  erwähn- 
ten Uebergänge  der  Krankheit  eine  yielfache 
Veränderung  der  Behandlung  nothwendig  wer- 
den kann. 

Der  Torgetragene  Krankheitsfall,  bei  wel- 
chem sich  aafser  dem  Alter  und  einer  Yielleicbt 
Torhergegangenen  Erkältung  kein  ainsiges  der 
aogefiibrten  ursächlichen  Uomente  nachweisen 
liefs,  schien  mir  besonders  seiner  charakterisü* 
sehen  Erscheiuuogen  wegen  der  Bekanntma- 
chung werth.     Die  Fonn  des  äufsern  Haniaffek- 

F  2 


-     85     — 

,  dab  im  Anfange  alle  Kraokheils- 
«ncheinungen  auf  eine  auffallende  Weise  raisch 
sich  besserten ,  so  dafs  ich  mich  ^u  guter  Aus- 
sicht berechtigt  glaubte.  Vielleicht  ist  indeüi 
l>ei  einem  so  bedeutenden  Umfange  des  patho- 
logischen Frocesses,  wie  er  bei  der  Sektion 
-uDsers  Kranken  gefunden  wurde^  fiberhaapt  eine 
Heilung  schwer  su  hoffen. 

Am  16ten  Jnll  1838  kam  der  Arbeitsmann 
S.  in  meine  Behandlung.  Er  ist  64  Jahre  alt, 
^dn  kleiner,  nnterseUeter  Statur.  Seine-Gesund- 
lieit  war  in  früheren  Jahren  die  beste ,  indefs 
^iele  Strapasen,  welche  er,  namentlich  als  Sol« 
dat  in  den  franzosischen  Feldanigen,  jbu  aberste- 
llen hatte,  ferner  der  häufige  Genufs  desBrannt- 
-vreins  hatten  ihn  dermafsen  mitgenommen,  dafs 
er  schon  im  fünfzigsten  Jahre  sehr  kraftlos  und 
xn  jeglicher  körperlichen  Arbeit  Tollig  untaug- 
lich wurde.  Obgleich  er  jetzt  das  Trinken  liefe 
uod  in  bestandiger  Ruhe  lebte,  nahmen  doch 
die  Schwachen  seines  Korpers  immer  zu-j  be- 
sonders hatte  er  in  den  letzten  zwei  Jahren 
sehr  Tiel  an  herumziehender  Gicht  gelitten. 
Das  Letztere  soll  drei  Monate  vor  seiner  Haupt- 
krankheit  weniger  der  Fall  gewesen  sejn«  In 
den  letzten  rierzehn  Tagen  kehrten  die  Gicht- 
achmenen  wieder,  waren  i^ber,  wie  die  Um- 
gebung des  Kranken  meinte,  ganz  anderer  Art, 
als  früher.  B»  beklagte  sich  sehr  häufig  Sber 
eio  ganz  eigendiümliches  Ziehen  im  linken 
-Arme  und  Beine;  dazu  gesellte  sich  ein  hart- 
näckiger Kopfschmerz  mit  Schwindel,  in  Folge 
dessen  er  seiner  Umgebung  oft  ganz  rerwirrt 
Torkam.  Am  bedeutendsten  schien  das  Gedächt- 
nifs  abzunehmen.  Diese  Erscheinungen,  so  wie 
die  Kraftlosigkeit  nahmen  im  Anfange  dei  Ja- 


—     87     ^ 

,  Luft  umher,  tupft  an  der  Bettdecke  i  meitteiis 
I  aber  greift  er  sich  nach  deo  schlaff  herabhao« 
,  genden  Genitalien.  Darmaosleeningen  waren 
.an  dem  Tage  noch  nicht  erfolgt,  die ^ Menge 
|des  am  Abend  vorher  gelassenen  Harnes  war 
,  geringi  seine  Farbe  dunkel,  —  Diesem  Zustande 
,  gemafs  Terordnete  ich  ein  Infus,  Flor.  Arnic 
,mit  Liq.  Ammon.  caust.,  liels  Senh>flaster  auf 
!  den  Nacken  legen ,  Kljrstiere  mit  Magnes.  sul« 

Ehnr.  geben  und  cum  Getränk  Limonade;  au« 
lerdem  lieb  ich  in  der  Gegend  des  rechten  Ose* 
bregmat. ,  auf  welcher  Seite  ich  den  Krankheits« 
eitx  Termuthen  mufste,  starke  Einreibungen 
mit  dem  Ungnent.  Tart.  stibiat.  in  der  Art  ma- 
chen, wie  sie  sich  gegen  den  Hydroceph.  acu- 
tus als  sehr  wirksam  gezeigt  haben.  —  Am 
Abend  fand  ich  den  Kranken,  etwas  bjssser:  er 
konnte  die  Zunge  weiter  heraosslrecken,  kannte 
seine  Umgebung ,  antwortete  auf  knrse  Fragen 
SU  weilen  Terständlich,  gähnte  visL  Das  Bren*« 
oen  der  Senfpflaster  hatte  er  gut  gefühlt;  er 
klagte  viel  über  seinen  Kopf  nnd  die  Schulter; 
die  Kljstiere  hatten  noch  nicht  gewirkt,  wur- 
den deshalb  in  yerstärktem  Mabe  wiederholt. 
Der  Puls,  so  wie  die  übrigen  Erscheinungen 
betten  eich  nicht  yerändert. 

Den  17.  Juli.  •*—  In  der  Nacht  hatte  der 
Kranke  sehr  ruhig ,  aber  wachend  bis  drei  Uhr 
augebracht;  dann  hatte  sich  Schlaf  eingestellt, 
welcher  mit  Unterbrechung  bis  6  Uhr  dauerte. 
Morgens  bei  meinem  Besuche  finde  ich  den 
Kranken  gans  besinnlich;  er  fordert  mich  so- 
gar auf,  iiüch  zu  setaen.  Der  Kopf  ist  eher 
kühl,  als  warm;  die  Augen  sind  gehörig  ge- 
öffnet,  der  Mundwinkel  hängt  nicht  so  starke 
die   Zunge  wird  |edocb  noch  immer  nur  Seile 


-     89    — 

aod«rty  oor:-'daf8  jede  CoogcUlön-badi  d^m 
Kopfe  Yenchwnndeo  ist.  —  Es  wurden  gegeo 
Abeod  noch  mehrere  Senfpflaster  gelegt,  und 
gtait  des  Liq.  Ammon,  caustic.  Phosphor»  gr.  j 
auf  Infas.  Flor.  Arnic  anc  rij  gegeben,  — 

Hierauf  fand  ich  den  Kranken  Abends  eher 
besser  9  als  schlechter,  und  in  demselben  Malse 
erhielt  sich  das  Befinden  bis  Mitternacht.  Um 
1  Uhr  jedoch  war  nach  Aussage  der  Umgebung 
sehr  plötzlich  die  Verschlimmerung  eingetreten. 
Der  Athem  war  röchelnd  geworden,  der  Kopf 
mit  Schweifs  bedeckt,  abwechselnd  kalt  und 
warm,  des  Gesicht  geschwollen.  Dabei  toU 
liga  Unbesinnlichkeit ,  unruhiges  Hin  -  und  Her« 
werfen;  Darmausleerungen  waren  mehrere  Male 
erfolgt,  aber  unwiHkührlich,  —  In  diesem  Zu- 
stande fand  ich  den  Kranken  am  Morgen  noch 
TOr.  Die  Extremitäten  waren  schon  ganz  kalt, 
der  Puls  nur  noch  zuweilen  fiihlbar,  -—  Der 
&anke  schluckte  nichts  hinunter,  so  dafs  keine 
Arznei  mehr  gegeben  werden  konnte ;  die  stärk- 
sten Hautreise  ibaten  keine  Wirkung  mehr« 
Gegen  Mittag  erfolgte  der  Tod«  — 

