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MW uldreich Zwingli⸗s =
WMerke
Erſte vollſtaͤndige Ausgabe
| durd . ,
Melchior Schuler um Joh. Schulthefg
Zwenten Bandes zweyte Abtheilung . ft
Der deuttchen Schriften
dritter Theil _ |
Lehr: und Schutzſchriften
| betreffend,
die freitige Abendmahlsichre _
-bon 1527 bie July 1528 "
liturgiſche und poetifche faͤmmtliche
| und
vermifchte kleinere meiſtens politifche
von 1522 big July 1526
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Züri, in der Schultheß'ſchen Buchhandlung
1832.
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AXII.
XXII.
XXIV.
XXV.
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Inhalts-Verzeichniß
des zweyten Bandes zweyter Abtheilung.
Frundlich verglimpfung und ableinung über die predig
des treffenlichen Martini Luthers wider die ſchwärmer
zu Wittenberg gethon und befchriben zu fchiem des
wefenlichen lychnams und bluͤts Chriſti im facrament.
Zu güter bemwarung von Huldrychen Zwingli ylends
und kurz begriffen.
Das dife wort Jeſu Chriſti: „Das ift min lychnam,
der für üch Hinggeben wirt“, ewiglich den alten einigen
finn haben werdend, und M. Luther mit finem lesten
buch finen und des papſts finn gar nit geleert noch
bewärt bat. Huldrych Zwinglis chriſtenlich antwurt.
Uder doctor Martin Luthers buͤch, bekenntnuß genannt,
antwurt Huldrych Zwinglis.
Liturgiſches.
1. Ein kurze und gemeine form für die ſchwachglöu⸗
bigen, Linder zu toufen; ouch andere ermanungen
zu gott, fo. da gemeinlich gefchebend in der chriften-
lichen verfammlung. -
2. Form des toufs , wie man die iez ge Zürich brucht ;
und find alle zuͤſätz, die in gottes wort nit grund
habend , underlafien.
Action oder bruch des nachtmals, gebächtnuß ober
dankfagung Chriſti, mie fu uf ofteren zu Zürich
angebebt wirt im jar, als man galt MDXXV.
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Dmuldreich Zwinglies
Werke
Erjte boliändige Ausgabe
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Melchior Schuler um Joh. Schulthefg
Zweyten Bandes zweyte Abtheilung
Der DdDeutfchen Schriften
dritter Theil |
Lehr: und Schugfchriften
betreffend.
die ſtreitige Abendmahlslehre _
von 1527 bis July 1528 "
fiturgifche und poetifhe fämmtlide
und
vermifchte kleinere meiftens politifche
bon 1522 big July 1526
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Zürich, in der Schultheß'ſchen Suͤckhandlung
1832.
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XXIII.
XXIV.
XXV.
Inhalts-Verzeichniß |
des zweyten Bandes zwenter Abtheilung.
Fründlich verglimpfung und ableinung über die predig
des teeffenlichen Martini Luthers wider die ſchwärmer
zu Wittenberg gethon und befchriben zu ſchirm des
mefenlichen lychnams und bluͤts Ehrifti im facrament.
Zu guͤter bewarung von Huldrychen Zwingli ylends
und kurz begriffen.
Daß diſe wort Jeſu Chriſti: „Das iſt min lychnam,
der für üch hinggeben wirt“, ewiglich den alten einigen
finn haben werdend, und M. Luther mit finem lesten
buch finen und des papſts finn gar nit geleert noch
bewärt hat. Huldrych Zwinglis chriſtenlich antwurt.
Uder doctor Martin Luthers büch ‚. bekenntnuß genannt,
antwurt Huldrych Zwinglis.
Liturgiſches.
1. Ein kurze und gemeine form für die ſchwachglöu⸗
bigen, kinder zuͤ toufen; ouch andere ermanungen
zuͤ gott, ſo da gemeinlich geſchehend in der chriſten⸗
lichen verfammlung. -
2. Form des toufs, wie man die jez ze Zürich brucht ;
und find alle zufäß , die in gottes wort nit grund
habend , underlaffen.
3. Action oder bruch des nachtmals , aebächtnuß oder
dankfagung Chrifti, mie fü uf ofteren zu Zürich
angebebt wirt im jar, ale man zalt MDXXV.
III
GSeite
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AXVL
XXVII.
XXVIII.
XXX.
XXXI.
Poetiſche Schriften.
1. Der Labyrinth.
2. Fabelgedicht vom Ochſen und etlichen Thieren.
3. Gebetlied in der Peſt 1519.
4. Lied für den erſten Cappelerkrieg 1529.
5
. Zwinglis Spruch an den ſchwabiſchen Bund und
Städte.
6. Der LXIX Pſalm von Huldrych Zwingli.
7. Der armen frow Zwinglinn klag anno 1531 von
Martin Uſteri. Eine Zugabe zu Zwinglis poeti⸗
ſchem Nachlaß.
Ein göttlich vermanung an die eerſamen, wyſen, eeren⸗
feſten, ältiſten eidgnoſſen zuͤ Schwyz, daß ſy ſich vor
frömden herren huͤtind und entladind, Huldrychi
Zwinglii, einfaltigen verkünders des evangelii Chriſti
Jeſu.
Entſchuldigung etlicher Huldrychen Zwingli zuͤgelegter
artiklen, doch unwarlich. An die edlen, ſtrengen,
frommen, wyſen gmeiner eidanoßfchaft ratsboten in
der ftatt Bern uf den 6ten tag hömmonats verſamm⸗
leten, fine gnädige herren. Sm MDXXIII. jar.
. Huldrych Zwinglis anmerkungen uf der dry biſchofen
fürtrag an die ſammtliche eidanoßſchaft. frytag vor
Quaſimodo.
Ein epiſtel Huldrych Zwinglis vor der antwurt eines
Schwyzerburens über die ungegründten geſchrift mei⸗
ſter Jeronymi Gebwylers, ſchuͤlmeiſters zu Straßburg,
die er zuͤ beſchirmung der römiſchen kilchen und jro
erdachten weſens hat laſſen usgon.
Ein trüw und ernſtlich vermanung an die frommen
eidgenoſſen, daß ſy ſich nach jrer vordren bruch und
geſtalt leitind, damit ſy die untruͤw und gefärd jrer
fygenden nit beleidigen mög. Beſchriben von einem
eidgnoſſen, iez usländiſch, der aber von herzen gern
jrer eeren und guͤtens zuͤnemen ſähe.
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XXXII.
XXXIII.
XXXIV.
AXXV,
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Ein Aiyffige und kurze underrichtung , wie man fich
vor lügen (dero dife zyt nit on gefärd voll Loufend)
hüten und bewaren foll. Durch Huldrychen Zwingli.
25. tags Vunii MDXXIV.
Was mit den münchen zu Zürich gehandlet werden ſoll.
Guͤtachten im Ittingerhandel 1324,
Huldrych Zwingli allen chriftlichen beüdern zu Ougfpurg.
(Bor Leo Fudg chriftlicher widerfechtung wider Mathys
Kretzen zu Ougſpurg falfche antchriftliche meß und prie⸗
ftertum , ouch daß das brot und wyn des fronlychnams
und bluͤts Chriſti kein opfer ſye.)
. Fürtrag Zwinglis vor dem rat zuͤ Zürich, da er dem-
felben die übergab der hohen und nideren gerichten im
“namen des ftifte zum groffen münfter anzeigt.
XXXVII.
XLI.
XLII.
XLII.
XLIV.
UÜber die gevatterfchaft, daß ſy die ee nit hindren ſoll
noch mag. Zwinglis antwurt an alle gmein eidgnoflen
mit ernftlicher warnung, daß fid) die nit laflind gegen
einandren verwirren.
. Zwinglis predigen wider die penſionen 1521 und 1525.
Uber die usfchlieffung von dem abendmal. Gütachten
Zwinglis an den rat von Zürich.
. Drdnung und anfeben, wie binfür zu Zürich in der
ftatt über eelich fachen gericht foll werden.
Wie fi) die münch ze Rüti mit Iefen und bören der
heiligen gfchrift halten ſoͤllind.
Über den zehenden und die befchwerden der Tandlüten
von Zürich.
UÜber den Kornmarkt , die Pfeünden der Beiftlichen und
die Hausarmen.
Huldreich Zwinglis Yusfage über die Wicdertänfer vor
den Nachgängern.
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XLV. Antwurt von rät und burgeren zu Zürich an den Heinen
und geoffen rat von Bern über den antrag einer gefandt-
ſchaft desfelben:: daß Zürich die meß wider ufrichte.
(Nach Zwinglis Entwurf.)
ALVI Zwinglis Gutachten in den Verhandlungen des Raths
von Zürich mit dem Papſt wegen des rückſtändigen
Soldes und der Religionsänderung zu Anfang des
Jahrs 1526.
ALVI. Schriften Zwinglis durch dic Difoutation zu Baden
veranlaßt.
1. Johannis Eggen miffive und embieten den from-
men, feften, eerfanten , wufen ꝛc. gemeiner eidanof-
fen boten zu Baden im ouaften verfammlet über-
— ſchickt ꝛe. — Über ſolchs embieten Huldrychen
Zwinglis, ſo vil er darin angeruͤrt, chriſtenlich
und zimmlich verqntwurt.
2. Zwinglis afitwurt dem eerſamen rat zuͤ Zürich ylends
ggeben über anzeigen Eggen geſchrift und nüner
orten anſchlag zu Frowenfeld beſchehen.
3. Ein abgeſchrift ober kopy beeder fründlicher geſchrift
und gleitbriefs, die ein eerſamer groſſer rat zu
Zürich Johannſen Eggen, doctorn, am 6. tag no⸗
vembers des MDXXIV. jars mit eim gefchwornen
ftattboten zügefchiett. — Über welche afchrift der Egg
nüzid gehandlet big in chriftmonat des MDXXV.
jard, da er, ungemeldet vordriger zügefchriften,
widrum an gemeiner eidgnoßſchaft boten wider den
Oecolampadium und Zwingli gefchriben, darüber
Zwingli fin antwurt an genannte gnäbdige eidgnoß-
fchaft boten am 15. tag januarii des MDXXVL. jare
überfchickt hat, dero kopy ouch hier vergriffen iſt,
darus ein icder frommer merken mag, ob Eggen
die warheit erfaren , Iceren oder fchirmen ald uffaß
am herzen lig.
4. Zwinglis Bedenken wegen der Difputation zu Baden.
5. Ein fründliche gefchrift an gmein eidgnoflen der
XII orten und zügemandten die Ddifputation gen
Baden uf den 16. tag may angefchlagen betreffende.
Bon Huldrgchen Zwingli.
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6.
10,
11.
12.
Ein Fandbrief doctor Johann Fabri an Uolrich
Zwinglin, maiſter zü Zürich, von wegen der künf⸗
tigen diſputation, ſo durch gmain aidgnoſſen der
XII orten auf den 16. tag may nächſtkünftig gen
Baden im Aergöw fürgenommen und ausgeſchriben
iſt. — Über den ungeſandten ſandbrief Johannes
Fabers, doctors, an Huldrychen Zwinglin geſchri⸗
ben, und hinderwärt usgeſpreit, und nit überſchickt.
Antwurt Huldrych Zwinglis. Anno MDXXVI,
. Zwingli an der Eidgenoſſen Boten zu Baden.
. Das gleit, das die VII ort gen Zürich gſchickt. —
Zwinglis antwurt über das zuͤgeſchickt gleit.
Die ander geſchrift Zwinglins an doctor Johannſen
Faber. Die gibt antwurt über die widergſchrift der
epiſtel, die Zwingli an die XII ort gmeiner eid⸗
gnoßſchaft am 21. tag aprellens. ggeben hat im
MDXXVL jar.
Die erft Eygge antwurt über Eggen fiben fchlußreden.
Mit einer epiftel an die eerfamen ꝛc. vatsboten der
XII orten. Huldrychen Zwinglis. Am 21. tags
may MDXXVL jer.
Die ander antwurt über etlich unwarhaft, unchri—
ſtenlich antwurten, die Egg uf der difputation ze
Baden ggeben bat. Mit einer vorred an ein lob⸗
liche eidgnoßſchaft. Durch Huldrych Zwingli.
Der eidgenoffen boten an den rat .von Zürich. —
Zwingli an der eidgenoffen boten zu Baden ver⸗
ſammlet.
. Ein kurze gſchrift Huldrych Zwinglis an gemein
chriſten, vorus in einer loblichen eidgnoßſchaft, war⸗
nende vor dem unchriſtlichen fürnemen Fabers, der
nit allein die nüwlich gedruckten buͤcher etlicher
gleerten ſunder ouch das nüw teſtament ze brennen
undernimmt.
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vm —
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14. Die dritte geſchrift Huldrych Zwinguͤns wider Jo»
hannſen Faber über das erdicht buͤchlin, das er
nüw zytung genennet und im höwmonat hat laſſen
usgon. Mit eim abdruck des gleites, ſo gen Zürich
von unſer eidgnoſſen ſiben orten boten uf den 12.
tag may überſchickt if. Ouch mit Zwingling ant⸗
wurt darüber ggeben uf den 14. tag may, alles
im jar MDXXVI. 513
XLVIII. Mufitalifcher Anhang enthaltend Huldreich Zwinglis
Melodien zu feinen Liedern. 521
Fründlid verglimpfung: und ablenung
über die predig des treffenlichen Martini Luthers wider die
oo ſchwaͤrmer |
zu Wittenberg gethon und befchriben
zu ſchirm des weienlichen lychnams und blüts Ehrifti im facrament.
30 güter bewarung von Huldrychen Zwingli ylends und Kurz
begriffen.
| Chriſtus Matth. XI, 28:
Kummend zu mir alfe, die arbeitend und beladen find,
und ich will üch rum geben.
Die heftigen Angriffe Luthers auf Zwingli und Oekolampad we⸗
gen ihrer Abendmahlslehre Hatten Zwingli eine Rechtfertigung abge-
drungen , die in der Schrift: „Amica exegesis i. e. expositio eu-
charistisenegotiiad M. Lutherum, enthalte ift, deren Mäßigung
dem Titel entfprach. Es erfchien aber ungefähr zu gleicher Zeit Luther)
„ Sermon von dem Sacrament des Leibs und Bluts Ehrifti wider die
Schwarmgeiſter“, worauf Zwingli in dieſer Schrift mit ausharrender
Maͤßigung antwortet. Latiniſch uͤberſetzt von Gwalter ſteht ſie in Opp.
I. 367, a — 374, a.
Dem frommen edfen Wilhelm von Zell a), finem gevater, embüt Huldrych
Zwingli gnad und frid von gott. | |
Liebſter guater! als du mir des Luthers fermon wider die ſchwärmer
zůgeſchickt, hab ich dir mit nor fon vermeint ge fchenben, was ich darvon
bielte ; funder ich hab wargenommen , was er bringen wurd, und empfun«
den, daß vil durch den von finer meinung gefallen find, allein darum daß
ſy fagend : es fye der Luther jm felbs nit meer glych. Es find aber etlich der
ſchwachen und erfiangefürten dadurch in zweyung kommen , dero wächter mich
fo vil bemiüjet, daß ich diſe kurze verantwurt yiends gemmen bracht. Schid
dir die zu; dann ich iez nüts tütfches ſchryb, aber wol latin, zuͤ Luchern.
Dim gott von herzen, als du thüft. Der welle din alter bewaren! Amen.
Geben ylends zu Zürich uf den acht und zwänzgiſten tag märzens MDXX VII.
—
!) Bertheidigung, Rechtfertigung.
a) Wilhelm von Zell, wahrfcheinlich von Straßburg, 3winglis Ges
vater, hielt ſich eine Zeit lang in Zurich, ſpäter in Konſtanz auf — ein angefes :
bener Edler.
Zwinglis fümmil. Schriften IL. Bos. 2. Abthig. 1
3 uUiber Luthers predig wider die ſchwaͤrmer H. 3 verglimpfung-
Allen chriſtglöubigen embüt Huldrych Zwingli gnad und frid von gott.
Ich zwuyfel nit, chriftlichee leſer! du fallift in etwas unmüts, fo du
dife min verglimpfung und ableinung-, dero faſt not iſt, Über. des treffenli⸗
hen Martin Luthers predig wider die ſchwärmer vom facrament dee Indy
nams und blüts Chrifti getbon und befchriben , anfehift ; darum daB du
forgeft , es werde zwitracht under denen, die ouch bym evangelio ftond. Da
follt dus ficher fon, dag ich Darmit keinswegs umgang, funder allein daruf fich,
dag wir nienen mit unwüſſenheit oder unverſtand umkommen mwerdind ; oudy
nieman fich felb. fo body halte ir der kilchen Chriſti, daß im nieman gdöre
ynreden, fo er glych om gottes wort redt , oder fa er jm gwalt thuͤt mit
mifverftand. Dann ie fo foll ouch dem Bleinften zimmen, fo feet jm gott
den verftand yngeben hat, in der kilchen ze veden 1. Cor. XIV. Laffe man
nun mich den Heinften fon , fo will ich gar Mar one allen ſchalk und zorn
anzeigen , daß der allmädhtig gott Martino Quther in difer leer des facra-
ments die heimlichkeit fines verftands nit geoffnet hat. Es foll ouch das
nieman für ſchälken oder ſchmähen rechnen, fo ich fag: Das ift nit; dann
ie fo tuuß man der unwarheit widerfton und die an den tag bringen, treffe
glych an, wen es welle. Martin Luther ift ald hoch in minem fchlechten
urteil ale cin einiger; noch ift gott höher; deß wort foll weder ich noch
ein anderer um Martini. oder eins anderen willen in mißverftand dringen
laſſen. Darum Eurzlich , lieber lefer, bab türeren feſteren glouben , we⸗
der daß du dich laffift in etwas fchwächerung oder zweyung ziehen. Obglych
Petrus und Paulus und harwiderum Paulus und Barnabas mit cinandren
zanggend; fich dus, daß din herz richtig zu gott ſtand, und din leben nach
finem willen geftaltet werde; fo triffeſt du die rechten maß eins chriftenmens
fchen ; dann glouben, daß bie fleiſch und bluͤt geeſſen werde, macht nit
ſelig; dann gott hats nit verheiſſien. „Wer min fleifch ißt, und min blüt
trintt“ Joh. VI, 34. dienet nit zuͤ dem Inblichen effen, von dem die im
facrament redend , funder vertrumen uf den fun gottes, dee fin leben für
unferen tod ggeben hat; ale alle glöubige wol wüſſend, zu denen wir bie
allein ſchrybend, nit zu denen , die gotted wort noch nit bericht find. Gott
fye mit ung , daß wir nü:g leceind, das finem willen nit gemäß, noch üzid
annemind, das mwider die ewige mwarheit ſye! Amen. Ich will ouch mich
den mee der kürze flyſſen, daB die belcsnen an wenig gnuͤg habend, und bor
zemmen gebracht, das harzuͤ not ift.
Erſtlich erman ich dich, Lieber leſer, daß du lernift mit urteil leſen,
und nit fo binläffig fugift, daß du, ginch und gebört haft, Luther oder
Swingli hat das gefchriben, daß du dich von fiund an uf jre wort uner-
teachteter fach laſſiſt; funder fehift, ob ſy gottes wort und der warheit
alychförmig vedind oder nit. Verhör aller menfchen leer bym glouben und
by dem gefchribnien wort. Dann etlich rumend den glouben body ; feerend
aber., das wider die gfchrift iſt, die nach dem glouben recht verftanden wirt,
Harmwiderum find vil. geleert; habend aber nit glouben ; die ghörend ? ouch
nit die afchrift ze leeren. Dann die afcheift muß allein durch den glouben
berftanden werden, und der gloub ullein bewärt werden , ob er gerecht ſye,
mit und an der gfchrift, die durch den glouben recht verftanden wirt. Glych
— —
1) unerfoeſchter. 2) find tauglich, ſollen.
Wider Luthers predig wider die ſchwaͤrmer H. 3. verglimpfung. 3
als da einer einen laft entwegen und füren will; nimmt er das thier allein
one filen! und ſtrick, fo mag er nüts entwegen; harviderum nimmt er allein
das gſchirr one das thier, ſchaffet er aber nüts. Kurz, es muͤß das thier
und gſchirr mit einandren an die burde gefürt werden und anggürtet. Alſo
bie iſt das thier der lebendig gloub ; ſtrick und filen iſt die gſchrift. Will
ib num leeren, das im gottes wort mit iſt Oder darwider iſt, To fürnimm ich
noch beweg by der kilchen nüts; dann die laßt ſich nit wider gottes work
oder one das bewegen. Kumm ich aber allein mit gottes wort one glouben
and rechten verfiand, fürnimm ich giycherwys aber nüts ; dann die Kilch
bört , daß ich gottes wort nit verfton noch glouben hab. Byſpil: Chriftus
fpricht Matth. V, 25: Vereinig dich mit dinem widerſächer, diewyl du mit
‚Im uf dem weg bift; daß er dich nit dem richter hingeb; und der richter
dem weibel, und in gefängnuß geworfen werdiſt. Warlich , fag ich die, du
wirft da harus nit fummen, bis du das lezt örtli? bezalt haſt. DIE ort
bat dee papft genommen und one glouben usgelegt: es ſyg ein fegfür, darus
könne nieman | bis cr alle fchuld bezalt habe. Aber der gloub fpricht:
Muͤßtind wir felb für unfer fünd bezalen, wofür wäre dann Chriftus geftor-
ben? Wie, daß wir, nachdem und Chriftus kommen, erft ein fegfür cr
(gden müffend ; und vor jm iſt keins nie gewefen? Und mag alfo der gloub
kein fegfür nit erinden. Denn fo findt er aber, daß Ehriftus an dem ort
gar nit vom fegfür fonder von der gefar, die oft einem vor dem richter zus
flat , fagen will; daß oft einer fich mit auͤtlich will Lafien vertragen mit fi.
nem widerfächer , und kummt demnach darzü , daß er felbg unrecht gwün⸗
net; denn müß er alle ſchuld on gnad Beyalen. Sihft du, alfo müß man
ten glouben und die gfchrift by einander haben. Difen weg von der gfchrift
leer ich nit us mir felbs funder us Chriſto Jeſu; der ſpricht Joh. V, 39:
Erfündelend? die gſchriften, in denen je vermeinend üch das ewig (cben ba-
ben; und die find , die kundſchaft von mir gebend. Sich, wie ſich Chri⸗
Aus ſelbſelbs zu den Juden in die ſchranken der gſchrift hinyn laßt, und
will fich Laffen durdy die afchrift befchäßen* und erfüchen. Alſo föllend ouch
mie unferer leer Bundfchaft us der gfchrift bringen, und der gfchrift, bie
recht verftanden fye durch den glouben; dann ouch Ehriftus fin leer allweg
mit der gfchrift bewärt hat.
So nun Luther giych nach dem anfang alfo, fast: „Aber wer recht
will faren , und nicht anloufen, der hüte fih vor Yen fpikigen gedanken ;*
fo müf du, lieber brüder, nit grad fürloufen und ung, wider die Quther
ſchrybt verdenten , fam mir mit ſpitzfündigkeit umgangind; finder erwä⸗
gen erſtlich, wie wyt ſich zimme ſcharpf ſyn in ertrachtung gottes worts; und
die wort, die verbietend den verſtand ſchärpfen, gegen denen, die jn heiſſend
ſpitzen, erwägen. Als, da Paulus fagt: Ir füllend nit wys fon by üch
felbs. Und: Ir föllend nit mee wüſſen, weder not ift ze wüllen. Und
harwiderum: Ir föllend nit unmüflend fon funder wüflend.und verſtändig,
was der will gottes ſye. And Chriftus Matth. X , 16. fpeicht: Ir föllend
als wys fun als die fchlangen , und einfaltig .wie die tuben. Zum anderen
follt dus dann Luthers meinung vom facrament und unfere gegen einander
mefien, welche ſpitzfündig fye? welche nit? Denn fo findet du, welche die
1) Stile, I) Viertheil eined Guldens. 2 Erforſchet. 9) beurtheilen.
4 ° Liber Luthers predig wider die ſchwaͤrmer H. 3. verglimpfung.: -
die anderen ſchälkind oder fchmähind. Alſo fagend wir, daß die wort:
»Das ift min Iychnam;, der für üch binggeben wirt“, nit mögind on einen
tropum, das ift, verwendung , verftanden werden, und zeigend darum un⸗
zalbarlich urfachen an, dero der gröſſ er teil batnach kommen wirt. Hie
wellend wir nun die anzeigen, die in den worten ſelbs ergriffen wirt, und
iſt die: Sölltind die wort nach der einfaltigen geſtalt verſtanden werden; ſo
müßte alſo folgen, daß wir den lychnam Chriſti ſichtbaxlich und empfindlich
muͤßtind eſſen; dann er ſpricht: es ſye der lychnam, der für ung hinggeben
ſye; nun ift kein unfichtbarer, unempfindlicher Inchnam für ung ggeben,
funder der fichtbar und empfindlich; fo muͤßtind wir jn ouch alfo eſſen;
dann er foricht 5 es fye eben der, der für uns hinggeben werde. Darzüͤ
zühend wir denn ander afchriften ouch haryn fammt dem glouben (wie fol
gen wirt), damit wir erhaltend, dap dife wort anderverſtändig oder verwendt,
das ift, tropica find. Darzuͤ thünd wie denn gnügfame gfchrift dar, die
ung leert den tropum und verwendung erkennen. Willt du ducch das wort
„ift“ ufthuͤn, fo haft du unzalbarlich byſpil in der bible, da „ift“ und
alle wort des weſens anderverftändig genommen werdend. In Gen. XLI,
26: „Die fiben feißten Eu find fiben fruchtbare jar. Die fiben leren äher
find die fiben jar des hungers“, wirt an beiden orten und noch an vilen „ift*
für „bedütet* genommen. Chriftus foricht Matth. XL, 14: „Er ift Helias“,
meint Johannem; und was aber Johannes nit Helias; er was jm aber
alych. Galat. IV, 24: „Dus find die zwey teftament“ , für: Die bee
dütend Die zwey teftament, Und dergigchen unzalber. Willt du es aber
durdy das wort „Iychnam“* ufthbün, fo haft dus aber Eundfchaften qnüg , die
wir in vil bücheren , vorus gegen Etruffen und Luthern iez zelezt in latin
usggeben, rychlich anzeigt habend. Hie wellend wir die fürnemften anzei⸗
gen. Erod, XII, 27, fpricht gott von dem ofterlamm oder fe: „Das
der überfchritt" 5 und mag aber das lamım nit ein überhunfen oder über
ſchritt fon, ſunder iſt allein ein gedächtnuß des überſchritts. Alſo hat Chri⸗
ſtus in abthuͤn der alten gedächtnuß und ufſatz dee nüwen einerley worten
gebrucht ı und ouch alfo geredt: „Das !brot oder feft) ift min lychnam (das
iſt: bedütet oder widerbildet minen lychnam), der für üch binggeben tft.“
Und berzügend us den gfchichten IT, 42, da alfo flat: „Sy hangtend ſtark
der apoftien leer an und der gemeind und dem brotbrechen,“ das apoftel
allein für ein zeichen ,- das man brucht hat in der dank» und lobſagung
der gemeind, gehalten, und darum allein brotbrechen genennet habend.
Derglychen ‚man ouch im Paulo merkt 1. Cor. X, 16, du ers brot nen«
net, und darnach am XI. capitel ouch allein dahin reicht. Und thuͤnd
ung zum lezten mit fo hellem verſtand uf: daß der herr Chriftus Jeſus
an der. nacht, do er Binggeben ward, brot genommen, und fines heilſa⸗
men todes, den er morn deß leid, ein gedächtnuß anftatt der alten gedächt«
nuß (des überfchrittes und usfürens) yngeſetzt, und gertdt hab: Nemend,
efiend ; das (brot mit einander gebrochen , oder das feſt) ift ein bedütung
mincs lychnams, der für üch wirt in'n tod binggeben sc. Alſo verftand
ouch vom trank. Und erlennend nad) den worten Pauli, daß es nüts an⸗
ders iſt meder ein uskünden, das ift, dankfagung dem herren, daß fin eini⸗
ger fun den tod für uns erlitten bat. Und welcher in der dankfagung er⸗
fhunet, gibt ſich für einen us, der uf den herren Jeſum Chriſtum vertrume,
u Uider Luthers predig wider die ſchwaͤrmer 9. Z. verglimpfung. 5
.daß er durch finen tod gott verſuͤnet ſye. Darus nun folgt, daß ee Chriſto
mit dem leben nachfolge mit alle ding thuͤn und lyden um gottes und des
nächſten wilfen, Und fo er das nit thüt, fo wirt er am Inchnam Chriſti
ſchuldig und an finem blüt; nit die er geeflen hab, funder die cr fich be=
züat hat alouben, daß ſy fiir in vergoſſen ſygind, und damit dem tod und
. HU enteennt ; und verlöugner aber fBlichs mit unchriftlichem leben. Ja,
Bas tft nach der kürze unfer einfaltiger veritund; mit by ung gedichtet, ſon⸗
F us der gſchrift zogen und mit dem höchſten verſtand des gloubens er⸗
nden,
So ſagt aber Luther harwiderum. die wort: „Das ift min. lychnam sc“,
muffind einfaltialich genommen werden , glych wie fy lutend, onverwendt.
Und fo wir fagend: So müß folgen ı daß's brot (weichen durch. das wörilin
„das“ bedütet muß werden) der lychnam Chriki fye; und denn fo hätte deu
Dapft recht, der .do ſagt: dag breit werde fubftanzlich in den Inchnam Chriſti
verwandiet; es müßte euch das brot für uns ang krüz gehenkt fon, wenn
es der lychnam wär, dee für ung krüziget iſt. So gibt Luther antmuetı
es ſye nüts deſter minder brot; es ſye aber der lychnam Chriſti dan; als
je, lieben bruder, in difem buchlin on alles hinder ſich ſehen leſend. Und
fo wir ouch ſchryend: Sfchrift har, gfchrift har; zeigt ung Luther ‚an,
Paulus habs brot genennet 1, Cor. X, und XI. Das wüflend wir, herr⸗
got! mol; wie nennende. und haftende nad) der ſubſtanz für brot. Aber
- Tein gfchrift will harfür, Die uns bewäre, daß es brot umd Feifch mit ein⸗
ander ſye. Chriſtus ſpricht das brot: anzeigende, ja mit der- hand bietendes
„Das ift min lychname; und wirt nun. nienen angeruͤrt weder von apoflen,
evangeliften noch Beinen geleerten, die ie geweſen find, daß er ie geredt babe:
Das ift brot und iſt min fleifch mit einander, So frer ift es, daß Luther
diſe meinung möge mit gottes.twort erhalten , daß ouch Bein menfchenwort
vorhandın ift, das ein ſoͤlchen finn gottee wort ufdrude. Doch fo will era
mit einer fölichen ved fchönen :- Die wort find klar; welcher könnt nit mer»
fen, mas ich fagte, wenn ich im ein finmien bust, und fpräche: Rimm
und 185 das ift ein ſimmlen? Alſo redt Luther. Sich aber, kieber chrift,
wie ein unvermöglich byfpit das if. Wenn mir einer ein ſiumlen büt, .
und ſpricht: Iß; das tft ein Ammben; wie könnt ich wit verſſon, Daß es
ein ſimmlen wär; fo er fagt, es ſye chen Das, das es if, und das ich weiß, +
dag es iſt? Hie ift 1m aber nit alſo. Wir nemend bret, und ſagend: es
fie der Inblich Inchnam Ehrifti: glych als wenn .ciner ſpräch: Nimm hin;
die fimmten ift cin kabiskopf. Ob aber glych Luther im byſpil nit gefels
hätte mit dem verglychen; fo bemärt es doch nüts, mit lichen gemäfden
bandten. Byſpil der vorbitdung leerend wol; aber fü. bewärend nit. Sie
aber gilt kein ding, dann dos weſenlich us gettes wort grund bat, Bald
ſo foricyt Luther: Brot blybt bret, und im brot ift man den Inchnam
Chriſti. Sich, das iſt iez ein andere. Erſt hat er gefagt:. das ‚brot ſye
brot und der Igchnam Chrifti: mit einander; iez fagt er: ce fe im: brot;
das find ie zweyerley reden, amd alles on gottes work Darzu laßt er in
twedrer red die wort einfaltigtich binden; dann alfo ſprechen: Das: brot
it brot und der Inchnam Chriſti, gibt ie den morten einen andren finn,
dann fü , einfaltiglich fürgehalten, ertragen mögend; alfo-ouch: In dem
brot ift der Iychnam Chrifti , . gibt aber einen andren finn. Dann: „Das
XXVI.
AXVI.
XXVIII.
XXX.
XXXI.
Poetiſche Schriften.
1. Der Labyrinth.
2. Fabelgedicht vom Ochſen und etlichen Thieren.
3. Gebetlied in der Peſt 1519.
4. Lied für den erſten Cappelerkrieg 1529.
5
Zwinglis Spruch an den ſchwaͤbiſchen Bund und
Städte.
.Der LXIX Malm von Huldrych Zwingli.
7. Der armen frow Zwinglinn klag anno 1531 von
Martin Uſteri. Eine Zugabe zu Zwinglis poeti⸗
ſchem Nachlaß.
ei)
Ein göttlich) permanung an die eerfamen, wyſen, eeren-
feften , ältiften eidgnoflen zu Schwyz , daB fy fich vor
fröomden herren huͤtind und entladind, Huldrychi
Zwinglii, sinfaltigen verkünders des evangelii Chriſti
Jeſu.
Entſchuldigung etlicher Huldrychen Zwingli zuͤgelegter
artiklen, doch unwarlich. An die edlen, ſtrengen,
frommen, wyſen gmeiner eidgnoßſchaft ratsboten in
der ſtatt Bern uf den 6ten tag höwmonats verſamm⸗
leten , fine gnädige herren. Jm MDXXIL jar.
. Huldeych Zwinglis anmerkungen uf der dry biſchofen
fürtrag an die fammtliche eidgnoßſchaft, frytag vor
Quaſimodo.
Ein epiſtel Huldrych Zwinglis vor der antwurt eines
Schwyzerburens über die ungegründten geſchrift mei⸗
ſter Jeronymi Gebwylers, ſchuͤlmeiſters zuͤ Straßburg,
die er zuͤ beſchirmung der römifchen kilchen und jro
erdachten weſens bat laſſen usgon.
Ein trüw und ernſtlich vermanung an die frommen
eidgenoſſen, daß ſy ſich nach jrer vordren bruch und
geſtalt leitind, damit ſy die untruͤw und gefärd jrer
fygenden nit beleidigen mög. Beſchriben von einem
eidgnoſſen, iez usländiſch, der aber von herzen gern
jeer eeren und guͤtens zuͤnemen ſähe.
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243
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281
301
312
314
XXXII.
\
%
XXXIII.
XXXIV.
=
Ein fiyffige und kurze underrichtung , wie man fich
por lügen (dero diſe zyt nit on gefärd voll Loufend)
hüten und bewaren fol. Durch Huldrychen Zwingli.
25. tage Vunii MDXXIV.
Was mit den münchen zu Zürich gehandlet werden ſoll.
Guͤtachten im Iitingerhandel 1324,
AXXV. Huldeych Zwingli allen chriftlichen brüdern zu Ougfpurg.
AXXVI.
(Dor Leo Fuds chriftlicher widerfechtung wider Mathys
Kreben zu Dugfpurg falfche antcheiftlicye meß und pric-
ftertum , ouch daß das brot und wyn des fronlychnams
und blüts Chriſti kein opfer ſye.)
Fürtrag Zwinglis vor dem rat zuͤ Zürich, da er dem⸗
felben die übergab der hohen und nideren gerichten im
namen des ftifts zum groſſen münfter anzeigt.
AXXVII
AXXVII
AXXIX,
XL.
XLI.
XLIL,
xum.
XLIV.
Über die gevatterſchaft, daß ſy die ee nit hindren ſoll
noch mag. Zwinglis antwurt an alle gmein eidgnoſſen
mit ernſtlicher warnung , daß ſich die nit laſſind gegen
einandren verwirren.
Zwinglis predigen wider die penſionen 1521 und 1525,
Über die usfchlieffung von dem abendmal. Gutachten
Zwinglis an den rat von Zürich.
Drdnung und anfehen, wie binfür zu Zürich in der
ftatt über eelich fachen gericht foll werden.
ie fi die münch ge Rüti mit lefen und bören der
heiligen gfcheift halten ſoͤllind.
Über den gehenden und die befchwerden der Iandlüten
von Zürich.
Über den Kornmarkt , die Pfeünden der Geiftlichen und
die Hausarmen.
Huldreich Zwinglis Ausſage über die Wiedertäufer vor
den Nachgängern.
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380
VI
XLV. Antwurt von rät und burgeren zu Zürich an den kleinen
und geoffen rat von Bern über den antrag einer gefandt-
ſchaft desfelben: daß Zürich die me wider ufrichte.
(Nach Zwinglis Entwurf.)
XLVI Zwinglis Gutachten in den Verhandlungen des Raths
von Zürich mit dem Papſt wegen des rückſtändigen
Soldes und der Religionsänderung zu Anfang des
Jahrs 1526.
ALVI. Schriften Zwinglis durch die Difoutation zu Baden
veranlaßt.
1. Johannis Eggen miffive und embieten den from⸗
men, felten, eerfanten, wyſen sc. gemeiner eidanof-
fen boten zu Baden im ougften verfammlet über
ſchickt 2. — Über ſolchs embieten Huldrychen
Zwinglis, fo vil er darin angerürt, heiftenlich
und zimmlich verantwurt.
.Zwinglis afttwurt dent eerfamen rat zu Zürich ylends
ggeben über anzeigen Eggen gefchrift und nüner
- orten anfchlag zu Frowenfeld befchehen.
. Ein abgefchrift ober kopy beeder fründlicher gefchrift
und gleitbriefs, Die ein eerſamer groſſer rat zu
Zürich Johannſen Eggen, doctorn, am 6. tag no»
vembers des MDXXIV. jarg mit eim gefchwornen
ftattboten zuͤgeſchickt. — Über welche gfchrift der Egg
nüzid gehandlet bis in chriftmonat dig MDAXXV.
jard, da er, ungemeldet vordriger zügefchriften,
widrum an gemeiner cidgnoßfchaft boten wider den
Decolampadium und Zwingli gefchriben, darüber
Zwingli fin antwurt an genannte gnädige eidgnoß-
(haft boten am 15.tag januarii dee MDXX VL. jars
überfchickt hat, dero kopy ouch bier vergriffen iſt,
darus ein ieder frommer merken mag, ob Eggen
die warheit erfaren , Icexen oder fchirmen ald uffaß
am herzen lig.
. Zwinglis Bedenken wegen der Difputation zu Baden.
. Ein fründtiche gefchrift an gmein eidgnoflen der
XII orten und zügemwandten die Ddifputation gen
‚Baden uf den 16. tag may angefchlagen betzeftende.
Bon Huldrychen Zwingli.
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387
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403
411
420
423
6.
10
11,
12.
Ein fandbrief doctor Johann Fabri an Uolrich
Zwinglin, maifter zuͤ Zürich, von wegen der fünf»
tigen difputation, fo durch gmain aidgnofien der
XII orten auf den 16. tag may nächftlünftig gen
Baden im Aergöw fürgenommen und ausgefchriben
if. — Über den ungefandten fandbrief Johannes
Fabers, doctors, an Huldrychen Zwinglin geſchri⸗
ben, und hinderwärt usgeſpreit, und nit überſchickt.
Antwurt Huldeych Zwinalis. Anno MDXXVI.
. Zwingli an der Eidgenoffen Boten zu Baden.
. Das gleit, dag die VII ort gen Zürich gſchickt. —
Zwinglis antwurt über das zuͤgeſchickt gleit.
Die ander gefchrift Zwinglins an doctor Johannſen
Faber. Die gibt antwurt über die widergfchrift der
epiftel, die Zwingli an die XII ort gmeiner eid⸗
anoßfchaft am 21. tag aprellene ggeben bat im
MDXXVI. jar.
Die erft Eypge antwurt über Eggen fiben ſchlußreden.
Mit einer epiftel an die eerfamen ic. ratsboten der
AI orten. Huldrychen Zwinglie. Am 21. tags
map MDXXVIL. jar.
Die ander antwurt über etlich unmarhaft, undhrie
ſtenlich antwurten, die Egg uf der difputation ze
Baden ggeben bat. Mit einer vorred an ein lob⸗
liche eidgnoßfchaft. Durch Huldeych Zwingli.
Der eidgenoflen boten an den rat .von Zürich. —
Zwingli an der eidgenoflen boten zuͤ Baden vers
fammlet.
. Ein kurze gſchrift Huldrych Zwinglis an gemein
chriſten, vorus in einer Loblichen eidgnoßfchaft, war:
nende vor dem undyriftlichen fürnemen Fabers, der
nit allein die nüwlich gedruckten bücher etlicher
gleerten funder ouch das nüm teftament ze brennen
undernimmit,
vo
Site
429
453
439
167
491
199
508
3 Uiber Luthers predig wider die ſchwaͤrmer H. Z verglimpfung.
Allen chriſtglöubigen embüt Huldrych Zwingli gnad und frid von gott.
Ich zwyfel nit, chriſtlicher leſer! dus falliſt in etwas unmuͤts, fo dus
diſe min verglimpfung und ableinung, dero faſt not iſt, Über. des treffenli⸗
hen Martin Luthers predig wider Die ſchwärmer vom ſacrament des lych⸗
nams und bluͤts Chriſti gethon und beſchriben, anſehiſt; darum daͤß du
ſorgeſt, es werde zwitracht under denen, die ouch bym evangelio ſtond. Da
ſollt du ſicher ſyn, daß ich darmit keinswegs umgang, ſunder allein daruf ſich,
daß wir nienen mit unwüſſenheit oder unverſtand umkommen werdind ; oudy
nieman. ſich ſelb fo. hoch halte im der Lilchen Chriſti, daß im nieman gdöre
unreden , fo er galuch on gottes wort redt, oder fa er jm gmwalt thuͤt mit
mißverſtand. Dann ie ſo ſoll ouch dem kleinſten zimmen, fo feet jm gott
den verftand yngeben hat, in der Lilchen ze reden 1. Cor. XIV, Laffe man
nun mich den Heinften fun , fo will ich gar Har one allen ſchalk und zorn
anzeigen , daß der allmächtig gott Martins Luther in difer leer des facra-
ments die heimlichkeit fines verſtands nit geoffnet bat. Es foll ouch das
nieman für ſchälken oder ſchmähen rechnen, fo ich fag: Das ift nit; dann
ie fo iu man dee unmarheit widerfton und die an den tag bringen, treffe
glych an, wen es welle. Martin Luther ift ald hoch in minem ſchlechten
urteil als cin einiger; noch ift gott höher; deß wort foll weder ich nody
ein anderer um Martini. oder eins anderen willen in mißverftand dringen
lafien. Darum kurzlich, lieber lefer, hab türeren fefteren glouben , we⸗
der daß du dich laffift in etwas fchwächerung oder zweyung ziehen. Obglych
Petrus und Paulus und harwiderum Paulus und Barnabas mit einandren
zanggend ; fich du, daß din herz richtig zu gott land, und Din leben nach
finem willen geftaltet werde; fo triffeft du die rechten maß eins chriſtenmen⸗
ſchen; dann glouben | dag bie fleifch und bluͤt geeſſen werde, macht nü
feliy; dann gott hats nit verheiffen. „Wer min fleifch ißt, und min blüt
trinkt“ Joh. VI, 54. dienet nit zu dem Inblichen efien, von dem die im
facrament redend , funder vertrumwen uf den fun gottes, der fin leben für
unferen tod ggeben bat; als alle glöubige wol wüflend, zu denen wir bie
allein ſchrybend, nit zu denen , die gottes wort noch nit bericht find. Gott
ſye mit ung , daß mir nü:s leerind, das ſinem willen nit gemäß, noch üzid
annemind, das wider die ewige warheit ſye! Amen. Ich will ouch mich
deß mee der kürze flyſſen, daß die beleenen an wenig gnuͤg habend, und vor
zemmen gebracht, das harzuͤ not iſt.
Erſtlich erman ich dich, lieber leſer, daß du lerniſt mit urteil leſen,
und nit ſo hinläfſig ſygiſt, daß du, glych und gehört haſt, Luther oder
Zwingli hat das geſchriben, daß du dich von ſtund an uf jre wort uner⸗
trachteter ! fach laſſiſt; funder febift , ob fü gottes wort und der warbeit
alychförmig vedind oder nit. Verhör aller menfchen leer bym glouben und
by dem gefchribuen wort. Dann etlich ruͤmend den glouben hoch ; fecrend
aber., das wider die gfchräft iſt, die nach dem glouben recht verftanden wirt,
Harwiderum find vil.geleert; habend aber nit glouben ; die abörend ? ouch
nit die gfchrift ze Iceren. Dann die gfchrift muß allein durch den glouben
berftanden werden, und der gloub ullein bewärt werden, ob er gerecht fur,
mit und an der gfchrift, die durch den glouben recht verftanden wirt. Glych
|
1) unerforfhter. 2) find tauglid) , follen.
Uiber Luthers predig wider Die ſchwaͤrmer H. 3. verglimpfung. 3
als da einer einen laft entwegen und füren will; nimmt er das thier allein
one filen! und ſtrick, fo mag er nüts enttwegen ; hattwiderum, nimmt er allein
das afchire one das thier, ſchaffet er aber nüts. -Kurz, es müß das thier
und gſchirr mit einandren an die burde gefuͤrt werden und anggürtet. Alſo
bie iſt das thier der lebendig gloub; ſtrick und ſilen iſt die gſchrift. Will
ich num leeren, das in gottes wort nit iſt Oder darwider iſt, ſo fürnimm ich
noch beweg by der kilchen nüts; dann die laßt ſich nit wider gottes wort
oder .one das bewegen. Kumm ich aber allein mit gottes wort one glouben
und rechten verftand , fürnimm ich gtiycherwys aber nüts ; dann die Eilch
hört , daß ich gottes wort nit verfton noch glouben hab. Byſpil: Chriſtus
fpricht Matth. V, 23: Vereinig dich mit dinem widerſächer, diewyl du mit
‚Im uf dem weg bift; daß er dich .nit dem richter hingeb; und der richter
dem weibel, und in gefängnuß geworfen werdift. Warlich, ſag ich dir, dus
wirſt da barus nit kummen, bis du das lest örtli? bezalt haft. Diß ort
bat der papft genommen und one glouben usgelegt: es fug ein fegfür, darus
tömme nieman ı bis er alle fchuld bezalt habe. Aber der gloub fpricht:
Mügtind wir felb für unfer fünd besalen, wofür wäre dann Ehriftus geſtor⸗
ben? Wie, daß wir, nachdem und Chriſtus kommen , erſt ein fegfür cp
Inden muͤſſend; und vor jm iſt keins nie geweſen? Und mag alſo der gloub
kein fegfür nit erlyden. Denn: fo findt er aber, daß Ehriftus an dem ort
gar nit vom fegfür fonder von der gefar, die oft einem vor dem richter zuͤ⸗
fat ı fagen will; daß oft einer fich nit gütlidy will laſſen vertragen mit fi.
nem widerfächer , und fummt demnach darzü , daß er ſelbs unrecht gwün⸗
net; denn müß er alle fchuld on gnad bezalen. Sichſt du, alfo muß man
ten glouben und die afchrift by einander haben. Difen weg von der gfcheift
leer ich nit us mir felbe funder ug Chriſto Jeſu; der ſpricht Joh. V, 39:
Erfündelend? die gſchriften, in denen je vermeinend üch das ewig (chen ha⸗
ben; und die find , die tundfchaft von mir gebend. Sich, wie fih Chri⸗
Mus felbfelbs zu den Juden in die ſchranken der gſchrift hinyn laßt, und
will ſich Laffen durch die gfchrift beſchätzen“ und erfüchen. Alſo föllend ouch
wir unſerer leer Bundfchaft us der gichrift bringen, und der gichrift, die
recht verftanden ſye durch den alouben; Dann ouch Chriſtus fin leer allweg
mit der afchrift bewärt hat.
So nun Luther giych nach dem anfang alſo fast: „Aber wer recht
will faren, und nicht anloufen, der huͤte ſich vor Yen ſpitzigen gedanken;“
ſo muͤſt du, lieber bruͤder, nit grad fürloufen und uns, wider die Luther
ſchrybt, verdenken, ſam wir mit ſpitzfündigkeit umgangind; ſunder erwä⸗
gen erſtlich, wie wyt ſich zimme fcharpf ſyn in ertrachtung gottes worts; und
die wort, die verbietend den verſtand fchärpfen, gegen denen, die in heiſſend
foiken, erwägen. Als, da Paulus fagt: Jr föllend nit wys fun by üch
felbs. Und: Ze föllend nit mee wüllen, weder not ift ze wüflen. Und
barwideruni: Ir föllend nit unwüſſend fun ſunder wüſſend und verftändia ,
was der will gottes ſye. Und Chriftus Matth. X, 16. fpricht: Fe füllend
als wys fon als die fehlangen , und einfaltig .wie die tuben. Zum anderen
follt du dann Luthers meinung vom facrament und unfere gegen einander:
meſſen, welche ſpitzfündig ſye? welche nit? Denn fo findeft du, welche die-
1) Geile, *) Viertheil eincd Guldens. 2) Erforſchet. *) beurteilen,
4 ° Liber Luthers predig wider die ſchwaͤrmer H. 3. verglimpfung.
die anderen ſchälkind oder ſchmähind. Alſo ſagend wir, daß die wort:
»Das iſt min lychnam, dee für üch binggeben wirt“, nit mögind on einen
tropum, das iſt, verwendung, verftanden werden, und zeigend darum un⸗
zalbarlich urfachen an, dero der gröſſ er teil batnach kommen wirt. Hie
wellend wir nun die anzeigen, die in den worten ſelbs ergriffen wirt, und
iſt die: Sölltind die wort nach der einfaltigen geſtalt verſtanden werden; ſo
müßte alſo folgen, daß wir den lychnam Chriſti fichtbagfich und empfindlich
müstind eſſen; dann er fpricht: es ſye der lychnam, der für uns binggeben
ſye; nun ift fein umfichtbarer , unempfindlicher Inchnam für ung ggeben,
funder der. fichtbar und empfindlich; fo muͤßtind wir jn ouch alfo eflen;
dann er ‚fpricht ; ; es fye eben. der, der für uns hinggeben werde. Darzü
zübend wir denn ander gſchriften ouch haryn fammt dem glouben (wie fol
gen wirt), damit wir erhaltend, daß diſe wort anderverſtändig oder verwendt,
das iſt, tropica find. Darzuͤ thuͤnd wir denn gnügfame gſchrift dar, die
ung leert den tropum. und verwentung erkennen. Wille du duch das mort
„int“ ufthuͤn, fo haft du unzalbarlich byſpil in der bible, da „ift“ und
alfe wort des weſens anderverftändig genommen werdend. In Gen. XLI,
26: „Die fiben feißten Eu find fiben fruchtbare jar. Die fiben leren äher
find die fiben jar des hungers“, wirt an beiden orten und noch an vilen „ift*
für „bedütet* genommen, Chriftus foricht Matth. XL, 14: „Er ift Helias“,
meint Johannem; und was aber Johannes nit Helias; ee was im aber
glych. Galat. IV, 24: „Das find die zwey teftament“ , für: dic bee
dütend die zwei teftament. Und dergiychen unzalber. Willt du es aber
durdy das wort „Inchnam“ ufthuͤn, fo haft du aber kundfchaften anüg, die
wir in bil bücheren , vorus gegen Etruffen und Luthern iez zelezt in latin
usggeben, rychlich anzeigt habend. Hie wellend wir die. fürnemften anzeis
gen. Erod, XII, 27, foricht gott von dem ofterlammı oder feſt: „Das iſt
der überfchritt“ ; und mag aber das lamm nit ein -überhupfen oder über⸗
ſchritt ſyn, ſunder iſt allein ein gedächtnuß des überſchritts. Alſo hat Chri⸗
ſtus in abthuͤn der alten gedächtnuß und ufſatz der nüwen einerley worten
gebrucht und ouch alſo geredt: „Das !brot oder feſt) iſt min lychnam (das
iſt: bedütet oder widerbildet minen lychnam), der für üch hinggeben iſt.“
Und verzügend us den gfchichten IL, 42, da alfo flat: „Sy hangtend ſtark
der apoftien leer an und der gemeind und dem brotbrechen,“ das apoſtel
allein für ein zeichen „- das man brucht hat in der dank» und lobfagung
der gemeind, gehalten , und darum allein brotbeechen genennet habend.
Derglychen ‚man ouch im Paulo merkt 1. Eor. X, 16, Da ers brot nen«
net, und darnach am XI. capitel ouch allein dabin reicht. Und thuͤnd
uns zum festen mit fo hellem verftand uf: daß der herr Chriftus Jeſus
an der nacht , do er hinggeben ward, brot genommen, und fines heilfa-
men todes, den er morn deß leid. ein gedächtnuß anftatt der alten gedächt⸗
nuß (des Überfchrittes und usfürens) yngeſetzt, und gertdt hab : Nemend,
eſſend; das (brot mit einander gebrochen ‚, oder das feſt) ift ein bedütung
mines Inchnams, der für üch wirt in’n tod hinggeben sc. Alſo verftand
ouch vom trank. Und erfennend nach den worten Pauli, Daß eg nüts an«
ders ift weder ein uskünden, das iſt, danffagung dem herren, daß fin eini⸗
ger fun den tod für ung erlitten bat. Und welcher in der dankſagung er⸗
fchunet, gibt jich für einen us, der af den herren Jeſum Chriſtum verteume,
Wider Luthers predig voider die ſchwaͤrmer H. J. verglimpfung. 5
daß er durch finen tod gott derfuͤnet ſhe. Darus nun folgt, daß er Chriſto
mit dem leben nachfolge mit alle ding thuͤn und lyden um gottes und des
nächſten willen. Und fo er dag nit thüt, fo wirt er am lychnam Chriſti
fhuldig und an finem blut; nit die er geeſſen hab, finder die er ſich bes
zügt hat alouben, daß fü file in vergofien fugind, und damit dem tod und
höll enteennt ; umd verlöugnet aber fülihs mit undhriftlichem leben. Ja,
Bas ift nach) der kürze unfer einfaltiger verftund; nit by uns gedichtet, ſon⸗
Pi us der gfchrift zogen und mit dem böchften berftand des gloubens er⸗
nden,
So ſagt aber Luther harwiderum: die wort: „Das ift min Inchnam sc“,
muffind einfaltiglich genommen werden , glych wie ſy Iutend-, onverwendt.
Und fo wir fagend: So muß folgen, daß's brot (weiches durch. das wörtlin
„das“ bedütet müß werden) der lychnam Chriſti ſye; und denn fo hätte deu
bapft recht, der do fügt: dag brot werde fubftanzlich ir den lychnam Chrifti
verwandiet; es müßte euch das brot für uns ang krüz gehenkt fon, wenn
es der Inchnam wär, der fir ung krüziget if. So gibt Luther antwurt?
es ſye nüts defter minder brot; es ſye aber der lychnam Chriſti danzu; ale
je, lichen bruder, in difem bächlin on alles hinder fich ſehen Lefend. Und
fo wir oudy ſchryend: Bfchrift har , gfchrift bar; zeige ung Quther an,
Paulus babs brot genennet 1. Eor, X, und XI. Das wütend wir, herr⸗
gott! mol; wir nennends. und baltends nach der fubftanz file brot. Aber
. Tein gfchrift will harfür, die uns bewäre, daß es brot und Reifch mit ein«
ander ſye. Chriſtus furicht das brot anzeigende, ja mit der hand bietende:
„Das ift min lychname; und wirt nun nienen angeruͤrt meder von apoftlen,
evangeliſten noch Beinen geleerten, Die ie geweſen find, daß er ie geredt babe:
Das ift brot und iſt min fleifch mit einander, &o free ift ea, daß Luther
dife meinung möge mit gottes wort erhalten , daß ouch kein menſchenwort
vorhanden iſt, das ein: fölchen finn gottee wort ufdeude. Doch fo will era
mit einer fölichen red fchönen :- Die wort find Mar; welcher könnt nit mer⸗
ten, was ich fagte, wenn ich im ein finamien bust, und fpräche: Rimm
und iß z das ift ein fimmien ?_ Alſo redt Luther. Sich aber, lieber chriſt,
wie ein unvermöglich byſpil Das if. Wenn mie einer ein ſiumlen büt, -
und foricht: Iß; dad if ein immens; wie könnt ich wit verſſon, daß es
ein fimmien wär; fo er ſagt, es ſye chen das, das es if, und das ich weiß, +
daß es iſt? Hie ift ym aber nit alfo. Wir nemend beat, und fagend: cd
ſye der Inblich Inchnanı Ehrifti: glych ale wenn einer foräh: Nimm hin;
die fimmten ift cin kabiskopf,. Ob aber atych Luther im byſpil mit gefels
hätte mit dem verglychen; fo bemärt es doch nüts, mit Plichen gemälden
bandten. Byſpil der vorbitdung leerend wol; aber ſy bewärend nit. Hie
aber gilt kein ding, dann dos wefenlich us gottes wort grund hat, Bald
fo ſpricht Luther: Brot binbe brot, und im brot ift man den lychnam
Chriſti. Sich, das iſt iez ein awders. Erft hat er gefagt: das brot ſye
brot und der Iuchnam Chriſti mit einander; de; fagt er: er ſye im brot;
das find ie zweyerley reden, und alles on gottes work, Darzu laßt er is
tmedrer red die wort einfaltigtich binden; dann alfo ſprechen: Das: brot
iſt brot umd der Inchnam Chriſti, gibt ie den worten einen andgen ſinn,
dann fy , einfaltiglich fürgehalten, ertragen mögend ; alfo ouch: Sin dem
brot iſt der Iychnam Chrifti , . gibt aber einen andren finn. Dann: „Das
6 „Liber Luthers predig wider die ſchwaͤrmer H. 3. veralimpfung:
iſt min lychnam“, treit ie den finn. für, daß das brot der lychnam Ehrii
fye ; aber denn kann es nit brot darzu fon, und hätte der vapſt recht das
doch nit it; dann wir ſehend und empfindend, daß es brot und nit fleifch
iſt. Es Hat auch die red: Das ift brot, und ift darzuͤ min Inchnam , gar
Bein fchiem weder in gottes wort noch in der vhilofophn ; dann es mögend
nit zwo fubflanzen ein ding fun. Aber die ander red: In dem brot ꝛc,
mörht durch Die synecdocham befchönt werden; aber denn ift fy ein tropus,
das ik, verwendung, und bindend die wort nit in jrem einfaltigen finn,
als aber Luther ſtrytet. So er fo nun mit dem tropo uslegt; und fichtet
aber vor dir, einfaltigem lefer, er welle den tropum, verwendung, gar nit
Inden; item fo er ouch fagt ome gottes wort: es {pe brot und ſteiſch, da
wie das brot mol empfindend, aber des fleifches wirt niemen innen, welches
ouch wider allen verftand iſt; item fo Chriſtus fagt: es ſye der Inchnam,
der für uns hingaeben ift, der aber ſichtbarlich, empfindlich, Indenbaft für
uns binggeben if; fo fich iez, welche mit frigfündigkeit umgangind? Wir,
die da fagend: es fye nun ein zeichen des Inchnams Chriſti in dem mal der
dankfagung harum getragen und geeſſen, und das alles mit afchrift? oder
dee Luther, der den Inblichen Inb da eſſen will, umd mag jn aber nit gef»
fen ; denn er müßte jn eſſen, wie er getödt iſt? Darum fichft du, lieber
leſer, daß du gar mit wenig urteil liſeſt, wenn du dich die predig des Lu⸗
thers laſſeſt in zwyfel ſtellen. Es bfchicht aber dir darum, daß du fo wys
und wolgeleert willt fon; und weiſt noch nit, was leer ift. Sch red allein
zu etlichen einfaltigen; dann by den gebruchteren! weiß ich mol, daß dife
predig fi erſt recht uf die ban bracht bat, alfo ift fn on allen grund; und
ſchryet feer , aber es ghörts nieman, dann es ift nit gettes ſtimm. Sich
ouch hieby, welcher gefchwärmt ne? Bon dem dichteten lychnam Chriſti
reden, von dem alle, die ie darvon gehandlet, nun geredt, und nit verſtan⸗
den noch geloubt habend? oder die warheit verjähen, und die wort mit
der gſchrift bewären, daß ſy den ſinn habend. Roch muͤß Luther das gegen
uns bevor haben, daß wir jn keinswegs vor den einfaltigen alſo ſchälken
und ſchänden wellend, als ee uns thüt. Aber im latin hab ich jn fryer
angeredt, doch on ſchälken. |
Demnach fpricht er : wie fugind in die irrung kommen, daß wir unfe
ren gedanken nachgangen fygind. Wo dem alſo, wäre difer fpan uf die
ban kommen, ce und wie geboren find; dann es find keine gedanken nie
gewefen , die damit nicht angefochten ſygind; als ouch Luther von jm ſelbe
bekennet.
Und leert uf das, wie man allein mit dem glouben den worten an⸗
bangen muͤſſe; darin dir einfaltigem aber eins übers oug wirt. Dunn du-
wäneft, diß wort „mit dem glouben den morten anhangen * werde in der
gemein geredt von dem glouben, den wie uf und in gottes wort habend;
fo züchts aber Luther verborgenlich uf glouben , daß fleifch und biut bie
geeflen werde. Darum fo merk, daß wol vecht gerebt wirt, menn man
leert: man fölle allen mworten gottes one allen binderftall glouben; aber.
daby muͤß man ouch das wort gottes recht verſton, ee und man glouben
daruf ſetze; oder wir verfürtind uns ſelds, fo wir es nit verftündind, und
ED EHE
0) GBeäbteren. | 7
Viber Luthhers predig wider die ſchwaͤrmer H. 3. verglimpfung 9
der umferen mißberſtand mit dem gſchrey: Dian foll gottes wort glouben,
erhalten vermeintind. Byſpil: Der vapft hat fin duͤm mit gottes wort all»
weg. gegründet, aber nit mit dem rechtverſtandnen, namlich mit dem: Und
uf den -felfen will icy min kilchen buwen. Er hats aber falfch verftanden,
und bat geſagt: die kilch ſye uf Petrum gebuwen, und reiche das wörtlin
„den felſen“ uf Perrum: und deßhalb ſyg er nach Petro ouch der fels,
daruf die kilch ftande. Und reicht aber Chriftus mit dem woͤrtlin „den fel-
fen“ uf ſich felbs deß finnes: UF den felfen, den du verjähen haft , und
von dem ich dir den namen „felfer“ Darum ggeben Hab, daß du in erkennt
haſt fanımt den andren (dann cr in je aller namen redt, als ouch Joh. VL
68— 70. erfunden wirt), ja, uf den felfen, der ich bin, will ich min til
chen buwen. Sichſt du nun, lieber bruͤder, daß es nit anüg if ſchryen:
Ich hab gottes wort; funder man muͤß gottes wort recht verſton, und dem⸗
nach fich uf den rechten verftand aottes worts laflen. So aber der papft
ſoliches nit gethon, iſt er in die gruͤb gefallen, und mit im alles gezogen,
das gott mit ſiner anad nit by der jünpen behebt hat. Alfo muß im ouch
bie gefchehen ; oder aber wie verfelend.
Zum anderen merk, daß dir mit dem glouben ouch wirt ein ftrid für
gelegt: Unſer gloub, den wir zu gott durch und in Chriftum Jeſum ha⸗
bend , der macht uns heil. Iſt war. Kummt aber nit dahar, daß der
aloub , eigenlich nun von uns entforungen, das vermög ; fonder , welcher
gloubt, den hat gott vor und ce erwälct und zogen Joh. VI, 65. &o ftat
de der aloub allein us der wal gottes. Nun ift aber der gloub nüts anders
weder uf gott gelaflen ſyn; denn alfo hat gott den bund mit allen userwäl⸗
ten gemachet, daß ſy jn allein anbetind, jn allein vercerind (als einen gott),
jm allein anhangind; als ouch der herr Chriſtus Jeſus Matih. IV, 10.
dem tüfel in d’nafen ieh. Nun mag aber der bund nit geändret werben
(wir redend bie nit von den üflerlichen cerimonien funder allein von dem
inneren arund des gloubens ; dann die cerimonien habend dennen müffen). -
Alſo folat, daß ouch uf den herren Chriftum Jeſum verteumen grundlich
allein uf fin gottheit gebumen ift , darum daß er der war gott ift, ale er
felb klarlich ze verfton gibt Joh. XIE, 44: Welcher uf mich teutot , der
truwt nit uf mich funder uf den, der mich aefende hat. Sich, wie er fagt,
man teume nit uf in, verftand, als er menfch ift, funder uf den, der jn
gefendt hab; mit dem ift er ober ein gotts fo folgt, dag wir uf Chriſtum
Jeſum allen grund des gloubens allein darum feßend , dag ee warer gott
öl. Was ift dann die menfchheit ? Ein gwüß pfand der gnaden; dann die
Barum in’n. tod ggeben ift, daß die göttlich grechtigkeit vernügt und mit
uns verfünet werd ,. damit wir verteumt zu der gnad und barmherzigkeit
gottes Loufen adörind durch das tür pfand fines eignen fung, den ee ung
ageben bat. Dann was wirt er uns können abfchlahen, fo er fi nen eignen,
fun für ung ggeben hat, Röm. VIII, 32. Davon anderswo gnüg und
grundlich gefaat ift.. Wenn nun die, fo den lychnam Chriſti Iyblidy eſſen
wellend, den glouben dahin ziehend, daß wir glouben ſoͤllind, daß wir da
ſleiſch und bluͤt eſſind, oder aber wir werdind nit felig, fo leerend ſy ſeer
ſchaäͤdlich; dann unſer gloub fiat grundlich allein in die gottheit, und bat
der ware gottesfun, Jeſus Ehriftus, gar nienen fürggeben, daß uns durch
das Igblich effen üzid ggeben werd. Dann wie vor gfagt iſt, das Joh. VI.
Uiber Luthers predig wider die ſchwaͤrmer H. 3. vergimpumg
tat von finem fleifch eſſen und blüt trinken, ſoll „eflen für vertruwen gu
nommen werden; als dann die jünger glych am ſelben ort verjähend: Wir
wüſſend und vertrumend , das du der fun des lebendigen gottes bit. Sich
wie ſy uf die gottheit cedend und veriähend, aber nit forechend: Wir glou⸗
bend, daß din fleifch und bluͤt geeffen die fünd verzyhe ꝛe. Darum num
- wol ufzefeben ift, Daß uns dife Lüt nit verfueind mit dem falzi oder umliß?,
den fo für umd für bruchend. - Redend tür vom glouben, und thünd im
recht ; aber ſy wend in demnach heimlich dahin richten und leiten, daß man
durch „glouben“ verfton fülle: glouben , daß fleifch und bluͤt Hie geilen wer⸗
de, und dem thünd ſy faft unrecht. Gott erlüchte fü, und vergebs jnen!
dann ſy leerend das one grund gottes worts und des gloubens.
Zum dritten merk alfo, daß gar groffer. underſcheid iſt zwüſchend den
worten, die da verheiſſend, und zwüſchend denen, die nit verheiſſend. Dann,
die da verheiffend, find by dem glöubigen ungeswüuflet, was fü verheiſſend,
werde befchehen; welche aber nit verbeiffend funder erzälend oder leerend,
die befchehend etwann, und etwann nit. Exempel: Daß uns Chriftus ver
beißt: fo wir nit mce dann einen trunk mwaflers einem im finem namen ges
bind , welfe er widergelten , ift by dem glöubigen ganz ungezwyflet, es werde
gwüßlich befchehen. Daß er aber ſpricht: Was je mwellend ; daß üch Die
menfchen thuͤgind, dag thünd inen ouch, oder: So man dich an den einen
baggen ſchlächt, büt den anderen ouch dar, ift ein ungezwyflet wort gottes,
dem wir gloubend. Uber wie? Gloubend wir ouch, daß alfe, die im glou⸗
bend, das thuͤgind? Nein; dann unfer ift leider vil gnüg, die wol glon⸗
bend, ſy haltend aber den baggen nit dar. Aber das gloubend wir, daß «6
göttlich und recht ſye dem nächften thuͤn, das wir mwellend uns gethon wer⸗
den, und den fygend mit tugenden und güte überwinden. Darum fo ver⸗
merk, daß wir uf die wort, die etwas verbeiffend, vertruwend (fo feer wir
aldubig find); aber die wort, die leerend oder heiflend, gloubend wir. Und
it alfo underfcheid zwüfchend vertrumen uf gottes wort und gottes wort
glouben ; . dann. gottes wort find ouch underfcheiden ; und dienet uf gottes
wort bertrumen dem mort, Das etwas verheißt, und gottes wort alouben
dient uf Die wort, die etwas heiffend oder verbietend, verbeiflend aber nüt.
Und ift der underfcheid ouch im glouben ; dann, der fich uf gottes wort
laßt, der muͤß zevor glouben, daß es gottes wort ſye; demnach iſt er erſt
gwüß, daß jm Das werd, das. jm der gott, dem er beetrumt, verheiſſen bat.
Alſo nimm iez die wort: „Das ift min Inchnam sc“, und die: „Du wir
in dinem Inb empfahen und gebären einen fun“, gegen einandren, fo ſichſt
du, wie ſich Luther felbe verfüret. Denen mworten: „Das ift min lych⸗
nam“, föllend wir alouben,, wie? Das fn Ehriftus geredt, und gedächte
nuß ſines todes geheiffen hab thün. Söllend aber wir. ouch daruf vertru⸗
wen? Sein; dann uns ift nüts mit jnen verheiffen; deßhalb wir nit kön⸗
nend recht und etigentlicher türfch von inen ſagen, man fölle daruf vertru⸗
wen oder ſich daruf laflen. Dann, fölltind wie nach Luthers fag forechen:
Wir föllend ung daruf laffen, daß uns mit eſſen des Inchnams Inblich, bie
fünd verzigen werds fo habend wie kein verheiflung drum; fölltind wir uns
aber daruf verlaſſen, daß, mo wir die wort ſorächind, der Inblich lychnam
— — — —
1) Falte. 2) Umſchlag, Auſſchlag.
uiber kuthers prebig wider die ſchwirmer 9. 3. vegfänofung, 9
Gheiki won Hund an da werd (als aber Luther fagt) ı fo haben? wie abet
kein verheiſſung drum; dann das wort: „Chünd das zuͤ gedärhtnun min“,
iR nit ein verbeiffung. Zum anderen , fo bat Chriſtus nit ſinen lychnam
zu gedächtnuß ſines lychnams geheiſſen eſſen; ſunder heißt er mit denen
worten die Lob» und dankſagung zu der gedächtnuß thün , daß er finen Ind
nam für ums hat in’'n tod ggeben. Das.faq mit ich funder Paulus 1. Cor.
XL, 26, da er dife wort: „Thuͤnd das zu gedächtnuß min“, alfo uslegt:
So oft jr das brot eſſen werdend , und das trank trinken , (öllend je den
ted des herren. uskünden, das ift, vryſen umd gott loben. Aber das Ma⸗
rien afagt it: „Du wirft empfahen sc®, ift ein verbeiflends wort; dann
jro darnach ouch der weg und maß verbeiffen ward, mie es zu wurde gom:
„ Der- heilig geift wirt von oben herab in dich kommen sc.“ Eölichs bſchicht
- die gar nit; dann da nienen gefprochen wirt: Alfo ſoll es zuͤgon; wenn
je die :wort fdrechend,, fo wirt der lychnam Chriſti da fon; oder dergly⸗
dien. Und darum gibt uns Luther eins über ‘den wadel, fo er von des
nen worten -Alych * als ob es wort der verheiſſung ſygind, und ſtellt
fa neben das wort der verheiſſung, da Marien , der jungfrouwen, Die gee
burt des ſuns gottes verheiſſen it, und ſpricht: Laß dich daruf. Welche
ntaß dich druyf® nit zu dem cinfaltigen erzälen und empfelch dienet;
ſunder iſt dem einfaltigen erzälen oder gheiß an dem glouben anuͤg; da
wir gloubend, er hab alfo:fin gedächtnuß yngeſetzt und ſöllind wir jm alſo
tbün. Aber daß uns da fin lyblicher Iyb zuͤ abwaͤſchung der fünd ggeben
werde, das fölfend' wir keinswegt glouben, wir habind dann ein verheiffends
wort drum; oder aber wir find nit chriften funder luthriſten. Das ift wol
ein gheiß, daß fin tod unfer fünd binnent Job. I, 29. und III, 16. und
XII, 32, sc; aber fin Inchnam lyblich effen hat als wenig verheiffung als
mir berbeiffen ift, daß ich Laifer werd. Wer: länger von diſem grund be»
gerte ze ſehen, der lefe, das ich wider den Struſſen gefchriben hab. Sich
nun, wie fiat es fo wol, wenn wir alfo ſchryen: Laß dich uf die wort
bin’, laß dich von den worten nit bringen; und ift doch heimlich die mei»
nung: Laß dich uf die unverſtandnen wort, die kein verheiffung habend.
Laß dich nit von den morten dringen, die du noch nit verſtaſt. Sam einer
ſpräch: Laß dich des verfiands nit berichten ; poch allein uf die wort, - gott
geb,- wie fy gegen andren worten ftandind; frag du dem finn nit nad.
Und darum, da Luther foricht: „Welcher den glouben us den worten
ſchöpft, der gloubt alfo ; gott.geb , Ehriftus kriech ins brot.oder kelch, oder
waryn er will, Wenn ich die wort habe, will ich nit wyter fehen noch
gedenken sc.“ Eichft dus erftlich, daB ers umkeert? Man lernt den glou⸗
den nit us den worten , funder gott [eert ung in; und denn erichend mir
den glouben ouch in den worten, ‚das ift, das, fo wir gloubend, findend
wir ouch das wort drum. Byſpil: Ich find in der Türggen Alcoran wol
das wüſſen jrs gloubens; ich gib im aber darum kein glouben; dann «6
it gröſſer narrenwys nie von eim glouben erfunden , weder fü habend.
Alfo find vil, die wol hörend, was der aloub fye, fü wüſſend ouch wol
die fiud des aloubens ; aber fn gloubend darum nit; dann es gloubt nie⸗
man, weder den der vater sogen ‚bit. Demnach fichft du, mie alle fine
wort dahin reichend, daß er ſy nit will Laffen weder eigenlich befeben noch
gegen andrer gſchrift heben; ja, er welle ſich der worten halten, und gar nit
wnter fragen. So fag an, lieber Luther, weß millt du Dich balten, daß
,
#3 Ulber euthert prcdig wider Die ſchwaͤrmer H. 3. vergfimpfung.
gott Hat dem Inblichen eſſen nuts verheiſſen, bat es ouch nit ungefeht. Zum
“andren fchidt es fich des gloubens halb nit; dann Pie artikel des gloubens
lutend: Er ift ufgefaren ze himmel, figt zur grechten gottes vaters allmäch-
tigen; dannen cr künftig iſt ze richten zc. Wir aloubend in Inblich hinuf
gefaren fon; fo kann er nit hicniden fon; dann fin lychnam ift ouch nach
der uckände nit mee dann an eim ort. Das zeigend erftlich alle fine erſchy⸗
nungen. an. mit denen er fidh den finen nach der urftände erfcheint hat,
dero feine alfo bſchehen find, daß er einsmals an zweyen orten gweſen ſye,
‚ich gſchwyg a vilen. Ouch fo:habend wir ein helles wort des engels
Minre. XVI, 6, der alfe ſpricht: Er it uferftanden ; und iſt mit bie.
Was er nit da, fo iſt ie fin Iychnam nit .allenthalb ; ale aber Luther fagen
will, ſo er das wort Pauli. Epheſ. IV, 10: Chriftus ift über alle. himmel
hinuf geſtigen, «daß er alle ding erfullte, dahin zühen will, daß Chriſtus
Ind alle ding fülle ; glych wie das korn ein ſack füllt. Und will aber
- Saulus nit von fölichem erfüllen fagen fonder von dem erfüllen der gigrift,
daß der gen. himmel gefaren ſye, darum daß cr alles erfüllte , das von jm
vorgefagt wäre Durch die. propheten ;. dann Paulus zücht daſelbſt kundſchaft
6 dem Palmen LXVIII, 19. barfür; davon ich zu Luthern im latin
utigfam gefchriben hab. Noch vil mee Eundfchaften werdend harnach in
der ungeſchickte dee gichrift kommen, die aber ouch hiehar Dienend, |
.. * Und darum merk iez uf die ungefchidte der afcheift. Die gichrift mag
säch nit erinden, daß wir Chriſtus fleifch oder Inchnam Iyblich effind. Joh.
VI, 63. ſpricht ee: Das Reifch. ift gar nüt nüß (verftand, ze eſſen, ale ouch
| Luther ſelbs erkennt bat im fermon ufs evangelium Job. VI; wiewol er
iez ein anders fagt). So folgt ouch, daß er uns das. nit ze eſſen gaeben
bab. Dann cr fpricht grad darbor : Der geift ift der, der tebend macht.
Und ftellts Chriſtus ſelbs gegen einandreen, und fpricht: Es: muß geift nit
Keith fon, das die feel lebendig macht; fo ift ie das fleiſch nüt nüß,
verfiand allmeg , ze efien. Joh. XVI, 28. ſpricht Chriftus: Ich bin vom
vater usgangen, und in d'welt tommen ; ; widrum verlaß ich die welt, und
aon zum vater. Nun mag er ie die welt nach der gottbeit nit verlaflen ;
dann nach dero iſt er von natur allenthalb, durchdringt alle ding. Da⸗
tum müß er ie die welt nach der menfchheit derlaflen haben. Dann, das
die widerpart fpricht: er ſye im facrament unfichtbarlich , ift war; ja, grad
wie er in der Lintmag oder in den herzen der glöubigen unfichtbarlich it; iſt
aber nit lyblich da; dann wenn er Inblich im facrament wär, muͤßt er da
fon, wie cr am krüz gbanget, das ift, fichtbarlich, empfindlich, ſchmerz⸗
lich. (Zrachtlicher anfchomung it Chriftus Inb im nachtmal, aber nit weſen⸗
lich) Inblih.!) Daß aber Luther vil kämpft, wie es gott wol möglich fye,
thuͤt ce wider fich ſelb; dann er im büch wider den küng von Engelland gar
sür darbringt, daß es nit zimme von dem vermögen gottes zum weien
ſchlieſſen. Es folgt nit: Gott vermag das; ſo iſt es ouch. Es folgt nit:
Gott mag Eggen zuͤ einer ſchneegans machen; ſo iſt ers ouch.
Joh. XVI, 7: Es iſt üch guͤt, daß ich hingang: dann, wo ich nit
hingieng, wurde der tröſter nit kommen. Iſt es ung guͤt, daß er hingange;
warum ſagend wir dann, er ſye bie? Ja, ſprechend wir, er ſye unſicht⸗
1) Randgloſſe.
Uiber Luthers predig wider die ſchwaͤrmer H. 3. verglimpfung: 13
barlich hie. Laſſend wir allweg nach der gottheit nach, aber nadı der menſch⸗ |
heit keinswegs; dann es hat fein. kundſchaft us der gfchrift, und hört man
ouch hie , daB er hingangen if. Er fpricht nit: Ich wird. unlichtbartidy
by üch. fun; das Loch gar ordenlich gefolget wär uf je truren, das ſy von
finem abmwefen empfangen battend ; ſunder ee verharret uf ſinem / hingen;
Run möcht „unfichtbarlich hie fon“ dag wort „hingen“ nit erlyden, noch
das wort „ich verlaß die welt“; allerwenigeft, das Joh. XVII, 11. ſtat:
Fürhin wird ich nit in div welt fun; ſy aber mwerdend drin fun. Sich,
wie die zemmen ſtandind. Schlechtlich wirt er allein nach der ‚menfchheit
nit in der welt fon; dann die jünger, ouch wir, find Inblicdy in der welt;
alfo wirt er nit-in der welt fon; dann cr feBt fü gegen einander, fin-in
der welt jun und unfers in der welt fun. Dufelbft: Do ich by inen was ꝛc.
Eid), das alles muß allein uf fin menfchheit verftanden merden, und mag
nit verflügt werden mit „unfichtbarlich bie ſyn“; dann er fpeicht: Ich wird
fürhin nit. in dee welt fon. Noch vit mee gfchriften find, fo nit erlyden
mögend, daß die wort Ehrifti: „Das ift min Igchnam“, unverwendt ver⸗
fanden werdind, die ich im latin zu Luthern hab anzeigt , als ouch alles
rochlicher. Das ift die ungefchichte, von dero wir fagend. Dann ſuſt wüle
fend wir wol, daß ſich das wol ſchickt, das gott heißt oder verheißt, und
wirs recht verftond. An der jungfromfchaft und geburt Marien bat nieman
feinen zwyfel; dann die ift mit hellen worten zuͤgeſagt und vorgeſagt; bie
aber der dingen keins. | oo
Alle alychnuffen des Luthers mögend, wie gemeldet ift, nüts bewären,
dann ſy feinen ruggen in gottes mort-habend ; noch find fu zit dem allem uns
gſchickt, zimmend nit zu finen fürnemen. Wie die feel after! dem ganzen
Ind ſye, us dem de anima Aristotelis genommen, zimmt nit. Wenn aber
Luther ein bufvil geben könnte, da ein lychnam in allen feclen oder enden
wäre, das zimmte. Unſer fpan ift nit, ob die gottheit Chrifti oder feuchte
barkeit fines Indens um und um binlange , dahin das byſpil von der feel
diente ; . funder ob fin lychnam allenthalb ſye. Alſo find alle bufpil, reich⸗
tind wol dabin, dag Chriſtus in aller menfchen herzen ift weſenlich nach der
gottheit; ouch Inblich nach der trachtung? und gedächtnuß; aber weſenlich
Ioblich , zeigt kein glychnuß an; hulf ouch nit, wenn ein glychnuß glych
wol fügte. Das er vom wort anbildet, ift in Struſſen antwurt herfür
bracht. Kurz, es darf mit zürlimürrlens. Wie jm by gott im hinmel it,
alfo gibt ers in unfer herz, alfo vedt der warhaft predigend mund; und
bringt das geredt wort nit das ding mit jm, davon ed redt. Oder aber,
wenn wir fagtind, wie der fündflug über die welt gangen ift, wurdind wir
die welt ertränken; oder, wie Sodoma verbrennt ift, die welt verbrennen;
und demnach für heren billich gerechnet.
Das Luther uf die maß fchrybt, fam des engels wort die gegenmürti
gen empfängnuß Marien ynbracht hab, iſt gar ein ungefchichte red und
gottes wort ungiuch. Der ſagt: es werde von oben herab in fü der heilig
geit kummen, und die ktaft des höchiten überfchatten. ıc. Und bat dee
maels wort nit fdlich# gemacht ; dann was kann der engel. anders reden,
weder das gott heißt? aber gottes kraft. Eich, wie es wer thuͤt ertrinken.
1) aber. 2) Letrachtung.
u Uber Eutherd veeig wider bie cabiener 9.3. vergfimpfung.
ie wolinnd gern wort hatbringen die ouch etwas gethon hattind, damit
wir das möchtind bewaären , daß hie die wort allein gegloubt und geredt den
lychnam Chriſti gegenwürtig möchtind machen; aber es bat nit grund.
Luther ſpricht: Wenn wie bie wort ſprechend über das brot, fo iſt er
warhaftig da.“ Ach, daß gott erbarme, vereerender Luther, daß du das
wort ie geredt haſt! dann es en ganz vaͤvſtlich wort iſt. zeig gſchrift
drum an..
Diſe wort ygind uns gacben ſpricht wyter Luther, daß wir wüſſind,
wo wir jn finden Gllind, namlich im brot. Iſt falſch. Dann er hat ung
fich felb ‚Iyblich zeigt zur geechten des vaters, da werd er lüwen! bis an
das fest urteii Matıh. XXVI, 64. Uber mit der anad hat cr fi) in di⸗
nem fämmerlin.zeigetz gang'nun hinyn, und bet in an im geit und in
der warheit, wirſt in gwüß finden. Wyter hat er fich zeigt: Was wir
in finem. namen begeren werdind, wiewol ce z'himmel gfaren ſye, well ex
ans geben. So iſt er alknthalb , und kummt niemer bon und; dann er
ſpricht: Ich wird bu üch fun bis zuͤ end der welt. Muͤß allein von der
gottheit und gnade fir verſtanden werden. |
Da du, lieber Luther, ſprichſt: der tüfel hab uns bſeſſen; wie habind
wol geleſen Ehriftus fye für ung tod; aber im herzen empfindind wir das
nit. Sagend wir nüts böſers zuͤ dann: Warum urteilſt du eins andren
herren eigenmann Röm. XIV, 4? Sagend wir die fumm , wie wir glou⸗
bind , und was wir lecrind; fo fprichft eintwederg, wir habinds von dir ges
lernet; und ift doch wunder Narby , babend wire von dir gelernet, daß dus
din felbeleer nit erkennen willt; oder du ſprichſt, wir gloubinde nit, das
wie verjäbend. MWie-föllend wir jm nun thuͤn? Nüts anders dann frölich
fragen, und dem rechten vichter empfelen.
Andre ſchmach⸗ und fcheltwort, Lieber lefer , Laffend wir ouch dem ge»
nannten richter ſton; und zeigend die an, daß Luther durch alle diſe fady
‚bie nachbezeichneten meinungen redt one gottes wort, mag fü euch nit erhal⸗
ten; ; damit du dich deß bas wüſſiſt ze vergoumen.
I Dee lychnam Chriſti lyblich geeſſen befeſtet den glouben.
1. Der lychnam Chriſti lyblich oder natürlich geeſſen vergibt die ſünd.
U.- Dee Inchnam Chriſti wirt iyblich ins facrament bracht, fobald
die wort: „Das ift min Ighnam® , drüber gefprochen werdend.
IV. Das evangelium werde mit reichen des facraments dem nemenden
. gügeeignet, und der lyb und bluͤt Chriſti geſchenkt.
Sind alle offen irrungen und gründ, uf die das ganz vapſttum möchte
widrum ufgericht werden; dann ſiy gar los find one gottes wort.
Darum du , lieber leſer, als ich anfänglich anzeigt hab, dich der zäng⸗
gen wenig ſollt bekümmren, finder uf das einig fehen, daß du gott ob allen
dingen lieb habift, und den mit frommer unſchuld vereerift. Gedenk ouch,
daß diſer punkt by den alten chriften nie fo geoß geachtet ift, daß fü ie da⸗
von einen artikel in den glouben gefeßt habind. Und bewar dich gott!
Dem unbefcheidnen eriognen büch, das Johannes Faber, nach dem rech⸗
ten namen „Nebulo* oder uf tütfch „Henerli“ genannt, bat laſſen us·
2) bleiben.
.
'
Uiber Luthers predig wider die ſchwaͤrmer H. 3. verglimpfung. %$
aona), wird ich antwurten, ob es mot wirt fün, fo die diſputation harus
fommen wirt, ob ich villycht zwo arbeiten mit einer usrichtete ; dergiychen
der ofientich erlognen vorred, die, Joachim am Grüt im druck bat laſſen
usgon. b) Und was ieman in der ſach widerwärtigs ſchryben wurd , wel⸗
lend wir, ob gott- will, mit der zyt alles gründlich verantwurten. Bis un⸗
geswnfelt , der Erica wirt gericht werden: nun ſtürm nieman. Gott mit ung
allen! Amen. Geben Zürich, uf den 30. tag märsens anno MDXXVIIL,
Gediudt zu Zürich im wyngarten by Chriſtoffel Froſchouer.
m Gen
a) „Ehriftenliche Beweiſung Dr. Jon. Fabri über fechs Artikel des unchriften«
lien Ulrich, Zwinglins, Meilter zu Zürich, u. ſ. w.“ 2 Alph. 9 Bog. 4. Gedrudt
zu Tübingen, 4. Herbfim. 15%. Ib) Wahrſcheinlich die „Cheiſtenlich Anzeigung
Joachims von Grüt, daß im Gatrument des Altars wahrlich ſey Fleiſch und
Blut Chriſti, wider den ſchadlichen, verführiſchen Irrthum Ulrich Zwinglins zu Zurich.“
% Ben Ausfüprung diefer Vorſatze iſt nichts weiter belaunt.
Ts
Daſs dife wort Jeſu Chriſti:
„Das iſt min lychnam, der für üch hinggeben wirt ®; ewiglich den alten
einigen finn haben werdend,
und M. Luther mit finem Testen büch finen und dei vapyſis ſinn |
gar nit geleert noch bewärt hat.
| Huldrych Zwinglis chriſtenlich antwurt.
Ehriſtus Matth. XI, 28:
J Kummend zuͤ mir alle, die arbeitend und beladen find,
u und ich will üch rum geben.
Zu eben der Zeit, ald Zwingli feine „Amica exegesis“ und bie
fanfte „ freundliche Verglimpfung“ Lutherd Teidenfchaftlichen Anfaͤllen
entgegen fegte, arbeitete Luther in wilden Eifer an der Scheift:
„Daß diefe Worte Chriſti: „Das ift mein Leib“, noch feft ſtehen wider
die Schwarmgeilter. Martin Luther.“ 1527. 18 Dog. 4. Zwingli
antwortete unverzüglich auf dieſelbe; nun auch deutſch, weil Luther
dadurch , dag er feine Streitfchriften deutfch erfcheinen ließ, den Streit
vorfüglich ind Volt warf, und Zwingli damit genöthigt war, ſich
auch vor dem Volk zu verantworten. Luthers Gegenfchriften find durch
manche Ältere und neuere Ausgaben bekannt genug; beſonders aber
bat Blank in der „Belchichte der Entftehung des proteftantiichen Lehrbe⸗
griffs“ aus den Schriften beider Partheyen die Streitfache fo vollſtaͤndig
dargeſtellt, dag Auszüge aus jenen hier als überflüflig anzufehen find.
Zwinglis Gefinnungen in diefem Streit erhalten auch aus feinem ‘Brief
wechfel in diefem Zeitabſchnitt noch weitere Aufllärung.
Gwalters Iatinifche Leberiegung fieht in Opp. II. 374, b —
416, a.
Dem durchlüchtigften fürften Johannſen, berzogen in Sachfen, ſinem
gnädigeften herren , wünſcht Huldrych Zwingli gnad und frid von gott
durch Jeſum Chriftum, finen eingebornen fun, unferen herren.
Gnädigeſter fürft und herr! min büriſch unkönnend gichrift welle din
5. ®. nit verließen. Zu eim, daß ich mein, üch fürften allen langeft feer
verdrüßlich fon, das man garnad, alle reden und afchriften, mis dergigchen
worten „Ulmer gnädigefte anad, Churfürftliche, Fürftliche durchlüchtigheit sc“
meer dann unverftändlich macht. Zum andren, daß ich nit zwyfel, föliche
titel, von dem fämeidjlenden ofind der ſchryberen und sederen harkommen,
Uiber Luthers buͤch das ſacrament betreffende 9. 3. antwurt. 17
mißfallind allen chriftlichen fürften höher weder einfaltige richtige reden.
So nun din fürftliche gnad um chriftens gloubens willen, der in dinem
land gar tapfer geprediget durch Martin Luther und andere, vuch under
den fürnemften fürften fürnem und vereumt, iſt mir nit zwyſel, die ver⸗
neme min frefne! einfaltigheit im allerbeſten. Dann mich zuͤ fürſten hin
und wider ze ſchryben warlich kein ſucht der eeren dringt, die ich mol er⸗
meflen kann mee verdünktet wurde, mo mie einer nit zum beften min
ſchroben meflen , funder mit billichee unmwürbdfche ? fchelten wurd. So aber
die ſach zu eim teil erfordret, daß ſy ouch den fürften unverborgen ſye;
und dargegen fu fo chriftenlicher und fründlicher Herzen und meinungen er⸗
funden, daß fü nüzid verargen; werdend wir fchlechten ie genötet und getröft,
fhrifttich unfer anligen fürzetragen. So nun doctor Martinus Ruther im
bandel des nachtmals Chriſti nit allein über die ſchnuͤr chriftenliche geiſts
und liebe howt, funder ouch die gſchrift vermeint mit fines namens glanz
in einen uneigenlichen finn ze dringen und fahen; foll das von dem Eeinften,
der in der gmeind fißt, fo feer er das verftat, mit verfchwigen funder widers
redet werden; ungeacht wie groß der nam ſye, dem man widerredt. Nie
vil mee foll es von den fürnemen diſer welt, fü ſygind dem fchwert der rach
oder Dem ſchwert gotted worts fürgefeht, nit unangezeigt der einen, und
der andren halb nit unverhört biyben? &o aber ouch hiemit ein künſtlin
louft, das gar bald der leereren tyranny und gmwalt nüzid weniger - ftarf
machen wurde, dann ouch das papfitum gemwefen, welchs künſtle, ift die
leer, wider die mir mit gottes wort nit könnend, fo grufamlidy ſchryen:
Ey iſt keßerifch , ſchwärmery, bübery, ufeurifch , rottengeiftifch und dergly⸗
chen; damit die ordenlichen gwält yngefürt? werdind diefelben unverhört und
unergründt ze verbieten; fo wills erſt recht not thün wider fölichs fürnemen
ſich harfürttellen und verwerren, daß nit befundre gleerte dem chriftenen vol
das urteil nemind und jr eigen machind ; darus darnach folgen wurd, daß fü
gettes wort nach jrem verirrten verftand in gefängnuß halten murdind, nit
weniger dann bor die päpftler gethon babend; als Luther in difem bitch
offenlich thut. Er will wider alle warheit dag wort Ehrifti.: „Das fleifch ift
gar nit nis“, in den finn dringen.: fleifchlicher verftand iſt nit nütz;
und fälſcht darzıı das wort, thuͤt den griechiſchen artikel dennen, 5, iſt, das,
in welchem der finn vil liechts nimmt. Hierum welle din fürftlich gnad
dife min antwurt, die nit min funder gottes ſelbs, dann fu us finem
einigen wort genommen ift, um gottes willen verliefen und ermeſſen, by
welchen doch chriftenliche warbeit und befcheidenheit ftande? und, fo feer der
allmächtig, als mir nit zwyflet, er werde die fürhin wie bishar gnädiglich
leiten, dero die warheit ufthuͤt, derfelbigen geen lofen und folgen, und da⸗
zwüſchen an dem zangg nit verdruß haben, fütenmal es doch zum firyten
kummen ift; funder zu beiden füten daran fun, dag man mit dem fründli⸗
chen, fridlichen gotteswort fechte, nit mit fo ungemäſſem fchelten. Dann,
bermeint Quther, daß ab ſinen unzfichtigen * worten die kilch nit verleßt
werde ; und vermeint aber , er babe jro das evangelium wider überlifret;
muß er ic im ſelbe gwüß fon, daß er ein kilchen zogen, die ſölichs ſchälkens
gewonet hab, das doch chriftenem volk gar nit anfton will, under weichem
®) fühne. *?) Widerwillen. ?) verführt. 9) unanfländigen.
Bmwingli’s ſammtl. Schriften IE. ds. 2. Abthlg.
18 Uiber Luthers buͤch das facrament betreffende H. 3. antwurt.
alle ding mit züchten und gottsforcht ſollend gehandlet werden. Warlich
nit, daß wir ein fo linde ſchwarten! habind, die ſoölch bi nit eriyden
mög; funder daß es ie nit zimmen, will ouch frefne zungen ee erziehen we⸗
der tapfee herzen. Es ift ouch by denen , die Luthers meinung find , foͤrm⸗
(idyee und die warheit ze finden gefchichter one mwüten ſuͤchen und urteilen
weder mit fülcher unfinnigheit. Wiewol dag gut us dem zornlichen reden
kummt, daß alle fugend des evangelii, vorus die pänftler,, nun wol fehend,
daß zwüfchend den hütigen prädicanten kein confpiration, zemmenkuchen? oder
überlegen funder fen leeren iſt. Der allmächtig welle din fürftlich gnad
fammt ganzem jrem gebiet mit allen chriftglöubigen in rechter erfanntnuß
- der warbeit leiten und bhüten! Amen. Geben zu Zürich 20. tags Junii
Martino Luthero wünſchet Huldruch Zwingli gnad und frid von gott
durch Jeſum Chriſtum, den Iebendigen fun gottes, der um unfers heils
willen den tod erlitten, und demnach die weit lyblich verlafien, und zuͤ him⸗
mel gefaren, da er fit, bis daß er widerfommen wirt am lesten tag nach fi
nem eignen wort ; damit du: erfennift, daß.er durdy den glouben in unferen
berzen wonet Epheſ. III, 17, nit durch das Inblich eflen des munds, als du
one. gottes wort leeren willt. Das wünfchend wir dir von herzen , lieber Qu:
ther, us vil urfachen; ap welchem wie hoffend vil chriftlicher angehebt werde
weder fo mans miit dem tüfel anbebt, als du diß groß buch halt angehebt.
®ott hats gefuͤgt, daß unfer beeder afchrift uf ein zyt ift usgangen; unfere
latinifch a), darin wir alles fürnemen, das du dir bishar Hagft unverantmurt
fon , gehandiet Habend, doch in einer frömden fprach , daß du dich nit Hagen
möchtift, ich hätte durft gebebt dich übel vor allem tütfchen land uszegeben ;
Dine aber türfch, damit fu in frömden landen nit fchaden möcht , funder ,
ſytenmal Zütfchland gottee worts in der gemein allerbaft bericht ift, Der
mülich kampf in dero ſprach geübt wurd, die damit allerimenigeft mögend
befleckt werden. So güte forg treit der gnädig vater für uns, daß er die
ding, die wir rmeinend ungeſchickt fun (als ouch ich meint, du ſoölltiſt
diien kampf ouch in Latinifcher forach fürgenommien haben; damit alle fach
zum erftien under den gelcerten mol erwägen , ce ſy under das volk usgoſſen
wurd), ja, die ding kann er wel ordnen. Als nun in unferem lutin alles,
das du bie im türfch ſchrybſt, gnügfam verantwurt ift , doch dasfelbig allein
die Latiner lefend; wird idy ouch gendtet in tütfch ze bringen, Das zur ſach
dienet; damit beede meinungen für die kilchen mögind kommen, und die wars
beit zünemen. In welcher unfer gegenmweer du den vorteil haben follt, daß
wie dich ganz umd gar mit wellend mit fo unmäſſigen worten beläften , ale
du aber uns anhenkſt. Verrechen? ung aber hieby nit under fcheltwort,
wenn wie fagen werdend: Hie verkeerſt du unfere wort, bie fchilteft du on
not , hie ſchänzleſt? du nach dinem mütmwillen , bie lügft du uns an, bie |
fälſcheſt du die gfchrift, hie verftaft du ſy mit, hie bifk du wider dich
1) Haut. ?) Verbindung. 3) verrechne rechne⸗ 4) fpotteft, ſtichelſt.
a) Die „amica exegesis. *
Uiber Luthers büch dad facrament betreffende 9.3. antwurt. 19
ſelbs, und derglychen; dann wir dasſelbig allweg klarlich wellend darbringen.
‚Und find dennoch noch wol fo rych an worten, daß wir der ſänften gnuͤg
- abend; ouch (gott ſye ob!) nit-fo wütend, daß wir ung vor jenen nit gehüten
n ‚mögind. Aber da du die unwarheit.fo ſtark darthuft mit fo frechen unbe⸗
: ı fheidnen worten; müß man diefelben nach dem wort Pauli ouch kräftig her⸗
fürziehen und mit dem finger zeigen, wo der breſt ligt, ouch die zu etwas
malen für die ougen legen, daß du dich ſelbs ouch erkennen lerniſt us dinen
| tianen worten; dann wir warlich, warlich fehend, daß fich die falfchlich dee
geiftes ruͤmend, die fo gar Heifchlich ſchrybend, und redend mit fo geoflem
| ſtyß den nächſten ze verlegen und uszegeben. Hab Huch geduld, dag wie
‚ Mir nach der länge über all din gefchrift antwurt gebend, Das du aber nit
willt, wie bym end dins buche flat. Wir wellend bieby gar nit vergeflen
der zwenen punkten: „Er fibt zur grechten“, und: „Das fleifch ift gar fein
nun“ , fonder, fo wir an die kommend, fy rychlich mit grund der afchrift
fefinen; dann ie das nit ze Inden ift, daß du zu verbösrung der fach ung
- für fo ſchandlich Iugenhaft lüt usgibſt, daß, wo im in der warheit alfo
wär, nit allein unſere gſchriften funder ouch unfere namen fölltind von
allen menfchen hingenommen und usgerütet werden. Aber der fach wirt
mit gott anderft, weder du fy darmiſſeſt. Es wirt hie gottes wort oberhand
gwünnen, nit „Ichwärmer, tüfel, ſchalk, Teer , mörder, ufrürer, glychsner
oder hüchlee , trotz, potz, plotz, bliß, donder , po, pu, pa, plump“ und
derglychen fchelt=, ſchmütz⸗ und fhänzelmort. SHierum fo merk, lieber Lu⸗
ther, wie wie die ordnung halten wellend: von einem punkten allgemady
zum andren gon, und jn uflöfen kurz oder lang nach erfordrung ber
fady , und, fo es an die zween genannten punkten kummen wirt, diefelben
Harlidy , wie afeit ift, anzeigen und feſtnen. Daß wir aber dir nit folgend,
da du uns zumüteft, wir ſoöllind din übrige red alle laſſen fallen, und allein
uf die zween punkten: „Er fit zur grechten“, und: „Fleiſch ift nit nüß“,
gon, damit wie nit ab der ban kömmind, befchicht us. denen urfachen.
Erſtlich, da du die mwarbeit mit fo vil unnützem gſchwatz dünkleft, und
meinft darnach, wir föllind die dasfelb überfehen ; könnend wir dich nit eeren,
‚ wie wölltind dann die warheitienteeren ; fuft min dienft, fpricht man. Zum
- andren, bätteft du dine geünd der zweyen pünften: „Er fißt zur gredhten“,
und: „Das fleifch it gar nit nüg®, wol uf zween bogen bracht , und haft
nünsehenthalben darırs gemacht. Was iſt nun. das übrig, deß nit not iſt,
das du uns ouch erloubft unverantwurt ze lafien? Thuͤt e8 zu diner mei»
nung? Warum muüteft du dann ung zu, nit Darüber ze antwurten ? So du
doch ſo oft mordio ſchryeſt, man hab, das du wider Carolſtad gefchriben,
nit verantwurt; wie wurdiſt erſt hie thün? Thuͤt es aber nit zu Diner
meinung ; warum haft dus dann die unnüben vile dahar geſetzt?, Darum
wir nun dir gnuͤg thuͤgind, und nit urſach gedind zuͤ wyterer unruͤw; wel⸗
lend wir nüts unverantwurt laſſen; wiewol wir der arbeit wol möchtind ges
raten , und ſy nüglicheren dingen verlyhen, damit du nit fagen Lönnift,
wie habind diß oder jenes nit verantwurt. Zum dritten ift ouch by den
Athenern, als Demosthenes pro Ctesiphonte anzeigt, recht und gſatz gemwefen;
daß der verantwurtend nit füllt ungetbon werden, dag er nun müßte ant⸗
wurten, wie fin wibderfächer wöllte. Wie vil weniger follt du ung fürs
ſchryben, daß wir die ding nit verantwurtind, die du in die Lerzen der men»
20 biber Luthers buͤch das ſacrament betreffende 9. 3. antwurt.
fchen mit fo feefnen worten gefeit haft? Aber das wellend wir gern thün,
in gottes namen fürderlich anheben, und die wort mer mjt dem ernft der
fach verzeeren weder mit langer vorred. Du, frommer leſtr, urteil nit us
anfechtung oder unverftand , fonder ſich, was der waren gottheit und menſch⸗
heit Chriſti, die beed in jm eigenlich und natürlich find, gesimme, nit us
minem fonder us finem eignen wort. Hie welle der allmächtig finer qnaden
liecht darzü heben , daß nieman irr, funder bie hellen warheit ungeblirizet
anfehen mög! Amen. u
Nachdem nun du, Lieber Luther, erzält, wie der tüfel ben anfäng-
lichen chriften die brugg, das if, die gefchrift , -abgeloffen hab-a) ;" folkteft
du von fund an dich felbs gegen ung gewägen haben ; ſo hättiſt gſe⸗
ben, daß es unſer einig arbeit iſt, daß man by der wol und rechtverſtand⸗
nen gefchrift biyb; und biemit dich ſelbs funden, daß du in difem han⸗
del ung mit gwalt willt von der gſchrift dringen , und und din wort fürge»
ben. Als, da du iez in dem büch erft nüwe ireung leerft: der lychnam
Thriſti geeſſen, ouch mit dem mund, neme die fünd bin , fefte den glouben,
erfülle alle ding, und fye ouch gegenmürtig altenthatb glych ale wol als‘
die gottheit, erhalte des menfchen Igb zuͤ der urftände, und derglychen vil,
wie harnach kommen wirt, welche dis alle ome gottes wort leerft ; willt aber
kurz / man fölle die glouben; fo du aber darum gottes wort nit haft, funder
es ftrutet darwider. So fich du icz uf, wedre part dee anderen welle die
afcheift abloufen. Ich hoff aber, es fogind nun talame fo vil rycher im
der kilchen in allen reden und verftand, daß fü wol erfennind nit die red
der ufgeblasnen ſunder die kraft 1. Eor. IV, 19. | |
Daß du aber anzeigft, wie die menfchenfaßungen durch Die eoncilia
haryn gefuͤrt; wirt eigenlicher wider dich fun erfunden weder wider ung;
dann dis dichteft gfabe, wie man die gfchrift verſton ſölle, die du uf dinem
weg nit gefchiemen magſt; als wo „feifch“ ande on zuͤthuͤn „min“, fo
heiffe es fleifchliche bosheit se, wie harnach kommen wirt. Alſo bift. du denen
glycher, die menfchlich faßungen unfürend, weder wir; dann du gibft ſatzun⸗
gen, die gottes wort nit anzeigt, ouch nit erigden mag.
Und als du darnach anzeigft , daß us der väter fagungen der zangg in
gottes wort fye hingenommen welchs doch ein görtlicher hader fye; beruͤrt
ung aber nit, dann wir allein gottes wort für unferen grund habend. Will
aber demnach ieman mit uns kämpfen, wellend wir ung allein mit dem
ſchwert gottes worte fchiemen. Iſt nun dasfelb ein göttlicher hader , ale
dus ſagſt; fo wöllend wir der fach recht thin. Mber nit alfo! In gottes
wort fol) man nit haderen, ſunder dasſelb einanderen ernſtlich ufthuͤn, und,
fo die warheit erhört und giehen wirt, wochen. Diß foll alles befchehen mit
anzündung des glöubigen herzen, als den jüngeren bſchach, die nen Emmaus
giengend. Unſer ſtryt iſt ouch nit allein mit dem tüfel ſunder ouch mit
dem fleifch, das ailweg wider den geift iſt; darum ermiß eigenlich , was es
für reden ſygind, wie Ephef. VE, 11 ff. fiat. Kurzı wir wellend mit dir
in feinen anderen ſchranken fechten weder innert nüm und altem teftament.
Daß aber die leerer find bon Delolampadio und mir angezogen, ift nit. ge⸗
ſchehen, daß wir uf fü gründen wellend, als wir oft gnüg anzeigt, funder
dag mir allenthalb har fundfchaft bringind.
—— — — —
a) In Luthers Büch A.
iiber Luthers buͤch das facrament betreffende H. 3. antwurt. 21
Demnach thuͤſt du dich aber tür dar, wie du die afchrift under dem
bank harfür bracht habiſt; mines bedunfens unbillih. Dann, fa
man ie betrachtet , welche uns die gſchrift fürgetergen habind durch das
mittel und inftrument der forachen ; fo müßt du Erasmum zu unferen zy⸗
ten und Vallam bor etwas juren zu eim, und den frommen Röuchlin
und Pellicanum am anderen erfennen ; on dero hilf weder du noch andre
nüzid wärind, fo feer allein der menſch, und nit gott, der urbaber füllt
erkennt werden. Aber was bedarf es des rumens? Iſts der nüminen , der
allsfamımen wachſen macht? Gilt Paulus nüts mee 1. Cor. III, 5—7:
er. it Paulus? wer ift Avollus? Ich hab gerflanzet, Apollus bat ges
wäßlert ; aber gott hats wachen gemacht. Darum ift, .der pflanzet, nüts,
noch der wäßret, funder der wachfen macht , gott? und: Nit ung, herr, nit
uns funder dinem namen follt du die eer zugeben ?_ Ich verfchon din hie, .
lieber Luther, treffenlich ; dann du in dit gfchriften, durch fandbrief und ſuſt
noch vil ſtölzer dich gerumt haft, darum man dich wol follt erftouben; aber
wir wellend, ob gott will, maß halten und dich einen menfchen laflen biy«
ben. Dann in der warheit, fo weiſt du wol, daß zü der aut du dich hate
für ſtalltiſt, gar ein geoffe menge dero was, bie in dem fefen und fprachen
gar bil gefchichter twarend weber du ; wiewol fo us forcht, und daß fn gott
nit erwackt und mannlich macht, ſich nit harfür ftalltend, Iſrael ze ſchir⸗
men , und wider den groſſen Goliath von Rom ge fechten. (Ya folgt ouch din
lob.) Aber dus wurdeft in dem allem von gott beruft nit anderft weder David;
ſtalltiſt dich dem fyend entgegen fo troſtlich, daß alle, die vor ouch angfthaft
mwarend , wie der fchmächlich antichrift hin wurd genommen , geftärkt wur⸗
dend, fprungend die zu, alfo daß das evangelium in einen treffenlichen uf⸗
arg kam. Darum wir gott billich danken ſoͤllend, daß er dich erwedt hatı
do es nieman wagen dorft; und dich als ein nußlich afchirr in eeeen haben,
als wir ouch gern thünd, ob du glych dasſelb in vil weg verkrereſt. Aber
zorn iſt ein band der vernunft und ein fygend der liebe nüts weniger, weder
ouch unſinnigheit die vernunft verwirrt. Wer iſt aber fo unwys, daß er über
den treffenlich tobenden zornig werd, ſo er te mee und mee tobet? Nieman;
ſunder, ie mee er tobet, ie mee man mitlyden mit sm hat. Alſo erkennend
wir warlich uf den hütigen tag wol, wie du das papſttum geſtürmet, wie
wol du das onmächtig hochfärtig fleifch an das liecht harfür gezogen baftı
wie bil dir gott kraft hat zü reden geben. Und ob du alych iez us zornes
onfechtung tobift, wolltend wir dir gern um dordriges dienfteg wegen über⸗
feben ; fo willt du es nit erkennen. Daß dur aber iez us zorn tobift, kannſt,
od gott will, nit löugnen , wenn du nun din eigen büch liſeſt; dann die
unzal der fcheltworten und verkeerten meinungen, ats wir heil machen wer⸗
dend, kann us liebe und mwolbetrachtung nit kummen. Dann befih alle,
Die us bitterkeit ie geſchriben habend , wo ie keiner jm felbs fo nar entgan«
gen ſye, ale du die ſelbe in dem büch entgangen bift. Und follt man das
in einen geift Bönnen rechnen ? oder wider dich nit reden? oder der derung
wochen ? Saul was zum erften mild und gott lieb und gſchickt; aber do
er hochmütig ward und tyranniſch, ließ in gott täglich toub! werden, nam
sm uncerbere ding für. Gollt es darum recht gewefen fun , drum daß er ei⸗
0%) raſend, unfinnig.
23 Uiber Luthers büch dad facrament betreffende H. 3. antiowet
nift gefchicht gemefen? Der groß Alerander hielt fich in usgang fines lebens
duch frefner weder in der jugend. Marcus Manlius kam durch fin herr⸗
lich thaten darbinder, daß er nach dem rych trachtet, und ward getöbt
um der tyranny willen. Pythagoras, der türeſt vbilofophus, ward Der
gröft tyrann. Sollt es darum alles recht fm, was ſy fürnämind? Dil mes
niger foll in der chriſten gemeind um einer türen! that willen ſich ieman alfo
teagen, dag man jm nit fölle ynreden, oder glouben fülle, was er will.
Darum veeman ich dich by dem gott, der dich und mich gefchaffen hat, dus
wellift in dich felb gon, und ander lüt lafien von dir fingen und fagen , deß
du villycht wol wert bift. Dann mas haft du, das du nit von gott em⸗
pfangen habift? Haft dus aber empfangen, worum rümft du dich? 1 Cor.
IV, 7. Und, mag das alles nit helfen, fo will ich die dich ſelbs eigenlicher
in aller güte zu erkennen geben. Du willt ie aefeben fon, fam du die
ban des evangelii allein gerütet? babift, darin ich die faſt vil zugib; aber
ich will dir für die ougen ſtellen, daß du den wyten herrlichen ſchyn des
evangelii nie erkennt haft, du habift dann desfelben widrum vergeflen, alfo:
Du baft wol geleert: dag Chriſtus Jeſus, der fun des lebendigen gottes,
unfer einig heit ſye, daß der gloub von dem einig ziehenden vater und geift
fomme, und dergigchen ; dann du haft darum gfchrift mögen harfür tragen,
nüme und alte. &o du aber dancbend allweg ftarf geleert haft = es müſſe
ein abfolution aefprochen werden dem, der ficher fölfe ſyn, daß im die fünd
verzigen ſygind, und dieſelb abfolution fygind die ſchlüſſel; ſo haft du we⸗
der fchlüflet noch evangelium eigenlich erkennt. Dann us dem evangelio
kummt die ficherheit des aloubens , da wir wüflend , daß der fun gottes ‚mit
finem tod unfer find bezahlt hat. Iſt nun der gloub da, fo ift ouch Die
abfolution oder entledigung da ; fo darf es demnach keines ſichermachens des
menfchen; dann er müß allein im glouben ficher werden, und den qlouben
gibt nieman weder gott. Und ob der menſch ze tufend malen ſprech: Die
find dine fünd verzigen; fo ift de& nieman gwüß, weder der von gott im
herzen , gelichret it. Dann feß , daß einer fureche : Die werdend Pine find
verzigen durch den tod Chrifti Jeſu, und bift ouch durch jn ein fun gottes
gemacht ; fo ſind dife wort das cnangelium. Es nimmt aber Ehriftum es
fum nieman an, der vater hab jn dann gezogen. Alſo folgt: &o bald er
gesogen iſt, fo gloubt er. Gloubt er, fo iſt er fchon fiher. Dann alldiewnl
ficherheit nit da ift, fo iſt vollklommner gloub such nit da; ift aber gloub da
fo ift ouch ficherheit da. Was bedarfs dann der ſichermachung des men⸗
fchen oder abfolution , entledigung ? Spricht nit Paulus Röm. VIIL, 16:
Der geift felbs gibt unferem geift Eundfchaft, dak wie Linder gottes find?
Sichft du nit , wer unferen geift.ficher macht? Und Gal. IV, 6: Daß jr
aber fün ſygind, hat gott den geift fines funs in üwere herzen gefendt, der
do ſchryt: Vater! Von dem kummt die ficherbeit unſers geifts har, daß
wir fün gottes fugind , nit von dem fagenden achfelvicrer.? Daran: du dich
felbs mol erfeben magſt, daß du den glanz des ebangelii nit in alle wute
durchfehen, noch eigenlich gewüßt haft, mas die fehlüffel ſygind, namlich das
predigen des evanzelü. Und obglych Chriſtus das binden und entledigen
den jüngeren zueignet , iſt es doch allein des würlenden geiſts. Sy predi⸗
—
%) herrlichen, vortrefflichen. 2) gereinigt. 2) Abſolvierer.
Uiber Luthers büch das facrament betveffende 9. 3. antwurt. 23
getend aber, das der geift vor in jnen ouch lebendig hat gemacht, und es für
und für, wo er wollt, lebendig macht ;:darum wirt us göttlicher fründfchaft
der apofile.: namen- zügelegt , das allein des geiftes ift. Glych ale er fpricht
Joh. V, 20: Welcher in mich vertrumt, der wirt die werk thün, die ich thuͤn;
ja, ex wirt gröſſere thin; und thüt aber die wunder allein gott; noch legt
ers unferem namen zu, damit wir fin liebe und gnad defterbas erſehind. Hie
baft du ja etwas überfehen, kannſt nit löugnen. Item, du hatt dem fegfür
allweg (ifte, als man fagt) etwas zügegeben; welches aber das evangelium
nit erinden mag. Dann, mer im glouben abftiebt, der ift heil, und kummt
in fein urteil noch verdammmuß, funder iſt us dem tod ins leben gangen
Joh. V, 29. Und, müßtind wir gnüg tbün für unfer fünd oder ſelbs reini⸗
aen , fo wär Chriſtus vergeben aftorben Gal. II, 21. Darzuͤ ift vor Chriſto
tin fegfür geweſen; und es föllt erft gebumen fon, nachdem die bezalung
für die fünd fchon bar gezält it? Item, du haſt dem fürbitt dee feligen,
die im himmel find, etwas zuͤgegeben one geund der afchrift; fo wir doch
nun einen mittlee habend , fürbittee und bezaler ꝛe. Gal. III, 19. 20. und
1. Zim. 11, 5. und 1. Job. IT, 1. Und hat dich darin verfürt der gegen.
wurf, den die päpftler thund fprechende: Sy find in der liebe; dann die
liebe fallt nit bin. 1. Cor. XIII, 8; und darum bittend fy für und. Dann
du haft hie fürs ein mit gefehen , daß diß wörtlin „axiseres“ nit ſöll ver⸗
tütfchet werden: fallt nit hin, oder: fallt nit us; funder : Die liebe felt nit,
oder : vergiffet nit ze würfen (Sic etiam latinis excidere pro obliviset aut
deserere crebro accipitur!). Fürs ander haft du nit ermeilen, daß da-
ſelbſt nit Die liebe. befchriben wirt, wie ſy doben im himmel ift in den ſeli⸗
gen ; funder wie fy ‚by ung hieniden ſyn foll, diewyl mie im dem jamer«
tat find. Dero ift die bſchrybung Pauti ein: Unorünwors, das ift, ein vor⸗
malen. Siem, in dem fpan der bilderen entfcheideft du die fach alfo: daß
us dem gliatz Mofis ung allein das antrefte, das mit dem gſatz der Liebe des
nächftien gemeſſen werd ; nun mwerdind die bilder nit dahin gerechnet; da⸗
rum mög man ſy haben oder nit, als ouch Paulus meinung fye, da er
1. Cor. VII. 4. alſo ſpricht: Wire alfo wüflend, daß der göß nit ift in der welt.
In welcher diner entfcheidung zum erften alfo irreſt, daß man es nit Inden
fol; dann es firntet din canon oder fchnür wider gottes wort, Dann Chri-
us foricht Matth. XXI, 40: Sn denen beeden geboten hanget das ganz
alfa und.die propheten. Alſo müflend wir ie allee, fo im alten teftament
flat, nach den beeden gſatzen ermeſſen, namlich nach der eer und liebe got⸗
tes und nach der.liebe des nächſten. So wir nun die bilder nach dem er-
fen afat der eer und liebe gottes meſſend, fo find fy fehnürrichtig wider
gott; dann die bilder find zu bereerung ufaericht, nachdem wir die, denen
fü dargeftelft find ,. für beifee und gött ufgenommen habend. Und kurz, es
foll und mags der aloub nit erigden, daß man bilder hab, die man vercere,
- oder die in fo gwüſſem anzug und gefar der vereerung ftond , als fy in den
templen werdend ‚fürgeftellt ; ale Erod. XX, 4. 5. wol verftanden wirt.
Spricht ieman: So aber nun hinfür fo ftarf und eigenlich geleert wirt, daß
man fü nit vereeren ſoͤlle, fo Ligt nüt daran , man lafle.fy in den tempien
fon oder nit; fo redt der us ſinem dunken, und trachtet aber nit, daß gott,
1) Randgloſſe.
24 Wiber Luthers büch das facrament betreffende H. 3. antwurt.
dee die ewig wysheit und fürfichtigkeit ift, wol bat gewüßt, was us dens
fürftellen der götzen kummen wurd ; obglych fin wort ſchrüwe: Du follt fg
nit vereeren noch inen dienen oder zucht embieten; und hats verboten. Da⸗
rum föllernd wir nit wyſer wellen fon weder gott, und fagen: : Wir wellend
oder mögendf haben, fo wir ſy mit vercerend ꝛe; dann , laffend wir fü fton,
gebend wir allen gottlofen hoffnung , .den unglouben wider ze bringen, und
urfach, daß die jugend und nachtommen für und für mögend, wo ein klei⸗
ne zyt das wort underlaffen wurd, widerum mit den gegenwürtigen götzen
in abgöttery gefuͤrt werden. Wir find gwüßlich bericht ,. daß in etlichen
templen in Sachfen und andren anligenden landen die göken in den temp⸗
len unglych geftellt , einem dag hinder für feert, der ander ufs houpt geſtellt
wirt; und will man damit die indifferentiam beweren, das ift, man mög
fy haben oder nit. Das beißt gut näreifch fun. Mag man fu haben, : fo
laſſe man fy recht kon; foll manf nit haben, was trybt man dann fötich
phantafy darmit? Wir redend allein von den bilden , die in vereerung
kommen mögend ; dann wir ouch by ung. durch den bank hinweg allein die
bilder habend dennen gethon, - die zu vereerung fürgeftanden find. '
- Zum andren irreft du in verftand des worts Pauli 1. Cor. VIII, 4:
Wir wüſſend, daß der götz nüt nütz ift in der melt; dann du mäneft, Dau«
lus verftande durch das wort „götz“ das geſchnitzt oder gemacht bild, welches
abse Paulus meinung nit iſt, funder will er fagen: Man weißt wol, daß die
gött, dero die nöken find, nüzid find; als dann oft in der heiligen afchrift
Die götte „götzen“ genennet werdend in ſpotteswys (metonymice), ja etwa
tüfel , darum daß .diefelben antwurt us den bilden aabend. Und will Pau⸗
lus die fürmwißigen , die meintend: es läge nüt dran, daß ſy in der abadtten
oder gögen opfer mitmaffen! wärind; ſy mwüßtind mol, daß der gott, deß götz
da ſtunde, und den man vereerte, nüzid wär; deßhalb wenig daran gele⸗
gen, ſy eſſind mit oder nit; ja, die fürwitzigen will Paulus uf fölichen
finn heſchelten. Man weißt mol, daß die gößery nüzid ift, oder: Wir wüſ⸗
fend mol, daß alle abgött durch die ganzen welt nüzid find, (Synecdoche est
Söwloy Pr 7 x00uw.?) Daß aber diß der finn der worten Pauli ſye, cr
meſſend wir us den worten , die von fund an harnach folgend alfo: und
dag Fein andrex gott ift weder der einig 2c. An welchem und an den nach⸗
kommenden worten man Elarlich ficht (xar’avridecıy?), daß Paulus diß wort
„ads“ nit für den gefchnibten ftocd funder für die abgött, denen die bilder
werdend dargeftellt , genommen hat; dann den göten hat nieman für ei«
nen gott ; deßhalb unfüglid) bernach entgegen ftünde : und daß. kein
andrer gott ift weder der einig ac. . Und ſtrytet Paulus am felben ort
gründlidy wider die mitmaflen, daß, ob ſy glych mol wüßtind (als fy dann
rumtend), daß die abgött nüzid wärind; dennoch fOlltind ſy den rine
faltigen keinen anftoß geben. Welches richtig wider dich-, lieber Luther, ift;
dann ſytenmal der einfaltig und ſchwach mit dem gößen verletzt wirt, füls
(end wir feinen gößen nümmermee haben in die ewigkeit. "Dann güßen
haben iſt vil verleßlicher weder fleiſch eſſen, das im güßendienft geopfret
ward, von welchem Paulus redt: ee er damit den ſchwachen wöllte ver⸗
letzen, ee wöllte er gar kein fleifch eſſen, nit allein on götzenfleiſch ſyn.
(Climax est locus Pauli,®)
1, Mitgenießende, Mitgäfte. 2) Randgloffe. 7) Randgloſſe. *) Randgloſſe.
uider Luthers bich das facrament betreffende 9. 3. anwurt. 25
- Dife ort hab ih dir , hochgeachter Martine Luther, Darum für Die ou⸗
gen geftellt, dap du fehüit » daß du mit an einem ort verfchoffen bift funder
an vilen, und dich fürbin des hohen ruͤmens under den chriften mäffigeft,
fam du es allein alles gethon habiſt; welches wir die gar wol gunnen möch⸗
ind, fo feer im alfo wär. Aber du bift allein ein redlicher Ajar oder Dio⸗
medes under vil Neſtoren, Ulyſſen, Menelaen. Thuͤ amach , laß dich das
fein glid, von dem Jacobi III, 5. 6. gefchriben ftat, nit überylen. Wir wüfs
fend den rum Pauli wol, und Demoftbenis by den Athenern , ouch Eiceronis
by den Römern; aber es ift ung allweg ze befinnen,, erſtlich, wer die
fogind, die ums lobind; demnach ouch cigenlich befeben, ob wir alfo ſy⸗
gind, als man uns lobt, Dann wir warlich in dinem anfang wol geſchen,
wo es dir falt; habend doch gütlich darzuͤ geſchwigen dines namens halb;
und aber die leer , Karin du nit recht wandleteft, mit teüwen on underlaß
getriben , damit allexwenigeſt verletzung geſchehe.
So du nun in den treffenlichen ſtucken dich nit entſagen tannſt, weder
daß du etwas darin gefelt; lieber, fo frütt! mit alſo, diewyl du ſichſt,
daB du an andren orten ouch- gefelt, und frrich: Du haft vormal ouch oft
geftrüttet; haft darum nicht recht gehebt; alfo magft du aber felen. So vil
von dinem rum, den du hie dennoch etwas mäffiger fürft weder an andeen
orten. Minethalb fag ich, daß ich allweg dankbar bin geweſen denen, Die
mid) gelcert babend ; wie vil mee ſöllt ich dankbar fun einem fo treffenli⸗
chen mann , deß eer ich wol weiß nimmermeer erlangen? Was follt fy mich
Bann teuden? Aber ich hab min Pleines wüflen dahar, als ich die im latin
anzeigt, und wenig von dir , weder daß ich gott und dir dankbar bin, daß
dus zum erfien fo weidlich bit harfür geftanden.
As du ung demnach verdächtig machſt, als ob wir hinden in dich ge⸗
falfen fyaind, diewyl du die gſchrift harfür bracht; thuͤſt du uns unrecht ;
dann es habend vil ireffenlichee männer dich fründlich gewarnet und gemeint,
du ſoͤlliſt dich wol ertrachten. und nüzid us anfechtung ? handten. Für
mich felbe hab ich gelitten, daß du mich zum vierten mal ‚haft übel usge⸗
ben mit unfeündlichen afchriften, als ich, ob gott will, nit eine will wider
dich laſſen usgon; noch hatt ich mich erfet, mit dem namen nimmermeer
wider Dich ze fchruben, bis daß du beimlicher eptitlen allenthalb bin und
offner gefchriften fo vil haft us laflen gon, daß ich der warheit zuͤzeſpringen
gezwungen bin.
Da du aber schen houpter us uns macht, thüft du glych wie durchs ganz
büch binus, das langeft eerlich verantwurt ift , ſchryeſt du für und für, als ob
deß nie gedacht ſye. Merk aber alfo: Chriſtus Jeſus, der die warheit felbe
iſt, bat die einigen fumm des evangelii an einem ort durch die alychnuß
des waſſertrinkens Joh. IV, 7 ff. aeleert. An cim andren Joh. VI. durch efien
und trinken fines fleifches und blüts. Am dritten durch cin alychnuß eins
busvaters, der arbeiter in finen wyngarten bflallt. Am vierten durch die
alychnuß des Fünigs, der finem fun ein hochzyt zügerüft hätte. Am fünften
mit der glochnuß des verlorenen funs Am fechsten mit der gluchnuß ter
mörderifchen Ichenlüten , die den fun jres herren erfchlügend. Am fibenten
mit der glychnuß des waflers und wyns Joh. III. Am achten mit dee
—— — — — — — — — ———— En ©
%) elle. 9 Reidenfhaft.
26 Liber Luthers büch dad facrament betrefiende H. 3. antwurt.
alychnuß der wynreben und der ſchoſſen. Am nünten mit der glychnuß
der ſchlüßlen, bindens und entbindens. Am zehenten mit hellen worten
barus geredt: Gott hat die welt fo lieb gebebt, daß ee finen eignen fun
gaeben bat, daß wir lebind. Das ift gut tütſch. Und: Bond hin, vredi⸗
gend das edangelium :c. Welcher gloubt und touft wirt, wirt ſelig; welcher
nit gloubt , wirt verdammt. ich, in wie vil weg bat Ehriftus ein fürnemen
aeleert , und wir fteafend jn nit darum. Ga, er bat diß fürnemen in noch)
vil mee weg gelcert. Und uns foll nit zimmen, fin rrd in vil weg den cin-
faltigen fürzemiglen! oder ſchnyden, damit ſy den rechten verftand erlernind.
Wie vil bat du felbs durch ander und ander fürfchnyden geleert, vorus da.
die ſumma des finnes unverfeert binbt , und die wort die trovos wol erin-
den mögend? Wer will fchelten, daß man dife wort Pauli 2. Cor. XL, 2:
„Ich hab üch ein reine. tochter vermãchlet Chriſto ze ‚geben *, in bil weq
ufthuͤge, im wort „reine tochter.“ , im wort „bermächlet” im wort „geben
oter bringen“ ? Und wirt Darum biler zwenung nieman gefcholten. Alfo thüt
cin r dife wort Erik i in dem wort „das“ uf, der ander im „ift“, der dritt im
„min Iychnam“; das dody ein finn biybt , und die warheit nit allein unver⸗
feert ı (under erft an dem und andren orten Elar harfür bracht wirt; fo iſt
das ie Erin gwitracht.
Dat du aber faaft: wie fyain deß einträchtig Chriftum zů durdchten;
wellend wir dem rechten vichter befelen ; dee weißts, ob im alfo ſye. Es
wirt ouch hinfür in unferer antwurt wol erlcenet , wer Chriſtum allermeiſt
durächte.
Willt ouch vorſagen: dee tüfel werde noch mee artiklen angryfen, den
touf, ertfünd, ja Chriſtum, daß ſy nmüzid ſygind. Des toufs halb ſorg ich.
nit vil; derglychen, daß Chriſtus nüzid ſye die widerſpänigen ze überwinden.
Kummend fy, müſſend wir ſy glych ale wol mir dem ſchwert gottes worts
emp'ahen, als ouch die alten gethon habend. Bewar nun du dich ſelbs
vor gott wol; dann des toufs halb (ſagend, die dine buͤcher leſend) habiſt
nit ander gründ, weder die von den widertöuferen ring mögind umgeſtürzt
werden. Des herren Chriſti Jeſu halb mag fin ware menſchheit feinen
weg cc in zwiſpalt geftellt werden weder mit der leer, die du in diſem büch
fürſt; ale wir harnach offenlich überzügen wellend. Die erbſünd ſagt nie⸗
man nuzid ſyn; aber dab ſy ein breſt und krankheit pe nit ein verwürkte
ſchuld unfer funder des erften ättis? Adams sc; als wir davon gefchriben
habend in latin. Lis es, und, was unrecht darin iſt, zeig an; will ich
fründlich bericht geben oder wychen. Es bat wol ein Altechammel a) dar-
wider in tütfch etwas gebröggt; ift aber nit wert, daß man ſich deß anneme.
Der menfchlichen faßungen halb, daß man mit denen werde müflen den
zwiträchten ze hilf kommen, bis on ſorg, fo feer je jm thünd wie wir.
Mir verbütend kein leer für die kilchen ze bringen ,- fü ſye pänftifch , luter,
teub oder unfuber ; wir ftond aber denn mit dem pflegel gotted worte dar⸗
über , fürend ouch den ustretenden ochfen darüber, und eritoubends recht
wol; denn fallt von etlicher fo vil bin, als wenn böfe jae find, und kein
4) vorzubrödeln. 3) Vaters.
.: a) Andreas Althammer von "Nürnberg ſchelebe eine deutſche Sankt, „vom
&Satrauent des Altars.*
tiber Luthers buͤch das facrament betreffende H. 3. antwurt. 27
forn in der fordwer ik. Dine beede bücher von bitderen und nachtmal
Chriſti a) wider die ichwärmer hat man by ung fry geleſen, und demnach
mit ernſt ısgcbröfhen ; it nüts da bliben dann inanes palc=, fer ſtrow,
fo vil die meinuna anteifft, das ift, nüzid anders weder ſchyn der Flügen:
wor!en , uı.d ift der frgenboum , der allein blätter hatt. |
Zbuft wal uf: 9b man des tüfels welle fon ; werde er ung der gſchrift halb
wei ruͤwig taſſen. Antwurt: Frylich wellend wir vil lieber mit jm und
dir enig mit den unüberwindlichen waffen ſtryten weder ſin ſyn. Hie ſind
wir uf dem plan.” Es wirt ouch mit keim jar us werden, als du ſagſt:
du wehlik diß jar mit den ſchwärmeren fchlahen. Ein jar mage nit nasse
den; dann ob du gluch hierin, als ich zu gott hoff, wychen wirft; fo mer,
dend eeft, als du felb Tröuft, noch gröffer ketzeryen entiton. Wider Dirfelben
wellend wir mit .gott mol ale redlich firyten als ie; mit dir. |
Schryeſt: „Ah mwee und aber wee über unfere leerer und büchfehrgber,
daß fu.nit ein gedan’en zehenmal anfehend , ob er recht vor gott ſye, ce ſy
jn berus ſpeigind. Darzuͤ fag ich wie Chriftus zu den weinenden wybern:
Wein über dich ſelbs, min Luther ; dann , hätteft du alle ding als wol nik
allein zeben junder zu hundert malen betrachtet , ald wir in allen dogmatis,
das ift, verrichten meinungen , gethon habend; fo ftünd iez din leer ouch
allenthalb unüberwunden, als von gotted qnaden die unfer flat. Gang über
{n , und brich ung cın dogma. _ |
gJez müß ich einmal dine eigne wort ſetzen Luther A, am IV. andren .
teil: „Eben derfelbige teufel ifts , der ung iez durch die ſchwärmer anficht
mit läfterunge des heiligen hochwürdigen facraments unfers herren Jeſu
Chriſti; daraus fü wöllen eitel brot und wein zum malzeichen ober denkzei⸗
chen der chriften machen, .wie es jnen tröumet und gefället 20. Zürn nit,
lieber. Luther, ich muͤß dife wort wol erſtouben und wannen; allein zuͤ tie
ner vrob, daß du fehift, wie es dem ganzen büch gon wurde, wo mans,
ſöllt recht zerzeifen. - Erfte: Wie kummts, daß dirs iez der arm tüfel muß.
alles gethen haben wie in minem hus der nieman. Ich wont, der tüfel
wär ſchon überwunden und gricht. Iſt nun der tüfel ein gwaltiger herr
der welt, ale du glych Davor geredt haft; mo blybt dann , daß alle ding
durch gottes fürfi Kiigheit gehandlet werdend? Eprihft: Er würkt aber
durch den tüfel in üch. So fag an, mögend' wir Darwider oder nit? Ich
mein, nein. Was bift dann du für ein chrift, daß du mit ung fo gar fein
erbärmd haft; fo du -fichft, daß gott dem tüfel fo vil gwalt hat über uns
geben? Bſinn dich, und frag den tüfel bas, ift er die fo wol erfannt; was.
gilts, er wirt die fagen , daß alle falfche leer erft recht 3e grund gon wirt,
wern alfe die hoffnung, die du und andre one gottes wort verheiffend , hin⸗
genommen wirt; denn werbdend wir erſt recht onheblingent lernen «on.
ZU dem fo würlend wie wol, ob uns anfechtung der eeren im berzen ſticht;
oder liche der warheit und des nächften manet zu fülichem firyt. So wir
aber dargegen ouch fehend, ‚us was bewegnuß din fcheyen und ſchryben
2) onne ſich zu Halten.
a) „Wider die Himmlifchen Propheten , von den Bildern und Saframent. * 1525.
— von dem Sakrament des Leibs und Bluts enrifi wider die: Schwarm:
er.
%
28 Wider Luthers büch das facrament betreffende 9.3. antwurt.
kummt; tüflend wir dennoch nit ſo vil, ſunder iſt uns leid, daß Luther, ouch
iwil andrer glych thuͤnd, ale ob fu vollen, aott der bhuͤt uns, ſygind; wei⸗
nend mit den weinenden, trachtend nach guͤtem by allen menſchen Röm.
A, 15. 16. Schwärmer nenneft du uns; und weiß ich mit eigenlich,
mas ſchwarmer heißt. Iſts als vil als ein touber, narr oder ein närriſch⸗
wyſer; kann ich mich nit erweeren, müß etwas an mir erfennen; fo gemein
und fründlicy iſt min gnädige from Gtultitia allen menfchen und mie ber
funder.. Aber ich dent, Luther, nit, daß du ung dahar ſchwärmer namtiit;
oder aber dus fchufteft ung allein mit.dem , das allen menſchen gemein iſt.
Oder iſt es als vil als præstigiator, Tanatieus latiniſch, welchen wir wol
möchtind in tütſch einen betrieger, zoubrer, fantaften oder tollen nennen; fe
fi) eigentlich uf, welche Die tolleren fogind ; die da erkennend, daß kin
ander eſſen des Inchnams Ehrifti fon mag weder das geifttich , welches
allenthalb by der gefchrift einhelligheit befton mag; oder , die in Inblich
effen wellend, und finen Iuchnam wider ulles vermögen fines eignen morts .
nsdenend nad) der gottheit; wellend in doch ganz und gar ins menfchen
mund eſſen; und wer fülche nit nachlaft, der ift ein (wärmer, narr, för
Bil ı. ja tüfel, mörder und feclenverderber.
„Mit läſtrunge des heiligen hochwürdigen ſaeraments unfers. herren
Jeſu Chriſti.“ Lieber Luther , du überworteſt dich. felbs. Unlang davor.
haft du geredt: es ſye Bein fchandlichere ketzery mit gſehen. IM alles ze
tür. Du magft fein fach mit türen worten gröffee machen, weder fy an je
ſelbs ift; aber mit türen worten wol blenden , dag man wänet, eur ding
fye gröffer oder beffer, dann es iſt; das find verborum. prestigia, ale die
krämer und roßtüfchler und kouflüt thünd. Willt du aber wol faren, fo
mach die wort der fach gemäß. Alſo wirft du finden, daß vil aröffere ketze⸗
ryen find, weder dife wär; ſo es glych ein irrung wär. Nimmft ze vil in'n
mund. Die läftrend aber die heiligen facramenr, die jnen zuͤgebend, das
fo nit habend; und den facramenten , die nüzid anders find weder zeichen
heiligee dingen, zügebend, ſy ſygind das heilig ding felb; die creätur dem
ſchöpfer glych machend, welches nit allein ein Läftrung der facramenten ſun⸗
der gottes ſelbs ift, als us Röm. I, 23. wol ermeflen wirt. |
»Darus fy-wellend ytel brot und wyn (fprichft du) zum malzeichen oder
Benfzeichen der chriften machen.“ In den worten machft du did) felb, lieber
Luther, fo argmönig, ja in allem dem buͤch, daß's ein wunder if; dann
Du glychermys klagſt als die päpſtler um ding, die du nit haft, und die
nie verheiffen find; dann was ift ung verheiffen, fo wir den lychnam Chriſti
Inblich eſſind? So aber du uns gut päpſtiſch fürdichteſt, wie die ſünd
durchs lydlich eſſen verzigen werdind, der gloub befeſtet, und der lychnam
zu der urſtände erhalten sc, alles one gottes wort; was thuͤſt du anders
weder der papſt? Der dichtet ouch , das gefegnet Hl machte heilig, neme
die fünd bin, und wychte. Und do du jm die büchs umkarteſt; fchrey er
nit ouch alfo : Die wellend uns die heiligen facrament nemen ? Was nimmt
man dir, lieber Ruther , fo man von den facramenten leert halten, wie
Chriftus und die apoftel davon gehalten habend? Nüzid anders, weder daß
man din wort nit für gottes wort annimmt. Hieby thuft du uns gwalt
und umrecht, daß wir ytel wyn und brot wellind us dem facrament ma⸗
chen. Dann, fo fter du von der ganzen dankfagung redft, fo baltend wir,
Wider Lutherd büch das facrament betreffende H. 3. antwurt. 29
dag diß zemmenkummen alfo fol geftaltet werden, daß alle, die den herren
Chriſtum Jeſum verjähend jren heiland fon, hie dank fagind um den tod,
den er für ung erlitten bat, und mit einander das war zeichen, damit ung
Paulus leert zuů einem Inchnam und brot, dody ouch nun bedüttich, werden,
effind. Daran du ſichſt, daß wirs nit ein ytel gemein brot machend bes
druchs halb; dann es ein verzeichenlich brot und maß iſt, ale nit m.» fun-
der Paulus leert 1. Cor. X, 16. Warum ſchilteſt du dann diſe wort
denkzeichen, malzeichen (fo feer malzeichen zu guͤtem genommen wirt) und
warzeichen“? Hörſt du nit, daß er ſpricht: Ein brot und ein iychnam
find wir, die menge , durum. daß wir- von einem brot efiend? Mille du
aber allein von der fubftans oder materi reden, ob es brot fye oder dag
Beifch Chriſti, fo gib du dir felbs antwurt; dann du haft geleert, daß ce
ein brot fne, und (pe nit der lychnam Ehrifti, und das .an fo mengem ort,
dap’s nit nor iſt zu erzälen, aber in dem ‚brot werde der Igchnam Chriſti gt-
efien. Alfo haſt dur ytel brot und wyn darug gemachet, nit wir. Dann,
fihft du den bruch an, fo hörft du wol, daß wirs nit als einfaltig, brot
bruchend und haltend im nachtmal ſunder für ein wars und pflicht⸗ oder
einigunggeichen ; fichft du aber Die materi oder fubftanz an, fo haft du ge
leert, es fye nüzid anders dann brot. Das ander , da du ſprichſt: aber
in dem brot werde der Inchnam Ehrifti geefien , bringſt du us dem dinen,
nit von. gott; dann er fpricht: » Das it min Inchnam“, nit: In dem brot
ift min liychnam. Warum legſt du nun uf uns, das du gethon haſt? oder
miſſeſt uns zuͤ argem mittenzuͤ, das du redeſt?
»wWie es jnen tröumet (ſprichſt du wyter) und gefället. “ Die werdend
von den propheten tröumer gefcholten Hier. XXI, 16, die das erdicht
jres herzens redend : Das jnen gott nit empfilcht , das redend fy. Sich nun,
wedren mee troume, uch oder ung?" Je leerend fo vil ſtuck one gfchrift;
und wir ſchryend, daß je doch ein ſtuck anzeigind, dag wir nit mir eelich!
verftandner gfchrift Darbringind. Daß jr on gfchrift leerind, könnend je-nit
löugnen; dann jr mögend nit darbringen , dag jr leerend. Eich, alfo,
lieber Luther, hab ich dife dine mittlen wort wellen dir zu gütem erduren;
allein daß du febift, wie all din adren in dem büch allein ſchelt⸗ und vers
keerte wort find, und daß du mider dich felbs offenlich redfi. Dann, das du
por geltert, das fchilteft dis iez an andren ; und fpricht aber Paulus Bat.
NH, 18: &o ich das widrum buw, das ich vor abgebrochen hab, fo mac
ih mich ſelbs zu eim übertreter.
As du demnach fürgibft : wir handlind mit fo blödem berzagtem ges
wüflen, daß dich bedunfe , wir mwölltind , das biee wäre wider im faß; redſt
dus us verkeerendem amüt. Dann unſer fürlegen , daß wir allmeg allen
chriſten fen aemachet habend fich darin zu bedenken, und wo wir irrtind,
uns ze underrichten , haft du uns im mwiderrüfen Carolftadsa) dahin zogen,
als ob es us ſchwanken käm. Habend aber wir hierin (gott ſye lob!) gar
vil chriſtlicher gethon weder du. Dann mir habend allen kilchen und iedem
?) erweislich, ächt.
a) Karlſtad verfiand ſich auf den von Luther ihm angemutheten Widerruf zu der
Erflärung : „que de coena domini scripserit, nom definiendi, sed disputand
et veritatis eruends causa scripsisse." (Seultet. ad a. 1525.)
| 30 uiber Luthers buch das ſacrament betreffende H. 3. antwurt.
menſchen fin urteil fry wellen laſſen, und nit mit unſerem frefel iemans
urteil wellen gwalt thuͤn. Du aber haft dich mit ſoͤlichen worten verdinget:
wär es ſach, daß du von diner meinung ſtuͤndiſt, ſoͤlle man ſich dasſelbig
nit bewegen laſſen, ſunder gedenken, du ſyeſt von der warheit gefallen.
Wie wirt es nun müglich ſyn, daß du dich laſſiſt berichten , fo dich vorhin
ſchon verdinget haſt? Soll es alſo zuͤgon, daßoſich ein prophet nit laßt
von eim anderen propheten mwufen , wie Paulus 1. Cor. XIV, 31. leert;
fo wirt ein ieder fagen, was er mill, und demnady fich verfhwören nit ze
wochen. Das wirt in des cigenrichtigen tüfels kitchen vedst werden , aber nit
in der kilchen Ehrifti, im welcher ouch die propheten den fißenden und ufe
loferen | ſo inen art etwas geoffnet, ſtatt geben und lofen föllend. Ouch
babend wir keinen rüwen des usgeſchenkten wyus. Wir babend jn warlich
gern geſchenket 30 gütem der ganzen gemeind. Dann wir habend dee gnüg,
gott hab Job! das ift, wir habend allerhand rates gnug, waffen gnüg und
berzens gnuͤg. Wellend doch mit unferem gwalt niemanem fin urteil nemen.
Den Tuͤtſchen gibft du züa) ,- daß fy uf nüwe ding fallend wie die narren.
er nen werre!, werdind fo nun töller druf; fo inen aber nieman werre,
werdind fu ſelb fatt und müd. Das rymt fih wol. Eind fü ſölich unbe
dachte lüt, ja narren, als du faaft, und fallend fo lychtlich; fo werr jnen
nüzid; fo werdend ſy ſelbs ſatt und darvon füllen. Ich hör aber wol, fo
du jren fitten weiſt, und aber ſy warneft , und weit, daß fo nüzid drab
tbünd, daß du gern ſaähiſt, daß ſy zuͤ eim mat den ſinn annämind. Lieber,
wie rymt ſich diſe red su dinem fürnemen, weder daß du alles, das dir
in’n mund kummt, erbuffen wilft ? Map habend dir die frommen einfalti»
gen Tütſchen gethon?
Keinen leerer einer ketzery hoffeſt du bekeert werden. Ja, du ſeiſt, es
ſye nit gehört, daß ie keiner bekeert ſye. Warum redſt föliche wort, da du
weiſt, Daß du die unwarheit redſt? Welches ift gröſſere ketzery weder leeren,
dag wir mit unferen eignen werfen felig werdind ? dann die feuern (chütt
Ehriftum us. Nun haft dus diefelben ketzery geleert und gehalten ; dann du
bit us dem grund ein münch lange zyt geweien. Nun aber hat dich gott
begnadet , und cerfennft din irrtum. Wie vil find dero? Oder, manglet
die an diſem byſpil, fo nimm Carolftaden , der dife irrung erftlich (als dus
redft) uf d’ban bracht hat. Der hat doch ein offnen widerrüf getbon,, und
ift von der irrung keert. Probo. Dann du halt im deß offne kundſchaft
ggeben in eim offnen druck. Hat ers gethon, warum redſt du dann, es
ſye nie keiner bekeert? Hat ers nit gethon, warum gibſt du dann ein off⸗
nen Ing von im us?
„Shriftus hade keinen hohenprieſter bekeeret, aber wol jre jünger.“ Reicht
ouch mee wider Dich weder ung; Dann du bift im verglychen der-hochprie-
ſter, der's alles thütz; und wir arme, ungelecrte, tölnifche, tüfelifche ſchwär⸗
merlin. Darum hats gott gacben, daß wie narrechten und Eleinfügen die
warheit erfenner und angenommen; und üch hochwyſen verfinftret hat, daß.
je mit gfebenden ougen fehend und nit fennend, ghörend und nit it verſtond
Jeſaj. VI, 10.
1) ſich widerſetze, widerſpreche.
a) In Luthers Buch B.
⸗⸗
Uiber Luthers buͤch das ſaerament betreffende H. 3. antwurt. 31
Daß du ung den falſchen apoſtlen zuͤzäleſt, erkenne gott. Daß du aber
das wort Pauli: Einen ketzeriſch eigenrichtigen menſchen, fo du den zum
andren mal gewarnet haft, follt du vermyden, ouch uf ung legſt; ſollt du
aber wüflen , daß es kundlich uf dich dütet. Dann du haft bezügt, du wel⸗
iR von diner meinung nit wychen; fo habend wir uns allweg emboten be⸗
richt ze nemen , fo bald man uns mit gotes wort wyſe. Harwidrum biſt
du gnuͤgſamlich widermwifen ; willt aber nit wychen. Söliche heißt Paulus
ſchupfen. Ich merk aber gar wol, was du hie für einen ketzeriſch verhar⸗
reten willt rechnen, einen ieden, den du mwarneft, und aber nit abitande.
Das iſt ader ze vil; dann der üft Eeberifch, der überwunden ift, und nüts deß
weniger jm anhang macht, und fich nit will an warnung ftoilen. Wo haft
du uns überwinden ? Mögend wir nit als wol fagen, du ſyeſt ketzeriſch;
dann du dich nit willt laflen wyſen? Haft uch das bezügt. Uber nit atjo!
Lap uns die gfchrift on betrug und zoen harfür tragen, und laß denn Die
titchen der chriften urteilen; die wirts wol treffen , fo feer ſy den einigen
atem der kilchen bat.
—Bpyſvpil, das du mit dem gemalten glas gibft, ghört aber dir zu;
dann du haft dag gemulet glas, das ift, din bedumfen ,. vor dinen ougen.
Us dem redft du, mas du willt, ouch das. wider den glouben und aichrift
it Wir aber habend die afchrift, das ungefärbt glas; und was die für⸗
gibt, das ift, wie fy es fürgibt. Hie müflend mir ober fchen, daß nit
unſer oug breithaft ſye; dann wo das, fo hilfts nit, daß's glas luter if;
dann, wenn das oug finfter iſt, wie groß wirt doch die finfternuß werden ?
Sprichſt: „ob du nun feinen dero fchmärmeren bekeerift , welliſt Die
Händ gewäfchen und das. din getbon haben.“ Haft recht. Bis nun ruwig.
Ich will dir gwüß zuͤſagen, daß dir gott nüzid ſchwers wirt darum zuͤ⸗
nn Lüg allein , daß du um den widerſtand güt rechnung geben
nnift.
„Unfere afchriften (eedf du) machind dich ſtark und fröudenvoll.“ Das
gloub ich wol; ja, ift die Die. warheit als lieb, als fu billich foll; dann wir
fü mit gott ſtark barfür bringend. Wo aber das nit, fo bift du glych frö⸗
lich als jener pfarrer, den die magd geharroufet hat, daß er grein!; und,
do die nachburen darzuͤ kamend, ſprach, er lachte der bratwurft, die hätt _
die kak ab dem roft aeftolen. Ich kenn die fröuden gar wol, die fo fründ⸗
tıche, eerbere, züchtige wort redend, als du in difem buch thuft. Habs byn
süuferen gelernet; die find ouch allweg fo frölich, als wärs an eim hochzyt
in der höll.
Du legſt ouch uf ung, wie wir uns rümind, mie heilige martrer wir
fügind , wie bil wir Indind , wie geduldig wir ſygind sc, und farft mit fo
vil alefanzifcher , fpöttifcher worten dahar, daß's ein müs ift under chriftenent
polk nachzelafien ein fo uncerbere, unzüchtige red, die fo übel an aller men-
(hen jungen verärgren mag; ich gſchwyg, daß du die unwarheit redſt, daß
mie fölchen rüm ie von uns usgebind. Lig alle min gefchriften, und, findft
dus der iez gezäften ruͤmen einen, fo hab die warheit geredt. . Bil weniger
Defolampadius. Und irybſt aber ſoͤlichs durch's ganz buͤch hinweg härt und
ſtark; damit man ſehe das ſprüchwort war fun, da man ſagt: Wer reden
2) weinte.
33. Uiber Luthers buͤch das facrament betreffende H. 3. antwurt.
. will, und Die warheit nit bat, der muß liegen. Dann alles, das du klagſt,
wie man dich fchelte, dichteſt. Es hat dich weder min wort noch feder ei⸗
nen abgötter oder verlöugner Chrifti nie aefcholten. Luͤg du, dag d'nit fyeft,
das etlich villycht uf dich fagend, und laß demnad) gott walten. Redt aber
. ichs ieman uf dich, und thüt die unrecht, fo fich nun, daß du niemanem
das thügift, das dus fo ungern haft; fo wirft uf uns nit alfo einen Lug uf
den andren bygen. !
Es habend etlich um feidens- willen geredt, diſe fach ſye nit fo arof,
dag man darum zerrütten fälle. Das plagmierft ? du-ug Sy babend
aber recht geredt der zerrüttung halb; dann es foll nit allein die fach ſun⸗
der keine in der kilchen gottes zerrüttung machen ; funder es foll ie einer dem
andren ofen, und, fo die warheit erhört wirt, der irrend wächen, als wie
härt anzeigend us 1. Cor. XIV, 32 ff. Duch ſoll der älter nach der leer
Ehrifti fun als der jünger, und der vorgänger als der Diener. Wo aber
das nit gefchicht, da hebend denn die kinder des fleifches an zanggen, wel⸗
lend nit überwunden werden.
Sprihft: „Wer Hat Zwinglin und Oekolampadium gheiſſen ſchryben?*
Der, der uns hat heiſſen predigen. Ich hör wol, wir ſolltend on din ur⸗
loub nit geſchriben haben. Wer hat ung vorhar erloubt ze fhhryben ? Und
do wir anhübend fchruben ; rürtend wir dich ienen unfründlich an? Ya,
mie lang band wir gefchwigen zu dinem heimlich und offenlichen ſchälken?
Du baft ein zornige ungegründte epiftel zu denen von Rütlingen gefchris
ben.a) Ein ftolze, ja fo hochmuütige zu denen ze Straßburg b), daß man
din darin verfchonet , daß man’s nit hat laſſen usgon. Darnach Carolſtads
widereufung , darin du mich mit dem namen harfür zogen. Zum vierten
der Schwaben büchlin mit unfer geoflen ſchmach. e) : Zu welchen allen ich
geſchwigen, und aber gegen anderen allweg die. gründ anzeigt oder umkee⸗
vet, dero du mangleteft oder vergeben hielteſt, und dinen namen nit ange⸗
ruͤret; darum daß du zu eim nienen urſach zu zangg möchtiſt finden; zum
anderen, daß din andere leer, die du wol und recht gefüret haſt, nit in
argwon oder zwyfel geworfen wurd. Hab doch, damit dic irrung nit yn⸗
bräche , do dus zum fünften mal die fchmächlichen epiftel in Latin zum Heerwa⸗
gen geſchriben, mit tütſch ſunder in latin mit gar vil andrer zucht zu bie
gefchriben d) , weder du iez im tütſch harfür brichſt. Sich nun, wer der
wolf ſye, der mit gwalt hat wellen unfrid haben; ‘und wer die ſchäflin fü»
gind, die nüzid anders weder friden gefücht habind. Dann, do wir die wars
heit erkannt hattend, und die offnetend, wer wollt ung geſagt haben, daß
Luther fich weder die göttlichen warheit noch fründſchaft dero, die jm fo
heimlich mit afchriften warend, wurde berichten noch friden laſſen? Helios
madyt nit: zwitracht funder Abab; dann jener fürt goues wort, und diſer
gab nüts drum 1. Reg. AVIIL
1) häufen. 2) tadelfl.
a) Im Jan. 1526. b) ©. die Inſtruetion an Chaſelinus für die Straßsurger,
5. Nov. 1525. Luthers Briefe von de Wette. III. Nee. 753. e) Das Eyngramma
der 14 fchiwäbifchen Prediger, wozu Luther eine Heftige Vorrede ſchrieb. d) Luther
ſchrieb den eifervollen Brief an Heerwagen im Sept. 1526, und einen gleichen an
Buchdrucker Secerius zu Dafel. Nero. 899 bey de Wette. Zu Ende Hornungs
1527 erfihien daun Zwinglis „amica exegeris.”
[2
.
Wiber Luthers bisch dad facrament betreffende H. 3. antiwur. 33
Unſer arbeit reicht nit dabin, dag man lerne wyn und brot fagen, ſun⸗
der daß man lerne erkennen, daß wyn und brot nit gott ſygind, als du
felbs bekennſt; e8 wurde fuft Eeres und Bachus darus. Und dag man fehe,
dag fu nit föllend angebeter werden , ale du one allen grund der warheit im
buch vom anbeten des fucraments geleert haft. Ouch, als du Hagft ı wir
baltind nieman für geiftlih noch gleert, der nit nach unfer meinung halte;
fichts mich an, als ob's dir wee thüge, daß man dich nit file fo geleert habe,
ale du aber fugift. Bis on forg, hochaeleerter Luther, wir habend dich
für vil geleerter , dann du ſyeſt; das will aber uns gott nit fchenfen,
funder ftoßt uns unfer narrechte gähe in Die augen ꝛc. g
Einen flüch gibt du über unfer liebe, und fpeichft: es fölle eine luthe⸗
riſche warnung fun. Ich mein, ja, ſytmal du den bals geftredt habift,
fölle fein fänfts us dinem mund gon , funder das offen grab fülle fülichen
atem geben. Daß du aber glych darnach uns fo gnädig bift, daß du die
ſchuld willt ouch uf den tüfel legen , thuft du us falfchem fürnemen; dann
du von fund. an uf uns’ dichteft, wie mir einen ratfchlag habind: wir ſy⸗
gind verzwuflet an der. ſach; darım fagind wir, es fye nit ein grofle
fach ; ob es zu gefar komm, daß es nun eine Kleine fach fye 3c, mit bil ere
dichten worten. Wer dife fach klein nämt, thuͤt es um ümertwillen ; dann
ſytenmal je fein verheiffung habend ufs Inbtich eſſen, könnend je üch nüzid
Hagen, daß man üch die göttlichen verheiffungen fälfchen oder nemen well.
Und ift das Heinmachen nüt anders, dann ale man feite: Web klagend je
üh? Was gat üh doch ab? sc. Ach fchäß es by mir felbs nit klein, für-
geben one gfchrift, oder uf gfchrift unrecht verftanden, bumen. Es wirt
uns ouch ring fon, unfer leer durch allen ufla! ze erhalten. Dann, will
der durächter aottswort hören, fo babend wir überwunden ; will ers nit
hören in dem ſtuck, fo bört ers ouch in andren ftuden nit; dann kurz,
es hilft kein uszug, welcher in dem ftud nit als mol will gottes wort ges
gen einander verhören als in andren; der will gottes wort nun nach finems
nuß oder luſt bruchen. Gilts in einer fach, fo gilts in der andren ouch;
ja, es folls allein alles enticheiden.
Und als du demnach die ſach abteilſt, daß eintweders jr oder wir gott
(äfeind , fpeichft du: „Nun fehe ein iedlicher frommer chrift, ob diſe fach
gering fye, wie fü fagen. Da haft du die ſchwärmer und jren geift.“ Redſt
ouch uf und, wie wir gotted wort gering rechnend; und thüft aber ung ig
allem gwalt, Dann, das wir hierin leerend , thbünd wir us trüw und groß⸗
machen gottes worts; dann Chriftus Jeſus hat glych als mol gefprochen ;
„Widrum verlag id) die welt, und gon zum vater“ Joh. XVI, 38, und:
„Ich wird fürhin nümmen in der welt fon sc“ Joh XVII, 11, ale er ges
fpeochen bat: „Das ift min Inchnam sc.“ Göllend wir nun das wort:
„Ich wird fürhin nümmen in der welt fon“ verlaſſen, und nit betrachten,
was es well und vermög ; drum daß Luther uf dem widerfpil ift? Ich
mein , nein , es foll glych ale wol in trachtung genommen werden ale:
„Das ift min lychnam“, und diß alych als wol als jenes. Alſo vermerfft
dur, daß nit wir gotted wort an einem ort groß machend, und am andren
verleugnend; fonder dus thuͤſt es. Dann, was wir dir engegen fagend, fehryeft
1) Widerſtand.
Bwingli’s fimmtl. Schriften II. 388. 2. Abthlg. 3
34 Uiber Luthers buͤch dag ſaerament betreifende 9.3. antwurt.
dur härt wie ein touber : Ich blyb uf den dürren worten Eprifti ; glych als ob
wie nebend anzeigind , die nit ouch tür und Chriſti ſygind. Iſt das ein
fuber züchtig chriftenlich urteil ? Und wiewol der fpruch Jacobi IL, 10: Wel⸗
cher in einem fallt, der wirt des ganzen übertretens ſchuldig“, nit, dahin dız
jn züchſt, reicht; noch fo ift es nit, daß, welcher an einem ort irre, daß
> er darum des ganzen gloubens aefelt hätt. Aſa thät die altär in den hö—
binen nit hinweg; was nüts deß weniger ein fründ gottes 1. Reg. XV,
14. Die chriften bvermeintend anfänglich, , Petrus föllte den beiden das evan⸗
gelium nit predigen (fidy , 0b das ein Meine ireung ſye); und wärend
nütd def" Rinder hriften sc Urt. XI, 2. 3. Der Dingen ift die gfchrift voll.
Alſo redſt in’n Luft haryn, mas der zorn angibt; das aber der warheit
nit gemäß iſt. Nun darfs deß nit; wir gloubend feſtiglich, daß die wort
Chriſti: „Das iſt min lychnam“, fin ſygind. Aber das gloubend wir nit,
daß diſe wort geſprochen oder gedacht oder, welchen weg du willt, geuͤbt
den lychnam Chriſti ung zu einer Inblichen fpys machind, ale du offenlich
vedft: ja, er werde mit dem mund geeflen. Urſach: Wir band kein ver-
heiſſung drum; und habend aber dargegen ein helles abfchlahende wort:
„Ich verlaß die welt; und: „Ich wird fürhin nümmen in der weit fun.“
Und, ift alfo der fpan von dem berftand der worten , nit ob Die wort gottes
wort fogind oder nit.
Als du demnach aber nüzid weder „fchmärmer, verkeerer, läfteer, lugner,
tüfel, verfürer “ nach Diner art redſt; thuͤſt du allein Darum, dag dur unheizen
willt mit gruſamen worten, und den cinfaltigen heben , daß er mee us an⸗
fechtung des zorns das zemmenheben der gfchrift verwerfe , weder zuͤ er⸗
findnuß der warheit züchtiglich bruche. Du fprichit ouch: daß wir ‚mit di-
fem irrtum vil feelen ins hölfifch für beingind. Da müft du ie ein wort
gottes umhaben ; oder aber du breingft uns mit dinem wort nit feerer im
die höll mnbin weder der papft mit ſinem. So zeig nun an, welcher
- den Inchnam Chriſti nit lyblich mit dem mund efle , daß der verdamnıt
werd. Sichſt dur iez, wie du fiat? Glych wie der vapſt redſt us anfcch-
tung; und fo du darum erfücht wirft, Haft dus feinen grund. Ya, gott hats
geredt: „Das ift min Inchnam. * Frylich hat ers geredt; wer zwyflet da⸗
tan? Wo hat er aber geredt: daß wir in für und fir alſo machen und
mit dem mund eſſen ſoͤllind? Wo bat er uns um des mündlichen und
Inblichen eſſens willen heil verheiflen ; oder, wo wir jn nit alfo efiind, ver⸗
dammnuß dröwt? Alfo ftat din-unchriftenlich fchälken und fchmähen allein
uf dem grund dines dichtes; da du ouch mit eſſen das leben verheiffift, und
mit nit eſſen abfchlächft. Sich, wer fchwärmt am allermeiften ?
Demnach teittft harzuͤ mit fo ſchwachem unorbdentlichen züg, daß mo
du alych gottswort harfür züchft, nit flugs darfft fagen: Alfo oder, alfo fül«
lend die wort verftanden werden; funder du teybft vorhin allıveg ein lange
bſchälkung, damit der einfaltig ‚mit diner autorität oder namen , dem er vil
gloubeng gibt, ungefürt werd dine widerfächer ze haflen, und mit fölicher anfech⸗
tung darnach din unggründte meinung nit bag bfehe ; funder mit diner ſchäl⸗
fung glych ala mit eim waldwafler werde hingenommen, und mit dir ouch
wüte und ſchrye: Fleiſch und blut, die wort find tür. Lieber, warum thuͤſt
1) Zuſammenhalten, Vergleichen.
Liber Luthers buch das facrament betreffende H. 3. antwurt. 35
du das? Haft du ein güte fach; warum thuft du fy nit ſtyf und drungen
uf einander barfür? Du haft doch wol im Zullio und Fabio gelefen , Daß,
welche gut fachen habend, dieſelben föllend die gründlich und ernftlich dar⸗
tbün , und bedörfend keines Läftrens oder argwönig machen ; welche aber nit
aut fachen habend, die keerend fich zu läftrung und argwön ufzeblafen.
Als dus bie thuͤſt, ſprichſt: „Daß wir nun zum treffen kömmind, nemend
wir für uns den ſpruch Chrifti® ; und nimmft in aber nit für, bie daß du
vor mit vil fehmach und Läfteung din widerpart verwürflich (als du meinft)
gemacht babift. Welches alles ein anzeigen ift, daß dus der fach) nüts hoffeſt
anzegwünnen; willt aber die perfon (meinft) wol mögen verhaßt machen.
Alſo hund jm die päpſtler, nennend das enangelium lutheriſch, und fchel-
tend darnach den Quther für den gröften ketzer, der ie geweſen ſye; damit
die einfaltig gemein ein abſchühen ab der fach Habe, als könne fy nüzid
auͤtes fon. fo fü von einem fo argen menfchen gehandlet werd. Und: gibft
uns demnach aber us, wie wir ungewüß fugind , wie wie ung ruͤmind,
wie wie nach friden ſchryind (müß bu die auch nach friden ftellen und ſchry⸗
ben unrecht fon); und thüft das ducchs ganz büch , doch allenthalb mit ale»
fan; und unwarheit. Dann, wie gwüß wie ſygind, kannſt du wol us unfee
zen worten und gründen merken; dann du felbs ſagſt, wir ſchwörind, daß
wir gewüß ſygind, das doch ouch die unmwarheit if. Daß wir aber nicman
überdringen noch der Eilchen urteil mit unferem namen verzuden wellend,
das Feerft du uns per calumniam zu argem. Des ruͤmens halb haft vor⸗
mal ghört, daß du ung frefenlich anlügſt. Alfo ift ouch ein frefen verkee⸗
ren, daß wir für und für allein us forcht nach friden fcheyind. Dann,
min lieber Luther, welche fach oder leer if doch in der ganzen funm des
gloubens , zu dero wir nit billich mit friden redind? So drudii du dag
prophetifch wort uf ung: Sy redend frid gegen jren nächften , aber böfes in
jeen herzen. Und fo du unſer arbeit im herren bfichft ,» fo findft du von
gottes anaden gold, filber und edelgfteins ein zimmlich gebiim; fo man nun
den boum by der feucht erkennen fol. Warum fchilteft du ung des unfrie
dens; fo doch unfere kitchen by groſſem friden, fo vil dann der cin frid
fon fol, ale villycht nit alle Tilchen find? Sich aber du, was fridene du
füchift ; dann harumgetragen wirt ein epiftel under binem namen an. ei»
nen fürften , in dero under andrem flat: Jez gilt es ſchlahens. Kicber, was
fol doch das wort uns anders leeren, weder dag du mit dem wort willt din
fach fchirmen , das ik, daB die fürften föllind dryn fchlachen? Nun fich,
wie du nach friden trachtift, und wie wir? Gchrubft du ſoͤlch heimlich ſchrif⸗
ten zu den fürften; und fchrubft aber offenlich, du welliſt allein mit dem
einigen wort mit uns fechten ; lieber , wie ficht das zemmen? Habend wie
nit alle von anfang bar geleert, man fülle ouch das papfttum nit mit der
funft undgrrichten funder mit der gfchrift? Und darum wird ich dine ſchma⸗
ben , verfeerungen, fälfchungen, anliegen, und was der alefänzen find, für»
bin gemeinlich überfchryten (dann ſy alle us onmadht des gmüts und der
ſach mißteumen kommend) und mich allermelk uf die dicken feiten gfchrift
und in dero ggründte argument legen. Bis du, einfaltiger lefer , ouch ein
einfaltiger uflofer und richten ! |
Als du nun, lieber Luther, alfo darthüft: dus welleft allein die türen
wort: „Das it min Inchnam“ , nemen und uns überwinden; bruchſt du.
35 Uiber Luthers büch dad facrament detreffende 9. 3. aufwurt.
under der gſtalt der redliche und ſicherheit einen böſen vorteil. Dann du
ſollteſt durchs ganz buͤch hinus diſe wort nimmer allein handeln, ſunder all⸗
weg ouch die wort hinzu thuͤn: „der für üch hingegeben wirt“, ale Lucas
und Paulus habend. Us zweyen urſachen: Eine, daß die zween nach Mat⸗
thäd und Marco geſchriben, und on zwyfel die wort, bon jnen usgelaſſen,
das flüplicher zemmen gehalten, damit die ſach deß eigenlicher möchte er»
meflen werden , mas finnes fü hätte. Die ander, daß dife wort glych ale
tür und hell find als jene: „Das ift min Iuchnam“ ; deßhalb wir hell mögend
ermeſſen, daß, fölltind wir die wort: „Das ift min lychnam“, verfton, daß
der lychnam Chriſti da wär; fo müßtind wir ouch durch die: „der für üch
binggeben wirt“, die glych als hell und düre find als jene, verfton , daß wir
ie den lychnam Chriſti effen mußtind, wie ee am frü; gehanget ift; dann er ift
jichtbar und Indembar für ung hinggeben; alfo müßtind wie jm vudh eſſen.
Ja, fprichit du, glychſam du uns vorteil thuͤn welliſt, ich will nit mee dann die
wort: „Das iſt min Iychnam“, wie ſy Matthäus und Marcus habend, für
mid nemen. Wie? Gilt Paulus und Lucas nüzid by dir? Weiſt du mit,’
daß ouch die geleerten der rechten einregel habend; wo ſy zwey gſatz habind,
und in dem jüngeren etwas wyters, hellers oder eigenlichers begriffen werde
weder im älteren ; daß darum das alt nit gefhmächt iſt, fo mun allein uf das
jünger und heller ficht ; funder alfo ze erwägen ſye, daß die aut, in dero das
alt geſatz gemachet foe , die fitten und frommkeit noch fo einfaltig warend,
daß es mit wenig worten den frommen gnuͤg thät. Als aber die welt ie
mee und mee in liſten zuͤnimmt, und ein ieder ſich underſtat das gſatz ze
umgon, hat man für und file müffen erlütren. Alſo habend jm ouch die
heiligen zween evangeliften, Matthäus und Marcus, gethon , die wort ein«
faltiglich dargethbon; darum daß földy reden by den Hebräcen ring warend
ge verfion : „Das ift min lychnam“, für: Das ift die gebächtnuß mines
lychnams. Aber zu den zyten Pauli und Lucd bat man mol afehen, daß's
enangelium ouch under die Heiden kam; und für die habend fü forg gehebt,
daß jinen die wort nit unerkannt blibind oder in einen mißverftand zogen
wurdind, und gefliffenlich das wort Ehrifti hinzuͤ gethon , das die andren beed
usgrlaffen habend. Nun fi), ob man dic) da nit an einem offnen alcfanz
erwütfche ; dann durchs ganz buch hinus nimmft du die wort: „der für
üch binggeben wirt“, nit mee dann an dry orten (fo feer ich nit überzält
hab) harfür; und aber an denfelbigen orten, noch durchs ganz büch hinus,
redſt du nit ein wort darvon ,. funder überfchenteft e8 an allen orten; und
hörſt aber, daß wir wie ein heerhorn ſchryend: die wort: „der für üch hin⸗
ggeben wirt“, fogind das zeichen oder geiff, daran man erlerne den ver⸗
ſtand der vordrigen worten: „Das ift min lychnam?, ufthün.
So will ih di nun, Hieber Luther, fragen, ob du ung die wort:
„der für üch binggeben wirt“, darby welliſt laflen , und das anzeichnen
Lucas und Paulen als wol laflen gelten als Matthäi und Marti, oder
nit ? Sorichſt, ja, ſo dörfend wir keiner arbeit mee; ſunder die einigen
wort, mie vor gemeldet iſt, zeigend uns gnüg an, daß die bordrigen wort:
„Das ift min Inchnam“, bedütlich müffend genommen werden ; dann wo
fü nach dem dürren verftand fölltind genommen werden‘ fo müßte ouch dem
dürren verftand nachfolgen, daß wir in eflen muͤßtind, wie er am krüz für
uns ghanget ift und hinggeben. Hie ſchryend je all (doch du befunder) :
Uiber Luthers buͤch das faccament betreffende 9. 3, antwurt. 37
der :löubig fölle nit nach jm fragen, wie man jm eſſe. Hab danf. Wir
fragend jm aber nad) ; dann er hat gincy ale wel aeredt: „der für üch
wirt binggeben oder gebrochen“, als: „Das ift min (ychnam.“ So müß
ich ie die wort nit überhupfen; funder will fy gern, darum daß es wert
mines gottes find, als recht und eigenlich verſton als oudy die vordrigen.
So, leerend fo mich aber, ſog es der lychnam Ehrifti, der für ung hingge-
ben fue; und wir wüſſend aber mol, daß er ſchmerzlich und empfindlich ift
hinggeben; fo müfle der zweyen eins’ fon , eintiveders daß der lychnam
Chriſti da muͤſſe geeſſen werden ſichtbarlich und empfindlich; oder aber daß
die vordrigen wort nit in dem ſinn, den ſy erſts anſehens vermeinet iwerdend
baben, mögend genommen werden. Ya, dife wort vermögend fo vil (das. üch
erſt wee wirt thün), daß fu ung zwingend die vordrigen in beriwendtem -
(nn verfion, und biybend aber fy in jrem natürlichen finn: Das ift die
gedachtnuß oder bedütnuß mines lychnams, der für üch bingacben wirt.
Eich, mie unfere (ia dine ouch) wort ouch in dem eigenlichen finn in jrer
natürlichen foem und verftand binbend ; und habend dich fchon überwun⸗
ten , daß du die vordrigen müft wol in eim rechten finn, aber denfelben in
- eince anderen forme der mworten berfton, Und Hilft nit ſchryen: Man folf
Die vorderen wort: „Das ift min Iychnam“ nit verändren ; aber die nach«
achnden foll man nit fo grob verſton, daß wir in effind, wie er ans krüz
fiye gehenkt, ſichtbar und empfindlih. Dann die nadhgehnden wellend aller-
wenigeft dichtete verftänd erlyden; alfo daß wie wölltind fagen: „Er ift
ta, der den tod erlitten hat, aber unlydenhaft“; dann er hat den tod nit
unlydenhaft erlitten ; oder: „Er ift da, wie er nach der urftände gewefen ift“;
dann er fpeichts „der für üch hinggeben wirt“, nit: der von den todten
iſt uferftanden ; dann als er ift von den todten uferftanden, mag er ouch
nit fterben noch lyden; und flat allweg: „der für üch hingacben wirt“,
entgegen ; dann er ift nit unlydenhaft in'n tod ggeben, und ift aber unlyden⸗
baft nach der urftände.
Spricht du aber: nein, du welliſt die wort nit darby haben; fo könn⸗
- tind-wir die glych als wol und mit der warheit das liedlin fingen: Schwär⸗
‚mer , ſchwärmer! als du uns. Aber wir zwyflend nit, du werdeft jro nit
löugnen funder geen darby haben; dann , wo nit, fo wölltind wir dich mit
anderen orten der gfchrift darzıı zwingen : e8 wäre dann, daß du der gan«
zen -gefchrift lougnen mwölltift. Und diefelben arbeit mwellend wir bie gem -
von der einfaltigen wegen haben; die vermerkind alfo:
Bon ertvägen der afchriften gegen einander.
Gottes wort ift alfo ein unbetrogen vollkommen ding, daB darin nüzid
unglychs, nüzid unbefinnets noch widerwärtigs ift, Dann, wo wirs nit
veritond , ift der mangel nit des worts funder der dünkle und gröbe unfere
gemüts. Wo nun wort find, die aluch nit an.einander gehenkt find, ha⸗
bend aber ein form, die etlichen andren worten, anderswo geredt Oder ge⸗
fchriben, im erften anfehen widrig fon gedacht wirt; fo foll man denn die
gegen einander heben, und des einen ortes finn nit nad) dem erften anfeben
wellen ftät haben, ex möge dann. das ander ouch erlyden; funder es allweg
in. anſehen deß, das jm entgegen flat, verfton und uslegen. Wirt alles
mit byſpilen klar. Arrius, cin verderblicher Ecker, nom die wort Joh.
38 Wiber Luthers büch das facrament betreffende H. 3. autwurt.
XIV, 38: „Der vater iſt gröſſer weder ich*, zu eim ſchirm finee derung;
dann er feit: Chriftus wäre nit warer gottesfun und giychweiend und
gwaltig mit dem vater; daß er ſelbs gefagt hätte: „Der vater ift gröfler we⸗
der ih.“ Da follt Arrius nebend den mworten ouch Die ermeſſen haben Joh.
III, 16: „Bott bat die welt fo lieb gehebt, daß er finen eingebornen fun
ageben hat, daß ein ieder 20“; in welchen er fich den eingebornen fun gottes
nennet; dann der vater und der fun müflend einer natur fun. Derglychen
follt er ouch die ermeflen haben: „Ich und der vater find ein ding“ Joh.
X, 30; ouch: „Alles, das der vater hat, ift ouchmin“ Joh. XVI, 13; ouch:
„Er was wol bewüßt, daß im der vater alle ding in finen gwalt geben hat
oh. XIII, 3; und der orten on zal im evangelio Johannis und anderswo
follt Arrius nebend denen: „Der vater ift aröfler weder ich“, bfchen haben ;
fo hätt er funden, daß er die worr allein müßte uf die menfchlichen na»
tur verftanden haben, daß er nach dero minder ift weder der vater, nit nach
Der göttlichen. Das fye nun ein byſpil der orten der afchrift, bie nit ze
rür! an einandren ſtond; die man aber gegen einandren haben müs. Wie.
vil mee foll man die wort nit von einanderen teilen, die drungen an ein⸗
andren ftond, und , fo man den einen teil vom andren thüt, der finn gebro»
chen, unvollkommen oder dunkel gemachet wirt? Byſpil: Chriſtus ſpricht
zu Johannen Joh. XIIL, 26: „Der ifts, dem ich das yndunket brot büt.“
Wenn ich bie das wort: „den ich das yndunket brot bit“, underlaß, fo
blybt nit mee da dann: „Der iſts.“ Denn bätt in Ehriftus mit dem fin-
ger zeigt; und folgte nit, das harnach flat: „Und als er das brot dun⸗
tet, gab ers Judä sc.“ Item Matth. I, 20. fpricht der engel: „Sofenb;
fürchte dir nit, Mariam, dinen gmahel, zu dir ze nemen ; dann , das in
jro worden iſt, das ift vom: heiligen geil.“ Wenn wir hie dae nad
gehnder wort: „dann, das in jro worden, iſt vom heiligen geift“, uslaf
fend , fo blybt der finn unvolllommen, und wirt Joſeph nit ruͤwig gemacht,
. wannen doch die geburt ſye; wiewol zuͤ jm aefprochen wirt: „Fürcht die
nit, Mariam , dinen gmahel, zu die ze nemen“; aber wenn das nachgehn⸗
der hinzu tbon, wirt allee zwyfel hingenommen: „dann , das da geboren,
it vom heiligen geift.“ Dierk hie, lieber Luther, daß ich dir allein kunde»
fchaften anzeig, die relative oder demonstrative find. Item Joh. III, 13:
„Nieman kummt z'himmel hinuf on den fin des menfchen, dee im bimmel
iſt.“ Söllte einer das wort „on den fun des menſchen“ underlaffen , fo
blibe nüts da dann: „Nieman kummt ze himmel.“ Darum ift not; daß
darzuͤ nit allein geredt funder ouch verftanden werd, das darzü gehört.
Stem Joh. IV, 39. ſpricht das ſamariſch wyb: „Kummend und ſehend
einen menſchen, der mir alles gſeit hat, das ich thuͤn.“ Will ich hie under⸗
laſſen den nachkommenden teil: „der mir alles gſeit hat, das ich thün“ , fo
binbt nit mee dann: „Kummend und fehend einen menfchen.“ Was wundere
wär aber gweſen einen menfchen fehen? Item Joh. VI, 46. ſpricht Chri⸗
ſtus: „Nit daß den vater ieman gefehen hab on den, der von gott ift , der
bat den vater gfehen.* Thuͤ hie dennen : „on den , der von gott ift, der
bat den vater gefehen“, fo biybt nüzid mee da dann: daß den vater nie
man gfehen hab; darus dann folgte, daß in ouch Chriftus nit gefeben
% nicht ungetrennt.
Uibet Luthers büch das ſaerament betreffende H. 3. antiwurt. 39
hätte. Laß aber die red by einander , fo wirt fy klar, und gibt alliveg
dee nachachnd teil dem vordrigen liecht, daß man in wol erkennen und ber»
Kon mag. " |
Alſo fat es ouch um die wort Chriſti: „Das in min lychnam.“ Schnydft
du die: „der für üch gebrochen ober hinggeben wirt“, darvon, fo gat alleh
Liccht des verftands Hin; left du ſy darby, fo fidht man by inen ben natür-
lichen eigenlichen fiat, der darin alych ftedet als der ſuͤß kern in der här⸗
ten unfüflen ſchalen; namlich daß diß feft oder brot ein bedütnuß oder ge⸗
dachtnuß des Inchnams Chriſti ift, welcher Iychnam. für uns ift hinggeben.
Erwig, lieber Luther , iez dine befchißne , ungehoblete wort „überhinfchnaufs-
fen!, wafchen, Hadren“ (die ich zwar nit eigenlich alle verfton), und fich dem⸗
nach, mer überhupfe? Du überhupfft diß fo Mar wort durchs ganz buch
binus , daß du von dem verftand , der darus ermeflen wirt, mit ein wort
fagft ; aber ein ſchmützwort überfichft du nit. Heißt dasfelb wachen , lade
ren, überhinfchnauffen, fo fich , wedre part das mee thüge? Jez haft du, ich
hoff, hell vor den ougen, daß man verftat, daß du us alefanz, nit us freu⸗
Digem vertruwen zu der fach dich harfür ſtelleſt: Ja, ich will allein die
Dürren most nemen, und will ſy befton. Dann der cher Arrius nam
ouch die dürren wort: „Der vater ift gröflee weder ich.“ Und iſt dennoch
bie in den mworten ein föliche einiaheit, daß man fü nit teilen mag. Merk
du, einfaltiger, wann ich zu minem gſellen fag: Seh?, hab dir das nacht⸗
mal, das du mir geliben haft; fo hangt? fin verftand in den erften worten
(wann du mir die nachaehnnden darbon thüft); ob ich im ein nümes mal
bezal, oder wo ers in minem namen effen fülle, oder warum ich jms geb;
fo bald aber darzu kummt: das du mir geliben haft; fo ift er fchon be»
richt, es fugind die fechs krüzer, die ee mir vor für ein nachtmal gelihen.
Alſo mögend hie die wort: „der für ch binggeben wirt“, one unferen
muütwilligen mißverftand nit dahinden gelaflen werden; dann ob fy glych
Die nachachnnderen find, gebend fü doch den vordrigen verftand und liccht.
Demnach genfft du ung an: ich rede, „it“ werde für „bedütet* ge⸗
nommen, und Decolampadius rede, „min lyb“ heiſſe als bil als „mins
inbs zeichen.“ Und tüfleſt und troßeft, daß, wo wie nit aegen den morten
von gottes gnaden gewaffnet wärind , billich fichen wurdind. Aber wir thünd
nüts ab dem ſtoub; habend deß gemonet in abbrechen der gößen und altären,
die, du leerft, man wol haben mög, damit man deß bas lerne mit beeden
Enüwen binten. Leeren, man füll nit gäßen anbeten , und mittenzü leeren,
man mög die baben , die wie grad erft angebetet habend, mas kann dag
anders fun weder fy bhalten , obs wider dazu käm, daß man fu anbetete? .
Zürn mit, ich müß dir ouch mittenzu züufprechen,, diewyl du fo frölich bift ;
doch nit alſo, daß es zu diner ſchmach reiche, fonder dich ze underrichten
fammt allen denen, die den elenden göbendienft von dir geblendt noch nit.
erkennend. Ja, fo du doch under vil zornigen worten die ſach angenufft , iſt
doch das die ſumm, die du daſelbſt fuͤreſt: wir dichtind füliches us unferen
köpfen; und dann ſoͤll es gnüg fun. Gibſt ouch daruf ein fo jämerlich byſpil,
daß mich wunder nimmt, daß fölich fudelmerl us diner werkſtatt kummt
namlich: diſ unfer fürgeben ſye glych, als wenn einer nit glouben wöllte
1) üderfhmüffeln. N) Sieh, nimm bier. 3) ſchwebt — in Ungewißheit.
40 Uiber Luthers buͤch das facrament betreffende 9.3. antwurt. |
daß bie welt von gott gefchaffen wär; und fo man jm fürbielte: „Cor
ſchuͤf anfänglich himmel und erden“, ſpräche er: Gott heißt ein gugger,
ſchuͤf helßt fraß sc, und das übrig , das du mit vil lofen worten usſprichſt.
Sich bie uf, Lieber Luiher, wie gar du din felbs vergiſſeſt; da dus mäneft
ein byſpil geben oder glychnuß, da gift ein unglychs und ungerymtes.
Dann nimm war, wir ftond dar und bringend vil afchriften , darin „ift ®
für „bedütet“ genommen wirt; fo ftaft du glych dar ats ein trunfner bur,
der fich der fadufufen ouch annimmt, und lüderlet! aber, das keiner maß
alych ficht.. Dann mo flat etwann in der afchrift das wort „gott“, "daß
es für ein gugger genommen werd ? Wann du alfo ein krumms wollteft
haryn füren , fo follteft du anzeigt haben, dag ouch in der gfchrift das
wort „gott“ fir ein gugger genommen wurd; und demnach erft ein fo
. frumms an eim andren ort gemacht haben, da es fich nit rymte; fo aber dag
nit fannft , fo kummſt du mit eim fölichen haſpelholz haryn. Mich will ſchier
dunken, du Lönneft weder mit ginchem noch unglychem us der ſach kommen;
dann ie alle dine giychnuffen find unginchnuffen. Doch kummſt zum lez⸗
ten und ſprichſt: du meinift den Zwingli nit anzerüren mit den eremplen,
noch Delolampadium, dem gott fo vil gaben geben hab, funder den fpöt«
tifchen tüfel,- der uns betrogen hab. Lieber, fo fchryb dem tüfel die unge⸗
fügen glychnuſſen, mit denen du ung nit willt ze nach reden , us diſem buͤch
us, und ſchick sms uf fant Bernharts berg oder in die höll abhin, daß fo
nit under dinem namen in der welt harum gangind. |
Du ſchryſt auch hoch: dur wellift den einfaltigen worten anhangen (dann
sch will die alle din ungefchickte in dem ſtuck zemmen tefen, und demnach
Hare antwurt darüber geben). Und fo bald wie ſprechend: Nun wolbin,
fo ſyg im alfo: „Nemend, effend; das ift min" Iuchnam.“ Hie zeigt DIE
wörtlin „das“ ufs brot; fo hat der papſt recht mit der verwandlung der
fubftanz ; dann ie ift, das er zeigt, der lychnam Ehrifti ;i und er zeigt das
brot; fo mußt das brot der lychnam Chriſti fun. So gibft du und din
huf antwurt: Das ift nit der finn der worten; funder brot binbt brot,
und im brot ift man den Inchnam Chrifti; ale here Johann Pomeran,
üwer Pfarrer, mit dir redt. Sichſt du, daß du der erſt bit, der by den
einfaltigen mworten nit blybt. Dann Ehriftus hat nit geredt: Min Iychnam
ift in dem brot, oder: wirt darin geeſſen, oder: Das ift brot und min lych⸗
nam; als du an etlichen orten ouch hell herus redſt. Sich, wie biybft dus
fo hübſchlich by den einfaltigen worten. Item harwiderum , fo wir fagend:
@ilt es by den einfaltigen worten ze binben, fo thund uns das wort: „der
file üch hinggeben wirt“, nit darvon ; dann es wirt müffen folgen, daß wie
in all wys und maß den lychnam Chriftt eſſind, der für ung ift hinggeben;
fo fprechend ir: wir ſygind narren, efelstönf, tölpiſch grind, Lönnind nit
verſton, daß die wort nit fo grob füllind verftanden werden; aluch als ob
die wort: „der für üch bingegeben wirt“, nach der natürlichen dürren art
(als du redft) neißwas anders heiffind weder eben den lychnam, der für ung
gerödt it; fo müflend wir jm ouch eflen, mie er gemwefen ift, do er getödt
- i. Dann wann jr fagend : wir efelstönf verftandinds nit , verftond wir,
here gott! wol, daß jirs gern uf ein metaphyſikiſche ſpintiſy molltend ‘ze ver⸗
*) muſizirt liederlich.
uiber Luthers buch das ſaerament betreffende 9. 3.antwurt. 41
fton geben ; es mags aber üwer fürgeben nit erlyden, da je ſprechend: „Wie
wellend by den einfaltigen worten blyben“; dann ſy tragend einfaltiglich den
finn vornen, daß da der Inchnam Chrifti ze effen gegeben werde, mie er für
uns ſye in'n t0d aegeben. Das löugnend aber je, ja alle menſchen; dann
wir muͤßtind jn alfo empfinden ze, Hle empfindſt, als ich hoff. aber einen
feler an die felbs, dag du dich unwyslich usrufft by den einfaltigen mworten
wellen biyben; und binbft nit by einem nach dem einfaltigen finn. Wol
ſchryeſt du: wir ſygind toll und kenninds nit. Lieber! ja, leer uns ruͤben
kennen. Eich , wie es ie; um dich fund, wenn wir uns fürgenommen
hattind, dich mit böfen worten ze behaglen, als du thüſt. Ya, ſchryeſt dur,
welcher den einfaltigen mworten nit gloubt, den ftraft gott der Iuge, der ift
ein antichriſt, hüchler, mörder, Leser, ſchalk, ſchwärmer, trotz, plotz 205
und redſt du warlich, warlich nimmer darvon, daß du ſy bym einfaltigen
finn laſſiſt biyben. Dann, ſoͤllend ſy bym einfaltigen ſinn durch den bank hin
blyben, fo Hat der papſt allerrechtiſt geleert: man eſſe den Inchnam Chriſti
bie, wie groß und lang er gemwefen ſye in der krivp und am krü;, Indenhafe
tig sc; dann der papſt kann ouch tür darzuͤ fchryen: Frag nit nach im, "
wie es zugang. Du iſſeſt in gwüßlich, ob du deß glych mit empfindft. Iſts
gott nit alles müglich ?_ Kurz, du bringft kein andren grund, den der
papſt zu ſchirm finer iertum nit ale wol bracht hab. Als, da du fo oft
uns bſchilteſt; wir erfüchind gott um fin allmächtigkeit, dann es fyg jm wol
müglich ; und forichft mittenzu: es gelte nit fchlieffen a possibili ad peces-
sarium, das iſt, vom vermögen gottes zum alfo ſyn. Hierum fo vermerk,
du einfaltiger cheift! dann Luther mag bon ung nit lernen.
Daß diE wort „ift“ in der afchrift für „bedütet“ genommen merd,
habend wir vil ungesmuflete ort haryn zogen, dero Luther etliche gar kin⸗
diſch pfätzt und kützlet; mag jnen aber nüzid wefenlich angwünnen. Dann,
ta Gen. XLI, 26. flat: Die fiben feißten kuͤ find fiben fruchtbare jar, und
die fiben verdorbnen äher find fiben hungerige jar; und da an beeden orten
„find“ für „bediterd“ genommen wirt; könnend fy nüzid anders afagen we⸗
der, es ſtande da in uelegen eins troums oder aficht; glych als ob fy da⸗
mit der red Joſephs etwas wellind entzühen, drum daß er da einen troum
usleit. Was ligt daran, daf er einen troum uelegt ? Noch fo tt Die usle⸗
gung ein volllommme warhafte red, und nun .deß türer , daß fy ein usle⸗
gung ift , die aber fo mar ift worden. Noch fo wirt „find“ für „bedütend ® .
amommen , könnend fy nit löugnen; darum wellend ſy ein lam mort
darzü reden: Es flat in eim troum uslegen 5 glych als jener , dem :man
ufhüb , er hätte dryzehen groſſer ſtuck fifchen geeflen , forach er: Ja, nün .
farpfen. Alſo lutet je antwurt; nit dag fü könnind löugnen, daß „find“
bie genommen werde für „bedütend* ; finder, es ftande in einem uslegen
eins troums. Es mwarend nun karpfen; noch batt er die fifch geflen;
noch wirt bie „find“ für „bedütend“* genommen. Aber daby ftat zun Gal.
IV, 24: Das find die zwey teftament , für: Die ding oder fün Abrahams
bedütend die zwey teftament. Das habend ſy noch nit klübt. tem Matth.
XI, 14. flat: Er iſt Helias. Redt Chriftus von Johannſen für: Das von
Helia arfchriben ift, bedütet Johannſen. Wöllt hie gern bören, mie ung
die widerpart thün mwöllte, wann wir fagen wurdind: Wir biybend by den
einfaltigen worten ; dann Ehriftus bat geredt: Wann jre glouben wellend,
42 Liber Luthers buch das ſaerament betreffende H. 3. antwurt.
ſo iſt er Helias, der künftig iR. Darum müß er der. recht Heliat fan.
Chriſtus hats geredt; darum muß ers ouch fun. Dann aott ift mol müg⸗
fich, daß der Helias wider geboren fye von Eliſabeth. Wöllt Larby etwas
haryn fangen von der naiıyyeveoia oder. uereumuywaes der philofeuhen.
Ey mwurdend on zwyfel fchegen: Eich, was unmwüflender narren, ſchwär⸗
mer, fchwärmer! Je wüflend nüzid in der afchrift. Luc. I, 17. ftat: Er
wirt jm borgon mit dem geift und kraft Helid. Hie fehend jr, daß er
Helias genämt wirt vom aeift und kraft, mit denen er SHelid gliyych was,
aber nit meienlich Helias was. Antwurt: Das dank lich aber gott, daf je
die warbeit felbs bringind, nit gern funder us unverfebenbeit; namlich die,
daß man od dem einfaltigen büchftaben nit böldeen fol, wo an eim andren
ort fat, das im entgegen iſt; noch bil weniger , da angehenkte wort fiond,
Burch Die die vordrigen mögend belücht werden, uslaffen. Noch fo wirt bie
das wort „ift“ nit fie „weſen“ genommen-funder für „glych fon Heid“,
oder daß Johannes bebütet werde durch Helias namen; wie Malach. IV,
5. und Matth. XVII, 10—13. wol ermeflen wirt. f |
Item, dag wir us 1. Cor. X, 4. anzeigt habend: „Der fels was
Chriftus“ , ſtürmt Luther mit fo hochmütigen worten, daß, mo er üid
darzı hätte, nieman unbilliche düchte, daß er alfo wütet; fo fu aber Bein
Braft habend, fchaffet er glych ale vil, als wann einer mit worten ein ſtark
ſchloß ſtürmen wöllt. Erftlid macht er mir us „düten“ — „dDüteley* (ich mein,
er wäne das lied: Daß gott den mund brat, als man ſpricht). Wirte darmi
erfochten , Daß man rechte wort in fpöttige verfeere , fo hats Luther wyt vor
uns gwunnen; dann er Bann die Eunft fo wol, daß jms on zwufel nieman
wirt vorthuͤn. Mag aber dasfelb die fach an jr felbs nit anderft machen
noch die warheit ändren ;. dann der groß wirt darum nit klein, ob man in
inch Hänsli nennet -oder der klein groß, fo man jm Hans ruft; füllt ein
fölicher theoloaus feer von fo muͤtwilligem überflüffigem afley fun.
Zum anderen ſtürmt er mit eim offnen lug, und (prichta): Do ich
berr Johann Pomeran fällte anzeigen, daß „ift“ in der gſchrift für „bedü-
set“ genommen wurd huͤb ich ein lied an ze fingen von. minem Inden.
Dann im ganzen buüchlin flat nit ein: wort meder von minem Inden noch
arbeit. Darzuͤ ftond im felben büch drü ort uf. einander, da „ift“ für
„bedütet* genommen werde, anzeigt. Exod. XI. Matth. XI. und Gal.
IV. find in die liſten binus gezeichnet. Dannenhar ich in einen won
kumm, Luther bab diß buch allein uf die gegninen geſchriben; da unfere
bischer verboten find ze lefen (es find such mit mee dann zweyhundert ſiner
eremplaren gen Frankfurt uf die meh kommen.). Da mag er uf ung lü-
gen, was er will; dann man loſet unferem verantwurten nit; glych ale
da ein krämer under unwüſſendem vol? geißgagien für lorbonen ? verkauften
luge vil darzuͤ, was tugend ſy hättind sc.
Zum dritten verkeeret er mir mine wort, ale ob ich habe geredt: Yau-
lus ſpreche: Der fels bedütet Chriftum; das ouch nit ſye; funter er babe
geeedt: Der fels was Chriftus. Und hab aber ich nit anders geredt weder:
Pauli wort: „Der fels aber was Chriſtus“*, vermögind als vil ale: Der
%) Randgloſſe. 2) Loorbeeren.
a) Zu Lathers Buch D.
a 2
Uiber Luthers büch dad farrament betreffende H. 3. antwurt. 43
fels bedũtet Chriſtum; dann, wo ich jenes geredt, fo hätt-cs doch zü nl
nem fürnemen nit Dienet. Aber fSlichs wirt gedichtet, daß man urfady zu vil
worten und ſchänzlen finde, und das büch groß werde , Damit man verzwyſie
Darüber ze antwurten. Das find nun die geünd, damit une Luther umkee⸗
ret, daß bie „fon“ nit für „bedüten“ genommen werd. Und legt Darnach druf:
Ehriftus was der vecht war fels, er was der geiftlich fels, und Dergigchen ;
das doch alles nüts dann der arbeitfelig ſiech wortkampf ift, als Paulus
zedt. Darum mer. Ob wir glych unfer leben lang löugnend, in den wor⸗
ten: „Der fels was Chriſtus“, fye Bein tropus; fo erfriegend wir nüts an«
ders, weder daß Chriſtus ein natürlicher fteininee fchroff oder fels ſye; dann
kurz, fo heißt petra cigenlich einen felfen. Glych als wenn einer Luc.
XV, 23. us dem gemäften kalb Chriftum machte; dann er felbs fich damit
bebütet ; wöllte doch fagen: Fa, er it das recht kalb, das für uns, getödt
wirt ; und wöllte von dem wort „echt kalb“ fchlechts nit wychen; füllte
doch im nit.anders heiſſen, weder daß Ehriftus durchs kalb dafelbs bedütet
werd. Wär das nit cin eigenträchtiger pflegel? Dann ob Chriſtus glych
foricht: Min Meifch iſt warlich ein foys, oder: Die recht gwüß ſpyys; noch
fo wirt fin fleifch und das wort „foys* tronifch oder anderverftändig genome
men, namlich fin „Aeifch“ für finen tod, und „foys“ für die narung der
feet. Alſo wirt bie: „Ehriftus it das recht katb“, genommen für: Chriftus
it das recht getödt onfer , das durch jenes kalb bedüt wirt ; und dört:
Chriſtus was der recht fels, der durch den Inblichen felfen bedütet ward;
dann fobald wir erfennend, daß Chriftus nit ein weſenlicher ftein iſt, fo
ift von fund an der tropus, das iſt, der anderverftand, da. ber Luther
foridyt : „Man meißt wol, wie Chriftus ein fels ift; er ift der aeiftlich fels;
dann es ftat darvor: Sy trunkend alle von dem geiftlichen felfen ; da ficht
man wol, daß er nun ein geiftlicher fels genämt wirt.“ Darum fag ich jm
aber dank, daß er den batg wider bringt wie der fucht. Alſo, hör ich
wol, muß man abermals die teopifchen wort: „Der fels aber was Chriftus“,
durch die anbangenden wort, die voranhin ftond , ufthün und verftändig
machen; und zimmt mir nit us Chriſto einen fein ze machen; funder
arug lofen, was darver fand. Go gang such in gottes namen fin ,- lieber
Luther, und lern die wort: „Das ift min Inchnam“, durch Ge nachhin
kommenden wort verſton; dann es ligt nit daran , ob die wort vor oder
machbin ſtandind, durch die wir den finn trfchend ; fo wir ouch durch alle
geſchrift hin müflend Die finn gegen einanderen beben , die glych nit by ein⸗
ander ftond. Wenn man fpricht: Johannes ift Helias, ift ein tropus;
wenn man aber fpricht: Er iſt Selid glych, oder: under dem namen Syelid
bedütet oder benamſet, fo ifk die. verwendte ved ufgetbon und klar gemachet.
Und fo Baulus fagt: Der fels aber was Chriſtus, ift es ein verwendte Feb;
und fo er davor fpricht: Sy trunkend alle vom geiftlichen felfen, wirt die
verwendte red richtig gemachet. Alſo wenn wir allein fagend: „Das if
win lychname, iſt es ein tropus, den mir lernend ufthuͤn mit den nach⸗
gehnden worten: „der für üch ggeben wirt." Und fo wir fprechend: Das
iſt ein bedütnuß mines lychnams, ift die perwendte red ufgethon; und flat
noch Ayf mit Auguftiino: „Der feld was. Chriſtus“, für: Der fels bedü⸗
tet, zeiget oder heiſſet Chriftum ; damit Luther nit wäne, wir mellind uns
mit dem wort „bedät* laſſen yjnthuͤn. Uber das iſt das ſchoͤneſt, daß Luther
4 Liber Luthers büch dad ſacrament betreffende H. 3. antwurt.
in fürfaren ſiner afcheift fin felbs vergißt, und redt dife wert D. 3. am bordren
teil an der 20. linien: „Wir wiſſen faft wol, daß der leibliche fels Chriſtum
bedeutet; und Chriſtus daher ein geiftlichee fels ift und heiflet. Das Lörfen in
uns nicht leeren; funder ob deutcley in Paulus worten wäre, wie Zwingel
feäumet.“ Sich, Lieber Luther, was armen manns du ſyeſt. Du haft in
achtzeben worten davor das wort „bedütet* ſelbs gefeht und gefprochen : je
wüffind wol , daß der Inblich fels Ehriftum bedüte; und darnach legſt du
mir uf, .ich fölle bewären, daß bedütnuß (dag verfton ich durch din ale
fänziſch deuteley) in den mworten Pauli ſye Biſt unfinnig, oder wie ilts
Dir immer ergangen, dag du deß, das du mittenzu redeft, nit yndenk bift?
Us Erod. XII, 27. habend wir die. wort anzeigt: „Es ift des herren
überfcheitt, welche wort wellend: Das feit oder das lamm, das am feſt
geeften ward , bedütet des herren überfcheitt. Difen finn fchläht Luther
mit einem gar molbefinneten uslegen us, und ſpricht nach einer ganzen
fumm unnüßee worten alfo: „Dann man hat bald geantwurtet alfo: Eſſet
eitend , es ift des ‚herren passalı; wie wir auf deutſch fagen: Iß fleifch,
dann es ift funntag. Trinke waſſer, es ift Freytag ꝛe.“ Sie frag ich dich,
ticber Luther, mie du dir felbe gefallift mit difer aluehnuß. Haft du alfo mit
difer giychnuß bewärt, daß ,iſt“ nit „bedütet“ heiſſe? Ich wont, man ſoöllte
etwas gſchrift drum darthün; fo thüft du ein ioſe glychnuß, die fo bloß
nieman im bruch ift, darz und Laft alle grundftud, darum es der über-
ſchritt heißt, ligen; möulſt (als du redſt) überhin; ſo doch ſo vil treffenli⸗
cher orten in genanntem capitel ſtond, die du billich nit ſollteſt überſchryten,
welche alle zuͤ der ſach dienend. Zum dritten nämſt du diſe widergedächt«
‚nuß mit dem bebräifchen namen , und vertütſcheſt denſelben nit bis zuͤlezt;
da gibſt im ein uneelich! tütfch: „Do der bere in Aegypten gieng.* Und
wenn du all din lebtag dasfelbig ort nie afchen hättift , Lönntift nit väpftie
ſcher, das tft, verachtlicher oder. verfumlicher, davon reden. Und haft den«
noch das wort „passah“ vorhin vertütfchet „vor üch fürgon“, das ich
nad) unferem türfch verftanden hab „für üch fürgon.“ Hie aber in difem
buch ſprichſt du: „Es ift der tag, da der here in Aegypten ging.“ Ga,
licher Qudyer, mie gefallſt du dir ſelbs, daß du ein fo geflißne blindheit yn⸗
für 7? Aber wir mwellend dir die gründ desfelben capitels anzeigen; damit
du dich ſelbs deß bas, und die einfaltigen bie warheit durch din neblen und
finſtren mögind erfennen.
Nachdem gott die zyt, ordnung und gſchicklichkeit des gedächtlichen
lamms yngeſetzt hat, heißt er die maß und uͤbung alſo thuͤn: „Und ir ſöl⸗
lends alfo eſſen: ümere lenden föllend ggürt oder gſchürzt fon, üwre ſchuͤch
an üwren füflen, und üwren ſtäb in üwren händen, und ſoöllends ylends eſſen;
es iſt der überſchritt des herren. Dann ich wird im land Aegypten in der
nacht harum gon, und will alles erftgeborn im land Aegypten erſchlahen
von lüt und veh, und will mich an allen götten Aegypti rächen, ich, der
berr. Aber das blüt wirt üch zu eim zeichen fon an den hüferen, in. denen
jr find; und wird das blut fehen, und wird über üch fchryten oder üch
überbupfen ‚ und wirt by üch kein verderblich fchlahen fon, fo ich Aegypten
ſchlach.“ Hie fichft dus an allem vermögen der red; daß es nit vil gſchwätzes
4) unächt. |
- Wiber Luthers buͤch das ſaerament betreffende H. Z3. antwurt. 45
darf, daß du diß feſt „paessah® in unfer ſprach billich ſölltiſt „den ‚über-
ſchritt* vertütfchet haben ; fo doch fo eigenlich die urfach harnach kummt, im
dero gott felb feit: ce nenne cs darum dem überfchritt , daß cr in der Ylag
Aegypti die. Iſraeler überhupfen oder überfcheuten werd , alfo dag by inen
kein fchad bfchchen werde. So kummft du und feilt ung: es ſyg ein lic
derliche urfach,, glych als wenn man fpeäch: Iß fleifch , dann es ift funntag.
Wer redt doch alſo? Warum laft du die urfach us, die gort ſelbs redt?
Warum verfchwyaft du ſy? Iſt das redlich gemacht? Söllt ich, als ouch
in papſts rechten ſtat, zu den chriſten ſagen: Eſſend morn fleiſch, dann es
iſt die resurrectio ; und nit darzuͤ ſagen, was resurrectio hieſſe, namlich
die urjtände , und dag man fleifcy darum eſſe by allen menfchen , daß Chrie
Aus an dem tag uferftanden ; wäre ich nit ein groffer finftree ? Und ſyten⸗
mal ich an diE ort kummen bin, will ich dir die andren ſtuck, die zu diſer
ſach dienend, ouch anzeigen.
Alſo folgt: „Und dag wirt üch zu einer gedächtnuß fon. “ Sag anı lie⸗
der Luther, was bedütet uns bie diß wörtlin „das“? bedütet es ung das
feit oder das lamm? Ga, e8 bedütets beede zefammen oder iedweders in
fünderheit, weders du willt, wie harnach fummen wirt; und gilt alych , daß
dur ung zulegen wirft: wir gougglind, wie wie wellind, mit der afchrift
Sich aber demnach , das er iez ſpricht: „Und dag feit oder lamm wirt
üch zu einer gedächtnuß fun“; fo erlerneft, daß es. ein gedächtnuß ift des
Ichendigen befchechnen überfchrittes, und nit ein überfchritt ; funder wirt dem
wefenlichen überfchritt darum nachgenennet , dag man desfelben in diſem feft
oder dankfagung gedenkt. Noch fo flat: es fye der überfchritt; und iſt we⸗
der Das feft noch das lamm der überfchritt ſunder ein gedächmuß oder bedüts
nuß des überfchritts. Alſo wirt ouch unfere gebächtnuß der lychnam Cheifti
genennet; nit daß es, das feit oder brot, daran gebrochen , der lychnam
Chriſti fye, funder daß man. des lychnams Ehrifti oder tods daran gedentt.
Wyter folat alfo : „Und jr werdend es furen zu eim feſt des herren.“
Was heißt bie „es“? Das feft famme der ganzen handlung des lammeſſens
und ungehebleten brotes. Jez fihft du, daß das ganz feft gedächtnuß ge⸗
nämt wirt (find alles synecdochae), daß diß feft des herren feit ift. Und
warum tenbft dus ze lesten dines büchs fo bil gſpeyes von einer kilchwyhe; da⸗
rum daß ichs panegyrim, als es ouch ift, genämt hab, das ift, ein zemmen⸗
fummends fe? Ich forg, du mülfift noch nit eigenlich, was pancgyris
beifle , und mwänift, es beiffe nun einen kramtag; fo du uns nun die
üppigheiten,, die an den kilchwyhinen fürgond, usbreiteſt und ſpeyeſt. Weiſt
du's dann ı namlich daß es ein frölich zemmenkummen ift der ganzen ge⸗
meind - zu der cer und dankſagung gottes oder trefienlicher herren - oder
völkeren oder befundrer doch geoßthätiger lüten; ja, weift du, was es heißt,
und ſpeyeſt ung alfo ; fo bift du wol wert, daß man die den namen gröfler
mach us theologo matzologus ; dann es ift ein mütwillige verfcernuß.
Alfo habend wirs us den worten Pauli nit einen framtag funder panegyrim,
das ift, gemeindszemmentommenstag, genennet, der da fpricht 1. Cor. V, 17:
Je tummend nit zu befrung funder zü ärgernuß zemmen 20, und der worten
mee daſelbſt; und us difem ort, eigenlich und wol, ja ze hundert malen im
allen deyen forachen befehen ; und hab nit überbin gefchritten, ob ich alyıh
vom überfchritt lad. Es werdend ouch die, fo den grundlichen bruch noch
46 uiber Luthers buͤch das ſaerament betreffende H. Z. antwurt. '
nit eigenlich ſehend im nachtinal CEhriſti, om zwyfcl ſehen, daß wir nit
mit narrenwys umgond.
Demnach folgt alſo: „Ir werdend ſiben tag ungeheblet zelten oder fü
chen oder brot effen se. Sich, von dem brot, das nit geheblet, ward dar⸗
nad) das feit ouch genennet , wie hernach kummen wirt.
Folgt: „Und am erſten tag wirt ein heilige berüfung fon, das ift, ein
allgemeine ; daran ſuſt nieman üzid zimme ze thün weder dahin ze fommen“ ;
als die ſeriæ oder sacre epulse ouch by den heiden geweien find. Daran
dus fichft, daß es ein heilig feft geweſen ift; darum ouch unfere heilige zem⸗
menkommnuß der heiligen, das iſt, glöubigen, heilig fun ſoll, nit mit dem
eſſen heilig werden.
Es folgt aber hernach: „Und jr werdend die ungehebfeten kuͤchen halten;
dann sch will üweren züg am ftündlin dei tags us Aegypten firen.“ Bſich
mir hie die wort eigenlich ; fo erſichſt du, daß er das feſt iez die ungeheble⸗
ten brot oder kuͤchen nennet, das er glych darvor bat. zichren, das ift, die
: widergebächtnuß, und paessah, Das ift, den überfchritt, genennet. Du wirft
och feben, daß ſoͤlichs alles durch die synecdocham befdyicht , alſo daß
yon einens teil das ganz feſt genennt wirt; namlich bie von den ungeheble-
ten Tüchen , die man daran brucht; als die apoftel ouch genennet habend
Math. AXVI, 17: Am erfien tag der ungehebleten broten, welche als vil
ift ale: an des überfchritte erſtem tag, oder: an der gedbächtnuß erſtem tag.
Item, du wirkt ouch ſehen, daß wir nit us unbedachte leerend, daß, da
vorftat: „Und das wirt üch zu einer gedächtnuß fun“, diß mörtlin „das“ zei⸗
gen möge das lamm oder das ganz feit fammt aller handiung ; fo du bie
fichft , daß ouch die ganz fumma mit einem teil, namlich mit den ungeheb⸗
leten kuͤchen, benamſet wirt. Es mag ouch nieman gedenken: Ja, es wirt hie
das gebot ggeben der ungehebleten broten, und nit das feſt alſo genennet;
dann es flat vor und nach das gebot gnuͤgſam. Darzu fo ſtat hie bym feſt
der ungehebleten breoten: „Dann ich will dine heerzüg am ſtündlin deß tags
ns Aegypten füren; daran wir febend, daß die gedaͤchtnuß dankſagt nit
allein von des überſchrytens wegen ſunder ouch von des usfuͤrens wegen. Da⸗
rum du, lieber Luther, dich ouch nit verwundren wirſt, daß wir in den
worten: „Das iſt min lychnam“e, leerend, das wörtlin „das“ möge reichen
uf das ganz feſt der widergedächtnuß uf den ſinn: Das iſt die gedächtnuß
mines lychnams oder bedütnuß, für: Das feſt oder dankſagung ſoöllend
je darum thuͤn, daß ich minen lychnam für üch in'n tod ggeben hab;
dann er ſpricht oben druf: „Thuͤnd das zuͤ gedächtnuß min“; oder daß diß
wörtlin „das“ ufs brot oder wyn reiche, als uf den einen teil und zeichen
des fefts, wie ouch doben iſt anzeigt , per synecdochen uf den finn: Das
brot oder wyn ift die gedächtnuß oder bedütnuß mines lychnams, ber für
üch bingegeben wirt, oder (damit du nit fagift, wir biybind nit uf eim):
Das brot bedütet minen Inchnam, der für üch Hingegeben wirt; glych ale
ouch: Das lamm bedütet den überfchritt, der allerringeſt und offneſt ſinn ift
und dem einfaltigen der verftändlicheft.
Bald darnach folgt aber: „Und der Herr wirt das blüt fehen am über-
the und den zweyen bufiellen,, und wirt überhin oder fürgoen sc.“ Daran
du aber ſichſt, wie los din liederliche wort ift: „IE feifch, dann es iſt
ſunntag.“ Dann obalych diß ein urſach wär, darum man füllte Heifch eſſen;
Wiber Luther) buͤch dat ſaerament betreffende 9. 3. antiwur: 47
fo müßte doch ein befundre gfchicht fun am funntag bſchehen, um dero wil⸗
len wir vermantind zu Rleifch effen; und das wär dann ouch cin widerge⸗
dächtnuß. Wo aber kein andre urſach noch afchicht darhinder wär, fo gäd
dife red: „Iß ſfleiſch, dann es iſt funntag“, nit mee urfach, warum ich
föllte fleiſch eſſen, weder , fo ich foräh: Iß leiſch dann der eſel hat die
fygen freſſen. Ich weiß nit, was in diner ſprach „faul zotten“ heißt; verſton
ichs aber recht für fule, loſe, liederliche, unfruchtbare, unggründte wort,
ſo ſind diſe dine wort nit allein faul zotten ſunder ganz haderlumpen.
Demnach folgt alſo: „Und ſo jr in das land kummen werdend, das üch
der herr geben wirt, wie er geredt hat, fo ſoͤllend je diſen dienſt oder feſt
belten. Und fo üwere finder zu üch fagen werdend: Was ift üch das für
ein fe? fo föllend je jnen ſagen: Es iſt das opfer des überfcheittes dem
herren ; der überfchritten hat die hüfer der finden Iſraels in Aegypten, do
ce Heaypten fchlüg und unfere hüſer erlöst.“ Sich, was kann doch hel⸗
ters gſeit werden, weder hie ftat? „Wann üwere kinder fragen werdend: Was
ik das für ein feſt?“ ſpricht Moſes nit: Effend das bamm, dann es ift zin⸗
ſtag, funder: „Es ift das opfer des überfchrittes dem berren, der die hüfer
der finden Iſraels in Aegypten überfchritten hat sc.“ Warum underlaft du,
lieber Luther, gottes wort, und thuft din unbedachtes , lofes dar? Was
darfit du fagen: es ſyg ein föliche red, als wann wie fagend: 36 fleifch,
dann es ift funntag; fo Moſes bie felbs leert, was es für ein red, fett,
bandel oder ceremonia fe? Du töubft durchge ganz buͤch hinus, wie wir
one gottes wort leerind, und thuͤſt ung unrecht; dann wir erloudend dir, daß
du nun cin verrichte meinung anzeigiſt, die wir one gottes wort beerind;
und du leerſt bie nit allein one gottes wort, ſunder du laſfeſt gottes wort
us, und ſetzeſt din onmächtigs falſch wort dar. Söiltind wir die nach die
nen fitten den vfyl ziehen; was zimmte ung nit wider dich ze reden? Dem⸗
nach fo babend wir bie, daß das lamm ein opfer genämt wirt; und was
aber eigenlich nit ein ovfer ; dann von jm ward nüzid ufgeonferet, funder
ward gar geeflen; dann die bein, die davon überblibend, und das ungfü-
ber verbrannt man wol, aber nit ale ein opfer; noch fo wirt das ganz feit
tin opfer genennet von dem fchlahen oder mezgen des nößlig!, lamms odır
bödlins. Darus du zum erften , lieber Quther, aber erlerneft, daß das ganz
feſt ein opfer oder fchlachtung genennet wirt nun von. dem einen teil des fefter.
Darnach wir all wider die pänftler , daß opfer ouch heißt, das glych nit
ein opfer ft, als hie das feft oder lamm. Und ob Ehriftus fin mwidergedächte
nuß ginch ein opfer genämt hätte, dad er doch keinswegs gethon; hätt er doch
nit mee darmit gewellen dann ouch bie, da „opfer“ für „widergedächtnuß *
genommen wirt.
Alſo haft du, lieber Luther, orten andg, mit denen du überwunden wirt,
daß diß wort „in“ für „bedütet“ genommen wirt oder „ift ein zeichen. “
So ich aber wol weiß, daß du [ut ſchryen wirft: Schend jr, alfo thünd
im die ſchwärmer; ſy redend, fü habind ein ding bewärt, fo im nit alfo
iR. Es ift nit erzwungen, daß hie „ift“ für „bedüter“ oder derglychen ges
nommen werden müß. &o faq ich alfo: Ich zwyfel wol, du werdift dich
deñ nit erzwingen laflen , obalych die warbeit am tag lige; dann du tröfteft
1) jungen.
48 Liber Luthers duͤch das ſacrament betreffende 9. 3. antwurt.
| dich warlich eins andren ſchwerts weder des worts gottes. Dasſelb wirt aber
ouch nit länger noch tiefer howen, weder der doben will ; der auch den Abras-
ham bie hören. fchlahen , und dem Ahab die hand erdarrt!, daß er fy nuüm⸗
men konnt zu im bringen. ch will aber nüts dep weniger um der einfals
tigen willen altes, fo hie vom orterlamm arfagt, in ein Heine ſumm beingen
und darus anzeigen, wie „it“ file „bedütet® genommen wirt, und wie
wir „bedütnuß“ bie nemend.
Alſo: Das .ofterlamm wirt erſtlich genennet der überſchritt; darum
daß der überſchritt darnach gefolget, und man by diſem lamm dankfagt um
den überſchritt einiſt bſchehen. Darnach wirt das feſt ein gedächtnuß ge⸗
nämt; darum daß man da der gütthät gottes, den kindren Iſraels mit dem
überhupfen und usfüuren bewmust, yndenk was. Nun konnt das lamm nit
yngedenk fon; funder bedütet, daß darum ſy folltend yndenk fun. Alſo
wirt von ung „bedüten“ oder „zeichen fon“ genommen; nit ale du ung, lieber
Luther , dargibft per columniam : „Was bedütet doch das brot sc“ , ale ob
wir wellind fagen , es bedüte etwas erft fünftig; funder "das nachtmal be⸗
dütet den tod Chrifti vor gſchehen; giych ale das lamm in nachgehnder
zyt den überfchritt bedut, der vor langeft befchehen was. Und do man ei-
nift an der uffart den bülzinen götzen ufsoch ; fragtend wir kinder : was dus
bedute ? Sagt man ung: es bedute , dag Ehriftus alfo ze himmel gefaren
wär; und die nuß, biren, öpfel, oflaten,, fo man herab warf, bedurind
gaben, von denen afchriben ift: Er hat den menſchen gaben gegeben. Sich,
daß „ bedüten* ouch binder fich reicht für „ein zeichen fun“, fie-„ein ge⸗
dächtnuß fon.“ Als ouch tropæea, dag ift, ufgerichte Rein, bedütendb etwa
einen fig , etwa einen todfchlag , etwa einen groſſen güttbätigen mann. Lüg
nun, frommer chrift, ob Luther überwunden fye, und gezwungen , daß „ift“
in der red: „Es ift der überfchritt“, für: bedütet oder ift ein zeichen oder
sedächtnuß des überfchritts , genommen werd , fo der tert es ein gedächt⸗
nuß oder bedütnuß nämt. Zum dritten wirt dife dankfagung ein feit ouch
aenennet oder zemmenkunft der ganzen gemeind (panegyris); und heißt doch
vouch der überfchritt. Darus ermeſſen wirt, daß die wort: „Es ift der
überfchritt“, firgen mellend : dag feft ift ein gedächtnuß des überfchritts, oder:
dus lamm, das under den fichtbaren dingen das fürnemit was, ift cin bee
dütnuß oder gedächtnuß des übrefchrittee. Alſo ouch ift die zemmenkunft
im nachtmal Ehrifti ein gedächtnuß des lychnams Chriſti; oder: das brot,
das fürnemlich darin wirt barum getragen, bedütet und zeigt an den lych⸗
nam Chrifti, der für ung ift bingegeben. Zum vierten wirt es genämt das
feſt dee ungehebleten broten ; fummt aber das von eim teil diß feſtes, nam⸗
lich von den ungehebleten beoten , die daran gebrucht wurdend. Zum fünf>
ten wirt es win opfer genennet; drum das lamm gefchlachtet und doch nit
aropfret ward. Nun fe die namen zemmen: überfchritt, feſt oder zemmen⸗
funft der aanzen gemeind , widergedbächtnuß , ungehebleter broten feft und
opfer des überfchrittes; fo fchend wir, daß des lamms eſſen nüts anders
was, weder daß es der ganzen zemmenkommnen gemein bedüt, anbildet und
zeigt den überfchritt, den gott jren väteren bewifen hat; darum fagtend fü
gott dank. Jez ſichſt du, ob: „Es ift der überſchritt“, fo vil vermög als:
3) verdorsen erſtarren lich. . -
Uiber Luthers büch das facrament betreffende H. 3. antwurl. 49
„e8 bedütet den überfchrin", oder als vil als: „IE Reif, dann es ift
funntag.“ Und laß fich demnach wyſen, wen es gott gunnet. Lis, lieber
frommer chriſt, das AIL capitel Erod. ſelbs mit Aug; fo wirft du fehen,
ob wir der fady recht. thuͤnd oder nit.
Es find noch etliche kundſchaften mer , die wir nit habend anzogen , daß
darum „wwefen“ für „bedüten® genommen werde; funder allein, dag wir
anzeigind , daß mee ort fugind , darin die wort des weſens nit müffend we⸗
fenticy genommen werden. Als: „Ich bin die war wynreb“; da wirt „bin“
und „wunech* nit wefenlich genommen , funder: Sch bin jr glych. "Ych
bin die thür“, vermag ale vil: Ich bin einer thür oder porten alych. Willt
du aber den tropum in der wynreben oder thür ufthuͤn, fo nimm für „die
wunreben® die tucht, grund und fruchtbarmachung; fo merdend die wort
Chriſti alfo luten: Ich bin die recht tucht und Eraft, darin alles kraft hat zc.
Ich bin Die thür, das ift, der war yngang sc. Ye daß Luther gar kind⸗
lich felt, fo er ſtrytet: er fyg ein ware rechte wynreb 20, und fne bie kein
deutelen , wie er holdfelg redt; dann obalych nit deutung da, ift doch das
abnemen oder glychſyn (metaphora) da, ie daß die wort. des weſens nit
mögend wefenlich genommen werden funder für glychſam fun. Das ift ouch
nit uszelaffen, daß Luther Decolampadius uslegen der morten und mines
allweg für zwo underfcheiden ireungen zält, als C. 3. und E. 4; und aber
C. 4. fpeicht er alfo : „Erſtlich ift das gewiß, daß Zwingel und Decolampad
im verſtand einträchtig find.“
Alſo, Hoff ich, ſye bewärt, daß diß wort „it“ und andre, die fon
oder weſen heiffend , bedütlich genommen werdind an bil orten in der
gſchrift; hab doch nun die alten ort anzeigt. Sie thüt nun Luther zwo
unreden. Eine: wie fugind die verwirrtiften ſchlieſſer, die er ie gfehen hab,
ſygind ouch unberichter weder Die lind, fo wir alfo fchlieflind : „IR“ wirt
an einem ort in der gefchrift für „bedüter“ genommen; fo wirt es hie ouch
alfo genommen. Und gb wir alnch fundind, daß „it“ für „bedütet“ ges
nommen wurd; noch müßtind mir erſt bewären und gwüß machen, daß es
in denen worten: „Das ift min Inchnam“ , alfo müffe genommen werden.
Die ander ynred: cs fyg ie ein tüflifch ding , daB wir fagind: dife wort
mögimd nit alfo verftanden werden us der urſach, es ryme ſich nit.
Gebend wir uf die erſten dife antwurt: daB wir durch! alle unfer
gefchriften allmeg anzeigt habind , daß unfer meinung gar nit ſye,
dad wir in difen mworten darum wellind „ift“ mit „bebütet“ uslegen,
daß „it“ etwann an eim ort werde für „bedütet“ genommen; funder fü
tenmal der gloub und die afchrift darwider fugind, daß es natürlich ges
nommen werd, fo mögind dife wort den finn nit haben. Dann, ale
wir dor anüg anzeigt, müß man die gfchrift gegen einander heben, und
das fo einander widerwärtig fun wirt angefehen , mit dem liecht des glou⸗
bens und der afchrift einhelliglich Lernen verfton. So nun das bfchicht,
fo erfindt ſich, daß ouch dife wort den finn nit mögend haben , den ſy im
erſten anſehen fürtragend. Und redend gar nit von der ungebe! oder unge»
ſchickte des luter menfchlichen verftands , funder von dem klaren verftand des
gloubens ; darum wir ouch allweg mit hellen worten geredt habend: Ab-
1) Unwilligkeit, Widerfpenftigkeit.
Swinglis ſammtl. Schriften II. Bos. 2. Abthlg. 4
50 Uiber Luthers büch bad ſaerament betreiiende H. 3. antwurt.
surdum esse bunc sensum, etiam fideli intelleetui, das ik: Es will ſich
ouch dem glönbigen verftand mit rymen oder fügen. Darum du, lieber
Ruther , gar vil unnüßer worten tenbft , fo du uns fo oft befchiltelt, fam
wir allein gefagt habind: es ryme ſich nit; und habend aber wir allweg
anzeigt : es fye dem glouben und der hellen gfcheift wider ; darum ryme «6
fih nit. So nun der erſt gegenwurf im andren bangt , wiu ich in fparen,
bis wir den andren berantwurtend.
Und ſprich bie zum erften, daß mir nie habend arguiert a particulari
ad universale (das ift, von etlichen zu allen fchlieflen!); funder je habends
uns allweg zugelegt , nit allein on ſcham funder ouch on alle vernunft.
Dann wer bat ie under ung geredt: „Fk“ wirt an einem ort für „bedütet“
genommen; fo wirt es ouch an allen orten alfo genonhnen? Aber jr ba-
bend alfo uf ung geredt, wiewol lugenhaftiglich, und alfo gefchrumen: Sich,
die fürend fölich ſchlußreden: „ift“ wirt für „bedüter® etwann an eim ort ge⸗
nommen; fo müß es allenthalb für „bedütet* genommen werden. Alfo müs das
wort des himmelifchen vaters: „Dis ift min geliebter fun“, heiffen: Das be-
dütet minen fun, mit andren vilen byſpilen. Und demnach uf uns. gefpumwen,
‘ale du, lieber Luther, ouch on maß in difem buch trybeſt, warlich nit one
groſſen argwon ; fo dody menglich weißt, daß wir nit fo närrifch ie ge⸗
fchloffen Habend. Nun aber merkſt du wol, wannenhar wir zuͤ difem us
legen gezwungen find. Aber barwiderum fchlüßft du alſo; dann du ie alle
ort ſchirmen willt, darin „ift* flat, es fye weſenlich dag, das DIE wort
feit ; dag aber nit fon mag, als gnuͤg ahört if; dann Johannes iſt nit
Helias sc. Dann folgt aber wol in der heiligen gichrift, daß wo ein wort
in einem frömden finn genommen wirt an einem ort, und dasſelb wort an
eim andren ort ouch müß einen frömden finn haben , daß man eine durchs
ander , ouch glych dem andren usleg , fo das die gelegenheit des gloubens
und einhelligheit der gſchrift wyst. Byſpil: Diß wort „flein“ wirt in der
afchrift in vil weg genommen; etwann für die materlichen flein; etwann
fie härte menfchen; als Ezech. XI, 19. und XXXVI, 26; etwann für
die teeffenlichen und fürnemen Thren. IV, 1; etwann für Chriftum allein
1. Pete. II, 4. Welchs ort ich nun nimm von den erſten deyen, und
will dag ort Petri, das allein uf Chriſtum Iutet, uslegen ; fo fel ich.
Warum? Die gelegenheit des gloubens ſtimmt nit darzü. Wenn ich aber
eins find, da „ftein“ ouch allein Chriſtum bediütet ; denn fo wirt eins durchs
ander klar und beide einandren glych. Als, das Pfalm. CXVIIL 22. flat:
„Der ftein, den die bumenden (verſtand, Durch menfchenleer , ale die pfaff⸗
heit thät) verworfen habend , der ift cin houptftein im egg worden“, das lec⸗
ret ung Cheiftus ſſelbs Matth. XXI, 42. von jm geredt fun. So wir
nun die ort , die eines finnes find , zemmen hebend, und die gelegenbeit
oder glychſame des gloubens bfehend ; fo merdend fu alle drü durch einander
flar ; und firytet darum nieman ı dag wo „fein“ in der geichrift ftand,
dag es Ehriftum heiffe. Bſich iez die gelegenheit und glychfame der beeden
reden: „Das ift der überfchritt*, und: „Das ift der Iychnam Chriſti.“
Ein ander byſpil: Waſſer wirt ouch in wil andre weg weder für dag
materlicy waſſer in der gefchrift genommen. Noch fo fehend feine zu tem
t) Randgloffe.
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Wiber Luthers büch das ſaerament betreffende H. 3. anhvurt. 51
finn, der Joh. II, 5. flat: „Es fye dann, daß einer wider geborn werde
us dem wafler und heiligen geift 20“, weder die, da „mwafler“ ouch wirt für
die gnad gottes oder dashimmelifch erlüchten genommen, als Ezech. XXXVI,
25. Job. IV, 10. und 1. Job. V, 6. und derginchen noch vil. Nun tie
derficntend aber hie die töufeler, das ift, die dem Inblichen touf ze vil zuüͤ⸗
aebend, und fprechend: das Joh. III, 5. ftat vom wafler, ghöre nit dahar;
dann dasfelb Iute vom Inblichen toufwafler. Jez, , ftellend wir die afchrift
gegen einander , fo findend wir Matth. III, 11: „Der wirt üch toufen im
heiligen geift und für.” Soll nun „waſſer* Joh. III, 5. vom Iyblichen touf>
waſſer luten; fo wirt ouch hie „für“ vom Inblichen für muüflen verftanden
. werden ; und tbuͤnd die Indier recht (das doch nit ift), daß ſy fich mit dem
brand laſſend zeichnen ; welche ouch us der irrung kummt, daß ſy nit ver⸗
fanden habend , was Johannes mit dem für gemeint hab. Jez jagt uns
das ort vom für zu dem ort vom wafler, und zwingt ung „waſſer“ glych
als wol anderverftändig machen ale „für“ (alfo zwingt die gfchrift mit offnem
finn, nit mit dem prämiß!). So fehend wir demnach, , daß „wafler“ oft fir
die erlüchtung und nachlaffung der gnad gotted genommen wirt. Und fo
wie die wort Chrifti Joh. III, 5. ouch recht bfehend , findend wir, daß Chri-
Aus durch waſſer und wind uns darum redt müflen wider geborn werden ,'
Daß cr durdy die leblichen , Friftlichen element ung ze verfton geb, daß die
gnad gottes oder das himmelifch wüflen, das allein die feel erauicht, nieman
annimmt, weder dem der geift yngibt, daß er fich der gnaden ficher halt cz
als dann 1. ob. V, 8. fagt: Dry find, die kundſchaft gebend, der geift,
Das waſſer und das blüt; und die dey find eins oder by einander. Darug
wir nun, lieber Quther, erlernen mögend, daß von einem ort zum andren
recht gangen wirt, und je beeder finn gegen einander gehebt, und der us⸗
eriefen foll werden , der dem glouben und einigheit der gefchrift allerglych⸗
förmigeft if. Und müß man darum nit fagen: Das heißt an dem ort das;
ja, fo heißt es allenthalb alfo ; mie dann iez dom waſſer und ftein iſt anzeigt.
Und melcher das nit halt, der irrt vil in dee gſchrift. Ich will ouch wol
anzeigen , daß diß wort „ein fleifchin herz® in der afchrift nienen wirt zu
qütem genommen weder by Ezech. XI, 19. und XXXVI, 36: Ich will
us üwrem fleifch das fteinin herz nemen, und will üch ein fleifchis geben.
ie thünd wir jm bie? Nun habend wir dody kein ort, darin ein fleifchin
herz für güt merde genommen. Sich, da müß allein der fittig glöubig ver⸗
fand das fleifchin herz ermeflen zu gütem genommen werden. Alfo ift jm
ouch hie; ob wir glych nit ort hättind, darin „it“ wurde für „bedütet“ ger
nommen, dero wir doch überflüffig habend ; und aber us aller gfchrift,
glouben und den worten felbs erfunden wirt, daß diſt wort: „Das ift min
lychnam, der für üch wirt binggeben“, nit mögend weſenlich genommen
werden ; fo bättind wir an dem wyſenden liecht des gloubens, anderer gfchrift,
Die miberftat , und der ſelbeworten gnüg.
Zum andren gegenmwurf, da uns Quther usgibt , wir verneinind bie den
Indlichen Iychnom Ehrifti darum; es ryme ſich der vernunft nach nit; ge»
bend wir, wie ghört ift, diſe antwurt: daß wir allweg geredt habend: es
gebe fich dem glöubigen verftand nit, ſunder widerftrebe dem glouben und
1) Randgloffe.
52 Uiber Luthers büch das facrament betreffende H. 3. antwurt,
der afchrift. Das wellend wir hie, ob gott will, hell an’n tag bringen,
und vom .glouben zum erften , darnach von dem widerfiand der afchrift.
Den Iychnam Chrifti Igblich eſſen widerftat dem glouben. Urſach: Wie
der menſch nit allein bym brot Lebt, funder by eim ieden mort , dag von
gottes mund kummt; alfo mag ouch die feel nüzid fonfen oder ſicher ma-
chen weder gottes wort. Das macht aber nieman ficher, weder welchen gott
gezogen hat mit finem geift (iez darfs nit gefchrift; ſy if allen glöubigen
in den ſtucken mol erkannt). Welchen aber gottes wort fiher macht, der bat
iez den glouben ; und das ift gottes worte gleben. Se; kummt der fe.
Wenn ich nun under dem namen des gloubens will ynfüren und fagen :
gottes wort leere das glouben, das es nit leere; fo. fel ich nüts weniger,
weder die menfchenleeren für gottegleeren verfouft Habend ; dann fo bald
ich gottes wort züleg , das es nit inhalt, fo hab ich das gebot Deut.
IV, 2. und XII, 32. überfeben. Darum müffend wir zu dem glouben
gottes worte eigenlichen verftand haben; oder aber wir wurdind glouben,
ja wänen, das wir nit wüßtind. Kundfchaft Röm. X, 14: Wie werdend
fü glouben dem, den ſy nit gbört habend? Wie werdend fy aber hören
on einen leerer? So müß ie fon, daß der leerer nit anders leere, weder
gottes wort wyst; oder er leert menſchenleer, und wirt. under die gezälet,
von denen Paulus Tit. J, 10. redt: Es ſind vil ungeſchickter, ytelſchwätzer,
gmütverfürer allermeiſt us der bſchnydung; denen muß man den mund
verftopfen ; dann fü verfeerend ganze afinder , und leerend, das nit foll ge⸗
leert werden, um des fchandlichen gwünns willen. Hie fehend wir wol, daß
Paulus anzeigt, man muͤſſe leerer haben; wir fehend aber dargegen , daß
die leerer us anfechtung des gemünnes oder andren anfechtungen der warheit
felend. Söllend nun die, fo geleert werdend, damit nit vermasget werden ;
fo müffend ſy ie fo vil liechtes haben, daß fu fehind, welchs von gott fur,
welchs vom menfchen. Dann Ehriftus fpricht: die ſchaf kennind die ſtimm
des bieten, und gangind jm nach ; aber eim frömden gangind fy nit nadı,
funder flühind von jm; dann fu kennind der frömden fimm ni. So müß
ie ein groß liecht im gmüt der hörenden fchäflin fon , fo ſy das wort dee
leerenden muͤſſend urteilen; ale ouch Paulus 1. Cor. XIV, %9. beift:
Das liecht aber ift nüzid anders weder der aloub; ale Jefajas fpricht :
Wenn je nit gloubend, fo werdend je nit verfton. Alſo ift gnuͤg erklärt,
daß weder der leerend mee zü gottes wort thün foll, weder" es inhalt, noch
der leerend mee verſton; oder aber fü farend nit nad) dem glouben und
geift -funder nach jren anfechtungen. Byſpil: Zun Hebräern XL, 3. ftat
alfo : Durch den glouben verftond wir die welt gemachet fun durch goites
wort. Hie ift anüg verftanden und ggloubt, warn ich merk, daß die welt
gemachet ift von gott, und gloub das. tem Gen. I, 14, ftat: Gott bat
wyter geredt: Es werdind liechter am firmament des himmels, und teilind
tag und nacht. Iſt aber gnüg, daß ich merk und gloube, daß funn und
mon von gott gefchaffen ſygind. Wann ich nun wöllte zu gotted wort
tbün und fagen: Sch will ouch funn und mon machen mit dem wort
gottes , das er ſelbs geredt hat; dann fin wort ift allmächtig , er vermags
wol ꝛc; und will fagen: Es, werdind liechter am firmament des himmels ꝛc;
fo Lieffe fehen, mie vil ich funn und mon machen möcht. Ich föllte wol
wellen tiecht machen, und wurde finfternuß. Warum? Gott hat ung nic
‚ .
-
Uiber Luthers buch das ſacrament betreffende H. 3. antwurt. 53
nen abeiffen funn und mon machen. Ob er glych das Iebendmachig wort:
„Es werdind liechter“, geredt hat, und find die liechter worden; hat er
uns doch nienen empfolen noch verheiſſen, daß, wann wir die wort redind,
daß ouch da neißwas werde. Und darum find diß wort einer einfaltigen
gſchicht; und find nit wort, darin wir gheiſſen werdind üzid ze thuͤn; oder
in tenen uns verheiſſen werde, fo wir fü ſprechind, daß wir ouch himmel
und erden machind oder funn und mon. Und ift giuch als wol unrecht
gottes wort uftrechen, das es nit inhalt, als jm entzichen,, das ed vermag.
Byſpil im nümen tefiament : Chreiftus hat geſprochen: Gond hin, pres
digend das evangelium. Iſt ein heiſſends wort. Widerum bat er us mals
fer wyn gemacht. Will ich nun die wort fagen: Das wafler bat Jeſus
zu mon gemacht; und damit vermeinen, es ſoͤlle wyn werden , die wort
vern:öginds , es fye gott ouch wol müglich; fo foll man mie billich keinen
won geben funder wafler, und mich ſelbs laſſen wyn machen. Item, Chris
Rus fpricht aber: So je fürgeftellt werdend , dörfend jr nit teachten, was
je reden werdind; dann es wirt üch zur felben ftundeggeben , was jr reden
föllend. Iſt ein verheiffends wort. Wöllt ich nun ab dem uf ein wort des
gheines fallen und fagen: Ich will nit arbeiten , den nächften lich haben,
nit ſryſen, nit teänken den armen sc. Urfady: Gott hat geredt: ce werd
wol ungeben, was ich reden fölle; fo wirt er mich ouch wol zur arbeit und
andren güten Dingen bewegen; er mags wol, er hats verheiſſen sc; fe
irrete ich ie unchriſtenlich. So müß ich ie under den worten , die nit einer
art find, underfcheid halten im alouben. In den worten, die mir ein
lutre gfchicht anzeigend , ifts anüg glouben, daß's alfo geſchehen ſye; und foll
Darzu keins megs glouben, daß mir geboten oder vecheiflen fye , daß ich
ouch alfo thün fölle oder möge. In den worten des gheiſſes iſts gnuͤg
glouben, daß's gott geredt, ouch gheifien hab, und daß wir das thün füllend,
und daß wir wüflend , daß es recht iſt, fo es gott geheiffen hat. In den
sworten aber der verheiflung müflend wir glouben, daß die -verbeiffung- son
gott ine, guͤt und grecht ſye, daß ſy ouch gwüß erfüllt werd, wie fü lutet.
Davon ich noch vil mee gegen doctor Jacob Struſſen gefchriben Hab , zeig
ie; nun ein kurz mufter an.
Nimm du iez, licher Luther, die wort: „Nemend, effend , das ift min
Inchnam“ , ze handen Cich will dich iez mit denen: „der für üch bingegeben
wirt , die du fo unwert haltft, dag du durch das ganz buch nun nit einifk
fründlich mit jnen redtift, nit übernöten). So ſichſt du erftlich,, daß die
zwey wort: „Nemend, eſſends, heiſſende wort find. Zum andren: „Das
sh min Inhnam®, find gſchicht⸗ oder thätliche! wort , und mögend ale
wenig den lychnam Chriſti mit dinem glouben oder reden machen , als tes
nig du magſt liecht machen , darum daß ee hat geredt: „Es werde Liecht.“
Und bat dennoch das eine beffere gſtalt: „Es werde Liecht“; dann diß rüft
doch dem- licht ; aber hie wirt nit gefprochen : Da werde min Inchnam
us oder im brot. Und wann er glych alſo aefnrochen hätte; noch hätte
er erſt nienen verheiffen , dag , wann wir die fprechind, daß da der lychnam
Chriſti wurde. Dann wann uns gott alych heißt den andren baggen ouch
darbeben , tbünd wirs darum nit. Warum? Daß er ung nie verheiflen bat,
daß wir fo volllommen fon , daß wirs thün werdind. So wie aber durädy-
sung Indend von der gerechtigheit wegen, fo wirt ung das rych Dee himm⸗
54 Wiber Luthers buͤch das ſacrament betreffende ®. 3. anwurt.
len; da iſt ein gheiß um. Alſo habend wir noch nit funden, daß wir ienen
gheiſſen ſygind den liychnam Chriſti im brot oder us brot machen; ich ge⸗
ſchwyg, daß uns ienen verheiffen fye, wann wir die wort ſprechind, daß er
da werde; als wenig ums verheiffen ift, daß wir Liecht , filch und vögel ma⸗
chen erdind; und hat ſy doch gott ouch mit ſinem wort, das iſt, kraft,
gemacht.
Bishar hoff ich nit, daß ieman ſagen könne, daß in den worten des
herren weder heiſſen noch verheiſſen ſye, darus wir billich ſoͤllind vermeinen
uns ze glouben ſyn, daß der lychnam Chriſti hie geeſſen oder gemacht werde:
„Nemend, eſſend“, find wol heiſſende wort; aber ſy heiſſend nit mee, dann
ſy lutend. „Nemen und eſſen“ mögend nit dahin zogen werden, daß ſy heiſ⸗
find den lychnam Chriſti machen. „Das iſt min lychnam“, find nun zeig»
und gſchichtwort. Wann glych Chriſtus ſinen lychnam gegeben hätte; noch
ſtat nienen, daß wir in machind, oder uns ouch verheiſſen ſye. So fol⸗
gend iez die wort: „der für üch hinggeben wirt.“ Wellend wir von klarheit
wegen underlaflen ; denn doben gnuͤg von jnen gſeit iſt, daß fy einig den
ganzen verſtand, den wir annemend, ftart anüg find ze erhalten. Und wels -
lend an die wort hin: „Thuͤnd dag zu gedächtnuß nrin“, und fehen, wo⸗
bin die zwey wörtlin: „Thuͤnd das“ , reichind.
Der papſt mit finem dum hat allweg alfo geleert: daB dife zwey wort:
„Thuͤnd das“, uf den lychnam Chriſti heiffind und dütind uf den finn:
„hund das“, das ift, machend mit den mworten den Iuchnam Chriſti ze.
Welches aber fallch ift us zweyen gründen. Der erft ift, dag Chriftus vor
nit anzeigt oder gheiffen bat finen Igchnam machen , wie dann ghört ift;
darus nun folget, daß ouch die wort: „hund das“, nit reichen mögend uf:
Machend minen Iychnam; oder aber die wort wurdind zü einem fo lofen finn
kommen: Thünd das, das ich üch erſt gbeiflen hab ; und fo man binder
fih fähe, hätt er nüzid geheiffen dann: Nemend, eſſend.“ So werdend
wie ie nüts anders geheiffen dann eflen , und nit den lychnam Chriſti machen;
babend ouch kein verheiſſends wort, das da fage, daß er ienen us kraft difer
worten oder us gottes thuͤn dahin kummen werd. Sichſt du aber, lieber
Luther , daß ung der mangel des verheiſſens nit laßt glouben, daß da der
lychnam Chriſti ſye. Und wölltind alfo wir dich ghand! ouch in den wor⸗
ten einig überwinden ; ob wir giych kein andre gſchrift dargegen oder nebend
hdättind.
Der ander grund iſt das heilig gottesmort , das ung den finger fürt,
wohin wir mit den worten: „Thuͤnd das“, zeigen ſöllind (diß ift der weſen⸗
lich grund zum verftand der worten: Thuͤnd das“3) 1. Cor. XI, 24 ff.
ftat alfo: Thuͤnd das zu gedächtnuß min; dann fo oft je das brot efien
werdend und das trank trinken, föllend je den tod des herren penfen oder
uskünden, big er fummen wirt.* Heb den finger har, lieber Luther, und
fi), wohin „das“ reiche, und wohin „thund“, und bis nit unglöubig fun«
der glöubig. Du weift wol, dag Paulus hie usfprechen will und klar ma⸗
chen, was dife wort veemögind: „Thuͤnd das zu gedächtnuß min.* Speichft
du, nein ;' fo ſich mir uf die (causalem Yap, enim, das tft, uf das wört⸗
lin „dann“; fo fichft du wol, daß die nachloummerden wort: „Dann ſo
1) wodl, geſchwind, leicht. 2) Randgloſſe.
Wiber Luthers büch das facrament betreffende 9. 3. antwır. 55
ft jr das brot eſſen werden ꝛe*, damit an die vorbrigen gehenkt werdend,
Bamit urfach und Elarheit ggeben werde , warum die gedächtnuß ſye, und was
(nm ſye. Run beb den finger bar (zürn nit, daß ich dich fo Lindlich leer;
wir muͤſſend werden. als die find, oder aber uffert dem himmel blyben), und
Leg in uf Me wort: „ Dann fo oft je das brot eſſen mn -.dend und das trank
srin!en.* Nun, du haft in druf? Licher, was bedütet dag wörtlin „dag“
än Denen worten? Bedütet es uf den Iychnam Chrifti dahar bringen oder
wmachen.? oder bedütet es das brot eflen und dag trank trinten? Kannſt du
nit löuanen, «8 bedüte uf eflen und trinken das brot und trank, als die
wort ofienlich Iutend. Eia, fo fi nun in gottes namen, daß diß wort:
„Thünd das“, nit reicht uf „eflen minen Inchnam“, funder uf „eflen das
feſtlich und pflichtlich brot und trank zu aedächtnuß min.“ Sich ouch, lie»
ber Luther , daß wir us denen worten Pauli , darin er mit dem mörtlin
„das“ uf das ganz feit oder uf die fürnemen zeichen dütet, erlernend, daß
oudy in denen worten: „Das ift min Iychnam“ diß wörtlin „das“ nit uf
den Inblichen lychnam Cheifti zeiaet, funder uf dag feft, welches der Iych-
nam Chriſti genennet wirt. Glych als wir die urftände Ehrifti nennend und
unart; und flat aber Chriftue, und fart nit uf; funder das feft und wider⸗
gedächtnuß wirt alſo genennet von dem, das einift befchehen iſt. Oder es
zeiget uf Die fürnemen symbola, feft= und pflichtliche zeichen wyns und bro⸗
tee , daß die fin lychnam anzeigind , der für uns ift hingegeden. Dann
Paulus nennets alfo hie, da es am türeften gilt; dann es muß ie am türe⸗
ſten gelten , da er die wort: „Thuͤnd das zu gedächtnuß min“, erklären will,
was fn vermögind. Da ſpricht er aber: „Dann fo oft jr das brot eſſen
werdend“ , und nit: fo oft je den Inchnam Chriſti efien werdend ꝛc.
Yes ift es an denen worten „zu gedächtnuß min.“ Da fprihft dur
licher Luther, ſammt dinem hufen: man eſſe den Inchnam Chriſti hie zu
gedächtnuß fines lychnams. Weldyes aber nit fun mag, als iez us Paulo
wol verſtanden wirt; dann ce legt die wort „zu gedächtnuß min“ mit des
nen us: „Werdend jr den tod des herren prufen oder uskünden, big er kum⸗
men wirt.® Daran wir wol fehend , daß in difem feftlichen mal den vrys
nit fürt den Inblichen Iyb Ehrifti effen , das doch billich zum fürnemften
föllte fon, wo man den Indlich äffe; (under dag wirt bie fürnemlich anzeigt, .
dab wir die gedächtnuß des herren alfo begon ſoͤllind mit vryſen und uskünden,
das ift, dankſagen des tods des herren. Und fpricht Paulus nit: So oft je
diſe gedächtnuß begond, fo eſſend den Igchnam des herren, funder: „So oft
je das brot efien und das trank trinken werdend , fo kündend us den tod bed
herren.“ Da fichft du nun offenlicy das uskünden, das iſt, die dankſagung,
das fürnem fon, das hie gehandlet wirt. Die wort: . „big ex kummen wirt“,
it nit not ze handlen , find vormal gnüg anzeigt, daß fü reichend uf die
zuͤkunft des lezten urteils.
Alfo haft du, lieber Tuther , nit mit tandmären bewärt erftlich, daß wir
gottes wort mit uftrechen ſoͤllend, das es nit inhalt; dann das ift giych als
wol päpftifch als gottes wort gar nit hören. Es müß ouch fun, daß der
ginch als wol fin wort an gottes worts ftatt ftelle, ber us gotted wort zie⸗
ben will, das es nit erlyden mag. ale der fin eigen dichtet wort für gottes
wort darfiellt ;, dann iedweders ift des menfchen wort. Darnach ift die bes
wärt, daß dife wort: „Nemend, eflend, das ift min lychnam; thund das
— — — — — —
56- Liber Luthers buͤch dad ſacrament betreffende H. 3. antwurt.
zuͤ gedächtnuß min“, mit wort einigerley verheiſſens fogind , funder allein
gebietende oder heiffende wort und erzälende.. Und fo wir die eigentlich
befebend mit denen: „der für üch hingegeben wirt“ , und mit denen: „So
oft jr das brot effen werdend und das trank trinken, föllend jr den tod
des herren uskünder sc“, fo fehend mir eigenlich, daß .die dürren: „Das
it min lychnam“, den finn nit haben mögend , den du überhoupt erfechten
hofft. Und hörſt demnach, daß es wider den glouben ift, fleifch und blut
Ehrifti hie fürgeben gecfien werden. Dann gottes wort inhalt es nit, ver»
- heißt ouch nüzid drum 5; defhalb die menfchlich , ouch glöubig confcienz
nimmermee rümwig wirt, got geb, was man jro mit türen worten berbeißt:
Der hochgelobt zart fronlychnam wirt geefienze. So gottes wort das nit bat,
fo ift es dem glouben wider und unannemlich. Und darum bfich, Lieber
Luther, dine wort, wie wol fü ſtandind, da du alfo ſchryeſt: „Wir has
bend gottes wort, das mag uns weder tüfel noch höll, Teer noch fchwärmer
nemen ; da ftond fu rc.“ Frylich habend wie ſy. Wer will dir ſy nemen ?
Gottes wort ift allmächtig , und bringt das mit jm, das es fürgibt. Wer
(chlächt das ab? Wir habend noch härt einen glouben. „Und fo die wort
gefprochen werdend , fo ift dee lychnam Ehrifti da.“ Jez feift du. Jez fa»
gend wir darzuͤ: Ricber, ſo fprich : Es werde ein liecht; dann gatt hat diß
wort nit weniger geredt weder jens. Sprichſt: Ja, er hat das nit geheiffen.
Lieber, fo fprich zum todten: Stand uf, oder zum blinden: Erſich, und
mach jn fichtig ; das hat gott geheiffen. Thu bie, lieber Luther, am fürs
gon difen knopf uf. Dann du haft ouch gottes verheiffung um die wort , die
dus hie gar nit Haft Marc. XVI, 18. Und wenn du fprechen wirft: Ich bin
nit aheiffen fiecht oder himmel und erden machen ; aber hie bin ich gheiflen den
trchnam Chrifti effen; haft du fchon antwurt us dem wort Pauli, daß: „Thuͤnd
das zü gedächtnuß min“, dahin reicht: „So oft. je das brot eſſen werdend
und das trank trinken , föllend je ꝛc.“ So vil vom widerftand des gloubens,
der us dem mangel kummt, daß er mit glouben kann in gottes wort fon,
Das es nit inhalt.
Nun wellend wir beivären, daß es der fumm, des natur und act des chri⸗
ſtenlichen gloubens wider iſt. Nieman kummt zu Chriſio, der vater habe iu
dann zogen ; welchere nun vom vater ghört und glernet hat, der kummt zu
jm. Welcher nun in in vertruwt (dann das ift zuͤ im kummen), der hat
ewigs leben , ja ift ein fun gottes; dann, welche in annemend, denen bat cr
ageben Linder gottes ze werden. Iſt nun das vertruwen uf jn die fumma des
heile , fo fragt der gloub nit dem Inblichen efien nach ; dann worzuͤ dient
e8 der confeienz ? Bott ift ein geift, und welche in anbeten wellend, muͤſ⸗
fend in im geift und der warheit anbeten. Alſo, weicher jm dienen will,
foll im us dem glouben dienen, nit mit Inblichem eſſen fines fleifches. Der
geift ift, der da lebendig macht; fo muͤß es allein geift fon, das unferen geiſt
fichret zum leben. Dann-damit wir gwüß ſygind, dag wir fün gottes find,
fo hat gott fines fung geift in unfere herzen gefendt , in melchem geift wir
ſchryend zu jm: Vater! Durch) den geift ift es süggangen | dag wir qwüß
find gemacht, daß wir finder gottes find; den hat gott in unfere herzen
ggeben; und ift nit dahar kommen, daf wir fin fleifch und blut Inblich eſ⸗
find. Chriſtus ſpricht: So ich von der erd erhöcht (das iſt, ang krüz ges
henft), wird ich alle menfchen zu mir zühen. Sicht nun der gloub uf den
Uber Luthers bisch da ſaerament betreffende H. 3..antwurt. 57
tod Ehrifti, nit ufs-Inblich effen , dem nüzid zuͤgeſagt iſt; fo ſicht der gloub
nit druf, ſunder iſt jm wider und ein abfchühen ab allem , das jm wirt
fürggeben., darum er gottes wort nit hat.
I. Ehriftus bat mit finem blütvergieffen zefriden geftellt alles in himmel
und erden , nit mit eflengeben fines Iychnams und biütes Iyblich ; dann fin
fleiſch ift nun ein ſpys dee feel, fo feer es gefrüsget üft. Joh. VL, Sk:
Die ſpys, die ich üch geben wird, iſt min fleifch fürs leben der welt, ver-
‚fand, getödt, mit geefien. Das körnlin, fo es ftirbt, fpricht er, gibt es
vil feucht. Getödt it ce unfer leben, nit geeſſen. Mit finem eigen blüt ift er
eineft ins heiligtum yngangen, und hat da ewige erldiung gwunnen Hebr.
IX, 12. Dann daß er der fünd gſtorben, ift eineſt gſchehen Röm. VI, 10.
Er ift der flüch für ung worden; dann es flat afehriben: Verfluͤcht ſyg ein
ieder, der am holz hanget Bat. III, 13. So hat er ung ie den flüch, der über
die find gehört, mit dem tod hingenommen ; dahin alle Eundichaften des
nüwen teftaments reichend. Darus nun folgt, dag im Imblichen eſſen die
glöubig eonfeienz nit nachlaffung der fünd findt, als aber du, lieber Luther,
us dir felbs leereſt. So ift ouch der nutz, den du anzeigft im Iyblichen eflen,
nũzid, da du fprichft , die fünd werdind damit verzigen ; und must ung der
gloub allein uf finen tod, nit ufs Inblich eſſen um verzig der fünden.
Hebr. IX , 22. fpeicht Paulus alfo : On blütvergieffen wirt nit nachlafe
- fung. &o nun bie das blut Chriſti nit vergoffen, wirt ouch nachlaffung
der fünd nit in fines bluͤts Iyblichem teinten. Es if nun einefk vergoffen
und nun einift ufgeopfret; und hat die find allein vergoffen und ufgeopfret
- bingenommen ; fo folgt (de primo ad ultimun), werde im Inblichen eſſen
und trinken des lychnams und. bfüts Chrifti die fünd vergeben ,. daß diß eflen
Chriſtum wider krüzgen und, ufonfren fue. Thu den knopf uf, licher Luther,
nit mit meulen, als du vedft; funder zeig den mangel an, daß es nit grund
bob in gottes wort.
Petrus ſpricht 1. IL, 24: Chriſtus hat unfer fünd mit inem iwb getra⸗
gen am krüz. Daran, ich hoff, kein chriſt zwyfel hab. Nimmt nun das Inb-
(ich effen die fünd bin; fo muͤß fin fleifch Iyblich effen ein krüzgung Chriſti
fon und ein opfer ; derin fo hats dus einig opfer nit gnuͤgſam gethon. Lös
diſen ouch uf. Kurz, der gloub findt kein nuchlaflung der fünd weder im
vergoßnen bluͤt Chriſti. Alſo bat er müflen ſterben, und alfo in fin cer
fummen Luc. XX1V, 236
II. III. Item, der den alouben'gibt, der meert in ouch. Luc. XVILS: Her,
meer uns den glouben. Röm. V, 4: Die liebe gottes ift in unſern herzen
usgoflen durch den heiligen geift, dee uns ggeben iſt. Sich du, die liebe
gottes durch gottes geift ggeben werden, mit durchs (nblich eſſen. Nun iſts
ein art und harkommen des gloubens und der liebe; ja, ſy find ouch ein
ding , fo feer dus den glouben für die ganzen verrichtung des menfchlichen
herzens mit gott nimmft, als wir dann hie thünd. Item 1.906. 1V, 16: Gott
iſt die liebe; und welcher in der Liche biybt, der blybt in gott, und gott
binbt in sm. Reicht alles dahin, dag du fehift, den glouben geben, meeren
oder feften allein des inwonenden geiftes ſyn, nit des Inblich geeßnen lych⸗
nams , als du aber one gottes wort fürgibft.
IV. Dee tröfter aber, der heilig geift, den der vater in minem namen
fenden wirt, der wirt üch alle ding leeren, und üch aller dingen yndenk
58° Liber Lutherd büd dat farrament betreffende H. 3. antwurt.
machen, die ich üch aſeit bab, Joh. XIV, 26. Sie ſichſt du, licher Luther,
daß der heilig geiſt der tröſter iſt, nit das Iyblich eſſen; -dann wo find wir
ie troſtloſer geweſen, weder do’ wir allermeiſt den Inchnam Chriſti wontend
eſſen? Der tröſter, der geiſt, wirt'uns alle ding leeren, und widrum in
gedächtnuß bringen, was mir von Chrifto geleert find. Daran ſichſt du,
daß es din gediäht iſt, da du verheiſſeſt, diſe wort: „Das ift min Igchnam “,
beingind den Inchnam Chriſti mit inen, und machind das gegenwürtig, we⸗
fenlich , das wir vor allein gloubt babend , ald dann du in predgelin wider Die
ſchwärmer redft.. Dann, das wir bie gloubend und Hoffend, wirt ung lyblich
bie nit.gaeben. Wir ſehend hie allein ducch ein fpiegel und verborgne ; denn
aber. werdend wir fehen von angficht zu angſicht. Wir rüftend hie alfein
die amplen und facklen zů, daß wir zum herren ans hochzyt gangind; uf
demfelbigen werdend wir in effen „das ift, in ewiglich nieflen und fröud ha⸗
ben. Hie wirt und, das wie hoftend , nimmer anderft ggeben weder mit
ruͤw Dee confeienz , welche rim nüzid anders ift weder der feſt gloub, wel⸗
cher gloub allein des zichenden und erfüchtenden gottes ift, der finen geift in
unfere herzen ſendt, Durch den wie fehend das gwüß fun, das und gott ver⸗
beifien hat ; dazu dient Hebr. XI, 1. Uber die weſenlich fröud und ergößr
lichkeit, dic von allem jamer und blangen, von dem Röm. VIEL, 19. flat,
gefündret ift, die wirt erft dört fon. Deßhalb du aber übel verfchoffen biſt;
dann das lyblich eſſen bringt nit die gegenmwürtigheit der ewigen fröud ; fo
beingt 8 ouch nit die fröud und ficherheit der confeienz , die des gloubens
iſt, wie vor ghört.
V. Röm. VI,‘ 5. fpricht Paulus alfo: Sind wir der glychnuß des tods
Ehrifti yngepflanzet' / fo werdend wir ouch der urftände yngepflanzet fon.
Sichſt du, licher Luther, daß den lychnam Chriſti Iyblich eſſen nit pflanzt
zu der urſtände, ale du one gottes wort leerft, ouch Irenäum nit recht
verſtohnde, funder mit Chrifto geftorben fun. Item Röm. VIIL, 11: Wenn
nun dep geift, dee Jeſum uferweckt bat, in lich wonet , fo wirt, der Chriſtum
von den todıen uferwecdet bat, ouch ümere tödemliche lychnam lebendig
machen durch den geift , dee in üch wonet. Hie weiß ich wol, was für
nemens Paulus handlet, namlich: habind wir den waren glouben ; ſo ba»
bind ouch wir den göttlichen geift; der mache und Icbendig, ob wir glych
unſers lybs thaten halb tod fygind. Noch fo dienet es unferem fürnemen, da
wir dir wellend ze verſton geben, daß alles, das du dem lyblichen eſſen zuͤ⸗
legſt, mit gottes wort allein der gnad oder geiſt gottes wirt zuͤgelegt; alſo
iſt' ouch die urſtände des Inbs. Aber andre kundſchaften her. Paulus ſpricht
Phil. III, 20: Unſere wonung iſt in den himmlen, dannenhar (merk mie
an eim fürgon uf das-„dannenhar*) wie den herren Jeſum Chriſtum ver⸗
wartend‘; !der unferem fchlechten Inb anderft geftalten wirt; Damit er aluch
ſehe dem lychnam finer eeren us der kraft, damit er jm felbs undermwürflich
machen mag alle ding. Sichſt Du, womit unfere Inb werdend widerum le⸗
bendig gemacht? Mit dem effen des Inchnams Ehrifti? Nein, funder mit der
kraft Ehrifti, mit dero ee jm alle ding mag underwürflic machen. Es
uferftond ouch-unfere Iychnam nit von ftund an, fo wir gefteebend, am drit-
en. tag wie Chriſtus, funder bindend tod und ful bis an'n festen tag.
Wie werdend ſy dann durch das Inbtich effen zur urftände erhalten? Wirt
Abrahams Iyb nit ouch erfion ?_ Wo bat ex den Iyihnam. Chrifti Inblich
uiber Luther; büch das ſacrament betreffende 9. 3. antwurt. 59
geilen ? Sich, wie fat es um din gedicht? Alſo haft du iez nach der
kürze; : daß ouch der art des gloudens und natur wider: ift ylouben , daß
bie Inblich fleiſch und blut Chriſti geeflen werd. Dann kurz: In Chriſtum
bertrumen bringt ewige feligheit; das. ift gottes wort, Ehriftum Igblich efien
nimmt die fünd hin, meeret den glouben, gibt weſenlich, das wir gloubend,
feftet den Igychnam zur urftände; ift Luthers wort, und mag fein confcienz
fiher machen; dann der geift gottes, der den glouben gibt in unfere herzen,
ja der gegenwärtig. iſt in unferen ‚herzen, fo wir gloubend, als erft us Röm.
VIII, 11. gehört, der kennt des menſchen ſtimm wol vor finer kimm. Daß
aber dero vil fogind , die ware glöubige fygind , und dennoch gloubind, daß
bie fleifch und bluͤt geeffen werde, und alfo nit mögind irren, fo der.gloub
gerecht fye , iſt nit; dann es flat bym glouben noch mungel viler Dingen,
vorus des wüſſens, als Paulus feit 1. Cor. AI, 9: Wir wilfend nun
zum teil, ja wir prophetend ouch zum teil. Was aber zum teil ift (&x
p£povs) , das ift. nit volltommen; und redt hie Paulus nit von dem wüſſen
difer welt gegen jener welt, als Luther ein aloß gemacht ; funder „zum teil“
heist unvolllommenlich , da man aber täglich zunimmt. Es bat ouch den
anfänglichen chriften, die die erften frücht des geiftes gehebt, am wüſſen oft
gemanglet. Das thüt gott uns ze gütem, daß uns die höhe der offenba⸗
ungen nit ze vil erhebe. Aber weſenlich fo flat all unfer wol und recht
berrichter gloub allein in die ding, die ung gotted wort anzeigt; dann , find
wir rechte ſchäflin gottes, fo nemend wir Fein andre ſtimm an, weder die
unſers hirten iſt.
Darby du ouch, lieder Luther, ſichſt, wie unbillich du mie verargefta),
dab ich gefagt hab: es hab nie nieman gegloubt , daß hie Inblich fleifch
und blut geefien werdind. Ich habs ouch ſelbs min leben lang nie gegloubt.
Dann ich. daby einen underfcheid anzeigt hab inter opinionem et fidem,
das iſt, zwüfchend -wänen und glouben , daß mänen allein vom menſchli⸗
hen ſchyn und irrtum harkummt, der gloub aber allein von gott. Wir
babend alle gewänet, es werde hie Inblich fleiſch und blüt geeflen ; das ift
vom menfchen barlommen-, der bat uns das geleert us finem unverfland ,
dem habend wir glouben gaeben. Sichſt du iez , daß difer aloub nun ein
won ift; dann wir habend ung ufs menfchen mort gelaflen ; der gottce wort
nit verfianden hut. Darum find wir ouch mit dem mon betrogen, als du
hütbytag thuͤſt; faft dich uf dinen won, und flichteft sm denn fygblättee
für, die wol im paradys gewachfen Gen. III, 7, : das ift, in gottes wort
ftond , dienend aber dahin nit: Sa, gott ift allmächtia , fin fleifch iſt ein
beilig ding 20. Iſt alles war; noch bewärt es nit , daß da der lychnam
Ehrifti weder geeflen werd, noch geefien die frücht bringe, die du dichteft.
Und das ift alles nun ein won; dann wenn die hungrig feel fich weht
mit gottes wort weiden mill, findt ſy hierum nüt. in andre urfach bab
ich anzeigt, daran wir erlernind, daß es nun ein won ſye: daß wir all
weg geflohen find, fo oft uns trachtung von difem facrament ungefallen iſt;
und ift aber kein fu des gloubens, wann man ſich darüber in. gottes
wort ertrachtet , das man nit luft hab die warheit ie Härer und klärer darin
ze finden. Ir all beiflend noch hütbytag von den worten gon: „Das ift
a) Steht in Luthers Buch F. im teſten Blatt.
69: -Wiber Luthers büch dad focrament beirefende H. 3. antwurt.
"min iychnam*, daß man nit trachten ſölle, wie der lychnam Chriſti hie
geeſſen werde. Warum? Nun zimmt doch der heiligeſten Maria ze fra⸗
gen: Wie wirt es zügon, dann ich erkenn keinen mann? Hat gottes wort
neißwas in jm, das nit one argwon mag beſehen werden? Nein, nein.
Ir redend alſo, drum daß jr us unwüſſenheit gottes wort einen ſinn uf⸗
trechend, den es mit hat; und fürchtend üch daby, wo mans eigenlich bſech,
ſo erſinde man üweren irrtum und frefel; und darum flühend jr hinder dus
wort Pauli: Man ſoll nit mee wüſſen, weder ghört ze wüſſen. Und iſt
aber dasſelb wort uf üch geredt. Ir dichtend ſubtile ding, ja rechte
ſchwärmery, wie Chriſtus lyblich im himmel ſyg, und hieniden mit unſeren
münden geeſſen werd; und wellend diß mit ſubtilkeit darthuͤn. Unſer leer
iſt dem einfaltigen glouben und gſchrift glychförmig; und üwere iſt der für⸗
witz, von dero Paulus zücht.
Und haſt iez die einen urſach, die uns zwungen hat diſe wort: „Das iſt
min lychnam“, nit verſton nach dem erſten anſehen dee form, namlich den
glouben, der weder vom herzen noch von der Leer, das ift, weder bon gottes
geift noch mit dem büchftaben , . andersmwohin gemwifen wirt meder uf ver»
truwen in Jeſum Chriftum, waren gottesfun, welches Die ganz ſumm iſt
und vollkommenheit des gloubens, als Paulus Röm. X, 8. fagt: Das
iR das wort, das ift, die fumma oder grund (uf hebräifch), des gloubens,
“welches wir predigend: daß, fo du mit Dinem mund den herren Jeſum
verjäben wirt, und im herzen ficher bift, daß in gott von den todten er⸗
wet hat, du felig werdiſt. Merk bie kurzlich , daß durch die urftände die
ganz fumm des lebens, lydens, tods und urftände Jeſu Ehrifti verftanden
‘wirt (synecdocha est).
Die ander urfach iſt der gegenmwurf oder widerftand der afchrift; ale
gnůuͤg anzeigt iſt, daß ein gfchrift Frefenlich und one gnuͤgſam ermefien der
engegenſtahnden gafchrift ſoll usgelegt werden. Die erft iſt Die wort felb:
„Das ift min Inchnam , der fiir üch bingegeben wirt“ ; dann nit by ein»
andren ſton mag, daß wir den Inchnam Chrifti bie efiind, und in effind,
wie er für uns ift bingegeben. Und hilft fein mortdichten; die wort find
dürr und hell: „Das ift min lychnam“; dann die find noch dürrer und
heller: „der file üch hingegeben wirt.“ Aber hie fönnend je vil fagen: Fa,
man muß nit fo grob verfion , daß. man jn effe, wie er am krüz gbanget
ik. Ir wellend rindfleifch darıs machen. Und der wuͤſten morten one zal.
Anktwurt: Ich hör wol, es beißt iez wuͤſt. So man aber dargegen fagt :
Es if nit menſchlicher bruch (dann allein by den Anthropophagen , das
ift, Lüteſſeren), Daß die menfchen einander effend ; vil weniger; werdend
wir gottes fun eſſen. So könnend je fo vil künzlens und ruͤmens, wie
guͤt es fye, den iychnam Cheifti effen, und mel ein teoft der feel Das ſye;
und zühend alles , fo nun vom geiftlichen effen in der gfchrift. geredt mirt,
ufs lyblich eflen ; betörend damit die einfaltigen , die nit gſchwind find zwü⸗
chend dem effen des geiftes und des fleifches Inblicy ze enticheiden. . Und fo
unfer leer, die nit unfer funder gottes wortes iſt, dahin reicht, daß man
mit achten dörf, ob doch der lychnam Chriſti Inblich geeſſen werd, ich
gſchwyg, ob ob er als rindfleiſch geeſſen werd; fo kummend je und:fagend:
wie wellind vindfleifch darus machen; und "gibt aber ümer irrtum fölichen
wirften worten und gedanken ſtatt. Jez fprechend je: es fye nit wuͤſt; und
Uiber Luthers buch das ſacrament betreffende H. J. antwurt. 61
ſo bald wir ouch uf die wort dringend: „der für üch hingegeben wirt“, denn
fo find wie wuͤſt sc. Aber kurz, gilts dürre wort, wie vor gnuͤg iſt anzeigt, .
fo geltind dife ouch dürr; könnend je hie in den mworten: „der für üch
bingegeben wirt“, einen tropum finden , der doch nie iſt anzeigt, ouch nit
fon mag fo laflend in ouch in den vordrigen worten: „Das iſt min iych⸗
nam“, binben.
Die ander afchrift ift die wort Pauli 1. Eor. XI, 24 ff. über die wort
Ehrifti: „Thuͤnd das zu gedächtnuß min“: „Dann fo oft ir das brot effen
werdend und das trank trinken , werfündend oder penfend den tod des here
ren.“ In welchen mir febend , daß diß mwörtlin „das“ nit uf fleifch und
bluͤt effen reicht ſunder uf die bedütlichen und pflichtlichen zeichen , won und
beot, die im nachtmal find, als er felbs redt, und wir erſt doben gnuͤg an⸗
zeigt habend. Darnach, reicht das zeigmörtlin „das“ hie in den worten
Pauli uf die zeichen des nachtmale , fo if fchon erfochten, daß es ouch in
denen mworten: „Das ift min lychnam“, , daruf zeiget oder uf das ganz feft
in den finn: Dife zeichen oder das feft bedütet oder ift ein gedächtnuß mi-
nes Inchnams.
Die dritt gfcheift ik: „Der geiſt iſt der, der lebendig macht; das ſleiſch
iſt gar nit nütz“, verftand , ze efien. Davon harnach fummen wirt nad)
der länge.
Die viert: „Fürhin werdend je den fun des menfchen feben fißen zur
grechten gotted, und kummen mit geoffem gwalt.“
Die fünft: „Der herr Jeſus iſt, nachdem er mit jnen geredt hat, in
In himmel empfangen , und fit zur grechten gottes.“ Davon ouch harnach
kummen wirt.
Die ſechst Joh. XVI, 28: „Ih bin usgangen vom vater, und bin
in die welt kommen; widrum verlaß ich die weit, und gon zum vater.“
Die fibent Joh. XVII, 11: „Fürhin wird ich mit in dee weit ſyn;
aber fu find in der welt rc.“
Ich mein , wir habind an den fiben kundſchaften gnuͤg; ob wir alych
einen meineid müßtind widerwyſen. Dife ort, ja und andre mee, die fo
offenlich in der gfchrift ftond, find die ander urfach und widerfiand gemefen,
der uns verweert hat die wort: „Das tft min lychnam“, nach üwerem finn
verfton; und die afcheift allenthalb befehen, ob fo mit fölicher form, als die
wort habend , nit oft ein anders dütind. Welches du. uns für einen falfch
rechnift : wir habind einen finn dichtet , und demnach in der afchrift afücht,
damit wir unfer dicht fchiemind. Welches wir nit thon ; habend ouch vor
langift , ja ouch vor dir im Hilario gelefen , daß f6liche ein verkeertes iſt;
funder wir habend die gegnenden ort glych als wol ermeilen gie ouch dic;
dann fy nüts deſtweniger gotted wort find. Und fo wir fu von allem grund
chriſtenlichs gloubens bfehend , fo dringend ſy uns die afchrift ze erduren,
nit unſer dank oder dicht, funder daß wir den worten glych als vil glou⸗
bend ale jenen. Und ift ein wert des gloubeng , fing haben die gfchrift wol
ze erfehen und ze verfion; damit die cinhelligbeit, die in jro iſt, aber ung
us unmüflenbeit oft nit dunkt, uns wol erfannt werd.
Und nad) dem allem hat ung gott die epiftel Honii zuͤgeſendt, von dero
du wol weißt, die uns nit in verftand der fach gebracht hat, als die Lieben
62 Liber Luthers bich das ſacrament betreffende 9. 2 antwurt. |
brüder , die ſy uns brachtend, wol wüſſend a) (dann fy Befundee fröid hat⸗
tend, do ſy unferen finn in den händlen vernamend); funder hat uns ungang
gegeben, den einfaltigen die wort kommlich zerecht ze legen. Und wiewol ‚wir
vil derglychen reden und mworten in der afchrift findend, da zift* für „be⸗
dütet“ genommen , oder das zeichen nachgenämt wirt mit dem namen, deß
zeichen es ift; fo ift doch kein ort noch bufpil der afchrift, das uns den
eelichen verftand der worten Ehrifti bas in die hand gebe weder , die in ei⸗
nem ginchen feit geredt find ,.ein glyche form habend; und daruf wir oudy
bemwären tmellend durch änliche gelegenheit und ginchfame Chriſtum gefehen
und geredt haben. |
Erftlich fpricht ee Lue. XXI, 15: „Sch Hab mit groſſer begird begert,
Big ofterfamm mit üch ze eflen 2.“ Daran wir fehend, daß er in dem
lez⸗ und gedächtlichen mal ouch zu einer ewigen hinlegung und lege das
alt ofterlamm mit jnen geeffen hat. Darus denn folgt, daß, futenmal
das alt feit oder gedächtnuß ein figur des nümen was, und abır er das
alt Hinlegt, und das nüw ynſatzt, ee ouch glyche wort gebrucht hab,
und giycher meinung und form geredt. Und diß fagend wir nit us lerem
hafen ; wiewol, wann es giych one allen geund der gefchrift geredt wär, fo
wurde uns dennoch die analogy , das ift, die glychmäfftge der fach und
alucyförmige der worten , dahin wyſen, daß wir: „Das ift min Inchnam ®,
lernetind an den worten: „Das ift der überfchritt“, verfton. Aber Paulus,
der 1. Cor. V, 7. 8. offenlich uf das lamm , dag Chriftum bedüt, und die
ungehebleten brot , die ein chriftenlich leben ung anzeigend, fpilt, gibt ung
hell ze verfion, daß wir allerkommlicheſt mit den mworten: „Das ift min
liychnam“, zuͤ denen foufind: „Das ift das peessah, das ift, der überfchritt“;
a) Im Jahr 1523 kamen zwey Holländer, Johann Rhodius und Georg
Sagan, zu 3wingli, und übergaben ihm einen vier Jahre früher geſchriebenen
Brief des holländifchen Rechtsgelehrten Cornelius Honius oder Hön, welcher
die Worte der Einfeßung des Abendmahls wie Zwingli auslegte.. Gerdefius (Introd.
in hist. evangelii Sec. XVI. renovati I. Doc. 250 sq.) erzählt ale Sage : daß
jene Holländer 1523 fidy zuerſt zu Luther begeben, und demfelben neben einigen Schrifs
ten von Weſſel auch diefen Brief Höns uberbracht hatten, mit dem Wunſch, den
fie und andere ehr haben, daß er deſſen Inhalt genehmigen möge. Aus Beforgnif,
es Fönnte daraus Entheiligung des Abendmahls entfichen, habe er, obwohl Karlſtad
ihn auch darum Hat, ihren Wunſch abgerwiefen. Hierauf feyen fie nach Bafel gereist.
Zuther habe an Oekolampad gefchrieben und ihn erſucht, fein Urtheil uber diefe Schrift
ihm. zu; melden, und beyzutragen,, daß Weſſels Werke zu Baſel gedruckt werden.
Dekolampad habe ſich nicht getraut, feine Meinung zu erflären,, da er bemerkte, daß fie
Luthers Beyfall nicht haben würde, und die Geſandten an Zwingli gewieſen, der Höns
Meinung dann mit der feinigen in Uebereinſtimmung fand. Die Worte Zwinglis im
Zert: „von dero du wol weift*, fiheinen diefer Erzählung Betätigung zu geben.
Zwingli ließ Höns Brief 1525, als der Streit über die Abendmahlsichre begann „
zu Zurich unter folgendem Titel drucken: „Epistola christiana admodum, ab annis
quatuor ad quendam, apud quem omne judicium sacrıe scripture fuit, ex
Batavis missa, sed spreta, longe aliter tractans coenam dominicam, quam
bactenus tragtata est, ad calcem quibusdam additis, christiano homini perne-
cessariis, prresertim his periculosis temporibus. 3. Cor. XI. Non potestis coe-
naın dominicam manducare, quod unusquisque propriam coenam Occupat in
edendo, Per Honnium Batavum,*
Wiber Luthers büch dad ſaerament betreſſende 9. 3 antivue, 63
da er alfo foricht : „Lerend us den alten hebel; / damit je-ein nüwer teigg oder
natzung ſygind, wie je dann die ungehebleten brot find (ſich bie. aber mitten⸗
zů einen tropum ; wir ſind nit ungeheblete brot; aber die ungehebleten brot .
bedütend, daß wie unfchuldiglich Leben föllind); dann unfer pessah , das
it, überfchritt, Chriſtus, iſt für ung :gefchlachtet (metaphora est ab agno, -
quod olim psessah fuit!).“ Bſich die wort eigenlich , lieber Luther, fo fichft
du an allem anzug Pauli, ob wir dich zu den worten vom lamm wyſind
oder der avoftel ; ſy dörfend wenig uslegens. Run folgt wyter dafelbfi:
„Hierum laflend uns das feſtlich oder hochzytlich mal begon , nit in dem alten
hebel (das ift, nit in unverſchamtem, unkünſchen, beidifchen Leben , wider
weiches Paulus dafelbft fichtet, und 4. Bet. IV, 3. ouch flat), noch in dem
bebel der bosheit und fchalkheit , funder mit den ungebebfeten broten der
gänze und der warheit.“ Hie ficht menglicy durdy die wort Pauli, daß wir
billich den handel unfers nachtmals und dankfagung gegen dem nachtmal
und dankfagung des alten teſtaments habend, dargegen lernind verfton. -
Und atfo dir, lieber Luther, ſtark bewärt, daß weder der aloub noch
gſchrift ung laßt den verſtand haben, den du haft; und daß harwidrum di⸗
ner dee warheit ungemäß , und deßhalb eintwederg ug dicht und sinchanern
des fleifches kummt oder ug eigenrichtiger unwüſſenheit.
