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Full text of "Humoristische Bibliothek"

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ttle«, 1864* 

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8«#eiik( 8ifreke# 



9)a| ed eine Jhtn| ifk, i» läiäfm,. jitinol in einet fo iriege«^ 
nM emft^often fietl tote btefe^ liw mau no<ift iatmer vUft 
te^ TtAcr iü, te^ einem. badSkver^feS m^ requtritt tottU, 
um ea^ in ein Ztromnu^ Qbe« in eine 3onai»en)nnB))M^ lu 
toertoanbeln, \ia& toitb Sliemanb leugnen, bet ni^t gembe su 
bet illaffe bet neuen ®Iü(tid))i(}e gel^dtt, bie, tote man }u fagen 
. )^fl^t, bo^ £a^ ni^t laffen Unnen. 

©lüdlidhettoetfe ift biefe ilunft eine fteie unb mcm QebtaiulEil 

ba}u loebet eine Sonjeffon no4 einen ®etoetbefct)ein)u liefen ^ 

toenigfieni^ ift, fo )oUl idft mei^, nod^ {einer unfetet toeifen 
iü 



— ir — 

^nattimdnner auf t^en GinfaD getat^en, bau Sa^en mit 
einet Steuer }u belegen. 9Benn ber Sd^laf £etb unb Seele 
ftdrft, fo ift ein frol^ed, ^umonftifdM Sadften baiS mabre Oel 
auf ber Sebeni^tam)>e. Unb menn t^ toafyc x% toad Sartl^er 
lentis in Xnad^ar^ SReifen erjd^lt, ba^ ed ein ^armlofed Sölf « 
ä^tn in ©riedftenlanb gegeben babe, beffen emftbafte Serfamm« 
lungen geko5bnli<b bur(b eine unbe^minglicbe Sad^fud^t unter« 
brod^en lourben, fo \^cibtn toit mobl Urfa(be, biefe ®lü<!lt(ben 
}u beneiben unb unl }u beflagen, ba^ loir in einem S)abl< 
^eens&anonensTtonitoti^titalttx leben, too man oft x>cx lau* 
ter emjibaften Soi^^e« imb WfeüflLfMn^iu (ommen lann, 
einanber awS^uUuben. SDabei (5nnen loir und U^ äBunfd^ed 
ni(bt ermebren, ba( jeber (Songre^, Aber beffen ^uptem {t(b 
bei» «i»(If bit 3toitMftt pftemmaiibt, pB|K^ )pm dber 
dtßüä/m ioiäßumk beM^e«. rnttma ttid^tf. Mb- Seflcf 
tvfttbe bosii m emm iMiti&tigtt», fMiMJf(btti Ml<|tae> 
untergcbe« UJfb bie Ssleveffeti Ut leiMIgteii fttd(fie »ilv» 
bm b« ^a^tt 3ntm|^ bei^ ft^eibl toeü^. 

3n ber Zbat ift audft Mm 9ttml »Mfintir aH Me, »d^e 
und ber beitere ^ofud in feiner bunten 6<baale rei(bt. Siebe 
fctm^afte Xntoanblnng, {ebel feinbfeltge ®efibl verrinnt bor 
ber SBmiberfraft feiner ^ttropfen. 



,,6^be, Wabe!" wöd^tc man l^ict ausrufen, ;,baj man' 
bie großen SBcItfc^bcn nid&l auf bicfetbe oriflinelle «tt abau« 
mad^tt bemüljt ift." 

aJlan beule ftdft ben gaU: 3R>ei üRJ^te ftnb ibegen fd^mat« 
}er 6tia)9en mit einanbet uneinig unb man ^at fd^on begonnen, 
nadft bem uralten ^erfommen, mit ben üftod^ ber getreuen 
Untertiftanen Arieg barum gu fik^ren. 9tütt aber tritt uner« 
tDortet ein furgmeUigei Staat^ml^ (crttot unb du^ert, ba^ er, 
um bad SBlut ber g^e^en l ln iei Htt mi i {» fi|onen unb um 
ben 6treit auf bem iür}eften Siege px f^ui^ten, ben ^on 
f^g mad^, beiberfeittge Obcr^u^^tmr mod^e» M täglid^ bon 
i^ Seibmunbär^ten gemiffe Quantitäten it^re^ foftbaren 
aiuted absa))fen laffen, unb tper biefem Xberlag §uerft unter« 
liege, foDe oU übermunbener ^l^eil angefel^n merben. Wtan 
tmaxtet mit SBeftimmtl^eit bon biefem barbarifd^en^rognofti« 
fon be^ lad^enben ^^ilofopj^en, ba| eine bemndd^ftige %ui* 
gleid^ung ber beiben Parteien ftattfinben tt)irb. 

O^ne Stoeifel ftnb ba^er ade jene SDtdnner, meldte bie duU 
tur be« fiad^en« beförbem, »al^re SBo^ltt^dtcr ber SWenfd&^eit, 
unb m&re id^ $rdftbent, ober Aaifer, ober fo etmad, fo mürbe 
i* Prämien für diejenigen auigfe^en, toeld&e fid^ um bie (5r* 



— VI — 

fdStfittecuog M 3^^!^^ W meifttn vtiütni ^maM 
tldben ; ja, Ud toftc^e einen ebenen £a4lorb<n ftifUn, vxOi tAt 
Vlitgliebet beffelben mit Areu^en unb @ri#peu}iw fdiKm&detu 

@l^n ba< Jttttb auf Sielbedlufli 

Cw j[ ^ttvt Ikmii 9iKnt wm> aKttmt j 

£«1^* b*rum 3ubc, ^^rifl unb fBlef)x, 
ttcbct 6a))4tr'« ÜÖeltffumer! 



fi^tüe M Mail: «Mt (»iiiAtv «ü^ (idk Ml 

(BMA 



2er @9befititabeiib» meine ((H^oei^e^xteii Sefer unD Sefe^ 
nnnetif i{k ein I<¥i^n))er (Srbe. Qx ^ebt mit traurig fein \oU 
lenbem SnHt|^ «n Ibem @ar^e beiS alle« Sk^tl^ tm^ \^bauii 
mt ^euti^ IftfUnum IBltd auf tiie tjerWQff^ne fttfie be» 
neuen 9|ai|i;e^ ftin, t9e(4|e i(tm von l^em Detflfißenen jnciicfse» 
(offen »urte. aRk bei; einen $an^ ^lieftt bet SRenfd^ lE^m 
ölten 3a^e bie Slugen su, unb mit ber anbern m5d^te rc boi^ 
S«He f(tion gfami 4uft^4en, um )u f ei^eUf »oi^ in i^m ift. 
Die iRet VegUiter >iS ^mi ^U^H, ^QQMner, ;gec^ 
itnb SESinter ttogen ben €at0 beä oUen 3<ibtej& iu Qlmbi« 
nnb ge^en fogleid^ hiebet atö ^at^en bem neuen entgegen, 

itein SngtnUii, meine fneunblU^en £ejer unb £eiirinnen, 
i^ {e in emiten nnb fuglti^ $vl fc5^«n ißetca^itnngen. ^» 
eignet, otö ber f^foeftef okenb ; ev ift (iii le)^ 6eijt^ ber 3i^bf 
ic^ieilung, «iif h)oU|er bie 9^ugidM)men gUi^ no^ ^^^ ^^* 
ilortoieii fo(ienf 

@d bat einmal Sesnonb bie 9$iener83^itwig ^eUfen« unb 
fonb ef {onlfterbaxr b^ bei ben S^j^tftoxbeniHi immer babii 
{tonbe« tok oU ber IJerft^rbene maCf nnb an mAä^mt SxQvit 
beit er ftarb; bei ben ^lengelwciien jlAnbe aber m )vie e(t ftf 
Mren nnb <m tpeUber fironfb^it Tm geboren mnrben. S^ liegt 
«in tiefer &inn in biefer S^mmbeit. 3Bte aii ba# Derfti»l)eni 
Soll mor, nnb an meUfter .Sranfb^it e^ ftarb, bo^ tviffen mir 
biber Stte; ab« an mel^ firanfbeit ba^ neue ^oix geboren 
inir^, bod miien mir (etber nrnb ni(bt» unb benApdj^ m&itfd^ 
7 



— 8 — 

toit und )um «eveti 3a|A^ 9likf, fo mie'fid^ terüRenfd^ anä^ 
}um (S^ebuTt^tdge @Iüd »ünfd^t. 

Uebevl()aupt giebt ed feine größere Sronie als bad SBünfd^en. 
So^gang^Qoite ^inbHY(^ iwflnfci&en ^4 bie SKitnf^eii wl 13«^ 
gnügen unb guten Appetit. 6lflft^ii(cbt genug, ba^ ftd^ bte Tltn* 
fd^en gegenfeitig aüe greube ttprfflmment unb jebe Suft Der« 
fal3en, ße münfc^en ftd^ nod^ t^iel Vergnügen baju ; ber üJlenfd^ 
fuit ba« gonge Qai^r bem anbcm ÜRenfd^en bie Sa^e« fouer 
§u ma^cn, unb fomntt bomn, nnb gratuFtrt il^m jiini n«uen 
fauetn ^^^re! 6« ift nid^t genug, ba^ bet SWenfd^ bem IWen* 
fi&en ben Siffen Stob üom SWunbe »egfc^nappt, et nyanfd^t 
i(mno(!^ obenbrein guten SLppefit bagu. ^ mfinfo^t f|>m 
nfdfrt adein ni^td gu effen, fonbetn aud^ noä) einen guten 
«ppetit. 

URan fvUte fid^ im neuen Sla^re etgentfid^ ni#t» tHinf<^ 
ftU guten Kppetit. %enn ed ge^5rt ein guter Vappefk »n^ 
ein f e^r guter Silagen bagu, fo ein 3a^ anjufc^eiben un^ gu 
»erjel^rent 

gebet 2Renfd&, meine freunWid^en fiefer unb Sefetfnnen, 
(ot oiet Serbauungign)et!3euge, ha§ Siten un'b M Sd^tft^I 
tu i^etbauen : „®(aube, ®IÜ(!, ®e{b unb ®etft." 

SWit biefen inet änlldngen bet G-6aite iarin ber 3Renf4 
butdftd gan§e £eben gelten, unb ftdft oot Stutm unb ttngeloHi 
tex bewa^en. ®lanfce unb ®eift pnb btc Simttcnfd^innc, bie 
{(n i}ot ben 6tfitmen Don Cbttt, t>otn-$intnfit(, fd^fifen; STM 
unb ®c(b fhtb bie Staubwäntef, bie f^n bor ben Stthnen 
bet etbe unb be« Stbifd&en bef^ten. 

ffield^ ein ttnterfd^ieb ift albet jnjtfij^en ®teube unb ©elfti 
bet^eifb ift eine IBtunte o^e Gtängel, man ftenn'l^n nir« 
genbiS feftfteden; aOeitt bet ®(aub^ ift eine Slume mit emia 
gtünem €tdnge(, unb man fonit i^n feft an tiai ^t$ b^ften, 
Set ®ei{l ntu^'immet nod^ toai Shtbered l^oben, «bet bet 



— 9 — 

(Naube ift \dbft genug.. £et ®etft Hebt bte {Hoffnung uhb bofft 
auf Siebe;, abei; bet (SKaube fft feftfr bie ^ffntmg, unb ijl 
felbft bie bo(bfte unb teinfk Siebe. 

S)et ®ei1! »öbnt im Äüpfe, boig ffr eilt grof ei ^etbaor, 
burdSi C^i^ unb Su^' unb 9tafe fübren bie offimen^ ^tttfkü$en 
pi tbnir unb toü £Äm ifj^ ba ift fein Wü*; ober ber W aube, 
boj^ ill miftx 2Mcufüm im ^erjen, unb ed fftbtt «nr etir 
9Beg ^u tbm, 00m ^etjen, unb ein Seg oud tbm, lum- 
^immel. 

2)ie Mengion, ba3^ ift bet aW tt tDeUj l y bet ©eefe; toenn ibt 
aKe itbi((ben 9fttet obgefadtnt ftnb, fo geniejSt fle auf biefent 
SBIttmen^^ beiS toabten ®ift(!ed unb bet 9hi|e. Wtt 9t* 
foSjü unb @igettf(b<tften bet 9hv^^ ^c^tn ibr ttber, tbf 
Senn unb ^t: Sber, nur bie jmei b^^ften Globen bci^ Oemft«^ 
tJftS unb be? ©etftel? bet ©teube nnb ber ÄiJ^ fte bufee» 
ßtn !lber,, feitft toetben fle ftbetgfiitibe nn b-Mb eHi^ ü t. 

Jlttt dnßerfi fetten,, m^ine fterniblid^ Se^r imb ftflctfrt« 
neu, finbet 9tan bief^d trierbldtierige üfeeblatt-: ,,9((mbe, 
Skift, ®e(b unb OntM," an einem äKenfd^fUhtgei ^ Uod i^ 
Derftbiebenen Serfd^fingungen unb Sertoecbdhtngen- iff ti^ M 
ben 9Renf4ien. SRancber, ber ®efb bttt ^tiubt yu fetRent 
(Smt, er böbe au<b ©etfr; twi einem Ähbem, ber ©eifk bot, 
iHm bem glaubt man, jv feinem 91M, er b<tbe atnb ®elb. 
@eib, ®eifl unb Wifef, bo« fmb hnriofe l^riüinge f ®J ge« 
bött »id ®elb baau, mit feinem (Mfte @t!l* px ma<bcn; e* 
gebbrt trief ®ttd bagu^ feinen ®eifr ju @db }» nwwben, unb 
ftJ jebbrt nocb «benbrein tnef ®eift bajtt> mit frimem ©eibe 
Stitif ivt ma^n, 

®efft gfiebt Setonbtfetn, 9e{b giebt 9en>tt^i'babeie; mtb 
e« ift ein fd&dne« Setou^cin ba«* SemnjStb^ben .»• 5)er Äon» 
oon ®eift bat ba^, toai er ift; ber SRann oon ®elb ift ba^, 
HhtiS et bat 



— 10 — 

®üh 0iebt Ibaare SPlän^e füt ten S^ein, ®eift giebt ben 
Sd^ein für baate äNünje. So lang ber 3nenf4^ lebt, geftebt 
tl^m bec üRenfcb ni(bt geme ©eift |u ; tft er aber einmal tobt, 
fo l^i^t ed aucb ))om btomften äJlenfd^en : er b^t ben @eift 
aufgegeben. Q^ i{t »abrücb eine gro^e Aufgabe, toie man 
baö oufgiebtr toad man nicbt ^at 9)lan foUte eigentli(b t)on 
einem retten SDlanne, ttx \dxht, an^ fagen : „(k ifat bad 
®elb aufgegeben !" 

Obne ©elb, o^ne grauen, unb obne 3A(ne fommt man auf 
bieSBelt; obne @elbr obne grauen unb obne 3^^ue gebt man 
ta)ieber oui^ ber SSelL äBa^ boben n)ir alfo auf ber ^qU ge« 
nuubt? SBir b^^en S^bue befornmen, ©elb ertoorben unb 
grauen, gewonnen. 3f^ bad bie gan^e S3eft.immung be^ ^en« 
fcben? S9id man bie Q&f^M unb bie grauen befommt, J^at 
man !uriofe 3^^»!^^«^; W utan enblicb 3abu unb grau mit 
6(bmei^en betommen, fo tbun fte und beibe bur(b bad gan^e' 
^bt toeb; u^b ed ift nicbt gerobe bad Uebelfte, ba^ tn^n ftdb 
3abn unb grau mieber l^eraus^rei^en laffen mu^; ed ift.ba^ 
Uebelfte, menn ber3<ibn unb bie. grau loder toerben, unb aUe 
Slugenbliife beraudfaüen moQenl 

Sie ^äfyne unb bie grauen, tommen toon felbft, aber bod 
@elb lommt enttoeber bur(b bie grauen, ober bie grauen tom« 
men burcb bad (Selb, ^ommt baig @elb bur(b bie grau^ fo 
bringt bie grau bod ©elb burcb; fommt bie grau bur<b bad 
(Selb, fo bringt boi^ ®elb bie grau burcb» äB^nn S^uianb 
tint reid^ grau ^eiratbet, fo ^ol er mer ©runbgüter : ,,@(aube, 
©lüct, ®elb unb ©eift/' beifammen. Sie ndmlid^ bat bad 
Qelb unb ben ©eift, ben ©eift M SSiberf^wb^, unb er 
glaubt ed ift fein ©lud, unb bad ift fein ©lud, baM bod 
glaubet. 

S)ad ©elb ift bie @ntbebungS!arte bed ©eiftesS, mli)^ man 
in bie Safere nagelt, bamit ber 3lnbere fog(ei(^ toiffe/ biefem 



- IJ - 

SRann brauche man tüettet feinen ®eift 31t »ünfc^en. ®eift 
IftM^tSdb betÄaftcn, bet ©c^lmfaften ndmlic^; (Selb ift 
ber ©cift ber Äiften, ber ®eift In ben Äfften nnb bet Äaften« 
geift W bei roeitm nidjt fo biet UnettrdjHi^fett aU bet 
Äiftenflcift. 

@elb, ®eift nnb ®lü*, meine freuhbU^en 2efer unb 2efe» 
ferinnen, bad finb tefpeftable 3)inge. ®e(b ift bet wa|te ®ei1l 
beig ®iMei, ber ®eift bed ®elbed ift ®lfl4, unb ®elbget^ 
la^ ma^re ®Ifld ! ^d) fprec^e Diel liebet mit einem TliViio* 
nfit, aU mit einem gtüjen, au^flejeit^neten ÜRanntr : benn, 
»enn t(^ mit einem großen SPlanne lang fpted&e, fo fd^dme MJ 
mxäf meinet ®etfteg, aber n^enn id) mit einem SRilliondt ge« 
fprod^en ^obe, fo bente id& tmntet : niH^fl^H fi<i^ meine %a\i)tn 
fd^men, »aiS fann ic^ bafüt.'' Uehexf^au'pt ift eiS ein Vttts 
glüd mit ben Seuten, bfe bloi^ ®elb ^aben, man ift leinen 
HugenMid ftd^et, »ie man mit i^nen fpred^en unb meldte 
%e man i^^nen et^cigen foH. Sd& fpred^e §. 8. mit einem 
SltUionfir, unb mad^* i^m ein IDliniondr^Sompliment; ba^S 
finb ndmtid^ bie Komplimente, too man fl(6 fo tief bü<ft, bid 
man i^m ted^t tief in bie Safd^e fe^en fann. Sd^renb bem 
t$ mid^ fo bUde, fann bicfem SRiHiondt, ol^ne baj er toeij, 
bie SRidion gu $aug gefto^len merben, unb iä) l^abe bloiS 
einem $^antom von einem StUliondt ein Sompliment ge« 
madf^t. 

^an fagt ®etb regiert bie Seit; e^ ift nid^t wa^r. ®erabe 
bte 8eute, bie fe^ Diel ®elb "Jaben, ^aben fe&r toenig SBelt. 
2)te gan}e SBelt reimt ftd^ auf ®elb, ba$ ift ma^r, barum ift 
bei bem je^i^en @elbmangel bie SBelt fo ungereimt. 

tteber^aupt mu^ man ftd^ in bem Ginne biefer Sprid^mdr« 
tet ni*t tdufd^cn. 3. 9. „0lüdt belfert Jl&orbcit/' ba« foll 
leiten, bun$ ®IüdC mirb ti nodft eine beffere 3:^or(^eit. 9Bie 
fann ®lü(f t^or^eit beffem; baiS ®lü(t ift feine Xbotl^eit, 



- 12S - 

ibet ^ie ^V^elt ift ein @Utä. ^ad 9laweti(atti $ .ein ^ttl 
ted ®(üä^.; benn t>^ ift fil^on ^n XStü^, ba^ man i^nm ei« 
^uiS bavA, Un flugen Seuleti baut tein SRenf^ eilt i^aud« 
Sebed SRarren^tfUiS ift &ber^au|)t ni^tiS, aU ein fteinem«^ 
QAmUi dom^lim^nt, badipj^«bie Seut« ma^en-, «mt M^fle« 
j|enfeit4| einiur^Vr 4oer ni^ ^ ^«nneit x% ift ein^e« 
fd^eibtec 3Renf4 

S^ @Iü4, meine ft«unbii^n Sefet unb Sef^rinnen, tantt 
ttstö ®elb bringen, aber leinen ^i|t, ba^ eben ift bad ©(üdl 
tDod Sluct lann m^ auäi 'ben ©lauben nicbt bringen, bemt 
bad ®Iild gUiubt mit 4n ^ lelbft. SHut^od ttn^lüä etjen^t 
beii>®kmben, nur bad Ungläd et}eH|t -ben Seift; bod Slili 
ob« tibhißt ben $etfU demi^ ftnb mebr Zalmt f^n «cn 
9oIbbeT0en erbrM toorben^ aU 4)on >Slmutb^r unb ntcbr ®eift 
ift id^n in (Sy^amt)a0nenoein ertrunleAr clH in 3;b^dneik 
9tu^ ber (Sloube gebeibt, 49ie bi« ^(blebbombfüil^e, nur und 
t^ Sewittetfd^ld^en. 9lut4oenn ®olt imfetn Stbenldfig tm* 
* hmUit 4inb ^nftet »etbdngt/ lernen »it feineM&ititfneli^meliN 
bien. Slnr im S^met^e« nmAm Untergänge ^eigt M ber 
Vmmlif^ ®latibe amjgc&fMi, »ie^ ^nb 4w.Untir0eben« 
^er ©laubekmt »om. Seben, ba^ad Sterben ni^td i% und 
ootn ^tevben, ^a| bad Seben ni^td ift; bal Slüd «bet ))ei:< 
gSdt und boi^ £eben but(^ bod '$)enlen an ben Zöt unb be» 
2ob btttdb boiS 3)enbnan boi) -Seben. Sn>if<^<^ (Slaiuben'Unb 
'@(iUt ftebt ber deift, unb fu4^ bie i^^inbU^en «u perfö{metu 
dn jebem ^et^en^i^ ein Bifi»^ vvn ©louben unb Siebe mm 
graben, nur feblen ben anbem iRenfd^en oft bie (Seiftermerk 
bosU/ biefen @(bab ju beben. S)er (Seift ober :]M *brei SHal 
^vei SBilnf(beIrutbtu, ben SdbotbeiS Glaubend unb beiS (&lMi 
in -unfererlBruft^uJ^eben« S)rei in ber So^tur : >bie Set« 
gangenbeit ^r bie ^bMitafte, bie ©egenuMurt ffe bod^effibV 
unb bie3u!unft für bie ^eele; brei in fi(b: bie 9teIigion 



— 13 — 

ffr te« £e6«n, bie ^offnun« fftr ben Xob unb bie Siebe fftr 
iene» ^btratim bei^ ^feiitiB , in bem mit bie (Sm))ftnbung, 
bie k»it ffir die SXcnfc^en ^oben foQen, in einem etnji^en 
SRenf^enbanb §ufammengebimben l^aben; unb nod^ brei in 
ber Aunft; btei ^rinnenuifien für ben innem 9)<tenf^ 
nämlidf, bntd^ bie Stvmft: bie SRoUtei, meldte ben (Segenflanb 
bringt, tmb tard^ ben ®egenftanb Me Segeifterung ; bie Vta* 
für vodä^ bie Segeifterung bringt, unb bur<l^ bie ^egeifterung 
ben (BegenfUmb, unb bie ^oefxtt bie ben ®egenftanb unb bk 
Seget^arung jugleid^ bringt, ^ie Aunfl ift bie erftgebome 
Softer bei^ @eifite^, unb fit ^at für ben ®(auben ebenfo inel 
getl^n, a(d ber Slaube für fte. Sie ift nid^t nur ein itinb 
M QUauben!^, fonbem oud^ bed SlftdeS, jebe ^unft ifl felbfl 
fcften tili @lftdt, unb baiS (Slüdt ift aud^ eine £unft ! Sßir 
^oben jet^t fo oiele ^d^er über bie 9lüdtiS!un{l, ober über bol) 
Amftglüd. S* S- ;/Ueber bte £unft, mit SReufd^en umsu« 
gelten/' loeU^e^ gar feine fonft ift; mit 3ltenfc^en !ann man 
lei^t umge^n, man fd^eibe ein 9ud^ über bie Aunft mit 
Umnenfd^n umjngel^en. Ober: „Ueber bie ^unft bad menfd^ 
ß^e Seben |tt k>erldngem/' meld^e^ aud^ feine foI(!^e Aunfl 
ifl, ald bie Äunft baS tjerWngerte fieben menfd6Itd& ju mad^en; 
ober: ,,bie Aunft in aSen %aUtn beiS menf(!^li<!^en Sebend 
feine 9^e §tt be^u)9ten/' metd^eiS mieber feine Aunft ift; bie 
Aunft ift aber, in allen Unfdden beS menfd^Ud^en fiebernd feine 
9iu^ |u be^u^ten. 

J)a ift mir biefcr Sage ein »fi^Ietn au^ Serlin in b(c 
^be gefaßen : ,,Ueber bte Jlunft mit äBeibem glüdRid^ 5U 
fein." SRan mu^ gcftejen, »enn baä eine fiunft ift, fo ift 
es toenigfteniS (eine freie Aunftl Q» ift aud^ gar feine fiunft 
mit SBeibem glüdHid^ $u fein, mit alten SBeibem ndmB<^; 
bie eigentli^e Aunft befielet barin, mit einem SSeibe, mit 
feinem S&tibe glücflid^ fein, einige Spiegeln biefer Äunft fmb 
2 



— 14 - 

dft^erfl btoDig; §. S. fo fagt bct^SSerfdffei:: ,,bie fiI(UI(t<l^m 
Sugenbltde ber Siebe ftnb bie, too man fxit no<J^ ni^t entbedt 
iotl'* 3)aiS glaube iA felbft, ba$ fmb bie glü(t(i#en Xitgen« 
bilde, mo man rt<i& gegenfettig no(^ gat nic^t entbedt tiat, unb 
eined Dom S(nbern gar ni^ mei(, ob t^ auf ber SBelt ift. 
9lun fd^ ber Sierfaffer gang ^rofatfc^ fort : ,,3)ie 8(^5nl^ett 
)9erge^t, bfe X^aler bleiben.'' ^a^ t^ eine gute Semerfung ; 
ei ift aber no<l^ fc^limmer, menn bie Sc^ön^elt bleibt unb bie 
Z^aler »ergeben. (Sin 2:^aler o^ne Sd^^eit ift no<^ immet 
ein ^Iber X^aler 6<^5nl^it, bie €d^&n^eit o^e 2:l^ler ober 
ifl nic^t einmal ein falber fd^oner ^^alerl ferner fagt ber 
Serfaffer : ,,%n jeber unglfidlid^en (S^ T^nb neun 3ftai bie 
SRänner €(^ulb/' 1S>ai glaube i^ felbft, ba^ bet 3^tm neun 
SRal €(^ulb ift; einmal, ba^ er ftc^ Derliebt; )um gleiten 
99lal, ba| er fxd^ genähert; §um britten 3M, ba( er ftd^ er« 
Ildrt; aum vierten Sflal, ba| er um ®egenliebe bat; sum fünf« 
ten 9Ral, ba^ er i^r geglaubt ; jum fec^iSten 3Ral, baft er um 
(ie angel^lten; gum fiebenten SKale, ba^ er ftd^ mit itir Der« 
lobt; gum ad^ten SRal, ba^ er eiS nid^t glei<^ bereut; gum 
neunten SRal, ba|s er fld^ mit i^r Dermd^lt; er i^ alfo neun 
3Ral an ber unglüdlid^en &ft 6d^ulb. 

9lo4 eine Siegel giebt uni ber geehrte ^err Serfaffer : 

„9Ran beftimmt feiner ®attin eine €umme }u fHKen 
^ttblungenl'' 

Xa» ift xi^t; bie ftiQen ^anblungen ber gfrauen fmh bie, 
ba| fte gan§ fKll in eine ^anblung fd^leiij^en, um $u| )u tau« 
fen, bie bann fogleid^ aufhört eine ftille 4)anblung §u fein. 
3um S(^lu{fe ber gangen Aunft (^ei^t ti : 

,,€e(bft ein ^udlic^i^ (Semitter ifl angenehm, benn ttA 
(Bmitter erquidt bie Statur I" 

Sie mal^ unb f((5nl €o ein J^uiSli^ei^ Semitter, loo Ue 



— 15 — 

Stau bonnett unb bet Wlam bU^bumm au^fc^aut, bal et« 
q^idt bie Statut, aber c^ gel^ött eine gefunbe 9latur bo^ul 

Sd^ glaube, ba^ ®lü(t bet @l^e beruht auf einet gan^ ge^ 
kirnen Spntpat^ie. 

^kv ^imme{ ^t nic^t fogleid^ einen ÜJlenfd^en erfd^affen, 
fonbem nur einen 3Rann; unb bet ^immel befa^ ben SRann« 
unb eS toat ein SBengel, unb bet $imnte( n>otlte aus bem Sen« 
gel einen SRenfd^en machen, unb tooQte if^m einen ©efd^rten 
geben, ^ttc bet ^immel il^m einen @ngel zugegeben, bet 
Tlann fßtte aus bem @ngel e^et einen Sflenfd^en, atö ber 
@ngel auä bem SRenfc^en einen Sngel gema(!^t. S)a fnetete 
bet ^immet einen Seig auS fiilienbldttetn unb ^^auttopfen, 
unb bilbete batauS ein äBefen, unb auf bie SSangen legte et 
i^ gioei ätofenhiofpen, unb in bie Kugen pflanzte et i^m 
ftoei 6tetne, unb in ben !Dlunb reifte er i^m perlen auS bem 
®runbe beS WletxeS, unb in baS ^etg legte er il^m eine 2(eoll< 
^e, unb bann Ifauäftt er i^m einen ©eufjer ber Siebe unb 
einen ©eufjer beiS SRitleibS ein, unb nannte biefeS SBefen : 
SSBeib, unb biefed SBefen gab er bem erften ÜJlanne §ur ®e« 
fc^nrtin, unb biefeS SDefen maii^te ben erften üJlann jum erften 
äRenfd^n. Um aber bai^ äBeib bem Wenfcben gefelliger ^u 
mod^en, bilbete ber .^immel fie aus feiner Stippe, ba^ fie im« 
mer an feiner €eite bliebe, unb ibn be^&^me unb bdnbige, 
balb bur<^ ben Seufzer ber £iebe, balb burd^ ben ^eufjer bet 
9Renf(^ti(^(eit. ^et gan^e 3<^uber ber ^i^mpat^e befte^t 
olfo barin, ba^ jeber 3Rann l^erumge^, unb feine stippe fud^t, 
um ftdb ntit i^r ^u t)erm&^(en ; glüdt baS nid^t, unb man ^eis 
tätiget eine blutfrembe S^Iippe, bann freili^ ift bie Q^t nid^tS, 
aU ein emiger 9lippenfto^. 

911S boS erfte 9)(lenfd()enpaar auS bem $arabiefe gejagt 
tewrbe, ba beurfunbete fid^ f(^on ber Unterfc&ieb ber beiben 
Qk^iedftn. SBenn einmal bie Belt unterginge, fo mirb bie 



— 16 — 

^an nod} in aQer 6d^neOigfeit ein Wtal in ben Gpit%tl fe« 
^en, unb noä) Qe\ä)mnt> \f}ttn S^akpl )9etfte<teii< 60 »or e^ 
aud^ im $arabiefe ; %t>am na^m gav m^t& mit, oOiin foa 
l^at [\ä) in atter @i(e nod^ gebüdt unb pflüdte fd^neU i in Wam^ 
4en äBunber^oIb unb ba^ ^mmelfd^lü|leinr un^ nal^ ed 
mit cut^ bem $arabiefe, itnb ba^ Slftm^n SEBtmbn^oIb i»er» 
ftedte fte im ^erjen, unb bag ^immelfd^lü^in in binKugen, 
unb nun ^aben n)ir im oßn^ £eben nid^td $at«bieftfd^ed, 
ali^ einen ^(td in grauen^er^en^ unb einen )&(i(t in ^ouen« 
äugen, ^u^ taufenb ^üq,^n fprid^t bie eblere 9ktuT b<£ 
SSBeibeiS un^ im ganzen 2thtn an* 3)ie gcau münfd^t nid^iS, 
aU, bag ber iDlann i^ ^tx^ erratl^e ; bec äRanti tofinfd^ 
nid^td, al^ ba^ bie grau feinen Silagen etratl^» S)te ^^wm 
lieben ftiQ, in il^ten $et|en l^at bie Siebe Sit unb leint 
Stimme; bie ^Dlanner teben loon i^er Siebe, in il^tem ^t|ett 
ffai bie Siebe Stimme aUx leinen Si)^. Sie SDldbd^en ))er« 
leitet bloiS baS SSebürfnijl $u lieben, §u 2:^tl^iteii, bie Siebt 
feObft ^eilt fte; ben SVlann betleitet bad Sebürfnifi |U S:^» 
leiten, ^um Sud^en ber Siebe, unb ^at er fte gefunben^ fo 1^* 
U|t i^n Siebe unb t^otl^eit jugleid^« ^ebed gfrouensiminet 
ift um einen falben ®rab feiner atö i^r St^nb, unb Jebet 
SDtann um einen leiben ®rab rol^er. Ser SRann !ennt ^ddft« 
ftend bad Sflitleib; er t^ut ®uteiS feinem äKitleibi )u Siebt. 
$ie (grauen l^aben neben bem SJlitleib andft ^Rttfteub; |it 
freuen Tt^ mit ber greube bed S(nbern, bem fte totl^it^iin. 

6elbft ba^ Sugen, toU gan^ anberiS ift i» bei ben ^aueti^ 
cid bei ben aoidnnem 1 iBei ben aR&nnem ift btd gegenfei« 
tige S)u nid^t^ aliS bie ßrlaubni^, gegenfeitig fo grob fein )tt 
Ibnnen, aU man nur »iK; bei ben grauen hingegen gelten 
beim 2)u ade ^ergen^mafd^en auf, unb fte toinben fortan nur 
einen ^ergen^faben ab. S)ie e^rauengimmer fangen fu| gt« 
koö^i(^ nur bei rü^renben, ^er^id^en Gelegenheiten |n biiet 



— 17 — 

an, Bei Stautfeften, am StxanUnUit, bei Seid&enbegdngniffen 
ii.f-w. 3)ie SWdnnet fangen fidfe faft nie ejer ju bujen an, 
als beim Sein. Sie madben el umgefe^rt: fo lange fit ben 
®egenftanb tm\ad) feben, reben fte toie in ber Dtelfaiben 3<4( 
mit ibm; wenn fie ibn einmal butii^ benSBein boppelt feben, 
reben pe ibn in ber einfachen 3abl an. — üJlan fagt, im2Bein 
liegt Sabr^eit ; t(b lenne Dxdt Sente, bie baS ganje ^abr be$ 
tninfen fmb, unb nie et n »abreS SBort fpred&en. 3ft eS aber 
benüid^, ba| in allen Sorten Don Seinen biefelbe ffia^r^eit 
liege ? ^ann im ©rin^inger biefelbe SBabrbeit liegen mie im 
(Sbampagner? Sie ÜJtenfcben, bie Diel (^banipagner trinfen, 
bie fcblagen erft auf baig ®la0, ba^ c^ fd&dume ; fie trinfcn 
oben ben 6(baum fort, unb bie gefiJblagene Sabrbeit bleibt 
mebergef(blagen am IBoben liegen. 3)ie e(bte, alte SBabrbeit 
liegt eigentlidb nur im feurigen, in biefer ßinfid^t mirb im 
Sercbenfelb X)iellei(bt aucb mebr SBabrbeit tjerjebrt als in bet 
ganzen 6tabt. Qm Beine liegt aucb ein (Seift, ber Sein«* 
geift; baS ift ber einzige ®eift, ben man für'S (Selb befommt. 
@S ift überbauet mit bem Söeine njie mit bem (Seifte; fran» 
|5rtf(be Seine unb ftanjöfifcber ®eift verliert, totm er alt 
toirb, bie muffen immer neu fein ; beutfcber Sein unb beut^ 
f^er ®eift toerben befto ftdrfer, unb )}oU!ommener, je dlter fxe 
toerben. 3)er Sein ift bie ?Probe beS ©eifteS ; beim 6piel; 
im 3orn unb beim Sein erfennt man ben ©eift beS SJlen« 
f(ben. 5lur tocnn ber SÄenfcb luftig ift, ift er ju erfennen ; 
ber S5dr unb ber 5u(bS imSDlenfd^en hieben nur beim Reitern 
unb luftigen Setter aus ibrer tiefen ßoble bertjor. a)al; 
toorüber ber SWenf(b »eint, baS !ann uns oft tdufd^en ; aber 
loenn toir ben SDlenfcben beobacbten, toorüber er lacbt, boS 
fann nie.tdufcben ! SDa unterfd^eiben fwb bie SWdnner toicber 
öon ben grauen. SDie SWdnner erfennt man, toenn fie i^tt 
ein £uftfpiel urtbeilen; bie Stauen, »enn fte über ein Xxoütx^ 
2* 



- w - 

fpiel urt^eilen. S)ie Scannet faUtn gleii^ fiber bie ^nb« 
Iting beS Stüde^ l^et, bie grauen (alten fi^ fti^ bie Sprad^e; 
bet SDlann beurt^eilt bie Sl^araftere, bie grau bie Situatio* 
«en. S)a^ bie grauen aber bie ftrengften Slic^terinnen übet 
i^ eigene^ @efd(Iec(t ftnb, ba^ fonn man naä^ jeber ^arftel« 
lung einest neuen Stüde^ l^ören. S)ie gelben bed €tüdted 
ftnb il^nen aQe red^t ; fte faDen nur über bie ^Ibtnnen ^et, 
ba {ann ed il^nen feiten ein j)id&ter red^t mad^en. S)ie grauen 
ertragen ein plo^lid&ei^ Unglüdt leidster aB ein )}lö^i(^eil 
@Iftd(; bie SRdnner ertragen ein ))l5(lid&e^ @Iüdt leit^ter ald 
ein plö^H^eS UnglftdC; barunt ftnb bie grauen in ber 6^ 
Vitl gefaxter, aU bie iOldnner. 

^ie grauen toiffen, ba^ bie Ouerlinier bie 3)iagonaIe, bie 
lür}e|le ift, barunt fomnten fte benäBünfc^en be^3Ranne^ int« 
mer in bie Ouere^ 3)ie grauen betrad^ten bie C^^e aU ein 
Suftf))iel, boiS mit ber $od(a^it anfangt; bie ältdnner bettad^« 
ten bie @(e aU ein 3:rauerf)}ie(, bod mit bem Sobe aufl^ort. 
S>te grauen^^immer betrad^ten i^ eigene^ ttnglüdt unb i^r tu 
gened 6d^idtfa( koie einen gebrudtten 9tbman: fte i^erstveifeln 
ntd^tf benn fte beuten auf jeber Seite : ^mer mii n>ie had 
ouiSgel^t." Ser 3Rann aber betrad^tet fein bi^d^en Sc^idfal, 
I9ie bie SSeltgefc^ic^te, toie bie furd^tbarfte äBa^r^ett, unb bad 
mod^t i^n i^erjmeifeln, Selbft ben ^ob empfangen bie grauen^ 
{immer toie einen unangenehmen 8efud(, bod( mit mel^t 
gaffung, unb fte puj^en i^re Seele unb t^ ^er^ {u feinem 
Empfange (eraud, unb bad fommt ba^er, iveil bie grauen 
me^r Glauben l^aben, aU bie Banner ; koeil ber ©eift ber 
aOtdnner il^i^en @lauben gerfri^t, ber Glaube ber grauen ^n« 
gegen f\ä), koie eine eble grud^t, gerabe burd^ ben @eift lange 
frifd^ txl)aiu 3)ie grauen beft^en ben ®eift M ®lauben0^ 
bie SJtdnner aber nur ben @(auben bed @eifteiS.. 

2)er Xob, meine freunblid&en Sefer unb Seferinnen^ ift bie 



— X9 — 

®fi»tft€tnai^t iioiMtn biefem imb itntm Sdwit, im il^m 
Bmgt bie Slbenb^Iode einet gro^n dubin^. 3)et Sob ifi 
tii^tö, atö biedto^e^noatsSlttbiena, bie toir bei bemAdnige 
bec ^immel unb bet Srbe (aben; bie 99alftre ift bie Anti- 
chambre, bid bo^fi, bid )wp iBal^re, bid )ii bev X^ür beil 
unenblid^en Sttbiense^imiitetdr begletten tmibie »iet Sebetu^« 
Slbvofaten: 6lfaube, ®eift, SKüd imb €k(b, aber ba laffen 
und bie brei im Gtid^e,: unb nut bet @Iaube fiffnet und gang 
a&ein bie Z^üx lu beut atlmd^ttgen ^enf^er, unb nur burd^ 
ii^, burd^ ben &lavben, ge^en toii burd^ bie lange Si^toefker« 
nad^t beiS Sobed bem unfierblid^n Subeljo^e ber Smigleit 
enlgedetu 

9ot nnfete ccbetn^ (efd^tBe^Muntttn Ükigen 
S)a tttn^t btc luftige lOegleitnng f^tt, 
S)ae ®liuf mit feinem buntgefHiften ftragetti 
2)af (t)e(b mit feinen grofen (babeh f4f»et| 
IDet (Seift mit feinem l{)eii{im» 4M(^# Sagen/ 
SKtt feinem gouf it^ften, Milben ^tei ; 
eie (enfen bieft« IBkigmi rafd|e ^erbe 
ftuf allen 9Begen biefer gtofen (8cbe. 

^ 3ngenb fHbrmet Mie bttcltf 9ünbei|Ui§d 
€tet« Mn^Ortf mtl bem (nltigen i»ef ^nrnn ; 
9Ktt letfem ©df^rttt, mit angebalt'nem 3üge( 
a^erfolgt ben SBeg ber emfibebadt^te 9Xann; 
Skr ®rei< fd^rt auf ben legten Sebenf 4&ge( 
IDlit fd^offer ^onb ben freuen ®eg biaon, 
fUib immer geben ned^ an ieber ^Ut, 
6a Mb aU «Imfunb «eifl ma boa Meile. 

IDodt enbli<^ ßeben n>tr am Scbonerbogen/ 
itkt Sogen bölt am le^^en f<bttacien lH^er ; 
^ai Inft'ge ^eer t^ fdftneU brntoeggejogen, 
aMd^munben ifi ber Jnbebotte (5b«r, 
Unb ®ittd( unb ®elb unb (Seift bot unf betrogen, 
9li<bt (tiner gebt ben jlnflent $fftb nni »or; 



— 20 — 

^er (Bfonb* aSein^ mit feinem XiMtfmttt, 
(Sr \ä^ttikt mit uni hutiif hU hvadit Pforte. 

Unb tote ein Jttnb, ba< feinen 9Beg oertcren, 
IDa« na<^ bem Soter fe^nenb, fuc^enb fragt, 
^cm unMannten fianbi »o el geboren, 
fSkit füfem Shtnf4ie fiet< entgegengagt : 
^0 fü^rt unl au0 bei £eben< bunlen «^oren 
^er ®(aube ^tn, »o und bie ^eimatl^ tagt ; 
Unb Uf t un« auf ben fnt( gea^nfen 9uen 
S)en liSoter unb bai Sßaterlanb erfc^ouen. 



SiTi «11^ üofltdtte ttttl ^eiii grölen (Soiueiite M Sekt «4 «Hl 
^el ««itffoU. itt» 8rfkctt ^r ^ni eiinkc«: ,,eie(e, «lud 

6in gro^e^ Soncert, meine freunbltd^en $oter unb $5res 
rinnen, ift »ie ein gro^ed ^iner: man fi^t fet^r lange unb 
genieß fe^ menig, unb bei SBeiben ift man getoo^nlid^ 
fattr loenn man l^in, unb lungrig, »enn man fort ge^t. 

Sei einem großen 3)iner, m. f. $. u. $., tnui unfer SRa« 
gen eine g^unbe 9talur ^aben; bei einem großen Qoncert mu^ 
unfere 9latur einen gefunben SRagen l^aben. ^ie ^oncerte 
flnb jejt eine firanf^eit au^ bem ff,— fic erfd^eincn in gaftcn 
unb im grü^Unge; um biefe S^it graffiren t)ie(e ^rant^ei« 
ten: »lattem, ©*arlad^, griefel, SWafem unb ßoncerte. 
@d ift aber eine fonberbare ^ranf^eit, bie (Soncertfranil^eit, 
je me^r f\t einnimmt, beflo dfter toirb fte recibio unb tommt 
toieber. 

Qtxn G^oncert ift ni(^td, aU ein gefungener unb in SRufil 

* ©einölten am 24. 9eBtuar im ®täfii^ SBalbf^etntfi^en 8aale 
|tt $rag, )um 99cflen ber Ißerforgung«« unb $ef<^&fti9ung«*$(nflaU 
für crUHU^fene IBltnbe in Sd^mcn« 



— 21 -- 

gefeltgr 6to<ifd^mtpfen, man tarnt 6(^ gerabe Met iAdft9 U* 
Ragen, aber eS ifi einem bo^ nidft n^ tw^fi bofeet; auf 
jeben ^ü tft el tot^fam, |u #aufe fii Ueiben, vnb fei^r oft 
tofrb man Selbe nid^ e^er Ud, hi^ man— *{<iM|t. ^ 

^ Stodfc&niM^fen, m* f. $• u. ^., tft ober mand^mat eilt 
iDol^lt^&ttged Udbelr unb fb audb bie (S^xutxtt, bte }u mol^l« 
t^igen S^mden gegeben loetbcti, unb e^ »erben ie|t, @ott« 
lob, ff> DteC SSo]^tbdtig(e(ti^»(fo»certe gegeben/ b<^ id& nddft« 
fiend ein Sonceit geben merbe |um Seften be^S bnrd^ SBoW' 
t^ttg!eitds&mcerte k^erunglildtten ^ublHwnd. 

3)a§ Seben^ m. f* ^ u. $., ift eine gro|e, befd^erü^e, 
gefäl^Ud^ (Sebirgd« unt tU^enreife; fte fftl^rt über {teile 
$5^en, neben fd^iibdeiregenben Kbgrflnben ^in, — ^man 
f^out mit Bä^awt l^inanf; mit (Sn^tien l^inab, nnb nur 
bie Wlcaä^im unb @fel ge^eir fU^en Sd^rittei il^ren SBeg 
iNn»iHirt9. 

Sem aSenf^n ober W ba^ @dftidfal ben «tp^nfM: 
6ebulb, mit ben fi9€i @^i|en: ^of f nuiig unb ® lanbe, 
mitgegeben, unb brei ^Ipenfü^rer, bie aber ade brei blinb 
^: ,,Siebe, «lud, @eredfttigleit.'' 

Sie SkU ge^t auf ber (inten Seite, benn ba ift bod ^^ci, 
unb in ber $er|era^tammer felbft ft^t bie £iebe aud^ auf bei 
Unten Seite^ benn fie geirrt ^tir OD))erui0n U^ Sdbend; — 
unb bod ®(ad gelftt auf ber redeten Seite, benn ol^ne @i&df 
finbet man am 9Renfd^en gar bie redete Seite nid^t l^eraud, 
unb bie ®ered^tigteit gel^, mie unfer Sd^aiten, balb )9or 
unb bdib Hnter und |er, je nad^m bie Sonne unfered 
(HftdfciS )»or und aufgebt, ober l^in ter und ünterge^r 
benn bie i«bi{<be <9eredfttig{eU i^ in einer Sesi^ung gemi^ 
eine (Srfd^iniiiig aud bem (a^^um, in bei iBf)ie^ung ndm« 
Ii(i, ba| fte ein &d|atren iftl~ 



— 22 -. 

„ixtit, ®lfld wtb ©ered^ttgleit/'w. f, $. 11,^., 
ftnb bie brei blinben ^^rer beS Sebend. 

SBenn bie Siebe fagt: ®el^* linUl ttnb bad @Iüd fagt: 
®e^' ted^ti^, fo fagt bie ®eredi^tig!eft: ^er ^itteltpeg tft ber 
befte! t>a^ ^ei^tberSeg, ber^u^^aRittel" ffi^rt, iftberbefte! 

fiiebe, ®lü(f unb ©ered^tigleit pnb nur für bie SWenWett^ 
blinb, unter ^ feigen fte fe^ gut. 3)ie Siebe ftelj^t fl^ 
mit bent ©Ifldfel^oor, bie toeife ©ered^tigfeit fte^ 
bem ®lü(! fel^r t)tet nad^, uifb bad ®Ift(! Mt, ba| einem 
bei Siebe unb ®ere4tigfeit $5ren unb @el^en t)etge^en !ann. 

Ster Slugcn, m. f. $. u. $., feigen ine^r ofe jtoei, unb 
Ua ift fonberbarer 9Seife aud^ bei biefen Slinben ber ^^Q. 

SBenn bie blinbe Siebe mit bem blinben ®lü(Ie flc^ ber* 
einigt, fo Mt bag entftanbene „SiebeÄglüd/' bafbiefe 
Siebe feine Siebe, unb biefeiS Slüd (ein ®lüd ift, unb n>enn 
bie ®ered^tig!eit mit ber Siebe jufammenfSmmt, fo fle^t bie 
,^®ered^ttgteiti8üebe," ba^ man unter t>ier fingen bem 
®lft<f ^uetft auf bie ^nb unb bann burd^ bie Ringer fel^^n 
mu^. 

S)ie Siebe, m. f. {^. u. ^., M berbunbene klugen, unb 
baiS ift eine toeife (Einrichtung ber Sorfel^ung, benn über jeber 
SRinüte ber Siebe (dngen taufenb geaüitte €d^merbter im Se* 
htn. 2)ie SRenfd^en Mt fmb jebe iKinute bereit, ben $en« 
(er ber Siebe gu mad^en, unb man binbet ja SlQen, bie l^tn« 
gerid^tet toerben fo&en, bie Slugen gu. 

^ie Siebe, m. f. $. u. ^., ift boiSgro^e S^aterftüd be9 
Sebend, mit bem Unterfd^iebe bor aQen anbem Sl^eater« 
ftüdten, ba^ in ber Siebe biejenigen 6tfidte, in benen ^db bie 
Siebenben am (Snbe nid^t betommen, bie Suffcfpiel e ftnb, 
bie 6tüi!e aber, in mlöftn fld^ bie Stebenben am (Snbe glftdt« 
It4 belommen, bie 2:rauerf))iele toerbtn. 

S)ie Siebe i^ ein 6d^aufpiel, bei n)eld^em bie $roben nid^t 



- 28 - 

t^otl^ er %tktn, fonbern in ben BttHfc^nafteti gef)>tett merbeit^ 
imb bei totiditm bie Generalprobe, bie 6l^e, erft bann ftatt« 
I finbetr toem man bie SioOe fd^on }u Snbe gefpieft ^at. 

ixaa Steb^aben ge^5ren 3 ^ ^ h — f otooifti Stoei $ e r f o n e n 
I ald ^mei Sa^en: ,, Siebe'' unb ,,$aben;"—6r niu| 
lieben, 6te mu^ (aben, — totnn fein Sieben (Segen« 
I (aben ftnbet, finbet i^ $aben Gegenliebe. 

X)ie Siebe ift blinb, nt. f. Q. u. $., unb bennixi^ fangt fte^ 

, tote bod 3^i<^nen, ftetö beim Sluge an. S)er Slugapfet 

ift ber dteic^i^apfel ber Siebe, ber 6te(^pfel ber ®efaafu(it, 

ber GaOapfel ber Sjlnfuc^t unb berSanfapfel ber Siferfud^t, 

unb M ber SRenf^ erft einmal ben fü^en ^gapfel ber Siebe 

geloftet, fo mu^ er in alle anbem fauem SIepfel au<i^ bei^n. 

S)ie Sl^rdnen flnb ber fü^ Xpfelmoft t>om Augapfel ber Siebe. 

i 3)er blinben Siebe ^at. bie gütige Gottheit bie £Mnen 

I gegeben unb fagte i^r: „Sie^e bamit!" unb burc^ biefe 

3:^ränen fte^t bie blinbe Siebe \><a Slorgenrotl^ ber aufgeben* 

ben Selftnfu^t unb bad Slbenbrot^ ber Trauer um bie unter« 

ge^nbe Steigung. 

I 3n ber Trauer, nid^t inber unbumbie Siebe, fonbern 

i in ber Zrauer naci^ ber Siebe, ba, m. f. $^u. $., unter« 

I fc^eiben ftd^ bie Sldnner loon ben (^auen. Mt grauen 

troften ftd^ über ben Serlufl ber Siebe bei äBaffer, bei 

Zoranen; bie SRänner bei 9Bein. S)ad SRdbc^en ft^t am 

Sterbebette ber Siebe, um mit i^r }u beten; ber 9Rann fiftt 

I an i^rem Sterbebette, um $u erfahren, ob fte i^m etmad t)er« 

[ moi^. S)a^ URdb^en fenft in bad @rab ber Siebe blöd il^e 

I Hoffnung, aber nic^t bie ^innerung ein; ber SRann begr&bt 

I mit feiner Siebe auc^ bie Geliebte unb bie Srinnerung. S)ie 

Statur bed SRäb^eni^ feiert ben Untergang ber Siebedfoime, 

f loie bie Statur ben Sonnenuntergang, burc^ eine me^mütl^ige 

Hube- «S »irb eine Hare, ftilte Kadftt in i^rem ^er^en— ber 



— 24 — 

^m dbtt fagt in bet Siele, loie MtAq ^^ilipp: „^n mtu 
nent SReid^e ge^t bie Sonne nid^t unter!" 

Sie Siebe ift bie SBeltgefd^ic^te bed »eiblid^en ^et^niS 
tmb ^ugleid^ i^r 9Bettgeric^t; in bent mdnnlid^en $et|en 
l^ingegen ift bie Siebe "bloi eine SBeltf abel, aber eine ^obtl, 
bei welcher bie Sflpral fe(It. 2)ie Siebe ift bei ben {^rajien 
eine ^ im meld (eiter; bei ben aRdnnern ift fte |uerft eine 
Sturmleiter hinauf unb bann fogleid^ eine geuerleiterj 
auftneld^ermanftd^blol ^erab rettet. Sie (grauen J^üQen il^re 
glüdlid^ Siebe in einen jungfrdulicben @(i^leier unb i^r^ 
unglücfli^e Siebe in einen SBitwcnf^IeiÄ,— bie SDUnncr Der« 
büillen il^re glftdU^e Siebe m einen äBetnnebel unb i^re un« 
glfldli^e Siebe in eine 3:abafmoI{e. %vLä) in ber @^e, biefex 
Kfabemie ber Siebe, in »eld^er man, »ie in aQen ^fabemien, 
blod t>uxdf Sidpufiren feinen ®rab erl^dlt, fte^t ber SBann 
freißii^ unter bem Pantoffel, aber bie gfrau fte^t unter bem 
Stiefel. 

3)tanl^5rti)ft fagen: „boiS tfl ein ^antoffelmanu!'' 9Ue* 
manb jagt: (,bad ift eine Stiefelfrau/' unb bod^ gubt ed 
gegen einen $antoffeImann tpo^I |»anjig Stiefelfrauen, 
benen bet ^du^Ii^e, ^eimlid^e !Rat^^fttefe( im Stillen jebe 
blitl^enbe Saat bed ^erjend unb jebed Slilmlein ber gartent 
(Smpfinbung l^art unb gd^ieterifd^ nieberbrücft. ^ bem 
$er|en ber flad^ften Stauen ftnbet ber SRann immer ein 
(Sd^o, aber in bem $er}en ber erl^abenflen ÜRduner finben bie 
(grauen ]^5#end eine ilntioort. 

9lm a:raualtar, m, f. ^. u. 1^., nimmt ber SRann bem 
brtnben ®otte feine SSinbe ab, unb. binbet fit feiner ^tou 
um bie Kugen, unb bie bulbenbe, fMD leibenbe ^au nimmt 
btefe Sinbe nun toieber ab, um ße aü SSSunbbinbe um i^ 
DertounbeteiS Safein ju Unben, 

Stid^t bai^ ift baiS Ungifid, m. f. I^. u. ^v ba| bie Siebe 



— 25 — 

Elinb ift, fontem \>ai bte (S^e ein ^ugenar^t ift, unb t^r ben 
Stoar ftid^t ®ott ^pmcn fo^t: „6« »erbe £i*tl" bet 
Siebe gelE^t ein !uriofei^ Stillt auf, fie lofd^t bie gadel auS unb 
KJt bem ®otte ber g^e, auf atter^öd^ften »efeW, bie frei« 
»iUige Beleuchtung beiS du|em S^auplo^ed über. 

S)ag ©lud, ni. f. $. u. $., i[t au* blinb; bie Siebe M 
fu^ blo^ bii ^ugen blinb gemeint, ober bad (SIM ift blinb 
geboren. SKan fagt: „S)er M mc^r ©lud aU Serftanb/' 
— ba§ ift unmoglid^, — bag ©lud ift ja felbft ber Serftanb; 
ber S5erftanb aber ift fein ©lud, unb ba« ift ba« Unglüd. 