Sekiionshefund :  Am  Kopfe  waren  die  Stel- 
len ,  an  welchen  das  Ungnent«  Tart.  stibiat,  ein- 
gerieben war,  stark  geschwollen  und  mit  Pu«* 
stein  besetzt  Die  Schädelknocheo  waren  au- 
fserordentlich  dick  und  mit  ihnen  die  Dura  ma- 
ter  durch  alle  Verbindungen  fest  rerwachsen; 
namentlich  fand  dies  längs  der  Sntura  sagittalis 
Statt.  Neue  Verbindungen  der  Art,  oder  ein 
ikisches  Exsudat  auf  der  Oberfläche  des  Ge- 
hirns waren  nicht  Torhanden.  Bei  der  Her^ 
ausnähme  des  Gehirns  flössen  ungefähr  6  Un- 
sen  eines  rothlich  gefärbten  Wassers  aus«  Die 
Venen  auf  der  Oberfläche  zeigten  keine  Ueber- 


—     91     — 

mnth  Bichi  in  Stande  warmi,  ihr  far  eine  lan* 
gere  Zeit  Obdach  oikI  Safaroog  zu  gebao,  war 
ria  gezwaogeD,  bo    lange  wie  mSglich  in  dam 
Dianstay    io   welchem   sie    stand,    cn    bleibaii« 
Auf  dtesa  Weite   meCite  sie  fast  währeod  der 
ganzeo  Daoer  ihrer  Schwaagerftrhaft  die  tcbwer- 
•fao  körperlichen  Arbeiten  Terteheo^   nnd  erst 
▼iar    Wochen    Tor  ihrer   Entbindaof ,    als  ei» 
aich  gäoslich  nnfahig  an  Kochen  Arhcitan  labile, 
ging  sie  zu  ihren  Ellern,     lodern  die  erste  §ro- 
fMre  Hälfte  der  Schwangerechaft  gana  gut  rar- 
lief  9  ▼enpnrte  sie  in  den  leisten  Tier  Monaten 
ainan  constaoten  Schmerz  In  der  rechten  Lnm« 
bargegend,  der  bei  Bewegung  des  rechten  Sehen-* 
kels   nnd    beim    Bücken    annahm.      Da   diaier 
Schmerz  nicht  sehr  heftig  war,  glanbfe  sie^  ea 
aei  diefs  eine  nicht  ungewöhnliche  Erscheinung 
in  der  Schvrangerschaft  nnd  suchte  keine  Hülfe 
dagegen.     Dia  zur  bestimmten  Zeit  eiotretenda 
Geburt    war    darauf   sehr    schwer.      Nachdem 
nämlich  achon  vier  nnd  zwanzig  Stunden  lang 
aahr  kräftige  Wehen   eingetreten ,    bei  welchen 
freilich   die   Gebärende  beständig  über  zuneh- 
mende  Schmerzen    in   der   rechten   Lumbarga- 
gand  klagte  y  die  Wasser  längst  abgeflossen  wa- 
ren und  der  Muttermund   sich  gehörig  geöffnet 
hatte  9  rückte  der  Kopf  doch  nicht  weiter  her- 
ab, sondern  blieb  in  der  oberen  Beckenöfinung 
fast   sieben.      Als   die  Wehen    jetzt    ebenfalLa 
achwächer  wurden^  bedeutende  allgemeine  Er- 
mattung eintrat  y   wurde  ich  gerufen.     Die  Un- 
tersuchung ergab  ein  sehr  gut  constrnirtes  Bek- 
keo,  der  Kopf  ttand  in  der  ersten  Hinterhanpts- 
lage    und    war,    wenn  ich  nach  den  erreichba- 
ren  Theilen   desselben   schliefsen   durfte,   nicht 
überm äfsig    grofs.     Mach   diesen   Zeichen  hätte 
man    also   bei  gehörigen  Wehen   eine   baldige 


Iiua    AU    Mor   \jegcuu  uoo  %fuv 

get  die  Geburt  hemme,  w 
auch  durch  den  Verlauf  der  oat 
lieit  bewährte;  was  dies  ab 
siüi  cej,  kooote  ich  nicht 
diesen  Umständen  legte  icl 
Kopfstandet  die  Zange  an; 
gröfsten  Anstrengung ,  hei 
Kräfte  eineß  zweiten  Arstet  i 
xnen  werden  mufsten,  wur 
endet.  Das  Kind ,  ein  wo 
Ton  gewöhnlicher  Grofse ,  Wi 
gelang  es^  ihn  in  das  Lebe 
jedoch  nur  unroUständig.  D 
sehr  schwach,  und  schon  ei 
der  Geburt  erfolgte  der  Tod. 
nerin  stellte  sich  schon  am  i 
her  mit  sjnochischem  Charal 
heftige  Schmerzen  an  der  i 
der  Wirbelsäule,  welche  siel 
Regio  hypogastr.  erstreckten 
Bewegung  des  rechten  Sch( 
lieh ,  indem  diese  die  Schmc 
sten  Grade  vermehrte.  Dei 
normal   cootrahirt  und  war 


—     93     — 

SpikSpfe  Qod  Blutegel  f  kriinigen  KTor« 
leinreibiiDgeD  and '  iooerlicb  in  den  küli- 
n  und  resolrireDden  MiltelD  bestand^  nia- 
'  «war  das  Fieber ,  Köderte  auch  etwas  die 
i^nseOf  hatte  aber  im  Ganzea  nicht  den 
tischten  Brfblg.  In  der  dritten  Woehe 
en  die  Schmerjeen  in  der  Seite  mehr  klo» 
I  and  Blechend,  das  Fieber  nahm  den  Cba» 
ir  des  Eiterangsfiebers  an ,  die  Brüste  flelen 
nmen^  der  Lochialflafs  wurde  ganz  blafs 
s«hr  übelriecheod«  Die  I^umbargegend  war 
faerrorgetrieben ,  nirgends  jedoch  Floktna« 
bemerkbar«  Es  wurden  jetzt  Cataplasmata 
1.  über  die  ganze  rechte  Seite  gemacht  nnd 
dch  recht  oft  erweichende  Einspritzungen 
le  Vagina  Torgenommen«  — 

Im  Anfange  der  vierten  Woche  entstand 
Oeffnung  nach  der  Vagina^  wodurch  eine 
»e  Menge  mifsfarbiger,  stinkender  Jauche 
Bert  wurde.  Die  Lumbargegend  sank  zwar 
EIS  zusammen,  aber  statt  eintretender  Bes^ 
Dg  nahm  das  Eiterungsfieber  zu^  während 
üble  Ausflufs  beständig  fortdauerte. 

Ich   glaubte   nnter  diesen  Umständen   nur 
einer  6egenö£Fnung  in  der  Lumbargegend 
es  erwarten  zu  können  und  schlag  der  Kran*- 
diese  Operation  Tor;   dazu  wollte  sie  sich 
>  auf  keine  Weise  yersteben«    Unter  gänz- 
erfolgloser Behandlung  mit  Arzneimitteln 
trieben   noch   acht  Tage,  in  welcher  Zeit 
der  Zustand  Tollkommner  Hektik  ausbiU 
»     Die  Kranke  war  bis  zum  Skelett  abge- 
ort,  lag  im  bestäodigen  Fieber,  ohne  Schlaf; 
Vahruogsmitteln   konnte    sie   nichts  zu  sich 
nen«      Eio    höchst     schmerzhafter    Husten 
to  sie  Tag  und  Nacht;  die  Blundhöhle  war 


-     95     - 

Dia  Schmerzen  waren  zwar  nicht  gelinder, 

wurde  die  Kranke  ruhiger  and  halte  selbst 
18  Schlaf.  Ich  liefe  jetzt  mehrere  Male  des 
m  Eiospritsnngen  Ton  warmem  Chamillen- 

machen,  welche  recht  gnt  vertragen  war- 
Am  dritten  Tage  zog  ich  mit  der  Pin- 
>  ein»  grofse  Menge  ganz  zerstörter  Maskel- 
bieen  ans  der  Wunde,  welche  im  Ganzen 
1  I  Pfand  betragen  mochten  ond  wahr- 
inlkh  znm  Muse,  quadr.  lombor.  und  Psoas 
Irt  hatten.    Da  der  Ausflob  noch  immer  eine 

üble  BeschajDFenheit  zeigte ,  versetzte  ich 
Einspritzungen  mit  einer  geringen  Menge 
.  Vin.  camphor.  und  gab  innerlich  ein  De- 