Daß du mit läppenwys fürbeingen willta) , daß. Sara glych als wol
ein jungfrow ſye als Maria, und Pilatus als wol ein apoftel fye als Pe⸗
teus, fam wir. alfo .arguierind: „Zr“ wirt für „bedütet“ genommen in den
worten Chrifti ; dann es wirt etwann alfo genommen 10; flat: die giych
an ale der Eü das wambiſt.“ Dann wo ftat by Pilato in der gfchrift das
wort „apoftel“? fo wellend wir. denn aber ſehen, ob „apoftel“ etwas anders
heifle weder ein boten Ehrifti , obs ouch einen vogt ze Hieruſalem oder in
Syria heiſſe. Ouch zeig an, wo by der Sara diß wort „jungfrow" ftande,
nachdem fü Iſaak gehorn hat; fo wellend wir denn fehen, ob „jungfrom %
etwas anders heiffe weder ein reine magd. So nun das nit ift; warum
züchſt dus föliche byſpil harfür ? Dann wir fprechend nit: „Iſt“ wirt hie für
„bedütet“ genommen darum, es flat „bedütet“ oft in der afchrift; funder
wir zeigend an, daß „it“ ouc) an andren orten für „bedütet“ genommen
wirt. Du zeigft aber nienen an, daß by der gebärenden Sara ftand dag
wort „iungfrow", alychmwie es. by Maria flat. So du nun fo btind fchir-
meſt, wird ich gänzlich beredi , du ſchrybeſt diß büch allein einem volk, das
fein ander urteilt noch uffehen hab ; dann, was du fugift, frage es nit wyter;
und das unfere bücher nit gficht; als je dann, redlich gſellen, find darob
und an, daß man unfere bücher nit laffe lefen ; und mellend denn über-
winden , ja da üwer widerfächer nit bin mögend kummen. Ficht die war«
beit alſo Hinder dem ofen? Ich wont, fü dörft zu bloffem lyb ſcharpf ren⸗
nen, und käm ans liecht Joh. TIL, 21.
Demnach wirft ouch ein (hmärmer , und ſchimpfeſt aber mit der war⸗
beit, hättiſt ouch des dichtes nit dörfen mit dem mörtlin „meum“, min.
Laß das ganz büch ein exempel fun; dann gröſſere ſchwärmery ift ſyt Mar⸗
cions zuten , die zwo naturen in Chrifto ze verwieren, nie uf d’ban kommen,
a) In Luthers Buch D. 3.
2) Randgloſſe. 7) Wammes, Bruſtkleid.
64: Uiber Luthers buch das ſacrament betreffende H. Z. antwurt.
weder du in. diſem buͤch haran fuͤrſt. Dunkſt doch dich ſelbs fo förmlich ge⸗
ſchwärmet haben , daß du es nun ze vil güt gemacht. Du haft ale wol von
dir ſelbs verguͤt, daß man dich nienermit gefchweigen oder erwerben folft
weder mit dir ſelbe. Aber, haft dus z'guͤt gmacht, weiß ich dir feinen andren '
(on, weder daß dir gott der ſchwärmer himmelrych geb.
Du fragſt ouch Ockolampadium als bürifch mit den worten: „Io da
mein fchön liebe“, dag mich wunder nimmt, by welcher alten Thaide oder
Dhrene du das züchtig mwörtlin geleenet habil. Hacccine est viri, nedum
theologorum omnium suo judicio principis gravitas? Sunt pleraque tua
non salibus sed scurrilibus dicteriis respersa; at istud eum nobis re-
fert, qui digito scalpit caput uno. Doch fiat dir diß wort bas an we⸗
der Decolampadio. Du wirft für und für reden, was du willt; aber on int
nit finden, das fein frommer fchilt. Iſt ein gerymts.
Daß du demnady lang vil alefänzifcher worten trybſt a), doch mit Hü-
ee red, als ob wir us fürwitz fragind, worzuͤ das Inblich eſſen nüg ſye;
0 wir darum fragend, daß jr üwer tandmären mit gottes wort gründind ;
da wir wol. wüflend , daß jrs nit. mögend, wellend üch doch alfe fridlich
und gutlich angerufen. Pochſt du alfo haryn : „ch wollt eben folche fnenerey
und kockerey! (weiß nit, was für ein menefter ift) da widertreiben. Ich will
von gott fagen: Wozu ift nütze, dag er menfch fene ?“ Und andere ſtuck mee
bringft du , und kockeryeſt damit durchs ganz büch us und use. Merk alfo:
Wir babend allenthalb, wozuͤ c8 ung armen fünderen güt, daß gott menfch
fye. Und welches ſtuck von dir oder andren wirt anzeigt, daß ed diß oder
dag vermög , mellend wirs glouben, wenn wir gichrift darum hörend. (Es
hat nit not, mo gſchrift it; wo aber keine ift, da künnend wir nit vernuͤgt
werden. Du müft aber ein fo jämerlich gſchrey anrichten by dinen unwüſ⸗
fenden, denen du ſchrybſt, glych als ob wir um alle ding, die geund im
gottes wort habend, nüzid gebind, funder allein mit unfer vernunft meſſind.
Und als du demnach anbebft von dem artikel handlen: „Er fibt zur
gerechten gottes vaters allmächtigen“ , Bichteft du uns aber an, wie wir dag
figen gottes, unbildind, daß ce in einer chorkappen fite ꝛc. Hab dank, daß
dus ung kindlicher unfchädlicher gedanken versuchft. ch meint, du hättift et⸗
wann eins us der Banean abher bracht oder us der hüppen butten?; aber
es ift zü einer chorkappen geraten, dero wir fo lang nie keine gſehen, daß
wie jrer form vergeffen habend; find doch by die noch im bruch, das macht
die fy anbildig. Du findft dero gar vil, die meinend, du babift noch ein
münchslappen an ; und wundret ſy, daß dir nit derfelben eine in difem bufpil
vorgefchwirmt ift (alſo brucht man „ſchwirmen“ in unfer fprach , wenn einer
in einer toubfucht etwas fürbitdet und teybt?), fo doch das ganz büch dar»
nach unflätelet. Muß die ouch ein wenig din lugenhaft dichten ynſchlahen.
Uns ift die anbildung Jeſaj. VL, 1. 2. noch nit emvfallen: „Ich hab den
herren afehen fißen uf eim hoch erhebten feffel; und was das ganz hus finer
majeftät voll; und das under jm was, erfullt den tempel. Seraphin ftündend
daruf, dero iedweders feche flügel bat; mit zweyen flüglen bedacktend fü fin
angficht , und mit zweyen fine füß, und mit zweyen flugend ſy *, noch die
a) In Luthers Buch F.
!) ludieris et miscellaneis absurdissimis. - ?) ex prostibulo vel ex scurra- _
mm florilegio, 3) NRandgloffe.
.t
Uiber Luthers büch das facrament betreffende H. 3. antwurt. 65
Ezech. I, 4 fi. geſehen hat, umd die in Apocalypſi und anderswo angebildet
oder erfchinen find; daß wir diner hunde, ja chorkappen (hätt fchice mißredt)
gott hab lob! nit dörfend. Nimms nun wider heim, und henks dir felbs an.
Darnach fegft du uns aber zü, als ob wir die grechten hand an ein
ort zmwingind , das mir gar nit thünd. Dann wir erfennend, gottes kraft
allenthalb fun , gottes weſen aller dingen wefen fon , gottes gegenmwiürtigheit
alfer dingen erbaltung und für fun. Erkennend ouch das wort Arati , das
Paulus Act. XVII, 28. anzücht: Wir find fines gſchlechts; wir lebend in
jm, wir vegend oder bewegend uns in im ıc., wol. Wir erfennend ouch
wol, daß, wo Chriſtus ſye, daß gott da fye; und, mo gott ſye, daß ouch
Ehriftus (ja, nach der gottheit; da gibſt du den einfaltigen eing übers oug)
da ſye. Uber wir febend dargegen mol , daß du eintweders ein übelkönnen-
der theologus bift; fo du nit underfcheidlich kannt von den zweyen Nas
turen in Chriſto Jeſu, von der göttlichen und menfchlichen, nach finem
eignen wort reden. Oder kannſt du’s, und verfürft aber die einfaltigen mit
der vermiſchung, daß du die menfchlichen usfprciteft und wyt macheft nach
der göttlichen, und die göttlichen unfaffeft nach der umfchrybung oder ver⸗
zilung der menfchlichen; fo bift du ein geöfferer verfürer und berlöugner
Ehrifti, dann Marcion ie geweſen if. Ich will die keinswegs ze vil zuͤ⸗
reden ; finder, was ich fag, müß überfüffig ſich erfinden mit dem waren les
bendigen wort gottes ; aber ich wills lieber ein unmüflenheit laffen fon mes
der zu einer fchalkheit machen. Und denn folget nüts anders "harnad), we⸗
der dag du dich üppiglich geruͤmt haft: ja, din leer müffe alle bſton. Willt
du aber verbarren und für und für fagen: daß, wo die gottheit fye, da fye
ouch die menfchbeit Jeſu Chriſti wefentich und lyblich; fo wellend wir dich
mit gott eintweders dahin bringen , dag du müft die ganzen afchrift des
nümen teftaments verlöugnen oder in die ketzery Marcions fallen; das ſa⸗
gend wir dir eigenlich zu. Aber wir hoffend beffers, namlich daß du dich
erfennen merdift und von dem abfton, das du us hi des zangges gethon
haft , und fo ungfchicht von der menfchheit Jeſu Chriſti geredt; dann ug di⸗
ner lcee folgen wurde , daß man Chriftum hinthün wurd ; und mag füliche
nit folgen ug unfer leer, die mit hellem underfcheid von den naturen redt.
Donn (will nun zwey bufpil geben), foll man die wort Ehrifti Joh. TIL, 13:
„Rieman kummt ze himmel, weder der vom himmel herab kommen ift, der
fun des menfchen , der im himmel ift“, alſo verfton , daß Chriſtus Iyblich
nach der menfchheit im himmel wär, do er das redt, als du feerft a); fo
muß richtig folgen, dag Marcion recht hat geredt: er habe mit einen rechten
lychnam funder nun einen dichteten gehebt. Demnach folget denn | daß er
unlydenhaft fye geweſen; dann wie könnte der lychnam Inden, der in der
ſchoß des vaters, zur grechten des vaters, ein wunn und fröud aller englen
wär? Wo wärind dann die fchmerzlichen wort: „Mich dürft. Min vater,
min vater! wie haft du mich verlaflen “? Müßte ſoͤlchs nit alles ein luter
gedicht fun ? Oder was hätte Marin geboren? Was wär es für ein wun⸗
der, daß ſy om menſchliche hilf geborn hätte und on verletzung jrer jung⸗
frowſchaft einen, der nit einen menſchlichen lychnam gehebt ſunder einen,
der mit gott an allen orten, ja im himmel und höll wär? Item harwidrum,
a) In Luthers Buch H. 1. Ä
-— Bwingii’s ſammtl. Schriften IL. Bos. 2. Abthlg. 5
66 Uiber Luthers buch das ſacrament betreffende H. 3. antwut.
fol! man das wort Joh. XIV, 9: „Philippe, welcher mich ficht, der ficht
ouch den vater sc“, alfo verfton , ale die wort erftd anfehens Iutend, und du
dargibfta) ; fo müß zu eim der vater eins menfchen angficht und bildnuß
haben , dann Chriftus hatt nit allein die bildnuß des menſchen, funder was
warer menſch; ; darus zum andren folgt, daß ouch der vater weſenlicher
menfch wäre glych wie Chriſtus, ouch menfchliche natur an fich genommen
hätte nach der perfönlichen eigenſchaft; und zum dritten, daß, wie ber
dater von ewigheit har und hin in d'ewigheit ift, alfo müßte ouch die menſch⸗
beit Chrifti ewiglich bar geweſen ſyn. Und wo wär denn: „Das wort ift
menfch worden“ Job. I, 14? Wo biybt: „Do aber die ervollung der zyt
fommen ift, bat gott finen fun gefendt; der ward von eim wyb, was un-
der dem gſatz sc* Sat. IV, 4? Wie kann er von eim wyb worden fon,
fo ee von ewigheit was (nach diner fag) ouch nach menfchlicher natur? Wie
fonnt der ewig gott under dem gſatz fun, fo das afak noch nit was? Ga,
wirft du by dinem Hufen reden , die menfchheit Chrifti ift von emwigheit by
gott gegenwürtig gewefen; dann jm find alle ding gegenmürtig von ewig⸗
heit ;. oder etwas fülcher zweyung, damit du die einfaltigen biendift, die du
iez hochgeleert willt machen ; und gibft inen fubtile ding für: wie der. lych⸗
nam Chriſti ouch im himmel ſye weſenlich geweſen, da er in Mariä lyb
was; oder wie wir jn iez eſſind, der aber yngezilet zur grechten go:tes ſitzt;
und, wers nit verſton will, ſpeicht flugs: er füg ein tölpiſcher eſelskopf:
bald, fo man nun die gſchrift gegen einander heben will und ſehen, wie
(y fich vertrag ſchryeſt du: man fülle nit wys fun funder den mworten (die
aber nit verftanden find) einfaltiglich alouben ; und ift des gſpeyes und
alefanzes fo vil, daß mich wunder nimmt, daß doch ieman (usgenommen
die pänftler) fo arme niders verftande ift, daß er nit groft, wo dir were ſye;
dann, wer güte gründ hat, darf des rätfchens! nit. Es ift war, die menfchheit
Jeſu Chriſti it etlichen weg bon ewigheit har by gott geweſen, ja der ver⸗
ordnung und wüſſens halb, daß fy der fun gotted werd an fidy nemen;
aber in jrem felbswefen ift fü mit geweſen, bis ſy vom heiligen geiſt im
ewig reinen Igchnam Mariä empfangen und erborn; glych mie oudy die
welt und der menfch von ewigheit har im wüſſen und verordnung gottes
gewefen; find doch nit weſenlich an inen felbs gemwefen, bis. ſy harus geſchaf⸗
fen find. Hierum fo bermerk, lieber Luther; oder, iftg die ze vil von ung
lernen , fo merk uf, tie wir die einfaltigen klarlich us gottes wort leerend
von. den zweyen naturen in Chrifto Jeſu; und wo wir unrecht leerend, da
bſchry uns? unverholen.
Bon den beeden naturen in Ehrifto und jrem gegenwechſel.
Der allmächtig gott, der finen fun in dife welt gefendt, daß er ganze
mare menfchliche, doch unfündliche natur an ſich nem, bat die beeten na⸗
turen, die menfchlichen zur göttlichen, alfo zemmen gefütat, daß iedwedre ir
eigenfchaft bhalten und nach jr eignen art gewürkt und gelitten. Das Icert
ung Johannes I, 14: Und das wort (das ift, der, der das ewig wort und
wysheit, von dem von anfang geredt.ift) ift fleiſch (das iſt, menfch), worden,
a) In Luthers Bud) G. 2.
1) Vielſchwatzens. 2) klag uns an.
Uiber Luthers buͤch das facrament betreffende H. 3. antwurt. 67
und hat under uns gewonet; wir habend aber fin eer gefehen fon die er
des eingebornen vom bater voller anaden und warheit oder trüw. Und Pau⸗
us Phi. IL, 4—8: Es foll under üch nit ein ieder finen eignen nuß trach⸗
tn, funder ein icder der andren , und foll das under üch gefinnet werden,
das in Chriſto Jeſu it; der, do er in der form oder gſtalt gottes was, ouch
feinen feefel oder roub begieng. ſich gott aluch ſchätzende, fich felbs usge⸗
tert hat, und form eins knechts annemende ift den menfchen glych worden‘,
und im wandelt oder aftalt erfunden als ein menfch ı bat fich ſelbs genidret,
it underworfen geweſen bis in’n tod, bie in’n tod des krüzes. Eich, dus
tinfaltiger , alfo haft du, das, der nach der gottheit dem vater glych, ouch
warer menfdy ift, und fo war, daß er derohalb den tod erlitten hat.
| Die beeden naturen find in Chrifto fo eigenlich, daB gott inen beeden
ouch je art und eigenfchaft behalten, alfo dad man an den werfen und
Indungen iedwedrer offenlich empfinde. Und’ das ift das wunder , das gott
vor unferen ougen würkt, nach des propbeten fag Pſal. CXVIIL, 23.
Rach der göttlichen hat er alle ding in finem gwalt Matth. XXVIIE, 18.
md Joh. ALL, 3. Nach der menfchlichen ift ee under dem kaiſer Lue.
1, 1. Nach der göttlichen weißt er alle ding Job. XVII, 25: Jez wüfs
fend wir, daß du alle ding-weilt.. Nach der menfchlichen fpricht er Mare.
X, 32: Bon dem tag aber, zyt oder fund weißt nieman , nit die engel
im himmel , der fun ouch nit, funder allein der vater. Nach der göttlichen
thüt er wunderzeichen Job. V, 21: Die wert, die ich thün , bezügend,
daß mich dee vater gefendt hat. Item Joh. X, 23: Die merk, die ich
tbün im namen (dag ift, in der kraft; hebraisınus est, nomen pro autore)
mines vaters, die gebend zügnuß von mir. Dafelbfi: Wellend jr mir nit
aleuben , fo gloubend den werfen v. 38. Reicht alles dahin, daß er ze ver⸗
Kon geb ‚- Die werk und wunder, die er thät, ſygind der göttlichen kraft.
Aber nach der menfchlichen natur foricht er Joh. V, 19: Ich mag von mir
ſelbs nüzid thuͤn. Mach dee göttlichen leert er die wort des ewigen lebens
ch. VI, 68. Nach der menfchlichen fpricht ee Joh. VII, 16: Min leer
it mit min funder deß, der mich gefendt bat. Und Joh. V, 31: Gib ich
kundſchaft von mir ſelbs, fo iſt min kundfchaft nit war. Nach der göttli⸗
hen ift er bym vater im himmel von ewigheit zuͤ ewigheit, unangefochten
und unfterbiich Job. III, 13. Nach der menfchlichen dürft in, hungret
in, fürcht jm, wirt geißlet, ans krüz acheft, ftirbt. Und find aber die
zwo naturen, die beed wefenlich und eigentlich in jm find, nun ein Chriftus
Jeſus, warer gottes und Mariä ſun, der von ewigheit har geborn wirt by
finem bimmelifchen vater on ein muͤter, und in der zyt von der lyblichen
muͤter on einen Inblichen vater.
Difer beeder naturen in jm habend die gottsförchtigen leerer bufpil und
glychnuſſen afücht. Vil der Griechen babend ein glüjends ſchwert dabin
sogen, als ouch Damascnus. Dann dasfelb , fo es houwt, brennt es
such mit; alfo habe man in Ehrifto Jeſu ouch allweg iedwedrer natur eigens
daft und würkung eigentich afehen. Welches byſpil du , Lieber Luther,
erkennſt es, gütlich von jnen genommen ; erlennfts nit, geftolen und zuͤ
einer ‚meinung gebrucht haft, darzu es von den alten nit gebrucht , ouch nit
tigenlich darzü dient, namlich. darzuͤ, daß das brot ouch alfo brot und der
lechnam Chriſti fye. Hie müßtert dis anfehen , daß im glüjenden ſchwert
68 Uiber Luthers büch das facrament betreffende 9. 3. antwurt.
zwo mürkungen find, brennen und howen; und müßtitt darnach glycher
zwo würkungen in dem brot, das du redſt ouch den lychnam Chriſti ſyn,
anzeigen mit gottes wort. Du zeigft wol bil würkungen an, aber alle on
gottes wort , die ouch alfo find., daß fu gottes wort widerftond, Uber jene
verglychung fügt fi) wol: die glujende bedüt ung in Chriſto die göttlichen
kraft, die houmende die menfchlichen natur. Andre babend der becden na-
turen den menfchen zu eim bufpil gegeben: wie der us Iyb und feel zem⸗
men gefeßt , zweyen widerwärtigen fubftanzen, und ſye doch ein einiger
menfch ; alfo fye gott und menfch ein Chriſtus, das ift: Ehriftus fye warer
gott und menfch ; und fugind doch die beeden naturen nun ein Chriſtus,
das iſt, ein verfon des fung gottes und heilands der menfchen.
Und ſygind alfo vereinbaret, daß die gottheit nit fye in die menfchheit
verfeert , noch die menfchheit in die gottheit ; funder beed naturen fygind
gänzlidy bliben , glych ouch wie im menfchen der Iuchnam allweg Iychnam
biybt, und die feel feel, nit veemifchlet oder verwirret. Aber die menfchheit
fye in einigheit der verfon des funs gottes angenommen, gindy als unfer
lychnam zu der feel gefügt ein menfch iſt. Alfo redt Achanafius in sym-
bolo darvon, Wirt aber alles in den worten Cheifti erlernet : Min feel ift
teurig bis in’'n tod. Zeigt an, daß er ein feel gebebt , die je eigen natur
behalten hat. Dann, fo feer fin gottheit im anftatt dee feel zuͤ einer feel
geweſen wär, als etlich ketzer habend mwellen reden ; wie hätte dann die gott»
heit fännen teuren? So feer aber die feel wär in die gottbeit berfeert ;
wie hätte die feel mögen truren ?_ Aber die feel bat je felbsnatur und weſen
behalten. (De essentia anims loquor, non de existentia ; ne et neoterici
possint offendi.) Und darum fpricht er: Ich hab gwalt min feel von mir
ze thbün, und ſy wider zu mir ze nemen Job. X, 18. Und find dennoch
nit zween, funder gott und menfc find ein Ehriftus.
Nach difem allem, fo wir die einigen einigbeit doch zweyer naturen in
Ehrifto durch gefchrift und byſpil eriernet habend; föllend wir ie; ouch us
gottes wort lernen , wie man vom ganzen Chrifto oder von den beeden na»
turen in im reden. fölle. Hierum wüß, daß die figur, die aAlomwaoıs heißt
(mag ung „gegenwechfel“ zimmlich vertütfchet werden), von Cyriſto felbs
unzalbarlich gebrucht wirt; und ift die figur, fo vil hiehar dient, ein ab»
tufchen oder gegenmechsien zweyer naturen , die in einer perfon find; Du
man aber die einen nennet, und die andren verſtat; oder dag nennet, das ſy
beed find, und doch nun die einen verftat. Byſpil vom menfchen: Wein
wie ſprechend: Dee menfch it nüzid dann kat, und wirt nüzid dann Fat.
Hie wirt „dee menfch“, der ung das beißt, das Iyb und feel ift, genommen
allein für den Iyb; der wirt kat und ifts fchon ; dann die feel wirt nit zu
fat, funder ift ein dvreieyn, die ewiglidy lebt. Item, fo man fpricht: Der
menfch ift den englen glych, verftat man durch das wort „menfch“ allein
die feel. Item, by den Hebräeren wirt oft „feel“ für eirten lebendigen Iyb
genommen ber vihen, ale Gen. II, 7.
Alfo wirt oft im evangelio erſtlich Chriſtus, der ein gott und mensch
iſt, allein. für die einen natur genommen. Als, da er foricht Luc. XXIV,
36: Muͤßt nit Chriftus alfo Inden , und alfo in fin eer ungon ? Hie wirt
‚Ehriftus allein für die menfchlichen natur genommen ; die mocht Inden und
fterben , aber die göttlich nie Gal. II, 20. fpricht Paulus: Ich leb iez
Uber Yutherd büch das ſacrament betreffende 9. 3. antwurt. 69
nümmen , funder Chriftus lebt in mir. Hie reicht Chriftus mee ‘uf bie
göttlichen natur ; dann nach dero ift er in allen ereaturen , iſt ouch nach
dero das leben.
Zum andren wirt iedwedre natur gar oft eigenlich für fich felbs ge-
nommen. * Als Matth. XXVI, 2: Und der fun des menfchen wirt verras
tm oder hängegeben , daß er gefrüzget werd. Und Mattb. XX , 18: Und
der fun des menfchen wirt den pfaffen und fchruberen bingegeben ꝛe. Hie
wirt „der fun des menfchen“ eigentlich für die menfchlichen natur genommen ; '
dann diefelb mocht hingegeben werden und getddt , aber Die göttlich keins⸗
megs nit. Die göttlich in jm wirt ouch etwann om gegenmwechfel luter für
ſich felbs genommen. As Job. I, 1: Und gott was das wort. Hie wirt
„wort“ für den lebendigen fun gottes genommen , und nit für Chriftum,
der gott und menfch was; dann Johannes befchrybt in dafelbft von der
göttlichen natur har. tem 1. Job. I, 1: Wir verfündend üch das ewig
(eben, das bym vater was, und ift ung erfchinen. Hie wirt dag wort
„ewige leben“ für den tebendigen fun gottes genommen , der by dem bater
vor der menfchwerdung was, und ift uns demnach in menfchlicher natur
als in eim gſchirr erfchinen.
Zum dritten wirt iedwedre natur für die anderen genommen , die gött-
ich für die menfchlichen , und die menfchlich für die göttlichen, alles durch
den gegenmwechfel ; darum daß der, der warer gott ift, ouch warer menfch
ft; und harwiderum daß der, der warer menfch ift, vuch warer gott iſt;
nit dag darum die göttlich natur die menſchlich fye , noch hatwideruf die
menfchlich Die göttlich; und werdend nüts deß minder die naturen nit ver⸗
wirret , noch unfere oren verletzet, fo wir fölichen gegenmechfel hörend.
Byſoil: Joh. I, 14: Das wort ift menfch worden, oder: Gott ift menfch-
worden , ſoll Durch den gegenmechfel recht verftanden werden alfo: Syten⸗
mal gott nüzid mee werden mag, oden aber er wär unvollkommen; fo mag
di wort nit nach dem erften anfehen verftanden werden, funder muß den
finn haben : Der menſch ift gott worden; alfo daß jend, das von der gott⸗
beit gefagt wirt, daß fü menfch ſye worden , durch den abwechſel müß von
dire menfchheit verftanden werden: Der menſch ift gott worden. So nun
barwiderum wedre natur in die andren verkeert wirt, wie vor ghoͤrt ift;
fo iſt diß wort: Dee menſch ift gott worden , nit'alfo ze verſton, daß die
menfchlich natur in die göttlichen verkeert werd ; finder iedwedre blybt in
jeem eignen natürlichen mweien. Als ouch Atbanafius in symhola fagt:
Ehriftus iſt aber einer ; nit daß die gotiheit in die menfchheit verkeert werde,
ſunder daß die menfchheit zit gott angenommen wirt. Alfo merkend wir
wol, daß dife wort: Der menſch ift gott worden, widrum (per metalepsiın
ab adoptionibus transsumpta ; qui enim cooptatur, Ailius fit) nit mee wel
lend, weder : Der menfch ift zu der einigheit der verfon des fung gottes an⸗
genommen. Und iez fummend wir mwidrum ufs erft, daß diß wort: Gott
ift menfch worden , oder : Das mort (das ift, die göttliche wysheit, der fun
gottes) ift imenfch worden, nüzid anders im finn bermag, weder: Gottes
fun hat menfchliche natur an fi genommen. Sichſt du, lieber Luther,
wie die allertüreften wort , die ewigen gottheit und waren menfchheit Jeſu
Chriſti betreffende , durch figuren und tropos müffend in den rechten fin,
der dem glouben umperletzlich iſt, gefchicht werden? Warum willt du dann
. 78 Wiber Luthers buͤch das farrament betreffende H. 3. antwurt.
menfchbeit; und du, lieber Luther, farft zu, und ſetzeſt ſy in alles regi⸗
"ment, madyt allenthalb fon, vermögen und thün , welches doch allein der
gottheit iſt.
Joh. VII, 16. ſpricht er: „Min leer iſt nit min.“ Wie konnt fin leer
nit fin fon? Ein was ſy als des fung gottes , nit fin ale des menſchen. Die
Quden achtetend in als einen blofien menfchen , und ringredtend darım fin
leer; alfo fpricht er: fin leer ſye nit fin, verfiohnde, fü wäre mit finer
menſchheit. Eich, vor hat er finer menfchheit den gwalt und bie die leer
entzogen ; und du gibſts jro alles zu wider fin eigene wort.
Joh. XI, 32. (pricht er: „So ich von der erd erhöcht, wird ich alle
menſchen zu mir ziehen." Hiewirt: „So ich erhöcht wird“, allein uf die
mienfchtichen natur geredt; dann cr allein nach dero fterben mag. Und:
„wird ich alfe menfchen zu mir ziehen“ , wirt allein von der gottheit ver⸗
fanden; dann nady dero zücht er die herzen in erfanntnuß fin, und gibt
inen den glouben. Stat alfo an beeden orten „ih“, glych als obs uf
beede naturen eigenlich verftanden fölle werden; und reicht aber iedweders
durch den gegenmwechfel uf die einen natur. Und verlekt ung nit, daß er
ſpricht: „So ich erhöcht wird" , als ob die gottheit gefrüsget werde; funder
wir fehend in allen finen worten bon fund an, welches uf die göttlichen,
und welches uf die menfchlichen natur reiche.
So). IIL, 13. fpricht ee: „Nieman kummt ze himmel on den, der bon
himmel abher kommen ift, der fun des menfchen , der im himmel ift. Und
wie Moſes den. fchlangen in der wuͤſte ufgericht bat, alio muß der fun des
menſchen erhöht werden, das ift, krüzget werden sc ® Hie habend wir zwü⸗
zend „den fun’ des menfchen” ; aber an twedrem ort für die beeden naturen
in Chriſto, funder an einem für die aöttlichen, am andren für die menfch-
lichen. Da er: ſpricht: „on den fun des menfchen, der im himmel it“, d
wirt „der fun des menfchen“ genommen für die göttlichen natur in im; dann
fer nach der menfchlichen dozemal Inblich nit im himmel was. Da er aber
pricht : „alfo müß der fun des menfchen erböcht werden“, da wirt „der fun
Des mienfchen“ allein für Die menfchlichen natur genommen. Welches, lieber
Luther, fo dus nit merift » falleft Du in zwogroß bärlich irrungen , ‚durch
die du, nit wie, die marcionifchen ketzery mit gwalt wurdin baryn füren,
wo mans dir nachlieffe.
Fürs ein ſprichſt du: „Nun bat er nit mögen nad) der göttlichen na»
tur weder binuffaren noch herab ; deßhalb diß ort von ſiner menfchheit
verftanden werde.“ Und befchilteft darby Decolamvadium , dem du doch
noch alle, die wider jn handlend, chriftlichee zucht und leer halb nit ze
glychen find. Und bift aber du allerhöchſtes bfcheltens wert, daß du die
ethopdien der worten Ehrifti nit verftaft, und tobeft aber vor den unwüſſen⸗
den fo fchädlich, daß's nit gnuͤg kann gfeit werden. Hie merk, du frommer
einfaltiger , es ift ein art einer red, heißt Zuonosie, das iſt, gemeiner fite
ten Dichtung , und wirt gebrucht, da man einem einen fitten andichtet , den
ee von natur nit bat; aber derfelb fitt it brüchig under denen , vor wel»
chen man diefelben fittendichtung um verſtands willen darthüt. Und ift dero
gar vil in der heiligen afcheift; dann im dero dichtend wir gott fitten an,
Die ung brüchig und erfannt, find aber by jm nit alfo im bruch; gebend
aber ung etwas verftands finer Harheit, majeſtät oder handlung. Byſpil:
Bor habend wir anzeigt, wie die propbeten gefichten und erſchynungen ha⸗
uiber Luthers büch dat irren betrefende 9. 3. antwurt. | 15
bind gfehen, wie gott im bimmel fie, do ung Luther von herr Tillmanns
chorfappen verdächtig macht ; welches ein ſinen angedicht ift; dann fuft. hat
weder gott noch finen ftul nie nientan gfehen sc Job. I, 18. Ein anders:
1. Reg. XXI, 19 ff. wirt ein fitt, den die küng und herren habend in
ratfchlägen der boten ze fenden und handien , gott angedichtet, wie er gerat«
ſchlaget habe mit finen englen Ahab ze verſtören; und bedarf aber gott der
engien ratfchlags nit, funder alle ding find finem wüſſen ewiglich gegenwür⸗
tig, alle ding find finee macht und vermögen ahorfam. Noch fo afchehend
föliche vormalungen des andichtens der fitten unferem kleinen verſtand zu
gütm. Ein anders: Gen.-I, 26. ermwigt fich gott mit fölichen worten den
menfchen ze fchaflen : Lafiend uns menfchen machen nach unſer giychnuß
und bildnuß ; und bedarf aber gott nit langs ratichlahens noch erwägens;
noch erwiat er fich in der gfchrift glychſam eim groſſen frygäbigen guten
berren. Alſo ik ouch das ein- fittendichten , da er feit: der fun des men⸗
ſchen ſye von himmel kommen, für: Gottes fun if don himmel fommen.
Und Joh. XVI, 28: Ich bin vom vater usgangen, und bin in die welt
fonımen sc. Rit dag man die wort dahin welle drucken , daß der fun got»
tes den vater verlaften hab, oder- fich gemindret hab ; dann er ift der ewig
gott , der alfenthalb fun muß, und nit mag gemindret werden; funder daß
er nach unfer art redende fin handlung uns Har und wol erkannt machte.
Und wirt alfo : Er ift von himmel fommen , und : Ich bin vom -vater us
gangen, nach menfchlichem fitten geredt , für: Er Hat uf erd menfchliche
natur an fich genonmen sc. Welche fittenandichtung Paulus noch vil grö⸗
ber von Ehriſto brucht Philivp. IT, 7: Er bat fich felbs usgeſchütt ober
usgelert. Wie kann fidy gott urleren ?_ Er bat aber jm den fitten andich-
tet dee Frommten fingen und herren , die je majeftät hindan ſetzend, und
kommend den dürftigen ze hilf; als der groß Alexander in eim groſſen
froſt vom für‘ weich, und ſatzt einen alten redlichen kriegemann an ſin
ſtatt; das was ſich ſelbs usgelert. Alſo wirt hie, usleren“ genommen für:
anädialich ze hilf kommen dem armen dürftigen afchlecht der menfchen ;
dann er unfer nit dorf. Eich, wie es üch will mit der zyt anfton , daß
je die figquren und tropos nit fennend ; und dann mit fölicher unwũſſenheit
pochend, und die cinfaltigen verfuͤrend.
Fürs ander fprichft du alych dife wort, Luther : „ Damit (meinft mit-
den worten : der fun des menfchen , der im himmel ift) ec ja zeigt, daß
fein leib zugleich im himmel und auf erden, ja fchon bereit an allen enden
iſt.“ Willt alfo anzeigen, daß fin Inchnam hieniden dozemal wär und
such im himmel; und folge demnach, ſyg er uf erden und im himmel,
fo fon er ouch allenthalb. Hieruf frag ich dich: Wie find es um den
lychnam Chriſti hie uf erden, do er die wort redt? Leid er nit durſt?
Ya. Zeh. IV, 7. Lieber, fo fag an, ob in do im himmel ouch durfte,
hungrete, frure sc? und do er jm forcht vor dem tod, ob er im im him⸗
met ouch forchte ?_ und do er hieniden über Sierufalem meine, ob ce im
Kimmel ouch weinete? Schryeſt du: Schwärmer ; ſchwärmer! (Es wirt
damit nit verantwuet , fo bald du verirrt bift, daß du nit kannſt antwurt
geben, daß du es alles mwellift mit ſchwärmer fchelten verrichten; dann wo
das, fo wurd ein holhüpper nun den einen füß im kübel haben , und dich
und alle ſchwärmer mit aller gfchrift überwinden. Gib antwurt, obs im
16 Wiber Cuthers büch das ſacrament betre fende H. 3. aunvurt.
himmel ouch um den Inchnam Chriſti ftunde als hieniden? Schwygſt du ?
Halt. "Thu das ouch hinzu: Was nit der Inchnam , der von Maria gebo=
ren, von fleifch, bein, adren, hut, marg, nerven , näglen, haar, zänen sc?
Ich mein, ja. So fagı lieber Zuther, an, 0b er im bimmel ouch. alfo
wär? Was er alfo, wer gab im doben ze eſſen, oder wer bſchneid jm
nägel und haar ? Und erft do er krüzget ward, licher, wer krüzget in in
den himmten? Und do er bieniden mit clarificiertem Inchnam uferftind,
erftund er doben ouch? Und do er mit den jüngeren gen Emmaus gieng
und die gſchrift uslegt, lieber , fag an, gieng er doben ouch gen Emmaus,
und fart die zween jünger ouch? Hie, weiß ich ‚wol, wirft du reden: O je
ſchandlichen verfpotter ! o du Leidiger, ſpöttiſcher tüfel! Und ift aber un⸗
fer fürnemen gar nit ze fpotten, funder nun din ierung dir ze berfton geben.
Eprihft du: Wie er im himmel ift, bedarf er der Dingen, die Iublich not»
durft erfordret, oder lyblich gewürkt werdend, nit. Antwurt ich: Das
weiß ich wol, iez nach der urſtände und uffart. Ich red aber uf den ftand,
als fin Iychnam hie noch nit erlütret was vor dem tod. Wirt du müffen
ſagen, daß du -ouch vom felben redift ; dann du züchft die wort: „der fun
des menfchen , der im himmel ift“,; dahin, daß er vor aller erfütrung ouch
im himmel Inblich ſye geweſen. Sprichft du: Ja, eben do ift er im him»
mel gemwefen , und bat aber der mänglen oder muͤjen keine doben’ ahebt.
So rüf ich die zu: Weer, weer, Luther, weer! Marcion will die in’n
garten. Dann, iſt fin Inchnam im himmel unlydenbar gweſen, fo it er
ouch hieniden uniydenbar gweſen; und dann hat Marcion recht: er habe
einen dichten unlydenbaren Inchnam ghebt. Responde. Oder willt du fa»
gen, der lychnam, der hieniden , ſye Indenbar geweſen, aber der doben nit,
- fo müß er zween Inchnam ghebt haben. Dann kurz, «8 müß fin Iychnam,
der nun einer geweſen ift, nun ein art gehebt haben (locus a suflcienti
divisione'!). ft ee im himmel unlydenhaft, als du on zwyfel reden wirft,
fo müß er bieniden ouch unlydenhaft fon ; dann find gottwillfommen, Wars
eion und Marciöninn! Iſt er aber bieniden Indenhaft , als wir us gottes
wort fagend, boff, du ouch, fo müß cr ouch im himmel Indenhaft fun.
Dder zum dritten zween lychnam haben, einen uf erden, der Indenhaft fye,
und den andren im himmel unlydenhaft. So fag dann an, ob Maria
ouch den doben geboren hab , oder wie er ufhin kommen fye? Was gilte,
wir fogind onmächtige ſchwärmer?
So vit hab ich die ungergmts, das us dinem mißperftand kummt,
müffen anzeigen, lieber Luther, daß dus fehift, wohin einer fummt, wann
er gegen den böfen fchmärmeren nun mit eim höflichen lügli handlen will.
In welches du warlich alles nit fielift, wann du nach dem bruch aller ge⸗
leerten , die ie gewefen find, Lönntift in der afchrift mandien. Dann ouch
die päpftifche docteren noch in Die fchmweren ireung nie gefallen find, daß
fy den lychnam Eheifti Inblich in den himmel hinuf gefeßt habind, diewyl
ee noch nit was von'n todten uferftanden und ze himmel arfaren ; funder fy
habend diſe art der red ; da die ein natur genämt, und aber die ander ber»
fanden wirt, communieationem ıdiomatum, dag ift, die gemeinfchaft der
eigenfchaften genennet , da das, das einer. natur eigen ift, ouch der andren
1) Randgloffe.
Uiber Luthers buͤch das ſaerament betreffende H. 3. antwort. 77
wirt dargelihen, melchd wie der rhetorik nach den gegenwechſel der naturen
genennet babend. Als bie „fun des menfchen“ für die göttlichen natur in
jm genommen wirt, und bat den finn: Nieman kummt zu himmel on den,
der von himmel herab kummen ift, das ift , on den, dee uf erden menſch⸗
liche natur bat an fid) genommen; das ift der, den man einen fun des
menfchen allein fchätt (ut sit mimesis quoque in alleosi), der aber ouch
ein fun gottes ift, der im himmel doben iſt, und jn nie verlaffen bat nach
der göttlichen natur. Alſo verftond dig ort Auguſtinus, der alio fpricht:
Er was bie des Inchnams ‚oder fleifches halb, und was im himmel nach
der gottheit, ja allenthalb der gottheit halb; und Cyrillus, der mit vil worten
alych von den beeden naturen redt, wie mir hie vor ouch Habend us gottes
wort anzeigt; und Chryſoſtomus; und alle, bie ie Ayßlich uf den gegenwech⸗
ſel beeder naturen gfehen habend.
Joh. XIV, 238. ſpricht er: „Der vater iſt meerer oder gröſſer weder
ih." Sie wirt „ich“ allein uf die menfchlichen natur geredt; nach dero
ift er minder, und nach der göttlithen glych dem vater. Athanaſius im
verjähen des gloubens: Er ift dem vater glych nach der gottheit, und min⸗
der dann der vater nach der menfchbeit. Zeig ich allein an, daß Ruther
ſich ſelbs lcene kennen, daß er nüwer wys wider alle väter, ouch päpftifch
leerer von den beeden naturen in Chriſto redt wider gottes worts vermö⸗
gen ; dahin bringt in der zangg. Er mag ouch bie erlernen, daß er irrt,
fo er der menfchheit Ehrifti glychen gewalt mit dem vater gibt; dann nach
dero ift er minder weder der vater. Wiewol wie wüſſend, daß gott und
menfch -ein Chriſtus find ; und verletzend ung die reden nit: Chriſtus rychs⸗
net, Chriſtus iſt dem vater aluch; dann fü göttlich und war find, aber
allein der göttlidyen natur halb ; verletzend ouch darum nit, daß die bee>
den naturen mit höchfter einigheit in Chriſto zemmen gefügt find, und mit
böchitem wunder iedivedre jr eigenfchaft und art bhalt.
Joh. X, 38. foricht er alfo: „Daß jr gtoubind, daß ber vater in mie
iſt, und ich im vater.“ Hie wirt „in-mir“ und „ich“ allein uf die göttlichen
natur in jm geredt; nach dero iſt er nach dem inneren wefen im vater und
der vater in jm von ewigheit. Nit dag Chriſtus menfchheit von der gott
beit usgefchloffen fue, funder dab ſy by und mit jro ein Chriſtus ift; aber
durch das, daß Chriſtus nach der gottheit im vater iſt und der vater in
jm, iſt die menfchheit mit der gottheit ein Ehriftus, alfo daß fin gottheit
das wefenlich iſt, durch die fin menfchheit zum vater kummen ift.
Joh. All, 27. fpricht er: „Vater, erlös mich us der fund.“ Hie wirt
„mich“ allein uf die menfchlichen natur genommen ; dann nach der göttlichen
dorft er keins erlöfens. Zeigt die ſchwachheit der menfchlichen natur an, die
alſo nit hätt mögen warlich reden, wo ſy mefentich im bimmel ouch gewe⸗
fen wär; oder aber, wär er im ſelbs giych doben und hieniden, fo hätte ex
doben müflen forchtfam fun wie hieniden ; oder es müßtind zween lychnam
geweſen fun ; welche alles nit allein Eekerifch funder ouch närrifch iſt, als
vor it anzeigt. |
Matth. XXVI, 11. fpricht ee: „Die armen werdend je allweg by dich
haben ; mid) werdend jr aber nit allweg haben.“ Hie wirt: „Mich wer⸗
dend je nit allweg 'haben“ , allein uf die menfchlidhen natur geredt. Hie
wirft du on zwyfel einmal fchryen : Ir vedend alfo , man fölle es allein
78 Uiber Luthers büch das ſacrament betreffende H. 3. antwurt.
uf die menfchliche verfton; aber nit alfo, je müffende erzwingen, daß mans
alſo verfton müfle. Nun wolbar, magft du. nit ruͤw haben ab fründlichem
leeren ,. fo wellend wir dich ouch zwingen. Sag an, mag gott ouch neiß⸗
wann an eim ort nit ſyn? Ich mein, nein; ſunder es iſt ſin innetliche
eigenſchaft allenthalb fon. Warum fpricht dann Ehriftus: wir werdind jn
‚nit allweg haben ? ? Iſt er nit gott , fo babend wir güt je glouben, daß
wir in nit allmeg werdind haben; fo er aber warer und ungezwyfleter gott
ift, iſt es nait möglich, daß er nit allweg by uns ſye. Setz aber dargegen
fin wares wort: „Mich werdend jr nit allweg haben“, und ſag mir an, ob du
das wort wellift uf den ganzen einigen Chriſtum verfton, oder uf die gotthrit als
lein oder uf die menfchheit allein? Willt dus uf den einigen Ehriftum beeder
nature halb ziehen, fo nimmft du jn ung gar nach göttlicher und menfchlichee
natur. Wer will dir darnach dinen glouben feften und dinen lychnam zu
der urftände foufen sc, welches du dem Inblichen eſſen zuͤgibſt? Willt dus
aber uf die göttlichen verfton , daß wir die nit haben werdind, ‚das laffend
wir ſchwärmer (sarcasmus est!) dir keinsiwegs nach ; dann wir band fin
verheiflends wort: „Nemend war, ich wird by üch fan bis zu end der weit.“
Alſo bift dus iez, hoff ich, gezwungen , daß dife wort allein uf die menſch⸗
lichen natur, reichend, dag wir die nit allweg by ung Inblih haben wer⸗
dind. Uber ich zwyfel, du werdiſt fagen wie Saber, Egg und die wunder-
thier: Man foll die wort num alfo verfton.: Ir merdend mich nit allweg
fehen. Ich wird mol allweg by üch fon; je werdend mich aber nit fehen.
Antwurt : Du willt Occolampadio nun ein brillen uffeßen ; bedarf jr aber
nit. Aber du bedarfit iro feer faft; dann du fichlt nit, daß es „baben“
ftat, nit „fehen.“ Du wäneſt, es ftande: Mich werdend je nit allweg
feben ; fo ftat es: „Mich werdend jr nit allmeg haben.“ Ya, wir verftond
durdy „haben“ fehen. Hab dank, lieber Luther! So hör ich wol, die
wort müflend nümmen dürr fon, noch heiſſen, dag je natur it. Willt du
nun nit gezwungen fon , fo wirt dich. der zwingen, der jenen zwang in den
hülinen harum ze loufen und alle ding zerenffen Que. VIII, 27.
Job. XVI, 7. fpricht ee: „Ich fag üch die warheit, es iſt üch nüß,
daß ich hinweg gang (verfiand , zü dem, der in aefendt hat). Dann wo
ich nit wurde hinweg aon , fo wurde der tröfter nit zu üch kommen; fo ich
aber bin wird gon, wird ich jn üch fenden.* Hie kann es ie nit gut fun,
daß cr uns nach der gottheit verlaffe oder von ung gange; deßhalb Das
wort: „Es ift üh nüß, daß ich hinweg gang“, allein uf die menfchheit
Ehrifti müß verftanden werden. Zum andren wäre der tröfter nit gefendt,
wenn er Inblich bliben wär. So müß es fun, daß er mit bie Inblich ſye
noch) geeflen werde ; futenmal wir des göttlichen troftes empfindend in unfe»
ren herzen ; dann der geift wär nit kommen, wenn er Inblidy bliben wäre.
Darzü fichft du aber, daß der troſt vom geift kummt, nit vom Inblichen
eflen ; ja der geift nit kummt, diewyl der lychnam Inblich gegenmwürtig ift. -
(Syllogismus : ‚Haft du glouben, fo haft den geiſt; haft du den geift, fo
iſt Chriſtus Inblich nit bie; dann er hat geredt: 20.2) Lieber Luther, er»
inner dic) felbs wol ob difem wort: „Son ich nit bin, fo kummt der trö«
ſter nit*; und rum dinen glouben demnach ı ob du willt.
i Nandgloſſe. 2) Randgloſſe.
Uiber Luthers büch das facrament betreſſende H. 3. antivurt. 79
Er fpricht daſelbſt: „Widrum verlaß ich die welt, und gon zum vater.®
Er ſpricht nit: Widrum binb ich in der welt, aber unſichtbar; funder:..
„Ich verlag die weit“ , welches ein wort ift des hinfarenden und hinder
im laffenden , und mag nienenhin reichen weder uf die einigen menfchbeit.
Math, XXIV, 23. ſpricht er: „Wenn üch denn ieman fagen wurde:
Eich, bie if Ehriftus, oder dört, fo föllend jrs nit glouben. Dann «8
werdend erlogne Ehrifti und erlogne propheten uferfton und groffe zeichen
und wunder thün, alfo daß fo, wo es müglich wär, ouch die userwälten
verfüren wurdind. Nemend war , ich fags üch vor." Hie ſprichſt du:
Chriſtus rede hie nit von jm ſelbs funder von den fecten und rottenmeifteren.
Antwurt: Ja, du füchft die Aucht, gibft ouch gottes wort den verftand,
den es von natur nit hat. Wiewol ich nit fchilt , der ſeeten irrung möge
ouch hiedannen beftritten merden 5; aber nit daß’s der fürnem finn ſye.
Dann der fürnem finn ift: es werde zu. ſoͤlchem jamer ‚dem jüdifthen volk
fummen , daß fo Chriftum gern nun einen tag hättind, als Que. XVII, 22.
Tlarlich verftanden wirt; aber er mög jinen nit werden. Denn werdind ſich
erlich- dichten Chriftum fun, etlich vronheten. Aber wo man jinen Chriftum
zeige im inneren gmach oder im feld und wuͤſte, föllind ſy nit glouben
noch binus gen. Dann giuch wie der blik von ufgang erſchynt bis zum
nidergang, alfo wirt die zuͤkunft des. funs des menfchen fun. Sichſt du,
daf er von der zukunft fin felbs redt? So fich ouch, daß er durbor von
im felbe vedt, da er feit: wo man: jn zeige, da fölle man nit hin gon,
“und falfch propheten, die in bie oder dört zeigen werdind. Gang iez,
nimm diß richtfchyt, und miß dich felb, ob du ein falfcher prophet ſygiſt
oder nit, fo du in mit allein Iyblich im brot zeigeft, funder ouch zügibft,
der Inchnam Inblich geeflen thuͤge, das iez vilfaltig bewärt ift allein des gei⸗
les eigen werk fon.
Grad hichar ghört, das er ſpricht Matth. XXVI, 64: „Doc ſag
ich ücy, fürhin werdend je den fun des menſchen ſehen fi iten zu der rechten
der kraft gottes.“ (Sich bie, lieber Luther, daß wir nit habend vil fröm-
der leerer dörfen , die uns die grechten hand aottes lartind fin kraft fon ; fo
Chriftus uns bie felb ein erpofitiönlin gibt der grechten der kraft gottes,
fam ee ſpräch: „Die greechten“ verftond, die kraft gottes.) Sich, fidh, lie
ber Luther, wo er it. Weit, wohin das wort „fürbin“ reicht? On zwy⸗
fl uf das aut, dag nach finem tod und uffart ift bis zu end der welt. Ey,
fo füch in Inblich fur nienen anderswo , und zeig jn nit anderewo; oder
aber du kummſt in der falfchen propheten zal. Zracht iez, wie wol es die
anftand , daß du ſprichſt: „Chriftus bat fich in difem füceament darum
Igblich ze eſſen ggeben, damit wir wüffind, mo wir in finden fönnind.“
Lieber, warum zeigft du in, da ce fich nit zeigt, und, da er fich zeigt hat,
davon ſageſt du nüzid ? ch kumm fchier darbinder , fin wort ſchmeckt die
nümmen als wol als eegefter. Lieber , laß uns erkennen (das ift „chen ®),
dab er doben ſye. Ich gloub nit, daß er ung betrieg; er hat uns felb
zeigt, wo er ſye; und hat in Stepbanus ouch dafelbft gefchen. Dann,
das du ſagſt: er habe die ougen mit dörfen ufheben, er babe jn im gmüt
gehen, redft aber us vergefienheit der gicheift ; dann ee tat Yet. VII, 33.
alſo: Stephanus aber voll des heiligen geiftes fach Ayffig in’n himmel hinuf.
Wir wüffend ouch wol, was er im herzen ſach, ce er im erſchine; noch
+,
80 Uiber Luthers buͤch dad ſaerament betreffende 9. 3. antivit.
fach er die gſicht; die im gott zu troſt offnet, ouch mit den Inblichen augen.
Darum verman ich dich , du wellift in da oben laſſen und da zeigen, da
er fich ſelbs zeiget bat.
Koh. XVII, 11. fpeicht ee alſo: „Fürhin wird ich nit in der melt
fon ; fü aber (verfiand , die jünger) find in der welt.“ Sie fichft du aber
heil, daß er nit fpeicht :. Ich wird fürhin unſichtbar, aber doch lyblich by
üh fon, funder: „Ich wird fürhin nümmen in der welt fun.“ (Tantum
potest græca veritas : Övx Erı &sui Ev 7m oouga.!) Wie kann ee türer
reden ? und wie kann es anderft weder von finem lychnam verfianden wer⸗
den? Wenn wir kein ander wort bättind weder diß einig , wollteft du , Lies
. ber Luther, dich darwider fegen? Was gloß kannt im geben? Gicht dus
“nit, daß er von finer menfchheit abfchlächt, daß die nit hie werde fun. an
dem , daß er oben druf von’n jüngeren redt: „ſy aber find in der weit.“
Nun warend fy zwar Inblich drin. So muß er nit Iublich noch nad) menfch-
licher natur drin fun; dann es iſt ein antithesis.
Bald darnady fpricht er aber: „Water, do ich by jnen was, do behüt
ich fy in dinem namen sc. Run aber kumm ich zu dir sc.“ Lieber Luther,
wenn haft du doch gnuͤg Eundfchaften gehört allein us dem eignen mund
Chriſti? Oder willt du fy alle mit tand usfchlahen ; fo du fichft, daß we⸗
der gloub noch afchrift erinden mag , daß er Iyblich bie fye, ich gſchwyg,
dag man in erſt, fo er bie wär, eſſen wöllt? Ja, teybft vil wort, wie
wirs fo koſtlich achten ſoͤllind, daß er fich ung zu einer fpns gegeben. Ja,
wenn wir menfchenfleifch in bruch hättind ze efien, ale von’n Scythen und An⸗
theopophagen (Lüteſſeren) gfeit wirt. Deßhalb ouch wir nit Capernaiten find,
fo wir in nit eflen wellend, funder jünger Chrifti , die ſprachend: Wie
‚gloubend , daß du der fun des lebendigen gottes bift. (Das veriähen ift
heilfam. ?) Zr aber find jnen glych, darum daß jr fine wort, die nun
bedütlich find, fleifchlich , wie jene thatend, verfton wellend.
Noch ein undfchaft, und demnach wellend wir die fumm zemmen vechnen,
Her. I, 10.11: „Als die jünger flyſſig im zuͤſahend, do er zu himmel gieng ;
nimm war , fo fiond zween mann da by jnen in wyſſem gwand, die ſag⸗
tend ouch jnen: Ir gäliläifchen männer, was ftond jr in den himmel fe
hende ? Der Jeſus, der von üch in den himmel empfangen ift, der wirt
alfo kummen, gliſch wie je in habend gfehen in’n himmel gon sc.“ Sichſt
du, daß cr von jnen ift in’n himmel empfangen ? Er ift von inen. (Er
iſt empfangen. Nun mag aber die gottbeit weder himmel noch erden be>
grufen oder fallen; und ift aber Ehriftus in'n bimmel empfangen , mie
ouch Marc. XVI, 19. fiat. So müß allein fin menfchheit die gefaffet
fun ; dann die gottheit mag nit ungefaflet werden. Sicht du ouch, daß
er wider kummen wirt fichtbar, wie ee hinuf gefaren it? Sprichlt du:
Er kummt aber ins brot, davon hie nit geredt wirt; funder diſe wort rei»
chend uf die zukunft am lezten tag. Iſt war, er feit allein von der zuͤ⸗
Funft an dem lesten tag. So wir aber darby von keiner andren zukunft
fines lybs habend , fo wirft du ung nit dahin bringen mit feinem gottes⸗
wort , dann du haft keins (mo du es aber hättiſt, mwärind wir fchon dahin
gebracht), daß wir gloubind , daß er ienen [nblich fye weder doben im him⸗
1) Randgloſſe. 2) Randgloſſe. ’
, \ ,
uiber Luthers büch das facrament betreffende H. 3. antwurt. 84
mel, bie dag er fo ſichtbar kummt, ale in die jünger babend gſehen Hinuf .
fürn. Dann kurz, von dem. „ins brot kummen“ ift üwer dicht, nit gottes
verheiffung ; dann je habend gar Fein verheiſſung. Darvon doben gnüg
gejagt iſt. .
Nun rechen alle ſumm zemmen. Chriftus vedt: „Er mög von im
felbs nüzid thun. Sin leer fye nit fin leer. So er von der erd erhöcht,
das iſt, getödt werde. Der vater fye greöffer weder cr. Er bitt den
vater: Erlös midy us difem ftündlin. Mich werdend jr nit allweg haben.
Es it üch nüß, daß ich hinweg gang. Widrum verlaß ich die weit, - und
gon zum vater. Wann üch ieman fagen wirt: Hie ift Chriſtus, oder dört,
fo föllend ir nit glouben. Nun binfür werdend jr den fun des menfchen -
fehen fißen zur grechten der kraft gottes. Fürhin wird ich nit in der welt
fon.® Die wort redt er ja alle uf fin menfchheit,. us welchen icdem in’
funderheit ermeflen wirt , daß es fines worts halb nit müglich ift, daß fin.
menfchheit Ümmermee lyblich gegenwürtig fye in der welt. Dann er hats
abgeſchlagen; ee thüt oud) wider fin wort nit..
Darus dann folgt, daß din ſchlußred: Chriftus lychnam ſye allenthalb,
nit allein unwar ſunder ouch unchriftenlich- if; dann ie das unchriſtenlich
fon müß, das wider das wort und leer Chriſti offenlich ſtrytet. So du
nun redft : Chriftus Inchnam- fye allenthalb gluchmäffig und. glychweſend
umd aluchgwaltig der gottheit. Und aber Ehriftus fpricht: „Ich verlaß die
weit“, und.:. „Zürhin wird ich nit in der welt fun“, und andre wort,
erſt gezält „ welche allein uf die menfhheit reichen muͤſſend; dann die gott»
beit iſt allenthald. So ift din wort furzdennen falfch , und wirſts ouch
nimmermeer erhalten, daß die menfchheit Jeſu Ehrifti mee dann an einem
ot (pe. Und ob ich alych bie ouch tüflete und ſpräch: Darwider vermag
weder tüfel noch höll, trotz fchwärmer! potz beuchler! 30 ; fo wirt doch die -
warheit nit geöffee drab, und din irrung nüzid Elärer an’n tag bracht, we⸗
der mit borgezältem bewyſen ordenliche fchlichlens us gottes wort und kund⸗
ſchaften des eignen munds gottes.
Und darum iſt die menſchheit Chriſti nit allenthalb da die grecht hand
gottes iſt. Aber Chriſtus iſt allenthalb, wo die grechte hand gottes iſt; nit
nach beeden naturen, ſunder. allein nach der göttlichen. Noch verletzt ˖uns
Me red nit: Chriſtus ift allenthalb , wo gott ift, und (als du redſt) uffert-
bald Ehrifto ift fein gatt noch kein gottheit; wiewol wirs durch den gegen»
wechſel beeder naturen allein uf die göttlichen verſtond, und nit nach der
menſchlichen. Und das wellend wir dir iez noch heller bewären.
Da der engel zu den wyben, die in uf der urſtände füchtend, ſprach:
„Er iſt uferſtanden, und iſt nit bie“; frag ich dich (bſich, ob wir recht
fhlieffind oder nit!) , ob die grecht hand gottes da ſye gwefen, da ber engel
wos und die wyber? Du kannft nit nein fagen ; ; oder aber. dife media :
Die geecht hand gottes iſt allenthalb, wär nit war ; ‚dag welle gott nit!
Was ſy aber da, und Ehriftus was nit da, das doch allein uf fin menfch»
beit reichen müß ; fo ift unüberwindlich, daß Chriſtus Inblich nit allenthalb
foe, da die geecht hand gottes if. Sich, fo vil ftarker knöpfen thuͤnd wir
die dar; und du magft iro keinen uflöfen; noch laft dich nit wyſen.
1) Randgloſſe.
Zwingli’s ſammtl. Schriften II. Boös. 2. Abthig. 6
83 Wider Luthers büch das ſaerament betreffenbe H. 3. antwurt.
Darzu ſpricht ee Mare. XIII, 32: „Aber von dem tag (verftand, des
lezten grichtes) oder fund weißt nieman , die engel im himmel nit, der fun
nit, funder allein der vater.“ Sich bie erftlich, wie das wort „un“ , das
doch ein eigenlicher nam der göttlichen vperfon ift, durch den gegenmechfel
für die luteren menfchheit genommen wirt; dann fin gottheit weißt allweg
alle ding. Zum andren fo fidh, daß EChriftus hie mit einem wort des vor⸗
wüflens finer wenſchheit gänzlich abfchlächt alles , das allein der gotıheit
zimmt. Dann fo er nit weißt nach dee menſchheit, wenn der jängft tag
tt; fo iſt er ie nit allenthalb nach der menfchbeit, da die gottheit ill. Dann
die gottheit hatt doden jüngfien tag gegenwürtig; und mußt aber fin menſch⸗
heit in nit; fo was ſy im wüſſen der gottheit nit alych , noch Bil weniger
im allentbalb fon.
Sie lab dich, frommer chrift, der lüten gfchrey nit dahin bringen,
daß du wänift, wie wellind die menfchheit Ehrifti vernüten. Keine wege
nit , funder wir verjäbend us wüflenhaftem glouben , daß der tebendig fun
gottes, warer gott und menfch , von der reinen magd Maria one find emp»
fangen und geboren, nun ein Chriſtus find ; und aber daß die beeden na-
turen in im fölicher eigenfchaft find , daß iedwedre jr eigenfchaft bhalt. Die
göttlich biybt unverwandelbarlich je felbs ewiglich glych im aller macht,
wüflen und beiligbeit; deßglychen ouch die menfchlich ; diewyl der iychnam
tödlich was, bebielt er die tödenlichen art. Do er uferftund und erlütret
oder erklärt ward, behalt er die art der erflärten Igchnamen in die ewigheit;
als ouch dus , lieber Luther, erfenneft.a) Nun bhaltend die erklärten Inch»
nam das umzilet oder umfchriben fon nach der art und eigenfchaft der
verfon. So nun fin menfchheit vor dem erklären ein endlich umzileie
verfon ſiſt, blybt fy ouch alſo. Gunder wir fürend dife leer fo flußlich us
gottes wort allein darum , dag du ſehiſt, frommer chrift, daß die menſch⸗
heit Jeſu Ehrifti nit unendlich fon mag; und dag mag nienenher eigenlicher
weder mit eignem wort Chrifti erfochten werden. Wir find ouch mit allen
glöubigen dran, daß ab den gegenmwechsieten reden nieman ſchühen foll , fo
fy Ehriftus ſelbe gebrucht bat. . Es foll aber darum nieman der andren
natur züeignen durch zangg, das der einen allein ift; dann ouch Chriſtus
eigentlich ſy underfcheiden hat; ob er ouch glych in der gmein von beeden
oft geredt, das doch allein der einen was; wie nun gnuͤg iſt anzeigt.
Jez lern, du einfaltiger , wie die menfchheit Chriſti zur grechten got⸗
tes endlich und umfchriben fe ; fo doch die grechte keins wegs umifchriben
oder ynzilet if. Die menſchheit Chriſti iſt ein ware ceeatur, deßhalb (y nit:
mag unendlich fon, wie vor gnuͤg abört iſt; und ift aber darzü ein vor⸗
biid unferer urftände 1. Eor. XV, 20 fi, alfo daß, wo fy hinkommen if,
werdend wie ouch dahin kummen; dann er foricht Joh. XII, 26: Wo ih
bin , da wirt ouch min diener fon, und Job. AIV, 3: Ich wird üch zuͤ
mir nemen, daß jr fugind, da ich bin. Num ift aber fin gottheit an allen
enden , da aber unfer feelen mit find noch erflärten iychnam; dann die
creatur wäre denn dem fchönfer glych. So müß ie fun, daß er die ynzi⸗
lung, Die uns zimmt, allein uf fin menſchheit verſtat, daß die fölicher maß
ynzogen ft, Daß unfere feele und Inchnam ouch dafeldft fan werdind; danu
a) In Luthers Buch H. 2, Blatt,
iiber Lutherd büsch das faccament betreffende 9. Z. antwurt. 83
ee ſpricht ouch Joh. XIV, 2: In mines vaters bus find vil wonungen.
Welches er ouch nit geredt, wenn nit die gfellfchaft des funs gottes ynzilet
wär ; funder es wäre „allenthalb fun, wie gott iR*, nun ein monung.
Darst Iceet ung Chriſtus beten: Vater unfer, der du bift in den himmien;
nit daß gott nit allenthalb fye, uſſert⸗ und innerthalb den himmlen; fun»
der daß er damit will die maß und gftalt anzeigen , die gott halt in offnung
der fröiden und ergößlichkeit , die er den finen erzeigt, die yngezünet find;
und ift er aber nit jnzezilen. Deßhalb offenbar wirt, daß, wie gott allenthalb
ift, und aber die userwälten by jm find, und dennoch nit allenthatb find,
alfo such Die menfchheit Chriſti mit allenthalb iſt. Und iſt die menſchheit
Chriſti nüts deſtoweniger in einigheit der perſon als wir nit ſyn werdend.
Glych als die künginn dem küng allein ein zuͤgefuͤgter gmahel und künginn
iſt; und habend die andren jungfrowen fröid by jro, find aber nit küngin⸗
nen ; es iſt ouch die Fünginne felbs in der majeſtät des künigs, hat aber
den gwalt und majeftät des künge nit. Alſo iſts ouch um die künginnen,
die menſchheit Chriſti, als im Pſalm XLV, 10 ff. gefungen wirt. Dann
Paulus. ſpricht 1. Car. XIII, 12: Wir werdend jn von angſicht zu angſicht
ſeden; und 1. Joh. III, 2: Wir werdend in ſehen, wie er iſt. So wir aber
nit unendlich noch allenthalb find, wie werdend wir in, der aber allenthalb
it, feben mögen, wie er ift? So muß fon, daß, der allenthalb if, fidy
fo ruchlicy ze nieſſen gibt denen, die nit allenthalb ſind, daß fu nilzid
manglend. Als Petrus nilzid wyter begeet do er vor jnen anderft geftaltet
wurd , ſunder ſprach: Herr, bie wär aut wonen. Alſo wirt ouch eim ie⸗
den menfchen ſyn, wo jm gott fich fülicher wys ufthüt, es ſye uf erd oder
im himmel. Und muͤß der fehend darum nit allenthalb fon, da gott iſt,
nach dem weſen. Hiehar ghört das. byſpil von der feel, die in allem: Iyb
ganz iR ; die hand hat jeo gnuͤg, das houpt und, föß ; ; umd ift doch nun
ein feel. (Luther hat das bufpit kindlich mißbrucht im predgeli wider die
ſchwärmer, unlarig usgangen vor difem büch. *) Alſo iſt ouch die menſch⸗
beit Ehrifti nit allenthalb wie die gottbeit; noch ift ſy ein Chriſtus mit dem
ſun gottes, bat, befigt und nüßt weſenlich die gortheit als ein geendete erea⸗
tur , doch in einigheit gottes fung. Alſo nieſſend wir ſy nit; dann er iſt
der natürlich fun; wir find allein eooptati, angenommne kinder.
Daß du aber ouch den fpruch Chriſti Joh XIV, 9. mißbruhfta):
„Philippe, welcher mich ſicht, der ficht ouch den vater®, iſt eim kind güt
ze feben und verantiwurten; dann, füllte diß wort uf die menfchheit luten,
fo müßte der vater menfchliche aftalt , art und natur haben. Alſo Iutet es
nit uf die menfchbeit funder uf die göttlichen kraft, und will Ehriftus fa
gen: Welcher die wunderwerk ficht, das tft, erkennt, die ich thin, der er»
kennet ‚den vater; dann er fpricht glych darnach: „Gloubend je nit, daß
ich im vater fye und der vater ih mir Chic potuisses ex personali proprie-
tate non hallucinari), fo gloubends um der werfen willen.“ Sic, wie
er nüzid anders gwellen hat weder zeigen , daß er glycher gott, ja nach der
einen 1 an mit dem vater ſye, welche. ſy am den werten wol erfenncu
mög
t) Randgloffe.
a) Ja Luthers Buch (5,
⸗
34 Uiber Luthers buͤch das ſacrament betreffende H. 3. antwurt. |
Alſo iſt, lieber Luther, all: din ſchwärmery in den ſchwumm ufgrfaflet; ;
da dus erftlich gott haft wellen unzünen mit der menfchheir Chrifti wit. dem
ſpruch Pauli Col. II, 9: „Die volllommen gottheit wonet Inblich in im“;
da du ouch „ioblich “vor den einfaltigen lafleft unerklärt, damit fo wänind,
es werde die gottheit mit dem Inchnam umfaflet; darfft doch föliche mit
offenlich fagen ; fo heißt da „Inblich* weſenlich, Daß die gottheit weſenlich,
aber nit ungezünet , in Chriſto geweſen und noch iſt. Demnach haft du
diefelben menfchheit Chrifti wellen usbreiten nach der unermeßlichen wyte
der gottheit, darum daß die grechte hand allenthalb fye. Und haft aber nit
ermeifen ı daß ſin menſchheit nit allenthalb iſt wie ſin gottheit; oder aber,
fo wir by jm nach ſiner verheiſſung fun werdend, muͤßtind wir glych als
wol allenthalb ſyn als ouch ſin menſchheit, wo die allenthalb wär; dann er
ſpricht: önov, iſt: Eben, da ich bin, da wirt ouch min diener fon. Und
haft alfo nüzid dann ein unnützes gſchwätz anaricht , damit du ze verfton
ggeben, daß du noch nit kannſt von Ehrifto , ber von zweyen naturen iſt,
und von ichwedrer in funderbeit nach jrer eigenfchaft weder perfton noch
ſchryben. Dann ,. könntiſt's, und wölltiſt's nit thuͤn noch nachlaſſenſo
andre recht darvon redend; ſo wäriſt ein groſſer —; doch will ich dich nit
alſo nennen. Du biſt ein menſch und ich ouch. Bott berzuch und erlücht
ung all!
Daß du mir ouch demnach verargeſt, daß ich die wort Chriſti Joh.
II, 6: „Was us dem fſeiſch geborn wirt, iſt fleiſch*, alſo verſton; werde
neißwas us dem fleifch Ehrifti , Inblich aeeifen, erborn., fo müfle nüzid dann
fleifch erborn werden ; thuͤſt du wol als unbillich , als letz und hochmuͤtig
du dich gſtelleſt. Dann du keerſt minen grund nit um, der iſt, daß Chri⸗
ſtus bie ein yywurv, das iſt, gemeinen ſinn geredt bad. Das erſindt ſich
mit dem andren teil ſmer red, da er ſpricht: „Und das us dem geiſt er⸗
born wirt, das ift geift. * Wie dunkt dich, dife wort wellind nüzid anders
weder, mas us dem geift erborn werde, ſye geift? Willt du dei löugnen?
Run machft doc; wider alle warheit ouch die menfchheit Chriſti luter geiſt,
deum daß er vom heiligen geift empfangen iſt, wiewol unſinniglich und
marcioniſch; dann du ſollteſt bedacht haben, daß er, Chriſtus, vom geiſt
allein empfangen, und im jungfröwlichen lychnam genärt und lyblich er⸗
born iſt, und warer lyblicher menſch, nit ein geift. in diß welt kummen
und gewandlet hat. Und ſoͤlche geburt und empfängnuß zimmt dem ,. der
von gott ins fleiſch geſendt ward (damit er us dem fleiſch die verdammnuß
des fleiſches hinnäm Röm. VIII, 3.), daß er vom geiſt empfangen und
vom unbefledten Iychnam Mariä geborn wurde. Alſo laß jn nit ytel geiſt
ſyn, ſo die war menſchlich natur an jm geweſen, die gar nit ein geiſt iſt;
oder aber du diſt der war Marcion. Hab ich müffen anzeigen, daß doch
die armen durch dich verfürten ſchäflin ſehind, mit mas erbfen an der ſtegen
du umgangifi. Und ftat noch finf: » Was us geift geborn ift, das iſt gei."
Chriſtus ift nit allein vom - geift geborn ı wenn du glych us „gebären “
„empfahen“ machift ; fo iſt er ouch nit allein geift , funder gott und menfch
zemmen. Iſt aber dem alſo, fo müß ouch der ander teil: „was us fleiſch
geboren , fue eifch“ , ouch ſtyf in der art eines gemeinen finnes ufrecht bige
ben: daß fleifch , fo es gebäre, nüzid dann fleiſch gebäre. Und das du aber
ab diner dorfkilchwyhe bringſt: fo müßte, fo ich fimmien äß, ouch ſimm⸗
A
Wiber Luthers duͤch das ſacrament betreffende H. 3. ontwurt. 85
Im gebären ; davon fagt Ehriftus noch wir nit, funder von geburt des
geiftes und Aeifches: und darum hätte es dines badryberifchen geſpeyes nü⸗
id dörfen. Wann man damit die gegenmwürf ufloste, fo hätts Egg langeft
thon. Wenn uns Chriftus fagen wirt, was us fimmlen geborn werde,
wellend wirs ouch lernen. Aber der finn flat noch unüberwunden bon
allem fleiſch; dann ouch Ehriftus in dem fall fin fleifch nit usnimmt , ſun⸗
der redt in der gemeind : „SSleifch gebiet fleifch, und geift gebirt geift. ®
Bon dem wort: „Das fleifch if gar nit nuͤtz.“
Nach fo langem loſem gſchwätz kummſt du, lieber Luther, an das ort:
„Das fleifch ift gar nit nüg“ ; und halte dich damit fo unfoͤrmlich und
unfrommklich, daß's mich beduret ze fagen ; wollt lieber , du hättift den
ſchalk bag gededt. Dann du begaſt drü gar unredliche ud. Das erft, daß
du wider dich ſelbs redft on widerrufen. Das ander, daß du die wort fül«
ſcheſt. (Sich, das beduret ung fo übel, daß dus nit anüg alouben kannſt;
dann es will uns nit ein rechtfertige ' anzeigen , dero wir une doch zu dir
ie verfehen babend. ° Aber in gottes band bit du,) Das dritt, daß du
falfche reglen fürſchrybſt, wie „Aeifch* ſolle in der gfchrift genommen werden.
Run will ich kurz die ding anzeigen und zum end yien.
Daß du wider dich ſelbs redift, zeiget die predge an, die du über die
wort: „Min fleifch ift die war ſpys sc“, getbon haft ı im welcher dus dife
wort redſt:
Luther: „Dann alſo ſagt er ſelber harnach: „ Das fleifch iſt kein nütze,
und widrum: „Mein fleifch gibt das leben.“ ie wellend wir das ſchei⸗
Yen? Der geift fcheidet ed. Chriftus will, daß das Inblich eſſen des fleifches
kein nüß fen , funder glauben, daß das fleifch gotteg fun ſey, um minet⸗
willen von himmel kommen, und fein bluͤt für mic, vergoffen sc.“ Dergly⸗
‘hen verftat du ouch diß ort, als mir anzeiat wirt in der voſtill ſunntags
septuagesimz über die epiſtel. Sich, lieber Luther, das find din eigne wort,
in welchen du offenlich den rechten finn erfenneft, daß das fleifch nüzid nütz
foe ze effen. Und trybſt aber wyſſe wunder in dem büch, mie vil es, (übe
lich geeſſen, nutz bringe; ſchryeſt: „Es iſt ein heilig fleiſch, das ouch allein
mit anruͤren heilig macht, wie vil mee geeſſen? 7* Befeſteſts mit dem kran⸗
Ion wyb, das den foum ſines gwands anruͤrt, und gſund ward; und giltet
bp dir nüzid mee, daß Ehriftus ſpricht: „Din gloub hat dich afund ge
macht“, und fpricht nit: Min fleifch oder foum hat dich gfund gemacht,
Und fihft ouch nit, daß, die in in Cajaphas bus mit bagaenftreichen ver
unceretend, nit heilig wurdend, noch Judas, der in kußt. Noch fchämft du
dich nit, ſoͤliche unredliche falfche ding ze fürgeben. Wir wüſſend wol, wie
beilig er iſt, wie bil er ung armen menſchen güts gethon bat. Wir wüflend
aber, daß cr ſich Inblicy uns nit hat ze eſſen ggeben; fo fin fleifch ze eſſen
nit niltz iſt, als ouch du bekennt haft. Daß du ouch ſchryeſt: „Sollt er
geboren , ggeißlet, feüszget nüb fon, und aber geeflen nit nüß fon, haft dir
ganz der päpſtler art an dir. Die fehryend ouch: Sollt mir diß oder das
nit nüß for? Do konntend wir jnen wol antwurt geben: Es ift ein iedes
ding fo vil nütz, fo vil gottes wort nußes anzeigt ; und lartend fiuf: was
gones wort vermöcht, wär ufrecht; was es nit inhielte, füllte nit fürggeben
— — —
1) Aufrichtigkeit, Redlichkeit.
86 Uiber Luthers büch dad faccament betreffende H. 3. antwurt.
werden. Aber iez Haft du.das blatt umfcert ; und zwyfel doch nit, din eigen
confeienz fye hierin gnuͤg verküummret. Alſo keer wider und een, das du
vor können und geleert haft: daß ſölche gfchren nüzid vermögend ; dann
fy babend Fein göttlich verheiſſung. Dann, ſöolltind fg etwas vermögen, ſo
wöllt ich dem, der die brüne im mund hat, den Iuchnam Chriſti ze eſſen geben
(dann dus vedft, er werde mit dem mund Inblich geeflen) ; und wöllt darzuͤ
ſchryen: Sollt er, der fo heilig if, mit mögen die beüne hinnemen? und
Ueß fchen, ob ſy hingieng oder nit; alfo zu den lamen, blinden , blater.
füchtigen ꝛec. Sprichſt du: Ja, es iſt Inbliche gſundheit mit verheiflen.
Dem ift recht. So fag an, wo iſt die geiftlich verheiſſen? Die ift wol weniger
verheiſſen; wie doben anuͤg iſt anzeigt, daß alles gſundmachen und troſt der
ſeel allein vom geiſt in unſere herzen kummt, und nit vom lyhblichen eſſen.
Darzuͤ mögend wir mee änliche anzeigen der lyblichen gſundheit halb, fe
feee man bie den lychnam Chriſti Igblich Affe, dann jez fo Paulus fpricht:
Darum find vil kranker under üdy ꝛc.
Alfo vedft du wider dich felb, und fürft dich in loſe onmädhtige Iceren,
die wir keinem päpſtler geſtattend. Sollteſt billich in den nüwen gefchriften
die vordrigen hinlegen oder berantwurten ; aber es will dem nit zimmen ze
reden: Ich hab geirret, der vorhar ſich fo tür usgethon: es müß alles
grecht fon, was er leer, grad als ob jm alfo fon müßte ı ob er glych one
gottes wort larie; und iez fich verzügt: mo er ein anders leeren wurd,
fölle man gedenken, er ſye vom glouben gefallen. Sich, daß du-dir felh
fo wol trumeft , dus werdift noch darvon fallen; aber wir föllind in der ir
rung blyben. Glycher wys haft dus über den verftand der worten Pauli
1. Eor. X, 16: „Das trank der dankſagung, ‚damit wir dantfagend, if
das nit die gmeind des blüts Chriſti?“ mol und recht gepredget und gefchri-
ben vor etlichen jaren, als du in der predge bon den brüderichaften und
facrament gefchriben haſt a); und im andren teil wider den Carolſtad b)
fcheybft du glych das widerfpil, als die in Eregefi wol iſt ze verſton ggeben
ſammt anderen dingen , die du wider dich ſelbſt leereft. Iſt das cin rechter
geift, wider fich ſelbs leeren und den unrechten teil nit erkennen noch wellen
geirret haben ?
Zum andren fälfcheft dus gottes wort, fo du den artikel 7, iſt „das“,
vom „fleifch“ thuͤſt; glych als die Marcioniten und Arrianer etwann us des
gefchrift geſchabt habend, was wider fy was. Merk du, cinfaltiger, was
ich mein. Die griechifch forach bat den bruch, den wir Zütfchen habend,
für ein iedes wort, wo es klarlich ſton foll , thuͤnd fy einen artikel, als:
das, der, die, dem, den, eins, ein, einer, eine sc. Als Diarei VI, 3: Iſt
der nit der zimmermann? Hie ift das nachgehnder „der® ein fürgefeigter
artifel, und vermag als vil ale: der zimmermann , der allen menfchen des
handwerks halb wol erkannt was. Und it die red bil anderft , weder fo man
fpräh: Iſt er nit ein zimmermann? dann wenn der griechtfch alſo ſagen
wöllte, ſo ſpräch er: Iſt der nit zimmermann? on den artikel der.“ Diſe
kurzen fürgeſetzten artikel (loquor enim de præpositivis articulis tantum)
a). „Ein Sermon von dem hochwürdigen Saerament des heiligen wahren Leich⸗
nams Ehrifti und von den Bruderfhaften. D. M. 2. A. für die Layen.“ 1519
In mehreren Ausgaben. b) „Wider die himmlifchen Propheten.“
-
Uiber Luthers buͤch dad ſac ament betreifende H. 3. antwurt. 87
habend by den Griechen fo vil kraft, daß fh an bil orten mee vermögend
weder die subiunetivi, das iſt, weder die in nachfolgender red geſetzt wer⸗
dend, als: welcher, welches, weldye, welchem, weithen sc. Byſpil: Joh.
1, 1: Im anfang was das wort, und das wort was by gott. Sie ver⸗
mag das nachgehnder wörttin „das“, nun ein artifeli , fo vil als: Eben das⸗
ftlb wort, von dem erſt gefaat ift, das wort was by gott. Davon nun alle
griechi chen leerer Dil gefagt habend, befunder Eyrillus, Chrufoftomus und
zu unferen zuten Erasmus. Es vermags ouch die eigenfchaft der ſprach.
Da nun Luther us denen worten: „H aag& oux ömpelsi öuddv : Das fleifdy ifk
gar nit nüg“, follt dolmetſchet haben; da bat ee das wörtlin „das“
laſſen; damit es nit uf das gwüß fleifch dütete, bon dem Chriſtus vor (
echt, und moch darvon redt; und fpricht Luther: „Fleiſch iſt gar nit nüg-“
Vermag aber der fürgefekt artikel „das“ fo vil, ale ob die wort ſelbſelbs
da itundind: Eben das fleifch,, davon erft geſagt it. Das will ich nit allein
mit den verftändigen der geiechiichen fprach kundlich machen, funder mit den
felbsworten Chrifti zu eim, und darzuͤ mit andren orten in der gefchrift.
Das nachgehn' ˖ wellend wir zeerft handien.
Son. I 4: „In jm mas leben, und das eben was ein liecht dee men⸗
fehen (neck 17 Leon) 10 TO pc ray Avdgmmem).* Hie vermag diß wörtlin „das“
[0 vil, als ob er ſpräch: Eben das "eben, von dem erſt afeit, daß's in jm
was, das was das Liecht der menichen. Eben dafelbft fkat alfo: „Und das
wort ift menfch worden (xal 6 Aoyog oap& &yevero),* Hie vermag „dagl?
als vil ale: Eben das wort, von dem vor fo bil geredt , das ift menfch
worden. Nun fehend bie, jr geleerten prädicanten, die di Lutherifch buch
rümend. Soll Luthern zimmen den artikel dennen thün in der red: „ Das
fleisch iſt nüzid nütz“, und forechen: „Fleiſch it nit nüß”; und foll nüzid
gelten , daB es an die vordrigen red gehenkt ift; fo wirt Marcion ouch nüm⸗
men lefen: » Das-wort ift menfch worden“, funder: Wort ift menfch
worden , und wirt fagen: Johannes rede hie nit von dem wort, bon dem
dor geredt fe, füunder bon eim gemeinen wort gottes , das habe einen men⸗
fhen gemacht. Und was du daraegen fagen dich underftaft, hilft nit; dann es
it an beeden orten die vorgehnd red der nachgehnden alfo angehenkt, und
die nachaehnder dermaß mit dem artikel bewart, daß an einem glych zimmt
den artikel dennen ze thün ale am andren , das ift, keins wegs on groſſe
fälfhung. tem: Luther bat in der vertütfchung des nüwen teſtaments
alſo gedolmetſchet: „ Das fleifch ift Bein nütz“; und iez fpricht er: „Fleiſch
ift fein nüß“: damit es dahin diene , daß Ehriftus babe vom verſtand, finn
und art des fleifches geredt. Sich‘, lieber Luther, mie du bie ftaft als ein
offner verbrecher und fälfcher der afchrift, deB du vor feiner creatur leugnen
kannſt. Fa, mie ftond wir, die dich one maß habend body gemacht , und
eriebend ſoͤlichs an die? Aber dem urteil gottes könnend wir nit 30; wel⸗
(end aber jn bitten, ee welle durch fin grundlofe barmberzigheit dir widrum
ufbelfen, der fo feer übel durch den zangg gefallen bift, und uns vergou⸗
men und demütigen , daß wir fölicher wys nit fallind, daß wir Hzid undere
ſtandind one gottes wort ze fchirmen.
Zum andren fo erfindet ſich an den mworten ſelbe, die Ehriftus vor und
nad) geredt hat, dab er ouch mit denen: „Das fleifch ift kein nüg“, uf
fin eigen Meifch gereicht hat, Ä
88 Uiber Luthers buͤch dad faccament betreffende H. 3. anttonrt.
I. Bor den worten, als die jünger gemurret battend, flat alfe : „Als
nun Jeſus markt, daß fine jünger davon murmletend.“ Lieber, wovon
murretend ſy? wider den verftand des geiftes und fleifches oder wider das
tyblich effen ?
H. Darnad) fpricht Jeſus: „Nergret üch das?" Lieber, wohin zeigt
diß „das“? Aergret ſy, daß ee vom ſpan und art des fleifch und gei⸗
ftes geredt bat? Nun hat er doch nüzid darvon gfeit. Alfo ärgret ſy, daß
fy wontend, er hätte von finem fleifch , Inblich ze eflen, geredt. Darus
dann folgt, daß Chriſtus für und für von ſinem ſleiſch redt; fo er jnen je
red abnimmt und jnen antwurtet.
III. Zum deitten fpeicht ee: „MWern fe nun den fun des menfchen
ſehen 'werdend hinuf gon, da ee vor was.“ Lieber, was rymt fi diß
wort uf die fleiſchlichen und geiſtlichen art? Drum will er jnen fagen:
Ih (eer üch, daß je in mich verteumind als in den waren gottesfun, der
minen Inchnam für üch wird hingeben ; das ift min fleifch effen. So glou⸗
bend je nit, daß ich gottes. fün fye, und murrend, als 06 ich ze wuͤſt oder
grob geredt hab. Wann jr mich aber ze himmel faren ſegen, werdend jr
wol ſehen, dag ich gott bin, und daß je mich nit habend müffen eſſen.
IV, Zum vierten vedt er ein wort, das allen den nebel, der uns vor
den ougen ift, hinnimmt, und foricht : „Der geift iſt, der da lebend
macht.« Sich, das ift kurz und güt, das ung lebend macht, ift dee einig
geift. In dem wort fallt alles das hin, as du dem Inblichen eſſen andich⸗
teſt; dann ſchlechts, der geiſt macht lebend. Und habend wir Chriſtum
lieb , fo fröwend wir ung, daß er zum vater hinuf gat, Joh. XIV, 28.
Sich, wie er ung alle fröud, die du uns im lyblichen eflen berheiffeft , ab«
fchlächt , und ſpricht: »Hättind wir jn lieb , fo hättind wir fröud, daß er
bon uns zum bater gat.” So folgt harwidrum daß, die in bie Inblich
haben wellend, mit lieb habend. Sichft du iez, wo din dicht flat? Du
willt m den menfchen Inblich ze eſſen geben, und verheiffeft bil ſuͤſſes, fo
man jn alfo eſſe. Welcher hat ſin kind ie geeſſen, drum daß ers lieb ge⸗
hebt? Vil weniger werdend wir den ſun gottes begeren zuͤ eſſen, ſo wir jn
lieb habend. Aber wo man die unwarheit leeret, muͤß's ſölch blümungm
bringen, als obs gar wol zimme. Wiewol alle ding zimmend, die gott
thuͤt; aber das hat er nit verordnet; darum ift es jm und uns ungezäm. ı
Der geift machet allein lebendig; und ift eben das fleifh, von dem jr erft
vil gemurret, gar nit nüß; zwar darzü, zu welchem fy wontend jn geredt
haben , Inbfich ze efien. |
V. Nach den worten fpricht er alte : „Die wort, die ich üch gfeit
hab , die find geift und find das eben.“ Welche wort find geift und leben?
die: „Min Inb ift die war foys“? Nun redt er doch nümmen von der
bordrigen meinung nach üwerem verftand; funder hat ein anders angehebt
von der art des fleifches. Hierum merkt man an den worten ouch , daß er
noch im vordrigen fürnemen biybt vom evangelio ze reden. Darus denn
folgt , daß er mit dem wort: „Das fleifch ift kein nüg“ , ouch uf der irren-
den meinung antwurt 'gibt. n
VI. Zum ſechsten ſpricht er: „Aber es ſind etlich under üch, die nit
1) ungeziemend, widrig.
Uiber Luthers duͤch das ſaerament betreffende H. 3. antwurt. 98
aloubend.“ Dann er mußt von anfang har, welche nit gloubtend. Lieber,
wohin reicht das ? uf verfton , daß fleifchlicher verftand nüzid nüß ſye?
Dann fo hätt er geſprochen: Es find etlich, die verftond nüzid. Dann fü
alle on zwyfel wol gloubtend, daß des fleifches art nit nüß funder ſchädlich
it, och us den propheten. Darus aber folget, daß hie. kein nüwe mei⸗
nung wirt uf d'ban bracht , funder er file und für das evangelion leere;
und fo jene die figurlichen wort nit berftond, er inen uf jeen mißverftand
antwurt gibt, und nit ein anders anbebt.
VII Zum fibenten foricht Petrus: „ Herr, zu wen mwolltend wir gon?
Du haft die wort des ewigen lebens. Das gloubend und erfennend wir,
daß du Chriſtus biſt, der fun des Iebendigen gottes.“ Hie müßte Petrus
geredt Haben: Wir verftond dich wol, daß die fleiichlich art ſchädlich if.
So das nit, ift aber Bar, dag Chriftus für und für im lecren des evan⸗
gelii biybt und verantwurten jres mißperftands. Und wirt alſo kunddar,
daß die wort: „Das fleifch ift Fein nüg“, den finn hahend: Eben das fleifch,
davon Die hörenden murretend , ift gar kein nüß ze effen ; und daß du, lie-
ber Luther, unbillich und unredlich das wörtlin „das“ fo frefenlich darvon
ſchnydſt, darum daß es dir nit dienet.
Das dritt unredlich ſtuck, das du begaſt a), iſt, daß du die falfchen
regel fürſchrybſt: Wo „geiſt* und „fleifh“ gegen einander ftandind,
da heiffe „fleiſch* den alten Adam mit Chriftus fleifh. Kurze ant«
wur: So wirt auch „geiſt“ daſelbſt nis. Ehriftus geiftheiffen ; oder
aber fy Fond nit gegen einander. Darum vermerk alfo , lieber Luther.
Ich laß dir fry nach, daß, wo „geift“ und „fleifh* in der gefchrift
gegen einander ftandind, die aber unferen geift und fleifch ynichlieffind, daß
daſelbſt „Reifch“ für den alten Adam ‚genommen werde. Es müß aber
Dafelbft „aeift® nit für den geift genommen werden , der gott ift, funder
für unferen geiſt, der von gott. ctwag erlüchtung bat. Als zun Bal. V, 17.
fiat: Der geift fichter wider das fleifch , und das fleifh wider den’ geift.
Hie wirt „feifch* für den finn und art des fleifches genommen , und „geift®
für den finn und art des geiſtes; zwar ouch des menfchen , wiewol derfelb
geift von gottes aeift. angerürt oder erlüchtet ift, vom welcher wu ouch Röm.
VII, 9 ff. flat. ‚Und bat Paulus den finn : Der menfchlich geift, der ie
gott erkennt, als von gott gezogen, der ficht emwiglich mit dem fleiſch, als
aber Röm. VAL, 23. Ser, Hoff ich, verftandift wol die connotation, das
ft, das ynſchlieſſen, wo „fleiſch* gegen » geiit*. ftande, und die fleiſchlichen
art bedüte, daß ouch harwiderum „geift“ , der entgegen flat, unferen acift
bedüte, der aber ven gott erlüchtet iſt ale wol, als „fleifch * unfer fleifchlis
chen art heißt. Hieruf frag ich dich, was „geift® beiffe in dem wort: .
„Der geift iſt, der lebendig macht.“ Beduüt er gottes geift oder des menfchen
geift, der glych mit gott erlüchtet it? Kannft du nit leugnen , daß er got-
tes geift bedüte; dann ie, der menſch ſye, wie heilig er welle, von gott ge⸗
macht, fo mag der mienfchlich geift mit lebendig machen; fo müß ie „geift“
daſelbſt gottes geift heiſſen. So nun das, fo redt ouch Ehriftus nit von
unfers fleifches art, funder von finem eignen geift- und fleifch nebend einandren ;
oder aber es wäre nit antithesis. Wie er num zu dem wort „geift* nit
das wort „min“ hinzu thät, und wirt doch allein fin geift berftanden ;
a) In Luthers Buch L.
90 iber Luthers büch das ſaerament beteefiende H. J. antwurt. .
alfo wirt ouch im wort „Aeifh“, fin fleifch verſtanden on hin zuͤthuͤn des
worts „min“; und hat den finn: ch mach nach dem geiſt lebendig: das
fleifch iR kein näßr ia aeeflen , lebendig ze machen. Hie widerred, licher
Luther, nit «in wörtlin ; oder wir wellend tich anzeigen, daß je das acht
capitel sun Römeren noch nie verſtanden habend.
Hör iez kundfchaft Joh. I, 14: Das wort Ift menſch worden. Heißt
bie „wort® mit aottes fun? Iſt er nit ein geiſt? ©o müßte doch der finn
werden : Das wort ift zu eim alten Adam worden, nach dince real. Wie
thuͤſt du dem wort 1, Pete. III, 18: Chriſtus int des Reifches halb getödt, und
des geiſtes halb Icbendig gemacht. Heißt bie „des fleifches halb getödt“* auch:
Er: ift tod gweſen im alten fünblichen Adam? Wie kann ce dann fagen:
Wer wirt mich der fünd firafen? Item 1. Job. V, 8. fat alfo: Es find
dry, die Eundfchaft gebend, der geiſt, das wafler und das blüt; und die
den find by einander oder find eins. Wirt hie ech „blut“ für die fleifch-
lichen anfechtung genommen ? Run ifts ein urteil von fleifh und biat;
Matth. XVI, 17: Fleiſch und bluͤt hat dire nit geofinet. tem 2. Thim.
II, 16: Bott ift erfchinen ini fleiſch, ift recht aemacht im geiſt. Hie ſtonds
aber gegen einander. Soll nım nach diner regel „fleifch“ hie file die filnd»
liche des fleifches genommen werden? Wo kummend wir doch hin mit di⸗
nee torheit? Wenn willt du fehen, was es it: Sy leerend menfchenleeren
und gebot ? Jez Haft du, wie du wider dich felbs bift, wie du die afchrift
bricht und fälfcheft, und wie dus falfche realen leerſt Die afchrift ze verften.
Und blybt aber finf: „Das leifch iſt gar mit nütz ze effen.“ Und Haft dus
den kopf daran serloffen.
Demnach, als dus die leerer willt uf dinen ſinn ziehen a), begaſt du
nüts weniger unredliche. Doch will ich dieſelben Oecolampadium laſſen
verantwurten b), und hie ein klein muſter anzeigen, wie du fälſcheſt. Als
du Augustinum ad Januarium anzeigeſt in der CXVIII. eviftel, bruchſt du
die unredliche , daß du die wort, die anfänglich fiond , und wol ze vermer⸗
ken gebend, daß er alfein die zeichen nennet den tuchnam Chriſti und bküt
durch das nachnennen, und nit dafür halt, daR ſy die ding ſygind, fundee
allein bedütind. Und find diß fine wort: „Erfilich follt du wüflen , daß
das alleefürnemft ift in unferem handel, daß unfer herr Jeſus Chriftus
ung under ein. fänft joch und lychte burde, als er felbe im evangelio redt,
gethon hat. Und darum hat ew die afelifchaft des niümwen volks mit wenig
facramenten zemmentnäpft , die ouch ze halten ring find, und in der bedü-
tung treffenlich ; als dann ift der touf, mit dem namen der drofaltigbeit
geheiliget , die gemeind fines lybe und blüts. (Die facrament bedütend.
Eichft du bie, Luther, deuteley, wie du red?!) Sich, frommer chriſt,
die wort Auauftini eigenlich an, fo ſichſt du, mie es zu finer zyt um die
faerament: geftanden iſt; und wie er fo offenlich anzeigt, daß fu nun bediü«
tend; bedütend aber treffenliche ding, namlich die groffen that, die gott
1) Randgloſſe.
a) In Luthers Buch N. b) Zur gleichen Zeit mit Zwingli fchrieb Defolampad
‚ gegen Entber: „ Daß der Mißverfland Dr. M. Luthers auf die ewig beftändigen Worte:
„Das ift mein Leib", nicht beſtehen mag. Die andere billige Antwort Jod. Oekolam⸗
pabdii.“ Baſel. Eratander. 3. Jun. 1527. 18 Bogen. 4
- Wiber vetheri büch das ſacrament detreffende H. 3. antwurt. 94
durch finen fun in difer weit verwürft bat, und die vereinigung der kilchen,
das iſt, ſines volks. u |
Demnach fälfchet du aber, Dann, als du us Auquftino anzeigft , wie
bp den alten dis ſacrament ein opfer genennet werde von dem opfer, das
nun einift beſchehen ſye, alfo daß es die nachnennung ſye, davon wir fa«
gend; Luft du us, daß er den Inchnam Ehrifi feit ouch alſo genennet mer»
den, daß doch nun ein ſacrament fye, und nit anderft der Inchnam Ehrifti,
dann wie wir dic urftände Chrifti nennend , die aber nun cin glychnuß oder
dedümnus iſt der urſtände, die einiſt beſchehen iſt. Wie darfſt du ſoͤlichs
thün? das ein us Auguſtino anzeigen, und, das grad darvor, nach und
nebend Kat, uslaſſen? Iſt das redlich, fo es doch alles zur ſach ghört?
tem, du brinaft dich feld dahin , mit dem dag du Auguſtinum nit
derſtaſt Die facrsmentlichen zeichen den Inchnam und blüt Chriſti nennen,
dad du ſprichſt: Chriſtus Inb und blut werde Inblicy in den mund empfane
gen wie andre fichtbare Inbliche foufe. So fag uf din irrige meinung an.
Iſt der iychnam Chriſti allenthalb, wie wirt er denn in des. menfchen mund
empfangen werden? Empfacht in der mund gas, fo ift er nit allenthatb ;
dann der mund ift nit allenthalb. Empfacht er in zum teil, fo iſts nit
Chriſtus mit Inb, feel und blüt, wie er geboren , geftorben und im himmel
il. Sich, wohin du kummſt.
Zcrtullianum , den türeſten beeder fprachen halb aller latimifchen theo⸗
logen, martreſt fo jämerlich, da du willt verfeeven, daß er diß ſacra⸗
ment ein ſigur des lychnams Chriſti nennet, daß du ſprichſt: „ figura" were
de dafelbit imatliematice genommen. Sichſt nit, daß es pro Imagine, si-
mulacro aut representatione, das iſt, für ein anbildung , giuchnuß ober
anzeigung genommen wirt; welcher wys es ouch Lucretius, Gatullus, Ju⸗
venalis und Doidius nemend? Man fiht auch diner afchrift wol an, daß
du im Zertulliano wenig zyts berfchliffen haft: oder aber dus hättiſt aſehen,
wofür er diß wort » figura “brucht, namlich für ein bedütnuß ; dann er
lib. 1. contra Marcionem alfo fpricht: „Er hat ouch das brot nit verſchupft,
damit er finen Inchnam bedütet.“ Sichſt du, daß er „figur“ für ein bee
dütnuß und zeichen oder anbildung nimmt? Gprichfi dennoch in dinem
buha): es ſye fürwar der finn Tertulliani; gloch als 0b dir Zertullianus
fo wol durchmandiet und erkannt ſye, daß man die billich gloube,
Mit dem Irendo gaft du gincherwns um, fichlt nit, Laß er allein
durch allegorien redt , in denen er dennoch die Marcioniten anrurt. nd
vede uf fölchen finn, als ouch Tertullianus: daß Chriſtus ware menfchliche
natur babe an jm gebebt ; dann er habe in dero den tod erlitten und uns
erlöst, und uns derfelben erlöfung ein dankfagung gelaſſen; in melcher
dankfagung wir erlernind, daß ouch unfere Inchnam werdind uferfton , fo
ee uferftanden ſye. Und reicht all fin leeren allein uf das inner effen , welches
aber er mit „eifen des Inchnam und dtüts Chriſti* redt, wie ouch Chri⸗
Aus felbs Joh. VI, 31. Welches alles meer wyl nam in tütſch ze erklären,
weder hie flatt ſye; es iſt ouch mit fo vil daran gelegen , ob fo alych nit by
uns Kündind ; dann gott ift mee dann fine anoftel Joh. XIII, 13, ich geſchwvg
die leerer; wiewol fü warlich by uns ſtond; wirt aber beſſer im latin ze
a) In Luthers Buch N.
92 Uiber Luthers buͤch dat ſacrament betreffende H. J. antwurt.
erfechten fm weder im tütſch, damit die einfaltigen nit mit unnötigen din⸗
gen bemüjet werdind,
Daß du die frommen zuͤ Straßburg und Bafel vor den farramentrotieren
mwarnefta) , thuͤſt m recht; dann man ſoll ſich vor rotten goumen. So
feer du aber jre getrüwen leerer und prädicanten verdächtig machſt, fam fü
ufrürind, thuͤſt du unredlicher dann keinem feommen zimme; dann meng⸗
lich nutalame! erlernet bat, ob fu rotterifch fugind oder mit.
Den Buser , frommen, mwolgeleerten mann , butzeſt uneerberlicher us,
weder jm oder dir zimme; doch thüft jm recht nach Ber art, ale du deg
fareft. Chriſtus leeret, man fälle gütes um böfes geben; fo Icert mit ding
der antichrift bs um gütes geben. Das thüft du getrüwlich. Dann du
Buzeen um finffige arbeit , in dinen büchren gebebt , unfrändlich dankeſt.
Und hat aber ex weder dir noch Pomerano nüzid unfründliches noch unter⸗
bers gethon. Dann dinethalb ift «8 von ie mwelten bar aller dolmetfchen
brud, und fruheit geweien, mo fü etwas im eim leerer ober buͤch verfaßt ,
habend fy ir warnung darzü geſetzt. Do nun Buyer dine bücher (wöllt,
er hätte erſpart, umd ie mee ich dine gfchriften vernimm , ie mee ichs wöllt;
hatt jn ouch gewarnet , aber es was ze fpat) in Latinifche ſprach kart, und
fand aber , das der warheit nit gemäß was, follt er fölichs nit anzeigen ?
Vorus fo er das gethon hat mit fülcher bfcheidenbeit , daß man wol ficht,
wels din oder weis fin ik. Pomeranus halb,’ hat er jm die wal ageben
in finem buch ze meeren und mindren, ja nach finem finn ze machen. b)
Jez wütend je. alfo on.not. ich, melde handlend chriftlicher ?
Hie erieeneft ouch frommer chrift, was zorn und mwütern ſye. Ich
hab durchs ganz büch Luthers gedacht: Ach gott, wo haft du oder Deco»
lampadius üch geruͤmt von beiligheit oder Inden? Jez ze lezt zeigte Luther
felb an, daß uns Buzer. von. Etraßburg in befundren briefen c), die er um
fridens und einigheit willen zü.jm: gefchicht- hat, uns gerümt; darvon doch
. .. 2 i
1) nunmehr. | “ j |
a) In Luthers Buch 8. b) Biiger hatte Luthers Poſtille ins Latiniſche
uberſeht, und beym 5 Band einigen ihm mit der Schrift nicht einſtimmenden
Saͤtzen berichtigende Anmerkungen, aber in der Befcheidenften Sprache hinzugefügt.
Darüber fam Luther in großen Zorn. Ebenfo hatte Buzer die Arbeit des Joh. Bus
genhagen, genannt! Pomeranus, aus dem Deutfchen ins Latinifche überfeht, und diefer
hatte ihm ausdrücklich Erlaubniß zu Meglaffungen : oder Wermehrungen gegeben.
e) Bu zer batte den: 19. März 1527 unter anderm in der Antwort auf Luthers zor⸗
nigen Brief an Heerwagen in Bafel, den Drucker und Verleger der von Buzer
überfehten Poſtille Luthers, Folgendes geſchrieben: „Utinam propius eognitus tibi
esset Zwinglius et ecclesia, cui ministrat; item Oecolampadius, de nobis
spsis tacemus; aut spiritum sanctım blasphemare te ozorteret, aut Christum
in illis adorare. Vere fert apud istos arbor evangelii fructus praestantiores,
quam ut inficiwri possit, habitare apud eog gloriam domini. — Scitote, gaan-
quam egregie vos suspiciamus , attamen tanto exactiorc nos judicio ad scrip-
tauras Dei vestra exigere, quanto celebriore vos nomine mundus celehrat. —
Non est ignota nobis fiducia ingenii humani, quad autoritatem poulo amplio-
rem nactum, nihil non definire et statuere audet. Per bomines mortales, non
per immortules angelos evangelium nobis prredicari, et antehac Deus fecit»
et in multis delinquimas omnes.“ (Coll. Siml.)
Liber Luthers buͤch dad facrament betreffende H. 3. antwurt. 93
wir gar fein wüſſen nit gehebt, noch bützumtag nit wüſſend, dann fo bil
wir erft vernemend. Sich, dahin kummt es uns, daß wir uf unfchuldige
lüt iegend, das fy nit gethon habend, fo. wir fü haſſend und fchend.
Und als diß ganz büch nüts anders iſt weder ein offne ſchmach und
verdünklung der unbeflechten evangelifchen warheit und liechtes, welche, als
ich zu gott hoff, iez ſtark iſt an'n tag gebracht, dörfend wir din unmäſſig
fhelten nit alles verantwurten ; unfer unfchuld verantwurts zum teil, zum
teil treit ſy es duldiglich. Und find diß die. ireungen, die dus in diſem buch
leerſt:
I, Dee ivchnam Chriſti ſhe glychſam der göttlichen natur allenthalb.
II. Chriſtus zeige ſich uns in diſem ſacrament, daß wir wüſſind, wo
wir in finden ſoͤllind.
II. Chriftus iyb, Inblich geefien,. neme die fünd hin,
IV. Chriſtus fleifch ſyg ein ganz geiftlich neifch. |
V. Chriſtus fleifch ; Inblich geefien , erhalte unferen lyh zur urſtände.
VI. Chriſtus lyb, Inblich geeſſen, gebe oder mecere den glouben. Wirt -
alles von dir wider gotteg wort geredt.
Hierum iſt an dich, lieber ‚Luther min demütig bitt, du welliſt nit
toben in der fach , als du bishar gethon haft ; funder , bift du Chrifti, fo
find wir ouch fin. Nun zimmt ung keinswegs gegen einander handlen we⸗
der mit dem wort gottes. Darum thuͤ dasfelb. mit chriſtenlicher zucht; wel⸗
lend wir ouch thuͤn. Dann wir ſoͤllend ie wider gott nit fechten, noch unſer
irrung mit falſchem drang gottes worts ſchirmen. Gott geb dir der warheit
und din erkanntnuß; und daß du Luther diybiſt, mit NMovroio⸗ werdiſt.
Willt du aber ie unfuͤgen, wellend wir zimmerlüt erſt guͤt ſpän abhouwen.
Die warheit überwinde! Amen. Gott, die ſye lob, der ung allweg ſig⸗
baft machſt in Ehrifto , und den geruch dines twüllene altenthatb durch ung °
fund macheſt 2. Cor. IT, 14!
Gedruckt zuͤ Zürich by Chriſtoffel Froſchouer im jar MDXXVI.
94
Hiber doctor Martin Luthers buch;
bekenutnufg genannt, .
antwurt Huldrych Zwinglis.
Im MDXXVIII. jar
gedruckt zu Zürich by Chriſtoffel Froſchouer.
Auf die Gegenſchriften Zwinglis und Oekolampads antwortete
Luther mit einer 28 Bogen ſtarken Schrift: „Vom Abendmahl Chriſti
Bekenntniß Martin Luthers. Schlecht und recht behuͤte mich. Bi. 25.°
Wittenberg. 1528. 4. Im erftien Theil beſtritt er Zwingli, im zwey⸗
ten Oekolampad, im dritten erklärte er fein Glaubensbekenntniß. Die
Stragburger Theologen und Dekolampad forderten Zwingli wiederholt
auf, Luther nochmahle und fo. fihleunig ald möglich zu widerlegen.
Zwingli antwortete ihm auf den erſten und dritten Theil; Oekolampad
auf den Angriff , den er gegen ihn gerichtet. Zwinglis und Oekolam⸗
pads Antworten wurden zufammengedrudt; wir geben nur Zwinglid
Schrift. In einem Briefe an Blaurer vom 21. July 1528 zeigt Zwingli
in wenig Worten die Stimmung , in welcher er Luther antwortete ; und
ebenfo Oekolampad In einem Briefe vom 15. April an Zwingli.
- Latinifch überfegt durch Gwalter ſteht diefe Schrift in Opp. IL.
416, b. — 521, a.
Den feommen chriftlichen fürften, Johannſen, berzogen zu Sachſen,
- und Bhilippen, Landgrafen zu Heſſen, embüt Huldeych Zwingli, ein ein⸗
faltiger vrediger des ebangelii Chrifti, gnad und feid von gott durch Jeſum
Chriſtum, finen eingebornen fun, unferen herren und heiland, bevor.
Demnach will ich vor allen dingen urfach anzeigen , warum ich
fchlechter zu üwren gnaden ſchrybende nit an den titlen „bochgeborn, durdy
lüchtig, sc” anheb. Ramlich dag mich dunken will, dab vil fogind, die
nach der welt und des fleifches achtung hocherborn , aber gegen gott und
der grechtigkeit ermeflen gar feer hieniden ſygind; und durdhlüchtigkeit, die
doch ouch den glasfenfteren eigen , erft in nüwen zyten von den fchmeichleren
den fürften angehenkt ift ; aber der frommen chriftlichen fürfte:- fo wenig, daß
gottes urteil billich verordnet, dag wenig den titel tragind ; funder mee fröud
habind an der finfteren durchlüchtiahrit , die von inen afagt wirt, weder daf
fü klare, das iſt, hochberumt von trüw und frommkeit, wärind. Eo aber
uiber Luthers befenntnug antwurt H. 3. 9
biemit man gemeinlich, wo man üch erkennt, als fromme gottsförchtige
männer und fürftänder des evangelli Chriſti lobt; bab ich nit zwyfel, se
smpfabind feinen verdruß darab , daß ich üch nach dem bruch der avoftien
„Fromm und chriften“ für „bochgeboen und durchlüchtig“ nenn. Daun als die
apoftel die chriften sanctos genennet , bubend fy durch das wort nüzid un«
ders weder fromm wellen verſion. Uf das wüſſend jr, fromme fürien wol,
was ſpanes ſich halt des nachtmals Chrifti halben zwüſchend dem treſſenli⸗
den mann, Martin Luther, und uns; darin fo vil bücher und briefen
verfchriben , bis es zuͤlezt dahin kommen iſt, Daß ouch das büch, „die bee
kenutnißs Martini Luthers“* genannt, harus gemuiien hat. Welchs, mit was .
züchten oder fügen , ja mit was warheit und chriftlichem geift es afchriben
fe , wir gott und allen glöubigen befelend. Nun ift das buch one gotteg
ordnung , one die unfere haar nit fchwarz oder ‚gram werdend, nit an d'welt
bracht. So will er ouch gütes‘damit (haften. Deßhalb wir ganz troftlich
und kün ab der afchrift worden; fo wir offenlich nit allein an dert worten
febend, daß er nit grund bat, fo er fih mit fchmähen , ſchnawen! und
ſchnerzen? underfiat zü erretten , funder ouch an den finnen und begmaltigen?
der afcheift ; dann er vil ſo untüchtiger ſinnen harfürbringt, und will ouch
daruf buwen, daß, wo jim alſo wär, alle erfanntnug gottes verdunklet,
alle gefchrift in zwyſel geſtellt, und er ſich ſelbs in aller ſiner Icer müfte
srucdwerfen. Und fürend aber unſern züg wider in, der jm ficher chligen
und figen wirt; dann fin buch eiin zerſtröwten zmwiträchtigen hufen giych
it, da ein rott hieus, die ander dörthin will, die Boch daby til gſchreyes
und deömwens usitoffend. Ir werdend, feomme fürften, ob gott will, das,
als hell der tag iſt, feben, wie Luther mit dem buch nit allein teider fin
vor usgegoßne bücher, fonder wider ſich felbs in dem büch iſt. Deßhalb ich
nit anders achten kann, dann es gange jm wie cim, der etwas gelts oder
zügs in der nacht verlüret (mie in Cistellaria Plauti gematet wirt), und
das on ein licht widerum füchen muß; dann, glych wie derfelb harumgryft
und tapet, mo er etwas finden möcht, alfo gryfet Luther harum, was er
finden möcht , das jm bulf; und bald hat er fin ſelbs veraeflen, und ſetzt,
das er vor geldugnet , oder löugnet, das er vor gefeßt hat. Macht ouch
fin allererfien leer nit allein argmwönig a) ; fonder gibt den päpftleren urſach
fy zum höchften ze fchelten , fo er beißt in der gegenmürtigen materi , darin
ee aber von der gottheit und menfchheit ze handlen gezwungen wirt, allein
über die bücher gon , die er in vier oder fünf jaren gefchriben hab; dann
weldyer wirt nit fagen , berbarre man noch fünf jar, fo wirt ee ouch die
büdyer , die er in den nächſten fünf jaren gefchriben hat, in argwon ftellen.
Welchs uns warlidy wire fümmteret weder olfe ſchmach und. fdyeftwort uns
angehen. Mit daß ieman nit widerrufen ſoͤlle, fo er irret; fonder daß ce
ein arbeitfeliger jamer ift , daß ee us zangg dahin kummt, daß er die ſtuck,
die er vor wol geleert bat, ce will ſtürzen lafien weder wuchen. Wiewol
fü nieman flürzen mag, mo fü in goltes wort gegründt Yind. Hierum
nun, fromme fürften, —2 wir us urſachen genoͤtiget unſer geſchrift an
üc ze ordnen und ſormen wol wüllende, zu welchem geſpött und das ge⸗
ı) Echnauben. 3) Anfahren, ?) Gewaltanthun.
a) Vefonders durch die neue Lehre von der ubiquität des Leibe Chriſti.
96 - Niber Luthers befenntnuß antwurt H. 3.
gemeffen werden mag; dann wir. an Quthers gefchrift wol vermerkend, daß
unfere gefchriften in üweren landen nit gelefen werdend, fo er uf uns legt,
das wir nit geleert , und barwiderum , das wir warlich geleert habend, ver⸗
löugnet; damit aber die warheit groffen ſchaden erlyden möcht. Der apoftel
Paulus leert, man fölle alle ding bewären und das recht annemen ; fo ver⸗
weert Zuther , daß ımfer leer (die nit unfer fonder gottes iſt, als firh bie
und am jüngften tag erfinden wirt) nit gelefen werd fonder vermaledyet, ee
und ſy verhört if. Nun bat es fidh von ie weiten bar nit allein by den
aldöubigen fonder ouch by den beiden erfunden, daß, welche die warheit er⸗
fanntend, und darby trüw warend, nit Inden mochtend, daß jre geliebten
derfelben. erfanntnuß fOlltind entroubet fon. Warum folltind wir denn,
feonıme fürften , üwer fromm volk, das ung von herzen lieb ift, als das
gottes wort frölich annimmt, ja das ein volk und ein kilch mit uns ift,
unfere und wie jre glider an einem lychnaͤm, laſſen in irrung verſaren?
Wie wölltind wir das gegen gott immermeer verantwurten, daß wir um
deßwillen, daß uns Luther nit fo unmenſchlich ſchulte, jm in der fach der
warbeit wichind ?_ Vorus, fo wir wüflend, daß wir in by allen verftändis
gen, fo fü die fach mit unpartyigem herzen und glouben erwägend, ring
mögend überwinden. Warum folltind wir ung den ſchmutz laſſen abwen⸗
den da ein icder ja reden kann : Ir gebend üch felbs recht; Luther rede
ein anders? So doch wir täglich fehend, daß, fo Luthers meinung giych
an frätt und orten allein gelefen, und unfere gfchriften mit geduldet wer-
dend , die warheit , die by ung flat, dennoch zunimmt; und harwiderum,
da fine bücher mit groſſem pracht und pomp , vorus von den vapiften an-
genommen werdend und fry on alles verbot geleien , dennoch die warheit
nit ſchwachet, fonder mee zunimmt weder vor. Go wir fehend, daß chri⸗
ftenlichee frid und einigkeit vil gröffer wirt, da die warheit in dem artikel
fey erfücht und one gefar mag angenommen werden , weder da jro gewerrt
wirt. Chriſtus, unſer heiland, wyst uns zu ſoͤlchem vorfechten, da ce fagt:
Welcher in mich vertruwet, von dem werdend lebendige flüß flieſſen. Es
ligt nit daran, was die widerpart ſag. Wir föllend fehen , daß wir die
warheit nit laſſind mit der Iuge niderlegen. Es foll uns ewiglich gnuͤg fon,
fo wir dem gefallend, under den wir ungefchräben find; der kennt uns wol,
er weißt ouch unfer confcienz wol, ob die um unſers oder ſines namens willen
ſtryte wider einen warlich nit kindlichen Helden. Dann fo feer wir um
ceren willen veifetind?, müßtind wie in anderen artitien fechten weder in
dem, da wir iez nit die papiſten fonder ouch den Luther und alle, die
funft nienen weder in finen bücheren geleert find worden , zu wibderfächeren
Haben müflend. Wer kann doch das liecht der warheit ablöfchen? Oder
foll man das ;liecht under das mäß? ftellen? Sygind alle unfer widerfä-
cher fo friſch, und laſſind unfere gichriften nebend den jro wandien; und
fehe man demnach zuͤ, wedre leer zum erſten von allen rechtverſtändigen
angenommen werd. Dder find wir fo ſchwachglöubig, daß wir meinend,
obgluch unfere leer falfch wär, daß gott darum die finen wurd drin Laflen
verfinten ; oder, fo fü grecht it, daß man jro verwerren möge? Es ift .
kein fo unrechter unverfländiger richter uf erden, fo man jm von zweyen
1) friegen wurden. 2) Maß, Scyeffel..
Liber Luthers befenntnug antwurt H. 3. 97
varten fagen wurd, dero die ein gar keinen vorteil ſuͤchte, noch jrer wider⸗
part gſchriften underdruckte; aber die ander thäte föliche , er wurde zym -
wenigeften die vorteiligen part in argmon fehen. Nun wellend wir, from⸗
me fürften, ganz nit gegen Luther handlen als ex gegen uns, fonder jm iez
fry vor gott alle fchänzelwort, lüg, flüchen , verwerfen und bannen verzigen
baden, und in mit feinem convitio, fchälten und fchmähen , beladen; er
fol dasfelbe fry bevor haben; wiewol er ung nit allein nit für chriften fon»
der ouch nit file menfchen haltet. Aber hieby kann nieman fagen , fo
wir gendtet werdend ze’reden: Luther thüt ung gwalt, er redt die unwar⸗
beit, er redt wider fich felbe , er fälſchet die gſchrift oder fich ſelbs: daß wir
mit derginchen worten in Läfteind, fo wir das offentlich an’n tag bringend ;
dann on föliche wort kann nieman ein fach wider finen widerſächer usfüren.
Dergigchen ein frütig fchimpfiwort * in loco, da es zimmt (als, fo ich
ſpräch: Luther thüt glych als die Schwachen fechter ; fo ſy überwunden wer⸗
dend, fagendf : der widerfächer könne es nit; oder der überwunden fücht
ein hader ; und derogiychen), hoftend wir ja ouch , daß. une die nieman
berargen werde ; dann ein groſſer underfcheid inter jocos, risus et male-
dieta, under fchimpfen und fchmähen if. Wöllend darum nit fpöttlie
machen; es gilt ernft. Aber iedoch wellend wir uns höllifcher, mwütender,
zänggifcher , unmenfchlicher worten maflen?, und ganz frölich und fründ⸗
ih den handel alfo mit gott vollftreden. Sytenmal Luther so vermiſch⸗
let geſchriben, und, das by uns ordenlich zemmen geſetzt in'n vordrigen
geſchriften, er nach finem fi nn getbeilt, und aber allenthalb etwas derige '
underfäjet hat; wellend wir erftlich über fin buch , wie groß es joch
it, zum kürziften artwurten ; und demnach ı was in dem widerfechten fis
ner ireungen nit gnügfam erlüteret ift, im anderen teil erklären und befeft-
nen; und zum lezten, was er unrechts hat usgoſſen in finem glouben, hell
anzeigen; alles us gottes wort, zu deß eeren allein und gutem dem näch-
fen. So aber üch, fromme fürften, nit anzemüten ift um groffer geichäfe.
ten willen, mit denen je beladen find, daß jr dife gefchrift zu end Icfind;
ik doch unfer demuͤtig bitt: je wellind ſy laſſen verleſen durch unangefocht⸗
ne, unvartyige, gottsförchtige geleerten, und jnen empfelen, alles, das fy-
bermeinend us gottes wort nit grund haben, verzeichnen und ung zuͤſchicken;
wellend wir allweg güten befcheid geben. Und ift vil wäger, bie ding wer⸗
dind under den geleerten befpeochen und erduret weder mit unfeündlicher.
offner gfchrift. In hoffnung , der allmächtig gott werde unſer klopfen und
bitten erhören, und uns alle, die nüzid ernſtlichers begerend weder mit ein⸗
andern frid in der warheit haben (ſo feer es iſt, als wir all redend), einig
machen. Denn ſo feer wir der warheit in diſem artikel recht ins angeſicht
fchend, fo iſt es us um alle zängg der üſſerlichen dingen halb, und dag papſt⸗
tum erſt recht geſchwendet! und verderbt. Daß Oecolampadius geſchrift und
mine zemmen gedruckt werdend, bſchicht von kürze und kommliche wegen;
anderſt ſolls nieman ufnemen. Der lebendig ware gott, vater, ſun und hei⸗
liger geiſt, welle üch, fromme fürſten, ſammt üweren landen bewaren, und
gemeiner chrißenheit die einigkeit ſines geiſtes verlhhen! Amen.
-1) munteres Scherzwort. 2 enthalten. ?) verſchwinden gemacht, ausgereutet. |
Zwinglis ſammtl. Schriften II. Bos. 2. Abthlg. 7
98 Liber Luthers bekenntnuß antwurt 9. 3.
Lieber fefer, wüß, daß uns beide afchäft alfo verfumt, daß Decolamı-
padius erft Johannis töuferd tag, und ich erften tags höuwmonats habend
angefangen fchruben a); habend dennody nebend der verwaltung unfer täg⸗
lichen lezgen und predginen uf die herbſtmeß zu Frankfurt müffen ylen; deß⸗
halb die zalen nit allenthatb eigenlich verzeichnet find; aber die geleerten
ae wol fehen , was us gefchrift iſt. Beben erſten tags Julii zu
Zürich sc.
Uiber doctor Martin Luthers büch , bekenntnuß genannt.,
antwurt Huldeych Zwinglins.
Als nun Luther fich für. dag erft versucht: er welle nüts mee ſchryben,
damit der fatan nit noch töller werdeb); ift dem unglych, da ee lang
harnach trußet , warum er den tüfel finen fyend nit füllte nennen, als did?
er wöllte. Hie will er fin verfchonen, dört will er beißen. Aber nit alfo !
Sonder, wo wir fehend, daß die unwarheit wachst , föllend wir wider die
felben allweg unverzagt harfür treten nach dem ſpruch Pauli 2. Cor. FV, 2:
Wir merdend beängftet, aber nit ungethon ; befümmret, aber nit troſtlos;
durächtet, aber nit verlaffen noch abfallend; z’boden gworfen, aber nit
umbracht. Aber es ſchynet durch dife wort harus , daß er gern mit glimpf
ab dem platz wär, Welchen glimpf wir jm fo getrüwlich wellend laſſen,
dag wir jm nit ein wort wellend geben zu wyterem hader; er welle fich
dann in offnen irrungen, die er bie ynfuͤrt, nit laflen wyſen. |
Das er vor gefagt habe: es laſſe fich kein ketzermeiſter bekeeren e), iſt
vor gnüg berantwurt. Wir find nit ketzermeiſter, fonder ftond uf dem un-
übermwindlichen felfen Chriſto Jeſu. Welcher fi) da dennen wufen laßt, der
verirret, und wirt mit verharren ein ketzer.
Da er fragt: was doch das für ein nachtmal fun mög, das keinen ge
wüſſen tert noch wort hab 1 d); trybt er föliche frag und anmütung gar
oft; glych ale ob wir jm füllind einen andren tert darftelfen, dep wir ung
nie angenommen. a, wir achtends ein grümel, daß fich ieman füllte un-
derfton anftatt gottes mworts fin wort feßen. Uber unfer arbeit ift, von
dem rechten finne ze reden, mit andre wort ze machen. Alfo zimmt ouch
Ruthern, von dem finn und verftand der worten: „Du bift ein felfer, und
uf den felfen wird ich min Eilchen bumen“, wider den papſt ze reden , aber
die wort in ir ordnung, gftalt und weſen gänzlich nit vereuden. Deßhalb
es wol erfpart wär fo oft in difem ftud ze grimmen; alych als ob wir
daruf gangind nümrung an den mworten ze machen. Befche man unier
actionen ; fo ficht man, ob wir ändrung an den worten gethon habind oder
nit. Es werdend ouch unfere kilchen, fo fy die wort börend vorlefen , nit
verftändig der meinung, die Luther und vapfı halt; fonder vernemend das
beot ein bedütnuß fun des Inchnams Cheifti, der für ung it in'n tod gege⸗
ben. Ya, wenn man jnen andre wort drus machte, wurdind fn bericht.
Aber fy wüflend, wen ſy trumend; nit dem menfchen , nit dem effen, fon-
— —
a) In Zeit von acht Wochen vom 1. Heumonaths bis Ende Augſtmonats ſchrieb
Zwingli hiemit dieß Werk von 13 Bogen. b) In Luthers Bud) a. Tafel 2. c)
An Luthers Buch a. Tafel 3. d) An Luthers Buch a. Tafel 4.
Viber Lutherd befenntnuß antwurt 9. 3- | 99
der dem einigen gott, der je herz in finen bänden hat. Und ſy habend in
in gegenwürtigem troft und verfichrung der confcienz , der durch kein Inblich
efien oder ubung in den menfchen gebracht wirt; fonder ee gibt fich felbe
nach finem. fruen willen, wie rychlich es im gefallt, in die herzen der men⸗
ſchen 1. Cor. XII, 11.
„Wir aber (richt Luther) habend einen klaren gwüſſen tert, und find
nit uneins darob.“ a) Luther bfchilt den künig von Engelland übel , daß
er Mar nennet, das nit Har ift in dem verftand der glöubigen. Alſo ift
war, es weißt menglich , was diß wort „das“, was „ift“, was „min“, was
nInb“ Heiffer ; aber daß brot der lychnam Chriſti ſye, das iſt ie nit Far;
dann oudy Luther fpricht: man müffe der vernunft bie nit lofen; on zwyfel,
daß's die vernunft nit verſton mag ; wie Tann denn der tert Ear fun? Go
er uns aber uf den glouben must, mag er nit bewären , daß uns gott ie
empfoten hab , daß mir glouben füllind : daß diß brot fin Inchnam, oder
fin Inchnam im brot , oder byin brot ſye, oder mit dem brot geeflen werde.
Und fo das unferem glouben nienen empfolen ift; warum wyst uns Quther
uf den glouben? Sind wir ouch fchuldig ze glouben, das gott nit empfo⸗
(m bat ? Vorus, fo er ſelbs gegem künig von Engelland erkennt, daf es nit
ein artikel des gloubeng ſye, wie der künig darvon redt. So ift cs ouch nit
ein artifel des gloubens, wie er darvon vedt. Da er aber fpricht: „Chri⸗
ftus hat uns geheiffen das thun zu gedächtnuß fin. Run foll man: allen
finen worten gefölgig fon und glouben.“ Antwurt: Diſe wort heiffend das
brot und trank nieſſen zuͤ gedächtnuß fir, mit finen Iychnam Machen oder
efien zu gedächtnuß fines Inchnams , wie harnach rychlich kommen wirt.
Aber fo wir de unferen glouben verhörend , fo gloubt der allen worten got⸗
tes glychlich, alfo daB er ein iedes war erkennt wie das ander. Und fo
zwey wort erftes anfeheng wider einander find, ſchirmt der gloub , dag man
darum gott nit lugenhaft fölle perdenken, und fpricht: Alle menfchen find
Iugenhaft ; allein gott ift warhaft; deshalb der mangel an dir ift, nit an
gottes mort, in dinem verftand, nit im göttlichen fürnemen. Und fo fich
dannethin dee gloub r.cht erinneret mit gottsforcht , gibt gott das liccht fines
geiftes, Der do lecret: eintweders wort einen andren finn müfle haben, weder
wir fürgenommen hattend; und demnach erfindt ſich, daß die wort nit wi⸗
der einander funder einhellig find. So nun der gloub nebend den worten:
„Das if min lychnam“, ouch die betrachtet: „Das fleifch ift gar nüzid
nüg.“ „Fürhin wird ich nümmen in der welt fun.“ „Sch verlaß die welt,
und aon zum vater.“ „Mich werdend jr nit allmeg haben.” „Habend wir
Chriſtum nach dem fleifch erkennt , fo erfennend wir in doch nümmen nad)
dem fleiſch.“ „Das ift min lychnam, der für üch hinageben wirt“, und
andere deroglychen; fo befindt er, daß fü by einander nit bfton mögend. Denn
fo fiht er ouch, daß die wort: „Das ift min lychnam“, nit mögend den
verftand haben, der ouch dem glouben widerfirebt. Dann borhin zuͤgeſagt
haben, er werde fürbin nit mee in der welt fon, das doch allein uf finen
lychnam muß verftanden werden, mag ie nit erlyden, daß die wort: „ Das
ft min Ischnam“, nach lut des büchftaben verftanden werdind; dann wir da=
rum kein verheiffen babend funder unüberwindlichen widerftand gottes eignen
8) In Luthers Buch a. Tafel 4. | . | .
100 Uiher Lutherd befenntuuß antwurt H. 3.
mworts. Wie Lönnend ſy denn verfiändiich oder Har fon uf den finn unfee
widerpart? Was ifts, daß man vil ſchryet: Die wort find klar; da nit
allein nit Harbeit funder gottes wort ein unerlydenlicher finn ift?
. Zudem fo find wir ob den worten nit uneins; aber fy find uncinfer
dann uneins. Die pänftler (die fich gern bättind ab dem buch geböumt,
fo feer man jnen nit fo fchnell wär in’n zoum gefallen; und fu felb dun-
Ben wollt, das unmenfchlich fchälken wurd nit folg gwünnen) fagend: das
brot werde in die fubltanz des Iychnams Chrifti verwandlet. Luther ſagt:
brot ſye wefenlich brot und mefenlich dee Inchnam Chriſti mit einander,
und nennet es ein fleiichesbrot (kämend wir mit eim fölichen wort ?);
welches doch gar wider die päpſtler it. Ex fagt ouch: daß der lychnam
Chriſti mit dem brot geeflen werde. Die vierschn fchmwäbifchen- pfarrer a)
fagend : er ſyg im brot oder under dem brot. Denen doch Luther fo offent-
lich widerfpricht : er hab nie geleert : im brot; er habe jm mol dero mei⸗
nung laflen gfallen. Wiewol ich dir, cheiftlicher fefer , in gheim afagt will
haben, daß's Luther geleert hat, vorus im kleinen predgeli b) , dag nit vor
vier oder fünf fonder innert deyen jaren ift usgangen. Bſich nun die mei»
nungen nebend einander: Nümmen brot fonder brot in’n Inchnam verwand⸗
let. Noch brot und Iychnam mit einander, ja ein fleifchesbrot. Lychnam
under dem brot , Inchnam im brot. Ob nit hie dey meinungen ſygind, die
Luther felbs für dry rechnet? Er halte nit mit den päpftleren; fo balt
ers nit mit den pfarreren; dann diefelben haltend nit, daß das brot der
Inchnam Chriſti ſye, funder im brot; und bat ein fundre meinung , wie
erſt gemeldet. Es find ouch diſe dry meinungen mit einen worten noch
fchweizen eins ze machen. Die pänftler Laffend kein brot da. Luther laßt
- brot da. Luther macht das brot felbs den Inchnam Chriſti; und bfnbe
dennoch brot. Die pfarrer laflend 's brot ouch biyben ; aber nit dag es
der lychnam Ehrifti fye weſenlich, ſunder der lychnam Chriſti werde drunder
oder drin geeſſen; ich rechnen wol, wie die pillulæ in eim ey. Gang der
menſch harfür, der da ſagen könne, daß diſe meinungen einigen weg mö⸗
gind vereinbart werden. Wohin fallt hie jr fyn grommen (ouyyedumuc)?
Luther halte warlich nit mit jnen.
Uns aber legt er zu, wie wir nit eins fogind; da aber kein verſtaͤndnuß
nie erborn iſt die ſagen könne, daß unſere wort nit einen ſinn habind.
Dann, das Decolampadius ſpricht: „Das iſt ein bedütnuß mines lych⸗
name“, Tertulliano nachfolgende, und id: „Das bedütet minen Iychnam“,
Ambrofio nachredende, kann nit mer denn einen finn geben. „Das bedütet
minen Iychnam“, und: „Das ift ein bedütnuß mines Iychnams.“ Wer ift,
der hie zweyerley verfiand ? Aber wir wellend den Luther felbs von uns
beeden hören. Der fpricht im groſſen E. an der erften tafel alfo:
Luther: „Wo Decolampad zeicheley macht, da macht Zwingli deuteley ;
und ift eine meinung, on daß’s ander wort find sc.“
Alſo gat ed, wenn man us zangg mit gottes wort umgat, und gat
une recht; dann das iſt müzid anders denn die eer des menfchen füchen,
nit gottes , noch die warheit. Wie wol fiat e8 nun, in anfang des büche ein
a) Im Syngramma wider Defolempad. b) Im Sermon von dem Sakrament
des Leibe und Bluts Eprifti wider die Schwarmgeifier.
* *
Liber Luthers bekenntnuß antwurt H. Z. 101
ſo langs und breits machen, wie wir uneins ſygind (dann er redt von mir:
ich laſſe Occolampadius red nit ſton/ fonder verldugne ſy; das er mit einem
büchitaben nit mag anzeigen) ; und zu end felbs erkennen, daß wir einer
meinung ſygind? Und das befchicht jm nit allein an dem ort fonder alfo
oft, daß wir, od gott will, all fin irrungen us finen eignen morten om not
wellend umkeeren. Daß aber Sarolftads meinung, der die wort anderft gehand⸗
. kt, by unfer flat, zeigt nit uneinigkeit an; es ift ouch Earolftad felbs nit
frntig der mworten halb. Aber die meinung ift einträchtig a): Der fubftanz
und weſens halb iſts nüzid denn brot und wyn; des faceaments halb ik es
ein herrlich brot , ein eerlicy brot, das mit züchten und erinnerung der
confeienz ſoll geeflen werden. Sy find aber ouch in der gegenmwürtigleit nit
ing, wie vor ghört ift.
Luther. hat übel für gt, daß wir leerend, mie ein ding möge mit men»
,gerley bedütnuſſen, worten und glychnuſſen geleert werden; giuch ale ob es
nit zue ſach diene.b) Schend aber, fromme fürften,, ob dag nit diene, fo
er ung fchilt , wir fugind in vil meinungen teilt ; da aber wir allweg: nein,
fagend ; denn andre und andre wort bruchen bewärt nit zwiträchtigfeit der
meinung. ft ie not, daß wir anzeigind, wo ein meinung mit mengerley
worten beredt und befchriben fye.
Er leert, wie nit zimme im nachtmal andre mort bruchen , aber uffert-
bald wol.c) Leerend wir anders? oder mo habend wir mit einem mort ie
bedätet, daß man Pie wort ändren fölle? Warum legt ers ung denn zu ?
Es beſchicht, daß unfere bücher in Sachſen nit gelefen werdend; da mag
ce fen uf ung fagen, was er will, derhofft, es verantwurtinds unfere bü-
her nit,
„Zwingli und Decolampad, ſpricht er, habends noch nie mit einem
büchftaben gwüß gemachet, daß „ift“ als vil als „dütet“ oder „Inb“ fo vil
ald „Inbs zeichen“ ſye.“ d) Leſe man unfere afchriften. Ja, fromme für
ſten, wir begerend abermals demütiglich um gottes und der warheit willen,
je wellind üwren gelcerten empfelen unfere norigen afchriften fiyſſig ac ver⸗
leſen; fo wirt menglich feben , ob unfer finn gwüß gemacht ift oder nit,
Aber iedoch wellend wie bie ein kurze unleitung geben. Wir bemwärend
durch widerftehnde afcheift, daB die wort nit mögind verftanden werden,
wie ſy natürlich Iutend. Damit ift on zwyfel je meinung gebrochen. Dem⸗
nach ift Bein ding weder im himmel noch uf erden, fo es an dem ort nit fon
mag, da es zeigt wirt, und aber by eim andren ding zeigt wirt; fo müß eg
duch das ander ding allein bedütet werden. Als: Die ugermwälte müter
gottes und alle userwälten mögend nit herab kommen (Luc, X VI, 26), bie
an’n jüngiten tag. So nun Maria zü Loret, Einfidlen, Aach, Detingen
ggg —
a) Karlſtad lehrte wie Zwingli: daß Chriſti Leif nicht Im Abendmahl genaffen
werde, fondern das Abendmahl fey nur Wiedergedächtniß des für uns hingegebenen
Leibs und: Bluts Chriſti. Die Erklärung der Ginfekungsmorte aber war etwas von
der Zwinglifchen verſchieden: das zeigende Fürwort „dieh", „rodre*, gehe ale
nentrum nicht auf apros, Brot, fondeen auf odun, Leib. Der @inn der Worte feu
alſs: Nehmet, effet ; denn ich, diefer mein Leib, wird für euch hingegeben. (Lavat.
Hist. Saer. II, 32, a.) b) In Luthers Buch a. Tafel 6. c) In Luthers Buch b.
Tafel 1. d) In Luthers Buch b. Tafel 2.
102 Uiber Luthers befenntnuß antwurt H. 3.
gezeigt wirt , da ſy wefenlich nit fon mag ; fo wirt ie je zeichen, bedütnuß
oder bildnuß allein geseiget , und nit Maria oder die userwälten. So nun
Luther den tychnaum Ehrifti im brot oder bym brot zeigt, der aber uf erden
nümmen fon mag, usgenommen zum gricht, das noch nit hie iſt; fo folgt,
daß alles, fo fin lychnam genennet wirt, mit fin lychnam fye, funder jn
allein bedüte. >
Deßhalb aber fin fchmüken unfers geiftes gilt, ale vil cd mag, da er
ſpricht: „Wenn unfer geift grecht wär, fo nämind wir nit allein unferen
twiderfächeren jren verſtand, fonder wir bewärtind ouch unferen.“a) An wel»
chen mworten ich mich gänzlich alfo anftoß , daß mich bedunten will, er
fhrube , was er welle, fo fehe doch fin confeienz , daß je finn umgeftoffen
fye. Aber dem ſye, wie im well; wär es nüzid, wenn wir glych allein
jre gründ umkeert hättind ? das aber nit allein iſt, funder wir habend uns
feren verftand daby mit fehmeren Tundfchaften der afchrift befeftnet. Aber
die fin red dient ftark wider in felbs. Dann er hernach Icert, wie „brechen“
in den worten Ehrifti für darbieten und fürbrechen, „bergoffen werden“ für
unfchenten genommen merden mög; und fagt nad) pil rüttlene und ver⸗
füchens : er welle darin nüzid gwüſſes anzeigen; wiewol er, fin ſelbs in
dryen blätteren vergeſſen, druf bumt , wie heenach kommen wirt. Wie, daß
er den finn nit ficher leeret , oder, fo er unficher iſt, daß er in leere?
Demnady fo meint er, er hab die fach richtig dargethon, fo er furicht: er
wüſſe, daß der Inchnam Chrifti da fue ; aber er wüfle nit, wie? Ya, in
vordrigen bücheren verrücht er deumt, und fpricht: er laſſe in darum for
gen, mie er da ſye. Warum leeret nun Luther ſoͤlczs nit klarlich? Oder,
ift der geiſt falfch , der ſoͤlchs nit leeret, mie flat es um finen? Wiemwol
wir unfer leer unbetrogen befeftnet habend. Darzu Habend alle theoloai all»
weg gſagt, wir mögind wol wüflen, was gott nit ſye (ale, daß er nit ein pflanz,
fein noch thier ſye); aber, was er fne, mögind wir nit wüflen. Nam
scire, quod spiritus est, Joh. IV, 24. Genus est, non essentialis di-
stinctio sive differentia, qua species constituitur et cognoscitur. Wa»
zum zürnt ee denn an ung, das nit wir fonder cr ſelbs vilfaltig thüt ?
Als er demnach anhebt zur fach gen, laßt er nach, daß Johannes
nit Elias ne ; Iöugnet aber, daß wir ie bewärt habind, daß „if“ für
„bedütet“ mög genommen werden; dann es ſyg cin regel, daß man nit
lychtlich fälle von den alten dütungen treten und nüwe annenten , es zwinge
denn der tert und der verftand , oder werde us andren orten der gichrift be⸗
wyſet. b) Wiewol nun Luther vil reglen in difem büch ſetzt, Pie fin eigen
fürnemen ftürzend, wie harnach kommen wirt; laffend wir jm doch dife
gern nach ; dann wir fy an allen ftuden unverfeert gehalten habend. Wir
nemend nümwe dütungen allein an, da ung der tert und der verftand 3win⸗
gend; mit unſer verftand oder der todt büchftab, funder der verſtand, en
wir im waren glouben emvfindend,, den ouch der geift, der da lebendig
machet, leert. Wir nemend nüwe diltungen allein an, da uns andre ort
der afchrift darzi zwingend; ale ouch in difem handel ung unüberwindli⸗
1) thut er darauf Verzicht, ift ee unbelümmert darum.
a) In Luthers Buch b. Tafel 3. b) In Luthers Buch c. Tafel ®.
Wiber Luthers bekenntnuß antwurt 9. 3. 103
che wort zwingend: „Das ift min Iyb“ , nit nach dem erften anfehen der
menfchlichen vernunft ze verfton.
Aber daß er bekennet, Johannes fye nit Elias, das fteytet. richtig mit
der regel, die ee harnach ſetzt o. an der vierten tafel mit den worden:
Luther: „Denn Das ift eine gemwille regel (ex quo penu prolata est
hxe regula?') in allen ſprachen: Wo das. wörtlin „ift“ im einer rede ges
fürt wirt, da redet man gewißlich vom weſen desfelbigen dinges, und nicht
von feim deuten. ®
Wie halt nun Luther fin regel, fo er befennet , daß Johannes nit
Elins (ne? Iſt das mit ernf und warheit geleert? Ya, fpricht er, Jo⸗
hannes ift nit Elias; er it aber Elias giych. Das ift ouch ,. das wir fa,
gend, dag „iſt“ in der afchrift nit allweg wefenlich genommen wirt. Welche
wir mit den worten dartbünd: Elias hat Johannfen bedüt , oder: Johannes '
bebütet , das ift, ift glych Elian; als fo wir ein contrafactur ein bedütnuß
nennend sc. Jedoch fo fehend wir aber einmal, daß Yuthers regel im o.
gfeßt nit bfton mag; und er fich felbs abrennt, fo er bekennet, Johannes
ſye nit Elias.
Aber da büzet er ein hübfches hüberlin? an, da er leert, wie die wort
vernümret werdind, daß einerley wort bil wort werdind; und nimmt den
unfchuldigen Horatium z'hilf, und ſpricht alfo:
Luther: „ Darus man hat , daß einerley wort zwey⸗ oder biererley wort
wirt, wenn es tiber feine gemeine deutunge andere neume deutunge kriegt.
As: Bluͤme ift ein ander wort, wenn es Chriſtum heißt; und ein anders,
wenn es die natürliche rofen und dergiychen heißt; "item ein anders, wenn
es eine gülden, filbern oder hülzern rofen heißt.“ a)
Echend hie um gottswillen zu, frommge fürften, wohin ed ung armen
menfchen kummt, wenn wie nit wellend überwunden fun. Wer hat ie alfo
geredt: Einerlen wort wirt viererleyg wort? Wol hat man alfo qeredt: Ein
wort mag wol viererley heiffen ; aber daß darum des worts mee denn eins
werd, das iſt nit. Byſpil: Ich will glych Luthers rofen nemen. „Ros“
heißt eigenlich , wefenlich und natürlich den bluͤmen, der ung allen erfannt
ft. Wenn id) darnach ein hülzine oder papyrine rofen ouch ein roſen nenn,
fo fpricht Luther, fo ſog e# ein anders wort worden. Hie wöllt ich in gern
bitten , daß ee mir das nüw wort büchftabete; fo murd es on zwyfel ouch
us finem eignen mund grad das bordrig wort ros.“ Warum redt er denn,
der worten werdind vil? Ach gott, darum, daß cr könne iryten, mie die gebils
det vos ein rechte vos ſye; und ſye doch Die natürlich vos ouch ein rechte vos.
Alſo ouch bie , fo das brot der lychnam Eheifti genennet wirt , er fagen möge:
Es ift der recht lychnam Ehrifti; und ift der natürlich lychnam Chrifti ouch
der recht Inchnam ; dann wenn er das nit wöllte, fo diente es nit zu finem
nüwen dicht ; er machte ouch nit fo bil worten dDarvon. Wie wol es aber
ftand, wellend wir mit findlichen byfpilen anzeigen. Wenn die Eind by ung gfät⸗
teelend? oder puppend, fo find jnen rechenpfennig guldin , Eatfilgeli find inen
brot , und waflee im gedreiten fäßli iſt inen wyn. Hie nämends ouch die
2) Randgloffe. | 2) Haubchen „Flickſtück. 3) fpiekn.
a) In Luthers Buch bi’Tafel 7.
‘
104 Uiber Lathers bekenntnuß antwurt 9. 3.
vernünftigen inen nach, und fprechend: Das ift jr brot, wyn, gold. Alſo
für man die Eind über Luthers feel, neme jm fine guldin, und lege im jre
auldin an d'ſtatt (daß er jro nit fo vil hab den Carolſtad uszjereisen.a)
Das heißt ein mwolgefalzner ſchimpf, fromme fürften, nit ſchmich); und
ob er fich def lagen wurd, fag man: Die rechenpfennig find recht guldin;
denn es ftat im diner regel, mo „it“ in einee red ftande , da rede man
gwuͤßlich vom weſen desfelbigen dings. b) Es ftat ouch alfo in diner ande
ren regel, daß das wort ein nüws wort ſye. Und willt mit dem wort
ouch das ding , fo das wort heißt, machen. Ya, du faaft, ouch die bülzin
rofe ſyg eine weſenliche roſe, drum dab fy den namen „rofe“ überlommen
hat. Eya, ſo ift auch der vechenpfennig ein rechter guldin. Alſo möcht
man ouch eim jr brot ze effen und Iren wyn ze teinfen geben. ber, alles
gefpött hindan gfeßt , fo ift das die fach in difem handel: Ein iedes wort
iſt nun ein wort, als ouch Die (ogici de univocis, zequivocis und deno-
minativis rederid, und heifle aber vil ding; weiche bil ding nit mögend ma⸗
chen, daß darum das einig wort vil ſygind. Alſo redt man; und nit, daß
ein wort vil wort werde; ſonder daß's ein wort blybt, und werdend aber
vil ding mit demſelben einigen wort benamſet. Und fo Luther den licbli⸗
hen Horatium anzeigt, wie dee bon nümerung rede; will ich mit urfoub
fagen , daß er Horatium nit verftat, Dann das wort, das anderft gebrucht
wirt, dag wirt nit nüw; funder es wirt nüw gebrucht, und biybt das alt
wort. (Verbum novari dicitur, cum eo novo modo utimur.!) Und gibt
olfo Horatius xco unadlayıy dem wort, das allein des druchs iſt sc. Als,
wenn ich Luthern den Cato nennete (ut esset tertius Cato), nennete ich
nit einen nümen namen fonder den alten; ich machet nit ein nüw wort,
_ fonder eim nüwen mann gäbe ich den alten namen ; der mir glych als wol
anftund , als der fum der pelz.
Aber hierin iſt fo mengerley underfeheide, warum ein wort oder nam
vilen dingen ageben werd, daß's hie ze lang wär davon ze reden; doch fo
redt Luther füberlich darvon glych wie jener arzet, der nit mee denn ein
recept konnt , und fpricht b. an der achten tafel:
Luther: „Und fo fort an ift die gfchrift folcher rede voll, und beißt
tropus oder metaphora in der grammatica , wenn man zweyerley dingen
einerley namen gibt um deßwillen, daß ein glychnuß in beiden iR.“
Eich, ift das nit künſtlich geredt? Es find jm alle tropi metaphors.
Jez it kein wunder mee, daß der fortäglich prädicant in Cesarea, der den
filbrinen dolchen uf dem hindren gebunden treit, fagt: er ſye nun durch
Luthers büch ganz bericht, daß da fleifch und blüt fon mg: ; oder aber wir
ſygind Neftorianer. Aber wir mwellend Luthern wyter hören:
Luther ebendaſelbſt: „Und ift denn derfelbige Name nach dem büchfta-
ben wol einerley wort, aber pOtestate ac significatione plura, nach ter
macht , brauch, deutunge zwey wort, ein altes und nüwes, wie Horatius
ſagt, und die finder wol wüſſen.“
1) Randgloffe.
a) Luther gab Karlfiad einen Goldgulden, gleichſam ale Haftpfenning, daß ex
gegen ihn ſchreibe. (Uav. Hist. Sacr. I. c.) b) In Zuthers Buch c. Tafel %.
Uiber Luthers belenntnuß antwurt 9. 3. 105
Bſich mir erſtlich hie das „einerlen wort“ eigenlich; denn er gdar nit
reden „ein wort“, er müß „lIey* darzuͤthuͤn; damit ce fich nit veregde ein
wort“ , und es ein anfeben hab , als obs ein nüw wort ſye. Demnach
befich mir, dag er erftlich ſpricht: daß. der einig nam wol nach dem buͤch⸗
ftaben einerley wort fye; aber nach dem vermögen, bruchen und düten ſyg
er zwey wort. Da follt er alfo fagen : Uber nach dem vermögen , bruchen.
und düten vermag er, oder brucht man jn, und dütet zwey ding. So
kummt ee mit fdlchen worten: einerley wort werdind zweyer- oder viererley
wort; da ee fagen follt: Ein wort wirt vilfaltig gebrucht ; und biybt uch
nun ein wort (quorum nomen est idem) ; heißt aber oder dütet bil ding,
die nit eins find (res autem diverse). Uf die erflärung , vermerkend, je
frommen fürſten, redend wir alfo: | |
„Johannes ift Elias.“ Hie wirt „it“ nit mweienlich genommen ; denn
Johannes ift nit Elias, ale ouch Luther erkennt. So wirt ouch die regel
falſch, da er fagt: „ift* bedüte das weſen; dann hie bedütet es nit das we⸗
fen fonder allein: die glychnuß; ale aber Luther ſelbs erkennet: Johannes
iſt Elias glych. So man fpriht: Der iſt ein rechter hund , will man
nüzid anders fagen, weder daß er ale eigennüßig und untrüw fye als ein
bund. Alſo durch alle byſpil hinus, die ee mit vil worten trybt.
„Chriſtus it ein rechter wynſtock.“ Hie fpricht Luther: „Zwingel ficht
nit uf das wort „vera”: Chriſtus ift dee recht wynſtock. Dann es Inder
keine fpeache noch vernunft, daß man fage: Chriftus bedüt den rechten
wunfiod. Aber wir fchend wol, daß Luther das wort „vera“ oder „recht“
wol an ein unrecht ort verftellen kann. Denn da er alſo ſagen ſollt: Ehri-
ſtus bedütet warlich oder recht einen wynſtock, oder nach ſiner ſprach:
Chriſtus iſt eim waren oder rechten wynſtock glych; da verkeert er die
Svallayıw nit recht, und ſpricht: „Chriſtus bedütet einen rechten wyn⸗
od“; drum daß es in ſiner ſprach nit lutet. Daran ligt aber wenig.
Wir ſtrytend mit den zwenen Eundfchaften: „Johannes ift Elins*, und:
»Chriſtus iſt ein ware wunreb“, nit firads, daß „ift* „bedütet“ müfle
beiffen, fonder dag „ift“ nit müfle wefenlich genommen werden; das aber
bie Luther beide haben und nit haben will, wie anüg ift anzeigt.
„Der fom ift gottes wort, der acker ift die welt, die fchnitter find die
engel ꝛc.“ Hie fpeicht Luther: „Acer heißt die welt® , und. gdar nit re⸗
den: Der ader ift die welt; denn er ſicht, daß, fo „ ift“* füllte weſenlich
genommen werden , daß kein bur gloubt, daß ein ader die welt fur. So
will ich nit mee an ın begeren, dann. daß er mir die wort: „der beißt
die welt“ , ze latin mach; hab ich nit zwyfel, er werde muͤſſen fagen:
Ager significat mundum , der ader düt die. welt. Denn da ift nit ein
metaphora , eigenlich ze reden, im uslegen. Wol davor im fürlegen der
alychnuß Laß ich von dem fäjen abgenommen fun das wort gottes ze ver⸗
meinen. Aber demnach im uslegen will Ehriftus nit fagen: Das wort
gottes iſt eim fomen glych; denn fülcher meinung hat ex ſchon im fürlegen
geredt; aber die jünger hattends nit verftanden; Darum legt er jinen us,
was er mit denen morten „ader,, fom, ſchnitter“ bedütet hab, und fpricht:
„Der ader üft die welt“, für: Der ader bebütet die welt sc. Und ift das
ein unüberwindlich ort, da „if“ für „bedütet“ genommen wirt; gott
geb, wie krank Luther lige am wortfeber, |
106 WUiber Luthers bekenninuß antwurt 9.3:
„Siben ochſen und ſiben jar heiſſend einerlen“, foricht Luther. Aber
ſpricht er „heiſſend“, hoc est, significant ; und ſollt aber bewären, daß iu
ein ding wärind; dann wir habend diefelben kundfchaft anzogen, daß „fon“
oder „find“ drin flat, und aber für „bedütet“ genommen wirt. &o aber
Luther will, daß, wo „iſt, find, fun“ und derglychen flande, weſenlich
fölle genommen werden , fo müßte er alfo reden: Siben ochfen find weſen⸗
lich fiben jar. Aber fricht er: „Es find metaphorx.“ Was? Meta
phoren ? (Di boni, quæ ignorantia bonarum Nterarum!!) Was glych⸗
nuc habend fiben geteoumte äher zu fiben jaren ? Aber nit alſo, liebe
fromme fürften ! lafiend üch nit wortengepläret verbienden. Die fiben äber
bedütend fiben jar , und warend allein erfcyeinet von gott, daß fy bedüten
folltend ; warend wefenlich nüzid , ne axıag övap quidem, dann ein lutrer
feoum. Und mag ouch Luther diß ort nit verneinen, daß „weſen“ nit für
„ bedüten® werde gnommen.
Daß er num zum oftern mal alfo redt: es ſye uns nit möglich.
daß wir us der gfchrift mögind bewären, daß „if“ ienen für „bedütet“
möge genommen werden; bat aluch als vil Kraft und alimofs als andre res
den meer. Als, da er ſagt: wir habind noch nie gfchrift harfür tragen,
die da zwinge, daß dife wort finen und der yäpftler verftand nit mögind
haben ; umd mag aber feine dero allen, die wir harfür bracht, niderlegen,
wie fommen wirt. Alſo ouch hie, fo wir kein andre kundſchaften hättind
weder die zwo nächſt angezeigten, wär doch gnuͤg. Dann, daß er: nein,
fpricht,, und gravet? dein harum: Sa, Me fiben Aber find fiben jar, batd:
. Die fiben äher heiſſend fiben jar; das hat nit kraft , drum daß er alfo
leugnet; funder es müſſend alle glöubigen Die ougen ufthuͤn, ob jm alſo
ſye daß ſiben äher ſiben jar ſygind. Und fo nieman iſt, der nit febe,
daß's nit alfo fue; fo muͤß er denn chen, ob fiben äher fiben jar heiſſind.
Und fo er aber findt, daß bie nit fäher jar heiffend funder bedütend; dann
gott bat dilen troum darum erfcheint , daß er damit fiben und fiben jar
vorbedüten wollt; fo findt er denn, daß Luther ertrinken will, und nit weißt,
woran er fich haben oder usſchwümmen foll.
Hierum ift alfo ze merken, daß dife hebräifche wort „der, die, das*
und jroginchen by den Hebräern genommen werdend für: „Der it, die iſt,
das ift“, sc. Demnach daß fü diefelben wort fo gemeinlich bruchend für :
»Das bedütet, der bedütet, die bedütet“, daß's cin wunder ift, daß Luther
das nit von jm felbs ficht one anzeigen; dann nit gut ift in der gfchrift ze
wandten on fülchen entfcheid.
Jeſaj. IX, 14. 15. ftat alſo: „Der herr wirt ug Iſrael kopf und ſchwanz
usrüten, fteden und binz. Der alt und cerber ift das houpt, und der
prophet, der luge leert, ift der fchwanz.“ Hie fehend mie aber, daß der
prophet fagen will: Das ich geredt hab, kopf und fchmwanz , foll alfo von
mir verftanden werden: Der kopf bedüt den alten und eerberen fürgefekten;
der ſchwanz 'aber bedüt den fchmeichlenden pronpheten. Im felben vropheten
findt man unzalbarlich , daB „it“ für „bedütet“ genommen wirt; vorus
in den afichten oder offenbarungen, da er feit, was die afichten bedütet ha⸗
bind. Als, am XXI, 5, fpricht er: „ Das ift der tag des herren“; und
1) Handgloffe. 2) kriecht, tappet.
Wider Luthers bekenntnuß antwurt 9. 3. 10%
will aber nit anders fagen dann : die gficht, die jm exrfcheint was, wäre
ein bedütnuß des tags des herren. Derginchen in Jeremia. Im Ezechiel
noch vil mer. Als, am V, 3. Tpricht er: „Das ift Berufalem* , für: Dus
ich dir da erfcheint hab, das bedütet Jeruſalem, namlich daß es jro alfo
gon wirt. Am XVII, 12. ftat alfo : „Wüflend je nit, was dife ding find ?*
Hie hat der Hebräer das ION , Die Griechen ds}, it; aber Hieronymus
keert fyn das „ift“ in „bedütet“, und fpricht: Nescitis, quid ista signifi-
cent? Wüſſend ir nit, was die ding bedütend ? für: Wüllend je nit, wus
dife ding find? Ezech. XXIV, 19: „Legeft du uns nit us, mas die Ding -
fogind, Die du thuͤſt?“ Alfo habends die Griechen. So fpricht aber Hiero⸗
aymus klarlich alfo: Warum zeigft du ung nit an, was die ding bedütind,
Die du thuͤt? Ach, gott, wie foll man Luthern thuͤn? Beſche man die
tert; fo wirt man fehen, daß wir die warheit fagend. Weißt er fölche nit,
als ich forg, fo thät er wol gmach in vil Dingen ; weißt ers, warum wucht
er denn der warheit nit? Söllend nit die geiſt der propheten den prophe⸗
ten ghorfam fon, und den nidreften in der kitchen ouch Lofen ?
Die habend wir nit anzeigt (mie wir allmeg usdingend), daß wir alfo
fechten vermeinind: „If“ wirt etwann an eim ort für „bedütet“ genom⸗
men; fo müß es ouch an dem ort für „bedütet“ genommen werden ; ſon⸗
der daß man fehe, wie gemein es den Hebräern ſye alfo ze reden. Alſo ift
es ouch unmiderfprechlich , dab Erod. XII, 11: „Das ift pessa*, fo vil
geredt ift als: Das bedütet, oder ift ein bedütnuß des überfchritteg. Und
taffe demnach Luther das wörtlin „das“ zeigen uf dag lamm , uf die bes
fhürzung , bſchuͤhung, ſtab in händen, ylends eſſen, dankfagung , -alles mit
einander ; fo thüt er jm recht; dann per synecdochaın , das ift, durch der
verfammlung oder begryfnuß willen, vermags das wort wol. Oder fo «8
jm nit gefällig ı» fo lafle es uf das lamm allein zeigen; fo vermag aber
denn das ofterlamm , daß es uf allen handel und dankſagung zeiget , aber
xara auvexdogv. Glyijch ale wir das nachtmal Ehrifti ‚allein von einem
teil des üfferlichen facraments das brotbrechen nennend Act. II, 82; und.
verftond doch dadurch das ganz nachtmal des herren , das zemmenkommen
der glöubigen, das Pankfagen , das brotbrechen und das tranktrinten ıc.
Deßbalb ouch nit ſtrytens bedarf, ob diß wort „das“ im nachtmal uf das
drot zeige oder uf die ganzen action; dann fo es ginch das gegenmwürtig
drot zeiget , fo verftat man doch durch das brot die ganzen action , das iſt,
den ganzen handel, der dankfagung ; wie erft us Act. IE, 42. bewärt iſt,
und wir in vordrigen gefchriften und bücheren gnuͤgſam bewärt habend.
Als Luther deinnach das wort Ehrifti: „der für üch hinggeben wirt“,
ze band nimmt, und fo frech und ficher dahar fart, daß er ouch gott lob
und dank feit, daß er ung fo meifterlich in unferen eignen worten fahen
könne a); befchicht on zwyfel nit one gottes ordnung , daß damit an den
tag kömme, erftlich daß fich Luther in difer fach widerum keert zu den ſie⸗
den menfchenleeren und ytelen philoſophy; zum anderen daß er diefelben
fpöttlicyer und unwyſer mißbrucht , denn die fophiften vorhar gethon habend.
Er fpeicht erſtlich: diß wort: „der oder welcher für üch ageben wirt“,
fehe uf die ſubſtanz oder weſen, und nit uf ein accidens, das ift, nit uf
a) In Luthers Buch c. Tafel 5 und 6 und darnach.
"108 ‘ Uber Luthers befenntnuß antwurt 9. 3.
bie wiechtigteit , als gſehen werden“ ſiyg ein wiechtigkeit zc. Sie frag ich in,
‚od der Iydinam Chriſti, do er die wort redet, untödemtich und unfidhtbar
gerwefen ſye oder nit? Kann er nit verneinen , er fye tödemtich und fichtbar
gewefen. Zum andren frag ich in , ob den jüngeren desfelben mals der
tödemlich Ind geben fye oder der untödemlich? Laß im hieby gern nad,
daß Ehriftus Iyb am krüz und uferftanden nach der fubltanz ein Iyb fye ; Damit
er fih nit klagen könne. Spricht er, der tödemlich Inb füge inen aachen;
ſo folger gwüß, daß er ouch empfindlich und fichtbarlich inen ggeben für;
dann unempfindtich und unfichtber ift er nit tödemlich. Iſt aber der un-
tödemlich Inchnam den jüngeren ggeben ; fo ift er dozemal tödemlich und
untödemlich mit einander gweſen, welche aber nit iſt; dann der lychnam
Chriſti it eet untödemlich worden nad) der urftände. ob. VIL, 39. flat
alſo: Jeſus was noch nit erflärt. Muͤß hieby aber ein rigel ftoffen, daß
mir Luther nit usbredy. Joh. XIII, 31. fat: Rachdem und Judas hinweg
gaangen was, foricht Jeſus: Run ift der fun des menfchen erflärt. Hie
wurd Luther ſchryen: Er ift fchon erklärt gweien; darum ift der lychnam
untödemlich gwefen. Wir fagend aber: nein, darzuͤ. Dann Ehriftus nenne
Bafelbft als gſchehen, das nody nit agfchehen , -aber nahe mas, daß es gſchehen
follt ; davon harnach mee fommen wirt. Welchs aber die nachgehnden wort
Ilar machend, fo er ſpricht: Bott wirt in in jm ſelbs erflären,, und wirt in
bald erklären. Lieben fün, ich bin noch ein kleine zu: by üch sc. Dem⸗
nad fpeicht ee aber Job. XVII, 1: Vater, die fund ift bie, erflär dinen
fun sc. Und batd darnadh : Und nun, vater, fo erflär mich mit der Har-
beit, die ich gehebt hab, ee die welt von dir gfchaffen ift ꝛe. Dife fprüch
hab ich darum all gfeßt, daß, wo der mann harfchlahe, er allweg harneſch
treffe. Wöllte ieman fagen: Er redt bie von erflären, als in die jünger in
der welt usgeprediget, benämt und beruͤmt und klar habend qmacht; fo ftat
darmwider: Gott wirt in in jm felbs, das ift, by im, mit im felbe, erklären;
daran man ficht, daß er nit von dem uspredigen redt. Wöllte aber icman
fagen : Er redt von der gottheit, die benert er erklärt werden; zimmt nit;
dann er ift nach dero, als er dafelbs fagt , erklärt geweſen vor der welt
fhöpfung ; daran man ficht , daß er nach der menfchheit begert erflärt wer:
den, die noch nit erflärt was , funder erſt Durch den tod erklärt ward. Ale
ouch Paulus Hebr. II, 9. fpriht: Wir ſehend Jeſum, dee under die engel
ein wenig genidret iſt gemefen durch das Inden des todes, mit der klarheit
und eere gekrönet fon. Und Philipp. II, 7: Chriſtus bat fich ſelbs usges
lert, ein knechteform an ſich nemende, und den menfchen glych worden,
und nach aller gftalt ein menſch aweſen (dugedeis, hebraico more pro: fuit!).
Hat ſich ſelbs genideret, iſt ghorſam gweſen bis in'n tod, und in den tod
des krüzes. Und darum hat jn gott erhöcht, und jm einen namen ggeben,
dee Über alle namen iſt sc. Sölche kundſchaften ſollt Luther angeſehen,
und fich nit über die alten bletzſtücklintrucken gelaffen haben ; fo hätt er
gfehen , daß der lychnam Ehrifti nit zu eim mal erklärt it gewefen und
tödemlich , gott geb, was er von der fuhftanz und wicchtigkeit fage-
Es hilft ouch nit, von der wunderbaren erflärung, den jüngeren Petro,
Johannſen und Jacoben befcheben , ſagen. Denn diefelb erflärung nit‘ die
) Randgleſſe.
Uiber Luthers bekenntuuß antwurt H. 3. 100
erflärung iſt geweſen, die er nach der urſtände gehebt hat, noch ein biy
bende ; ſunder iſt mee von der füngeren wegen beichehen , jnen einen gu= .
stum ober bi ze geben finee und unfer Fünftigeh glori und fröud. Darzi ,
bat diefeld erklärung kein widerfurechende gſchrift; aber, das Chriftus Ind.
tödernlich oder untödemlich im ſaerament möge fon das laßt fin sigen wort
nit nach , wie harnach kummt. nn oo.
Wiewol nun nit not wär wyter mit Luthern der philoſophy nad) ze,
handlen; dann es mit allein kindlich funder ouch ſchlechtlich chriftenlich iſt ſich
daran laflen. Das aber die ſchwachen, die fin wort Höher vechnend weder
gottes wort, nit wänind, er rede bie gottes wort; fo vermerkend alfo,
fromme fürften und ale chriften: Luther überficht hie ampliationem und
restyictionem, das ift, das zythängen und erlütren ; und das macht in irrig.
Die red nach der zyt hängen hat die gſtalt: Es gibt ſich oft, daß wir von
eim ding redend, das nümmen alſo iſt, oder das noch nit alſo iſt; und iſt
aber in unſer verſtändnuß wol gegenwürtig, ob es glych nümmen oder noch
nit iſt. Als, ſo man ſagt: Adam iſt als wol ein menſch als Chriſtus.
Run it Adam iez mit ein menſch, aber Chriſtus iſte; dann Adams lyb
und feel find nit by einander, nun ift der menfch von Inb und feel. Laß
fih hie nieman irren, daß man die abgeſtorbnen menfchen nennt. Man
weißt, daß der lyb fchlaft, und die feel lebt; und wirt ums leben und der
fürneme willen die feel dee menſch genennet; ift aber darum allein nit ein
menſch, ale ouch alle vhilofophi fagend. Noch, fo man in einer red fpricht:
Adam ift ein menfch ; fo verſtond wir, daß man von dem weſen fagen will,
das er einefk gſyn iſt, aber iez mit iſt; noch fo iſt er in unfer gedächtnuß
oder verſtändnuß alfo, daß wir gedenken Lönnend, ce fyc von iyb und feel
semmengfeßt gweſen giych wie wir. Und do er noch im chen was, do
was es ale war: Adam iſt ein menſch, als iez: Luther iſt ein menfch;
miewol er ein groſſer, groſſer menſch ift. - Diewul nun Adam hie in zyt
liebt, do zimmt fich ze reden: Adam ift ein tödemticher menfch. Aber iez
zimmt es nit; dann fo wir glych alſo redtind, fo verſtuͤndind mir doch
nun: Eineft, do er lebt, do was er tödemlich, wie wir iez find; aber iez
it er nümmen tödemlich. Vom künftigen: Ich hab üch geordnet, daß jr
find und teinfind ob minem tifch 2c. Luc. XXIL, 29. 30. Hie werdend
die jünger mitmaffen Ehrifti beftellt im rych gottes ; und mocht zur felben
zyt ein ieder der jüngeren fich fröwen, daß er fchon ein malgfell Chriftt
was. Wie was er aber Ein malgfell im himmel, den man täglich geiflet ,
Ihlüg , köpft? So mas er allein im verftand, gmüt und glouben ein mit
mag, aber mit dem mefenlichen würken und unnemen noch nit. Ya,
es it nit möglich , daB ers mög gegenmwürtig fun , diewyl der menfch in
difem zut ifte Dann der menfch wirt min angficht nit fehen und leben .
verſtand, lyblich, Erod. XXXIII, 20. Sie fehend wir, daß der menfch
wol gegenwürtiglich ein tiſchſäß gottes iſt finer fubftanz und weſen nach ; aber
daß er wefenlich ze tifch mit gott im himmelrych fige, das ift gänzlich nit.
Run möcht Luther fagen: Sy find weſenlich und fubftanslich tiſchſäſſen
gottes; und mag wol reden: Das iſt Petrus, der ein maßgſell gottes im
bimmel wirt; dann eben der Petrus, der da noch lebt, der wirt ouch mit
der Ipb zů finer zyt ze tifch fiken. Da wurd ich fagen: Dank habt! Ex-
gend aber mir an, ob Pereus (den wir hie in leben dichtend) ieziez im him⸗
’
110 Wiber Sutherd bekenntnuß antwurt H. 3.
mel doben ſye, und die himmelfchen fröub hab oder nit? Wirt er fagen
muſſen: Mein. &o folgt ouch, wenn ich zeig und red: Das it Petrus ,
Der tiſchſäß gottes, der im bimmel ift (denn wie vedend für und für nun
von Petro, der noch uf erden fye), daß ich falich und unrecht ved.
Alſo ouch, wenn Chriſtus ſpricht: „Das ift min lychnam, der für
uch binggeben wirt“, fo müß man ie den lychnam Chriſti eben den fon
lafien, der ouch von den todten uferftianden iſt, der fubftanz und weſen
nach. Noch folget als wenig, daß do ſin lychnam ſchon wäre, wie er
nach der uferſtändnuß was; als wenig folget, daß darum Petrus, der
hieniden iſt, doben ſye; ob er glych mit lyb und feel zu ſiner zyt ufhin
kommen und mit gott fröud haben wirt. Und darum halt es ſich alſo
um das wort „für üch hingegeben werden“, das iſt, für üch ſterben, daß
„ſterben*, darum es ein wicchtigleit iſt, die der fubftanz zu der einen zyt
anhanget , und zu der andern nit (denn ie Chriftus mag nach der art dee
erklärten Iychnams nit fierben. Röm. VI, 9: Nachdem Chriftus von den
todten ift uferftanden , ftiebt ee nümmen); fo teeit dag wort „Iterben “ mit
im, daß, futenmal er tödemlich was, do er das redt, und nit in künftige
zyt redt (oder aber die jünger bättend in nit yeeſſen, als die meinend) fun-
der in gegentwürtige : » Das ift min lychnam, der für üch usgegebner® (sic
molinur participium dıdoöuevov !), und tödemlich fon der künftigen erklä⸗
rung nit zimmt , daß die tödemliche mußte dem Inchnam anhangen ; 3 alſo
daß ſy den tödemlichen lychnam muͤßtind geeſſen haben, und wir noch hüt⸗
bytag. Und fo er tödemlich, wär er ouch empfindlich nit allein mit fehen
funder mit aryfen, hören ꝛec.
Die wirt noch klärer, fo mir ouch die bergangnen zyt zu dem erflärten
lychnam fügtind, alfo: „Diß ift dee lychnam Chrifti , der für üch hingge-
ben «ft*, zimmte ſich wol nach der urftände ze reden. Aber denn zimmte fich
nünmen ze reden: Das tft der Inchuam Ehrifti, der für üch getödt wirt;
dann er mag denn nümmen getödt werden. Und was man dennzemal in
gegenmwürtiger zyt vedt, dag müß demfelben erklärten Inchnam zimmen; oder
es iſt nit gegenmwürtig , funder wirt nun berftanden vom Inchnam , wie er -
vor was. Alſo, was vom Iychnam Ehrifti geredt wirt gegenwürtiglich, die⸗
wyol ee noch tödemlich iſt, das dem erklärten nit zimmt, dag muͤß ouch nach
der art des tödemlichen verſtanden werden; und was bon jm gegenwürtig⸗
lich geredt wirt des erklärten lybs halb, diewyl er aber noch tödemlich ift,
das müß gegenmwürtiglich nit der erklärt lyb fon, funder allein im gmut
bedacht werden.
Jez kummt es in ein ſumm: Wie ich: Adam ift ein menfdy , nit an⸗
derfi verfton, dann dab Adam , do er was bie uf erd, ein menfch mwası
und ift nümmen ein tödemlicher Adam ; alfo verfton ich, fo Paulus fpricht:
„Chriftus ftirbt fürhin nit“, daß die wort allein nach der urftinde war ſy⸗
gind, und vorhin nit; denn er ift geftochen. Und harmwiderum : „Das ift
dee Inchnam , der für üch ggeben wirt“, müß allein vom lychnam verftan-
den werden, der tödemlich mas, und diewyl ee tödemlich was ; denn der
uferftanden , erflärt ift nit für uns getödt. So nun der tödemlich Iychnam
Ehrifti zu der gut, do er noch tödemlich was und nit erklärt fon mocht,
ı) Randgloffe. .
Wiber Lukhers befenntnuß antwınt 9. 3. 111
den jüngeren ze eſſen wär ggeben, wär er uns ouch alſo se effen ageben ;
und fo wir in alfo Affind, fo wär er noch nit erklärt. Sölich hübſch ding
kummt us Luthers zürlimürrli.
So aber die rüdigen fophiften (damit inen ouch der buggel gejuckt
werd) ſagen möchtind: Hoc est corpus meum, quod est vel erit clarifi-
eatum, das it: Das tft min Iychnam , der ſchon erklärt ift oder erflärt
wirt. Hie binbt die fubltanz und weſen; und mag dennoch vom Inchnam
serftanden werden, der Die wiechtigkeit dee erklärnuß erft nach der zyt an
fi) nimmt. Antwurt: Wol kummt das füchslin noch vor dem märzen,
beingt den balg felbs wider. So aber hie die reftrietion oder erlüterung
des erklärten Inchnams nit flat, funder die erlüterung des tödemlichen, die
recht wider die erflärung firytet; Lieber, fo fag an , willt du fromm an
diner kunſt fon, ob du nit alfo müffit amplieren: Das ift der tödemlich
lychnam, der erklärt ift oder erklärt wirt? Muͤſt: ja, fagen. Nun was
er aber nit erflärt. Sprichſt ouch: ja. Und was aber gegenmwürtiglich
tödemlich. Aber: ja. So müflend die jünger den tödemlichen Iuchnam
und nit den erklärten geeflen haben. Zum anderen fo wüflend jr wol, daß
der ein teil der ampliation, das ift, des zythängens, zu der einen zyt nit
war müß ſyn funder nun verftanden werden. Als: Adam ift ein menſch
(aß mich nit irren, daß die fophiften fagend: Adam fuit homo; dann fy
wüflend felb nit, wohin die ampliation in der rhetorica gehört), müß man
alfo ze recht legen: Adam ift iez ein menfch, ober ift ein menfch geweſen.
Sie darfs nit: fragens; denn das nach dem gegenmwürtigen: Adam ift ein
menfch , falſch iſt; aber im verftand, daß er etwann ein menſch ift gweſen
und iez nit, iſt der ander teil, und iſt war. Alſo bie frag ich uf die blof-
fen wort bin (und wills ouch mit Quthern wagen): „Das ift min lychnam.“
a das, fo bie gezeigt wirt, der erklärt Inchnam ? Spricht er: ja; fo frag
ih: ob er gegenwürtig erflärt wär, oder erft nachhin worden fye? Was
ee gegenwärtig erklärt, fo was er untödemlich; denn er ift erft nach dem
tod erflärt worden ; mag ouch erklärt nit ſterben, und müßtind alle * :dris
gen Eundfchaften us gottes wort um fun. Ward er erft nachhin erklärt, fo
babend jn die jünger nun dings! oder uf borg erklärt geeſſen; und wir
eſſend jn bar erklärt, fo efiend wir in ie nit glych mit den jüngeren. So
fy in. aber erflärt gegenmürtig oder Lünftig hättind müſſen eflen, und er
gegenmwürtig nit erflärt was; fo folgt, daß die erklärung nun in der ver⸗
ſtändnuß, nit gegenmwürtig was. So was die tödemliche gegenmwürtigkeit der
ander teil der ampliation. Und fo fu den tödlichen lychnam Chriſti geeflen,
folgt ie eins dein anderen nach: Iſt er tödemlich geeſſen, fo ift ev ouch em⸗
pfindlich geeſſen sc.
Daß Luther ſpricht: „Es müßtind ouch die Juden ze ring harum fun,
wie ſy warend in Chriſtus tod“, thuͤt er im faft recht; dann daran ficht
man, wie frommklich und redlich er handlet; fo er von dingen redt, Die
uſſerthalb des fubftanzlichen lybs Ehrifti find, welche nie kein ſophiſt (fo ef»
lecht iſt keiner ie gemefen) an die fubftanz gehenkt hat als jro eignen eigen⸗
(haften. Dann tödemtich fon iſt ein ſoͤlche eiaenfchaft, dag kein menſch in
diſem zyt iſt, dee mit tödemlich ſye; und ob es glych ein wicchtigkeit iſt, fo
1) gelichen.
112 Liber Luthers belenntnuß antwınt 9.3. 1
ift es doch nit ein wicchtigkeit als one fon , torecht fon, wyß fun, ſchwarz
fon x. (und find doch die an und in der fubftanz ſelbs), fonder ein wicch-
tigkeit, ald do iſt vernünftig Ion ; wie mans uns in der Isagoge Por-
phyrii geleert hat de differentiis essentialibus , speciem constituentibus.
Jwo in antiquis exemplarihus arbores vidimus, in quibus animäl priore
divisione secabatur in animal mortale et immortale ; secunda dein animal
nıortale dividebatur in rationale et irrationale. - Sub immortali ergo con-
tinebantur homines ex mortuis aliquando resurrecturi; sub mortali hi,
qui adhuc in humanis agunt. Und ift tödemlich fun nit ein zufall fonder
ein fo eigen ding , daß der menſch vor der binfart us difem zyt ale wenig
untödemlich fun mag, als wenig er nit ein menfch fun mag. Und barıwie
derum, fo er nach dem jüngften tag erklärt wirt, fo ik jm als unmöglich
tödemlich ze fon , ale unmöglich ift in nit fon. Dahin dient aber die zöi⸗
treten? der Juden, die ums krüz harum warend, nit ; dann fu find atfo
nit des lychnams Chriſti, daß fu ouch nit ein wiechtigfeit find, die dee fub-
ftanz anhange. So nun der lychnam Ehrifti zu der zyt des nachtmals tödemlich
was ; hättind die jünger jn de tödemlich müflen eſſen; als ouch Luther ab»
fchlächt. Dder fo jn die jünger hättind erflärt geeſſen, das nit fon mag;
dann er im nachtmal noch nit erflärt was, mie gehört iſt; fo müßte ja
er gegenwärtig tödemlich und erklärt zu einem zyt geweſen fon; und müßt
getorben fun, ee er geftorben mas; denn erklärung kummt gwüß erſt nach
dem tod; mas er nun im nachtmal erklärt; fo was er tod geweſen bor
finem tod. Die und andre unfinnige marcionifche fchmärmernen kummend
alle dahar , daß man wider gottes einfaltig wort mit menfchenveenunft fech⸗
ten will. &o ja Luther nit mee redt denn: wir ſygind tolle ſchwarmer,
tüfelsgeifter. sc, und könnind nüzid; aber er ſyg es alles, wölle ouch ung den
Petrum in fpänen leeren ; fo wänendſ', es muͤſſe alfo fon, und laſſend fich
demnach nun nit entrichten? , fonder verbietend finee widervart bücher ze
leſen. Zum andren bfteycht? er fy jrer gleerten halb. Dann fo er das
pöfel an fich ghenkt, find fu uf den hindren aſetzt, daß fy wider offene irrung
nit kaum dörend ſagen. Dann ich hab nit zwyfel, es ſygind noch wol in
Earen, die do-febend, daß wir nit a substantia ad accidens arguierind ;
fy dörende aber nit fagen. Dank hab noch die eerſum oberfeit miner herren
zu Zürich (miewol wie ie zemal nit wol zemmen fehend; gibt die menfch-
rich ſchwäche); die haltend uns alle in flatt und gebiet nit anderft, denn
daß wir eim ieden rechnung unfers gloubens und leer geben müflend. Ya,
ich allein bin ob zwänzig malen dargeftellt, doch in denen mee den töu⸗
feren denn andren. Und bat gottes cer allweg gſiget. Im fye immer
(ob !
Jez wellend wie von der reftriction , das ift, füteung, fagen. Lütrung
ift ein wort, das ein Ding underfcheidet vor allen anderen Dingen. Als, de
ih ſprich: Bring mir den vo, der erft gebletzet ift. Hie iſt: der erſt ges
bießet ift, ein lütrung bor allen andren röden. Von dero redt Luther am
e. an der andren tafel, und macht us den worten „min Inb“ ein (ütrung, das
dody nit erlitten mag werden nach der logica ; und nennets aber erklärung;
und find aber: „der für üch hingegeben“ , by allen logicis ein Lütrung.
1) die Zerſtreuung, die Zerſtreuten. 2) berichten. >) beiticht.
»
uiber Luthers bekenninuß antwurt H. 3. 113
Allſo iſt om hie das die erlütrung: „der für üch hingegeben, das iſt,
getödt wirt“, die den namen dee erklärten lychnams binnimmt. Und nenne
gigch die södemliche und erftärung accidentia, wiechtigkeiten; ; wiewol es
weſenliche und umabläßliche eigenſchaften find, iedwedre zuͤ jrer zut; noch
wies Die tödemliche nit bon uns yngefuͤrt, ſunder Chriſtus hats ſelbs us.
Mudt, und damit fine wort erlütret. Und blybt dennoch die fubltanz
eadem numero eine , aber einer nüwen gſtalt. So nun: „der für üch getödt
wirt“ , ein restrictio oder lütrung ift, daß, mo er finen Inchnani ze effen
gegeben , er in, diewyl er tödemlich was, gegeben hätte; und aber er
nit tödemlich geeflen ift nach jeer fag ; denn, wär ee tödemlich geeflen,
fo wär ee ouch fichtbarlich geefien und empfindlich sc; fo folgt, daß er we⸗
der tödemlich noch erflärt Inblich geeffen wirt. Dann das wort: „der für
ũch getödt wirt“, Lütret, daß die wort: „Das tft min (ychnam ®, allein
müffend uf den lychnam Chriſti, diewyl ee tödlich was, verſtanden werden
(dann er ſy do redt, do er tödlich wa); wo man die wort nach dem er-
Ken anfehen verfion fol. Denn fo ich fag: Das it die hand, die mir
berbeuunens was, will ich ie fagen: das verbrennt Tue gweſen, ſye aber
widrum gneſen. Und ſo ich ſprich: Das iſt die hand, die mir verbrunnen
iſt, will ich ie ſagen: Sy iſt mir brennt, und iſt noch verbrunnen. Alſo:
»Das iſt min lychnam, der für üch gegeben“, zeigt ie an, daß der lych⸗
nam tödemlich foe , und für uns gegeben werde mit dem tod, nit mit der
urftände ober erflärung ; denn erſtehnde hat er das werk des heile nit voll»
würkt funder mit dem fterben.
Hieby wirt dem heiligen oder frommen mann, der in latin wider mich
geſchriben Hat, fin narrecht argument ouch ufgelöfet, da ee ſagt: ich arguiere
von der fubftanz , wefen , zum accidens, zur wiechtigkeit; und mache ein
syllogismum , wie die ſchuͤler gelecet werdind, falfche beredung ze vergou⸗
mn, alfo :
1. Alles, das dur geſter kouft, haft du hit geeffen.
2. Geſter haft du roum fleifch kouft.
3, &o haft du hüt rouw fleifch. geeflen.
Alſo, wirt mir gſagt, er gegen mir handle; denn ich warlich ſin buͤch
noch nie wyl hab ghebt von einet ze leſen. Leo hat mir uf dem ſpazierweg
diſe rechnung anzeigt. Die bfich mir, frommer chriſt. Dife rechnung thuͤt
in der andren red binzi ı das in der erften nit verftanden wirt, das ift, dag
wort „eouw.* Dann in der erften verfiche man fich , daB man allein von
der ſubſtanz des kouften vede, gott geb, wie es gfotten oder gebraten fye,
doch daß es ufgeefien fue. In der andren aber fürt man ein wiechtigkeit
ya, die röuwe, dero man fich in ber vordren nit verfehben; dann wo man
fih jro verfehen, hätte man fy nit nachgelaflen , fonder hätte ung die müfs
fen alfo gftalten: Alles, das du gefter kouft, haft du hüt geeſſen, glych
wie es was, do du es kouftiſt; denn fo lieſſe fölches nieman nah. Nun
wellend wir unferen syllogismum oder rechnung ouch "Ken und fehen, ob
wir ouch in der erften- etwas heimlich bergind, darüber wir ein wicchtigkeit
in der andren ynfürind,
1. Chriſtus Iychnam ift, der flir uns ggeben if.
2. Das brot ift der lychnam Ehrifi.
3. So ift ouch das brot für ung gegeben,
Zwingliꝰs ſammtl. Schriften IL Bdos. 2. Ahthlg. 8
114 Uiber Luthers befenninuß antwurt H. 3.
So aber für ung gaeben fon und für uns getödt fon in der fach ein
ding ift ; fo will ich dez den andren machen , der eine form mit dem vordren
bat, aber klärer für une ift, und die widerfächer zu mee fpott dringt.
1. Chriftus lychnam ift für ung geftörben.
2. Das beot ift der Iychnam Chriſti.
3. So ift ouch das brot für uns geftorben.
Hie frag ich den heiligen vater :- ob die erſt war ſye? Kann cr nit
ldugnen; dann es ift das erft und vordreft in chriftenem glouben, daß Chri⸗
ftus für uns geftorben it, Demnady frag ich in: wo in der andren ein
wiechtigkeit werde ungefürt, die in der vordren nit erſcheinet ſye? dann
ih will in dee vorderen ie nüzid unfüren denn Chriftus Iychnam und
fterben ; fo ift in der andren gar kein accidens oder wiechtigkeit fonder brot
und lychnam Chriſti. Wo arguier ich denn a substantia ad accidens?
Ich mein, wir fogind wol halb mit narren befeffen. Und ſöllend denn ſol⸗
che göuch ein fromm einfaltig volk verfüren mit ytelen lügen? Wer will
dem einfaltigen ſagen, was syllogismus demonstrativus ſye? was major
extremitas, minor und medium ſye? und wie in des heiligen manns
andrer provofition ein wiechtigkeit werde ungefürt | die in unfer andeen nit
werde yngefuͤrt? Denn ftond ſy und bröggend, wie wir büffel ſygind, Eön-
nends nit verſton; da will denn ein ieder ringgengieſſer fubtil fon und wol
berfton.
Summa , wir arguierend nit a substantia ad accidens ; funder wir fa-
gend fry erftlich harus, nit einfaltiglich : Iſt das der Inchnam Chriſti?
under: Iſt das der Iychnam Ehrifti , der für uns ſtirbt? und zeigend im
erften nachtmal uf den lychnam Chrifti, der by den jüngeren fa. Muß
Luther felbs: Ja, fagen. Demnach fragend wir Lutheen : ob das brot im
erften nachtmal ouch der Igchnam Ehrifti ſye? Schryt ee on zwufel ut:
Ya. &o folget ie denn daß das brot ouch müfle für uns in’n t0d ggeben
werden, Wyter fragend wir alfo: Iſt der lychnam Ehrifti , der im nacht:
mal byn jüngeren fißt , Iyblich und empfindlich in’n tod ggeben? Spricht
man aber: Ja. Wyter: Iſt das brot, das im nachtmal nach den worten:
„Das ift min lychnam sc“, geeflen ward, der Inchnam Chriſti, der byn jün-
geren ſaß? Aber fpricht Luther: Ja. Jez folgt, daß das brot der tödem⸗
lich empfindlich Inb Chriſti ge. Dife syllogisınos oder rechnungen thünd
alle unfere widerfächer mit „fchelmen , ketzren, büben, narren , cfeistönfen“
und derglychen donderaren uf; aber mit einem grundlichen fpruch ober
ouch, mit wefenlicher philoſophy zeigend fu nit an, wo jim nit recht ſye.
Dann fy fagend: wie arguierind a substantia ad accidens, das doc, gar
nit iſt; funder wie erfennend die unbetrognen wort Jeſu Chriſti, unfers
herren, mit fölcher fürfichtigfeit geftaltet fon: „Das ift min Inchnam , der
für üch gaeben if“, daß wir febend, daß die wort „für üch ggeben“ ein
lütrung find, daß er dozemal von finem Inchnam ı wie er tödemlich was,
redt. Und fo die jünger den nit alfo geeflen, in ouch nit erklärt geeflen;
dann er dozemal nit erklärt was, ouch nit zween lychnam bat; fo folge,
dag die dankfagung fammt dem brot den lychnam Chriſti bedütet oder an⸗
zeigt, der für ung getödt iſt.
Aber Luther, der arguiert a substantia ad accidens, da er alſo
tiber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3. 118
forihtä): Ich zeige mit der hand gen himmel, und fage dife wort: Da
ſitzt zur gerechten gottes der leib, der für uns ggeben iſt. So müß er für⸗
war ſichtbarlich da ſitzen, oder iſt gar nichts da 2c.“ Sehend, fromme
fürften, ob hie Luther nit mit lüderwert! umgang? Da er mie in'n him⸗
mel zeigt , ‚da ſollt er mir alſo ſagen: Das iſt der lychnam Chriſti; ſo
ſpricht ee zu mie: Da iſt der iychnam Chriſti. Iſt das ubi, dag ort oder
„wo“ nit ein accidens ? Worum feht er mirs dann an die ftatt der ſub⸗
fan; ? Uber es it Brändli Murers wert; was fü an eim ort büzend?,
bricht am andren widrum uf.
Sie bitt ih üch, feomme fürften und alle chriften, daß je mie um
gottswillen verzyhind, daß ich fo vil gefhwäßes us der armen magren phi⸗
iofophy gebracht hab. Es hat müflen fon, damit Luther und fin gſind ſe⸗
bind, daß fy der blinden würfen vergebens fich haltend. Will mich fürbin
tur; in fdlchen Dingen abrichten.
Aber das iſt lieblich, da ee Tpricht: „do ſich Jeſus verbarg Joh.
VIII, 59. und us dem tempel gieng, möcht ich fagen: Da gat der (vb,
der für ung gegeben wirt zc.“ Und kummt aber mit dem ubi, und gdar
nit fagen: Das ift der lychnam Chriſti; dann er mag jn mit dem finger
nit erzeigen , er iſt unfichtbar ; noch will er in zeigt haben, und wirt glych
als wol felen, als da er in im brot zeigt. Zuͤdem fo redend wir bie nit
von den würkungen Chriſti funder von unferem effen ſines Inchname. Aber
wir hand mit dem accidens gnüg geſchwärmet.
Daß wir erfennind, daß die jünger Cheifti finen-Igchnam im nachtmal
geeſſen habind, iſt gar nit, erfindt ſich ouch mit einem buͤchſtaben nit, gott
geb, wie vil worten Luther darob vergiefle.b) Dann: Daß wir geredt ha»
bend: „Hätte glych Ehriftus finen Inchnam im nachtmal ggeben, und in
mit den worten : „Das ift min Inchnam“, gemacht’; fo hätte er doch ung
nit gwalt ageben finen Inchnam ze machen“, das laßt nit nach, daß
te in ageben hab. Als ich nit nachlaß, daß Luther ein kind füge, wenn ich
alle faa: Wenn’ Luther die nafen uf den Ärmel mwufchte, fo wäre er ein
find. Er fpricht aber: ich habs thätelwort gelaffen fun; darum fo hab
ih nachgelaffen , daB fy den lychnam Chrifti geefien habind. Ya frylich
hab ichs wort der that laſſen fun; aber nit der that, daß Chriſtus lychnam
da Inblich geeflen fye , funder die nüme dankſagung gethon, vollbracht und
ungefeßt ſye. Und iſt alles ein offne ealumnia, verfeernuß.
Ein buͤbery nennets Qutber , daß wir die wort teilind in thätelmort und
heiffelwort. Ich laß Hie fallen, daß ee mine wort übel verftat, ouch jnen
ein feltfame form gibt. Wenn ee mir ſy glych nit verkarte; dörft ich den⸗
noch glücks, dag man fü verftünd. Ich hab thatwort genennet, die ein
einfaltige that bearufend ; heiß⸗ oder gebietwort, die etwas gebietend. Wenn
ih nun fag: Die wort: „Memend, eſſend, das iſt min lychnam“, find
thatwort; und die wort: „Thuͤnd das zu gebächtnuß min“, find heifwort;
iR das unrecht? So hebe kundſchaft drum. Spricht er: Die wort ſtond
by einander; fo frag ich jn: wie feer die von einander ſtandind Luc. X, 37:
Da der ofehriftgleret foriht: Ich mein, daß der fin nächfter gewefen ſye,
— —
i) leichtfertigen Dingen. 2) zunähen.
a) In Luthers Buch c. Tafel 6. b) In Luthers Buch d. Tafel 1.
416 Uiber Luthers befenntnuß antwurt H. 3.
der im fründlich getbon hat; do ſprach Jeſus: Du haft recht entfcheiden.
Bang bin, und thuͤ du ouch alle, Sind hie nit ouch thatwort vorbin,
und demnach beißwort? .
Luther hat ungern ,- daß man jn leert; und irret aber fo oft in difer
ſach, daß er ouch am andren orten fchelb * fart. Dann die wort Mattb.
AXI, 231: Warlich, fag ich üch, fo jr glouben werdend haben und nit zwyf⸗
len, werdend je nit allein thün, das dem fygboum befchehen it; ſunder,
ob jr zu dem berg fagen wurdind: Heb dich und wirf dich ins meer, fo
wirt es bfchehen. Ja, die wort nennet Luther beiffelworta), und ficht nit,
daß es verbeiffende wort find. Reicht allein dabin , daß wir fehind, wie
eim menfchen die gficht vergat , wenn er in fo groffem fchreden if, als
bie Luther flat. Er fiht, dab es um jr meinung us iſt, und ſtrytet sicut
desperati, wie die verfchäßten. Dann, da er fpricht : wir ſoͤlltind die thaͤ⸗
tel⸗ und heiſſelwort mit gfchrift bewären, fiht er-nit, daß nit ein wort
one Zundfchaft der gfchrift flat. Er gdar ouch keins angerufen weder das
einig: „Thuͤnd das zu gedächtnuß min“; dann er kann dasfelb glimpfs halb
nit überbupfen, und lupft daran, wills zu gebietenden und verbeiffenden
worten mit einander machen: „Thuͤnds zu gedächtnuß min“, machend mie
nen Inchnam und dankfagend beede zefammen. Da follt er bewären, daß
mit den worten der lychnam Chriſti gheiffen wurde machen. So bewärt
ers damit: Chriftus habe in ouch mit den worten gmachet. Und firutend
aber wir mittenzu wider in: daß Chriftus felbs finen lychnam nit ggeben
habe Inblich ze eflen : und mag er ung nit ein haar angwünnen. Iſt das
nit petitio principii, idem probare per idem, ignotum per ignotum,
das ift, von den roten hofen afeit? Wie firutend von des verfiands der
mworten wegen: „Das ift min Iychnam“; und zeigend demnach an, mas
der verftand der worten: „Zhünd das zu gedächtnuß min“, fye, der us
erlätrung Pauli uns leert, daß die: „Das it min Inchnam“ , nit den un«
verftand babind, den unfere widerpart ſchirmt. So fart Luther dahar,
und will inen den verftand , den inen Paulus gibt, nemen mit dem ver-
ftand, den er noch nie bewärt hat. Glych fam einer forähe: Warum
iſſeſt? er antwurtete: Daß ich leb. Warum lebſt du? Daß ich ef. Warum
fie? Daß ich led. Warum lebt? Daß ih eß sc. Alſo teibe einer
das bis an’n jünaften tag; und möcht dennoch nit grech? werden. Züdem
ſicht Luther noch nit b), daß die wort: Heb dich und wirf dich ins meer,
ein sweoßoAn, das iſt, Überfchwentliche red, find für dergiychen wort:
Werdend jr glouben haben, fo ift nüzid fo groß, das jr nit werdind mögen
thün. Luther meint, es fye von berg hin und wider werfen geredt; dann
fo er die tropos anficht, kann er biein die tropos nit nachlaflen ; ſunder
förcht (wie jens kind ſprach: Ich will nit a jähen?, ich mäßte fuft 6 ouch
jäben), laß er tropos nad) an eim ort, fo werde er an eim andren ouch
gezwungen. Aber das will mich dunken, daß Luther in unfer vorigen ge⸗
Schrift das wort „gheiß“ verftanden hab für „heiſſen“; und bruchend aber
wir es für „verbeiflen.“ Doch ligt nit vil dran.
Als ee nun bon worten der that, die er thätelmort nennet (gat gern
mit tilimatäli um), handlet, fpricht ee alfoc): „Und wenn Petrus oder
%) ſchief. 3) fertig. 3) ſagen, zugeben.
a) In Luthers Buch d. Tafel 3. b) In Luthers Buch d. Tafel a. c) In Luthers
Buch d. Zafel 3.
Liber Luthers befenntmuß antiwurt H. 3. 117
Yaulus ſpraͤche: „Die find deine fünd vergeben“, wie Chriftus zü Maria
Magdalena ſprach; wolan das ift ein lauter thätelmort; dennoch find da '
die fünd vergeben sc.“ Sehend, fromme fürften, wie Luther noch in zweyen
groffen Anfternuflen dahinden ftedt. Eine, daß er nit ſicht, daß die wort: -
„Dir find dine fünd vergeben“ , verheiffende wort find ; denn wir nennend
das für verheiffende wort, die der confcienz mit gwüſſem verbeiflen librung!,
ficherbeit und umnderricht gebend. Aber da bie Chriftus alfo ficher macht;
da mag darum der menfch nit ficher machen ; denn er verbeift uns nit,
daß, mo wir die wort redind, daß da die fünd verzigen ſygind. Deßhalb fo
find die wort uns wol thatwort ; aber Chriſto find es verheiß-, das iſt, ver⸗
fiheende und tröftende wort. Die ander finfternuß, fo feer im ernft iſt,
daß er mit ficht das wort Joh. XX , 23: Dero fünd je nachlaflen werdend,
denen find ſy nachaelaflen; daß die wort nit ein gwaltgeben find, die find
je verzyhen; denn fein creatur mag die fünd verzuben, fo die fünd allein
wider gott iſt Palm. LI, 6; funder ſy find ein empfelen , das ebanger
lium ge predigen. Und foricht Marcus diefelben meinung mit anderen und
Häreren worten alfo us: Bond hin, predigend das evangelium aller ges
ſchoͤpfd. Welcher gloubt (zwar dem gehörten evangelio), der wirt heil ze.
Us welchen worten (denn fü beid eine mieinung fehrubend, die ouch uf ein
zyt bſchehend und empfolt iſt) wir erlernend, daß der worten ſinn der iſt:
Denen jr das edangelium , das da ift die vergeben nachlaflung der fünd,
predgend, ut remissio peccatorum sit periphrasis evangelii, denen find Die
fünd nachgelaffen. Verſtand, fo jinen das evangelium ins herz geprediget
iſt. Welches aber nit der apoftel oder menfch thün mag funder der einig .
bater Joh. VI, 65:. Nieman kummt zü mir, min vater babe in denn
sogen. Der apoftel predget in die oren; aber gott allein ins herz. Der
it nüzid, der vflanzt, und der nügid, der wäßret ; allein , der wachfen
macht , iſts alles. Und wenn giych alle apoftel fagen wurdend: „Dir find
dine find verzigen“, und der mienfch nit felb in ſinem herzen ungeswuflet
berfichret iſt durch feften glouben ; fo weißt er nit, daß im die fünd verzi⸗
gen ſygind, bis er den geift aottes funs hat, in dem er fchryet: O min
bater! das ik, erkennt, daß gott fin vater fye fo getrüwlich und etgenlich,
daß er jm fürfehen thüge in allem finem leben und anligen. Deßhalb, fo
Petrus ſpräche: „Dir find din fünd verzigen“, wöllte ex ndzid anders ſa⸗
gen weder : Gioudſt du in den himmeliſchen vater durch das ſtuck, daß er
finen fun für dich gegeben hat, daß er din vater welle fon; fo find dir din
fünd verzigen se. Davon ich in den erften artiklen gſchriben hab ; möcht
such Inden , Luther bätt ſy gelefen , wie gar er nit will von ung geleert fon.
Da er ſpricht: „Chriftus beißt uns dife thätelmort ſprechen“, thüt er
wie in allen dingen, glych wie die verfon in Plauto (Pactum non pactum;
zon pactum pactum est) bon den ruchen fpricht: Das verheiflen ift, das
muß nit verheiflen fon; das nit verheiffen ift, das müß verbeiffen fon. Hie
tobet er: Chriſtus hab gheiflen die wort forechen. Wo, lieber ? Zeige
das: Thuͤnd das zü gebächtnuß min.“ &o höre Paulum drum, was man
su gedächtnuß fines Igchnams , das iſt, tods file uns am lychnam erfitten,
tbün fölle : loben und dankfagen in dem frünbdlichen und brüderlichen mal,
t) Erleichterung. N
418 Uiber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3.
da wir mit einander das brot der gemeind und das trank der Liebe trinkend.
Wiewol wir keinswegs daran find , dag man die ganzen wort des herren
ynſatzes nit fölle lefen; dann wir die felbs alfo in unferen kilchen vorkündi⸗
‚gend. Aber darum wollt Luther ſagen, daß die wort von Ehrifto ſygind gheißen
fprechen , daß er die narrechten ſchwärmery doch etlichen weg färwen möcht, da
fa fagend: Das wort bringts mit fich. Und habend aber in ber ganzen bible nit
einen büchftaben, daß ung gott uf einigerley wort, fo man die ſpreche, uüzid ver⸗
beiflen hab. Und wie er hie haben will, wie ſygind gheiſſen Die wort fprechen,
und thüt aber deß fein wort dar noch bemärnuß denn : er welle gern ſehen, welcher
ſagen welle, dag man ſy nit forechen fälle: alfo ſpeyet ex uns an cim andren
orta), da wir fagend: wie hoffind, es möge nieman darwider; da wir aber
dasfelb nit redend ze betlen, daß man ung aloub; funder, fo. wir mit kund⸗
ſchaft der gfchrift unferen finn bewärt habend, redend mir demnach, wie man
vor eim richter redt: wir hoffind 30; dann unfer leere richter ift die ganz
kilch. Summa, der ſpan zwüſchend Luthern und ung iſt an dem ort, daß
wir nit nachlaffend , daß zu dem nachtmal die wort darum müffind geſpro⸗
chen werden , daß fü etwas machind; . dann da etwas machen if nit das
fürnemen des nachtmals , finder mit alöubigem berzen harzü kommen und
dankfagen. Aber daß ſy vorgeſprochen, vorgemeldet oder borgelefen wer⸗
dind, wie ein fabung, nad) dero man etwas ze handlen, borgelefen wirt;
oder wie. man im alten teftament zu dem ofterlamm das, fo dauon Erobd.
XII. flat, las (als die Hebräer befennend , und ouch Iychtlich vermerkt wirt
am felben ort); alfo, laſſend wir nach, vorgeleſen werden füllind die wort.
Dann obglych Luther ein offen wort hätte von des lefens wegen ; fo folgete
darum nit, daß ſprechen oder Iefen den lychnam Ehrifti machen möchte ;
es wäre denn vom Chrifto alfo gebrucht, und uns verheiſſen, daßı fo wir
die wort ſprächind mie er, wurdind ouch wir finen Inchnam machen wie
er ; dero tweders fich ninmermee erfinden mag.
So er nachlaftb): , wenn gott gheiffen hätte, dab mir ſunn und mon
machtind, ſo wurdind wirs machen ; gibt er ung kundſchaft, daß wir recht
leerend. Aber wo hat er ung geheiffen fin fleifch und blut machen? Wenn
Luther dag anzeigt, fo nem den trans bin. Dann, was die wort: „Thuͤnd
das zu gedächtnuß min“, vermögind, erklärt Paulus, und gebenft des ma
chens nienen ; wie bor und harnach gfeit wirt.
„Mofes [foricht er o)] hat dag waſſer nit vom felfen bracht mit dem
ſchlahen.“ Das faffend wir nach. „Sunder die kraft gottes,* Das laſſend
wir aber nah. „So iſt (foricht ee wyter) fein leib nit unſers ſprechens
oder thitel vorts halben ſunder feines heiſſens halben. Hie überbunft Lu⸗
ther gar fon (mit weiß ich. ob om afärd oder mit hinderlift) die ganzen ver⸗
beiffung , und gebieten zücht er baryn. Es ftat alſo Exod. XVII, 3. 6:
„ang vor dem volk bin, und pimm mit die die alten und rät Iſracks,
und den ſtab, damit du den fluß aefchlagen Haft, nimm in din band, und
sang. (Diß find alles gebietende wort.) Und ich wird vor die daſelbſt uf
dem felfen ſton. Und fo du den felfen fchlahen wirft, fo wirt wafler darus
kommen. (Sich das find wort des verheiſſens.)“ Wenn nun Luther zu
P\ In kuthers Bud d. Tafel 2, b) In Luthers Buch d. Zafel 4. ec) Ja Lu⸗
thers Buch d. Tafel 5.
Uiber Luthers befenntnuß antwurt 9. 3. 119
den worten: Nemend, eflend sc“, ouch die harfür bringt: Hie will ich
gegenwürtig fun, und fo je fprechen werdend : Das ift min Inchnam, fo
wirt ee da fun; fo werdend wire ungezsonflet fehen 2. &o aber das nit
möglich; fo gat er mit bünermilch um. Denn (mweldyes wir ewiglich wel
Imd gefagt haben) die wort: „Thuͤnds zu gebächtnuß min“, vermögend
alſo nit, daß wir werdind geheiffen den Inchnam Chriſti machen , daß zuͤ
eim er felbs finen Inchnam nit ze eflen gegeben. hat, wie vor und bernach ger
hört wirt; zum anderen wie dife dankfagung mit usgedructen worten ges
beiffen werdend thün zü finer gebächtnng , und nit finen Inchnam machen.
Koch, fo Luther in Mofes worten fo fry die verheifienden wort usgelaſſen
bat, müß ich in fragen , ob dag mit oder one gfärd befchehen ſye? Iſts
on gfärd, fo fehe bag uf, und leere ein ander mal nit, er habe denn die
ganzen ſumm wol durchfehen. Iſts mit gfärd , fo fündet er die höchſten
ſünd, für die nit ze bitten ift, von dero Matth. XII, 3. und Joh, V, 16.
fat; dann das ift der fünd in'n heiligen geift gwüſſe tochter, die erkannten
warheit fälfchen.
Da er fprichta): „Wir müflen das brot nemen und fegnen*, ficht er
binder ſich; und will aber gfehen fun, er hab die hand an der geisen‘);
darum macht er ouch krumm furchen im acker gottes. „Segnen“ redend
die päpſtler. Don denen entlehnets Luther ; fo doch Matthäus, Lucas und
Paulus Zuzapısnoas haben , das iſt, dank gfeit oder gott gelobet. Allein
Marcus hat Zuloyuoag ; weldyes wort aber wir vorhar gnuͤg anzeigt ha»
bend „dankfagen“ heiffen , nit „ fegnen“, als die alten wyber den ungenams
ten fegnend ‚ und die pfaffen die fladen. Aber es dient wol zur ſach, ſeg⸗
nn; es foll vermögen , daß man mit den worten einer materi kraft geb,
. und dem Luther, vermögen den Inchnam Chriſti ins brot bringen.
Bald darnach foricht er: „Wir ſagen, fin lyb fye da, wenn wir fa-
on: „Das ift min Inb.*" Hie ift des erften das unfer einig anmüten an
Luthern (laſſe gluch fton, wie ev welle , den underfcheid der thätworten 2c;
wiewol ex darwider nit mag), daß er uns ber mworten bericht gebe us gottes
wort, wenn wir fagend: „Das ift min Iob4, daß's der Inb Ehrifti ſye;
dann wir noch nie bericht find, daß Ehriftus felbs finen Inchnam Inblich ze
efien ageben Hab; dannenhar nit möglich. ift , daß die wort: „Thuͤnds zu
gedächtnuß min®, uns emnfelend den Inchnam Chriſti mit den worten da»
bar ze bringen. Luther follt als zum erften bewären , daß Chriſtus finen
lychnam lyblich ze eflen gegeben hätte, und demnach das empfelch bewären.
Das fye bie gnuͤg gſagt. Des andern fehend um gottes willen, mit was
gefvenft der worten Luther umaang ? Hie fpricht eu , wenn wir die wort
fagind: „Das ift min lychnam“, fo ſye fin lychnam da; und fpricht aber
Chriſtus nit: Da iſt min lychnam, ſunder: „Das ift min Inchnam sc.“
IR das nit von der ſubſtanz zu dem accideng gefallen, fo gfach ich den gugger
nie. „Ya, fpricht ee, denn Chriſtus heißt ung nicht fagen : Das werbe mein
leib, oder: Da machet meinen leib, fondern: „Das if mein leib.“ Da
bitt ich jn um gottes willen , daß er uns fage, ob der lychnam Chriſti in
allem brot fye? Spricht er: Ya; fo darf es dach der worten weder im
') Pflugſterze. |
a) In Luthers Buch d. Tafel 8.
120° Liber Luthers bekenninuß antwurt H. 2.
nachtmal noch ienen, ſo er vor da if. Sagt er: Bein, ſunder wenn
man die wort ſag: „Das iſt ꝛ2c*, ſo ſye er da, wie er euft geredt; fo fol⸗
get ie, daß, der auch darvor nit da was, iez da ſye. So iſt er erſt von nü⸗
wem dahin kommen; das nemend wir für „werden“; ſo doch Luther ver⸗
meint, wir ſuͤchind jn mit dem wort „werden“; dann J ſpricht: „Wir
ſagen: Sein leib, der längeſt gemacht und worden iſt sc“ ; und wellend
in dheinen weg mit den wort „werden“ drucken. Aber das ſagend wir, daß
Luther felbs nit by dem wert „it“ blybt; da er glych meint, er weile fich
def halten. Dann er löugnet , daß Chriftus im brot fye, wie gehört if.
Bum: anderen redt era): das brot fye der Inchnam Chriſti, und ſye brot,
beide mit‘einander. Hie aber fpricht er: da fye der Inchnam Chriſti. So
"frag ich in, war er ung zeige, fo er fpricht: da? Zeigt er ufs brot oder
ufs nachtmal ? Zeigt er ufs brot, fo will er ie fagen., daß das brot nit
der lychnam Ehrifti fye; fo er us „das“ „da“ machet , fo ift ie dem „if“
deßhalb das weſen genommen, daß das brot nit der Iychnam ift. Zeigt ee
ufs nachtmal mit „da“, fo ift im wie vor; denn, ift das brot nit dası
daruf das wort „das“ zeiget, vil weniger mag das ganz mal das fun;
dann Luther felbs ſtark ſtrytet vom valetetrunk, der nit das blut Chrifti ges
-weien fye. Aber die arbeitfeligen wortenkämpf, ja rechte zoubexy muͤſſend
der fach Helfen; ſuſt it fy ganz und gar um. Behalte man das wol, def
Luther vor verneinet bat „im beot“ ; bie verneinet er „das“, und macht
„da“. deus; und harnach macht er -widerum us dem „das“, Daß es ufs
brot reiche.
Luther ſchmeckt aber nach dem Enoblouch und bölfen in Aegypten, fo
er fpricht b): „Darum müflen nicht von nöten den glouben haben , die diß
abendmal bandelen se.“ Alſo bat der papft müffen reden, follt er fürges
ben, tie der Inchnam Chrifti bie. Inblicy geeffen wurd ; und fo es Luther
ouch will, müß er ouch alfo reden wider fine vorigen gfchriften, da er wi⸗
der den papſt aefchriben hat: wo gloub nit fye, efle man den Igchnam
Chriſti nit ; allein den glöubigen werde es der Inchnam Ehrifti; die unglöus
bigen aber , die eifend jnen felbs nun ein verdammmuß, nit den Inchnam
Ehrifti, Das find on gfärd die wort, die er etwa brucht , ‚bin ich recht
ondent. Aber dem fye, wie im welle, ſehend zu, fromme fürften , fo Zus
thee wider den underfcheid der that⸗ und heiffenden mworten redt, ſoricht
er: es fugend etliche , mit denen der gloub ſye ungebunden , ale von den
mwunderzeichen 20; etliche, mit denen der gloub nit fye ungebunden , ale die
wort im nachtmal. Hie frag ich Ruthern, ob der glöubig nit allen worten
gottes, recht verftanden, glouben fülle ? So er on zwyfel: Ja, fagt. Wie
kann denn der diener gefchicht fun zum predigamt , fo er nit glouben bat,
oder den Inchnam Ehrifti dahar ze bringen? Ya, bewärt ers mit den fal-
ſchen propheten und mit denen , die finen Inchnam unwürdig geeſſen ha⸗
bind zu Corintho; fo fag ih: Warum foll man von dem fel reden , daß
ee by dem’ amtmann fun mög , und die trüw möge wol nit by im fon?
Iſt das nit ein offner weg der verfürnuß? Soll ich fagen: Es müß ein
fürſt nit trüw fon, es müß ein ratsherr nit wys fun; darum daß vil uns
teüwer fürften und vil unwyſer ratsherren find? Soll man nit alfo reden:
a) In Luthers Buch d. Tafel 5. b) In Luthers Buch e. Tafel.
Liber Luthers befenntauß ontwurt H. 3. 121
Welcher nit teilw iſt finem volk, der ift nit ein fürſt. Und, welcher nit wye
ik, dee kann ie nit ein vatshere fon, und derglychen. Welcher fürſt nit trüw
iſt, der ift ein tyrann und nit ein fürft. Welcher nit wys iſt, dee ift.nit cin
ratsherr funder ein gouch? Wo ich Luthern etwa funden hab, daß er die
geſchrift nit eigenlich verfianden; hab ich jm doch allmeg zugegeben, er zübe
es dennoch zu guten der confeienzen; aber nun kann ichs warlich nümmen fa»
gen. Zum andren frag ich , ob es cin wunderwerk ſye, daß Ehriftus im nachte
mal geeſſen werde? Iſt on zwyfel, ja; denn fy nit nun ein funder vil wundren
ſetzend; und Luther müß eins fegen , das weder in himmel noch uf erden fun noch
werden mag , das ift, Daß gott wider fin eigen wort fue und thüje; das ift nim⸗
mermee möglich. So nun der Diener oder amtmann bie ein fo wunderbar werk
bandlete , wie wär jm, daß er das thäte on alouben? Bun fagt doch Lu⸗
tber ſelbs, daß im bergverfeßen gloub erforderet werde, und Marc. XVI,
17: Denen aber , die do gloubend, denen werdend dife zeichen nachfolgen ze.
Und Hilft Hie nit den harynziehen, der Chrifto nit nachfolget » und dennoch
die tüfel ustreib ; denn privilegia paucorum non faciunt legem publicam,
befundre usgenommme thaten machend kein gſatz; funder wir füllend bym
gemeinen gfag Chriſti binben , daß, wo wunderwerf von gott durch die
menfchen bſchehend, müß der menſch alöubig fun. Zum dritten fo fehend
aber, Fromme fürften, wie Luthers afchrift hie flat, da er foricht: zum
verdigen und nachtmal werde der gloub nit ungebunden. Womit bewärt
ers doch? Rit ein geicheift hat er darum. Aber wir habend wider Ruthers
ierung offne afchrift 1. Kor. IV, 2: Das wirt fürnamlich (0 dd Aoınov
hebraice pro eximio et prscipuo!) erfordret an den dieneren des hushal⸗
tms, daß einer trüw fe. Warum iſt aber einer gott, finem herren, trüw?
On zwyfel, daß ee in lieb bat und uf in truwt. So erfordret ie das
predigamt den glouben. : Und welcher den nit bat, der ift nit ein diener
gottes, fuͤrt gottes wort nit, funder des tüfels. Alſo ouch im nachtmat,
welcher nit glouben hat, wurde vil ee den tüfel dahin bringen weder den
Ishnam Chriſti. „Fa, fpricht Luther , das befchicht mit gottes kraft und
wort.“ Glych ſam den tüfel ustrnben , die blinden afebend machen nit ouch
mit gottes kraft und wort befchehind. Lieber, verbörend die wort Petri
At. UI, 6: Im namen des berren Jeſu fand uf und wandel. Iſt nit
bie dee lam us der kraft gottes ufgeftanden? Hat nit Petrus den namen
Jeſu über in beruͤfet?
Run wolbin , ich will üch, feomme fürften , anzeigen, daß Luther uns
redlicher von den Dingen fcheybt weder die päpftier felbs. Die pänftler ha⸗
bend cin frag gefuͤrt: ob der prieſter, fo er die wort: „Das ift min lych⸗
nam sc”, foricht , willen müfle haben ze confecrieren , wandlen oder fegnen
lals Luther foricht). Und babend darüber dien bfcheid ggeben: daß ja, et
S quando non esset actualis intentio, tamen habitualis non deesset, das
iR: und begeb es ſich, daß einer zu etwas mal nit gegenmürtigen willen
oder fürnemen hätte, fo muͤſſe doch gemeinlich gewoneter will da fun, das
iR, daß der pfaff vor allweg gewont hab den willen und gmüt dahin ſetzen, er
weile wandlen in'n Inchnam Chriſti das brot sc. Welcher nun ie bat wil⸗
Im abebt, der hat ie müffen glouben , daß die wort das alſo machind.
i) Randgloſſe.
192 uiber Qutherd befenntnuß antwurt H. 3.
Sehend an eim fürgon, wel ein mezg der conſcienz die mich IR. GSchend
ouch, wie übel Luther fallet, fo er fchrubt, das us gottes wort nit grund
bat, namlich daß bie gloub nit erfordret werde. Aber das bat in dabin
drungen, daß wir anzeigt habend: es möchte nieman gwüß fon, ob der
Inchnam Chriſti da wäre oder nit; dann , foll er da werden nad) ‚den ge
forochnen worten , und die wunderwerk glouben erfordeend, und wir ie nit
wälend, ob der diener gloube oder nit; fo möchtind wir ouch nit wüſſen,
ob der Inchnam Chriſti da wär oder nit. Ja, das bat in zwungen , daß
er mit den päpitieren on gfchrift reden müß , ja wider. gfchrift dife fhlußech:
„Das enangelium predigen und das nachtmal handien erfordret den
alouben des dieners nit.“
Dife ſchlußred trag ich allen ereaturen engegen, daß fü den erſten teil:
daß der gloub im diener des worts nit erfordret werd , us gotted wort be
wärind. Laß fehen, wer will unferen grund dennen thün? Uber fo ichs
bin und wider bfich , fo kummt die fchlußred us's vapſts Locher; deß müß
fi) einer bhelfen, der nit rechte vfyl bat; dann nieman fpricht „der here
Jeſus“ on im heiligen geiſt 1. Cor. XII, 3.
Ich hatt Luthern mit dem finger zeiget, wo er in Pauly funde, daß das
brot brot fye und binbe, und der lijchnam Chriſti genennet werde , nit ſye.
Das nimmt er fo unduldig von mir uf, und macht fo vil worfena), daß,
wer denen antwurten wöllte, müßte ein büch ale groß ſchryben als’s nüw
und alt teftament. Und darum wellend wir kurzlich bewären , daß die wort
Yauli: „Dann fo oft jr das brot effen und das trank teinten werdend ze,“ den
finn babend, daß fü erlütren wellend und erflären, was das ſye, das vor⸗
bin lychnam und blüt genennet if. ’EnavdAmpız, i. e. resumptio, dat
iſt, das widerufnemen, ift ein fölche gftalt der red, da man das, fo vormal
dunlel oder ungnügfam geredt ift,, widrum ze band nimmt, und fidy klärer
oder anügfamer zu verfion gibt. Als, fo ich fprich: Luthers feder iſt hür
ein bärentaß glych wie fern; dann, wie er vor zornig und wütig gefchriben
wider alle mienfchen , alfo ſchrybt er noch, und fübret fin ſchryben nüzid
von ſchmaͤhen. Hie find die erfien wort ganz tropifch und dunkel, „feder,
bür als fern und bärentap.“ Darum fo nimm ich, das ich damit mein,
widrum ze hand, und fag, daß ich durch die „feder“ fin ſchryben und tra
dei finer red verſton; durch den „bärentah“ das fräch fchälken und unbe
dadıt. harynhouwen, da er oft ſich felb facht , glych wie der bär den taken
felbs an'n ſpieß ſchlächt; hür und fern“ , heißt bie für und für, daß er
ouch gegen küngen (doch die jm feer find) und brüdren fein maß halt. Und
des widrum ufnemens ift bie ein gwüß zeichen das wörtlin „dann“ ; das
zeigt an, daß man harnach lütren welle, was man mit den dunklen worten
gemeint hab, und warum man ein anders mit andren worten genennet hab,
wie iez ghört if. Ich Hab in der predge zu Bern ein ander bufpil us
Röm. IV. gegeben. Als nun Paulus die eviftel zun Eorinthen gefchriben,
und afehen, daß die wort: „Das ift min Iychnam sc", von den andren
evangeliften mol und recht gefchriben , aber Inchtlich möchtind in ein andren
verſtand zogen werden; hat er und Lucas darum dife wort fo klar und Iuter
gemacht, und foricht: „Jeſus hat das brot genommen , gott gelobt, bro⸗
a) In Luthers Buch o. Tafel 1.
\
Liber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3. 123
den, und geredt: Remend, effend ; das iſt min lychnam, der für üch ge⸗
brochen wirt; thünd das zu gedächtnuß min. Derglychen ouc den becher
nach dem nachtmal , fprechende : Der becher , das nüw teftament , ift in mi⸗
nem blüt; das thuͤnd, ˖ſo oft jrs immer trinken werdend, zu gedächtnuß
sin. Dann, fo oft je immer das brot efiend und den becher trinkend, fo
kündend, Lobend oder penfend den tod des herren, bis daß er kummen wirt.“
In denen worten ſehend wir die Inavaamyıy, Das ift, das widerufnemen,
das da folget nach dem wort „dann.“ Und glych wie im vordrigen bufpil
von's Luthers fedren und bärentaben nach dem wörtlin „dann“ harnach
folget die erklärung, was man mit fedren und bärentaßen welle: dann,
wie er. unfubrer red und gefchrift it vorbar gweſen, alfo ift ee noch ꝛc;
alfo folget ouch hie nach dem wörtlin „dann“ die erklärung der dryen wor⸗
tn „Iychnam, blut, gedächtnuß“ , darin man ſicht, was Paulus durch fy
berfianden bat; namlich daß er. das, fo da gereicht wirt, nit fleifch funder
brot, mit blüt funder wyn, mit Inchtlich gedenken, als da einee ouch ge»
denkt, was er nächt z'nacht geefien bat, funder mit Dankbarkeit loben , pry⸗
fen, uskünden, usfprechen verſtat; und foricht , fam er alfo vedte: Dann
fo oft. je das brot, Pas ich erft den Iychnam Chrifti genennet hab , eſſen,
und das trank, das ich erſt das bluͤt Ehrifti oder nüw teftanıent genennet
bab, trinken werdend ; fo föllend jr gott loben um den tod des herren sc.
Hie wirt Luther um bewärnuß ſchryen. &o babe die alfo:
Bewärnuß: Wo dag wörtlin enim, dann, flat, da folget ficher ein
ufach oder lütrung der vordrigen meinung ; als die finder im Donat erler⸗
nend: Da causales, Doc, wellend wir das mit wenigen kundſchaften bes
wären; dero aber die ganze afchrift fo voll if, daß kein blatt in der bible
it, an dem ſoͤlcher bufpilen nit vil erfunden werdind, Roͤm. VIL, 25:
„Ich aber bin fleifchlich und verfouft under die fünd; dann, das ich tbün,
das gfallt mir nitz dann ich thün nit, das ich gern thün wöllte; fonder,
has ich haß, das thün ich.“ Bſehend bie, fromme fürften, die zweu „dann“;
(0 befindend jr, daß ſy zu zeichen gſetzt find, die do urfach und lütrung der
vorigen dunklen reden gebend. „Fleiſchlich und verkouft ſyn under. die fünd“
it ie dunkel des worts bald „verfouft.” Alſo zeigt er von fund an, was er
durch den tropum „berfouft fon“ meine; namlich eigen fun der ſünd, ginch
wie ein erfoufter knecht thuͤn müß, nit was er, funder fin here welle. Alſo
find ouch wir breft» und fündbaft’; und fo wir gottes erfanntnuß, alouben
und lieb habend, fo mißfaltt uns alles, dag wider gott iſt; noch fo ift das
kraftlos Arifch fo ſchwach, daß uns täglich etwas mißrat’t, dag wider gott iſt.
Und darum foricht ee: „Dann, das ich tbün, das gfallt mie nit.“ Und
fo von fund an engegen möchte geredt werden: Warum thüft dus denn ?
gibt er aber antwurt zar’aydumoyogar, und fpricht: „Dann ich thün nit,
das ich gern thuͤn wöllte, funder ze.“
‚ 4. &er. 1, 17: „Chriftys bat mich nit ze toufen gefendt, funder zü pres
digen das evangelium, nit mit kluͤger red, damit das krüz Chriſti nit
usgelert werde. Dann der handel oder predge des krüzes ift denen, die
pmkommend, ein torheit; aber ben bebaltnen iſt es die kraft gottes 2c.“
Die ſehend wir.aber das wörtlin „dann“, und verftond durch es, daß ein
urſachliche erllgrung der bordrigen worten harnach fummt, was do für „dag
124 tiber Luthers bekenntnuß antwurt 9. 3.
krüz Chriſti usleren“ und worzuͤ gott die einfaltigleit des peedgens Gab
wellen druchen.
Demnach fo ligt am tag, daß, wo ſich einer erflären will, on zmufel
in der erflärung heil reden müß, und alles, das vorhin dunkel und. mit
deriwendten worten geredt ift, einfaltiglich darthün mit unverwendten und
unverwundnen worten. Da wirt Qutber aber ſchryen: Bewärg, du teidiger
teufel. &o will idy jm antwurten, nit der tüfel: Nimm die ganzen bible
fammt allen afchriften „“ die in der welt find; fo erfindt ſich nit eine red,
die ein dnavaamyız, das ift, ein widerumufnemen, ſye, da jm nit alfo ſye.
Galat. III, 25. flat alfo: „Do aber der gloub kommen if, find wir nit
mee under dem ſchuͤlmeiſter.“ Sich, hie iſt aber dunkel, was „der fchül«
meifter.“ ſye. Und fo wie davor hörend, daß er das gſatz alfo nennet, thüt
er uf, warum wie nümmen ünder dem gſatz fugind, und ſpricht: „Dann
je find alle fün gottes durch den glouben in Ehriftum Jeſum ꝛ.“ Sich,
wie heil, ſich, wie alle teopi underlaflen, und nüzid dunkels bie geredt wirt.
Philipp. II, 12. fpricht Paulus alfo: Noch vil mer in minem abmelen voll-
würkend ümer eigen beil mit forcht und Ichreden ; dann gott iſt, der im
üch vollbringt das wöllen und dag würken ꝛc.“ Hie babend wir aber nady
dem wörtlin „dann? ein erklärung, die on alle trovos ik; und nimmt wi⸗
derum uf das wörtlin „würten“, dann dasfelb etwas dunkels mit jm bringt,
namlich wie der menfch fin eigen heil würken möge; und fpricht , fam er
alfo redte: Verſtand mich recht mit dem würken. Od ich alych Dich beiß
würken ; ift doch alle würkung gottes 20; ut etiam sit geravose, cor-
rectio, das ift, ein verbeſſerung und ein rechtinennen und erlütren des
würkens. Alſo ift im ouch bie, ja vil heller und ftärker, denn garnach
alle epanalepses, i. e., tiderumufnemen , find in aller afchrift. (Ita
epanalepsis est, ut, si epanodum voces, non pecces.!) Dann , tie
vor dunkel flat „Ischnam, bluͤt und gedächtnuß“, fammlet er fy alle drü in
der erlüterung, die nach dem mwörtlin „dann“ flat, und erlütret ſich alfo
Dann fo oft (fehend hie, fromme fürften, wie er ouch die wort „fo oft“
widerum ufnimmt; damit man fehe, daß er ſich um die vordrigen dunkle
erlütren will) je das brot, das ich erft minen lychnam genennet hab, und
ift aber der fubftanz nach nun brot, eſſen werdend ꝛe; wie doben ift an«
zeigt. |
DIE ift üch, Fromme fürften, iez gnüg anzeigt , daB die art der red ber
worten der griechiſchen ſprach gänzlich das und kein andere vermag. Dag
aber nach den worten folget, ift ouch ganz dienftlich zu diſem verftand;
und leert uns daby , wie Paulus das brot und trank allein nennet den Indy
nam nud biüt Ehrifti, nit daß fy es ſygind. Und fpricht Paulus uf diſe
wort wytter alfo: „Rare, das it, und darum, welcher der fun wirt, der
Das brot effen oder den becher des herren unmürdiglich trinken, der wirt
fhuldig des Inchnams und blüts des herren.“ Hie wellend um gottes
willen fehen , feomme fürften, dab Paulus nach der erlüterung , wit dero
er fich ufgethon, den Iychnam und biüt nümmermee zum cflen und teinfen
gefeßt bat; funder, fo oft er von eſſen oder trinken redt, fett er allein „brot
und becher“ darzü; und das mit fo futren artiklen und zeigeren : 709 &pzov
Y) Raudgloffe.
Liber Luthers belenntuuß antwurt 9. 3. 125 _
zörov, das iſt, das brot des’ nachtmals, oder das brot, von dem wir redend,
oder das brot, das nun brot it; daß's ein wunder ift, daß die welt ie hin-
der die irrung kommen ift, die wir fo eigenlich fehend in der griechifchen
forach nit mögen erlitten werden. Und taß das an alle ſchuͤler, die nit
mee denn ein halben vierling falzes by derfelben ſprach geeflen habend.
Hie müflend wie aber fagen , wie man am Iychnam und bluͤt Chriſti
fhuldig werd , fo man der fubftanz nach nüzid dann brot effe und wyn
trinke. Alſo redend unfere widerfächer gegen. uns; glych als ob földher
reden nit dee täglich beuch aller ſprachen voll fye. Es entichlaft der wäch⸗
tee uf dee wacht , der rüter an der halt verfumt etwas, damit dee fürft ein
geoffe verlurſt oder die fchnür gar nimmt; fpricht nit iez menglich: Der
licderlich mann ift am frommen fürften fchuldig. Wie? Run bat er in doch
nit umbradyt. Iſt war ; er bat aber nit gewachet, ale er follt. Alfo wirt
mon fchuldig criminis las majestatis am fürften, fo man finen legaten
eder botfchaft unzüchtiget ; und rürt dennoch den fürften nit an. Alſo wirt
ein ieder obrer geläftret, wenn man jm fin waren ſchmächt; und empfintt
ee das nit. Hie wirt Luther billich ſchryen: Gfchrift har! Gmach dran;
et kummt alles. |
Matth. XXV, 45. redt Ehriftus in der verfon des künigs, und furicht:
„Amen, fag ich üch , fo oft jrs mit einem icden wenigeften dero der minen
gethon, Habend jr mirs nit gethon.“ Könnend wir nit bie ouch alfo veden:
Wie mag einer fchuldig werden, daB er den Herren Jeſum nit geſpyst,
kleidt, teöft, ze bus genommen hab, fo er doch nienen da ift ? fo unfere
widerfächer fo herrlich haryn pochend: Wie kann man am lyb und blüt
Chriſti fchuldig werden , fo je fagend, man efle fu nit? Alſo fehend jr‘,
feomme fürften , daß die dem herren hunger und durft laffend , die finen
armen bie ſoͤliche mängel nit büzend ; und Inder aber ex weder hunger, froſt
noch durſt mee; und harwiderum die am Inchnam und bluͤt Chriſti glycher⸗
won ſchuldig werdend , die nit mit fölchen glouben , liebe und zucht das nachts
mal Eheifti begond , als der ganzen kilchen zimmt, und ieder befunder by
m felbg beraten und erinneret fon foll; davon bald kommen wirt. Und
als wenig der Iychnam Chrifti gefleidt mag werden , und dennoch an im
ſchuldig wirt, der in mit kleidt; ale gwüß ift, der nit rechtgefchaffen zum
nachtmal gat, am Inchnam und blut Chriſti fchuldia , nit die er geefien hab,
funder dero zeichen, facxament und bediltnuß er mißbrucht bat. Dergigchen '
find: Welcher üch ufnimmt, der nimmt mich uf. Was je den Heinften
dee minen thünd , iſt mir gethon. Welcher üch verachtet , der berachtet
mich. In welchen kundſchaften allen man am herren Jeſu ſelbs fchuldig
wirt, oder jm felbs dient ; wiewol er Inblich nit da ift, noch im lyblich
wirt angethon. Und wirt alfo des hungrigen herren fchufdig , der nit hun⸗
ger Inden mag , der jm den — hungrigen nit ſpyst; und wirt des
Inhnams und blüts des herren fchulldig , die nit mögend geeflen oder ge»
trunken werden , der im das nachtmal mit wecht begat, darin hoch lobt und -
denkt um den tod, den er erlitten bat. J
„Würdig oder unwürdig“ ſoll nit nach päpſtlicher wys file „one ſünd
Oder ſundig verftanden werden ; dann alfo möchte kein creatur die dankſa⸗
gung beaon, fo wir täglich fündend, und täglich fprechend : Vergib uns
unfer ſchuld; wiewol daby denen, die in Ehrifte Jeſu find, nüzid verdammt
136 ulber Suitens befenntnug antwurt 9. 3.
liche anhangt Röm. VIII, 1: Es hangt uns wol der täglich breit ans er
it uns aber nit verbammtlich , fo wir in gott vertruwet find. So nun
„würdig fon“ nit „unfündlich fon“ ift, fo mruffend wir andere ort befehen,
wofür „würdig und unwürdig“ im der gafchrift genommen werd. Matth.
X, 11, leert Chriſtus die jünger, fo ſiy in ein. fkatt kömmind, erforfchen,
wer in iro würdig ſye. Da ift aber gwüß, daß Chriſtus fine jünger, denen
er nüsid höbers denn liebe und niderteacht empfolen, nit zu eim bochmuüt
z0gen oder gewifen hat, noch nach der Phariſäer art fprechen: Rur mich
nit an ze. Darum beißt hie „würdig“ gefchicht, kommlich, cerber , züchtig.
Alſo ouch bie heißt „würdig“ rechtgeſchickt, wie es zum nachtmal ghört,
glöubig, dankbar , züchtig und trüw, daß keiner mit unglouben darin ers
ſchyne, daß keiner unmaß im effen oder trinken teybe , daß keiner den näch⸗
fie verachte, und von ſiner armüt wegen finen nit warte 20, ‚wie denn
Paulus inen die breften anzeigt. Luc. III, 8. fpricht Johannes: Thund
würdige frücht der beſſerung. Da wirt aber „würdig“ für rechtgeſchaffen,
gebürlich und zimmlich genommen: Thuͤnd feücht, die zu der befferung
shörend und zimmend. “
Nun folget wyter in Paulo: „Bewäre aber der menſch ſich felbe ; und
demnach eſſe ee von dem brot, und trinke von dem becker. Dann welcherd
unmwürdig iflet und trinkt, der ißt und trinkt jm felbs ein rach, fo er den
lychnam des herren nit entfcheidet.“ Hie fehend wir aber, wie er „eflen und
beot*® , „trinken und becher* zemmen fett, nit „Inchnam und biüt.“ Zum
anderen , daB ers nach dem wort „bewäre” aber brot nennet und trank.
Darab wir ungezmwnflet nemen mögend , daB Paulus hie nüzid fubftanzlichs
vermeint geeflen werden weder brot; dann er ſuſt alfo geredt hätte: Der
menfch aber bewäre fidh vorhin, daß jm nit zwufle, daß bie fleifch und
blür Chriſti weſenlich genoflen werde ; und demnach eſſe er das brot zc.
Se aber das nit, funder nachden er tür gnüg geheiflen hat bewären ; zeigt
er an, dab man fich zu dem brot und trank bewären fälle nit der fubftanz
funder des gloubens und zucht halb. Hierum wellend wir für das dritt
der alten Eundichaft anzeigen über diß ort; daß Luther nit allenthalb afa-
gen könne: wir redind, das nie ghört, ouch wider die alten leerer für;
funder fche, daß „bewären“ nit von des Inchnams eflen willen geredt if,
aber wol von des gloubens willen und von der kilchen wegen , die der lych⸗
nam Chriſti it; daß in dero Bein unzucht begangen, ouch der nächft nit
veracht werd.
Ambrofius vedt Über die 1. epiftel zun Eorintben LIX. alſo über die
gegenwürtigen wort: „Paulus ſagt, daß der unwürdig des herren ſye, der
dig minfterium oder facrament (gvcngsoy Latini sacramentum interpretati
sunt !) anderft begat, weder von jm ungefebt il. Dann der mag nit aw
dächtig fun, ders anderft fürnimmt, dann es vom unfeßer geben ift. Und
darum fo berwarnet Paulus vorhin, damit das gmüt des zügehnden nach
onggebner ordnung gottsfördhtig ſye zii dee dankfagung des herren. Dann
es iſt das gricht fünftig , daß ein ieder am tag des heeren Jeſu Chrifti rech⸗
nung geb, wie er hinzuͤgang; alfo daß, welche one die ordnung des ynſatzes
und zucht des wandels hinzuͤgond, ſchuldig find des Inchnams und blüts
ee En, GE
1) Randgloſſe.
Miber Luthers bekenninuß antwurt 9. 3. 127
des herren. Dann was iſt fehuldig fun amders weder gefteaft werben um
den t0d des herren, fo er gſtorben if für die, die fin gütthat für znichtig
habend.“ Diß find alles wort Ambroſii in welchen je, fromme fürſten,
ſehend:
1, Daß der andacht fon ſoll gon wellen danken um die guͤtthat, die
er uns mit dem tod ſines ſuns bewiſen hat. Nun ſagt aber darum nieman
dank, weder der in ſinem gmuͤt und feel die frucht und froͤud ſines tode
empfindt. Deßhalb gloub vor allen Dingen erfordret wirt.
II. Sehend jr, daß ee die ordnung und zucht des unfaßes erfordret;
und welcher die nit halte, der werde fchuldig des lychnams und blüte , nit
weicher ſy unwürdiglich geeflen habe Iyblich. Iſt aber Ambrofius mit und,
die erfennend, daß man ſchuldig an Chriſto ſelbs wirt, da man jn nit ißt,
aber das nit recht ißt, das in der dankſagung finer gütthat geeflen wirt.
Par aber die ordnung ſye, lernet man us der unordnung, die Paulus hie
ra
1. Die erſt unordnung: So ſy zemmen kamend, wurdend fy ärger.
So ift die erfte ordnung: daß wir in die dankfagung zu verbeßrung zem⸗
men kommen ſoͤllend.
2. Die ander unordnung: daß zwiträcht, ſpaltung und zertheilung
der leer und der gmuͤten under jnen warend. So iſt die ander ordnung:
daß wir einträchtig fugind. Welches ouch fon müß, fo feer wir einen glou⸗
ben und einen geiſt habend.
3. Die dritt unordnung : daß fülche teilungen und zmwiträcht fo bands»
lich gehalten murdend , daß es zuͤ feeten und rotten fam. Doch blibend bie
rechtaldubigen by der zucht und ynſatz gottes, und dient der frechen frefel
zu dero bewärnuß. So iſt die dritt ordnung : daß nieman fich rotten,
fündren und abfcheiden fol. Es foll ouch nieman fun, der in der kilchen
finer leer oder meinung nit rechnung geben und nemen wöll. Als aber leider
thuͤnd, die in difem ſpan von wenigen fich verfüren laſſend, daß ſy die wars
beit, die man noch für und für dargibt under das chriftenvolt ale under
de kilchen, mit verbören Laflend. Gott laßt nit irren, wo fin geift iſt. So
num in einer kilchen der geift gottes if, fo mag ſy nit verfüren, daß Lus
thers gſchrift aelefen wirt, die doch irrig ift in difer materi. Und harwide⸗
sum, fo unſer leer irrig wär, wurd fü im den kitchen bin und wider nt
angenommen. Aber nit verhören und mit gottsforcht und glouben nit er⸗
wägen iſt ein urfach des zwitrachts; ; dann es ſoll dem wenigeſten in ber
lilchen zimmen ze vropbetieren in finer ordnung.
4. Die viert unordnung ift: dab ſy zemmen kamend, nit ale zu dem
mal der dankfagung des herren , funder farläffig, Iychtfärig und mütwillig ,
inch wie man in ein ander praßmal zemmen kummt. &o ift die viert
ordnung: daß wir andächtig mit dankbarkeit und gottsforcht hiehar köm⸗
wind, da man gott dank fagt um den türen ratfchlag, daß er ſich erwa⸗
gen hat, ſich ſelbs anzegryfen und ſinen ſun unſer machen, daß wir durch
in fin wurdind; daß er in der menſchlichen geburt nach unſeren lyblichen
druͤder gmacht bat, damit wie erben möchtind fon der ewigen rychtag.
O wunn und tiefe der göttlichen wysheit und guͤte, da man jm dank ſagt
nit allein der menſchwerdung und fruchtbaren lebens und leer, mit denen
er uns als ein ſchuͤlmeiſter underwyst und erzogen; ſunder erſt zuͤ dem
128 uiber Luthers befenntung annwurt H. 3.
allem ſich ſelbs in'n tod zuͤ eim opfer für unſer ſünd ggeben hat, darin
verſpotten, verſpüwen, kroͤnen, geißlen, bagaenftreich, bfchelten, ſchmahen
und verfluͤchen erlitten sc. Welcher nun mit ryfer trachtung dero und jro⸗
gliychen handlungen harzuͤ kummt, der wirt mit ernſt und nit mit narrech⸗
we vraßfröid als die Corinthier harzuͤgon, und wirt des herzen mal be
gon , nit ein füllmal,
5. Die fünft unordnung: daß fü einandren nit beitetend‘, ſunder cin
ieder fraß und fullt fi, fo bald im fine richten? dargetragen wurdend.
So ift die fünft ordnung: daß man zemal mit einander eſſe. Das ift für
verdankt? der untrüm und veradhtung. Darum wir jur. iez nit unrecht
thuͤnd, daß wir das mal, das hunger und durft binnemen foll, nach ber
leer des apoftels daheim nemend.
6. Die fechst unordnung : daß damit bie ganz filch erachtet ward,
fo ein ieder frag, wenn er wollt, und uf die kilchen nit fach, daß die mit
einander züchtiglich follt eſſen. So ift Die fechst ordnung: dag wie den [ob
Ebrifti, das ift, die kilchen, enticheidind, und fu nit achtind, als da man
an einer ſchenke zemmen füllt und frißt. Darus wir ſchend, daß „den igb
des herren entfcheiden*“ nüzid anders ift weder die Lilchen mit jrem boupt
entfcheiden von andren verſammlungen , böher und funder rechnen.
7. Die fibent unordnung : daß damit die armen verachtet, umd. def-
bald fchamrot da ftündend , fo fü nit koſtlich hattend ufzetragen, ja jro
etlich gar nüzid hattend ; und aber die frechen mütwilligen enchen mit pracht
jostend und tostend. &o wirt die fibent ordnung fun: erkennen, daß alle,
die mit ung bie erfchynend, uns von gott als unfere glider anzeigt werbend,
die wir mit ſpyſen, Heiden verfeben fOllend als uns ſelbs. Das iſt den
lychnam des herren nit verachten funder hoch und recht achten ; dann wir,
Die menge , find fin Inchnam. Deßhalb wir-die ordnung und guckt, von
dero Ambrofius redt, wellend us Paulo bewärt haben, daß die nüzid an⸗
ders fye dann rechter gloub und liebe des nächſten, in denen fich der menſch
bewären foll.
II, Run kummend wir widrum uf Ambrofium, Zum dritten be⸗
ſtimmt Ambrofius die zucht des wandels: und welcher Die nit halte, der
werde fchuldig am lychnam und blut Chriſti; und fagt gar nit: an dem
lychnam, den er geeflen babe, fonder: daß er den getödten Inchnam vers
achte, fo er ſich under die dankfagenden gfellet, und aber us der unzuct
ergriffen wirt, nit glouben; deßhalb er ie den tod Chriſti verachtet. Denn
Ambrofius ſpricht: es werde der unordenlich um den t0d-des herren geftrafl,
nit um den geeßnen Inb ; fo der ungſchickt eſſende das Inden Ehrifti z'nich⸗
tig rechnet. Und rechnet aber in z'nichtig ein ieder, dee nit mit rechten
gmüt und ernft hinzügat. Gange nun Luther, und Eriege mit Ambroſio⸗
nit mit uns.
Auguſtinus ſpricht ad Januarium epistola CXVII. alſo: „Dife fpus
will allein der verachtung nit; glych als ouch das manna den verdruß nit
wollt. Dannenhar ouch der apoftel ſagt, daß DIE facrament unwürdiglich
empfangen fye von denen , die es nit entfchiedend von andren foufen mit
„) merkte, 3) Berichte. 3) um den Verdacht — zu vermeiden. *) unters
uiber Sutherd befenntnuß autwurt H. 3. 129
eigner oder fundrer vercerung , die jm gbört. Dann von fund an und er
geredt hat: „Er ißt und trinkt jm felbs das gericht oder firaf“ , thüt er
binzü und fpricht : „nit entfcheidende den Iyb sc."* Sind alles wort Au⸗
guſtini. Die it die epiftel, darus Luther im vordren büch fo vil ggübet!;
aber iez thuͤt er, gluch fam er ſy nie gefehen hab. . Aber je, fromme fürs
ſten, febend , daß Auguftinus „bewären, unmwürdiglicy empfahen, und den
Iyhnam des herren entfcheiden“ mit ung verftat. Exfilih „bewären“, fo
ee fpricht: die ſpys well unveracht fon; und fagt nit von bewären , ob wir
gloubind , daß hie fleifch und blut fye. Demnach: daß die unwürdig find,
die es nit anderft rechnend weder ein andre ſpys, als die Corinther thatend ;
nit: daß fu die ſpys deshalb mit recht entfchiedind , fo fy nit erkanntind,
daß fleifch und bluͤt da mwefenlich geeflen wurdind. Dann wo dem alfo wäre,
fo hätte Paulus davon ob allen dingen müflen fagen , und hätts für die
böchften urſach ahebt , daß ſy die gegenwürtigktit des lychnams Cheifti nit
hoch gnüg geachtet hättind. Zudem ift fich zu den Corinthern ze verſehen
(a conjectura irrefragabili!), wo jnen ie firggeben wär, gwefen , daß der
Ishnam Cheifti Inblich da wär, daß ſy in fölche Inchtfärigkeit nie gefallen
wärind. Hieby ficht ouch menglich, daß wir diß facrament nit verkleinen
wellend, drum daß der lychnam Chrifti nit Iyblich da geeflen werde; ſun⸗
der wir zeigend die eigenlich, vereerung und zucht an , tie boben us Paulo
hört iſt, damit der narrecht fchredien , den wir bie ab unferem dichten -
empfangen habend, hingenommen , und rechtgefchaffner andacht angenoms.
men werd. Zum lezten fpricht aber Auguftinud: daß die, fo inen felbs die
rach efiend , Darum befchehe , daB fü den lychnam des herren nit entfcheidind;
und nit: daß fo in nit gloubind lyblich geeflen werden. Nun ift vor us
Paulo gnügfam bewärt, daß „den Inchnam des herren nit entfcheiden“ zu
im ift, daß man zu difem mal nit anderft gefinnet kummt weder zuͤ eim
füllmal , zum andren die Eilchen und die armen der kilchen verachten. Diſe
beede ding werdend in dem einigen wort „Iyb“ begriffen; dann die kilch iſt
der Iyb Chriſti, und Chriftus ift das houpt. Nun ift das houpt und Die
glider ein Ind. Darum bie „den lyb des herren entfcheiden“ ift Chriſtum
recht erfennen als das houpt, und die kilchen als mitglider.
Aber ſagt Auguſtinus Tract. LXII. in Joannem alſo: „Sind yngedent,
worum gſchriben ſhe: „Ein ieder, der das brot effen oder den becher des
berren unwürdig trinken wirt, der wirt des lybs und blüts des herren ſchul⸗
dig.“ Dann, do der avoftel das redt, do redt ee von denen, die den Iyb
des herren glych wie ein andre ſpys one underfcheid und Iychtfärig namend.“
Dient alles dahin, daß „den lyb entfcheiden“ nit foll verftianden werden,
glouben, daß der lyd da ſye; ſonder, daß man ſich lychtfärig in dem mal
hielt als in einer andren zech oder gſellſchaft. Daß aber Auguſtinus hie
das facrament den lyb Chriſti nennet, ſoll üch, fromme fürſten, nit be⸗
kümmren; dann die alten habends wit dem namen gnämt, mit dem es
Ehriftus felbe genennet bat. Sy habend aber under dem namen ouch ver⸗
ſtanden, was Ehriftus verftanden hat. Und wie die Italier noch hütbytag
corpus domini nennend diß facrament ; alfo ift es fie und für genennet,
ty Randgloffe. - |
Zwinglis ſammtt. Schriften II. Bds. 2. Abthlg. 9
130 Uiber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3.
und doc) nun verſtanden das ſacrament, das iſt, zeichen. und beſunder maß,
das in der dankfagung tft harum getragen.
So nun Luther alle ordnung unfer borigen geſchrift verkeert, damit er doch
etwas kochte, das nieman kannte; und wir hie an dem ort ſind, da wir
jm hattend anzeigt, daß ouch in der gſchrift offne ort erfunden mwurdind,
darin man erlernete, daß der ſubſtanz nach hie nüzid anders ſye weder
brot und wyn, aber der bedütnuß und bruch nach hoch ze vereeren und
und fürchten 20; fo wellend wie grad hieby ouch die wort Lucä vom becher
vor dem nachtmal mit den worten. Matthäi und Darei verglychen. Hierum
vernemend alfo, fromme fürſten! Der Hebräer art iſt, im titel dee fach das
end und ſumma begenfen ; ale fo wir fprechend: Do wir den herzog Karle
von Burgund erfchlügend , zugend wie gegen Nanze walds halb sc. Hi
ftat die fumma zum erſten, daß der herzog erfchlagen fne ; und aber der
zug harnach, der vorhin beichach. Wie dann in den biblifcyhen bücheren
täglich anzeigt wirt, und die annotationes, by ung ufzeichnet, bezügend.
Alſo ift im ouch hie. Matthäus und Marcus redend die meinung nad)
dem nachtmal: „Sch fag aber üch, daß ich von dem munechenafchlecht
(rebenfaft , idiotismus germanicus!) fürhin nümmen trinken wird sc.“ Mit
weichen worten uns Chriftus Jeſus, die göttlich wysheit, bewart bat, daß
wir. wol fehen mögend , was es der ſubſtanz nach iſt, das er erſt davor fin
blüt genennet hat.
Erfilidy , fo bat der herr Jeſus nit einfaltiglich geredt : Ich will nüm⸗
men wyn trinken; ſunder durch ein periphrasin: „nünmen von der wyn⸗
reben gfchlecht.“ Periphrasis ift ale vil ale ein umred; als da wir fagend:
der küne degen , wellend aber ein kuͤnen menfchen verftion; des menſchen
find, für: der menfh. Dife umreden aber föllend die kraft haben, dab fh
mit jnen das wefen oder eigenfchaft des dings, Davon fy find, eigentich har⸗
für beingind. Dann es vil herrlicher Iutet: Do trat dee kuͤne degen dar,
weder : Do trat der fürft dar; dann die vordrig red zeigt an, daß der fürſt
yſin und kuͤn geweſen ſye vom gmuͤt und von der hand. Alſo ouch det
menfchen kind“ zeigt mir an eintweders die mienfchlichen untrüw und be
triegen oder die menfchlichen blödigkeit, welches ich nit ring in dem wort
„menfch” verfton, es ande denn Zumarsxoreows, Glycherwys ift bie „et
bengfchlecht“ periphrasis, ein umred des wynes; aber die befcheubung oder
umred bringt mit jeo , daß hiemit Chriſtus vom weſen und ſubſtanz des
bechers redt, und nit vom wyn, fo vil er ein facramene iſt; ſam cr alſo
ſagte: Das ich min bluͤt genennet hab , iſt der ſubſtanz nach rechter natür⸗
licher won ; ift aber wol ein facrament mines bluͤts. Das bat Ruther nit
gefehen, und gat mit dem „mwunftodgfchlecht“ um glych wie die fur mit
der orglen; und wenn er lang gnuͤg ſuwiert, fo fchlächt er deuf, daß die
claves gen himmel fpringend.
„Ja (fpeicht ea), vor und ee er diß ort handle), hätte Chriſtus etwa⸗
teopifches verftanden wellen werden in difen worten , er hätte es wol anzeigt.“
Glych als ob man im bruch habe, wenn einer teopifch rede, daß er allweg
ouch den teopum ufihüge ; oder, fo der tropus ein ufthün ift, als periphra-
‚sis ift, daß er denn erſt darzü fee, was er mit welle. Als, da ich fagk:
ı) Randgloffe.
a) In Luthers Buch y. Tafel 5.
tiber Luthers bekenntnuß antwurt 9. 3. 131
Luther it ein Luchs, dag ich darzuͤ thäte: Das iſt fo vil geredt als: Luther
iſt liſig wie ein luchs. Und müßte jm Chriftus bie alfo reden: Das ift,
das ift, das bedütet minen Inchnam. Nieman fpricht: Luther ift ein grober
bengel, das ift, er iſt unbhouwen und unmenfchlidy ; funder, fo jn einer
alfo ſchelten wöllte, Liefle ers bym bengel binben. Aber damit im nüzid
mangle, fo find fo vil zeichen in den worten, fo bil worten find, daran
man erſicht, daß's eim tropifche , verwendte red iſt. Das mwörtlin „das“
zwingt den Quther felbe, daß er nit gdar ſagen, daß die ſubſtanz des brots
hie fubftanz des Inbs Chrifti fye; dann er glych fin predicationem iden-
ticam, das ift, Daß das brot brot fye und der Inchnam Chriſti mit: einander,
erweilt, und fpricht: Ya, sacramentaliter, facramentlih. Denn fo ift das
beot glych. der Inchnam Cheifti, wie dee fcenter künig if. Das wörtlin
„iR“ muß in ouch zwingen , daß ers nit gdar weſenlich verfton ; dann
wenn das brot der lychnam Chrifti wefenlich iſt, fo müß das brot krüzget
und uferftanden fon, ja von Maria geboren fon, mit im in der wülte hun⸗
ger gelitten haben ıc. Und hilft ein gegenred nit; dann wenn es wefenlich
der iychnam Chrifti if, fo müß im ie gegnen, das ouch Chriſto gegnet.
Darum , was joch Luther böldret, fo laßt er doch das wort „ift“ ſacra⸗
mentlich verfton , welche nüzid anders iſt weder bedütlich. Das wort „min
tnhnam“ müß in ouch zwingen; dann, der es geredt hat, mag nit liegen.
Hat er num nit tropifch oder verwendt geredt, fo müß es gwüß fin Iychnam
fon. So aber fin Inchnam vom gefchlecht Abrahams genommen ift, fo
muß ouch das Inblich brot us dem afchleht Abrahams fommen. Es i
ouch fin lychnam in einigkeit dee verfon des fung gottes genommen; um
das brot ifk fin Inchnam ; fo muß ouch das brot in einigkeit dee perfon des
füns gottes genommen werden. Lieber entlöfe uns Quther den ſyllogismum
uf; wir könnend die logica nit. „Der für üch binggeben wirt“, ift vor
uch in andern büchern anüg anzeigt, daB ſy zwingend die wort ander .
wärt ze verſton. Ich gſchwyg der unglyche der mworten by andren und
andren evangeliften , andrer und andrer artiklen (davon harnach kommen
wirt), die alle. zwingend die wort Chrifti erkennen tropifch oder verwendt fun.
Als nun Luther ficht, dab Matthäus und Marcus fo einhellig die wort
Chriſti fegend nach dem gegebnen trank des nachtmals: es ſye wynrebengſchlecht;
hebt ee an wie die falfchen fürfprechen , die mit etwas ätzwaſſer eim fün-
nend ein loch, durch fin brief reden, und fpricht: es könne nit fon, die evange⸗
liten müffind alle dry einhellig fon; und redt recht, dann ſy find einhellig,
aber nit den weg er bermeint. Demnach fo druckt in die zal, daß dero,
die die wort vom wynrebengſchlecht näch dem nachtmal febend, zween find,
und Lucas , der fü vorſetzt, einig if. Warum gibt Luther nit antwurt über
unfere erklärung , die wie darum vor habend laffen usgon? Ya, nad) vil
not, die er Inder, furicht era): daß die wort by den zweyen ouch föllind
berſtanden werden vor dem unfaß des nachtmals befchehen fun; dann es fye
cn valetetrunk des alten teſtaments. Iſt recht. Ich gedacht an ein alten
böohemiſchen aftanten. Und thüt darum ein bewärnuß nit dar; meint, es
Me anüg: durdg ipa, i. e. Durkart hats gheiſſen. Darum muͤſſend
wie jm ein wenig binders fell. Beſehend nur, fromme fürften, in Luthers
a) In Luthers Buch y. Tafel 2. I
132 Liber Luthers bekenntnuß antwurt H. 2.
y. an der tafel 8, wie eerlich er ſich halt in den worten Luck, die alſo lu—
tend: „Ich hab mit groſſer begird begert diß oſterlamm mit üch ze eſſen,
ee und ich Ind; dann ich ſag üch, daß ich davon nümmen eſſen wird, bis
das rych gottes erfüllt it, And ale er den becher genommen, gott globt;
bat er geredt .“ Hie laßt Luther (en candorem!) mit groffem ſiyß
&vyapısnaag , gott globt, dahinden; gott dank im! Warum laft ers aber
dahinden? Er hats vor vertütfcher „gefegnet®; damit er den einfaltigen
dennoch etwas übers mul fteiche. Sollt er nun ouch hie dolmetfchen: Er
hat den becher gefegnet; fo wollts by den einfaltigen ze lutbräch werden;
dann ſy wurdend denken: Luther fag, was er welle, er brucht „fegnen “ der
meinung , daß man verfton fülle, die wort machind da den lychnam Chriſti
Intlih. Iſt nun bie der becher gefegnet; und folgt aber grad druf, daft
es wynrebengwächs ſye; fo müß ouch Luthers gefegneter becher wun fon
nach der fubftanz , und nit blüt, fo in Chriſtus ſelbs alfo nennet nach dem
fegnen. Sollt ee aber dolmetfchen : Er bat gott gelobt oder dank gefaat;
fo entgieng jm das „fegnen“ , das er us dem ZuAoyıjoag gemadıt hat, da⸗
rum daß fy alle die herrlichen wort: „Dos wort bringts mit fich“, damit
fy die einfaltigen befatbendb, nienermit bewären mögend ; dann wo wellend
fy in der ganzen bible ze wegen bringen, daß einigerley worten beftimmt fü«
gind , wo die geredt werdind, daß dann gwüß folgen werde, Las fu lutend.
Die wort: „In minem namen werdend fy die tüfel ustenben zc“, wellend
nit, dag, wo man die fulben „Jeſus“ nenne, daß der tüfel da wychen
müfle; funder „nam“ heißt bie kraft, gwalt und majekät; und trybt alfo
Petrus in der kraft Jeſu die Läme vom dürftig vor dem tempel. „Ja, fpre
chend fy wol herrlich, die wort bringend mit ſich, das fu lutend.“ Das
ift war , in den verftand des menfchen bringend fy die meinung , die fü Im
tend; als, da Ehriftus ſpricht: „Big rein“, werdend wir mit den worten
verſtändig gemacht, daß der usfäßig rein worden fye us finer görtkichen
kraft, daß er jm ſuſt nüzid angethon hab, denn allein geredt: „Bis rein.“
Daß aber die wort mit jnen bringind, das fy Iutend, das iſt ein narrecht
dicht; oder aber jener armer bur (ftat in der feelen wurzgarten?), der nit
mee denn ein fü hatt, und hort, gott wurde eim hundertfättig bie in aut
wider geben, hätt im recht gethon , do er fu hingab; wollt mit einer hun⸗
wert von gott koufen. Ya, do Kuther fach, daß er mit dem wort „gott
gelobt“ tmedren weg mocht recht kommen, laßt ers bübfchlih us; und ik
aber hön? dazu, daß er ung erſchrecke, daß wirs nit dörind anden. .
Aber vernemend, fromme fürften, den rechten grund und meinung des
evangeliften Lucä alfo: ‚Alle griechifchen bücher, die ich aefeben, habend
ein groffen anfang an den worten : „Und als er den becher genommen sc.”
Daran wir fehend, daß die borigen wort wol und recht verftanden werdend,
daß er das alte ofterlamm nimmermee effen werde ; aber demnach anbebe
ze zälen, wie Chriftus die nilwen dankſagung ungefeßt hab. Und fagt da-
rum allein vom kelch; zum erften, daß, wo man in der gichrift von diſem
faorament hat, und glych nun von dem einen teil aefagt wirt, verftat man
den anderen ouch. In'n gefchichten wirt das brotbrecdhen genennet, und
wirt aber der becher ouch verftanden. Hie wirt allein der becher genennet,
(En
1) Randgloffe. 9) Randgloſſe. ?) zornig. .
Wiber Luthers bekenntnuß antwurt 9.3. ' | 133
und, was vom becher verftanden wirt, das wirt ouch vom beot verſtanden.
&o nun der becher wynrebengeburt ift; fo ift ouch das brot aher⸗ oder
müllegeburt. Zum andren fo fett Lueas die wort für ein titel, damit dev
ynſatz, der harnach folget, deß herrlicher ſtande, nach hebräifcher art, wie
ghoͤrt iſt; und vor ze bewaren, daß die wort, fo barnady) kommend, von .
nieman berftanden werdind, daß brot und wyn anders der fubftanz nach ſye
weder recht bret und wyn. Und hebt demnach an den ynfaß ze erzälen.
Daß aber die vorderen wort Zucä der titel des nacdytmale und ein vor⸗
warnen ſygind, besvärend die wort, da Chriſtus fpricht: „Nemend dag,
und teilends under einander“; dann es find eben die wort, die Matthäus
alſo hat: „ Zrintend alle darus“, und Marcus alfo: „Und fy hattend alle
darus trunken.“ Welche aber beed vom kelch der dankfagung redend ; das
um ouch Lucas vom becher der dankfagung redt. Urſach: Daß weder in
näwem noch alten teftament nüzid erfunden wirt, das ein ynſatz gweſen
fye in der alten dankſagung, das trank harum ze bieten. Aber wol in.
Luthers dem nümen läfterment, das if, in dem büch, dawider mir hie
ſchrybend, ftat das alt bacchantenmort „ baleteteunf. Hebend an riechen
Inubioch und böllen in Aegypten. Es if nit gnůg, daß Luther fin ireung
je bewären wideum zu den alten fophiftifcyen ſtücklinen hinder fich louft;
ee mus ouch arme wort harfür bringen, Die den alten pfarreren gnem ſy⸗
gind. Ach got! ach gott! mie ift cs fo war: Wer wol wilk, mag Iucht
tönnen; wer übel will, hilft fein Eunft! Do Lutber mol wollt, gieng es
jm alles wel von hand; fo er aber nun den holzweg fart, fo ift ed lam,
was er ze handen nimmt. Denn , als er. fi) pyniget, dab Matthäus
ſoricht: Trinkend all darus*, und Mareus: „Sy band all darus getrun«
in“, tummt alles, daß er die tropos und figuren mit weißt. Es find zwo
fqueen , die ein heißt prothysteron, die ander hysteron proteron , das iſt,
das vorder nabin, und das hinder voranbin, da man, das erſt hinnach
bſchehen iſt, voranhin feit; als hie, da Marcus feit: fü habind all darus
trunken, welche aber erſt nach dem bieten, danffagen und nach den wor⸗
tn: „Das iſt 1c*, bfchehen iſt. Glych als da einer fpricht : Do wie zum
herren famend , tät er ung guͤtlich; und als wie ing Hl ynhin eittend,
gegnet er uns. Hie tft das gütlich thün nachhin hfchehen ; wirt aber vor-
gieit. Wenn man aber ein fumma voranhin feit, die man darnach eigen
li usbreit, das ift prothysterom. Alſo ift die red Luck, feht die fumma
borbin 20, wie ahört it.
Luther halt ſich ouch am genannten ort wol, da& er Auguſtinum an-
sücht, und foricht : er habe fich faft darin gearbeitet, Warum fagt er aber
nit, daß Auguftinus nit finee meinung it? Darum, daß die einfaltigen
ſollind wänen, er fye mit im dran, fo ee in nun genennet hab; ſy kum⸗
mend über Augufinum nit. Aber Auguſtinus redt von einigung diß ortes
elfo de consensu evangelist. lib. III. am anfang: „Daß Lucas zwürend
vom kelch fagt, eineft ee Chriftus das brot gegeben, darnach fo er das brot
garden, Hat die aftalt: Das ex am oberen ort afeit, hat er vorgenommen
(Vocat. autem preoceupationem Augusiious indubie dntunagoger,
quam. Fabius anteocoupationem ; eum tamen Ardunopoga sit sententie
figura non orationis. Præstat ergo prothysteron vocarc), wie dann fin
(Res evangeliften) bruch iſt; dag er aber an finem eignen ort gefeht bat,
134 Liber Luthers befenntnuß antwutz H. 3.
das Hat er am obren ort nit wellen zäten. Sehend, fromme fürſten, daß
Yuguflinus des lezetrunks des alten teffaments nit gedenkt; funder daß er
erfilich vedt: Lueas rede zwürend vom kelch. Won welem kelch? Bon Lu-
there valetetrunk? Nein; Dann ee bätte vom felben nun eineft geredt, als
ouc Luther bekennt. So redet er ie vom kelch des nachtmals des herren.
So halts te Auguftinus mit uns, fo er fagt: er rede zwürend vom kelch des
nachtmals. Zum andren fpricht Auguftinus : daß's des enangeiiften brach fne.
Das ift von hebräifcher art und bruch geredt, welche ſprach Auguftinus nit kön⸗
nen; hat doch jrer art mee ergriffen dann etlich, Die ſy Eönnend, als in Doctrina
christiana wol by jm gfehen ift. Zum dritten nennet ers ouch ein vornemen oder
fürfeßen; doch nit der meinung, daß der evangelift da welle die fach zälen, ſun⸗
der allein benamfen und vortitien. Als, da einer vorwarnete und foräch : Ich
will vil füres harfür bringen. Ir föllend aber das nit anderfi verſton, weder
dag ich „für“ für ftraf und widerwärtigfeit nimm. Zum dritten fpricht er:
daß, da Lucas zum andren mal vom kelch gefagt , das fye commemoriert
(latine usus est Aug. commemorandi verbot) , das ift, gezälet, und das
ober nit; und nimmt aber „zälen“ hie für eigenlich den weſenlichen bandel
erzälen; „fürfeßen“ aber nimmt er für benamfen , titlen und vorwarnen.
Das ift ouch fen, daß Luther in vordrigen bücheren, ouch in difem, da er
die wort: „Das ift min Igchnam“ , düre will baden , Tann er reden:
» Matthäus und Marcus habend die wort dürr ; und müß aber Lutere einig»
keit under den evangefiften fon; fo folgt, daß Lucas und Paulus nüzid an«
ders wellend , dann das Matthäus und Marcus.“ Und kann us difem ar
gument nit finden , daß er aller worten halb harwidrum ouch fage: So
müflend ouch Matthäus und Marcus alych ein meinung mit Lucas und
Paulus haben. Und bie kann er ouch nit fagen: Lucas muß der meinung
fon , dero Matthäus und Marcus find. So ftond demnach Matthäus und
Marcus uf unfer foten , und habend zween zügen; fo müß on zwyfel Lucas
mit Inn eins fun; und Luther fin leer an dem ort vom geift der uneinig⸗
feit haben. j
Daß er fagta): ee ers mit uns wöllte haften, daß nüzid dann wyn
und brot da ſye (verſtond aber wir allein der ſubſtanz nad; dann des
gloubeng, Liebe, zucht und bedütnuß halb habend wir ung ſchon erlütret)
ee wöllt ers mit den papiſten halten, daß es ytel blut wär. Zimmt jm wol
ze reden, ja wenn er nüzid rechte thin will. Dann, als glych darvor an⸗
zeigt , iſt es aller afchrift wider, dab das brot in den Iyıhnam Ehrifti, wie
die pärftler fagend, verwandlet werd. Er hat ouch die engel nit angenom-
men , : funder allein den fomen Abrahams, nit den brötinen fomen. Cs
wirt gſagt (wiewol ichs nie ggloubt hab), Luther habe fich gerümt: er welle
das papſttum wol widrum uf mögen richten, fo er well. Wo jm alfo:
wäre doch in finer hand ufzerichten und ze brechen. Hat er etwas ufge-
“richt, fo iſt es güt ze brechen; der papſt ift ſtärker weder er. Hats aber
gott ufgericht, wie wöllts Ruther brechen ?_ Mich will anfehen, das kalb
mit dem gugel, in Sachſen vor etwas jaren geborn, fye noch nit recht
usgelegt. Aber was untrümes ein ieder in jm hat, wirt gott wol offnen.
1) Randgloſſe.
a) In Luthers Buch =. Tafel 1.
tiber Luthers bekenntnuß antwurt 9. 2. 135
Kedt nun Luther von herzen, daß ers lieber mit den päpſtleren welle haben;
worum fagt cr dann von facramentlicher einigkeit ober gegenmwürtigfeit des
lychnams? Welchs mee mit uns bellet weder mit den pänftleren ; dann fy
Berengarium nit darby habend Laffen biyben ; und ruͤmt doch Luther finen
widerrüf. Und darum wirts gott alles an'n tag bringen. Chryſoſtomus
und Drigenes verftond ouch dife wort „wunrebengfchlecht“ vom wyn, der
im nachtmal des herren das blut Ehrifti genennet werd. Chrysostomus in
Mattheum homelia LXXXIII. Orig. Homel. XXXV. Diß find nun
die unmwiderfprechlichen ort der afchrift, us denen wir erlernend, daß gott
mit finem eianen wort ung bericht, daß die fubftanz der faeramentlichen zei⸗
hen wyn und brot ift, und nit der lychnam und blut Cheifti.
Als nun Luther fagta): wie fchlieffind alfo: mit dem effen werdend
die fünd nit verzigen; fo werde ouch der lychnam Ehrifti nit geeſſen; ver⸗
feert uns offentlich , das wir recht fhlieffend alfo: Wenn mit dem effen die
fünd verzigen wurdind ; fo mwärind zween weg des fündverzuheng , einer
des Inblichen eſſens, der ander bes Inblichen ſterbens. So nun das nit, fo
redt Luther unrecht: daß mit dem eflen die fünd verzigen werdind; wellend
jn falſch machen ; aber, fo ers nit entlöfen kann, dichter er ſoͤlche ſtemp⸗
nyen, und das durch das ganz buch bin.
Er furbiet! ouch one gfchrift gar ein unchriftliche leer on allen grund
der afcheift, da er ung leert vom verdienft Chrifti und vom usteilen des verdienfts,
und ſpricht b) : der tod Ehrifti Hab die nachlaffung der find verdient; aber
im nachtmal werde ber verbienft usgeteilt. Antwurt: Wo im alfo wär (das
doch nit iſt; dann es kummt die leer us Luthers hafen , nit us gottes wort),
fo wäre den jüngeren das verdienen des lydens Ehrifti durchs nachtmal zü-
gedienet, ee und es gweſen wär; dann er hat de im nachtmal noch nit ges
litten; ward aber der verdienft des lydens darin usgeteilt, fo ward er usge⸗
kilt, ee er was. Spricht Quther: „Gott hat wol mögen machen, daß das,
fo harnach kam, fchon gegenwürtig. was.“ Antwurt: Von dem vermögen
gottes wirt harnach kommen. Aber, wo dem grund föllte gloubt werden,
fo wellend wir mit jm Ehriftunt gar usleren und alfo fagen: Gott hat die .
welt mögen erlöfen und beanaden on den tod fines ſuns. So ift fin fun nit
menfch worden. Und zu diſer Läfterlichen irrung iſt ein ungezwyfleter ftaffel ſa⸗
gen, im nachtmal werde Dee verdienſt dee lydens usgeteilt. Dann es folgt der
naͤchſt ſtaffel: So müß den jüngeren im nachtmal usgeteilt fun der ber-
dienft. Und darnach der dritt: So er aber noch nit gelitten bat, fo was
der verdient noch nit. Der viert: &o mas ber verdienft und verzyhen
der fünden vor und one das Inden Chriſti. Der fünft: So wurd der
menfch mit effen des facraments felig. Der fechst: So bedörft es ie des tods
nit, möcht es mit effen z'wegen bracht werden. So hübfch ding folgt us
Luthers erdichten leer , fo er ſich gemendt hat nebend gottes wort ze leeren.
Züdem fo ift das usteilen in dee gfchrift gar ordenlich beſtimmet. Das
üſſerlich usteilen iſt das uſſer predgen, das Paulus, Petrus und alle apoſtel
thund. 1. Cor. IV, 1: Alſo föllend ung die menfchen "achten als Diener
Chriſti und usteiler der Dingen gottes, die vorbar heimlich gwefen find. Dos
!) consuit, Gwalter.
a) Ju Luthers Bud; e. Zafıl 4. b) In Luthers Buch e. Tafel &.
136 Liber Luthers befenninuß antwurt H. 3.
innerlich usteilen ift das ziehen des vater; dann nieman kummt zum fun,
der vater babe dann in zogen Job. VL, 63; fpricht nit: ee habe dann im
nachtmal minen Inchnam Inblich geeſſen. Ander usteilen ift cin falfch
dicht. Dann wie der regen und fchnee , fo fy von himmel uf die erden
fallend, Jeſ. LV, 10, die erden fruchtbar machend one einen usteiler; alſo,
wo gott diß tow finer gnad und geiftes binfällt, da ift fchon liecht, warheit,
erlöfung , fröud und ficherheit der conſcienz. Für dag das Lörnlin in die
erd kummt, wachst es on unfer arbeit ; alſo, wo gloub ift, da befommend
bimmelifche frücht. Und die facrament mögend den glouben nit, geben,
ouch das fleifh und bluͤt Chriſti nit; oder aber der panft wär glöubig;
dann er ie nach Luthers meinung den liychnam Chrifti ifiet. Darum,
gfalle das gedicht, wem es welle, ſo iſt es ein offne läſtrung, und mag
by gottes wort nit bſton.
Wol fo unchriftenlich iſts, da ex redt a), glych als ob das vredigen die
fünd versuche und hinnem , der touf, lefen, effen des nachtmals; dann er
thüts alles on gſchrift. Unangefehen , daß weder der pflanzer noch der wäſ⸗
ferer üzid iſt, ſunder, der den ufwachs gibt, allein alles ik. Doch thut
Luther abermal wie allweg , bringt das mefler mit jm, und fpricht:
Lutheeb): „Wir wiffen wol, daß uns Chriftus durch unfer effen nit
erlöfer hat. Nieman hats ouch de anders von ung ghört.“
Sye gott gelobt ! Eye Luther der worten nun wol yndenk! Wie tft
denn der Inchnam und blut , lyblich geeffen , das teftament ; fo das tefta-
ment nachlaffung der fünd ift? Dann fo durch unfer effen ung Chriſtus
nit hat erlöst; fo wirt ouch durchs eflen die fünd mit versigen, noch vil
weniger die verzyhung usgeteilt. Darzüu, wie find denn den jüngeren Die
fünd im nachtmal verzigen oder verzubung uggeteilt; fo im eflen verzuben
nit it? Aber, welcher ab dem weg kummt, ie mee er louft, ie mee er
tert. Alſo gat es Lutheen ; ide mee er nümer leeren Dichter , ie mee er ge
fhanden wirt ; dann es Tummp im allweg ze lest dennoch in'n finn, was
ee vor geleert hab: namlich daß in dem einigen tod Ehrifti verzyhung der
fünd ſye, und daß dero der menfch allein durch den geift in finem bergen
innen wirt, fo gottes geift unferem gmuͤt Eundfchaft gibt und bezügt, dab
wie Linder gottes find Röm. VIII, 16. Und demnach fo zwingt. in die
warheit ze reden , dawider er vor getobet bat. Und das bſchicht jm Durch
das ganz büch und in allen bücyeren, die er in difer irrung fchrubt.
Luther fpricht c): „Ru kann einerlen weſen wol bie fichtbarlicdh und
dort unfichtbarlich fun. *
Sie ſehend, Fromme fürften, wie frech Luther rede, und aber ein
afchrift nit darthuͤge; ſunder grad oben druf böldret ee und fpricht: „Ach:
es ift narrenwerk, man will ung nicht antworten ; fondern fie wollen allein
unnüße plaudern und ruͤmen.“ Gehend , das ift fin bewären der fo ſchwe⸗
zen red, daß ein ding an einem ort wol möge fichtbas fon und am andren
unfichtbar zu eim mal. Worum? Wenn er dasfelbig ding anzeigt , fo
müß er eintweders die einigen gottheit anzeigen ı oder aber ein ens rationis,
ein ding der vernunft. Gott iſt fichtbartich by den userwälten im himmel,
a) An Luthers Zuqh e. Tafel 6. b) In ruthers zus e, Tafel 7. c) In Lu⸗
ers Buch & Tafel 1.
x
Uiber Luther bekenntnuß antwurt H. 3. | 37
und bieniden by uns unfichtbarlih. Das zimmt aber allein ber gottheit
Pal. CXIII, 4. Jeſ. LXVI, 1. Wir redend aber 'hie von dem lychnam
Chriſti, der zwar, do er im reinen Iyb Mariä lag, nit im himmel fichte
bar und bieniden unfichtbar,, funder in himmel und erden unfichtbar was.
Da follt ee uns mit afcheift anzeigen, daß er au eim mal an. zweyen orten
gwefen, am einen unfichtbar, am andren fihtbar. Das ift im nit möglich.
ze thuͤn. Go böldret er uns dran ; daß er nit nüzid thüge. Zeigt er aber ein
ding der vernunft an, als, daß ich, Iyblich und fichtbarlich zu Zürich, bin
dennoch in Luthers finn; doch als wert als der hund in der kuche. Daß ich
aber bym Luther bin, ift allein ein bildnuß, gedank und fpiegelform. Will’
ee nun fagen: Chriftus lychnam ſye alfo bieniden im facrament unficht
barlich ; fo wellend wir mee fagen weder er: daß er weſenlich nach der gott⸗
und menſchheit in unſeren herzen gegenwürtig iſt, und nit im brot. Dann
das brot ‚bat feinen verfiand, gedenkt nit, bildet mit, teachtet nit. Aber
unfer gmuͤt trachtet, erkennt und ficht fin ware menfchheit , finen tod, fin
herrlichkeit. Da ift ee recht daheim, da kennt man in. Was fol er im
brot thuͤn? Soll das brot die feel ſtärken? Die feel ißt nit brot. Soll
es die erfanntnuß Cheifti in die feel bringen? Was darf es denn des pred⸗
gens und früchtigens des geiftes ?_ Mag man den glouben mit eflen, über«
fommen ; wie denn, daß man nit. alle gnaden gottes mit eflen überkom⸗
men mag; fo doch der gloub die fumma if ? Warum werdend denn Lu⸗
there und ich nit wys, gleert, züchtig ze? Cs ind fing ſchultheiſſen rote ho⸗
fen im kuͤlbad by den blawen enten.
Wir habend Luthern und allen hriftglöubigen anzeigt: daß gottes wort
ſelbs nit eriuden mög | daß der lychnam Chriſti im nachtmal fye; und by
andren worten beiunder die anzeigt , die offentlich von dem abweſen ſines
Inbs müflend verftanden werden; dann nach’ der gottheit iſt nit möglich,
daß er nit allentbalb ſye. Darwider ſtrytet nun Ruther in zween weg.
Einen; gott ſye es mögkich einen weg ge finden, ber ung unerkannt ſye,
welchen weg er Inblich by ung fon mög; dann gott fogind alle ding mög-
ih. Den andren weg ſtrytet Quther wider den gegenmwechfel der becden
naturen im Chriſto. Alfo wellend wir diefelben iez beed verheggen und be»
waren, daß er nit mee bardurch brechen wirt. Do wie ja dile wort ha⸗
bend anzeigt: Mich werdend je nit allweg haben Matıh. XXVI, 11. Ich
verlaß die welt Joh. XVI, 28, Fürhin bin ich nit in der welt Joh. XVII,
11. ꝛc; ſchlächt er fo alle mit eim ſtreich us und ſpricht:
Luther a): „Und was der fprüch meer ift, da Ehriftus im bimmel gü
ſeyn gepredigt wird; wolan, das gläuben und fagen wir auch, und wäre
fein not gewest ung ze leeren. Uber das wäre not ze leeren, daßı weil
Chriſtus im himmel if, fo könne fein Leib nicht im abendmal feyn.®
Antwurt: Wiewol wir gäch zum rechten alfo möchtind fagen: Wir
habend dargethon, dag er Inblich nit mee in der welt ſye denn allein durch
den glouben , der sn erkennt waren menfchen und gott bie gweſen und
aforden fon und iez zur gerechten gottes fiten. Deßhalb unfer widernart
not iſt ze bewären, daß er hie ſye. Noch thuͤnd fh das nit mit andren
gründen weder: „Das ift min lychname, und s „Zhünd das zu gedächtnuß
—r — — — — — — — — — —
a) In Luthers Buch f. Tafel 1.