„Unglüd im Spiel ift ©lud in ber Siebe," ba^ ift fe^ 
richtig, »er unglüdli(^ fpielt, macbt feine ^artl^ie, unb »enn 
er alle .^onneurd l^at, unb bai^ ift ja eben bad ©lild in ber 
Siebe, ba^ man am Snbe mit aQen ^onneurd bie $artl^ie 
bod^ ni(bt madiU 

„ffier bal ©lud ^at, fül&rt bie Srout nad^ ^aufe;" »enn 
ba0 ©lud ntc^t blinb todre, fo mürbe t^ bie Sraut nad^ i^rem 
$aufe aurüdfübren, bai^ mdre erft bad loa^re ©lud. ©lud 
unb Unglüd »anbem mit einanber,— im Unglüde toirb ber 
SRenfd^ erprobt, im ©lüde »irb ber Unmenfd^ erprobt, 
aiefclbe Sonne bei ©lüde«, bie im Slufge^en unb erften (Sr* 
fd^einen baä -gera be« SKenfc^en wie eine SHofe auffd^lie^t unb 
mit jarter (Jmpfinbung übergießt, biefelbe Sonne, mnn fie 
io* fteigt, »erfengt fte biefeiS ^erj, madjt e3 blcid^ unb »elf. 

„©lud unb ©las, mie balb brid^t baS," man mu^ eigent« 
li(ft fagcn: ©lud, @la^ unb ^erg, tote balb brid^t bag,— 
oDein ber SOlenfc^ gel^t am jertrümmerten ©lüde, am |er« 
f((lagenen ©lafe unb am ^erbrochenen bergen gleid^gültig 
))orüber, unb bo* ßnb ©lud, ©las unb $er| ni(bt ergreifenb, 
»enn fie ganj fmb, unb nur toenn fie gebrod&en fmb, fd^nei« 
ben fie baS Seben »unb unb blutig. 

3)aS 2:raurigfte im Seben, m. f. $. u. $., ift, ba^ bail 
8 



(Slüd blinb x% bad Unglüd flu mm unb bie @Iü<fH^en 
taub. S)ai^ (Slüd ift blinb, unb e^ ift ein IBItnbet, bem 
md)t einmal bie 3:btdne gegeben ift, — baiS Unglüd ober bat 
ibt&nen, Sbtdnen, bie bad blinbe ®iM nicbt ftebt, unb ba> 
bet anäi ni(bt trodnet. %ie ^b^dnen fmb bad [Rofenol be^ 
UnglüdS, ed muß gepre^ n)erben. 9liemanb trcdnet bie 
2btdne ber 9lofe, fte mitb ^um ^onig in ibrem ^el(be unb 
^eilt bie eigenen SBunben, — fo au^ bie ^b^dne im Sluge beiS 
Unglüd^, bie 9liemanb trodnet, fie tfi^Ut beiienb ben eigenen 
€(bmer3. — 

S)aÄ Äuge, m. f. $. u, $., ift ber einjige 3>emant, ben 
ber 9Wenf(b nur nacb feinem gfeuet unb nicbt nacb feinem 
aSaffer fd&d(t, unb benno<J6 mirb bie ®5ttli(i^feit beg SlugeS 
nicbt in ber geuerprobe feiner Slife, fonbern in ber SEaffer» 
probe feiner Zbi^dnen erfannt. SSenn fo ein S(uge brennt, 
m. f. $. u. $., befonberi; ein f^öned »ei bliebet 3(uge, ba 
n^erben augenblidli^ ade JDldnner S^omfteinfeger unb Sfuer« 
fommiffdre unb ftfirjen ficb mitten in*Ä geucr;-— »enn aber 
ein Sluge t>on !^rdnen iiberf(bwemmt »irb, ba ift fein ein« 
(iger SBaffertommiPr, ber mit einem SRettungeboote fommt. 

,3em ba^ ®Iüd )u mobl toiQ, ben ma(bt*d aum 3F2arren/' 
unb in biefer ^infl^t feben mir erft, mie blinb ba^ ©Ifld ift; 
ed ftebt oft nid^t, baß Siner f<!bon obnebin ein 9lan ifl unb 
I5mmt unb ma<bt i|in no^ einmal jum 9larren, bdrum ift 
ber 3Renf4, ber ein Ulan mar, unb ben baiS ®lüd no(b ein- 
mal 5um Starren macbte, ein gemalter SRenfcbf ber gar (ein 
Slarr ift.— 

9lber ni(bt nur bad ®(üd, m. f. $. u. $., fonbern auc^ 
bie (Serecbtigfeit ifl blinb. S)te d^ed^tigfeit bot bie 
Slugen oerbunben: bad eben ifl bad Uebel, baß bie Stugen 
mand^er Serecbtigleit ber ganzen 9Belf t)erbunben Ttnb. 

S)ie Xugen man<l^ @ere4^tigteit pnb mie bie Sbigen im 



— 27 — 

6(J»ei3ct!dtc: too ni*t3 ift, ba fmb biefe Sußen, ido 
et loa lg {% ba M fte feine ^n^tn. 

SBcnn bie Stuge« mannet ®cre(^tig!elt pnb, toie bfe äugen 
im Si^toeiserfdfe, fo fmb bie Slugen man^er tlnwdlte unb 
Saä)toaittx, roit bie Stugen auf ben 6uppen— ift bie Suppe 
rec^t fett, fo machen fte gro|e Stugen, ift bie Suppe aber 
mager, fo machen fie Hetntvin^ige fleugtein. 

„3&a& bem (Snen xeä)t ift, ift bem «nbem WIKg/' bail 
Mit, menn 3tt>ei einen $ro}e| l^aben, fo ftnbet eiS immer 
ber 6ine Mdig, bag ber Slnbere red^t bejal^ten mu|. 

,,3:^ue SRecfet, fd^eue Sliemanb,"— Äeln 2ßort, m. f. $. u. 
$v ^at bei ben !Dldnnem unb bei ben Stauen eine fo x>^x* 
fcbiebene Sebeutung, aU bai^ 9Bort: „Kiemanb/' Sie 
3Rdnner t)erftel^en unter ^emanb: Jliemanb; bie gtaucn 
unter 92iemanb: ^emanb. Ttan fragt einen SRann, i»on 
loem l^aben Sie biefe faubere ©efd^ic^te? fagt er, t)on !3e« 
manb, fo l^ei^ bad, ))on 9ltemanb. SBenn man ein Stauen« 
}tmmer fragt: „an h)en benfen Sie?'' fagt e$, an 9tiemanb, 
fo (ei^t hai, an^lemanb — fo fagt au(( bie ©ered^tigfeit : 
„%\)ut xtä)t unb fc^eue 9liemanb," bai$ l^et^t: „X^ue re^t 
unb fd^eue ^emanb." 

„Siebe, ®lü(f unb (Sered^tigfeit,** m. f. ^. u. $., |ebe# 
biefer brei l^oi fo feine eigene Su<^t. 3)ie Siebe i^rr 
Giferfu(^t, ba$ ®Iüdt feine $ral^(fud^t, unb bie &ts 
red^tigfeit i^re Sportelfu^t. 3)ie Siebe M f<^<'n auf« 
gehört, bo(^ bie @iferfud^t bauert noäf fort, unb bie ®ered^« 
tigteit iat aud^ oft fd^on aufgehört, unb bie Sportelfud^t 
bauert bod& no(^ fort. 

6in guter SRed^tlfreunb ifl tele ein guter Sd^ad^fpieler,— -er 
jeroinnt am Qnt>t feine ^art^ie, aber auf bem gonjen ©retl 
ift nic^tiS geblieben, al^ ein paar Sauern. 

ein Sed&t«freunb ifl mitunter tele ein $auj8freunb— ber 



— 28 — 

^au^freunb meint bad $aud ni^t, unb bet Sleii^t^freunb 
meint bad 9led^t nid^t. 2)er ^au^fteunb ^ei^t ^aulfreunb, 
meiC er {5mmt, toenn bet ^reunb nid^t }u ^aufe ift; unb bet 
Sted^tj^freunb ^ei^t SHed^tSfteunb, totii er nid^t feiten bann 
Ummt, menn ber {^reunb nid^t beim SRed^t ift. 

3n bem großen ßoncerte, m. f. $. u. $., toeld^e^ bad 
Seben biefen Slinben i^eranftoltet, toitttn biefe felbft aud^ 
mit. S)ie Siebe unb bie @egenliebe fpielen bie t)iers 
l^dnbige Oubertute bu jeber innigen 6mpftnbung, bie (Sered^s 
tigfeit beflamirt, recitirt unb citirt, unb ba^ ©Ifldt fingt feine 
gtofie Srabourarie mit Begleitung be^ ))oUen Ord^efter^. ^a, 
m. f. ^. u« ^., ba^ ©lud ift ein gto^er IBrat^ourfänger, feine 
Stimme l^at t>o^ meifte SDtetaQ, aQein biefer Sdnger trirb 
au(^ oft ^)lötlid& l^ifer unb biefe ^eiferfeit ift fein SRepertoir* 
fteber, benn ein ))l5(Ii^ Reifet getoorbened ©lüdt ift ein plo(« 
li^ laut gemotbened Unglüd!, benn bet SDlenfd^ x>txliext babei 
6timme, £lang unb äRetall, aber bie SDlet^obe bleibt il^m 
unb ed ift fel^r traurig, mit ber Slet^obe beS &iudä in bie 
6d^ule be^ Unglildt^ gu ge^en. 

S)ad ®(üdt in jebem Unglüde ift, m. f. ^, u. $., ba^ in 
jebem menfd^Iid^en $er}en eine Slume blü^t, bie, n)ie t>kle 
Slumen, gerabe unter SBolfen unb ©etoittern ben reinften 
SBo^(geru4^ auigfenbet: e^ ift bieSIume ber 2Bo^(tl^ätig!eit. 

7)a» geuer ift ftar!, äBaffer berldfd^t e^ ; ffiaffer ift ftar!, 
bie @rbe ))erf(^lingt t^ ; bie ^be ift ftarf, ba^ @ifen burd^s 
toül^It fie ; bad @ifen ift ftarl, ber SRenfc^ ^erbrödtelt e^ ; bet 
SWenfdt ift ftarf, ba^ Unglüd übertodltigt il^n; bag Unglüdt 
ift ftar!, bie äBol^ltl^tigleit be^mingt ed,— bie SBot^lt^dtigfeit 
ift alfo ftdrfer, ai& @<j^idtfal, SRenfi^ unb Unglüdl 

S)ie fflo^Itl^dtigfeit unb bie S)an!barfeit fmb icoti ^ßrebiger^ 
bie aud aQen Elementen }u ben 3Renfd^en prebigen; — au» 
ber 8uf t: benn bie £uft gibt ate ijauperlen »ieber, toa» 



— 29 — 

fie cX^ Qualm unb 3)unfl empfangen M; clvl^ ^^^ ^eutt: 
benn ed gibt atö geldutertei^ (Sott wieber, maiS eiS mit 
Sdfladtn empfing; aui^ ber Srbe: benn jte bejal^It mit 
Stützen, toad fte aU 9Rober empfangen, unb aud bem 
S^aff er: benn e^ trdgt auf feinem tounbgepeitfd^ten Stüden 
feinen Reiniger an'3 3^«^ ^ 

@r(aben ift ber %vM\d ber Suft, »enn bad SRorgenrot^ 
ba^ S(nt(i| be^ ^immetö übergießt unb bie ermacbenbe 
S(|5pfung aufruft jur l^itigen f^^effe in bem ^ttg« 
t^me ber 3flatur \ 

(Sr^oben ift bie @rbe, toenn bie ^add beiS SOienbrot^ed 
i^r ^r Stulpe leud^tet unb bie golbnen Settgarbinen t>on ben 
^Bergen über i^r nieber^dngen; — ergaben ift ber Xnblid beil 
Seueri^, venu ed in beneibendtoert^er Sfreil^eit mit glühen« 
bem Obern toegf^miCit bie SBerle beiS ^od^muti^^; unb er« 
Men ift ber SlnWidbe« SBafferi^, toenn in fernen tiefen 
imb lautem @<^oo| ber ^immel auiSgef^fittet (at feine 
funfelnben Sterne, — erhabener aber ift ber tlnblid be* 
2ttenf(i6en, ber feine t)olle 53rujt legt an eine leere Sruft, unb 
feine voüe i^anb in eine leere ^anb, unb fein r>üUt^ Hnge 
an ein (eerei^ ^uge, unb am er^abenflen ift ber Hnblid einer 
gebeugten 3Renf(^engefialt, bie ftd^ an einer anbem empor« 
richtet, bereu Slid 5um ^immel unb bereu Zlfxäm §u Soben 
fällt, unb um bereu judenben Sippen bie 9Se^ut^ jum 
^anfe mirb, ber Sant jum Sd^meigen, unb bai^ Si^meigen 
jum @ebet ! 

€ie, m. f. $. u. $., l^oben fxi l^eute §u einem folgen 
3n>ede l^ier t)erfammelt. Sie l^aUn ft^ unb ber äBof^l« 
ttfdtigfeit einen neuen £ran| um bai^ $aupt gemunben, aber 
au4^ mein 3)anl, mein inniger, ^erjUd^er ^anf, fflr bie 
rfi^renbe, (od^^ergige ^^eilna^me, bie Sie ber Sad^ ber 
SRenfc^^eit f^enfen, unter »eld&er Jorm |le »or 3^nen er« 



— 80 — 

fdfrfine, aud^ bicfer mein S)an! toerbe jum Sd&tocigcit, ein 
6d&h)eigcn, toofür Sie mir getoi^ »icbcr Sani toiffeti iper* 
ben. ^d) fann bei bem ^nblicfe bon fo bielen $er3en, bie 
für SBo^lt^dtigleit ^d)laqtn, niö)t anberd aU au^ iDO^lt^dtig 
toerben: i* f^Iie^c alfo bie »orlefung, unb bag toirb 3^nen 
fe^ kDo^l t^un ! 



»ttitrfraft, dugettbfraft, »BiaeK0fnift, «dflealraft, SfeBea* 
traft, ®Iaitlen»fraft, C»elbe»fraft, ^«KeHfraft, e^annfraft, 
geberfraft, fRaf^ixenfraft, fReKf^enfraft, ipferbefraft, 
SBafferlraft, ^anqiffnift, ^ber : Sie nie! auf er0rbeiit{ii|e 
Ihrafte Bebarf |ett ber üieiift, unt gait) getoi| fitdtn %% 
Ueiften? 

Sur^ btefe meine Sorlefung, meine ^5d&ftgee]^rten $crer 
unb $5rerinnen, n)erben S^nen balb einige biefer genannten 
Gräfte !lar werben. %n ber gefpannten ^ivartung, bie Sie 
(fierJ^ersogJemenSiebie^n^te^ungiSfraft unb Spann:: 
!raft; tQtnn id& Sie nun um biefe Grtoartung fc^nettte, fo 
lernen Sie au^ bie S(i&ne(l!raft, unb inbem id^ meine 
Sorlefung beginne, erfenncn Sie aud^ bie ungeheure Kampfs 
unb 3B a f f e r traft ! 3)icf e ffiaff crf raft entf pringt »ieber aud 
meiner ge ber traft, traft n)el(i^er id^ aud meiner e^eber mit 
aüer $fer betraft nid^t« l^erborbringe ate SB i 11 eng traft 
anftatt®eifte Straft. 

SQßenn nun biefe SBorlefung, troj aüen 35ampf$ unb ffiaffcr* 
frdften, bennod^ ftedEen bleiben foUte, fo ift eS gut, ba^ Sie 
m. f. $. u« $. , eben bur(^ biefe Sorlefung bodft tt^enigfteuiS 
im Jrodenen fmb ! — 

S)er 2Jtenfd^, m. f. $. u. $., I^at nie fo biet Sd^rndd^en ent« 
loidtelt, atö feitbem er fo i^iele Itrdfte erfunben ^atl unb man 
tann bon ber neueften Seit fagen, baj fie atte ijre Ärdfte 



— 31 — 

ba|u Irraiul^t, um ade i^e &ä)toäiitn |u itraft $u bringen. 
Sit ffaUn fo mel £unftfrdfte, ba^ ade unfere 9laturf orf d^et 
auiS SVlangel an 9latuttraf t ftd^ bloiS um bte ^erbauung^» 
iraft befümmem 1 

9latur!raft unb ÜRenf^enfraftl ^a jeber ^Renfc^ 
eine anbete fflatuv fyxt, fr braucht bte 9latut ffir jeben eine 
anbete 9latutftaft, unb ba IDtand^e il^te 9latut aße ^age ^e^n^ 
mal änbetn, fo ntu| bie Statut alle 3:age ^ebn Ätfifte füt fie 
in iBeteitf(baft balten. ^ie b^^cb abet bie 9latutftaft übet 
bet 3)lenf(ben!taft jtebt, bemeifen bie ^togef f e. SBie tocnig 
3Dlenf(ben erleben ba^ 6nbe ibtct ^tojeffe — bie SRatut abet 
flbetlebt alle S^atut^ogeffe ! 3. 9. bet ^tojej t)on SCRobol mit 
Ra% bie Statut beenbigt ibn in einem Slugenblid. SBenn 
Slßobol unb ^al! 3Renf<i^en n)dren, fo toütbe ^Ifobol einen 
Slbüofaten b<tben unb Rall auä) einen 9(bt)o!aten; beibe, %l!o< 
bol unb Aal!, wütben fub cbemif(b ni(bt nut gan3 itx\t^, 
fonbetn üerfefen unb auflöfen. 

3)ie Äunftltaft tuft 2lbt)o(aten um $ülfe in bet 3lotb artf 
bie SRatutftaft tuft in bet S^lotb bie 2let§te an. €0 ein mit!» 
liebet $to§e| ift ganj mie ein ^atuxi obet (bemifcbet $to|e^. 
iBei einem <bemif(ben ^tojeffe b^il^n bie Opetationen : Slufs 
Idfung, 9liebetfd^Iagung, ^etbam^fung, f(bmel|en, fublimiten; 
bal ijt gang toie bei ben tvitilicben ^tojeffen, n)äbtenb bie 
Sbt)o!aten fublimiten, lofen ftcb bie ®egenft&nbe auf, bie ^t^ 
tcien toetben niebergcf dalagen, bie Soften üetbam^fen unb ba* 
Aopital ftbmil|t! Sine jebe Atanfbeit ift and) ein ^roge^, in 
iDelcbet [xd) Atanfi^eit unb ©efunbbeit um ben Patienten ftteis 
ten : bie ^etste fmb bie Wiiootaten, bie bet $atient als Rlä-- 
get gegen bie Atanfbeit aU ©eflagte su ^ülfe tuft ; allein fxe 
itten fxä) oft in bet $attei, unb mitten füt bie SBeflagte ; bie 
Stegepte Ttnb bie älften; in bet Slpotbele fi(t bet SHet)if ot; 
bie äbrsneimittet fxnt> bie 9le(btSmittel unb bet 2:ob ift 



— 32 — 

bte Ic^te Stiftanj. 3)ct Unterfc^ieb tft nur b c t : biele 3(bt?oi 
taten mad^en einen langen ^^roge^I t>iele ^erjte ma^en 
einen turnen $ro}e^l S)a^ 6piel ber S9[bt>o!aten ift ein 
6d^ad^fpiel, [e gef<ifti<!teT bie ^bt)o!aten, befto länget 
bauert bie Partie— bad Spiet ber Sterjte ift ein ffliflarbfpiel, 
je gefd^idter bie ^er^t«, befto filrjer n>irb bie Partie, benn fte 
fd^neiben unb mad^en alle in ba^ gro^e Qdloäi ber ^be. 

^ie gan^e ®r5^e ber 3tour!raft entn)idtelt fid^ in unferen 
Staturbtd^tem: )u benen brandet man eine SRo^fraft unb eine 
ftarfe Slatitr. SSa^ i^ ber Unterfd^ieb atuifd^en einem malten 
%iä)Ux unb einem 9laturbid^ter? @in Slaturbid^ter beft|t 
ein ©efang^Ieben o^ne ^unftmittel, unb ber dd^te 
Sid^ter befi^t bie ®efang^!unft ol^ne Seben^mittel. 

^atur traft ift geiool^nlid^ bej 3 u gen b traft, aQein audd 
hierin« m. f. $. u. ,&., fmb »ir je^t t)erfe]^rt; fr%r Mt« 
man ^ugenbfraft unb äHterSfd^tva^e, {e^t fmb un« 
fere ^üngling^ fo liinfäUig unb unfere ©reife t^un fo bäum« 
ftarf, ba^ man fagen mu^ : 3ud^n^f<^^^<^c unb ^Iter^traft, 
®em^ ift c^, ba^ mel^r 3)>lenfd^en an ^ugenbf d^mäd^e al^ an 
Sllterefd^mäd^e fterben. 

^er, m. f. $. u. $., man brandet aud() im ^Iter rmf^x 
Araft, al^ in ber ^ugenb ; fo n)ie man am 6nbe bet ^afe( 
einen ^efünberen üJIagen braud^t, al^ am anfange ; fo \oU 
man am ^benb meJ^r 6tdr!ung brandet, aU am SJlorgen ; fo 
toie man i\m Sd&lu^ besS 33riefej§ mel^r Energie a(^ jum Se« 
ginne braucht ; fo toie bie Ärofobille im SUter immer ftdrfet 
»erben, »eil fie immer me^;r geinbe bcfommen, benn im Filter 
oerld&t un^ ein fü^er 3«3enbfreunb : ber ©(Jfaf , unb im 
Sllter t)erlaf[en un^ bie ©efpielen unb SDldrd&enerjdWcr unfcs 
rer 3"9Ctt^: bieSrdume, biefe geenftütfe unb 3)iDertiffei 
ment^ gmifd^en ben erften Stüdten bei S^afeinll Sie 2:rdumc, 
biefe Slad^tfd^metterlinge um bie fd^lummembe iBlume bet 



— 33 — 

$^ntafte, bad fttib bie einzigen J^dngenben @drten in bet 
SBfiftcnci bed Schlafe«. 3)aS tnü^tc ein cntfejii^er 90flcnf(^ 
fein, beffen Huge feine ^Mnen, bejfen SWunb fein Säckeln, 
bcffen ^er| feine Sd&wdc^e , unb beffen ©d&laf feinen 3:rauni 
mel^ M. S)ie Jrfiume fwb bie Untcrfd^eibung^jeid&en, um 
hci§ Seit Don bem ®rabe ju unterfc^eiben. Sie 3:rdunie aber 
finb bie SDtegengabe ber 3lugenb, ber 3ugenbs unb ©in* 
bilbung^fraft; fte pnb bie 6i^blunten an ben bunten 
©la^fd^ciben ber ® e i ft e 3 5 unb 2 i e b e g frdf t. 

TOemanb, m. f. $. u. $., fd^Iäft weniger unb trdumt 
mel^r, al^ bie 2)i(|ter unb SSerliebten. S)ie 2Bcge t)on 
ber $rofa beS fiebenS $u ber ^oefte ber Siebe ge^en alle burd^ 
ben a:rauni— bie Srdume fmb bie blumigen ©d^rittfpuren, 
meldte ber ®ang ber göttlid^en Siebe in unferem ^er^en jurfidt« 
Iie6 ; fie ftnb bie 3[nbentur ber begrabenen Siebe, unb fie ne^i« 
mcn otte ^interlaffenen fleinen »nbenfen auf einmal aul bem 
^rinnerungig^SRefonansboben auf! 

3)i(^tcr unb SerKebte, m. f. ^. u, $., trdumen ganj an« 
beri^, <d^ anbere SMeufd^en; benn bie ^erjt^fagen: 2:rdume 
fommen au3 bem Wagen ; bei S)id^tem unb Serliebten fom« 
wen Xrdume aber au3 einem leeren 3Ragcn— bie muffen alfo 
biel dtl^erifd^er unb geiftiger fein, al^ bie Srdume an^ einem 
motten ÜRogen. ffienn eS aber SMd^ter unb SSerlicbtc giebt, bie 
bod^ eth)a^ fernerer trdumen, fo f5mmt t^ ba^er, tueil biefen 
bietteid&t bie S)i<^tfunfk unb bie Siebe fclbft in bem SWagen 
liegt, ba^ fte ifyx bo^ looll ^aben ! l)a^ ftnb bie t)ter Sagen 
ber Siebe : |uerft liegt fte unS in ben ©ebanfen, bann Hegt 
fte uns im ^er^en, bann liegt jte und fo lang im ÜJlagen, 
bis fte unjg im 9iüden liegt, ba^ ift bie SiebeiSfraft! 

SiebeSfraft, baS ift ein f^lec^ter ^uSbrud, m. f. $. u«^., 
bie Araft ber Siebe befte^t ja barin, ba^ fie fc^wac^ iß— bie 



— 84 - 

Siebe ifl mte bad f^dne Qkf^led^, il^te Störte lie^t te 
i^rer @d^ti)&<(el 

Siebe unb S)i(btfttnft, «. f. ^. tu %., fmb bte Sielet, mil 
toelcben ber SRenfcb über boi» nä^aicb |n{tete Sebetu^ebirft 
toanbelt, an Slb^nben wb 3iufetebTü(t«n tmrbei; fie (ni^U 
len ibm ben äBeg unb tperfen einen tounberbosen €4ein au| 
alle $öben unb 3:iefen : bei ^imnul oben fcnit ßib betob un^ 
bie ^iefe unten fteigt em^ioY. S)i( 3)ubitun{t fd^ettet ailei« 
Aber biefen Seben^oi)), mit unperbunbenen Sugen, mit f^ä^t* 
cem €(brUt — bie Siebe abev ntu| immeir einen gfib^et, ei» 
SRauItbier ober £ameel mit baben ; fie loirb ade SlugenUiite 
f<bmtnbeii9, unb in ber äRitte bei» 9Seg^ tebtt fte um, unb Ul|| 
ibr £ameel ofilein fortlaufen !--* 

S)ie Siebedf raft, m. f* $. u. ^., W eine md^tig« 
$einbin unb eine mdibtige CBdnnerin— eine mdtbtig^ 
geinbin an ber ®ei[tei^!raft, unb eine mä(ttij)e ®&ti« 
iwerin an ber SinbiUungdtraft. S)er (Seift fogt ber 
Siebe toad an bfr 3eit i{t, unb bie $bAnta{ie au$ ; aOein be» 
®eift brummt e^ ibr |u, mie eine iburmubr, unb bie $bAii» 
taße aeigt ei^ ibr in gcirben an, mie eine i&Iumenubr ! ^it 
großen @eifter, bie 3)icbter, lieben im SBu(be unb im ®ebi^ 
beff er, ftorter unb inniger, aU im Seben ; fte ma(ben e^ to>ie 
md(bti9e Staaten: Heine Summen beftreiten {te mit baare» 
Tlün^t, gro^e Summen in $a^ier. S)ie Siebeefdigc« 
ftnb koie bie Öpernfängtr, je beffer fte fmgenr befto Mle^te« 
agiren fie 1 Ueberbou^t gebt ed mit ber Siebe fcbon n^ie mil 
bem Sateinif Aen: fte ifl eine tobte S)^ra^; fte loirb nitt 
no(b gef triebe n, unb felbft bad ^erj, biefe Se^iffrirtam« 
mer ber Siebe, ift in feiner ^e^iRrir« unb Se^enlunft f(boit 
gon| irre. 

griibcr, m. f. %. u. €., bot H in ber Siebe eine $robc 
gegeben, »ie in ber 9le(bnttng; }. S. bei ber Slbbition ber 



— 85 — 

Sek, menn man $er| |tt fyxi ahtixte, roax bte $Tobe eine 
6iibtrii!tton ; man |at ted ^rg miebet abgezogen, um gu 
feien, n^e Vit Ste^ttn^ fte^t; je^ ift bte $robe bei einet 
foUb^ HbMUott' nt^ eine SttbtrcdKhm, fonbern aucb eine 
Sbbition: man abbirt no<^ einige ^|en bogn, unb fte^t 
bosn, wie'^ (ufcnnmcngi^t! 

ffiir »örben, m. f. $. n. ;$., tlne gto|e Ötnfi^ in bie 
«igent^lHi^fd^ SloMtiJMt uttbSktut bet gtanen geimnnen, 
»emt »to ttü^, iDi^!(^ ^Ifcm^ bie etfte ^au im $a« 
rabcefe fuerft -^yflftdli^, iA bie |MIid^ 9tofe, bie unfd^ulbige 
9äk, l)ie gM^be9leI!e, ba$ f^al^tenbe Sergi^meinnid^t, 
ha^ bemfttl^ige IBeild^ i^ber ben courmad^ben 9litteTfpoml 
— €o mle^ fiber|fdii))t fe^r intereffant »dre, rtftbere S)etail3 
VOR ^em «iften 3ltenf(|ieii^aare gu miffen, 3. IB. ob ber etfte 
fSUam i9on bem ei^Hen öftren tfat brummen ge(etnt, ober ber 
etfte Wx vom erfteii Sllann ? Sßir mürben aud^ S(uffcb(üffe 
tber Wbam^ 2veue ersten, menn mit nrü^en, ob (loa*iS 
erM €4iH#inb<i^en n^ftV ober ,rSn)»n" |ie(l 60 
todtt H^^iiMft teUglAiig «on blefem erften C^)}aat pt miffen, 
ob -«r |ttet^ gefragt W: #f9Bie f))&t ift flbon," obet fte: 
„aa^ ift btaUlenffir Sktter?" Xu^ fonn iä) niO^t begreif 
fen, mo^ f^m» ali» et ofien 2:^en ibten 9tamen gab unb 
ba^ ^bi^fe^gfle oQer 3,l^i^e beranfam, gemußt W, ba^ bai^ 
tin Sf et tft^ ^Det 8^ ift geml| ber Wptü unter ben iBe^ 
ftien; mm mu|te ed eine tbmif(i^e €cene gemefen fein, al§ 
ber erfle S'leiifeb tn«b bet et^ Uffe fidb jum etften 2»al gefe« 
ben ^enf ^a bot bet 9lenf<b gemi^ geglaubt, eiS bat i})n 
Semonb m*^ f)eutftbe ftbetfe(t unb gemi^ mar bet etfte Sljfe 
mu^ bet erfte ^uiftfreunb! 

3>te Siebe ber ($rauen|tifimet ift mte bet e^bUng : T^^ be« 
gtmtt mit ben milbeften Sorben, mit ben 6(bneeg(o(fd^en, unb 
b5rt 9ft gerabe mie ber ^b^ing bei ben glfi^enbften Sarben, 



bei ben Stellen auf. 3)ie $etgen unferer SRäbd^it fmb tok 
neue ^oljgefd^e : bie erfte Siebe, mit bet fte etfüKt tperben^ 
tropft unb fifert gani burd^, bis t>a& $ei^ erft t)evfibtpeUt imb 
))etqueKt ift. 

Sie unterfci^eibet fid) aber bie Siebe ber grauen fo |art 
unb innig \)on ber Siebe ber ^nnerl 

3m meibli^di ^er^en ift bie Slbnung bie SSabrfageri« 
ber Siebe, im mdnnU(ben ^er^en ift ed bie ^itelleitt 
Seim TtaxiM ift bie Siebe bad(S)9igrammbed ^ergemS, bei 
ber ^au bie SebeniSgef^id^te be^^erjendl 3)ie9lftn« 
ner bemunbem ba^, toad fte lieben, bie ^auen lieben bad^ 
iva^ fie bemunbeml Sie grauen beft(en bie Ser^eßungd« 
fünft, bie ÜRanner bie SBerfteQung^natur, unb in biefev 
^infid^t ift jebe Siebfcbaft eine äBieberMung bed SuftfpieU 
„üunft unb Siaturl'' Sie ©eliebte ift »ie ein tUex 
SSoum : im grüblinge ber Siebe bringt fte ibm bie SBIiltbe ht§ 
^erjend unb im Siebe^b^rbft bie t^oQe reife ^iendfriul^t; 
ber Siebbaber aber i^ koie bie @onne: im grüblinge be« 
Siebe lömmt er atte Sage frfiber, im ^erbfte ber Siebe 
lommt er atte 3:age fpäterl Sie grauen lieben nne fte f)>a« 
gieren geben, blöd um fpagieren ju geben, um bed Steiges bed 
SpagierengebeniS attein megen. ÜDldnner lieben autb n>ie fte 
fpagieren geben, benn bie Scanner geben nur aud gtoei ®rün* 
ben fpagieren, entmeber um älppetit gum 6fien gu befommen, 
ober um bad ©egeffene gu t>erbauen; fo lieben fte au^, ent< 
b)eber um gu einer ^eiratb gu fommen, ober um bie ^eiratb 
gtt))erbauenl iBei ben grauen ift bie 6b< ntd^td atö bie 
gortfe^ung ber Siebe, aber, anftatt in fliegenben blättern, in 
Selbe gebeftet unb guf ammengebunben ; bei bem SRanne ifl 
bie 6be ni(btd ate eine tt^oblfeilere unb orbinärere Slui^gabe 
ber Siebe, auf gUe^papier, obne ittuminirte Wlber, miteifft« 
nen Spangen I Sie bergen ber STOdnner fmb »ie golianten: 



-. 87 — 

}e 9r9^et fief<^eineit, befb mentger fte^t brinnen.—tattter kette 
ltttt^ai)ttänhex; bie Heinften 9ßeiber(^erjen hingegen ftnb 
tote bie nicblid^en Sebejbüc^lettt: fo ffein fte fd^ctnen, fo nid 
Seiten ^ben fte unb finb auf aDen Settett btö an ben Stanb 
boD gebrudt. 

S)te ßiebc, nt. f. $. «. $., ift bie aBcnbcItreppe bon bet 
erbe in ben $tmnte{; ahex ber Glaube ift ba^ ®e(dnber an 
biefer SBenbeltreppe,— o^ne ®laubend(raft ftütjt man gar }u 
bolb ati^ feinem £iebeiS(iimme( (etunter ! 

3)ie @yUubeni^!Taft, m. f. $. u;^., tft bte etnatge 
e^te ^immeldfraft, bte bem gebred^Hd^en fieben mitge^ 
geben würbe. / 

3)er ©eifl, bie »emunft, m. f. $. u. $., pnb bie l&öljer* 
nen Segweifer in ben ^immel: f\t jetgen ^in, aber fie ge^en 
nii^t mit; bie Siebe ift ber ©eleitiSfc^ein auf ben SBeg in 
ben $imme(; bie 3:ugenb ift bie^2:^orfd^Iie^ertn am $immel, 
aber feiner vott aOen biefen tritt mit in ben Subien^faal beiS 
^immeli^, aU ber @(aube, ber bal Srebitit) bed SRenfc^en an 
bem S^rone ©ottel felbfl überreicht. 9leben jeber ^apeQe 
beiS bergend ift eine fleihe $5C[e aufgebaut: neben bem 
Siffen ber 3»«f^If ««'^«tt ber Siebe bie (5ifcrfu(|t, neben bec 
Zugenb ber 3om über ba^ Safter, neben bem ®iil(! ber 9leib, 
neben ber Hoffnung bie Sur^i^t, neben bem Scrftanb ber 3tr« 
ftnn; nur neben bem ©lauben fte^t fein bofer S)dmon, nui! 
ber CWaube wirft Weber einen Statten bor, nod& hinter fic^, 
weil feine Sonne gerabe fiber feinem ^auipte am $imme( 
fte^tl 

aBenii ba« ^i^ ^ier auf (frben alle feine ®ü*er berloren 
Mf f0 ift ^^ ©faube ber reblic^e ^inber, ber fte im ^immef 
otte mieber finbet unb wieber bringt f S)er ®Iaube ift unfer 
Sonnenfd^irm im Srennpunfte bed ®Iü(fe^, unfer IRegen« 
\^xm in bem @eW5Ke bed Ungifidd, unfer ^agbfc^trm auf 
4 



i 



— ^ — 

ber tDin)en :3agb ber ZdUn\^a\Un, un{cr Si^tfAim Dt^r 
ben ©tral^Ien ber 55cryenb\ing, mUx S^iicffd^itÄi Äot l;iJ3P 
©lut^ ber SScr^w^iflung unb witfer gqUf^irju an bemSuft^ 
badon l^oc^flieg^nber »&9ffniingeii, SU £iejbe, telommt in ber 
SBiege fd^on ben 2:obtenf4ein, ber ©laube cr^djt im ^qrg« 
erft ben ^eburtsfd^einl S^i^ @y^uben|tr^ft ift bie einige 
^raft, mit tod^tx »ir, ^emi;^ an'^ ^im.4T..w^if4*^ßi^^*. 
balS^n anlangen, tpenn m^ an^ d^ anbcm Srdftft, aö 2i.?^ 
begiraft, Sugenblrftft, (gel bestraf t,®cifU^>i 
Iraftn.f.». ftcdej^Me«! 

©elbei^lraftl auci& feijae üW? firaft m(^n ipirb fd^ 
Wmad^, toenn man biefe firaft nur ^oxt ! 3m toeit^m Sini^ 
ber Sßaturlej^re nimm( man.ati« bag jebe ßraft geifti^ ift, 
b. I&. unfid^ttar. 3n f o ferne ift nun anä) bi« (§ e l b e ig l r a f ^ 
}ur ^dlfte geiftig^ b. ^. baS ^elb bleibt unftd^tbar^ abe^c • 
feinefiraft ift fid&tbar. 

aJlit bem®elb, ba ^at midfe bal Äont)erfaticn^Ie|ifon fd&ön 
ertüifd&t; xäf fd&lage nad&: „®.elb/' „©elbforten/' unb ^ 
fagt mir ba^ Äonterfationeiejifon : „f uc^ e ® e l b m ang %l." 
5iun finbet fid& ber (5 e l b m a n g c I ungefu(i&t ! S e n %xi\Ul 
Ifiat gen;>i^ ein ^\(!^tex gef(^rieben, Jjei bem toirflid&en ®elbi 
fpric^t eröon einem „ibealcn Umlauf!" unb beim (^clb* 
mangel fprid^t er, er entfpringe au$ ber SKoral! mß^ 
j,moralif(feett ©rünbenl" Silin giebt e;5 beim ®elb nuic 
einen ibealen Umlauf, tpenn man namlid^ um @elb. 
^erum lauft unb feine 3bee ^at, »ol^er n.el()men ! $>er ®elbs 
Ätangel aber aug ber SDloral ift natürli^, benn überall, kvo 
®elb eine «^a^el x% ift fein ®elb bie i!)|{ oral bjefer ^obtel. 
^d) glaube aber, m. f. ^. u. lö-, e^ entfpringt nic^t mel 
©elbmangci au^ Wloxal, aber eg entfpringt fe^r i?iel Tloxal 
auiS ©eibmangel! Sie Siebe^traft fü^rt in bem aBäbd^en-s 
Jcr3en nur bie einfädle Su^Mt^^ci, bie Selbe Ifraft b.ie 



— 39 — 

bop|}cItc. auf bcr ©citc bei iDlabd&eni? ift bal Soll, auf 
bcr Seite U^ ÜKantieig bag ^ ü b e n. 2)ie üJldb^en lieben 
bett; ber i^nen nad)qe^t, ^^rdnen rveint unb feinen poUen 
Sufen au^Sfd^üttet; aber fie J^eiratfien ben, njeldfeer bei ifene» 
toorfd^rt, S)emanten weint unb feine 33rufttafc^e aus^fd^üttet, 
ämor ift blinb, barum fxe^t er mit ben Sintern ; toeil ei 
ftodblinb ift, toill er auäf fleinreid^ fein. 

Q^ giebt fein Siebeiggebicbt, ml(btS auf SKdbcben mel&r 
©nbruc! mad^t, afö t>a^ Sonett, ober Ali ng gebiet. (Sine 
^eijbcutelermeiterung ift ben grauen^immern nid&t fo gefd(;r« 
ß^, als eine ©elbbeutelerweiterung 1 

$etrarfa unb 6mft Scbulge l^aben ed nic^t gemußt, 
ben rechten £lang in iJ^re (^ebid^te ^u bringen. äBie loirtt 
|. »• folgenbe« ®ebi(fct: 

^n t4 bte Slof e §n bit fii|ftrfen, 
IDtt ^Ibe, mit bem füfkn ^Ingef^^t? 
IDie Stofe fonntefi bu |er)}p[ü(fen, 
JDie «ofe^ nein, bte Äofe fcnb' i(^| nii^tl 

^H kl^ bie ®tetne gu bit f^beii> 
aiitit i^KBt ntilben £icbed(t(if|t ? 
3>ie Sterne fonntcn grell bi<^| blcnben, 
!Die Sterne^ tieiti, bie Sterne fcnb' i^ mc^it! 

Soll td^ bftft fi t eb nun ^u btr f^tdcn, 
i>ca rait bcm Älang ber Seele fprid^t? 
<S« fann be<^ mein (]^m)3tfnbcn nit^t ausbrücfch, 
^<a Sieb, (^ nein, ba^ fenb* i^ iiiäftl 

Soft id^ bir l^unberttaufenb @)ulben f^^icfen, 
^it xpxtm fi^öneh, reinen ®olbgctt)i(^>t? 
^a, iä^ will btr bnnberttaufenb Bulben ftbito/ 
Hfldn, tfieift tie^ea ftinb, id^^ob* ^ m(^l! 

Gtn foId&eS ®ebid^ ift gemi^ fel^r fentimental, allein möi^' 
$ e^ gegen bie frodtene Quittung : 



- 40 — 

„%fLX ^exi unb (anb t>t» %xäuU\n2 fo unb fo salbte ic^ 
bdto ^od^^eit^tag ein ^Rabelgelb t^on jfi^rlid^ ^e^ntaufenb 
©ulben." 

S)ic ®clbc«!raft, bie bringt eine SKorgengabe; bie 
Oeifte^fraft ober unb bie fiiebeSiraft, bie fagen nur 
ftetö, toenn bie Jrau eine ®abc begeM- STOorgen! 2>ie 
(SelbeiSfraft brauij^t'eine 9t u I ft e u e r, aber bei ber @ e i ft e ^^ 
Iraft ift'« witber ©teuer au^l ®ie ®elbegfraft 
bringt eine 3Ritgift, bie ©eifteiSiraft bringt blo^ ®i ft 
mit; bie ©elbeiSfraft fe|t ein ^tabelgelb aui, bie 
®ei{led!raft ft^t auf 9labe(n, toenn man t7on®eIb 
fpri*t. 

a)ie ®eIbeiS!raft ift bie JJeberfraft in ber gro^ea 
SBeltenul^. 34 meine nid^t bie e^eberfraft i7on Sd)xi\U 
jieDerf ebern. ®ie ^c^etfraft ift jene Äraft ber Singe/ 
)»erm5ge melcber fte nad^ fefbem S)rud unb @to^ Ufxt t^orige 
Sage lieber einnehmen, unb biefe f^eberfraf t ift nament« 
Ii(^ ben S^riftfteUem eigen: toenn ®5nner unb 9Räcene fie 
auc6 aui i^er Sage reiben, fte faQen immer loieber in tl^re 
Sage surüd, bad ift bie CHafHaitöt bei» ®eifteiS! ^e 3fe:> 
betlraft betoeift p* aud^ ate Siebe^fraft, g. 8. ein 
SWann, »el^er 6trauffcbem f(ftenlt, ift lieben^toürbiger, — 
adS @iner, »eld^er SRaraboutfebem f^enft. Slm meiften 
Äraft beft^en bie ® a n « f e b e r n. 3ebe Seber l^at eine foe 
genannte S e e l e in p(i^, — barum, »enn unfere jungen Ferren 
bei ber ®aniS feine 6eele finben, tröften fte M mit ber Seele, 
bie fie mit i()ren Gebern belommen. S)ie Seber gehört bei 
bem äRonn in bie $anb, bei ber 'S^an auf ben fiopf ; bei bem 
9Rann Ift intern 0\^, bei ber <^au auf bad Ofyc. 

S)er Wten^di, m, f« {i. u. ^., foUte gar nie an einer ®and 

t)orfiberge(en, o^ne ben $ut abjune^men unb ^u fagen : ^id^ 

'^Me miif 3^nen ge^orfamftl* 3« i^^w lebenbigen 



- 41 - 

(Sand ftedt eine gro^ ^uta9ta)?|eiifammUng; in 
ietem ©änfefifi^l {iedt bev i^d^te 3eüd^i{i^ unb' eifie ^e^ 
hateite (Sand t|it bo^ nidfttö aU bte SBittme )»im ercfd^if benen 
e^ciftfteaetnl 

S^e ^ftuen ^en ie|t ntej^T oIjS |.e ftil in betgfebev«^ 
!raf t k)erftt<i^t: fie fd^reiben fa{t SlUe, bad fc^M n^t:^ ; fte 
logen'iS audi bruden, bai^ fc^bet aud^ nit^tt ; fte kffen j|d^ <|u4f 
iffetifnren^ ba£( ft^ob^aii^ ni<i^^! abec jte lefen auäi^ nxi^fie 
lefttdeben ^ben, unb ba pe nur ((^reiben wai fie d^ef^tf 
M^cn, fo ^bet'^ ni^Mr totm fie toiebec lefen U)^^ iie %t* 
fd^eben ^abenl 3m ^ufibiSr fogt nian, ift ed ungere^t 
ba| man ^egen baS ©^^Hftft^Rem bec ^uen fo eifeiit. €# 
gibt fo i»ieie gi^^Qf^n, b«e ^ i^re gilben felbft machen; ^nr* 
be»r bte ^«^ i^ie <^Ieiber feiltft nt^en ; mteber anberfK.bt« 
f\d) i^ce e^emif e(t<n felbft ma^en, nMUfum f oK ed ni^ atu^ 
Srawn deM, bie ftd^ i^re äRaluliatuf felbft )na#nt?! 
^it btefer gfeb er traft ^ob^n bie Sfi^aue« me|r old 
aRenfd^enftafti 

SKenf diFenfvaf t^ m^ f. $^ u^ ^. ÜRon brandet ju ben 
je^nSKenfi^enunmeKfdftlt^eßtjifi! ^e« aKenfd^ t^trb 
boK lautet @c6MMid^iten dT9^e^§en 1 Sßie an einem ein^f 
|igett3)nt<!fe^(ert7ietSRenf(6en arbeiten m^n: ber@4tift* 
fteUitt, ber Sib^j^ibei?, be«@e{er un^ bev Coimectorr fo möfi^ 
fen an jebem ÜRenfd^en mer ^inge arbeiten, biiS er feine 
Stenfii^ettlfaft €t!pt«bt, ob fie aid^t fteden bteib^* bie 
SugetOr, bod «(ter, bal 9m unb bod Unglüd! ^le 3iii 
§eRt^ ted 6int>esbäM^ be^ £ebend ; bad ^ter, bie Iraner« 
Wwt b«e Sebend; ba^^fld, bai^ DtoUfleib be^ Sebeni»;' 
Hnb bttS lln^Mi beriglands unb BäfUif^ei bed £eben^. Se« 
24ito, at. f. ^. II. $., ^at blo^ eine €e n f e : mit btefer me^t 
a bte 3^ «^f etnmol tib; aber ^od U^gtädt, ^t eine 6U^e( 

4* 



— 42 — 

nnb fte mäl^t jebe 9)linute be^ SebeiOi unb jeben $alm bet 
SRehf 4enf rof t ein}elif unb nad^ unb ttad^ dl! 

Sebed (SÜM Ummt allein unb auf einen €ptung, abev 
Jebe« ttnglüÄ fömmt mit Ober» nnb Untergeme^r, unb bringt 
einen langen ^inquartirnngiSgettel mit, unb ein $aat Aame« 
tdben, bie e« auä^ eingclaben W I 3« bem Seben, m. f. ^. 
tt. ^,, \^e» umgefel^t, mie in ber W^t^ologie ; in ber Stp« 
t^bfcgie ge^en bie ®lfid«götter unb bie Orajien jufammen, 
nnb We ^monen attein; im geben nwinbcni bie l^item ®öt# 
tet adetn unb bie Dämonen f4aaTenh>eife. ^a» '^^d^eii 
fud^t ftd^ bie Slenfd^n nid^t am, romn ed feine 6 Uli gf ei« 
ten bietet: e« füttert bie ^amnrientdgel un^ bie @(ep^nten 
mit 3u<!et; ober e§ fud^ fl^ bie savteften ^tjen, bie Meii|« 
ften $ei^en, bie feinden ®efü^l0fdben, bie . emt)fhibfamfte 
BvuflauiS, menn ed feine SBitterfeiten bietet, wiebad 
•(tauditif eft pd^ niit 0:n bie forteften iBldttet anfe^t i 

Unb bennod^ fnh im (Süfi^e fc^on eblere 9lenfd&en!rfifte 
untergegangen al§ im Unglüd, f9 tüxt auf bem äBaffer fd^on 
me^ aRenfd^en t)erburftet ftnb al« auf ber ^be ! ^er (»IM* 
lid^ ftnbet ftd^ in ben ^minet, ber UnglMtd^e fiitbet feinen 
^mmel in fld^ ! ^er Unglüdtlic^e, ber §u feiner IDt e n f d^ e n« 
traft bie ©laubeni^traf t ^aart, ^^t ftberaü ben ^im< 
mel koie bie 6onne, im SDIeer, im Strom, in ber SBoRe^ im 
Stegenbcgen, im gebrod^enen S(ugai»fel un^ in ber brennenben 

3a, tn. f. ß. tt. ^., bie serfd^li^ten Seben^immel fmb bi« 
f^&nften ; bie jerriffenen ^n^en toie bie jerriffenen Zt oulben 
bte i^oOften, unb ba« ^flrmifd^fte Seben u>ie bie ftflrmtf^e 6ee 
am erl^abenften. ^a, Slenfd^enfraft, Siebedfrüft, 
(BlaubenSlraft unb ßelbe^frafttolrbnur tmUnglüd 
erhobt! 3m ®lüd ift feine 9lofe o^ne ^otnen, aber im llit« 
(Itdt Idn S>orn ol^ne 9lofe! 3^ bem 6onn«n{4ein be» 



— 48 — 

(Nfided befSmmt jebei» ®ffül^Ufenfter(^en im menfd^H^en 
^etjen ffbiitint Sdben ani Unglauben von an^en, unt fin« 
^ere Sloufeauj: ond €elbfifin^t von innen; im Unglüd aber 
ma(bt bie Sdtnft alle Z^firen unb ^enfter auf )um Sttt(biuge 
bed ^5^em Btto^ki, )ur Xufnalbme beiS teinen Sid^ted ! S)ie 
glüdlid^en SRenfd^en fe^en i^ ©Ifidi^lic^tet nur auf, mie bie 
€(biff^ bei Jiad^t, bo| fle ni^t aneinanber geratben foKen ; 
bte Uitglfidlicben Ifttngegen fteden ibre Seiten auf, »ie bie 
$erlenfif(ber, ba^ fie [tif sufammen^alten unb finben, mmC» 
fZiDtbtbutf 

3a, im ttngfftde beu>etdt f4 SiebeiSlraft unb 0lau^ 
bendfraft; unbbteOlelbei^Itaft? ^a, bie (SelbeiS^ 
traft beftebt ja eben barin, ba| fit bie ®(auben^artifel al^ 
^nbetöortifei betrachtet unb bie fiiebedbienfte ald @llaoen« 
bienfte! 

SBenn bad ®elb lange bei ben Sltenfd&en ift, »trb baiS @elb 
umn 9tenf#en, ünb ber SRenfd^ jum ©elbe i Si ift fonber« 
bar, bie meiften 9tarren^6ufer ^nb ba,^n70 bie meifte Ser« 
nunft ift; bie grbjte ©flatteret ift bo, »o bie Seitungen bie 
meifte ^i^eit bai^en, unb bie größte ®elbfd^mdi^e ift ba, m 
bie meiften ®elbtrdfte fmb I 60 n)ie bie ^enen ber Seit oft 
bte Sttootn ber 9Rinute ftnb, fo finb bie Ferren t?on aRillio^ 
nen ©ft bie Sflaüen bon ®nem fireujer 1 ^a, m. f. $. u. 
$., tin Safter »irb balb ausgerottet fein, ber Unbanl: man 
gibt feine tklegenMt ba}u ! ^ie ®elbei3fraft, m. f. $. 
tt. Q., madfi alle anbem ^dfte gu SSaffer unb |u ^ampl 
ober SU SBaff erfraf t unb S)amt)flraft. SRenfc^en unb 
SBaffet, wenn fle fvit über ®ebül^ audbe^nen unb breit ma- 
(ben, entmtdteln S>am)>f, unb biefer S)ampf ift jebt bie 
Araft, mit »eld^er man ber ®eifted!raft, berStenf^en« 
fraft, ber 9ferbelraft unb aUen anbem itrdften }eigt, 
auf toeld^m einfachen SRe^aniMud bie Aunft berul^t: 



— 44 — 

Iteden ju bleiben. ü)lan braucht je^t lein anbeie^ 3Jlo4 
tio 3U reifen, unb fein anbered, ftecfen }u bleiben^ ok^ ein 
Socos^otiD. SSarum b#t ed fiocomotit)? SBeil 
biefe ÜJlaf^ine immer ein HJlotio finbet, nur in Soco gu 
bleiben! 

Sluf ber großen (Si[enbabn )9om £eben gum ^obe ^i^t jej^ 
ba^ neuefte Sccomativ: iSBaf ferl ^er tob ift ein gro^et 
äRüQer, ber bie ilJlenfd^en alte einfacti, unb bie ^pbropatbi« 
ift SBaffer auf feiner aÄübie! eine folcfee ffiaffeitur ift ge« 
rabe mie ein moberne^ {pn\6)t& (Sebid^t, im Stnfang totrb 
man gan^ ^ei^— man gerAtb in eine fentimentole ^ran{^ts 
tation— unb amdnbe koirb man u^ie mit faltemäßoff^ vbexs 
goffen I d^ gibt ^^e, in n)el(ben baig SBaffer äBunber toixtt, 
bai fmb bie feltenen äSafferfaUe ber 9latur, bie fuj^. alle un« 
ter bie (Srbe »erlicr«nl 

Stiele 3Jlenf(ben baben je(t nicbti^ aU SBafjfer im £o))f, unb 
fte fmb nid^t fuber, ba^ bei groger ^Ite bad ä&affer gefriert^ 
unb bebenfen (Sie, m. f. ^. u. $., ba^ fonberbare (SefübU 
menn man mit einem (Sii^ftog im ^opf berumgebt 1 ba fuiJb 
bie ^ebanfen fd^on eingefroren, unb menn im (^ubjoi^Y be« 
(SiSfto^ im ^opf aufgebt, ift mieber gro^e iBaffernotl^ 1 

t$eber Staat, m. f. ^. u. $., bat fein SBaffenegal, t>ai 
dted^f , alle ftebenben unb fliegenben SBaffer im £anbe für ben 
^iftu^ }u benü|en; toclifti^ 9)egal beliebt ber @taat t>mn 
Gaffer im Sopfe? (^reilicb ift fd^on bai? ein SHegal^ 
bag ba, too Saffer ift, feine ^banfen ftnb ; allein, in fo ei« 
nem Safferfopf tonnen bo4 6<bleugen, SRüblen angelegt 
iDerben, unb toenn au^ ba^ aiii^t, {o (at^n n bo^ium.Stod« 
fifcbfange dienen. 