Cortic.  Peruy,  — 

Bewandtsrnswiirdig  war  es,  mit  welcher 
eUigkeit  jetzt  die  Heilkraft  der  Natur  wie« 
IQ  ihre  Rechte  trat.  Während  schon  nach 
und  zwanzig  Stunden  der  Ausflufs^  dicker 
reiner  wurde  uod  den  üblen  Gero^ch  ver- 
mäfsigte  sich  das  Fieber  mit  jedem  Tage; 
sieh  kehrten  erquickender  Schlaf  und  Ap« 
wieder.  Nach  einer  Woche  war  jede  Spur 
l'iebers  verschwanden,  die  Mundbohle  zeigte 
s  Aphthen  mehr ,  der  Husten ,  welcher  ei^ 
weifsen  kugeligen  Schleim  mit  Leichtigkeit 
ohne  Schmerzen  entleerte,  war  sehr  un- 
utend  geworden.  Die  Kranke  fühlte  sich 
liger,  Appetit,  Verdauung  und  Schlaf  lie- 
;  nichts  zu  wünschen  übrig.  Aulserdem  er- 
die  Untersuchung,  dafs  die  Hoble  sich  sehr 
1  mit  Granulationen  ausfüllte;  der  entleerte 
*  war  nicht  sehr  copiös,  war  dicklich,  gelb. 
t  der  EiospritEungen  mit  Campherspiritus 
den  jetzt  nur  einfache  Cbamilleneinspritzun- 
genommen«  — 


—     97     — 

lieh  war  er  zwei  Mal  too  sehr  heftigem  Trip* 

Er  befallen,  welche  zum  The3  gerade  io  die 
ttt  der  beflchwerlichttee  Kriegsstrapazeo  fielen. 
Seit  seiner  Rückkehr  ans  England  fühlte  er  lehr 
oft  einen  drückenden  Schmerz  in  der  Gegend 
des  Perinaeam,  verbunden  mit  Beschwerden  beim 
Uriniren.  Nach  der  geringsten  Erkältang  stellte 
eich  gewöhnlich  Strangurie  ein.  Vor  ungefähr 
swei  Jahren  hatte  sich  einmal  nach  einem  star- 
ken Branotweinransche  and  einer  gleichzeitigen 
hefligen  Erkältung  diefs  Uebel  zu  einer  solchen 
Hohe  gesteigert,  dafs  das  Uriniren  fast  gänzlich 
gehemmt  ivar  und  nur  einzelne  Tropfen  unter 
den  quälendsten  Schmerzen  in  der  Dammge- 
gend abgingen.  R.  behandelte  sich  damals  selbst 
mit  Hausmitteln:  durch  Ruhe,  Trinken  toq 
lYachholderbeerenIhee  und  Einreibungen  mit 
warmem  Fette  in  die  Blasengegend  und  das  Peri- 
naeom,  brachte  er  es  in  acht  Tagen  so  weit, 
dafs  sein  Befinden  auf  den  froheren  Stand  zu- 
rückkehrte. 

Im  October  1837  trat  wiederum  nach  ei- 
ner tüchtigen  Erkältung  eine  sehr  bedeutende 
Verschlimmerung  ein.  Dieses  Mal  war  der 
Schmerz  am  Perinäum  unerträglich  brennend 
geworden»  und  diese  Gegend  fühlte  sich  härter 
als  gewohnlich ,  heile  und  geschwollen  an«  Zu- 
gleich zeigte  der  Gesammtorganismus  seine 
Theilnahme  durch  öfter  wiederkehrende  Schauer 
TOD  Frost  und  Hitze*  Aufgemuntert  durch  den 
früheren  guten  Erfolg ,  wandte  Patient  im  An- 
fange wieder  die  schon  erwähnten  Hausmittel 
an,  jedoch  ohne  die  erwartete  Wirkung.  Die 
Sache  zog  sich  beinahe  yierzehn  Tage  hin,  der 
Schmers  wurde  immer  hefliger,  zuletzt  ste- 
chend'und  klopfend,  und  die  Geschwulst  am 
Joorn.  LXXXVlll.  B.  6.  St.  G 


—     99     — 

B  und  dam  Scrotnm  so  hatte  sich  Eiter  aod 
I  in  daa  letstere  ergosseD«  —  Dia  Progaoae 
a  mir  nicht  die  beste«  — 


[iidem  ich  nan  durch  passende  iooere 
e  gehSrige  Leibesoffnoog  bewirkte,  machte 
■  mehreren  Stellen  des  Hodensacks ,  wel- 
lorch  ihre  lYeichheit  besonders  geeignet 
achianen,  Einstiche  mit  der  Lancette^  und 
fiber  die  ganze  Parthie  unaasgesetxt  er- 
lande  warme  Umschläge  machen.  Aus  den 
SiEnungen  tröpfelte  eine  klare  Flüssigkeit, 
le  alle  Kennzeichen  des  Harns  darbot.  -~ 

ji  den  ersten  zwei  Tagen  änderte  sich 
af  sowohl  das  Allgemeinbefinden ,  als  auch 
irtliche"  Zustand  nur  sehr  wenig.  Die  6e^ 
nlat  nahm  zwar  nicht  mehr  zu,  aber  auch 
Abnahme  derselben  war  nur  in  der  Nähe 
Einstiche,  woselbst  sich  bemerkbare  6m- 
lildeten,  Torhanden.  '— 

Im  Morien  des  dritten  Tages  war  an  der 
ran  und  unteren  Seite  des  Scroti  ein  Ab« 
antstanden ,  welcher  sich  sehr  bald  ron 
i  öffnete  und  eine  grofse  Menge  Biter  und 
•  entleerte.    Von  jetzt  an  ging  beim  Uri* 

der  Harn  gar  nicht  mehr  durch  die  Ure« 

sondern  ergofs  sich  in  starkem  Strahle 
I  die 'Abscefsoffouog«  Der  Kranke  schien 
nrch  bedeutend  erleichtert,  die  Geschwulst 

grofstentbeils  zusammen.  Indefs  schon 
imselben  Abende  zeigten  sich  an  der  neuen 
inng  deutliche  Spuren  von  Gangrän^  denen 

der  allgemeine  Collapsus  entsprach.  —  In 
I  dieser  Erscheinungen  wählte  ich  zu  den 
rachlägen  einen  starken  Chamillenaufgufs 
Spir.  Vini  camphorat.  und  gab  innerlich 
hmadekokt  mit  Säure«  —  Erst  nachdem  der 

G  2 


—    101    — 


♦  - 


lieft,  eio  etwas  schlaffes  Aassehen«    lodern  ich 
die  Stelle  jedes  Hai  nach  dem  Urioiren  gehö- 
rig aoswaschen  und  mit  trockner  Charpie  aos- 
Slopfen  liels,  gab  sich  diefs  aach  bald*     Schon 
oach  5  Tagen  hatte  sich  diese  Hoble  so  aus- 
gefüllt,  dafs  gar  kein  Harn  mehr  durchgiog, 
sondern  dieser  in  Tollem  Strahle  iind  ohne  Schmer- 
sen   darch  die  Harnrohre  fiofs.     Nachdem  die 
Testikel    wieder   iRBUig  bedeckt  waren,   blieb 
nach  onten  ond  hinten  noch  eine  Zeitlang  eine 
idnbedeatende  Geschwfirflache;   mit  dem  Ende 
der  vierten  Woche,  vom  Anfange  der  Behand- 
lung gerechnet,    war  die  yollkommne  Verhei- 
long  eingetreten.     Ob^eich   der  Kranke  jetzt 
ein  kfiizeres  Scrotom  hatte,  als  früher,  so  war 
ihm  doch   dnrch  diese  Krankheit  der  Vortheil 
geworden,  dals  seit  der  Zeit  alle  froheren  Harn- 
beschwerden   ausblieben.     Mit   dem   Catheter 
konnte  idi  nachher  nidit  das  geringste  Binder* 
inCi  entdecken«   —    Auffallend   war  es  mir  bei 
diesem  Falle,  dab  in  einem  durch  frühere  Le- 
bensweise sehr  geschwächten  Individuum   die 
Heilkraft  der  Natur  sich  noch  so  kräftig  aulserte^ 
uni  mit  solcher  Schnelligkeit  den  beKhriebenen 
.Piocels  durchzufahren» 