438 Liber Luthers befenntnug antwurt 9. 3.
min.“ Und iſt aber zii fechshundert' malen us Paulo ghört, daß die wort:
»Thünd dus zu —* muß sc“, nit heiſſend ſinen Inchnam weder machen
. noch. eſſen, ſunder dankſagen, daß er für uns iſt in'n tod gegeben. Das ſol⸗
lend wir thuͤn. So nun die wort das nit mögend, daß wir den lychnam
geheiſſen werdind machen, joch mit gottes wort; fo folgt, daß, wo glych
Ehriftus finen Inchnam gemachet hätte mit den worten; daß wir darum
nit gwalt habend in ze machen , fo er uns ze machen nienen empfolt if.
Hiehar dienet , fromme fürften, das wir dem widerfächer zügebend: fo feer
Ehriftus mit den worten: „Das ift min lychname, finen lychnam ginch
gemachet hätte, daß darum nit folget, wie mögind in machen: denn wir
band fein wort drum. Nit dag wir warlich zuͤlaſſind, daß Ehriftus finen
Inchnam mit den worten ze eflen ggeben hab; funder wir gebend dem wi⸗
derfächer allein zuͤr wo jm alych alfo wär, ale aber nit if; dennoch möch⸗
kind ſy nit beiwären, daß es ung empfolen wär; ale wenig als ung empfo⸗
ken iſt in ze verflären, wiewol er verklärt if vor Petren, Jacoben, Johann⸗
fen. Wiewol wir ja difen ynzug haben möchtind , den fo warlich nit ver⸗
antwurten mögend ; dennoch fo wellend wir den gütlich Laflen fon, nit vers
ſchätzen, damit wir zum usteag fommen möchtind , und fagend alfo:
Wenn Luther die wort alle: „Nümmen haben. Nümmen in der welt
fon. Die welt verlaffen. Ich wird üch zu mir nemen. Man fälle nit
glouben , fo man jn bie oder dört zeige. Er werde fichtbar wider kommen,
mie er fichtbar hin iſt gangen“, mit den mworten berantwurten mag: Lu⸗
thera): „Alſo ouch: „Armen Habt je immer beu euch; wich aber habt
je nicht immer bey euch.* Was hie heiffe „bey euch“ , gibt der tert felbe,
und ift aut zu rechen, nämlich: Wie die armen bey uns fenn, fo üft er
- nicht bey une. nd fo fort an, was fü der ſprüch meer fürbringen, if
bald geſagt: Chriſtus it nicht bey uns wie die armen, fterblich und melt-
tik. Darum können fie damit noch nicht aufbringen ı dag unfer verftand
wider die aefchrift ſey.“ '
So vil Luther. Wenn ja Luther mit der antmurt alle afdhriften,
die vom abmefen des lybs Chriſti offentlich fagend , verfeßen mag; fo ba-
bend die zween prediger, der ein mit dem filbren dolchen, der ander mit
den yſinen ringen an’n finaeren , noch nit unrecht, daß fu in jren ftätten
practizierend (dann mit gichrift mögend fy es nit z'wegen bringen), daß
man gloube , daß fleifch und blut bie fne. Sehend nun, fromme fürften,
30 , wie Luther alle wort „nümmen haben, nümmen in der welt fon , bie
welt verlaffen sc“ mit fo ſtarken afchriften uflöst: .man wüſſe wol, wie die
armen by uns ſygind; alfo ſye Chriſtus nit bu uns, flerblich und weltlich.
Iſt das nit ſchön ding, daß die ganz welt widrum ſoll fleifch und blut im
nachtmal efien? Ich mont , Luther follte harfür bringen, wo „haben“
für fteeben genommen wurd, und „nümmen haben“ für nümmen ſter⸗
ben ꝛc. So bringt er die gſchrift; und fo fort an. Iſt das nit farl ding?
Run wol ber, jr filberdoichenprediger und yſinringer! ich muß üch ein
erveriment, das ift, ein erfüchens, fürlegen. Wenn ich furich: Ehriftus
bat uns finen lychnam müflen geben, wie er töbemlich iſt geweſen; fo
feer je ſtryten wellend, er bab uns finen Iychnam ageben ; ; dann er ſpricht:
a) In Luthers Buch E. Tafel 2.
Liber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3. 139
„Das iſt min lychnam, der für üch hingegeben sc." Habend jr nit alfe
geredt zu difer unmiderfprechlichen warbeit: Du arguieft a substantia ad
accidens, a quod ad qualiter, von der ſubſtanz zur wiechtigleit? Ja,
wir habends gethon. Habend jr aber ouch verftanden , daß je nit wüſſend,
was je fagend ; fo ich in den nachgehnden reden nüzid nnfür, denn das in
der erften eroffnet und begriffen ift mit hellen worten.? Ich mein ouch, ja.
Was will üch aber hie mit Luthers meinung dunken, fo er fpricht : „fun“
fölle verftanden werden tödemlich fun , weltlich fun, ab esse simpliciter ad
esse secundum quid ; „nümmen haben“ fölle verftanden werden nümmen
tödemtich haben , nimmen weltich haben? Wiewol ich nit fagen kann,
was doch Luther mir dem wort „weltlich“ welle; ob Ehriftus ouch weltlich
geweſen wie wir fünder , das ich doch nit hoff von Luthern gefagt werde;
oder 0b Luther „weitlich® meine menſchlich, habitu inventus.ut homo, daß
er in mienfchlicher wys und maß geweſen fne , fichtbar, empfindlich, lydenhaft.
Wo alſo, was bedarf er des morts „mweltlich “ darzuͤ, durch das der einfal⸗
fig verletzt wirt? Aber ee mollt gern die wolken und röuch dick machen,
dag nieman nüzid fehen möcht.
Uf fölches müß ich den edlen evangeliſten, fromme fürften, jren Tat für
bie nafen ftellen , daß ſy von ander Lüten kennt werdind ; dann fy fich felbe
nit fennend ; wellend mie fo vil nachlaflen und verzyhen. Wir habend vor
gnüg anzeigt , wie redlich wir in unferın fullogismo , das ift, rechnung, in
der erften nüzid denn gottes usgedruckt wort dargethon ; in der andren
unfer fuenden verjähne red; und in dee dritten nüzid befchloffen, denn das
in den vorigen beiden begriffen it, alſo:
Ehriftus Inb ift der für uns geftorben. (Sind wort Chrifti.)
Das brot ift der Iychnam Ehrifti. (Sind wort unfer widerfächer. )
So iſt das brot für uns gefiorben.
Nun wellend wie Luthers rechnung mit den töbemlichen armen ouch
ſehen, und jm erftlich vil vorteils darin A hen:
Die armen werdend jr allweg haben; mich aber mwerdend jr nit allıwea
baben. (Sind wort Chrifti.) Ä
Die armen find tödemlich und weltlih. (Iſt Luthers gloß.)
So werdend wir Chriftum nit tödemlich und weltlich haben. -
Sie thuͤnd die ougen uf und fehend, ob nit Luther a substantia ad
accidens arguiert, das iſt, von der ſubſtanz zur wiechtigkeit , glych wie in
der fophiftifchen rechnung :
Alles, das dus gefter Fouft, haſt du hüt geeflen.
Rouw fleiſch haft du gefter koufl.
So haft du Hüt rouw fleifch geeffen.
Dann Luther fürt (obmittam enim, quod non recte inducit minorem
eathegoricam ad majorem hypotheticam) in der andren ein wiechtigkeit yn,
die in der erften nit anzeigt wirt, die iſt „tödemlich“; glych als im ſophi⸗
ſtengeſchwatz in dee andren die wiechtigfeit „row“ wirt yngefuͤrt, dero in
der erften nit wirt gedacht. Und das iſt von der fubftanz zur wiechtigkeit
ſchlieſſen. Wenn aber Luther förmlich wöllte handlen, fo müßte er die
wiechtigkeit in der erften mit dem mwörtli „wie“ anzeigen alfo :
Je werdend mich nit haben wie die armen. (If Luthers gloß.)
140 Uiber Lutherd befenntnuß antwurt H. 3.
Die armen find tödemlich und weltlich. (Iſt gmein, aber bierin frömd.)
So werdend jr mich nit tödemlich und weltlich haben.
Da felt jm denn an der erſten; dann es ſind nümmen wort Chrifti;
dann Chriſtus hat einfaltiglich geſprochen: „Mich aber werdend jr nit all⸗
weg haben“, und gedenft des mörtling „wie die aemen“ nienen ; danır die red,
da die jünger von der armen wegen murretend , entftünd nit von der wiech⸗
tigkeit, wie die armen in der welt wärind, funder fchlechtlich von der ſub⸗
ftanz der armen, quod essent futuri, non qualiter essent futuri in mundo ;
alfo redet ouch Chriſtus vom wefen finee ſubſtanz. Merkend ouch, Lieben
bruder (dann ich üch gern für brüder haben will; allein gfallend üch felbs
nit fo wol; ie find jung banen; oder aber man wirt üch den kamb zer⸗
byſſen), daß im unfer erden: „Chriſtus Inb iſt, der für-ung ftirbt“, . das
„fterben“ (das wir ein wiechtigkeit laflend fun; wiewol es ein eigenfchaft,
proprium aut differentia constitutiva speciei, hoc est, descriptiva, ift,
die nit abmwefen mag zu finer zu), ja das „fterben“ wirt in unfer eriten
offentlich harfür gſtellt. Das bfchicht aber in Luthers gloß nit. Merkend
ouch wyter, daß wir recht under dem wort „getödt“ usnemend, fo wir ſpre⸗
hend: „Er it aber empfindlich und Indenhaft getödt“ ; dann wir nemend
under der wiechtigkeit ein andre swicchtigleit us, on die erfte nit fun mag;
dann , was getödt wirt, müß Indenhaft fun. So nimmt Luther under der
fubftanz wicchtigleit us r under der ſubſtanz der armen tödemliche. Und
zimmt uns alfo defhalb ze ſchlieſſen: J
Chriſtus getödter lyb iſt im nachtmal. (Sind wort Chriſti.)
aol Run iſt er empfindlich getödt. (Sind wort der afchrift: Pro nobis
olet |
So iſt er empfintlich im nachtmal. ..
Schend jr, mie wir under „getödt“ usnemend; und wirt dennoch
getödt“ ofienlich in der exſten harfür gftellt. Hab ich, Fromme fürften,
muͤſſen anzeigen, daß doch wir 8. nen menfchen lernetind erkennen , mit
was fatwert wie umaond, fo wır das liecht der warheit nit wellend anfe-
ben, Du einfaltiger lefer , kümmer Dich nit drum; dann, wo Luther alych
recht fürte und fchluffe: Chriſtus werde nit tödemlich by ung fun und weit
lich , das ſuſt ouch war iſt; folgte darum, daß cr unfichtbae by ung wäre?
Darum find es biendungen. Noch müft dus duld haben, fo man den ver⸗
keerten (hab mißredt) , den geleerten difer welt je verwirrung entlöst ; fun.
der fih du hiehar, da wir mit einfaltiger gfchrift die ſach dermaß darthuͤn
Pi daß du die warbeit und Luthers unrebliche mit einem griff ergry⸗
en wirft.
Gott iſt das höchfte gut alfo, daß nüzid guͤt iſt, dann das er iſt, und
das in jm iſt; ja, es iſt müzid one in jm. So iſt ouch alles, das güt üft,
zum allervolltommneften in jm. Er iſt wys, gerecht, war, ſtark zc, ale
zum höchften. &o er nun zum höchſten ouch war ift, fo ift mit möglich,
daß er üzid red oder verheiß , das nit alfo zum höchſten gwüß ſye, Ja fo
gwüß, dag, wo er wort redt, die wider einander Iutend nach unſerem Dun-
ken, von flund an, fo wir fo mit glouben , das if, gottesforcht und liche
der warheit, bfehend , empfindend , Laß er war und grecht ift, und wir Die
mwarheit nit recht angfehen hattend. Er iſt ouch fo war, daß alles, das
luge ift oder unfchlüßt, von jm nit fon mag, noch by im; funder der tüfel
Liber Luthers befenntnuß antwurt H. 3. 141
iſt der vater der Inge Job. VIII, 44. Run ift offembar, daß fon und nit-
fon nit dy einander bfton mag. So mag ouch gott nit, daß cin ding
mit einander ſye und nit fye ; dann das iſt die luge und vom tüfet. Adam
it von gott gefchaffen. Wenn ich nun fagen wöllte: Gott wäre möglidy
ze machen, daß Adam nie gſchaffen ſye; fo will ich gott zum tüfel ma⸗
chen; dann geſchaffen von gott und nit geſchaffen ſyn iſt ie nit warheit;
.fo mag gott das nit; dann es iſt ein onmacht, nit ein macht, Wenn die
fürften diſer welt lougnend, dag fo verheiſſen habend, ift es nit ein uncer?
Warum leügnend aber ſy? Eintwebers , daß fy nit Leiften mögend , das fü
verheiffen habend; fo ift es ie ein onmacht. Oder dag ſy gerumen. das fü
verheiffen habend ; das kummt us unvolllommmne der wysheit; und werdend
ge beeden malen lugenhaft. Wenn nun gott thäte, daß nit befchehen wär,
das aber befchehen ift, fo wär es ein onmacht, nit ein macht; dann fich
ſelbe letz ſtellen ift ein onmadht, und wurde gott falfch erfunden. Und wenn
er redte, und ein anders thäte, weder er redte, fo wäre er ie Iugenhaft.
Bewärnuß der dingen allen: Chriſtus fpricht: „Ich wird by üch fon
bis zuͤ md der welt.“ Und fpeicht: „Ich wird fürhin nümmen in ter
welt fun.” Söllend die wort. richtig wellen, daß er in der welt ſye und
nit in der welt fye nach einer natur und weſen; fo ift es nit möglich, daß
fh gottes wort fugind. Ey find aber gottes wort. So folgt, daß fy uf
ender und ander naturen müffend geleinet werden; dann von einer natur
mögend fy nit war fun. So mag. fo ouch gott nit thuͤn; dann er mag
unrechts , unwares und Iugenhaftes gänzlich nit thün. Alles, fo us minem
mund gat, wirt nit umktert Pſalm. LXXXLX, 35. Alſo ſitzend wir denn
mit dem glouben und liebe zwüfchend die wort. Und fpeicht der gloub:
Chriſtus Hate geredt; fo müß im alfo fun, es mag nit das widerfpil Kar.
Die tiebe aber ſpricht: Ach, herr, ich wöllt die warbeit gern wüſſen,
damit min fleifch geftillet wurd, daß es den glouben unangefochten lieſſe;
thuͤ mir kund, wie dife zween widerwärtige finn entfcheiden werben müffınd,
und wohin fü verfianden und zogen werden föllind. So leert denn gott
durch finen geift und durch den büchfiaben , der us finem geift und ordnung
gefheiben iſt, und ſpricht: „ Erfarend die gfchrift.“ So bfebend wir denn
das ewangelium Johannis in der leere nach dem nachtmal, und erfindend
offenlich , daß er fagen will, ee werde Inblich nümmen in der welt fun.
Davon harnach. So find wir des einen worts halb entricht: „Ich wird
nömmen in der welt fon.“ Darneben fpricht oudy die erfanntnuß des
gloubens : Ehriftus if gott als wol als menfch; und, ift nit möglich , daß
gott nit allenthalb fye, fo muͤß om zwyfel fon, dag Ehriftus mit ſiner gött⸗
lichen -Eraft und hut bu uns ſye in ewigkeit. Und mögend beide ſprüch
von iedweder natur funderlich keins wegs verſtanden werden. Von der gött⸗
lichen iſt nit möglich ze reden, daß wir die nit allweg gegenwürtig haben
werdind; fo muͤß ouch „nit allweg haben“ allein uf die menfchlichen: ver⸗
fanden werden. So ift ouch nit möglich; daß die menfchlich uf erden ſye;
denn gott mag mit liegen; und foricht aber: „Ich wird fürhin nümmen
in der welt fon“ ; fo müß himmel und erd ee brechen, ce wie jn mit uns
ſerem rechnen, ſchwätzen und fchnättern in die exd zwingend. Das will
Luther nit anfeben, und will wider gottes wort erzwingen, daß Chriftus
Inblich im ſaerament fye ; welches nüzid anders iſt weder in lugen haft ma⸗
? . 4
143 Wider Lutherd bekenntnuß antiwurt H. 3.
den. Dann, daß brot fin Inchnam fye, und er nümmen in der welt ſye,
mögend als wenig by einander fion, als wenn ich ſpräch: Gott hat die weit
gefchaften, und hat fü nit gefchaffen, oder: Gott, ber die welt geſchaffen
bat , vermag wol, daß ers nit gefchaffen hab ; welches nit allein unfinnig
iſt ge gedenken funder ouch narrecht ze reden.
Hie möcht Luther ſagen: Ich red nit, daß er Inblich bie ſye und nit
bie ſye; funder ich fag allein , daß er bie fye und allenthalb ſye lyblich;
ader daB die wort, die in nit laflend hie fun, ouch , mit glouben und liebe
entfcheidet, ung leerend , daß er nun tödemlich und empfindlich, nümmen
bie ſye ꝛe, wie ghört ill. UF welche wort wie wol fagen möchtind , daß
Luther jm ſelbs unrecht thuͤt; dann er offenlich redt, wie wir wüflen mö⸗
gind, mit was wegen und gichicklichkeit der Iychnam Chrifti möge hie fun;
und zücht vil byfpilen on (die aber alle mit uns find), ob er einen weg
finden möcht , der und leerte, wie Cheiftus bie möchte Inblich fun. And
worzu dienet die preedicatio indentica anders , weder daß gott lugenhaft ges
macht werde; da er fpricht: ein ding fye gott möglich ze machen, daß es
zwey ding mit einander ſye; namlich daß das brot einsmals beot fye und der
lychnam Ehrifti. Dann alſo zimmt mir ouch ze fagen: Alle menfchen find bluͤ⸗
men Yes felds und höw Jeſ. XL, 6. Gott mag machen, dag der menfch
einsmals ein aras fye und ein menfch. Bald machend die propheten unver⸗
nünftige thier , wind, häfen, tannen, zederböum und anders us den men⸗
fhen. Sind fy dasfelbig ouch zu dem, daß ſy menfchen find? Es müß
je fon nad) des Luthers predicationem identicam , das ift, red, daß ein
ding zu cim mal zwey ober vil Ding ſye. So wirt die narredyt red, die
ouch „die fophiften verwerfend, quod omnia entia sint unum ens, daß alle
Bing ein ding ſygind, müffen war fun. (Quodlibet est quodlibet.?) Und
wo dem alfo , fo folgte, wenn dee menfch einen menfchen todte, nun ein
gräsli getödt hätte; und, fo er den armen ließ hungers fterben, daß er ein
biümen liefle verderben. Damit wurd alle warheit, grechtigkeit und gotte⸗
forcht bingnommen. Es wurd ouch nit war fon, daß gott alle creaturen
mit underfcheib gemacht hat , als die fchöpfung wyet; und wurd aber gott
Iugenbaft gemacht. Das folgete us Luthers praedicatio identica, da jm
pil ding ein ding einsmals find; das aber gott felbs nit möglich ift, fo
im nit möglich iſt wider fin eigen wort ze thin. Nun fagt ee beil, er
babe allein den fomen Abrahams an fich anommen; fo mag der weizen⸗
fom nit er fon; und wenn jms Luther zülcgt, fo macht er in Iugenhaft.
Daß aber der menſch ein ding ift von zweyen , das ift, Iyb und feel, zem⸗
men gſetzt; follt du darum nit verfton, daß ein ding zwey ſye, als wir bie
darvon redend ; funder die zwey ding machend ein drittes, den menfchen.
‚ Und if tier lyb nit lyb und feel mit einandren , und die feel nit feel umd
Igb mit vinandren ; funder dedweders ift ein eigne beſundre ſubſtanz; und
fo ſy zeunmen kommend, iſts ein menſch. Alſo iſt in Chriſto gott und
menfchheit ein Chriſtus, ein perſon. Und mag kein gſchöpfd ſiy ſelbs ſyn we⸗
ſenlich und das ander ouch; oder aber alle gſchöpfden wärind onunderſchei⸗
den ein syfchönfd, und wurde gott irritus, verkeert; dann, da er under⸗
ſcheidne werk gemacht hat, da wolltend wir fagen, ſy märind nit under
fcheiden.
a ——— — ———— — — — ——— —— — — ———— — —
2) R andgloffe.
tiber Luthers bekenninuß antwurt H. 3. 443
Aber iedoch , Luther meine es mit derfelben irrung , mie er welle, fo
wellend wir iez offembar machen, daß die wort des abweſens keins were
mögend mit „tödemtich und weltlich * vertädinget werden. Erſtlich wellend
wie das Matth. XXVL, 11: „Mich aber mwerdend ir nit allıveg haben“,
ze band nemen; und fagend alfo : daß wir uns zu Fabern und Eggen, wol
verſehen hättind einer fölichen gloß: „Nit haben“ it, mit tödemlich, nit
empfindlich , nit Indenbaft haben ; aber zu Luthern nit. Denn Luther ſchryt
fo oft und lut: wie ſöllind den finn erzwingen (da wir in glych von eim
winkel in den anderen zwingend, daß er fin eigen afcheiften in zwyfel ſtellt,
und deßhalb widerruͤft, daß er offentlich wider ſich felbs vedt, und bald us
dem reis entrünnen müß); und thüt aber er zu einer fo ungehörten gloß
nit ein wort us der gefchrift. Warum doh? Er hats nit; er bätts ſuſt
nit gefpart. Dann wer hat ie gehört uslegen mit alchrift: „Mich werdend
je nümmen haben“ , ich wird nümmen flerben, noch empfindlich ober Inden«
haft un? Er ſpricht „mich“, und nit „ih“; „werdend jr“, nit „ich
wird"; „nümmen haben“, nit „nümmen Indenbaft fon.“ Dann, wenn
er onlydenhaft by den jüngeren wär, fo hättind ſy in doch; dann ſy hat⸗
tnd in by Inen nach der urftände, und was nit tödemlich. So fchlächt aber
Ehriftus das „Haben“ ab, und fpricht: ſy werdind jn nit allweg haben.
Und blybt alfo diß ort feit und unverrudt von Luthern. Das beißt, from⸗
me fürſten, anfchnawen, ale Quther hie thüt. Koppelt vil kundſchaften
zemmen, und fpricht: „Und fo fort, was fprüchen ſy meer bringind, iſt
bald gefagt : Chriſtus ift nit fterblich by uns 20.“ Iſt war, es iſt batd gſagt;
es gilt aber nody ee nüzid. Da follt man aber ein fo unghörte gloß feft
machen mit vil afchriften und zwingen, daß ſy grecht wär. |
Die ort Matth. XXIV, 23. und Marc. XIII, 21: „daß wir denen
nit glouben ſoͤllind, die uns Chriftum bie oder dört zeigind ; dann ſy ſy⸗
gind fatfche vropheten“; bindend noch finfe Dann us Ruc. XVII, 21 ff.
lernet man pffenlich , daß Chriftus von finer Inblichen gegenwürtigkeit redt,
nit von dem üflerlichen Dingen, ale Luther ſagt. So er nun in fast im -
brot, bym brot, mit dem brot fon , oder wie er will; fo zeiget er jn ie
ung im nachtmal. So fehe nun, wie ers ab jm leinen welle, daß in die
tdangeliften ein falfchen propheten fcheltend.
Joh. XVI, 28: „Widrum verlag ich die welt c“, mag Luther ouch
nit erlupfen ; dann das wort „berlaflen“ gdar er nit mit „nit tödlich oder
weitlich fon” verglafüren. Nun ift gwüß, dab er die welt nach göttlicher
natur mit verlaflen mag; fo müß allein die menfchlich verlaffen.
Marc. XVI, 19: „Der here, nachdem er mit inen geredt, iſt er hinuf
gnommen in den himmel, und fitt zur grechten gottes.“ Iſt er binuf
genommen ; fo ift er nit hieniden nach der menfchheit ; dann Luther noch
fein creatur hat noch nie bewärt, daß die menſchheit Jeſu Chrifti mee dann
m eim ort ine. Was aber Luther darin underftande mit vernichtigen got⸗
tes worte, wirt harnach kommen,
Und daß Luther nit gfagen könne: Er ift wol in’n himmel empfangen;
aber er was dennoch by inen ; fo hörend Lucam Act. I, 9: „Er ift bin-
gefaren (dung, more hebraico NY2'), daf fü es gefehen habend, und
— ———— — ⏑⏑ —7.
1) Randgloſſe.
. 44 Uiber Luthers befenntnug anwurt H. 3.
die wolk hat jn empfangen von jren ougen. Alſo iſt er hingefaren von
jren ougen.“ Und fo Luther aber ſagen möcht: „Er iſt jnen us der aficht
fommen ; ‚vermietet es Lucas bas, und foricht bald harnach: „Der Jeſus,
der von üch binuf ift empfangen in den himmel.” Sehend, fromme für
ſten, wie er redt: „Hinuf in'n bimmel von üch, die uf erden find, iſt er
genommen und empfangen. “= Er redt nit: daß er bie uf erden fye, aber
unfichtbar ; daß er bu den jüngeren ſye, aber untödlich; ſunder er ſye von
jnen , und nit in einer nähe funder im himmel doben ſye er, und die
jünger bieniden.
„Er ift erftanden, und ift nit bie“, Mare. XVI, 6. Hie habend
ir: „Er iſt nit hie.“ Diß ort zühend wie nit an, daß ce darum desfel-
ben mals nümmen in der welt wäre; finder daß ir, fromme fürften, er⸗
fehind , wie Luther fo gar nit nach vermögen gottes wort redt, wenn er
fpriht : Chriſtus ſye allenthalb nach der menfchheit als wol als nach der
gottheit ; ouch wenn er foricht: man fölle die wort „nümmen in der melt
fun“ verfion: nümmen tödemlich und mweltlich , das ift, empfindlich , ficht-
bar , . Indenhaft fon. Welcht comment oder dicht mit dem einigen ſpruch
ze boden. gworfen wirt: Dann der gottheit nach ze reden ift ie Chriſtus
alfentbalb ; fo muß diſer foruch allein uf die menfchheit Iuten. Iſt num
Die nit da geweſen; fo iſt ie die menfchheit nit allenthalb , wo die gottbeit
ift; dann die gotiheit ift da geweſen nit allein nach der allmächtigen gegen-
würtigkeit funder nach der gnadrychen erlüchtung des geiſtes, der die herzen
der ſuͤchenden anzündt bat, daß ſy in us inbrunſt ſuͤchtend. Wenn nun
Luther diß ort ouch alfo anfechten wurd: „Er tit nit bie“, fol als weil
fon als: er «ft nit tödemlich, noch udenhaft. oder breftbaft; bie fo gebe |
der engel us Luthers meinung die antwurt: Chriftus ftirbt nümmen, und
it nümmen weltlih. Hab ich nit zwyfel, Die frommen wuber wurdend in
berichten: Lieber engel, wir fragend demfelben nit nach ; wie fragend weſen⸗
Lich finem Iyb nach, und habend ung mit falb gerüft in ze falben. Darum
gibt er jnen antwurt von der ſubſtanz fines lybs, daß der nit da für. Der,
möllte Luther fagen: er wäre nit mweltlich , empfindlich ober .‚Indenbaft da;
fo hättind die wyber mögen fagen: Das febend wir felbs wol, daß er nit
da if. Wir fragend der fubltanz nach, wir fragend jm nach, wie fragend
nit- der. wiechtigfeit nach. - Schend , fromme fürften , wie Luther alfe use
Auchten fücht von der fubftanz zur wiechtigkeit. Aber, das alles hindan
geſetzt, wiewol wir Qutbeen mit eim einigen „nein“ möchtind antwurten ;
denn er, wie anzeigt iſt, nüzid dann finen tand bringt, nit gſchrift; fo
wellend wir doch dem einfaltigen chriftenvolf die weer felbs in d’hand geben
(dann das gfind dröwt uns täglich, wie es bald um uns werde us fun);
daß ſich gottes gfind wider die gedicht ſelbs könne erweeren.
By Luca entſcheidt der engel das ganz grümmel!, dag Luther macht,
da alfo fit: „Und er (der engel) hat zu inen (den wyben) geredt: Was
füchend je? &ücyend jr den , der under (era aysi ueraku?) den todten
lebt? Er ift nit bie, funder ift erftanden sc.“ Hie ift nit zwyfel, es ver
ftande menglich wol, daß der engel von dem uferftandnen lyb Chriſti rebe,
fo er fpricht : „Fe füchend den , der do Lebt, under andren todten“, die wol
1) turbam. Gwalter. 2) Randgloffe.
Uiber Luthers befcantnı wu H. J. 146
nach der feel lebend, aber die Iychnam ligend tod, ale Jeſ. XXVI, 14. 19,
flat. Aber difer Inchnam lebt für andre todten, und ift ſchon uferflanden.
Demnach fo redt er ie, daß der uferftanden verklärt Iychnam nit da
fe. Welcher mund hat nun uf erben ie gdören fagen by alten und nüwen
gleerten , daß ouch der erklärt Iychnam Chrifti allenthalb fye? allein darum,
daß fy bie offentlich ſehend, daß vom erklärten lyb geredt wirt: er ſye nit
da; ſo iſt er ie nit allenthalb. Usgenommen der einig Luther gdar wider
als, das in himmel und erden verftand hat, reden: ex fye allenthalb;
und das wider das heil offen gottsmort; und bringt, das ze bewären, nüsid
weber fin arbeitfelige gloß: er ſye nit empfindlich oder fichtbar oder tödem⸗
ih da. Und möchtind aber wir mit im böldren und ſagen „Ih“, „in“,
„it“ fiat da, wie er pfligt ze thuͤn. „Er it nit da“, laß in gottes na»
mei die wort gottes flog, Darzuͤ wirt er kein wort finden da „in“ für
„tödemlich fon“ verfianden werd... Darzuͤ, wo ers glych funde, fo redt er
bie von dem Ind, der fchon untödemfich was: daß nit da fur. Darzů
bedörftend die wyber nit, daß inen dee engel ſagte: er wäre nit weltlich
und tödemlich da ; denn fy das wol fabend. Darum du, einfaltiger chriſt,
dich ficher hinder die zween gründ: „Er if nit bie", und: „Dee under.
den todten lebt, der iſt nit bie“, legen magft wider Luthers verwirrige leer,
da er fürgibt: dee lychnam Chrifi fye allenthalb. Und laß in demnach uf:
dich abfchieffen mit allen döndren der worten, laß in das für fine zorns
und wütend gegen die werfen 4 und mit den binden finer ſcheltworten plet⸗
hen; fo miet er die mit ein har mögen nun bewegen. Bis ouch difee
gründen yngedenk, da wir harnach wyter von dem erflärten lychnam Chrifti
sehen werdend , 0b der allenthalb ſye. |
Joh. XVII, 11. redt Chriftus alſo: „Ih wird nümmen in der welt
fon; aber die werdend in der welt fun.“ Des fpruch iſt ein antithesis,
ein gegenſetzen, daran man ſicht, was Chriſtus gemeint hab ducch „nüe
men in der welt fon“; als fo ich fprich: Lieber fründ, ich kann nit by die -
fon; abee mine kind werdend by dir fan; Quia xal avyzl dd ponitur Hebreo- -
zum more. Sie müß ich ie alfo verftanden werben , daß mine find weſen⸗
li sum fründ zum mal blyben werdind; und, fo wie nun im gegenfaß
wol ſehend, Daß ich von der gegenmwürtigleit jrs Iyba ved, daß ich ouch von
gegenwürtigkeit mines Inbs red ; und will fagen: daß ich des lybs halb
ganz und gar nit da fun welle; verlöugnen aber daby nit, daß ich ‚mit
dem gedanken da fun welle; funder min gedank und ſorg wirt mer da ſyn,
dann fo ich Inblich da wär. Alſo if diß hie ein antithesis, ein gegenſatz
„Ih wird nümmen in der welt fun; aber ſy werdend in der welt fun.“
Wöllte nun Luther aber mit finem „weltlich" kummen und. fagen : Chriſtus
werd nit weltlich oder tödemlich in der welt fon ; aber Die jünger wurdend
tödemlich in der welt fun; fo iſt es nit gnüg, funder er müß den gegenfaß
an den jüngeren als wol usdruden als an Chriſto und alfo reden: Chriſtus
werd mit tödemlich oder weltlich in dee welt fon, doch weſenlich; aber. die
jünger wurdend tödemlich und Indentich in der welt fun, und nit weſenlich;
da man erficht, daß nach der kraft. der red (virtute Zpeinynigewg, id est,
expositionis ; est enim expositiva propositio?) erfunden wirt, daß Chris ..
| 1) Wurfmofhinen. 7) Handgloffe.
Bwingli’s ſammti. Scheiften IE. Be; 3. Abthlg. 10
1460 Uiber Luthers befenntnuß antwurt H. 3.
ſtus von der menſchlichen natur redt: daß er derohalb gar nit weſenlich
werde in der welt ſyn, aber wol nach der gottheit mit ſiner ſorg und gnad.
Doch das alles hindangeſetzt, fo iſt das ganz XVII. capitel daſelbſt fo
offentlich mit uns, daß nieman widerſprechen mag, daß Chriſtus uf der
meinung hinus gat: er ſye bishar by den jüngeren geweſen, und babe
forg für fü getragen, fo trümlich, daß im one den Judas keiner umkom⸗
men ſye; nun aber gange er von jnen; deßhalb er fy dem vater empfele.
Dann er fpricht harnach: „Nun aber gon ich zu dir ; red aber föliche in
der welt, daß ſy vollkommne fröud habind 10“; da er ie will fagen: Ich
red fülches darum mit jnen, daß fü getröft und unverzagt fugind ; fo ich
alych nümmen by inen fon wurd ; dann du wirft ſy bhuͤten, als ob ich
by jnen wär. Und ift dag ganz XVII. cavitel ein antithesis, ein gegen-
fa, allem finem vordrigen Inblidhen bymwonen: Bishar bin ich by jnen
gweſen; nun aber wird ich nit allein nit by jnen funder gar in der welt
nümmen fon. Sch wöllt ouch geen hören, wie Ruther das gloffieren wöllte:
„Nun aber kumm ich zu dir.“ Dann mwüflembar ift, daß er nach göttli⸗
cher natur nie von jm kommen was; und find Die wort: „Ich bin vom
bater usgangen“, und derginchen alles 7Fowosias, das ift , ein andichten
der menfchlichen fitten sc. Dann mie wirt fih: „Ich wird fürhin nümmen
in der welt fon; dann ich gon zum bater“ , rymen mit Luthers meinung:
ee werde unfichtbar in der welt fun; fo cr einfaltig fpricht „nümmen fon. *
Ich wont, wo „fon“, „it“, „wein“, „find“ sc. ftünde, föllte man bie
wort allweg mwefenlich verſton nach Luthers regel. Aber es iſt anuͤg aebött,
daß ouch der unfichtbar erklärt Iyb nit allenthalb iſt; fo ift er ouch nit im
himmel und in der welt zu eim mal.
Joh. XIV, 16. foricht Chriſtus: „ch wird den vater bitten; und
er wirt üch einen andren tröfter ſchicken, daß er by üch binbe in d'ewig⸗
teht sc.“ Hie foricht Chriftus nit: Ich will üch einen andren troft ſchicken,
funder:: „ein andren tröfter, den geift der warheit.“ Mit welchen worten
wir wol fehend alle die tröft, die Luther im Imblichen eſſen dargibt, nider⸗
gelegt werden; dann der geift der marbeit wirt tröften, nit das Inblich ger
eſſen Reifh. Man mag ouch bu allen theologis Luthern niderlegen mit Dem
wort „anderen“; dann der heilig geift nüzid anderg iſt weder der vater und
der fun; aber er ift wol ein andrer , namlich ein andre perfon weder Der
vater und der'fun. Go nun bie ein andre verfon wirt anzeigt, und Chri⸗
ſtue ein perfon iſt us göttlicher und menfchlicher natur ; fo wirt ie das trö⸗
ften der menfchlichen gegenmwürtigkeit entzogen, fo es uf die verfon des gei⸗
fies gelegt wirt; dann die menfchbeit iſt nit der verfon des geiftes. Weiß
daby wol, daß alle würkungen gotte® gegen den creaturen aller dryen per⸗
fonen find von des einigen weſens wegen. Was aber die perfonlichen eigen⸗
fchaften antrifft, das biybt einer ieden unverrudt und unvermiſchet; als, menfch
werden, Inden , fterben iſt des funs verfonlich eigen , und wirt der verfon
des geiftes nit zügelegt. Davon etwas mee in der predge ze Bern gethon.
Den fpruch Pauli 2. Eor. V, 12% ff. verftat Luther nit a); foll er ni
zürnen. Dann kurz darvon, fo ficht ee noch das argument oder Meinung
nit, uf dero Paulus dafelbft hinus gat. Er fagt unlang darbor: er fue
>
a) In Luthers Buch kx. Tafel 6.
Uiber Luthers befenntnuß anhwurt. 9. 3. 447
in hoſſnung, daß er in der Corinthen confeienzen mol vermeint fye , alfo daß
ee ſich nor. inen nit Dörfe rüumen, noch ieman für in dörfe fchruben und em⸗
pfelen, ale aber die falfchen apoftel einander ruͤmtend und fürfchribend ; dann
er fe gott wol erfannt; funder alles, dei er fidy vor inen ruͤme, bfchebe
um irotwillen, daß fin namen jnen nit ufhebig ſye. Und, wo er etwas
über die maß thüge, beſchehe zuͤ gottes eer; oder, ſo er fich fo hoch ruͤme,
daß es iemannen Eindlicy dunklen möchte, bfchehe doch ſoͤlches inen zu gutem.
Dann die gemein liebe, die billicy alle chriſten zu gott habind, die zwinge
ouch in, daß er fin leben gern werde um gottes willen verfchäken. So
doch Ehriftus fidy für uns-alle gegeben hab, füg ie billich, daB ouch wir
für jn one binder. fih fehen ung bingebind. Darum er nit darob halte,
daß jm fin nam mit gefchmächt werde; dann er füche alfo kein trofi noch
bif in allen creaturen, daß er ouch im fleifch Ehrifti Eeinen andren troſt
füche, denn er fchon empfangen babe, das ift, daß er durch des fleifches
mittel denn tod erlitten, und uns mit dem tod erlöst babe; muteren troft
führe ee im fleifch Ehrifi nit. Nun meint Luther, Paulus leere an dem
ort ung, wie wir föllind ein nüme creatur fon. Das iſt nit, funder Pau⸗
Ins arguiert us dem gemeinen finn , x zng zosiag (hoc est, quod omnibus
in ore est, atque in communi omnium consensu?!), da alle chriften wol
erkennend und verjähend , daß wir billich alle föllend gerüſt fun den tod
um des herren willen ze erlyden, fo er den um unfertwilfen getragen bat
def ouch er nänzlich alfo gefinnet fue, und ſich mit rüme fich oder finen
namen ze fchiemen ; dann im alſo fein troſt noch fürnemen ze herzen fye
weder der einig gott, daß er ouch im fleifch Cheiftt Leinen füreren troſt ſuͤ⸗
he, denn welchen. er ſchon empfangen und empfunden hab. Weiß. fult wol,
daß Paulus oft Ieert, wie wir ein nüwe creatue fün föllend. Bſehind die
gleesten , was ich. fag. ' —
Aber in den worten Pauli fallt Luthers teöften einer Hin, den er im
Inblichen eſſen uf fin ſeckel verheißt, nit uf. gottes wort. Es leert ung ouch
sum andren mal, daß Luthers verwerfen der allöofen (da er dm namen
wc nit-Pennt, wie harnach kummt) ein z’nichtiger frefel iſt; fo er ficht,
daß Yaulus ouch darf funderlich das fleifch Ehrifti nennen und fagen , er er⸗
kenne das nümmen nach dem fleifh. Nun wirt bie „erkennen“ für suspi-
cere, hoffen, genommen. : Doch das teoftlich Inden allmeg usgenommen ;
aber andre troͤſt im Reich fischen (chlächt im felbs Paulus ab; und halt
dennoch die ungerteennlichen einigkeit der perfon des fund gottes , und ver⸗
hofft in in, bat allen troft in in; und -fchlächt dennoch dem fleifch füreren
wo ab. Luther fagt: diſer ſpruch wurde für uns wol als wenig fun als
für in. Ja, er fagte, aber zeigte mit keinem geund an weder mit fim
rochen afchwäß. Aber er vermag zwey ding, dero Luther tweders umkeeren
mag. Das erſt, erkennt Paulus im fleifch müzid wyters dann ſinen tod,
arftände , bimmelfart sc; alfo daB im das fleifch Chriſti, das zur grechten
gitze, kein hilf noch troft fürer bringt, denn er fchon hat; fo vermag ie der
ſoruch als vil als: Das fleifch iſt nit nüß ze eflen. Das ander, das Luther
at umkeeren mag, ift, daß das fleifch Chriſti Inbtich eſſen nit fünd vergibt;
oder aber Paulus bätte ouch täglichen troſt geleert darin haben, und nit
. ———— — — — ————— EEE
%) Nandgloſſe. u
148 Uiber Luthers befenntuug antwurt H. 3.
erkennt, daß er keinen troſt fürer darin füche. Bun möcht, fromme fürften,
Luther difen verſtand Inchtlich ſchmützen, und über mich ſchryen: ich ver⸗
werfe die menfchheit Chriſti; das aber gar nit ift; als er ouch felbe beken⸗
net, da er fprichta ) : ich mache Ehriftum zu eim bloffen menichen ; wie Fönne
ich denn die menfchheit verwerfen 7 Aber ich erkenn die waren gottheit
Chriſti, und erkenn die alfo, daß man jro darum nit zulegen fell, das jro
nit gebürt. Ich erfenn ouch die waren menfchheit Ehrifti, und erkenn aber
die alfo , daß man darum jro nit zülegen foll, das jro nit zimmt. Und
thün das alles wüſſenhaft mit der afchrift und einhellung der alten ortho-
dozorum , der redytverfländigen theologen und leereren. »
Dann Auguſtinus redt alfo von difem orf Pauli 2. Eor. V. libro’ 1.
de doctrina Christiana cap. XXXIV: „Sich, wie der. apoftel, wiewol bie
warheit und das wort, durch das alle ding gemacht find, ſchon menſch
oder fleiich was worden, daß es under ung wonete, noch nüt deß minder
redt: „Habend wir glych Ebhriftum nach dem fleifch erkennt; fo erkennend
wir in doch iez nit." Run der, der denen , die zu jm kummend, nit allein
ein Heimen gibt, funder ouch den weg hat wellen geben derien , Die zu Im
gond, namlich ſich ſelbs, der ein anfang der wegen-ift, und hat das ſteiſch
wellen an fich nemen. Dahin oudy das. dient: Der herr hat mich gefdafe
fen in anfang finer wegen ; daß die, fo kommen wölltind, dafelbfi anbü-
bind. Deßhalb der apoftel, wiewol er noch uf dem weg wanbiet, und dem -
(on der himmelifchen bruͤfung nachfolget, namlich: dens berüfenden herren;
noch fo vergißt ex der dingen, die er hinder im gelaſſen, und ſtreckt fich
gegen denen, die vor jm find, der den anfang der wegen fchon fürggangen
was ; dag iſt, er manglet deß nit, an dem alle anheben und antreten muͤſ⸗
ſend, die zu ‚der warheit ze kummen und im ewigen leben ze binben: bege⸗
rend. Dann er redt alfo: „ch bin der weg, die warheit und das Icben“,
das iſt: durch mich fummt man, zü.mir kummt man, in mir blybt man.
Dann, fo man zu.im kummt, fo kummt man ouch zum vater; dann
durch den glychen wirt.ouch der erkennt, der jm ginch if. durch auhinbin-
den und ankleiben unſer durch. den heiligen geil; damit wir in dem höch⸗
fien und unverwanbelbarlichen güten biyben mögind. : Us weichen wir dere
fiond, daß uns kein ding uf dem weg balten ſoll, fo der here felbs, nach
der art und er fich unſeren weg ze fon begnadet: hat, uns nit bat wellen
halten, funder daß wir fürgangind; damit wir nit zytlichen Dingen, wie⸗
wol diefelben um unfers heile willen angenommen und angetragen find,
ſchwachlich anhangind , funder durch dieſelben ding vilmee frütig- loufind ;
damit wir zü dem ſelbs kummind, der unſere natur von den zytlichen din⸗
gen entlöst und zu der gerechten des vaters geſetzt hat.“ DIE find all
wort Yugufiini. An welchen wir sinenlich erlernend, daß er die wort
Pauli nady unferem finn. verftat; namlich daß cr fagen. welle: wie ſollind
etlicher maß an der menſchheit Chriſti nit hangen, ſunder durch⸗ oder für⸗
gon alſo: die menſchlich natur ſye angenommen, daß wir durch ſy zuͤ gott
kummind. Und ſo wir das ergriffen. habind, ſollind wir nit fürer am- ber
menſchheit bangen, funder dem allein anhangen, zu dem wir: durch fo kum⸗
men find, bis wir zu jm in’n. himmel „gezogen werbind. : Dus derwieſt di
a) In Luthers Buch k. Tafel 8.
-
Wider Luthers beenntnugßantouet H. 149
wenſchheit Ehrifti mit, funder leert von jro recht halten, und nit fürgeben,
als Luther thüt, darum wir gottes wort nit habend: wenn man das fleifch
Chriſti Inblich effe , fo werdind Die fünd vergeben ; es bringe mit ſich (alfo
redend ſy) gott mit allen finen güteren. Ya, Luther fagt: So ich dir das
brot reich , fo reich ich Die gott mit allen finen güteren. Hebt an felbs
meiftee fun über die guͤter gottes glych wie der papſt. Chriftus lyb babe
allen awalt im himmel und erd; wie doch kein theologus nie geredt bat;
aber wol: Chriſtus habe allen gewalt. Chriftus Iyb fye allenthalb aluch
wie die gottheit; weiches ouch fein theologus orthodoxus hie geredt hat.
* Ai aber harnach folgen , wie man in den dingen halten und re⸗
Alſo habend wir nun, fromme fürften , die usgedruckten hellen wort
Chriſti, die mit beiriegen noch anderftwohin weder uf die menfchheit Chriſti
mögend zogen werden: „Nit allweg haben.“ „Nit bie noch dört zeigen.“
„Die weit verlaſſen.“ „Hinuf genommen fon in den himmel.“ „on
nen genommen in jrem anfehen.“ „Don üch genommen.“ „Er it nit
bie.* Ouch der erflärt uferftanden Iyb was nit da , da in die frouwen
füchtend. „Ich wird. nümmen in der welt ſyn.“ „Er werde einen andren
teöfter ſchicken.“ „Hürer Ehriftum nit nach dem fleifch erkennen.“ Einlif
unmwiderfpeechliche ort, darin Ebriftus find Iybs abweſen anzeigt, welche
Luthers gründ, wie es gott möglich ſye, ganz und gar umkeerend; dann
es nit möglich iſt, daß gott wider fin wort thüge ; dann das nit. ein
macht ſunder ein onmacht iſt. Wiewol nun Luther ſelbs wider den küng
von Engelland erfennt ; daß a posse ad esse, vom vermögen gottes zu alfo
fon nit zimmt ſchlieſſen; noch müß er fidy iez deß behelfen, das er vor hat
bingeworfen. So er ſich nun de nit fchämt wider fin eigen erkennen der
warheit ze reden, ja ouch diefelben afchriften in argwon ftellen gdar, indem
daß er ſich leinet uf die bücher , die er in vier oder fünf jaren gefchriben
bat; fo müß ich jm den gaftbüt bas abziehen , daß man im vecht undere
angficht febe. u
"Die hoͤchſten laͤſtrungen gottes find, fo er an ſinem weſen umd natur
- gtläfteet wirt. | | |
Luther laſtret in an finens wefen und natur. |
So degat oudy Luther die höchſten läſtrung gottes.
Diß iſt ein rechnung , die iedem chriften erkannt if. Dann alle Läfteung,
. die an die zügehnden* ding weicht, Hi nit als groß als die, da die ſubſtanz
ſelde gläftret wirt ; alych wie ouch alle anfechtungen an den züfällen Klein find,
bis der menfch felbs angegriffen wirt, als Hiob. I, 12. ftat. Es iſt ouch
Die fünd in den heiligen geift, die nit abläßlich iſt, allein darum fo fihmer,
daß fo weienlich wider gottes geift und warbeit it, Matth. XII, 31; dann,
das warlich durch die kraft gottes bſchach, das gabend Die gottlofen dem
Ingenhaften tüfel zuͤ. Deßhalb die erſte unmiderfprechtich iſt. Run iſt es
an der andren, daß Luther gott läſtre am ſinem weſen und natur, die bes
wärend wir alſo: Zum erſten vom weſen. Chriſtus ſpricht: Ein iedes euch,
das wider ſich ſelbs zerteift iſt, ze müt oder vexeinödet werde. Ja, wenn
euch der tüfel, dee das euch der luge ifk, wider fich felbs wär; ſo möcht
%) zufälligen.
150 Uilber Luthers bekenntnuß antwurt H. 2.
fin rych und weſen nit beſton. Run legt Luther gott zü, daß er wider fin
eigen wort thuͤge, und daß er widerwärtige ding mit einander war mache;
das doch den tüfel verwireen und brechen muß. So bricht ie Luther das
rych, macht und weſen gottes mit läſtren. Dann fin ynred ift nun gnüg»
fam verantwurt, daß die wort nit nad) Luthers gloß müffend verſtanden
werden, funder dag fü alle das Inblich abweſen anzeigend. Das will aber
Luther fälſchen, ſo er jn im ſacrament haben will; dann „im ſacrament
fun“ iſt ie „in der welt fun.“ Nun find „in der welt fun“, als Luther
redt, und „nit in der welt fon“, als Chriſtus redt, wider einander ale „gott
fon“ umd „nit gott fun.“ Und Luther wills beede gott ufteehen So will
ee mit verkeeren der macht gottes in die onmacht gott ftürzen und umkeeren.
Zum andren, daß Luther gott an finer natur läſtre. Die natur und art
gottes if, daß er warhaft fue ; dann Chriſtus Jeſus iſt nit ja und nein,
funder ja it ja by Im und amen, das ift: alles, das gott redt, das ift
finf und unmandelbar. Wer nun gott zügibt, daß ee wider fin eigen wort
thuͤge, der läfteet in an finer- warheit; dann er von nature warhaft if.
So nun Luther gott under dem fchun der allmächtigkeit in ſchmächt an
der warheit, verwirrt er fich, und läſtret in an ſiner allmächtigkeit ; dann
er wider-fich felbe nit mag thuͤn, und ift ein onmacht, mo ieman wider
fich ſelbs thuͤt. Er läſtret In ouch an finer warheit, fo er ſpricht: gott
möge nebend denen mworten allen einen weg im ſaerament Iyblich fon, der
uns unerkannt ſye. Glych als ob gott die wort, die wir wol verſtond, und
Har find: „Ich wird fürhin nümmen in der welt fon“, mit uns rede;
umd aber dargegen ein anders handle. Das ift gott. an ſinen eeren, macht
und warbeit fchmähen. Als, da ich von.eim menfchen fag: Er vedt zu
dir Harlich und luter; aber er thüt ein anders. - -
Hiegegen druckt Luther aber mit eim ſtarken fit haryn, und ſoricht a):
—7 redt: „Ich bin nit in der welt“, und was aber in der welt Job.
VII, 11, Run redt Chriſtus die wort, diewyl er. noch in der: welt was.
ie ann denn der geift reden, der tert fye wider das abendmal ?* Antwurt:
Es ift kein tert in der afchrift, der wider dag abendmat fye; aber unjal-
barlih vil find dero, die wider Luthers meinung find. Aber bife wort:
:3h bin nit in der welt“, heiffend griechifch: „ Ovx ers dıul tv ra xöone:
Fürhin bin ich nit in der welt.“ Und verſchwygt ouch Luther hie, daf
die hebräiſch ſprach im bruch hat preesens pro futuro, gegenwürtige zyt
für künftige ze feßen, alfo: Wenn der Hebräer fagt: NA IN ı- ich kum⸗
mender, oder: ich kumm, fo will er ale vil ale: sich wird kommen. Gig
cherwys bie: „Ich bin fürhin nit in dee welt®, wirt genommen für: Ich
wird nümmen in der welt fun. Doch darf es deß wenig; dann «8 Rat ein
ers, das iſt, fürhin. Welche wörtlin wol anzeigt, daß er nit uf die gegen
würtigen zyt redt. Darzuͤ beronfend die wort felbs , was art fü find,
namlich wie man in allen fprachen pfligt ze reden. Einer fpricht: Ith bin
nüzid (nullus sum, locutio est !), ein andrer: Ych bin tod. Und kann
jener nit nüzid fun; oder aber er könnt nit reden; noch diſer tod fun.
Aber es meint iediwedrer , es ſye nach darby, daß er ze nüt werd ober tod.
— U 0]
1) Randgloſſe.
a) In Euthers Buch g. Tafel 3.
uiber Luthers belennmuß antwurt H. 3. 151
Alſo find. ouch die wort (Aoyos) Luc. XXIV, 44. ge verſton: „Das find
die händel oder reden, die ich üch gſeit hab, do ich noch bu üch was.“
Kun was er ja ao by jnen ; aber er redt von der vordrigen aut, in dero
er by jnen auf en und lyblich gewandlet bat’; und will alfo reden: Do
ich vor minem tod by üch wonet, fagt ich üch die Bing alle, die iez erfüllet
find. &o er aber, als ouch Luther nit löugnet, das wort „byſyn“ oder
Aywonen“ uf die Iyblichen bywonung, die vor dem tod bfchach ı zücht; fo
iſt offenbar, daß er nach der uffart nümmen by jnen was. Zuͤdem fo iſt
in allen forachen gwon das, fo gar nach ift, benamfen, ale wäre es da.
Alfo redt Chriſtus: er ſye nümmen in der welt, uf die zut der uffart. Aber
das alles hindan geſetzt, fo fpricht er in künftigem: „Mich werdend je nit
allızeg haben“ ; nihil enim refert, quod Græci &yere habent. Us welchem
künftigen zyt wol erfehen wirt, daß ouch andre wort, die uf die meinung
lutend, uf die zut der uffart reichen föllend. So vil von dem einigen weg
Luthers, da er mit der allmächtigteit gottes unfüren will, daß er onmächtig
fye und wider fin eigen wort ‚thüge. Nun wellend wir am jn von des
aegenwechlele wegen.
Bon dem gegenwechfel oder alleeosi.
Ich will mich , fromme fürften ,. erftlich um den namen erflären, was
ich mit dem wort „gegenwechfel“ vermeine. Luther bſchilt mich, warum
ih, von den beeden naturen vedende, nit den altın tropum synecdocham
gebrucht hab. Darüber will ich jm antwurten ; und damit wirt dee nam der
alldofen kundbar. Ich befümmer mich. zwar der worten halb nit falt, fo
fer man das recht verſtat, das mit den worten bedütet wirt. Synecdocha
wirt collectio oder comprehensio genennet vom Cicero ; und. ift ein figur
oder tropus, da ein wort vil ding begryft; und brucht aber der redend et⸗
wann ein teil desfelben dings für das ganz, oder dag ganz file einen teil.
As, das wort „fatt“ begryft alle ghüs, büw, türn, menſchen und baab.
Demnach fo ſpricht man: Die ſtatt Straßburg, Coftenz, Ulm, Ougſpurg,
Nuͤrenderg sc. find ze Eßlingen uf dem tag; und find aber nit mee denn
Me boten dero ftätten da. Harwidrum Matth. III, 5: Es gieng zü Jo⸗
bannfen hinus Hierufalem und. das ganz jüdifch land. Wie konnt Hierufa-
lem die hatt gon? Aber die menfchen ı die darin warend, giengend binus;
und dennoch nit alle ſunder ein teil. Dann difer tropus laßt fich fo meng
weg biegen, daß ouch einer us der ganzen berfammlung mit dem namen
dee verfammlung benamfet wirt, wie erft von den boten ahört if. Wenn
ich ſprich: Der ganz Rhyn redt griechifch , da ift die synecdocha in dem
wort „Rhun“; dann ich mill fagen.: alle anwoner des Rhyns. Und fo ich
fag: alle anwoner , ift aber ein tropus; dann nit alle, die am Rhyn wonend,
griechifch könnend funder etlih; ouch nit an allen enden funder an etlichen.
Alleosis aber ift ein fölcher tropus, da die gebürlich eigenfchaft verwechslet
wirt; aber in den Dingen, die einander anerborn oder eng zemmen gefügt
find; als, da in. der grammatica numerus pro numero, persona pro
persona genommen wirt sc. Byſpil, das ung erkannt ifi: Wenn ich ſprich:
Dun mensch it nüts dann fat, ſo rede ich von ganzen menfchen des worte
halb; ich verfton aber nit mee dann einen teil des menfchen, namlich den
152 Uiber Luthers belenntnuß antwurt. 9. 3.
Inchnam ; dann die feel iſt ein edle geiftliche ſubſtanz, und iſt ie nit Bat.
Sarwideunt , fo ich fprich: Dee menſch ift ein verftändlicdh edel ding,
fo red ich wol vom menſchen überall; verſton doch allein Die feel; dann
die allein verftändnuß hat. So nun die synecdocha fidy fo wyt laßt u
breiten , daß ſy ouch denen Dingen zimmt , die gar kein eigenfchaft, fein
einung noch änliche mit einander haben. dann die allerfeeriften , die glegen-
beit; fo hat fy mich nit als gfchicht duͤcht als alleosis, gegenmwechfel ; dann
die denen Dingen allein zimmt , die einander ganz änlich find. Und fo im
herren Jeſu Chriſto die göttlich natur und die menfchlich alfo bereinbart
find, daß ouch Athanasius in symbolo ſpricht: „Wie die vernünftig feel
und das fleifch oder der Inb ein menfch find; alfo find gott und menfch ein
Ehriftus; fo ift alleosis fommlicher dann synecdocha ; dann synecdocha
ft ze vil gemein. So aber Luther synecdocham erkennt von den alten
gebrucht ſyn a); worum zürnt er an ung, daß wir einen eigenlicheren na⸗
men bruchend? Worum fchilt ee ung, als ob ärgere ketzery nie gweſen
ſye; und erkennt aber ſelbs, die alten babind synecdocham gebrucht?
Soll man alfo wüten allein um des namens willen, den doch alle gleerten
erkennend füberlicher und eigenlicher fun dann synecdocham ?
Bon dem gegenwechfel hab ich in der latinifchen Exegesi alfo geredt:
„Alloeosis, i. e. gegenmwechfel , ift der fprung oder gang , oder, fo du gern
willt, der wechfel, da wir, bon der einen natur in Chriſto redende, der
andren namen bruchend. Als, da Chriftus ſpricht: „Dlin fleifch iſt die
ware ſpys“, da ift ie das fleifch der menfchlichen natur in im; noch wirte
an dem ort durch den wechſel für die göttlichen genommen. Dann, nad
dem und er der fun gottes iſt, iſt er die ſpys der feel; dann er fpricht:
„Der geift iſt, dee da Iebendig mache.“ Harwidrum, , da er ſagt, wie ber
erlich recht fün von den lehlüten erfchlagen werde; nimmt er den rechten
fun, wiewol es der gottheit nam iſt, für die menfchlichen natur; dann nad
Dero hat er mögen fterben , und nach der göttlichen gar nit. Wenn ja von
der einen natur gefagt wirt, das der andren iſt, das ift alleosis, i. e. ge
genwechfel oder gmeinfame der eigenfchaften und wechfel. Sie ift ſich nit
‚allein ab Luthern ze verwundren, funder ouch ab den unfinnigen väpftleren,
die an den kanzlen fchryend : Luther bat erſt des Zwinglis ketzery recht an'n tag
bracht, daß er Chriſtum ein Iuteren menfchen macht. Und fehend aber die
armen lüt nit, erftlih daß ich nüzid anders leer, dann das jre Iheologi
ſelbs te und ie erkennt; ob fü glych mit zum gſchickteſten darvon geredet ha-
‚bend ; dann communicatio idiomatum, i. 6. gemeinfame der eigenſchaften,
heißt und alleosis gegenwechfel. Zum andren fehend fu nit, daß mir Lu⸗
ther gwalt und unrecht, ja wider fich felbe redt und thütz dann er mir diß
ort: „Min fleifch iſt die ware ſpys“, gar boch anzücht, daß ich geredt
hab : das fleifch werde an dem ort file die göttlichen nature genommen; und
laßt mir daby nit one untrüw us die urſach, Die ich darzu fe. So ichs
"nun gethon hab, und hab ouch daby urſach mit afchrift anzeigt; wie mad
ih dann ein Iuteren menfchen us Ehrifto , fo ich ouch das fleifch fag für
die göttlichen natur genommen werden?" Aber ich will üch, fromme fürken,
wüter verdolmetfchen, was ich davon in Exegesib) gefchriben hab.
a) In Luthers Buch b. Tafel 3, b) Ju Zwinglis Exogesis Tafel 112 und 133.
Uiber Luthers bekenntnuß antwurt 9. 3. 153
„Dife alleosisy: i. e. gegenwechſel), ift fo. notwendig, daß ‚man
daruf fche , daß; welcher es verachtet oder. mit weißt, nit allein das ange
lion Johannis ſunder ouch der andren mit ungehörten ierumgen verwuͤſtet.
Und iR diß Die urſach, uns -alle leerer fo ‚geneigt. dife gemeinfame der
sigenfchaften oder gegenmwechfel gebrucht habend: daß ber, der von ewigkeit
har (lieber , merkend bie , fromme fürften, ob ich dee menfchheit oder gott
het verleugne) der fun gottes ift, mit annemen der mtenfchlichen nature
ouch des menfchen fun worden if. Mit daß, der gottes fun was, Das we⸗
fen und ftand der gnottbeit verlieſſe, oder in die menfchlichen fchwäche ober
mindeung verwandlete, noch daß er die menfchlichen natur in die göttlichen
derkarte; funder daß -gott und menfch ein. Chriſtus ſye, der deßhalb, daß
er der fun gottes iſt, aller menfchen leben ſyge; dann euch alle ding Durch
jn geſchaffen find; und deßhalb, daß er menfch iſt, ein opfer für, damit
die ewig grechtigkeit, die ouch fin grechtigkeit ift, verfünet wurd. Sehend,
fromme fürſten, das iſt die urſach, di alle orthodoxos, das iſt, 'rechtver-
fändige leerer, zwungen hat den Aegenmechfel ge erkennen ; und nit us
. menfhlicher vernunft , als Luther mir foöttlich uflegt, funder daß une das
eigen wort gottes darzuͤ dringt. Dann Chriſtus ſich felbs den fun gones
nennet; er nennet ouch ſich ſelbs den ſun des menſchen.“
Woter hab ich daſelbſt alſo geredt.: „Uber gott hat die zwo naturen
alfo in ein beftandliche perſon zemmen gfügt und bereinbaet , daß ‚dennoch
iediwedre je eigenfchaft oder art allweg bhaltet: Das einig ausgenommen,
daß die neigung ze fünden alferfeereft von ſiner menfchheit ift gwefen ; dann
er iſt nit von den brefihaften fomen erborn funder vom heilgen geift, der
fin muͤter, ein magdr fruchtbar gmacht bat. ‚Aber die unfthufdigen läſt,
Inden, firafen oder befchwernuffen bat er an im bis in'n tod getragen, ale
da Phi hunger, bdurft). Hiß, feoft, fchlafen, wachen und derglychen loden
nen.“
Dife meinung habend wir dafelbft , fromme fürften , mit underbrochli
chen kundſchaften und dero vil befeſtnet. Dann, der us goͤttlicher unb
menſchlicher natur ein Chriſtus iſt, ein perſon der gottheit, hat blinde ſe⸗
ben gmacht, die todten erkickt sc ,. die herzen inwendig erkennt, alle künftige
ding, ouch fortuita, das iſt, die man ongfärd nennet, vor gewüßt, die
eonſeienzen ledig gmacht, den kerker der gefangnen gerumet, gewaltig ufer⸗
ſtanden von den -todten ꝛe. Welchs alles offne würkungen find, durch bie
wir jn den waren gott erkennend, und daß er die göttlichen kraft nit ver⸗
loren hat, drum daß er die menfchlichen blödigkeit bar an fich genominen.
Er hat ouch hunger, durſt sc. und alle Iyblichen mängel, usgenommen
den fündlichen, an jm getragen ; er iſt gwachfen und hat zügnommen im
aler und wüſſen, er bat den tag des herren nit. gwüßt, er iR zag an'n tod
gangen, er hat begert den kelch von jm genommen werden, er hat’ us
ſchmerzen gſchruwen: „DO min gott, wie haft du mich verlaflen!“ er iſt
afonden.. Uber das alles allein nach der menfchlichen natur. Us welchem
nun offembar iR, daß die würkungen , einenfchaften oder arten beider natu⸗
ren in jm bliben; und iſt doch ein Chriſtus, gottes und des menſchen fun,
ein verion des ſune nettes, ein ungerteilter beilant. Demnach hab ich wi
ke in genauntem bach alfo geredt:
N
4 s4 Liber outders waennimut anwurt 4. 3
| „Wilder einigung (berſtond, der beiden naturen in ‚einen Chriſtum)
bildnuß und fodch! die heiligen manner gottes wit geſuͤcht habend, damit
fo die klarlich lartind. Citiche habend die aluchnuß des menſchen, der us
feet und Ind erftat, harfür tragen (welche mich die allerglycheſt bedunft)
leerende, gliych alſo gott und menfchen einen Chriſtum fon. Etliche babend
ein fchwert oder nfen, das mir dem für gluͤig if, harfür tragen. Dann
fo man damit ein hei; oder ander materi houwt, fo wirt ein wund at
macht und ein brand mit «einander. Und habend mit der glychnuß icdwe⸗
derer natur kraft, leben, natur, art und würkung wellen anzeigen. Hie
fehend ze, fromme fürften, daß ich nie der meinung geweſen, daß ich ame
verfonen us Ehrifto habe wellen machen ; als wenig der menfch zwo verſonen
iſt, wiewol er zwo naturen bat, bes lybs und der feel; als wenig ich wen
fing us dem gefüreten fchmwert mac. So nun der menfch ein verfon ik,
der allein ein geſchöpfd ift ; mie vil mee ik Ehriftus, der der ſchöpfer und
geichöpfd it, nun ein verfon?
Darnach hab ich wyter in der Hiwärnuß und erlüteen ouch die wort:
» Dag wort ift menfch worden“, alfo gehandlet: „n Das wort it menſch
worden, und: gott ift menfch worden, wirt ˖ouch in kraft des. argenwechfels
geredt; darum daß der , der den menfchen an fidy genommen hat, ewiger
gott it, ouch ein ewiger menfch, nachdem er jn an fich genommen hat.
Dann gott‘ ift mit alfo menfch worden , daß der , der gott was, in ein men
fchen verkeert fues; funder daß der, der vorhin nit menfch was, den mem
ſchen an fidy genommten hat. And darum redend wir: Gott iſt menſch
worden, der aber ouch den menfchen,, den er an ſich genommen, gemacht
bat; und redend alfo für: Die menfchlicdy natur ift vom fun gottes ange
nommen; als ouch Athanaſius erkennt: „Nit daß die gottbeit ins Aeiich
verkeret ſye, funder daß die menfchheit in gott angenommen iſt.“ och fo
wirt nieman verletzt, fo man von der aemeinfchaft wegen der eigenſchaften
redt: Wort ift menfch worden, für: Der menſch öft gott. worden, oder zu
der verſon des fung gottes angenommen. Sich, wel ein unverletzliche einung.
fich aber ouch daby, wie man fo gar im verftand Die eigenfchaften nit ver
wifchen foll, ob man glych die wort oder namen wandlet.“ Hie babend it,
fromme fürften, die ſumma unfer leer; wiewol fü dafelbft nach der länge ge
handlet wirt mit vil kundſchaften. Uber Luther ficht, wie ſtark die warheit fat,
und keert nit ein tundfchaft um, daß im nit atfo fye; funder bat qnün, daB
er frefenlich redt: es ſye gröſſere verfürung nie gehört. Und babend aber
alle alten , die ich aefeben hab, alfo darvon geredt; wiewol uns .dasfelb mit
zwingt; aber c glimpfet. Und ich will von Luthern gern hören, welchen
der alten ee mir anzeigen könne, der .nit alfo rede? Daß aber Chriftus
mit fin ſelbswort alfo rede, daß wir der underſcheid in ſinen worten balten
müffind, iſt ver angerürt, und in Fxegesi rychlich dargethon. Doch wel⸗
lend wir ein byſpil oder zwey handlen, und demnach Luthers eigne wort
verhören; dann er in diſem buͤch und anderswo der meinung iſt, wie ſich
klarlich erfinden wirt.
Chriſtus ſpricht Joh. XIV, 28: „Der vater iſt gröſſer weder ih.“
Run muͤß er war reden. So ehe er ouch:. „Ich umd der bater find
——e >
%, Spuren.
J
Miber-Buthert befeantmuß antwut 9. ASE
ein ding" Joh. X, 3, und: „Vater, alles das din it ouch min, und
alfes das min it ouch din“ Koh. XVII, 10. Wie kann dern einer gröf
fer fon denn der ander , fo ſy ein ding , fo fy aluchen gwalt habend ? Ant⸗
wurt der ware gloub wie Atbanafius: Er ift dem vater giych nach dee
gottbeit, und minder denn der vater nad) der menfchheit. Matth. XX, 23,
frricht ee: „Gihen zu miner grechten oder Linggen ift nit mines gwaltg
üh ze geben.“ “Und Luc. XXI, 20. 30. redt er alfo: „Ich: bereit ü
das rych, wie mirs min vater bereit hat, daß je effind und trinkind ob mie
nem tiſch in minem euch.“ Die zween forüch find ouch offentlich wider
einander, und muͤſſend allein damit entfcheiden werden, daß, was er im
ſelbe entzücht, allein uf die menſchheit reicht ; und was er jm ſelbs hochlich
jügibt , allein uf die gottheit muͤß eigenlich verftanden werden. Und ift nüte
defteeminber ein fo unzertrennliche einigkeit der beiden naturen , daß ı ſo von
iedweder geredt wirt, das der andren ift, doch allein in concreto oder ver⸗
fonlih), non in abstracto (mefenlich 1) (non enim licet dicere : Deitas
est humanitas , aut deitas est crucifixa ; sic neque Humanitas est nternus
dei filius etc); fo wirt nieman verlegt, und redt man ouch nit unwar,
doch allweg dag nerfonlich geredt werd. Wenn man foricht: Sort ift menſch,
it ein perfonlich red. Hie ift gmüß , daß die gottheit mit die menfchheit if.
Es iſt aber glych fo gwüß, daß, der gott ift, daß er ouch menſch ift. Und
barwiderum : Der menfch ift gott, uf Chriſtum zeigende, iſt gwüß, daß
die menſchheit nit die gottheit iſt; oder aber wir muͤſſend ſagen, daß die
gottbeit in Die menfchheit verfeert wär. Noch ift war , daß Cheiftus, der
menfch it, gott ouch if. Aber das natürlich gefünderet einig welen mag
nit von einandren gefagt- werden; man mag nit chriftenlich reden : Die
gottheit ift Die menfchbeit; dann hie wirt das weſen von der verfon funder«
lich benamfet. Es mag ouch das gefündret weſen nit buy den verfonlichen
fon, man mag nit ſagen: Die aottheit iſt menſch, ouch nit: Die menſch⸗
beit it gott. Alſo habend wir reden von menſchen: Der menſch it ein
bimmtifch thier ; wirt von der ſeel wegen geredt; Inter doch uf den ganzen
menfchen. Der menfch ift ein ſuw; wirt uf den ganzen menfchen gerebt;
zimmt jm aber allein des Iybs halb. Noch zimmt nit ze reden: Die feel
iR der Inb, noch: Der lyb iſt die feel; dann bie wirt feel und Inb weſenlich
genommen pro animeitate et corporeitate ‚ ut sophiste olim verba finge-
bant, que in lingua latina et germanica non competunt. Aber das
simmt wel: Der ift ein untrüwe feel. Der ift ein böfer Inchnam. Denn
da wirt feel und lychnam verfonlich für den ganzen menfchen genommen,
und nit für das weſen. Das ftuck verſchwygt Luther ouch us der fopbiften
theologia, und bſudlet den einfaltigen die müler, und fpeicht :
Luther a): „Wenn man ſpricht: Gott iſt menſch, oder: Menſch ik
gott, hie kann ja fein alleosis, ja ouch kein synecdoche oder einiger tro⸗
vus fon ; dann da müß gott für gott, menſch für imenfch genommen
werden
Hie feng ich Luthern: fo fein alleosis da fun fälle, ob er in dem
N
wort „gott“ die gottheit verſtande? Spricht er: 1a; fo folgt, daß die
*) Randgleffe. -
.a) In Luthers Buch b. Tafel 5.
156 tiber "Putpert betenntnug antwurt H. J. *
dpoitheit Die menſchbeit frei das iR unchriſtenlich ; dann Die gotthent iR ein
ewigs unangefangens uniydenhafts guͤt; fo iſt die menfchheit ein geſchaf⸗
"fen, lychtfaͤlliger, lydenhafte ding. Soricht er: nein; fo iſt ſchon der
‚ teöpus da, namlich die feomm alloosis ;. ‘die leert uns, daß gott perfon-
u, in concreto (ä deitate deus!), nit in. abstracto müß verfianden wer⸗
den; ; as ift, gott müß bie nit-allein für das gefünderet (will darum das
göttlich weſen von den verfonen nit fündren ; funder dife fündrung bſchicht
im ‚menfchlichen verftand allein darum, daß wefen und verſon vor einander
erkennt werd) wefen genommen werden , funder ouch für die perfon, und
heißt onlougenbar die verfon des funs. Won dem wirt recht geredt: Gott
. u menfch. Will hie Luther mit fehen, daß es ein alloosis iſt, da gott nit
allein für gott, das iſt, gottbeit, funder ouch für Die einen verſon der. gott«
beit genommen wirt? Und hab im aber dafelbft die alloeeoses ouch anzeigt,
da etwann das wefen für Die verfon, etwann die perfon fürs weſen genom⸗
"men wirt; und wirt Dennoch in der verfonlichen red nit anderſt verſtanden
wveder daß die verfon fürnemlich fürftande; alſo daß der, der gott iftı
mienſch foe; und nit daß die gottbeit, weiche ouch Die perfon iſt, von dere
wir ſagend, menſch ſye. Ich wills ich, fromme fürſten, fo doch die ſach
es erfordret, ganz klar machen.
Es il vor 20 jaren ze Fryburg im Brosadw gar ein teeffenlicher
ſcotiſt / Antonius Beck, gweſen. Der nam zelest für, er wöllte erhalten,
daß den götte wärind, und das us dem grund: Dater, fun umd Heiliger
geiſt ſind weſenlich ein gott; fir find ouch verfonlich dry ; fo find ouch per»
ſonlich dey gött; dann von eim ieden wirt geredt, daß er gott ſye; det
Water ift gott, der fun iſt gott, der heilig geift ift gott. Und fo man alſo
redt, fo verſtat man mit allein verſonlich (wollt er ſagen) ſunder ouch we
ſenlich, daß iede verſon gott weſenlich ſye. Dahin kam der irrig fopbift,
daßs cr das wort „gott“ nit erfannt per alleosim , durch den- ‚gegenmechfel ı
etwann genommen werden gefündret für die gottheit, etwann aber für dit
verſon ſamm dem weien. Bufoil: Wenn man fpricht: Es iſt nun ein
gott. (ie bat das wort „gott“ die verfonlichen gſtalt, als ob man fagen
weile: «8 ſye nun ein wefen md verfon. Das will man aber nit, oder aber
wir leugnetind Die beiligeften dry verfonen ; funder dad concretum, i. &;
verfönlich wort, „gott“ wirt allein gefündret und weſenlich, umd mit ver⸗
ſonlich genommen. Und vermag die red fo dil, als fo ich ſpräch; Es if
nun ein gottbeit; und wirt per alleeosim , durch den gegenwechfel , das ver⸗
ſonlich wort für das geſündret, mwefenlich genommen. Hie erligt nun An
tonius Braß. Dann, da er fagen will: jm zimme ze reden, es ſygind den
gön; dann es ſygind dry verſonen, die ſygind weſenlich gott ; fo fogind
orig den gött; da ficht er nit, daß das mwörtlin „gött“ nit biton mag.
Damm, fo es glych ein perſonliche gſtalt hat, ſo wirt es doch gar nit ver⸗
ſonlich verſtanden; ſunder ein ieder, ders hört, verſtats, als ob dry. pet
ſonen und den gottheiten ſygind. Und dem allem kummt bie allœosis shi.
| Iez verſtond je, fromme fürften, mie Luther felt, ſo er fpricht: Gott if
""menfch sc; da fye kein alleosiss Dann, füllte man gott abgefündset, we⸗
ı) NRandgloſſe. : _
‚ ler und menfchlicher ; darimen vil deren , und eins tells fabeln treiben
Wiber Luthers beleuntuuß antwurt H. 3. 157
fenlich nemen allein für die gottheit; fo iſt es unchriſtenlich geredt : Die
gottheit iſt Die menſchheit. So man aber gott durch den gegenmechfel bero :
Rat den, der weienlich und vertont gott ik; denn fo lutets: Gott iſt
menſch, das it: die peefon, ber fun gottes, der weienlicher gott it, der
iR menſch. Sehend je, wie wir uns uf die verſon lenden müflend und nit
ufs weien. Und ift dennoch als Warer wefenlicher - gott, ber menſch iſt,
ale warer fun gottes verfonlicy er iſt, der menſch if. Hoch zimmt ni
reden: Gottheit ift menſchheit, aber: Bott it menſch.
Run wellend wir Luthern verhören von den beeden naturen in unſerem
berren Jeſu Chriſto, und fehen, ober bekennt: daß iedwedre natur je
tigen würkung und art hab ; und daß dennoch oft eine für die andren ge»
nommen -werd; dann an den zwey ſtucken ligt der haft allermeiſt. Bitt
üch hiemit, Fromme: fürften , je wellind güt ufſehen baben uf Luthers. un⸗
zalbartiche "wort , die er in diſer materi im gegenwürtigen büch brucht.
Dann er oft in vier ober fünf kinien wider fich ſelbs fiht. So gar it es
war, daß der zoen ein unfinnigkeit fye, die ein aut lang. wäre. . Dann Lu
ther swüß an den orten vor zorn nit weißt, was er fagt. Und wiewol er
take: man ſblle in einer luge ſtrafen: fo doch das ganz buͤch näzid dann
tin verfürende luge ift (red das nit ſchmachlich, ſunder wills erhalten, wie .
recht iſt)y. Dann, da er glyuch am eim ort recht redt; verkeert ers von
fund an, daß mich wundret , ob doch nun menfchlicher verftand in denen -
füge , die ſich die afchrift laſſend fürn. Und To wir jm zwar. fin eigne
wort werdend fürs angficht ſtellen; Jo wirt er doch vom finer part güten |
ussug finden, daß er nit gelogen bab; ; dann er ik zornig, und redt in
zern, und iſt zorn temporaria insania, ein zytlange unfinnigkeit; fo habe -
er us unſinnigkeit, nit us liegendem gmuͤt geredt. "Run wellend wir Lu⸗
thern ſelbs Hören :
Luther rede in ſiner poſtill über die ewiftel am chriſtiag „in der hoöhen · u
meh über die wort „durch finen fun“. alſo: „ Hie follen wir ein mal recht
Eheitum erkennen leeren, wie ſichs mit jmi halt in beiden naturen , götte
aus feinen worten , die fü der göttlichen natur geben, welch doch der menfch«
lichen natur gebürn ; blenden fich felbs in der fcheift. Dann in Chriſtus
‚ worten- ift das gröf uffeben, weiche der göttlichen, welche der menfchlichen
natur züfehn. So find fü alle leicht und klar.“
Hie fehend jr, fromme fürften, daB Luther felbs erfennt ein irrung fon,
daß man der göttlichen natur züfege , das aber der menfchlichen ſye. Rum
ſo börend jn wüter:
Luther a): „Du aber , lieber brüder, folit anftatt der alloeosi das ber
halten: Weil Jeſus Chriſtus warhaftiger gott und menfch iſt in einer ver⸗
on, fo werde an keinem ort der afchrift eine natur für die ander genom-
mm; dann das heißt er (meint mich) alleosim, wenn etwas von der
gettheit Ehriſti geſagt win, das doch der menſchheit züftehet, oder herwi⸗
drum te ‚Lu. XXIV, : Mipe nit Chriftus leiden und alſe in ſein
tere gehen?
') Nandgloſſe. |
% In Luthers Buch b. Tafel 1.
158 tiber Luthers befenatnuß antwınt H. 3-
— Sie gauggelt er, dab Chriſtus für die. wienfihlichen natur genommen
werde. „Hut dich! huͤt dich!" Das find Luthers wort. Sie follt Luther
fin fach nit bewären mit bopvengfchren : „Hut Dich! hüt dich!“ funder er
folkt bewären, daß dife wort: Chriſtus müßt alfo fterben*, von beeden naturen
müßtind verſtanden werden, alſo daß die göttlich ouch Hab muͤſſen inden;
oder er muͤß beiennen | daß Ehriftus Inden allein uf die menfchbeit reiche.
Ich will darum nienen gſagt haben: dag Chriſtus nit gott und‘ menſch fue.
Ich will ouch nit fagen: daß er mee dann ein verfon fye. Und will mid
deß einmal anüg und gänzlich bezügt haben. Es erfindt ſich ouch mit ci»
nem wort mit, daß ich daruf gangen oder darob gehalten hab ; wiewol
mirs Luther ufteicht. Warum thuͤt ers aber ? Darum: Mit der eigenfchaft
des gegenwechſels beeder naturen erlernet man offembar, daß die menfchlich
natur in Ebrifto allweg ir eigenfchaft bhalt, wor dem tod die eigenfchaft
des töbemlichen Inbs, und nach der urſtände die eigenfchaft des erklär⸗
ten iybs. Und weichen weg man immer die fach mißt, fo erfindt
Ach nit, dann daß dem Inb Ehrifti, er fur töbemlich gewefen ober ie;
erklärt, ienen gesimmen möge, daß er mee dann an eim ort fye. Denn
mag er aber nit im nachtmal fun; oder aber er müßte allein in unfer kil⸗
chen ze Zürich oft wol in tufend münden einsmals fun; das aber nit fyn
mag. Hierum fo meint Luther: wenn mian bon der menfchlidhen natur
gemeintlich nit fo bericht wäre, fo wurdind die einfaltigen von der menſch⸗
lichen nit anderft rechnen dann ouch von der göttlichen. Nun ift Die gött-
lich allenthalb. Alſo follte der einfaltig denken , die menfchlich wär ouch
allenthalb ; und möchte demnach ring gedacht werben, der lychnam Chriſti
wäre im faerament des nachtmals. Und ſo die fromm allœosis das klarlich
an'n tag bringt, fo redt er je wirs zü dann einer alten heren. Aber fo
man fü gegen Luther verhören, wirt er nüzid uf fy bringen, funder an je
fäßftaufen ſton. So nun Luther fagt: daß die irrind , Die der göttlichen
zuͤgebind, das der menfchlichen ſye; und bie nit fagen fan: daß die gon⸗
tich And , funder allein die ein natur, die menfchlich ; fo irret Luther,
win er meint, man fölle fih vor dem entfcheid hüten.
"Luther foricht wyter in vorzeigter vpoſtill am chrifttag: „Nun daß mir
wider uf Chriftum kommen, iſt zu alauben feftiglich , daß Chriſtus ſey
warer gott und warer menſch. Und zümeilen redet die fchrift und er felbs
als ein vur menfch; zümeilen als ein pur gott. Ale, da er fagt ob.
VIII, 358: „Er Abraham ward, bin ich“, das ift-von der gortheit gefagt.
Aber, da er fagt Matth. XX, 23, zu Jacob und Johanni: „Es ift nit
mein ı daß ich euch gebe zu fiken zur rechten band oder zur linken band“,
das ift von der pur menfchheit geredt.“ So vil Luther. Jez wellend wir
aber dargegen fine eignen wort us der bekenntnuß ſetzen:
Luther a: „Du follt nicht glauben noch annemen | daß der tropus
alleosis in fölchen fprüchen fey, oder daß eine natur für die andern etwa
werde genommen in Chriſto.“ So vil Luther.
Hie frag ich nun Luthern, ob diſer fpruch: „Ee Abraham ward, bin
ih“, zu giychem von des menfchheit geredt fye ale von ber aottheit
a) In Luthers Buch g. Tafel 6.
bee Luthers befemntunß antwart 9. 159
Erricht er: nein , fo IR die alleosis, i. e., gegenmechfel, erreitet; unh
wirt die göttlich natur allein verftanden. , Und redt aber Ehriftus ſelbs, ſo
wirt ie die red, die eigenlich von der einen natur allein muͤß verftanden
werden , für den ganzen Ebriftum genommen; und deßhalb ein natur für
die andren. Und. fo der gott.und menfch iſt, fo müß ir die göttlich on die
menfchlichen genommen werden; es wäle denn Luther reden: daß f’nit ein
yerfon fogind. Rit daß wir fangen wellind: daß die menfchheit ouch vor
Abraham fye geweien , die glych mit der gottheit ein Chriſtus ik; funder
daß wir ſehind, wie ſich zimme underfcheidlich von beeden naturen ze veden.
Die menfchheit Chriſti was noch nienen, do Abraham was ;, noch redt
Ehrifias , der menſch, daß er, der ouch gott iſt, dor jm geweſen, welches
doch allein der gottheit was; und vedt doch der ganz Chriſtus, das iſt, die
ganz verfon, gott und menſch. Spricht aber Luther: ja, daß zuͤ gluchem
die menfchbeit verftanden werde ; fo folgt, daß er nit geborn fue von Maria,
der jungfrowen; dann Diefelb do noch nie erborn gweſen. Es folgt water,
iR er do menſch gemwefen , daß er zwo menſchlich natuzen hätte an jm ghebt,
tine, Die vor Abraham, und die andren , die von Maria geborn it; und
dergiychen unzalbarlich irrungen und läſtrungen. Ich mache bie nit fo vil
worten , denn daß Ruther ‚fagen will : fam Ebriftus Iyb ouch im himmel
gwefen fne , do er in einigkeit dee perfon dee fung gottes angenenmen,
und erſt anhuͤb im iyb Diarid nach der natur der menfchbeit wachſen; dann
er ſpricht alfo nach vil jamersgſchrey:
Luther a) von den. worten: „Der ſun des menſchen, der. im. himmel
iR: „Ein fromm chrift fage mir, obs. nit höher und gröſſer ift, daß Pie
menfchheit in-nott, ja mit gott eine perfon if, denn daß ſy im himmel ift?
MR gott nit döher und herrlicher denn-der himmel? Run ift ja Chriftus
mmichheie von muͤterleib an böber und tiefer in gott und für gott gewest
denn kein engel. So ift fie frulich auch höher im himmel gewest denn fein
engel. Denn was in und für gott if, das ift im himmel, gleich wie die
mgel find, wenn fy gleich uf erden find, wie gefagt if aus Matth. XVIII,
10,” Sind alles Luthers wort.
Hie find ,.feomme fürften ; fo vil irrungen fo vil worten. Aber kurz,
fo fallt Luther mit dem argument, da er alfo ſchlieſſen will: „Mit gott ein
derſon ſyn iſt gröſſer weder im himmel fun. Nun was, fin menfchheit ein
verſon mit dem fun gottes. So was fü ouch im himmel.“ (I.ocus a ma-
jore fallit, cum in genere pr=stantie peecatur. Non sequitur: Rex
potest universum regnum vendere ; ergo potest privatum quemque inno-
eenten vendere, aut etiam trucidare.!) Das heißt ſchön a substantia ad
aecidens, bon der fubftanz zur wiechtigkeit, durch den trug der glychnuß
ſchlieſſen. As, fo ich fagte: Es if gröſſer, daß Chriſtus ein here aller
herren iſt, und das euch der confcienzen hat, weder daß er das lyblich rych
Danids hätt. So ih er ouch ein irdifcher küng im rych Davids. Ya fry⸗
lich it „ ein wunderbar ding, daß, der mit dem fun des unlydenbaren
nmigen gottes ein verſon iſt, bie in aut hat anghebt und Iudenbar gweſen
M die zu der erklärung nach finem tod. Dann, fo er im himmel Inblich
t) Randgloffe. Ä
a) In Luthers Buch I. Tafel 2.
160 - Liber Luthers beleuntuuß antwurt H. J.
geweſen, fo hätte in de im bimmel nit ghungret, dürſt, er wär dem Gimme
nit ggeißlet noch kruziget, ats wenig bie gottheit krüzget ward. Dann die
menfchheit alfo einig leid, daß ſy ſchrey: „DO min gott, wie haſt bu mic
verlaffen!* als ouch Ruther bie ſelbs befennet, daß fir je felbe am krüz mit
bab mögen belfen. Aber: wider die Larung alle iſt der einig foruch Joh.
VI, 39: „Jefus was noch nit erfikt.
Das ander argument: „Die menfihheit Chriſti ift höher denn kein engel.
So iſt ſy ouch höher im himmel denn kein engel.“ Aber fchmöilt! uns
Luther. ein- wicchtigkeit, das ubi, hinyn. Und das iez wol war if, daß er
über alle engel lyblich erhöcht iſt, das was aber dozemal nit wars daun
er bie uf erden was, und nit im himmel. Deßhalb als wenig folgt, daß
Chriſtus im himmel als an eim ort Inblich do iſt gweſen, als wenig diſer
ſchluß folget: Chriftus menfchheit iſt böher, edler und türer gweſen weder
kein engel. Gott bat kein engel nie taffen krüzgen. &o it ouch Chriſtus
nit krüzget. So wir glych nachlaffend , -daß die menſchheit türer gweſen
ſye weder die engel; das doch der natur nach nit ift Wlalm. VIIL, 6: Du
baft jn gemindret under die engel. Aber wol der würbdigung und heiligung
nach ift fy die erſtgeborn, das. ift, die fürnemfte aller afchönfden Col. I, 15.
Alfo teichend alle Auchten, die Luther ſuͤcht, zu laſtrung gottes füns ud
menſchen.
Das dritt: „Was in und für gott ik, das * im bimmel. Ich frag
Luthern: ob Maria, nachdem und fü ſich mit den worten: Eece anecilla
domini: Run wolhin, ich will‘ ein dienerinn des herren fon“, in und vor
gott , geweſen ſye? Muß er ie verjähen,, daß ſy in gott; dann in jm find
wir, in jm lebend und firebend wir. Er müß ouch jähens daß ſy nor
gott wäre; dann alle: ding (igend vor -jm bloß und offenbar. Sehr. EV 13,
Way fü aber darum im himmel? Ich mein wol: nein; oder aber fi. hätte
die herzlichen todftich nit af erd erlitten. So iſt es fatfch, was in und vor
gott, ſye int himmel. Sicher , weicher theologus hat doch ie alfo geret ?
Hie wirt Luther aber barmberzlich ſchryen? Hilf gott der tollen Leuten! |
(0b er uns joch lüt nennet; dann er vfligt ung faft tüfel ge nennen, fü cin
fründlichen- geift hat ee) und alfo fagen: Nün hab ich doch güt erlütrung
ageben‘, wie Ehriſtus menſchheit im bimmel für ir da ich barnach alſo
vutber a): „Ja, wie? wenn ich foreche; dag nicht allein Chriſtus im
himmel war, da er auf erde gieng , ſonbern auch die apoſtel und wir alle
fammt, fo wir auf erden ferblich find, fo fern wir an Chriſto glauben x.
Hie fiht man wol, wie ichs ˖ mein. ®
Antwurt: Sagt Luther, daß Chriftus lyblich dojemal im himmel ſye
aweſen, wie wir noch hütbytag im himmel ſind; was hadret er denn?
Wir wellend denn mit jm eins werden, nit allein um diſen foruch ſunder
ouch um den ganzen houpthandel, alſo: Wir find iez mit Inb, feel und
gmuͤt im himmel (denn ich ‚mein nit, daß Luther „im- himmel“ welle cos-
mographice verfion, wie alle lyb im himmel find) in gottes wüſſen,
kanntnuß erwälung, fürfichtigfeit “; ; aber die lybe find nit ſelbs natir-
%) (wärst — ein.
a) In Luthers Buch I. Tafel 8.
A.
S
Uiber Luthers befenninuß antwurt 9. 3. 161
lich wefentich dein. Alſo ift ouch Chriftus do im himmel gweſen, do er
bie lebt, und darzu fo vil mee, daß er ein perfon mit dem fun gottes iſt;
noch was ee nit felbs natürlich weſenlich mit dem Inb im himmel. Was
fihtet aber das wider uns? Ya, es tft aber des ſalbs, damit man den cin«
faltigen das mul bfudlet. Nun wolhin, fo wellend wir, fo feer Luther
es alfo meint, gar bald eins fun. Wir erfennend gern, daß Chriſtus Iych-
nam im nachtmal fye, wie unfere Iychnanı iez im himmel find, das ift, in
ertonntnuß , wal und fürfichtigkeit gottede. Dann , welcher im nachtmal
Ehriftum nit erkennt, uf jn nit teumt, jn nit mit aller ficherheit im
bergen treit, daß er mare menfchliche brefthafte habe angenommen , und
mit dero unfere breften hingenommen , ung gwüſſe kinder und miterben
gotted gemacht, und jm darum nit dankſagt, der ißt im ſelbs ein urteil.
Afo Habend wir in wol im nachtmal. Aber natürlich, wefenlich und lyb⸗
lich, das ift als wenig möglich, ale daß mir den mon im napf babind ,
fo er denn ſchynet. Und ift ze forgen , die alfo fagend ſich in ungezwyfelt
glouben im nachtmal fun , weder milch noch mon, als's ſprüchwort Intet,
im napf habind. Daß aber Luther alfo welle verftanden werden „im him .
mel fon“, zeigend die Eundfchaften an, die er nach vil ſchmach haryn zücht,
in welchen „im himmel fon“ uf hebräiſch genommen wirt für: himmeliſch
oder göttlich geſinnet ſyn, wie man im himmel iſt, und als wir betend:
„Din, will beſchehe uf erden wie im himmel.“ Wie ouch Jeſ. XXVII, 4.
— — im krieg, gnommen wirt für kriegiſch oder fyendlich. Glych
als man ouch ſpricht: Wir warend geſter im paradys, für: wir warend
in fründlicher doch groſſer fröud mit liebſamer geſellſchaft, afang , in⸗
ſtrument sc. Sölcher meinung redt Paulus Epheſ. I, 3: Gott hat und .
‚begabet (EvAoynoag. Ruther macht aber einmal „fegnen“ drugs) mit allerley
geiftlichen gabeft in den himmelifchen in Chriſto. Hie wirt „in den him⸗
melifchen “* genommen für: mit himmelifchen gaben , und das mit Ehrifto ;
als die nachgehnden wort anzeigend. Alſo mißkeert Luther ouch die andren
ſprüch. So nun Luther nit anderft will Chriſtum im himmel haben, weder
wir doben find, usgenommen die perfonlichen bereinigung in dem wort:
„Der fun des menfchen, der im himmel it“ ; fo darf.es nit not, wir find
eins. Er müß aber denn erkennen , daß in dem wort: „Der fun des men⸗
fen , der im himmel ift“, das wort „ift“ nit weienlich genommen werd,
namlich nit für mwefenlich fun, funder allein in erfanntnuß 2c. fun. Und
mag denn das wort im nachtmal: „Das ift min lyb“, ouch bfton, daß in
der dankfagung der Iyb Chriſti in den gmüten ſye, und Die zeichen dad be»
dütind. Will er aber das nit nadylaffen, fo müß er bekennen, daß die alleosis
bie ſye, und daß der fun dee menfchen für den fun gottes genommen werd.
Und fo das, fo folgt aber, daß die menfchheit in Chriſto nit allenthalb
ine, da die gottheit iſ. Summa: Er neme das „if“, wie er welle; fo
gt! er in dem wort: „Der fun des me .n, der im himmel iſt.“
Zum lezten vedt era): „Wie ouch die engel im himmel find und uf
erden“ ; wie er denn bewärt hab us Matth. XVIIL, 10. Meint den ſpruch:
— —— — — — —— — — — — — —
1) unterliegt.
a) In Luthers Buch 1. Tafel 1.
Zwinglis ſammtl. Schriften II. Bos. 2. Abthig. 11.
162 Wider Luthers befenntnug antwurt 9. 3,
„See engel fehend allweg das angficht mines vaters, dee in den himmlen ift.“
Hie frag ich in, ob er fagen welle: daß die engel eins mals hieniden uf
erd und im himmel weſenlich ſygind? Sagt er: ja. Gfchrift drum!
Spricht er: Mattb. XVII, 10. Da fpriche Chriftus nit, daß fü zu eim
mal in himmel und uf erden ſygind; ſunder er ſpricht alſo von wort zu
wort: „Dann ich faq üdy, daß jre engel in den himmlen allweg ſehend 1.
Hie ik, in den himmlen“, dv övpavoig, sine articulo ; non enim dieitur obri
dv Ovpavois, darus etwas möchte zeifet werden. Nun it es nit nüm ab
einem ort an das ander fehen, und aber nit da fun; dann Luther bruchts
ouch in difer materi, daß mich mundret , daß er hie nit deren dacht hat,
Vorus ift das herrlich wort Stephani ein züg: „ Ich fich die himmel offen,
und Jeſum ſitzen zur gerechten der kraft gottes.* Nun was Stephanus
nit im himmel; aber die ougen der feel abend hinuf; ja (fo Luther will,
nun daß wir nit ganggind) ouch die Inblichen ougen fahend die erſchynung,
die im gott offnet sc. Noch vil weniger müffend die engel an beiden orten
fon ; und febend dennoch doben den vater, und würkend bieniden jren
empfelch.
.NMun kummend mir widrum uf Luthers wort us der poſtill, da er fürs
ander gefagt bat: „Zur rechten oder Tinten fiken ift nit min üch 3% ge
ben ꝛc“, ſye von der vuren menfchheit geredt. Da muß ich jn fragen:
wenn ich alfo redte: Das ift von der bloffen menfchheit geredt, ob er mid
nit Hilfich des trenneng der einigen perſon verdächte? Ja frylich tbüt ers;
wiewol es mir nie in’n finn ift Eommen; und hab dennoch das „pur“ nie
gebrucht , daß ich wüſſe. Aber Qutber rede recht: Es ift von der lutren
menfchheit geredt. Und ift aber dennoch Ehriftus unzerteilt; und bat den
noch Chriſtus geredt. So wirt aber der ganz Chriftus allein für die einen
natur genommen; oder ‚aber, fo er unzerteilbar ift, ein natur für die
andren. So ift die unfchuldig alleosis aber errett. Und flat finf, daß
iedwedere natur in einer verfon je eigenfchaft ewiglich bhalt. Wyter ſpricht
Luther in derfelben voftill:
Luther: „Glych als diefelb jr am kreüz nit helfen mocht; wiewol etlich
bie groß kunſt wöllen beweifen mit jrem finftren auslegen , daß fy den ketze⸗
ren begegnen. ®
Luther foricht hiegegen a): „Alſo fpricht aber der heilige geift ob.
III, 16: Alſo liebet gott die welt, daß er feinen eigen fon dahin gibt.
Röm. VII, 32: Er hat feines eigen fones nicht verfchonet , fonder für
uns alle dahin gaeben. Und fo fort an alle werk, wort, leiden, und was
Chriftus thüt, das thüt, wirkt, redet, leidet der warhaftige gottes fone 2.“
Sehend bie, feomme fürften , ob nit Luther nüzid dann mit färmen
und bienden umgang ? Syn der vorderen red us der poftill erkennt er ie
offentlich , daß die menfchheit ir felbs am kreüz nit hab mögen helfen.
Und fpricht aber bie: das alfıs, fo Ehriftus lyde, Inde der fun gottes.
Und will aber die alloeosim , den gegenwechſel, nit nachlaſſen. So folgete
ie, daß die perfon des fung gottes geftorben wär, daß fy je felbe nit hätt
mögen helfen. Aber ich hoff, iv, fromme fürften, fehind, daß er us zorn
verblendt widerfichtet, das er felbs haltet. Dann te in der vordren red mol
a) In Luthers Buch bh. Tafel 1,
Liber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3. 163
geſeit iſt, die menſchheit habe ir ſelbs am krüz nit mögen helfen. So er
aber in diſem buͤch ſpricht: der warhaftige gottesſun Inde sc; will er ie
binden, fam er ouch nach göttlicher natur gelitten hab; und thüt das mit
dem wort „warbaftig.“ Da ift war, daß, der gelitten hat, warhafter fun
gottes iſt; er hat aber der göttlichen natur halb nit gelitten, ja, nit mögen
Inden. Hoch fo gat er daruf um, daß die einfaltigen vermwirret werdind,
und zwüfchend den beiden naturen nit vecht entfcheidind ; und laßt fy gern
in der irrung fton , daß gottes fun ouch nad) der gottheit felbs glitten hab;
nun daß fo nebend demfelben die menfchheit ouch glychſam der gottheit ver⸗
meinind allenthalb fon. Sollt einer nit erlüteren, wenn er ſpricht: Der
warhaftige gottesfun Inder, daß er „warhaftig“ nit ufs Iyden wandte ſunder
uf den fun; alfo daß der, fo mwarbaftiger fun gottes ift, gelitten hat; aber
nit nach der natur , die hie benamfet wirt, funder nach der anderen, die
mit difee ein Chriſtus it? Alſo, fo man fpricht: Dee menfch ift tod, da
verfiond alle menfchen: allein der Inb ſye tod; dann die feel mag nit ſter⸗
ben. Noch wirts vom ganzen menfchen geredt; und mag dennoch der fürs
nemer teil nit ſterben. Das ift ie mit gewalt finfternuß gfücht, und das
verdunfeln, das vor heiter verjähen if. Da aber bie ijeman fagen wurd:
Luther erklärt fich felbs bald harnach alfo :
Luther a)‘ „Denn das müft du ja fagen: Die perfon (zeige Chriſtum)
leidet, ftürbet. Nun ift die perfon warhaftiger gott. Drum iſts recht geredt:
Gottes’ fun leidet. Denn, obmwol das eine ftüd (daß ich fo rede) ale bie
gottheit micht leidet ; fo leidet demnach die perfon, welche gott ift, am ans
dern ſtucke als an der menfchheit. (Vide, num variet in voce persona ?!)
Gleich als man foricht: Des künigs fun ift wund; fo doch allein fein bein
wund ift 20. So vil Luther.
Hie, ſehend, Fromme fürften, erfenn ich wol, daß Luther recht und
chriſtenlich redt, fo feer er durch das wort „perfon“ Ehriftum verftat, nit
das , fo das fürnemeſt in der verfon ift, der fun gottes sc (dann man ſuſt
nit pfligt ze fagen: Die perfon Inder). Und möllte ich die wort ſelbs nit
anderft wünfdyen; dann fü aanz unfer meinung find, namlich daß, wenn
man alfo vedt: Gottes fun Iydet, ſtürbt, daß da gottes fun für die menſch⸗
beit in Ehrifto genommen wirt; als fo man fpricht: Der menfch ift wund;
und ift doch allein der Inb verwundt; fo ftat de „menfch“ für „lyb“ hie,
Was mag doch klaͤrers gſagt werden in difer materi? &o wir nun an dem
ort ganz eins find, warum find wir nit überall eins? Darum dag Quthee
nit darby blybt, und iez eins redt und bald ein anders. Und find bil ein⸗
faltiger, die an finen worten alfo verglarrend?, daß ſy nun fein uffehen
habend, ob er doch jm felbs glych fye und beftande; funder wütfchend grad
harfür, und wellend erhalten mit Ruthern : die menfchheit Ehrifti fye allent«
halb, fye im himmel lyblich gewefen vor der uffart , ſye Inblich weſenlich
im nachtmal , die gottheit ſye ouch Indenbar , und derglychen. Und ſo man
Luthern gründlich bſicht, ſo vermögend ſine eignen wort ein anders. Und
redt aber er nüts deſterminder ſo ungſchickt wort, daß, ſo ſy jm gloubend, in
den irrtum alſo fallend. Iſt das nit ein arbeitſeligkeit? Wenn er lang
U 7 —
—— ——— e u
1) Randgloffe. 2, Hlind werben.
a) In Luthers Buch h. Tafel 2.
462 tiber Luthers befenntnug antwurt 9. 3,
„See engel fehend allweg das angficht mines vaters, der in den himmlen ift.°
Hie frag ich in, ob er fagen weile: daß die engel eins mals hieniden uf
erd und im himmel weienlih ſygind? Sagt er: ja. Gfchrift drum!
Spricht er: Matth. XVII, 10. Da fpricht Chriftus nit, daß fü zu eim
mal in himmel und uf erden fyaind; funder er fpricht alfo von wort zu
wort: „Dann ich faq üch, daß jre engel in den himmlen allweg fehend 1c.“
Hie ift „in den himmlen“, &v övpavoig, sine articulo ; non enim dicitur 64
dv Ovpavoig, darus etwas möchte zeifet werden. Nun ift es nit nüm ab
einem ort an das ander fehen, und aber nit da fun; dann Luther brucht⸗
ouch in difer materi, daß mich wundret, daß er bie nit deren dacht hat.
Vorus ift das herrlich wort Stephani ein züg: „ Ich fich die himmel offen,
und Jeſum fiken zur gerechten der kraft gottes.* Nun was Stephanus
nit im himmel; aber die ougen der feel abend hinuf; ja (fo Luther will,
nun daß wir nit zanggind) ouch die Inblichen ougen fahend die erſchynung,
die im gott offnet sc. Noch vil weniger müffend die engel an beiden orten
fon ; und fehend dennoch doben den vater, und würkend bieniden jren
empfelch.
. Run kummend wir wideum uf Quthers wort us der poſtill, da er fürs
ander gefagt hat: „Zur rechten oder Linken fißen ift nit min üch 3% ges
ben sc“ , ſye von der puren menfchheit geredt. Da müß ich in fragen:
wenn ich alfo redte: Das ift von der bloffen menfchheit geredt , ob er mid
nit Hillich des trenneng der einigen perfon verdächte? Fa frylich thüt ers;
wiewol es mir nie in’n finn ift Eommen; und hab dennoch das „pur“ nie
gebrucht, daß ich wüſſe. Aber Luther redt recht: Es ift von der lutren
menfchheit geredt. Und ift aber dennoch Chriſtus unzerteilt; und hat den
noch Ehriftus geredt. So wirt aber der ganz Chriftus allein für die einen
natur genommen; oder aber, fo er unzerteilbar ift, ein natur für die
anderen. Go ift die unfchuldig alleosis aber errett. Und flat fiyf, daß
iedwedere natur in einer verfon je eigenfchaft ewiglich bhalt. Wyter fpricht
Luther in derſelben poftill:
Luther: „Glych als diefeld jr am kreüz nit helfen mocht; wiewol etlich
bie groß kunſt wöllen beweifen mit jrem finftren auslegen , daß fy den ketze⸗
ren begegnen. ®
Luther foricht biegegen a): „Alſo fpeicht aber dee heilige geift Joh.
IH, 16: Alſo licbet gott die welt, daß er feinen eigen fon dahin gibt.
Röm. VIIL, 32: Er hat feines eigen fones nicht verfchonet , fonber für
ung alle dahin gaeben. Und fo fort an alle werk, wort, leiden, und mas
Chriſtus thüt, das thüt, wirkt, redet, leidet der warbaftige gottes fone 2.“
Sehend bie, fromme fürften, ob nit Luther nüzid dann mit färwen
und bienden umgang ? In der vordren red us der poftill erkennt er ie
offentlich , dab die menfchheit ir felbs am freüz nit hab mögen helfen.
Und fpricht aber hie: das als, fo Ehriftus lyde, lyde der fun goite.
Und will aber die alleeosim , den gegenmwechfel, nit nachlaſſen. So folgete
ie, daß die perfon des ſuns gottes geftorben wär, daß fu jr felbs mit hätt
mögen helfen. Aber ich hoff, je, fromme fürften, fehind, daß er ug zorn
verblendt widerfichtet, das er ſelbs haltet. Dann ie in der vordren red mol
a) In Luthers Buch bh. Tafel 1,
Uiber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3. | 463
gefeit AR, die menfchbeit babe je felbs am krüz nit mögen helfen. So er
aber in diſem büch fpricht: der mwarhaftige gottesfun Inde 20; will er ie
binden, fam ee ouch nach göttlicher natur gelitten hab; und thüt dag mit
dem wort „warbaftig.“ Da ift war, daß, der gelitten bat, warbafter fun
gottes iſt; er hat aber der göttlichen natur halb nit gelitten, ja, nit mögen
Inden. Noch fo gat er daruf um, daß die einfaltigen verwirret mwerdind,
und zwüfchend den beiden naturen nit recht entfcheidind ; und laßt fy gern
in der irrung ſton, daß gottes fun ouch nach der gottheit felbs glitten hab;
nun daß ſy nebend demfelben die menfchheit ouch glychſam der gottheit ver⸗
meinind allenthalb fun. Sollt einer nit erlüteren, wenn ee ſpricht: ‘Der
warhaftige gottesfun Iydet, daß er „warhaftig“ nit ufs Iyden wandte funder
uf den fun; alfo daß der, fo warbaftiger fun gottes ift, gelitten hat; aber
nit nad) der natur, die hie benamfet wirt, funder nach der anderen, die
mit difee ein Ehriftus it? Alfo, fo man fpeicht: Dee menfch ift tod, da
verſtond alle menfchen: allein der Inb fye tod; dann bie feel mag nit fter-
ben. Noch wirts vom ganzen menfchen geredt; und mag dennoch der fürs
nemer teil nit fierben. Das ift ie mit gewalt finfteenuß gfücht, und das
verdunfeln , das vor heiter verjäben if. Da aber bie jeman fagen wurd:
Luther erklärt ſich ſelbs batd harnach alfo :
Luthera)‘ „Denn das müft du ja fagen: Die perfon (zeige Chriftum)
leidet, ſtürbet. Nun ift die perfon warhaftiger gott. Drum ifts vecht geredt:
Gottes’ fun leidet. Denn, obmwol das eine ſtück (daB ich fo rede) als bie
gottheit nicht leidet ; fo Leider demnach die perſon, welche gott if, am ans
dern ſtucke ale an der menfchheit. (Vide, num variet in voce persona ?!)
Blei als man foricht: Des künigs fun ift wund; fo doch allein ſein bein
wund if ꝛc.“ So vil Luther.
Hie, ſehend, Fromme fürſten, erkenn ich wol, daß Luther recht und
chriſtenlich redt, ſo feer er durch das wort „verſon“ Chriſtum verſtat, nit
das , fo das fürnemeſt in der perſon iſt, der fun gottes 2c (dann man ſuſt
nit vfligt ze ſagen: Die perfon lydet). Und wöllte ich die wort felbs nit
anderft wünfchen; dann fü ganz unfer meinung find, namlich daß, wenn
man alſo redt: Gottes fun lydet, ſtürbt, daß da gottes fun für die menſch⸗
Kit in Ehrifto genommen wirt; als fo man fpeicht: Dee menfch ift wund;
und ift doch allein der Iyb verwundt ; fo flat ie „menfch“ für „Iyb* bie,
Was mag doch Härers gſagt werden in difer materi? So wie nun an dem
ort ganz eins find, warum find wir nit überall eins? Darum daß Luther
nit darby blybt, und iez eins redt und bald ein anders. Und find vil ein⸗
faltigee, die an finen morten alfo verglarrend?, daß ſy nun kein uffehen
habend , ob er doch im ſelbs glych fye und beftande; funder wütfchend grad
harfür, und wellend erhalten mit Ruthern : die menfchheit Ehrifti fye allente
halb, fye im himmel Inblich gemwefen vor der uffart , ſye lyblich wefenlich
im nachtmal , die gottheit fye ouch Indenbar , und dergigchen. Und fo man
Luthern gründlich bficht , fo vermögend fine eignen wort ein anders. Und
redt aber er nüts defierminder fo ungfchickt wort, daß, fo ſy im gloubend, in
den jertum alfo fallend. Iſt das nit ein arbeitfeligkeit? Wenn er lang
——— —
—— — — — — — —
Randgloſſe. 2) blind werben.
a) I Luthers Buch b. Tafel 2.
4164 tiber Luthers befenntnuß antwurt 9. 3.
hoch pocht, . fo zwingt in demnach die warheit wider fich ſelbs ze verjaͤhen.
Sehend uf die wort:
Luthera): „Denn, wenn ich das glöube, daß allein die menſchliche
natur für mich gelitten bat, fo ift mir der Ehriftus ein fchlechter heiland,
fo bedarf er wol ſelbs eines heilande 20.
Dfehend hie, Fromme fürften, die wort gegen den bvordrigen, die ung
fo wol gfallend. Dafelbft redt er offenlich harus: daß, obglych die gottheit
nit lyde, Inde doch die menfchheit sc. Hie vedt er mit einer fölchen form
Der worten, daß fy ouch nit ze vertädingen ift; dann er redt usfchlüß-
lichen: daß, wo er gloubte , daß allein die menfchliche natur für jn gelit-
ten hätte, müßte er fin heiland nit fun. Was kann doch Läfterlichers ge⸗
fagt werden? ' Mag gott ouch Inden? &o ift er ouch gſtorben; dann Iy
den mirt hie für fterben genommen. Iſt er nümmen der allein untödlich
gott? 1. Zimoth. VI, 16. An den worten fiht man, daß Luther mit
gwalt will finftren und fich im nebel darvon ſchwänzen, das ift, fölche wort
reden , die vor den einfaltigen anderft verftanden merdend , weder er ſy möllte
geredt haben,. fo man in darum erfüchte. Iſt das redlih? Fuͤrend wir
zweyerley red us einem mund? Wenn wir dag, fo wir gebrochen habend,
wider ufbumend ; fo erofinend wie ung, daß wir abfällig oder übertreter
(segaßaens) find. Galat. IT, 18. So nun Luther ie; wyß, bald ſchwarz
fagt; will ee on zwyfel meinen, es fye mit gottes wort fo ringfäria ze
bandlen, als fo man in der brenten fpilt. Und das. ift ein wunder, daß
er in der unglüdhaftigen red (dann mir von herzen leid ift, daß er in ſölch
ireung kummt) nit fo fürfichtig gweſen, daß er joch gedacht. hätt: Nun
‚ wolbin , wenn aber din widerpart alfo wurde fagen: Wenn min gott eini-
gen weg ein Iudenhafter gott wär, fo müßte ee min gott nit fon? Und. ich
fag für mich felbs: Wenn Chriſtus Jeſus nach der gottheit lydenhaft wär,
ſo wär er nit gott, er müßt ouch min gott nit fon. Aber das fue fcer
von ung (dis xögaxag!), dag wir mit zangg iemen dahin kömmind, daß
wir zuͤ fchiem der ierung ouch gott anhebind läfteen. Es hat Auguftinum
der zangg ouch hinyn zogen , daß er etwas bon mitlgden der gottheit geredt
bat contra Feliciauum. Noch fo erfütret er fih: daß er allein die feel
Chrifti verftund; die hätte nach dem wort: „Min feel ift trurig bis. in'n
t0d“ , kumber gelitten in dem fterben des Inbs. Wohin will ſich aber hie
Quther keeren, wenn jm die päpftler ufrupfen werdend , er habe geredt: die
gortheit Chriſti hab ouch den tod erlitten; und wirt jm föliches usbreit mit
afchriften ? Wire föliches nit in d'ewigkeit für die Läfterlichiten , närrifchften
irrung erfennt werden? Dann ouch die philoſophi erfennt habend: zo Yeiov
adavaroy, numen esse immortale , das gott ift, dag muß ontödemlich fon.
Nenn man nun fagt: Chriftus hat gelitten für une, fo berftat man durch
„Inden“ den tod eriyden; dann mit finem tod find mir lebendig amadhet.
So nun Luther vom Inden der gottheit fagt, fam one dasſelb Ehriftus fin
beiland nit fon ſölle; fo müß er ie verfton, daß fü ouch aftorben ſyge.
Dann, wöllte er verſton, ſy hätte in hunger, durſt, geißlen, frönen,
reich gelitten , und nit im tod; ſo hätte ſy doch nit gelitten, da
1) Randgloffe.
n) In Luthers Buch h. zart 1.
Uiber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3. 165
die Eräftigeft fumma des Indens was. Mit finem tod find mir Iebendig
gmacht, nit mit dem hunger sc. Diefelben ding bat er wol zuͤ gemei⸗
ner arzny und troft unfer anfechtungen tragen ; aber die bezalung ift der
tod, als in der 2. Eor. V. und durch die ganzen epiftel zun Hebräeren
erfunden wirt. Ich follt nit fchimpfen in einer fo grufamen fach ; aber ich
mag wol zu verſchupfung des irefals fagen: Blybt Luther daruf, daß die
gottheit gelitten hab, und deßhalb müßte aeftorben fun; fo hat der vapſt
noch recht, daß er fin ftatkhalter will fun. Denn ouch Paulus Hebr. VII,
23. ſpricht: daß der obreften prieftren des alten teftaments darum bil gewe⸗
fen fyaind, daß fy der tod nit binben ließ. Iſt uns nun der ewig fun got»
tes geftorben nach der gottheit; fo iſt der papſt billich fin ftattbalter. Und
bat fih Luther in der finfternuß aber übel an eim ſtock verfaren. Roc
wellend wir in wyter verhören, damit er ſich nit Hagen mög:
Luther in der vordrigen poftill: „Alſo ift das ouch der menfch Chri⸗
ſtus, da er ſagt: „Der vater ift aröffer denn ich“ Joh. XIV, 28. tem
Matth. XXIII, 37: „Wie oft bab ich wellen deine Eindle ſammlen mie eine
glucke under jre flügel?“ Item Marc. XIII, 32: „Von dem tage weißt
nieman, weder die engel noch der ſun, ſunter allein der vater.“ Iſt nit
nor bie die gloſſe: „Der fun weißt nit®, das ift: er wills nit fagen. Was
thüt die gloffe ?“ & vil Luther.
Sehend, fromme fürften , ob Luther neißwas anders fag, weder mir
ie geeedt oder geleert habind. mit der frommen alleosi? Moch wellend wir
jn woter hören:
Luther in der vorgenannten voſtill: „Die menſchheit Chriſti hat eben
wie ein ander heilig natürlich menſch nit allzeit alle ding gedacht, geredt,
gewoͤllt, gemerkt, mie etlich einen allmächtigen menſchen aus jm machen ;
mengen die zwo naturen und je werk in einander unweislich. Wie er nit
allzeit alle ding geſehen, gehöret , gefälet hat; fo hat er ouch nit alle ding
mit dem berzen alfezeit angefehen , funder mie jn gott gefürt bat und im
fürbracht.“ So vil Luther.
Sehend bie , fromme fürften; uf iedes ſtuck befunder ; fo wirt ung die
red, die wir harnach fetten wellend, deß klärer.
1. Die menſchheit Chriſti bat nit allzyt alle ding gedacht 2c. glych wie
ein ander heilig menſch.
II. Daß etlich on zwyfel unrecht thuͤnd, die ein allmächtigen menfchen
us jm machend.
III. Das die duch unrecht thünd, die die zwo naturen und jre wer
under einander mengend.
IV. Daß er nit alle ding zu aller zyt mit dem bergen angfchen bat;
V. funder wie in gott gefürt bat und gemifen.
Hierin find wir aber eins; wiewol da etliche wort find , Die wir nit fo
ungehoblet habend dargethon; noch ſo redt Luther der meinung halb recht.
Dann aller ſpan, den wir mit einander habend der zweyen naturen und
würkungen halb, der iſt hie vom Luther abermal bekennet. Hat die menſch⸗
heit Chriſti nit zuͤ aller zyt alle ding gedacht, gmerkt, gredt, gwöllt wie
ein ander menſch; ſo iſt ſy ie nach der menſchlichen natur und nach der
würkung underſcheiden mit der gottheit. Glych wie der menſch us ſecl und
Ind (iſt Boch iedweders eins ſundren weſens, natur und würkung; aber
166- VUiber Luthers befenntnug antwurt 9. 3.
mit dem underfcheid, daß, wiewol der Ind ein eigen weſen und natur hatı
ſo hat er doch den bſtand ſines weſens nit on die ſeel; dann ſo bald die
bon jm iſt, fo iſt er hingefallen; und ſobald die widrum zu jm gfuͤgt, fo
wirt ee widrum in existentiam, in ein bſtand, ufgericht, wie am festen
urteil bfchehen wirt), nun find aber nüts deß minder die zwo naturen,
Inb und feel, ein. menſch und ein verfon; wiewol die verfon von zweyen
weien und naturen zemmen gſetzt iſt; aber nit von zweyen weſen, dero
iedweders finen befundren binblichen bftand hab, funder nun das ein, die
feel. Alſo iſt in Ehrifto Jeſu die mwefenlich natürlich gottheit ouch die we⸗
fenlicy natürlich menfchheit, ein verfon; und ift aber ‚die ein natur, nam»
lich die menſchlich in der perſon nit us jrem eignen bſtand und enthalt;
ſunder, wie der gemeinen menſchen lyb in der ſeel ſinen bſtand und enthalt
hat, alſo hat die ganz menſchheit Chriſti, lyb und ſeel, bſtand und enthali⸗
nuß in ſiner andren natur, der gottheit. Daß aber Luther nit ſag, das ſye
us dem gouggelſack gnommen (dann zwar fo ſchrybend Scotus und ob.
Pius Mirandula uf die maß und alle theologi de ente et essentia, et de
essentia et existentia), fo bringend wir dez die bewärnuß:
Chriſtus fpricht Joh. X, 18: „Ich hab gwalt min feel von mir ze
thün (meiß wol, daß „feel“ den Hebräcen „leben“ heißt; aber die feel gibt's
leben) und wideum zu mir ze nemen.“ Nun kann Chriſtus fecl nit ein
andre feel fun denn ein, wefenliche natürliche fecl. Aber in difen worten
fehend wir wol, daß ſy jren bſtand, blybnuß und behaltnuß in der gottbeit
bat, fo er fpricht: er habe gwalt die hin ze thin und widrum ge nemen;
dann die menfchlich feel, die glych ein erhalterinne des lybs iſt, nit gwalt
bat den lyb hin ze legen und widrum ze nemen. Darum ift in Chriſto
ein ftärker gwalthaber und erhalter weder die feet, der ouch die feel mag
bin thün und wider nemen; der iſt der fun gottes. Item Col. II, 9: „In
im wonet alle gottheit nblich. *Ich will bie nit lang ſagen, ob „inbtich“
soefenlich heiffe,, oder ob „lyblich“ xar vaddayıw genommen werde für
„menfchlich*, alfo daß in der menfchheit die vollfame gottheit wone; denn
Quther ghörts nit gern. Uber mie die feel gfagt wirt im Inb wonen , fo
doch der lyb in kraft und erhaltung der feel wonet; alfo wirt ouch bie die
gottheit (xaünarlayım!) afagt in der menfchheit Chrifti wonen , da doch
die menfchheit, in fin göttliche natur und perfon ufgenommen , in jro binbt,
bſtat und erhalten wirt. Und das ift persone constitutio (Urögaaıg?),
i. eo, das, fo ein perfon macht, durch alle creatur hin, wenn zwo naturen
tiberein und in ein bitand fommend. (Est enim persona rationalis crea-
turæ individua substantia.) Nun ift aber gnüg gehört , daß, fo der Inb
zur feel kummt, hat er wol ein eigen weſen und natur, aber nit ein bhal⸗
tende kraft; funder die feel ift fin bhaltende kraft. Unde et philosophi
actum vocarunt aut potius actionem. (Anima actus formalis.?) Defbalb
der nam „perfon“ von ung den heiligen dey namen zugelegt wirt, nit daß
die Heilig gefchrift fu verfonen nenne 5: funder dag, wie ein perfon in der
feel bftat , da doch der lychnam ouch ein teil der verfon ift, alfo die dry,
die ſuſt nit befundre weſen, aber befundre eigenfchaften habend , vater, fun,
geift, ein weſen ſygind. Dahar nennet man die dry, die ein gott find,
1) Randgloffe. 9) Randgloſſe. ?) Randgloſſe.
Wider Luthers bekenntnuß antwırt H. 3. 167
verfonen, mit nach eigenfchaft der gfchrift (als ouch Auguſtinus de civit.
lib. VII. cap. 4. erfennet) funder nach der verglychuͤng des gottsfürchtigen
verfionde, der ung die göttlichen einigkeit der Leyen in einem weſen begert
etlihen weg ze verbilden. Hab ic) ie müflen anzeigen , fromme fürften;
dann es Luthers ireung hilft verwerfen. Er redt von den dingen nit allein
duntel finder Huch unrecht und ſeer verfürifch, wie kommen wirt. Und
rede nun Luther:
Luther in der bekenntnuß a): „Dann, wo die werk zerteilet und geſon⸗
dert werden, da muͤß auch die perſon zertrennet werden; weil alle werk oder
leiden nicht den naturen ſondern den perſonen zuͤgeeignet werden. Dann die
perſon iſts, die alles thuͤt und leidet, eins nach diſer natur, das ander
nach jener natur; wie das alles die gleerten wol wüſſend.“
Hie verman ich, daß man Luthers wort bas ermeſſe weder die ſilbrinen
und güldinen prädicanten. Dann man wirt ſehen, daß er nit allein mit
den fürgefeßten worten us der poftill mit eine ift ; funder ouch in den wor⸗
ten ſelbs, die da ftond, wider fich felbs oftentlich redt. Erftlich fagt er bie:
„Wo die werk gerteilet und gefündret werdend , da müß ouch die perfon zer
trennet werden.“ Hie frag ich Qutheen: welcher theologus ie geleert hab,
daß der unterfcheid der werfen die perfon trenne? oder ob er in finem her⸗
in doch meine, daß im alfo fye? Nein; dann er fagt glych in vier
linien das widerfpil, wie fommen wirt. Oder ob er meine, daß neißwa :
ein ſo verwirrter verftand fye, der das gloube? Dann welcher menfch er-
kunt nit, daß der lychnam ißt und trinkt, wachsſst, ſchwynt, fiechet, cAın«
det; und bfchicht dero keins an der feel; und find dennoch nun ein verfon.
Die feel aber verftat, vechnet, denkt, urteilt 30; dero der Inchnam feine
bermag ; und find aber nun ein perfon. Und habend alle theologi allmeg
ertennt , daß nit allein die würkungen funder ouch die naturen ein perfon
nit trennend. Dann wo das, fo wäre der menfch zwo verfonen, eine der
Ind , die ander die feel; und Chriſtus wäre dry perfonen, eine der fun got»
te, die ander fin feel, die erfchaffen ift, die deitte der Iychnam , der us
dem gafchlecht Abrahams erwachſen ift. Es wirt ouch darum von den theo⸗
(ogis us gottes wort ermeflen, daß fin menfchheit, das ift, ware Inb und
feel, in dem bftand und erhaltnuß der verſon des fung gottes ufgenommen
ft; daß ouch fin gottheit und menfchheit mit zwo perſonen fyaind; oder
aber es wurdind vier perfonen in der gottheit fun. Aber Luther redt, glych
als ob er noch nie gewüßt hab , was underfcheids fye inter singulare, sup-
positum, individuum et personam. &o er nun in der voftill fpricht:
„Die menſchheit Chriſti hat eben wie ein ander heilig natürlich menfch nit
allzyt alle Ding gedacht, geredt, gemerket 2c*; fo frag ich Luthern: ob
die gottheit Chriſti ouch wie ein heiliger natürlicher menfch nit allezyt alle
ding gedenke, welle und merke? Wirt er on zwofel fagen : Die gottheit ſye dag
wüſſen, das liecht, Die Harheit, die warheit , die kraft felbs; wie könnte
denn das liecht etwa nit Liecht fun, ' dag wüſſen etwa nit wüſſen c? Eya,
fo folgt ouch, daß der menfchlich will Chrifti, der menſchlich verftand Chriſti
fin eigen menfchliche natürliche art hat ghebt, mie unfer lyb und feel cin
som art habend, die underfcheiden ift gegen der art des geiftes, den gott
— —— —
a) In Luthers Buch h. Tafel 4.
168 Liber Lutherd befenntnug antwurt 9. 3.
in ung güßt Röm. VII, 4 ff. Bewärnuß: Chriſtus fpricht: „Nit min
funter din mil! afchehe“ ; und biybt nüts deß minder nun ein perfon ; wie
wol er ein eignen willen bat nad) der menfchheit. Doch das allein, die
wyl die tödemliche finem Iyb anhangt; nach der erflärung der urftände wirt
die ſchwäche und widerfpan hingenommen 1. Cor. XV, 54..55: Wenn
das zerbrüchlich die unzerbrüchliche und das tödemlich die untödemliche an⸗
legen wirt; fo wirt denn die red, die gefchriben ftat: Der tod iſt gar ber-
ſchluckt ꝛ c. Dann die ſchwäche und ſchühen Chrifti was von des tpd& we⸗
gen. Wenn aber die forcht des todes oder übelgons hingenommen wirt, fo
widerſtrebt nit allein der will Chriſti nit wider finen göttlichen willen, fun
der unfere lyb mwerdend ouch der feel nümmen widerftreben ; denn, da fein
forcht des üblen iſt, da ift dem Iyb erft ze friden und rümen gehoffen.
Darum ouch Paulus ſchryt: Ich unfeligee menſch, mer wirt mich von
dem tödemlichen Iyb erlöfen? Die anab gottes durch Ehriftum ꝛc. So
nun Quther in der voftill fo offentlicy anzeigt: daß die werk der beiden
naturen fo underfcheiten find, daß der aöttlichen nit ageben mag werden,
das der menfchlichen iſt; umd fpricht aber bie: die werk zerteennind die
perfon , fo folgt, daß er die perfon trennet, nit wir. Kurz dawon, Luther
hat den hals geſtreckt; im ligt nit dran, was ee fage, wie er mider ſich
felbg rede, wie er wider gottes wort rede. Bott welle in begnaden !
"Das wirt noch fundbarer, fo wir die nächften wort der befanntnuß
gegen einander befebend. Zum lezten beſchlüßt er alfo : „Denn die perfon
its, die alles thuͤt; und leidet eins nach difer natur, das ander nach jener
natur, wie das alles die gleerten wol wüſſend. Sehend, fromme fürften,
wie fi) das fo wol rymet. Im anfang fagt er: mer die werd fündere, der
zertrenne die perfon. Und im usgang fündret er die werk mit fo eigenlichn
usgedruckten worten , daß ich fo mit groſſen biächftaben hab laffen mot har»
für in die gficht ftellen, und fpricht: die perfon thüne und lyde ale ding,
eins aber nach difer, das ander nad) jener natur. Ach gott! mas leerend
und redend doch wir anders, denn die lezten wort futend ? Sagend wir
nit: Gott und menfch find ein Ehriftus, nun ein verfon ꝛe. Die natura
aber find underfcheiden , iedwedere mit jrer eigenfchaft und art; und ber
mag der underfcheid die perfon nit trennen. Und ift aber hiemit unfer wee,
jamer und gfchrey (dann wer wirt verärgret , daß es ung nit brenne ?
2. Cor. XI, 29.); ja, unfer wee ift, daß Luther grad in vier Linien
wider fich felbe redt; umd dringt jn gott wider fin fürnemen je reden und die
warheit ie ze befennen. Und mellend aber die fortäglichen verfürer C ich
follt „leerer“ gſagt haben) nit fehen, daß Luther an feinem ort durch dis
ganz bach hin ſo fyendlich nienen wider uns ſtrytet. Gott zwingt jn die
unbefleckten warheit mit ung erkennen; alſo daß die ganz gſchrift nüzid an⸗
ders iſt weder ein botſchaft, Luther ſwe überwunden, und möge wider die
warheit nit. Sagt ieman: Warum ſchrybſt du denn mit fo vil arbeit
wider in? Anmwurt: Allein daß die quackleryn, das iſt, die unſtäte, die
unredliche und verwirrte art fin in der materi und der falfch Leerenden wol er⸗
kennt und deß bag fürhin vergoumt werd. Denn das müffend mie alle brü-
— an
1) das Wanken.
Wider Luthers befenntnuß antwurt 9.3. ‘ 169
der kundſchaft geben, daß ich von Luthern zum vierten mal mit offenen
gſchriften bin arläftret worden; und hab mich dennoch wellen ermweeren wie
der in ze ſchryben, alles güter hoffnung ,. gott wurd im das licht ofnen,
daß er die warheit fehe. So ficht ers, ja er vergichts ; und wills aber nit
ſehen noch verjähen haben; wie denn Jeſ. VL, 9. 10, Chriſtus Matth.
XII, 14. anzeigend.
Das wirt noch kundlicher, fo man die wort in der voftill eigentlicher
trachtet , da ce alfo fpricht: daß etlich unrecht thuͤgind, die einen allmäch-
tigen menfchen us jm machend. Und fo aber die menfchheit Chrifti usge⸗
breit wäre nach der gottheit (als Luther fagt); fo wäre ie die menfchheit
Chriſti allmächtig ; dann die allmacht ift ug der unendliche; und mag nü«
sid allmächtig fon denn das einig unendlich güt; und mag weſenlich unend⸗
ich if, das ift ouch allmächtig. Iſt nun der lychnam Thrifti allenthalb,
wo die gottheit iſt; fo ift ee wefenlich unendlich. Iſt er weſenlich unend»
lich; fo iſt er ouch allmächtig. Dife unordnungen will ich alle mit Luthers
eignen worten bemären:
Luther a): „So müß folgen, daß er auch nach der dritten übernatür-
lichen weife fen und ſeyn möge allenthalben, wo gott ift, und, alles ducch
und durch voll Chriftus fey nach der mienfchheit , nit nach der erften leibli-
den begeeiflichen weife fonder nad) der übernatürlichen göttlichen weife sc.*
Echend zuͤ, wel ein herrlicher theologus das ift! Wer vermifchet nun
die naturen? Alle theologi fagend , daB allenthalb fun fye die eigen inner
art des göttlichen weſens, und redend recht. Denn das wort Jerem.
XXIII, 24: Ich erfüll himmel und erden, mag nieman denn dem einigen
göttlichen mwefen zimmen. Nun fo gibt erg der menfchheit zu unanaefehen
alle gefcheift, die darmwider if. So müß er ie die naturen vermiſchen, und
einen allmächtigen menfchen us jm machen. . Und redt aber Petrus Act. II,
27. us dem propheten David alſo: Du wirft min feel in die höll nit Laflen.
Run ift die gottheit wefenlich und gwaltiglich allenthalb, ouch in der höll.
So müßte uch die feel Chrifti und deßhalb die ganze menfchheit in der
höll fun wider die kundſchaft Davids und Peters. Darzuͤ ſo iſt die art der
erklärten Inben , ewige fröud im himmel oder ewig leid in der höll mit der
feel ze haben. Und fo Chriſtus menfchheit in der höll wär, da aber die
unlydenhaft gottheit it; fo müßte Chriſtus menfchheit in der hölle Inden.
&o herrlich Ding folgte us Luthers leer.
Luther foricht eben dafelbft: „Und wo du einen ort jeigen wurdeft, da
gott wäre, und nicht der menfch , fo wäre Die verfon ſchön zertrennet 20.“
Antwurt: Ya, wie habende iez anzeigt. In der böll ift gott Pfal. XVII,
6. Und iſt der menfch Jeſus Chriftus nit in der höll, wie iez gehöret ift.
Und ift die perfon nüzid mer zertrennet, denn do oudy die feel us jm gieng,
als er den geiſt, das iſt, die feel und das leben , us jm ließ oder ufgab
Matth. XX VII, 50, und bie feel von jm thät Joh. X, 17. Da was
ja die feel CHrifi vom Inb; noch was die perfon nit zeetrennet; denn es
was allweg ein perſon. Alſo wirt ouch die perfon nit trennet, da die
menfchheit nit allenthalb ift, wo die gottheit ift. Aber daruf bringt ee noch
ein gröffere irrung und fpricht: \
a) In Luthers Buch i. Tafel 2.
170 Uiber Luthers befenntnug antwurt 9. 3.
Luther am felben ort: „Weil ich alsdenn mit der warheit kunnt ſa⸗
gen: Hie iſt gott, der nicht menfch ift, und noch nie menſch ward. Mir
deß gotts nit sc!“
Hie chend , Fromme wyſe fürften,, wel ein (höns fopbiftifch pößlin Lu⸗
ther ryßt; wie er vom accidens, wicchtigkeit, zur ſubſtanz oder weſen fol-
gert; und-jagt aber den Echultheiffen mit den eoten hofen im bad umbar.
Er has erſt alfo geredt: wo du ein ort zeigen wurdeſt, da gott wäre, und
der menfch mit wäre, das zertrennete sc. Da ift by iedwedrem ort das ubi,
das ift, das „wo“ oder ort. So laßt er bie das ubi fun ug, und feBt Die
ſubſtanz an fatt und fpricht: n Sie ift gott, der nit menfch if.“ Sehend
jr, wie ee mir für das „da“ ein „der“ gefett hat, welches uf die ſubſtanz
zeigt. Da follt er aber ouch das „da“ zur menfchheit geſetzt und alfo ge:
redt haben: Hie ift gott, da der menfch nie iſt, und nit: „der nit menſch
it.“ Denn, da gott glych in der hölle ift, da die menfchbeit nit iſt, iſt
gott nüts deß weniger menfch. Des Laifers gmuͤt ift in Mailand; und if
er in Hifpanien und nit in Mailand. Darus folgt nun nit, daß er mit
ein menfch fye. Die funn ift an irem bimmelfreis; und ift kein ſunnen⸗
(hun noch tag in der ganzen welt, er ift von der einigen funnen, und
wirt ouch die funn genennet. Noch ift dge corpus, der Inb, dee funnen
nit hieniden. Und kann alfo die kraft, der fchun und der alanz der funnen
allenthalb fun ; und ift der funnen Iyb nit allenthalb funder nun an einem
ort. Alſo ift Das göttlich weſen allenthalb ; und wo man fügen kann: Da
ift gott, da kann man fagen: Da ift der gott, der menſch iſt. Sehend,
wie ich iez zum gott und zum menfch ein „dee* thuͤn. Aber das kann
man nit fagen: Wo gott ift, da ift der menfch.
Hie fuͤrt Luther ein lange ſtempny a) us der fophiften waffenfammer:
wie ein ding in loco. dag iſt, an eim ort ſye begryflich, undegryflich und
übernatürlih. Run laß ich fon, daß er mit recht vertütfchet hat circum-
scriptive, definitive, impletive ; und will allein anzeigen, daß er ouch ber
fopbiften güfel! nit recht eriefen bat. Circumscriptive , das iſt, begruflich
(till ouch fine wort bruchen), an eim ort fon ift, fo ein Inb ganz und
mit allen finen teilen an eim ort ift, daß er und fine teil an eim andren
ort oder Örteren nit fun mögend. Dife befchenbung allein zimmt dem Inc»
nam Chriſti; und Luther fchlüßt die allein us. Laß mich fin wüfte byſpil
nit irren, die er iez harfür bringt, und bewär alfo das „begruflich am eim
ort fon“ des lychnams Ehrifti. „Begryflich“ aber müß nit verftanden wer:
den , daß ich und ieder den lyb begryfe; funder daß der Inchnam der art ift,
daß er an einem ort allein ift ganz mit allen finen aliden , ob in glych niemen
nümmermeer ergeifte. Ein adler flügt alle fine tag in'n lüften, daß jn nieman
ergenft; noch iſt er circumscriptive, das ift, begruflich , an eim ort. Zum
anderen fo zimmt die ganz beſchrybung des begenflichen ortes dem erklärten lych⸗
nam Chriſti. Wol, wenn wie Luthern lofen mölltind , fo ift er nit an eim
ort fo grob lyblich als ſin ſtrouwſack und der ſchultheiß mit den roten bofen
im bad. Aber circumscriptive, das ift, umfaflet, umzilet und geprifen,
follt er nit alfo Iyblidy, corporaliter, verfton noch „Inblich“ vertütfchen.
t) Abfall, Kehricht.
a) In Luthers Buch b. Tafel 7.
Uiber Luthers bekenntnuß antwurt 9. 3. 171
Aber er kütſchet und tatſchet in allen dingen harum wie der jung hund im
kindebad. Ich laß an alle, die der fophifteen oder philoſophy bericht find,
ob circumscriptive fälle vertütfchet werden corporaliter. Zum dritten, fo
find die erflärten Inchnam dee menfchen umfaflet, umzilet und geprifen num
an eim ort; mit anderft erfennend alle glöubigen. Bewärnuß: Wir wer-
dend von Paulo ſchön ungefürt 1. Cor. XV, 41. in die erfanntnuß der
verflärten Inben durch die bimmelifchen lyb der funnen und fiernen. Die
find ouch Iyb und find circumsciptive, dag ift, umfaſſet, umzilet und pris
fin an eim ort; und find doch nit fo grobe Inb als der grob fchultheiß in'n
roten hofen ins Luthers küſtall (verzyhend mir alle glöubige herzen; ich
mag nit laflen, mus ouch etwann ſchimpflich zun dingen reden, menn ich
die arbeitfeligen verfeernuß des Luthers ſich, da er fo guchtig* wirt, daß
er nit weißt, wie wuͤſt ee doch reden Fülle). Alſo find ouch die erklärten
Ind allee menfchen priſen an eim ort zemal. Und fo der lychnam Chrifti
ift nach der urftände , wie Die unferen fun mwerdend, fo ift ee ouch prifen
nun an eim ort.
Eo nun bie bewärnuß ouch zum „fißen zur grechten“ dient, fo wel⸗
Imd wie alych zwo arbeiten mit einer bewärnuß ugrichten; eine, daß Chri-
ftus Inb umfaſſet ſye; die andren, daß er zur grechten gottes ſye. Wiewol
die grechte band, das iſt, majeftät und kraft, gottes allenthalb hinlangt;
fo it doch fin iyb darum nit allenthalb Inblich gegenmwürtig.
Daß Ehriftud Iyb umfaflet fye.
Gal. IV, 4: „Bott hat finen fun gefendt, der von eim wyb (fich bie an
eim fürson, gottes fun per alleosim, durdy den gegenmechfel, eigentlich nun
die menfchheit heiflen ; wiewol war ift, daß, der geborn ift, gott ift; und
bat Maria gott geborn, aber nit nady der aottheit, funder der menſch, den
ſy geborn , ift ouch gott; und iſt gottes ge@ärerinn, drum daß je kind gottes
natürlicher fun iſt; ale die fürftinn von Baieren foll geredt haben: fü hab
fürften geborn , nit grafen oder herren) gemachet if.“ Iſt nun die menfch-
heit Chriſti von eim wyb gemachet; fo ift ſy umfaffet, umzilet, umpeifen.
Philipp. II, 7: „Er hat fich ſelbs usgelert (ſich, usgelert, das tft, ſiner
göttlichen Herrlichkeit verzigen, als alle glöubigen ie und ie verſtanden habend),
und hat die form eins knechts angenommen, und ift den menfchen glych (ecce,
iv öporwuarı hebraice pro similis, par, aut sequalis?) worden, des weſens
und wandels halb ein menich wie ein ander menſch, oyıparı dvgedels
& ärdowno;.“ Annota primum, verbum „inventus“ hebraice poni
pro fuisse. Secundo „ut homo“, hominem pOni sine articulo, unde na-
turam potius et speciem significat quam individuum ; transtulimus ergo :
homo sicut alius homo. De forma „oxupers“ non est monendum, quod
nonnunquam ponitur pro forma, qus dat esse rei, Nonnunquam pro per-
sona ; ideo tam late exposuimus: des wefens und wandels halben c. So
nun Chriſtus ganz ein menfch ift wie wir, allweg die fündliche usgenom-
men , wie harnach folgen wirt; und wie find umzilet und umpriſen; fo tft
er ouch alſo; ober aber er wäre nit warer menfch wie wir.
Hebr. HI, 17: „Er hat in allem dingen sen brüderen müffen verglycht
%) trampfpaft 2) Randgloſſe.
172 Wiber Luthers beienntnuß antwurt 9.3
werden sc.“ Eich, „in allen dingen“, allweg die fündliche usſsgenommen.
Nun ſind wir umfaſſet, ſo iſt ouch er alſo.
Daſelbſt 14: „So nun die kinder alle us fleifch und bluͤt ſind, ſo iſt
er dero ouch alſo teilhaft.“ Sich, er iſt jro teilhaft wie wir; und wir find
umfaſſet; ſo iſt ouch er umfaſſet. |
Hebr. IV, 13: „Wie habend nit ein obreften priefter, der nit. möge
mitinden mit unfeen ſchwachheiten haben, funder einen, der in all weg ge
über ift glychfam wie wir , usgenommen die fünd sc.“ Sehend hie, fromme
fürften, wenn Chriſtus Iychnam zu eim mal im himmel und am früz ge
wefen wäre, als Luther ſchwärmet, fo wär er nit in all weg geübt wie wir;
dann jm ie im himmel nit wee gethuͤn hätte das Heften der näglen, us
fhmerzlich ufrichten sc. So folgt offenlich, daß er umfaflet, umprifen
und umzilet wag , wie ouch ein ieder mienfch if.
MWöllte aber Luther fagen: Vor dem tod ift Chriſtus umfaſſet geweſen,
aber nach dem tod nit. Antwurt: Es iſt vor gnüg angezeigt über das
wort Joh. III, 13: „Der fun des menfchen, der im himmel if“, daß
Luther. eedt: er wäre dozemal ouch im himmel Inblich,, Daß es ein verfüri-
ſche irrung ik. Bſich hie, frommer lefer , : die unfinnigen Läfterlichen red,
die Luther fürt. Item an der 7. und 8. tafel, und was er joch ſagt, fo
bringt er kein andre gfchrift denn: „in“ gelt in difer fach gleich fo vil als
über , auſſer, unter , durch umd wider, hardurch und alfenthalben ic.
Sich, mie fo fein köppiſch und göuggkerifch kann Luther darvon reden.
Und daß die einfaltigen verblendt werdind , dab ſy Feiner kundſchaft nach⸗
fragind, fo erfüfzet er tief Druf, und ſchryet (erocodıli lacrim2'): „Ad,
was rede ich von fo Hohen Dingen !“ Hie follt er darzü tbon baben: fo
ich doch gar nüts darmit kann. Noch wellend wir jm den vollen dartbün,
und, nach der urftände den lybChriſti umfaflet fon 1 bewären.
Buc, XXIV, 39, ſpricht er ſelb: „ Bfehend min bänd und füß, daß
ich ſelbs (avzög) bin, oder daß ich der einig bin“, verftand „einig“ für
eigenlich. Mit welchen worten er fagen will: er (ne der einig eigenlich
ſelbs, der vor by inen gewefen , und widerum by nen ſye. Nun ift ex vor
dem tod umprifen; fo ift ee ouch nach dem tod umprifen; oder aber er
wäre nit der eigenlich ſelbs Chriſtus.
Dafelbft fpricht ee wyter: „Gryfend mich an, und beſchouwend mid);
dann ein geiſt hat weder fleiſch noch bein, als je fehend, Daß ich hab."
So fidy der Iychnam Ehrifti hat laffen angryfen, fo ift er gwüß umfaſſet;
denn, dad nit umfaffet it, mag nit anggriften werden. Darzuͤ ift das
„Aeifch und bein haben“ ein gwüß verzeichnen des umzileten lybs; dann,
was teil hat, iſt umzilet; noch vil mee, was glider hat; dann die bein
muͤſſend ie nit fo groß fon als der ganz lyb, derglychen das fleifch allein
nit ald groß als fleifh und bein, adren, nerven und alle glid mit einan⸗
deren. Weiß daby wol, daß der erklärt Inchnam Chriſti nit fo grob fell
verftanden werden von fleifch und blut und bein wie des Luthers fchultheiß
ſtolzer lyb in'n roten bofen ; funder ich verfton , daß Chriſtus mit dem wun⸗
‚ derbaren angriff inen fin ganze ware menfchheit hat’ wellen ze verſton geben,
und daf er fin waren Iyb, ven er von der magd Maria an d’welt bracht
1) Randgloſſe.
Uiber Luthers befenntnuf antwurt 9.2. 473
hat, ouch von den todten widerbrächte; doch erklärt, nit unendlich oder
allenthatb gmacht: oder aber ſy hättind einen finger, ein loch der näglen
nit mögen übergryfen; und hab nit ich allein den verftand,, funder Am⸗
beofius und Auguſtinus, ja alle aldubigen. Ja, Luther felbs; denn ich
feit gloub, daß er all fin lebtag nie fürgenommen hat, daß der lychnam
Chriſti allenthalb ſye, bis in der zangg dahin gebracht hat. In dem flat
er fo iämerlich da , und ſchwitzt wie einer, der fing päterlichen erbs die
lezten ſchanz darſchlächt. (Iſt nun ein ſchimpf; malet aber Luthers ver⸗
zwyflung mwol.!)
Paulus ſpricht 1. Cor. XV, 47 — 49. alſo: „Der erſte menſch iſt us
ter erde kätin oder ſtöubin. Der ander menſch (ſich „menfch“ und „der an⸗
der menfch“ , damit du durch den gegenſatz erfennift, daß er warer menich
ift, wie Adam was; darum er ouch der ander Adam genennet wirt hie in
difem cavitel) ift der herr von himmel. Wie nun der kätin ift,” alfo müf-
fend ouch die kätinen fon. Und wie der himmeliſch ift, alfo müflend ouch
die himmelifchen fon. Und wie wir das ebenbild des Fätinen getragen ba=
hend, alfo werdend wir ouch das ebenbild des himmelifchen tragen.“ Hie
fehend je, Fromme fürften, durch alle burde und amicht der mworten bin,
daß Paulus Chriſtum unferen erftling machet, und uns die nachlömmling;
alfo daß, wie er uferftanden ſye von den todten, alfo hab er ung ein eben⸗
bild vorgetragen, daß wir, die nachktömmling, ouch alfo werdind. So nun
Chriftus erflärter lychnam allenthalb wäre; fo muͤßtind ie unfer erklärte Iyb
ouch allenthalb fun. Es folgt ouch per conversionem simplicem : Wir wer«
dend erflärte Iuchnam haben , wie Chriftus hat; fo hat ouch Chriftus ein er»
Härten Iyb, wie wie werdend haben. Nun werdend unfere umfaflet und
umzilet fon; fo wirt ouch der Inchnam Chrifti alſo müflen fon. Weiß
bieby oudy, wie zar aAdnyogpiav die wort Pauli mögend verftanden wer⸗
den uf die eermanung, daß wir bimmelifch leben ſoͤllind; aber der grund»
lich finn ift der, vom dem wir bie anzeigend. Alſo verfelt nun Luther
am lychnam Chriſti, wie ers ze handen nimmt, daß er in in alle end und
allenthalb Hin eintweders ſchicken oder usdenen will nach der men [heit
gliych wie nach der gottheit. Run iſt es an der gerechten.
Luther redt von der gerechten alfoa):
„stem | weit fie nicht beweiſen, daB gottes rechte hand ein fonderlicher
ort fen im himmel, fo bleibt mein anzeigte weis auch noch fefte, daß
Chriſtus Leib allenthalb ſey, weil er iſt zur grechten gottes, die allenthaiben
it; wiewol mir nit wiflen, wie dag zugebet. Denn wir auch nicht willen,
wie «8 zuͤgehet, daß gottes rechte allenthalben ift.“
Antwurt: Sytenmal Luther ſich begibt, er wüſſe nit, wie dag zugang,
wie die geecht hand gottes allenthalb ſye; mellend wie im dasfelb zum er-
fen fagen: Die grechte hand gottes wirt in der gfchrift allenthalb genom-
men für die majeftät, gmwalt und macht gottes. Alſo redt Jeſ. XLVIL,
12. 13. in der verfon gottes: Ich bin der anfang und das end. Min hand
but die erde gegrundfefinet , und min grechte hat die himmel gemeflen oder
üderfpannet. Ich rüft inen, und ſy flündend ‚mit einandren da. Pſal.
nn
1) Randgloffe.
a) In Luthers Buch h. Tafel 5,
174 | Uiber Luthers befenntnuß antwurt 9. 3.
XLIV, 4: Ir ſtärke hat fy nit entfchütt fonder din grechte. - Und fat,
ÄC, 17: Herr, mach kundbar din grechte band, das iſt, zeig din macht ıc.
Matth. XX , 21: Verheiß mir, daß mine zween fün nebend dir figind,
einer zur eechten ; der ander sc. Hie wirt ouch „rechte“ für die herrlichkeit
oder majefät genommen. Weißt nun Luther, wie die macht gottes allent:
balb iſt; fo weißt er, ‚wie die grecht gottes allenhalb iſt. Warum fagt er
denn: er wüfle es nit? Er will on zwuyfel blenden.
| Darum febend uf, fromme fürften! &o er fpricht: wie wir bewyſen
muͤſſind, daß gottes grechte ein befonder ort im himmel fne ; oder aber Ehri-
ſtus müfle jm allenthalb fon ; fo müß er eintweders mit der „grechte * oder
mit dem „Ind Ehrifti“ uns eins übers ouge geben. Und darum wellend
wir finen syllogismum in ordnung flellen; ob wir fehen möchtind, womit
ee uns blandte.
‚Gottes gerechte ift allenthalb.
Chriſtus Iyb if iur grechten gottes.
So iſt Ehriftus Iyb allenthalb.
Hie kann die erſte nit mangelhaft ſyn; dann die grechte band, Las ik,
die kraft oder gwalt, gottes ift allenthalb. So müflend wir fehen , was
mangels die ander hab. So findend wir alfo 1. Theſſal. IV, 17: Um
alfo werdend wir allweg bym herren fon. Hie Heißt „bym beeren fun“ einen
andren weg by jm fun, weder er allenthalb iſt; oder aber wir muͤßtind
fagen , daß ouch unfere Iyb allentbalb wärind. Und darum fo ift „die creatur
by gott fun“ nit usgebreit fon nach der ımendliche der gottheit; dann wo
im alſo, fo wär die ereatur nit ein creatur funder gott ſelbs; dann der
einig gott iſt unendlich und unermeßlich. Hiob. IX , 8: Er hat die himmel
allein usgedenet. Und XXIII, 13: Er ifts allein; und nieman mag fine
ratfchläg wenden. Run ift „allenthalb fun“ die ader und urfprung der all-
mächtigleit. Wenn nun die creatur allenthalb wär; fo wär fu der allmächtiq,
und deßhalb der fchöpfer und nit die gſchöpfd. Echend, fromme fürften,
das käme alles us dem, daß wir wölltind fagen: Die grechte ift allenthalb;
fo iſt die menfchheit Chrifti allentbald. Darum fo ligt der mangel daran,
daß, fo wir fagend: Chriſtus ift zur grechten gottes, ung zu eim der menſch⸗
lichen natur halb überrechnend. Dann als Ehriftus in jm zwo naturen
bat , da laßt ſich nad) der göttlichen gar wol reden: Chriftus ift zur grech⸗
ten; und die grecht ift allenthatb; fo ift Ehriftus allenthalb. Iſt alles
recht , ja nach der göttlichen natur. Spricht Luther: Sn find ein verfon,
die ift unzerteennlich. Iſt ouch war. Folget aber darum , daß iedwedrer
eigenfchaft der andren ſye? Gpricht Luther: ja; denn man fage: Gott
hat gelitten, gott ift geftorben , gott iſt erftanden. Antwurt: Wie habend
vom fügen gnüg geredt, namlich daß die reden us dem grund kraft habend,
daß, der aelitten hat, geftorben und ggeißlet ift, ouch gott iſt; nit daß darum
die gottheit gelitten hab ꝛe. Als Luther felbs befennet, fo ex fpricht: man
rede, Salomon fye wund, fo nun ein finger Salomons wund iſt. Hie
aber. redend wir vom „alfo an im felbs fon“ der underfcheidnen natur;
als fo man fpricht : Bott lydet: ob die göttliche natur felbs lyde; oder ob
die red nun verfonlich müffe verftanden werden , das ift, wol geredt fun uf
die perfon der beeden naturen , aber nun der einen natur zimmen? Epridt
Qutber: es zimmind ſoͤlch reden uf beede naturen gfündre. So ſag ich
Wiber Luthers befenntnuß antwurt 9. 3. | 175
alſo: Chriſtus iſt untödemlich 1. Zim. VI, 16. nach der gottheit; fo ift
ee ouch untödenlich nach dee menfchheit ; fo hätte ee doch nit gelitten.
Je es will nit anderft fun, denn wie wir anüg bewärt habend , daß icd-
wedrer natue je eigenfchaft blybt; und ift dennoch Chriſtus unzertrennet.
So müß „allentbalb fon“ allein der göttlichen natur zimmen, und „fter-
ben sc.” allein der menfchlichen. Zum andren überrechnend wir uns der
menfchlichen natur halb, daß wir fy nit wol erfennend als ein creatur.
Und das dient nit zu ſchmach Ehrifti, funder es ift das wunderbarlich , von
dem David feit: daß der fun gottes, durch den alle ding gefchaffen find,
ouch die afchöpfd , die er gmacht, an ſich genommen hat. So nun die
menfchheit Chriſti ein afchönfd ift; fo ift nit möglich, daß ſy immermee
nit ein gſchöpfd ſye. So nun daby „allentbalb fun“ allein der einigen
aottheit und ſchöpfers iſt; fo folget, daß die menfchheit Chriſti by gott fye
als ein gſchöpfd, wiewol die höchſte gſchöpfd, die in himmel und erden ift,
und daß ſy die art der gſchöpfd nimmermee verlaßt. Hominem, quem ad-
sumsit, non amisit, habend die alten geredt. Und wir vor mit dem wort:
„Er it erftanden , und iſt nit bie“, und an difem ort qnügfam anzeigt ha⸗
bend, daß er in alle weg ware menfchheit an im ahebt, und nit allenthalb
gwefen ift, do der engel das redt ıc. Noch fo wellend wir die fach noch
lüterer machen. Chriſtus ſpricht Joh. XIV, 3: Wir, das ift, ich und
der vater, werdend zu dem kommen, der mich lieb hat, und ‚wonung by jm
daben. Darus wellend wir nun ein rechnung ſehen, die nit erlyden wirt,
die andre red: Chriſtus Inb- iſt zur grechten gottes, anderſt möge verſtanden
Pd weder daß fy zur grechten gottes ſye, wie ein creatun by gott
j ifo:
Bott ift allenthalb.
Welcher Ehriftum liebt, by dem ift gott.
So ift, der Chriſtum liebt, ouch allenthalb. |
Hie fehend jr wol, fromme fürften,, wo der mangel ift, namlich an
km „bu gott fon“ oder „gott bym menfchen ſyn.“ Dann fo gott bym
menfchen ift, fo biybt er allenthalb ; und blybt die ereatur nüt dei weniger
an einem ort, und iſt och by gott. Alſo binbt die menſchheit Chriſti br
gott als ein ereatur, und blybt an einem ort; und ift aber die gottheit
allenthalb. Ein andre rechnung , die uf das leben im himmel alfein gmacht
wirt:
Wir werdend allweg bym herren fun 1. Soc. IV, 17.
Der herr ift allenthalb.
So werdend wir ouch allenthalb fun.
Iſt glch als falich als die vorig. Dann „bym herren fon“ tragt mit
jm die heimlichen connotation oder anrüren, mie die ereatur by gott iſt.
Daruf folgt aber denn nit, daß die ercatur by gott ſye, wie er allenthalb
fl. Das alles leert uns noch vil Bärer, das Chriftus fpricht Job. XVII,
A: Ich will, vater, daß, wo ich fye, ouch min diener fye. Hie ift ein
luter „wo.“ &o will ichs nun unverborgen alfo harfür ftellen :
Wir diener Ehrifti werdend fun, wo Ehriftus tft. (Sind wort Ehrifti.)
Chriſtus iſt allenthalb nach der menfchbeit. (Sind Luthers wort.)
So werdend wir allenthalb fon.
176 Viber Luthers befenntnuß antwurt 9.3.
Sie fehend, Fromme fürften, wie uns Chriſtus ſelbs underwyst, daß er
nach der menfchheit nit allenthalb funder an eim ort ſye, fo er fagt: mir
werdind by ım fon. - Nun ift gwüß, daß wir nit allenthalb werdend fun,
wo die gottheit if. So muͤß folgen, daß wit und er an eim ort ſygind
nach dem lyb. - |
Alfo hie mit der menfchheit Chriſti. Paulus ſpricht Philivp. IT, 9:
Darum bat in gott erhöcht. Berftat, darum daß er gelitten babe für une.
Iſt nun das Iyden ein urfach der erhöhung ; fo iſt er ie mit echöcht, dal
fin menfchheit allenthalb fye, wie Luiher feit, vor dem tod. Iſt er abır
nach dem tod ouch nach der menfchheit allenthalb wie nad) der gottheit;
was bat er denn bedörfen z'himmel faren; fo er vor allenthatb gemein
wär?
Spricht aber Luther: Wie mögend die ding zuͤgon? Antwurt: Dik
du meifter in Ffrael, und weift nit, daß man nit mee wüffen ſoll, weder
die ware gottsforcht leeret? Oder kannſt du nit ab den fichtbaren dingen
ein bildliche erfanntnug nemen der ewigen unfichtbaren dingen? (Ein fromm
byyfpil:!) Betracht mir die funnen. Die ift ein lyb, ein umsileter, um
faſſeter, umprisner“lyd, der nit zemal an zweyen orten iſt. ‚Aber zemal er⸗
lüchtet und durchſchynet er die ganzen welt, alſo daß kein end noch ort des
(ufts ik ob jm, under im, um in, da fin fchyn nit ſye. Es ficht der
Indier die funnen, die der Hifpanier ficht. Es iſt der Mofchobit in dem
funnenfchun , in dem der Mor if. Und ift aber der Lyb der funnen an
fein der orten. Es ift ouch keins der orten ‚oder menfchen bym Inb der
funnen. Alſo ift die funn der gerechtigkeit, Chriftus Jeſus, warer gott
und menfch, mit dem ſchyn und glanz finer göttlichen kraft und weint
allentbald. Uber der lyb der menfchheit ift allein an eim ort; und
wirt aber durch die ganzen welt bin erkennt und angefehen mit den ouaen
der feel und gloubens. Thuͤt ung gnuͤg, ſo er glych Iubtich nun an eim
finem ort if. Wellend in nit herab wünfchen, als wir ouch die funnen
nit begerend herab ze bringen; thuͤt uns qnüg an jrem ort; es käme Man
ein Phaeton oder Luther, ders allg verbrechen , vermiſchen und verwirren
wöllte, Da foll Chriſtus fißen, und ung das liecht finer gnaden herab ſchy⸗
nen; denen, die doben und um in find, liecht, fröud, wunn umd luft gr
ben ; und doch nun an eim ort fun, und bon allen creaturen gfehen und
anbetet werden. Dann nach dero ift er ein creatur ꝛc, Die nit usgedenet
werden mag. Alſo ftat es um alle glychnuflen , die Luther haryn zücht.
Die ftimm oder ton ghörend hunderttufend mal hunderttufend menfchen:
oder fo vil Luther will; noch fo. ift der menfch oder glogg nun am ein
ort , deß ftimm oder ton man fo wyt hört. Alſo ift Ehriftus wort und er
kanntnuß in der ganzen welt; und biybt er an eim ort. Das oug ſicht
wyt; das oug ift aber an eim ort allein, und kummt, dahin es gſicht.
Alfo it Chriſtus an eim ort nach dem oug, das ift, mach der menfchbeit;
aber mit der aficht, das ift, nach der gotiheit, ift er allenthalh. Da Luther
vom opalo fagt , thüt er fih dar, daß er Plinium lib. XXX VIL cap. 6.
eintweders nit gelefen oder nit verftanden hat. Laſſe aber alfo fun, dab dit
goldmiglen? durch den ganzen fein erfchyne, und doch num an eim örilin
fue ; fo iſts aber für uns.
1) Randgloffe. 2) Golöblärtchen.
uiber Luthers befenntauß antwurt 9. 3. 177
Das Ehriftus yb durch den verfigleten grabftein ggangen fye, fagt Lu⸗
ther, nit die geſchrift. Der engel hat den grabftein dennen thon, fpricht
der evangeliſt. Do bat der erflärt Inchnam nit müflen durch den grabftein
dringen. Luthers fchultheiß in’n roten hofen, der arob Tnüchel, möcht atfo
barus kommen. Uber das ift das wunder in der urſtände, daß er felbe er⸗
fanden ift. Und föllend wir nit wunder machen, da fy nit find; oder aber
der blind Jud mag ung .verfpotten, daß wir das durchdringen für ein wun⸗
der Dichtind, und foe aber nit in unfer gſchrift. Sye aber alych alſo;
noch bewärt es nit, daß darum. der lychnam Chriſti mee dann an eim ort
füe. Alſo, daß fin Inchnam zu bfchloßnen thüren fye hinyngangen, daß er
durch die fubftanz der thür gedrungen hab, fagt ouch die afchrift nit. Und
dörfend wir der kraft gottes mit unferem liegen nit helfen ; dann es find vil
andre weg, durch die man den erflärten Iyb Ehrifti hinyn kommen fon ver⸗
fion mag. Es ift kein ort in der welt, da nit luft fye. Gott geb; wie wol
man underfiund uüzid ze bewaren und verbumen ; noch kummt (uff in alle
ort und end. So nun der erflärten [ychnamen ringfärige und ahorfame bhen⸗
der it weder der luft; und der lütre halb uns nit mag bewußt fun, wie
rein die fne; fo möchte doch der lyb Chriſti wie der luft an cin ort kum⸗
men. Aber dem fye, wie m welle; fo er ginch durch die thür gedrun⸗
gen; fo ift noch nit bewärt, daß er allenthalb ſye, oder ja nit mee dann
an eim ort ze mal ie geweſen ſye.
Alſo ſtat nun der rechnung: Die grechte gottes iſt allenthalb x. grund
uf dem betrug, daß die menſchheit zur grechten gottes ſye wie die gottheit,
das aber nit iſt; ſunder ſy iſt zur grechten gottes wie ein ereatur (Luther
derglycht ſelbs die menſchheit Chriſti eim andren heiligen natürlichen menſchen,
wie ghört iſt); die muß aber an eim ort fon. Glych wie ouch gott, der allent⸗
halb ift, und in uns ift; und wir dennoch nit mee dann an eins ort find; und
wie ouch by gott fun werdend, der allenthalb iſt; und werdend aber wie
nun an eim ort fun. Dann er müß uns, finen brüderen, in all weg glych
fon Hebr. II, 17, usgenommen die fündliche Hebr. IV, 15. Wellend aber
biemit ouch bewärt baben , daß die verflärten Iyb circumscriptive, das if,
umfaffet, umzilet und umprifen an eim ort ſygind jrotbatb , ex parte
locati , nit des Lufts oder anders umſtands halb, mon ex parte locantis in
eircumfuso aere; dann wir ung wol verfehend, im himmel dörfe e6 nit
luftes, funder gott ift es alles in allen. Noch werdend die Inb in d'ewig⸗
keit yeifen fun, daß fy eine und an einem ort zemal fon werdend, und nit
mee. Alſo ouch der Inchnam Chriſti sc.
Run kummend wir widerum uf d'ban, und habend unüberwindlich be⸗
waͤrt, daß der lychnam Chriſti in d'ewigkeit umfaflet iſt, und kümmerend
ung hie weder um ſophiſten noch Luthers widerred; denn wie habend das
„Dngefafiet fon * mit gottes wort, mit mit philoſophy bewärt; wiewol Die
vhilofonhn ouch by uns flat. Nun folgt wyter in Luthers kunfta): Zum
andren ſyg ein ding an eins ort definitive, vertütfchet ee „unbegrifflich.“
Alſo ſhe Enriftus im grabftein und hülzinen thür (iſt güt, def ers nit yſin
macht ; oder aber wie möchtind erft nienen mit jm hindurch kummen). Da
Wacht er in deßnitive, das if, endfam und gwüß an eim ort; denn das
Te
a) In Luthers Buch b. Tafel 7.
Awingki’s immil. Schriften II. Bde. 2. Abthig. 12
78 uiber Luthers befenntnuß antwurt 9. 2.
ift definitive, endfam, gwüß an eim ort fun. Als da ein engel, ſeel oder
geiſt in einer wolken oder in einem lyb ift, da iſt der engel gwüß gegen⸗
würtig; ee ift aber endfam , alfo daß er darum nit allenthalb ift. And die
feel halt den lyb inn / und iſt nienen uſſerthalb dem Inb fubffanstich ; und
begryſt oder umfaflet der Inb die feel nit; aber die feel fürt und haltet den
iob. Und da der Inb einen ſchenkel oder arme verlürt, verlürt die feel kei⸗
nen teil von je; dann fu bat nit ligende verordnete teil oder glider. Noch
fo ift ſy alfo endſam, daß ſy ouch nun an eim ort ft, fü ſye im Inb oder
ufferthalb dem lyb. Uf dife erklärung, die Luther nit löugnen kann, fra
gend wir in alfo: Ob Ehriftus, do er durch den grabftein und thür, wie
u fo ſagend, harus drang, den erklärten Iyb an ſich genommen hätte oder nit?
Spricht er: nit; ſo iſt er circumscriptive, corporaliter,, localiter,, das
ft, umfaffet mit Inblicher mus des Inbs und lufts halb an eim ort
gewefen , und nit wie ein geift, feel oder engel. Und redt Luther unccht:
daß er definitive, das ift, endfam wie ein feel, da geweſen ſye. Soricht
ee: ja, er babe den erklärten Inb fchon an fidh genommen ; warum
feit ee denn harnach a): cr fye repletive oder impletive, das ift, übern«-
türlich; als er tollrätfchet allenthatb ? Hat denn Ehriftus ouch zween enflärt
iijb gehebt; einen, der nun an eim ort wäre wie ein feel oder engel; den
andren, der allenthalb wäre wie die gottheit? Sich, fo wol ift Luthers
leer umſehen, als wenn einer ein ochfengrirt in ein hundsſtall henkt. Soll
man die unreinen frow chätinen ; die fopbiftern, in die beilgen gfchrift füren,
-und fü demnach erft nit recht bruchen ? Iſt das redlih? Doch fürer.
Wüſſe üwer lieh, fromme fürften, daß kein erklärten Inchnam , vil we⸗
iger der lychnam Ehrifti definitive, das ift, endfam (verſtond, wie die
geiſt), an eim ort fon mag. Urſach: Endfam an eim ort fun iR allein
der Iuteren geiften , die gefchönfden find, und etwas Inben fuͤrend und regie⸗
rend. Was fürt nun der verflärt lychnam Chrifti? Ya, er wirt gefürt
. von der gottheit Durch das mittel der feel. So ift er nit alfo endfam definitive
an eim ort wie die geift, wie Luther darvon vedt; fo ift er nit übernatür-
lich allenthalb, wie ghört ift; oder aber wir müßtind ouch allenthatb fun.
(Dann wie die erflärten Inb an eim ort find, nennend wir nit übernatärlich;
dann wir nit anderft ug der gfcheift habend, dann daß die erflärten Inb alle ein
art haben mwerdend, wiewol einer klärer dann der ander; glych als wir men-
hen alle ein gemeine form habend , aber einer ift fchöner dann der ander.)
Sunder Chriſtus ift mit finem erklärten Iyb ze himmel afaren, und ſitzt
zue gerechten gottes nach der natue und art aller erflärten Inben. Dann wo
im nit alfo , fo wär doch ung die hoffnung der urſtände, verffärung und
himmelfart abaefchlagen. Wo nun fin Inchnam allenthalb wär, mie Luther
fast ; und aber wir wol wüflend , daß unfere lychnam nit werdend alfent-
halb fon (dann Chriſtus foricht: Im bus mines vaters find Dil wonungen.
Bil wonungen nemend die unendliche bin); fo wär te unfer ficherbeit ge
ſchwächt; dann wir se nit gedenken Eönntind , daß wir ze himmel erklärt
wie Chriſtus kaͤmind, wenn er anderft z'himmel käm oder wär weder wir.
So er aber aller dero, die im glouben fterbend ‚. erftling it A. Eor. XV, 20;
fo ift gwüß, daß er iez üft, wie wir fun werdend, und wir werdend, wie
er iez if.
.) In Luthers Buch b, Tafel 8,
Uber Luthers befenntnuß: auwurt 9.3. 179
Mach dem allem Ererend wir widerum uf Die wort der .poftill, in denen
er geſagt: daß etlich unrecht thuͤgind, die us der menfchheit Chriſti einen
allmächtigen menfchen mellend machen. Und gebend jm fine wort bag ze
betrachten , die ee in der bekanntnuß febt:
Luther: „Nun er aber ein ſolich menfch iſt, der übernatürlich mit gott
eine perfon iſt, und auffer difem menſchen fein gott ift 2c.* Das harnach folget,
dienet zum impletive oder repletive esse in loco. Hie frag ich Luthern,
was er mit dem anderen teil dee worten welle (denn wir find mit den erſten
eins), da ce fpricht: „und uffeet diſem menfchen ift Eein gott“ (vide, qua
verborum prastigia!!); fo frag ich in: ob gott ouch gweſen fye, ee Chri⸗
us menſch ward ? Ich mein ie, ja. So ik doch gott on die menichlichen
natur dozemal gott gweſen. Will er aber fagen: er rede uf die geftalt, ale
er den menfchen an fich genommen hat; fo frag ich in: was er mit dem
wort „uffer“ weile? Will ee fagen: daß die gortheit nit wyter reiche weder.
die menfchbeit Calfo müß man ie in den Dingen wort bruchen ); fo folgt,
daß Chriſtus habe müflen alle ding wüllen, ordnen, mögen sc; darwider
aber fine wort find, die wir gehört habend. Denn, fo gott allenthalb ift,
und nach Luthern die menfchbeit ouch allentbatb iſt; fo folgt ja, daß er
alle ding fehe, möge, ordne ꝛc. Es folgt ouch, daß er nit mee denn am
krüz gelitten, und anderswo fröud gehebt ıc. Meint aber Luther mit dem '
wort „uffer*: daß gott nienen ſye, da er nit menfch ſye; fo find wir eins;
dann gott ift an keim ort, da er nit menfch ſye. Meint er aber durch
„uſſer“: daß gott nienen ſye, die menfchheit ſye ouch da; fo tert er, wie
gnuͤgſam anzeigt iſt. Es laßt fih ouch in der dialectica nit alfo umkte⸗
een: Gott iſt mienfch , wo er iſt; fo iſt die menfchheit, wo er if. Es zimmt
nit: Ludwig ift künig, wo er ift; fo ift das künigrych oder küniginn, wo er
iR; denn fo er gefangen ligt, fo ift das künigrych nit, da er ift. Zeig ich
allein an, daß doch die elenden göuch, die Luthers büch fo hoch teagend,
ſehind, daß ſy vil narrechter find, weder er bös ſye. Dann er vedt, daß
ein ieder gryfen mag, daß er nun fariven fücht ſich uszereden; denn wer
bat de alfo geredt: Uſſert difem menfchen ift kein gott? Er will mit ges
weertee band abziehen, gott geb, war er komm. Das wellend die göuch
nit fehen. Und ift alſo dife red: „Uſſerthalb diſem menfchen ift ein gott“,
nit allein kindlich funder falfch und Läfterlich.
So ſich aber unfer antwurt in ein unmaß usziehen wurde, fo wir allen
irrungen fölltind nach notburft antwurten ; fo laffend wir nach fo heller er
klärung ein ieden ſelbs die ougen ufthün in difer fach; und wellend hie nit
mee denn noch etliche widerwärtige wort Luthers feßen, und demnach die
fach beſchlieſſen.
Luthera): „Und es follt mie ein fchlechter Chriftus bleiben , der nicht
meer denn an einem einzelen ort zügleich eine göttliche und menfchliche
verfon wäre sc.“ Echend, feomme fürften, was feltfamer geburt nüwer
finnen und worten! Wer redt, daß Chriftus num an einem ort ein perfon ſye?
Gagend wir nit, daß gott allenthatb menſch fuez umd wo gott ſye, da ſyg
ee menſch? Allein das ſchlieſſend wir us, daß der menfch nit Inblich allent-
1) Randgloſſe.
®) In Luthers Buch i. Tafel 2.
180 Viber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3:
halb ſye, wo gott iſt; denn er was lyblich nit im himmel, do er am Fri;
farb ,; und bricht noch ſchwächt das die perfon nit. Nemend ein byſpil
bym verzuden Pauli: Der was die perfon Pauli, do das gmüt- giych in'n
deitten himmel verzudt ward. Das ander bufpil von ung: Wir werdend
by gott fun; der wirt uns aller fröud und wunn erfüllen, ergeben und füte
tigen; und wirt er allentbalb fon, und wir nit; wir werdend aber den ſe⸗
ben, der allenthalb ift, und wie er if, 1 ob. TIL, 2: Lieben bruder,
wir find fchon fün gottes; und aber, das wir werdend, das iſt noch nit
eroffnet. Aber das wüflend wir, fo dasfelb eroffnet wirt, dag wir jm
glych werdend fon, und werdend in fehen, wie er if. Das dritt
byfpil: daß wir fehend, wie die funn die ganzen welt überſchynet; und iſt doch
die funn nit eines lands noch menfchens funder aller , und thüt jnen allen
gnuͤg. Das viert: daß unfer ieder ‚die ganzen funnen ficht, die aber gröffer
ift weder die ganz erden; und muß unfer keiner by der funnen allenthalb
fun; nüßt fu doch ein ieder gnügfam. So im alfo mit uns ift, fo ſtyg
man binuf zue menfchheit Chriſti und ermeſſe, wie er, der gott ift, der alle
Ding durchdringt, und der menfch, dee zum höchſten by der grechten gottc6
ſitzt, alle ding ficht durch die gottheit, die jm perſonlich vereint ift, ſich
ſelbs, gott und menfchen, und den menfch in der aottheit , alfo daß jm
müzid verborgen ift nach der erflärung ; dann nach dero fprach er: Mir ift
aller gwalt ggeben in himmel und erden, alles durch die gottbeit. Bor
mwußt er etliche ding nit. Wie cr aber menſch alle ding ſicht; alſo iſt er
darum nach der menfchheit nit allenthalb , wie ghört if. Und das trennet
die perfon, als wenig den menfchen trennet, daß er mit der erfanntnuß die
ganzen welt ficht, und iſt aber fin Inb nit mee denn an eim Beinen örtlin
der welt ze. Zum andren fürnemlich, wer hat ie geredt: Chriſtus fye zü-
alych ein göttliche verfon und ein menfchliche yerfon ? Welcher das redt,
der macht zwo verfonen. Wir fagend alfo: daß zwo mefenlich eigentlich
underfcheidene naturen ein perfon find; und wefenlich bie underfcheiden wirt
son „biton“ (esse ab existere, Unocnvas!) und „erhalten.“ Denn wie
der menfchlich (Iyb weienlich ein teil des menfchen ift; erhalt aber und bftat
nit uf im felb3 funder in der kraft der feel; alfo ift die menſchlich natur
weſenlich ein teil (alſo redt ouch Luther; und ligt nit macht an'n worten,
wenn wir nun den verſtand recht mögend erfaſſen) der perfon Ehrifti; aber
nit, daß ſy einen eignen bſtand, Unögaaıw, hab, funder je bftand und er-
halten ift die göttlich verfon; deßhalb die göttlich und menſchlich natur nun ein
verfon find, wie gnügfam ghört if. Was will nun Luther der quadlery ?
Ya, es will mid) ouch bedunken, ee habe gfehen, wie vil ex welle in der
afchrift,, fo ſyg er von der verfon Ehrifti ze reden noch nit gnuͤgſam bericht.
Iſt er aber bricht, und bringt ſoͤlche verletzende reden, ſo iſt er ein x.
Luther a): „Dann wenn gleich die allöoſis beftünde ( fehend zu, Fromme
fürften,, wie ee je ftärke anhebt fürchten) , daß eine natur für die andren ge
nommen wurde; fo betreffe doch ſölichs allein die werk oder gſchaäft der na-
turen, und nicht das weien der naturen.“ Gchend, fromme fürften, was
bringt er une da? Luther ficht noch nit, daß, wo die theologi fagend „gwe
1) Randgloſſe.
a) In Luthers Buch b. Tafel 5.
Wider Qutherd bekenntnuß antwurt H, 3. 181
naturen“, dab fy damit nit wellend, daß iedwedre natur nit ein eigen we⸗
fenlich ding ſye; funder fy fchühend allein das wort „mein“, und ſetzend
„natur * dafür, dab man nit dahin falle, fam die menfchlich natur ein
eignen bſtand und ein eigen erhalten habe; und denn fo müßtind zwo per-
fonen fun. Aber eigenlich ze reden, fo du „weien“ verſtaſt, mie wir gelü⸗
tret habend , für ware natur-und eigenfchaft, für ein ding, das fich laßt
ufnenien und ein eigens ift, aber nit einen eignen bfland hat; fo tft die '
menfchheit wefenlich in Chriſto, und Inder weſenlich, dag ift, vecht wie ein
menfch,, der allein menſch ift; und Inder, wie der Inchnam des puren men»
fchen wefenlich Inder, der doch in der feel bftand und erhaltung hat, daß
die feel darum nit lydet. Nun will ich nit leeren, daß darum ieman fölle
fagen „zwey wefen“ für „zwo naturen“ ; dann dag wort „bmogaoıg, wefen,“
als ouch Hieronymus erfennt, ift aefarlich ; dann nit ein ieder weißt, was
underfcheids zwüſchend „ wefen © iſt, fo es als. vil vermag als „fun“, und
fo es ale vil vermag ale ein eigen weſen und „bfland“ haben. Byfpil:
„ns fun“ ift ouch ein „fun“; noch hat es feinen eignen bftand weder im
gmüt des menfchen zc. - Und darum laß ichs anüg by zweyen naturen bly⸗
ben. Aber fo cin natue für die andren genommen wiet, betrifft dasfelb
allein die werk und gſchäft der naturen, mit das weſen, wie Luther vedt;
it nüts denn ein verdünklen. Dann, will ee fagen: die natur , die für die
andre genommen werd, ſye gar nit das weſen der andren, dag ift, ſy fue
gar nit Die ander natur; fo redt er aber chriftenlich und recht, und find
abermal eins; dann wie Tollend die naturen nit vermifchen; warum macht
er aber dann zwey ding ug „weſen“ und „natur“? Will er aber werk
und afchäft der naturen nit fündren, daß iedwedre jre eignen weck und
afchäft hab; funder will er fagen, daß iedwedrer werk mwefenlich der andren
ſye; fo will er ung eintweders mit dem wort „weſen“ betrieaen ; dann fo
man es für „bftom und erhalten“ nimmt, fo ift war und gwüß, daß alles,
fo die menfchheit Chriſti Inder, alfo Inder, daß ſy sven bftand in der gott«
heit hat. Und darum wirt Scotus, ich mein, super tertium, zwungen,
daß er erkennt, daß alles, fo Ehriftug gelitten hat, munderbar ſye; als es
ouch ift Palm. CXVIII, 3. Ey ift aber nüts deß minder ein eigne
nature wie der lyb des puren menfchen. Will er aber die flucht under dem
wort „mwefen“ nit füchen funder alfo fagen: Wenn ein natur für die andren
genommen werde, fo ſye das, fo von der verfchtwignen natur gefagt wirt,
nit eigentlich von jro afagt; fo irret er; dann, da flat Joh. III, 13: „Der
fun des menfchen, dee im himmel ift“, wirt dee nam für die göttlichen na⸗
tur genommen; und was die göttlich nature warlich und mwefenlich im him⸗
mel. Jedoch fo find fölche verdünklungen nüzid andere weder blendungen
des fchlechten und usſpähen, wie einer entrünnen möcht. Und darum weile
{end wie jm bie die wort, und die darvor h. an der vierten tafel ſtond,
gegen einander feßen,
Luther: „Weil alle werk oder leiden nicht den naturen fondern den
perfonen zuͤgeeignet werden. *
Luthera): „Wenn bftünde, daß eine natur für die andren genommen
wurde , fo beträfe doch ſoͤlchs allein die wert oder gfchäft der naturen 20. *
N
a) In Luthers Bud) bh. Zafel 5.
182 tiber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3.
Sehend, fromme fürſten, ob nit die zwo reden zemmen ſehind wie der tüfel
und das jibengftien, wie ein ſprüchwort ift. "Aber es foll eim alfo gon,
der nit uf dem wagen binbt; müß im dreck harnach loufen. Demmach
mwellend wir jn wyter von wort ze wort hörem an den orten, da er ſich
nit hat der warheit geſchämt.
Luther am vordrigen ort der voſtill: „Voller gnade und weisheit iſt er
aweſen. Das alles, was im fürkommen ift, bat er können urteilen und
Iceren ; darum daß die gottbeit, die allein alle. ding ficht und weißt, in
im perfontich und gegenwärtig war, Und endlich, mas von Ehriftus nidrung
und erhöhung ift gefagt , foll dens menfchen zugelegt werden; dann göttlich
natur .mag weder genidert noch erböbet werden.“ Sehend bie, fromme
fürften, wie Luther allein der gottheit gügibt, daß die alle ding fehe und
wüſſe. Zum andren, daß er der menfchheit zügibt, daß die us der gottheit
um der perfonlichen bereinung willen alle ding bab können urteilen und
leeren ; und bat jro aber darvor entzogen das vorwüſſen, und nit unrecht.
So folgt ie, daß die menfchheit Ehrifti vor der erflärung nit alle ding ge⸗
wüßt; wiewol fü alles urteilen, Icer und warheit von der gottbeit genom⸗
men bat. Darus wir ermeffend, daß die gottheit damit jro das vorwüſ⸗
fen in etlichen dingen bat wellen vorbehalten und ze erkennen geben, daf
Chriſtus warer menfch ſye, der darum nit unmbdlich gemacht ne c. Zum
dritten erkennt Quther grad wie wir, daß alles, das von nidrung und erhö⸗
ben von Chriſto geredt fye, allein der menfchlichen natur fülle zugelegt
werden. Dann das ift der geund, darum man °: zangaet, fo er etwann
meng mal redt: „Gott [ndet“ , glych fam der einfaltig verfton fälle, die gött⸗
lich netur in jm lyde. Ya, er redts felbs offentlich harus, mie ghört if.
Lefe man, das hernach in der oftgenannten poftill- ftat nach den morten:
„welchen er gefeht hat zu einem erben aller ding“ , fo findt ce noch klar⸗
licher, das mir von Luthern ſagend, daß er von den beceden naturen , die
ein Chriſtus find, halt gänzlich wie wir.
So wir nun, fromme fürften , unfer leer der alldofen oder gegenwech⸗
fels gegem Luther us gottes wort errett’t babend ; und aber der difputaz und
ſpanes vil iſt, in welchem lycht etwa ein finftees möchte geredt fon, das
wir dennoch nit finfter oder irrig meinend ; fo will ich mich in einer fumma
ufthuͤn, wie ichs halte von beeden naturen in Chriſto, alfo:
Ich erkenn, daß der ewig allmächtig sc. gottesfun ware, ganze, breſt⸗
bafte (one die fündlichkeir), tödemliche menfchheit , die ein geſchaffene feel
vom himmel und ein natürlicher Iyb, von der reinen magd Marien erfchafs
fen und erborn us empfängnuß des heiligen geiftes, alfo an fich und zu fich
genommen bat in die einigkeit der perfon des fung gottes, daß fy ein Chri⸗
Rus, ein unzertrennliche perfon find ,. und dennoch iedwedre natur der eini-
‚gen perſon je art und eigenfchaft behalten; allein daß fin menſchheit nit
ein: eigen existentiam, das ft, bftand , fir fidy felbe funder in der verfon
des ſuns gottes hat; glych wie in ung menſchen das fleifch fin eigen art
und üben bat, und aber für fich felbs nit bſtat, funder von der feel erhal⸗
ten wirt im bfkand. Sch erfenn ouch, daß die zwo naturen in Chriſto
nimmermee mögend von einander trennet werden, daß fu nit ein verfon für
aind. Und wiewol die menfchheit durch das mittel der feet, als durch den
tougenlicheren teil (denn gott vuch cin geift ift), ufgenommen iſt in die
uiber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3. 183
einigkeit der perſonen; und aber demnach Me feel im tod vom lychnam ge⸗
ſcheiden iſt, alfo daß fin beiliger Iychnam da lag wie ein anderer entfcelter
oder (als wir redend) Iyblos gemachter Iyb warlich tod, warlich einöd,
warlich kraftlos; noch fo iſt die verfon ale wenig trennet im fchid des lybs
und der feel, Ms do feel und Inb by einander warend. Urfah: Die feel
Chriſti iR nit die erhalterinn Unogaoswg, des bftande , der menfchlichen na«
tur ; funder die gottheit ift die erhalterinn des bſtands und blybens des lybs
und der feel, beeder teilen der ganzen menfchheit. Und ift deßhalb die per⸗
fon des natürlichen menfchen an dem ort ein ungnügfam byſpil der verfon
Chrifti. Dann wenn:des natürlichen menfchen feel vom lyb gefcheiden wirt,
fo ift denn dee menfch nümmen ein verfon. Urfach: Daß die feel, die cin
erbulterinne der menſchlichen perſon ift, nümmen bym Inb if; und ift
demnach fein andre natur, die ſy in cinigkeit der verfon halte. Aber in
Chrifto iſt die gottheit die erbaltende natur, die ouch fin feel, wie heilig
joch die ift, mit kraft und beiligkeit fo wyt übertrifft, fo wyt gott und der
fhönfer alle afchönfden übertrifft; deßhalb in jro nit allein die feel und
durch Die feel der iyb funder Inb und feel erhalten werdend. Do nun fin Inb
und feel von einander getrennet wurdend, ward darum die perfon nit tren⸗
net, do ginch die teil der einen natur trennet wurdend; dann die ganz
menfchbeit bftund in der gottheit mit Inb und feel. Ich erkenn ouch us
denen gründen, daß die menfchheit Chriſti ewiglich müß die angenommen
natur fon, vor umd nach der urftände,; dann fuft müßtind zwey ufnemen
der menfchlichen natur fon; eins, das die menfchheit vor dem tod unfaflet,
und Indenhaft angenommen wäre; das ander nach Per urflände, das die
menfchbeit unendlich gemacht hätte; aber es ift nun ein menfchbeit, und
nun einift ufgenonmmen , die ouch in der gottbeit beftat, und nit in jr ſelbs.
Deßhald die gottheit, die unendlich an allen enden ift, jro, der menfchbeit,
alle anüge , alles liecht, alles wüſſen iſt, daß die menſchheit zu keinem. wert
noch that darf allentbalb fun; funder , wie die userwälten an jrem ort, da
ſiy gott ergetzt, alle gnuͤge und ergetzlichkelt in gott habend, der glych allent-
balb ift, und fu nun an eim ort find; alfo ift ouch die menfchbeit Chriſti
bn jnen, und wirt fo vil höber in aller macht, wüffen ,. weſen fröud und
wunne erfättiget , fo vil es mee iſt ein perfon mit gott fon weder nun ein
aſchoͤpfd gottes fon. Ich erfenn ouch, daß es als unmöglich it, daß. die .
menfchlich natur alfenthalb weſenlich ſye, als unmöglicy es iſt, daß mee
denn ein gott ſye. Dann gottes eigenliche einenfchaft üft, daß er allein
altenthatb ift; und wo die creatur allenthalb wäre; fo wäre doch denn bie
gott ſelb; und denn fo wärind vil gött. Ich erkenn ouch barwidrum, daß,
obalych die menfchheit nit allenthalb iſt wie.die gottheit, daß dennoch die verfon
nit zertrennet wirt, ja minder zertrennet wirt, weder fo ſy allenthalb wär;
denn wo fy allenthalb wär, fo wär fü doch iez in die gortheit verkeert und wäre
nümmen Ehriftus ; denn Ehriftus ift ewiger gott und menſch, das ift, die per⸗
fon , von der wir redend. Wo num die ufgenommen natur ‚in die ufnemenden
verkeert wär, fo wär die perfon bin; denn die perfon Chriſtus müß zwo natu⸗
ren haben, ein erbaltende und ein erhaltne. "Wenn nun Chriſtus menſchheit
allenthalb wurde fon , muͤßte allein dahar kommen, daß ſy in die gottheit
keert wäre; fo wär ſy denn nümmen die erhaltne natur; und deßhalb
wurde die perſon des ſuns gottes allein die göttlich natur ſyn, und nit die
182 Uiber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3.
©chend, fromme fürſten, ob nit die zwo reden zemmen fehind wie der tüfel
und das jibengflien, wie ein ſprüchwort ift. Aber es foll eim alfo gon,
der nit uf dem wagen binbt; müß im dreck harnach loufen. Demnach
wellend wir jn wytter von wort ze wort hören an den orten, da er ſich
nit bat der warheit geſchämt.
Luther am vordrigen ort der voſtill: „Voller gnade und mweicheit iſt er
aweien., Das alles, was im fürlommen ift, bat ce können urteilen und
leeren ; darum daß die gottheit , die allein alle ding ficht und weißt, in
im perfonlich und gegenwärtig war. Und endlich, was von Ehriftus nidrung
und erhöhung ift gefant , fol! dem menfchen zugelegt werden ; dann göttlich
natur .mag weder genidert noch erböhet werden.“ Sehend bie, fromme
fürften, wie Luther allein dee gottheit zügibt, daß die alle ding ſehe und
wüſſe. Zum andren, daß er der menfchheit zügibt , daß die us der gottbeit
um der perfonlichen vereinung willen alle ding bab können urteilen und
leeren ; und hat jro aber darvor entzogen das vorwüſſen, und nit unrecht.
So folgt ie, daß die menfchheit Chriſti vor der erflärung nit alle ding ge⸗
wüßt; wiewol ſy alles urteilen, leer und warheit von der gottbeit genom⸗
men bat. Darus wir ermeflend, daß die gottbeit damit jro das vorwüſ⸗
fen in etlichen dingen bat wellen vorbehalten und ze erfennen geben, daß
Ebriftus warer menfch ſye, der darum nit unendlich gemacht fre 2. Zum
deitten erkennt Luther grad wie wir, Daß alles, das von nidrung und erhö-
ben von Chrifto geredt fye, allein der menfchlichen natur ſoͤlle zugelcat
werden. Dann das ift der grund, darum man *: zangget, fo er etwann
meng mal redt: „Gott Inder“ , glych fam der einfaltig verfton fälle, die gött⸗
lich netur in jm Inde. Ya, er redts ſelbs offentlich harus, mie ghört ift.
Leſe man, das hernach in der oftgenannten poftill ftat nach den morten:
„welchen ce geſetzt hat zuͤ einem erben aller ding“, fo findt er noch klar⸗
licher, das wir von Luthern fagend, daß er von den beeden naturen , die
ein Chriſtus ſind, halt gänzlich wie wir.
So wir nun, fromme fürſten, unſer leer der alldofen oder gegenwech⸗
fels gegem Luther us gottes wort errett't habend ; und aber der difputaz und
ſpanes vil iſt, in welchem lycht etwa ein finſters möchte geredt fon, das
wir dennoch nit finfter oder irrig meinend ; fo will ich mich in einer fumma
ufthün , mie ichs halte von beeden naturen in Chriſto, alfo:
Ich erkenn, daß der ewig allmächtig ꝛc. gottesfun ware, ganze, breſt⸗
bafte (one die fündlichkeit), tödemliche menfchheit , die ein aefchaffene feel
vom himmel und ein natürlicher Iyb, von der reinen magd Marien erſchaf⸗
fen und erborn us empfängnuß des heiligen geiftes, alſo an ſich und zu fich
genommen bat in bie einigkeit der perfon des funs gottes, daß fy ein Chri⸗
Rus, ein unzerteennliche verfon find ,. und dennoch iedwedre natur der eini⸗
gen perfon je art und eigenfchaft behalten; allein daß fin menfchbeit nit
ein:eigen existentiam, das ft, bſtand, für ſich ſelbe funder in der verfon
des ſuns gottes bat; aluch- wie in ung menfchen das fleifch fin eigen art
und üben but, und aber für fich felbs mit bſtat, funder von der feel erbal-
ten wirt im band. Ich erfenn ouch, daß die zwo naturen in Chriſto
nimmermee. mögend von einander trennet werden, daß fy nit ein verfon fü«
gind. Und wiewol die menfchheit durch dag mittel der fecl, als durch den
tougenlicheren teil (denn gott vuch cin geift if), ufgenommen ift in bie
uiber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3. 183
einigkeit der perſonen; und aber demnach Me ſeel im tod vom lchnam ge⸗
ſcheiden iſt, alſo daß fin heiliger lychnam da lag wie ein andrer entſcelter
oder (als wir redend) lyblos gemachter Iyb warlich tod, warlich eindd,
warlich kraftlos; noch fo iſt die verfon als wenig trennet im ſchid des lybs
und der feel, As do feel und lyb by einander warend. Urſach: Die feel
Chriſti iſt nit die erhalterinn Unogaoawg, des bftande , der menfchlichen na⸗
tur ; ſunder die gottheit ift die erhalterinn des bſtands und blybens dee lybs
und dee feel, beeder teilen dee ganzen menfchheit. Und ift deßhalb die per-
fan des natürlichen menfchen an dem ort ein ungnügfam byfpil der verfon
Ehrifti. Dann wenn :des natürlichen menfchen feel vom lyb gefcheiden wirt,
fo ift denn der menfch nümmen ein perfon. Urfach: Daß die feel, die cin
erhalterinne der menfchlichen perfon iſt, nümmen bym Inb if; und ift
demnach Fein andre natur, die fü in einigkeit der verfon halte. Aber in
Ehrifto iſt die gortheit die erhaltende natur, die ouch fin feel, wie heilig
joch die iſt, mir Eraft und beiligkeit fo wyt übertrifft, fo wyt gott und der
(höpfer alle afchönfden übertrifft ; deßhalb in jro nit allein die feel und
durch die feel der iyb funder lyb und feel erhalten werdend. Do nun fin Iyb
und feel von einander getrennet wurdend, ward darum die perfon nit tren«
net, do ginch Die teil der einen natur trennet wurdend; dann die ganz
menfchheit bſtuͤnd in der gottheit mit Inb und feel. Ich erkenn ouch us
denen gränden, daß die mienfchheit Chrifti ewiglich muß die angenommen
natur fon, vor und nach der urſtände; dann fuft müstind zwey ufnemen
der menfchlichen natur fon ; eins, das die menfchheit vor dem tod unsfaflet,
und Indenhaft angenommen wäre; das ander nach Per urſtände, das bie
menfchbeit unendlich gemacht Hätte; aber es ift nun ein mienfchbeit, und
nun einift ufgenommen , die ouch in der gottheit beftat, und nit in jr ſelbs.
Deßbald die gottheit, die unendlich an allen enden iſt, jro, der menfchbeit,
alle gnuͤge, alles liecht, alles wüſſen ift, daf die menſchheit zu keinem wert
noch that darf allenthalb fon; ſunder, wie die userwälten an jrem ort, da
(9 gott ergeht, alle gnuͤge und ergeßlichkelt in gott babend, der giuch allent⸗
bald ift, und fy nun an eim ort find; alfo it ouch die menfchbeit Chriſti
du jnen, und wirt fo vil höher in aller macht, wüſſen, weſen, fröud und
wunne erfättiget , fo bil es mee ift ein verfon mit gott fun weder num ein
aſchoͤpfd gottes fun. Ich erfenn ouch, daß es als unmöglich ift, daß. die.
menfchlich natur allenthalb weienlich ſye, als unmöglich es iſt, daß.meer
denn ein gott fue. Dann gottes eigenliche eigenfchaft üft, daß cr allein
allenthalb iſt; und wo die ereatur allenthatb wäre; fo wäre doch denn die
gott ſelb; und denn fo wärind vil gött. Ich erfenn ouch barwidrum, daß,
obglych die menfchheit nit allenthalb iſt wie.die gottbeit, daß dennoch die verfon
nit zertrennet wirt, ja minder zertrennet wirt, weder fo fu allenthalb wär;
denn wo ſy allenthalb wär, fo wär fü doch iez in die gottheit verkeert und wäre
nümmen Ehriftus ; denn Ehriftus ift ewiger gott und menfch , das ift, Die per»
Ion , von der wir rebend. Wo nun die ufgenommen natur in die ufnemenden
derkeert wär, fo wär die perfon bin; denn die perſon Ehriftus müß zwo natu⸗
ven haben, ein erhaltende und ein erhaltne. "Wenn nun Ehriftus menſchheit
allenthatb wurde fon , nrüßte allein dahar kommen, daß ſy in die ‚gottbeit
feet wäre; fo wär fü denn nümmen die erhaltne natur; und defhalb
wurde Die perfon des fung gottes allein die göttlich natur fun, und nit Die
\
184 Uiber Luthers bekenminuß antwurt H. 3..
menfchlich , und wurde uns Chriſtus nit ein warer menfch fun in die ewig-
keit. Ich erkenn ouch, daß um der ‚verfonlichen unzerteennbarlichen einige
keit die naturen für einander genommen und gegenmwechslet werden ; und
blybt nüts deß weniger icder natur je eigenfchaft , und nun ein perfon.
Bott wende allen iretum von allen lebendigen herzen! Amen.
DIE iſt, fromme fürften , die fumma miner erfütrung , die vorhar mit
efchriften gnuͤgſam bewärt ; in ouch fo unmwiderforechlich, daß keine theologi
darwider üzid mögend bringen. Dann ouch by den alten der fpan vom
underfcheid der beeden naturen gweſen ift; darum er by Tertulliano, Hila⸗
rio, Ambrofio , Auguftino fo mol erfücht und garündt, daß er in vil hundert
jaren nit uf D’ban kommen ift. Bis iez zu diſer aut, fo macht Luther die
menfchheit zur gottbeit , und brucht darzı die absurda, das ift, die unge⸗
ſchickten argument, der arrianifchen kehren ; als fich in 'Tertulliano ad Pra-
xeam und in Amhrosio de sacramento dominic® incarnationis erfindt,
bat mir Heimrych Bullinger anzeigt. Aber die töufer ſagend, ce ſyg ein
drophet, und nit der natürlich fun gottes. Aber find unperfümmret , from⸗
me fürften, ſy müflend alle brechen und darnider ligen. Ich hab nit zwy⸗
fel, Luther werde aber etwas füchen, daß er den krieg nit fo Inchtlich, von
- band geb; aber es wirt alles nit helfen.
Ton dem ort: Das fleilch ik gar mit nüß.
As nun Buther das ze hand nemen will: „Das fleifch iſt nit nutz“,
böldret et aber vorhin, und fprichta): „ Darum fen ein anathema und ver»
fluͤcht, wo gfagt wirt, daß Ehriftus fleifch us fleifch aeborn ſye ꝛc.“ Glych
als 05 ieman der unferen fage, daß die menfchheit Ehrifti vom fündfichen
fleifch erborn fiye, und nit heil erfennind, daß es vom heiligen geift empfan-
gen in den reinen lyb der jungfromen Maria, und da zu fleifch oder menſch
worden fye. Und böldret atfo zwüſchend den beeden namen des ſleiſches,
da „fleifch“ Die fündlichen empfängnuß und art heißt, und ouch die unbe
fleckten ſchoͤnen menſchlichen natur und bildnuß gottes heißt, wie Adam or
dem fall ein menfch was, und wie Chriftus menfch ift, der den fall wider
bringt. Darzuͤ fo thüt er mit vil worten, glych fam das fleifch Ehrifti, deſ
fom der geift it, finen Inblichen anhab und ufwachs nit von dem reinen
adır des jungfröumlichen Inbs genommen, funder nur ytel geiſt ſye (als
er redt p); das doch alles zu mindrung der göttlichen güte reicht; denn ie
warlicher gott erkennt wirt die menfchlichen natur an fich genommen baben
um unfertwillen, ie gwüſſer wir fehend, daß wie im als unferem ätti lich
find. Wir aber erfennend , daß es ein marcionifche ketzery fye, mic Qutber
redt, daß das fleifch Chriſti ytel geift fye ; dann wie kann es ytel geift fon.
das mit ſoͤlchem fchmerzen am krüz wirt usdenet, daB es fchrut: O min
gott; wie haft du mich verlaffen! Daß aber der ganz handel Chriſti uns
zum geiftlichen leben fürt und bringt, das vermag nit, daß er nach der
natur‘ der menfchheit ein geiftliche ſubſtanz ſye, funder ein Inblicher menſch.
Summa, es find alles pfyl der verſpottenden arrianifchen echten, wie bor
— ⸗— — — —
a) In Luthers Buch I. Tafel 7. b) In Luthers Buch l. Tafel 7.
Liber Luthers bekenninuß antwurt & 3. 185
anzeigt. Aber du, einfaltiger frommer chrift, wirſt dich fürbin wol kön⸗
nen bitten vor. dem mwädlenden hund, der mit dem ſchwanz iez uf die, bald
uf jene foten fchlächt. Du weiſt wol, was wir von der waren menfchheit
Chriſti Haltend; du weift ouch wol, was wir von unferem müften flcifch
haltend, daß wir da die heiligkeit dee menſchheit Ehrifti nienen mellend der»
dacht Haben. „Ya, fpricht Luther, ouch der heilig geiſt ift Iuter gift, mo
man in on alouben empfacht.* Glych als ob der heilig geift ein ding ſye,
das von den unglöubigen genoffen oder empfangen werd. Heb an zoubry
der dicken worten, durch die die einfaltigen nit fehen mögen.
Und darum, alle umftänd hindan geſetzt, mwellend wie nun ficher und
dertroͤt faren, und gebend üch, fromme fürften, alfo ze vernemen: daß wir
Lutheen eerberlich gefcholten habend, darum daß er in den worten: „ Das
Rrifch it gar nüzid nüg“, diß einig artikeli „das“ usgelaffen hat. Das
verantwurt gr aber alfo, daß wir in icz noch vil mee fchelten möchtind.
Dann, ats die griechiſch ſprach artifel und zeigerli hat glych wie die tütfch
(das kat die latinifche nit), da brucht Luther die afchwindigkeit: Ex ver⸗
dolmetſchet die griechifchen wort: „ZI aapE Övx dpekei Övdev“, zum erften In
die latiniſchen a): „Caro non prodest quicquam“ ; damit er demnach us den
lotinifchen worten alfo dolmerfchen möge: „Fleiſch ift nit nütz“z fo er
ouch us dem latin follt vertütfchen: „Das fleifch if nit nüß.“ Dann cr
sum wort „geiſt“ alfo ſagt: „ Der geiſt (und nit: geift) ift der, der lebendig
mat.“ Go follt er ouch virtute antitheseos, us fraft des gegenſatzes,
us dem fatinifchen „caro* „das fleifch“ gemacht habend, und nit „fleifch.“
(Vide, quam parum zque agant Lutherani, cum adeo maligne tumul-
tuentur. ')
Mertend wyyter, fromme fürften, daß Luther die artikel, die ich „zei⸗
geeli” vertütſch, noch nit erkennt, daß ſy allweq zeigend. Dann ob fü
alych nit allweg demonstrative , das ift, grob gegenwürtig, zeigend, als
fo ich fag, mit eim langen „die“: Die from hat den widertouf verlöugnet,
und zeig mit dem finger uf fn ; fo zeigend fy doch allmeq das eigenlich, davon
vor geredt iſt; oder ſy dringend ein ding wol harfür von perfon oder we⸗
fen; darum ich fy „zeigerli® vertütfchet hab, mit „zeiger.“ Als fo ich
ſorich: Die frow foll ghorfam fon, fo zeig ich nit uf kein befundre frou-
wen, Tann das „die“ ift kurz; ich zeig aber uf das weſen und ftand der
frouwen ; und vermag das zeigerli fo vil als: Einer icden froumen ghört
zu, daß fy gehorfam fur. Hie fündret der artikel das weſen von der perfon;
dann man nit von diſer oder jener befundren froumen redt funder vom
ganzen gſchlecht. Wenn ich aber fprich Diarc. VI, 3: Iſt der nit der zim-
mermann? Hie zeigt das nachgehnder „der“ die perfon an, namlich die
verſon Chrifti, den fu da nach finem handwerk alle wol kanntend ; und ver-
mag das Elein zeigerli „der“ fo vil, daß wir fehend, daß er verfonlich
allen menfchen erkannt was. Ee ich wyter gang, muͤß ich dennoch anzei«
gen, daß mich bunten will, Luther hab mich dafelbft wol nit mögen ber-
Kon. Dann als ich Über das ander „der“ ein dirgula gmacht, accentum
gravem ; hats der drucker für ein „a“ angfehen, und hat „dar“ gemacht ;
BEE EEE
*) Randglofie. .
a) In Luthers Buch m. Tafel 1.
186 Liber Luthert befenntuuf antwuct J.
bab ouch ich deß nimmermee gewartt, dis Luther fo wüſt thüt; do bab
ich dennoch den drud ouch bfeben, und find alfo „dir zimmermann* ; da
fotit aber alfo. kon: „IH der nit der zimmermann 20?" Daß aber bie
zeigerli ouch zeigind uf das ding, davon vor geredt iſt, und dennoch nit
relativa fugind oder subjectivi articuli ; ift alfo offenbar , daß kein blatt
in der griechifchen ſprach ift ie gefchriben , daran das nit offentlich erfunten
werd, daß mich verdrüßt bufpil drum amzezcigen ; doch wellend wir uns mit
wenig abrichten.
Joh. I, 1: „Im anfang was das wort, und das wort was by gott.“
Die iſt das zeigerlin „das“ am erftien ort ein zeiger der verfon, namlich
des fung gottes, den er hie „das wort“ nenne, odee ding, von dem er re—⸗
den will. Am andren ort aber zeigt es nit allein die verfon, funder äfre
baby, fam es atfo fpreche: eben dasfelb wort; dab man fehe, daß es nit
von eim andren wort fage, funder eben das wort meine ı von dem bor ouch
öft gſeit; und ift dennod) nit relativum. Daſcibſt: Ho 70 Pos To almdıvor:
das liecht was das war liecht.“ Hie vermag dee erft zeiger fo vil ale ein
deinonstrativum, ein fingerzeiger, und ift by den Bricchen nit ein fingerzei-
ger fonder nun ein kleins zeigerli; aber es vermag fo vil als: „das licht“,
davon ich gſagt, oder eben dasſelb Liecht. Und der ander zeiger vermag
das weſen wol harfür ze bringen: daß das liecht, von dem er ſagt, dus redt
war liecht fye. Joh. VI, 48. wirt diſe obferbation, das ift, mit fiuß vermerkt
ſtuck, ganz offenbar. Als Chriftus den Juden und jüngeren bat anabrbt
ze fagen, welchs das recht brot von himmel wär ; fpricht er sum lezten alfo:
„Ic bin das brot des lebens.“ Hie it ein kurz „das“ nun ein zeigerlin;
noch fo vermag «8 als vil als: Ich bin das brot des lebens, davon ich
üch gfeit Hab. Darnach ſpricht er aber: „Warlich fan ich üch, welche
uf mich truwt der hat ewigs leben. Ich bin das brot des lebens. “u
ift aber ein zeigerlin „das“; noch vermag c8, daß «8 immerzuͤ uf das brot
zeigt und äfret, darvon die red ift. Bald darnach ftat alfo: „Ich bin das
lebendig brot, das vom himmel berab kummt.“ Hie vermag das erxfic
„dus“ aber, daß es als vil als zeiget und äfret uf das brot, davon dic red
angefangen it. Das ander „das“ iſt ein usſtrychen des weſens, namlich
daß er von himmel kommen fye.
Alſo iſt es cuch mit dem „fleiſch.“ Da fpricht Luther in den, worten:
„Das flcifch (7 oapk) ift gar nit nütz“, düte das zeigerli „das“ uf dic bö-
fen art des fleifches; und fiht aber nit, daß es für und für das fleifch
äfrer , davon vorhar geredt iſt. Chriſtus fpradı alfo davor: „Und dos brot,
das ich üch geben wird, iſt das fleiſch min, welches ich bingeben wird für
die. welt.“ Hie ſtat dag zeigerlin im „das fleifch min“ das weſen eigentlich
anzezeigen. Bald darnach fprachend die Juden: „Wie mag der ung dur
fleiſch (Tiv vapxa) ze effen geben?“ Sehend, hie, fromme fürften, fat
Das zeigerlin „das" alfo tür und ſtark, und zeiget uf das fleiſch, davon
Chriſtus geredt hat (mwiewol fin meinung nit was, duß man es Inblidy eſſen
föllte, als aber die Juden annamend), daß der latinifch dolmetfch us dem
geiechifchen „das“ ein „fin® gemacht hat, und alfo verdolmetfcher: „Wie
mag ung der fin fleifch ze effen geben ?* Demnach ftond die zeigerlin für
und für bym fleifch; damit man fehe , daß alle zed von einem fleild ine;
Liber Luthers bekenninuß antwurt 9. 3. 487
wiewol die Juden anderft verftündend (davon geſagt wurde), weder Chriftug
fünam. Und darum fo gibt er such antwurt je irrung hinzenemen, und
fpeicht : .. — =
„Der geift its, der do lebendig macht; das fleifch (7 vagd) ift gar Fein nüß.“
Hie fouft das zeigerlin „das“ allweg mit, und irrt den Luther (glych wie
cin fromme dienerinn jr froumen bewart, daß man mit jro nüzid üppige
gdar fürnemen )., daß er mit den mworten nit mag umgon, als in die begird
lert; und zeiget bärt uf das ſieiſch, daruf es vor für und für zeiat bat;
und zeigt aber uf das fleifch, und ſpricht: Das fleifch, davon ir nun ver⸗
ſton wellend , fam es müfle aeeflen werden, das ift nit ein dinali nüß 3e
eilen; dann das eſſen, das ift, vertröftet fun , davon ich ſag, muß der einig
geitt thin. Und daß an dem ort das zeigerli „das“ alſo fälle und mufle
harfür geftellt werden, wellend wir zum erften mit Ehriftus, und demnach
mit Luthers worten bewären. Chriſtus fpricht alſo: „ Der geift ift der, der
do lebendig macht.“ Da frag ich Luthern, ob hie die zeigerlin „der“ und
„der“— als wol mögind usgelaflen werden ale bym „fleifh“, als er fagt.
Wirt er muͤſſen fagen, daß ſy nit mögind usarlaflen werden; dann die
Latiner habend ein „qui, i. e.. welcher“. für das „der“ gemadt. (En
Luthero articulum prepositivum Latinis in relativum translaftum, ne .
patet nos teinere loqui de vi articulorum.‘ To nysuna &sı TO Lwonosous -
Spiritus est, qui vivificat.) Warum mögend aber die zeigerlin nit usge⸗
laflen werden? Darum, daß ſy eigentlich und perfonlich harfür ſtellend,
was geifts bie verftanden werde: „Der geift ift der, der do Ichendig macht“,
oder: „Der geift iſts, dee do Icbendig macht.“ Wenn man nun das „der
- underlichle , und ſpräche: Geiſt ift, das Icbendig macht; fo flünde das wort
get“ in der gmeind, und wäre nit Har, daß «6 allein für den göttlichen
geift wefenlich und perfonlich genommen wurd. So aber das doppel „der,
der“ da flat; ficht man , daß er weſenlich von dem beiundren beiligen geift
dt, und nit in der gemeind bon aeift, das ift, von geiftlichem weſen,
Iden oder zucht ; dann dasfelb macht ung nit lebendig, funder fo wir fchon im
beiligen geift lebendig find, fo lebend wir geiſtlich. So nun das zeigerlin
bum „geift® nit fol usgelaffen werden, darum daß ee von dem fundren
heiligen göttlichen geift redt; fo fol ouch bum „Aeifch“ das zeigerlin nit
usgelaflen werden; denn es uf das funder Acifch Chriſti zeigt, Daß cs lyb⸗
lich ze eilen ganz nüzid nüß ſye; dann es cin antithesis iſt, ein qeqenfab.
Als da einer us Paulo 1. Cor. IIL, 12. zu den bifchofen ſpräch: chend ,
daß all üwer gebüw nüzid dann Har Iuter gold ſye; und es wölltind die
tigen bifchof verften: ſy fölltind ſehen, daß alle jre gfchirr und ahüfe
auldin wärind (als fü leider getbon habend), und ſprächind: Wer möcht
fo vil golds z’wegen brinaen? wurd jnen geantwurt: Die Har unbetrogen
warbeit iſt, die von üch foll gebumen werden ; das gold iſt gar nüzid nüß.
Hie fit man wol, daß diß wort „gold“ erftlich gbeiffen wirt, man fölle
es duwen, aber nit nach dem verftand der antigen. Zum andsen aber wirt
das gold verworfen , das wol vor ouch benanıfet ift, aber nit uf den ver⸗
ſtand der gytigen; und wirt nad) jrem ſinn verworfen, daß es nach. dem⸗
ſelben zuͤ dem gebüw nüzid fälle.
Rum folget Luthers bewärnuß. Dee redt uf den drang, da wir gſchri⸗
battend : So ſcer bie Chriſtus von der böfen art des ſleiſches redte;
188 Liber Luthert befenninug antwurt H. 3.
fo. hätte er doch den jüngeren nit geantwurt uf je irrung, da fü meinten,
er hätte vom Inblicben eſſen geredt; und murretend deßhalb nit wider dm
verftand der Heifchlichen art ; dann davon was nüzid geredt.
Luther a): „Ach, es iſt ja verdriehlich ding, mit folchen büben in
gotte6 wort handlen. Wir fagen, daß die jünger murreten, beide wibder
den verſtand des ariftes und wider das leiblich effen des fleifches Chrifi;
dann ſy verftünden keins recht 2c.“ n
Hie will ich us Luthern erzwingen, fo es doch de müß zwungen fon,
daß Ehriftus von finem eignen fleifch redt, daß es nit nüß fye ze eſſen,
alfo: Luther bekennet, daß die jünger wider den verftand des geiſtes un
wider das Inblich effen aemurret habind. Nun find geiftlicher verſtand und
lwblich effen mit eins gichlechte, unius generis, daß fy mit einander mögind
‚verftanden werden. -Und darum fo frag ich Luthern: weders der recht ber-
fand fye? dann die gfchrift, als er felbs bekennt, müß einen eigenlichen
finn haben. Spricht er: das fye der verftand des murrend, daß fy wider
das geiftlich effen murretind ; fo fagend wir: Wie konntend fy darwikt
murren, fo ſy das noch nit verftanden hattend ? dann er bat das mort
»geift“ noch nie benamfet, deßhalb murretend fy allein us unverſtand.
Zum andren, murretend fy wider den geiftlichen verftand; warum fekt
dann Luther darzuͤ, daß ſy wider das Inblich effen ouch murretind ? ‚dann
die gſchrift müß nun ein finn haben. Zudem fo wäre es offentlich wit
einander, daß fü wider dem geiftlichen verftand und wider das Inblich eſſen
mit einander murretind; dann , murretend fü wider den geiftlichen verftand,
fo Lieffend ſy de das Inblich effen binben. Aber, die afüch alle hindan gr
feßt, fo erkennt Luther, daß ſy wider das Inblich eſſen gemurret habind;
fo ift dasfelb die fürnem urſach jres murrens; dann Luther hätt fy nit
gefeßt, wo er jro einigen weg hätt mögen entrünnen. Das hat er abtt
nit mögen ; dann die wort lagend im uf dem hals, die alfo Iutend: „Aber
die Juden murretend von finentwegen, weol avrov,’daß er geredt hat:
Ich bin das brot, das von himmel herab kommen ift; und fprachend: SH
der nit der Jeſus, der fun Joſepyhe, def vater und müter wir kennend'
Wie redt denn der: Ich bin vom himmel herab kommen?“ Dife wort
find fo hell, daß ſ' nit beffer für uns möchtind afeht werden : daß die Juden
murretend , wie. das möchte fon, daß, welcher fin fleifch eſſe, ewige Ichen
hätte; fo er ein natürlicher. menfch , der jnen von finen elteren wol erfam
wir. Eich, da redend ſy nit wider die art des geiftes oder wider die art
des -fleifches, finder wider das lyblich eflen, welches fy irrig fürnamend.
. So ja Ruther erkennt, daß fy ouch wider das lyblich fleifcheffen gemurret
habind, fo ift es ungesmuflet das recht fürnemen; dann er hätts nit ver⸗
jähen, wo er fich hätt mögen erweeren. &o nun die afchrift einen eigen:
lichen natürlichen finn haben müß; fo folgt, daß cs der ift, den Luther
ouch erkennt: namlich daß die Juden wider das Inblich effen gemurret ba
bend (mwiewol nit recht verftanden) und nit wider die gemeinen leer des ger
fies und fleifcdyes, davon hie nit gehandfet wirt. Nisi quod Lutherus ses
in locum communem recipit, ut se inde tueatur (sutella Lutheri‘). Est
— — — — — ———— — — — —
i) Randyloffe.
a) In Luthers Buch m. Tafel 8.
Uiber Luthers befenninng antwurt 9. 3, 189
enim favorabile dicere, plurimum prodesse, si spiritu vivas ; esse oontra
exitiale, si secundum carnem, juxta verbum apostoli Galat. V, 13—26,
So nun erfochten ift, daß d'Juden nit gemurret babend von geiftliche
oder fleifchliche verftands wegen , funder von deßwegen, daß ſy irrig mein⸗
tend, Chriftus wöllte jnen finen Inb lyblich ze eflen geben ; fo wirt ouch
ofembar, daß Ehriftus verantwurten daruf reicht, daß er inen die irrigen
meinang abnimmt, daß fu fehind, daß er gar von keim Inblichen eflen ge⸗
redt hab, fo er fpriht: „Das fleifch if gar nüzid nütz“, zwar ze eflen;
dann er jnen das Inblich eſſen will usnemen. Und fo das nüzid nützt, fo
kbend fu wol, daß er inen nit von Inblichem efien fines fleifches gſagt hat.
Darum fpradyend ouch die jünger: „Du haft die wort des ewigen lebens.
Und wir erfennends und gloubend, daß du Chriftus bift, der fun des le⸗
bendigen gottes. Sehend, fromme fürſten den glouben und das hinfallen
der irrigen meinung; und gedenkend mit eim wort nit, daß ſy ſprechind:
Uber das unrein fleiſch hat das gift des todes, oder derglychen.
Summa , wir habend vormal diß ort mit vil ſtarken urſachen anzeigt,
die es bewärend nach dem ſinn, der iez anzeigt ift , verſtanden werden müfe
fm; nit not bie wideum ze äfren. Darzü fo ift kein chrift nie gemefen,
bon dem ich ahört oder alefen hab, daß er die wort: „’s fleifch ift gar kein
nũtz“, verftanden: die fleifchlich bös art tft nit nütz. Dann ee zu aller
unordnung und widerſpan ze vil Incht if, daß Ehriftus füllte fagen: „Es
iſt nit nütz“; ſunder er hätte nody bil ſtärker geredt wie Paulus Röm.
VI, 6: „Die fürfichtigleit oder wysheit und art des fleifches ift der tod.“
Es hat ouch Luther in allen finen vordrigen bücheren unferen , das if,
den rechten , finn befennet; deßhalb wir in all weg ftärker find weder er.
Daß er aber mich dargibt , fam ich der gricchiſchen ˖ artiklen oder zeiger⸗
linen halb den lecreren gwalt getbon hab; thuüt er ale warlidh, als er uf
mich fagt : ich babe die wort: „Das ift min lychnam“, arme elende wort
genennet. Ich mag wol die arm elenden lüt defcholten haben, die fich des
todten büchftabens fo eigenrichtiglich halten underftond, den ſy doch nit ver⸗
fond; aber daß ich die wort alfo gefchelten hab, das ift ein offen dicht.
Aber der zeigerlinen halb leſe Luther Cyrillum lib. I. cap. IV. Daran
ligt aber wenig. Wir habend offne byſpil der gſchrift darum dargeſtellt.
Und laß hiemit fallen die kindlichen und chriſtlichen leerern fremde gloß
die er ſagt Über die wort: „Min wort find geiſt und leben“, und foricht :
es ſye fo wl: Ich müß geiftliche ſchuͤler haben. Dabin kummend wir, daß
wir fagend , was wie wellend, es ryme oder Inme fi; wenn wie fo groß
werdend,, daß man ung gloubt, was wir fagend. Ich laß in ouch die
regel mit andren in’n ſack ſtoſſen, da er ſich erlütret: Wo „fleifch und
geiſt“ wider einander in der gefchrift ſtandind, da werde „Reifch* nit für
tas fleiſch Chriſti genommen; denn womit"dewärt er ſy? oder wo findt er
in der gſchrift ein ort, das difem glychfoͤrmig ſye, daß er alfo us bil orten
telernet babe dife regel ze giefien? Es ift der kinden fpil, ſo fo die nuß
wellend verlieren , fo forechend ſ': . Es gilt nie alfo. Beige mir Quther ein
ort der geſchrift oder einen „kerer, darus dife regel ermeflen ober genommen
m! Es ift alles: Auroc ägn, ideest: Burkart hate geheiflen. Deß werte
iR, das er im n. an der fibenten tafel alfo ſchrybt:
190 Uber Luthers bekenntnuß antwurt 9. 2.
Luther: „Aber Chriſtus redt bie nicht von feinem eigen geiſt, den er
verfonlich hat; fontern , wie der tert lautet, vom geift, ‘der da lebendig
macht, das ift, von dem gemeinen geift , fo in allen glöubigen ift; wiewol
denfelbigen Chriſtus gibt , und ift Chriſtus geift ıc. “
Echend , fromme fürften, wie fchön ift dus geredt! Ya, wenn die
"wort eins umfchweifenden ſtrychlinge! wärind, der alfo by alten wyden fuj
ſchwätzlen wöllt. Lieber fage ung Luther, wer der geift fye , den Chriſtus
perfonlidy habe, und daß derfelb fin eigen geift ſye; und ver der ankı
geift ſye, den er nit perſonlich babe, der nit fin eigen geiſt fye; und zum
dritten, wer der geiſt ſye, der do lebendig macht, den doch Chriſtus gibt,
und ift nit fin perionlicher geit ? Kurz, es find berämt kappen. Der bei
tig geift ift, der vom vater und fun gat; . und fendt jn der vater und der
fun. Der ift die deitte göttliche perſon/ und iſt der geift des vaters und
des fund, ja das band jr beider. Er iſt der geift, der in allen glöudigen
it; und wirt der fun nit verfonlich der geiſt genennet, noch jm ein per⸗
fonlichyer. geiſt, der underfcheidlichen fin ſye, zuͤggeben. Aber es if Der tod»
Richen einer, die. mit Luthern ringend. Er ficht in den zeigerlinen: „Der
geift iſt, der lebendig macht“ , dab Chriſtus vom. perfonlichen geift, der gott
iſt, ſagt; und druckt in darnach, daß's fleifch ouch muͤſſe perfonlich genom-
men werden ; und darum überfart -ers mit eim Buchelumpen , daß mans
nit recht kenne.
Da er uns anmüteta): wir föllind die analogiam, die änliche, des
brots gegem lychnam Chrifti anzeigen , fo es in bedüten fälle; fag ich nüsid
anders, weder daß er das fechst capitel Yon. les, und wenn er das über-
leſen bat, findt er die änliche nit, daß, wie das brot den Inb ftärkt, alfo
die einig ſtärke, teoft und ſpys der feel Chriftus ſye; fo wellend wir im ein
ey in wafler fällen, ob er etwas eſſen möcht. Leſe ouch Lactantinm Firmia-
num lib. 3. de vera sapientia cap. XVIII. Augustinum in Joannem tract.
6. et tractat. 43, und harnach Oecolampadium.
Aber die änliche des kelchs, meint erb), mögind wir nit anzeigen.
So Laßt fehen! Jerem. XXV, 15 ff. büt gott in einer gficht dem prophe⸗
ten ein kelch oder becher, daß er damit allen völkeren ze trinfen geb. Und
Jeremias nimmt in, und träntt alle völfer damit Und iſt aber das träu-
fen nüzid anders weder die firaf und das jamer, das über ſy gon ward;
als er harnach eim ieden volk in funderheit anzeiat. Da wirt ie „Eelh“
für Inden genommen. Ezech. XXI, 32: Du wirft, o Aholiba, das if,
Serufalem, den kelch diner fchweiter teintn. Da wirt aber „teldy“ für
Inden genommen. Dann er will fagen: das künigrych Juda müfle er⸗
igden , das das künigrych Samarid ouch erlitten hab, zerftört und afangen
bingfürt werden sc. Jeſaj. LI, 17: Richt dich uf, richt dich uf, Jeruſa⸗
lem, die du den becher von der band des herren usgetrunfen haft. Wirt
aber „Eeich“ Für ‚Inden und firaf genommen ; denn er fagen will: daß Je⸗
zufalem von gott geftraft fye sc. In den vropbeten find unzalbarlich kund⸗
(haften. Aber im nümen teftament Matth. XX , 22: Mögend je den kelch
teinten, den ich trinken wird, das iſt, durch ein ſoöͤlich Inden zu földyn
1) Landſtreichers.
a) In Luthers Buch q. Tafel 2. b) In Luthers Buch B. Tafel 7.
on
Liber Lulhers bekenninuß antwurt 9. 3. 98
eeren der grechten, bie je begerend, kommen, da ich allein hinkommen
wird? Bald danach: Fr werdend ja minen kelch trinken, das iſt, getödt
und Inden werden sc. Hie nennt er jr Igden finen- kelch; denn, das der
glideren iſt, macht ex fin. Joh. XVII, 11: Wollteſt du, daß ich den
kelch, den mir der vater ggeben hat, nit trunke? ſpricht Chriſtus zu Petro:
Wollteſt dur , daß ich nit nach dem willen mines vaters den tod crlitte? Und
Buc. XXII, 42: Vater, ift es möglich, fo nimm difen kelch von mir;
aber nie min funder bin will gefchehe ! Dis ift das alleroffneſt ort, da
„kelch“ für den tod und lyden genommen wirt. Alſo ift der becher im
nachtmal cin symbolum , zeichen , form "und figur des lydens und todes
Chriſti, welchs er ſelbe den becher genennt hat. Und nimmt mich wunder,
daß Luther mit fo armem gfüche fichtet. |
Daß er „brechen* in den worten : „welcher für dich gebrochen wirt“,
und „hingeben* in den worten: „welcher für üch binggeben wirt“ , ufs
brot zücht, das werde gebrochen und fürgelegt , umd nit-uf den lyb Ehrifti;
und foricht: ob er giych nit alfo ſage, fo möchte doch einer ſich der usle⸗
gung mol halten; iſt giycher redliche wie andre ding meer, in denen er ne-
bend dem natürlichen finn einen erdichten unfürt. Mich wundret aber feer,
was das für chriftenlüt ſygind, Die ein ſoͤliche verfeerts büch fehend und
leſend, das fo bil verwirrter leeren bat, daß ſy nit von jnen felbe fehend,
‚u was ſchmach un: fchmälerung des lydens Chriſti es reicht ? Glych als‘
eb nit alle propheten voll fugind, da „verbrechen“ für Inden und umkom⸗
men genommen wirt? Jeſ. XXIV, 19: Confractione confringeturter-
raete: Die erd die wirt gänzlich verbrochen , das ift, verhergt und gftraft.
Ezech. V, 11: Go will ouch ich verbrechen und fein erbärmd mitteilen,
Und ift nit allein das ID da, funder alle wort, die inen verbrechen heiſ⸗
find. Alſo wirt bie „gebrochen“ für getödt und umbracht genommen.
Weißt Luther das nit, fo iſt ze frech, daß cr von eim unbemußten ding fo
ſtark redt. „Hingeben.“ Röm. IV, 25: Chriftus it hinggeben für unfer
fünd, und uferftanden sc. Joh. IIL, 16: Gott hat die welt fo lieb gebebt,
daß er finen eignen fun ageben hat, daß wir lebind. Warum ift denn Lu⸗
them das wort „hinggeben werden“ fo feltfam, daß ers uf das fürlegen
des brotes zücht? Warum zeige er nit etwa einen borgänger deum; fo er
doch bringt, das zu mindeung der ceren des türen Indens Ehrifti dient ?
Biebind ouch die geleerten, wie recht das ſye verftanden 1. Cor. KV, 39:
„Warum werdend fü für die todten getouft“ ; da er us „für“ „vor“
macht, und will damit bewärt haben, der Inchnam Ehrifti fye vor den
jüngeren gebrochen. Macht us „für“ „vor“; aber die griechiſch ſprach
bat nit ein wörtlin, das „für“ und „vor“ heiffe, als die Sachfen „für“
bruchend für „vor“, funder Uno für po oder zarevayzı oder Eungo-
wor “ „Bor“; da verbirgt fich Luther aber in’n buͤbenwinkel hinder
n ofen. Ä
Luther hüppet a) etliche, die do fagend , der gloub müffe ein neiftlichen
anblick haben ; und beucht aber finee dratſtücklinen eins, und-fpricht: „Wie
wirdend wir denn glouben, daß die welt von gott gefchaffen iſt? On zwy⸗
a) In Enthers Bud) t. Tafel‘ 5,
192 Liber Luthers bekenntnuß antwurt 9. 3.
fel, daß die welt ein Inblich ding ik.“ Glych als ob Luther nit verfiand,
was diefelben (ich mein, es ſygind die feommen Schleſier) durch glouben
verftandind: namlich verteumen , alfo daß des menfrhlichen vertruwens ſchatz
und anblick geift fon muͤſſe. Und ift aber der gloub, daß ich gloub him-
mel und erden von gott geſchaffen fon, nit der gloub , der das feſt vertruwen
in das höchſte güt it, funder nun ein underrichtſtuck us dem glouben ; dann,
die das fidem historicam genennet, babend ouch etwas geredt. Aber Pau⸗
us Hebr. XI, 3: „US dem glouben wüflend wir, daß die welt us dem
gheiß gottes gefchaffet if.“ Da fehend wir, daß diß wüſſen ein feucht bes
gloubeng ift, und nit der gloub, da wir in gott vertruwend; daram iſt
Luthers kampf kürbfin. Aber ich wöllte in aber gern fragen: ob fin end»
liche und gründliche züverficht in ein auder ding ftünde weder geiſt? Alſo
find wir in den vertruwt, ber ſpricht: Gott iſt ein geiſt Joh. IV, 24; und
ſo wir den erkennend, fo ſehend wir, daß alle ding von jm nit allein gſchaf⸗
fen find funder ouch erhalten und ernärt werdend. Ya, es mag der gloub
nit erioden, daß er fich uf kein bloffe creatur niderlaß; darum ouch Die
theologi Chriſtus halb allweg geredt Habend: fo man die menfchlichen na-
tur don der göttlichen ſchiede, fo füllte fy nit angebeten werden. Angebeten
werden ift allein des gütes, in das fich die feel ungezwuflet laßt. Alſo laßt
man fich uf Ehriftum, gott und menfchen. Darum erkennend wir im glou-
ben, nit allein daß wir vertruwt fogind uf Jeſum Chriftum, der empfan⸗
gen fye vom heiligen geift , geborn sc ; funder wir fprechend vorhin, daß er
der eingeborn fun gottes ſye, und unfer herr und gott ſye. Darum bewärt
er ouch allentbalb durchs evangelion Johannis fin gottheit, damit man fehe,
daß uf in ungeswuflet ze bertrumen ift.
Ich will ouch nit feer böldren, daß er forichta): Luther: „Hie wirt
von der einigen gotiheit gefprochen, daB ſy fen dreyerley, ale drey verſo⸗
nen sc.“ In welchen finen worten irrigs verſchloſſen if wie in allen durchs
ganz büh. Dann dryerley ift die gottheit gar nit, funder nun ginerien.
Und mögend die heiligen dry perfonen nümmermeer erlyden, daß fü dryer⸗
(ey fugind; funder fü mwerdend trias oder trinitas, Dryling oder dryheit,
genennet; aber fein orthodoxus , das ift, rechtgeleerter, hat ſy nie dry»
erley genennet; dann fü find alfo eim einig weſen, daß fü dry lütrer cine
find, weder verſtand, gedächtnuß und willen ein feel find. Ich verfich mich
ganz , Luther hab fo vil feltfamtkeiten in difen zettel untragen , dab man ſich
alle unfuberkeit ze verantwurten verzyge. Dann warzü dienend doch die
uncheiftenlichen reden: dryerley ſye die gottheit? Soll nit der einfaltig
lernen, es fogind dry naturen ber heiligen dry perfonen ? Und, "find dry
naturen, fo find ouch dry gött. Wie gdar er doch föliche wort für den
mund us lafien gon? Sind die gleesten in Sachfen blind? oder find. fo
fo fchläfrig hund, daß fy die frömden wort nit anbellend? oder, fo Lu⸗
ther undhriftenlich redt, ädörend ſy nit .darwider reden? Mir ift im difſem
büch alych, als fähe ich ein fuw im blümengarten ; fo unfuber , ſo untbeo-
logiſch, fo uneigenlich redt er von gott und allen heiligen Dingen. Und je
tueologi (ich will üch glych alle nennen durchs Zütfchland hin) fchmungend,
allein um ders zangges willen? Könnend je nit denken: ob Luther giuch
a) In Luthers Buch u. Tafel 2.
Uiber Luthers befenntnuß antwurt 9. 3. 193
recht Hätte; fo wäre doch wäger, man hankte uns mülleftein an d’häls und
verſankte und, weder Daß wir fölche ärgernuß laſſend unwiderfochten fürgon ?
Ya, ich weiß dero , die fagend : Decolampadius und Zwingli werdends un⸗
berantwurt nit laffen. Iſt darum der handel nit üwer? oder find ſy, in
die jr ggloudt habend? Habend ouch die apoſtel nit alle für fidy felbe,
doch ein meinung und ug einem geift gevredget ?
Ich müß ouch bie anzeigen , daß Luthern dee zangg dahin bringt, daß
ee bald darnach alles, darum er dor der beeden naturen und bie der dryen
verfonen halb gefochten hat, felbs erkennet; und zeiget aber damit an, daß
ee mit quacklery umgat. Verhörend aber in felbs.
Luther a): „Wer macht bie, daß zwo umterfchiedliche naturen ein mes
fon werden, und eine die ander gfprochen wird ?. On zweifel nicht die weſent⸗
liche einigkeit der naturen [dann es find zwo unterfchiedliche na»
tur und wefen (diE iſt ein rechte chriftenliche fumma , in dero wir ganz’.
eins find !)] fondern die perfonliche einigkeit. Dann obs gleich nicht einer⸗
ley wefen iſt nach den naturen, fo iſts doch einerlen weſen nach der perſon.
Und entfpringt alfo hieraus zweyerley einigkeit und zweyerley weſen (ale
ein natürliche einigkeit und perfonliche einigkeit), und fo fort an. Aug der
perfonlichen einigkeit entfpringen foldye reden: daß gott menfch, und menfch
gott iſt; gleich wie aus der natürlichen einigkeit in der gottbeit entfpringet
dife rede: daß gott ſey der vater, gott fey der fon, gott fen der Heilige
geift; und widerum: der vater fey gott, der fon fey gott 20.“
Schend , fromme fürften , dife wort find mir doben empfallen gwefen ;
wiewol ich ſy ufzeichnet hatt. Aber Luther hat doben kein füldhe erkannt⸗
nuß nie getbon , ſunder bie binderhin gſetzt, daß, wie es gieng, er dennoch
gfagen könnte: Ich hab alfo geredt ; und das iſt ouch Die urſach unfers ver⸗
geſſens gweſen. Hie gibt Luther urſach, warum bie reden: Gott ift menfch,
und: Menfch ift gott, war fogind; und fagt fein andre, weder wir allweg
anzeigt: darum daß zwo naturen ein perfon find. Doben aber hat er nit
alfo zwüſchend beeden naturen entfcheiden ; funder ſy alfo durch einander
vermifchet, daß ex gſagt: die göttlich bab gelitten, und die menfchlich fue
in alle unendliche binus , wo die unendlich gottheit ſye; ja, alle red alfo.
gefürt, ale ob er die menfchheit möllte allmächtig und zur gottheit machen,
Er erkennt ouch, daß zwo underfcheidne naturen und zwey underfcheidne
weien der naturen fogind. Dank bab , Luther! Weiß doch wol, daß Luther
diß wort „weſen“ nit will verfton für „bſton“ oder „ein eigne perfon und
hypostasis“ fun, funder für ein cigenliche mwefenliche natur ; dann er
friht: Obs glych nit einerley weſen ift nach den naturen; fo ifts doch
einerley mefen nach der verfon.“ Da habend wir zmürend „wefen.“ Das
erft heißt die eigenfchaft dee wefenlichen naturen : das ander die hypostasin,
die ſelbs bftehnde perfon. So find alfo die zwo underfcheiden naturen ein
vperſon. Als er aber fpricht: es entfpringind bie zweyerley einigkeit ; verftat ex
die eine, da die heiligen dry verfonen ein gort find, und nennets die natürs
lien einigkeit; mas darf er denn doben des worts „dryeriey“? Die an⸗
dren einigkeit verftat er die cinigung der zweyen weſenlichen naturen in ein
1) Randgloffe.
a) In Luthers Buch u. Tafel 2.
Zwinglis ſammtl. Schriften 11. Bos. 2. Abthlg. 13
194 Uiber Luthers befenntnuß antwurt 9. 3.
verſon Chriſti. Zweyerley weſen nennet er die zwo underſcheidnen naturen:
wie damn fine byſpil ſelbs anzeigend. Sechend aber, fromme fürſten, ob
nit Luthers versäben an diſem ort by eim buͤchſtaben mit uns belle, in der
fangen erklärung der allöofen- ‚oder gegenmwechfelsmateri doben gethon. Iſt
nun die menſchlich natur eins menfchlichen weine oder eigenfchaft (ich vflig
„eigenfchaft” ſunderlich, eigenlich, oder „natur“ für „mefen“ feßen ; damit
ich nienen zwo verfonen machen möge verdacht werden); ; fo müß ie die
mienfchlich nit usgebreit fun nach der gottheit, nit allenthalb fon, funder
allein an eim ort fun; wie dann das weien oder eigenfchaft der menfchli«
chen natur zimmt. Und ift Luther aber mit uns eins. Und durend mich
nun die verfürifchen bochmütigen göuch, bie us Luthers büch einer mei⸗
nung fon wellend, dero Luther ganz nit if. Daß aber Luther alfo bin
und wider wätfchet, das fol billich harfür "bracht und befcholten werden ;
dann der göttlich geift Iceret nit, daß man mit zangg und ghäder der war⸗
heit wychen foll , funder mit zucht und forcht.
Es gat auch demnach Xuther noch näher zü ung, da er zügibt a): das
beot ſye der Iuchnam Ehrifti glych wie der fürin flamm oder wolf der engel
fye, oder die tub der heilig geift; und in funmab), fo ſye zwüfchend dent
brot des nachtmals und dem lychnam Ehrifti ein facramentlich weſen.
Nun ift dee wolf oder Aamm nit der engel, noch die tub der heilig geiſt;
fo folgt, daß ouch nach Luthers pofition oder meinung das brot nit der
lychnam Chriſti ift.
Daß er aber mit prædicatione identiea kummt, iſt ouch in der fopbiftern
nit meiſterlich, als ers brucht. Nam sub qua identitate comprehenderet iden-
titatem corporis et panis? reali, essentiali sive formali, personali, an ra-
tionali ? (Latius distinguo quam Scotiste.!) Non reali; nam ea est, ubi
res est eadem , forms autem, hoc est, virtutes sunt diversæ; ut intellec-
tus, voluntas et meınoria sunt esedem res, distinguuntur tamen virtute; alla
enim est vis intelligendi, alia propendendi, alia memorandi ; attamen istæ
vires Omnes sunt una eadeinque anima rationalis. Non formali aut essen-
tiali ; sic enim conjunctiora essent corpus et panis quam humanitas et di-
vinitas; eadem enim formaliter et essentialiter sunt, quæ definiuntur per
eandem formalen et essentialem differentiam. Non personali , nam alio-
qui Christi persona constituta esset ex filio dei, filio hominis et, ut sic
dicam, filio tritici; atqne, ut, quicquid est creatum in Christo, passum
est in cruce, ita oportuisset panem quoque cruciiigi. Sequitur ergo,
quod solum rationalis est identilas inter panem et corpus Christi, qualis
est: omnis denominativa, synecdochica, translativa sive metaphorica,
transsumptiva sive metaleptica identitas. Sic vir canus est canilies ; sic
belligerat Gallia, cum rex belligerat ; sic lapıs et Christus sunt eadem
res ; sic calix est testamentum; sic pati est mori Christum etc. En ut
omnia ista uon vere sint ea, que esse dicimus. Attamen ratio invenit
aut cognationem aut viciniam aliquam, qua, que non sunt eadem, ali-
quo modo faciat eadem ; cumque vere numquam sint eadem, eisdem
tamen nominibus adpellentur. Nam, quod alii dicunt, quædam esse eadeın
1) Mandgloffe.
a) In Luthers Buch u. Tafel 5. b) In Luthers Buch x. Tafel.
uiber Luthers bekenntnuß antwurt H. J. 195
genere, specie et numero, in hac divisione ampliter comprehenduntur.
Unde nihil imperitius potuit a Luthero arripi, quam ut per predicationem
identicam tentaret, panem esse corpus Christi, contendere. Sed jamdu-
dum donavimus ei ista, modo non gravius peccaret. Und darum laflend
wir dasfelb dem Eeoto Brulifee und Capreolo. Und wellend wir kurzlich
von der facramentlichen einung fagen; dann die doben ouch ift angerürt.
„Sacrament“ machend die Latiner zu meermalen ug „mysterio“, griedjie
ſchem wort. Das heißt etwann ein heimlichkeit, etwann ein üfferlich form,
figur oder weſen, das aber ein groß heimlich göttlich oder ernfthaft ding
bedütet. Und darum fo findend wir etwann im nüwen teftament „sacra-
mentum“ für die heimlichkeit des göttlichen rated, da er vor jm bat, den
menfchen mit finem fun ze erlöfen. Aber, als wir es hie bruchend, fie
ein zeichen , form oder figure, mit dero wir ein groſſes ding bildend und
bedütend , findend wir den namen „facrament“ nit im nilwen teſtament.
Denn, das Epheſ. V, 19. fiat, wirt per allegoriam „sacramentum ® ge«
nennet. Und wirt „facrament“, alfo genommen , in zween weg befchriben :
Sacrament ift ein zeichen eins heiligen dinge, oder: Sacrament ift ein ſicht⸗
bare form oder bild einer unfichtbaren gnad. Die erft befchrubung ift die
allergemeineft ; wiewol die ander ouch nüzid andere will denn die erſt,
namlich daß es ein fichtbar zeichen oder form fye der göttlichen gnade, die
nit Tichtbar tft. Alſo ift die göttlich gnad, die uns Chriftum ggeben bat.
Die gnad ift uns unfichtbar ; aber der gnad übend wir ein fihtbar symbo-
Ium oder zeichen, - das nachtmal, die gnad, uns bemifen , ze pryſen und
loben. Und ift aber als vil als ein zeichen eins heiliyen dinge.
So nun das brot und der Iychnam nun facramentlich eins find, fo
find fy nit mee eins, denn ein iedes zeichen eins ift mit dem gezeichnefen.
Als das bild des redlichen Eoclitis der Cocles ſelbs genennet wirt, ifts aber
nit; darum aber das bild um finer reblichen that willen im iſt an’n märkt
oftellt, fo wirt das bild nach finem tod jm nachgenennet, da er in vil
hundert jaren nie geweſen iſt. Alſo find iez die zeichen des Laifers und
Franzoſen in Neapolis der Eaifer und küng; denn fo man des faifers und
küngs adlee und gilgen! ficht, foricht man: Das ift der kaiſer, das ift der
füng ; und find aber nun jre züg mit jren zeichen. Alſo ift der künglich
feenter der küng; alfo find die fchlüffel der galt; denn fo man eim den
feenter oder fchlüffel gibt , fo zeichnet man, daß er küng oder magiſtrat
und oberkeit fye; und iſt ie der fceptee und die fchlüffel weder küng noch
gwalt. Alſo ift die morgenröte kat, daß fu ein Tünftig Tat bedütet; und
die abendröte ein ſchöne. Alſo ift das ofterlamm das pessah, der über»
fchritt ; und kann doch nüzid denn ein bedüten fon des überfchrittes. Und
des brot der Inchnam Ehrifti, daß es ung vorbildet, daß Ehriftus den tod
für ung gelitten hat sc. Je in summa „facramentlih eins fun“ ift nik
id anders weder ein bildnuß tragen eins heiligen dinges; da doch das zei⸗
hen das heilig ding nit iſt; darum es aber das heilig bedütet , überkummt
es den namen deß, das es bedütet. Darus folget aber nit, daß darum der
Inhnam Chriſti fye, wo das facrament fines Inchnams if. Dann ouch
der touf ein facrament des todes Chrifti it Röm. VI, 4. Muüßte darum
1) Lilien.
196 Uiber Luthers befenntaug antwurt 9. 3.
Chriſtus allweg ſterben, wo man touft; fo wäre es iez nit ein zeichen eind
gefchechnen dings funder ein zeichen eins dings, das mittenzü gſchähe. Aber
das brot und wyn im nachtmal find zeichen des getödten lychnams und blut
Chriſti; darum der Iychnam und blüt nit da find. Dann, wo fy da wi.
rind, fo muͤßtind ſy getödt und geonfret werden; oder aber ſy wärind um
ſuſt da; es laſſe denn unfer widerpart nach, daß fy nun gebächtlich da fir
gind und in den herzen der glöubigen ; denn find wir eins.
Bewärnuß: Iſt das zeichen und dag gezeichnet by einander, als unfer
widervart fagt, fo. muͤß ouch das Iyden gegenmürtig fun; dann das zeichen, das
ſacrament, ift ein zeidyen des tods Chrifti, als ſy ouch erfennend. Wellend
fy aber befennen: das zeichen fye wol da, und dag gezeichnet ouch weſen⸗
lich das aber daß das gezeichnet gegenmwürtiglich Inde, das fye nit; fo
frag ih ſy: warum diß nachtmal yngeſetzt fue? Muͤſſend ſy mie ie zuͤ⸗
geben: des tods Chriſti zuͤ gedenken (denn alſo redend Chriſtus und Paulus)
und nit des lychnams Chriſti, ſunderlich one das Inden. Go nun dai
(gden das fürnem ift, darum diſe gedächtnuß bſchicht, und das be
zeichnet füllte da bym zeichen müffen fun; fo müßte Cheiftus ie da Inden
und geopfret werden ; oder aber , das fürnemlich bezeichnet wirt, das if
nit da. Dife rechnung , in gottes wort garündt, babend wir müflen anzei⸗
gen , damit die einfaltigen der facramentlichen einigkeit oder gegenmwürtigfeit
wol enteicht werdind; dann mich anficht , fy werdind mir dem wort , ſacra⸗
mentlich“ verblendt, das fy nit wüſſind, mas „facramentlich gegenmürtig
fun“ fye. Uber us difen erflärungen wirt iez erfehen, daß es nüzid anders ik
weder ein göttlich züchtig zemmenkommen des volks oder kilchen gottes zum
lychnam Chrifti , das if, zu der dankfagung des todes Chriſti; die darum
fin lychnam genennet wirt, daß man def tod und marter darin 9
und dankfagt ; in welcher danffagung ‚man zu meererem urkund finer liebe
gegen ung und unfer liebe gegem nächften die zeichen fines Iybs und blut
herum treit als ein ufler zeichen finer umd unfer liebe. Sehend, nun alfe
iſt der Inchnam Chriſti facramentlich da. Glych wie der kaiſer oder fünig
in Neapolis iſt, deum daß fine zeichen dinnen find; und iſt aber der ein
in Hifvanien, der ander in Gallien. Alſo ift Chriſtus hie in den herzen
der glöubigen mit groffer fröud und dankbarkeit, daß er ware menſchliche
natur an fich genommen, unfer beüder worden, und mit finem tod uns
erlöst und zu finen miterben gemacht hat; aber wefenlich ſitzt fin Inb sur
gerechten gottes. Und wirt das brot und der wyn, die in difer gedächtnuß mit
einander genoffen mwerdend, der Inb und blüt Eheifti genennet nach dem für
nemen ding, das bie achandlet wirt , das iſt, die dankſagung des tode,
den er am Ind erlitten hat. Es find ouch wyn und brot nit mee ein ding
mit dem Iychnam und blut Ehrifti denn die zeichen der küngen, die füng
find, deum daß fü den gwalt der küngen zeigend.
Es ift ouch fein facrament nie geweſen, das do gegenmwürtig made
das «8 bedütet; funder es hat anzeiget und züget, daß das da füe, das e
bedütet. Alſo hat die befchnydung nit gottes kinder gemacht; finder, DM
vorbin gottes kinder mwarend nach dem verheiffen,, die namend die bichnte
dung ale ein zeichen und zügnuß des bunde, in dem ſy marend. Alſo da
ofterlamm bracht nit das überſchryten mit jm (denn dasfelb nun einift de
ſchehen was); funder, die darum ewiglich dankfagtend, Die bezügtend und
iiber Putherd bekenntnuß antwurt H. 3. 197
beachtend jre glöubigen dankbaren herzen zum: lamm, und in denen herzen
teugend ſy den überfchritt. .Alfo macht dee touf nit gottes kinder ; funder,
die gottes kinder vorbin find, die nemend das zeichen und: besignuß der
findren gottes. Alſo bringt das nachtmal Ehrifti oder das brot und wyn
darin nit den lychnam oder tod Chrifti zügegen; funder die, fo den tod
Chriſti, der einift erlitten it, erfennend jr teben fun, bringend den in jren
dankbaren herzen ing nachtmal, und nemend da mit jren mitglideren‘ dag
zeichen, das Ehriftus yngeſetzt hat, daß es von denen fölle genommen wer⸗
den und bezügen, die finen tod veriähend. Daß aber hierin von den theo⸗
logie geirret wirt, kann man nit für; dann fu den fpruch Epheſ. V, 26.
und Zit. III, 5. von der reinigung des abwäſchens mit dem wort und von
dem bad der widergeburt nit erfennend Zvelduyag (immutationes vel eom-
_ mutationes munerum!) fun, daß den zeichen züggeben wirt, das ſy nun
Ä dütend , wie iez gnuͤg anzeigt ift; dann ie das on zwyfel iſt, daß reini⸗
. gung der feck des einigen geiftes iſt. Der geift iſts, der tebendig macht.
Darzu wirt ouch das nachlaflen der find den avoftlen züggeben , drum
daß fu das wort des heils und nachlaflung vredgetend ; dann fuft alfe glöu⸗
bigen wol wüſſend, ob inen neißwar andrer rum der confcienz gibt weder
der trofk in gott. .
Dog aber Luther fagta): „Das brot ift alych der kychnam Chrifti,
wie die tub der heilig geiſt iſt, und der flamım der engel sc.“ Und fagt von
bon eim nüũwen wefen; et quomodo quidam fallantur, quod de unitate totali
per unitates partiales et e contra syllogizant. (Lutherus ignorat, quid to-
tum sit, et quid arguere a toto ad partes et contra.?) Laffend wir. in finem
wert ſton, das ift, dab es nit eins hallers wert iſt; usgenommen daß er
da erkennt: das brot ſye der Inchnam Chriſti nit anderft weder die tub der
keilig geiſt. Nun iſt die tub gar nit der heilig geiſt gemefen ; denn ſy ift
ouch fein natürliche tub geweſen; ſunder allein ein speetrum, ein erfchynende
geftalt , die wunderbarlicy zur gegenmwürtigen handlung aefchöpft?, und nad
der handlung widerum verlaflen if. Deßhalb fein glychnuß iR der tuben
und Aammen geaem brot, das im nachtmal ein faerament it und ein we⸗
ſenlich natürlich brot, nit wunderbarlich gäch gefchöpft wie die tub. Es
ft ouch die tub, flamm und wolken fein farrament. Denn sacramenta
find der zeichen halb gebruchte, gemeine, erfannte ding, die allen menfchen
offenbar find; fo find fölche wunder ungebruchte , feltfame, unerfannte ding.
Deßhalb das arguleren von wunderzeichen zu facramentlichen zeichen ein ir⸗
rung ift, quianon sunt ejusdem speciei, dann ſy find nit einer gftalt noch art.
Wir habend aber gnüg gefagt in’n vardrigen afcheiften, daß zeichen, die wun⸗
derwert find, mit einer art mit facramentlichen zeichen find ; das aber
Luther umd fine nachtöner nit wellend fehen. Ach gott, ſehend, wie bebulf
fih der güt mann gern! Aber es müß fon. (Pia est hc coofidentia.*)
Er müß eintweders brechen ; oder aber wir wellend in von difem büch oud) .
sagen, wie wir in von den vordrigen gejagt babend. Und gebend das nit
uns ſelbs zü ; ſunder wir wellends mit dem nfinen ftab gottes worts thün,
mit dem ſchwert, das glid und gleich durchdringt.
\
N) Randgloffe. 2) Randgloſſe. >) geſchaffen. *) Randloſſe.
a) In Luthers Buch u. Tafel 5. Ä
e
—
202 Uiber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3.
So ſy den derſtand nit erhalten mögend, fo leerend fo, man fälle ſich Ser
unverſtandnen worten balten ; und fo man von juen betrogen ift mit irem
mißverſtand, fo fol man eg demnach uf gott legen, Wir föllend aber alfo
geñnnet fun, daß, wo die unwarheit, ja der tüfel ſelbs une gottes wort in
sim falfchen verftand fürgibt , wir es nit alfo annemind; funder die qegen=
ſchriften, giych wie im Ehriftus ſelbs thät, darwider ſetzen, und demnach
den rechten verſtand uswägen.
So nun der gloub und gſchrift, das iſt, der geiſt und der buͤchſtab,
nit erlyden mögend, daß die wort lyblich ſoͤllind verſtanden werden; davon
‚doch Luther fo gruſamlich ſchryet: wie ſollind bewären, daß die wort nit
alfo mögind verftanden werden ; wiewol wir das tor und iez überflüffig ge⸗
thon ; fo wellend wir die wort Lucd ze band nemen, und mit denen der
andren edangeliften wort allo füren, daß alle glöubigen fehen müflend, dag
wir Luthers fcer verfchonend, daß wir das yiel untüchtig gſchwätz, das er
da harum füret, nit fo ernftlich berantiwurtend, als aber ein andrer, Egg,
Struß oder Faber, wol wert wär. Dann fo man jm fine calumnias, ulc-
fänz und verkeertnuſſen ſöllte zuͤ eeren ziehen, wurde es ſinem namen ſchlecht
anſton. Gott welle jm die gſicht wider geben! Amen.
Lucas XXII, 19. 20.
„Er bat das brot genommen, gott gelobt, gebrochen und
inen ggeben ſprechende:“
Mit den worten Lucä hellend Matthäus, Marcus und Paulus. Es
iſt doben gnuͤg geſagt vom Zuloynoag und duyepıszoag, daß fü für gott
loben und dankfagen , nit für fegnen bie ftond.
„Das if der Inbe min, der für üch bingegeben wirt.“
Bor denen worten habend Matthäus, Marcus, Paulus: „Nemend,
eſſend“, von welchen Luther ouch vil muͤ hat; und löugnend aber wir jro
nit , funder wir kennend , daß man da mwarlich neme und effe, das er gibt.
Bas gibt er aber ? Sinen lychnam (fpricht Luther) ; dann er fpricht druf:
» Das ift min lychnam.“ So fragend wir, 0b fu den lychnam geefien ha⸗
bind, der da faß , oder den erflärten lychnam? Aſſend fy den, der da ſaß,
fo faß der recht natürlicy Inb da, der war fleifch, blüt und bein hatt; fo
muüßtend ſy denfelben de nun geiftlich effen; oder aber, aflend ſy in lyblich,
fo müßtend fy in natürlich effen; das ift aber unmenfchlidy ze hören, und
laßts ouch Luther nit nach. Habend fy aber in allein geiftlich geeflen , das
iſt, dankbar gemefen , daß ce den lychnam in’n tod ergeben bat ; fo darf es
keines zangges meer; dann wir iez oft gnüg anzeigt habend, daß wir den
Iyb Ehrifti zum türeften im nachtmal babend, namlidy daß wir finen tod
trachtend und darum dankend ; das ift ie dag fürnem, das man hie handlet.
So nun er in unferem narhtmal ouch alfo ift, fo ift aller fyan bin. Ha⸗
bend fu aber den erklärten Inb geeflen , fo if Chriſtus Inb zu eim mal er:
klärt gewefen und nit erlärt ; welches doch gar mit gottcs wort ſtrytet Joh.
VII, 39: Jeſus was noch nit erflärt, iſt ouch offentlich marcionifch ; oder
aber er hat zu eim mal zween Inb gehebt. Welches alles wor iſt widerfochten.
Wir habend ouch in'n vorigen gſchriften gnuͤgſam anzeigt, wie diß
wörtlin „das“ recht geleitet wirt, es zeige uf das brot oder das ganz ſeſt
der dankſagung. Dann fo es ufs brot zeiget; fo wirt doch das brot als
ein teil der zeichen oder facraments des nachtmals für die ganzen dankſa⸗
Uiber Luthers befenntnuß antwurt 9. 2. 303
gung (zara Ovvexdogip) genommen , wie Act. IT, 42. das brotbrechen für
brot, becher und dankfagung genommen wirt. Und hindrer hierin nit, daß
ouch das trank das blüt genenner wirt; dann futenmal es ein teil des ſa⸗
craments iſt, wirt das facrament etwann von beiden teilen genennet, etwann
aber allein von: dem einen ,. wie doben bewärt ifl.
Und wirt alfo us den beiden puncten erobret , daß bie nuzid anders ge⸗
zeigt wirt, weder daß difes feſt fin Inb ſye, das ift, ein zeichen, ein bedüt⸗
nuß, ein dankfagung , ein gedächtnuß, ein ernümerung des Iybs Chriſti,
das iſt, daß er waren lyb und feel an fich genommen, den tod erlitten und
ung damit erlöst hat. Dann ie gewüß ift, daß die apoftel den natürlichen
lyb mit neefien habend; ſy habend ouch den. erflärten nit geeſſen, wie gnüg
ahört iſt; fo Habend fu ouch nüzid anders areffen weder den- waren Inb im
geiſt, das iſt, erftlich galoubt, daß der ware gottesfun warer menfch und
fleifch oder Iyb um unfeetwillen worden, demnach aber den tod für uns er⸗
Inden werde, und daß er damit bat wellen die dankſagung der gütthat yn⸗
fehen. Und wirt alfo. das brot und der won „der Inchnam und blüt“ ges
nennet, darum daß die zwey maß in der danffagung finer ganzen menſch⸗
werdung und alles dei, das er darin erlitten hat, harum getragen werdend.
Es wirt ouch „das Aeifch“ Chrifti nit nun an eim ort für fin menfchwers.
dung und händel, darin getragen , genommen. oh. I, 14: Das wort ift
Acıfch worden, und hat under uns gewonet. Sich, „fleifch® werden für
menſch werden , und „fleifch® under ung wandlen für recht mwarlich menſch⸗
lich under ung geweſen und getödt fon, als ouch ef. LIIL, 4 ff. vor ger
fagt. Item Hebr. V, 7: Welcher zu der zyt fines feifches bitt und gnä⸗
digung sc. ufgeopfret bat. Hie wirt aber „fleiſch‘ für den wandel finer
menfchheit genommen. Darum nun die danffagung fin Inb genennet wirt
und bluͤt, daß wir da erftlich in unferen herzen fin fleifch geiftlich geeflen
babend, fo mir in finer menfchwerdung und tod die göttlichen barmherzigkeit
erlernet, und ung mit glouben an die ergeben habend; und demnach us
fröud und mwunn dee ruͤw, Die wir us dem alouben empfangen, loufend
zu loben und dankſagen um die unwidergeltlichen güte und fründſchaft. Es
ligt ouch nit dran, man fpreche: Das brot oder nachtmal bedütet den lych⸗
nam Chrifti , es ernüweret, es gedenkt; oder man fpreche: - Es ik ein be⸗
dütnuß, ein ernüwerung, ein gedächtnuß 2c; wie doben guüg anzeigt if.
„Der für üch bingegeben wirt.“
Hie kummt Luther nit allein mit toredhter arobheit, funder ouch mit
frefener verkeeenuß und läfterung barfür, und foricht erftlich: „für üch“ fe
als vil als vor üch, welche irrung doben iſt erlüteet. Demnach fpricht er:
nbingeben“ werde. für daraeben , darlegen, barbieten genommen. Und fo
jn der heilig Paulus druckt mit dem wort „gebrochen“, fo er fpricht:: „Das
it min iyb, der für üch gebrochen wirt“, fchlächt Luther härt mit dem
ſchlegel druf, und ſpricht: „Brechen“ heißt fürbrechen, ja ouch fürbrocken.
Ich ſorgt ein wyl, er wurde ouch ze vollem ſagen, wie groß mocken Chri⸗
ſtus gemacht hätte. Was will uns hie dunken, fromme fürſten? Luther
nimmt ung das türe bezalen, das der fun gottes für uns dargelegt hat,
und macht brot darreichen und. fürbroden drugs. Er nimmt das türe ver⸗
brechen und fterben finer menfchheit, und macht fürlegen des brots, brocken,
moden und fchollen drus. Mit was afchrift? Mit keiner. Mit welchen
204 Uiber Qutherd befenntnuß antwurt 9. 3.
Ucrexen; 0b doch der alten ienen einer wär, joch von den väpftifchen ? Mit
ovrög &yn, Burkart bats gebeiffen. Was heißt doch frefel, wenn dag nit
ein üppiger frefel it? müß ich de fagen. Soll man ouch alfo mit den hei-
liaen worten gottes umgon? Es ligt die hohe demütigkeit und erbärmd
gottes Daran, daß er ſich in’n tod ggeben hat für ung. Go gdar Luther
unangefeben gott , fin heilige wort, verletzung aller glöubigen confcienzen ,
on afchrift und vorgänger us „für üch hinggeben“ „vor üch dargebrodtet“
machen, unangefehen, das Galat. I, 4. flat: Er bat ſich felbs für unfer
fünd ggeben. Muͤß mit ding ouch heiffen: hat fidy felbs vor unferen fünden
Dargebrodet. Und Zit. II, 14: Der fich felbs für ung gaeben hat. Röm.
IV,25: Er it hinggeben für unfer fünd. Röm. VIII, 32: Er bat jn für
uns alle hinggeben. Epheſ. V, 2:: Er hat fich felbs uns hinggeben zu eim
opfer und boftien por gott. Heißt nun „geben“ darbieten und fürbroden,
und ift „dargeben“ fich opfren; fo folgt, daß ouch Ruthers fürbroden oder
nacytmal ein opfer fye. Aber ich müß bie eins fragen: So Luther faat,
‚„dargeben * werde für darbieten und broden genommen; was gedenkend
nun wir in unferem nachtmul? Söricht er: des tods des herren, mortem
domini adnunciabitis; fo fagend wir: Mein; denn nad) finen uslegen der
worten müß man des fürbrodens denken ; denn es flat nüzid vom tod in
Matthäo und Marco, ja ouch Ruca und Paulo vor den worten: „Thuͤnd
das zü grdächtnuß min“, wenn „bingeben und brechen“ für darbieten und
fürbroden , nit file fieeben und bezalen foll genommen werden. So fchön
oma folget us Luthers taven, wo er ein loch finde, durch das er ent-
eünne. |
Es möcht aber ieman fagen: Luther zeige es nun an für ein hofrecht,
und fagt: einer möchte alfo uslegen und erhalten; wiewol er wölle nit
mächtig darob Ligen. Dem fagend wir, daß er trachte, was das für ein
wort ſye, da einer erfoubt , man möchte es wol halten und erhalten. Zum
anderen, daß ee trachte, daß Luther mit vil unnüger worten anzeigt, Daß
das darbrechen oder brocken ein ding fye mit dem brechen am krüz, welches
alles wir geen fin ze verfchonen überhupfend. Aber gwüß , it das darbre⸗
@&en ein ding mit dem ſterben am kruz, und ift aber das fterben ein opfer;
ſo if ouch das brotbrechen ein opfer. Es müß ouch das brot krüziget fun
juxta vanitatem, qua Marcionem deceret, apud Tertulliarum lib. IV.
adversus Marcionem. Und fallt alle leer des Luthers zerugg, fo das
nachtmal ein opfee wirt. Nun hab ich im das anzeigt in hoffnung, er
wurds erwägen. Es bat aber alles nit geholfen. Zum dritten wellend wir
Luthern felbs hören, ob er uf diß erlüteren buwe oder nit.
Luther a): „„Der file euch gebrochen wirt.“ Darvon haben wir dro-
ben vil gefagt , daß die gfchrift nicht leiden Lan, daß „brechen“ ſollte Ebri-
fius leiden heiffen. Die fchwärmer mügens fagen, wie fy anders mehr fa-
gen, aber nimmermehr beweifen ꝛc.“ Sehend, fromme fürſten, das ift das
fun hofrecht, das Luther doben gemacht hat; gehorte wol uf den Zurzach⸗
maärkt; da gilt: Bſchyß?, wer mag. Doben laßt ers fry, und will nit
drob Halten, daß „geben“ für darlegen des brots fülle usgelegt werden. Hie
!) Betriege.
a) In Luthers Buch B. Tafel 3.
Uiber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3. 205
foricht ee: die gfchrift mögs nit erlyden, daß „brechen“ Chriſtus Inden
heiſſe. Aber das buͤch ift nüzid anders darin fo hübich uffchen und gründen.
Aber wir wüflend, dag diß nachtimal ein dank⸗ und lobfagen ift des
Inhnams Chrifti, der uns ggeben iſt vom vater, der für uns allein im
tod das opfer worden ift, das unfere fünd vertilaget hat; und das ift für
uns binageben fun, für uns gebrochen. fon. Es ift ouch doben gnüg an
zeigt, daß „brechen“ für umbringen und töden genommen wirt.
„Thünd das zu gedähtnuf min.“ Was man thün fälle zu
gedächtnuß Chrifti, iſt doben vil mal anzeigt. -
„Derglychen ouch das trank sc.“ By difen worten thüt Luther,
glych als ob jm materi zerrünnen weile; bedarf aber deß nit.
„Das trank ein nüwſ tekament in minem blüt, weldyes für
üch vergoffen wirt. * Ä
Hie wellend wir erftlich anzeigen, mas jämerlicher neblen Luther er⸗
went, damit er ins liecht ein finfternuß bringen möcht; und darnach die
irrung verjagen, umd die warbeit widrum haryn füren. Erſtlich leert er,
daß „becher oder kelch“ oft für das trank genommen werde. Def aftond
wir jm. Zum andere, daß das trank ſye das nüw teftament. Und fo «6
das nüw teftament, fo ſyg es die nachlaffung der fünd; und macht diſen
jüttel, argumentum de primo ad ultimum :
Luther a): „On brot und becher wäre der leib und bluͤt Chriſti nicht da.
On leib und bluͤt Ehrifti wäre das neuwe teftament nicht da. On das neuwe
teftament wär vergebung der fünden nicht da. On vergebung der fünden wäre
das Leben umd feligkeit nicht da. So faflen die wort erftlich das brot und den
becher zum facrament. Brot und becher faffen den teib und bluͤt Chriſti.
Leib und bluͤt Chriſti faſſen das neuwe teftament. Das neuwe teſtament
faſſet vergebung der ſünden. Vergebung der fünden faſſet das ewige leben
und ſeligkeit 0.“ Ä
Zum dritten bringt ee uns gar ein fchön kunſtſtuck Harfür Chat in ein
altee vfarrer geleert, als er fagt): daß diß wort „welches“ ‚nit ufs bluͤt rei⸗
he fonder ufs trank, alfo: Welches trank für üch vergoflen wirt, das if,
vor üch yngeſchenkt wirt; dann fundere heißt ouch ynſchenken, fpricht er.
Das find die nebel, mit denen ce fich bläjet. Nun wellend wir binder ım
mit dem wind, der do wejet, wohin er will, und die nebel mit dem ſchön⸗
wind, sudifico borea, über das lampardiſch birg zerftöuben ; damit die hell
ſchön warheit widerum gefeben werde.
Daß das trank nit das teftament fye, funder nun ein trank bes tefta-
mentes, wellend wie alfo bewären: Exftlich feagend wir Luther: mie meng
nüw teftament ſye? Gedenk ich wol, er könne nit mee denn bon einem
ſagen. So frag ih: Was ift das tefiament? Muͤß er aber ſagen, das
Hierem. XXXIL, 34. und Hebr. VIII, 12. beftimmt ift, namlich die ver⸗
geben nachlaffung der fünd. Wie kann denn das trank das teftament fon?
TZrank und nachlaflen der fünd find ie zweyerley; ja der Iychnam und bluͤt
Chriſti und das nachlaffen der fünd find zweverley. Es welle denn Luther
ſagen: das trank fe die nachlaflung der fünd. Das kann er aber nit;
oder aber ce müßte das trank laflen ein opfer fun; dann, wo nachlaflen
der fünd ft, da müß geopfret werden Hebr. V,-1. und VII, 3. und Epheſ.
a) In Luthers Buch C. Tafel 1.
206 Uiber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3.
V, 2. Iſt nun das trank das nachlaſſen der fünd und teſtament; fo muͤß
es ouch ein opfer fun. Zum andern, iſt in dem trank nachlaſſen der ſünd,
. und im tod ouch machlaffen der fünd; fo iſt in: zweyen unginchen Dingen
=
nachlaſſen der fünd, im tod und im trank; das ein if gar bitter , das ans
der gar Iycht. Zum dritten fo wirt nachlaflung der fünd in einer bloffen crea-
tue ſyn, und wirt nit die einig göttlich gnad verzuhen. Bewärnuß: Das
trank ift ein Iutere creatur; ale auch Luther ſelbs erkennt, es ſye der ſub⸗
ſtanz nach wyn; er wöllte denn ſagen, daß wyn und brot ouch in die ver⸗
ſon des ſuns gottes vereiniget wurde; denn hätt er menſchen, kernen und
wyn, und nit allein das geſchlecht Abrahams angenommen. So es nun
ein lutre ereatur iſt; fo iſt es de nit das derzyhen dee ſünd; ſo its ouch
nit das teſtament. Denn ouch der ſelbs natürlich lychnam Chriſti iſt nit
nachlaſſung der ſünd; oder aber gott hätt ung mit einer creatur mögen er⸗
loͤſen, und hätt nit dDörfen, daß ex finen fun fandte. Go nun Ehriftus felbs,
fo feer er num ein purer menſch wär, mit möchte die nadylaffung der fünd
fun; vil weniger mag das trank, das cin lutre creatur ift, das nachlaffen
der fünd fun. Wo aber ieman fagen wöllte: Das brot und trank ift Ehriftus
felbe ; darum ift ee nachlaſſen der ſünd; der weißt nit, was er ſagt; denn
Chriſtus fon mag nüzid in jm ſchlieſſen weder gott und menſch fon, und
nit gott, menſch, wyn und brot. Wöllte aber icman fagen: das trank
werde darum das teſtament genennet, daß darin das blüt Chriſti ſye; fo
erkennt doch derfelb, daß es nun das teftament aenennet wirt, und nit iſt;
wiewol fuft ouch das lyblich bluͤt nit da fon kann.
Nun wellend wir mit gfchrift anzeigen, daß zeichen des teſtaments tefte-
ment genennet wirt. Erftlich im alten teftament Genef. XVII, 10. IL
wirt die bſchnydung der bund genennet und bald darnach des bunds zeichen.
Nun kann das zeichen und dag verzeichnet nit ein ding fun; ob fo alu
"einen namen überfommend.. &o ift ouch oftenbar, daß die bſchnydung
allein ein zeichen des bunds was, da fich gott verbunden bat je gott je
fon, und daß fy, fin voll, das land Canaan bſäſſind. Alſo ift ouch das
trank des nachtmals allein ein zeichen des bunds, den ‚gott von nüwem mit
uns gemacht hat, der nachlaffung der fünd.
Am nümen teftament babend Matthäus und Marcus die wort des trans
alfo: „Das ift min bluͤt, welches ein blüt ift des nümwen teſtaments.“ Er
bend, fromme fürften, wie die zween ouch das felbsvergoffen lyblich blut
Chriſti nit das teftament nennend , funder dag blüt des teſtaments, das iſt/
das blür, Damit dag teſtament, das ift; die vergeben nachlaffung der fünden,
erodret iſt, wie Röm. IIT, 24. 25. ftat: Wir find vergeben fromm gemacht
us finer gnad durch das erlöfen, das in Chriſto Jeſu gevollkommuct if:
welchen gott zit einer gnädigung verordnet hat, durch den glouben mit ſmem
bluͤt. Und Coloſſ. I, 20: Bott hat durch das bluͤt fines krüzes durch jn
aefridet alles, das in himmel und erden zc. Hebr. IX, 11. 12: Chriſtus
it mit finem eianen blüt' einmal in das heiligtum hinyn ggangen und
bat damit ewige erlöfung erobret. Sehend zu, frommẽ fürſten, iſt nit ouch
in Luthers züttel die erlöfung das teſtament? Fa. Und ˖iſt das bluͤt nit dad
teftament noch erlöfung , funder das wert und Eoften, damit die erlöſung Über
Zommen ift; f6 ift ouch das trank nit die erlöfung oder teftament ; dann 16
fo feer noch hinder dem bluͤt iſt, daß durch das trank erlöfung und nach⸗
—
Uiber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3. 207 :
taffen dee fünd nit erobret iſt, wie anüg ghört, als aber durchs blüt befche-
ben iſt. Nun ift das bluͤt nit das teftament funder das, damit das teſta⸗
ment erfouft if. Glych als die zwanzig quldin nit das pferd find funder
das, damit dag pferd erfouft und ynhändig gemacht if. Nun ift mit dem
trank nüzid überfommen; oder aber die erlöfung wäre am abend vollbracht,
und wäre mit dem teinken der jüngeren vollbracht, und nit mit dem Inden
Ehrifti, das noch nit gefcheben, und deßhalb noch nit gewürkt hat. Darum
ifts ie länger ie feerer, daß das trank dag teftament ſye.
Alfo fallt Lutbers fetten oder züttel ze boden. Dann die wort fafiend das
beot und wyn nit alfo, daß fy üzid anders werdind weder ein ſacrament,
das iſt, ‚zeichen. Brot und wyn faflend den Inchnam und blüt Chriſti nit
anderft , denn wie cin iedes zeichen das gezeichnet faflet; das kann vom zei«
hen bedüt werden, da das zeichen nienen darby if. Lyb und blüt fallend.
das teſtament nit anderft, weder ein iedes erfouft ding vom gelt, damit es
erfouft iſt, gefaflet wirt; Das ift, daß damit die erlöfung erobret «ft, und
daß fy mit das teflament oder nachlaflung der fünd find; denn, das erobret
mirt, und das, fo erobret, find nimmermee ein ding. Nun ift nachlaflen
der find und erlöfung dag erobret, und das blüt das erobrende. Die erlö»
fung ift das teftament ; das bit, damit das teftament erobret if. So mö⸗
gends nimmermee eins fon sc. Aber Luther müßt aber ein nüm wort
„faſſen“ bringen, daß er dem einfaltigen mit „ fafien“ anbitdete, ale ob die
wort alfo afaffet mit jnen brächtind den lychnam und biüt Ehrifti; und
fpricht wol: „Die wort faflend zum facramıent® ; aber die einfaltigen wüſſend
nit, daß „zum facrament falten“ allein fo vil ift: zu eim zeichen faflen oder
machen. Daß aber Luther nit möchte ſagen, wir verwurfind in gar, 10
wellend wir fine wort ouch hören , da er aber fin ſelbs vergeſſen offenlich
vergicht, daß in dem bluͤt das teſtament beſtande; fo kann «es ie nit das
teftament felbs fun.
Luther a): „ Dann Ehriftus bluͤt ift nicht des figürlichen teſtaments oder
des alten teftaments blüt fondeen des neümwen, welches in feinem blüt
beſtehet ꝛe.“ Das find Luthers wort. Nun ift das beftohnde und das,
darin ‚ein ding beftat, nit eins. Alſo kann das trank nit das teflament
fon ; wenn glych das trank das blüt Ebrifti wär. Dann das teftament be
fat im blüt, und ift dag blüt, darin das teftament beftat, So mögend
das teftament und das blüt nit ein ding fon. Noch vil weniger das trank;
das nit für ung vergoſſen iſt; oder aber es wäre im die einigkeit der perſon
des fung gottes ufgenommen; das gar mit iſt, mie ahört iſt. Ä
Run iſt es am „welches.“ Der qüt pfarrer , dee Luthern geleert hat,
der hat der teopen nit vil vergefien, fo er „weiches“ uf den becher oder
trank wendet: „welches (trank) für üch vergoflen wirt.“ Dann cs ift gnüg
anzeigt, daß Luthers ſammt fines hufen meinung irrig ift, da fü vermeinend,
das ynſchenken in’n becher oder trinken nemg die fünd bin. Denn wo das,
fo wäre eintweders der wyn in der einigkeit der perfon ; oder aber ein lutere
ercatur möchte die ſünd binnemen ; dero tweders fon mag. Aber der guͤt
alte pfarrer follte lernen, daß 70 Uno inav &xyvvöusvoy exallage est no-
minativi pro dativo ayr) To) vordo Yumv Exgvvousvo. Id quod nullo ne-
a) In Luthers Buch G. Zafel 7.
208 Liber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3.
gotio apud Matthæum et Marcum videtur, qui ambo sic hahent: Tom
.&sı TO alyıc nov, To Dig zauvig Örad'yang, vo ep molkuv ixyuvönven,
: Hic videmus ro#ro, hoc, demonstrare poculum; sequentem vero articu-
lum, 70, insignem reddere sanguinem , et sequentes omnes articulos eun-
dem sanguinem demonstrare, non poculum. Atque hujusmodi exallage
creberrims sunt cum apud Paulum, tum apud. LXX , 2. Cor. VI, A:
Zwiswvreg Exvroüg wg Feod Öiaxovor, avyı) diaxovovg. Erechielis XXI.
apud LXX, ne expedies quidem citra exallages beneficium. Hujus tropi
ita omnia sunt referta, ut nusquam non inveniantur.
Ich müß aber wider an Luther hin. Der hat über die wort: „Das
fleifch iſt mit nütz“, fo lang tönet, wie man bie artikel möge harus tafen |
und fagen: Fleiſch ift kein nütz; da er doch mißleeret. Aber iez fpricht er:
Luther a): „Wenn fp nun foldyen zweyen zeigeren nachfolgten ı."
Hie, febend , fromme fürften, wyst er ung, dag wie uf die artikel, das it,
. zeiger (wie habends vor zeigerli genennet), feben füllind. Nun wolbin, ſo
wellend wir Matthäus und Marcus zeigerlin. alle wol barfür bringen; fo
ficht er demnach, wohin das „weldyes“ reicht. Alſo redend ſy:
„Das ift das blüt min; dag das biüt des nüwen teftaments |
iſt, welches blüt (en vim postremi zö; non enim potest intendere in
dadıxm) für die menge vergoffen wirt.“ (Ecce vim unius arti-
culi greci in nostrate lingua demonstrativum et articulum requirere.')