Xer ^immel unb bie Ser^e arbeiten fvi) in bie $^e ; 
ber «gimmel bat auS ber.Grbe ben SRenfiben geukubt, bei^. 
är^t mad&t ben SDlenfc^en toieber ^ur Grbe, bie ber ^immel 



— 45 — 

loieber ^u Stenfc^en ma<i^t ; äße mißlungenen Auren lommen 
nur ba^er, toell bte Slerjte manchmal nid&t toiffen, au5 toeld^cr 
erbe ber ^tntmel gercibe biefen Wleh\d)en gemacht (at, unb 
fte be^anbeln 3. SB. einen !roenfc6en, ben ber i^intmel aud 
£tefe(erbe gemacht f)at, tote einen ^enf(^en, ber auiS iait« 
erbe gemaci^t morben ift. — 5)ie ^pbropatj^en aber fagen fo: 
ber 3Kenf(^ ift au^ ber 6rbe gefommen, bie 6rbe ift au^ bem 
JBaffer gcfommen, fo foll ber 3Kenfd& tüieber burd&jJ SSßaffer 
iwc &te toerben 1 

Sie »ünfd^en toaU^xid^mlxd}, m. f. $. u. ^., baß auä) bie« 
fei^ SBaffer fd^on »erlaufen märe, allein i4 sollte 3^nen einen 
SBetDeiig »on ber i^er^eerenben Äraft bcS SBaffer^ geben, fo« 
glfid^ foH Ui btefem SBaffer bal laufenbe ju einem ftel^enben 
»erben. 9lun bleibt m^ no(i^ 6 ine Äraft, m. f. $. u. $., 
bie „®äl&ns unbSliei^sÄraftl" SBenn ein SMenf* au* 
in gar ntd^tö originell ift, fo ift er*^ bod^ in ber ^rt unb 
SBeife, tote er g&Ht unb nie^t! S)a$ 9liefen ift bad 
luana propru ber Stufe! 3d^ »iH, wenn icfe ^emanben 
niefen ^ore, fogleid^ loiffen, mie viel ®elb er in ber %a\ä)t 
iat 1 6in SItttion&r ntef t »ie ein Smtnertoetter, ein armer 
Schinder nief*t toie ein (Sid^td^d^en. Sin reid^er 3Rann U* 
fömmt auf feift ^liefen fogleic^ Don ber gan|en SBelt baare 
Seja^lung: „aur ©efunbl^^it 1" äBenn ein armer SRann 
nieft, belommt er bloß eine Shtkoetfuttg : ^eif ®ott !" „3 u t 
®ef unbl^eif' foKte man einem armen 9lann auc^ nie fa« 
gen; benn ^ur ©efunbl^eit braüd^ man gerabe SUe^ bad, mad 
ein armer Stann nid^t 'l^dt. 9tand^ SRdnner l^aben ma^re 
^ionofortesRafen: auf bem redeten gtügef niefen fte ^i^fant, 
auf bem anbem 9c$; fte niefen mit einer übermenfd^lid^en 
Araft — e^ ftnb bie fiißti^ auf ben Olafen 1 S)ie grauen niefen 
oüe Slbagio, aber mm fiel^t'd i(^nen lange frfl^ an: i^e 
Slafe ma^t erft fflnf Stinuten Zoilette t 3)a^ 9liefen entfte^t 



- 46 -' 

t)on bcm SRcij, ben ein ©egcnftanb auf unfere äugen ^jertocr« 
bringt; »enn ein grauen^immet alfo in unferet ©egentoavt 
nief't, fo fptid^t il^rc Siebe bwcfe bie Strafe. 2)ie ®dH^ 
fvaft, m. f. $. u. ^., beruht auf Spmpatl^ie: ouf bc^ 
Sed^felmirfung i^erfc^iebener Organe ; ivenn iä) }. SB., m. f. 
&. u. $., mit meiner Sorlefung nocfe lange fortfal^re, fo bürfs 
ten mir bie 9en)eife S^rer fc^meic^ell^aften Si^mpat^ie ni(^t 
ausbleiben, unb n)enn xif noc^ lange fortfahren n^ürbe^ tt)ürs 
ben 6te auc^ fortfahren. 

^ä) tüili alfo ade ürdfte anfpannen unb bann getoi^ füt. 
immer ftedeti bleiben 1 

5Die 3 ug e n b fr a ft mit t^rem fvtfd^n Seben^konie 

^ntjtie^t mit i^rem fügen äBonnejeiU; 
^itö Mtnsftüfitoffi, hai tftit mtlbem ©lange 

Unb mit bed 9rut>lind< ^ifita l^lümenjc^in 
Utt« einlub ^u ber 3a|fte buntem Sanje^ 

Unb gu ber «filbren leidjftgtfil^litngnen ffUtS^% 
Qnt^ief)ti ^?ö bleibt ein $t^ mMü^r ^&iime^ 
C^in mattet ^aäi^cl golb'ncr SD^oiQentt&ume ! 

5Die Siebeftfraft, be« bergen« «iigfldfif Srnge^ 

i>ii i>a\einü bonigfüge l^itterfeit^ 
$)ci S!cUn& ^S(^xd}tn unb be0 ^tx^eni ^OQt, 

i>e9 ^bfcns büftgcfünte S3tiit^(*nj(itt, 
i>as S^b 90» ^f}; bie^ufl doH ^lage, 

IDer Seefe fhenggefüdtt« teCBettteib, 
^{iic^t; un« Meibt bie faitenlofe Mn, 
@tn weinenb «^er^^ ge^^üUt in SS^itttoenfcbteier ! 

S)ie © ei ü e f r a f t , bie |fd#e (SKttetgabe^ 
^r gunfen^ ben ber 9)2enf4 )}pm «Fimmel ^oÜfL, 

1^ai ©clbbanb an bem (Irbenpilgerf^abe/ 
!Der Stacbtbefud^ am (ol^em t^tetnefnfaaf, 

©ie ®lttme wi -bem *ben 3>afetn«gtabe, 
lD(id.toIbed#9 in bem engen ^thtn^fßl, 

.f^t^U^t't nn< btetbt ein fktft \»n bürten ii^arbcn, 

äva bem ge{(bieben ifl ber SHeig ton !Duft unb Sarben ! 



— 47 - 

S){e^offnuii0«!raft ou^, btcfi ©cfc^en! »on ©ottem^ 
IDcT ttegaiHogeii auf U$ <&c^{#m ft|»aT|cm (Sl^miib/ • 

t>ca 9«mm mit fetttm ^«t^M&itefn, 
IDct 3u!unft trofiBegabtet (^önifitfun^, 

S)Ail 8(0iba(^ in oUen £'((ienftoelkn\/ 
^a< !D^&^r(^en<i^i€b }u {ebcr f|t((eti €tHnb*, , 

(Sntpe^t ; un« bUibt em «Ootj^erüft im ^unfein; 

9«f bem ba» Scüenoerf terd m^ mei^r funftlit! 

lDie®Uuben«!raftaaem, ber fromme 9(aubf/ 

35e« oben JDafcin« einj'ger «^immeUbot*/ 
^^ei» dtbengatieit« fülk d^enloube; 

1D«B eto'gen £419« b<ef fttttg aXergeKivtb; 
£iB# ^cmi«MnibfT0« flüerff^lttflc !lraflibe« 

^ £(f^< 9bci|bma^Ui 9ßem un^)9k«br 
2Dqf QUaub* allein bicibt um ^ unfein^ ^ffiben, 
IDurd^f« fd^toatje !l^ot in« SJ^orgcnlanb bct Knaben! 



€ie iDerben mö^ in Slbrebe fteQen, meine freunblidften 
$6rcr intb $6terinnen, ba^ e« fiberflüjffge 5Kenf^.en auf ber 
»eltflibt, j. a. «öurnoriftlfd^eSorlefer. 

ft&tin, mint freunblld^en ,&örer unb Hörerinnen, e« jibt 
berfd^tebene Ueberflfiffe ; ed gf^t not.^n^enbigenUeber« 
flu^, unb c3 gibt überflüffigen Uebetflu^.--3:au« 
fcnb unb taufenb^onccrte fmb ein überflüffiger Ueber^ 
f (n^, aOein ein Soncert für tßerunglüctte ift ein not^toen« 
biger tteberffu^; tiefer not^njenbige Ueterfluf, meine 
freunbli(36en ^örer unb Hörerinnen, i^at mir .3Jren UeberfluJ 
an 0fite unb 3Rilbe bemiefen,. unb baiS ift.ein Ueberfiul, bei 
bem ^«r^cn unb Slugen überfHefen.. Siefer 3^r UeberfluJ 
^t bei mir foglei^ einen SRangel l^er\7orgebra((t, ndmlicj^ 



— 48 — 

an (tnrei(^bett S^MniHen, unb 6ie fe^ in mit alfe 
einen SBorlefer, bcr hm feinen eigenen »orlefungcn |eute 
»eber St^ noc^ Stimme ^ot!— 

Oft fmb gctabe bie übetfiüfflgften 3!ttn^(km fe^t 
not^menbig, b. ]^. bie fieutc, bie Dft om weiften UeberfluJ 
l^aben ; bie n^enben f\ä) in ber 92ot^ t>on nm^r t9enn loir uniS 
in bet 9lot^ an fie toenbcn, bod ift bie 9lotJ»enbifl!eit 
begUeb'etfluffeg!— ' 

Unfete Siebe tüdr früher Ueber|[u$ be« $erjen«,.iejt »er» 
fte^t man unter Sidbe Ueberflul an ^etgen.— ^te Giferfud^t 
ift aud^ ein Ueberfii^. ja! KUein, mem freunblid^en 
.ßörer unb Hörerinnen, id^ ^Be bie 6^re, S^en px »er« 
ftd^em, bi^ Stferfud^t ift ein fe^r not^ioenbiaer Ueber < 

S)ad $er3 (at teine {^enfter, aber eben beg^egen, meil ed 
leine (Sla^fd^eiben ^at,^ unb man nid^t l^inein feigen fann, 
m«^ man 3aloufien baran anbringen!— JBo in einem 
lOer^en ein 9iomeo $fot genommen ^at, ba fteDe man fo« 
g(eid^ nod^ einen @tu^( ^r ben Qt^eHo ^in. 

2)ie Siebe ift ein Xraum, aber bie Siferfuc^t ift bieXraum« 
beuterin biefer Siebe, ^ein SRenfd^ acceptire eine Siebe^i 
n^enn fte auf ber anbem Seite ni^t t>ün ber ßiferfud^t girirt 
mürbe. SRan fprid^t t^iel i9on bem Sdbmerg erfter Siebe, äbct 
fie ift ntc^t^ ^egen ben Sd^mera erfter (Siferfud^t. S)ie Stfer* 
fu^t ift ber blutrot^e Sci^arM, in ben baig S)ogenfd6merbt ber 
Siebe gel^üKt ift ; (9irft man fte meg, fo t)erroftet bie Siebe. 

iBetrad^ten mir bie £iebe bei S^eriiebteUr b.^.bie Siebe int 
ro^en Üflatutju^anbe, unb biefelbe Siebe bei SerlE^eirat^ten, 
> ff. im Snbuftrie^uftanbe, mie t^erfd^ieben T^nb ba äRongel 
unb Ueberflul, Siebe unb Siferfu^t ! 

äfe SBerliebte maren ft* »eibe aa«g, alfo jmei SWe«— ^ 
ob äSer^eiratM^ T^nb a\a itod StUeiS |»ei ^dlften/ 



_ 49 — 

9{&t^fe(; aiDet ^aih^, hie ^ufatnmen bin (^an^ed 
mad^en; gtoei i4ilh4, ^^ .jufammen lein SDlaaJ 
i^altctt. — 

Untet ben iiJbeiPifFi^en ailen(d^en fte^isn bie tßa0eftol}e« 
obenan. 

3)ad fieben ift 4in Sweater, ^e .^ageiitolaen ftnb @^u^ 
f^ieler^ bi« in %er Sugeub ald Sieb trabet b(od ®a\tf 
tollen gefpielt ^aben; barübet l^ben fte M un))enneYft 
fibet bie Qdt betgamilienodtet (inoui^efpielt, unb 
nunal^ §drtlid^e ^Ite finben fte !ein fefted @n« 
gagement nte^t, fte machen alfo in i^rem Sllter blo^ 
^aui^fteunbe nnb c^argirte &^.ataftetei 

S)te nienfd^U<^n ^er^en fmb ein gtag' unb älnl9)«rtf)}iel« 
3)ie SRdnnetl^ergen ^nb bie «^vagen^ bie ^aueitj^ei;}en bie 
Hnt»otten. S)a$ Sd^tdfat mifd^t biei^rlen unb ^e^l bt« 
SbitiDotten nnb bie e^agen; bie aUdnnet, bie ni^^ixK^en, 
bie {mb alfo bie unge|ogenen ^gen. 

ffiie ungeteil^t/ toie bittet unb ^t^lo^ M> alfo bM Mtn* 
\äien ni^t, meine fteunbli^en ^over unb .i^otetiunen, bo^ 
fie nur bie alten Sldbc^en U^liä) flnb6n,.Hnb miiftt^toiifenb 
9lal me^ bie alten ^ogeMd^^l 

3m i^raen eined jdben alt^n, mmkiitaif^^n W^n& 
liegt ein tiefei^ Stauerf^iel t^oD bnr4^einter,@cet^tV,.4)on 
bon ftiOen, ^eti^rrel^nben SRonologen, »oll ber eti^benftenf 
cbel^en, ungefcmnten unb unoet^anbenen Sif^ignation 1 3n 
eitlem jeben (ei#en ^e^a^n liegt eine Sd^idtfates^togöbie )[)o& 
imenbli(^er äBe^mut^ unb Sntfagung, bod t^on ftiden Qäfvm* 
KU ut^ bMitlof«n $k^, M&r^t^ufii^r.^inElei^gangener, 
Mtitc^r» «bet, mi ätget ß, ^oü niet^erfian^net Se^» 
fid^ WUin in tmn ^rjen eine^ alten ^nggefeden li^t 
mift^, aU bie alte ^l^eatergarberobe feiner ge« 
5 



— 60 - 

spielten {^aui$!om5bien. ffiad bei Um lüdbli^en 
®ef*Ic*te Sd^idfaC ift, ift bei bem mdnnüi^en 6*ulb. 
f^ilf<( ift ti au^ ha nic^t immer €(bi(tfal, unb mef« 
(^atien^immer, bte pi febr lofib^en, bebeitfen blosi in Ibrer 
Sugenb nid^t, ba| bie aJldbd^en loie bie ^dume finbi }e 
mebr fte in ibrem ^fib^nge audfcbUgen, befto mebv 
feben fte im $erbfte bon ficb abfallen. 

Son ben Übetflüfftgen ^ageftoljen, meine freunblicben 
^örer unb Hörerinnen, geben mit ouf onbere Äberpfiffige 
atenfiben Über. S« ift in ber neueften 3dt biel über bit 
Ueberüdtferung ber Sielt gefprocben werben, unb man für(b' 
tet, ba^ eiS balb fo bil^le 9Renf(ben geben wirb, ba^ fle nt(b»t 
alle $lat baben werben, ^n jeber 3Renf(b fu(bt einen 
$lat. (!i3 ift fonberbar, wenn man [parieren gebt, fo fiebt 
man, ba( unfere öffentliiben $ld(e Den ben SRenf^^en gar 
nicbt befu(bt Werben; fucbt man aber einen offentliiben $la(, 
fü ift er gewlj fcbon boppelt befejtl 
• 6onft jogt Med im Seben na(b ^Id^en ; fie werben einem 
ftet]^ angeboten, aber man bel&mmt fü nid^t. SBenn ein 
6uppK!ant in 2)emutb f ommt, um einen $la( ju bitten, fo 
ift ba« erfte, wa« er bbtt: „SRebmen Sie ^Utj!" — 
„8U&," fagt ber arme Supplifant, baä ift*g ja eben, warmn 
ic6 (omme, id^ nebme ^lal^, geben 6ie mir nur $(a^!" 
SHein ba wirb auiSgewicben, unb t^ ffti^U „Stellen Sie 
fid^ an meinen ?lotl" S)a« würbe ber SuppHfant 
ted^t gerne tbun, aHein eiB rübrt fl^ !Rirmanb von feinem 
$lat. &d gebt mit unf*ren $ld^en, wie mit ben bomebmen 
@aftbau«tStf(ben, aOe ¥ld(e fmb belegt, bin $lat ift redbt 
befett! 

Unfere !llecenfenten fmb nfdbt fo bumm, wie fte aulf(bauen, 
b. b* loie f!e fcbreiben. SBenn unftre 9)ecenfenten re<bt begeb 
ftert finb, wenn fie bie Spraye in ibter lieblid^ften ^lAtlbe, 



--51 - 

in i^et fdttoelgfrifdMhn 6<|>h!^it erfaffen, fo fagen fie: 
„$m 3Relampiii8 fÄUte feinen ^fa^ au«." 

SPleinc frcunblid^cn ^orer unb $6rcrlnnen. 63 ift eine 
grcj^e ^unft; feinen $Ia^ auS^ufüSen, unb ed gieH Iblntmentg 
3Äc(ampuffc auf ber SBelt. ®3 ift eim noc^ uncntfc^iebenc 
grage : „3[ft ber SRenfc^ etf(^affcn Ipotben, um einen ^UJ 
au^ijufüllen, ober ift ber $lat erfd^affen merben, um einen 
K e n f <i& e n au^jufüCfen ?" ' 

©a^ ift ber Unterf<l^ieb smlfijen einem $lat unb einer 
Stelle? Um {eben $la( unb um jebe Stelle f^^lagen ft<l^ 
toenigften^ 3^ci/ ber €<^mdtl^ere bleibt auf bem $lat^, 
unb ber 6tär!ere bleibt auf ber Stelle!— 

3n jeber Sefunbe, meine freunbli^en öftrer unb ßörerin« 
nen, njirb ein iDlenfd^ geboren, in jeber Setunbe ftirbt ein 
iDlenfc^, ober n)irb geftorben ; bai^ @lei^gen>i^t mflrbe alfo 
nid^t geftört toerben, menn nic^t anbere Umftönbe eintreten 
toürben. SBer bürgt un^ bafür, meine freunbliii^en ,&örer unb 
Hörerinnen, ba^ nid^t in ber Selunbe, »o ein fd^öne« 
lÖlabd^en ftirbt, ein M^id^eiS geboren mirb; ober, ba^ nid^t 
in ber Sefunbe, too ein geiftreid^er ÜÄenfd^ ftirbt, ein 
bummer Äcrl geboten mirb? — 

Slot* ein SRi^oerlidltni^ finbet Statt; e3 werben nfimlid^ 
me^ ^IJldbd^en aU Änabcn geboren. „3m S^eingau allein," 
fagt bic 3lHgemeine S^itnnq, „mürben in biefem 3a^re 5476 
SMdbd^en me^r geboren, afö Knaben." ^ag ift gmar fe^ 
gütig unb fcl&r liebcn^mürbig bon ber Mutter Statur, allein 
\otnn biefe SWutter i^re 5476 Sfdjter mirb ^cranmad^en 
fe^en, mirb i^re Jlatur ber WattersSÄutter »iel gu fc^affen 
machen. 

3Bad ober nod^ ein grofftS Sebenlen erregt, ijt ^olgenbee. 
SRon lieft tool^l in ben Sci^wng^n mand^mal : „^ier unb ba 
graffirt eine gro^c ©lerblidWeft!" ba^ ift ein Unglüd!. »flei« 



— b^^ — 

fe^et 3<Uun9:fänt ed ein, bann nnb mxm bad grd^te Un« 
glüd lu hmä)tm, unb }u fag^: ,f^mt nnb bort I^etrfd^t eine 
groleUnfieTblid^leitl'' 

S)a6 fo »ieie fieute je^t unftef blid^ ftnbi ba^ !ann bagtu 
führen, ba^ am @nbe |u )7ul SHenfd^n leben metben. äi^enn 
man unfete 3eitf4tiften lieft, fo erföfert man toon fo »ielen 
unftecblidften £ün|ileai unb ^id^tern, bo^ mm, menn man 
im ©ebrdnge Semanben auf ben e^u^ tritt, ganj det4roft fagen 
taim : „3<i^ bitte nm SB^rseil^ung, ^&ct Un(terbli<^er l"— 

%\k älug^nbtide Ij^oren mir t>on einem 'iSfUn^d^n, ber [\^ 
unfterbli^ gemad^t M; too f ollen alfo aGie biefe 3Renf<i^en 
am @nbe l^in? SUn @nbe l^en n>ic Sterbli^e t)ot lauter 
Unfterbli<i^en teinen $la|! — Mein ei^ ift bo<i^ ein ^roft bei 
ber Bosäi9, nämli#/ ba^ )»n 100 Unfterblid^en gemot^nli^i^ 
99' Jüngers fterben^ unb ber ^unbertfte lebt nur bavon, ba| 
bie ün^em ^nger geftorben fmb« 

^ie UnfterbliiJ^n l^aben nur ein ^ülf^jeitmott: >,@ein/' 
aber nid^ ba^ „Iftaben."' ^[I^r Sein l^ortni(i&t auf, unb 
i^r ^ahen fangt nidfet an. „Sein ober nici&t fein?" 
baf^ ift bie grage; „l^aben ob^r ni(i^t l^aben!'' ba^ ift 
bie Slnttoort. 2)ag Seben ift in ber Qüt, unb bie 3Renfd&en 
fmb faft toie bie S^ittooxtet, Sie merben eingetl^ilt in tH« 
tige unb in letbenbe. £eiber ifte^ im ficben ber gaU^ 
ba# gerabe bie S^H^igen guglei^ bie Seibenben fmb, 
unb oft mu^ ber 6ine l e i b en für baS, m^ ber älnbere 1 1^ a t. 
SBie e^ unter ben 3^itkoortem ä&drter gibt, bie meber ein 
SJ^un nod^ ein Seiben an^igen, iDlitteljeittarorter , 
§.. 19. l e b e n , fo gibt ed aucb unter ben %enfc^en i^iele, bie 
nidit^ )u 1 1^ u n , unb nid^ts gu l e i b e n l^aben, r>a§ ftnb .bie 
aititteljeitmenfd^en— SDlenfd^n, bie fomel SKttel ^a» 
ben, ba| fie mit ber 3^it gat nld^t^ anjuf angen 
ti> £ { f t n. S)ie üttänner fuib bit r e g e l md| i g.e n 3eitmdcs 



— 53 — 

ter, b. 5. ®ncr toirb t»on ber grau fo ab gcdnb er t »ie ber 
anberc. 2)ic grauen finb bie unrcgelmdMöc« S^ittoßt« 
ter. (Sine jebe grau ober ßoniuy muj auf eine onbere %xt 
fonjugirt, b. ^. abgednbert »erben, ^te grauen fmb 
toie unregelmäßige 3eittt)5rter ftetiJ nur in ber ^albpergonge« 
neu 3eit einfilbig, nie in ber gegentodrtigenB^i^f 
unb fte })aben auä) b ad mit ben unregelmdgigen 3^itto5rtem 
gemein, baß fie in ber jmeiten unb brüten $erfon oft 
gern abn?eid&en. 

6d gibt nid^t nur überflüffige SMcnfd^en, meine freunbU« 
4cn $örer unb ^^örerinnen, fonbem aud) überflüffige 3«** 
ivörter unb Qexten. 9Bie flberflü||ig ift bod äBort gemef en? 
SBie fedngt fxä) biefed fflort gleid&fam aU Sobtenfenfe ber 3eit 
an jebe (Smpfinbung an! 6ie ift fd^ön — gemefen» er ift 
xeiä) — gen)efen, id^ bin jung — ge»efenl 3« ^^w 
SBorte : ^^g e m e f e n'' liegt bie \)oö)\tt SRoral ber 3eit. S)ad 
SBort ,,ge»efen" ift t>a^ für bad ^erg, m& bad SBort „ge* 
iahV für bie %a\(i)e ift. S)ie äiergangenlS^eit, meine freunb« 
lid^en $orer unb Hörerinnen, baS ift unfer oerlomei» $ara« 
bied. 2)ic 3wtiinft ift für bie ^^J^ntafie, bie (Segenmart 
ift für ben SUlagen, unb nur bie SSergangenlS^eit ift für 
bad H e r g. 3n ber Vergangenheit liegen unfere Suftfd^loffer 
unb unfere ©otteSader; au^ ber Vergangenheit bluffen unfere 
9lofen, auä ber Vergangenl^eit leu(^ten unfere Sterne, aud 
ber Vergangenheit fd^lagen unfere Slad^tigatlen, an^ ber Ver« 
gangen^eit minfen unfere treuem Sieben, unfere vergrabenen 
3Bünfd&e, unfere eingefargten Hoffnungen, unfere »erfenften 
Gntfagungcn, — 

^ie Vergangenl^eitiilber äBitttoenrt^ ber Seele, n>enn 

bie ©cgenwart i^ abgeftorben ift, unb bie 3u!unf t i^r 

leine freubige Verbinbung geiüd^rt, Seber SJlenfdfe baut fid^ 

eine ßütte in ber ®egen»art, ein Suftfdfeloß in bex 

ö* 



— 54 — 

ßufunft, aber eine Äapelle baut er fid& nur in ber 
!Bergangen?)cit, gu toetd^er er toallfal^rtct, menn ^ütte 
unb fiuftfd&lofe fibcr ijm gufammcnbred^en, unb er ficife 
^tnfel^nt mit naffen Äligen über ftummen Sippen auf bcn 
©täbern feiner abgefdf^iebenen gteuben ju Hegen unb ju be^ 
ten. (fg giebt nur eine ©egcnnjart, bie gut ift: Die ©cifteSs 
gugemüart. Wlxt bem Seifte bat ber iBtenft^ aucb brei Seiten, 
benn jeber W^cr^ glaubt entmebet, er l^at ®eift gehabt, 
allein er ift bur(ij ungtÜdRid^.* SpefuCationen barum gefönt « 
men, ober er ^at (Seift, ober ber (Seift toirb noc^ fommen! 
ba3 Sejte glaub* t<ä& gattjgetuf^. 3reber ÜJlenfd^ mufe mit ber 
3eit ftefftreicfr »erben; t^' erleben'5 nur nic!bt5(tte, ba fmb fic 
nic^t ©c^ulb boron, baß t^t Job früher fommt, ali ber 
©eiftr 

ßiS giebt einemo er gange neu, einen gegenn)drtis 
ge n unb einen J u fü n f t i g e n (Seift. 

SBir feben, wie ber ®eift ber (Segenwart fid^ an bem 
®eifte ber 3wfiittft fd^wer tjergebt, bag ift ber ^u« 
filttftig tjergangene ®eift; wir fe^en, wie unferen 
literatifdöen S(^tiftftellem ber ©eifit ganj ücrgel;t, ba^ ift ber 
»ergangene ©eift; ba^ ^^mn, meine freunblid^en fiefcr 
unb Seferinnen, burd^ bfefe gegenwartige Sorlefung in ber 
nadSlft nÄ^ften 3«^tt«ft' bie ®ebu(b Idngft tjergangen fein 
wirb, taS ift wein gegenwärtiger ®eift! 

SJleine fteunblidben ^ßrer unb Hörerinnen ! SDie geifhei« 
$en iWenfcben ge(>ören auc^ ju ben fiberflüfflgen ÜJflenfcben. 
2)ie getfttetd&en TOenfd&en fmb jene 9D^enfd&en, bie mit bem 
deift nid^t auigreid^en, um ali üJIenfd^en ju (eben. — 6inb 
bie ^oeten nidjlt überflüffig? gu \Da^ feil ein $cet? 
Sffiag ift ein ^id^ter? 3)er SRat^twddfjter ber Statur, er f(^rcit 
au3, wie \)iet e§ in ber Statur gefdblagen tjat, — 2Benn biefe 
poetifd^en 9lac^twddl^ter nic^t wären, tik 'JJlenfc^cn würben bie 



— 65 — 

gon^e Satuc Decfc^IafeiL WUin M Aminen bte SrübUngiS« 
hiäftet, hit ittiigen ^feit ber ^d^tfinift, hxt rnti im ^(< 
linge gut fmb, imb f<l^ien, b. ^. unb fmgen. Den bem n a< 
gelneuen €((aufptel ber Xatur: ^Tfl^Ung. i)ie 
2)anien ^ören bon einem nagelneuen 6<!baufptel ber 9{atiir, 
mib faxten aud^ in*^ £<^nfpie( ber JlatuT, unb fie fommen 
auc^ in btefed 64aufpie( immer fange na^ bem Hnfange, 
unb madfen mdi ba einen folc^n 2äxm, hai »eber {ie, noä^ 
boö anbere 9latutpubli!um ein Sott bom €4aufpief (9reit 
tonnen« 

Unfere fettgen ^^ja^e {tnb tote unfere fe^igen ^en, fle 
iahen feine SRois unb ^Kttetivo^ meffr, fe fangen g(ei4> 
mit bem ^onnerloetter an. 

S)en 3!)i((tem gefft eS nun mif bem ^ril^tinge, tote jener 
Beinen S)orfgemeinbe, bie einen Stabbi na^m. 6le farnntm 
ben 9tab6i, ben |te nic^t me^r an(9tenlbnnten, ni^ foiS tott* 
ben, toai t^ten fte? bie gan^e ®enteinbe jog fidQr meg. Un» 
fere SJi^tcr ^en fo lange gefungen, Wi? fld^ ber a^il^Hng 
aufS ber 9latur gan| mrggeyHyw ^ 

Wlt unfere Steter foigen vm wgf&d^U^ Siebr; fte lie« 
ben ade uner^Srt, bol glanb* t^r fie ^e« «u^ unerhört I 
Senn erft bte ©egenflonbe aSe fm^e« Ibntrtm, bie von ^ic^« 
tem geliebt toerben, ba toftiben toit erftfe^, ttmd unglüd« 
lic^e £iebe ^ei^t ! XQein eiS tfl gar ntcSt h>a^r, fte lieben 
fe^ gltktlicb; fie finb mie bie rei^en^Seute; loenn fte tcc^t 
biel ^ahm, fo jammern fte. SUil ^ap^n e §um l^rbeer^ 
bäum tyenoonbelt mürbe, als fie bor Wpoüo ba)>on lief, fo 
laufen ade unfere Siebter bloS jenen 9ldb4en na4, bte ba^ 
bon laufen; ha^ ift i^r laufenber Sorbeerbaum. 3^e £iebe 
in unferen (9ebi(^ten ift eine ^lad^tmanblerin; fie flettert an 
ten ffidnben hinauf, als ob [it So^^^^^^i^^ ^tt^* f^^ manbett 
auf ben (ö<^ften ^ö^en, na^e bei ben Sternen, menn man fte 



—, 56 — 

ober bei i^rcm »abrenSlamcn ruft, fo fdHt .fie ^crab unb 
ift wauiStobt. 

2)ic fiiebc^biii&tct toaren früber »ic bie ©lasbatmotiifa, flc 
fpielten nur bur(b einen ^ätibebrud ; je^f ftnb bie SiebcS« 
bicbtcr »ie bie Orgelpfeifen; fit fpicien nur, tocnn fie mit 
5üJ5en getreten »erben. 

2)ieS)icbter fingen üonbcr Siebe, bag ift eine au§^ 
gefundene fieibenfdbaft ! ©ie ift »ie eine alte Sängerin, 
etimmc bat fie feine mebr, blo^ Scbule unb ajletbobe. 

®ie Siebe ift ba^ fiinb ber ^oefie, barum ift au* ba§ fiinb 
\9 fdfitoad^, »eil e« bei SBaffer aufgewogen »irb. S)ic Siebe 
lebt nur nod^ in unferen ®ebicbten.. 2)ag ift ein traurige« 
i^eben. — 3cber S)i(bter ntad^t fub'ein 3beal; biefe^ 3beat 
^cbi er nid^t um eine aßiUiön bi^r »arum? »eil er ficb eine 
3bee ma(bt non einem 3beal, Don einer 2JliUion aber !an»s^r 
ft* gar feine 3bee ma(ben. ßin 3beal befömmt man ju* 
»eilen auf £rebit, ober feine ÜJlillion. 

Unb ber jtrcblt, er ift fein leerer S^Ü, 

S)er S^enfil^ fann t>t braucben tm lieben, 

Unb fpltt* et aud^ im iraungßen %aM, 

<iKir ))iHm|ig swn ^unberten geben ; 

!^o<b »er aiicb auf ein $fanb niü^ti fann baben, 

IDcr (fl lebenbig begraben. 

fflenn bie Siebter, meine freunbltcben $orer unb Hörerin« 
nen, gani überflüffige aWenfcben finb, fo giebt e3 anberc 
Kenfcben »iebcr, bie big |u einem ge»iffen ^unft bö^ft 
nötbigr aber bann f)cä)\i übcrflüffig fmb, im poetifd&ert 
€*»ungc nennt man pe — ®läubiger! 

Siö fie, bie ©laubiger nämli(b, ba8 ®elb leiben, fmb fic 
(b(bft nbtbtg, t^on bem Stugenblide an aber, »o fie e9 
^ergeliel^en ^abcn, fmb fie "tocbft überflüfftg. SBarunt ^elt 



— 67, — 
^en fit ©Idubiger? toeil fte immer glauben, fte »erben 

Sd^iffer aber fagt: „31^'r ®Iaube mar i^r jugeiüogenej^ 
®lü(!." @^ mar aber ein 2lb er glaube, unb fte mil^ten 
eigentßd^ Slbergldubige beiden. 

9Ba^ i|l ba^ ganje 6(i^ulbenmad$en? (Sin SBonmot, ein 
SBortfpieL Muf ber einen Seite ftcHt man bcn SBecibfel au«, 
auf ber anbem Seite ftelTt man bie S^bfwwg ein, ba^ ift bie 
»cttanfafterifc^e SKetbobe, ober ber med^felfeitige Un* 
terri^t. SBcr aber bie menfd&lidS^c S)anfbarteit fennen ler« 
ncn toill, ber foff für Qemanb gut jl eben. S)er ®an!^ 
bare mirb i^n für ha& ©utfteben fogleid^ gut fi^en laf« 
fcnl S)aig ift ber feftgefejte $ret« verbürgten 
©ericj^te. — (Snbli(i& Ibmmt t§ in ber menfd&lid&en ©efed^ 
f(^aft nicbt barauf an, ba| man feine [Red^nung fd^Ibig. 
hkiht, fonbem baß man feine ^ntmort f(bulbig bleibt. 
S)a« ift ber Sieg. eineg prdfentirten aJlenfd&cn über einen prd« 
fentirten aBec^feT 

Unter bie überflüfftgen SOlenfcben, meine freunblid^en «@G< 
rer unb Hörerinnen, ^ä^Un mir no($ bie S(ibtiftftelles 
rinnen. 

2tn ber table d'höte ber Sitcratur foHen bie Sfrauengim« 
mer mit ft^en, mit genießen, bie @ertdbte mit garter «ganb 
berumreidben, aber fie foQen meber trancbiren, no^ t^orlegen« 
S)ie ^ouen^immer foQen bie SNenfcbMt lieben, nid^t fie 
gergliebern; ben SBenfcbcn beurtbeilen, aber nid&t 
bef(^reiben; bie Siebe empfinben, abernid^t fie [Sil- 
bern, fte fSnnen audb IRomane fpielen, aber nid^t brudten 
laffen. S)ie meiblid&en ^erjen fmb 3mpromfatoren. 3ebftg 
Sbenia von Siebe, Sugenb, aRenfd&Iid^fcit unb S^ttbeit mirb 
bon ibnen innig unb gefübtooQ uariirt ; Siebe unb 3:reue fmb 
ibre 2,l^emata, bie von ben SDldnnem a u f,g e g e b e n merben« 



-" 6^ - 

Stter Swipromfationctt mu^ man nid^t br uden laffcn. 3cs 
ber Sd&iiftftcHer foH Meä, toa^ er fc&tcibt, erft einem gebil* 
beten; geiftreid&en {^auen^immer t)crle|en. ^aS h)ciblid^e 
^erg ift ber einzige SWd^terftu^r mannlidfeer Jl&atcn; baä 
toeibli^c ©cfü^l ift ber einzige 3l!(^terftu6l aller poeti^en 
ßraeugniffe. 3^r ^rröt^en ift bic Feuerprobe, il^r Säd^elu 
bie ©clbprobe, il^re J^rdnen bic SBafferprobe ber SBa^r^eit. 

3)cr SKann mu^ erft ein Srennug^Sc^tperbt in bieSBag« 
f(^ale toerfen, um $u toiffen, »o bie Sd&ale fid^ hinneigt ; bei 
ber grau reicht ein SRofenblatt, ein Sonnenftäubd&en, eine 
l^erftedte SMne pm Uebergemid^te ^in. 

®ie ßmpfinbungen in bem i&eraen ber 3Ränner finb nur 
Uebcrfejungen au§ bem toeiblicS^en ^efjen, bie in ber Ueber« 
fe^ung t^iel t)erIoren l^aben. ^n ben ^auen(^er|en ift bie 
©efd^id^te ber Siebe, in ben SJlanner^ergen ift bie %ahtl ber 
Siebe, ^n bem gtauenlierjen ift bie 3:reue eine neue ^uf^ 
läge berfelben Siebe, in bem ÜJlännerl^ersen ift fte bie ge^ 
bel^nte fjortfeftung ber Siebe. — S)a^ fjrauenl^er^ pre^t felbfl 
nod^ aug ben abgefallenen SSIdttern ber Siiebe bie SVdncn 
ber Grinnerung unb ba3 Del ber g'^eunbfd^aft, ba^ SWänncra 
l^erj aber kpirft biefe abgefallenen iBIdtter ber Siebe in eine 
Safc^ um fein Siwmer ju parfümiren. 

S^arum foHenbie grauen rid&ten über SMenfti^en unb 6m« 
pfinbungen, unb felbft über Sudler ; aber fte foHen nur !cine 
fc^reiben. SRic^t nur bie SKenfd&en fönnen ojme Sd&vifftet* 
lerinnen beftel^en, fonbern aud) bie Unmenfd^en, b. 1^. bie 
Sud&Hnbler. 

2)ie SWdnner fi^reiben JHomäne, bie grauen auci&. 3n bem 
Spfldnnerromane ift bie Siebeögefc^id^te toie eine ßigöwe; 
auf ber einen Seite brennt e^, unb auf ber anbem €eitc 
bampft e^ ; babci werben, ®ottIob, bic Gigarten unb ber Woman 
iinmer lürjer. Sn ben grauenromancn ober ift ber Stoff 



tote ein 6tntm4)f^ tt loitb immer Uaget/ von obett ^inab; 
menn äRobert eine äJlafd^e fallen Id^t, fo nimmt fiouife jebn 
Skfd^en auf/ unb ftridt jebe @m;?finbund btei 2Ral berum. 
£iebe ift bet Sto^ ^n allen S^omanei^; aSein bie üJlännet« 
romane ftnb toie äJlannergarbepben, ein Uawix Stadt unb 
ein f(bmai^ev ^ad, glüdlicbe £iebe unb unglüctli(be £iebe; 
aber bie SiebeiSgarber^be bet Sd^riftfieUerinnen bat Me gor« 
ben, fd^marje 2icbt, blaue Siebe, 9lofaliebe, $onceauUebe, 
£ilaliebe, Sb^moi^liebe u* f. to.— 6ie per^ebren in. jebem 
S^mane ben ganzen Bpi^^üUl ber Siebe* Suerft Siebe i^ 
ber &Wß)pe, bann flJlonatjdliebe mit 93utterf bann ^ei^ob^e« 
gefottene Siebe, bann Siebe mit vol aii yent, bann Siebe mit 
^rmefan, bann Siebe am B)pki gebraten, bann grüne Siebe mit 
Sellerie, bann.Smmentj^lersSiebe u, f. f.-> 3)ie Siebe in ben 
^auenromanen lommt mir t)or, loie ber SRonb 1 q&t Sltigen« 
hüd^ i^ 9leiimpnt(, unb ed ift bo^ immer berfelbe äJtonb^ unb 
e^^ !ommt immer }u bemfelben legten Viertel. 

^«c 9lomanf^eiber 4nb bie IRomanfd^reiberin, beibebra« 
ten bie ^er^eni^rer. gelben, aber ber Scbriftfteller bratet b^e 
^er^en tt>ie Kartoffeln, er fammelt glü^enbe Noblen auf i^r 
^aupt, fd^arrt fte in gli^benbe Hfd^e ein, unb ft^bt fu^ toetter 
nid^t um, bis fte gan} gebrfiten ftnb.— S)ie6d^riftftellertnnen 
braten bie $er|en toU bie äaftanijsn; . bei^j^r fie fie in bie 
$fanne fyiutn, fd^neiben fte itt bie ^erjen nod^ felbft bineitt, 
unb bleiben bobei, unb fd^ütteln fte über bie ®lut, bis bie 
ßaftanien ttnb bie «^er^en auffpringen. ^i^ biefe $er|en auf^ 
gefprungen ftnb, ift ber Sefex aud^ f^bon aufgefprungen, unb 
U|t bie ©iriftftellerin mit tbren ^erfonen allein, — ßin 
flauen sSloman ift mie baiS SBaffergiaciS: ein $aar braucht 
' bie AWf unbi^unbert laufenquf unb ab unb befe^en alle IBdnfe, 
aber am 6nbe finben {ii^bie liebenben ^erjen burcb bie 
Saut j^wnmen. 



— 60 - 

tfn WeübetpftfftgtttSlenWffiRtmtc n* iwi^ehieUleitflf 
1Bin0cantei^)en,biei»eTflftffi9fttit,3.«. Slffeit. Settbein 
bic filifd^iggc uHi^ bewiefeti ^aben, böj Meffl^d^cit dcH» 
tuntmen« Stffen fdn löinten, fmb iti bet SBelt «nttoeber t>te 
Slffrit, €bct bte IWeitf^en, ut^t Int «ünftlet *bcr« 
ftüfftg. '^cnn btxg ifiimft tft;bo6 mi «eitft^thi'S^e tft, fo ip 
JBber «ff e dti gAt)tnw Äthtftltr. Sn bct Äuitft ift ^eg ton 
'ffieiMdwtrtttng. Suerft fallt bcr ^tib auf« sicatet, botm 
*fttTit«bag il^eat«taiif bcn $unb!* bonit fiwn rin SSh^If tntt 
'l^ettttetuUbtebtanratifti^en Mnfflrr; baim latneii bii; bta« 
matifc^en Jltnfiler mtb l^enften toie bteSdlfe; baim famen 
'ftam)>fenbe nbffe iitib tnad^tett @IM mie bie «rftelt ^unp 
'gelben; baim lamen'ftomiißfenbe ^ben tmb motj^ten ein 
'Bb^gidd; tonn tarnen bte ^en^S^ieater ttiib geigten, ba{» 
*We Ännftten^Sffen |unt9lenfc&en ergebt; bann lamen bie 
'5t|fe«ter-«ffen nnt aeiflten, ba)i tie »nnit^ben Wtnfd^en pm 
Xffen emiebrigt! 

fea|1«t 9We«f* ein »ff* ift, ba8 iftflat feine«nn|l,'ba gibt 
eB f^ »iel IWahtttrfiften nntet'ben ^Äenfd^, nnb -tocnn ein 
'Äffe ein Äftnfttartft, fo f»e^ bte $mi«tl^eöter fftnfifertf* fel^ 
'^b*f- 

Rn btefe ibeiflfiffigen fflefen f^K«|t "ft^r nöd^ eine ®att«nfl 
^fluitfhnenf^en an, bte aud^ ^berflüffig fhtb: .,,£ie teb« 
fitl^en §inbet/' bie fo oft gebeten werben, ititb fo feiten 
etfd^einen. 6in teblid^et IDtann batf gor rd^& ftnben, ntd^t 
einmal einen (Sonnet. 9)ic ,,tcbUd^en 'gitibet'' fin^ 
ol^e^ nnt eine Steben^ort, eine polijeilit^e @4^^iti. 
'Sßo foßen in unfetn Seiten bie teblid^en ginber ^etlommen, 
'to&Mn aUenf^ m^ ettoa» pi oetlieten ^ot? 

^« ttntb jfettitur ein 2)ing anf ber JBcIt »etloten: bf e 

^•Woieffe. IBo« fhtb bie teblid&eii «etllet^tr! 

Sber }u biefen tebli^en Setlietem ftnbet fM^leinr rettHtHt 



— 61 - 

@eminner. — ^@tn ^ro}^^ ift ^a^ ma^e^aiftbUd: tt mirt auf 
tiefet ^elt nur grienen, iibix nie gekDontun 1 

3(^ !5«nte S^nen, meine ^iinJ»li(i^n ^ret XMt ^xe* 
ttitnen, nocj^ lUü^br&^e tiennen, ^ie übetpffig ftnb; }. 9). 
SUIe, bie Sie fo eben i»on mk ge^ött (^aben ; allein id^ fürd^te, 
»ennid^ fortfahre, mllffett @i^ fort^e^en, Motei 
6iefreili(i^ beffet fahren, itnbmennSieftd^eRtfenien, 
liHmen Sie fagen : „3)ie IBoriefung gemimU in bet @ n t« 
fetnung." — 3^ fiftlie^e alfo, inbem ii^ 3&nen, nwitie 
fceiinblid^en ^&ret unb ^dretinnen, filt 31^ ebelmut^ige 
ü^ilnafmt, für ben fibetflüffigen Semei^, b4 t^ Tlan^ü an 
ajlenfcl^eit l^ier ^f^t, banfe, tiefbcmegt unb inuigjt tanU, 
im Flamen ber Jtenfd^eit, im 9lamen be^^ ^imraftö, im !Ra« 
men ber unglikHüi^en ^amitie, unb foQten @ie biefe SBotk« 
fung eineunglüdUd^e^orlefung nenneitv fo jinb fi^ niii^t fid^ev, 
ba| ic^ nid^t fcgleiil^ ein foncert antünbigt: „Qm SefUit 
einet X)erun0lüdtten Sorlefung," 



i^ie eg9)iiifi$e ${n{lernig bei ©aitelettü^litng ititti 
htt O^S in ber Saterne. 

(Stne (nmottfltfd^e 011a Potrida. 

«d gieht uie(e alte 9etiilbi»t^iten, ble, loenn fxe in ber 
)e|if€n Seit ^|i|iHTt ff^tHm, nie berüimt gemorben Mren. 
8.».bie„e«l^<>tif*eginfrer»i^/' biemag jttit>m3rft 
ietfil^mt gemefen fein, obm jeft finben tHf feilte ^nflermffe 
oaf^^Qfeffe; niiewj|*teinefgp^f*eSi#^ifr^toe, mw 
Mslie fie gor nid^ fe|e« ; fp finft«r koie eine egi^ifd^ ^in« 
ftenift ift'd jet», Q^^ttleb, tt)enn ber fd^ßnfte Sommertqg tf|! 

So Mid^ bie i^eiAMen fjieten ^eif^n ©riei^en« 
Unbd/' menn fie je|t lebten, fte wdten bie „f ieben' Ka?< 
reti Seutfdftlanbi^l" 
6 



-^ 62 — 

©loflene« toat ein SBeifcr, »eil er mit ber Sateme ^erum» 
jtng, um einen SDlenfc^cn ju fiK^cn; jejt gtebt'g gar feinen 
folc^cn Kanen me^r, ber einen Wenden fud&t. 

Sei btefer (Selegen^eit brdngt ^\ä} mir eine fe^r ipit^tige 
grage auf; ^at 3)iogeneÄ fn einent ©ein f äff e cber in eis 
ncnt 9 1 er f äffe geiüobnt?* S)lefe grage ift tm gtCfeetcr 
SBicbtigleit, aU man glaubt, benn fyit S)iogene^ in einem 
SBierfaffe gewogt, fo ^at cg in ©ried^fenlanb Sier gegeben. 

2Ber Don !3^en, Hebe Sefer, !ann mir eine« ber ^arteften 
©e^eimniffe ber Statur, eine« ber fmnigften JRdt^fel be« 
menfc^lic^cn ®cifte5 ent^ttcwr ndmlid^: „ä^arum fallen 
bie t)om SSicr Setrunfenen auf ben Stüden, unb 
bietjomffleinfflctrunfenenaufbie 9lafe?" 

%x biefe jarte SebenSfrage fnülpft fid^ noc^ eine britte 
8rage on : „fflenn bie Sierbetrunf enen auf ben 
Rüden, unb bie SBeinbetrunfenen auf bie 3lafe 
fallen, mol^in fallen bie wn Siebe Jrunfenen ?"— ©ie "änU 
ttjort auf biefe jtweite IJrage ift ganj leidet i bie bon Siebe 
3:run!enen fallen jeft ganj auf bie Seite. — 
grül&cr war man t)on ber Siebe trunfen, ireil man über 
baiS ÜRa a^ geliebt IJ^at; je^t bleiben iDtr in ber Siebe gleid^ 
beim erften ^fiff fte^en, h)o foH ha bie Srunfenl&eit ^er« 
lommen ? 

a^d l^at ber ^^ilofop^ 3)tDgenei$ in feinem Sfoffe )>orauiSi 
gelabt oor allen unferen ^^tlofo^^b^n? dr toat »enfgftend 
fa^llcb!— Unfere ?P^ilofo^)^ljn fmb umgetcl^rte ©icgcneffe, 
anftatt \>ai fie, Bfe ^ogened, ft^ in ein 8Beinfa^ litten, 
gießen fie ein Jaf SBein in fkbf «ttb merben ^HMop^«« P«r 
fos et ne-fts!— 3)arum ftubfet man brei S^^re ^^Icfto« 
tü^xe: ba9 erfte ^afyc ben feurigen, t>a» itotxtt ^a\x 
ben»«ri&^rigen, unb' bal Dritte 3l«itw««b bleu repe« 
ttrti 



— es — 

@ne ebenfo al^gefd^madte Serül^intl^eit toax ber gtofie 
fRo^cxu^, ber crftc romtfc^e Äünfller. @r toar gcmife ein 
getüaltigcr Äouliffenrei^er. Ueberifiaupt, ipic fann SHc^ciu^ 
ein großer Mnftlcr gemefen fein, er Ij^at |a gar nie in ® er « 
lin gefpielt! Sa, nod^ mel^r, ber Äert l^at ja gar (eine 
reine beutfcJ^e Hu^fl^rad^e gel^abtt 

SRun aber, liebe fiefer, febcn Sie nid&t ein, toie id^ mit 
allen biefen 2Cb»egen unb Slbfprüngen »icbet auf ben ^itel 
weinejg Huffofte^ jurücffommen miß? S5a3 fcben Sie nidft^ 
^a^ feigen Sie nl(i^t? Seben Sie, bag ift ebm bie egp^tis 
f^e i^inftemi^, ba^ Sie eiS nicbt feben 1 ba^ ifl ja eben ber 
ftdbtbare Segen ber ginftemi^, ba( man bie Seüte ftunben^ 
lang berumfilbrt, unb ba^ f^e bann »lieber bort finb, roo fte 
ausgegangen fmb ! 3(b b^be 3bnen in biefer ginfterni^ einen 
9Rann mit einer fiateme mitgegeben, unb bc(b b^ben Sie 
ni(bt gefeben, mo icb Sie binfübte, gefteben Sie nur, ba| man 
eine folcb« 5inftcrni| nicbt aÖe itage fiebt! 

®ie egi9ptifdje ginfterni^ ift bie einjige eg^ptifcbe ÜRumie, 
bie fxä) gän} unoerfebrt bil auf unfere 3cit erbalten bat. 

3)ie ^gpptier b^ben eS tjerftanben, ibre ginftemifi einju* 
balfamiren, bei un^ ift biefe Äunft gan^ t?er(oren gegangen, 
benn für unfere ginftemife' giebt el feinen 93alfam. 

2)amit mir ober biefe egpptifdjie Sinfterni| aügetitein feben 
I5nnen, b^ben ton bie OaSbeleucbtung erfunben/ ünb, beim 
2i^t beoba(btet, ijit bie ginfterni^ ein tüabreS lumen raundi. 
3ur Seleu^tung unferer ginftemi^ aber !ann fein änberc0 
fiid^t fein, ate (Säi, benn bie crfte ®aSart ift fije Siif t, utib 
in unferer (^inftemi^ .mu^ nian frob fein, menn man menig« 
ften^ ein 59iS(i&en freie Suft fifirt ^at. 

SBenn mdn alfo'bie e^infterni^ beleuchtet, fo fiebt man, 
tote glüdliib bie 2tvLtt ftnb, bie ni(bt feben. 

5)ie „Siebe," bie „®ere(btigfeit" unb bad„®lü<!," 



— u. — 

flnb brei glüdlid^e SSefen, bte nid^t fe^en; bu Siebe ift blitib, 
ba^ ®lü(f ift blinb, unb bie ©ered&tigfeit ift blinb. 2ßcnn biefe 
biet ^linben felj^en mürben, fo mürben fte Singe fel^en^ bag 
i^nen $5ren unb Se^en t)erginge. 

S)a| bie ®ered|itigfeit blinb ift, ift Idngfl betantit. 

Sie Siebe, meine guten Seferitinen, ift anä) blinb unb 
ba^ ® lud ift aud^ blinb! 6^ ift ein mal^re^ ®lü(!, ba^ 
bie Siebe bttnb ift, unb e^ iß mir lieb, hai t>a^ ®lü(t blinb 
ift. 2Bdre bie Siebe allein blinb unb baiS @lüd nid^t, fo 
mürbe ba^ ®lüd feigen, ba^ bie Siebe feine Siebe ift ; märe 
bag ®lüd allein blinb unb bie Siebe nid^t, fo mürbe bie 
Siebe fe^en, ba| biefed @lüdt fein ®lü(f ift ! 

3n ber egpptifc^en ginftemi^ maren lauter glüdlid^ Sic/ 
benbe, benn bie Siebe ift nie glüdli(j^er, atö menn fte nid^t 

Ser SDlenfdfe foll Über feinen Soxn bie Sonne ni<^t unter« 
g e ^ e n laff en ; unb ber ajlenfd^ foH über feine Siebe bie ©onne 
nie aufgeben laffen. 3Ran muj nid^t nur nid^t in ben' 
Sag l^inein reben, fonbem nuä) nidjt in ben Xa^ 
hinein lieben! 

Sie Siebenben ftnb gan^ anbere SRenfc^en, al^ anbere 
SDtenfd^en. ^nbei^e SRenfd&en, menn fte genug gelebt l^aben, 
toertaufd^en fie baiS 3 « i t U (^ e mit bem d m t g e n. Sie Sie« 
benben fcfemören fld^ erft emige Jreue, frten fid^ bann jetts, 
lid^ nad^ einem Slnbem um, unb be)>or @in^ t^on il^nen ^cä^ 
ba^ 3^^^^^^^ ^i^ bem 6m igen t)ertaufd^t, t)ertauf(^en {ie 
einigemal t>a& 6mige mit bem 3^itli(^en! 

Sie Siebe ift b l i n b , barum ftnb bie SSerliebten S t o d < 
blinb, bie SSer^eiratl^eten aber Ho^ Staberlblinb! 

Ser Jag ift ein SKann, bie SRad&t ifl ein SBeib ; in ber 
Siebe aber ift bag SSeib ber ÜJlann ! 

Ser £ag unb bie 9lad^t, baS. ift ein felieneiS (Sl^e^^aar ; mie 



— 66 — 

glüdlld^ (eben Tte feit etoi^eit Seiten, bod ift au^ eine ^uufi; 
toenn bet Sag fontmt, gel^t bie ^aäft fort, unb koenn bie 9^t 
lommt, ift ber Sag über alte JBer^e I 

^ei biefem Qfftpaat, %a^ unb %a(!bt# ift im SBinter bie 
Srau yiadit glüdüd^, benn H Wt fte ibrfn üRann lurg ; unb 
im Sommer ift ber iRann %aQ t^ergnügt, benn er fie^t mie 
feine grau aüc 2:oge me^r abnimmt. 

9Zur einmal fommen fte ft<j^ g{ei<j^ unaudftebli(i& t)or, n>enK 
Zaq: unb Sllad^tgleic^e ift, unb um biefe Seit mei^ man^ 
gibt*^ aud^ bie gefdWi<^ften Stürme. 

2)ie Sifbe M Slugen, aber nid^t jum @ebe.n, fonbern 
}um SB einen; bie Siebe bot eine ^un^e, aber ni(bt ^um 
9t eben, fonbern }um Singen; unb [xt bat eine SBange, 
nidbt um ^u blüben, fonbern nm }u errötben. 3)ie Siebe 
trögt bad @eb5r auf ben äSBanyn, ba^.SBort im ^uge. unb 
ben Süd im ^ergen ! 

%ciä menfd^Iiibe $er} batbrei Slatur^SReime : Sod $er§ 
ber S^öblii^en auf Scberj, bod $ec} ber Sieben« 
ben auf @(bmer) unb bo^^er^ ber ^ornebmen auf 
Qxi. Siir SBiener babennocb einen vierten Sofol^^leim: 
äBir b^ben ein $er} »ie ein Sterj, bad ift aber ein goften« 
IReim; unb ein SSiener ^er^ f^^t feine ^^aften.. 

S)er gute 5lp^etit ber ffliener, gegen ben ber berliner, bat 
mir einen midbtigen Stuffcb^u^ über ben Spracbunterfdbieb bie« 
fer beibcn SSöIfer gegeben. . 

2)cr Deftcrreicber fprid&t 2lüe« in ber längfti?«rgange • 
nenSeit. a)er ^reu^e 2ÜIe^ in ber jüngftijergange« 
nen. 3)cr Oefterreiiber fagt: ,^{6^ bin f parieren ge« 
gangen." Ser $reu&e fagt : „ii) ging fpa^ieren!'' 
3)er Oefteneiti^er fagt: „Sie b^b* i(b angegucltl" S)er 
?reu^ fagt: „34 flwcitte fie an!" ©ober fommt biefer 
Unterfdbieb ? S)er f 5mmt ))om ^pttit ber. 
6* 



— 66 — 

SBcnn bcr fflicncr SRittag« einen gafan gegeffen ^at, 
Slbenbg fä^eint, tft e^ t^m f(i^ fo lang, bofe er feinen gafan 
gegeffen M, baj et in ber f&ngftoergangenen S^^^ f^gt : „3<^ 
^ab* einen gafan gegeffen!"— SDenn ber S^erltner 
einen ^afanfiügel i^i, fo tft i^m merje^n Sage nadlet noc^ 
fo, a(« l^dtte er i^ eben erfr gegeffen, nnb et fagt in 
ber jüngjltjergangenen Seit: „^^ ü& eilt tjaf an^ 
flügel*eni" 

' 60 f})rid^t be« SBiener« $erj «tteg in ber löngfttjergange^ 
itenSeit. 26enn er in berjjrü^ geliebt l^t, fo fagt erflbenbS: 
„3[(i&^ab' geliebt ^e^abt!" 