—    103    — 

• 

nien,  also  55  mehr,  als  ita  J.  1781.  Damals  aber  kannt« 
man  <)ie  Schotzpocken  noch  nicbt,  wahrend  von  den  1838 
beobachteten  Pockenkranken  281  vaccinirt  worden  waren. 
Im  übrigen  England  sollen  die  ächten  Pocken  ebenfalls 
sehr  allgemein  verbreitet  seyn,  so  dafs  kaum  eine  Stadt 
oder  ein  Dorf  ganz  davon  verschont  geblieben  seyn  diirfte« 

In  den  letzten  Monaten  des  genannten  Jahres  hat  G, 
als  Resultat  sellf  sorgföltiger  numerischer  Forschungen 
gefunden-/  dafs  von  1 10  Pockenkranken  des  Hospitals  50 
sich  befanden ,  welche  vor.  längerer  Zeit  geimpft  worden 
waren;  60  aber  nie  Kohpocken  gehabt  hatten« 

Ueberans  wohlthatig  sind  die  Modifikationen,  welche 
die  Vaccine  anf  die  spater  entstehenden  Pocken  hervor- 
bringt. Bei  60  von  100  Vaccinirten  waren  die  Blattern 
dorcoans  modificirte,  bei  den  40  andern  dagegen  verhid- 
ten  ne  sich  ganz  so,  wie  bei  Kranken,  die  nie  geimpft 
worden»  «-  Dies  ist  das  Resultat  von  6  bis  700  Beob- 
aehtongen.  —  Von  100  Pockenkxankeo ,  die  frohe»  vac- 
dnirt  worden  ^  starben  neon;  von  solchenj  die  nie  Koh- 
pocken hatten:  25.  Nor  bei  wenigen  der  Gdmpftgewe- 
senen  lieis  sicli  nachweisen,  dafs  die  Implbng^  eine  ob- 
Tollkonimene  nicht  regelmäßig  verlaofende  gewesen  sey. 
In  aUen  bedeotendern  Krankh^tsfallen  waren  mindestens 
16  Jahre  seit  der  Statt  gehabten  Kohpockenimpfong  ver- 
flossen. Nur  in  zwei  Fällen  sah  G,  heftige  Variöloiden 
bei  Kindern  von  o — 9  Jahren  ausbrechen,  ond  nur  em 
Individuum^  von  15  Jahren,  starb  an  den  ächten  Pocken, 
BMbdem  es  in  seinem  ersten  Leben^ahre  geimpft  worden 
war.  —  Herr  Gregory  bt  der  Meinung,  dafs  nach  der 
iülsern  Beschaffenheit  der  Impfnarbe  auf  die  schlitzende 
Kraft  der  Vaccine  mit  Sicberbeit'tttdkf  geschlossen  werden 
könne.  Kr  sah  gefährliche  Pocken  bei  Individnea ,  weichd 
die  vortrefiUchsten  Nari>en  an  sich  tragen« 

i  Ref.  muß  gegen  die  oben  gegebenen  statistischen  Be- 

'merkungen  einwenden:  dafs  sie  leicht  zn  ganz  falschen 
Resultaten  fQhren  können,  wenn  man  vereist,  dafs  im 
J«  1838  die  Bevölkerung  von  London  bdnahe  dirri  ßlai 
ao  stark  ist,  als  sie  17S1  war.  (Mitgetheitt  vom  Hm. 
Med.  iUUi  Dr.  BuMte.) 


2. 

Vahtr    Birntuhertei. 


Ab  dotn  „Beitrag  zm  PatliolagiB  detEui^k 
Br.  HMnii  Orten  Cin  TbeLancet  1639.  Na.  22,  FibJ 
^en  Aufsatz  milgeUieilt,  in  welcbem  Erzatiliidi 
Ton  iliDi  beobacbletc  KrankbeitoTälle  lon  Tutnttbi 
Gebirn  nebst  SectioMbericbten  enäblt,  daniöict' 
Bemrini)  Bemerkangen  über  diewa  GegeDiOid  W 
vigt,  &«■  «elcben  wie  korzlich  Folgend«  entndva: 

„IHe  Hirntnbeckeln  ibil  eineiler  hänfigiteiiWid 
tigtten  Affeküonei)  Äa  Nerrenijitemi  im  UodÜttaA 
BiDÜDiUB,  nnd  Hin  so  mebr  iat  es  la  TergapJen,wJ 
Mner  Bjatematiacben  Scbrlft  über  die  KindeitmU« 
oboo  Aainahaie  und  in  leiner  Spracbe  irgend  W' 
nur  mit  dnigeD  Linien  dietea  Krankheitniulw'aM 
Vnng  e««^ebe.  SorgfStdge  DnlenDcbaseM  Ua' 
^ebtt  (agtBt.  a.  G.),  dab  binücbtUcb  htlnit 
auf  drei  Fälle  von  H^rooepbaloi  venieA*  t^l 
HirntnberkelD  in  rechnen  m^,.  im  jngendidaU'' 

fegen  du  Uebel  äberall  Kllen  geibnden  iwfe," 
andlongon  der  jungen  IransSiuohen  AenU  (I>*| 
interneij  Unter  deaea  wir  namenllicb  die  der  Bm' 
livie,  Giraad,  TomeUe,  LeveUle  und  Dk/o«  <* 
tind  dann  die  schitzbareD  ITnferancbangen  d«  nl 
«tont  in  der  Gazette  mädicale  entballen  yiele  KOT 
Beobacbtungen  tou  Birntuberkeln ,  aber  einenM 
Uonograpbie  derselbea  feblt  bu  jetzt." 


—    105    -^ 

• 

Reihe  ton  Symptomeii  barbeifohren,  welche,  obgleich  oft 
dunkel,  floch  einen  so  dgenthomlicben  Charakter  haben, 
dafj  die  Natar  des  Uebels  daraus  wohl  zu  erkennen  ist.** 

Die  Symptomatologie  des  Hkmtuberkels  stellt  Hr.  B. 
O«  folgendennaisen  dar: 

1)  CephdUtea,  bald  mehr  bald  weniger  heftig;  bald 
continna,  bald  remittens,  bald  in  der  Stirn,  bald  aber  in 
dem  Theile  des  Kopfes  sitzend,  wo  der  Tuberkel  sich 
befindet,  ist  eins  der  Iiänfigsten  Symptome.  So  fond^icb 
in  dem  einen  der  beschriebenen  Falle  die  Hirngeschwalst 
im  hintern  Theile  des  Cerebellum;  der  Kranke  hatte  im 
Ld»en  besonders  über  Schmerzen  im  Hinterkopf  und  im 
Nacken  geklagt 

2)  CftrontfcftM  ErbreAem^  zu  unbestimmten  Zeiten 
nch  einstellend  und  ohne  mit  gastrischen  Anhäufungen 
irgend  einer  Art  yerbunden  zu  sejn,  ist  eine  constante 
Krscheinong  and  bildet,  in  Verbindung  mit  Kopfschmerz 
und  mit  StuhWerstopiong,  das  eigentlich  djagnostisdie  Merk- 
mal des  Uebels. 

3)  O&ffnicfto  tUvi.  Jede  anhaltende  und  hartnackige 
Stnhlverstopfong  bei  Kindern  ist  immer  Zeichen  iigend  einer 
organisdien  Verletzung  des  Central-NerYensjstems  und  n:^ 
mentlicfa  chronischer  Meningitis  oder  eines  Hirntuberkels. 

4)  Unregdmäfsii/keiten  in  der  Punktion  der  Bewe- 
fftmgsorganCy  als:  unregelmäüiiger  Gang,  gestörte  Harmo- 
Bie  der  Bewegungen ,  partielle  Lähmungen  oder  Contrak- 
toren  einzehier  Glieder.  Diese  gehen  meist  den  akuten 
Erscheinungen  voraus,  kommen  aber  eben  sowohl  beim 
Hydrocephalus  als  beim  Himtuberkel  vor. 