Hie möchte Luther us kraft der zeigerlinen by Matthäus und Marcus wol
erlernen, wobin das wörtlin „welches“ oder „das“ oder „fo“ by Lucas
binzeigte ‚namlich ufs blut, nit ufs trank: „welches (blut) für üch vergoſ⸗
fen wirt.‘
Uf das alles wellend wir wider die irrigen rechnung die Luther zeleze
macht, und leert, wie man ung gegnen ſoͤlle, mit wenig worten umſtoſſen,
und die einmuͤtigkeit der ebangeliſten harfür bringen, alſo: Matthäus und
Marcus (obmittam enim yap apud Matth.) fprechend alſo: „Dig dit das
biüt min.“ So fpricht aber Lucas: „In dem bluͤt min.“ Nun ik nie
man fo unberftändig | der nit merke, was underfcheides ſye zwüſchend felb
fon und in eim anderen fon. &o man fpricht: Die herren vom. rat be
bend unfern lieben burgeren von Coftenz vier kanten wyns geſchenkt; merkt
man. wol, daß die kanten der wyn genennet werdend; find es aber nitı
funder ſy find das, darin der wyn dargetragen ift. Und ob mans glych
alfo nennet; fo wirts doch ganz bon nieman alfo verftanden , daß die kan
ten der wyn ſygind. So nun Matthäus und Marcus ſprechend;: „Das if
das bluͤt min“, wöllend fy nit fagen, daß der becher oder trank das blüt
ſygind; funder daß es der fründlich brüderlicy becher ſye, der im nachtmel
des bluͤts Chriſti ze vermanen harum boten wirt, mie jener wyn die kant
- genennt wirt. Darum thüt jm Lucas , der nady inen beiden gefchriben balı
aluch. als einer ſpräch: Dan R enkt üich nun den won in den kanten, und
fehentt üch die Eanten dit. - fpeicht: das trank ſyg ein war zeichen des
nüwen teftaments, nelhes "nd teftament im bluͤt Chriſti gefeftnet und
erobret fye; ſam ee fpräche: Das trank ift nit das blüt, funder ein zeichen
des bluͤts, in welchem das nüme teffament eroberet ift. Alſo ift fundbar,
EEE
ı) Randglefie.
a) In Luthers Buch C. Zafıl 4.
Liber Luthers befenntnußg antwurt H. 3. 209
dab Lucas mit dem wort „in dem bluͤt min“ fchlechtlich hat wellen offen«
bar machen, daß diß trank nit das blüt wäre, funder ein feftlich mwarzeichen
des bluͤts, in dem dag teftament gwunnen und erobret ift.
Ader bie ſtellt ſich Luther ſchüzlich! ab dem vorbren „welches“, und
ſpricht: „D was gäbend ſy deum, daß fü den artikel da hättind. Aber er
ift nit da.“ Vermeints alfo: Lucas habe von wort ze wort: „Tovro To, diß
tranfe da, das nüwe teitament in dem blüt min;“ und mögind die wort
wol alfo verdolmetfcher werden.
Luther a): „Ind damit wir aller irrung abfommen , verdeutfche ich,
den tert Lucä aufs deutlichft und kürzeſt alfo: Difer becher ift das newe
teſtament in meinem blüt.“ chend, mie fi) Luther Har macht olyh .
wie allenthalb. Warum bringt er nit harfür, war das „in minem blut“
diene. Bill er fagen: der becher fye im blüt Chrifti, fo vedt er nit recht;
dann nach finem finn fo müß das blüt im becher fon, und nit der becher
im blut. Alſo kummt er der fach hübfchlich z'hilf, und wuͤtet aber ein mal,
und ſpricht:
Luther b): „Daraus folget, daß grobe hemvel find, die aus den worten
Lucä fchlieffen wöllen: es müfle der becher im blüt ftehen ꝛe, glych wie ein
bawer in’n ftiflen oder fleifch in den töpfen if.“ Sehend, fromme fürften,
wel ein untrümen dolmetfchen wir habend. Wie Incht? er ung dar, darum
wir wenig müflend ? Wenn wir dag „in dem blüt min“ ynen alfo fürwers
fend, thuͤnd wirs allein darum, daß fy recht verftandind, daß „in dem bluͤt
min“ fo vil vermöge als: durch dag blüt min ift ja das nüw teftament
erobret. So macht Luther ein lang verlament, und kummt ze leste dahin,
daß er ſpricht:
Luther daſelbſt: „Diſer becher iſt das newe teſtament im bluͤt Chriſti, das iſt,
durchs blut oder mit dem blut oder ums bluts willen ꝛc.“ Alſo fart Luther
dahar und ringglet doch die ſach hin und wider, daß er ex instrumentalibus
loeutionibus causales „Durchs blut“ fo vil mache als „um des bluͤts willen“,
alfo: der becher fne das nüwe teftament, darum daß das blüt drin ſye. Iſt
dqas nit ein onmächtigs geſchwätz, da einer lang tönet und. nit antwurt
gibt, funder erſt zum lesten widrum in dag fallt ı das jm entgegen gewor⸗
fen in? Wir fagend, es ftande alfo: „das nüme teftament in minem biüt.“
Daran wir mol ſehend, daß er fagen will (sive xar' Znierov, sive xar
al⸗nxiv⸗ Tov apdeov, 7): daß das nüwe teſtament in finem bluͤt ſye, das
it, mit und durch fin blüt erobret fye, und beftande das teftament im bluͤt,
und nit das blut im teitament. So fagt Ruther : das trank ſye das nüme
teftament , drum daß's blut drin ſye. Und ſtat aber nit, daß das bluͤt im
tetament ſye, das iſt, im becher als Luther redt, (under das teftament
fand im bluͤt. Iſt es nit ein jamer mit fo offner verfeeenuß und alenfanz
bandien? Er möchte doch fagen, es wäre ein Evailayı), testamentum in
sanguine pro sanguis in testamento, hoc est, in poculo. Poculum enim
apud eum et testamentum exwdem res 'sunt.
Aber dennen mit den neben! Wir habend öffentlich erlernet, daß das
kant nit das tefiament ift, und daß das blüt nit das teftament ift,, funder
%) ſcheußlich, fchredlich. 2) Teiht.
a) In Luthers Buch Z. Tafel 6. b) In Luthers Buch Z, ur 6.
Zwingli's fünmtl. Schriften IL Bd6. 2. Abthlg.
> |
210 Wiber Luthers bekenntnuß antwurt 9. 3.
das, darin und mit das teflament erobret if. Und iſt ein föliche wed:
„das nüw teffament in minem blüt“, ale fo Paulus fpricht Röm.
1V, 11: Und er nam dag zeichen der befchnudung , ein figel der frommkeit
des gloubens sc. Hie bat Paulus das artikeli „ein“ nit, funder einfaltige
lich alſo: Er nam dag zeichen der befchnydung, figel der frommkeit des
gloubens ꝛe. (Hic non dicitur 7379 oyeayida, sed per eclipsim articuli,
que vis est epitheti, oppayida; cum taınen in sensu articulus Omnino
adsit.!) Noch fo fehend wir wol, daß diß mwörtlin „ein“ kommlich wirt in
unfer ſprach hinzuͤ gethon; ja ſy erfordrets von nöten. Und fo wire glych
. binzu tbund; fo mögend wirs denn erft noch woter erflären, alfo: welche
befchnydung ein figel ift ꝛc. Ea enim vis est epitheti. Und ift der reden
unzalbarlih. Glych dafelbft fiat von wort ze wort alfo: Wo das gſatz nit
ift, noch übertreten. Hie manglet, dxAsiner- da ift; und fo mans ze tütſch
dolmerfchet, muß man alfo reden: Wo das gfak nit ift, da tft och Fein
tibertreten. Alſo mezget fich Luther hie um Homerus lüfen willen. Dann
die wort: „das nüw teftament in minem blüs“ , mögend in unfer
forach nit recht kommen, daß fy klar ſygind, denn alfo: „das nüw tefta-
ment, welches in minem bluͤt if.“ Wir babend ouch doben in der
materi: „Das fleifch ift kein nüß“, anzeigt, daß man recht in dem forud:
ie mag ung der fin fleifch ze eflen geben? das wort „fin“ hinzu tbut;
wiewols in Johannſen nit flat 2c. Aber diß wirt. alles noch klärer, fo wir
die andren wort der evangeliften ouch vereinbarend.
Matthäus und Marcus fprechend : „Das iſt das biüt min, welches
ein blut ift des nümwen teſtaments.“ So foricht aber Lucas: „Dit
trank da ift dag nüw teſtament.“ Nun find die evangeliften aber eins;
wiewol der cin in recto, der ander in genitivo redet. Und welcher aber
böldren wöllte, der möchte fagen : ber heilig geift wäre nit gluch oder vers
geßlich. Dann , wie Matthäus und Marcus redend: das blüt fyg ein blüt
des nümen teftaments ; fo ift inen Lucas am erfien anfehen widrig ; dann
er nennet das trank das teftament felbs cum articulo, 7. Nun ift ie, wie
vor „blüt ſelbs“ und „im blut“ wider einander find, fo man Die tropos
nit nachlaffen wöllte, alfo hie ouch „das teftament felbs fun“ und „nun das
blüt des teftaments fun wider einander ; als feer als der küng felbs und
- der houptmann des küngs, durch den er den fyend überwindt, und den fir
gewünnt. Das teftament felbs und das, damit das teftament überfommen
- wirt, find ie ouch alfo wider einander. So mir aber vorhar gnüg gafehen
habend durch_aller afchriften kundſchaft, daß das blüt das tft, damit der fig
über die fünd, tod und tüfel überfommen ift; fo ift offenbar, daß es nit
das teftament , fig oder frucht des lydens ift; funder es ift der houptmann,
der den fig dem bimmelifchen vater überfommen , es ift der boum , non dem
wir die frucht der nachlaffung der fünd ufgelefen babend. Und kurz, mit
finem tod und blüt ift uns leben und reinigkeit geborn. So wirt nun ring
ze erfieyten fun, daß, wie in den worten: „Das ift min blüt” , als Mat:
thäus und Marcus redend, Lucas den tropum hat ufgethon, das diß tranl
das nüw teftament fye , das iſt, ein facrament des nüwen teſtaments, wel⸗
ches nüm teftament mit dem bluͤt Chriſti erobret if; alfo ouch harwidrum
1) Randgloffe.
\ uiber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3. 211 |
Matthäus und Marcus den tropum, den Lucas macht, da er das trank
das teftament im bluͤt Chriſti nennet, ufthuͤgind, alſo: daß diß trank, das
bie Chriſtus büt, ein_facrament des bluͤts Chriſti ſye, welches bluͤt Chriſti
das bluͤt ſye, damit daB teſtament erobret iſt. Und kummt das us den ur⸗
ſachen: Do Lucas geſehen hat, daß Mattheſen und Marren wort: „Das
ift min blut“ , fchwärmerifch mochtend verftanden werden ; hat ex den tropum
entlögt, und „blüt felb“ verfeert in „im blüt® fun, das ift, mit dem
bläüt gwunnen und erobret fon. Und harwidrum, do er gfehen hat, daß
ſy beed, ouch das bluͤt ſelbs nit das teftament genennnet habend , funder
das blüt, damit dag teftament erobret it; do hat im nit ggrufet, ouch den
becher des nachtmals das teftament tropifch ze nennen; fo man die Elarbeit
in den vorderen beeden wol funde, da ouch das blüt felbs nit das teftament
funder nun das blüt des teftaments genennet was. Dahar ouch Oecolam⸗
yadius ring fich ze verantwurten hat, da jn Luther mit den morten „in
minem blüt“ alfo alenfanzeta), es muͤſſe fines blüts zeichen heiflen: Das
trank iſt das nüm. teftament in mines blüts zeichen. Und ſpüwt demnach
über in us: welcher hören möge, daß dag nüw teftament ein trunk wyns
fye ? Und ficht aber der zornig mann nit, daß „in minem bluͤt“ by Luca
nit tropus ift funder offen einfaltige Mare red; aber by Mattheſen und
Marren: „Das ift min blüt“, tropus ift; alych wie harwibrum „des nüwen .
teftaments“ by Matthäo und Marcus nit tropus iſt; aber „das nüw teſta⸗
ment“ by Rucas trovus ift. Hie fpricht er aber entgegen:
Luther b): „Denn es will ſich in feinen weg leiden, daß Paulus über
einer ſachen oder materi und in einerley rede ſollte einerley wort anders -
und anders brauchen ale ein zweyzüngiger und liſtiger teüfcher ꝛec.“ Und
darnach fpricht er alfo:
Luther e): „Die wort find 1 verfichen » wie fie (auten („Das ift mein
leib, das ift mein blut“), das weiß ich fürwar, Denn, follten fie tropus
feun, fo müßten fie an allen orten tropus feyn , da vom abendmal gergdt
wird. ©
Echend , bie, fromme fürſten, habend wir aber ein mal: Burkart
hats gheiſſen. Er ſchrybt ein regel für: wo einerley wort in einer ſach
brucht werdind, ſygind ſy durchus tropus; und ſchlüßt darus, die wort:
»Das iſt min lyb 20.“ ſygind zu verſton, wie ſy lutend; und bemwärts ftarf,
und fpricht : Das weiß ich fürwar. Iſt das nit feft ding, daran ſich bil-
lich die frommen Sachfen laſſen föllend? Wie, wenn wirs ouch wüllen
möchtind? Soll ers allein mwüflen? Ich wills fagen: Er mag dic regel
nit ſchirmen mit keinem gottewort; denn das-widerfpil findt fich offentlich.
Darum weißt ers glych wie der guger; der thüt einen fteich ob ſich, den
andren nid fich, und binbt gar nit uf eim. Alſo, was Luther in dem buͤch
ſagt, das iſt alſo oder nit. Aber wir wellend ein anders hören. Joh. IH,
8. wirt in einer materi, in einer red und leer savevun, geift, genommen für
wind und ben heiligen geift. Job. IV, 7. ſpricht Ehriftus zum famaritie
(chen wyb: Gib mir ze trinken; und brucht darnach „trinken“ für glouben.
Ioh. VI, %: I füchend mich ; dag jr vom brot geeſſen habend; und
a) In Luthers Buch 2. Tafel 8. und A. Tafel 4. b) In Luthers Buch D. Ta⸗
fl 1. c) Im Luthers Buch F. Tafel 2.
212 Wider Luthers bekenntnuß antwurt H. 3.
darnach nennet er mit dem namen „brot“ fich felbs, und mit dem wort
„eflen“ verftat ee glouben. Joh. VIIL, 35: Der knecht biybe nit allweg
im bus; aber der fun binbt allweg im bus. Hie redt ce de conditione
servorum et filiisfamilias, von eignen lüten und Inechten , ouch von den
feyen kinden. Bon ftund an fpricht er oben druf: Wenn üch nun der fun
erjöfen wirt, fo werdend je warlich fry fun. Hie redt er von dem einigen
fryen fun gottes, von im felbs. Röm. III, 30. nimmt Paulus die bſchny⸗
dung für das ganz jüdiſch volk. Bald darnach im IV, 10. 11. in einer
materi und red nimmt er fü für dag zeichen, das dem Iyb werd angethon.
Röm. VI, 3: Wir alle, die in Chriſtum Jeſum getouft find, find in finem
tod getouft. Hie ift das erft toufen das fichtbar facramentlich toufen ; aber
das ander das geiftlidh toufen, dag ift, fterben der welt und gott leben.
Was foll ich vil byfpil harfür ziehen; die afchrift ift fölcher änderungen der
worten fo voll, daß, fo oft man gat von eim Inblichen zu eim geiftlichen
(dvayayn), oder von eim hoben zum nidren , oder vom nideen zum hoben
(xurayoyn), oder bon verwendter red zu einfaltiger , oder von einfaltiger
zu tropifcher und verwendter Ctropi), oder von anderverfiändiger zu helfe
verftändiger , oder von hellverftändiger zu anderverftändiger (allegorize), und
fur; von figurlicher red zuͤ ebner, oder von ebner zu figurlicher (figurx):
fo brucht man allıweg einerley wort, die aber andren und anderen verftand
babend. Uber Luther mweißts fürwar.
Alfo habend wir nun , fromme fürften, daß das brot, das Chriſtus bü-
tet, der facramentlich lychnam Chrifti ift, das iſt, das zeichen ſines lych⸗
nams, des waren mefenlichen, den er für uns in’n tod-ggeben hat. Glych
als fo man fpricht: Das ift der Cocles, ber den fyenden die Tiberbrugg
vorhielt; und zeigt aber fin bild» Das ift nun ein gefchnigt oder gehouwe⸗
ner Eocles; und aber der war Eocles hielt die Tiberbrugg vor, nit der ger
ſchnitzt. Und daß das trank, der becher das facramentlich blüt Chriſti it,
das ift, ein zeichen und bedütnuß des waren blüts Chrifti , mit welchem
bluͤt das teftament des vergebnen nachlaffens der fünd erodret ift; darum
ouch difer becher das teftament genennet wirt; doch ouch nun ſacramentlich,
das ift, bedürlich , das teftament ift, das ift, bedütet und zeichnet. Difen
finn will ich us Luthern erzwingen. on. |
Ruthera): „Weil nun folches alles. ein facramentlich wefen ift, kann
man wol und recht von eim ieglichen ftud fagen als vom bedyer:. Das iſt
das bluͤt sc.“ Ein facrramentlich weſen ift nit das recht weſen, funder nü«
zid anders weder ein zeichen und bedütnuß des andren rechten weſens, dus
bon anüg gefaat; damwider ouch Luther nit mag. So folgt, daß, welcher
ein ding ein facrament nennet, daß er fagen will, daß es nun ein zeichen
fge, und nit das recht, dag es zeichnet; dann dag recht nennet nieman ein
bildnuß oder zeichen. Es ſpricht nieman: der recht felbefünig fung ein zei—
chen des künigs. Aber fobald man fpricht: Das ift ein zeichen oder bild-
nuß des künigs; fo verftat man, daß es nit der recht Eüng fye. Alfo, wer
fast: Das ift ein facrament des blüts Chrifti, der fagt: Das ift nun ein
zeichen des waren bluͤts, und nit das recht blüt. Nun nennets Luther ein
facrament ; fo nennet ers underfcheidlich allein ein zeichen des waren, und
nit das war. Sprichſt: Warum thüt dann Luther. fo wuͤſt, nennet üch
In Luthers Buch C. Tafel 2.
Liber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3. 213
tutiften , tuteleyer, zeichenlyer ꝛe. Es ift die hand gottes, und ift ze beſor⸗
gen, er hab ſich vergangen, daß jn gott alſo fallen laßt; dann ein ſölch
unſtät uf⸗ und niderfiggen und augen, das er trybt, iſt ouch den ſchlechten
Wa noch mwänet er, man fehe es nit, und ſchämt ſich darum nit. Gott
eſſers!
Nun iſt es an dem ſpruch Pauli 1. Cor. X, 16: „Der kelch der dank⸗
fagung ꝛc.“ Luther macht aber „iegen“ drugs, und mags aber mit einem
wort’ nit darbringen; funder alle chriften von den avoftlen har habends
Fugopisiav, das ift, dankſagung, anftatt ZvAoyiag aenennet. Aber Bur⸗
fart müß fin eigen wys haben. In welchem ſpruch fih Luther fo finfter
baryn laßt, daß, die in glych leſend, gar bald fehend, daß er nit by jm
lbs bftat. Darum mellend wir unferen finn feft machen, und damit den
andren teil befchlieflen.
Paulus hat vor im VIII. cavitel vil wider die gehandlet, die mit den
gößendieneren bon gökenopfren aflend ; und der liebe halb wider ſy gefoch⸗
ten, daß, wo es jnen glych zimmte vom gökenopfer ze eſſen, fo fölltind fy
doch billich das underlaffen, fo ſy fühind, daß ſich vil brüder darab ver⸗
ärgretind ; dann die Liebe underlafle ouch ding , die da zimmind.. Und laßt
aber Paulus hiemit nit nach, daß fich zimme gößenopfer ze eſſen, ale etlich
gar torlich gefchriben habend; funder er feßt nun alfo: ob es glych zimmte;
fo fölltind fu doch us liebe der fchtwachen brüdren verfchonen. Und darum
kummt ee bie wideum uf diefelbigen materi, und will anzeigen, daß nit.
simme, göbenopfer ze eſſen, und thuͤt das gar flarf: Alle, die in einem
opfer, in einem feit oder cerimonien erfchunind , die werdind alfo ein lych⸗
nam, gfellfchaft und ein gemeind mit allen mitgenoflen desfelbigen feſts,
opfers oder ceremonien. So nun die brüder zu Corintho im nachtmal der
dankſagung erfchinend; wurdend fu on zwyfel ein gemeind, ein gefellfchaft,
ein kilch und ein Inb mit den bruͤderen des chriftenlichen aloubene. Def»
halb jnen keinswegs zimmen mög, daß ſy mit den götzendieneren in jren
opfren effind; dann fy wurdind alfo jirs lybs ouch, dag ift, der gmeind
und afellfchaft der tüflen. Das fölle ie nit fun, daß die, die gfehen wellend
fon der kilchen gottes mit der afellfchaft fines tifches , ouch der tüflen gſell⸗
fchaft werdind. Das ift das fummare argument. Wir habend vorhin gnüg
in andren gfchriften diß ort befeftnet. Luther hat ouch darwider nüzid gmö⸗
nen; funder gyget aber binder dem ſteg umher. Darum mellend wir iez
die gründ harfür ftellen.
» Der becher der dDanffagung , damit wir oder fo mir dankſagend, ift der
nit die gfellfchaft oder gemeind dee bluͤts Chrifti ?* Hie macht Luther ud dem
wort xowwwie gemeinfchaft und usteilen , doch one afchrift. Aber Andreas
Althammer zeigt ge Bern uf der difputation ein xowwviay „dag ift, gemein⸗
(haft, ana) 2. Eor. VIII, 4: Die Macedonier habend uns treffenlich
bermanet , daß wir dife.gab und aemeinfchaft des zUudienend den frommen
cheiften an ung nemind :c. Hie trutzt der güt mann: die ganz welt möchte
nit darwider , dann daß xoswveonia gemeinfchaft müffe beiffen und usteilen. Alſo
müßte es ouch bie 1. Eor. X, 16. genommen werden. Sie fehend wie wol,
daß der gut mann nit wußt, daß diß wort ſuſt an vil orten flat gar uf
a) Zwingli’s Werke IT. Bd. 1. Abthlig. 127 ff.
2144 Uiber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3.
unſeren ſinn; und darum erhummet! er, do Oecolampadius us 1. Joh. L,
3. 6. 7. xzoivwviav zum vierten mal anzoch für afellfchaft genommen; als
ouch der latinifch interpres verbolmetichet hat. Und fach do, daß er nit
bfton mocht mit der rechnung: „&meinfchaft“ wirt an eim ort für usteilen
genommen ; fo wirt es ouch 1. Cor. X, 16. für usteilen genommen. Und
- darum wellend wir erfilicy etliche ort der gfchreift anzeigen , darin xowwria
für gmeind und gfellfchaft offenlich genommen wirt; und darnach anzeigen,
daß's ouch 2. Eor. VIII, 4. alfo genommen wirt.
1. Eor. I, 9. ftat alfo : Getrüw und war ift gott, durch den je beruft
find in die gefelifchaft (hic habet antiquus interpres societatem, Erasınus
consortium) fines fung Jeſu Chrifti, unfers herren. Zun Gal. IT, 9:
Ey duttend mir und Barnaban die rechten händ zu eim zeichen der gefells
ſchaft, zowwwias. Hie hat der alt dolmetfch und Erasmus societatis, der
gefellfchaft. Philivp. I, 3: Ich fag gott dank sc, und daß je in die gmeind
oder gfellfchaft des ebangglü fommen find, Hie bat Erasmus communio-
nem, nit communicationem. Und 1. Job. I, 3. 6. 7. flat xowwvıe zum
vierten mal für gefellfebaft. Wet. IL, 42. wirt xoswwvia ouch alfo genom⸗
men: Sy hangtend ftät an der leer der apoftien, an der ameind und dem
brotbrechen sc. Demnach, fo man den fpruch 2. Cor. VIII, 4. bficht, fo
bat er ouch fin bedütnuß von der gemeind har. Drum daß die Macedo⸗
nier die chriſten zu Jeruſalem erkanntend jre mitgmeinden und gſellen fon;
darum teiltend ſy mit inen, das ſy hattend, glych als das gmein qut. Alſo
Hebr. XI, 16. und Philipp. IV, 10 ff. Aber das alles hindan geſetzt,
ſo thuͤt Paulus fich felbe uf, daß er von der gemeind redet, daß wir die ge⸗
meind des bluͤts Chriſti fugind, und nit die gmeind der götzen, und fpricht:
„Dann wir, die menge , find ein brot und ein lyb.“ Sie fehend ir,
fromme fürften , aber die causalem „dann“, welch wörtlin cin zeichen tft
- Eopeßnyndewg, id est, expositionis, dee uslegens und erklärens, mas er
vor mit denen worten „gmeind oder geſellſchaft“ und „Inchnam ‚und ‚btür
beeftanden hab. Und fpricht: „ Dann wir, ‚die menge, or noAloı x.“ Ges
hend, das er vor die gmeind oder gefellfchaft genennet hat, nennet er iez
® pie menge oder den hufen, Damit man deß (bag?) verftand, daß er nit ge⸗
zedt hat von usteilen des blüts Ehrifti, funder von der gmeind, daß wir,
der chriftentich huf, kilch und gfellfchaft, die gmeind des bluͤts und lych⸗
name Chrifti find; deshalb ung nit zimme bym Inchnam, gfellicyaft und
gmeind der götzen fun. Er fpridht ouch: daß wir ein brot und ein Iych-
nam fogind. Wer will nun nit feben , daß er bie nit von usteilen des
lychnams Chriſti fagen will, fo er das brot, von dem er gfagt, uns ma⸗
het , wir fogind dasfelb brot? So nun wir dasfelb brot find, wie fünnend
wir usgeteilt. werden ? oder effend wir ouch einander ? Darum fo ift der
ſinn: Das trank der dankſagung ift die ameind des blüts Chrifti, dag ift:
welcher in der dankfagung mitteilt mit dem becher, der iſt der giellfchaft des
blüts Ehrifti. Und fo wir das brot bredyend , fo find wir die Eilch oder gmeind
des Inchnams Chriſti. Dann wir, wir, wir, die menge, das ift, die ganz
gmeind, find ein brot und ein Inchnam. Schend, wie cr von dem waren Inchnam,
ouch von dem facramentlichen Iuchnam ufden allegorifchen , das iſt, anderver⸗
s— — — — —
3) verſtummet. 9) Iſt wahrſcheinlich aus dem Text gefallen.
r
Wiber Luthers befenntnuß antwurt 9. 3. 215
Rändigen , Inchnam aat, namlich uf ung. Und zeigt nit allein an, wie wir
die gmeind des blüts und lychnams Ehrifti ſygind, funder ouch warum mwirg
ſygind; namlich, dann wir alle «fehend , iez nennet er die gmeind und die
menge alle, die im nachtmal gafellen oder brüder find) von einem brot mit
einander teilind. Jez babend mir offenlich, daß alle quacklery vom usteilen
des Inchname Chrifti nebel iſt; dann Paulus ſagt, daß wir Dannenhar, daß
wir bon .einem brot mit einander teilend, ein gemeind des lychnams Chriſti
ſygind, nit daß wir den lychnam Chriſti mit einander teilind; das er aber hätt
muͤſſen ſagen in noooanodoce, das iſt, in anzeigen der urſach.
Und das machet er erſt klar, ſo er harnach durch byſpil leeret, wie
Juden und heiden erkennind, daß die, ſo von einem opfer eſſind, gſellen
des altars ſygind, davon ſy eſſend, xowwmvoi, gſellen, mithaften, mitteilen.
So nun ieman vom opfer des altars den götzen, das iſt, der tüflen, eſſe,
wie der nit ouch ein gſell und mithaft der tüflen ſye? Deßhalb er jinen
harus ſagt: ſy mögind nit den becher des herren trinken und den becher
der tüflen. Es ſollt ouch Luther ſammt Althammern an dem wort Pauli:
Ich will nit, daß je gmeinder der tüflen ſygind, gelernet haben, daß bie
xotvevoi für gſellen, gmeinder und bruͤder genommen werdend, nit für Die,
die den tüfel geeſſen habind. Und fo ſy das gſehen, hättind fy ouch geſe⸗
ten, daß xoswwviae gemeind oder geſellſchaft, mit usteilen heißt an dem ort;
denn dee tüfel wirt nit usteilt ze eflen. So heißt vuch xowwnia hie nit
das usteilen des lybs Chriſti im efien des brots und tranks; funder die, fo
bie mitmaſſen find in dem facrament und zeichen des Inchnams und bluͤts
Chriſti, ſoͤllend nit mitmaffen, gfellen, gmeinder noch mithaften werden der
beiden und gökendieneren in jren vflichtlichen und vergmeindenden opfren
oder ceremonien. So aber Luther bie fagen wurd: Man meißt wol, daß
man den tüfel nit iſſet; aber tüfel wirt hie für das opfer der tüflen genom⸗
men; fo lerne ouc) darby , daß man bie den Iyb Chriſti nit ißt, funder
das facrrament oder zeichen des Inbs Chriſti. Und wirt aber Damit der effend
ein mitgfell der gmeind Ebrifti , fo feer ers mit vechtem glouben iſſet; fuft
erſchynt er nun ein mitgſell, iſte aber nit, funder wirt an dem waren lych⸗
nam und blüt Ehrifti und an dem mystico, das ift, an dem geiftlichen
Inchnam und blüt, ſchuldig zc. Davon doben gnüg gfagt if. So vil von
dem andren teil.
Der dritte teil.
So ih, Fromme fürften, Luthern ouch etwas in finen gtouben reden,
wird ich on zwyfel übel gefcholten. Dann es mag einer fagn: Warum
wirt Luthers fryheit von Diner confcienz geurteilt? 1. Eor. X, 39. Du
gryfſt Luthern um etwas üfferlicher dingen willen an. Nun iſt fryheit,
wo gottes geift ift 2. Cor. TIL, 17. So nun Luther ongeswuflet gottes geift
bat, als dus felbs befennet; fo follt du in ungeurteilt laffen. Derſelde foll
wüften, daß der und andre ſprüch, die alfo mögend wider uns harfür ge⸗
sogen werden, für uns find. Dann unfere feyheit wirt von Quthern geure
teilt; und nit die allein funder all unfer gloub, gmüt, verftand, leer und
Icben; ja wir find in finem buͤch die böſten ketzer. Deßhalb wir gar nit
willens find jn hiemit ze urteilen, funder das, fo nit aluchfürmig ift der
216 Wider Luthers befenninug antwurt H. 3.
warheit, ze ftrafen, und im, mo er unrecht leere, diewyl wir lebend, ins
angficht ze ton Darzuͤ fo kann der fryheit des geiftes fih nieman ruͤmen,
der damit mill wider Aottes wort thin oder leeren. Wir find ouch by un-
fer confeienz fchuldig , mo irrtum machfen will, ae warnen. Nun hat Lu⸗
there nit gnüg gehebt den ungefchidten iretum mit noch ungefchickterer ge»
ſchrift uszegieflen; er hat erft in finer befenntnuß mee irrtum und aramön
müffen onfüren; und, das das allergröft ift, ein ungezwyflete proteftation
ode: bezügnuß ze thün. Darum wir jm billich entgegen gon, und De
eiter , die unden im fleifch ligend , uffchlaben ſollend. Wellend dennod
dhriftenliche zucht halten; da ee nit heidifche oder türggifche gegen ung halt.
Als er die. einigkeit des aöttlichen weſens und die dryling der perfonen
anzeiget a) mol und recht; hätt er die römifchen Eilchen nit dörfen zu eim
zügen anziehen; dann, fo feer es ift, als cr oft von jro usgeſchruwen bat,
fo gloubt fy nit, daß meder einee noch meer gött ſygind, funder iſt gar
gottlos. Lind ich gloub, welcher einen rechten waren glouben hab, der ſehe,
daß die römifche kilch waren chriftenlichen glouben nie gebebt hab, fur daß
der pracht des päpftifchen primats ufkommen ift. Sch weiß wol, mas bie
römifch kilch, die glouben bat, haltet; aber die darf hie nit anzogen wer
den. So er nun in einer fo herrlichen fach die Milefier ze zügen darſtellt;
fo ſchmöckt es nach etwas, das ich üch, fromme fürften, und allen glöubi-
gen ze betrachten gib.
Zum andren: Da er faat: er gloube, daß Maria, die heilige jung-
feouw, fen eine rechte mwarhaftige mutter nicht allein des menfchen Chriſt
fondern des ſons gottes ꝛe; gloub ich ouch alfo, Doch follt Luther by den
mworten fich bag erlütret haben , wie er denn vor (ouch wider finen millen)
recht erkennt (als wie anzeigt habend bym end des erften teils), namlich
alfo: daß Maria darum gottes muͤter genennet wirt, daB ſy den gebern
bat, der gott und menfch ift. Aber fin göttlich natur mag nit denn vom
einigen vater geboren werden. Zeig ich, fromme fürften, allein darum anı
daß in unfer ard! ouch etlich Pfarrer find, die an den kanzlen in den yün
ftifchen kilchen ſagend: Wer wäre gott, wenn in Maria nit geboren hätte?
Darum ift fy über gott ſelbs gewaltig. Derkeerend alfo die rer des ſchöpfers
‚in die.cer der gfchönfd. Aber Luther follt noch das nädlin? hinder jm laſ⸗
fen, damit die einfaltigen den yunderfcheid der beeden naturen in Chriſto def
weniger lernetind erfennen.
Zum dritten: Da er redt, wie Chriftus ufaefaren ſye ze himmel ic;
gloubend wir ouch alfo, fo feer er under dem namen Chriftus die menſch⸗
lichen natur by jrer eigenfchaft binden laßt. Dann uf erden, im himmel
und under der erde fun zimmt Ehrifto wol; aber nun nach der einen natur;
wie gnüg ghört ift. | |
Zum vierten find wir der erbfünd halb nit uneins. Allein die wort
will Luther und fin huf nit, die wir fagend; deum daß's Burkart nit geret
bat. Und ift das kurzlicy die fumma , die wir im büchlin de peccato ori-
ginali bewärend : daß die erbfünd nit ein eigne fünd noch fchuld fye, Funde
1) in nostris finibus. Gmalter. 2) tale quidpiam, Owalter.
a) In Luthers Buch F. Tafel 4.
Uiber Luthers bekenntnuß antwurt 9. 3 217
ein breſt, der uns von der fünd Adams anhange. Sind nit darmwider, daß
ieman den breften fünd nenne ıc. | u
Zum fünften: Da er von den Örden der’chriften redt, brucht er aber
wort, die, mit recht ermefien , den einfaltigen mögend verfüren. Luther:
»Was aber im gottes wort gefaffet ift, Das 'müß helig ding fen; denn
gotts wort ift helig, und heiliget alles , das an im und in im iſt ze.“ Hie
frag ich Luthern, was er verftande durch dife red: Was in -gottes wort ges
faffet it? Ob er meine, alles, davon gottes lyblich oder gefchriben wort
redt, fye heilig? Eo ift Fudas, Pilatus, Cajaphas und Lucifer ouch heis
lig. Verſtat er, mas fin ewiges wort, das ift, fin ewige erwägne wusheit,
will und Eraft, erhaltet; fo iſt es aber nit war: denn ouch der tüfel in jm
erhalten wirt und lebt fammt allen gottlofen ; find aber nit heilig. Er welle
denn heilig pro sacrosancto, für unmandelbar, nemen; fo darf es des worts
„faflen“ nit; funder man 'pfligt alfo ze reden in dem fall: Alles, dus gott
heißt, erkennt , redt oder will, das muͤß fun. Ober, was gott ordnet, das
mis für fi) gon. Was gott ordnet, fol nieman brechen. Gott ordnet
den magiftrat; darum mag er nit abgon , darum ift er heilig; obaluch die
verfonen des magiſtrats gottlos find. Aber Luther kummt für und für mit
dem wert „faflen“, daß man daran möchte verglarren und lernen, gottes
Inblich oder üfferlich geredt wort vermög etwas ze heiligen , gott geb, werd
rede. Und denn ift dem vanfttum mit im ufgeholfen. Dann die wort:
» Das it min Inb*, dringend den Inb Chriſti von himmel; wenn glych fin
trunkner fchultbeiß mit den roten hoſen ſy by der bierfunpen redte sc. Soll
“man ouch finftre wort füchen, da man ſich klarlich des gloubens erlütren
will?
Zum fechsten gloubt er iez, das er vor nie, noch in difem büch ges
aloubt hat, namlich daß, die das facrament reichend und empfahend, den
(vb Chriſti im brot und wyn mundlich effind und teinfind; ob fü gloch
den glouben nit habind.a) Denn er vorhar offentlich , ouch innert den vier
jaren geleert hat, daß allein die glöubigen den Iuchnam Chriſti effind. Aber
es druckt. in die unficherheit des reichenden ; darum gyget er iez aber cin ans
dren weg. Zum andren, fo hat er ouch in difem buͤch verlöugnet, daß er
nie gelcert hab, daß der lyb Chriſti im brot ſye. Und bie fpricht er: „den
leib und blut Chriſti im brot.“ Zum dritten, fo bat er doben er»
kennt, das mundlich eflen facramentlich müfle verftanden werden , das ift,
daß das zeichen geeflen wirt. das um der bedütnuf willen der lyb Chriſti genene
net wirt. Hie aber fpricht er ouch : der lyb werde im brot geefin. So wirt
ie dag zeichen mit dent gezeichneten geeſſen. Heb an, papſt und päpftinn!
So ift eg Doch iez nit mee ein facrament. Zum vierten eflend die gottlofen
pfaffen und empfahend den Inblichen Ind Chriſti. Warum mwerdend fy denn
nit heilig, als er erſt gefagt hat: Was gottes wort faflet, das ift alles
heilig? Nun frag ich in, ob den Inchnam Ehrifti das wort hie faſſe? Wirt
ee on zwyfel bald: ja, ſprechen. Wurum macht es denn den Eggen und
Fabern nit heilig ?
Zum fibenten fagt er alfo: Luther: „In der kilchen ift das evangelion,
die taufe , das facrament des altars (pfüdich! altar?), darin vergebung der
') pfui. 3) Randgloſſe. |
a) In Enthers Buch G. Tafel 1 und 2.
218 Wider Euthers befenntnug antwurt 9. 3.
fünden angeboten, geholet und empfangen wirt sc.“ Des evangelions halb
- ind wir eins, daß im felben: vergeben der fünden verheiffen iſt und dem,
der im gloubt und vertruwt, gaeben wirt. Aber, gloubt Luther, dap im
touf oder im facrament des altars Nergebung der fünd ggeben werde, fo
frag ich in: ob die vergebung der fünd ouch dem ggeben werde im ſacra⸗
ment des altars, der nit gloube? Spricht er: ja; fo ift das wort Chriſti:
- Wer in mich vertruwt, der hat ewige leben, und: Welcher qloubt, der
wirt behalten, und: Welcher nit gloubt, der wirt verdammt, usgelert und
ytel worden; fo ouch demen , die nit gloubend , vergeben der fünd wirt an»
boten und darggeben. Evricht er: nein, es werde die fünd durch das fü-
crament dem unglöubigen nit verzigen; funder er eſſe jm felbs ein urtcil
und den t0d dran; fo frag ich in: ob der gottlos den lychnam nüts deß
weniger fie? Er müß: ja, fagen; dann er hats vor verſchnellt. So
folgt ouch, daß in difem ſacrament nit nachlaffen der fünd empfangen mitt.
Denn 10 der gloub da fun müß, ce nachlaffung der fünd folgt; fo iſts ie
noch ſtyf, daß im glouben die nachlaffung der fünd gegeben und empfangen
wirt. Und fallt bie Zuthers und aller finer rotteren meinung ze boden, wie
girſtin brot! in der milch. Hie möcht ieman fagen , fromme fürften: Ich
wont, du wöllteſt Luthern fründlich halten; fo züchft sm die bürſt us, daß
der ſpeck nacber ? trüft. Antwurt: Nein, das ift die warheit gſuͤcht und
harfür bracht. Hat ſich Luther darwider verhoumen ; fo kenne das , fo hat
ee kein fchand ; fur mag er fich vor fchand nit erretten. Dann ie, brinat
diß facrament alten dem glöubigen nachlaffen der ſünd, fo ift das versnben
allein bym glöubigen. Denn allein der aloub weißts; und mag diß ſacra⸗
ment daran nüzid , perftand, Inblich geeſſen. Aber es ift luft.
Zum adıten ſpricht Luther alfo vom fegfür: „Ich weiß aber ſunſt wol |
ein fegfür. Aber davon ift nichts in der gmein von zu leeren , noch da
wider mit ftiften oder vigilien zu bandlen sc.“ Hæc ille. Hie wöllt ich
acen vom Xutheen bfcheid hören, warum von finem fegfür in dee gemeind
nit ſye ze leeren? Weißt er neißwas , fo thuͤje, als doch die allerumtei-
werten ſchifflüt thuͤnd, die, fo fy ze land kommend, warnend die von land
farenden , daß ſy fich goumen ſoͤllind, ats Tullius ſagt. A, lieber, zeige
uns die Scyllam! Thüt ers nit, fo will ich nit allein fagen, daß er thuie
wie die böfen Enaben , die jren gfellen von vogelneftren fagend, da fi abe
keine wüſſend, nun daß ſy us den afellen je bewüßte neſter bringind; fun
der ich will fagen, es möge gottes geift nit erfyden, daß einer fchaden fine
nächften fehe, und nit wurne. Und weißt der propbet, daß das ſchwert
kummt, und nit warnet; fo wirt das blüt der umkommenden von finen
händen erfücht. Aber allen fchimpf hindan geſetzt, fo möllend wir Luthere
fegfür mit einem wort löfchen ; ob es glych nobis, huß!? ob dem firft zemmen
gieng. Joh. V, 24: Ich fag üch amen , amen, daß, welcher min wort
hört, und vertrums uf den, der mich gefendt hat, der bat ewigs leben, und
kummt in kein urteil, ſtraf noch gericht (iudieium, DDDD bebraico idıo-
tismo) ; funder er ift ſchon vom tod ine leben gangen. Gloubt Luther dem
wort nit, fo lüne, was er für ein glouben hab. Dann ich weiß, daß uns:
die gloubend, Chriſtus in der lezten Mund im leben, das iſt, ſriſch, heil
1) Gerſtenbrod. ) Gwalters Hat „nachhin.* 3) Vermuthlich Ausdruck des Grauſcis
r
\
Liber Luthers befenntauß antwurt H. 3. 215
Rändigen , Iychnam gat, namlich uf ung. Und zeigt nit allein an, wie wir
die gmeind des blüts und lychnams Ehrifti ſygind, funder ouch warum wirs
fügind ; namlich, dann wir alle «fchend , iez nennet er die gmeind und die
menge alle, die im nachtmal gfellen oder brüder find) von einem brot mit
einander teilind. Jez babend wir offenlich, daß alle quacklery vom usteilen
des Inchname Chrifti nebel iſt; dann Paulus fagt, daß wir dannenhar, daf
wir von.einem brot mit einander teilend , ein gemeind des lychnams Chriſti
ſogind, nit daß wir den lychnam Chriſti mit einander teilind; das er aber hätt
muͤſſen ſagen in noooanodoce, das iſt, in anzeigen der urſach.
Und das machet er erft Mar, fo ee barnach durch bufpil leeret, wie
Juden und beiden erkennind, daß die, fo von einem opfer effind, gſellen
des altars ſygind, davon fi eſſend, xowwvor, gfellen, mithaften, mitteilen.
So nun ieman vom opfer des altars den gößen, das ift, der tüflen, efle,
wie der nit ouch ein gfell und mithaft der tüflen fue? Deßhalb er jnen
harus fagt: ſy mögind mir den becher des herren trinken und den becher
der tüflen. Es follt ouch Luther fammt Althammern an dem wort Pauli:
Ich will nit, daß je gmeinder der tüflen ſygind, gelernet haben , daß bie
xovavos für afellen, ameinder und brüder genommen mwerdend , nit für die,
die den tüfel geeflen habind. Und fo ſy das afehen, hättind fu ouch gefes
ten, daB xosvwvie gemeind oder gefellfchaft, nit usteilen heißt an dem ort;
denn der tüfel wirt nit usteilt ze eflen. So heißt ouch xowwvria. hie nit
das usteilen des lybs Chriſti im effen des brots und tranks; funder die, fo
bie mitmaffen find in dem facrament und zeichen des lychnams und, blüts
Chriſti (öllend nit mitmaffen, gfellen, gmeinder noch mithaften werden der
beiden und gößendieneren in jren vflichtlichen und vergmeindenden opfren
oder ceremonien. So aber Luther bie fagen wurd: Man meißt mol, daß
man den tüfel nit iſſet; aber tüfel- wirt bie für das opfer der tüflen genom-
men; fo lerne ouch darby , daß man bie den Inb Ehrifti nit it, funder
das facrament oder zeichen des lybs Chriſti. Und wirt aber damit der effend
ein mitgfell der gmeind Chriſti, fo feer ers mit rechtem glouben iffet ; fuft
erſchynt er nun ein mitgfell, iftd aber nit, funder wirt an dem waren Inch»
nam und blüt Chrifti und an dem mystico, das ift, an dem geiftlichen
Inhnam und blüt, fchuldig sc. Davon doben gnüg afagt if. So vil von
dem andren teil. |
Der dritte teil.
So ich, fromme fürften, Luthern ouch etwas in finen gtouben reden,
wied ich om zwyfel übel gefcholten. Dann es mag einer ſagen: Warum
wirt Luthers fryheit von Diner confeienz geurteilt? 1. Eor. X, 9. Du
grafft Rushern um etwas üfferlicher dingen willen an. Nun iſt fruheit,
wo gottes geift ift 2. Eor. III, 17. So nun Ruther ongezwuflet gottes geift
bat, als du felbs befennet; fo follt du in ungeurteilt laffen. Derfetbe foll
wüflen, daß der und andre ſprüch, die alfo mögend wider uns harfür ge
sogen werden, file uns find. Dann unfere fryheit wirt von Luthern geur⸗
teilt; und nit die allein funder au unfer gloub, gmüt, verftand, leer und
den; ja wir find in finem büch die böſten ketzer. Deßhalb wir gar nit
willens find in hiemit ze urteilen, ſunder dag, fo nit glychfoͤrmig ift der
210 Uiber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3.
warheit, ze ſtrafen, und jm, wo er unrecht leere, diewyl wir lebend, ine
angficht ze ton Darzü fo kann der fryheit des geiftes fich nieman rümen,
der damit will wider gotteg wort thin oder leeren. Wir find ouch by un-
fer conſcienz ſchuldig, wo irrtum wachſen will, ze warnen. Nun hat Rus
ther nit gnuͤg gehebt den ungeſchickten irrtum mit noch ungeſchickterer ge⸗
ſchrift uszegieſſen; er hat erft in ſiner bekenntnuß mee irrtum und argwön
muͤſſen ynfuͤren; und, das das allergröſt iſt, ein ungezwyflete proteſtation
ode: bezügnuß ze thuͤn. Darum mir jm billich entgegen gon, und Die
eitee , die unden im fleifch ligend , uffchlaben füllend., Wellend dennoh
heiftenliche zucht halten ; da er nit beidifche oder türggifche gegen ung halt.
Als er die einigkeit des göttlichen weſens und die dryling der verfonen
anzeiget a) mol und recht; hätt er die römifchen Filchen nit dörfen zu eim
zügen anziehen; dann, fo feer es ift, als er oft von jro usgefchrumwen batı
fo gloubt fy nit, daß weder einer noch meer gött ſygind, funder ift gar
gottlos. ‚Und ich gloub, weicher einen rechten waren glouben hab, der ſehe,
daß die römifche Eilch waren chriftenlichen glouben nie gehebt hab, ſyt daß
der pracht des päpftifchen primats uflommen ift. ch weiß wol, mas die
römifch kilch, die glouben hat, haltet; aber die darf bie nit anzogen wer-
den. &o er nun in einer fo herrlichen fach die Milefier ge zügen darftellt;
fo ſchmöckt es nach etwas, das ich lich, fromme fürften, und allen glöubis
gen ze betrachten gib. |
Zum andren: Da er ſagt: er gloube, daß Maria, die heilige tung-
feouw, fen eine rechte mwarhaftige mutter nicht allein des menfchen Chriſti
fondern des ſons gottes ꝛe; gloub ich ouch alfo. Doch follt Luther by den
worten fich bag erlütret haben , wie er denn vor (ouch wider finen willen)
recht erkennt (als wir anzeigt babend bym end des erften teile), namlich
alfo: dab Maria darum gottes müter genennet wirt, daß In den geborn
bat, der gott und menfch ift. Aber fin göttlich natur mag nit denn vom
einigen bater geboren werden. Zeig ich , fromme fürften, allein darum an,
Daß in unfer ard! ouch etlich pfarrer find, die an den kanzlen in den päp⸗
ſtiſchen kilchen ſagend: Wer wäre gott, wenn in Maria nit geboren hätte?
Darum ift fy über gott felb8 gewaltig. Verkeerend alfo die rer des ſchöpfers
in die eer der gſchöpfd. Aber Luther follt noch das nädlin? binder im laſ⸗
fen, damit die einfaltigen den underfcheid der beeden naturen in Chriſto def
weniger leenetind erkennen.
Zum dritten: Da er redt, wie Chriftus ufgefaren fye ze himmel ꝛc;
gloubend wir oudy alſo, fo feer er under dem namen Chriftus die menſch⸗
lichen natur by jrer eigenfchaft binden laßt. Dann uf erden, im himmel
und under der erde fon zimmt Chrifto wol; aber nun nach der einen natur;
wie gnüg ghört ift.
Zum vierten find wir der erbſünd halb nit uneins. Allein die wort
will Luther und fin huf nit, die wir fagend; drum daf’s Burkart nit gerebt
bat. Und ift das Eurzlich die fumma , die wir im büchlin de peccato ori-
ginali bewärend: daß die erbfünd nit ein eigne fünd noch ſchuld ſye, funder
1) in nostris finibus. Owalter. 2) tale quidpiam,. Owalter.
a) In Luthers Buch F. Tafel 4.
Uiber Luthers bekenntnuß antwurt H. 3. 2127
ein breſt, der uns von der fünd Adams anhange. Sind nit darwider, daß
ieman den breſten ſünd nenne ꝛc.
Zunm fünften: Da er von den örden der chriſten redt, brucht er aber
mort, die, nit recht ermeſſen, den einfaltigen mögend verfüren. Luther:
„Was aber in gottes wort gefaſſet ift, das muͤß helig Ding ſeyn; denn
gotts“ wort iſt helig, und heiliget alles’, das an jm und in im iſt ꝛe.“ Hie
frag ich Luthern, wag er verftande durch dife red: Was in gottes mork ges
faffet it? Ob er meine, alles, davon gottes lyblich oder gefchriben wort
redt, ſye heilig? Eo ift Judas, Pilatus, Cajaphas und Lucifer ouch heis
lig. Verſtat er, mas fin ewiges wort, das ift, fin ewige ermdanc wysheit,
will und kraft, erhaltet; ſo iſt es aber nit war; denn ouch der tüfel in jm
erhalten wirt und lebt ſammt allen gottloſen; ſi nd aber nit heilig. Er welle
denn heilig pro sacrosancto, für unwandelbar, nemen; fo darf eg des worte
„fallen“ nit; funder man 'pfligt alfo ze reden in dem fall: Alles, das gott
heißt , erkennt, vedt oder will, das müß fon. Dder, mas gott ‘ordntt, das
muͤß für fih gon. Was gott ordnet, foll nieman brechen. Gott ordnet
den magifirat; darum mag er nit abgon , darum ift er heilig; obglych die
perfonen des magiſtrats gottlos find. Aber Luther kummt für und für mit
dem wert „fallen“, daß man daran möchte verglarren und lernen, gottes
Inblich oder üfferlich geredt wort vermög etwas ze heiligen, gott geb, were
rede. Und denn ift dem vapfttum mit jm ufgebolfen. Dann die wort:
» Das ift min Ind“, bringend den Ind Chriſti von himmel; wenn glych fin
teunfner fchultheiß mit den rotem bofen ſy by der bierfunpen redte cc. Soll
man ouch finftre wort füchen, da man fid} Marlich des gloubens erlütren
will?
Zum fechsten gloubt er iez, das er vor nie, noch in difem büch ges
aloubt hat, namlich daß, die das facrament reichend und empfahend, den
(gb Chriſti im brot und wyn mundlich effind und trinkind; ob fü glych
den glouben nit habind.a) Denn er vorhar offentlich , ouch innert den bier
jaren geleert hat, daß allein die glöubigen den Iychnam Cheifti effind. Aber
es drucht. in die unficherheit des reichenden ; Darum gyget er iez aber ein ans
dren meg. Zum andren, fo hat er ouch in difem buch verlöugnet , daß er
nie geleert hab, daß der Iyb Cheifti im brot fye. Und bie ſpricht ex: „den
leib und blut Chriſti im brot.“ Zum dritten, fo bat cr doben er»
kennt, das mundlich efien facramentlich müffe verftanden merden , das ift,
daß das zeichen geeflen wirt, dag um der bedütnuß willen der lyb Chriſti genen.
net wirt. Hie aber foricht er ouch : der Inb werde im brot geefien. So mirt
ie dag zeichen mit dem gezeichneten geefien. Heb an, vanft und päpftinn!
So ift es doch iez nit mee ein facrament. Zum vierten eflend die gottlofen
Hafen und empfahend den Inblichen lyb Chriſti. Warum werdend fy denn
nit heilig, als er erft gefagt bat: Was gottes wort faſſet, das ift alles
heilig? Nun frag ich jn, ob den Inchnam Ehrifti das wort bie falle? Wirt
ee on zwyfel bald: ja, ſprechen. Wurum macht es denn den Eggen und
Fabern nit heilig?
Zum ſibenten ſagt er alſo: Luther: „Im der kilchen iſt das evangelion,
die taufe, das ſacrament des altars (pfüdich! altar?), darin vergebung bee
1) pfui. 2) Randgloſſe.
a) An Luthers Buch G. Tafel 1 und 2.
218 Uber Luthers befenntnus antwurt H. 3.
fünden angeboten, geholet und empfangen wirt sc.“ Des cvangelions balb
- find wie eins, daß im felben vergeben der fünden verheiffen ift und dem, .
der im aloubt und vertruwt, gaeben wirt. Aber, glopbt Luther, dap im
touf oder im ſacrament des altars hergebung der fünd ageben werde , fo
frag ich in: ob die vergebung der fünd ouch dem gacben werde im facra-
ment des altars, der nit gloube? Soricht er: ja; fo if das wort Eprifti:
Mer in mich vertruwt, der bat ewigs leben, und: Welcher gloubt, der
wirt bebalten, und: Welcher nit aloubt , der wirt verdammt, usgelert und
ytel worden; fo onch denen , die nit gloubend , vergeben der fünd wirt an-
boten und darggeben. Epricht er: nein, es werde Die fünd durch das fa .
crament dem unglöubigen nit verzigen; funder cr efle im ſelbs ein urteil
und den tob dran; fo frag ich in: ob der gottlos den Indynam nüts def
weniger eſſe? Er müß: ja, fagen; dann er hats vor verfchnellt. So
folgt ouch, daß in difem facrament nit nachlaflen der fünd empfangen mirt.
Denn ſo der gloub da ſyn muß, ee nachlaflung der fünd folgt; fo iſts ie
noch finf: daß im glouben die nachlaffung der fünd gegeben und empfangen
wirt. Und fallt bie Luthers und aller ſiner rotteren meinung ze boden, mie
girſtin bror! in der milch. Hie möcht ieman fagen , feomme fürften: ch
mwont, du wöllteſt Luthern fründlich halten; fo züchſt sm die bürſt us, daß
der ſpeck nacher? trüft. Antwurt: Mein, das ift die warheit gfücht und
barfür bracht. Hat ſich Luther darwider verhoumen ; fo kenne das, fo bat
ee kein fchand ; fur mag er fidh vor fchand nit erretten. Dann ie, bringt
diß ſaerament altein dem glöubigen nachlaſſen der ſünd, fo ift das verinben
allein bym glöubigen. Denn allein der gloub weißts; und mag diß ſacra⸗
ment daran nüzfd , verftand, Inblich geeflen. Aber es ift luft.
Zum achten fpricht Luther alfo vom fegfür: „Ich weiß aber funft wol
ein fegfür. Aber davon ift nichts in der gmein von zu leeren , noch da⸗
wider mit ftiften oder vigilien zü handlen sc.“ Hec ille. Hie wöllt id)
aren vom Luthern bfcheid hören, warum von finem fegfür in der gemeind
nit fye ze leeren? Weißt er neißwas , fo thuͤje, als doch die alleruntrü⸗
weten fchifflür thuͤnd, die, fo fy ze land kommend, warnend die von land
farenden , daß ſy ſich goumen ſoͤllind, ats Zullius fagt. A, lieber, zeige
ung die Seyllam! Thür ers nit, fo will ich nit allein ſagen, daß er thuͤie
wie die böfen Enaben , dic jren gfellen von vogelneftren fagend, da fü aber
Beine wüſſend, nun daß fy us den afellen je bewüßte neftee bringind; fun
der ich will fagen, es möge gottes geiſt nit erlyden, daß einer fohaden ſines
nächften fehe, und nit warne. Und weißt der prophet, daß das ſchwert
kummt, und nit mwarnet; fo wirt das blut der umkommenden von finen
bänden erfücht. Aber alten ſchimpf bindan gefeht, fo möllend wir Luthers
fegfür mit einem wort löfchen ; ob es giych nobis, huß!? ob dem firft zemmen
sing. Joh. V, 24: Ich fag uch amen , amen, daß, welcher min mwott
hört, und verteumt uf den, der mich gefendt hat, der bat ewige leben, und
kummt in kein urteil, ftraf noch gericht (indicium, DDVD bebraico idıo-
tismo) ; funder er iſt ſchon vom tod ins leben gangen. Gloubt Luther dem
wort nit, fo lüne, was er für ein gtouben had. Dann ich weiß, daß unfı
die gloubend, Chriſtus in der legten Mund im leben, das ift, frifch, heil
1) Gerſtenhrod. 3) Gwalters hat „nachhin.* 3) Vermuthlich Ausbrud des Grauſens.
-
Uiber Luthers befenntnuß antwurt 9. 2. 223
verſtanden, glycherwys ale wir lecrend. Als iez in kurzen tagen ein undul⸗
diger Fob das fammelbuüchtin Paſcafii, das gänztith mit: ung iſt, mit finen
annotationen, i. e., zuͤhinzeichnen, bfublet hat; und veritat der gut mann
nit, wag der alten bruch ift; funder, wo er ficht, daß der fromm Pafcafius
vom Inblichen eflen redt, daß ee nun das fichtbar nachtmal und facrament
verftat ; und aber darnach vom rechten geitttichen eſſen harwidrum alſo vedt,
dab man wol ficht, daß ers nun für ein zeichen ghebt hat; fo ift diſer
höflich kanzler bie, und zeichnet Hinzu: Caute legas, man fälle es gwar⸗
ſamlich leſen. Darzuͤ ſehend fy nit uf die zyt; dann by den al’en bat man
oft geredt: Wir efiend den waren lyb Ehrifti, fir: wie eflend das facra-
ment des waren lychnams; darum daß die Marcioniten jm einen geiftlichen,
nit warbaften Iyb zugabend. Dannenhar ſy ouch Porphyrius alenfänzifch
derſpottet: die chriften freffind jren gott; das doch der alten meinung nit
was. Es fat by uns alle änliche des oſterlamms mit art und .worten.
Darum wellind um gottes willen nüzid für übel ufnemen. Der beware
üh fammt üwren gebieten ! . Almen. Ä
GSgeben ze Zürich zu end Auaufi im MDXXVII. jar.
224
Liturgitches.
Als Zwingli ſchon über vier Jahre die Predigt zur evangeliſchen
Einfachheit zurücdgeführt, und feine Gemeinde zu vollftändiger Ver⸗
beflerung der Kirchengebräuche vorbereitet hatte, ließ ex im Sommer
des Jahres 1523 durch Leo Jud fatt der bisherigen Iatinifchen eine
deutfche Taufformel entwerfen, in welcher fihon einige Verbeiferungen
duch Weglaſſung von unevangelifhen Ausdrüden und Ceremonien
vorgenommen wurden. Nach diefer neuen Taufformel ward am 10..
Augufi 1523 zum erfien Mal in der Großmünfterfirche getauft.
Sowohl aus dem Grunde, weil Zwingli diefe Formel genehm hielt,
ald aus demjenigen, dag Zwinglis fortfchreitende Reformation in der
Liturgie jichtbarer werde, iſt hier Leo Jud's liturgiſche kleine Schrift
voran zu fielen.
Ein Kurze und gemeine form
für die fchmachglöubigen , finder zu toufen ;
ouch andere ermanungen zu gott, fo da gemeinlich geſchehend in der
chriſtenlichen verſammlung.
Gedruckt zuͤ Zürich durch Chriſtophorum Froſchouer.
Allen frommen dieneren Chriſti embüt ich Leo Jud gnad und frid
in Chriſto.
Flyſſen ſollend ſich alle glöubigen Chriſti des einigen und ewigen wort
gottes, weliches unſer liecht und fackel iſt, das uns in allem irrſal und fir
ſterniß vorlüchte. Welcher diſem folgt, der wandlet nit in der finſterniß/
ſunder hat das liecht des lebens. Diß hab ich wellen allen frommen zuͤ ei⸗
ner warnung ſchryben; dann vil find fo blöd oder torecht, daß fü ‚etliche
ding, fo man den blöden und ſchwachglöubigen nachlaßt ein zyt lang als
den jungen kinderen milchſpys, bis daß ſy erſtarkend und in Chriſto erwach⸗
ſend, für vollkommen und ganz gut annemend, ja handhabend und beſchirmend;
us welichem kummt, daß die irrenden nit uf den rechten weg, die ſchwa⸗
chen niemermee zuͤ vollkummenheit kommend, ſunder ie länger ie meer
ſchwach und unvollkommen werdend. Alſo (wo ich es nit mit diſer vorred
fürkäme) wurd es mit diſem buͤchlin ergon, das ich den dieneren unſerer
chriſtenlichen verſammlung zu fant Petern gemacht hab, und das der mei⸗
nung. Ich hab gefehen, daß vil find in unferer kilchhöre, die dem wort
Chriſti anhangend ; doch find ſy fo ſchwach, daß ſy die lang ungeteunfne
gewonheit und ircfal, fo man vor dem touf bishar gebrucht, ouch anders
Liturgiſches. 225
nit fo hylende und ſchnell ganz laſſen könnend noch wöllend, und wo man fü
da übernlen wollt, daß nit Meine veriehung , ouch ufeür zů beforgen wäre.
Es gſchicht difen wie denen, die in einem finfteren kerker lange zyt gelegen
find ; fo die harus genommen werdend , mögend fy den glaft? der ſonnen und
des tages mit eelyden ; deßhalb man fy nit ylends an das liecht funder an.
tin dunkel ort: thuͤt, nit daß ſy allweg in der dünkle? ſyn und blyben fül«
lind, funder fo lang bis fy den glaft erigden mögend. Ein trank, der in einer
longwirigen krankheit glegen ift, und mag die ſpys und trank nit fchmeden
noch dulden, fo der widerkeert, gibt man im nit glych bald ſtarke oder vil
fpys; dann das wär im ein groffer ſchad, daß der mag, der iez lang der ſpys
entmonet hat, mit der ſpys überylet wurde 5; er gat ouch nit glych am den
luft, funder entbaltet fich etwo lang, ee er us dem hus gang, bie daß er
wol erftarket. Die hab ich ermeſſen, diß Hat mich ouch geurſachet für ſoöli⸗
che ſchwachen diß zuͤ machen ; nit daß min meinung wäre, daß fi fötiche
für und für bruchind und hieltind, funder daß ich fy nit ylend von allen
dingen abſtieſſe und verwildete. Und hat all min meinung ; ernft und Auf
dohin fich sogen, daß ich die eer gottes fürderen und vil in Chriſto erbu⸗
wen wollt. Diſer miner meinung züg ift min here Cheiftus Jeſus, dem
alle herzen offenbar find; hab ich hierin etwas gefündet, wölle ee mir «8
derzyhen. Daß aber vil priefter , die fötich büchlin gefehen hand, in jren
pfarren ſoͤlichs ouch begerend zu bruchen , deßhalb fy den druder gebeten
babend dag zu drucken, kann ich nüt für, iſt mir ouch nit lieb; vil mee
wollte ich, daß die ding kommlich hinweg gethon wurdind, mo es fun möcht,‘
und in der chriftentichen verfammlung der touf und andere ding nach der
ynſazung und wort gottes gehandlet wurdind ; wiewol in diſem büchlin nüt
oder wenig funden wirt, das dem mort und geift gottes nit glychfoͤrmig
fü. Hierum ik min ernftliche bitt an alle frommen chriften und Diener gottes,
dab ſy fich allein des Iuteren-wort gottes in difem und andrem halten wöllind,
damit. wie by dem rechten licht und meg biybind; wo man aber für die
ſchwachen (ufrür und unruͤw zuͤ vermyden) diſes und anders, ſo von men⸗
ſchen gemachet iſt, bruchen muͤß, da bruche mans ein zyt lang und als
ein ſpyys der kranken und blöden; man vermane aber allweg die ſchwachen,
domit dag ſy nit in diſem verbarrind, funder für und für zu vollkummen⸗
heit erwachfind und das war liecht des worts gottes lernind ergrufen, und
alsdann fo verbrenn und zerryß man diſes und anders, das nit in dem
wort gottes gegründet it; mo man aber mag , da bruche man bdifes buͤch⸗
line gar mit, und binbe by der form, die Chriſtus zu toufen ggeben bat,
do er ſprach: Toufend ſy in dem namen des vaters, des fung und des hei⸗
ligen geiſtes. Hie bitt. ich gott, daß er uns allen füliche gemüt verlyhe,
daß wir alle ding nach finem. wort thügind und verhandlind, damit fin eer
geofinet, fin gloub gemeeret , fin nam geeret, der ftark behalten? , der blöd
gevolltummnet und befeftiget , hriftenliche liebe und brüderliche trüw ge⸗
anzet werde und zuͤneme. Frid und gnad wünfch ich allen frommen
von gott, unferem vater, ducch Jeſum Chriſtum, unferen einigen celöfer
und mittlere! Amen.
1) Slam. 2) Dunfelgeit. ?) erhalten.
Zwinglis ſammtl. Schriften IL Bds. 2. ‚More. 15
‘
226 | Liturgiſches. |
Toufbuͤchli.
So einer ein kind toufen will, fo blaſe er jm in das angeſicht, und
— Far us, du unreiner geiſt, und gib ſtatt dem tröfter, dem heiligen
geift.
Darnach bezeichne er. das Eind an finer ftirnen und bruft. und ſoreche:
Nimm das zeichen des helgen krüzes an din ftien und beruft, empfach den
glouben der bimmelfchen underwufungen , und bab föliche ſitten, daß du
ein tempel und unmwonung gottes fun mögift.
Laflend uns beten:
O allmächtiger gott, vater unfers herren Jeſu Chriſti! du wölleſt ſe⸗
hen uf diſen (oder diſe) N., dinen diener, den du zü des gloubens underrich
beruͤft haſt; tryb alle blindheit ſines herzens von jm; zerryß alle ſtrick dei
tüfels, mit denen er gebunden iſt. O herr, thuͤ jm uf die thür diner guͤte,
uf daß er, mit dem zeichen diner wysheit bezeichnet, des geſtanks aller böſen
glüften fry füge, und nach dem füflen geruch Diner geboten dir in der
dhriftenheit frötich diene, und von tag zu tag züneme, damit er geſchicht
werde ze kommen zu der gnad dines toufs arany zu empfahen durch Jeſum
Ehriftum , unferen bereen! Amen.
Darnad) geb der vpriefter dem Lind falz in’n mund und fpreche: Nimm
das falz der wysheit, daß dir Chriſtus ſyge ein fürdernuß zu dem ewigen
Icben. Der frid ſoge mit dir und mit dinem geiſt!
Laſſend uns beten:
Allmächtiger, eiviger gott! der du haft durch die ſündflut nach dinem ſtren⸗
gen urteil die unglöubige welt verdammt, und den glöubigen Noe ſelkacht
nach diner groſſen erbärmd behalten, und den verſtockten Pharao mit allen
ſinen im roten meer ertränkt, und din volk Iſrael truckens fuͤſſes hindurch ge
fuͤrt Haft, in welchem diſes bad des toufs bezeichnet iſt geweſen. Wir bit
tend dich durch din qrundlofe barmherzigkeit, du wölleft gnädiglichen anfe
hen difen dinen diener N. , und jm das liecht des gloubens in ſin herz gebin,
dag durch diſe heilfame fündflut an im ertrinke und und.raang aller, mes
im von Adam aaerborn ift, damit er us der zal der ungtdubigen und fins
deren des zorns von dir, o bimmelfcher ‚vater ! gnädiglich zu einem kind an
genommen werd, dinem fun durch das krüz und täglich Inden yngelybi
und mit jm vergraben, in ynbrünſtiger liebe, ſtyfer hoffnung und warem
glouben den tod unerſchrockenlichen überwinden und zuͤ ewigem leben kum⸗
men möge durch benfelben unfern bereen Jeſum Chriſtum, dinen fun:
(men.
Und darum, du termaledpter tüfel! erfenn din urteil, und laß. die et
dem lebendigen gott laß die cer finem fun Jeſu Chriſto und dem heiligen
geift, und wych von difem N. , den gott und unfer here Jeſus Chriſtus zü
ſiner gnad und glouben und zu dem brunnen des toufs berüfet hat; und
diß zeichen, das wir an fin ftienen thuͤnd, follft du niemermeer gedören it:
ftören , durch unferen berren Jeſum Ehriftum ! Amen.
Der here fye mit üch!
Antwurt: Und mit dinem acift!
Die ift das evangelion | das Marcus beſchrybt. Eer ſyge dem herren
gott! Es begab ſich uf ein zyt, daß ſy kindlin zů dem herren Jeſu brad-
Liturgiſches. 227
tend, daß er ſine band uf fo legte. Aber die jünger befchafktend die, die ſy
zühln brachtend. Do das Jeſus fahe, do verdroß es in, und ſprach zuͤ
jnen: Laſſend, Die kindlin zu mir kummen, und weerend jnen nit; dann
jren ift das ech der himmlen. Ich fag üch warlich, welicher nit das rych
gottes nimmt wie ein kindli, dee wirt nit binyn fummen. Und ale er fy im
fine arme empfangen, hat er fine händ uf- fü gelegt, hat ſy benedyet und
laſſen gon.
Hienach ſpuw der vriefter uf den herd, Oder neme den ſpeuchel, beruͤr zuͤ
dem erſten das recht or, ſprech alſo: Hipatha, du ſollt ufgethon werden.
Darnach die naslöcher, und ſprech: In einem ſuͤſſen geruch. Darnach zuͤ
dem linggen or ſpreche er: Du aber, tüfel, wych und flüch! dann got⸗
tes euch, das kummt.
Darnach fprech der prieſter zu den gvateren, die anftatt des kindes ante
wurtend :
Widerfeift dus dem tüfel? Ya.
Und allen finen werken? Ga.
Und allen finen gezierden? Ya. |
Darnach frag er nach des kinds namen und foreche: Gloubft du in
gott, den allmächtigen vater , cin fchönfer des himmels und der erden ?
Eond fy fprechen: Ya, ich gloubse. Gloubſt du in Jeſum Chriftum, finen
einigen fur / unferen herren‘, daß er für din fünd gelitten, geftorben und
vom tod widerum erfianden (ug? Fa, ich gloub cs. Gloubdſt du in den
beiligen geift, ein heilige allgemeine chriftenliche kilch, gemeinfante der heili⸗
gen, verzyhung ber ſünd, uferſtandnuß des fleiſches, und nach dem tod ein
ewigs leben? Ja.
Darnach treit man das kind in die kilch, und ſpricht der prieſter: Der
herr behuͤt din yngang und usgang von nun An in ewigkeit. Darnach falbe
er das kind mit dem öl uf der bruſt und zwüſchend den ſchulteren, und
freche: Ich ſalb dich mit dem heilſamen Öl in Chriſto Jeſu, unſerem
herren. Und frag: Willt du getouft ſyn? Antwurtend ſy: Ja. So nä⸗
mend das kind.
Denn ſo nem der priefter das kind und tunke es in das waſſer, ſore⸗
chende: N. Ich touf dich in dem namen des vaters, des ſuns und des hei⸗
ligen geiſtes.
Darnach nem der prieſter chriſam, und mach dem kind damit ein krüz
an die ſcheitel, und ſpreche: Der allmächtig gott und vater unſers herren
Jeſu Chriſti, der dich von oben herab von nüwem anderſt geboren hat durch
das waſſer und heiligen geiſt, und der dir alle ſünd vergeben hat, der ſalb
mit dem heilſamen ÖL zuͤ ewigem leben! Amen.
So er im das hemdlin anlegt, ſpricht er: Nimm hin das wyß und
anbefedt Heid, das du om flecken bringen ſollt für den richterſtuͤl Chriſti!
men.
Ein ermanung ri dem volk, ſo eins geſtorben iſt.
Ir andachtigen! diewyl wir hüt zuͤ eeren und lob gottes chriſtenlichen
berſammlet find, ſoͤllend je wüſſen, daß unſer lieber mitbruͤder N. von goit,
unſerem himmelſchen vater, us dem elend diſes lebens und kerker des Inbs
228 Liturgiſches.
zu ewiger ruͤw und ſeligkeit durch den tod bderuͤft iſt. Deßtzalb wir mit tru
rig fon ſoöllend als die heiden, Die der künftigen ſeligkeit kein hoffnung
babend ; funder ſoͤllend ung frömwen. mit unferem: lieben fründ und mitbris
der, dei Inb wir zu der erden beitattet habend , deß feel Cats wir gtoubend
und verhoffend) im friden und chriftenlichem alouben zu gott, der fü beichaf:
fen hat, widerkeert ik; zu welcher ruͤw und feligleit wir: onch gemütlich
verhoffend zu kugımen. Und darum helfend mir gott ernftlich amehfen und
Bitten, daß er und (die noch im leben find) verlyhe in finem wort un
glouben zu verbarren, uf daß wir durch die truͤbſal difes jamertals unacied
kummind a dem verfprochnen vaterland und immerwärenden ruw. Amen,
Ä Ein gemein geber am funntag.
Wir ſollend anfänglich bitten, daß gott, unſer himmelſcher vater, cin
anddig ufſehen habe uf fin heilige chriſtene kilch und verſammlung alle
alöubigen , die zu befchügen und zu befchirmen von allem unglouben und
irrſal, und fü befefte und volllummen ‚mache in finent beiligert wort, in rech⸗
tem glouben , in fiufer hoffnung und unbrünftiger cheiftenlicher liebe. Wir
föllend ouch gott, unferen himmelfchen vater, drungenlichen U Hätten , daß er
alle verfünder fines woris, alle hirten und ‚wächter finer' cheiftenlichen ft
linen durch finen heiligen geift erlüchten und in finem wort flärfen well
daß fy wader und umfichtig , ouch getrüw ſygend, damit der hoͤlliſch weit
die herd Ehrifti nit überfall , verleße und zerftröm.
Ernftlich föllend wir ouch bitten für alle weltliche oberkeit, denen von
gott das ſchwert die gerechtigkeit. zu befchirmen , die lafter zu ſtrafen m
die hand gaeben iſt, damit wir mit inen in ftiller ruͤw under einandren
leben mögind; infunders für unfere gnädigen berren, ein burgermeiſter,
eınen eerfamen wyſen rat difer ſtatt Zürich , und ein aanze gemeind, es fx
in der ftatt oder uf dem land; ouch für ein gemeine eidgnoßſchaft, das fh
alle alſo vegierind , dag witwen und waiſen beſchirmt, land und lüt be
fchügt , ein gmeiner feid und nuß gefürderet und gehandbebt werde , dab ii
ouch alfe jre ratfchläg und geſatz ordnind und richtind nach den wolgefäalli⸗
gen willen gottes.
Für alle, die in kummer, truͤbſal oder nöten find, daß ſy gert kt
und ftärke in finem heiligen wort und verharrender geduld. |
Für alle ſchwangeren frowen, daß jnen gott verinch cin fröliche geburh
der frucht einen waren glouben und chriftenlichen touf.
Für die frücht der erden, daß uns gott die welle behüten und erfchögen’
zu unſerer notdurft.
Die feelen unferer forderen und aller abgeftorbnen, die im waren glou
ben und erkanntnuß Chriſti verſcheiden, ſind nit tod, ſunder ſy ſchlafend und
ruͤwend in Ehrifto, dem herren. Dig rede ich ung allen zu troft und erme
nung ı daß wir, die noch im leben find, als jre mitglider ernſt und Muh
ankeerind gott zu bitten , daß wir ouch in chriftenlichem alouben von binnen
ſcheiden mögind zu der ruͤw der ſeligen, und fo die ſtund des todes fummtı
wir ‚dann -unferem gefpons? und gmahel Chriſto frötih und mit brünnendem
liecht eines waren gloubens entgegen gangind, yngefuͤrt von jm in das ru
dat uns von unferem himmelichen vater bereit't ift. Amen.
ı) dringend. 2) erfchießen, gedeihen laſſen. Bräutigam.
y BEER‘
Liturgiſches 229
Die offen ſchulb.
Wir föllend ouch alle demütiglich niderfallen vor gott, unferem bimmel-
ſchen vater, und ug grund unfers-herzen ſprechen: O vater! ich hab gſündet
in den himmel und wider dich, und bin nit würdig din fun anämt werden ;
bis gnädig mid armen fünder !
Ein ſegen über die, fo ſich eelich verpflichtend.
O allmächtiger gott! der du in anfang diner werfen einen mann von
der erden gefchaffen , und us dem ripp finer ſyten ein wyb gftaltet, die du
jm zu hilf zuͤggeben haſt, daß ſy zwey ein fleifch unzertrennlich einander lie⸗
ben und anhangen ſolltind; in welchem du ungezwyflet zu verſton haft wel '
Im geben, daß der mann nit allein funder by dem wyb ale by einem be-
hilf und troft wonen foll; uf daß er alle befchwerd und arbeit difes ante
defter bas und ringer tragen, ouch mittel und arzny der blödigkeit und
unruͤw ſines deifches finden möge.
D here! der du durch din ewig wort zu inen gefprochen haft: Wach»
md und fruchtbarend üch, und füllend das erdrych; in mwelichem du dem.
mnfchlichen gefchlecht ein form und usgedruct bild des eelichen- lebens- yn⸗
eursiet haft, deß fi von anfang Adam, Abraham, Iſaac und Jacob,
tue heiligen väter, dine geliebten fründ , gehalten, in dem unufiöslichen band
we erlichen prlicht gelebt hand. O here! der durch dinen geift in beeden
flamenıen die heilige und unbefedte ec fo hoch pryſeſt; dargegen die un
ine unküſchheit fo ernftlich verwirfeft und ftrafeft, daß wir nit zwuflen
aögend, din ordnung und fagung dines worte gfalle die wol.
D here! der du durch ſoͤlich band der ec uns ein übertreffenlich und
af heimlich band diner unusfprechlichen und väterlichen Liebe haft wöllen
neigen, fo das in eelicher pflicht warer trüwe und glouben unfere feelen
ie als einem waren geſpons und gmahel.haft wöllen vermächten , als din
uerwaͤlter apoſtel Paulus uns bericht. Wir bittend dich von herzen, daß
a diſe zwey menſchen, bie fich in diner forcht und glouben dines ewigen
vorts erlichen verknüpfet und verbunden hand, gnaͤdiglich anfehen wölliſt;
ann du in allen dingen der anfang, das mittel und das end fun follt.
berlych inen din gnad, daß us fölichem fomen , den du in jre herzen ges
Manzet haft, ein heilige und dir wolgefällige frucht erwachſe. Verbind ſy
n einteächtigfeit und unzertrennter liche , damit din band, das du zuͤſammen
heftet haft, nieman uflöfe noch zerftöre. Gib jnen dinen fegen, den du
nen geliebten fründen Abraham , Iſaac und Jacob ggeben haft. Verkeer
men das ungſchmack waſſer aller teübfalen in den füflen wun dines gnad»
ren teoftes , daß ſy in warem glouben und unuflöglicher Liebe allen kum⸗
mer und eeliche befchwerd gedutdiglich tragen, und die alfo fürbin ſeliglich
tben mögind bis an den tag, fo du fü, warer und ewiger brütgam, in din
chlaftammer und heimlichkeiten ynfüreft! Amen.
224
Liturgitches.
Als Zwingli ſchon uͤber vier Jahre die Predigt zur evangeliſchen
Einfachheit zuruͤckgefuͤhrt, und ſeine Gemeinde zu vollſtaͤndiger Ver⸗
beſſerung der Kirchengebraͤuche vorbereitet hatte, ließ er im Sommer
des Jahres 1523 durch Leo Jud ſtatt der bisherigen latiniſchen eine
deutſche Tauftormel entwerfen, in welcher fihon einige Verbeiferungen
duch Weglaſſung von unevangelifchen Ausdrüden und Geremonien
vorgenommen wurden. Nach diefer neuen Taufformel ward am 10...
Auguſt 1523 zum erftien Mal in der Großmünfterficche getauft.
Sowohl aus dem Grunde , weil Zwingli dieſe Formel genehm hielt,
ald aus demjenigen, daß Zwinglis fortichreitende Reformation in der
Liturgie jichtbarer werde, iſt bier Leo Jud's Titurgifche Feine Schrift
voran zu fielen. Ä
Ein Kurze und gemeine form
für die ſchwachgloͤubigen, finder zu toufen ;
ouch andere ermanungen zu gott, fo da gemeinlich geſchehend in der
chriſtenlichen verſammlung.
Gedruckt zu Zürich durch Chriſtophorum Froſchouer.
Allen frommen dieneren Chriſti embüt ich Leo Jud gnad und frid
in Chriſto.
Flyſſen ſollend ſich alle glöubigen Chriſti des einigen und ewigen wort
gottes, weliches unſer liecht und fackel iſt, das uns in allem irrſal und ſin⸗
ſterniß vorlüchte. Welcher diſem folgt, der wandlet nit in der finfterniß »
funder hat das liecht des lebens. Diß hab ich wellen allen frommen zu ei»
ner warnung fchruben ; dann vil find fo blöd oder torecht, daß fy ‚etliche
ding, ſo man den blöden und fchwachglöubigen nadylaßt ein zyt lang als
den jungen finderen milchfpys, bis daß fy erſtarkend und in Chriſto erwach⸗
fend, für vollfommen und ganz gut annemend, ja handhabend und beſchirmend;
us welichem kummt, daß die irrenden nit uf den rechten weg, die ſchwa⸗
chen niemermee zuͤ volltummenheit kommend, funder ie länger ie meer
ſchwach und unvolllommen werdend. Alſo (mo ich es nit mit difer vorred
fürfäme) wurd es mit difem büchlin ergon , das ich den dieneren unferer
heiftenlichen verfammlung zu fant Petern gemacht hab, und das der mei-
ıng. Ich bab gefchen, daß vil find in unferer kilchhöre, die dem wort
zriſti anhangend ; doch find fu fo ſchwach, daß fü die lang yngetrunkne
wonheit und irefal, fo man vor dem touf bishar gebrucht, ouch anders
Likurgiſches. 231
Der diener:
Es begab ſich uf ein mt, dag ſy die kindlin zu dem herren Jeſu bradh-
tend , daß er fine bänd uf fü legte. Aber die iünger befchalttend die, dic ſy
sihin brachtend. Do das Jeſus ſach; do ward er erzürnt;, und fprach zu
jnen: Laflend die kindli zu mir kummen, und meerend nen nit; dann jro
it das rych gottes. Warlich faq ich üdh, welcher das euch gottes nit nimmt
wie ein kind, der wirt nit daryn kummen. Und als er ſy in die arm em⸗
pfangen , und die händ uf fu gelegt, hat er güts über ſy geſprochen und
laſſen gon. Gott ſye lob! Der welle ung durch finen fun alle unfere find
verzyhen:
Darnach nimmt der diener das kind und ſpricht:
Wellend jr, daß das kind getouft werd?
Antwurtend die göttinen: Ja.
Epricht der diener: Nennend das find.
Eprechend die göttinen: MN.
Spricht der Diener: R. Ich touf dich in den namen des vaters und
des fung und des heiligen geiftes.
| Zuͤ dem wöſterhemd:
Gott verlych dir, daß wie du iez mit dem wyſſen kleid Inblich angezo⸗
gem wirft, alfo am yüngften tag mit reiner unvermasgeter confcienz vor jm
erfchunift! Amen.
Der herr ſye mit üh! Gond hin im friden!
232 Liturgiſches.
Noch im Jahr 1524 wuͤnſchte Zwingli mit den beiden andern
Pfarren , Leo Jud und Engelhard, die Reformation der Bottei-
verehrung mit ber evangelifchen Abendmahlsfeger vollenden zu können,
und fie kamen mit der Bitte bey dem Rathe ein, folche mit dem
Weihnachtsfeſte beginnen zu können. Der Rath .aber fand noch zu
viel Bedenken , diefen enticheidenden folgenreichen Schritt fchon zu
geftatten. Hierauf hatte Zwingli in feinem Commentar vom wahren
und faifchen Glauben, der im März 1525 erfchien, feine Lehre vom
Abendmahl umftändfich erflärt und bewiefen.
Dinftags nach dem Palmtag erneuerten die drey Pfarrer fammt
Broßmann (Megander), Prädifant am Spital, und Myte
nius, Schulmeiſter an der Frauenmünfter- Schule, diefe Bitte.
Der Stadtſchreiber, Joachim am Grüt, widerfegte fich diefem
Degehren ; er beftritt Jwinglis Erklärung der Finfegungsworte , "und
Zwingli vertheidigte fie ‚gegen ihn vor Rath. Diefe Sache ward
nun vom Rath an eine and jenen Bittitelfern und vier Rathsgliedern
sufammengefegte Commiſſion gewieſen, welche noch am Nachmittage
dieſes Tages beſchloß: den Antrag ſchon am folgenden Tage vor Klei⸗
nen und Brofen Rath zur Entfiheidung zu bringen. Auch bier be
ſtritt am Grüt Zwinglid Lehre. Nachdem ihm Zwingli noch eiumahl
geantwortet hatte, entfchied dev Rath: Die Meſſe fol vom heutigen
Tage au aufhoͤren, und Morgens, am Hohen Donnerſtage, das Abend-
mahl nach Chriſti Einfegung gehalten werden. Zwingli, an dem Er
folg nicht mehr zmweifelnd , Hatte die neue Abendmahls⸗Liturgie ſchon
am 6, April im Drud erfcheinen laſſen. — Die zwey befannten Yut
gaben bderfelben find nur in der Orthographie verfchieden. (Uſt. Nro. 42.)
Ein Abdeud davon findet fich auch in den Miscellaneis Tigurinis
II, 139 —150.
Zur Vervollſtaͤndigung der von Zwingli abgefaßten Jorm zur
Nachtmahlshandlung Fügen wir die am Schluffe feiner „Expo-
sitio Adei* befindliche Form nad Leo Jude meif genauer Lebe:
fegung ben, die aber auch einige Zufäge hat; und wo in der fatini
ſchen Urfcheift fich noch etwas findet, das nicht ganz beftimmt in jener
wieder gegeben iſt, werden die eigentlichen Worte derfelben angeführt.
In der Abtheilung ber latiniſch gefchriebenen Werle Zwinglis folat
die Urſchrift dann vollſtaͤndig. |
- Liturgiſches. | 233
Action oder brud des nachtmals, gedächtnuſs
\ - oder dankfagung Ehrifti,
J wie fy uf oſteren zu Zürich angehebt wirt
im jar, als man galt MDXXV. |
Enriftus Matth. XL, 28:
Kummend zü mir alle, die arbeitend und beladen find,
und ich will' üch ruͤw geben.
Allen chrifiglöubigen entbütend wir, die zü Zürich das wort gottes zuͤ⸗
dienend, und hirten anad und frid von gott.
Nach langem irrfal und finfternuß fröuwend wir ung, allerliebſten bruͤ⸗
der, des rechten wege und licchts, Das uns gott, unfer himmelifcher vater,
durch fin gnad eroffnet hat. Welches ouch von uns fo vil höher geachtet,
mit (6 vil gröfferen begirden angenommen und umfangen! wirt, fo bil
und? der irrſal fchädlicher und gefarlicher afun if. Wiewol aber fih un-
zallich vil irrſals bishar mit fchaden des gloubens und tiebe zügetragen bat;
iR doch, als uns bedunkt, nit dee mindft in mißbruch difes nachtmals be»
ſchehen. Welches wir nach langer gefängnuß , glych als die kinder Iſraels
zu den guten Ezechid und Yofiä, der küngen, das ofterlamm, durch bilf
gottes, als wir hoffend , wider erobret und in finen rechten bruch gefcht ha⸗
bend;; und diß fo vil Las nachtmal in jm felbs betrifft. Dann der mitloufen-
den ceremonien halb möchtind wir villycht etlichen ze vil, etlichen ze Lügel ? ge»
tbon haben geachtet werden, In diſem aber habe ein iedliche fildy je meinung;
dann wir deßhalb mit nieman zanten wöllend. Dann was fchaden und
abfürungen von gett us vile der-ceremonien bishar erwachfen ſygind, wüſ⸗
find alle alöubigen one zwyfel wol. Deßhalb uns bedücht hat, unferem
dolk im bruch diſes nachtmals (weliches dann ouch ein ceremont, doch von
Chriſto yngeſetzt, if), fo wenig wir immer möchtind, ceremonien und kilchen⸗
gevräng fürzeſchryben; damit nit dem alten irrfal mit der zyt wider ftatt
ggeben wurde. Doch damit die fach nit gar dürr und rouw bverhandlet,
and der menfchlichen Klödigfeit ouch etwas züggeben wurde; habend wir
(wie fü hie beſtimmt) föliche ceremonien, zuͤ der fach dienende, verordnet,
die wir zuͤ geiftlicher des tods Chrifti gedächtnuß, zu merrung des glou⸗
bens und brübderticher trüw, gu beflerung des lebens und verhütung der
laſtren des menfchen herz etlicher maß ze reizen fürderlich und gefchicht fon
gemeint babend. In dem wie aber andeer Eichen mee ceremonien (als vil⸗
Incht jnen füglich und zü andacht fürderlich) , als da find gefang und an-
dere, gar nit verworfen haben mwellend ; dann wir hoffend , alle wächter
am allen orten fugind dem herren ze buwen und bil volks ze gewünnen all»
i) zu Herzen genommen. ®) als. 3) zu wenig.
-
—
⸗
234 Liturgiſches.
weg gefliſſen. Wir hand ouch (diewyl diſer gedächtnuß des lydens Chriſti
und dankſagung ſines tods ein gemeinſame der chriſten und unfchuldig
fromm leben nachfolgen ſoll) von diſem nachtmal us göttlichem angeben in
willen, alle die, fo den Inb Chriſti mit unlydlichen mofen und macklen
verunreinend, uszefchlieffen. In was gaftalt aber fölichs geſchehen werde
(diewpt die zut uns iez ze kurz worden ift), wirt hernach in einem funderen
buͤchlin je verfton geben werden. Die gnad Chriſti fye mit üch allen!
Ein vorred.
Sytmal ein lange zut bar us gottes wort ſtark und Mar gnüg berfür
bracht , daß das nachtmal Chriſti treffintich mißbrucht ift; fo wirt not fon,
Daß alles, fo dem göttlichen wort ungigchförmig , dannen getban werde.
Und fo dife widergebächtnuß ein dankſagung und froloden ift dem allmäch⸗
tigen gott um die gütthät , die er uns durdy finen fun bewifen bat; und,
welcher in diſem feft, mal oder dankſagung erſchynt, ſich besügt, daß er
deren ſye, die da gloubind, daß fu mit dem tod und bluͤt unſers herren
Jeſu Chriſti ertdst find; fo föllend fih uf den hoben donnflag das jüngfte
volk, das iez glöubig und in erfanntnuß gottes und fines worts kommen,
und dife dankfagung und nachtmal began will, in das gefleß ', fo zmüfchend
dem chor und dem durdhgang ift, fügen , die mannebild zu der. gerechten,
die wybsbild zu der Linken band , und die andren fich uf dem gewölb, vor-
tilchen? und an anderen orten enthalten. Und fo die predig befchscht, wirt
man ungebeblet brot und wyn ze vorderft im gefleß uf einem tiſch haben,
und demnach den vergeiff? und bandlung Ehrifti, wie er dife widergedächt⸗
nuß ungefcht hat, mit offenlichen verftändtichen tütfchen worten (wie hernach
fotgt) erzälen; und demnach durdy verordnete diener das brot in hölzenen
breiten fchüßlen barum teagen von einem fiß zu dem anderen, und da ci»
nen icden mit finer hand laſſen einen biß* oder mundvoll abbrechen und
effen ; ouch demnach mit dem wyn glycherwys harum gan; alfo daß fih
nieman ab finem ort müß bewegen. Und fo das befchehen ift, wirt man
mit offnen hellen morten gott lob» und dankfagen mit hoher verfkändlicher
ftimm; da foll dann die ganze menge und gemeind zu end des beſchluſſes
„Amen“ inrechen. Am karfrytag ſoöllend ſich Die, fo mittels alters find:
an das genannt ort des geflekes fügen, und die dankfagung alycherwns be»
ſchehen, doch wyb und .mann geteilt, wie obftat. Am oftertag derglychen
die allerättiften.. Die fchüßlen und becher find Hötzin, damit der pracht
nit wider kömme. Und dife ordnung werdend wir, fo feer. eg unferen kil⸗
chen nefallen wirt , vier mal im jar bruchen, zu ofteen, pfingſten, berbf:
wientiht. . |
1) Abtheilung der Gtühle im Schiff der Kirche. 2) Emporkirche. 2 Ynbegrif
6) Biſſen. u
Liturgiſches 235
Action oder bruch des nachtmals, gedaͤchtnuß oder dankſagung
Chriſti, wie ſy uf oſteren zu Zürich angehebt wirt
im jar MDXXV. i)
Dee wächter oder pfarrer keere ſich gegen dem volk, und mit luter derſtänd⸗
licher ſtimm bete er diß nachfolgend gebet:
O allmächtiger ewiger gott! den alle geſchöpfden billich eerend, anbetend
und lobend als jren werkmeiſter, ſchöpfer und vater, verlyh uns armen
ſünderen, daß wir din lob und dankſagung, die din eingeborner ſun, unſer
herr und erlöſer Jeſus Chriſtus, uns glöubigen zuͤ gedächtnuß ſines tods ze
thuͤn geheiſſen hat, mit rechter trüw und glouben vollbringind. Durch den⸗
ſelben unſeren herren Jeſum Chriſtum, dinen ſun, der mit dir lebt und
rychsnet in sinigkeit des heiligen geiſtes, gott in die ewigheit. Amen.
1) a) Hie nachher folget der bruch des nachtmals Chriſti, wie man jn in den chris
ſtenlichen flätten einer eidgnoffchaft haltet , fo vil das weſenlich ſtuck antrifft.
Bor allen dingen leert der diener mit trũwen us dem evangelio, was groffer trüw,
liebe und barmherzigfeit gott dem menfchlichen gefchlecht beiwifen , und wie ex es durch
den tod Jeſu Ehrifti, fines geliebten funs, von finden gereiniget und zu erben des ewi⸗
gen Iebens gemacht ; ouch wie er jn zu der fpys des lebens geordnet habe, wie man
warlich das fleifh und blüt des funs des menfchen zu ewigem Ichen eſſe und trinke,
wie da Fein üffere fichtbare fleiſchliche buchſpys ſye, wie die himmeliſch foys allein mit
dem glouben genußt werde ; item wie der here fin teftament und ordnung geftellt, fine
himmeliſchen güter ze empfahen, die widergedächtnuß fines bitteren tods ze begon, und
fines heiligen lybs und bluͤts faceament mit rechtem glouben, ungefärbter liche, groſſem
lob und Hohe: dankbarkeit, mit groſſem ernſt und vechter zucht ze uͤben und ze bruchen
gefeßt und befolen habe.
Demnach bekennt und vernicht menglid, fin fund, bittet gott um verzyhung, wie
nach der predig ze thin gewonlich iſt.
So flat dann vor in der kilchen an dem ort, do etwann die melfifchen altär ge:
flanden find , ein tifch mit einen lyninen reinen tuͤch bedeckt, und daruf das ungeheblet
brot und die becher,mit won. Do iſt gar nüt verachtlichs unrein und unbruchlich ;
aber alles one pracht und hochfart. Da iſt Fein ſyden, gold noch filber; doch alles
a) Expositio fidei: „Sequitur actio, qua Tiguri et Berne, Basilee reli.
quisque christianse civitatis urbibus, quantum ad substantiam pertinet, utimur.
Primo priedicatur satis longo sermone beneficium dei, quod nobis per Alium
saum impendit, et trabitur populus ad ejus rei cognitionem et gratiarum actio-
nem. Eo finito, ponitur menaa ante chorum, ut vocant, pro gradibus, ea
sternitur mantili, imponitur panis azymus, et vinum in crateras funditur. De-
inde prodit pastor cum duobus ministris, qui omnes convertuntur ad popu-
Ium, ita ut pastor sive episcopus in medio illorum stet non alia veste, quam
gun vulgo usitata est honestis viris et ministris eeclesie. Tunc sic orditur
Pastor alta voce, lingua vero non latina sed vulgari, quo omnes intelligant,
guod agitur.
In nomine patris et filii et spiritus sancti.
236 Liturgiſches.
Der diener oder leſer ſpreche mit luter ſtimm alſo: 1)
( Das alles mag der pfarrer allein thuͤn, wo ex nit gefchickte Diener bat. !)
Dat iez geieſen wirt, ſtat in der erſten epiſtel Pauli zun Cor. AL, 20 f.
So jr zuͤſammen kommend an eim ort, fo eſſend jr nit des herren
nachtmal; denn ein iedlicher nimmt vorhin fin eigen nachtmal, indem fo
man iffet, und einer ift bungerig , der ander trunken. Habend je nit büfer,
Barin je eſſen und trinken mögind ? oder verachtend jr die gemeind gottes ,
und dringend ze fhanden, die nüt babend ? Was foll ich üch fagen? Soll
ich üch oben? Hierin lob ich üdh nit... Dann, das ich von dem herren em⸗
pfangen und erlernet bab, deß hab ich such üch bericht : namlidy daß der
bere Jeſus an der nacht , ale cr verraten und in’n tod binggeben ward,
brot genommen. bat, und als er dank gefeit, hat ers gebrochen, und geredt:
Memend, efiend; das if min Inchnam , der für üch gebrochen wirt; das
thünd minen zů gedenten. Desglychen bat er ouch (als das nachtmal geſche⸗
hen was) das trank ‚genommen, dank geſeit, und inen ggeben , fprechende:
Trinkend us difem alle ; das trank, das nüw teftament, ift in minem bit.
So di und vil jr das thuͤnd, fo thuͤnde minen ze gedenken; dann fo oft
je Immer difes brot effen werdend , und von difem trank trinken, föllend jr
den tod des herren uskünden und hochpryſen. 2) Welicher nun diſes brot
iſſet, und von difem trank trinket, und aber fölichs unwürdig thüt, das ift, nit
wie ſich qebürt und wie man foll , der wirt fchuldia des lybs und bluͤts des
berren. Deßhalb foll der menfch vor und ce fich felbs erfaren, erinneren und be⸗
wären, und alsdann von difem brot effen und von difem trank teinfen. Dann,
welicher eflen und trinken wurde unwürdig, das ift, nit wie ſich gebürt und
wie man ſoll, der ißt und trinkt jm ſelbs ein urteil und verdammnuß, fo
er den lychnam des herren nit entſcheidet.
ſuber und rein. Um den tiſch harum ſtond die diener der kilchen, die die ſchũßlen, da⸗
rin das brot der dankſagung liit, und die becher herum der gmeind fürtragend. Die
gmeind knũwet allenthalb durch die kilch hinweg; doch die mann befonders und die
wyber befonders, ieber an finem ort, alſo daß er die action Hören und fehen mag.
Denn fiellet fich der pfarrer mit ziveyen diaconis hinder den tifch gegen der gmeind.
Da fat jm ein diacon an der rechten, der ander an der linken (oten. Der pfarrer hebt
an mit luter verfkändlicher ſtimm, und fpricht:
Im namen gott des vaters, fund und heiligen geiſtes. |
Antwurtend die diaconi im namen der ganzen kilchen: Amen.
Der pfarrer ſpricht: a)
Laflend ung beten: O allmächtiger u. f. w.
1/ Der diener zů der linken ſyten ſpricht lut alſo. 2) bis daß er kummt.
a) Pastor : Oremus,
Nunc genua flectit ecclesia,
Omaipotens etc.
9) Bemerkung am Hand.
“ Liturgiſches. 237
Hie forcchind Die Diener mit der ganzen gemeind: Goit ſye gelobt ! 1)
Jez fabe der pforrer an dem nachfolgenden lobgeſang den erſten vers
an, und denn ſpreche das volk, mann und wyd, einen vers um den an⸗
deren. 2) ‘
Der pfarrer: 3) Eer fye gott in den höhinen!
Die mann: Und frid uf erden!
Die wyber; Den menfchen ein recht gmuͤt!
Die mann: Wir lobend dich, wir pryſend dich.
Die wyber: Wir betend dich an, wir vereerend dich.
Die mann: Weir ſagend dir dank um diner groſſen eeren und guͤt⸗
thät willen, o herr gott, himmeliſcher kanig vater
allmächtiger!
Die wyber: O Fan du eingeborner fun, Jeſu Ehrifte, und beiliger
\ geift !
Die mann: O berr gott, du lamm gottes, ſun des vaters! der du
hinnimmſt die ſünd der welt, erbarm dich unſer!
Die wyber: De du binnimmpt die fünd der welt, nimm an unfer
gebe!
Die mann: Du, der du fibeft zuͤ der gerechten des vaters, erbarm
dich unfer! -
Die wuber: Wann! du bift allein der heilig.
Die. mann: ° . Du bift allein der herr.
Die wyber: Du bift allein der höchſt, o Jeſu Ehrife, mit dem
| heiligen geift in der cer gottes , des vaters.
Mann und wyb: Amen.
es ſpreche der diacon oder leſer: 4) Der berr ſye mit uch!
Antwurte das volk: 5) Und mit dinem geiſt!
Der leſer ſpricht alfo: 6) Das harnach us dem evangelio geleſen wirt,
fat Joh. VI, 47 ff.
| Antwurte das volk: 7) Gott ſye lob!
1) Hie ſprechend die diener. a) Gott fye lob! 2) Demnady Get der pfarrer an
dem nachfolgenden lob und prys gottes den erſten vers an. Daruf ſprechend dann die
diener einer um den andern folgender wys. 3) Die Anzeige des Perſonenwechſels iſt
weggelaffen. Im Latinifchen wechſeln versweife Paftor, Diaconus und Hypodiaconus
fatt Männer und Weiber. b) 4) Der diener zů der rechten foten fpeicht lut alſo. e)
5) Antwurt.d) 6) Der diener. 7) Antwurt.
a) Nunc respondent ministri cum ecclesia. b) Add. Cstera usque ad finem
bujus kyınni complentur alternis agentibus ministris, versum pro versu, ec-
elesia omnia intelligente et prius admonita , ut quisque secum , quse dicuntur, in
pectore loquatur ac reputet, in conspectu dei et ecclesire. c) Dinoonus dicit.
d) Respondent ministri. oo.
% denn, weil.
238 Liiturgiſches, —
Iez fahe der leſer an alſo: 1)
Warlich, warlich ſag ich uch, welicher in mich gloubt und verteumt,
der hat das ewig leben. Ich bin das brot des lebens. Üwere väter ha
bend das himmelbrot in der wirfte ageflen, und find geftorben. Diß if das
brot, das vom bimmel tummt , daß ein iedlicher,, der davon iſſet, nit fterbe.
Ich bin das lebendig brot, der vom himmel herab kommen bin; welicher
von diſem Brot iffet , wirt emwiglich leben ; und das brot, dag ich geben wird,
ir min fleiſch, das ich für das Ichen der welt geben wird. Do ftrittend die
Juden under einandern ſprechende: Wie mag der uns fin fleiſch ze eſſen
geben? Jeſus aber ſprach zu jnen: Warlich, warlich ſag ich üch, wo je
nit das fleiſch des ſuns des menſchen eſſend, und ſin bluͤt trinkend, werdend
je kein leben in üch haben. Der min fleifch iſſet, und min biut trinkt,
der hat ewigs leben: und ich wird in uferwecken an dem lezten tag. Min
fleiſch iſt warlich ein foys, und min bluͤt iſt warlich ein trank ; der min
fleifch iffet, und min bfüt teinfet, dee binbt in mir, und ich in im. Glych
als mich min lebendiger vater geſendt bat, alfo leb ich ouch um des vaters
willen; und der mid) eſſen wirt, der wirt ouch um minentwillen leben.
Das ift das brot, das vom himmel herab fommen ifl. Nit als tlmere väler
das manna ageflen habend, und find acftorben ; welcher difes brot iſſet, dee
wirt ewiglich leben. Difes hat Jeſus geredt in der verfammiung, leerende
zu Gavernaum ; vil aber us finen jüngeren , als fu difes gehört, babend fü
geſprochen: Das ift ein härte red; wer mag ſy hören? Jeſus aber, do er
bu im felbs wußt, daß fine jünger von difem murmletend, foradh er zu
jnen: Berleßet! üc das? Wie dann, fo je den fun des mienfchen fehen
mwerdend binuf fiygen an das ort, da er vor was? Der arift ifk der, der
da lebendig macht; das fleifch iſt gar nüt nüß. Die wort, die ich mit üch
red, find geift und leben.
. Dann fo küffe der leſer das büch und foreche:2) Das ſye gott gelobt
und aedankt! der wölle nach finem heiligen wort und elle. find vergeben.
Das volk fpreche: Amen. 3)
Jez fahe der fürnem? diener an den erfien vers: 4)
ch gloub in einen gott.
Die mann: 5) In den vater allmächtigen. 6).
1) Dee diener: Alſo redt der herr Jeſus: Warlich u. ſ. w. 2) „Dann ſo küſſe
— ſpreche“ iſt weggelaſſen. a) 3) „Das volk ſpreche: Amen“ iſt weggelaffen.b)
4) Der pfarrer hebt wyter an den erſten artikel des gloubens alſo. 5) Der Wcechſel
zwifchen Männern und Weibern oder den Geiftlichen ift nicht bemerkt c) 6) Ad.
„der ein fchöpfer ift Himmels und der erden“, iſt in der Ausgabe von 1525 wahrfcheit:
lich durch einen Drudfehler weggelaffen.
a) Post que verba dicit pastor: Deo gloria etc. b) Respondent ministri:
Amen. c) Pastor: Credo in unum deum. Diaconus: Patrem omnijotentem,
erestorem coeli etterree. Hypodiaconus: Et in Jesum Christum, filium ejns
unigenitum, dominum nostrum etc. usque ad finem symboli, quod apostolicnm
vocant, quod perinde alternis recensent ministri alta voce atque prios byur-
num „Gloria in ecclesis, *
u
% Aergert. 2) erſte.
Die wyber:
Die mann:
Die vyber:
Die mann:
Die wyber:
Die mann:
Die wyber:
Die mann:
Die wyber:
Die mann:
Die wyber:
Die mann:
Die wyber:
Die mann:
Liturgiſches. 239
Und in Jeſum Ehriſtum, ſinen eingebornen ſun, unſe⸗
ren herren.
Der empfangen iſt von dem heiligen geiſt.
Geboren iſt us der magd Maria. 1)
Gelitten Hat under Bontio Bilato gkrüzget, heltorben
und vergraben. 2)
Iſt hinab gefaren zu den 3) hölfen. |
Am dritten tag widerum uferftanden von den todten.
HH ufgefaren in die himmel.
Sitzt 4) zu der gerechten gottes, vaters allmächtigen.
Dannın ers5) künftig iſt ze richten die / lebendigen 6)
und die todten.
Ich aloub in den heiligen geiſt.
Die heilig allgemeine chriftentich tilchen, gemeinſame7)
der heiligen.
Verzyhung 8) der ſünden.
Urſtände des lubs.
Und ewigs leben.
Mann und wyb: Amen.
Dunn ſpreche der diener: 9)
Jez wölfend wir, lieben brüder , nach der ordnung und unfaß unfers her⸗
ven Jeſu Chriſti das brot eſſen und das trank trinken, die cr geheiſſen bat alſo
bruchen zu einer widergedächtnuß, zu lob und dankfagung def, daß er den
tod für ung erlitten und fin blür zu abwäfchung unfer fünd vergoflen ut,
Darum erinner fich felbs ein ieder nady dem wort Pauli, was troſts, glou⸗
bens und ficherbeit er in ‚genannten unferen herren Jefum Chriſtum babe;
damit ſich nieman für einen glöubigen usgebe, der e8 aber nit ſye, und
dadurch ſich an dem tod des herren verfchuldige; ouch nieman ji an der -
ganzen chriftenlichen gmeind (die ein Inb Chriſti ifk) verfündige b). Hierum
fo knüwend nider und betend :
Vater unfer! der du bift in den himmlen, geheiliget werd din nam.
Zütomm 10) din rych. Din will, der geſchehe LI, uf erden wie im himmel.
Gib uns 12) unſer täglich brot. Vergib uns unfer fd, uld 13), ale und wie:
bergebend unferen\(cyuldneren. Und nit für uns 14) in die verfüchung , ſun⸗
ter erlös uns von übel. 15)
Das vol fpreche: 16) Amen.
) Maria der jungfeouwen. 2) begraben. 3) dee. 4) Da er fikt. 3) ouch.
6) lebenden. 7) die da iſt ein gmeind. 8) Ablaß. 9) Nachdem man die artikel des
gloubens verjähen, hebt ˖ der pfarrer an das volk zu dem nachtmal Eheifti rüften und
vermanen folgender maß. a) 10) Zuͤkumm uns. 11, beſchech. 12) Add. hüt. 13)
—5* 14) für uns nit. 15) von dem böſen. 16) „Das volk ſpreche“ iſt weg⸗
gelaſſen .
a) Pastoris invitatio ad coenam digne celebrandam. b) contemnat et su-
binde in cam peccet.
240 iiturgiſches.
Jez beie der Diener wyter alſo: 1)
O herr, allmädhtiger gott! der uns durch dinen geift im einigfeit dee |
gloubens zu einem dinem Inb gemacht baft; welchen lychnam du gebeiften Ä
baft dir lob und dank fagen um die gütthät und frye gab, daß du din eins
gebornen fun, unſeren herren Jeſum Chriſtum/ für unſer fünd in den tod
ageben haft; verlych ung, daß wir dasfelbig. fo getrüwlich thügind, daß wie |
mit feiner glychsnery oder falſch die unbetrognen warbeit erzücnind.a) Ders
inch uns ouch, daß wir fo unfchuldiglich Iebind, als dinem lychnam, dinem
gfind und Einderen zimme; damit ouch die unglöubigen dinen namen und
eer leenind erkennen. Herr bebüt uns, daß din nam und eer um unfers
tebens willen nienan gſchmächt werde. b) Herr, meer uns allweg den
glouben , das ift, das verteumen in dich , du, der da lebft und encheneh,
gott in die ewigkeit! Amen, c) | u |
Wie Chriſtus diſes nachtmal yngeſetzt hab.
Der diener leſe alſo:? D
Jeſus an der nacht, do er verraten und in'n tod hin- geben ward, bet
er brot genommend) , und ale er dank gefeit, bat ers gebrochen , und ge
redt: Nemend, eſſend, das ift min Inchnam 3); das thund minen zu geden
fen.e) Desglychen bat er oucd (als das nachtmal gefchehen was) das
trank genommen ft), dank geſeit, und inen gaeben, ſprechende: Trinkend
us difem alle; das trank, das nüw teftament , it in minem biüt. &o did
und vil je das thünd, fo thuͤnds minen zu gedenken; dann fo oft jr immer
difes brot cffen werdend und von difem trank teinten ı föltend je den tod
des herren uskünden und hochprufen. 4) g) |
Demnach teagind die verordneten Diener dag ungeheblet brot harum, und
neme ein iedlicher glöubiger mit ſiner eignen hand einen big oder mundvoll
darvon, oder laß jm dasfelbig bieten durdy ‚den Diener, der das brot herum
treit. Und fo die mit dem brot fo vil vorgangen find, dag ein ieder in
ſtücklin ageflen habe, fo gangind die anderen Diener mit dem trank hinmadıı
und ‚gebind glycherwys einem iedlichen ze trinken; und diß alles gefchche
mit fölicher eer und zucht, als ſich der gemeind gottes und dem nachtmal
Chriſti wol gezimme.
1) Statt: „Jez bete — alſo.“ — Erhebend üwere herzen zu gott und ſprechend. b)
2) „Wie Chriſtus — Der diener leſe alfo“ iſt weggelaffen. Dagegen: „Jez hörend.
mit ent un) glouben, wie Ehriftus Jeſus das nachtmal begangen, und ums Zeeſelb
mit glouben und dankbarkeit ze begon vngeſetzt habe: Jeſus an der nacht u. f. w.i)
3) Add. „der fire ich Hingegeben wirt.“ 4) Add. „bis daß er kummt. Gott verlyhe
uns, daß wir fin gedächtnuß würdig mit glouden und liche begangind. *
a) ofliendamus aut irritemus. b) Add, Semper oramus. c) Respondent:
Amen. d) Hic accipit pastor panem azymum in manus, e) Hicsimul præbet
pastor panem ministris, qui cirenm mensam stant, qui protinus cum reverentia
illum accipiunt et inter se dividunt ac comedunt. Dum interim pastor pergit
similiter etc. f) Hic simul accipit pastur poculum in manus. .g) Add. et gra-
tins agetis. h) Et cum ministri responderint : Amen, 'iterum oret pastor.
Oratio: Domine deus etc. i) Deinde sic agit et verba sacra simul efatur
pastor: Dominus Jesus, ea nocte etc,
- Liturgifihel | 233
Action oder bruch des nachtmals, gebächtuufg.
| - oder dankfagung Ehrifti, |
sole fo uf ofteren zü Zürich angehebt wirt
| im jar, ale man zalt MDXXV.
CEhriſtus Matth. XI, 28:
Kummend zu mir alle, die arbeitend und beladen find,
und ich will üch ruͤw geben.
Alten chriftglöubigen entbütend wir, die zuͤ Zürich das wort gottes zuͤ⸗
dienend , und Hirten gnad und frid von gott.
Rach langem irefal und finfteenuß fröumend wir uns, allerlichften brü-
der, des rechten wegs und liechts, das ung gott, unfer himmelifcher vater,
durch fin gnad eroffnet hat. Welches ouch von uns fo vil höher geachtet,
mit ſo bil gröfferen begieden angenommen und umfangen! wirt, fo vil
und? der irrſal fchädlicher und gefarlicher aſyn iſt. Wiewol aber ſich un-
zallich vil irrſals bishar mit fchaden des gloubens und Liebe zügetragen hat;
Rt doch, als uns bedunkt, mit der mindft in mißbruch diſes nachtmals bes
ſchehen. Welches wir nach langer gefängnuß, glych als die kinder Iſraels
gu den zyten Ezechid und Joſiä, der küngen, das oſterlamm, durch bilf
gottes, als wir hoffend, wider erobret und in ſinen rechten bruch geſetzt ha⸗
dend; und diß fo vil das nachtmal in jm ſelbs betrifft. Dann der mitloufen⸗
den ceremonien halb möchtind wir villycht etlichen ze vil, etlichen ge lützel? ge⸗
Ihon haben geachtet werden. In difem aber habe ein iedliche kilch je meinung;
dann wir deßhalb mit nieman zanten mwöllend. Dann was ſchaden und
obfürungen von gott us vile der-ceremonien bishar erwachfen ſygind, wüfs
fend alle glöubigen one zwyfel wol. Deßhalb uns bedücht hat, unferem
dolk im bruch diſes nachtmals (meliches dann ouch ein ceremont, doch von
Ehrifto yngeſetzt, ift), fo wenig wir immer möchtind, ceremonien und kilchen⸗
gevräng fürzeſchryben; damit nit dem alten irrſal mit der zyt wider ftatt
ageben wurde. Doc damit die fach nit gar dürr und rouw verhandiet,
und der menfchlichen blödigkeit ouch etwas züggeben wurde; habend wir
(mie fü hie beſtimmt) ſöliche ceremonien, zu der fach dienende, verordnet,
die wir zuͤ geiftlicher des tods Chrifti gedächtnuß, zuͤ merrung des glou⸗
bens und brüderlicher teümw , zuͤ befferung des lebens und verhütung der
laſtren des menfchen herz etlichee maß ge reizen fürderlich und gefchict fon
gemeint habend. In dem wir aber andrer kilchen mee ceremonien (als vil⸗
lycht jnen füglich und zuͤ andacht fürderlich) , als da find gefang und an⸗
dere, gar nit verworfen haben wellend ; dann mir hoffend , alle wächter
an allen orten ſygind dem herren ze bumwen und bil volks ze gewünnen all
!) zu Herzen genochmen. 9) als. 3) zu wenig.
!
242 Liturgiſches.
Die wyber: Wer iſt wie der herr, unſer gott? der 1) fo hoch ſitzer
und harnider iſt ze ſehen in himmel und erden.
Die mann: Der den ſchlechten! ufrichtet us dem ſtoub, und erhebt 2)
« den armen us dent fat.
Die wyber: De er jn fee mit 3) den fürften, by den fürften fine
volks.
Die mann: Der da ſetzt die unfruchtbaren des huſes 4), zu einer
muͤter, die mit finden fröud hat. 5)
Demnach fpreche der biet:6) Herr, wir fagend dir dank um alle dine
gaben und gütthät, der da lebft und rychsneſt, gott in die ewigkeit.
Das voll antworte: Amen.
Der hirt ſpreche: 7) Bond hin im freiden.
Gedruckt zu Zürich durch Ehriftophorum Froſchouer uf den 6ten tag
april ım jar MDAXV.
1) Sin wonung fo hoch Hat, und fich dennoch herablaßt zu beſichtigen, was im
Himmel und uf erden iſt. 2) Er erhebt den ſchlechten us dan ſtoub, und zücht u. f. w.
3) Statt „mit“ — „zu.“ 4) Er machet die unfeuchtbaren fruchtbar, und u. f. w.
5) Add. Der pfarrer vermant und teöftet das volk alſo: Jez dann gedenfend ernſtlich, was
geoffer und heiliger geheimnuß wie nach dem befeld) des herren begangen habind a), namlich
daß wir bezügt Habend mit der dankbaren gedächtuuß unfers gloubens, daß wir alls
arm ſünder, aber durch den bingegebnen Iyb und vergoflen blut von fünden gereiniget
find, und von dem ewigen tod erlöst; ouch erboten, chriftlicye liebe, trür und dienſt⸗
barkeit ie eins gegen dem anderen ze halten. So fllend wir gott trũwlich bitten,
daß er uns allen verlych, die gedächtnuß fines bitteren tods mit feſtem glouben alfe
zu herzen faffen und ſtät by uns tragen, damit wir täglid, allem böfen abflerbind,
und zu allem güten durch finen geift geſtärkt und gefürt. werdind ; damit gott im uns
geprifen, der nächſt gebefferet und gelicht werde. b) ett’c) fegne und, behät uch,
erlüchte fin angficht ber uch, und fye Ich gnädig!d) 6) „Demnach fpreche ber
He ift weggelaffen.e) 7) „Das volf antworte. “— „Der hirt ſpreche.“ iſt wegge:
laffen. f
a) Memores sitis, fratres charissimi, quidnam juxta Christi jn sum jam
simul gesserimus. b) ametur et juvetur. c) misereatur nostri. d) Amen,
e) Oratio. Pastor iterum orat, f) Pastor: Itein pace, Amen. Deinde di-
greditur ecclesie.
%) geringen.
243
Boetifche Schriften.
Der Labprinth.
Die großen Vertheidigungskriege gegen Burgund und das deutfche
Keich hatten den Ruhm der fchwerzeriichen Tapferkeit zur Bewunde⸗
rung der benachbarten Völker erhoben. Run bewarben ſich alle benach-
barten Mächte , der Papft, der Kaifer, der König von Frankreich, '
Italiens Fürften und Republiten um die Gunft der Eidgenoſſen. Gie
foßten die Schiedrichter über Italiens Schickſal ſeyn. Jede Macht
erwartete von der Eidgenofien Hülfe die Erfüllung ‚ihrer Wünfche ;
denn, wo ihre Fahnen wehten,, da war Sieg. Um das Herzogthum
Mailand Aritten ſich 1500 — 1504 der Kaifer Maximilian, König
Ludwig XII. von Frankreich und der einheimifche Herzog Ludwig
Sforza. In Beſtechung und Sold Üüberboten fie einander bey den Eid»
genofien. Der größte Theil zog in franzöfliche Dienfte , und mit ihnen
bemächtigte fich König Ludwig diefed Herzogthums; mit ihnen raubte
ee 1507 den Genuefern Unabhängigkeit und Freyheit. Durch die ruͤck⸗
kehrenden Söldner aber kamen Laſter aller Art, Verwirrung und
Empörung ind Land zuruͤck. Vergebens befchliegen Käthe und Lands⸗
gemeinden einiger Orte fich aller Fürftendienfe zus entfchlagen. Der
große Gold, bie Kriege» und Beuteluſt vereitelt die Vollziehung.
GSechitauſend Schweizerſoldner ziehen mit König Ludwig meiltens wi⸗
der den Willen der Oberkeiten gegen die Schwefterrepublit Venedig,
und helfen die Schlacht ben; Agmadel über dieſelbe gewinnen. Aber
die holz gewordenen Franzoſen fchiden fie dann ohne Sold und mit
Schimpf- und Drohworten heim. Der Papſt Julius IL., der den -
fogenannten „heiligen Bund“ gegen Venedig geftiftet hatte, wird dem⸗
felben zuerſt treulos, und befchließt nun die übermächtigen Franzofen
aus Ftalien zu vertreiben. Er benugt die Beſorgniß der „Schweizer,
daß der Kaifer und der König von Frankreich fich wider fie verbin-
den , und fchließt durch den Biſchof Schinner von Wallis, den
er dafür mit dem Kardinalshut belohnte, den 13. März 1510 ei»
nen Bund mit den Eidgenofien. a) Auf feinen Ruf dringen die 6000
on. wingli —5 wie die an en Staatomanner, eine abrliche —
28 Ne ol Bee Bart e6 bey dem Wolke zu fi fördern. apfl
* fer und befonders feines Bolfes „Sie ie
nfabelifche Gedicht“) Der nt 1523 erklärte Swingli (Yuslegen der Schlufrede
Jh verjähe meine H 8* Shnde vor Gott und allen Menſchen; denn vor 1516 —*
noch etwa viei an des Papftes Obrigkeit, und meinte, zuir zieme, Geld von ihm
244 Poeliſche Schriften.
Soͤldner in die Lombardey ein, und Fordern freyen Durchzug zum Papſt,
der ihnen aber von den Franzofen abgefchlagen wird. Die Abwerfung
aller Bruͤcken, die Angriffe der feindlichen Reuterey von allen Seiten
und Mangel an Lebendmitteln nöthiat, und feanzöfifched Geld beredet
fie noch vollends zum fchmählichen Ruͤckzug. Nun find die Eidgenoilen
ohne Freund , und haben von allen Seiten Feinde. Der Kaifer und
Frankreich wafinen gegen fi. Der Papſt zürmt über Nichterfühlung
der Bundespflicht, und ald die Eidgenoſſen die Bezahlung des Soldes
von ihm fordern , und mit der Belehrung: „Er fol doch ein Fuͤrſt
des Friedens ohne Hinterlift feyn“, zum Frieden ermahnen, wird
er noch mehr ergrimmt , und droht ihnen, fich mit dem Kaifer und
Frankreich zu verbinden , ja alle Länder gegen fie ald Verraͤther dei
heiligen Stuhls aufzurufen; den Sold aber follen fie erſt erhalten,
wenn fie mit der That Erfühung ihrer Yundespflichten beweifen. In
der Eidgenoffenichaft felbft herricht nun Partheygeiſt, Mißtrauen ,
Unordnung , und der Eidgenofienbund fcheint der Aufföfung nahe.
Das fah Zwingli. Entruͤſtung über die Verderber des Volks und
erbarmende Vaterlandöliebe und: Treue begeifteen ihn zu den zwey
Sinngedichten: „Der Labyrinth“ und „Das fabeliihe Gedicht von
einem Ochſen und etlichen Thieren.“ (Umſtaͤndlichere Erläuterungen
fiebe in Schulerd Bildungsgefchichte Zwinglid zum Reformator. 2te Ausg.
©. 51 — 79.) '
Die Abfaffung des erſten Gedichts faͤllt nach aller Wahrſcheinlich⸗
keit in die erſte Hälfte ded Jahres 1510. — Leonhard Meifer
ließ dieß Gedicht in den Benträgen. zur Gefchichte der deutfchen
Sprache E,. 285 ff., aber nach einer ſehr fehlerhaften Ueberſetzung
abdruden. Ein Ungenannter gab ih den „Litterarifchen Denkmalen. Zü-
rich bey Orell u. f. w. 1779. X eine ſehr gute erklaͤrende profaifche Wiber-
fegung. Dr. Schultheß aber nahm’ 1819 eine ſehr forgfäftige
Abfchrift von dem Original, welche bier mitgetheilt wird. Dieſes
Gedicht befteht in vierfuͤßigen, paarweiſe gereimten Jamben, , jedoch
mit fo häufigen Abweichungen von der Regel des Jambus, daß fih
der Dichter in fehr vielen Verfen bloß an die Zahl von acht Silben und
den Reim gebunden zu haben icheint. Die wenigen Ausnahmen , wo
u nehmen, wiewohl ich mit hellen Worten den römifihen Boten allweg gefagt habe,
10 fie mich ermahnten, nichts zu predigen,, das wider den Papft twäre: fie follten
gar nicht Hoffen, daß ic, die Wahrheit um Ein Wort unterlaffen werde ihres Geldes
alben; darüber möchten fie nun das, fo es ihnen lieb, wieder nehmen oder nicht. —
ch rede vor dem Richter aller Menfchen, Gott, da ich fonft von feinem dee ned)
Deren eine Penfion noch Mieth je genommen, noch einigerley Wegs verdingt get:
en bin.
»
Poetifche Schriften. 245
nur fieben oder neun Silben find, finden fich in den Verfen 52. 72.
137. 225. auch 60. und 141, wenn man nicht, was uns in jeder
Beziehung richtiger fcheint, die Vokalen in „Iuey“ als Triphtong
„dj“ fchreiben und alfo einfilbig ausfprechen will. - Auch unrichtige
Reime finden ſich etwa an acht Orten. Alles das beweist die Leich-
tigleit und Schnefigkeit der Entwerfung und den Mangel an Zeit zu
der Ausarbeitung , welche fpätern Dichtungen zu Theil geworden ift.
Der Labprinth.
Ob du verwundreft diſe aftalt
Horch uf, gar fchier? wirt ſy gezalt?;
Labyrinthus ift fy genannt,
In Acgnpto zum: erft erkannt,
Darnach ouch in Italia,
In Lemno und in Candia.
Bar ſüberlich (als du den grund
Hie fihft) gebumen us dem fund‘
Dädals von Athen in Ereta
10. (Die iez genennet Candia )
Us koftd und heiffen -Minoig,
Darin er ſchand Paſiphaes,
Ein’e husfrowen, bedecken möcht,
Die je eer mit eim ochfen afchwächt ;
Verbracht? ein wunderbarlich gburt,
Dom boupt ein mann big uf den’ guet,
Dannenhin gar ein ſtarker ochs
Menfchenfeäflig und geufams noche. ®
Den verfchloß Minos in'n irrgang ,
20. GSpyst in allein mit menfchen lang, .
Allermeift mit den’n von Athen;
Strafe alfo mit difer von? _
Sines funs Androgei tod,
Den ſy erfchlagen jm on not.
As nun zu küng Aegeum kam,
Sinem vater, und dag vernam
Thefeus , cin junger kuͤner held,
Mit frommen thaten zuͤgezält 1
Sercuti, finem fründ (dann er
30. Scyronem tödt hat, den mörder
Gorynetan !! und ander meer ,
Ouch den marrathonifchen ftier) 3
—
1) du dich verwunderſt über. N ſogleich, bald. 3) erzählt, beſchrieben. 9) aus:
gedacht, erfunden. &) nach der Erfindung. ©) auf Koften. 7) brachte hervor, gebahr.
®) fhredlichen Ungeftäms. 9) Strafe, von poeua. 1%) beygeſellt, Gefeltichafter,
N) Korynetes oder Periphetes.
246 Poetiſche Scheiften.
Bedacht abztilggen dife ſchmach
Dero von Athen, und fügt ſich
In Cretam ze ſtryten mannlich.
Do in Ariadne erblickt,
Des kuüng Minois tochter, ſchickt
Sy ſich heimlich zu im us lich,
W. Sprach: Theſeu, dich felbs nit beirub,
Ob du ſchon ſtryten zwungen wirft
Mit dem wunder, gwüß nit verlürſt.
Allein bebalt den ynaang wol,
Laß dich ghein grufen machen tell,
Nimm diß fadenklung! in din band,
Zettels ? mit dir, fo wirt befannt
Der usgang dir (nachdem du gtödt
Das vych), und nit erſt in einöd
Berderben müfl. Theſeus nam hin
50. Den faden und den kolben fin,
Hit frefenlich? zü dem iregang
Unvergeſſen des fadens anhang.“
Zerſt hebt die thür ein krachen an,
Darnach die hil® (müft wol verftan:
Der Labyrinth was alfo gmacht,
Daß ein gwölb dem andren eutfpracdh
Mit widerhall, als mee gefchicht,
Wenn anderswo der ton erbricht®),
Das nun ein geufam gmürmel macht,
60. Als hätt der ochs ein Lucy 7 verbracht.
Doch ließ fi Theſeus fchredien nit,
Bing für , gewont des tons® damit.
Dann machtend im widrum geufam?
Die Öden wonungen , feltfam
Gemacht, verzogen iez in läng,
Jez wider umgebucdt und eng,
Jez hoch, daß er des lufts empfand,
Jez gieng er uf der erd im fand;
Zhüren vil und unbedacht keer ?°,
70. Abgäng, durchgaͤng und ireung meer.
Daby entgäft’r!! ein iede wand
Bild geufamer thieren allerhand.
Hie ſach er ein erfchrocen!? gſtalt
Eins löwen (eindugg”?), die in kalt
Schier hätt gmacht von Furcht; doch fin herz
er C— —— — — — ——— Leu
1) Fadenknauel. 2) Winde es im Gehen ab. 3) muthig. ©) den Faden anzubän
gen, anzufnüipfen. 9 noch glarnerifch „„ Huli“, Neft; Hier das hohle Gebäude, caverne.
6, fich bricht, zurũckgeworfen wird. 7) Gebrüll, Iagitus, des Löwen und Ochfen. 5) ges
wöhnte ſich anden Ton. 9 Grauen, Angft. 10) unerwartete, überrafchende Wendungen, Im:
biegungen. 1) entſtellt. 12) ſchreckliche. 3) noch glarnerifche Ausfprache von „enängig“
100.
110.
Poetiſche Schriften. 247
Riet befichtigen difen fcherz?,
Und in alfo betrachtend bas
Markt, dab löw ımezz' de lana? was.
Do ward er von ftund wider kickt.“
. Gar bald ein ander bild erblickt,
Das in wollt dunken z'fürchten fun,
Ein adler bkrönt , welchs ougen ſchyn
Wyt usfpreitend , mit offnem fehlund,
Mit grimmen geiffen*, fügel und
Den ſchwanz uftbon; doch hoffet er,
Die kron bedüte tugend meer
Dann zorn, und gieng verteumt für jn.°
Kam zü eim banen bas Hinyn.
Der bat fin kamm kluͤgẽ ufgericht,
.Bewaffnet, als fördht er jm nicht
Bor gheinem thier groß oder Blein,
Und mwöllts alle erfechten allein;
Hat vil hünder”? zu jm gelockt
(Soys zeigend), under den’n er hodt.®
Das ließ Theſeus nit kränken ih, 7 ,
Meint wol, daß die und ander vych
Hubend nad) dem zyt? vergangen!
Sich, daß ſy lebend erlangen
Nit band gmögen!! zu dem usgang ;
Drum er für '? mit dem faden drang.
Nimm war, fchier gftellt? in ein figur,
Ein gfluder!* (dw, gar ungehür
Zerfpeert; zwyfelt, obs ein gryf wär |
Theſeus, doch nahend bedacht er,
Was flügel hab, zur Aucht gericht,
Nit biyben?‘, wo man gegen !° fticht
Und fchlächt mit ftand'; nächt* alfo jm,
Erkennt ein löwen fun on grimm,
Doch voll vil arg untrüwer lift;
Darum under die vögel amifcht,
Das er würde röubig erkennt ,
Flüchtig , nimmer unangerennt. *?
Teoum? ſich fürbas, und ficht dort fton
Ein lügen ?! ochſen mwunderfchon ,
') Täufhhung. 2) mezza lana oder mezzo dilana, ein halb feinen und wollenes
Beug, alfo der Loͤwe von Tuch, eine Teppichz oder Tapetenfigur. „ Mägen“ ein folches
Kleiderzeug, das chemahls in Glarus häufig gemoben ward und noch, befonders im Klein»
hal, getragen wird. 3) erquickt, ermuntert, ermuthigt. *) mit fehe großen, gewalti⸗
gen Klauen. 5) vor ihm vorbey. ©) zierlich, eleganter. 7) Hühner, noch glarnerifche
Ausſprache. 8) figt. 9) mach der Zeit, die ihnen beftimmt worden. 10) ſich vergangen,
verirrt, 11) daß fie nicht lebendig gelangen mochten. 12) vorwärts. 12) beſtellt, er:
fhredt ihn fo, daß er nicht von der Stelle ſich begeben kann. ?3) geflügelter. 1°) bleibe
nicht. 16) dagegen. 17) ſtandhaft. 18) nahet. 19) unangefochten. 2%) traute. 20 ſchö⸗
ven, hübſche
N.
248
120
L
130,
10,
*
Poetiſche Schriften.
Behenkt mit katzen vil, die in.
Jedliche meint nach jrem ſinn
Zuͤ leiten, wo ſie auͤt beduͤcht,
Da ſy uf in geſpringen möcht,
Die ein 399 bin, die ander bar,
Für, hinder ſich, die üppig? fchar,
Daß Thefeus wel erkannt, durch die
Den ochfen bracht? in dife mi;
Allein, deum dag fy geil? waren,
Ließ fo fon, wollt fürer faren.
So fiht er bald ein grufam bild,
Das in mit groffem ſchrecken bfillt®,
Ein bären, gar ein unzämt tbier,
Ruchlich? darum es gfürcht wirt meer,
Doc, meint ers nun ein bildnuß fon,
Nachet damit®, und fiht im in
Sin nafen gleat ein yfin ring,
Vor jm ein, der jn zücht und fihwing?;
Warf alfo alfe furcht von jm,
Meint, der vor im flünd, macht in gbeim.
Demnad er für on fchaden für, Ä
Nun fchier? kummend durch ander thür
Sicht er bunden ein güt maß;
Berachtet Thefeus , denn ſy tapt!,
Dört ouch nur erbildet waren.
Sar bald damadı) hört er ſcharren
Das wunder und Iueyen!? grimmlich;
Darum er fich ſelbs ftarkt billich
VBort forcht, und redt fich alfo an
In fim herzen: Magſt du beftan
Diß wunder, fo gebirft du beit
Dir felbs und eer ein groſſen teil;
Ouch erlöst das voll zu Athen
Don difem fihmeren tyrannen.
Wolhin, dem frifchen Hilft das glück.
Will es dann nit, und zeigt fin tück,
Iſt es doch gnüg in groffer that,
Daß einer fiyß gebruchet hat,
Wann!* eerlich nieman binnen rudt!,
Dann der in tapfrer that verzuckt. ie
Indem kam er vor zu dem vych. 17
1) übermüthige. D Dee Infinitiv mit dem Aecuſativ und Weglaffung des Hüffe
wortes „fon“ nach Tatinifcher Art. 3) muthwillig. *) befällt. 9) viel, ©) nahet im dicke
Meinung. 7) mit Ruthen fchlage, antreibe, züchtige. Verberare. 3) heimlich, zahm
9) fogleich, bald. 1%) Zapf. 11) faul, träg. 19) brüllen, Iugire, Dom Gebrüll des
. Löwen und Ochfen. „Luͤjen ift noch nicht ganz auffer Gebrauch gelommen. 1 gegen.
1) da, weil. 15) dahingeht, dahinſtirbt. i6) umkommt, endigt, den Geiſt aufgikt.
7) dem Dlinotaurus.
’
Poetiſche Schriften. ' 249
Das frolockt und erhebet fich,
Epringt feefenlich jm entgegen ı
Meinend zum erſt niderlegen!
Den beiden, darnach frefien gar.
160. Uber Theſeus facht us bewar?,
Warf im den faden in fin ſchlund,
Daß es deß minder gynen? Eunnt,
Gtreit mannlich und befchirmet fidh,
Gab dem wunder fo mengen ſtreich,
Dis er es allenthalb erlämt,
Zum lezten mit dem tod gezämt;
Macht fich binus dem faden nad).
Alſo ſindt ouch zum jüngften* rach,
Was übermuͤtiglichen fart;
170, Gott ſchenket nüt?, wiewol ex wart't.
Nun follend je vernemen bie,
Daß difee Labyrinth die mü
Und arbeit bedüt diſer welt;
Aber Theſeus, der kuͤne held,
Den ſtarken frommen eerenmann ,
Dee die maß allweg treffen kann, '
Und fich allein ums vaterland
Verbrucht. Das und bedütet (hand,
Sünd und lafter; aber der fad
180. Bedüt vernunft, die ung leert grad
By des rechten fchnür müflen gan,
Wo mir wellind mit eeren bftan.
Ariadne, die tochter, bdüt
Lon der tugend, deß nieman grüwt.
Secht iez an aller menfchen that,
Wie ſy handlend all ding on rat,
Und gond in dem Labyrinth um®
On den faden; darunr fo fum
Widrum an das liccht mögend kon’,
Hand (als ich fürcht) jn'n fürgenon®
Ze wonen bie mit jrem gfind
Emwttich; fo wir doch nun gäft find
Sie, frömd, elend?, arbeiter '? und
Wandler; da ouch in kurzer ftund,
So wir wänend im beften fon,
Sy nemend unfer feelen hin. !*
In uns ift gar ahein gottes lich,
— ee
1) zuerſt niederzulegen. 7) focht ſich ſchũtzend, vertheidigend, oder: beeilte ſich,
beföhleunigte feine Schutzwehr, feine Vertheidigung. 3) gähnen, den Machen öffnen.
I aulegt, om Ende. 9) läßt nichts unbeſtraft. © machen Umwege, irren herum.
tommen. 5) vorgenommen. 9 Reiſende, Pilger, Berbannte, exules. 1%) Ber
Khwerde und Neth ertragende, wrumnosi. 11) Gicht Luc. XIE, 20.
190
-
250 " | Poetifche Schriften.
Die gar vil übels überhüb‘,
Uns reizet' achten alle ding
200. As mi und kat, daß wir gering?
Gcwännen möchtend gott. Eo if
Die welt iez volf untrüwer lift,
Daß wir Chrifti kein bildnuß? hand,
Mer den beiden ginch , vpfuch der fchand!
Ja böfer; dann die?’ mit anſchlag
Ir ding thuͤnd, daß fu nit behag®
Rüm und fummer. Dagegen wir
Us hochfärtiger köpfen irr®
Verfrefnend, ſtrüttend' alle fach ;
210. Drum find wir all in ungemach.
Mer unzudyt®, todfchläg ſchaffen kann ,
Den balt man für ein künen mann.
Hat uns das Ehriftus gleert ? Gröſſer
Lieb hat gheiner immer?, dann der
Gin leben feßt für fine fründ.
Eich, wie wir um ein Heinen lümb'®
Unfer leben gar verfchäßend'"' ;
Drum den nächſten wir ouch hetzend "?,
DBetrübend '? all natürlich recht
220. Dit kriegen, zangaen , andrem afecht ,
Daß wir die böllfchen wüterinn'n *
Mögeud denken abbrocdhen‘ fon.
Gag an, was hand wir chriften meer
Dann den namen. Der werfen ler
Nieman ghein geduld, ghein lieb weist.
MWarlich die fürften allermeiſt,
Die nüts hand glernt dann mütwillen!*,
So bald jn'n in 'n kopf ein grillen
Kummt, fo müß es nur gwuͤtet“ fon.
230. I aber, daß des fridens ſchyn !®
Uns gott laßt bſchynen gnädiglich,
Werdend wir us dem menfchen vodh.
Doch, daß ich nit in das für ſtech,
Dann fu gar zornig, wo fü afchmädht,
Sat mich beduͤcht ſchimpflicher wyg "
But fon ufzethün difen kreis”,
J
2) ũberhöbe. 2) leicht. 3) Aehnlichkeit, Abbild in ums. 9) diefe, mähmlich die
Heiden. 9) umbage, umgebe, umfange. 9) Verirrung, Wahnfiun. 7) libereifen,
berſtũrzen, —* nachläſſig und eilfertig behandeln. 8) Unfugen, Kaftertbaten.
9 jemahls. 10) Leumund, Ruhm, Ehre. !1) Preis geben *?) plagen. 13) trüben,
Fränten, verlegen. ) Die Furien. 19) losgebrochen, losgekommen aus den Tiefen der
-Bölle. *) Muthwillen treiben, den eier und Begierden feöhnen. 17) Eine andere
‚ Resart iſt „gwuͤlet“, alles unterüberfüch gelehrt. 8) Glanz, candor, jubar.
fcherzweife. 23% diefen —— * ‚ orbis pietus. dieſen Cyklus von ——
die hier zuſammengeſtellt ſind, und deren jedes in einem beſondern Oemählde weiter
auszuführen der Dichter hier ſich vornimmt.
Boetifche Schriften. 351
Da du meer ernfis billich vertan
Sollt, dann ich bie erzälen kann.
Ich wird fagen von iedem thier,
240. Wie fy im iregang bin und ber
Beſchriben find , und fy bitten
Un fih z'nemen ander ſitten.
Die Deutung der Wappenbilder, welche Zwingli nicht näher angeben
HM, iſt nicht ſchwer. — Der einäugige Löwe ift das Einnbild von Spa⸗
iensArragonien; der gefrönte Adler der greoßmüthige,, aber wenig zu
wchtende und nicht ausbarrende Kalfee Marimilian; der gellügelte
har das liftige Benedig; der Hahn Frankreich; der Dchfe mit den
an die Schweiz mit ihren Verführern, den Söldlingen; der Bar
abefcheinlich der gewaltthätige Abbt von St. Ballen, den aber der
ing, das Landrecht mit Schwyz und Blarus, zäbmt; die Hunde
k Bündner, die Eidgenoflen bisweilen verlaffend.
—
Als Anhang möge hier ein Verſuch, dieſes Gedicht mit möglichfter Ben-
haltung des Driginaltertes in die neuere Sprache mit genauerer Beobach⸗
ang des jambifchen Silbenmaaßes zu übertragen, Platz finden. Eine foldhe
dearbeitung des Stückes follte ſowohl das Lefen als das Verficuen erleichtern.
Der Labyrintp.
Du ſiehſt den Bau da wunderreich.
Horch auf, du ſollſt es hören gleich.
Heißt Labyrinthus fern und nab;
Aegypten ibn zum erften ſah,
Darnach das Land Italia,
Auch Lemnos, endlich Candia.
Gar ſaͤuberlich, wie du bier ſiehſt,
Gebaut iſt alles nach dem Riß
Dadalus, Bürgers von Athen,
10, In Ereta (Heißt jetzt Candien)
Auf Diinos Koften und Befehle,
Daß deinnen er die Schand verhehle
Paſivhae, der Hausfrau fein,
Die einem Ochs fih gab dahin,
Berbracht die feltfamfte Geburt,
Bom Haupt ein Mann bis auf den Gurt
Und dannenhin ein ftarfer Stier,
Ein menfchenfräßig , vochend Thier.
Den ſchloß nun Minos recht hinein
W. Tief in den Irrgang, fpeist allein
Yun lang mit Mienfchen ; doch vor allen
Zu dieſer Bein ihm wohlgefallen
Athener, die ex ſtrafen muß
232
Poeliſche Schriften.
Zur Rache für Androgeus, - -
Des lichen Sohnes, bittern Tod,
Den fie erfchlagen ihm ohn Notb.
Als nun zu König Aegeus kam,
Dem Dater , und die Mähr vernahm:
Theſeus, ein junger. Fühner Held,
Mit frommen Thaten zugefellt -
Syerkuli , feinem Kampfgeivan;
Denn Skyron und Corynetan
Und mehr hat er erleget fhon,
Dazu den Stier in Marrathon;
Empöret ihn die ſchwere Rad,
40.
70.
Denkt auszutilgen diefe Schmach
Der Stadt Athen, und füget fich
Nach Creta z’fteeiten tapferlich.
Da Ariadne ihn erblidt,
Des König Diinos Tochter ſchickt
Sie heimlich fich zu ihm aus Lieb,
Syrah: Theſeu, dich felbs nit betrüb.
Obſchon zum Streit du zwungen wirft.
‚Mit diefem Wunderthier, , verlierft
Gewiß du nicht. Behalt nur wohl
Im Sinn den Eingang, laß nicht toll
Dich machen durdy den falten Graus!
Hier nimm auf diefen harten Strauß
Den Sadentnaul in deine Hand,
. Den zettle nach dir, daß bekannt
Die fen der Ausgang ; wenn die Schlacht
Des Viehes du vollbracht mit lacht ,
Und du nicht erft am öden Ort |
Etend verderben mußt. So fort -
Nahm Thefeus kühn und mannlich hin
Den Faden und den Kolben fein,
Eilt zu dem Irrgang frefentlich ,
Vergißt des Fadens Anhang nicht.
Erft hebt die Thür ein Krachen an,
Darnach die Höhl'. Mußt wohl verfiahn: -
Dee Labyrinth war fo gemacht,
Daß ein Gewölb ins andre bracht -
Den Wiederhall; wie mehr gefchicht,
Wenn anderswo der Ton fich bricht,
Das gibt den graufen Schredenston ,
Als brüllete der Ochfe fchon.
Doch Theſeus dieß nicht ſchrecken Tonnt,
Vordrang er bald des Tons gewohnt.
Hinwieder waren fchauerlich
Die öden Diauern, wunderlich
Gemacht, , verzogen in die Länge,
20.
100,
110,
Poeliſche Schriften. | 253 |
Dann wieder umgebudt und enge:
Sept hoch, daß er des Lufts empfand,
Jetzt ging er auf der Erd im Sand.
Biel Thüren, unbedachte Kehr,
Viel Abgäng, Durchgäng, Irrung mehr.
Dabey entgäſtet jede Wand
Gebild von Thieren allerhand.
Hier ſah er erſt das Schreckenbild
Von einem Löwen, der ihn wild
Mit einem Aug nur anſehn konnt,
Ab dem, menn fchon des. Kampfes gewohnt,
Er fchier erblichen.. Doch fein Herz
Rieth zu befichtigen diefen Scherz,
Und wie er näher forfchen will,
Iſt es nur ein Zapetenbild ,
Und gleich fühlt cr fein Herz erquickt.
Ein ander Bild er bald erblickt,
Das ihn recht furchtbar däucht zu ſeyn,
.Gekrönt ein Adler, Strahlenſchein
Weit aus den Augen ringsum fpreitend ,
Mit offnem Schlunde, Tod bereitend .
Mit geimmen Griffen ungezähmt,
Den Schwanz und Fittig ausgedehnt,
Ein zornig Thier. Doch hoffe er, .
Die Kron bedeute Tugend mehr
Denn Zorn, ging fort geteoft, und kam
Wohl bald zu einem folgen Hahn,
Der zierlich feinen Kamm geſtellt,
Bewaffnet, als fürcht in der Welt
Er kein Thier weder groß noch Hein,
Und wollt erfechten alle allein;
Hat viele Hühner zugelockt
Speif? zeigend, mitten drin er hodt.
Do Theſeus ließ nicht kränken ſich,
Meint wohl, daß die und ander Vieh
Rady rechter Zeit find irrgegangen ,
So daf lebendig fie gelangen .
Richt mochten mehr zu dem Ausgang ;
Drum vor er mit dem Faden drang,
Rimm wahr, ein neues Ebenteur ,
Ein flücer Löw, gar ungebeur .
Zerſperret. Zweifelnd, ob's ein Greif,
Ward Theſeus ſchier vor Schrecken ſteif.
Doch wie er etwas näher kommt-,
Bedenkt er, dem Gefieder frommt,
Denn Flügel find zur Flucht gericht,
Richt Stillſtand, wo mit Hieb und Stich
Man ftandhaft kaͤmpft; naht alfo ihm,
354
1m.
- Die ein’ 309 bin, die andre bar
150.
160
170.
Poetiſche Schriften.
Und fieb, ein Leu wars ohne Grimm:
Doc voller Tück und arger Liſt;
Darum den Vögeln untermifcht ,
Auf daß er räubig würd erkennt,
Voll Furcht, nie bleib’ unangerennt.
Wagt weiter fidy, und ficht dort ſtehn
Den ſchmuckſten Ochfen wunderfchön ,
Mit Katzen ſchwer behängt, die ihn
jegliche ſtrebt nach ihrem Sinn
Bu leiten fo, daß, wie’s ihr däucht,
Der Gprung auf ihn gelingen möcht.
Bor , hinter fich, die üppig Schaar ;
Daß Theſeus wohl erfannte, wer
Dem Ochs es mache alfo ſchwer.
Doch , weil fie ausgelaflen waren,
Verließ er fie, wollt weiter fahren.
So fiebt ee bald ein aräulih Bild,
Das Schredden ihm einjagen will,
Ein ungezäbmter , wilder Bär,
Und darum viel gefürchteter ;
Doch denkt er bey ſich felbft, es fey .
Bloß leblos eitle Bildnerey,
Und nahend fiehet ex dem Bär
In feiner Rafe liegen, ſchwer
Und drückend einen Eifenring ,
Woran ihn einer zieht und zwingt.
Drum wirft er alle Furcht dahin,
Meint dieſer mache heimlich ihn.
Run fährt er ohne Schaden fort ,
Kommt weidlich an ein ander Ort
Durch eine Thür, fiebt eine Schaar
Bon Hunden. Weil fie träge war.
Verachtet Shefeus fie fogleich
As Dinge aus dem Bilderreich.
Richt lange mußt er weiter fahren,
Hört er das Wunder heftig ſcharren
Und darzu brülfen grimmiglich.
Drum ftärkt er felber billig fich
Vor Furcht, und redet alfo an .
Sein vochend Herz: Magſt du beftahn
Das Ebenteur , gebihrſt du Heil
Dir felbft und großer Ehre Theil,
Auch machft du die Athener frey
Bon diefer ſchweren Tyranney.
Woblauf! dem Friſchen Hilft das Süd;
Wille aber nicht, umd zeiget Tüd?,
ts doch genug in großer That,
190.
210.
Poeliſche Schriften.
Daß einer Fleiß gebrauchet hat;
Weil ehrlich niemand hinnen ruckt,
. As wer in tapfrer That verzuckt.
Indeſſen kommt er zu den Vich.
Das frohlockt und erhebet ſich,
Und ſpringt ihm frefentlich entgegen,
Und will zum erſten nicderlegen
Den Helden, darnach freſſen gar.
Doch Theſeus eilig ſich verwahrt,
Wirft ihm den Knaul in'n weiten Schlund,
Daß's defto minder gähnen konnt,
Kämpft mannlich und beſchirmt fich gut,
Haut fo viel Streich ibm tief ins Blut,
Dis er es allenthalb erlähmt,
Zum lebten mit dem Zod besähmt ;
Macht fi hinaus dem Faden nach.
So findet doch am Ende Rah,
Was hoch fährt übermüthiglich.
Gon ſchenkt, wiewohl er wartet, nicht.
Nun merkt euch wohl, ibe lieben Leute,
Daß diefer Labyrinth bedeute
Die Müh und Arbeit dieſer Welt;
, Und Thefeus, unfer kühne Held,
Den ftarten feommen Ehrenmann,
Der ſtets das Rechte teefien kann,
Und ſich allein um’s Vaterland
Verbraudt. Das Vieh bedeutet Schand,
Sünd, Laſter; und der leitend Saden
Bedeut Vernunft, daß nach der graden
Richtſchnur dee Pflicht wir müffen gehn,
Wo wir mit Ehren woll’n beftehn ;
Doch Jungfrau Ariadne bedeut
Dee Zugend Lohn, dei niemand gereut.
Jetzt fehet an der Menfchen That
Und ihren Wandel ohne Rath.
Sie gehen irr im Labyrinth
Ohm’ Faden; darum fie wie blind
Kaum an das Licht mehr mögen kommen,
Ich fürcht, daß fie fich borgenommen,
Zu wohnen bier mit dem Gefind
Ewig, fo wir nur Gäfe find .
Hier, fremd, verbannt, in Ungemadh,
. WBlgrimme; da in kurzem, ady,
So wir in Blüdes Schooß uns wähnen,
Man kommt die Scelen binzunebmen.
Wir find von Gottes Kiebe leer,
Die wenden würde Uebel ſchwer,
Uns reizte, allen irdſchen Schatz
Verachten, daß wir deſto baß
266
256.
230.
280.
250.
Poeliſche Schriften.
Gewinnen möchten Bott, Es iſt
Die Welt jet fo voll Trug und gift,
Daß ſchwer zu finden weit und breit
Mit Jeſu eine Achntichkeit.
Den Heiden gleich wir vielmehr find,
Ja böfer noch , die nicht fo blind
Und ohne Vorficht thun ihr? Sach,
Das fpäter Reu und Ungemach
Sie nicht umbag’. Dagegen wir
In aufgeblasner Köpfen Irr'
Es treiben frech und unbedacht;
Drum find wir all’ in Ungemad.
er Unzucht, Zodfchläg fchaften kann,
Der gilt für einen fühnen Mann.
Sagt je uns diefes Jeſu Lehr?
Niemand bat größre Lieb, denn der
Bein Leben feht für feine Freund.
Uns heiſſet nur ein Heiner Leumd
Das eigne Leben gar verſchätzen,
Auch unfern Nächften ruchlos heben,
Betrüben all’ natürlich Recht
Mit Kriegen, Zanken und Gefecht,
Daß Furien aus Höllenfchooß
Uns fcheinen wohl gefahren los.
as haben“ denn wir Ehriften mehr
Als noch den Rahm. Der Werke leer
Niemand Geduld und Lieb erweist;
Wahrlich die Fürſten allermeift,
Die nichts ale Muthwill Gets geübt ;
Denn wenn den Kopf der Unmuth trübt,
So muß es nur gewüthet feyn.
Doch iſts, daß Bott des Friedens Schein
Uns läßt befcheinen gnädiglich
.So werden wir aus Menſchen Vich.
Doch weil ich nicht ins Feur mag blafen,
Denn zornig find fie ohne Maafen
Wo etwa wird gefchmähet hart’
Ihr Rahme, Thun und GSinnesart;
270.
So ſchien mir befler , ſcherzesweis
Zu Öffnen diefen Fabelkreis,
Mo billig du mehr Ernſts verſtahn
Sollſt, als ich hier erzählen kann.
Will dichten dann von jedem hier,
Wie fie im Irrgang dort und bier
Beichrieben find, und felbe bitten
An fidy zu nehmen befre Sitten.
EEE
Poetiſche Schriften. . 257.
Fabelgedicht vom Ochſen und etlichen Ehieren.
Bald folgte das zweyte Sinngebicht in derſelben Versart wie dag
erſte. Dr. Schultheß Hat noch drey Handichriften von demfelben
vorgefunden : zwey deutiche , welche faft einzig in der Orthographie
Verſchiedenheiten haben, und eine Tatimifche, welche viel kürzer iſt.
Die Verfchiedenheit der Lesart, wo fie von einiger Bedeutung ift, fin
det fich bey den Worterflärungen angemertt. Die beutfche und die la⸗
tinifche Bearbeitung haben jede Zufäge und Auslaffungen. Die Ia-
tinifche it wahrfcheinlich die urfprüngliche , weil die deutfche bisweilen
eine ſteife Uebertragung des Iatinifchen Ausdruds Hat, und auch bie
und da diefen umfchreibt. In Adfchriften für Freunde mochte Zwingli
die Ueberſetzung verändern , kürzen und mehren. Cine Iatinifche Ab⸗
fhrift erhielt Blarean, der in einem Briefe vom 18. April 1511
darüber ein Urtheil faͤlt. Die Vergleichung mit der Zeitgefchichte zeigt,
daß dieß Gedicht nicht vor den drey letzten Monaten des Jahres 1510
geſchrieben ſeyn Tann.
Hulbrychen Zwingli, priefterst, fabeliſch gedicht von einem ochſen
und etlichen thieren iez loufender dinge begriffenlich.
Von einem garten ich üch ſag,
Umzünt und bhuͤt mit ſtarkem ghag?,
Mit bergen hoch an einem ort,
Am andren Hüß man rufchen hort;
In welchem dickes körpers wont
Ein ochs mit roter farb geſchont?,
Einer gharen* kruſen ſchoͤnen ſtirn,
Einer breiten bruſt mit wytem ghürn⸗,
GSin hals mit Lämpen®, groſſem Luft”,
Vom kinn behenkt bis an die bruſt.
Dee beupft? den gart und grünes gras;
Denn etwann , fo er durftig was ,
Lofcht er fich felbs mit wafler Kalt,
Vyhiſcher Hab rych martigfalt;
Vom blinden glüd gehaßt allein,
Das us untrüwem verbunft? ghein
Süß lat ungemengt mit gallen.
— — = = 1. n . ui —— innen ren TER
y niet der zweyten Dandfcheift. ) Hag. 3) gefchönt, gezitet, gefchmüdt. +) Haas
R. 9) Gehen. ©) Etwas Lampendes, befonders vom Fleilh , Wampe. „Groſſem.
luſt“ iſt Appoſition zu ꝓlampen“, oder dieß ein vorgeſettar —2 — ohne Artikel zu
»sreflem luſt.“ 7) Schöndeit. 8) pflüdt. 9) Mißgunſt, Kid —
Sieingli’s Rimmtl. Scheiften IL Bds. 2. Abthig. 1
—W Voenſche Sqheiſten.
Die gar vil bels überhüb!,
Uns reizet’ achten alle Bing
200. Als mir und Lat, daß wir gering?
Grwünnen möchtend gott. So ift
Die welt iez voll unträwer lift,
Do wir Chriſti fein bildnuß? band,
Mee den beiden ginch , pfuch der ſchand!
Ja böfer; dann die? mit anſchlag
Ir ding thuͤnd, dab fu nit behan®
Rüm und kummer. Dagegen wir
Us hochfärtiger köpfen irr®
Verfrefnend, AMrüttend? alle fach ;
210. Drum find wir all in ungemadh.
Mer unzucht®, todſchläg fchaften kann,
Den halt man für ein künen mann.
Hat uns das Chriſtus gleert? Gröſſer
Lich hat gheiner immer?, dann der
Sin leben fett für fine fründ.
Eich, wie wir um ein Beinen Iümd'
Unfer leben gar verfchäßend'""';
Drum den nädıften wir oudy bebend ",
Berruͤbend! all natürlich recht
220. Mit kriegen, zanggen, andrem afecht
Daß wir die böllfchen wüterinn'n **
Mögend denken abbrocdhen!S fun.
Gag an, was hand wir chriften meer
Dann den namen. Der werten ler
Nieman ghein geduld, ghein lieb weist.
Warlich die fürften allermeiſt,
Die nüts hand glernt dann mütwillen‘®,
. &o bald in’n in ’n kopf ein grillen
Kummt, fo müß es nur gwuͤtet“ fun.
230. It aber, daß des fridens ſchyn '®
Une gott laßt bſchynen gnädiglidh,
MWerdend wir us dem menſchen vuch.
Doch, daß ich nit in das für ftech,
Dann fü gar zornig, wo fy gſchmaͤcht,
Sat mich bedücht ſchimpflicher wys "
Guͤt fun ufzethuͤn difen kreis”,
[4
%) isberhöbe. 3) leicht. 3) Aehnlichkeit, Abbild im ums. 9) dieſe, nähmlich die
Heiden. 9) umbage, umgebe, umfange. 9) Verirrung, Wahnfinn. 7) übereilen,
ũberſtũrzen, feichtfinnig , nachläffig und eilfertig behandeln. ®) Unfugen, Kafterthaten.
9) jemahls. 1%) Leumund, Ruhm, Ehre. 1) Preis geben 29) plagen. 13) trüben,
kränken, verliehen. 1%) die Furien. *5) losgebrochen, Iosgekommen aus den Tiefen der
Hölle. *0) Muthrillen treiben, den Lüften und Begierden feohnen. 17) Eine andere
Lesart ifi „ gwuͤlet“, alles unterliberfich gelehrt. *8) Glanz, candor, jubar. *9)
ſcherzweiſe. 2%) diefen Fabelbilderkreis, orbis pictas, diefen Cyklus von Fabelbildern,
die Hier zuſammengeſtellt find, und deren jedes in einem beſondern Gemählde weiter
auszuführen der Dichter hier ſich vornimmt.
Boetifche Schriften. a5
Da du mee ernfis billich vertan
Sollt, dann ich bie erzäten kann.
Ich wird fagen von iedem tier,
240. Wie ſy im irraang bin und ber
Beichriben find , und fü bitten
Un fidy z'nemen ander fitten.
Die Deutung der Wappenbilder, welche Zwingli nicht näber angeben
Mi, iſt nicht ſchwer. — Der einäugige Löwe iſt das Einnbild von Eva
ien:Arragonien; der gefrönte Adler der geoßmüthige, aber wenig zu
iechtende und nicht ausharrende Kaiſer Marimilian; der geilünelie
Yan das liftige Venedig; der Hahn Frankreich; des Ochſe mit den
taten die Schweiz mit ibren Verführern , den Söldlingen; der Bar
ahrſcheinlich der gewalttbätige Abbe von Gt. Ballen, den aber der
King, das Landrecht mit Schwyz und Blarus, zähmt; die Kunde
it Bündner, die Eidgenoſſen bisweilen verlaffend.
—
As Anhang möge hier ein Verſuch, dieſes Gedicht mit moͤglichſter Bev⸗
khaltung des Driginaltertes in die neuere Sprache mit genauerer Beobach⸗
ing des jambiſchen Silbenmaaßes zu übertragen, Platz finden. Eine folche
Bearbeitung des Stuckes follte fowohl das Lefen als das Verſteren erleichtern.
Der Labyrinth.
Du fieh den Bau da wunderreich.
Horch auf, du follt es hören gleich.
Heißt Labyrinthus fern und nab;
Aegypten ihn zum erften ſah,
Darna das Land Italia,
Auch Lemnos, endlich Candia.
Gar fäuberlih, wie du Hier ſiehſt,
Gebaut ift alles nad dem Riß
Dädalus , Bürgers von Athen,
10, In Ereta (heißt jetzt Candien)
Auf Minos Koften und Befehle,
Dog drinnen er die Schand verhehle
Bafivhae, der Hausfrau fein,
Die einem Ochs ſich gab dahin,
Verbracht die feltfamfte Geburt,
Bom Haupt ein Diann bis auf den Gurt
Und dannenbin ein ſtarker Stier,
Ein menfchenfräßig , vochend Thier.
Den ſchloß nun Minos recht hinein
W. Tief in den Irrgang, fpeist allein
Ihn lang mit Menfchen ; doch vor allen
Zu dieſer Bein ihm wohlgefallen
Athener, die er ſtrafen muß
260 Poeliſche Schriften.
Fuͤgt ſich damit für leopards loch,
Er klagt ſich groß, erzält ſin ſchmach,
Er manet hilf von dem, der in
100. Verachtet hätt und gſchmächt vorhin
Gar oft mit gmachelroub und ſuſtt F
in ander weg, das alls vertufcht!
Sollt ſyn, allein daß jrer bund
Ein fürgang hätt und guͤten grunb.
Der ward gemacht in kurzem zyt
Stark; denn in allem erdrych wyt
Entſitzen? ſolltend alle thier.
Bald lüffendſ' an das füchsligvier?
Mit fpigen* fcharpf , verlaktend ſeer;
Vertenben ganz was jr beger
Us allen bülen? on genad.
Das füchsli do zum birten trat,
Uf deyen beinen kroch, und klagt
Sin wunden tief, ouch wie gefchagat®
Es wär, und begert gnad mit gding?
Ze widerleeren® faft gering?
Was es jm ie abzogem?? hätt
Der bhünder ; das!! es gnad erbät.
Der birt, wiewol er etlich biehiE?
120. Empfundent? hätt, jr ganz vergißt,
Und fagt jm zü fin hilf und teoft'*;
Damit er den zorn und grimm erlofcht
Leonis und leoparde, und ylt
Zum ochfen , rüft in an gar. mild
Um bilf, und fpricht: er Iyde zwang ,
Don brüdern i* groſſen überdrang ;
Wie fy im fin vych⸗ und ſchafſtall
Anloufind , ryſſind *° überall
In lämmlis gftalt hinweg dieblich ,
130. Vertrybind, mezgind erbärmklich.
Gedenkt darby des füchslis nit,
Daran jm. Incht'” zum meiften liit.
Nach vil ermanung neiget fich
Der ochs zum bieten willenklich.
Vor frömden darzü hült der hund,
110
2) verdedt, ansgelöfcht. Die erfte Handichrift hat, vertütſcht“, von vertüticen
mit kurzem „u“, d. i., der Klage, Unterfuchung und Gteafe entziehen, nut
drüden. 2) ſich davor entfehen. 3) Behaufung, Quartier des Füchsleins, quatuor
parietes, Die erfle Handfcheift Hat „ſchier.“ 9) wie oben Vers 29. 9) hülinen,
Höhlen. ©) beraubt und mißhandelt. Bon fihachen, rapere, latrocinari. Daher
Schächer. 7) unter der Bedingung, dem Verſprechen. 5) wiederbringen, erſtatten.
9) gern. 19) entzogen, entwendet. 1!) dafür, wofür, weßwegen. 12) Betrũ ⸗
Benachtheiligungen. 12) Die erſte Handſchrift bat „empfangen.“ +) Unterflügung.
. 19) Werbündeten. 16) rauben. 7) vielleicht, wahrfcheinlich, wohl. 28) williglih. .
Poetiſche Scheiften. 361
Fröwt fich der fach us gütem grund;
Welch doch den katzen fraf jr. herz!
Und pyn’get mit gar groſſem fchmerz.
Oft fachend fy zum leopard dar ?
190. Mit rüw.“ Do deß der ochs nam gwar,
Kart er fich ouch ein Hein‘ wider um;
Doch ugs geftunft® brach er die fum.®
Do das der beüderbund empfindt” ,
Vermarktend fo den lift gar afchwind,
Und fagend an dem ochfen krieg,
. Bo -er von ftund an nit entfüg®
Den knopf, damit er bunden was
. Zum bieten; daß er ouch ein haß
An'n ochfen wurf, daß er derlon
150. Wär allenthalb, bloß müßte fon
Yen zänen fcharnf , und werden one -
Ir beeder fchlund nach irer mus.
By difen Dingen was ein bod.
Der hatt’ am Linn des hars ein lock,
Drum er eins wyſen ftand verfiat?,
Wiewol er wenig wusheit hat,
Und redt: Mich wundert nun, ob’ nit
Ochs afchlagen !° werd mit finem fit!
Übel; der hirt befchiem denn jn
Mit finem ftab , oder zerriinn
Dee brüdeen qunft%, ald'? widerbeing
Gin gaben mild der leopard ring, '*
Doc denn der hirt zü fürchten ift.
Das neh ift ufgeſpannt, gerüft
An allen orten überall,
Dich wirt nun feligen!s diſer fall,
Die grünen krütee buffen ab,
Berachten alle miet und gab;
Dann wo gaben flatt mögend han,
170. Mag keine feyheit nimmer beftan.
Ein fölidh gnade ie fryheit ift,
Daß die Spartani, als man list,
Dem Hydarni antwurt gabend ,
Sn zu bſchirmen fon und 3’haben !?
Rit nun mit fpieflen funder mit
Arm. Wo nun die gab beliit n⸗
Der tbieren berz , wiet all feündfchaft ,
| Fryheit veracht und güt afellfchaft. ?
) am Herzen nagte. ®) Hin. I) mit Schmerzen, Verdruß. *) ein wenig. 5) ges
fiofen, ‚angetrieben. ©) Gämmmiß, Sögerung. 7) bemerkt, wahrnimmt. ®) aufloͤſe.
Stelle vertritt, Platz einnimmt. 19) unglüdlich gemacht, ins Verderben geſtürzt
M Hanbdlungsweiſe. 12) die Freundſchaft der Verbündeten. %) oder. 1) gefällig,
ih. 38) beglüdten. 26) Olüd. 17) zu erhalten, zu beivahren. 18) GSteeitäzten.
”) beiiegt, belagert, obsidet. 20) gute Bundesbrüder, societas foederis.
160
“
262 Pretiſche Schriften.
Verſtand diß gedichis.
Durch Hirt den papft, den vfaff durch bund,
180. Den vömfchen kuͤng do ich verſtuͤnd
Durch Löwen; den waldy! durch leopard,
Durch) den ochfen gmeines volk, ward
Ich bericht. Wer katzen waren? —
Per zürnen wöllt, mag wol faren ! ®
3wingli führt die Erklärung nicht vollſtaͤndig durch ; die Ge
fhichte aber giebt fie und deutlich genug Dee Ochſe, Sinmbild
des Schweizervolfd , ein Thier, das an Muth und Stärke feinem
weicht, aber unfchädlich if, fo lang ed unangefochten bleibt, ohne
Falſch, kennt Li und Raͤnke nicht; es iſt auf feiner Weide glüdlid
in Sreyheit und Friede, — fo das Schweizervolk in feinem feſten
Gebirgslande feit der Vertreibung der einheimifchen Torannen. Abe
mit dem Güde hängen fih Schmeichler an den Schweizer, Katzen,
liſtig ihn den Rachbarfürften in Dienft verfaufend , mit Ruhm und Beute
ihn lockend. Doch verläßt ihn nicht fein alter, treuer Hund, fo mar
cher biedere vaterländifche Lehrer und Führer ,.der ihn auch durch feine
Warnungen fchon rettete, mit Hülfe der Saunen, der Landesſchu
götter , wie die Heiligen Fridolin, Gall, Eolumba sc. Nie vermochte
Gewalt den Schweizer zu unterjochen; aber Lift und Raͤnke der
Fremden, die ihn mit treulofen Freunden im Lande zu umgeben
wußten, führten ihn in Schande und Verderben. Der Angriff dei
Löwen mit großer Thierſchaar ift der Kampf des Kaiferd und de
Keichöflände mit dem Schweizervoft im Schwabentrieg. Die
Deftechung der den Ochfen umgebenden Kagen geichieht auf den dem
Schwabenkrieg folgenden Tagfagungen, wo die Partheyen einander
überbieten , um die Führer des Volkes zu gewinnen. -Der Leopard
it dr König von Frankreich, liſtig, mächtig und prunkend.
Er gewinnt dem Löwen den Vorſprung ab, fchmügt die Katzen (bit
Kronenfrefler , die Soͤldlinge), und führt den Ochſen, verbünbet mit
ihm, zu einer Hülfe nach Italien und wohin er will; mag der treue
Hund auch noch fo laut warnen. Nun holt der ehrliche, Seichtglä-
bige , ruhmſuͤchtige, bartmädige Schweizer für Ruhm und Treue
Schläge, opfert alled , und ziebt fich zum Lohn eine giftige Schlange
1) den Welſchen, den: Franzofen. 2) mag fortgehen, feine Gelegenheit nehmen,
valcat }
190.
210. Dee
%
Poetiſche Schriften.
Daß einer Fleiß gebrauchet bat;
Weil ehrlich niemand hinnen rudt,
. As wer in tapfrer That verzudt.
Indeſſen kommt er zu den Bieh.
Das frohlockt und erhebet ſich,
Und foringt ihm frefentlich entgegen,
Und will zum erſten nicderlegen
Den Helden ,. darnach freflen gar.
Doch Theſeus eilig ſich verwahrt,
Wirft ihm den Knaul in’n weiten Schlund,
Daß's defto minder gähnen konnt,
Kämpft mannlidy und beſchirmt fich aut,
Haut fo viel Streich ibm tief ine Blut,
Bis er es allenthalb erlähmt,
Zum letzten mit dem Tod bezaͤhmt;
Macht fi hinaus dem Faden nad.
So findet doch am Ende Rah,
Was hoch fährt Üübermüthiglich.
GSon ſchenkt, wiewohl er wartet, nicht.
Run merkt euch wohl, ihr Lieben Leute,
Daß diefee Labyrinth bedeute
Die Müb und Arbeit diefer Welt;
. Und Theſeus, unfer fühne Held,
Den ftarlen frommen Ehrenmann,
Der ſtets das Rechte treffen fann,
Und fih allein um’s Vaterland
Verbraucht. Das Vieh bedeutet Schand,
Günd, Lafter ; und der leitend Baden
Bedeut Vernunft, daß nach der graden
Richtſchnur dee Bricht wir müffen gehn,
Wo wir mit Ehren moll’n beftehn ;
Doch Jungfrau Ariadne bedeut
Tugend Lohn, deß niemand gereut.
Jetzt fehet an der Menfchen That
Und ihren Wandel ohne Rath.
Sie gehen irr im Labyrinth
Ohn' Faden; darum fie wie blind
Kaum an das Licht mehr mögen kommen,
Ich fürcht, daß fie fich borgenommen;,
Zu wohnen hier mit dem Geſind
Ewig, fo wie nur Bäfte ſind
Hier, fremd, verbannt, in Ungemad,
. Vilgrimme; da in kurzem, ach,
So wir in Glückes Schooß uns wähnen,
Man kommt die Scelen binzunehmen.
Wir find von Gottes Kiebe lcer,
Die wenden würde Uebel ſchwer,
Uns reizte, allen irdſchen Schatz
Verachten, daß wir deſto baß
266
264 Ä Poeliſche Schriften.
der Fremden zu haſſen, für fich felbft zu leben, Freyheit zu wahren
. und mit ihe die alte Treu und Eintracht, und im Schooße des heimi-
fchen Landes die Früchte haͤuslichen Gluͤckes Fi und verborgen zu ge
nießen. CSchuler, Bildungsgefchichte Zwinglis. &. 75 f.)
Tabelgedicht vom Ochfen und etlichen Thieren.
(Verſuch einer Ueberfehung in die neuere Sprack.)
Bon einem Barten melde ich,
Beſchuͤtzt mit Zaͤunen feftiglich,
Mit Bergen hoch an einem Drt,
Am andern raufchen Fluͤſſe fort.
Ein dicker Dchfe wohnet hier
Von rother Farb, ein fchönes Thier,
Die Stirne kraus behaaret vorn, Ä
Die Bruft breit, weit gefrünmt das Horn.
Die Wampe bangt am Hals mit Luft
Dom Kinn herab bis an die Bruſt.
Der Abt im Garten grünes Gras,
Und wenn er etwa durftig was,
So labt er fih mit Waffer kalt,
War reich an Thiergut maniafalt;
Gehaft allein vom blinden Glüd,
Das aus Mißgunft und arger Tück
Das Süße nie läßt rein von Ballen.
Hieß Katzen zu dem Ochſen fallen,
‘ Die ungehemmt mit liftgem Sinn
20. Yon allee Orten Ienkten hin, -
Wohin fie wollten... (So einmahl
Drey Schweftern waren an der Zahl,
Die nur mit Einem Auge fahn,
Und diefes thaͤt Meduſa han.)
Dem Ochfen folgt auch Schritt vor Schritt
Ein treuer Hund, der mit ibm ſtritt.
Lyziska hieß er , und that kund,
Wenn wider ihn entftund ein Bund,
Menn andre Thier durch Lift und Tück
80. Ihn bringen wollten ins Unglüd. |
So konnt dee Ochs entgegen gehn
Dem Angriff; da die Saunen ftehn
Auf feiner Seite fchirmend noch, -
Wofür er fie auch ehret hoch
Und ihnen dankt von Herzensgrund.
So Lebt er froh und ſtets geſund.
Ob ihn der Löwe gleich anfiel
Mit graufem Brüllen und noch viel
10
Poetiſche Schriften. 266
Der andern Shiere groß und Hein;
Berriffen kehrten alle beim. |
So ging aus Kampf der wilde Stier
As Sieger altemahl herfür. -
Da nun die Thier durch Wort und That
Nichts richten aus, fo hielten ſ'Rath
Und ſprachen: Man muß Auffehn han,
Daß uns dee Ochs nicht fchaden kann.
Da fügt fi) bald nach feiner Art
Mit Lift zum Ochs der Leopard,
Rühmt feiner Thaten Ehre Hoch:
. Wenn er nur würde machen noch
Gerücht von fih in fremdem Reich,
Wär ihm an Ehren niemand gleich.
Schmiert auch die Raben mit feißter Gab,
Der Katen Luft, damit nicht ab
Sie ließen, bis in Leovards Bund
Dre Ochs käm. Da boll fireng der Hund.
Dergeblih. Denn am Angel wird
Der Ochs den Kaben nachgeführt.
Da Leopard fo mit Lift befam
Den dummen Ochs, daß er annahm
Den Bund, führt ee nach feinem Sinn
Ihn fern und nah, bieher, dorthin.
So ward Ochs ſchlauer Katzen Spiel,
Und bielt für ſeiner Pflichten Biel,
Wo Reopard er mit feiner Stärk
Erhöhn möcht und aeflifnem Wet;
Nimmt an all’ Schaden Bein und groß,
Streich, Schwertfchläg gleich als ein Ambos,
Daß nur ſich mehre Leopards Haufı
. Bieht ee gern eine Schlange auf.
Sobald der Löwe nun erblidt |
Des Leopards Glück, er eilig ſchickt
Eich an, zum Ochſen binzugehn
Und mit ihm felb zu reden fchön,
Laßt abbin Hängen Mähn und Schwanz,
Und fpricht zu ihm befchelden ganz:
Wie er nach feinem Bund begehr’.
Und freundlich bat ee ihn gar fehr,
Daß nicht gezwungen fonbern frey
Des Löwen Bruder Ochfe fen.
Dieb öffnet Ochs den Kaben fchnell. .
Die mahnten ihn: Geduld, Geſell!
Unſicher iſt es, ihm vertraun.
Du ſoliſt auf feine Wort nicht baun,
Obſchon er König ik und Herr.
Denn wenn er eiwa hungrig. wär,
256
230.
280.
250,
Bortifche Schriften.
Gewinnen möchten Bott, Es iſt
Die Welt jet fo voll Trug und Liſt,
Daß ſchwer zu finden weit und breit
Mit Jeſu eine Aehnlichkeit.
Den Heiden gleich wir vielmehr find,
Ja böfer noch , die nicht fo blind
Und ohne Vorficht thun ihr? Sach,
Das fpäter Reu und Ungemah
Sie nicht umhag'. Dagegen wir
In aufgeblasner Köpfen rer’
Es treiben frech und unbedadit ;
Drum find wir al’ in Ungemad.
Wer Unzucht, Todfchläg fchaffen kann,
Der gilt für einen kühnen Mann.
Sagt je uns dieſes Jeſu Lehr?
Niemand hat größre Lieb, denn der
Sein Leben ſetzt für ſeine Freund.
Uns heiſſet nur ein kleiner Leumd
Das eigne Leben gar verſchätzen,
Auch unſern Nächſten ruchlos hetzen,
Betrüben all' natürlich Recht
Mit Kriegen, Zanken und Gefecht,
Daß Zurien aus Hoͤllenſchooß
Uns fcheinen wohl gefahren los.
Was haben’denn wir Ehriften mehr
Als noch den Nahm. Dee Werke leer
Niemand Geduld und Lieb erweist;
Wahrlich die Fürſten allermeift,
Die nichts als Muthwill Gets geübt;
Denn wenn den Kopf der Unmuth trübt,
So muß es nur gewüthet feyn.
Doch ifte, daß Gott des Friedens Schein
Uns läßt befcheinen gnädiglich,
So werden wir aus Menſchen Vieh.
Doch weil ich nicht ins Feur mag blafen,
Denn zornig find fie ohne Maaßen,
Wo etwa wird gefchmähet hart’
Ihr Rahme, Thun und Einnesart;
‚270
So fihien mir beffer , ſcherzesweis
Zu öffnen diefen Fabelkreis,
Bo billig du mehr Ernſts verſtahn
Sollſt, ale ich hier erzählen kann.
Will dichten dann von jedem hier,
Wie fie im Irrgang dort und bier
Beichrieben find, und felbe bitten
An ſich zu nehmen befre Sitten.
en
Poeliſche Schriften. 257.
Fabelgedicht vom Ochſen und etlichen Evieren.
Bald folgte das zweyte Sinngebicht in derſelben Versart wie das
ee. Dr. Schultheß Hat noch drey Handfchriften von demfelben
vorgefunden : zwey deutſche, welche faft einzig in der Orthographie
Verfchiedenheiten haben, und eine latiniſche, welche viel kürzer iſt.
Die Verfchiedenheit der Lesart, wo fie von einiger Bedeutung ift, fin
det fich bey den Worterflärungen angemerkt. Die deutfche und die la⸗
tinifche Bearbeitung haben jede Zufäge und Ausloflungen. Die la⸗
tinifche it wahrfcheinlich die urfprängliche , weil die deutfche bisweilen
eine ſteife Uebertragung des Tatinifchen Ausdrucks Hat, und auch hie
und da diefen umfchreibt. In Adfchriften für Freunde mochte Zwingli
die Ueberſetzung verändern , kürzen und mehren. ine Iatinifche Ab⸗
fheift erhielt Glarean, der in einem Briefe vom 18. April 1511
darüber ein Urtheil faͤlt. Die Vergleichung mit der Zeitgefchichte zeigt,
daß dieß Gedicht nicht vor den drey letzten Dionaten des Jahres 1510
geſchrieben feun Tann.
Huldrychen Zwingli , priefterdt, fabelifch gedicht von einem ochfen
und etlichen thieren iez loufender dinge begriffenlich. :
Bon einem garten ich üch fag ,
Umzänt und bhuͤt mit ſtarkem ghag?,
Mit bergen hoch an einem ort,
Am andren Aüß man rufchen hort;
In welchem dickes körpers wont
Ein ochs mit roter farb geſchont?,
Einer gharen* kruſen fchönen ftien,
Einer breiten bruft mit wytem ghürn‘,
Sin hals mit Lämpen®, geoffem luft? ,
Vom Einn behenkt bis an die bruft.
Der brupft? den gart und grünes gras;
Denn eiwann ſo er durſtig was ,
Lofcht er fidy felbs mit wafler kalt,
Vyhiſcher hab rych martigfalt;
Vom blinden glück gehaßt allein,
Das us untrüwem verbunft? ahein
Suͤß lat ungemengt mit gallen.
®
n Zuſat der zweiten Handſchrift. ) Hag. 3) gefchönt, geziert, — 9) Haas
6, Gehörn. ©) Etwas Lampendes, beſonders vom Fleiſch, Wampe. „Groſſem
u“ iſt Appofition zu „lämpen“ , oder dieß cin vorgefehter Sanitte ohne Artikel zu.
ngeeffem Lufl.* 7) Schönpeit. 8) pflüdt. 9) Mißgunſt, Heide
Swingli’s ſammti. Schriften IE Bds. 2. Abtblg. 17
1) forte accidere. 2) Die zweyte Handfchrift Hat „werd.“ 3) wohl, un
%) Zähne und Klauen, oder Schlachthaufen, acies, oder keilförmige Schlac
cunei. 5) Landesgötter. 56) mit Willen, ihre Verdienſte erfennend, oder mit
aus vernünftigen Gründen. 7) Zuftand. 8) unglüdlich, elend. 9) von ungefi
2) Brüllen, rugire, Die erfle Handfchrift hat „fügen.“ 1) mit Noth, m
figen, fprechen. 13) „dörfend“, dürfen. 74) Ruhm, Huf. 15) fchmiert,
25) 0. 17) Angel. 13) den — angehängt, nachgezogen. Die zweyte Hand
„gfangen.“ Wer diefer Leſeart den Vorzug gibt, muß aber dann dns „
Boetifche Schriften.
Hat zum ochfen heiffen fallen!
Katzen, des ochfen Liftig hirt,
20. Bon den er allein ward? gefürt
/
In aller fach (wie fchwöftren dry,
Der ein Medufa hieß, gar fry?
Gefachend nun mit einem oug).
Ans ochſen ſyten banget ouch
Unabgewendt ein trüwer hund,
Lyeisca genannt, der thät im kund
Ufſätz der thier und hinderliſt;
Damit er deſter bas gerüſt
Erſtumpfen möcht je ſcharpfen ſpitz
30, Mit hilf der faunen‘, die mit wit®
„Er eeren hieß im herz mit danf;
Dadurch fin fand?” würd nimmer krank.
Wiewol in do anflel villycht?
Der löw mit rügen!? grufamlich
Und vil der thier beed groß und Hein;.
Doch kamendſ' kum!! zerriſſen beim.
Alſo der ruch ſtier uferſtuͤnd
Unüberwunden von dem grund.
Do nun die thier mit ftreich, mit wort
40. Ganz fchüfend nüts; mie wurd betort
Difer ochs, begunntend ’jächen
Des DEP”? wir han gut uffechen,
Do fügt fi) bald der leopard
Mir lift zum ochien nach finer art,
Ruͤmt jm fin that und eer gar hoch:
Wenn er anderfchwo ouch ein rouch
Wurd machen uf fremdem erdrych,
Denn wurd finen eeren nieman glych; „
Ehmütt!S bald die katzen mit feißter gab
50. (Dee katzen gluft) , daß fy nit ab»
Rieffend , bis daß ins leopards bund
Die ochs tim. Do ball is ſtreng der hund,
Doch on feucht; dann an eim angen”
Ward ochs nach den katzen ghangen. "3
Do nun mit lift der leopard bkam
Bagen“ in der Bedeutung von post nehmen.
Poeliſche Schriften. 239
Den ochſen ſchlechte, daß er annam
Sin bund; fuͤrt er in? nach ſiner bger?
Sie har, dört hin, beid wyt und feer.
Alſo ward ungefürt? der ſchlecht
60. Ochs von katzen, daß er meint recht,
Bo er den leopard mit finer ſtärk
Erhöchen möcht und gflißnem © werk.
Nimmt an all fcyaden Hein und groß,
Streich , fchwertichläg glych als ein anbog,
Daß er den leopard rych mach;
Ein fchlangen züchen? was im gady.®
Do nun des leopards glüd erblict
Der Löw, zum ochfen er bald ficht?,
J Und redt in an, bat! ſchwanz und burft!!
. 70. Riderglan, ſagt ouch, wie in durſt
Nach ſiner gſellſchaft, bat in daby
Fründlich, nit zwungen ſunder fry
Daryn ze gon. Diß offnet Ihn
Der ochs der katz. Die ſprach: Geſell,
(Damit fg nit verlür die huld
Und gab here leopards) hab geduld;
Wann !? unficher ift vertruwen
Dem , follt ouch nüt uf in buwen.
Wiewol ein küng und böchfter Here
80. Er if; mac dich doch von im feer.
Dann wo er wurde mangel han
An ſpys, wurd er dich gerufen an.
Du fichft fin mager angeficht ,
Sungrigen fchlund ;. drum bis bericht"?
In z’taren lon.!* Geborfan was
Dee ochs, entbüt dem Löwen, daß
Er fin bund is nit annemen wöllt.
Das zürnt der (dw , gieng hin und brüft,
Wüt, dröwt, erdenkt, durch welchen weg
Er diſen ochfen fchädigen mög.
Und bfinnt fich ie, daß ghein fründfchaft
Us gütem grund mag gan , die ghaft!*
Iſt allein in dem nut. Wie dann
_- Der leopard num den ochfen gwann
BT" Tapas Um eigennuß; darum er mag
we In faren Ion on alle Mag. |
— — — — — — — —
* — 2%) ſchlicht, chrlich, gut, einfältig, simple. 2) Die erſte Sandſchrift
gu, mat „für er im.“ 3) Willkür, Inbitus. *) hineingeführt, angeführt, betrogen. 6) dafi
kei & für echt, für feine Pflicht Hielt. ©) Die erfie Dandſchrift Hat „gluchnem“, Bd. i.,
pe gohelichenem, ‚ vermiethetem. 7) erziehen. ®) war ihm angelegen, er beeilte fich. * eilt,
„0 7) Die afle Handfchrift bat „der © 1) Mäpne. 14) Denn, weil. %3) fey belehrt,
2 fahren zu laſſen. 26) Die erſte Handfchrift Hat „gunft. “ 16) gegründet,
260 Poeliſche Schriften.
Fuͤgt ſich damit für leopards loch,
Er klagt ſich groß, erzält fin ſchmach,
Er manet hilf von dem, der in
100. Verachtet hätt und gſchmächt vorhin
Bar oft mit gmachelroub und ſuſt ur
In ander weg, das alle vertufcht
Eolit fun , allein daß jrer bund
Ein fürgang hätt und güten grund.
Der ward gemacht in kurzem zyt
Stark; denn in allem erdrych mut
Entſitzen? folltend alle thier. .
Bald lüffendf an das füchsligpier?
Mit fpipen* fcharpf verlatztend ſeer;
110. Vertryben ganz was je beger
Us allen bülen? on genad.
Das füchsli do zum birten trat,
Uf deyen beinen kroch, und klagt
Ein wunden tief, ouch wie aefchaggt®
Es wär , und begert anad mit gding?
Ze widerkeeren? faft gering’,
ag es im ie abzogen!? Hätt
Der hünder; das'! es gnad erbät.
Der hirt, wiewol er etlich bfchiß
Empfunden?? hätt, je ganz vergißt,
Und fagt im zu fin hilf und troft"*;
Damit er den zorn und grinnm erlofcht
Leonis und leopards, und ylt |
Zum ochfen , rüft in an gar. mild
Um bilf, und foricht: er Inde zwang
Bon brüdern i* grofien überdrang ;
Wie ſy im fin vych⸗ und ſchafſtall
Antoufind , ryſſind "° überall
In laͤmmlis gftalt hinweg dieblich,
130. Vertrybind, mezgind erbärmklich.
Gedenkt darby des füchslis nit,
Daran jim lycht“ zum meiſten liit.
Nach vil ermanung neiget ſich
Dee ochs zum hirten willenklich.⸗
Vor fröwden darzuͤ hült der hund,
120
—— — — — — — — — —
1) verdeckt, ausgelöfcht. Die erſte Handſchrift hat, vertütſcht“, von vertütſchen
mit kurzem „u“, d. i., der Klage, Unterſuchung und Strafe entziehen, matt
drücken. 2) ſich davor entſetzen. 3) Behauſung, Quartier des Füchsleins, quatuor
parietes, Die erſte Handfchrift hat „schier.“ 9) wie oben Vers 79. 5) hülinen,
Höhlen. 6) beraubt und mißhandelt. Won fihachen, rapere, latrocinari. Daß
Schächer. 7) unter der Bedingung, dem Merfprechen. 8) wiederbringen, erflatitä-
9) gern. 19) entzogen, entwendet. 1% dafür, wofür, weßwegen. 13) Betrügereren,
Penachtheiligungen. 3) Die erſte Handfchrift hat „empfangen.“ 1%) Uterflügung.
15) Merbindeten. 1%) rauben. 17) vieleicht, wahrfcheinlich, wohl. 29) willig. .
Poetiſche Schriften. 261
Srömt fich der fach us gütem grund;
Welch doch den katzen fraß jr. herz!
Und vyn'get mit gar groſſem fchmerz.
Oft fachend ſy zum leopard dar?
140. Dit rüw.? Do def der ochs nam gwar,
Kart er fich ouch ein Hein* wider um;
Doch ugs geftunft® brach er die fum.*
Do das der brüderbund empfindt? ,
Vermarktend fy den lift gar gfchwind,
Und fagend an dem ochfen krieg,
- . Wo er von flund an nit entfüg®
Den knopf, damit er bunden wag
Zum birten; daß er ouch ein haß
An’n ochfen wurf, daß er verlon
Wär allenthalb, bloß müßte ſton
en zänen fcharpf , und werden ſpys
Ir beeder fchlund nach jrer wys.
By difen dingen was ein bod.
Der hatt’ am kinn des hars ein loch,
Drum er eins wyſen ftand verftat?,
Wiewol er wenig wygsheit hat,
Und redt: Mich wundert nun, ob’ nit
Ochs afchlagen 1° werd mit finem fit!
Übel; der Hirt befchiem denn in
Mit finem ſtab, oder zerrünn
Der bruͤdern aunft 1%, ald 3 widerbeing
Gin gaben mild der Leopard ring.
Doch denn der hirt zu fürchten ift.
Das neh iſt ufgefvannt, gerüft
An allen orten überall,
Mich wirt nun feligen!° diſer fall,
Die grünen krüter buffen ab,
Berachten alle miet und gab;
Dann wo gaben ftatt mögend han,
170. Diag keine feybeit nimmer beften.
Ein ſoͤlich gnade ie fryheit ift,
Daß die Spartani, als man list,
Dem Hydarni antwurt gabend ,
Sy zu bſchirmen fon und z'haben
Hit num mit fpieflen funder mit
Aren. Wo nun die gab beliit *
Der thieren berz , wirt all feündfchaft ,
Iryhheit veracht und güt gfellfchaft. 9
') am Herzen nagte. ) Bin. 9) mit Schmerzen, Verdruß. 9) ein wenig. 5) ge:
fioßen, angetrieben. ©) Gäummiß, Bögerung. 7) bemerkt, mahrnimmt. 8) anfföfe.
— verteitt, Plat einnimmt. io) unglüdtic gemacht, ins Verderben gefklirät.
V Yandlungsweife. 12) die Freundſchaft der MWerblindeten. 13) oder. 1) gefällig ,
ferundtich, 16) Geglüden. 16) Stud. 17) zu erhalten, zu bewahren. 18) Streitägten.
M beliegt, belagert, obsidet. 2%) gute Bundesbrüder, societas foederis,
150
160
262 Pretiſche Schriften.
Verſtand diß gedichte.
Durch hirt den papſt, den pfaff durch hund,
180. Den römfchen kung do ich verſtuͤnd
Durch Löwen; den walch! durch leopard,
Durch den ochfen gmeines volk, ward
Ich bericht. Wer Lagen waren? —
er zürnen wöllt, mag wol faren!?
Zwingli führt die Erflärung nicht vollſtaͤndig durch ; die Ge
ſchichte aber giebt fie und deutlich genug. Der Ochſe, Sinnbild
ded Schweizervolld , ein Thier, dad an Muth und Stärke keinem
weicht, aber unfchädlich if, fo lang es unangefochten bleibt , ohne
Falſch, kennt Lift und Raͤnke nicht; es it auf feiner Weide gluͤcklich
in Freyheit und Friede, — fo dad Schweizervolt in feinem feſten
Gebirgslande feit der Vertreibung der einheimifchen Tyrannen. Aber
mit dem Gluͤcke Hängen fih Schmeichler an den Schweiger, Hasen,
liſtig ihn den Nachbarfürften in Dienſt verfaufend , mit Ruhm und Beute
ihn lockend. Doch verläßt ihn nicht fein alter, treuer Hund, fo man
cher biedere vaterländifche Lehrer und Führer ,.der ihn auch durch feine
Warnungen ſchon rettete, mit Hülfe der Saunen, der Landesfchug
götter,, wie die Heiligen Fridolin, Gall, Eolumba sc. Nie vermochte
Gewalt den Schweizer zu unterjochen; aber Lift und Ränte der
Fremden, die ihn mit treulofen Freunden im Lande zu umgeben
wußten, führten ibm in Schande und Verderben. Der Angriff dei
Löwen mit großer Thierfchane it der Kampf des Kaiferd und ber
Reichsſtaͤnde mit dem Schweizervolt im Schwabenfrieg. Die
Deftechung der den Ochfen umgebenden Katzen geichieht auf den dem
Schwabenkrieg folgenden Tagſatzungen, wo die Partheyen einander
überbieten , um die Führer des Volkes zu gewinnen. Der Leopard
it der König von Frankreich, liſtig, mächtig und prunkend.
Er gewinnt dem Löwen den Vorſprung ab, ſchmuͤtzt die Katzen (bie
Keonenfrefier , die Söldlinge) , und führt den Ochſen, verbuͤndet mit
ihm, zu ſeiner Hülfe nach Stalien und wohin er will; mag der treue
Hund auch noch fo laut warnen. Nun holt der ehrliche, Seichtgläu-
bige , ruhmfüchtige , bartmädige Schweizer für Ruhm und Treue
Schläge, opfert alled , und zieht fich zum Lohn eine giftige Schlange
1 iyy ven Welſchen, den. Franzofen. 2) mag fortgehen, feine Gelegenheit mein,
eat
Poetiſche Schriften. 263
im Bufen auf. Nun buhlt vol Eiferfucht der magere hungrige
Löwe, ber immer geldlofe Drarimilian, um Buͤndniß. Der
kaufen laͤßt zwar der Ochſe fich felbfi; aber zu ehrlich if er, ben
Freund zu. verraten. Die Katzen aber laſſen ihn nicht unpartheyiſch
fun. Nun verföhnen ſich die Feinde; Mapimilian vergißt bes
Franzoſen Treudeuch und Schmach , vorzüglich erwieſen in dem Braut⸗
raub der Anne von Bretagne und der Claudia, König Ludwigs Alte:
ſter Tochter, die farz vorher Maximilians Enkel, Karl, verfprochen
worden, aber. bald ohme weitere Unterhandlung mit Ludwigs Thron»
erben, Franz , verheurathet ward. est ift kein Thier mehr ficher.
Der Bund von Cambray verfolgt Venedig, das liſtige Fuͤchs⸗
ein, welches im Kämpfen ein Bein, einen Theil, feined Landes,
verliert und fat erliegt. Geſchwind verforicht ed dem Nachbar Hirten,
dem Bapft beſtellten Schugheren des Thierreiche , die geraubten Huͤ h⸗
ner, Landfchaften und Pfruͤnden, die ed ihm entriffen , zu erflatten,
und gewinnt feine Huͤlfe. Julius freut fich defien; denn er haft
und verfolgt den Franzoſen, und ruft durch Schinner'die Schweizer
zur Hülfe. Der Papſt veripricht Geld und Ablaß. Aber die Kagen
wiſſen, dag Frankreichd Sonnenkronen näher find und reichlicher fließen ;
fie Taffen darum nicht gerne von Frankreich und machen den Dchfen nach
ihrem alten Freund umfchauen, Aber Schinner gibt dem Trägen den
Sporn; die Schweizer geben in den Chiaſſerzug für den Papſt.
Der Hund , den Hirten noch nicht fennend , hilft demfelben treulich als
dem Schüßer und Führer. — Nun holt fidh der ehrlich dumme Dchfe
im Sturm der Thiere auf ihn von allen Seiten Schläge, und alles
bedroht ihn. Frankreich und Oeſtre ich, wieder verföhnt, drohen,
ſich gegen die Eidögenoffen zu vereinen, wenn fie nicht den Bund mit
dem Papſt aufgeben. Aber auch wegen ihres Ruͤckzugs und wegen der
Mahnung zum Frieden faͤllt nun auch der Zorn ded Hirten auf fie,
der genaue Erfüllung der Bundespflichten fordert, und felbft droht,
fi) mit ihren Feinden gegen fie zu vereinigen und alle Welt gegen fie
aufzufordern. In ſchrecklicher Tage waren die Eidsgenoſſen. Die an-
gebotene Freundfchaft und Zeindfchaft von Frankreich und Oeſtreich ift
gleich gefährlich , und neutral laͤßt die Habfucht der GSoͤldlinge fie nicht.
Alles it auf dem Spiele! Go war die Lage der Eidagenofienfchaft,
old Zwingli dieß Gedicht gegen dad Ende ded Jahrs 1510 oder zu
Anfang von 1511 ſchrieb. — Der Bod (Bündner) fpricht endlich
die daraus herzunehmende Lehre aus, durch die er felber hätte klug wer-
den ſollen, und doch nicht ward: Das Ungluͤck zu nügen, die Gaben
264 Poeliſche Schriften.
der Fremden zu haſſen, fuͤr ſich ſelbſt zu leben, Freyheit zu wahren
‚and mit ihr die alte Treu und Eintracht, und im Schooße des heim⸗
fchen Landes die Früchte Häustichen Gluͤckes til und verborgen zu ge
nießen. (Schuler, Vildungtgeſchichte Zwinglis. G. 75 fi.)
Fabelgedicht vom Ochſen und etlichen Theren.
(Verſuch einer Ueberſetzung in die neuere Sprache.)
Bon einem Barten melde ich,
Beſchuͤtzt mit Zaͤunen feftiglich,
Mit Bergen bach an einem Drt,
Am anderen raufchen Fluͤſſe fort.
Ein dicker Ochfe mohnet bier
Bon rother Farb, ein fchönes hier,
Die Stirne raus behaaret vorn, |
Die Bruft breit, weit gefrümmt das Korn.
Die Wampe bangt am Hals mit Luft
Dom Kinn herab bis an die Bruſt.
Der Abt im Garten grünes Gras,
Und wenn er etwa durſtig mas,
So labt er fih mit Waſſer kalt,
War reich an Thiergut manigfalt;
Gehaßt allein vom blinden Süd,
Das aus Mißgunſt und arger Tüd
Das Süße nie läßt rein von Ballen.
Hieß Katzen zu dem Ochfen fallen,
Die ungehemmt mit liſtgem Sinn
20. Ihn aller Orten Ientten bin,
Wohin fie wollten. (So einmahl
Drey Schwefteen waren an der Zahl,
Die nur mit Einem Auge fahn,
Und diefes thäͤt Medufa han.)
Dem Ochfen folgt auch Schritt vor Sarit
Ein treuer Hund, der mit ibm ſtritt.
Lyziska hieß er, und that Bund,
Wenn wider ihn entftund ein Bund,
Wenn andre Thier durch Lift und Tück
80. Ihn bringen wollten ing Unglüd.
- &o konnt der Ochs entgegen gehn
Dem Angeiff ; da die Saunen ftehn
Auf feinee Seite fchiemend nach, :
Wofür er fie auch ehret hoch
Und ihnen dankt von Herzensgrund,
So lebt er froh und ſtets geſund.
Ob ihn der Löwe gleich anfiel
Mit graufem Brüllen und noch viel
10
Voetiſche Schriften.
Der andern Thiere groß und klein;
Zerriſſen kehrten alle heim.
So ging aus Kampf der wilde Stier
Als Sieger allemahl herfür. -
Da nun die Thier durch Wort und That
Nichts richten aus, fo hielten ſ'Rath
Und forahen: Man muß Auffehn Ban,
Daß uns der Ochs nicht fchaden kann.
Da fügt fidy bald nady feiner Art
Mir Lift zum Ochs der Leopard,
Rühmt feiner Thaten Ehre hoch:
. Wenn er nur würde machen noch
Gerücht von fih in fremdem Reich,
Wär ihm an Ehren niemand gleich.
Schmiert auch dit Katen mit feißter Gab,
Der Kaben Ruf, damit nicht ab
Sie ließen, bis in Leovards Bund
Dee Ochs käm. Da boll fireng der Hund.
Vergeblich. Denn am Angel wird
Der Ochs den Katzen nachgeführt.
Da Leovard fo mit Lift bekam
Den dummen Ochs, daß ce annahm
Den Bund, führt er nach feinem Sinn
Ihn feen-und nah, hieher, dortbin.
So ward Ochs ſchlauer Katzen Spiel,
Und bielt für feinee Pflichten Ziel,
Wo Reopard ex mit feinee Stärk
Erböhn möcht und gefliinem Wert;
Nimmt an al Schaden Fein und groß,
Gtreich, Schwertfchläg gleich als ein Ambos,
Daß nur fi mehre Leopards Hauf ,
Zieht er gern eine Schlange auf.
Sobald der Löwe nun erblickt
Des Leopards Glück, er eilig ſchickt
Sich an, zum Ochſen hinzugehn
Und mit ibm ſelbſt zu reden fchön,
Laßt abbin Hängen Mähn und Schwanz,
Und fpeicht zu ibm befcheiden ganz:
ie er nach feinem Bund begehr’.
Und freundlich bat er ib gar ſehr,
Da nicht gezwungen fondern frey
Des Löwen Bruder Ochfe fen.
Dieb öffnet Ochs den Kaben ſchnell.
Die mabnten ihn: Geduld, Geſell!
Unficher ift es, ihm vertraun. |
Du ſollſt auf feine Wort nicht baut, .
Obſchon ee König -ikt und Herr.
Denn wenn er etwa hungrig. wär,
266
266
100
110.
Poetiſche Schriften.
Würd er gewiß angreifen dich.
Drum balt dich fern befcheidentich !
Sich nur fein mager Angefiht, -
Den Hungerfchlund, und bir’ ihn nicht I
Folg und, und laß vom Löwen ab!
Sie fprachens fücchtend, Huld und Gab
Herr Leopards werd fie nun verlan.
Gchorfam Ochs dem Löwen dann
Entbietet, feinen Bund woll’ er
Annehmen nun und nimmermehr. |
Deß zürnt der Leu, gebt bin und brültt,
Droht geimmig , ſtampft den Boden wild,
Befinnt fi) dann, Durch welchen Weg
Er nun den Ochfen fchädigen mög,
Bedenkt, daß keine Freundfchaft ie
Auf gutem Grund gebaut iſt, Die
Gewinn allein gegründet hat.
Wie Leopard nun den Dchfen that
Um Eigennuß gewinnen bloß,
Mag er ihn jet auch laſſen los
Um gleichen Nutzen und Gewinn.
Fort fchi’ er ohne Klage ihn.
Damit geht er dem Leopard nad,
Klagt fchwer, erzählt ihm feine Schmadh ,
Er mahnt um Hülfe den, der ibn
Derachtet und gefhmäht vorhin
Mit Weiberraub und Frevel viel.
Bon anderer Art. Dieß alles will
Er gern vergeflen , daß ein Bund
Vereine fie auf gutem Grund.
120.
130.
Der ward fehr ftark in kurzer Zeit;
Darob im Lande weit und breit
Erszitteen follten alle Thier.
Bald ftürmten fie das Fuchsgevier
Mit fcharfem Keil, verleiten ſehr
Das Füchslein drin, und ihr Beache
War, es aus feiner Höhlen Hort
Zu treiben ohn' Erbarmen fort. on
Run Füchslein ſich zum Hirten wagt,
Kriecht auf drey Brinen hin, und klagt
Ihm feine Wunden tief und ſchwer,
Und wie es ausgeplündert wär,
Fleht ihn um feine Gnade an:
Gern woll’ «8 wieberbringen dann ;
Mas es ihm je genommen Hit
An Hühnern, def’ es Buad’ erbär.
Der Hirt, obgleich er Öfters ſchon
Vom Fuchs betrogen , danke nicht bean,
Am
140,
150.
160.
170,
Poetifche Schriften. 267
Verſpricht dem Füchslein Hülf und Schutz,
Des Leopardse und Löwen Trutz
Und Zorn zu Löfchen, daß er nicht
Füchslein verzehr' elendiglich.
Drauf eilet er zum Ochſen hin,
Mit mildem Wort er bittet ihn
Um Hülfe; denn. er leide Zwang,
Don Brüdern großen Ueberdrang,
Klagt , wie fie Schaaf» und Rinderftalf
Beftiiemen ihm, und überall
Sn Lammsarftalt ihm rauben viel,
Vertreiben, metzgen obne Ziel;
Gedenkt dabey des Füchsleing nicht,
Daran ibm wohl das meifte licgt.
Nach viel Ermahnung neiget ſich
Der Ochs zum Hirten williglich.
Bor Freuden dazu heult der Hund,
Freut fich Der Sad) aus gutem Grund;
Was doch den Katzen fraß ihr Herz,
Und peinigt fie mit großem Schmerz.
Oft ſahen fie zum Leopard dar
Mit Reu. Rahm die der Ochfe wahr,
Kehrt er fich auch ein wenig bin,
Doc flugs gefvornt ee vorwärts ging.
Wie dieß der Brüder Bund nimmt wahr,
Wird ihnen bald die Eache Mar.
ie fagen Krieg dem Ochfen an,
Wenn er nicht aleich das Band uͤeß gahn,
Das mit dem Hirten ihn vereint;
Damit auch dieſer ihm werd Feind,
Daß allenthalb der Ochſe wär
Verlaſſen, bloß, nicht fände mehr
Vor ihren Zähnen Sicherheit,
Und müſſe werden ihre Beut'.
Ben diefen Dingen war ein Bock,
Das Kinn geziert mit krauſer Rod’;
Drum er ans Weifen Stelle ftaht,
Wiewohl er wenig Weisheit hat.
Der ſprach: Mich wundert nun, ob nicht
Ochs alfo thuend unterliegt;
Es fen , der Hirt befchirm denn ihn,
Es ſey, der Brüder Treu zerrinn’;
Es bring denn wieder Leopard
Viel füße Gab mit feiner Art; |
Doch dann der Hirt zu fürchten if.
. Das Reb ift ausgefpannt, gerüſt't
An allen Orten, überall.
Mich wird nun lehren dieſer Fall
268 Poetifche Schriften.
Die grünem Kraͤuter weiden ab,
Berachten alle Mieth und Gab.
Wo Saben mögen finden Statt,
Die Freyheit da kein Bleiben hat.
Ein ſolches But die Freyheit ik,
Das kühn die Sparter , wie man Ist,
Hydarnes gaben den Beſcheid:
390. Die Freybeit will mit Tapferkeit
Beſchirmet und behütet ſeyn.
In biutigrothen Kriegesreihn,
Im grauenvollen Todtentanz
Sey blanker Schwerter Feuerglanz,
Der Lanzen und der Aexte Trutz
Der goldnen Freyheit ſtarker Schutz.
Doch wo ein thieriſch Herz ſich läßt
Mit füßee Gab umlagern feſt,
Da wied der ebeln Freyheit Gut
200. Und treuer Freunde Ehr und Blut
Gering geſchätzt, gebrochen frech "
Geſchwornen Bundes heilges Recht.
Bedeutung dieſes Gedichtes.
Durch Hirt den Papſt, den Pfaff durch und,
Den Röm’fchen König ich verſtund
Durch Leu, den Walch durch Leopard,
Gemeines Volk durch Ochfen , ward
Berichtet ich. Wer Kaken warın? —
Wer zürnen wollte, mag wohl fahren!
Boetifhe Shen 262
Gebetlied in der Bert.
1519.
Sm Sommer bei Jahres 1519 wüthete in der Schweiz die Pe;
nd rate nur in Zürich in kurzer Zeit 2500 Menfchen bin. Sie
rang von Baſel nach Zürich herauf, eben ald Zwingli ſich zum Ge⸗
rauch einer Kur im Bade Pfeiferd befand; daher er die jungen Stu⸗
renden , welche er bey fich an der Koft hatte, auch feinen Bruder
intread ſchnell von Zürich nach Haufe reifen ließ, um fie feiner Ge⸗
iht auszufegen. Er felbft eilte nach Zürich, und war unermübdet im
Seuche der Peſtkranken, bid er endlich Ende Geptembers felbft von
er Peſt ergriffen tödtlich darnieder lag; doch fehr bald fich wieder er⸗
olte , indem feine Freunde ſchon Anfang Novembers die hocherfreuende
tahricht von feiner Genefung erhielten , die auch fo gluͤcklich fortfchritt,
a5 er gegen dad Ende diefed Donate , freylich nicht ohne große Schwaͤ⸗
ſe, bereits ſelbſt die Kanzel wieder verſah, und endlich am Schluſſe
68 Jahres von der legten Peſtbeule heil ward. Während ber Krank⸗
at verfertigte er drey Fleine Gedichte oder Gebete , oder vielmehr drey
roße Strophen Eined Gebetliedes, worin er feine religidfe Stimmung
ı Anfang , in der Mitte und am Ende dee Krankheit ruͤhrend aus⸗
wicht. Dasielbe ward zuerſt einzeln gedrudt; fpäter aber in bie aͤl⸗
hen Züccherifchen Gefangbücher aufgenommen. Wir haben vier Aut
aben derfelben gefunden umd verglichen , welche diefed Gebetlied ent«
alten, die erſte ohne Titelblatt, aber wahrfcheinlich bey Frofchauer
15885 die zweyte ebendafelbit 1588, eine vermehrte. Auflage
er erflern; die dritte bey Johannes Wolfen 1598 ;. und die vierte
bendafelb 1605 , eine vermehrte Auflage der dritten. Die Melodie
ird nebſt zwey andern (nach Bullingerd Zeugniß) von Zwingli ſelbſt
u feinen Liedern componirten Melodien ald Anhang nachfolgen. Die-
9 Bebetlied fheint uns in jeder Hinficht ein wahres Meiſterſtuͤck geif-
her Poeſie des damahligen Zeitalterd zu ſeyn; indem es fich fowohl
uch die Füße rein religidfer Gedanken und tiefer Gefühle und einen
dönen und würdigen Ausdrud derfelben , ald auch durch feine kuͤnſt⸗
de und mit großer Sorgfalt und Genauigkeit bearbeitete äußere Form _
zeichnet. Das Versmaaß if durchaus das jambifche. Nur Vers 6
er zweyten Strophe und Vers 24 der dritten Strophe, weichen ein
270 Voetiſche Schriften.
wenig davon ab. Jede Strophe hat 26 Bere, von denen je I
1— 5te, T—11le, 13 und 14te, 17 — 23ſte und der 25fe mu
füßig , der 6te, 12te, 24ſte und 26ſte vierfüßig, und der 15te m
16te dreufüßig find. Ebenſo kuͤnſtlich iR der Reim angeordnet; ı
reimen fich nähmlich in jeder Strophe die Verſe ı und 7, 2 umd3
Aumd 5, 6 a2nd 12, 8 und 9, 10 und 11, und dann die Orig m
13ten an ohne Unterbrechung paarweife.
Ein Ariftenlich gf. ang j
geftellt durch Huldrych Zwingli,
als er mit pefiilenz anggriffen ward.
1. Im anfang der krankheit.
Hilf, here gott, hilf
In difer not!
Ich mein’, der tod
Syg an der thür.
Stand, Chriſte, für;
Dann du jn überwunden haft!
Zu die ich gilf?:
Iſt es din will,
Züch us den? pfyl,
Der mich verwundt!
Hit laß ein ſtund
Mich haben weder ruͤw noch raſt!
Willt du dann glych?
Zod haben mich
Inmittse der tagen min,
So ſoll es willig fon.
Thuͤ, wie du willt;
Mich nüt beſilt.“
Din baf’ bin ich ;
Mach ganz ald brich.
Dann , nimmft du bin
Den geifte min
Bon difer erd,
nn
1) flehe, rufe, ſchreye. „Gelfen“, ejulare. 2) Go hat das ältefle der vir &
fangbircyer. Die drey fpätern Haben weniger gut „din pfyl.“ 3) dach, aber. Die:
fogleich. ©) Mir fehlt nichts, ich Seide Keinen Mangel. Oder: Nichts macht mih fie
len, nichts macht mich iere im Vertrauen auf Bott, in der Ergebenbeit.
in der erfien Bedeutung von fehlen, mangeln, 5 deesse; in der zwehten DÄ®
tung von fehlen, irren, verirren, errare. 5) Hafen, Gefäß, Geſchirr.
Voetiſche Schrifſten. 99
Thuͤſt dus, daß er nit böfer werd,
Ad andern nit
Befleck jr leben fromm und ut
2. In mitten der krankheit.
Tröſt, herr gott, tröſt!
Die krankheit wachst,
Wer und angft faßt
Min feel und Inb.
Darum dich fchyb ®
Gen mir, einiger troft, mit gnad!
Die awüß erlöst
Ein ieden, der
Sin herzlich Baer?
Und hoffnung fett
In dich, verfchäßt
Darzü diß zyts! all nut und fchad.
Kun ift es um.
Min zung ik ſtumm,
Mag fpredhen nit ein wort.
Min’ finn find all’ verdorer.
Darum ift aut,
Daß du min firgt
Fuͤriſt fürhin ;
So ich nit bin
So ſtark, daß ich
Mög tapferlich
Thuͤn widerſtand
Des tüfels facht? und frefner hand.
Doch wirt min gmüt
Stät binben dir, wie ce joch wuͤt.
3. Su der beſſerung
Gſund, herr gott, gſund!
Ich mein, ich keer
Schon widrum her.
Ja, wenn dich dunkt,
Der ſünden funk I
Werd nit meer bherrſchen mich uf erd,
So muͤß min mund
Din lob und leer
DEs iſt ſchwer zu entſcheiden, 05 hier „fitt“ ein substantivum if, oder
ie nftomm“ cin zu „Ichen“ geböriges adjectivum. 2) ſchiete dich gen mir, '
dich zu mie, komm zu mie. 3) Werlangen, Zuverficht. *) Mffe vier Gefang:
daden „dig aut“ ; denech feheint der Genitiv „diß zyts“* wich beſſer. 5) Strang,
Schlinge, Lift
272 Poetiſche Schriften.
Usſprechen meer
Dann vormals ie,
ie es joch geb, \
Einfaltiglich on alle gfärd.
Wiewol ich müß .
Des todes buͤß
Erlyden zwar einmal
Villycht mit größrem qual,
Dann iezund wär
Geſchehen, herr!
So ich ſunſt bin
Tach! gfaren bin;
So will ich doch
Den trutz und poch ?
In difer welt
Tragen frölih um widergelt?
Mit bilfe din,
On den nüt mag volltommen fon.
In „J. G. Vaters Jahrbuch der häuslichen Andacht: und Erhe⸗
bung des Herzens für das Jahr 1826. Halle in der Rengerſchen Verlag
buchbandlung * hat Here Superintendent Fulda diefed Gebetlied in de
Sprachweiie unferd Zeitalterd übergetragen , wie folgt:
Den Kreankbeitd- Anfang. |
Herr! höre meine Worte,
Hilf mir in diefer Roth !
Es klovft an meine Pforte
Mir fchwerer Hand der Zod.
Du, der du ihm im Streite
Die Macht gmommen baft
Gteh, Ehrifte, mir zur Geite,
Und lindre mir die Laft !
Mein Vater! kanns gefcheben ı
So laffe mir dein Rath
Den Kelch vorübergeben ,
Dee mebe und mehr fich naht;
So zeuch mir aus der Wunde
Den Pfeil, der fchmerzlich brennt
Und auch nicht Eine Stunde
Mir Ruh und Raft vergönnt!
1) begnaße. 9) Ungeflimn. 3) Wergeltung.
Poetiiche Schriften. - 273
Doch follen meine Tage
Fruüh eilen bin zue Gruft,
So geh’ ich ohne Klage,
Wohin dein Wink mich ruft.
Du willft dann diefer Erde |
Früh meinen Beift entziehn,
Daß er nicht böfer werde,
Richt Fromme bös durch ihn.
Du bift ja, Herr, mein Schöpfer,
Und dein Gefchönf bin ich.
Zum Tone fpricht der Töpfer
Bald: bleibe ganz! bald: brich!
Dir bleibt in frommer Stille
Mein Loos -anheim geftellt ;
Dein Wille fey mein Wille,
Thu mir, wie dirs gefällt!
Dey zunehmender Krankheit,
Troſt, 0 mein Gott, ſuch' ich bey dir!
Es mehren fidy die Schmerzen ;
Die Macht der Krankheit dringet mir
Mit Weh und Angft zum Herzen.
Drum, du mein Tröſter, ſuch' ich dich,
Und flebe: ſtärk', o ftärke mich
Mit Troſt aus Ehriſti Wunden !
Ja, Heiland, deine Gegenwart
Kömmt hülfreich dem zu gute,
Der fill im Glauben deiner harrt
Mit feitem Chriftenmuthe,
Auf dich allein die Hoffnung fekt,
Und klein um deinetwillen fchäßt
Der Welt Gewinn und Schaden. B
Mir ift die Zunge welt und ſtumm
Und jeder Sinn gebunden.
FR denn mein Lauf hienieden um,
Die Lebengfrift entfchwunden,
Dann, geoßer Kämpfer, ift es Zeit,
Daß du nun felber führft den Streit,
Den ich um didy begonnen.
Zwar feh’ ich wohl mit kühner Hand
Den Zeufel auf mich dringen,
Und bin zu ſchwach zum Widerftand ;
Doc ſolls ihm nicht gelingen.
Zwingli's ſammtl. Schriften IL. Bds. 2. Abthlg. 18
274 Poetiſche Schriften.
Dieweil mein Glaube fteif und feſt
Sich, Herr, auf deine Macht verläßt,
So mag die Hölle wüthen !
Sn der Senefung.
Befund — durch deine Güte,
Mein Gott, werd’ ich gefund!
Dich preife mein Gemüthe,
Laut finge dir mein Mund.
Ya, nun du mich empor
Gebracht zu längerm Leben,
Mus dich mein Beift erheben
Noch mehr, denn je zuvor.
Zwar, 308 in feinen Banden
Der Tod mich jet von hier:
So hätt’ ichs überftanden
Und wäre, Here, bey bir,
Nun muß ich doch einmal
Aus dieſem Neben fcheiden ,
Vielleicht nad) berberm Leiden ,
Vielleicht mit größrer Quaal.
Yedoch , es iſt dein Wille:
Drum trag’ ich freudig noch,
Dir treu und kindlich ftille
Des Pilgerlebens Joch,
Und führe fort den Streit;
Und du, 0 Here der Welten,
Wirkt droben mir veugelten
Mit Himmelsfeligkeit,
Zied für den erften Cappelerkrieg
1529.
Um unter dem Zürcherichen Heere, das in dieſem Feldzuge 17
Tage lang flreitfeetig aber unthätig ben Cappel lagern mußte, während
der langen Friedensunterhandlungen gute Sitten und Ordnung zu be
fördern , den Muth und die Begeiſterung der Krieger Iebendig zu erhal
ten und ihnen zugleich eine angenehme Unterhaltung zu gewähren , machle
Zwingli neben andern zwedmäßigen Mitteln auch Anwendung von
einem .dichterifchen und muſikaliſchen Talente, indem er zu ihrem
Poetiſche Schriften. 275
Gebrauche folgendes Lied dichtete und in Mufil fehte; was auch nach
dem Berichte des Augenzeugen Bernhard Weiß in feiner Chronik von
dem beiten Erfolge begleitet war. In den drey Strophen diefed Lie»
des if folgende feltenere Verdart genau durchgeführt. Die erſte Zeile,
dann die 2te und Ite zuiammen , und ebenfo die Ate und Ste zuſam⸗
men bilden drey teochäifche vierfügige Verſe mit verkuͤrztem letztem
Fuße; und die 6te und 7te zufammen machen einen vollftändigen vier
füßigen jambifchen Vers aus. Die Vertheilung diefee 4 DVerfe in
7 Zeilen in unferm Texte geſchah um den Keim bervorzubeben. Den-
noch bleibt noch eine feltene Eigenheit ded Reims verborgen, denn
außer den 3 fich reimenden Zeilenpaaren 2 und 3, 4 und S, 6 und 7,
reimt ſich auch je das Ende der erften Zeile mit der erfien Silbe der
jwenten Zeile. Auch diefed Lied findet fich in den zgürcherfchen Ges.
fangbüchern und zwar bis ind achtzehnte Jahrhundert hinab; denn
außer den vier oben angeführten Ausgaben fleht ed auch in den fpätern
Lobwaſſerſchen Pſalmbuͤchern von 1641, 1683 und 1765; erlitt aber
im Laufe der Zeit Veränderungen in Tert und Melodie, nicht u ‚fie
nem Vortheil. Die zwey Froſchauerſchen Andgaben geben es ganz
getreu und richtig. Schon in den Wollfchen aber von 1598 unb
1605 teaf die legte Zeile jeder Strophe eine Hauptveränderung , indem
man die Melodie Tünftlicher umd figurieter machte, und (ohne Zweifel der
veränderten Melodie zu liebe) im Texte den anderlekten Zug um eine
Silbe vergrößerte. In diefer Geſtalt blieb es dann in allen fpätern
Ausgaben. Die Melodie wird im muſikaliſchen Anhang nachfolgen.
Ein geiftlich lied
um hilf und byſtand gottes in kriegsgefar
von Huldrych Zwingli.
1. Herr, nun beb den wagen ſelb!
Schelb! wirt fur
AU unfer fart.
Das bracht luft
Der widerpart |.
Die dich
Veracht? fo feefenlich.
2. Gott, erhöch den namen din
In der firaf
Der böfen böck!
——— — — ——— eg
') ſchief. ) Die ſpätern Ausgaben haben „verachten. “
276
10
Poetiſche Schriften.
Dine ſchaf
Widrum erweck,
Die dich
Lieb Habend * inniglich!
8. Hilf, daß alle bitterfeit
Scheide feer ı
Und alte trͤw
Widerkeer
Und werde nüw;
Daß wir
Ewig? lobfingind dir!
Zbwinglis Sprud
an den fhwäbiihen Bund und Städte
Gregor Mangold von Conſtanz demerkt, daß Zwingli
Diefen Sprud gemacht Habe. Er it an die Blieder dei „chriſtlichen
Yurgerrechts * gerichtet und wahrfcheinlich 1530 verfaßt. — Diele
Gedicht befteht aus achtſilbigen, paarweiſe gereimten Verſen, in de-
nen vornehmlich in den Iettten Füllen der Jambus vorberricht.
Ir herren und ftätt ſammenhaft
Bon der chriftlichen burgerfchaft !
Schend ob allem uf zwey ding ;
So wirt lich alle gefar ring.
Erftlicdy erfennend gottes gab ;
Darnad) , warum ers ggeben hab.
Daß er fin willen und warheit
Uch fo klarlich bat fürgeleit;
Do je fammt andren in der nacht
Irrtend, cr lich das liecht gebracht ;
Iſt das nit das gröft anadenftud ?
Dann welcher herr ift, dee nit (chmuck”?
Und berge all fine ratichläg?
Aber gott hat üch fine weg,
Einn und meinung friy ufgethan,
Daß im kein herz gnuͤg danken kann.
So er nun üch zuͤ ſinem gſchirr
Für ander“ gkiest; fo gloubend mir,
Er will etwas damit ſchaffen.
20. Drum ſoͤllt jrs nit übergaffen*“,
2) Die ſpätern Ausgaben Haben „fo inniglich.“ D Die ſpätern Ausgaben heben
A lob.“ 3) verberge, verheimliche. *) vor Andern aus. 5) ũberſehen, aus des
t laffen.
* Poetiſche Schriften. 277
Sunder alle macht ankeeren,
Daß man dem unrechten weeren,
Und dag recht widrum mög zwyen.!
Ouch helfend denen, fo ſchryend
Gedrängt um des gloubens willen.
Damit werdend jr verftillen?
Gottes zorn, den wir wol verdient; N
Dann der wirt mit befren verfünt.
So werdend ir fin gottesench
0. Hie und dört mit fröud ewiglich.
— ——
Der LXIX. Pſalm
von Huldrych Zwingli.
Dieſe mit großem Fleiße ausgearbeitete metriſche Pſalmuͤberſetzung
it und in den oben angezeigten vier zuͤrcherſchen Geſangbuch⸗Ausgaben
bey Froſchauer und Wolf aufbehalten worden; auch die Autorfchaft
außer allen Zweifel geſetzt, indem der Pſalm nach der lobenswerthen
Einrichtung diefer Ausgaben mit H. 3. bezeichnet iſt, welche Anfangs⸗
buchſtaben im Autorenregiitee mit „Huldeych Zwingli“ und in den
Wolfiſchen mit dem Zufag „der alt“ erklärt find; auch fein anderer
9. 3. ald Dichter darin vortömmt. Zeit und Veranlaffung der Abfaf-
fung it unbekannt. Gedankenausdruck, Verdart und die ganze Manier
hat die größte Aehnlichkeit mit dem Gebetlied im der Belt; und fo Täßt
auch die innere Kritik Leinen Zweifel an der Aechtheit des Gtuͤckes übrig.
Der Pſalm beiteht in 7 Strophen , deren jede 18 Verſe enthält. Die
15 erften find fambifche Verfe, 7 bis 12 haben zwey, 1. 2. A. 5.
13 und 14 haben drey, 3. 6 und 15 haben vier Fuͤſſe. Die drey
letzten hingegen find vierfüffige trochäifche Verſe mit verkürzten letztem
Fuße. Gereimt find die Verspaare 1 und 2, Aund 3, 3 und 6, und
dann alle. vom Tten an ununterbrochen paarweiſe. Die dazu gehörige
Melodie wird ebenfalls im muſikaliſchen Anhang nachfolgen.
Der. LXIX. Pfalm
von Huldrych Zwingli.
1. Hilf, gott, das waſſer gat
Mir bis an d'ſeel; im kat
Steck ich, und find keins bodens grund
Ich bin im tiefen meer,
1) zwehen, pfropfen. ſtillen, beſanftigen.
278 Poetifche Schriften.
Das gwill! zerſchlächt mich ſeer,
Vom gfchren iſt worden muͤd min mund.
Ich heisre? fat,
Der ougen glaſt
Nimmt ab, ſo ich
Stäts uf dich ſich
Und hoff, min gott!
Der haßren vott,
Die mich on urfach feht?,
ol übertreffen möcht
Die haar mins konfs. Die falfchen find
Mir vil z'ſtark geworden find.
Das ich nie genommen hab,
Muß ich alles tragen ab.
2. Min torheit ift, o gott,
Dir blannt und miſſethat.
Kit Laß zuͤ fchwachheit kommen, die
In dich verteumend , herr,
Noch den gichänd’t werden, der
Dich ſuͤcht; drum daß ich afündt hab hie!
Dann ich trag noch
Hit Heine ſchmach
Um dich, o gott,
Bin ganz fchamrot.
Min beüder find,
am fy nit find |
Sygind der müter min,
Frömd worden mir. Der grimm
Und yfer dines huſ's mich fraß;
Drum din fchmäher uf mich faß.
Was min feel weint, faſtet, btracht,
Ward mir alle zü gſpött gemacht.
3. Sobald ih härin awand
Anlegt, ein fprüchwort fand
Min widernart: Sy redtend fry
Byn porten wider mid);
Und mo fy ſammlend ſich
Bym wyn und praß, da fingend fy
Ein lied von mir.
Ach here, zu die
Ich ernſtlich bitt,
Abſchlach mirs nit:
Durch all din guͤt
— — —
1) Gewelle, Wellen. Editio 1605 hat „gel.“ 2) werde heiſer. °) jegt, MP
folgt, anfeindet.
Poeliſche Schriften. 279
Mir hilf und bhuͤt!
Erlös mich us dem lätt?, \
Das mich fchier verſenkt hätt;
Daß ich von minem find und waag?
'S tiefen waflers mich entfag ;
So dem gwill und grüb? entlüch ,
Daß's nit ob mir gemmen züch.
4. Herr, der barmherzig bift
Und gütig z’aller friſt,
end dich gen mir durch al! din gnad,
Verbirg din angficht nit
Vor dim knecht, den anaft fchütt® ,
MU, dag du mich verhörift grad !
Näch miner fee,
O gott, du wöl⸗
uf fen ſy,
Daß nit die ey ®
Mins fygends bftand.
Du weiſt, was ſchand
Und ſchmach ich Iyd; vor dir
Sind bkannt, die leide thuͤnd mir.
Ir unbill ſchwächt und bricht min herz ,
Nieman btrachtet minen fchmerz.
Ich umſach, ob neißwar”’ mit⸗
Indt®, fand einen tröfter nit.
5. Sy band mit gallen mich
Gſpyst und teänkt mit eflich.
Den tifch , 0 herr, in’n widergilt
Mit fchwerem fall und ſtrick;
Blend ſy, daß fy kein ſtich
Sehind, zerknütſch on allen mild
Ir ſtark rudbein;
Baus ſy allgmein
Mit din'r ungnad;
Ding zornes ſchad
Streng uf fu ſchlach;
Ir wonung mach
Einöd, je hüſer ler.
Denn, den du gſchlagen ſchwer,
Zerſchlahendſ' gar; wo du mich ce?
Gwundt haft, da verwundendſ' mee.
— —— ——— —
') Tponerde, Koth. 2) Woge, requor. 3) Die Exemplare haben zwar alle „Dem
gwill und gend ſo.“ Aber des Metrums wegen muß nothwendig das „fo“ vorangefegt
werden. 9) erſchũttert, concutit. 5) Nahe dich, adesto. 6) Feldgeſchrey, Loſungs⸗
wort. 7) irgend jemand. 8) mitleidet, Mitleiden hat. ) che, vorher.
280 Poetiſche Schriften.
Spars in’n alles zemmen, berr!,
Und begnad fy nimmermeer.
6. Vertilgg fy us dem buch
Der lebenden | nit füch
Sy zu den frommen z’fchruben, bere!?
Mich armen aber, gott,
Und kranken arznen fott?
Din Hilf, mie nimmer machen fär!*
Will ich mit gſang
Und groſſem dank
Din lob und eer
Stäts pryſen meer,
Welchs dir vil bas
Gefällt, dann daß
Man dir die ochſen fchlach :
Und ftier, die alle gemady®
Mit hoen und Haumen habend ſchon?,
Ufgrichts find und wolgethon.
Das gfällt dir für? alle vych,
Wenn der menfch ufopfert fich.
71. Das febend an, ir, die
Verkümmert werdend hie!
Erfreumend üch und füchend gott!
Der wirt üch üwer ber;
Erquicden, wenden fchmerz.
Er merkt uf aller menfchen not,
Die kummer drängt,
Ad afängnuß engt;
Er ſchupft'o fy nit.
Dep lobind hüt
In tt himmel, erd
Und alles wert,
Das fidy im mere bewegt.
Gott ift, der Zion trägt,
Und Juda ftätt erbuwt und halt;
Daß da wonind jung und alt,
Und fy bfikind ewiglich;
Das ift 's heilig himmelrych.
1) Die Ältefte Ausgabe aflein Hat „Heer,“ 9) Hier ebenfals. 3) ſollte. +) Gefühebt,
Gefahr. 53) ſchlage, ſchlachte. 5) alles Gemächt, alle Glieder, Theile des Körper.
7) ſchoͤn, Tormosus, 3) Die zwey Wolfifchen Ausgaben haben „Ufrecht.“ 9) befle
ale. 10) werftoßt, verachtet, mißhandelt. 1%) Ihn.
Boetifche Schriften. 281
Der armen frow Zwingliun Klag
anno 1531.
Don Martin Uſteri.
Eine Zugabe zu Zwinglis portifchem Nachlaß.
Wir können und nicht enthalten. diefe gefammelten Ueberreſte der
Zringlifchen Mufe mit einem Gedichte zu: befchliegen , dad gewin allen
unjern Lefern ald eine fehr angenehme Zugabe willkommen ſeyn wird.
Der verewigte züccherifche Dichter Martin Ufteri lief nähmlich in
den „Alpenrofen, ein Schweizer = Almanach auf das Jahr 1820.
Seite 273. Bern bey 3. 3. Burgdorfer. Leipzig bey C. 3. Schmid “
zu Ehren der im Jahr 1819 von der zürcherifchen Kirche begangenen
Sekularfeyer der Reformation folgendes Gedicht erfcheinen, das er
der durch des Reformators Heldentod bey Eappel in die tieffte und
ſchmerzlichſte Trauer geftürzten Wittwe ganz in der Sprache jener Zeit
in den Mund legt, und fie darin ihre Klagen und ihren Troft aufs ruͤh⸗
tendfte ausfprechen läßt. Die Kenntnig und die-Benugung der Spra⸗
he, der Geſchichte und aller Verhältniffe jener Zeit und jenes Ereig-
niſſes ift eben fo vortrefflich und bewundernswärdig ald die Schönheit
ber Poeſie felbft, und der verewigte Dichter wird gewiß in dieſer Gal⸗
tung der Kunft noch lange unüberteoffen bleiben. Inhalt und Sprache
machen diefes Gedicht gleichlam zu einem Kamilienglied der bier voran⸗
gehenden Dichtungen , fo dag wir ed in dee Sammlung derſelben nicht
glaubten auslaffen zu dürfen; zumahl da ed mehr ald ale andern , das
Gebetlied in der Pet ausgenommen‘, auf die Perſon des Reformators
ſelbſt fich bezieht. Wie geben es hier getreu, einzig in Hinficht ber
Orthographie der in diefem Werke angenommenen angepaßt.
Der armen frow Zwinglinn ˖ klag
anno 1531.
1. O herre gott, wie heftig fchlüg
Mich dines zornes rüten !
Du armes herz, iſts nit genuͤg,
Kannft du noch nit verblüten ?
Ich ring die händ: | u
Käm doch min end!
Wer mag min elend faflen ?
282 Poetiſche Schriften.
Wer mißt die not?
Min gott, min gott,
Haft du mich gar verlaffen ?
2. Ich fürcht die nacht, ich fürcht den tag,
Ich ſchüch mich vor den lüten.
Ich hör nur jamer, anaft und Flag.
Nur bfchuldigen und firyten.
Man ficht mich an.
Din mann hats than!
Les ich in vilen ougen.
Es pocht der hon:
Das alt muß kon,
Bald offenbar , bald tougen. *
3. Was Hagt je mie der üwern tod ?
Hab ich nit gnüg ze tragen?
ch, ümer not it ouch min mot,
Und meeret mine klagen!
Wer fücht das korn
Am fchlegendorn,
Bym fleinin bild erbarmen?
Was fücht denn ir
Troſt, hilf by mir?
Ich bin die färmſt der armen.
4. Und kummt die fange abendzyt,
Bo kopf und oug ermatten,
Erſchreckt mich in der einſamkeit
Ein iedlich ton und fchatten.
Ich für: O nacht,
Wärſt du verbracht,
Möcht doch din dunkel wychen!
Entfchlafen koum,
Plagt mich der troum
Mit ytel blüt und lychen.
5. Ich renn in'n ſtryt, ich füch, und kann
Durch ſpieß und fchwerter dringen,
Find mann , fün, brüder, ſchweſtermann
Im bluͤt und tode ringen.
Man zeigt mir ouch
Den ſchwarzen rouch
Sich hoch zum himmel ſchwingen.
Ich ſich die rott
— ————— — —— — —— —— GEBEN 0 GEESESEEED — ©
1) leiſe, heimlich , verfiedt.
Boctifche Schriften. 283
Mit bon und ſpott
Ir grüwelthat vollbringen. a)
6. Es gellet ouch das jamergfchrey
Mir ftätiglih in’n oren:
Uf, waften, waffen, alls berben !
Ach gott, wir hand verloren!
uf, wyb und mann,
Louf, louf, wer kann!
Dee fyend ift vor den thoren.
So helf ung gott!
Als, alls ift tod!
Louft, louft zu mur und thoren ! b)
7. Ich rannt hinus, fragt, wen ich ſah,
Und fürchtet doch die maäre.
Ich törinn, ach ich wußt es ja,
Daß er nit widerkeere.
Des ſternes ruͤt,
Die luft in bluͤt
So gruſamklich entzündet,
Die klag der ül,
Das nachtgehül
Hats fattfam fchon verfündel. <:
8. Er wußt es ouch, doch wollt er mich —
Ich wollt in nit erweichen.
Doch da fin voß fo rücklings wich ,
Shät ce wie wir erbleichen.
Die Eind und mich,
Wie brünftiglich
Hat ee uns noch umfangen !
Sach ſtäts zurüd
Sin lezter blick
Mmir durchs herz gegangen. d)
a) In der ſchlacht ze Cappel kam meiſter Huldr ych Zwingli je mann, je fun
junker Gerold Meyer, je tochtermann Anton Wirz, je ſchweſtermnann Hans
Lütſchi, und je Gruber Bernhart Reinhart um, und ward der ander tochter:
mann Baltbafar Keller uf den tod verwundt. Die fyend lieffend den Förpel mei⸗
fire Huldrychs durch den henker vervierteilen und verbrennen. b) Der erſt bricht von
dem unglück kam gen Zurich, als es nacht worden was; und folgt die ganz nacht durch
durch wunde lüt ein jamer uf den andern. c) Der erſchrockenlich komet zeigt ſich dm
sugften, und giengend jim vil böfer zeichen vor und nach, und fagt Zwingli ſelber: er
bedũt fin umd viler eerenlüten tod. d) Als meifter Huldrych mit dem panner nach @aps
pel zichen und uf das roß ſihen wollt; wollt dasfeld nit vorwärts, funder gieng allzyt
hinder ſich, und hielt d das menglich für ein 608 bien.
284 Poetiſche Schriften.
9, So ſchwinget fich wie ein gelett
Um mich nur angft und janter.
Entflüch ich dann der lagerftätt,
Ze füfzen in der kammer;
So ſchlycht mir, ach,
Das Regli nach,
Und weint: Kannſt du nit: fcylafen ?
Zwingt mich ze bett. —
So blütend fät
Die wunden, die mich trafen.a)
10. Hör ich das erſte hanengſchrey,
So prys ich minen herren:
Bott ob! Die nacht it bald vorbey,
Der tag will widerkeeren.
Er zeigt mir doch
Die kindlin noch ;
Sy mindrend doch die lere.
Wie oft voll forcht
Hab ich geharcht,
Ob ich Fnoch atmen höre!
11. Ein engelstuß Hat ſ' ufgeweckt;
Drum ſy fo fründlich lachen.
Ein iedlichs dann fin köpflin ſtreckt
Und fpächt, ob ich erwachen.
Dann henkend f’ ſich
Mit bitt an mich:
Ach, hör doch uf ze fchregen! —
O muͤterherz,
Du armes herz,
Kann dich noch was erfröwen ?!
12. Du bindeft mich ans eben no .
‚ Du tenbft den t0d zerude;
Du lupfſt des kumbers yſin joch ,
Daß es mich nit erdrude;
Du rüfft: Fortan
Lüg d’waislin an! |
Was foll us inen werden ?
Sy find ein pfand
Us Huldrychs hand,
Und hand nur dich uf erden!
a) Regula Zwingli was jr älteſt töchterlin. (Neben diefer Regula Hatte die Wim
noch drey Kinder: Ulrich, der ale Pfarrer an der H. Geiſt-⸗Kirche verſtarb; wuilhel®,
der zu Straßburg, wo er fludierte, werfchied ; und Anna, weiche bald mach dem dur
geftellten Zeitpunkt entfchlief.)
Boetifche Schriften.
13. Ja ı diſen fhaß ı mir anvertruwt⸗
Ich will in trüw verwalten,
Den tempel, den er ufgebumt,
Den follend fy erhalten.
Uf finer ban
Sur ih ſy fan,
Daß er durdy fü fih nedwe,
Und Hulderych
Im bimmelrych
Eich je und miner fröwe.
14. Komm du, o büch! du warf fin Hort,
Sin troſt in allem übel. |
Ward er verfolgt mit that und wort,
So griff er nach der bibel,
Fand bilf by ir.
Herr, zeig ouch mie
Die hilf in Jeſu namen!
Gib muͤt und flärf
Zum fchweren werk
Dem ſchwachen wube! Amen.
Martin When.
283
286
ein göttlich vermanung
an die eerſamen, wyſen, eerenfeſten, aͤltiſten eidgnoffen zuͤ Sch
dag ſy fich vor frömden herren hütind und entladind,
Huldrychi Zwinglii,
einfaltigen verkünders des evangelii Chriſti Jeſu.
Chriſtus Matth. XI, 28:
Kummend zu mir alle, die arbeitend und beladen find,
und ich will üch ruͤw geben.
Im Jahr 1521 glaubten fich die Zürcher durch den noch nich
außgelaufenen Bundesvertrag mit dem Papſte verpflichtet, demfelben
einen Zuzug zu bewilligen; es geichah aber mit Widerwillen, der Durch
Zwinglis eifriged Predigen gegen alle fremden Kriegsdienſte verftärkt
ward. Die andern Eidgenofien waren Frankreich zugezogen. Rad
Beendigung dieſes Feldzuges befchloffen Rath und Burger von Zürich:
von num an alle fremden Kriegsdienfte für immer aufzugeben; auch
Schwyz zeigte Abneigung dagegen. Aber König Franz I. wußte neuer:
dings alle eidgendffifchen Orte, außer Zürich, zu einem neuen Krieg‘
zug für ihn in die Lombarden zu bewegen. Der tollkuͤhne Muth ter
Schweizer verurſachte den Verlurſt der Schlacht von Bieocca, wo über
3000 derfelben auf dem Schlachtfeld fielen. Um wiederholten Krieg‘
zug warb Franz I. fürs folgende Jahr. Zürich blieb feſt bey feinem
Entſchluſſe. Zwingli, wahrfcheinlich nach dem Wunfche des Rathes,
ſchrieb nun diefe „göttliche Ermahnung * an Rath und Landegemeinde
von Schwyz, folche zu gleichem Entfchluffe zu bewegen. Geine Ab
ficht fchien alsbald vollſtaͤndig erreicht: denn die Landegemeinde be
ſchloß: für 25 Jahre alle fremden Bündniffe und Jahrgelder abzuwei⸗
fen. Der Landfchreiber Stapfer zu Schwyz, ein dankverpflichteter Freund
Zwinglis fehrieb ihm feinen Dank dafür. Aber fchon im Augſtmonat
diefed Jahres gelang es der franzöfifchen Parthey, diefen Entſchluß zu
vernich en — und von nun an war Schwyz der gegen Zwingli und
die Reformation feindieligfte Kanton der Eidgenofienichaft. In Den
zuͤrnte man ed an Zwingli: daß er diefe Schrift den Schrongern, die
fi) von den Franzofen getrennt hatten, zugejihrieben hatte. (Haller
ad Zw. 8. Jul. h. a.)
Ein göttlich vermanung an die von Schwyz. 287
Uſteri verzeichnet drey Ausgaben von diefer Schrift, von denen
e, von ganz verfchiedener Orthographie, in einem Holzſtiche Chriſtus
| Kreuze und Luther dabey knieend mit gefalteten Händen betend
eſtellt. Wahrfcheinlich it dieſe Ausgabe in Deutichland gedrudt.
ie Iatinifche Weberfegung findet fih in Zw. Opp. T.L fol. 154,
„b.
Den feonmen, eerfamen ıc. ältiften eidanoffen zu Schwyz, entbüt ich,
udrych Zwingli, ein einfaltiger verkünder des evangelii Chrifti Jeſu, min
orſame dienft und liebe in Chriſto, unferm herren.
Gnätigen lieben herren, ammann , rat und gmeind.a) zu Schwyz! Uwer
kam wysheit möchte wunderen, wannen mie difer frefel Time, daß ich
ich dörſte undernemen ein ganz land ze leeren? Das aber warlich in der
einung nit gefchicht ; funder ale der wys Salomon fpricht : Gib dem wufen
u anzug, fo wirt ee noch wyſer, bat mich not dücht üch min mei-
ing anzeigen, damit je ab einem mufter oder byſpil üch noch flyßlicher
rietind ; dann in einem teurigen unfall und fchaden (als leider üch iezund
fheben ; gott welle üch leides ergeben und fürer verhüten! Amen) ift nit
n iedlicher wol by im felbs das allerbeft ze treffen. Darzuͤ möchtend
veffe ſpͤn und zwitracht under üch entfpringen us fölichem fchmerzenb);
it denen aber der fchaden nit widerleit mag werden ; gott erbarms! Daß
nun us göttlicher gfchrift und meinung aller frömden herren und ſchaden
nig werden möchtind und verhüt, hat mich grofle lieb , die ich von kinds⸗
agen zu ch gehebt [dann ich us der graffchaft Toggenburg bürtig, und
cöhalb Ach zum teil gemärtig fun fchuldig binc)] zwungen min ängftliche mei⸗
ung zu entfchlieflen, daß nit fölicher frömden herren ſchaden d) ung noch zu
wöflerem unrat brächte, funder daß wir unfer irrung , diewyl es noch ring
fchehen mag, verbeßretind, ce der breft überhand neme; fuft ze beforgen
ſt, es werdind die berren , die ung mit yſen und ballbarten nie hand mö⸗
ſen gwünnen, mit weichem gold überwinden, das gott welle wenden, der
ich finen rat und wysheit nimmer welle entziehen. Um deßwillen ich üwer
vueheit ouch erman mir ze verzyhen den minen frefel, daß ich üch hab gdören
uͤſchrvben; dann ich es nit gethon hab us dheinem gunft keines herren,
under us forcht gottes und Liebe einer eerſamen eidgnoßfchaft. Hiemit find
der göttlichen wysheit befolen! Ich hab alle ding müffen in dryen tagen
erylen, Dichten, ſchryben, laflen drucken; dann ich erſts vernam die künfti-
gen gmeind uf den funntag am mittwoch darbor. Ggeben zü Zürich am
Iöten tag mayens im jar MDXXI. Deß malt gott!
ns
he a) Landsgemeinde des Cantons, die fiber Krieg und Frieden entſcheidet. b) In
u Schlacht von Bicocca, 27. April 1522. Die Schwyzer hatten 600 Mann bey
franzöſiſchen Heere. e) Geit 1436 hatte Tokenburg mit Schwyz und Glarus ein
wornes ewiges Landrecht. d) So chen wegen des Berlurfis bey Bicacca und wes
a der neuen, von Berns Adel immer begunftigten Werbungen Frankreichs zu neuem
laufen in deffen Kriegsdienſt.
. 288 Ein göttlich vermanung am die von Schwyz.
Ein göttlich vermanung an die eerfamen , wyſen, eerenfeſten, aͤltiſten
eidgnoſſen zuͤ Schwyz,
dab fu ſich vor frömden Herren huͤtind und entladind,
Huldrychi Zwinglii , einfaltigen verfünders des evangelii Chriſti Jeſu.
Gott hat den menfchen wellen us dem erdrych fchaften, ale Gen.
II, 7. flat, us fein anderer urfach (als mich will bedunfen) denn dei
der urfprung der materi, darus er gemacht wär, jn demütigete, und di
gmein müter allee menfchen, die erd, jre Eind nit lieſſe fich über einander
erheben noch zwiträchtig werden , fo fu fich fähend von einer muͤter glych
geborn und glychlich genärt werden. Ya, daß der himmeliſch vater alk
menfchen hat welien laſſen kummen von einem vater Adam, iſt ouch allein
von einigheit wegen befchehen , ſuſt hätte ee wol die ganzen welt eins mals
können mit menfchen füllen, oder ſy us hinder ſich geworfnen fteinen ma-
hen , wie die posten von Deucalione und Pyrrha gedicht hand. Dem erg
nannten menfchen hat er ouch uf fin gſtalt oder bildnuß gemacht Gen. 1,77;
daß , wie die dry perfonen, vater, fun und geift, ein einiger gott find, der
mit jm felber nit ſpänig noch zwiträchtig fon mag, alfo ouch der menfden
Icben eins, fridfam und giuchhellig wäre, das Chriſtus ouch gar innenklich
den hinmelifchen vater gebeten hat Job. XVIL, 11: Dater, heilig, beit,
die du mir ggeben haft, in dinem namen, daß fy eins fyind glych wie wit.
US dem allem vernemend jr , die ewigen wysheit nit nur in dem anfang
der gfchöpfd einung angefehen und bedüt haben, funder ouch in der witer
geburt, dero uns Chriftus begabet , daß wir, ob die Iyblich geburt und
urfprung uns nit vereinigen möchte, joch in der geiftlichen swidergeburt
und ernümerung in einem geift, in einem glouben, in einem touf, in einem
erlöfer Jeſu Ehrifto eins wurdind, als der heilig Paulus zun Eph. IV, 1-6.
ſchrybt: Ich ermanen üch, der um gottes willen gefangen Lig , daß jr gloch
fam.der berüfung, in die je berüft find, wandlind, mit ganzer demitigkeit
und fänfte, mit harrender geduld, alfo daß jr einander überfehind in licht,
und finffind ze behalten die einigkeir des geiftes in dem band dee frident:
dann jr find ein Inchnam und ein geift, als je ouch im einer hoffnung
üwers berüfs berüft find. Ein herr, ein gloub, ein touf, eim gort um
vater aller Dingen, der in allen und durch alfe ding und in üch allen il.
Sie hörſt du gott durch den gefangnen Paulum ängftiglich zu einigbeit und
friden ermanen , namlich daß wir ein Inchnam ſyind, deß houpt Chrifud
ift; und ein geift oder feel, indens dag alle menfchen einer hoffnung glebend—
die ift, daß wir alle hoffend in den, der uns berüft hat, Chriſtus Jeſu,
warer gott und menih. Wir babend einen herren, einen glouben, einm
touf, einen gott, der unfer vater fye, und in uns wone durdy finen gril.
Bon dem noch vil ze reden wäre; doch wellend wir ung neigen gegen UM
ſerm fürnenten.
So nun wir chriften durch fo gwaltige mittel vereinbart werdend
wannen kummt es denn, daß under ung gröſſer zwiträcht find dann w
der feinen unglöubigen ? und daf in einer eidgnoßſchaft, darinnen birbet
ein bruͤderliche liche gemwefen , fo groflee zwiteacht um frömder herren geilen
erwachst? Antwurt: Es kummt darus, daß die recht pietas, das if, M
Ein göttlich vermanung an die von Schwyz. 289
jacht und recht anbeten und erkennen gottes in ung erlöfchen iſt, wie ouch
er heilig Paulus zu den Röm. I, 28-31. ſchrybt: Und glych wie ſy ver»
ıchtet habend gott in erfanntnuß ze behalten; alfo hat ſy gott hinggeben in cin
erworfne verachte meinung oder gmüt; alfo daß fy thünd, das fih nit
immt, find voll aller unbill, unküfchheit, bosheit, gut, fchalkheit, voll haß,
odfchlägen, zangges, untrüw, find übel gfitt, oxentrager , binderreder
ort fyend, ſchmäher, hochfärtig, rümer,. erdenkend böfe ding, find vater
ind müter ungeborfam ,. unverftanden, unzüchtig, unfeündlich , unfridlich .
inbarmberzig. Dig alle wort Pauli, us denen jr eigentlich börend , Daß
iſer unrat der gezälten laitren aller erwachsſst us berlaffen gottes, daß wir
n nit recht erfennend , nit uf in fehend , nit gänzlich in in boffend , ja vers
ſchtend glych als ein alten fchlafenden hund. Weß aber die fchuld ſyg,
aß wir fin fogar vergefien habend, laß ich iez ſton; wills mit der zyt
vol anzeigen.
Jez merkt üwer cerfam Liebe, daß, wo die genannten Lafter find, ift
kan bor don gott gewichen. Und widrum, wo man bon gott wycht und
n ſich ſelbs vertrumt , da folgend dife lafter hernach als ein pyn und ſtraf
ee gottsfſlucht. Dargegen ouch, wer fidy gottes allein halt, im alle güten
ind cermtbaten zuͤſchrybt, nüt höher fchägt denn die erfanntnuß und liche
jottes,, den laßt er nit in die groſſen unzal der berürten laftren fallen ; und
vo er in fchon Laßt fallen, bhüt er in doch, daß im der fall nit fchädlich
un mag. Das zeigt uns Ehriftus an Joh. KV, 9. 7. fprechend : Blybend
n miner liche. Und dafelbend: Go jr in mir blyben wurbind und mine
vort in üch; was je werdend wellen, begerend es, fo wirt es üch aefcheben.
Ind Petrus 2. Petr. I, 10: So jr die ding thünd, werdend je nimmer
ünden ; verſtand, die da vor gefchriben ftond, die lang wärind zu erzälen.
Ind 1. Joh. TIL, 6: Ein ieder, der in im blybt, der fündet. nit; und ein
eder, der da fündet, dee bat in nit gefeben noch erfennet in. Daß aber
r ung den fall nit laffe fchaden, bewärt der fall Petri und Davids 2.
Samuel XI. und XII, die ſich beed nach dem fall tief gedemütiget hand,
fo dag ſy vil deß frömmer find nach dem fall all ir tag darnach bliben.
Daß wol der heilig Paulus fchrybet zu den Röm. VIII, 28: Wir wüffend,
aß denen , die gott lieb habend, alle ding mitwürfend zu gütem; fo Petrum
in verleugnen, und Daviden fin fchandlicher eebruch und mord an Bath»
ba und Uria begangen , zu rüwen und befrung gefürt hat.
Aber faft unfelig find die, fo zuͤ unfren zyten nit fehen mwellend, daß
ich gott um miflethat von ung gewendt bat; weder an der vile der laftren,
sie fo rych find zu unfren zyten, daß Paulus in den da vorberuͤrten worten
heins gezält, das zu difer zyt nit hie vor fye; noch an dem lyblichen fchaden
nd ſchand, das ich alfo mein: Unfer vordren hand us dheiner andren dann
jöttlicher kraft jee fyend überwunden und fich in frybeit geſetzt; hand ouch
die allweg an in trüwlich erkennt mit groffer dankbarkeit und Liebe, nüt
minder dann die Finder Iſraels, do ſy nach der erlöfung von Pharaone
und durchgang des voten meers gott lobende fungend Erod. XV, 1. 2:
Lond ung dem herren fingen; denn er hat eerlich fin groffe macht erzeigt;
tt hat roß und mann abgworfen ins meer; min ftärke, mannliche und
lob if der here, dee iſt ouch min heil worden. Darzü hand ouch unfer
bordren nit um lon chriftenlüt zu tod gefchlagen funder um fryheit allein
Zwingliꝰs ſämmtl. Schriften II. Bds. 9. Abthlg. 19
290 Ein göttlich vermanung an die von Schwy;.
geftritten , damit jr lyb, leben, wyber, kinder eim üppigen adel nit fo jä
merlich zu allem mütwillen underworfen wäre. Welicher fryheit gott ſelber
günftig iſt, ale er bezügt bat, indem daß er alle kinder Iſraels us Acarp
sen gefürt hat, darum daß fy die ägyptiſchen küng und voll ungnädiglid
und fchnächlich hieltend; lis Erodum. Duch daß er fy darnach, do
um ein küng fchrumend, bericht der mißbrüchen und gwaltes dee künigen.
1. Sam. VIEL, 10 ff, on zwyfel ſy vor der herrſchaft warnend. Darzı
gunnet ouch der heilig Paulus 1. Cor. VII, 21: Magft du aber fry wer:
den, niet dich deffelben noch vil mee.
Darum hat jinen gott allweg fig, eer und güt gemeert fo gwüß, fo
Di, daß dhein Heer fy nie überwunden bat, fo ſtark ift ee nie geweſen; das
on zwyfel nit menfchlichg vermögens ift ſunder göttlicher kraft und gnaden.
Ja, wo fy je vaterland befchirmt Hand und frybeit, als zum Morgarten,
zu Sempach, ze Näfels in Blaris; da viertbalb hundert mann fünfzehn
tufend eins tags zum elften mal anggriffen, und zum lezten in die ſiucht
aefchlagen; by denen ouch je frommen von Schwyz dryſſig mann gbebt
band; ja noch an vil orten, do fy anggriffen und allweg mit freud und
eeren widrum heim kommen; iez gar nach by zweyhundert jaren ruͤwig ge:
weſen find und ungefchändt.
Nun aber fo wir angehebt hand ung felber gefallen und kluͤg fchäken
us dem, das allein gottes ift, als Leider allem menfchlichen gfchlecht did be
ſchicht; nachdem ſy erfeißtet und groß worden im zutlichen rychtagen und
eeren; fo fperzend ſy binder fich von gott und zuffend Deuter. XXXII, %.
Und Palm LII, 9: Sich, das ift der menfch , der gott nit hat für finen
helfer ghebt; ſunder er hat verteumt in die vile ſiner rochtagen, und if
wunderftart worden in finer Ode, das ift, in finem hoben mut und rüm.
So doch er nüt ift denn luft; dann nüt ift hinder ung rechts noch farks
noch gütg ze finden ; noch wellend wie arme menfchen nur mit ufgerid-
tem kopf ynher treten. Das aber gott ganz widermärtig iſt und unlydenlich
ale wir fehend im 2. Sam. XXIV, do David die Binder Iſraels zälen lich,
daß er fehe, wie mächtig ee an voll und ftärke wäre, on zwyfel die macht
im felb zuͤſchrybend, und in die vile fines volks vertruwend. Do ward gott
alfo über jn erzürnt, daß er jm dry groß plagen fürfchlüg, deren er cin
erwälen müßt zu einer ſtraf, daß er das volk zält bat; under denen er die
bül erwälet , darum daß fü in ouch treffen mocht. Sehend, do der gottlieh
mann usſtrychen und zälen wollt fin rych; zeigt er an, daß er gern fin
macht wüffen wöllt, die aber nit fin funder gottes was, damit er übel ge
ſtraft ward; dann ex billich follt jngedenk bliben fun der worten Molis
Deut. XXXII. Wie kam es, daß einer tufend jagt, und zween jagtend
zehen tufend ?_ Iſt es nit darum gefcheben, daß Iſraels gott fy hinggeben
bat, und der here bat fy yngethon und verfchloflen ?
Wie füllte dann uns nit ouch ſchand und ſchaden von gott zuͤgeſchriben
werden , fo wie unfer namen fo wyt usfpreitend mit ſolichem pracht: Wir
band das gethon; wir wellend das thuͤn; mir mögend das thuͤn; nieman
mag uns widerftona); glych als ob mir mit dem tod ein Bund beigind
gemacht und mit der hölle, wie Zefajas XXVIII, 15. ſeit: Obſchon em
— — — — — ——— — — — — ———
a) Damit iſt zu vergleichen die Schilderung des tollen Muthes der Schweizet u
der Schlacht von Bicocca bey Hottinger, Oeſch. d. Eidgenofien I, 105 ff.
Ein göttlich vermanung am die von Schwyz. 291 .
roſſe geißlung und fteaf übergon , wirt ſy doch’ über uns nit fummten ; dann
ie band in lügen oder Liften unfer hoffnung , und damit find wir befchirmt.
uch ja als ob wir yſin ſyend, und andre menfchen kürbſin; glych ale ob
ns nieman fchaden mög , sie die helden, die fich für den fündfluß bewar⸗
nd mit dem ungehüren buw des babylonifchen turne Gen. XT, 1ff. Ja
lich ſchenkt er uns den hochmüt nit; wartet er ſchon lang, thüt er nur, .
of wir ung befrind; thuͤnd wir das nit, gfchicht ung wie Sodomd, Go»
werd umd den menfchen , die fich nit beßretend, bis der fündfluß kam; ale
ee heilig Petrus leert in dee andren epiftel.
Als nun leider ein zyt bar etlich under uns a) gnuͤg kindlich ir ſelbs
ergeſſen, gottes veraefien , fich je begird hand laffen füren; bat der tüfel,
Uer feommen fyend, glych wie zum erften der gſchöpfd den fchlangen, alfo
u unſern zyten die frömden herren ufgericht, daß ſy mit ung forachetind
Ko: Ir ſtarken heiden, föllend nit in üwerm land und gebirg blyben; was
rllend jr des ruhen lands? Dienend uns um rychen ſold? Wirt üch groffen
ſamen und güt gebären, und wirt ümwer ftärke den menfchen Bund und ge»
drchtet. Glych alfo forach der tüfel zu Eva durch den fchlangen : Ir wer⸗
end als die götte. Vor fölichen gheiſſen warnet uns Ealomon Prov. AT,
I: Dee falfch oder glychsſner bſchyßt mit finem mund den früänd. And
Ihriftus ouch forechend: Ir werdend fn an jren früchten erkennen ; Lefend
b von den dörnen truben, oder von diftlen fygen? Als ob er ſpräch: Sy
hünd fi nun zü denen, deren ſy wüſſend noch vil mee ze genieſſen. Alſo
ind ſy mit einer einfaltigen eidgnoßfchaft umgangen , jren nuß füchende,
is ſy uns in föliche afärde und unfründliche hand gebracht, daß wir uns
achtet des vaterlands gröffee forg band, mie wir inen das jren, rych
md gwalt, behaltind , denn unfee eigen hüſer, wyb und Lind (doch, from»
ner mann, nimm dich dep nit an). Und dag wäre alles Hein, wo ung nit
hand und fehaden damit ze handen gienge. Wir babend in menfchenge-
Yihtniß ze Napels b), Rovarienc), Meilandd) gröfferen ſchaden in der
xtren dienft empfangen , denn diewyl ein eidanoffchaft gftanden tft; und
ind in eignem krieg allweg fighaft afyn , in frömdem did figlos.
Das aber alles, ge beforgen, ift ufgemweit von denen, fo jren eignen nuß
meer denn den gemeinen angefeben habend; und kummt doch der fchaden der
gmein ze hus; ja machst von tag ze tag ie meer und meer Abt, wolluft,
mütwill , ungehorfami ; wie legind dann ein ander Heid an, und thuͤind
die ougen uf, daß wir die gefarlichkeit, fo daruf flat, fehind und verbätind.
a) Solche wie 3. 3. Albrecht von Stein und Ludwig von Erlach von
Bern. (Hott. a. a. O. S.26 ff.) b) Wenige von den Taufenden, die mit Karl VII.
nah Neapel zogen, kamen wieder nach Haufe; von 1500, die als Beſatzung in
Neapel zurüdgeblieben waren, kaum 100. ‚Sie kamen nicht nur auf dem Schlachtfeld
um, fondern auch auf der Reiſe durch Italien durch Meuchelmord mit Dolch und Gift,
durch Hunger und Durſt, an Krankheiten ; fie farben auf freyem Felde, auf Ställen,
relöft auf Miftpaufen „wie ſterbende Hunde“ fagt Anshelm, und die Handvoll der
Aurudgefehrten brachte die Franzoſenkrankheit als Beute nach Haufe. (Oluz.) c) In
der Schlacht von Novara, den 6. Juny 1513 fielen von etwa 9000 Schweizern 1500.
Landverheerend war der Rückzug. Hierauf folgte raſender Aufrupe durch die Eidges
noffenfhaft. (Glurz) d) In den zwey Schlachttagen zu Marignano bey Mavland,
13. und 14, September 1515 fielen von 24000 über 6000 Eidgenoffen. (Glutz.)
’
Im
[4
292 Ein göttlich vermasung an die von Schwyz.
Deren gfarlichkeiten die erſt und gröſt iſt, daB wir den zorn gottes damit
über ung ſchwerlich Ladend, als Mich. 11, 2.8.9. 3. wirt anzeigt: Sy band äder
begert,, und mit gwalt ungenommen die hüfer, umd afchmächt den mann
und fin afind, den mann und fin eigentum. Und darnach: Ir band den
rock und den mantel darob hintragen , und Die, fo einfaltiglich wanblerend,
zu krieg verkeeret. Ir band die wyber us jren hüfern hinweg aefurt.
Darum foricht der herr dife wort: Nemend war, ich denken über das volf
übels, us welichem je üwer häls nit mögend bringen, und werdend nümmen
„Hoffärtig wandten ; dann die zyt wirt trefienlich bös zc. Die wort find
tar gnüg , in denen der vrophet anzeigt die unbill der kriegen, und dar⸗
nach das deöwen des zorns gottes. Es foll ouch ein iedlicher die gefärd des
kriegs an jm felbs bedenken, wenn mit jm gebandlet wurd, als er mit
andren chriftenmenfchen handlet, daß, wo ein frömder verföldeter dir im
din land gwaltiglich zuge , din matten, acker, wungarten gfchandte , din rin»
der und vee hinweg tribe, allen husrat zemmen bunde und hinweg ſou⸗
mete; dine fün vorhin im anariff, fo ſy ſich und dich beſchirmtend / erſchla⸗
gen hätt; dine tochtren mit gwalt notzogete und ſchmächte; din liche bus-
frowen , berfür gonde und zu den füllen fallende , dir und jr gnad beac-
rende, mit den füflen binftiefle; und dich, feommen alten knecht, in dinem
eignen bus und gmach vor forcht verborgen Ligenden , herfür zuge, und dich
in angficht dines wybs jämerlich erftäche, unangefehen din zittrend eerſam
alter, diner frommen husfromwen jamer und Bag; und zum lezten erſt hus
und hof verbrannte. a) So meinteft du, wo fich der himmel nit ufthät und
für ſpuwte, und dag erdrych nit fich zerriffe und fülche böswicht verſchluckte,
fo wäre dhein gott; und fo du aber derglychen thuft eim andren, meinft dur,
es ſye kriegsrecht? Sich aber iez, was ift ein weiblicher kriegemann , fo
diſes die thaten des krieges find, die ouch Eurypides, ein griecdhifcher voet
geſehen bat, ‚fprechend (in Hecuba): Im Erieg wirt der bös gefchäßt , der
nüt böſes thüt, nit ein menfchen fchäßt ale ein fröfchen. Und legend aber
etlith damit leider geofle rychtag zemmen on fordyt des zorns gottes, der
aber Jeſaj. V, 8.9. grufamlich dröwt, forechende: Wee üch, die ein bus zü
dem andren fügend (das ift, mit ufloufen alls an einandren henkend) und
einen acker an den andren bis zü end des landes; werdend jr allein uf dem
erdrych we wen? Ich nimm die ding in min or (und wird minen zorn nit
nachlaffen) , bis vil hüfer eindd werdend und one ynwoner. Es foll uns
ouch der gegenwurf nit irren, da gefprochen wirt: Krieg ift ein ſtraf gottes;
fo müß ie einer fun, der den andren befriege. Man hut im alten. tefta-
ment ouch Erieget. Antwurt über das erſt: Hör dargegen, was Chriftus
fpricht Matth. XVIII, 7: Es ift gwüß, daß ärgernuß und ſchand kum⸗
men wirt; wee aber dem menfchen, durch den es befchicht. Alſo ouch verdic-
nend etlich Die ungnad gottes, daß er fy mit Friegen pynget; wee aber dem,
der ſy bekrieget. Es ftraft gott die böfen mit den böfen, als du lernen
magſt Ezech. XXIX, daß gott die ftatt Tyrum durch Nabugdonoſor
geftrafet hat; und darnach diefelben Babylonier ouch widrum geftraft; wie
wol fy die Einder Iſraels geftraft hattend mit der gfängnuß und ynnemen,
a) So die Eidgenoffen auf dem Rũckzug von der Schlacht von Novara und in
andern Zügen.
Ein göttlich vermanung an die von Schwyz. 293
Yie noch hütbytag heißt die babylonifch gfängnuß, us dem willen gottes;
18 Hierem. LI, 1 ff. flat: Remend war , ich wird ufrüften über Babylon
md jre unwonee, die je herz wider mich band erhebt, glych als ein peſti⸗
enzbaftigen wind, und wird in Babylon ſchicken manner, die werdend ſu
vonnen , umd werdend je land verderben ; dann ſy find allenthalb bar über
y kummen an dem tag jrer ſtraf. Es wirt Peiner, der mit dem bogen
hüft, in jren wonen, und fein gharneſchter herfür treten. Überfehend nit
en jungen; tödend alles, das ſtrytbar ift; und die erfchlagnen werdend
uderfallen im chaldäifchen land, und die berwundten in jren gegninen ;
ann gott hat Iſraels und Juda nit vergeffen ꝛe. Sehend, wie er den fig
übt, alfo nimmt er jn ouch wider, mo man den eigen machen will oder
nißbrucht. Es ift kein volk noch küngrych nie mit Eriegen uflommen, dass
it mit kriegen fye wider verderbt. Das bewärt das volk Iſraels, Lacedä
nonii, Athener, Perfä, Maccdonier, Aſſyrii, Medi und die Römer, dero
jbiet rycher und ſtärker denn ie keins afyn if. Was find fn aber iez am
rs dann die üÜberwundnen? daß alle die völker, die ie von inen über-
vunden find, ſy Iychtlich möchtind in jren gwalt bringen. Antwurt über
a8 ander: Die kinder Iſraels hand eintweders kriegt wider fündliche völ⸗
er, die fü nit hand wellen in das verheiffen fand ziehen laſſen, oder, fo
d darin find gſyn, nit mit friden laſſen; das alles ein bedütung ift des
giftlichen kriege, den wir iez in Chrifte widergeborn und nüwe menfchen
nit den laftren und ungloubnuß ‚haben föllend , ats der heitig Paulus an-
tigt 1. Cor. X, 11: Alle ding gſchahend jnen in einer bedͤtnuß, und
ind ung zu underwufung gſchriben. Dder fag: daß gott durch ſy die böfen
fteaft hat. Noch find fü darum nit güt. Gott kann das bös zů gutem
nutz keeren; als ouch in gegenmwürtigem ſchaden verhoff ich, er werde ung
uech denfelben zu befrung fchiden. Man muß etwann die rüten bruchen,
a wort nit heifend ; und hilft die ruͤt nit, kummt es zuͤlezt an den nach»
ichter zum dickeren mal. We gott firaft, da ift noch hoffnung der gnad,
Ne Salomon anzeigt. Lügind wir nun, daß wir in fürchtind und erier-
ind, daß jm fölich gepöch, hochmüt und Eriegen mit afallet, als im Pfalm
>ÄLVII, 10. 11. fat: Ein willen und gefallen wirt ex nit haben in der Kärfe
"8 pferdes ; es wirt jm ouch der harneſch des mannes nik gefallen. Aber
jott hat ein wolgefallen in denen , die in förchtend, und hoffend in in barm⸗
rrzigkeit. Dargegen foricht er widrum, wider die alle ding meinend han⸗
m an. irem rat und anfchlag Jeſaj. VIII, 9. 10: Verfammind äch, je wöl-
tt, und je werdend überwunden; und hörend zu , alle völker des wuten erd⸗
ychs; ftärkend üch, noch werdend je überwunden ; rüftend üch, noch wer⸗
end je überwunden ; ratfchlagend, und es wirt brochen ; redend ein wert,
as gwüß fälle fun , und es wirt nüt darus. Summa funmarım, es iſt
ein wysheit, Bein fürfichtigfeit, kein rat, dee wider gott mög Pros. XXI, 30.
Ind fo vil von der erſten gefarkichkeit, do man fich nit kriegen und eignem
at teeffenlich wider gott verfündet, und doch keinen fürgang mag haben ;
under nn die ſtraf gottes mit merklicher ſchmach, ſchaden umd ſchand über
ins beruft.
Die ander gefarlichkeit, die uns der herren und jres kriegens batb zuͤ⸗
tat, iſt, daß darus nidergedruckt wirt die gemein gerechtigkeit,, als gar ein
It gefprochen wort: Leges silent inter arına, dag iſt, mo die waffen über:
294 Ein göttlich. vermanung an die von Schwyz.
band Habend , da. müuͤſſend die afab ſtill ſton und ſchwygen. Ouch if des
wort „Lriegsrecht* nüt anders dann gwalt. Bruch es, wie du will, und
befinn es, wie du willt, iſt es nüt anders dann gwalt. Roc werfend ſd
eritgegen: Man müß Die ungehorfamen mir dem gwalt und waffen zwingen,
wo fv dem rechten nit afton wellend. Antwurt: Glych mie du mir ein
fleifchlichen gegenwurf fürhebſt, alfo will ich die ein menfchlichwufe antwwt
geben , alfo : Fa, wenn man mit Eriegen nun diefelben träfe, oder ieder dir
finen ungehorfamen zu gehorfame in zimmlichen Dingen zwung, gieng cd
finen weg. Was redft aber darzü, daß du gelt nimmft , und eim feömden
herren hilfſt ein ander unverfchuldet land awaltialich berouben , ynnemen,
verbergen ?a) Ya etwann berren hilfſt, denen gar nit zimmt zu friegen,
als bifchofen , pävften, abbten, andren geiftlichen allein um gelte willen?
So wir aber chriftenlich von der fach folltind reden, zimmt ung kriegen
dheins wege. Wir follend us der Icer Ehrifti gott bitten für die, fo um
übel redend und durächtend, und nach einem baggenftreich den andren ouch
bacbehen. Denn fo werdend wir fün des himmelifchen vaters. Won dem it}
nit mee.
Wyter fchadend die herren gemeiner gerechtigkeit, daß zre gaben eim
deden manns, ſye wie wys er welle, vernunft und frommkeit verbiendendb),
als Moyſes leeret Deut. XVI, 19: Die gaben verblendend die ougen der
wyſen, und verkeerend die wort der gerechten. DO wer, was mag uns hie
in’n finn kummen? On zwyfel das ı daR fo menig wolkönnend biderb mann
ung berblendt ift worden, daß er alle fine wort, vernunft und finn daruf
geleit hat, daß er eim herren finen nuß und lob möchte fürbringen; damit
Die einfaltigen durch fin füfle, aber fchädliche wort yngefürt wurdind fin
meinung nadhzefolgen. Dusch iſt zu beſorgen, daß derfelben ein groſſer teil ein:
andren handhabind und helſind, es fie an gricht, in rat, an gemeinden, da
durch ein handel luter und recht etwann muͤſſe teüubt und bucht werden,
darvon Jeſajas V , 20. drömwt: Wee üch, die das bös güt fagend fon, und
das güit bös, machend die finfterniß zu einem liecht, und dag liecht zu eine
finftieenuß. Als ‘die da fagend: Wir müffend aber herren han; wir find an
arm vol, hand ein ruhes land. Iſt war, fo man fich nit vernügen wi
zimmlicher narung und bekleidung, müß es etwannhar Tummen. em
aber dheiner fich wyter firadkte , denn er decke bat, dörft es der worten mi.
Dann der kaiſer Yulius hat, nachdem er die Helbetier (dero gröfter teil wit
in einer eidgnoßfchaft find) übermand, herordnet je land wider gebuwen mel
den, darum daß es fruchtbar wäre. Wie wär im gefchehen, daB ce nümmen
feuchtbar wäre, und vor fechszehenhalb hundert Jar fruchtbar wäre geſen
Ya, es ift feuchtbarer, fchöner, mannhafter lüten, dann fein land uf m
a) So in allen italiänifchen Feldzügen feit dem Buge Karls VIIT. mac Nrepl.
b) „Dee Franzos aber erſchutt den Fronenfad, und vergabet ein unfäglich gut in De
eidgnoßſchaft Heimlich und offentlich.“ (Bullinger.) „Meer dann finer vwerfaren I
feiner ie hat gethon, — an befondere perfonen von 10-1200 fraufen und in ein et
zig bus ob 3000. (Anshelm.) „Das gelt und die kronen, die hand uns blind ge
macht, daß wir unfer ſchand und Lafer hand vergeffen, das er (dee König von Ereaf:
teich) und züugfügt hat; und das bluͤtgelt, das man von jm guon hat, das wirt und
den tag einft fur werden.“ (Hans Stodar v. Schafhaufen. Bey Hottinger Geſch.d
Eidgen. I, 3— 3%.)
Ein göttlich vermanung an die von Schwyz. 295
erdboden keins fne , und fruchtbar gnüg diefelbigen zü ernären; fo wie nun
von m verguͤt hättind. Mee fo verbiendt uns der herren gelt, daß wie
wenig achtend den verlurſt unfers eignen fleifches und bluͤts, nun daß den
berren gedient werde; ouch wenig des ganzen regiments, ob alle unghor«
ſame ermachst, und man um die oberfeit gar nüt gibt; damit aber nach
der zut aller fchiem der frommkeit nidergeleget wirt und alle rach des üblen.
Ouch erwachst darus mit der aut, daß die reifer mit gemalt werdend die
oberfeit under fi) zwingen und banfen, wie fo wend.a) Ouch mwerdend fü
ung zwingen ze halten, das wir nit ſchuldig find, und fprechen: wir ſygind
ſchuldig, und ung verblenden, daß wir unferen gemeinen nub nit erkennen
mögend, noch dörend unfren vorteil und recht ermeſſen und ung deß halten.
Verftond mich alfo: &o ein herr mit einem rat oder gmein offenlicy ein
handel fürnimmt, da aber nit zimmt meder miet noch gaben nemen , und
heimlich aber mit gaben fin fürnemen erobret ; wann dieſelben fine gaben
geofinet, und die untrüw und bindergang entdedt wirt, ift man jm nit
nur nüt fchuldig , funder mag man fälicye untrüw ouch an im rächen nach
den menfchlichen rechten. Und laß dich das nit wunder nemen ; du findeft
die päpftlichen recht darum; und wenn fchon der papſt felbs thuͤt, iſt man
fm nüt fchuldig. Lis daruf die materi de fraude, de falsariis, de pro-
ditione , wirft du in finen eignen rechten und feribenten bewärnuß genuͤg
finden.b) Hie wirt üwer frommkeit verfton, daß ich etwann recht geredt
hab c); wiewol es mie in ein haß keert ward, do ich forach : ich möllte,
dag man Durch des vapſtes vereinigung ein loc) geftochen, und dem boten
uf den ruggen ggeben bätte heim zü tragen. Das dücht icdermann ein unbils
ih ding; und redt aber ich ſölichs us erft angezeigtem grund ; dann ich
mußt, daß der papſt mit heimlichen venfionen was umgangen , und darum
man jm nüt fchuldig mas. Alſo verfiond von eim tedkichen herren. Wirt
ee erfunden fraude egisse, das iſt, mit untrüw hindergangen baben , ift
man jm als vil fchuldig als die Römer Jugurthä, der mit gaben zu Rom
fo vil aſchuͤf, daß die mord finer eignen brüdren nüt geachtet werden foll-
tend, deß ex fich felbs ruͤmt von Rom ryjtende, do eu fprach: O der feilen
ftatt! wär nun ein koufmann da, meint, er möcht alle ding mit gelt ze
wegen bringen; als er ouch gar nach gethon hätte, wo nit der feomm Me:
tellus Rumidicus wyslich in überwunden und gefchädiget, an vil orten ges
mmdret hätte; z'lon, daß er zu Rom fo grofle untrüw mit finem geit ge
machet hat. Und zum lezten if ev in der Römer hand kummen. Ufo
ſchlächt (nach) geſprochnem wort) untrüw jren eignen herren , und that jm
echt, wenn einer gdar uswendig anderft, binderwärtig ouch anderfi band»
len und Hinder der frommkeit fürgon.
a) „Die Väter des Landes machten fich gegenfeitige Vorwürfe auf dem Tage in
Luzeru (18. Jul. 1521). Sie waren zu dem beſchämenden Geſtändniß genöthigt, daß“
fie ihre verwöhnte Jugend nicht mehr zu bändigen vermögen.“ (Gott. ib. 55.) Wel⸗
Gr Aufruhren Diefe Reisläufer im Land van Zeit zu Zeit vermefachten, zu weichen
Scändlichfeiten fie felbft-die Tagfakuıng zwangen, — Bavon Bkuk Geſch. d. Eidgen.
©. 499 und an viel a. O. b) Dieß die Grumde, wodurch Zürich mit MWiderwillen
—— 121 hingeriſſen ward. c) Als Zürich vom Popft 1521 zum Zuzug
ward.