SSOber in ber Siebe, X)ttt\)xUn Äefer, giebt eg jeft über^otipl 
nur eitle ldngftt)etgangen« ^tit, b. 1^. bie Seit, h)0 
man geliebt ^ot, ift Idit g ft t) et g aix g e ti ! — fflenn mir 3e« 
ntanb feine ©eltebte börfH^lft uttbfagt : „35aiJ tft meine Su* 
m n f t i g e t*' fb benfe id^ mit immer: boi8 ift feine $ u f Üit f. 
tig »ergangene S^itj 

5)ie 2i eb e tft blinb, bie ^rtjen bei Slönner aber fmb fo 
fedtml^er^ig, ba^ jebeö ^eti feine eigene S5liti>en «Sin» 
ftalt l^ati 

2)ie Siebe ifl Winb, inrb boc& fdgt man : ,,®ie Siebe unb 
bie Stsieuner feigen im Sinftetn/'— ©atum feben bie SiQcus 
net im ginftetn? »eil fte tjonber egpptifd&en ginfter» 
fti^ ^etftammen. S)ie glnftetni^ ift atfo bag $etf^)e!tib ber 
Siebe. %CL wit Jejt eine boppelte tJinftetnils l^abcn, bie @gpps 
tifd^e unb bie ^utopdifd^e, fo l^at unfere Siebe ein ganj 
mobemel 4)Dppels$erfpefttD f ' 

Run feigen ©ie, ba fmb toir fc&on »icber bei unferm S;itef, 
bei ber egpptifd^en JJinfterni^, unb wa^ ben Dd^f en 
betrifft, oerlaffen Sie fid& nurauf mid^. Söffen Sie midfe nu? 
ein ®i^d^en |u mir fommen, unb xoit merben gletd^ beim 
Ddjfen fein. Sie Gg^ptier ^dben befanntlidj einen Od&fcn 



— 67 — 

angebetet; iDtr meieren ttroa^ ba)}on ab, unb beten hhü }us 
imU^ii eine Siul^m. 

Pein ®ott! mie ind ÜR&bc^n beten nid^t einen golbmen. 
Ocbfen, unb ime de( SDidnner eine ^olbene (Sand an ? Km 
Qnbe tnmmt ber gelbene Od^e ble gofbene QkLt^, unb fte 
feietn bte gclbene ^od^ett ; benn e^ ift ibtten fegUid^, «1» 
^en fie fd^ 60 ^abre jufammen gelebt 1— 

Sn ber Siebe twtgebt ctn 3abt »ie ein Xag, in btr. 
@b< »ergebt ein Zaq tote ein 3fabv; bancm dlfte ftd^ )e« 
ber @bentann an jebent €onn<ade 3um fiebenjabtigen 
ilrte}, nnban jjebem drftenbed aRcnat« ^m btei^d' 
jAbtt^ttt Sttxtql 

Stbed 3abTr bod nuin mit einet ^u ju leben bat, ift ein 
etttidb be« e^idfoL^; wer bie (Ubevne ^d^ieit feiert, ber bot 
feine 25 ^IfldStcb überftanben, unb toer bie golben^ ^ocb« 
jeti feiert, ber bot 50 beCbmmen ! 

SB^cum lünbet man bei einer l^d^eit am b^<eikr Ud^ten 
Xaft ^odbieitdfadeht an ? SBeil man \dfsn bei ber ^edi^t 
anfchtgt, fUifiere ^$ter pi mod^n ! aBi^>efum eine ^< 
ftetm^ bie necb Alter ift, ald bie egpptif^e !— ^ie ^^tier 
in ibrer S^nftemi^ bitten Siedet bie Od^fen anzubeten, benn. 
ein Odfi ift ein unfeblbare§ Stittel 3ur Slnflf Arung unb Sxd)U 
Verbreitung. 

Sie feben midft erftonnt an? D iä) bitte Sie, betracbten 
Sie bie Od^fen aud einem freunblid^ ©efid^tiSpunlte ! 

3)ie Od^fen ftnb refpeftabler ali^ bie S9lenf(ben : lein Od)» 
pflfigt mit einem fremben Aalbe; jeber Ddß trägt reblid^ feine 
^oaU }u SRarfte, unb menn ber Ocb^ einmal i^or ben .fiopf 
gef dalagen i ft , fo ift er genie^arer, aliS menn ber SRenfd^ 
t)i)r ben Aopf gefcblagen ift! 

9ihVS ni<bt auipgejeid^nete ^ünftler unter ben Od^fcn, 3. iB. 
grofte ^orniften? Sinb bie Od^fen nid^t au^ge^eicbnete 



SRebafteur^, ivieberfduen fte i^re ^rtiUI niiht tmitiev iiti^ 
emfig? Sie mittUc^en Oc^fen tann man Men uv^ iifoitn, 
bie menW^ditn Od^en mul man to^ geiiie^n! 

9Bte man nttn mit einem 0<i|^fen t^U ginftenii^ beleucj^ten 
laim? 9li<ibt$ lei^ter aU ba^. äOUn f^iägt ben 0(i&{^^ \oht; 
man sapft i^m \>q^ gett ab ; man lä^ bad i^ett aud ; man 
ma<l&t au^ bem gette. Sidfttet ; man ftedt bo^ ^d)t in bie Sa« 
tetne, fo ftedt bec Od^ in Ux Sateme nnb beleiuj^tet fein 
3totr(mnbcrtl 

Wim »erfnd^ a(er einmal, nnb taffe unfe^ve ««nfd^Ud^n 
Ddf^fen auig — unb mir ^aben mel auj^gelaffene Ocjffen-*- 
oBein i^v gett taugl ni^t ^um Stdtfltfrmad!^e»> nnb Icnnte man 
(mit ii^t!» barau^ mad^en^ fo mären e^ bp^ {eine, qt^ot 
ge.nen» '. 

3d& glaube alfo Qani beftimmt, ba| SHogened in be^ tf/fn^^ 
tifdften ginfletiti^ gelebt l^at; ba^ et in feinet ^tetne men 
Oi^en ^eirumgetragen M; ba^ er eigentUd^ unter ben SDten« 
fd^en einen fold^en Od^fen gefud(^t l^ot, ben er and^ atö Sid^t. 
in bie £ateme fteden tonnte, unb ba^ er feinen gefun« 
ben ^at. 

€omit mdre bie egi^^ifc^e Sinftemi^ unb ber Od^ in ^ret 
(Sunft gered&tfertigt, unb 

3d^ fei, gettä^Tt mit bfc ©ittc, 
3n i^em IBunbc bev Stifte. 



— 69. — 



MeUntbe Httliiittiigttttg einet Ziittfetitifa)i)ietmeittls 

«ttter itm Ziitl: 







$HHfitirte^ tenoJjirte^ c^ffcfti^nivtrC, inte« 
tetiHe, ditigeftierte , fein^etf(i^irte, rol^ge« 
fd^ttdtrle @;en.era(b<^§< unb (Eotttra^unft^Seit': 
f^tift ^et tii%tp.^i\i^ßn unb tlberfeeifc^^tt 

etaatiSlunft, 93Uufdrberet, $oHttI, Untilxu 
tu, üRctap^pfif, Straßenbau, ^l^ilofop^e, Äodf^-' 
fünft, WtftlK^tie, fiot^^erbei^e^, $(b(if, SBan« 
Sem^evlieib^n^, ^MUIpdie, a:^eerbereitung, 
fio^if, Uritif , ^at^ewatif, ^eralbü, ^umrnu 
tlaftxl, Ra^Hijtti, ^umbttg, Ttafti^, ^onau^ 
nif , ^ar i|if unb meinef fif, 



— 70 — 

mit 

gatij «nerl^örtcn unb niejwfe^enbeii 9el», 

fßoxs itnb Einlagen an Slluftrationen, Sito< 

gtafonen, Bäfuh^ unb €4ab(oneit, SBibliogra« 

fönen, ^umorifiiftonen, 3Bprmibonen, $ata« 

gonen, $aj^ft!ronenr S^ra^fanonen itnb Slm« 

)9Hlttonen, 

nej^fl «ria^eittnc^en 8f tiagcit «ib 8tt(|«^tii a» 

6e((f^»ütftel, 9io9ra)>lt^en^$lttn|en, Stbl^anb« 

lungex, 6d^nit»e(, ^ubenfifdft, ®e^icn|>ofefeii, 

Sofals^otijer, Spedtraut, Sdnber« uiibS5I« 

fetlunbe, @(i^afj^föpfelunb anbeten 3» tM^tn 

gefattelter^unfimerfeunbSeAereien, 

»e?Bttnbett 

mit einem ,,S:attbflitmmen>3nftitut'' in gtodlf 

€))tad^en: Aaubetmelfd^l SRot^melfd^, ®TÜn< 

»elfd^, 3übtfd^^tDelfd^, 9{aftelbinberif4/ £Qt< 

tatamuntf<i^tf(i, ^alH ^ !!RatHafif4, 3teu< 

©d^nofelbeutfd^, SBif^itoafd^iifd^, neii*OTt^os 

grapl^ifd^ed ©ellerftdbteTifd^, rabbted^erifd^ 

unb totaNbeutfi^sconftiSsiTt. 

^tefe magtnperbe, tolloffafte, vtefigaler fti* 

pere^fe unb gigantetbe, n^'bagefafftnbe^ 

airumgewefne/ naturttoglf^e unb too^C« 

feilfte Unbernd^mung ber 9let|eib unb bed 

3Jlonabed äRertd erfd^eunt gelfttoid unb alle 

S)ag fiedlet, rettigirt unb {^ert^ au^ge^tben 

t)on 

$tosfdffct:ftujsÄiy*ÄoselbeTget. 
3=ctber $anb mad^en toifyc nu^r bie Flamen ber nni glci^ 
geibadCfenen Wl\USoU2ahotaUmt betannt : 

grftet^aubt^Mebrafteuf: 
jtlejanbet ber StoM* 



— 71 — 

^oU^Stebafteur: 

C|eni9«9eot9, bev „tßatermötber." 

»ruft^Äcbafteut: 

Stinalbtftindlbini. 

iBa«t4^i'tteba{teiir: 

6(l^ienbetii»9tebafteitt: 

^ftlftiietaucienilRebdtteur: 

Sba ^ü^K^liia^n. 

6^ot*9lettot, bet/bte nei^beutfii^eit @^ot« 

9^ettuven maij^t: 
Safpat Raufet, ber 9{4i¥nbe«get ^M^olog. 

S){efe3<^iif4f^ift erft^eint auf §n)e!' eile ns 
breitem IBaumtoon «3^6f tdglid^ )}ierunb:: 
I ID a « I i 9R a I r itnb ade fioei 6tunbeit ein ,,2eIegTap^ ;" 
um aRitteoKul^ etfd^int ein „©ana-^ftra IBIatt," meldte« 
bur^ bie Koc^ttodd^tef ^xati^ aufgetragen unb jebem Abon- 
nenten unter ted 3o^f^ff^ d^^^t n^trb. 

SRtt biefem gtv^ 9Matte fmb nc<^ fcfgenbe Unterne()s 
mun^« Derbimben; Sine Sc^mmm-Slnftalt ; ein äJle^ifpeiS« 
suui^«SBer0tn ; eine ^en^ünftalt fiir gen^iffe ^ränumeran« 
ten; ein Uffeiuranj-Serein filr Gofporteure, bie um i^re 
^(mtt^tt fl/tpteUt . tt)erben ; ein aftgenteiner €4Iafniü(ens 
^litbb; ein 6entra(i6<i^u{iterbubens$erein für SRebafticn^^ 
Ipeä^ ; ein fu^'ge0enfeitig:aud'bem'.8Birt^i^^aud''ffi&rcnber' 
Seretn ; eine grc^e SRenagene ; eine 3ouma^9leinigungSs 
Unftttlt; ein Gentralsfierc^enfelb'fd&cr ^euriger^SBetein ; eine 
grolartige &tc^'Mn}talt {ür ^dnbelofe £eute, bie'j^ judt 
u.f jo. tt.f-h'. 

Sie @ntre>9ri(e biefer Unternehmung befte^t <kud. ecner 
r,9lbminiftration/' einer „^auptg runbbuti^« 



— 72 — 

Fallit ^^nftali /* txr\t,fff^^^^Uiom4*%Vtiau9t 
btingungd s (|[om«t,iffi»n/' ^et „^tänumt* 

arbeitet^ «uff <3iU0«Slmt«/' einem „d t nix aU 
8<i&ulben«9$eTU«gun(|0s$omite/' einet „V^x» 
ntanenten ^l^.tdneiitrodnii'n.gdt.ig^efenfd^aft füt 
betrogene %honutnitin^* mübi avi :nt^ einer 9lm unb 
Un^o^l rxm ^iretUren, Sailoreii, ^dlloren, 3m« 
^rot>ifatoren^ StegifttAt^rett, 3nf))ef toren unb 
S;eftamenti^^@;2pe!u^iyren. 

^ie ^aupttanglei ttfiiibet ft^ 
in Smerifa» HfrtUe Stiege, bie XH^ Hnli. 

$rdnnmeration tt^irb a^genoninien in olOten^lbdatiiiiigtn, 
fogar in Sütualien; unb ftoax lu «dtn €timben, in nXün 
fiofalitaten @uropa^, ml^eS unfer SRUinteoeffnit ifir itt^ 
t)Qn allen SRenf^en aUer Sielifionen unb goadbe«. 

Senben^: Sieber al^beim ol» frei. 

motto: ,,3Beiter ^aben'i fam S^itfevyenf' 

SBer auf ^e^n €tü({ pränumer»!, Mtaml; f inen gflt^Ial 
in ber mit unferm asiatte k^erbunbenen ,,3YtensMiifl;aIt/' 

60 0ef(iftrieben in Europa im ^^c tCtntanfaib ad^t|im« 
bert unb ,,®ei|e(/' im ^na|«, w bie ;^ith mit Ntn 
,,gro|en 2o^tV' efjen, am ä:<ige na4 fiitenm»9K|gelu». 



P.S.— Äwr öTßJem unb fö^eßem »erbrcitunj pün 6 a« 
pbit'« ii)elt*b»mcriJRf$en ®er!en böben »ir mit groje? 
Sbifo)»fening bad 

Original California ®oIbfieber 
engagirt, au^ lönnen biefelben f))Aterlbin gegen* (BoIb^iA 
ungttaujiit loerben« 



— 73 — 

8uft, ^tntt, SBaffer, @rbc, übet : 3)ie biet &tmttxU 
ttttb itii^ tin §ivmtUitm\tnhifBitmtnt 

CItn Capriccio. 

2)ie adgemetne filage, ba^ e^ feinen einfad^en SRenfd^en 
auf ber SBelt giebt, ift fc^r ungetedfet; »ie foll ber aÄenfd^ ein« 
facb fein, »enn er aug tjier Elementen gufammengefefet ift? 
3cber SWenfd^, aU aRenfd^, ift alfo ein tjierfad^er ÜÄenf^ blo* 
dg Unmenfd^ lann er cinfad^er Unmenfd^ fein. 

Suft, geuer, fflaffer, @rbe ! SBie üerfel^rt gel^t ber aWenfd^ 
mit feinen Elementen um ! ^ur ha^ toa^ er au^ ber Suft 
greift, betreibt er mit g e u e r ; ma& aber ba« ®IM ber @ r b e 
anbetrifft, ba^ (d^t er ju SB a f f e r werben ! 

S)ie (grbe ift auö bem SB äff er entftanben, fie ift beim 
SBaffer gro^ geworben, fie ift ein SBafferünb; iff^ alfo 
ein fflmiber, ba^ fie fo gebred^Iidfr, fo ^infdüig, fo albern ift? 

^ie (^be ift eine iod^ter beS Sßafferä^, ber 'ißten\d) ift ein 
€o^n ber @rbe: ber äJlenfd^ ift alfo ein @n!el beS SBafferd. 
SBie linbanfbar aber gel^t ber SÄenfc^ mit feinem ©ro^üater 
um, er ftürgt f\d) nur bann in feine Slrme, totrin er vom Seben 
feine greubc me^r ^at I SRur bie Sd&riftftetter unb bie SBein* 
toirt^e fmb banfbare @nfel; bie ©dfrriftfteller fc^reiben feine 
Seile o^ne il^ren ©rojmter, unb bie SBeintoirtl^e gießen ju 
jeber $albe SBein einen l^alben ©ro^ibater! SBic vielerlei 
IRoüen fpielt bag fflaffer bei ben aRenfd&en ! SBel*' ein Un* 
terf^ieb jtoifd^en einem aRcnfdfren, bem ba3 SBaffer in ben 
Sd^u^ lauft, unb einem SJlenfd^en, bem ba^ SBaffer in ben 
3Jlunb läuft; gmift^cn einem SKenfd^cn, bcc SBajfer in ben 
Äugen \)qX, unb einem. 3Jlcnfd&en, ber SBaffer im ^opfe W^- 

5tB bag 3:rod*ne fic^ au^ bem SBajfer lo^rang, ^ci^t tä 
in ber ©d^opfung^sSefd^id^te,. fo naunte ber ^immcl ba^ 
Iroct'ne: >,(Srbel". 

10 7 



— 74 — 

<5ß bcifet ferner in bcr ©d&ö^jfungl^^efd&id^te : „6« öer« 
fammeln jld^ bie 2Baf f er an einem Orte, bamit ba« 3;rod*ne 
fid&tbar »erbe." SQBie ift e§ niöglid^, bafe aug einer SBer« 
fammlung t)on SBaffern ba§ ^rod'ne fic^tbar »erbe? (S^ 
mü^te benn fein, man legt f\6) eine gro^e Sibliot^^e! an, mo 
burt^ eine SSerfammlung »on Söaffem bag 2:rod*ne erft red&t 
pd^tbar mirb ! 

SBie mand^em SWenfd&en mad^t ber i&immel 2l(lel auf ©r« 
ben fo 5u 2Baffer, baj er tn'g Söaffer fpringen muf , um auf '^ 
3:rod'ne gu fommen? Unb ȟrbc nid^t gerabe jenem SWens 
fc&en, ber ftet^ mit ber trodt'nen SBal^rl^eit umginge, bog ffiafs 
fer big an ben ^aU gelfien ? 

ffiaffer im Äo^jfe gu l^aben, ift gar nid^t fo übel ; mer 2Baf s 
fer im Äopfe Ifiat, hxau^t feine 2:^eaterftudte au^ bem gran« 
göfifd^en gu überfe^en, benn SBaffer ift ein Urftoff, unb »er 
felbft einen 6toff im ^opfe ^at, »arum toirb ber überfe^en ? 

Seber Wlen^d) befiehlt aug t>ier ßlemcnten ; bie Ueberfe^er 
allein l^aben fünf Elemente : 3euer, SBajfer, Suft, @rbe unb 
ben S)iftionär, b e r ift i^r Clement ! 

Q§ Q^\)t mit ben Elementen, mie mit bem Sd^idfal; toor 
Seiten l&atten Sllle ein 6d&idffal, je^t l^at jebe Äßd^in il^r ei- 
geneg ^ritjat^SdEjidEfal; früher Ijiatten alle OTenfdt>en biefelbcn 
demente, jejt ^at jcber 2Jlenfd^ fein befonbere^ ^maU^k-^ 
ment. 3eber fagt, b a § ift mein Clement; Seber erfinbet 
ein neueg Clement, unb nimmt gar ein 5^atent barauf , unb 
e^ giebt nur ein ©lement, toeld^e^ ©emeingut ift: bag 5)rei« 
fd&odffd^iüerenotl^s Clement ! 

S)er eine fagt: „S)a§ ®elb, ba^ ift mein (flement l" Slud$ 
fein üble^ Clement ! ^ag ©elb ift eine SBiffenfd^aft, bei ber 
e^ fid& ][^auptfäd^lidf) barum l^anbelt, ba6 man nur bie erft en 
Elemente redf)t inne \)at unb f eft Ij^ält ! 
• 93ei biefer SBijfenfd&aft l^anbelt eg fic^ um bie erften Sin« 



— 75 — 

fa n g« s ® rünb e , um bie Sc f er cg c In ; toer bic einzelnen 
Üreu^er niij^t tec^t ^ufammenbud^ftobirt, toirb nie ein großer 
@elb:(^ele(n:ter merben. 

(§^ giebt eine einzige 9Be(tfpta<be : ba^ ®e(b ! eine mtau^* 
fprccbli(i& f<!böne Bpxad)e !-— 3)ie Sipxad^ im Allgemeinen iß 
eine @igenf<^ft be^^ üftenfd^en, toobim^ er feinen ®ei[t mit« 
tt>eiit ; bag ®elb aber ift ber ®eift be« 2ttenf<^en, t)on bcffcn 
eigenf<^ft er gar nid)t^ mitteilt. 

^^ äBort ,,Sad'' ift faft in aQen €prad&en gleid^lautenb, 
unb baS, meil man bad ®e{b im Sode f^, unb ®elb in aUen 
Spradt^en benfelben ^ktng l^t. 

S)ie Bptoäie f^ai einen großen, fc&5nen S^leim gemad^t : 
Seit— @elb; bte ganse ^ett reimt fid^ auf ®elb, baig ift ein 
Glter ^atwc-'^exm ber menWiä)en 9latur. 

@!9 giebt aber eine gro|e ffielt, eine fleine ^elt, 
63 giebt großes (Selb unb !Ieined®elb, bie gro^e 
Seit reimt Tub nur auf groged ®elb, bie tieine ^elt 
reimt fub au(b auf fleined ®elb. 

^rum gef<biebt fo toenig Sobltl^atiged in ber SSelt ? ^eil 
bie gro^ 93elt nie fleineS ®e\b, unb bie fleine äBelt nie gro^ 
^eS (S^lb ^t. 

®elb unb ^It ! Sie i9et\d}i^en unb mte gleid^lautenb 
h)ieber. S3er btel SSelt gefe^en, r>on bem fagt man, er he-- 
ft^t mti SBelt, er ift ein äBeltmonn ; mer mel ®elb gefeiten 
^at, ift aber bee^lb nod) hin ®elbmann! 

^etm gro^ ®elb giebt man boare 2)lünje für ben Schein, 
beixber großen ^ät giebt man Schein für baare ÜJlünje. 
5Da^ fleine @eib furfirtr unb ba^ groge ®elb ift im Jlaften 
unb in ber @rbe begraben ; hei ber SBelt ift'^ leiber berfe^rt, 
bie gro^ Seit furftrt, unb bie fleine Seit ift begraben. 

lUiS baig $a|)ier^®elb entftanb, entftanb aud(^ fogleid^ bie 
Vopier^Selt. 



— 76 — 

Q^ giebt eine grc^e ?^apiers2Belt, eine SDlebians^apiers 
SBelt, eine orbinäre ^Japier^SBelt, eine £ofd^'.$a)piers9Belt 
unb eine SWafuIatur^^japietsSBelt ; am t>etbreitetften aber ift 
bie $apps unb geleimte $apier--2Belt, bag ift jene Rapier« 
S^elt, bie f\d) nur baburdf; (^alt, ba^ fte ba leimt, bort (eimt, 
bier aufpappt unb bort 3 u pappt. S)ag Sd^limmfte ift bei 
biefer ^üpiersSBelt nicj&t ba;?, bajfie fliegt, fonbem ba^ 
fie burd^fdbldgt; leiber ift Ui bloßem $apier^ meld^ed 
burc^fc^lägt, auf ber anbern Seite ettoa^ ju feben ; toaä aber 
bie ^apier-.SBelt burd&fd^lägt, baüon ift auf gar feiner Seite 
mebr toa^ 3U feben ! 

2Ran fiebt alfo, ba^ ©elb ein Clement ift, totlä^e^ bie ans 
bern oier Elemente in fid^ vereint. 2)enn bie Elemente fmb 
blc^ bie gorm, unter meld^er bie Materie erfd^eint, ba aber 
Oelb je^t bie einzige gorm ift, in melti^er man aU SBlateric 
erfd&einen fann, fo bot ber, meld&er fagt: „®elb, ba§ ift 
mein Clement!" bie SMaterie förmlid^ erfd^öpft! 

55)er Slnbere fagt : „S)ie Siebe, bie grauen fmb mein ©Ic* 
ment !" @in angenebme^, aber ein gefdbrlid^e^ Clement ! 

3um SSerlauf einer regelmäßigen Siebe brau(i^t man alle 
öier demente : Suff; geuer, SQBaffer unb @rbe. — 

©eoor fie ung erl^ört, mö(bten toir in bie Suft fol^ren; toenn 
fie ung erhört bat, m5(bten mir burd& geuer unb ffiaffer für 
fie geben, unb mnn fte un§ gebeiratl^et l^at, motten mir un^ 
in bie Crbe legen. 

2Bir baben SieblS^aber aug brei dementen : mir ^aben f eus 
rige fiiebbaber, luftige fiiebbaber, mä ff er ige Siebba* 
ber, aber mir baben feine erbigen Siebbaber, »eil e^ auf 
Crben gar feinen mafiren Sieb^aber giebt. SBlo^ auf ber 
®örfe giebt el nod^ Siebf^aber ; man fann be^b^lb al^ eine 
große Sßabrbeit annehmen, alle unfere fiiebl^aber fpefuliren 
entmeber auf ber Söorfe ober auf bi e Sörfe. 5)ie SBörfclieb« 



— 77 — 

fyAex unb bie aJlabj^enUcbl^bct unterf<i^eibcn fid^ in mand^cn 
fingen. 3)ic SorfcIicbMer kffen erft jurüdgel^en unb 
bleiben bann au^; bie ültdbd^enliebl^aber bleiben erft au^, 
unb laffen bann jurüdge^en. 

®n 2Ädb(^licbW&et ift »ie ein furjer tlt^cm, menn er 
einmal ausgeblieben ift, fo tommt er ni<i^t lieber; ein SBorfe* 
liebl^ber ift mie baS mertdgige gieber, menn man aud^ glaubt, 
er ift au^eblieben, am britten Xage !ommt er toieber, e3 
beutelt ifyn ein IBi^en, bamit ift'S auS. 

Tlan fogt: bie Siebe tft eine Himmelsleiter, eS 
ift m&glt<i^, ober bann ift bie @l^e an^ eine $ i m m e l S< 
( e i t e r ; auf ber einen Äeiter fteigt man jum $immel hinauf, 
auf ber anbem fteigt man t>om ^immel ^runter. 

5)ic Siebe ift eine ^immelSblufttc, ja tool^l, barum ift fie 
eine frembe, eine ejrottfd^e 9lume, unb »irb auf Srben nur 
bur<!b fünftli(!&c Sßdrme getrieben. 

S)ie erfte Siebe ift ber einjige 6(!^lüffel jum toeiblid&cn 
bergen, aber es gibt oiele 9la(ifd&lüffel unb falfd&e Scblüffel 
ba§u. ^ie graucnjimraer miffcn gar nid^t, iocld&e gro^e Uns 
»erfid&tigfeit fie begeben, toenn fie fagen : baS ift meine erfte 
Siebe! ^ ber S<^opfungS=(^fd^i<3&te beifet eS: „unb eS 
iDorb Hbenb unb es marb SRorgen, ein ^ag!" unb nid^t 
„ber er ft e 3:ag," benn »o nod^ fein 3tt)citeS ift, !ann fein 
©rfteS fein. ®enn olfo ein 3ftdbd^en fagt: baS ift meine 
erfte Siebe, fo mu| f(!bon im @eifte eine 3^sit^ baneben lau« 
fen. l>ie erfte Siebe ift h>ie ber erfte 6d&nee, er bleibt gc« 
»t'btilitt nid^t lange liegen ; menn er au<^ nidbt meggefd&aufett 
toirb, (o gebt er »on felbft meg. Ueberbaupt trägt bie erfte 
Siebe im meiblidb^n «^erjen entmeber Xangfdbubf ober Sd^litt^ 
^ö^väfr b. b- fi« folgt gemöbnli(b benen, bie fic jum 3:an§ 
ober aufs diö fübrcn, unb nie benen, bie fie nad^ $auS fübren. 

®ie Siebe ift ber <Sd(?füffeI ^um »eiblid^en^erjen, aber ber 
10* 7* 



— 78 — 

(Seliebte i^ergt^t oft, baS $er3 hinter ftd^ sujufd^Iie^en, unb 
fo bleibt e§ bann für Sebetmann offen. 

T>ie Siebe ift ber Sd^lüffel gum toeiblid^en fierjen, 
aber ein 6(6lüffel pa^t eben nur ju bcr ober jener ^^ür; bic 
(5it elleit ift tu* vMetri^ gum »eiblid^n ^erjcn, 
fie fd&lie^t alle .^ergen anf. 

(Sin hjeiblid^eg ^erj ift barum leidet ju erfd^liejen, »eil ed 
blo^ t)on ber ß n t) en i en 3, ton a u ^ e n Derfcbloffcn 
ift. S^ie ÜJldnnerl^ergen aber merbcn »om ©goi^mu^ 
tjerfdf^loffen, bcr ^goieniu^ aber »oobnt intoenbig, nnb 
fd^iebt tjon innen grojse eifern e S^liegel twr, unb lein S(|>lüffel 
erfd&liefet ba§ egoiftifd&e ^erj ber ÜRänner. 2)ie SWänner 
fd&lie^en \f)x ^erg nur barum fo forgfältig ju, baniit Sliemanb 
fe()e, ba^ nid^t^ barinnen ift. 

^ag ^erj ber ÜJldnner ift toic ein guter Äetter, in il^em 
eJrübling unb in i^rent Sommer ift e^ falt barin, unb in ibrem 
^erbft ift e^ lau. Qn einem toeiblidf^en ^gergen fte^t in bet 
SWitte ein Heiner Joi(ettetif<b mit Spiegel unb baüor fitjt ju« 
erft bie Selbftliebe, unb fielet fxü) tooblgefdüig an. Sin bct 
SBanb ftel^en einige gcpolftcrte Seffel, bo flopft ed on, unb 
herein treten ücrfd^iebene ^ergcngfreunbinnen, bie (SJefallfutfet, 
bie ©itelfeit, bie Äofettcrie, bie ^^atterbaftigfeit u. f. to., unb 
nebmen aße ?Jläfee ein, enblicb fommt bie fiiebe mit §agenbem 
Sdbritt, mit gefenftem Sluge, mit liebliiibem %ntlxi^, mit flos 
pfenbem ^erjcn, um bcn TlurCt ein iäd^eln ber SBBcl^mutb, in 
ben Slugen eine 2:bräne ber Se]f^nfud(>t, ouf ber Stime bcn 
©mft ber Gft)ig!eit, unb auf ben SBongen bie S^ifittarte ber 
fü^eften ©mpfinbung, ba^ errotben,unb bie gefidmige Siebe 
bleibt fd&öd&tem an ber 3:^ür ftcl^cn, unb ©efaßfud^t unb 
Holetterie, unb ^itelfeit unb ^latterl^aftigfeit fpringcn \)on 
ibrcn Seffeln auf unb ttJoUen fie umarmen, unb bie rofigen 
Sippen i^r lüffen, aßein bie Siebe lifpelt: „3[(i^ toiß aßein 



— 79 — 

mit S)ir fein \" ^a entfliegen (Sefattfu^t, fiofetterie, &UU 
feit unb 3Iatter(^aftigfeit öor ber ®egcntt>art ber rofigen Siebe, 
unb bie fiiebe fprid^t jut Selbftlicbe: „S)u bift bie ©elbft« 
liebe, i* hin bie Siebe felbft." 3ie^ft %u S)ein ©elbft 
ber Siebe X)Ox, bann fann Siebe nxibt bei S)iT ijertoeilen ! S)a 
oerlä^t bie €elbftfud^t im meiblic^en ^er^en il^r 6 elbft, 
nmfa^t bie Siebe, unb mirb mit \f)x @tnd, unb füllt il^r gan« 
2e^ i&et^ auä ! 

3m mdnnlid^en ^ergen {hingegen ftel^tbor 2lllem ein großer 
breiter ^i^an, unb barauf mä(}t fi(^ bequem ber SgoiömuiS 
^erum ; auf ben plumpen Se^nftill^len ring^ \)tvum liegen me^r 
aU ft^en : ^ie ro^e SBegier, ber entartete Unglaube an alle 
n^eiblici^e ^ugenb u. f. »)., ba fommt bie Siebe Worein, SRie^ 
manb fte(>t loon feinem $la(e auf, um i()n ber Siebe an|ubieten. 
S)ic rol^e S3egier miß fte tappifcife anfaffen, bie ^runffucbt »ill 
Tte beraufc^en, bie 9leitfu(Jt^t roiü fte mie ein $ferb brefftren 
u. f. tt>., ba ftfeaubert bie Siebe §ufammen, i^r Söefen empört 
f\Ö9, fie entfliegt auf emig, unb bringt i^en ©d^ttjeftem: 
Scfeam, 3:ugcnb, Sitte unb ®rajie bie SRacJ&rid^t, ba^ in bem 
^erjen, wo für Siebe nid^t ^la^ ift, au<i) für fte fc^toerlid^ 
fidi ein ^Id^dfren finben laffe. 

^arum ift bie Siebe metblid&en ®ef<i^led^t^, unb bad etgent^ 
licfee (flement ber grauen. 

@^ gibt anbere Seute, toeld&e fagen : „^er SBift ift mein 
Clement \" 3lud^ fein üb(e^ Clement! ^a& Clement SBi^ 
^at grojeg (Jlementarunglücf angerichtet. 9Rit bem Clement 
SBij ift'S »ie mit bem (Slement 2Bajfer. SBaffemotf^ ift fo 
gut gu öiel 2Baffer, al^ gu toenig SBaffer, unb SBifenot^ ift ein 
Ünglüd fomo^l burd^ gu ml SOi$ aU burd^ ju n^enig SBig. 
— Q^ gibt fo öiele Gattungen ^ii^e, aU SBaffer : Srunnen« 
ffii^e, fü^e 9Bt(e, B^u^^äBt^e unb SRinerahaBi^e. 6d gibt 
Seute, toek^ bie äBi^^^^ur mac^n, toie man Sßaffer^^uren 



— 80 — 

inad^t; fte nd^mcn 5. 93. einen Ia(^men ©idbtfranfen, unb gie^ 
^en xl)m fo Diel unb fo lange il^rc fflife ein, bi^S er frifct unb 
xa\d) auffpringt unb baton läuft ! 

S)er menfd&lid^e ©eift ^t öiele SBcrfjeuge in feiner Söcrfs 
ftatt. S)cr $Berftanb ift ber ©cljrer, ber bc^ feinen ©egen^ 
ftanb an ; bie Älugl^eit ift ber Jammer, ber trifft ben Sf^agcl 
auf ben Äopf ; ber Sd&arfftnn ift ber ^?fropfenjiet)cr, er bringt 
Stiles auf gemunbenent 3Bege ^erauS ; bie prattifd^e Vernunft 
ift bajg Stemmeifen, »enn fie fw^ anftcmmt, bringt fie SlUed 
jumege ; ber SBife ift bie 3unge, ber feinen (Segenftanb t)on 
»erfcfeiebenen Seiten fo lange beim Sd^opf fajjt, hi^ er felbft 
beim Scbopf genommen »irb. 

3)er SBiJ lä^t nidfets gelten, er fragt ben ®eift unb bajg 

^erj: maS ift bein? unb entreißt eg i^nen! 2(ud& barin 

gleid^t bas SKij^Glcment ben anbem Dier ßlementen, benn 

alle üier Elemente fragen mit.öo^n unb Spott ben Tltn^djen: 

„SBaS ift ^ein?" 

S)iefer 3a^r^unberte alte ^^urm ? 3d& @rbe fdbüttle mic^ 
unb er ift ^in! SBajj ift bein? Xiefer gro^e ^^alaftV ^ä) 
geuer umarme i^n, unb er ift babin ! SQBaS ift S)ein ? biefet 
2)amm, biefe fü^ngewölbte 93rüdfe? ^d) 2Baffer füffe fie, unb 
fie finb ba&in ! 2Ba<ä ift bein ? S)iefe Sd^iffe, biefe 93oote, bicfe 
glotten ? 3d^ £uft t^erfc^naube mid^ unb fie fmb ba^in ! 

2)aS ift bie grcfte 6lementarfc()ule beS Seben^, baS ift bct 
grc^e Elementar; Unterrid^t beS Sd(?idfalS ! 9iur aujo ber Qie* 
mentar.-Sd)ule beöUnglüdtS gel&t ber !Ulenfd& über in bie ^olj^c 
Sdtule ber 2Bei£^eit! Unb nur in biefen ©lementarfc^iulen 
h)irb ber Tlen\6) meic^ gedämmert ^ur SDe^nbarteit für bi« 
lange Sd^uiban! be^j; ^afeinS. 

Qa, nur unter ben ,&ammerftrei(^en beS fd&h^eren Sd&idfald 
erfennt man ben ÜRenfc^en, ob fein SBefen auö eblem ober 
gemeinen 3Jletalle ift. 3e gemeiner biefe« aMetaü, befto mel^t 



— 81 — 

adiit er unter biefen ^ammerfd^lägcn; je cblcr, je golbl^alti* 
gcr fein SBefen, bcfto leifer unb fanfter ftnb feine (oum l^örs 
baren Seufzer unter ben ^ammerfd(^(agen. 



Sie flelien alten aBetfen aU fiefeen mobente Statten.* 

S)ie SBei^l^eit, weine freunblid^en $6rer unb ^örerinnen^ 
befte^t im B^toei^tn unb ffiiffen. äßenn id^ nun 
fci^toeigen toollte, fo toürben Sie miffen, ba^ iä) ein— SBeifer 
bin. ein SBeifer ift 3emonb, ber ßinem ettoo^ toeif't. Gin 
SBelttoeifer ift toie ein SBcgmeifer. 3)er SBegmeifer fagt: 
„^a^ ift ber 2Beg V o^ne bafe er ilS>n felbft ge^t; ein miU 
tocifer fagt : ,,^a^ ift bie SBelt \'* er felbft aber \)at gar feine 
ffielt.— din SBeltmeifer ift toie ein U^rtüeifer, er toitt ber 
ganzen fflelt »eifen, mag an ber 3«it ift; »enn esS aber um 
unb um fömmt, fo fte^t er auf bemfelben $unlt, üon bem er 
auegegangen. 

^ie äBeisMt beftel^t aud: äBeltmei^l^eit; Sd^ulmeiS^ 
(eit unb Seben^meiiSl^eit. f^ü^er ging bie Sßelt in bie 
Bd)uU beg Sebeng, jejt fud^t ba§ Seben bie SBelt in ber 
Schule, barum tritt man aud ber Sd^ule ol^^ne äBelt in t>a^ 
Seben. 

2)ie ©rieben maren bie erften ^^ilofop^en ber Sßelt ; fte 
fonnten e^ aud& leidster »erben, a(g bie S)eutfd&en, benn fie 
hxau(S)Un meber ® r i e d& i f d^ nodft ^ e u t f d(^ ju lernen. 

grüner, m. f. $. u. ^,, ging bie ftubirenbe 3ugenb aug 
firmeren Prüfungen über in bie $IE>i(ofopl^ie, jejt ge^t unfere 
ftubirenbe ^ugenb auS ber $^i[ofopl^ie gu fd^meren Prü- 
fungen über. 3[n ©ried^enlanb »urben $ H l o f o p H c unb 

* ©eilten, jiim tBcjlen ber „öwuen ©(^»efletn," am 23ilett2Rar4 
1839 im 5offvifiabter«a:]^eatfr. 



ai^lebigin \>et\6)xaoiien, bei uitiS f^nb fte getrennt; bie $^i(o« 
fo|)l^ie behauet ben ^dter ©otte^, bie äRebijin ben ©otte^ 
S(der. ^ie $I^iIofo^^ie unb bie äJlebigtn brüden baffelbe in 
t»erfd&i ebenen aBorten au^. 5)ie ^^^ilofop^^ie fogt : ber 2Hcnf<^ 
füQ nur nid^t Diel ausgeben; bie ^ebijin fagt : ber ITOenfd^ 
foU nur mel einnehmen. 

3)er 2:üb f^reibt ^mei 3Jlal an ben 2Rcnf(ifeen, einmal burd^ 
bie ^^ilofop^ie, um i^n auf feine ^ntunft t)or}ubereiteii, 
aber er beftimmt »eber ben ®eg ncd^ bie Stunbe ber Sin* 
fünft, fonbem fd&reibt : „S)ad STid^ere »erbe ic^ 2)ir 
burd^ bie 2Rebijin melben!" bannfci^reibt er burcft bie 
SHebi^in, unb beftimmt bie 3eit unb bie 2lrt ber Slnfunft, 
ob er auf ber Sldbfe fömmt, b. 1^. auf ber Sldfefe, um bie 
fid^ bie äRcbi^in bre^^t, nämlicft: bie 2l^)otte!e, ober, ob er 
$u SBaffer fommt, ndmlic^ burd^ bie — ^pbro^jat^c 

3eber ^ö^mexi im üRcnfd&cn, m. f. .&. u. $., »irb auf 
breierlei SBeife furirt : aRcpat^ifd^, l^^bro^at^ifd^ unb I^om5os 
^jat^if(i& ; aUopat^ifc^ burc&— ©efeüfd^aft, ^pbropat^fd^ bur(j^ 
2Mnen,^omöopatHfci& burci^ — ßinfamfeit. 2)ie ßinfamfeit ift 
bie «^omoopatl^^ie be^ ^eifted unb be^ ^erjeni^. @ine gro^e 
^efellf^aft ift mie eine aUo^^at^ifc^e $[pot^e!e; man ftnbet in 
i^r üon allen Mitteln felj^r öiel, nur üon ben— (Seift ern 
fcIS^r »enig. 

^ie ^ip^ilofopl^ie, m. f. ^. u. $., ift ein grauenjim« 
mer, menn fie feinen ©runb mel^r anjugeben totii, fällt fte in 
— Obnmadbt. 3)ie ^l^ilofopbcn benjegen fuj^ in einem etoi* 
gen S^^^^U unb bennod^, toenn fie in einen orbentlid^en Sir« 
!el fommen, fo miffen fie fid(^ ni^t gu belegen, fonbcrn fte, 
»erfteden fid& ba in alle merSBinfel, unb fud&en fo bie Ouas 
bratur be^ 3i^fßl^- 5)ie ffieifen fu(ifeen bie SBabrbeit, 
bie 9iarrcn rcben bie ffia^r^eit; »er ift nun me^^r SRan? 
S)er 9Beife, ber et\oa^ fud^t, bai^ jeber ^arr aiüSpIaubert^ ober 



htt Wart, ber ha^ ou^ploubcrt, toaS bie SSBcifcn Dcrfd&ftcigcn? 
Bin\> bie ffieifen nid^t redete 9larren, baß fte ettua^ fud^en, 
bei bent ber rebUd^e e^inber beftraft, ober gebeten mirb, ed 
fftr ftd^ }u bel^alten? 3Benn bie grted^ifd^en SBeifen je^t leb$ 
ten, tDir kDÜrben fie Me für SRarren lE^alten. äßenn je^t g. 
9. ^iogene^ mit einer fiateme herumginge, um einen ^Ulen« 
fd^en 5u fud^en, fo mürbe man i^n, unnü^en £ebensn)anbeld 
»egen, auf bem Sd^ub fortfd^iden. 3m 19ten ^a^rl^unbert 
fanbmannur einen Kenfd^en — Äafpar .ßaufer.— 3)io« 
gene^ \)at feine ffleie^eit alle 3:age au« bcmfelben gaffe 
gegapft; unfere ^l^ilofopt^en gapfen alle läge aug einem an« 
bem gaß, Unfere ^Ij^ilofop^en pl^ilofo^Hren folgenbermaßcn : 
,,^ie Sei^^eit fu(^t bie ^a^rl^eit, bie SBa^r^eit liegt im 
SBein, berSBein liegt im gaß, ba« gaß liegt im Heller, folg« 
lid^ muß man bie ^^ilofop^ie au« bem Äeller bolen." @« 
ift fonberbar, unfere $l&ilofop&en If^olen üom SBcin unb t)on 
ber 2Ba(^r^eit immer nur eine $ a l b e , unb befommen üon 
beiben bod^ am @nbe im gleid^en Tla^t nur einen 9lebel. 
^ie <ßeibelbergers$(^ilofop^ie ift beS^alb fo groß, weil ba« 
^eibelbergersgaß )p groß ift. S)arum fmb unfere Kellner 
ma^re $6ilofop(^en, benn bie ^l^ilofop^en oerlangcn üon ben 
SRenfd^en immer mel^r, al« fte eigentlid^ fd^ulbig fmb. 

@« ift fonberbar, m. f. ^. u. *&., mit unferen ^^lilofoplfien, 
fte fud^en in jebem gelbe neue SBalj^rlj^eiten, aber immer im 
alten SBeine, unb nur in einem gelbe fud^en fte bie alte 
äBa^r^eit im neuen 2Bein, nämlid^ im l^eurigen, im 2 ex* 
d^enfelb. 

* 2)cr SBeife SB i a « , m. f. ^. u. ^., mar gu feiner 3eit aud^ 
fein 5^arr, er l^atte jtüei ©^rüd^e, nämlid^ : „Sebe in beftän* 
biger S^obejofurd&t/' unb : „Sßon bcinem greunbe borge fo 
fpat al« moglid^ ®elb!'' «gerr ^ia« mad^t ftd^ läd)exü^, 
feine beiben €prüd^e l)then ftd^ gegenfeitig auf, benn eben 



— 84 — 

loeil man aQe SlugenbUd füT(!^ten mu^, ie^t ftirbt mein 
greunb, muj man f\6) fo fdfmett tt)ie mßglid^ ®clb »on i^m 
aui^lei^en* 

ßi§ giebt nur eine grojc Sd&ulc be« ©d^metgen«, nt. f. 
^. u. $., ben Job, ed giebt nur eine gro^e €d^ule bct 
Screbfamfcit: bag 6(i&ulbenmad()en, unb eg gicbt 
nur eine gro^e Sd&ule ber SelbftDerUugnung, bä3 
Sd&ulben bejal^len , benn ba lä^t man fid& alle SlugenbHde 
fclbftüerldugnen. SBon ben Jobten foll man nidfet^ al3 
®uleiS reben. 3)en berübmten aWcnfd&en gönnt man nur beigs 
^a(b eioigeS Seben, bamit man ibnen nie ^ttoa^ ®ute^ nad^« 
gufagen hxaudie. 2)a^ Sob, ber JRu^m unb bie Slncrfcnnung, 
fmb bie ^enfionen beg Salcnte^, aber e^ ift mit ilfmen umge« 
febrt, »ie mit anbem ^enftonen, man geniest fie feiten im 
^aterlanbe. 

S)ie ^bilofop^ie, m. f. $. u. $., fagt, man foö ben S3Kd 
3ur @rbe fenfen, ba^ ift aber ba^ Unglüdt im Seben. SBenn 
ber 3)flenf(ife ben Süd nur jum ^immel erbeben mürbe, fo 
mürbe er bei jebem 3:obtenfaüe erfe^en, ba^ [xd) bie @rbe 
unter und nie 5pet, ol^ne ba^ ftd^ aud^ ber ^immel 
über un^ öffnet. 

Q^ ift feine Äunft, ben SöaCi gegen ben ^immel ju merfen ; 
aber cg ift eine Äunft, ibn aufzufangen, beücr er jur 6rbe 
fdUt. Gl ift fein Sßerbienft, ben 93Iirf gegen ben $immel ju 
merfen; aber e^ ift ein S3erbienft, menn ber ,&immel bicfcn 
93Iid gurüdtmcift, biefen 93lid nidt?t in bie ^öHe fallen gu 
lajfen. — 

S)er meife ^erianber fagt: ,,3tDei ^inge fmb fc^mer : 
,;®cbeimni6 bema^rcn, unb Jrtu bema^ren!" ^erianber 
mar aud^ nid&t red&t gefd^eibt, fonft mürbe er gefagt baben : 
,,S3emabr bai3 ©e^eimni^ üor ber grau, fo ift c^ mobl be« 
ma^^rtP' ober mie man ein ©eljieimni^ Dor einer grau be* 



— 85 — 

t&a})xt, baS ehen ift ba^ gro^e (^el^etmtti^, unb roatum m^ 
bcr tocife ^JJerianber biefe« ©elS^cimni^ tjerf(J6tt)icg, bag ift 
fein ©e^cimni^! - 

©€nn 3cmanb t>on etwaig fagt: „^a^ fann id^ nid&t fa« 
gen!" fo fangt er fd&on an, e« ju fagen; wenn 3entanb fagt: 
„^a^ fann \^ ni(^t glauben;" fangt et fd&on an, el ju 
glauben, unb menn ^emanb fagt: „34 befije eine ©cliebte, 
id) bcfije ein ©e^eimni^ !" ber ^at beibc fd^on \)alh uerat^cn. 
— SBer ein J^auenjimmcr gewinnen will, ber fagc il^r nur: 
„3n mir liegt ein großes ©e^eimnife, ic& bin blo^ fein gut« 
teral, aber i(^ gebe bag ©el^eimni^ o^^ne gutteral nid^t l^er." 
S)ann nimmt ba^grauenjimmer wegen be^ ©e^eimniffel aud^ 
bae gutteral. ^ie grauen mad^en gerne an^ ilfirem .g e r g e n 
cin®eMmni^, bie SRänner machen gerne au^ ibrem 2Ragen 
ein ©e^eimni^. ^et)e grau will l^aben, ba^ ber SWann i^r 
$er| errat^en foll; jeber 3Wann will babcn, bafe bie grau feis 
nen SK a g c n errat^en foll. ^tt>ex 33lid be^ 3Jlanne^ feil fa^ 
gen: „»^erj, mein $erg, \oa^ willft bu \)ahenV' jeber ifllidt ber 
grau foll fagen : „50lagen, mein ÜRagen, ma^ willft bu ^aben ?" 
Äud^ im (Srrat^en unterfd&eiben fidfe bie grauen gu ilS^rem SBors 
t^eil i?cn ben 3Hdnncm: 2)ie 3Jldnner erratlj^en bie SD'lenfd^en 
nur, wenn fie fie l&affen, bie grauen, wenn fie pe lieben. 
Unferc SJldnner madf)eij§ mit ben grauen, wie bie D^lecenfenten 
mit ben SBüdfeem; fie beurt^eilen fie, o&ne fie ju fennen; bie 
grauen madien eä mit ben 3Äännern aud^ wie mit ben öü« 
d^em, fie überfd&lagen ba^ ganjc SBuc^, unb wollen blo5 
fc^en, wie bie Ba6)e au^gel^t. ^m «ßcrsen ber grauen 
tft bie Siebe §au§frau, fie wirb nid^t gefteigert unb bleibt 
Wonnen ; im «öctgen ber üJldnrter wo^nt bie Siebe jur SRiet^e, 
jte ftcigern fie fo lange, bi5 fie gang aü^ki)t, — ^ie ÜJJdnner? 
l^ergen finb wie grofee Slrmeen, Wenn fie Dorwditg maxWxen, 
unb im 6iege begriffen fmb, werfen fie fid^ auf .gauptpldje 
11 8 



— 86 — 

unb gtcße geftungen; mcnn fie im Md^n^t begriffen fmb, 
Tiel)men fie jcbett ©dnfeftall mit. Unfere liebenbcn ^üng« 
linge fmbtüic bie Srat^ü()ncT; mcnn fie fo red&t gebraten fmb, 
fo tragen fie auerocnbig unter einem glügel ben SD^lagen, nnb 
unter bem anbem baö ^erj unb bie Seber; inwenbig aber 
fmb fie leer. 

S)ie ÜJlänner fmb felbft in ber 2kU ein »i^Aen grob, bie 
grauen fmb felbft im i&affe artig. 6in graucnjimmer ift mic 
ein 93rief, menn ein S3rief aucb nocb fo grob ift, fofdngt er mit 
einem Kompliment an, unb bort mit einem Kompliment auf. 
SBenn ba^g gan^e grauen^immer aud& fonft gar nii^ts^ t>on m\^ 
njiffen mill, ben Kopf unb ben gu^ jeigt fie un^ immer gerne 
üon ber fcbönften Seite. 2)ie @be felbft betratbten bie grauen 
al^ ba^ le|te 2lt>ancement ber Siebe, bei ben Scannern bin* 
gegen mirb in ber @bc bie Siebe bloig mit erbobtem ß^baraftcr 
in 9?ubeftanb gefegt, ffiaö bie SRänner an ben gl i ttct« 
mo(ben abgefürjt b^ben, ba^ b^ben fie an ben gl e gel* 
iabren sugelegt. 3ebe ^artbie ift üor ber ^eiratb eine 
einfädle ^art^ie, nad&ber ^^eiratb toirb eine ^artbie äla 
guerre barauS. 5Bei biefer ^artbie gewinnt aber ber, ber 
fi(b am erften t) e r l a u f t. Q^ gibt 3)ldb(ben, gegen bie boiS 
^(bidfal nun einmal burcbau^ $^tbie genommen bat ; moUen 
fie eine Sanbportbie maibcn, fo regnet e§; »ollen fie eine 
€(blittenpartbie ma(bcn, fo tbout e^, tooüen fie cinSBbiftpar« 
tbie unb eine $artbie überbaupt macben, feblt ibnen ber 
2Jlann unb Strobmann; au§ Ueberbru^ ergreifen fie enblic^ 
bie eigene ^artbie, unb machen alle jufammen eine ßontre» 
^artbie gegen ba^ ©(bicffal unb gegen bie 3Bdnner, b. b. ge» 
gen ibre ©cbitffalgmdnner unb gegen ibr 3)fldnnerf(bi(!faL 
^ie (§be ift bag ®rab ber Siebe, fagt man, bag ift gonj rid^« 
tig, benn 3eber be!ömmt foglei(b fein Kreug, allein auf bie« 
fem ®rabe lonnmannitbt lefen: „^ier ru^en fiel" 



— 87 — 

®cgen bic l^duiS 'en Seiben ber grauen gibt esJ feine 
^eilenben, aber bo<j^ fcbmcrjftillenbc tropfen: t-ic 
Jbvänen, unb gegen bie feau^licfeen Seiben ber ÜJUnner 
gibt ed nur ein groM «D^il unb fiinberungi&^flafter, ta^ 
— 3trafunpf(a u er. — 

Q'm anberer ffieifer, m. f. ^. u. .&., ^ittafu^S fagt: 
,,.&anble re*t, unb f*lieje mit ber 3eit ah \" 'Eem ber 
toeife '4^ittaCu» auf bie ©Brfe gegangen mdre, fo mürbe er ge« 
(eben ^aben, ba^bernid^t red)t t^anbelt, ber auf 3cit abfcfeUeSt, 
— SlUein ^.Uttafu^ ging nicfet auf bie 93örfe, unb baruni allein 
toar er fdfeon ber »eife ^^Jittatus. 

^ie griec&if(ifee SBeiö^eit bcftanb in „biel 2Biffen unb 
hJenig ^anbcln!" unfere2ßeis?ll^eitbeftel)t barin: ,,t)cn!)lid)tj5 
»üiffen, unb mit Slllem IS^anbeln ! — ^ic ganje SBelt fc^eint je^t 
aus ber 3d)ule besS 2lriftoteIeö gu fommen, benn ber meife 
SCriftotelee Icbrt: „^ie (^ccfeftc 33lüt&e ber menfdjUc^en SBer^ 
nunft ift bie Spefulation." 

'^pittafus, m. f. $. u. ^., bat gut fagen: ,,6c^Uefee mit 
ber 3eit ahV benn ju feiner 3eit &at e^ nod(^ feinen 3citgeift 
gegeben, jej^t aber ^at jeber ^ag 24 Stunben unb 24 3^it- 
gcifte, unb ber ®eift Idfet fid^ nid&t abfdS^lie^en. 2)ie 3eit 
»irb je^t nic&t t>on ber 3Jlutter : „2B e i jJ l^ e i t/' fonbern üom 
^pa: ,,®eift'' erjogen, unb man toei^, t>a^%c(btex, bie 
öon ?>dtcrn crjogen »erben, feiten gut erlogen fmb. 