5)  St&rungen  der  Geisiesfunktionen  treten  erst  mit  der 
Torschreitenden  Kntwickelung  der  Himtuberkelii  auf.  Die 
Gem&thsart  des  Kranken  wird  yerändert,  er  verliert  das 
Gedächtnifs  oder  irgend  eine  bei  ihm  Torwaltende  Gei- 
stesfaliigkcit,  es  treten  nächtliche  Delirien  mit  unregcl- 
mafsigen  Fieberbewegungen  ein,  und  das  Oebel  gebt  all« 
mählig  in  einen  Zustand  von  wahrem  ßlÖdsinn  über,  wenn 
der  Tod  demselben  nicht  früher  ein  Ende  macht 

Der  gewöhnliclie  yln^cmjf  der  Uirntubeikeln  ist  Tod, 
ond  dieser  erfolgt  entweder  durch  Entzündung  oder  durch 
akuten  Hydrocephalus.  In  ^  bis  j^  aller  Fälle  von  Wasser- 
kopf, welche  ich  bei  fünuern  bis  zum  ScUuscc  des  er« 


—    107   ^ 

Somit  finden  w&r  unter  80  Fällen  r  das  Maximom 
in  dem  Alter  Ton  ewei  bfb  vier  Jahren  indtinve,  dage- 
gen (nach  ff.  6/«  Brfabmngen,  S.TbeLancet  1835— il6. 
Yol.  II.)  daft  der  akote  Wasserkopf  am  bäniigsten  zwischen 
dem  5teD  and  7ten  Lebensjahre  vorkommt.  —  Anffallend 
iil  <fie  Zahlenvermindening  der  Krankheitsfälle  nach  der 
zweiten  Zahn|i€riode ,  selten  beobachtet  man  dnen  der- 
gleiehen  nach  dem  siebenten  Jahre.  .  (iMitgetbeilt  Tom  Hm* 
Med.  Ratb  Dr.  Ihisfe.) 


3. 
Trf#««#    iiiopmihieu9. 

Tom 

frdkfiscian  Arxi§  wnä  OAmriAdfer  m  Ctuteh 


Heuiette  S.»  54  labre  aft,  din  Plran  eines  Baoen 
.._  Obcr-Wejmar,  zwei  Stunden  Ton  Gaiaci,  Matter 
vos  drei  geinnden  Kindern,  mit  Honem  Gfiederbane^  wiD 
■adb  ihrer  Aasaage,  arit  Ansnahme  'ciaiger  Iddd  iber- 
atandenen  Kindcfknakbeiten«  friiber  stets  ges— dgeweaen 
aeyn.  In  ihiem  adttrehnten  Jahre  stellte  sieb  die  Men- 
atmation  ein,  welche  rcgdMisig  aDe  mr  Wochen  Statt 
Umi.  ^  Sedis  Jalire  aacidicr  veriwirathcle  sie  sicl^  nnd 
wwde  knrz  darauf  sdiwaager.  —    Wihrend  fieses  Zu« 


wifien  fwi  betrankenen,  tobenden  Soldaten 

Mhfecfct,  dafii  sie  nm  dem  Aagenbfidce  an  Ton  toniseben 


voniigfich  nach  Scbiecft  nnd  andern 


Aa  14.  AngnK  1105  kam  der 

kfade,  4ak  mm  Vom 


—    109    — 

4. 

twnge  Felgen  einer  Behandlwi^  der  SiStvoindnicht 
durcft  PhttiAum  acetiouni, 

I 

^  von 

Hm.   Ur.   BicTsing^ 
zu  MüMhausen, 


Den  vielen  bekannt  gewordenen  Beobachtungen,  dafa 
rsaures  Blei  in  grofser  Menge  gegen  Schwindsucht 
s  nnscbädücb ,  tbeils  mit  offenbarem  Nutzen  gebraucht 
ie,  mag  hier  ein  Fall  beigefügt  werden ,  in  dem  nach 
r  längeren  Zeit  der  Anwendung  dieses  Mittels  Er- 
.Hangen  auftraten,  die  ich  nicht  anwahrscheinlich  für 
eo  desselben  halten  möchte. 

Verdinand  R.,  der  zwölfjährige  Sohn  eines  Töpfers 
^ecbmar^  hatte  sich,  ungeachtet  vieler  skrophulösen 
Kiwerden  seit  seiner  Geburt»  bei  mittelmäfBiger  Ge« 
Kselt  erhalten,  bis  er  durch  Erkältung  ein  Brost- 
p  bekam,  and  darauf  in  Schwindsucht  verfiel.  Als 
.v  ihm  gerafen  wurde,  lag  er  seit  einem  Vierteljahre 
C ;  war  auf  das  Aeafaerste  abgezehrt  und  so  schwach, 
«r  sich  nicht  im  B^tte  anfrichten  konnte ,  warf  durch 
^  starken  Husten,  der  in  Erbrechen  aberging,  eiQe 
S^  eitrigen  Schleim  aus,  hatte  eine  beschwerliche 
SSdiliche  Respiration  mit  brennenden  Schmerzen  der 
t,  hektisches  Fieber  mit  profusen  Schweifsen  nnd 
fälligen  Stühlen.  Bei  dieser  hoffnungslosen  Lage 
^  ich  meine  Behandlung  abzulehnen ,  wurde  jedoch 
^  Bitten  bewogen,  einen  Versuch  damit  zu  machen. 

Ich  gab  demselben  ^  Gr.  Plamb.  acct.,  mit  Milch-i 
:&r  zu  Pulver  verrieben,  täglich  vier  Mal,  und  licfs 
^;e  lang  damit  fortfahren.  Diefs  war  die  einzige  Me- 
,  welche  in  der  letzten  Zeit  der  Krankheit  eine  gün~ 
Wirkung  gehabt  hatte:  die  verzehrende  Hitze  des 
ers,  die  Schweifse  und  der  Durchfall  minderten  sich, 
Eliisten  kam  seltner  nnd  war  weniger  angreifend,  der 
rnrf  mehr  unterdrückt,  ohne  dafs  zugleich  die  Ath- 
^[sbeschwerden  zngenommen  hätten.  Hierdurch  wurde 
bewogen,  die  Behandlung  fortzusetzen,   mit  der  Arz* 


— -  11t   — 

5. 

lloiMtKct«r   Betitht 

■ 

Über 
ienOemmdkeiUxusimä,  (MmrtenwndTodeMßOetHmBerli». 

Bütgetheüt 

in»  den  Akten  der  BvfeUmJtschetkmed.  dhxrwrg,  OeMellschaft, 
der  dttxm  ^Mrigen  Wittemnge  -  Tabelle* 


Monat  Jnnü  " 
fJeber  die  Wittening  Yenreisen  wir  aof  die  beigefügte  Tafd* 


Bs  wardeB  gdl>oren:    404  Knaben^ 

430  Mädchen, 

854  Kinder. 

Bs  starben:    174  männlichen, 

113  weiblichen    Geschlechts  aber, 
nnd  147  Knaben, 

168  Madeben  anter  10  Jahren. 

592  Personen. 
Mehr  geboren  242. 

Im  Joni  des  vergangenen  Jahres  worden 
geboren:    427  Knaben, 
405  Maddien, 

832  Kind«. 

Bs  starben:    168  männlichen, 

14ai  wabUcben  Gesdilechts  über, 
nnd  166  Knaben, 

165  Madchen  unter  10  Jahren« 

64^  Personen. 
Mehr  geboren:  190« 

Im  Verhaltnifs  zum  Monat  Jnni  Yorigen  Jahres  wor- 
den im  Juni  dieses  Jahres  mehr  geboren  2  Kinder,  and 
starben  weniger  50  Personen. 