=
29565 Ein göttlich vermannng an die von Schwyz.
‚ Die dritt farlichleit if, daß man bög fitten mit frömdem gelt und
krieg beim bringt und pflanzet. Das fehend wir eigenlich; dann die umferen
nie beim kummen find us frömden kriegen, ſy habend mit jnen etwas mi:
wes bracht an Eeidung jr ſelbs und jrer wybren, an ſpys, an trank un
maß, nüw fhwür; und mas ſy fündlichs ſehend, lernend fy gern ; alfo
daß ze beforgen ift, lafle man nit von frömden herren, man merde ned
ſchädlichere lafter mit dee zyt erlernen.a) Es wirt ouch alle fromwenzudt
dep ſchwächer und unfrömmer. Ein wub iſt von natur blöd und begirig
nüwer und hübfcher dingen , zierden, kleidren und Bleinoten ; als Dina wol
bewärt , die us gwündrige in Sichem gieng und da gſchwächt ward Gen.
AÄXXIV, 1, 2. Und fo jren denn ſoͤlichs vorgefpieglet oder geboten wirt;
meinft du nit, fy wirt zum mindften etwas bewegt , ob joch nit gar gefällt.
Es ift ouch zu beforgen, es werde mit der aut vil abgon an mannlichk ;
wiewol wir deffelben noch nit find innen worden; noch fo erlindet man in
dem mwolluft ; denn fänft (eben wirt nit gern verlaffen. Wer groß Inbding
hat (fpricht man), der ſtirbt nit gern. Hannibal, der fchäblicheft fyend
der Römeren (usgenommen den gut, der ift den Römeren ouch der fchäd-
licheft fyend afon , und bat ſy umbracht), bat nit mögen überwunden wer
den, ee er den züg ließ erwubfchen. Nachdem aber er zu Capna ein winter
lag, und die reifer ließ mütwillen und wollufts pflegen ; huͤbend fü an det
nächften frülings darnach überwunden werden, und ward gemeinlich geredt:
Hannibal hätte gen Capna ein züg der mannen gefürt, und fürte ein züg mp
beren widerum dannen. Was meinend jr, daß zum lesten us den gufdinen
bemdlinen werde, fingerring, ſydiner Eeidung ? Hector huͤb finem brüder
Alexandro fharf uf, daß er allweg fo lindfich gelebt hätte, fürnemend, «#
bätte jn darzü bracht , daß ex geflohen wäre finen fyend Menelaum.
Die viert gefarlichkeit, daß die herrengaben groſſen haß und untrüm
under ung gebärend. Dann, ift von natur glückes gefell dee haß, daß, wo
man glück hat, kummt verbunft alych darnach; noch bil meer wirt man
verbünftig, da einer fo größlich für den andren gewertet wirt ; und fo abet
die not kummt, iſt ie ein biderb mann des andren wert, und befdyirmend
das daterland vil mannlicher die allerfchiechtiften dann die geſtryfeten zum
dickeren mal. Und nach fülichem verbunft kummt ouch uneinigkeit und un⸗
willen dero , die da fagend : Bang du binfür, thü du diß, thuͤ du datı
kannſt du mee gelte uflefen , lis ouch mee ftreichen uf. Endlich, krieg fröms
der herren und gelt ift ein ſchuͤl aller laftren und müter, die uns ind alte
nüt anders gebirt (od wir darvon kummend) dann verkümmeret confeienzen.
Die lezt gefarlichkeit ift, daß man beforgen müß, man kömme zum lejz⸗
ten in der herren hände , eintweders dero, Die fründfchaft mit ung hand, oder
aber dero, die uns fyend find. Denn was ift nit zü fürchten, da hoch⸗
fart, linde, nyd und zwitracht fo ftark find; ouch, ſöllte es darzuͤ kummen,
daß man ung mit der maß meflen wurd, mit dero wir gemeflen hand; wit
möchtind unfer jamer nit gnuͤg beweinen , funder wurdind ſorechen mil
dem propbeten Hierem. IX, 1: Wer wirt minem houpt wafler geben ı
und minen ougen cin bronnen der teähen dab ich tag und nacht bemeint
a) Vergl. damit die Veſchreibung des einreißienden Luxus und der Ausſchweifungen
bey Glutz S. 504.
Ein götttich vermanung an die von Schwyz. 297
die umkummnen mines volle. Wurde uns ouch gefchehen ginch mie dem
ifeaelifchen volk, das ſich an kein warnen keeren wollt, bis fy in gfänanuß
famend , und heimlich by den waßren fallend, und weintend je elende,
davor ung gott behite.
Darum, frommen, mufen, getrümen , lieben cerenlüt von Schwyz! er»
manen ich üch durch das Inden und erlöfen Jeſu Ehrifti, unfers herren,
durch alle eer, fo der allmächtig gott unfren frommen vordren ie bemwifen
hat, durch den ſchweiß und üblen zyt, die fü gehebt habend um unfer frybeit
willen. Huͤtend üch vor der frömden herren gelt, das uns umbringen wurde,
und thünd dag, diewyl es noch gfchehen mag; und folgend nit denen, fo
da fprechend : es mög nit befchehen ; es ftat noch wol in einer eidgnoßfchaft;
der unwill, der ſich under ung erzeigt, ift nun ein. blaft, giych ale zwüſchen
zwenen eemenſchen oder brüderen dick befchicht, nit ein ſtarke fuendichaft.
Darzu hand wir fo groſſe ſtärke an lüten ale ie, gott behüt fy! Und wirt
der ſach Inchtlich rat, fo man trüwlich und handlich fy fürnemen wirt.
Fr band darzü günftig unfre feommen lüt von Zürich, ftatt und gebiet, zu
denen ich mich verſich, dag fy fürhin kein here vermögen werde, daß fu üts
mit im ſoͤlicher fchädlichen gſtalt handlen noch verbinden wmwerdind ; gott
beftäte ſy in gütem fürnemen. Darzu üwer frommen zugewandten a), dero
eerberkeit frömd herren ouch ganz wider find. Und fo jr ouch widrum in
dir ſuͤßſpar unfer feommen vorderen treten wurdind, han ich dheinen zwyfel,
es wurde üch ein gemeine eidgnoßfchaft folgen. Denn, ändrend wir fülich
fitten nit, beforg ich, wie werdind fin übel entgelten ; ja ich dar fagen nach
den worten Ehrifti: Wir werdend all glych, wie ander umkummen find,
umlummen. Que. XIII, 2, do man jm feit, mie Pilatus etliche erſchla⸗
gen hätte, diewyl ſy ufopfretend , ſprach Chriſtus: „Meinend je, daß die
erfchlagnen Galiläer für ander fyind fünder gſyn? Das red ich nit uf
ſy; aber, beßrend je üch nit, fo werdend jr all glych alfo umkommen.“
Was werdend wir denken, fo wir nit dörend hoffen, daß ung Chriftus lieſſe
bo dem binden, dag er nüt uf uns feite, funder ein geofler teil find ber
(huld. Darum follend wir fehen, daß wir uns befrind. Daun, hat Chri⸗
ftus ab eim fromden volf ein byſpil gnommen, daß er ſy gheiſſen bat, man
fölle ſich beßren; noch vil meer wir, fo wir mit fchaden unferer eignen füten
armanet werdend , föllend ung befleren ; oder das wort folgt hernach: Beſſe⸗
rend jr üch nit, fo werdend je all glych alfo umkommen. Laſſend üch nit
befümmeren den abgang der rychtagen. Es ift ein armer ruchtag , darum
eine umlommen müß. Gölicher rychtag ift nüt anders dann ein kleb, dar
rin man gefangen wirt ginch ala die vogel. Kaffend üch ouch nit befüm-
meren den abgang frömder hilf, funder fpeechen mit dem heiligen Paulo
Röm. VII, 31: Wenn gott an unferer foten ſton wirt, wer wirt wider
uns fun? Wie band unfre vorderen gthon, dero noch vil minder was,
weder unfer icz ift; man darf der leze zu Art und Näfels nüt mee, der
Rhyn iſt die lege. Wiewol das alls nüt ift, es bebüte denn gott fin vol; der
aber verheißt, ex welle ſy in finer erbärmd bebalten , ſprechend Hofeä I, 7:
Und ich wird mich dero , die gott erfennend und verjähend, erbarmen,
a) Mit Zürich Hatten auch die Bündner den Kriegszug für Frankreich ausge:
ſchlagen. Hottinger S. 88.
298 Ein göttlich vermammg an die von Schwyp
und wird ſy erlöfen in jren herren gott, und wird fg nit erlöfen mit
ſchwerten, gſchütz, krieg, pferden oder ‚eltern. Sind yngedenk der anfäng-
lichen eidgnoßſchaft, ob Fr mit unſren einfaltigen vordren alfo gbulfen hria.
Blych als er ouch zu den kinderen Iſraels gefprochen hat Levit. XXVI,
2 ff: Wenn jr in minen geboten wandlen werdend , und mine gheiß halten
und die erfüllen sc, fo wird ich üch feiden geben. Ir mwerdend ümwer fuend
durächten; die werdend vor üch niderfallen. Fünf us üch werdend andrer
bundert jagen, und hundert us Üch andrer gehen tufend sc. Go jr abır
mie nit (ofen wurbind noch mine gſatz und ueteil halten, fo wird ich
mich wider dich legen; denn fo mwerdend je vor ümren fuenden z boden fal-
len, und denen underwürflich werden , die üch haflend, und werdend Aic-
ben , fo üch nieman jagt. Sehend, was verheißt er, und was drömt er?
Er wirt es warlidy halten, er mag nit liegen. Folgend wir jm nit, fo
er uns fill und wenig manet , fo werdend wir uns in unfer feel fdhämıen
vor der hochfart Hierem. XII, 17. Hiebn follend ouch alle frommen
gott inniglich anrüfen, daß er uns erhören und befleren welle. Es ſchader
nüt, daß der widerfteebenden vil iſt; gott ift ftärker dann fy all. Höre
man nun nit uf mit ängſtlichem gebet in anrüfen; er wirt ung wol recht
finn und dent geben und vom böfen zum güten keeren. Das thüt gott. .
Amen.
Hüt dich, Schwyz, vor frömden herren;
Sy brächtend dich zuͤ uneeren. ?
Gedruckt zu Zürich.
1) Ein Lefer der Hier zum Abdruck benupten Ausgabe Hat als Werbeflerumg des
Veromaaßes in den Text hinein gefchrichen: „Gy brächtend dich von dinen ecren.“
299
Entſchuldigung etliher Huldrychen Zwingli
| zugelegter artiklen,
doch unwarlich.
An die edlen, firengen, frommen, wyſen gmeiner eidgnoßfchaft
tatsboten in der flatt Bern |
uf den 6ten tag hoͤwmonats verfammleten , fine gnädige herren.
Im MDXXII jer.
Das Zwinglis kirchliche Reformation in Zürich auch mit politis
ſcher Reformation begleitet war, und man daſelbſt allen Kriegädienften
entfagte und alle Penfionen von Fürften bey Lebensftrafe verbot; daß
Zwingli die fchredliche Niederlage bey Bicoeca benugte, um die Landis
gemeinde von Schwyz zue Nachfolge von Zürich zu fimmen, und
hierauf auch dafelbft wie zu Nidwalden die Kriegsdienfte abgefchworen
wurden; dieß ließ die Söldlinge befürchten, dag die Beredſamkeit
Zwinglis und dad Beyſpiel von Zürich immer größere Wirkung thun
möchten. Aus diefee Quelle kam der Strom von Verläumdungen ,
der über Zwingli ergoffen ward. Zwinglis Predigten gegen die GSoͤld⸗
linge wurden ald Schmähungen der ganzen Eidgenoſſenſchaft darges
Kelt. Dem Volke aber fagte man, wie er gräuliche Kegereyen lehre
und das ausgelaſſenſte Leben führe. Auf dem Tage zu Baden wurde
er ald Schmäher der Eidgenofienfchaft angeklagt, und dieß kam durch
die Abfcheide -vor die Raͤthe aller Kantone ; dagegen fchrieb Zwingli
diefe Schunfcheift am die zu Bern im Heumonat 1523 fich verfam-
meinde Tagfagung. Was für Leute aber auf derfelben dag Wort führ-
ten, zeigt die Rede des Bernergeſandten Kafpar von Muͤlinen,
der immer ein Sauptfeind jeder Reformation war. „Eidgenoſſen!“
fagte er, „ wehret der Qutherifchen Sache bey Zeiten; die Prädikanten
zu Zürich find fehon über ihre Herren Meiſter geworden , daß fie ed
nicht mehr zu wenden vermögen. Man if dort in feinem Haufe
nicht mehr ficher. Die Bauern wollen Zinfe und Zehenten nicht mebe
geben. Es herrſcht dort eine unerhörte Zwietracht zu Stadt und Land.“
So frech getraute er fich vor den Mitgefandten zu Tügen. Gwalterd
latiniſche Ueberſetzung fleht in Opp. I. 147 et 148. |
300 Entſchuldigung etlicher H. 3. zügelegter artiklen.
Edlen, firengen, feommten, wyſen, gnädigen, günſtigen, lieben herren!
Als uͤwer wysheit uf vergangnem tag , zu Baden Johannis töufers gehal-
ten‘, etlicher miner ungünftigen undertragen! gehört und in die abfcheid
beim ze bringen verfaßt; hätt ich wol, mögen Inden, daß mir, vor und «c
ſoͤlchs fürgenommen, der handel one hinderfichbringen fürgehalten wär.
So nun das nit, aber doch villgcht im beften befcheben ift, hab ich nach
befinden der fach mine gnädigen herren von Zürich angeworben, dab fü
mir fölche Bag nit verhalten wölltind, welches fy mich trümlich gewärt, und
min antwurt gnädiglich vor dem groffen rat verhört band, dergftalt, wie
hernach folgen wirt. Welche min antwurt, ich mol vertrum , üwer wysheit
ouch laffe ein antwurt fon und verfiande die im beften. Und damit üwer
wysheit fehe min unfchuld, will ich zum erften die wort des abfcheide
feßen: „Es weißt ouch ieder bot, was fürteagen ift: Wie daf der Zwinali
zu Zürich predget hab, wir eidgnoflen verfoufind das chriftenlich biüt, und
eſſind das chriftenlich Aleifch sc.” Mit vil meer worten. Sol ouch uf
nächftem tag darin mit vollem gwalt entfchloffen werden ze handen.
Gnädige, wyſe herren! Ich gloub faſt gern, daß man mich bald habe
tür vor üch verklagt; aber fürbringen, deß ich hie verklagt bin, fol, ob
aott will, kein menfch mit der warbeit vermögen. Wiewol ich anred bin?,
Daß ich die laſter, fo leider zü unferen zyten allenthalb für und für zunc-
mend, ernſtlich ſtraf, etwann ouch euch befchält, vorus das lafter des un⸗
trüwen gabennemens und bindergangs der gemeinen regimenten, faft an allen
böfen und landen gebrüchig, ouch das laſter des kriegens um gelt untugen⸗
li? anrür, doch nit mit minem funder mi gotteg wort. So hab ich doch
minen herren, den eidgnoffen , mit fo ungeüchigen worten ſölichs nie zuͤge⸗
meſſen; funder fo ich ieman benamfet hab, vorus unfer eidgnoflen, hab ich
väterlicher, fründlicher maß min red gefürt , faft uf füliche geftalt: wo un⸗
fer vorderen, die fo ſchlechtlich und gottesförchtlich giebt hand, das leben
ſähind, das wir iez mit koſtlichem pracht firrend ; fo wurdind fü uns übel
fchelten und forechen: wie wärind feer von jren fitten abggangen , oder
dergiuchen. Ich hab ouch etwann erzält, was laftten man ung zümeſſe,
und trümlich ermanet , daß wie uns baltind , daB man une dig nit mit der
warheit züumefien mög. Wo ich aber von houptlaſtren, todfchlägen, ver⸗
raten, verkoufen gredt, hab ich darzi weder diß noch jens volk benamſet,
funder in einer gmeind® geredet, als ſich eim birten zimmt ; denn Chriſtus,
unfer erlöfer, hat jm ouch alfo gethon. Er hat die pharifäer , ſchryber und
geleerten in der gemeind befcholten Matth. XXIII, 2 ff. und Luc. XI, 39 fi;
wiewol dero bil warend, die in in gloubtend, und der laſtren, die er fchalt,
fen ; ale Nicodemus Joh. III. und XII. Alſo hab ich mic miner herren,
der eidgnoffen., halb gehalten. Hab ich fy genämt, fo hab ich dem ruben
burft® nit ufgerichtet; denn mir von eim Eind har wider geſyn ift, wo man
unferem vaterland übel geredet hat. So ich aber ie härtiglich hab wellen
ſtrafen, und uf die lafter fürderlicher dringen, hab ich weder Dalmatier
noch Engelländer benamfet; und hab fölichs in einem ftäten bruch. Wie.
wol ich daby nit mithellen will mit denen, die da fagend, man fölle
In
1) Zwiſchenträger, Werläumder. 2) befenne. 3) ohne Schonung. 6) insgemein.
5) Borften.
Entjchuldigung etlichen H. 3. zügelegter artifien. 301
an der kanzel nieman nennen; das hat gott nie geboten, aber der vapſt;
bin doch nüt deß minder der meinung , dag man das wort gottes mit frefel®
nit verhaßt machen foll. Als ich aber im XXI. vergangnen jar in der
faften von dem fleifcheflen gepredget, hab ich under andren worten ouch dife
geredt : Es fchiltet menger das fleifcheflen übel, und haltet «8 für ein groſſe
fünd , das doch gott nit zuͤ einiger zyt verboten bat; aber menfchenfleifch
verfoufen und ze tod ſchlahen halt er nit für ein grofle fünd. Und hab
darzuͤ weder eidgnoſſen noch landsknecht genämt. Das will ich wyſen mit
eim eerfamen groffen rat Zürich , den ich darum erforderet hab, ob im. da⸗
rum ze wüflen wäre, bat er fich nit erinneren können, daß er ſoölichs von
mir gehört hab; funder iſt er miner worten yngedenk, wie ich fy erſt er⸗
zält hab. Und ob ich glych alfo geredt hätte, mie üwer wysheit iſt fürtrae
gen; ſoll fi) doch im vredgen der unfchuldig nit annemen, fo man in die
gımeind redt. Man fpricht oft: Ir wuͤchrend, jr brechend ümer ee , in die
gmeind hinyn, da, ob gott will, der gröfler teil unfchuldig if. Als ouch
Paulus redt zu den Corinthern 1. V, 2: Ye find ufgeblafen. Das redt
er der ganzen ftatt zu ; und warend aber der hochmütigen ufgcblafenen gar
wenig. Alſo geichicht noch hütbytag im vredgen. Noch hab ich über das
alls in eim ftäten bruch, daß ich in aller ftraf red: Frommer mann, nimm
dich deß nit an! Ich weiß mol daby, daß ich der entfchuldigung nüts
dörfte vor üwer wysheit; denn nit gethon haben ift die ſtärkeſt entſchuldi⸗
sung. Noch, futenmal die fach uskündt ift worden, und wo ſoͤlichs alfo bes
ſchehen, wäre e8 dem wort gottes, der frommen ftatt Zürich und mir nach⸗
teilig. So hab ich diß min entfchuldigen in gefchrift offenlich geftellt,
nirman zu nachteil oder widerdrieß, funder zu gütem fründlichem bericht
der ſache. Denn ich ein zut har unglöubliche Lüg hab laſſen über mich fa-
gen, und hab daran wenig trureng gehebt funder allwog gedacht: Der jün«
ger iſt mit Über den meiſter; hat man Chriſtum angelogen , ift kein wunder,
ob man dich anlügt. So ich aber iez fich, daß, die mir ungnädig find,
mich ſo bärlich vertragen? gdörend, allein darum daß fy die leer gotted
bindeind ; fo will ich ouch alle namen, die ich foll, retten, und verhoff eigen.
lich, ümwer wysheit werde mir darab mee günftig weder ungnädig. Denn
ie fo iſt min und eins ieden chriftenlichen predgers amt, daß er den Laftren
widerfton foll und die offnen; oder aber das blüt der umkummenden wirt er⸗
fühet von finen händen. Es foll ouch ein güter birt fin leben für die fchaf
fegen. Darum wird ich, ob gott will, üch und allen menſchen ein gefallen
tbun fo ich die warheit mannlich an'n tag trag; ob mich glych mine un⸗
günner daby einen ketzer fcheltend ; denn darzuͤ mögend fy mich nit machen
mit der warheit; denn, hättind fy das ie vermögen, fü bättind es warlich
nit geſpart. Darum keerend ſy fich zu dee unwarheit, die fy nit allein mit
einem ſtuck uf mich erdichtend funder mit vilen. Sy babend etwann uf
mich geredt: ich enteere die muͤter gottes, unſers herren Jeſu Chriſti. Hab
ich offentlich widerfochten mit einem eignen büchlin. a) Wyter band ſy uf
mich geredt: ich habe geredt, man fölle weder zins noch zchenden geben. b)
— U nn
%) unbefonnen. 2) verläumden.
‚® Predigt von der reinen Magd Maria. b) Swingli fagte: Sehenten geben ſey
nicht Gebot fir Eheiften, inwiefern es mofaifches —8 u * —* , ef
es num eine Schuld wie eine andere geworden ſey.
302 Entſchuldigung etlicher H. 3. zuͤgelegter artiklen.
Item, fo ein from ſchwanger ſye, und luſt zuͤ einem andren mann habe,
möge fy je ee brechen. tem, ich Halte von dem froniuchnam und blüt
Ehrifti nüt, und habe fo ein unzüchtige fchandliche meinung von dem fen
Inchnam Chriſti gepredget , daß ich die nit fagen will, als fo mie zumefien,
daß die frommen chriftlichen herzen nit verletzt werdind. Denn bir gott,
minem erlöfer und heil, ift mie all min tag fein fo fchnöder gedank von
dem fronlychnam und bluͤt Ehrifti in minen finn nie gefallen; als akt
etlih band adören uf mich reden, wiewol uſſerhalb der eidgnoßſchaft, doch
unfeer a); da ich aber dem namen überfih von der frommsen burger
wegen , daß diefelben nit verdacht werdind. Und derginchen vil andre fiud
ſchwörend fg tür mich gepredget haben, das doch alles, üwer eer vor, er
fiunfen und erlogen if. Darnach redend fu uf mich: ich bab im difem jar
vier kind ghebt; ich gange nachts uf der gaflen um, hofleren; ich füg ein
fpiler ; ich gange offenlich mit den büben in die frowenhüſer; sch fe von
fürften und herren mit venfionen vermietet; und derglychen, das ouch alle,
ümwer cer bevor , erftunfen und erlogen ift; das muͤß fich mit aller warheit
ſtyf erfinden. Nun Hätte ich diſe ſtuck, die mine fitten antreffend, abermals
nit geſetzt, wenn fy nit dee frommen ftatt Zürich nachteilig wärind ; denn
ein treffenlicher fpott wäre das der fo herrlichen chriftlichen ftatt, wo fu einen
andren büben , der fölich untüß * an im hätte, duldetind, ich gſchwyg einen,
dee dem gotteswort und gemeinem beil der menfchen fürgfebt iſt. Hierum,
ſtrengen, feften, fürfichtigen, eerfamen, sonfen, gnädigen berren! wellend fürbin
nit eim ieden, der uf ander oder mich redt, das er will, glouben geben;
denn die zyt find gefarlich. Der tüfel, der ein fuend der warheit ift, ba
allweg fin künſt gebrucht die ze nideen oder verderben; alfo thüt er neh
bütbytag. Darum ſich allen menfchen wol ze umſchen iſt; denn fo gott fin
liecht erfcheint, und wir armen menfchen das nit mwellend annemen , funde
die finfternuß lieber babend , fg werdend wir billich verdammt Joh. III, 1.
Es wirt ouch ein ieder ze nüt, der fich an den felfen Chriſtum Jeſum ſtoßt Mattb.
XXI, 44. Denn wie in anfang der thriftenheit fein gwalt darvor fon mocht, daß
dem wort gottes nit ggloubt wurde ; alfo ift es noch hütbytag nit möglich, dab
man das underdrucke. Die menfchen mag man mol umbringen ; aber dat
wort gottes binbt ewig; und müß himmel und erd ce krachen, denn eins
der worten gottes möge bergen. Demnach ift min bemütig bitt an üwer
wusheit: fo fürbin die eimas an mich ze forechen hätte, oder ieman üzib me
der mich hätte, daß ee ſich nit gerüchen? möchte ; dee oder die füche mid
vor minen herren von Zürich, da ich als ein chorherr burger bin; barzu ein
erboener Toggenburger und landmann zü Schwyz und Glaris; und bed
nach der forg des gottswortes für kein volk ernftlichere begird, daß es iM
gottes hulde beacht werd und lebe, denn für ein loblicye eidgnoßſchaft, mit
dero ich etwann ouch in gefärden geftandenb), und noch bereit bin ze ſton—
wo das die nordurft hieſche. So vil aber die leer Chriſti antrifft, beger ih
feinen andren ſchirm von deman, denn daß man mich vom heiten wor
gottes mit Lafle dringen ; fo foll menglich, ob gott will, feben, daß ich nt
nüts geleert hab, ſyt ich das edangelion Chrifti ergriffen, deß geund ich mi
nn — ——— —— —
1) Laſter. 2) befriedigen, beruhigen.
a) Ohne Zweifel zu Conſtanz. b) In den italiäniſchen Feldzügen.
Entfchuldigung etlicher H. 3. zugelegter artiklen. 303
vor wol befehen hab, fo vil mir denn gott aunnet hat. Und verſtond DIE
min einfaltig yiends ſchryben mit tugend im allerbefien; denn es one ar-
gen Lift befcheben. Laſſend es ouch binder ih an üwer herren langen,
damit menglich min unfchuld fehe. Und welle der allmächtig gott Gwren
flond in finer hub und in ceren erhalten! Amen.
Soeben zu Zürich, 3. tag böwmonatse MDXXIII.
Huldrych Zwingli, ümer wueheit williger Diener.
304
Zuldrpch Zwinglig
anmerkungen uf der drp bifchofen fürtrag
| an die fammtitche eidgnoßichaft ,
frytag vor Quaſimodo.
Um die aus der zweyten Diſputation zu Zuͤrich ſich entwickelnde
Reformation aufzuhalten, hatten ſich die andern zwoͤlf Orte auf einer
Tagſatzung zu Luzern (26.Jan. 1524) vereinigt, Zuͤrich zu mahnen,
damit ſtill zu ſtehen und ſich in Glauben und Gottesdienſt nicht von
ihnen zu trennen, hingegen dad Anerbieten zu machen, gemeinfchaft-
lich mit ihnen an der Abfchaffung von Mißbraͤuchen im Kirchenregi-
ment und Abftelung von Deichwerden , welche die Geiſtlichkeit wer
urfache, und worüber auch fie Magen, zu arbeiten. Die Antwort von
Zürich war und blieb immer die gleiche : Die Bünde wollen wir teeu-
lich halten; von Gottes Wort wollen und können wir nicht weichen ;
wer uns aus demfelben Irrthums überweidt, dem wollen wir dan:
bar folgen; über weitere Reformation des Gottesdienfted wolle man
Belehrung bis Pfingfien erwarten. - Der Bifchof von Conſtanz lieh
nun , wabrfcheinlich auch von den Eidgenofien gedrungen, die „chrif-
liche Unterrichtung , ‚die Bilder und die Meß betreifend“ verfertigen ,
ald Antwort auf die „Turze chriftliche Einleitung“ des Raths von Zürich
an die Prädikanten feines Gebiets und auf die Aufforderung des Rathes
an den Biſchof fein Bedenken darüber mitzutheilen. Diefe Schrift
ward nun. durch Gefandte im Nahmen der drey Biſchoͤfe von Conſtanz,
Bafel und Laufanne der Tagfagung zu Luzern übergeben, und den Ge-
fandten die unten folgende Inſtruktion gegeben. Die Bilchöfe forder-
ten dann über den Vortrag von jedem Orte Antwort auf die naͤchſte
Tagſatzung. Zwingli fchrieb zu demfelben feine Anmerkungen, und
wahrfcheinlich machten fie die Antwort aus, welche der Rath von Zürich
auf den bifchöflichen Vortrag der Tayfagung übergab. Auf die bifchdf-
fiche Gegenfchrift an den Rath von Zürich gab derfelbe dann fpäter
die Antwort, weiche Band I. 584 — 630 enthalten if.
„Begriff der Meinung , weiche in unferm, Hugo von Gottes Gnaden,
Bifchof zu Conſtanz, Ehriftoph Biſchof, zu Baſel, Sebafian, Biſchof
su Lauſanne Namen durch , unfere Verordnieten vor unfern befonders
9. 3. anmerfungen uf der dry bifchofen fürteng sc. 305
lieben Freunden gemeiner Eidgenoffenfchaft Tägherren auf dem Tag zu
Luzern (1. April 1524) zu halten verordnet , angebracht fol werden.“
„Anfänglich Ihnen unfern Gruß mit gemöhnlichem freundlichem
Erbieten anzuzeigen. Zum andern, wie fie ungezweifelt Erfahrmiß
und Gewiffen tragen, wie etlicher verrudten Jahren her viel neuer
Lehren unterm Schein ded Guten alfermeift in dieß oberdeutich Land
gebracht., Teren das einfältige gemeine Volk nicht wenig anhängig ges
worden und von Tag zu Tag anhängig wird, welches darum befchad,
daß folche Lehre Abwerfung gegen den Oberkeiten und menfchlichen
Muthwillens Freyheit in allen Dingen zu brauchen , auf ihr frage; dann
wiewohl jet die geiftliche Oberkeit angetaftet, wird ed doch ohne Zwei⸗
fel darnach an den weltlichen Staat auch kommen, ald an etlichen Or⸗
ten leider fich anhebe. Run fey nichts wenigerd, unfern Freunden, gemei⸗
nen Eidgenoffen, mögs felbft wohl fund feyn (wie dann wir, Biſchof zu
Eonftanz., hievor auch anzeigen laſſen), was andere Früchte dieſe
Lehren und Meinungen bringen , dann fich diefelben täglich nur zu
viel erfcheinen ; es folge aber nähmlic, daraus alles Epriftenlichen Zerſtoͤ⸗
rung , alles Gottesdienſtes Vernichtigfeit, Gottes und feiner auserwählten
Mutter Mariaͤ Verkleinerung , der lieben Heiligen Verfpottung , der ar⸗
men leidenden Seelen Vergeflung ; in Summa bringe ed Zerrüttung geift-
lichen Staats , und befonderd , daß die, fo darin verordnet, als naͤhm⸗
lich Bischöfe (welche zu rechtem Deutich „ Wächter * geheigen), ihr Amt,
ed fen gegen geiftliche oder weltliche LWebertretende nicht gebrauchen
dürfen; denn fie daben, ald einem jeden weltlichen Gewalt chriftlich und
wohl zuſteht, vielleicht auch aus Furcht der Unterthanen und Gemeinden
nicht gehandhabt ; daher. dann komme, daß frey jedermann ohne Strafe,
was ihm gelüfte oder verlange, vornehme , vorab im Predigen oͤffent⸗
li) auf den Kanzeln und in Winkeln, einer fey aus diefem Land, der
andere aus anderm fremden Land, lege ein jeder dad Evangelium aus,
nachdem er neidig oder der Sache geneigt, wird jaͤmmerlich auf viel Sinn
wider Auslegen der chriftlichen Kirche und der heiligen Lehrer gezogen. -
Welchem vorzukommen und mit wächerigem Gemüth , daß diefe und der⸗
gleichen Wölfe in den Schafſtall Chriſti nicht brechen, mit Strafe. verhü-
ten bifchöflichem Amt zuftehe. Aber es ſeyen ihnen ihre Hände , wie vor
gefagt, verbunden; denn wenn weltliche Handhabung und Hülfe ihnen ent»
sogen, fen wohl zu gedenken , in ihrem Vermögen deren Dingen halben
ſich zu wibderfegen keinswegs ſtehe. Nun fey wahr, beide Biſchoͤfe,
wu Baſel und Lauſanne, hatten hier vor langem Cgleichwie wir Bi⸗
ſchof zu Eonftanz gethan) zu vorbemeldten unferen Freunden, gemeinen
Zwingli’s ſammtl. Schriften II. Bds. 2. Abthlg. 20
306 9. 3. anmerkungen uf der den bifchofen fürtrag ꝛtc.
Eidgenoffen Cwelche wie willen von chriſtlicher Gottesfurcht und
Liebe vor allen Communen Deutſchlands böchften Ruhm haben, auch
darum man nicht unbinig chriftlichere Kirche Beſchirmer je umd De:
ſchützer geheiſſen worden), unfere Botſchaft geordnet, ihren Rath ge⸗
hadt, auch ihre getreue Hülfe und Handhabung angerufen, damit Weg
geſucht, wie man in unjern Bisthümern , an den Orten ihnen ver:
wandte, Mißbraͤuche diefer Neuerung vorob an geiſtlichen yerfonen ge
büprlicher Maaßen ftrafen möge; fen doch für und für Hoffnung gewe⸗
fen, ed würde bier Ding durdy ein Eoncilium oder anderer gebübrlicyer
Geſtalt oder doch der Maaß, wie billig , fonft erörtert. So nun dw
zu lang in Verzug ſtellen viefkeicht anderer Ehhaften, fo den Häuptern
der chriftlichen Kirche fich zugetragen , und aber jolcher Verzug dem
Heil der Seelen und der Wohlfahrt aled Staats zu viel nachtheilig wid
geachtet werden, deßhalben Roth mittler Zeit Einfehen zu beſchehen; —
fen unſere freundliche Bitt und Begehr, wie dann wir Bifchof zu Eon-
flanz vor zum Theil auch gebeten und begehrt, vorbedacht unſere be-
fonderd lieben Freunde ſich und in Handhabung chriftlicher Ordnung
ed fen in einem oder anderm und infonders, dag ein jeder Biſchof ın
ihren Landen und Gebieten ihm in der Geiſtlichkeit untertvorfen , fein
Amt gebrauchen möge , als viel ihnen möglich befleisen wollen , Gott,
dem Almächtigen , feiner lieben Mutter Maria ,. auch allen lieben Hei
ligen zu Lob und Ehre; damit vorab die unbekannten bergelaufenen
Prädikanten nicht alfo jeder nach feinem eigenen Sinn und Willen pre
dige, und das einfältig unverſtaͤndig volt mit vertehrter Auslegung
der Schrift mehr verbiende und verfuͤhre, dann in chriftlicher Liebe ent-
zünde ; fonder dag gefchafft und geordnet werde, wie hie vor dieſer
Ungehorfame gewefen , feiner ſich des Amts Predigens unternehme , er
fey dann zuvor durch feine geiftliche Oberkeit dazu für gut und taualih
angefehen; und fie fonft alfo hierin der Nothdurft nach, wie wir befon-
dere Hoffnung und Vertrauen zu ihnen haben, tiefe Mißbraͤuche und
Neuerung abzuſtellen diefer Zeit Einfehen thun wollen ; jedoch bis von
gemeiner Ehriftenheit andere Wege gemeinlich anzunehmen angeiehen
werden. Dann fonft für fich felbit und abgefonderter Meinung in gemeiner
Chriſtenheit und chriftlicher Kirchen Ordnung Cobne allen Zweifel dem
Evangelium nicht widerwärtig) ohne gemeine Verſammlung und Be
willigung derer, fo ed zuſteht, zu ändern, will ohne Erlaubnig und
Zuthun beider Oberfeiten nicht gebühren; es wäre auch denen, fo fol
ches vornehmen. wollten , gegen andern chriflichen Ständen unverant⸗
wortish , von welchen es für nichtig und frefenlich geachtet; verur⸗
5. 3. anmerkungen uf der dry bifchofen fürtrag sc. 307
acht merklich Aergerniß und Zwietracht , fchafft Zertrennung in der
Kirche , welche doch ohne Zweifel aus Mitwirkung des heiligen Gel
tes und göttlicher Gefchriften vor taufend Jahren deren Dingen halben,
jo jest in Mißverſtand gezogen, in Einigkeit gebracht und alfo bisher
gebtieben ; wie dann hievor unfern befonderd Fieben Freunden, Burger⸗
meifter und Kath der Stadt Zürich auf ihr Schreiben, an und beide Bi⸗
fhofen zu Conſtanz und Bafel ihres Gefprächd oder Verfammlung
balben befchehen, auch mit mehr Worten geantwortet, und diejelbe Ant⸗
wort, bier beygelegt a), ferner inhält. And dag, wie gedachte unfere lies
ben Freunde , gemeiner Eidgenofen Verordnete, hierauf diefer forglichen
Sachen halb nach chriftlichee Tugend und Gotteöfurcht, wie ihre Alt
ordern auch fie, bisher Ioblich und ehrlich gethan, fich zu Aufenthaltung
hriftlichen Glaubens und Satzungen bewiefen , feyen wir ungezweifelt,
fie deß Belohnung von Gott und hie von der Welt Hohen Ruhm, Lob
und Ehr empfangen werden. Dazu wir folches alled unferd Vermögens
um fie zu befchulden gutwillig und erboten haben wollen. Ob dann
gleichwohl etwas Mißbrauch ſich mit der Zeit in geiftlichem Stand
oder fonft zugetragen , find wir urbietig, fo das an ung begehrt, mit
gutem treulichem Rath darüber helfen zu figen,, und was unferd Amts
Verwaltung belangt, und und gebühren will, auch in unferer Macht
ſteht, Helfen abzuflellen , das fie und gänzlich vertrauen ſollen.“
Huldrych Zwinglis anmerfungen uf der dry bilchofen fürtrag
an die ſammtliche eidgnoßfchaft. b)
1. Rüwer leeren könnend fich die bifchof nit Magen; dann Chriftus
und die apoſtel habend alfo geleert gar nad) vor 1500 jaren. Das find
nüwe leeren, die über das göttlich wort erdacht find.
2. ODuch fo leert nieman mit wort und that mee mütwillens und
geile denn die allerhöchften bifchof, cardindl und päpft.
3. Die weltlich wol regierend oberkeit üfnet das evangelium Cund flat
denen by, die es vredigend i) beißt inen gehorfam fun, jnen geben, das man
nen fhuldig ſye; darum die bifchof unbillich die harynfürend, nun daß fü
(dieſelben?) zu ungnad und ungunft ziebind.
"7
Y Bufag des Eorreftors der Handfchrift. 2) Einfchiebfel des Herausgebers.
a) Doc, ward die Schrift an Zürich erſt 8 Tage nach Corp. Christi den Rath
deſelbſt zugefandt. S. Werke I. 584. b) Es wurden zwey Manufcripte verglichen,
beide Abſchriften des Originals, welche einzig darin von einander abweichen, daß in
einen von einer fpäteen Hand außer einer durchgehenden Abänderung der alten
Sprache und Styles zwey Zuſaͤtze ſich finden, die aber wahrſcheinlich nur Umſchrei⸗
bungen des Gerrefters find.
308 H. 3. anmerfungen uf der dry bifchofen fürtrag sc.
4. Wie adörend die bifchof nun in jren mund nemen, daß der gottes⸗
dienſt gemindret werd und die eer der userwälten jungfrow Mariä, fo das
wort gottes einig gepredget wirt, das on zwyfel an feinem end zu nachteil
gottes noch der lieben heiligen dienen mag. Das mag aber wol fun, daf
dem verloneten fingen und in das erdicht fegfür gelt zur erlöfchung werfen
abgange. Dann, hättind die mütwilligen geiftlichen föliche erbärmd mit
den feelen , die fu ung one afchrift fürgebend im fegfür fun , fo tribind fy mit
dem , fo daran ggeben wirt, nit ſölichen mütwillen ; ſunder hulfind ouch
4öfchen , ftalltind den mütmwillen ab, und bulfind ouch den armen.
5. Daß fu bifchof Heiffind, ift war; wie ſy aber wachınd, wirt wol
gſehen. Sy band gewachet, bis daß ſy rübis und ſtübis rychtags und
gwalts in ir band gebracht. Wie vil fy aber geleert habind, erfindt
fich nit. -
6. Sy wüflend nit, weliches die heilig chriftenfich kilch iſt. Darum
redend ſy alls uf fich ſelbs, fam fü die heilig kilch wärind. Ocha!
ſchneggli der heiligkeit.
7. Es ift oudy des rechten ein künſtli, daß, die ware wolf find, die
teümwen bieten wolf: fcheltend. Chriſtus leeet die wolf an jrem gefüch erken⸗
nen. So fehe ein icder, was fü füchend. So findt er, daß ſy fchon den
gröfleren teil aller rychtagen und mwollufis, dazu gebiet der landen funden
babend. Und das fy noch nit befikend, ift eintweders fo mager, daß fy das
nit munfchtend, oder bat fich jro mit gwalt müflen erweeren.
8. Es follend ouch alle gemeinden fich billich vor den rechten mwolfen
die man an jren früchten erkennt, hüten und die trüwen bieten bor jnm
fchiemen.
9, Daß fo one gwalt nüts wüſſend ze ſchaffen, iſt ein gwüß zeichen,
daß ſy nit Diener noch wächter Jeſu Chriſti find. Dann derſelb bat fin leer
und glouben nit mit gmwalts hilf ufgebracht, funder mit dem Inden.
10. Durch concilia ift wol ze glouben, daß fü hoffind, das wort got:
tes füllte durch ſy nidergelegt werden. Es ift mee geſchehen. &o aber die
paͤpſt und bifcyof fo vil Eriegen verwalten müflend, mag nit zyt gefuntm
werden , daß man concilia halte. Das kind ift noch nit geboren , das er-
lebe, daß ein chriftenlich concilium verfammiet merd. Redind die bifchof,
was fy wellind, ſy mögend fein concilium eriyden, darin dag gottewort
meifter ſye.
11. Warum vüfend fo nit den gwalt an, in dem fü fürften find?
Was wellend fy ein Fromme eidgnoßfchaft wider einandren hetzen?
12. Iren gewalt wellend ſy fry gebruchen gott zuͤ lob und Mariä,
ſiner muͤter. Wer hat ie dem evangelio Chriſti muͤtwilliger und laſterlicher
gelebt? Darzuͤ wie könnend ſy die eer gottes vor jnen haben, fo ſy um fin
wort nüts gebend, dasſelbe underdrucken begerend und in den gwalt der
pänften und jrer väteren ze zwingen, die ſy allweg höher denn gott ach⸗
tend, und nun uf dieſelben dringend? Da hoffend ſy keins ze verlieren.
dann fü da ſächer und richter wärind. Sy werdend erfunden die waren wolf
fon. So man fü deß fchilt, wyſend fy uf die concilia. Da find aber ſy
ſich fächer und richter.
H. 3. anmerkungen uf der dry bifchofen fürtrag sc. 309
13. Sn der eidgenoffen landen find wenig hargeloffener, die mit jrer
leer rechnung gebind. Syg aber ein icder , warnen er welle; wenn er zur
vberantwurtung us dem göttlichen mort geftat, was ligt daran, ob einer
frömd oder heimifch fe.
14. &y fcheltend das einfaltig volk unnerftändig , fo doch fü die waren
blinden (als by den Juden ouch geichach) und die waren dummen find, die
da fehend und hörend, aber nit verſtond noch alouben gebend. Ehriftus
danfı dem bimmlifchen vater, daß er die heimlichkeit fines worts den ver⸗
achteten geoffnet hätte, und den gleerten und wyſen verborgen. Wer recht
von gott geleert iſt, der ift jnen ein narr.
15. Den prediger folk die kilchhöre erwälen, darin er predigen wirt;
dann dife wirt über fin leer urteilen, ſuſt nieman. Dann diß urteilt bat
unfee lieber here Jeſus ebriftus dem gemeinen menfchen ggeben, da er
forscht: „Huͤtend üch vor den falfchen vropheten. Ir werdend fg an jren
früchten erfennen.“ Das ift zü gemeinen cheiften geredt.
16. Soll man der Anderung big uf ein concilium warten? Wie
wurde im aber, 0b? fein concilium niemermee wurde? Soft man darum
des helfen worts gottes beroubt fon und üch und üweren vätern kofen ?
17. Sind des morts wol yngedenk, daß üch gar nüts zimme one die
eoneilia und Üümwern obern gewalt zu ändern; das doch nit iſt; dann wo
hat gott fin wort ſoölchem gwalt ienen gheiflen underworfen fon ?
18. Wie alychförmig üwere ordnungen dem evangelie ſygind, wirt
mit etlichen wenigen ſtucken hie Elarlich erfunden. Das evangelium verbüt
glyßnery; und jr beftätend alle glyßnery der orden, rotten und brüderfchaften.
Das evangelium leert, daß gott vergeben geeret werde mit leeren und gebo⸗
ten dee menſchen; und jr dringend allein diefelben zit handhaben. Das evan-
gelium heißt alle geiftliche zudienung vergeben geben; und jr verfoufends
alle um gelt. Das evangelium leert ung den fronlychnam und blüt Chrifti
in won und brot nieflen; und je gebend ung nun das brot. Das evange⸗
lium leert den fronlychnam und blut Chriſti ein ſpys der ſeel ſyn; ſo
machend jr ein verlonet eſſen darus, und habend unzalbarlich guͤt darab
gelöst ; und zimmt doch als wenig üzid darum ze nemen, als wenig
eim "gemeinen chriften zimmt um gelt zum facrament gon; dann gott
hat es num einen weg yngeſetzt. Das evangelium weißt von keinem fegfür
nüts; aber je hand allen timeren mwolluft in der armen feclen Calfo band
je ſy gedicht fürggeben) jamer geätzet. Das enangelium laßt die ce allen
menfchen fry; aber jr hand ſy angebunden , und löfend vil ab dem huͤ⸗
renzoll; demnach duldend se die fchandlich huͤry vor allen menſchen; daran
man mol ficht, daß üch die feelforg und goumen der verärgernuß treffenlich
anligt; ja, wie dem hund der bengel.
19. Wie Ümere ordnungen der heiligen geſchrift glychſörmig fugind ,
iſt ieg gehört; dannenhar ouch ring gefehen wirt, us welchen geift ſy kom⸗
men find; von dem 1. Kön. XXII, 21 fi. flat. Ir zühend ouch tufend
jar an. Sagend an, lieber , ift riftengloub nun tufend jar olt?
%. Die von Zürich habend weiblich und chriftenlich an den bifchof
zu Conſtanz gefaren; wie aber du an jnen, wirt wol fund werden. Alſo:
— ⏑⏑ EEE
1) wenn.
310 9. 3. anmerfungen uf der dry bifchofen fürteag ıc.
Irrend die von Zürich, müß allein us einfaltigleit fon; dam fo nüts v:
borgens handlend, funder allweg wyt usſchrybend. Iſt ein warzeichen, d
ſy ſich wölltind, wo fo irrtind, berichten laſſen. Sind fy nun fo einfalt
Daß fy den betrug nit verftond, und du bift je wächter; warum gaft du ı
zu inen, und zeigft inen je irrtum an? So jr doch all vormals im |
ſtückli anzeigend , wie die einfaltigen verfürt werdind. Und nachdem du jn
den irriag zeigt, predig inen das recht. Fa, furechend je , je fOlle
nit difputieren noch on ein verfammlung handlen; was thuͤnd je dann du
Iſt das bifchofamt nun uffehen , wo iretum ſye, und diefelben nit wie
fechten , und foll derfelbigen nun durch ein concilium gemeeret werde
So darf man ümer nüts ze wachen ; dann was nützt ein Hirt, der nu
wacht, und fo der wolf kommt, fo weert er nit? Keinen birten haben un
einen birten haben, der nit weert, gilt glych vil. Eich, wie üwere fu
ten grund habend , zudem daß ſy oftenlich wider das wort gottes 1. Tim
111, 2. ſtrytend, da geheiffen wirt: daß die bifchof zäj und widerhebig (g
ſchickt zum leeren!) fon ſöllind, damit ſy mit gfunder leer den miderbif:
zenden mögind füß balten und fy harfürzicehen. Hand nit der Hanl
Heierli oder Schmid, vicari, wider das harfürgehnd Liecht des evan
gelii und der SE ag und der Kochlöffel, Caſpar Schaßger,
tüng us Engellanda) gefchriben? Nun iſt es ein urteil von ſchry⸗
ben und predigen: Fa das ſchryben wärt länger dann das predigen. €
je nun wider das predigen adörend reden on ein concilium, aber mitt
Das fchruben nit, wie ift das eins? Oder zimmt üch nit, die irrenden mil
mworten on ein concilium zuͤ überwinden und wyſen? Zimmt aber dait
denen befunderen je arme bücher uszedrucken; warum follt denn nit bei
eim zimmen das gottswort, darum er rechnung gibt, ze vredigen? Ram
Lich fo er allweg zu antwurt gefvannen flat, und ümere flüchtigen fämpftr
dörend nit harfürtreten.. Darum hilft nit reden: Es zimmt jnen nit it
difputieren on.ein concilium ; fo ir jnen zimmen laflend ze fchryben, mu
fo wellend, on ein concilium. Wo hat ein mann ie ein fo närrifch un
giöubig vol gefehen , darin nit zimmte die irrenden abwyſen? Es in
aber ein anders. Die fehnyder und ſchuͤchmacher find üch ze gleert. Und
erkennend je nit, daß dieienigen , die üch fo groß güt abnemend, nun je
nuß füchend , fo ſy üch beredend, wie gleert fy ſygind, damit jnen mee ge
lonet werd; und doch wider die leer, fo zu Zürich und anderswo gepredigt
wirt, nüts beemögend ? Gond gen Zürich und fehend, ob je predigen laftt
oder muͤtwillen ziche ?
21. Ümer zügefchlöufte antwurt zeigt wol an, was je für gſchickte un
den find. Hand je ouch die vermanungen der frommen von Züri, die al
wol ze alouben , ernftlich und chriftenlich geweſen, mitgefchicht ? Iſt das ntı
fo machend je üch felbs argwönig, daß jr ein Löbliche eidgnoßſchaft wellind
mit einander verhetzen; dann welcher nun ſinen teil beſchirmt, des anden
ungedacht, muͤß ſich vorteilſuͤchens verdenken laſſen. So nun vortiil
dem einen teil der eidanoſſen geſuͤcht wirt, muͤß nun zu zerrüttung DAMM.
— —
3) Zuſatz des Correktors der Handſchrift. ou
a) Ed gegen Luther und Zwingli; Emfer (Cochleus) auch gegen beißt & ft
Sazger, Provinzial der Baarfüßer zu Baſel fchrieb ein Jahr fpäter noch eine GStweitſch
in ruhigem, würdigem Ton; Köonig Heinrich VIII. ſchrieb gegen Luther.
9. 3. anmerkungen uf der dry bifchofen fürtrag ꝛtc. 311
22. Ein lobliche eidgnoßſchaft wirt, ob gott will, nüzid handlen, das
m wort gottes ie nachteilig fye; und denn fchladht ſy jren vordren nach.
hättind Diefelben das iez ſchynend Liecht geſchen, ſy Hättind fich üwere alen»
nz nit mit dem ‚hunderteften teil laſſen beladen.
23. Wie könnend je üch üzid embieten abzeftellen, fo «6 üch keinswegs
zimmt on ein concilium, mie je vor ine 17. ſtückli anzeigt hand, So
aber fprechen wurdind : Wir hand ouch nun verheiflen ze Andren , das
ı# zimme ; fo hand ir doch vor geredt: es zimme üch nmüts ze ändren.
‘9 folgt , daß je bie den herren , den eidgenoflen , verheiffend , das nit iſt.
Darum , o eerenfefte, fromme, eerfame, wyſe eidgenoflen, laſſend üch
e bifchof, vänft, äbbt und pfaffen nit verfüren. Sy gebend üch güte
ort, damit ſy üch in jre torbeit unfürend. Sind yngedenk, was üch für
n ſpil durch vonft Julium, Leonem und cardinal von Kitten
ı furzen jaren zügericht ſye, daran nit je allein funder die gwaltigeften
ren noch zu küwen band. Gedenkend ouch, wie ed üch mit Bott-
ichen a) in vergananem Schwabenkrieg gangen ſye, und kurzlich, daß
ch dee pfaftendienft nie wol erfchoffen hat. Und laffend üch nit wider eine
nder verhetzen in dem handel der leer ; dann, nachdem man die lece recht
nder üch gemeinlich verfton wirt, werdend jr wol fehen, womit die hoben
faffen umgond. Man feit ich grufame , letze ding in üwere oren, vorus
n den IV mwaldftätten , das aber nienen weder geleert noch gehalten wirt.
'oflend üch die von Zürich und andere ort, Die dem evangelium ahelfend,
it allein lieber fun denn die vänft und bifchof, funder lieber denn alle fürften
ınd herren; die beifend üch üwere fryheit, frommkeit und eer retten, fo
ich alle fürſten und herren begerend darum ze bringen. (Zürich ift nit ze
rrachten gſyn vor vil hundert jaren.?) Und fo je ch einhelliglih zemmen-
yaltend in einbarung dee göttlichen wortes, mag üch nit gefchadt werden
veder von den fürften der melt noch der höllen. |
Sind hiemit gott befolen, und binbend daheimen mie die von Zürich,
and lügend einmal auch zu, mie ander lüt einander fchlahind und verher⸗
ind, — und find wader!
A ‚2 Diefe orte Bat Zwingli im Driginal wieder ausgefteichen. Anmerfung des Abs
reibers.
a) Der Biſchof von Conſtanz war Herr des Schloſſes und Dorfes Oottlieben, wor⸗
aus den Eidgeneſſen Schaden geſchah.
312
Ein epistel Buldrych Ziwinglig
. vor der Ä
antwurt eines Schwyzerburens
über die ungegründten geſchrift
meiſter Jeronymi Gebwylers,
ſchuͤlmeiſters zuͤ Straßburg,
die er zu beſchirmung der roͤmiſchen kilchen und jro erdachten weiend
bat laſſen usgon.
Durch Johannem Hager zu Zürich gedrudt anno MDXXIV.
Hieronymus Gebweiler, früher Schufmeifter zu Schlettflatt
und Lehrer des Beatus Rhenanus, dann Schulmeifter an dem Stift
zu Straßburg, hatte 1523 eine Schrift herausgegeben unter dem Titd:
„Beichirmung dei Lobs und Ehren der hochgelobten himmliſchen Kb
niginn Maria, aller Heiligen Gottes und der Roͤmiſchen Kirche.“ a)
Diefe Schrift widerlegt Hans Fuͤßli, der Gieger in Zürich (G. ep-
13. a. 1521) in der eben angezeigten 14 Quartbogen ſtarken Schrift,
und derfelben feste Zwingli folgende Epiftel vor.
— — — —
Huldrych Zwingli embüt allen chriſtlichen leſern gnad und frid von got
und unſerm herren Jeſu Chriſto.
Sich, frommer chriſt, wie den himmeliſchen vater luſtet, ſiner göttlichen
wysheit liecht vor den wyſen und fürſichtigen ze verbergen Matth. XI, 3:
und das den kindiſchen erſcheinen; damit er allweg jm ſelbs glych ſye, der
da verderbet die wysheit der wyſen, und den verſtand der fürſichtigen Kr
ſchupft; der im felbs ouch den fchlechten hufen wälet, damit er die wolm
zu fham zwinge. Hie kämpfet ein hafengiefler, der gar Leine ſprach noch
kluͤgheit kann, dann die er von gott und finer müter geleert hat, mit ein
alten ſchuͤlmeiſter, der in vil fünften, vorus des geiftlichen rätſchens! (wit
beißt es) rechtens verfchliffen und usgenugetb) iſt e). Welcher aber fh uf
1) fauten Geſchwätzes.
a) Diefer Gebweiler fehrieb auch: Exhortatio ad s. communionem, — Epr
tome ortus Caroli V. etc, et archiducum Austrie ac Habsburgensium c%
mitum — bis zum Lächerlichen fchmeichelnd. 1530. Libertas Germanica 15%.
‚(Fries Bibl.) b) Am Rande fiht: „Es ift nun fchimpf, er Tann dei
such nüts.“ c) Gebweiler war fon alt, da er Rhenans Lehrer mar; dl
zu Diefer Zeit fehr alt. Won dem Werth feiner Schrift mag ſchon die erfte Gtelt
aeugen, die Füßli anführt: „Womit Hat doch die Fünginn aller ceren das MF
Ein ill 5.3 J. 313
die göttlichen warheit bas verftand , und das gottswort elgenlicher bruche,
wirft dus in dim glöubigen herzen innen. Darum laffend darvon, jr gwal⸗
tigen difer welt, die leer Chrifti zu durächten. Do Ehriftus getödt, ward
er durch die ſiſcher in den welt verfünder, und nam mee zü,' denn do er
lyblich bie was. Alſo wenn jr die mänend vertreiben han, werdend die
bafner, müller, glafer, tüchfchärer, fehüchmacher und ſchnyder Iceren.a) Es
ift iez an denen, die fifcher hand es vor gethan. Duch., lieben fchüler des
Gebwylers, wellend jr des vapftes und der Rhetorik bericht werden, bin
bend bym Gebwyler, denn Hans Fuͤßli kann nüt darmit. Wellend je aber
die göttliche warheit Mar hören , fo zübend von dem Rhetor, und fummend
zu dem hafengieflee. Verſtand es ieder im beften. Bis hiemit gottes; deß biſt
du ouch, du welliſt oder nit.
Der wirt ouch us dir
machen ein geſchirr
zů cer oder fpott,
wie er will, er iſt gott.
ſchuldt, daß man j:0 der eeren, fo je doch meer dann vor —— jaren von gmeiner
chriſtenheit iſt züůggeben worden, iez nit meer günnet; wo hat fü doch üwer einem Bi
gänsli zertreten ? Sch mein, die fehandlichen Juden habend uch mit gelt beſtochen, oder
aber der tũrkiſch hund hab üd) mit liſtigem hindergon der ſchenkinen oder mieten etwann
durch einen Mammalucken üch in diſe ketzeriſche irrung gefuͤrt.“
a) Bwingli zielt damit auf die Verfaſſer des. im vorhergehenden Jahr 1523 «re
ſchienenen Oyrenrupfens , worin Faber zerzaufet worden.
314
Ein trüw und eruftlih bermanung
an die frommen eidgenoffen ,
daß fo fich nach irer vordren bruch und geſtalt feitind,
damit ſy die untrüw und gefärd jrer fogenden nit beleidigen moͤg.
Beichriben von einem eidanoflen | iez usländiſch, der aber von herzen gem
jrer eeren und guͤtens zuͤnemen ſähe.
Im Herb 1523 zogen neuerdings ben 10000 Eihgenoffen mit
den Franzofen zur Wiedereroberung von Mailand. Aber durch die
Uebermacht des kaiſerlichen Heers, durch Mangel an Lebensmitteln
und durch die Pet war im Anfang des Jahrs 1524 ein großer Theil
berfelben aufgerieben und die Webrigen in großer Gefahr und Rott.
Ein neuer Zug von 6— 8000 Mann war ihnen zugeeilt und hatt
kein beſſeres Schicfal. Die Zranzofen und Schweizer wurden an der
Sefia geichlagen , und im Anfang dei May kam nur ein Drittel des Her:
res nackt und hungrig, als Bettler und Siechen Ind Vaterland zurüd.
(Hottingerd Gefch. der Eidgen. I, 128 — 150.) Die Mäglichen Nach
richten von dem Elend feiner Landesteute in Italien regten von neuem
Zwinglis vaterländifchen Eifer zu einer wiederholten Mahnung an die
Eidgenoffen, den fremden Kriegädienften zu entfagen, auf. Er lie
diefen Zuruf im Frühling 1524 drucken, aber — da fein und Zürich}
in den Ländern fo fehwer verläumbdeter Nahme die Wirkung gehindert
hätte — ohne Anzeige feined Nahmens und ohne Angabe des Drud-
orte. Werner Steiner bemerkt in feiner handfihriftlichen Ehronit:
„Diefer Tagen 1524 ließ Zwingli ein treu und ernfiliche Vermahnung
an die Eidgenofjen in Drud ausgehen, doch nicht unter feinem Rab
men, daß fie jich nach ihrer feommen Vordern Brauch und Geſtalt leiten
wollten, damit fie die Untreu und Gefährd ihrer Feinden nicht belei-
digen möge; dann dieweil um diefe Zeit die Landsgemeinden in den
Kindern gehalten werden, hoffte er, es werde Gutes bringen und MM}
Kriegen um Gelds willen ihnen erleiden. eine Hoffnung ward nid!
erfüft.
Die Drudichrift beiteht aus 2 Bogen in 4. Simmler ließ fie
wieder abdruden in der Sammlung von Urkunden zur Kirchengeſchichle
II, 2, 456— 470. Gie fehlt in Opp. Zuinglii.
Ein trüw und ernflich vermanung sc. Jıs
Eerſamen, wyſen, gnädigen, in fonders günftigen, lieben herren und
guͤte fründ, getrüwen eidgnoffien! Ir wellind für das erft Bein verwundren
tragen , daß ich on minen namen zuͤ üch fchrub , dann es meer us demüt
weder us ufſatz! befchicht. Und obginch zu mir harwidrum möchte geredt
werden: Warum erſparſt du denn din fchenben nit? was bedörfend wir deß?
zwingt mich befundre liebe und gunft, die mit ich allein funder alle men⸗
fhen zuͤ jrem vaterland habend, daß ich nit laffen mag, ich muß in üwe⸗
ver gefarlichkeit mit üch reden. Dann ob ich ſchon iez in minem batceland
nit won a) , fo ift mie doch ein Lobliche eibgnoßfchaft us minem bergen nie
fommen , funder je glüc mich allweg feer gefröwt und je unfall ſeer belcie
diget? Hat. Darum jr, als ich boff, min fchlecht einfaltig ſchryden nit us
Mügheit der worten oder wusheit funder us trüw mines gemüts ermeſſen
und für güt annemen werdend.
Nun weißt üwer wusheit für das erft wol, mas der fromm brüder
aus von Underwalden ernftlich geredt bat von einer eidgnoßfchaft wegen:
daß die kein here noch gwalt gwünnen mög denn der eigen nutz. Der
giychen ouch Philippus, des groffen Aleranders vater, fprach: es wäre
fein ftatt noch ſchloß fo feſt, wenn ein efel mit gold geladen daryn kommen
möcht, fo wurds gwunnen. Der allmächtig gott hat unferen vordren fo
vil gunfts und gnaden ggeben , daß fu fich von dem mütwilligen adel ent⸗
ſchütt hand ; und demnach fo brüderlich mit einander gelebt, daß jnen tref⸗
fenlich an eer und gut ufgangen iſt; ouch ſo redlich gricht und recht ge⸗
halten, daß alle, fo in feeren landen wider billiche gedrängt, zu jnen cin
züflucht hattend, murdend ouch errett und oft zit dem jren widrum gebracht;
darab die mrütwilligen fürften ein groſſen ſchrecken allweg gehebt ; und ob
fü ginch etwann von jneh’felbs nit hättind wellen recht thuͤn noch halten,
band ſy üweren traßlichen buftand des rechten müflen entfiken. Daran
man wol vermerken kann, daß üwere frybeit von gott nit allein üch funder
ouch den frömden zu gütem angefeben iſt, daß ſy under üwerem fchirm
giych als in einer fryheit zuflucht und feift hättind.
Demnach als die fürften gſehen, daß gott fo ftark uf üwer ſyten, daß
fü üch nüts band mögen angwünnen , band fo üch (glych als die Moabi⸗
‚ tm die kinder Yfracls mit jren fchönen frowen reiztend) mit dem Lärder? der
gaben gelöcket, daß ſy üch in den eignen nutz brächtind. Hand wol ermeſ⸗
fen, daß, wo einer finen feimd oder nachburen fähe bald und unverſehen⸗
lich on befunderen gwünn und gwerb rych worden fon, und us rychtag
muffig gon, fchön bekleidt fon, mit fpilen, praſſen, mütwillen , er demnach
ouch gereist wurde fölicher geftalt nach rychtag ze ftellen (denn alle men⸗
ſchen neigend fih von der arbeit zü dem mütmwillen); und wo jm fölich
rychtag mit begegnen wurde by dem, der finen nachburen hat euch gemacht,
10 wurde er fich zuͤ desfelben widerpaety fügen; darus wurde denn der
zwitracht erwachſen, alfo daß vater and fun, brüder wider brüder , und
gſellen und nachburen wider einandren verheht wurdind; demnach, als gott .
vedt, möcht das rych, das in im felbs zwiträchtig iſt, nit bfton, und wurde
ein eidgnoßſchaft ouch muͤſſen zergon.
— 2 2 ⏑ ⏑[
i) Amneßung. 2) gekränkt, geſchmerzt. 3) Sollte wohl heißen, löder.“
a) Fittion.
314
Ein trüw und ernftlih bermanung
an die frommen eidgenoffen,
daß fo fich nach, jrer vordren bruch und geſtalt Teitind ,
damit fg die untrüw und gefärd jrer fygenden nit beleidigen mög.
Beſchriben von einem eidanoflen , des usläntifch, der aber von herzen gem
jrer eeren und gütens zunemen ſähe.
Im Herbfl 1523 zogen neuerdings ben 10000 Eihgenoffen mit
den Franzofen zur Wiedereroberung von Mailand. Aber durch die
Uebermacht des kaiſerlichen Heers, durch Mangel an Lebensmitteln
und durch die Pet war im Anfang des Jahrs 1524 ein großer Theil
derielben aufgerieben und die Webrigen in großer Gefahr und Rott.
Ein neuer Zuzug von 6— 8000 Mann war ihnen zugeeilt und hatte
fein beffered Schickſal. Die Zranzofen und Schweizer wurden an der
Geſia gefchlagen , und im Anfang dei May kom nur ein Drittel des Her:
red nadt und hungrig , als Bettler und Siechen ind Vaterland zurüd.
(Hottingerd Gefch. der Eidgen. I, 128 — 150.) Die Mäglichen Nach
richten von den Elend feiner Landesleute in Italien regten don neuem
Zwinglis vaterländifchen Eifer zu einer wiederholten Mahnung an hie
Eidgenofien,, den fremden Kriegsdienften zu entfagen, auf. Er lie
diefen Zuruf im Frühling 1524 druden, aber — da fein und Züri)
in den Ländern fo ſchwer verläumdeter Rahme die Wirkung gehindert
hätte — ohne Anzeige feines Nahmens und ohne Angabe des Drud-
orte. Werner Steiner bemerkt in feiner handſchriftlichen Ehronif:
„Diefer Tagen 1524 ließ Zwingli ein treu und ernflliche Vermahnung
an die Eidgenoffen in Drud ausgehen, doch nicht unter feinem Rab
men, das fie fich nach ihrer frommen Vordern Brauch und Geſtalt leiten
wollten , damit fie die Untreu und Gefährd ihrer Feinden nicht belei-
digen möge; dann dieweil um diefe Zeit die Landsgemeinden in den
Lindern gehalten werden, hoffte er, es werde Gutes bringen und do
Kriegen um Geldd willen ihnen erleiden. Seine Hoffnung ward nid
erfüllt.
Die Drudichrift beiteht aus 2 Bogen in 4. GSimmler ließ fi
wieder abdruden in dee Sammlung von Urkunden zur Kirchengefihihl‘
I, 2,456 — 470. Sie fehlt in Opp. Zuinglii.
N A
Ein trũw und ernflich vermanung sc. Jıs
Eerſamen, wyiyſen, anädigen, in ſonders günftigen, lieben herren und
te fründ, getrüwen eidgnofien! Ir wellind für das erft kein verwundren
ragen, daB ich on minen namen zu üch ſchryb, dann es mee us demuͤt
ever us ufſatz! beichicht. Und obglych zu mir harwidrum möchte geredt
erden: Warum erſparſt dus denn din fchrnben nit? was bedörfend wir deß?
wingt mich befundre liche und gunft, die mit ich allein funder alle men⸗
chen zuͤ jrem vaterland habend, daß ich mit Laffen mag, ich muß in üwe⸗
ce gefarlichkeit mit üch reden. Dann ob ich fchon iez in minem baterland
it won a) , fo ift mie doch ein lobliche eibgnoßfchaft us minem herzen nie
ommen, funder jr glüc mich allweg feer gefröwt und je unfall ſeer belei⸗
Yiget? hat. Darum jr, als ich hoff, min fchlecht einfaltig fchrysen nit us
tügheit dee worten oder wysheit funder us trüw mines gemüts ermeſſen
und für guͤt annemen werdend.
Nun weißt üwer wusheit für das erft wol, was der fromm brübder
Haus von Underwalden ernftlich geredt hat von einer eidgnoßichaft wegen:
daß die Bein Here noch gwalt gwünnen mög denn der eigen nutz. Der
glychen ouch Philippus, des groſſen Aleganders vater, ſprach: es wäre
fein ftatt noch ſchloß fo feſt, wenn ein efel mit gold geladen daryn kommen
möcht, fo wurde gwunnen. Der allmächtig gott bat unferen vordren fo
bil gunfis und gnaden gaeben , daß fy ſich von dem mütwilligen adel ent-
(chütt hand; und demnach fo beübderlicy mit einander gelebt, daß jnen tref⸗
fenlih) an eee und gut ufgangen iſt; ouch fo redlich gricht und recht ge»
halten, daB alle, fo in feeren landen wider billiche gedrängt, zuͤ jnen ein
zuͤſſucht hattend, wurdend auch errett und oft zuͤ dem jren widrum gebracht;
darab die mrütwilligen fürften ein groffen ſchrecken allweg gehebt ; und ob
fü glych etwann von jneh’felbs nit bättind wellen recht thün noch halten,
band ſy üweren traglichen byftand des rechten müflen entfiken. Daran
man wol vermerken kann, daß üwere frybeit von gott nit allein üch ſunder
ouch den frömden zu gütem angefehen iſt, daß ſy under üwerem ſchirm
giych als in einer fryheit zufucht und friſt hättind.
Demnach ale die fürften gſehen, daß gott fo Fark uf üwer ſyten, daß
fo üch nüts band mögen angmwünnen , band fo üch (glych als die Moabi⸗
ten die kinder Iſraels mit jren fchönen frowen reiztend) mit dem kaͤrder? der
gaben gelöcket, daß ſy üch in den eignen nug brächtind. Hand wol ermeſ⸗
fen, daß, wo einer finen fründ oder nachburen ſähe bald und underſehen⸗
ih on befunderen gmwünn und gwerb rych worden fun, und us ruchtag
müffig gon, fchön bekleidt fon, mit fpilen, vraſſen, mütwillen , er demnach
ouch gereist wurde fölicher geftalt nach ruchtag ze ftellen (denn alle men⸗
fen neigend fich von der arbeit zü dem mütwillen); und wo jm fölich
rychtag nit begegnen wurde by dem, der finen nachburen bat euch gemacht,
fo wurde er ſich zu desfelben widerparty fügen; darus wurde denn der
zwitracht erwachfen , alfo daß vater und fun, brüder wider brüder , und
hellen und nachburen wider einandeen verbegt wurdind ; demnach, als gott
redt, möcht das rych, das in jm felbs zwiträchtig iſt, nit bfton, und wurde
ein eidgnoßfchaft ouch muͤſſen zergon.
“) Anmeßung. 2) gefränft, gefchmerzt. 3) Sollte wohl heißen „aber.“
a) Fiktion.
316 Ein trüw und ernfllich vermanung ꝛc.
Getrüwen lieben herren , ſehend jr nit, daß diſer ratfchlag zu eim teil
für ſich gangen it? Der eigennuß ift under üch gefäjet, und der zwitracht
ouch hernach grfolgt. Nun ift es am zergan; es fye dann, daß jr den
eigennuß mit fammt dem zwitracht abftellind; denn ift noch gewüſſe hof
nung by gott. Ich weiß aber wol daß dero vil find, die do fprechend:
Ob mid) alych die herren rych gemacht, hab ich nüt deß minder on anrü-
ven mines eids und gwüßne alles aetbon, Pas zu qutem und eeren eine
feommen eidanoßfchaft dient. Es hat aber dife usred nit kraft; denn ob
glych du und noch ein anderer fo ftandfeft märind, daß je üch feine gaben
neigen lieffind, fo find doch demnach Hundert, die um gaben willen all ſchan⸗
zen gdörend halten; darum du ouch die gaben myden follt, daß nit die
gröffer menge us dinem byſpil' um gaben willen ein eidgnoßſchaft in gefärd
füre ; dann du dich ie ruͤmſt alles thin wöllen, Das zit guͤtem einer eidgnoſ⸗
fhaft diene ; darum ſoͤlcher uszug! vil ringer geredt wurd denn gebalten.
Gott, der alle herzen der -menfchen erkennt , und eigenlich vorbin weikt:
war? wir ung werdend henken, der büt allen richteren, das ift, allen für:
nemen und gwaltigen: fü föllind kein gaben nemen; dann die gaben ber
biendind ouch die ougen der wyſen, und verkeerind die wort der frommen.
Run lügt gott nit, er irret duch nit; fo müß es ie fon, dag man bie
gaben verhuͤte, wo man ufrecht? faren will. |
Deßhalb wol ze ermeflen ift, daß die, fo fich fo unverruckt wellend qr-
achtet fon, dennoch dem argwon nit mögend entrünnen. Denn, fo man bie
ſach und that an je ſelbs beficht , fo hat üch der eigennuß gar vil im cin
ander weſen gefürt, dann üwere vordren geübt hand. Die hand den mül-
willigen adel vertriben, und fich mit ſurer arbeit ernärt, und mit bärten
ſtreichen und gefärd vor der herrſchaft errett.
I. Uber under üch fehend je etlich uferwachſen, die nüts minder mül-
willend, denn der adel gethon hat; ja mit fpilen, fufen, bochfart und
büry fo unzimmlich farend, daß ſoͤlichs unfere vordren nit hättind an ante
ren lüten mögen anfehen; und zühend widrum den frefenen , mütiwilligen
adel, den unfere vordren nit band mögen erlyden.
II. Mit arbeit will fidy nieman mee nären ; man laßt die güter ver⸗
Ruden* an vil orten und wüft ligen, daß man nit arbeiter bat; wiewol
man volks gnuͤg hätte, darzü ein güt erdrych, dag üch ruychlich erziehen mag.
Treit es nit zimmer, imber, malwaſi, nägelin’, vomeranzen, füden und
fötiche wyberſchleck; fo treit es anken, aftrenzen®, mild), pferd, ſchaf, bed:
landtüch , wyn und Zorn überflüffig , daß je darby fchöne ftarfe lüt erziehen,
und, was je in ümeren landen nit habend, ring mit dem üwrem, deß andre
menfchen mangiend , ertufchen und kaufen mögend. Daß jr üch aber def
nit haltend, Eummt us dem eignen nuß; den hat man under üch gebracht,
der fürt üch von der arbeit zu dem müffig figen. Und ift doch die arbeit ſo
ein guͤt göttlich Ding; verhüt vor muͤtwillen und laftren ; gibt güte frucht,
‚ daß der menſch one forg finen lyb reinklich? foufen mag , nit entfiten® müfı
daß er fich mit dem bluͤt der unfchuldigen ſpyyſe und vermasge?; fü malt
2
1) Ausrede. 2) woran. 3) redlich. +) mit Geſträuch überwachſen. ) Ingwer,
Malvafierwein, Gewürznelken. 5) Auch Strenzen, ein Kraut, aus deffen Wurzeln via
pfefferäpnliches Pulver, befonders auch als Arzney, bereitet wird. 7) ohne Gewiſſens
vorwurf. 9) befürchten. N beff
An
Ein trüw und ernflich vermanung ıc. 318
Eerſamen, wyyſen, gnaͤdigen, in ſonders günſtigen, lichen herren und
guͤte fründ, getrüwen eidgnoſſen! Ir wellind für das erſt kein verwundren
tragen , daß ich on minen namen zu üch ſchrjyb, dann es mee us demuͤt
weder us uffa! beſchicht. Und obglych zuͤ mir harwidrum möchte geredt
werden: Warum erſparſt dus denn din ſchryben nit? was bedörfend wir deß?
zwingt mich befundee liebe und gunft, die nit ich allein funder alle men⸗
ſchen zuͤ jrem vaterland habend, daß ich mit laffen mag, ich muß in üwe⸗
rer gefarlichkeit mit üch reden. Dann ob ich fchon iez in minem baterland
nit won a) , fo ift mie doch ein Lobliche eibanoßfchaft us minem herzen nie
tommen , funbder je glüd mid) allweg ſeer gefröwt und jr unfall ſeer belei⸗
diget? Hat. Darum jr, als ich boff, min fchlecht einfaltig fchrusen nit us
Hügheit dee worten oder wysheit funder us trüw mines gemüts ermeſſen
und für güt annemen werdend.
Run weißt üwer wysheit für das erſt wol, was der fromm brüder
Claus von Underwalden ernftlich geredt hat von einer eidgnoßfchaft wegen:
daß die ein Here noch gwalt gwünnen mög denn der eigen nutz. Der
glychen ouch Philippus, des groſſen Aleganders vater, ſprach: es wäre
kein ſtatt noch ſchloß ſo feſt, wenn ein eſel mit gold geladen daryn kommen
möcht, fo wurds gwunnen. Der allmächtig gott bat unſeren vordren fo
bil gunfts und gnaden gaeben , daß ſy fich von dem mütwilligen adel ent
ſchütt hand; und demnach fo brüderlich mit einander gelebt, daß jnen tref⸗
fenlich an eer und güt ufgangen ift; ouch. fo redlich gericht und recht ge⸗
halten, daß alle, fo in feeren landen wider billichs gedrängt, zuͤ jnen ein
sufuchet hattend, wurdend ouch errett und oft za dem jren widrum gebracht;
darab die mütwilligen fürften ein groſſen ſchrecken allweg gehebt; und ob
ſy glych etwann von jneh’felbs nit bättind wellen recht thün noch balten ,
band ſy üweren traglichen byſtand des rechten müffen entfiken. Daran
man wol vermerken kann, daß üwere frybeit von gott nit allein üch funder
ouch den feömden zu gütem angefeben ift, daB ſy under üwerem ſchirm
gliych als in einer fryheit züufucht und frift hättind.
Demnady als die fürften gſehen, daß gott fo ſtark uf üwer futen, daß
fü üch nüts band mögen angwünnen , band fo üch (glych als die Moabi-
. tm die kinder Iſraels mit jren fchönen frowen reiztend) mit dem Tärder? der
gaben gelöcket, daß ſy uch in den eignen mug beächtind. Hand wol ermeſ⸗
fen, daß, mo einer finen fründ oder nachburen fäbe bald und unverfchen«
ih on befunderen gwünn und gwerb rych mworden fun, und us ruchtag
muffig non, fchön bekleidt fon, mit fpilen, vraſſen, muͤtwillen, ex demnach
ouch gereist wurde fölicher geftalt nach rychtag ze ftellen (denn alle men⸗
(hen neigend fich von der arbeit zü dem mütwillen); und wo jm fölich
rychtag nit begegnen wurde by dem, der finen nachburen hat euch gemacht,
10 wurde er fich zu desfelben widerparty fhgen; darus wurde denn bee
zwitracht erwachſen, alfo daß vater und fun, brüder wider brüder, und
sfellen und nachburen wider einandren verheßt wurdind ; demnach, als gott .
redt, möcht das rych, das in jm ſelbs zwiträchtig iſt, nit bſton, und. wurde
ein eidgnoßfchaft ouch müflen zergon.
a EEE ne
Anmaßung. 2) gekränkt, geſchmerzt. 3) Sollte wohl heißen „küder. “
a) Fiftion. |
318 Ein truw und ernflich vermanung 1.
et ? er im fin ader, wungarten und matten; dann hilft er jm um ein
kleins penſiönlin; daruf verzerrt ce viermal als bil; und nachdem er gar
nüts mee hat, louft er derin um ein fölblin oder drü? in ein krieg , ſchlacht und
ſturm. Damit fömmend je um ümere vedlichen lüt, und verbruchend Die in
frömder herren dient um das fchnöd gelt ; und werdend wenig ruch darby.
Aber diefetben werdend ouch fo rych daby, daß fu üch die übrigen bald
werdend mögen usfoufen. Doch welle gott, daß ich vergebne forg hab!
Wo es aber gſchicht, werdend jr nit denn ein fchweren adel han, fo bab ik
unrecht geredt.
Aber thuͤnd die ougen uf, und umfehend üch, daß üch dag übel nit
behage. Nemend war , ümere knecht find ie; in Meyland, Indend Hunger,
dur und krankheiten, werdend ouch oft uf den ſcharmutzen erfiochen. Nun
band fy heim gewellen, und, iſts, ale man fagt, band üwere gwaltigen
-jnen by irem leben geboten ze binben. So ſy nun, als uf dem weg if,
belägeret und mit erhüngeren fölltind angefochten werden; wie wölltind jr
es berantwurten , daß jr fy geheiſſen hand binben, das die vereinung nit
"zwingen mag. Und nachdem je fü nit entfchütten möchtind , wurd ie der
Enechten fchuld uf üch Ligen; dann jr ſy Hand aheiflen biuben. Und fo fü
erft überwunden fölltind werden und erfchlagen , da gott vor fye; was mei⸗
nend je, daB die biderben lüt darzü reden wurdind, denen jre fün, bruder
und verwandten umlommen wärind ? Und fo fy üch, die vermietten, der
aftalt antafdjen wurdind ; was möchte anders darus werden weder grofic
ufrüren und uneum? Denn on zwyfel fo gedächte ein icder bidermann:
Schenkt man jnen das, fo hebend fu noch ein gröflees an. Sehend, in
fölich gefärd fürt üch der eigennuß, der alle frefel gdar underfton und jnen
ein güte aftalt geben. "
Es ift ouch das ze bedenken, daß ein ieder in der festen not jm felbs
ze hilf kummt, wie ee mag. So nun die anfänger fölcher gefarticher din
gen fehen wurdind, daß man ſy fehen? wollt und füchen; fo wurdind fp,
wo fun möchtind, ein nüwen krieg anheben um liecht urfachen ; nun daß
ſy der welt ungnad anderswohin verwandtind, und jro darmit vergeſſen
wurd. Deß fich erlich ſchon band Laffen vermerken, ift «6, als man fagt:
die fugind heim kummen, babind je bälmlin* aefchoflen, und bab fy nic
man gemögen widrum hinder ſich zu denen Tnechten bringen, die fg vor
mal habend hinweg gefürt; funder ſy habind daheimen angehebt das prede
aen recht ze legen, und etlich ort wider einander richten um des gottswor⸗
tes willen, uf welches fü ſich one zwyfel wenig verftond ; und gienge jnen
je ratſchlag für, fo wäre ein eidgnoßſchaft fchon zerftört. Denn es jro fr
chee wurde gon wie der mus und dem fröfchen ; die fampftend mit einan-
der fo ernftlich, daß fü des wyen* nit gewar wurdend ; der für zu, roubt
und fraß fü beide. Meinend je nit, üwere fuend wachind? und fo fo üch
fchaden möchtind, wurdind ſy es nit fparen? Darum Iydend ee alles übel
mit einander , ee je üch wider einander laflind verbegen ; denn dasfelbig üwer
gwüffe verderbnuß wurd fon. Laffend Umere vfaffen mit einandren um dd
gloubens und facramenten willen kämpfen, wie fait ſy wellend; und nemend
je üch der fach zu keinem zwitracht an, funder hangend dem alten waren
%) verfent. 2) um einen bis drey Monatfölde. 3) angre.fen. *) Preis. 9 Weihe
Ein teüt und ernflich vermanung sc. 319
jott am, der üweren vorderen allweg glüd und heil ggeben bat, diewnnl ſy
n finem willen lebtend. Leert etwar unrecht , es wirt fidy mit der zyt wol
riinden ; denn, ift die leer von gott, fo mag ſy nieman bindren; iſt fg nit
is gott, fo wirt fu fich felbs zerbrechen. Es find oft irrtum entflanden,
u babend aber nit fürgebrochen. Iſt nun, die man nenuet die nihven
cer , ein irrtum, fo wirt fo mol nıdergelegt ; ift fü aber gerecht (als gar
ıach die allergeleerteften alle mit einander redend ; dann ich jm ze fchlecht bin ;
jott erlüchte mich bus), warum wöllte fidy denn ieman den papfı oder bi»
hof laſſen wider die warheit verhetzen? Lügend um üch, frummen eidgnofs
m! Hand üch die päpſt und biihof und legaten und cardinala) nit are
it gnüg zuͤgerüſt? Denkend binder ſich! _
Darum, eerenfeften, frommmen-2c, getrüwen, lieben eidgnoſſen, legend
öliche bläft und begirden nider, vorus den eignen nuß, üwren gröften fyend;
ind gedenkend, ats ouch die heiden geredt band: dag mit einhelligkeit Beine
cgiment groß ufgewachlen find, und mit zwitracht widrum jeegangen.
haltend üch zefammen, und laffend die frömden herren fich mit einandren
oufen, und fehend ouch einmal zu, und verdingend üch mit, daß je jnen
ille jre ſtreich wellind uflefen; dann es warlidy warlich mit der zyt üch ze
ur wırd. Ob aber etlich fo ungemwunnen ! gytig find, daß fu nieman bon
ren fürnemen bringen mag, alfo daß fy für und für mit frömden herren
nachen, das gelt nemen, und der frommen kind die ſtreich ze löſen ſchicken
völltind ; fo mögend jr wol denken, was üdy gott und die notdurft mit inen
vurde heiffen handlen, deß ich mich gegen üch nit annimm ober leer. Aber
jott bat allweg die ouch geftraft, die den fündenden nit widerftanden find.
So nun.etlicy fo bärlich mit földhen händlen umgand, muß man ie diefele
Yigen abſtellen oder warten, daß gott fin ſchwert über das ganz voll zuck
nd bruche. Ir föllend ouch wüſſen, daß ich gar nit der meinung bin
as etlich, die ſich üwers unfalle feöwend ; die meinend, es fye um üch ges
eben, ein eidgnoßfchaft werde kurzlich zergon ; denn die hab ſich an den
!üng von Frankrych gehenkt, der ſyg iez verdorben b), und ſyg ein eidgnoß⸗
haft in je felbe zwiträchtig. Ja, dero meinung bin ich nit; denn ich wol
weiß, daß gott fin anad denen, die fich beßrend, nimmer entzücht. Go han
dh von unferen vorderen allwen gehört, es fölle ſich zwüſchend der eidgnoflen
Haft nieman legen; oder aber ce werde wol als übel klemmt als zwüſchend
vrüderen. Dannenber ift mie eigenlich nor, gott babe der frommen in
inee eidgnoßfchaft, die mit fölicher mißbandlung nüts ze thün band, noch
nit vergeſſen, werd ſy ouch etlicher gefärd nit laflen entgelten. Ich boff
duc) darby, es werdind fich Die penfiöner und vermietten, ouch die kriegsknecht
inneren, mas geoflen übels das fye, daß einer gelt nimmt, und über einen
rommen mann zücht , der jm lafter noch leid nie gethon hat, und nimmt
m das fin, und fchlächt in exit by wyb und Eind ze tod, und verbrennt
nen demnach je berberg , verderbt jnen jren boden, daß fu erft darnach
[hier hungers fterben muͤſſend. O gott, erlücht die blinden herzen! Und nach⸗
dem fi ſich empſindind unrecht gethon haben, werdind fy zü gott um gnad
—— —
1) unbezaͤhmbar.
2) Ennius, Pueci, der Cardinal Schinner. b) Durch den Abfall des
von Bourdon und die Niederlagen in Italien. “. De
320 Ein trüw und ernflich. vermanung ıc.
werben und fölcher mißhandlung ſich verzyhen und abfton, damit je widrum
in einträchtigkeit kummind; und mo die mit gott under üch ift, fo will ic
Üwer vor der ganzen welt nit fürchten, fo rych find je an mannhaften (ü-
ten. Und wo je inner üwren zylen biybend, fo müflend je ſoͤlche gſchütz,
ſchanzen und vorteil nit entfiten als in feömden landen. Ir fehend wol,
man laßt üch nümmen ze ſchlahen kummen; funder ficht man üch mit uf
faß , gſchütz, fchanzen und vorteil und liften den hals ab. Sind wibige,
weder daß je um des fchnöden gelte willen ümere lyb und ferlen in andın
herren dienſt verderbind, und üwer vaterland widrum in gefar der tyrannın
kummen loffind. Denn glych wie, der ein tochter zuͤ uneeren bült, jr aller⸗
geöfter fyend iſt; alfo find üwre gröften fyend, die üch nun zu jrem mütwilen
und fehiem bruchend. Wänend aber jr , darum ſy üch gelt gebind, fü fürmd
üwer fründ ; und ift aber ein- ſchnöder yfennig, der finen herren um
bringt. BE |
| Ob aber etwar fprechen wurd: Wie föllend wir widrum in einträchtig
beit fommen? Soll deß antwurt fon: Mit hinlegen dee eigennutzes; dann
wo der nit wär, fo wär ein eidgnoßfchaft für und für mee ein brüderfchaft
weder bündnuß ze nennen gewefen: Spricht. einer widrum: Eigner nuß
ligt in iedes herzen, darus mögend wir jn nit bringen ; denn gott mag
allein die herzen erfennen und meiftren. Ein andre antwurt: &o thünd ie
ernftlich , dae üch züftat; wo jr den uswendig findend frefenlich übel getbon
ban, fo ftrafend den , laflend jn nit wachfen. Und. daß er in den herzen kr
menſchen usgelöfcht werd , fo verfchaftend , daß das göttlich wort trülich in
üch gepredger werde. Denn wo gott in des menfchen herzen nit if, da ik
nüts denn dee menfch felbs. Wo nüts dern der menfch felbs ift, da gedenft
ee nüts anders denn das zu finem nut, und wolluſt diemet; dannen folgt
darnach, daß man fo untrülich hinder einandren fürgat. Wo aber get
des menfchen herz befikt, da bedenkt der menſch nun, was gott gefalltı
fücht gottes «er und des nächſten nutz. Nun mag gottes erfanntnuß nienen⸗
har Elärer kommen weder us finem eignen wort. Wöllend je nun gotte⸗
erfanntnuß under üch haben, damit jr fridlich und gottesförchtlich lebind;
fo ſtellend allein darnady , daß üch das gotteswort eigenlich nad fm
natürlichen finn gevredget, one zwang und gwalt aller menfchlichen wufhet
klarlich und verftändlich an tag gelegt werde. Denn werdend jr fehen, daß
die üwren von jnen ſelbs ungüter ſtucken abfton werdend; als denn by uns
offenlich von etlichen orten aeredt wirt, daß ſy frömdes kriegens abgeftanden
foend allein us underricht des gottesworts. a) |
Laſſend üch nit an die pfaffen, bie zu üch mweinend Eummend: es gang
inen an jrem opfer und pracht ab, und fehruend: Das ift ketzeriſch, das ik
lutheriſch; funder fehend, was man mit dem mort gottes fürnem , ob man
allein zuͤ der eer gottes und gütem der confeienzen dringt, oder uf den bar-
kommen gwalt und vracht der pfaften. Und fo jr das fehend allein zu det
eee goties und feelenheil reichen , fo fürdrend es, gott geb, was jener und
difee fag; denn das wirt üch fromm gottsförchtig lüt sieben; damit wer
dend jr üwer vaterland behalten ; und obs glych dem tüfel leid wär. Deu
wo gottsforcht iſt, da ift die hilf gottes; wo die nit dft, da iſt die höll und alles
RER
a) Zürich.
Ein trüw und ernſtlich vermanung ıc. 321
jansıer und unrechted. Darum loſend dem gottswort, denn das wirt üch
allein widerum zerccht bringen. Und nemend diE min herzlich und fründ-
lich · warnen im beftien an. Dann bil (als ze beforgen ift) au üwerem un⸗
fall wol lachen möchtind, und üch denn mit vil ſchmächlichen gefchriften
usbreiten. Denen grbend nit ftatt um gotts willen. Der welle üch in fin huld
nemen und behüten!‘ Amen.
Uf mientag nach dem maytag im MDAXXIV. jar,
«
.
Zwingli's Rimmil,. Schriften IL Bos. 2. Abthig. | v3 5
Ein flossige und uurze underrichtung,
wie man Ach vor Iligen Cdero dile zut nit on gefärd voll
foufend) hüten und bewaren foll.
Dur Huldrychen Zwingli.
25. tags Junii MHDAXIV,
Gedrndt zu Zürich durch Hanſen Hager.
In der „Entſchuldigung etlicher Huldrych Zwingli zügelegter
artiklen, doch unwarlich“ an die Tagſatzung vom 6. Juli 1523 hatte
ſich Zwingli gegen einige über ihm ausgeſtreute Lügen verantwortet.
In :diefer Schrift widerlegt er einige andere Lügen, die über feine
Lehre feither verbreitet worden; wobey er auh Franz Kolb, der
ſich zu dieſer Zeit in Zürich aufgehalten, gegen eine Verläumdung
vertheidigt. |
Eine andere Ausgabe; Gedrudt zü Zürich duch Ehrikophorum
Froſchouer. Und eine dritte — auch bey Ehr. Froſchouer. Latiniſch
in Opp. II. 605, a. — 607, as Ind neuere Deutfche überfegt
in Fuͤßlis Beytraͤgen V, 120 — 130.
Allen dhriftenmenfchen fye anad gottes, vaters, und .fines eingebornn
funs , unfers lieben herren Jeſu Chriſti, zevor. Frommen, lieben, andächtigen
brüder ! lich foll nit fo ſerr verwundren, daß die fyend des göttlichen wortes täg-
Eich nüw und unzalbarlich lüg wider es und fine uskünder erdichtend,, fun
der frolocken, daß Uwre widerfächer mit der warheit nüts vermögend, und
deßhalb fich zu fablen und Lügen keeren müflend. Wie follt im der tüfl
anderft thuͤn? Er ficht das Liecht des evangelii wachfen mit ſinem nachteil;
dann wo das Liecht ſchynt, da müffend die finfternuffen wuchen, und ob fü
fidy fchon lang foeerend. Noch will der tüfel nüt deg minder mit finem mengg⸗
len noch etwas underflan; und fo ee mit dee warheit nüts vermag , keert
er fich zu der füge; denn er iſt lugenhaft und alle fine gefchlecht Joh. VII,
44. Alſo bat er den armen Adam im anfang mit lügen verfürt. Alſo bat
er über unferen erlöfer, den herren Jeſum Chriſtum, fine lüg fo maniafalt
durch einandren verwicklet, daß ouch die gwaltigen etlich erdacht kundſchaf⸗
an wider jn ungeſchickt beduͤchtend; noch ward der herr mit fölchen kün⸗
ften getödt. Aber iez wirt geſchen, was zuͤlezt harnach folge. Das, fo er
wänet überwunden haben, wirt ee überwunden und aefangen ; denn fo das
weizenkörnlin erfulet , fo bringt es erſt vil Frucht. Darum nieman ab lü⸗
Ein foffige und kurze. underrichtung. 333 .
gen Beweät werden fell, ja ouch nit ab durächtung ; das götllich wort muß
mit ſoͤlchem regen. und ungewitter übergangen werden; aber es wachst erſt
darab, Chriſtus hat es felbs vorgefeit Job. XVI, 33. zu den jüngeren:
Ir werdend angft oder drang in der welt haben ; doch vertrumend, ich hab
die welt überwunden. Sölch ftempenyen meetend die eer des göttlichen wor.
tes, def ſig fo vil deß klärer und gröſſer wirt, fo mer es widerſtand hat;
dann ie die warheit allweg überwinden muͤß; vnd die lüge an'n tag kom⸗
men. Denn, der die Lügen redt (fpricht Salonkon prob. XIX, 9,), der
wirt nit entrünsın.. Und ob wir giych den triumph mit den Inblichen ou⸗
gen nit fehen wurdind , ben mir doch tdalich an vil orten fehend, fo wwiet
die eer gottes und unfer heil nun deß geöffer ; denn fäliche reiſer? erfordret
gott, die in allem truͤbſal im bis ins end anhangend; und ob fü giych Me
aanz welt .befan:müßtind und mit iren kämpfen. Doc mo ein volk wi-
derſpanig uf fo ifts nüts anders denn der ganz welt widerfvan; denn Die
weit hut jm allenthalb alych, lüget, wuͤtet, deömt, pocht, ſchwört, ſchlächt,
ſchmächt, tödt, mezget, ſumma ift unſinnig und toub; welche aber gottes
And, bie laſſend ſich -Fölche künſt mit abfuͤren von jm, ſunder erlernend
erſt an jnen, wie groß die kraft des göttlichen wortes iſt, daß es die hohen
empdrungen allweg überwindt, . Werdend ouch hiemit verhüt, daß ſy keinem
zeichen nachfragend; dann inen zeichens gnuͤg ift , das fü täglich ſehend, da
es gat, giych wie gost-borgefeit bat. Es muß alfo zuͤgon, und iſt noch das
md nit bie Aue. XXI, 9. Über das wort des herren wirt in die ewig⸗
beit finf binden, und werdend die fyend des herren, fo bald fy uferhöcht
und in eeren find, vergon und zu nüt werden, wie der rouch.
Jez ſye üch, lieben bruͤderen, ze wüſſen, daß etlich pfaffen etlichen
amalsigen underſchiebend, mie. wir ze Zürich all unſer künſt des göttlichen
wortes von den Yuden leenind; das uns wenig benilte?, mas difer oder
jener ſchwatzte, wo es nit dahin reichen wöllte, dab man das gottswort da⸗
mit hofft verhaßt machen, das doch vor allen Dingen unangerürt blyben
fol. Darum ed ich darzü, daß ſoͤlch red erdacht wirt und on alle mar»
beit geredt. Ich Hab Huch dem Mofche, Juden zu Wintertur (dev von etfi-
then fürgaeben , taß er fich berümt hab, wie er zu uns kömme und ung
lee, und widerum wir heimlich zu. im, den ich bekommen durch mittel
verfonen), der mie darüber fchriftlich geantwurt , dife wort us finer- eignen
aſchrift usnefchriben: „ Darum , lieber herr, fo laß ich üch müflen von ſöl⸗
cher ved, die man mir fürachalten hat, ouch üch daran vermwifen, daß mir
fölich ved nie für min mund usgangen ift; ouch fo wöllt ich ein fölchen
seen anfehen , der ſoͤlichs von mir feit, er ſye, wer er welle, fo will ich im
ſtill ſtan, daß ich ſölichs nit geredt Hab, und es wirt fich mit mit feiner
warbeit finden, fo war gott im himmel iR.“ Alſo redt der Jud. Das ift
war, ich hab vor etwas zyten in byweſen mee dann zehen geleerter und
feommer von Zürich und Wintertur mit jm von etlichen verheiſſungen im
alten teſtament red gehalten; aber alles wider jren irrtum, da fü allein an
dem beefihaft find, daß ſy den herren Jeſum Ehriftum nit, annemend. Er iſt
ouch zu uns gen Zürich in unfer bebraifchen lezgen zweymal fommen ze
Iofen, uns da nüzid geleert, funder gehört, ob wir mit hebraifcher afchrift
1) Ariegtlente. 3) bemühte.
324 Ein finffige und kurze underrichtung.
recht Eönntind ungen, und uns demnach zuͤggeben, wir Eönnind recht mit
umgan, und gewünſcht, daß ex ſoͤlcher gſtalt ſy verhandlen könnt. Wiewol
zuͤ ſolchen verretſcheren“, Die etlicher fürnemen unbekannte? in den Dingen
mißbruchend, moͤchte geredt werden: Bund je nit, daß in üwren innen
rechten Di. XI. beftinme if, daß man zu den Sebräeren toufen fälle,
wo etwas unbekannts im alten teſtament geane? Run loufend doch ir zf
‚den beiden, und gilt Uriftoles wort mee by üch denn gottes und ſines ſun⸗
Jeſu Chriſti; dann jr das wort Chriſti nach finen worten mäfligend?’ und
‚verfiand. Dec) ik mit inen als vil ze handien ale mit den veropften Yu
den ; denn gottes wort gilt wenig by jnen.
Darnach gebend fy üch für, wie der Lich fromm brüber Franz Kolb,
etwann yrädicant zuͤ Deren, des etlich trüw chriftlich vredginen bu uns
„vollendet, oflenlich gepredget hab: Chriſtus hab für uns nit gelitten ſunder
fans Jacob, der minder, Welche wort kein crentur on ziwnfel nie abörk bat
"us. ſinem mund;. ich gſchwyg, daß er es iez by uns ienen gepredget bab.
Was if es. aber, dab man gmeinlich ſpricht: Es habends fürnem gleub-
haft lüt geredt? Eprich du: ob ſiy es achört babind? wirft dernemen
dab es jnen ze oren getragen iſt, und find verfuͤrt. Beſchicht jnen als den
hoöchſten küngen und herren, die, fo ſy nit fridſam und grecht fon wellend,
noch andre by recht und frid laſſen belyben, allen jren krieg und ganze
rych etwann an einen berräter laſſen müſſend, der doch in ale wol verraten
kann und gdar ale fin widerpart.
Kür das deitt gebend ſy von mir us: ih predige offenlich,, dag Jeſus
Chriſtus nit der fun gottes ſye, noch daß ce für unfer fünd den tod erlitten
hab. Antwurt darüber: Wenn ich ginch.fo toub wär und bon mir felbs
kommen, daß ich ſoͤlichs redte, war wöllte ich mit? Wie vil hab ich gr
ſchriften laſſen usgon, die mich all wurdind Heiffen liegen, in’ denen ich das
fegfür , die bucht, Die päpſtiſchen abfoluz und andere ding vil allein damit
geftüemt hab, daß Ehriftus, der fun gottes, unfer troft fye; denn, fügind
wir gott fo vil angelegen, daß er finen eignen fun für ung gacben hab
‚was wir denn erſt nüwer bezalung , fürmünderen und pynen nachfragind?
Run iſt all unfer arbeit, die uf diſe zyt das enangelium predigend , allein
‚die, daß man .die ficherheit unfers heils finde in dem tod des lebendigen f..16
gottes. Aber ſoͤlichs redend ſy zu cim teil, daß ſy mich verlümdind , fam
ich vom glouben und zu den Juden gefallen ſye. Zum andren, daß u
mine wort, die ich zu erklären die wort Jeſu Ehrifti geredt hab, verkeert,
und defhalb nit mir allein funder ouch dem wort Chriſti nachteil gebärind.
As ich iez von einet das enungelium Johannis predgen , ift am nötigeſten,
daß man zuͤ verftand der mworten unfers. erloͤſers Jeſu Chriſti erkenne, dab
zwo naturen und dero beeder eigenfchaften in im fugind, die göttlich und
menfchlich , doc by Difer usgenommen die anfechtung ze fünden ; und doc
beede naturen nun ein Chriftus it. Alſo fehend wir Chriſtum nach der
göttlichen natur reden das wort fines himmelifchen vaters, das ewig un⸗
überwinden iſt, die todten uferkichen sc. Nach der menfchlichen aber fehend
wir jun hunger, durſt, forcht des todes ertuden sc. Und wie ein einig vſen,
das houmt , fo es gefüret* wirt, ouch brennt; alfo ficht man in Chriſto Jeſu
2) Verlaumdern. 3) Unbefanntfdjaft. >) modifiziret- %) feurig gemiht.
Ein fo und. turze underrichtung. 325
die kraft und. würkungen deeder naturen; 3 nach der. menſchlichen ſtirbt er,
nach der adttlichen uferſtat er. Und iſt doch nun ein einiger Chriſtus gott
und menſch, wie jens ein yſen howt und brennt. DIE erkanntend aber Die
Juden nit, und wenn cr von finem göttlichen weſen und wie er ein fun
gottes iſt, redt, ſo nerärgretend fü ſich, fam er jm felbs ze vil zuͤgeb;
dann fo jn nun für ein menfchen bieltend, ja daß er von Joſephen geborn
wäre Luc. IV, 22%. Unduffölchen jren irrtum gibt inen Chriſtus oft anı-
wurt fo ze underrichten. Joh. V, 26. zeigt er an, fidy bon emighelt bar
glych lebendig fün mit gott, ſinem bimmetifchen yater, alfo: Bis der vater
das leben in jm felbs hat, alſo bat er ouch dem fun ggeben, daß ex das
leben im jun felbe hab. Run lebt der. vater felbs , und lebt der fun wie der
water im jm felbe; sind iſt aber der fun us dem vater har; fa müß de ſun,
daß ſy num ein leben habind. Und deßhalb nun. ein weſen; Denn das vom
im ſelbs lebt, mag nit mee denn ein ding fon; darum er widrum ſpricht
Joh. X, 30: Ich und der vater find ein ding; alfo ſind ſo ouch num ein
leben. Hie wärind noch vil Eundichaften; find aber ie; nit not Herwi⸗
drum zeigt er ſich ſelbe an nach der menfchlichen natur minder fon , ‚weder
der vater if, ale Job. XIV, 28: Der water ift gröſſer weder ich; als
ouch Athanafius im ſymbolo fpricht. Uf die natur redt eu widrum Joh.
V,19: Ich mag von mir felbs niit thün. Wie? nun bat er doch dad
Ieben in jm ſelbs; ouch fpricht er giuch darbor: Min vater wückt, und -
ouch ich wirk. Wie wirt denn diß verſtanden? Ich mag von mir feibs
nũt. Ich als ein luterer menſch (darfür je mic, haltend) vermag von wie
ſelbs nät. Sich, das redt Chriſtus von der bloſſen menſchheit, die aber in
fm nit bloß was; dann die gottbeit gegenmwürtiglich in jm if. Hoch ſtellt er
die wort nach dem ireverftand der Juden uf die bloffen menfchheit, fans er
ſpräch: wenn ich ein bloffer menfcd wäre. Und bald darnach ſpricht ee:
Wenn ich Eundfchaft won mir ſelbs gib, fo if min Pundichaft nit war.
FR aber uf die bloffen menfchheit geredt; dann die wearbeit ift alleim von
gott; denn ſy iſt got ſelbs, nit daß Chriſtus ein bloffer menfch fe ;
und müß die meinung der worten Chriſti fun: Wo ich nun ale ein
menfch redte, fo wäre min red und kundſchaft nüt; aber ich bin die war⸗
heit, das iſt, gott ſelbs; Darum ift min fundfchaft war, nit deßhalb, ale ich
ein menfch bin, funder deßhalb, daß ich gott bin. Darum fpricht cr win
drum Joh. VIII, 14: Wenn ich (verftand hie durch „icy* den waren gott)
Tundfchaft von mir ſelbe gib, fo iA min tundfchaft war. Eich, wo diſe
“wort nit von beiden naturen mit underfcheid verſtanden, wurdind ſy richtig
wider einander (pn. Darnach ofinet er die Beeden naturen Joh XIE,
94 ff. ganz eigenliche Welcher in mich vertruwt, der vertruwt nit in mich,
funder in den, dee mich gefendt hat. Hie heißt „mit in mich“ als vil ale:
nit in mich als in einen Iuteren menfchen , funder in mich als in gott,
dann ich bin'gott. Darum fpeicht er giych daruf: Welcher mich ficht, dee
fiht den, der mich gfendt bat. Wyter batd darnadh : Welcher mine wort
bören wirt und die nit annemen, fo verurteil ich in mit; die red, Die ich ..
getbon hab, wirt in am lezten urteil verdammen. Hie börſt du aber, daß
er nit als ein menfch urteilen wirt, funder als der ware gott. Wie ex am
V, 27. geredt bat: Der vater bat alls urteil dem fun ggeben; alfo ſpricht
er bie: dag wert oder red werde urteilen. Warum? Daß das wort gott felbe
326 Ein fiyfige und kurze underrichtung.
ift; und welcher das nit annimmt, der nimmt gott nit an. Es ift auch
Die warheit allein gott; alfo daß Chriſtus ouch fü finer eignen menfchheit
nit will zulegen‘, fo fer fy allein wär; aber in im find zwo underfcheiden
aber ungeteilt naturen, die nun ein Chriftus ift ; das wolltend die Juden
nit verſton ꝛc. Sich, das ift, das ich nad) der kürze von den beeden natu-
zen Chriſti bat; und nit ich ſunder fin eigen wort redt das heil, welche
doc). richtig wider die. Juden if. Das habend mie die verkreret dabin ge
zogen, als ob ich „rider die gottheit Chriſti rede; doch ſchaffend fo damit fo
vil, als gott verhängt, und fo. laug er will.
Zum tezien ſchrybend ſy: wir. wellind ge Zürich die me dinthun; ik. giy-
cherwys erdichtet. Wir find wol in doffnung. wir wellind den gyt und
gutzel / wücher und koufmannſchaft underlaſſen und diß helig facrament allein
bruchen nach dem ynſatz Chriſti. Das iſt die meß erſt yngeſetzt; aber die
meß Chriſti, nit. die meß: der gytigen väpſtleren. Licber leſer, die aut Indet
hie nit mer. Darum bewar dich wol vor den lügen; denn ſy werdend mit
zuͤ gütem erdichtet. Denn das wort gottes wirt diyben, fo alle fine fünend
wie die Aegypter verfinden werdend. Bewar dich gott, und bis fidher, daß
wie ze Zürich das gottswort fölcher geftalt anfehen und fürlegen wellend,
daß es zuͤ der eer goites und beſſerung der confeiengen allein reichen muͤß.
Von der. jungfrowen Maria hab ich vormal mit eim bfundren duͤchli min
meinung anzeigt; by dero blyb ich fiyf. Laß demnach ieden fagen, was er
weile. Ich will ouch hie etlich pfarrer umd vrädicanten by gottes fun Zefa
Eheifto , unſerem herren , ermant haben, daß ſy von: jrem winkelkuchen taf
find und von jrem beißen, daͤß fy den einfaltigen gwaltigen züfchleichmd ;
und vermögend fir etwas wider die art des evangelit, als ichs vrtdge mit
vilen frommen äleerteren denn ich, daß fy das anzeigind; oder aber ich will
die feder. wider fü offenlich bruchen , und der welt jr unmüflenheit, damit fü
gefchücht werdind, anzeigen; ungeacht wie gelsert ber Mein finger oder das
baret? gefarw fye. Doc ift min bitt an ſy, daß ſy jren verftand gottes
wort underwerfind ;. und an gott, daß ce. alle irrenden/ ouch mich, wo sch
irr, harfür ziehe. Amen.
- Inimiei hominis domestici ejns.
1) Kopfbedeckung.
337
Aas mit den münchen zü Zürich gehandlet
werden ſoll.
Am 3. Chriſtmonat 1524 hatten Raͤth und Bürger von Zürich
ten Beſchluß gefaßt: aße Moͤnche in der Stadt in einem einzigen,
dem Barfüßer- Klofter, zu vereinigen , und dann jebem derſelben nach
feiner Brauchbarkeit und feiner Neigung eine Beſtimmung zu geben,
oder ihn auch mit einem Leibgeding im Kloiter zu laflet Das Pre⸗
diger⸗Kloſter ward in einen Spitat umgewandelt und die Kirche zur
vierten Pfarrkirche gemacht. Dad Augufiner- Klofter ward die Küche,
dad Barfuͤßer⸗Kloſter der Speicher der Armen. Die Nonnen wurden
fräter auch im Detenbach vereinigt; Selnau ward zum GSiechenhaus,
und der Detenbach zum Waiſenhaus ‚gemacht. — Der Beſchluß des
Rathes ward auf folgendes Gutachten Zwinglis-gefaßt.
Jez zumal allein von den dry ordenklöſteren vorgenommen zuͤ handien:
anguſtiner, prediger, barfuͤſſer. Urſach: Die zut ift kurz gſyn und dörfend
die Dinge wol güter betrachtung.
Die brüder aller den orden foll man zemmen in ein kloſter, nämlich
zu den barfüflern thün, doch mit form und beſtimmung, wie hernach folgt.
| Man folf von ftund an alle, fo der unferen conventen finder oder unge
nommen nit find, mit einer zimmlichen zeerung zu jren conventen oder
Oberen ſchicken. Ob aber das etlichen alters und anderer eebaften urfachen
halben nit gelegen wäre, foll'man ſy dulden bis ze ofteren; doch daß fu
dazwüſchend zit jren conventen und princivalen oder capitien fchrnbind , daß
ſy dann ſicher hinziehind und one die zeerung; denn fü dann wol zerrung
werdend nach jrem orden haben. | |
‚ Welche aber unferer conventen find, fol! man alfo mit jnen handlen:
Die jungen foll man erfordeen, daß fü möhlind fernen arbeiten, und jnen
zimmlicher maß dazuͤ verhelfen. ind fy zu leeren geſchickt, foll man fy laſ⸗
fen Audieren und ieſen, daß man fu zu dem gottswors bruchen könne, mo
das not ſye, ob ſy das begerend. Wo fy das nit thuͤn wölltind, fonder lie⸗
der berus, foll man ſy aluchermaffen beraten, als die handwerk lernen wöl⸗
ind. Wo fy aber weder ze predigen noch zuͤ handwerken noch heraus wöll-
Kind, fol man jnen glychermaß gelt geben ats denen, die handwerk lernend⸗
und fo damit zii jren provincialen ſchicken mit jrem gelt, daß ſy jnen ver⸗
ſchen thuͤgind / aiſo daß ſy ums fürhin nit beladend.
werdend allein die alten, ouch geſchickten und unfere überblyben;
die ſoͤlind, wie obflat, zuͤ den barfüfleren zemmen geordnet werden; es
328 Mas mit den münchen zü Zürich gehendfet werden foll.
wärind denn, die den convent erfouft hättend mit jrem eigenen güt; denen
fol! man je eigen güt wider geben und nach vorbenannter form und geerung
mit den anderen hinwegſchicken; es werde denn us gnaden alters und bienft
halber anderſt mit inen gehandlet. Die alſo zemmen zü den barfuͤſſeren gehu⸗
fet , follend jre Lutten oder orden hinlegen; usgenommen wo etlich wärind,
die noch bis zu oftern binben und ſich demnach derſchicken wölltind. Und
follend fich die blybenden zimmlicher züchtiger Heidung befchlisfien, wie das
gott und den menfchen unverärgerlich fon wirt, on alle gfüch vordriger ku
ten und feltfamer Kleidung.
Die übrigen klöſter follend demnach darnach zü behuſung und herber⸗
gen unſerer armen lüten geordnet werden, bis daß die zu den barfüfferen
abfterbend ; zů denen man glycher wys ouch züfchlöufen mag dürftige lũt;
denn ie meer wonungen by jnen find, weder die unferen ze beuchen not ba-
bend. Und fd das kloſter zuͤ den barfüfleren ouch fey wirt, ſoll es nach
unſerer herren gefallen gebrucht werden.
Es füllend ouch der Möftergüter pfleger alle jar gewüſſe, bare, bereite
rechnung geben um das guͤt, ſo jnen vertruwt wirt, ynzebringen und ſoll
alle ſumm von jnen geſuͤcht werden; und wo die rechnung minen herren
nit gefallt, ſöllend ſy verändeit werden.
Die pfleger ſoͤllend jre befolenen güter verwenden wie man jinen wirt
vorſchryben und beſtimmen, und keins anderen weg; oder aber man ſoll cs
von ijnen erſuͤchen.
Es ſollend ouch die pfleger miner herren gemeiner ordnung achorſam
und geheiß zuͤ gericht oder rat gewärtig ſyn wie ein anderer burger; dam
ſy nit eine geſtalt habend als die amtlüt der prälaten, ſonder als dic ſpital⸗
ſonderſiechenvfleger wie ouch bishar dero klöſtern pflegen. nit usgenommen
find afın.
Über die nonnenkloſter weliend wir ouch fürderlich ſhen und handien.
329
Butaehten im Ztrimoerhander
1452 A |
Die folgende Stelle aus Bullingers Chronik beſtimmt nach,
aller Wahrfcheinlichteit den Zeitpunkt, in welchem Zwingli dieſes
Gutachten verfertigte:
„Rachdem nun die dry frommen männer 2) zü Baden gerichtet
twarend , ward ein tag zuͤ Frowenfeld donflags vor fant Gallen tag ge⸗
halten- von eidgenoflen, und ward gehandiet und geratfchlagt , wie.
man wollte die firafen , fo von Stein und Stammen im ſturm getvefen.
Dargegen vermeintend die von Zürich, ſy ſolltind firafen und nit der
nun orten. boten ;. batend-, man wößlte ſy blyben laſſen by ‚altem har⸗
fommen. Die nün ort hieltend das abthün der goͤhen
und bilderen für malefizifh, aber Züri nit; und
tamend endlich dahin, daß Zürich den nün orten vet
bot. — Demnach uf Epnradi den 29. Nov. 1524, als fi beed
yurtgen , Zürich und die nün ort, in vilgemeldtem Ittingerhandel ſpaͤ⸗
nig zü den Einfidfen mit einanderen dad recht ze üben verfammlet hat». .
tend, Tegtend fich jn die dry ort, Baſel, Schaffpufen und Appenzell,
die ſuch guͤtlich hinzelegen durch etliche Mittel.“.
Zürich hatte jene Maͤnner von Stammheim und Nußbaumen den
IX Orten als Blutrichtern ausgeliefert, einzig wegen angefchufdigten
Aufruhrs und des Raubs und Brands zu Ittingen, mit bem beflimm-
ten Vorbehalt, daß, was den Glauben angebe, biemit das Abthun
der Bilder, der Mefle in Leine Unterfuchung noch - Beurtheilmg
gezogen werden folle. Das ward zugefagt , aber nicht gehalten; denn
die Unterfuchung und beſonders die peinliche Frage betraf meiftens den
Glauben , und ſelbſt das Urtheil ward großentheitd darauf begründet.
Gegen diefe Anmaßung der Orte, Aenderung in. Religionsfachen ald -
malefiziich vor ıhre hohen Gerichte zu ziehen, rief Zürich bad Recht
an. Zwingli ſtellte daruͤber ſein Gutachten.
a) Untervogt Hans Wirth, und deſſen Sohn Hans von Stammheim, und
Untervogt Burkhard Rütimann von Nußbaumen.
330 Gütachten im Ittingerhandel.
Obmann Bartbolomd Maya) von Bern, oder Jakob Denver,
zunftmeifter von Bafel, zum ſchwarzen fteen in dee hüͤtgaß b), oder durge:
meifter Ziegler von Schaffhuſen e), oder herr Fritgz von Anwul.d
Für das erſt muß man darum rechten, daß unferen eidgenoſſen mit
simme fein malcfiz zu Stammheim noch anderswo erfennen , da die nideren
gericht und mannfchaft miner herren if. Die erſt urſach: Daß ſoliche ter
lung ber hoben und nideren gerichten dahar kummen iſt, daß die herren
oder edellũt, fo ſich nit gern habend von des koſtens und ouch gefar wegen
mit der maleſiz beladen , fich mit den landrichteren vereinbart babend , tei
fo jnen jre übelthäter zuͤſchicktend, und demnach die landrichter mit jnen
nad) verdienſt handeltend.e) Das erſindt ſich mit Altſtätten, Woningen,
Wylen und allenthalben. Alſo erfindet ih an ben herkummen der teilung,
daß die Landeichter nüts für matefizifch habend angegriffen , fondern was
- Jen überſchickt iR, babend fu allein angenommen. Und diß bat zwehy ge⸗
wüſſe rechnungen. Die erſt: Daß wo jm alfo wäre, daß die landrichter
einem herren oder ebeimann in fine gericht hinyn nach jrem guͤtdunken cin
maleſtz gewalt haͤtiend zuͤ erkennen, fo wäre damit den herren edellüten jr
ſtab ganz und gar zb ruden geworfen. Denn als dem gewalt nüte ze vil
iſt, hätt ein ieder landrichter alles, das er gewölls hätte, für malefiziſch er⸗
Eennt, bis daß er alle büffen und frefel zu maleäzen gemacht und deßhalb ju
- finem ‚nußen gebracht hätt. Darum folgen müß, daß die herren und edel⸗
lüt das malchz ſoͤlicher gefkalt den landrichteren habend angehättat , daß fü
ſich deffen nit underwunden habend, bis jnen föliche zuůbekennt iſt dor der
berten ober edellüten tab. Ä
Die andere rechnung ift, daß wo die mannfchaft und nideren gericht
by einander under eim herren find, nit moͤglich iſt, daß der maleñziſch
- eichter gewalt hab, malefis dahinyn zü erkennen, fonder allein di er⸗
kannte anzenemen ; denn, möchte de mulchz hinyn erkennen , fo wurd oud
die mannfchaft fin eigen muͤſſen werden; dam mo ſich benäbe, daß kricq
zwüfchend dem herren und landrichter entſtuͤnde, wurde der landrichter billig
für maleſiziſch erkennen, welcher wider jn zuge , und deßhalb wurdind dem
herren fine eigenen lüt und mannfchaft entzogen. Veſech einer iez dargegen.
Solltind ımfere eidgenoffen das malefiz gen Stammen mögen erkennen, fo
wurdind ſy es ouch für maleſtziſch haben, fo fü bu une rider fa ſtuͤndind:
fy wardind es ouch für matefisifcdy erkegnen, daß fü mit umſeren herren im
papſtzug f) gewefen find; ja hüt eins, morgen ein anders für maleßziſch
erkennen, bis es alles malefiz wäre. Darus nun wol ermeflen wirt, daß
Die herren und ebellüt ſolcher geftalt das malefiz nit us jrem gericht habend
gelaffen , daß ein landrichter ſolches, wie er wöllte, erkannte , fonder daß
ers Bat angenonmmen , wenn es vor dafür erkennt if.
a.
a) freund der Reformation , wie die übrigen May; er hatte ſchon 1522 die Pre
dicanten Brunner und Joh. Haller zu Kleinhonftätten und Amfoltingen begunftigt.
b) Ein Honptbeförderer der Reformation in Baſel und nachher Bhrgermeifter. ce) Ein
gemäfigter Maun. d) Ein Vafall des Bifdyofs von Gonftanz , doch ber Reformation
gũnſtig. e) Die Eidgenoffen Hatten im Thurgan mur an fehs wenigen Orten die nit
dern Gerichte. S. Puppitsfese Geſch. dee Thurgauas. |) 1521.
329
Gütacten im Ittinervandel
.152 A. |
Die folgende Siele aus Bullingers Ehronit belimmt nach
aller Wahrſcheinlichkeit den Zeitpunkt, in welchem Zwingli dieſes
Gutachten verfertigte:
„Rachdem nun bie den frommen männer a) zu Baden gerichtet.
worend , ward ein tag. zuͤ Frowenfeld donſtags vor fant Gallen tag ge⸗
halten- von eidgenoffen, und ward gehandlet und geratfchlagt , wie.
man wollte die firafen , fo von Stein und Stammen im ſturm geweſen.
Dargegen vermeintend die von Zürich, ſy ſoͤlltind ſtrafen und nit der
nun orten. boten ;. batend-, man woͤllte fu blyben laſſen by altem har
Iommen. Die nün ort bieltend das abthün der goͤten
und bifderen für malefizifh, aber Züri nit; und
tamend endlich dahin, dag Zürich den nün orten recht
bot. — Demnach uf Conradi den 29.. Nov. 1524 , als fich beed
verthen , Zürich) und die nün ort, in vilgemeldtem Ittingerhandel ſpaͤ⸗
nig zuͤ den Einfiblen mit einanderen dad recht ze üben verfammlet hats. .
tend, Tegtend fich yn die dry ort, Baſel, Schaffhuſen und Appenzell,
die fach. gütfich hinzelegen durch etliche Mittel.“
Zürich hatte jene Männer von Stammheim und Nußbaumen den
IX Orten als Blutrichtern ausgeliefert, einzig wegen angeſchuldigten
Aufruhrs und des Raubs und Brands zu Ittingen, mit dem beſtimm⸗
tem Vorbehalt, daß, was den Glauben angehe, hiemit das Abthun
der Bilder, der Meſſe in keine Unterſuchung noch Beurtheilung
gezogen werden ſolle. Das ward zugeſagt, aber nicht gehalten; denn
die Unterſuchnung und beſonders die peinliche Frage betraf meiſtens ben
Glauben, und ſelbſt das Urtheil ward großentheils darauf begruͤndet.
Gegen dieſe Anmaßung der Orte, Aenderung in Religionsſachen als
malefizifch vor ihre hohen Gerichte zu ziehen, rief Zůrich das Recht
an. Zwingli ſtellte daruͤber ſein Gutachten.
a) Untervogt Hans Birth, und defien Sohn Hans von Stammpeim , und
Unteroogt Burkhard Rütimann von Nußbaumen.
l
332 Gutachten im Ittingerhandel.
folgt: daß der diſer ufruͤr ſchuldig iR) "der den Oechelin gefangen haf; ü
der tanduoat im Thurgow. Sol man nun den fächer nor allen ſtrafm
fo fol man billidy den landrogt Krafen ; denn er us eigener beswegung
nacht und nebel in andere gesicht gefallen, und einen unſchuldigen man,
als fih erfunden hat (denn der landvogt bat demnach ſelbs Fine mafchull
durch kundfchaft erfinden). darus gefürt hat; wider weichen gemalt us
allein minen herren von Zürich zimmt ze thin, funder ouch eim ide
zimmt gewalt mit gemalt ze vertryhen. u
Hieby iſt ouch uszedeuden, daß man allein von deren von Stammen wo
gen handle. Deren von Altſtätten a) und. Wyningen b) halben fe man bi
unvergriffen; denn dafelbft habe man usgedruckte briefe, ouch herkommm
. brüche, daß der landrichter oder malchzifche ſtab nüts angryft, denn dei
jm mit urteil und recht erkennt wirt. Daby erfart man, wie er zu Wyler
ob Bremgarten) gebrucht werde; da such mine herren die haben und unfeı
eidgenofien die nideren gerichte babend. Ouch iſt dafelbft gar mit dahie
.den zuͤ laflen, daß unfere eidgenoflen dafetbft och babend je mandet bin
afchicht und verboten, daß fy für malchzifch erfennind, das doch jnen jrer win
die fy im Thurgow ze bruchen underftond, gänzlich nit aezimmen mag
- Das mandat findet man wol by denen. > Wyl. Man ſoll ouch ernfilid
by den frommen lüten zü Stammen alle: ding, brüch, berfommem un
(erben erfaren ; ouch die koufbrief, mie fu an mine herzen kommen (mad
erlefen. on
Ob aber demnach meine. herren aluch das verlorind, daß den eibacnofkt
zimmen follte, das maleſiz felbs anzegryfen; noch fo follend fü das mi
one bufon miner herren anzegryfen erlennen, als deren, die für ein ort all
vil da ze handien babend , als ein iches anderes in fonderheit: Zum anlı-
ven zimmt inen (nit!) alles zu maleſiziſch erfennen , das ſy wellend; dem
wo dem alfo, fo wurdind fu hüt ein ſtuck für maleſtziſch erfennen , morge
ein anderes, bis daß es alles malefizifch wurde, "und damit die Fromme
Lüt one allen. ſchirm in lutre gefärd und gemalt geſetzt. Zums deitten: DA
es aber ie fo letz gon wurde, fo müffend fich mine herren verwegen hab,
alle tag mit unferen eidgenoffen ze rechten. Dann kurz, ſo werdend fu 4
nit güt laſſen fun, ob ſy fehon-eihift oder anderft gefigt hättind, funder al
weg ein nüwes bringen. Alfo-müßte man, fo das vordrige verloren wurde
Kanot gott füe, erſt anheben ze rechten: od bilder hinthuͤn unrtcht
ve. Be
5 | Bon den bilden. |
Grund der meinung , daß man die.bilder nit haben und, wo fü fin:
binmweg thuͤn ſoll, Exod. XX, 4. Da ift das verbot der bitder in dem I. aebet
gottes der zehen alſo yngeſchloſſen, daß es, ob gott will, keiner darut nk
— b . ® _ B . - —
1) Einſchiebſel des Herausgebers. .
a) In einem gewiſſen Bezirk der ehemahligen Obervogtey Altſtätten bey Zürich gt
hörte die peinliche Gerichtsbarkeit nach Baden. Der Zürcheriſche Untervogt ward dan
zum Mafefizgericht zugezogen. (Fuͤhli, Erdbeſcht. I, 63). b) Eine Gerichtsherrit:
keit, die in Mohfigfälen das Unterfuchungsseht hatte; Die Eibgenofien Hatten der
zu Baden das Endurtpeil zu. fällen und die Execution. -CAüpli-a..a. D. IV, 3)
©) Im fogenannten Kelleramt.. ae W
202
— —
Gaͤtachten im Sttingerhanddl. 333
m oder füheiden fol. Ob aber folches underſtanden wurde, ſo foll der
senfch ce den vod Inden, ee er fich laffe zwingen zuͤ eeren das, fo gott ver⸗
dten hat. Aber die sehen gebore habend die pänftier zerriſſen, und fo nie
ater und nach dem büchflaben fürgehalten, als fü gott geboten hat, wies
ch heil. erſindi Erod. XX, Gluch dife meinung findet man Deut. V.
yie foll man zügesogen haben das bächlin, darin die Bundfchaften us dem
ntichen wort ftond, Die die bilder verbietend. Ludwiga) bats- zuͤſam⸗
mn geleſen. Bu | .
Hie iR aber der aröft gegenmwurf: was im alten teftanient davon ver⸗
sten fe ; das gange uns nüts an; es foe im nüwen teffament bilder haben
ft verboten. Diß iſt die gröſt torbeit, damit die geleerten zü diſer zyt
en pavſtleren hoffnung machend, je antichriſtliches rych wider ufzebringen,
de doch ſonſt mit aller kraft dem vapſt widerſtond; aber daby irrend fü
närriſch und ſchädlich us zwey urſachen. Die erſt iſt, daß ſy (mie vorge
neldt) wol ſehend, daß das götzenverbot im erſten gebot gottes alſo ver⸗
chloſſen iſt, daß, mer es davon ſcheidet, die zehen gottes geböte ſtümmelt,
tilt und mindret. Was wellend ſij demnach dem papſt im fin ſchriftbrechen
tden, fo fo es ſelbs thuͤnd? Denn es nit hilft jnreden: die bilder ſygind ein
ismendig ding, man möge ſy sbol vecht bruchen. Denn das tft war, man .
nag ſy recht bruschen, wenn man jnen Bein eer entbüt, noch an Teinem ort hat,
a man jnen ver entbieten Bann. Aber in den Lilchen ober templen entbictet
nan jnen eer. Man neigt fi) vor inen, man brennt und opfret jnen, man
wider ſy, ja, macht fu ganz goldin oder filberin; melches alles den armen
ntjogen wirt und an die göten ghenkt, 14 dem diebifchen geiftlichen zuͤ einem
hab zufammen gelegt. wirt. Damit wirt gott enteert, und das holz geert.
denn, fol ein ieder menfch rechnung geben um die güter,, die er an ſinem
ud vermißbrucht hat, darum daß er folche nit an die armen verwandt; wie
Hl meer muͤß maͤn rechnimg geben deren güteren, die man an die bild (die von
jott in fih gezogen habend) mit nachteil der atmen, die man dazwuſchend
vadend , hungrig und elend bat laſſen herumgan, verwendet hat? Darum
mh unfere eefennmuß allein ab denen orten heißt bild hinweg thlin , da fü
jeert worden find. Denn wir fagend all, was wir wellend, ſo find die bild
on ung nik ſchlecht geachtet gſyn, und habend jnen zuͤgelegt, fü habind
nad, das doch ein Kelle ſchmach gottes iſt, von dem wir alle gnad verhof
en föllend. Kurz, mir mellend: den mann gern feben, der mit finer kluͤg⸗
wit das Bilderberbot welle up den zehen ‘geboten ryſſen, darum daß es ein
Hierlich ding ſye. Wer hat das ie geredt: Das tn ein äfferlich ding, darum
hetrifft es uns im nüwen teftament nit. Denn almofen geben iſt oudy ein
ifferlich ding. Soll man aber darum dazuͤ nit verbunden fun? Das afe
mofen if ein üfferlicy werk, und bat grumd in der Liebe des nächſten. Götzen
yinweg thin iſt ouch üfferlich, und hat geund im erften gebot, das if, in
rkenntnuß, liebe und cere des waren lebendigen gottes ; denn do die bild find
un fchmach gottes , der ſy verboten hat und fo maniafaltig verfpottet und ber-
ıhtet, Alſo möchte man ouch von eebruch, todfchlag und anderen dingen
reden: es ſygind üfferlich werk ; darum ſye man an dife gebote nit gebunden.
d) „Ein Urtheil Gottes unfers Ehegemahls wie man ſich mit allen Bögen und
Bildniſſen Halten- ſoll, aus der Heil. Schrift gezogen, durch Lud wHätzer. 1523.
\
34 +: ‚Gutachten im Sttingeebandel.
Sprichſt: Ya die lommend von innen harus. Anthart; Alſs ouch de
aõtzendient. Wannenher konmt anderswo hilf ſuͤchen weder by dem leben
digen got und götzen ufrichten, weder ug mangel des, gloubens? Wo de
gloube gonz iſt, da mag man. keine hilfe noch troſt jenen ſuͤchen weder &
dem einigen ſchatz, daryn wir vertruwend, gott. Duch we der ganz ms
gerecht iſt, da lerut man in. nit ab den wänden. Darug folgt, daß allt
fo ſich der bilder klagend, recht wor vertruwen und rechte erfenntmuß getır
‚nit habend; denn alle, die rechte erfenntnuß gottes babend, die wären)
daß fü inen nit won uſſen hinyn kommen iſt, funder von gott im bie Kerze
gaben. Darum der .unalöubig iſt, Der die bilder (dhirmt, ce for, wi
bochacböumt er weile. Alles, das wir fehend und emipfindend, zügt ver
dent innesen rechtaldubigen menſchen. Diß reicht allein dahin, Daß bilder
bot nit ein ceremoniſch ding gſyn ift fonder ein, gebot, das die minderen:
des gloubens und der eer gottes verhuͤtet hat. |
Die ander urſach, darum ſy irrend, iſt, daß fü forechend : Wilder fo
aind im nümen teftament nit vervorfen. Diß ift ein offener lug. Denn fi
wol mögend ermeſſen, daß Baulus im nümen teflament die chriſten von in
bilderen gar abgewandt hat. 1. Cor. XII, 1. ſpricht er: Brüder, ich will
daß je von den geiftlichen Dingen nit unwüßeud ſygind. Ir wüſſend wol, da
je beiden gfon find und mengerlen weg :zü den ſtummenden bilderen gefüer
chend , bie will er von ‚geiftlichen dingen reden; nämlidy wannen die ana
den und gaben den menfchen kömmind. Demnach fagt er, daß fo zu de
aögen ſich habind laſſen füren , diewnl fg noch beiden warend. So folg
ja, daß den cheiften mit zimme aöben zu haben ; ſonder, weiche fü haben!
find beiden ; denn er ſpricht: Da je beiden warend, wurdend jr an ti
Hören gefürt. Item 1. Zieh. Er 8.9. ſpricht er alſo: Die in Macedonia x.
wütend wol, wie jr zü gott geleert babend von den götzen. Hie wirt abe
Mar, daß die apoſtel Habind von den bilderen abgefürt# Da man abe
ynredt: Sy find allein davon abgefürt, daß fu jre hoffnung mit darpa
ſatztind, find fallen. Es habend keine abgötter nie den götzen für einen gou
gehebt, : Xefe man üwere antwurt dem bifchof von Eonftanz ggeben. Da;ü
ift das wit dem xeren ein menſchlich gſuͤch. Baulus redet von bilden; er
ſpricht wit won abgötten oder bilderen. Duch fo eeret man fü in alle ws
und maß, wie fu die heiden garert habend. Item fo redt der heilig Johan⸗
nes 1. V, MM: Jr fün, hätend üch vor den bilden. DIE wort ik fo kur;
umd Hei, das man billia alle die, fo bilder zu haben bermeinenb zimmen,
"wit seen gloſſen verachteg und verwerfen foll. Duck fo find fo vil kaiſce
und biſchof gſyn, die wol hundert jar die bilder erweert habend. Gtat in
miner herren antwuet: So nun die bilder mit einbelliger meerer band find
bingethau, fo ik nüts anders befchehen , weder Das gott geheiſſen bat. Dij
gat weder die eidgenoſſen noch mine herzen an ze hinberen oder raten;
denn, fo. few als. ieman hierin ufruͤren wöllte und muͤtwillig Derärgern:
darin werdend mine herren wol fchen, wo ſo gewalt habind.
- Bon ber meß.
In der meß underſtat füch nieman das hochwürdig ſaerament des feon
lychnams und bluͤts Chriſti abzethuͤn oder zuͤ underlaflen, fonder base
GBGutachten im Alingerhandel. J 335
Mel ze bruchen wach bem vnſatz Ehriſti. Nun bat Chriſtus diß ſacrament
igeſetzt zuͤ einer gemeinen vereinbarung Der glöubigen und zuͤ einer wider⸗
ebachtuuß fines Indent. Die vereinbarung beſtimmt Paulus 1. Cor. X, 16.
ifo: Das gebenedyte teinkgeſchirr (das iſt, trank), das wir hochlobend, iſt
e nit ein gemeine vereinbharung des bluͤts Chriſti? Und das brot, das wir
rechend, ift es nit cin gemeine bereinbarumg des Inchnams Ehrifti?. Denm
wir, die menge, find ein brot und ein Inchnam ; denn wir teilends alle mit
inander son einem brot. Dife wort Pauli find heil, daß alle, Die von dem
trank teinfend und des beats mit einander eſſend, ein lychnam und sin bidt,
das ift, ein voll gottes mit einander werdend. Die widergedächtnuß ber
kimme Chriftus Quc. XXII, 19: Zhünd das zü.midergebächtuuß min. Alſo
wirt cigentich vermerkt, daß wenn das cheiftenfich volk fich mit dem farra
ment vereinbart, dab fo da dem tod-des herren Jeſu Chriſti widergedenken
föllind; als aber Paulus 14. Cor. XI, 26. foricht:- So oft jr das brot eſſen
zwerdend ‚und das. trank trinken; follend jr den tod des herren werfünden ,
bis daß ex kommen wirt; das iſt, daß es alfo foll gebrucht werden bis an
den jüngften tag, daß alle, fo ſich für chriften usgebend, oftentlich mit ein⸗
auder ſellind das facrament eſſen und trinken, damit fy züſammen gefüͤgt
werdind in einen lychnam; giuch wie fy oudy gemeinlich verjähend , daß fü
von Chriſto erlöst ſygind. Sind ſy num mit sinem Inden erlöst, und mit
einem bluͤt abgewaſchen; fo find fo de in ‚gott zuͤſammen aefügt; fo fellend
fg ouch fon wie ein Iychnam,, und fi mit difens facrament einander offnen,
daß ſy den glouben habind, daß fü durch tod und blütvergieſſen Chriſti er⸗
löst und Inder gottes gemacht fogend ; und follend das, fo oft es einer ie⸗
den kildhhäre oder gemeind gefallen will, thuͤn mit (ob und dankfagen dem
berren, daß ex und durch finen fun Jeſum Chriſtum erlöst Katz das ift den .
tod des Herren. verkünden, erkennen, daß er uns erlöst hat, .umd jm darum
lob und dank fagen. Glych ale gemeine eidgenoſſen alle jar uf dee 10000
titter tag gott lob und dank fagend um den fig, den er den unſeren zuͤ Mur⸗
ten verlihen hat; alfo foll man ouch in difen fgcrament gott lob und dank
lagen , dag ex ung durch den tod fines eignen fung felig gemadyt und vom
fhaend srläst hat; dus ift den tod des herren uslünden. Sun it aber die
meß des prieſters gang feiner aftalt, wie Ehriftus das ſaerament hat unge»
bt. Zum sehen, daß es cin miteflen ift; denn ex ſpricht zuͤ den jüngeren
(in deusn alle menfchen , die gloubend , verfianden werdend): Nemend und
eſſend; und fpricht nit: Stand üwer einer dar, und efie für die anderen
alle. Ouch fo fpricht er zu dem trank: Trinkend davon alle (verſtat alle gidu⸗
digen), Verſtat hie zwey ding. Eins, daß wir alle davon trinken ſollind,
‚mt aulügen. Das ander, daß das trank niemand foll abgefchlagen werden.
Hilft mit. ſprechen: Das wort „all“ bedütet allein den avoſtel; dann alfo -
‚wär das facrament allein dem apofel ggeben. Es fol aber alfo gebrucht
erden bie zu end der welt. &o aber die apoftel mit im bifem lychnant fe»
hend bie zu end deu welt, ft gwüß, daß in der avoſtel werfon und in diſen
wörtlin „al“ alle menfchen verfianden werdend. Zum. anderen ; daß es ein.
vereindarung in dem mischen iſt, fo beerinbart fich der vrieſter mit den chri⸗
Pen mil; denn fg eſſend nit mit jm, fünder er ißt allein. Spricht: Er ver⸗
' Anbors fi) wol mit dem gebet und mit dem gemuͤt. Antwurt: Wir redend
| Bis nit yon der innerlichen vereinbarung allein. Wenn dife uf d’ban fummt.
|
|
336 Guachten im Itungerhandel.
weißt man wol, daß ſich ein ieder chriſt mit chriſtenmenfchen verrinbart (0
er gott fir fü bittet, inen hilft, ratet und fü für fine glider halt; Die meh
darf man dem priefter nit allein: empfelen , funder es ſollend fu alle mm
ſchen haben ; fo gehört ouch nit allein dem prieſter, ſunder allen menſchen
38. ‚Aber das ifk eine üflerliche verbindung und verzeichnen, da dir wenſch
durch das ſacrament ſich ſinem bruͤder verzeichnet, verbindet und zuͤ jm
ſchwort, daß er ſines chriſtlichen bruͤders chriſtlicher bruͤder fon und chrik-
lich mit jm leben welle; darum daß er mit jm und ener mit diſem ver
ſtond und erkennend, daß fü Durch den tod Chriſti zü Finderen gottes um
deßhalb zuů brüderen in gott gemacht fugend. Ein giychnuß: Gemeine ct
genoſſen habend einen bund mit einander ; den find ſy einander ſchnldi—
ze baltın, und wenn fo den. haktend, fo find fü eidgenöſſen. Wenn fo den
at haltend, fo find fo nit eidgenoffen | ob ſy glych den namen tragen).
Noch. fo müß man de. ze fünf joren den bund und eid ernüweren, damit
alle ort eigenlich jre vſticht und ſchuld gegen einander vernemind und fih
widerum einander offnind. Alſo in diſem fackament verbindet fih ir
menſch mit aflen gtöubigen offenlich ; ; und lebt er aber nit chriftlich gegen
die chriſten, ſo ißt er im felbe eine verdammmuß daran 1. Cor, X , 9:
und ob. cr ſich alych- einen cheiften ruͤmt, fo iſt ers doch nit. Zum deitkn.
daß es ein dankfagung und ein fob gottes ft, darum daß er finen fun bat
für une in den tod gegeben. Run foll der vfaff nit allein dank fagen, fun-
der wie alle mit einander ; denn die höchfte dankſagung gones iſt, da mir
allereigenlichſt lebend , wie fin fun uf erden gelebt hat. Nun ift das ſaera⸗
‚ment ein offner eid und pflicht, daß fich der menſch für einen chriften bierin
usgibt und offnet. Eo. folgt, daß ein ieder felbft effen fol, will er den ei
und offnung ordenlich thuͤn. Zum vierten, fo ift das fäcrament fichtbur:
lich nieſſen nit ein abwafchung der fünd , denn der tod Chriſti iſt eine einig
abwaſchung unſerer ſünd; ſunder es iſt allein ein verzeichnung und entdeden,
daß einer ouch deren menſchen ſye, die gewüßlich verhoffend und vertruwend
in den rychtum und reinigung des Indens Chriſti; fo ſoll de ein ieder ſelbt
folche .vergeichnung vollenden. — Deßhalb die pfaffenmeß aber nit ordenlich
gebrucht wirt; denn das ift ein mal, da alle die follehd mit einander eſſen
die in einem glouben vereinbart: find inwendig im herzen. Zum fünfte,
fo mäß. ouch falfch fon, daß fich die pfaffenmeß verfouft, ſam fy ein opftr
für andrer menfchen fünd fye; denn das abmwafchen der fünden bat allein
kraft im Inden Chriſti. Nun ift aber das faerament nit das Iyden Chrift:
ſunder es iſt ungefcht, ce und Ehriftus gelitten hat, daß man es demnach bis
‚zu end der welt zu ungebächtnuß bruchte, daß der herr den tod hab für un
erlitten. Zum fechsten, fo hat Chriſtus das facrament num in einiger or
nung, aber allen menfchen, die gloubend, yngeſetzt. So nun die pfahc
ein andere ordnung bruchend, weder gott bat ungefeht; fo muͤſſend fü ft he⸗
kennen , daß je bruch nit nach der ordnung gottes in , und deßbalb verloſſen
werden ſoll. Denn der einig beuch, von Chriſtus yngeſetzt, ſoll billich non
allen menfchen allein gebrucht werden; der dient zü einigkeit. Hatte gott das
verlonte meßhalten der vfaffen gefallen, er hätte es wol koönnen unfegen. Zum
Aibenten,, fo it das facrament eine verzeichnung wie der touf. Wie num ki»
mer für den anderen getouft wirt, alfo kann keiner für den anderen zu un
ferem herren gan. Zum achten, fo nimmt keiner Ion, dag er darum gr
Gütachten im Sttingerhandel. 33%
ouft werd, oder darum zum ſacrament gange. Wie läfterlich ift es denn,
aß die nfaften um Ion das facrament bruchend. Was find aber alle pfruͤn⸗
en weder löne des meßhaltens, und dep meßhaltens , das die pfaffen felbft
rdacht habend , und demnach erft groſſen lon darum erguglet. Alſo erfindt
ih, wo man die gytige meß der pfaffen underlaßt, daß man nüts verlaßt,
as gott hat ungefeht, fonder ein Lötig often bſchiß und betrug. Es follte
och ung etwann in finn kommen , fo die pfaften fo ernfilicy die meß hand⸗
abend, und aber nur je meßhalten gilt, und unfer nieflen nüts, als fü
agend , daB die fach aramönifch iſt. Dagegen erfindt fi) ouch, daß die
echt thuͤnd, die diß facrament nach dem uffaß Chriſti bruchend und den
Öfen gyt der pfaffen vertrybend, damit die guͤter, fo bisher zuͤ aller üppig⸗
eit gedient habend, mit der gut den armen zuͤgekeert werdind. Doch bru⸗
hend hierin mine herren zimmliche geduld.
Ungebychtet zum ſaerament gan
ſt nit maleſiziſch; denn die heimliche bucht iſt von gott nit geboten ; ;
enn die göttlich fürfichtigkeit weißt mol, daß die heimlichkeit des menfche
ichen herzens fo frefel ift, daß ſy fich nit allein vor den menfchen fonder
uch) vor gott underflat ze verbergen. Deßhalben ouch die, fo die bucht
on allen menfchen erfordert, ouch nach gemeinem fprüchmwort gebychtet
abend, was fy geluftet hat, und die gröften ſtöck laſſen Ligen. Aber hie
ſabend die päpſtler je regiment ungegründet ; doch alles mit falſch. Sy
yabend dag wort confiteri für heimlich bychten getütſcht; und heißt aber nit
ſeimlich bychten, fonder erfennen , verjähen , ergeben , loben; und wirt
n der fchrift gebrucht für gott loben und erkennen die gütthat , die er uns
ewyst, ouch ſich ergeben als den überwundnen; das tft ein icder menſch
Michtig ze tbün, oder aber ce mag nit felia "werden. Gott, der allein
ie herzen erfennt, vergibt aflein die fünd. Der pfaff erkennt nit die her
en; darum kann er die fünd nit verzyhen. Er mag aber wol gott für
inen bitten. Antwurt: Das foll er tbün, ob jm fchon nimmer gebychtet
vurde, wie ouch ein anderer menfh. Das Jacob foricht V, 16: Verjä⸗
end einander uͤwere fünd , tütfchend ſy: Bychtend dem pfaffen. Sich,
vie das gedolmetſchet iſt. Jacob will, daß ein chriſtenmann ſinem bruͤder
en kummer und heimlichen breften ſiner fündlichen confeienz offne, damit
r ouch gott für jn bitte; fo machend fy eine bucht darus; und fpricht
der er: Verjähend de einer dem anderen, nit dem pfaffen.
Die chriftenlich kilch Hat diſe ding geſetzt. Antwurt: Es ift Teine chri⸗
tenliche kilch, denn die dem wort Chriſti folgt. So nun die päpſt, biſchof
c. nit allein dem nit folgend , das gott redet, fonder ouch dawider fire-
end, und ufrichtend dinge, die das gottswort nit erlyden mag , fo find
u des tüfels kilch, mit Chriſti. Grund Joh. X. under der lau des
ieten und der fchafe. Bott walte der ſinen! Amen.
einge ſamutl. Säriften IL, Bos. 2. Abldig. ?
Buldrych Zwingli
allen chriſtlichen bruͤderen zu Ougfpurg.
Bor Leo Juds chriſtlicher widerfechtung wider Matthys Kregen
zu Ougſpurg a) falſche antchriftliche meß und prießertum ,
euch daß das brot und wyn des fronlhchnams und blütd
Chriſti fein opfer ſye.)
Gedrudt zuͤ Zürich durch Joh. Hager am 7. tag wolfmonats
| | MDAXIV.
- nad und frid von gott und unfern herren gJeſn Chriſto! Uwer glond,
allerliebſten brüder , wirt ouch by ung usgekündet. Gott ſye lob! durch den ir
in erlanntnuß fin beruft find. So ich nun den ümren glouben ſich mit ant
cheiftifcher Teer angefochten werden, hab ich nit mögen Inden , daß den ſal⸗
ſchen meiſtern, ale ſy Lucas nennt, ſoͤlich je frefel unangeruͤrt wurde binar-
laſſen. Und hab minen lieben bruͤder und getrüwen mitarbeiter im evan⸗
gelio Jeſu Chriſti, Leo Jud, erbeten, daß er dem unverſchamten büchlin it
Kretzen, der by üch leert, antwurt gibt, chriſtlich und mit meer aucıt, we⸗
der jener verdient bat. Denn was gat in not an, daß er ein földen
Happermärkt ufricht, der nun in finem tand ggründt iſt, oder , ale etlid«
meinend, in Johannes Fabers Hüger gefchrift b) , die ich nit gefehen hab; fe
doch alle welt iezund bericht iſt, daß fü fölche großmütermäre verlachend.
Und will aber demnach zu. finer narrenwys ouch die afchrift zwingen, die im
alych anftat, als einer ſuw ein. badeer.! Da fü von Ehrifto redt, da zücht er
fü uf die unfubren pfaffheit. Als er die ganzen epiftel gun Hebräeren einwe⸗
ders nit verftat oder aber frefenlich bucht. Berftat er fo nit; worum nimmt
‚ee fo in d'hand? oder worum undernimmt er ſich ſchrybens ? Verſtat
er ſy und mißbrucht fü fo frefenlich, fo muͤß ein ſchalk oder verſoöͤldeter da⸗
hinden fieden. Dann die epiftel. legt an den tag, wie Chriſtus dag opfrende
vpfaffentum hingeihon und abgeſetzt bat, und die ganzen welt in die ewigkeit
mit gott, bimmelifchen vater , verfünt mit finem einift” vollbracht
opfer , das it, tod am krüz erlitten, und daß Chriftus nit geonfeet wirt,
weder da er ſtirbt. Noch gdar difer Tenebrio ſich mit dem efchen? armbruf
Y Badhemd. 7) efchenen.
a) Ein Gegner der Reformation zu Augsburg. Ex Hatte in feiner Schrift zur
Aeußerungen auf der Difputation zu Sürich in feiner Schrift polemiſch berũhet. Krk
wer 1541 Dekan zu München und Baveriſcher Abgeordneter zum Eollaguium zu iegenk
burg. (Sedendorf.) b) Wahrfcheinlich deifen Schrift: De potestate papæ contra
Lutherum ; item quare sectæe Lutherans non adhzreat. Opus adversus nora
quadam dogmata Martini Lutheri. Rom 1822 el, Ä
H. 3. allen chriftfichen brüderen zuͤ Ougſpurg. 339
barfürlaflen und mit finem Bat bie ougen der. glöubigen underflan ze ver⸗
dienden. Run laflend fehen (er heißt der Kretz, und unfer brüder heißt
Löw, ift wol ze gedenken, er habe ouch Hawen) , wie fy mit einander kre⸗
Ben wellend. Jener weht -fich am fleifch , diſer am felfen Chriſto. Laß fchen,
weicher wirt allertiefeft verwunden. Darzwüfchend huͤtend üch vor ſolchen men⸗
ſchentandmaͤren, bie allein jrem buch dienend; und kömmend nienen zu dem
Kretzen, daß er üwren glduben nit verletze; dann dero ud! frißt um ſich
wie der Erebs. Sunder ſiyſſend üch von tag ze tag verwandlet ze werden nach
der form Chriſti; ungeachtet was die gytigen pfaffen von jrem meßbalten
töubind.? Das ift gott gefallen, das ift ein chriftenmann fun, fo man
wandlet, wie er gewandlet bat. And zühend baby die fryheit des evangellii
nit zu eim mütwillen des fleifches; fo werdend jr alle antchriftifche leer mit
warem chriſtlichem leben niderlegen. Darzwüſchend wirt ouch üwer und
min bruͤder Löw den Kretzen, den ee iez nun ein Hein? krätzlet hat, bas
in die klawen nemen, bis daß er jm den gammel* fo vil benimmt, daß ex
in oudy ufwerfen und ballen wirt. Den fig verheiß ich üch' mit gott; denn
ich weiß ,- wie unüberwindlich die warbeit if. Bott bewar üch! Amen.
Zürich am 7. tag wolfmonals’ MDXXIV.
1) Kräge, 9) tolles Zeug ſchwahen. 9) wenig. *) Muthwillen. 2) CEhriſtmonats
. 340 |
Fürtrag Zwinglis
vor dem rat zuͤ Zürich, |
da er demfelben die übergab der hohen und nideren gerichten
‚im namen des ftiftd vom groſſen münfter anzeigt.
(Aus Bullingers Eheonit.) | |
„Als das evangelium nunmeer in dad fünfte jar gepredget was,
und vil der chorherren das evangelium annamend, vil grimmig dar:
wider warend, und deshalb groſſer zangg under jnen im capitel und
funft immerdar was; ward es zelezt dennoch dahin gebracht, daß fü
an einen eerfamen rat etliche ordnetend, die durch meifter Huldrychen
Zwinglin fich einer hriftlichen reformation begabend, alfo: „Wir be-
fennend und laffend nach, daß vil ſyg in unferer ordnung, das wol
bedörfte zis befiern. Aber ſoͤmliches ift nit us unfer fchuld oder argem
liſt hinyn gebracht, funder eintweders durch unferer vorfaren unwüſſen⸗
beit oder durch unfall der zuten; darus erwachlen, dag mancherlen
durch den ganzen umkreis der chriftenheit angenommen ift, das eben
fo wol aͤnderens und befferend bedoͤrfte, ald hie unfer geftaft und weien.
Hierum find wir urbietig und bereit, mit rat und Hilf eines eerfamen rats,
ouch mit der regel der heiligen gefcheift fömliche ding zu ernüweren,
Anderen und verbefieren , wie das allernächt by der leer und regel Chriſti
fon mag.“ Hieruf wurdend etlich us einem eerfamen rat begert, die da
bulfind ratſchlagen, wie das geftift möchte reformiert werden.“ Der
Kathy war des Anbeingens froh , ließ antworten: das werde er dem Propft
und Eapitel nimmermehr zu Guten vergeffen. Es erfchien dann im Druck:
„ Ein chriftenlich anfehen und ordnung von einem eerfamen burgermeißter
und rat und dem groffen rat der flatt Zürich, ouch propſt und capitel zum
groffen münſter dafelbs von der priefterfchaft und pfründen wegen ermeſſen
und angenommen zu lob gotted und der jeelen heil.“ Diefer Verordnung zu:
folge wurde die Bezahlung gottesdienftlicher Verrichtungen aufgehoben ;
der Leutpriefter und die Helfer aus des Stiftägutbefoldet. Die Zahlder Geiſt⸗
lichen am Stift fol gemindert werden , bis man nicht mehr habe, als
zum Gotteswort und anderem chriftlichen Gebrauch nothwendig werden
feun; die , weiche aber biäher Pfründen hatten , follen fie bid an ihren Tod
behalten , fo fie ſich gebührlich halten. „Es follend verordnet werden
Fürtrag Zwinglis vor dem rat zü Zürich. 341
wolgeloerte, kunſtryche, fittige männer, die alle tag offenlich in der
heiligen gefchrift , ein fund in hebraͤiſcher, ein fund in griechifcher,
und ein fund in latinifcher ſprachen, die zu vechtem verfiand der
göttlichen gefchrift ganz notwendig find, Tefind und leerind one der
unfern us der. ftatt umd ab dem land, fo in jre lezgen gond, belonung
und entgeltnuß. Es ſoll ouch ein eerſame wolgeleerte züchtige priefter»
fchaft zu der eer gotted und. unfer ftatt und lands lob, ouch zum
heil der feelen by dem gottähus, &. Felix und ©. Reglen genämt, ger
fürderet und angenommen werden; alſo dag man daſelben, fo did
ed not fim wurde, recht vedlich gefchiche lüt im gottdwort und chris
ſtenlichem leben: funde , die man den frommen underthanen in
flatt und uf dem Iand wol möge zü feelforgeren, »farreren oder lüt⸗
priefteren fürfegen. Darzü fol ein ſchuͤlmeiſter rychlicher beipnet wer⸗
den dann biehar, damit er die jungen fnaben möge finfügficher an-
füren und leiten , bis fu zu den vorgemeldten lezgen zü begenfen ge⸗
mäß werdind, die. ouch one jren koften ze hören; und dag man die
jungen in jrer väteren koften , fü ſygend, wie. obfat, us der ſtatt Zürich
oder jro landſchaft, an frömde ort zu ſchül und Teer nit ſchicken muͤffe; dann
ſy an dem ort vil meer und one jrer vaͤteren beſchwerd weder anderſt⸗
wo in anderen fchülen erlernen mögend. Und zü ſoͤmlichem ſoll man mit
der zyt zwo kommlich wonungen und gemach buwen.“. Verpfründete
ſollen ſich auf Pfruͤnden verfegen laſſen. Das Stift fol auch die Filial-
tirchen, wo es Zehmten- bezieht, mit geichichten Prieſtern, die man
von demfelben hinaus ſchicken wird , ohne der Untertbanen Koften ver
ſehen. Es follen in Zukunft keine Caplanen mehr feyn. — Wer in
Zukunft zu folcher Pfrund und Lektur erwaͤhlt wird, der wird nur fü
fern beflätigt , fo fern er gehörig fein Amt verfieht und ehrenhaft lebt.
„Und wenn fömlich obangezeigte pfründen, aͤmter und ordnung
eerlich und zimmlich verfehen find, was dann. darüber von zehenden,
zinfen und gülten gefallt, fol den dürftigen im fpital und husarmen
lüten, in den gegninen der zehenden ſitzend, nach geſtalt jres weſens
zu hilf reichen.“ Zu folcher Austheilung werden vier Perſonen verord-
net, zwey vom Propſt und Capitel und zwey vom Rath. Wenn folche
Pfründen in Zukunft verlichen werden, foll, der die Pfrund annimmt,
ſchwoͤren, folche Artikel zu balten.
„Und wie difed vildenaͤmt fift ein kaiſerlich flift genaͤmt und
was, hatt ed hohe und midere gericht, ſtock und galgen, fine rega-
lia und fruheiten , die noch mit übergeben , funder noch in der chorher-
ven gervalt und befigung twarend. Aber zinſtags dei 20. decembris im
342 Fürtrag Zwinglis vor dem rat zü Zürich.
MDXXIV. jar fart meifter Huldrych Zwingli für ı rat im namen
des ganzen capiteld, und that difen fürtrag.
Frommen, feſten, fürfichtigen , wyſen, gnäbigen , ‚Leben herren?!
Als wie bericht werdend , fo verdenkt man uns, wie daB wie us Liebe des
herrſchens unfere hohe und nidere gericht zuͤ üwer wusheit handen zu üben
geben verziehind ; das doch nit alfo ift, funder fo etlich gefärden in fü.
lichen übergeben lychtlich möchtind erwachfen , find wir darüber mit finß und
eenft gefeflen, und befindend,, dag wir hierin üwer eerfanıen musheit rate
und Hilf notdürftig find, und ift das unfer erbieten und beger:
Daß wie für das erft geneigt und autwillig find, ſomliche unfere bobe
und nidere gericht zu ümweren handen (zü) ftellen und übergeben; wie dann ung
Üwer eerfam wysheit hierin am allerfüglichiften wol weißt zu berichten „ damit
es formflich, ouch unferen biderben lüten one nachteil und unklagbar be-
ſcheht. Und wiewol difer handel vormals ouch uf der ban geweſen, iſt er
doch allwegen gütee meinung binder fich geftellt. |
Zum anderen, daß es ouch unnadhteilig zebenden, zinſen, renten
und gülten des geftifts gehandlet werde. . Da üwer eerſam wusheit wol er⸗
meffen mag, daß ſytmal wir die leiten find, ſomlich vorbehalten nit us
eignem nuß komme, funder as forg; damit by dem geoffen münfter das
blybe, darus man die beftinimten notdurften der leee und anderer dingen
bald: verſehen möge ; wir feßend euch demnach ſoͤmlicher übergebuuß wider-
legung heim zu üwer befcheidmbeit.
Zum dritten enpfelend wie ung all mit allen dem, das unfer fiift bat,
Üümer trilm und fründfchaft, die wie by üch bishar allwegen finden habend ;
und erbietend uns als die gehorſamen und willigen in allen gebürlichen
und miüglichen dingen ; wöllend ouch zu üweren dienſten allezyt sähwillig
und bereit fon.
Erf im Laufe ded Jahres 1525 geſchah dann die wirkliche
Webergabe der hoben und niedern Gerichte, mit Vorbehalt der Zehen⸗
den und anderen Einkünfte. Dafür verlangte das Eapitel einen Revers
mit Brief und Siegel. Der Rath dankte und antwortete des Rever-
fed wegen: daß, da die Ordnung vom Stadtichreiber aus Geheiß von
Raͤthen und Bürgern in Druck gegeben, die Sache genug verbriefet
ſey. Auch Zwingli fagte: „Das capitel fölte fein revers begert
haben, diewyl ein eerſamer cat zu Zürich fömlichd anſehens von ie
welten har geweien und noch ſye, daß, was er mundlich ertennte
und zuͤſagte, nit anderſt dann verbriefet und verſiglet gehalten wurde ,
deß ſich ein capitel vernügen ließ.
x .
343
Über die gevatterichaft,
daß fü die ee mit hindren foll noch mag,
Zwinglis antivurt am alle gmein eidanofen mit eenflicher warnung
daß fich die nit laſſind gegen einandren verwirren.
Gedruckt zü Zürich durch Hanſen Hager im jar MDXXV.
Am 13. Januar 1525 erfchienen Boten von Bern, Glarus,
Baſel, Solothurn, Schafhauſen, Appenzell und Stadt St. Gallen
vor dem Kath zu Zürich mit Eröffnung von Klagartikeln, welche
ihnen die fechd Drte, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden‘, Zug und
Freyburg, eröffnet haben, die ihnen ſelbſt auch nicht gleichgültig ſeyen.
1) Das die neue Lehre im Thurgau ausgelegt werde, nicht mehr Zinie,
Zehnten, Bufen u. a. wie von Alterd ber zu geben und fich nicht mit
Recht ſtrafen zu laſſen; 2) daß Zürich fi) um fremde Hilfe und
Bündniffe. umſehe; 3) „Aus letztem Abschied zu Baden (7. Dee.)
und fonft feyen ihre Herren berichtet, daß M. Huldryuch Zwingli
einem Bauer eine Frau aus dem Thurgau zur Ehe gegeben , und ihnen
darin Hilf und Rath gegeben , welches fie fremd und unbiffich nehmen,
und meinen , Zwingli folle dieſer und anderer Stuͤcken halb, damit er
außer M. Herren von Zürich Gerichten und. Gebieten in ihre Ober⸗
keit lange, abgewiefen werden. Sonſt, was ihm M. Herren von
Zürich in ihrem Gebiet zulaſſen, dawider reden fie nichts.“ —
Der Rat von Zürich antwortete auf die erſte Klage: Sie haben
vor Fahren und Tagen aflenthalben Mandate ausgehen. laſſen, daß
Jedermann Zins, Zehnten, Schulden zahle wie vor Alters ; daben
laſen fie es bleiben; wer dagegen hand'e, den möge man mit Recht
Krafen. Auf die zweyte Klage: Sie fen Unwahrheit. Auf die dritte:
„Zwingli betreffend-, wegen der Gevatterſchaft und chelichene Zufammen-
geben, geben fie jedem Boten zwey gedrudte Büchlein, daß fie die.
ſelben leſen und an: ihren Orten vor Raͤthen und Gemeinden leſen
ofen, woraus fich zeige, daß Zürich fich and göttliche Wort halte
und die Yünde erfühen wolle. Präf. Herr Walder, alt Burgermei-
Per, Raͤth und Buͤrger.“ (Simml. Menufeript.)
Hiedurch wird die Zeit Ver Abfaffung diefer Vertheidigungäfchrift
befimmt. Gie faͤllt zwiſchen den 7. Dec. 1524, den Tag zu Baden,
—
344 Uiber die gevatterfchaft.
wo die fechd Drte die Klage vorbrachten , und den 13. San. 1535,
wo die Botfchaft der übrigen Orte vor Rath erſchien; denn das cm
der zwey Büchlein war ohne Zweifel diefe Bchutzſchrift; das ander
mochte die im Brachmonat 1524 herausgegebene Vertheidigungẽſchriſt:
„Wie man fich vor Zügen hüten und bewahren fol“ — feyn.
Zwey Ausgaben von Hager ohne bemertentwerthe Verſchiedenha.
Latiniſch Opp. I, 151, b. — 154, a.
Gnad und frid von gott bevor. Strengen, feſten, frommen, fürſichn
gen, wyſen, anädigen , günſtigen, lieben herren und-güten frände, in nu
ſtandes je fogind! Mich langt ein handel an, den ich us not andrer, mM
min an alles volk gmeiner eidgnoßſchaft ſchryben muͤß us der urſach, dej
vor unlanger zyt unſer eidgnoßſchaft boten, zu Luzern verſammlet, min an
wurt, über Eggen heimliche gſchrift ggeben, nit habend hören wellen; ouch
daß etliche ort alles verboten ze leſen, das von mie usgangen fue. In
welchem ein icder mol ermeflen mag , mie ſeer das lägen über mid *
gefryet ſye; dann da ich nit hinkummen mag noch min gſchrift, wirt ing
ein ieder uf mich erdenken , was jn geluft. Ja die urſach, daß man min
verantwurt uf tagen nit will verhören noch fuft inländifch laſſen werden;
wiewol ich noch aröffers ein zyt har ungeäferet geduldet hab; macht fy doch
zum lezten, daß ich iez an die gemeind (not halb) ſchryben müß; dann It
fatfch vertragen, das mir vor einer frommen eidgnoßſchaft boten one war:
heit dargethon wirt, foll ich billich unverantwuert nit laffen , fo es alfo baͤrlich
wider die cer gottes und ſines worts warbeit und Liccht, ouch zu nactril
der frommen ftatt Zürich reicht. Es ift ouch der artikel, um dep millm
ich iezmal fürnemlich ſchryb, den frommen , fürfichtigen , wyſen ꝛc. botm,
nächſt zü Baden vor Thomä verſammleten, fürgchalten « zum teil, wie in dr:
zicht find ; fo aber derfelbig etlich einfaltig verärgren möcht; zum kl
aber mit meerung mir dargethon iſt; muß ich nach warnung unfere hen
Jeſu Chriſti verärgernuß by hoher pön berhuten. Der artikel iſt: Daß ein
bur im kilchgang zu Pfyn a) mit finer gebatterinn zu mir kummen, und
von mir je kilchen gefuͤrt ſye. Hie ſölle ein eerſamer rat miner herren von
Zürich mit mir verſchaffen, daß ich nit in einen andren grichtszwang genfe.
Dem hab ich fülcher gſtalt geantwurt. Für das erft hab ich weder die noch
andre ze kilchen gefuͤrt; es ſind andre eerſame diener der kilchen zů dem am
verordnet. Zum andren aber halt ic) mich gegen denen, die zu mir um
rat in eefachen Funimend, der gftalt. Sytmal der papft vil hindrungen in
Die fryheit der ce gefäjet, die aber gott mit feinem gebot noch verbot uſge⸗
fet bat; und nimmt aber der vapſt in denen allen ſinen yngelegten binden
gen aroffe ſummen gelts, und laßt, das er verboten, widrum nach; 19
befich ich, ob der fall, dee mie wirt fürgehalten, wider gottes verbot ii;
und fo ich darin nüts wider gott erfinde, fo fag ich es den forſchenden
„I ——— — — — —— — e es s GGt
a) Ein⸗Flecken im Thurgau.
Uiber die gevatterfchaft, 345
mit fölicher vorbehaltnuß: Ir föllend ſehen, daß je nit mit veraͤrger⸗
nuß üwer kilchhöre ze kitchen gangind, ſunder jro verſchonen, bis ſy bericht
werdend, daß ſy wüſſend, daß es nit ſünd iſt. Mögend jr aber ie einandren
nit geruͤchen, fo haltend es heimlich, und thuͤnd es mit ſoͤlicher ſtille,
daß je nieman verärgrind. Demnach ſprich ich: Umfehend üch ouch vor
üwer oberkeit, ob dieſelben ouch mit den päpſtiſchen biſchofen hellind, und
villycht mit gwalt die ee üch ze verſperren underſtandind, damit je nit im
je gefar fallind ; dann hierin weiß ich üch nit fchirm ze geben ;. aber des
göttlichen mwortes halb will ich üch vor gott und allen gſchöpfden bikändig
fon , daß üch die oder jene ee gesimmt. So nun dife gepatterfchaft zu mie
tummen ift, hab ich ficherlich.ouch alfo mit inen gehandlet; denn mir jrd
funderlich nit .ungedent if. Nit daß ich löugne; ich weiß wol, daß ich dero
fachen vil gehört und darzuͤ geraten hab; aber die verfonen oder. ort empfal⸗
lend mir. Daß aber die gevatterfchaft kein ce binderen noch trennen fölle-,
it offenbar ; dann die ganz heilig gſchrift gedenkt feiner gepatterfchaft überall,
fundee des papſts gefchrift und recht legt fü zu eim underhafpel un; der
laßt ſy aber demnach um grofle fummen gelte nach. Nun mag. nüts un⸗
sccht oder fünd fon, denn was gott verbüt (hie red ich nit von der waren
weltlichen oberkeit fagungen , bot oder verbot, funder von den ſatzungen,
die allein die confcienz anteeffend ); denn durch das gſatz wirt erkennt, was
fünd ſye Röm. HIT, 20. So nun gott von der gevatterfchaft nüts usdruckt,
fo iſts gwüß, daß es nit fünd ift ein gebatterinn zu ce nemen , doch allweg
mit vorbehaltung rechter maß der verärgernuß. Und da die päpftler ſore⸗
hend: Ein gevatter ift ein geiftlich ding ; denn das wort „gebattee” ift als
vil als ein mitvater. Iſt war; welcher die welt bſchyſſen will ums gelt,
dee muͤß etwas darthuͤn; alfo thund ouch die päpftier. Iſt ein gevatter ale
Dil als ein miwater, als es warlichen bedüt; fagend aber an, wannenhar
kummt der gevatter, daß er ein mitvater worden ift ? Müffend ir one zwyfel
berjähen / daß ex vom rechten vater oder müter beftellt if. So nun dem alſo,
daß der geiftlichen, als jr fürgebend, vaterſchaft urfach der vecht vater iſt;
und foll gebatterfchaft die ee werren; fo müß der recht vater ouch von der
ee geizennt werden ; dann nieman wirt ein. gebatter , er werde denn vom
rechten vater oder müter darzı verordnet. . Nun ift der urfächer allweg mee
weder der bewegt oder folger ; alfo müßte die ce des vaters und mutter ouch
wider gott fun. Alſo erfindend ſich die geltiuginen, wie ſy fich färmwend ,
und beftond aber glych als der velz uf finen aͤrmlen, fo man ſy recht exe.
füht. Die gevatterfchaft Hat den namen von dem papſt har, der bat fü
compaternitatem genennet, beißt uns gevatterfchaft. Nun ift fy aber nüte
andere weder ein Eundfchaft, die vater und müter zu dem touf des Linde
berüfend; damit fü verzügind , daß fü das Lind im glouben erzichen wellind,
und wo fü abgiengind , daß denn die erbeinen zügen das kind zu chriftli«.
hem glouben und leben fürind und, leerind. Darum verbindt man fü, das
ind zu finer zyt den glouben und vaterunfer ze leeren, welches fo ouch
ſchuldig find, wie vor gfeit ift, wo die rechten vater und muͤfer enwärind;
denn diefelben find die fürnemft urſach; umd wo fü je Eind zu chriftenem
slouben nit ziehen wölltind , fo wurde nieman je gevatter. So .nun ie für⸗
nemen hie gilt, fo find ſy felb vor alfen fehutdig im glouben ziehen und
ten; wo aber die nit warind, die gebatteren, Deßhalb aber Iuchtlich.
346 Uiber die gevatterſchaft.
geantwurt wirt uf den gegenwurf: Run ik ie tin gebatter ein gcifklih
Ding, derm er nun verzügt, und. fo es not wirt, fürt za eim geiklichen
ding. Antwurt: Das ift war. Wo flat aber geſchriben: daß diſe göttlich
fründſchaft die ce verhindeen fölle? Denn fo dem dlfo , unifte aber Dater
und müter entfügt werden; denn fü fdyuldig find vor allen menfchen zů
geiſtlichem chriſtlichem leben leeren und fuͤren. Kurz, ſo die gebatterſchaft
von gott nienen zwũſchend gelegt wirt, daß ſiy die ce ſolle hindren; fo hab
ich allen denen, Die mich darum geforſchet, ſoͤlche autwurt ggeben. Denn
was gott zemmen fügt , foll kein menfch entfügen , ſpricht unfer herr Jeſus
Chriſtus Matth. XIX, 6. Alſo wirt feer von mir fon, daß ich Bein ce
binderftellig mad), die by gott ein ee iſt, obaluch papſt und pänftinn ein
anders fagt ; denn min herr fpricht: ich fälle fy nit entfügen; will ich bat.
sen , fo vil er gnad gibt. Es foll such hieby menglich wüſſen, daß zu dem
meerenteil die erfachen, fo für mich kummend, vorhin mit eclichen werfen,
mit kindegeburten bywonung und andren dingen befeſtet ſind. Sehe man
nun hie zu, wie der papſt mit allem finem gſind, ouch alle, fo im byſtond,
handle. Gebend jm, die alfo zemmen Eummen , die ſummen gelte, die er
beufchet , fo laßt er ſy by einandren, und find die Einder eclich. Gebend fu
im das gelt nit, fo muß vater und müter von einanderen, und für hüren
und büben geacht werden und die Binder für bankarten. Sich, das heift
recht in dem afind. gottes gefchaffen; das gott mit eeren hat laflen geborn
werden , das. fchmächt der papft mit uncer allein darum , daß man jm mit
gelt gibt. Ale ich mich one zwyfel ouch zu diſer ee verfich, daß fu mit
eelichen werfen und Eindren by einandeen wonind; die foll der vapſt iez zu
unseren bringen, wiewol ſy vor gott eerlich by einandren fon mögend.
Wäre bie nit wäger nach dem wort Ehrifti Matth. XVIII, 6, dag man
dem, der das ſchmächt, das „® gort eerlich it, ein müllſtein an'n hate
gankte und ing meer berfantte ?
Daß ich aber in andre grichtszwäng nit gryfen ſolle, das halt ich trũtich
und eerlich. Ich bin ein chriſt und ein diener im evangelio des waren ſuns
gottes. Nun hoffe ich, fin gebiet gange ouch in das Thurgow, dann fn
ouch hriften find; darum ich jnen die fryheit, gebot und fahungen Chriſti
nit verhalten will, wo fy mich darum feagend ı borus fo jnen das wert des
heile mit gwalt verfchlagen wirt. Daß aber ieman möchte reden: Mas redt
bie nit von dem grichtszwang funder von dem gebiet. Antwurt: Alſo
weiß ich keinen, der das edangelium allein vredge, wo fich fin gebiet hin⸗
firedi , und müßte deßhalb ungenredget blyben. Glycherwys red ich vom ra⸗
ten us dem gottswort. Es ratend gwaltig und gmein einandren, bie onch
in andren gebieten ſitzend. Bil mee zimmt mir ze leeren und raten, fo
wyt das gebiet mins herren gat. Verſtat man aber bie grichtszwang die
kilchhöre, fo iſt es aber nit nüw, daß ein pfarrer in einer andren pfare
predige , im ein andere pfarr rate und helfe, fo er darum erforderet wirt.
Petrus, Paulus, Barnabas, Timotheus, andre habend da geleert mit
afcheift und mundlich; da fich die zyl jrer pfare hinſtrackt, was arbis terre,
der umkreis der welt Marc. XVI, 15. und Pſai. XVIII. Darzuͤ fo habend
mine berren son Zürich fo vil am Thurgöw als andre ort, ja mee dann
etliche under denen, die mir bie verbieten wellend; deßhalb ich aber wit ge⸗
frefnet hätte. Aber dife glimpf alle hindangeſetzt, frommen, getruüwen, keben
Uiber die gevatterfchaft. 347
moſſen! gond in üch felbs und bedenfend doch um gottswillen, wie das
men fehe, daß unfere frommen älteren mit dem vapfttum fo ſeer bela⸗
geweſen find, daß ſy, wo das liecht der heilen göttlichen warheit ente
't gemefen. wär. ale zu Difer zyt, one zwpfel jre biderben tüt mit fölchen
dwerden und fagungen nit hättind Laffen überladen, fchinden und ver⸗
gen. Und fo aber ie; das liecht der warbeit fo beil fchynt, daß wir in
16 in der warheit wider gott thuͤn wölltind und die finfternuß befchiemen ;
wie wurdind unfer vordren uns anfehen , die fich felbs und jre empfol⸗
I; wo fü weg gemüffet Hättind, ficherlich von den befchwerden und ſchatzun⸗
entſchütt Hättind, und wir wölltind den gmeinen mann, der fih vor papft
d bifchof wol mit göttlicher warheit erretten mag, mit gwalt daryn zwin⸗
ı? Dann, wo man an mich nit zürnen möllte, möcht ich wol fagen:
ſich die, fo dife ding mit gwalt dem gemeinen .cheiftenmann uf den
Is wellend gebunden han, in frömde gerichtsgwäng ynlieſſind. Denn was
t die gevatterfchaft die weltlichen oberhand an? Habend fich dero such -
ſere vordren underwunden? oder den geiftlichen bifchofen , päpften mit
hteil des gemeinen manns und chriftlicher fryheit fo vil byſtands gethon?
der habend die biderben Lüt ouch im jrem eidspflicht geſchworen, daß fy
ıflınd des papſts beſchwerd gehorſam ſyn, oder hören vredgen, was er
1? Oder Habend fich unfere vorderen ouch underfianden mit ſolchem
nit das gottswort ze meifteen ; da doch alle bifchof, die uf erben find,
ewider nüts mögend ? Aber ich will föliche mee eim ieden frommen ze
kachten geben, weder iezmal nach der läng darvon fagen , oder ieman bes
anderen in argmwon bringen. Ob mich giych etlich. wil un: „näfler- Dingen
id uneerberkeiten zyhen, beſchicht es doch alles on die warbeit; dann all
in leeren, herz und gmüt reicht alles zu ufenthalt einer eibanopfchaft, daß
t nach harkummen unferer vorderen, je felbs nit feömder herren achtende,
friden und fründfchaft mit einander leben und biyben möcht. Welche
te mie von den kriegſchen und unerfättigeten venfionern usgebreit wirt,
m ich zu ufrüren hetze, darum daß ich zu ruͤwen dring ; aber zu dhriften«
den rümen , da man um gottswillen vil exigden mag, da man nit um
Us willen frömden herren zuͤlouft, lütund land, die uns leid nie gethon
ihend, ze fchädigen , ze tod fchlagen , verbergen. Wenn rürend mine mißs
Inner einmal ouch für ketzeriſch an, daß ich fo treffenlich wider das krie⸗
m dag ums gelt bfchicht, wider penfioner leer? Wenn ich alfo ſprich:
ummt ein wolf in ein land, fo ftürmt man, und fallend alle menichen
men in ze fahen. Wenn aber ein houptmann oder ufweibler in ein land
mm, zücht man den hüt gegen in ab. Und verzudt aber der wolf das
ichſt ſchaf, das jm werden mag ; und der -ufweibler list under den allers
bönften und ſtärkſten us, und fürt ſy, da ſy Iyb und feel in gefar ſtellend.
ad ztig darzu die göttlichen gſchrift an, die mich fölichs lerrt reden und
rafen, als Jeſaj. I, 15: Üwer händ find voll biüte sc, und anderſtwo.
Jamn wir ie mit löugnen könnend , daß unfer haͤnd nit allein mit der fiyen⸗
m funder duch mit ‚unferem eignen blut vermasget find; denn wie um
is willen die unferen laflend binfüren. Iſt das nit euch und haͤrt ges
M? (Du frommer mann, nimm dichs nüt.an!) So aber etlich dee
gen nüts gdörend anruͤren noch widerreden, fo erdenkend ſy uf mich diſe
iginen:: Ich ſchmähe die ewig reinen magd Maris, die muͤter uufere
348 | tiber die gevatterſchaft.
erlöſers Jeſu Chriſti, daß fy nit ein magd im die. ewigheit fe ; daß ſo
fün weder Jeſum Chriſtum gehebt hab. Und ruͤmend ſich vor den ci
gen: fu wellind die cer der würdigen müter gottes nnd dee lichen haili
wider- die ketzeriſchen fchelmen retten. Sich, wie ftat das jnen fo fon
Ey ſtond da bekitidt, es wäre grafen ſchwer genug, und iſt alles, als
beforgen , eintweders mit roud oder verfüren unfchuldige bluͤts überfum
und wellend das lob Mariä reiten, das ich jren alle min tag von ba
trülich zügelegt und gepredaet hab. Aber damit biendend ſy den gemti
mann , verfuͤrend jn mit fölchen Iuginen, ob fy in möchtind wider
gottswort verbeßen , Damit es nidergelegt wurd; Denn es will ze faft |
die und ander unruͤwen erfennen. Derglychen noch ander unfaglid
teechend fy uf mich. Wie ich geredt: Sant Jacob, der minder | hak
ung gelitten. Ya, wenn ich toub wär, möchte iche wol geredt haben; full
es nit allein in minem mund funder in minen gedanken nie kumn
ie ich im predgerklofter zu Bern ein münch gemefen ſye zu der zu,
die mißhandiung und betrug mit dem Jetzer angchebt, ergriffen und ge
fet ward. Und bin aber ich dozemal zwey oder dry jar ſchon kilchhen
Slaris geweſen, und dez bald in feche und zwanzig jaren gen Bern
kummen. Wie ich die heiligen ſaerament welle abthün, und fehmäh
Und ift aber min höchſter ſiyß, daß fy nach dem einfaltigen ynſatz m
herren Jeſu Ehrifti gebrucht werdind. Die fchmähend die ſaerament,
fü zu einer foufmannfchaft gemacht band ; darab gröffer güt gelönt, M
kein herr uf erden ie gehebt hat. Alſo hat fy Chriſtus nit wnaefeht. 9
wird gott um allen menfchen im handel der facramenten füliche rchm
geben, daß man ficht , ob ich min wort oder gottes wort red. Es km
under tufenden tum einer , der recht verſtande, was diß wort „facramml
heifle , wiewol es nun ein latinifdy wort ifl. Und ob ſy ce denn glych
ftond , fo haltend fu doch die facrament anderft , weder das wort heiffet. ©
ich lutheriſch ſye, und ein bund oder zemmenkuchen mit befundren fürn he
glych Fam das predgen des göttlichen wortes und zünemen us zemmenſche
ven und nit us kraft gottes kömme. Sierum , allerliehften berrm =
feünd , je ſygind, in was ftand es fue! laffend ch um gottswillen fo tod
nimmer mee erfunden werden, daß je were herzen und oren denen lu
trageren veriybind. Sehend uf, daß man üch nit verfür; man hält
gar bald wider ein fromme ftatt Zürich, die nüts für fich nimmt det gel
lichen Dingen halb (ale aber-etlich beduren will), deß ſy grund im götil
wort nit hab, und allen menfchen wüſſe ze antwurten, verhetzt. al
aber harnach folgen wurd, ift allen menfchen unerkannt. Der ſig
deß, der in für fich nimmt, funder dei, dem jn gott gibt; mirt zu Di
ren zyten als hell erlernet, als das liecht if. Es iſt ouch gwüß, daß
Baiferifchen regiment und boten mit allem vermögen, ouch ewann M
der warheit (fehend iez, wie Eaiferifch ich fue, oder ob ich von jnen
det ſhe) dabin reichend, ob fü ein eidgnoßfchaft mit minen herren Kt!
möchtind ; die doch mee um fy in kurzen jaren verdient habend denn m
einige ftatt in ganzer chriftenheit. a) Doch wie dasfelb angelegt fı F.
man iez am fon, den fi, minen herren gebend. Wenn nun jun MN"
—————— — —
— —
a) Zieht wohl auf die Würtembergiſchen Verhältniſſe.
, Uiber die gewatterichaft. ' 349
hen , gelingen föllte, ſo gedenkend zum erften miner herren bald, daß
nieman geen fchlahen laßt, und kein thier fo Bein iſt, es findt fin wi»
veer. Zum andren , daß, wo ſolch uneinigheit fürbracht füllte werden ,
es um cin eidgnoßfchaft wurde gethon fun. Wie könnte denn der kai⸗
ringer üch und alle, die fich mit üwerem byftand fin erweerend, ſighaft
den, Die er weder mit yſen noch für nie hat mögen gwünnen. Thünd
aottswillen finem mort-feinen drang an; dann warlich , warlich es wirt ale
if finen gang haben als der Rhyn; den mag man ein zut wol fhwellen,
r nit gftellen. Laſſend üch nieman bereden, daß jr darwider thugind; je
md wol, welchen weg die ganz welt gon will. Laßt man jro das gotte-
re. nit fey, fo mwerdend (als ze forgen) groſſe ufrüren. So man aber
das Laßt, fo Aland allweg die frommen an der oberkeit ſyten, und
gend die böſen luren, die fich chriften aluchenend, nüt bundſchuͤchigs füre
ngen. Wo aber dag nit, wirt warlich mit der aut feltfam fpil barfür
nmen. Ich bin noch für und für fo gwüfler hoffnung zu gott, daß ich
mein , irzmal cin Lobliche eidanopfchaft gergon werde ; denn gott laſſe die
mmen etlichee mürmilligen nüts entgelten; und fye diß nun ein blaft,
ouch etwann under feiinden entftat, und fich widrum ſetzt. Aber hieby
em, wie bil entlernen und uns treffenlich beßren. Die anad thuͤj uns
t! men.
35Q
Zwinglis predigen wider Die penfionen
1521 und 1525. |
Aus Bullingerd Chronik.
152 1. 2)
Zwingli vrediget diſer zyt gar heftig wider das gelt nemen, ſagt, wie
es cin fromme eidgnoßſchaft zertrennen und umkeeren wurde. Er redt
wider die vereinigungen mit fürſten und herren; welche wenn ſy gemacht,
achtete ieder bidermann, was zuͤgeſagt, fölle ouch gehalten werden. Do
fölle man in kein vereinigungen gan; und wenn gott einem volk beife us Wer
einigungen , fölle man ſich darvor hüten, und nit widerum yngan; dantı fü
koſtind vil blüts. Und ich wöllt, ſprach er, der Zwingli, daß man durch det
papfis vereinigung ein loch geftochen , und dem boten uf den ruggen gacben
bätte heim zü tragen. Er redt ouch das: Über einen thierfräffigen wolf
ſturmte man; und den wolfen, die lüt verderbind , wölle nieman recht
werren. Ey tragind billich rote hut und mäntelb) ; dann, fchütte man fü,
ſo fallind ducaten und Eronen berus; winde man ſy, fo rünnt dines funt
brüders, vaters und güten fründe blüt herus.
|
1525.
Ald die Nachricht von der Niederlage bey Pavia (den 24. Hor⸗
nung 1525), wo von 10,000 Schweizern 5000 auf dem Schlachtfelde
blieben, und die fliehenden 5000 nach Verdienen vom Landvollk ge:
pländert und ſchmaͤhlich heimgejagt wurden, und nichts ald Lumpen
und Seuchen nach Haufe brachten , ind Land kam; da erhob fich großer
Fammer und Klage durch die Eidgenoffenfchaft,, und man verfluchte laut
die Vereinigung mit Frankreich , die Penfionen und das Kriegegeld. c)
Zwingli ſtuͤnd, berichtet Bullinger, am fonntag nach Fridolini im
märzen (6. März) an die kanzel, und vrediget vom alten ſtand der eidanof-
ſchaft, wie einfalte und fromme lüt vor zyten geweſen, bie groffe fig und
treffliche gnad von gott gehebt. Jezund Habe fich das volk verkeert; darum
@) Zu der Zeit gehalten, als die andern Kantone heftig in Zürich drangen, mit
ihnen in den neuen franzöfifchen Bund zu treten und dem König Voll zu liefern. DA
noch der Bund mit dem Papft nicht ausgelaufen war, hielt es Zürich für Pflicht,
deinfelden den bundesmäßigen Zuzug zu leiften. Solche Predigten entzündeten den geim
migen Haß der Penfioner gegen Zwingli. b) Wie der Cardinal Schinner, Medizis
u. f. w. c) Am Zage vor der Schlacht bey Pavia war auch Herzog Ulzich von Wir⸗
temberg mit 10,000 Schweizern zue Eroberung feines Landes aufgebrochen, gegen du
Willen der Regierungen, die fie heimmahnten. | _
Zwinglis predigen wiber die yenfionen. 35t
ſtrafe uns gon fo ernſtlich; und es werde nit mögen gehulfen werden, wir
nemind dann widerum an unferer vorderen frommkeit, unfchuld und einfal⸗
tigkeit. Sunſt werdind wir für und für vöfen '., fallen und zuͤlezt gar ger»
fallen , ja zerfchmetteren. Gott werde den übermuͤt nit lyden. Er zeigt an,
wie zweyerley adets wäre in der eidgnoßſchaft, welche vil mee ſchadens td.
tind, denn der alt adel vor alten zyten ie gethan hätte. Dann dife wärind
in mitte in den unſern, und wärind der unſern. Der erft adel fucnd die
venfioner , die er birehbrater nämt, darum daß die daheim ſäſſind hinder
dem ofen , nit hinus kämind, und doch allen herren hinder jre ſchätz kämind.
Sagtind den herren geofle ding zu uf biderber Lüten kinder, mit denen ſy
diß und das wölltind zu wegen bringen, darvon man boch nüt weder den
väteren noch Einden fage, und märkte nüt deb minder um fy. Und thugind
ſoͤmliche vil größeren fchaden under uns dann keine frömde herren. Der
ander adel ſyend die houptlüt, die teetind fo Loftlich in ſyden, filber, gold
und edeigefteinen , mit ringen und kettinen heryn, daß es vor fonn und mon
ein ſchand fuer, gefchwigen vor gott und menſchen; einer fye oben 'guls
din und underhalb fudin, der ander underhalb guldin und oben. fammetin
oder damaftin; und das alles fue alfo mit fo vil löckern verfenſteret a), daß es
ein ſpott ſye, dag man fy alfo nun lafle vor den ougen offentfich herum
prachten. Ir wüflend wol, biderben lüt, wiewol es mir zugelegt, daß ich
gefteaft , und dife lüt genämt blürfuger und bluͤteglen, das ich aber nit ge⸗
than bab.L) Aber icdocy muß ich iezund fagen und offenlih üch anzeigen,
men doch die houptlüt alych fuend; und gilt mir gan giych, ob erlich lüt
daran ein beduren haben wurdind : dann das byſpil ift an jm felbs nit ale
bös , als die find, von denen ich rede. Sy find den mezgeren glych, fo das
vech gen Conftanz trybend; die trybend das vech hinus, und nemend Bus
gelt darum, und kummend one das vech wider heim ; farend dann widerum
us, und thuͤnd jm alfo für und für. Alſo thünd die penfioner und houpt⸗
tüt. Denen bat es (usgenommen ein fartc) allweg gelungen, daß ſy us dem
ſchlachten und geſchũtz (mit weiß ich, wohin fu fich fellend) widerum heim
tummend, und dringend die wätfchger? voll gelte, und habend biderber lü⸗
ten finder vertriben ; und von ftund an widerum uf, und bringend einen
anderen hufen; den vertrybend fü ouch; darus werdend fü ench. Hum lüs
gend, ob man die blüteverframer tür gnuͤg könne ſchelten; ſehend ouch, wie
das vil ein untraglicher adel ift dann der vorig. Ir wüſſend, daß ich üch
im anfang min hals daran gefeßt hab, die vereinigung mit dem könig d)
werde die eidgnoßfchaft bringen in groß Inden. Alſo fag ich iez uf ein nüms
dab es noch mit us iſt, und noch wire gan muͤß; daran feb ich üch Iyb
und leben; es ſye dann, daß man fich ändere; dann die penfioner ſitzend
allentbalben an regimenten , wöllend der venfionen nit manglen und do»
rum das kriegen nit verbieten; und die houptlüt verfürind giych , wie
Bil ſchiff ſy wöllend , fo zücht man die hüsfi vor inen ab. Wenn ein wolf cin
1) abfallen wie Laub, Obſt. (Daher Laubrifi, Risobſt.) 3) Keibgürte, Felleiſen.
9) fhönen , Fräftigen.
‚ a) Es war Mode, zerfchnistene, buntfireifige Kleider zu tragen. b) Befonders auf
eine Tagfagung zu Baden 1823, wogegen er die „Entfhufdigung etlicher zugelegten
Artikel ſchrieb. C) Ben Bicocca fielen viele Anführer. d) 1521.
352 Zwinglis yeedigen wider die penſidnen.
ſchaf oder gan hinweg treit, fo ift man uf und ſtürmt man. Dife ver⸗
fürend fo manchen folgen? mann ; und darzu thüt nieman müt. - Dann do-
mit wirt es alles verkleibt!: Es muß doch nieman loufen , dann der gern
will; und darf. aber kein oberfeit in der vereinigung , noch fein vater finen
tinden verbieten ze loufen. Iſt das ein göttliche vereinigung , und nüb einer
eidgnoßſchaft? Ich fag üch, Hilft man nit, daß ſomlichs abgeſtellt wirt,
fo wirt gottes rach vilfaltig folgen ; dann gott laßt fömlichen mütwilfen und
hindergan des armen gemeinen manns nit ungerodgen. Gott redt: Thu
den böfen in mitte under dir dannen. Dorum , will man zu rümwen kum⸗
men, müß man das fchlechtlich und Eurzum? thin. Doch, befeert fich
deman , und zeigt ein gemwüllen rüwen finer mißthat, möge man fin bab
und güt, das cr alfo gewunnen, den witwen und waiſen, an denen fi ſchul⸗
dig, usteilen. Dann kurzum müfle man die enchtag , mit venfionen und
beuptmannsgelt zemmen gelegt, zerbrechen wie die Icherhüfen? uf den mut
ten. Wo das nit, fölle man das rüber an die hand nemen, und die
mattlüt dermaflen firafen , dab ſy anderen ein bufpil werdind. Zum lezten
vermanet cr das volk zum emfigen gebet, daß ung gott cin rechten weritand
yeriybe, damit uns das recht wol gefalle, und das thuͤgind, das gott arfallı,
1) Hefchönigt. 2) bald. 3) Maulwurfgügel.
353
niber die usſchlieſſung von dem abendmal.
Siutachten Zwinglis an den rat von Zürich.
In der Simmlerfchen Sammlung findet ſich ein Gutachten Zwinglis
über eine Art von Bann folcher Glieder der Gemeinde, welche in offen-
baren Laftern leben , der in der Ausfchliesung vom Abendmahl beſtehen
ſollte. Diefed Gutachten: folgt im Manufeript auf die Vorrede vor der
Nachtmahlshandlung. Schwerlich ward diefer Bann je fo vollzogen,
wie er Hier gefordert iſt; und fpäter wollte Zwingli felbft feinen Bann
in der Kirche, wie folchen Delolampad wünfchte und in der Basler⸗
kirche zu Stande brachte. Nur in den ehelichen Sagungen ward auf
Ehebruch und Hurerey Ausfchlieflung vom Abendmahl gefegt. Darum
ward auch dieſes Stück nicht mit der Nachtmahlshandlung abgedrudt,
weil der Rath ſolchem Vorfchlag feine Genehmigung nicht ertheilen
wollte, oder auch ed Zwinglid Weisheit anheim ſtellte, ohne bürger«
lich gefegliche Autorifirung davon nach Umſtaͤnden Gebrauch zu machen.”
Simmler copirte dad Gutachten von ‚einer Handſchrift Uttingers.
— — ⸗
Nun folget diſer gemeinſame nach, daß wir chriſtenlich lebind. So
aber etliche ſo unverſchamte laſter ſind, die nüts mee geachtet werdend under
den chriſten; muͤß man ſehen, daß diſe usgerütet werdind; und darum wer⸗
dend ſich die, fo hinzuͤgan wellend, vermeſſen, wie harnach folgt die offe⸗
nen laſter ze vermyden.
Erbeucy und huͤry muß in ſonderheit dannen gethon werden, ouch got⸗
tetläßeeung und trunkenheit; dann in dem lvchnam Chriſti, das iſt, im ſiner
gemeind oder kilchen mag man fölche lafter nit erlyden, und mweniger noch
gröſſere laſter, als todfchlag , meineid, rouben, diebftal und dergiuchen.
Hierum werdend wir das brot und trank der widergedächtnuß und dankſa⸗
gung überein denen nit geben , die in genamten faftren ofienlich erfunden
werdend. Ob aber demnach üwer, unfer herzen, ſtab und oberfeit fy nit
vertryben, wurdind wir allen. glöubigen nad) göttlichen gefeß empfelen , fol
he Überteeter mit aller gemeinfame, als eſſen, trinken und andere bywonting
und pflege , vermnden. z . ' .
Desglychen, ob etliche noch den gögen dientind, das wir doch nit bof-
fend , Die foflend ouch nit zů difem tiſch und dankfagung zügelaffen werden.
Es fol ouch der unbillich gut bie usgefchloffen werden , under welchem
wir ouch den zinskouf findend, umd in für zimmlich und lydenlich nit mö⸗
Swingli’s ſammtl. Schriften IL Bdo. 2. Abthig. 23 .
354 Wider die uöfchlieffung von dem abendmal.
gend erfennen. Hoc, damit ums zutlichen guͤtee willen kein unent entſtand,
und nach der liebe alle ding gerichtet werdind, ouch fich ferfels und gewalu
nieman möge klagen, fo befindend wie us den exemplen Abrahams, Jacobt,
Joſepyhs, Salomons und anderer, daß, wo man mit dem zins nachlom
mender geftalt handlen wurde , wie dannetbin die, fo zins habend, nit Fön
tind usfchlichlen von difee widergedächtnuß oder dankfagung.
Zum erften wellend wir hiemit die zins verftan, Pie erbzins, bodensin
oder Ichen genennt find, dann wir die für eigentum erfennend ; es werde dann
bie ſolche unmaß und überdrang gebrucht, daß darin gott, brübderliche lick
Pa einigfeit verleßt werdend , welches dann einer oberfeit zuͤſtuͤnde zuͤ ver⸗
even.
Zum anderen. So ein oberkeit Peinerley zins fürbin. geftattet zu kon⸗
fen , damit der boden wyter nit befchwert werde; möchte man bie zins If
bas laſſen haugen, bie daß ſy mit feiben abgelöst und der boden erledige
wurd. Wo uber das ie nit fun möcht, us der urfach, daß einer us onli-
gender not fine -zine gezwungen wurde zu berloufen; damit im nit nüts us
dem finen gienge, ſoll ein anderer verfouften zins wol mögen koufen und
an fich Löfen. |
Zum dritten. Wo ſolche erfoufte zine unablöfig wärind, daß ein ober⸗
keit die erloubte abzulöfen ; und ob darum nit brief, urbar oder ander
aha gewarfanen wärind, daß man dife nach der zal 20 ums A ablöfn
möge.
Zum vierten. Damit den armen gehulfen, und der boden gelediget
werde , ift not, daß man die: lofungen folcher maß trybe, daß der befiger
damit nit befchwert, noch der zinsköufer des finen beroubt werde; fo fol
man, was über 1 gulden gelte ifk, allweg das halb houptgüt mit dem
zins gegeben, die Halbe fumm und zins ablöfen und bezalen mögen. “Aber
der lofung zyt halben wär allerbillicheft, daß, zuͤ welcher zyt einer mit sind
und bouptgüt käme, nad) anzal möchte ablöfen.
Zum fünften. So aber dit gefar in dem zinskouf gebrucht, alſo dei
man by der beſtimmten mark 20 um 1 (die dennoch nit geumd im gottes wort
bat) nit gebliben if; fol man den beſchwerten entrichten , daß er nad) aw
zal fines ungenommenen bouptgütes zinfen fölle, und nit mwyter mit der
verſchrybung gezwungen werden. |
Zum fechsten. So ouch die feuchtzine mit groſſem nachteil und K-
ſchwerd des armen manns gemeinlich erkouft find, alſo daß ſy der meeriild
zut vil meer geltend , weder das houptguͤt 20 um 1 beingen möchte ; fo fol
ein ieder, der folche zinfe gibt, wenn er frücht oder bar gelt bringt, fo Wil
das houptgüt ertragen mag , bezalt und gewärt haben. Ob aber die früch
minder gultind , weder das houptguͤt ertragen möchte ; foll der zinfer ouch
nachzichen und erfüllen nach der houptſumm.
Zum fibenten. Sytmai etliche Inbdinge ome not und mit gefärd, ouch
nachteil etlicher erben erkouft werdend, foll man kein Inbding geitatien \
koufen one gunft, wüſſen und willen der oberfeit, die dannethin, wo I
eebafte urſach fehend , nach jrem bedunken zügeben oder abfchlagen moͤgend.
(Ben diefem Artikel iſt bengefchrieben, und zwar von einer andern di
Uttingers Hand: „Iſt befät.*) Zu ' |
Uiber die uöfchlieffung von dem abendmal. 355
Zum achten. So aber ander unfer eidgenoſſen ouch zins in unferen
gebieten habend , foll man jnen diſe widerfaren laſſen nach inhalt jrer brie⸗
fen, doc fo feer fü one minderung der beftimntten fumm 20 um 1 erfouft
find. Wo da minder oder meer erfunden wurd, foll der kdufer und zinſer
einander nachzirhen.
Wo nun ſolcher geſtalt mit dem zins gehandlet wurd, möchtind wir
um liebe und fridens willen deſto zimmlicher von dem zins reden und ma⸗
nen. Wo aber das nit, muͤßtind wir für und für wider die und ander be⸗
ſchwerden ſtreng leeren und ſchryen.
Und ander unzimmliche beſchwerden, die wir leider hörend ſo unge⸗
mäß beſchehen, als lyhen mit unzimmlichen gedingen, die künftigen frücht
aneerbarlich an ſich Löfen, wuͤcheren, wechslen und ander unbilliche köuf,
wo wir deren inne, werdend wir bie übertreter don diſem nachtmal us⸗
fchlieflen.
Hierum welle üwer eerſam wysheit bie ynſehen, damit nieman ge⸗
ſchmacht werde,
Es ſoll ouch demnach die meß gänzlich abgethan und ewiglich unber«
laſſen fon heimlich und offenlich.
356
Ordmung und anleben ,
wie hinfür zu Zürich in der ftatt über eelich ſachen gericht
ſoll iverden.
Gedruckt zuͤ Zürich durch Fohannfen Hager.
Buflinger bemerkt ausdrüͤcklich, daß Zwingfi die Ordnung
des Ehorgerichtd abgefaßt. habe.
. Wir, der burgermeifes & rat und der aroß rat, fo man ndmt die zwey⸗
bimideet der Matt Zürich , embietend allen und ieden lütpkiefteren, pfarreren
feelforgeren und prädilanten , ouch allen obervögten, underbögten , amtlü«
ten und fuft menglichem, fo im unferen flätten , graffchaften , herrſchaften,
hochen und midren gerichten und gebieten verpfruͤndt, wonhaft und geſeſſen
find, unfeen grüß , günftigen und geneigten willen; und thünd üch berich-
ten, als ouch ſuſt iedermann bishar gefehen und befunden hat, wie vil und
mengerley züfprüchen und irrungen uferftanden find in eelichen ſachen. Das
rum die partnen für und für einandren gen Coftenz oder andere frömde gericht
geladet , und mit merklichem groflen often gerechtfertiget ; daſelbs ſy ouch
ie zu zyten, nachdem die lüt an zytlichem guͤt hablich amefen, (unſers be
dunkens) eben gefarlich unusgericht ufgehalten find sc. Und damit ſoͤlicher
groſſer koſt, müj und arbeit zwüſchend üch, manns⸗ und wybsperſonen, ſo
alſo der ce halb an einandren ze ſprechen habend, und in unſern gebieten:
hoben und nidren gerichten gefeflen und wonhaft find, hingelegt, abgethon
und fürfummen, ouch menglich unverzogenlicy mit recht gefertiget werde ;
fo habend wir dife nachfolgend gemein fahungen bon der ee wegen gcord-
net, angefehen , ouch die, zuͤ minderen, ze meeren oder gar bin ze thünı
ein zyt lang ze Üben angenommen. And ob von unfern getrüwen lieben
eidgnoffen, us welchem ort das wäre, etwann partyen kämind, die um des
mindften koftens willen by uns in eelichen fachen das recht füchen und bru⸗
chen wölltind ; wenn dann diefelben beed vartyen, iede von je oberfeit, brick
und figel bringend , daß inen fdlich recht anzenemen vermilliget gt; fo ſöllend
ſy um funderer fründſchaft willen angenommen werden , und man jnen das
recht in aller aftalt wie den unferen ergon laſſen, und tuft fich niemans
uffert unfer ftatt Zürich gebieten geſeſſen, beladen.
Und damit fülcher gerichtebandel fürderlich, als die notdurft höiſcht
geuͤbt werde, habend wir zü richteren verordnet feche mann , namlich zween
von den lütprieſteren in unfer ftatt, die des göttlichen morts bericht ; item
zween us dem kleinen, und zween us unferen groffen rät. Under Denen
alten foll einer zween monat obmann oder vichter fon , berufen, gebieten:
verſammlen, anfragen , und fölichen gerichtsbandel , wie die notdurft erfor:
deret, üben und vollſtrecken.
Ordnung und anfehen über eelich füchen. 357
Was die nach inhalt der nachaefchribnen artiffen und faßungen rich-
tend und fprechend , darby foll es biyben. Ob aber etwar dee unferen und
ınderee wellte appellieren, das ſoll nienderthin anders denn für cin eerfameir
rat in unſer flatt Züridy gezogen werden.
Die gerichtstag werdend und füllend fun am mentag und donftag.
Des gerichte play oder ftatt werdend die richter erwälen und anzeigen.
Alſo wenn es eins geſchlagen hat nach mittag , daß dann die richter, nota⸗
us oder ſchryber, des gerichte weibel, umd wer zum gericht dienet, by jren
iten daſelbs fon ſoͤllend, und, mie ſich gebürt, beifen bandlen. Ob aber
tlicher der ftatt und anderer cebaften fachen halb nit möchte da fon , "denn
off ir burgermeifter durch den weibel einen anderen dargeben und gebie⸗
en laſſen.
Und welcher ie zuͤ guten richter iſt, der ſoll des gerichts eigen inſigel
yaben, und durch den weibel von mund oder mit briefen tagſatzung und
jebot thuͤn, allweg dy güter zyt.
Er foll ouch die fachen, fo für in fummend umd vorbetrachtung oder
wratens bedörfend , über acht tag nit verziehen oder ufhalten ; damit die lüt
ürderlich zU oder von einandren gefertiget werdind.
Hie folgend die artifel und fagungen bie ee betreffend.
Für dag erft ein gemeine fatzung: daß nieman in unſer ſtatt und land
He ee beziehen ſoͤlle one byweſen und gegenwürtigkeit zum windſten zweyer
rommer, eerſamer, unverworfner mannen.
Erklaͤrung diſer ſatzung.
Es ſoll aber nieman dem andren die ſinen veemälen, vervflichten oder
ingeben one gunſt, wüſſen und willen bater, müter, vögten oder deren,
men die kind ftond ze verfprechen. Wer aber das übergienge , ſoll geſtraft
verden nach geſtalt der ſach, und die ee nüt gelten.
Damit nun die ce nit ungemeiner denn vor gemacht werde, fo foll kein
€ haften, die ein kind bezuge binder obgemeldten, finem vater, müter, vög⸗
en oder verwalteren, wie die genämt find, ee dann es völlenklich nünzehen
aren alt fye. Gefchebe es aber vor diſen jaren , fo-mögende die genannten,
in vater 2c, binderen und vernütigen.
Wo aber diefelben fümig wärind, und jre kind nit verfähind innerthalb
m nünzehen jaren, fo mögend fy fich darnach mit gotıs hilf felbe, von
edermann ungehindert und on alle entgeltnuß verbeinzaten und berforgen.
Es fol ouch weder vater, müter, anmalten, noch nieman jre kind
wingen oder nöten zu keiner ce wider’iren willen zi keinen zuten. Wo
iber das gefchäbe und rechtlich geklagt wurde, ſoll es nüt gelten, und die
ibertreter geſtraft werden.
Die ee ze beziehen oder gmachte ce , wie recht iſt und obſtat, ſoll hinfür
nüt mee hinderen noch zertrennen, keinerken. arad, glid noch ander fachen,
J die in der göttlichen gſchrift Levit. xVIII. tlarlich usgedruckt wer⸗
Und was bishar mit diſpenſieren und um gelt erlangt worden ift, foll
alles us fon und nit mee irren.
358 Ordnung und anfehen über. eelich ſachen.
Usnemung von dem gefaß.
Wenn zwey einandren nämind, die fry wärind, und nieman bättind,
dem ſy zu verfprechen ſtuͤndind, oder der fich jren anndm, nnd fu einandren
gychtig find, Die ſollend einandren halten ; doch foll das meidli über vier⸗
zehen und der knab über ſechszehen jar fun.
Wo fu aber einandren abred find, und kein kundſchaft hand nach Iut
des obgefchribnen geſatzes, fo wirt es nüt gelten. Darnach wüſſe fidy ieder⸗
mann ze bewaren, ſorg ze haben, und ſich vor ſchanden und ſchaden ze
huͤten.
So aber einer ein tochter, magd oder jungfrow verfällt, geſchmacht oder
geſchwächt hätte, die noch nit vermächlet wäre, der ſoll iro ein morgengab
geben, und ſy zuͤ der ee han. Wend jime vater und muͤter, vögt ode
—8 nit lon, ſo ſoll der ſächer die tochter usſtüren nach der oberkeit er⸗
anntnu
Und ob ieman ſich des andren gefarlich und zu ufſatz berumen wurd,
und fich ſomlichs offenlich erfunde , das foll hoch geftwaft werden.
Item argmwon hinderred, betrug ze vermyden, ſo wöllend wir, daß
ein iedliche ee, die rechtlich bezogen iſt, offenlich in der kilchen bezügt und
mit der gmeind fürbitt zeſammen werde gegeben. Ouch ſoll ein ieder vfarrer
ſoͤmlich perſonen all anſchryben und ufzeichnen, und keiner den andren fine
underthonen zufüren one fin gunſt und offenlicyen kundlichen willen.
Mas. ein ee zertvenuen mög oder fheiden.
Es zimmt einem frommen eemenfchen, das fein urfach darzuͤ ggeben
bat, das ander, fo an offenlichen eebruch ergriffen wirt, von im ze floflen,
‚gar verlaflen , und fich mit einem andren gemahel ze verſehen.
Diß nennend aber wir, und achtend ein ofinen eebruch, der vor dem et
gricht mit offner gnuͤgſamer Eundfchaft, wie recht ift, erfunden und erwott,
oder an offner that fo bärlich und argwönig wirt, daß die that mit feiner
geftalt der warbeit mag berlöugnet werben.
Diemyl aber dem eebruch nit gelimpfet. werden fol, und nieman urſach
füchen, zu einer nüwen ce durch ‚eebrechen ze Eummen ; wirt not fon, def
man oudy ein Härte firaf uf den eebvuch tebe; denn ex. ouch im alten teſta⸗
ment by verfleinung was verboten.
uf ſolich werdend die pfarrer, denen das gettswort, und uffeben befo
len ift, ſoͤmlich übertreter mit der chriftenlichen gmeind bannen und uf
fchlieflen ; aber die Inblich fraf, und mit dem güt ie bandien, der oberkeit
beim feben.
Daß aber nieman us ſolichen urfachen ab der ce ſchuhen wellte und
in 8 ſich verligen, ſollend dieſelben ouch, als iez gemeldt, gebannet
werden.
So nun die ee von gott yngeſetzt iſt unküſchheit ze vermyden; 3 mb
aber dick erfunden werdend., die von natur oder anderen gebreſten unge⸗
ſchickt oder unmügend find zu eelichen werfen; füllend ſy nüt deſt minder
ein jar fründlich by einandren wonen, ob es um fü befier wurde dur jr
und andrer biderber lüten färbitten willen. Wirt es nit. beflee in der ut,
foll man ſy ron einandren fcheiden, und anderswo ſich vermälen Laffen.
Ordnung und anjehen über eelich ſachen. 359
Item geöflee ſachen denn eebruch, als fo eines das leben verwurkte,
nit ficher vor einandeen wärind!, wütende, unfinnige?, mit büry tratzen, oder
ob eines das ander unerloubt verkieffe, lang us? wäre, usläig und dergly⸗
chen , darin nieman von unglyche dee fachen kein gwüß gſatz machen kann ;
mögend bie richter erfaren und handien , wie fy gott und geftalten der fa-
chen werdend underwyſen.
Die fabungen füllend alle pfarrer flußlih und zum didleren mal den
jren verkünden und warnen.
Dam “: Zürich uf mittwochen anı 10. tag des Monats May anno
MDXX
ur Wuth. 2) unſinn, Verrũdtheit. 3) auswärts, abweſend.
360
Zuie ſich die münch ze Rüti mit leſen und hören
der heiligen gſchrift halten Föllind.
In dem Praͤmonſtratenſerkloſter Ruͤti (1208 vom Freyherr
Lüthold von Regensberg geſtiftet und ſpaͤter von den Grafen von
Tockenburg ſehr bereichert) herrſchte ein ausſchweifendes Leben. Der
Abbt Felix Klauſer, ein Feind der Reformation, ſtahl ſich in
April 1524 mit Briefen und Koſtbarkeilen bey Nacht aus dem Kloſter
weg nach Rappersweil. Dann überfielen die Bauern dad Klofe,
fraßen und ſoffen fich vol und, pländerten ed. Der Kath von Zürich,
als die Ruhe in diefer Gegend hergeftelt war, machte den Moͤnchen
dafelbft folgende Vorfihrift: Sie follen ferner. ihre Wohnung im Klofer
haben, und wenn fie nicht auf Pfründen verfegt werden , Unterhalt
in Speid und Tran? wie früher, und jeder jährlich 30 Gulden Geldi
empfangen. Dem ind Klofter zur Verwaltung des Klofterguts gefehten
Amtmann follen fie gehorfam ſeyn, und die ihnen gemachten Verord
nungen mit Singen, Leſen, Kleidung u. f. w. befolgen. (Simml.
Manufer.) Diefe Verordnungen wurden ihnen nad) dem Gutachten
3winglig gegeben.. |
So das lob gottes von unferem mund niemer kommen foll , und aber
nit allein Eindlich funder ytel und närrifch ift, fo wie ie lobend mit wortm
die weder wir noch andre verftond, wie 1. Cor. XIV, 2. mol derſtanden
wirt; fo ift vor allen dingen not, daß, die ze Rüti yngenommen! find:
mit einem, dee ſy offenlich verſtändlich und wol leere, verſchen werdind.
Und damit die helig afchrift inen wol yngebildet und in gedächinuß unge
druckt iverd, iſt eben als not, daß fy die vil ubind mit züchtigem und ge
mäſſem zuhören und lefen. |
UF das füllend die genannten alle morgen zuͤ gelegner zyt uf ein ſtund
on gefar us dem alten teftament lefen mit fölcher ordnung , daß fun da de
am büch der afchönfd anhebind, und ein capitel viere oder fünfe einandern
ſtracks nachlefind , damit der verftand an einandren hange , oder fo dil fh
erfindend uf ein ſtund not fon, und das mit. zimmlicher ſtimm, nit ze bed,
nit ze nider, ouch rechter maß, nit ze fchnell nody ze wäg. Und fo die
capitel verlefen find, daruf on gefar vier pfalmen mit einer ſtimm (nnisoeo),
wie man vormal kurſiert Hat, verlefen; und demnach ein tag um den andren:
1) aufgenommen.
Wie fich die münch ze Rüti mit Tefen sc. Halten fölind. 3861
jenedictus dominus deus [srael, oder: Te deum laudamus, alle in einer
kam; demnach: Kyrie eleeson, und: Pater noster ; und demnach dig
ollect desſelben ſunnzaas die ganzen wochen.üs und 'ns.: Und föllend alle
ag an dem ort der gichrift und der pfalmen anheben, da fü es des vorderen
ags gelaſſen Habend ; und fo ſy das alt teſtament uxd pfalter usgelcien ha⸗
end, da vornen widerum anheben.
Hady dem leſen foll denn der leerer anheben am nüwen teftament je
efen , fo bil er meint on gefar in dry viertel einer ſtund, oder. zü ſunnen⸗
agen in einer ganzen ſtund, klarlich und verſtändlich uszelegen, und in
wm alſo big ze end fürfaren unz uf apocalypsim. |
Zu befperänt fölfend aber die genannten anheben im nüwen tefkament
e leſen ein cavitel. zwey oder dry nach gelegenheit; und demnach dry pfal»
nen; am: Dixit dominus, anheben, und im: Beati immaculati, fo fü
ran kummend, dry büchftaben für dry vfalmen lefen; demnach: Magnifi-
sat,.0der : Nune dimittis, eins umge ander; Pater noster; und demnach
ie collecta; alle wys und maß ‚, wie obftat,. uf ein halbe fund. .
Nachdem foll der leerer ein Rund einen güten trefienlichen Latinifchen
eerer, damit ſy die ſprach wol ergryſind, vorlefen mit den pr=ceptionibus
zrammaticis, mo es not iſt.
Es fol uch genannter leerer mit ſoͤchem ding ufgenommen merden ,
a6 er mit zucht und flyß nit ablafle an jm felbs und andren; und, wo.
‚as nit befchähe , abgefeht mögen werden,
Darzu möchtind nach der dryen lütprieſteren rat erwält werden Wolf
jang Chröil, fchülmeifter zu Rapperſchwyl a) gſyn, oder Joh. Rälli⸗
:anusb). Doc, wär jr rat von des von Rällikon wegen, daß man in hier
yar in die ftatt vflanzte. Iſt noch jung , bat aber die anfäng der dryen
Sehen wol ergeiften ; deßhalb jm und der leer in der ſtatt bas gebürte
se ſyn
Diſe obgemeldte ordnung iſt vor minen ‚herren. rät und burgeren gehört,
md daruf erkennt, daß es darby blyben, und von denen herren zu Rüti
und Stein dero gelebt und nachkommen ſoll werden. Actum mittwochs
Vigilia Bartholomei c) MDAXV.
a) Chröil fam 1525 dahin. ©. Huldr. Kramer an Zwingli 13. Geptemb. 125.
8. ep 23 a. 1525, b) Don Rhellican ©. ep. 33 a. 1525. c) 24. Auguſt.
363
niber den sebenden und die veſchwerden Der
DE landlüten von Zürich.
Die Emphrung der Bauern in Deutichland gegen den ſchweren
Druck ihrer Gutsherren und die zu ſchrankenloſer, bürgerlicher wis
kirchlicher, Freyheit flihrenden Schwärmermeinungen mancher Prediger
regten auch einen Theil des Zürcherifchen Landvolks auf, non der Ober
keit Aufhebung der Leibeigenichaft, des Zehentens, der Frohnen, der
Zoͤlle und andern Abgaben und Beichwerden , Freyheit der Jagd, dei
Weinſchenkens, des Handels, Wahl und Abſetzung der Pfarrer, Ab
Iöfung der Grundzinſe, Herabfegung der Geldzinie, Uebergabe ber
Kioftergüter an die Gemeinden u. f. w. zu verlangen , und zwar als im
-Wort Gotted begründet zu verlangen. Doch nach ein Paar aufruͤhri⸗
schen Bewegungen ward alled der Oberfeit, nach Schrift und goͤmli⸗
em und natürlichem Recht zu entſcheiden, Äberlaffen. Die Leute der
Herrſchaft Regensberg z. B. erklärten fich alfo: „Die Amtleute legen ihren
Herren und Obern von Zürich ihre Befchwerden vor, und bitten , fo fern
die Billigkeit und das göttliche und natürliche Recht dad gebufden mag,
um Entladung von denfelben , und wollen dieß zu jeder Zeit um fie ver-
dienen. Wo aber ihr Anbringen und Meinung ungebührlich und wider
Gottes Geſetz und das Evangelium wäre, fo wollen wir gern vor
unferm Vornehmen ſtehen; doch ſoll uns dieß allein durch das Wort
Gottes bewiefen werden, durch welches wir und gerne wollen weiſen
laſſen und ihm glauben. Wir hoffen auch von unfern Herren und
Obern, , dag wir fürhin von ihnen als chriflichen und redlichen Regenten
nad dem einigen Wort Gottes regiert und mit Teinen menſchlichen
Gatzungen, die wider Gotted Wort und cheiftliche Liebe find, beladen
ſondern davon entlediget werden.“ Der größte und wohlhabendſte Theil
des Gebietes aber blieb ganz ruhig ; der Landmann erfuhr nicht wie Mm
Deutfchland verachtenden Stolz amd gewaltthätigen willkuͤhrlichen Drud
von feinen Herren. |
„Diewyl aber vom zehenden“ — erzaͤhlt Bullinger — „18
bem wort gotted mit glychförmig geprediget was, ward erfennt, di
darvon ſoͤllte vor rät und burgeren ein gefpräch gehalten werden. Det
underfchryber, Joach im am Grüt, und etliche andere zugend ud
dem alten teſtament an ale die ort, die vom zebenden gefchriben Ran).
Uiber den gehenden und die befchwerden ꝛc. 363
Zwingli antwurtet: Dife ort dienind nit fürnemlich zu dem , dag man
von göttlichen rechten den zehenden fchuldig ne; dann dife vermeldete
ort Iutind von dem fevitifchen zehenden; da aber das Fevitiich prieſter⸗
tum und alles, was daran hanget, im nüwem teflament abgethan
fye ; darum man mit dem abgethanen nüt probiere. Dahar aber muͤſſe
man den grund nemen, dag eintwederd die zehenden erkoufte fchulden
(als meerteild) diſer zyt gend, oder aber der kilchhörinen zu ufent⸗
halt der kilchen und Tilchendienfien gülten und fchulden. Gytenmal
man aber. nach göttlichem rechten iedem das fin zu geben und zit bes
jalen fchuldig fue, lut der worten Pauli Roͤm. XIII, 7. und nach Iut
der ganzen gefchrift und des gemeinen rechts; fo fye man ouch von
göttlichen rechten die gehenden als rechtmäflige fchulden fchuldig ze be
zalen ; und fo die kilchen von den zehenden nit hättind, was zuͤ den
tiichen dient und notwendig if, müßte man nochmalen gemeinlich flü-
ren , dag die Tilch erhalten wurde. Es ward ouch meer geredt von
dem. rechten bruch und mißbruch der zehenden im difem gefpräch. Ends
lich entſchloß fich die oberfeit der erfanntnug und erlüterung,, die fü
allenthalben uf die ganzen landſchaft usſandt (14. Aug. 1525). —
Judicium populi. — „Die eerbarfeit was difer erfanntnuß und
erlüterung zufriden. Aber die im evangelio jr eigen gfüch gern funden
battind, warend unwillig, Rüchtend den pfaffen, und redtend ouch dem
wort gottes übel. Etlich zehendtend nüt deg minder nit recht; ; darum
ſy an lyb und güt geſtraft wurdend.“
"An der Simmlerſchen Manuſcriptſammlung (Vol. XIV.) finden
ſich zwey Auffäge von Zwingli, die ald Gutachten für den Rath; verfertigt
und von demfelben genehmigt wurden. Die auf diefe Gutachten ge⸗
gründete Entfcheidung des Rathes Über die Beſchwerden des Landvolts
maß um der Deutlichkeit und Vonkändigteit willen ‚hinzugefügt wer
den. Für die Notaten Zwinglis Über Fruchtkauf, Einkommen der Geiſt⸗
lien, Armenordnung Iäßt fich feine beftimmte Zeit nachweifen , und
fie mögen hierauf am ſchicklichſten folgen.
.
-
364 Uiber den zehenden und bie beichwerden er.
Erle! Gutachten.a)
"U Unis uov 6 Heög.
Wie dann in dem zehendenfvan zum testen von uch, unferen underihanen,
bor unferem rat geofinet iſt, daß wie mit unferen qeleerten Darüber fißen und
ermeflen wellind, was das gottswort um Die zehendenſchuld vermög; habend
wir allen ſiyß und ernft mit usgefchoflenen lüten fammt etlichen geleert
erftlich, demnach vor gemeinem ganzen groflen rat angewendt und alle dinz
bin und mwider gemeflen und erwägen ; und finkend alfo, daß wir uns nit
Hein ze verwundren aendtiget werbend , daß jr üch erbütend dent heiligen
gottswort ghorfam ze fon, und üch aber us eigner bewegung underfland di
ächenden nit ze geben. Erxforderend darüber uns, glych als ob- wir uch de⸗
ren entladen föllind, mit denen wir üch doch nit habend beladen, Das uns
biſſich befrömdet; dorus, fo wir uns, hoffend, ouch je wol wüflend ſogind,
daß wir alle zyt bar gemeigter üch beſchwerden abzenemen, die wir Dennoch
mit gott uf üch wol bättind mögen laffen Ligen, weder ufzebinden geweſca
find. Und wiewol wir üch in einer gmein mit einer. kurzen amtwurt wol
möchtind abfertigen, und aber daby etlich find, die jrer ungborfame das
gottswort fürhenkend, darus üwer nachteil bärlich ermachfen möcht; babend
En un sathloffen us gottes wort anzezeigen , daß je die gehenden ſchuldig
N ale: - . ’
Für das erſt, fo _felend etlich.treffentich , die da meinend, darum dar
nit glnch im ebangelio frande: Jr föllend den zehenden geben, fo föllind ſy
in nit geben. Denn alfo möchte fi) ein ieder garnach aller ſchulden ent
laden. Es möcht einer fprechen: Ich will dem ſchnyder, ſchuüchmacher,
Hier, müller, mezger nüt um das geben, das er mir gewärt bat; denn
es ſtat nit gefchriben im evangelio: Bezal den ſchnyder, ſchüchmacher, pi
fier, mülleer, mezger. Weſchs nüt anders wär weder ein frefne unredlice
vermeſſenheit und fchmach des göttlichen wortes, aluch ale ob dasſelb um
eigens nutzens willen leere alouben » trüw und liche brechen.
Zum andren find bil ding under den menfchen ufgeſetzt, deren gott nit
gedenkt in finem wort ynſttzens halb; er Heißt ſy aber halten mit finem
wort, ale für, zöll, Inbeigenfchaft, und garnach altes, damit wir täglih
umgand , foufen und verkoufen. Die ding hat gott mit keinem mort ynge⸗
ſetzt; für daß aber die menfchen. in dero bruch kommen find, beißt er fh
mit usgedruckten worten halten. Glych als da die Linder Iſrael einen küng
wolltend haben, wart? jnen gott den füng ; da fu aber demnach fchlecht einen
küng haben wolltend , gebot er ouch, daß fu im achorfam wärind, Alſo
beißt er ouch die für, ſchoß, zöll geben, den Inbeigenen gehorſam leiften,
vuch eim unglöubigen obren underthänig fun ; 0b er glych die ding nit yn⸗
aefeßt hat. Röm. XIII, 1—7. Epheſ. VI, 5. Kol. III, 22. 1. Zimoth.
VI, I. 1. Petri II, 13 — 18.
Zum dritten , fo findend wir vom harkommen des zehenden , daß dero
etlich Iuter layenzehenden find , alfo daß fü einer herrichaft ein vorbebalten
eigentum find; glych wie ein ieder uf finem eignen hof, wyngarten oder
—
t) wehrte. |
a) „Dre Berfaffer ift Zwingli, wie fein eigenhändiger Auffat in Epp. Tom. IX
p. 3308 — 3316 in Arch. Ececl. Tig. zeigt. Bemerkung von Ginmier.
Liber den gehenden und die befchwerden ıc. 973
angericht iſt, fo habend oft die obren vil mee arbeit mit recht richten
und raten, weder die underibanen mit gehorſam fon. Deß wie on zwyfel
für andee herren, regiment , Yätt oder communen ein war byſpil find; dann
wir dit mee ſorg, koſten und angft habend ‚cin zyt bar müflen ertragen
weder alle unſeren biderben lüt; allein darum daß wir des heligen gottes⸗
woris nit widrum entroubt, je nik frefenlich um üwer ſün gebracht; ſunder
gottes eer gefürderet, und unſer fromm volk zeſammen gehalten wurd uf
alte fäll zu ſchimpf und ernſt; darin wir einen unſaglichen koſten erlitten
habend ,. doch zu gemeinem nutz und guͤtem, üwer und unſer. Denn ein
ieder, der gottsforcht und vernunft hat, mag wol erkennen, wie guͤt und
dienftlich dem ganzen land fye, daß unſer ftatt ufrecht blybe, daryn je
af in den lezten nöten (gott well die lang abwenden!) tröſtliche zuͤflucht
mögend haben; und harwidrum , wie ein unordenlich troftlos leben der
ganzen landfchaft gegnen wurd, ſo frer wie ienen ſölltind wider billichs ge⸗
drängt werden; wiewol wie in der ftatt allweg ee zuͤ guten richtungen kom⸗
men möchtind weder je uf dem land. Darum ouch billich iſt, daß jr ung
ſolche ſorgen und gefaren , Eoften und arbeit heifind tragen. Nun habend
wir üwer artikel ernftlich in vil weg ermeflen ; und, wo uns möglich gewe⸗
ſen iſt, fründlich entgegen gangen; und, mo dasfelb nit befchehen iſt, da
habend jr eintweders nit begert , das üch güt wär; oder aber wir ermeflen,
daß dasfelb anbringen wider gott wurde fon, oder aber allein wenig befun-
dren füten nützlich; die fich aber oft tür dartbünd und lut fchryend um ge»
meins nußes willen, und fo mans binderm liecht erficht, kräjend ſy us eig⸗
nm nutz. Es find auch unfer berren gänzlich der hoffnung, je werdind, nach⸗
dem und ir befcheid üwerer anbeingen gehört habind, faft wol ze friden und
rüwen fon, und mit aller trüw und ghorfame gegen inen üch ftellen, ouch
keine ufruͤrigen wider ſy mit entrichten Laflen , noch zu. andren inen wider
wärtigen keeren. Dann, wo zimmlich und gebürlich gweſen, ift wag üch
entgegen gangen fölcher maß, daß ein ieder Fromme wol ermägen mag, daß
Sy nit nuß oder eer der menfchen, funder gott, das recht und friden ange»
fehen habend. Gott, der ung alle gefchaffen hat und täglich närt und ver⸗
bit, weile uns ze beeden ſyten vexftand und amüt geben, daß mir nüts Wis
der finen willen fürnemind oder tbügind! Amen.
Jez folgend die antwurten über üwer artitel.
Schöne pferd, wute feld und der gmein mann
Eind ſtarke ding , der ſy recht Bruchen Tann.
Laßt man fg inen felbs gar und ganz,
Ligend ſy wüf one frucht und pflanz.
366 Liber den zehenden und die beſchwerden si:
teil die schenden bin und wider verfouft und. verfertiget find; und das a
mit unfer und unferer vorderen bermwilligung und offnem zuͤlaſſen.
Zum vierten wellend wie anzeigen, daB den chenden nieman verbalten
mag , der in gewont ze geben und in fchuldig ift, one verletzung der gewũßne
us der urfach, daß uns alle, die zehenden gebend, unſere aüter nit zehen⸗
denfry ankommen find, ſunder der zehenden vorus und ab in allen erben
und köufen für cin fo verjähne ſchuld iſt geachtet, daß man fein gebing
oder abreden darum bat müuflen thün ; dann wo harwiderum die güter ab-
Touft und zehendens fry geween , find ſy in alfer rechnung fo vil deſter tü-
ver gewertet. Wenn nun einer jm ſelbs zücignen will, das er weber er⸗
kouft noch ererbt bat, fo mag er ie dasfelb one verletzung finer gwüßne nit
thuͤn. Wirt fü aber nit verletzt, fo erfinde fich by eim icden slöubigen,
daß er mer ein röubigs dann ein. chriſtenliche gemuͤt bat; dann de fo fat
nf: Ir föllend allen menfchen geben , das je jnen fchuldig find. Nun re
finde fi) aber vor. ung und eim icden richter, daß wir, die in gebend,
fchuldig find deßhalb, der in ynnimmt, umd deßhalb, der jn gibt. Dann,
der jn unnimmt , legt fine gwarfame dar, daruf ein ieder richter haften
müß; und. ob unfere vorderen glych widerum hie wärind, ouch darby Big
ben. müßtind ; dann alle ding durch jr thuͤn und verwilligen ufgericht find.
Der in aber gibt, Tann jn nit ab jm wenden ; denn die güter find nit
zehendenfry an in kommen. Deßhalb ſich nun erfindt, daß ein ieder, ber
den zehenden nit gibt, eim andren das ſin inhalt, nimmt und wider gott
und ſin eigen conſcienz entweert. Und iſt uf das alles unſer antwurt der
zehenden halb, daß jr die unverzogenlich und one mindrung by gottes gebot
und by. üwer eignen conſcienz ze bezalen ſchuldig find wie von alter har,
das wir alfo bewärend : Zum erften find wir üwre ordenliche oberkeit und
richter, die üch gott fürgefet Hat. Dero find jr fchuldig gehorſam ze fon
(wiewol ſich etlich hierin gar ungeſchicklich baltend, und jnen doch dag eran⸗
gelium ungöttlich zu eim falfchen mantel machend) ; und welcher deren wi-
derftat, der widerftat der ordnung gottes. Ir find ouch dero bu ümwer
awüßne fihuldig gborfam ze fon, als Röm. XIII, 1 fi. hell wirt bewäret.
Zum andren, fo wie nun üwre richten find und obren, und aber us vor⸗
angezeigten gründen by unferer gwüßne richten und erfennen müflend, das
jr die gehenden denen ze geben fchuldig fügind , die darum je gwarſame ha⸗
bend; fo. folgt, daß jr, wo jr darin ungehorſam wärind, nit chriſtenlich
funder wider gott thätind; denn welcher wider die oberhand ſich ſtellt, wie
oft us gottes work gemeldet iſt, der ftellt fich wider gott. Zum legten, das
wir (liches och mit dem landgewär! erkennen müßtind ; obalych der duſatz
der gehenden nit us gottesfordht , Liebe und fürfeben kommen wäre, noch
ieman fin givarfame darum bätte. Denn, daß ein ieder fo lange jar bar
one yntrag menglichs die zehenden yngenommen bat, bewärt fin befißung
guügfamlich ; dann keiner von fines väterlichen güts wegen andre rechnung
geben kann, weder daß fine vordren es fo lang befeflen habind.
Zum fünften. So aber nun der allmächtig gott durch fin erbärmd
uns das liecht fines worts dermaß hat ufgethan, daß wie darin zwed ding
fürnemtich febend. Eins, daß wie armen menſchen bishar etliche ding für
1) Lrandrecht.
Uiber den gehenden und: die beichwerden ıc. 367
gottsdienft -achebt Hand, die aber mer aottes ſchmach und verachtung fines
worts geweſen find. Das ander, daß wir dieſelben, fo fter wir ein chriſten⸗
liche oberfeit fon wellend , billidh nach müglichem ſiyß verbeſſeren föllind.
So habend wir in den dingen vil muͤj und arbeit erlitten, wie wie doch
alle ding zum fridlichſten widerum uf die rechten ban bringen möchtind.,
alfo daß der geiftlichen mißbrüch, frefen und unverfchamte fölicher maß ge⸗
züchtiget und verbefleret wurdind , daB daby nit ungehorfame und verachtung
gottes und des menfchen ermüchfe; dann under allen digen in difer welt
man ſich an feinem ee und gemeinlicher vekmasget weder in verwandlung
und walten der zytlichen aüteren. Und fo aber hieby eim ieden gwalt und
oberhand zum böchften züftat , daß cr zum wenigiſten gewalt thuͤje; habend
mie in betrachtung des abgangs der unnüßen geiftlichen mit gott, als wie.
ungezwuflet find, fölche- mittel fürgenommen, Für dag erft, daß wir dero
geiftlichen , die je gwarfame von uns habend, bon dem jren wider jren wil⸗
ten nit dringen wellind, es zwing dann etwas not oder glegenbeit. Da
wellend wir aber jnen an anderen orten erfehen das, fo ſy uns nachlaffend;
und ſy im namen gottes laffen im friden abfterben, und keine an je ftatt
nemen in dem bordrigen weſen und felten. Dann nit allein uncheiftenlich
funder ouch unmenfchlich wär , einen von finem eigentum , daruf er fin leben
long verficheet und gewidmet ift, in das elend verftoffen. Wir fchäkend ouch
nit allein uncheiftenlich und unmenfchlich funder mörderifch, daß man (als
etlich frefenlich reden gdörend) ſy, die genannten geiftlichen , ſo feer fü anderer
umftänden halb richtig! find, mit frefnem tod wellte abnemen. Daruin
unfer fürnemen ſiy im friden laffen abfterben. Zum andren; fo wir dann
febend , daB groffe unwüſſenheit der heiligen gſchrift die gröfte urfady ift,
dadurch ung die frefenen geiftlichen überladen habend; fo find wie des für«
nemens die ordnung, gleert Lüt im gottes wort zu erziehen, die wir by ung
im großen münſter angeſehen hand ze vollfireden, ob gott will. Dantı
ſich giych iez in den anfängen erlich fo frefen erzeigend, daß. wir fehend
notwendig fon , dag man von erfanntnuß der forachen und gefchrift nit fan
mas. Wie wellend ouch hierin denen, die dazuͤ gebrucht werdend, den
zoum nit fo fang laſſen, wie aber vor beſchach, daß ieman mit jrem gwalt
überfaden werd. Zum dritten find wie dannethin noch des gemüte, dei wir
allweg geweſen find, namlich die übrigen güter in beflee brüch ze verwenden.
Darum werdend wir aber zwungen uns wol ze umfehen; dann ein groffer
teil der sebenden us. unferem gebiet unferen lieben eidgenoflen in jee gebiet
beimgand , ein groſſer aber anderswohin, ouch über den Rhyn hinus. Das
vum uns nit gebüren will ynzuͤgryfen, usgenommen fo vil die pfarrer
und vfarrliche recht antrifft. Wie mögend ouch nit zu loſung oder nachlaſ⸗
ſung zuingen die uns nüt verwandt ſind, ouch keinen, der ſich nit ſelbs zu
loſung bewilliget. Zum vierten, fo iſt dyy allen verſtändigen unlougenbar,
daß die guͤter und zehenden, die der herrſchaft geweſen ſind, ſo ſy durch
der beſitzeren abgang ledig werdend, uns vorus und an nach aller billigkeit
als der rechten oberhand zuͤgefallen ſind; derglychen ouch die bouptfchäß;
ſtuck und kleinot. Noch nüt defter minder fo iſt unfer fürnemen nit bierin
Angnäbdigen gwalt ze bruchen, funder nach gelegenhei der ſachen haudlen
1) durch den NRichter zu beurtheilen.
\
368 Uiber den zehenden und die befchwerden sc.
fat uf ſoͤliche maß, dab noch zu difer zyt us treffenlichem koſten, den wir
täglich erlydend, und abgang der schenden, den wir wellend erſezt und
trüwlicher gegeben werden fürhin, wir nieman teeffenlich teöften könnend;
urfach die geiſtlichen, die noch lebend, und gleerten, die man pflanzen muͤß,
fammt den armen , die wir enthaltend. Nachdem aber und füliche ding ufar-
reicht und die geiftlichen .abgeftorben find, mwellend wir ung in den zetzenden,
die in unfrem gwalt fand, fo gſchicklich halten, daß jr all fehen werbend,
daß wie mee üwerem und der armen nuß ‚weder unſerem nachtrachtend,
ouch in den zehenden, die wir billich allein fölltind ynnemen. In den
andren , die hinus gand, wellend wir ſo gar nüt unarufen, daß wir oud)
nit Inden wellend, daß darin ieman frefel oder gewalt bruche. So aber
gott anderswp ouch gnad finer cefanntnuß thuͤt, ift ze hoffen, daß man mit
der zyt us bericht göttliche worte einanderen ütlichen treffen werd, damit eim
ieden das fin widerfare. Doch wellend wir hierin nieman gwalt thuͤn, ned
ze ihuͤn geftatten ; dann wir nit befindend , daß die zehenden abgan mögind,
funder mit der zyt bag verwendt werdind; das aber Feiner für ſich (abs
underfian foll; dann, wer fi) hierin unfüg halten, wurde gott erzürnen
und unferer firaf warten müflen. Wir find ouch wol wüſſend, daß uns
gott in fölchem fürnemen byftan wirt und die widerwärtigen gehorſam ma⸗
hen. Darum fehind. alle , die ſich gottes worts ruͤmend, ob wir üzid für-
nemind, das. hit zuͤ friden und gütem unferer frommen undertbanen dient
gu der err gottes und bitf der armen. So im nun alfo, ift unfer ernſtlich
demanen :. jr. wellind dem wort gottes keinen anftoß geben um zytlicher als
ter :wilten ; dann dasfelb nit one zorn und rach gottes beſchehen wurd.
Sind wir chriften, fo föllend wie nit übet thün um sytliche quite willen.
Darum ouc ir üch treffenlich goumen ſöllend vor denen ufrürigen ſchrye⸗
zen, die nüt weder unrat und unfüg ſuͤchend; die Band von ie weiten bar
böfen Ion ageben. Bott heißt üch ghorſam fun und iedem geben ,-das je im
ſchuldig find. Wellend je üch nun gottes worts halten , fo mwerdend wir
wol eins und in güten ruͤwen biyben. Dann, welcher der fryheit der con-
- feienz recht innen worden ift , der ift jren fo fro, achtets ouch für ein föli-
chen ſchatz, daß er um zytliche guͤter nit ufrüret. Wer aber ſich bierin
meint beſchwert fon , wellend wir gern hören, was er darwider hab.
"Anderer geiftlichen güteren halb, als pfründen und jarzgten, iſt in ae⸗
meiner antwurt usdruckt über üwer artikel.
Des mandats halb redend etlich: man hab’ ſy des Heinen zehenden er⸗
laſſen; daran man wol ſicht, daß ſy allein uf eignen nutz ſchend. Dann
wir nit anderſt in der ſumm fürggeben habend: fo feer wir ſehind, daß Die
ſtuck des groſſen zehenden one abgang und trüwlich ggeben werdind, web
lind wie gern gegen den zehendenherren, die uns ze verſprechen flagP, hel⸗
fen fründlich werben, 06 fy darin etwas us guͤte nachlieffind. So farcod
Die unrümigen zu, und wellend den Beinen zchenden nit geben, und hand
aber das, fo darvor fat, das ifk, den groffen gehenden , mit usgericht, wie
beſtimmt ift, daruf man fich erft emboten hat zu werbung helfen. Spalte
fin ein deder, daß te. vor gott und der welt ſich wüſſe ze verantwurten.
Dann. fölltind wie allein nach unferen begirden handlen, wir wurdind ouch
die gehenden abfchlahen ; dann wir fy glych ale wol gebend und nüt darvon
Liber den zehenden umd die beſchwerden ıc. 369
nnemend als andere. Noch zimmt nit, daß ein chrift um fines nutzes wil⸗
en zerrüttung thuͤge; ob man glyich nit recht zu jm hätte.
Gott geb ung allen finen verfiand und friden!
Betrachte ouch üwer wysheit von des kleinen zehenden wegen, ob man
on demfelben in ſunderheit ein erklärung lieſſe usgan von der mandaten
vegen, die mißverftanden find; ouch fo hat man neißwas in denfelben nach⸗
elaſſen.
Unſer herren, burgermeiſter, rat und den groſſen rat, genannt die
weyhundert der ſtatt Zürich, iſt angelangt, daß mißverſtand ſyg under den
ren der zehenden halb, alſo daß man wöll meinen, wo man die ſiben
rücht, als korn, roggen, haber, gerſten, weizen, wyn und höw, ze ver⸗
ehenden werdind ggeben, daß damit einer gezehendet habe, und ſyge der
lein zehend und das ander alles nachgelaſſen. Uf das berichtend dieſelben
infer herren die jren allenthalb (wiewol unſer herren beduret, daß ein ſöl⸗
her mißverſtand iſt; diewyl doch unſer herren antwurt, ſo ſy deßhalb den
ſemeinden allenthalb ggeben, luter ift und kein mißverſtand mag haben),
zaß all gemeinden jr botſchaft nächſt vor unſeren herren gehebt. Die ha⸗
end under ougen unſerer herren, ouch der prieſterſchaft in der ſtatt und
if dem land, die ouch beſchriben geweſen iſt, all artikel, es ſyg der zehen⸗
un oder anderer dingen halb, laſſen fallen und begert (diewyl all gemein⸗
en habind zuͤgeſagt dem gottswort byzeſtan; und aber luter geſagt, daß die
inruͤw der zehenden allein ſyg entſtanden us dem unglychen predgen der pfaffen),
a8 unſer herren, denen ſy all artikel heimſatztind, über ſölichs wöllind
itzen und erwägen, welcher artikel grund hätte oder nit; und das, fo im
jottswort nit grund hätte, jnen nachlaſſen ꝛe. Daruf dann unſer herren
ven gefandten der gemeinden band geantwurt: daß ſy heimkartind; fo wöl⸗
ind ſy mittler aut fürderlich , fo bald es gefchäften halb ſyn möchte, über
ie artikel ſitzen, und mit hilf meifter Uolrichs Zwingli und anderer gleer⸗
en verftändigen .ratfchlagen , die fachen grundlichen erwägen und lügen,
va8 ſo nach vermögen des gottsworts könnind nachlafien oder nit. Und
Öle man nut defteeminder zins und zehenden menglichem nach inhalt dee
sten usgangnen mandats (geben). By dem allem laſſend es unfer herren
wchmals biyben ; und wöllend alfo fürderlich. über die fach fißen und lü⸗
rung geben, und verfehend fich, menglicher laffe es ouch daby biyben , und
dazwüſchend zins und zehenden gebe, wie dann obgelütert fiat, Actum
famftag nach‘ Petri und Pauli, der-boten, anno MDXXV.
Zweytes Gutachten. a)
Do der Allmächtig gott die Iſraeliſchen kinder us Aegypten fuͤrt durch
die band Moſes, hieltend ſich oft jro vil ſo unghorſamlich und ungeſchickt,
a) Dieſer Aufſatz iſt von Zwingli. Er ſteht von deſſen eigner Hand in der hoch⸗
obrigkeitlichen Regiſtratur. Truke 351. Bündel 1. Nummer 9. Der Staͤdtſchreiber
fehte folgende Einleitung varan mit feiner Hand: „Beſonders lieben und guten fründ!
Nachdem je uf ũwer bitt und ımfer nachlaffung vergangner tagen üwer gmeinden ghebt,
daſelbs etlich artikel, damit je beſchwert vermeinend ze fon, geftellt, die für uns ges
bracht, daruf begert darin milderung, änderung und etlicdy gar hinweg ze thin; fagend
3wingli’s ſaͤmmtl. Schriften II. Bos. 2. Abthlg. 24
370 Liber den gehenden und die beſchwerden sc.
daß Moſes verzagt, fu in das globt land ze bringen; nis ouch beſchach.
Dann ſy mwurdend fo eft um jrer unghorſame willen von gott geftraft und
gefchlagen , giengend ouch fo vil alurs und kranukbeit halb ab, daß us dem
‚aanzen zug nit mec dann zwey mann ind verheiſſen land kamend, Die wer
mal us Aegypten usgangen warend. Alſo will uns oud) bedunken, tichn,
frommen, biderben Lüt, uns Inchtlich befchehen mög, wo nit der allmäkhtig
gott gnad gibt, daß wir die gefaren, damit ung der tüfel ze hindren unke
hat, klarlich erkennend und verhütend. „Ye wüllend, in was ſinſternuſſen
und unmüflenheit des heils man uns gefürt bat vil hundert jar bar, mi
denen die genannten geiftlichen nit allein unſerem Iyb und guͤt zu überlegen
geweſen And, funder ouch die feelen ſchädlichen verfürt habend. So nun
der allmächtig gott mit ufthuͤn und erfcheinen fincs worte uns nüts minder
weder jene us Aegypten, us den päpkifchen finfiernuflen zum iteereren til
gefuͤrt; empfindend wiy, daß etlich ſolche erlöltıng und fryheit glycherwys un
derſtond weit unghorſame ze mißbruchen, als ouch jene thatend. Nun bat aber
gott ir thaten laffen anſchryden, daß wie Damit gewarnet wurdind, wie ber
helig Paulus wyst, damit wir ung wüßtind ze huten. Wo wir aber du
nit hund, fo werdend wir denn billich wirich geſchlagen weder fo, fo wis
unfers herren gottes willen wüflend, und jn nit thuͤnd. Es ift ouch dcr
nach unisugenbar, daB ouch in den weltlichen regimenten nit weniger gr
breſten by vilen geweſen find Dann in dem papfiium. Hie mögend wir und
mit gott billich, ats wir hofkend, usnemen ; denn wir tyeannifch und un
fründlich nieman mit unferena regiment. beladen habend. So wir aber eiliche
ding bisher mac, gemeinem besch der herren ‚gegen lich gebrucht, haben)
wir doch ſoͤlchs mit us eigner bewegnuß eder nüwem uffaß uf üch gelegt;
” funder es ift üch ellen ze wüſſen, daß wie üch redlich, eerlich, ufrecht und
etlichen! erkouft und bezalt habend; und nachdem je uns unhäsdig und
für eigen zügeftellt find, habend wir üch das joch der berrfchaft gar dil
‚geringeret, nachdem und je bor beberrfchaftet warend. Jez aber fo be:
‚gend, empörend je üch erichen weg gegen uns, dei wir ung doch feinen
weg berfehen bättind ; vorus fo wir tag und nadıt nit ruͤw habend für ze be
trachten , wie je und wir cheiftenlich und fründlich in feid und rum me
einandren Ichen wöchtind , als jr felb nit lougnen könnend. Denn jr wüb
ſend, was groffer muͤj, arbeit, gefae und uſſatz wir iez ein lange zyt ba
tragend, daß, fo vil gott gibt, dag helig enangslium under üch Tach rechter
. art gepflanzt werde. . Hierin habend wir aller fürften und herren, aller nıd
buren, fründen, verbündten und fahlechtlich der ganzen welt unwillen un
nit laffen wägren; und fölche mandat das evangelium ze handhaben laſſen
usgon, das demnach vil gröffer geadht; denn wir mit verbeßrung ouch ſel
chen weg gangen find. Gott ſyg eer und lob! Wir habend ouch in Il
‘chem pflanzen erfehen, daß nit allein die pfaffen ſchädlich find, die dem
evangelio ganz um? gar widerftond , ſunder ouch, die es fo unbefcheidenlih
-fürend und leerend, daß ſy nun zu unrat und ufrüren, nit zü frommen
chriſtenlichem leben bemegend ; als die on zwyfel thund, Die noch nüts at
ders denn unghorfame genflanzet habend, nit gottes liebe und des nädikn;
I
1) geſetzlich, rechtmäßig.
wir anfangs alſo: Do derallmächtig gott ꝛc.“ Anmerkung von Simmler in. Vol. XIV.
feiner Sammlung. Vergl Hott. Helv. KCeſch. III. 237.
”
Uiber den zehenden und die befchiwerden x. 371
md Bie böfen laſter, hochmüt , freſſery, trunfenheit, unkünfchheit, unmaß
n kleidung und zeexen, gottsläfteen und deroglychen, nis usgerütet; dann
8. nit felen farın, das werk fchlächt dem meiſter nach. Diefetben ftond offen⸗
ih dar, und gebend üch für: ir ſygind der weltlichen oberkeit nüts ſchul⸗
ig, ouch weder zins noch zebenden; da fy für das erft Inchtlich mögend
süffen, fo feer ſy in gottes wort bericht find, daß gott an fo vil enden
ist dem ordenlichen gwalt und oberfeit gborfam fun. Nit daß wir im
reichen fo groſſen wolluft habind; fundes fyfiual üch und ung zu mungen
yten güt umd erſchüßlich geweſen ift, daß je keinen andren herren gehebt
yand weder uns, und, ob gott wilk, fürohin muter güt wirt fon; ſo
Önnend wir üch übel mit unwert hinwerfen , die wir fo tür bezalt habend:
Zöllend mir üch denn andren berren verfonfen ? Wurde üch. feer nachteilig,
nd wüßtind wir ſoͤlchs gegen gott nit ze verantwurten; dann wir uns felbe
vol wüflend find, daß wir uns ‚gegen üch gehalten habend als väter und
it als herren, üch aber geachtet als brüder und nit als knecht. Darum
vie one befchwerd unfer confcienzen und unfer ftatt üch nit könnend fo fre⸗
enliy hinwerfen, das weder üch noch uns wol nimmermee erfchieften
nöcht. So uns aber. gott ie zuͤ üwren obren gemacht Kat, muͤſſend wir
e fehen, daß wir das recht under dich üfnind, und dem unrechten, unkat
md unfrid vorſygind. So müflend ouch jr barwiderum ie ſehen, daß jr
horſam ſygind, und unfer flatt und land mit (yb und gut helſind erhal⸗
en. Dann wo fein oberkeit if, da ift nüts denn ein ufruͤr; wo nit
Iborfame if , da iſt nüts anders weder ein mordery. Nun babend
e ſoͤlch artikel fürtragen, daß, wo wir die all biyben lieſſind, jr nit allein
veder unſere underihonen noch pflichtigen wurdind fun, funder gegen ung
euer fon ‚denn alle frömden, und ung minder thün, weder wir ſeibs thün
nuffend. Unangeſchen, daß, wo je von der ſtatt Zürich (da gott ver fye!)
ich alfo fcheiden fölltind , daß üch gröfferer ſchad nit gegnen möcht. Aber
jott wyst uns, daß wir um üwer etlicher torhtit und etlicher eigennügigen
ıfeurigen willen die frommen ganzen gemeind mit verlaflind, funder für
ind für als Die väter gegen üch haltind. Dann wie wol wüſſend, daß wir
ie oberfeit mit gott habend, such die Inbeigenfchaft mit gott wol haben
nöchtind ; wiewol wir uns darin, wie harnach kummen wirt, gebürlich
yalten werdend. Denn Abraham, Iſaak, Jakob abend ouch eigen lüt ge
nbt; und im nüwen Iekament leest unfer heiland Chriſtus Jeſus in der
xefon des kaifers, dab man der oberkeit thin foll, das man jro ſchuldig iſt.
Daulus , Petrus heiſſend ouch ghorfum ſyn der oberfeit, und die eigenlüt
ren herren. Oneſimum fchicht Paulus dem Philemon widrum heim gehor⸗
am ze fun wie vormals. Wiewol wir Kiemit nit ruͤmend die unbillichen
tſchwerden, Die etlich herren uf jre eignen Lüt legend. Der zinfen hatb lee⸗
md die ufrüurigen unrecht, were fy ſprechend: man fölle fy nit geben;
yann unfer red foll fun, daß ja ja fge und nein nein. So nun menglich
ich mit briefen, figlen, pfanden und andren gwarfaminen zins ze geben us eig⸗
wer bewegung berpflicht bat; da ift ja geredt; fo foll man ouch Diefelben geben,
md den unnemer der zinfen laſſen fin rechnung mit gott ftellen. . Rit daß
vie hiemit einigen weg werren wellind, das man mit dem göttlichen wort
vider dem zingkouf nit predgen fälle. Aber daß. einer dem andren nit geben
ölle, dorum er fich verpflicht hat, und ob es im ginch ſchwer ift, - das mag
376 Anhalt der Anttwort auf Die Artilel.
. Yet. 10. „Riemand fol ein Mannichen mehr enwſangen; und we
. vogtbare Güter find, wenn der Bauersmann diefelben Güter verlauft, ſol
binfür kein Herr den Deittel mehr davon nehmen.“ Bleibt bey Sprüchen
und UÜrbaren.
Art. 11. „Die. Kriegsleute , 7 über unferer Sperren verbot wegaloffen
find, mögen gnädiglich behalten werden.“ Da fi) unfere Herren und Ne
Gemeinden zu Stadt und Land mit einander verbunden haben, fremder Der:
ren müßig zu gehen, das uns bisher allen wohl erfchoflen, fo wollen unfere
Herren bierin offene Hand zur Strafe haben.
Art. 12. „Wo eine Gemeinde mit einem Pſarrer befchwert wär,
dee ihnen nicht das Wort Gottes verfünde, wie ſich gebührt , mag fie den-
felben abfegen und einen anderen nehmen, fo oft die Nothdurft Das er⸗
fordert. * — Den Lehenherren foll gefügt werden ; daß fie die Pfründen kei»
ben und verfeben mit Drieftern , die gelehrt, gefchickt und tauglich fegen, und
laut unferer Herren Mandat das Evangelium predigen; wo dieß nid ge⸗
ſchähe, würden unfere Herren einen andern darfeßen ; fonft lafle man jeden
bey feinem Pfrundlehen. Wäre Mangel und Befchwerde an einen Priefter,
Prediger oder anderer Sachen halb, fo möget ihe damit vor unfere Derren
fommen, die dann nad) Verhör beider Theilen erfennen werden. Anders:
follet ihe einen Lehenherren oder Priefter nicht nöthen. |
Art. 13. „Wo Jahrszeiten und dergleihen Stiftungen gefekt
find und nicht mehr begangen werden , foll man jeden , der daran gegeben,
‚oder, wenn er nicht. mehe am Leben, feinen Erben es wieder folgen Laffen.
Wäre niemand mehe davon vorhanden, foll das Qut armen Leuten in der
Kirchhöre verordnet werden.* Wollen unfere Herren bandeln, wie beym
6ten Artikel. Was von foldhen Gütern. den Armen, oder zu gemrinem
Nutzen einer Kirchhöre zufallen würde, davon fol einem Bogt jaͤhrliche
Rechnung gegeben werden.
Art. 14. „Wollen keinem Vogt mehr Heu, noch Holzgeld, "Bogıtern,
Futterhaber geben, und keinen Bogt auf oder ab der Vogtey führen“ We
gen der Vogtgarben, Heugelds, Holsgelds und Futterhabers bleibt es dey
Sprüchen und Urbaren. Berreffend den Vogt auf⸗ und abzuführen, fo
gibt deren von Andelfingen Spruch zu, daß ſy es nicht fchuldig fenen; du
bey bleibt es. Der Graffchaft Kyburg Spruch giebt darum keine Läuterung;
fie follen alfo deffen entlaffen feyn , und mag ſich ein Vogt gegen ihnen hal·
ten, daß ſie ihm ſolches guͤtwillig thuen
Art. 13. „Wo zwey uneins werden und ſich in den vier Wänden wicht
vereinigen, fo foll nismand Buße geben,“ Bleibt bey den Sprüchen, Dunn
die „nüßer und gemeiner“ find denn euer Anbringen.
Art. 16. „Daß männiglicy einen ewigen Gulden und einen jeden wir
gen Mütt Kernen wol möge wieder ablöfen nach Erkanntniß unferer Her⸗
ven.“ Unfere Herren wollen über der Reutpriefter und Prädikanten in der
Stadt Artikel, deßhalben geftellt, finen und lugen, wie fie mit den Lofungen
und andern, der BZinfen halb, fahren wollen, und folches fürderlich thun,
und dann dag Erfannte ihnen fund thun.
Art. 17. „Niemand, der Zins auf Gütern hat, foll die Güter um
den Zins an keinem andern Det verganten!, als wo fie gelegen find; «
1) verſteigern.
Inhalt der Antwort auf die Artikel. . 317
babe denn einer ein befonderes verfchrichenes Recht mit Brief und Siegel
Darum. * Bleibt bey Brief und Siegel; und wo ſolche nicht find, werden
Die Unterpfänder verrechtfertigt wie von Alters ber.
Kun erwarten unfere Herten, daß ihe, lieben und guten Freunde, mit
Dieſer Antwort begnügig und zufrieden ſeyd. Es wäre weder Euch noch
einer Oberkeit loblich, nachzulaſſen, was man einer Oberfeit von Gehorſam,
oder ſonſt jemand von Rechts wegen und der heiligen Schriſt gemäß raul-
dig ift. Unfere Herren vermahnen euch als getreue Unterthanen, daß, da
jest allenthalben viel Unruhe iſt, und unfere Herren und eine Landichaft
viel Anffopes und Ungunſt baben wegen des göttlichen Wortes, oder daß
- fie mit fremden Herren und Sachen nicht haben wollen zu fchaffen ha⸗—
ben, ihr mwollet friedlich und gehorfam leben, und wer unruhig und aufs
ruhrig unter euch ſeyn wollte , denfelben abftellen; daß wir zu Stadt und
Land in Einigkeit leben und bebalten mögen, was Bott unfern Vordern
und auch ung mit großen Ebren hat verlichen, und männiglich ſehe, daß
ihr gute guädige Herren, und unfere Herren getreue, gute, geborfame Uns»
terthanen haben. Es erbieten ſich unfere Herren euch alles zu thun, fo
fromme und redlidye Herren und Dbern ihren Untertbanen fchuldig find,
amd wie fie bisher, anders. wiflen fie nicht dann das Allerbeſte, gethan
baben. Dazu uns beiderfeits Gott, der allmächtige wolle helfen mit feinen
göttlichen Gnaden ! Amen. a)
In einem folgenden Blatte der Simmlerſchen Sammlung ſteht:
„Des Zebenten halb if erfannt: dag es folle bey der Leulprieſtern
gefteliten Artifel bleiben; mit ber Läuterung , was Früchten u. ſ. w.“
Siehe oben Art. 2.
Ferner: „Der niedern Gerichten halb laßt man es bey der
Leutprieſtern Artitel bleiben ; doch, wollen fie die niedern Gerichte an
ſich loͤſen u. f. w.“ Siehe oben At. 2.
a) Diefe Antwort ward den Gemeinden in der Graffihaft: Koburg um Pfingften
vorgetragen. Es zeigte ſich Unzufsisdenheit ; man nahm die Antwort zum Bedenken.
Hierauf ward die fkürmifche Wolksgemeinde zu Toß gehalten, und durch die Klugheit
und Treue des Landvogts Lavater und der Stadt Winterthur der Aufruhr geftilt. Dez
Rath verlangte nochmals Eingabe der Begehren ; ordnete dann das Geſpräch über bie
Zehenten an; ließ fih von Zwingli die obigen Gutachten geben, und Penitgte im
Bann das ſchon erlaffene Mandat.
P
,
378 .
Heber. den Vorumarut, die Beinen der
Beiſtlichen und die Vausarmen.
84
Tagſatzung unſer eidgenoffen , bandegeneſſen und mobburen, fo ch
by uns bewerbend um. foren. — Schwugerbünde.? — Diſer anzeigen, daß
wir wit unferm korn uns wol ;behelfen mögind; fo aber von uffen yabe?
nüts?, man fich berate , wie man den kouf und märkt ufthäge. - - .
Dat man demnach menglich gunne unzülegen oder zufammen zu legen
und zu foufen; doch mit Der befcheidenheit, wie vor beſtimmt die märft
Kit je vertüren und: an offnen -märkten zu koufen.
Den gemeinen burgeren zum ſtilleſten anwyſen, daß fü fi hum tden be⸗
werbind im Aergow und Hegow, da man laft zu eines gefind * ynkoufen.
Bo aber die üffeen märkt und zufüren nit ufgethan , daß unfer herren für
ſich ouch in jrem land zimmlich ufloufind — ftill aber — ; ober alles an⸗
ſchrybind⸗, und allein das übrig verloufen Laffind. .
Dee Mag Halb, fo über die pfaffen.
Dat fü ſelbs wenig habind. Ich habe tum 25 mütt ge verkoufen ge⸗
hebt zu 29 batzen. Alſo hat man ſy vom papſttum abgetwifen mit verheiſ⸗
fen.‘ — Im drud offenlich usgan, — das nit wenig anftoffes dem evan⸗
gelium bringt.” — Verhtiſſung oder beief ift nit im papſttume; ouch nit
wie in den Elöfteren, daß man etlich verfonen babe wellen usfchlieften ?;
funder die verfonen find alle bewußt‘ mit ämteren und yngehndem, und fo
Bil jar gebrucht. Habend fern!! den armen trüwlich geholfen. Es hat ein
ieder beſundere lüt, denen er hilft. So man geriet? zu nemen, wär «6
der unruͤwigen part der burſame das ſchwert geboten,
Ob aber das almofen.mangel an: gelt oder fernen oder an beeden babe?
Iſts an gelt; verfoufe man oder neme uf. Kom; heiffe man bie chorher⸗
ren ſunſt nieman weder dem almoſen jren kernen geben, doch um ein zimm⸗
lich gelt. — Die amter thuͤnd jre arbeit; doch möcht ich für minen teil ıc,
aber unvergriffen.
(Bon) den husarmen.
„len titchhörinen jre armen heimmyſen, ſytenmal ſy jre jarzyt ha⸗
end.
1) zu beruſen 7 2) zu beraten, was fie in ſolchen Sachen fordern. ?) scil. —.
9 Haushaltung. ©) aufzeichnen, wie viel Vorrath ſey. ©) scil. von €
7) Und dich im Dend ausgehen laſſen, fo daß es nun nicht wenig Uuftoß dem Evan:
gelium bringen würde, nämlich wenn die Werfprechen nicht gehalten würden. °) IR
unverlöndlih. 9 Waßefcheinlich find bier die Klofterleute gemeint, welche fremb we:
een, und aus den Büccherflöftern in ihre Geimath gewieſen wurden. 19%) befanut, wähu-
lich daß fie Aemter ıc. Haben. 2) voriges Jahr. 15) Darauf geriethe, verſiele.
Vcher den Kornmarkt, die Pfruͤnden der Geifllihense. 379
Dffenlich verkünden, daß nieman der nit burger. ſye, zuͤ bus ufgenom-
men! werde, der nit von jm ſelbs gemünnens oder 'gewerbs habe fich zuͤ
ernären.
Daß die wachtmeiſter darob haftind; daß die groſſen Zinder, ouch die
alten, die möglich? ſind, Bingefchnden? und ad werken gewiſen. — Zichind
än Heſſen und Sachſen hinab sc. Und ſunſt ouch gar nieman mec ufne⸗
men, denn der burger ſye.
Ob man wider vor den kitchen den armen lieſſe ſ ſammlen?
Ob man die ganze ſumm in die wachten* teilte ?
Daß man all paͤß zü wafler und land verfehe, damit eine bettlind, es
wäre denn einer unfers lands.
9 beherbergt. 2) vermöglich, zum Arbeiten tauglich: 3) abgewieſen. *) die
Quartiere der Stadigemtinden. | | *
241
. 380
Buldreich Zivinglis
Ausſage über die Miedertänſer wor den
Sdahgängern.?) |
Aus Fuͤßlis Beytraͤgen zur Kicchen = Neformationdgeichichte dei
Schweizerlande I, 226 — 240; enthoben einer Sammlung von Ur
tunden. des Dr. Wagner. .
Nach aller Wahrfcheinlichkeit wurden diefe Verhöre nach der drit
ten Difputation mit den Wiedertäufern den 6. Nov. 1525 aufgr-
nommen.
Meiſter Ulrich Zwingli hat ausgefagt: Zum erſten fey Simon
von Hönggb) zu ibm und Meifter Löw gekommen, und babe fie beit
angefochten , daß fie eine befondere Kirche aufeichten follten , darinnen rin
chriftliches Volk wäre, das auf das alferunfchuldigfte lebte, dem Evangtlio
feſt anhinge, weder mit Zinfen noch anderm Wucher beladen wäre, und der⸗
gleichen. Diefen hätten fie in allweg freundlich und gütig abgewieſen.
Hernach fen auch Grebel zu ihnen gekommen, und habe fie auf glt«
che Weile, wie Simon von Höngg, angefochten ; fie haben aber auch der
felbigen mit Freundlichkeit abgemwiefen. Hierauf wären diefelbigen für ſich
fortgefahren , und hätten in der Meuen Stadt c) nächtliche Zufammenkünfte
gehalten in der Meinung, eine befondere Kirche aufzurichten.
Meben diefem hätte Simon von Höngg auf eine andere Zeit zu ihm
geſagt: „Es wäre nichts, wenn man nicht die Pfaffen zu tod ſchlüge!,
worauf er denifelben die behörige Antwort gegeben. Nachdem er aber ge
hört , daß er (Zwingli) diefes an einigen Orten wieder gefagt, hätteer es wie
derum geläugnet; derowegen hätte er zu einer andern Zeit Heren Löw und
Seren Eafvar d) in dem Gpital zu ſich genommen, und im bderfelbigm
Gegenwart Simon vorgehalten, wie er diefes geredet, und hernach wicht
zurück gegangen und folches geläugnet hätte; hierauf hätte er es neuerding“
vor diefen zweyen geſagt.
Nach diefem wäre Simon abermal in dem Kreuzgang zum Großen
Münfter zu ihm gekommen, hätte mit ihm von den Zinfen und Zehentn
geredet, und ſich dabey vernehmen laflen: Ex hätte den Zwölfen e) zu Hönga
beiter heraus geſagt: fie wären weder Zinfe noch Zchenten fchuldig; und alt
er ihm deßwegen hart zugeredt und gefagt: Er hätte Unrecht gethan, un
.
a) Verhörrichter. b) Simon Stumpf, Pfarter gu Höngg. c) Bey der Bit:
ter des Felix Manz, weiche Eoncubine des Chorherrn Manz, feines Waters, IX
kn. d) Großmenn (Megander), Pfatrer am Spital. e) Deu Gerichtämänntk
9. 3. Ausfage über die Wicdertäufer vor den Nachgängern. 381
aus folchen Reden Eönnte viel Böfes entfichen; hätte Simon das Geſagte
gern wieder in ſich geſchluckt, und da er diefes nicht gekonnt, vorgewandt :
Er häste es nur den Zwölfen im Geheim geſagt, und ihnen geboten, ſoiches
nicht weiter auszukündigen; jedoch hätte es einer ſchon weiter geſagt.
tem. Simon und Grebel hätten mehrmahlen mit ihm geredt, und =
fagt: es müßten alle Dinge gemein ſeyn.
Ferner ſen Felix Manz zu einer Zeit zu ihm gekommen, und aber»
mahl der Kirdye wegen einen Anzug gethban , and gefaat: Es müßte und
follte niemand in: derfelbigen ſeyn als -folche, welche müßten, daß fie ohne
Sünde wären; und als er ihn bierauf gefragt: ob er deren einer ſeyn
mwollte,, hätte ihm Manz keine rechte Antwort gegeben. Hätte auch in Löwen
Haufe, da fie ein befonderes Geſpräch mit einander gehabt, ihm und feinen
Amtsgenofien zugemuthet, daß ſie gar nichts predigen ſollten, ſi ĩe hätten ſich
dann zuvor mit ihnen darüber unterredt.
Item, es wäre ihm von einem glaubwürdigen Manne von Bern ge⸗
ſchrieben worden, daß einer, Nahmens Herr Martin (der ſich eine Zeit
lang hier bey den Wiedertäufern aufgehalten) zu Bern geredt und gerühmt
babe: Es bedunke ihn, die Täufer hätten Recht, daß keine Obrigkeit ſeyn
follte. Gleicher Geftalt geitelen fie ihm wol in dem Artikel von der Vers
barrung der Frommen und der Gemeinfchaft aller Dinge.
Miederum hätte er von’ Heren Propſt Brennmwald a) gehört, daß
Georg Blaurock b) in dem Gefängniß zu den Predigern zu einem Täufer
von Zolliton.folle gefagt haben : Ob ihrer nicht fo viel wären, daB fie ſich
meinen Herren widerfeßen könnten, wenn man fie gleich mit einem Fähn⸗
lein überzöge ?
Endlich wilfe man auch wohl, wie Conrad Grebel in dem öffent
lichen Geſpräch am letzten Montag folcher Beftalt geredet babe, als ob der
Meffias vorhanden wäre, da er nicht willen Bönne, was oder wen er damit
gemeint habe. Aus allem aber märe leicht zu ermeſſen, daß der Zäufer
Meinung fey , ihren Haufen zu mehren, damit ie ſich der Obrigkeit ent-
fhütten könnten.
a) von Embrach. b) Er wollte diefes nicht gefichen.
382
Antwurt von rät und burgern zu Zürich
au den Kleinen und groffen vat von Beru
über den antrag eimer gefandifchaft desſelben:
‚daß Zürich die meh wider ufrichte.
(Rah Zwinglis Entwurf.)
a —
.
Aus Bulingerd Epronit. In der Simmlerſchen Manufcripten-
ſammlung ift ein erfer Entwurf. Die ausgefertigte Zufchrift , wie
fie Bullinger gibt, laͤßt nichts davon weg, fondern fügt nur bie
und da ein ertlaͤrendet Wort oder Gap bey, und verbindet die Saͤtze
beſſer. | .
Bern vermanet Zürich von dem angenommenen glouben zu fan,
Und was Zürich jnen zur antwurt ggeben.
Des 39. novembris ſchicktend die von Bern vier rateboten für rät und
burger gen Zürich, die teügend da mit vil fründtichen worten für: Daf
die VII ort, Luzern, Uri, Schwyz , Underwalden , Zug, Glaris und Fry⸗
burg, vor inen zuͤ Bern erſchinen und fü hoch erſuͤcht, weß fa ſich zU jnen
bon Bern in difen gefaren löufen verfehen ſollind, und hochlich gebeten,
dab fy fich von jnen nit wöllind fündern. Daby fg wol verſtanden, daj
fo gegen Zürich in aroffem unwillen ſtandind; das doch inen von Bern in
telüwen teid. Und diewyl dann .us ſoͤmlichem ärgere folgen mödye, vor dem
aber ſy von Bern gern fun wölltind, fo feer und vil müglich wäre; fgend
fü des fürnemlidh darum kummen, daß fu ir getrüw lieb eidanoflen von
Zürich ufs höchſt vermanind und ouch bittind, jres fürnemens gürich und
um feidens, ouch wolfart der eidgnoßfchaft willen abzuftan, die meß und
beilig facrament widerum anzünemen. So feer man dann die meß wide
rum annäme, werde man uf Die bilber und andern ceremonien wenig felgen.
Der daß Zürich joch um fo vil wyche, daß ſy ein meh des tags in jr ſtan
balten laflind. Und bie ſoͤllind fy dennoch gedenken, was groſſen giüds
man by einandren in der eidgnoßſchaft by dem alten glouben gebebt, und
dag keine fürften und herren nüt babind wider ſy vermögen ; die aber
iezund fich unfers zwitrachts fröwind in hoffnung , ſoöliche zwitracht werde
alles glũck hinweg nemen. Und zwaren, wenn es fih begeben wurde, daß
man müßte zemmen in das feld ziehen , und Zürich fein meß hätte, alle
andere eidgnoffen aber Lieffind meß leſen und halten, wurde eine groſſe fors
387
Zwinglis Gutachten
in den erhandlungen des Raths von Zürich.
mit dem Papſt wegen des ruͤckſtaͤndigen Soldes
und der Religionsaͤnderung
zu Anfang des Jahrs 1526.
—
Der Papſt war den Zürchern von dem bundesmaͤßigen Zuzug im
Jahr 1521 einen Rückſtand von mehr als 24,000 Gulden ſchuldig.
Ad der Rath durch ein Schreiber an. den Papſt Adrian im Jahr 1523
die Bezahlung forderte, antwortete deſſen Nachfolger Clemens VII.
den 6. Dec. 1523: Sein Legata) fey beauftragt , diefelbe zu Teiften
— unter der Bedingung, dag fich die Zürcher mit den andern Eid»
genofien in der Religion wieder vereinigen. Im Jahr 1524 ward eine
Gefandifchaft nach Rom abgeordnet, aber ungnädig empfangen und ihr
Geſuch abgefchlagen, bis Zürich von der Ketzerey abſtehe. Endlich
ward der Lnterfchreiber Jo achim am Grüt, welcher ein Haupt:
beförderer des Zuzugs im Jahr 1521 geweſen, und der heftigſte Geg-
ner Zwinglis in Zürich war, als Geſandter an den Papft abgeordnet.
Es ward ihm am 5. Detober die Inftruction gegeben, daß er die
bundegpflichtige Penſionszahlung fordere. Frage der Papſt nach dem
Slauben der Zürcher , fo fol er ihm das Mandat des Raths, (womit .
er die chriltliche Einleitung an die Prediger, das Evangelium. zu
Ichren , begleitet) und die den Eidgenoflen gegebenen Antworten über-
reihen. Am 14. Dec. erftattete er folgenden Bericht aud Rom: Sam⸗
ſtags am Martindtag fen er nach Rom gefommen; Montags habe er
ſchon Verhoͤr beym Papſt gehabt umd Bezahlung der Penfion, der
Soͤlde und der Koften laut Bündnig verlangt. ©. Heiligkeit antwor⸗
tete: „Obwohl der päpftliche Stuhl mit Schulden, beladen und arm
ſey, fo wäre fie geneigt al Gnad nach ihrem Vermögen den Herren
von Zürich zu beweilen, als denen, die fih am päpftlichen Stuhl,
der Kirche und dem Glauben allweg ehrlich und wohl gehalten haben.
Aber es kaͤmen ſo ſchwere Klagen, wie ſie handeln mit geiſtlichen Per⸗
ſonen und andern Dingen, beſonders mit Abthuung des heiligen Sa⸗
a) Ennins.
335 Auntwurt won raͤt und burgern zů Zürich an Bein.
könne, daß wir in unferem fürnemen-irrg ganaind fo wöllnd wir um
gern leeren und wyſen lafien. Zudem bermeinend wir. nit, daß in —
bünden iendert erfunden werde: ob leman dem göttlichen wort loſete,
anhangte, nachfelgete, und das, fo gon heißt, thäte , daß die darum In
achtet, aefunderet, und, als ob fg nit chriftentich bandietind oder unfere band
ni bieltind , usgefchloffen föllind werden. Db dann ieman über ſoͤrilich
by uns zü tagen um ſachen, die uns als wol als andere beruͤrend, nit ſihen
wöllend, muͤſſend wir gott befeten der hoffnung, der. allmächtig gott, in den
wir all. unfern teoft und hilf fegend, werde ſammt ſinem eingebornen fun
Jeſu Chriſto, unferem herren, und dem heiligen geift, in deren namen un
fere bünd angefangen ı bon uns nimmer meer wuchen, und durch fin barm-
berzigkeit bu jm zülest firen und blyben laſſen.
So dann, getrümwen lieben eidgnoflen, als je uns durdy Die gedach
liwer eerſam botfchaft zu beſchluß zum böchften vermant, daß wir in unkr
ſtatt dus facrament, und alle tag nit mee dann cin med halten wölliad,
ungeziwungen , wer darzuͤ oder darvon gange. UF das, fromme eidanoſſen
möchte gerecht werden ſchwer und aroß, ouch erſchrockenlich zu. fan, ‚bie mep
und fagrament, die bil hundert jar dabar gehalten worden, zu verlafen,
darin unfere fromme vorderen je feelenbeil gefücht, und alfo geſtorben, und
damit verloren fon fölltind. Sömlich urteil feßend wir gott dem allmäd⸗
tigen heim , und achtend, daß unfere vorderen nüt anders dann in chriſten⸗
licher guter meinung gethan, wie fy underwyst, und nit anders gewüli
habend, deß ſy, ob gott will, gegen gott Teinen nqchteii jrer ſcelen be
funden.
So man aber befindt , wie Chriſtus Jeſus fin nachtmai mit finen jüp-
gern begangen und ufgefeßt, wie es ouch die apoftel zuͤ Iren zyten geband-
let, und darnach lang alfo gebrucht ift worden; und aber nieman befun⸗
den., daß Chriftus Jeſus die iczigen meß ufgefeßt , ſunder die mei forbar
etlich hundert jar anderft ungefürt, und, zu beforgen um gelse willen, wit
mans ficht, iez um vil dann um wenig gehalten ; fo muͤs mar gedenken:
daß unfer gott uns um unferer fünden willen in ſoͤmlich irrtum zu fallen
verhängt habe. Ir wüflend ouch, dab wir alle und unſere frommen der-
dern fo vil hundert jar durch des. papſts ablaß, um gelts willen erdacht.
derfuͤrt find und ouch geirrt habend.
Run. ift nit minder , es iſt uns anfangs ſchwer und groß geſyn I
meß zu verlaſſen. So aber wir, wie vorftat,. by feinen gefchriften od
teeren beider teſtamenten erfimden , daß Chriftus die meh, wie man fu iczun⸗ |
gebrucht, ufgefeht ; fo will es ung ouch zum höchſten ſchwer fon‘ darin 5
verharren. Ans zmuflet ouch nit,. hätte man. das war göttlich wort und
das heilig, ebangelium nach .abgang der apoftlen für und ‚für fo. heiter und
klar, als ie; von gotts gnaden befchicht, genrediget und uf. die war golit#
eee mee dann uf der vfaffen aut, des papſts und der menfchen fogungm
und crremonien. gezogen, es wäre bi der uffatung des nacıtmals Ehrift
gebliben, und zů der iesigen me, wie die für ein Opfer. gehalten wirt mit
kommen. Welche alles ung zuͤ erzälen zuͤ ſchwer; (under wöllend wird der
gottlichen gefchrift und deren berfändigen befelen.
Uns -zwuflet: auch wit, wo dis geleerten allenthalben zeziger 1) m |
ayapbeit der vechsen gäktlichen geüheiß anlicher forcht and (nf halben}
Antwurt von vät und burgern zu Zürich an Bern. 385
end ſagen, es wurde in dem und anderem der will gottes in der menſchen
ſerzen anderſt dann bishar erſchynen und gepflanzt werden. Dann fo Chri⸗
tus Jeſus ſelbs geredt: Das fleifch ift kein nüß. Und: Ob man üch Chri⸗
tum bie oder anderswo zeigte, fo gand nit dahin, dann je findend in nit.
Ind dag Ehriftus im lezten nachtmal geredt: Das ift min Iyb; hat ein an« -
eren verftand, dann ung die pfaffen fürggeben hand. Dann der heru
unft ouch zuͤ finen jüngeren geredt hat: Ir werdend den fun des menfchen
it mee fehen, bis er widerfummt zu richten über die lebendigen und über
ie todten. -
Alfo us den waren rechten gründen , fo vilfaltiglich us göttlicher ge⸗
hrift fo heiter an tag gebracht mögend werden, habend wir im namen des
Umäcdhtigen gottes dag heilig göttlich wort, das dann die recht ſpys der
eclen ift, und den waren ynſatz des nachtmals unſers herren Jeſu Chriſti
mſtatt der meß angenommen.