^ie 3cit ift bie Äuriofitdten = Kammer be5 Sebenio: bie 
S?ergangen^e it ift bai^ — 9la turali enfab ine t, in 
ihm fteben bie terftcinerte ©efdfcicfcte, bie auegeftopften Qu 
fabrungen, unb bie 6fe(ette großer ^Ij^aten. ^ie ©egcnwart 
ift bie Camera Obscura unfcrer SBünfc^e unb .^Öffnungen, 
unb bie 3ufunft ift ba^ ©d^attenfpiel ber ^^J^antafie. (So gibt 
dne beftimmte unb eine unbeftimmte 3^it, einen beftimmten 
unb einen unbeftimmten (^eift ; ba^ Ungiücf bei unferem 3eit« 



— 88 — 

gciftc atcr ift, ba^ immer ju bcftimmtcn 3citen ein unbe« 
ftimmtcr ©eift bog SBort führen »iU! - 

ein anbetet SBcife, l^ale^ , l^at grpei Sptfld&e : „Äenne 
bid^ felbft/' unb „i* ttage Me^ bei mit!" iSBenn man %üti 
bei fic^ ttägt, !ann man fi* leid&t fenncn lernen, benn bann 
ttdgt man auc^ fein ^(b bei .ficfe.- 93ei un^ obet ift imfet ^d) 
fel^t oft }ett^>eilt: ein %l)tii Don unfetem 3c& ()aben »ir gu 
$aus5 in 93anfa!tien liegen, ein anbetet 6türf »cn unfetem 
3c^ liegt in bet 6patfaffe, noc& ein J^eil t)on unfetem 34 
n^itb etft btei ^onat nac^ dato ja^lbat, mie foUen n)ir ba 
unfer 3d& !ennen lernen ? 

ffienn mit bie gefptod^enen SBotte f elften fönnten, 
m. f. ^. u. i^., fo »ütben »it fe^en, ba^ jebet aJlenfd^ bad 
3c6 ntit einem gto^en 3 au^fpti^t, unb ba^ S)u mit einem 
f leinen b. Uebetl)aupt, m. f. $. u. .&., tüenn man gu Se* 
manb fo ted&t üom ^etjen 5)u fagt, fo mad^t man fein 3* 
fett, h)et abet fo ted^t üom ^etgen 34 fög^ ^^i^ i^^&t ba^ 
S)u üetlS)ungetn. — 

6in anbetet 2Beifet—6o Ion fagt: „9Kan lobe S^iemanb 
fJineö JHeidbtl&um^ ^Ibet." $ett Selon mitb etlauben, bafe 
it^n bie 3cutnaliften etroa^ au^lad^en. 

2)ie 3)eüife bet 3outnaliften ift: „Sobe ^eUn beö SReid^» 
t^ume balbet! nid&t fo fe^it, »eil et teitfe ift, fonbetn bamit 
fie teid^ »etben. 3^^ ®tunbe abet loben unfete 3outnaliften 
gemi^ nid^t be$i S9eid(^tl^umS ^albet, benn fte loben ja am 
iWeiften f i 4 f e l b ft. 3)ie 3outnale gleiten batin ben lH>ten, 
ba6 fie meiftene tepetiten, allein bei ben U^ten etfennt 
man an i^tem ^^Jidcn, bafe fie ge^en; »enn abet bie 3outnalc 
untet einanbet gu piden anfangen, fo ift ba^ ein 3eid^^n, ba^ 
fte ni^t gelten. 

2ln SRidbtö eyiftitt jejt ein fold^et 5leid&tlS)um, m. f. ^, u. ^., 
ol^ an— ffiif, unb man fonn annehmen, ba^ in einet ®c* 



— 89 — 

feKfd^aft ))on aä)t ^erfonen, neun HIat>teT fptefen unb gel^n 
»i^ig finb. SDcnn (Sincr aber tüirfUd^ mi^ig ift, fo tecrben 
alle fcbled^te äßi^e auf feine %\vma getnad^t, e^i gel^t i(^m mit 
bcm SBij »ie aWario gatina in Äöln mit bem Äölnermaffer, 
iDo nur fd^led^te ^o(nerma{fer gemad^t n^erben, \)at fie ade 
SWaria garina gemacht ! 

S)er Sij ift oft ein fe&r not^geg Scbcnigelemcnt, 5. 93. in 
bcr e^e, benn ber 9Bi| befielt in ber Äunft, 5 »ei rou 
berf pr ed&enbe (Segenftänbc ju »ergleid^cn. 
S)aS Ungtüc! in bem Sßi^ ber @^e ift nur t>a^, ba^ bei ben 
grauen ber 9Bib fömmt, menn ber SDlann ausSge^t, unb beiy 
bcm aJlann ber ©ij auege^t, menn bie grau fömmt. 3)ie 
tneiften ^curnaliften unb Äritif er, bie teigig fein motten, »er« 
geffen, ba^ ber 2Bi^ blo^ eine ©d&Httenpeitfcfce ift jum 
ÄnaUen, unb feine gu^^rmann^peitfd^e jum — 3"- 
f 4 1 a g e n. SSiele 3oumaliften unb S^iecenfenten fmb mie bie 
^afabuig, fte 3ie(^en bie ^(aue ein, menn fie gefüttert 
tocrben, unb brücfen ein Huge gu, toenn fie gu tr i n f en b e- 
fommen. ^ie mi^igen 9lecenfenten fmb mie bie ÜRäbd^en, 
jte lad^n b(o^ um gu geigen, ba^ fie 3&&ne l^aben, fie beiden 
aber nur bann, menn fte nid^ts ju beiden ^aben. 3n ber 
Äritif ift e^ umgefe^nrt, mie in ber SWebijin. 3n ber SJlebis 
jin enegt bie Od(^fengaI(e ben junger, in ber i^ritif 
erregt ber junger bie Od&fengaUe. Stiele Äritifer be« 
tracbtcn bie Äünftler mie Scbafe, fie geben i^nen ftatt gutter 
— Salj, unb bennod^ be^anbeln fie fie aud^umgefeM mie bie 
Sd^afe, benn, menn man bie Schafe fd^eren miü, mdfd^t man 
fie erft, menn bie Äritifer bie Äünftler fd^eren motten, fo ma« 
f(bcn fie fie gar nid^t. @in guter 6atprifer überhaupt, ift mie 
ein gutes^ 3:rand&irmeffer, je fd&ärfer feine 64)neibe ift, befto 
breiter mu& fein IRüden fein ! 

3)cr ma^r^aft SBijige mu^ fein, mie bad SBeltmeer, menn 
11* 8* 



er ladft, muffen fxtl^He (|o(benen Sterne in ihm abfpiegeln, 
unb »enn er ftürmt, mu^ er feine SBogen gegen ben f^immel 
tragen, ficiber glciijfeen SSieU nur barin bem ffieltmcer, baj 
fte blo^ mdfferig unb gefallen fmb. 

^a§ Weltmeer bringt un^ nod) ju einem SSeUmeifen, }u 
dlecbulu«. aiecbitlu« fagt: ,,2)a^ ajleer ift falfc^, bic Qxht 
treulog, auf ben 4>iwwcl bau'!" ßlcobulu^ mürbe ton un« 
fem Saumeifterri id)bn au^gelad^t »erben ! Sitte SDlenfcfeen 
bauen auf ber @rbe, unb toie menige bauen auf ben ^immel, 
unb ba!^ mit died^t, benn bie ßinujobner auf ber @rbe nebmen 
}u, bie (Jintoobner in bem ^immel ncbmen ah, unb id) glaube 
getoig, e^ fteben im ^immel je^t mele Quartiere leer, ^er 
3Wenf(b baut lieber auf bie @rbe, weil er ba glcitb ®elb ba« 
rauf gelieben befommt, ber ^immel aber bef(ben!t, be5ablt tm 
3Jlenfcbcn, aber er borgt ibm nicbt^.^ 

Sluf bie erbe ju bauen, ift bei ben meiftcn ÜJlenfdbcn ie|t 
©runbfaj genjorben, b. b- ftJie fie einen ®runb b^ben, 
nehmen fie auf ben erften 6 a ^ — ®clb auf, 

SBie Diel moblfeiler, m. f. ^, u. <g., ift ed, auf ben ^immel 
lu bauen, aU auf bie Srbe^ benn ber^immel fcbentt uneni(j^t 
nur ben ^augrunb, fonbem er bat un^ au<j^ aUe ,93aumate3 
riale freigegeben, ^iefe ^aumateriale fmb : ^ugenb, ^elu 
gion, Siebe, ^anfbarleit, «Hoffnung, SBertrauen u. f. to, ^n 
ung unb in unferm Qnnern befinben ftcb bic SBcrfftdtten, bie 
3iegelbütten unb ^43rennofen gu att biefen ^Baumaterialien : 
©laube, Xugenb, Hoffnung, Siebe, ^anfbarfeit ! ^er ©laube 
ift ber ^unb bed ©ebäubeS, je tiefer er in un& gegraben ift, 
befto fefter fteben bie Pfeiler. 2)ie 2:ugenb ift ganj attein bic 
^ariatpbe, auf beren @<bultem hai ©ebdube rubt. %a^ £a< 
fter bat $ülfi^tru)7pen im äHenfcben: IBlut, iBegierbe, 9lert)en, 
Sinne, bie Sugenb !ämpft gang allein gegen bie Uebergal^l, 



— 91 — 

bonim ift e^ ebe( ton urt^, bie gartet bes^^injelnen gegen bte 
Ueber}al^( gu ergreifen. 

S)er ^^ im menfd(^lid^en ßerjen ift ein S)ifte(fopf, er ftid^t 
felbft mit ber 33löt^; bie Siebe hingegen ift bie JHofe, felfcftjers 
pflüdt unb gepreßt, gibt fie buftenbes; Oel. 

Sie .^Öffnung, m. f. ^. u. ^., ift ber Sorfja^rmarft bei? 
menfcblic^en fiebernd, e^ fommen eben fo t>ie(e SBettler ^in aiü 
Somelj^me, allein nur bie iBettler berouftfeen \iä), bie SBornel^s 
men ge^cn nüchtern t)on bannen. 

Sie ffio^U^dtigleit im menfd^lid^en «^erjen ift mie bie fe« 
genereicfee, J^errlic^e, aümdttenbe 5latur: itjrc ebelften 3Ber!e 
fc^afftfie geheim, i^re Heilquellen erjeugt fieim tiefften93ufen, 
ifyce funfelnben Steine fc^afft fie in ber 9la<bt ber Grbe. 60 
erzeugt bie menfd^li^e äBo^lt^dtigteit gerne ftitt unb ge^m 
ifyce Segeui^quellen unb i^re gemeinten Semanten be& Sanfei^. 

Sie Santbarfeit ift ba« Qd^o ber Siebe, fie tönt nicfet au^ 
ffad^en, fonbem blo^ au^ erhabenen J^ergen gurfid, unb bcc^ 
ift fie ntcbt blo| ein (S^o, benn fte gibt nic^t mie bie fiuft blo^ 
einen %^eH bed Empfangenen |urfld, fonbem fie erftattet ei 
toie bie ©rbe gelf^nfad^ mieber. 9lur bie 2:obttn gibt bie 6rbe 
nid^t se^nfad^ lutüd, unb boiS ift ba^ &iüd, benn fonft f cnnte 
und bad Unglüd pafftren, ba| und bie Erbe bie fieben äBeifen 
®ned^enlanbd ploflid^ aU ftebgig Starren Seutfd^lanbd mieber 
erftel^en läitf unb bad mürbe und fel^r überraf(^en, benn un-. 
fere $^i(ofopl^en feigen n\d}i blo^ aud, ald menn fte aud ber 
Erbe Mmen, fonbem anä), ald menn f^e t)om ^immel gefallen 
mären, ^a, ed ift geioi^ beffer, auf bie Erbe ju bauen, ald 
auf ben ^immel, benn menn und einmal bad ©ebdube im 
Himmel einfällt, fo ftnb mir auf emig «verloren, auf ber Erbe 
Zugegen ift ed umgefelinrt, monc^ed ^auü fte^t bann erft recj^t 
gut, menn ed jmei, bteimal gefallen ift! — 

S)ad 2eben, m. f. $. u. ^., ftürjtund alfo, na* Slbf^luJ 



— 92 — 

oXi bicfer »eifcn unb' niirrifd&en 93etradbtungen, irt bie 2uft, 
bas @lücf inig gcucr, bas Uiiglüdt ins SQBaffer, unb ber 3:üb in 
bie ^be. SSon bcm SWenfdjcn in ber ©rbe ganj allein fann 
man bie beliebte ^^rafc unfercr ^ritifer mit dieö:)t anmenben : 
„ßr füllt feinen PaJ ganj au^/' nnb mcnn bie ßrbe fagt: 
,,5kl)men Sie gefälligft Pa^" fo ift bas feine leere 9^ebeneait. 

Ta^ SBaffer, m. f. $. u. 6., be^cKt feinen siebten, e^ mirft 
fie 5llle an^ Ufer; bie ^be bebält aud& feinen bebten, fie toirft 
fie 3ltle ans Ufer. 2Bir fe^^en biefe^ Ufer nur nicfct, benn 
bicfe^ Ufer ift 3enfeit^ ; ber Stranb bes i>immelö ift bae Ufer 
ber ßrbe, unb an ben Siebten, \t)e\^e bie Grbe an jene^ Ufer 
auewirft, übt ber ^immel fein 8tranbred)t, aber ber ^immcl 
iCL^t (^nabe üor «Stranbredf)t evgel^en. 

2)ie (lrbe,m. f. .&. u. ^., ift bie grc^e Janiiliengruft ber gans 
jen DJlenfc^l^eit, bie @rbe gibt bem 9Jienfct;en mieber bas Äomlein, 
baö er in i&ren Sd&oo^ gelegt l^at, unb fie fcUte bem .^immel 
nid^t toiebergeben bie ÜRenfd^en, bie er in il^re gurdjien gelegt? 

55)er hinter, m. f. $. u. $., ift bie gro^e, traurige, ftille 
SGBcc^e ber 6rbe, nad^ »eldber ber grfil^ling fömmt, biefe« groje 
Öfter- unb Sluferftebung^feft, bann ftefeen alle Serge toic 
Ofterberge, unb alle SBdlber h)ic Ofterwälber, unb alle Slumen 
»ie Oftcrffammen. 

üJlan fagt: SlUe^ ift Dergängli(i& auf ©rbcn. 6« ift niä^t 
tüa\)x, nid&td ift tergdnglitfe auf ber (frbe, nid&t^ ift üer« 
gänglid^ in ber ^be. 

3ur Sürgfd(^aft, bag fein 3)ing fann ganj öcrge^fen; ^ 
8tcl)t etüig ba ber groge ^(^opfungigbom^ 
JDic fficUen, bie am «gimmcl i)t>d) fid) breiten; 
5)er taufcnb (Eonnen nie »erftegter ©trom, 
IDer (Srbe Pfeiler, bie auf nid^td befleißen, 
Unb ^IKenfd^ unb Sonnenfiäubd^cn unb ^tom, 
IDaö äBeltmeer unb ber Zi)au am ^lätterfounie, 
8ie walten ewig fort tm großen 9laume. 



3a, ber ©ebanüe felbfl in feiner engen StegC/ 
JDcn feine (£(^tt>e|ler 93otfl*t no(^ bewat^t/ 
IDer fülle 9Bunf(^, wie tief er au^ no(^ liege 
3n unf're« «&erjen« bunfier iDdmniemad^t, 
IDie leife «Hoffnung, mit ber Surc^t im kxit^t, 
3n tiefbetoegtcr Q3ru)l !aum angefacht, 
Unb jcbcr 5i^nung leifer ©eifierfc^auer 
^efcmmen im @ntfie^>en cto*ge 2)auer. 

^nn floaten nid^t nur, fonbem au(i^ ©ebanfen, 
fRodb nic^t geboren aud bes ^enfen« <S(^oo$, 
6ie forbert @ott »or feine 9fticbterf(^ranfen ; 
Unb ^ünfc^e, !aum toit Schmetterlinge gro$, 
Unb «Hoffnungen, bie n6c^ faum gebilbet, fdjwonfen 
Unb flc^ bem «bergen gagenb ringen lod : 
8ic Sllle muffen, o^ne ju »wjrgel^cn, 
3)er (Swigfeit jur emfien SÄebc f^e^en. 

Unb fd^nelfer, al« burd^ £uf t bie Stral^len qiüf^, 
entfielen bie ®eban!en in be« 3Kenf(^en J^rufi, 
Unb geller, aU au^ %tnpt gunfen fprü^en, 
äBirb er ber glammenmünfc^e fic^ bewußt, 
Unb enger, ois im 2)2 e er Korallen blühen, 
Stc^n in il^m «goffnung, Sagen, 2Be^' unb fiufl. 
Unb tiefer, old bie (S r b e i^re lobten, 
i&egrdbt ba0 <&er}, tooiS i^m bad «&er| geboten« 

Unb g*rab im Srü^ting, wenn bie ^lumen^^^ore 
$5ie Ärönung«müngen auf bie ©rbe ftrcut, 
aSenn jcbe SBolfe »irb jum Sflcbelfiore, 
Unb jeber 9lcbelfior gum Stra^lenfleib, 
SBenn jrber Seufger wirb gum SDonne«(Sl|ore/ 
SS^enn jeber enge )33ufen at^met weit, 
Söcnn burdb bie Schöpfung gel^t ein jWeite« : „SBerbe!'' 
legt man bie meijlen ÜÄenft^en in bie (Jrbe . 

'Da legt bie @rbe, bunt oon !Blüt^cnfarben, 
Um iI)Tcn Sarg bcn gro§ctt Sälumenfrang, 
Sie ruft bie Blumen, bie im ffiinter ftarben, 
8lu0 i^rer @ruft gum neuen J^ebcnetang, 



— 94 — 

So lel^rt f!e fd^toetgcnb; bau am ?ag ber ®atkn, 
S(m Xac^tf öoK »om ew'qcn (EonncngCanj, 
©le cimm gtogcn, ew*gen ^rü^ing«leben 
IDie ^lobten totrb, tote I^Cumen toiebcrgebcn ! 



Unfer S^Us^if^ i't Sfeucr:: unb SBaffergef a^r. "* 

Um unfern 3^itdcUt Bu erfd^opfen, meine tl^euerften Qbi 
rer unb Hörerinnen, brandet man eine lange S^it unb eu 
ncn f lar en ®eift. 5J)ur(i& biefe meine 35orlefung aber, l^offe 
id^, toirb eö meinem (^ei^te tiax ;rerben, bafe 3bnen bie 
Zeitlang mirb, nnb fomit bdtte icb meinen ©egenftanb faft 
fd&on im 33orau^ erfdt^ßpft, ebne erft micb felbft ju erfcbcpfem 
^a €ie l)eute, meine freunblidben ^crer unb Hörerinnen, bloig 
bem 3uge ibte^ fd&önen Hergene folgen, um ben Unglüdlid^en 
3bre ebie 3:beilnabmc ju f<i&en!en, fo fd&enfen Sie einer un« 
glücflicben SSorlefung 3bre geneigte 2lufmer!fam!eit, einer 
Sl^orlefung, bie menigftenig ba^ ^igaffenbe an fitb hat, baf? fie 
eine Söftbanftalt genannt njerben fann, inbem fie bem 
Seuerunglüd mit SBaffer ju Höife ^üt. 

^d) ^abe bei biefer ©eiegenbeit erfal^ren, ba^ bie guten 
©ebanlen unb bie ÜBafferfpri^en ein gleid^eS Scbicffal ^aben, 
fie fommen beibe gemo(>nlicb 3u fpät, unb fo bin icb übergcugt, 
ba^ mir natb meiner SBorlefung ©ebanfen einfallen merben, 
bie Sie gang üortrefflicb finben »ürben, 5. 58. ber: ^l)nen 
ni(bti^ mcbr üorgulefen. 

Unfer 3eitgeift, meine freunblid^en Hörer unb H»-^^erinnen, 
ift ein SSerynglücfter, ein burcb 5«uers unb SBaffergefalj^r 3Sers 
unglfidter. 

* (Sim bumoriflift^c gebetjeiiibnnng, »orgelcfen am 19. Oftobcr 
im lanbflänbifc^en Saale, gum ^efien ber butc^ i^ranb in Siener 
Sllcutlabt ))erunglücften iSBemo^ner. 



— 96 — 

Uttfere 3cit ift »erb rannt unb unfet ®cift ift über» 
f ^ » e m m t. Unfcr ®eift miß ber brennenbcn S^xt ju ^ülfe 
eilen, allein au^ ben 2Baffcr!rügen unb Oelfrflgcn greift bie 
fd&manfenbc (Scifte^l^anb nad^ bem leid&ten Ocl, unb toill 
bamit bie lobernbc 3«it Icfdfeen; unfer ®eift fiebt unfere 3eit 
in Slfcfec gcrfaücn, unb abl>clb allem ^rieben unb aller diu^t, 
fagt er nitbt einmal griebe i^rer Slfd&e! 

Unfer ©eift hingegen ift micberum ein SBaffcrberun» 
gificfter! Unfer (^eift ift ein SBaffertreter, ein gmeiter 
fiomentritt, er fünbigt fx6? ^)omp^aft an, al^ fc^ritt er 
trodenen gu^eg burd^ bie braufenbe tiefe glut^ ber ^tit, 
aüein wenn e^ baju fommt, unb ber pra^lerifd^e ffiaffertre« 
tergeift ben Strom burtfcfd&rciten foU, ba ge^t il^m ba^ SBaf« 
fer an'iS SRaul, er ^jlum^t hinein. Slnftatt, ba^ er ba^ 2Baf« 
fer treten foll, tritt ba^ SBaffet i^; er mu& mitleibig nad& 
bem anbto Ufer gebrad^t »erben, unb ber Strom ber Qeit 
bleibt nid&t getreten , aber betreten l^inter x\)m, 

3 e i t g e i ft ! Unter allen Sßerbinbungen unb @ben, meldf^c 
bie beutfd^e Sprache ftiftete, ift feine fo unpaffenb unb un« 
glüdlici^ aufgefallen, al^ bie SBermdblung ber 3 ei t mit bem 
Reifte. 6ine ma^re SWe^alliance, benn bie 3eit ift bürgere 
lid^ unb einfad^, unb ber ©eift ift t)om b^^^ften Slbell S)ie 
Seit ift eine Slrme, eine S)ürftige, unb ber ®eift ift unenblid^ 
öomel^nt unb reid^. S)ie bcutfcbe Sprad^e fd^eint fid&*über« 
^anpt in barodfen Sufammenfcftungen ju gefallen, fo f)at fte 
jtoei furios gufammengettjad&fcne SBortünber „geiftreid^" 
unb „a rm f e I i g," »eld^e 3«fatt»tnenftellung ! iBer ® e i ft 
^at, ift feiten r e i d(^ , mer ar m ift, ift nie f e l i g ! ß^ follte 
l^ei^en: „geiftarm'' unb „reid()feltg."— 3^ c^ ^^^ «i«« 
3eit, »0 man bag SBort 3citgeift nod& nid^t !annte ; ba lieb* 
ten fxä) Seit unb ©eift nod&. 5)ie fülle, gemüt^lic^e, jung« 
fräuUd^e Seit, ba« Sntlit lieblidfr toerfd^leiert, »artete, hi^ 



— 9« — 

bet redete (Seift fam, um fte ju freien, unb bet ®eift, ein 
mfirbiger, befonnenet, tiefbenlenbet SRann, fud&te bie fiii: i^ 
^affenbe d^it^ unb lie^ nid^t me^ \)on i^x. Sldein feitbem 
mir nn^ eimn B^itgeift gebilbet traben, ift nid^td fo einge« 
bilbet aU unfer ©eift. ^eine Seit flnbet i^ren ©eift, unb 
fein ©eift ftnbet feine 3^itf unb bad nennt man d^itgeift. 

SBeld^ ein (Sl^epaar! ^ie 3eit sdi^lt bie 6tunben rüdt« 
mdrtd, ber ®eift gdt^lt bie @tunben t^ormdrt^. 3eit unb 
©eift, meine freunblid^en $5rer unb Hörerinnen, meldte 6^e^ 
leute fmb biefe! 3)er ®eift fann nur eine gro^e 3^it 
braud^en, mie ber Zaud^er nur boi^ gro|e äBeUmeer; bie 3 ei t 
aber fann gro^e unb !(eine ®eifter braud^en, koie ^ufa» 
ten unb Silbergrofd^en. 9Benn ber iRann nur erfd^eint, tets 
treibt er bie Srrau, ber ®eift ift ber einzige 3 eit)9 er treibt 
3)er ®eift mei^ bie 3eit ju fd^^en, aber bie 3eit mei| ben 
®eift nid^t 3U fd^d(en, barum bringen bie r eid^ften 3eiten 
bie drmften ®eifter ^erx>or, unb barum l^aben bie reid^ften 
®eifter bie fd^led^teften 3eiten. ®er ®eift Derfürgt unferc 
3eit, unb bennod^ fommt ber ®eift bei unferer 3eit lang ^u 
für) ! ^er SRenfd^ gel^t mit ber 3^it um, mie mieber mit 
ben 3Renfd^en: fo lange pe leben, m5d^ten fie beibe gerne Der« 
treiben unb umbringen, fte miffen gar nid^t, mie f\e fte IojI 
merben foQen, ift bie 3^tt aber getobtet unb ber SRenfd^ be« 
graben, ba merben fie erft )9ortrefflid^ unb lieb, unb bie ÜDlen« 
fd^en fagen : „3(dft, ba^ mar ein ^enlic^er Stenfd^, bad mar eine 
l^enlid^e 3eit l" Seinem Webenmenfd^en, ber ©onnc unb bei 
3eit, fann ber Slenfd^ nid^t e^er freunblidft unb offen in'il 
Sluge fe^en, biiS pe untergeben unb nid^t metfr fmb. ^er Sei« 
d^enftein ift ba« einzige grieben^inftrument bei8 SKenfd^en, 
unb bie begrabene 3eit, mie bie begrabenen SBenfc^en immer 
bie beften. 

2)ad äBort 3^it ift ein unregelmd^iged 3^ttmort, bad re« 



— 97 — 

aclmdjjig nur bic tjcrgangcnc Seit in bct t)crbinbcn« 
benSlrt, bie gegenh)dTtt9e in ber leibenben, unb 
bic ^ufünf tigc in bct bebingenben ^at. 

S)ic Seit ift bic gro^c ^ettcnbtfidc jroifcj&cn biefem unb 
jenem Ufer; ber fiorper beja^It feinen ^t^ü })xex , bie Seele 
hqal)it i^ren Soü brüben; »d^tenb n?ir aber auf biefer 
Äettenbrurfe fmb, werben »ir \)on xi^x })'m unb ^ergefdf?leus 
bert, unb tocil biefe SBtüde felbft fd^manft, glauben toir tl)ÖJ 
rid^te 2Äenf(J^en, bie beiben Ufer fd^manfen. 

S)ic Seit ift eine grau toic jebe grau, unb ber ©eift ein 
SWann mie jeber SJlann, b. 1^. toie jeber (SlfiesaRann. Qq ift 
ein großer Unterfd^teb gtoifd^en SJlann unb GI&esSKann; 
nur fo lange ntan lebig, ift ntan üJlann, fobalb man l(>eiras 
t^>ct, ift man auS bem S^lannsSRcgimcnt ausgetreten, um uns 
ter t>a^ gtauenslRegimcnt ju fommen, aber mit ß(>arafter 
unb erl^öl^tem 3:itcl ß^^esSWann, ba^ toiU fo mel fagen, als 
e^ebem Sllann! 

S)aS 2Bort „ß^e" felbft ift ein 58u*ftabenbilb. (SS ift ein 
Strid^ burd^ bie ©elbftlauter^JRed&nung, jebeS ßinjelne l^crt 
auf ein ©clbftlautcr ju fein unb toirb ein 2Ritlauter; ba 
aber bie grauen mit ber 3cit immer lauter unb lauter mer^ 
ben, fo ift ber aWann am @nbe meber Sclbftlauter ncd& TliU 
lauter me\)x, fonbem er »irb bloS ein 2luÄrufungS3eidj)en, ein 
ober ein 2ldf> ! 

©ei unferem 3eitgeift ^at ber (Semalfil : ® ei ft, auö^ toe« 
mg mit gu reben, bic grau ©emaljjlin: 3eit, fommt nur 
mand^mal gu \f)m unb tl^ut ilj^m fd^ön, trenn fie ©clb brandet, 
toenn ber ®eift baare SJlünge t^tgeben mu^. 3eber Tlann 
fte^t unter bem Pantoffel, unb menn er nic^t unter bem ^an^ 
toffel fte^t, fo gelj)t er unter bem Pantoffel, ober er lauft 
unter bem Pantoffel, ober er f äl^rt unter bem Pantoffel, unb 
toenn er in einem 3;riumpl&toagen fü^re. S)er Pantoffel ift \>a^ 
12 9 



— 98 — 

tcbcmc S(^i(!(al bcr Tt&nnet, imb fctncw Sc^icffal fann man 
nid&t ent^e^en. 6^^ toei^ lein 3Renf(^, m i^n ber (Bd^u^ t>TVidt, 
aU bet, meldtet ben Pantoffel an l)at. 3)et (Seift fte^t a(fo 
aud^ unter bem Pantoffel ber 3«it; wenn fie ou(6 auf flüA» 
tigen Soffen bal^inlauft, fü^rt fte einen tüd^tigen Pantoffel 1 

fflenn Sie ba^er, meine freunblic^n ßörer unb ^drerin» 
nen, jejt fogen ^ören : „ber 3^it9^^ft ^ertf(^t Dor 1" fo glau* 
ben Sie ja guetft, e^ ift ein SB e i b e r « ^Regiment ; bie 3 c i t 
miü Mog berrfc^en, unfer ®cift ift »eber ^errfc&fü(!btig 
nod^ ru^mfii(i^tig, er ift blo« bur^ftd^tig unb »äff er* 
füdE)tig. 

üJlit bem 3eitgeiftc ift e^ wie mit bem ^Regenbogen, ein 
jcbcr SDlenfc^ fte^t feinen eigenen; im (Srunbe ift c^ nid&t« 
aU ein obtropfenber eitler Si^immer, nid^t^ aU gebrochene 
Sid^tftra^len in flie^enben S^rdnen. fiann e« Sie, meine 
frcunblid^en $6rer unb Hörerinnen, nad^ allen bem »unbcm, 
ba& au^ biefer unglüdUid^en, unpaffenben ß^e s»ifc&cn 3eit 
unb ®eift eine f olc^e SRad^fommenfd^af t entftanb ? Äann eä 
Sie bcmnai »unbern, bajl bie fiinber unfere^ 3«itgeiftcg fo 
matt, fo elenb, fo oerfrüpt)elt, fo rUd^itifc^ unb fo ffrofulö« 
fmb? 3Jlan fagt im gemö^inlid^en Seben, üon ben Äinbetn 
fc^en bie SDldbc^en ber 3Ruttcr unb bie Änaben bem SBatet 
d^nlid^ ; unfer 3^itgeift jebod^ ^at t)iel ^naben^afte^^ l^en)or« 
gcbradbt, aber fie ^aben üom Sater, üom ® eifte , gar nid^t« 
an fxd), aU ba§, ba^ er ni(i^t f i(i^tbar ift, unb fo M unfet 
3eitgeift eine Slnja^l junge 3^itgefpenfter in bie S^elt 
gefegt. 3)er toa^re ©cift, ber äd^te, braucht (eine befonbere 
Seit, ^er ä^tt ©eift ift ein ® i e tr i <ä& , ber gu a 1 1 e n 3ei» 
ten @ingang ftnbet, nur ber ^artl^eigeift ift ein Sc^lüf« 
fei, ein !ünftlidf>er 93artfd^lüffel §u biefer ober jener 3«it. 
tiefer $art^eigeift mill auS unferer 3^it einen geglieberten 
Singer^anbfd^u^ mad^en nur für feine $anb; aber bie B^it 



— 99 — 

ift unb bleibt ein ungeglieberter f^auft^anbfd^l^, in tpeld^en 
jebe geiftige $anb (hineinfahren tann unb foU; um fte ju 
^nb^en. 

{^eilicb ^at ber ® e i ft einige Urfad^e, übet feine ^^au in 
(lagen, benn pe M «wr einen 3öNf tenSß^« ber 3cit, 
aOein mit biefem einen Qafy^ nagt bie ^ixt an allen ©egen^ 
ftdnben, ber ©eift aber ^at faum gu nagen. 

2)er ® cift \)at U^ren erfunben für bie 3«^*/ mon fielet 
auf bte Übt, um ju tviffen, tt>ad an ber 3eit ift; bie 3 ei t 
aber ^at feine U^ren erfunben für bcn ®eift, auf bie man 
feben tonnte, ma^ an bcm (Seift ift. SBenn mir g. 95. eine 
U^r für ben 3«itgeift l^ätten, unb toir toürben nad^ ilj^r fe^en, 
um gu tviffen, mie mel ed bei unferem 3eitgetft gefd^Iagen 
Me, fo mürben mir balb feigen, ba^ biefe U^r mancbnial gu 
fpät, mand^mal oielgugefcbminb ge^t, bann abläuft, 
unb gang fielen bleibt. S>er 9Jllenfd(> t\)t\it feine ®e« 
fc^fte nad^ ber 3eit ein, Sliemanb nad^ bem ©eift. äaufcnb 
SDlenfc^en, menn man fxe einlabet, fagen: „6ntf(^u(bigen 6te, 
id^ l^obe \)tuU feine 3eit!" SRiemanb hingegen fagt, entfd&uU 
bigen Sie, idfe l)ahe (jeute feinen (Seift; 3:aufenb 3Mcnfcfeen 
fagen : „3ld^, meine S^it ift mir fo f ar g gugemeffen !'' Unb 
bod^ labet man ben 3)lenfd^en nid^t ein, ba^ er feine ^eit miU 
bringe, fonbem feinen (Seift. 3ebermann bringt eine U\)x 
mit fid^, um gu mrffen, mann e^ bie 3eit mit fid^ bringt, gu 
gelten; lein ÜJlenfd^ Ij^at eine U^r, um gu miffen, mann cjsJ ber 
®eift mit fid& bringt, gu geben. SWandfemal, menn id^ im (Se^ 
fedfd^aftsg« Salon eine gro^e $enbelu^r fe^e, fo ^alte id^ fx^ 
für überflftjfig, benn fie ift be^ 3citli4>en |>alber ba, id& 
ober glaube in fold^en ©efellfd^aften fd^on in ber @ m i g f e i t 
gu fein. @igentlid^ ift jeber 3)lenfd^ felbft eine \U)x, bie fte« 
t^engig ^[al^re ge^t, bad ®eftd(|t ift bai^ 3ifferblatt unb bie 9lafe 
ber ©tunbengeiger; on®ef«i^t unb Slafe ber aJlcn[d(>en fann 



— 100 — 

man fd^on etfe^en, loie ml ed bei i^nen gefdftla^en l^at. 3)er 
gute Tlen\^ l)at ba^ U^rkoetf im^erjen, ber geiftretd^^e 
ajlenfd^ })at bog Ul^mcr! im Äot)fe, ber ©innenmenfdfe M 
baS Ul^rtDer! im SOlagen, ber reid^e äRenfd^ M ba^ U^r« 
tverf in ber %a\^e; ber bumme SDlenfci^ M gar fein Ubr« 
tver!, baSift blod ein Ul^rgeHufe; unb bie ^i^auen^im« 
mer bag fmb bie goppit^ren. @igentli(^ fmb bie grauenjims 
mer U^ren für Sat^fer, bcnn bicfe allein »iffen fie redbt 
aufjujie^en; allein jemebr fie fie aufhieben, befto 
tpeniger geben fie nacb ib^em €inn. (^aft jeber üRann 
trögt eine Ubr in ber Xafcbe, ein ^yrauen^immer im 
^er^en unb einen 9lebenbubler im SDlagen; nur ber 
SDlann, ber bie gan^eS^it bamit zubringt, eine reicbe^^rau 
5u bekommen, ber tragt bie Übt im ^erjen unb bie grau 
in ber Xaf<be; unb alle 3lene, bie gu enge bergen baben, 
um mabrbaft in liehen, unb gu meite 3;af(ben, um nidftt 
nacb (Selb gu bcitatbcn, bie grauen !onn man fügli(b ibte 
2af(ben = grauen f^ei^en, S)enn toenn ie|t unfere SJläns 
ner beiratben, fo fagen fie ni(bt : „3<b b^iratbe ein brauet, 
bübf(beg, tugenbbaftei^ üRdbcben, e^ bat aucb ettoa^ (Selb 1" 
fonbem fie fagen : „S<b beiratbe bübf(be, brat)e, tugenbbafte 
20,000 fl., fie baben au* ctma^ 2Ädb(ben." S)er Unterf<bieb 
gn)if(ben ibren ^af(benubren unb Safebenfrauen ift na<bber 
nur ber, ba^ bie Safcbenubren t7onibnen an Mien gelegt 
iDerben, bie Saf(benfrauen bingegen fie in Letten legen* 
3ebeg grauengimmer ift an unb für ficb eine (Sattung üon 
Ubren — gebern unb £ett(ben machen bie ^auptfacbe auiS* 
S)ie flatterbaften grauen fmb bie ©pringubten, beren 
^erjenebedel hei jeber fflerübrung auffpringt, bie SKobefrdu« 
leind baiS fmb bie Spielubren, bie, menn fie glauben, ba| bie 
beftimmte Stunbe gef<blagen b^be, ibr eingelernte^^ Siebletn 
ahleictn; bie meiften ftnb älepetirubren. S)ie tugenbbaf« 



— IM — 

im, eblen Stauen, bog jtnb bie 2;(ttrmu^ten; man mu^ 
ben ^M (^cd^ em^otju i^nen ()eben ; fte fd^meben im ^etber 
iffted eigenen ©ernüt^^ l^imme(|^oc^ über bem niebem @rbens 
leben, mahnen an bie iBetgdnglid^feit ber S^it, unb fttmmen 
uni^ felbft l^öl^et, l^eiUget unb freubtger. Slllein bei ben U^en 
l^at man einen großen ^ott^eil \)vtauä ; mannet UIE^rmad^et 
fte^t für feine 1% gut, ba^ fie toenigftens; ein 3abr xx^üq 
gelten »irb, n>e(c^eT ^ater aber fte^t bem Wlattn^ gut, ba| 
feine Scci^ter ein 3a^r lang ri(j^tig gelten toirb ? Hlle^ biefe^, 
meine freunbliii^tt ^örer unb Hörerinnen, liegt »ieber im 
3eitgeift; unfereS^it ^at leinen @eift für bie roa^xt (Edfedfung 
beg ^raucnt^um^ ; e^ gelbt unf erem 3ßitgeift mit ben grauen 
toieber tpie mit ben Ul^n ; früher fallen bie 2Rdnner bei U^rcn 
unb grauen auf baS innere SRdbermerf, aufben^e- 
Hit, auf ben ^ern; man liebte bie U^ren unb SD^ldbd&en 
im®e(^dufe,im bo^pelten t^erl^üßenben ©e^dufe, ber ^ann 
tDoöte ^u^i unb ffianbu^^ren l^aben ; man fal^ auf ScUbitdt. 
So eine altDdterli(J^e Ul^r ging Saläre lang rid^tig o^ne »er» 
unb naii^suget^en ; je^t ift bei ben 3)ldnnern aller €(^d$ungSs 
fmn )?erloren gegangen; fie fetten bei ben U^ren unb ^dbd^en 
auf bie JJa^on, je flacher beibe fmb, befto lieber fmb fie 
it^nen, um fte leidster in bie ^afd^e ftecten ju fonnen; beel^alb 
koenn man je|t fo ein foftbared Uel^^rd^en unb ^plinber-äJldb^ 
d^en erobert, faum ba^ man fte ein ^i^d^en befi^t, laufen 
fie einem ah\ 

%oxln liegt alle^ baS ? 3n unferm 3 e i t g e i ft. 'Sixetoax 
bie 3cit fo ungeiftig unb nie ber ®eift fo unjcitig al^ eben 
je|t, unb }mar l^auptfdd^Ud^ barin, ba^ bei ben ^dnnern alle 
jene feine, ^ergs unb geiftldutembe »Sd^dfung ber grauentus 
genb unb e^auene^re fo ganj t7erloren ging, ba^ all' jener 
berebelte unb oerebelnbe Sinn für ben ertiabenen äßertl^ ber 
milben unb fittig einfad^en äBeiblid^feit bei il^nen fo gana i^er« 
J2* 9* 



— 102 — 

PüÄtigt ift ; ba^ i^ ^txi unh i^t Äopf in bcm üerroorrencn, 
leeren, nid^tigen unb Ij^o^len treiben unfere«^ eitlen, loinbau^g« 
gcJiopften Seitgcifte« fo abgcftumpft unb flad^getrcten murbc, 
ba6 ber fd^önfte Slltar in ber menWlid&en iBruft— ber %itav, 
auf bcm bie glamrne ber »aferen, gottiid^en grauennjürbe lo« 
bert, ganj verfallen ift, unb fie fclbft ben du^ern 2:empeC* 
bienft bicfer ©ott^eit, bie gefeüige gein^eit unb Hd^tung, 
bie Sittlic6!eit unb bie bilbenbe c^etialereefe ©alanterie t)ers 
lernt unb tjergeffen haben, unb in einen mcbernen Q3arbati!gs 
mu5 gegen ba^ meiblidf^e (Sefdf^led^t terfunfen fab. SOSaferlid^ 
ein ÜJlännerlj^erj, am bem ber Glaube an bie ^erjen unb an 
bie 2:ugenb ber grauen entflol^en, biefes ^erj !ann roo\)i an^ 
bem bunten ©laöfenfter feiner 3lnfi(^t ba^ Seben Ij^inauö 
farbig anfe^en, aber burd^ biefe genfter Mnein ju blirfen, 
mu^ eia im ^erjen obe unb gerfaüen, unb traurig finfter fein. 
Dl[)ne grauen gäbe e« »ocW 2Jlänner auf ber SBelt. aber 
leine SÄenfd^en; toir befd^en aüe ^iHet^S^ugenben : 
Stdrfe, bie 2:ugenb be^ ^lepf^anten; 3Äut^, bie 
2;ugenb be^ üBdren; 2lu^bauer, bie 2:ugenb ber 
©d^ilbfröte; Slrbeitfamleit. bie Xugenb ber ^ad^fc, 
unb ©ebulb, bie SJugenb ber Sdbafe: allein »ir 
befd^en feine menf(Jt liefen 2:ugenben. O^ine grauen 
toürbe unfer $erg bdmmern unb flappern, burd^ bie 
grauen lernt e« f dalagen unb pod^en; unfere Sippen mur« 
ben janf en unb flutten, burd^ bie grauen lernen fieffifs 
fen unb beten; unfere 5(ugen toürben bli^en unb rols 
len^ burd^ bie grauen lernen fie fleljjen unb meinen, mit 
»ürben bie .^anb fd^ütteln, burd^ bie grauen lernen toir 
bie^anb brüden; mx mürben effen unb trinfen; burd^ 
bie grauen lernen mir genießen unb fd^lürfen; mir 
milrben benfen unb arbeiten, bie grauen leieren un» 
füH^n unb ^anbeln; mir milrben fd^lafen unb fd^nar^ 



— 103 — 

c^en, bU IJraucn lehren un§ f<6Iummern unb trdutnen. 
O^e graucnjitnmet toürbcti toir bic ^(i^c^fung be^ctt« 
fd^cn, bUTC^ bic grauen lernen mit fie bcnjunbern. 3)i< 
91 a tut ber Sffldnnet bcfte^t barin, bie grauen ju ^udftn, 
i^®lfidbatinncn, fie gu lieben, obcti^e®rö^e be« 
ftel^t nur barin, ftc gu a^ten. 3m 93udf)e beg Scbenö fmb 
bie äRanner bie langen unb ftarf en Ä a p i t e l , aber bie grauen 
fmb bie SKottod 5u biefen Kapiteln, unb man mei^, ba^ oft 
in bera öeinen, garten üRotto me^r Sinn, me^ ®eift unb 
me^c ©ernüt^ liegt, al^ in bem gangen biden unb breiten 
^opiteL ^oS Unglüd bei biefem Sebenebuti^e befte(^t nur 
barin, ba^ bo^ SRottc unb fein Kapitel nid^t immer gufam^ 
menpaffen, unb mand^mal ge^t fo ein ORotto t>mä)'^ gange 
fieben, unb fucfet fwfe alle Slugenblide ein anbereö Kapitel. 
3n bcn $ergen«(ammem ber ÜRänner präfibiren ©elbft* 
f u d& t unb @ i f c r f u <6 1 ; in ben $ergcn^!ammem ber grauen 
ftnb Siebe unb ^emut^ bie giuei SBanbnad^barinnen ; 
ob aber Siebe ober 3)cmut^ bie erfte 3:ugenb bei toeiblid^en 
^et^eiiig ift, bag fönnte nur ber entft^eiben, ber toü^te, ob 
bog erfte toeibliiitc SBefen guerft eine SHofe ober ein SBeild^en 
gcpflüdt M; toeltl^e $flange ber erfte ÜRonn guerft pflüdte, 
!ann feinem 3»cifci unterworfen fein — el toar enttoeber bie 
anfinge ober ba!S3:abafdblatt. 

S)ct 3Rann betrachtet jejt bie Siebe nid^t mel^r aU *^5cefte, 
(owbctn al!^ ein ©elegen^eitj^gebid^, unb bie ^^e blol atö ein 
epttablatt in großen au^erorbentli^en SlotMällen unb 
Ätiegögeitcn ! Sflflit ffi o r t en, ni*t mit S; ^ a t en, looHen fie 
bie grauen gcminnen, gro^e S^d^e unb grauengimmet^^ergen 
aber moHen fd^meigenb gel^oben werben. 

6o ein gtauengimmer^erg ift ein fonberbore« ^ing, e« ift 
»ie eine ^oftanftalt: guerp nimmt ei^ 93 riefe an, bann 
fadete unb guleft ben gangen $affagier, unb laum M 



— 104 — 

es ben ^affagiet felbft, fo fenbet tö t^ oft gleich fammt 
93rief unb ^adet retour I ^ber gro^tent^eils nimmt fo ein 
toeiblid^d ^erj nur franürte $affagiere an, nur re» 
lommanbirt bürf en fte nitiftt fein^ benn bei ben ^^auen finb 
bie ^J^änner am menigiten re!ommanbirt, bie refommanbirt 
werben. 

^d} l)aU bie fonberbare iBemerfung gemad^t, ba^ bie er^e 
Siebe be^ ^auengimmerS faft immer einen unmfirbigen ©e« 
genftanb trifft. 3n biefcr ^infic^t fommen mir bie giauens 
jimmer^crjen oor, toie bie neuen gäffer; fie muffen tti4>l 
gleid^^ mit SBßein, fonbern erft mit äßaffer gefüQt kverben, bas 
mit man n>iffe, mie Diel e^ faffen iann. ^at aber fo ein 
grrauenjimmer^erj ein Wlal an einem untoürbigen ©egenftanb 
erfahren, kme oiel Siebe in i^ ^erg (ineingel^t, unb füUt 
fte biefed {)er{ bann mit einem icfirbigcn ©egenftanb, fo IdM 
jie fid^ biefen ©egenftanb ni<i^t mieber nel^men, al^ |^c<i^^nd 
mit bem ^ergen felbft; fo mie fi4 übert)aupt bie grauen 
niii^tjS nel^men laffen, aU l^oc^ftend Dom ^immel i^ren SRann. 
9lur unfer S^itgeift koiU ben grauen alles nehmen ; fte I aben 
niö;)t fotoo^i gu menig 3^it/ um innren ®eift mit ben grauen 
3u t^eilen, aU oielme^^r }u tvenig ©eift, um unfere ^^i mit 
i^nen ju tt^eilen. 

€o ift unfer Beitgeift! bie 3eit ber 9iitterli4fett tfl 
Dorüber, bteS^it ber [Reiterli^iEeit iftba; bie3^it ber 
Saf etrunbe ift oorflber, bie S^it ber runben 2:afeln i^ 
gefommen ; bie 3sit ber 6( e f d i C i g ! e i t ift tobt, bie 3eit bev 
©efellf haften ift erftanben. 3<6 fage bie 3^it ber®e« 
fellfd^aften unb niä^t ber (^eift ber ©efellf^aften; benn e^ 
gel^t mit bem ©eift ber je^igen ©efeQf^aften mie mit aUen 
©eiftem : ^ebermann fpri^t Don i^m, tein SRenfcft ^at i^n 
gefe^en. Setrac^ten mir unfern ©efeUf^aftSgeift, meine 
freunblic^en ^5rer unb Hörerinnen, morauS befte^t er? 



— 105 — 

(Sro^eSBelt tinb flelne Seute, tunbe Stfd&c unb 
edige 9)>lenf^eit, furje Kleiber ttnb langeSBeile, 
»iclc Revuen, tuenig Sid^tcr, fette ®önnet, mas 
gere Äenner, f)o^e& 6p!el unb fei(!^tc 3Bortc, 
alte Sfinglingc unb junge ©reife, jebc ®ange rot^ 
unb nl<l&t eine etrßtl^et. Me ejfen unb fein 3Renfc^ ift ^ung« 
rig ; man fud&t fid^ um fid^ gu gerftteuen, unb jerftreut \xä) 
um jid^ ju fud^en ; man ift aber gu gerftreut um ficfe ju fin« 
ben, unb §u gefuc&t um fid^ gu gerftreuen. %k ganje ©efeH« 
fci^ft bilbet einen l^atten Ärei§, bie ^au^frau mad)t ben 
Äreiel^uptmann, ber Äreig freif't furd&tbar unb gebd^rt eine 
@efpT&d^i^maug. S)arauf gcrtl^cilt fid& ber 3it!cl in alle üier 
Sden: baig ift bann bie Ouabratur be§ 3itfeU! Un* 
fere Untetl^altungen baben feinen Stoff, barum fmb fie fo 
erl^aben, unb ber Stoff ift e^, ber uniS l^erunter gie^t \n*ä 
3rbifd&e! 3e ftofftofer tt?ir in ©cfeöfd^aften fmb, befto l)b^n 
unb gciftiger fmb mir; ba§ ®me tjerfd&mdlj^t allen Stoff, 
eine jcbe ^Jrau aber ift ein ©cnie, barum t)erfd()mälf>t fie jefet 
aud^ bie fd^injeren Stoffe imb l&ältft(i& am leid&ten 3cug. 
Q^ giebt nur einen uncrfd&opfIi(i^en Stoff im fieben unb bos 
ift ber Stoff gum Satiren; aber guni Unglüdf giebt biefer ^aä)-- 
ftoff aud^ Stoff gum SBeinen, e^ ift alfo ein jioeibrd^tiger 
Stoff unb gmeibrälE)tige Stoffe— bred&en balb. Sad&en, 
meine freunblidben $orer unb Hörerinnen, ift bem ÜJl e n f df) e n 
gefunb, »einen ift ber üJtenf^^eit gefunb; SBolfenbre« 
d^en, wenn fie nid&t regnen fßnnen, §ergen brcd(;en, toenn fie 
nid^ rfeinen f önnen ! SBenn ber toeife unb aügütige Sd&cs 
^)fer bag ^erj feiner ®ef4;fi}fe f\d) ndljer »iffen unb entfaltet 
fe^en toiU, fo fenbet er i^nen ein UnglüdE, einen großen 
Sifemerg; benn ba^ ^erj beg 9Jtenfd()cn fenbet mie eine 
Slume nie tool^lt^idtigen S)uft aui?, al§ t)or einem ^eran« 
naj^nben Bonner, unb nur ein ®eh?itter]E)immel giel^t ha2 



— 106 — 

Unglüdt ift bie Sd^Uife, bie am fefteften URenf^en an 3Reii< 
fd^en binbet; nur auS bem jittemben ^erjen, toie atid bem 
littentben IReere, ^ebt ftd(^ bie felige 3nfe( be!3 iDlitleib^ eme 
pox, ttnb bie Sd^ergen^gelbet beja^^len mir utifetn Ttiimtn^ 
fd^en am liebften, ipeil nur fte un^ jenfeitö koieber ^utüdbe« 
^a^(t merben. 

^erg unb Sd^erj Ifi ein 9ieim^ ben bev SRenfd^ ge« 
ntad^t M/ ^etgunbS^meTg t^ingegen ift ein ditim, beti 
bal ^d^idfal gebid^tet l^at, unb t& ift ein t«id^ iReim, 
benn n>ie mand^e eb(e Srüd^te burd^ einen @inf d^nitt fcüt^r 
reifen unb milbe toerben, fo reift bo^ menfdj^Iic^ ^rg unb 
toirb ntilber burd^ bie @infd^nitte beS Sc^merged. ^ie 3< i t 
toexfi nur ber UnglüdUd^e ju fd^ö^en unb gu benü^en; bem 
®(fldt(id^en ift bie S^it nur ein äBefen mit einer einzigen 
grogen Senfe, bem Unglüdüd^en ober ift bie 3cit gerftüdt^ 
unb jeber ^ugenbUdt !ommt mit einer tefonbem tleinen Sid^el 
unb mä^t fein ®lüd( ab. Sland^eiS Sternbilb, bem ber 
Wlam SRorgen^ im ^ergen nad^^dngt, t^ängt ^enbiS al^ 
Unftern über feinem Raupte; mand^e iRofe, bie boi^^ib 
ÜJlorgen^ Dor i^ ^erg ftedt, ftedtt ^enbd aU ^orn in 
i^rem i&ergen. ^ber ba^ ift ber Xriumpl^ ber ^enfd&üd^feit 
im üRenfd^en, ba| gerabe boS Unglüdt noie ein @^artenmeffer 
aQe ^ergen^rinben abfdj^aU^ unb i^^re reinen ^erjen ^ufam^: 
menKingen in einen Seufzer, unb gufammenfliegen in eine 
%f)xäM, unb gufammenfcbmelgen in eine 9Sk(^mut^, unb ba^ 
bie adgett getreue ©ottex^ftabt bcS SRitleib^ in ber meufd^üdben 
i8ruft au^ i(^er 3lf((e immer mieber neu erfte(^t, unb baji 
t>mä} ha^ Tlitkxt unb burd^ bie SBobltt^ätigfeit ber SRenfc^en 
aQe SS^unben, meldte ba^ Sd^idtfal fd^Iug, mit ber 3cit ald 
G^ren-'^Rarben an ber majeftdtifd^en 6time ber ^JRenfd^Ht 
))rangen. Sßie man bei einem Stumer'fd^en S^uermeci 



107 — 

|i<6€t auf Stegen tcd^ncn fann, fo Uxnn man bei }cbem SJtönb« 
^uerun^lüd bet 3^it unb be^ ©d^idfald auf einen mdßtqi 
nenben rettenben ^Mnen^immel rechnen; bie 3^it uermag 
bte ^l^r&nen nur p oecfiegen, bec^eift »ei^ fte nur 
in unterbrüd en unb nur ha^ ^er| adein t^emiag fte gu 
tr d n e n. S)arum ift unfetm deit^eift ^utoeilen ein gro^ed 
Ungliict notf^, um gu erfal^ren, ob mir au^ bem ^onflitte bec 
^otlfi^fS^en 3eit unb be^ mobernen @eiftei^ nod^ 
unfer aitbeutf<i^ed $er^ gerettet l^oben! 2)a^ mir abev 
biefed oltbeutfc^ ^erj gerettet Ij^aben, ba^ mir eii nantentlid^ 
^ier in SBien, »o bie ÜÄilbe unb bie ebelfte 9RenWenlicbe 
bom fegendreid^ften 3;^rone au^ mit i^ren reinften unb lau« 
tetften Strahlen aui^e^en ; mo in $a(&ften unb glitten bad 
aWitleib, bie SBo^Itl^&tigfeit offene ^er^en unb ^finbc pnbet, 
ba^mired ^ier gerettet ^ben, bemeifen @ie nun \ttt, 
meine freunbiici^en ^örer unb ^orerinneur bie @ie mit naffen 
Sluaen ^u meiner trodenen SSorlefung famen, bemeif't mit 
biefer 6aal, ber faft eben fo boll ift, al^ meine SBorlefungen 
leer ! Unb eben 3^ren ^^en oerbanfe iö) e^, ba^ mein 
®eift, ber 3^nen bte bie 3eit vertreiben moßtc, nid^t 6ie 
felbft Vertrieben l^at; unb bafe id() alfo blo^ meine 5Bür« 
lefung IMte unb ni(i&t auti^ <Bie, meine freunbli(!^en $5rer 
unb Hörerinnen, ju leiten brau<i^e, bamit Sie niti&t baüon 
laufen: baburd^ freiliti^ Ifiabe i^ auf ber einen Seite eine 
gehaltene S^orlefung, aber bagegen auf ber anbern 
Seit« ein »ietteic^t ungei^alteneg ^ublifum. 

äldein menn S t e au<i^ bei meinen Setrad^tungen fiber ben 
Seitgeift nid^t bemerkt I^Kiben, »ie ^^nen bur<^ ben ®eift 
bie 3« it »ergebt, fo merben Sie bo<!& bemerft l&aben, toie 
mir mit ber3eit ber^eift öergel&t. S)iefeg seitlid&e 
«ergeben meiner SBorlef ung ift ein SB e r b r e d& e n an S^nen, 
Serbi^er mu^ man fd^Ue^en, bad ift ein guter S^Iu^; 



— 108 — 

mttbiefem 6d^Iu^ fd^üe^e 14 meine Sorlefuttg, tnbem iäf 
meinen l^etjüc^en ^anf für S^re gütige S^eilna^me mit 
cinf^lieje. Saffen 6ic fi* bie Seit nid^t reuen, bie Sie 
l^ier üerlorcn traben; bie ÜÄenfcit^eit ift ber teblid^e fjinber, 
für ben Sie r>exloxen ^aben; (äffen Sie fid^ aber auäf ben 
©eift nid^t reuen, ben Sie bei mir nun nic^t gefunben. 
älm Sage Id^t f\ä) hin ©eift fe^en unb Sie merben gan§ rid^« 
tig t7on mir fagen !5nnen : ba^ er feinen ®eift entmidelte, 
bad liegt am Sage! d^S ift mein Sroft, ba^ Sie Don l^ier 
ju Sifcfee ge^en unb Q^ren Sd&merj öerbei^en werben; 
nur bie hungrigen SWenfd&en fmb fd^arfe Äritifer, bie effenben 
3)lenf(i^en fmb fe^r nac^fid^ttge [Recenfenten ; obfc^on fte aded 
aufgabeln unb ben SDlunb gumeilen red(>t üoH nej^men, fo öer« 
fd^luden Sie bod^ fo man^e^. 