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Jb  d.  prob.  Beiftunde,  Jwii  1839,  enlJUil» : 
yer,   Beitrags  sur  openitiMn  Orlftop^ 
r  Er/ahrufi^Bn  über  di«  gubotttane  Durd^ 
mg  tiertürsMr  JMtKlfcehi  und  äaren  8dmm. 
eräritche  ^nzvij)««. 
-m.  BecheTf   der  Magen  in  ttinem  st- 
und JbranJknt  Ziutand«.  1%.  /.  ^blh.  1. 
hry,   VonkUungen  und   ^liuiclilm  mir 
;bi»M.  dar  Modimi  in  FVaniniiihi  Si||Iaiiil 
ulfchldiid. 

dinmisb-attf  ds>  dm«  Mpilawr  «ivila  di 
lour  l'aim^  1837. 
idier,  Krampf  "■mI  KnI«Kr0> 
JtVllI.B.6.St.  H 


A""^^ 


i 


—    115    -* 


Inhalt 

d«8  acht  and  achtzigsten  Bandes» 


Bratet     8  tCek« 

Seite 
I,  Die  Wasserbeilkonde  mit  besonderer  Beziebang  zu 
den  Wasserbeilanstalten  zu  Ilmenau  und  Elgersbttrg    . 
im  Tharingerwalde.    Von  Dr.  "E,  Osarm,     .      '  . '      7 
IL  Ceber  die  Organisation  des  Blots,  deren  paUiolo« 
gische  Veranderongen  and  tberapeaüscbe  Reaktio- 
nen gegen  Arzneien»    Von  Dr.  C,  H  Schultz,  Pro- 
-   fessor  za  Berlin«  • 37 

III.  Nacbricbten  neuester  Beobacbter  jiber  die  Pest. 
Mitgetbeilt  yon  Dr.  Vetter  in  Berlin.  (Fortsetzung.)    Q5 

IV.  Naturbistoriscbe ,  mediciniscbe  Lesefrucbte  und 
Randglossen.  Vom  Grolsherzogl.  Bad«  Hofratbe  Dr. 
Pitechaß  zu  Baden 83 

y«  Einiges  über  Salzbmnn  im  Scblesiscben  Gebirge 
»OS  dem  Jabre  1838.  Vom  Gebeimen  Hofratb  and 
ersten  Brusnenarzt  zu  8alzbrann  Dr.  Zemplin,  91 

yi.  Kurze  Nacbricbten  und  Auszüge. 

1.  Geschiebte  und  Arbeiten  der  Hufelandiscbcn  me- 
didniscb  -  cbirariiscben  Gesellschaft  zn  Berlin  im 
Jabre  1838. 104, 

2.  Angeborner  Mangel  des  Geborganges  beider  Oh- 

•    ren  ohne  bedeutende  Verminderung  des  Gehörs.   109 
3»  Achter  Jahresbericht  der  Hnfelandscben  Stiftung 

-zur  Unterstützung  nothleidender  Aerzte.         .        111 
4.  Die  herrschende  Krankbeitsconstitution  in  Wien.  112 
4.  Monatlicher  Bericht  über  den  Gesundheitszustand, 
Gebarten  und  Todesfälle  von  Berlin.   Nebst  der 
ÜHtterungstabelle«  Mortat  Januar«    •        .        «118 
Inhalt  der  Bibliothek  der  prakt.  Heilk.,  lsLW\«Lt  U^«  Vtf^ 

Ha 


~    117    - 

Seite 

3.  Verrlickang  der  Habwirbel,  Ton  8U  8.  Simäey.    19 

4.  Patbologisdi-GhirargisebeBetraGbtaDgen  über  die 
Verletzangea  des  Rückenmarks^  von  Renj.  Brodit.    20 

II.  Geschichte  einer  merkwürdigen  Krankheit  des  Kok-  .: 
keomarkes  bei  einem  Kinde^  Von  Dr.i#.  W.MawJä^ 
ner  zi^  Wien.    (Nebst  einer  Abbildang.)      •       •       37 

III.  Pocke»  Qnd  ReTaccinatioB.  Bemerkungen  ans  ei- 
«igen  Pocken  -  Rpidemiceo  der  Jahre  1833  a.  1S34  im 
Physikats- Bezirke  Waren  des  GroishersQgthnms 
Mecklenburg -Schwerin.  Yen  Dr.  DomUM.        •       66 

IV.  Resultate  einiger  LeicbeneihiiogeB«    Von  Dr«  €• . 

:  Mögch  in  Schwenningen.     •        •        •        «        •        87 
V«  Karae  Nachifcfaten  und  Aosangeb 

1.  Bericht  nber  die  epidemischen  Krankbeite»  »nd 
Todesfälle,  welche^bei  dem  türkischen  Heere  so 
Malatia  in  Asien  wihrend  der  Monat»  Nofember 
und  December  1838  und  Januar  und  Februar  1839 
beobachtet  wurden.  Von  Dr.  C«  Erhard,  Brigade- 
Arzt  des  Sultans.  •  •  .  •  •  114 
^.  Wirkung  des  MorphK  hTdredüorid  auf  endenria- 
tischemWege.  BÜtgetheilt  ¥om  Medicinahrath  Dr. 
F.  Baisse.        ......•'   119 

3<  Therapeutische  Benotsoog  der  eonpsImifleB  Luft. 
Von  Demselben.      ••..••      120 

4.  Paraplegia  a  commetione  meduUae  spinalii  durch 
BlektridtSt  behaadeU  tod  MUmm  ki  Paris.  Voa 
Demselben.    .        •    .    •        •       •        •        •        121 

6.  Monatlicher  Befiehl  über  denGesundheitssnstaiid, 
Geburten  und  ToilesfiOle  Ton  Berlin«  Nebst  der 
WUterungstabeOe.    Monat  Marik  •       •        122 

lehatt  der  Bibüoth.  der  prakt.  Heilkunde»  Man  1839.    124 

Viertes    Stück. 

I.  Die  Pest  zu  Porös  in  GriechenUnd.    Vom  Gelleio 
meo  Medicinahrath  Dr.  Lkik  zu  Berlin.«      •        •.       3 

IL  üeber  die  natürlichen  Verwaadtsehaften  der  Kraak* 
beken.  Nebst  Rniwurf  eines  organiseh^pcaktlseheM   • 
Kran^dCssystems.  Vom  Professor  Dr.  C.II.ScMf« 
zu  Berlin.    •       • .15 

IIL  Mittbeilung  eines  merkwiirdigen  ^rankhotsfidlee 
in  Folge  einer  syphilitischen  Infection.  Vom  Batail« 
lonsarzt  Dr.  Bnuizhw  zu  Brandenburg  an  der  HaireL    80 

IV*  Die  Wirksamkeit  des  braunen  Leberthranea  gegen 
den  Knochenfrafii.  Vom  K.  K«  niederosterreiflo.  R»« 
giemngsrathe  J»  J*  Knels.         •       •       %       >      ^ 


Sdte 
3*  Tödüicber  Verhuf  eines  Trippen  ^  durch  oner^ 
wartete  Gichtoomplicadon  bedingt«  Voti  Dr.  Imnu 
BUmfimeister  za  Jena..  •        •        •        •        .        H) 
6.  Monatlicher  Bericht  über  den  Gesandheitazmtandi 
Geborten  and  Todesfälle  von  Berlin^    Nebst  der 
Wittern ngstabelle«  ^Monat  Mai.      •        •        •        117 
Inhalt  der  Bibliothelc  der  prakt.  Heiikiiiide,  Mai  1839.  120 

Sechstes    Stück, 

I,  Einige  Beobachtnngen  Ober  die  Heilki^fte  des  Ku* 
pfersaimiak«  Liquors.  MitgetbMH  Ton  Dr,  J«  II. 
KöiiMin  za  Zürich.        ••••••        3 

II,  Ueber  eine  wesendicbe  Reform  in  der  praktischen 
Medicin.  Vom  Med,  Rathe  Dr.  OwMher  MKöln  a.  Rh.    40 

III.  'Bemerkungen  Ober  den  Gebranch  und  Ntftzen  der 
Kljstiere  von  M,  Kreuzbninnen.  Von  l)r.  Fetter  in 
Berlin.        •        .        .' 65 

IV.  Mittheiinngen  aos  der  Praxis  tob  Dr.  B.  JtfitedU 
meyer  zu  Verden. 

1.  Urodialysis  senilis«          •        •  '    •  •  »7$ 

2.  Encephalomalada.           .        •  •  •  '  •       84 

3.  Absoessus  Psoae,    «        ,        •  •  •  ,       90 

4.  Abscessus  Prostätae.       •       •  •  •  .•       90 
V«  Kurze  Nachrichten  und  Auszöge, 

1.  üeber  die  Verbreitung  der  Pocken  und  die  ScfaatJt- 
kraft  der  Vacdne,  (MitgetheUt  Tom  Medidmlmtfae 
Dr,  Busse,)     •••••••      103 

2.  üeber  HimtuberkeL  (Mitgetfaeilt  Ton  Demselben.),  f  04 

3.  Trismnsidiopethiciis.  Von  Dr.  fr.TTdM^taGaskeLlOy 

4.  Traurige  Folgea  einer  Behaadlong  der  Scbwled- 
sucht  durch  Plombem  ecetlciun.  Von  Dr«  Bkküi^ 

zu  Muhlliaasen,  •  •       •       •       100 

5.  MonatUcber  Beridit  fiber  denGesandbeitsnstead, 
Geborten  nnd  TodesfiHe  tob  Berün«  Nebetder 
Witteningstabelle.    Monat  loni.    .        ,       •       111 

InbaU  der  BibBotbek  der  prakt.  Heilkond,  Jnni  18M»  IIB 

Inhalt  des  acht  nnd  icbt«lgsten  Bandes.  115 

Namenregister  desselben.      •               •  .  •       •  120 

Snchregister  denselben*  t       •  '  125 


Catllnt  Anicliiiiuil,  I,  85.  OU, 

Cnp-rr,  VI,  M. 
CudBMU,    II,  lU. 