Wir wöllend ung ouch hiemit nit fürſchieſſen noch beſſer dann andere
chten, und mit hilf des allmächtigen gottes nüt fürnemen noch handlen,
ann das wir, ob gott will, am jüngften gericht, da alle warheit an tag
ummen wirt, wol berantwurten mögend. Dann, ob wir ſchon nit mee
ann ein meß all tag in unfer ftatt hieltind, find wie in forgen, daß da»
18 underden einmütigen ein zwitracht entftünde,
Db wir oucy mit üch und andern üweren und unferen getrümen Lieben
idgnoffen mit einandren in das feld ‘Ju rettung unfer Landen ziehen müß-
ind, mwurdind wir das göttlich wort fründlich üben , and funft iedermann
laffen) meß halten, deren lofen, mie ein ieder vermeinte finer feel feligkeit
u ſyn; und defhalb mit nieman weder zwitracht noch unmwillen anzüfaben;
Jan der gloub fry, ouch r.ieman darzü anderft dann mit dem waren gütt«
ichen wort (fölle) genötiget werden.
Und ift uf das alles an üch ale unfer für ander getrüw Lich eidgnoflen
anfere feindliche bitt, mit höchftem fiyß und ernft, das immer fon mag:
ir wöllind üch von fölichen chriftenlichen,, ouch anderen derglychen urfachen
villen von uns weder in göttlichen noch sytlichen Dingen nit ſunderen, ſun⸗
der ale üwere fromme vordern an uns für und für beharren ; als ouch wie
by üch bebarrend, und von üch uns nieman nimmermeer zertrennen und
cheiden laſſend.
Und wie wir vor zu meeren malen ung gegen menglichen rechts und
underwyſung mit dem waren göttlichen wort zu erwarten erboten, alſo er⸗
bütend wir und uf den bütigen tag von der meß und aller handlung wegen,
ſo wir bishar us dem göttlichen wort geübt: Wer ung us der waren gött⸗
lichen geſchrift eins befieven berichten und underwufen kann, cs fae mit
gefchriften oder funk, dem wöllend wir gütlich lofen und fründlich uns
worten, wyſen laflen.
Wir embietend uns ouch unfer bünd an üch und an allen andern
imern und unferen getrüwen lieben eidanoflen frommklich und cerlich für
und für zu halten und nieman geftatten noch bewilligen, wider unfere bünd
mit uns oder den unfern zu handlen. Wir wöllend ouch üch und ander
Ümer und unfer getrüw lieb eidgnoſſen um keiner zutlichen fachen, ouch am
keiner menfchen willen, was ſtands und weſens die joch fuend , übergeben;
Bwingli’s ſammtl. Schriften IL. Bos. 2. Abthig. 25
386 Antiourt von rät und burgern zu Zürich an Bern.
und biemit das göttlich wort, und was das wyet, (mit der gnad aoliet
allmächtigen) nit verlaſſen.
Actum und überfendt famflags vor Thomä anno 1525. Prssentibus
here burgermeifter Walder, Hein und groß rät.
Sömliche werbung bewegt fo vil ein eerfame oberkeit zu Bern, dei
fy der flatt Zürich antwertend, jr beſts zu thün, und fcheidend, fo vil
inen müglich, bund und fründfchaft an Zürich ouch zu halten. Dorum,
als hernach feytags nach dem heiligen wyhnechttag ein tag zü Luzern vom
VI orten gehalten und befchloffen ward: Wo die im Turgöw won dem
nüwen glouben nit abftan wurdind, wölltind ſy die underfian geborfam zu
machen. Und föllte man an die von Bern werben: fo fömliche fürgenom⸗
men, weß man fidy zu jnen verfehen föllte? Antwortet die ſtatt Bern:
Das füllte man fidy zu inen verfehen , dag man die bünd an inen baltın,
aber doch mit Zürich nüt unfründliche filenemen wurde. Und fo fölktind
ouch nüt gwaltigs mit dem Zurgdw bandfen | funder mit recht füchen alle
Bi a“ denen fü vermeintind anſprach zu haben. — Alſo erſaß diſe ſach
abermalen.
ı
387
Zwinglis Gutachten
in den Uerhandlungen deg Kaths bon Zürich.
mit dem Papft wegen des rückftändigen Soldes
und der Religionsänderung
zu Anfang des Jahrg 1526.
Der Bapft war den Zürchern von dem bundesmäßigen Zuzug im
Jahr 1521 einen Rückſtand non mehr ald 23,000 Gulden fchuldig.
Ad der Rath durch ein Schreiber an. den Papft Adrian im Jahr 1523
die Bezahlung forderte, antwortete deflen Nachfolger Clemens VII.
den 6. Dec. 1523: Sein Legat a) fey beauftragt , diefelbe zu Teiften
— unter der Dedingung, dag fich die Zürcher mit den andern Eid-
genofien in der Religion wieder vereinigen. Im Jahr 1524 ward eine
Gelandifchaft nach Rom abgeordnet, aber ungnaͤdig empfangen und ihe
Geſuch abgefchlagen, bis Zürich van der Ketzerey abſtehe. Endlich
ward der Unterſchreiber Soahim am Grüt, welcher ein Haupt:
beförderer des Zuzugs im Jahr 1521 geweſen, und ber heftigſte Geg⸗
ner Zwinglis in Zürich war, ald Sefandter an den Papſt abgeordnet.
Es ward ihm am 5. October die Inſtruction gegeben, daß er die
bundeepflichtige Penfionszahlung fordere. Frage der Papſt nach dem
Glauben der Zürcher , fo fol er ihm dad Mandat des Raths, (womit
er die chriftliche Einleitung an die Prediger, dad Evangelium zu
Ihren , begleitete) und die den Eidgenoſſen gegebenen Antworten über
reihen. Am 14. Dec. erftattete er folgenden Bericht aud Nom: Sam⸗
ſtagg am Martindtag fen er nach Kom gefommen; Montags habe ee
ſchon Verhoͤr beym Papft gehabt und Bezahlung der Penfion, der
Soͤlde und der Koften laut Bündnig verlangt. S. Heiligkeit antwor⸗
tete: „Obwohl der päpftliche Stuhl mit Schulden, beladen und arm
fen , fo wäre fie geneigt al Gnad nach ihrem Vermögen den Herren
von Zürich zu beweifen, ald denen, die fich am päpfilichen Stuhl ,
der Kirche und dem Glauben allweg ehrlich und wohl gehalten haben.
Aber eß kaͤmen fo fchwere Klagen, wie fie handeln mit geiftlichen Per⸗
(onen. und andern Dingen, befonderd mit Abthuung des heiligen Ga- -
a) Ennius.
388 Gutachten in den Verhandlungen mit den Papſt.
tramentd , daß ©. Heiligkeit nichts mit ihnen handeln könne, noch
ihe gebühre, bis fie fich wieder auf den rechten Weg kehren. Sie
erbarme fich über ein fo ehrlich, chriftlich, fromm, weis und vernünf-
tig Volk, das fich fo Teicht und bald einen einzigen Menichen hätte
verführen laſſen; mit viel fchärfern Worten und Meinungen , denn er
ihnen fehreibe.“ Hierauf habe er um Bedenken über feine Infteuction
gebeten ; dad Mandat und das Büchlein Cdie Einleitung) übergeben ,
welche ©. Heiligkeit zur Hand nahm; auch die Antivort gezeigt, welche
der Rath den Eidgenoffen gegeben, und welche ©. Heiligkeit zum Theil
zuvor wußte. Hierauf babe er ©. Heiligkeit aufs Beſte gebeten , wie:
wohl fie harte und ſchwere Dinge geſagt hätte und ihm kurzen Abſchied
gegeben, daß doch ©. Heiligkeit das Beſſere von Euch, meinen Herren,
glauben wolle und fich aled Guten zu Ihnen verſehen, deren Vordern,
auch fie ſelbſt bisher wären gewefen‘ andächtige, getrene Shhne der
Kirche und vor andern oft Hätten befchirmt den Glauben und geiſtliche
Freyheit; und „ob jest bey Euch aus Lehre Euerer Prädifanten etwas
Neues dem Aiten widerwärkg, dab &. Heiligfeit dasjelbe zugebe der
Zeit und den jesigen Laͤufen; denn dieſe Neuerung wäre nicht allein
bey Euch, fondern fehier durch das ganze Deutichland , und gefchehe
vicheicht darum , dag Gott unfere Sünde al ſo ſtrafen und ımö
deßbas in Erkenntniß feiner bringen wollen.“ Darum fol ©. Heilig:
keit fich diefer Antwort begnügen, ihn mit Bezahlung abfertigen , und
der Neuerungen bald zu entfihliegen nach Nothdurft, ohne Zweifel Str,
meine Herren, würden Euern Worten und Erbieten folcher Sachen
halben auch Statt thun. — Nach Unterhandlung mit dem Erzbilchof
Anton Bucci gab ©. Heiligkeit die Antiwort : Wiewohl den Händeln
nach , fo bey Euch vorgegangen , anderer Geftalt follte gehandelt wer:
den, fo wolle Er um der vredlichen Thaten und Frommkeit Ener
und Euerer Vordern und Euerd Erbietend willen Euer ſchonen
in vergangenen Sachen und die Forderung von 24,815 Gulden 1 Ort
Rhein. 2 Did 7%, Basen und 700 Dukaten mit den ziemlichen Koſten
zufagen und bezahlen; wenn Ihr, meine Herren, weil ihr abgetreten
vom chriftlichen Glauben und von der hriftlichen Kirche, wiederfkehret,
‚ Und da Ihr Euch erbietet, wo Ihr iertet, dag man Euch berichte;
wollet Ihr Euch laſſen weifen , dazu wolle &.' Heiligkeit einen gelehrten
frommen Mann nach Genf oder Laufanne fchiden, wobin Ihr einen
Tag anfegen koͤnnet, um darin zu handeln. G. Heiligkeit verlangte
Antwort, und dag ich bis zu Eingang derfelben bier bleibe; vorher
koͤnne nichts gethan werden, wie Ihre dieß aus dem Breve vernehmen
Gutachten in den Verhandlungen mit dem Papft. 389
verdet. . Gnaͤdig meine Herren! Ich babe ernſtlich angehalten des
Platzes halben , dag der in der Eidgenoflenfchaft und in der Nähe möchte
jehalten werden. G. Heiligkeit antwortete: Wir Eidgenoſſen haben
eitfame Leute , und wolle einer gleich fuchen dieß, der ander jenes;
o wolle ©. Heiligkeit, daß der Legat , fo er ſchicken würde, und an⸗
ere Boten und Leute, die dahin kommen würden, ruhig waͤren und
eine andern Sachen handelten, dann wie gemeldet ift u. f. w.
Snädig meine Herren! Ich gebe Euch die Sachen zu bedenken.
Mehr babe ich nicht vermögen. Schreibt mie Euem Willen, auch
er Heiligkeit, und dunft mich am Beſten in Deutich,, damit Ihr
Ile wiſſet, wie die Wörter lauten, fo will ich alweg mein Beſtes
bun. ©. Heiligkeit fchreibt, andern Eidgenoffen auch deßwegen, umd
ch fchide Euch auch diefed Breves Abſchrift. — \
Aber für mich. ſelbſt füge ich noch das, wie ich oft wor Euch und
uch ihm a) unter Augen gefagt habe des Sakraments halben, daß
er Dann irre, dad fage ich noch, und werde ihm darin nichts nach⸗
affen ; und idy wollte lieber, daß Ihr mich hättet daheim gelaffen , fo
yitte ich koͤnnen die Schrift erleſen; — fo bald ich Weil und Platz mag
yaben , werde ich ihn darum nicht unerfucht laſſen. b) Das ſollt Ihr
yon mir guter Meinung verfichen , und ed Euern bidern Leuten zu Stadt
ind Sand von mir fröhlich fagen, und ich hätte ed laͤngſt gerne gethan ,
o bat ed fich nicht wollen fchiden. Ihr wiflet auch wohl, wie gern
nan ed gehört hat, wann ich ed habe angerührt; aber Gott weißt
m allerbeften , wenn ed Zeit if. — Zug wird bezahlt werden, die.
reyen Hauptleute audy , nur Hauptmann Vögeli nicht, weil er luthe⸗
ch iſ. Der Hauptmann von der Gardec) hat übel Zeit mit mir;
but Euch und mir dad Beſte, denn ich hab font niemand; Ihr
vollt ed um ihn verdienen. Gnädige meine Herren ! Bedenket die
Sache wohl. Ach fchreibe Euch nicht gern viel dieſer Dinge halb.
deſach wiſſet Ihr ſelbſt; aber luget dazu , ſonſt werdet Ihr und die
kuern verachtet, wohin man kummt. Es ſagt wahrlich jedermann,
vo ich zu den Leuten komme und man Euer zu Rede wird: Ach Gott,
vie jent ein folch ehrlich Volt und Weſen je in diefen "all kom⸗
nen! Liebe Herren! Dan fagt und Ketzer, das ift fo gemein, daß
ch eben thu, ala hör ich ed nicht, und muß fein gewohnen, ich wolle
En nicht. Aber dabey klagt man allweg ein ehrlich Der Bir ſe ſeines
Falls.
a) Zwingli. b) Das geſchah. Er diſputirte mit Zwingil. c) Eof pa ar Röuf,
x6 Bürgermeiſters Bruder.
390 Qutachten in den Verhandlungen mit dera Pankt:
Das Breve des Papftes an den Rath (datiert vom Li. Dee. 1525)
enthielt die dern Geſandten mündlich gegebenen Erklaͤrungen. Am met:
würdigften if folgende Stelle: Nec tamen possumus cogitare,
qua ratione leves et temerarii homines. adversus fidem ve
ram et ecclesiam catholicam, in qua spiritus S. per elec-
tos dei largo flumine divinitatis locutus est et omnem scrip-
turæ veritatem- aperuit et docuit, quæ quidem ecclesia
errare non potest, suas impias opiniones ac sententias vobis
‚in vera fide patrum vestrorum natis et educatis potuerunt
comprobare. Quod si id, quod Deus avertat, in his noris
et impiis erroribus perstare propositum vobis haberetis,
quomodo possemus non solum erga vos uti liberalitate,
sed pecunias ullas, etiam si maxime vobis debita
essent, juste et pie persolvere? Cum alienis
a fide recta, nec quæ ipsorum,quidem patria
et avita bona sunt illis jure relinqui debeant.
— Dad Breve an die übrigen Eidgenoflen gab diefen Nachricht von
der Antwort, die den Zürchern ertheilt worden, mit der Bitte begleitel,
diejelben wieder auf den rechten Weg zurüdzuführen.
Am Grüts Bericht, der jo bitter feindfelig genen Zwingli war,
regte defien Zorn auf. In ſolcher Stimmung ſchrieb er ſein
Anzeigen uf papſts und underſchrubers gſchriſt.
Die vereinung, in dero wir dem vapſt gehalten habend, iſt uf ghein
ushingeben einigen burgers gemacht, und die reis nit um ſoͤlchen ſold ge⸗
thon , funder mit fölcher teüm und frommen, daß der papft vil ein anderen
eerlicheren fold fammt:dem kaiſer bezalen füllt.
So nun: hierinnen uszug und binderftall gſuͤcht wirt, it das erh ı def
man mit undankbarkeit der trüw und vedliche onen will.
Dife undankbarkeit Hat man vormals wol verftanden am yapft; dm
er allen boten bezalung nit gethbon. Er hat aber: dhein fordrung weder de
Zwinglis no andrer gethon.
So abet iez die fordeung befchicht , iſt offenbar, daß der huͤrenſun die
vorigen boten mit practif verſchafft hat nit hezalt werden; damit er mi
difer gfar harfür im. Denn ie fo gdar der papft In finer fendung anmi⸗
ten, das er vormals den andren geſandten nit hat gdören anmuͤten. Biler
wüſſend wol, welche tochter ſy ſoͤllend anſechen.
Und wo iez in der fordrung gelugget, wurd fürhin nieman fihrr At:
Denn wer mit ung ze fchaffen bätte, oder etwas bezalung thuͤn fälle, mard
vor herus fordren, wen er wöllt; denn murdind des Zwinglis günner 0%
helfen die hinusgeben, die jn iez bingäbind. Damit wär ftatt und. land
verraten.
" Sutachten in den Berbandiungen mit dem Vapf. 394°
Hierum iſt dem vapſt uf fölche meinung ze antwurten:
Die ſchuld, die ee lich ufrecht und redlich fchuldig , ſye nit uf ſoͤlche
ding agründt, funder mit allertrüweſtem dienft und frummen verdient.
dierum heifchend wir bezalung. Wo die nit folge, wellind je üch wyter
raten. Des Zwinglis halb ſye ung nit Loſann noch Genf ungebunden zü
ifnutieren, oder allein "der geleerten kommlich, funder ouch Zürich, die
Rom näher ſye dann die erfigenannten flätt; fye den römifchen legaten vor⸗
nal guͤt geweſen zu andren werbungen , fye in diſer noch vil befier. Wo
ber fin heligkeit ie nit gen Zürich welle ſenden, wellind je den Zwingli uf
in giuchen platz, der fölcher maß verfichret, daß da nieman ze fürchten
he, funder ‚die göttlich warbeit one allen nachteil und forcht möge darge»
yon werden , verlifren; doch licher geftalt, daß er fölcher maß verbürgt
ed, daß die gufel oder bürgen von Züridy nit gelaflen, bis er widrum in
ie ftatt Überantwurt fye. Dann wo man anderft mit den Dingen umgang,
yire man untrüw.
Des hürenfuns halb, daß er widrum dargethan mit Zwingli ze difpu-
een bon dem ſacrament des fronlychnams Chriſti, wirt wol ze echt ges
sat, fo er. berus kummt.
Daß er mit des papſts briefen nit felbs kommen, ift ein anzeigen, daß
e ung bie uflen bat wellen über einander richten mit des Zwinglis erforde-
ung; dann er wol weißt, daß Zmingli am höchften begert ein fry vedlich
(prä von gottes worts wegen. Daß aber der papſt ftätt beſtimmt, babe
it ein teüme aftalt, fonder offne einen uffaß , eintweders dem Zwingli, oder
ber daß der papſt damit die dezalung fliehen well.
Daß er meine, man föll jm die widergfchrift tütſch zuͤſchicken, welle
e fatin machen , ift frefel und ein recht narrenftud. Dann, foll man jm
es vanfts brief ſchicken, fo muͤß doch er vor dem papſt über den brief gon;
riet fpöttlich fun, ſoll er jm einen ufgethonen brief überantwurten. Soll
san in aber dem papft zum erſten zuͤſchicken in tütfch , fo wirt er jn laſſen
niniſch machen ı ee daß er weißt, daß in der hürenfun fölle latinen. Soll
an dann jm ein. kopy nebend dem tütfchen brief ſchicken, ift ein berach-
ing des papſts, fam er nit lüt had die fine eignen brief könnind verdol⸗
etſchen. Zuͤdem ſagend die geleerien, der huͤrenſun könne nit guͤt latin.
)aß er aber eine fo unvernünftige anmuͤtung thuͤn gdar, zeige eintweders
n, daß er fürcht , der brief werde von geleerteren lüten gemacht , weder er
t; oder daß daryn gefet werd, das sm nachteilig fye; oder daß er lieber
ölfte den tütfchert brief verdolmerfchen , wie ee wöllt, weder daß dem papſt
wer meinung Iuter fürkäm ; denn kurz, ex müß practiziert han. Gott ſye
elobt , daß im ein fölch narrenor empfalfen ſye mit dem brief.
Uf diß alles kürzlich dife antwurt dem hürenfun geben:
Dem vapſt den brief bym houptmann Röiften überantwurten ; dem
ürenfun ouch «in kopy davon fenden, und jn heiffen erfordeung tbün uf
m brief, und, wo man jn nit von ftund in acht tagen abfergge, bar
im ryten; und jm demnach von den roten bofen ſagen, daß er 2 mal
au? geffen gehebt #6; daran man ben mitverftand und zemmenkuchen
erſtat
Dem Berger, ſo er den Zwingli hinusgeben will, ſagen: er thuͤge
n iez recht, daß er die ſchuld uf den Zwingli lege, der den zug geweert
392 Gutachten in den Verhandlungen mit dem Papſt.
hab; man fölle die hinusgeben, die in angehebt und geraten babind ; fuf
wärind wir vil unrats änig ıc. 0
Ob Zwingli diefed Bedenken dem Rathe wirklich eingegeben habe,
it fehr zu bezweifeln, da fich zwey andere Entwürfe zu Antworten on
den Papſt und an den. Gefandten vorfinden.
Entwurf zur Antwort auf des Papſts Schreiben
vom 11. Desember 1525. a)
Allerheiligſter vater, fürft und here! mit fondrer begied zu küſſen mer
heiligkeit füß ꝛc.
Als wir mit unſerm befelch Joachim, unſern ſchryber, zu uͤwer heilig
keit abgefertiget in hoffnung, die wurde uns angefehen die trüwen redlichen
dienſt, durch die üwer heiligkeit und kaiſerlicher majeſtät fo merklicher from
men zuͤgeſtellt iſt, one alle hindrung fründlich und guͤtlich bezalen; und ſo
wir dero wartend ſind, kommt uns üwer heiligkeit geſchrift, die uns vil
anders dargibt, weder die fach, unſers verſtands, an jr ſelbs iſt. Darus
wie ermeſſen muͤſſen, daß bös zungen uns unbillich verklagend und zuͤ un
leiden underſtand; dann wir von der heiligen chriſtenlichen kilchen niendert
abgetreten, noch von feinem ketzern ienen vermifen find. Das wort Chrifl
mag nit liegen, da cr fpricht: Mine fchaf hörend mine ſtimm. Go wit
nun nüt Eoftlichere ſchätzend, noch kein anders annemend weder das wort
Ehrifti, wirt, ob gott will, offenbar, daß wir der ſchafen und kilchen Chriſti
find, und uns da dannen nieman ruffen mag ; als Ehriftus ſelbs by den
vordrigen worten fpricht: Ich befenn mine fchaf; die folgend mir nach; und
ich gib jnen das cwig Leben; und nieman wirt fy us miner band vouben.
So iſt ouch us üwer heiligkeit rechten offenbar , daß einer ein Beer, dann
der überwunden ift, und dennoch nit vom irrſal wychen will. Go nun,
alferheiligfter vater, unfer prädikanten uf vil unzalbarlich erbieten, ſich
wo ſy irrtind, zu wyſen laffen , nit überwunden find einicherleg unwarhcil
oder irrtums, thüt man inen und ung, vor üwer beiligkeit gemalt, daß man
fü ketzert, und ung mit inen perleldet, als-ob wir uf fü glouben fahtindı
die aber nit uf je fag oder red ung gründend funder uf gottes wort, did
fü uns verkündend; damit wir uns kurzlich gegen üwer heitigkeit hoffend
verantwurt fon der ‚berden ‚allerfchweriften ſchmachreden, dic man uns bn
üver heiligkeit zülege. Ob aber glych fölches alfo wäre, dag gott nit wöllt
noch üwer beiligkeit, die on. zwyfel allerhöchfte Freud bat, wo man dem
wort Chrifti, deß verweſerinn ſy gehalten wirt, zum allertürcften anbangt;
föllte fich dennoch üwer heiligkeit fölicher uszügen alfo nit annemen; dann
wir ouch feinen uszug gefücht, obglych etwas vom apoftolifchen ſtuͤl mipgt
than was, ee wir den zug leiftetend; damit man nit üwer heiligktit ber:
denfen möcht, ſy wöllte ung mit.dem, als ob wir von warem chriftn:
lihem glouben gefallen wärind, bezalen ; vorug fo wir mit flihem
eenft und ceren dero türe, anderft dann ung der vereinung Lächftab dal
— —
— —
.— —
a) Simmler hat ihn von Zwinglis handſchriftlichem Original abgeſchtieben, und
ein anderes Manufcript in der obrigkeitlichen Regiſtratur damit verglichen.
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Gutachten in den Verhandlungen mit dem Papſt. 393
mögen zwingen , zügezogen find, darus ung ein fchmwarlicher, vertöwiger
ungunft gegen feömden und verbündten völkern , infonders unfern getrüwen
Lieben eidgnoſſen, erwachfen ift.
Wir Hoffend nit, daß üwer heiligkeit föliche überfchwenkliche trüw, in grö⸗
ſter not erzeigt, mit untrüw widergelte , fo doch cin icder frommer mann ouch
ſinem fngend glouben halten foll. Dann das mögend wir nit laffen ein uszug
fon , daß wie merkend gegen üwer beiligkeit undertragen fun, als die meint,
es gezimme ſich nit, abgefallnen ſoͤliche gutthat zu thin; dann by uns das
evangelium iez glych geprediget wirt, das ouch prediget ward, ce wir dem
avoftolifchen ſtuͤl fölichen fchweren zug züfagtend, als die eerwürdigen, care
dinal von Sitten loblicher gedächtnuß , die bifchof von Biftoien und Verula
wol wüflend ; ja es ward dozemal deungenlicher berfürgetzagen , fo vil den
rõömiſchen ſtuͤl antrifft, dann iez; und dem zug, den wir nüt deſto weni⸗
ner thatend, treffemlich widerſprochen; noch wolltend wir den bund und
glouben halten; wiewdl wir eben den glouben und evangelium hattend, das
wir noch habend; noch wurdend wir, da man unſer dorft, nit abgefallne
oder abtrünnige geſcholten ſonders mit hochen titlen gepriſen. Go man
uns aber iez nach langer dald und wartung bezalen ſoll, warum wirt un⸗
billich herfürzogen, deß man nit gedacht in der not? Darum wir föliche
nit für ein Rucht ober eehaften uszug rechnen noch erhalten mögend , wo
ümer beiligkeit uf ſoͤlichem fürzug biyben wöllte.
Aber des geſprächs oder der difputation (des gloubens underwufung *)
halb möchte ung ſeer wundren, wenn üwer heiligkeit ung nur verdenken
föllte , als 0b wir unfer praͤdikanten nit mölltind antwurt geben laflen, die
fi) etwann fo fry habend an frömde ort erboten, daß wir inen ſolichs ab»
geſchlagen us denen urfachen , daß ſich vormalen der römiſche ſtuͤl ouch er⸗
boten hat gleert lüt zu ums in unſere flatt zus ſchicken, und daß uns nady
teilig fon wollt, wo wir ſy andersmohin bättind Laflen vertädingen.
Und ift über die anforderung das unfer ernftlich bitt und beger, üwer
beiligkeit dezale uns nach beftimmung ung zügefchickten brevis. Demnach
wellend wir
Ju folgend die ratfchläg von der prädifanten und difputation wegen:
Der erſt ratſchlag.
Gen Genf und Loſann nit gezwungen ſyn zuͤ diſer zyk, vorus da alle
land ufruͤrig und voll ufſatzes ſind, ſunder wol mit einander eins werden
um den platz, fo feer wir ſehend, dag nit ufſatz gethon werden mag, und
gebürliche verfihrung gfehicht mit gufel oder leiftung, als Bern, Baſel,
Schafhuſen, Et. Eallen, Eoftenz ıc.
Ein andrer.
Vermeinen, üwer beiligfeit müt ung nit wyter zü, denn fich der apo⸗
frolifch ftul vormal gütwillig emboten bat; namlich einen geleerten mann
zuͤ ung in unfer ftatt ze ſchicken, dee mit unferen leerenden grundlich von
1) In dem ganzen Entwurfe find durch () die Abweichungen der nicht von
Zwingli gefchriebenen Handfchrift bezeichnet.
394 Gutachten in den Verhandlungen mit dem Bapfı:
alfen orten, darin man fy verdenkt mißlerren, die göttlichen gſchrift erfar
und gefallt üwer beiliakeit meer denn einen ze ſchicken, foll une ouch gr
fallen ; wellend darzuͤ frye verficherung und gleit geben und halten, oh
jnen alles lieb, zucht und gütes erzeigen, das ung möglich if. Es wöſ⸗
fend ouch die vor by uns gewesen cerfamen legaten wol zu fagen , def
unfer ſtatt zu fölchem fürnemen der allergelegneft vlatz fft, den man in un
feren landen finden mag provand und ficherheit halb, daß wir ung und, die
ung verteumt werdend, gott ſye Lob! wol befchirmen umd .friften mögent
vor allem uffak und awalt. Dann, ift unfer ſtatt vormal dem vömifchen
ſtuͤl in fo vil weg zü fo vil werbungen fo vil jae güt gewefen, und gnanr
sem ſtuͤl allweg fo getrülich und redlich dienet und finen frommen gefürttet:
möchte ufſatzes argwon nit? manglen, daß üwer Heiligkeit die iez ſchühen
wöllie; vorus mo wir des gloubens halb verderblich irriind, welchs ünn
heiligkeit als eim vater zimmt allermeiſt an denen orten ze erfechten und
uszerüten, darin der ſchad beſchicht. Arsny hilft nit, wenn man ſy nit an
die ort thüt, da der breft ift. Es foll ouch ümer heiligkeit ungezwuflet fon
wo fich erfinden wirt, daß einer unſerer prädikanten , in iertum ergreifen:
ſich nit zu widerruͤf und verbeſſerung ergeben wöllt, wir den nüts wenige
Arafen wölltind, weder an keinem andern ort befchehen möcht. Darzu bat
unfer underfchegber uns, emboten , mie er sinem under unferen weädilanten
widerftand thün welle in der leer, die er vom facrament des fronigchnams
und blüts Ehriſti geleert bat. Nur mag üwer heiligfeit erwägen, daß um
nit gebürt die, zween, die beed unfer burger find, anderswohin ze wyſen.
Darum aber Eommlich wirt, üwer beiligkeit fende verheißnen geleerten mann
mit genannten underſchryber in unſer ſtatt; werdend ſy einander den bas
mögen buftand thün und. je fach an tag bringen, und gar mit einer arbeit
zu , dag ſuſt zwo muͤßte haben.
Der dritt anſchlag.
tier hzeiligkeit ouch unfer gütdunfen anzeigen. Es will ung nit güt
bedunken, daß üwer heiligkeit oder wir zu diſer zyt diſputation oder geſprach
in fo. feere ort legind, us. zweyen urſachen. ing, daß die warbeij erfüchen
nienen wäger ift, weder da die unwarheit ſchadt. So nun wir uf m
weg und verftand , wärind wir nienen kommlicher ze berichten weder in unfer
ftatt. "Die ander urſach, daß man die fach one gfpräch mit gſchrift zu difer
aut, in dero die afchicklichkeit des drucks fo gemein ift, bas usrichten mas
weder mit gefvrächen. Dann, ob man ginch geſpräch hielte, müßte man
dennoch alle ding usfchruben und mit dem druck Laffen usden, möllte man
ächt der fach förmlich nachgon. Dann unfere prädilanten habend all
fo ſy leerend , im druck offenlich laſſen usgon; deßhalb ouch das widerſpil
miißte zuͤ gemeinem offnem leſen kummen; ſuſt iſt die welt iez alſo geſinntt
und vil gebrucht mit leſen, dag ſy fi ch nit laßt ab jrem verſtand mit
gmwaltsmandaten wyſen, ſy fech dann felbs die warbeit und werde damit über
wunden. Hierum ſchickend wir üwrer heiligkeit ommentarium, den Zwingli
vergangnes jar dem künig von Frankrych zuͤgeſchriben bat, mit etlichen
tractätlinen meer, darin faft ein ganze ſumm vergriffen ift dero Dingen , da
K
1) „nis“ fcheint und als ganz finnftörend verwerflich.
Gutachten iu den Verhandlungen mit dem Papſt. | 395
tum man hüt zangget, uf welche art ouch unfere peädifanten leerend. Über
dife ſumm, welle üwer beiligfeit jre geleerten, fegen und darwider laſſen
ſchryben, im druck usgon , unſern herren zuͤſchicken; werdend umd ſoͤllend
fh gebürlich zimmlich antwurt geben. Da wirt der allmächtig gott dic mar»
beit nit laſſen unden Ligen, funder in aller menfchen herzen üfnen, und die
unwarheit an tag bringen; und werdend wir one allen zorn fölchem kampf.
ſtill zufehen zii beeden ſyten und zu end der fach gebürlich halten. *]
: Serum und uf diß alles iſt abermalen unfer gar ernftlich bitt und be⸗
ger, üwer beiligkeit wölle anfeben den groflen, ſchweren, gefarlichen, aber
redlichen, eerlichen , getrüwen dienſt, den wir römifchem ftül, gar nach unfern
ftand der ſtatt und lands bindangefekt, getban habend; und uns, wie fich
gebürt und wir wol verdient habend, bezalung thün on wyteren verzug;
dann wir nun meer ale qnüg gebeitet habend. Wo uns oudy. bezalung ie
fölfte adgefchlagen werden, mag üwer heiligkeit wol ermefien, daß wir vil⸗
lycht zu finee zyt genötet wurdind etwas filezenemen mit den berpfändten
Hätten, Parmen und Placenz , dardurch wir benügt wurdind. Die zut find
nit allweg in einem fand; verwandlungen befchehend alle ſtund. Papft
Julius ſeliger gedächtnuß drömt uf ein zyt gemeiner eidgnoßfchaft: wo im
die nit hielte, wöllte er jre capitel und vereinung in alle weit fenden und an⸗
zeigen, wie wir an’ im glouben gebrochen bättend. Was ſölltind wir nun
thün, die römiſchem ftül für und nit binder gehalten habend, fo feer uns
der nit bezalung thün wöllte? Diß zeigend wie üwrer heiligkeit nit fölicher
aeftalt an, dag wir zemal (nochmalen) fölichs fürnemens ſyend; dann wir
ungezwyflet find, ümer heiligkeit werde uns mit fründlicher güter bezalung
abfertigen. [Wo aber ie ung nit füllte gehalten werden, fönnend wir fo groſ⸗
fer bärlicher fumm nit usligerr, und wurdind ouch ‚ug füchen, durch den
ung abtrag befchähe.?] Uwer heiligkeit wellend wir ouch mit trüwen er⸗
mant haben , die wölle nüt uf die boffnungen feben, die jeo von unſern
widerwärtigen durch falfch practiten möchtind fürggeben werden; dann wie
könnend von der fchuld nit wychen, die wie fo tür verdient babend. Wirt
etwann zyt fummen , dies bezalt. ( Es kummt etwann zyt der bezalung.)
Wo aber üwer heiligkeit uns bezalung thüt, wöllend wie zu dem borgen
(daß mir lang gebeitet) mit höchftem dank bekennen , und, ob gott will, in
künftiger zyt mit undertbänigee fründfchaft und dienft erzeigen, daß wie
nit allein eim (dem) beiligen ſtuͤl zit Rom fonder einem iedlichen halten
wöllend, darum wir im vflichtig find-, und ung von der einigkeit chriften-
licher kilchen nit laffen ſchränzen.
[2
Antwurt dem underfhrnber ze geben.
Er laßt ſich deyer artiklen merken, die alle gnüg anzeigend, daß er one
gefarliche practik nit wol fon Tann. Einer, daß er begert, man fchidle jm
unſer antwurt tütfch , swelle er überantwurten. Iſt üch, minen herren,
2) Die ganze in [ J .eingefchloffene Stelle findet ſich nur in Zwinglis Autographum ;
fehlt aber im der andern Handfchrift. 2) Auch diefe Stelle fehlt in der nicht von Zwingli
geſchriebenen Handſchrift. |
396 Gutachten in den Verhandlungen mit dem Papſt.
fpöttlih und zeigt an, daß ee forgt, üwer fach werde anderft für den vank
fummen, weder er fürt. Der ander, daß er begert, je föllind fin wie:
fprechen in ſtatt und land offenlich verkünden laffen ; fo er doch weißt, dei
ümer mandat vormal der meß halb usgangen ift; und biybt aber er damit
ze Rom. Darus man offenlich ficht, daß er darzwüfchend zwitracht fäjen
will. Muͤß uf etwas gegenmwärtiger practiten dienen ; denn ſuſt weißt er
wol, daß es noch fruͤ gnüg wär ufs Land zü verkünden, wenn er übe:
wunden hätt, das er doch, ‘ob gott will, nit erleben wirt. Der dritt arti⸗
kl: Er fpriht: So ferr je dem papft nit willigind nach finem beger,
und fordret er aber von dem glouben zu fton 20; fo werde man den boun-
mann bon Zug usrichten, und von üwer fumm abziehen, und aber üch nit
besaten. Das zeigt an, daß er cin collufien oder practik mit dem mom
bat; denn wie mag er wüflen, ob jr villycht fülcher meinung und form
dem papſt ſchribind, daß er üch bezatte. Und uf fdliche ift ein ralſchlag
dem underfcheyber ze ſchryben.
Der exit ratfchlag.
Daß er lüg und allen fiyß ankeere , daß wir bezalt werdind ; dann jr an
finem fcheyben mol merkend, daß er hierin nit wenig vermöge ; oder aber it
wellind, fo er beim kummt, fin ſchryben und handlung gegen einandern be
fichtigen und erkennen , woher der binderfiall der bezalung komme. Und def
er daran ſye, daß der vapſt fine gelcerten mit jm gen Zürich in umfer fatt
ſchicke; fo doch er den Zwingli über unfere usgangne mandat unrümen nit
erlafien will. Und fo jm diſe ding in 8 oder 14 tagen ungfarlich nit ver:
bängt , daß er von fund an heimryte.
Dee ander ratfchlag.
Im ein kopy des vänftlichen briefs zuͤſchicken, umd böufchen die beze⸗
lung , und fendung der gleerten erfordern uf 8 oder 14 tag ungfarlich. Und
fo jm nit begegnet wirt, foll ee von ftund an, jm werde bezalung ober nit,
heimkeeren. Doc fälle man alle brief dem houptmann Röiften in der
gwardi züfchidlen, damit ee dem papſt fine brief felbs in bumwelen Joachime
und dem Joachim ouch die finen Üüberantwurte.
Der dritt.
Des vapfts verfchloffenen brief dem Joachim zuͤſchicken mit eine
sinen kopy für in; und darnebend jm fchryben, daß er inhalt de
topy werbe, damit er in 8 ober 14 tagen ungfarlich nach dee audienz ab
gefertiget werde mit bezalung und den geleerten. Wo jm aber audienz ab⸗
sefchlagen , und die besalung nit gaeben wöllte werden, er fidy dann on
wytteren berzug heimfertig mache, - Mit ermanung , daß er allen flug an-
wende; dann wo das gelt nit komme, möge er wol ermefien, woruf die
gemeinden geneigt fgend zü fallen. Mögend je jm güter meinung zu müflen
thon haben.
Die Antwort, welche dem Papſt den 10. San. 1526 auf fein
Breve gegeben worden , iſt ruhiger, höflicher,, ohne daß es ihr am Kraft
Gutachten in den Verhandlungen mit dem Papfl. 397
ebricht , und frey von Aeufferungen perfdnlicher Empfindlichkeit. Es
vird dem Papſt gezeigt, das fie die Lehre der katholiſchen Kirche ha⸗
en — aus der Schrift, und wie fle in! den ‚12 Artikeln des Glau-
eng enthalten ſey. Krnitlich wird im Namen der alle Menſchen ver
slichtenden Gerechtigkeit Bezahlung der Schuld gefordert : „Apud
nos.enimEst, estet Non, non, sicui quid promit-
timus, Omnino esse volumus, id quod Christi
fidelibus ante omnia congruit, tum erga Chri-
stianos, tum Turcas, sine excusatione Mit
Sreuden wolen fie feinen Legaten und Gelehrte , die er fenden wolle,
in Zurich ſelbſt aufnehmen, um in einer Difputation mit ihren
Praͤdikanten die Wahrheit zu erforfchen ; aber Genf und Laufanne
fen für ihre Praͤdikanten nicht ficher genug und zu entjernt. Man
müffe das Heilmittel da anwenden , wo die Wunde fey. Den Legaten
fey ja ihre Stadt lang und wohl bekannt, und haben fih einft gerne
da aufgehalten. Der Papft antwortete auf diefe Zufchrift den 26. Jan.
Er äußert feinen großen Schmerz uͤber das Beharren der Zürcher in
ihren Irrthuͤmern. Die Glauhbensartikel, welche fie ihm uͤberſchrieben,
fenen freylich recht, aber fie werden von ihren Verführern falfch erklärt;
— fie trennen ſich ja bon der göttlich autorifieten Tatholifchen Kirche,
befonders in der Lehre vom Sakrament des Leibe und Bluts des Herrn.
Das fie ausgefchlagen haben , Belehrung durch feine Gelehrten zu er»
halten Genf oder Lauſanne zu wählen, und foldye nach Zürich verlangen ,
fey unbefcheiden. Aus befonderer Gnade für fie habe er ihnen Rom nicht
dazu vorgefchrieben , wo eigentlich gezieme von Sachen des Glaubens
beym Haupt der Kieche felbii zu handeln. Wenn ihnen jene Orte
nicht gefallen, lade er fie na) Rom ein, und veripreche jedem , den
fie Hinfchicden werden, volle Sicherheit. "Er möchte ihnen nur feine
Liebe für ihr Geelenheil'beweifen. Wenn fie in diefer Sache feinem
väterlichen Gemüthe folgen , fo ſollen fie nicht nur die geforderte Schuld
augbezahlt erhalten, fondern immer auf feine volleſte Huld rechnen
koͤnnen.“ — Zürich gab Feine Antwort mehra) — und. die Sache
blieb unberührt , bis 1533 der Legat Ennius noch einmal den unnügen
Verfuch machte , die Zürcher mit dem Verfprechen der Bezuhlung von
der Reformation abzubringen. (G. Hott. Hist. Eccl. V. 552 —
957 et 664— 667.)
- a) Wir, Hält Zwinglis —* irrig für ein Schreiben des Rate, womit er
auf das ziwente Schreiben bes Papftes antwortete.
| Schriften Z,winglig
durch die Difputation zu Baden beranlafst.
1.
Die Dijputation , welche im Oct. 1523 zu Zürich gehalten wor-
den , begründete nicht nur die Reformation in Zürich ſelbſt; ſondern
der Sieg, den Zwinglis übermächtiger Geift über die gar zu ſchwachen
Gegner gewann , belebte die in einem großen Theil der Eidgenoſſen
ſchaft fchon zahlreichen Freunde der Reformation fo fehr, dag fie mit
Hinweifung auf die Widerlegung der Anhänger des bisherigen Glauben!
Unzäblige für ihre Parthey gewannen. Daß der Befuch der Difputation
von den geütlichen und weltlichen Obern verboten worden war, gab
Anlaß zur Behauptung , dag ed im Gefühl der Unhaltbarkeit des Kir:
chenglaubens gegen das göttliche Schriftwort gefchehen fen, — und dich
fchadete der Parthey des alten Glaubens ungemein. Als die Regierun
gen der 12 Orte zu Anfang des Jahrs 1524 Zürich aufforderten von den
Neuerungen abzuftehen, erhielten fie die Antwort: Sobald man fie au
der Heil. Schrift des Irrthums zu uͤberweiſen vermöge. Der Reforme
tion der Lehre folgte nun fchrittweife die Reformation der Bottesver:
ehrung. Die Bilder wurden aus den Kirchen genommen. Der Rath
von Zürich meldete diefe Verfügung den Eidgenoſſen mit der Exbietung:
Wenn die Verehrung derſelben aus der. heil. Schrift bewieſen werden
koͤnne, fo follen fie wieder hergefteit werden. Jetzt hörten bie geil:
lichen und weltlichen Obern von allen Seiten her die. Frage wiederholen:
Könnet ihe die Zürcher mit der Schrift wiberlegen ; warum thut iht
ed nicht? Ihe habt ya das Merfprechen von ihnen: daß, wenn ihr
dieß vermöget , fo wollen fie fich weiten laſſen. Könnet ihr ed nicht;
warum wollt ihr der Schrift nicht folgen , dem göttlichen Worte? De
durch fahen fich die geiftlichen und weltlichen Obern gendthigt , im Wi⸗
derfpruch mit ihrer Erklärung , daß Über Religionsfachen vor dem Volle
nicht diſputirt werden dürfe, felbft auf Anordnung einer Difputation
zu denken. Man mußte vor allem fich dazu eines ruͤſtigen Koͤmpfers
verfichern. Ein folcher bot fich mit Freuden ihnen an. Dieſer war
der durch den Kampf mit Luther auf der Difputation zu Leipzig fhen
berühmt gewordene Johannes Ed, Vicekanzler und Profeſſor an der
Schriften betreffend die Difputation zu Baden. 39
Univerfität Ingolſtadt, der gelehrteſte und beredtefle , der gewandteſte
und fühnfte Kämpfer für den biäherigen Kiechenglauben und Kirchen:
gewalt. Am 13. Aug. fchrieb er an die eidgendffifchen Befandten auf
den Tag zu Baden das Erbieten, Zwinglis Kegerenen auf einer Difpu-
tation zu widerlegen. Dieſes Schreiben ward Zwingli mitgetheilt ,
umd er beantwortete dasfelbe am 31. Aug.
Ecks Brief mit feiner Antwort auf denfelben ließ dann Zwingli
unter folgendem Titel drucden umd auch den eidgenöfliichen Gefundten
übergeben : „Johannis Eggen miſſive“ u. ſ. w. — Zwey Ausgaben
von verfchiedener Orthographie ohne Angabe des Druckortes enthalten
Ecks Brief und Zwinglis Antwort; eine dritte „gedruckt zu Zürich durch
Johannſen Hager“ nur Zwinglid Antwort; fo wie die latinifche Leber:
fegung Opp. II, 565 u. 566 audy nur dieſe enthält. Edi Miſſiv
it auch in der Sammlung zu finden, welche EA ſelbſt von feinen
Schreiben an die Eidgenoflen und an den Rath von Zürich zu Landshut
in 4. gedruckt ausgehen ließ. Jenes Miſſiv hat bier den Titel: „Ein
Sendbrief an ein fromme Eidgnoſſenſchaft von doctor Sodann Eden ,
‚die Lutherey und Zwingli betreffend. “
u.
Johannis Gggen miffive und embieten
den frommen, feſten, eerſamen, wyſen ꝛc. gemeiner eidgnoſſen
boten zu Baden im ougſten verſammlet überſchickt ze.
Liber folchd embieten Huldrychen Zwinglis, fo vil er barin angeruͤtt,
chriſtenlich und simmlich verantwurt.
Esaj. 67, 20:
Impit autem, quasi mare fervens, quod quiescere non potest, et
redundant Auctus ejus in conculcationem et. Iutum. Non est pax impiis
dieit dominus.
— — —
Den edlen, geſtrengen, feſten, fürſichtigen, eerſamen und wyſen, den
herren und verwandten des alten bunds der eidgnoſſen, minen günſtigen
lieben herren und fründen.
Edel, geſtreng, feſt, fürſichtig, eerfam, wiys, günſtig, lieb herren
und fründ! Uch ſhend min ganz willig und fründlich dienſt mit fiuß
bereit zuͤpbor. Ich hab iez oftermals mit freuden vernommen, wie je üch
als beſtandig glider der heiligen, chriſtenlichen Kirchen wider die irrung nüw -
berfürifch Tutherifch leeren und ketzeryen tröftlichen gebruchen und wider
ſtanden, deß der allmächtig in ewigkeit gelobt ſye, der ouch üch in dem⸗
400 Schriften betreffend die Difontation zu Baden.
fetben üwrem chriftlichen fürnemen und mit finen göttlichen gnaden müuter für
fen und beberzigen wölle! Dann on allen zwufel der allmächtig fin chriften
lichen glouben nit verfaßt, fonder allweg durch fin göttlich gnad etlich, di
fin glori , eer und glouben erhalten, fchüben und fchirmen , usermäl.
Darum follend jr üch als eerlich, loblich, beftändig chriſten von üwercnu
güten, chriftenlichen fürnemen nit abwenden , noch üch Uolrichen Zwinglu,
vrädicanten zu Zürich, verfürifdy) Läfterlich fchryben davon bewegen alle.
Dann derſelb Zwingli in finer gſchrift manigfaltig irrung ynfürt ,. den glow
ben befleckt, Das wort gottes und die heiligen gefchrift ketzeriſch vermaltign,
zerryßt, und in einen mißverftand ärgerlich zücht. Deß ich mich hiemtt
erbüt und erboten haben will, wo und wenn es üch gefällig und gelegm
fon will, fötichs mit difputieren gegen gemeldtem Swingli uszefuͤren; doeh
dergeftalt, daß der Zwingli nach unfer beiden verhörten difputation by deren,
fo ir dazu verordnnen würden, erfennen und urteilen feft und ungeweger
blyben wölle; und nit thuͤge, wie Martinus Luther gethan, Der im die von
Paris a) als richter vor des durchlüchtigen, hochgebornen fürften und ham,
beren Georgen, berzogen in Sachen ze, verordneten räten b) verſprochen
bat. Als aber die von Paris wider in, Luther, Ddeclariert und erkennt,
wollte er jrem urteil nit anhängig fon. Und bin alfo mit bilf des allmöd-
tigen und gnaden des heiligen geifts. tröftlicher hoffnung, unfern alten m«
ven chriftenlichen glouben und gebruch, daß der der heiligen afehrift gemäi,
und nit wider, geaen dem Zwingli Inchtlich (zu) erbaften ; ouch karwile
rum, daß fin, Zwinglis, nüw verfürifch fürnemen der heiligen afcrik
ganz widerwärtig und untouaig fye, anzezeigen erbietende, womit ich üb
in ſachen und bandlungen, unfern heiligen glouben. belangende , Lienen, ouch
funft Dienklichen und fründlichen willen beionfen Fann und mag , daß je wih
darinnen willig, ungefvart und gefliſſen haben und befinden follend. De
allmächtig wölle üdy mit finen göttlichen gnaden befolen haben !
Datum in yl zu Ingolſtatt am 13. tag Auguſti anno MDXXIV.
Uwer willigee
Johann von Eck,
sacrosancte theologie doctor und vicecancellaris
der uniderfität zü Ingolſtutt in Bapern.
Gnad und frid von gott, dem vater, und finem fun, unferem herren, Ja
Chriſto! den ich in der warheit anrüf, daß er die din blindheit ze verſton ach
lieber Johanns Egg; damit du nit glych als die verdorbnen ouftüt, die M
die feeren verfuren rumpis und? werinen machend, für und für durch beimbd
bindergon in feeren landen finenm (gottes) namen und eer fo unverfchamt mb
derftandilt; und aber finen heiligen namen allein zu ſchirm dep, der wiit
gott iſt, und aller verfüreren der ronfeienzen in’n mund nimmſt; damit do}
chriſten vol? diner verfuͤrnuß und diner verwirrten zoubry, die dus dem beit
gen gottswort anthüft, änig werd, und befchech bierin der will gott.
Dann nah minem bedunfen fo wirt dich gott din verfuͤrnuß nolliche
laſſen, bis daß er die einen felfer uf den hal ſchicken, und din ununs fir
—
Die Hagerſche Ausgabe Hat „in der feere*. 7) Ebendieſelbe Bat „eder“.
a) Die Sarbonne. b) Bey der Difputation mit Pie ——
An.
Schriften betreffend die Difputation zu Baden, 408
remien an'n tag: bringen wirt. Glych als er dem zoubrer Simon in Sa
maria durch Petrum gethon Hat, ‚weichem zoubrer du nit unglych bift. mit
dinem hohen rümen. Als du in kurz verruckten tagen zu den firengen,
feften., feommen , wyſen herren gemeiner eidanoßfchaft boten zü Baden cin
miffive überfchicdt, darin du mich hinderwärt als Lafterlich, Leterifch , ver⸗
fuͤriſch fchilteft geleert haben, und dich darby emboten haft (doch alles
binder mir) ein difputation- mit mir ze halten; will mie keins wegs gezim⸗
men dir dinen alenfanz bin Laflen gan , fonder zwingt mich die fach dir ges
bürlich antwurten , nit nach dinem verdienft , funder wie mir gebürt. Kür
das erſt fag an, wie gdarft du dich harfür fiellen, fam du ug Liebe oder
anfehen gottes zuͤ einer frommen eidanoßfchaft ſchrybiſt; fo doch fich erfindt,
als din leben. umd leer anzeigt, daß du nit gloubft, da ein gott fye. Denn,
gloubteft du, daß der ein gott wär, den wie cheiften für unferen gort haltend;
fo widerſtuͤndiſt nit finem wort; dem du aber iez etliche jar fo frefenlich
und torlich widerftanden bift , daß alle chriftenmenfchen dich als einen waren
gonefyend gehalten.und empfunden habend; ja ouch die, fo Diner vart find,
nit ſolchen teoft in dich gefeht, ale aber du verhofft Hatte. Zu meerem
urkund, daß Lein gottsgedank, forcht noch huld in die ſye; fo folltet dus
mich, fo feer ich ein ſolcher verfürer wär ; fo lafterlich fchrib, die Heiligen
gefchrift ketzeriſch vergwaltigete und zerriß, fründlich zum erften angeredt
haben; denn gott manet die fünder allweg zum erften feündlich; und fo
feee dis ein Diener gottes wäreft, und ein geift des göttlichen geiſtes, hätteſt
jm gethon, wie gott leert: Du folit dinen bruͤder, fo er ſündet, zwüſchend
die und jm allein ſtrafen. So farft du zu, und ſchrybſt zuͤ einer frommen
eidgnoßfchaft hindee mir ein fo ftolze miffive, daß ſiyy hochmuͤtiger nit
fon kann, wiewol fy ouch nad) tütfcher art incongrua, ungeſchickt, if.
Eich, was böfen- arzets bättift gaeben; da einem am houpt wee wäre
gſyn, Hätte du im das pflafter Über die knüw gelegt. Was ich ein fo
verdorben. faftertich glid, ſollteſt du zu mie gefchriben haben, mich ermant,
geleert and von üblem gezogen. So du nun fo unbrüderlich Cich will
nit reden uneerlich) hinder mir für gedichen bift, wirt offenbar, daß kein
gottehuld noch- forcht in dir dit; denn die, fo gottes find, habend grofien
ſchmerzen mit jren glidern, die fo feer, ats du mie zugibft, verfiechet find.
Für das ander. ‚Wannen kummt dir das nüw amüt, daß du ouch zü dem’
feommen eidgnoſſen ſchryben gedarft, der aber jnen Cifts, ale man fagt)
6 Froburg fo ring haft mögen übel reden? desglychen zu Rom; alfo daß
dich die unferen des vapfts gwardiknecht gerouft habend um der fchuöden
wort willen , fo du den frommen eidgnoflen zügeredt haſt. Weift, si
Rom zur gloden? Zum dritten. Warum haft du nit zuͤ den cerfamen
burgermeiſter und rat zü Zürich gefchriben , da ich offenlich predigen? Was
habend die frommen andren eidgnoffen dines frefenen unbefannten zuͤſchrybens
bedöxfen ? Oder wie möcht mich das verbeßren , fo du mich deß mit einem
wort nit bericht bat? Zum vierten. Was bedarfft du ze ſchryben, daß man
die zyt und ſtatt feige mit mie ze diſputieren? Biſt du fo voll difputierens ?
Run flat die doch: allweg das thor zü Zürich offen; und ſton ich dir allweg
geſpannen; und habend die frommen, eerfamen ic. burgermeifter und rat
(0 oft gebeten, daß, wer fü oder jre leerenden des unrechten mit gottes
wort wüfle ze bewyſen, Daß er das um gottes willen thün elle. Alſo
Fwingli’s ſammtl. Schriften II. Bos. 3. Abthig.
402 Schriften betreffend die Difpulation zu Baden.
kumm, wenn das willt; und entfikeft Dir einigen weg, wellend wie alle, o
zu Zürich vredigend, die erfigenannten herren, als wie boffend, mit allein
um gleit (das für fich felbs allmeg den ynredenden gegeben und gehalten ii)
funder ouch um befundeen fchirm erbitten. Und bis du nun. der mann, md
kumm! &o aber dir ſolche wal allweg offen gewefen ift, und aber bu biche
weder gegen Zürich noch gegen mir, weder mit mund noch gichrift üzid g
bandiet, funder gegen gmeinen feommen eidgnoflen ; if nit dunkel, was in
fürnemift , oder us welchem faß difer ratfchlag gefloffen fue, ober wohin er
reihe. Warum haft du nit offenlich wider mich gefchriben; hab ich unrech
geleert ?_ oder die frommen von Zürich ſchriftlich miner irrtum, fo fere fg
dertum wärind, underricht ? Hab ich ze Zürich mit predigen verfürt,
fo ſoll ich billich daſelbs die verfürten ſchaf widrum an den. vechten weg
füren, und mich verfürifch erkennen. Gab ich aber mit ſchryben verfürt, fo
ſollt du ſoͤlichs billich mit afchrift anzeigen ; . denn gfchrift wäret gar lam
weder das wort, das allein geredt wirt. Zum fünften. Daß du by gem
nen frommen eidgnoffen richter willt über die gſchrift laſſen ſetzen; mie aderk
du das thuͤn? Weißt du nit, dag nach vänilichem rechten nieman die ge⸗
ſchrift ſoll uslegen, richten noch ze verfion geben , weder allein der park!
Ach fih wol, daß du ein wyſern weißt, weder gott ik, den du zü em
richter über fin wort fegen willt. Dann es nit hilft den gemeinen tand ym
werfen : Dan verftat das gottswort nit glych; darum muß man einen richte
darüber han. Denn alfo ftünde das gottswort an des menfchlichen verſtand⸗
usteil. Sunder das gottsmort foll didy und mich und alle menfchen urteilen.
Und da du etwann an einem ort ſprichſt: ich verftande nit alfo; da muß men
nit das urteil des menfchen warten, funder an ein ander ort des göttlichen
worts loufen , und dasfelbig als ein liecht Hinzu heben zuͤ dem dunklen wort;
fo wirt es denn us dem gottswort felb hell und Mar. Denn der tag Offen
dent tag das liecht , und ift ein rad in dem andern; und beißt uns Chrikus
die gfchrift erfaren, und Mofen und propbeten leſen; aber nienen beißt er
richter über fin voll feßen. Hierum fye dir diß verding enboten: Wenn
du willt (denn ich mich ſicher verfich, mine berren von Zürich werdind bit
vin nüzid brechen), fo kumm gen Zürich, die beifigen gfcheift und min ler
ze hören (du willt nun Difputieren, bit unnüßes Bapprens all din tag voll
geweſen) und mit mir die afchrift ze erduren. Und welcher zum erfien von
gottes wort abtritt, der fol dannethin an lyb oder leben von den eerfamen x.
burgermeiftee und rat geftraft werden nach jrem bedunken. Darzuͤ, welcher
zum erften etwas harynfürt, deß er nit grund anzeigen kann im göktlichen
wort nüms und alts teſtaments, foll glycherwys am eerfamen rat an. Und
willt du gern die frommen eidgnoflen darby haben, will ich die wol gm
nen, aber feinen richter weder bie noch mir des gottsworts halb ufſchen
weder das göttlich wort, und welcher zum erften one dasfelb, wie ebfdt:
redt, ſoll verfallen fun. Ich will die ouch haben angedinget, daß, wie ih
dir minen verftand allein us dem gottewort bewären will, du aluchermus
thügift , vorus wo zwyfel ift, oder aber widerum iedwedrer fällig fye. Dean
ſo wir vom göttlichen wort nit abtretend, werdend wir ſicher der fach eint:
aber us urteil der menſchen werdend wir nit eine. Welches aber dus noch mit
erleenet; dann du bishar dee menfchen wort höher weder gottes geachtet
haſt, und das göttlich. mit des menfchen wort seurteilt; und fit doch im
Schriften betreffend die Diſputation zu Baden. 403
gefchribnen rechten, daß man diefelben us jnen ſelbs ermeflen, und nit
nach eines ieden bedunten verſton muͤß sc. Iſt alls in den zwey pumcien
begriffen: Ich ſoll und mag nienen anderſt geurteilt werden , ob ich dem
gottswort recht thüge oder nit, weder vor der Filchen , der hirt ich bin. Und
fol und mag dieſelb min wort nit verwerfen, es ſye denm nit gottes wort.
Und mag nieman das gottswort erkennen denn die ſchaf gottes; wo nun
die zeſammen kommen zu der eer gottes fin wort ze verhören, umd mich
min kilch dahin verordnet , wird ich willig fun. Sich, alfo flat. eg, ‚lisber
Egg , zwüſchend mir und dinem alenfanz. Zum fechsten, bift du zu dem
heiligen geift atfo vertröft, daß du feinen zwyfel haft, du werdiſt den alten
waren chriftlichen glouben gegen mir erhalten. Sag an, welches heißt
die der alte gloub? Haſt du einen Altern, weder der in den waren gott,
ſchöpfer bimmels und der erden, und Jeſum Chriſtum und heiligen geiſt
fiat? Oder weiſt du mir desfelbigen gloubens ältere underricht ze ges
ben weder us dem eignen gottes wort, das er felbs und durch Mofen und
die propheten, und zur lezten zyt durch finen eingebornen fun und die heilie
gen apoftel geredt bat? Es könnt ein ſchaf merken, melches dir der alt
gloub hieß. Der alt gloub heißt aber mir, der dahin reisbt, wie erſt bee
fimmt it, und die alt leer, die gott: felber ufgethon hat; die find beede
vil älter, denn dine väter und brüch, deren du dich merken laſt. Darum
far frölich har gen Zürich. Es ift zyt, daß ich ufböre , wo ich unrecht ges
leert hätte; und noch vil zyter, daß du mit dinen argen liſten das arm
volk nit mes hindergangift , noch hinder keinem: frommen Diener gottes ſoͤlch
nractiten mee undernemift, und dag die fpich glych lang fugind. Wenn ich
dich Diner Leer fätfchen, will ich das vor diner Eilchen thin oder mit offner
gſchrift, und will dich gegen keinem herren nienen verräteriſch hindergon,
und mein, ſoölchs ſye redlich und chriftenlich. . Und wilf mich ouch glycherwys
gegen die verfehen ; oder ader din uncerberfeit allem cheiftenem volk offnen,
dag man ſich vor dir hüten könn. Erbarm fich gott Über dich, und .neme
dir din fteinin herz , „und gebe dir fo ein lindes, das. ich mit gones wort
fhryben laß. _ Geben zu Züridy sc. Iezten tag ougſtens MDXXIV,
2.
Zwinglis Antwort auf Ecks Brief ward von den Gefandten auf
der Tagſatzung an Ed überfandt. Er antwortete darauf aus Ingolftadt
den 26. Sept. an die zu Frauenfeld Tag haltenden Boten der Eidgenoffen.
„Ehe mir Euer Schreiben ift geantwortet worden, habe ich vor durch gute
Freunde Ulrich Zwinglis Antwort gedruckt empfangen, und aus
deren bald erwogen, daß er nicht evangelifch chriftliche Wahrheit ſucht,
wie er den Einfaͤltigen vorgiebt; denn wo er die liebt an den Tag zu
kommen , follte er froh ſeyn, daß folched vor den Verordneten der from⸗
men @idgenoflenfchaft gefchehe; woraus nachdem er fich etliche Tange
104. Goheiften betreffend die Difputation zu Baden.
zeit erboten bat, und in alle Winkel ausgefchrieen: man ſolle mit ihm
die Schrift führen und aus dem Wort Gottes ihn anders berichten. Er
aber ich folches gegen ihn zu thun urbietig bin vor den Seinen, zieht
er am Hag ab, und laßt einen Drud über mich ausgehen nach Art
des Lutherifchen Evangeliums mit Schmady » und GSchandfchriften , ua
mich mit der Unwahrheit gegen gemeine Eidgenoflen damit meint zu ver-
hetzen. Aber alfo üben fie dad Wort Gottes die Geſellen, ja unter dem
Schein des Worts Gotted al Keterey und Buberey. Nochmals ald auf
St. Mauritii Hab ich empfangen Euer Rathsboten von Städten und
Ländern Begehren, dag ich fie verfländige, was ich weiter in vorge
nommenem Handel zu thun Willens fey. Bitt ich wie vor, dag Ihr alt
mannhafte bidere Leute den wahren, alten, chriftlichen Glauben befchügen
und handhaben, und feine Kegerey in die fromme Eidgenoſſenſchaft ein-
wurzeln laſſet; ‚dazu geb Euch Gott und unfer lieber Herr Jeſus Chriſtui
feine Gnad, Gab und Stärke. Und Euch laßt gar nicht irren des Zwingli
und ihrer Anhänger verführerifch ketzeriſch Schreiben , darin ein jeder, in
der heil. Schrift gebraucht, Flärlich erkennt, dag er, Zwingli, in de
beil. Schrift Verſtand nicht geübt, zufammengeraipelt die Stüde ber
heil. Schrift unſchließlich ohn alle Gründe, diefelben vergewaltigt und
zerreißt wider den Verſtand des heiligen Geiſtes, zu Zeiten auf dem tob-
ten Buchftaben liegt, umd fich und andere damit verführt. Dann wie
Origenes fpriht: Wir Ehriften haben auch literam occidentem,
wenn man nicht hat die rechte Auslegung der Schrift. Dazu er auch
feinen Meifter,, den Luther, inden Hauptitücden nicht verſteht, denn,
wo er iſt, chriftliche Bräuch und Ordnung umftoßen , fo nimmt er ihm
auch einen layifchen Verftand daraus. Wo Zwingli oder etwar ander
fich deſſen widerfpricht gegen Eudy , bin ich urbietig mit dem Wor
Gottes, mit wohlbegründeten vernünftigen Lrfachen vor Euerm, gemei:
ner Eidgenofien, verordnieten Richter, ed ſey zu Baden oder zu Luzern,
oder wo es Euere Herrichaft an einem unpartheyiichen Ort will gelegen
ſeyn, dei ich Euch kein Ordnung oder Maaß gebe , folches teoniich mit
der Hilf Gottes erhalten. — Sch begehre aber ſicher Geleit für Berge
waltigung für die böfen Qutherifchen Buben , die meiner Ehe und Leid
etliche Jahr nachgeftellt Haben. Dieb Geleit fol nicht länger gelten
als bis zu gehaltener Difputation; dann was nach gehaltener Diſputa⸗
tion die Richter mir auflegen, dem will ich mich unterwerfen, fo fen
Zwingli ein Gleiches thut. Mein Abfehen biebey ift nicht Ehe oder
eigener Nutzen oder die Mißbraͤuche der Geiſtlichen, es fey der Pankıı
Diichdfe, Prieſter oder Ordensleute zu befchägen ; fondern wie jüngf-
Schriften Betreffend die Diiputation zu Baden. 405
hin gu Regensburg gefcheben , folche Mißbräuche helfen abſtellen, fir
Gott, den Glauben, für brüderliche Liebe gegen gemeine Eidgenoſſen⸗
ſchaft Hoffe auch nicht, den Zwingli zurechtzubringen ; Ketzer waren
immer verſtockt; fondern trachte allein aus Liebe gegen gemeine Eidges
nofienfchaft , daß die Eidgenoffen nicht weiter durch geblümte falfche
Ketzerey verführt werden. Die zu Zürich gehaltene Difputation giebt
mit, dag ich die zu Zürich nicht zu Richtern annehmen kann; hoffe aber.
zu Gott und der werthen Mutter Gottes, die frommen Diderleut zu
Zuͤrich werden fidy in Kurzem fo chriflich erzeigen wider die Qutherifche
Ketzerey, dag fie lieber Türken dann Lutherifch wollten feyn. — Laft
Euch nicht abweifen von vorgenommener Difputation , liebe Fromme
Eidgenoffen , ob etliche wollten fagen: Ihe hättet deſſen nicht Macht,
es ſey wider päpflliche Rechte, wie Zwingli anzieht, der meint, es wäre
unrecht, vor gemeinen Eidgenoflen difputiren; aber vor einem innern
und großen Rath zu Zürich diſputiren wäre nicht unrecht. Denn wies
wohl das Urtheil im Glauben im höherm Grad zufteht dem heiligen
Koncilium, einem Papf; doch fo haben die Bifchdfe, die Kekermeifter,
die Univerfitäten , die Doctored , jeder in feinem Fall auch Macht zu
urtheilen, wie zu Conſtantius Zeit Athanaſius und Arius var dem Land»
vogt von Syrien, Probus, difputirten, der den heiligen Glauben noch
nicht empfangen hatte. Warum folte Zwingli nicht wie Arius den
frommen Eidgenoſſen vertrauen ?*°
Sebaſtian Hofmeifter, Praͤdikant zu Schafhauſen, gab dieße
mal Eck felbft, ſtatt Zwinglis, Antwort auf diefen Brief: „Weil ihm,
Eck, der Sächfifche Sieg mißlungen , wolle er nun fein Heil in der
Eidgenoffenfchaft verfuchen,, und meine, Zwingli vermoͤge weniger ald
Luther ; denn wer werde ihm in den Schweizerbergen wiel vom Gries
hifchen gefagt haben ; er habe wohl mehr Kühe gemolken ald Bücher
gelefen. Ed werde ed aber wohl erfahren. — Wie Zwingli von
Paͤpſten ermahnt fen, feines chriftlichen Vornehmens abzuftehen, ii
tundlih: Du elender Menfch , haft müflen nach Rom laufen , deinen
Sachen nachzukommen, fo dem Zwingli hinter die Thüre heim und
binter feinen Ofen, paͤpſtliche Bullen und Gold gekommen; das aber
er, nachdem er fi) vom Papſt jest im vierten Jahr entladen, nicht
genommen wie du. — Du haft je mit Thaten erwiefen ein Art guter
Eidgenog zu ſeyn, duß du auch darum bifk bey dem Bart erzaufet zu
Rom; dein Schiedbmann wor der Bropf von Zofingen, Teufelöbefchtod«
tet; der befchwor die die Hände aus dem Bart, fonft wie er bir gar
Auögerupft worden. Huͤt dich fürhi vor foldy mannlichen Appenzellern;
406. Gcheiften betrefend die Diiputation zu Baden.
fie mögen .nicht gedulden, daß eine fromme Eidgenofienfchaft von Dir
oder Andern gefchändet werde. Deßhalb uns nicht unbillig verwur
dert, woher folche unverhoffte Veränderung dir und andern herfomme,
daß ite jetzt fo gute Eidgenoſſen ſeid, und doch eine Eidgenoſſenſchon
bisher fo hoch verlaͤumdet.“ Er führt nun Schmachverfe auf die Er
genofien von Eds Freunde, Emſer, an. — „Haft du nie koͤnnen
fommen, daß du Haar auf Haar machtefl, denn eben jetzt zu den Ir
ten a), fo doch Zwingli jest im fechäten Jahr predigt? Du will de
Eidgenoffen wider einander verhegen.. Aber fie werden deine Tuͤcke Falſch
und arge Liſt bald gewahr werden. Dieß ift dein alt Evangelium, am
deinen Sophiften erlernt, dir ohne Zweifel ein gut golden Evangelium,
fo dir viel guter Römifcher Dufaten-und filberner Becher heimbring;
hie liegt dir deine Andacht: denn dag du Gaben nimmſt, Tiegt am
Tag. Mer weiß nicht von deinen 1200 Dukaten und Pfruͤnden j
fagen? — Leicht ifid einen — Ketzer, Verführer , Zerreißer der Schrift
zu fchelten, das auch Juffbuben Fönnen , dir wohl zu willen, du ha
beft dann nie das Gefchrey der Juden vor Pilato über Chriſtum ge
leſen; aber zu einem Ketzer zu machen ‚braucht mehr Arbeit und
Schnaufen. Ed wil ja nicht genug feyn zu fchreyen: Tolle, tolle,
erucifige, crucifige; man muß auch. anzeigen: quid mali fecit.
Darum follte Eck billig fich an die Arbeit zunor der Scheltung gelehrt
haben, und nicht den Zwingli fo unredlich mit. einem Hintergang vor
unferer. frommen Eidgnoffenfchaft gefchmäht und verläumdet haben. —
Kundbar ift es männiglich, dag Ed mit feinem Leben ein wahre
Epicurus iſt, — mit feiner Lehre ein elender, toller Sophiſt; weiſen
das alle feine Thaten und Schriften, in-denen nicht ein Haͤrlein gölt-
licher Schrift iſt; doch in Heidnifcher Philoſophie wollen wir ihm ſei⸗
nen Plag laſſen. Ohne andere viele Stempeneyen zeugek auch fein
huͤbſcher chriftlicher Contract von 100 — 5, den er in feinem Evange⸗
lium gefunden hat. Wo Zwingli oder Luther Chriſto dermagen in
den Bart gegriffen, wie würdeft du mit Gtentorgefchreg geichrien be
ben: Keger, Ketzer! Du unterfiehft dich noch , täglich viele undril
liche Artikel chriftlich zu machen; du ſchuͤreſt, zuͤndeſt, reizeſt allenthae
ben an Bifchöfe und Fürften , daß fie die. frommen chriftlichen Lehrer
faben , kerkern, teinfen und brennen; deſſen muß Sreifingen, Eichſtaͤt,
Megensburg , Salzburg , Bamberg und Würzburg Zeugniß geben. Du
erhaltet , alle Stempeneyen ‚gemäß zu ſeyn chriftlicher göttlicher Leit
a) Da der Atingerſturm beynahe einen Krieg verurſacht hatte.
Schriften betreffend die Difputation Ju Boden: 407
. Die zu Rutzen und dem allmächtigen Papſt zu Ehren, mit Gnaden des
deiligen römifchen Golds, teöftlichee Hoffnung etwas weiters von dem
beiligen Vater zu erjagen. So dir aber nun nicht gelingen will wie
dem Fabler von Conſtanz, der die das Hälmlein bey dem Papſt
bat vorgezogen , ſo haͤngeſt du dich in die Aebte und Biſchoͤfe, damit
Bir noch ein Theil werde von dem Rock des Herrn. Es waͤre aber
Doch deiner Hochgelehrte wohl geftanden , dag du vorhin die Weibäbilder
bey dir überwunden haͤtteſt, wie die edle chriſtliche Neiferinn, Frau
Argula von Grumbach, geborene von Stauffa), und dann
erſt gen Zürich gerungen mit dem mannhaften Zwingfi zu diſputiren
Nie wollte er dich fürchten, latiniſch, gräfifch, hebeäifch gelehrt; fo
Doch die Weiber in deinen Land gelehrter find dann du, und doch allein
ihre Bayeriſche Sprache brauchen? — Wir glauben nicht bloßen
Scheltworten ; wir laſſen und nicht erfchredden mit deinen päpftlichen
Bullen. — Daß du Zwinglis ordentlichen Biſchof anzeuchſt, gleich als
ob er von ihm genug erwiefen zu imen — thuſt dem guten frommen
Hungen unrecht; denn cr fich nicht der Kunſt vermißt, Zwinglid Haͤn⸗
del zu rechtfertigen, wiewohl micht ohne iſt, etliche feined Hofgeſinds
find mit Befehl mündlich und ſchriftlich, als Vikar Joh. Faber umd
Melchior b), Weihhbiſchof, nicht an ihn, fondern an ein Kapitel
gerathen , daß er folches feined Vornehmens abftehe. Weil aber Zwingli
feined Vornehmens heil. Schrift Grund und Licht weißt, fo ift ihm
noch nicht fuͤglich geweſen, auf ihre Drohen und Trotzen fogleich von ,
dem Botteswort abzuftehen ; er wird fich auch mit deinen Mifjiven viel
weniger denn mit Schattens Schatten abfchreden laſſen. — Binge Euch
om Mammon nicht ab, wir wollten bald um den Kanon eins werden.
Es liegt am Tag, daß fie michtd deun ihren eigenen Blinipf, Ruhm
und Rusen fuchen. Nehmen Geld, und beuteln durch einander Gott
und den Teufel. Obſchon damit eine Eidgenoflenfchaft zerrüttet würde
und zu Grund ginge, was ginge dad Eden und Veit Sauterc)
an, denn damit hätten fie eeft den Kranz ertanzet. — Ed wolle nicht
na) Zürich fommen ; ex fürchte das Geyrenrupfen und habe feine Luft,
den haͤſenen Kaͤs zu holen d); es fey ihm auch eigentlich fein Ernſt mit
a) Sie vertheidigte den verfolgten Arſacius Sechofer, rechtfertigte Luthers
Bite ; exbot ſich gegen die Theologen von Ingolſtadt zu einer Diſputation,
und erflärte: fie weiche nicht von Gottes Wort, wenn auch Luther davon abtreten
würde (Seckendorf.) b) Wattli. c) Eine de Morderöftreichifdyen Räthe, durch
feinen Haß gegen die Öteformation ausgezeichnet. d) Das Geyrenrupfen, eine Satyre
etlicher üicherbürger gegen aber ; der „ häfene Käs", den Zwingli in der Difputation
dem Faber verheißen.
408 Schriften betrefiend die Difputation zu Baden
Zwingli zu difputiren. Woher kommt aber doch nun die neue Mei⸗
nung , daß, nachdem der Biſchof von Conſtanz fich gewidert bat zu er⸗
Jäutern die Schrift und Händel, gleich als ob es ihm nicht zuſtehe
fondern Päpften , Eoneilien und hohen Schulen, und ed dahin gebracht,
daß ſolches denen zu Baſel und Appenzell abgeichlagen worden , daß
hieß fol Eck vergdnnt werben, das fonft allen Gelehrten der Eier
offen atgefchlagen worden? Es laßt fich leichtlich erfahren, wohin
ener Vornehmen reicht. Aber fey ihm, wie ihm wolle, fo glaube 4,
Gott thue es, daß doch endlich dazis kommen ift, dag man verwiligt,
fo fern die Ernf zu diſputiren, — großer Hoffnung, eine Eidgenoffenichent
werde dadurd, wieder in Einigkeit kommen; denn wir unfere Eidge
noſſen der Art wiffen, wo Römifche Buͤberey, mit deren EE und
erliche ihrer Pfarrer umgehen, durch bad Gotteswort an den Tag
Tommt , daß fie ſich gar bald eines Andern befinnen und folcher Verwic
ler und Aufrührer mäßig geben, die dann nichts denn eigenen Nugen und
Pracht fuchen, — Gott gerathe, wie ed um die armen Seelen ſtehe und
um das lebendige Wort Gotted. — Der Richter. halb will ed übel lauten,
einen Richter Haben über dad ewige unbetrügliche Gotteöwort , weil
tieg niemand, auch deiner Achtung, fondern es aller Dienfchen Händel,
Hort, Werk urtheilen fol und mug Joh. XII, 48. Wir wollen aber
Diefen Nahmen Nichter oder Erfenner brauchen, wer unter Zweyen,
fo ſpaͤnig find, fich bed Worts Gottes am tapferften brauche. Welche
aber die Erkenner ſeyn follen ; daran liegt es. Ed meint die Kirche
Gefaͤllt und wohl; denn er hie nicht kann die Kirche für Papſt, Biſchoͤfe,
Prälaten nehmen, weil er ſelbſt die Erkanntniß gemeiner Eidgenoffen-
fchaft heimſetzt. — Nun fie ſeyen, wer fie wollen , ſo muͤſſen fie ſolche
Menfchen feyn , die Lnterfcheid willen zwifchen Gotteöwort und Men
ſchenlehre; darum noth iſt, daß folche Erkenner im Gottedwort
ſicher und gewiß, ſonſt moͤchten ſie gar bald den Teufel fuͤr Gott und
Rügen für die Wahrheit annehmen. Die Bibel, Altes und Neuei
Teſtament, muß ihre fichere unfehlbare Nichtfchnur ihren Erkenntnis
ſeyn. WIN Ed folche Erkenner annehmen , die fich nicht über dei
Wort Gottes erheben, und Menfchentand zu Gottes Wort , und Gottel
ort zu Menfchentand machen, fondern ihrer Erkenntniß das bibliſche
Buch, darin das Gotteswort verfaßt iſt, Richter ſeyn laſſen, i
tomme Ed fröhlich, wann er wolle; und wo Zwingli ihm weichen
wollte, dag niemand fein Sorg haben ſoll, fo find noch fo viele tapfer
Ehriften urbietig mit ihm zu diiputiren , dag er nicht ‘vergebens ge
fommen feyn fol. Verlieren fie, fo walte Bott, was man wit ihnen
Schriften betreffend die Diſputation zu Baden. 09
handle. Liegt aber EA unten, fo fchlige man ihm ein Ohr zu ewiger
Gedaͤchtniß feines frefentlichen Vornehmeng wider Gott, und: fchide
man ihn wieder in. das Bayerland in die Schule zu der mannlichen
Fuͤrſtim Frau Argula von Stauff ,.daß-fie ihn auf ein Neues
dad ABE. im. cheifllichen. Glauben lehre. — ‚Er erzählt ihm nun die
Gefchichte von Hauptmann Berweger zu Appenzell, der mit feinem
Pfarrer Hut er die Neuerer beftreiten wollte, und dieſen fragte: weh
ches das rechte Buch wäre; er wolle. ed kaufen, damit er der neuch
Lehre auch möchte widerſtehen. Da rieth ihm der Pfarrer , dad Neue
Teftament zu laufen. Als Berweger es gelefen hatte, fragte er ‚dem
Pfarrer: nd es das rechte Buch der unfehlbaren göttlichen Wahrheit
wäre. Als ibm nun der Pfarrer antwortete: Ja — fein anderes !
fo erwiedert Berweger: „Pfarrer, ſo behft dic; Bott! denn du haſt
Unrecht. und die andern Priefter Recht; fie fagen nichts anders ,. als
was im Neuen Teftament ſteht, worin., wie du ſelbſt ſagteſt, nichts
als die Iebendige Lehre Gottes begriffen.“ — Es ift nicht wahr, daß die
von Zürich, Richter geweſen, nur Zuhoͤrer und Aufmerker, wie man
mit dem Wort Gottes umgehe. — Du thuſt Zwingli unrecht, dag ee
nad) der Layen Urtheil fchrege , weil ihm nichts widerer if ald Richter
über Gotted Mor. Daß er aber lieber die Layen für Erkenner hat
denn dich. und deineögleichen, if darum ; du umd deine Univerfität find
ſelbſt Götter, und machen: zu eimem Gottedwort, was euch gefällt,
und wiederum dasfelbe zu menschlicher Meinung. Das: Gotteswort
muß fich nach euch richten; ihre wollt euch nicht nach dem Gottes⸗
wort richten; das die, deiner Achtımg , Layen , unferer aber, fromm,
chriſtlich, geiſtlich Leut nicht thun , fie laſſen die Bibel Meiſter ſeyn.
Warum wollte du vor den Richter führen, denen du, Feind Gotted, das
Wort Gottes wergonnft', ja auch frefentlich und Öffentlich unverfchämt
fprechen darfſt: die Layen folten das Ding (d. i. dag Wort Gottes)
nicht wiſſen, — das dann gefprochen haft zu Augfvurg. — Du fheuefl
wahrlich Zürich nicht von Unverſtands wegen, ſondern dag das gött-
liche Wort dafelbit heiliger und Tauterer von den fchlechten Layen gehan⸗
delt und verftanden wird weder von vielen langen Schulen. Du
ruͤhmſt dich des alten Glaubend- wider den Zwingli zu erhalten:
Zwingli rechtfertigt dich, ob du einen Altern Glauben wiſſeſt, denn
den dich Ehriftus und feine zwölf Boten gelehrt haben? — Meinft
du die Artikel deined päpftlichen Glaubens wider den Zwingli zu er⸗
halten fuͤr chriſtliche Artikel , fo bitten wir dich noch einmahl durch das
% mißgönnft.
410 Sihriften betreffend die Difyutation zu Baden.
Leiden Chriſti, faume dich nicht und komm. Zwingli wicd dir nict
weichen , wie du gern ſaͤheſt; darum du auch Feuer dabey wilſſt haben.
Glaube , er fürchtet weder ‚dich noch dein Feuer noch deinen feurigen
Arhem; denn er hat fich bey einem beffeen Fener gewärmt (daron Chri-
ſtus redet Malth. III, 11.) und nicht bey deinem Feuer in dem Haus ei
Biſchofts, da man Ehriftus verläugnet. So komm, lieber Ed, und
gieb Rechnung deined Glaubens , dazu beivege dich Gott und fein bei:
liger Geiſt, der feh mir und dir barmberzig! Amen. — Wille wahr
lich‘, daß ich folches nicht wider dich gefchrieben ; aber fo Zwingli dir
nieht hat. wollen Antwort geben, darum daß er meint, maͤnniglich
würde wohl fchen, wohin euer beider Echreiben langte; wit auch
feine Zeit bas anlegen, weder in folcher bübifcher Beſchaͤlkung verzeh⸗
ven. Daß auch damit nicht das chriſtliche Häuflen durch deinen Vom
und hochpochend Mifftven im Glauben gefchrwächt ‚geärgert und ver-
‚führt werde , babe ich dir (mie du würdig) müfen eine Antwort geben;
denn dein Hafen erleidet feinen andern Dedel.“a)
Ed hatte neben diefer dffentlichen Zuſchriſt an die Eidgenojen
noch einen befondern Brief den Geſandten durch feine Anhänger mit
theilen laſſen. Diefen ſtellte der Rath von Zurich Zwingli zu mit dem
Wunfche , daß er feine Meinung über die Difputation , voelche Ed den
Eidgenofien anrathe , eröffne. Am 6. Wintermonat 1524 erfchien im
Drud: „Zwinglis antwurt dem eerfamen rat zuͤ Zürich ylende ggeben,
über anzeigen Eggen gefchrift und nüner orten anfchlag zuͤ Frowenfeld
deſchehen. Gedruckt zu Zürich durch Johannſen Hager. geben am
6. tag wintermonats MDXXIV.“; latiniſch überfegt Opp. II, 567,
a — 569, a. Dier bier abgebrudte Ausgabe laͤßt dad Datum weg.
5) Hottinger (KGeſch. 3, 197 f.) ſchreibt unrichtig diefe Antwort Zwiegli Mi,
auch ſetzi et zum Jahr 1524 manches, was erfi 1525 geſchah (S. 199 m. 200.) Ei
deachtete das Datum der beiden Schriften, bie er citirt, nicht.
2
Echriften betreffend die Difputation zu Baden. 4
Zwinglis antwurt |
dem eerfamen rat zu Zürich ylends ggeben
Über anzeigen Eggen gefchrift und nüner orten anfchlag
zu Frowenfeld befchehen. .
Gedruckt zu Zürich durch Johannſen Hager.
Streng, feft, errfam, mus, getrüm sc. anddig herren! Ich fag gott
(ob und. dank, daß er üch gmüt und geduld gibt, die vilfaltigen muͤj und
arbeit, fo üch um fines worts willen zuͤſtond, fo redlich und teoftlich ze
tragen. Der weile fin werk für und für erziehen und füren durch die wuͤſte
eier weit, daß wir zu dem verſprochnen erdrych der Ichendigen mit fröuden
ommind. i :
Demnach fag ich üwer wysheit groffen dank des anzeigens, mir geſter
befchehen , der befundren afchrift, die nebend der offnen Egg oder fine mit⸗
baften uf nächft gehabnen tag zuͤ Frowenfeld unfer eidgnoflen boten zuͤge⸗
(hoben hat. Dann ich funft aller dingen wäre unmüffend gfun, usgenont-
nen dag ich Die gedruchten antwurt Eggen wol befehen,, und dero antwurt
3e geben um jrer ungefchichte wegen us fürnemen und gmüt gefchlagen hab ;
denn was ich mit jm red oder fürnimm, fo ſchälkt er fo ungemäß, und legt
demnach ſoͤlchen unglimpf uf mich, fam ich in unverdienten angerürt hab,
der mich doch fo uneerberlich mit einer lafterlichen gichrift vor unferen «id»
anoſſen one alles warnen angefochten bat. nd. fo feer ich jm lafterwort
gegen laſterworten geben füllte ,. wurde Inftlicher fun zweyen fchnöden wyben
kämpfenden und fcheltenden weder uns ufzelofen; dann fölch unfer ſchälken
möchte one ‘verlegen dee eeren gottes und frommer confeienzen nit beſchehen;
wiewol andre fromme vedliche chriften , ifts, als ich vernimm, fülch fin gſchrift
“ ‚mibeenieten und fin untrüm fürnemen harfür ze ziehen fchon vollendet
adend. a)
Daß aber üwer mwysheit hören will, was ich zu dem gefpräc. das
Ega an unfer eidgnoffen begert gen Baden oder Luzern legen wellind, fagen
weile, red ich alfo : Ä
Das ift ie ein feltfamer ratfchlag , daß beede Bifchof von Eoftenz und
Bafel, der ein zuͤ Abbtzell, der ander zü Baſel geforäch um der leere fpan
ze halten. fo teeffenlich geweert habend, ouch alle Laiferifche regiment an
allen orten geweert und verboten an ſoͤlche gefpräch ze fommen; und unfee
dgnofien etlich erſt in vergangnem jar jren priefteren by verlieren jrer pfruͤn⸗
den verfchtagen habend in das gefpräch, hie zu Zürich gehalten, ze kommen;
ouch mit ernftlichen gefchriften zu Appenzell und Baſel verhelfen angeſehne
geſoraͤch ze hinderſtellen, da doch in den beeden orten teeffenlicher fpan zwü⸗
(hend den leerenden, alfo daß ouch unruͤw darum ze entfiken was; und
aber ie; den pänfifchen , dem Eaiferifchen, der eidgnoffen boten fo wol ze
mut ik, Eggen mit mir ein gefpräch ze balten und darüber richter ſetzen
—rS — —— — — — ——— az
a) Seb. Hofmeiſter.
442 Schriften betreffend die Diſputation zu Baden.
laſſen, mit dem ich doch nie nüts ze ſchicken noch ſchaffen geirbt hab, ouch
um fin und minetwillen kein foan noch not ift, darum billich ſolch gefprän
ſollie angeſehen werden.
Zum andern, ſo Egg (er babe das us eigner bewegnuß deredt oder
verfoldet angehebt, welchs nit allein chriften ſonder alle wyfen wol und
offenlich mögend erkennen) überein hat wellen mit mie difputiccen, bab ich
jm chriftenlich erbot zügefchriben, und one alles leichen!, ableinen oder
fhühen geofinet, mit was form ich ſoͤlchs mit jm an die band nemen wech,
und darin offenlich usgedruckt, ob er unfere eidanoflen darby weile haben,
fge mins gefallen , und den plab genennet. Zürich, da ich geleert Gab, da
ſoͤlle ich ouch bericht werden , ob ich unzecht gelcert Hab ; damit die verfür⸗
ten, wo im alfo wär, widrum gebeßret wurdind. Ja fo die beeden find
fo offenlich befchehen find , vormal geweert und iez darwider geitritten, und
nüts deß minder für und für zu Appenzell und Bafel geweert wirt, und
ich. mich mit fo glychen waften dem Eggen ze Zürich uf den plan geſtellet
hab; fo verhoff ich, eim icden vernünftigen , ich gefchmng gottsfürchtigen,
far bei und offenbar, was Eag, oder die jn ufrüſtend, für ſich genommen
habin
Zum dritten weißt üwer wysheit, wie docter Johanns Faber ; der ut
bicariug zü Goftenz, und fine mitboten vor diſem üwerem rat a) einen ganzen
tag unzalbarlich gebeten ward, doch einen einigen artikel anzegryfen und
widerfechten, daß er ſoͤlchs allweg abgeſchlagen hat mit den worten: es
zimmte jm da, mit ze diſputieren; ouch zum lezten ſich us alenfanz dargab:
er wellte mit mir geſpräch halten, vapſt und biſchof one nachteil, mit ver⸗
Ding eines richtere.. Den ich im keins wege hab wellen geftatten , wiewol ich
jm das geſpräch gern bewillget ; denn das einig gotteswort hab ich für
und für zu eim richter wellen baben über in, mich und alle richter und
menfchen. Do fragt er mich offenlich: ob ich nit üch, mine herren, weilte
"für richter haben? Antwurt ich: Nein. Jez kummt Egg und ſpricht:
sch hab üch, mine herren, für richter gehebt, und dringe allein für üch:
ob nit die andren ort mee fogind weder je? und bab aber ich, unangeſehen
gunft und gefallen, vor üch felbs üch offenlich für vichter des göttlichen
mwortes nit wellen annemen.
Zum bierten, fo verfchupft üch Egg offenlichen zu richteren um ümerer
chriſtenlichen gfchriften wegen , und will doch dasfelb verfchönen mit beiim
worten. Wie foll ich jm bie thun? Ich müß ie die warheit reden. Egg
ſpricht: Zürich ſye jm nit gelegen. So müß ich ie fagen, warum mir mit
gelegen ˖ ſye an ein ort ze kommen, da Luzern, Uri, Schwyz, Underwal
den, Zug und. Fryburg gwalt habend oder richter fehen ſoͤllind; ob ich die
glych annäm. Daß pffenbar iſt, daß die ſechs ort min ſchryben und leeren
offenlich ketzeriſch usggeben, ouch alfo an etlichen orten an den kanzlen vor⸗
geleſen, und all min gſchrift verboten habend ze leſen. Etliche habend min
bücher verſchloſſen, etliche habend ſy verbrennt, etliche min bildnuß ſchmach⸗
ich verbrennt , mich zu ſchand und ſchmach als gefangen gefürtb) ; weicht
allen Türfchen ungebrucht bisher gemefen ft , vorus einer: loblichen eidgnoß⸗
!) eitra oınnem impostoram. Gwalter
a) Beo der erften Difputotion im Jahe 1023. b) Das Lehte geſchab zu ‚Eugen.
Schriſten beivefend die Diſpultation zu Baden. 43
haft. So nun Baden den genannten orten fo vil verbunden. iſt mir ie
ee platz ungemein , vorus fo ich zum dickern mal gewarnet bin: ich fölle
nich büten vor etlicher Lüten gleit. Wie? Soll mir nit zimmen die ort,
N) —* wit gelegen , ind anzeigen; und Egger foll zimmen, mine herren ze
en ?
Zum fünften dörfend .je, mine guädigen herren , darum Fein rechnung
ie machen in dem Eggifchen handel, daß jr üch gefprächen allweg emboten,
and, wo jr unrecht daran fogind , geleert - werden begert habend. - Denn von
denen gefprächen habend je allweg gerebt , da gmein eidgnofien alle jre ge⸗
leerten zemmen brachtind an ein gemein ort, on allen ufſatz und nachteil
menglichs. Mun iſt ie das nit ein geſpräch der eidgnoſſen und jrer geleer⸗
ten, ſunder bes. Eggen von Ingolſtatt. Und welcher under ung beeden dar⸗
nider käg, wär wüt deß minder der warheit weder uf⸗ noch abgeholfen in
tiner lobtichen eidgnoßfchaft. Darus aber ermeflen wirt, daß Eggen wer⸗
ben ein offner uffat ift. Daß jr allweg begert, man fülle üch underrichten;
ermeſſe bierin.ein iedlicher, ob je all, win herren, und ganze gmeind
fruchtbarlich underricht wurdind, wenn von iedem ort zween oder joch dey
boten by Eggen und minem Lampf ſäſſind ze loſen. Will üch und mich
Egg oder iemand anderer underrichten; mag es nienen anderft befchehen
weder hie ze Zürich. Und ob er har nit kummt, als fidh wol ze verfehen ;
denn es it um diſputierens willen nit angefehen; funder, wär Zwingli under
dem 8, fo wär denen ufrüren der Eggifchen difputation der hals ab. Ob
Eag ja nit kummt, mag er uns gſchriftlich wol berichten , wo wir nit zecht
daran ſygind.
Aber damit ih allen frommen unvarthigen gnuͤg thüje, fo wit ich
Eggen nochmals die alten wal ufthün, daß ee uf ficher gleit ümwer wysheit,
dep ich midy zu üch ungezwyflet verfich , hiehar gen Zürich kömme, und mit
mir von allen den dingen , dero er mich fchiltet, Die afchrift erfüche, und
welcher etwas underfiande fürzebringen one göttliches wort, oder das göti⸗
lich wort frefenlich mißbruche, daß der an lyb und Leben geſtraft werde.
Spricht Egg: Wer will aber richter fon? Die warheit, die je kundſchaft
in der gefcheift findt, daß die widervart darwider nüts kann. Wer was
richter, daß Monfes wunderwerk der zoubereren wunderwerk überwand ?:
Wer was richter, wenn unfer licher here Jeſus Chriſtus Sadduccien, Pha—
rifeien gefchmeigt , daß ſy nümmen mit jm reden gdorftend? oder do er zwölf⸗
järig alle die überwand, die mit jm difputiertend? Wer was richten, do
Petrus den Simon Magum überwand ? oder wer mas richter , do Stepha⸗
nus mit den Libertinen , Eyreneien sc. difputiert, daß ſy jm nit moch⸗
tend widerfton ? oder wer was richter, do Paulus allenthalben in den ſyna⸗
gogen fine widerfächer überwand ? Und will er unfer eidgnoffen boten da-
by baden, fol jm minethalb- gezimmen nad) mäfligung miner herren und
unfer eidgnoſſen.
Das wäre ouch ein feltfame, daß ich eim ieden müßte antwurten, wo
ee möllte. Wer ift fo torlich, der fich föliche ie emboten.bab ? Alſo müßte:
“ jm zu Rom fürlommen. Egg will an mich forechen : Guͤche mich, da ich,
Habend die eidgnoffen etwas zu mie, füchind mich, da ich burger bin.
en man gſpräch haben, thüje man das an gelegnen orten , da ſich fein
frommer gefar maͤſſe entfigen ; will ich mit allen vieren darkeüchen , und
414 Sepriften betreffend die Difputation zu Baben.
Di mine berren , die eidgnoflen , nit beduren; dann ich. wol ermieflen mag
daß ein Fromme, eerſame oberkeit weder an mie noch anderen gefar Deuchen
fol ; aber für unghorfam lüt kann nieman. -
Run zum lezten iſt min a. fivurt, gnädigen herren, baß ich gern wilf au»
mwurt geben miner leer allen menſchen vor üch, minen herren ; und vor der,
aanzen kilchen zu Zürich, wie ich mich allweg mit usgedrucdten werten m
boten hab; und mag etwar zu üch nit kummen oder ich gü im, benbi
der ober ic) ſoͤlichs durch afcheift.. Wyter zwingend ouch die päpſtlichen
recht nieman; und will ouch fülicher gſialt gern mit Eggen diſputieren.
Neme cr von unferen eidanofien etlich nach finem willen. Bruche niemen
gefär. Will ich ouch nemen, die mich zu der ſach tougenlich dunfend; und
das zuͤ glychem züfab. Die föllent das wort gottes nit richten, ſunder ver
nemen , welcher das nach finer art recht buche. Darum fol mir Egg
dheinen dabar fegen , denn der fich des wortes verſtat, der ein gelcerter ſcher⸗
ber ift, nüws und alte mweiät ze erliefen. Das übrig fin ſchryen und ſchel⸗
tem laß ich ſton; gott wirt es alles vecht richten zu finer aut. Uwer wu%«
beit verneme dife min ontmurt im beiten; unb mo ich ungemäß geweſen,
foll mich die allmeg berichten , will ich folgen oder gebürlich antıwart geben.
Ich bitt ouch biemit, üwer wysheit welle unfere lieben eidgnoſſen teü-
lich warnen vor deren ufſatz, die uf unfere fryheit allmeg geſtellt habend,
und die nit mögend underdrucen, es fiele dann zwitracht zwüſchend uns.
Kun ift die zyt mißlich, und alle ding geferlich ; fo fiche man ouch, dei
unfere fuend mit fchlafend. Welicher faben will, muß etwas geſangs fingen.
Hüte ſich ein ieder , und. welle gott alle blindheit von unferen herzen nemen,
daß wir das war und recht mit lutren ougen anfeben und buiben mogind.
Bewar hieby gott taliwes die ſinen! Amen.
RB 3. |
Am 6. Nov. 1524 befchloß der Große Rath von Zürich, EE zu
einer Difputation in ihre Stadt einzuladen und ihm dafür ein fichered
Geleit auszufertigen , welches ihm durch einen eigenen Stadtboten nad
Ingolſtadt überbracht worden. Am 17. Nou. gab Ed darauf eine Eurje
Ruͤckantwort: „Es hat mie Euer laufender Bot einen Sendbrief und
Geleit und uiridq Zwinglis argwoͤhniſche Erklaͤrung behaͤndigt,
darin ich Euer Begehren vernommen. Weil ich aber vormals einer
‚gemeinen Eidgenoſſenſchaft deßhalb geſchrieben und noch keine Antwort
empfangen., kann ich mich vor derſelben nicht einlaſſen anders, denn
daß ich noch des Vornebmensd bin, wohin ich und an weichen Ort
oder End ich von gemeinen Eidgenoſſen gewieſen werde oder Mahl⸗
Kadt mir angezeigt , daß ich demfelben unverzüglich nachkommen wole
Gott dem Heren zu, Ehre und dem alten, wahren ,. ungezweifelten,
chrittichen Glauben darin auch [unfere] Ellen. chriſtlich und wohl gr
/ 0 &
Schriften betreffend die Diſputation zu. Baden 415
ſtorben find) zu Rettung und Beſchirmung; damit die Einfältigen durch
Berkehrung , Berbiendung und falſch Auslegen der Schrift nicht in
Ketzerey verführt werden , umd die Anhangenden dem alten, wahren,
rechten Glauben geftärkt und geteöftet werden , und aus keiner andern
Meinung ; dazu mir Gott helfe, und Mario, die werthe Diutter , und
alle Gottes auserwählten Heiligen wollen meine Sürbitter feyn! Dad -
babe ich Eurer Weisheit in befter Meinung nicht wollen verhalten mich
deren befeblend. Datum in Eil auf 17. Nov., an welchem auch Eueru
Brief empfangen babe zu Ingolftadt Anno 1524. Euer Streng, Feſt
und Weisheit williger Joh. von Ed, Doctor ꝛc.“
Am 18. Nov. aber ließ er eine Zufchrift an alle Chriſten wider
Zwinglis legte Gegenfchrift ausgehen. (©. 1524. ©. 273 — 276.)
Während des Jahres 1525 gab es zwar Berathungen über die
ju veranſtaltende Difputation , die Ausfuͤhrung ward aber noch verfcho-
ben. Der Bifchof von Eonflanz gab feine Einwilligung zu einer in
Baden zu baltenden Difputation. Zwingli hatte an die Tagfagung zu
Luzern gegen Ecks Verläumdungen Antwort eingefandt. Man wollte
fie aber nicht einmahl anhören, und verbot Zwinglis Schriften bey ho⸗
ber Strafe. Zwingli hatte zwar Luzern und Baden ald Difputationd-
orte abgelehnt; denn ein angefehener Luzerner ſagte auf die Frage:
Wolltet ihr nicht Fried und Beleit an ihm halten? Ja, hätten wie ibn
nur, ich wollte ihm demnach um einen Batzen all fein Lebtag zu eflen
geben; aber er bot zur Difputation außer Zürich auch Schafhauſen
und St. Gallen an. Der Große Rath von Zürich hingegen auf dem
Bundesartikel fich berufend : „Es fol feiner vor fremdes Gericht gela⸗
den werden , fondern der Beklagte an feinem Orte berechtigt werden“ ,
befahl Zwingli fein Anerbieten zurüc zu nehmen. Hierauf verlangte
der Bifchof von Eonflanz von der Tagfagung zu Luzern Aufichub der
Difputation. Eck trieb immer zu derfelben an. Alle Anerbietungen von
Zürich, die Difputation dafelbft zu halten, wurden abgewieſen. — (An
Bal.Eompar Il, 3.) Endlich fehrieb Ed zu End Weinmonats 1525.
eine neue Mahnung an die Eidgenoflen zu Anordnung einer Diſpulatien,
wobeg er wieder einen Steom von Schmähungen über Zwingli und
feine Anhänger ergoß. Auf einer Tagfagung zu Quzern den 15. San.
1526 drangen der Eonfanzifche Bifar Faber und Befandte von Deftreich
und dem Schwäbifchen Bund auf Feftfegung der Diiputation ; 6 Orte
faßten den Entichluß; 6 nahmen die Sache noch zum Bedenken. Bern
ſchlug vor, die Difputation zu Bafel zu halten ; aber diefer Stand verſagte
die Einwilligung. Hierauf vereinigten fih nun ale 12 Orte, die
416 Schriften betreffend die Difputativa zu Baden.
Diſputation in Baden zu halten, und fie ward auf den 16. Day an⸗
geſetzt. Die Biichbfe und die zugewandten Orte wurden auch einge
Inden, mit Botfchaften und Gelehrten ſich auf derfelben einzufnden.
Am ſtaͤrkſten aber ward in Zürich gedrungen , das Zwingli mit einer
Kathäbotfchaft dazu gefandt werde. Am 15. Nov. 1526 erſchien von
Zwingli folgende Schrift im-Drud. Davon haben wir zwei) ——
mit verſchiedener Orthograpbie; latiniſeh Opp- u, 569, b—-571,b
Ein abgeſchrift oder Kopp.
‚beeder freundlicher. gefchrift und gleitbriefg,
Die ein eerſamer groffer rat zü Zürich Johannſen Eggen, doctor,
am 6. tag novemberd ded MDXXTV. jars mit eim
geſchwornen ſtaltboten zuͤgeſchickt.
Uiber welche gſchrift der Egg nüzid gehandlet bis in chriſtmonat des
MDXXV. jars, da er, ungemeldet vordriger zuͤgeſchriften, widrum
an gemeiner eidgnoßſchaft boten wider den Oecolampadium und
Zwingli geſchriben, darüber Zwingli ſin antwurt an genannte
gnaͤdige eidgnoßſchaft boten am 15. tag januarii dee MDXXVI.
jard überfchict hat, dero kopy ouch hier vergriffen iſt,
darus ein ieder frommer merken mag, ob Eggen die
warheit erfaren leeren oder ſchirmen ald ufſatz
am herzen lig.
Gedruckt zů Zarich durch —* Hager.
Wir, der burgermeiſter, rat und der groß rat, fo man nämt die zwey
hundert der ftatt Zürich, embietend dem würdigen bochgeleerten herzen Io
hann von Egg, der göttlichen gefchrift doctor , bicecanzellarien der univerſi⸗
tät zu Ingol ſtatt, unſerem lieben und guͤten feünd , unfer fründlich dienk
umd, was wir eeren und lebe vermögend , allzyt zuͤvor.
Würdiger , hochgeleerter, lieber herr und fründ! Als je dan im
ougften nachſt unſeren getrüwen lieben eidanoſſen durch. je botſchoft von allen
orten , zuͤ Baden verſammlet, und iez abermals im oetober in jr tagleiftung gem
Frowenfeld gefchriben und nach der Länge anzeigt: tie der eerfam wolgeltert
meifter Huldrych Zwingli, unfee vrädikant, in finem ſchryden und vredi⸗
gen manigfaltig irrung ynfuͤr, den warm theiftenlidyen glouben beflcde ,
das wort gottes und die heilig gefchrift ketzeriſch vergmältige, zereufle und
in finen mißverftand ärgerlich züche ; und üch daruf erboten, liche mit
difputation gegen gemeldtem Zwingli (mo und wann es unferen getrüwen
| |
Schriften betreffend die Difputation zu Baden. 417
tichen eidgnoffen gfällig fon welle) uszüfüren ze. Diewyl aber vorbedachter
meiſter Huldrych ſiner leer, fo in rechter göttticher gefchrift gegründt,
rechenfchaft ze geben ; ouch wir iez meer dann jar und tag gegen: aller-
menglidy geiftliche und weltliche ſtands erboten habend: wer ung mit der
waren göttlichen gefchrift us der bibli und nüwem teitanient beffers und
Chriftenlichers berichten mBge, daß wir demfelben gütlicy Lofen, folgen und
ans wufen laſſen wöllind. Uf das habend wir üwer gfchriften , wie obftat,
meifter Huldrych zit handen verfügt und darmit finen willen wellen erler⸗
nen. Daruf bat er uns ein antwurt gaeben , wie jr die in hiemit geſandtem
deuck erfindend. : Und mwiewol- er darnebend zuͤ unferem willen geſetzt, wohin
wir in ordnind , dafelbs Hin ze kommen und ze lofen, red um red ze geben;
fo it doch unfer will, meinung und gmüt, in an kein ort noch plaß uſſert⸗
halb unfer ftatt und land ze ſchicken oder gan ze laſſen. Nit defterminder
it uf üwer embieten , gegen unferen. getrümen lieben eidgnoffen zü meerem
mal gethon, unfer fründlich hochfiyſſig bite: je wöllind ums gotteg eer und
chriſtenlichen gloubens willen üch in unfer ftatt Zürich , fo bald es üch ges
legen ſyn will, verfügen , und die war göttlich gefcheift beeder teftament mit
meiſter Huldeych Zwingli für üch nemen, die ergründen und darus cine
ander fründlich, tugenlich , wie fich. befcheidnen chriften gezimmt , anzeigen,
wie und welcher geftalt die verftanden fülle werden ; ouch, mo einer ober der
ander gefelet hab, brüderlich underrichten und fürbalten. Und damit fölichg
fürderlich und on alle forg einicher untrüw und befchwerd befchehen mög;
fo wellend wir üch und allen geiftlichen und weltlichen, geleerten und unges
leerten , fo jr ungefarlicher wys mit üch breingend, für ümer (db und güt in
unfer ftatt Zürich und land und wider darus an üwer allee gewarfame ein
fen fiher geleit für uns und die unfern in kraft des offnen hiemit geſand⸗
ten gleitbriefs gaeben haben; onangefehen,, welcher in dem falf recht.
oder unrecht gehebt; dann bie allein das göttlich wort und der geift gottes
tichter fun ſoͤllend. Ob ir dann von unfern getrüwen lieben eidgnoffen, aller
oder ſundriger örter, je priefterfchaft und geleerten oder funft verordnet
boten by der Handlung haben wöllind, mögend wir faft mol eriuden; dann
wir jeo zu merrem mal ouch degert; damit diſes gefpräch und underrich»
tung gütenklich vollſtreckt, und das ware wort gottes, inhalt der heiligen
gefchrift des alten und nüwen teftaments, (mie obftat) erhalten werde. Zuͤ
welchem der allmächtig gott fin gnad uns allen verigchen weile! Datum
6. novembris im MDAXIV. . |
‚Inhalt des gleitsbriefs.
Wir, der burgermeifter, rat und der groß rat, ſo man nämt die zwey
hundert der ftatt Zürich , bekennend offentich mit difem brief, daß wir den
würdigen hochgeleerten herren Johann von Egg, der göttlichen gefchrift
doctor, bicefanzellier dee univerfität zu Ingofftatt, unfern lieben und güten
fründ, uf fin gefchriften, vormals an unfer getrüw Lied eidgnoffen usgangen
wider meifter Huldrych Zwingli, gebeten und fründlich beſchriben habend,
daß er zuͤ uns in unſer ſtatt Zürich komme, und daſelbs mit gedachtem
meiſter dena Zwingli, unferens prädikanten, die waren göttlichen ge»
ſchriften der bibti und nüwen teſtaments zuͤ handen nemen , die ergründen,
Zwinglis ſammtl. Schriften 11.306. 2. Abthlg. 27
MB Schriften betreffend die Difputatiosi zu Baden
und einander brüderlich und tugenlich, wo einer ober der ander die mil
recht peedige. oder verſtande, underwyſind; wie dann ſolichs in unfer mil
five , gedachtem doctor zügefandt, woter inhaltet. Und damit ſolichs on alle
ſorg und fry beſchehen möge, ſo habend wir sm, gedachtem doctor , und
allen geiſtlichen und weltlichen, geleerten und ungeleerten , fo er ungfarlicher
wys mit jm bringt , für jr [gb und güter in unfer flatt und land und wi-
drum darus an jr gwarſame ein fen ficher geleit für uns und die unſeren
garben ; onangeſehen, welcher in difem fall recht oder unrecht babe geist
erfunden werde. Alles in kraft diß briefs, mit unfer ſtatt fecret ungedrud-
tem. ünfigel beſiglet, und befchehen ift am 6. tag novembris anno Domini
MDXXIV. jar.
Antwurt Huldrych Zwinglid.
Gnad und frid von gott bevor! Strenge, feſte, fromme, fürſichtige,
wyſe, gnädige, günſtige, liebe herren! Wie dann doctor Johann Egg
abermal zuͤ üwer wysheit cin unbefcheidine gfcheift, die dem alten ufſatz und
practit glychformig iſt, überſchickt, den frommen bochgeleerten Johann
Oecolampadium zu Baſel und mich betreffend, hätte ich dero kein antwuri
gegeben um jr groben pöchs und unvernunft wegen; fo ich aber gwüßlich
bericht, daß die fin afchrift von etlichen abgefchriden, und bin und wilt
verfchicht, fam darin neiwes guͤts, grechts oder ward begriffen ſye, müß
ich jro antwurten , allein daß fü der göttlichen warbeit Leinen nachteil ge-
bäre. Daß er mich fo unmenfchlich ſchilt, ift fein wunder ; dann, vermöcht et
mich mit warhafter gefcheift gottes worts überwinden, wurd cr on zwofl
nit fparen ; fo er aber das nit vermag , will er mich mit ſchälken ftürmen,
mit welchen ich im nit widerweer thuͤn will , funder mit offner warheit alt
fine fchüß verfegen ; ale dann in minen gföhriften Harlicy erfunden wirt,
wider welche weder er noch, Faber weder mögend noch dörend ſchryden; und
hat dennoch Fader zum türeften verheiffen vor eim eerfamen wat zu Zürich, er
welle mine gründ von fund an umkeeren; dann fh wüſſend, ob fü glych ganze
Läft bücheren fchribind , dag ich fy bald mit göttlicher warheit umkteren und
brechen mag ; Darus demnady die warheit , die ſy on blinzen nit wiögend un
ſehen, vil heiterer wurd. Und us der urfach ſchryend ſy allein uf diſputieren
nit an orten, da fich gebürt, funder wo fo, mir uffaß thuͤn verhofftind.
MWellend keins wegs fhruden; und müßte man dennoch in gefprächen eben
das anfchrnben , das fy durch den druck fölltind us laſſen aon ; als fich bil
lich zimmt , damit menglich. fehe, daß mon nit mit römiſchem gwalt (als
oft befcheben ift) funder mit der warheit difputiert und überwunden hätt.
Aber es iſt der arm Chriſtus, als Egg und Faber meinend-, in den grifl
lichen prälaten , als man fg nämt, fo euch worden, daß ſy verhofſend, mit
vöch, trag und awalt möge die warheit nidergelegt werden; darum keerend
fy fih dahin. Ich will üwer wusheit ouch nüw zutung fagen: aber iſt
innert zweyen monaten by der nacht an ein ort in der eidgnoßſchaft kom⸗
men (mag er gehandlet, wirt, ob gott will, mit der zyt eroffnet) , und hat
allda einem, der zů jm gefpeochen: Es wär kein beilers, weder eim mike
fry gſpräch oder concilium gehalten , geantwurt: D- wir: nem! ef op cin
andren weg zuͤgon ꝛc. mit andren underreden. Sche hie üwer wysheil,
Schriften betreffend bie Diſputation zu Baden. 419
was fa vor inen habend, ſo ˖ſih fich vor dero diſputierens embütend, und aber
ſoͤlichs mit im finn hand. Daß ee mich. gfeben macht, fam ich wider mi
ſelbs gefchriben hab, thuͤt er mir gwalt; wiewol ich nad), gottes leer
und art-zum exften mit milch geſpyst hab. Ex verſtat aber noch hütbytag
nit, mas die red wermag, wenn ich (prih: Das facrament des fronlych⸗
nanıs Chrifti x; wie dann die alten chriften geredet habend. Dann ich will
alfo fagen: Das brot und der wur, die in ber dankfagung der gemeinen
chriſten mit einandren gebrochen und geteunfen werdend , find ein ſacrament,
das iſt, ein zeichen, bes fronen lebendigen Iuchnams Chriſti, der an der
grechten gott: vaters, wie ex won den todten. uferkanden ik, ſitzt bis an den
jüngften tag. Wiewol nun dag vilen grufam iſt us der urfach: Die ber
fürifchen leerer habend die wort Chriſti: „Das iſt min lychnam“, nit vers
ftanden .ein figurliche oder anderverſtändige red ſyn, ſunder wider allen
verftand uf die Inbiichen fleifch und bluͤt Chriſti zogen; und damit die eine
faltigen in ein fellfamen wen gebracht, dag wir alle gemein mit dem mund
berjähind , wir gleubind, daß wir da fleifch und blüt effind 20 ; das doch kei⸗
nens glöubigen verſtand müglich iftz oder aber wir müßtind die dry artikel
im heiligen chriftentichen glouden Andren : Iſt ufgefaren zu den himmlen;
fit 36 der grecdhten gott vaters allmächtigen; dannen ex künftig ift ze rich»
ten lebend und todt. Ya, wenn mir. in bie lyblich eſſen wellend, müß er
Die grechten ſines vaters verlaften; dann der Inchnan Ehrifti mag nit mee
denn an eim ort fon , als ouch der papſt felbs verjähen müß De cons. dist. 2.
cap. Prima ; von welchem-ich üwer wysheit iez nit will muͤjen. Aber daß er
mich um der warheit willen ketzeret, müß, ob gott. will; ce ob im weder mir
erfunden werden , fo feer man die göttlich watheit hören will Zum lezten
erbüt er ſich wie vormal uf einen platz, den qjwer wndheit erkieſe, für eichter,
die üwer wusheit ſetze, mit mir ze diſputieren. Wie nachteilig aber dus
den bünden und mir ſye, hab ich vormals gnüg anzeigt. Darzü bat Faber
hoch und tür geredt vor eerfamem rat ze Zürich: es zimme jnen mit vor den
layen ze difputieren. So müß ie eintwebrer mit Frugnery umgon. Darus
üwer wyshtit aber den uffüb eraenfen mag;. die nuch mol wüſſen Mag,
was gunſts mir befunder Kit im etlichen orten twagend ; und mag des men⸗
ſchen Lind mit gelt z'wegen bringen mag , welchs doch on zwyfel aller eer⸗
berfeit leid wär. Zu dem allem habend die cerfamen mufen groß und Bein
rät der ftatt Zürich dem Eggen fründlich afchrift und gleit zuͤgſchickt, wie ich
erbeten hab bie bygedruckt werden, deß er doch nit gedenkt. Da er nun
fen und ſicher fon mag, will er nit bin; will ouch mit ſchryben; und min)
aber gſchriben fon, will er mich irrtums bewufen ; dann min leer ift in ges
ſchrift usgangen. Suſt, mo nit ufſatz und gwalt die warheit drudend , will
ich gott loben, wo man ein fen ficher gfvräch hat, und wöllt def fchaden
und müj erlyden; aber nit, da man foräche ficherheit, und feine wär, got«
tes wort und mich in gefae geben. Dann ich gmäß bin, daß ich in den
ſtucken, die ich geleert hab, mit gettes gnad umd hilf allen gleerten der
ganzen welt, die darwider fechtend , angefigen will; wie fy fich joch bläjend.
ſt nit min vermeffenheit funder klarer gloub und verftand gottes und
fineg worte. Der weil üch als den bieten unfer landen gnad und licht
nintmer entziehen, damit wir all in finer huld, willen und feiden lebind,
26 Schriften deiveffend .die Difputativa zur Waben.
Düpatation in Baden zu Halten, und fie ward auf den 16. Way am
geſetzt. Die Difchbfe und die zugewandten Drte wurden auch einge
Inden, mit’ Botfchaften und Gelehrten fi auf: derfeiben einzufinden.
Am ſtaͤrkſten aber ward in Zürich gedrungen , das Zwingli mit einer
Rathsbotſchaft dazu gefandt werde. Ant 15. Nov. 1526 erſchien von
Bwingli folgende Schrift im-Drud. Davon haben wir zwey Ausgaben
wit verſchiedener Orthogravhit ; latiniſeh Opp- I, 569, 5 — 571, b.
ein aboeſchrift oder Kopp. .
beeder fründlicher geſchrift und gleitbriefß, - .
‚Die ein eerſamer groſſer rat zu Zürich Johannſen Eggen, doctorn,
am 6. tag novembers des AIDXXIV. jars mit eim
geſchwornen ſtalthoten zuͤgeſchickt.
Uiber welche gſchrift der Egg nüzid gehandlet bis in chriſtmonat de}
MDXXV. jars, da er, ungemeldet vordriger zuͤgeſchriften, widrum
m gemeiner eidgnoßſchaft boten wider den Decolampadium und
Zwingli gefchriben, darüber Zwingli fin antwurt an genannte
gnaͤdige eidgnoßfchaft boten am 15. tag januarii des MDXX VI.
jars überfchict ‘Hat, dero kopy ouch hier vergriffen iſt,
darus ein ieder frommer merken mag, ob Eggen die
warheit erfaren leeren oder ſchirmen ald ufſatz
am herzen lig. |
Gedruct zu Zurich durch ochenntr Hager.
———
Wir, der burgermeifter, rat und der. groß rat, fo man nämt die zwed
hundert der ſtatt Zürich, embietend dem würdigen hochgeleerten herren Yo
bann von Egg, der göttlichen gefchrift doctor , bicecanzellarien der uninerf-
tät zuͤ Ingolſtatt, unſerem lieben und güten feünd , unfer feündlich dienk
und, was. wir eeren und liebs bermögend , allzut zuͤvor.
ürdiger , .bochaelserter , Lieber herr und fründ! Als je dann im
ougften nächft unferen getrüwen Licben.cidbgnoffen durch jr botſchaft won alla
orten , zu Baden verſammlet, und iez abermals im oetober in je tagleiftung gen
Frowenfeld gefchriben und nach der länge anzeigt: tie der eerfam mwolgeleert
meifter Huldrych Zwingli, unfer vrädilant , in finem ſchryben und vrrde
gen manigfaltig irrung ynfuͤr, den waren theiftenlicdyen glouben beficdk,
das wort gottes und die heilig gefchrift ketzeriſch vergmältige, zerryſſe und
in finen mißverftand ärgerlich züche; und üch daruf erboten, ſolichs mit
difputation gegen gemeldtem Zwingli (wo und wann es unferen getrümn
Schriften betreffend die Difputation zu Baden. 417
lichen eidgnoffen gfällig fun welle) uszüffeen ꝛc. Diewyl aber vorbedachter
meiftee Huldrych finer leer, fo in rechter göttlicher geſchrift gegründt,
rechenſchaft ze geben; ouch wir iez meer dann jar und tag gegen aller⸗
menglich geiſtlichs und weltlichs ſtands erboten habend: wer uns mit der
waren göttlichen geſchrift us der bibli und nüwem teſtament beſſers und
chriſtenlichers berichten möge, daß wie bemfelben gütlich Lofen, folgen und
uns wufen laſſen wöllind. Uf das habend wir üwer gfchriften , wie obftat,
meifter Huldrych zit handen verfügt und darmit finen willen wellen erler⸗
nen. Daruf hat er ung ein antwurt gaeben , wie je die in hiemit geſandtem
deuck erfindend. Und wiewol er darnebend zu unferem willen geſetzt, wohin
wir in ordnind, daſelbs hin ze kommen und ze loſen, red um red ze geben;
ſo iſt doch unſer will, meinung und gmuͤt, jn an kein ort noch platz uſſert⸗
halb unſer ſtatt und land ze ſchicken oder gan ze laſſen. Nit deſterminder
iſt uf üwer embieten, gegen unſeren getrüwen lieben eidgnoſſen zuͤ meerem
mal gethon, unfer fründlich hochfiyſſig bitt: je wöllind ums gottes eer und
chriſtenlichen gloubens willen üch in unſer ſtatt Zürich, fo bald es üch ges
legen ſyn will, verfügen , und die war göttlich gefcheift beeder teftament mit
ı
meiſter Huldrych Zwingli für üch nemen, die ergründen und darus ein⸗
ander fründlich, tugenlich, wie ſich beſcheidnen chriſten gezimmt, anzeigen,
wie und welcher geftalt die verftanden fülle werden ; ouch, mo einer oder der
ander gefelet hab , brüderlich underrichten und fürhalten. Und damit fölichg
fürderlich und on alle forg einicher unteilm und befchwerd befchehen mög ;
fo wellend wir üch und allen geiftlichen und weltlichen, geleerten und unges
leerten , fo jr ungefarlicher mus mit üch dringend, für üwer Iyb und güt in
unſer ftatt Zürich und land und wider darus an üwer aller gewarfame ein
fen ſicher geleit für ung und die unfern in kraft des offnen hiemit gefand«
ten gleitbriefs gaeben haben ; onangeſehen, welcher in dem falf recht
oder unrecht gehebt; dann bie allein das göttlich wort und der geift gottes
eichter fon föllend. Ob jr dann von unfern getrümen lieben eidgnoffen, aller
oder ſundriger örter, je vpriefterfchaft und gefeerteri oder funfk verordnet
boten by der Handlung haben wöllind, mögend wir faft wol eriuden; dann
wir jeo ai meerem mal ouch begert; damit difes gefpräch und underrich-
tung guͤtenklich vollſtreckt, und das ware wort gottes, inhalt der heiligen
gefchrift des alten umd nümen teſtaments, (tie obftat) erhalten werde. Zu
welchem der allmächtig gott fin gnad uns allen berlychen welle! Datum
6. novembris im MDXXIV.
Inhalt des gleitibrieft.
Wir, der burgermeiſter, rat und der groß rat, ſo man nämt bie such
hundert der ftatt Zürich , bekennend offenlich mit diſem drief, daß wir den
würdigen hochgeleerten herren Johann von Egg, der göttlichen gefchrift
doctor, vicekanzellier der unlverfität zu Ingolftatt, unfern lieben und güten
feünd, uf fin gefchriften , vormals an unfer getrüm Lied eidgnoffen usgangen
wider. meiſter Huldrych Zwingli gebeten und fründlich beſchriben habend,
daß er zuͤ uns im unſer ſtatt Zürich komme, und daſelbs mit gedachtem
meiſter Fa Ztwinglt, unſerem prädifanten , die waren göttlichen ge»
ſchriften dee biblt und nüwen teſtaments zu handen nemen , die ergründen,
Zwinglis ſämmtl. Schriften 11.856. 2. Abthlg. 27
MB Schriften betreffend die Diſputalion zu Vaden
und einander brüderlich und tugenlich, wo einer oder der ander die mil
recht predige oder verſtande, underwyſind; wie dann ſoͤlichs in unfer mif-
five , gedachtem doctor sügefandt woter inhaltet. Und damit ſolichs om alle
forg und fen befchehen möge, fo babend wir sm, gedachtem doctor , und
allen geiflichen und weltlichen, geleerten und ungeleetten , fo er ungfarlider
wys mit jm bringt , für jr (gb und güter in unſer ftatt und fand und wi:
drum darus au jr gwarfane cin fen ficher geleit für uns und die unferen
gaeben ; onangefeben, welcher im diſem fall recht oder unrecht babe geleer
erfunden werde. Alles in kraft DIE. briefs, mit unfer ſtatt fecret ungedrud:
tem. infigel beſiglet, und. befchehen iſt am 6. tag nobembris anno Dominl
MDXXIV. jar..
Amwurt Huldrych Zwinglis.
Gnad und frid von gott bevor! Strenge, feſte, fromme, fürfichtiar,
wyſe, gnädige, günſtige, liebe herren! Wie dann doctor Johann Egg
abermal zuͤ üwer musheit cin unbeſcheidne gſchrift, die dem alten ufſatz and
practik glychförmig iſt, überſchickt, den frommen hochgeleerten Johann
Oecolampadium zu Baſel und mid, betreffend, hätte ich dero kein antwurt
gegeben um jr groben pöchs und unvernunft wegen; fo ich aber gwüßlich
bericht, daß die fin afchrift von etlichen abgefchriden, und bin umd mid
verſchickt, ſam darin neiwes guͤts, grechts oder wars begriffen ſye, müß
ich jro antwurten, allein daß fy der göttlichen warheit keinen nachteil gr:
bäre. Daß er mich fo unmenfchlich fchilt, ift kein wunder ;' dann, vermöcht rt
mich mit warhafter gefcheift gottes worts überwinden, wurd ce on zwokl
nit fparen ; fü ee aber das nit vermag, will er mid) mit fchälken ftürmın,
mit welchen ich im nit widerweer tbün will, ſunder mit offner warheit allt
ſme fchüß verfegen ; ale dann in minen gſchriften Elarlicy erfunden wit,
wider welche weder er noch, Faber weder mögend noch dörend ſchryden; und
bat dennoch Fader zum türeften verheiffen vor eim cerfamen wat zuͤ Zürich, fr
welle mine gründ von und an umkeeren; dann fy wüflend , ob fü glych ganze
(äft bücheren fchribind, dag ich fü bald mit göttlicher warheit umkteren und
brechen mag ; darus demnach die warbeit , die ſy on blinzen nit mögend an
fchen , vil heiterer wurd. Und us der urfach ſchryend fü allein uf difpusirren,
nit an orten, da fich gebürt, funder wo fü. mir uffaß thin verhoſſtind.
Wellend keins wege fchenden; und müßte man dennoch in aefprächen eben
das anfchruyben , das fy durch den druck fölltind us laſſen gon; ale fi bi.
lich zimmt, damit menglich. ſehe, daß man nit mit römiſchem galt (old
oft befchehen ift) funder mit der warheit difputiert und überwunden hätt.
Aber es iſt der arm Chriſtus, als Ega und Faber meinend-, in den grik
lichen prälaten , als man fu ndmt, fo euch warden, daß fu verhoffend, mi
vöch, traß und gwalt möge die warheit nidergelegt werden ; darum feerend
fy fih dahin. Ich will üwer wysheit ouch nüw zytung fagen: aber if
innert zweyen monaten bu der nacht an cin ort in der eidgnoßfchaft kom
men (mag er gebandiet , wirt, ob gott will, mit der aut eroffnet), und bet
allda einem, der zů im gefprochen : Es wär kein beffers, weder ein ſichet
fry gſpräch oder concilium gehalten, geantwurt: D- wir nen! ee mmißed
andren weg zügon zc. mit andren underreden. Gehe hie üwer wyheil /
Schriften betregend die Difputatiom zu Baden. 419
was fü vot inen habend, fo-fü fich nor dero diſputierens embütend, und aber
ſoͤlichs nit im ſinn hand. Daß er mich. gſehen macht, ſam ich, wider mich
ſelbs geſchriben hab, thuͤt er mir gwalt; wiewol ich nach gottes leer
und art-zum erſten mir milch geſpyst hab. Ex verſtat aber noch hütbutag
nit, mas die red vermag, wenn ich ſprich: Das facrament des fronlych⸗
nams Chrifti se; wie dann die alten chriften geredet habend. Dann ich will
alfo fagen: Das brot und der wyn, die in der dankfagung der gemeinen
chriſten mit einandren gebrochen und getrunken mwerdend , find ein ſacrament,
das it, ein zeichen, des fronen febendigen Iuchnams Chriftt, der an des
grechten gott vaters, wie er won den todten uferkanden if, fit bis an ben
jüngften tag. Wiemol nun dag vilen gruſam ift us der urfach: Die ver
fürifchen leerer babend die wort Chriſti: „Das tft min Inchnam“, nit ver⸗
ftanden . ein figurliche oder anderverſtäändige ved ‚Ay, ſunder wider allen
verftand uf die lyblichen fleiſch und bluͤt Chriſti zogen; und damit die cine
faltigen in ein feltfamen wen gebracht, dag wir alle gemein mit dem mund
verjähind, wir gleubind, daß wir da fleifch und blut effind 1; das doch kei⸗
nem glöubigen verfiand müglich ift; oder aber wir müßtind die dry artikel
im heiligen chriftenlicyen glouben aͤndren: Iſt ufgefaren zuͤ den himmlen;
fißt 38 der grechten gott vaters allmächtigen; dannen er Tünftig ift ze rich
ten lebend und todt. Ya, wenn wie in bie lyblich effen wellend, müß er
die grechten fines vaters verlaffen; dann der Inchnam Chrifti mag nit mee
denn an eim ort fon , als ouch der papſt felbs verjähen muß De cons. dist. 2,
cap. Prima ; von welchem ich üwer wysheit iez nit will muͤjen. Aber daß er
mich um der warheit willen ketzeret, muͤß, ob gott will; ee 06 jm weder mie
erfunden wenden , fo feer man die göttlich waeheit hören will Zum lezten
erbüt er fich wie vormal uf einen platz, den ümer wucheit erkieſe, für eichter,
die üwer wysheit feige, mit mie ze difputieren. Wie nachteilig aber dus
den bünden und mir ſye, hab ich vormals gnüg anzeigt. Darzü bat Faber
boch und tür geredt vor cerfamem rat ze Zürich: es zimme inen mit vor den
layen ze difputieren. So müß ie eintwedrer mit frugnery umgon. Daraus
üwer wytheit aber den ufſutz ergryfen mag ;. die nuch mol wüſſen mag,
was gunſts mir befumder Lt im etlicherr orten tragend; und mas des men»
fhen Lind mit gelt z'wegen bringen mag , welchs doch on zwyfel aller eer⸗
berfeit leid wär. Zu dem allem habend die cerfamen wyſen groß und Hein
rät der ftatt Zürich dem Eggen fründtich gſchrift umd gleit zuͤgſchickt, mie ich
erbeten hab bie bygedruckt werden, dei cr doch nit gedenkt. Da er nun
fey und fiher fon mag, will er nit bin; will ouch wit ſchryben; und muͤß
aber gfchriben fon, will er mich irrtume bewyſen; dann min leer ift in ges
ſchrift usgangen. Suſt, wo nit uffag und gwalt die warheit drudend , will
ich gott loben, wo man ein fen ficher gfvräch hat, und wöllt def fchaden
und müj ertyden ; aber nit, da man ſpräche ficherheit, und Beine wär, gos«
tes wort und mich im gefae geben. Darm ih amäß bin, daß ich in ben
ſtucken, die ich geleret hab, mit gottes gnad und hilf allen alcerten ber
ganzen welt, die darwider fechtend , angefigen will; wis ſy ſich joch bläjend.
IM nit min vermeffenheit funder Marer gloub und verftand gottes und
fineg worts. Dee weil üc als den birten unfer landen gnad und Liccht
nintmer entziehen, damit wie all in finee tzuld, willen und friden Ichind,
420 Schriften betreffend die -Difputation zu Baden.
welchs alle zut mins vredgens mir zum obreſten angelegen iR, da ſich am
derſt nit erfinden mag. : Bott bewar ũwer wüsheit zů aller m! "Amen.
Ggeben Zürich am 15. tag Januarli im MDAXVL ja. .
UÜwer williger
Huldrych Zwingl..
4.
| Die Aufforderung der Eidgenoffen um Theilnahme an der Dilm:
tation ward von dem Rathe zu Zürich am Verordnete (worunter auf
- Zwingli) zur Vorberathung gewieſen.
In der Simmlerſchen Sammlung finden fich die bier im Audzuge
gegebenen „Natbfchläge der Verordneten wegen ber Difputation zu
Baden , auf Gefallen zu mindern oder zu mehren.“
Da bie Boten bey der Beratfung wegen der auf den 16. Du
. befchloffenen Difputation zu Baden nicht zugelaffen , und nur um it
ren Befehl in die Difputation zu willigen gefragt, und dann. wieder
außgefteflt worden , auch über die Art, wie fie gehalten werden for,
nichts Näheres beftiimmt worden ; fo fol ‘vor Allem von den Eidgenofen
Erläuterung. Über. dieß alled begehrt und verlangt werden , daß ſie
darüber zu Kath und That gezogen werden wie ein anderes Dit,
und daß man die bisherige Soͤnderung aufhebe. Es fol auch erflärt
werden, daß der Platz zur Difputatiom ihnen nicht gemein fen, und
die Eidgenoffen erſucht werden , in gemeinichaftlicher Berathung mit
den Boten von Zürich einen andern zu beflimmen. Da die Eidgenofkn
glauben , das in Zürich Irrthum gelehrt werde, fo fey ja am bilie-
ſten, daß dieſer Platz gewählt, daſelbſt aus Altem und Neuem Teſta
ment diſputirt, aber uͤber das goͤttliche Wort kein Richter geſetzt werde;
dagegen werde Zürich fuͤr die Perſonen alle Sicherheit leiſten.
Eine andere Meinung, ſonſt gleich der erſten, wollte von Geile
Zurichs den Eidgenoſſen Geißel anbieten; damit, wenn dee Ort zur
Diſputation anderswohin verlegt würde, Zurich auch ſolche mit Fug
ſordern koͤnnte.
Eine dritte Meinung wollte keine Antwort den Eidgenoſſen über
die Difputation geben, bid die Zürcher, nicht mehr wie feit einiget
Zeit von den Tagen ausgeſchloſſen, mit den Boten aller. Orte auf
der Tagfagung fich darüber, und befonder# über die Ordnung berfelben
‚werden berathen haben.
Eine vierte Meinung , fonft wie die erſte, wollte von den Eidge⸗
nofien Auskunft über die Art der Difputation verlangen, und den Plat
Schriften betreffend die Dijpufation zu Baden. 421
dazu in Zürich anbieten, was: auch die Eidgenoflen antworten (mögen); -
damit der Entichluß in die Abſcheide komme, und die Gemeinden in
Stadt und Land unfer Erbieten.bören und defto weniger Unmwillen faſſen.
Meinung von Uttingers Hand geſchrieben. |
Als etliche Orte abermahls mit fammt dem Vikari anfchlagen um eine
Diiputgtion (was Meinung? — weißt jeglicher Fromme zu ermeflen);
darauf Zürich die nachgefchriebenen Betrachtungen möchte fürwenden:
Baden ift gar nicht gemein, noch fein Platz, darin die 5 Orte‘
den Mehrtheil Haben; dann fie vor aller Difputation unfere und Zwing-
lis Lehre und Glauben für Tegerifch ausgefchrauen , verbrennt und
gefecht haben. Es wird auch offentlich geredt, fie wollen ‚weder
dem Zwingli noch feinem Keger Geleit geben anders, denn daß fie
ihn damit beträgen ; denn man fol feinem Ketzer Geteit halten. Dazu
it Baden zu einem fo großen Handel und Seiftung, die dazu gehört,
zu Fekufüg, M
Iſt unſerer Eidgenoſſen Schrift vergreiflichı; denn fie weist;
da man erft auf der Difputation ſich berathen fol um alle Dinge ; da
möchte man ſich wohl feltfamer Dinge berathen, wann die, denen Auf-
ſatz befchieht, in der Auffäger Händen wären.
3. Iſt nicht ausgedrudt, ob man Gotted Wort allein wolle
laſſen Richter ſeyn, oder ob man wolle daruͤber Richter ſetzen, als vor
zum dickern Mal iſt fuͤrgenommen.
A. So iſt nach niemand der Auslaͤndiſchen beſtimmt, als der
Biſchoͤfe sc, mit wie wenig Pferden fie kommen ſollen. Welches alles
dahin reicht, dag die 5 Orte hierin allen Gewalt wollten haben zu
mehren , mindern und gebieten, wie fie wolkten. |
5. Go wird offentlich geredet, wie Faber, Vilari, mit folchen
Practiten umgebe; damit alenthalben die , fo dad. Evangelium predi-
gen, micht mit Difputiren fondern mit Auffas umgebracht werden ;
als er auch an vielen Orten gethan hat, und man folched an des DBi-
ſchofs von Conſtanz Mandat: wohl mag merken.
6. &o fey ein ſtarker Leumden, wie die Päpftfichen mit Geld
unter den Eidgenoffen ſammt den Ferdinandifchen werben ; das alled
zu Rachtheil des Friedens und Zerrüttung des Evangeliums dient.
7. Sen ed nicht eines jeden Orts, feine Unbill, die ihm. befche-
ben möchte, zu rächen; und wo Unrath entflünde, und den jemand
raͤche, fo wär ed um eine Eidgenoffenichaft befchehen ; dann hätte Fer⸗
1) verfänglid.
423 Säriten betreffend die Difputation zu Baden. |
dinand und der Kaiſer eine Eidgenoſſenſchaft beſtritten die fie vorma⸗
nie haben mögen umbringen noch überwinden
Diefe Städte mögen gar nach alle in die Sendbriefe zu den Orier
Bern, Unterwalden, Zug, Solothurn Glaris, Baſel geſchrieben
werden. Wo man aber gleiche Plaͤtze: Zuͤrich, Bern, Schafhauſen,
St. Gallen u. dal. erwaͤhlen würde , wolltet Ihr loſen und gebähriid
Antwort geben.
Fragment anderer Kathſchlage.
1. Zürich wolle wegen dem Ittingerhandel nochmals guͤllich
mit ſich handeln laſſen, und mit den 9 Orten zuſammen die, welde
am Brand zu Sttingen ſchuldig erfunden werden , ſtrafen.
3. Begehren, dag man zu Zürich difputire , weil man mach ben
Buͤnden da fuchen fol, wo man fr, und man Zwiaati des Irrthum
beſchuldige.
3. Baden könne man nicht dazu annehmen , denn die Siadt ve:
möge nicht fich felbft zu fchünen. Es fen auch: bekannt, wie man
zu Luzern Zwinglid Bildniß mit offener Schmach, Schand und trogi:
gem Hochmuth verbrennt; zu Freyburg feine Büchlein umwerhbtt ver
brennt ; der Diehrtheil der Orten, welche Herten zu Baden find, er
tennt, Zwingli in ihrem Gebiet, wo ex betreteit werde, gefangen u
nehmen. Auch liegen am Tag die gefährlichen Anſchlaͤge mit Erzhenog
Ferdinand und anderen Regenten des Sawäbifäen Bunde
wegen ded Evangeliums zu defien Unterdruͤcung.
4. Zwiugli exbiete ſich mit Eomfend feiner Herren zur Diſpule⸗
tion auf Zürich, Bern und St, Gallen; damit ed nicht fcheine, all
fliehe er dad Licht. Zürich ſtimme dagu unter Borbehalt genugſamen
Geleits und Sicherheit für Zwingli und feine Mithaften.
Ztwinglis Bedenken wegen Ber Difputation
zu Baden,
Des platzes halb ift der in gheine weg gemein.
Zum erften, daB die flatt nit dermaflen ift, daß ſy icman vor gwell
ſchirmen mög.
Zum andren , daß fy um des meeren teils wilfen der 'V oerm, die de
ſammt den andren III orten bereen und obren find ; ſich wor gheiß, ame
ten oder gwalt nit entfagen mögend.
Zum dritten; daß üwer wysheit wol weißt mit den biderben lüten vor
Etammbsim da gefar brucht fon.
Schriften betreffend. die Diivutation zu Baden. 423
Zum vierten, daß unfer eidgnoffen nit allein da ſunder ouch an. andren
gemeinen orten üwer wysheit usſtellend, verachtend und nüts gelten ‚laffend.
Zum fünften, daß die VI ort fich fchon mit offner fech , ſchmach und
brand entfdyloffen babend, wo für dee Zwinglis gfchrift und leer by jnen
geurteilt ge , wär üch fchwer jn vor gwalt ze ſchirmen.
Diß dunkend aber ung gemein pläß, die der würde, fryheit und macht
fogind, daß man einen Wlchen ernftlichen Kandel an denen fürnenen möcht,
Zürich), Been, Sant Ballen , oder Bafel, Eoftenz, Schafhufen.
Dife pläß foll man on zwyfel dermaß friften , daR ghein part der an⸗
dren ze überlegen fun mög, mit gar ‚bil wyyterer betrachtung , weder von
unſern eidgnoflen befchehen ift.
Der ordnung uf der difputation und richtern halb ze halten ift gefar⸗
lich angefehen , daß man die erſt feen füllte, fo die, denen der plab fo un⸗
gemein iſt, all gemmengebracht wärind.
Zum andren ligend unfer eidgnoffen aber uf richtern , die doch aheitte
wegs Über gottes wort mögend erlitten werden ; dann ouch ghein papft noch
coneilia .rächter darüber nie gefeßt habend , funder allmeg das bekennt jven
tichter füllen fun; 0b ſy glych oft darnebendhin erkennt habend.
‚Zum dritten iſt ouch nit befimmt, mas gefchrift da allein gelten fälle
über alle schriften.
Sum vierten üft nit offenlich verzeichnet , daß man allein von den grof-
fen namhaften artiklen difputieren- weile , davon ſich unfer eidgnoflen vorma⸗
len uszogen babend.
Darüber Ik nun unfer antwurt: So feer der erſten dryen pläßen einer,
oder ouch der nachgehnden dryen einer üch, umfern herren , gefällig, erwält
und gnüafam verfichret,, und man da von allen treffenlichen artikten allein
us nüwem und. altem teftament reden oder difputieren ; mellend wir ganz
geneigt: fon ze erfchynen, und demnach gheins richters über gottes wort nit
geftatten. Sind ouch in hoffnung , mo jr, unfer herren, ſoͤlchs andren or⸗
ten ſchrybend, werd jinen gefallen. |
| 3.
Der Erfolg .diefer Berathungen und wohl auch der von verſchiede⸗
nen Seiten ergangenen ernftlichen Warnungen und Zeichen von treu⸗
Iofen Anfchlägen auf Zwingli war, dag Zürich Die Theilnahme an der
Difputation ablehnte, und Zwingli eine Zufchrift am die Eidgenoflen ,
welche die Gründe der Ablehnung ausfhrte, im Druck ausgeben Tief.
(Bgl. Tremp an Zw. Ep. 23. A. 1526 und Mangolt an Zw. .Ep. 43.)
Latiniſch Opp. U, 572, a — 575, a.
424 Schriften betreffend die Difputatien zu Baden.
Ein fründliche geſchrift an gmein eidgnoſſen
der XII. orten und zuͤgewandten
die diputntivn gen Baden uf den 16. tag may maria
| betreffende.
Bon Huldenchen Zwingli.
Gedruckt zuͤ Zürich durch Johanuſen Hager im MDXXVI.
Den frommen, feſten, eerſamen, wyſen burgermeiſter ſchultheiſſen,
ammannen, räten, burgeren und gemeinden zu Bern, Luzern, Uri, Schi.
Underwalden , Zug. Glaris, Baſel, Freyburg, Solenturn, Schafhuſcn
Abbtzell, ouch dero verbündien und zuͤgewandten Chur ſammt den dryen
bünden, Sant Gallen, Mülhuſen und allen mithaften und chriſtgloͤnubigen
finen gnädigen, günftigen , lieben herren, embüt Huldrud Zwingli gnad,
barmherzigkeit und frid bon gott vater, und ſinem eingebornen fun, unſe
‚rem herren Jeſu Ehrifto, bevor. Demnach, frommen , feſten 20, liche
herren, güte fründ und mitbrüder! ale üwer wysheit in nachſt vergongnen
tagen von einer diſputation ze halten fürgenommen; ſag ich gott darım
hoben dank, daß ers uf die ban gewyst und bracht hat; erman ouch üdı
fo feer jr empfindend , daf gemeinem friden und einigkeit hierin nüts nady
teiligs verborgen ligt, die mit gottsforcht, ernft, aller trüw und glonben
vollftreden wellind. Bin ouch ungezwnfleter hoffnung, wo die. difputation
oder gſpräch dermaß, wie erft gemeldt iſt, gehalten, werde vil gütes darue
erwachlen. Wiewol nun die frommen , feften, eerfamen, mufen , min
gnädigen, günftigen, lieben herren von Zürich keiner difputation meer be⸗
dörfend ; dann fir dero vil ordenlich und chriftentich ouch mit der bilde
fen , fehlen , hochgeleerten, ouch üwer, unferer getrilwen eid⸗ und bund«
genoflen , mwüflenhafter berüfung gehalten und erftattet habend; zwyfel ih
doch nit, fü werdind ſich hierin, fo feer die fach in jrem byweſen Ratt-
haftlich verfichret und beratfchlagt wirt, ganz gütwillig und gebürlich hal⸗
ten. Ich embüt ouch mich einfaltigen , nachdem die difputation , wie er
gemeldt, ordenlich in byweſen miner herren angeſehen und an ungefarlich
ort, die ich harnach melden wird, gelegt wirt, mit miner herren rat und
erloubnuß darzü ze thin alles, fo mir gott möglich macht ; wiewol ich andırk
wohin ze kommen weder für min kilchen, da ich leer, keins wege fa
bin. So aber in dem gähen anfehen, fo one mine herren von Zürich de⸗
ſchehen, (verzych mir üwer wysheit!) nit allein noch vil gebriſt, das zu ie
ſach not iſt, ſunder ouch etliche ding ſchon angefehen ſind, ‚die, fo feer ma
fo nit Andrete, der warheit, minen herren und mir treffenfich nachteilig
wärind; fo hab ich mich underftanden üwer wusbeit, die fölcher dingm
villycht nit oft genflegen Hat, ſolche mängel anzezeigen ; bitt hieby don mit
anddiglich und mildenklich ufgenommen und verftanden werde. Fur das erfl
fo iR not, daß man offenlich harus laß, daß in der difputation kein andre
Schriften betreffend die Difputation zu Baden. 425
gſchrift gelte weder die, fo-in nilwene und. altem teftament biblifch und got⸗
tes wort if. Dann mo das nit, fo ift kein artikel fo Mein, mit dem man
in vil jar und tagen zu end kommen möcht; fo vil iſt der leereren und
jariggeren in der theology und päpftlichen rechten, Die ouch zum meeventeil
(hnürrichtig wider gotteg wort find, Zum andern, daß man gottes wort
mit der leereren verftand und uslegen nit Übergwaltige; -funder , ob gottes
wort an eim ort dunkel iſt, uslege mit gottes wort us eim andren ort, da’
cs Mar iſt, wie. man dann in allen Laiferlichen gemeinden, ftatt« und lands
rechten that. Dann, mo das nit fölcher maß verfehen , wirt aber nät mö⸗
gen usgetragen werden; 3 denn die aleerten werdend in den kampf und fpan
der leereren fallen, wie vorgemeldt if. Zum dritten, daß man gar feine
richter über gotteg wort feßen melle, noch über die, fo an. dem ort us got⸗
tes wort redend. Dann gottes wort ſoll unſer ſchnuͤr ſyn, by dero hin wir
richtind; und ſoͤllend wir es nit mit unſerem urteil zwingen, wie wir wel⸗
lend; glych als ouch keinem zimmt, die gmeinden, fürſten, ſtätt und land⸗
ſahungen mit ſinem urteil gwaltigen; ſunder ein ieder muͤß ſich vom gſatz
richten und urteilen laſſen; alſo muͤß ouch gottes wort unſeren verftand.,
meinung und kunſt mäſſigen und meiſteren, und wir nit gottes wort leeren.
Man ſoll und mag ouch uf die diſputation nit richter feßen über. die Dis.
fputierenden , oder aber die warheit wirt nit hell mögen an den tag gebracht
werden; dann es wirt im ein ieder müflen fürchten vor den richteren, die
der fchweren ſtucken nit verftändig find, und demnach über die allerſchwere⸗
ften artikel nit gdören die Haren warheit ſagen; dann man weißt cigenlich,
daß die unverftändigen glych ufſchryend: Ketzer, ketzer! und demnach ouch:
Man ſoll keim ketzer gleit halten. Und ob ieman gloch ſpricht: So ſoöllend
fü den tod lyden; faq ich: daß der unrecht redet. Dann Chriftus leert ung:
dag wir fin wort nit föllind denen fürlegen, an denen man müt ſchaffet:
Nolite margaritas spargere ante porcos etc. Darzü findend wir dero rich⸗
teren, mit denen Eag und Faber die welt muͤjend, einen geund noch leer
weder by Ehrifto und den apoftten noch by den alten chriften und concilien;
funder ouch der vanft vergicht in finen vechten, daß die heilig afchrift un⸗
fer richter fon fol. Duch fo bat der heilig Ambrofius dem faifer Valen⸗
tiniano, der in us untrüwem underfchub des ketzers Augentii erforderet an
frömde ort, und under richteren, die jm us ufſatz nit benamſet wurdend, ze
diſputieren, diſe antwurt ageben: ag richteren Aurentius erwälet hab, ats
bend mir ze betrachten, fo er jre namen nit gdar harfür bringen. Dieſel-
ben richter, ſygind, wer ſy wellind, kömmind vor die kilchen (verſtand die,
dero er zu Meyland fürgeſetzt was), und lofind da mit dem volf; doch daß
feiner fich da ats einen richter fee, funder daß ein ieder fich ſelbs nach fitem
verftand erinnere und userkicfe, welchem cr nachfolge. Handlet man von eine
priefterd wegen einer Bilchen , und das vol hat ein andren aehört, und will
ſy dunfen , er leere oder rede bas; fo folge jm die kilch nach; will ich nit
darıyider fon. Sche bie, ein icder frommer, ob nit zu den auten Ambrofio
ufgefegt nei glych mie zuͤ diſer zyt mir und andren ufasfeht wirt. (Er hat
ſich aber in die dünkle und blinde der richteren ouch den kaiſer nit wellen
füren laſſen, noch anderswo rechnung geben weder vor finer kilchen. Zum
bierten iſt not, daß man ſich ufthuͤge, von welchen artiffen man diſvutieren
welle. Dann vor unlanger zyt fi ſind an etlichen orten difputationen angefchla-
:%.
@
426. Scheiſten betreffend die Difputaiod zu Baden.
gen, und, do man zemmen kommen iſt, habend ſich etlich uszogen, daß fa
von den gröften ſpänen nit habend wellen hören; deßhalb die biderben lüt
in groſſen koſten umſuſt geworfen ſind. Zum fünften dab die ſichrung,
frid und gleit zum allertüreſten für alle ynred, anſprach und klag gemacht
werdind und dermaß verſichret, daß jm nieman eniſitzen müß. Dann mo
das nit, wurde aber den frefnen ſtatt und weg ggeben ze ſchryen: Ketzer
tetzer! und: Mon ſoll keim ketzer gleit halten; darus dann zerrüttung einer
loblichen eidgnoßſchaft erfolgen möcht. Zum ſechsten, daß die verfonen , der
man forg haben muß, mit aufel oder Leiftung gegen einander, wo das dee
notdurft erforderet , verlegt werdind. Zum fibenten . daB der platz zu ber
diſputation ein frye, ſtarke, gehorſame onunderworfne ſtatt erwaͤlt werte,
Die allen Auf und trüw anwende zuͤ ſchirm, ſchutz und aller notdurft, ſich
ouch vor menglichem erweeren mög, damit fü nit gezwungen werde ieman
awalt ge thin oder gethan laſſen werden. Diß find, frommen, eerſamen x
anädigen herren, günftigen fründ und Lieben bruͤder! die artikel, Die mich
und, als ich hoff, ein ieden frommen notwendig fon bedunfen merdend :u
verft ichrung genannter difputation; damit die warheit tür und unerfchrocden:
lich an’n taa kömm, und nüts us uffaß oder borteil gehandlet werd; dann
wo dasſelb beſchaͤhe, ſo wurde eintweders tödlicher krieg ein eidanoffchaft
gerrütten‘, oder uber der zwitracht Ärger weder vor ie. UF fölche vorke
teachtung ermeſſe nım ein ieder frommer und keere ſiyß an, damit bie di—
fputation an gelegne gemeine ort von Baden vermendt werde; dann fo
bil min verfon antrifft, fo hab ich für das erft vor eerſamem groſſem ret
ze Zürich mich offenlich ufgethon , daß ich uf die difputation gen Baden
nit weile us denen urſachen: Baden ift ein begwaltigete ftatt; und obalach die
VIER ort da herren find, fo babend doch die V’ ort Luzern, Uri, Schwyz,
Underwalden und Jug das meer; dann fü Zürich allweg usftellend; mit wat
billichkeit? ghört nit hiehar. Ouch fo habend ſich genannte V ort mit ein-
ander verbunden den glouben und leer, die ich leer, den ſy ouch ketzeriſch nen⸗
nend, ze durächten. Item ſy ſchryend mich us für einen ketzer. Das ift be⸗
ſchehen nit allein Turzlich vor den Grawbünden und gottshuslüten von Eant
Ballen , funder noch kurzlicher in den briefen, die fg von der difputation
wegen hin und wider geſchickt; und habend doch fülchs in miner herren vor
Zürich briefen usaelaffen ; was ich darus leſen fölle , meß ein ieder. Item
fd babend mich ſammt denen bon Freyburg in flechtland vor etwas jaren
empfolen anzenemen und gen Luzern ze füren onangefeben , was die bünd
beemögind. Item ze Fryburg mine bücher unverhört verbrennt. tem ze
Luzern mit eim offnen btand miner bildnuß min leer und Mich gefchäntt:
und die In allen jren gebieten als ketzeriſch verboten. Uf ſoölchs möllt “
gern fehen ;' wer mir ‚doch könnte raten, daß ih an ein ort käm, da
die genannten, V ort oberharib mögend haben ; vorus fo fü ouch im mitte
des usichrubene fich offenlich ufthuͤnd: fü ſchlahind die difputation Darum
an, daß fh von jrem alten glouben fich nit wellind dringen laffen, ſunder |
die lutheriſchen und zwingtifchen ketzery underducken; dann fo vil unruͤwen
geborn babind. Daran doc mir, wie gott an finem tod, unrecht befchiht:
dann menglich weißt, daß in ber fo ungehliren ufrür in Teinem ‚Land fe
Mäter friden geweſen if als In einer eidgnoßfchaft. Welche ich alleg ge
gnad zuͤgib, der durch einen eerſamen rat ze Zürich und pradikanten, fo m
Scheiften betreifend die Diſputation zu Baden. 427
tatt und land find, fo ernflich vergommt bat, daß je volk nit iſt ufrürig
vorden ; dann wo das, ſo ſtark it, ufgeruert batte,. wär der: zufall groß
vorden.. Bott behit uns wyter! Sollt ich denn mich in fölche vorgeicht
und vorurteil geben, da ich nüts denn gefar warten müßt, und fein hoffe
nung iſt -gottes wort ze fürdren? Darzu ift Baden nit fölcher wacht, als
gemeldt ift ast fon zü der ſach. Es möchte-ouch zu beeden foten ein groß
volt Sich dahin in ſchyn da ze baden fügen, und demnach, dem ‚andren
teil ufſatz thün ; und die bifchof, fo dahin befchriben werdend, möchtind mil
fötchen gmwalt und macht kommen daß deß ouch ze vil wär. "Daß ouch
Egg in Bayeren:nit hat Fönmen Baden fürfchlahen bor jar und tag "gibt
eim wol ze verſton, wie ee gern mit mie difputiceen wöllt. Für das ander
Dab ich einen vil gmteineren fürſchlag gethon, ouch dozemal, do ich Baden
abfcyiäg vor minen herren. Ich bab alſo fürgefchlagen: So feer allein
bibliſche gfchrift gehört, und über gottes wort fein richter gefeht ; verſichrung
des gleites gueben und ufgericht,, wie vorgemeldt; und von den houptartik⸗
ken , die iez im ſpan ftend, gedifputiert werd; fo weile ich-ze Zürich, Bern
oder Eunt Gallen gern und gütwillig difputieren. Und, werde ich un»
redyt erfunden, fölle mich ein ceefamer rar ze Zürich gwalt haben ze fira«
fen. Alſo fölle ouch ein scher , der glych unrecht erfunden wurd, finen ber
ren on alles vorgricht heim geſchickt werden. Dife- den ftätt halt: ich der
eeren, macht. und tapferkeit, daB fu alles, fo zu difer fach ghört, erftatten
mit gottes hilf möchtind und wurdind. Ich hab ouch demnach minen her⸗
ren heim -gefeht, ob unſer eidgnoſſen in genannte ſtätt nit bewilligen wur⸗
Dind , ob fu noch dey ander ſtätt, die ich dozemal benamfet, fürfchtügind
mich: in jrem willen ze leben. Daß aber mine berren fich vor: den eidanofs
ſen deß mines embietens nit üufgethon habend, ift, ats ich verfton mag,
erſtlich us der urfach befcheben , Daß unſer cidanofien, die VI ort, einen ver⸗
zwidten tag minen herren ‚gen Baden berfündt hattend, alida von der die
fputation ze reden ; und als miner herren boten da erſchinend, wurdend fü.
erft am lesren beruft und je emofeich erforſchet; do fy nun das ahört, ha⸗
bend ſy keinerley underred wyter mit jnen gehalten noch üzid ze wüſſen
gethon, ſunder von ſtund an zerritten one allen jren ratſchlag oder mit⸗
handlens miner herren; und demnach einen eignen tag gen Luzern beſchri⸗
ben, und darzuͤ mine herren nit beruft, aber ab dem tag, glych ſam fu ein
vorland wärind ober jre eignen Tüt, gefcheiben : Sy habind ein difputarlon
gen Baden angefchlagen ; dahin föHkind fu ouch mit dem Zwingli kummen;
und fo die bifchof und gleerten da zemmen kömmind, welle Man: vichter
ſetzen ꝛe. Ja, das iſt ein urſach, darum ich mich verſich, daß mine herren
ſich keines andren ortes ufgethon habend weder jrer ſtatt. Dann, ſoölltind ſy
eim ieden ort uf fin begeren one erfarnuß und bekommnuß jre pradikanten
oder andre an frömde ort ſchicken, wurde jnen mit der zut ze ſchwer. Es
wurde: ouch ein iedes ‚ort für ein gfwätt haben, wo mine herren jm fine
vräbdikanten in jre ſtätt Wintertur oder Stein sc. 'erforderetind. Iſt Lund:
bar; dann ſy vormel uf je fründlich bitten by jnen uf kein gſpräch erſchi⸗
nen ſind; ja omch jren gleerten by verlierung jere vfruͤnden verboten daruf
st fummen. un mag ein ieder ermeſſen/ wie nachteilig das eim obrefien
ort waͤte, wo jm ſolchher maß ynggriffen wurd, daß es fich deß zwingen Lich,
deß ſich das allerkieineſt nit begeben will: Zum anderen verſich ich mich
N
428 Schriften beiceffend die Difputation zu Baden.
mol, daß mine herren bie ſeltſamen gefarlichen Löuf und reden angrfeben
ermeſſen habind, daß Die difputation Inchtlich ein löbliche eidgnopfchaft in
einen tödlichen Erieg bringen möcht; dann es find reden, wie geit usaacben
werde von denen , die ih der diſputation nie babend wellen begeben ; und
ift daby vil verdorbens kriegsvolls. Wo nun ieman ſchmach an eim ort
beſchähe, das villycht aller oberfeit Leid wär ; füllte dann das verletzt ext
ſich am verleßenden nit rächen, fo wär ein eidanoffchaft zerrütt, und Eounte
man unferen fogenden, die ung ie welten ufſätzig geweſen und us gottes
qnad nüts gemögen habend , nit bas gedienen, denn wenn fu ung zit föl-
cher practik über einanderen richtetind ; föllte aber ein ort ſoͤlichs nit rädyen.
fo wäre es gar umderdrudt. Söllte aber die difputation gen Baden gelegt
werden , verfähind fich mine berren wol, wo etwas gefar fürgenommen, «6
wurde je volk züloufen; und fobald ein uflouf angehebt, wurde aber zer⸗
rüttung folgen. : Sölche urfachen habend fü, als ich nit zwyfel, angefchen ı
und darum fich Feiner ftätten nit begeben ; funder vor inen gebebt, wo mar
'zemmen käme, notdürftig underricht ze geben , darın menglich ſehe, was
zu difen zyten ze thün- wär. Darzü habend fü kein not mee nach bifpute-
tionen ; fü habend-jro vil anüg gehebt, und allweg darzü fründlich gebeten ;
und ic mee gleerter lüten darzıı kommen , ie tiebers inen afyn wär. Mö-
gend ouch darby on zwyfel iedermann fine difputationen wol günnen. Die
rum, frommen , felten sc. herren, getrüwen Lieben eidgnoſſen, aiten fründ
und breüder! find um gottswillen ermanet; für das erſt, daß je die Difputa-
tion , fo feer fy nit zerrüttumg macht, mit allem Ayß fürdeind. Zum andren,
die fach türer und eigenlicher bedenkind, und in ein blinde fach gangind,
durch die jr um uüwre frommen präbdilanten kömmind. Zum dritten , den
plab von Baden gen Züri, Bern oder Sant Ballen Audrind, Damit ich
ouch dahin kummen mög und gdör; will ich mich zu dem waren lebendigen
aottesfun, Herzen Jeſu Chrifto , verfehen , wir wellind jm und einer ganım
eidanoßſchaft eer ynlegen , nit allein degen Eggen und Fabern, dero id;
. mich nit verſich, wo mir der pla gemein iſt, funder gegen alfen gelcerten,
die fich wider aottes wort ftellend. Doch allweg miner herren gheiß und
rloubnuß vorbehalten, denen ich nüts will us iren bänden bingeben ; dann
wo min embieten anderswohin inen füllte der bünden halb nachtril bringen,
will ich jnen vorbehalten haben, die fach ze Andren minenthalb nad jrent
gefallen. Sollt nun ich, gebörner eidanof, der ouch mit einer cibanes-
ſchaft vil erlitten hab, nit vermögen , daß die difputation an fülche rebliche,
eerſame, ſtarke ort gelegt wurd; und Eggen und Fabers practifen ſollte
nach jrem anſchlag gen Baden bewillige werden, die von jr jugend bar
einer eidgnoßſchaft fygend geweſen fird ; fo möchte doch cin ieder frommer
arges denten., fo mir der platz ze Baden fo ungemein ift. Ich hoff oud
man werde an verordnung des platzes fehen, ob die difputation ug eruft
oder uffag angefochten werd. Dann ein isder fag. was er welle, fo iſt bie
difputation den meerenteil von minentwegen angefchen; und ſchlach ich,
wiemwol ichs nit ſchuldig wär , dry pläß gar bil eerlicher , berrlicher and ge⸗
. meiner für, weder mir angefchlagen iſt; und darum, iſt ernft da. fo wirt
nüts abgefchlagen werden von des vplates wegen. Ich bitt wenglich um
gottes willen, er welle ſich min warhaft ſchryben nit verletzen laſſen; man
müß ein ding fagen, ‚wie es an jm ſelbs iſt; das macht frid und fün.
ı — \
Schriften betreffend bie Difputation zu Baden. 433
vie gewefen ſeyen. Wiewol nun Biefelbigen als billich für ketzer mit gottli⸗
cher urtail verdammt ſeyen; nichts deſterminder ſo haſt du derſelbigen irrung
etlich wider von der hölle (XXX), auch von’n todten erwedt; auch über
das don neuwen dingen alfo unchriftenliche leeren geprediget, geſchriben |
und harfür gebracht , daß mir nit zweifelt ; fo derfelbigen verdammten ketzer
und in ſonders der festen zeiten, als Weſſalus, Huß re, auch ander etliche,
und vil von den todten wider .aufftünden und zu die kämen; fy wurden
von wegen deiner unchriftenlichen lter dich fliehen , mit dir kain gemainfame
baben , und für ainen ärgerlichen fo hoch übertreffenden ketzer ausſchreyen
und fchreiben. Bey difem artikel will ich dir auch beweifen , daß deine lee⸗
ren und bücher fich auch mit des fiedenden bafen in Aquilone, das ift, mit
dem erzleger Martin Luther und feiner gſellſchaft auch nit vergleichen, fon».
der zuͤwider ſeyen.
Am vierten, durch deß gnad, aus dem, durch den, und von dem ſeyen
alle ding, will ich dir beweiſen; wiewol in den dreyen tailen der welt,
ats in Aſia, Africa und Europa von taufend oder von zwölf hundert oder
meer jaren vil teeffenlicher » hailiger, chriftenlicher leerer geweſen, die auch
hailigs leben: in den wüften und funft' gefürt, auch jren glauben und fchrei-
ben mit aignem blüt zu zeit der tyranney wider die frommen chriften be⸗
frät, ſammt dem daß die chriftlich kirch bisher in jrem gaift und auslegen
fy gern gehört und gebraucht ; dann on zweifel aus dem galft gottes habend
dife hailige gottsförchtige leeren und männer geredt. Sedoch fo ift war, und
wurd fidy befinden mit der warhait, daß diefelbigen all und ieder in ſon⸗
ders dich als ainen falfchen ausleger der gefchrift nit mögend leiden (KXXT),
deine bücher auch feyen und leerend wider jren gaift, hailige leer und aus⸗
legung des wort gottes deemaflen und gftalt, mie wider dag Ichen der tod,
wider den himmel die höll, und wider die warbait das ungredyt. Und ie
näher dife Icerer der zwölf boten zeiten gewefen ı fo erfchaint fich aus derfels.
bigen gegen deinen buͤchern ie länger und ie meer, daß ſy die miberwärtig
feyen , und dich und deinen auslegenden gaift vertreibend und nit leiden mö-
gend , das doch feltfam ift zuͤ hören.
Auf das fünft: Als die gemain cheiftenliche kirch ift ain ware ſpons
Ehrifti, unſers herren und hailands, die on zweifel von jrem gmahel Ehrifto,
unferm haupt , nit berlaffen wirt, deren er sugefagt am lezten nachtmal:
er wölle je fenden den hailigen gaift, den gaiſt dee warhait, daß derfelbig
bey jr in ewig zeit bleiben fol; ja deren er zu der ftund feiner himmelfart
verſprochen, er wölle bey je bleiben alle tag bis zu erfüllung der welt.
Nichte defterminder fo will ich dich bemweifen, daß deine leeren und bücher
dermaffen ſygind; wann jm alfo wäre, ale du fürgibft, fo hätte in vil
teefienlichen ſtucken bes hailigen evangelii und evangeliſcher warhait die
kirch meer dann tauſend jar, und garnach von der zwölf boten zeiten big
an und, von auf» bis zu nibergang der fonnen , von mittag bie zü mitter-
nacht geirret , weliches doch nit zü glauben ift; daß alſo wie ainen unmil«
den halland habend , der etwas verhaiß, und dasfelbig nit halte; ja der
alfe feinen gemahel fotkt fo lange zeiten verlaffen, und wie aine waisloſe
witwe in dee wuͤſten berivren lan. (XXXID Bey difem artikel will ich
Dir beweifen , daß du noch nit waift, was die kirch if; ja, die will ich
auch in deinen bücheren zeigen , daß du noch den glauben, fo man nennet
Zwingli's ſaͤmmtl. Schriften IL. 354. 2. Abthlg.
432 Schriften ‚betreffend die Difgutstion zu Baden. ,
preflen des buͤchdruckers mein materi die überfchichen , fonder bey zeit, de
mit dus wacheft , die ampel zuͤrüſteſt, daß dir nit gefchehe wie den toren
Jungfraumwen,. verflinden ; als ich die hiemit den 16. tig man anzaig ma
verfünd (wiewol mir nit zweiflet, tor zwayen monaten feyeit Difes mein
erbietens ad den tagen zü Luzern und Baden bericht), daß ich wie Du
von den fünf glatten ftainen aus dem Jordan mit der hirtenfchlingen , ul
alſo durch gaiftliche waffen mit die in angſicht alles volkes ainen fan:
halten wölle, und alſo zu angefehter zeit wölle durch meines bimmmelifk
vaters gnad dich beweilen diſer ſechs nachfolgenden ſachen und punde
(XXVII) u 2
Für das erſt, demnach und du in Eurzen jaren vil bücher umd bat
lin zü latein und teuifch, etwann mit grieco nad hebr=o vermifcht, au:
gehn lafien haft , die aber du allwegen nit für menfchentand fonder du
ware gotteswort oder evangeli beruͤmt, angezaigt und bharfür gebracht bei
auf welche auch nit allain deine underthonen zu Zürich in der fatt und ie
ren gebiet jren glauben als glaubwirdige und recht ebangeliſch geſetzt babe:
nit des minder fo wirt es fich befinden, und ich will Dich desfelbigen wr
dee menge beweifen , daß diefelbigen bücher und buͤchlin in vil und teein-
lichen puncten unfets glaubens und der göttlichen warhait ainander wii
‚ wärtig fenen (XX VIII) wie ja und nein, Lieht und finfternuf:
warbait und luge; und alfo daß du mit aignen deinen leeren und büden,
ja mit aignem deinem ſchwert dich felber überwindet und niderlegſt, dit
auch ain urſach bift, daß auf aigne deine bücher und buͤchlin bie rei
hriftglaubigen menfchen nichts fichers und ſtäts als auf ainen gewüſſcn
felfen baumen mögen oder können, fonder: dab ſy müflen alfo Hon nö
binfen zu beiden füflen; als fu dann latder gethon, und wüſſen nit die nt
ten fteaß zwüfchen der gerechten und linken band in das land, fo von mild
“und bonig fleuft, ze ziehen; verhoff, fo ich das beweis, wurdeſt aus kr
afcheift lernen und erkennen, daß das wort , auch die warhait gottes bekär-
big und ewigwärig ſeyn muͤſſen, und nit alfo wie das ror in der müde des
allen winden fällen getriben merden. EEE
36 dem anderen, demnach und du nit wenig deiner zeit Freund umd
gfellen: die gemachet, und aber biefelbigen alle beüder in Ehrifto (XAIN)
genennt, dich auch vermuͤteſt, daß fü geleert und der hailigen gſchrift der⸗
maflen erfaren ſeyen, daß man jresgleichen nit wol in bil vorgehnde mel
erfunden, auch difer zeit nit bald erfunden werde ; jedoch erbeut ich mid #
beweiſen, daß derfelbigen und deine bücher und leeren fich kainswegs vergl
hen , fonder wie des Satand reiche brauch iſt, zerſpalten und deinen bucht:
zen und buͤchlin in der chriftenlichen warhait widerwärtig fegen , unangeſeben
daß ain iede marhait det andern warhait ſich vergleichen, feſt als der Mid
fiebn ſoll. u —
Am dritten, demnach gleich nach unſers herren und hailand ii
Chriſti himmelfart in den. chriftenlichen weingarten bil kluͤger und hinter
ftige verderbliche füchs, das iſt, gefchwind ketzer, falfch apoſtel und prophe
ten , ale ketzer eingefallen; die aber um verkeerten finn und ausiegung da
geſchrift mit urtail verdammt, und bon chriſtenlicher kirchen kains weil
angenommen fouder als ketzer verworfen ſeyen; deren auch in den Im
zeiten Weſſelus, Wikleſſus, Johannes Huß, Pickhardus und dergleichn
ESchriften betreffend die Difputation zu Baden. 433
vil geweſen fenen. Wiewol nun diefelbigen als billich für ketzer mit götti
cher urtait verdammt feyen ; nichts defteeminder fo haft du derſelbigen irrung
etlich wider von der höfle (XXX), auch von’n todten erweckt; auch über
das von neuwen Dingen ‚alfo unchriftenliche leeren geprediget, gefchriben
und harfür gebracht , daß mie nit zweifelt ; fo derfelbigen verdammten ketzer
und in ſonders der lezten zeiten, als Weſſalus, Huß re, auch ander etliche,
und vil bon den todten mider aufſtuͤnden und zu dir kämen; fy wurden
von wegen deiner uncheiftenlichen leer dich fliehen , mit dir kain gemainfame
haben , und für ainen ärgerlichen fo hoch übertreffenden ketzer ausſchreyen
und fchreiben. Bey difem artikel will ich dir auch beweifen , daß deine Ice»
ren und bücher fich auch mit des fiedenden hafen in Aquilone, das ift, mit
dem erzketzer Martin Luther und feiner gſellſchaft auch nit vergleichen, ſon⸗
der zuͤwider ſeyen.
Am vierten, durch deß gnad, aus dem, durch den, und von dem ſeyen
alle ding, will ich die beweiſen; wiewol in den dreyen tailen der welt,
als in Aſia, Africa und Europa von taufend oder von zwölf hundert oder
meer jaren bil treffenlicher » hailiger-, chriſtenlicher leerer geweſen, die auch
bailigs leben in den wuͤſten und funſt gefuͤrt, auch jren glauben und ſchrei⸗
ben mit aignem blüt zu zeit der tyranney wider die frommen chriſten be⸗
feät, ſammt dem daß die chriftlich Kirch bisher in jrem gaift und auslegen
fy gern gehört und gebraucht; dann om zweifel aus dem gaiſt gottes habend
dife hailige gottsförchtige leerer und männer geredt. Jedoch fo ift war, und
wurd fidy befinden mit der warhait, daß diefelbigen all und ieder in ſon⸗
ders dich als ainen falfchen ausleger der gefchrift nit mögend leiden (KXXT),
deine bücher auch feyen und leerend wider jren gaift, bailige leee und aus⸗
legung des wort gottes dermaffen und gftalt, mie wider dag Ichen der tod;
wider den himmel die höll, und wider die warhait das ungrecht. Und te
näher dife leerer dee zwölf boten zeiten gewefen , fo erfchaint ſich aus derſel⸗
bigen genen deinen büchern ie länger und ie meer, daß fy die widerwärtig
feyen , und dich und deinen auslegenden gaift vertreibend und nit leiden mö-
gend, das doch feltfam iſt zu hören.
Auf das fünft: Als die gemain cheiftenliche kirch ift ain ware ſpons
Ebrifti, unfers herren und hailande, Pie on zmweifel von jrem gmabel Ehrifto,
unferm haupt ı nit verlaffen wirt, deren er zügefagt am lezten nachtmal:
er wölle jr fenden den hailigen gaift, den gaiſt der warhait, daß derfelbig
bey je in ewig zeit bleiben fol; ja deren er zü der fkund feiner himmelfart
verſprochen, er wölle bey je bleiben alle tag bis zuͤ erfüllung der welt.
Nichts deſterminder fo will ich dich beweifen, daß deine leeren und bücher
dermaffen ſygind; mann im alfo wäre, als du fürgibft, fo hätte in vil
teefienlichen ſtucken des hailigen evangelii und ebvangelifcher warhait die
kirch meer dann taufend jar, und garnach von der zwölf boten zeiten big
an uns, von auf⸗ big zu nidergang der ſonnen, von mittag big zu mitter-
nacht geirret , weliches doch nit zu glauben iſt; daß _alfo wir ainen unmil-
den halland habend , der etwas verhaiß, und dasfelbig nit halte; ja der
alfo feinen gemahel fottt fo lange zeiten verlaffen, und wie aine waisloſe
witwe in dee wuͤſten verirren lan. (xxxXII) Beh diſem artikel will ich
Die beweifen , daß bu noch nit waiſt, was die kirch ift; ja, dir will ich
auch in deinen bücheren zeigen , daß du noch den glauben, fo man nennet
Zwingli's ſanmitl. Schriften II. Bdoo. 2. Abthlg.
432 Schriften ‚betreffend die Difgutation zu Baden. - ,
prefien des buͤchdruckers mein materi dir überfchichen , fonder bey zeit, de
mit du wacheft , die ampel zuͤrüſteſt, daß bir nit gefchehe wie ber torechın
Jungfraumwen , verkünden; als ich die hiemit den 16. tig may anzaig mn
verfünd (wiewol mir nit zweiflet, vor zwayen monaten feyeft difes meint
erbietens ab den tagen zu Luzern und Baden bericht), daß ich wie Dan
von den fünf glatten ftainen aus dem Jordan mit der hirtenſchlingen, wm
alfo durch gaiftliche waffen mit die in angficht alles volkes ainen kauf
halten wölle, und alfo zuͤ angefehter zeit wölle durch meines bimmelifke
. baters gnad did, beweiſen diſer ſechs nachfolgenden fachen und puncen
(AXVIN. j
Tür das erſt, demnach und du in Burgen jaren vil buͤcher und bid
lin zu latein und teutfch, etwann mit græco nod hebræo vermiſcht, au
gehn laſſen Haft, die aber du allwegen nit für menfchentand fonder kei
mare gotteswort oder edangeli berümt, angezaigt und barfür gebracht kei
auf welche auch nit allain deine underthonen zuͤ Zürich in der ſtatt und I:
ven gebiet iren glauben als glaubwirdige und recht enangelifch gefeht hab:
nit deß minder fo wirt es fich befinden, und ich will Dich desfelbigen ir
der menge beweifen , daß diefelbigen bücher und buͤchlin in vil und tem
lichen puncten unfets glaubeng und der göttlichen warhait ainander mil
wärtig feyen (XX VIII) wie ja und nein, liecht und finfternus:
warhait und luge; und alfo daß du mit aignen deinen leeren und buche,
ja mit aignem deinem ſchwert dich‘ felber überwindeft und miderlegft | alt
auch ain urfach biſt, daß auf aigne deine bücher und buͤchlin die nt
cheiftglaubigen menfchen nichts fihers und fläts als auf ainen gemüfe
felfen bauwen mögen oder können, fonder: daß fü muͤſſen alfo zen nö
binten zu beiden füflen ; als ſy dann laider gethon, und wüſſen nit die mi
ten ſtraß zwüfchen der gerechten und linken band in das land, fo von mid
“und honig fleußt, ze ziehen; verhoff, fo ich das beweis, wurde aus de
afcheift leenen und erkennen, daß das wort , auch die warhait gottes beitär
dig und ewigwärig ſeyn müffen , und nit alfo wie das ror in der wife den
allen winden fällen getriben werden. .
Zu dem anderen, demnach und du nit wenig deiner zeit Teeund md
gfellen dir gemachet, und aber diefelbigen alle brüder in Chriſto (SAIXN) |
genennt , dich auch vermuͤteſt, daß fü geleert und der hailigen gſchrift der⸗
maſſen erfaren fenen , daß man jresgleichen nit wol-in vil vorgehnde imeikt
erfünden, auch difer zeit nit bald erfunden werde ; jedoch erbeut ich mid #
beweiſen, daß derfelbigen und deine bücher und leeren fich kainswege weraif
hen , fonder wie des Satand reiche brauch iſt, zerſpalten und deinen buch:
zen und buͤchlin in der chriftenlichen warhait widerwärtig ſeyen, unangelektt
daß ain iede warhait dee andern warhait fich vergleichen, fort als der Mi
fichn foll. | |
Am dritten’, demnach gleich nach unfers herren und hailand Ahr
Ehrifti himmelfart in den. chriftenlichen weingarten vil Hüger und bindet
ſtige verderbliche füchs, das iſt, gefchwind ketzer, falfch apoſtel und prorbe
ten, als ketzer eingefallen; die aber ums verkeerten finn und auslegung de
geſchrift mit urtail verdammt, und von chriſtenlicher kirchen kains mot
angenommen fonder als ketzer verworfen fenen; deren auch in den Ik
zeiten Weſſelus, Wikleſſus, Johannes Huß, Pickhardus und dergleichn
Schriften betreffend die Difputation zu Baden. 433
vie gewefen ſeyen. Wiewol sun diefelbigen ols bilfich fiir ketzer mit göttli⸗
cher urtail verdammt ſeyen; nichts deſterminder ſo haſt du derſelbigen irrung
ettich wider von der hölle (XXX), auch von'n todten erweckt; auch über
das von neuwen dingen alſo unchriftenliche leeren geprediget, gefchriben
und harfür gebracht , daß mir nit zweifelt ; fo derfelbigen berdammten ketzer
und in fonders der festen zeiten, ale Wellalus Huß re, auch ander. etliche,
und vil bon den todten wider .aufftunden und zuͤ die kämen; fy wurden
von wegen deiner unchriftenlichen leer dich fliehen , mit dir kain gemainfame
haben , und für ainen ärgerlichen fo hoch übertreffenden ketzer ausſchreyen
und fchreiben. Bey difem artikel will ich dir auch beweifen , daß deine ler»
ren und bücher fich auch mit des fiedenden bafen in Aquitone, das ift, mit
dem erzketzer Martin Qutber und feiner gſellſchaft auch nit vergleichen, fon».
der zuͤwider ſeyen.
Am vierten, durch deß gnad, aus dem, durch den, und von dem ſeyen
alle ding, will ich die beweiſen; wiewol in den dreyen tailen der welt,
ats in Aſia, Africa und Europa von taufend oder von zwölf hundert oder
meer jaren vil treffenlicher , hailiger chriftenlicher leerer geweſen, die auch
hailigs leben in den wüften und funft' gefürt, auch jren glauben und fchrei-
ben mit aignem blüt zu zeit der tyranney wider die frommen chriften bes
ftät, ſammt dem dag die chriftlich kirch bisher in jrem gaift und auslegen
ſiy gern gehört und gebraucht ; dann on zweifel aus dem galft gottes habend
dife Hailige gottsförchtige leerer und männer geredt. Jedoch fo ift war, und
wurd ſich befinden mit der warhait, daß diefelbigen all und ieder in ſon⸗
ders dich als ainen falfchen ausleger der gefcheift nit mögend leiden (KXXT),
deine bücher auch ſeyen und leerend wider jren gaift, hailige leer und aus⸗
legung des wort gottes dermaflen und gflalt, mie wider dag Ichen der tod,
wider den himmel die höll, und wider die warhait das ungredht. Und ie
näher dife leerer der zwölf boten zeiten gewefen , fo erfchaint ſich aus derſel⸗
bigen gegen deinen büchern ie länger und ie meer, daß fy dir midermärtig
ſeyen, und dich und deinen auslegenden gaift vertreibend und nit leiden mö-
gend, das doch feltfam ift zu hören.
Auf das fünft: Als die gemain eheiftenliche kirch iſt ain mare fpong
Chrifti, unfers herren und hailands, die on zweifel von jrem gmabel Chriſto,
unferm haupt, nit verlaffen wirt, deren er zügefagt am lezten nachtmal:
ee wölle je fenden den hailigen gaift, den gaift der warhait, daß derfelbig
bey jr in ewig zeit bleiben fol; ja deren er zu der ftund feiner himmelfart
berfprochen , er wölle bey jr bleiben alle tag bis zu erfüllung der welt.
Nichts defteeminder fo will ich dich bemeifen, daß deine leeren und bücher
dermaffen fngind ; wann jm alfo wäre, ale du fürgibft, fo hätte in vil
teeffenlichen ſtucken des hailigen evangelii und evangelifcher warhait die
kirch meer dann taufend jar, und garnach pon der zwölf boten zeiten big
an uns, von auf⸗ bis zu nidergang der fonnen , von mittag big zuͤ mitter-
nacht geirret , weliches doch nit zu glauben iſt; daß alſo wir ainen unmil-
den hailand habend, der etwas verhaiß, und dasfelbig nit halte; ja der
alfo feinen gemapel fottt fo Lange zeiten verlaffen, und wie aine mwaislofe
witwe in dee wuͤſten verirren lan. (XXXII) Bey difem artikel will ich
Dir beweiſen, daß bu noch nit wait, was bie kirch iſt; ja, die will ich
auch in deinen bücheren zeigen , daB du noch den glauben, fo man nennet
Zwingli's fünmmtl. Schriften II. Bdo. 2. Abthlg. 28
434 | Schriften betreffend die Dilputation zu Baden.
symbolun apostolorum , nit Bannfl ; den auch die jungen Einder yon der wir
am lernend, fo bald fu reden könnend. Roc) gibit du dich aus und berumft
dich wie der Jud, von dem Paulus zu den Römern fchreibt am andeen capurl,
in gott , dis du wüſſeſt feinen willen 5; vertrauweſt. daß du feige uin fu:
rer der blinden, ain liecht deren, fo da ſeyend in der finſternuß, ain under
richter der unweiſen, ain madfier der kind. Vermiſſeſt dich alfo gelcerter
au ſeyn dann .alle die, (0 im dem frid von anfang der chriftenlichen Eirchen
dus aoueswort ausgelegt habend und tägliche noch thuͤnd.
Und zu dem lezten will ich dir beweiſen, daß deine leeren etlich und
derſelbigen vil fegen wider dis offenlichen hailigen gefchriften der vropheten,
apoſtlen, ja des hailigen enangelä (XXXIII); unangeichen daß du ver:
meint und in deinen augen dich beredft , es ſeye dein leer alies fein filber,
und probiert in dem feuer gleicherweis ale das gold. Difes will ich mit
der gnad gottes bir. tugenlich » und wit wie du mit fchelt-, ſcherz⸗ und
lafterwort anzaigen (XXXIV); doch daß. füliche zwifchen und in geichrilt
übergeben, oder vor den verorbneten aufgefcheiben werde; in unzweifelter
hofinung , du mendeft ‚mis dem gaift der ſchwein am Geraſenermeer wider
mich nit toben oder wüten (AXXV), fonder ſoͤlich mein chriſtenlich und
beuderlich amt und werk von mir..im beften annemen, und, verſtehn. So
ih dann fölich# gott dem allmächtigen zü Lob, chriſtenlichem glauben zu
erhaltung und fürdrung , die und deinen undershanen , mit denen ich fürwar
ain getreuws mitleiden (XXX VI) allwegen und noch gehabt, zu ſolichem
bail erweifen ; fo werdeft dich wider wenden zuͤ gott: umd. feiner kirchen, mit
Metro bemweinen die ſünd, deine bücher wie die Epheſier zu der zeit Paulı
felber verbrennen (XXXVII); aud) daran ſeyn, daß die gottshäuier und
die bailig meß, Die wirdigen facrament, auch andere dee chriſtenlichen
kirchen ordnung , fo du zerftört und gar abgethan haft in Züricherſtatt und
gebiet, wider aufgericht werden (AXX VII); die gottshäufer , fo von kai:
fer, künig, fürften und herren (AXXIX) und fo vil hundert jaren eerlih
und chriftenlich zu Lob gottes und der armen underhaltung (KL) bequbt,
von: denen -du wider das evangelium geſchnitten, da du nie gefäjet ball
mider erſetzt werden; und du dich in ewige vönitenz richtet, beklageſt mic
die Niniviter in’ der. dfchen und fad deine miffethat. Weliches dann und
gar kain andere zeitliche ſtraf bey der ewigen warhait ich nit weder gegen
dir noch iemand, fo dir anbängig geweſen oder noch iſt, füch von gott,
bitt und beger , fonder allein dein und deiner mitverwandten mwolfart und
bail an der feel; und funft will ich treumlich fürdren; fo vil auch ich quad
baben wurd , darzü. raten und helfen. Welleft aber hiezwüſchen bedenken,
mit was vortail du umgangen ſeyeſt. Haft dic frommen Züricher bereit:
daß fü ſich alfo bishar der bifchoflichen gehoriame (ALL), die ſy von zeit
des groſſen kaiſers Caroli (XLII) von acht bundert und meer jaren bewilen
entzogen; und bift on berufung ain aigner bifchof wie Arrius aus aigenım
gewalt (XLIII) worden, auch den Juden, deinen gefslien ı zů biſchof ge
macht (XLIV), alfo daß eumer zween bifchof daſelbſt zu Zürich worden
find ; und ain aigens confiftorium (XLV) aus der Juden geſatz aufgerich
(xLVD und gehalten; haſt alſo ain aigne meß zu Latin und tütſch, ja
ainen aignen canonem (XLVII) aufgericht, denſelbigen in die ganzen mel
laſſen ausgehn, daß die ganz welt dein meß und canonem annemen ſollt
Schriften betreffend die Difputation zu Baden. 435
i und alfo ain zeitle darnach meß gehalten (XILVIII), und gleich denſelbigen
wider abgethon (XLIX). Und das ift das allergröft: Dir meift, wie du ge⸗
vrediget und gefcheiben , wie der papft fo tyranniſch und antchriftifch geord-
net hab, daß man dem gmainen volE nit gebe das facrament des leibs und
" btüte under beiden gſtalten (L); ; darum haft du oft vil alter müterlin (LI)
wainen gemacher, und bift zü denfelbigen zeiten von jnen ain hailiger vor
“gott, und frommer dann brüder Claus zu Underwalden ſelig geacht worden
(LI: haft defhalb bücher und büchlin in groffer anzal mit groffem
pracht ausgehn laffen. Nun hör, mas du gethon haft, Nach deinem unge⸗
ſchickten gefpräch, als du ivol waiſt, mas jar, aud) darnach, haft du denr
volk ggeben under baiden gftalten (LIII) diß facrament: und iezund inner
ainem halben jar ungefarlidh fo fchreibft du ain groß di buch, und nenneft
ec eommentariog, und im III. buͤch an den fünig von Frankreich, von dem dus
frenlich gern kronen (LIV) gehabt hätteft, befchämft Dich ELV) zu küniglicher
wirde nit zu ſchreiben: wiewol du gleert und gefchriben habiſt, dab da ſeye
der war leib und das war blüt in der meß ; fo feye dir nit ernft gweſen; ha⸗
bit wol gemüßt, daß es nichts dann brot und wein wäre; aber habeſt es
nit wellen dozemal eröffnen; iezund aber halteſt, daß es.nüt wann ſchlecht
brot und wein fine (LVI). Darauf mwaift du, wie du vil bücher aug deiner
aignen fophifteren haft laſſen ausgehn; darauf ain freſſete, ja ein zech am gruͤ⸗
nen dornftag in offner kirchen an ainem Langen tisch {LVII) aufgericht haft.
Iſt das nit carolftadifch, berengariſch, phariſäiſch, ja türkifch? Wer hat von
pfaffen und münchen , die du all fchiltek und verdamneſt tag und nacht, ie ain
ſoͤliche gleichsneren , ſoͤliche abgötterey gehört oder geleſen, fo lang die ehriften-
lich welt geftanden ? Die güten frommen leut zu Zürich aus chriftenlicher ain⸗
fättizkait und andacht habend gemwänt, du gebiſt jnen das facrament des
zarten fronleichname und blüte, wie dann ainem pfarrer zuftand. So man
es recht beficht, fo haft jnen allain brot ggeben, als ob ſy hund wärind. Pfuch,
pfuch (LVIII)! du gottlofer CLIX) evangelift! wider den auch die wittember>
gifchen fchreyen und ſchreiben muͤſſen, wie tief ſy funft ſteckend; wie willt du
das gegen gott, deinem herren, verantwurten, daß du aus dem fchöpfer ain
create macheft und deneft (LX) allain durch die rechte fophifteren, da aus den
„it“ ain significat wirt, in.actu signat6 pro actu exereitato. Darum du
ain rechter ſophiſt biſt, ja du bift dag verweiſſet grab , der recht hypocrita.
Das und anders wölfend wir dir auf angefeßten tag, fagen , und aud) in
fonders: daß du ain urſach bift des widertaufs (LXI), den deine gefellen
fürgenommen babend. Darum, wiewol du gefagt, auch wider mich gehal⸗
ten: daß man kainen um des glaubens willen ſtrafen ſölle, ſonder es mög
ain ieder glauben, was er welle; fo beſich auf dem waſſerturn die gefäng⸗
nuß , Die man nennet den Wellenberg , wie, du deine aidgfellen CLXII) ,
deine Brüder und brüderiun in Chriſto, mit dem widertauf habift alfo mit
harter marter (LXIII) und gfängnuß , als ob du Decius, Marentius, Maris
minus oder Valerianus wäriſt, geplaget, allain daß fü deiner meinung wä⸗
rind. Ya bſich, auf die feltfamen mwunderbarlichen hiftörien der Sodomiter
und Gomorrer, der neumen ketzern, 'palrinee oder väterer, Die ginander
durch des vaters willen die Fünf abfchlahend , auch auf die Nicolaiter ; du
merkſt mich wol. Befich, ob es laider nit bey dir darzuͤ kommen , wie o
auf dem rathaus vor den zwayhunderten, auch allem volk weisgeſagt:
—
436 Echriften betreffend die Difputation zu Baden.
wurde darzü kommen, wenn man bey der chriftenlichen ainigkait nit blibe,
fonder aim ieder über den unzertrennlichen rock des herren ſpilen wollt nad
feinem gäten bedunten; daß es darzuͤ kommen wurde, daß als vil glauben
wurden als fünigreich, als fürftentum, als herefchaften, als ſtätt, ats
Dörfer , als mweiler , als häufer, ja fo vil als menfchen auf erden (LAIV).
Das ift garnach befchehen; das kann der wirbelgaift anrichten. Darum
wöllift vor dein gfialt haimfüchen, und nad) der Gräken fprudy dich, felber
erkennen und felber befeeren, auch on difputation miderrüfen, darmit 3ü-
eichee mit den anderen orten der aidgnoffchaft, die noch fo eerlich und
hriftenlich fi in dem alten und halligen eerberen alauben erhalten, zu
gütem frid, verftand und ainigkait' wider kommen (LXV). Das wölfe euch
gnädiglicy geben und verleihen der ewig gott, die ewig ‚warhait!. Dem ſeye
lob und cer in wternum et ultra! geben zu Zübingen auf den. 16 tag
des monate aprilis anno MDXXVIL. E |
Psalm. CXVII, 2:
Veritas domini manet in æternum.
Darauf anttoortete Zwingli mit der Schrift:
" Biber den ungeſandten ſandbrief
| Johannes Fabers, docturd,
. an Huldrychen Zwinglin geſchriben, und hinderwaͤrt usgeſpreit,
und nit überſchicktkt. — |
Antwurt Huldrych Zwinglis.
Anno MDXXVI.
Allen frommen chriſtglöubigen, die in einer loblichen eidgnoßſchaft ze⸗
vor, und demnach durch alles Tütchland wonend, die den herren Chriſtum
Jeſum erkennt und angelegt habend, embüt Huldrych Zwingli, nit mei⸗
ſter (dann wir einen meiſter habend, Chriſtum) ſunder ein ſchlechter aber
getrüwer diener des evangelii, gnad und frid von gott und unſerem berren
Jeſu Chriſto, ſinem eingebornen fun. Sehend, allerliebſten bruͤder und
fründ, wie der allmächtig gott durch ſin ſorg, die er für uns treit, das
harfür bringt, darum wir angſthaft ſind, wie es one zerrüttung harfür⸗
bracht werde. Ich hatt ſorg, wie ich allen glöubigen ze verſton gäbe, daß
die diſputation, gen Baden gelegt, us dero ufſatz, denen doctor Faber wirbt
und fchafft, angefchlagen wär; dann ich die untrüw, die mir gaben umd
falfhem underfäyieben unmarer dingen, nit gern anrüren wollt. So kummt
der gnadig himmelifch vater, und bat Johannſen Fabern die ſporn alfo
gaeben , daß er binden und vor uffchlächt und fpringt, daß im alles das
us dem ſack empfallt, daran man dem ufſatz offenlich erkennt. Gott fge ge⸗
danket, der unfer nimmer vergißt! Dann er, der Faber, ein gfchrift an
mich hat laffen usgon, die zu eim fo bitter, fchatthaft und unwarbaft ik
(verzych mir , frommer chrift! dann ich warlicy one allen zorn die warbeit
Schriften betreffend die Difputation zu Baden. 437
ie reden muͤß), dag menglich fin herz erkennen, ouch ermeſſen mag, daß er
mit fölchem zorn und läftren im fürgenemmen bat mich uszereizen, daß
ih von Zürich gen Baden lüffe. Zum andren if ſy fo frefenlich und un⸗
fürfehen gefchriben, daß man fin nractif allenthalb dardurch ficht, Und
wiewol ich fin läftren ring tragen; möcht ich doch nit lyden, daß einer der
allerkteinften Chriftt dardurch ‚getäftret und verärgret wurd , ich gefchiwng
Die ganz lere Chriſti, die ich mit trüwen zuͤ cer mines herren gottes gepre⸗
Diget hab. Und damit der groß wuͤſt mit finem übten geſchmack nit etwas
böfen breſtens gebe, will ich jm fründlich und friblich (dee doch nüt fo
fireng als min bluͤt dürft) über allen ſinen fandbrief antwurten; damit
menglich fehe, daß garnach mee fpötten (ich hatt ſchier geredt: lügen) in der
finer gfchrift it weder worten, und daß er, dag gottswort zu ſinem mißver⸗
ftand ziehende , dem grofle ſchmach anıhüt. - |
I. Erſtlich ihuͤt mir Faber mie alle, die wider mich fchenbend. Es
ſchickt mir keiner die afchrift zu 5; das aber im in finem fandbrief fürus
nit zimmt. So er in einen fandbrief nennet , follt er in mir bitlich auafendt
haben Aber er ift uf fant Jörgen tag ze Baden gſyn, und da dannen an
bil ort gſchickt, und bat dody mir einer ghört; und flat aber an mic ı
glych als ob er mir jn tangift zügefchicht hab ; darus manglich ermeſſen mag |
Laß er die einfaltigen zum erften über mich bat wellen heben , und dem»
nach mich. 0
II. Zum zweyten zeigt er glych im titel an, daß er von uffab der di⸗
ſputation weißt, fo cr fpricht: Es habend die XII ort einer eidgnoßſchaft
die diſputation angfchlagen; und iſt aber- uf dem tag zuͤ Luzern der ab»
fcheid alfo gemachet, daß die ort Zürich, ‚Bern, Underwatden, Zug, Bafel
und Solenturn noch nit bemilliget habind uf die difputation zu Baden ze
halten. Hierum fo fölle iedes ort derohalb uf den tag zu Einfidlen, der
den 15. tag aprellens gefchliffen if, An antwurt geben ; und ftat aber das
datum fines fandbriefs uf den 16. tag aprellens. Sich, frommer mann,
08 er nit eintweders von der vorgemachten practif wüſſe; oder aber liege
(dann man offentich fagt , daß Bern noch nits von der difputation wegen
gehandlet hab), fo er grad am 16. tag aprellens bat gdüren von den XII
orten ſchryben; und iſt aber die red von der difputation wegen erſt uf dem
tag am 14 tag aprellens gehalten; und find vorhin bie VI gezälten ort in
bewilligung der difputation nit ggangen. . . "
TIE. ‚Demnach bedt er fin büch mit fo offner unwarheit an: mie ich
mich erhebt Habe, fam Feiner nie erborn ſye, der mir kunſt halb die fchüch-
riemen entlöfen möcht; mit ſolchem ſchalk, dichten und verfeernuß mince
morten allenthalb, daß ich nit gloub, da ie kein fölich hochmütig herz uf
erden geweſen fye ; und trybt das durchus und us, daß der einfaltig menfch
doch etwas gedenken müß. Und ift doch alles nüts denn ein frefne erdichte
red; dann alle; fo uf der difputation oder gefpräch dozemal geweſen And
wol yndenk, ob ich minen rum mit einem wort habe dargethon. Darzu
ſo Hab ich in minen predigen one underlaß anzeigt, daß wysheit, kunſt,
gloub ze. allein von gott fngind 1. Cor. XII, 4 — I; und will alfo die
felben fin erdichte red gott befelen, der weißt aller menſchen gedanken ; und
dem frommen cheiftenlichen- zülofer und lefer miner leer, die wüſſend, ob
min leer us hochmuͤt oder Liebe ggangen ſye.
438 SGSchriften betreffend die Difputation zu Baden.
IV. Ich hab ouch kein. nüwe kilchen angehebt, funder die kilchen Chriki
aevflanzet ; und wills mis gottes hilf nody mee und länger thün, denn Faber
meint. Es habend ouch die heilgen marter jr blut nit für die nänftlicen
Zitchen , funder für. die wie zu Zürich pflanzend, vergoflen., welche iez in
aller welt, ouch da man ſy durächt, alfo machst (gott fe dank!), dai fa
den Faber übermachfen will. Erxfindt fi) an finem eignen wort, dot a
zuͤ Dugfpurg nüwlich geprediget bat: es thuͤge ſumma fummarum mit git,
man lege dann die klingen uf ſoͤlche prediger.
V. Ich will jm ouch gern anzeigen, daß wir vil frommer &Gimeonn
habend in unfer Eildhen ; das aber gr verneinet; namlich alle, Die den Chri⸗
ſtum, den Fabers kilch veracht (dann ſiy hat den vapft für jren troſt und
houpt) , mit .geoffer fröud und ergötzlichkeit empfangen habend, do er in ten
tempel jrer herzen kommen ift; denen ouch fürhin ring iſt ze ſterben; dam
ſy babend den Heiland Ehriftum erfeben , daß. ex je einiger troft ift, und müf-
fend , daß ſy vom tod ins leben gond. ch zeig gfchrift nit mit namen und
zal an; Faber hat es gethon a); füg aber. ein ieder, wedrer nach der art der
aſchrift rede ? Wir habend faftende Annen, fo bald ſy empfindend, daß der
amahel der feel, Chriſtus, von der ſtärke des fleifches will vertreiben werden.
‚Wir kennend nit: den. füllfafttag , den Faber mit finer kilchen ruͤmt, funde
simmlichen. abbruch in allen dingen, damit wir ouch dem dürftigen mögind
mitteilen. Wir brechend ab an koſtlichen MHeideren und aller unmaf, ie
denen Faber und fin kilch zunimmt; dero efel müffend in vurpur, gell,
fuden , edlem aftein haryn treten. . Wir habend der waren witwen, die, ſo
ſy jung find und angefochten werdend, mann nemend , züchtige Linder errie
hend ; und welche der brunft entrunnen find, gond zuͤ gottes wort rerber⸗
lich befteidt, leerend jre äni!, heifend den armen, wäſchend jnen die füf
Mir Habend apoftel, die one underlaß den vater ‚anbetend im geift und ig
der warheit, die eintweders in jr kämmerli gond nach der leer unfers hei
lands und betend, oder uf die minden?, da uns der vater vom himmel ufbin
sücht. Die füllbüch , die trunken veſpren und.nonen? bladrend , laſſend
wir Fabers filchen; die hört die wort gern: Mirblia testmania ‚tuomine etc;
damit die buren wänind, fy werdind von imen z'himmel gſungen. Wir
habend den Petrum oder felfer, das ift, feſten ungezwyfleten glouben, det
zuͤ Ehrifto und nit zum papſt foricht: Du bift der fun des. Jebendigen aol
tes. Wir habend der Johannſen, die allein an.der bruft, das ik, in It
einigen gnad und wüſſen Chriſti rümwend. Und damit dennoch mienalid
wüſſe, wie wie zu Zürich betind , tät man on gefar zuͤ fortagen ein Aum
vor der vredge; denn fo gat, welchen gott ermanet in dem tempel ar de
ten , bis daß man anhebt predigen ; und vor und nach der vredge beiet mar
aber nad) gemeinem bruch mit anklag fin felbs ducch die offnen ſchuld.
VI. aber, dee gößenfchirmer , nennet und götzenſtürmer; und bei
aber ein eerfamer rat die mit aller zucht und ordnung deunen gehen.
mwöllt aber gern wüſſen, wie vil Faber dero anzeigen könnte us göttliche
aſchrift, die von gott darum gerümt fügind. Daß ſy götzen befehirmt
habend ; dann wir dero vil wüſſend, die gott gedienet Habend, fo fh die
götzen giych geſtürmt habend. Aber es bat etlicher felwenſtock? (den Mat
— — — — — — — —— — — —
1) Enkel. 2) den Eſtrich. 3) Chorzeiten. *) Weidenſtod. J
a) In ‚,Fobers ſandbrief“ waren am Rande eine große Menge Schriftſtellen ii
|
Schriften betreffend die Dijputation zu Baden. 439
unfere frowen oder fant Annen genämt, nit one ſchmach der heiligen reinen
maad Maria und jrer muͤter) des Fabers kitchen mer waelten in feche
hundert jaren, denn der Baifer barfchaft hab; darum ift kein wunder, ob
die lebenden gögen die hillzinen götzen befchientend ; die lebenden wellend
nit arbeit haben , dörfend deß ouch nit; dann die Aummenden erfubend
und erquklend jnen gnuͤg. Paulus ermanet die Theſſalonicher, wie fy durch
finen ungang fugind zu gott von den gößen keert. Mag fih Faber mit
allen gößenfchirmeren wol rümen , bag er ſy son gett zü den güßen keere.
VI. Der faccamenten halb fpricht Saber: wir habind den touf um⸗
keert, one zwyfel, daß wir weder falz noch ſchmalz daran thund ats fin
kilch; aber es ift finer afchreven eins. Wir toufend in den samen dee
vaters und funs und heiligen geifts mit dem Vaterunſer, gtouben umd atte
een chriftenlichen gebeten. Und bat Zaber unfere form noch nie afehen.
Es ift ouch nit nüw, daß der umfänden halb nit ein form gehalten werde ;
under ie umd ie hat ein Diener ein andre form gehebt weder der ander.
Mir toufend in Iuterem natürlichem waſſer, wie die heiligen boten gethon
babınd ; und laflend den meineiden wychbiſchofen jr öl unbeſchlöinet.
VIII. Es redt ouch Faber tropiſch: ich hab den zarten fronlychnam
Jeſu Chriſti usgeſchütt, mit den füflen treten und in fin angſicht geſpuwen;
welche wort ein fchlechter ) olfo vernemen möcht, fam er mich deß lyblich
beklagte ; das aber Faber nit thüt; er will nun fo tür uf mich reden von ber
widergedächtnuß , in dero wir brot laffend brot fon, doch ein brot der dank⸗
fagung und liebe. Sunſt hab ich in den üffertichen dingen allen mütwilten
gehaßt, mo in andre gebrucht habend, Das ich aber geleert: daß weder
ficiſch noch blut Inblich in dem faczament der dankſagung ſye, hab nit ich
funder Chriſtus geleert. Der fpricht Joh. VL, 63: Das fleifch ift nüt nüß.
Und Joh. XVI, 283: Wideum -verlaß ich die weit, und gon zum vater.
Nun müß cr aber die welt allein Inblich verlaffen ; fo iſt er ie nit tyblich im
farramınt. Es mirt ouch us den felbsworten Chrifii Lued XXII, 19. em
lernet, daß das brot, das Chriftus den jüngeren gab, nit fin Inblich fleiſch
oder lychnam if; dann er fpricht: Das ift min lychnam, der für üch bin«
ageben wirt. War⸗ nun das brot ber Inchnam Chriſti; fo wäre das brot
für uns binggeben. Sch will dirs, lieber Faber, in zween syllogismos
demonstrativos feßen (das iſt, ougenfichttich fchlüß ober rechnungen); damit
du die warheit febift , ob dies gott gunnen will.
‚Corpus Christi est, quod pro nobis traditur.
Panis est.corpus Christi,
Ergo panis pro nobis traditur.
Aut aliter:
Corpus Christi est, quod pro nobis moritur.
Panis est corpus Christi.
Ergo panis pro nobis moritur..
Das ift im tütſch fo vil geichieflen :
De Indmam Chriſti ift, der für uns binageben wirt.
Das best ift der Inchnam Chriſti.
Se folgt, daß das brot ‚für uns bingacben werde.
2) Einfältiger.
440 Schriften ‚betreffend die Diiputation zu Baden.
Oder aber einen andren weg alfe:
Der lychnam Chriſti ift, der für ung flirbt.
Iſt nun das brot der Igchnam Chriſti;
So müß das brot für ung fterben: a
Sich, licher Faber, wie du die wort Ehrifi fo klar haft, im denen ichs
‚erfunden wirt, bag Chriſtus dife wort allein bedüttich geredt bat, und ker
nen andeen weg mögend verftanden werden; oder aber es folgte , daß das
brot für ung gefrüziget wäre. Nimm alle wyſen und gleerten diſer weit x
hilf, und lös mir dife fchlüß und knöpf uf. Zum lezten halt ich feit ob
- den artiklen des gloubens: Er ift ufaefaren zu himmel; fißt zuͤ der grechten
gottes vaters des allmächtigen ; dannen er künftig iſt ze richten Die Lebenden
und todten. Alſo wart ich ſinen, wenn er zum gricht kömme; mit menn
ee in das brot kömm, oder wenn brot fleifch werde , oder wyn bluͤt Chriſi.
Uber dannenhar gruneft! du, Lieber Faber; es hat din kilch noch allımı
teoft gehebt, fo feer die irrung in der welt blibe, möchte man fig wäter bu
der nafen harum füren , wenn dero jre ratfchläg für ſich giengind; fo aber
. die warheit fo hell an’n tag kummt, ficht fu, daß es um das pfaffentum def
papſts gethon if. Aber, licher Faber, das Liecht ift fchon uf dem licht
ſtock und ſchynet, daß es alle, die im hus gottes wandlend, fehend, laßt
fich nit löfchen. Darum bis nun wol zefriden. Dann du ouch felbs din tag
nie gloubt haft, daß hierin fleifch und blüt Chrifti geeſſen werde, noch fan
pfaff noch menfch uf erden; aber mol gemänet. Als wie ouch etwann Ip:
chend, da man uns einen [ug gefagt hat: wir habinds gloubt; und kam
aber „aloub“ , als wir glouben in der gfchrift bruchend, nit ‚fun von fül
fhen dingen ; funder der gloub flat feſt in unverwandelbarlichen dingen.
Deßhalb das nit ein gloub ift, da ich der luge gloubt hab , funder ein won;
darum daß ich felbs nit gemüß was, funder gloubt allein einem ande.
Alſo ouch hierin habend wir vom fleifch und blüt gewänet, find nit gwüß
geweſen; denn gott bat es in ums nit gepflanzet ; darum habend alje herzen
zwyfel gehebt, und habend nun gewänet, jm ſye, mie ung die pfaffen ber
. gelogen habend. Aber da findeft du den grund’ des gloudens, da du Wr
truwſt ongezmonflet uf den allmächtigen gott (haft dus acht den glouben) durd
Jeſum Chriftum ; da if kein zwyfel; dann den glouben hat gott felber gr
pflanzet. Und tdub? du und ander darnach mit der großmüter, als lag
du willt ; fo wirt ung gott in dem ſtuck glych als wol als in anderen Iw
cken des evangelii harfür helfen, daß wirs fehen und grofen werdend, mi
es Ehriftus gemeint und die apoftel verftanden und gebrucht habend. Ds
wirt als gwüß befchehen , ale es widerum morn tag wirt.
IX. Sleifchprediger weiß ich nit , welche du, Faber, nenneſt. Mich bunt
du und alle, die in difem facrament fürgebend Inblich Heifch geeſſen werden
ſygind nit allein fleifchprediger funder ouch beinvrediaer. Dann Chriſtus bei
nit geſprochen: Das ift min ſleiſch; ſunder: » Das ift min lychnam, der fit
tic) hinggeben wirt.“ Nun ift der Inchnam nit allein fleiſch ſunder ouc bin
und andere. So aber wir dargegen nach dem wort Ebrifti wüſſend, 7
welcher zu im kummt, das ift, in jn vertruwet, daß den nit hungeret ned
dürftet ; fo ift unfer gloub , feel, Herz und gemüt ruͤwig, und feagend KM
| _
1) weineft. 2) lärme.
Schriften betreffend die Difputation u Daten 441
blichen fleiſch, das jr us dem bebüteten Inb gedichtet, hadend, nüts nadh ;
nd wüſſend oder erfennend wir Ehriftum giuch nach dem fleifdy gelitten
aben und in difer welt gewonet, fo erfennend wie doch kein tybläch fleifch-
den Ehriftum .meer 2. Cor. V, 16. Bſich, lieber Faber, dem ort Pauli
en helm bas. Deßhalb je das kalb won Rom in üwerer kilchen habend,
nd tanzend darum; jr, Die rechten fleifchprediger , die einen fleifchinen fel⸗
n der kilchen machend, als du zu Dugfpurg geprediget haft: Petrus far der
is der kilchen.
X. Du haltſt mie such. für, lieber Saber, hofluten aygen und pfyfen.
Sag ich, daß ich nüts uf hofluten kann; du biſt jro on zwyfel bas bericht;
weiß nit, was es für ein muſik iſt; aber uf der luten und gygen, ouch
ndren infteumenten lernet ich etwa, kummt mir iez wol die Eind ze
hweigen. Aber du bift den fchimpfen und dingen ze heilig. Darum wüß,
aß David gar ein guͤter harpfer geweſen, dem Saul die. tüfelfucht geſtün⸗
et hat. Alſo onch du, verfiindift dus dich dee Iuten des himmelifchen hofs,
zurd die die fucht der eeren, ja des gelte und blüts bergen. : Warum fehit-
ft du, das du weilt in den fiben fryen künſten, dero du ein meigifter bif,
ee und namen haben, ouch von allen frommen nie gefcholten fun? &o-
rated, der alte, huͤb erſt an jungen, do er im alter Icenet harpfen. Nun
at doch din kilch nit allein die muſik ſunder ouch gloggenlüten für einen
ottsdienſt. Ich verärger mit miner muſik nieman. Gott geb, was dir
ine erdorbnen kunden von Zürich underſchiebind.
Ein fromme ſtatt Zürich redſt du ſchmächlich an, ſo du ſprichſt:
5 babe fein einiger ketzer fo vil ketzeryen. nie geſäjet als ich in der Züri—
heren Herzen. Herr der richten! wellend je richten? Ich wont, wir wöll⸗
md erft diſputieren, und mwölltift du ander richter feßen; fo ift es ſchon
les ketzery. Merk allo. Gibt der allmädhtig gott, daß wir .uf ein unpar⸗
dig ort kummend ze difputiexen; fo wirft du innen, ob du mich oder Chris
mm und die apoftel fammt den uralten leereren zu eim ketzer machift; dan
ih Fein ding nie gleert hab one grund biblifcher afcheift, ouch one mithellen
er uralten lecreren ; als ouch du wol weißt, mie vil du joch kämpfſt; aber
u müßt din ruͤmen bruchen. Es ift war, du haft zu Coſtenz geredt: fo du.
en Baden kummen, werde es eher regnen. Laß ich dir gern nach ; dann
8 aedar dir wol einen ing wambift! geregnen. Denk min darby, der gam⸗
nel? wirt die geligen; das fücholin hat nit all tag dryſſtg tufend guldin
ratik ze füren.? Unſer Ehriftus hat rycheren ſecklen usgewartet, weder du
n der funft * habiſt.
Xu. Gibſt anzeigung, wie du. und ander, mich oft gewarnet. Lieber,
v0? Schämft dich nüts? Du wei, daß du in namen des bifchofs von
Softenz mir zum allererftien zuͤgeſprungen bit, und mich wider den papſt
best Haft; darum ich noch dine epiftlen bab.a) Demnad aber und, du
nhuͤbſt den legaten nachloufen , und inen ‚verbießeft wider das evaugelium
e fon, do was die fründfeyaft us. Ich Hab auch ernſtlich epiſtlen an dinen
erren bifchof von Coftenz, den ouch ich noch hütbytag gern will für mi⸗
ten, nit gottes worts, herzen haben, geſandt, und in denen den meerenteil
1) Wammes, Bruſtkleid. 2) Muthwillen. 3) zu Beſtechungen. 9 Fauſt. |
a) Bey Gelegenheit des von Samſon ausgefünbigten Ablaffes.
442 Schriften beweſſend die Difputation zu Buben.
der verlofinen haͤndlen anzeiget, und Ddemütiglich gebeten Die ougen ufi«
thuͤn, ouch ein güte zyt mine gedruckte buͤchlin zügefchidt ; ober da ik me-
der warnung nach undersichtung mie nie gügefchriben. Jez ſchrheſt du, mr
Du mich gewarnet habil. Du müf nit fo gern fpöttlen ; oder aber du ae
woneft, daß denn im atter ouch ledneſt liegen. Ich hab such warnung ven
keinem menſchen nie verachtet; aber mol die warnungen, die ein dDröwen
-warend, doch im fihun der warnung ‚-laflen reden fun, als noch bitbutae
Bine reden ein drömwen find. Du kannſt dich dines gepöchs nit verzvhen;
wie fünft du immer an andren orten und afchriften Dich redens underkaf;
vermerkt man, daß dir nüts gebrift denn mögen. Möchtiſt, fo thätikt.
XIU. Daß du.anzeigft, wie im 23. jar, de das geſpräch won errfe-
mem groffem rat befchriben ward, üch nüts von difputieren andere murk
zügefcheiben weder: daß ir hören fölltind, was fich mißverſtands zwüſchend
uns zügetragen hätte; iſt wol halb Luft, das du ſeiſt. Man bat bie diſou⸗
tation bfchriben mit gleit und verlichrung , da. von gottes wort ze reden
und von den ſpänen der Leer, und üch gebeten, darzü ze Tommen und die
afchrift helfen erduren,, mit aller eerembietung.
AIV. Bine LAVII fhlufreden hab ich ſelbs nit ce mögen abridtm,
denn ſy auch dir worden find. Es wurd die difputation mir in dry wochen
uf den. hats gericht. Darzu ift dir ein eremplar gen Wintertur engegen
kommen, ec du gen Zürich kommen bift; ift, ob gott will, bin und wider
getrochnet.
XV. Ich bin dir ouch difputierens mit anſchryben nie abgeſtanden;
aber feinen richter hab ich mwellen haben anderft denn alle glöubigen. Und
embüt mich noch hütbytag: Kumm gen Zürich, wenn du willt; laß uns
von der afchrift in die feder reden (wiewol du deß kein bufpil haſt im goͤttli⸗
cher gſchrift) , und das geredt in den drud kommen und von allen chriften
“ gelefen werden. Wie willt du aber dem thün? Du zwungſt mid zu der
groſſen arbeit mine ſchlußreden ze erklären, mit dem daB du fprachft: fe
bald und ich das thäte, wöllteſt du fy allefammen umfceren. Nun find mine
verftänd usgangen , und bftond. vor gott und den menfchen ; wo ift aber bin
umkeeren?
XVI. Bon. Zürich redſt du, ſam du dich begeben habiſt, des urteils
uf ſy ze kommen. Das ift nik. Das ift wol war , du fragteft mich mit der
nen worten : ob ich mit die von Zürich wöllte für eichter annemen ? Gab
ich antwurt: Nein. Das keerft du mir iez zü argem; fo ich doch fo vil
redlicher an dir gefaren hab weder du an mir, daß .ich dir Feine richte:
Die dich nit gmein düchtind, hab wellen ufbinden; und willt aber du mi
richteren mich beladen, um. die es flat, als du bas weiſt weder ich.
XV. Wan bat üch, gefandten ,. nüts ze ſchmach und mir nũts je
—eeren geſchriben. Wol bat man din kindlich beruͤmen und hochfärtig getün
‚mit alles mögen verfoffen ; denn wo das befchehen wäre, hätt es des gyren⸗
rupfens a) nüt dörfen; man hätt ſuſt glych afehen , was bu für ein kluͤg we⸗
ſe en gefürt haft.
a) Spottfchrift mehrerer Bürger von Zürich auf die Degenſchriſt Seas gegen He⸗
genwalds Beſchreibung der erſtn Diſpueatien du ah sic.
Sıheiften betreffend bie Difutation zu Baden. 443
' XVII Schand⸗ und ſchmachbuͤchtin find wider feinen eerbren from-
un zu Zürich nie usgangen, daß ich wüß; daß ich aber gelacdyet hab,
mm man die aelefen hab’, weiß ich nit. Es möcht aber einer fo närrifch
often ryſſen, ich lachte noch vor morn. Biſt du denn zollee über min la⸗
sen, daß ich Dir darum muß rechnung geben? Ich mag doch aber lachen,
ef du fprichft: es befünnmere dich nüts; und feßeft es aber in die dinen
» ernithaften gſchrift. Du verrateft ouch biemit den aroflen Ayß diner
mderfchieberen , die du by ung haft. Du haft mich doch für ein fpilmann,
aft mir Iuten und vfufen uf; follt ich denn nit güter Dingen fun? Gott
ve gedanket, daß du ımd mine fogertd mir Die ſtückle zemmen büzen?! miüfs
nd. Ich lach nit us zutlichem glück funder us aütem vertruwen, das
ch dem hab, der uns mit finem wort allweg über üch päpftler ſighaft
nacht.
XIX, Us Jelaja haſt du den ſpruch xxxin 1. haryn gezogen: Wee
ie, der roubſt; wirft du nit ouch beroubt? Und der verachtiſt; wirſt du nit
uch verachtet sc? Der ghört aber mir nit zu; dann du weift in Dim eignen
ersen, daß ich keinen hochmuͤt noch verachtung nie geteiben hab. Denn, wär
ch dahin geneigt , wär ich talame fo hoch ob dir, daß du mich müßtift unden
ıfhin befchomwen ; dann, darum du den »äpftferen bift nachgeloften, hat
ran mir allweg wellen engegen tragen. Aber es reicht uf die röuber , bie
nit jeem erdichten feilgetenanen heil die ganzen welt plündert haben , vil
igenlicher weder uf mich. Ich bab all min fugendfehaft dahar, daB ich
vider rouben, kriegen und gwalt ſtryt.
AÄX. Haft forg , minentbalb fye die zyt bie, die ar fye an’n boum
reicht. Was darflt du der ndt? Ya; wenn ich gen Baden käm, wäre es
; das reden! alle frommen. Nun bin doch idy nit forgfältig , wenn min
* bie ne; dann ich weiß, daß ich dem dien, der mine härlin, dero
umm ich nit weiß, gezält hat; der wirts wol fchiden, wenn es jn alt
unft. Lieber, wer bat dirs arfagt, dag es um mich us fye? Haft du
chon alfe ding beſtellt? Gedenk, daß jener hentersbüb den Marium nit
orft getöden, und daß die, fo Chriftum fahen underſtuͤndend, ab einem
sort niderfielend. Alfo wirt es nit an dinem gwüſſen bſtellen ſton ſunder an
er awüſſen hand gottes.
XXI. Keine gottshüfer ſunder klohuſer oder götzenhüſer hat man
u Zürich abgcthon.
XXII. Gottsdienft hat man zü Zürich nit ab» (under ufgericht. Man hebt
n groß fchühen ab unbillichem verzinſen, bewuͤchren, huͤry, eebruch , läfteen,
ıfen , verfölden, kriegen haben. Das find gottsdienkt , fo man taftt, das er
erbüt , und thuͤt, das er heißt. Das dockenſpil, dei du dich klagſt, ſoll
nan Dinen päpſten (ich hätt fchiee geredt: baben ald’androgyneis) , bifchofen
nd Abbten antbün, mit gott. Er hat die ding uf die armen verwendt nach
re falbung Magdalenä. Das find die lebendigen ftein, die uf der erden
ewälzt mwerdend; die folf man zieren.
XXIII. Wo follt man die Heider, die von den meineiden wiychbiſcho⸗
n gewycht find und zuͤ bodenfpil gemacht, billichee verfoufen weder am
cmpelmärtt ? Hat demnach die etwar zu argem gebrucht; kann nieman
2) nähen, fliden.
44 Scheiften: Betveffend bie Difpntatien zu Baden.
für. Em oberkeit hats nit darum verkauft, dag man bäberu damit Ira.
Ich weiß ouch fein. befundre unbill, fo darin beſchehen ſye. Hab aber bi
kein kumber; obs glych die hüren alles zuͤ üppigkeit gebrucht hänind, fo if
den kleideren nit ſchmach beſchehen. Es habend jnen vor langiſt die untaw
ſchen pfaffen (als wir faſt all bishar und du ouch geweſen) den liebderſchri
abgenommen; fo gebend inen iez die armen dienen den garſchiyß. Dirt
‚aber alfo. Es bat ein eerfamer rat alles, fo den armen röd und jium
liche bemder und Heider bat mögen geben , dem armen volk laſſen aum:
. chen, das ander verfouft und ins almüfen gueben. Da tigt es recht. Int
.dörfend fich vfaffen nümmen im groffen fpiegel gfchowen, wie wol jnen dit
tanzkittel anftandind. Ä
XXIV. Als du wideum von XII orten ſchrybſt, die diſe diſputatien
angefeben habind, thüft du darum one zwyfel, daß du deß mee ſpottiſt. Es Ant
seo anfänglich villgcht ein .deitteil oder bicrteil von zwölfen gwefen, alt ta
wol weil. Dann ee und’ bu mit der gelwralik, das hinder dem ſchädlichen
fuchs gelegen it, umgiengft, ward von denen orten , die iez die Difputatisa
an den ungemeinen platz gelegt habend, allen difputationen widerſtanden,
ouch mit türer dröwung. Meinſt nit, daß man ſchmeck, mit war barrın
fatbs der wagen geſchmirwt fye?_ Darbon ich dir vil meer könnte ſagen,
wenn mie unfrid einer loblichen eidgnoßfchaft fa Äänaftlich anläg ats ir:
weder du mwänft. u |
XXV. Ich gloub wol, du fürift. Alih us Zürih im din kilchen,
in dero die wechfelbänt ftond. Wenn fy aber Ehriftus wirt umleeem;
"denn fih uf, wie vil du buftänder werdift haben , frommer , fefter frünten.
XXVI. Sichſt, Faber, ich hab aber von herzen gelachet, als mit
gott alfo heife, do ich din Äänaftlich verzügen uf gott gelefen hab. Dann du
gloubſt nit allein in Ehriftum Jeſum nit, funder ouch nit, daß cin gel
ſye; dann wo du das gloubtift , thätift nit wider din eigne sonfem.
Dann du weift, wie du im anfang mit mir von dem verkeerten papſtſtand
geredt haft, den bu aber iez ſchirmeſt; deßhalb Fein gott in dinen ougen
noch herzen ift. Darum ich billicy gelachet hab, da du forichfti du wel:
tift mich durch dines himmelifchen vaters gnad bemufen sc. Mammon iß
din vater , und der unerlöſchlich durft der eeren. |
XXVII. Demnady Haft du warlich VI hübſch artikel angezeichnet, =
denen du mich willt überwinden. Iſt die Pifputation darum“ amgefehen
Sprihft: ja; fo mag menglich veriton, dag du der orten gwaltig bil
die. du zuͤ der difputation gebracht haft; und laſſeſt aber fy den namen bo
ben. Sprichſt du: nein; fo kannſt du dich der narrenlappen nit erwerren und
Des hofmeifteramts , die wänend, fü fugind die rechten herren. Dann mas
‚gat dich nöt an, daß du mir uf ein difputation ſollt artikel fürſchruben
Die die und mir beiden ginch ift angefehen als zweyen gäften? Gichk du
wie du iez ſtaft. Kannft du nit 's mul zühan, nun fagen, das werbeim
ik? Du follteft dich nienen geruͤrt haben; ſo magſt nit dakinden blyben
noch ſchwygen als die narren, denen man tüft. Hatteſt aber inienen br:
glychen gethon: wer weißt, es hätt: menger nit mögen merken, womit de
umggangen wäriſt.
ESchriſten betreffend die Difnatation zu Baden. 447.
hab; jun ſue dank! Laſſe ouch mich miner eer nüts zuͤmeſſen; dann ob ich
mich hoch züumen wurd, wöllt ich das nach der art Pauli 2. Cor. V, 12. .
13. zu gottes eer thuͤn; ob ich mich dann groſſer demuͤt usthät,
wöllte ich das zU gütem thuͤn denen, die ich leer. Aber harwiderums.
müß ich ie von dir ſagen, daß ich nit. wüllen kann, dab du dich ie feines
dings usgethon, dem du ftatt gethon habil. Wie vil haft du di nun
wider mich usgethon, und Beins nie geleiſtet? Frommen cheiften! cs kann
nieman fo ficher reden, daß man jm nüts verktere. Es ift. Chriſto alſo
ggangen ob. VIIL, 53. Was macheft us dir ſelbs? Run muß oft der
leerend ſich felbs von hinderred entichüttsn denen zu gutem, die er leert.
Da iſt nun ze fehen, daß er nit eigne funder gottes ser und fihes worte
fühe. Ob ich das gethon hab, ftat aber zu go und allen glöubigen ‚nit
am Faber.
XXXIII. Zum fechsten willt du bewären, daß min leer wider die
vropheten , ebangeliſten und apoſtel ſye. Das redſt oft gnüg; aber nie haſt
du mich mit eim allerkleinſten artikel gdören angryfen. Und wirt min leer
fun gelütret ſilber blyben, wie vil du kats dryn wirfeſt; dann fu nit min.
ſunder mines herren gottes iſt, dem ich getrüwlich in ſinem wort diene.
XMXIV. Der dingen willt du mich tugenlich berichten, ſprichſt: nit
mit ſchelt⸗,ſcherz⸗ und laſterworten. Das ſicht man wol an dem Kleinen:
duchlin. Lis us allım , das ich ie gefchriben hab , das allertüreſt von ſchelt⸗
und lafterworten ; fo wirft du fo vil unwarheiten, ruͤmens und fäfteene nit
hnden, ald.du in dife zween bogen zemmen gebracht baft. Ich begib mich,
dag ich wider die unghüren lafter beftig gnuͤg red; ich find aber deß dyſpil
by Ehriſto, Petro, Paulo ie nach gſtalt der fach; funft ift min tägliche
red nit laſterhaft oder ſchalkbar, ſunder, als sch befenn mit fchmerzen, ze vil
mild oder, willt du gern, frölich und lychtfärig. Wenn ich aber mit die
reden oder wider dich ſchryb, muß ich kurz geichimpfer! Haben. Mir it
immerdar, dir ſye nit ernft; und denn mag ich mich dacheng nit überheben;
und wirft aber du hön.? Bin ich aber fo. ein groſſer gouch, als du mich.
macheft ; fo iſts ie ein torbeit, daß du mir vor ſcherzen willt ſyn.
XXXV. Und grad irz muͤß ich. din aber lachen (laß dich das nit ir⸗
ven: Wee lich ; Die lachend; jr werdend weinen. Ich lach, wie vorgemeldt,
us gewüſſem, undetrognem vertruwen zuͤ gott und ſiner warheit), fo du
ſorichſt: ich werde mit dem geiſt der ſchwynen am Geraſenermeer nit wider
dich wuͤten. Lieber, wie rymt ſich das byſpil dahar? Weiſt, mas iſt si-
mulare cupressum ? Hab kein ſorg, ich will nit wuten; aber in kraft deß,
der den Sumfon flarkt, alle dine argument, tüpreten? und rummort, die
du meinft ſtark fun, brechen , als ob ſy aglen * wärind.
AXXVI Daß du. fhmerzen bafk mit minen mitbrüderen., die du -
undeeshonen nämft; dank die gott, mie er dinen fchmerzen kennt. Dann fy
bedörfend mitlydens; fo vil erindend ſy von dir und ding aluchen Pbili-
flineren, die fy täglich feheltend und fchmähend wider alle göttliche und.
nhliche ‚recht. Über, gott fye dank! er ſtärket allweg zu, und gibt
Anad, —
— — ——— — —
') geſcherzt. 2) zornig. ?) Tandworte, leeres Geſchwätz. *) Die ſpröden Theile
des Hanfes, welche beym Brechen abfallen.
446 Schriften betteffend die Difputatien zu Baden.
AXXI. Zum vierten artifel -willt du mir offenbar machen , daf tk
leerer bis in die zwölf hundert jar minen verſtand in der gſchrift nu me
gind erigden. Wenn im alſo wäre, lieber Faber, fo thätiſt du nüũts ander
mit diſer leer, weder daß du min leer beſtätetiſt. Denn menglich mag denken:
Wie fat es aber um die dry hundert jar , die z'nächſt uf Chriſtum gemrien
find? Dem kummſt du aber alſo z'hilf; du fprichft: Je näher die ler
zu der apoſtel zyt geweſen fogind , de mere ſygind fo minem verſtand wit:
wärtig. Da überlunfft dich übel; ich forg , du breechift dran; denn wo te
das mwüßteft, fo bättif der rechnung uf die zwölf hundert jar mit dörten,
du gibft aber ein fo tapfre antwurt, da du der warheit mangkef. Dim
eigen herz weißt, daß du hie geredt haft, deß nit kundſchaft weift by den
leereren; noch :fo ſchwygſt nit. Und was läg daran, wenn ich glych eu
mit den alten leereren nit hellete, hellete aber mit gott. Will üwer anad ve
cari von der leereren wegen difputieren , daß je von cim alten buch zu Rom
könnind fazen; fo will ich üch wol. ein jar laflen difputieren , ee jr in cim
einigen fuck verricht mwerbind , ja üwer leben lang. Aber nit alfo, funde
Chriftus Jeſus it büt als gefter und in d'ewigkeit; deßhalb wir die war:
beit in finem wort müflend bewären, und nit in der lcereren wort. Ä
AXXIH. Im fünften artikel meinft du: Chriſtus wäre ein untrüwer
gmahel, bätte er fin Eilchen fo lang laflen irren; glych fam das ſin kiich fm,
die du darfür haſt. Merk: Laßt Chriſtus in: üflerlichen Dingen (dann tir
ik ouch nun um den drötinen gott) einen der finen irren; bſchicht Das zu
finer eer und guten dem ireenden. Byſpil: Daß Petrus irrt, und jn Paulus
ſtraft, weiche zuͤ der er gottes; damit Paulus erkennt wurde nüts wenige
ein rechter apoſtel, denn ouch Petrus was; und. zu gütem Werro, damit er
ſich nit überhüb. Gtoubtind wir gottes wort, fo veritundind wir alle war:
- beit; wir gloubend aber dem Iugenhaften menfchen, da gilt gottes ‚wert
nüts. Wie kannſt du dann den unglöubigen hufen für die kitchen gottet
rechnen? &o fihft du, daß er fin kilchen nit verlaßt, ouch nit verlaſſen
mag, ouch in den weienlichen ſtucken des heits nit laßt irren; lüg nun eigen⸗
lich druf, dag du wüſſiſt, weiches fin kilch [üe. Du ſprichſt aber: ich wüſſe «#
nit, könne ouch den glouben nit. Lieber herr, lcerend mich in! Warum
ſchrybend je dann in fo langer zyt nüts wider mich ? Aber je müffend alfe die
oren barfür reden, damit man ſehe, daß jr von Kum us Napels oder us
Arcadia ſygind. Paulus hofft eigenlich Röm XI, 11. 12, daß der Juden
anftoß an: Ehriſtum darum befchehe, -daß-wir diefelben wyl ein volk act
werdind. Lieder, fag an, warum laßt gott das befcheben 2 Lis eigenliche
vom VIII. capitel bis in dag XII. zun Römeren, ſo wirft du diſe arg
ment , die dem urteil gottes yngenfend , nit machen. Warum zerdrach
Ezedyias erft den ehrinen fchlangen ? Warum ließ gott Das volk ſo lam
irren? Sichſt du, wie im ift? Ir ſchryend aber gern alfo mit den Ehra-
sonibus oder pochbanfen : Unſere vordeen , unfere vordren! Kurz haberd
mine bordren rechten waren glouben und vertruwen zuͤ gott durch Chriſtum
Jeſum gehebt, fo find ſy Heil worden. Daß fp gott in üflerfichen dingen
lang bat laffen verfürt werden; da frag in: warum? Du beladſt mid
ouch mit der gfchrift Bauli Röm. IT, 23. des rümfenden Juden verfon.
Sag ich alfo zu: Gott hat mich all min tag feines dings nie laſſen rumen.
ee bab mir oudy kraft ggeben, daß ich darin für und nit binder gelait
Schriften betreffend die Difnatation zu Beden. 447.
hab; jm ſue dank! Laſſe ouch mich miner eer nũts zuͤmeſſen; dann oh ich
mich hoch vumen wurd, wöllt ich das nach der art Pauli 2. Cox. V, 12.
13. zu gottes cer thuͤn; ; 0b ich mich dann groſſer demuͤt usthät,
wöllte ich das zuͤ guͤtem thuͤn denen, die ich leer. Aber harwiderum
muͤß ich ie von dir ſagen, daß ich nit. wüſſen kann, daß du dich. ie feines
dinge usgetbon , dem du ſtatt gethon habiſt. Wie vil haft du dich nun
wider mich ‚usgethon , und Seins nie geleiſtet? Frommen cheiften!! cs kann
nieman fo ficher veden, daß man jm nüts verktere. Es ift Chriſto alſo
‚ggangen Joh. VIIL, 53. Was macheft us dir felbs? Run muß oft der.
leerend ſich felbs von binderred entſchütter denen zuͤ guͤtem, die er leert.
Da iſt nun ze ſehen, daß er nit eigne ſunder gottes ser und ſines worts
ſuͤche. Ob ich das gethon hab, Rat aber zu gott und allen glöubigen ı nit
am aber. Ä
AXXIII. Zum fechsten willt du. bewären, daß min leer wider die
vropheten , evangeliſten und apoſtel ſye. Das redſt oft gnuͤg; aber nie haſt
du mich mit eim allerkleinſten artikel gdören angryfen. Und wirt min leer
fun gelütret ſilber blyben, mie vil du kats dryn wirfeſt; dann fo nit min.
ſunder mines herren gottes iſt, dem ich getrüwlich in ſinem wort diene.
ÄZX1V. Der dingen willt du mich tugenlich berichten, ſprichſt: nit
mit ſchelt⸗, ſcherz⸗ und lafterworten. Das ſicht man wol an dem Beinen:
buchlin. Lis us allım , das ich ie gefcheiben hab , das allertüreſt von ſchelt⸗
und lafiermworten ; fo wirft du fo vil unwarheiten, ruͤmens und läfteene nit
ſinden/ ald.du in diſe zween bogen zemmen „gebracht baft. Ich begib mich,
dag ich wider die unghüren lafter beftig gnuͤg red; ich find aber deß byſpil
by Eprifte »- Petro, Paulo ie nach gſtalt der ſach; ſunſt iſt min tägliche
tsd nit laſterhaft oder. ſchalkbar, funder ‚-ats ich bekenn mit ſchmerzen, ze vil
mild oder, willt du geen:, feölich und Inchtfärig. Wenn idy aber mit dir
reden oder wider dich fchenb, müß ich kurz geichimpfett haben. Mir iſt
immerdar, dir ſye nit ernſt; und denn mag ich mich lachens nit überheben;
und wirft aber du hön.? Bin ich aber fo, ein groſſer gouch, als bu mich.
macheſt; fo iſts ie ein torheit, daß du mir vor ſcherzen willt fon..
XXXV. Und grad iez müß ich din aber Jachen (laß dich das nit ir⸗
ren: Wec üch, die lachend; je werdend weinen. Ich lach, mie vorgemeldt,
us gewüſſem, undetroanem vertruwen zuͤ gott und ſiner warheit), fo du
ſprichſt: ich werde mit dem geiſt der ſchwynen am Geraſenermeer nit wider
dich wuͤten. Lieber, wie rymt ſich das byſpil dahar? Weiſt, was iſt si-
mulare eupressum? Hab fein ſorg, ich will nit wuten; aber in kraft deß,
der den Samſon flarkt, alle dine argument, tüpreren? und rumwort, bie
du meinft ſtark fon, brechen , ale ob ſy aglen“ wärind.
XXXVl. Daß du. ſchmerzen haſt mit minen mitbrüderen., die du -
underthonen nämft; dank die gott, wie er dinen ſchmerzen fcant. Dann ſy
bedörfend mitlydens; fo bil erindend fy von dir und. ding glochen Phili⸗
flineren ,. die ſy täglich ſcheliend und ſchmähend wider alle güttlihe und.
uenichlidhe recht. Aber, gott fye dank! er ſtärket allweg zu, und gibt
gnad, ar | | |
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1 geſcherzt. 2) zornig. >) Tandworte, leeres Geſchwätz. *) Die fpräden Theile
des Hanfes, welche beym Brechen abfallen.
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448 Schriften betreffend die Difpatation m Baden.
xxxvi. Minenthalb ſag ich dir zu, daß wo du mich mit gſchrit
oder mundlich eins irrtums -berichteft , daß ich mine bücher gern breane
will, die den irrtum habend; aber nit zuͤ Baden, wo man badet; Ba ls
naß , und wurdind die bücher nit gern brünnen.
XXXVIII. Als du hofft, minem mwiderrüfen und. bücdhbrennen wurk
nachfolgen , daß die gottshüfer. und die unheilig meß und ander ding wibe
rum ufgericht wurdind; zeigt anı wenn du kriegiſt; denen zwar, Denen die
ding nuͤtzlich ſind. Aber His nun ruͤwig, wein glych dee Luſcinius und
Kretz a) von Ougſpurg gen Baden kommend, und glych etliche, Doch werige
ort ein diſputation halten; werdend dennoch vil mee klotzhuſer und meſſen
von tag zuͤ tag abgon weder. widerum ufgericht. Sch will such dir wi
haben zuͤgeſagt, daß ich wider alles ſchryben will, das. du zu Baden wir
gott ufrichten wirft. .
XAXIX. Was gond dich die Hobhüfer an, die Fünig und kaiſer in
unferen landen aeftift habend. Nun gond fy doch den kaiſer ſelbs nüt an;
er welle dann den friden, zu Bafel gemachet b), und d’erbeinig c) nit halten;
das ich nit darum red, daß ich im übel trum; aber du und dines alnder
hetzend uf ſolche ding.
XL. Sind die Höfter zuͤ underhaltung der armen geſtift, als fa mwar«
lich find ‚und du hie befennft ; warum Iydft du dann ; daß die armen in aller
welt fo elende Hilf von den klöſtren habend; und aber die münch und nos-
nen fo vil unzalbarlichs guͤts vermuͤtwillend? Dis des wortes yndenk, do}
—* ie verijäben babift: die öfter fogind zu underhaltung der armen
geſtift
XLI. Die frommen Züricher hab ich biſchoflichem qwalt von Eofen;
nit entzogen, funder Chriſtus, der war bifhof. Dann fo bald er ſich jmen
ufgetbon bat, find ſy von.dem bifchof, der nun uf die wollen, milch und
fleifch gyet! , ouch die bein kümmerlich ungebrochen ließ; geflohen (dann er
fürt nit die ſtimm des bieten), und habend fich keert zü dem birten umd
wächter jrer feelen Joh. X, 4. 5. und 1. Petri II, 3.
XLII. Daß fo nun von der aut des groffen Karti under dem bifchef
geweſen find, zeigt an, daß fy vor ouch babend mögend felig werden 08
den biſchof von Coſtenz.
XLIII. Thuͤſt mie unrecht, daß ich us eignem gwalt ſye ein biſchof wor
den; dann ich von. erft uf on min werben von propſt und capitel, demnach
bon ganzem groſſem rat und ganzer gmeind vor der ftatt beruft bin. Aber
lüg , wie es um dich fand. Zu Bafel wärift gern biſchof, ja byẽd'ſchaf
worden mit vil tufend quldinen (wett der tüfel? gibt die fü vil gelte , diſt du
ein chriftenlicher leerer? muͤß ich ie fragen) ; und bifte noch nit worden.
Zu Um haft dich emboten, jinen vergeben ze predgen; habend Dich die
frommen herren. nit gewellen. Alſo wollte: du gern us felberbefielluns
ein bifchof werden ; fo will din nieman weder um gelt noch vergeben, Dar
zu trybſt affenſpil mit dem namen bifchof. Weift wol, daß es einem waͤchter
— — — — — — — — — |
1) nach — gähnt. 9) quis malus daemon. Gwalter.
a) Beide Fabers Freunde, befonders Othmar Lufcinius. b) 1499. c) Eeteisiens
Vertrag mit den Eidgenoffen zu Beiden und freundlicher, ſchũtender Rohbarihef
Schriften betreffend die Difputation zu Baden. ASt
täufer nie mit marter angfochten, daß er diß oder jens gloubte. Es ſind
villycht einer oder zween mit marter verfücht um andrer dingen willen, in
denen ſy verdächtig geweſen. Wie habend all dry noch vergangner wochen
in doctor Balthazars a) fach einen eerſamen rat gebeten. Aber du haft mee
blüts feommer unfchuldigee cheiften nun talame vergoflen, denn fein eher
ie gethon hab. ft war, und fag dire iez, diewyl du lebſt; nach dim tod
wirts by allen gſchichtſchryberen ufzeichnet.
LXIV. Daß du dich ruͤmſt, wie dus vorgſeit habiſt, daß an allen
orten zwitracht werde. Lieber, wer weißt nit, daß die warheit ſagen haß
gebirt? Hat nit das Chriſtus ſelbe vorgſagt? Du haſts aber daruf geredt,
daß dus dich verwägen! haft dem papſttum byzeſton, und ouch by allen fü«
aenden des evangelii. Du weift wol, daß du vor jaren ganzem tütſchem land
uf die Hiſpanier dröwt haft. Dannenhar du güt haft ze dröwen ghebt uf
zwitracht; du wollteſt jn machen. Du haft ouch zu Rom Eagen wellen
dahin füren, daß er mit die dem papft oder anmalten fagen liefle: wo mar
üch nit gegnete mit jrer koufmannſchaft, mwölltind je nit wider den Luther
fon. Aber es ift by den glöubigen kein zwitracht des gloubens halb, mag
ouch Feiner fon; dann ſy habend einen geift. ‘
LXV. Demnad , feommen eidgnoften und chriften! manet Faber
Zürich „zu dem alten glouben der zwölf orten; und wüſſend aber je wol,
wus gloubens jedermann hat; ouch daß fich Zürich allein des alten gloubens
ſiyßt, den die heigen avoftel und unfere vordren ghebt. Die habend fich allein
us gottes kraft von den herren , denen Faber iez dienet, entfchütt, und fich ber
krömden herren gets und gaben nit angenommen. hãatind wir das ouch/
wie brüder Claus geleert bat, und ein ieder frommer eidgnoß wol weißt; fo-
lostind wir nit denen herrendieneren, die ung under der gftalt des gloubens
mit mieten und gaben underftond zu zwitracht ze bringen. Ich fags in der
warheit: Laßt man den Faber für und für in einer 'eidgnoßfchaft werben;
fo wäre wäger , es hätte uns der kaiſer oder küng von Frankrych an Inb
und gut abgefagt. Dann wo das befchäch , fo hübind wir die köpf zemmen;
funft will. uns der teilen oder über einandren richten. Und wirt. nit ber
figen , ders hofft; finder dems gott gibt. Er und noch ein doctor, hab ich
gwüſſe kundſchaft, habend fich langeft ze Stuͤtgart oder Eßlingen gerümt,
wie fü Die XII ort wider Zürich enteicht , dag fy nit mee by jnen wellind
fiten in feinen bändten; das doch die warheit von allen zwölfen nit ift.
Darum thüge menglich die ougen uf, und laſſe ſich nieman an die offenli⸗
hen ſchälk, die wider alle gotteseer, warheit und billigkeit fteytend, und
in aller welt nüts denn krieg anrichtend. Will man ein difputation haben,
fo fchlahe die ein eidgnoßfchaft ftattlich an einen gemeinen plab an; wie ich -
mid) in vordrer afchrift emboten bab, will ich, ob gott will, darkommen;
und laß man den falfchen ginßgügen nit in einer Loblichen eidgnoßfchaft
vermögen, das finem herren wol fäm, und uns z’fchwer murd Ich red
tür; (üge man aber , dab man mine wort nit verachte. Lind kömme dann
an diefelben difputation ordenlich,, wem es ggunnt wirt. Faber wirt nit kom⸗
men, habend feinen. zwyfel; oder, kummt er, müß er einen bfchifnen velz
:t) entichloffen.
a) Hubmeyers von Waldshut.
450 Schriften betreffend die Diiputation zu DBaben.
dienftgelt von Ferdinando werde. Über dir ift wie dem wolf, der wänen
es effind alle thier Aeifch, darum daß ers iffet. Ich bin dennody road
dann die küng, die das gelt habend, und ouch din papft; dann ich hab tt-
was, das ich jnen um jr gelt nit hab wellen geben. Aber du biſt Arnır;
darum nimmfts inen ab, und gibft jnen ding werts drum.
LV. Ich hab dem füng nit us unverfchamte gſchriben, funder us
liebe chriftens gloubens und der glöubigen; und bin darzuͤ gereizt durc
lüt, die wüſſend, mag nutzes darus erwachſen wirt, den du nit weiſt; wırk
in aber mit der zyt empfinden.
LYVI. Daß ich in’ den artiklen gwüßt habe, wie cs um diß facrammt
ftand, fo lis am büchftaben x. k. blatt an der andren columna a), da alſo
anfacht zelest: „Demnad) will ich sc.” und die zıeen blätter z'nächſt darnadı.
Daß ichs aber zu der zyt nit hab geoffnet ;, hab ich gethon, daß ich hab ck
len buwen und die perlin nit alfo fürfchütten, daß. fy zertreten wurdind. Par
(us Hat mit milch gefpyst , bis dag d'Corinther ftarf wurdend zu ſtarker fort.
—— ſpricht Joh. XVI, 4: Ich Hab aber üch das anfänglich mit
geſagt
LVI. Das die din underſchieber von eim langen tiſch gefchriben Hat,
iſt dinerley reden ; wir habend keinen langen tifch.
LVII. Buch, pfuch! fchrneft dis über mich; und haft aber du in
furz gelaſſen. Du glychsneſt, als ob du fleifch und blüt glonbift da [m
und gebiſts, und hafts doch din leben lang nie gloubt; das ift ein ſchand.
Ya hub die alten meinung laflen bangen , und daran gearbeitet, bis ichs
mit gottes kraft entwegt und dennen gebracht bob.
LIX. Schilteſt mid) einen gottlofen. Du thuͤſt jm recht. Cbrikum
ſchalktend die gottlofen Juden, pharifäer und pfaffen ouch alfo.
LX. Fragſt mich, wie ichs verantwurten welle, daß ich us dem
ſchöpfer ein creatue mache? Untwurt: Wärs der fchöpfer, hab kein zrnfl,
ich wöllte kein creatur darus machen. Keers um, din red. Wie willts du
berantwurten , daß du us der creatur gott macheft, us brot den fun ger
tg? Da thuͤ die ougen uf, du bladerer. |
LXI. Da du fagft: ich ſyg ein urfach des widertoufs; antwurt ib:
Das redt fein frommer von mir. Und habend dich aber dine underfchichr
betrogen ; dann ich in dem handel des toufs und widertoufs allem mißſßverſtand
als tür und ernftlich miderftanden bin mit gottes kraft, als [ich] ouch dir und
allen dinen anhängern mwiderftion will bis in’n tod hinyn. Gott geb gnad!
LXII. Du nenneft die widertöufer mine eidgefellen. Gag ih: Wr
uf mich redt, daß ich um ein har, ich geſchwyg, bym eid, mich einigem
menfchen uf erden ie rottiſch pflicht hab, der rrdt die unmwarbeit. Aber de
bift ein marer meineider an gott; dann du haft dem papft gfchworn, als
du anzeiaft; der aber der tebendig fygend gottes iſt.
LXIII. Da du redft: ich habe die widertöufer geplagt mit marter uf
dem Wellembergb), darum daß ſy mins aloubens ſölltind werden. In der
red ift alles unmwar, das du redft, und fhmächlich einer frommen flatt Si.
rich, ſam fäfiche ding durch mich verhandiet werdind. Es ift by uns fs
a) Siehe Iwinglis Werke J. Bd. ©. 251. b) Das Gefängniß in Zürich für de
ſchwe rſten Verbrecher — Thurm in der eimmath.
Schriften betreffend bie Difputation zu Baden. 431
täufer nie mit marter angfochten, daß er diß oder jens gloubte. Es find
villycht einer oder zween mit marter verfücht um andrer dingen willen, in
denen ſy verdächtig gemwefen. . Wir habend all dey noch vergangner wochen
in doctor Balthazarg a) fach einen eerſamen rat gebeten. Aber du haft mee
blüts frommer unfchuldigee cheiften nun talame vergoflen, denn fein ketzer
ie getbon hab. Iſt war, und fag dirs iez, diewyl du lebit; nach dim tod
wirts by allen gſchichtſchryberen ufzeichnet.
LXIV. Daß du dich ruͤmſt, wie dus vorgſeit hadiſt daß an allen
orten zwitracht werde. Lieber, wer weißt nit, daß die warheit ſagen haß
gebirt? Hat nit das Chriſtus ſelbe vorgſagt? Du haſts aber daruf geredt,
daß du dich verwägen! haft dem papſttum byzeſton, und ouch by allen fy⸗
genden des evangelii. Du weift wol, daß du vor jaren ganzem türfchem land
uf die Hiſpanier dröwt haft. Dannenbar du güt haft ze dröwen ghebt uf
zwitracht; du wolltelt in machen. Du baft ouch zu Rom Egaen mellen
dahin füren, daß er mit die dem papft oder anwalten fagen Liefle: wo man
üch nit gegnete mit jrer koufmannfchaft ı mwölltind jr nit wider den Luther
fon. Aber es ift by dem glöubigen kein zwitracht des gloubens halb, mag
ouch Feiner fon; dann ſy habend einen geift. \
LXV. Demnach, feommen eidgnoffen und chriften! manet Faber
Zürich zuͤ dem alten glouben der zwölf orten; und wüflend aber je wol,
mus gloubens iedermann hat; euch daß fich Zürich allein des alten gloubens
Anft, den die heigen apoftel und unfere vorderen hebt. Die habend ſich allein
us gottes kraft von den herren, denen Faber iez dienet, entfchütt, und fich der
krömden herren gelts und gaben nit angenommen. ahätind wir das oud),
wie brüder Claus geleert hat, und ein ieder frommer eidgnoß wol weißt; fo-
lostind wir nit denen herrendieneren , die uns under der aftalt des gloubens
mit mieten und gaben underftond zu zwitracht ze bringen. Ich ſags in der
worheit: Laßt man den Faber für und für in einer eidgnoßſchaft werben;
fo wäre wäger, es hätte uns der Eaifer oder king von Frankrych an Iyb
und gut abgefagt. Dann wo das befchäch , fo huübind wir die Lönf zemmen;
funft will uns dee teilen oder über einandren richten. Und wirt nit der
figen , ders hofft; funder dems gott gibt. Er und noch ein doctor, hab ich
gwüſſe kundſchaft, habend ſich langeft je Stütgart oder Eßlingen gerümt,
wie fü die XII ort wider Zürich. enteicht , daß fy nit mee by jnen wellind
fitten in feinen händten; das doch die warheit von allen zwölfen nit ift.
Darum thuͤge menglich die ougen uf, und laſſe fich nieman an die offenli⸗
chen ſchälk, die wider alle gotteseer, warheit und billigkeit firytend, und
in aller welt nüts denn krieg anrichtend. Will man ein difputation haben,
fo ſchlahe die ein eidgnopfchaft fkattlicy an einen gemeinen platz an; wie ich -
mich in vordrer gfchrift emboten bab, will ich, ob gott will, darkommen;
und laß man den falfchen alyfgügen nit in einer loblichen eidgnoßſchaft
vermögen, das finem herren wol fäm, und ung z’fchwer murd ch red
tür; lüge man aber, daB man mine wort nit verachte. Und kömme dann
an diefelben difputation ordenlich , wem es ggunnt wirt. aber wirt nit kom⸗
men, habend feinen .zwufel; oder , kummt er, müß er einen bfchißnen velz
:d) entichleffen. -
a) Hubmeyers von Waldshut.
452 Schriften. betreffend die Diſputalion zu Baden. °
mit jm beim füren, Warum beftegt er nit die frommen redlichen Ambre⸗
ſium Blarer und Iohannen Zwicken, prädikanten zü Eoften; ; ; die predgend
offenlich mie wir zu Zürich, und embütend ſich mit im gſpräch ze hatten?
Ya, die felb diſputaz verwirret ein eidanoßfchaft nit. Was darf Zabre
und fin bifchof mut nach doctorn ſchicken, die fy gen Baden uf die difputa
tion beingind.? Iſts Faber nit alles fammen ? Oder bedörfend fo nit bui
daß fy zum erften zuͤ Coſtenz wachind? Und ftond die frommen pradi⸗
fanten mit ſoͤlchem ernft vor rat und vor dem volk begerende, dab man in
‚ein gefpeäch oder difputation halte; noch fo wirt es inen mit aller mat
entweert durch den Faber und bifchof. Die fag ich keineswegs, daß ich ieman
über den anderen welle heben ; dann ich wol weiß, daß die lieben ewangel«
ften, fo zu Coſtenz find, ſchwerer im ebangelio und verſtandner find, we⸗
der daß ieman jro foͤrchten ſoͤlle; ſunder ich ſags darum, daß menglich ie
hen mög, daß ein untrüwe pratik vom Faber und ſinen mithaften wirt mit
der difputation fürgenommen. Iſt dann Baden des bifcyofs zu Coſtenz fiß?
Thuͤt er daun das den eidgenoflen zu dienſt; warum thüt er dann Flik
nit ouch denen non Coſtenz zu dienft, daß er finen prädikanten, brüdem
warlich fyendfelg, und andere geleerten gegen den frommen prädikanten ver-
hören laffe? Ja, uf ſoͤlich offenlich fchunenden untrümen will man erft nün
laſſen reden, funder us blindheit der anfechtungen alle ding bandien. Un
es gat zu Baden fo wol nimmer; es wirt nahin zwiträchtigee denn vor.
Dann ich fich, daß Faber alle ſach ſchon beftellt hat, daß nad) päpſtiſchem fitten
die warhrit gottesworts hinder fich geftellt , umd Die leerer und päpſtler gehört
werdind; und wol gdar, fo feer die difputation fürgenommen wirt, angı
fdyirren, daß da nieman nüts reden gdör, das wider den vapſt ſye; und:
welcher es thitt, angenommen werde über ‚alles gleit. Dann die päpfler
fagend :. man fölle. Beim ketzer gleit halten ; und fchryend aber von flund an
wider den, der wider fü ift: Ketzer, ketzer! Und wenn man demnach mit ten
groffen fächen der Eoftenzer baten redlich zütreit (müß ich ie fagen) , mas foll
man: verhoffen aüts darus werden ? Und fülchen unrat wellend wie im einer
eidgnoßfchaft laſſen die frömden, die unfer erbfyend find, ouch vor Ehrifius
geburt har, anrichten. Darzu fo find die ort, die iez difputieren mellnd:
nit allein, funder die biſchof, die fich iez fo treffenlich rüftend, vorbar all.
weg fanımt den äbbten und prälaten wider alle difputationen gwefen. Sabre
hats ufs türeft genommen: es zimme weder finem noch keinem biſchof.
Und iez aäch!, fo Fabern ouch zimmt in den eidgenoffen ze werben, fo ſol
ein difputation gehalten werden; und ift noch von keim ding luter abgercdt,
und der vlaß nit ein fo ftattbaft gemein ort, denn daß menglich ufla
fürchten müß; vorus ſo Egg grad zũ difer zyt laßt, als ich gwüß bericht
bin, usgon, wie man mit den feberen allein fölle difputieren mit töten;
und rüft aber ung mittenzu für drufaltig Zeßer us; ouch der Wendel, der
zu Sant Ballen im kloſter predget, am 24. tag aprellens offenlich geottd⸗
get hat: man fölle mit dem Luther und Zwingli nit anderft difputieren,
dann daß inen das hirn und biüt durchs angficht niderrünne ; 3 und ift aber
er nit unmüflend der pratik. Er weißt wol, wie Faber uf cin mal by Mr
nacht mit eim überladnen hengſt gen Sant Ballen kommen, und morndeß
' eilig.
| Schriften betveffend die Difputation zu Baden. . 483
uf andertholb ſtund red mit dem abbt gehalten, und demnach von flund an
wider megfertig worden if. Deßhalb er, der Wendel, die diſputaz nit
fürcht 5 dann er weißt mol, was's file ein ſpil werden ſoll; er mill aber hirn⸗
und biütvergieflen vorhin leeren, daß, wenn es befchehe, man gedenke, es
fye biltich befiheben , und daß fich die ſchalkheit nieman underneme je rd«
hen. Ya, dife alle umſtänd, weichen gebend fy mit ze verften, daß es alfes
näts dann ein offner uffag IH? Darum embüt ich mich wie vor uf Zü⸗
rich, Bern und Sant Ballen mit denen gedingen, bis ich vor gemeldet hab,
in hoffnung. , es könne fein frommer anderft fagen, dann daß min fürfchlag
vit gemeiner it dann der binder minen herren und mir angefchlagen. DE
ich mich ouch nik ſchuldig wäre anzenemen; thuͤn doch das zuͤ guͤtem dem
gemeinen frommen mann ia einer eidgnoßſchaft und gemeiner chriſtenlicher
kilchen, für die ich allezyt eer, iub und gt, hut und pelz ze fetzen bereit
bin. Ob gott will, wirt das, fo zuͤ ufſatz von Fabern iſt fürgenommen,
alten väpſtlern zu groſſem nachteit enden. Gott, der uns nimmer berlaßt,
wette um ſiner güte und gemeines chriſtens volks willen alle ding zü fridli⸗
chem end bringen, alo ich mich zu jm verſich! Amen,
ee vlends zuͤ Zürich am kezten tag aprrlieng im MBXXVI. jar.
7.
Auf die Weigerung Zuͤrichs an der Diſputation zu Baden Theil
zu nehmen, verſuchten nun die IX Orte durch freundliche Bitten zum
Zweck zu gelangen. Dürgermeifter Roͤ uſt meldete am 2, May vom
Tag zu Einſiedeln: wie mit viel guten Worten die IX. Orte Anerbieten
machen, für Sicherheit und: Unterhalt genugfam zu forgen ; unfere
Herren follen auch ihre Anwälde fchiden; fie bitten, daß man Zwingli
hinſchicke, auf daß man fehe, wer Recht oder Unrecht habe ; fie wollen
zur Bewahrung desfelben‘ 20 bid 30 Mann zue Wache geben. Ex
ſchickt auch die ihm von den IX Orten übergebenen Schriften Fabers
worin er fich erbietet, Zwingli des Irrthums zu Überweifen , und ers
flirt, warum man difputisen wolle. Sie, die Gefandten von Zürich,
haben im nichts bewilligt, fondern geantwortet , fie wollen. alles heim⸗
bringen.
Jur Einleitung der Diſputativn war auf die Himmelfahrt (10. May)
ein Tag zu Baden angeſetzt. Zuͤrich gab ſeinen Geſandten, Meiſter
Rudolf Thumyſen und Johannes Bleuler, folgende In⸗
ſtruktion: „Ihr ſollt unſern ljeben Eidgenoſſen auf jetzigen Tag zu
Baden entdecken und mit tapfern guten Worten erſcheinen, daß Meiſter
Ulrich Zwingli keineswegs wolle gebuͤhren auf die Difputation
zu Baden zu kommen, und unſern Herren von Zuͤrich nicht gezieme
454 Schriften betreffend die Diſputation zu Vaden.
ihn dahin zu laſſen, aus folgenden rechtmaßigen Uerſachen: 1) Di
Diſputation iſt hinter unſern Herren angeſchlagen, und ſie ſind nicht
dabey geſeſſen. 2) Der Platz iſt nicht gemein; Baden kann ſich ver
Gewalt nicht ſchuͤtzen. 3) Die Mehrheit der Herrſchaft daſelbſt ſteht den
V Orten zu, deren Gewalt Baden ſich nicht entziehen kann; -A) Lu
zeen hat ja ſchon offentlich Zwinglis Bildniß mit Schmach und troh⸗
gem Hochmuth verbrannt. : 5) Freyburg Hat deffen Büchlein auch um
verhörter Weife verbrennt. 6) Die meiften der Baden regierenden Ork
haben fchon befchloffen , Zwingli. in ihrem Gebiet gefangen zu nehme,
und ihnen zu überantworten befohlen. 7) Sen am Tag die gefährlichen
Praetiken mit Herzog Ferdinand und dem Schwäbifchen Bunt
gegen das Evangelium. 8) Werde Zwingli aufs höchfte gedroht; ſon
derlich habe ſich der Ueberlin ger zu. Baden Öffentlich: unter guten
Herren und Gefellen laſſen merken: daß er nicht mehr wollte begehen,
dann daß er folle ob ihm, dem Zwingli, Henker ſeyn; da wollte er
gern al fein Lebtag ein Henker genannt und geheißen werden. 9) He
ben unfere Herren an die nächftgehaltene Gemeind zu Uri ein Büchlein
von Zwingli der Difputation halben geſchickt mit freundlicher Schrif
durch eigenen Boten; wie man aber am legten im Büchlein. Zwingli—
Nahmen fah , wollten fie ed nicht leſen, und antworteten:: Ex fol d
dem Zwingli wieder bringen. 10) Dr. Eck und Faber ,. wo ihn
mit der Sache Ernſt und feine Gefährlichkeit darin zu beforgen waͤre,
Hätten wohl näher bey den Ihren außer der Eidgenoffenfchaft, old m
Conſtanz u. a., denn zu Baden gefunden zu difputisen und ihre Klug:
heit auszuftogen. Alles Erbietend ungeachtel habe niemand noch ı
ihnen gen Zürich kommen wollen, fie eined Beſſern zu belehren; ft
wiederhohlen es, und bieten ale Sicherheit, Schug und Geleit Mfir
on. Es fen aber den Bünden gemäß und billig, daß folche Dipute
tion zu Zürich gefchehe, wo man, wie man fage, am meiften.irre*
Zugleich fandte Zwingli eine am 10. May datirte Zufchrift m
der Eidgenoſſen Boten auf dem Tage’ zu Baden. |
ESchriften betreffend die Difputation zu Baden. ASS
Stwinali an der Eidgenoffen Boten zu Baden.
nad und frid von gott bevor! Strengen, feſten, fürfichtigen , eerſa⸗
men, wyſen, gnädigen , lieben herren! Ich bab von minen herren verſtan⸗
den. wie üwer wysheit ab minen erflärungen und antwurten an Fabern,
Eagen und andeen ſich feer klagt, fam ich die in minen gfihriften mit
ſchmach anruͤrt, und zu ufruͤren reize, ouch üwer volk über ch richte, def
ih mich geen gegen üwer musbeit mit diſer aefcheift entſchuldigen will.
Erſtlich üch um gottes willen bittend: jr mwellind ungunft oder Haß nit
bören , mas diefelben angebend ; dann fy die allerböften ratgeben find, und
laffend das ware nit fe klarlich fchen, ale es aber will befehen fon.
Und wie (hAdlich irrung in allen dingen; ift doch die terung , die us ver⸗
biendung des hafles oder ungunft kommt, die alterfchädlichel. Dann irrung
one den haß laßt fich berichten; wo aber frrung mit haß wermenat ift,
Loft ſy fih mit underrichten,, funder verfeert ouch zu argem , das im aller
beften geredt und getban wirt, teachtet nur uf ungnad, und nit wie man
billich ein jedes ding zu beiden wegen betrachten fol. Darum ich fo ernſt⸗
lich bitt: fye under üwer wysheit ienen einer, der us ungunft ein mißfallen
ab difee miner gfchrift haben möcht, daß er den bis zuͤ end bes verlefend
trenne, und im dazwüfchend laſſe ſyn, ats ob ee nit wüfle, von wem dife
geſchrift kLomme, usgenommen daß ee wol wüſſe, daß fu von einem aller
getrüwften fründ komme. Dann, zimmt fich allen menfchen nüts ug an⸗
fechtungen ze thün , ſo zimmt ie zum hächften und für ale us den richteren
und fürgefeßten , dag fü nüts us anfechtungen annemind oder verfchupfind.
Demofthenes oder Plutarchus meint, daß keine nublicheren reden oder wort
fügend , weder die fründlich und warlich geredt werdend. Dann, wo man
nur feündlich redt, und bie warbeit fyart, da wirt man verfürt; und bin»
widerum, wo man die warbeit allweg nur mit ungnad darthüt, wirt fü
nit angenommen. Alſo müß feündliche nit ein fchmeichlery fun funder ein
geſtandne wys, die us liebe komm; und die marbeit mit ein ſchalk funder
ein geftandne wys, die ouch us liche komm. Us welchem ermeſſen wirt,
daß warheit gemeinlich mit feündlichkeit folt gemengt ſyn, und: feündliche
on warbeit ein falfch und betrug ift. Welches alles Salomon mit gar
wenig morten usricht Proverb. XXVII, 4. 5. atfo: Zorn bat kein erbärmd
noch das usbrechend mwüten; und wer mag aber erinden den frefel eines
bewegten oder erzörnten gemuͤts? Offne ftraf ift beffer meder liebe, die man
verbirgt oder verſchwygt. Defbalb ich üwer wysheit will antiwurt geben
uf die untugend, dero man mich verdenkt, us warheit mit fründliche, die
nit us verborgner funder anerborner liche, fo ich zuͤ einer loblichen eid-
anoßfchaft hab, kummt. Das red ich by dem gott, der uns alle richten
wirt. Ich will auch kein wort anderft reden, dann ale ob ichs vor finem
richterftül müßte veden. In miner erſten gefchreift, die ich an üwer wys⸗
beit von der difputation wegen hab laſſen langen , hat üch verletzt, daß ich
in latin gefcheiben hab: Nolite margaritas spargere ante porcos, das
iſt: Ir follend Die perlin nit für Die ſüw fchütten. Das doc ümer wys⸗
beit gar nit dahin follt gemeflen baben ; dann es das Har hell wort gottes
iſt Matth. VIL, 6: Ir follend das heilig (verftat dardurch fin heilige wort)
456 Schriften betreffend die Difputation zu Baden.
nit den bunden geben, noch üwer perlin für die fm fchütten; daß fn Ne
nit mit den füflen teetind, und Die hünd fich umimendind und wüch gerruf:
find. Mit weldyen worten unfer herr Jeſus Chriſtus uns alle gemeint bat,
Die gottes wort nit hören wellend,. und die jünger gewarnt, daß fo den
ſchatz des evangeliums nit ung unglöubigen ruben wellind fürlegen , an dx»
nen ſy nüt fchaffind. Deßhalb wir nit zöenen könnend, fo er une ſüw men-
net, darum daß wir fin beilfames wort. nit annemend ſunder verſpottend,
ouch etwann durächtend. Alſo hab ich dife wort. uf die eerſame oberfeit,
such gmein volk einer loblicyen eidgnoßfchaft gar nit geredt , funder allein
uf die, die ſich gar nit wellend berichten laffen ; aber daby von mütwilfigem
gefchrey "einen unfchuldigen zu ketzeren ouch nit laflen wellend; ale die wert
igenlich anzeigend. Und damit ich vergoumete, das mir ie} begegnet, hab
ich die wort allein katin gefeßt und nit vertütfchet. Dann ich ie bewären
will, dab ic) befcheidenheit gehalten hab in allem , das ich wider mine wir
Dderfächer gefchriben hab; ich geſchwyg, fo ich ein Lobliche eidgnoßfchaft an⸗
aerürt, nie fein unzucht gebrucht bab, funder allweg von dero eerlich ge⸗
Halten und geredt. - Dann wie mie immer zu Difer zyt gefittet, find wir
doch von redlichen lüten hie, und iſt die gmein eerbarkeit noch hätbuteg
etlicher aöttlicher Dingen gefliffen. Darum ich ouch oft in diſer zyt offen-
Lich geprediget hab (da einer hie dröuwt, wie unfer syt bie fye, der ander dort):
ich gloube, dab es noch nit bie fue; und dag um gemeiner frommkeit ei⸗
nes eerbaren volks willen. . .
Demnady bat üch verleßt, daß ich alfo geredt: man ſchmecke wol, mit
was karrenſalbs Faber den wagen gefalbet hab. Ouch von redlich zütragen
der fchweren ſäcken Coſtanzerbatzen. Darzu fage ich erftlich, daB ich mich
deß Hab müffen ufthün von des Fabers wegen, damit menglich febe,
daß dr mit lotterwerk umgat, und jm nit um gottes eer finder um eignen
nutz ift, um den er den herren difer welt diene. Und hab daby gber unfer
eidgnoflen in all weg folcher maß geichonet , und die wort in ſolche form
geſtellt, daß ſich miner worten nieman gezwungen wirt anzsimemen, Fürs
ander will ich üwer, wysheit gern harus fagen, daß ich foldhe wort nit uf
hören fagen gefchriben hab funder uf gwüß kundthuͤn fürnemer lüten.
Nun weißt üwer wysheit wol, daß in den dingen gefarlich ift finen anfegm
zu zeigen; noch nüts deft minder, wo ieman unrümwiger fon wöllt, weder
im min gfchrift uefach gibt, embüt ich mich, minen herren zü Zürich en
zeigung folcher dingen mit fo aloubhaftem ſchyn darzütbün, daß ſy, und
wem der handel ze vertrumen ift, offenlich fehen werdend, mobon ich geret
bab ; doch alles in fill, dann ich glych als wol unrat ze vergoumen ge
neigt bin als ein einiger eidgnoß. Fürs dritt embüt ich mich nit, Eeine be
fonderen perfonen anzezeigen , die dag gelt genommen babind ; ich Gab ouch
nit daruf geredt, fonder allein anzeigt, daß man fehe, daß mit gelt ze wer⸗
ben gwüßtich von: denen, fo Faber handlet, fürgenonmen ift.
Es hat ouch üwer wysheit rlit mine herren verabſcheidet: daB ſy mt
mir föllind reden, daß ich üch unangerürt und die üweren unberweert laße
mit ſchryben und büchlin ſchicken; dann fölches wider die bünd fie. —
Antwurt: Ich hab, lieben .Herren, im anfang mich verdingt die - warhet
fründlich ze ſagen, will ouch das trüfich thün; und hab üch darum allen
mit gefchriften, mit im druck, begert ze antwurten, daß ich dek fryer doörft
Schriften betreffend die Difputation zu Baden. 457
alle ding anzeigen, und nieman damit ze vil verfümder wurd; will ouch
diſe gefchreift nit laffen in den druck kommen, es wurde mich dann üwer
ungnad darzü dringen, das ich nit hoff; und fag alfo: Ich will en mann
gern ſehen, der fagen Zinn , daß ich üwer wusheit- von erft an ie ruch, ich
geſchwyg, mit ſchalk in minen gefchriften bab angezogen; funder fo oft ich
in minen gefchriften gemeiner eidgnoßfchaft oder befunderer Lüten gedacht‘,
hab ich das allweg mit groffer cerembietung getbon. Daß id) aber demnach
etwann ruch gefchriben, Doch one fchmach und ſchalk, da find je daran
ſchuldig (nit ziienend, lieben herren; dam ich bin der ding bas yndenk we⸗
der je; der verletzt gedenkt allweg bas weder der werleßer) ; dann jr habend
mich zum erften angetaftet garnach uf allen tagen; iez hatt ich di, dann
jenes gethon; wiewol je gemeinlich allweg falfchen undertrageren ggloubt
battend, die von mir geſagt hattend, das nit was. Verantwuriet ich allıweg
tugenlich one offnen druck eintweders vor minen herren und bie vor üch , oder
aber mit minen gefchriften. Atfo ward üwer wysheit (das iſt, die, fo zü
denfetben zyten boten warend; dann man wol weißt, daß die boten andre
und andre find ; darnach ſoͤllend mine wort verftanden werden) , ja üwer
wysheit ward fogar über mich ungefüret, daß jr ouch minen überfchichten
drief nit wolltend vor üch Laffen lefen. Indem kam Egg, der zü Rom
offenlich geredt: wir eidgenofien fyend (mit urloub) all füghyer , das ich
doch in keiner gefchrift fo grob hab wellen laſſen usgon ; wiewol ich in deß
überzügen möcht, und er unverſchamt lougnet ; und fchrybt fo uncerbarlich
wider mich, daß ich meint, wenn ich geſchwigen hätt, fo ſoͤllte ein eidgnoß⸗
(haft einen mißfall an ſolcher fhmächlicher gefchrift gehabt haben. Was _
sichach aber ? Eggen gfchriften wurdend mit groffem pracht in alle ort ge
fuͤrt, ouch abgefchriben, wenn fo nit mochtend gedrudt werden; und mine
geſchriften wurdend verboten, vorus in den fünf orten (fehend nun, mine
Lieben herren, wie fründiſch das mit mir gehandlet wurd, der ein gebormer
xidgnoß bin), und mine gefchriften wurdend verboten , die dennoch allweg
vil befcheidner warend weder miner widerfächeren ; und dero wardend geles
fen mit groſſem ſchall. Bin ich daruf ruch gemwefen, mag üwer wysheit
ermeſſen, daß ich deß gröſſeren glimpf gehebt hab; weder die mich dazuͤ
gereist habend. Es ift ouch demnach un einem tag miner herren boten
ſchlechtlich geſagt: fü ſöllind mine gefcheiften nur nit bringen; man welle
fo nit leſen. Und in difer jarsfeift, als die umchriftentich geicheift Eggens
und iez Fabers usgangen find, hab ich üwer wysheit nüts zügefchidt, fun-
der in offnem druck laſſen usgon. Hat ie müffen fun ; dann mine antwurten
wollt man nit verlefen; und folltend aber miner fogenden gefchriften dürftig!
uf den kanzlen verfündt werden. Nun fehend. je, wer urfady ggeben babe,
daß je von mir find angerürt. Daß ich aber nit füllte ſchryben, was wäre
das für ein gebot ? Wo ich erfunden wär falfch oder unrat mit minem ſchry⸗
ben bruchen , wär es etwas, dag man mich rechtfertigte.“ Das fich aber
nit erfindet; dann alles, das ich ie gefchriben. hab , möcht ich bor unpartyi«
fchen Tüten laſſen an einen hufen tragen und lefen laffen ; dann alle geſchrif⸗
ten gebend gott und einer eidanoßfchaft eer, und reichend zu dero friden und
wolfart. Daß ich aber üzid thüje, das wider die bünd ſye, ſoll ſich, ob
.%) nad) Bedürfniß, fo viel als nöthig if. ®) zurechtwieſe.
466 GSchrifſten betreffend die Difputation gu Baden.
gott will, nimmermee erfinden; aber wol daß mir uf etlichen tagen vil ge⸗
ſchehen, das offenlich wider die. bünd ift, das ich doch tugenlich getragen
bab allein um fridens willen. Als, daß mich ettiche ort für einem Erker
usgefcheiben , die mich doch nie babend wellen berichten ‚und mich emıpfo-
len zü faben re, welches offenlich mit den. bünden ftrytet. Ich zäl es ouch
RS
nit us zorn oder ufheben, finder zeige ümer musheit us ganzen trüwen au,
daß die erleene mich nie anderſt gefchriben haben weder zu rettung bes ma-
zen gottesworts, das ich predige und nimm on alles wider umbin fohlaben,
on allen fiyß der ufruͤren. Darum , gnädige günftige liebe herren ! ermeſſend
um gottes. willen , daß ich allein nach friden ftell , aber nach dem friden, der
mit dott ift; dann wie vil habend mine herren von Zürich um fridens
willen getragen, wie vil ih? Darzuͤ ermeflend, daß wir in gar keinem
artikel des gloubens um ein haar von cinandren ftond; fo ik ie aller unf«e
zer ſpan allein von üfferlichen Dingen , die von den menfchen find ynaefürt,
ja vom papſt, dem waren widechrift. Duch daß Faber mine herren von
Zürich in finer gefchrift gar unfüberlich befprengt, als wann fy in die grö⸗
ſten ketzeryen gefallen ſygind; und daß allen, denen Faber dienet, nüt kufl-
barlichers gegnen möcht, weder daß wie mit einander zwiträchtig und zu
krieg kämind; welchs ich on zwyfel forg folgen wurde, wo ich gen Baden
käm. Ir mögend den frefel unfers kriegsvolks in einer" eidanoßſchaft erwã⸗
gen, der leider durch mengerley muͤtwillen fo groß iſt, daB im ouch nüt
ze vil wurd. Was wär es, daß ich glych mit fo vil knechten ze Baden
wär, als miner herren gebiet vermöcht? Ich wurd mich deß übel fchä-
men. Und reizend földye manner .ouch alle fygend meer zuͤ rumoren weder
zu friden. Wie vil wäger iſt es dann, jr erkieſind einen anderen vlatz, alt
dero ich. mich emboten hab, einen; dann gen Baden komm ich keins wegs.
Und ob man mir glych ſoͤlche ficherheit in die ougen ſtellte, daß ich daran
keinen zwyfel önnt-haben; dennoch wöllt ich nit dahin; dann cin fo ernflicher
handel ift, diewyl die welt geftanden , nie an ein fo kleinfuͤg ort verfüst.
&s: gebörend groffe namhafte ftarfe ftätt zuͤ folchen dingen.. Zü Baden bat
man gewont wolluft ge haben und frölich fon, und .nit fo tenttlichen bänd-
len warmemen. Bo aber die ftätt, die ich fürgefchlagen hab, ie keins wegs
angenonmen ouch Pie artikel, die ich anzeigt hab von nöten fun; muß ich
ie darab nemen, daß die fach an etlichen enden brefthaft fye. Dann, fül
lend darum alle ort , -vorus mine herren bon Zürich , die fo gemeine ge⸗
fpeäch allwegen gern hättend im jrer ftatt gehebt, gen Baden verliferet wer»
ben, oder aber nit, daß ſolchs wenig ort angelchlagen babend ; fo ik aut
ze merken , daß die angft an andeen ligt, weder wir vor.züfebend. Ich
flach die zwey verdreften ort und ſtätt für und verding , one welche Bein
hriftenliche difputation gehalten werden mag , und demnach die- mut berümte
ſtatt Sant Gallen. Und, giltet alles nüts, fo müß ich miner herren oder
minethalb ie merken, daß etwas. meinens darby iſt; vorus fo die zilſtau
sen Baden ouch nit von allen denen: orten , die in bie diſputation verwilli⸗
get Habend., funder mit einem vorgricht etlicher orten gelegt it. Ya, die
Ding alle erman ich üwer wusheit mit eenft ze beteachten; damit müzid fo
fchimpflich gehandlet werd, das zuͤ fpott oder unfeid diene. Ich warn ouch
die , daß, fo oft Egg und Faber mich [in] der difputation, die mir der fünf
srten halb fo ungemein ift, anruͤren wurdind, daß ich die warbeit für umd
-
Schriften betwefiend die.Difputation zu Baden. 459
für an'n tag bringen und wider jre unberftänd ze fechten genötet wurd.