Sieben Sie ba^er, meine eblen $Srer unb Hörerinnen, 
nod^ einmal meinen innigen ^an! ; ic^ l)ab^ t>a^ Semu^tfein, 
ba^ Sie bad fd^öne ®efü^l mitne^^men, tintn guten Stotä 
beförbert ju (aben. 

IDenn tt>enn nad^ Sturm unb UnglücbsSBettem, 

JDcr 2)onner ni^lt mc^jr un^Kilbrütenb grollt, 

JDcr 93li6 ni^t bro^t mc^r gu gcrfc^fmettem, 

2)eT «ßimmcl nic^t me^r \6itoax^ unb finfler fdtimoHt : 

^ann ^&ngt am 9(uge xoic an Q3lättem 

3)ic X^xSim nur, bie tröftcnb niebcrrcllt; 

di )ie^'n beiS «^immeU Stemenlettem 

«herauf mit i^em milben Slbenbgolb, 

@« toirb mit l^o^rer ^nbac^t bann ben ®dttem 

2)c5 3)onfe« £)pfer ^eiliger gcjolU; 

JDer Qw'ge ifl ben ^d\evn unb ben Dlcttem, 

^en eblen «^erjen bann nt>^ gwief ac^ ^olb ; 

SDcnn »ie bcr ä^enfdtf mit üRenfc^^en umgegangen. 

So wirb ber aj^enfd) oom Fimmel einfl empfangen« 



— 109 — 



„^t w&fi' ef f «Y »icl AIcilltr gclen, 
fBaft' flwti an ecttte SRanl imrntkni!'' 

*' L» calomnie en reat tonjoan mix gens d'esprit.'' 



3){e Serldumbung unb ber IBH^ fud^en ri<^ am Heb« 
fteit bie ^5(en aud, meine freunbUdften Sefennnen; mo et^ 
tDaiS red^t ^oc^ fielet, ba fd^ldgt ber S^erldumbungl-SSIi^ 
brein, unbnod^ obenbrein oft bli^sbumm! 

aReine freunbßd^en fiefetinnett, load ift gegen SSerldumbung 
ju tl^un? SRic^tö ! ®egen Serldumbung unb rafenbe %}}kxt 
gicbt eg nur ein aWittel: man legt fid^ jliU, »ie mauetobt 
^ auf bie (Srbe, l^dlt ben Slt()em an, unb Id^t fie über ^d^ »eg« 
laufen, ^enn bie Serldumbung be!dm))fen? ,,3)a mü|t* 
ed gar )}iel Aleifter geben, mollf man aller, 
Seute SMauluerflebenl" 

^M)tt, meine lieben fieferinnen, l^at hai h)eibltc^e @e« 
fd^led^t ein audfd^lie^lid^eiS $rimUgium geMt,— nid^t 3u 
uerldumben — aber— ju mebifiren; ba ging c^ noci^ an, 
S)ie (Jrauengimmer finb immer gndbig unb milbe, tocnn fie 
fo einen guten Flamen ^ur SRid^tftdtte fül^ren, fo mad^en fte 
boc^ »enigftend ein mitleibiged ©eftd^t bagu !— äßd^renb {ie 
fo einer e^rlid^en, abmefenben Seele bie ©urgel «bfd^neiben, 
t)erbre^en fte bie fü|en äleuglein unb fagen: ,,®ott \ßi i^t 
gndbig." 

älüein je^t, n>o bie Derfe^rte äBelt ift, feitbem bte ^auen 
reiten unb fd^reiben, feitbem fie bie gebern. wm 
^opf in bie^anb fiber^fianjten, unb anftatt ber 3^gd 
bed ^aufeiS ben be^ $ferbeiS ergreifen, feitbem fmb bie 
ÜJldnn er grauen geworben: fie fd^minleu 6d&, Rc fdftnü« 
ren fid^, fie tjerldumbcnü! 

Sei ben grauen ift boiS Sßerldumben. eihe ^r^otung,^ 

13 la 



— IM) - 

eine Hebung. 3Kan fömtnt lufamtncn, eS loitb ein (lalbc^ 
€tünbd&cn Äaffee getrun!en, bann ein J^alb^^ €tüttbd&cn mu« 
figirt, bann ein Mbe^ Stünbdfeen ßefpielt, ba|Hi,ein M^eg 
©tünb<i^en öerldumbct, u.f.tt). Sei unfern iejigen 3Jldnnem 
ift bag ajerldumb'en ein ®ef*äft, ein 2lmt, eine 
Slnftellung! 

2Ba«, meine Hbe Scferinnen, ift guttun? aBotten Sie 
fidb roelS>ren? SBiberlegen? „2)a ntü^t' eg gar tjiel 
^(eifter geben, um aller SeuteOKaul ju ^jerüe? 
benl" 

2Bo h)irb ijerläumbet ? U e b er a 1 1 1 2ßann toirb »erldums 
bet! 3n einem fort? 2Ber wirb wridumbet ? Seber^ 
mann, jebegrau, jebe^ SJldbd^en, 3eber ber ettoa^ 
ift, 3eber, ber etma^ bötl SBarum »irb tjerldumbet ? 5(u^ 
SKüMggöng, au^ d\ol)^ext, aug 3Rangel an gei» 
ftiger «nb $ergeni8 ^SBilbung. 

kommen ©ie mit, freunblidbe Seferinnen, ein toenig burd& 
bie ^bl)kn ber Serldwnbung unb burd^ bie ©emdd&er bei fo« 
genannten Seutau^ricj&ten«, aber balten 6ie fid& ftitt, 
mad^en Sie nid^t ben Icifeften 5Berfud^, 3«"^^»^ ober ©ttooS 
ju miberlegen, benn: „J)a mü^t' e^ gar üiel ^lei* 
fter geben, toollt' man aller Seute aWaui »er« 
fleben!" 

3)a fmb mir in einem Äaffee ^Simmer. Gin paar Srauen 
aug bem SMittelalter, mit altbeutfd&en Sung^«^ ^i* S^artfc^en* 
3ungen, ein paar SDWbd^en, brei, wer %bä)Ux bei ^aufeg, 
bie ben Si^Jfel i^te^ Sebcn^früblingl in bie 2Jldnnermelt 
bineinflattem laffen, toie ein 3lotb=Signal öon einer geftung, 
bie fid^ auf ®nab unb Ungnab ergeben miß, ein paar greun« 
binnen, ein paar fcbone greunbinnen, bie man imat »egen 
ilSirer Sd&önbeit nid^t letben !ann, bie man aber bodj^ an fic^ 
jiel^t, toeil fie biefer unb jener gerne fie^t, unb man biefen 



— 111 — 

unb jenen gern bei ftd^ fe^en nt5<l^te ; unb ein )paax 

®Iace^5!Rdnncr, ©aüsSWänner, e*te Jaquemarfd&erSJlänner, 
gefd&meibig, bebnbar, jS^ unb — am Gnbe ftctiS lebern. 
9iun gel^ e^ loö: bie grauen reben crft uon allen Seuten 
® u t e d ; ni<l^tö ald ® u t e iS ! Mein bann fontmt baS : — 
„»er!"— 

60 dn ,,« b e t^' f*ldgt „jebntaufenb JipbalB tobt !" Q» 
ift ein tteinej^ SBort bieg „Aber," aber bie grauen fel^« 
ren batauf um, »ie ein ^e^dfidttt Äutfc^er auf ber 
Su^penfftüffel! Aber ift ber gefefffge 6*nappgalgen, 
barauf ^ppelt ft<b bie eHi<^i£ Dteputation gu 2;obe ! ^ b e r 
ift ber fflenbepunft be^ Ärcbfe^, toon biefem „Sl b e r" an 
ge(^t atle^ ®ute, \oa^ man üon einem gefagt f)at, gurüd, unb 
loirb ju (auter S<^eeren, bie ben Heben guten ÜRamen ^ers 
fcbneiben unb jerjtoicfen ! 

3luf einem „Aber" fd^lagen bie Idngften SBeiberjungen 
einen Greife! ! SBeb* bem efyclidien Ttenid^en, über bem txn 
geroiff eg SSeiber^Slber binf dl^rf, er ift gcrabcrt auf fein 
fidbetong !— « ber biefei3 „« b e r" ift $onig unb Ttiid) 
gegen bie „SBenn^" ber ÜRänner! 

Sei getüiffen grauen ift baS „Slber" romantif(b, fie re« 
ben ©il^lec^tei^ »on ben unf<ifeulbigften SKenfcben, aber fic büls 
Ich eö in^ g<*el^afte, fie fteöen fxd), aB toenn fie nicbt bran 
glaubten, fte umgeben ed mit einem: „icb fann^ gar 
nid^t glauben,"— „fo will bie böfeffleltfas 
gen," — „e8 ift ge»i^ fibertr i eben," u.f.to. 
Äur3, gen)iffe grauen »erlöumbcn romantifci^, e» ift ein ^u 
belungenlieb, eine Jrabition; aber mele Wlän-- 
ncr betreiben e^ Mftorifcb, fte tjerldumben gefcbid&t« 
Ii(b! gtünblitb! Haffif*! €ie baben aüe^S felbft er« 
forfd&t, ergrünbet; fie geben bie Duellen an, fie fabelt bariibcr 
nad^ebacbt/ fte üerldumben mie bie Sacituffe. £ur), aber 



— 112 — 

bünbig! SBenn bet gute 9laine bei fenet Stomanti! 
bloig mit einigen blauen, l^tifcben Rieden bavon tarn, fo nia<Jbt 
i^m biefe gebiegene ^(af fijitdt ben ©arau^! SBoUen 6ie 
gegen biefe 9iontantifer, gegen biefe £laf f if er anfänt^fen? 
,;^a ntü^t* e^ gar toiel ^leifter geben, koolU* 
man aller Seute SRaul ))er!(eben!'' 

^rdngen toir mi in einen „fleinen freunblid^en 
6ir!el." 

3n ben freunbf<baftlid^en 6ir!eln, ba mirb bc^ bod^ 
gar )u runb! ^a ift bad freunbü(i^e se laisser aller, 
man lä^t fi(b fo geben, ba^ man bie Seit ni<bt geben 
lä&t: 

S)a koirb bie äierldumbung in 92eglige betreten ! ^a gebt 
bie iDlebifance mit flappemben Pantoffeln beniml ^a mirb 
im engen 9>{atbe guter 9lnf bingeriibtet. intime ^au^» 
freunbe, ©ouDernanten, ^au^b^^terinnen, ßla^ 
»iersfiebrer u.f.to. „6« ift ein Heine« ©tiergefe^t, too 
ba« ^bier blo« toirb gebe^ !'' ^a überlädt man fl<b feiner 
$bantafte ! 3)lan richtet @(bulbige unb Unfd^ulbige bin, man 
!öpft, man rdbert, man erbroffelt, man k>enittbeilt gute 
Flamen; unter greunben nimmt man*« nid^t fo genau! 
SSa« kpollen 6ie gu ben freunbf(bäft(i(ben Sirfeln fagen? 
SSoUen @ie bagegen freunbfd^ftlicb proteftiren? ,,^a 
mü^t' e« gar toiel fileifter geben, »ollt* man 
aller Seute aJlaul t)ertleben!'' 

^Drängen koir un« je^t mieber ein 9}i«(ben in ein „Ser» 
Idumbung«2$i!ni!,'' ba« ift ein moblfeile«, un» 
fibulbige« S^ergnügen. @« fommteinem niibtgar gu 
bo<b! 3eber bringt eine gugericbtete, eine gut gu» 
geri(btete SSerldumbung mit; unb bann tergebrtman 
SlUe« bur(bfinanber! 6« ift ein lieben«ioürbiger Spaft! S)ec 
@ine bringt einen bei^^gefoibten 6bemann, gefpidt mit erfun» 



— 118 — 

bcnen S<!&änWi^etten, mit crbtd^tetcn St^bfd^aften ; ber STn» 
bete bringt eine ^übf^d^ junge grau, rc^t in ber Srfil^e i^on 
SScrldmnbung, mit aßen ?ßWwfömem ber fcbänblid&ften 2ln« 
f^lbtgungen ; toieber ein Knberer bringt ein jungeiS; gartet 
9R&t)ä)en, belilat gebraten am ©piefe ber 93erbd(^tigung, 
min* gebraten auf bcn gelinben Äoblen, bie man auf i^r ju 
fcb&nes ^vnpi fommelte ; ber Sterte bringt ein )>üante!^ €!ans 
bal »Ott einem feiner SBufenfreunbe, mit bam^jfenben Trüffeln 
au5 feiner eigenen ^ü<be ; ber ^^nfte bringt einen frifaffir« 
ten ^^tet beruhten 9Umeni, in ben albemften SBrcfcIi 
eingemac^, mit fiebe« brauten belegt, unb mit bem Obers? 
faum aSed eblen (Seifet^ abge((uir(t: ber Bed^^te bringt ei- 
nen italienifcben ©olat, r)on taufenb Keinen 3:ritfdf)tratfct^es 
reien, 9teputatiDni^s9laIen unb guten 9lameni^;$dringen, 
fleingefd^nitten; mit ^nefboten- unb Sfanba^OütMm tjetfe» 
^n; unt) bann fe^ man fwib bctum unb f^ant ungenirt ein; 
e§ ge^t ni(i&t§ über bie fleinen, ^rmli5fen ffiergnöguligen be^ 
Seben^ ! Wa^ mcflen €ie bagegen t^un ? ;,^ a m ü gt' ed 
gar t)iel ^leifter geben, koollt'man aller fieute 
aRaul üerfleben!" 

Sie »erben fragen, meine If^otben Sef^nnaenr tooJ)ex je^t 
baS ^etidumben bet jungen ändttner fo überbanb 
nimmt ? 60 mu^ \(t) 3bnen ertt)iebem, au^ bem gdn^lici^en 
3Rangel an Silbung! STuitJ bem 3RangeI, ben ber 
größte. %f)e\i unferer mdunlidfien S^genb an geiftiger 
unb motalifd^er 9tabrung be!am, aud i^rem Unoer« 
m&gen fonft eine AimiDerfation gu führen, au^ ber bejam« 
mem^mettben Serlegenbeit, in meld^ fte geraten, toenn fte 
in einer gebilbeten, geiftret<|en (Sefeüfc^ft mit an bem gro« 
^ Srie^b ber allgemeinen ^fedigfeit treten foden, aud 
ber'bemit(eibenigtoertben^engftli<|ffeit; bie fie befdKt; toenn 
fit ein ftttfameiS, mcf^lgesogenei^, feing^ilbetei^ Sldb^en nur 
13* 10* 



— 114 — 

fünf 9Rinuten untersten foKeit, o^ne twni le^en 9afl, \nm 
t)OT(etten SotiUon, unb i>on i^rem eigenen SReitpferb }u fpte:: 
d^en; aud bet totalen Unmoglid^feit, einem e^auensimmet 
gegenüber, mel^^e^ Sinn hot für ben geiftigen ^ern ber ^on« 
)>erfation, für bie eblem iBeftanbtt^eUe bed (S(efprä<i^iS, für et« 
nen lE/eitem unb in^^altdvoUen Sbeenaudtaufd^ im gefedigen 
Greife, [x(b aud^ nur eine ^iertdftunbe lang intereffant erl^aU 
ten 3U f önnen. Un^ biefer innem geizigen ^(^(^eit unb au^ 
biefer moralifc^en 9Bäfferig{eit i^ree 3d^ entfpringt baiS in^ 
ftinftmö^ige ^ebürfnig/ ft<ib bod^ auf irgenb eine Sßeife gel» 
tenb ju mad^n, auf irgenb eine äBeife mit beizutragen gur 
@efeUfd!^aft, unb ba fte aud eigenem ©eift« ^nb ^y-Bädel 
gar nid^td liefern fönnen, fo fpie^ fie gute tarnen auf bie 
£ont)erfatiünds9label, um fte entmeber ^um Spait ber ®efeEs 
fd^aft zappeln ju laffen, ober um fid^ einen Sßertl^ geben ju 
looUen. SBa^ foll man bagegen t^un ? 3Kan fd^meigt unb 
Idd^elt, benn: „Da mü^t' ti gar Diel ^leifter ge« 
ben, toollt'man aller Seute9laul DerClebenl'' 



,,0{l aber fBtfl, fßnU aber ^efT^ 

Sa|eim in bem flrfl m «ib^ am 8er!'' 

6alomon ber äBeife fagt: ,,Die S^re ber A5nigd« 
todftter beftel^t in i^rer ^dudlid^feit.''— äBai^ bie 
Q^xt betrifft, meine Mben Seferinnen, foiftfebediDläbi: 
i^tn eine £5nigdtodl^ter, jebe^ ait&bc^n M )i>on bet 
Sflatur ben Hermelin ber Unfd^ulb er{^alten, unb bie £rone 
ber weiblic^n Zugenb madftt jebed aRdbdften^aupt aum fürft:: 
lid^en, unb {eben meiblic^en tlugapfel )um Steid^sSapfel, unb 
felbfl bie eifeme firone bed drm^en SDldbd^en^upteiS }uni 
golbenea S)iabems9leif 1 



— 116 — 

SCIfo: i,bie @^te bei A&ntgdtod^tct befiel in 
lixex fäudlidbfeitl'' 

^ad }femat^\6)t ^aud ift bad geheime ^abinet ber 
SWäbd^cn; bog ^au« ift ber fci^ütcnbc ©lagfturs übet 
bie aatte Slunte ber aRdbd^en; ba^ ^au^ ift bie 3e. 
Ungerjeliebersfiaube ber äRdbd^en^aftigfeit ; baS 
^aud ift ber ®ro^>@iege(bekoa^rer aller äRäbd^en^ 
toürbe; bad $aud ift bie feuf<i^e SRufd^el, )Del(^e bie 
feine $erle ber SKab^enl^aftigfeit fo lange »erftfeliefet, bi«; 
Der 3:audber in ben ftiüen Ocean ber (S^e fie l&erauÄ^olt; baiJ 
^auil ift ba^ grüne ©emad^, in kDeld^em bie unentn^ei^te 
Änofpc ber 3ungfräuli*!eit tei^g f^lummert; ba^ ^aui 
ift bie Stift^Htte aßer »eiblic^^en Sugenben; barum, 
meine bolben Seferinnen, ,,Oft ober äßeft, ^all ober 
5efl, ba^eimittbemSleft ift'jJ 3Jfldb*en am Seff!" 

SBir SKänner fagen: aWdbdfeen «nb Serben muffen 
aui^ bem ^eimifc^^en tiefte genommen kperben, menn fie in 
tinferm<^aufe na<j^ unb nad^ ](^eimif(i^ unb lieb unb angenelE/nt 
fein foQen, unb nicht )»on Oft unb äBeft, nic^t x>t>n iBall 
unb^eft! 

SGBir SDRdnner fagen: SKdbd&en unb eblel Dbft muffen 
§u $aufe, beim ®drtner geMt »erben, toenn toir reci^t 
SSortrefflid^e^ unb ^u^erlefeneS l^aben mollen, aber ni(bt auf 
bem Cbfts unb äBod^enmartte, nid!^t toon Oft unb äßeft, nid)t 
bon ©all unb geft!— 3Mdbd(>en unb 3:auben fmb im 
Schlage am fd^önften; il^r ®efteber fd^iQert am lieblid^ften, 
toenn fxe gefd^dftig im Sd^lage ftd^ beioegen; toer einen 
guten Schlag t>on SRdbd^en unb Sauben für f\d) l^aben h)ill, 
mu| fie lieber in bem @ daläge fud^en, unb nid^t unter ben 
toilben, toanbernben 3:auben, nid^t „t>on Oft unb 
ffieft, nidftt ))on »all unb geftP' 

Siebe üRdbc^en, ^^t feib 1(5 ni ginnen in @urem ^ufe, 



-- 116 — 

unb 3^r »erbet Sflaüinnen außer Gurem^aufe, in Oft 
unb SBeft, hei »all unb geft! 3l^r \)aht ein f*öneä 
Sanb 5U regieren: Quä^ felbft! 3(^r ^abt jmei 
Kammern, gwei ^ergen^fammern; o, regiert (Suc() fo, 
baß bie Stimmen in bem $aufe ber gemeinen SeibenWaften 
nld^t bie Stimmen in ber Kammer ber @blen überftimmen. 
S^r \)al)t fünf SWiniftcr: bie fünf Sinne, laßt Re ni*t 
bie^errfd^aft über (Sud^ gewinnen; ^l^t ^abt melf^ermaltung^« 
3h)eigc: mel $ flickten, fte^t i^nen fo t?or, baß bie ©ilance 
ftet^ riAtig bleibt; erbtet ben ^rieben in Gurem Keidbe, 
befümmert Gudfe toenig um bie auiSmärtigen angelegen s 
Reiten, unb tuenig börtim, ma^ bie SBeltgefcfeici&te t)on (5ud& 
fagt, benn: ,,38on 3)1 oberen unb Don Staaten »aren ftet^ 
ba5 bie bellen unb glüdlid&ftcn, ton benen nid^tg bie S3ldtter 
ber ®ef(^id&te füllt I" ÜJläbd^cn fmb am aiibetertsmert^eften, 
toenn man nid^tig t)on i^nen meiß, nid^tg in Oft unb 
SGßeft, ni*t^ bei Sali unb 5eftl 

fiommt 3^r aber nad) „0\t unb SBeft/' ju ,,Sall unb 
Seft," meine ^olbcn ÜJläbdben, bann feib ^f)x Sflaoinn en ; 
3^r toerbet tayirt unb gefd^äjt ton ben gefeiligen 3Äens 
fcbenj)änblern; 6uer guter SHuf, @uer innerftei^ 3[c& mirb 
terfauft unb terbünbelt oon ben taufcnb Flamen? unb 
2Jlenfd)ens3Jläflern, bie fidfe auf bem öffentlid^en 
SIR enfcfcen mar tt be^ Sebenjg herumtreiben! 

3n ,,Oft unb SBeft/' bei ,,^all unb geft" toirb 
man in (^em $erjen blättern, ol[>ne b'rcin gu lefen; 
man mirb auf bem Älauier ©urer (Smpfinbungen {»er um« 
ft ü r m e n , o^ne ^armonifd^ barauf gu f i) i e l e n ; man mirb 
6u^ beurtl^eilen, o(ne Qud) ^u fennen; man mirb 
ben Sc^immerftaub toon ©Urem Seelen^gittig abgreifen, 
«Ml» ®udt bie Seele be? ober ge^rü^rt ju^aben; man 
'^uem Seib l^unbertmal ^um Sanj aufforbem unb 



— 117 — 

Suent ®ei{l fiftd fiten laffen; man toirb an 6uer 
etmdrntted ^er} an!lopfen, unb bei ber 92a(i^batin: 
erbiete $b<intafie^ eintreten; man n)irb @urer QittU 
feit ben$ulbigungd«@ib leiften, tvdbrenb bem man 
gefd^öftig fein mitb, (Suä) eine $erle nac^ bet anbem aus ber 
^tone ßurer 9BeibIi(bfeit ^ujieben, um fie ^u ser% 
mürben; fo mirb ed 6u(^ geben in „Oft unb äBeft/' bei 
„«all unb geft!" 

„^aitim in bem SRefl ift^dSKäb^en amißeftM" 
3a, lu ^ufe, ba ift bie Slribe ber 6ünbfiut^ unfern gefeUigen 
£ebend, ba^in febret bie Saube unb bad ^b(ben immer 
toieber ^urüd, loeil fte fonft feinen Soben ftnben, ben reinen 
%u^ barauf )u fe^n; bad ^aud ift ber mabre ^ft^fcbleier über 
bad iBilb ber 3ungfrdulid^!eit; im ^aufe gilt bad SRabiben 
bad, toad ed ift; in ,,Oft unbSBeft/' bei ,;»an unb 
geff' gilt ed baiS, mad ed fcbeint, unb ba lernt ed 
fij^einen, toa& t^ nic^t iftl 3u ^auf e gilt bad aJldbcben 
nac^ feinem innern äBertl^e; in ,,Oft unb äBeft/' bei 
,,SBall unb geft'' gilt ed nacb feinem (S^eprdge; in 
„Oft unb SBeft/' bei ©all unb geft" ge^t ba« ©eprdge 
aber balb x>ttlßxtn, t^ mirb r>tttD\^ä)t, unb baiS 3)läb(ben gilt 
bann gar ni(btd mebr in „Oft unb äBeft/' bei Sali unb 
Seft/' unb b<>t au(b f(bon für baiS .^au« an innerm 
3nbalt »erloren! 

„3)a&eim in bem SReft ift'ig 3Wdb<i&cn am »eff I" 
3n'd 9left regnet e« feine S^sibeutigfeiten, n)ie in „Oft 
unb SBeft/' unb bei »all unb geft;" in'« 9left fcbldgt 
ber ^agel unb ber ^an^agel ber SSerleumbung ni(bt binein, 
toiein „Oft unb 355 cft/' unb tuie bei „»all unb gcft;" 
im 92eft bdngen ft(b bie Staupen unb Kletten ni(i^t an, mie in 
„Oft unbSBeft/' tuie bei „»all unb geft;" im Sicft 
fri^t ni^t ba« d^be ©ift fcblecbter ®efellf(baft an bem eblen 



— 118 — 

Stoffe fclbft an, wie in „Oft itnb ffieft/' wie bei „»all 
unb 5eft!" 

Siebe ÜJläb^en, meibet W^d}te ©efettfc^ft in „Oft unb 
SB e ft," bei „33 a H un b 3e ft !" 3)et reinfte Gngel fiel in 
©efellfcbaft bcr SeufeU ^ie 9läbe »on fcble^ter ©efettf^aft 
ijt nicbt nur fontagio^, ni^t nur miai^matif^ anftedenb, fon« 
bem f^mpatbetifcb; ein @nge(; ber burc^*^ (^euer gebt, 
Dcrfengt fwb ben Sittig! bie reinfte SRofe, bie in Somen fättt, 
rifet ibr 53Iatt, unb ber reine tropfen in ibrer ©ruft »irb er« 
fd^üttert; ganj unüerfebrt bringt !ein SMäbcben feine bebe 
®emütbi^^6infdt gurüd au^ ber ®e mein fcbaft mit ben 
©emeinen; |e garter bcr Stoff be^ weibfidben ®efen^ ift, 
befto eber nimmt er gteden an bei ber iSerübrung be^ 93öfen ; 
ber 9Ruf eine^ üRdbcben« aber ift au^ Seibenftoff, — in un* 
belifater @efeüfcbaft befömmt et gleicb %ieden, unb bringt 
man cg aucb babin^ ba& ber gl cd berfdbwinbct, ber Stoff 
bat ba bo4^ feinen angeftammten ©lanj auf immer üer« 
loren! ^arum, liebe ^äbd^en, ift unb Metbt*^ mabr: „Oft 
ober SGBeft, Sali ober gcft, babeim in bem 
3left iffg SWäbdben am 93eflM" 



@d|neflgebatilen einer ®i|ttetfe itlier betttf^e 

Sn meiner frübeften 3ugenb, meine freunblicben Sefcr unb 
fieferinnen, mürben mir nur gtoci ©ücbcr ju lefen erlaubt: 
„Änigge, über bie Äunft mit 3Wenf(ben umsu« 
geben," unb: „Waff« Slaturgefcbicbte für Äim 
ber." ^ä) toeij nicbt, toie eiS !am, aber mein Su(bbinbcr 
tjcrmecbfelte bie Titelblätter, unb icb lai^ Äniggc*« SMens 
fdfrenumgang als eine ^laturgefcbicbte, unb an^ SRaff'd 
9laturgefcbi(6te lernte i(b bie^unft mit SDlenf(bcn umaugeben» 



— 119 — 

ai§ i* gum crften SKoI in ©efeüfd^aft ging, fagte mir mein 
^ofmeifter: nun werbe i* fe^cn, ob bu mit Sflulen gclefcn 
i)a% «nb »ie bu mit OTenWen rcben mirft. 3«j& voax gang 
ru^ig, bcnn i<!^ mufetc meinen SRaff unb feinen 6t^(, mic er 
mit oüen 3:J)ieren fpri*t, beinahe au^menbig. ^d) nabm 
mic6 red6t jufammen, unb gu bem erftcn 2Ranne, ber mid) an« 
rebete, fagte id^ gang in Maff*^ Stpl: ,,3e6t, mein He« 
ber efel! ergfi^le bu mir beine ©efd^id^te!" unb 
gu einem anbem: ,,unb bumeinguteSSd^aafimad 
toei^t bu Don bir gu fagen?" 

^em 3rrt^ume meinet S3ud)binberg tjerbanfe idb eine groje 
Sebenep^ilofop^ie. 2Ber mit Sd^aafen, ligern unb Pfauen 
umjuge^en meife, ber fann mit aflen SJlenfd&en gut umge](^en. 
San H!en l^ätte e^er eine ^unft, mit 3Renf(J&en umguge^en, 
fd^reiben !önnen, a(g Ä n i g g e. 3)er 3Menfc^ opfert fein ®tü(f 
ber fjreunbfd&aft, bie greunbfdf^aft opfert man ber Siebe, bie 
Siebe opfert man ber ßigenliebe, bie Gigenliebe opfert man 
für nid^tig aU für bcn— -$ un g er. 2)er junger ift'jJ alfo, 
ber bie 3:^iere unb bie DJlenfd^en gä^mt. S)ie 3Jlenfd&cn fagen 
t)on t?ielen Softem: ba^ ift gang t^erifd^, bie SJ^iere fa« 
gen getoi^ t)on t)ielen Saftern, 5. 9. t)om Spiel, t7om Sug, 
bom 2runf, Dom !Reib, üon Scridumbung u.f.h). „bag ift 
rcd^tmenf(i&li(jfe!" 3d& aber, meine freunblid&en Sefer 
unb Seferinnen, id) f^ahe in S^aff *g Sflaturgefd&id^te feinffie* 
fcn fo lieb gemonnen, all bie ©d^nede. ^a^ Sd^aaf, ber 
Ddftl, ber Gfel, unb bergleid^en gutmütl^ige fflefen i)ahen 
mid) nur auf einige ^ugenb(id!e angezogen. 9lur bie €d^ned!e 
l^at mid^ gu feffetn gemußt. %k ©d^nedfe ift fo gang bal 
Symbol einel S)eutfd^en. S)iefe grünblid&e Sefonnen^eit, 
biefe prüfenbe Sebdd&ttgfeit, unb babei biefe fpie^bürgerlidfee 
^du^lid^feit. SBenige anenfdben, toenn fte einen ^bler fe^en, 
toürben ben!en: ba^ id^ Slügel l)&üt, mie erl aber jebet 



— 120 — 

SOtenf^ benit, mnn er eine Sd^nede fie^t : o ba^ t$ ein 
^au^ \}ätte \oit fte ! äflan toex^, ba^ ^enfd^en mit beti 
fd^neÜften ®cban!en am langfamften »ortodrt!^ fommen, 'Mern 
fd^en aber, bie ganj (angfam benfen, mad^en eine fd^nette 
Karriere; fmb alfo bie 6(^nedengeban!en nid^t bie glüd^ 
lid^ften ? 

Unferc Slaturp^ifofop^ie unb unfer SKagen fmb beibe re« 
latix), i^re S8e5icJ)ungen ge^en aße abwärts. SBenn ein 
S)eutf(^er SRoggenbrob ijt, fo benft er niAt „fiinjertorte i[t 
beffer/' fonbem : „®crftenbrob ift no(i& fd^Ied^ter !" unb ba 
f^öre \6) orbentU(i& bcn crften beften beutfd>en 2)ocenten ber 
3flaturgcf(i&i(^te ungefähr ^clgenbei^ über bie Sd&nedfen (efen : 
Gine Sd^ned!e, mein tuürbige^ unb geleiertes Slubitorium, ift 
ein fel^r rei^enbe^ unb fd^neüe^ Jl^ier. ^fyce ®ef$n)inbig» 
feit X)txf)&U pcb ju ber beg gault^ier^, mie 34 ju Visr unb 
SU ber Sd^nefligfeit beg firebfe^ toie 86 ju a/s. ^arum, 
meine t?>euren ^örer, ift bie S(^ned!e audfe im Sereid^e ber 
$l&i(ofopl(>ie ein 6pmbol be^ SSormärts^ftrebeng be^ menfd^lis 
d&en (Seiftet u.f.tü. Slbcr nur bie 8c^nedten o^ne Raufet, 
meine freunblid&en Sefer unb Seferinnen, ^aben jumeilen 
fd^öne, bebäd^tige Sd^nedgebanfen ; bie €d&nedten mit ^äu* 
fern l^abeu gar feine ©ebanfen. 9Ber ein $au^ l)at, brandet 
nid^tS 3u benfen. ^ie «^aueeigent^ümer ^aben jd^rlic^ nur 
gtoei ®ebanfen : einen gu SWicfeaeli unb einen ju ®eorgi. 2)a 
benfen fte ndmlid^, ob i()nen ber S'm^ eingeben mirb. Um 
bicfe 3eit fteigen bie ^auseigentbümer big in'g lefte Stodts 
toerf empor, um ben3ing einjufaffiren, bann erfüllen fie bcn 
SBunfc^ ber Gintt)o^)ner unb geben mit bem 3insJ tiet? 
unter! 3cb babe einmal mit einer 8d^necfe in aller Sd^nels 
ligfeit über unfere Sprüd&morter nacbgebad&t, benn Sie »er« 
ben jugeben, meine freunblicften Sefer unb Seferinnen, ba^ 
bie meiften unferer Sprüd(en)5rter weniger fd^nadifd^, aU 



— 121 - 

f(^e(Itf<l^ fmb. Sit fmb aOe fo abfül^lenb unb jtifaminetis 
Sie^enb, alle fo f*nedent^ümli*', §. ». „(Silc mit JäSBeiW"— 
f^nmäf ift meidUdti" - ;,9BiUft bu glüdlid^ fetii; jie^* bte 
^ötner ein"— „®€bulb bringt SRofen" — „Slud^ bie ficinfte 
S<i^ede mati^tenbUd^i^te Streife"--, ,iget^gS5lut t^ut nid^t 
gut"— „9Ran mn^ Rd& ftreden na(j^ ber 3)eden" — ,,San0fam 
fü^rt aud^ sum 3i«I."— ^a* fwb lautet abftringitenbe, !al» 
mirenbe, ermeic^enbe €|)rüd^tD6rter; louter Sd^eQgebanfen 
einet SäfXitde, 3«^ ^abe mit über ttnfere 6ptfld!^m5ttet aud^ 
%axii eigent^müd^e, largfame Sd^nedtengebanfen gemad^t, 
}.iB.: ,,2lüet Slnfang ifi fd^toet." S)et fd()mete Anfang bie« 
fer meinet iBotlefung beftdtigt ed aud^, ba^ aUet SCnfang 
fd^föet ift. 3m anfange h)aten bie SSotte, unb bann tuat 
ber ®eift, b*tum !ann alfo im Slnfang fein ®eift fein, b'tum 
ift bet 2lnfang fc^toet. £ai8 ift leibet ba« Unglüdt bei ben 
SRenfd^en, ba^ ^uetft bai^ SBott fommt unb bann bet ©eift ; 
{te fangen ju teben an, beoot bet ©eift ba ift, bid bet @eift 
fommt, ift baiS SSott f<^on getebet, unb id^ fann S^nen be$$ 
fyüb, meine fteunblic^en €efet unb Sefetinnen, je(t auc^ fa« 
gen: „(Sntfd^ulbigen €ie, mein ®eift finbet feine Sßotte 
me^ I" 3«^ Anfang fd^uf bet Fimmel ben SWünn unb bann 
bie ^au, ffiatum hjutbe im Slnfang nicj^t bie gtou etfd^af$ 
fen ? SSeil bet ^immel mu^te, ba^ mit ben ^auen nid^td 
anzufangen ift. 

aBeil aöet Anfang fd^toet ift, fangen bie 3Renfd&cn Sitte« 
uetfc^^tt an, §. SB. : ®otte«futd&t ift attet 3)inge Slnfang , 
biefcn Slnfang galten bie a»enfd&en füt fe^t fd^wet, fie festen 
olfo alle S)inge um, unb l^aben etft am @nbe allet !^inge 
Utfa*e, ®ott SU fütd^tcn. (Sin anbete« 6^)rid&toott ^ei^t: 
„2^ue fRedft, fd^eue 9{iemanb!" 

5)a abet bie fieute nid^t SRed^t ti^un, f^uen fie fid&üot 3e* 
bermann. 3Ba« ^eijt fiber^au^jt IHed&t t^^un? ba man mit 
U 11 



— 122 — 

»ad^t nitgettbi8 gu Medfet tommt, fo i^ut man SRed&t, menn matt 
Unrcd&t tl^ut. (Sin 3)oftor bcr 3fled&te ift no(S^ lange nid^t ber 
redete 3)o!tor; er l^eifetoft nur be^l^alb S)oftor ber SRed&te, toeil 
feine Sinfe fd^on oft »icber eine anbere S)ottorfd(>aft ^>at. 3)er 
Unterfd^icb gmifd&en bem 2)o!tor ber HRebijtn unb bem SDofttjt 
ber 9led&t5tt)iffenf(i&aft befte^t barin : 3e me^r 2lbt?o!aten befto 
länger ber ^rogejs, je me^5lerjte befto fürjer ber^rogefe. 
^ie 2lbt)ofaten f(i^i(fen xl)xc ^atientw üon einem (Sendet« gum 
anbem, bic 5lerjte fd^idten i^re Patienten btog an'g jüngftc 
©eridftt; bie Slergte !5nnen alle t>\ti e^er ^eirat^en, ald bie 
5Do!torenber Siechte; jene fönnen il^ren grauen t)iel t)erfc^reis 
ben, bie 2lbt?ofaten finben aber feiten bie Siedete. S)iefe 
SBemerfung fül^rt ju bem 6pri(^tt>orte: 

„SWann unb SBeib fmb ein ßcib unb eine Seele." 

3)iefe)3®prid^tt>ortfagtblo«,baJ aRann unb Sßeib ein 
Selb unb eine Seele fmb, eg fagt mo^lmeiglid^ nid^t : $err 
unb grau,®atte unb ®attin, 0ema^lunb@ema^» 
l i n fmb ein £eib unb eine Seele, b. ^. ber 3Jlann ift ber Selb 
unb bojg SBeib ift bie Seele, unb bie Seele bej)errfd&t ben fieib. 
S)er Ttann mu^ »erjmeifeln, wenn er an bic Unfterbltd^feit 
ber Seele benft! Se^tfmb aber SKann unb Sffieib fo ein Seib 
unb eine Seele, ba^ man oft nid^t mei^, »er ber ^Wann unb 
»er bag SBeib ift? 3Äan gerät^ jejt oft in SSerfuci&ung, gu 
einem 2Ranne gu fagen : „SSerjei^en Sie, gndbigegrau!" ünb 
gu einer grou : „Karbon, SMu^je !" 

aWann unb SBeib ift ein Seib unb eine Seele ; oft ift bcr 
aJlann §u ^oM unb xfyce Seele fliegt auf SBäUen unb ^rornc« 
nabenl^erum! ^er 3Jlannmu& bod^anbieSeelentoanberung 
glauben! SWann unb SBeib ift ein Seib; b*rum, »enn ber 
3Rann fednflid^ ift, Idjt bie grau ben Seibarjt ^olen, unb menn 
bie grau i^ren Äo^f auffegt, toerliert bcr aJlann ben feinigen, 
üRannunb grau ift al^r aud^ eine Seele, b*rum, koentt 



— 123 — 

man il^ ein @e^eimni^ auf bte Seele binbet, toeijl ^ ber i0lann 
fogleid^, unbtoennfiefagt: mein feiiger üRann, ift fic jus 
gleid^ eine ganj f e l i g e grau. SBenn aber im ^aufe üJ^ann 
unb grau eine Seele ift, fo ift getoi^ bie Jtau bie Seele, benn 
ber iDlann ift mitber Seele gar nie gu ^aufe, feine Seele ft^t 
nur auf bem 33ureau, ober im itaffee^aufe ober auf ber 93örfe. 
9lur bie grau ift mit ganzer Seele gu .&aufe, tuenn fie ju .^aufe 
ift ; nur bie grau ift ganj liebenbe grau, ganj liebenbe SOlutter, 
ober ber ÜJlann immer nur t^ltoeife ju ^aufe, unb fo gu fa« 
geu; nur bai^ gutteral feiner Seele ift }u «^aufe. ^at eine 
grau je Sangtueile; wenn fte ben SO'lann im 9lebengimmor am 
älrbeiti^tifd^e h)ei$? ^at eine grau je Sangekveile bei ibrem 
Äinbe ? 9flein ! — ffiie lange bält e& aber ber ÜÄann am Slrbeiti^s 
tifcbe ber grau ober am Spicltifcbc ber Äinber aujl? — jebe grau 
efiftirtnur ein üRal, aberjebcr99lanne|iftirtate3)upii!at, 
ein 3Ral für ba^ ^u^, unb ein üJlal für bie 'Belt. 9lur für 
bie SBelt erfdfteint ber Wann corrigirt unb f(b5n gebrudt; §u 
i^aufe für bie grau erfd(^eint er im ^ürftenab)ug, bott ge(^ler. 
Sebcr 3Äann ift toie ein gortepiano, für bie iffielt ift ber S)iÄfont, 
bie ©efangftimme, für gu ^ufe ber 58a$. »ei bem SWanne ift 
bie Siebe nid^t^, aU Eigenliebe ä quatre mains, bei ben 
grauen ift bie £iebe nid)i^, als baS ^neinanberfpielen ^eier 
£i(bter ju einer glamme. ©egen bie Siebe ber grauen gibt ed 
nurein SO^ittel: beftänbige 3(bmefen(>eit bee ©egenftans 
beS, gegen bie Siebe ber SP'ldnner gibt ei aucbnur ein Mittel: 
beftänbige 2lbn>efenbeit bei^ ®egenftanbed. 93ei ben 
grauen ift bie (Sefcbici^te ber Siebe bie ©efd^ici^te ber ^erjen, 
unb bie greunbfd&aft bie gobel ber ^er§en ; bei ben 3H(5nnem 
ift bie Siebe bie gabel ber ^ergen unb bie greunbfcbaft ein 
Äontometagef(i&äft ber $erjen. Unfere SWdnner beiratben jejt 
nur, toenn fte »eber Seib no^ Seele mebr \foben, freilicb ift 
aUann unb äSBeib bann blo| e i n Seib unb eine Seele. Sie 



— 124 — 

9Rdb^en J^rat^n, M\l fte fagen: 3flan mi$ bod^ auf ber 
Sßelt ^ttDad lieben! ^ie 9RdHnet ^eirat(^, meil fte fagen: 
Wlan tonn bod^ nid^t eivig lieben unb lieben^ man mu^ einmal 
i)mat})tn and) ! Ueber^aupt, bie ÜUänner If^ a b en blo^ gute 
ßigenfd^aften, bie grauen finb gute ßigenfiaften. S)et 
Wtann ^at bie ^ieb^, bie Zugenb, mie er ®elb unb ^etmögen 
^at; ^eute ^at er met^r^ morgen meniger, bann fd^afft er [\ä) 
toieber me^ an, er bejubelt bie Siebe, toie ein 93örfengef(t)dft, 
erfdftiiu^t ab auf Seit, unbget^td mit ber Liebhaberei nicbt, mirb 
er @ontremineur unb beiratlf^et. ^ie g-rauen aber fmb f eibft bie 
£iebe, bie ^ugenb, bie grömmigfeit, i^re guten ©igenfi^aften 
fmb ifyc @elbft, e^ ift nid^tS drrungened, nid^tiS @rmorbenei^, 
nidftt^ an fxä} ©ebrad^fe^ ; barum vergeben bie grauen ben grauen 
^üe^, nur grojse Safter nid^t; bie^nner l^ingegen Der^ei^en 
ben üJlännem Wit^, nur gro^e ^ugenben nid^t. ^a^ ^erg bed 
äRanneS gibt ber grau j^öd^ftem^ eine ^ntmort jurüd, aber bad 
^erj ber grau gibt bem äRanne ftetiS ein @d^o mieber. ^IRan 
fte^t alfo, ba^ Wtann unb 9Beib ein Seib unb eine Seele ftnb. 
— Sin biefed @pri^tDort fd^lie^en ixd) ^mei anbere an, ndmlic^: 

„Qin anberei^ <Stdbtd^en einanbereiS 3)läbd^en V unb: 

„6l^n »erben im ^immel gef(^lof[en V* 
3e^ Ij^aben ed bie äJldnner gut ! T>a bie aRdbd^en je(t fo 
k^rdnberlid^ fmb, unb alle 2:age anberiS, fo fann man, o^ne ba^ 
man ed h)ei|, eine unb biefelbe, unb in i^r sugleid^ alle ^age 
ein anbereiS SVldbdben lieben 1 ^arum aber merben bie 6^en 
im «^immel gefd^loffen, benn im ^immel ift nur eine 6tabt, 
bie @tabt ©otted ; ba M tnan nur ein äRdbd^en. ^ie d^en 
merben im «^immel gefd^loffen unb auf ber @rbe 
10 1 1 f & 6 r t , barum ift ber Unterfd^ieb vor unb nac^ ber @l^e . 
fo meit ))erfd^ieben, mie ber ^immel üon ber @rbe. 3Beil bie 
6^en im ^immel gefi^loffen toerben, li^etratl^n je|t unfere 
9ßdnner fo feiten, ße toiffen )U menig m)m i&immell ^a, 



— 125 — 

loenn bie (Sl^en in ber iRettba^in ober in ber Sd^mtmmfcl^ule 
gef<lblo{fen tpfitben, ba fänben fte ben äßeg bin, aber in ben 
^immell !ann man in ben ^immel (hineinreiten cber Mnein« 
fc^toimnien? 3)ie Barometer unb ^(^emunteter ftnb 6(^u(b, 
ba( fo menig @^en gefc^loffen »erben, fo mie über(^au^t bie 
SBettergläfer an ber ©ottloftgteit ber i&lenfd^en loiel ^d^ulb 
ftnb. ^ü^er, unfere Leitern unb Sl^orfa^en, menn fte toiffen 
muten, mad filr äBetter mirb, fa^en jum ^imntel empor, fte 
erhoben ben ^iid §u ber großen, biauen ^ede, gu bem Q^na* 
benbriefe &otie^ mit ben €terneniettern unb bem großen Son< 
nenftegel, unb |eber ^lid )um ^immel ergebt bie @eele, trägt 
ben @eift nä^er ^u @ott empor ; fte fa^en empor }u bem großen, 
unenblic^en biauen Siegen^ unb 6onnenf(binn, unb baci^ten an 
bie tuiftd^bare üAad^t, bie biefen ^ä)itm auegefpannt ^ot }um 
6(^u| unb 6c^irm ob unferm ^upte, unb mürben frontmer unb 
gotteisfürd^tiger ; je^tfe^en mir blod nad^ äBettergläfern, mir 
unter^Kxnbeln nid^t mel^r mit bem ^immel felbft: bie SS>etters 
gldfer ftnb unfere ^otmetfcj^, unb mir t)erge^en ganj auf ben 
großen Url^ber oUer SBetter. Me S^ettermafc^inen fmb gott« 
lofe ^Übungen. SBai^ ift ein iBUtableiter anberi^, als^ baft 
man bem lieben ^immel, ber uns^ l^eimfuc^en tonnte, ben (Htu^l 
bor bie il^fire fe^t? Senn man ftd^ feinen iBli^ableiter auf'd 
^d) fe^ fönnte, fo mürbe man ftd^, menn ber ^immel no^t 
mit feinen gcuerbliden unb S)onnerf(britten, einen 93li|ableiter 
bed @emtffend anfe^en, aber fo ein 8li|ableiter auf 'i^ ^ad^ ift 
nid^tS, aU ba6 man ben lieben ^immet gum $aufe ^inaud 
compUmentirt unb fagt : „SOloc^ten 6ie nic^t gefdüigft bei meis 
nem ^erm Sladftbar einlegen l" 5ba alfo bur^^ bie SSetter» 
gldfer unb burd^ bie Si^eingldfer unfere 9Rdnner ni(i^t }u bem 
iimmtl emporfet^en, fo fe(^en fte nid^t, baf} ber ^immel voü 
(^iqtn l^ngt, unb boft im ^immet Qitn gefd^Ioffen merben. 
Unfere jungen 9Rdnner fe(^en, menn fte ^eirat^en, audf nad) einem 



— 126 — 

^iratMg^M« ; fte^t ndmüil^ bad Silber \^, bann ift fd^oned 
SBetter, tinb pe ge^en f)Ki}ieten auf ^ceier^fa^; ift txa 
Silber qa^ tief unb menig, fo bfintt ibnen bad SKdbcben unter 
«Uli. 3)ad SjnficbioQtt fagt : „Siebe lann tHel, ober Silbet 
unb ®olb tonnen Siaed." ffienn ie|t ein SRann fagt: ,,^6) 
hin in bod ÜMbd^n loerliebtl'' fo foll bad eigentli4^ beiden: 
„^^iöfhin in bai^ 1Dläb<i^en oerftlbert.'' Sie X)erUeben fidb 
in ba^ Silber, unb )^fUbern bie Siebe. Siebe unb (^elb! 
Sie lieben Wdbd^n mit @elb, aber fte »ollen nid^t fo x>ki (^e« 
genliebe atö @egengelb ! gruber baben bie 9Rdnner bie Siebe 
für baare fDlfi»^ genommen, )e|t nebmen fte baoreiDlüngefür 
Siebe. 9Bie i^erfÄieben ober ift bie Siebe bei ben ORdnnem 
unb bei ben ($rauen. ^er gefcbetbefte SRenftb toirb ein 9larr^ 
koenn er liebt, bod albemfte äRdbi^en koirb tlug, »enn e^ liebt. 
S)ie äJldnner lieben in ber 3i<d^nb, fie lieben im Sttter. 3[n 
ber Sugenb lieben fte mit aller Stdrte ber Seibenfibaft, unb im 
Silier mit aUer S^h)d(be ber Seibenfd^ft. 3)er 3Aann liebt 
in ber Siebe ni<bt fo.febr b ad , b a ft er lidbt, fonbem ba^ er 
geliebt teirb, barum fmb bie SRdmier no(ib eiferfficbtig, »enn 
fie fcbon Idngft aufgebort bolen, |u lieben ; bie ^«len ober 
eifern nur, fo lange fte lieben. -SHe Samten ber iiebenben 
grrauen ftnb S (bm dcb^n , bie Saunen ber It^nben Sßdnner 
^b Arantbeiten. 

^aii ^er§ ber grauen mirb in ben ^dnen ber unglüdd» 
(ben Siebe aufgel5f t, baid ^^ ber ^mier nnrb in biefen 
tbtdnen blöd oerfteinert. lUtfem iRdnnem ifl bie Siebe blöd 
ein SRagnet, aber fte »iffen, ba| bie SDlagneie ftdrter gieben^ 
menn fie mit 3Retall loereint {inb, barum fann bei ibnen bie 
Siebe viel, aber fte fann Med, »enn fte mit Oolb ormirt i% 

@in anbered S))ridbt09rt fogt : 
„ffier d'@Hfid bot, ffibvt bie SBraiil na<Jb ^ud." 



— 127 — 

^i foH mo^l M^en: SBer boi^ Q^lfid ^at, fü^t fle mieber 

6in beutfd^d S^c^ott fagt ferner : 

,,®e^' nul^t mel in 9la#ar!^ $aitö, 
©oiift trdöft S)u wenig ebr* ^erouig." 
SiefeiS @))ri(i^nwrt ^at aud^ fein ^df^en ; ed ift ni^t loa^r, 
je met^r ber 3Jlenf(^ in ^Ra^^d ^aud ge^t, befto mel^r 6^re 
tragt er ^erau^, ni(^t feine, fonbern bie ß^re bed Slod^s 
bar^, bie er abfdbneibet. Ueberl^ait^t; wie weift man je^t, 
wo be^9ia(bbariS $aud ift? 9lan mfiftte nur in ben @runb« 
büd^ na<j^f<i^Iagen, wie mel bereite borauf intabutirt ift ; oft 
ge^t man in bed Slod^bord ^u^, attein bad ^au^ bei» ^i>* 
borg ift nic^tnte^ bei^ ^ad^hax^ ^au». 
&n anbered Sprid^wort fagt : 

^,Äinber unb 3larren reben bie SBa^frl^eit." 
ffiir ^ben je^t um bte ^tfte Sßa^rl^it weniger a(^ frü« 
^; benn man fagt, ed giebt fe(t feine Ainber met^r. ^ie 
Sk^^ett ift alfo b(od auf bie 92arren angewtefen. ^er $a« 
laft ber Wafy^tii ift im runben ^lorren^ufe, ba&ift ben £eu« 
ten }u nmb. Sie 9larren r^en bU SStolr^it. ^n üuger 
9Renf(| wii^ niil^t \o ein 9Usn fein, unb wirb bie ffikil^r^eit 
reben. ^m Sein ift aud^ ffia^Mt ; ber mm wirft bie £eute 
unter ben 2ifd^, foiglid^ liegt bie äBa^Mt unter bem ^ifd^e^ 
wo fte mit gflften getreten wirb, benn bie SBa^^eit barf man 
feinem SRenfi^en an ben ^Dpf werfen, man muft frol^ fein, 
wenn man fte t^nen unter ben ^ft geben tann I 

2)te aSaii:^eit unterfc^ibet fxdf oon ber Sfige baburd^: bie 
£üge errdtMr H>^n fe ftdft geigen mnft; bie Ski^^it er» 
r5tM» totnn fte fidft verbergen muft. 
SMe 9larr<n Tinb gar nid^t übel baran ! t» Mft^ <Kud( • 
„ffieiber, »Hkt unb OMb, 
6in)^ oOen Starren kolJb." 



— 128 — 

S)ie Slarren fxnb gor feine Slarrcn, boj fic klarten fmb. 
9Benn biefeiS 6pricbrDort toa^r ift, totrb Siebennann fo Uuq 
fein, ein 9larr ju fein ! 3* fagc gutoeilen aber beei^b bie 
äBa^r^eit, bamit äBeiber, (Sulfid unb (S^olb mic^ für einen ^ar» 
ren galten, unb mir feolb fein foüen ; inbeff^n fmb SQBeiber, 
©lud unb @olb aud) feine 9larren, unb i^iUn (Sinen blos^ 
imn ^J^arren. ^iln biefes^ Spric^mort f(^(ie^t fi(i^ ein anbe» 
res an: ,,@i$ fdUt fein (S^eleMer Dom ^immel." 

®eh)i& ! benn ber ^immel Id^t feine ©elcl^ten md)t fallen. 
Unfere @e(elS^rten fmb Uo^ mie aud ben ^Bolfen gefallen I 
SBie fonnten fte aud^ oom ^immel gefallen fein? äBenn man 
au^ bem ^immel fdUt, mu^ man boc^ auf ber ^be auf du 
\oa^ fallen. Unfere ©elelS^rten fallen aber auf ber ganzen lie« 
ben @rbe auf gar ni^ti^ ! 

@in anbereS Spri^iivort fagt : 
,,9Ber einem Unbem ein« ®rube grdbt, fällt felbft (hinein." 

^d^ ! meine freunbli(i^en Sefer unb £eferinnen, ber dRen^äf 
l)oxt nid^t auf, bem anbem ^enfd^en eine ®rube ju graben, 
bis i^m bie le|te ®rube gegraben »irb. 