Cupari,  II.  ti3* 

.obF^^iii  >i. 
Catiiu,  II.  g.  ;u.     , 

&nittj.  IT1,  i*.  a. 

oimI'Ai,  *js,  ■ 

CoirArd'ae  Attbgaj^  I,  «. 
CoIumelJn,  I,  m. 
Conibruch,  V,  IW. 

Conitui,  Vi,  im, 

Coouer,  III,  V.  IB. 

t>»a  1.  Kiiniisiu,  U,  U.  11. 

CnrKqeur,  II,  EI. 
CnTtiäiH,  lÜ,  191 
Cnllen,  V,  ST.  19. 


TI,  (7. 


DioiiTUoi  Haliearn.,  IL  n. 
OiotcoridM,  I,  88.  tu.  II,  VI. 

Dacnhlülb,  III,  9«. 
Uroile,  1,  1U4.  U,  BT. 
Ducti»,  I,  SO. 
Dufour,  Vi,  10«. 
UfDÜOIll,  IV,  lU-tl. 

assrrKi.%1,». 

Kia|w<l(iU«,1l,  0. 
'Enütmt**,  TI,  flS. 
Erfiuittf  lU,  U*. 

r«in«liill,  TI,  tß. 

F«TO,  I,  e. 

tick,  VI,  «. 

Fiic^er,  It,  91. 

FiBl.rr,'  J.  U.  iT. 

Flanriaa  de  Brilcnet,  IT.  0. 

Flounin,  I,  107.  >       >•" 

Forcke,  i'.IIIl. 
Vordr»,  IV,  114, 
Voaner,  IV,  OJ. 
VrH:Hloriui,  1,  94,    II.  GS. 
fr.Bk,  P.,  V,  äS.  3«,  llU, 
Frori^,  II,  dj,  77.    III,  9.  U 


'f,  S9;  . 
40.  11,  M, 


,  II,  I 


■VI,'*_.  _..  __. 
Oall,  II,  T3,  n.  ' 
GxnlM  sL  lIorKi, 

ü«g«.  i;  HS.  V 

VI,  61, 
Gerson,  I1I>  U.  ■< 
G-fi„er,  I.SS. 
Ginoil,  VI,  11». 

U.n*lin,  I,  «7, 
Uodxid,  1,  IM. 

Go-r-     


GoudrEl,  II,  Hl, 
Ürael,  VI,  60. 

f.  tin«[«.  I,  (U.  II,  10».  njL 
U.U.  ivjTj.  V.'SUI    ^ 
Gräser,  I,  13. 
Gnu,'lll,  1«. 
Gl«»,  II,  103. 
Gnai,  VI,  IM,    .     I  '  , 
Oregorr,  TI,  HB.  US. 
».  &eLiei,  IT,  *. 
Grimm,  I,  UM. 
Grobliel^,  I,  es:  lü9. 
Gnioec,  VI,  aö, 
Giunüt,  n  IM.  tu. 
GnCEenboLr,  TI,  3J. 
GiK-orl,  V,  II*        „ 
(iunther,  II,  IM.  113.  TL  « 
GiitlffitLlV,  Tl. 

GflTon,  nr,  IIS. 


1,*. 


BJIer,  I,  «U.  dk 
HuJeß,  II,  lUO.    TL  10. 
UnTlmuB,  V,  ST, 
Hiberdciu  II,  Btl. 

«Mkar.  i;  uk.  109.  n,  m, 

nn  tblmont,  II,  Öl.  IT,  40.  TI, 

07. 
Hellttiai,  VI,  60. 
Heule,  I,  lue. 
nennen.  IV,  13, 
Rarft,  T,  tO. 


',  vi,  si. 

IS,  1,  80.  IT,  J 
HeainEcr,  IT,  «B. 
Heyfeidtr,  111,  lUS, 

Uiwoknlei,  U,  U.  8f,  TI,  U, 


Pf»u,   II,  M.  ** 

Patil,  Uli  M.  ..  IS                    „ 

PeUlf^B«/  »\"-       ■  s'hüli,  I,  ">*■?' 

Fl.le^.  a,  W.  s'*"«.!».".  III,  U- 

FKniwh  1.  SS. «.  «>■  »»  «**«•  K,  "^n»;  VI,  5* 


Radio..  III.  ".   ,j^  Sl.rl'-""-j  11- "■ 

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««»m»r,  III,  la.  sioli,  II.  VI. 

-geC*.  I.  ■"'■  Slörk,  I,  88. 

a,  *,,  1«  gSlÄV,  «.  V,  »I.  VI. 

S!""*'  'Jy  'fifc  T»b.rl*,  Itl,  110.  IM.  . 

»"fS.",    tv   -B.  TobJuikii,  IV,  Hl— I). 

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Rom,  111. 


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/,  VI,«.  Troicl«l,l,l; 

.'V.  ä7.  Tro-Wj^  Vj  7| 


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Suhl,  I.  87-    11,  '<••  DiuwwilliiT,  II,  IM.  W-      ■ 

5a;.'!-.lS;v.i«         v-h,  il,  )■. 


^    135    — 


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Sachregister, 


.   ..       I 


^hftcefs^  Fan  tob  AbscessQs  Pfoae,  Yf^  90;  —  Fall  ton 
k.  Pro8ta(ae,  96.      ^  « 

AwitHifOfAa,  EmpfehloDg  einer  Composidon  yon  Nervinia 
gegen  A.>  II,  198. 

Aj^hae,  Empfeblang  des  SemperyiTnm  tectorom  gegen 
.  A.,  It,  108. 

Arzneimittel,  üeber  die  Erhohong  der  Wirkiarokeit  meh- 
rerer A.  dnrch  Zusätze  andrer  A^  I,  86«  Ueber  dio 
Aowendangsart  der  A«,  VI,  40. 

Arzt.  Ueber  das  Verhaltnifa  der  theoretiaehen  zä  der  prak- 
tischen Bildiing  des  A.,  11^  3  — 23, 

Äiraphia  infaniwn.  AoffaUende  WirkuBg  de»  Leberlbraos 
in  derselben,  II,  66. 

Auge.  Fall  Yon  längerem  Verweilen  «nea  fremdem  Kor- 
pers im  rechten  Aage  ohne  nachtbeilige  Empfindung, 
JV,  109. 


* 


Berlin.  Gesandheitszastand ,  Geburten ,  Todesfälle,  Witte- 
rung fon  B.  im  J.  1839.  Jannar,  I,  118;  —  Februar» 
n,  114;  —  Man,  UI,  122;  —  April,  IV^  116;  —  Mai, 
V,  117;  —  Juni,  VI,  111.  . 

B7iil.  Ueber  die  Organisation  des  B.,  I,  37.  Bestimmung 
und  Sonderong  der  organbchen  Bestandtbeile  des  B., 
39:  die  Blutbläseben,  42.    Ueber  die  Gegenwart  von 


.  N 


~    127    — 

*  

Fungui  medttttarUy  Fall  ton  F.  m*>in  äüctn  eysdcoy  111, 
100.  Beobachtungen  von  F,  m.,  V,  93^105:  Beob- 
acbtnng  einer  durch  Markaehwanim  etotarteten  Niere  bei 
einem  Kinde,  9B;  —  sehneil  sieh  entwickelnder  F.  m« 
der  Schilddrüse  bei  «iner  alten  Frau,  98;  —  F.  «i.  ia 
dem  Unterleibe  eines  Greises  >  101. 