Deßhalb ich mich nit laß. verdingen zu fchmugen gegen den goticd- und
einer loblichen eidgnoßfchaft fugenden , und ſoͤllt ich jnen in einer hüle ant⸗
wurt ſchryben; der doch funft alle menfchen zu friden und rüm reizt, und
mich näts nie befümmeret, dann wo ich fi), daß widerſpan wirt fürge-
nommen mit nachteil der warbeit. Mine herren noch wir ze Zürich van
fend feinee diſputation. Es hat ouch vicarius zum türeften anzeigt ı.
zimme den bifchofen keins wege difputationen ze halten, Hat ſich nun ie
leer geänderet , fo ift ſy nit us gott. Dann, hat es jnen dozumal nit zimmt,
und zimmt jinen iez, müß eintweders iv leer oder ſy geänderet fun. Noch
embät ich mich mit mälfigung miner herren an frömde ort denen , die mi»
nen herren: da nit hand wellen zu willen werden, da ſy es billicher weder
an keinem ort uf erden gethban hättend. And fo das alles nit helfen mag,
mus ich gott .Laffen walten ; der wirts alles fchlecht machen. Den bitt ich
alle tagı daß er üweren fand, o gnädige herren! welle in finem willen und
anaden erhalten und fines Liechts nienen entrouben. Alſo hab ich üwer
wysheit fry anzeigt, woran alle mine anligen hangend. Es ift ouch aut un
der fründen, daß man bie warheit harus ſag. Verſech ſich ümwer wysheit
zuͤ mir keins andren, dann das zuͤ eer gottes und einer loblichen eidgnoß⸗
ſchaft ſammt ganzer chriſtenheit diene, fo lange gott anad gibt. Verzuhend
mir und vernemend alle ding im beften, darin ſy ouch befchehen find ; dann
ich keins wegs urſach geben will 34 ungnad und unfriden.
Gaeben 10. tage may MDXXVI.
Unser eerſamen woche williger
Huldrych Zwingli.
Ich gab nach bollendung diſer geſchrift erſt vernommen, daß uf den
tag allein die acht ort zemmen kommind. Uf das iſt min ernſtlich bitt,
üwer wysheit welle diſe min geſchrift ouch im anfang der diſputation ver⸗
defen laſſen in byweſen der orten, die da ſyn werdend.
8.
Auf den Vortrag der Zürcher-Gefandten antworteten die Geſandten
der VII Baden regierenden Orte dem Ratte von Zürich den 12. Day 1526:
„Um zu Friede, Ruh und Einigkeit des Sfaubend zu kommen, haben
die Dete vor kurzen Tagen eine Difputation zu Baden halten zu laſſen
beſchioſſen. So nun Meier Ulrich Zwingli, Prödikant zu Zürich,
nicht der Wenigſte fondern. dee Vornehmſte iſt, der folche neue Lehre .
zu Zürich geptedigt ; auch ſonſt allenthalben in unferer Eidgenofienfchaft
mit feinen Schriften und gedruckten Büchlein gepflanzt und ausgegoffen
bat. Darum wie unfere Tieben Eidgenoflen vorher und auf diefem
Tag zum hoͤchſten anfuchen und bitten, daß fie Zwingli und andere ihre
Praͤdilanten und gelehrten Leute in ihrer Stadt und Gebiet auf dieſe
460 Schriften betreffend die Difputation zu Baden.
Difputation zu kommen anhalten, umd ihre Botſchaft dazu vervrdnen.
Da fie fich fo oft erboten haben , fich eined Beſſern aus heil. Schrift
berichten zu laſſen, fo dürfen fie die unier Begehren nicht abſchla
gen, um zu vechtem Verſtand und, zur Einigkeit des Glaubend wieder
zu kommen. &ie verfprechen ein freu, ficher Geleit fuͤr Zwingli mb
ale Mithaften und gelehrten Leute feiner Parthey in der beiten Form,
als fie können; doch mit dem Anhang, daß fich jedermann gleitlich
halten folle ; und fo die von Zürich einen Mangel daran finden fol-
ten, wollen ſie es aufs kraͤftigſte ausfertigen und gegeben haben in Kraft
dieſes Briefs. Wollen auch in Stadt: und Graffchaft Baden für ale
Sicherheit ſorgen, und wollen, wenn Zwingli und die Seinen dem
Geleit nicht trauen , den Landvogt von Baden ſammt 20 oder 30 Mann
gen Zürich fchicten , die ihn gen Baden vergleiten und verhüten , dei
gleichen: zu Baden, und nach Vollendung aller Handlung wieder gen
Zürich an ihre Gewahrfame führen und verhüten ſollen, dag das Geleit
treulich an ihnen gehalten erde. Auch haben wie mit unſerer Lieben
Eidgenoffen Boten von Zürich geredt, und fie und rathfchlagen helfen,
ob an ſolchem Geleit nicht genugfam waͤre, wie man doch folch Geleit
verfehen und machen möchte, daß der Zwingli ſich begnügen ließe.
Solches unferd uͤberfluͤſſigen Erbietend wollen wir hiemit in Kraft die
ſes Briefs und bezeugt haben. Die vermeinten Urſachen, fo die Herren
von Zürich. in ihrer Inſtruktion vorgehalten , warum der Zwingli nicht
gen Baden kommen will, Taflen fie in ihrem Werth fliehen, und werten
fie an ihre Herren und Obern langen laſſen; achten fie aber überfäfjig,
und Hoffen, unfere Eidgenofien von Zürich und Zwingli werden fich
an unſerm überflüfigen Erbieten genügen laſſen, und folche Difputation
zu Baden unbefucht nicht Taflen. — In aller Nahmen befiegelt von
Herren Eafpar von Müllinen, Ritter, dei Raths von Bern,
und Gilg Rychmuth, Alt-Landammann zu Schwyz.
—
Das gleit, dag die VII ort gen Züri gſchickt.
ir, difer nachbenämten orten der eidgnoßfchaft, namlich Bern, Luzern,
Ari, Schwyz, Underwalden, Bug und. Glaris, ratsboten, iez uf dem tag
in nachgeſchribner fach mit vollem gemalt zü Baden in Aergow verſammlet,
befennend und thünd fund alfermenglichem mit difem brief. Demnach fur;
verructer tagen durch unfer herren und obren von wegen der merklicen
ſchweren löuf, ouch zweyung und widermärtigen verſtands des heiligen gött-
lichen gotteworts und unſers waren chriſtenlichen gloubens, fo iez leider an
vil orten und enden in unſer eidgnoßſchaft vor ougen ſchwebend, nach vil
Schriften betreffend die Difputation zu Baden. 463
gefchrift, minen herren zügefchicht , aber mich antreffende, mit ernft und
ryfer betrachtung verleſen laſſen und ermeſſen, daß ich keins wegs wider,
ſunder an einer diſputation bin, aber den platz keins wegs erlyden mag;
als ich ch in der antwurt berichten will. 2
Erſtlich nimmt üwer wysheit für einen ungang : wie fich mine herrem
allweg emboten habind ze berichten laſſen ze. Iſt war, ich hab mich deß
ouch allmeg emboten, und embüt michs noch hütbytag, und diewyl ich Ich.
Aber nieman kann fagen, daß fidy ieman emboten hab, wohin ein ieder
welle ; ‘oder aber ich müßte on zwyfel dem bifchof von Eonftenz uf Gott⸗
lieben ſiner bericht loſen. Hierum kann man uns wol mundlich zü Zürich
berichten, oder mit gſchrift wo man will, und wir zuͤ Zürich antwurt
geben; mie dann vormal ouch dem bifchof von Coſtenz von der meß und
bilden wegen antwurt in gſchrift ggeben iſt.
Demnach embictend je üch des gleits uf mich, mine mithaften und
alle, fo ungfarlicher wys mit mir kommind. Alſo lutend Üüwere eigne wort.
Hie will ich gern von üwer wysheit hören, wer doch erkennen müßte, wel⸗
ches ungefarliche wys ſye oder nit? Iſt nit das allerbillicheſt, die acht ort
darum erkennind? Und da mögend die fünf ort allweg das meer haben.
Käm ich nit ſoͤlchen weg aber under den awalt der fünf orten? Und dem⸗
nach folgte unrat darus ? |
Zum dritten embütend jr üch gleits In der höchtten Präftigeften und
beften form , fo wir thuͤn föllend , konnend und mögend. Alſo ſtond üwre
wort. Diſe wort thätind mir nit gnuͤg, ob ich glych gen Baden wöllte.
Urſach: Ich weiß, daß alle, ſo des papſts kilchen anhangend, ſchryend:
ich ſyg ein ketzer; deßhalb fülle man mir nit gleit geben; mo man mirs
ber ie gebe, fülle man es darum thin, daß man es nit halte, funder mich
us miner gwarfame damit bringe: Denn wäre gar batd gefprochen : Mar
fol, man kann und mag jm nit gleit geben, dann er ift ein ketzer; Leßs
halb unfer gleitgeben nit kraft haben mag.
Zum vierten thuͤnd je ouch erſt diſen punkten darzü : doch mit dem
anhang , daß ſich iedermann gleitlich haften foll. Welches zwar ein gemeiner
artikel iſt, wo nit gfar ift: Aber mir wäre er gar nit ang 3e Baden. Dann fo
bald ich nun reden müßte: Der papft ift der antchrift; wurde über mich
asfchrumen: ich hätte ungleitlich geredt; und wurd demnach befanntnuß
darum aber in der fünf orten meer ton das mir allweg ungemein I.
Zum fünften wellend je verfehen in der ftatt und graffchaft Baden, daB
ich fammt minen mithaften gebürlich und geleitlich gehalten werde. Ant⸗
wurt: Wo aber das nit befchähe; ftünd, es nit aber in erfanntnuß und meer
der fünf orten ?
Zum fechsten fülle der landvogt ze Baden mit 20 oder 30 redlichen
frommen mannen gen Zürich geſchickt werden, daß fo mich dannen gen
Baden beleitind ıc. Gilt alych als vil ale vor; dann ich käme In gmalt dee
fünf orten, wie gnüg iſt anzeigt. Statt und Tandfchaft Baden vermöcht nit
(0 Hil, daß ein einiger us den fünf orten üzid um fü gäb. Darzü habend
je iez nit gehandfet, wie vormal verabfcheidet ift zu Einfidlen. Da fkünd im
abfcheid ein fölche meinung: daß wo ich nit vermeint ficher ze fon, möche
Nnd mine herren ein zal Inechten mit mir ſchicken, die mich bemartind. Wie
fihte nun zemmen: Die mäfligung der Dingen foll an den fünf orten ton;
*
462 Schriften betreffend die Difputation zu Baden
und beiten form. geftellt mag werden, hiemit ouch ggeben haben in kraf/
dig briefs. Wir wellend ouch bie in der ftatt und der graffchaft zu Bo
- den. dermaß fürfehung thün, an lyb und güt verbieten, und dermaß der⸗
forgen und handlen, daß ungeswoflet an meiftee Uolrich Zwinglin , och
finen mithaften und allen denen, fo uf unfer vergleitung kommend, fü-
lich unfer gleit trüwlich, eerberlich und frommklich gehalten, und dabztz
geſchützt und gefchirmt füllend merden. Und zu vollkommner verfichrung
fo. babend wie uns uf difem tag gegen unferer lieben eidgnoſſen von 35
rich fandboten de erboten, und erbietend uns deß noch in fraft diß brieks:
Db meifter Uolrich Zwingli und fine mithaften fÖlichem unferem gfeit nit
vertruwend, fo feer ſy denn begerend, fo weilend wir unferen landwegi
34 Baden fammt 20 ober 30 frommer redlicher mann gen Zürich ſchicken
die in herab gen Baden vergleiten und verhuͤten, desgluchen zu Baden,
und nad) volfendung allee handlung widerum gen Zürich an je gwarfame
füren und verhüten follen ; damit das gleit kommlich an inen gehalten wer⸗
den foll. Darzu fo habend wir mit unſerer lieben eidgnoſſen von Zürich
boten geredt a), daß fy zu uns fi itzind und ratſchlag belſind thuͤn, ob an
ſolichem gleit nit gnuͤgſam wäre, wie und in was gſtalt man doch ſolich
gleit verforgen und: machen möcht, damit der Zwingli fich benügen Tick.
Sölichs unfers überflüffigen erbictens wellend wir uns hiemit in Eraft diß
briefs bezügt haben. Wir laffend ouch die bermeinten urſachen, fo unfer
eidgnoflen von Zürich boten inhalt jrer inftruction ung fürgebalten , Darum
der Zwingli nit gen Baden kommen will, in jrem wert flan, an unfe
herren und obren langen ze laſſen; wiewol wir achtend, dad fülidh jr urf«
chen gar weder ftatt noch füg angefehen unfer herren und obren, ouch un
fee überflülfig erbieten ; ſunder noch dafiir achtend und haben wellend, unſer
eidanoflen von Zürich, ouch meifter Uolrich Zwingli und ander fin mithaf⸗
ten werdind an ſoͤlichem unſerm geleit und überflüffigen erbieten für gut ba-
ben , und fülich difputation zu Baden ungefücht nit laffen. Und des zü
mwarem urkund fo habend die edlen, firengen , frommen und wufen, .berr
Caſpar von Müllinen , ritter, des rate zu Bern, und Gilg Kychermuͤt alt
londammann zu Schwung , beid fandboten uf difem tag, jre eiane inſiglen
in unfer aller namen offenlich gedruckt in den brief, der ageben ik zuͤ Ba⸗
den uf den 12. tag des monate mayen anno MDXXVI,
—
Zwinglis antwurt über dag zuͤgeſchickt gleit.
Den frommen, feften, fürfichtigen , eerfanten, wyſen, gemeiner eidgnoſ⸗
fchaft boten, uf den 12. tag may und darnach zu Baden verfammicen,
finen gnädigen lieben herren, gnad und frid von gott bevor !
Fromme , felte, eerfame , wyſe, gnädige, liebe herren! Ich bit
üch aber zum alferdeungenlichften , je mellind min antwurt, üch uf dic
a) „Deß Habend fich die boten erſt emboten, nachdem ſy vorhin alle ding sur die
von Zürich angefchlagen Hattend. Do ward zefejt. den boten nũt empfolen ins gleit ze
handlen; dann fo by den anfchlägen nit gefeffen warend. * Anmerkung am Rand,
ohne Zweifel von Zwingli.
Schriften betreffend die Difputation zu Baden. 463
gefchrift, minen herren zügefchidt , aber mich antreffende, mit eenft und
ryfer betrachtung verleſen laſſen und ermeſſen, daß ich keins wegs wider,
ſunder an einer diſputation bin, aber den platz keins wegs erlyden mag;
als ich ch in der antwurt berichten will.
Erftlich nimmt üwer wysheit für einen ungang: mie ſich mine herren
allweg emboten habind ze berichten laſſen sc. Iſt war, tch hab mich deß
ouch allmeg emboten, und embüt michs noch hütbytag , und diewyl ich leb.
Aber nieman kann fagen, daß fich ieman emboten hab, wohin ein ieder
welle ; ‘oder aber ich müßte on zwyfel dem bifchof don Eonftenz uf Gott⸗
lieben finee bericht fofen. Hierum kann man uns wol mundlich zu Zürich
berichten, oder mit gfchrift, woman will, und wir zuͤ Zürich antwurt
geben; wie dann vormal ouch dem bifchof von Eoftenz bon der meß und
bilden wegen antwurt in gſchrift ggeben iſt.
Demnach embietend jr üch des gleits uf mich, mine mithaften und
alle, ſo ungfarlicher wys mit mir kommind. Alſo lutend üwere eigne wort.
Hie will ich gern von üwer wysheit hören, wer doch erkennen müßte, wel⸗
cheg ungefarliche wys fye oder nit? ft nit das alferbillicheft, die acht vet
darum erfennind ? Und da mögend die fünf ort allmeg das meet habın.
Käm ich nit ſölchen weg aber under den gwalt der fünf orten ? Und dent:
nad) folgte unrat darus?
Zum deitten embütend jr üch aleits in der höchſten Präftigeften und
beften form , fo wir thün föllend , könnend und mögend. Alfo ftond üwre
mort. Dife wort thätind mir nit gnuͤg, ob ich glych gen Baden möllte.
Urſach: Ich weiß, daß alle, fo des vapſts kilchen anhangend, fchruend:
ich f9g ein ketzer; deßhalb fühle man mir nit gleit geben ; ; mo man mird
äber ie gebe, fälle man es darum thün, daß man es nit halte, funder mich
us miner gwarfame damit bringe. . Denn wäre gar bald geiprochen : Man
fol, man kann und mag jm nit gleit geben, dann er ift ein ketzer; deß
halb unfer gleitgeben nit kraft haben mag.
Zum vierten thünd je ouch erft difen punkten darzuͤr doch mit dem
anhang , daß fich jedermann gleitlich halten foll. Welches zwar ein gemeiner
artikel iſt, wo nit gfar.ift: Aber mir wäre er gar nit gnuͤg ze Baden. Dann fo
batd ih nun reden müßte: Der papſt ift der antchrift ; wurde über mich
geſchruwen: ich hätte ungfeitlich geredt; und wurd demnach befanntnuß
darum aber in der fünf orten meer ton das mir allmeg urigemein if.
Zum fünften wellend jr verfehen in der ftatt und graffchaft Baden, daß
ich fammt minen mithaften gebürlich und geleitlich gehalten werde. Ant⸗
wurt: Wo aber das nit beſchähe; fund, es nit aber in erkanntnuß und meer
der fünf orten?
Zum fechsten ſoͤlle der landvogt ze Baden mit 20 oder 30 redlichen
frommen mannen gen Zürich geſchickt werden, daß fü mich dannen gen
Baden beleitind ꝛc. Gilt alych als vil als vor; dann ich käme In gmalt der
fünf orten, wie gnüg ift anzeigt. &tatt und landſchaft Baden vermöcht nit
fo vil, daß ein einiger us den fünf orten üzid um ſy gäb. Darzü habend
je iez nit gehandiet , wie vormal verabfcheider ift zu Einfidien. Da ftünd im
abſcheid ein ſoͤlche meinung: daß wo ich nit vermeint ſicher ze fon, möch⸗
tind mine herren ein zal knechten mit mir ſchicken, die mich bemartind. Wie
fihts nun zemmen: Die mäfligung der dingen foll an den fünf orten ſton;
464 ‚Schriften betrefiend die Diſputation zu Baden.
ouch ſoll mich der antoogt befeiten ; und mine berven mögind mich mi
jren knechten beleiten?
Zum ſibenten habind je miner herren boten gebeten, daß ſy mit üch
nider ſitzind, und ein form des geleits zum allerbeſten mit üch fegind.
Antwurt: Es- bedarf gar keiner form. Hörend je nit, daß mir der platz
nit gemein if? Kurz mit ofinen worten: Ich will an kein ort noch end,
da die fünf ort Luzern, Uri, Schwyz, Underwalden, Zug einigen gwalı
mögend haben. Und ob je die difputation , als ich hoff, gen Zürich, Bern
oder Sant Ballen legtind, will ich denn erſt laffen von verfihrung vor den
orten reden, wo ich Durch je gebiet faren müßte.
Zum achten wellend jr üch in kraft diß briefs bezügt haben, glych als
ob ũwer wysheit neifwas vor jro habe, vor dem fy je eer welle bewart ba
ben; oder wie jr das wellind meinen befts verftands. Laß ich biyben. Ich
wili aber: üwer wysheit bie mit difer gſchriſt ouch gern, mit verbefrung
miner herren, gewarnet haben: föllte die einigen weg zu nachteil dem wa⸗
ren gottswort, das ich leer, und minen berren und mir mid) dafür wellen
usgeben, fam ich bie difputation gefchohen , fo ich doch alfein dem plag
ſchüch us urfachen , wie ie; kommen wirt; fo wöllt ouch dife min gſchrift
und die nächften, by miner berren boten üwer wysheit überfchidt, im drud
laflen usgon, und allenthalb bin, wo ich möcht, verordnen; damit meng⸗
lich ſehen möcht, weß der unglimpf ſye. Ich bin keins dings giriger dann
einer feyen difputation, doc) mit denen geftalten, mie ich erftlich in ber
geichrift an üch hab laffen langen. So nun jr die nit wellend an gemeine
ort legen , die ich üch fürgefchlagen, funder mich mit dem platz verdacht
machen, fam ich mir by miner leer fürchte; wird ich ie genötiget ſölchen
argen won abzeleinen, und büt hierin allen , die fich damit wölltind mci-
nen verlegt werden , recht in dem ort, da ich gfeflen bin, namlich Zürich,
nach inhalt der bünden.
Zum nünten laſſind je miner herren urfachen , die fo anzeigt habend,
fon ; wellind die an üwere herren bringen. Doc fo bedunkend ſy üch me-
der ftatt noch füg haben. Für das erft: Thünds. Zeigend miner berrm
urſach getrüwlich an, darum fy mich nit gen Baden fchiden wellind ; ſo
hab keinen zwufel, je werdind vil frommer lüten finden, die wol feben
werdind, daß fy mit redlichen , warhaften | fridlichen dingen umgand. Fürs
ander, ſo thuͤnd ſo wol, und zeigend ouch mine urfachen an, die al und
iede in funders ftarf gnuͤg fi fi nd, nit die difputation ge hindren, funder den
plaß ze verändren , mie oft gnüg gehört. Und find diß die urſachen:
1. Kein platz ift mir gemein, da die fünf ort obren gwalt habend.
U. Urſach: Dann die genannten ort habend mich einen ketzer geſchol⸗
ten, usgeſchriben, min leer verworfen, brennt, mich gefchmächt vor ver⸗
börung aller dingen.
11. Und iez, in mitten dem fo allenthalb bin, ſchrybend fg mich für
sinen ketzeriſchen, verfürifchen , ufrürifchen sc. us; als gen Chur und die
den bünd und anderswo bin befchehen. Iſt ein offen vorgricht,
IV. BSezügend fich ouch die difputation nit darum angelchlagen baben,
daß fy von jrem alten ‚glouben ſtan, funder weg füchen wellind , durch bie
fü den Zwingli gſchweigind. Iſt ouch ein offen vorgricht, Mag ouch cin icder
z
GScriſten betrefend die Difpntation zu Baden. 465
gedenken, mas mir da ze hoffen und vertruwen fie, da man weg füchen
will mich ze aefchweigen, und nit bericht ze geben oder nemen.
V. Habend. mich genannte ort empfolen anzenemen , das. doch wider |
Die bünd iſt; wie follt ich mich denn im gleit an ſy laſſen?
VI. Habend die genannten ort ſich by jren eiden verbunden den glou—
ben zuͤ durächten und fehen, den ich predigen.
VII. Habend ſy mit Fabern oder Eggen erſtliche anſchläg gethon von
der diſputation wegen, die doch unvartyig ſyn ſollt, und das hinder minen
herren und mir. Und hat aber dero einer, namlich Egg, offenlich geredt;
wir eidgnoffen fugind all fügbyer; darum [daß] unfer vordren landefrieg
angehebt, und mit gottes hilf gefiget babend. So fy nun die zween grofien
päpftler , fygend und. fchälker einer loblichen eidgnoßfchaft, erſt gu dem allem
die bochberümten zc. nennend, fich ich wol, wie ſcer der haß über mid, ges
wachſen ift.
VII. Laffend fy die ſchandlichiſten gſchriften Fabers und Eggen fey
wider mich feil haben, leſen; ferggend ouch die uf den tagen hin und wi⸗
der; und mine antwurten wellend ſy weder hören noch ſehen.
IX. Zum nünten hab ich. mich vor zwey jaren gegen Eggen und
menglich ufgethon, daß ich keins wegs weder gen Baden noch Luzern welle;
noch fo ift die Difputation wider miner herren wüſſen und mit wüflen Fa⸗
bers und Eggen am den platz gelegt, den man vor zwey jaren wol verſtan⸗
Den bat ungemein fon; darus:uffag und ratfchlag zu nachteil minen ber»
ven und mir billich ermeflen wirt. Ja difee urfachen ift ein iede befunder
vor eim ieden frommen, als ich hoff, groß und rechtmäflig gnüg , ich ger
ſchwyg, all mit einandern , mich ge entfchuldigen, nit der difputation funder
des plakes, den man minen herren und mir mit gwalt uftrechen will; fo
Doch ich vil die gemeineren pläß fürgefchlagen hab, und dag by guter zyt.
Die und ander urfachen zeig ich üch, gnädige liebe herren, an, daB
ich üch güter meinung warne, daß mich nieman fürgeb , als ob ich die diſpu⸗
tation entfige, funder allein den platz. Was ligt dann dran? Aendere man
den platz, in die ich hab anzeiat, fo wirt man fehen, ob ich die diſputation
fürdht oder nit; dann wo etwas in ſoͤlchem durch Fabern und Eggen föllte
fürgebracdyt werden , das nit chriftenlich fun, wurd ich keins wege unmwiders -
ftritten laſſen. Hierum, gnädig lieb herren, wellind um gotts willen ernſt⸗
lich betrachten , was ze friden, nit was de nachteil min dienet. Ich wird
ſchlechtlich, da fo vil uffages iſt, in fein blinde facy nit gon. Es find ouch
allmeg in üwerem gleit die dry treffenlichiten punkten usgelaflen:: daß allein
bibliſche afchrift der brunn und grund fon fölle; daß man keinen richter über
gotted wort fegen ‚welle;. und von allen artikien, die iez treftenlich im ſpan
ftond, fry unverholen ouch difputieren welle. Deßhalb, obglych der platz
geändret, wurd ouch not ſyn die ding eigenlich ze beftimmen. Aber end»
lich darf es weder von gleit noch artikien ze reden, wenn man die difputa-
tion überein ze Baden haben will. Ych will nit Baden. Betrachtend allweg
bieby, wie fo bald unruͤw entftanden, und fo fchwarlich hingenommen wirt ;
und daß ung die päpftler billich argwönig föllend fon. und curtifonen, Die
ouch gemeine eidgnoflen abgeſtellt habend ; vorus die ab der art, dannen
Egg und Faber find. Gott fende uns gnad und einigkeit nach finem willen!
Zwingli's fümmtl. Schriften LI. Bds. -2. Abthlg. 0
466 Schriften beireffend die Diſputation gu Saden.
Amen. Verſehend üch allweg zuͤ mir, als fich zuů eim getrilften chriſten
und eidgnoſſen ze verſehen iſt. Ggeben Zürich 16. tags may MDAXVI.
Uwer eerfamen wysheit allzyt williger
Huldruh Zwingli.
Donſtags vor Pfinaften (17. Day) ertheilte der Rath von Zürid
feinen Sefandten zu Baden eine zwente Inſtruktion dag uͤberſandte Geleit
betreffend: „Wir laſſen es bey der gegebenen Antwort der Difputation hal:
ben bleiben , weil der mindefte Artikel derſelben genugfam iſt, daß wir und
unfere Praͤdikanten nicht auf die Difputation nach Baden fommen. Ihr
fott den Eidgenoffen fagen , wie der jetzige Praͤdikant zu Baden am nid:
ſten Sonntag geprediget habe: „Es fol niemand gedenken , dag man da⸗
rum diſputiren wolle, dag wie Chat fich felbft gemeint) von unſerm wahren
chriſtlichen Glauben ftehen , fondern darum, dag man die, fo von um
ferm wahren chrifllichen Glauben gefallen find, wieder weile denfelben
Glauben anzunehmen. Es bedürfe auch nicht weiter geweist zu werten,
denn es fen erwieſen.“ Mir wiederholen unfere Erklärung: Wer
und eined Beſſern aus Altem und Neuem Teftament beweiien kann,
dem wollen wir folgen ; dabey laſſen wir es fliehen. — Auf Dr. Edi
Erbieten, mit Zwingli zu Quzern oder Baden zu difputieren , haben wir
zwar befchloffen , Zwingli weder nach Luzern noch nach Baden zu ſchi⸗
den; aber Ef eine freundliche Schrift und fichered Geleit genhidt,
zu Zürich mit Zwingli zu diputiren ald an dem Ort, wo wie we
führt ſeyn ſollen, und aus göttlicher Schrift Alten und Neuen Teile
ments. Da bierauf niemand fommen, fo find wir nach Inhalt des
Alten und Neuen Teftaments im Nahmen des Allmächtigen fürgefahren,
und werden mit der Hilf Gotted ben feinem göttlichen Wort bieiben.
Es fen denn Sache, dag und jemand Beſſeres beiehrte und bewieſe aus
demjelben , welches wir erwarten wollen ; und wozu wir nochmahlt «ik
©elehrten zu uns einladen, Schuß, Sicherheit und Geleit ambieten.
— Die Boten follen diefe und die vorige Inſtruetion, desgleichen die
beiden Briefe (vom 10. und 16. May), fo Zwingli ihnen jegt gen Baden
geſchickt hat, vor fich nehmen, erlefen und ihren Herren und Oben
mittheilen, und das Ausbleiben nicht zu Argem aufnehmen, da wir en
Gott bezeugen , daß es nicht aus Verachtung gefchehe. — Und erbieten
ſich alles, was die Bünde vermögen , treulich zu halten. —
Den 18. May antworteten die Befandten der Orte: Es fenen viel
gelehrte Leute fchon zu Baden. Obſchon der Zwingli nicht Tomme,
gehe die Difputation doch vor. |
a
Schriſten beireffend die Difputation zu Baden. 467.
Auf die Verteidigung Zwinglis gegen Fabers „Sandbrief” ant-
wortete dieſer mit einer neuen Schrift unter dem Titel:
„Ein freundliche gefchrift doctor Johann Fabri an Uolrich Zwingli,
maifter zu Zürich, darin angezeigt wurdet, wie Zwingli unbillicher weiß
und on gnügfam urſach uf angelegte difputation nit Tummen will. —
Psal. CXVIII. Esaj. IV: Verbum domini manet et stabit in
æternum.“ — Eine Drudichriff von A Bogen in 4. ohne Angabe ei⸗
ned Drudorted oder eined Datums, oo. Ä
Dieſer Scheift ſetzte Zwingli folgende Antwort entgegen , welche
am 15. Muay gedrudt erfchien. Latiniſch Opp. II. 591, a— 597, a.
Aus Faberd Schrift haben wir diejenigen Stellen, worauf Zwinglid
Gegenſchrift fich bezieht, ausgezogen und unter den Tept der Tegtern -
gef. | |
Die ander gefährift Zwingling
| an doctor Johannſen Faber. J |
Die gibt antwurt über die widergfchrift der epiſtel,
die Zwingli an die XII ort gmeiner eidgnoßfchaft am 21. tag aprellend
ggeben bat im MDXXVI. jar.
Allen hriftgläubigen , vorus denen, fo in einer Loblichen eidgnoßfchaft
dem evangelio gottes gloubt habend, embüt Huldrych Zwingli gnad und
seid von gott mit flandhaftem verharren und gwüfler hoffnung , gott werde
die ungüten ratfchläg Fabers und aller gottsfngenden zuͤ nüt machen. Lieb⸗
ften bruder und fründ!. Es foll-ung hit weich machen , daß Faber und fin
buf on underlaß nit allein widerſtond der warheit, funder ouch dero ver⸗
fünder und leerer mit alldn, das fy vermögend, umzebringen trachtend,
gott geb, welchen weg das vollbracht möcht werden ; funder wir föllend da⸗
tan frolocken; dann dife vilfaltigen widerſtänd find ein’ offen. zeichen ı daß
wir dem gelobten land nach find. Es vfufend alle päpſtler uf dem lezten
löchlin; darum ſind ſy fo ungeftüm. . Thuͤt inen ouch not; man will das
heilſam fleiſch Chrifti Jeſu, das für uns geftorben und deßhalb allein heile
(am iſt, das aber fy uns dichtet babend Inblich geeffen werden, nümmen
h dem wert bon inen weder empfahen noch koufen. So nun Faber under
denen für ander fo unrein gumpet! und dröwt, bedörft es wenig antwor⸗
tens; dann er thuͤt ſich felb fo hübſchlich dar, daß ein ieder verſtändiger/
ich gſchwyg/ glöubiger, wol fchen mag, ob dach ein einige gneiftli? frommer
EEE RIESE ERRERAAEEEEAÄEEEEEREEEE
) auffpringt. 9) Füunklein.
468, Eihtien hetreſſend die Difputatin zu Baden.
zucht oder vwedliche in finen herzen ſye. So aber er baby mit finen gſchrif⸗
ten difen vorteil brucht, daß ee ſy befeitet nun, in welche hüfer er will;
ouch mir fy mit zuͤſchickt, bis ich ſy am märkt feit find ; und barnebend die
ort in einer eidgnoßſchaft, under .dero gwalt er mich zwingen will, weder
min gſchrift noch mine verantwortungen wüflen noch mwänen wellend; ouch
gemeine chriſten nit wüſſend, wie es ein handel bat um die diſputation; fo
muͤß ich ja, damit ärgernuß vergoumt werde, etwas lüter und verftändiger
reden , damit menglich die groffen ſchaikheit Fabers erkenne.
Es habend fich mine hreren von Zürich oft um gfpräch oder difputatie-
en in jr ftatt, mit anderftwo ze. halten mit jven predgeren emboten, ouch
dero etlich gehalten; doch allweg vor unferen eidgnoflen fölchs ze wüſſen ge
thon und den anftoffenden bifchofen , und fy zum höchſten ermanet uf jr
geſpräch ze kummen; iſt ouch das bilfich befchthen als von dem obreſten
"ort. Daruf ift jnen von den bifchofen ze antmurt worden: es zimme jnen
keins wege nit ze difputieren , es wäre dann in eim gmeinen concilio. Und
‚bat Faber ſolchs von ſines bifchofs wegen zum allertüreſten vor cerſamem
groſſem rat zuͤ Zürich geredt; das ich jm allweg fürhalt, wie jm ic
zimme ze diſputieren, fo er vormal zum höchſten uf ſich genommen, es
zimme jnen nit. Uber er laßt es allweg unverantwurt; welchs ein einig
ſtuck iſt, daran man offenlich ſicht, daß er vorteil weißt. Und unſer eid⸗
gnoſſen etlich- vorus die fine ort, habend die difputation nit allein abgfchla-
gen funder ouch darvon vermanet, und etliche jren vfaffen by pfründter-
lieven verboten darzefunmen. Demnach habend fich die feche ort, Luzern,
Uri, Schwyz, Underwatlden , Zug, Fryburg, mit einer vereinung berbun-
den by den brüchen der kilchen ze binben bis uf ein concilium; und, mo
fy band gemdgen , difputationen geweert, vorus zu Baſel und Chur, da
dennody bifchofliche fig find und kluͤge geſchickte plätz zu ſoͤlichem fürnemen.
Nebend dem allem ift der haß und ungunft über mich- dermaß gewachfen ,
dag mic genannte ort für ein ketzer usgeſchriben und offenlich an den kanz⸗
len verkünden laſſen, ouch mine bücher fo tür verboten , und midy anzene:
men empfolen habend, wo man mich betreten möcht; und Das alles on
"überwinden us der gfchrift , one alles recht; dann die bfind heiter uswyſend
daß man der dingen mit keinem burger oder landmann bruchen, ſunder rin
ieden mit recht ſuͤchen ſoͤlle in dem ort, da er ſitzt. Darzuͤ ſind vil unde⸗
denlicher reden beſchehen: ich ſyg ein ketzer; und eim ketzer ſoͤlle man da
rum gleit geben, daß mans jm nit halte. Und etliche habend wellen einen
baten nemen und mir min leben’ lang ze eſſen geben, nachdem ich gen
Baden käme. Alſo hat Faber verganges winters angbebt werben , als er
ſich felbs bekennt, wie Eunimen wirt, in der handlung einer difputation.
Und uf den tag, der im märzen gehalten ift (ich mein 135. Martii) von
der difputation wegen, habend die Fan ort, Luzern, Uri, Schwyz, Glarit,
Frydurg , Schafbufen uud Abbtzell, in ein difputation gen Baden vertwilliget;
Zürich, Bern, Underwalden, Zug, Bafel und Soloturn, die ſechs ort bat
tend nit gwalt von der difputation iid ze handien. Darum wurden?
die verabfcheidet, uf den nünten oder zehenten tag aprellens jr antwurt zu
Einfidlen ze geben; und ward uf demfelben tag erſt am 14. tag aprellent
von der difputation wegen gehandlet; und weiß noch nit, ob der genannten
cchs orten die fünfe alle jnggangen find in die difputation oder nit. Jedech
x
!
Schriften: betuefend die Difputiticn zu Baden. 169.
fo hat Faber glych am 16. faq aprellens zuͤ Züdingen fin hubfche gſchrift a)
wider mich ouch im druck vollendet, der doch‘ zum wenigeſten bat muͤſſen
am 13. tag aprellens anabebt werden: uf weldyem druck der titel aftanden.
ift, wie die zwölf ort gemeiner eidanoßſchaft ein diſputation habind ange⸗
ſehen, und find jro zwölfe; fo find jro doch erſt fo vil worden am 14. tag
avrellens. Da ſehe tun menglich, ob Faber practik hab oder nit; dann)
hat ers vorhin gwüßt, fo müßt ers durch vractik wüſſen; hat ers nit,
gwüßt, ſo iſt er lugenhaft und frefel. Ja, alſo ſtat es um den anſchlag
der diſputation. Darüber laß ich ein ieden frommen ermägen , ob ich gen
Baden kommen fölle; da die fünf ort, dero mit noch dryen Baden. ift, die
mich vormals alfo unverhört verurteilt habend unangefehen die bünd, über⸗
gwaltigen mögend; und da Fabee fo offenlich in vpractik ergriffen wirt ſchon
zwey mal; eineſt, daß er. allweg geredt: ed zimme jnen nit ze: diſputieren;
und zimmt jm aber iez; zum andren, daß er zu Tübingen gewußt bat.
am 13; faq aprellens, wie vil orten am 14. ing die diſputation wolltend hal.
ten ; und aber danebend nüt ſoll gelten ı daß ich mich embut gen Zürich,
Bern Set: Sollen. :- |
Diß min anzeigen foft mir, ob gott will, kein eidgnvß verargen; dann
es ſich alles erfinden wirt, daß ich die warheit faq; s und me ich’ da Fet, ſöllend
mich mine herren von Zürich nach verdienft ſtrafen. Sc zeig ouch bieby:
uf keine befundre verfonen an; dann ich ouch fine gewüß weiß in dem fall , die
gegen dem Faber practik gefuͤrt habind; funder ich reich allein dahin , daß
des Fabers ſyten erlernet werde vractizieren; welchs demnach ‘ze verfton
gibt, wie wol jim das bermuͤtig pochen, das er trybt, anftande. Es druck:
mich ouch Sag und Kaber mit der anfechtung des vaterlands. Sy ſehend,
daß ‚ich nit gern usbrich in ‚den Dingen , die :ein eidgnoßſchaft -anrärend;-
dann ein fromme eerberkeit und volf in einer tidgnokfchaft mögend def nüt,
wo mm beſundre lüt find wie Faber und Egg, und thündımie Faber und
Eag. Und da ich an dem ort us liebe des vaterlands verdrud, als wenn:
eim an finen Einden mißfalfe, dad er nit:wenden mag, und doch verdruckt
bn im felbe; da wänend fn denn mich »3€ ſpuͤlen und berargwonet machen,
ats ob ich ſy entſitz; drum daß ich jnen allweg mit glimpf des daterlands
geantiwurt hab, und nit gern ſag, wie es zwüſchend etlichen orten und mir
ſtande. ag ichs denn harus, wie es flat, fo druckend fiy mich den weg,
dag zuͤ diſer zyt gar gefarlich iſt ze reden; dann: zwitracht wit ee wachſen:
denn einigkeit, wo alych kein zwiſpalt iſt; und hat aber ein zyt bar etwas
blaſts gehalten zwüſchend den fechs orten und Zürich'; deßhalb ich oft, das
mich glych übel gedruckt, verkiest Hab:t Da druckend ſy mich mit fölcher
leckeren und befchißnen worten, daß es nieman: bas merken tanti weder fü,
die der fach in der confeienz mitwüſſend find. : Dann. wo us: minem ſchry⸗
ben unrat entftünde,, wär inen, und denen fü Dienend, ein maſt?; und da»
zum legend ſy uf d'wag, was der Tengel? erfragen mag. Dann, wenn
glych unrat in einer eidgnoßſchaft entſtuͤnde, wurdind die afellen nit allein
durch die finger Lachen, funder ouch fon darum erfordren. Su mögende.
wol thuͤn mit gott. Sy find zuͤ Nom gſyn, habend groß burdinen sotde
- 3) reticui. Owalter. 2) ein Freſſen, ein Vergnugen. 3) Schale.
a) Den: Sandbrief, worauf Bwingli in der vorbergehenden Schräit antwortete.
Schriften betveffend die Difputation zu Baden. ‚471
IV. Mit fo vil gfcheiften macheft du einen füchtigen us mir, dab du
ie nit all haſt mögen ins buͤch bringen ; haſts müflen an der gaſſen laſ⸗
en ſton in margine verzeichnet. Noch fo züchſt fo vil gſchrift nit an; du
ft ofter gehoben , weder ort in der gſchrift von fliehen fagend. Und mit:
enzuͤ du mich flüchtig ſchilteſt thuͤſt du es nun darum, daß du mit glimpf
lichiſt. Hie, hie bin ich zu Zürich; darfſt nit fürfaren; da warten ich
in, und hab din fo vil jaren gewartet; aber du kummſt nit. .
V. ‚Ermaneft mich der worten Chriſti: Ein ieder , der übel thüt, haſſet
as Liecht sc. Job. ILL, 20. Darum willt du nit gen Zürich. Dunn wie
‚abend gar. belle tempel; da find Teine götzen, funder die wind hübſch muß.
Uber je gößendiener mögends in'n ougen nit erlyden. Ouch ligt Zürich gegen
gang der ſonnen, Baden zu gerechnet. Da wurde dir der morgenftern, von
em 2. Petri I, 19: fat, vil ee erfchunen weder zu Baden. Die bäder
ämpfend, und fchmedt der ſchwebel, daß, wenn es dich an Die höll möchte
nanen, billich denken folltift: Es ift ein omen, daß wir päpſtler gen Buden
ummend.
VL Meint, mine füß werdind mich nit gen Baden tragen. Befchicht
m dinentwillen. Wenn id) dar käme, btibeft du nit: dann du ryteſt für
nich nider daß du nit zu mir kummſt, funder mich flüchſt; vil mee wur⸗
eſt nit biyben, wenn ich gen Baden käme, fo du mid) flüchſt, und noch fo
ce von dir bin. .
VII. Du fprichit: ich thuͤge wie Sauf, wöllte üch gern an die wand
eften. Lieber, heiß, daß es fich einmal ryme, oder wirfs zum fenfter us.
Bohin gehört das byſpil? Es gehört dir; du bift der Saul, der mich
hiechten an die wänd heften underftat. Laß's aber fon; darum flübend ir
d treffenlich binder Zürich für, daß üch nieman hefte, daß je da biybind.
VII. Zeigeſt ouch an das wort Chriſti: Wir habend üch -gefungen,
nd je habend nit gefprungen sc. Matth. XI, 17. Lieber , weldyer bat dem
nderen länger glungen ? Ich hab die und dim abgott von Rom geſun⸗
en, daß mich dunkt, du gumpiſt von böne!; aber mit der feder millt nit
anzen. Du fchiltet, ſchälkeſt und ſchryeſt gnuͤg: ketzer, verfürer! aber du
aft mir noch nie feinen artikel angerürt. Ich wirds ouch nit erleben, daß
u wider mich ſchrybiſt. Du weift wol, worum? Scis, quam sit tibi
urta supellex? Du folft fat der Mofcobiten biftorien fchryben. Olla
perculum,
IX. Ich thuͤn ouch nit wie die nater, daß ich dich nit böres aber
u thuͤſt alfo. Ich follte Dich erbarmen fo lange jar ſchryende; und haft nich
ie wellen hören; noch bürbytag höreſt mich nit; du haft den kopf feer
von Zürich vonhin, dag du mich nit börift. Ich mein, die fye, wie Da⸗
id fpriht: Die götzen habend oren, und hörend nit 2c. nen werdend
Inch alle, die ſy machend und in fü truwend. Alſo bift du, göbendiener,
uch dumm.? So vil hab ich fehimpflich uf din vorred müflen fpilen für
n hofrecht; du kummſt doch nit fo nach gen Zürich, daß ich dir eins uf
ce luten könne machen , ob dir der faulifch geift ein Elein fibrete?; er fticht
ich wol fo übel. Fürhin wilf ichs mifchlen, dag ich nit allweg uf eim fais
nn fchlabende üwer gnad mud mache. ;
2) Ben, 3 taub. 3) friſtete.
412 Schriften betreffend die Diſpnlation zu Baden.
X. Demnach hebſt Faber erft an usfluben us miner epiſtel, was dich
güt zuͤ dem lieblichen köchte dunkt, das du dinerley lüten in dem büch zü⸗
richteſt. Dann du haft din art für und für, macheſt buͤchlin, die verſchickſt
nun dinen kunden; macht, es will je ſunſt nieman. Lieber, laß ſy usgon.
Hättind wir din vordrige epiftel nit zu Zürich drudt, fo hätte mun aroflen
mangel an diner fhönen fermon. Und feßeft etliche wort under min
men , und nenneft mich meifter , den ich mich all min tag nie gſchriben bab.
Es ift aber.mar, ich bin ein meiſter gweſen biehar wie Büge ein -ritter,
reit uf eim ſtoßkarren in’n fpital (etlich meinend, er fye uf einer miſtbar ge
ritten). Du nenneft mid) wol meifter ; du gibft aber nüts um mid. Wie
lang bab idy an dir geheiffen , aeftunft und amanct, daß du eintweders
fhrybift oder mich zu Zürich mundlich berichtiſt? Du gibft aber nüre um
mich. Ich rat, du ſygiſt ouch ein mal meifter; und will ich darum nit
doctor fun. Jez hör lachen ; es ift ernft, das nun folget.
XI. Meifter Hans Schmid: Wie kannt du die frommen berem
mitbruder nennen , fo du gedachte etliche ort ſchmächſt 1c?-
Zwingli: Alle, die zum bimmelifchen vater ſprechend: Vater unfer!
die müffend mine brüder fon ; dann ich den im geift und in der warheit
anruͤf. Und welcher mich nit für finen.brüder baden will , der mag zů
minem himmeliſchen vater nit kummen. Wa⸗ gilts, das müjet dich übel,
daß du mich einen ketzer ſchilteſt, und ſichſt aber, daß du mie muͤſt lubl
machen und min bruͤder ſyn? dann ich dir gwüß ſagen kann, daß ich
den himmelifchen vater für minen vater hab. Aber du haf-cin güten ur
zug , du müft nit min brüder fun ; dann du haft dinen vater nit im himmel
funder einen allerheiligeffen bater uf erden. (Der allerheiligeft nr nun gott
fon.) Der von bimmel gibt nit bil pfeünden , dülaten cc. Was bab ich
aber geredt, dag einer loblichen eidgnoßfchaft ſchmächlich fye? Gicht, wo
din difputation uf fticht ? Verftand mich recht. Der eidanof fue, mer er
weile, ſye mir, wie fugend er welle; fo iſts gwüß, dab ich jm Dennoch
‚bölder bin, dann du allen dinen türeften feünden in einer eidgnoßfdyaft.
ZU. Meiftee Hans Schmid: Es wirt one zwufel nad dinem
und diner rädlinfürer bluͤtſluß, To wir leider verganges jars erfaren , dem
Moä die tub, das iſt, der heilig aeift, bringen das fridlich blatt.
Zwingti: Wie gedarft du, erzbluͤtegel, mid, einiges worts von
blütgieffen verzuben ? Du baft nun talame frommer propheten biüts mee
vergoffen weder Ahab und Jeſabel; ich geſchwyg, daß du und dinesgig-
chen , die man mwänet gleert fun, die durächter chriftene volks find, von, de
nen Chriſtus ſelbs redt Joh. XVIL,„2: Es kummt die zyt, daß ein ieder,
der üch tödt, vermeinen wirt, er diene gött daran. Ya; du’ bift der men-
menfchenmezgeren einer, die föliche leerend in jren räten; fürend die fürs
:ften und edien dahin, daß jro etlich mänend, ſy dienind Rott: mit ſölchem
durächten.. Du kannſt das nit löugnen; du haſts zu Ougſpurg geprediget:
es thuͤge nit gut, man lege denn die Bingen uf fdlche leerer und prediger.
Das ift us dinem biütfeäffigen mul atigefcehriben. Hör zu, wie du es meint.
Soll man es mit recht than ?_ Warum berechteft denn. nit die molgelcerten
frommen prädikanten dafelbfi , Rhegium, Kelleen, Froſchen und andre,
und bringft ſy mit recht. under die klingen? So folgt, daß du es meink
mit untat, gwalt, frefel und ufrüren. Dann truwteſts mit recht und der
Schtiſten betreffend die Difputstion zu Baden. 4713
sarheit darzuͤ ze bringen , du fpartifte weder zu Duafourg ı Um, Coſtenz
indow, Rütlingen, Eßlingen noch an keim ort. Sich iez um dich, ob nit
ie alle menſchen anfebind, mas du für einen ratfchlag mit diner rott habift ?
Yu ſichſt, dab Decolamvadius und ich us gotted Verordnung den maren
andel vom nachtmal Chriſti mit fülichen mwaften, hab und rat des göttli⸗
yen worte harfür tragen habend , und demnach die frommen zü Straß⸗
urg , Dugfpurg, Ulm, Coftenz ze, daß jr daran erfticden werdend ; meint
ber , fo feer’ich aen Baden käme, möchte Decolampadius mit feinem glimpf
sbiyben. Und fo wir nüts begiriger find denn chriftlicher und apoftolis
her underred von den ſchweren händlen , die iez vor ougen find, und ſchla⸗
end fo ſchwer herrlich fätt für; er Baſel, Zürich, Bern: ih Zürich,
zern, Sant Gallen; fo kummſt du mit Baden ziehend, da ſich allwegen
ie ungehorfamen 7 wohar ſy entrünnend, zemmen ſammlend; und vorus
3 zuͤ diſer zyt fo vil der ungehorſamen miner herren von Zürich da, ouch
d frefel find, daß ſy miner herren lüt, mo ſy da badend, mit unzucht mei⸗
end, ja ouch in jrer ſtqtt traßend, und jro etlich beſunderen unfer ftatt räten
nd burgeren abgefagt habend; was denen mit gelt züzemüten fye oder jnen
e vertrumen , weift du wol. Es ift ouch einer dafelbs , der begibt ſich all fin
:ben Lang für einen henker laſſen halten, allein daß man jn über mich laſſe
enter fon; der nun wol würdig iſt, daß: er ein henker genennet werde, aber
it daß er mich richten ſoͤle. Ya, dahin reicht din ratfchlag ; möchtiſt mit
zlichem dinem. gfind der ungborfamen einen under uns: oder beid um⸗
ringen , wurdeſts nit fyaren. Und mo du forechen wurdiſt: Dine eidgnofe
en wellend dach dir ein gwarde nnachlaflen. O ja) ich bin ein rycher herr,
ab Bes jars nit als vil ze verzeeren als ein’ gwardeknecht, und ſollt
in gwarde haben; ſchamte mich ouch ſoliches prachts übel. Sbilte man
ber ſoͤlichs minen herren zuͤmuͤten, fo iſts jinen in vil weg nit ‚se raten;
ann mo ein’ laß fo unficher it, daß man gmwardinen darf, tft gut ze mer⸗
en, daß ouch die vergoumenden in gefar kummen mögend, wö der ver⸗
‚oumt darin iſt; und ce demnach dieſelben widrum entrett, wirt eintweders
oͤdlicher krieg oder aber groſſer nachteil“ dero, die ſich nit umbſehen ha⸗
end. Zeig ich fründlich an, nit daß ich einer frommen eerberktit einer
oblichen eidanoßſchaft üzid weder aller eeren vertruwe; aber dir und dinen
üben und aller, denen gelt Lieben iſt weder warheit; recht und jr’eigen
eben ‚denen truw ich als vil, als ich mag Ich will ouch min leben nit
aran binden ; daran es ein fütcher büb gbinden gedar. Der feßt fin leben and
ſelt, und hofft darvon ze fummen. So will ich min leben an Fein fölchen
‚üben feßen, mie du bom Stoico in Gellio ein glychs findeft; oud) nit
n gefar, die minen herren ‚nachteilig möcht werden. Denn, ats du mit mir
‚öldreft: ob ich unfern eidgnoffen nit truwe? fag Ich wie vor: Fa, ich teum
nen für alle menfchen uf erden; aber dir und dem gefind nüts. Geh, daß
nie Dero einer das [chen mit afchoß oder ſtich näme, und ein eerſamkeit er:
riffe in (das doch hart beſchehen wurd; denn man rüſtet in ſoͤlichen fällen
ie flucht zum allererſten zu); mas wärs aber, fo man ein földhen glych uf
in rad faßte? Wüß, ich fchäß mich felbs türer, nit. von minetwegen fun⸗
er don mines lieben herren Jeſu Chriſti wegen , deß wort ich noch länger
ienen und ſchirmen helfen will mit allen glöubigen, und üch päpftler
argopabew (das ift, üwer luge im Hals erftedden). Du bift der brunnadren
))
478‘ Schriften betreffend die Difputation zu Baden.
: XXIII. Fragſt mich, mo ich im evangelio gelefen habe, daß man
dir oder mir ayſel geben ſoͤlle? a) Gag du an, wo haft im evangelio gele⸗
fen , daß du mich follt wellen zwingen ze antwurten anderft weder vor mi:
ner kilchen? Haft nun dis, Lind der weit, ja des tüfels Job. VEIE, 23. 44.
(alſo züchſt du afchrift an, oder nit fo ordenlich) ein difputation angehen
| fo gib ouch verficherung darzd; und das nit von minetwegen (darfft mir kei⸗
nen gufel gen Baden geben; ich will nit dar) funder um anderer frommen
oropheten willen , deren ich forg, mit vor keinem frommen eidgnoflen, ſun⸗
der bor. dir und dinem hufen.
XXIV. Die fchrobend hand Dan. V, 5. hat die geſchriben: Du
bift vorhar groß gemein. Ich bin allweg niderträchtiger Dingen aefiffen
aweſen, und noch hütbytag iſts ouch min fürnemen bis ins end. Aber du
haſt dich erhöcht; darum muͤſt du widerum harab. Luͤg ouch, obs nit uf de
reiche, under dero flüglen du gywzeſt.!
XXV. Von dem glouben, den ich leere, redſt dur, falle ich; das redft
du chen als war, als wenn din müter einift fagt: du wäriſt kin bübfcher
fnab. Ich mach ouch mic, felbs mit zuͤ eim ketzer, funder zal, daß die
ketzeriſchen büben (dero du einer bift;; dann du mich iez ketzreſt; und darf
aber nit zu mir noch an gemeine malftatt kommen, ich gſchwyg, mit mie
Rraten) mich alfo usfchryend. Und on zwyfel hoffeſt du uf ein fülche con»
elamation.
XXVI Was darfit dus fo vil teeffenlicher doctren , von denen du fo
vil bladreſt? b) Bir du doch allein der Atlas, uf dem der bimmel flat,
der alle ding thuͤn will; und kann ich nüts in der gſchrift. Wenn du gen
Zürich fummft , hab ich kein zwufel ı ich will Beine doctren von feerem be
(hidden , und dich doch offenlich mit gott überwinden.
1) quideft.
willt du nit vertrauwen ? Sich, wir verlaffen vater und müter , fchiff und gefchirr wie
Petrus und Andreas, und zichend die nach fo vil tagreis u. ſ. w. Doctor Egg und
ich werdend daher faren im namen des herren, auf güten glauben und frauen gemei⸗
ner aidgnoffen; deren fand fo ſicher ift, bisher noch geweſen, wann einer gold in offner band
dadurch gefürt, Hätte er jm nit dörfen entfigen ; und du bift alfo ungetreu. Biſt ein
groffer Grescus, argwoneſt ſtets die drey zaxa zunna, Willt fo vil eerlichen treffenlichen
aidgnoffen nit vertrauen jres gleite. Fürwar, fürwar, fag ich dir, ich wollt mit
darbey ſeyn Cund deß ſollt dich endlich zu mir verfehen), daß man dir ein har Frimmt,
und alfo mit einigem einem wort an dir das gleit brechen oder nit halten ſollt.“
8) „Sollten wir dir geißel geben nach deiner achtung, und wie du dich ſchäheſt,
wie müßtend vier fünig , als Frankreich, Engelland, Unger und Portugll, vielleicht end
den kaiſer bewerben. — Hätten die 12 boten das gethan, wie weit meinſt, Daß das evange:
lium gangem wäre? One geißel find fo, dor den fünigen und landvegten geflanden ?“
b) ‚‚ Der Bader halb fann ich dir nichts fagen ; du woltet dann deine taufer und tau—
ferin , die du felber bader und baderinn nenneft, dahin ſchicken. Aber der bifchof halb
will ich dein bürg und geißel feyn, daß fü fo ſtark nit werdend kommen, ale du meint,
mit feiblichen gerwappneten männern (def verſtand mich) weder ze roß noch ze füß. At
deß ſollt dich endlich verfehen, treffenfich geleert doctores und verfländiger vil werdend
ſy bringen, die nit blind oder einaug ſind. Vor denen kann ich dich nit ſichern diſp
tierens halb; aber feinen harlock werdend fy dir underſtan ze Frümmen; funft glaub
mie, einen feltiamen anbli wirft ſehen in deinen buͤchern und leeren.“
Gchriſter ‚beireffend die Diſpulatien zu Beben: 4176
mrecht. Ich will eim ieden, dem ich ſchuldig bin, antwurt geben; aber nit,
‚ein ieder will. Hab es ouch in dines gotts rechten ſchirm. Man ſoll mich
or miner kilchen hören, der mich rechtfertigen will. Chriſtus ſpricht: Frag
ie mich gehört habend; die wüflend, mas ich geredt hab. Alſo frag du vuch
ie filchen , die mich ‚gehört bat; oder lis mine bücher ; und, ift darin etwag
nrechts, fo ſchryb darwider ; darfſt mines Inbe mit darzůͤ. Dann wo du
aich glych umbrächtift; müßteft, das ich gleert hab, mit gfchrift umkceren;
der aber min leer: fummt us den herzen dero, die ich geleert hab, nit.
Doran aber erfunden wirt, daß du mit betrug umgaſt, fo did emboten ze
chryben und nie getbon. Aber gen Baden kummen gefiel Die.
XLV. Willt du allein die biblifchen gfcheift bruchen ; warum fagft Dis
8 nit fro harus? a)
XV. Du ſprichſt: ir wellind über gottes wort nit richter ſetzen (deß
i6 yndenk) ſunder ‚über mich und mim ketzeriſche leer. b) Das ift das dritt
fiembar ſtuck, dag du mir das bad haft. übergethbon. Dann unfer eidanofr
m habend minen herren zügefchriben von eim frimdlichen geſpräch; und
rag nach den bünden zü Baden nieman über mic, richten. Ich weiß wol,
senn man didy nun reden laßt, fo empfallt dir all din heimlichkeit. Alle
nine tin, die ich us der gfchrift leer, will ich us der gfchrift. ber
yÄaren. e I | .
—rn — —— — — —e — — — — — —— ———
ie das irrend ſchaf geiret; fo laß dich Chriſtum mider nemen uf die achſel, und dich
ragen zu der üͤbrigen chriſtlichen der aidgenoſſen herd. Sag mit David: Ich hab geirrt
sie das verloren ſchaf. Wiewol du fin nit wirdig, auch nit verdient Haft; fo wellend
ir warlich alle das beft darzis reden, und underſton güten feiden au machen; allein
aß du deine irrſal erkenneſt, deren fürwar vif fegend. Daß thi, fo wirdeſt leben. “*
a) „Meinft du, fol man dich befchwören ? Man mi rechte exorcismos und name
ich die biblifchen brauchen. Soll man dich als ein ſtark gewappneten in deinem hof
efigen, ja flreiten wider die waffen der finfternuß ; muß man haben geiftliche warfen, .
18 das fchneidend ſchwert zu beiden feiten, das ift, das war lebendig gotteswort. —
in fumma, was dir recht und zuggeben iſt, wellend wir auch brauchen, und nichts
ders.‘ db) „Du Haft Chriſto fein teſtament gefälſcht; darum bich und dein ketzeri⸗
de leer umd ſunſt nũts anders wöllend wir urttilen. Sollt darum nit meinen, daß
eine leeren aus gott ſeyend, ſonder aus deinem Icgen kopf; über denſelbigen und nit
ber gott oder fein wort wöllend wir richten. Darum darfft dich nit alfo erflären.
tieber gott, du üͤberredeſt die Züricher, die frommen leut, wit swöllend uns richte fehen
ber das wort gotten ; ſo fagend fy dann: Sich, wie find das fo frefel tyrannen; wie
ind unfer aidgenoſſen verblinder; und ift aber gar nit die meinung , fonder deinen
igenfinnigen kopf und letzen, auch falfhen und verbammten verfland wellend wie urtei⸗
en. Darum komm allein, und hör die ſtimm deiner obern und bruͤder; wir wöllmd nit
en geyren rupfen, fondes dir die fchieppien wie Pauls von ben augen fchütten. *
) Du haft lang gefchrien nach einer diſputation und nach gefeesten leuten ; die formt
nend wie die brey könig von orient. Ya, mein Zwingli, du weiß unfer fürnemen.
Zeider Rand, geiftlich und weltlich, denen du underworfen bift, wöllend thin (wie
ott), zu:die ſchreyen: Adam, wo bift du? dich fragen : Wo ift Abel, dein bräder ?
nd au Sodoma und Oomorra verdammt herab ſteigen; und. fi) in Mambre, zu Segor
nd funft erfundigen, ob du die facvamenta alfo mit fäffen-getreten , und die gfcheift
fälfchet und umgeſtürzt habeſt oder sit, wie dann das geſchrey Yon bir audgangen
ey? Darum, lieber ‚fing das liedlin: ,, Welches gen Baden -faren well ıc.‘“ Ver⸗
euch mir, ich bin die hie in dein handmerk der fpottuäglereg geſtanden. Du haft bocter
Balthafar von Haderberg, dem Kroffen ketzer, auch ein lich auf deiner geigen im Wellen⸗
eg geſchlagen.“
“
480 Gihelften betreffend die Diſputatien zu waden.
genhaft us dinem eignen gedicht verzychſt, und keinchh ſtand darum mit thin
wirkt; ſunder es wirt ſich erfinden, daß fo allweg met mögend dartbün, we
Der fy angezeigt habend rund in keiner unwarbeit nit mögend erfunden wer⸗
den. Doch iſt das din art. Du haft mie fiir und für alſo gethon, und nie
nüts uf mich gebracht; thuͤſt im noch alſo. Du muͤſt gelogen und gefrefnet
haben, gott geb, gegen wem? |
XXXI. Wer redt: es fye fein gott?a) An die ſicht man doc, daf
ein gott ift; dann die. natur (als die päpftler redend) möcht tin földyen bi
fen, ſchädlichen, grimmen, bluͤtdürſtigen menſchen nit machen. Dann, lis
alle hiſtorien us, ſo ſindeſt nit, daß ie ein ſo unmenſchlicher böſer menſch
gweſen ſye als du, der nit höhers harkommen noch ſtandes ſye, alle Anton,
Catilinen, Jugurthen Pleminien, Alexandren hindan geſetzt. Aber gott
hat dich in die welt geſandt, den waren boten des antchriſts, daß du die
welt plagiſt, bis er ein benuͤgen hat. Luͤg, ob man gloub, daß ein gott
ſye oder nit?
XXXII. Daß du und Egg fo langeſt vor mir dag evangelium gleſen
und geprediget habind b) , ift an dem wol fchyn!, daß jr darvon gelaſſen
habend, und vredigend iez pävſt und concilia, und nemend groß und bil
pfründen drum.. Ich bin aber noch nit us mit dem cpangelio ; wird ouch
nit mit jm grech?, diewyl ich (eb. Sunſt weilt du wol, ob du und Eas
gluch nach den jaren Alter find denn ich, wie vil du älter ſygiſt im red
ten eerfamen alter, von dem Gap. IV, 8 ff. fiat. Was fagt dir hie din
fchandliche verzwyflete gwüßne, die fich- fo tür darthüt; und aber by je ſelbs
weißt, daß fü fo närrifch um den kopf ift, und in keinem ding (wiewol du
dich vil annimmt). zu feiner joch zimmlichen maß der vollfommenbeit kom⸗
men ift? Ich wöllte doch gern wüſſen, ob du dich ouch für einen joch
‚latinee und grammaticum dörftift usgeben ? So weilt du, daß du-nüts
vermagft; noch fo kannſt du das gefider fölicher maß zerthuͤn, daß du die
1) ſcheinbar, offenbar. 2) fertig.
an die aidgenoflen find ſtäts wider einander ſchier an allen orten ber teeffenlichen finden
des glaubens; das ich beweifen will, daß jre abſchid und verantwortung gegen biſchof,
aidgnoſſen u. q, ift wie ja und nein, war und falſch Da ſich nun, wie du es voran:
worten ill Du meinft, ſy dörfend keiner difputation; aber Ehriftus und fei
glaub. bedörfend jr.“ u
a) „, Wöllte gott, daß es der geöft ſchad wäre, fo du und ander prädifanten Zurich
nimmer gefähend ; damit die frommen Büricher bey den bünden gotted und ‚gemeiner aide
gnoffen hinfür wie bisher in frid und einigkeit (eben und binfommen möchtend. Dann, 8
du güts mit deiner neuwen unchriſtlichen unerhörten leer gefchaffet, iſt bald befalim-
Sich, was ärgernuß, die auch des müllftein wirdig, widerwillen, unrat, gottloſt ſe⸗
chen du geſtift Haft. Wee die, aus dem ſoliche ärgernuß auf der Lutherifchen faiten uber b
vil hundert irrung des heiligen glaubens gefchlagen wirt: es ſey fein gott; das doch ur
chriſtlich iſt zu hören. Und du meinft, die frommen aidgnoffen folltend nit ein einfbung
- thün, darmit jre underthanen nit alfo von gott und feiner kirchen fielend.“ ‚b) „Alſe
thuͤnd je, geſellen und fleiſchprediger; fo jr mit der warheit und nit zu mügend,
erdichtend je vor dem armen mann anf und: wir fegend_ wider das evangelium. Det
Egg und ich habend das evangelium gelefen und teemwlich geprediget; dieweil du
in der fehl Diance geflanden, et dum te brachio emungeres.“
\
Schriften betreffend die Difputätion zu Baden. 477 -
XIX. Du kBöugneft mic von Ambrofius wegen; und wenn du ein
ug uf mich bringft , fol dir groffes über mich gezimmen. Und ift aber by
ie alfes erlogen, Damit du umgaft. Du lügft die gichrift an, du lügſt die
eerer an; und boffeft aber, ſytmal, die, dine büchlin lefend, Ambrofium nit
efend , ſy werdind dir glouben , ich habe Ambeofio ufgelegt, Das er nit
fchriben habe. Das iſt aber in der marheit, die gott felbs it, war. Ich
‚art die 32 epiftel Ambroſii in die margines verzeichnet; und, ale Diefelben ding
eft zuͤlezt geſetzt oder usgeſchnitten werdend, bat jro der drucker vergefien und
uch id. Was ligt aber daran? Ich red nüts dann die warheit, fo bil
ie chriftenlichen leer antrifft; föllte ich. darum allwegen müflen fagen , wo ein
des ding ſtuͤnde? Sölichs ift mee ein kluͤgen weder leeren , vorus mo man byn
erichten lüten leert. (Autoritas servit argumento.) Lüg aber dafelbft, ob ich die
nrinung Ambroſii, die ich angezogen, nit recht gebrucht habe. Aurentius
sollt jn für richter ziehen, dero er nit wollt; glych wie du und Egg mir thuͤnd.
dab keinen zmufel; ich hab das überig etwas bas verflanden, weder du;
ann ich fi an diner Mofchobitenhiftori , daß dir mit ze vertruwen ift, Daß
u die alten latinifchen leerer recht verſtandiſt; verbo absit invidia. Dann
u in derfelben epiftel nit fichft,. daß Ambrofius nun zält von Valentiniant
ater , und vor dem end der epiftet alfo fpricht: Ich wäre, o kaiſer, fon»
nen ꝛe, wo mich: die bifchof und das volk gelafien hättind ; dig hieltend
nie für, daß man von des gloubeng wegen vor dem volk fülle handlen.
Sich, was fagt AUmbrofius hie? Sagt er nit eben, das ich fag? Noch
o ſchryeſt und mwütelt, ale ob du voll Badarenerfümen ſygiſt, die ſich in
as meer fturstend (damit ich ouch ein mal diner Flügen fazetien eine bru⸗
he), und haft den ſchwitz noch nit veritanden. Gloub mir, mid) erbarmend,
ie dich bruchend ; dann fy wänend, du fugift neißwas; und ouch ich hab
ie gewüßt, daß du ein fo geofler ſtock bift, daß du noch Ambrofii gfchrift
it onbebling! leſen magſt. Ich hab recht und war Ambrofium anzogen;
ind bift du unrecht, falfch und lugenhaft. |
ÄX. Diner hübfchen artiflen halb, um die du mit mir zanggen woll⸗
fi, had ich dir ſchon antwurt gaeben. Du bift ein heftig mann; haft
em vrädifanten von Ulm ouch alfo emboten,, und welliſt fin gegendifpus
ant. fon. Sich, wie fich din practika ufthuͤt. Da bat gott den frommen
ſuͤnrad Somen durch dife epiftel, wider die dus bie ſchrybeſt, vergoumt ;
ann du haft im one zwyfel das bad fchon übergethon , daß in die ſchnapp⸗
anen folltend uf dem weg an eim hänfinen ſtrick leeren fliegen. Die from⸗
sen von Ulm hattend-gewänt, es wäre Zürich zevordereſt in anfchlag der
ifputation:
XXI Du rvedeft ouch vecht: dem fchuldigen fchottele das mäntelin ;
arum willt du nit gen Zürich kommen. oo
XXII. Was fagft du von den drü böfen Kappa?a) Rym dih. Ich
seiß aber wol drü böfe E. Egg, Emfer und Heierlin (H pro nihilo re-
utatur); denen ift feiner eeren ze vertruwen. |
⸗
1) ohne Hilfe.
a) Bedenk, mein Zwingli, wie ſo vil theurer und treffenlicher leut aus frömden
inden kommend in dein vaterland auf der aidgnoſſen gleit, glauben und trauwen den
Idigen; und du willt erſt ausdleiben 3 deinem vater, brüder, freunden und verwandten
478 ‘ Schriften betreffend die Difputation zu Baden.
AXIH. Fragſt mich, wo ich im evangelio gefefen habe, dag man
bir oder mir gufel geben fölle?a) Gag du an, wo baft im evangelio gele
fen J daß du mich ſollt wellen zwingen ze antwurten anderſt weder dor mi.
ner kilchen? Haſt nun du, Lind dee welt, ja des tüfels Job. VEIE, 23. 9.
(alſo züchſt du afchrift an, oder nit fo ordenlich) cin difputation anaiehm,
| fo gib ouch verficherung darzu; und das nit von minetwegen (darfft mie kei⸗
nen gufel pen Baden geben; ich will nit dar) funder um anderer frommm
vropheten willen , deren ich forg, nit vor feinem frommen eidgnoffen, fun
der vor dir und dinem hufen.
J XXIV. Die ſchrybend hand Dan. V, 5. hat dir geſchriben: De
biſt vorhar groß geweſen. Ich bin allweg niderträchtiger dingen achifin
aweſen, und noch hütbytag iſts ouch min fürnemen bis ine end. Aber du
haſt dich erhöcht; darum muͤſt du widerum harab. Luͤg ouch, obs nit uf dir
reiche, under dero flüglen du gywzeſt.
XXV. Bon dem glouben, den ich leere, redſt du, falle ich; das redi
du chen als war, als wenn din muͤter einift fagt: du wärift kin hübſche
fnab. Ich mach ouch mic, felbs nit zu eim ketzer, funder zäl, daß bi
ketzeriſchen buͤben (dero du einer biſt; dann du mich iez ketzreſt; und darik
aber nit zuͤ mir noch an gemeine malftatt kommen , ich gſchwyg, mit mir
Braten) mich alfo usfchryend. Und on zwyfel hoffeſt du uf ein fölche com
elamation.
XXVI. Was darfft du fo vil teeffenlicher doctren , von denen du fe
vil bladreſt? b) Biſt du doch allein der Atlas, uf dem der himmel flat,
der alle ding thin will; und kann ich müts in der afchrift. Wenn du gem
Zürich kummſt, hab ich kein zwyfel, ich will keine doctren von ferrem be
ſchicken, und dich doch offenlich mit gott überwinden.
V quickeſt.
willt dus nit vertrauwen ? Sich, wir verlaſſen vater und muͤter, ſchiff und geſchirr wie
Petrus und Andreas, und ziehend die nach fo vil tagreis u. ſ. w. Doctor Egg und
ich werdend daher faren im namen des herren, auf guͤten glauben und trauwen gem:
ner aidgnoffen ; deren land fo ſicher iſt, bisher noch geweien, wann einer geld in offwer band
dadurch gefuͤrt, Hätte er jm mit dörfen entfigen ; und du biſt alfo ungetren. Biſt eis
groffer Graecus, argwoneſt ſtets die drey zaxc zur. Willt fo wil eerlichen treffenlihen
aidgnoffen nit verteaumen jres gleits. Fürwar, fürwar, fag ih die, ich wollt mit
darbey ſeyn (und de ſollt dich endlich zu mir verfehen), daß man dir ein har frurmmt,
und alfo mit einigem einem wort an dir das gleit brechen oder nit Halten ſollt.“
9) „Sollten wir dir geißel geben nach deiner achtung, und wie du dich fhägef,
wie müßtend vier Fünig , als Frankreich, Engelland, Unger und Portugll, vielleicht nd
den Baifer bewerben. — Hätten die 12 boten das gethan, wie weit meinft, daß Sub evengt
lium gangen wäre? One geifel find fo, vor den fünigen und landvegten geflanden?“
b) ‚, Der Bader halb kann ich dir nichts fagen ; du wollteft dann deine taufer uud tar:
ferin , die du felber bader und baderinn nenneft, dahin fchiden. Aber der biſchof halb
will ich dein bürg und geißel ſeyn, daß fo fo ſtark nit werdend fommen, als du weint,
mit feiblichen gewappneten männern (deß verftand mich) weder ze roß noch ze fuß. Ada
deß ſollt dich endlich verſehen, treffenlich geleert doctores und verftändiger vil wert
ſy dringen , die nit blind oder einäug find. Vor denen fann ich dich nit ſichern diſer
tierens halb; aber keinen harlock werdend ſy dir underſtan ze krũmmen; fanft glar⸗
wie, einen feltfamen anblick wirft ſehen in deinen buͤchern und leeren.
GSchriften betreffend die Difputation zu Baden 483
unpartyige Difputation fun? Warum Haft du ouch mit anzeigt, daß ich
vormal gegem Eggen Luzern und Baden abgefchlagen hab? Oder bift du
fo unfinnig , daß du nit fachft, do das obreft ort einer eidanoffchaft, Züs
rich, nit darby was (um deß vrädikanten es am meiften ze thün was), daß
es one ſy nit fürzenemen was? Oder, daran der knopf ligt, bift fo frommt,
fo ſag, mit welchen orten haft du anfchläg gethon? Sind die XII ort alle
darby gewefen oder nie? Bift du dann unberüft fommen, und nach einer
difputation geworben; warum haft du denn nit aber fürnemlich nach eim
gemeinen platz geftellt? Warum haft du nit alle ort gemmen laſſen berüs
fn? Warum haft du dine buͤchli laffen usgon, ee dus denfelben gemeinen
XILIII orten dine meinungen habift fürgehalten , obs inen alfo gefalle? Darft
du ein difputation in geheim in einer eidgnoßfchaft anfchlahen, artikel uns
verhört daruf Laffen usgon ; fo mögend ouch die blinden fchären? feben, wo⸗
mit du umgaft. Hoch fo ftaft und ſchryſt, du armer blinder Moriche.
Wie Haft du fo wenig biehen die entiymemata Demosthenis und epichi-
remata, ouch epiphonemata Ciceronis,’ mit denen ich dir us hilf gottes
dine dunklen poflen will fo wyß und hell machen, daß fy dir in'n ougen wee
müffend thün. Hieby bie gwüß, daß ich die den fernen noch nit nach der
notdurft gefchnitten hab; kummſt aber meer, will ich erft die gechten ſchny⸗
den anfeeren. Gott welle fich din erbarmen durch das bitter Inden ſines
fung, oder alle chriften von dir entladen! Beſchech der will gotteg! Mit
(a6 dich (damit ichs end), frommer chrift, durch alle eidgnopfchaft und welt
hin verärgeen , daß ich dem Elymas des ſchimpflich denn rühelte ahtwurt ges
geben hab. Ich follt in billich beſcholten haben, wie Baulus genanntem Xct.
ATI, 10. getbon hat. Efel und multhier müß man fat bruchen und übel
fhlaben ; dennoch bringt man feinen nuß us inen, bis ſy mit vil müj ges
lcert werdend. Alſo mags ouch um difen Kaber, der billich ein fchmid, nit
ein doctor follt worden fon , nit beſſer werden; man pfreng und milde jn
denn mit fo rucher zucht, die ich jm, ob gott will, antun will, jm und
hriftenem volk ze gütem. Lernend aber, fromme cheiften, daby, daß ex
dor jm bat, ee man in abgerichte, allen friden allenthalb ge gerrütten ;
dann wo cr friden weißt, de fäjet er fin zündyulver bin. Gr vermag. fül-
he difputationet weder zu Dugfpurg noch Coftenz und andren ftätten ze
wegen bringen, als er gern in einer eidanoßfchaft anrichte. Läge im
und finen herren fo vil an rechtem difputieren,, fü bättinds lang in den- -
encheflätten vermögen. Aber es ift warlich, wie anzeigt, um ein gröffere
practit ze thuͤn. Es fol ſich ouch ein icde kilch vergoumen, daß fy jre
prädifanten nit in das usreizen Fabers und finsginchen gebe; oder aber
e6 wär um ſy alle getbon. Es foll ouch harwiderum ein ieder biſchof oder
wächter goumen, daß er nit-fo unfürfehenlich‘ in ’s Fabers händ komme;
denn Eheiftus ſpricht Mare. XIII, 9: Goumend ümer felbs; dann fü
werdend üch in jren räten hbingeben sc. Laß fich Fabers dröwen und traken
nieman kümmren; wir habend jm ander ftätt fürgefchlagen, denn Baden ift.
©pricht er: ich gdör nit darkommen; glych als ob er gen Zürich kommen
gedör. Kömme der kaiſer gen Lyon oder Paris; folls darum gelten traken ?
Hattind wir wellen traken, Hättind jm mol ander afpött denn gyrenrupfen
TE —— —
2) Schärmänfe, Maulwürfe.
480 Esqtkxeſten betreffend die Difputation zu weden.
genhaft us dinem eignen gedicht verzychſt, und keinch⸗ſtand darum nit thin
wirkt; funder es wirt ſich erfinden, daß ſy allweg met mögend dartbün, we
Der fü angezeigt habend ‚und in feiner unwarheit nit mögend erfunden wer⸗
den. Doch iſt das din art. Du Haft mir file und für alſo gethon, und ne
nüts uf mich gebracht ; thüft im noch alfo. Du muͤſt gelogen und gefrefnet
haben , gott geb, gegen wen ? |
XXXI Wer redt: es ſye Fein gott?a) An dir ſicht man body, daß
ein gott ift; dann die. natur (als die päpſtler redend) möcht tin füldyen bö⸗
fen, fchädlichen , geimmen, blütdürftigen menfchen nit machen. Dann, lis
‚alle hiftorien us, fo findeft nit, daß ie ein fo unmenfclicher böfer menſch
gweſen fye als du, der nit höhers harfommen noch flandes ſye, alle Anton,
Eatilinen , Jugurthen, Pleminien, Alexandren bindan gefeht. Aber gett
hat dich in die welt aefandt, den waren boten des antchriſts, Daß du Nie
welt plagift , bis er ein bentigen hat. Lig, ob man gloub, daß ein gett
fye oder nit?
XXX. Daß du und Egg fo langeft vor mir das evangelium giefen
und geprediget habindb), ift an dem wol ſchyn!, daß je darbon gelafien
habend, und predigend iez väpſt und coneilia, und nemend groß und bil
pfeünden drum. Ich bin aber noch nit us mit dem epangelio; wird oud
nit mit im grech?, diewyl ich led. Sunſt weift du wol, ob du und Ess
glych nach den jaren Alter find denn ich, wie vil du älter ſygiſt im red»
ten eerfamen alter, von dem Gap. IV, 8 fi. ſtat. Was fagt Dir bie kin
ſchandliche verzwyflete gwüßne, die ſich fo für darthuͤt; und aber by fe felbs
weißt, daß ſy fo närriſch um den kopf iſt, und in feinen ding (wiewol bu
dich vil annimmft). zü feiner joch zimmlichen maß der vollftommenbeit kom⸗
men iſt? Ich wöllte doch gern wüſſen, ob du dich ouch für einen joch
latiner und grammatieum dörftift usgeben ? So weit du, daB du mür
vermagft; noch fo kannſt du das gefider fülicher maß zerthün, daß du die
1) fheinbar, offenbar. 2; fertig.
an die aidgenoſſen find ſtäts wider einander fchier an allen orten der treffenlichen finder
des glaubens; das ich beweiſen will, daß jre abſchid und verantwortung gegen bifcher,
aidgnofien u. a, ift wie ja und nein, war und falſch Da fi nun, wie du es verem:
voorten — Du meinſt, ſy dörfend keiner diſputation; aber Ehriſtus und ka
glaub bedorfend jr.“
a) „, Wöllte gott, daß es der geöft ſchad wäre, fo du und ander präbifanten Zicit
nimmer gefähend ; damit die frommen Züricher bey den bünden gottes und gemeine ch
gnoffen Hinfür wie bisher in frid und einigteit Ichen und binfommen möchtend. Dann, di
du güts mit deiner neuwen unchriſtlichen unerhörten leer gefihaffet, iſt dald deal
Sich, was ärgernuf, die auch des müllſtein wirdig, widerwillen, unrat, gettiete ie:
chen du geftift haft. Wee dir, aus dem foliche ärgernuß auf der Lutheriſchen ſaiten über &
vil Hundert irrung des heiligen glaubens gefchlagen wirt: es ſey fein gett; das des er
chriſilich ift zu hören. Und du meinft, die frommen aidgnoffen folltend nit ein eimjehun;
thün, darmit jre underthanen nit alfo von gott und feiner kirchen fielend.“ ‚b) BR 1")
thund je, gefellen und fleifchprediger ;_fo jr mit der warheit uns nit zu mũgend, "
erdichtend jr vor dem armen mann auf uns: wie fegend, wider das eva elium. Dirt
‚Egg und ich habend dad evangelium gelefen und treuwlich geprediget; ——* da med
in der ſchul Dianze geflanden, et dum te brachio eımungeres,““ .
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. 6
“ Schriften betreffend die Difsutation zu Baden. 481
velt blendeſt. Uber du wirft warlich zelezt das ſejaniſch pferd, mit dem alle
ie unſelig werdend, die dich närenda) und uf dine ratſchläg ſich laſſend;
ann by dir iſt warlich Ovödv by, nüts rechtgeſchaffens. Es mag ouch
vol fun, daß us eim müllerthier ein pferd werde; dann es ward ein efel
in mal zu eim löuwen. ne
XXX. Sagſt mir ouch wys: ich werde entloufen. Ich Hör mol,
u redſt us dem geiſt, us dem der burgermeifter von Zell vor eim jar ouch
wredt hat: ich werde bald entloufen wie ein ketzer. Uber habend nit zwy⸗
el, ein fromme kilch zu Zürich verftat, mie jrs meinend, und mit was
I
a) „Was du gmeiner aidgnoffchaft guͤts getbon-, mag ich nit wilfen ; des weiß
h aber wol, daß in tanfend jaren fein folicher fchädlicher mann als du in die aidgnoß⸗
haft nie kommen ift; dann du mwarlich und leider vil taufend feelen verfürt Haft, def
vie dich gar klarlich aus deinen eignen. buͤchern überweifen. wöllend; und ſag meiter,
aß teutfcher nation leidenlicher wäre, und minder leut ſolltend erfchlagen ſeyn, wann
er Türk mit 300000 mann über ſy gezogen, dann daß Luthers, Carolſtadii, dein und
umer anhänger leer auferftanden und eingewurzlet ift. Ir thuͤnd der kirchen wie der
ff auf dem dach, der nit herab fommt, er Habe dann alle ziegel vom dach herab ge:
vorfen. Daß aber du fagft von pratif; deren weiß ich Feine, fo war ale gott lebt;
viewol du auch kürzlich gefcheiben haft, wie ich in ein aidgnoßfchaft fommen, und was
hᷣ practiziert, werde bald ausbrechen. Bas hab ich practiziert? Das fag du mir
Du findeft nichts anders, dann daß ich geprediget hab; und dieweil du dich allweg zu
ifputieren erboten haft, hab ich darzu gehulfen zatfchiäg machen. Wis dankt dich
un? es fey ausbrochen, doctor Egg und id) wöllend ‚Ami Dir difputieren , wolſend dich
efhrmören? Und bricht aber aus deinenthalb leider, dı wölleft nit fummen, ja du oO
ft fliehen. Beſich, wie du ein warer evangelift ſeyeſt. Es iſt nit gnüg, daß du die
hs ort alſo fchmächft, und den zwoͤlf orten nit vertrauen willt; biſt dennoch ein
andsgeborner; du muͤſt darzu auch über Eggen und mich erdenfen ‚daß wir von jur
end auf einer aldgnopfchaft .feind geroefen feyend. Wie kannſt du das ſagen, du vater
er unmwarheit? Da demonstrandi, als ich zu Baſel, Coſtenz und ander orten in
reffenlichen ämtern und fland geweſen, bab ich den aidgnoſſen und jren verwandteg
Umeg mol und treuwlich geraten, auch geholfen, alfo daß uch gemein aidgnoffen
nir deßhalb mündlich und gefchriftlicd, meermals dant gelagt, Daß ic) auch denen von
zũrich treuwlich gedient, hab ich noch je brief und figel; und weift auch für dich ſel⸗
er, wie freundlich ich euch allen und Dir infonders, wo du te zu mie biſt kommen, ge&
sefen bin. Darum hättift difes neidifch aufruͤriſch fchreiben rool umbderlaffen, und dich
erũſt auf mein fchreiben , das ich dir zugefchidtt Hab, antwint ze geben. DBis''nit:’aife
eſchrocken, fürcht die nit; die fo eerberlich und aufsichtig dir das gfeit zuͤſchreibend,
nd frumm biderb feut:on zweifel, thund die über gegeben gleit.gan nichts. Thuͤ anch nit
sie der 608 geift., wann man jn befcdpoö:en und austreibenwojih, „bed er tobet, wuͤt,
rißt, ſchälkt, ſchändt, läſtret; fonder ninum das Herz in heid,Händ,, und was du ge⸗
ert Haft, das erzeig mit deinen werfen. wie unfer herr und heiland Jeſus Chriſtus.
Bas zeiheft uns‘ daß du nit zu uns fommen wollteft? Ja, wäg zeichft dü mich, daß
3, ſo ich mich auf die difputatiotr rithten ſollt, muͤß ich mit diſer gfchrift fchier drey
und verlieren 7. Erzeig dich als einen: teuren ritter Chriſti, ſo wirt man fehen, daß
u mit ein gleißner gewefen fegeft. Weiſt da, wie Paulus Timotheo ſchecibt: Thü
in werk eines evangeliſchen; etzeig dich Fin bewärten diener gottes; der wirs: dich bega⸗
en mit ritterlicher zierd, und dich belonen nach deinen güten werfen. Das und erkannt⸗
uß deiner groſſen irrung verleihe dir und allen deinen anhängern gott durch fein gnad
nd barmherzigfeit! Dem fey lob und eere in zeternum et ultra, fiat, fiaf! 9J
Psal. CXVII, 2: i
Veritas domini manet in ternum. "
Frow dich Luther mit deiner rott; wie wöllend bald auch an dich.
Zwinglis fimmtl. Schtiften II. 38. 2, Abthlg. 311
-
486 Schriften. betreffend die Difputation zu Baden:
heit nüt darf. Oder, als ich hör, bat Faber grofle bücher gefchriben wider
mich, verfchaffend mit im, daß er mirs zuͤſchickt, will ich aber afchriftlih
antwurt geben., Oder erloubend Fabern und den geleerten mit im, daß fh
zuͤ uns gen Zürich kömmind und gſpräch haltind; dann er ſich gerümt, er
welle gern gen Zürich ,. fo feee je jm erloubind, kommen; fo wirt er vil⸗
lycht fines fürnemens und rumens da wie ze Waldshut ze predgen a) ge⸗
wäret sc. (Das wende gott nik allein von Zürich funder gemeiner eidgneß
ſchaft wegen.b) Damit und ich nit nüt zü der difputation thuͤge, vernemend
min meinung im allerbeſten. Ggeben ge Zürich 21. tags may MDXXVI.
Die erſt ſchlußred Eggens.
„Dee war fronlychnam Chriſti und fin bluͤt iſt gegenwürtig im facrament
es altare.“, -
Bwingli: Difer artikel ift unchriftentich ; dann er ſtrytet offenlich
wider gottes wort und wider die artikel unſers waren alten chriſtenlichen
gloubens. Bewärnuß:
I. Das fleiſch Chriſti iſt gar kein nüß ze eſſen Job. VI, 63; Das
fleifch iſt nüt nütz. So bat uns ouch Chriſtus es nit ze eſſen ageben.
II. Was us dem fleifch geboren iſt, das iſt fleiſch Joh. III, 6. Wirt
nun das Inblich fleiſch Chrifti geeſſen, fo wirt nüts denn ſleiſch darus.
Hahn und fchand dem, dee das fagte. Noch folgte es nach Eggen ver
an
III, Chriſtus ſpricht Matth. XXVI, 11: Dich werdend je nit all
weg haben, Und Matiy. XXVIII, 20: Ich blyb by üch bis zuͤ end der
welt. Da muͤß das vordrig wort allein uf die menſchlichen natur verſtan⸗
den werden; dann nach göttlicher natur und gnad iſt er allweg by uns,
als das nachgehnd wort anzeigt. Deßhalb Egg und alle eifchprediger das
wort Chriſti faͤlſchend ſo ſy in ſagend lyblich by ung fun; der ader gredt
bat: wir mwerdind in nit allmeg haben.
IV. Chriſtus fpricht Job. XVI, 38: Ich bin usgangen vom vater ı
und in die welt fommen. Widrum verlaß ich die welt, und gon zum bas
ter. Muß allein von dem verlaffen der menfchlichen natur verflanden wer⸗
den; dann nad) göttlicher mag er nit von ung wychen. So it er ie nit
im facrament.
V. Chriftus ſpricht Marc. XIII, 21: Wenn üch denn ientan fagen
wirt: Sich, bie ift Chriſtus, fich da, fo gloubends nit. So föllend wır
ie Eggen, Sabern und allen menfchen nit glouben , fo ſy forechend: Sid,
er ift bie im facrament; denn das müß allein von dee menſchlichen natur
verftanden werden: dann die göttlich ift allenthalb.
VI. Es forechend zween engelſch mann Act. I, 11. zu den jüngeren:
Ir galilätfchen mann, was ftand je in den bimmel fehende ? Eben der
Jeſus, der von üch empfangen ift in den himmel, ber wirt alſo wider
kummen, glych wie jr in habend geſehen in den himmel gon. Hie müſſend
alle die brechen, die do ſagend: Chriſtus hab uns nun die gſicht ſines Ind»
nams genommen ,. nit den Iychnam ; dann die engel fprechend: er werk
fummen, alycy wie er ze himmel gefaren foe. Run ift er aber fo weſenlich,
a) Als diefe Stadt 1525 von den Deftreicheen wieder eingenommen und bie Refor⸗
mation daſelbſt verbannt ward. b) Randgloſſe.
Schriften betreffend die Difputation zu Baden. 483
unpaetwige difputation. fon? Warum haft du ouch mit anzeigt, daß ich
vormal gegem Eggen Luzern und Baden abgeſchlagen hab? Oder biſt du
ſo unſinnig, daß du nit ſachſt, do das obreſt ort einer eidgnoſchaft Züs
rich, mit darby was (um deß prädilanten es am meiften ze thün was), daß
es one fo nit fürzenemen was? Oder, daran der Enopf ligt , bift fo fromm,
fo fag , mit welchen orten haft du anfchläg gethon ? Sind die KIT ort alle
Darby geweſen oder nit? Bift du dann unberüft kommen, und nach einer
Difputation geworben; warum haft du denn nit aber fürnemlich nach eim
gemeinen platz geftellt? Warum haft du nit alle ort zemmen laſſen beruͤ⸗
fen? Warum haft du dine büchli laſſen usgon, ee dus denfelben gemeinen
XIII orten dine meinungen babift fürgehalten,, obs inen alfo gefalle? Darft
Du ein difputation in geheim in einer eidgnoßfchaft anfchlaben, artikel uns
werhört daruf laſſen usgon ; fo mögend ouch die blinden (chärem? feben, mo»
mit du umgaft. Noch ſo ſtaſt und ſchryſt, du armer blinder Moriche.
Wie Haft du fo wenig bſehen die enthymemata Demosthenis und epichi-
remata, ouch epiphonemata Ciceronis, mit denen ich die us hilf gottes
Dine dunklen poffen will fo wyß und heil machen, daß ſy dir in'n Ougen wre
muͤſſend thün. Hieby bie gwüß, daß ich die den fernen noch nit nach der
notdurft gefchnitten hab; kummſt aber meer, wilf ich erſt die zechten ſchny⸗
Den anfeeren. Gott welle fi) din erbarmen durch das bitter Inden ſines
fung , oder alle chriften von die entladen! Beſchech der will gottes! Mit
Laß dich (damit ichs end), frommer chriſt durch alle eidgnoßſchaft und welt
Hin verärgren, daß ich dem Elymas iez ſchimpflich denn rühefte antwurt ge
geben bab. Ich follt jn billich beſcholten haben, wie Paulus genannten Act.
XIII, 10. getbon bat. Efel und multbier müß man faft beuchen und übel
fdhlahen ; dennoch bringt man feinen nuß us inen, bis ſy mit vil müj ges
leert werdend. Alſo mags ouch um difen Faber, der billih ein ſchmid, nit
ein doctor follt worden fon, nit beflee werden; man pfreng und milde jn
denn mit fo rucher zucht, die ich jm, ob gott will, anthuͤn will, jm und
chriſtenem volk ze guͤtem. Lernend aber, feomme chriſten, daby, daß er
vor im bat, ee man in abgerichte » allen friden allenthalb ge gerrütten;
dann wo er friden weißt, de fdjet. er fin ziindpusiver bin. : Er vermag. ſöl⸗
he difputationen weder ‚zü Dugfpurg noch Eoftenz und andren ftätten ze
wegen bringen, ale er gern in einer eldanoffchaft anrichte. Läge im
und finen herren fo vil an vechtem difputicren, ſy bättinds lang in den. -
encheftätten vermögen. Uber es iſt warlich, wie anzeigt, um ein geöffere
practit ze thuͤn. Es fol fich ouch ein iede kilch vergoumen, daß ſy jre
prädilanten nit in das usreizen Fabers und finsginchen gebe; oder aber
es wär um fü alle gethon. Es foll ouch Barwiderum cin ieder biſchof oder
wächter goumen, daß er nit-fo unfürfebenlich‘ in ’s Fabers händ komme;
denn Eheiftus foricht Mate. XIII, 9: Goumend ümer felbs; dann fü
werdend üch in jren täten hingeben ıc. Laß fich Fabers dröwen und traken
nieman kümmren; wir habend jm ander ftätt fürgefchlagen, denn Baden ift.
Spricht ee: ich gdör nit darfommen; glych als ob er gen Zürich kommen
gedör. Kömme der kaiſer gen Lyon oder Paris; ſolls darum gelten traken ?
Hattind wir wellen tratzen, hättind jm mol ander afpött denn gurenrupfen
——— — — —— ———— ——— —— ——————
2) Schärmäufe, Maulwürfe.
488 . Schriften betreffend die Difputation zu Süden.
XI. Hat der papſt in finen eignen rechten de consecrat. dist. 2.
ca. prima. alſo: „Der lychnam, in dem er (Chriftus) uferftanden it, müß
an eim ort fon.“ Ach gott, was Eönnend hiewider alle väpſtler? Gilt jrs
papfts buch ; warum ergebend ſy fich denn nit? Gilt es nit; warum ketzrend
fü denn ung, darum daß wir jm nit folgend? So vil, lieben herren, von
‚dem ort, davon durch vil geleerten der alten und iez vil gefchriben ift, das mit
ftatt ift fo Furzlich ze erzälen. Aber diß find alles vigel, über welche weder
Eas noch aber fpringen mögend , noch kein gſchöpfd; das müß fidy erfin-
den. Und laß mir nun üwer wyzheit jre widerreden zufommen; fo ſich ich
den elenden lüten an, daß ſy zerugg müflend geworfen werden.
Die ander ſchlußred Eggens.
„Die werdend ouch warlich ufgeopfret im amt der meß für lebend
und todt.“
Zwingli: I So iez durch fo ftarfe ort der afchrift erfunden, daß
in difem facrament weder fleifch noch bluͤt iſt; mie Eönnend fy dann ufge=
opfret werden ?_ Oder wer ift der menſch, der ouch den Ehriftum ufopfren
will? Der menfh mag nüt hoͤhers ufopfren weder fich felb; ale Paulus
on zwyfel Röm, XII, 1. das höchſt, das wir mögend ufopfren, geleert
bat ufopfren; dann mo wir neißwas höbers möchtind ufopfren weder uns
feld, bätts Paulus nit dahinden gelaflen. Aber deß opfrens gedenkt Fein
apoſtel, das wir in der meß gedichtet habend.
II. Egg kummt erft mit dem opfren, das fo tür bewärt it, daß wir
Ehriftum nit mögend ufopfren; und leert das die ganz epiftel zü den He—⸗
bäeren. Dabin fendend wir den chriftlichen Lefer.
UI. Wo der menfch Ehriftum möchte oder füllte ufopfeen, fo wär
doch das opfren Chrifti nit gnuͤgſam geweſen. Das fye free. Aber kurz,
man leſe die epiftel gun Hebräeren , wirt alles klar; und Röm. VI,
Die dritt ſchlußred Eggens.
„Maria und die heiligen follend wir eeren und anrüfen als fürbitter.“
Zwingli: I. Die ewig reinen magd Mariam, die wir all für die
höchſten afchönfd Habend nach jrem fun, die im himmel ift, wirt geert,
- wenn wir Chriftum Jeſum anlegend , glider fines Iychnams find, fin krüz
‚tragend , in für unferen einigen troſt babend. Denn das ift die eer aller
userwälten gotteg, fo unfer und je houpt EChriftug geert und angenommen
wirt; dahin bat je leeren und predgen gereicht , und nit uf jr eigen «er.
Galat. VI, 14: Es fye von mir, daß ich einigerley eeren füche mweder im
krüz Chriſti. Das ift die eer Mariä, daß ſy in allen trübfalen ungeziwuflet
bliben und jrem fun einig angehangt if. Das ift ouch jr und aller uder-
wälten eer, daß wir jm ouch alfo thügind. Aber die päpſtler ſähind gern
die Inblichen eer, die mit filber, ſyden, gold und edlem gftein etwa eins fel-
‚wenftod mwirt angethon. Das gibt fped. .
1. Dan fol uſſerthalb difens zyt nieman für einen fürbitter anrufen
weder den einigen Chriftum. In difem zyt föllend wir alle für einander
2, aber allein durch Jeſum Chriftum, den waren fürbittee und mittler.
h: Dann von dem für einander bitten in difem zyt habend wir offen
Schriften betreffend die Diſpinalion zu Baden.’ 489
wort gottes; von dem fürbitt; das die heligen für ung thügind, habend wir
nüt, ſunder werdend allein uf Chriſtum gemwifen.
II. Daß etlich underfcheid machend zwüſchend fürbitteen und mittle-
ven, dero, fo im himmel find, ift ein wortenfchun. Dann die, fo die helis
gen im himmel zü fürbitteeen machend , thuͤnds darum, daß fy nit gedörind
für goit-tummen; welche aber alles wider gottes wort fiht, und mindret
die gnad, güte und barmberzigfeit gottes. Und fo das, fo (hmähbend ſy
die heligen, und nit die, die zu dem wyſend, zu dem ouch die heligen ge⸗
wifen hbabend ; dann die fhmähend die heligen ; die gott fehmähend; die
ſchmähend die heligen, die jnen zugebend, und by inen füchend, dag man
allein by gott füchen foll.
IV. Chriſtus fpricht Joh. TII, 16: Gott hat die welt fo lich gchebt,
daß er finen eingebornen fun ggeben hat, daß ein ieder, der uf jn vertruwt,
nit umkömme funder ewige leben habe. Die liebe hat gott zit ung gehebt,
do wir noch finder des zorns und fygend gottes warend Röm. V, 6—10.
Ephef. II, 3. Worum folltind wir denn nit zu jm adören kummen, fo
wir durch den glouben fine fin worden find ?
V. Chriftus leert ung zum bimmelifchen vater Loufen und fprechen:
Vater unfer ꝛe, nit zü fant Elaren. _
VI. Er ruft ung Matth. XI, 28: Kummend zu mie alle, fo arbei⸗
tend und beladen find. Er welle ung rüm geben. Heißt zu jm, nit zu fant
Chriftoffel kummen.
VI. Sobannes 1. II, 1. ſpricht alfo: So aber ieman ſündete, fo ha⸗
bend wir ein fürmänder oder fürbitter bu dem vater, Jeſum Ehriftum, den
gerechten ; und der iſt die gnädigung für unfer fünd ze. Hie habend wir
den mittlere, fürbittee und bezaler fir unfer fünd. -
VIII. Paulus 1. Zim. II, 5. fpricht alfo: Es iſt ein einiger aott,
und ein einiger mittler gottes und der menfchen , der menfch Ehriftus Jeſus.
Iſt von im felbe Mar. \
IX. Da aber die vänftler fürgebend : die usetwälten ſygind rin kilch
mit ung ; fo nun wir für einander bittend, fo bittend ouch die userwälten
für uns. Das redend fü us inen felbs on grund gottes worts; und darum
folgt nüts denn vermwirrung drus. Dann fy müßtind nit allein fchlieffen, -
dag ſy für ung bätind, funder ouch darnebend, daß y für einandren bä-
tind ; denn fo wärind fy doch nit felig, wenn ſy erft für einander werben
- müßtind; es müßte ouch jnen alles gezimmen, dag ung, das nit ift Matth.
XXII, 30. Uber der heligen fürbitt hat die groffen betſammlungen, bruͤ⸗
derfchaften , Örden dem papfttum gebracht, ift on grund gottes torte.
Aue gſchrift ˖ leert alfein zu gott loufen und nit zun heigen.
Die viert ſchlußred Eggens.
„Des herren Jeſu und der beligen bildnuß find nit abzethün.“
Zwingli: I. Alle bilden, die vereeret werdend einigen weg, find
abzethün. Und die bildnuß gottes foll minder denn andre gemacht werden.
Wo fü nit vereeret werdend, iſt nieman wider bilder und gemäld.
‚ 11. Die heiligen apoftel habend mit offnen worten von vereerung Der
bildnuffen zogen. Paulus 1. Cor. X. und dafelbft am XII. und dafelbft
am V. 2,.Cor. VI. Galat. V. und 1, Theſſal. L Act. XVII. und XX1.
\ .
⸗
>
486 Schriften betreffend die Difputation zu Baden.
heit nüt darf. Oder, als ich hör, bat Faber groffe bücher gefchriben wider
mic), verfchaffend mit im, daß ze mirs zuͤſchickt, will ich aber gfchriftlik
antwurt aeben., Oder erloubend Fabern und den gelcerten mit im, da fh
zu ung gen Zürich kömmind und gfpräch Haltind ; dann er ſich gerümt, er
welle gern gen Zürich ,. fo feer je jm erloubind, kommen; fo wirt er vl
Incht fines fürnemens und ruͤmens da wie ze Waldshüt ze predgena) ge⸗
wäret sc. (Das wende gott nit allein von Zürich funder gemeiner cidgne;
fchaft wegen.b) Damit und ich nit nüt zu der difputation thüge, vernemen
min meinung im allerbeften. geben ze Zürich 21. tags may MDXXVI.
Die erft ſchlußred Eggens.
R „Der war fronlychmam Ehrifti und fin blüt ift gegenwilrtig im ſacramen
es altars.“.
Bwingli: Diſer artikel iſt unchriſtenlich; dann er ſtrytet offenlich
wider gottes wort und wider die artikel unſers waren alten chriſtenlichen
gloubens. Bewaärnuß: |
I. Das fleifchy Chrifti ift gar Fein nüß ze effen Joh. VI, 63: Das
fleifch iſt nüt nütz. So hat uns ouch Chriſtus es nit ge eflen gaeben.
II. Was us dem fleifch geboren iſt, das ift fleifch Job. III, 6, Wir
nun das Inblich fleifch Chrifti geefien, fo wirt nüts denn fleifch darut.
ud und ſchand dem, der das fagte. Moch folgte cs nach Eggen der⸗
and.
II. , Chriftus fpricht Matth. XXVI, 11: Mic) werdend jr nit al⸗
weg baden. Und Matth. XXVIII, 20: Ich biyb by üch bie zu end der
welt. Da müß das vordrig wort allein uf die menfchlihen natur verflan
den werden; dann nach göttlicher natur und gnad ift er allweg by uns,
als das nachgehnd wort anzeigt. Deßhalb Egg und alle Reifdyprediger das
wort Chriſti fälfchend, fo ſy in fagend Inblich by uns fun; der aber grelt
bat: wie werdind in nit allweg haben.
IV. Chriſtus fpricht Job. XVI, 8: Ich bin usgangen vom daterı
und in die welt fommen. Widrum verlaß ich die welt, und gon zum iu
ter. Muͤß allein von dem verlaffen der menfchlichen natur verftanden wer
den; dann nach göttlichee mag er nit von ung wochen. Go ift er ic mi
im facrament. -
V. Chriftus foricht Marc. XIII, 21: Wenn üch denn ieman ſagen
wirt: Sich, bie it Chriſtus, fih da, fo gloubends nit. So füllend mit
ie Eggen , Sabern und allen menfchen nit glouben , fo ſy ſprechend: Sich,
er ift bie im facrament; denn das müß allein von der menfchlichen natur
berftanden werden: dann die göttlich ift allenthalb.
VL Es forechend zween engelfch mann Act. I, 11. zuͤ den jüngerm:
Ir galiläfhen mann, was fand je in den himmel fehende ? Eben ie
Jeſus, der von üch empfangen ift in den himmel , der 'wirt alfo wider
Zummen, glych wie je in habend geſehen in den himmel gon. Hie mine!
alle die brechen , die do ſagend: Chriftus Hab uns nun die gſicht fines In |
nams genommen ,. nit den Iychnam ; dann die engel fprechend : er wert
fummen , glych wie ex ze himmel gefaren ſye. Run ift er aber fo weſenlich
a) Als Diefe Stadt 1525 von den Oeſtreichern wieder eingenommen und die Rrfe:
mation daſelbſt verbannt ward. b) Randgloſſe. "
Schriften betreffend die Diiputation zu Baden. 487
ichtbarlich hinuf gefaren, daß im die jünger nachglügt und rilwen an im
hebt habend: Go folgt, wenn er fo fichtbar ins brot fummt, als er ze
immel für, daß wir torecht find, daß wirs nit gloubend. Und harwi⸗
rum, daß wir fagend: er fye Inblich da , der ung doch die gſicht mit finem
ychnam verbeiffen bat, und fehend in aber nit, das ift ein ünchriftenlicher
refel, blendend ung ſelbs mütwilliglich. Doch hats dag papfttum nit bers
eben gethon.
VII. Chriſtus bat das brot genommen Que. AXIT, 19, dank geſagt,
‚ebrochen , und inen ageben fprechende : Das ift min Inchnam , der für üch
inggeben wirt. Iſt nun das brot der lychnam, der für une hinggeben wirt,
o ift ie das brot für ung gefrügget. Daran fich erfindt, daß es ein ander
erftändige red ift, als fo man ſpricht: Das ift fant Johanns fegen; und
ft aber nit dee fegen Johannis, funder ein vermanung und ernümrung def,
aß Johannes alſo von gott bewart und gfegnet was, daß jm die vergiftung
üt ſchuͤd. Alſo ift das brot der lychnam Chrifti ; das ift, ein vermanung,
aß der Iychnam Chriſti für ung iſt in'n t0d hinggeben sc. Alſo erfindt ſich
n den felbsmorten Chriſti, daß ſy den verftand nit mögend haben, den
nen die päpftlee habend angethon.
VIII. Er ift ufgefaren zuͤ den himmlen. Sitzt gu der grechten gottes
aters allmächtigen. Da fit er; da bat in Stephanus, der erſt ritter
hriſti, gſehen Act. VIE, 55; und wer in ung anderswo zeigt , föllend wir
m nit glouben Matıh. XX1V, 23.
IX. Dannen ee fünftig ift ze richten die lebenden und todten. Denn
ummt ee Inblich von der grechten des vaters, wenn er richten wirt; und
t künftig ze richten, nit ze aseffen werden ins brot. Dann er fpricht Matth.
{X VI, 64: Bon iez bin werdend je den fun des menfchen ſehen figen an .
er grechten der Praft gottes sc. Da fikt er von dem bin, und er ufgefa⸗
en ift, nit im fteininen hüslin. Er bat fich felbs da zeigt und ſuſt nie
en Inblich.
X. Die do fagend: Chriftus ift gott, und deßhalb an allen enden;
e ift ouch menſch; fo ift ouch fin menſchlicher Inblicher Iyb an allen en⸗
en; irrend bärlich, und wurdind mit der zyt in der Marcioniten, ketzery
alten. Dann Chriſtus lhchnam, ouch wie er uferftanden iſt, müß te nun
n eim ort fon. Do er von dem zweyen jüngeren verfchwand zu Emaus, '
as er nümmen by inen Que. XXIV, 31. Wo aber fin lychnam ouch allent⸗
alb, wär er nüts deß weniger by jnen und by den jüngeren ze Hieruſalem
eweſen. Do Thomas nit glouben wollt, daß er uferſtanden wär, Joh.
XX, 23, fehend wir wol, daß die jünger die wort Ehrifti: „Das ift min
vhnam®, nit verftanden habend, daß er jnen finen lychnam ze eſſen gge⸗
en hab, oder Inblich allmeg im brot fye; oder aber Thomas hätte gar
ad könnten glouben , daß sr uferftanden wär. Do die jünger zu jm in,
Balildam giengend, was on zwyfel Ehriftus, den ſy by inen im herzen
rügend, nit Inblich by inen; oder aber fy hättind nit dörfen zuͤ jm gon.
Do der engel zuͤ den wyben ſprach: Er iſt uferftanden, und iſt nit bie
Diurc. XVI, 6, was aber der Inchnam Chriſti nit da; oder aber der engel
yätte gelogen; aber’ Ehriftus was wol da in den herzen der glöubigen my:
ven. Bewärt alles nun , daß nit folgt: Chriftug ift gott, und ift allent- -
dalb; ja, fo ift ouch fin lychnam allenthalb.
x
458. Schriften betreffend die Difputation zu Maden.
. AL Hat der vapfı in finen eignen rechten de consecrat. dist. 2.
ca. prima. alſo: „Der Iychnam, in dem er (Ehriftus) uferftanden it, muß
an eim ort Inn.“ Ach .gott, was könnend hiewider alle päpftler ? Gilt jrs
papfts buͤch; warum ergebend fy fich-denn nit? Gilt es nit; warum ketzrend
fy denn ung, darum dag wir jm nit folgend? So vil, lieben herren, von
dem ort, davon Durch vil geleerten der alten und de; vil gefchriben ift, das nit
ftatt ift fo Furzlich ze erzälen. Aber diß find alles rigel, über weiche weder
Egg noch Faber foringen mögend , noch kein gſchöpfd; dag müß ſich erfin-
den. Und laß mir nun üwer wusheit jre widerreden zukommen; fo fidy sch
den elenden lüten an, daß fy zeruga müflend geworfen werden.
Die ander ſchlußred Eggens.
„Die werdend ouch warlich ufgeopfret im amt der meß für lebend
und todt.“
Zwingli: IL So iez durch fo ftarke ort der gfchrift erfunden, daß
in difem facrament weder fleifch noch blut it; wie Eönnend fy dann ufge
opfret werden ? Dder wer iſt der menfch, der ouch den Ehriftum ufopfren
will? Der menſch mag nüt hoͤhers ufonfren weder fich felb; als Paulus
on zwyfel Röm, XII, 1. das höchſt, das wir mögend ufopfren, geleert
bat ufopfren; dann mo wir neißwas höhers möchtind ufopfren weder uns
feld, hätts Paulus mit dahinden gelaflen. Aber deß opfrens gedenkt fein
apoftel, das wir in der meß gedichtet habend.
I. Egg kummt erft mit dem opfren, das fo tür bewärt iſt, daß wir
Ehriftum nit mögend ufopfren; und leert das die ganz epiftel zu den He
bäeren. Dabin fendend wir den chriftlichen Lefer.
UI. Wo der menfh Ehriftum möchte oder föllte ufopfren, fo mär
doch das opfren Chrifti nit gnuͤgſam gewefen. Das fye fer. Aber kurz,
man leſe die epiftel gun Hebräeren, wirt alles Mar; und Röm. VI,
Die dritt ſchlußred Eagens.
„Maria und die heiligen follend wir eeren und anrufen ale fürbitter.”
Zwingli: I. Die ewig reinen magd Mariam, die wir all für die
höchſten gfchönfd habend nach irem fun, die im himmel ift, wirt geert,
- wenn wir Chriftum Jeſum anlegend , glider fines Igchnams find, fin krüz
tragend, jn für unferen einigerrteoft babend. Denn dag if die cer aller
usermwälten gottes, fo unfer und jr houpt Ehriftus geert und angenommen
wirt; dahin hat je leeren und predgen gereicht ı und nit uf jr eigen ce.
Batat. VI, 14: Es fye von mir, daß ich einigerley eeren füche weder im
krüz Chrifti. Das ift die ceer Marid, daß ſy in allen trübfalen ungezwudet
bliben und jrem fun einig angebangt if. Das ift vuch jr und alfer uder-
wälten eer, daß wir jm ouch alfo tbügind. Aber die pänftler ſähind gern
die Inblichen eer, die mit ſilber, ſyden, gold’und edlem gftein etwa eim fel⸗
‚wenftod wirt angetbon. Das gibt fped. j
' 1. Dan fol uſſerthalb difens zyt nieman für einen fürbitter anrufen
meder den einigen Chriftum. In difem aut föllend wie alle für einander
- bitten , aber allein durch Jeſum Chriftum, den waren fürbitter und mittler.
Urfach: Dann von dem für einander bitten in difem zyt habend wir offens
\
Schriften betreffend bie Difphtakion zu Baden. 489
vort gottes; von dem fürbitt, das die hefigen für ung thuͤgind, habend wir
ſüt, fundee werdend allein uf Chriſtum gewifen.
III. Daß etlich underſcheid machend zwüſchend fürbitteen und mittle⸗
en, dero, fo im himmel find, ift ein wortenfchyn. Dann die, fo die helis
en im himmel zu fürbitteren machend , thuͤnds darum, daß fy nit gedörind
ür gott-tummen; welchs aber alles wider gottes wort ſicht, und mindret
ie gnad, güte und barmherzigkeit gottes. Und fo das, fo ſchmähend ſy
ie beligen, und nit die, die zu dem wyſend, zu dem ouch die heligen ges
vifen babend ; dann die fhmähend die heligen ; die gott ſchmähend; die
hmähend die heligen , die inen zügebend, und by inen füchend, dag man
ein by gott füchen foll.
IV. Cheiftus foricht Joh. TII, 16: Bott bat die welt fo Lich gehebt,
aß er finen eingebornen fun ggeben hat, daß ein ieder, der uf jn vertrumt,
it umkömme funder ewige leben habe. Die liebe hat gott zu ung gehebt,
o mir noch Binder des zorns und fygend gottes warend Röm. V, 6—10.
kpheſ. II, 3. Worum folltind wir denn nit zu jm gdören kummen, fo
vir durch den glouben fine fin worden find ?
V. Chriftus Icert uns zum himmelifchen vater loufen und ſprechen:
Bater unſer ꝛc, nit zuͤ ſant Claren.
VI Er ruͤft ung Matth. XT, 28: Kummend zü mie alle , To arbei-
end und beladen find. Er welle uns ruͤw geben. Heißt zu jm, nit zu fant
Fhriftoffel kummen.
VII. Sohannes 1. II, 1. foricht alfo: &o aber ieman fündete , fo ha-
end wir ein fürmünder oder füirbitter by dem vater, Jeſum Chriftum, den
rechten ; und der ift die gnädigung für unfer fünd sc. Hie babend mir
en mittler, fürbittee und bezaler für unfer ſünd. -
VI. Paulus 1. Zim. IL, 5. foricht alſo: Es ift ein einiger gott,
ınd ein einiger mittler gottes und der menfchen , der menfch Ehriftus Jeſus.
Iſt von im ſelbs Mar. \
IX. Da aber die päpftler fürgebend : die usetwälten fogind rin Filch
nit ung ; fo nun wir für einander bittend, fo bittend ouch die userwälten
ür und, Das redend ſy us inen felbs on geund gottes worts; und darum
Olgt nüts denn vermwirrung deus. Dann ſy müßtind nit allein (hlieffen,. -
aß fy für ung bätind, finder ouch darnebend, daß M für einandren bä⸗
nd; denn fo märind fy doch nit felig wenn fy erft für einander werben
nüßtind; ; es müßte ouch jnen alles gezimmen , das uns, das nit ift Matth.
KXII, 30. Uber der heligen fürbitt hat die groffen beifammlungen , -brü-
eefchaften , örden dem vapfttum gebracht, ift on grund gottes worte.
Alle gſchrift ˖ leert allein zu gott loufen .und nit zun helgen.
Die viert ſchlußred Eggens.
„Des herren Jeſu und der heligen bildnuß find nit abzethuͤn.“
Zwingli: I. Alle bilder, die verceret werdend einigen weg, find
bzethuͤn. Und die bildnuß gottes foll minder denn andre gemacht werden.
Bo f nit bereeret werdend , ift nieman wider bilder und gemäld.
- Die heiligen apoftel habend mit offnen worten von bereerung der
ldnufen zogen. Paulus 1. Eor. X. und dafelbfi am XII. und dafelbft
m V. 2. Cor. VI. Salat. V. und 1. Theſſal. L Act. XVII. und XXL
\
⸗
49 Sqriſten beireſſead die Dinatstimm u Baden.
daß ich nit mee denn die meinung, nit Die gezälten wort anzeigen Tann;
dann man nieman hat laſſen anſchryben, usgenommen die vier verordneten
ſchryber (dann ich mich des fünften nüts belad) und die, fo diſputiert
babend. Ich will aber da by der meinung ’nit felen, und mich der worten
balb uf die verſchrybung bezügen.)
Eggen meinung.
„Der Inchnam Chriſti ſye ſichtbarlich im himmel, aber unſichtbarlich im
ſaerament des altars.“
Hieruf ſag ich erſtlich, daß man Eggen gar kein antwurt dörfte uf diſe
red ze geben. Dann Chriſtus redt nit weder min ſichtbarer noch min um
ſichtbarer Iuchnam , da er die dankfagung ynſatzt zuͤ gedächtnuß fines tods,
und ſorach: „Das ift min Inchnam , der file üch hinggeben wirt“ ; er fprict
nit: Das ik min unfichtbarer Iychnam. Deßhalb des Eggen chtber und
unfichtbar” nit foll gehört lwerden; er bringts us im felbe, Denn wo aloch
die alten habend vom unfichtbaren eflen geredt, babend fy allein dag ver⸗
teumen uf den herren Chriſtum Jeſum verftanden , weiche unfichtbar aber
wüſſenhaft im herzen der glöubigen ift, und habend von feinen Inblichen
unfichtbaren eſſen Inblich verfianden; und mag deßhalb Egg mit finem
„unfichtbaren nienenhin fummen. Aber zu eim überfluß, als er ſoricht,
merk.
Zum andren will ich anzeigen, daß Egg eintweders in offne ketzery
Mareionis fallen muß, oder aber erkennen , daß weder Inblich fleifdy noch
Diät im nachtmal des herren geeſſen wirt, und das mit den felbeworten
CEhriſti. Alſo Furstich.
Sat uns Chriſtus mit den worten: „Das iſt min Inchnam“, ſinen
lychnam tnblich ze eſſen geben, fo hat er "uns in ouch fichtbarlich ze effen
sachen. Bewärnuß.
Dann er fpricht Luc. XXI, 19: „Das if min Inchnam , der für üch
—* wirt.“
Nun iſe aber er nit unſichtbarlich für uns in'n tod ggeben ſunder ſicht⸗
barlich, vynlich, ſchmerzlich und mit ſolchen Inden, daß er us demſelben
nach menſchlicher natur ſchrey: Min gott, min gott! warum baft du mic
verlaſſen?
.&o folgt, daß er in diſem ſacrament ſichtbarlich empfindlich, wie er
am krüz gehangt dit, müßte aceffen werden, wo wir die wort: „Das ik
min Inchwanı *, wellend verfton , daß da der Inblich Iuchnam Ehrifti ſye.
Sagt aber Ega für und für: ee werde lyblich doch unſichtbarlich -bit
geeſſen, fo iſt er ein offner Marcionit; denn er müßte ouch unſichtdarlich
und onſchmerzlich fuͤr ung binggeben fon , das «in offme ſchmach, laſtrung
und. frefel iſt.
ber er gibt den einfaltigen. alfe für: Eben der Inchnam , der für unsih
ſichtbartich hinageben , den eflend wie umfichtbarlich ; das doch nüts denn
ein : farm dee exrdichten worten ift und nit der finn der worten Chrifis
dann alſo muͤß er denn die wort Chriſti Üübergwaltigen: Das brot ik
min unfichtbarer luchnam, dee für ch fichtbarlich hinggeben wirt. Sic
frommer und geleerter, ob nit Eng finee eignen kunſt wider fge mit dem
relativo „qued, der," Das müß in alle wys und maß uf den Iychnem
N
Schriften betreffend die Difvatatiom zu Baden. 491
phef. IV, 5: Es if ein gloub und ein touf. Diſe gründ welle üwer
ysheit ernftlich betrachten , und daß kein gſchwaͤtz darwider üzid vermag.
zott geb gnad:
11.
Die ander antwurt über etlich unwarbaft ,
unchriſtenlich antwurten ,
die Egg uf der difputation zu Baden ggeben bat.
Mit einer vorred an ein lobliche eidgnopichaft.
Durch Huldrych Zwingli.
Gedruckt Zürich durch Johannſen Hager im MDXXVI. jar.
Den frommen, feſten sc. gemeinen eidgnoſſen enbüt Huldrych Zwingli
anad und frid von gott. Man ſoll in fo gefarlichen zyten, fo ferr man
unrat bergoumen will , allein das war und feft reden Proverb. XII,
19; fo wirt gott, der die warheit und heit ift, in mitte under uns fon,
ung erlöfen, bewaren und fichren vor allem übel Job. VIII, 32. Hierum,
liebften eidanofien ı will ich üch mit gott zum alferfürzeften wideum ernü⸗
weren , wie in dem handel der difputation ze Baden die fach mindthalb bie
uf datum difer gfchrift vollfürt it, und demnach Über Eggen unwarhaft
und unchriftenlicd) fürgeben gar kurz antwurten flellen , dero er Beine brechen
wirt mögen, aber wol rümen; ale er und Faber vormal ouch gethona) ha⸗
bend, mine gründ, die ich über fine fiben fchlußreden anzeigt, mit finen
(hand, ſpitz⸗ ſchandber⸗ und fhänzelworten hermorfen | aber nüt harfür
bracht , das eins hallers wert kraft darwider hab. Erftlich hab ich nich an
dag gleit, minen herren , doch mich betreffend, von Baden bon den fiben or»
ten zügefchicht, nit gdören laflen (ich müß ie reden, wie es an jm felbs if)
us den urfachen: daß die fünf ort mir an allen orten ge ſchwer find,
wo fy den hohen gwalt mögend inhaben, us urfachen, die ich nach ein»
andren den boten erzält hab in zwey fründlichen afchriften, die im druck
noch nit usgangen find; ouch demütiglich berwarnet hab, wo man mir ze
nachteil üzid underftünde ge handlen, wöllte ich diefelben ouch mit dem drud
offnen. Uf das find offen reden usgangen , nit weiß ich von wen, mie das
gleit mir gufel und gleitslüt zügebe von allen orten, mie ich well; bas
doch alles nit it, usgenommen daß mir die gleitelüt uf 20 oder 30 mann
us Baderherrfchaft beftimmt wurdend fammt dem landvogt daſelbſt; welchs
mich alles anſach, glych als wenn ich Feiner mit eim herren oder füng
a) Weflır er von einem Mppenzeller zu om gefchlagen ward.
%
493 . Scchriſten betreffend die Diimmtätien zu Babe.
einen fpan hätte, und föllte dem zum rechten fürlommen vor finen richteren und
in finem gebiet, und bleitet werden mit finen eignen lüten; da ſich einer bald
verfeben möcht, daß , ie mee in des herren lüt vergoumtind, de minder er
vergoumt wär. Und meeret mir den zwyfel Das borgricht der fünf orten,
da ſy mic) dor jar und tag unverhört empfolen habend fänglich anzene⸗
men; ouch die eerlos ſchandlich red, die doctor Egg ufein (obliche eidgnof-
ſchaft gethon , darum unfere vordren tödliche Frieg Angehebt und mit gott
gefiget habend; daß der erzfygend und fchmäher gottes, aller mwarbeit und
einer loblichen eidgnoßſchaft ſammt Fabern Tolltend” offenlich usſchryben,
wie ſy die biſputation gholfen hättind anſchlahen; da aber min@berren
(ih gſchwyg mich) nit zügelaffen find; mit vil andren urfachen, die ich,
wie vor gemeldt, ats eehaft und-rechtmäffig mein von allen frommen er⸗
fennt werden; daß mir nieman verargen mag, daß ich die difputation nit
bab wellen füchen. Und harwidrum -des Eggen und Fabers Halb by nie⸗
man one argwon ift, daß ich mich allmeg berichtens emboten , doch an
gemeine plätz, dero ich dry fürgefchlagen , die fy mit fchelten mögend, umd
vor langeft anzeigt hab, daß mir Baden nit gemein pe. So aber 'difer
plas one miner herren mithellung und nach minem widerfchryen fo ſtark
angenommen ‚und handhabt ift mit fo offnem vorgricht miner herren und
min ı hab ich mich zum lezten alfo gegen den -boten ufgethon: Sytmal
mir nit fügen weile gen Baden kummen, bitte ich je eerfam wysheit, fo
man doch fuft in die feder ze reden verordnet bab, dag man mir des
Eggen meinung in gſchrift zuͤſchicke; welle ich allıveg das, fo uf einm
morgen von im verzeichnet iſt, uf den nächften morgen darnach ſchriftlich
verantwurten; damit menglich ſehen möcht, daß ich mir by miner leer,
die gottes iſt, keins wegs entſitze. Uber die min bitt iſt mir kein antwurt
wurden: Als ich nun über Eggen ſiben ſchlußreden mich offenlich ufgethan,
hat er wol hochmuͤtiglich geſchruwen, wie er mine gründ mit eim wort
welle umkeeren; aber das türeſt, das er darwider zeigt, bat fein andren
grund dann | welcher ſich def halten wöllte, müßt in der Marcioniter ketzery
fallen, wie harnach fummen wirt. Es hat ouch Faber vor dem 28. tag
may ſchon bin und wider zu finen kunden gefchriben, wie fy in den erfien
dryen artiklen überwunden habind; da doch die eerſamen wyſen boten zu
eim wol wüſſend, daß zur ſelben zyt noch nit nice denn der erſt artikel uf
der ban geweſen, und zum andren fo förmlich ordenlich und chriftenlich
von Decvlampadio im felben geantwurt ift, daß Fein chrift nüts darwider
wirt vermögen, dei ich mich uf die verſchribnen jrer beeder red und wi⸗
derred bezügen. Verhoff ouch, Ddiefelbig werde unverzogenlich von einer
loblichen eidanoffchaft mit dem drud aller chriftenheit one alle verände⸗
rung geoffenbart , ce und man üzid ze artifulicren underftand, dann mo
Das nit befchehen füllte, mwärind wir under eim rüheren papfttum weder
vormal ie. Sölltind etlich doetren mit andren wenigen, die alle difputationen
für und für abgefchlagen habend, und aber demnach wider jr eigen wort
gehalten (worin fy aber getröft fugind, wirt, ob gott will, dee war gott an'n
tag laffen kommen); nachdem und ſy difputiert Hättind, nach jrem müt—⸗
willen gebot, artifel und ordnungen dem chriftenen volk fürſchryben, ce und
der gemein cheift die reden und widerreden bfeben und erwägen hätte; fo
Arind wir ja nümmen allein under dem papſt funder under Eggen, Fa⸗
l
x
„Schriften besrefiend die Difmation zu Bader. 493°
been ; Lämpen se. und andren wenigen; Das gott nit well. GSo mun ſy,
Eggı Fuber und andre, fich des ſigs offenlich beruͤmend us etlichen gſchwätzen,
yie keinen geund in gottes wort habend, durch die fy doch vermeinend die
zründ, die ich in nächſter gſchrift anzeigt, umgefoflen haben , oder. verhof⸗
end damit die einfaltigen ze blenden; fo ouch Fabern mit: zwegen,
even , die jm geflelind, von eim eerfamen groflen rat nit allein fry ficher
leit funder ouch aller Loft verheiften und zugefagt, und, fo bil der übrigen
octren ze Baden uf der difputation find, ouch zuͤ uns fry ficher gleit zuͤge⸗
agt iſt; und daby unfer eidgnoflen boten drungenlicy gebeten , fü wellind
ie hochbätigen zu ung.gen Zürich kummen laſſen; und aber fy das keins wege
‚abend wellen annemen; fo müß ich ja us liebe des vaterlands und der
‚eiligen göttlichen warbeit anzeigen , wie blind und blöd ſich Egg und fin
art gründend. Bin ouch daby gänzlich der hoffnung , ir, unfer eidgnoſſen;
aſſind Fabern mit miner bircher brand, den er bor jm hat, keins wege
ürfaren. Wiewol mir mines namens halb wenig daran ligt; ſunder mir
it mee an einer loblichen eidgnoßſchaft, daß die nit um unfer erbfugenden
sillen an eim gebotnen trümen eidgnoſſen laffe begon , deß ſy weder alimuf
och fuͤg habend; dann fy mich für und für geflohen, und iez zum lezten
f fo eerlich , Eoftlich erbieten miner herren mie nit habend nachen wellen,
)darus offenlicy ermefien wirt , daß ſy alle ding hinder mir habend wellen
andien. Deßhalb ich ouch wurb die ſchmach des brands miner leer, die
ottes iſt, ze reiten. Frommen eidgnoſſen, ich halt allein uf chriftenlichen
riden; und wirt ſich aber an der that erfinden, daß Faber, Egg und je.
art zu zerteennung einge loblichen. eidanopfchaft werbend, wie ich, allweg
nzeige hab. Darum find um gotts willen nit fo binläffig, daß ir nit eigen
ich uffehind; denn mit unfeeem zwitracht mag uns der fugend gewünnen
nd funft nit, ale ich gott truy. Dee welle ung um der griaden ſines ſumg,
zeſu Chriſti, willen in einigheit behalten; damit wir behaltind, das unſer
ordren uns gewunnen babend. Dann wir ſuſt in allen wefenlichen ſucken
Jriſtenlichs gloubens ganz einhellig find ; allein in üfferlichen Dingen -Agy
ir vom papſttum zu zwitracht gebeht ; den wirt gott hinnemen. Amen.
Ggeben Zürich am 3. tag bradket.- _ oo z
er folgend Eggen gründ.
Egg Hat fich mit fo letzen geberden und reden ufder difputation ufgsthon,
aß, gott ſye lob! fin torheit eim ieden einfaltigen wol hat mögen offenbar
reden. 2. Tim. IHL,.9; aber die groß: umverfchamte, die er: hat, gottes
wort ze fälfchen , iſt allein den glöubigen erkannt, und vorus denen , die
ar vil geübte finn und danken habend in gottes wort Hebr. V, 14; welche
les an’n tag kommen wirt in der verfchribnen handlung. : Darum ich mich
ie nit undernimm von allen finen fälfchungen gottes worts ze veden; welche
m ouch die difputierenden oft habend muͤſſen um fines ‚übermäffigen bla-
rens willen durch die hand laflen gon, allein da6 man doch ehvann zu
m ort käm; funder ich will allein in etlichen artiklen die ſumm anzei⸗
en , in dero er finen fuͤß feht, und vermeint mine gelind, im vordrigen
uͤchlin und funft anzeigt, umkeert haben , fo er, fo doch nun gefeftet hat.
Über die gründ finer erſten fchlußreden , ‚die, ich. im kurzlich anzeigt,
ermeint er mit diſem gſchwätz geantwurt haben. (Bezüg mid, doch bie,
498 heiten betreffend die Diſpuiatien zu Baden.
daß ich nit mee denn bie meinung, mit Die aezälten wort anzeigen Tann;
dann man nieman bat laflen anſchryben, usgenommen bie vier berorbneten
fdrnber (dann ich mich des fünften nüts beiad) und die, fo diſputier
babend. Ich will aber da by der meinung nit felen, und mich der worten
batb uf die verſchrybung bezügen.)
Eggen meinung.
„Der lychnam Chriſti ſye ſichtbarlich im himmel, aber unſichtbarlich iu
facrament des altars.“
Hieruf fag ich erftlich, daß man Eggen gar kein antwurt dörfte uf dik
red ze geben. Dann Chriſtus redt nit weder min fidhtbarer noch min um
fichtbarer Inchnam , da er die dankfagung ynſatzt zü gedächtnuß fines tods,
und ſprach: „Das ift min Inchnam , dee file üch hinggeben wirt“; ee forict
nit: Das ift min unfichtbarer Igchnam. Deßhalb des Eagen „chtbar un
unfichtbar* nit foll gehörtimerden ; er beingts us jm felbe. Dean wo alıd
Die alten babend vom unfichtbaren eflen geredt, habend fy allein das wer
teumen uf den herren Chriftum Jeſum verftanden , welche unfichtbar abe
wüſſenhaft im herzen der glöubigen ift, und habend Bon feinem Inbliden
unfichtbaren eflen Inblich verftanden; und mag deßhalb Egg mit finm
„unfichtbaren“ niertenbin kummen. Aber zu eim überfluß, als er ſoricht,
merf.
Zum andeen will ich anzeigen, daß Egg eintweders in offne ketzer
Mareionis fallen müß, oder aber erkennen , daß weder Iyblich fleiſch neh
bluͤt im nachtmal des herren geeffen wirt, und das mit den felbeworten
Chriſti. Ufo kurzlich.
Sat uns Chriſtas mit den worten: „Das iſt min lyuchnam“, fmm
lychnam Inblich ge eſſen gaeben, fo hat er- "uns in such fichtbarlich ge eſſen
sachen. DBewärnuß.
Dam ee fpricht Luc. XXI, 197 „Das iR min Inchnem, der für üb
ehngaeben wirt.“
Yun iſt aber er-nit unſichtbarlich für uns in'n tod ggeben finder ſicht
barlich, pynlich, ſchmerzlich und mit ſoͤlchen Inden, daß er us demſelben
nach menſchlicher natur ſchrey: Min gott, min gott! warum haſt du mid
verlaflen ?
.&o folgt, daß er in difem facrament fichtbarlich empfindlich, wie tr
am krůz gehangt iſt, müßte geeſſen werden, wo wir die wort: „ Das it
min iychnam“, wellend verfton, daß da der Inblich Inchnam Ebriki fur.
Sagt aber. Ega für und für: er werde lyblich doch unſichtbarlich bie
geeſſen, fo if er. ein offner Marcionit; denn er müßte ouch unfschtbartih
und omfchmerzlich fuͤr ung binggeben fon , das ein offne fchmach , laͤſtrung
und. frefel iſt.
ber er gibt den einfaltigen. alfe für: Eben der Inchnam , der für uns dk
fichtbartich hinggeben , den eſſend wie wmfichtbarlich ; das ‚doch nüts DER
ein : farm der erdichten worten ift und nit der finn der worten Ebrii;
dann alſo muͤß er denn Die wort Chriſti übergmwaltigen: Das brei f
min unfichtbarer Inchnam, der für üch fihtbarlich bingaeben wirt. Gich
feommer und geleerter, ob nit Eng finer eignen Zunft wider fige mit deu
»elativo „quad, der," Das muͤß in alle wys und maß uf den Inchnae
/
>. Mcheelften: betreffend die. Difputation zu Baden. 496
tichmen , wie eoflich darvon geredt iſt. Gpricht er nun: Das ik min
nfidytbarer -tuchnam ; fe -müß cr ouch tagen : daß er unfichtbartich für
ns hinggeben werd; dann DIE wort „der“ oder „welcher“ eigenlich
as vorder verzeigen; oder aber Egg varalogiiert und rechnet den ſinn der
weten falſch. Laß Dich aber das nit irren, du einfaltiger, ſunder ſprich:
kit das der ſinn: Das ik min unfichtbaree ‚Inchnam , der für üch fihtbar- ,-
ch binggeben wirt; fo-fag an: ob’ der fihtbar Indhnam Ehrifti und der
nfichtbar ein lychnam ſye? &o ſoricht Egg: Ja. Svprich du widrum:
uæcunque sunt aatura eadem, quiequid est unius, etiaın est alterius,
as ift, welche ding ein dina find, da folgt, was des einen eigenſchaft fuer '
aß es des andren eigenſchuft such if. So num dem ſichtbaren Inchnam
Ihrifti nit zimmt geeſſen werden oder mee denn an. eim ort eimsmals \
ın; fo müß ouc dem unſichtbaren Inchnam keinswegs zimmen geeffen
serden noch einsmals mee denn an eim ort fon; dann fy ſind nun ein
ſchnam, als ouch Egq vreiäken hat; und kummt die unfichtbarkeit nit von
atur des jchnams fanden von dem, Deridie Ougen’verhebt, daß ſy Kit
hind, Luc. XALV:, 16. Des unſichtbar lychnam iſt nüts anders dann
er fichtber —8 unſeren ougen entzogen. So iſt ie der unſichtbar
hchnam nüt weſenliche ſunder allein privatio corporis, entziehen des
hchnams. Davom vedt aber Egg, giych als ob es duch neißwas wefenliche
ne; gibt jm ein namen, giych ale da: tier den adweſenden barfer fürgäbe
ür einen gegenwürtigen kaiſer, drum daß er mit den worten reden kann: Der
bweſend kaiſer 0; find ytel blendungen. Kann ouch de privatione nit ans
erſt reden denn bie ſophiſten, als od bie: crwas fue.- Sich, , in dienhtelen
Hilofonby zücht Egg mit ſinem bladerm; - und wilf- abet deß nie afehek
on; und wenn er ſo umverfihamit:abfärt, legt ere- deninach mo unbets
chamter uf ander.lät. Be RT Ur U EEE DE
Aber des Eggen lezte Auataftallinen geweſen: N es gon nit -möhk
ich fun, daß der Inchnam EHrimd? fihtbartich‘ zit’ der grechten des Vaters
äffe, und unſichtbarlich by unß Inp>fattarıent- geeflen wurd ?: Damit bla⸗
vet er bernn. Antwurt: Das babend wir vil mal verantwurt namlich
um kürzeſten alfg:.- daß gort nit möglich ift wider An ivort und verord⸗
tung ze thim. : Dee: hat verprdnet, daß fin fun an finer grechten Aigen ſoll
is an'n jüngſten tag’ Pſalm. CX , 1: Math. XXVI, 64. Drum ift er
n keim andren. ort 'Igblich ; dee aber- nach der gottheit 'allenthalb ift; ouch
ıach dero by Paulo geweſen iſt Aet. EX, 3 fi. und anderen orten. Es folat
ud) keins wege: Gon vermag das; fo ift es uch. Dann es folat nit: Er
nag deu tag iR dir nacht verkeeren; fo iſt dee tag die nacht, oder tag und
acht ift ein ding. Oder aber cs müßt-alfo folgen: Gott mag den: Eggen
u eim muleſel machen ; ſo iſt er onch ein muleſel.
Darum die und: je aluchen alehfänz Eggens ſchandlich verfereungen
nd verdünklungen: ſind gottes worte, ja berfchnödungen und mindrungen
er glori und eer Ehriſti, der zuͤ des vaters arechten fiht, und berwirrungen —
ee beeden underſcheidnen nahıren im Chriſto; dero die göttlich ale ding
urchdringt, alenthalb gegenwärtig M; aber die / menſchlich allein an eim
tt fon mag nad) gottes verordnung und anfehen, und ift vom der geburt har
ie mee zemal weder: an eim Iort gfon ı wirt ouch nimmermee anderft erfun⸗
en, sie ouch In de vordren gfchrift in 's papſts rechten iſt anzeigt. Er fibt
\
496, Schriſten beweſſend die Diſputalien zu Baden
ai dep; grechten des vaters. Da findt mon jn nach der menſchlichen matır;
und wär er anderswo damit, fo hätte ers mol: können anzeigen. Das mung
ait Eag noch Faber, ſunder kein menſch uf erden. bredien. Ä
WVom andren ortildl:. „Daß die meß ein opfer fe , in dero der Inchnam
und blüt Ehaifti ufgespfret- werdind“, hat Egg Berchtolden, prädifantes
ae Bern, fine gründ nit mögen umkeeren, die er us der epiſtel zun Sebräern
anzeigt hat ı daß die meß nit ein opfer ſye; wie bil alchwäßes er immer
brucht. Demnach bat er. fih an ein dunkel ort Dan, XII, AL, keert, det
Jicchtäüchtig- hun ,. und. geſprochen: Berchtold ‚fälle sm fagen, was Denk
Dafelbft meine, da er Spricht: Don dem zyt hin, .nachdere das emfig opfer
wirt hingenommen :c. Und. wiewol Berchtold im darüber ring hätte mö-
gen, antwurt geben us dem IX. copitel Darker , dorin der prophet heller
von der zyt Chriſti xedt denn kein amdrer, und zeigt da an, daß Ehrikus
ai der. zut kommen fülle, als er ouch lammen if, und demnach werde aliıt
apfren ufhören: noch: bakıay ſich nit laſſen vom. Aiecht abfüren. And bei
jo weder Egg noch nieman: fine: gründ gmögen umkeeren; daß fü in ab
es kanzel hand muͤſſen Kaſſen. Hab ich allein darum zätt , Daß menglid
chen mög n,gwie,tunf jnen und jren mitteilen: auſtande, daß fir. allentbalb-
hip ambütend , ſu babind,übamwimmden,; dns ich wol weiß nüt fon , und besüg
mich 20 ut, die angeſchrihnen bankkung. ber bier geſchwornen ſchryberen.
rau hate ſich Egs zů der luge: beert: „Der. heilig gwoſtel Jacod deb
meß —* and ſy babind da, Bücher, damit: fy bewären wellind, dag de
meß in die fünfzeben hundert jqr alt (ve ꝛe.“ Difen fehandlichen Lug habend ſe
den, ginfaltigen.alfo. ze. glouben ggeben, daß. fü deuf anhin gond und mi
A fe aller. Merk aber , frommer cheift, redend fo von dee much, ais
M· das aan, big zu unfer zyt gebrucht hat, fo ift offenbar , daB der ce
non nach und nach erft ift von den päpſten zemmen gſetzt. Etliche ſtuck ſmd
5 ahirdiſtt nün hundert zaren hinzatommen, bin ich. recht vndenkt. Hab
it, wyl üben: bie, zytbuͤcher ze loufeny aber es felt wenig.
Darzuͤ iſt bis in die fünf humdark.jas. nach Chriſto diß wort od
son ‚Iainen weder apoſtlen noch leerern genemnst worden. nad ſind fü ſe
unyerſchamt, daß ſy den einfaltigen fo frefen Lüg gdörend. fürgeben.
Rebend ſy aber von der meß deßhalb, daß die apoſtel oder aiten leerer
das nachtmal Chriſti für, ein opfer babind nhebt, fo redend fa. falfch und
unrecht. Und beujig, mich deß uf alle apoftel. und evangeliften., beſunder uf
Lucam und Paylamg die beed mer, nom nachtmal Chriſti geſchriben haben?
weder ‚ander; dann. dero. keiner es Kin. opfer genennet Bit:zrumd müß den⸗
noch Paulus den Corinihern 1. Cor, XI, 17. ff. den zechyen bruch- md unfet
zälen um jeg mißbruchs willen (dee under fy nit fo bärtich, gewachſen wär,
wo ſy das nachtmal für fleiſch und, bluͤt oder für;ein. onfer. gehebt hättind);
roch ‚nennet ers us und 48 .byot. und wyn; er mennsk,mudy dielelben kein
opfer nit. Nucas redt in den. gafdhichten Aſo: Syy gerharrtend ober ba
getend an der leer der apaftlen, in, den rn: und im Aboibrechen se. Hie
nennets Lucas nüts anders dena beschen des. hrots, nit den lochnam Ebruik
nit ein opfer, das er doch fing mwegg underlaen hane mo die apoſtel et
dafür ghebt, darfür es ung der panfk-.agcben:hat,; |
Erasmus Rotterodamus erklärt Dife want Surä alfs:, Die ach zu de
jüngeren, vereinbart battend , die. verharretend in. der leex ven apoſtlen (dass
Schriften beiveffend die Diiputation zu Baden. 497
abar wiri das zuͤnemen allergröft) und in dem nieſſen oder nemen des zei,
yens des bunds , der nimmermee gebrochen werden foll, weiches fy die ge.
winfame namtend. Das was inen vom berren alfo ggeben. Man brach
ns brot, und gab davon eim icden ein ftüdli; und wie fy dag thatend zu
edächtnuß des tods des herren, fagtend ſy dank der göttlichen güte, der fü
sit dem blüt fines einigen fung von fünden gereiniget bat, der durch des⸗
eben tod, den er unfchuldig leid, ſy zu erben des ewigen lebens gemacht
at. Alſo find ouch die wort Lucä ze verfton , wie fü bishar der hochgeleert
zrasmus erklärt hat. Wo ift bie meß, fleifch und blut oder opfer? Es
nd alles gedicht des aytd. Darus und Act. XX, 11. ceigenlich ermeſſen
yet, dab weder Jacobus noch die andren apoftel meß, noch das brot fiir
en-Iuchnam Eprifti gehalten habend, als Egg und Faber unwarlich dar«
huͤnd. Hieronymus gfchrift bon Jacobo dient ung, und ift offenlich wider
ggen und Subern.
Wo aber die alten leerer das nachtmal des herren ein opfer nennend,
hünd ſy dag metonymice, das ift, durch ein nachnennen. Als, da wir pres
hend : Hüt ift die uffart Chriſti; fart darum Chriftus hüt nit ze himmel;
ber der eineft befchehnen uffart nennend wir die mwidergedbächtnuß der uffart
ach; alych ale wenn einer fpricht: Das ift die fchlacht ge Dornach; ift
8 nit die fchlacht funder ein gmäld oder bedütnuß der ſchlacht. Alſo has
end die alten Icerer oft dag nachtmal cin opfer genennct, drum daß es ein
anffagung des opferd was, dag Chriſtus einift für uns ufgeopfret hat;
md dep habend fy fi) allweg ofienlich laflen merken; wie dann ſoͤlichs
on Oecolampadio gnuͤgſam, ouch andren und mir iſt anzeigt.
Im dritten artikel, der von der heilgen fürbitt lutet, hat jm Oecolam⸗
adius zuͤgemuͤtet: er ſoͤlle im doch us altem und nüwem teſtament nit mee
enn ein kundſchaft anzeigen, da einer, us diſem zyt verſcheiden, vor gott
ie ung gebeten hab. Daruf bat Egg geantwurt: er mög fein gſchrift
arum anzeigen; er halte ſich aber der chriſtenlichen kilchen, die halte
er heiligen fürbitt. Er Hat ouch oft geredt: wenn er glych kein gſchrift
im ein ſtuck hätte, wöllte er dennoch glouben, das die kilch gloub. Zeig
ch allein darum an, daß menglich ſehe, wie ſich Egg fo offenlich über-
punden anzeigt, fo er fpricht: er babe nit gfchrift darum; und foll aber
Uein afchrift gelten; ouch daß man ſehe, daß weder er noch Faber wüſ⸗
md, was die chriftenlich Eilch ift; und wellende aber mich leeren. Merk
iber kurzlich, frommer chriſt.
Kilch Chriſti iſt nüts anders weder das volk Chriſti. Iſt vormal an⸗
ſerswo rychlich bewärt.
Das volk Chriſti iſt, das ſich uf das bluͤt und ſterben Chriſti als uf
as einig gnadenpfand verlaßt. Eſchrift iſt deß voll.
Diſe kilch oder volk Chriſti hört allein die ſtimm jres hirten und biſchofs
Fſhriſti Joh. X, 3. und 1. Petri IT, 25.
Dife kilch oder volk Chriſti lost nebend Chrifto feinem andren Joh. X, 5,
Eo folgt, dapı mo Egg one gottes wort lost oder redt, daß gr fich der
ilchen Chrifti nit rümen darf; dann die hört noch redt nüt, das nit ug
ottes wort kummt. Uber fi blendend atfe menfchen mit dem namen chrift-
icher kilchen; und mögend aber fy der kilchen nit fon, dann fn hörend
it allein des hirten ſtimm. So vil hab ich von Eggen antwurten, Die
Zwingli's fümmtl. Schriften II. Bde. 2. Abthig. 2
498 Schriften betreffend die Diiputation zu Baden.
by den einfaltigen etwas ſchyns habend, wellen anzeigen; und wenn ich fin
ungeſchickten wyſen und wort ze voll ghör von den andren fchlußrcden , will
ich fy mit gott ouch umfeeren. Demnach, bat Egg vil artikel zemmen dich⸗
tet und pseudologiam Zwinglis genennet ; beißt billich das Iugenbüch über
den Zwingli; dann er erftlich nit anzeigt , an weldyen orten ich bie wort
red, nun daß man fin liegen nit bald finde ; darnach rupft ee mie etliche
us jrem natürlichen ort, und fälfcht mir inen den finn , etliche mindret er
mir ‚ etliche Dichter er uf mich, etliche keert er mie letz dar, etlicher ſchilte
er mich, die doch der recht war chriftengloub find. Als, da er zum aller⸗
erften ſpricht, wie ich geredet hab : wenn ſich der menfch mit [dem] zeichen des
krüzes zeichne , erfchrede er 205 iſt erdacht. Und da ich fag: Der gloub
des evangelii iſt nüts anders dann ein ficherheit zu gott, da einer gwüß ik,
daß er felig werd durch Chriſtum; feert er mir in ein irrung, Und da
ee mich verdacht macht , als ob ich den ruͤm unfer geleerten in den fpracdhen
uf mich geredt hab, und alfo durchus und us iſt von gottes gnaden ein ſtuck
nit, das er mir redlich engegen werf. Darum ich jm nit darf antıwurten;
dann, die min gefchrift gelefen habend , wüflend wol, wie er mir allenthalb
gwalt thut; die fo nit leſen wellend, Laflend mich nit verantwurt fon,
da ich warhaft bin. .
Hierum, frommen getrüwen eidgnoſſen! jr wellind üch Zabers und
Eggen leer und fürnemen keins wegs laſſen unfchwäßen ; dann ſy an allen
orten glych ale falfch und betrogen ift als an den iez angezeigten ; wiewol io
die mit frefnen und gmwaltigen worten der welt underftond ufzebinden ; dann
wo fy nit mit vorteil hättind wellen umgan, wärind fy wol vor jar und
tag zu minen herren gen Zürich kommen; aber fy band das liecht by uns
nie mögen anſehen, funder allıweg dahin gedrungen , da fü borbin wel
wußtend, daß mir von Zürich dahin nit kämend, und gemeine plätz nit wei-
len annemen , die ich jnen güter zyt fürgefchlagen hab. Es tft ouch gar fa
usgebrochen , daß ſy, aber und Egg, mwerbind um aach! des kaiſers und
bann des papſts über etliche gebot und fahungen , die man fölle us laflen gon:
glych als ob wir eidgnoffen uns ouch under Ddiefelben ergen? fölind. Da
weerind all fromm eidgnoflen ; dann im friden des ſchwabenkriegs ward mit
usgedruchten worten vergoumt, daß man uns nit ächen? fol. Und wenz
- wir ung irz mütwilliglich us weniger lüten gwalt widrum lieflind ynfüren,
dag wir die Eaiferifchen aach ouch mit unferem annemen oder mit ächen
beftätetind ; was hoffnung könntind wir mee haben ein lobliche eidgnoßſchait
by einander ze behalten? So weißt nun fürbin menalid) , mas det papſte
bann gilt; und, fölltind wir den widrum annemen , wee unferen nachkom⸗
men. Wenn man einen teopfen pfefters* glych don ftund an ab dem tifdylach
ufnimmt , fo fchabt man in fo mol nimmer denmen , es biybt allweg ein mafen.
Alfo gibt man uns in -dem bandel nüt fo füberlicy noch fchunlich für, e⸗
wirt uns etwas muͤj und arbeit binder jm laflen. Sy tröftend fach umfer
einfaltigheit, vermeinend , das ſy müflend Die warheit fun, noch nit erkennt
werden, darum ylend fu; aber laffe man nun die handlung , wie vor ge⸗
meldt, usgon, ee und man üsid befchliefle, fo wirt menglich jr untrumw
feben. Gott welle ung friden und gnad fenden! Amen.
2) Acht. 2) ergeben. 2) ächten. *) Brühe.
Säheiften betreffend die Difputation zu Baden. 499
12.
Die eidgendffifchen Gefandten übergaben die in den Schreiben
winglid und des Raths von Zürich gegen Faber geäuflerten Bes
huldigungen demfelben zur Verantwortung , die er den 21. May in
ner Zufchrift an den Rath von Zürich gab. — „Dad Schreiben dei
daths habe ihn’ fehe hefremdet; denn er habe Zürich nur Gute} ge
yan und noch guten Willen dazu. — Was Zwingli vom Fuchs oder
uͤchslein, auch 30,000 Gulden etliche Mahl Meldung thut, wird fich
icht als wahr erfinden ; und wenn Zwingli fagt: ich babe dieſe
Yiiputation mit Geld beworben, fo redt er ald Unwahrhafter — ich
ia nicht fo grob fchreiben , als er reden darf. Er fol anzeigen, wer
er Augeber und Einnehmer ſey. Es ift fuͤrwahr nichts, daß ex ein
vangelift feyn will und vornehmen, dad Evangelium mit erdichteten
Yingen zu fördern. — Er beruft fih nun auf Zeugen, wie wenig
zeld er auf feiner Reife nach St. Gallen, Luzern, Baden, an den
Jeitreichifchen Hof gehabt, ja hie und da entiehnte, um den Wirth
ahlen zu Tonnen. Als ee jetzt gen Baden verritten, babe er, um
sine Nothdurft zu beftreiten, ein Fuder Wein verkauft. Gein Geld
haͤre bald verzehrt, wenn er nicht vom Bifihof für etliche Perſonen Unter⸗
alt hätte. Von einer Pfrund, worauf er nicht ſitze, babe er in etlichen
Jahren feinen Heller ; mit den 700 Gulden Penfion thue ihm Zwingli
Inrecht, daß er 800 Bulden Dienftgeld habe, fen auch nicht wahr,
sie fein Beftallungsbrief erweife. Solche Armuth zeige er nicht gerne
n, aber um fie auf Zwingli auffehen zu machen. — Auf den Bor
zurf: „er fen kein guter Zürcher“, beruft er fich darauf, daß er
er Stadt Zürich Lieb und Dienft erwiefen und ferner bazu bereit fey.
daß er aber nicht Zwinglifch ſey, befenne er; denn er möchte die
anze Welt nicht darum nehmen zu. glauben, was Zwingli gelehrt
nd geichrieben habe. Dad habe er geredt: er hoffe, wenn fie des
zwinglis Irrthuͤmer, deren eine Unzahl iſt, vernehmen werden , fo
serden fie fich wohl gegen gemeiner chriftlichen Kieche und die XII
Irte fchiden. — Er wolle Zwingli in fechd Wege überwinden, deren
er erſte fol feyn aus feinen eigenen Büchern. Auf den Vorwurf,
aß er gefagt: ed werde Zürich wie Waldshut und Zwingli wie dem
doctor von Waldehut ergehen , antwortet er: daß er fih nicht
y auggedrücdt habe; fondern gefagt: Er bedaure, daß der Zwingli
e verführe ; die von Waldshut haben ihn auch fange für einen
jeind gehabt; es babe ſich aber erfunden, dag er ihre Freund
erveien , und befenne , dag, wenn fie ihm gefolgt hätten, ihre Sache
504 Echeiften betreffend die Difputalion zu Baden.
hold worden. Haß ouch die fchädlichen lugner alleemeift, die ein fromme
eidgnoßfchaft mit jrem betriegen um eigens nußes willen din groffe gefar
ftellend. Wenn ich ein lugner wär, fo märind die Iugner mit mir eins.
So ich aber wider fy bin, fo bafiendf’ mich. Uf fölche maß entfchuldiget
ſich ouch Chriſtus an etlichen orten.
Demnach forechend je: Aber Zwingli muͤß fin ſchandlich abwych ig
usblyben, daß er nit uf fo überflüffig gleit bat dörfen gen Baden zu den
geleerten kommen , alfo mit Iugen und erdichten farwen bededen. Das iſt
ein ſchandlich mann, der uf ein bidermann redt, das tr nit uf jn bringen
mag. Nun mill ich den mann gern fehen, der üzid fchandliche uf mich
bringe. Die find aber fchandlich abgewichen, die vor jar und tag by mir
ze Zürich gemefen find. und mit mir nit habend adören non der warheit
der gfchrift reden, ouch uf Beinen gemeinen plaß mit mir babend qdören
kummen; die mich ze Zürich fürfaren! find, und nach überflüffigem gleit
miiner herren, ouch embot bes Loftens nit habend gdören gen Zürich kum—
men; ze Cofteng mit den vrädikanten ouch nit gdören von der warheit der
ofchrift reden ; die wol gwüßt habend , daß mir der glab nit gemein was, und
nit darlummen werd ; und nüts de minder. habend die anfchläg ghulfen
machen (deß fich Faber offenlich usgibt) von der difputation gen Baden , da
ſy wußtend, daß ih nit hinkam; die find aefloben. Ich hab liecht herr⸗
lich ſtätt fürgefchlagen ; aber fy habend nit adören dahin kummen. ÜUwer
überflüffig geleit hab ich überflüffig verantwurt vormal, wölche min ant-
wurt ein ieder verſtändiger erkennen wirt rechtmäſſig ſyn. Ich ließ mich
noch morn nit in dero hand vergleiten, die mit ſo offnen vorgrichten und
vorurteilen und minem verurteilen one alles recht und wider der bünden
vermögen ſich vartyig bättind erzeigt.
Die geleerten, die da gſyn ſyaind, laß ich ſyn, mie ſy ſind, ob gott will,
ouch ufs papſts ſyten nit alle wie lega und Saber. Wie gieert die an-
dren ſygind, die bym evangelio gſtanden find, weiß ich ouch zum teil; aber
daß ich nit habe gdören zu jnen kummen, ift nit. Denn, wenn mir der
platz gemein iſt, fo befchyichend der doctoren nit 23 funder 500, doch mit
andrer zucht, weder da geredt oder gehandlet ift von etlichen; und flüch ich
fy , dann fo fheltend mich flüchtig; aber ſy find flüchtig, mie obftat.
Da je meinend, mine herren fölltind mich abgeftellt haben ꝛc, fag idh:
daß fy jm ze fromm find; dann fo mol wüflend, daß je mich zum erfim
angefochten, und das fo oft, daß ich jrohalb hab muͤſſen fchruben gottes
wort, jro und minen glimpf ze retten. Bezügend ouch uf mich, daß ich
üzid habe zu einer eidgnoßfchaft ſchmach und ſchand arfchriben. Habend
aber etma boten uf tagen unfründlich gegen mir gehandlet, daß ich dasſelb
hab müflen ang liecht bringen , jft fein fchand einer loblichen eidgnoßſchaft
funder min berantwurten. Ich bör ouch von ciner eidgnoßfchaft nit ſöl⸗
de unfründliche wort noch afchrift, als ab den tagen kummt. a)
Es fölltind ouch mine herren jren morten ftatt. gethon haben. Ich
hoff, fu babind das in allen Dingen überfläffig getbon ; aber ſy Töllend ouch
1) vordeygefahren.
a) Zwingli hatte nodı aefchrieben: „Die boten find, ob gott will, mit eim
eidgnoßfchaft ,““ — aber diefe Worte wieder dnzchgeftrichen.
Schriften betreffend die Difputation zu Baden. 505
daby mir fchiem geben. Warum füchend je mich nit nach der bünden fag
umd berechtend mich? Söilltind fy mir üzid zumuten, das mir nachteilig
wär, müßtind ſiy je rat, gricht und recht an mir brechen; das wellend die
frommen lüt nit thuͤn, funder vergunnend mir antıwurt ze geben, wenn
ich deß notdürftig bin gegen menglichem. Werdend ouch harwidrum meng⸗
lichem gütrecht halten, der etwas wider mich hat. -
Aber mich dunkt, je bemarind üwer trüm übel gegen minen.herren und
mir (verzyhend mir, gnädigen herren !); denn man laßt ſy an etlicher orten
kanzlen ketzeren, ich geſchwyg min iez, und jre biderben lüt, wo fy under
üch wandlend, oft uncerberlich fthelten, und ift dhein ftraf noch weeren da.
Sr laſſend das ouch thün, die jinen mit üch gemeinlich underthänig fon
folftind, dag nit allein wider trüw, Die wir eidanoflen einander fchuldig
find , ift funder ouch wider gottes geſatz, der alfo acbüt: Du follt den
obren dines volks nit befchelten. Ir habend den Murner mine herren
und mich offenlich an der kanzel fo uneerbertich laffen fchelten, daß alle
frommen , die villycht mir nit funders günftig find, ein verdeuß daran ge⸗
habt habend , den fo uncerbaren münchen , der ab keim ort mit eeren nie
abzogen ift, ouch etwann mit abtrag, als ze Erafen.a) Ir habend die fo
(handlichen gfchriften, daß ich inen nit antwurt geben will, ze Luzern laf
fen druden ; da harwidrum mine herren nit einen büchitaben liefjind us.
gon in je ftatt, der zu uneer, verlümdung und ſchmach einer [oblichen eid⸗
onoffchaft reichte. Sind nit yndenk, unfer eidgnoffen von Luzern, wie ſy
in fo groffe ftraf den drucker zuͤ Baſel brachtend, der das buchlin druckt
bat, darin fo fich meintend angerüret fon.b) Und weißt dennoch der fres
fen münch, dee Murner, nit, wovon er feit: da ee glych mine herren die .
bet; mags ouch mit finen rechten , in denen er fidy ein doctor ſchrybt, nit ,
fürbringen ; dann alle landſchätz fallend allweg in allen fällen an die puren
lutren oberkeit. Es find ouch alle landfchäß in jrem gwalt nüt weniger
denn die, fo under eim fing oder Zaifer find; dann, gott fye dank, miner
herren, der cidgnofien von den IX orten, frybeit und purer gwalt veralucht
fich , ouch in cim icden ort, dem vuren lutren gmalt der -höchften fürften
und herren; das verftat Murner noch nit , ein grofler fygend einer eidgnoß-
ſchaft. Wiewol mine herren der verantwurt nit dörfend ; dann fu die Dina
und. hab, fo vormal von den vermonten! geiftlicyen mißbrucht find, zü
rechtem bruch der armen, oder wo der gmein nuß mangelhaft wär, ver—⸗
mwendend ; habend ouch def groſſen Loften in vil tufend guldin erlitten. Ir
habend in ouch offenlich ze Baden laffen uf mich liegen, wie ein barfüffermündh
mit mir ein mujtranz und faerament darin geteilt, habe ich den filbrin
muſtranz genommen , und der münch das facrament; das werde ze Luzern
im fronaltar behalten. Iſt ein erdachte Iuge; hab weder wort noch gedan-
Ten von fölcher fabel nie ghebt noch ghört. Ir habend des Fabers ſchand⸗
tich gſchrift, die mine herren fo übel fchiltet, uf den tag bin und wider
verfergget. Ja, der Dingen Eönnt ich üch vil zälen, in denen je üwer trüw,
mins bedunfens, nit fo wol beivart habend als mine herren gegen üch.
1) vermeinten.
a) Krafau. b) Adam Petri, der wegen der Schrift: „Warnung an gemeine
Eidgenoffen im Jun. 1523 Widerruf thun und große Geldftrafe erle gen mußte,
f
-
so2 Schriften betreffend Die Difputation zu Baden.
. x
Zwinglis büchli und erlogne ſchmützwort, funder unfer perantwurten, glimpf
und die warheit ouch wurdind vernemen. Was dann harnach folgen, mö⸗
gend jr wol ermeflen. Das mwöllend alfo im beften von uns bernemen;
"und begerend bieruf üwer verfchriben antwurt uf iez kommenden tag der jar-
rechnung zu Baden, Datum und mit unfers landvogts zu Baden, Uolrichen
Dürlers, ufgedrucktem infigel im namen unſer aller befchloffen uf ſamſtag
vor fant Onophrius tag anno MDXXVI.
Bon ſtatt und landen ‚gemeiner unfer eidgnoßſchaft boten
uf der difputation zu Baden im Aergöw veriammikt.
—
Dieſes Schreiben ward am 14. Brachmonats von Zwingli
beantwortet.
Zwingli an der eidgenoffen boten zu Baden
. berfammlet.
Gnad und frid von gott bevor. Strengen, feſten, fürfichtigen , cerfe
men, wyſen ꝛce, gnädigen , lieben herren! Ich will üwer eerſamen wyhen
zum kürzeſten antwurt geben über die gefchriften, bie je minen berren ;i
geſchickt, mich gar unfründlich anklagend. Bitt üwer wysheit, Die wellt
min einfaltig antwurt nit verargen.
Da jr mich erſtlich minen herren fürgebend, als ob ich üch, die XI
ort, ſchmütze, fam die difputation mit gelt erkouft nes; bfchicht mir unrecht.
Sch gedenk der XII orten nienen in dem fall. Daß ich aber Fabern in fint
practit hierin verdacht mach, thin ich nit frefenlich,, als ich hab anzaist.
Und mag Faber das nit erlyden, füche mich, da man jm und Eggen gu
ficherheit ggeben hat.
Daß ich üch verunglimpfen und einen anhang machen well, iſt keine
wegs mines fürnemens; dann ich einer: eidgnoßfchaft glimpf und füg al.
weg gefürdeet hab, das ich mit allen minen gſchriften bezügen will. Das id
aber Fabers unglimpf darthün, kann mir nieman verargen , er well hd
denn Magen, da jm nüts befchehen ift. Wer mich des anhangs oder ray
genmacheng verzucht, thuͤt mir gmalt und unrecht. Dann alles, das ih 5
geredt und aefchriben hab , reicht nit uf eins einigen menſchen anhang; und
wo anders uf mich erfunden wirt, will ich deß billich engelten. Aber den
anhang de Ichendigen worte gottes, den will ich, ob gott will; für m
für nit underlaffen ze meeren; verhoff nit, daß mir ieman darwider für.
Uwer mysheit macht mich ouch verdacht: je wüſſind wol, womit ih
umgange; und wo das mine herren ſammt je landſchaft wüßtind, für
dep minder dran. Antwurt: Wo ich mit unredlidhen uneerberen dinge
umgon , zeigend dag an minen herren; wirt nach minem verantwurten ma
unfchuld nit erfunden, find fy ftarf genüg mich ze ftrafen, und darf ma
dee biderben lüten uf dem land nüts darzuͤ. Ich will aber den mann a3
fehen , der mich einigerlen uneerberkeit beroyfen werd. Deßhalb es der @5
wönigen worten nit not bat.
N
Schriften betreffend die Difputation zu Baden. 503
Daß je miner antwurt kein benügen noch gefallen habend , gloub ich
wol; ift mie ouch fcer leid. Dann mine verantwurtungen find fo rechtmäſ⸗
fig » daß ein icder merken mag ; daß ich üwer difputation billich nit aefücht
hab. Und will das gewyſen, fo bald die zwo gefchriften, die im drud noch
nit find usgangen gedrucdt werdend ſammt difer miner antwurt, mit meng⸗
lichen , der min billich fürfchlahen und duldig tragen eerlich ermeflen mirt.
Ir zeigend an, wie jr mine verantwurten wellind an üwere herren und
oberen Laflen langen. Thuͤnds um gottswillen. Ich hab üch vormal ouch
dorum gebeten; man vergißt aber der dingen oft. ch will ouch üwer wysheit
wol können ort anzeigen, da das gleit, mir zuͤgſchickt, verleſen iſt mit vil
worten mir ungnad ze ſchöpfen, und aber min verantwurtung nit. Hit
rum bitt ich abermal ernitlich, daß jr min entfchuldigung mit trümen fũr⸗
bringind.
Daß Fabers part mit gelt geworben, hab ich mir kein zwyfel; bfton
ouch das, wie ich geicheiben Hab. Wer aber redt: ich welle die lüt anzei»
gen, denen es worden füge, der thuͤt mir gwalt und unrecht.
Glycherwys: wie id) gevredget hab: ir ſitzind in roren, und machind
pfiyfii 2c. a) iſt über mid) erdacht.
Ir heiſſend mich liegen, wenn ichs uf üch rede, daß jr gelt genommen
habind. Was bedarf es deß? Wenn ich uf üwer namen oder verſon und,
das nit ift, (vede,). denn fo heiffend mich liegen. Daß ich aber löugne, daß
Sabers part, ja vor jar und tag, nit mit gelt geworben hab, das thün ich
nit. Gegen wen er geworben bab, laß ich fton , und empfilchs dem rechten
richter , gott; der wirts wol an’n tag bringen, wenn es jm gfalt. Man
laßt nit vil lüten zuͤſehen in dem fall.
Das ich völler ſye fchandlicher ſchmützworten weder der helgen afchrift
nad) der warheit, müß ich üch reden laſſen. Fr, die V ort, babend mid)
doch vor allen gſprächen oder difputationen für einen ketzer usgefchriben,
das fich nir erfinden mag; und fton ich üch nit zu ze rechiferggen.
Bo rechte ware Liebe ift gotted wort warlicy ze erlernen, müß man
es nit mit cortifanen fürnemen , bohen fhülen und ganzem papfitum und
fo uneedlichen lüten, die einer loblichen eidgnoßfchaft fo ſchandlich züge-
redt habend, als Egg, der uns eidanoflen alle mit erloubnuß kuͤghyert hat,
dep ich mich embüt warhafte kundſchaft anzezeigen; ouch Faber fo vil unred-
licher ſtucken gethon, daß wir uns nit befiers fönnend zu inen. verfehen, -
dann daß fy ung zuͤ zwitracht brächtind , wo ſy könntind, und wo fu glych
die warheit wüßtind, uns dero verbunntind.
Daß ich fo oft von üch Iugenhaft, falfch und unwar gefcholten wird,
müß ich aber gott befelen. Ich han aber wol darfür , wo diſe üwer boten
abgefchrift vor. den XII orten verlefen wurde daheimen , ed wurde dee min»
der teil daran gefallen haben. Verzyhend mir, lieben herren, ich weiß
ouch zum teil, wie es etwann uf tagen zügat ; aber Chriſtus, der die wars»
beit iſt, muͤßt doch der unwarheit gefcholten werden. ch red aber alfo dar»
zu: Welcher eidgnoß mich weißt einer Inge ze bezügen , der thut übel, daß
er ſoͤlchs nit vollſtreckt, oder Dheinerley unredlicher that. Ich hab wol lange
zyt har vil erlitten, das uf mich glogen tft; aber keim lugner bin ich nie
a) Zu Baden felbft im Mößlein geredet.
504 Echriften betreffend die Difputation zu Baden.
hold worden. Hab ouch die fchädlichen lugner alleemeift, die ein fromme
eidgnoßfchaft mit jrem betriegen um eigens nutzes willen in groſſe gefar
ftellend. Wenn ich ein (ugner wär, fo märind die lugner mit mir eins.
So ich aber wider fy bin, fo haffendf’ mich. Uf ſölche maß entſchuldiget
fih ouch Chriſtus an etlichen orten.
Demnach ſprechend ir: Aber Zwingli muͤß fin fchandlich abwych ig
usblyben, daß er nit uf fo überflüſſig gleit hat dörfen gen Baden zu den
geleerten kommen, alſo mit lugen und erdichten farwen bedecken. Das ik
ein ſchandlich mann, der uf ein bidermann redt, das tr nit uf jn bringen
mag. Nun will idy den mann gern fehen, der üzid fchandlichs uf mic
beinge. Die find aber fchandlich abgewichen, die vor jar und tag by mir
ze Zürich geweſen find, und mit mir nit habend gdören von der warkeit
der gfchrift reden, ouch uf feinen gemeinen plag mit mie habend adören
kummen; die mich ze Zürich fürfaren! find, und nach überflüffigem gleit
miner herren, ouch embot des koſtens nit habend gdören gen Zürich kum—
men; ze Coſtenz mit den vrädifanten ouch nit gdören von der warheit der
gſchrift reden; die wol gmüßt habend , daß mir der ylab nit gemein was , und
nit darkummen werd ; und nüts de minder. habend die anfdyläg ghulfen
machen (deß fich Faber offenlich usgibt) von der difputation gen Baden , da
ſy mwußtend , daß ich nit hinkam; die find aefloben. Ich hab liecht herr
ich frätt fürgefchlagen ; aber fy habend nit adören dahin fummen. Üwer
überflüffig geleit hab ich überflüffig verantwurt vormal, wölcdhe min ant:
wurt ein ieder verftändiger erfennen wirt rechtmäffig fun. Ich lieb mich
nod) morn nit in dero hand vergleiten, die mit fo offnen vorgrichten und
vorurteilen und minem verurteilen one alles recht und wider der bünden
vermögen fich partyig hättind erzeiat. —
Die geleerten, die da gſyn ſygind, laß ich fun, mie fü ſind, ob gott will,
ouch ufs papſts ſyten nit alle wie Egg und Faber. Wie gleert Die an-
dren ſygind, die bym evangelio aftanden find, weiß ich ouch zum teil; aber
daß ich nit habe gdören zu jnen fummen, ift nit. Denn, wenn mir der
platz gemein ift, fo befchickend der doctoren nit 25 funder 500, doch mi
andrer zucht, weder da geredt oder gehandlet ift von etlichen; und flüch ich
fy , dann fo fcheltend mich flüchtig; aber ſy find flüchtig, wie obſtat.
Da jr meinend, mine herren fölltind mich abgeftellt haben sc, ſag ich:
daß fy im ze fromm find; dann fy mol wüflend, daß je mich zum erſten
angefochten, und das fo oft, daß ich jrohalb hab müflen ſchryben gottes
mwort, jro und minen alimpf ze retten. Bezügend ouch uf mich, daß ich
üzid babe zu einer eidgnoßfchaft ſchmach und fchand geſchriben. Habend
aber etwa boten uf tagen unfründlich gegen mir gehandlet, daß ich dasfchh
hab müflen ang liecht bringen , jft kein fchand einer loblichen eidgnoßſchaft
funder min verantwurten. Ich hör ouch von einer eidgnoßichaft nit föl-
che unfründliche wort noch afchrift, als ab den tagen fummt. a)
Es fölltind ouch mine herren jren morten ftatt gethon en. Ich
hoff, ſy babind das in allen dingen überflüffig getbon ; aber ſy Tolfend ouch
1) vorbeygefahren.
©) Bwingli hatte noch gefchrieben: „Die boten find, ob gott will, mit em
eidgnoßſchaft,“ — aber diefe Worte wieder durchgeſtrichen.
Schriften betreffend die Difputation zu Baden. 505
aby mie fchiem geben. Warum füchend je mich nit nach der bünden ſag
nd berechtend mich? Sölltind fy mir üzid zuͤmuͤten, das mir nachteilig
sär, müßtind fy je rat, gericht und recht an mir brechen; das wellend die
rommen lüt nit thuͤn, funder vergunnend mir antwurt ze geben, wenn
ch def nordürftig bin gegen menglichem. Werdend ouch harwidrum meng-
ichem gütrecht Halten, der etwas wider mich hat. -
Aber mich dunkt, ie bewarind üwer trüw übel gegen minen herren und
nie (verzyhend mir, anädigen herren); denn man laßt fn an etlicher orten
anzlen ketzeren, ich geſchwyg min iez, und jre biderben lüt, wo ſy under
ich wandlend, oft uncerberlidy fihelten, und ift dhein ftraf noch weeren da.
$r laffend das ouch thün, die jnen mit üch gemeinlich underthänig fon
olftind , das nit allein wider trüw, Die wir eidgnoflen einander fchuldig
nd, iſt funder ouch mider gotteg gefaß , der alfo gebüt: Du follt den
bren dines volfs nit befchelten. Gr babend. den Murner mine herren
nd mich offenlich an der kanzel fo uneerbertich laffen fchelten, daß alle
rommen , die villycht mir nit funders aünftig find, ein verdeuß daran ge=
ſabt habend, den fo uneerbaren münchen , der ab feim ort mit eeren nie
bzogen ift, ouch etwann mit abtrag, als ze Erafen.a) Ir habend die fo
handlichen gafchriften, daß ich jnen nit antwurt geben will, ze Luzern lafe
en drucden; da harwidrum mine herren nit einen büchftaben lieffind us—
on in je ftatt, dee au uncer, verlümdung und ſchmach einer loblichen eid⸗
noffchaft reichte. Sind nit yndenk, unfer eidgnoffen von Luzern, wie ſy
n fo grofle ftraf den drucker zuͤ Bafel brachtend, der das büchlin drudt
at, darin ſy ſich meintend angeruͤret fun. b) Und weißt dennoch der fre⸗
:n münch, dee Murner, nit, wovon er feit: da ee glych mine herren die .
et; mags ouch mit finen rechten, in denen er ſich ein doctor fchrybt, nit ,
ürbringen; dann alle Landfchät fallend allweg in alfen fällen an die puren
utren oberkeit. Es find ouch- alle landfchäg in jrem gmalt nüt weniger
enn die, fo under eim füng oder Eaifer find; dann, gott fye dank, miner
erren, der eidanofien von den IX orten, feyhrit und purer gwalt veralncht
ch, ouch in eim icden ort, dem vuren lutren gmwalt der höchſten fürften
nd herren; das verſtat Murner noch nit, ein grofler fygend einer eidgnoß-
haft. Wiewol mine herren der verantwurt nit dörfend ; dann ſy die Dina
nd hab, fo vormal von den vermonten! aeiftlichen mißbrucht find, zu
echtem bruch der armen, oder mo der gmein nuß mangelhaft wär, ver⸗
pendend ; habend ouch deß aroflen foften in vil tufend guldin erlitten. Ir
‚abend in ouch offenlich ze Baden laffen uf mich liegen, mie ein barfüffermüncdh
nit mir ein. muftranz und facrament darin geteilt, habe ich den filbrin
nuftranz genommen , und der münch das facrament ; das werde ze Luzern
m fronaltae behalten. Iſt ein erdachte Inge; hab weder wort noch gedan⸗
en von ſölcher fabel nie ghebt noch ghört. Ir habend des Fabers fchand-
ich afchrift, die mine herren fo übel fchiltet, uf den tag bin und wider
erfergget. Ja, dee dingen könnt ich üch vil zälen, in denen je üwer trüw,
nins bedunkens, nit fo mol bewart habend als mine herren gegen lich.
—
1) vermeinten.
a) Krakau. b) Adam Petri, der wegen der Schrift: „Warnung an gemeine
sidgenoffen im Jun. 1523 Widerruf thun und geoße Geldſtrafe erle gen mußte.
⁊
X
s06 Schriften betreffend die Diſputation zu Baden
Demnach ift üwer vermanen: daß mine herren mich darzuͤ haltind, dag ich
üch eidanofien ungeſchmützt, ungefchändt, ouch unverlogen laſſe. Antwurt:
Henn ein andrer ung eidgnoſſen gefhmübt und aefchändt oder verlogen hei,
bin ich dem von kindsweſen uf widerftanden, ouch etwann mich darum in
gefar gageben ; denn, wer ein eidgnoßſchaft ſchändt, der bat mich oud ar
ſchändt. Wenn aber Hienebend eim, ouch von eidanofien bſchicht, des
gottes wort und jm nachteilig iſt, und fib da entfchütt, iſt es nit em
ſchand einer eidgnoßſchaft. Es hat oft einer einen rechtshandel mit finm
bereen; und fchändt fy darum nit, fo er erjagt, Darzu ee recht bat. Alle
zechnend mich für dheinen ſchmäher oder ſchänder einer Loblichen eidgnoßſchaft,
mines baterlande ; dann ich der mann nit bin.
Ir vermanend ouch: daß ich dheine bücher noch gfchriften mider üc
Laffe usgon ; denn das wider die bünd ſye. Antwurt: Ich hab üch, lie
ben berren , in der dritten afchrift vor difer hell anzeigt, daß jr mich mi
Ürem. anrüren , und daß je denen agloubt habend, die luginen von mir us
gebend , und demnach wider mich gehandlet, gezwungen babenb mid i
Kerantwurten. Söllte das wider die bünd fun, fo hättind wir arme bünd
Wenn etliche gmält uf einen reden, denken, anfchlaben dörftind, mas ig
wölltind; und fo fich derſelb entfchuldigte , füllte das wider die bünd fun; fe
hättind wir bünd ,. die ärger wärind, weder die poeten’ das recht in der höllen
Dichtend ; dann da gebend fü ftatt der berantwurtung. Aber nit alfo, um
.fere frommen vorderen habend ein eidgnoffchaft darum zemmen bracht md
mit gluchfamen binden, gerechtigkeiten und rechten bewart, daß dheiner joch
der allerkleinſt, mit einigem gwalt gedrängt wurd , und darum zemmen
geſchworen ein icden, in dem ort er fitt, ze berechten. Da laß ich ab
ümwer wysheit erwägen, wie die bünd an mir gebalten fogind; da mid
die V ort für einen ketzer uegefchriben, und nie widerwifen noch befüht
habend; da fy mich empfolen habend anzenemen!, aber one recht; unt
hab ich nienen wider die bünd gethon, foll fich ouch mit feiner warheit er:
finden. Daß ich aber nit welle mit ſchryben die warbeit, miner herren, aller
hriften und minen lümden befchiemen , deß begib ich mich keins mras;
und hab def nit allein glimpf und göttlichs funder ouch natürlich recht. Gt
habend etlich doctoren von unferen erbfygenden befchickt, und die fo üvpis |
lich Über die einfaltigen prediger der warbeit laſſen ſchmähen, ſchälken, Im:
ben, daß es warlich uns eidanoffen, oudy dem gleit, vil gnüg ift; um
find demnach rätig worden (ifts, als man feit) der diſputation und wide:
red uf frömde fehlen, Die des papſttums ful find, ze ſchicken, und die laf
fen usfprechen, welche gemeiner eidanoffchaft ein groffe mindrung und wr-
achtung gebirt. Ya , bie bin ich das unfer -alfee vaterland ſchuldig, bad ih
. wider alle papfisfülen die warheit ſchirme; daß wir nit under das papftum
und finer ſchuͤlen, ouch der pänftifchen doctoren gwalt und eigenfchaft gr
drängt werdind ; welchs unferen nachlommen nachtelliger fun wurd, weder
fo man uns die zytlichen feyheit nemen underftünd; und wird mich alfo wr
der alle leer, bie fich wider gott ufricht, mit gott ufrichten und ſtrüſſen, de
wul ich leb, ouch min cer , fo feer die verleht zu fchmach gottes reicht, fr
ten; und mo ich das nit thät, denn wär ich ein verlogen cerlos muns.
1) gefangen zu nehmen. /
Schriften betreffend die Difputgtion zu Baden. 507
Will aber üwer wysheit, daß ich unſer eidgnoſſen namen nienen gedenk,
mag mir dieſelb die ort anzeigen; will ich, fo feer ſy miner Herren und
mines namens zu feinem nachteil nienen gedenken wellend, fü in allen mi»
nen gfchriften usnemen, wo ich von einer loblichen eidanoffchaft ſchrybe.
Wo mid) aber ieman für und für vermeinte ze verlümden und ungnaden,
will ich unverantwurt nit hinlaffen , und ob ich glych nit ze Zürich wär.
Demnach ſchrybt üwer wysheit minen herren alfo: Und befunder daß
jr den Zwingli darzuͤ haltind, ob er etwarn wüſſe, der uns eidanoffen gelt
ggeben hab ingemein ald fundrigen perfonen, daß er diefelben, fo es u8-
ageben , ouch die 8 genommen habend, anzeige sc. Antwurt: Dife wort,
Lieben herren , find der maß und geftalt geſagt, daß ich nit wol merken mag,
wohin fy reichend. Meinend aber jr, ich Fülle die anzeigen, die von Gas
bern gelt empfangen babind ; gib ich die vordrigen antwurt: daß ich in Fabers
handel nüt anders anzeig, weder daß fin part mit gelt wirbt; und menn
er das nit erlyden mag , füche mich mit recht; denn ich afton im alles , das
ich zu und von jm ſchryb. Meinend je aber, mo ich in der- gemeind von
alferley venfionen , geltmieten und fchenkinen üzid wüſſe, fülle ich dasſelb
anzeigen; fo fag ich: daß ich in dem und andrem allein das um fo vil fag,
als zu abftalf böfer gefaren einer frommen eidanoßfchaft diene und zu ge»
meinem friden. Wo Pas nit vorhanden ift, darf man mich nit fragen;
dann ich, ob gott will, allein zu behaltnuß einer eidgnoßfchaft und nit zu
berwirrung reichen will, diewyl ich leb.
Als je aber meinend: fo feer mine herren mich nit abftellind, wurdind
je geurfachet , ze- Zürich in ftatt und land erlütren, mas jr von jnen und
mir erlitten habind. Gag ich alfo: Wo es fich den bünden verglychen,
möcht ich Inden , daß jr, mine herren und ich nit allein vor miner herren
acmeinden funder vor allem volk einer ganzen eidanoffchaft fry ersälen
ſölltind, wie fidy alle händel verloffen babind. So aber das nit fuͤg hat,
fo haltend je bünd und üch üwer gemeinden, und laſſend miner herren
gemeinden ruͤwig; dann ob jr aluch für ſy kämind, ift nit zwyfel, fü wur⸗
dind üch nach maß jrer einfaltigen frommkeit zu allen eeren und billigfeit
als ernſtlich fromm antwurten geben als mine herren felbft.
Hierum, gnädigen lieben herren! je wellind um gottswilfen in dich felbe
gon und nüts us anfechtungen handlen. Dann, tft der dichter difer fchrift
nit ſchuldig, fo ift ſy fo bitter und eidgnöffifcher wys fo unglychförmig daß
man ſy one anfehtung gefchriben fyn nit entihuldigen mag. Und fo je
alfo alle anfechtung bindangefeßt , werdend jr offenlich fehen, daß ich nüte
ie ſchmach nachteil, zwitracht oder verwirrung einer eidgnoßſchaft, ſunder
alle ding zu friden, einigkeit, langwärung und wolfart dero bandien, Dann
obglych Faber vil orten hinder mir anzeigt, in denen ich irre, fo wirt er
doch by gott (nit türer kann ich reden) nit ein ſtuck erhalten; faffe nun um
gottewillen fine ſchriften usaon. Hiemit find gott befolen, und verſehend
üch zu mir als zu einem ghorfamften und feidlichfien in allem, dag zü
gottes eer und rum Einer eidgnoßfchaft dient. geben den 14. tags bracets
MDXXVI.
512 Schriften beixeffend die Difyntation zu Baden.
ee welle; und bewust er mich der unmwarbeit , will ich jm mit allein
geen wochen, der der warheit von eim ieden ze erlernen begirig bin, funder
den häfinen käs, den ich jm vor jaren verheiflen hab, darzü fchenfen. Aber
us denen künſtlinen und felthaten merkt man offenlich, daß Fabers vart mit
vor jro hat von der mwarheit ufrecht und redlich handlen; oder aber fü
wurbind iez by unferen eidanofien allein nach dem usdruden und gemtin
machen der gſchrift, die us dee Ddifputierenden münden find ufgezeicher;
funder dringt allein dahin, daß man allenıhalb die bücher, Die jne Moer
find, brenne; dann fy die mit der warbeit nit widerfechten mögend ; dann,
hättind fy das ie vermögen, hättinds nit gefpart , hätt ouch jnen groſſen
ton gqulten ; und füllte daby dem frommen vol in einer loblichen cidanof-
fchaft der mantel für die ougen ghenkt werden. Fa, die bücher , die man
brennt , find ze Baden uf der diſputation Lekerifch erfunden; und arbeitend aber |
rit vorhin, daß dieſeld gefchrift usgang im drud ; dann wo das afhäh:
tourde menglich feben, was ſy erfochten hättind, und wie bil Lügen Ga
ber, Egg und ander fürggeben habend. Ja, dahin reichend Fabers fule
anfchläg , die gott ze nüt machen wirt. Aber uf den brand des nüwlich ver
tütfchten teſtaments dringt er mit fölchen beredungen: es habe fich erfun
den, daß vil bundert ort darin gefälfcht ſygind. Bin ich recht yndenk 0
zält er vierzehben hundert. Antwurt: Ich bab wenig in dem vertütfchten
teftament geleſen; aber, dag ich gelefen hab, das-ift nit allein nit gefälſcht
funder oudy Ülärer und warhafter denn die alt latinifch verdolmetichung
darus vormal des nüwen teftaments türfchung aemacht ik; das erfindt fid
by allen verftändigen, Aber damit ouch der einfaltig des frefenen lugs Fabers
bericht werd , fo iſt ze merken, daR fü füldy frefel reden fürend us dem
fürgeben Hieronymi Emfers, des groflen väpſtlers und houpteſels; denn da
ee ein wenig latin klapprens kann, aber fult mit fo vil in der gſchrift gene
tet iſt noch in griechiſcher ſprach, in dero das nüm teftament erftlich gefchri-
ben ift, daß er die rechten natürlichen finn mög verften , ich gſchwog, andren
ze verfton geben. Ich hab fin befchelten ouch geſehen, ift nüts denn ein
caluınnia , ein läſterung, nüt fefis noch grechts funder cin grofle verfeerung
der afchrift und gwaltigung dem papfttum ze dienft. - Aber der einfaltig fol
mit difen zwey ſtucken im nüwen teftament erfaren , ob er möcht ienen full)
darin finden. Das erft: Beſeche einer die vordrigen. vertütfchungen, derd
man etlich, dann man vil biblinen bin und wider hat, die vor vil 'jaren
vertütfchet find; fo wirt er durchus einen finn finden, aber in der nümn
bertütfchung Märer, usgenommen gar wenig ort, die aber vormal im alten
latin ouch übel us geiechifch verdolmetſchet warend. Das ander ftud if:
daß der cinfaltig die täglichen evangelia, die man an der kanzel feit, gegen
der. nüwen vertütfchung erwäge; und fo er einhelligkeit im finn erfindt, ınag
er demnady in dem übrigen fich dep bas verfehen der trüw und fiyg der mar
heit. Wiewol ich daby nit will abgefchlagen haben, daß der dolmetfch etwa
ein ding unklärer, weder not ift, habe vertüffcht,, oder dag man etwa einen
finn möge eigenlicher harfür bringen; aber das beißt nit gefälſchet; dann
fein menfch ift nie fo gleert worden, daß er allweg in aller red allein das
beft und kläreſt geteoften hab. Aber vil Elärer ift die dolmetſchung, von
dero wir fagend, weder alle, die man vorhin gebebt hat im türfch. Doc
fo fue gott dank! es ift allenthalb, ouch da man fy nit gern hat, fo vil
—
x
‚Schriften betreffend die Difputation zu Naben. 509
jemeinden der Orte mehr noth. Welch ein fchändliched gedrucktes
zuͤchlein, das unfere Ehre verlegt, iſt zu Luzern erfchienen und auf
er Difputation zu Baden bekannt gemacht worden! Die Orte follen
ochmahls ermahnt ſeyn, fich nicht von den fremden Verläumdern
md Verwirrern leiten zu laflen, die und auf beiden Seiten weder
Ehre noch Güted gönnen, und Verderben der Eidgenoiienfchaft ihre
wößte Freude wäre. b) Nochmahls erbieten. fie ale eidgendflifche Liebe
ind Treue.
Saber drang nun auf allgemeine Verbrennung der Bücher, fo
on Seite der Neformatoren herausgegeben worden, und befondere
uch der Ueberfegungen des Neuen Teftamentd. Dagegen fehrieb
zwingli: |
— —
Ein kurse gſchrift Huldrych Zwinglis
an gemein chriſten, vorus in einer loblichen eidgnoßſchaft,
warnende vor dem unchriſtlichen fürnemen Fabers,
der nit allein die nüwlich gedruckten buͤcher etlicher gleerten ſunder
ouch das nüw teſtament ze brennen ſich undernimmt.
Gedruckt ze Zürich durch Johannſen Hager.
"Allen chriſtglöubigen; vorus denen, fo in gemeiner eidgnoßſchaft all ir
yeil uf gott durch Chriftum Jeſum, den lebendigen waren fun gottes geſetzt
yabeıd, embüt Huldrych Zwingli gnad und frid von gott durch Jeſum
Thriſtum, unſeren herren.
Wir ſoͤllend, o frommen chriſten, bruͤder und landslüt! unſer heil und
zlouben fo ſtark in den händen bhalten und bewaren, daß ung dasſelb nie⸗
man einigen weg entfuͤren noch entrouben mög, als Paulus die Coloſſen
II, 8. vermanet, daß unſer iedlicher für einen icden ſchuldig iſt ſorg ze
yaben, Daß er nienen in abweg von der fehar der fchafen Chriſti verfürt
merd; dann wir find ie einer des andren glider Ephef. IV, 25; darum
jo ein glid in gefar bracht wirt, föllend alle glider süloufen und reiten
1. Cor. XI, 25. Go nun etliche fogend des evangelii, als Egg, Faber,
mit allem vermögen üch von dem troftlichen lebendigen wort gottes ze brin⸗
gen underſtond, alſo daß unſere nachkommen, wo gott nit verhuͤte, möch⸗
tind deß beroubet werden; fo bin ich das üch allen us waren glouben,
und geweiner eidgnoßfchaft us natürlichem pflicht und neigung des vater⸗
b) Zuerft war noch beygefũgt: Sie follen Zwinglis Schriften , jeßt und vormahls
ihnen zugekommen, an ihre Oberen und Gemeinden in Städten und Ländern bringen.
N
510 Schriften betreffend die Diiputation zu Yaben.
Lande ſchuldig, daß ich und ein icder fa geoffen ſchaden dex feel und des Inbs
vergoume ; obalych die, fo mich. haffend, mich daby fo unmäßtic fa.
tend, daß ſy mic ouch ärger meder den tüfel achtend. Dann wir fdllend
uns von gütthün nit abwenden laffen, fo wie wüflenlicy warbaft find; ob
alych die widerwärtigen ung verfürer fcheltend 2. Cor. VI, 8. Run if das
die gefar , daruf Faber iez gat. Er wirbt dahin, daß man das nũw teflament
fchaffe allenthalb verbrennt werden , ouch alle andee bücher , die ze tütih
in kurzen jaren usgangen find, ouch ze Latin, weldye jm nit aefallint.
Wiemol man nun aller bircher brand ſchühen foll, ee und ſy widerwiſen
werdend; dann darus vil aröfferer unrat (ale wie täglich ſehend) eritat,
weder fo man in einer zytlichen fach einen teil verurteilt, fo ee noch mit
verhört ift, us gunft des andren teils; To foll doch under chriftenem voll
ſich nieman in die unfinnigheit bringen. laſſen, dag er die gefcheift des ni:
wen teftaments in die fchand und ſchmach des brands verbänge, und das us
den urfadhen.
I. Iſt ung verboten, daß wir den fürften unfers volks nit (dymaäbind
Erod. XXIIL, 28. Bil minder föllend wir lyden, dag unfer himmeliſche
fürft gefchände werd. Wenn wir nun fin: wort offenlich verbrennend ode
- ander weg ſchmähend oder afangen legend, was gröſſerer ſchmach mag gott
von ung beſchehen? So kein fürft duldet, daß fine gebot, die nun bon
wafferrünfen, rechtbuwen, überäben Iutend berachtet werdind ; wie fchön
fol man nun gotted wort, darin das ewig beil beftimmt iſt / bergoumm
vor aller ſchmache? 7
II. Zum andren gebüt gott Deut. VI, 6. 7 ı daß fin wort one underlaf
im berzen getragen und in allem thin und laſſen angefehen werden fol;
ouch daß wire unferen Linden ſoͤllind vorzälen. Das fann man aber nüm
mer bas, meder fo man es ouch fhriftlich hat; denn obglych der gloub
und liebe gottes allein von oben herab kummt, ift dennoch die menſchlich
vergeßlichkeit fo groß, daß wir oft in cim treffenlichen handel, den wir wel
verftond, der rechten wefenlichen worten nit allein vergefiend , funder ouch
anderft feßend und ordnend, weder zu der fady dienet; darus denn mifer:-
ftand und zwitracht kummt. Vil mee iſts in gottes wort not, Daß wir da$
. von wort ze wort in täglichem bruch alfo babind, daB wir daran nimen
felind , noch unfere find andre verftänd leerind.
II, Zum dritten merfend wie wol 1. Cor. XIV, daß in anfans
der chriften ein ieder gemeinlicy die gfchrift vor im hatt, die man zur felben
zyt vorlag und lart. So nun das in anfang der chriftenlichen liebe und
bib fitt was, daß an bücher des alten teftaments in händen hatt; vil mr
föllend wir chriften , die des liechts find, nit der nacht noch finfternuß
1. Theſſ. V, 5, ouch das gefchriben wort ftät in Händen haben.
IV. Zum vierten ift es zu feinen zyten nie keim voll verboten, dar
es mit die ganzen biblifchen afchrift dörfte, ja ein teder in finem bus, gmalt
und bruch haben. Denn fölchg verbüten wär nüts anders verbüten, weder
daß wir nit allein gottes wort nit hortind noch verftüundind, funder weder finm
wort noch daß er unfer gott ift, gloubtind. Denn was mag und arm
Eatige menfchen in aller unfer finfternuß underrichten und wyſen weder get
68 wort !
Schriften betreffend die Difputation zu Baden. 511
v. Zum fünften: Wo wir uns laſſend von der gemeinſame der ge⸗
ſchrift dringen, werdend wir (dann gott wirts verhängen um unferer läwe
willen) widrum under die cancilia und väter gedrungen, die allweg erfun⸗
den werdend vil us anfechtung gethon haben. Wo was chriſtener gloub,
und wie luter was er, ee und die väter ie geborn wärind? Darum ſind
es väter, aber. nit der kilchen Chriſti, wo ſy wider gottes wort leerend.
Aber wol find es väter, die das papfttum geboren habend, die böfen ant⸗
chriſtiſchen feucht, die uns nit allein dig, feel vergift, funder -ouch die zytli⸗
en hab abgemunnen bat. Verſton allein die väter , die us jren anfechtuns.
gen die afchrift bucht habend.
VL Zum fechsten : Laſſend wir ung das helig liecht des nüwen teſta⸗
ments us den händen nemen; fo werdend die huͤrenpfaffen als faft an den
kanzlen lügen und fich bläjen als vormal ie.
VII. Zum ſibenten wirt aller ſiyß der warheit widrum erlöſchen; dem
aber gott zuͤ diſer zyt ſo wol angezündt hat, daß ouch alle päpſtler mit der
naſen über die gſchrift zogen und zwungen ſind. Denn was werdend die
jungen huͤrenpapſtspfaffen anders lernen weder huͤren und brettſpilen, wenn
der gmein menſch nit verſtot, wenn ſy lügend oder dichtend? Ja, ich gdar
das eigenlich, mit gott allen glöubigen verheiſſen, daß, obgloch die päpſtler
gottes wort , fo oft es jnen gefallt, buckend, brechend und fälfchend , es nüts
den weniger mit der zyt ‚recht von den glöubigen verftanden wirt. Dann gott
ift , der inwendig leert; wenn nun der rechtglöubig mit dem rechten erdrych,
das ift: herzen , da ift ze hören, wiet im gott ouch rechten verftand geben,
da glych der päpſtler gottes wort gwalt thüt; denn das iſt dag urteil der
filchen gotted. Darum foll man gottes wort gfchriftlich und mundlich hands»
haben , damit man nit widerum under das ‚antchriftifch papſttum kömme.
Dahin dringt aber Faber. Er fiht, daß es nit bat wellen helfen die
evangeliften henken, erftechen, mizgen; foll ee nun ulle die beiflen töden,
die teftament habend, weißt ers nit ze wegen bringen; und müß aber das
nüw und alt teftament hinweg , foll das papfttum gelten, und jm fine ver⸗
ligenden pfründen und Die väter und concilia vor gottes wort. Und lupft
aber darzı mit difen urfachen und beredungen , dero er fich uf nächſt fa
Johanns töufers gehaltnem tag ze Baden offenlicy bat merken laſſen in
finen predginen. Man Laffe iez bücher usgon, denen gebe man feinen namen,
und fünne jnen nieman antwurt geben; das fne bübery , ouch in rechten
verboten. Das fchryt er da ze Baden uf mine bücher, die er gern brannte.
Antmurt: Das ik glych ein Bag, ale wenn einer flücht und finem fygend
nit gfton gdar, fpricht aber denn: Ich wußt nit, wie er hieß. Was darf
aber Faber de gegen mir , fo mine bücher alle den titel mined namens an
ber ftienen tragend ? Run bat er doch zwey groſſe buͤcher ze Baden ghebt,
eins unſeren eidgnoſſen überantwurt, das ander im ſelbs bhalten und offen⸗
lich usgeſchruwen: darin habe er ettich hundert irrungen, darin der Zwingli
irre. So lafle nun die bücher usgon um gottswillen. Er darf dem druck
nit erloubnuß vor unferen eidgnoſſen nemen, als er desfelben mals ouch ge⸗
thon hat: ee werde fchlechtlich die bücher laffen usgon. Denn mas bab
ich vil zyts bar anders gefchrumen, weder daß er und Egg offenlich wider
mich fchribend? Schry noch hütbytag darnach. Und ifts im ze bil, dag
groß büch ze drucken, fo neme nun einen einigen artikel für fich, welchen
'&
ss Sqeiften betreffend die Difputation zu Baden.
Hufen ſydiner doetren bringen ? If das nit voll beteuge und uffakes?
Deß ſich doch Faber nie hat entfchuldiget, fo oft ich jm das fürzogen hab.
Kür das ander kann ein ieder merken, daß fin und fines hufens figrümen er⸗
dacht it, fo fo die reden und gfchrifttämpf, die alle von wort ze wort uf
der difputation find ufgefchriben , nit laffend durch den druck usgon. Ha
bend fy gefiget, fo Laffinds usgon , fo wirts mienglich fehen. Hat aber ie
Tein mann letzer ding gehört; ſy ruͤmend fich des ſigs, nemend ouch
tundfchaftbrief darum a); und mwellend aber die gfchrift mit laſſen usgon,
diefelb anzeigen wurd, wie fu gefiget hättind. Ouch fchry nit allein id
und alle aldöubigen durchs ganz tütfch land, funder garnach oudy die ganz
gemeind einer loblichen eidgnoßfchaft nach dem offnen und usdruden der
difputation. Es ſchryend ouch alle die darnach , die bym evangelio uf der
difputation geftanden find; aber es will nit fon, daß's harus kömme. Mo
nun Faber mit finem hufen fprechen wurde: Das offnen oder drucken fat
nit zu uns funder zu den herren , den eidgnoflen ; faq ich: daß Faber
mit dem nürmlich gedruckten büchlin, das er nüw zytung genennet „ mol ze
berfton gibt, was er by unferen eidgnofien vermag, fo er von jnen nit allein
usgangne brief, funder ouch uf den 28. tag brachmonats usgangnen abſcheid
offenlich hat im druck laffen usgon. Deßhalb es kurz kein antwurt ift, was
joch die päpſtler füchend und fagend , alldiewyl fy die handlung nit offenlich
darthund. Soll fih ouch an jre wort nieman keeren; dann, Hättind fü
warlich gefiget oder nun geboffet ge figen, aber hätte wol im anfchlag
der difputation , by dem er fich, ruͤmt gemwefen fun, verordnet, daß man un
der andren artiffen ouch beftimmt hätte: was da gegen einander dargethon
wurde , füllte von fund an in'n drud fommen. Aber die artikel reichend
, mee dahin, daß man die difputation nit laffe usgon ; daran man merkt, daß
die päpſtler nie gehoffet habend ze figen funder ze betrienen. Als dann Faber
wol in die hand nimmt in erfigenanntem büchlin , der nüm zytung; damit
ih uf min fürnemen mich ncige.
Ya, im felben buͤchlin hebt Faber an alfo hoch und grülich ze reden,
daß kind fehen mögend , daß er deren einer ift, die das gut bös nennend:
und das bös güt Jeſaj. V, 20; dann, das der Heilig Petrus 2. IT, 1. uf
finen hufen redt, will er uf die trechen , die am evangelio hangend ; dann
er redt von denen , die den herren, der uns erfouft hat, löugnend, und mit
erdichten worten in gut uns übermärziend! oder törlend , daß fü die falfchen
propheten fyaind; ale wir dann mit den ougen den ganzen vapftshufen fehend
tbün. Erſtlich fuͤrend ſy von gott an die.creaturen und uf falfche hoffnungen,
nit uf den, der ung erlöst hat, Chriftum Jeſum. Zum anderen umgond die
:felben mit dem aut die einfaltigen mit erdichten worten. Kurz, lis Deut. XIII,
fo ſichſt du, daß ſy die rechten falfchen propheten find, die bon gott uf
die creatur gewiſen, babend gottes wort genideret und fich erhöcht. Don
denen redt Petrus, nit von ung , die, das von Ehrifto abgemifen ift, widrum
zu jm fürend. Demnach Hebt er an die brief, die zu unfer etlichen gen
Zürich von Straßburg und Bafel vom Capiton, Decolampadio und Farello
gefchriben , und von unferen eidanoffen ufgehrochen, und durch jn vertül⸗
———— — —— —— — — ————
1) verkaufen, verſchachern, überliſten.
a, Einen ſolchen erhielt Ed vom Eidgenöfft ifchen Geſandten zu Baden.
Schriften betreffend bie Difputation zu Baden. 513
löubiger menſchen, daß es nit not hat vil ſorgen und arbeiten ze bewä⸗
en dag Faber und fin buf das nüm teftament anlügend ; dann der glöus
ig ficht, welche gottes meinung glychfoͤrmig it oder nit. Hierum, from»
nen chriften und landeldt! thuͤnd um gottswillen die ougen uf, und lafs
md üch die fiben böfen tüfel, die durch den Faber handlend, nit in einen
rgren ſtand bringen, weder wir vor geweſen find. Dann vorhar der yapft
» frefel nie gſyn ft, daß er iemannem bie heligen gichrift verbutte ze haben
m tefen; fo aber das durch Fabern erobret, wurde ie böfer denn vormal
‘s dann unfere nachkommen mwurdind under das vfäffifch lügen ſchwerer
ezwungen weder vor. Es ſoll ouch nieman in einer gähe thin, das jn
ach dero gerüwen mög. Ye werdend fehen, daß in kurzen jaren das evan-
elium alfy zuͤnemen und das vapfttum abgon wirt, daB ung demnach übel
wiümwen wurd, daß wir jm üzid ze dienft gethon hättind. Gott welle nach
nem wort Jeſaj. VIII, 10. mit uns fon und dero, fo wider in zemmen
ıchet habend, ratichläg ze nüte machen! Amen.
Ggeben ze Zürich am lezten tag brachets im MDXXVI. jar.
14.
Die Eidgenöffifhen Befandten hatten das Niederfchreiben der
ifputationd » Verhandlungen allein den Schreibern und Präfidenten
vertragen und bie, Herausgabe derielben der Verfügung der Orte
[bft vorbehalten, worüber fich am Ende die V Orte allein die Ent
yeidung vorbehielten. Allen andern , welche nicht difputirten-, ward
«8 Aufichreiben unterfagt , und zum voraus, was durch folche bes
htet wurde , für luͤgenhaft erklaͤrt. Da aber ſowohl die Praͤſidenten
3 die Schreiber einzig von der katholiſchen Parthey waren; ſo war
natürlich , daß ein Freund der Reformation diefe Verhandlungen
zgeheim aufzeichnete; um fo mehr, daman auf dag Erbieten Zwinglis:
wolle, obwohl er nicht perfönlich zu Baden erfcheinen könne, ſchrift⸗
) den thätigften Antheil an der Difputation nehmen, wenn man ihm taͤg⸗
) die Verbandlungen zulommen lafle , gar feine Antwort gab. Oek o⸗
mpad und Haller theilten ihm nun dennoch täglich alles mit,
8 vorgebracht ward, und er gab ihnen Rath und Weifung. Ins
en hatte fih Thomas von Hofen von Bern einige Tage zu
den unbelannter Weile aufgehalten und fo genau, ald ed ihm, um
ht Aufſehen zu machen, moͤglich war, aufgezeichnet, was dabey vor⸗
g, und zu Straßburg unter dem Titel druden laffen: „Wahrhaftige
ndlung der Difputation in obern Baden des Dr. Hand Zabri, Johann
en und ihres gewaltigen Anhangs gegen Joh. Decolampadium und
Dienern dei Wort? , angefangen auf den 19. Tag 2a anno 1526,
winalis ſammtl. Schriften IL. Bos. 2. Abthlg.
514 Schriften beirefiend die Difputation zu Baden.
Zwinglii Antwort auf Eden Schlußreden.” 8. Der Buchdender bat
Eapito , daß er ihm dazu verhelfen möge, daß auch dur Zwingli
oder andere noch etwas Weiteres über diefe Difputation herausgegeben,
und ihm zur Herausgabe übergeben werde. Capito entſprach feiner
Bitte. Er jandte durch einen eigenen Boten Eremplare diefer Drud-
fcheift mit einem Briefe (worin er des Buchdruckers Anfuchen empfahl)
an Zwingli (v. ep. 53 a. 1526) nebft einem andern Brief an Pel⸗
likan; eben diefem Boten hatten Farel an Mykonius und Oekolampad
an Zwingii Briefe aufgegeben. Indeſſen war die Druckſchrift vom
Keichdtag zu Speyer an die Tagfagung zu Baden überfchickt worden.
An eben dem Tage, an welchem die Tagſatzung diefe Mittheilung er⸗
hielt, ward der Bote Capito's wegen angefchuldigter Schmähung der
Jungfrau Maria im Wirtäähaufe zu Wettingen dem Landvogt zu de
den gefangen zugeführt, demfelben dad Paket abgenommen , der Tag:
ſatzung überliefert, won dieſer nicht nur das Paket fondern aud) die
Briefe erbrochen , und Faber der Auftrag ertheilt, diefe Briefe ind Deut
ſche zu überfegen. Capito ward beym Rathe zu Straßburg und felbt
beym Reichstag zu Speyer angeklagt. Capito vertheidigte fich bey ſei⸗
nem Nathe, bey den Orten der Eidgenofienfchaft und bey der Reich—
regierung fo gut, daß er ſtraflos blieb ;. der Buchdrucker aber ward
mit Gefangenfchaft und an Geld gefiraft, weil ee die Schrift ohm
‚ Anzeige an den Rath gedruckt Hatte. Capito bewied, daß aber die
Briefe eben fo treulos als fonft fchlecht überfegt habe. Faber that dies
‚ in ber Druckſchrift: „Neue Zeitung und heimliche wunderdbarliche
Offenbaruͤng etlicher Sachen und Handlung , fo fich auf den Tag, de
zu Baden im Aargau von den Sendboten dee XII Oerter der Toblichen
-Eidgenofienfchaft auf den 26. Tag des Brachmonatd Anno 1526 ge
halten worden , zugetragen und begeben hat. Borrede Job. Sabri,
Doctoris, an Burgermeifter und Kath der Stadt Freyburg in Brisgau
1526. 4. — Zwingli ſhrieb nochmahls gegen Faber. Latiniſch Opp.
II, 597, b— 602,
.
Schriften. betreffend die Difputation zu Baden. 5158
Die dritte geſchrift Buldrych Zwingling
wider Johannſen Faber, |
über das erdicht buͤchlin, das er nüw zytung genennet und im
hoͤwmonat bat laflen usgon.
Mit eim abdruc des gleites, fo gen Zürich von unfer eidgnoffen fiben
oeten boten uf den 12. tag may überfchict iſt.
Ouch mit Zwinglind antwurt darüber ggeben uf den 14. tag may.
Alles im jr NDXXVI.
Edhriſtus Matttz. XI, 28:
Kummend so mir alle, die arbeitend und beladen find,
ich will üch ruͤw geben.
Allen chriftglöubigen menfchen embit Huldrych Zwingli gnad und frid
von gott durch Jeſum Chriftum.
Salomon fpricht Proverb. XIV, 25: Der war züg bebalt die lebenz
iber der betrieger erdenkt Lüge, Mit dem fpruch hab ich, liebſten brüder,
rife gefchrift darum angehebt , daß je nebend einander Fabers untrüwen be»
rug und unfer teümwes fürforgen und warnen klarlich fähind. Ich hab
orhar gewarnet , wie Faber fich underftande mit eim borgricht der diſputa⸗
ion ze Baden ein groß afchrey des ſigs uf den ruchstag gen Gpyr usbrei⸗
en; das foll üch billih all behalten, daß jr finens tanden und liegen nit
louben gebind. Dann wohar meinend jr, daß ich üch anderft gewarnet
‚ab, weder daß ich wol gewüßt, daß die warheit durch die frommen Diener
es evangebii, vorus durch Oecolampadium, heiter an den tag bracht; aber
on den päpftifchen dDoctren nit angenommen noch verjähen, und aber daby
x fig von inen felbs usgefcheumen ward; als ſy ouch als Alyffig als un
varlich gethon habend, an bil ort fig etlicher artiklen uskündt, die noch nie
if je ſtatt gebandlet warend ; und dennoch in keinem artitel, der gehandlet
ft, gefiget habend; dann wie könnte ieman wider gottes wort figen ? Wel⸗
bes ouch ein ieder einfaltiger an den zwey ſtucken wol merken mag. Für
as erſt, daß Faber fo tür und hoch geredt: es zimme jm und finem ber«
en von Eoftenz Feind wegs ze difputieren weder uf gemeinen concilien;
much weder er noch Egg, fo oft von eim eerfamen rat ze Zürich gebeten
nd mit gleitsberficheung bewart, item ouch von dem eerfamen rat und prä⸗
ikanten zuͤ Coſtenz glycherwys und ernft angefochten, keins wegs habend wels
en diſputieren; und zum lezten Faber die diſputation gen Baden gelegt hat
me miner herren von Zürich mitwüſſen, doch eigenlich bewüßt vor jar und
ag, daß ich dahin nit kommen ward. Sehend, wie ſtat das zemmen: Es
immt nit ze diſputieren; und: bald ein eigne diſputation anſchlahen? Gen
zürich und Coftenz nit wellen kommen noch in ander treffenlich fätt; und:
ven Baden, dabin er wußt uns von Zürich nit kommen, einen fdlchen
516 __Geeiften beirefiend Die Difpntation zu Baden.
Hufen ſydiner docteen beingen ? ? Iſt das nit voll betrugs und ufſades?
Deß ſich doch Faber nie bat entſchuldiget, fo oft ich im das fürzogen hat.
Kür das ander kann ein ieder merken, daß fin und fines hufens figrümen rr-
dacht ift, fo ſy die reden und afchrifttämpf, die alle von wort ze wort uf
der difputation find ufgefchriben , nit laffend durch den druck usgon. Dex
bend fy gefiget, fo laſſinds usgon, fo mirts menglich fehen. Hat aber ie
fein mann letzer ding gebört; ſy rümend fich des fing, nemend oud
tundfchaftbrief darum a); und wellend aber die gfchrift nit laſſen usgen,
Diefelb anzeigen wurd, wie ſy gefiget bättind. Ouch ſchry nit allein ih
und alle glöubigen durchs ganz tütfch land, funder garnach oudy Pie ganz
gemeind einer loblichen. eidgnoßfchaft nach dem offnen und usdruden ter
difputation. Es fchruend ouch alle die darnad) , die bym evangelio uf der
difputation geftanden find; aber es will nit fon, daß's harus Lümme. Wo
nun Faber mit finem bufen ſprechen wurde: Das offnen oder druden fiat
nit zu uns funder zu den herren, den eidgnoſſen; fag ich: daß Faber
mit dem nüwlich gedruckten büchlin, dag er nüw -zytung genennet, wol ze
berfton gibt, was er by unferen eidgnoflen vermag, fo er von inen nit allein
usgangne brief, funder ouch uf den 28. tag brachmonats usgangnen abfcheid
offenlich hat im druck Laffen usgon. Deßbalb es kurz kein antmurt ift, was
och die päpſtler füchend und fagend , alldiewyl fy die handlung nit offenlich
darthuͤnd. Soll ſich ouch an jre wort nieman keeren; dann, bäktind fo
warlich gefiget oder nun geboffet ze figen, Faber hätte wol im anfchlag
der difputation , by dem er ſich ruͤmt geweſen fun, verordnet, daß man un»
der andren artiklen ouch beftimmt hätte: was da gegen einander dargethon
wurde , füllte von fund an in’n druck kommen. Uber die artikel reichend
, mee dahin, daß man die difputation nit laſſe usgon; daran man merkt, daf
die päpftler nie gehoffet habend ze figen funder ze betriegen. Als dann Faber
wol in die hand nimmt in eeftgenanntem büchlin , der nüw zytung; damit
ih uf min fürnemen mich neige.
Ya, im felben büchlin hebt Faber an alfo hoch und grülich ze reden,
daß kind fehen mögend , daß er deren einer ift, die das guͤt bös nennend,
und das bös güt Jeſaj. V, 20; dann, das der heilig Petrus 2. IL, 1. uf
finen hufen redt, will er uf die trechen, die am evangelio hangend ; Dann
er redt von denen , die den herren, der ung erfouft bat, ldugnend, und mit
erdichten mworten in gut ung übermärzlend! oder törlend , daß ſy die falfchen
propheten ſygind; als wir dann mit den ougen den ganzen vapftshufen fehend
tbün. . Erftlich fürend ſy von gott an die-creaturen und uf falfche hoffnumgen,
nit uf den, der uns erlöst hat, Chriftum Jeſum. Zum anderen umgond vie
ſelben mit dem aut die einfaltigen mit erdichten worten. Kurz, lis Deus. XIII,
fo fichft du, daß fo die rechten falfchen propheten find, die von gott uf
die creatur gewifen, habend gottes wort genideret und fich erhöcht. Bon
denen redt Petrus, nit von ung , die, das von Ehrifto abgemifen iſt, widrum
zu jm fürend. Demnach hebt ew an die brief, die zu unfer etlichen gen
Zürich von Etrafburg und Bafel vom Gapiton, Decolampadio und Farello
gefchriben , und von unferen eidgnoffen ufgehrochen, und durch jn tertüt-
ng
1) verfaufen, verfchacdhern, überliften.
a, Einen folchen erhielt Eck vom Eidgenöffi fchen Geſandten zu Baden.
I
‚Musikalischer Anbang
enthaltend |
Huldreich Zwinglig Melodien
zu ſeinen Liedern.
| | ,
Zufolge einer Stelle Bullingerd in feiner Reformationsgeſchichte,
welche Schuler in Zwinglis Bildungsaefchichte , zwente Ausgabe ,
Seite 387 unter andern Zeugniffen von feinen mufilalifchen Talenten
anführt , „machte er zu feinen Liedern felbft die modos oder dad Ges
fang zu vier Stimmen. Diefe Lieder wurden hernach weit und breit
auch an der Fürften Höfen und in Städten von Musicis gefüngen
und geblafen.“ Wir glauben alfo durch diefed Zeugnig Bullingers bes
rechligt zu ſeyn, auch die im den vier oben angezeigten äfteften zuͤr⸗
cherichen Gefangbuch - Ausgaben den Zwinglifchen Liedern beygeſetzten
Melodien für fein Wert auszugeben , und halten und für verpflichtet,
diefelben ald Anhang diefem Bande feiner Schriften beyzufügen. Da ſich
jedoch in dieſen Gefangbuch» Ausgaben allen nur die die Melodie ent-
haltende Hauptfiimme , der Tenor, findet, Zwingli aber nach der obi⸗
gen Angabe vierſtimmig componirt bat; fo geben wir bier die drey
übrig gebliebenen Melodien, um fie möglich in ihre urfprüngliche
Geſtalt zuruͤckzuſtellen und zugleich der heutzutägigen Mufilfchreibart ="
anzupaſſen, nach ber fehr verdankenswerthen Bearbeitung des feither
verflorbenen Muſikers B. C. Kanfer , welche der Selige fhon zur Zeit
der zürcherfchen Reformationsfeger auf unfern Wunich bin zum Behuf
einer Ausgabe des Zwingliſchen Nachlafied gemacht und ung überlaffen
bat. Er Hat darin die Tenorflimme , wie fie in dem älteften jener
Gefangbücher fich findet, unverändert zum Grunde gelegt und zum
erften Eant erhoben, die drey untergeordneten Stimmen aber neu dazu
componirt. Einzig in dem erfien Städe, dem Gebetlied in der Peſt,
"Haben wir folgende Abweichungen vom Original gefunden, die ohne
Zweifel in den Gefegen der Eompofition ihren Grund haben, was wie
den Kunfverfändigen zu beurtheifen überlaffen : Erſte Note in der
Zeile: „Tod haben mich“ A. Katt F. und erfie Rote in der Zeile:
'
A
518 Schriften betreffend bie Diſpntation zu Baden.
ber die brief nit in latin ouch laſſen usgon, oder laßt fy mit verſichtan⸗
eim eerſamen rat ge Straßburg zuͤlommen? Aber er ſicht an der gſchrift wel.
daß es ein erft und ylends gfchribne eniftel, und ein abafdhrift darvon ge
nommen ift; darum. tütfchet ee, was er will. Doch verfich ich much wel,
Capito werde jm felbs antwurten.
Zum dritten zeigt er an, wie man mir den vogt von Baben (von ku
wir funft alle eer und gebürliche nachburſchaft hörend) fammt 40 eerbarn
mannen babe zü gyſel wellen geben lut des gleitsbriefs; das aber eriegn
it. Wol follt er mich mit den 30 oder 40 mannen gen Baden beleitet baben;
wohin aber dasfelb hätt mögen fangen, bab ich von ftund an unferen ci
gnofien anzeigt. Und damit menglich miner herren von Zürich und une
ven, die da leerend, glimpf und harwiderum Fabers frefen Liegen fche
möge, hab ich den gleitsbrief mit miner antwurt laſſen i im druck usgon; dam
ſunſt ouch hin und wider geredt wirt, das nit an jm ſelbs if. Hoff mi:
daß mir das ieman verarge; dann ich nüt dann die warbeit bezüg. hir
vum, fromme glöubige, laſſend üch die boppen nit bewegen; das papfttum
hat kein ander pfimmet dann fölche Fabersftüdte; und wenn der durächter
wänet , er babe Chriſtum tödt und wol bergoumt, fo flat ex widrum wi;
88 laßt ſich das enangelium nit töden. Was ouch wyter ift dem Faber x
antwurten, laß ich die walten, die es flärker anrürt weder mih. Will nit
deß minder für und für, wo es die notdurft erfordret, harfür bringen, de
ran man fehen mag, wie die pänttifchen hierin gehandlet habend; dam
ich noch vil gwüſſer gfchrift und kundſchaft dab, darin alle practit erika
mag werden; darum aber , daß diefelben anrüren , da ſy zorn bringen möl
tind, laß ih iedes uf fin zyt warten; und will nit ſchwach mit lugen bar
für brechen wie aber, funder mit ſtarken warbaften Dingen. Sind geil
befolen, und laflend uns den on underlaß für einander bitten ; der wirt
alles güt machen! .
Ggeben zu Zürich 38. tags Julii MDXXVL.
Das Im Delginat bier eingefchaltere Geleit der VII Orte und Zmindlis
Antwort darauf ift oben &. 460 ff. abgedrudt.
EEG
Als ich, liebſten bruͤder, das vordrig alles in den druck gericht, ve:
nimm ich erfi, uf welche meinung Gapito in finem brief zü mie, und me
was mworten er das gefchriben hab, darus Faber gemacht bat: „Daun
faſt not fon wirt, daß man die difputation verkeere.” Das find Fabers
wort. Und vernimm, daß Capito geſchriben hat: „Opus erit ipsa cat
strophe disputationis“, das ift: Es wirt ouch not fun um den usgana der
difputation, fölcher meinung: das vormal von der difputation gedruckt ſet
im anfang befchehen ; und mwelltind aber fy gern den usgang ouch haben ;
und vermanet aber mich Capito: ob ich inen fülchen usgang möchtet
wegen bringen, füllte ich allen fiyß anwenden. Nun merkend , wie 2)
Faber bie fo wol, nit allein in die Lappen , funder ouch zü anderer (dem
ſchicket. Erſtlich bat er nit gewüßt, was catastrophe, ein geiechifdh wert.
by den redkünftleren heißt; und iſt über den vocabulier gangen, da dat ®
_ in
Schriften betreffend die Difputation zu Baden, 819
unden: Catastrophe, subversio (dann idy ie befind, daß im alfo if; gott geb,
vas er löugnen werd), das iſt: Catastrophe heißt umlerrung. Do hat er
fie das ander erft untrüw dargeliben; und us umkeeren verfeeven gemacht;
nelches groſſes befchelteng wol wert wäre Dann obgigch Eapito durch ca-
tastropham umkreren hätt wellen verfton; märe doch fin meinung nit ans
derſt geweſen weder: daß es not wurde fon, daß man wider Eggens gründ
ſchribe, und die umlarte; als ouch ich mich in allen gichriften emboten
bab : ich welle des Eggen antwurten alle mit gott umkeeren sc. Es ift ie
grofier underſcheid zwüſchend umkeeren und verkeeren. Aber der wolgeleert
Capito bat diß wort „ catastrophe'*- füberlich und geſchickt gebrucht. Das
beißt den redfänftleren eigenlich „das länden“, da der reder nad) vil erzä⸗
len , briefen , Eindfchaften, bewärnuflen und zeichen, in fürgenommmer fach
fin fürnemen ze bewären dargetbon , fih zum end ſchickt. Es wirt ouch in
den tragddien und in comödien alfo genommien , und demnach gemeinlich by
allen redkünſtleren gebeucht für „den usgang“ eins ieden fürnemens , ſpils,
kriege oder gſchicht. Das hat Faber, der alt bacchant, nit gemüßt, und
bat erſt die untrümw zuͤ der unwüſſenheit genüoft, und im us dem usgang
oder us umkeeren, fo bil es zum türeften heiſſen möcht, verfeeren gemacht.
D wie war hat Ehriftus geredt Luc. XVE, 10: Welcher im alferkleinften
ungrecht it, der ift och in vilem ungrecht. Wer foll fich mee vermundren,
daß Faber wider die offenlich evkannten warheit ſtrytet, fo er brief fälfchen
gedar mit dolmetihen? Mer ſoll jm mee vertruwen? Uf die fine dicht
macht er finem -büch einen: titel, als ob einer wär bringe, daß ein nüwe
welt funden ſhe. Will darmit ‚aber denen, in dero gelt er einen ungang '
gmunnen ı fat um den-mund ſtrychen, daß ſy nüt ſchmeckende härt mit
der hand im ſeckel ligind. Ich hoff er werde etwann einen alſo erſchoͤpfen,
daß er ouch uf dem bad ſchwümmen möcht wie dero ſeckel, die usgebadet
babend. Und darum wöllt ich Fabern in trümwen geraten haben nach ge⸗
meinem ſprüchwort, was zü Baden befchehen wäre, er hätte es zu Baden
taffen blyben; dann, ob ers gtych wyt ustreit, thuͤt er doch fo vil des
unfuberen lügens dran, dag man es widrum baden und wäſchen müß.
Laſſe ouch die difputation usgon ; wirt menglich fehen, daß fin und Eggen
leer unfuber iſt; wiewol fy zu Baden ſich Elüg erzeigt hat. Ey möcht ouch
wol Inden, man lieffe ſy ze Baden; aber ich Hoff, fy werdind mit jrem
figeümen machen, daß fy harfür kömm; da foll je, ob gott will, gütlich
befcheben. Diß bab ich üch, feomme chriften,, von nöten müflen anzeigen ,
damit nieman wonte, es wär binder Fabers gſchrey etwas groffes. Dann,
obgiych die ſtandhaften niemans warnung dörfend, dann fy alle ding gar
bald fchend in dem liecht des gloubens ; fo iſt es doch nit überfüffig, Die
nüwen und jungen ze warnen; das ouch Chriftus gethon bat. Es ift war⸗
lich Chriſtus zu eim urteil dee welt koömmen Joh. IX, 39, daß, welche nit
febend , febind „und, welche ſehend, blind werdind. Iſts nit, daß die ges
flüchten und geringleten doctor fo oftenlich blind find, daß ouch vil jres hu⸗
fens inen in vil ftudden widerfagend ? Und harwiderum, Daß, Die wir für
blind und unwüſſend habend, das liecht mit vollen offnen ougen anfebend ?
Aber der gyt verblendt, die da alle welt bienden wellend ; und teöftet fine
einfaltigen Chriſtus Luc. XII, 32: Fürcht dir nit, du kleins Hüflin; dann
534 Mufilafijcher Anhang.
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| 8- dunn ta jn ü -,beer- wu + den ba!
mib da » ben we» der rm - oh raf!
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.SAusikalischer Anhang
enthaltend |
Buldreih Zwinglis Melodien
su feinen Liedern.
2
Zufolge einer Stelle Bullingers In feiner Reformationsgeſchichte,
velhe Schuler in Zwinglis Bildungsgeſchichte, zweyte Ausgabe,
Seite 387 unter andern Zeugniſſen von feinen muſikaliſchen Talenten
nführt, „machte er zu jeinen Liedern felbft die modos oder dad Ges
ang zu vier Stimmen. Diefe Lieder wurden hernach weit und breit
uch an der Fürften Höfen und in Städten yon Musicis gefungen
md geblafen.“ Wir glauben alfo durch diefed Zeugniß Bullingers bes
echligt zu ſeyn, auch die in ben vier oben angezeigten Afteften zuͤr⸗
herſchen Gefangbuch - Ausgaben den Zwinglifchen Liedern beygefesten
Melodien für fein Wert auszugeben , und haften ung für verpflichtet,
iefelben ald Anhang diefem Bande feiner Schriften beyzufügen. Da fich
edoch in dieſen Gefangbuch» Ausgaben allen nur die die Melodie ent-
altende Hauptflimme , dee Tenor, findet, Zwingli aber nach der obi⸗
en Angabe vierfiimmig componirt hat; fo geben wir bier die drey
brig gebliebenen Melodien, um fie möglich in ihre urfprüngliche
zeſtalt zurüczuftelen und zugleich dee heutzutägigen Diufikfchreibart
nzupaſſen, nach dee fehr verdantenswerthen Bearbeitung des feither
erflorbenen Muſikers P. €. Kayfer , welche der Selige ſchon zur Zeit
er zürcherfchen Reformationsfeyer auf unſern Wunfch hin zum Behuf
iner Ausgabe des Zwinglifchen Nachlaffed gemacht und und überlaffen
at. Er Hat darin die Tenorflimme , wie fie in dem älteften jener
zeſangbuͤcher fich findet, unverändert zum Grunde gelegt und zum
eften Eant erhoben, die drey untergeordneten Stimmen aber neu dazu
omponirt. Einzig in dem erften Stüde, dem Gebetlied in der Pet,
aben wir folgende Abweichungen vom Original gefunden, die ohne
weifel in den Gefegen der Eompofition ihren Grund haben, was wir
en Kunftverfändigen zu beurtheilen überlafien : Erſte Note in der
teile: „Tod haben mich“ A. ſtatt F. und erfte Rote in der Zeile:
s26 WMeogtoliſcher Aubang
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Die übrigen Strophen fiebe Seite‘ 271 und 272,
Muſſkaliſcher Anhang. 523
Ein chriſtenlich gſang
geſtellt durch Huldrych Zwingli,
als er mit peſtilenz anggriffen ward.
Cboralseſans.
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4. Hüf, berr gott, büf - - - ta di» fer net!
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ich us den pfyl, der mich ver-munde! Nit laß cin und
524 Muſikaliſcher Anhang.
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Zwinglis ſammtl. Schriften II. Bos. 2. dechi. 34
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Die übrigen Strophen fiehe Seite‘ 271 und 272.
—
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Huldreich Zwingli's
Werke
— —
Erſte vollftändige Ausgabe
duch
Meldior Schuler m Joh. Schulthess.
Zweyten Bandes dritte Abtheilung.
Der deutſchen Schriften
vierter Theil,
apologetiſchen, kirchlichen, geſchichtlichen,
großtentheils
politiſchen Inhalts,
aus dem Ießten Zeitranme,
von 1526 bis 1531.
}
528 Muſikaliſcher Anhang.
Der LXIX. Pfalm.
Choralgefang.
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East 1.
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Hüf, gert, das waf-fer nat mir bi on
| Ich bin . im tie» fen meer, das gwill zer⸗
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fläche michfeer, vom gſchrey iſt wr⸗den mud min man).
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Zwinglis ſammtl. Schriften IL. Bos. 2. Abthlg. 34
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Muſikaliſcher Anhang. 531
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ge⸗ſwor⸗den find. Das ih nie ge-nom-men Yab,
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Die übrigen Strophen ſiebe Seite 278, 279 und 280.
> uldreich Zwingli’s
Werke |
Erfte vollfländige Ausgabe
durch
Meelchior Schuler m Joh. Schuithess.
Zweyten Bandes dritte Abtheilung.
— r —
— —
Der deutſchen Schriften
vierter Theil,
apologetiſchen, kirchlichen, geſchichtlichen,
größtentheils
volitifhden Juhalts,
aus dem Iehten Zeitraume,
von 1326 bis 1531.
Bürid,
Druck und Berlag von Fr. Schultheß.
1841.
»
IV
LXI.
LXII.
LXIII.
LXIV,
LXV.
LXVI
LXVIT.
LXVIT.
LXIX.
LXX.
LXXI.
LXXI.
Lxxni.
LXXIV.
LXXV.
LXXVI
LXXVE,
LXXVII.
LXXIX.
LXXX,
Wie fi) doktor Martin Luther ıc. und Huldrych Zwingli xc. in der
ſumma chriſtenlicher leer glychförmig ze fon befunden habend mf dem
gefpräch jüngft zus Marburg in Heffen 3. oftobees MDXXIX. .
Ein Stüd des Geſprächs zwiſchen Luther und Zwingh, von Zwingli
feld aufgezeichnet ꝛc. ...
(Als Anhang). Scheda mann Oecolampadii, mm ad Utis-
gerum Myconius, Oecolampadii suecessor d. 26. octobris
1632 transmisit. le nn.
Anbringen uf fünftigen Burgertag.. ( Zu Baſel im Dezember 1529.)
Trachtſtuck in Loubenbergers und Surgenſteiners fachen. 1529. Ein
Handel Klofter und Abbt zu Sant Gallen betreffend. -. . .
. Was von Venedig gekommen.
1. Was von Venedig kommen, in fumma. . . - - 2 20.
2. Die kundſchaft des houptmanns, 'den man wol weißt, x. . .
Schreiben von Burgermeifter und heimlichen Rätgen von Zürich an
die Oefandten zu Wyl. 1. Januar 1530. - - - > 2 20 0.
Schreiben von Burgermeiflee und heimlichen Rathen von ‚Zürich an
Ben, 27. May 15390. - » - 2...
Beſchluß des Rathes von Zürich wegen der Piareefodunge und
Kicchenglüiter, von Zwingli verfaßt, im May 1530... . - -
Geit..
*
Supplikation und begeren der prädifanten ze ‚Zürich an die vatebeten
der heiftlichen flätten, uf 19 Augnfli 1530 ze Zürich ——
Zwingli im Nahmen der Praͤdikanten von Straßburg, Zürich, Bern
und Baſel an die V Orte der Gidgenoffenfchaft ER
Urfachen, um deren willen ‘Philipp, landgraf in Heften, in das dyeik-
fiche burgrecht ufzenemen. . . 0...»
Zwingli in feinem und der Pfarrer Engelhard und Leo Juds Rahmen
an Burgermeiſter Roͤuſt und Stadtſchreiber in Zürich, ich Boten du
Bafel, und fo fie verritten, Joh. Oekolampadio. .
Snfteuftion für Walenfld. . . . .
Schreiben der geheimen Mäthe von Zürich on den geheimen Rath zu
Straßburg wegen der Schmalkaldiſchen Vereinigung und wegen der
Sonfeffion vom Nahtmafl.. . . » »
Zuſchrift der geheimen Räthe von Zürich an die von Baſei..
Geheime Rathſchläge gegen die V Orte auf den künftigen Burgertag.
Nach Quasimodo 1531. . .
Was Zürich und Bern not ze betrachten ſye i in dem fünfentifchen handel.
Trachtungen des fünftigen tage, daß man dife meinung den beim:
lihen x. ac gelegenheit fürtrage vor dem tag, damit fo u *
rũſter Eommind ©. . > 0 2 2. ..
Suppfifation Etlicher der Gimeinde zu Bappersweil.
Bin ariſtenliche faft nutzliche und tröftliche epiftel
J Huldryrh Zwingling
| m die feommen ‚, eerfamen glöubigen zu Eflingen a)
on etfichen predigen, fo doctor Balthafae Sattler b) dafelbs vor und
nach der difputation , zu Baden im Aergoͤw befchehen , gethon hat.
on MDXXVL
Allen cheiftgldubigen der kilchen zu Eflingen embüt Huldrych Zwingli
nad und feid von gott durch Jeſum Ehriftum, finen eingeborhen fun,
nferen heiland. |
Liebften brüder , wir fagend gott, unferem herren, dank, daß er üch in
rkanntnuß finee evangelii, das tft, der gnade, die er ung in ſinem fun
übt, in mitten alles fürs der durächtung ungefürt und erlücht bat; find
uch daby ungezmüfleter hoffnung, dag er in üch angefangen, werde er nit wi»
erum ſinken lafien; ob ee üch glych mit mengerley ſchrecken und ratfchlds
en dero , die wider Chriftum, den fun gottes, übercinftommen und semmen
erfchworen find, laßt angefochten werden.
Dann wir wol wüſſend, daß es nach dem wort unfers heilands muͤß
fo zuͤgon. Wir müffend kriegsdröwungen und ufruͤren hören, und um fines
amens willen für die fürften und jre vögt arfürt werden, und ift noch
ein md da. Uber die ding mitwürkend alle und find fjirderlich zum güten
enen , die gott lieb hadend. Mir befindend ouch nit anders, dann daß
parer chriftenlicher gloub und die tugenden, die er vermag , nie türer, beis
iger und unbefleckter geweſen find, weder fo die durächtung zum ſchwereſten
ewäret Hat, ale man offenlich ſicht in den gefchichten der boten, da es nüte
enn fahen; durächten , töden und fürbas ſchicken was. Wo iſt aber daby
neer zuͤfalls zu chriftenlichem glouben, meer ufwachſes chriftenlicher unſchuld
eweſen? Darus wir, lieben beuder, klärlichen ermeſſend, dag der gloub ouch
ınder den unglöubigen keinen weg mee zünimmt, weder fo fü den würken⸗
en gott offenlich-in ung fehend. Denn fchend aber ſy den in uns, fo wir
ark und unbewegt fiond” wider die ungemäffen wind der durächtung , fo
ie nit allein die zytlichen eer und hab funder ouch diß Ieben um gotteswillen
erfchätend. Da fehend ſy, daß der fchaß, un def willen wir den irdifchen
erachtend , vil der türer und beffer if. Und wirt damit das müten der
Hrannen erfchroden , und die ſchwachen, die fi) us dem Lat difer weit
it wol uswägen mögend , getröſt. Es laßt ung ouch unſer houptmann,
ſihriſtus Jeſus, nümmer teoftlog , der ung eintweders inwendig durch finen
a) Eflingen ward 1523 ducch den Anguftinermonh, Michael Stifel, einen
freund Luthers, veformirt. Luther ſtärkte die Bürger durch eine Zuſchrift. b) Bal⸗
bafar Sattler mar Pfarrer zu Eßlingen, Feind der Reformation, und kam mit
en Gelehrten des Biſchofs von Conſtanz auf die Difputation zu Baden.
Smwingli’s ſämmtl. Schriften IL Bös. 3. Abthis. 1
2 Die erſt epiſtel H. 3. an die gldubigen zu Eflingen.
geift, der unfern 'glouben enthalt , oder aber uswendig durch vermanung der
ftandhaften in der leer oder Inden, und durch unfere fugend uns troſt gibt,
eintıweders mit jeem unmenfcdylichen gewalt und gepöch ober mit jren freflen
ımberatnen münden. Mit dem gepölh; dann ie wirfdy und unmwäger fü thünd,
de nächer wir erfennend die rach gottes fun, der fy je maß erfüllen laft,
‚nit weniger weder der Umorder Gen. XV, 16; mwerdend fy die bald uf
büfen , fo wirt ſy deſter ee usgeſchütt. Mit iren feeflen münden tröftend ung
die fogend, fo wir nüts anders hörend weder gottsläfterliche , lugenhafts, ober
aber die warbeit wider jren willen, als Cajaphas beſchach, us jren eignen
münden fummen. Was hätt üch, lieben brüder, teöftlichers ab der diſpu⸗
tation von Baden zügefchicht mögen werden von denen , Die bym ebangelio
geftanden find, weder dortor Baltbafar by üch felbs offenlich genrediget hat
und geredt: Chriftus hab gnüg gethon für unfer fünd durch finen tod; er
-fge ouch nun einmal ufgeopferer für unſer fünd. In mweldyen worten üwer.
lieb erſtlich abnemen mag, daß genannter doctor Balthafar vormals bie
warheit nit gepredigt, da er geſprochen hat: Chriftus hab nit gnüg geibon
für unſer fünd, funder wir. müflind die felbs büffen und gnüg tbün ; und
fo er von Baden kummen und anderft predigen wurde, weder er vormal
gethon, fölle man frötich fagen , der tüfel rede us jm. Schend je, wie fich
der antchrift mit finem eignen mund berratet!
Zum andereh mwerdend jr us den worten , die doctor Balthaſar ab der
difputation bracht und geprediget hat, ermeflen, daß alle die vapſts und
antchriftifche meinungen, die uf diſen tag in ſpan fiond mit dem wort: Chris»
fius bat für unfer fünd genüg gethon mit finem tod, und ift nun einmal
ufgeopfret für unfer fünd ; ja alle irrungen werdend mit difem wort um⸗
aftoffen und zu nüt gemacht; und merfend das alles kurzlich.
I. Fallt bie der dichtet ablaß bin. Dann doctor Baltbafar vergicht
ſelbs, daß der tod Chriſti anüg thon bab für unfer fünd. So mag ic das
gold, das wir an des vapſts mulefel henkend, für unfer fünd nit gnüg
thuͤn. Dann, bätt neißwas Iuchters weder das biüt Chrifti uns mögen von
dee find entladen , fo bättind wir des bluͤts und tods Chrifti nit bedörfen.
Aber nit alſo. Die verpfändung und verfallung der fünd ift groß und
unzalbarlich; darum find ouch wir mit dem foftlichiten ; das in himmel
und erden ift, erlöst 1. Petri. I, 18. 19: Je find nit mit zerbrüchlichem
filber und gold abgelöst von dem ytlen fand oder wandel üwrer vordren , fun
der mit dem Loftlichen bluͤt Chriſti, des unvermasgeten und unbefledten lamms.
Under dem wort „ablaß“ föllend je alle erdichte gefpenft des papſttums ver-
fton , ale abfolutionen der pfaften , bezalungen und beſchatz der fünden, wyh⸗
waſſer und falz sc. und dergigchen.
II. Fallt das bdichtet vermögen der heiligen fürbittens ouch
bin. Dann kurz, bat Ehriftus für unfer fünd genüg getbon , fo muüffend
ung die feligen im himmel nit erft mit jrem fürbitt gnuͤgthuͤn eroberen oder
erwerben. Wir muͤſſend ouch feinen andren namen, das iſt, gewalt noch ver⸗
mögen erkennen, darin wir felig werdend weder Jeſum Chriſtum; dann es
iſt kein nam under der ſonnen, in dem wir ſelig werden mögend, weder im
namen Jeſu Net IV, 12. Es iſt ouch nun ein einiger mittler gottes und
unfer.. Jeſus Chriſtus 1. Tim. IL, 5. und 1. Joh. II, 1. 2. Da doch das
mittlen nüts anders iſt weder den tod für der ganzen welt fünd gelitten haben ;
Ä Die erſt eviftel H. Z. an die glöubigen zu Eßlingen. 3
ob man glych in der afchrift die wort nach menfchlichem fitten findt, als
mittlen, fürfprechen,, füermünden , fürbitten; denn mit den worten will die
afchrift nit fagen, daß Ehriftus nach menfchlichem bruch niderfallt ze ver⸗
fönen mit wörtlichem fürbitt, funder alles vertrumwen in alle fürbitter,
Die wir nebend Chriſto ufwerfend,, hinnemen , und ung den bereitnen zuͤ
merklichem ſchatz der gnaden im lyden Chriſti zeigen; alſo daß alle, die
zuͤ gott um gnad gon wellend, dieſelben allein durch Jeſum Chriſtum er⸗
ſchynend.
II. Fallt aller verdienſt unſrer werken hin. Dann, möchtind unfere
werk gnüg thün für unfer fünd, fo wär Chriftus vergebens geftorben Gal.
1,21. So aber doctor Balthafar vergicht: Chriftus Hab für unfer fünd
znuͤg gethon mit finem tod; fo müß aller verfoldeter dienft (ich nenn jn ni
jottesdienft; denn er iſts nit) von pfaffen, münchen, nonnen nit gnüg thün
ür unfer fünd. Ouch unfre eignen werk nit; denn fo bald wir den ver⸗
yienft unferer werten rechnend , fo thuͤnd wir die gnad ab Röm. IV, 4;
a fi) nun iez die leer vom verdienft ynteeit, von dem doch nit ſtatt iſt
ı0ch notdurft ze fagen. Doch kurz, wo gott unferen werten etwas verheißt
‚der gibt, thüt ers finem einnen wert; dann er gibt uns den willen darzuͤ
ınd das vollbringen Phil. IL, 13; dann unfer weſen, Icben und bewegnuß
ft in im Act. XVIL, 238.
IV. Fallt die meß hin. Dann, hat uns Chriſtus mit finem tod’ von der fünd
rlösſt, fo mag uns die meß nit darvon erlöfen ; dann Chriſtus ftirbt in der
neß nit, mag ouch nit mee denn eineft fterben Röm. VI, 9.10. Das aber
octor Balthafar herfürbringt vom Dionyfio und Ignatio, ift vom Dio-
iyſio langeft duch Erasmum Rotterodamum verantwurt , daß es nit der Diem,
iyſius ift, von dem Act. XVII, 34. ftat. Darzu habend die alten oft dag
rachtmal Ehrifti metonymice, das ift, durch ein nachnennen ein opfer ge
ıennt, aber nit darfür gehalten; alych als wir noch hütbytag die uffart und die
eburt Chrifti begond, nit daß Chriſtus geboren werde oder ze himmel fare; ſun⸗
er wir nennend die gedächtnuß dem nach , das einift befcheben ift. Alfo habend
ie alten oft die widergebächtnuß des todes Ehrifti ein opfer genennt, und
och nit für ein opfer gehalten ; dann Chriſtus maa nit geonfret werden ,
enn da er tödt wirt, als wir vor langeft in vil bücheren us gottes wort
inübermwindlich bewärt habend. Das die pänftler us der epiftel zum Hebräe⸗
en engegen werfend, ift alles offenlich wider fy.
V. Fallt ouch bin, daß Chriſti Fleifch und blut nit lyblich im
acrament des nachtmals ſye. Dann er ift darum in die welt kommen,
aß er mit finem tod die ſünder Heil machte 1. Zim. I, 15. So folgt, daß
r allein getödt eine ſpys der feel ift, und nit Inblich gerffen. Und macht
octor Balthafar die wort Joh. VI, 63: Das fleifch ift gar nit nüg , ouch
oider finen willen Elar:, nämlich daß es allein getödt nüß ift, und zu eſſen
ar nit.
VI. Fallt ouch die irrig meinung bin, da etlich leerend: in effen
iß facraments fye nachlaffung der fünd. Dann doctor Balthafar
pricht : Ehriftus hab mit finem tod genüg gethon für unfer fünd; fo mags
sit effen nit zuͤgon, fo es allein mit dem tod erobret ift.
VI. Zerfallt ung erft der allerbeft kübel, darob wir der rychen und
rmen fechel gemesget und dag blüt empfangen habend, das fegfür. Dunn
!
4. Die erſt epiſtel H. 3. an die gldͤubigen zü Eßlingen.
iſt die fünd durch den tod Chriſti bezalt, fo wirt ſy nit mit pynlicher ge⸗
fängnuß des fegfürs bezalt., Hätte gott unfer fünd mit unferer vyn und
mezg wellen reinigen, fo hätt "er finem fun das früz nit laffen uf den
ruggen machfen. Uber er bat gelitten, daß wir nit Inden müffind. Er bet
unfere fchmerzen und wehetag warlich getragen Jeſaj. LIII, 8.
VIII Ya ouch die götzery wirt mit der warheit, die üwer doctor Bal-
thafar geredt hat, hingenommen ug zweyen urfachen. Die erft, dag man mit
dem gößenkoften vermeint hat gott zu dienen und die fünd absutöfen;. ic;
aber fehend wir, daß die fünd nit mit todtenbein zieren und götzen ufric-
ten wirt hingenommen, ſunder mit. dem vertrumen uf das fchmerzlich uf
richten Chrifti am früz , der ie; an der gerechten gottes fißt warlich gesiert
mit göttlichee berrlichkeit und gewalt Hebr. II, 9, da er in die ewigkeit tür
und wert anda ift allee menfchen find ze begalen. Die ander urfach ift, dat
wir die gögen erſt habend angehebt machen, nachdem wir die für gött oder hel⸗
fer gehebt, denen wir die götzen gemalet habend. So fich aber iez Durch der:
tor Balthafars red erfindet, dag Chrifti tod allein der fcha und vfand ik,
um den ung gott unfer fünd versucht; fo werdend wir dann nümmen götzen
machen, duch die wir irefelig vermeint habend verzuben der fünd. er⸗
langen. ®
IX. Fallt ouch das falfch vertrumen in die Lüfelbucht* bin, do
wir vermeint"habend , fo wir unfer ungfüber? der fünd dem fdhlafenden
münch in das or gefchleicht, habind wir nachlaflung der fünd erlanat. Aber
iez erkennet doctor Balthaſar, daß die fünd allein durch den tod Jeſu Ebrifi
verzigen wirt; fo wirt ee demnach ouch bald lernen, daß die bycht, fo fec
ſy recht gebrucht, allein ein rateforfchung ift.
Ya, lieben brüder, mit difem wort mögend je üch wol tröften; dann
gott hat es üch zügefügt, angrfehen daß üwer frommer, getrüwer, licher
birt (dann der ift warlich üwer hirt, der üch mweidet; der üch aber allen
fhindt und ſchabt, und die feel darzuͤ mezget, ouch allein nach üme
übelfart trachtet , febend je mol, daß er der wolf it), meifter Franz di
durchlächtigen, hochgebornen sc. markgrafen prädifant, eine zyt üch ent
frömdet fammt anderen, die ch chriftentich und wol ‚geleert habend; und
hat üch durch den mund def, der ed ſelbs nit gemeint noch erkennt bat:
die tröftlichen warheit zu eim badenkrom geſchickt, daß jr , die finder jind
des lebendigen gottes, in üwer fröud, die jr in gott durch Jeſum Chri⸗
ftum habend , beftät, und ruchlicher dann vor ergökt wyurdend. Welcher
under üch hätt fich eines fo fchönen kroms vom doctor Balthafar verſchen?
Aber, der die zungen gmacht bat, kann die wol zü finem [ob biegen, da fü es ſelkt⸗
nit uefprechen will. Was ift dag evangelium anders, weder daß Chriſtu⸗
Jeſus, der fun gottes, für ung armen fünder der gerechtigkeit gottes mit
finem tod, einigem opfer, gnüg gethon bat ?_ Ob demnach genannter derter |
erft vil „aber“ darzuͤ thuͤt ſyrechende: Uber dus müft ſelbs genüg thün; aber
wir opfrend Chriftum täglich: aber die feelen im fegfür werdend mit diſen
oder jenem erlöfet; fo laffend im den haber zu finen ſüwen, ee darf fin wel;
und haltend jr üch des reinen waizens, „ja, ja“, das in Chriſto Jeſu
it 2. Cor. 1, 19, das ift, der reinen unbefledten warheit des ebangelü,
ö— pm m nn
%) Ohrenbeichte. 2) Unfauberfeit, Unrath, Ungeziefer. .
Die erſt epiſtel H. Z. an die glönbigen zu Eßlingeen. 8
8 uns leert in Chriſto Jeſu alles ſuͤchen, dag uns not iſt; dann in jm
ind alle fhäß des wüflens und der wysheit behalten Col. II, 3. Und in
inferen worten ift nüts denn „nein®, das tft, beteug; dann allee menfch ifk
ugenhaft Röm. III, 4. Pſalt. CXVI, 11; darum gilt unfer wysheit und,
vüſſen nüts. Gott bat ouch ung in anbeginn unfer fchöpfung verboten,
aß mir jm nit nachaangind , und fprach alſo: Von dem boum des wüſſens
jütes und böfes effend nit Gen. II, 17. Der menfch laßt im nach beſchloß⸗
vem_ contract oder kouf nüts meer andingen. Und wer find aber wir, daß
pie die usgeſtreckten gnädigen hand gottes widerum befchlieflen wöllend, daß er
anit nad) finer güte fry für und für würke? Muß fin wort, fin nad
nd Eraft nun fo bil würken, als dee menfch jn verdingt ? Alte daß wir
agen dörend: Es ift war, Chriſtus hat mit dem opfer fin gnüg gethon
ür der ganzen welt fünd ; aber mir müffend ouch felbs ‚gnüg thuͤn; oder
vie opferend in täglich; und deralychen erdicht liſt zu gwinn gericht?
mat ers mit Kim opfer usgericht , fo find unfere opfer nüts; find aber
infere opfer neißwas, fo müß fine unvolltommen fon; das fye fter. So
vyt hab ich ümer lieb doctor Balthaſars From usbreiten und ze verfton
jeben wöllen.
Demnach , lieben brüder, fo if not, daß ein iede kilch jren Auffigen
vächter oder bifchof hab. Zit. I, 5. fpriht Paulus zu Site: Darum
ab ich dich in. Creta gelaſſen sc, daß du in allen ftätten wächter oder bifchof
eheft. Dife wächter find on zwyfel darum in einer ieden Tilchen not, das
nit dag wort gottes gefürt und geteiben werd, und wacht gebalten mider
‚ie wölf und die böfen wider und böck, die in dee herd. find. Darum mie
illich mit groſſem ernft gott bitten, und jr darzu allen Ayß anwenden föl-
end, daß üch gott einen güten, frommen , gottsförchtigen , fridfamen birten
und verfünder der unbefleckten warbeit zufenden wölle. Des füllend je kei⸗
nes wegs geraten noch manglen; dann jr fehend, Daß es güter wacht bas
Yaef meder ie, fo fich der antchrift fo frefenlich empört und ſich ouch in fo
it krimm budt, daß er die anhängig macht, die zuͤvordreſt wider in ſyn
ölltind. Dann was fölltind alle fürften lieber gehört Haben , weder dag mit
jottes wort das papfttum umkeert mag werden; damit inen und jrem volk
ie allerfchwereft roll abgenommen wurd die uf erben ie geweſen ift? So aber
es antchrifts vorher verborgne ſchätz fich iez offnend, ‚und ie das nit fun
vill, das billich by allen das erſt fon follt; müflend wir deß mee mit,
vackrem gebet und ſtätem tenben des worts alle ding beivaren und ftarf
halten, big der antchrift under ung dannen kummt 2. Theffal. IE, 4. ff; dann
die heimlich bosheit ruͤrt ſich. Ir mwerdend wol by üch fromme redliche
männer finden, dero je nit groſſen koſten haben dörfend; wo aber das ni
wär, mwölltind wir üch von ung wolgefchichte männer wol mögen mitteilen;
und ob das ouch nit füg haben und üch etwas irren wurd, das unfer
fchlechte verrichten könnt , föllend je gewalt haben uns zu beiffen und ges
bieten; dann Eurz ie mee die gefar wachsſt, ie mee wir dero haben füllend,
die ung härt zu gott ſammlend und von fünden ziebend; dann fo gott unfern
glouben und zucht fiht, Dörfend wie nit um hilf oder ſchirm forgen; er
wirt alle ſachen wol eben machen; allein wir baltend ung fin.
Daß ſich Baltbafar fo vil groffer figen usthüt , Laffend üch nit fümmern,
funder fchend uf gottes "wort, und, das darin grund hat, nentegb an; was
6 Die er eriſtel 9. 3. an Die gidubigen zů @flingen.
nit, das Laffend fallen. Wenn die gfchrift der difputation usgat, werdend je
wol fehen , welcher teil in gottes wort gegründet if. Laßt man die nit usgon,
fo laffend Fabern, Eggen und alle tönen , was fu wöllend, und haltend jr üch
für und für gottes worte. Dann, föllte der doetren ratichlag für fich gon, alfo
daß fy die afchriften nit usgon laffen mwölltind , aber darnebend diß und das ge
bieten: Man foll meß halten. Es ift ein feafür sc; fo wärend wie tiefer un⸗
der dem antchrift weder vormals ie. Dann ſy wurdend durch alle chriftenheit
bin nit in Haren hellen frätten funder in winklen difputationen halten umd,
was da geredet umd fürbracht wurde mit gottes wort, underdruden, und aber
oben deuf alfo gebieten: UF der diſputation bat ficy erfunden, daß ein feg⸗
für (yes; und darum gebictend wir, daß es iedermann gloube, und mit filber
und gold loufe ze Löfchen, und derglychen. Uber nit alſo. Das urteil ift
nit weniger nit der geleerten, nit der gewaltigen, nit der verpfründten , nit
der verföldten, gemieten und gerrütten , funder der ganzen kilchen; die ſoll
urteilen die leee und die leerenden; fo foll ouch die nit urteilen on zwyfel, ee
und fy die leer gebört habe. Darum laffend noch vil geöffere, denn Egg
und Faber find, fagen und pöldeen, was fu wellend; und gebend inen feinen
alouben, bis daß jr die gründ ſelbs in gottes wort fehend. Den weg werdend
alle kilchen eins; aber mit vochen und gebieten wirt man nit eins; dann man
mag den glouben nit gebieten, oder aber wir bättend alle langeft das ggloubt,
das der papft mit finem anhang geboten hat; er bat wol fo vil manda remanda,
gebot und widergebot laſſen usgon.
Das deöwen ı rumen und uskünden, das Faber und fin huf thüt, ach⸗
tend etwas ringer weder den ſtoub, der an der ſtraß ligt; dann der mag den⸗
noch den Inblichen ougen etwas ſchaden, aber Fabers nebel mag dem hellen
liecht nit ſchaden. Er muͤß aber denen, die ee milcht, dennoch einen ſchyn
darthuͤn; oder aber ſy mwurdind mit letzem füß in’n fübel ſchlahen. Aber
in der warbeit fo hat fich, gott fye lob, der gtoub by allen, die dem evan-
gelto ggloubt habend, treftenlich ab der difputation geftärkt, und gat das
evangelium in den vernamten ftätten by uns herum ufrecht haryn.
Deßhalb ich mich wol verfich , es gelte je liegen noch weniger by üd),
fo ir hobes gevöch by uns dem evangelio nun fürgemündet hat.
Es ſoll ouch ein iedlicher chriſt by dem evangelio biyben , und Ehriftum un-
erſchrockenlich bekennen ; dann mir ie den fun gottes verjähen müflend bor den
menfchen , foll ee uns bym vater verjähen und erkennen ; ftond wir von jm
wirt er unfer ouch verlöugnen. Wir wüllend, uf wen wir vertrumwend; wer wirt
und denn mögen ziehen von dem lebendigen gott, der alle: ding gefchaffen
hat? Könntind wir ouch hoffen , fo wir in fchunftind oder löugnetind, daß
wir einen befferen fundind? Darum fo ift es am lezten und am haftknopf;
den foll und mag nieman, der heil werden will, von hand laffen; funber
ee vater, müter, kind, fchmöfter, brüder, hüſer, äcker müflend wir überge
ben weder gott; dann die ding müffend wir funit laſſen, ieder zu finer aut;
aber die hab, die uns by gott befchrert, ift ewig. Wol dem, den gott zu
ſinen eeren verbrucht. Aber es wirt, ob gott will, zu fölcher geftalt nit
kummen, daß den frommen chriften in tütfcyem land die legten ding ze fürdy
ten ſygind; fo feer und fu ſich nun gottes ftuf unerſchrockenlich haltend.
Gedenkend, wie ſchwer es die boten, die vom Moſe ze fpähen gefandt warend,
bedücht das verheiffen land ze erobren; und gott machts jnen alles bar, das
Die erſt epiſtel 9.3. an die glöubigen zü Eslingen. 7
nit dorftend hoffen Num. XIII. XIV. Wie vil ſtarker küngen und völ⸗
eren machtend ſich zemmen wider ſy? Wurdend doch alle überwunden.
Bott iſt, der den fig gibt, und nit unfer wysheit. Wie vil groffer, ſtarker
atfchlägen habend mir zu unferee zyt gefehen ze müt werden? ch ges
ywyg, daß es um die fugend gottes worte, ouch des irdiſchen vegiments
alb, Stat, ale es etwann -um Philippen, den macedonifchen künig ſtuͤnd,
avon Demödfiheneg in Orat. ad Epist. Philippi alfo fpricht: Wenn die regi⸗
nent mit gütwilligkeit zemmen bunden find, fo flat «8 alles feit ; fo man
bee die mit untrüwem uffaß , aut, betrug und gewalt by einander ze balten
ermeint, fo mag ein Inchte urfach den regierenden bald entmegen und uge
nachen.
Hierum uns, liebften brüder , der einig ze fürchten ift, der Iyb und feel
v die gehennen werfeh mag. Darum find unerfchroden , und wachend nach
em wort Preel im gebet. Gott müß es alles thün; darum müffend ou
sie mit warem glouben imd emſigem flyß der unfchuld nimmer vor im dan-
en kummen bärt ſchryende und bittende, daß er fin gefind vecht leiten und
eſchirmen wöll. Die anligend angſt aller kilchen wirt ung leeren, was
echt gebetet iſtz und wirt ung gott mit ſiner hilf ge verſton geben, wie un⸗
ietrogen er ift. Er laßt ung angefochten werden, daß er uns bewäre und
on laſteren ziehe. "Man louft gar ſchnell zu gott in truͤbſal, und if in
em! gar träg zu üppigkeit. Gott bewar dh! Amen.
„ae ze Sürkk 20. Julii MDXXVI.
; Dr wiiliger |
ir er Huldrych Zwingll.
Sie chent ein Subftantiv. ausgefallen zu ſeyn, ‚das wir uns aber wegen Uns
Sarheit der felgenden Worte vicht zu ergänzen getrauen.
Der ander fandbrief Huldrych Ztwinglins
an die chriften zu Eßlingen,
darin vil chriſliche leeren und ermanungen begriſn werdend.
MDXXVIL.
Allen chriftglöubigen der kilchen F Eflingen embüt Huldrych Zwingli
anad und frid von gott.
Liebſten in gott brüder! Als ich. im vergangnen Yulic einen ſanddtici
überſchickt, und dee im druck usgangen; dabend etlich, als ich vernimm,
offenlich dörfen fagen: ich habe jn nie geſehen; ‚den, id) aber mit der band,
wie ouch iez difen, gefchriben hab. . Darum ich ümer lieb widerum zü ven
heren gereizt wird, daß bie epiftel zü üch von mir kommen, jft. Ich bab
ſy gedruckt verlefen, und erfenn fy min fon. Wol ift min fprach in ümert
berwandlet, denn fo ouch in üwer art gedruckt ift.a) . Es verfarend ouch ch
wann die drucker eintiveders mit berfumnuß, oder mit imverſtand; doc il
hierin nüts verſumt, das den ſinn übel verändere. J
Aber , die diſe eniftel da angenfend , dag. fy nit: min ſye gedend wol ze
verſton, daß ſy darwider nüts —— das in. ‚ged ‚begriffen ift. Dom
was ligt daran, wer fu gefchriben hat, fo fy its dann die klar warkeit
it? Söllts nit eim anderen als wol zimmen in der kilchen ze reden als ie
nen oder mir ? Wo wär dann-der fißenden ; das iſt, gemein volle, urkil
und gmwalt ze reden, von dem- Paulus 1. ECot. XLV. weder? Ja, t
will leider darzuͤ kummen, Lieben brüder , daß: nit alfein die vänftler, fun-
der ouch die dem evangelio anhangen wöllend gefeben fon, den die
neren des worts, ich gſchwyg, den fitenden, iez in der Eilchen ze reden
abfchlahend; welches doch ein groffe urfach zu zwitracht gibt; und harw
derum alle leeren bewären, und demnach dag war und gerecht annemen,
groffen friden macht. Ich will offenlicy mit üch; wie fich zimmt, veden.
Es habend fich etlich prediger in anfäng "des ſpans vom facrament des
lychnams und blüts Chrifti gar frech herfür gethon , und lyblich fleifch und
blüt dahin eroberen mögen beruͤmt, darum daß treffenliche männer uf jr ft
ten ftündend. Da num gott, der herr, ouch diefelben bat laſſen blingen; Io da⸗
mit ſy nit in jren herzen wurdind ſagen: Min wysheit hat das gethon, un?
min kluͤgheit bat dife warheit uf die ban bracht; dann es ſich de nun fr
den will, daß deren vil ſygind, die inen ſelbs ze vil zugebind, und mille ir
ieder gar getbon haben; und gott ja dife warheit durch Feine und fchlehk
barfür bracht fo ſtark, hell und glanz?!, daß die hoben mit gottes wert
1) glänzend.
a) Das erſte Schreiben an die Eßlinger muß in einer Offlzin — ge
Bruckt worden feyn. 80? ift 4 der Drudort nicht angezeigt if.
ber fam es, daß Manches von den enthiumlichkeiten ber ſchweizeriſchen *
nach der in Deutſchland üblichen Weile geändert wurde, doch ohne allen Einfluß auf
Yen Einn. ie haben in unferer Ausgabe die Sprache des Reformators ſergſfãlti
rzuſtellen geſucht, was auch wenig Muͤhe koſtete.
Der ander fandbrief H. 3. an die chriften zu Eßlingen. 9
and der warheit nüt darwider vermögend ; To keerend fu fi dahin , da ſich
ber papſt und alles fleifch ie und ie keert hat, fü ſchryend: Keker, ſchwär⸗
mer, büben sc. wüfter weder papſt te gethon hats man fölle die leer num
nit hören ; keerend fich ouch zum gwalt, zuͤ dem fich der papſt keert: es fälle
die obeefeit mit allem gwalt weeren. Was ift das? Iſt unfer meinung
fo offentih falfhr was bedarf es verbietens? Habend dann die glöu-
bigen in den ftätten und landen fein urteil? Wo ift dann, daß der geiftlich
ermißt oder urteilt alle ding? Habend ſy aber urteil, warum laßt man fy
dann nit lefen, das durch trilwe Diener des evangelii harfür getragen wirt?
Und ift es falfch, fo wirt es defter ee verworfen. Kurz, lieben brüder, man
foll des allerkleinſten wort in der kilchen nit verachten ſunder hören und urtei⸗
len; das gebirt ruͤw und friden. Nemend ein byſpil, wo es üch nit arge⸗
ren will, ab unferer kilchen. In dero mölfend wir des widertoufs nit; wöl⸗
Lend ouch den finden als denen, die nüts weniger in gottes bund ftond weder
wir, denfelben keins wegs abſchlahen. Hiewider babend fich etlich treffenlich
erböumr und gſchriften laſſen usgon. Da bat ſich unſer kilch alſo gehalten.
Ire gſchrift und alle gſchriften laßt man noch hütigstags feil Haben; jre leer
bat man wol ſiden mal mit offnen fryen geſprächen Uberwunden. Das hat
den widertouf nider gelegt und den kindertouf geſchirmt und rum demadht ;
funkt hättind wie tuͤd nimmermee mögen überfommen. Alfo find die ein
urfach des zwitrachts, die, das fu fehend die warheit fon, und darwider nit
mögend, mit haßlichem geſchrey verungnadend, darunı daß fü fich erftlich ze
vil unwyzlich berwatten ! habend. Dann, wo man in den kilchen die (pn,
die in gotteg wort find, fry verhört und ermißt, da verlaßt gott fin kilchen
nit; dann er iſt nit ein gott des zwitrachts ſunder des fridens und einigkeit;
und wirt da ein’ iede kilch Die warhejt erfermen und annemen. Das wöl⸗
fend die papſtler nit verſton noch zülaffen; dann wo man alfo mit gottes
wort wirt umgon, da mödgend fy es nümmen in jrem gmalt haben und
perfton gebieten , wie ſy wöllend, ſunder das urteil mirt by der kilchen fton.
‚Und folgend jnen die fchmärmer nad), die fleifch und bluͤt Chriſti im nacht⸗
mol Inblich. effen wöllend; und fcheltend aber fy alle menſchen der ſchwät⸗
mery. Dann fehend, lieben brüder, mie ſy fluchten ſuͤchend. So wir ſpre⸗
hend: Wir habend einen glouben mit üch, namlich das 'vertrumen in der .
tod des herren Jeſu Chriſti, und das if fin’ fleiſch eſſen und. trinken fih
btuͤt; ſprechend ſy: Ja, es iſt aber noch ein anderes eſſen ſines fleiſches,
das ißt man ouch Inblich geiſtlich. Und fo mie ſagend: Das fleiſch lyblich ze
eſſen iſt nit nütz; ſprechend ſy: Ja, es gat geiſtlich zü, und du verſtaſts
nit, biſt ungldudig, ein ſchwärmer, aluchener , ufruͤrer. Und fo wir fagend:
Hat dann Ehriſtus zween Inb gehabt, einen Iublichen und einen geiftlichen ? fo
ſchryend ſy: Schmärmer , ſchwärmer! Wir effend den lychnam Chriſti,
den weſenlichen, geiſtlich. Sprechend wir: Das thünd ouch wir, fo wir
verrumend uf finen tod; fo fprechend ſy aber: Es ift nit genüg, man
müß jn ouch Mmblich, wefentidy; fleifchlich eſſen, doch geiftlich. Antwurtend
wir: So wärind alfo zwey geiftliche eſſen des lychnams Ehrifti ; eins, da
man uf in vertrumt ; das ander, da man fin -fleifch Inblich geifttich Affe ;
und muütend jnen u daß ſiy zweyerley geiftlichen effen afchrift darbrin⸗
1) vergangen.
J
10 Der ander ſandbrief H 3. an die hrißen zu Eölingen.
gind; dann ſo wütendf , dann ſy vermogends nit und: ſtond nackend.
Nun febend zu, welche töubelind ! oder ſchwarmind? Wir redend mit got:
tes wort: daß Chriftum eſſen ſyge in jn verxuwen Joh. VL, 35; Iyblich ce
jn nieman ; dann von- finem Inblichen Inb hat er geredet : Mic werden? je
nit allweg haben ; und widerum verlaß ich die welt, und gen zum batır. So
findend diſe ein gedicht, und fagend von lyblichem geiftlichem effen , glych als
da einer von einem bölzinen ſchüryſen feitz und Lönnend aber kein gotteswort
darum zeigen, noch daß gott dem Inblichen effen einicherley zügefagt hal.
O wie gern wölltind fy das VI capitel Johannis wider dahar biegen ; aber «4
iſt gethon ; dann fü habend Langeft .verjähen , daß daſelbs nüts vom lyblichen
eſſen gehandlet werde , und habend recht verjäben. Schend zu , welche un
‚der ung fchwärmer ſygind; wir, die ſo ein hellen verſtand vom geiſtlichen
eſſen mit gottes wort darbringend, und den vom Inblichen effen binden thünt;
oder fd die einen verftand mit worten malend , der aber in feinem gmut uf
erden nie verftanden .ift noch galoubt, funder iſt allein cin dicht der wor:
ten den lychnam Chrifti Inblich geiftlich eſſen? Verſton ich das wort
„ſchwärmer“ recht, fo (dwärmend die, die in eim ding wütend, das fy nit
verftond, und nüt deß weniger alle menſchen überreden wöllend: fo rer-
ſtandinds felbs wol, aber ander verſtandinds nit; ale jener trugner thät, der
den junkeren fürgab: er hätt jnen jr kilchen gemalt; aber welcher nit rin
eckind ‚wär, möchte nit fcben ; mwölltend die junferen eckind fon, und ver⸗
jähend, ‚wie ſy dag gewmäld fehind. Alſo aſchicht hie; wenn die hochen lerrer
alfo hathn pöldrend und ſprechend: der das nit gloub, der ſye kein chriſt, und
(ge ein ſchwärmer; fo will ein ieder es nik fon, ſunder ein foner ſyrtaͤgli⸗
her chriſt fon ꝛc. So vil von dem byſpil, damit ich ümer lieb hab welln
ze verſton geben, daß kein artikel fa. ſchwer noch ungebört ift, man fol jn
laſſen für die kilchen kummen, und die nad) gnuͤgſamen verhören laſſen an⸗
neuen oder verlaflen, und fy nit zwingen. So nun die‘, fo min epiftel ver⸗
werfend, darum dag fü nit min füg., ‚ie einen anderen berachtend, der ſo
ſölle gefandt haben ; ift es ein zeichen, dag fy dem urteil der kilchen, euch
ben fchlechten in der Eilchen nit lofen wöllend.
. Demnach, lieben bruͤder, laßt ung gott nümmer türer verſuͤcht werden,
weder wir tragen mögend, ſunder zeigt uns allweg einen usgang. Alſo tbuͤt
er iez in der gegenwürtigen türggiſchen anfechtung a), die er allen chriſten
zu gütem laßt haryn fallen; dann ee alle ding’ zu gütem verwendet. Wir
‚habend gfehen die geoflen practifen, die von den bifchofen und allem papi:
‚tum wider gottes wort gebrucht find, indem daß ſy die widerwärtigen für⸗
fin und kindlichen darwider verhetzt habend mit jrem gelt. Nun kommt
gott mit der ruͤten ſines zorns, wie Jeſajas von Aſſur ſagt, fo ſtond alle für-
ten und herren erfchroden. Dann zum erften erfchredt ſy je confeienz. Zum
anderen fcham; dann fü wol denken mögend, das menglich denkt ; find ic; als
keck als über die. buren, ob jnen glych nieman nüt fagen darf. Zum dritten
je armuͤt; ſy babend keine fchäß zenimen gelegt, babends ouch nit wol mö-
gen thin ; dann ſy habend die bifchof, Abbt und ganzce papſttum alt,
‚dd unfinnig ficy befragen.
a) Soliman bra in Ungarn ein, fehlug den König Ludwig, der auf da
Flucht umkam; es entfland neuer Krieg um die Krone.
Der ander fandbrief H. J. an die chriſten gi Ehlingen A
yas gelt machen mag, an: fi Laffen ziehen, darzü die monapelas, Pie
inigtöufer. Jüngſt habend fn über alls die überblibnen burn alſo erfogen
and erärmt, daß fu ouch nüt habend ze ſtüren. Sy habend ouch die
ſtätt fo kindlich gehalten, daß ſy Nob fu alych rycher wärind, weder fy find) '
uffehen habend uf jr hab. Nun will gott inm und uns ze hilf kummen,
ob es inen glych etlichen nit lieb wär, und zeigt mit der not uf das papſttum,
ſam er ſpräch: Ey, jr toren, habend jr nit allweg von den ſchätzen der kilchen
gehört die bettlenden pfaffen: man mög die guͤter an ſoͤliche not verwenden?
Sehend jr nit in minem wort, das ich in zehen jaren fo ſtark und gwaltig
harfür tragen bab, daß üch zimmt ſölche guͤter anzuͤgryfen, und jnen
nit zimmt ſy ze haben zu fülchem muͤtwillen. Nemend und verſehend alle
biſchof äbbt, duͤmherren, klöſter und, was derglychen iſt, daß bie perfonen
je leben lang verfehen fugind ; und nemend jr die ganzen übrigen hab zu ge⸗
meiner band uf föliche weer und bruch ; dann, fo der Türgg fo feer haryn if,
wirt es nit in einem jar us fon. Ob es aber ſchon us wär, foll doch ſölch
güt zU gemeinem nuß der armen landlüten, nit zu mütwillen verbrucht wer⸗
den; und bat man in die ewigkeit ein fürforg und vorbum mider den und
ander fäl. Dann, wo mans nit alfo angryft, fo ift es alles um ; dann
es ift nienen ein hab noch macht, die fölichs ertragen mög. Mber bie
ift fo vil rychtums und güter, daß man zemmen bringen wurd mee denn
hundert mal hundert tufend quldin.
Darum, lieben brüder , gottes wort gat in teübfal uf, fo verwägend
üch vil müde und arbeit zu erlyden; aber eg wirt üch alles zu gütem mit⸗
mwürfen. Deshalb ift üch not, daß ir einen getrümen vrediger und feelforger
habind. Nemend ein byfpil ab Straßburg , Ulm, Nürenberg, Dugfpurg ı
Eoftenz, Nördlingen und anderen fry» und rncheftätten, wie das wort
by jnen zunimmt; und errett fy gott für und für us allem ufſatz. Dann
es ift ie in gefae und truͤbſal nüt tröftlichere denn gottes wort , und har»
roiderum nüt verfürifchers denn dag gytswort; dann dag ficht allein uf finen
nuß, und laßt um deßwillen alle ding undergon; aber gottes wort ſicht
uf den gemeinen nutzen, macht vertröſt und mannlich in gott, leert guͤte
gewüſſe ratſchläg, kurz, iſt unverzagt, ſtat uf eim felſen, was us gottes wort
erbuwen iſt, und mag im fein ungewitter nit ſchaden. Hierum, lieben
brüder , bittend gott on underlaß , daß er üwer oberkeit erlüchte, daß fy
üch um einen getrüwen cheiftmäffigen verfünder des enangelit fehind. Dem»
nach, wie ouch fant Paulus zum Timotheo leert, werbend vor gott ängſtlich
mit andächtigen herzlichem gebet, daß er unſre fürften und obern in finem
beilfamen wort vereinen wölle. Dann einigkeit und friden wirt an feinem
ort bas gebumen weder in gottes wort. Darin leert man gott fürchten , fince
willens faren und nüt wider. den ratfchlagen ; und dann merdend je
fröud des fing erichen. Sunſt ift es nüt dann forcht und mißtrüw. Alldie⸗
wol die väpftifchen pfaffen je geplärr usrichtend, und wellend vil gelte mit
anlen gemmenbringen, damit jr hab nit angariffen werd, und fudlendb das
volk bin und wider. Mit härinem gwand, barfuß und meß halten wycht
der Türgg nit; dann man mag fo vil nit mee us dem armen volk erſchindem
das zü ſoͤlchem Loften gnüg fue. Darzuͤ, wie wirt ein fürft dem anderen,
ein vol! dem anderen, eine ftatt der anderen trümlich zufpringen , fo fich ein
ieder dor dem anderen, fo feer er uf die walfart käm, fürchten müß?
13 Der ander fandbrief 9. 3. an die &rifen zů Eflingen.
Ga, einer feßeret den anderen und drömwt jm. Wer wirt num em b dr. wen:
den fuend helfen ?_ Darum ift es erftlich not ein ficherer frid, der gottes
wort fry lafle; und demnach daß man den treffenlichen hufen der geiftlichen
angenfe , und den zu heil und bewarung chriſtens volks ftärke; fo mögend fü
dann nit mee ufſatz thün ze einen fchleffen noch practit mahen. Dann wirt
gott in nuß aller fah fun und zu toblichem end füren. Got ge mit
üd allen, und beware üch! Amen. Was ich üch gedienen kann, bin ich
allweg der üwer.
Ggeben zu Zürich 16 tage octoberd MDXXVI.
Uwer allzyt williger
Quidrych Zwingli.
Fabers uneerbare gſchriften hab ich vor gſchäften noch nit verleſen; wills,
ob gott will, bald für mich nemen und antwurt geben.
\
- | W | 13
Trachtung Zwinglis in Geroldseggs handel.
Diebold von Geroldseck, der neben dem Abbt Konrad
yon Rechberg noch der einzige Conventherr und Pfleger des Stifts
u Einſiedeln übrig geblieben , war durch feine Sreundfchaft für
Zwingli, Leo Sud, Mykonius und andere Befdrderer der Reforma⸗
ion, fo wie durch die unverhehfte Liebe zur Reformation felbft in
Sinfiedeln in Gefahr gefommen. Er verließ das Klofter, begab ſich
ft in feine Heimath, bat Zwingli von da aus um Verwendung, ald -
Bürger in Zürich aufgenommen zu werden. Sein Wunfch ward erfüllt.
Dan räumte ihm das Einfiedeinfche Amthaus in Zürich zur Wohnung,
nd wies ihm von den Kioftergütern im Gebiete von Zürich Mittel
u feinem Lnterhalt an. Nach dem Tode des Abbtes von Nechberg
yıtte Schwy Ludwig Blarer, Eonventual von St. Ballen, zum
Abbt gewählt. Nun verlangte die Regierung daſelbſt, daß Zürich -
en von Gerolddek aus dem Amthaufe weg und nach Einfiedeln zuruͤck⸗
zukehren weife. Geroldseck weigerte ſich, rief Zürich ald Bürger
um Recht an. Zürich fehügte ihn, machte aber feine Sache erft nicht
jur Rechtöfache der Regierung , fondern überließ ihm, den Prozeß ale
für eigened Recht zu führen; weil Schwyz nach dem "Bundesrecht
das Recht gegen ihn, ald Beklagien, zu Zürich, als dem Orte, wo
der Beklagte jeshaft und Bürger war, fuchen mußte. Endlich kam
es doch auf einem zu Einſiedeln Angefekten Rechtstag zu einem güt-
lichen Vergleich ; demzufolge Geroldded zwar dad Amthaus ded Stifts
in Zürich verlaffen mußte, aber ihm vom Klofter ein jaͤhrliches Leib⸗
geding feſtgeſetzt ward.