S^ur ber Stein, ber ben tobten SRenfd^en gefe|t mirb, ift, 
als to&x* er ben lebenbigen iDlenfd^en Dom ^r§en gefallen* 
%ix tt)enn ein Wtm\6f einen Stein a u f bem legten Brette 
J^at, })at er bei uns einen Stein im Brette oor. IRur, menn 
ber Wenfd^ beibe Slugen ^ubrücft, bruden mir ein Sluge füt 
i^n gu ; nur menn er uns nic^t me^ (»ören fann, reben toiv 
nid^ts, als ©uteS oon i^m. ^er SRenfc^ ^It eS mit bem 
3Renfd&en, mie mit bem läge, unb fagt : man fott ben Sag 
unb ben ÜRenfd^en niii^t loben, bis fie ju'^be unb begraben 
fmb. ^ie f leine Scholle, bie ber iDtenfc^ unter {tc^ fyit, 
toirb ii^m nid^t elfter gegönnt, bis er bie SdftoUe Aber ftd^ ^at. 
^as ®rab beS 3Jlenfdften ift nid^tS als bie $aufe feiner Sei« 
ben, unb ber ©rabftein ift nidfttS als ein äBegmeifer in ein 



— 129 — 

£aitb, mo fein !Dlitmenfd^ mattet, bis man geftorben ift, um 
etilem ha^ Sebett pi gönnen. ®ott iat bem SJlenfiben brei 
9ltnge mit auf bie (Srbe gegeben, bie fiiebe, ben 3:raum 
unb bie 2:btdne, nnb fagte: ,,@knie^t fie itnb fetb qlM* 
W barum beftebt unfer 2ehm auä brei SRinnten, eine 311 
Heben, eine pi trdumen unb eine ju meinen, unb in biefen 
brei äRinuten geben bie Wlen^ö^en an einanber t)orüber, unb 
mtür^en ^ bie äl^inute ber £iebe unb bie Slinute bed 
Xtdumend, unb nur bie SRinute beS Seinem^ mirb unS t^oQ« 
mistig gegönnt, ^ie Sllinute ber Siebe, unb bie 9linute bed 
SräumeniS, fie geben oUe ein in bem faltigen SBaffer ber 
ibtdnenminute, unb Vbe SM«« Ötäbt in unfet SlntliJ ein 
offene^ (Stob, eine ®rube, in bie fie felbft biuein fdüt, unb 
lodbrenb biefet SRinute grdbt ein 9)lenf(b bem anbem noi 
eine ®rube. 

SBad i{t ber ÜUenfcb? 

3n ber 3ugenb ift er ein gtagcgeicben an bie 3«?«!^?*» in 
feinem reiferen SlUer eine $arentbefc ber ©egenmart, unb in 
feinem Sllter baS Slui^rufungi^jcicben an bie SSergangcnbeit. 
SBad mdre aber boS menfd^li(be £eben, menn mir bie 3)linute 
beg fiebend, bei8 3:rdumenS unb be* 3BeinenS nid&t bdttcn'f 
Slber eS giebt nur eine 2i(be, bie tugenbreid^e, unb nur eu 
nen 3:raum, ben ä^ortraum »om .^immelrei^c, unb nur 
eine Jbtdne, bie liebreiche, unb cS foü !ein 9Henfcb ben 
SRenfdfeen beurtbeilen, al» in ber SKinute ber Siebe, unb ed 
fott Wn aRenfdb bie 2:rdttme bcS SWenfd&en beuten, aU in ber 
Silinute beiS Sraumei^, unb e^ foU fein ^enfcb bie Sb^dnen 
ber 9Renf4ien ermef^en, ali^ in ber SRinute ber Sb^dne. 

Slflcb biefen brei STOinuten fommt ber Sob, ber ß'injige, 
ber ^Qen eine ©rube grdbt, in bie er nt<bt felbft bineinfdQt; 
unb ffibrt ben 9Renf<ben ein in bad Sanb, mo t>a§ fieben fein 
Zxaum, unb bie Siebe feine 3:brdnen bat. 



— 180 — 

äBadiftberSob? 

S)er Zob ift nid^tö afö ber lebenbige ^emi», baft fein 
SWcnft^ auf bcr Seit uncntbc^H* ift. S)a^ ®lüd ber 9»cn= 
fd^en ift, ba^ bad £eben gu fürs ift füv ba^ Ungldd, unb baS 
Unglfid ber 3Renf(l^en ift, ba^ ha^ geben su lang ift ffit bad 
©lud. ^er 2:0b fommt gemo^nlid^ im SBinter t>t^ Seben^, unb 
ttO(t öfter im SrüWinge ber 3?atur. ®erabe in jebem e^:ü&s 
lingc, »enn fit^ bie ßrbe bunt fleibet, fleiben fic^ bic ÜÄcn = 
fc^en ft^tpara; gcrabe baiS ©rtoac^en ber ?Ratur bringt oft %oz 
bo&fd&Iaf mit \\d), 6g ift glei^fam, a(g ob bic ^JÄutter ©rbe, 
toenn fte frifct^ bie ^ugen auffd^lagt, üieie ifnrer ^inber ju ftc^ 
rufe, unb bann Blumen unb 9Rofen auf iij^r (3xah pflanze, unb 
aud^ ber eM^Ung grdbt fo lange ^üen eine @rube, bi;^ er 
felbft aud^ in bie ®rube f&Ut. 

3)ie erbe felbft ift eine Äofette, pe !ann ben &o^en, mit 
€d^nee bebedtten ©c^eitel nid^t verbergen, unb bennod^ fd^müctt 
fie i^en ^lie^ unb SBufen ftets^ mit neuen frifd^n Blumen, 
benn ba« ©prid^nwrt fagt: „Sung getoofent, alt get^an!'' 
^a^ ift audft ein Sprid^mort, bad nid^ti^ me^r taugt; ba man 
jett in ber Sugenb alt ift, unb im Sllter jung t^ut, fo mu| 
ed l^ei^en : „Sllt gemo^nt, jung get^n 1" ^ee(^alb ift auc^ 
bad 6pri(^n9ort: „^Ite Siebe roftet nid^tV* nid^t mef^r an^u» 
menben. 6d giebt leine alte fiiebe met^r! 3<^ t^abe le^t^n in 
einer d^itung eine ^obe^angeige gelefen : „©eftorben ^ofe» 
rta SHintelma^er, alt fed^g SWonate, an 5llt€riff*n)ä*e.'' 
60 ge(^t ed unferer Siebe aud^. 9Benn pe ein (falbem ^labr alt 
ift, ftirbt pe an ^Iter^fd^mädt^e. grüner bepg [xd) ber '^us^brudl 
„jung unb alt'' auf Derfdftiebene 3Renfcben, ie|t !ann man 
K>on einem unb bemfelben ^Renfdften fagen : „jung unb alt;'' 
unfere jungen 3Rdnner fmb je^t weniger lieben^mürbig, aber 
pe pnb befto e^rmürbiger, benn „bad älter mu^ man e^ren I" 
tad 6pri((kDort fagt: „Sllter SSein, junget SBeib, junger 



— 181 — 

EU, alM (Selb, fie erhalten ben $reid in bet SSelt !" S)aiS 
fmb öicr fd^öne Satten in »crfdbicbeneni Älter, allein e^ ()enfd&t 
Diel optifd^e ä^öufd^un^ bei i^en üor. 

SRan glaubt t^cn mand^em jungen SBein, et fei olt, unb 
öon mancher alten grau, fie fei jung. SWandfee« grauenjim« 
nter pe^t von meitem beinahe fcibon au^, unb in ber 9ldl^e 
iftfiebei »eitern nid^t Wi^; unb mannet äßein, »enn 
»ir i^n bcurtlS^cilcn nadf^ bem, »ag et un« loftet, ift er alt, 
»cnn »ir ilS>n aber beutt^eilen, nad^bem »ir i^n foften, fo ift 
er )ung. @tn guted äBeib unb ein guter SBi^, bie barf mcai 
ni(it fuc^en, ed ift ein ®lfid, menn man fte finbet. äBenn 
einem bie ^au audge^t, bo^ ift nod^ tein Unglüdt; aber n^enn 
einem ber SSBit au^ge^t, bad ift ein Unglftd; inbeffen ift tS 
beim SBi^ ein 3:roft, ein traujriger Sroft, ba^ einem jeber 
SBig am 6nbe l^eimfommt. 

3Jlan fagt, „wenn ber SBein ^ineinlommt, lommt ber SBiJ 
?ieraui8." Q^ ift nur Sd^bc, ba^ mandfemal ein guter SSein 
(ineinfommt, unb ein fd^led^ter 3Si( fommt ^erau^. ^er alte 
SBein fdngt ju gal^ren an, menn am Stocke ber junge 3Bein 
geleltert tvirb. ^ie alten SBeiber gdl^ren aud^, rotnn bie jun^ 
gen SRdbd^en lieben, ©uter 3Bein erfreut bad menfd^lid^e 
$erj, gute SBeiber erfreuen bad menfd^lid^e $er) unb gute 
SBi^e erfreuen bad menfd^lid^e «gerj, aber guteiS ®elb erfreuet 
aud^ ein unmenfd^lid^ed $er§. ©elb unb SBein, je Idn* 
ger man fie liegen Id^t, befto »eniger l&at mon ba^ $erj fie 
angurü^ren. SBiJ unb SBeiber, je fdfeneller man fie an Wlann 
bringen !ann, befto beffer ift eg. (Sin SBeib unb einerlei 
SBein fd^aben nid^t; )9ielerlei SBeiber unb i^ielerlei SBein fmb 
f dornet §u »ertragen. S)ie grauen finb »ie Slumen; eine 
erquidt unb ergoßt, too t^iele äSlumen unb i^iele grauen in 
einem 3ttnmer beifammen fmb, mad^en fie fiopftoe^ 1 3Ran« 
d^et n^irb burd^ feinen fd^lagenben 3Bi( ein befannter ÜRann, 



tmb tnaitii^ toitb buvd^ fein hetannM SBeib ein gef(^Iagenet 
Wann. aHit äBi( unb mit^tn^^en ift e^ toxt mit ben »er« 
gen. ^er WUn^d) auf ber ^l&d)t ße^t nur einzelne 99erge, 
ber a)tenf(^ auf ber ^1^ fte^t bie ^ette, bie ©ebirgiSfette ; 
ber flad^ äBit^ fte^t nur einzelne $erf5nli(i^feiten, ben etngel:: 
nen SRenfd&en; ber ^o^, eble m^ fte^t unb überblidt bie 
äRenfc^entette. 3)er 9Bi| unb bie ^^auen fmb fui^ au^ barin 
gleidftr ba^ fie fu^ nic^t t>Hl mit ber Ortbogra^bie befaffen. 
S)er gefd^eibte SRann bentt erft unb fprid^t bemad^, bie bums 
men aitenfii^en f^ed^ guerft unb beulen \)ttnad)\ ber 9Bi$ 
ttnb bie ^auen benfen unb reben JßWjlii^, auf einmal, unb 
€i ift bodft oft beffer atö oOed 3Bob(überbad^te, n^a^ bie 3Jldn» 
ner reben. S)er äBt)^ unb bie ^aum fd^eiben aud( gleid^ar« 
tig, fte f^n immer nod^ ettoa^ nad^jutragen, nod^ ein post- 
scriptam. Sie Stauen fcbreiben, toie fie reben, lieben^müt:: 
big <^er oudfübrHd^. fSknn eine 9bmanfd^riftfteQerin W^xe 
^elbin fagen W^: „3Dban«J ti^ög er ben ©rief auf bie 
$ofti'' fo brüdtt fte biefe^ folgenber äRajsen au^ : „%^, ber 
rafd^elnbe SBinb trug fdufelnbe ©Idtter in bad b^imlid^e Stüb:: 
i^tn, mo mit bem glübenbften Bd^merj ber b^iM^^n @ebn« 
fu(bt ber brennenbften Siebe bie golblodige ^polonia mit 
trfibftem SUidt in bie fdbioirrenben 9Rüd(en ber tanjenben Son» 
nenftdubdben bin^nfab. &in Uebeatbmenber ©rief an ben 
fdftmerjlicb Sntfemten rubte in ben liUengeformten e^ingem 
ber f eingebrecbfelten $anb. Sl p o l o n i a'^S tbrdnenumflorted 
muge rubte mit ftd^tlid^er ©ebung auf ben fd^n^immenben 3ü' 
gen. 9Rit dngfttid^er Sdbmanfung unb liebenber, leife verbat 
(enber Stimme flüfterte fte enbHdb n)ebmütbig : „Slobann I 
trag er ben »rief auf bie ^ft!" 

%n(b bei bem 9Bi|, meine freunblidben Sefer unb Seferin« 
nen, ift ed, mie 6ie feben, bai? Ung(üd(, ba^ er nid^t ju reben 
mei^, unb auf boiS (Snbe fommt e^ bod^ an, benn ^a& 6))ridb< 



— 188 — 

mit fagt: ,,enbe gut, Med gut!'' 6ie toerben jugeben, 
meine freunblid^en Sefer unb fieferinnen, bajs bad fd^on aUeiti, 
baj \ä) enbe, gut ift, folglid^ ift— Slüed gut. ®ag ©nbc ift 
»ot allen S)ingen bad SBeftc— baö 6nbe Dom Jage, »cm Siebe, 
loom ficben. derjenige too^nt gemi^ am rult^igfteit, ber am 
gnbe ber SBelt mol^nt. S)ag ßnbe ber Seit loirb geioi^ bie 
befte aüer Seiten fein. Oft mu^ man eine Sad^e 5u Gnbe 
^oren, um gu miffen, ba^ ftd^ bie (Ead^e gar nid^t anfange. 
@in furjed @nbe ift bae befte: „$eute tot^ unb 3Rorgen tobt!'' 
taä ift ber fürjefte @nbreim Dom gereimten mie Dom unge» 
reimten Seben. 

^ie @rbe ift eine SRutter, bie il^re iÜnber unb fiieblinge 
toieber in i^rer $ruft begräbt ; unb tragt benn nid^t 3ebet 
Don un^, meine freunblid&en fiefer unb fieferinnen, einen flei« 
nen grieb^of Doli t^eurer Sobten, eine fleine gomiliengruft, 
in ber eigenen JBruft? 

(Sin ieber Wlcn^äf, er |fat in feinem «ßcr^en 
Bol^l eine Heine ©ruft {!(^ angelegt, 
3n bie er nad^ unb na(^ mit füllen Sd^merjen, 
fBai tl^m geßorben i% hinunter trägt ; 
Unb b'rüben brennen bum^)f, tt)le Jlrauerfergen, 
5Die Seiben, etoig fitll unb unbetoegt, 
Unb über btefem «^er^en, \)0Ü »on lobten, 
SBirb und ^om Slug' ber X^ränenfrug geboten ; 

Unb £iebe, «golfnung ©ünfd&e, »a« nur immer 
S)a« Seben bringt im frühen 3ugenbfd^tn, 
^ai legen enblid^ n>ir in'iS llobtenjtmmer, 
3n unf 're« «ger jen« 3^obtenf ammcr ein ; 
93on 3:^ränen balfamirt, öergc^f'n fie nimmer, 
SBir fclber flnb t^>r einj'ger Set^enflein, 
^od^ näd^tlid^, ttenn toir einfam in vlm gelten, 
^a füllen toir bie !lobten auferfle^fen. 

Unb Diele« b^^en lebenb Yoix begraben, 
Unb fdbeintobt in bie «^ergen^gruft gefenft: 

15 12 



— 134 — 

^ l^offmmgen, bte tief (|<f<^iiieT}t uitf f^tSbtti, 
3tt ttnfer !X)afem töufc^enb ^(^ flemengt, 
IDtc l'tebe, bie mit ^itterfügen ®aben 
lDe< Redend 3ttteTblume ^at getränft; 
Itnb wie wir fle al« 3!obte aud^ »crbergen, 
®!e fc^flummcm Icife nur in if^rtn bärgen, 

dtinnerung fann iljrcn (B^tununcr enben, 
Sie tt}a(^ett bann im finfiem «bergen auf, 
©ie flopfett an be« ^erjen« (SeitentDänben, 
Unb tttfen au« ber tiefen ®roft herauf, 
(Sie fro^ mit ben tmtnben biut'gen ^inbett 
9(n unfer« ^tt^en^ fc^merjU^ n>i(bcn Sauf, 
Unb fa^^ren fort, gu jammern unb )u po^n, 
IBiiS enbli(^ fte ben «^erjemsfarg gebro^cn» 

Unb ifi bo« ^^ ^tbxe^n, bann etfi ringen 
S)ie 3!obten au< ber ©ruft m ^o^f empor, 
a^it unis vereint jum ew'gen £i(^t gu bringen, 
3um jjubeboQen reinen ®eifler(i^or» 
3m elo'gen Sid^e wirb f{<^ fefi umf^fUngen, 
f&(a ^^ geliebt im ixh'S^ dlebelflor, 
^nn nur ber ^ob, ba« (ittbc nur vom fieben, 
ßann un< ben Stnfang oUe« IDafein» geben. 



Utbtt ben SinffuB ber (Btummaül itttb ber Ortogtas 
lil^ie auf bie toeibfiil^e ^ifyin^tU. 

Sd^, ma^ ift 6dft5ti^eit für eine fdftöne 6ad^e! Ob ein 
fc^öner 3Rann ober eine f*Bne eJrau ft^öner fei, ift eine Streit« 
frage, bie nur ein Sirefiag entf(i&eibcn fann, ober jener, 
mel(^er Seibed felbft ift; a(fo auf feinen ^aU id^, ber id^ (eine 
fd^dne ^au bin. (Sin <@err äJtönnid^ M )Dor ntel^reren Sa^s 
ren im „3JlorgenbIatte'' betoiefen, b. ^. bemeifen tPoOen, ba^ 
eigentlid^ bie 3Rdnnet bod fd^5ne ©efd^lec^t |u nennen feien 
unb jtpar and gmei (Ikünben; Qrflend, rneil bie Srau ut» 



— 185 — 

f)>rün0li<j^ nur ein 3:^il bed SKanned toar, tinb ein Steil 
fönnte unmbqlxö) fd^dner fein, otö baS ®an}e. liefet ®runb 
ift gan§ Hat, unb eben bei^l^Ib ift aud^ bie dufter fii^öner aU 
bie^erle, benn bie $erle'ift ja nur ein X^eU bet Sluftet; 
bee^alb ift ein ro^er Wannorblod fd^oner aU bie SSeniu^ t»n 
6anot)a, benn biefe ift \a nux ein 2:^eil bed (^elfenbiorfei^ ; 
bedlS^alb ftnb ouäf bed $mat»6ottff[eutö Semalb fdntmtlic^e 
„ffierfe" fcfedncr, ald ein XteiC berfelben! Sieben bicfcm 
einleud^tenben ©tunb fü^rt^n 3R5nni(^ noib «n<n feiten, 
eben fo dft^etifd^en an, ndmlic^: Slu4 l>(i ben Spieren ift bet 
Sßibber, ber Oc^d u.f.kD., bec fdftönete 3:^1 bed ©efd^leci^ted. 
äBteberum ein fel^r fd^lagenber iBemei^. S)anmt ftnb mabr^ 
fc(^einU(i^ aud^ bie ^^auen ber ftiQexe Zf^tü, meil bei bem ^^e^ 
fieber bie aRdnn^en fanden unb fd^Iagen, unb bie äDeibd^en 
ntc^t. allein bell^alb, meil bie Od^fen fd&5ner fmb aU bie 
£ü^e, fdf^lage id^ ntid^ nid^tauf bie Seite berSDldnner. Ueber^ 
iaupt Derfpred^e iä) ben grauen, ba| id^ für meine $erfon nie 
etmo^ ba^u beitragen toerbe, baft man bie 3Rdnner für bod 
fd^öne ©efd^Ied^t i^alte. 

äld^, »ie fd^ön fmb bie grauen; ja, fw finb nur tin %i^ü, 
alfo auf jeben gail gum 3:lbeU fel^r fd^ön, unb felftr fdftön toenn 
fie lum %\^e\l toerben. 

S)ie 8d^5nl^eit ift eine 3;bee, b. t« „eine Sbee t^on ber 
SBoUfommen^eit ber Srfd^einung, fd^on ift fonadft, koo^ einen 
fioIUommenen @d^ein tfon ßc^ giebt;'' be^ba(^ galten unfere 
SRdnner oXie 3Rdbd(fen, bie nur hto» „€d6eine'' loon fub geben, 
für grofte €d&5nl^eiten. 2)ie 3[bee ber 6cbön^eit umfaßt bad 
„^nmut{|ige'' unb bad „@ri^abene;'' jened ift meiblic^e 
8(^cnlbeit, biefed mdnnlid^e 6d^ön^eit. (^^ giebt aber gdUe, 
iDo aud) grauensimmer et^abene Sd^nl^iten fmb; benn er« 
(foben ift: „bie Slnbeutung einer 3[bee, meldiie über aUegform 
ift, ^ ber SorfteOung unb bem C^efü^le bed Unenblidfren l'' 



— 136 — 

SBenn mir tiun ein f(i^5neiS ^^auenjimmer im Umhange bte 
3bee einer unenbli^en 6infa(t anbeutet, fo tft fie eine erl^a^ 
bene Bd^bnf^eitl unb! Unb fo aud^ umgefe^. 

S)ie 3bee bcr 2lnmut^ ift: ,,ba6 fie ein mit ber ©ittlici^feit 
nalj^oermanbte^ (Skfü^l au^brfldt." Man n^ei^, ba^ bie 
,;9lal^Dernjanbten" f\d) oft fe^r ferne t)on einanber Ratten, 
unb in biefer ^inftii^t ermeden unfere 3)tdnner ivirflid^ boS 
©efül^I ber na^t>ern)anbten, ferngehaltenen Sittlid^teit ; fie 
fmb alfo anmut^ige Sd&ön^eiten. S)ie ^öd^fte Äunft^Sc^öns 
^eit ift: „loenn ba^ dr^abene burd^ bie 2lnmut() gcfdnftigt 
n>irb;" ergo, menn fo eine unenblic&e einfältige, toeiblit^c 
@d&ön(eit eine fo fittüc^eit^entfernte, anmuti^ige, mdnnli(j^e 
©dfeön^eit J^eiratlJ^et, fo ift ba^ ^6(^fte ^rinjip ber fiunft er« 
rei(i&t! S)arum ^cnf(i&t fo »enig 9latur in unferen e^en, 
meil fte bloS auf ^unftprinjipien berul^^en, auf ben ©efe^en 
ber €<^önl^eit in ber Äunft! 

©d&ön^eit bcbarf feiner Äunft, aber ganj unb gar bie reine, 
liebe Katur tj^ut eö bod^ aud^ nid&t fo red^t; ein Sieben Äunft 
mu^ bod^ and) babei fein, unb märe es audt) nur ein iBidd(^en 
®rammati{, ein SBiisd^en Ort()ograpbie. Sed)^ äRcnate toat 
id^ i^r gefolgt, toie i^r ©chatten. ^ä}toaxie ^ugen n^ie bie 
3igeuner fd&ienen mir mein ©lud loal^rsufagen ; lange SOBim« 
pern hielten äBad^t )7or ben jtoei ©onnentempeln, unb über 
i&nen »ölbten fxö) (fi^ne 93raucn, »eld^e bon ©d^lad^tcn unb 
Siegen tr&umten. ©d^toarjndc^tige Sodfen fielen in lacfoni« 
fd&en fingen um bie in aWarmor gebid^teten ©dbultern. 3»ci 
glü()enbe Sippen, atö entfliegen fie eben bem ^erjblutbabe 
ber Siebe, bilbeten baS ^urpurt^or oor ber ^oppelbrüde bev 
blenbenben 3dl^ne. 

^ie ganje ©eftalt fiang rbptl^mifd^ in einanber, bie garten 
enormen fprad^en i7on be()agUd^em iBemu^tfein, in bem fd^^toe« 
benbful^ern @ange entmidelte fui^ bie erregte ^otm eineiS ans 



— 187 — 

genehmen Sebetu^gefül^Id; $anb unbgu^ in jüc^tig bemüt^^ 
ger Böftoin^uaq, unb bie Haltung ber ganzen Taille mie eine 
in fc(^mdrntenfcl^ €eltinfu4t leife bebenbe, eben aufbrcii^enbe 

üfttt ftiQet Sel^fudftt mar iif i^r nad^gegogen. ^ö^ fal[i fte 
im 2()eater, int $rater^ an ollen öffentUd^en Spaziergängen, 
in i&ie|ig, in S3aben, in 9lnJborf u.f.ip. 2Bie bie Sonnen« 
blüme ^ing mein f&M an biefent sonnigen $[nt(i(, unb nur 
einSBort, ein !(eined, unbebeutenbe^ SSörtlein ()att' id^ )}flü(ten 
mögen t>on ber fd^toedenben @ranatblütt^e biefei^ SRunbed. 
e^ !am nie baju. Wtünt Sel^nfud^t mürbe immer gro^r, 
bie ibeale ©eftaUung t)erfoIgte mid^ in meinen Srdumen, in 
meinen Slrbeiten ! 

S)a f am ber glüdEHd^e 2:ag ! BufaU ift ber ®ott ber 3Belt ! 
SufaQ ift ber (S^ott ber Siebe 1 ^er 3ujaa ift ber öd^te Suft« 
fpielbic^ter unb ^umorift. ©^ »ar in ^eiligenftabt. Unter 
ber offenen ^olj^aKe fa^ fte mit nodi einem anbern äRäb(()en, 
ebenfalls in Sd^onl^eit unb ^ugenbreig ^rangenb. ^ä) befam 
faum ein ^lä^d^en im ©arten unter freiem $immeL 34 
fa^ i^r gerabe gegenüber. Sie fd^ien mir f(b5ner aU je; in 
jebem i^rer S9(idEe lag eine Obpffee ; fte (dd^elte einen SRaitag 
in meinem ^erjen toaö), unb ed marb mir fo ^u iDlut^e, aU 
an bem ^ag, mo id^ in ber klaffe mein erfted $rämium be» 
fam. 3)0 erbarmte fid^ ber ^immel meiner unb fd^idtte einen 
))I5tlid^en $la^regen (^ernieber! ^(le^ flüd^tete in'^ $aud 
unb unter bie Soube. ^ö) mar ber @rfte, unb bie ®elegen{ieit 
bei 31^rem langen Sd^opf ergreifenb, fejte iö) meinen Strol^s 
feffel an bod fletne üfd^d^en, mo bie }mei S(^5nen fa|en, 
unb eröffnete ben 6p!iud meiner ©oftroüen mit ber geiftrei« 
(^en Ouvertüre: ^,Sie erlauben, meine ©ndbigen, eS regnet 
furd&tbar!" S)a« ma^ gemi^ fein trodfner tlnfong, unb fo ^u 
jagen SBoffer auf meiner SWü^e. Sie nidten mit bem Raupte, 
15* 12* 



— 138 — 

rüdten ctrpag abfeit^ unb enge an einander, ©ine grojc $aufe 
trat ein, bie S(^önen afeen ftitt ibren Äutfecn, nur tjon bäufis 
gen S)cnncrf(i&lägen untetbrocben. „^ie (Sotter bennern 
recbtiJ unb bie bciligen ^übner piden lebbaft ibr gutter !" 
S)aig ift ein gute« Seiten, unb i* rüdte etmae; ndber. Sie 
rüdten toieber abfeitiS. „d« ift mir f(bmei*elbaft/' png icb 
mit aüer ^jJIatien an, bie meine Stimme nur auftreiben 
fonnte, „bafe i(b Sie, meine S(bönen, fo ju fagen, »errürft 
macbe I" Sie faben ficb einanber an wie bie Turteltauben, 
f(bitterten etttjag mit ibrem ©epeber unb fubren )L't su 
ftbweigen. 

SWein göttli(ber Wxi roax t)ergeben§ abgcbti^t. ^i mar in 
Serameiflung. 3)a rettete micb ibr 3Rop^. Sie bitten e nen 
Keinen rWopg bei fid^. 3(b bacbte mir, \}ieüei(bt fübrt ber 
ffieg 3u ibrcr »efanntfcbaft bur* biefen SWop^. (^^ mar aner 
ber abf(beuli(bftcn fWo^fc, ben je bie 3Jlop§tt)e(t berücvgebrad&t; 
aber bie Siebe übernjinbet aucb einen üJlop^. 3* Icctte ben 
SWop^ gu mit, unb »ermittelft ber unroiberfteblicber Spra(bc 
eines; Stüdtben Scbinfen roax ber SWopiS balb mein innigftcr 
greunb. (Se njar ein liebet 2;bicr, auf bem regten 3luge 
blinb unb auf bem ^interfu^e labm, fonft bie liebe Unfcbulb 
felbft. ©r lag auf meinem S(boo^ unb fab micb mit feinem 
Solos^uge pomeranjenf arbig an. 2>a^ fcbicn fie gu rubren. 
D, tt)enn \6) nur erft ben 3Jlop^ eineg grauenjimmerig an 
mein ^erj brüde, fo folgt balb bie ÜJlopiSgebieteriu nadf. 
„3lcb," fagte icb, meine Stimme »ar h)ei(b toie Saffian, unb 
in meinem Sluge gldngtc eine toabre $unbetbräne, ,,a(b, 
njelcb'einfanfte^dlefcböpf?" 2)a§n)irfte. Sie neigte ricbju mir: 
„3a, ejg i^ a liebet SSiecberl, fmb Sie au(b ein Sreunb t>on 
biefen $unberle ?" 9Äir fiel ber SJlopg unb ba^ ßer^ }u 
SBoben ! 2>iefer ißurpurrofcnmunb unb biefe ©orte I ®et 
SDlunb fcbien mir f(bon gar ni(bt fo reijenb, unb mir fam ed 



— 139 — 

tm, als fci er ein 95U<J&en fd^ief . 5)ennc(i& aber rüdte id& n&^ct. 
„Sie tocrben midi ^od) mdfet füt^ten/' fragte id& mit jenem 
nnergrünbttd&en fidd^dn, toeldfee^ meine Sreunbe „ber unter« 
irbifcfcen $ö&en" nennen, „gürteten 1'' erwieberte fie, ,,o 
fegerl, toarum nit gor !" ^JDür f<l&auberte bie $aut. ^er Ttvmt 
fä)\en mir miebenim um me( n^eniger fd^on. ,;$abe id^ bie 
®^re, tjon 3^nen gefannt gu fcin?^'— „0 ja, i lef S&nen 
fe^ gern, »eil fe fo ein' gefpa^igcn ^amur ^aben." !3n bie« 
fem ^ugenblid famen mir i^e Sippen ürfd^blau unb ilS>re 
3d^nc rabenf^Aoxj uor, bod& moUte id) mx6) \>on @runb aui 
furircn, nnb fejte ba^S ©efpräd^ fort. „(S^ ift kiä^t in gntcm 
„^amuT" jn fein, in einer SBelt, bie fold^e Sd^ßnlS>eiten f)ai, 
toie Sie." — „3*,'' fi^erte fte, „jetjt gengen^, »oüen'^ mi 
ü antupfen?'*— „antupfen?" fragte id^ganj verblüfft. „3a, 
iä) l^ab'S fd^on ge^rt, Sie tupfen äße Seut* an, unb madfeen 
3^en über jte Idcberlid^ V'—^\)xt ©ötteraugen fameh mir 
nun avtii f<^on ^alb fa^engriht oor. 34 ^g^iff i^te $anb 
unb fagte: „^er Segen ift toftlidb, fo ein Ungeioitter \)at 
cud) S)ibo 3ur glfidlid^en Siebe geholfen." — „S)ie bo?' fragte 
fie unb fa^ fid^ überaß um; „toeld^c benn?" — „9lein," per^ 
fejte i(^.~-„S)ibo, fo l^at einmal eine grau gebeijjen; loie 
^ci|cn Sie bemx?" — „!WatlS>en'^ einmal!" tt?ar bie Slnttoort. 
^un ift baS feine geringe Sbifgabe, gu erratl^en, n^ie 3cnianb 
^ei^t. 3d^ 3^d ^^^f ^^^ immer in al^nlic^en S^Qen, mit tu 
nem unterirbifc^en SSd&eln a\i& ber Slffaire, unb fagte nad& 
I«r3em Sefinnen: „Sorenj!" — „3# toarum nit gor; na ba^ 
enat^ Sie nit, toie mir ba^en, ba fegen Sie*^ felbft." — 
Sie reiiJbte mir ben 3ipf«l ^^^ 3:afd^ntud&e§, ba ftanb e^ : 
Slgal^c. „80^," fagte id&^ ^,meinc Schöne, pnb Sie eine 
9retf(^(ifd^? unb 3bre fdb^ne greunbin, toie beijst bie?"— 
r,2W&, rat^en'S einmal toicber!"— SWit einem britten unter« 
tibtfd^ett Säd)eln rietb iä) toieber : „SWeld^ior !" — ,,3, toarum 



— 140 — 

nit gor ! 3)a fd^aun'e !" — Sie reifte mir ba^ ^be bed Sil- 
fd^entuct^d i(^rer «^eunbin ^in, ba ftanb e^: (^it^tberigge. — 
„3tt>€i fe(^ f(i&one Flamen/' fagte idft; „je^t ratzen Sie, mie 
id& ^eifec!" — „2Die »erben Sie benn teilen? Siegle» 
^alt: S)cr BEaffeer! — „^a, ber BEaffeet, boi^ ift mein gami» 
licn:3lamen, ober mein ^otnamenV'—„^\jx gamiUen^aia« 
nten? iiKirum nit gor! Sie l^aben ja bo4 gar !a gamiUi!" 
— ,,0/ meine £olbe, bod i^ eine Sac^e für fui^; aber ratlt^en 
Sie, toie id& mit meinem Vornamen J^ei^?" — ,^3la, SR. ©. 
Sa=d 2R. üRiJi !" — „SHi*tigi unb bo» ®.?" — „Xoig ®. ? 
©ürgcl!" -— ,;D, bog J^at 3^nen einer gefagt.'' — „3ReincT 
Sij nit!" — „3d& benfe, ba» ÜR. tonnte audft ,,3Rwit" |^ei= 
|en !" — „3Rorig? na, Sie toetben mir boc^ bie Seut' nit len^ 
nen lernen tooücn, bie SBoriJ fyiitnV'—-„W)tx, \df bitte Sic^ 
lönnte idf benn nid^t eben fo gut SWoriJ Ifrei^en?" — ,,3Barum 
nit goi^! So f(i^aiien'^ au^ bie Seut*, bie 3Jlori( l^len [" — 
^d^ mu^ gefte()en, ba| mi(i^ bo^ ein loenig an^ ber gaffimg 
brachte. 34 badete ni(^t, ba^ ed einen eigenen Slnf^^auimgi^s 
t9pu:d gdbe für 9Jlenf<i(^en, bie ^xii l^ei^n. Xa^ äBetter 
^atte fid^ inbeffen aufge^Qt, ber ^egen machte bem Sonnen- 
f(i^eine $(a(. 34 ^»ar t^erjlid^ ftot^. S)ie fonft angebetete 
fam mir ganj ungemein ^äjsli^ t)or; folgen @influft J^at 
©rammati! unb Ort^ograpl^ie auf bie meibli^e S^önl^eit, 
34 empfahl mi4 Jtga^ben unb gri^tberiggen, «ab no^m 
mir Dor, biefe Scene |u er^d^len, bamit ft4 bo^ f^one @e- 
f41e4t in bem fiodner^äBaffer unb ju ber $omabe au4 eine 
Sprac^iel^re unb eine Ort^ograpl^ie für bie Sioilette an(4a{ft. 
Probatum est ! 



— 141 — 

,,8eftiito«rtoitg her ^mge: 3ft grensenlofe» Sm 
tratten aket grenjetUofe (Siferfui^t me^t 8ftiiei» 

9Bo m emetn ^erjen ein Si o m e o $(a^ genommen 
^t, b« flefle man nnr foflleid^ einen ©ejfel für 
Othello ^in. — Äetn 3ÄenW «cceptire eine 
Siebe, Mens fie auf bee anbem ^itt nit^tvon 
ber(Siferfu(^t geriet ifl. 

<5ap|ir. 

3)ie @iferfu(i^t ge^t a(^ aRoc^enftem ))or bem ^age ber 
Siebe, bie (Siferfud^t ge^t ald ^enbftem üor bet S^iad^t 
ber £iebe ber, unb ben ganzen ^ag ber Hebt über man» 
belt fte mit il^r, burc^ ben ^immel i^rer SBa^n, burc^ ben 
tiefen Setter, burt^ bie flingenben SBolfen, burc^ bie fliegen« 
ben Stürme, bur^ bie fiommenben ^iiie, t>ux6) ben grollen« 
ben Bonner I 

(Siferfud^t ift baiS 6al| in bem Ocean ber Siebe; (Siferfud^t 
ift ber 2Beder in bem Sd^lummer ber Siebe; ^iferfuc^t ift bie 
$uli^aber ber Siebe ; @iferfud^t ift bie äBaffer« unb geuer« 
probe ber Siebe 1 

Vertrauen? 3ft benn Sßertrauen ber €^egenfa( su 
eiferfuc^t ? ^ebt ißertrauen ©iferfud^t auf? Sflein, nid^t im 
©eringften. — Tian tann unbegrenzte Süi^tung k^or feiner @e« 
liebten ^ben, man lann felfenfefted Vertrauen auf i^re %U9 
genb, auf i^ren d^ralter fe^en, unb bennod^ eiferfüc^tig, mt 
menlo^ eiferfüc^tig, rafenb eiferfü(^tig fein 1 

©ren^enlofed Vertrauen t)ei|t nid^t^, al& überzeugt fein» 
meine beliebte ift !einer Untreue fd^ig. ^l)x nennt 6if er« 
fu(( t (Sgoi^mu^? - 3ft biefed grengenlofe SBertrauen 
nid)t me^r, ttid^t größerer, nid^t gemeinerer Qqoi&t 
mud? 

So ber @eban!e an eine Untreue in un& leben fann, ba ift 



— 142 — 

leine Siferfud^t ntel^, berrn ba l^ört bie Siebe auf! 9(uf 
ein SBefen, t>ün bem tm nur im ©ntfetnteften ben 9$ev^^ 
einer mirüt^en Untreue fofFen fdnnen, ftn^ tmx mift «le^r 
eiferfüc^tig, benn nnr reiben e^ mit aüen feinen SurgeCWem 
unb ®ibcrMcn au^ unferni ^rjen l^tau^, unb fönnen »ir 
ba^ niii^t, fo )oerbIuten mir, aber boi^ 3Befen felbft ift für und 
tcbt, rein tobt ! 

allein gerabe »enn »ir ein SBefen lieben, bag »ir a^ten, 
»on beffen 6ittenreinll^eit, i^o^ex Jtugcnb ton ganj burd^brun^ 
gen fmb, too alfo bie Siebe, t>ereint mit ber t^öc^ften ^4tung^ 
ilj^re ®maii über ung ausübt, ba beginnt bie Giferfuij^t i^ 
bomenöoKe^, i^r ftürmifd&e^, i^r ftad^elijoHes^ fHtiä), 3fet)olls 
fommener ber ©cgcnftanb unferer Siebe, bejto grenjenlofer i{t 
unfere ©iferfu^t! 

3e l^o^et mir bie ©elicbte betten in bal ©ralf^am^bett un? 
fcrer SercJ^ng, je erl^abencr mir i?nr Silb em^jortragen ju 
bem fledenlofen ^immel, befto ängftlid^er bemad^en mir fie twr 
jebem ßrbenftäubd^cn, bcfto fd^mergliti^er moci^tcn mir jebe 
^ommunüationSbrüde jmifd^en il^r unb onbem Sterbüd^en 
obbred^en. 

^iferfud^t aQein ift iBemeid t>on Siebe, unb bie ^iferfud^t 
ber Siebe l^at feine ©renken, mie bie Siebe felbft feine ^ren^ 
$en (^at. 

3)ie (Sferfud^t rei|t ben merbenben ©ebonfen ber ®elicba 
ttn au^ ber SDiege beS ©enfeniJ ; bie ©iferfud^t »erfolgt ben 
$feil il^eS ^lided, menn er Dom ^ogen be^ Sluge^ f(i()nellt; 
bie ^iferfud^t fragt i^ leifcfteS Sddfeeln: mo^er? unb i^re 
leifefte Sip^jenbemegung: mo^in? ^e ©iferfud^t fie^^t, mie 
fid^ ber ®ebanfe auf ber Stirn ber beliebten bilbet ; fie ^oxt 
ben S3lid mad&fen unter bem bebecfcnben Siebe; fie fennt bie 
Stid^tung ilytt^ 5ü()lenl im 3Jorau§, menn eg erft al^ Schaums 
blSdd^en in i^em ^mtm ftd^ bilbet ; ft« d^äbt ben Sraum 



— 148 — 

bcr ÖcRcteti aug feinem ®ral>c, um Stc^nfd^aft tm i^m gu 
forbcnt; pc ft€Üt bw 3ctftreuuttg b« (beliebten oor ein ©ot« 
te^cri<!^t; fte jetfe|t ba» Äofenrot^ i^rer g^ubc in feine 93es 
ftanbt^eiCc, «nb »tcgt baig üötn<^cn i^eg Unmut^^ auf bet 
gto^n SBügc be^ Slrgwo^n^; unb biefcÄ fDtted nur au^ 
Siebe! 9lur allein aus Siebe, au^ toai^xet, inniger, unbe« 
grenjter Siebe! 

2)ic ^erfoUr bie »it lieben unb bie un« liebt, bie geleert 
un«, fic ift unfer Selbft, unfer eigenes 3<5, unb unfer 3(b foH 
ni(i6ts beuten, nichts füllen, als un«. ^ft biefeS (fgoiemuS, 
fo ift es ßgoiSmuS für unfer 3<!^, baS f ie ift, ni<i^t für unfer 
3*, baStoir fmb! 

3(!b bin eiferföc^tig auf bcn 5Bater, ber fte fü^t, auf bie 
S(bn>eftet, bie fle umarmt, auf bie Jreunbin, bie fie ^erjt, 
auf baS Äinb, »elibeS fic liebfofet, auf bie Dlofc, bie fle 
^flfidt, auf ben 3^^^^^, bcr jte ummc^t, auf bie SBette, bie pe 
umfpielt, auf bie Wtafxl, bie i^r Dbr ent^üdt, auf bie garbe, 
bie i^em Sluge fcbmei^elt, auf bcn Einfall, bcr fie Idd^eln 
ma<ibt, auf bie Sbrane, bie i^r Huge befdf^leiij^t, auf ben 
Xraum, bcr fie umfängt, auf ben Spiegel, ber i^r fd^meid&elt, 
auf bie Hoffnung, bie fic »iegt, auf baS ©cbid^t, baS i^r ge« 
fdöt, auf bie Sanbfd^ft, bie fic mit ffio^lgefaücn betra^tetr 
fuT3, auf SCHcS, «KiS i^r greube ma<3&t ; aber ni(bt aus SgoiSs 
muS, nitbt auS bem ©runbc, als foOtc fie feine anbere 
grcube Iwben, als mi<b, fonbcm barum, meil eS mir fd&mcrjs 
lid& ijl, ba^ i(b nWt fclbft i^r alle biefc greube gett)5()ren 
lann ; ba^ id) ni<^ fetbft gu^lci^ aud^ bin ^eunbln, WofCf 
SBolfc, 3:raum, Sanbf(^aft, Sieb unb Sep^^r, um fclbft i^ alle 
biefc greubcn ^u fd^ffcn, (SS ift ©ifcrfu^t, aber eblc, mcl^s 
müt^igc eiferfu<3&t, ßifcrfucbt ber i8ef<3^eiben^eit, eifcrfu<i^t 
bcS SBeiDuJtfcinS, baj man fo »enig ift, um bie ©clicbtc gu 
beglildcn, unb ba^ cS io mk ^inge gicbt, bie fte erfreuen^ 



— 144 — 

o^e mein 3utl^un! $er ma^^aft Siebente mS^te, ba^ oDc 
Steuben ber ©eliebten nur t>on i^m ausgingen, ba( er allein 
i^T öffnen fonnte oQe f^reubenporen ber befeelten unb unbe« 
feelten ^d^öpfung, unb ba^ jeber erquidenbe 3ug, ben fte aud 
bem ^eld^e be^^ üehm^ trinft, i^r Ireben^t merbe t>on ber 
^anb feiner Siebe ! 

Xaä ift ^iferfud^t, unb ift biefe ^iferfu^t nid^t ber alleinige 
SSeioeiS t)on toofyscx Siebe?! 

SBir fonnen unfere beliebte mit grenjenlofem Vertrauen in 
bie größte ©efeQfcbaft gelten laffen, unb mit bobei fein, unb 
unbeforgt fibUidf fein, auS ißertrauen; ift bad ein iBemei^ 
öon Siebe? 2lber, toenn »ir, felbft mit biefem 3$ertrauen, 
jene (Sefellfd^aft fliegen, toeil mir »iffen, ba^ »ir bennod^ mit 
taufenb unb abermal taufenb brennenben Qualen gemartert 
toerben, unb ba^ eine emige $pber in unferm ^erjen nagt, 
toenn mir fte in ®efellf<l&aft fehlen, unb lieber wegbleiben, um 
und biefe dual gu erfparen: bad ift ^ferfud^t, ßiferfucbt 
mit SBcrtrau«n, bag ift ein Scwei^ üon toa^rer Siebe ! 

^er lieben !ann o^e ^iferfudbt, ber !ann aud^ leben obne 
Siebe, iBeibed ift gleicb. ^iferfut^t ift bie SBürgfd^aft für bie 
Unfterblid^feit ber Siebe; toenn bie Siebe fdt^ ein tobt ift, 
bie ^iferfud^t ermedt fie, unb felbft toenn fte ganj tobt ift, 
fe ft^ nod^ bie ^ferfud^t auf ibrem ®rabe, unb meint il^ 
lange nad^. 

3d^ b^tte grenjenlofed Vertrauen in meine ©eliebte, loenn 
fte gren^enloi^ eiferfücbtig mdre, unb mdre gren^enlod eifer« 
fü(btig, menn fte grenjenlofed Vertrauen ju mir b^tte. 



— 145 — 



tMßhr^, Xalifefsen, 8lait4effet)tnr §\mmltttxm, l^i^* 
)ett0lrr}en, euAMtt^, fpioSütoltit, WHIiHfitx^tn, ^ittiß 
rtitfrqeit^ o^er : ttolürt Ummt t$, ^at ttit ie<^t iwmer me^t 
ftergeii «nH {»»et lDeiti§er £ti|ter loie«? 

®ie ©efd^i^tc bc^ Sid^tciS unb ber ginftcmi^, meine ^ßc^fts 
»cre^rten ^örer unb Hörerinnen; ift ganj lur^. 3w«tft toarb 
bie @rbe unförmlid^ unb finfter, bann toarb Sic^t; bann 
»arb bie (Jrbe »ieber förmlich finfter unb bann tourben 
toieber — SWlöpferaen ! 

SBaig ^aben mir bei biefem Xaufd^ wn iid)t auf Äerjen 
b*rauf befommen ? S)ie 2 i d^ t p u 6 e n. eine fiid^tpuje, m. 
f. H. u. $., l)at ml He^nlicfefeit mit einem SRecenfenten ; ift 
ba§ fiic^t unb bag ffler! gut, fo braud&t man toeber fiid&tpufce 
noc^ JRccenfenten; finb fiid^t unb SBerf fc^Iec^t, fo nüjt aUeä 
JRecenpren unb Sit^tpu^cn nid^tj^ : aud^ fmb Wecenfent unb 
2ic^tpu|e barin gleich, ba^, »oenn fte üiel gepujt ^aben, 
man fte ^utoeilen aui^flopfen mu^. 

SJarin unterfd^eiben fid^ unfere fogenannten Sinter üon 
unfern Äerjen : unfere Äerjen muffen gepujt »erben, unfere 
Siebter pu^en fid& gegenfeitig, ein jebe^ unferer fiit^ter ift ju* 
glei<^ bie Sid^tpu^e feinet ÄoUegen. 

e^ ift ein ®(ücf, m. f. $. u. ^., ba^ bie Slftronomen ju 
itren Jubuffen unb Jemrö^ren no(^ feine gem^Sid^tfri^eeren 
erfunben l^aben. 34 bin überzeugt, toenn toir mit einer gro« 
Ben fiic^tpufe hinauf !önnten in ben ^immel, »ir mürben 
ber Sonne unb bem SJlonb fd^on aUe^ Sxäft ^runtergepu^t 
^ahen ! ©emi^, menn bie SJlenfd^en in bem ^imrael fo mirt^? 
ftfeaften tonnten mie auf ber ßrbe, mir Ij^dtten in fünfi;ig 3al^Ä 
ren eine ©tearins6onne unb einen aWargarinsSKonb, unb mir 
iDürben balb eine ßinlabung lefen : 

19 la 



— 146 ' - 

„SBlinpsÄomctcn ouf «!ticn." 
2)a« «Pfunb gu 40 Ar* S. SW. 

@in Äontct, m. f. $. u. $., ift baju bcWaffcn, ouf Slftien 
befc^affen gu toctbcn, bcnti er bcfte^t au§ einer loderen SMaffc 
unb am ^Anfang «nb am @nbe au^ einem großen blauen 
3)unft ! Einige ^^ilofepi^en l^alten bie Äometen für €eelen 
Derftorbener ©eifter, bie in bie <^o^e fteigen, unb audj; in bie- 
fer ^inficbt fmb fie ben Slftien gleich, bie auci^ oft arme See« 
len fmb, mit bem Unterfd&iebe, ba^ fie nid^t ftcigen ! 

Sänge 3cit, m. f. $. u. $., loaren bie ^l^ilofop^en nic^t 
einig, ob bie .^enne ober ba;! @i frülj^er erfd^affen toorben ift; 
x6) bin leiber, ©ott 2db ! fein $bilofopiEi, allein xd) mei^ gan^ 
beftimmt, bag ^i ift früher auf ber SBelt getoefen, benn toärc 
bie ^enne frülS>er auf ber 2Belt gemefen, fie l)ätte i^r Gi bloö 
auf 5(ftien gelegt ; benn loaig ift bie 2l!tienfud&t anberg, aU 
ein ©ädern unb Gräben um ungelegte ßier? S5ei)or ba^ di 
gelegt ift, frdi^en unb gadem alle ^übner ; toenn bag 2l!tien« 
Gi einmal gelegt ift, trd^t fein $a^n me^r barum. 

S)ie 2lftien:Unternebmungen, bie SBetrunfenl^eit unb bie 
SBeltgef^id^te fmb barin gleicb, bafe fie alle brei mit einem 
SRebel anfangen, unb ba^ fie bann in'g gabelbafte übet« 
geben, ßin SBetrunfener unb Slftienfpefulant fie^>t Sllle^ bo^js 
^3elt. 2)ie ©fenba^nfabrten fmb fd&on üom euro^)dif(ben Sf^es 
bei in einen europäifd&en SRauf(b iibergcgangen, unb jebe ßis 
fenbalS)nfat>rt ift ganj »ie ein »alS>rer 3lauf(i&, fie fangt ndnis 
n(b mit einem $fiff an, unb ^M mit einem ^flff auf. 

(Sg ift mbglicb, m. f. $. u. ^., ba^ bag »a^re fiid^t auf 
Slfticn crf(baffen »urbe, ba^ be^lf^alb ba^ Kapital gar nic^t 
melS>r eyiftirt, unb ba$ alle unfere fier§en blog bie S)ioibenbc 
beffelben fmb. 

SBenn bie ^nbung ber Kampfs unb 3Raf(binenfraft ein 
ftiHer SBortourf an bie 6(bßpfung ift, ba^ fie gu tjiel ajlenf(^cn 



— 147 — 

%ma(bt ffat, fo ift bie @rfinbung ber neueften fiet^en ein er« 
meiterter S^ormurf an bie Schöpfung, bag fte aud^ gu ))ie{ 
dienen gemad^t l^at. ^eine 'Badfüid^tex, feine dienen! 9Ba$ 
totrb ber Staot mit feinen überflüffigen Sienen mad^en?. 
fBenn t>ie f&ientn nid&t %aä)ä, fonbern Stearinfdure ctjcngt 
l^dtten, tDürben bie SRenfd^en äBac^)^ auf Sl!tien gemad^t 
^oben. 

^ie Sßad^let^, m. f. $. u. $., ftnb je^t nur auf gmei 
^ttungen rebi^irt loorben : auf «^od^jeiti^ferjen unb auf ^o^ 
beeferjen. 2)ie ^odbjeit unb ,ber 2;ob finb fwfe barin gUic^, 
hai ber äRann Dor Reiben feinen k%ten äBiUen ju mad^en 
f)at, Sei ber ^od^geit ift'i^ be^S äJlanned erfter le^ter SBitle, 
bei bem 2:obe fein lejter le^ter SBille. S)er STOann ^ört am 
Slltar bas iejte ,,3a'' feiner grau, bann fömmt baö immer« 
kDd^renbe ;,%ein \" 3)er le|te IffiiQe beS 'Jffknni^ ift ber er fte 
SBilie, ben bie e^rau aud^ mid! . 

3[eber äJlann ge^t fo lang nad^ körben au^, bis er ben Ie(« 
ten &oxb befommt, unb gtvar am ^od^itStag, n&mlic^ : — 
ben TtauUoxh. 

^)ie C^en tverben im ^imnut gefd^Ioffen, baS ift rec^t^ bie 
^od^gettsfer^en am ^tmmel ftnb ^ugleid^ bie lüften Q\^})ms 
melefer^n ; barum meii bie Sl^en im $immel gefd^loffen mx'- 
ben, gibt'g bloe über ber Sonne glüdlid^e QJ^en, aber feine 
unter ber Sonne. 

3>ic 2Ädnn«r, m. f. $. u. $., lieben bie Sonne, unb loarum? 
S>cil- bie SBenug ba jumeilen üorbei gcl^t ; bie grauen Ringes 
gen lieben ben 3Konb, unb toarum? 3Beil er alle Tionat ein« 
mal n e u ift« 

^>a^ ^er^ ber SOtdbd^ ift toie eine SKimofe, je reizbarer, 
befto leidster t)erfd^Ue^t eS fvi); t>a^ ^er^ ber ÜDldnner ift mie 
ein Sd^lagflu^, je reizbarer, befto gemiffer bie Sdl^mung. 6in 
Tläb^n^exi ift bie ein i^öljemer @imer; tooToon eS ^um erften 



— 148 — 

SRqI erfüQt ift; bn^ tropft mt> ftdert gleid^ burd^, man mtt^ 
t^ ein paar Tlal füHen, his> ber 3n^a(t feftl^alt. ^^'gel^t ben 
SRdbc^cn mit ber 2k\3e, toit e^ ben flenfd&en mit bcm 9(lics 
fen ge^t. äBenn fo ein ÜÄdbd&enlj^er j gum erften Mai nicf't, 
fagt bie gange 2Belt: „^clf ®ott!" bann borf c« ^unbert 
Tlai niefen, befümmert ftcfe fein SJlenfdö barum. 3k ber @^e 
Ifiingegen mirb nad&f^er biefe erftc Siebe gum »a^ren ^eu« nnb 
SRegentoinfel in biefcm ^erjen ; ade Ungetoittet, bie gegen 
ben üRann loebred^en, gielj^n au^ biefer ©egenb ^er. 

60 ein 2Jldb(i(^en^erg ift mic ein 3;|>ee!effel; foll e^ gum er» 
ften Tlal })zi^ merben unb fieben, mu$ t^ eine gro^e (flamme, 
ein gro^e^ Sid^t })oben ; menn eS einmal gefo^ ^at, bann 
Udjt eä bei jebem Keinen 6piritueflämm4en. €i3 ift falfd^^ 
tpenn man glaubt, du SRdbdj^en, ba^ fd^on unglfidlidt) geliebt 
l^at, fei fdbttjejc gu ercbem, gerabe ein foldfee^ ^erg fängt gleid^ 
geuer, foioie ein Sid&t nie Uiä)ttt angugünben ift, al^ toenn 
man'^ then erft auiggeblafen "^at SBenn id) Don bem falten 
unb 6iss|>ergen eine« ÜWäb(^end ^;öre, fo benfc id& mir : gut, 
bie fül)rt ^i^ ; fie legt fid^ in ber .gergen^grube eine @i§grubc 
an, bloS um bann bie fiieb()aberbarauf gu legen, bamit fte fxä) 
langer l^alten? 

Ueberl^aupt ift ber je^ige 9Beg ber 2\tbi gur Qf^t eine malere 
^eutelfd^neiberei ; guerft fül^t ber 6tridbeutel mit bem %a* 
bafi'beutel ein fleine^ SBorpoftengefed^t, bann fommt aber ber 
@elbbeutel, unb fd^neibet bem ^ergbeutel ben 9tü(!gug ab. 
^a^ Unglücf in ber 6^e, m. f. ^. u. ^., ift nur, ba^ bie-CSbes 
leute i^re Seiben unb Unpd^li^feiten nid^t guglei(j^ ^aUn ; 
Yotnn bie e^rau ^opfme^ i)at unb gu <^aufe bleiben mu^, l^at 
ber SHann TlaQtntot^ unb mu| auegel^en; menn fte ^ttoen^ 
übel ^at unb in'i^ 6eebab mujj, ^at er Sebcrlciben unb mufe 
naci^ ^arlebab ; meiere Harmonie aber loürbe in ber @^e l^errs 
fd^en, »enn aJlann unb grau immer guglcid^ 3ä^«»c1^ Wttcn, 



_ 149 — 

ifbet Jlew#^uften, ober fi<»bert)et^dTtuitgcn I 3[n jebct 6^c gtcW 
e^ einen toeibli(^en nnb einen mdnnlidfeen Steint; ben »eiblis 
d&en [Reim bei ber gtau: „3wnö« «wf Swwö^ /" ^"^ ^^^ 
männlid^en SIetm beint SDIann: „ftumm" unb „brumm!'' 