Fufsgeschw&re.  Wirksamkeil  der  Clmenrinde  ond  Kletten* 
warxel  ia  teralteten  F.,  U.  109. 


Oehim,  Fall  von  BatasSndong  der  Pia  mater  ond  der  Säb«^ 
stanz  des  G. ,  III,  87.  —    Fall  ton  Bncephalomalada, 
yi,  84.  <—    Ueber  Gehirntuberkel,  VI,  104. 

■jOimch.  Ueber  die  Bedeutung  des  Gerochsinnes,  II,  Td«' 

Qe»iAwüre,  lieber  den  Nutzen  der  Einspritzungen  des 
wannen  Wassers  bei  Sinuositaten  und  fistulösen  G.. 
IV,  84.  * 

OeHchtssdnnerz,  Ueber  die  Wirksamkeit  des  BKhabt»  Stram- 
monii  gegen  den  Fothergillschen  G.,  II,  87. 

€MiL  Heilung  eines  dreiiabrigen^  sehr  schmerzhaften  und 
mit  Geschwüren  an  beiden  Lenden  terbundenen  gichti- 
schen Leidens  durch  die  Behandlung  mit  Leberthran, 
II,  36.  Fall  Yon  tödtlichem  Verlauf  eines  Trippers,  durch 
unerwartete  Gichtcomplication  bedingt,  V,  112« 

Oölt«  Pulv.  antihectico-scrophnlosus,  Empfehlung  dassel- 
ben,  II,  lU). 


Haar.  Mittel,  gegen«  das  Ausfallen  der  Ht,  II,  03. 
Hamman  -  Mednttin ,  Thermalquelle  zo  H.  -  M.|  TergL  Mi* 

neralwiuser»   ■  * 

Ham.    Ueber. die  Verandemngen  des  H.  beim  Gebrauch 

yerschiedener  4^"^>>>^fteU  II9  ^« 

Berz»  Fall  von  organischen  Fehlern  des  H«,  nebst Sectioos- 
befund^  ill,  107. 

HufehmdUcke  med.  thit,  QnelUchaft,  Cresehiehte  nnd  Ar- 
beiten derselben  im  J.  1838,  I,  104. 

BufdnndUche'  Stiftung  zur  Unterstützung  nothleidender 
Aerzte,  Adbter  Jahresbericht  derselben,  t,  III. 


—    129    — 

I 

I 

Anwendlang  des  L.  dio  Ünterscheidangslinien  zwischen 
Gicht  uml  RheomatisniDS  nicht  zu  scharf  zu  ziehen^  39. 
Ueber  die  beste  Qualität  und  Farbe  des  L ,  46. 

Leiche.  Hebet  das  Verbrennen  der  L.,  II,  69« 

Leichenöffnu/ngmi  ^  Resultate  einiger  L.^  liY,  87 — 113: 
Entzündung  der  Pia  mater  und  der  Substanz  des  Ge- 
hirns, 87)  —  Ischias  und  Inflammatio  telae  cellulosae, 
93 ;  —  Adynamia  chlorotica  untl  Fungus  medullaris  in 
ductu  cystico^  100;  —  Vitia  oi^anic«  corftis,  107. 

Luftt.  Uebef  die  therapeutische  Benutzung  der  coipprimir- 
ten  L.,  Hl,  120. 

Lunge.  Ueber  die  Wirksamkeit  der  Pulmonaria  arborea  in 
liungenkrankhetten,  1,  85.  Greise  Wirksamfbit  des  Le- 
bertbrans  gegen  Langentuberkdn»  11^  67. 

Malatiiu  Bericht  über  die  epidemischen  Krankheiten  unid 
Todesfälle,  welche  bei  dem  türkischen  Heeifi  zu  Jfala- 
tia  in  Asien,  wahrend  des  Winters  1838—- 39  beobach- 
tet wurden,  III,  114. 

Marien 'Kreuzhrtmnenf  Kljstiere  TonM.K.,  Tgl.  Klygtiere, 

Medicin,  Ansprüche  der  M.  auf  den  Rang  einer  Wissen- 
schaft, II,  17.  Ueber  eine  wesentliche  Reform  in  der 
praktischen  M.,  VI^  40* 

Mercur.  Ueber  den  Gebrauch  des  M.  in  syphilituchen 
Krankheiten,  IV,  62.  64.  69.  73. 

Mineralwasäer,  Ueber  Snlzbrtmn  ans  dem  J.  1838.  I,  91« 
—  Aeltere  Nachrichten  über  die  Aquae  Ttbilitanne  in 
Afrika,  II»  64.  —  Analyse  der  Thermalquelle  zu  Harn* 
man-Meskuiin  in  Afrika,  IV,  115.  —  Die  Schwefelquelle 
2XL  Mmg6l$Jteim  im  Grofsherzogtbum  Baden^  V,  48—61 : 
Analyse,  50)  geognostische  Verhfilfnisse,  52;  pbarma- 
kodynamische  Eigenschaflten,  59. 

Mingohheim^  die  Schwefelquelle  zu  M.>  tergL  Iftfifttul- 
UHtsaer. 

MarphUan  hfdro€htaricumy  Wirkung  desselben  auf  ender* 
matischem  Wege,  III,  119. 

MorhfUtHt*  Ueber  das  Verhuitnifs  der  M.  in  versohiede- 
aea  Ländern  Europas,  l1,  72, 

N. 

AtMv.  Beobachtung  einer  durch  Markschwamm  entarteten 
N.  bei  einem  Kinde,  V,  93. 

Jonni.  LXXXYllI.  Bd.  6.  St  I 


,-,    131   —     . 

§ 

S. 

\ 

Schärfe.  Üeber  deif  Begriff  der  Seh.  und  seine  Unent- 
bebrlicbkeit  in  der  Medicin,  V,  30*-t47. 

Scrapäeln,  Empfebliing  des  PqIyüb  antibectico-scrophnlo- 
SOS  Goelisii,  If,  llO«  Empfehlung  des  Eichelkaffees  ge- 
gen S.,  111.  ^ 

Seeale  cornutum,  Ueber  die  Wirksamkeit  demselben,  1^  86. 

Setnperviwm  tecttmimn  Bmpfeblang  desselben  gegen  Aph- 
then nnd  scirrböse  Verbärtangen  der  Zonge^  IT,  108. 

Specifica.  Ueber  den  Begriff  der  Sp«  and  ihre  Wahrheit, 
V,  62—92, 

Sirammonium,  Üeber  die  Wirksamkeit  des  Extract.  Str. 
gdgen  den  Tic  dQQloureQX  und  andere  Nearalgieen  des 
Kopfes,  H,  87. 

Strychnin.  Ueber  den  Gebrauch  des  St.  gegen  Lähmungen, 
V,  110. 

Sttccinitm.  Beitrage  zur  Literatur  über  S.,  I,  89. 

Sifphüis.  Merkwürdiger  Krankheitsfall  in  Folge  einer  sj^ 
pbilxtischen  Infection,  IV,  60—93.  Ueber  den  Gebrauch 
des  Mercur  in  der  S.,  62.  64.  69.  73.  *-  Tödtlicher 
Verlauf  eines  Trippers,  durch  unerwartete  Gichtcom- 
ptication  bedingt,  V,  112. 


.  ..     T. 

Taranteh  Ueber  den  Bifs  der  T.,  IT,  74. 

Tibüis,  Mineralquellen  zu  T«,  vergl.  Mineralwasser, 

Tripper,  yergl.  Syphilis: 

Trismus.  Fall  xon  T.  idiopatbicus,  VI,  107. 

Türkisches  Heer  zu  Malatia,  ? ergl.  Malatiat 


U. 

Ulmenrinde.    Wirksamkeit  derselben  in  feralteten  Fn£ige<> 

schwüren,  II,  109. 
ürodiahjsis  senilis ,  Fall  einer  solchen,  VI,  75.  Aetiologi- 

sehe  Momente,  Prognose  und  Behandlung  der  U«,  8K 
Uterus.  Verfahren  zur  Verhütung  der  Hämorrhagieen  des 

U.,  n,  60. 


UNIVERSITY  OF  MICHIGAN 


3    9015 


01193 


9389 


i        —