Ueber dieſe Streitſache gab Zwingli ſein Bedenken, das wahe—
ſcheinlich ins Spaͤtjahr 1527 faͤllt.
Den statum oder weg ſoll man dem roder a) mit vil erklärung und
tapferkeit empfelen, daß er luͤg und daruf ushin gang; wo er aber das nit
thäte, ſunder ſich mit worten usfüren lieſſe, daß die ratgeben jn uf\der ban
mit unreden und erlüteren bhaltind.
Nun merdend die von Schwyz eintweders fich des artikels halten, daß
man cin ieden füchen fülle, da er gefeflen; oder dep, daß nieman dem an⸗
deren fine widerwärtigen fölle ufenibalten.
a) Anreger, nähmlich Geroldseck.
44 Trachtung Zwinglis in Geroldseggs Handel.
Kummend ſy mit dem erſten, fo düchte mich güt, daß mine herren
ſchlechtlich bekanntind, daß wir und fy von Schwyz by dem ‚artikel binben
- öllind: darum fülle der Blarera) Geroldseggen ſuͤchen ze Zürich ic.
Und fo hieryn geredt wurd: Geroldsegg fpreche das ganz Hofter an
und abbty sc; kann man darthün, daß er vor üch nie anderft hätt angerüft
um recht weder der güteren halb, die hinder üch ligend, in die er ſich geſttzt,
und ein lange zyt gar zimmlich und mit mangel aenofien, und doch zum
Icsten andre notdurften denn ſpys und trank ze erſctzen und, bezalen an⸗
ggriffen, daß jr jn verantwurten laſſind. Habind jm darin weder rat noch
ihat ggeben ic.
Daß aber jr erftlich erkennt, daß er ſpys und trank im hof haben fülle,
ſye gemeinen rechten gemäß ; dann nachdem und in der abbt Blarer us fin
bſitzung underftanden ze vertenben über alle vechtsbate, habe er üch um recht
angerüft, das je jnen beeden gemeinlich ufgetbon ; und fo jn der abbt nun
mit gwalt, nit mit den rechten vertryben underflanden, und er fich ber
notdurft nach deß erflagt, habind je us gebür des rechten jm müffen er
louben ein zimmliche narung ug den güteren, in denen er faß.
Kummend fy aber mit dem artikel: „man fülle jn hinweg thün als einen
widerwärtigen *, gebe man die antwurt: Es ſye jar und tag verſchinen, daß
Geroldsegg von Einfidlen abgefcheiden. In dem zyt habind unfer eidanoffen
von Schwyz nie anzeigt , daß er je widriger oder fyend fne, funder erft.. fo
er in befigung des finen fummen. Darus menglich ermefien mög, daß der
punkt us den bünden nit dahin lange , nit uf die widerwärtigen der rechte
händlen halb , funder uf die abgfenten!, oder die ung an cer oder güt one
recht fchädigend ꝛc; deßhalb jr in nit für einen widerwärtigen erfennen
mögind. Dder aber man müßte bald üwere biderben lüt, die an Einfidlen
anſprächig, und bot yntegtind, die von Schwyz laflen für widerwärtig er
Eennen und hintryben.
Es ift ouch wol ufjefeben, ob man fich deß hielte, dag man um den
handel, anzeigte: daß der abbt fächer ift, und aber Die von Schwyz den
handel uf fih nemend. Das if ein offen unfründlich ſtuck. Zuͤdem, daß jr
noh ieman uf erdrych keinem fchuldig iſt ze antwurten , deß die fach
nit ift.
Daß ſy aber ſchirmherren, das mag nit bringen , daß fu die fach uf
fidy ze nemen und je cigen machen glimpf habind ; oder aber man müufte
alle die klöſter, die in einer eidgnoßſchaft ligend, nur berechten vor jrm
fhirmvögten. Alfo müßte man das kloſter Pfäfers? vor den VII orten fü
chen, und nit im Barganferland ; wär den frommen lüten ze ſchwer;
Künigsfelden zuͤ Bern; ſant Urban zu Luzern; das aber gar nit ift; fur
der es müß ein iedes um fine güter, an den orten und enden fo ligend,
antwurten, gott geb, wo jre ſchirmherren ſygind.
2) Abgefehdeten ; die Fehde angefagt, oder denen fie erffärt worden. ?) Pfeffers.
a) Bon Schwyz zum Abbt ernannt; der aber, well er ſich von weltlicher Be:
Hörde hatte wählen laffen, eine Beit ang in des Papſtes Bann lag.
Trachtung Zwinglis in Geroldseggs handel. 15.
Es habend ouch mine herren abbt von Cappeln der güteren bald, fo
inder unfern eidgnoffen von Bern ligend , und in verbot gelegt wurdend,
or genannten von Bern müflen fürkommen laſſen cc.
Fragmentum Zuinglii in causa Geroldseggiana.
1. Deshalb es nit bedarf, daß man ung üzid fchrybe oder anlange;
ann wir ung weder der fach noch des fächers anderft beladen, dann fo vil
pir ats ein ordenliche oberkeit erfücht werdend. Und fo nun der von
Heroldsegg und abbt fächer gegen einandern find, handlind diefelben gegen
inandern.
I. &ölltind wir allıweg ı da ein fächer ſchirmherren bat, unfer recht
on jeetwegen ſtill ſtellen oder ufheben; mo wärind denn die bünd, die ung
nd alle bundsgnoffen daffend by jren rechten, grichten , oberfeiten, harkom⸗
nen und Ibrüchen biyben? Wir find fchiemberren ze Cappel, Küßnach ıc.
Zo nun die ſpan, und etwas hinder üch gelegen hättind, gebürte uns nit
on üäweren rechten gen Einſidlen ze wägren?
[Zuinglii]. Nota TVcol zijg dixnę zig xannıng.
IM. Daß man nach der bünden fag einen ieden füchen fülle, da er
wfeffen , ift nit wider ung; vermag ouch nüzid ung andersmohin zü recht
ürzeflommen; dann wir an gedachtem abbt nüzid anfprechend ; noch je üwert⸗
ib an ung üzid anfprechend. Und fo wir oder unfer underthanen und
erwandten in alych um dero güter willen, die hinder ung ligend, anfpräs
hind; wurde er darum bor ung mülfen erſchynen ı fo feer er unfer burger
e fon vermeint.
1V. Hieby ift wol ze bedenken, daß man iegigem abbt niemermeer nach⸗
aſſe burger ze werden, ſo er dem burgrecht nit gelebt, deß er ſich doch
anrcecht ruͤmt; ſunder ze erwägen iſt, mas groſſen vorteils mit der zyt un»
eren herren erwachſen mag der güteren halb, die hinder jnen ligend und
biehar dienend,
V. Feodera legantur, et invenientur nihil ‚posse contra nos. Nobis
enim nulla est controversia cum Suitensibus, nisi quod Suitenses se par-
teın faciunt, quum nos nolimus esse pars, Feedera nunquam sic sunt
facta, ut ‚quisque includeret quos ipse vellet.
Kai 7 navrwg Expujeiteov, pn zivoro dx roũ noOTAyuaTOg ris
FUYyxAOEWg , ala cuv TW HAETUEIW KUnEıTa GUyxÄndıg avayyehdıj Toig
Elke.
16
Ratſchlag miner berren der bier verordneten
ſammt den den Lütpriefteren
wegen der difputation zu Bern uf gefallen miner herren abgeredt. a)
— nie
Erftlich ift angefchlagen, daß unfer herren das gleit laffind in offnem
druck usgon von ftund an durdy all je gebiet hin und binden daran ben
tind: Wie ſy um frideng und rümwen willen ein zyt har vilen , die dem göttli⸗
chen wort eben frefen widerredind, überfehen habind. Darum ſyg jr meinung,
daß dieſelben, ſy ſygind geiftlicdy genämt oder weltlich, ſich uf die diſputa⸗
“tion verfügind, oder aber jre münd befchtieffind sc; oder fü werdind dieſel⸗
ben nach geftalt der fach firafen.
Zum andern, daß unfer herren , gott zu lob und fründfchaft unfer eid-
anoffen von. Bern, die difputation mit ratsboten und mit geleerten nad)
den eeren verfehind ; und fo herr Röiſt ſuſt uf frytag vor angefeßtem tag
zu Bern im rechtshandel erfchynen wirt, [ee] einer fye dee verordneten boten
und doben warte; aber meiſter Blüwler und , fo eg not wär, der ſtattſchry⸗
ber heimkeerind; und demnach einer von’n burgeren , oder einer von'n bur-
geren und einer von'n räten mit den geleerten binuf farind zu berren
Röiſten sc.
Zum dritten , daß unfer herren die geleerten , fo binuf füllend , in jrem
koſten baltind; angefehen zu eim jro des meerteild armüt, und wo man
fy nit ſchickt, ſy nit don jnen felbs hinuf ziehind, deßhalb unfer Herren
nit fo vollkommen erſchynen wurdind; zum anderen, daß ſy meerenteile zu
füß gon, und zu Bern bym Zwingli in einem befunderen bus one müt-
willigen unfoften fun mwurdind. Ob aber etlich rytend us notdurft jre
lybs, beſchehen laflind.
Diß ſind die geleerten, die tougenlich zuͤ diſer ſach angeſehen werdend:
1. Zwingli. Der hat ſich emboten, wo unſer herren beduren wöllte
am koſten, man jn ſinen koſten ſelbs laſſe tragen; doch den andern gege⸗
ben werd. Hat ouch von einer tougenlichen perſon anzeigt mir im ze
nemen.
2. Caſparby) im fpital.
3. Pellikanus, der bebraifch Lefer.
4. Rudotf Eollinus, der griechifchen einen,
Hieby Hat ouch unferen herren fi) emboten berr Commentur von
Küßnach : heiffe man jn ryten, welle ee gütwillig fon in fines gottshus
koften. Bedunkt die verordneten eerlich,
Here von Cappel hat filh ouch emboten ; will aber die berordneten
nit güt dunken zuͤ diſer zyt, daß er von heimen far; wo er aber den vriorc)
a) Ex autographo Zuinglii. Ohne Zweifel zu End Nov. 1527 verfaßt. b) Groß⸗
mann oder Megander. c) Peter Simmier.
’
%
Ratſchlag wegen der diſputation zuͤ Bern. 17
oder ſchuͤlmeiſter a) oder beed in ſines gottshus koſten ſchicke, ſye minen
herren gedient.
Item, daß in die vogtyen emboten werde: man wölle die pfarrer, die
gern hinuf wölltind uf jren oder jrer underthanen pfennig, nit verhalten;
doch daß fo daheim ire kilchen wol berfehind.
» Heinrich Bullinger.
Bwingli’s ſammtl. Schriften II. Pi 8. Abthlg. 2
18
Zwinglis Entwürke
auf Die erſte Spnode zu Zürich
acht Tage nach Oſtern a) 1528.
Bullinger berichtet uͤber die erſte Synode in ſeiner Chronik
folgendes: „Demnach ein zyt har etwas klaͤgd und mangel etlicher
praͤdikanten leer und lebens halber ſich zuͤruͤg, ward für gut und not⸗
wendig angeſehen, dag man ein synodum, das iſt, ein verfamm-
lung aller dieneren der kilchen, in die ſtatt Zürich berüfte, da zu raten
und handlen, was der Filchendiener und der kilchen ſelbs notdurft er
forderte. Der ward alfo usgefchriben mittiwochen nach dem palmtag
1528. Dad Ausfchreiben des Rath gab ald Beſtimmung der Sy
node an: „Gott zu lob, ouch zu befehiemung und handhabung fines
‚ewigen worts, damit dasfelbig by und allenthalben einhelliglich gehört
und gepredigt, ouch by, den verfündigeren desfelben alle aͤrgernuß, ob
die under jnen wäre , abgeftrictt und fürgefommen werde.“ Es follen
jaͤhrlich zwey foldyer Synoden gehalten werden. Auf derfelben fohlen
alle Praͤdikanten und Pfarrer erfcheinen. Wenn eine Kirchgemeinde
Lehe oder Lebens halben über ihren Prädilanten Klage zu führen
hätte, fol fie einen oder zwey ehrbare Männer zu derfelben verord⸗
nen, um diefelbe vorzubringen. Auch die Praͤdikanten und Pfarrer
follen , je einer von der andern Lehr, Leben und Wefen Nachforfchung
halten. Bon den Verordneten Cvom Kath) fol je nach Geftalt und
Gelegenheit der Sachen , und was die Religion erfordert, gehandelt
werden. — „Ald nun ale. prädilanten und pfarrer verfammlet uf dem
rathus zü vernemen der oberkeit willen, warend von rät und burge
ven 3 den synodo (der burgermeifter Röuft und ſtattſchryber Mangolt
mit fiben anderen von den väten) verordnet. Dife bieltend für allen
pfareeren, warum difer synodus befchriben worden. Demnad
wurdend alle und iede pfarrer in eid gefaffet. Item alle und iede
pfarrer wurdend usgeſtellt, und jrer Teer und lebend halber nachfrag
gehalten und kundichaft ufgenommen. Was dann einem zu fagen wet,
thät meister Uolrich Zwingli , dann er der präfidenten einer was, und
a) 21. April.
)
Zwinglis Entwürfe auf die erfle Synode zu Zürich. 19
3 jm meifter Leo Jud behulfen. Was dann für mängel in der kil⸗
n warend, ward ouch angezogen, beratfchlaget und gebefferet. Zi
d wurden ſy all vermanet je pflicht zu leiſten.“ — „Demnach
ſchrib man hernach ouch einen anderen synodum allen geiſtlich
namten perfonen, caplanen, münchen und allen, die von der kilchen
epfründet warend. Diefelben faffet man alle in eid, und zenfiert fü,
sliche geſchickt zur leer und predig geachtet wurdind, vermanet ſy ſich
dienſt zu geben. Menglich ward ouch permanet ſich gebürlich zu
ilten.“
Dieſe Synode betreffend finden ſich drey Stücke von Zwingli als
ntwürfe in der Simmlerſchen Sammlung von deſſen Handſchrift
geſchrieben.
| 1.
Zwinglis Entwurf zur Gerbäftsorduung
der Spnode.
- Hachdem unfer herren mandat verleſen und der geleert eid vormeldet
ft, fürhalten :
1. Sytmal unfee herren‘ ein offen mandat laffen usgon, darin fo
le widerfpänigen habend warnen laflen: wo jnen’ ettvas wider die bers
ächnen artikel, die man in ftatt und land predget, angelegen wäre, ſich dieſel⸗
ven uf die difputation gen Bern verfügen, und da jrer meinung rechnung ge⸗
ven und nemen welltind. Und da nieman die artikel dero von Bern praͤdi⸗
'anten widerfochten ı find fy güter hoffnung , ee fye nieman, der die under-
tande fürhin zu widerfechten oder darmwider zu thün. Wo aber ieman def
zefinnet , wellend mine herren, daß ſich derfelb oder dieſelben harfür ſtellind
und von unferen prädikanten bericht nemind, ouch jrer meinung jnen rech—⸗
nung gebind.
2. Daß demnach unfer herren die pfarrer, die jnen angezeichnet , Die
ba frefenlich jrs lebens oder leer halb find, von einer herrfchaft zit der
anderen barfür ziehind und jre gebreften erzälind und jr antwurt verhö⸗
eind, und, nachdem fy verhört, usftandind, und demnach harum gefragt
werde, wie man die antwurt achte ꝛc.
3. Und fo unfer herren je anzeigen gethon, demnach ouch Die prädi-
kanten gefragt werdind, nach [ut des eids anzeigen. die breften sc. ouch
nad ordnung der berrfchuften.
4. Und nachdem die verhören , die von den kilchhörinen kommen find
etwas zu klagen oder anzeigen.
5, Erforfchen, ob die eeordrnungen in den pfarren trüwlich verleſen
mwerdind, und ob die vier uffeher erwält und verordnet ſygind, und, wo nit,
unvergogenlich befchebe. |
\
*
20 Zwinglis Entwürfe auf die erſte Synode zu Zürich.
» 6. .‚Berbören und empfelen , daß man der twidertöufer feet ernflic
und us gottes wort grundlich widerfiande. Item red darvon halten x.
7. Daß die caplän, münch, brüder und chorberren nüzid wenige
dann die pfarrer züchtiget und geftraft werdind, wo fü überträtind.
8. Zum Iesten ängftlich vermanen, daß fy alle chriftenlich, eerberlich
und frommiich wandlind.
9. Ratſchlagen von der predge in der wuchen.
(Was bier folget, bat der Rathichreiber beygeſchrieben.)
Item von des banns wegen, daß etlich nit zu dem tiſch gottes gen
wend, der bann werde dann ufgericht 10. Regenftorf.
We die prieſter wider Die, gemeinden beſchwerd hättind, ſoll zü mine
herren handen ſton.
—— _
2.
Entwurf zum Spnodaleid für Pfarrer und
Prãdikanten.
Exceptio ante jusjurandum.
ME diſem eid wellend wir der ordenlichen weltlichen oberkeit vorbchalten
haben jre pflicht und eid, die wir jro ſchuldig find.
Articuli jusjurandi.
1. Es werdend alle pfarrer oder prädikanten ſchwören, daß ſy das edan⸗
gelion und wort gottes nach vermög alts und nüws teſtaments getrüwlich
und warlich predgen, die fünd ſtrafen, zucht und tugend leeren wellind,
wie das eim getrüwen warhaften leerer und hirten nach vermög gone
worte zuͤſtat, fo vil gott gibt.
2. Daß ſy aller meinungen und opinionen halb, fo iez uf Pie ban
kommen, in jren predigen ſich unferer herren in Zürich und andree ftätten.
fo im chriftlichen burgredyt find, predigen glychfoͤrmig machen, und fem
nüme meinung noch opinion , die noch nit uf d’ban kommen ift, wie joch
‚die einen ieden anfeben möcht, vor und ee nit harfür ziehen nody predgen
wellind, dann ſy die vor gemeinem synodo, wenn der ordenlich gehalten
wirt, fürgelegt , und die geleerten chriftenlichen brüder darum verbört
habind.
3. Daß ein ieder den erkanntnuſſen des synodi ghorſam fun weile.
4. Daß ein icder dag, fo er zü fagen zü notdurft des synodi erfordrei
wirt, by finem eid fagen und nüzid verhalten welle.
5. Daß ein ieder alle heimlichkeiten difeg synodi (die, fo ſy usgefagt
wurdind, iemannem nachteilig und verlehlich fon möchtind) by finem eid ver⸗
ſchwygen welle.
4 N
‘
Zwinglis Entwürfe auf die erſee Synode zu Zürich. 21
De his episcopis, qui peregre adsunt, statuitur,, quemadınodum alias
factum est.a)
3.
Entwurf zum Eid für einen, der in die Synode
aufgenommen wird.
Daß der angenommen ſchwöre (das, fo mine herren antrifft, nach jrem
empfelch :c.) oder fich verſchrybe der leer halb:
Daß er die leer und lezgen, zuͤ dero er angenommen und verordnet
wirt, getrüwlich welle verwalten nach inhalt der artiklen.
Daß all fin leer zu der eer gottes und guͤtem deg nächften reiche.
Daß er fein näm dogma, meinung oder leer, fondexlich für ſich felbe
und mit etlichen verfonen, heimlicher wys leeren, ynfuͤren oder zu feet und
rotten zichen welle.
Daß er aber, fo jm neißwas ein irrtum dunkte, ſölchs der kilchen, vor
und er daruf dringe, oder der kilchen verordneten geleerten und wyſen offne,
und ſich mit gottes wort nüws und alts teſtaments berichten laſſe und be⸗
richt gebe.
Daß er denen, fo zuͤ ufſeheren und oberen geordnet werdend, mit der
zyt die leer ze fchiemen und ſchicken, gehorfam fon welle. .
Daß, wo er nach inhalt der artiklen us ungenuͤgſame oder verſumnuß
ſines amts abgeſtoſſen wurd, da ganz und gar gegen menglichen kein rach
thuͤn welle. N .
[4
a) Ein anderes Erempfar hat folgende Zufäge, weil e6 beum Thurgauiſchen sy-
nodo gebraucht worden: 1) Proponunt legati nostri. 2) Jubent Turgoici eligi
prasidentes. 3) Mit difem eid wellend wir vorbehalten haben unfere herren die eid⸗
gnoffen und allee weltlichen oberfeit jre pflicht, die wir inen ſchuldig, ufferthalb des
gloubens und ordnung, die us zwang gottes wortes billich fol vorgon ; [darin fih _
ouch unfte oberen vorhar gwalts nit angenommen habend.]a) 4) Daß ouch die, fo bie.
nit fchwörend, aber als getrüwe bruͤder beholfen und beraten ze ſyn Frammmen ouch
69 jren eiden trüw baltind.
.) Die mit [] eingefaßten Worte hat Zwingli wieder ausgel Tcht.
>
22 J
Swinglis Uorrede zu der Schrift:
„Eine Anmeifung, dag die Opinion der Teiblihen Gegenwart
unfers Herrn Jeſu Chriſti im Brot oder in der
Geſtalt des Brotes gerichtet iſt
) wider den Inhalt der ganzen Schrift, 2) wider die Art und
Eigenfchafi des Glaubens, 3) wider die Art und Natur Gotteiworts,
4) wider dad Reich und hohe Prieftertfum Chriſti, 5) wider
die Ehre und Herrlichkeit Gottes, und 6) wider Die
Ordnung des Nachtmahls Chriſti und den Brauch
der erſten chriſtlichen Kirche.“
Zürich 1528. J
Der Verfaſſer dieſer Schrift it Caſpar Schwenkfeld, Ede
von Oſſigk aus Schleſien, geb. 1490 , geſt. 1561, ein Mann von
ächter Frömmigkeit, lebhaften Geift, moralifch reinem Leben, ten
aber Neigung zue Schwaͤrmerey endlich zu den wunderlichfien Lehren,
3. B. von der Göttlichwerdung auch der fleiichlihen Natur Ehrifi,
brachte. Zu diefer Zeit (1528) war er noch nicht fo Weit verirrt.
Seine Meinung vom Abendmahl jchien mit Zwinglid nahe verwandt.
Schwenkfeld richtete diefe Schrift ald Bedenken an die Straßburger
Theologen Capito und Buzer; von diefen ward fie Zwingli mitge
‚ teilt, der fie dann mit feiner Vorrede begleitet herausgab. Als dieſe
- Schrift verbreitet ward, erhob ſich, befonderd auch darum, dag Zwingli
biejelbe herausgegeben hatte, auf Fabers Geſchrey Verfolgung gegen
Schwenkfeld; er mußte Schleften verlaſſen und kam nach Augsburz,
wo er ſich nun meiſtens aufhielt.
Dem chriſtlichen leſer embüt Huldrych Zwingli gnad und frid von gott.
Wir ſagend gott dank, daß er das liecht ſiner warheit allenthald erfcheint
durch ſine gſchirr und diener, vorus ſo wir der Schleſiern criſtlichen ber»
ftand der dankfagung in difem kurzen büchlin gefehen babend. "In melden
fy nit alles widerforechen, das Luther und andere in difer fach fürend, ze
beſtryten fürgenommen habend; funder allein die kraft und erfättigung dei
gloubens eigenlich anzeigend, und daß der irrtum mider gotted wort nüms
und alte teftaments , wider den ynſatz Chriſti und wider die anfänglichen
kilchen ſye. Und zeigend hiemit dic änliche des geiftlichen eſſens gegen dem
Zwinglid Vorrede zu der Schrift Schwenkfelds ıc. 33
Inblichen oder facramentlichen effen des brots. Und wellend in dem, ‚das
jnen Luther mißkeert, nüzid anders leeren weder, der Inb Chriſti fye alfo
ein ſpys der feel, mie das brot den Inb enthalte. Habend inen aber nit
fürgenommen von den mworten des nachtmals nach erfordrung ze reden.
Und darum keerend fy die wort alfo: „Min lyb ift das“, das iſt, alfo foyst
min Iyb die feel. Und habend dep nit unflig , fo die eigenſchaft der
hebraifchen worten zoth, ze, hu, hif oft alfo genommen werdend.
Sind darum nit wider unfer uslegen, funder jves ift in unferen ver
griffen. Dann, nachdem wir glychſam dem ofterlämmlin ufs brot oder feſt
gezeiget , das ſyg ein gedächtnuß bes todes Ehrifti; fo folger denn die änliche,
daß der Ind Ehrifti, geiftlich geeſſen, die feel fonfe, glych wie das Iublih -
brot den Iychnam. Gebend alfo heimliche urfach , warum er fin gedächt-
nuß alleemeift mit den zwey zeichen ufgefeßt hab. Darüber thüt Luther fo
ungemäß. Lis cd und bfich, ob fi leerind die wort des nachtmals hinweg
thuͤn. Bis gott befolen ! on
Ggeben ze Zürich uf den 24. tag ougſt MDXX VII.
>
24
Vom Bilderſturm zu St. Zohann im Toggenburg.
(Ans Zwinglis Original)
Warhafte beſchrybung, wie es gi St. Johann in Toggenburg
/
’
ergangen
14. tags feptemberd MDXXVIII.
Pr nd
Es find etlich juͤngling uf 10 oder 15: am abend (iſt 13. tag fentembers
gweſen) in das münfter gangen; und als die münch gſungen, habend fg ein
birifch lied afungen und die münch verirrt; demnach dag ſacramenthüslin
ufgetbon und etlicher denn glüget, aber nüzid angerürt noch verändret. Gind
doch des abends rätig worden nüzid anzeheben, damit man der trunkenheit
fo nit verdenfen möge, Morndeß am 14, tag (was des heligen fkrüzet
tag) ruft der abbt zu mit äbbtlichen pracht um ze früz und meß halten;
als ſy bedücht , one not und zu tratz. Kamend in die fildyen, und griffend
Die gäßentaflen und altär an. Do der abbt das geböl! erhort, fam er under
bie chorthür ze fehen, was es wär. abend jm die jüngling fein unzüd-
tig wort, weder daß einen ſprach; Here, mwellend jrs mit ung haben ? Alſo
floch der abbt ins kloſter, und empfalch allen dieneren: wenn die jũngling fü»
mind (dann man fchenft allweg im kloſter wyn), ſoͤlltind fy inen ze effen
und teinfen acben, was fy hiefchind z und, besaltind fy, wär wol und gut;
wo nit, fo fölltind ſy inen nüzid böufchen. Alſo merchetend fü die götzen uf
und die altär, und-entfloch der abbt, Aber nachdem fy, die jüngling ver⸗
nommen, daß es glych vergeben im kloſter zuͤggangen wär; habend ſy nit eines
hallers wert weder geeflen noch geteunten noch entfürt; und dem abbt nad
emboten (man fagt ouch, fin pferd nachgeſchickt): fo ſygind nit da, daß fü
im weder an Inb noch am güt fchaden wellind; möge deßhalb heim oder
fürer faren; aber er habe die filbernen götzen bintoeg getbon , fo wellind
ſy der hölzinen ouch nit. a)
Uf das find mär durch die graffchaft hinab fommen, wie man das
kloſter gefchleizt, Hat man ylends einen landsrat verſammlet, und daven
tin ernftliche botfehaft by tag und nadıt binuf gefdyicht und erfunden , dat
Die jängling , wiewol frech gnüg , doch nit schandlet, als das gſchrey kom⸗
men was. Uf 17. tag ſeptembers darnach je botſchaft gen Schwyz und
Glaris gſchickt, alle ding erzält, und anzeigt, daß ſy den frefel ſtraſind,
1) Gepolter.
a) Der Abbt Hatte die filbernen Monſtranzen, Bilder ıc. nach Feldkirch gefondt,
wohin er fid) dann felbft begab.
Bom Bilderſturm zu St. Johann im Toggenburg. 25
ie fich das gebüre. Doch: befunder unferen eidanoflen von Schwyz an- -
igt, daß fü des gottsworts halb nienen hinder fih flon, und, fo «6 an«
rft nit fon möchte, das recht, wo das gebürlich, mit jnen annemen ꝛc.
Als nun unfer eidgnoffen von Schwyz je ruhe meinung anzeigt, und
irgenommen die von Toggenburg mit der hand darzuͤ ze wufen a), dann die
nzucht ſye in jren hoben gerichten beſchehen; ift DIE der bericht: Das fy
In den hohen gerichten fagend, müß nit verftanden werden, daB fü, unfer
dgnoſſen von Schwyz, weder hohe noch nidere gricht in der grafichaft
‚oggenburg habind; funder es ift ein ſoͤlches regiment, daß ein landsrat,
er allein us den graffchafteren? erlefen wirt, übers blut und all ander fachen
icht und handlet menglichs ongeirret; usgenommen daß in den grichten
nd räten ein landoogt im namen eines abbts von Sant Gallen, der ob»
‚der gemein mann ift one zug.? Als nun St. Johannes kloſters gottshus-
üt vor hundert jaren ongefarlich zur fryen graffchaft kummen, find zu St.
Johann fiod und galgen dennen getbon , und habend ſythar die ding in
jemeine graffchaft dienet, Es ift ouch allweg «in herr von Zoggenburg
chirmherr zu St. Johann gweſen; und fo die araffchaft in 's abbts von
Sant Gatten band kommen, ift er des Elofters St. Johann fchirmberr fot
em fouf her gwefen. Und habend weder die fryen graffchafter noch Gt.
Yohanns gottshuslüt nit mögen erinden , daß St. Johann einen andren
chirmherren weder den herren der greaffchaft hätte. Es Iutet ouch der
chirmbrief, den ein abbt von St. Sollen über St. Johann hat: daß er, fo
ang er here zu Toggenburg fye, ouch fchirmhere zu St. Johann ſye.
Uf das habend .in die landlüt vermanet, daß er den fchiembrief nit hinus
gebe; bat aber nit gholfen ꝛe. Als aber in der iezigen zyt den beeden
abbten die fründfchaft Schwyz, Blaris und Toggenburg befchwerlich; hat
dee abbt von Sant Ballen (als übel ze beforgen , us anfchlag und mitwüſ⸗
fen des abbts von Et. Johann) dem abbt von St. Johann den fchirm abs
gefeit iez vor dry oder vier jaren; urſach, er möge jn nit ſchirmen. Do
bat der abdt von Et. Johann die von Schwyz und Glaris binder den
gottshuslüten zu fchirmberren angenommen (da ein icder vernünftiger wol
merkt, wem dag bettet.?) Und find beede ort in ein dorf kommen den eid
von jnen ynzenemen ale fchirmherren , und jnen zügfeit, by jren feyheiten,
arechtigkeiten und harkommen sc. laſſen biyben. Habend doch darnady nit
können bergen funder wegelaffen Chat Fofenb am Berg, bot von Schwuz,
gethon), wie fy ftod und galgen widerum ufbumwen ꝛc. Do babend jnen
die andren St. Johannſer gottshustät nit wellen ſchwören; und ift der
Ävan zwey ganze jar ghanget. Im vergangnen früling oder fummer ha»
bend Schwyz und Glaris' einen uffchlag gemacht : fünf jar fölle der bapd⸗
von St. Johann ſtill ſton, und die gottshuslüt fürfaren wie von alte
her mit gricht, recht und rat und anderen dingen ze verwalten.
1) Grafſchaftsleuten. 3) Appellation. N gebettet, bereitet, zu Gunſten gethan iſt.
a) Sie drohten, die Toggenburger mit Krieg zu überziehen, und mahnten die Wald.
fätte. Zurich erflärte zuerft auf der Tagfakung, dann in einem Schreiben an den Rath
und die Landsgemeinde von Schwyz: wenn Schwyz Toggenburg angreife, fo werde
Zurich das Land fehügen ; das Nähmliche erflärte auch Bern ; und Zürich rüſtete
Maunſchaft. u
26 Vem Bilderſturm zu St. Johann im Toggenburg.
Jez ruͤmend ſich die von Schwyz allein der hohen oberfeit, und geden-
end weder des verſtands, erft gemacht, noch unfer eidgnofien von Glaris,
one die fo müzid hättind, noch daß der ſchirm nit ufgericht; und ob er
glych ufgericht, wäre doch die oberkeit des abbts, mit jro; und bat die
der abbt ongefar in hundert jaren nümmen ingehalten sc. Aber es if alles
fürwiß. a)
- Mag e8 fon, lafle man mie min gfchrift wider werden.
a) Die Orte Bafel, Schafhaufen und Appenzell mittelten ; Schwyz ließ die Sed«
ruhen; und den Toggenburgern ward ihre alte Frevheit gefichert.
-
27
Urſachen,
varum man ſich mit den ſtaͤtten Coſtanz, Lindow, Straßburg ie.
in ein burgrecht ynlaſſen ſolle.
MDXXIXI.
Zuͤrich hatte ſchon am 25. Chriſtmonat 1527 mit Conſtanz ein
Burgrecht zum Schutz der Reformation geſchloſſen. Am 25. Brach-
monat 1528 ſchloſſen Zürich und Bern das chriftliche Burgrecht zu
Beſchirmung der Reformation in ihren Gebieten und der Religions.
freyheit in den gemeinen Herrfchaften. Diefem Burgrecht traten dann :
nach und nad bey: St. Gallen im Wintermonat 1528, Biel im
Januar, Muͤhlhauſen im Hornung , Baſel im Maͤrz, Schaf
baufen zu Ende Herbiimonats, Straßburg im Chriſtmonat.
Zürich nahm auch den Landgrafen von Heffen in daſſelbe auf, und
wollte auch die Schwäbifchen reformirten Reichsſtaͤdte in dagſelbe
ichen.
Frommen und gütes diſes handels.
Erſtlich dient ee zu der eer gottes und Üfnung ſines heiligen wortes.
Miewol es mit menfchenkräften nit muß noch mag erhalten werden, funder
allein us der kraft gottes; noch fo gibt gott dem menfchen oft hilf. und
fdyiem durch den menfchen als durch ein infteument und gſchirr. Wo nun
gott dife einung und handel vergünftet ufgericht werden, ift es offenbar,
daß er in zu gutem bruchen. will.
Zum andren reicht er zu friden, ruͤwen, billichkeit und grechtigfeit ; Dann
er wirt allein darum gemacht, daB die, fo.unbillich gedrängt werdend mit
übergwaltigung , gefriftet und gefchiemt werden mögind, und fich frefnen
gwaltd vor menglichem entfagen.
Zum dritten dient er zu erbaltung der oberfeit und zu ghorſame der
underthanen einer ieden ftatt. Dann, mo ſich einer ftatt underthanen ver
meintind ze rotten, wurdind der andren ftätten fo vil fun, daß fy fich wi⸗
derum zerlaſſen wurdind.
Zum vierten wurde er ein zoum ynlegen allen denen, die mit diſen
ſtätten in bündnuß oder pflicht ſtond, und aber jnen ge überlegen fon wel⸗
lend; dann difer handel foll allen vordrigen bündnuffen und pflichten un«
abbrüchig fon.
Zum fünften weißt menglich, was fchmeren koſtens unſer herren eid⸗
gnofien erlitten habend in vergangnem ſchwabenkrieg, allein mit Coftenz
und Lindow, welcher aller, fo feer Erieg entſton, davor gott fye, erfpart
wurde, Ya, es wurdind nit allein die zwo ſtätt uns nit fchaden , funder
N
⸗
⁊
28 Urfachen zu einem burgrecht mit Eofanz ıc.
zum been fürderlich fon, ouch den ganzen Bodenfee inhaben und den
nidren fee.
Zum fechsten foll nieman ab Straßburg grufen i dann fu dienend wol
zur fah. Sy wurbind mit inen bringen Schlettftatt und Colmar, da-
durch allweg güten zügang die ſtätt haben möchtind. Es wirt ouch Straß⸗
burg ein vorbuw denen von Coſtanz und Lindow; dann, wo kaiſerlich maje-
ſtät denen beeden ftätten wöllte unreden , mögend fü allweg Straßburg für-
wenden , daß fo in glychem vertrag fügind.
Zum fibenten, wiewol ungezwuflet iſt, daß kaiſerlich majeftät feinen Fein
bierum mit iemannem wurd anfahen ; wo aber ic fülchs uf d'ban käm, da⸗
vor gott lang fon welle, fo dient aber Straßburg treffenlich. Dann zwi
fchend jnen und uns ligend bie zwer unbeweerten land Sundgöw und Elſaß;
Die möchtind ſich nit erweeren; wir wölltinds mit gott vnnemen und alſe
zemmen brechen, daß von oben hinab hie diſet Rhyns bis gen Straßburg
ein volk und bündnuß wurde.
Zum achten, daß in kriegsnöten, da gott vor ſye, kein fo groſſer zug
uf und nit möchte gefürt werden, wie möchtind allweg zween züg, dero
dediwedrer 15000 ftark wär, an zwey ort ſchicken, den einen oben am Rhyn
binus ins Hegöw und fee, den andren- ind Gundadw und Elſaß, oder berd
wider einen zug der fygenden, ſy binden und vor anzegryfen.
Rod) vil gelegenbeiten find, dero etlidy u urfachen nit gezält, etlich
aber eim ieden ring bearuflich find.
29
Zwinglig Gutachten j
den Abbt und das Kloſter Sant Gallen betreffend.
Zur Erläuterung diefer Gutachten dient folgende Nachricht aus
Bullingers Ehronit: „Der abbt von St. Gallen, herr Franciseus
Geißberger von Eoftenz , ift zu Rofchach Trank gelegen a) und uf
den charfrytag abgeftorben , und find by jm gewefen deren von Luzern
und Schwyz ratöboten , die faft gern geſehen, dag man angehnds einen
anderen abbt gefegt hätte. Aber Zürich und Glarid legtend fich yn,
fömliched ze fchwellen. Aber der convent vermeint gefryet ze fon.
daß er ein abbt waͤlen möchte, thAt fich gen Rapperſchwyl, und erwalt
da hinder den zweyen orten Zürich und Glaris ein abbt, herren Kilian
Köuffib), us Toggenburg bürtig, deß doch die ernämten ort übel
zufriden warend. Deshalb fandt Zürich ein botichaft gen Glaris,
und vereintend fich beide ort difer dryen artiffen. Zum erſten, daß der
bemeldt abbt fin kutten und unnügen unbegründten münchentand, und
was dem anbangt , us luter menſchlichem und verfürifchem wan und
guͤtbedunken erfunden , fo er ie abbt und fich ald ein here ynzeſetzen
vermeint , mit heiliger , göttlicher , bibfifcher gefchrift alt? und nüws
teftaments als gut, befländig , gerecht, gott gefällig und evangelifcher
chriftenlicher Teer glychfoͤrmig, ob er dag mit heiliger fchrift erhalten
koͤnne, das fölle er thün. Zum anderen, fo er ſines ſtands Cobgehörter
maß) fein grund darbringen wölle nody möge, daß er dann darvon
abftande , fin kutten und ander fin mißbrüchig , ungdttlich und gottd«
Täfterlich fingen , Teen, meß halten, münchenregel und fecten und alles,
das er mit ermeldter gefchrift nit erhalten mag und dem göttlichen wort
widrig if, fallen Tafle, und füchin nit ein abbt und herr funder ein
fchaffner und fatthalter genannt werde; alled des gottshuſes hab und
güt beſchriben, verzeichnet und er järlich und, dem vier orten, dei gotti⸗
huſes ſchirmherren, und den gottshuslüten um al fin verwaltung güt
a) Im Hornung 1529 ; er hatte das Schloß befefligen laſſen; der Rath, von St.
allen ließ ihm anſagen, daß er aus der Stiftskirche die Bilder wegfchaffen und fie zur
Hauptkirche der Stadt machen wolle. Die Mönche proteſtirten; dee Beſchluß aber
svard vollzogen. Die eilf katholiſch geblichenen Eonventualen flohen mit Kofibarfeiten
und re war aus der angefebenen Familie Oermann, die den Beynahmen
u 1
30 Zwinglis Sutachten, St. Gallen betreffend.
eerbar rechnung gebe; und alles das, fo erübrigt wirt, am bie biben
ben lüt, von denen ſoͤmmlich gut kommt, allermeift aber ze nug und
notdurft der armen verwendet, und jnen damit in jrem anligen bebolfen
‚und beraten ſyge. Zum deitten und legten, daß die unigdenlichen be-
fchwerden , die wider gott find, den biderben gottshuslüten abgenom-
men, und fü harum zum beften ſollind bedacht werden. * a)
1.
(Aus Zwinglis eigenem Auffak. 5. April 1529.)
Die gottshustüt ze Lümmerſchwyl an ein qmeind. Da fürbalten die
untrüwen practifen und bindergang , fo beeden orten befchehen mit:
Verheimlichen des abbts tod.b)
Berüfen Luzern und Schwyz.
. Einen abbt erwälen one ung beede ort, |
Ouch unfern houptmann nit darzü berüft, bis daß alle Ding gemacht.
Hit an jren gemwonlichen orten funder ze Rapperſchwyl. Und daſelbſt
zuͤ unfern widerwärtigen berüft den abbt, ge Rüti aewefen.
Nach der unordenlichen wal üch nie fürgehalten, wie es üch geſiel.
Sunder fich felbs frech für abbt getragen ıc.
"Die frefgen wort berus gelaffen: er welle fingen , Iefen, beten und
meßhalten widerum ufrichten ,. daran feßen Iyb und güt zc.
Darab Iychtlich genommen , daß die münch mit jren güteren underſtond
üch in höchfte.gfar ze feßen. Dann, wo inen nit fürgeloffen, und fü ten
krieg in. der eidgnoßfchaft anrichtend, one welchen er die verfprochnen ding
nit widerbringen mag ; fo mögind bie biderben lüt erwägen, in was gefar
ſy geſtellt, erftlich
Des gottsworts halb,
jres Inbs und lebens,
‚jrer hüſeren, beimen und glüteren ,
einer nümen befchwerd, wo fy under die beeden ort Luzern umd
Schwyz allein gedrängt , daß jnen mit der zyt alles, fo jnen
verheiffen , nie gehalten wurd ꝛc.
Diewyl aber unfer herren beeder orten willens, das kloſter im einen
abgang ze richten, doch mit cerlichem verfeben der verſonen, fo daryn als
münch gewidmet find, dann gottes wort und je fürnemen und orden cin-
ander nit eriyden mögend; wellend fü der biderben lüten fürnemen bierin
ouch gern vernemen; mit anhang, daß ſy mol vernommen, wie fidy die
münch ufgethon etwas ze milderen in den fällen zc. Und deßhalb nach jrer ant-
wurt von fund an niderfiken, und ſy darin, und worin fu befchwerd tra-
a) Nach einiger Zögerung folgte endfid) doch Glarns, und erfannte mit Luzern und
Schwyz den Abbt Kilian an im Juny 1529. b) Sch Tage lang vom 2I-26. März
Bey Hott. Geſch. d. Eidg. 2, 253 ſteht 21. April als Drudfehler.
Zwinglis Gutachten, St. Gallen beireffend. 3
jend, betrachten und anſehen, ee und man fu ynneme und in eidspflicht falle ;
nd, das da gemacht von den boten und jnen, fye kein zwyfel, unfer herren
verdind das ftät und feft halten. Hie wurde es zu eim usſchuß kommen,
er aber langen verzug nemen. Da foll man vor zu den hüferen , plaͤtzen,
hloffen gryfen, ouch zu den: münchen und allen argwönigen verfonen mit
en gottshuslüten, und, fo feer ieman fich widere, die von Sant Ballen mit
ler bereitſchaft ge hilf nemen. | Ä
Und aber hieby erftlich,, fo bald etwas ungenommen, dasfelb hiehar ze
püffen thuͤn, und unfere herren ylends den beeden. orten Luzern und Schwyz
ıf nachfolgende meinung zuͤſchryben:
Inen fye ze wüflen, mie der abbt Kinder jnen fürgangen ; defihalb fy
endtigt wyter und ernftlicher mit jm ze handlen. Doch folle das jnnemen
ne jren nachteil befchehen , usgenommen das abrichten bes kloſters, fo feer
nd fy in begangner untrüm erfunden mwerdend nit mitgehellet haben 1c.
Demnach aber und etwas yngenommen , von 1tund an alle fchloß und
mach durchfüchen ,. und fo man nüzib von gelt finde , die gefangenen nit
‚(fein bym eid funder wyter erfaren, wohin die güter fommen ſygind; ſo
birt man wol uf die practif kummen.
Mewineris hie ejus, qui Constantiæ est, H. L.a)
Und nachdem die gründ erfaren find, demnach die gottshuslüt allent-
‚al in den eid nemen.
Glycherwys im Rhynthal handlen, oder, fo «6 füg haben möcht, die
erberfeit daſelbs von fund an erforderen | daß fu fine güter im namen der
erden orten onnemind ; wellind je bon ftund an, und jr ze Lummerſchwyl
begfertiget, zu inen kommen.
Wyl hat ein beſunder weſen, kommt nit an die gmeind gen Lümmer⸗
chwyl. Deßhalb villycht fruchtbar, daß man zum allererſten daſelbſt für
in gmeind karte und in aller wys und maß handlete, wie gen Lümmer⸗
chwyl iſt anzeigt, ie nach gelegenheit aller ſachen.
Mit Toggenburg handlen, daß fy ſich unſern herren glychförmig ma-
hind; welle man mit jnen ouch zum fründlichſten handlen.
Item, fo bald man innen wirt, mit was vractiken fy umggangen, bie.
elbigen von ftund an den berordneten ze wüflen thün.
Und was man hierin rätig wirt, fo vil nußbar ift, unfern eidgnoffen
nd mitburgern von Sant Gallen fund thün, damit ſy mit'den verteumten
‚Uentbalb vorfchen und weg machen mögind.
a) Ulrich Liner ©. Neo. 3.
‚s
32 | Zwinglis Gutachten, St. Ballen betrefend.
2.
Ratſchlag
des kloſters Sant Gallen halb
mit unſern gemeinen lieben eidgnoſſen und chriſtlichen mitburgern
von Sant Gallen
uf ie; donflaga) gehalten. )
Angefehen, daß fich der verwänend abbt mit hellen worten laſſen mer⸗
ten, daß er die alten brüch mit fingen, leſen, meßhalten widrum ufrichten
und daran lyb und guͤt ſetzen welle, und was jn gott beraten hab.
Sao beſindt fidy, daß eintweders unfer herren fammt unfern eidgnoſſen
und chriftlichen mitburgern von Sant Gallen und allen gottshuslüten,
denen unfer herren zu handhabung des göttlichen worts Iyb und güt züge
fagt habend, abfton und brechen muͤſſind, oder herr Kilian, berwäneter abit.
Und ob er ginch der mworten gdar hinder fich gon; fo mag man doch
ja mit mee dann 20 frommen mannen der worten befegen.
Roc) fo gibt fin ernftlich ankeeren allenthalb an die gottshuslũt und
- Zoggenburger , da er teeffenlich wirbt, daß man in für einen abbt und herren
anneme und erkenne, gnuͤgſam anzeigung , daß er in dem müncdhifdyen anti
heiftifchen ftand ze fon, ouch weltlich ze berrfchen hoch begert. Welds
tundfchaft anüg gibt, daB er ſich wider gottes wort für und für ze rum
vermeſſen hat, ob er glych obanzeigte wort nit geredt hätte.
Demnach angefehen , dag fin überſchwenklich rychtag mol eriragm
und. erlyden möcht, fo feer er ing regiment käm, daß er alle jar 10,008
guldin one allen abgang aller houptgüter verbruchen möcht allein zu mickn,
gaben , fchenten und practiken, mit „peihem gelt er unfer. herren wol zůñ
armuͤt richten möchte.
| So ift di dee zatfchlagr
‚, Daß unfer herren fich deß gänzlich verwägind, daß ſy nit allein der
- abbt- nit in bfikung und gwär, funder keinen nimmermee zü eim abi
werden laffind, funder das Hofter Sant Gallen mit münchheit und herrlich
keit in einen abgang ze richten, daß weder bfikung noch verwaltung me
in der münchen händen fye.
Und das mit unferer eidgnoflen von Glaris Hilf und rat; fo fecr abe
fy jr botfchaft darzuͤ nit ſchicken wurdind, daß doch unfer herren für und
für zu vernamtem abgang ie nach gebür handlen wellind.
Hieby aber vorbehalten, daß unfer herren den übrigert zwey oder dra
orten aller zytlichen guͤteren und berrfchaften halb gänzlich nügid abbrücdist
handlen wellind; es wäre dann fach, daß die zwey ort Zuzern und Eau;
erfunden wurdind untrüwlich binder unfern herren gehandlet haben,
— — — — — — — — — —
a) Den 15. April 1529 feßt Utsinger bey.
/
\
Zwinglis Gutachten , St. Gallen betreffend. s3
Ouch vorbehalten, daß man die münch, die in gedachtes kloſter gewid⸗
net ſind, eerlich jr leben lang verſehen und guͤtlich abrichten ſoll, ſo feer
u in keiner untrüwen practik houptſächer geweſen.
Demnach daß unſer herren angehnds ein ernſtliche botſchaft hinuf zum
ouptmann, dem ſeckelmeiſter und Joſen von Kuͤſen, ouch zuͤ den boten von
Aaris ſchickind, und allda nach befelch der verordneten, wie harnach kummt a),
andlind.
Aber der verordneten halb, wie gemeldt iſt, alſo empfelch gebind, daß
y nach der inſtruction, die jnen ggeben wirt, zum allergründlichſten hand⸗
aD beede , die boten , ‚fo binuf gefchickt werdend, und die, fo daheim
in
Daß aber derfelbig ratfchlag um meerer früchten willen nit offentich ver⸗
eſen werd. Doch ſoll es unſeren herren fry fon, ‚die alten verordneten
rüber ze ſetzen, oder nüwe darzuͤ ze verordnen.
Und find in ſumma drei ſtuck, darum ze ratſchlagen if.
1. Ob man Sant Ballen in abgang richten sc ?
2. Doß man (fo feer man dep rätig- wirt) befundern Tüten, es fhe
en berordneten oder anderen, gwalt gebe, darin ze handlen, was der ſach
ienſtlich ſyn mag.
3. Daß man boten usneme zu den borbrigen binuf ze ſchicken, und
enen der anſchlag geoffnet werd durch die, die zuͤ der fach verordnet find.
3.
| Anſchlag,
wie die boten handlen ſoͤllind,
mit oder one die boten von Glaris,
amit das kloſter St. Gallen, abbt und münch byfaͤnget yngenommen
und mit münchheit und herrlichkeit in abgang gericht
und den vier orten zügeftellt werd.
(Ghört nit vor den burgern') ze leſen.)
Es ſollend die boten von ftund an hinwegryten und doch dem houptmann
y dem löufer, der gen Sant Ballen loufen wirt, embieten, daß er bie
ottsbuslüt nad) den churen? uf einen beftimmten tag fo bald der fon
sag, zemmen berüfe.
1) vor dem Örofen Math. 2) Pfarren. .
a) In Miro. 3.
Zwingli's ſammtl. Schriften IL Bos. 3. Abthlg. . 3
'34 Zwinglis Gutachten , St. Gallen beivefiend.
Und fo die boten für fy kommend, den gottshuslüiten mit allem ernft
anzeigen, wie herr Kiltan, der fi erwälten abbt nämt ; offenlich barus
gelaflen , er welle die alten brüch mit ſingen, leſen, meßhalten widerum ufrich⸗
ten und daran lyb und guͤt ſetzen. Us welcher red man mol ermeſſen mag,
daß nach dee kürze eintweders er ſines fürnemens abſton, oder unſer herren
ſammt allen, denen ſy je hilf zuͤgeſagt habend, vom gottswort dringen
laſſen müßtind. Zuͤdem, ob er glych die wort nit geredt hätte, dero man
doch in übersügen mag , fo mag body die münchifche feet nebend dem evan⸗
gelio nit bfion. Deßhalb unfer herren fich entfchloffen daran ze ſetzen, daß
weder der noch fein abbt nimmermee gefeht werd... Doch hiemit den vier
- orten allen je gerechtigkeit unverletzt, fo U} zu dem kloſter habend; ouch
allen perſonen, die daryn gewidmet find, se eerlich verſehen vorbehalten;
und daß ſy da inen ſelbe nit zuͤziehen wellind, ſunder den vier orten in⸗
gemein.
Und habend unſer herren dep glimpf, recht und füg :
1. Dann fi find erfttich der vier fchiemenden orten das erſt, und lige nit
macht daran, daß man es ein bouptmannfchaft nennet, fo es an jm ſelbs ein
offne fchirmnogty fue. Aber das unangefehen babe nümlich ufgeblasner abbt,
bere Kilian Köuffi , fammt den andren münchen ſy und unfee eidgnoflen
von Glaris zum böchften verſchupft und verachtet. Daß fü
‚2. des abbts tod verſchwigen und vertuſchet habend vor den beeden
orten.
3. Und aber die von Luzern und Schwyz darzuͤ beruͤft.
4. Einen nüwen abbt erwält one mitwüſſen der beeden orten.
5. Duch unſeren houptmann nit darzuͤ berüft, bis daB alle ding
praetiziert und gemacht warend und der abbt erwält.
6. Sie habend ouch den abbt nit an jren gemonlichen orten noch innert
jren plägen erwält, funder zu Rapperſchwyl, und darzu unfern widerwärti⸗
gen, gewesen abbt von Rüti, berüft. |
: 7. Und nady der unordenlichen wal üch nie fürgebalten, wie es üch
gefel.
8. Gunder der unordenlich erwälter abbt, fo es giych im papſttum
wäre , halt fich frech für einen abbt, der er nit ift.
Und fo das Flofter fo treffenlich rych, daß jren practiken, fo feer es im
finee macht biyben füllte, nieman möchte füß balten; fo fehe fy, Zürich
und Slaris für notivendig an, daß es in ein abgang der münchheit und re
gierens halb gericht werd; denn, wo das nit, fo müßtind ouch die biderben
gortshustüt für und für in forg fton:
1. Daß fy mit der zyt des gottsworte widerum enteoubet , und in das
papſttum gfioffen murdind.
2. Daß fy in die höchſten afar geſetzt wurdind, wo ſich krieg durch den
bermwäneten abbt erheben, oder um ſinetwillen ſoͤllt angefangen werben.
3. Daß fy um hüſer, beimen und bfikung kommen wurdind; dann
iez ein teil fü überziehen wurd, bald der ander.
4. Daß es inen unlydenlich wurde, fo Luzern und Schwyzz, wie für
genommen wirt, allein ſölltind mit dem abbt herrfchen.
Demnach fo werdend unfer herren bericht zmenyer dingen. Ems, daf
herr Kilian , der gern abbt wär, fine peaetiziever hab, die neſchryend, wis
n
Zwinglis Gutachten, St. Gallen betreffend. 35
es den biderben gottshuslüten gon wurde , fo fu von den vier orten fölktind-
bevogtet werden. Das ander, daß die biderben gottshuslüt mit fällen. und
eerfchägen und villycht noch andren dingen über die maß befchwert fugind.
Über die zween punkten entfchlieflend fich die zwey ort alfo, dag fy mit
den gottshuslüten fründlich niderfißen wellind, fo bald fy jr erfte antwurt
bernommen babind , wie harnach kummt, und jre befchwerden verhören,, und
darin mit milderung und wegrung handlen ie nach gebür der fachen. Und
dannethin nit wyter gegen jnen handlen, bis daß jnen jr ſach ufgricht
ſye von den beeden orten, oder doch Zürich allein, fo Glaris nit fo bald
fertig möchte werden , big daß gott die übrigen zwey ort such harzuͤbringt;
darzwüſchend aber wellind unſer herren lyb und güt zu jnen feßen , und fü
nit befchädigen noch befchweren laſſen, fo feer jr lyb und güt zeicht.
Es ift ouch wüſſenbar, wie Zürich und Glaris für alle andere ort, ou
gegen jren underthanen fründlich und brüderlich ſich ie welten bar gehalten
habend; und vorug zu difer zyt defhalb jr gmwalt gar nit ze entfißen ift.
Dod fo wurdind brief und ſigel in allen dingen gemacht, die, od gott will
nieman zu ewigen zyten brechen wurd.
Zuͤlezt ſoͤllind die biderben lüt gar eigenlich erwägen , daß es Fein
bſtand in künftiger zyt haben wurd, mo der abbt ſy glych all fin leben lang
uf den händen teügs denn, wie man vormals uf fü gfeflen, alfo wurde
es in kurzen jaren ouch befchehen.
Und uf das alles ſye unfer herren beeder orten erſtlich anmüten an
die gottshuslüt: ob ſy uf földy embieten und fürtrag ouch daryn bemilligind,
daf das Flofter in abaang gericht werd; und fo fy ja fagind, mwelle man,
wie vorgemeldt, bon ftund an jr anligen verhören und handlen, und dem⸗
nach) wyter aegen jnen und dem Elofter fürnemen, doch alles fründlich;
es welle dann etwar üch darby nit blyben laſſen.
(Diß darf man nit vor den gottshuslüten offnen, bis man den handel
eroberet zum abgung.)
Und als die antwurt von inen ggeben wurde, und die artikel gegen einander
vereinbaret, zwüfchend dem und die artifel beimgefchicdt wurdind zu beftätung,
mit den gottshuslüten alle plätz, zü Sant Gallen das kloſter, Rofchad),
Rofenberg, Oberberg ꝛc. ynnemen one walten, allein mit den boten und
gottshuslüten. Wo aber ſich ieman ze meer ftellen, von ftund an unfer
eidanofien zc. von Sant Ballen ze hilf nemen und die gottshuslüt, und da
mit gotts hilf die vläß mit gwaltiger ordenlicher hand erobren.
So bald aber ein plat (als on zwyfel Rofenberg im Rhyntal und
kloſter Sant Gallen nit fpan haben wirt) ungenommen , ylends heim ze
wüſſen thün , und demnach becde ort, Zürich und Glaris, gen Luzern und
Schwyz zum fründlicheften ſchryben uf die fumma : daß üch beede ort der
abbt fo bärlich verachtet, und ouch fin fürnemen und drömen zu üwrem
arofien nachteil, wo jr üch nit fürgeſehen, gelanget hätte. Uf dag handlind jr
nit in üwrem funder gemeinlich in der vier orten namen; und fölle jnen alles
vnnemen unnadhteilig fon, fo feer ſy in des ab btes praetik nit fchuld habind sc
Wirt vil flillen.
bnn 7
=
36 Zwinglis Gutachten, St. Ballen betreffend.
Item ouch in allen vläken, was man von münchen und argwönigen
perfonen findt , byfangen und by denfelben der practit nachgründen.
Glycherwys alle fchloß, amach, ahatt und ſeckel durfüchen; und fo man
- den fchab nit findt, an die münch, die in practik find, deft ernftlicyer wach⸗
fen, wyter dann uf den eid, bis man in die fachen kummt.
Uolrich Liners halb ze Eoftenz mag man burgermeiftern a) oder Cuͤnrad
Zwicken b) ſchryben. Der vermeint abbt und er find in höchſter practik all,
weg geweſen.
Mit Wyl iſt ſunderlich ze haydlen, nachdem und die ort yngenomm
mit unfer eidgnoffen zc. von Sant Ballen rät. Es wirt ouch mei
Franz darzü dienen.
Es föllend ouch unfee mitburger von Sant Gallen alle handlung für
und für verfton durch die zween burgeemeifter ı damit fy in allen dingen
nad) gelegenheit handlen könnind.
Mit der zyt wirt betrachtung der artiklen vollendet vor unſern herren
und beſiglet. Demnach die gottshuslüt in den eid genommen.
Toggenburg darzwüſchend wol tröſten, uf jr anbringen, der loſung oder
pfandſchillings halb.
Summa, daß alle ratſchläg dahin reichind, daß der münch nümmm
ein hengſt ſye und feine junge mee mache, ſunder ghalfteret, zdumt und
im aftell gon gleert werd. |
15. tags aprilis IDXXIX.
a) Thomas Blaurer. b) Des. Raths zu Eonflanz.
37
Zwinglis Rathſchlag über den Krieg.
1529.
Angefeben , daß die bünd ein iedes ort, ftatt, Jand, dorf, hus und hof
bu finen grechtigkeiten binben laſſend; und aber die von Schwyz uns die
unferen angebebt in berefchaften zü.fahen, da fy ouch teil und gmein, aber
der zyt nit bevogtet; ouch mit des vogts rat und ordenlich nit gethon habend.
Und nachdem fy durch unfer ernftlich ratsbotfchaft dafür gebeten und ver⸗
manet , nad) der bünden fan den gefangnen a) widerum in Utznach onentgels
ten zum rechten zu ftellen , ſy nüts de weniger den henker über jn befchidt;
und den begangnen frefel nit mit widerftellen zu verbeßren , funder wyter
mit unbefcheidenheit fürzüfaren vor inen baben ermeflen werdend.“ Und
aber daby , fo man fängnuß gegen fängnuß bruchen?, der ſach damit nit
gebulfen wurde, funder ie mee und mee je frefel wachen ic.
So habend wir im namen gottes ꝛc.
Bern zü uffehen vermanen, wo fich Luzern oder Underwalden ruͤren
wöllte sc. Desglychen zu allen andern orten.
Desglychen die ämter im Aergöw: fobatd ſy fähind, daß Luzern uf
welle fun, ouch uf ſygind; nit daß ſy inen entgenen ziebind, funder ale pb
fü vermeinind, man mwelle fy überziehen ; denn fo mwerdend die Ruzerner nit
ab ftatt gedören ziehen. Wo aber ; daß dann fy uf je lüt und land ziehind;
fo mwerdend fy gezwungen widrum heim au zieben.
Gen Luzern und Uri oud um uffehen vermanen, und antwurt von
nen forderen. |
In Toggenburg: daß ſi uf einen beftimmten tag zu unferen herren
gen Utznach kömmind 1500 ftark. Sye die zut hie, daß man jnen bon des
abbts und dero von Schwyz tyranny helfen werd sc.
Daß der houptmann zum fändlin fehe, daß er in ſechszehen ftunden zu
Rüti mit dem amt und vogt Grüningen ufbreche, und von ftund an Utznach
ynneme, und dannethin ylends gen Glaxis ſchrybe: dag man allein wider
—— inen aber unſchädlich sc. Den vogt Hasler b) köpfe oder har⸗
ſchicke.
Mittenzuͤ alle im Gaſtal und Weſen gen Kaltbrunnen oder für Utznach
uf die wis beruͤfern, mit dem ſturm, und ſy ouch in eid nemen.
Hierunder fchiff oben herab von Wefen drü oder vier oder unden hinuf
ſchicken; daß man demnach ylends in die March hinüber, und ouch yn⸗
neme; und dannethin fürfaren und in den höfen glycherwys handlen.
1) werden ermeffen Haben. 7) bramdhen würde.
a) Der Pfarrer Jakob Kaifer, den die Schwyzer aufhoben und über alles
Bechtbieten, befonders deren von Glarus, als Mitherrn von Utznach, die gerade da⸗
mahls den Landvogt in diefer Hertſchaft hatten, zu Schwyz verbrannten. b) Der
wahrſcheinlich die rechtswidrige Gefangennehmung und Auslieferung des Pfatrer
Kaiſers ausgeführt hatte.
r
38 Zwinglis Rathſchlag Über den Krieg.
Hieby iſt nit not zu melden, daß der zug bewart fue mit haggen md
bandafchüß, und daß man forg habe, daß's gſchütz allweg zü wal gangr;
denn das ſuſt ein houptmann wol und bereit wüſſen ſoll.
Daß einer nacht, fo der houptmann uszücht, alle ſchiff uf dife foten
| bracht werdind.
Ob aber hie nit not fon will, daß man Utznach und Gaſtal ynneme;
finder ylends uf die Höf und March ziehen will; dient aber notwendig,
den fee inn zu haben, daß man ein gſchütz gen Pfäffiton füre zu beſchieffen,
wo es ſich weeren mwöllte sc, ouch alle vrovand bin und wider zu ferggen.
Denn wirt aber not fun, daß Toggenburg Baftal mit nen neme, und
Ubnady vor jnen ynnemind in unferm namen, und aber den Hasler bar
ſchickind; damit ſy nit mit den mwidermilligen in der March etwas möchtind
erheben ; fundee dag man hinderhalb keinen fyend laſſe. Uber der erſte an-
ſchlag gefallt mir bag.
Demnach aber die Höf yngenommen, ee ſye unden hinuf oder eben
herab, der houptmann von ftund an der Schindellegi züsichen , ‘oder mo!
der houptmann von der panner oder unfer herren daheim befcheidend sc.
Daß der houptmann zur vanner in zehen ftunden mit finee mad:
nachdem und das fändlin hingesogen, uf Zug ziehe. Iſt der zug fo ei
ſchwerer, daß das fändli widrum dee Echindellegi züzichen wirt, ce man
_ mit Zug gar gräch werden mög.
Es föllend ouch beed houptmann Tundfchaft machen, nit alfein die fuen!
uszüfpähen in jren räten und thaten, funder fy ouch allweg wüſſen, wo ſo
ſygind, und wo fy binziehind ; Damit iedwederer dem andern allmeg zü bil
fommen, ?
Der houptmann zum fändli ſoll nit ſchlahen, er wüſſe denn finen bir
fichen vorteil, oder daß die vanner in der nähe ift, daß ſy im zü Hilf und
zum fchimpf kommen mög.
Beede abfagbricf fölfend alfo gefchicht werden, dag der aen Schw;
vom fändli gſchickt werde, diewyl ſy noch zu Rüti, aber wegfertig find;
und der von der vanner gen Zug, fo bald man uf ift.
Da wirt Schwyz nit wüffen, welchem hufen fy weder weeren noch zu
ziehen föllind.
Demnach foll man wüſſen, ob es zuͤ thuͤn, daß die vanner von Js
den nächften? gen Schwyz , Urt zit, kommlich ziehen mög, und zualrt
Das fändli über Altenmatt hinon ı dag man zu Steinen zemmen käm.
Hierin werdend die mezger zu kunde des lands dienen; daß, weicher teil an-
aariffen werde, der ander jm ylends züziche. Deßhalb das gſchũtz der ber
wirt fon, alle rick mit gſchütz zuͤ leren zc.
Provand mag ein iede gfellfchaft uf vier oder fünf tag mit jr
nemen ic.
Ratfchlag mit unfern ꝛc. zu thuͤn.
Ob man die fach mit dem anheben. Die bünd von ort zu ort buru:
fordren von den vier Waldftätten.
ae Se ES
.D wohin ihn. 2) möge. 3) Weg.
Zwinglis Rathſchlag über den Krieg. _ 39
Dder ob man jnen die ſpys abfchlahen, und darzuͤ Di. a) yanemen
und , fo es ſyn möcht, ouch Bremgarten , und mittenzuͤ im drud us laffen
gon beeder ftätten handlung an die unfchuldigen gemeinden; und doch in
der fumm allein dahin langen, daß die venfiönifchen houptfächer und vers
wirrer abgetbon ; dann, mo das befhähe, mwärind wir fchon alle befridet;
wo aber das nit, mit gotteg hilf für und für dringen, bis man des ſamens
entlediget wurde, und die ſach zu chriftlichem ruͤwigem end gebracht.
In dem abfchlahen den undertbonen laffen züfommen ale March, Höf,
Einfidlen; doch mit dem geding, daß nüzid wyter gange. Dient allein zü
teilung jrer under einander , und ouch jrer. underthonen wider fu.
Db man das zuͤvor an die hand neme, und mittenzuͤ bünd harus fürs
re; oder die bünd harus fordre, und, fo die nit ggeben mwerdend ı erft den
ibſchlag an d'hand neme ?
Andree plägen halb jnzuͤnemen wirt man bald rätig , wenn ſich fech*
vurd anheben. Aber hieby vergeß man allweg nit, daß man am abbt und
lofter von Sant Gallen zytlich jnneme, fo vil Luzern und Schwyz da has
vend: fo hat Aıan einen zeerpfenning. Hierum hat man urſachen gnuͤg.
Daß dife ratſchläg mit guͤter gwarſame unſern ꝛc. antragen werdind;
rſtlich den vertruwten; und daß des ynnemens geſchwigen werd.
Item daß die. zween ratſchläg, der ein vom ushar fordren, ber ander
nit unnemen , wol mögend zemmen gebeacht werden; denn die zyt bor
ugen haben dient zu der fach.
( Folgendes ift auf einem Zedelchen nur aufgelcimt:)
Daß ouch , fobald das fändli uszüche, vogt von Kyburg Kalferftül yn⸗
ſeme; denn vogt Aeſcher halt täglich bangaeten und gfellfchaft mit Cornes .
in Schultheiß 3. Denn, als die fünf ort deöwend , babend fy demnach
einen vaß mee in unfer land zu füren.
Andre heerfchaften onnemen ift nit not, dann fu fuft gütwilfig. Ob man aber
y mit einem fturm ufbringen welle ung züzüzichen , wirt Die fach wol leeren,
(Diefem Rathſchlag ift noch eine Zeichnung beygefügt, welche den Lauf
er Flüſſe Limmath (Lindmag), Reuß und Ware darftellt, und die Lage
er Drte Zürich, Baden, Mellingen , Bremgarten, Luzern, Bern, Under
salden, Schwyz und Uri angibt.)
1) Fehde.
a) Mellingen.
40 |
Zwinglig Entwürfe su Friedensartikeln.
| 1.
Praͤliminarpunkten von Zwingli profeetirt,
den Frieden zwifchen Bern und Lnterwalden betreffend.
Die Friedendmittlee von Baſel, Schafhaufen, Appenzell und
- Bänden hatten Montag nach PBalmtag (20. März 1529) zwiichen
Bern und Unterwalden einen Vertrag vermittelt, der die von Unter⸗
walden aller laͤſtigen Bedingung überhob. Sie follten nur bezeugen,
daß fie die von Bern für fromme , ehrliche Eidgenofien halten; pen
denjenigen, fo über den Brünig gegen Bern gezogen, erflären , dag jie
damit unrecht gethan; Zürich und alle, welche Bern zugezogen wa—⸗
ren , follen in den Frieden eingefchlojlen feyn ; die Aufrührer aus dem
Oberland follen die Unterwaldner aus dem Land weiſen; beide Theile
fofen einander nicht mehr des Glaubend wegen Keger oder font
fchmähend nennen , fonft behalte ſich Bern das Recht gegen Unter⸗
walden Über den Haupthandel vor; endlich, obwohl Unterwalden Koſten⸗
erfag an Bern fchuldig wäre, fo fol derfelbe gütlich aufgehoben ſeyn.
— Diefer Vertrag war ohne Willen und Einwilligung Zürich abge
fchloffen ; deßwegen und weil Zürich feinen einfeitigen fondern alle
Streithändel zwifchen den V Orten und den Eidgenöffifchen Bürger:
ſtaͤdten beulegenden Frieden fchlieffen wollte, proteftirte der Rath wider
die Annahme diefed Vertrags von Seite des Rathes von Bern, be
gründet auf die Zufage, ohne ihre Bewilligung feinen Frieden zu
machen, und auf die Gefahren, welche nun die Reformirten von Glarus,
Safter , Toggenburg , Thurgau bedrohen , welche diefer Friede bloß ſtelle.
Bern erinnerte dagegen , daß Zurich geſchwiegen habe, und deßwegen
fey deffen Einwilligung vorausgefegt worden, fchrieb hierauf den Schied⸗
leuten: Ihr Spruch fen nicht fo heiter, daß fie fich begnügen können;
Bürich, welches der Handel eben fo gut angehe, verwerfe ihn; fie
ſollen mit Auftichtung und Beſieglung des Vertrags fill fiehen. Die
Bern gegebene Erklärung wiederholte- Zürich den Geſandten von Gla⸗
rus, Dafel, Frenburg, Solothurn und Appenzell, welche den Kleinen
und Großen Rath um Annahme diefed Vertrags baten: Er vertrage
ſich nicht mit der Zuſage, die fie den gemeinen Vogteyen wegen bei
Gottesworts gegeben. Nur in einen Frieden, der alle Streitpunfite
beylege, koͤnnen fie willigen. Auch bitten fie die Orte um treue)
Zwinglis Entwürfe zu Friedensartikeln. 41
lufſehen auf die Anſchlaͤge zwiſchen den V Orten und Oeſtreich. —
yer hier. folgende Rathſchlag Zwinglis iſt wiederholt ſowohl in der
inleitung , als in den Artikeln des Rathfchlages der Verordnneten (für
nen zu Bern auf den 15. April angelegten Tag) auf deren von Bern
Intwort (vom 29. März) über den Frieden und die vorzufchlagenden
riedendartifel. Nur ein zwoͤlfter Artikel ward noch beygefegt, welcher
on den Unterwaldnern Kofteneriag fordert; und der Befehl an die
sefandten (Thumyſen und Bleuler), wieder zu berichten, und nichte
interrucks zuzufagen oder zu verheißen.
Erfilich anzeigen, daß üwer ſchwygen uf tagena) Feiner argen meinung
eſchehen, funder vergoumen wellen , dag nieman fagen tönnte: je wölltind
nier eidgnoffen [ven] B.b) regieren ꝛc. \
Zum andren dringt üch nit üwer ſunder ander biderben lüten not wider
en friden ze ftreben. Dann. fobald die! V ort us forcht aelaflen , fo wer»
end ſy Gaſtal, Weſen und Toggenburg sc. dröwen. Ya Glaris förcht fich
or jnen; dann von Mund an und die penſiöniſch varm vernommen , daß
en Underwaldern ein ringer bericht, babend fy ſich von nüwem ufgericht ic.
Röwend offenlich uf die V ort und die bündnuß mit Ferdinanden. c)
Zum dritten ſye es nit arg, daß in nüwem burgrecht einandren dran
eredt werde. Damit werde man fchen, dag man einandren handhaben und.
it verfaren welle laflen. -»
1. Erkennen , fi) unrecht gethon und die bünd nit gehalten haben.
2. Bitten um verzig.
3. Bern des gloubens halb ungefcholten haben, ouch nümmermeer If
mn noch ſelbs fchelten sc.
4 Sich aller bünden und pflicht verzyhen, die fo gemacht wider ber
ätten 3. und B. glouben.
S. Unferen glouben nümmermeer helfen durächten noch darby ſihen,
> man wider den handlen wurd.
6. Eich gen Feldkilch ze ryten, und aller practik wider unſeren glou⸗
en gänzlich verzyhen.
7. Sich ouch verzyhen aller unghorſamen unſer eidgnoſſen von B.
8. Die penſionen abſtellen und frömder herren muͤſſig gon.
9. Alle vogtyen einiſt überhin laſſen gon.
10. Zehen jar nit by den eidgnoſſen ſitzen; denn kummt erſtlich die
ogty Wagental an ſy, ſo fü die iez überhupfend.
11. Brief und ſigel geben, daß, wo ſy die artikel nit haltend, der frid
on ſtund an us ſye ꝛc.
a) ũber die Verhandlungen der Schiedleute mit Ben. b) Bern. c) Bon Hin,
erung oder Förderung der Plane Zürichs mit dem Kloſter St. Gallen und deffen Gebiet
vahrfcheinfich dem Hauptmotiv auf beiden Seiten) wied weder von Zürich noch Bern
hvas geäußert.
— EEE —
42 Zwinglis Entwürfe zu Sricdensactifein. \
2.
Artikel des fridens,
den unſer herren moͤchtind annemen, doch uf hinderſichbringen an
unſer herren. a)
Sytenmal in kurzen jaren erſt angefangen iſt gottes wort jnzwängen,
und aber by unſeren vorderen von ie welten har gottes wort nach vermög
nüws und alts teſtaments ge predigen fry geweſen; fo ſoͤll fürhin gottes wort
nad) vermög nüms und alts teftaments fey gepredget werden ungefiraft und
in allmeg ungehindert, fo feer einer, das er predger, mit gottes wort erbal-
ten mag, in allen: orten der eitgnoßfchaft, im den undertbonen und zuge:
wandten. Aber in uf» oder abthün der meß, bilder und andren cerimonien
fol menglich ungeswungen fun , funder einer ieden kilchhöre heimgeſetzt wer:
den, nachdem ſy des göttlichen wortes bericht, hierin ge handlen. Es füllend
ouch alle bündnuffen , pflicht und verfprechen , die wider die fryheit des göti⸗
tichen wortes gemachet, tod und ab fun, und vorus die Serdinandifch ver-
einung abgefeit und harus ggeben, und kein fölche nimmermer gemacht
werden. b)
"Zum andren, dag alle venſionen, mieten, gaben, ſchenkinen aller für-
ſten und herren in die ewigheit verfchworen und nimmerme genommen
werdind by verlierung lybs und gütes sc; dann die diß zwitrachts ein ur⸗
fady , und dhein regiment noch volk befton mögend, wo denen der weg offen
fat ; und die franzöſiſch vereinung hieruf hinus gegeben; dann der küng die
oft gnuͤg gebrochen, daß ſy deß glimvf haben. One diſen punkten foll
kein frid nüzid; denn ſytenmal die penſionen cin urſach des zwitrachtes find,
fo wurde es glych gon, fo man die biyben ließ, als da einer das trovfen
an eim faß mit der hand abftrycht, und aber das lächle, dadurch das tropfen
ſycht, nit verſtoppet.
Zum dritten, daß die oberſten houptſächer, usteilee und wetterfürer der
senfionen, von denen die practif gefürt ift, Die ung in den zwitracht gebracht,
zum höchſten geftraft werdind, diewyl wir zii beeder ſyt im feld ligend; denn
one usrichtung aller pünkten wellend wir us dem feld nit wochen. Dann,
wo das nit befchähe,, wurde zu künftiger zyt (als denn das menfdylich ge⸗
müt ſchwach und wandelbar) allmeg angefeben, daß, die vor mißhandlet,
. nit geftraft wärind, und verhofft, es wurde ein icder unaeftraft biyben,
und fich böfes nit verzuben. Nun müß man in allen böfen dingen die
urfprüng verfchoppen , oder aber man underftat der fady vergeblich ze
helfen. c)
"Zum vierten. Als die vier länder nit gnuͤg ghebt, daß fo jren alten
bund mißbrucht und zu Beckenriedt, Brunnen und anderswo tag gehalten,
a) Diefe zivar projectirten, hernach aber durch die Mittler gemäßigten , geänderten
Briedensartikel fichen von Zwinglis Hand (der felbige auf oberfeitlichen Befehl auf:
gefegt) in der oberfeitlichen Regiftratur in Zürich Tr. 611. Bd. 6, wobey andre von
den Schiedorten projectirte Artifel. Note von Simmler. b) Im $rieden ward den
V Orten überlaffen , in ihrem Cebiet wegen des Evangeliums nach Qutfinden zu Kan:
dein. c) Art. 2 und 3 ward im Frieden auf bloße Bitten an die V Orte befchränft.
Zwinglis Entwürfe zu Friedendartikeln. 43
it nun um jr einen befunder ‚fachen , funder ouch um die Händel, die ges
neine ort antroffen ; welchs doch ein merklicher nachteil geweſen, daß
er ort allmeg mit einander vereinbart geweſen, ee und es su gemeinem
:atfchlag .‚fam, Deßhalb in kraft diß landsfridens by eer, eid und bünden
y kein fach nimmermee beſunder übertrommen oder anfchlahen füllend, ſun⸗
Der wie andere ort, ein iedes für fidy felbe, getrülich und one uffaß hand⸗
len und, fo man ze tagen kummt, mit ernſt und trüw helfen handlen one
alles zemmenkuchen und rotten. a)
Zum fünften fol unfeen herren dryßig tufend kronen von den fünf ors
ten an jren reiskoften und jro mithaften gegeben werden , iez angehnds 13000
und zü fant Martins tag -15000; und unfern herren zevor die gottshuslüt
fant Gallen , Bifchofzell , Arben, die Höf und Rhyntal, fo vil die fünf ort
Daran habend, binben und die ſechs tufend guldin, die zu fant Ballen gelegt
find. Hieby vorbehalten unferen eidgnoffen und chriftlichen mitburgern von
Bern iren friden und often, fo ſy mit Underwalden beftimmt.b)
Zum fechsten , daß here Jakoben Kaifers, den man nennt Schloffer,
dryen Eleinen kinden ein cerliche zimmliche ſumm von denen von Schwyz
erftattet und gegeben , damit fy mit eeren erzogen und zu eeren gebracht
werden mögind, ouch ee man ug dem feld kömme.
Zum fibenten, daß alles züfagen , fo unfer herren göttliche worts halb
gethon, war, ftät und finf blyben foll und unanggriffen von menglichem.
Zum achten, dab alle, die unfern berren zuͤzogen, als Bafel, fant
Gallen ftatt, Mülldufen, Thurgöw, Bremgarten, Mellingen, Fryämter; die
man ndmt Wagental, und Eurzlicdh, genämt und ungenämt, alle , fo unfern
herren beholfen und beraten , alle, die jnen zügefagt , unangefochten , unan«
qerürt mit firaf, von, minen , worten oder thätlichen biyben föllend ; item
Toggenburg, Buftal und Weſen ouch in difem friden, ruͤwen und einigheit
in all wys und maß wie andre genämte vergriffen föllend fun. l
—
a) Was Art. 4 den V Orten verbot, follte den Burgerfiädten erlaubt feyn. b) Die
Sriegstoften wurden auf 2500 Sonnenkronen vermindert,
d
44
Das Keligionsgefpräch zu Marburg.
1529.
Der Landgraf Philipp von Heffen fah auf dem berühmten
Reichstag zu Speyer feine angelegentlichiten Bemühungen, zwiſchen den
beiden proteitantifchen Partheyen eine Vereinigung gegen den katholiſchen
Bund zu Stande zu bringen, durch den unduldiamften Eifer der Theologen
von Luthers Parthey vereitelt. Denn Luther erinnert in einem Bedenken
gegen die Saframentirer: „Hiebey merke man die Erempel Joſua, da
um des einigen Achand willen das ganze heil. Volk Unglüd haben mußte,
bis dag ſolche Sünde gefiraft ward.“ (Briefe — bey de Wette IIL,
Neo. 1113.) Dennoch faßte Philipp den Vorfat zu einem Verſuch,
zwifchen den eifernden Partheyen eine Vereinigung in der Lehre zuwege
zu bringen. Darin beflärkte ihn vorzüglich Johann Haner, ein
Theologe , der fich in feinen Briefen an Zwingli ald geiftreichen Mann
mit mildem friedfertigen Sinn auszeichnet. Noch von Speyer aus
(Donf. nad) Jubilate, im Anfang ded Diay 1529) fchrieb Philipp an
Zwingli: „Wir fiehen in Unterhandlung mit Quther, Melanchthon und
dann auch andern , die des Gakraments halben euerer Meinung find, an
gelegene Orte zufammen zu bringen — ſich darüber auf den Grund der
beit. Schrift zu vergleichen.“ Zwingli erklärte dem Landgrafen feine
Dereitwilligkeit dazu ; wofür ihm diefer (Donſtag nach Petri und Bauli,
nach 29. Zun.) dankte, und in einem befondern Briefe dann den Rath
von Zürich erfuchte, feine Einwilligung zu geben , daß Zwingli dem
Religionsgeſpraͤch beywohne, da er mit Gottes Gnade erhalten habe,
daß Luther, Melanchthon und Oekolampad auch dabey erfcheinen werden.
Der Rath entfpracy der Bitte; wünfchte aber , daß dad Gefpräch nach
"Straßburg verlegt werden möchte; fügte fich aber endlich ganz dem Wunſche
des Landarafen. Philipp forgte dann für die Sicherheit der Reifenden
von Straßburg aus. Nur mit Widerwillen entfchloffen fi Luther und
Melanchthon dieſes Gefpräch zu befuchen , und erklärten zum Voraus,
ed werde nichts fruchten ; Außerten Mißtrauen, daß ihre Gegner einen
Bortbeit über fie dadurch fuchen ; doch wollen fie ihnen den Ruhm nicht
laſſen, daß fie mehr zu Frieden und Einigfeit geneigt waͤren. Sie ver-
“naten Zuhörer von der katholiſchen Religion als unpartheyifche Zeu⸗
Das Religiondgefpräch zu Marburg. . 45
wen (ſolche, die die Transjubftantiation ‘glaubten , unpartheyiſche Zeugen
ür Zwingli!), damit die Gegner fich nicht des Sieges rühmen können.
Ya Luther meinte ſogar: „ Sie hätten und mit Schriften ihren demü-
bigen Fleiß zum Frieden , wie fie ruͤhmen, wohl länaft und noch koͤn⸗
ven anbieten. Denn ich weiß das wohl, daß ich ihnen fchlecht nicht
veichen werde.“ (Vergl. Luthers Briefe, herausg. v. de Wette, Bd. III.)
Bullinger erzählt nun die Befchichte des Geſpraͤchs nach, Zwinglis
and der Seinigen Berichten im vierten Band feiner Chronik folgender»
maßen. a)
—
fo brach Zwingli uf uf den 3. ſeptembris, nam allein zu im. 9.
Rüdolfen Eollinum (dee was lefer der gricchifchen forach zu Zürich) zum
afärten, und für fo ftill, daß anfangs zu Zürich nieman nüt, one die ge
heimen rät, darvon mußt, gen Bafel. Des anderen tage, ale fin wegfart
und urfach der fart anzeigt ward , fandt man jm nad) einen ratebpten, M.
Uoleichen unten, mit einem Diener und gleitebüchfen. Alle die zyt aber
und Zwingli hinweg was, prediget für jn M. Cuͤnrad Schmid, Comthur
zu Küßnach am Zürichſee, ein gar gſchickter, gleerter und tapferer mann.
Do erhüb fich aber von Zwingli ein wunderbar fagen in der eidgnoß⸗
ſchaft. Etliche fagtend, er wäre mit dem ſchelmen entloufen. Andere fagtend,
der tüfel wäre by jm gſyn fichtbarlich, und hätte jn hinweg gefürt. Und
derglychen üppig nüt föllend reden und erdachte fagen wurdend one zal ge⸗
dichtet. Er aber nam zuͤ im H. Yohannfen Decolampadium mit einem
ratsboten b) , und für gen Straßburg da er gar eerlich empfangen ward,
und prediget da mit groffem rum allermengliche. Derfelben perdig ſumma
wirt begriffen in ſiner vorred über den propheten Jeremiam. Zu Straßburg
thät ſich zu Zwingli H. Martin Buzer und D. Caſpar Hedio ſammt etlichen
ratsboten und rittend uf Marburg. H. Jakob Sturm, ſtättmeiſter zu Straßburg
und Jakob von Dubenheim, ein edler here us Meiſſen, dazu vom landgra⸗
fen geordnet , rittend mit. Zuͤ Marburg murdend fy faft fründlich von dem
fürften empfangen. ’
Demnach kam ouch D. Martin Luther gen Marburg. Doc hat er
uf der fachfifchen march etwas verzogen , bie des landgrafen gleit dahin kam
und in annam ; dann one gemeldt gleit wollt Luther us Saxen nit vereuden.
Darum der Landgraf domalen fagt: Der Zwingli mit den finen ift von’n
Schwyzeren bis har fommen , daß er fein gleit an uns begert. D. Luther
aber hat das gleit begert, als ob er ung minder truwe ıc. Mit Rutbern
kamend us Saxen Philippus Melanchthen und Juſtus Jonas , von Dugfpurg
Stephanus Agricola, von Nürenberg Andreas Oſiander, und von Schwäbi⸗
ſchen Hall Johannes Brentius.
a) Collins Bericht, den Lavater in der Historia Sacramentaria, Pars II. auf:
genommen, und andere Satinifch abgefaßte Berichte über diefes Geſpräch folgen ben der
fatinifchen Abtheilung von Zwinglis Werken. b) Rudolf Frey.
—
46 Das Religionsgeſpraͤch zu Marburg.
Es kamend ouch dabin us vilen fanden vil gleerter lüten begirig des
geſprächs zwüſchend diſen fürnemen und gleerten lüten; doch wurdend faſt
wenig derſelbigen zuͤgelaſſen. Dann anfangs ordnet der fürſt, daß etlich der
befchribnen beſunders und allein mit einanderen ſich beſprachen fülltin® ,
Lutherus und Decolampadius , Zwinglius und Melanchthon; dann man
fach es für unfruchtbar an, daß Luther und Zwingli, als die beid beftig
und hikig warend, an einanderen grad anfangs gelaflen murdind. Dierer!
dann Decolampadius und Melanchthon die gütigeren und fänfteren marend,
wurdend fü abaeteilt zü den rüheren.
Und handletend Zwingli und Melanchtbon in jrem geſpräch von der
‚gottheit Chriſti, von der erbfünd, von dem wort gottes und bon dem nacht:
mal unfees herren Jeſu Chriſti. Dann Zmwingli den Wittenbergern vers
dacht was, als ob er nit recht bielte von der gottheit Chrifti. Da Zmwingti
fagt : Ludwig Häber hätte ein büch gefchriben derley, das babe er,
Zwingli, undergedrudt, und halte von der gottheit Ehrifti und der hei⸗
ligen dryfaltigkeit, wie es in ſymbolo Nicäno und Athanafii (dag it, in
den artiklen des heiligen chriftenlichen gloubeng, die im concilio zu Ri:
cäa erklärt find, und die der alt leerer, der heilig Athanafius erlüteret hat)
begriffen. Alſo mas Zwingli ouch verdadht, daß er der predig des göttli⸗
chen worts nüt, dem heiligen geift aber oder defien würkung alles allein zu>
gebe ; da fu in irem afpräch ſich deß vereintend, der heilig geift würfe in
uns das beil und grechtmachung durch verfündung des göttlichen woris,
wie Paulus darvon redt 1. Cor. III, 6. 7. und Röm. X, 14. 17.
Allſo ward von Zwingli usggeben, er verlougnete die erbfünd, Sy beid
aber warend def eins, daß die erbſünd dee breft wäre, der von Adamen uf
alle menfcyen geerbt und der art ſye, daß der menfch fich felbe, nit gott
‚ liebe; ta ein fömtich übel und ein fümliche fünd fye, Die den menfchen per
Damme ; die kinder aber us -kraft der verheiflung im bund durch Chriſtum
fömticher verdammnuß ledig werdind.
In der handlung von dem nachtmal Ehrifti gab Melanchthon nady , Tas
geiftlich nieſſen des Inbs und bluͤts Chrifti, daß es alouben wäre ; oudy daf
dee herr Yon. VI, 51. 52. rede von dem Inblichen eflen , und daß die Caper⸗
naiten verftanden babind, ſy muͤſſind fin fleiſch lyblich eſſen und fin biüt
lyblich trinken ; da fü , die lutherifchen, im nachtmal nit der meinung
fogend , daB der Iyb und das blüt Chriſti umfchribner wys nit in'n mund
ggeben werde; doch werde derfelb Inb warlich genoflen durch ein ver-
borane wys. Zwingli antwortet: die verborgen wys möchte mit der
afcheift nit dargebracht werden. Antwortet Melanchtbon: Damit wirts
dargebracdht , daß der herr geſagt: „Das ift min lyb, das ift min blüt.“
Antwortet Zwingli: "Der lyb, von dem der herr rede in ermeldten worten:
„Das ift min lybe, ſye fin warer Inb , der umfchriben und zumal nun an
einem ort, nit allenthalben fye, wie dann ouch Auguftinus dardon gerett.
Melanchtbon fagt: Wenn es dann alychmol Auguſtinus fagte, könnte ichs
doch nit annemen. Zwingli fagt: Der here ſelbs redt alfo von finem Inb
im evangelio, daß ee nit mee werde by inen fon, und erzult da allerieg us
dem evangelio kundſchaften. Daruf Melanchthon nüt antwortet dann:
das woͤrt Chrifti wäre bell:- „Das ift min Iyb.“ Antwortet Zmwingli: das
wäre petitio principii ; und mochtend ſich diſes artikels nit vereinigen.
N
Das Religionsgeſpraͤch zu Marburg. 49
Glycher gſtalt gieng es ouch in dem geſpräch zwüſchend Luthern und
Oecolampadio.
Wie nun die collatio oder fründlich gſpräch uf fentag vollendet was,
begert Zwingli , daß man bergünffigete ı daß in byſyn aller deren, die da
wärend und begertend zuͤzehören, cin fen geſpräch von des herren nachtmal
gehalten werde. Luther vermeint weder gür noch fruchtbar fun, daß man
menglichen zuͤhören lieſſe. Der fürſt zuͤ Heſſen ſammt dem herzog Uolrichen
ji Wirtenberg mit jren räten, anderen herren und geſandten botſchaften be⸗
ſchluſſend, daß ein geſpräch offenlich vor den fürſten, herren, edlen, botſchaf⸗
en und fürnemen gleerten, infonders der hohen fhul Marburg, Wittenberg
nd dergigchen, und nit vor menglichem fülle gehalten werden. « Das be»
had), und ward der gemein mann und funft ouch vil fürnemer nit zügelaflen.
Das geſpräch ward uf famftag fr, nachdem der fanzler im namen des
ürften vermanet, daß fu , hindangelegt jre anfechtungen , die luter warbeit
ürderen mwelltind, inen ouch gedankt hat, daß fu. uf erforderen des fürften
ommen , angebebt von D. Luthern vor obgemeldten herren und gleerten,
eren ein arofle zal was; und proteftiert Luther zum anfang, daß er nit
arte von dem nachtmal wie fin widerpart, wöllte ouch nimmermerr alfo
teren ; dann er wölle by dem wort gottes: „Das ift min Iyb, das iſt min
ut“ , bigben, und fein erklärung deren worten annemen; dann by dem
üchfraben müffe man biyben.
Doctoe Decolampadius nach anrüfung gottes antwortet uf Luthers fürs
rag: man müßte und füllte die figürlichen reden Chriſti, deren die ouch
ine fye: „Ich bin ein warer rebftod“, nit dem büchftaben nach berfton
under ſy erklären. Diewyl dann die wort: „Das. ift min Ind, das it min .
luͤt“, ein figürliche und foeramentliche red ſyend, müfle man ſy erklären,
nfonders durch das VI. capitel Johannis. Luther fagt: er blybe by den -
wrten: „Das ift min Inb.“ Decolampadius fagt: Das VL capitel: Jo⸗
annis ift Mar. Da zücht ung Chriftus von der Igblichen zu der geiftlichen _
ieffung , und ift im nachtmal fein Inbliche des lybs Chriſti nieflung. Luther.
gt: Die geiftlich nieffung nimmt die Iyblich nit hinweg; dann es flat hei⸗
„Nemend ,' effend, das it min iyb.“ Decolampadius erflart die. wort
heiß: »Das fleifch ift nit nütz; der geift iſt, der da lebendig macher“ , mit
1 worten. Luther aber bezüget, daß jm fin leer damit nit umkeert wäre,
) deren er gänztich beftändig verharrte. Oecolampadius peoteftiert ouch
aleer wäre ggründet in gottes wort, und von Luthern nit umkcert/ by de⸗
n er ouch verharrte.
Hieruf huͤb Zwingli an zu reden, und verweis D. Luthern, daß er
h grad im anfang proteſtiert hab, daß er von ſiner gefaßten meinung nit
nchen mwölle , damit er allem bericht ug gottes wort die thür befchloflen. -
° müffe man die gefchrift mit geſchrift erlüteren. Das bewäret er mit
"daß heiter im buͤchſtaben geſchriben ſtat: Chriſtus habe bruͤdern
—* a) Er nam ouch zu banden das VI. capitel Johannis, und
a) Helvidius hatte dieß zu Ende des IV. Jahrhunderts noch behauptet. Dieſer
einung wegen ward er als Ketzer erklärt.
⁊
48 Dad Religionsgeſoraͤch zu Marburg.
drang heftig daruf: So der herr heiter bezüget) fin ſleiſch iyblich geeſſen
nüge nüt; folge, daß er den jüngern und ung fein unnüß ding im nahe
mal , das iſt, ein Inbliche nieſſung fines Iybs gegeben habe. Item er fage:
Wenn je fehen werdend, daß ich dahin ufgefaren , da ich vor was ıc. fr
wol zuͤ verſton, werdind wir wol merken, daß wie fin fleifch nit weſenlich
oder Inblich eſſen werdind. |
Luther antwortet: Im evangelio wirt „brüder, frater ", für welter 96
nommen. Alſo aber mags nit verftanden werden ı fo er ſpricht: „Das ift mia
Inb“, es bedüte finen Ind. Er ſpricht: es ſye fin Iyb; fo muß es fan.
Wenn der here mir holzönfel fürleite , und hiefie es mich nemen und eſſen
föllt ich mit fragen, warum? Geictlich mag Chriſtus genoflen werden, m
das wort gottes iſt; im nachtmal aber hat der here zur geiſtlichen nichung
die tublich gethon und ung geheiſſen finen lyb eflen; das füllend wir thuͤn
und glouben. Der mund empfacht den Inb Ehrifti, die feel gloubt der
worten Chriſti. Zmingli probiert mit vilen zügnuffen us der geſchrift, daj
das zeichen mit dem namen bes verzeichneten in der gfchrift benamſet werk;
und funderlich föllind die wort des facramente alfo erflärt werden ; herwarl
dem Luther fine holzöpfel, man bedörfte ſoͤmlicher gedichten nũt; gott bictt
uns weder mift effen noch holzöpfel ale finen Iyb. So babe die junagfrew
Maria Luc. I, 34. gefraget, wie? und die jünger Joh. VI, 52. ouch, wie!
Wie mag der uns fin fleifch zü eflen geben ? Worum fü dann nit ouch
mögind bericht us der afcheift ſuͤchen, und das VI. capitel Johannis zu den
worten des nachtmals thin zur erlüterung 20 ?
Luther fagt: Die reden und züanuflen, von Zwingli fürtragen, wb
rind allegorie, dienetind nüt zur dütely. Man müffe nit difwuticeen, ob
„if“ heiſſe „bedütet“, funder fich vernügen Laflen an dem, das Ehriftus fast:
„Das ift min Iyb*; da kann der tüfel nit für. Und föllend wie gott
wort underworfen fun und uns nit über dasſelb fegen. Darum gebem
gott die eer, und gloubend den Iuteren dürren worten gottes: „Das ik
min Inb.“ | -
Zwingli antwortet: Darzü vermanend wir üch ouch, daß jr gott dr
eer gebind, und von üwer petitione principii abftandind. Wir werden)
nit fo ring das ort Job. VI. von banden laffen, da man ein Mare erlüte
rung bat vom waren eflen des Iybs Chriſti und trinken fines bluͤts. Und
werdend jr, herr doctor, mir anderft muͤſſen fingen. Sagt Luther: De
redſt us verbunft und haß. Zwingli fagt: Ich frag üch, Kerr doectot
ob nir Ehriftus Joh. VI. den unmwüllenden babe wöllen uf je frag berich
aeben? Antworter Luther: Here Zwingel, jr wöllends überbölderen. Dat
ort Johannis. IV dient har nit. Bwingli ſprach: Nein, nein, das od
bricht üch, here doctor , den hals ab. Luther fagt: Rümt üch nit i#
ſeer; je find in Heflen, mit in Schweiz; die häls brechend nit alfo ; um
büb an ſich ouch heftig der worten Zminglii zü beklagen ꝛc. Sind
antwortet: Im Schwyzerland halt man ouch gut gricht und recht, ud
bericht man nieman idie häls wider recht. Es ift aber ein landsart br
uns alfo zu reden, wenn wir verftond, einer habe ein verlorene fadh un)
werde nüt fchaffen funder unden ligen; als ouch die leer Chriſti Jed.
VI. ümere leer underthüt ze. Der fürft felbs vedt darzuͤ: der doctor für
\
Das Religiondgeipeäch zu Marburg— 49
ie art zu reden nit fo hoch uf ſich nemen. a) Und hiemit endet das gt
yräch vor miltag.
Nach mittag, als man wider zemmen kam, verlas Zwingli us de
uthers voftill und ug den annotationibus (das ift, berzeichnungen) Melanch⸗
yonig' die uslegung der worten Chriſti: „ Das fleifch ift nit nüß ıc*, wel-
ye allerdingen Iutend mie Zwinglis und Decolampadii uslegung. Luther
ber verantwortet es damit: Er frage im nüt nach, mie er und Melanch⸗
yon ettwann die wort Joh. VI. usgelegt habind. Sy föllind bemwären,
aß, wenn der here fpricht: „Das ift mir Ib“, daß es nit fin lyb fye.
Ind hie erhuͤb ſich ein zangg von dem gwalt der dieneren des worts und
er facramenten , wie vit fy vermochtind, da Zwingli anzeigt, daß er «6
it bielte mit den Donatiften. b)
Decolampadius aber zog an die wort Ehrifti Joh. III. zum Ricodemo,
md erlüteret die, zeigt an, wie man die facrament uslegen füllte, und daß
er lyb Chriſti im himmel fye.
Luther fagt: Ich fuͤſſen und verharren nit one urſach uf den worten
ztihriſti: „Das iſt min Inb"; und bekenn nüt deß minder, daß der Inb
chriſti im himmel fye, und aber ouch im facrament. Ligt nüt ‚daran,
aß es wider alle natur iſt, wenn es nun wider den glouben nit ift.
Oecolampadius fagt: Der gloub ift, daß Chriſtus, wie cr nad) der gottheit
em vater glych ift, alfo ift ce uns ouch glych nach der menfchbeit. Darzuͤ
völlend jr fein tropum (das ift, ein figürliche verwendte red) zuͤlaſſen, und
agend aber wider der alten leerer leer, es fne synecdoche. Luther faat:
Das befelend wir gott. Synecdoche aber ift mie ein fchwert in der fcheid
ınd ein fandel mit dem bier ; alfo ift es ein ungefaßte red: „Das ik min
yb“; dann der Inb ift im brot mie das ſchwert in der fcheid ; und der
ext forderet ein fümlichen tropum. Uber die metaphora (die obange
ıommne red , oder wie man eins mwörtlin für dag ander nimmt) oder me-
'onymia (die beränderung eins namens), als da man ſagt: „Das bedüt min
yb“, nimmt den Iyb hinweg. ”
Zmwingli huͤb an vil zügnuffen der afchrift unfüren, daß der lyb Eheiftt .
anfeem Inb glych wäre; und fchloß darus: Dee Iyb Chriſti iR an
inem ort; dorum iſt er nit in vilen orten. Luther: Go er uns in
ill weg alych, fo bat er ouch ein wyb gehebt und fchwarze öugli. Ich
yab üch vor gefagt und fag es widerum : Ich will der mathematica
zar nüt.
Zwingli: Ich ſag üch nüt von der mathematica funder von der leer
Pauli Philipp. II, 7.8: Moppn x. x. A., da er die gſtalt dee menſchen Ebrilto
jigibt. Und als er die wort Pauli grece (griechiſch) las, ſprach Luther:
Leſend's latin oder tütſch. Antwortet Zwingli: Fe föllend es mie nit verar⸗
gen, dann ih nun uf zwölf jar mich an das griechiſch eremplar ge⸗
vönt hab; umd fag aber wie vor: Chriſtus iſt nad) menfchlicher art um⸗
a) Auch Juſtus Jonas fchrich von Swingli: Es fey etwas Bäuriſches und _
Hochmüthiges an ihm geweſen. (Sedendarf) — Wie konnte er dabey Luthers ver⸗
geffen!? b) Welche meinten, ein gottlofer Bifchof könne das Lehraut und die Gas
kramente nicht gehörig verwalten; er mache die beilige Handlung, die er vornchme,
ungültig.
Zwinglis ſammtl. Schriften II. Bos. 3. abthlg.
orten.
so Das Neligionsgefpräch zu Marburg:
fchriben, wie ouch wir find umfchriben. Und als Luther nachließ, der (ob
Chriſti wäre umfchriben; und Zwingli unfüren wollt: Dorum ift er an einem
ort, namlich in'n himmlen und nit in oder under dem brot; wollt Luther nüt
vom ort hören, ſprach: Ich wills nit gehebt haben , idy will fin gar nichts.
Sprach Zwingli: Was ift aber das? Muͤß man dann grad das, was je
wend? Hiemit ward difes gefpräch des famftags vollendet.
Am fonntag fing Zwingli widerum an vor dem imbiß und ſprach: Chriſt
Ind ift endfam oder umſchriben; dorum ift er an einem gewüſſen beftimu-
ten ort. -
Luther: Der lyb Chriſti iſt im facrament non localiter, nit
als an einem ort. Es fagend ouch die fophiften, daß ein Iyb mol möge
an vilen orten fun, das mir nit mißfallt. Es ift doch der bimmel ou
ein corpus, ein Inb, ‚und dody an feinem ort. Sagt Zmingli: Es fat
üch, here doctor , nit wol an, daß je zu den fophiften fliehen muͤſſend.
Der ſophiſten achten ich gar nüt. Ob aber der himmel an feinem ort, das
it, nienan, ſye, oder wie des himmels Inb ſich ryme zum lyb Cheifti, aib
ich den verftändigen zu ermeflen, was das für ein argument und red fu.
Bewärend ir, daß der Iyb Chriſti zumal an vilen orten ſye.
Luther: Damit bewär ichs: „Das ift min inb“; und wirt aber dus
faerament an vilen orten genoflen , darin man nit allein brot funder ouch
den lyb Chriſti warlich iſſet; dorum ift dee Inb Cheifti zemal an vilen
Zwingli: Das folgt nit us den mworten Chrifti, von deren verftand
wir hie difputierend. So nemend jr üweren verftand, den wir fagend falich
fon, .immerdar als für gwüß und recht; und babend aber üweren verſtand
noch nie bewärt. Wir febend üch entgegen: Der Iyb Chriſti fye endiam
und an einem ort; dorum mög eriyblich nit fon an vilen orten. Daruf fölltind
je antworten. Und daß wir fagend, der Iyb Chriſti .fye an einem ort, ha
bend wir nit erft us ung felbe erdacht. KHörend , wie Fulgentius darvon
ſchrybt. Und hiemit las Zwingli die wort Fulgentii, welche gar Har
find.a) '° | '
Luther: Fulgentius vedt nit von dem nachtmal funder wider die Manichäͤer.
Als ee vom nachtmal redt, gedenkt er des opfers; iſt dorum das nachtmal
ein onfer ?
Zwingli: Er nämt es ein opfer, das it, cin widergebächtnuß det
opfers , wie ouch Auguftinus. Und ob er glychwol nit difputiert von dem
nachtmal in denen worten, die wir anzogen ; redt er Doch heiter von dem Ind
Ehrifti, und fagt, der fue nun an einem ort. Luther: Chriſti Inb mag
fun an vilen orten; dann er fagt: „Das ift min Iyb“; da ift er nun
im brot.
Zwingli: Iſt er dann da im brot, fo ift er zwaren da ald an einem
ort. Da hab ich üch, herr doctor.
a) Eine diefee Stellen lautet: „Non humana Christi natura fuit ubique diffass,
sed quoniam unus idemque Dei filius atque hominis filius verus Deus ex patre,
sicut verns hoıno ex homine, licet secundum veraın humanitafem suam locı-
liter tunc esset in terra, secundum divinitatcm tamen, quo loco nullatenus
eontinetur , coelum totus iınpleret et terram.‘* (Füßli Beytrage IIE, 173.)
Dad Religionsgeſpraͤch zu Marburg. 51
Quther: Bott geb, er ſye in loeo, an einem ort, oder nit, das Kara
ch oott ; und thuͤt mir fin gnüg; und blyb darby, daß er fagt: „Das ift
nin Ipb. “
Zwingli: Es ficht menglich , herr doctor , daß üwere antwort tft peti-
io principii und ein häderiger Jangg. Dann glycher aftaltmöchte ein
änggifcher herfür bringen unfers herren wort am krüz zu finee müter, zu
eren er ſprach: Sich, das ift din fun; und redt aber von Johannſen, dem
bangeliften ; und wiewol im fümlidh wort Chriſti gnuͤgſam erlüteret;
nöchte er für und für fcheyen: Nein, nein, je müflend mir die mwort
Ihrifti blyben laſſen; die Iutend tür: Ecce filius tuus, fich din fun, fich
in fun, fich din fun sc. Was wäre aber das gemacher? Alſo thuͤnd ir,
err doctor, ouch. Sagend ung doch heiter herus: Iſt der lyb an einem
rt? Johannes Brenz fagt: Er ift on ein ort.
Zwingli hub hieruf an lefen die wort Augustini ad Dardanum, die
eiter zügebend: wann der Inb an einem ort nit ſye, fo ſye er mit ein lyb;
nd der Inb Chriſti müfle fun an einem ort.a)
Luther: Auguftinus redt aber nit von dem nachtmal. So redend wir,
er lyb Chriſti im facrament fye nit ale an einem ort. Decolamvadius: So
chlieffend wir us üweren felbsbelannten worten: Diewyl der Inb Chriſti im
acrament nit tft ale an einem ort; fo iſt er zwaren da nit lybhaftig mit
varhaftem Ind, welches eiaenfchaft ift an einem ort fun; und hbabend jr
(fo üwere leer vom faceament felbs letz geftellt. Hie gieng menglich zum imbiß.
Nach dem imbiß hub Decolampadius widerum an an dem, das Luther
nd die finen befannt hattend, der lyb Chriſti ſye im facrament , iedoch nit
ls an einem ort; und bat gar fründlich, man wöllte fallen laſſen alles
ezängg und fid) erlüteren, wie doch der Iyb Ehrifti im facrament ſye, Dice
Yl ſy doch heiter befennind, er fye da, aber nit localiter. Wie dann?
diemit ward von Decolampadio widerum gelefen die zügnuß Fulgentii und
uch Auguftini.
Luther: Sch laß mich nit wyter dringen und befton by den worten
ihriſti: „Das ift min lyb.“ Auguſtinum und Fulgentium babend jr uf
wer ſylen; wir aber habend die anderen leerer all uf unfer futen.
Decolampadius: Wir begerend nit mee, dann daß’ je ung die zügnuſ⸗
n deren bäteren anzeigind , die üwere leer beftätend.. Wir tröftend uns,
ie wöllind ouch darbringen , daß die anderen ouch unfer lcee und meinung
yend.
Luther: Wir werdend nüt anzeigen und uns wyter nit ynlaſſen. Wir
abend gnüg an des herren wort: „Das ift min Inb.* Was Auguftinus
efchriben von difem bandel , Hat er jung gefchriben, und ift obscurus.
a) Auguftin fagt unter anderem: „„Secundum hanc fofmam (humanam) non est
atandus ubique diffiusus. Cavendum est enim, ne ita divinitatem adstrua-
us hominis;, ut veritatem corporis auferamus. Non est autem consequens,
:, quod in Deo est, ita sit ubique ut Deus. — Christuin dominum nosırum
ıigenitum Dei filium æqualem patri, eundemque hominis filiaın, quo major
t pater, et ubique totum prassentem esse non dubitcs tanquam Deum et
. eodem templo Dei esse tanquam inhabitantem Deum et in loco aliquo coeli
-opter veri corporis modum.“ füßli a. a. Q. 125.
2 . Das Religionsgeſpraͤch zu Marburg.
Breslamvadius: Wir ziehend die alten leerer dorum an, daß menglic
fehe , daß wir nit ein nüme leer babend; bumend darum nit uf fo funter
uf das wort gottes. So ift menglich fund, mer und wie Auguſtinus for,
dag er duch nit nun fin meinung von difer fach, funder der ganzen kilchen,
die damals geweſen ift , befchriben und bekennt babe.
Luther vermanct zur concordia, daß Zwingel und Orteolampad fammt
den jren zu jm treten wöllind, der das hell wort gottes für fich habe,
und befchlüßt hiemit. Zwingli, Oecolampad, Buzer proteftierend vor allen
zuͤhöreren, daß Quther fin leer mit gottes wort nit erhalten habe, daß fu im
fin irrtum anzeigt , und srer leer güte geünd habind im wort gottes und
den alten väteren; und befchluffend hiemit ouch.
Alſo endet fich difes gefpräch, das befunder und dag offentlich, in difen drem
tagen. Der fürſt zu Heſſen hielt ſy allſammen zuͤ gaft, vermanet ſy all ern
lich zu der einigkeit, und ward endlich abgeredt: Diewyl diſe zemmenkunft
ein groß geſchrey gebracht in allen landen, ſye es nit güt, daß man bon tim
anderen fcheide one allen abfcheid. Wurdend deßhaib etlich artikel geitellt,
deren man eins mit einanderen , und worin man ſich nit mögen mit einan⸗
deren vertragen, in yl verzeichnet. Dann der: englifcy fchweiß a) zu Mar
burg dermaflen ynbrach, daß man nit mee beiten noch länger verziehen mwellt.
Sunſt vermeinend vil, wo ſy all nody länger by einanderen bliben, und
fich mee mit einanderen underreden mögen, wärind fu noch näher zjemmen
fummen. Doc bezügend ſy in nachfolgender gefchrift , die im drud us
gangen, daß fy in allen artillen mit einanderen eins fyend omet in der
maß der gegenwürtigfeit des lybs und bluͤts Chriſti im ſacrament.
Wie ſich doetor Martin Luther :c. und Huldrych
Zwingli 2c. in der ſumma chriſtenlicher leer
glychförmig ze Son befunden habend
uf dem gefpräch jüngft zu Marburg in Heſſen.
Dritten tags octoberd MDXXIX,
Difer hernach gefcheibnen artiklen habend fich , die hierunden gefcheiben, si
Marburg verglichen tertia octobris anno DMÄXIX.
Erftlich , daß wir beederfuts einträchtiglich gloubend und baltend, def
aflein ein einiger , rechter, natürlicher gott ſye, fchöpfer aller creaturen, un?
derfelbig gott einig in® weſen und natur, und dryfaltig in den perfonen,
namlich vater, fun und heiliger geift sc, alleemaffen wie im concilio Niceso
befchloffen und in symbolo Niceno gefungen und gelefen wirt by ganzer
cheiftlichee kilchen in der welt.
U ——
a) Eine fire viele ſchnell tödtliche Krankheit, bie erft 1486 i in England ſich yeigkt.
im Yahr 1529 dann wie eine Peſt durch Deutfchland wätgen. Seftiger Shift
ide Symptom. Daher der Nah.
Dad Refigionsgefpräch zu Marburg. 62
Zum andern gloubend wir, daß nit der vater, noch heiliger geiſt, ſonder
er fun gottes vaters, rechter natürlicher gott, ſye menſch worden durch wür⸗
ung des heiligen geiſtes, on zuchun männlichs ſamens, geboren von der rei⸗
ven jungfrowen Maria, Inblich, vollfommenlich , mit Ind und feel, wie ein
ınder menfch, on alle find ıc.
Zum dritten, daß derfelbiq gottes und Mariä fun, unzertrennte verfon,
Jeſus Chriftus, ſye für ung gefrüziget, qeftorben und begraben, uferftanden
on’n todten, ‚ufgefaren gen himmel, fißend zus rechten gottes, herr über
‚le creaturen, zukünftig zuͤ richten die Icbendigen und todten ic.
Zum vierten aloubend wir, daß die erbfünd fye uns von Adam ange
oren nd ufgeerbet, und ſyhe ein föliche fünd, daß ſy alle menfchen ver»
ammnet; und wo Jeſus Ehriftus ung nit zu hilf kommen wäre mit ſinem
od / und leben, fo hättend wir ewig daran flerben und 34 gottes rych und
eligkeit nit fommen muͤſſen.
Zum fünften gloubend wir, daß wir von. fülicher find und allen andern
ünden fammt dem ewigen tod erlöst werdend, fo wir gloubend an fülichen
jottes fun, Jeſum Chriſtum, für ung geftorben se, und uflert ſoͤlichem gloue
en durch keinerley werk, ſtand oder orden sc. Io werden mögend von eini⸗
jer ſünd ꝛc.
Zum ſechsten, daß ſoͤlicher gloub ſye ein gabe gottes, den wir mit keinen
orgehnden werfen oder verdienſt erwerben noch us eigner kraft machen kön⸗
end, ſonder der heilig geift gibt und fchafft, wo er will, denfelbigen in
infere herzen , wenn wir das evangelion oder wort Chrifti börend.
Zum fibenten, daß fölicher aloube fye unfer gerechtigfeit vor. gott, als
im melches willen ung gott gerecht, fromm und heilig rechnet und halt on
le wert und verdienft, und dadurch von fünden, tod, Hölle hilft, au ge⸗
ſaden nimmt und ſelig machet, um ſines fung willen, in welchen wir alfo
toubend , und dadurd) fines fung gerechtigkeit, lebens und aller güter ge⸗
vieffend und teilhaftig werdend; darum alle Elofterleben und gelübde als
ur gerechtigkeit nützlich ganz verdammt ſind. |
Bon dem üfferlichen work,
Zum achten, daß der heilig geift, ordentlich zu reden, nieman wlichen
louben oder fine gaben gibt on vorgehnde predig oder mundlich wort oder
vangelion Ehrifti, fonder durch und mit fölichem mundlichem wort würft
r und fchafft er den glouben, mo und in welchen ee will. Röm, X, 17.
Von dem touf.
Zum nünten, daß der heilig touf ſye ein faceament, das zu ſoͤlichem
louben von gott yngeſetzt. Und diewyl gottes gebot: Ite, baptizate, und
jottes verheiffung drinnen ift: Qui erediderit; fo ifts. nit allein ein ledig
eihen oder lofung under den chriften, fonder ein, zeichen und werk gottes,
arin unfer gloube gefordert, durch welchen wir zum leben wider geboren
verdend.
Von guͤten werken.
Zum zehenten, daß ſoölicher glouben durch würfung des. heiligen, geiſtes
wenach, fo wir gerecht und heilig dadurch gerechnet und worden find, güte
-
54 Das Religiondgefpräch zu Marburg.
merk durch uns über, namlich die liebe gegen den nachſten, bitten zü get,
und Inden allerley verfolgung sc.
Bon der bucht.
Zunm eilften, daß die bycht oder ratfüchung by finem vfarrer ober ndd-
fien wol ungeswungen und fey fun fol, aber doch faſt mutzlich den betrübten,
angefochtnen , oder mit fünden beladenen , oder in iretum gefallenen gewüſſen,
allermeift um der abfolution oder troftung willen des evangelii, welches die
recht abfolution ift.
Bon der Oberkeit.
Zum zwölften, daß alle oberkeit und weltliche geſetze, gericht oder erd⸗
nung, wo fy find, ein rechter güter ftand find, und nit verboten , mie etl
che vänftifche und widertöufer leerend und haltend, fonder dag cin chrift, ſo
daryn berüfen oder geboren, wol kann durch den alouben Chriſti felig mr
den sc, aluch wie vater» und müterftand,, herr» und fromwenftand ze.
Zum dryzehenten. Das man heißt tradition, menfchlicy ordnung, it
geiftlichen oder Lilchengefchäften, wo ſy nit offentlich wider gottes wort Art:
bend , maq man fry halten oder laſſen, darnach die Lüt find, mit denn
wie umgond, in all weg unnötig ärgernuß zu verhüten, und durch die lick
den ſchwachen und gemeinem feiden zuͤ dienft sc. Daß ouch die leer, fo vier
fenee verbüt, tüfelsleer ſye.
Zum vierzebenten , daß dee Eindertouf recht ſye, und ſy dadurch zu 90%
tes anaden und in die chriftenheit genommen werdind.
Vom faerament des lybs und bluͤts Chriſti.
Zum fünfzehenten gloubend und haltend wir alle von dem nachtmel
unſers lieben herren Jeſu Chriſti, daß man beede geſtalt nach ynſatzung
Chriſti bruchen ſoll; daß ouch die meß nit ein werk iſt, damit einer dem
andern, tod oder lebendig, gnad erlangt; daß ouch das facrament des altars
fe ein facrament des waren Iybs und blüts Jeſu Chriſti, und die geiftlidk
nieffung desfelbigen Inbs und blüts einem icden chriften fürnemlich von nk
ten ; desglychen der bruch des facraments wie dag wort bon gott, dem ob
mächtigen, gegeben und geordnet fye, damit die ſchwachen gemüffen zu glor⸗
ben zu bewegen durch den heiligen geift. Und wiewol aber wir ung, ob da
war Iyb und bluͤt Chrifti Igblich im brot und wyn ſye, diſer zyt nit Kt
glichen habend, fo foll doch ein teil gegen dem andern chriftliche lieb a) #
a) Wie Luther dieß meinte — lehrt ein am folgenden Tage (4. Oct.) an Niflas
Gerbellius zu Straßburg gefchriebener Brief: „Nos säne cum nostra satıs fortte
defenderimus, etilli, multa de suis cedentes, uno isto articulo de sacrament®
altaris pertinaces dimissi sunt in pace. Quod fecimus, re nimis mun
sanguinem eliceremus. Charitatem et pacem etiam hostibus deb*
mus. Sane denuntiatum est eis, nisi et hoc articulo resipiscant, charıta®
quidem nostra posse eos uti, sed in fratrum et Christi membrorum name!
a nobis censeri non posse.““ (Luthers Briefe 3b. III. Nro. 1154. bey de Bat)
— Und an Probſt in Bremen: „Tandem id concessimus , ut articalo ultımo pe
hitur,, ut fratres quidem non essent, sed tamen caritate, quæ etiam hei
debetur , nostra non spoliarentur.““ Yüßlt TIL, 185.
Das Religionsgefpräch zu Marburg. 55
eer iedes gewüſſen immer Inden kann, erzeigen, und beede teil gott, den
illmächtigen, flyſſig bitten, daß er uns durch ſinen geiſt den rechten verſtand
yeftätigen wölle. Amen.
Martinus Quther.
Yuftus Jonas.
Philippus Melanchthon.
Andreas Oſiander.
Stephanus Agricola.
Johannes Brentius.
Johannes Occolampadius.
Huldrychus Zwinglius.
Martinus Bucerus.
Caſpar Hedio.
Gedruckt zuͤ Zürich durch Chriſtoffel Froſchouer.
Und als der fürſt ſach, daß ſy in aller leer allgemeinlich ſo nach zem⸗
nen kummen warend, hielt er ernſtlich an, daß ſy ſich one fürwort eins mit
inanderen machtind, ouch bezügetind jre concordi, daß ſy eins wärind,
ind allerdingen einanderen für bruͤder erkanntind und hieltind, mit allerley
rzälens, was guͤter frucht hierus wurde folgen. Zwingli ſagt daruf:
E8 wärind keine lüt uf erden, mit denen er lieber wöllte eins ſyn dann
nit den Wittenbergern ; und toölfe ouch gern Luthern und die finen
t8 bruder erkennen. a) Derfelben meinung mas ouch Decolampadiug,
zuzerus und Hedio. Aber Luther wollt ſy hinwiderum keinswegs
ür beüder erkennen, und ſprach: Es neme jn wunder, daß ſy in,
eſſen leer vom ſacrament ſy für falſch hieltind, als ein bruͤder erkennen,
»ölltind ; ſy müßtind ſelbs neißwann nit vil uf jrer leer halten. Doc bat
dartinus Buzerus darvon, daß ſy Luther nit für bruͤder wellen erkennen
nd von diſem Marburgiſchen geſpräch ein vorred gefchriben in die evangelia
n die hohe fhül zu Marburg.b) Und wiewol Luther uf finee meinung ver⸗
arret, ward doch endlich von beiden partyen befchloffen , daß fy zu allen teie
Mm ſich gegen einanderen fründlich halten , den friden lieben und ärgernuß
u verhuͤten ſich hinfür von dem bitteren und zänggifchen ſchryben enthalten
‚ölltind.
Zwingli hat ouch vor dem fürften und den gleerten ein predig gethon
uͤ Marburg von der fürfichtigkeit gottes, welche er hernach gemeeret in’n
ruck tütfch und Latin gegeben hat. Als fy aber all by dem fürften geeffen
zit einandren, und die händ einandren fründlich geboten und gnadet
attend , find ſy von einandren gefcheiden, und widerum zu alfen teilen
rifch und gefund wol heim kummen. Zmingli hat befondere und vil red gehal⸗
n mit dem landarafen, infonders von dem burgrechten , in welches der
ürſt hernach kummen; ouch mit dem herzog von Wirtenberg, wie er
a) Ja, mit Thränen in den Augen drückte er diefen Wunſch aus. Wie fchändlich
uther und MelanchtHon ihm dieſe edle Rihrung auslegten — davon zeugen ihre Berichte
nd Briefe. Melanchthon ward fpäter andern Sinnes und fühlte das Unrecht. Damahls
ber war er fait härter als Luther! b) Wird bey dem latiniſchen Theil vorfommen.
N
ı-
56 Da Refigiondgefpräch zu Marburg.
wider in fin land kummen möge. Graf Wilhelm von Fürftenberg reit beruf
mit Zwingli bie gen Straßburg,
Nach difem gefpräch hieltend fich die Wittenberger gar ungemäf der
abred , fo zum befchluß gethon was, und bieltend ſich heimlich und offent-
lich gar unfründlih. Dann Philivpus Melanchthon, der funft für den
bicheidneren usgaeben und gehalten ward, ouch was, bat uf das gefpräd
ein gfchrift geftellt an herzog Heinrychen zu Saxen, in deren er gar bot
teilig erzält, was in dem gſpräch von beiden vartyen gehandlet und gridi
worden. Under anderem fagt er, daß Zwingli und Decolampadius in den
geftellien artiflen vorgemeldet geen habind in allen ftuden Luthers meinung
gefolget; allein vom facrament babind fy nit folgen möllen , dann fy die
fach zu wyt gefürt ıc. Das findt man in operibus Lutheri, tomo IX.
folio 289. — Und ift aber das ein offentlihe und wüflentliche unmarkeit,
dag Zwingli und Decolampadius in artiflen , deren fy ſich als einig und
glychlutend erklärt‘, des Luthers leer zügefallen fyend. Dann jre buͤcher,
por langift usaangen , .bezügend heiter, dat fu oucd vor, ee und fy gen
Marburg fummen, und allmeg alfo gefchriben und geleert habend. Meland-
thons ſchryben Iutet aber, als ob fy in etlichen artiflen von jrer leer gefallen
fvend, das doch nit iſt. — Alfo vil ein anders ift es (fpäter) um Meland»
thon worden, welcher mee dann einift an Heinrychen Bullingern mit
gignee hand gefchriben hatr Bullingers leer fye aller dingen ein gerechte
hriftliche leer. Und weißt aber menglich wol, daß Zwingli, Decolams
pad und Bullinger eins gloubens und einer leer find. Doctor Zutder
aber hat es vil gröber und ungefüger gemacht, und den abgeredten feiden zu
Marburg nie gehalten, vud) von dem geſpräch zu Marburg unredlic gt
ſchriben. Dann in einem fandbrief an herren Jakoben Proveſt, pfarreren zu
Brema, fchrydbt er alfo: „Wir habend nüt widerruft, Zwingli aber bat
mwiderrüft, das er In finen bücheren falfchlich und verderblich geleert but
vom touf, vom üfferen wort, von dem bruch der ſaeramenten und anderen
ſtucken. Und da er ſammt Oecolampadio im handel des herren abentmals
fibermunden mag, wolltend fu nit widerruͤfen, miewol ſy ſahend, daß fü nit
befton mochtend ; dann fü forchtend jres volk daheimen, zu dem fo nit wider
dörfen fummen, wenn fy mwiderrüft hättind. Sy find von ung ſchmächlich
achalten , daß wir ſy nit wöllen für brüder erkennen, funder müffen abſchei⸗
den als ketzer.“
(Hierauf von Luthers weiterem feindfeligen Betragen.)
Es was ein faft geleerter mann gu Marburg , doctor Franciscus Lam:
bertus us Frankrych a), der bishar im handel des facraments lutheriſch geweſen,
Durch das gehalten geſpräch zu Marburg aber ward er gemunnen , daß er
abftund der Lutherifchen leer. Darvon bat er felbs ein epiſtel gefchriben , in
tütſch usgangen und latin, in welcher man vil des handelg verfton mag.
a) Bon ifm: Epist. 21. a. 15%.
a ee
\
Das Religionsgeſpraͤch zu Marburg. ST
Ein Stück des Geſprächs —
ziviichen Luther und Zwingli
von Zwingli jelbit aufgezeichnet mit der Bemerkung :
Dife worte find us Luthers mund abgefchriben, und davon in finem
angeficht geredet und. gehandlet mit verantwurten und umteeren ,
daß ſy nit befton noch der warheit gemäß fon mögind. “
Luther: Mundlich wirt der leib areflen; die feet iffet den leib nicht.
lntwurt: So iſt er ein lybliche ſpys und nit ein ſpys der ſeel. Hie ward
uther gedrängt, daß er bald alfo redet:
Zuther: Ich habe gefagt und fag es noch: Der leib wirt leiblich in
nferen leib geeffen ; und will mir dennoch vorbehalten haben, ob in die
el auch eſſe. Antwurt: Das mwirt alle one gſchrift geredt, umd halte, daß
cr iyb Chriſti ein fons des lybe ſye. Zuͤdem babend jr , here doctor, vor
bgefchlagen, daß die feel den Inb nit effe; iez möllend jrs vorbehalten.
Luther: Das ift captiosum. Antmurt: Nein, fonder je redend ding,
ie wider einanderen find. Muß man dennoch die warheit anzeigen.
Luther: Ich laß nach, daß der Leib Chriſti endfam fene, fo feer „ende
ım“ pro finito genommen wirt. Antwurt: So er endfam ift, fo ift er
it allenthalben. Und habend aber jr vormals geleert, der Iyb Chriſti fye
Itenthalben giych wie die gottheit. (Das ward jm zum deitten mal fürgehale
72.) Ducd murde die gottheit in Chriſto argmönig gemacht, ale ob die
etitten , welches doch fein pater nie geleert. (Das warf er im ouch zum
ritten mal für.) Aber Luther verantwurtet es nit anderft, dann: Man
»öll in begreifen oder capere.
Luther: Die fchüilleerer habend auch geleert, daß ein leib, der endſam
m, zü.einem mal an bil orten ſeyn möge. Alſo muͤß Luther ſich widerum
d cepas et allas segyptiacas keeren, fo er den Iyb Ehrifti an vil orten
inesmals mit den fophiften haben will.
Luther: Chriſti leib ift in dem nachtmal, aber nicht ale an einem ort.
Intwurt: &o.Chrifti lyb endfam erkennt wirt von üch, beer doctor; und
(les , dag endfam ift, das ift an einem ort; und Chrifti Iyb ift nit da alg
n eim ort; fo ift er nit da.
Luther: Es ift mir nicht zumider, daß man es näme das zeichen des
cibs Chrifti.
Quther: Wenn die wort über das brot gefprochen werdend, fo ift der
eib da, wie bös der ſey, der ſy fpricht, sc. Antwurt: Damit richtend ie
as papfttum uf. Dann alg wenig der prediger, fo er predigt, die glöubig
nacht, die in hörend, alfo wenig machet der, fo die wort über das brot
pricht.
%
ss Das Keligiondgefpräch zu Marburg.
Scheda manu Oecolampadii, quam ad Uttingerum Myconius,
Oecolampadii successor d. 26. octobris 1532
transmisit. a)
Lutberus.
Mir befennend, daß us vermög difer worten: „Das ift min lyb, das
ift min blut“, der Inb und das blut Chriſti warhaftiglich, hoc est, substan-
tive et essentialiter, non autem quantitative vel qualitative vel localiter,
im nachtmal gegenwärtig ſye und gegeben werde. Nachdem wir nun bis
bicher gemeint, daß unfere lieden herren und brüder, Decolampadius,
Zwinglius und die jren, die ware gegenmärtigfeit des lybs und blüte gän;-
lic) verwerfind, und aber wir in feündlichem geſpräch anderft befunden; fo
declarierend und erflärend wir uns biemit: daß unſere argumenta und
gründ , in unferen bücheren von dem facrament begriffen, nit wider Deco
lamvadium , Zwinglium und die jren , fonder wider diejenigen , fo gänzlich
die gegenwärtigkeit des vbs im nachtmal verlöugnend, gericht ſyend und
ſchlieſſind.
Oecolampadius,
Mir befennend, daß us vermög difer worten: „Das ift min lyb, das
iſt min blut“, der Iyb und das blüt unfere herren Jeſu Chriſti warbaftiglic,
hoc est, substautive et essentialiter, non tamen quantitative nec qualitative
nec localiter im nachtmal gegenwärtig fye und gegeben werde. Nachdem mir nun
"bis hieher gemeint, daß unfere lieben herren und brüder, Martinus Lutheru—
und Melanchthon und die jren, baltind und leerind, daß der lyb und das
bluͤt Chrifti fye in dem nachtmal quantitative vel qualitative vel localiter
fleifchlichen gedanken nach, und aber wir anderft in dem fründlichen gefpräd x.
ut supra ; fonder wider diejenigen , fo Chrifti Iyb und blüt großlicher und
ftattlicher ws, und imagination in das brot und wyn feßend zc.
a) Scheint ein Berfuch zu einer Vereinigung über gewiſſe Ausdrücke im der Leer
vom Abendmahl. |
. Anbringen uf künftigen buryertag,
(Zu Baſel im December 1529.
Die raichen Schritte, welche Zürich zu Umgeftaltıng der Regierung
in den Abbt St. Galliſchen Landen that; die Segenwirkngen der V Orte
fowohl dort als in den gemeinen Herrichaften; die Gefahren, welche
von Seite ded Kaiferd drobten, und einen Ueberfall son Stalien aus
durch die Gebiete der V Orte zu droben fehienen ; die Vertreibung der
reformirten Bürger aus Rothweil; die Betreibung des Straßburgiichen
und Hefftichen Burgrechts — erhielten die veformieten Birgerftädte in be»
ftändiger Thätigkeit. Aber die Berfchiedenheit der Anjichter und der Plane
diefer Städte, beionderd bey Zürich und Bern , hinderta die Vereini⸗
gung zu einem von ihnen gemeinfchaftlich zu verfolgenien Plan , fo
dag jede Enticheidung von einer Tagfagung zur andern veichoben ward.
Dieß gefchah auch auf dem zu Ende des Jahres 1529 zuBaſel gehal⸗
tenen Burgertag. Die Zürchergefandten berichteten von kmfelben an
den geheimen Rath von Zürich: Den reformirten Rothweern jey der
Munich erklärt worden, daß fie ſich ruhig verhalten , bid gwmeine Eid»
genoſſen in ihrer Sache handeln werden. Weber die Maßnakmen wegen
den gefährlichen Praktiken (ded Kaifers u. a.) haben die meien Boten
feine Inftruftion; man glaube, Mangel an Geld hindere den Kaifer
viel zu unternehmen. Konftanz habe den Bürgertag nich bejucht;
Straßburg babe, wegen verzögerter Mittheilung gewiſſer veabredeter
Artikel , fich über den Eintritt in das Burgrecht noch nicht erklar; we⸗
gen Heffen erwarte man die Ruͤckkehr des Stragburgiichen Geindten
vom Heſſiſchen Hofe; die Anfegung eined neuen Bürgertage fe ver-
{hoben , bis Straßburg wesen ded Burgrechtd Antwort gegebennabe.
Endlich haben die Boten von Bern bezeugt, daß ihre Regierung Biber
feinen Unwillen noch Mißfallen an den Handlungen von Zürich inden
gemeinen Herrſchaften gehabt , wie vorgegeben worden fey.
mE En
‘
60 Aypringen uf fünftigen burgertag.
1. Eontenmal fo offentlich am tag ligt, daß der Lailee von papfttum
angericht, das er fchichtlich unfren glouben ge durchächten und tilggen usge⸗
zogen; ift ſich ernitlid ge bewaren, daß er une nitunbeiyart und one anſchlag
überfalle. Hie magman die antwurt Iefen , die er den fürften und ftätten
ageben hat, nachdes fy von dem nümen fpyrifchen abfcheid advellicrt. a)
2. Olychermy bat man fundfchaft, daß kaiſer und Ferdinand, fin
bruͤder, vor etliche jaren beratfchlagt , ein eidgnopfchaft und die rychsſtäu
underzebringen. Ind ift der meg der eidanoßfchaft halb durch die fünf ort;
die werdind iezma Zürich, Bern, Bafel sc. gern beifen undertruben. Und
fo das befchehen, babe es demnach nit not die fünf ort ze trennen, ſygind
nit ſtark. Nun Jebend fy den weg ze band genommen, als nıan in vil
weg Eundfchaft het, us Savoy 2c, daß die fünf oft an kaiſer gefordter:
weß ſy fich zu jn verſehen, dann fy nit willens den friden ze halten; und
der kaiſer geantmirt: ſy föllind getröft fon, dann er den glouben ufrichten ıc.
Daß ze Türin aiſeriſch, frankrychiſch, eidgnöſſiſch, ſavojiſch borfchaften
zemmen tragend alles zuͤ niderdruck des evangelii. Daß Myconius weißt
ze ſagen von eiem eidgnoſſen, der da redt, wie der kaiſer ung welle an
zwey orten angxyfen. Iſt wol ze gedenken, daß fy das dritt wellend fon.
Daß eins ratshrren wyb ze Quzern uegelafien 20. Daß ze Range! getagt
wirt mit etlicha päpftifchen fürften ꝛc. Aber der weg die rucheftätt ze un-
dertruben iſt fine nady der andren befunder ze überfallen sc. Alſo iſt ic
Gmünd von dm Ferdinandifchen wider alle bünd und trüw überfallen.
1. So it nun des gloubens halb erfilidy trachtung ze thin, wie man
ſich in die nderweer ſtellei |
2. Dennach wie mam ſich vor dem argliftigen weg, damit ſy die gan-
zen ceidanofthaft und demnach die rychsſtätt under fich ze bringen under
ſtond, gouien und verhüten weile.
3. Im dritten fürnemlich ift ouch der töufern halb ze handlen, be
teifft ouch den glouben an. Dann ze Gmünd füllend ouch töufer gemefen
fon, und wellend die Ferdinandifchen ſich damit befchönen : die lutheriſchen
babind da ingefangen die eewyber gmein ze haben, das doch nieman weder
die töufer bünd. Mag man ermeflen, was us dem argen lift übels ent
ſpringen Adcht.
4. Hieby wüſſend unfer mitburger von Eoftenz anzezeigen, was durch
die lutheiſchen underftanden, namlich zweyung under denen, Die nit jres finnes
find in facrament, und jnen. Da aber zu einem wol ze betrachten iſt, daß
der lweriſchen grund ſchwach, fo fü jr meinung mit dem ſchwert erobren
under.ond ; dann, wo ſy mit gotteg wort hierin je überwunden, bättind fü
des mnfhhlags nit dörfen sc. Zum andren, daß fich jr ratfchlag uf falſche
pewöftung des faifers und Serdinandi, Die heimlich, doch falfchlich wirt
upergefhoben: ja, welche gloubind, daß fleifch und blut im facrament fygind,
1) Nancy.
a) Dee Sefandtfchaft der Fürſten und Städte, welche gegen den Speyeriſchen
Kteichsabſchied proteftirt hatten, gab der Kaifer eine harte Antwort ; forderte Bollzie
bung des Wormſer Edicts, und gab den Gefandten eine Zeit lang Arreſt. Er hatte
Frieden mit Frankreich gefchloffen, und wollte nun feine Plane in Deutfchland dur:
"zen; aber Solyman drohte ihm von Ungarn aus.
Anbringen uf fünftigen Mmrgertag. 61
ie werdind fü fry faffen sc , verlaffend. Bann, fo ſy uns von einander
:teilend, mwurdind wir überwunden, warde jrs beines nit darvon kommen.
um dritten, daß die fürften und ftäk, die fich von denen, die rechten here
and im facrament habend, und vor ung fündren wellend, foll uns nit hoch
tümmren, mo es nit anderfi fux mag; dann wir fuft ouch ie die vordri⸗
en bättind müflen fun. Dod led man uf, mas man ſindt. a)
5. Im rotwyliſchen handel , ift ze ſorgen, fye nit gut, daß man fich
Iremgarteren und fchuldbeiß Honeggers balb üzid ufthüje; dann te fo
lüßte man die bremgartifchen halten wie die rotwyliſchen; und harwidrum ıc.
)a8 mag meder ein flatt von Bremgarten noch die bertribnen ze Rotwyl
Inden. Deßbalb man einen andren ratfchlag Je hand nemen. Es ift ouch
Lies vergeben , was man fücht mit den fünf orten ꝛc. b)
6. Daß man der practifen urd bin und wider reifenden argwönigen
erfonen balb ſich einhellig entfchlieffe; zu eim, daß man practik in gemei⸗
em often mache in Italien, und mo e8 not fye; zum andren, daß man
ie argmwönigen perfonen, iedermann in ſinen zwängen, anneme.
7. Daß unfer eidenoflen in den gemeinen. vogtyen vil irrtum machend
es adttlichen worts halb, ale der vogt im Aergöw ze Muri thüte), und
er landvogt im Thurgöw ze Dieſſenhofen d), und der in Garganferland ie
jlums ıc. e)
8. Des handels St. Ballen halb ftat es alfo. Do abbt Franeiseu⸗
ſtorben, bat herr Kilian Köuffi, der ſich iez für einen abbt treit, ſammt
ndren mitwüſſenden ſinen tod verheimlichet, bis er alle practit und unor⸗
enliche wal, die ein invaſion oder intruſion iſt, ze wegen bracht. And wie
e unordenlich erwält und alle ſachen gefürt, find allweg die zwey ort Lu
ern und Schwyz on uns und Blaris gen Wyl zevor geritten, und‘, ale
san faat, by und an der wal geweſen. Die wal iſt ouch an gewontem ort
u &t. Gallen im convent nit befchehen, funder ze Rapperichwul.und Ei
dien alles mit practik zugangen , als er felbs bekennt. Und nachdem er on
mfer wüflen und hinder uns die unordenlichen wal vollbradyt, hat er fich son
und an für einen abbt getragen und offenlich harus gefagt: er welle die
neß und ander gottesdienft widerum ufrichten und daran feßen ꝛe, mas er
erndg. Habend by zwanzig frommer mannen gehört. Nun if die meß
ur felben zur gemeinlich under den gottshuslüten abgemeeret, denen wir
ügefagt, als man wol weißt. Demnach bat er durch die Fucker ylends
en Rom nach einer confiemation geworben. Aber ee und er beftätet gewe⸗
a) Die Neichsftände, welche fidh nicht für Luthers Lehre vom Abendmahl erflären wweie
en, wurden vom Schmaltaldifchen Bund zurückgeſtoßen; darum ſchloß fid Straßburg m
ie eidgenöffifchen reformirten Städte an. b) Bey 400 Perfonen wurden zu Rothweil der
Reformation wegen nach mancherley Mißhandlung vertrieben, vom Kaifer geächtet, ihres
Hutes beraubt ; fie flüchteten fich zu ihren Bundesgenoffen in der Schweiz, und riefen ihre
dilfe an. — Bremgarten hatte den Patholifchen Oottesdienſt abgefchafft und den
orher gewaltthätig gegen die Meformirten handelnden Schultheiß Honegger u a,
us dem Rath geftoßen und gefangen gelegt. c) Er wollte das Mehr für die Refor⸗
nation nicht gelten laſſen. d) Stodar von Zug, der die Neformation zu Dießenhofen
ſemmen wollte. e) Gilg Zfchudi, der den Pfarrer Mennhard zu Flums gegen den
er Reformation mehrtheils geneigten Willen des Gemeinde abfeßte und aus dem Lande
reiben wollte.
62 Anbringen uf künftigen burgertag.
ſen, bat er ſich mit aller barſcheft uf und über den fee binus gemacht; da
menglich weißt, daß jm ſoͤlchs ouch nach päpftlichen rechten nit zimmt, def
ee ſich einen bfier mache vor der aſtätung. Run find wir nad) bermög
des burg» und landrechis fehiembögt , nit allein des abbts oder convents,
funder ouch der biderben lüten und aller güteren ıc. Verhör man das burg-
recht. So nun er unbeflät, und von uns und Blaris wideriprochen , die
güter entfürt, fo ifts ein spolium, ein roub und nam. Das findet fich mit
allen rechtsverftändigen.
Üder dife thaten verantwurt er fich ze Baden: Er ſye nit der meinung
gen Überlingen gefaren, daß er fidy flüchtig machen; funder jm wäre an-
zeigt, daß er päpftifche und Eaiferiicye confirmation da zum ringfien bekommen
möchte ; aber Demnach , do er fahe, daß er nit ficher wär, fye ee da uſſen
bliben sc. Da aber offenlich fin dichten und unmwarbeit fammt dem unred-
sen ergriffen wirt. Erſtlich bat ee von fiund an gen Rom geworben durch
die Fucker sc; dorft nit gen Überlingen. Zum anderen, fo bat er zur fe»
ben fart die güter mit jm entfürt. Deßhalb man wol erwägen mag , da
er ſich für den abbt getragen, do ers nody nit geweſen; dann er felbs an-
zeigt, er ſye um beftätung willen hinus gefaren. &o ift er ie noch nit abbt
geweſen; und‘ hat aber die guͤter entfurt; fo iſt es ein spolium, reub
and nam.
* * Demnach bat er ze Baden anzeigt, er habe es mit wäflen etlicher orten
gethon. Und fo wir und Glaris das nit gethon hubend , fo muß er liegen,
oder aber es müflend jm die zwey ort daryn berwilliget; und fo feer Dem
abo iſt, fo find in mie redlich hinder uns fürgangen, und jm zü földhem
soub und nam geholfen, das wider alte billichkeit und trüm iſt, Die wie
eidgnoſſen einander fchuldig find.
Es ift ouch das cigentich im burg⸗ und Landrechten ze bedenten, daß
An religion oder .geiftliche usgenommen und vorbehalten iſt; deßhalb wir
jur keinen ſchirm fchuldig. Er, abbt Sranciscus, bat ouch uniern boupt«
mann in: eid genommen mit vorbebattnuß des göttlichen worte. Noch bat
bere Kilian Köuffi ze Baden fin kutten erfchütt ,- und unfern/und Giaris
boten gſeit: die Eutten werde jm nieman angwünnen.
Demnach fo ift im landfriden begriffen, daB wir by allen und ieden unfern
züufagungen beiyben föllind, wie man weißt. Es iſt ouch begeiffen, daß,
wo die meß und andere verwänete gottsdienft abgethon, dag in abgeben
-binben füllind und nimmermee ufgericht werden. Dephald wir die biderben
lüt us. kraft des burg⸗ und landrechteng und us Eraft des landfridens glimpf
and'recht habend ze ſchirmen, wellend ouch das mit gottes hilf tyün. Wir
habend ouch glimpf und recht den abbt nimmermee ynzelaſſen, ob er glych
nit landrünnig und die nam gethon hätt, fo er by finer Eutten, die ein ver»
mwänter gottesdienft iſt, vermeint ze biyben.
Noch habend wir zuͤ gütem und friden gemeiner eidanoffchaft uns gegen
verwänten abbt nic ungnädiger ufgethon wann: fo er dad enttragen wider»
keere, und fich dem ebangelio glychförmig machen oder finen orden mit
;gottswort fchirmen, mwellind wit laſſen zur fach reden.
Unfer eidgnofien der zwey orten halb’, habend wit ſy ernftlich gebeten,
mit uns binus ze keeren und das recht den biderben Lüten ufzerichten.
Darüber fy uns allweg geantwurt, fy wellind den abbt by dem finen ſchit⸗
‘
Anbringen uf fünftigen burgertag. 63
nen, unangefehen daß ers nit recht noch redlich bat, nit recht erwälet und
n unmiderfpeechliche bſitzung nie fonımen if. Und uf ſölch jr zwiträchtig
bſchlahen habend wir ie müffen thuͤn, als ung züftat, und fammt Glaris
nen, den biderben gottshuslüten, erftlicdy die nidren gricht ufgericht, und
emnach von den hohen ouch geratichlagt. UF das ift der gehalten taq ze
Baden aenanntem abbt vollfiredt , daruf ſich unfer eidanoflen , Die zwey
et, luter ufgetbon: ſy mellind jm balten und by finem fürnemen befchir
nen; und aber wir bon den zwey orten babend uns ufgethon: wir wellind
ür ung, fo vil wie recht habind , handlen.
Und fo wir hinusfommen, bietend ung die zwey ort recht; und habend
ber ſy den Köuffi mit dem fad by jnen; und ift uns die notdurft dee bis
erben lüten angefehen, ouch der conventberren, die zu St. Ballen find.
Uber in allem rechtbot wirt cin uflouf von des abbts brüder a) über ung
fgericht mit andren mee. Und ſind die boten von Luzern und Schwyz
uch im uflouf geweſen. abend doch erftlich nit zu uns, den beeden orten,
e hof ynkcert, funder zelezt, ale inen der uflouf gefelt, begert, wir ſoͤlltind fy yn⸗
affen ; was uns nümmen ze tbün, für daß fü fih fo ungefchicht gehalten ıc.
Bie fü ouch für und für an gemeinden und fuft anzeigend, daß ſy den ver⸗
pänten abbt ſchirmen mwellind , zeigt offenlich an, daß fu dem friden nit ge»
eben mwellind 2. Mit wyterer offnung der händlen , fo feer es not ſye.
Ermeffen , wie vil barfchaft der Köuffi fpoliert und entfürt hab. Gottee
us Gt. Ballen bat des wenigeften ungehnds 12000 guldin , des höchften
8000. Hat abbt Franciscus über 3000 nie verbrucht und 27 jar geherr⸗
het; und fo er järlich nit mee denn 8000 guldin fürgefchlagen, brächt
16000 guldin in 27 jaren. "
Hierum helfend ung trachten, dag zu guͤtem dienen mag, und uns by
em bhalten , darzuͤ wir recht habend ; denn ie die ſchirmvögt, fo die geſchirm⸗
en nit meer find, die rechten bfiger werdend sc.
Die fumma des fantgallifchen handels ftat darin:
1. Daß der abbt nit recht erwält ift, nit an gewontem ort, nit fry
es convents bald, mit in byſyn unfer, dee fchirmberren,
2. Daß er in unwiderfprechliche bfikung nie kommen.
3. Daß er dennoch die gürer entfürt, genommen und geroubt hat.
4 Daß wir nit allein des Hoftere , funder der gottshuslüten als wol
[8 fine ſchirmherren find.
35. Daß unfer eidgnoflen , die zwey ort Luzern und Schwyz, in by
em roub allweg mwellend befchiemen,
6. Daß ein artikel im friden flat, daß wir by unfern zufagungen des
Öttlichen worts halb biyben ſoͤllind; und hadend den gottshuslüten zugfeit
ym gottswort ze ſchirmen.
7. Daß ein andrer artikel alfo Iutet: wo die meß, bilder und ander
erwänt gottesdienft abgethon find , da ſoͤllends abgetbon biyben und nim⸗
zermeer ufgericht werden.
a) in Wyl.
!
64 Anbringen uf künftigen burgertag.
8. Da haltend die zwey ort den friden nit; dann ſiy ſich zum öftern
mal ufgetbon den abbt ze ſchirmen by finem ſtand, das wider den friden in.
9. Da man jnen ze Baden angfeit, das man bandlen welle; da hand
fy nit recht boten. |
10. Daß das burg» und landrecht, das man mit abbt und gottehue
füten hat, den glouben usnimmt; und hat der abbt denfelben feibs usge⸗
nommen ꝛe. |
Der dingen ift vil.
65
Trachtſtuck in Roubenbergers und Surgenſteiners
ſachen.
15929.
Ein Handel Klofter und Abbt zu St. Gallen betreffend. a)
Aus Zwinglis eigener Handichrift.
Urſach des Tcharpfen ſchrybens.
1. Erftlich daß der abbt den kouf than nach finem abtreten; da mon
vol weißt, daß man von fölchen , die jrer bfikung entfeht und wider jre
chirmherren gehandlet, nüzid dann mit fürwig kouft. Und fo diſes mit
ölcher fürwitz entweder befchehen oder aber angelegt, fam «8 gefchehen ſye,
vit mit wyſer vechtmäffiger fridlicher vortrachtung befehehen ; man fich ouch
ölcher thaten zu feinem adel verfehen ſoll; ift das güter meinung , warnend.
vys beſchehen, als ouch noch befchicht.
2. Daß die lofung by abbt F. b) angefuat, und demnach durch uns
n baft gelegt, enthebt die von Et. Ballen, daß fü der fchuld keinen nach⸗
it. Dann ie ein ieder, der lofung ordenlich anfagt und die fumm erlegt
als die von St. Ballen gethan, in je ftatt erlegt; dann fy die feererhin
it fchuldig, find ouch um wyter erlegen nit angelangt), fo dannethin haft
nd verbot befchehend , der Toll entricht und ſchadlos gehalten werden.
3. Wirt in allen zineköufen verſehen, daß eintweders der künftig zinfer
rfücht, ob er ſich dero begäbe; oder, fo das nit befchicht, daß dem zins⸗
öufer ein wär! und entrichter, ob der zins gewägert oder hinderftellig
vurde, gaeben werde. Deßhalb Koubenberger und Surgenfteiner jren wär
en annenien, wo jinen nach jres koufs (fo er warbaft) inhalt nit befchicht ;
md demnach der wär unfere eidgenoflen sc. von Gt. Ballen beimfüchen
Das ift rechtmäffig gebandlet.
4. Daß füldye verföuf von eim bfikenden abbt one der fchirmherren
rforfhung (jr wol wüflend) nit befchehend ; afchwigen dag ein unordenlich
ewälter confpiriertee obtrudierter invasor, das ift unbrecher , der ouch ent-
oufen ift, von dheinem frommen für einen ordenlichen verköufer foll ange:
tonmen werden ic,
5. Habind ſy aber ie daran dhein benuͤgen, fogind mine herren. in
‚offnung , fy taffind die von St. Gallen by jrem rechtsbot nach lut der erb⸗
inung beiyben.
2) Gewahrsmann, Blrge,
a) Iſt noch durch Feine anderweitige hiſtoriſche Umſtände erläutert. b) Franz
Heißberger.
Zwingliꝰs fänmmtl. Schriften II. Bdos. 3. Abthig⸗ 5
66 Trachtſtuck in Loubenbergexs und Surgenſteiners fachen.
6. Vorus daß man an der fchrift büchftaben befierung und am dicht!
wol fehen mög wohar die collufion reiche 2c. Man tennt kanzly wol.
7. Wo aber das alles nit helfen und uf fölch traglich umrechtmäflig
ſchryben thätlich mider rechtbot etwag gehandlet; wellind wir mit gottes bilf
die fach an fölche ftatt und weg fchnben, daß die frommen von Et. Ballın,
ob gott will, geruͤwiget.
Aber unfer böchft beger wäre, daß der handel fründlih und qütlich
bedacht, underlaffen und nad) friden geftellt wurde; damit wir nadgbürlih
in difen ſchweren türen jaren gegen einander gefinnet by guten rüwen binben
möchtind. Rupfen und hadren macht nit haben.
1) wahrſcheinlich ein Mandat. So findet fih eines auf St. Gallen Abend 15%
mit dem Titel: „Ein gedicht pder mandat usgangen von gmeinen eidgnoſſen.“
.
dAas bon Uenedig gekommen.
Die Ueberzeugung , daß Karl V. die Religionsftreitigkeiten in der
kidgenoſſenſchaft ſowohl als in Deutfchland benugen werde, um erft die
eformirte Parthey zu unterdrüden, und dann darauf feine unbefchränfte
Nacht zu gründen. und die Stammlande feined Hauſes den Eidgenoffen
a entreißen , verbunden mit der Meberzeugung , daß die V Orte vom
aß gegen die Reformirten geleitet, die Hand bieten werden, wenn der -
daiſer, unter dem Vorwand der Religion, die Keformirten überfallen
yürde,, vermochte Zwingli den Plan zu foflen und zu verfolgen —
iefee Macht, welche die religidfe und politifche Freyheit feined Landes
nd feiner Neligionsparthey bedrohe, Bündniffe mit den proteftantifchen
juͤrſten und Städten in Deutfchland, mit Venedig und endlich ſelbſt
sit Frankreich entgegen zu fiellen. Die Unterhandlung mit Venedig durch
ollin ward zu fpät verfucht, da die Republik fo eben mit dem
daiſer Frieden gefchloffen hatte. (Simml. Samml. auch Capito ad
w. 22. Apr. 1530.) Ä |
1. |
as von Venedig kommen, in fumma.
Die Venediger find mit dem kaiſer bericht.
Habend uf unfer herren anbringen, das fy in namen der chriſtlichen
atten gethon, diſe troſtliche antwurt ggeben.
Sy habind iezmal ein friden mit dem kaiſer troffen in hoffnung, der
serde ſtät zit beeden teilen gehalten. Uber die fürforg unfer herren und je
hrifilichen burgeren und das fründlich züfprechen nemind fy uf mit höch⸗
em dank und fröuden; mwellind ouch in Pünftigem (wie fich joch die
achen erzicehind) deß unaeden? ſyn und zit gütem nimmermee vergefien. Es
zllind ouch unfer herren wüflen fammt jren mitburgeren , daß ein regiment
u Venedig jnen welle byſtändig und hilflich fon in allen jren afärden und
iöten, mit Iyb und güt, mit Briegslüten,, mit provant, mit güt und gelt;
arum fölle man fy frölich anfprechen.
Und das habend ſy dem kanzler empfolen dem boten noch einift vor der
hür ze fagen ; dann vor hats der herzog felbs geſeit.
Daruf gedankt ift vom boten sc. Und find im fo vil kronen vom
erzogen gefchentt.
68 Was von Venedig gefommen.
2.
Die Kundfchaft des houptmanns,
den man wol weißt, von des Taifers anfchlägen und fürnemen,
ouch us Venedig bym felben boten fommen.
1. Daß die Eaiferifchen mit gar keinen ufrechten ftuden ungangind.
2. Des kaifers fachen find wyt zerfiröwt; darum man im de cc und
mee fchaden mag.
3 Der Eaifer richt fründ an fründ und fuend an fyend,, und demnch
treit er fih un für ein mittler; und tft aber vartyiſch, allweg das papfi⸗
tum und vorab finen eignen gwalt und nutz ufjerichten.
4. Und fo er in Tütſchland kriegen, will ee den caftellan von Müf
an die bünd,
bifchof von Eoftenz an die ſtatt Eoftenz , ‚
bifchof von Straßburg an die von Straßburg,
herzogen von Savoy an Veen,
die fünf ort/an Zürich,
abbt von St. Ballen an die ſtatt,
herzog Jorgen von Sachſen an herzog Hanſen, dem ce ſinen ſtand, da
er nit meer ein erwälender fürſt ine sc. ge nemen und berzog Förgen zt
geben underſton wirt,
die bifhof am Rhyn an’n landgrafen von Heſſen, und derglychen allent⸗
halb wider die evangeliſchen ſtätt richten, was er vermag; und fo man
allenthalb wider einander uf ift, will er mit einem züg barın in Tütſch⸗
land fallen als ein mittlere, und mit güten aber falfchen worten die ftätt
und herren betören, bis ee ſy under fich bringe.
Hieby iſt allweg wol ze betrachten die Lundfchaft, die im ſeptember
vergangenes jares und uf die difputation ge Bern dergigchen uns zükom⸗
men ift.
Dem kaiſer den anfchlag ze brechen wäre güt, daß man jm Tyrol —2
| nme alfo (rat der gedacht houptmann) müßte er den züg zit finer net
bruchen.
Das vermeint gedachter houptmann ze thün mit gottes hilf mit 3000
tütſcher Inechten , mit der Venediger gfchüß und pferd; und die bünd and
einsmals unfallen.
Darzuͤ wurd ouch herzog von Wirtemberg helfen, fo ee einen zug im
fin land ze thuͤn fürnäme.
Es iſt ouch nebend dem breit geredt: Wenn unfer botfchaft vor dem
feiden gen Venedig kommen , wäre der friden nit gemacht ꝛc.
69
Schreiben son Burgermeifter und heimlichen
Käthen von Zürich
on die Sefandten zu Wyl.
1. Sanuae 1530.
,
Zu Ende des Jahres 1529 bot die reformirte und Fatholifche
Barthey in der alten Landichaft des Abbtes von St. Gallen alled auf,
m den Sieg über die Gegenparthey zu erhalten. Der Iandesflüchtige
bh Kilian , für den fein Bruder Hans, der in franzdfifchem Dienft
Jauptmann geweſen und von feinem Wohnorte der Bagenheider '
enannt, im Lande handelte, vermochte viel durch den Schatz des Klo⸗
erd und durch den Benftand der Gefandten der: Schirmorte Luzern und
Schwanz für die katholiſche Partbey ; die veformirte Parthey aber ward _
on dem mächtigen Zürich in Verbindung mit Glarus, die auch Schirm
rte waren, und durch die Ausficht auf kirchliche und bürgerliche Freyheit
rmuthigt. Es waren von Zürich der Burgermeifter Rodiſt, der Seckel⸗
veifter Jakob Werdmuͤller, der St. Galliſche Schiembauptmann Jakob
ren und der Stadifchreiber Werner Bygel ald Gefandte nach Wyl
bgeſchickt, um in Verbindung mit den Gefandten von Gları bie
3erfaffung und Regierung des St. Balliichen Landes anzuordnen. Gie
ißen auf der Pfalz. Die Voͤgte am Ort von Luzern und Stalder
on Schwyz waren von diefen Orten auch dahin gefandt, um gegen
ieß Vornehmen zu protefliren und ed wo möglich zu hindern. Dieie
ielten fich in einem Wirthshauſe der Stadt auf. Als die Gefandten
on Zürich und Glarus zu Vollziehung ihres Auftrags fchreiten wollten,
chob fich ein Auflauf in der Stadt, wodurch die Gefandten in große
zefahr kamen. Parthey fand gegen Parthey; ed erging im Land und
ad Thurgau hinab der Landſturm; doc ward der Auflauf geſtillt,
18 die Latholifche Parthey die Lebermacht des Volkes auf der Seite
er Gegenparthen fah. Die weiteren Verhandlungen wurden eingeftellt
md auf die nächte Tagfagung zu Baden verfchoben., Die übrigen
Ixte fuchten zu mitteln und die Cache dahin zu leilen, daß fie. ihnen
u gütlicher Benlegung übergeben , oder dann zum Entfcheid durchs
Recht gebracht werde. Zürich und Glarus aber wollten fich weder
710 Schreiben von Burgermeifter 2c. an die Gefandten zu Wol.
durch jenes noch diefes aufhalten und binden laſſen; ordneten Verfaſſung
und Regiment in dem Abbt St. Galliſchen Lande, und verkauften end
lich das Kloſter felbft an die Stadt St. Ballet. Die Niederlagen ir
Zürcher im zweyten Eappelerfriege zerftörten endlich das ganze Let.
Den feommen , feſten, eerfamen , wufen zc. herren burgermeifter Röuften
fammt andren gefandten, iez ze Wyl im Thurgöw, unfeen lieben herren
und feünden zc. ein güt felig iar bevor ſammt mit bereiter unſer guͤtwillig
“keit ıc.
Fromm, feft sc, wys, lieb herren und fründ sc! Junker Eberbart von
Ryfſchach a) Hat ung anzeigt, mie er durch etwas Fundfdyaft bericht, daß vrar-
tit gemacht fye, daß man herren Röuften fammt finen mitboten füllte uber
fee hinus verftolen ſchleipfen, und villycht damit des abbtes und andrer bald
zu einer bericht, die jnen gefällig, vermeint ze kommen. Uf das wir ge
dachtem junker Eberhart empfplen allen fiyß anzewenden, daß er kundliche
fuck erfare sc. So aber wir hieby wol ermeffen mögend, daß ſolch ferd
fürnemen on mitwüffen dee nachburen nit bald underftanden wirt; fo it
erſtlich unſere getrüwe verwarnung, je wellind mol zu üch felbs fehen und
zu dero nüzid fparen, und fülltind je glych von den unferen von Kobur
durch den voßt etlich zuͤ üch beſchicken, fo feer es üch von nöten anfähe
Demnady ift unfer eenftlich empfelch und meinung, daß je uf den heut
mann Babenheider feßind, doch fo ftill und tapfer, daß man eintwedert I
möge behändigen,, oder, fo das nit möcht fun, doch in gheim behalten wur
de, bis daß ſich füg finden wurde. Darzuͤ mögend jr in gbeim den fiat.
ſchryber von Kiechtenfteig befchicken und verteumt mit im handlen. Dam
je mögend ermeffen, daß er, der Batzenheider, zu eim ein unroubare perſon
ift, zum andren aber alle vractit weißt, und wurd am.gfäß! fingen, daß war
es wyt erhören wurd. Söllend ouch deßhalb üch Feinen often laſſen rümm,
doch allweg ufzeichnen. Thuͤnd hierin, als wir üch wol vertruwend, und
je wol tönnend. Dann der practiten ift fo vil, daß wir wol dörfend im
ougen ufzethün und etlichen fachen zu end helfen.
Es wirt iez uf Epiphaniä ein tag zu Nanße in Qutringen, werdend
etlich fürften und herren ouch us tütfchem Land binkommen; doch zmufld
uns nit, unfer nachburen und, ob gott will, cheiftlichen mitburger zu Erb
burg thügend dafelbft unfcehen fammt unferen boten von’n chriftlichen flätten:
fo iez da find. Zeigend deßhalb allein zu underricht an. Gott bewar und pt
üwer zü: aller aut. geben ze Zürich erften tags Januarii nach zwey nad
mittag 1530 jar.
Burgermeifter und verordnete heimlichen ze Zürich , üwer zuͤ aller in!
gütwillige ꝛc. .
— — ——— ————— — — — —
%) an der Folter.
a) Beu ihm Epist. 20. anno 1527,
EEE
71
Schreiben von Burgermeifter und heimlichen
Räathen von Zürih au Bern. . "
27. May 1530.
Aus Zwinglis eigener Handfchrift.
Un unfer von Bern ꝛc.
Getruͤw, lieb eidanofien und chriftliche mitburger! Wir habend gloub-
afte kundſchaft von Venedig, daß ſy, die Venediger, dem kaiſer in jren
egen Etfchland anftoffenden landen ein grofle ufrüftung, von eim ieden hus
und heißt ein bus ein verfammlung einer galt) zwey mann, daß diefelben
if fon ſöllind, wann der Enifer welle. So habe der küng von Frankrych
m zuͤgeſagt 30000 mann zu lifern. An die graffchaft Tyrol hat er gemuͤtet
0000 mann. Die herzogen von Bayern habend im 24000 mann zugefagt.
Ind diß alles mit namen wider die chriften, die ſy lutheriſch nennend,
Biewol wir bieby vernemend, daß des küngs halb die fachen in werbung
on und noch nit zügefagt fun föllind. Demnach werdend wir von getrüs
sen befundren unferer chriftlichen mitburgern von Straßburg angelanatı
sie wir, die chriftlichen ſtätt, die in der eidgnoßfchaft Ligend , ein botfchaft
um kaiſer fchicken, die franzöfifch beredt ſye (dann der Eaifer keiner ſprach
nee berftat), umd jn unfers handele berichten; damit nit die Iutherifch
ractik a) des facraments halb etwas krumms hinder ung underfchieben , ouch
=
n andren dingen wir unverfehen verborteilt merdind 3. So nun die vordrig
undſchaft etwas wichtig fun , und aber dag ander anlangen ung ytel gering will
nſton; habend wir einen heimlichen boten gen Duafpurg zum herren land»
vafenb) geſchickt, daß er nach gelegenheit der fachen ung berichte, was hierin
e thün ſye; oder ob fin gnad für beffer wöllte anfehen, daß wir mit ernft
n den kaiſer werbung thätind der guter halb, fo unfeen gottshüfern ennet
hung verfpeert und binderhalten werdend, dag man ung diefelben entfchla»
en und zülaffen mwöllte sc. Doch als wir wol gedenken mögend / fölch wer⸗
ung jren füg und aftaltfame haben müßte, die wir alfo finen gnaden heim»
bend. Nun achtend wir, daß unfer löufer von difem dato ze längft in
wölf tagen mwidrung heimkommen. ODuch ift der faifer des 20 tage May
wüß noch nit ze Dugfpurg gewefen.c) Habend wir üch güter flyffiger meis
ung nit wellen verhalten, ob .üch für güt anſehe, daß wir von ftund an
inen tag der chriftlichen ftätten anfeben!, oder ie den usfchenben 20, oder
b mir der Tundfchaft us Wallis und dem boten von Ougſpurg warten.
nd demnach erft nach gelegenheit ung beraten , oder «in ungefarlichen tag
f je zukunft fegen ze thün vermeinind, uns def by difem boten zü berich⸗
n. Dann wie in allen Dingen geneigten willen mit lyb und güt ze erzci-
en üch zu aller zyt bereit find. Hiemit find gott befolen! geben ze
zürich den 27 tag Mayes 1530,
Uwer allzyt willige | |
burgermeifter und heimlichen rät der ftatt Zürich.
1) vielleicht Mißſchreibung für: anfehen.
a) Beym Schmalfaldifchen Bunde. h) von Heffen. €) Id. Jun,
—
Beſchluſs des Kathes von Züri
wegen der Bfarrbefoldimgen und Kirchengüter ,
von Zwingli verfaßt, im May 1530.
Bullinger giebt zu diefem Beſchluß in feiner Chronik noch fol-
gende Einleitung, die in dee Simmlerſchen Sammlung ſich nicht findet.
„So fi ouch us päpſtlichem rechten erfindt, daß die vatronen oder
Ichenherren ‚- die den groffen zehenden in den kilchhörinen unnemend, den
pfarreren dafelbs zimmlicher maß fy us den gehenden fchuldig find zu erbals
ten; ouch ſomlichs den hoben bifchofen by verdammnuß empfolen dft, daß
fy by fömticher zimmlichkeit die pfarrer beſchirmind; ouch die alleraltiſten
jarzyt, fo noch nit vil über 300 jar alt, und deßhalb alſo zu reden nũw⸗
lich geftiftet find ; darus man wol ermeflen mag, daß die Ichenherren allıweg
Die pfarrer verſehen habend , fo geblirt «3 ſich vor allen Dingen, daß ein
eerſamer rat allen Iehenherren dee pfarrkilchen verfünde , daß fü den pfarre⸗
zen, ee dann fy die frücht hinweg fürind, jr competenz , nit uf die fumm
der jarzyten rechnind. Dann die biderben lüt jre gaben nit der meinung
geftift Habend , daß ſy den patronen, funder den pfarreren erſchießlich wä-
rend; damit fy den armen buslüten und elenden deſter bas bandreichung
thün möchtind: Und habend dennoch die patronen jre Ichen uf ſomliche
ſumm verfihen , daran den gmeinden und armen ein abgang befcheben ift.
Hierum kann ſich kein patron wideren, ein zimmliche narung einem vfarrer
zü geben ; dann fu die ouch ggeben habend, ee dann die jarzyt geſtift wur⸗
dend. Man ſoll ouch den patronen kund thuͤn: mo ſy ſich des billichen
wurdind wideren und ſich nit fuͤglich halten, werde man zuͤ den früchten
gryfen. Demnach angeſehen mengerley anfechtung, die hin und wider in
der- welt find, und daß man nieman leere weg ſuͤchen zur ungehorſame,
roub oder gwalt; ouch daß die gaben, fo fry binggeben find, mit feinem
rechten mögend ruͤwiglich widerum hinder ſich langen, ſo iſt unſer anſehen
und gebot: daß die jarzyt, ſo ufgericht ſind, nach gemeinem bruch für und
für one allen hinderfall ſoͤllind ggeben werden, doch mit fömlicher befcheiden-
beit , als hernach folgt.
een nennen
Wir wöllend eerfame befcheidene männera) von unferem rat und burgern
binus zü allen kilchhörinen uf das land ſchicken, und diefelben Laffen mit
den pfarreren und kilchenpflegeren oder anderen us der. kilchhöre verordneten
die jarzyt erfaren und befeben, und demnach mit den genamten verordneten
alſo ſich vereinbaren und verabſcheiden.
e) Es waren M. ulrich Zwingli, M. R. Thumpſen und Junker Hans Edlibech.
"tg von Kammerer Füptl. (Chun)
Beſchluß zc. wegen der Pfarrbeſoldungen ꝛe. 73
Erſtlich. Wo jarzyt ſind, die von biderben lüten, den underthanen,
inem pfarrer geſtift find, da ſöllend dieſelben kilchenpfleger ſomliche jarzyt
u der kilchen handen nemen und järlich ynziehen. Doch gänzlich. dee mei⸗
mng nit, dieſelben unnüglich zu verthuͤn oder under einandren zuͤ teilen,
under daß man dieſelben jarzyt mit anderem Eilchengüt fuber gemmen habe,
aß man jren in fömlich weg gebefleret werde; namlich daß man damit
en armen , fo in derfelben Eilchhöre find, mit willen und rat der kilchgnoſ⸗
en durch das jar helfe, und demnach gemeinem nutz. Und dorum fällend
dachte kilchgnoſſen järlich einem obervogt rechnung geben. Diewyl aber .
em pfarrer noch nit vom’ lehenherren und zehendherren verfehung befchehen,
o ſöllend die kilchgnoſſen jm Die jarzyt Überantworten, bis im der jarzyten
bgang erfeht wirt vom lehenherren oder von denen, die es billich thün föllend.
Zum andern. Was jus patronatus pfründen find, laßt man biyben,
vie vormals beftimmt (ft.
Zum dritten. Bo aber jarzyt an die caplonyen geftift find, die ſollend
ür und für by der caplony blyben, und bis zu abgang jres befikers von
nieman angefochten werden ; diewyl der unnötigen pfaffen balber verordnet
ft, daß man fy im friden laffe abfterben. So ouch Die caplonyen unglych
zeſtiftet find, etlich von alten herren und edlen ganz, und etlich dee meer⸗
eils, etlich aber von gemeinen biderben Tüten , etlich mit dem almuͤſen er⸗
ammlet. Und wie die underſcheiden ſind, wöllend wir, ſo es zuͤ fällen
ummt, iedermann zimmlich und gebürlich recht oder beſcheid laſſen wider⸗
aren nach billichkeit und geſtalt der ſachen.
Zum vierten. Die jarzyt, fo die ſtift und klöſter habend, gott geb, don
vannen Die geftiftet find, föllend jnen ouch gegeben werden jr leben lang;
ytmalen fy doch in abgang gerichtet find. Wo aber denfelben ouch von
em gemeinen armen mann jarznt geftift find, da föllend dieſelben jarzut
ad) Deren abgang in die kilchhöre fallen, doch mit befcheidenheit und er⸗
arnuß unferer berordneten.
Zum fünften fol man unfehen, daß pfarrer oder lütprieſter allenthal»
en nit ſchnöde und ringe competenzin oder narung habind ; damit für und
ür mol gefittet und geleert. Lüt zogen werdind, und den vfaffen nit urfadh
geben werde, den gyl und gutzel wie vormalen wider ufzürichten. Doch
oll diſe narung jnen mit underſcheid geſchöpft werden; dann die pfarrer
illenthalben nit glych find arbeit und koſtens halb.
Zum fechsten. Wo aber dargegen die pfarrer ryche competenz hättend
18 den zehenden« oder lehenherren, da füllend unfere verordneten allen fiyß
mkeeren, daß die pfarrer die jarzyt gütlich an das almüfen der kilchhöri
angen laſſind.
Zum leßten. Damit menglich ſehe, daß wir nit eignen ſunder gemei⸗
ıen nuß füchind, fo föllend oder möllend wir die jarzyt oder gottsgaben
nenglichem vergonnen nach der ftiftung inhalt abzülöfen ; und, wo nit brief
sach gemeinem bruch und rechten der zinfen und [ofung , doch eigenfchaften
Ha grundboden, und ſunſt zum unvergriffenlichiſten nach beſtimmung
inſer herren.“
—
74 Beſchluß sc. wegen der Pfarrbeſoldungen ꝛc.
Zum Schluſſe meldet Bullinger noch:
„Und uf erfarung obermeldter ſachen aller ward zu Zürich in der ſtatt
geordnet ein competenzen⸗ oder pfrundengericht ;. und dafür geladen die
lebenherren der pfarren , mit denfelben geredt und gehandlet nach notdurft,
und endlich den pfarreren jre competenzen beftimmt; und den Ichenberren
anzeigt: fo feer fy die comvetenzen, die beftimmt find , nit bezalind, werte
man jre frücht und jnkommen jnen beften.“ — Da diefe Verordnung auch
auf die gemeinen Serefchaften angewendet werden wollte, gab es PBroteftatie-
nen und Widerftand. —
15
Supplication und begeren der prädikanten
ze Zürid)
an die firengen, feften, eerfamen, wyſen ıc. ratsboten der
chriſtlichen fiätten,
uf 19 tag Augufli 1530 ze Zürich verfammlet. 2)
XXEII
Denedict Burgauer, erſt Pfarrer zu St. Ballen, dann zu
Schafhaufen , hielt feft am der Lutherifchen Abendmahlslehre, und war
deßwegen immer im Streit mit den andern Predigern. Obwohl er in
der Difputation zu Bern feine Meinung nicht mehr zu vertheidigen
wußte , predigte er folche nachher doch wieder , felbft mit Schmähun-
gen der Anderslehrenden. Ex ward von dem immer noch Tatholijirens
den Kleinen Rath begünftigt; und ed entikand durch ihn viel Zwift
und Unruhe. Nähern Auffchluß.geben die Briefe von Erasmus Ritter
an Zwingli vom 26. Hornung und im Aug. 1530 und von Joh. Bovillus
an Zwingli vom 28. März 1530. Zwingli verfertigte diefe Zufchrift
im Rahmen der Züccher Prediger. Die Gefandtfchaft der 3 Orte Zürich,
Bern, Baſel brachte endlich vollſtaͤndigere Reformation in Schafhaufen
zuwege. Den 13. December berichtete der Rath von Schaffhaufen an\
Zürich: Ihre Prädikanten haben fich über den Artikel vom Sakrament
vereinigt , zu lehren wie zu Züri. \
| u
Groggh feſt ze. Lieb Herren! Uwer eerfam wusheit mag ring erwägen,
was übeld und unrats zuͤ diſer aut, dero alle ding fo gefarlich ftond, under
den chriftlichen ftätten entfton möchte, wo fy in der leer nit einträchtig.
Es mag oudy das chriftlich burgrecht zweyerley leer nit eriuden. So aber
Benedictug Burgomer , prädikant oder pfarrer zu Schafbufen , vom ſacra⸗
ment des nachtmals Chrifti nit giych mit ung in allen andren ftätten leeret,
darus arges, nit das kleinſt erwachſen möcht; ift unfer eenftlich beger an
üwer eerfam wusheit: Die welle unfer lieb eidgnoffen und mitburger von
Schafhuſen darzu vermögen, daß fü uns gedachten Benedicten ftellen und
darzü halten, daß er bericht eintweders von uns empfahe oder ung gebe.
Dann: wir jn hierin der unwarheit und unrechter leer leider müffend ſchul⸗
digen, über daß er fich vil eins andren hat laffen zu Bern merken. Er leert
a) Ex autographo Zuinglii auctoris. Simnıl.
!
76 Supplication ꝛc. der präbikanten ze Zürich an die chriſil. Kätt.
ouch unficher und falfcha) , fo er von Chriſti beeden naturen leeret, ſam
Die gottheit ouch gelitten hab, deß wir in, ouch anders, fo mitlouftb) , be⸗
wyſen embietend. Demuͤtiglich bittende: Ir wellind diſe unfere anmütung
im beſten ufnemen; denn mie zuͤ einträchtigheit dee ftätten geneigt fölches
anfinnend, und ſuſt ug keiner andern urſach. Habend ouch lang gewartet,
ob er fich ändren und beßren mwöllte ; fo aber das nit will fun, nöt uns die
enligende notdurft der einiaheit fölches anzebringen. Uns zwyflet ouch nit,
a die prädifanten zuͤ Bern und Baſel glych mit uns in dem banbei
geſinnet
Uwer eerſam pyehelt underthaͤnige praͤdikanten zuͤ Zürich.
a) Zwingll Hatte zuerſt geſchrieben: „lutheriſch.“ b) Wegen Duldung der Bilder
und Beybehaltung mehrerer Dinge aus dem katholiſchen Cultus.
”
1
Zwingli im Nahmen der Brävikanten
von Straßburg, Zürih, Bern und Baſel
an die V Orte der Eidgenoffenfchaft.
— 0]
Die näheren Umſtaͤnde und Beweggründe diefer Zufchrift find nicht
mit Beftimmtheit anzugeben. Zu bemerken ift, daß eine Erflärung der
V Orten Sefandten zu Bern (Hott. Gefch. d. Eidg. 2, 304.); der
Antrag , der im Auguft auf der Tagfagung der V Orten zu Brunnen
geſchah, die Urheber der Schmähungen ernftlich zu ftrafen ; Merkmahle
milderer Stimmung in einigen Orten ; die unwiderfiehliche Ausbreitung
der Reformation in der Öftlichen Schweiz , vielleicht auch Kenntniß von
günftigen innern Bewegungen beym Volk des einen und andern Orte,
den Predigern Hoffnung machten , dag ihre Zufchrift günftige Wirkung
erzeugen könne ; und bey dem gefahrdrohenden Benehmen ded Kaiferd
mag der Wunfch, den Frieden erhalten zu können, bey ihnen deſto
dringender gewefen fen. Diefe Zufchrift giebt einen wichtigen Grund
zu dem Urtheil, dag Zwinglinur, wenn alle Verfuche, Bund und Frie⸗
den mit den V Orten zu erhalten, fruchtlos wären und alle Bande bres
chen müßten, einen neuen Bund zu bilden bifligte, der die religidfe mit
der politifchen Freyheit gegen die V Orte, den Kaifer und andere
Tatholifche Feinde fihere. — Oekolampad fchrieb Zwingli am 17ten
September : Ihre Bittichrift an die V Orte werde vom Rath in Bes
rathung gezogen ; auf einem DBurgertag könnte und ſollte diefe Cache
wegen ihrer Wichtigkeit und Nothivendigteit berathen werden. Einige
wünfchen fie Türzer und Einiges finden fie, das Stoff zum Tadel
geben würde, An Buzer fchrieb dann Oekolampad am 25. October:
„Quinque Pagorum Helvetii pecuniam suam numerarunt,
et concordiam cum aliis redintegrant. Lecta est epi-
stola nostra in comitiis Badensibus, quam
Zuinglius, cum Tiguriessemus, nostræ civitatis con-
cionatorum nomine adornaverat, et Capito, charissimus
frater, isthuc retulit: sed parvo, ut vereor, cum fructu;
fastidiunt enim tam sancta. Verum de ea re si quando
convenerimuüs, ut futurum confido, quid faciendum , inter
cætera deliberabimus.“ (Epp. Oec. et Zw. fol. 186.187.) .
78 Zwingli im Nabmen der Prädifanten sc. an die V Orte.
Gnad und frid von gott bevor. Fromm, feſt, eerſam, wys, anädig,
aünftig , lieb herren! Als fich Leider ſpan halt zwüfchend den fünf orten
und den ftätten, fo einander in der loblichen eidgnoßfchaft mit eim chriſtli⸗
chen burgrechten verwandt , ift zwar über unfer anfchen, daß wir üwer
eerſamkeit mit afchriften anfüchend. So wir aber uns felbs wol bewußt,
daß unfer anbringen us gürem herzen und liebe, die wir zuͤ einer eidgnoß⸗
fchaft habend, kummt; find wir ungesmofler, üwer wysheit trüwliches
und demuͤtiges anſinnen nit verungnaden. Es iſt üch, gnädig, lieb herren,
mol erkannt, wie mit einhelligheit Heine ding groß werdend, und mit zwi⸗
tracht widrum zergond. Welches ſpruchs der erſt teil an ümer eerfamteit
offenlich erfunden wirt; dann jr mit einiahelt us einem nit groflen anfang
in einen groffen ufgang durch bilf gottes kommen; der welle verhuͤten, daß
der ander teil, daß je zergangind us uneinigbeit , nit an üch erfüllt werde.
Nun ift aber die wurz des zergong, der zwitracht , fchon under üch, deßhalb üch
ernftlich ufzefeben ift, daß die nit wyter wachſe, oder aber es wirt üwer übel
ze forgen fun. . Dann je wüſſend, was üch die gunnend, die üch villycht au
zwitracht zichend und reigend; und daß fu (als ze forgen) die zum erften
begertind umzebringen , denen ſy etwas hoffnung madyend ; und degbalb Hilf
‚ wider den andren züfagen nüzid anders ift, weder fo man das bübenhar
ſchirmt; da rupft gemeinlich dee fchiemer wirg weder die guer. So nım
zwitracht die einig urfach ift, die üch in gefar feßen mag; wel ein üble
ſach ift 8 dann, dag man nit alle arbeit dahin richt, daß man die (Ad _
lichen wurzen usrüte? Nun ift aber die urfad) des zwitrachts nüzid anders
weder eigener nutz; der bat von anfang der welt bar nit allein alle rych,
funder ouch die ruͤwigen fröud des paradiſes umkeert. Und mag aber der
eigen nub nit verlaffen werden, es ſye dann die liebe des gemeinen nutzes
aröfiee dann des eignen. Gemeinen nutz hat nieman lieb, denn der die art
und eigenfchaft gottes bat. Der hat alle gfhönfden der ganzen welt fo Lich,
daß er ie! allen verfehen thut one alles widergelten ; dann wer bezalt im jär-
lich nun ein körnli? Nie nemends alles von jm,. und bezalt im nieman
nüzid. Wiewol es in liebe dee gemeinen nutzes bu ung menfchen ein andre
art hat; dann welcher by den mienfchen den gemeinen nuß fchirmt, der bat
den eignen nub beſchirmt; dann wer ift by dem finen ficher , wenn nit das
gemein regiment mit wolftand des gemeinen nutzes die befundren güter
fhiemt ? &o aber der gemein nuß ein eigenfchaft gottes iſt, fo if ie von
nöten, dag man gottes erfanntnuß hab, will man fin art und millen er-
leenen. Nun kann man finen willen nienert weder in finem wort erlernen.
Hierum, jr gnädigen, lieben herren von den fünf orten, wellind um gotted
willen unfer getrüw demütig bitt nit usfchlahen , funder gedenken, daß ge⸗
trüw vermanen der propbeten nie one firaf verachtet ift worden, und mellind
das klar hell wort gottes warhaftig by üch nach allem vermög nüws und
alts teftaments fry predigen laſſen; dann jr by gottes Zorn, den wir einig
ze fürkommen noch einmal verwarnend, das ze hören verfchaffen ſchuldig,
über daß jr us dryen fürnemen urfachen darzuͤ billich föllend gereizt werden.
Die erfte iſt, daß ſich üwre feommen fordren über gottes wort nie ges
fest noch meiſter gemacht, alfo daß ſy das in den zwang gefeht babind:
1) oder „in“ für: ihnen.
Zwingli im Rahmen der Prädikanten sc. an die V Orte. 79
Das predig , du pfarrer, und das predig nit; als aber leider iez beſchicht,
da man us verfürnuß der päpſtleren gebütet vom feafür, von götzendienſt,
von ablaf , und was dergiychen ungegründter leeren ift, damit die armen _
fecten von dem waren beunnen , das iſt, von dem lebendigen gott, von der
anad fines eingebornen fund und von rechten vereeren der muͤter Jefu
Chriſti und aller userwälten abgefürt mwerdend uf dienft und hoffnungen,
die gott nit aefallend, und uns zur zyt des trübfals (mie der prophet fagt)
nit helfen mögend. Ja fölche Irrtum zwingt der papft ze predgen. Und
ift aber by üwren altfordeen bar alimeg fen gemefen gottes wort ze predgen,
und bat fid) deß nieman angenommen in meifterfchaft ze halten. Als ouch
in den chriftlichen ftätten und landen uf den hütigen tag offenbar iſt; dann
Die pur Iuter leer hat allein den weg gewurzet, dab man wider gotted wort
nit bat wellen thün und das nit ynzwingen nach unfer armen menfchen
unverfiändig gütdunten. Deßhalb üwer wysheit und ceerfamkeit wol anze⸗
miüten, daß ir gottes wort fry mie üwre fordren laffind predgen , damit «6
üdh gang wie üwren fordren; und find ouch on zwyfel, wenn je darin
üwren fordren nach das fry laſſend predgen, es werde der erft artikel im
landefriden , darob fidy der ‚gröfte fpan halt: daß twederer teil dem andren
finen glouben nit fölle weder fehen noch haften, nit allein vereinbart und us
fpan genommen, funder ouch vil feündfchaft und Liebe by den ftätten ernümwren.
Die ander urſach ift, daß Fein regiment nie geweſen ift, es hat erkennt,
daß die göttliche kraft allen wolſtand müfle fchirmen und erhalten ; und daß
man gott (und, ‚als glych die heiden vedend, die adtt) nit fälle erzürnen
mit pflanzen der Iuge, mit underdruden der rechten und mit mütwillen,
funder jn mit und us der warbeit, mit unfchuld und zucht bereeren;
oder aber er keere Diefelben ‘von fund an mit finem zorn um, Go nun
warheit, grechtigkeit und zucht nienen ernftlicher weder in gottes wort
geleert wirt , und aber fein regiment one gottesforcht bfton mag; iſt aber
ze fordrift not, daß dag helig gottsmwort , das ein liecht ift, das allen unver⸗
ftand hinnimmt, das ein troft ift aller zwyfelhaftigen und ſchwachen und
ein’ gartner und pflanzer aller tugend, Ayflig by üch gepredget werde.
Die dritte urſach iſt, daß ouch zytliche cer und güter einem volk von
gott geſchirme werdend, fo es fich gottes, mie vor gemeldt ift, haltet.
Denn er fpricht alſo durch den propheten Jeremiam (XXI, 3.4.) zu dem
künig und finem hof, das ift, zu allen fürgefeßten und richteren: Haltend
grechtigkeit und billichkeit, entfchüttend den beroubten von-dem gwalt des fref⸗
am , den frömdling, das waisli und die witwen befümmerend und erärmend
nit, und vergieffend nit unfchuldig blüt im land. Und fo je das ſtyf hal⸗
tend , fo werdend durch. dife vorten des hofs küng wandlen, die in dem ftül
Davids ſitzend, und uf wägen und pferden gefürt werden, ſy und jre Diener
und ir volk sc. In welchen morten und ouch ſuſt an vil andren orten der
gſchrift herrlichkeit und frid ſammt wolhab und gnuͤge verheiſſen wirt denen,
die ſich gottes willens und worts flyſſend. Und giych darnach dröwt har⸗
widrum gott: wo man jm nit ghorſamen, werde er diefelben ugrüten, als
da man einen wald ushowt sc. Uf das. wellend ouch zu herzen faffen, ver»
eeeende herren und lieb fründ, daß üch gott die cee und fryheit, die er
ünren bäteren gern ggunnet, noch hütbytag gunnen will; allein wir fehind
zu beeden foten uf fin wort; dann wir warlich in den ftätten gar nit an«
/
80 Zwingli im Rahmen der Prädilanten sc. an. die V Orte.
derft indend,, obglych etwas zwitrachts wider üdy möchte gfeben werden, denn
dag es nit ein fuendfchaft funder ein fründsblaſt fit, der, von fund an und je
gottes wort fry laffend vredgen, annemend und iwer fitten (die je leider nit
berlöugnen könnend etwas von unferem harkommen abfällig worden fun)
darnach verbeßrend , hingenommen wirt. Darnach denn ze hoffen, daß üch
gott, wie je faft in der chriftenbeit mittel ligend, werde zu eim bufpil , fry⸗
beit und zuflucht machen allee dero, die der warheit begirig ind. Nun
mütend wir ch gott und üwers heils halb groſſe ding ‚zu; aber dephalb
Daß je verlaſſen füllind ein ganz Mein ding; dann was ift Heiner und
ſchiwächer weder ein menſchlicher ratfchlag oder fürnemen; dann wie febend,
daß der höchſten küngen ratfchläg , fo gott nit will, im einem ougenblick ze
nüte und umkeert mwerdend. Ya, wir mütend üch zU, daß je üwer gmüt
niderlaffind und gott ergebind, und alle ungnad gegen den flätten bin-
legind ale gegen denen , die mit der leer aottes worte gar vil bas weder ir
aefaffer find. Nun loufend doch zween tropfen quedfilbers , von flund an
und dag, fo darzwüſchend glegen ift, dennen gethon wirt, zemmen, und wirt
wideum eins, das vor zwey, ja etwann tufende geweien iſt. Alſo wellind
allein das dennen thün, das üch zmüfchend den ftätten teilt, das ift, den
mangel gottes worts; fo habend wir fo vil züperficht zu dem allmächtigen
‚gott, er werde gnad geben, daß je widrum eins in aller liebe und fründ-
(haft werdind wie üwer aller feomme fordren , e8 werde ouch üch an allen
orten ufgon, an zytlichem nit breſten, und werdind allen frommen ein troſt,
allen unfrommen ein ſchrecken, und im ufgang des evangeli nit die festen
ze fünftiger zyt usgefchriben , und nach difem jamertal zu allen gottesfrün-
den in ewige frömd gſetzt. Amen.
Vernemend di unfer ſchryben us feiner argliſtigkeit ſunder liebe und
eer gottes und gmeiner eidgnoßſchaft gefloſſen ſyn; und daß die warnungen
gottes, die glych ze mal ruch und ſträflich durch die propheten gſchehend,
nit ſoͤllend farläſſig in den wind geſchlagen werden; wie vil mee, ſo wir
von gott dahin gewiſen, daß wir üch mit ſölcher einträchtigfeit und fanft»
müt anſinnend, foll keins wegs beracht werden. Es wäre ouch unfer beger
und bitt, mo es üwer cerfamkeit nit zewider , dife gefcheift wurde fründlich⸗
fier meinung vor üwern räten. und gemeinden offenlich vertefen; dann wir
te unfer leer, dero mir in der mwarheit und afchrift us gottet gnaden ver⸗
gwüſſet find, rechnung ze erhalten, und üch darin mit trüw ze dienen und
alles das ze thün, was zu frid umd fün dienlich fon maq, urbüttig find. |
Hiemit find dem allmächtigen herren gott befolen! Dee welle uns alle
fines willens undereichten und nach finem gefalfen föemen und gftalten ! u
Ggeben ze Zürich, fünften tag Septembris, do wir verſammlet wa⸗
rend, 1530,
Ümer eerfamen wusheit
Ä underthänige vrädikanten
zu Straßburg
Zürich
Dern
und Baſel.
— ——vv —— —
Zwingli im Rahmen der Praͤdikanten ze. an die V Orte. 79
Das predig , du pfarrer, und das veedig nit; als aber leider iez befchicht,
da man us .berfürnuß der päpftieren gebütet vom feafür, von gößendienft,
von ablaß , und was derglychen ungegründter leeren ift, damit die armen
selen von dem waren brunnen , das iſt, von dem lebendigen gott, von der
znad fines eingebornen fund und von rechtem vereeren der müter Jefu
Thriſti und aller usermwälten abgefürt werdend uf dienft und Hoffnungen,
yie gott nit gefallend, und ung zur zyt des teubfals (mie der prophet fagt)
zit helfen mögend. Ya fölche irrtum zwingt der vapſt ze predgen. Und
ſt aber by üwren altfordren har allweg fry gemwefen gottes wort ze predgen,
ınd bat fi) def nieman angenommen in meifterfchaft ze halten. Als ouch
n den chriſtlichen ftätten und landen uf den hütigen tag offenbar tft ; dann
ie pur Inter leer hat allein den weg gewurzet, dab man wider gottes wort
vit bat wellen thün und das nit ynzwingen nach unfer armen menfchen
nverftändig guͤtdunken. Deßhalb üwer wysheit und eerſamkeit wol anze⸗
nüten, daß jr gottes wort fry wie üwre fordren laſſind predgen, damit es
Ich gang wie üwren fordren; und find ouch on zwyfel, wenn je darin
iwren fordeen nad) das fry laffend predgen , es werde der erft artikel im
andefriden, darob ſich der ‚gröfte fpan halt: daß twederer teil dem andren
inen glouben nit fölle weder fehen noch haſſen, nit allein vereinbart und us
van genommen, funder ouch vil fründfchaft und Liebe by den ftätten ernüwren.
Die ander urſach ift, daß Fein regiment nie geweſen ift, es hat ertennt,
aß die göttliche kraft allen wolftand müfle ſchirmen und erhalten; und daß
nan gott (und, .ale glych die heiden redend, die gött) nit fülle erzürnen
nit pflanzen dee Iuge, mit underdeuden der rechten und mit mütwillen,
under jn mit und us der warheit, mit unfchuld und zucht vereeren;
der aber er Leere diefelben von ftund an mit finem zorn um. So nun
parheit, grechtigkeit und zucht nienen ernftlicher weder in gottes wort
‚eleert wirt, und aber kein regiment one gottesforcht bfton mag; ift aber
e fordrift not, daß das helig gottswort, das ein Liecht ift, das allen unver⸗
tand hinnimmt, das ein teoft ift aller zwufelbaftigen und fchwachen und
in’ gartner und pflanzer aller tugend, fiyſſig by üch gepredget werde.
Die dritte urfach iſt, daß ouch zytliche eer und güter einem volk von
‚ott gefchiense werdend, fo es ſich gottes, wie vor gemeldt ift, baltet.
denn er forscht alfo durch den propheten Jeremiam (CXXII, 3.4.) zu dem
ünig und finem hof, das ift, zu allen fürgefehten und richteren: Haltend
‚rechtigfeit und billichkeit, entfchütten® den beroubten von-dem gwalt des fref⸗
ıen , den frömdling, das waisli und die witwen bekümmerend und erärmend
sit, und vergieſſend nit unfchuldig blüt im land. Und fo jr das ſtyf hal⸗
end, fo mwerdend durch. dife vorten des hofs küng wandlen, die in dem ftül
Davids ſitzend, und uf wägen und pferden gefürt werden , ſy und jre Diener
ind ir voll zc. In welchen worten und ouch fuft an vil andren orten der
‚fchrift berrtichkeit umd frid ſammt wolhab und gnüge verheiſſen wirt denen,
ie ſich gottes willens und worts flyſſend. Und glych darnach drömt har⸗
bidrum gott: mo man jm nit gborfamen, werde er diefelben ugrüten, als
a man einen wald ushomt sc. UF das. wellend ouch zu herzen faffen, ber»
erende herren und lieb fründ, daß üch gott die cer und fryheit, die er
iwren bäteren gern ggunnet, noch hütbytag 'gunnen will; allein wie fehind
18 beeden foten uf fin wort; dann wir warlich in den ftätten gar nit an«
%
———— — u ur XX — J—
80 Zwingli im Rahmen der Praͤdikanten ꝛc. an die V Orte.
derft indend, obglych etwas zwitrachts wider ich möchte gſehen werben, em
daß es nit ein fuendfchaft funder ein fründsblaſt iſt, der, von fund an und je
gottes wort fry laffend vredgen, annemend und fwer fitten (die je leider ni
verldugnen könnend etwas von unferem harkommen abfällig worden fun)
darnach verbeßrend ; hingenommen wirt. Darnach denn ze hoffen, daß üch
gott, wie jr faſt in der chriftenheit mittel ligend, werde zu eim bufpil, fry
beit und züflucht machen aller dero, die der warheit begirig find. Aum
mütend wie dich gott und üwers heile halb grofle ding ‚zu; aber deßhalb
daß jr verlaſſen föllind ein ganz Mein ding ; dann was ift kleiner ımd
ſchwächer weder ein menfchlicher ratfchlag oder fürnemen ; dann wir ſchend,
daß der höchften küngen ratfchläg , fo gott nit will, in einem ougenblid ze
nüte und umkeert mwerdend. Ya, wie mütend üd zit, daß jr üwer gmüt
niderlaffind und gott ergebind, und alle ungnad gegen den fätten bin
legind ale gegen denen , die mit der leer gottes worts gar bil bas weder je
aefaffet find. Nun loufend doch zween tropfen auedfilbers , von fund an
und das, fo darzwüſchend glegen ‘ft, dennen gethon wirt, gemmien, und wir
widrum eins, das dor zwey, ja etwann tufende geweſen iſt. Alſo wellind
allein das dennen thün, das üch zmüfchend den ftätten „teilt, das it, den
mangel gottes worts; fo habend wir fo vil zuͤverſicht zu dem allmächtigen
‚gott, er werde gnad geben, daß jr widrum eins in allee liebe und fründ⸗
ſchaft werdind, wie üwer aller fromme fordren , es werde ouch üch an allen
orten ufgon, an zytlichem nit breften , und werdind allen frommen ein trof,
allen unfrommen ein fchreden , und im ufaang des. edangelü nit die testen
ze künftiger zyt usgeſchriben, und nach difem jamertal zu allen gottetfrün⸗
den in ewige fröwd gſetzt. Amen.
Vernemend diß unfer ſchryben us keiner araliftigleit ſunder Liebe und
eer gottes und gmeiner eidanoffchaft aefloffen fun ; und daß die Warnungen
gottes, die alych ze mal ruch und firäflich durch die propheten afchebend,
nit ſoͤllend farläflig in den wind gefchlagen werden ; wie bil mee, fo wit
von gott dahin gewifen, daß wir üch mit fölcher einträchtigfeit und fanft-
müt anfinnend , foll keins wegs beracht werden. Es wäre ouch unfer bear
und bitt, mo es üwer eerfamkeit nit zewider , diſe geſchrift wurde fründlich⸗
fiee meinung vor üwern räten. und gemeinden offenlich verliefen ; dann wir
te unfer leer, dero wie in der warheit und afchrift us gottes gnaden ver
gwüſſet find, rechnung ze erhalten, und üch darin mit trüw ze dienen und
‚alles das ze thün, was zu frid und fin dienlich fon mag, urbättig fin.
Hiemit find dem allmächtigen Herren gott befolen! Dee welle uns alle
fines willens underrichten und nach finem gefallen förmen und aftaltn!
Ggeben ze Zürich, fünften tag Septembris, do wir verſammlet wa⸗
rend, 1530,
Uwer eerfamen wysheit
underthänige vrädikanten
zuͤ Straßburg
Zürich
Bern
und Baſel.
— —— —
81
Urſachen,
um derenwillen Philipp, landgraf in Heſſen, in das chriſtliche
burgrecht ufzenemen.
Auf dem Religionsgeſpraͤch zu Marburg wurde zwiſchen dem
Landgrafen Philipp von Heſſen und Zwingli über den Ein-
tritt von Heflen ind chriftliche Burgrecht unterhandelt. Am 30. Suli
1530 ward ed von Zürich und den 16. Nov. desfelben Jahres von
Baſel gefchloffen. Bern wies dad Begehren der Burgerflädte, den
Landgrafen auch ind chriftliche Burgrecht aufzunehmen , ab.
Heß hat nach der vereinung mee von unfertmwegen gftellt weder von
finetwegen.
Er hat ouch fern? im krieg ung zügefprochen 10. ?
Es habend ouch üffere ftätt fern unfern berren teoftlich zügelprochen ;
darum daß fy mol ermeſſen konntend, wenn es und umgangen, an jnen
ouch wäre.. Alſo ſolltind wir ouch denken ic.
Heß hat fich verwägen uns zu bilf kommen in unfeen landen, wo er
frid haben mag; und verficht ſich wenig hilf zu uns.
Unfere meinung vom facrament wachst durch in uf im Niderland.
Item herzog Jörg bon Sachſen ift? fin ſchwäher, beryog Hans fin
verbündter, herzog von Lünenburg, von Brunſchwyg, Thüringen, Zwey⸗
brügg, biſchof von Mainz fin verſtändiger ꝛc.
— (Ds
1) vor einem Jahr. 2) scil. Hilfe. 2) Ehurfürft von Sachſen.
Swingli’s ſaͤmmtl. Schriften. IL. 358. 3. Abthlg. 6
— — — —
82
Zwingli in ſeinem und der Pfarrer Engelhard umd
Leo Juds Hahmen an Burgermeiſter Röuſt
und Stadtſchreiber in Zürich,
jeßt Boten zu Baſel,
und, -fo fie verritten, Joh. Oekolampadio.
Der Wunfch , den Streit zwifchen Luther und Zwingli und den
Kirchen ihrer Parthey beyzulegen , und die proteflantiichen Staaten in
einen Bund zu vereinigen, brachte Buzer dahin, daß er Luther eine
zwendeutige , verfängliche Wortformel zugab, worin beide Partheyen
dann doch wieder ihre eigenthümliche Meinung folten verftedden können.
Dagegen erklären fich bier die Zürcherifchen Pfarrer:
Herren Röuften und ftattfchryberen von Zürich , iez boten zu Baſch,
und, fo fü vereitten, Joh. Decolampadio gnad und frid von gott bevor.
Fromm, eerſam, wys, gnädig, günftie , lieb herren, üch fyend alle
eerbietungen ꝛe! Nachdem wir die mittlung Martini Buzers, unferg lieben
brüderg, verlefen,, darin mir grofien nachteil hättind, mo die warbeit möchte
verteochen oder vermuslet werden, bat uns nüzid fo hoch beduret als die
wort: „Der war Inb Chriſti und Das war blüt find warlich im
nachtmal 0°; nit daß ung diß wort „war und warlich“, fo feer es recht
genommen , mißfalle, funder daß's der gemein menfch im tütfchen alfo ver:
ftat: dee ware felbs wefentliche Iyb Chrifti wirt warlich mwefenlich im nacht⸗
mal geeffen , welches die Lutherifchen allweg geredt babend. Und will aber
der einfaltig dadurch verfton , fam Chriftus natürlich wefenlich gecften werde
mit dem mund; mie duch Luther gelceret hat, wiewol er davon zu etwas
malen gefprungen und geredt : das facrament werde Inblich geeſſen. So aber
wir ‚vom Heiligen facrament nie anderft weder mit worten geredt babend,
die ouch by den alten brüchig gemefen find; und die Lutherifchen under ber
perſon des Luthers treffenlich befchiemt werdend, die aber fo ungebörte und
unchriftliche ding in difem handel geredt habend ; könnend mir mol erkennen,
daß dife epiftel zu. künftiger zyt nüzid denn zangg gebären wird, dann man
füllte nutalame die Iutherifchen prattiken wol erlernet haben. Und fo dann
dife wort „war und warlich“ in gemeinem tütfchen, als iez der ſpan fat,
alſo vom gemeinen mann verftanden wirt, mie obgemeldt, für weienlich na
türlich felbs gegenmwürtig ; und Buzer uf das klar einfaltig, das wir anzeigt
habend, das alfo Iutet: „Wir befennend , daß der Inb Chriſti im nachtmal
Zwingli in feinem und der Pfarrer Engelhard u. Leo Juds Nahmen sc. 83
ügegen ſyge, nit Inblich oder natürlich ſonder faceamentlich , dem reinen
uteren gottsförchtigen gmüt“, daß ja Buzer uf das nit hat mögen kommen,
onder wider kummt mit den Lutherifchen afiichen und abwegen; fo gebend
vie üch zu erfennen, daß wir ganz und gar by der borabgeredten meinung
Ayben mwerdind, die feft in difem finn vergriffen ift: Chriſtus Iyb ift
‚m nachtmal gegenmwürtig, nit [yblih nody natürlich fonder
racramentlich, dem reinen luteren gottsfördhtigen gemut.
Dann jr mwerdend ſehen, daß vorgeben zu nachteil der warheit nit gut wirt
thün, und daß dig dunkel vermengen der finfternuß und nit dem liecht vor⸗
helfen wirt. Capito hat die meinung, ouch Buzer felbs vormals zimmlicher
anbracht weder jez. Nun Lönnend wir wol an der langen zyt, fo die ſach
bersogen ift, merken, daß vil dazwüſchend mir Luthern gebandlet und vers
ſuͤcht iſt; fo er aber darüber nit wyter zu der warheit fürderung nachgibt,
fonder ie mee und mee ungefchicdter iſt, will nit zimmen, daß wir die war⸗
beit um der Eybigen lüten willen ienen laflind vernachteilen. Aber von der
einigung und händlen wegen, fo vor ougen find, gebend wir zuͤ, daß Buzer
fin gefchrift, fo feer jr daran ouch fon mögend, mag an den F. von L
Laffen usgen, damit ander fachen zü befferen ruͤwen gefürt mögind werden..
Bo aber ieman fich Flagen wirt, die warheit fye jm verfinftert, oder uns
zyhen, wir babind die verlaffen, wöllend wie die hand offen baben ung ze
erlüteren und by der warbeit ze biyben, unangefehen obalych die ganze welt
ung befchuldige , fam wir frideng ung nit flyffind; dann wir fehend, das
diſe finftere angft us fürwitz kummt.
Gott, der ung ie gefürt, wirt ung wyter bringen: Ir wüſſend, liche
herren , daß difes alles nun ein fchirm des Luthers ift und nit der mwarbeit.
Dann fo wirs ie befebend , fo ift der meerteil aller chriften unfers ſinnes,
und wirt fich das von tag ze tag erfinden. Daß Dugfpurg iez alfo flat,
kummt us denen, die unfers finnes find, und nit us den lutberifchen. Wo
aber die einigkeit, fo vor ougen, dadurch füllte gehindert werden, mögend
je wol wüflen, daß wo ſy glych gemacht wurd, und aber der zwitracht fü)
von ung fcheiden möcht in den gemütern, daß es ein kalt ding und unbe:
Händig wär. Deßhalb von dero einigkeit, die fich fölche kämpf lieſſind
Drängen, nit groſſe forg ze baben ift; dann wir def gefinnet, daß wir mit
difem fpan mit inen gemeines gloubens halb fründfchaft und einigkeit wol
tönntind haben als wol, als mir iez päpftifch und lutherifch mit einandern
wider den Zürggen zugind; dann die einigung wurde gemacht zu ſchirm
tüt, landen , gmeiner grechtigkeit und der fumma des gloubens sc. , in dero
wir einig find. So aber fy das nit mölltind thün, fähind wir wol, daß
fürwik und mißtrüm da wäre; fo wirt ouch nit not fon, dag man fy für
die warheit feke.
Wann etwann einigkeiten in den- fpänen der leer gemacht, fo hat man
in eine Purze lutere ſumm vermwilliget. Wiewol nun das nun ein befundere
eviftel ift, mit ein ertrachtete vereinung , ift fü doch ein mortenfaat und
fampfspflanzen ; mögend wol Inden , dag ſy usgedruckt, doch ung gar uns
vergriffenlich.
Dertröftend fuft unfere lieben herren und burger von Straßburg mit
andern fachen weder mit difer jämerlich erfochtnen einigung, die nit bften
möcht. Bott ift alt, aber nit krank, bat uns noch Eraft und rats gnüg ic.
84 ‚ Zwingli in feinem und der Pfarrer Engelhard u. Leo Juds Rahmen x.
Gott mit üch! Ggeben 20. Rovembris MDXXX nad) 2 fund nady mitteg.
Lafiends Decolampadium ouch lefen.
Umer eerfamen mwyshelt und fefte
| underthänige
Heinrych Engelbert
Leo Jud
Huldrych Zwingli.
Iſt mit rat und verhören der verordneten alles verleſen. Dem beim
hat man 2 gl. ggeben und ab der herberg glöet.
85
Inſtruktion für Malenſtad.
Aus Zwinglis Handſchrift.
— —
Als in Walenſtad die Kirchgemeinde das Mehr follte ergehen laſſen:
ob fie die Meſſe beubehalten, oder die Reformation annehmen wolle,
wurden die Hinterfäßen und die Kirchgenoflen außer der Stadt, befpn-
ders die vom Dörfchen Quinten, welche fich zur Kirche von Walen-
ftad hielten, aber auch Pfarrgenofien von Quarten waren, von
diefem Mehr ausgeichloffen, und auf diefe Weife fiel das ehe zu.
Gunſten der Meſſe aus. Dieß gab Streit. Die Bürger im Städt
chen fprachen den übrigen Kirchgenoffen dad Stimmrecht ab; dieſe
behaupteten ed, und Zürich unterftügte fi. Der Schultheiß Bünzti
zu Walenftad aber arbeitete eifrig entgegen. Um allen Kirchgenoſſen
zum Gtimmrecht zu verhelfen und das Mehr zu Gunften der Refor⸗
mation zu lenken, ward Vogt Jaͤklin von Grüningen im November
1530 mit der folgenden von Zwingli verfaßten Snftruftion hinge⸗
fandt; auch Gefandte von Glarus kamen zum gleichen Zweck dahin.
Es entftand von den Katholifen ein Auflauf, wobey die Gefandten
geſchmaͤht und fogar Waflen gegen fie gezuct wurden, weßwegen
dann auf Beſtrafung der DBeleidiger gedrungen ward. C Initruftion
auf Mittwoch nach Luciaͤ [13. Dec.] den Boten nad) Sargans.)
Den meilter Jäklin beiffen uf morn famftag znacht ze Wefen, und
morndeß fruͤ über fee gen Walenftad, daß er da by der kilchengmeind fye.
Es mirt ouch ein bot von Glaris zu jm kommen ıc. |
Der gemeind anzeigen: wie jro vom kaiſer gfagt, daß er die meh erhal⸗
ten, das ift nit war, wirt ouch nimmermee erhalten werden mögen mit
gotted wort.
Das ouch anzeigt, was etlich brief über Rhyn har vermögind, wie die
ſechs ſtätt in kurzer zut gezwungen werdind die meß widrum ufzerichten,
muͤß man zuͤ gott hin ſetzen. Aber des kaiſers ſachen ſtond einen andern
weg; denn der Türgg in Sibenbürgen ob vierzig tuſend menſchen hingefürt
oder erfchlagen,, rüft fih uf Sicilien und Zütfchland mit großem züg.
Darzü werdend noch meer lüt darzü reden, ee und man die fechs ftätt alſo
lafle von gottes wort dringen.
Zudem find der weltlichen fürften mee, die bym evangelio ftond, weder,
die damider; und ftond die evangelifchen fürften und ftätt fe. Es ift ouch
Duafvurg; das vor allweg uf der päpftier ſyten geftanden, zum evangelio
afallen.
88 Schreiben der geheimen Räthe von Zürich sc-
achabt; habend doch befonder Lüt an fy, vuch an unfer mitburger son
Coſtenz angemütet: ob der verftand des facraments halb von uns eim
befanntnuß werde erfordern, ouch ob man den artikel werde in die Wereinung
fegen und erlüteern ; babend fy geantwurt: nein. Uf das alles bin habend
wir den handel getrümlicy und ernftlich für rat und burger getragen, wie
je nun wol bericht, die mit gröſſerer einbelligfeit verwilliget, weder wir
felbe verhoffet habend ; und ift dag die treifenlichftie bewegung geweſen, dai
wir vormals mit herren landgrafen gar nad) giychen verſtand gemacht, und
aber im ſelben unerſuͤcht und unangtruͤrt iſt / was ein ieder des lybdlichen
Indbs halb im nachtmat gloube , fonder genüg gemefen die bouptfumm u)
gloubend bekennt und zu deren gfebt haben; ift uns nie anderſt zu firn
fommen , dann der bandel werde glycherwys vollftredt; dann wir im geiſt⸗
lidyen effen des gloubeng, welches der fürnemlich geund und fumma if, cin
find. &o wir iez aber erfücht: nit allein ob wir üwre befannmiß alfo wei-
Lind Laffen befton, funder ouch ob wir glycherwys ung pflichten und bekennen
wellind ; werdend wir zwüfchend roß und wand gedrängt. Dann zu einem
könnend wir wol ermeflen, daB es den fürften und flätten nit fürderlich, ſo
man vernemen fol, dag wie mit dem handel angelangt, babind aber daryn
nit gewilliget. Dann wir dennoch erwägen mögend, was gewicht wir dem
handel in Hochtütfchland uflegen mögend; ouch was troftes die päpftler ab
unfer teilung empfahen und die fpänigen gwitracht wyter pflanzen mögen).
Zum andern vermeinend wir gewüß zu fun, daß fo wir eine befanntnis an
unfre rät langen lieffind, daß fy und der handel überall cher wurd abgefchlagen we⸗
der zünefagt und wyter unmwillen erwachfen; darum daß ung von feiner bekannt
niß nüzid eroffnet, und wir fo fryhin ungewilliget, und demnach exft verunwer⸗
tert und erfücht follind werden, die doch in der widerfart des evangelii, Die
gott anädiglich uns zugefchiden, die erften geweſen find, die erftlich zuͤſam⸗
mengefeßt, und demnach ſchirm und bilf den ſchwachen by uns berum mit
gottes gnad gethon habend; deshalb wir, wie geſagt iſt, zwüſchend roß und
wand drängt. Und will ung aber für beſſer anſehen, damit nieman verkürzt
werde, ouch niendert geirret, wir laſſi nd den handel on woter fürbringen
ftillton , bis je unfer meinung, die wir boffend by ung erhebt werden, ver»
nommen, und, ob es üch gut will dunken, feerer bewerben mögind gegen
den fürften und ftätten; und balt fich unfer meinung alfo. üch iſt wol E:
wüſſen, daß wir im nachtmal Chriſti die wort: „Das iſt min Inb zc.“
verlöugnet, nie geändert, noch gemindert, fonder die allmegen als Beilige
wort, die us dem mund gottes kommen, geachtet. Aber von des finnes
wegen ber mworten find wir (doch nit wir fonder die heilig ſchrift) zueifpältig
gegen denen, die da fagend , fu follind natürlich verftanden werden; dann
wir, mie anügfam us der heiligen ſchrift durch die aleerten erfochten if,
wol wüſſen könnend, dag der Inb Chriftt natürlich, Iyblich, ſubſtanzlich oder
wefentlich nit mag geeffen werden , der die weit verlafien bat und zu bimmd
aefaren , und fürbin, wie er felbs redet, nit wirt in der welt fun. So wir
num nit erforfchet werdend von des geiftlichen eſſens wegen, das doch di
ſumma gar it, fonder von defwegen, ob wir befennind, daß der (gb Ebriki
weſentlich im nachtmal zügegen ſye, das doc) nit fyn mag gottes worte balb;
und fo wir es aber nit bekenntind, für ireig usggeben wurdind und verfchupft;
ouch dancbend die, fo um die warheit erforſchet werdend in den ſachen des
Schreiben der geheimen Raͤthe von Zürich ıc. 89
gloubens, nüts zwyfelhaftigs oder byweg verſtändigs antwurten ſolltind; ſo
will uns ie nit zimmen, daß wir anderſt befennind, weder wir im herzen
und glouben befinnet find. Dann wir wüflend zu erwägen, was ung zülest
uf den bals wachen wurde, fo wir in difem handel anderjt befenntind, weder
wir by uns offentlich thünd.
Wir habend ouch darby güt zu gedenken, daß üwer befanninuß, zu
Dugfpurg dargethon, der zyt und gelegenbeit nach , ja ouch den fchriften
nach, fo man die recht annimmt, mol ze dulden ift, ja denen, die einmal
alfo die antwurt ageben; und laflend die gütlich ümerthalb, beiyben, daß
wir nit willens üch daryn ze reden, dann jr in der ſach nit verſchruwen
als wir.
Wir habend offentlich geſpräch und diſputation gehalten, und darin
on verholen bekennt nach vermög gottes worts: daß der Inb Chriſti nit
weſenilich im nachtmal ſye, ſonder allein zuͤgegen ſye dem glöubigen gemüt
mit anſehen des gloubens. Und ſo wir uf das alſo bekenntind: der war
lyb und war blüt ꝛc. werdind warlich dargereicht; wer könnie anderft geden-
ten , dann daß wir durch die wort „war“ und „warlidy“ verftündind: der
ſelb iyb wirt natürlich und weſentlich dargeboten; und daf wir damit der
warheit abgeftanden wärind.
Es ift ouch zu gedenken, daß wir nit ung felbs lebend ſonder ouch den
nachkommenden zyten und menſchen; und ſo wir iez die warheit nit bis
in'n tod hinyn bekenntind, ſonder dero abſtuͤndind us forcht oder begird,
wär das nit ein verwirrung ouch der könftigen welt? wir geſchwygend, wie
fvöttlich ung das wäre, daß wir der erkannten warheit abgeſtanden ſyn ver⸗
dacht ſolltind werden.
Wir ſollend ouch unbeteachtet. nit Laffen, daß, fo, man alfo fpricht:
Ehriftus bat im nachtmal, und thüts ouch noch mit den worten: „ Dad iſt
min lyd ꝛc.“ fin war fleifch und fin war bluͤt warlich zuͤ eſſen ggeben zu
einer ſpys der feel zc. in der form dee worten nit allein die lutheriſche fonder
ouch die päpſtiſche meß befton mag. Dann fo mit den mworten die ſpys der
feel ageben wirt; fo ift es fehon erobert, daß den worten die kraft und ver⸗
mögen des geiftlich geeßnen lybs Chrifti wirt zügelegt, fo ſtat daran das
ganz papfttum wider uf. Dann das gebrift jnen allein, dag fy den Iychnam
Chrifti nit follind vermögen zu machen obglych nun geiſtlich. Deßhalb die
wort nit anderft müffend verfianden werden weder die: „ Das ift min Iyb ıc“,
dero finn nit it: Das it min geiftlicher Iyb, oder, das ich da biet, das iſt
Die fung der feel, fonder: Das ift ein facrament, zeichen oder bedütnuß min,
Daß ich mich zu der fpys der feelen dargegeben hab. Dunn fo da der lych⸗
nam Chrifti felbe, und obglych geiftlich , angeboten oder gereicht wurde; fo
brächte das uffer eflen das inner, und dörfte keins bewärens fin ſelbs vorhin,
fonder, wer nit gloubte, der wurd mit dem geiftlichen Darbicten gläubig ;
welches alles, wie acfagı ift, das papſtium und lutbertum wurd ufridhten.
Darum nun oud) die wort: Chriftus hat finen waren Iyb zu einer ſpys der
feel warlich im nachtmal zü eſſen gegeben, glycher wys muͤſſend veritanden
werden alfo: Chriſtus hat im nachtmal cin figur, cin facrament oder zeichen
ggeben fines waren lybs ꝛc., den cr warlich für uns in'n tod geacben bat zuͤ
cim troft der feel.
⸗
90 Schreiben der geheimen Räte von Zürich sc.
Wiewol wir nun verftanden habend , daß üwer vrädikanten ſich ires
finns erlütert, daß fy im finn mit den unfern gehellind , noch fo berfiond
es die Lüutherifchen zu eim nit wie ſy; zum andern, ob ſy glych mit einandren
einbellig wärend, fo folfend doch die wort unerlütert nit blyben; oder abır,
wenn man foricht: Chriftus hat finen lyb geiftlich dargeboten zu eſſen, wirt
folgen, daß die facramentliche reichung den lychnam Chriſti geiftlicy zü einer
ſpys der feel anbiete, das ift, glöubig mache; dann geiftlich eſſen ift nüts
anders dann glouben. Dan laßt fich oft der menſchen anfeben und der
mworten ganz blenden. So man fpricht: Er hat finen Iyb angeboten ıc, iſt
ouch im wort „angeboten“ ein ambiguitas oder ſpaltung. Wir veriiend
durch „anbieten“ anzeigen und mit dem zeichen zu betrachten geben; fo ver-
ſtond die lutherſchen: der lyb Chriſti werd im brot darggeben alſo dus
das dargeben die feel ſpyſe, welches ſpyſen ift glöubig fon. So müfte je
das facrament glöubig machen. Und ift aber in fumma das facramınt ein
uſſer üben des gloubeng, der zuͤvor im menfchen ift; dann er foll fi su-
bor bewären, wie es um finen glouben ftande, ce und er hinzu gange
UF dife unfere erlüterung zeigend wir üch beftee meinung an, daß Ir
eintweders gegen den fürften, fo feeer je ung gern in der bereinung habın
wellend, wurbind', daß ſy fich des befenneng unſerthalb verzigind, mie wir
mit herren landgrafen gemacht habend ; oder fo fy ie ein gemeins bekennen
“ wellend haben, daß dasfelb namlich und mit hellen worten alfein uf das
fürnemlich effen des geiftes diene uf ein fölche oder beffere meinung: Bir
bekennend, daß Chriftus im nachtmal ift, wie er gefaqgt bat: Wo wen
oder dry in minem namen verſammlet find, da bin ich in mitts unter
inen; und welche jn alfo im nachtmal nit haben wellend, daß die nit
babend das nachtmal des herren. Zum andern. Wir befennend, daß das
recht fürnem effen des lychnams Chrifti vertrumen und glouben ift. Zum
dritten. Wie befennend ouch, daß er facramentlich im nachtmal geeffen wirt.
Und fo dero keins fun möcht, wurdind wir nit wyter wüflen ze handlen
one offen fürbringen, nach welchem wir uns abſchlags aänzlich verfebend;
und wurde deßhalb das beit ſyn, man Lieffe demnach den handel in ir
ftilfe erfißen.
Wir erfehend uns ouch, daß üwerthalb nüts abgefchlagen noch hinder
ſich zuffet wurde; dann wir verftond uns des evangelii alfo, daß ſoten⸗
mal wir im houptbandel des evangelii, ouch im geiftlichen effen eins, des
wir dannethin ouch mit den Lutherfchen könnend bündnuß haben, mie f
joch den lyb Chriſti mefentlich zu effen vermeinend; mie -vil meer könnend
wir dich, 0b gott will, halten, Die wir wüſſend wol und recht geſinnet fon;
da wir ouch mögend ermeſſen, in mas geftalt die fachen geweſen, da tt
üwer bekanntnuß zu Ougſpurg ggeben, und wie üch zimme in üwerem
perflanid. zit verharren. Dann jr ingemein vom facramtent geantwurt, da
üwere wort mol befton mögend. So aber wir erfordert, werdend wir mit
namen darlım erfordert, was wir von dem mwefentlichen eflen des Inbs Ehriif
baltind; werdend wie unfer glouben und meinung nicht bergen, man luft
es dann by den gemeinen vorangezeigten nieinungen blyben, das mun euch
billich thät. Dann es folftind die fürften neben anderem teachten, dag feld
fürwiß dem herren gott nit gfallt, fonder die fach allenthalb gerrülich mei⸗
nen one. allen vorteil.
Schreiben der geheimen Raͤthe von Zürich ıc. 91
Der legation halb in Frankrych ze ſchicken gebend wir fein antwurt,
fo wie noch im houpthandel nit vereint find. Gfallt ung ouch der rarfchlag
nit, daß wir folltind one wüflen und willen der prädikanten in cin dunlle
befanntnuß gon; dann ee ein handel iſt, den fy us gottes wort fürend;
will deßhalb nit zimmen , daß wir folche fluchten fücyind, fo ſy der leer
vorficher find,
92
Zuſchrift der geheimen Käthe von Zürich an die
bon Bafel. |
Auch von Zwingli verfaßt.
Obige Zuichrift an den geheimen Rath von Straßburg wurd
zuerit Baſel mitgetheilt mit der Bitte, folche dann nach Straßburg
zu überjenden. Der Rath von Baſel fand diefelbe bedenklich, und
hielt fie zuruͤck, bis von Zürich aus eine Antwort auf feine Bedenken
über diefelbe eingebe. Die Antwort der Zürcher an Straßburg (fchrieh
er 15. März 1530) finde er fo gefährlich, daß fie zu einer Spaltung
führen könnte. Sie wollen fich zu Baſel auch nicht in die Straß⸗
burger Bekenntniß verpflichten. Aber um bey den Auswärtigen nicht
angefehen zu. werden, ald ob wir zwiefpältig , folle man erklären, das
wir jene Bekenntniß nicht unchriftlich finden und verwerfen; damit
fen heiterer Erläuterung und der Wahrheit nicht? benommen ; man
widerfpreche auch der Bernerdiiputation nicht. Sie haben dad Schreiben
noch nicht abgehen laſſen, und bitten um eine mildere Erflärung.
„Warum follten wir und der Morte Chriſti, ob die den Unwiſſenden
‚gleichwie den, Kapernaiten dunkel, nicht gebrauchen?“ Cie jucen
die Ausdrüde in jener Bekenntnis durch Erklärung mit der Zürcher
Meinung zu vereinigen. „Wefentlich, Teiblih“ fey in der Straf:
burger Bekenntniß nicht aufgenomen. Papſtthum und Lutherthum
werde damit nicht aufgerichtet. Hierauf ward die folgende , auch von
Zwingli verfaßte, Antiwort ertheilt. —
Als die vier Städte durch den unklugen und unduldfamen Eifer
Luthers und des Churfuͤrſten von Sachſen von dem Buͤndniß
ausg efchloffen wurden, bis fie würden die Augaburgifche Confeſſion
unterfchrieben haben , verflanden fie ſich endlich dazu, weil fie font,
ohne Hülfe von ihren deutichen Mitſtaͤnden, der Macht des Kaiſers
und der Zatholiichen Stände wären bloß geitellt geweſen.
Unfer fründlich willig dienft ce. Wir babend abermals üwer fihryben
und chriftenlich wolmeinen by dem artikel des facraments des lyds und blüts
Jeſu Chriſti unfers feligmacherg verftanden, und könnend nit anderft merken,
dann dag eintiweder je uns oder wir üch nit. recht verſtanden dann unfere
neinung nie anderft gemefen und noch nit ift, dann dag wir die befanntnuf:
Zuſchrift der geheimen Raͤthe von Zürich an bie von Bafel. - 93
fo üwer und unfer fürgeliebte fründ und chriftlich mitburger von Straßburg
uf dem ruchstag zuͤ Dugfpurg getban, unverworfen für chriftenlich recht und
gut achtend und habend, und ung damider in feinen weg feßend, fonder
inen die gern ZU» und ſy darby unverhinderet beinben laſſend; daby ouch
ung gern mit den evangelifchen fürften und flätten, fo ſy nit fonder bekannt»
uuffen von ung erforderend, in fründfchaft und verftändniß nach inhalt ver⸗
griffenen notels ynlaſſend und die nit usfchlagend ; dag mir aber von dem
twefentlichen und beiteren verftand der worten „das ift min lyb u. f. f*, wie
der by ung erhalten und bishar geleert und gepredigt worden ift, ftan, und.
ung uf die verdüntelte! uf beid weg verftändige wort bemeldter befanntniß
füren laſſen, und alfo gefehen werden fölltind, als ob wir geirrt und die
unmwarbeit gehandhabt haben folltind, mögend jr, fürgelicbte eidgenoflen,
wol bedenken, fo uns Martin Luther byn hornen erwitfchen, was rüms
und figs er von ung usgieffen, was nachteils und fpaltung es ouch gebären
wurd. Darum mögend wir die befanntnuß gemeldter üwer und unferer
mitburgern von Straßburg als chriftentich ungeftraft mol beiyben laſſen,
ift uns ouch ganz unverlchlih. So man aber von ung ein befanntniß
erforderen, und wir ie antwurt geben müßtind (das wir doch nit gedenkend
in difem handel vonnöten fun), mwurdind wir unfer meinung und berftand
mit heiteren und verftändigen worten dartbün; dann mie wol jr ung fründ⸗
licher meinung berichtend, daß jr us den worten in Straßburgifcher bekannt»
niß begriffen, daß nämlich Chriftus ung im nachtmal finen waren Iyb und
wares blüt zu einer ſpys der feelen warlich zu eſſen und zu trinken gebe,
nit verftan Lönnind , daß darum das papft> oder lutherthum mwiderum ufge⸗
richt werde u. f. f; fo Lönnend wir doch anders nit befinden, dann daß man
us dem „zu effen geben“ dag darreichen verftan, und alfo die feligkeit widerum
uf den darbietenden pfaffen, obfchon nit iez, doch folgender zyt geftellt wurde.
Dann nit allein im nadytmal , fonder da Chriſtus erboren und geftorben, tft
er uns dargegeben , und ſölichs ſines darbieteng hat er ung durch wyn und
brot ein facramentlich zeichen gaeben; und gibt fich ſelbſt warlich und weſent⸗
lich oder fubftanzlich nit, fonder die chriftglöubigen, fo uf in boffend und
vertrumend, bringend Ehriftum ſelbſt mit inen ing nachtmal durch den glou⸗
ben, alfo daß unfer nachtmal nit ytel oder los, fonder Chriftus darin ift
durch befanntniß der glöubigen gott liebenden feel. Dann vor und ec das
brot oder der wyn dargeboten wirt, müß der gloub ſchon uf Chriſtum, dag
Der für ung geboren, gelitten und geftorben, geftellt und verficheret fon, daß
ſölichs ung zu erlöfung und zuͤ erlangung ewige lebens befchechen fyg; und
dermaß befennend wir Ehriftum der glöubigen gott Liebenden feel im nacht⸗
mal zugegen fon. Daß er fih aber felbs zu eſſen gebe, ift ein zweyverſtän⸗
Dige red und unferer heiteren befanntniß nit zum änigiſten.“ Deßhalb wir
es by vorgegebner unfer antwurt beiyben lafiend. Und fotenmal je dann
ſelbs ſchrybend, daß es nit die meinung füge, daß wir ung einer nüwen
befanntmiß ufthuͤn, fonder allein zu uslöfchung unferer widerwärtigen un⸗
warhnftigs fürgebens, und damit das vertrumen und die liebe der ufleren,,
fürften und flätten defter höcher gegen ung zuͤneme, bernemen laſſen follind,
1) verdunfelte. 2) nicht zum mindeften, weit entfernt; änig von.ane, der alten
Form von ohne.
94 Zufchrift der geheimen Raͤthe von Zürich an die von Bafel.
ob wir ung gemeldter von Straßburg confeflion unverworfen mögind gefallen
laffen; fo babend jr da oben unfer meinung, daß wir ung nie darwiber
aefent und die zü verwerfen nie gedacht, aber ung in diefelb zu verpflichten
möchte ung nit gemeint fon, ale wir ouch wol berftond, daß ſölichs ron
ung nit beaert wirt. Und darum, fürgelichten brüder und chriftenlich mit-
burger, mögend jr gedacht üwer und unfer chriftenlich mitburger von Straß⸗
burg unferee meinung wol berichten. Denn fo feer den uiferen fürften und
ftätten gemeint fon will, uns one fondere befanntnuß [ut aemeldten notels
zu ſich in chriftenliche verfprechniß zu nemen, werdend mir es nit weigern;
mo das aber nit fun möcht, und wir ie zu difer oder jener befanntnug wen⸗
den folltind, werdend wir dem gott vertruwen, ber ung bishar erhalten hat
und fürer niemer laſſen wirt alle, die in in hoffend. Wolltend wir üch uf
üwer fchruben und hochermanen nit verhalten. Dann worin wir üch on nady»
teil begründter warheit mwillfaren möchtind, follend ir uns allweg zu ümerem
willen bereit finden. Us Zürich frytags nach Deuli (31. März) 1331.
95
Geheime Rathſchlage gegen die V Orte aufden
künftigen Burgertag.
nach Quafimodo 1531.
Mit dem Anfang des Jahres 1531 wurden auf den gemein-
eidgenoͤſſiſchen Tagfagungen die gegenieitigen Beſchwerden und Klagen
der V Orte gegen Zürich, und Zuͤrichs gegen jene immer lauter und
bittere. Jene Hagten: der Landefriede werde von Zürich an ihnen
nicht gehalten. Die Zürcher fchliegen mit Fremden Burgrechte, zu⸗
wider dem 2ten Artikel des Friedens; willkuͤhrlich, ohne die Rechte
der beiden Schirmorte, Luzern und Schwyz, zu beachten, handeln
fie mit dem Abbt St. Galliſchen Land, und hindern die von Luzern
an der Befegung der Schirmkauptmannfchaft ; ebenjo regieren fie in
den gemeinen Herrichaften, im Thurgau, Rheinthal, Sargans, nöthix
gen zur Ermehrung der Reformation wie 3. B. in Walenſtad, oder
brauchen felbft Waffengewalt, wie zu Griegeren und Oberried im Rheins
thal, und die mit Mehrheit gefaßten Befchlüffe der regierenden Orte
machen fie ungültig, Zu Necht deßwegen gefordert, verweigern fie
folched. Die V Orte riefen die Orte Glarus, Freyburg, Solothurn,
Appenzel an, ihnen zu rechtmäßigem Beſitz und zu Recht zu helfen;
font , wenn man ihnen nicht zu Hecht helfe, wollen fie die Tage nicht
mehr befuchen. Zurich erwiederte: Luzern und Schwyz haben nicht
beifen wollen, den Sottedhausleuten von St. Ballen die großen Beſchwer⸗
den abzunehmen, und der von Luzern erwählte Schiemhauptmann
tolle die Landesordnung nicht handhaben ; jene Rheinthalifchen Gemein-
den haben fich gegen die feftgeiete Landesordnung aufgelehnt; die Reli
gionsfache fen nicht dem Mehr der regierenden Orte durch den Frieden
anheim geftellt, fondern den Gemeinden, fonft wäre ja die im Frieden
verjicherte Srenheit in der Wahl der Religion aufgehoben; in andern
Dingen laſſen fie das Mehr der regierenden Orte gelten; was der
Landsfriede entichieden babe, koͤnne nicht erfi wieder einem Nechtipruch
unterworfen werden. Dagegen flagte Zürich über die unaufhörlichen,
fcheuglichen und unerteäglichen Schmähungen und Läfterungen über die
Keformirten in den V DOxten, die ungeitraft bleiben ; über die bundes-
widrige Verweigerung der Hülfe gegen den von Muͤß, der nach dem
Mord des Bündnerichen Gejandten nach Mailand nun Bündenmit Krieg,
96 Geheime Rathſchlaͤge gegen die V Orte sc.
ehr« und rechtlos angefallen habe. — Auch zweifelte Zürich nicht an
einer Verbindung mit dem Kaiſer, und felbft mit dem von Muͤß gegen
die Reformirten, durdy den der Krieg ſolle angefangen werben.
Welche Maßregeln dagegen zu nehmen und was den Burgerfläbten
deswegen vorzufchlagen fey, das war der Gegenftand nachfolgender
„Derathung“ von den Verordneten des Raths zu Zürich, und. der
„gebeimen Räthe auf den naͤchſten Burgertag, Actum Donſtag
nach Quaſimodo 1531“, welche Zwingli entwarf. Diefe Verordneten
waren: die Burgermeifter Röuf und Walder, die Rathoglieder:
Ochsner, Thummpyfen, Kambli, Urs Hab, Fumk — m
3wingli. Die mit gefperrter Schrift ausgezeichneten Etellen in der
„Berathung“ hatte Zwingli eigenhändig beygefügt.
Und erftlich will mine die herren berordneten us allen anzeigungen und
tundfchaften bedunken, wie der Faiferifch und päpftifch huf ein gefchrey us
gan laſſen und uf rüftung tracht, als ob er die wider den Zürggen je bru⸗
chen willens fuge, und aber von den ougfpurgifchen Fouflüten und
Schlefieren und andern landen, fo uf den Türggen anftoflend, in etlidk
chriftenliche ſtätt fchriften kommen, die vom Türggen nit mit eim wort mel
dung thuͤnd, zudem die venedifchen Zouflüt bezügend, daß der Türgg ganı
ruͤwig und in feiner rüftung füge u. f. w., daß fülichs alles ein nichtiger
unbegründter uffaß, und fin prattit und anſchlag allein dahin gerichtet ſy⸗
gend, gelt und rüftung by den fürften und fländen des rychs ufzebringen,
damit er den Weidan ?, das ift den ungerifchen küng vertryben, und finen
beüder Serdinandum widerum in dasfelb künigrych feen, und jm das um
bändig machen möge, oder den küng von Dänemarkoder landgra
fen vertryben oder den züg gefvannen und fertig ze halten uf
uns eidgenoffen und Wirtemberg.
So im dann fölich8 gelunge, und dann die fürften und ſtänd des rucht
(obalych wol deren etlich evangelifcher warheit anhängig wärind) ſinen fig,
glück und gewalt (diewyl das künigrych zu Hungeren eben rych und eins
groffen vermögens ift) fächind, wurdind ſy Inchtlich widerum gefügt und
bewegt ſich ouch wider jren willen des kaiſers parthie und binder dem bera
ze balten, damit fü mit jm zefriden fon und jr land behalten möchtin?.
Zudem ift niemand verborgen, daß der adel, fo dem evangeliſchen bank
on das fugend, von ie welten her allweg daruf tradhtet, wie fy die frygen
hätt und communen undertruden und gemeiftern möchtind ; denen in
ſoͤlichem fall ouch lycht ze locken, fih an den kaiſer ze henken, und wider
die chriftenlichen ftätt in frieglich empörung zuͤ begeben, der hoffnung, fü
da rycher büten und groffer hab zu gewarten wärind, zudem daß fü fidh
ouch mit dem befchönen und fürwölben möchtind, ja man foll dem kaiſer
gehorfam fon und derginchen, wie man difen Dingen allweg wol ein farw
anftrychen und ſy verglimofen Eann , wenn die ſuw ie in’n keſſel muß.
— —
| 1) Woiwoden.
| Geheime Rathſchlaͤge gegen die V Orte ıc. 97
Diewyl mun der adel umd vil der pfäffifchen fürſten noch iemerdar ber
unge zwyfelten hoffnung find, ung von evangeliſchen ſtätten in Inden und laft
und z3U jrer vermeinten geborfamleit ze. bringen; der kaiſer ouch für und
für angereizt wirt uns underzedrucken, damit fich dann die ufferen ftänd und
ftätt unfer, der eidgnoffen, nit getröften noch uf ung verlaflen mögind; behaltet
er jm die fünf ort iemerdar anhängig, alles uf fölichen kift, fo wir, die
evangelifchen Kätt, von jemandem um bilf und troſt erfücht, dag wir (diewyl
wir under uns ſelbs zertrennt und uncins wärind) uns in kein tapfere hilf
gegen iemanden begeben noch iemands ficher süfpringen möchtind, funder
allweg die fünf ort als unfere fygend am rucken zuͤ erforgen hättind.
Hieby anzeigen fhuldheiß Honeggers red, die zween fromm
gehört sc: Wie die fünf ort ſtäts ſtärkungen vom kaiſer empfa⸗
Hind, daß fy nun fiyf und rüwig ftandind big zu finer aut, bis
er jnen ze wüffenthüje, er welle ſy nit verlaſſen. Alſo hat ouch
ammann Ryhmütan der oftergemeind geredt: Er wüſſe wol,
der kaiſer werde fy nit Laffen, funder wie FJtalien und andere
Land entfhütten.
So nun alfo das künigrych Ungern, und demnach hüt ein ſtatt, morn
Die ander erobert und von der warheit gedrängt ı was forcht und ſchreckens
das in tütſcher nation bringen , und daß wir darnach mit hilf der fünf orten
die erften fon wurdind, die in forgen ſtan und allen laſt on hilf allermeng⸗
lichs allein tragen müßtind, hat ein ieder Iychtlich zu gedenken,
Sytenmal fi) dann die fünf ort allee unteüm befiuffend dermaß, daß
ſich keins güten noch eerbaren funder meer aller gefaren zu inen zuͤ verſehen;
wir ouch in lichen fällen kein ſchädlichern noch forglichern fygend haben
möchtind dann fy; und dann by allen verftändigen,, fürfichtigen und tapfern
kriegslüten allweg fürfechen , wo fü zwifchend roß und wand druckt, daß ſy
uf ein für, da es am nötigiften geweſen, fich ze friften underftanden hand.
Söllend wir dann uns und andern byſtändern göttlicher warbeit zu hilf
kommen und ung forgen entladen, fo wirt von hochen und unvermydenlichen
nöten fon mit allem cenft dahin ze teachten, wie wir ung erſtlich vor dem
ſchadlicheren fogend gefriften und ung derenhalb zuͤ ruͤwen feen mögind, und
. nit ale in forg und acfar zwifchend roß und wand gedrängt werden müffind.
Es ift ouch zu bedenken, diewyl die mwiderwärtigen in ftätten und herr.
ſchaften, da man dee evangeliums befinnt, dife chriftenliche fachen mit gewalt
und dem ſchwert nit meer verhindern mögend, ouch in räten jre herzen nit
gedörend öffnen ; fo ftond doch ftätigs jre rät und teachtung daruf, wie ſy die
ſachen, daß man nüzid tapferes an d’hand neme, funder unfere widerwärtigen -
in jren vorteil kommen lafle, ufzüchind, wie mit dee bare um dag unfer
bracht, die unfeen ermuͤdet, ungehorfam und abfällig gemacht, und alfo wir
alle jüngft unfeen fugenden zu erbarmen werden mögind ; dann fo wir dife
ungetrüwen vrattifen nit underftond by zyt zu brechen und unfern fygenden den’
vorteil abzüloufen, iſt ſich ie endlich nüzid anders zuͤ verfechen, dann dag fy
gülegt unfer gewaltig und unfere berren werden ,. da doch uns und unſern
kinden kein unträglicher joch iemer ufgelegt werden möchte.
Und dem allem nach, ſo ſolle man unſern eidgenoſſen und chriſtenlichen
mitburgern, die diſem handel verwandt ſind', mit erzälung alles deß, fo uns
vor und nach begegnet ift, endlich und fchlüßlich fagen: wir habind der
Zwingli’s ſammtl. Schriften II. Bde, 3. Abthig. 7
98. . Geheime Kathfchläge gegen die V Orte ze.
cidgnofien von den fünf orten vermeint unbegeündt verankvurten , jüngft zu
Baden befchechen, für ougen genommen , und könnind anders nit befinden,
es och nienenfür anders! achten, dann daß es ganz laws, kalts und gefärbts
ding, us Iutern unteüwen und on alten grund erdichtet, und unfers ernſtlichen
klagens und fürbringens luter ſpott und verachtung⸗ uns ouch in keinen weg
anziinemen, noch darmit genug befchechen fuge; wir könnind und wellind
ouch fölicher nichtigen unbegründten antwurt Erin vernügen haben, ‚noch uns
deren füttigen, oder gemeldte eidgnoflen in bedenkung der greoffen untrüw,
tarmit ſy ung gemeinend, darby beinben, oder fölich geofle fchand und fchmadh,
deren wie ung vor gott und der welt billich fchämen müßtind, ungerochen laſſen.
Sunder diewyl fy uns fo handlich und lafterlich zum dickern mal zuge
redt, und fo höchlich und größlich an unſern eeren verlebt, ouch noch dar
von nit abſtond, noch die freflen üppigen ſchänder und fchmäher nach erfor⸗
derung der billigkeit und des landefridens ze frafen gedentend; und dann us
allen byloufenden glöublichen anzeigungen wol 34 erfinden, daß fü des von
Müß ufſätzen mitwüſſend und teilhaftig geweſen und noch ſtätigs in heim⸗
lichen prattiken und untrüwen anſchlägen, wie ſy uns in die händ unſerer
erbfygenden geben und in verderblich unwiderbringlich ſchäden, ouch unſer
frommes vaterland wider von ſiner fryheit zu knechtlicher gefangenfchaft richten
möchtind, mit gemeldtem von Müß und andern verfangen find ; desglychen uf
die boche drungentiche und eenftliche manung, fo inen nit allein von den bideren
Bündtern funder ouch unfern lieben eidanofien von Bern befchechen, den bünden
und jrem zuͤſagen nit ftatt gethan, ſunder dig frefenlich fürgangen und nit ge
halten, (Hie ift ouch ein artikel von dem Müffifchen wider ufze⸗
zeihnen, wie er zükim marchyſen vom kaiſer gemadt, der doch in
bat gemwellen vertryben.) das wir für den höchften bundbruch achtend, und
alfo trüw⸗ eer⸗ eid» und bundbrüchig worden; darzü jren bideren undertbonen,
als ob der Müffifch handel den glouben berüre, und man jnen ze tagen das
heim ze beiyben vergönnt habe, und ander falfch unwarhafte erdichte ding
fürgaeben , darmit fu ung mit betrüglichen gefärben bor dem gemeinen mann
verleidind; und fich in fumma nüzid anders 34 jnen zü verfechen, dann fü
unſers fterbeng und verderbeng, ouch einer frommen eidgnoßſchaft zertrennung
begirig; das ung in keinen weg zu erinden, noch vor unſern bideren lüten
verantwurtlich ſyge. Wir könnind, mögind und wellinds ouch nit erligen
laſſen, ſunder werdind zum höchſten verurſachet dargegen fürzenemen, dei
wir treffenlicher hocher und ernſtlicher notdurft und unſer aller, vorab gött-
licher ceren halb nit emberen mögind. Und ſyge deßhalb unfer gar bed
treffenlich und ernſtlich erſuͤchen bitten und begeren an ſy, daß fü, was ſy
ung in kraft der bünden, ouch unſerer chriſtenlichen burgrechten, vorab zu
handhabung göttlicher warheit und unſer aller errettung ſchuldig, darneben
ouch die gruſamen ſchandlichen unmenſchlichen und unchriſtenlichen ſchand⸗
und ſchmächwort, und was ung allen und gemeinem vaterland an gedachten
uffäßen und untrüwen gelegen fun well, was ung ouch darus gefolgen möcht,
zu herzen füren und ung bierin beraten und bebotfen fun, ouch fo ernſtlich
und tapferlich darzuͤ thün helfen wellind, daß gott und die welt [püren möge,
dag wir uns und die unfern gern vor künftigen fchaden untrüw verderbungen
und gfarlichen uffüßen friften, unfer eer bewaren, und gern niemands ketzer,
4) für nichts anderes.
Geheime Rathfchläge gegen die V Orte ꝛc. 99
ſchelmen, dieben, mäcchen ! oder kuͤgehyger fon mölltind. Wir achtend Huch
ungezwyflet, daß wir deß vor gott und der welt glimpf und füg habind, und
ſiy fih ung hierin bilflich ze fon von billigkeit wegen nit uszüchen könnind,
föllind noch mögind.
Und uf ſoͤllichs, darnach man denn hört, wie unfer chriſtenlich mitburger
befinnt, und wie es inen angelegen fon, oder was fü darzü thün wellind,
und befunder, fo es etwelichem ort, benanntlich Bern, als wir hoffend, ale
nach als ung angelegen fun möllte, daß dann die verordnieten zum tag gemalt
und befelch habind, fih mit denfelben tapferer und füglicher anſchlägen mit
allem ernft zu beraten, wie und welicher geftalt die fach an d'hand ze nemen,
damit man einmal der dingen mit difen Lüten ze end kommen, jrer untrüm
borfonl, und dasjenig handlen möcht, das nach aftalt der fach herzi gehörig
und notdürftig fun wirt.
Und fo man dann fechen?, wer fich der fach mit ung beladen wöllt, fo
find dann wol etliche geheime und innerliche ratfchläg vorhanden, deren nıan
fi) gegen denen, fo ung den handel an d'hand nemen helfen wellend, ber»
truwter wys wol ufthuͤn und beraten mag; darvon aber iez zur aut, unz
man ſicht, wie ſich unfere zügewandten ort in d’fach fchiden und was jnen
gefallen welle, ze reden ganz von unndten. Mine herren die burger follind
ouch kein verdeuß noch bedurens daran haben; dann ſoölichs um meerer
gwarſame und ftille, damit die ding heimlich beiyben mögind, ze melden
und ze Öffnen billich underlaflen belybt.
Des ſchloß Luggarus und. finer verwaltung halb, diewyl ed ung ewiglich
ufheblich, daß wir die bideren lüt iez in difen gefaren ufgeben, das ſchloß
unverſechen laſſen oder unſern vogt heim beruͤfen ſoͤlltind, und dann wir
mit ſamt andern unſern eidgnoſſen dem vogt ab nächſtem tag gecchriben:
das ſchloß mit trüwen geſellen, nachdem jn bedunkt notwendig ze fun, zuͤ
verwaren, ouch etwa gelt uf der eidgnoſſen büchs ufzuͤbrechen, daß ung
bedunken will in diſer zyt nit vil meer manglen könne, beſunder ſo unſer
züg iez ouch nit wyt von jm iſt; fo laſſend es die herren verordneten diſer
zyt by gemeldtem ſchryben und befelch belyben der zuͤverſicht, die fach iez gnuͤg⸗
ſam verſechen, und darin wyter ze handlen von unnöten ſyge.
— —
Dieſen geheimen und innerlichen Rathſchlaͤgen hat Zwingli im
Original folgenden Anhang mit eigner Hand beygefuͤgt.
Hieruf nun ze ſechen, daß ſölcher muͤtwillen, frefel, unzucht, ungotts⸗
foͤrchtigkeit und unrechtes hingenommen, die untrüw und bundbruch gerochen
werde; denn wo das nit, ſo ſtond ſy feſter weder vormals ie wider uns, ſo
ſy ſechend, daß es jnen nit ſchadt die bünd nit gehalten haben. Nun ſind
Der uüblen urſach der ungloub und eigennutz, und könnend aber im glouben
nit bericht werden, ſo ſy das wort gottes nit hörend, ouch von der buͤbery
nit abſton, alldiewyl die das regiment in handen habend, die leider ein lange
12) Maren, Roſſe. 2) ſehen würde.
100 Geheime Rathicyläge gegen die V Orte ze.
zyt um eigens nubes willen untrülicdy an jren und unfern regimenten gefarın
find; dann die ſachen allein von denen harkummend, oudy das göttlich wort
. allein durch fy verfperri wirt. Und fo man die berusfordert zur ftraf, wer⸗
dend fy das unzwungen nit thün; könnend aber wir einen fo hocdhmütiger
bundbruch , wie obftar, ungetraft nit laffen binden; dann gott unfer far
täffigkeit firafen wurde, wie fich in finem wort erfindt Jud. XX, und 2 Reg,
XXI. Soll man fy heiffen firafen, und chriftenlichen glouben laſſen warlich
predgen, und glöubig lüt an der übertreter ftatt fegen ; fo gebend fü mol gute
wort, aber es folget nüzid; dann ſy ouch die nichtigen und abfchäßigen büben
nit nach verdient firafend, wie wolltind fy dann die firafen, die den gwalt
felbs in den handen habend? Darum bonnöten, daß man ein tapfere arım
ze handen neme, die doch dem üblen, das ſy begangen, nit ungemäß, und
aber zu ynleitung gottes worts und abthün der tyranny und unfinnigen
lebens ſtark und fell gnuͤg fye :c,
Und darum heimlich anfchläger zefammen ſetzen, die jrer eiden vermant
ze raten und verſchwygen zc. von Zürich: Herr Röift, M. Tummyſen.
Been: Sändrih?! vom Hag und Eedelmeifter Dillmann. Bafel: Bürger
meifter zum Sternen? und Bernhart Meyer. ZU Arow von fund an zemmen
figen, und weß fich die beratind das beft ae fun, fülle binder fich gebracht
werden, doch mit dem befcheid und gefchicklichkeit.
Eptenmal die ſach heimlich zugon muß; ob denn die ſtätt gemeinlich
eins wurdind etwas fürzebringen; fo föllend fy dasſelb mit der befcheidenkeit
fürbringen , wie ſy vor mit einander zu rat worden find; ob aber ein ſtan
je fürnemen alfo vollſtrecken wöllte, obglych die andern nit mwölltind; ſo
föllend aber die andren oder die andre denfelben ratſchlag bym eid nienen
ofinen , ouch by iren eiden nit fchuldig funder erlaffen fon ze ſagen. Dann
bie wirt nüzid nachteilige dem wort gottes und gemeinem mwolftand der ftätten
fürgenommen.
1) Menner. 2) Jakob Diener, wenn ich nicht irre. Simmler.
. 401
,
Mas Zürih und Bern not 3e betraditen ſye
in dem fünfortifhen handel.
Unter diefer Auffchrift waren die oben angedeuteten geheimen
Ratbfchläge von Zwingli ausführlich verfaßt. Seine Handicheift findet
fih im Arch. Eccl. Tig. Epist. Tom. IX. p. 3276—3281 ,
eine Abfcheift in Simmierd Sammlung XXVIII. Daß Zwingli der
Verfaſſer ſey, zeigen die vielen Abänderungen In der Handfchrift.
Dieſes Aftenftüd it auch ald Beylage abgedrudt in Hottingerd Ge⸗
ſchichte der Eidgenofien II. ©. 487 — 495.
1. Als die zwo ftätt Zürich und Bern erſtlich zu den vier orten Luzern,
Ure, Schwytz und Underwalden kommen, iſt jr macht nit überaroß, und
der vier orten fiand by bil forgen von dee ſchwachheit wegen und täglichen
anfall, deshalb man zu beeden ſyten einander nit ungemäß geweſen; alfo
Daß beeder macht zemmen gethon einander mit gottes bilf geüfnet und dahin
gebracht &.
Nachdem aber die beeden ftätt Zürich und Bern fi um vil landes
beworben , tft dasſelbig erſt die recht ſul und grundfefte in den groffen kriegen
gemwefen cin eidgnoßfchaft zu erhalten. Dann wenig lüten mögend die aroflen
krieg, als der Burgundiſch⸗ Schwaben» und Franzenkrieg geweſen find.
nit erhalten, nit allein von Inblicher ſtärke, funder ouch von des untraglichen
foftens wegen. Deßhalb nun am tag ligt, daß, obglych die dry oder vier
ort anfänger einer loblichen eidgnoßfchaft, daß doch die andern zwo ftätt Zürich,
und Bern der ruggen, die qrundfefte, underhaltung und ſchirm find.
Demnach aber als der merklich Loft über die zwo ftätt gangen, alfo daß
etmann zehenfaltiger Loft üben iedwedere ftatt aHein gangen , da tiber der vier
“
orten eins nit einer gangen, iſt es Dabin kommen, daß im vertrag zu Stanne .
etwas ringerung und milterung den beeden ftätten allein in den büten der |
eroberten ſtryten und figen beſchehen, und doch den bier orten an dem ufgang
der berrlichkeit und macht ganz nüzid gemindret, verfebenlich darum daß fü
um deßwillen, daß fy anfänger der eidanoffchaft, und one hochmuͤt fich alfo
mit den ftätten bieltend, inen geen ſolches zugabend, un deßwillen daß fründ»
ſchaft, trüw umd liebe das viet, und gern aaunnet, fuft hätte man zur felben
zur alych fo vil alimpfs gehebt, die eroberten fand, Lüt, fchloß und ſtätt nach -
der macht der lüten zu teilen als ouch die büten.
Darus gefolget, daß nen, den vier orten, jre vier ftimmen bliben in
den räten , die vod?! der vogtyen in den gebieten, und alles ynkommen von
—— — — — ee EEE
1) Die Kchrordnung.
102 Was Zürich und Bern not ze beirackten fye sc.
unfern und frömden landen und bereen, glych als wol ale das allergroͤſt
ort hat.
Darus aber fy in foldhen bochmüt kommen, daß fü nit allein alle ort
erachtet, funder ouch über alle verachtung zemmentuchet und grunet?, «6
fye in beimifchen ynländiſchen fachen, oder fo man mit frömten herren eiwat
machen underftanden, und def nit gnüg gehebt, funder dahin gelanget, dof
fy von den alten acht orten eins? zu jinen gezogen, und dag bil jar und
tag wider alles verwarnen und ufgerichten friden alfo gebrucht, daß fy gröſt
und kleinſt ſachen gehandlet, ouch in den gemeinen vogtyen, da ſy Zürich
nit darzuͤ beruͤft.
Ab welchem ring ze nemen, daß, wo gott der allmächtig ſoͤlich je für⸗
nemen nit durch Zürich und Bern gebrochen?, daß ſy nun talame* alle ort
under fich gebracht. Deßhalb nun uf den hütigen tag zimmt das billidh an
die hand ze nemen, das eineft vor zyten gezimmt hätte, da fy mit foldem
hochmuͤt, untrüw und bindergang nit verfaffet, ald aber zu unſern zyten.
Und da man ie fagen möcht, der vertrag zu Stanns, der landefriden
und harkommen vermögend mit usdrudten worten, dag man fy von den
jren gerechtigheiten nit deingen foll noch mag; gebürt fich alfo zu antwurten,
Daß cin iede grechtigheit, fryheit oder macht in göttlichen und weltlichen
rechten geftürzt, abgethon und abgefchlagen wirt, fo man die mißbrucht.
Byſpil. Das land Paleſtina ward den kindren Iſraels in die ewigheit ver»
beiffen. Als aber ſy gottes gebot und bund übertratend, find fy ewiglich
darus getriben. Rom bat Longam Albam, die Latiner und Gabinre
under fich gebracht, von welchen ſy doch iren urſprung hattend, darum daß
ſy friden und nachbürliche billichkeit an inen nit hieltend. Der bufpilen und
gſatzten iſt ungalbar in allen hiftorien.
vDeßhalb nun ein ieder, der fich der billichkeit verftat, wol erwägen mag,
daß über fölche unzimmliche handlung ſich mit gott zimmt, eintweders bie
bünd, fo man mit jnen bat, abzetbün oder fy zu meiftren und züchtigen
mit mindren der flimmen, macht und. regiments, bis in gar usrüten und
verderben, wie aber gott gethon und geboten. Er hat die find Iſraels geftzaft,
bis er fy gar usgerütet, über daß er ein bündnuß mit jnen gemacht in die
ewigheit, Geboten hat er alfo: Brennend den böfen us, under üch dennen x.
Es dient ouch zur billichkeit, daß ſy iez in mitts des tagens zu Brem⸗
garten die tannäft ufgefeht, den Hiltpranden laſſen unlommen; und, fo Byt
Guter von Waldshüt? hinus zu Märk Sittichen® je botfchaft gefendt, die,
fo unfern glouben oder cer fchirmend, vertriben habend; damit fu den lande⸗
feiden und alle trüw fammt den bünden gebrochen.
Daß aber jr bermindeung oder non jnen ſich teilen not fye, folget:
Es ift fundbar, daß die fünf ort vil jaren bar das vecht fo unredlich
gefürt, daß by inen gar dhein zucht noch ordnung gehalten. Wo nun zucht
und recht nit gehalten und gefchiemt werdend, da mag dhein-regiment
Dann recht ift ein fo notwendig ding in allen völkern, gefellfchaften und
bywonungen, daß ouch die mörder under einander recht haften muͤſſend:
t) geraunet. 2) Zug. 9) Zwingli ſchrieb zuerſt: durch Zürich gebrochen und dem:
nach duch Bern gefefinet. *) endlich, zuletzt. 4) Deftveichifcher Math. ©) Defli:
chiſcher Vogt zu Bregenz, ein graufamer Feind der Reformation,
7
Was Zürich und Bern not ze betrachten ine ıc. 103
dann wo fy dag, fo fy mit mörden überfummend, nit ordenlich under einans -
dern teiltind, fo wurd je afellfchaft und macht zerteilt. Uber zucht ift ein
fchirmerinn bes rechten, alfo daß, wo zucht nit ift, da vergat ouch das recht
von ftund an. Dann wo man unvderfchamt fünden darf und mütmwillig fun,
da müß ie das recht an den libertretenden nit gebrucht werden. Wo das recht
underlaffen wirt, da iſt es vor gott getbon, und wirt dhein rechtlos volf
von jm unuggerütet und ungftvaft nit gelaffen. Die Aetoli find cin volf
gewefen giych als (leider) zu unfee zyt die fünf ort, feefel, unverfchamt,
unztichtig, namend von allen herren gelt, bieltend dhein bündnuß noch trüw
dann fo vil, ale jnen nukbar war. Darum ward jnen ufgefeßt von fürften
und völkern, bis fy usgerütet. Andre byſpil us der h. gſchrift ſind allen
chriſten wol erkannt und nit not hie zuͤ erzäten. So nun zucht und grech-
tigkeit fogar by den fünf orten erlöfchen?, ift gwüß, daß ſ muͤſſend geſtraft
und usgerütet werden.
2. Es iſt ein eidgnoßſchaft glych wie ein ſtatt und ein regiment und
ein genoſſame. Wo nun in einem regiment, da iedermann alych fry iſt,
iemand unverfhamt fündet und dag recht underdrudt, und derfelbig nit
geftraft wirt, fo behaftet die filnd die ganzen gemeind, alfo dag man die
anſprach und klag an fy alle hat, und ftraft ouch gott die ganzen gemeind
darum. &o nun je, der fünf orten, wefen gottsläfterlich und verderblich
ift einer loblichen eidanoßfchaft, fo müffend wir ſehen, daß fy geftraft, oder?
mit jnen usgerütet werden , dann wir find ale jre mitburger mithaften, mit
afellen und brüder.
Und fo icman fagen möcht: Sy habend eigne recht, eignen amalt und
eigne regiment, die muͤß man fy füren laflen; und ob ſy dann fülche glych
mißdruchend oder underdrudend, fo habend wir jnen nüzid daryn ze reden.
Mag man dife antwurt geben: Es mag dhein bündnuß noch recht wider -
die grechtigheit gemacht merden. Contra justitiam non est jus elc. Alſo
daß gheine fürſten, völfer noch fätt der grethtigheit halb uggenommen wer-
dend, ob man jro glych in den bündnuffen vergäffe, alfo daß's nit uf ein
fölche form usgedrudt?: Wir verbindend uns, daß wir alle mit einander
grechtigheit fuͤren, fchirmen und erhalten wellind. Und welcher teil das nit
tbün, wurdind wir die übrigen denfelben darzu wufen. So ift demnach nüts
deß weniger recht und billich, daß die haltenden den übertretenden ftrafind
und zur grechtigheit zwingind, wellend fo ächt mit einander hushalten und
verbunden fun. Dann ghein gfellfchaft noch bündnug mag wider fchirm des
rechten und firaf dee unrechten usnemen. Byſpil. Die zwölf ſtämmen
Israels hatten eigne fürften und rechte. Do aber im ſtammen Benjamin
dem Leviten die fchandlich ſchmach zugefügt, und im felben ftammen nit
arftraft, und demnach ouch in den andren cilf ſtaͤmmen liederlich zur fach
gethon ward; fo ftraft fy gott alfo, daß er.der eilf ftfämmen züg zwürend®
fhlahen ließ von den Benjamiten, und kamend in vierzig tufend um; und
demnach erfchlügend diefeiben eilf ſftämmen fünf und zwanzig tufend us dem
züg der Bemjamiten. Rom und Earthago Hattend verfummmuflen und bünd⸗
nuffen mit einander gemacht. Nachden aber die Carthaginier brüchig wur⸗
dend, und doch mit allenfanz gefehen wolltend fon, fam fü die bünd hieltind,
4) erlofchen ift. 2) Hier ift ohne, Zweifel „wie“ zu ergänzen. 3 wäre. 3) zweymahl.
108
Trachtungen des künftigen tags,
dag man dije meinung den heimlichen oder heimlicheren heimlichen
nad) gelegenheit fürtrage vor dem tag, damit fy def
gerüfter kommind u. f. w.
5.
In die gleiche Zeit wie das vorhergehende gehört nach aller Wahr⸗
fcheinlichkeit auch dieſes Bedenken Zwingli's, wahrfcheinfich an Bygel
in Baden gejandt.
Daß die Marchlüt zu Schwyz (als fy dife fasnacht ber forchtend, man
wurd fy überfallen von der fchnöden worten und werken wegen) Die gmeind
mit den morten geteöft habend: Sind unerfchroden , Märk Sittich wirt bie
von Zürich wol daheim behalten. Und alych nach demfelben Hat Märk
gemuftert, und der von Müß barnach die Bündt überfallen.
| PODD INTINTI 7y°
Es habend ouch diefelben im rat zu tröftung geredt: Sy find unbe
fümmert fon-der vereinung halb, die ſy hinus geben mäflen (1529), Wel⸗
her ftund man welle, mög man mit dem fünig (band alfo Ferdinandum
genennet) die widrum haben. Alles vor den dingen. 79 NirT?
Und derglychen find unzalbare kundfchaften, darus man zu eim ring ? zu
erwägen hat, Daß die fünf ort dee handels nit allein mitwüflend, ſunder ouch
teilhaft find. Hic possunt omnia necessaria inseri,
Zum andren, fo Märk Sitticy offentlicy in den ftätten hat umgeſchla⸗
gen dem von Müß um fnecht?, und fo offentlich in den berrfähaften und
landen , Oeſterrych underthänig oder vflichtig , Enecht ufgenommen und hin⸗
gezogen, ouch edel und unedel, die vom bus Defterruch belchnt und pflichtig,
mit jm in einen feldzügifchen hufen durch und insg Lombardifch gebirg,
durch kluſen und pläß Defterruch ynhändig und gewärtig. Er, Märk oud
felbs fammt finem fun Wolf Dieteichen, gefhworne amtlüt des huſes Oeſter⸗
rych in den vogtyen Breganz und Pluden;, one werden oder wenden aller
regimenten ſtracks für fich arfaren und zogen. &o ift ie gut zü merken, dak
fölcher ſchwerer angriff, grufamer todfchlag und überfall, den Bündten be⸗
ſchehen, nit one lutere trachtung und überſchlag beſchehen.
Dann wo einigerley gottsforcht, liebe des rechten und flyß nit allein mit
gemeiner eidgnoßfchaft, funder gemeines frideng überall in allen regimenten
und den herren felbs wäre, fo wäre fo ferr, daß ſy fölches zugäbind oder
nachlieſſind, daB ſy ouch ſelbs behulfen wärind, ſölche mordliche todfchläger
und verbrecher juris gentium alles völkerrechts us der erden by dee wurzen
uszuͤrüten.
1) TestisHadrian Fischlin. 2) Idem testis. 2) gering, leicht. ) durch Trommel⸗
ſchlag Kriegsknechte angeworben Bat.
Bad Zürich ımd Bern mot ze betrachten ſye sc. 105
übrigen bewerben, und käme mit der aut darzü, daß man mit den übrigen
orten ze bag ligen müßt wie iez mit den fünfen. Darum wirt das beft fun,
Daß die ort, fo mir einander im handel find, zu den vogtyen grufind, doch
mit vorbehalten sim ieden ort, das ouch an denfelben vogtyen bat, fin
grechtigheit.
4. Dorum föllend Züri und Bern biehae fehen, daß, ſytenmal je
macht zween teil (fo aller eidgnoffen macht in deü teil geteilt) find, ja als
es iez mit den vprländern fat, find ſy wol fechs teil von fibnen, daß fy Inen
den fürling dermaß in die händ faffind,.daß fy nit muͤſſend folgen, fo die
fünf ort etwas zu meeren underfiandind, Das wirt aber alfo müffen zuͤgan,
daß die zwo ftätt allweg einbellig fugind. So mwerdend fy an der eidgnoß-
ſchaft nn glych wie zween ochfen vor dem wagen, die an einem joch ziehend;
dann es wirt ghein fach weder in der eidagnoßfchaft noch darvor gon, die
zwo ftätt ſygind dann daran. Hie find aber drü ding eigenlich zu erachten,
wie man die an die hand nemen?!, damit fy bſtand haben mögind.
Das erft: Non bene conveniunt, nec eadem sede morantur majestas
et amor, das ift, bülfchaft und gwalt bigbend nit eins. Wie föllend nun
Zürich und Bern eins binden? Oder wie foll man fich fchiden, daß die
einigbeit nit mit eignem nuß oder. hochmuͤt zerrüttet.merde ? Alſo: Erſtlich
betrachten, Daß aller gwalt und macht von gott dem herren ggeben wirt zu
enthaltung des rechten, feidens und wolfart allee menfchen; und foll deß⸗
megen iedwedre ftatt gott und dag recht vor allen dingen achten; und fo
man das giychlich thuͤt, wirt allmeg einhelligheit funden. — Zum andren
warnemen, daß eigner nuß und eer ein gift find aller fründfchaft und
afelifchaft ; deßhalb man zu aller zyt gedenken?, daß der einen flatt wol»
fart oudy der andren molfart ift; deßhalb tmedere gheinen ufwachs füchen
foll one mitnemen und berüfen der andren; und ob es dann der andren
nit gelegen fun wurde, fölle ſy doch nüts deß weniger verbelfen zu fürling
und ufwachs der andren. — Zum deitten: Daß nit binder fich ggariffen
werde, alfo daß, wo die cin ftatt uf den bütigen tag etwas fürlinge im
gemeinen oder bfundern fachen bätte, die ander nit weile hand ynſchlahen.
funder dag allein uf künftige fülichg fürgenommen merd. — Zum vierten: .
Ob aber etwa ein vorteil der einen ſtatt ſunderlich gedienen möchte, und aber
der andren nit fo norwendig, und dann die notdürftig die undürftigen ans
langen wurd, daß fü jro den vorteil allein laſſen?; fo fol dann die gütlidy
zügeben ; doch dag allweg diejenig, dero zuͤgelaſſen wirt, difer, die zügelaflen
bat, oudy in alycher wys zuͤgebe, und allmeg ein fu um das ander. Dod)
fol difee punkt nit anderft kraft haben, denn fo es mit güte befchehen mag;
wo nit, foll dag unnend * ort zu difem fton mögen und gmein baben; mo
es aber das ouch nit thün will, foll es denn nit mögen weeren.
Sy föllend ouch‘ feben, daß ſy fich fat gegen den ufferen wolgelegenen
ftätten verbindind und fründind, one alle ort, usgenommen Bafel und Eoftenz.
Die zwo föllend fy für ander nebend inen baryn laffen non; doc) daß ſy
des hofes ſygind, aber nit der herr, daß ſy an der band gefürt, und nit
ſelbs gangind. Und doch mit denfelben frömden ftätten nit binder einander
U 0 0}
4) nehmen folle. 2) gedenfen fol. 3) laſſen folle. +) Abkürzung von ynnemend,
das einnehmende Ort. ) zum Andern. Der zweyte der im vierten Artikel erörterten Punkte.
m:
106 Was Zürich und Bern not ze betrachten ige sc.
verbilndnuß machen, füunder, wie vor in dem meeren oder ufwachs befkkmmı
ft, mit einander handien, und fo es der einen flatt ganz gelegeunn, aber fer
andren nukbar ſyn wurde, einander zugeben, doch feündfchaft um fründſchaft,
nachlaffen um nachlaſſen.
Zum dritten ſöllend fy in allen überigen orten verſtändig vertruwt lüt
wol underrichten des groſſen nachteils, den alle ort gegen denen fünfen ba-
bend, daß fy herren der eidgnoßſchaft find- mit jrem zemmenfallen und
jemmenrunen , daheim und in frömden fachen. Darus wirt folgen. daß
die übrigen ort die fünfe ouch werdend ſinken laflen; dann jr macht ift nun
binfür, fo alle krieg mit dem gſchütz usgericht werdend, fo klein, Daß man
nit not darf jretbalb haben , dann die ftätt find gerüfter denn fy, und wer-
dend darnach ouch mee gelten, fo die fünf ort ab den bank fommend oder
gemindret werdend.
5. Es ift ouch jr, der fünf orten, unlönnende! des regierens ein notmm-
dige urſach, daß man von jnen teilen müs. Dann, wo brüder mit einander
bushaltend, und etlicher under jnen nit kann hushalten, funder nun ver⸗
thuͤt, müflend fü teilen und fich ändren, oder aber der verthücnde brächte fü
alle zu armüt. Daß aber fy nit könnind regieren, bewärt all je bandlung in
tütfchen und welſchen vogtyen. In mwelfchen landen habend fy die vogtyen zu nüte
geltnemen um die urteil und adpellationen, daß es fo fchandlich zugat, daß's
gricht mit ghein frommer on geoflen ſchmerzen fehen und hören kann. In den
tütfchen vogtyen ift es ouch in bruch fommen. Zudem thund fy in die voamen
eintweders hochmuͤtig und gytig oder muͤtwillig und üppig vöat. Jene
rupfend, verfchlahend, fürend hin, gutzlend und gytend, dag der fünfortifchen
vögten menglich müd, und fo man von den fünf orten ungeteilt binbt, fotget
mit der zyt, daß ouch ein fchühen ab der ftätten vögten gehebt, denn ouch
Deren etliche den fünfortifchen alych farend; doch ift es alles urforünglich von
den fünf orten angehebt. Die mütwilligen fufend , fpilend, bürend ꝛc, daß
aber ahein gunft by gheinen biderben lüten fyn kann.
6. &o fy alfo biyben fölltind in jrem wert, blibind jnen ouch die fünf
ftimmen ; damit wurdind ſy mwidrum allen gwalt und anhang dero, Die
notted wort widrig find, an ſich ziehen in den gmeinen bogtyen; dann fg
wurdind ie vermögen alle ding zü verlyhen, urteilen , usfprechen und walten
nad) jrem willen; damit wurde ein icder fagen: Ich fich wol, der den fünf
orten anbangt, der fchafft das fin, und demnach fich zu inen halten. Es in
ouch zu gedenken, daß fa allweg zehen jare an einander bevogtend, da wol
zu gedenken ift, wie fü jre fachen fefinind; und da ieman denken möcht, fy
werdind nit mee zemmen runen, funder das recht vor ougen haben , fag ich,
daß es nit befchicht; dann das if in’ allen byfpilen erfunden, daß nachdem
der haß und hochmüt in den ufwachs kummt, daß cr nümmen nachlaft;
deßhalb ahein anders zuͤ erwarten, weder je herr oder mächtiger fun, oder
aber jr knecht und minder.
7. Wo nit von jnen .aeteilt, oder ſy in eine ſoͤlche mindrung bracht
werdend, daß fy die zwo ftätt Zürich und Bern fürdjtind; fo wirt gwüf
in diſen landen ein todfchädlichg vartyen, wie in dem Stalien Guclob und
Bibelin ift; dann die fünf ort werdend nit nachlaffen an ſich zu benfen us
den Worlanden und party machen, ouch diefelben üfnen.
1) Ungeſchicklichkeit.
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Bas Zürich und Bern not ze betrachten fye sc. 107
Summa fummarum. Wer nit ein herr kann fon ift billich, daß er
knecht fye. -
Es foll ouch die zwo ſtätt Zürich und Bern je macht der biderben hüten
beduren!, daß diefelb in fölcher gfar flat, daß, fo oft die unglüdmacher ein
unglüd anhebend , die zwo ſtätt inen allweg mit fo vil Lüten, gut und often
muͤſſend bebolfen fon.
Und obglych ieman den fünf orten fürfchub ze thin darum geneigt, daß
Durch ſy Die venfton widrum fülle ufgericht werden, der foll gedenken, daß,
fo man alych penfionen heimlich nemen wöllte, daß man die den zwo Hätten
enchlicher geben wurde, fo die fünf ort nit fo vil gultind, oder abaetban .
oder aehorfam gemacht wärind,
Diß alles ift ylende trachtung, darin man in den beeten ftätten erſebe,
was in dem gegenwärtigen fpan ze teachten ſye; nit daß ieman ſye, der es
ouch by jm ſelbs beirachte, funder daß man die fach tavferer ze band, und,
welcher fn villucht nicht alfo trachtet, für fich neme, damit beeder ftätten
beil und fürling angeſchickt werd.
Den ſchryber fol nieman anzeigen, funder, fo es ie müßte angezeigt
fun, ſprechen ꝛc.
Gott geb gnad!
1) Die zwey Städte Zürich und Bern ſollen auch die Menge der biederen Leute,
"aus denen ihre Macht beſteht, bedauern.
110
Supplikation Etliher der Gemeinde zu
Kappersweil.
Zu Rappersweil war der Kath eifrig für die Parthey der Mehr⸗
heit der Schirmorte der Stadt, welche Uri, Schwyz, Unterwalden
und Glarus waren; ein Theil der Burgerfchaft und die Hofleute aber
waren der Reformation günftig. Als der Rath eine Beſatzung von
den drey katholiſchen Schirmorten einnehmen wollte, und die Fatholtiche
Parthey, ähnlich den fünf Orten, die Zürcher befchimpfte, ſchlugen
diefe auch für Rappersweil den Proviant ab. Die reformirte Parthey
ward Meiſter, weil durch fie die Zufuhr geöffnet ward; fie verſchloß
nun der anrüdenden Befagung der drey Schirmorte die Thore. Schult-
heiß Grunauer ward abgefegt, und Jakob Stapfer von Züri
an feine Statt erwählt. Die Burgerfchaft beichloß , im Kriege neutral
zu bleiben. Der eifrig katholiſche Pfarrer Ofner ward weggewieſen,
und Joſt Kilhmener von Luzern zum Pfarrer berufen. Diele
Supplikation ift wahrfcheinfich alsbald nach der Fruchtſperre verfaßt
worden.
Fromm, eerfam, wys, gnädig sc. lich herren! Unſer anbringen wellend
wir erftlich verdingen, daß es nit befchicht us abrinem zemmenrotten ned
rillen ung zemmen ze totten oder unghorſam ze machen; funder fo wüſſen⸗
bar ift, daß alfe gemeinden in alfer welt darum gehalten werdend, daß der
gemein mann oud) dörfe zü den Dingen, die an gemeind gebracht, raten und
reden; bil mee zimmt uns in diſer ſchweren aut, da unfer feel, eer, Iyb und
güt in gefar flat, mit vergunft üwer, unfer lieben herren, von unferen dingen
nach notdurft reden. Dann zum erften fo ſtond unfer feelen in gefar, wei
ches eim ieden frommen ze vordrift angelegen fun fol. Uch ift allen wel
je wüſſen, wie die leerenden einandeen der unwarheit ſcheltend, als unfere
andren, und villycht andre den unferen ouch getbon. So fehend wir aber
danebend, wie die, fo fich evangelifch, und wir fu lutherifch nennend, täglich
zuͤnemend im zucht und zimmlichem leben, daß ouch je leer weder kaiſer nod
papſt widerfechten mag, wie fi) dann erfindt ab dem tag ze Dugsburg ; du
iſt der kaiſer hinweg geritten, und bftond die evangelifchen fürften und ftätt,
ouch die von Ougsburg felb habend erft evangelifche vrädicanten ufgeftellt.
Es find die mächtigen meer» oder hammſtätt fammt etlichen fürften und
ftätten zit den evangelifchen geftanden. Es bricht in türfchen und welſchen
landen us, daß wir ie ſehen könnend, daß es one gottes ordnung und der»
hängnuß nit beſchicht. Sölltind nun wir in fölichem nit recht geleert wer
den, als wir einfaltig lüt find, fo beſchähe ie unferen armen ſeelen ae kur).
Wir verfehend uns ouch, daß fölches unferen herren, mo fy das wũßtind
* \
Supplikation Etlicher der Gemeinde Rapperdweil. 111
von herzen leid und darvor ſyn wurdind. So nun die treffenlichen ſtätt in
einer loblichen eidgnoßſchaft, die der wyſen vil und der gleerten hundert, da
wir nit einen habend, die leer des göttlichen wortes fry gelaſſen, alſo daß
ſy anfänglich päpſtiſch und lutheriſch (als man es nennet) one verhinderung
habend laſſen predgen, und noch hütbytag alle buͤcher, die glych wider einandren
ſind, laſſend in jren ſtätten und landen predgen oder leſen, damit die war⸗
heit von eim ieden erwogen und erlernet, und aber darin nieman vor rech⸗
tem verſtand gezwungen werde diß oder jens ze glouben; ſo ouch, als ſich
die ſachen laſſend an, fo wir mit täglichem unmwirfchen?! und erzürnen unſer
Liebe getrüwe nachburen von Zürich, ſtatt und land, ſammt andren ſtätten einer
loblichen eidgnoßſchaft mit vil undetrachteten ſachen, als wir einfaltig ſind,
zuͤ ungnaden hetzend, dardurch unſer eer, lyb und guͤt in gefar geſttzt mag
werden; ſo iſt in ſumma das unſer höchſtes begeren:
1. Daß ir uns gottes wort fry und heiter predgend laſſind nach ver⸗
mög nüws und alts teſtaments und mit uslegung, die darin gegründt ſye,
one menſchlichen zuͤſatz.
2. Daß eim ieden frommen zimme, wo er im glouben oder leer zwyfel⸗
haftig ſye, unſeren prädicanten ze fragen und bericht von jm ze nemen, ouch
jn guͤtlich ze berichten, wo er in ſiner leer geirret, alles mit beſter ſanft⸗
muͤtige und beſcheidenheit.
3. Daß ung zimme von der leer unſers gloubens fry, doch züchtiglich
und nit töuffiſch ze leſen und ze reden.
4. Und daß jr, unſer lieb herren, höchſten fing ankeeren wellind, damit
unſere nachburen nit verletzt, ouch unſer lieb herren von Glaris vor ougen
gehalten werdind; dann jr wol bericht, weß wir allermeiſt gelebend, ouch
welche uns allweg in unſeren nöten ze vordriſt behulfen und beraten ſind,
und deßhalb unſeren herren von Glaris nach jrem begeren ein gmeind geſtellt
werde.
Wellend wir alles mit underthäniger dienſtſame verdienen um üch alle,
und vernemend unſer demuͤtig bitt im beſten, als es beſchicht.
4) unwillig, unzufrieden ſeyn.
JAN 27 1931