3)a^ ^erj eineiS (SbemanneS, »enn e^ aud^ ganj feiner 
grau ein^ierÄumt ift, ^it hoäf noä) ein fleineiS 6eiten(abinet 
mit feixirtrtem @ingan^. SBenn ber Wtann ber g^au no(i^ fo 
entgegenkommt, fo mad^t er'^ bo(6 immer mie bie frommen 
$i(ger, toenn erbrei Sd^ritte t)ortD&rtj^ t^ut, fo ma<i^t er gleid^ 
»iebet einen ^urfid ! 

^Sian fügt, t^ giebt feine ^rt^^rer me^r, baS ift mal^r, 
allein eS giebt leiber no(b SJl&rt^erinnen ! ^d^, m. f. $. u. 
^,, toenn mit fte nur atte !ennten bie üflArti^rerinnen im Ra- 
(enber ber @^e, bie nid&t rot^ angeftrid^en finb ! SBenn toir 
fie nur alle fennten, bie Sulberinnen, beren ^rj hinter bem 
einfamen, eingebrudtten S^ruftgitter bie SDomenfrone.tief eins 
gebrüdtt ^t\ wenn »ir fie nur aöefennten, bie »erl^üllten, 
eingemauerten Opfer ber Sieblofigfeit, ber $ärte, ber JRo^s 
^eit u. f. »., mt fie ftitt unb M^ilid^ aug allen fünf SBun^ 
ben i^er ©inne bluten, »ie für fie jeber Sag ein neuer ®rab» 
gang ift uiA jeber 8d^laf eine fleine Äreugabna^me> toie alle 
i^rc 2:fid&er nur Sbränentüd&er finb! SBenn »ir fie jfi^ten 
fönnten, m. f. $. u. $., alle bie S^rdnen, »oeldfee ber bers 
j^eimliil^t.e. ©^merj in ber Qlfyt »ergießt; wenn toir fie jäl^len 
tonnten, ade bie S^rdnen, meldte leife unb b^i| in fo man« 
d^en Strumpf mit eingeftri(!t merben ; menn mir fie }d^len 
tonnten alle bie gepreßten ©euf^r, bie mit in jebeö 3:ud^ 
cingef&umt »erben ; »enn »ir ben ©d&met§ l^örten, ber befto 
lauter ft^eit, je ftiller er ift ; menn mir baiS S3e^ bemdl^men, 
meU^eS befto ^5l^er fteigt, avi^ je tieferer STiefe ed fommt, 
batm, bann, m. f. $. u. $., mürben mir neben bielen gldn« 
lenten SouboiriS eine fold^e aUdrtprerfapeQe erbliden, unb 
19» 13» 



— 150 — 

bann tofit^en totr t)ov fo mandfter S^au niebeifmeen 191b fi€ 

ioete\)xen al^ ^ulbenn, al^ ^iii^t l 

@in jeber üRenfc^, m. f. $. u. ^., feiert brei ^o^jeiten 
im Seben, bie erfte mit bei Siebe ju jnmnjig Sa^en, bie 
ftlbeme ^od^^eit mit ber ;&offnung |u 45 Salären, nnb jn 70 
Sauren bie gotbene ^od^geit mit bem Glauben. S)ie ©ta« 
be^fergen fmb ^gleidt^ bie ^od^eit^fergen 3« biefet golbenen 
^o*geit. 

^mor l^at eine %add, {lernen M eine %adA, nnb bei S^ob 
l^at audi eine f^adel. 2lmoT l^at eine %a\%^adt\, bie fc^milgt 
fd^ned, ^pmen M ^ine äBacbiSfaifetr bie brennt buntel, unb 
ber 2:0b f)at eine ^edfrfadel, bie läuft ah. 

3n ber @efeUfd^6ft, m. f. ^« u. $.^fmb bie grauen bie 
^immeli^lid^ter, bie !0lanner aber blc^ bie S$tnbU(^ter. 3)te 
(grauen fmb gang mie bie Sid^ter, ba, mo eiS am meiften ^ie^t, 
ba fd^nvelgen fie am meiften, unb je me^r fie gepu|t koerben, 
befto lieber ge^en fte au^ l 3n feber ©efellfd^aft tann man 
bie iSemertung mad^en, je fürjer bie £id?ter »erben, befto 
länger merben admälig bie ®eftd(^ter, unb oft läuft bie ©e« 
fellfd^aft ah, beoor ned^ bie Sid^ter abgelaufen fmb. 

Saft iebe gro^e ©efeUfd^aft ift nid^t^ al^ eine beleud^tete 
Jinfterni^, iim in Äcrjen gefegte 5»^age: SBo fmb unfere 
£i4)ter? @in jeber SReufd^, m. f. $. u. <&., ift eine %mh 
böte, bie fein ^ater, Qhrolsoater unb ^(m^rr fdt^on bei äBelt 
ergäl^lt M ; jebei^2:ag ift ein alted B^itui^O^^^^^^tt ^nS ^ ^dt- 
gefd^idftte unb jebe ©efellfd^aft ift nid^t;^ al^ ein gro^ei^ $iques 
ni! auä 9lot()lflge, in meld^ @iner bem Slnbern üorlügt, er 
unterWlt fidf^. 2Ran fagt : „3eber Wenfdb ^^at fein Sc^idfal," 
' eS ift nid^t ma^r, eS gibt gar fein 64)ictfal, bie ©efeUfd^aft 
beS mm\dm ift fein edbidfal! 

O^e jkDei ^inge tonnte man in ber ©efellfdftaft nid^t leben^ 
ol(ine fc6öne IRebeuSarten unb o^ne {d^5ne grauen* 34 be» 



— 151 — 

trad^te txm jebe groge ®efeUf<iftaft tote eine Srinnerung an eine 
Sl^einrcife. 2luf bem großen ga^rttjaffcr bc^ Steffel treibt 
bajS S)ampfboüt bei ©efpräc^eö, bic ÜRdnner liefern SBinb unb 
S)ampf, unb an ^o^len fann nie TtauQtl fein, benn man Der« 
brandet nur bie ^o^^len, meldbe 6iner auf bal ^aupt beS ^ra 
bem fammelt ! bie fd^ßnen grauen, bie auf beiben Seiten fi^en, 
fmb bie reijenben Ufer, balb blumig unb'pittoree!, balb crl^a* 
bcn unb büfter, immeraber intereffant; bie alten grauen fmb 
bie e()rh)ürbigen ^Ruinen, bie bem ©anjen einen romantifci^en 
Slnblidt geiüdlj^ren ; in biefen SRuinen leben alte Sagen unb 
fc^auberl^afte ^olllgefd^id^ten. 

SBicle 2)lenfd&cn, m. f. ^. u. ^., bringen jur ©efeUfd^aft 
eine gan^e Sd^neibertverfftdtte in ijSrcem ÜRunbe mit: benga« 
ben bei ©efpräd^iS, bie fpi^ige iRabnabel, baefelbc einjufdbeln, 
bie Slle, bie @^re bei ^Rebenmenfd&en ju mejfen, bie Sc^eere, 
um biefe G^re foglcid^ abjufci^neiben, unb aud^ nod^ bal ^ü-- 
geleifen, um mit glatter unb ^ei^er 3ui^d<^ barüber ^in^u« 
fa^rren ! 

SRouffeau fagt: 2)er SUlenfd^ ift ein gefeöigeg 3:^ier; 
er l)äne ^njufcjcn füllen: ber junge STOenfd^. Qn ber 3us 
genb, m. f. ^. u. $., liebt man bie SRenfdfeen unb »er« 
nad^ldf ftgt bie SJl e n f (( (i e i t. 

3e dlter man htirb, befto melj^r liebt man bie 9M e n f d^ « 
^eit unb jie^t ftd^ aber i)on ben ÜRenf d^en jurüdt, fo »ie 
ber SD^enfd^ in ber Qugenb ben bunten Siebtem natfejagt unb 
nic^t ber glamme, im Slltcr bie todrmenbe glamme fucfet unb 
bie bunten fiid&ter i)ermeibet. 

®ie SDlenfd&^eit ift »ie eine ßbcne, toenn man in x^t 
ftel^t^ift fte flad^ unb langmeilig, ipenn man über il!;r fte^t, 
toirb fie unenblic^ unb ergaben, unb bol farbloö 3rbifd^e er» 
fd&eint im ^immlifc^en Sidfete. 

SSon ben ^immelllic^tem foHte ber iVlenfd^ lernen, loie 



— 152 — 

feine Sebenglid^ter befd^affen fein foUtcn; bag Si(i^t ber Siebe , 
bie Senug, m. f. ^. u, .&., toarunt ift fie bet fd^onfte Stern 
am ^immel, »eil fie ber Sonne nicbt bloj bei ibrem Slufgeben 
5ur Beite bleibt, fonbem »eil fie and) mxtifyc untergebt; »eil 
fieni(btnur Sölorgenftern, fonbem au(b Slbenbftern ift, 
SBcn bem JRegengeftirn foüt' er lernen, ba^ man im 3:rüben 
iinb 2)unfe(n erft recbt nab' ^nfammenrüden mufe ; »on ben 
SJlonb'-unb Sonnenpnftemiffen foll er lernen, bafe e^ nicbt »abt 
ift, »enn man fagt, bie großen Siebter baben fiib »erbunfelt, 
fonbem, ba^ «^ immer nur bie Grbe ift, bie mit ibrem bun!« 
len Äör^er bajmifd&en getreten ift, unb felbft i)on bem iRegen« 
bogen, m. f. $• u. ^., üon biefer leutbtenben Slmneftie naä) 
gerechtem S^xn unb Untt)ctter, üon biefcm Siebegf(b»ur be3 
^immel^ an bie Grbe, foll ber SMenfcb Icmen, baj jebe SBers 
fobnung, toie ber SHegenbcgcn, am fcbonften bcrüorgebt au3 
bunflem .gintergrunbe, au^ gebrocbenen Strablen unb aug 
fallenben abtönen, ba^ jeber Siebeefdj^mur, »ie ber Biegens 
bogen, au^ nicbt^ befteben follte, al^ au^ gebrocbenen Strab« 
len unb fallenben 3^1E>ränentropfen aug bunfeln ^erjen^loolfen. 

ffiaiS ift ber Unterfcbieb a»if(bcn Siebt unb glamme? Sitte 
Siebter brennen ber ab, alle glammen lobem H^^^uf, 
alle 3:rauer!er5en, greubenferjert unb 2(pollo!erjen brennen 
l^erunter; je länger fie brennen, befto mebr 2lf(be bebecft bann 
ilS>r .&aupt, nur bie glamme ber SWenfcbenliebe brennt gum 
^immel empor, fie ift ber l^eilige Sufeb, ber ftet^ flammt unb 
ficb nie terjcbrt, unb fie überflammt ade S^^tunas, Slmors, 
unb SlppoUoferjen. 

Slpoüofer^en ! 2Benn mir, m. f. ^. u. ^., bie ÜJlbtbolcgie 
unferer Stabt burebftcbem, ftoften »ir auf eine fonberbarc 
©otterlebre. 5lmor »erlauft ®rol be Staplet unb SKuffelin 
be Saine ; Tlextux üerfauft ^dring unb Sarbellen ; gcrtuna 
^anbelt mit SJeijS unb 3ibeben; Sepjipr bietet SWeffmgfnßpfe 



— 158 — 

feil, 3rid 3t»intfdben, unb SIpoIlo tft ein eeifenfiebec ge« 
iDOtben ! 

SlpoQo ^at lange gefd^toiegen, man tonnte nic^t, n>a( bad 3U 
bebeuten l^at, toai et int ©dftilbe fü^rt ; je^t loei^ man, \oa^ er 
im Schübe fü^tt: gioet $funb fersen! SBatum ^aben bie 
6ctf enjieber einen fiötoen im ©iftilb ? ffleil ein ©eif enfieber , mie 
bie £dmen; leinen ^abnftd^en ^ören lann. ^enn n)enn 
ber $al^n häht, mirb ^ag, unb am 3:ag ltaud)t man feine ^eqen, 
Sl^joQo ^ei^t aad^ $^obu^, ber £euc^tenbe, alfojej^t, 
ba er feine fitd^ter unb feine ^id^ter me^r jum 2evid)Un ^at, 
fo i)at er fvä) Äergen angefdf^afft, um feinen 3)ic&tem nad^ 
$au^ )u leud^ten. 

9lan glaubt, m. f. ^. u. ^., toenn man bie ^id^ter ^ört, 
toie fie ben grü^ing befingen, e^ gefdfed^e aui8 SSegeiftcrung 
ilber bie SBieberbelebung ber Statur ; bad ift nid^t in bem, fte 
freuen fid& blo^, baj bie ffiintcrnäd^te üorbei fmb, in benen 
fie fein £id^t unb fein $ol} f)ahenl 2Benn id) unfere ^^rü^^ 
lingSbi(^ter Tmgen ^bxt: 

,,«6otbcr iPctiü, bu gürd bct 'ßerjen^ 

Wlit bem füfien ÜBtumcnfd^etn; 

3n bie offnen SWenf^enftetjen 

3ie^fl bu, töonnetrunfen, ein, 

Wlai unb Srü^lino, blü^enb fd^on, 

Rubeln um ben «^immeUt^ron/' 

fo überfe^e xö^ mir biefc Seilen in ilS^re urfprünglid&e Sprad^e 
Surüdt, xoU folgt : 

;,«Öolber ßetij, bu Surft ber «&cfjen, 

^u, mein fiiger ^lumenfd^ein, 

Stb crfpar* fcbon fünf ^funb I^erjcn, 

Unb i^ ^ei^e nid)t mc^r ein, 

$el| unb ^iD^antel, bir jum ü^o^n, 

3ube(n im !iBer{a(amt fcbon ! 

S)er ^fl(;ling, m. f. ^. u. $., ift audfe fein SRarr; er Id^t 



- 154 - 

f\d) anä) nid^t ^etne toufetU) ©^bid^ t^oclefen, barunt Id^t er 
[\(b t)or ben e^rü^Ungebid^tem gang t^erleugnen ! ^er ($rü^« 
ling IdJBt fie wtn 22. STOdra biö in bcn tiefen Slpril t)or ber 
X^üre ftel^en, Id^t ftd^ ni<|t bliden, bann ruft er burd^^i^ 
Sd^lüffeUod^ l^inau^ : äWeine Ferren, ic^ bin nid^t 3U ^auS. 

5£)er «yrü^üng M fid^ ^urüdgejogen ; er lebt einfam in 
^alenbem, ÜRufenatmanad^en unb äiafd^enbüdt^em, ba ftort 
i^n teine Seele. Tlan fagt, ber unb jener ift ein äSeibers 
feinb; e^ ift nid^t ma^r, e» giebt nur einen 3Beiberfeinb, 
unb bajg ift ber Äalenber, ber (ömmt alle 3al^ unb fagt i^nen 
eine ©rob^eit unb bai^ nodft ba^u um brei SRonate früher, e^e 
er bie @r(aubni^ ba^u IS^at.. 

@in Safd^enbud^ hingegen x)i nid^tS aliS eine breifilbtge 
9ud^l(;dnblers6()arabe: ^aff^en-iBud^, ein drittel ift auf*d 
93ud^ berechnet unb gtoei drittel auf bie ^afc^en, ber S3ud^« 
l^dnbler ndmlid^. 

S^ie meiften jeligen SBüdfeer, m. f. $• u. .&., Ij^aben äße 
nur einen 2Beg ju mad&en, Dom %ieh sum ©efdngnift unb 
t}om (^efängni^ 5um Stid^tpla^, ober ^u beutfd^: nom ä^er» 
faffer gum SBudfe^dnbler unb 00m SBud^^dnbler jum Ädiä^dnbs 
ler. 3ln jeber ©rei^lerei ift bag jüngftc ®eri(^t ber Slutorcn. 
S)cr ©rei^ler ift bie le^te Snftan^; tocnn ber leine SBürje 
{hineinbringt, ift Slüe^ »orbci ! @^ todre überl&au^)t beffer, 
anftatt ba^ bie »üc^er üom Slutor bcm IReccnfcnten unb üom 
IReceufenten bem Oemüratrdmer gugefd^irft »erben, menn bie 
aSücfeer erft jum Oemfirgfrdmer unb bann erft jum Weccnfen* 
ten !dmen. Ucber^aupt geigen bie Slecenfenten immer nur 
an, »DO ba^ 93ud(^ erfdfeienen ift; e^ todre bejfer, \Dtm fie 
einmal angeigten, too^in ba^ iBud^ loerfdt^munben ift! 
hieben bem fieipgiger HRe^fatalcge ber in jebem 3at>re erfd&ie* 
neuen ©üd&er, foUte au(^ m SUlalulaturfatalog erfd^einen, 
mit bem Flamen aller Spegerei^nbler, bie nic^td fmb aliS bie 



— 165 — 

le^eit ^erkger oder Sucher unb bie eigentU^en Sud^l^anb« 
langen, »clt^c bic 2Bcr!e einc^ S)id&tcri8 unb feine Unfterb« 
liebfeit fo ret^t unter'^ SSol! bringen ; barum lebt in jebem 
^ienftmäbdfeen ein innerer %att, »o bie fiorbeerfrdnje ber 
^id^ter eigentltd^ (»infommen, unb koenn e^ um jmei ©rofd^en 
3ibeben fauft, fo fagt e« gang richtig: ;,3<^ bitt*, gebcn'^ 
mir ein paar Sorbeerblätter b'rauf 1" 

Ueber^iaupt, m. f. ^. u. ß., füllte jeber Sd^iftfteller fein 
eigener SRecenfent unb fein eigener ÜRafulatunjerfc^leiger fein. 
Tlan fd^impft gemß^nlidS; auf S'lecenfenten, bie fid& felbft be» 
urt^eilcn, aber bai^ ftnb gemö^nlic^ bie tugenblj^ofteflen SMen« 
fd^en ; erften«, »enn er fein eigene« 2Ber! recenfirt, fo »eij 
ber iRecenfent bod^, meldte ©ebanlen beS ^utor« neu ftnb unb 
meiere geftoftlen ; gmeiten« mad&t man ben Kecenfenten fo oft 
ben SSorwurf, ba^ fie bie 2Ber!e, loeld^e fie beurtlS^eilen, gar 
nic^tlefen; biefer Sorttjurf fdllt ge»i^ toeg, menn man.fid^ 
felbft recenfirt. 

Stllein, recenfirt fidfe nic^t jeber SWenfd^ oüe Sage 100 3JlaI 
felbft? äBenn ber aWenfcfe fagt: „3)ag toiH xö) mir erft über* 
legen," fo })t\it ba« nid^tö al«: „2luf stoei ober brei Seiten 
fpdtcr finben fid& in mir gute ©ebanfenl" fflenn ber ÜRenfd^ 
fagt: „3d& bin ein guter SHarr!" fo ift e« eine Selbftrecen« 
fwn, t)on ber er überzeugt ift, man wirb i^m afe iRecenfenten 
nur b:e $dlfte glauben; er meint, man mirb ba« „gut" 
glauben, bie SBelt glaubt aber bloö ben S'larren. ©o oft ber 
Wenfd^ gd^nt, fo ift ba« eine ©elbftrecenfion unb t>ei^t in 
SBortegefeJt: 

„25tefc ©teile in mir ifi langweilig." 

3)ie Sangemeile, m. f. «&. u. $., braud&t bie meiften Äer« 
Jen. S)ie ginftemi^ giebt ber ^Ij^antafie, bem ®eiftc, bie 
gldnjenbften $rii)ilegien unb bag Sid^t roubt fie »ieber. a)ie 
Sangemeile ift eine Xod^ter be^^ Sic^ti^; eine fogenannte 6oi» 



— 156 — 

tee ift mä)t^ aU eine mit ?(poCIos ober ÜRiOlp: ober fHadßs 
texten belcud&tete Sangcttjeile. 

3eber txaö^tü, fein Sid^t leüd&ten gu laffen; toenn man'« 
aber beim Sidjt betrad^tet/ift man ^inter'g ßid&t gefüH, unb 
n?enn man'^ beim redeten 2xä)t bettad^tet, fo ^at einem in ber 
ganzen Soiree niemanb ein Sid^t aufgeftedt, aU ber— 95e« 
bientc! 

2)et ewige ^rieben, m. f. ^. u. $., ^at auf nid&t^ fo fc? 
gcnreidf) eingemirft, alg auf bie—Sangeweile, unb bie emige 
£angcrrei(e toirft auf nid^t^ fo fegenreicfe ein, aU auf bie — 
Serleumbung ! ! 

©eitbem bie'3citungen an ®e(egenl&eit ju ^ntereffe, b. ^. 
5U Sügen, verloren l&aben, feitbem pe nid^t l^eute 40,000 
3Jlenf(^en umbringen, um fie morgen »ieber lebenbig gu 
mad^cn, feitbem l^at e5 in ber menfc^Iid&en ©efeüfc^aft jebe^ 
einzelne 3nbit)ibuum übernommen, felbft ein 3eitungöblatt 
ju fein, ^er 9}lunb ift ber Se^faften, bie fiunge ift bie 
5)ampfpreffe unb bie 3unge ber GipebitionStifd^ biefer Bei- 
tung ; biefe 3eitung wirb mit fd()arfen Settern unb mit bei 
»oüfommenften Sd^märje gebrudft!— 

3a, m. f. $. u. $., bie erfte S^W ^^^ ^^^ ^^*^ 6dE>Iangc, 
fo mie ber erfte Slugapfel ber erfte Sünbenapfel toar; in bem 
2lugapfe( liegt ber Steyt jur 3:ugenb unb jur Sünbe, auf ben 
SBangen ftebt ber Kommentar gu biefem 3:eyt, unb um bie 
5lugen fd^reibt bie 3ßit bie SRanbgloffen. 3)ic 
3unge, m. f. $. u. ^., fejt ben emigen Ärieg im ewigen 
^rieben fort, ben SBürgcrfrieg gegen greunb, SRad&bar unb 
Sßerwanbten ! 

Tlan fagt, e^ giebt feine ^Riefen me^x\ ei^ ift nid^t Wal^r, 
man gebe nur in mand&e ©efellfd&aft, ba finbet man SWaul* 
riefen, bie mit einer ^innbade ge^ntaufenb JRamen tobt« 
fd^lagen. 



— 157 - 

3[n !eincr 3cit, m. f. $. u. $., l)at bie Scrleumbung fo 
um fxd) gegriffen, aU jjejt. ^ic Scrleumbung ift bcr IBanbs 
iDurm ber ©efeüfd^aft, man mirb feinet ^opfeä nie mäd&tig ! 
a»an Id&t in jeber (Scfcllfij&aft alle 2lbtt)efcnben Spie&rut^en 
laufen unb ma6)t mit bcn 3«n9^w türtifd^e SRufif baju ! 
Stiele glauben, man muffe gegen Serleumbung ettoa^ Hun, 
bagegen reben, fid? »ert^eibigen u.f.tt). ; aUeiit bag ift eben« 
fall» wie mit bem ©lodenlSuten gegen ben SBlij: man glaubt, 
eö leitet ben 33li5 ab, allein e^ ^ie^ti^n gerabe noc& mel&r an\ 

ÜJlan üerleumbet in ber ®efettfd^aft mie in einem ^iU 
gcrjug ; juerft fommen bie Äinber, bann bie iWäbcfeen, bann 
Tlänntt unb «grauen, bann gang gule^t fommen bie alten 
SBeiber, bie basS grofite (Sefd&rei mad^en. 

3)ic SJerleumbung, m. f. ß. u. 5., ift mie ein Jrut^al^n, 
je me^r garbe unb ©lang ein ©egenftanb })at, befto erboster 
h)irt> fte, unb befto lauter lodert fte. ^er 93li^ unb bie 58ers 
leumbung treffen meift nur l&o^e ®egenftdnbe. @inc grau 
braucht nur eine ^o^e Sd^ön^eit ju fein, eine ^erfon braucht 
nur einen (^ol^en IRang einjune^men, ein !D^ann brandet nur 
ein l^o^e^ ®enie ju fein, unb ber Serleumbungg593li5 trifft 
i^n o^ne 6dE)onung. Selbft bie beften iWenfd&en, menn pe 
auä) nid&t mit SSerleumbung blijen, fowetterleud^« 
ten fte bod^, baS nennt man tuie bad SBetterleud^ten : ftd^ 
abfüllen. Q^ ift fonberbar, um einen SDlenfd^en gu loerleum« 
ben, beginnt man bamit, i^n ein S3i^(^en gu loben; man 
ma^t^ mit ben aWenfd&en wie mit ben Äaftanien, man 
fd&neibet fie erft ein SBi^d&en auf, um fic bann 
beffcr gu braten. Stilen ^aben bie SJlenfd&en gur SSerleums 
bung gemi&braud^t, ^^ilofopl^ie, ^oefie unb Stenographie, 
unb blo^ barum allein f(i()on t>erbient bie Tlnfil eine göttlid^e 
£unft genannt gu merben, tueil man mit SJlufi! allein tueber 
20 14 



— 158 — 

eine Sctleumbung noci^ eine Stwclbcutigfcit fagen 
fann 1 

2)ie Sonne beg ®cnieg \}at faft immer t>a» Scfeidfal toie 
bie Sonne fclbft, man fpäbt naä) nid^tg eifriger alö nad^ 
i^rcn Sieden, man fd^lie^t bie Äugen gu, fo lange fie 
bei un^ rreilt, unb fie^l i^r nur bann freunblid^ naä), 
menn fie untergegangen ift. 

SBenn in bem lörunnen ber ©efeüfd^aft bie 3Kenfd()en ben 
Äopf unb ba« ^crj cine^ auggejeid^neten SWannee crfd^cpfen 
tüotten, fo ge^en fie mit i^ncn um, mie mit gtoei (Simern in 
jebem anbern 93runnen; beibe: Äopf unb ^crj !cnnen 
fie nic^t oben laffen, eine^ mufe (^inab, ^aben fie ba^ 
.J)er3 erhoben, fo ftofeen fie ben ^opf (^inab; muffen fie feinen 
Äopf erjieben, fo fu(3^en fie fein $erg l^inuntcr ju bringen, unb 
au(b feinen fiopf galten fic nur oben, fo lange er r>oü ift, menn 
fie i^n mit burftigen 3ügen ausgeleert l(>aben, laffen fie i^n 
toieber fmfcn. — SBiele SÄenfd&en lieben audj bie ^id)tcx bIo3 
fo toie fie ben fiäfe lieben, b. l). fie finben i^n nur bann erft 
gut, menn er i?on ben SBürmern angegangen mirb. 
5)ie 3Wenf(i()en ^ören nur bann auf, einen Stein auf il&re auS« 
gegeid^neten ©eifter ju merf en, menn fie i^m einen Stein 
fe^en lönnen. 

ßg ift t^oridftt, m. f. $. u. ,&., ba^ man fo mel Subffrip» 
tionen für üRonumente großer SKdnner mod&t, menn man fie 
nur fammeln moHte ade bie Steine, meld&e ijire 35littoelt auf 
fie marf, fo mürbe audfe ber mittelmd&igfte ®eift einen Stein 
toie eine ^Spramibe befommen I 

ffiag ift ein SKonument? 65 ift ni(i(>t ein S)en!mal, basJ 
an bie 5Berbienfte be^ lobten erinnert, fonbem ein S)enhnal 
on bie Unbanibarfeit ber Sebenbigen I 

3n fünfzig Salären mirb »or lauter SKonumenten bie ßrbc 
ausfeilen mie ein Stad^elfd^mein ; allein jebe^ SRonument ifi 



— 159 — 

.nid&t fo fcl&r eine (Sbre, bie mir bem Zotten ermeifcn foücn, 
aU üicfmcbr eine jämmerlid^e (Sntfd&ulbigung in 8tein, unb 
(>ei^t: (§ntfd^ulbige; bafe mir bir beim Seben fein 33rob gaben, 
nad) bem 5cbe geben mir bir bafür einen 6tein tjor ! 

(^^ ift fcnberbar, m. f. .&. u. ^., ber ÜJlenfd^ füblt nid&t 
c^^er 55ei5 unb ÜDlitleib mit bem 3)]enfd&en, al^ bei feinem 
3;cbe ; bann fommt aber ber 5lebenmenfc^, unb fagt : ;,2lüe 
ffleileibäsSBejeugungen merbcn ©erbeten !" 

^et üJlenfcfe, m. f. <^. u. .&., fie^t ben 3Jlenfc^en nur bann 
in einem gnabigen Sid^t, menn er i^m fein ©rabeslicbt ans 
jünbet, unb nur bann jünbet er i^m mit Dotlem .&er5en bie 
Släuc^erferjen an, menn er fie gu ben Xobtenferjen fteden 
!ann. — ^ie 3:obtenfer5en; m. f. $. u. $., fmb beim 2Bad&§ 
geblieben, benn e^ ift ber 9Jlenfd& mie ffiad):^, bevor er jum 
Sid^t gelangt, mu& er gebleici&t merbcn. 

^a^ Zehen ift nid&tj^ al^ bie gro&e i8(eic&e ber TOenfd&en, 
nad) unb nai) blefdben \\6) •ö'^ffnimöe^f SBangen, .&aare, unb 
bennc^ benft ber üRenfdf; nie baran, bafe |ebeä (Srrötl^en nid&tg 
ift, ai^ eine SBorfpann me^r jum ©rbleid^en ! 60 benft anä) 
lein Ttenid) baran, menn er eine Ul^r fd&Iagen ^ört, ba& je^ 
ber Uf^rfc^lag nid&t^ fpielt, aU mieber eine 9^ote aug feinem 
3:obtenmarfc&e ; fo f (ettert ber 3Jlenf^ aud^ fein ganje^ Seben 
long Don S3erg ju ©erg, um eine gro^e Slu^fic^^t ju ^aben, 
unb benft nid^t baran, ba^ er bie grofete Slui^fui&t nur t)om 
fieinften $figel \)ahen fann, t)om ©rabes&^ügel, unb fo fte^t 
ber DWenfcfe taufenb Sid^ter unb glammen brennen, unb benft 
nid)t baran, ba^ alle brennenben Siebter nid&t^ abfegen aU — 
2(f*c. 

2Bag ift ber Unterfd&ieb, m. f. $. u. ^., jmifd&en unferen 
brennenben, b. ^. lebenben £id&tern unb 2)id&tern, unb unfe« 
ren Äerjen? Unfere Äerjen fejen [169 fclbft ^erab, unferc 
2id)tex fe^en f\ä) biod gegen feit ig ^erab. S)ie ^er^en 



— 160 — 

fcfcen ficfc nur um einen gemiffen $retÄ Utah, bic Sid&tet 
fejen fid^ um j eben ^reii^ &erab! ,,^erdbgcfette greife !" 
ba^ ift je^t ber allgemeine $reiegcfang ! 3Bie ta& $ubli!um 
eine Sad&e $teiig giebt, n»irb ber $rei^ l^erabgefe^t. 

TOan mad)t ben meiften Äerjen ben SOortourf, bafe man 
nidfeti? bei i^nen fie^t ! ^a ftnb bie 3JIenfd^en baran Edfeulb, 
fie jünben pe immer bei ^ad)t an, »enn e^s pnfter ift ; man 
jünbe fie einmal beim Sag an, bann »erben alle 2)Zen|c&en 
jagen: „Sei biefen ^crjcn pe^t man prdij^tig, bag 
liegt am Sage!" 

Ter aWenfd^ ift unbanlbar gegen feine 93eleu(i^tungeanftols 
ten, fo tüie überj^aupt gegen alle feine 5lnftalten, unb meint, 
fte entfpred^en i^re'm 9lamen nid&t ; ba^ ift nidbt toa^x. 2lUe 
Slnftalten entfpred&en i^rem 3Ramen; fie madben immer 51 ns 
ftalten, j. 93. 93eleu*tung^=5lnftalten, Scfc^^Slnftalten, unb 
\ä) bin über5eugt, menn ba» geuer jur geH^rigen Seit in bic 
2lnftalt !dme, c^ n?äre gleidf; gelcfc^t ! Unfere Söfcfcsßi m er, 
m. f. $. u. $., fmb tt)ie unfere SJirdnen: blcö Softes 
Slnft alten. 3m Sljeater, ba ftrcmen bie SMucn bad&s 
»eife bei bem Unglüdfe be^ 9lebenmenfc(}en ; im »irflicfeen 
Seben, bei bemfelben n^irüidt^en Unglfid, »ergießt fein Sluge 
eineSMne; g'rab toit bie ficfd^^ dinier, toenn fie prcbirt 
toerben, fmb fie Dcll SCaffer: menn fie> gebrandet »erben, ges 
Un fie feinen Kröpfen l&er. 2Ran irrt fidfe blo^ in ber iöes 
beutung beö 2Borteö „Slnftalt;" eine 2lnftalt ift gemad^t, um 
babei angeftellt ^u »erben, unb »ir ^aben blo^i ^ilnfteU 
lungspsSlnftalten. 

2^er SDilenfd^ ge^t cft an ben aui^gejeit^netftcn Slnftalten 
»crüber unb benft nidfct baran. SBer benft j. 93., »enn er 
an einem rcdfct fetten D(^fen »orfiber gcl&t, ba^ ba^ eine Ic* 
benbige 93eleud^tungdrSlnftalt ift? Sebe 93iene ift eine 



— 161 — 

3Bad^g!er3en=5lnftaIt,.unb icbcr Oä)^ eine lebenbige ZalQ-- unb 
Stcarinfcrjen = %aMt ! 

SRid&t nur atte unfcrc Äergen fmb blo^ 33eleud&tungg52Ini 
ftaltcn, frnbern aud& unfere Sid^ter; bie gciftigcn 2id)tct 
ftnb ^old)e 33eleuc^tung^anftalten, bie Slnftalt fte^t ber 93c^ 
leud&tuticj im 2id&t. fflir battcn einmal ein gro^eg, unftcrb« 
lid^cö 2iä)t : S^afefpeare, batauf !amen bie fritifd^en 93es 
IcudfetungSsSlnftalten, bie SlpoUosÄerjen: 3obnfon, SBarburs 
ton n.f.m. belcud^teten ben 6l?a!e{pearc ; bann tarnen bie 
SJliü^i^ergen: 'Sßo^, (Ifd^enburg u.f.tt). unb beleuchteten biefe 
2lpolI(>=^er3en; bann famen bie ©tearin^ierjcn: 2;icct,^orn 
u.f hj. unb beleudtiteten biefe SÄittp^Äerjen; jejt fornmennccb 
alle fritifd^en Keinen ÜUargarins^erjen unb beleu(6ten n?ieber 
biefe ^erjen ; furj, fie Ifiaben feit ein paaY ^unbert 3a()ren 
ben S^afefpeare fc beleud^tet, ba& mir gan^ im ^unfein über 
i^n finb. ©o ge^t el un^ aud^ mit unferen witüi^en Äer* 
gen. aBenn toir ein 2^algli(j&t an3ünben, fo muffen mir gmei 
ffiad^siferjen baau angünben, um ju fe^en, mie e^ brennt; 
um aber gu fe^en^ mie mir ba^ fe^en, muffen mirüier Slpollos 
fergcn baju an$ünben. SBenn mir biefe Sid&ter nun mit a^t 
3ÄiUD!er5en beleud&ten, unb um unb um fed&je^n brennenbe 
©tearinter^en ftetlen, um nid^t im ginftem ^u tappen, bann, 
tn. f. ^. u. ^., mürbe 169 mol^^lmeinenb gerat^en \)aUn, eine 
Keine Saterne mitzubringen, um biefe ©ad^e bei 2id&t betrad^- 
tcn 5u f önnen ! 

®ei ben Äerjen, m. f. $. u. ^., gel^ßrt esS ^ur 6itte, bag 
Gnbe nid^t 5U gebraud^en; nur bie gemeinen Seute benüfeen 
bie ^nbc^en, f^e ^aben üeine Si^tfned^te ba^u, bie man 
,,$rofitd)en" nennt, aber ber gute 2;on erforbert, bai? ßnbe 
toeqiuqeben I So mad&en mir ej§ aud^ mit ben geiftigen Sic^« 
tem, menn r)on einem geiftigen Sid^te etmas |u feigen ift, bad 
(Snbe mollen mir nic^t ; barum ge^en bei jeber iBorftellung fo 
20* 14* 



— 162 — 

Dtele 9Renf(^en r>ot bem @nbe loeg; bei i^nen (ei^t $tt>fit« 
d^en umgeteM' ße ptofltiren pom 6nbe nic^t ! iBefonberd 
(i^Itc^ ift eine folc^e $robuftion, toenn fte bie Wittagdlinie ^u 
^afflren \)at, ba mu^ »ie bei ber 6tabt(inie ber ©eift an ben 
Allagen Sl^ergel^rungsfteuer abliefern, unb mit ^orer benfen 
bei bem fief etifcb nur on ben ßfetifdti. 

2BirfIic^, m. f. ^. u. ^., fcUte jcmanb e« »erfuci&en, üor 
bem enbe feiner ^robuttion, »orlefung, 2:^eaterftü(f, Over 
u.f.». eine Heine ?iaufe in mad&en unb fcigenbe SBcrte an 
ha» $ublifum ju ri(i^ten : 

fMeine boc^üerebrten, gütigen, liebenstoürbigen S^^^rer 
unb 3uf<^auer! 2Rein 6nbe nabt b^an; eg ift eine ber 
frommsten ^flicbten, bas feiige ©nbe eine« ÜRenfcben nicbt ju 
ftcren; i(b tt>erbe,bcöb<ilb jcftt eine fleine $aufe macben für 
benjenigen i^erebrten ^bei(/ n>e(cber oor bem @nbe binauie^s 
geben miU, bamit berjenige 3:bei(^ melcber mit ^gcbung bad 
feiige (^be ab^utvarten fo gebulbig ift, in biefem frcmmen 
SBerfe ni(bt geftort »erbe ! S)afür bitte icb aucb benjenigen 
Derebrten S^beit, melcber bii^ an'^ @nbe ju bleiben bie ®üte 
bat, bie e^ortgebenben in ibrem ©enuffe nidbt ju ft5ren, benn 
im ©runbe ift baS fortgeben t)or bem ^be aucb ein ^cms 
^>liment für bie Sad^e; e^ fagt erftenig, ba| bie 2cutc ber 
Sortgang febr intereffirt, unb ba| fie febr begierig auf ben 
Slu^gang fmb!" 

©ie? Sie benfi^en biefe $aufe ni(bt? 60 säble icb biefe 
iBorlefung 5U meinen gemonnenen 8(b(ad^en; icb berechne 
aber meinen Sieg nicbt nacb ber 3<^b^ berer, bie icb in bie 
glucbt gefcblagcn, fonbem nacb ber Sln^abl berer, bie auf 
bem $ l a t e geblieben fmb I 

3[bre ®üte, m. f. $. u* $., bat !ein unbanttare^ ^erj 
getroffen, fürchten Sie nicbtjg, alle biefe IBlÄtter, bie Sie nodb 
ba feben, fmb unbefcbrieben ; auf biefen Sldttern recbtiS ^ieU 



— 163 — 

i^ eine Sotlefung a««* ®«ft«« ber ungtUdli^cn SDlenfdt* 
l^dt, auf bicfen »Idttern linU f^aiU i* feine »orlefung jum 
SSeften ber glüdtlid^en äRenfd^Mtl 



jtonbiiorei bei» SofuS. 

^ir tfrjane lies ytel)-tfel)trne8. 

©ine fiamet)a(iSfcbmanls5Bor(efung über bie .Sd^dbcHel^re ber 
6(^afc unb Od&fen. 

(3« bicfcm $^ttyci^{n^«fva^ I^atte ber 9?erfaffer m einet 3rBenb=Unter« 
^altunrt Bei ftc^ einen Oc^fen* unb einen @c6af«£üVf » fl*nj m<^ C?ah« 
€<^5benc{>Te cingft^cilt, unb jn teib^n (Seiten »d^renb feiner 53ors 
lefung um fi<% flehen.) 

H^^ fei, eevaDrt mir bie OiUe, 
3n eurem fdunU ber Zuritte !" 

S3et)or 6ie, m. f. $. u. ß., über unö brci Äöpfe bcn Äopf 
fdfeüttcln, erlaufen ^ic mir bie ganjeSac^e überhaupt beim 
fiopf anzufangen, ffiarum, m.f.^.u.^., fagt man ;,über« 
^aupt" unb ni(i&t „überfopf ?" äBo liegt Der Unterf(feieb 
imifd^en ^aupt unb £opf? äBarum fagt man: ,4<^ mu^ 
bae behaupten/' unb nid^t: „id^ mu| boÄ beföpfen?" 
SBarum fagt man ,,!öpfen'' unb „entbaupten/' unb 
nid^tauc^: „ber ift ge^uptet »orben ober entföpft?" 
SBarum forf(i^t man bei allen fingen nad^ ber igaupt^ 
Urfüd^e unb nie nad& ber Ä o p f s Urfad^e ? fflarum, m. f. ^. 
u. ^.; ging o^ne ^aupt 9tom unb Sparta gu ®runbe, unb 
loarum ge^t o^ne fiopf ©ipelbau nic^t gu ®runbe? äBarum 
(at ba^ tleinfte Sanb. feine ^auptftabt unb baiS größte 
fianb feine ^opfftabt? äBarum befommt in ber @^e bloi^' 
bie %xau ben Sopffd^mucf, ber SDtann aber einen ^aupt« 
fd^mud? SSBarum mad^t man oft fopfloi^ ein ^aupt« 
glild? Sticht jeber Hauptmann ift ein ^opfmann; 



— 164 — 

cm Hauptquartier ift ncd) fein .^opfaua4:ticr, unbioctm 
bcr gclbl^ctt bcn Ä p f verliert, fa njirb er auf ^ $ ö u p t 
gefd^lagcn! 3« jebcr Strafe finbet man eine ^aupt^ 
nicberlage, aber nirgenbs finbet man eine Äopfnieberlage; 
bcgel^rt man öon irgenb einer 2lnftalt ein „^auptftüd/' 
fo befcmmt man ein ,4üpfftü(f." Seina^e jebe^ Sanb 
treibt eine Äopffteuer ein, um irgenb einen ^auptjwed 
5u erreict;en^ mo treibt man aber eine i^auptft euer ein, 
um einen Ä o p f jmed ju erreid&en ? 

3ebcdb id& fürchte, m. f. ^. u. $., ba& Sie t>on biefcr 
6prad&-.5auptjagb balb Äopfme^ befommen fßnnten, unb 
ftürge mid^ nun über ^al^ unb ^opf in mein ^auptt^ema 
über bie ÄopfDariationen jurüd. 

3d& Jiabe bie (5(^re, 3l^nen hiermit, m. f. $. u. ^., bie 
aJie^sSd^dbel'.fiefcre in „3»ei fiouplsSlbfc^nitten" 
üorgufül^ren. ©n^, jmei, i^ ^ä^l* bie ^äupter meiner 
Sieben, unb fiel^*, mir felj^lt fein t^ieure^ $aupt! 

Hier \)abe \6) bie <5^re, ^Ij^nen bie Sßüfte eineä Dd^fen 
üorjuftetlen bcr in feinem fieben oiel in bem Slder be^ Herrn 
gearbeitet ^at, ein SD^ann, ein Odj^ miU id^ fagen, ber in 
bem Jelbe, bai^ i^m angewiefen mar, ba^ ®rag toaitfett 
Ij^örte ; ein Däb§, ber fein ^od) ertrug, mie nur irgenb ein 
e^rlid(;er SKenfd^ ; ein 04^, ber nie mit einem fremben Äalbe 
pflügte ; ein Oä)^ »on Oemic^t, aHein erfl nac^ feinem ^obe 
ton^tt man i^n gan§ ju fd[;d^en, ed mar ein ©entleman 
»on 700 ipfunb Seibrenten! 

äBoran bicfer Oä)^ gefttrben ift? 2ln einer ®emüt^g» 
Iranffeeit, benn er ftorb an ben gongen gänjUiJer 3lics 
bergefc^^Ugen^eit! Unb »ollt 36r »iffen, für toen et 
ifl geftotben? Jür mid^ ift er geftorben! iSt ftarb unter 
meiner Hanb, ali^ id^ eben nad^ ®aüd SCnmeifung fein üeined 
®e^tm unb bie S^ite feinet 9Radend unterfud^te, aHmo nad^ 



— 165 — 

®aü „bie ©cfcllfd^aftölicbe" liegt, toeld^c^ i* aud^ 
beftdtigt fanb, bcnh er mar ©rünbcr einer ©efeüfd^aft unter 
bem 3:ite( : 

2)ic ^J^eater^S^ecenfenten, ober bie ge* 
Mtnten SBrüber in ber Äunft auf ©e« 
meinplä^en ju tt?eib en unb immer bai^* 
elbe mieberjufduen. 

2l(^ er ftarb, fagte er mir: „Sa^re in beincn Unter« 
fud&ungen fort^ bu mu^t auf odfefige ©ntbedungen fto^en, \ä) 
gebe bir meinen Äopf jum ^fanb!" ^amit gab er feinen 
©cift auf unb ging ben SBeg alle^ 3 1 e i f d^ e ^ burcb bie 
SBanf— ! 

2)iefc^, m. f. ^. u. $., ift nun be^ 2:]S)euren jurüdgeblie* 
bene^3 $fanb. 

©eftel^en 6ic mir, e^S ift ein rül^renbcö tete ä t^te ! 

Unb )^m, m. f. ^. u. ^., bicfer finnige Sd^afefopf ! 3flid&t 
fo grcfe mie jener, aber bcd^ ausgegeidfenet in feinem "§^6:)^. 

^ie <Scbafe, m. l^. n.^., fmb eben fo melen Satalitäten 
unb Äranf Reiten au^gefe^t, aU bie Sdf)riftftctter: Sal5mangel, 
ffioümange(, Sc^minbel, 2)urd)fall, Tre&frantbeit, fiefer« 
bfirre, unb trodener Scbminb ! 2)ie 6cbafe fmb then fo ^u 
benüfen, loie bie Sc^riftfteller, man !ann fie fetteren, man 
fann fie melfen, unb auio ibren ©ebärmen unb ßinge« 
roeiben »erben bie 6aiten gemaci&t, meldte mit i^rem Zon 
bie SBelt ent5üdten, aber bann muffen Sd&afe unb Scbrift* 
ftelier bie ^^ruft erft gerfd&lijt baben! 

S)ie Scbafju^t, m. f. ^. u. $., fommt gleid^ tjor ber 
211 e n f df> e n ä u dfe t , barum ^aben mir fo mele Slnftalten gur 
Sereblung ber Sd^afe, unb fo menig Slnftalten jur 
58ere"blung ber ajlenfd&en. ^ie 6(bafe merben oer« 
ebelt, bamit fein SDlangel an feinem Sud^e fei, bie ^Wen« 



— 166 — 

fd^en loerbcn niäft üerebcU, bamtt fein STOangel an grobem 
Suc^e fei. 

S)ie englänbcr erjiel&en i^re Sd^afc unb il^re 2Rcnf(6cn 
blo0 für bie ^ammtDollfabrifen. Sd^f unb ^enfc^ 
gilt bei i^nen nur baS, ma^ fein äBoUprobuft ift. @nglanb 
jie^t 40 3Jliüionen 8(i&afe, unb i?on i^ren Sc^afefcpfen pe^ 
beln fid) bie nur auf bem geftlanbe an, bie lu^red&t in ber 
ffloüefi^en! ^ 

2)ie beutfd&en ©d&afe unb bie beutfc^en ÜRenfdf^en »erben 
aucb erjogen, aber blo^ jum krempeln. (55^ ift fcnberbar, 
in 5)eutf4;(anb fielet bie ©d^afju^t mit ber Spradbe in ge« 
nauer SBec^felbe^ietiung, »o ba^ reinfte55)eutfc^ gefprod^en 
»irb, fmb bie beften Schafe. 

2ßa^ bie 2Renfd&en üor ben Sci^afen ooraug \)ahtn ift bie 
©(fcur. 3)ie 6d^afe fmb enttoeber einf(ifeurig ober jroeis 
fd&urig, je nad&bem fie einmal ober jmeimal im 3a^re 
gefdfeoren merben; ber OJlenfd^ allein l)at be^Mb Sernunft 
unb Sprache t)om lieben ®ott befommen, bamit er alle S^age 
gefd&oren »erben fann, ber SWenfd^ allein ift ein ftetäs 
fd^urige^ 6(^af. 

S)ie Siebe, bie Sanftmütig, bie ®ebulb, m. f. ^. u. ^., 
fmb lauter Sd(^afgtugenben! |)aben Sie fc^on ein rad&s 
füc^tigeiS 6(^af, einen mi^igen Sd^öpiS, einfat^ris 
fd^e^Samm, einen ^umoriftifcfeen $ammcl gcfcIS^en? 
ffiarum Reifet man bie glüdlic^ Siebenben: Sc^^äfer? 2Beil, 
»er glüdlitfe lieben »itl, fein 6cbaf immer Hten mu^. 
S)ie eigentlid&en ©d&äferftunben fmb jejt auf jene Stunben 
rebucirt, in »eichen man fein ©d^dfd^en in*^ 3:rodtene 
bringt. 

S)ie SWenfd^en fönnen reben, bie ©d^afe blöden, unb 
boi^ iff^, toa^ bie @c^afe t^orau^ ^aben, benn ber SRenfdt 



— 167 — 

hm ^d) um ben Aopf reben, aiex {ein Sd^af tann fld^ 
um ben Hopf blöden! 

Spr ad&e unb Vernunft, m. f. $. u, ^,, mit biefen 
beiben «^immel^gaben ift e^ fonberbar beftedt. 3m Spre» 
d&en fprid^t bteSSernunft iii6}t an, unb fül bic 
S8ernunft ift nur ba^ Scj^meigen ein fpred&enbet 
S5e»ei». 

Um aber' ».iebcr auf meinen Äopf jurüdfjufommen, xii 
meine auf biefen ©(^afifopf, fo mu& id} burd&au« auf mei« 
nem Äopfe beftel^cn, um bie ®a(l*fd&e ©d^dbelle^te in furgen 
Sd|en auf biefc meine beiben fiöpfe anjumenben, benn: 
„SBenn foldtic fiöpfe feiern, hjeld^' ein SJetluft für mein 
3a^rl&unbert !" 

^ie S^dbeUe^re berul^t auf leeren Sd^dbeln, 
unb barf ficfe be^^alb einer großen Verbreitung erfreuen, 
^ie €d^dbel(e^re beruht auf ben Organen beS ®e^im^, bad 
©ebim ift aber bei bem SRenfd^en je^t fein Organ me^r, 
fonbem man geniest eg nur »on 3:^ieren, ein Dd^fen^im, m 
Sd^f^im, u.f.tt). 3olglid& ift tie Se^re üon ben ©eljiim» 
Organen nur nod^ Ui biefen fflefen $u finben. 

a^ gibt eine fleine SBelt, m. f. ^. u. Jq., unb eg gibt 
eine gro^e SBelt; e^ gibt ein fleine« ®e^im unb ei8 gibt dn 
groje^ ©el&im. ©^ mdre alfo intereffant, su unterfud^en, ob 
bie gro^e 3BeIt baS gro^e ©e^m, unb bie fleine äBelt bad 
Keine (Se^im ^at, ober umgefe^rt. 

3m fleinen @e^tm liegt, nad^ (Sali, baS @en{e, im f leinen 
©e^m ift ber Sif ber Seele ! Sie Seele ift unfterblicfe, unb 
boS ift ein @lfid!, fonft mü^te baS Heine ®t\)xxn mit bem 
großen @enie ^ungerS fterben ! 

Sie {leinen unb großen Grl^obenl^eiten an ben du^ent 
Sc^elmaffen bilben bie t^erfd&iebenen Sinne, ate: Ort« 
ftnn, B^tf^n, @elbfinn, u.f.io. 



- 168 — 

^iet biefcn Od^fenfopf ^abe xäf gatij tiad^ btcfem Softem« 
einget^eilt ! 

^m, m. f. ^. u. $., liegt bie ^u^Iiebe, bie A&(ber< 
Hcb.c, bie SDlitod^fenliebe, bei bcn ÜRetifd^eti ©e^ 
fc&le(btdliebe,£itibeS Hebe, 9^äd(iften Hebe ge^ 
tiannt. SBarum bie ,, g r a u e n l i e b e " fo ganj im SHadfen 
liegt, mag ba^er fommen, ipeil ed babei glei^ um 'ben 
fragen ge^t! 

^ie Siebe fangt ba an, »o ber Aopf aufhört; hei ber 
Siebe l&at ber flopf nid&ti^ mitgureben : fie ift toie eine gute 
Single^rerin, fte {ann bie fi o p f ft i m m e nid^t leiben. 3)te 
Siebe liegt, nad^ (Sali, rüdtivdtt^ t)om Aopfe. ^arum fagt 
man: S)ie Siebe ))erbrel^t einem benAopf, b. ^. 
berÄopf »irb jurüct auf bie Siebe gebrel^t. SBenn man 
bann ben (Segenftanb feiner Siebe l^eirat^et, fo bre^t biefe 
ben^opf tvieber }urüd, unb man fagt bann: 3)ie grau 
^at il&m ben Äopf juted&t gefejt. 

Um bie Slugen ^erum, m. f. Jq, u. $., liegen bie meiften 
Organe, um bie Slugen ift ber 6ammelp(at ber meiften finn^ 
liefen (^nbrüde; bie 6tim ift ber @it ber Srl^abenl^eit unb 
bee «^elbenmut^d. 

S)er „^unftfinn,'^ m. f. $. u. ^., brüctt fid^ l^ier burc^ 
eine eigene ^l^o^ung ober ®eh>ölbe aud. @d ge^t bei 
melen JRenfd^en mit biefem Äunftf inn unb feinem f o g es 
nannten ©emölbe toie mit benneueften aRobegemoI« 
ben, in ber SluiSlage ift SlUeiS, im®en)5lbe briits 
nen ift gar nicfetg! Sei ben Dc^fen liegt berÄunftfmn 
gcrabe unter ben Römern, benn bie Dd^fen baben nur für 
jene ^unft Sinn, t>on ber man i^nen redtit ing $orn ftö|t ! 

2)cr Sacbfinn, ber Drtfinn unb ber (Srgiel^unggs 
finn liegen an ber S^afentourgel. 

3)arum, m. f. ^. u. ^., toenn 3emanb feine Slafe in Sllle« 



— 169 — 

fledt, fo ift bad nic^tö aö angctoanbter Sad&finn, unb 
mer taufcnb Sad&eit im Sinn ^at, bcn mu^ man auf 
jebe einzelne Sad^e mit b e r 91 a f e ft o ^ e n. 

2)cr Ortfinn liegt an bcr 3la^e, barum, mcnn (5iner ein 
grauenjimmet bei ber SRafe ^erumfü^rt, fo ift ba§ blo^ eine 
jßrobe i^reig Ortfinne^, barum Hegen ßinem bie 9lafcn 
fe^ in Sinn, bie man ^b\)exn Ott^ befommt, unb »eil 
ber Ortfinn an bet 9lafe liegt, mu& ber, »elti^er üon einem 
Orte burd&ge&en toiU, eine feine 9flaf e ^aben. 

2)er SBiJ offenbart pd^ burd^ jwei fanfte ßrjiebun* 
gen über ben ^ugen. 

6^ ift eine feltene 6a<^e, baj ficfe ber fflife bnrd^ (SrJ&e« 
bung, unb mm gar burc^ eine fanfte (Sr^^ebung, an« 
geigt. 3d& glaube, ber gute ©all l^at Wog bie €tim 
üon mijigen 3Renf(f)en unterfud^t, bie fid^ bie ©tirn 
angeflogen l^aben, unb er M l>ic unfanften SBeu« 
len für fanfte ßrl^ebungen gehalten! 

9Som 3Bi6 red&tg liegt bie „©utmüt ^i gleit" unb lin!« 
ber „®iebj5finn," bai^ ift eine gefd^id^e SRac^barfd^aft. 
S)aS geigt an, ba^ baS $ublifum aud^ geftol^tene SDi^e 
gutmüt^igfür originelle annimmt ! 

S)er SBi^, fagt 3>ean $aul, ift eine ^eilfame Seben^gabe 
ber 9latur, b. f), mm bie Slatur biefe ®abe giebt, ber l^at 
fein ganjeg Scben baran ju feilen! 

können Sie fxd^ benfen, m. f. ^. u. $., baj gerabe über 
bentSBi^baä „S)arftellunggi$8ermögen" liegt? ^aS 
ift ein 2:roft für alle S)arfteaer, »enn fie »itigc firitifen lefen 
muffen, ba^ il^re Äunft ^ö^er liegt, ate ber SBiJ. Sie toer* 
ben alfo natürlid^ finben, m. f. $. u. $., ba^ ^ier in biefem 
Äreiig, »0 Äünftlerinnen bon fold&cm ^arftel* 
IungiSt)ermögen fmb, mein 9Bi6 gan) unterliegen 
mu^l 

21 15 



- 170 — 

Set ))ieleit Atitttem tfjt e^ mit bem S)atftenttngdoet« 
mögen fonberbar; fie fritirtren eine batftdlenbe ^tfott, 
man meint, fle fielen auf i^re S)atftellutt0, fit gielen abet 
blöd auf i^ Setmögen. 

5)er ,,3 a H en f i n n," m. f. ^, u. ^., liegt gang im äu» 
genioinfel; barum, menn einet begaben foQi fud^t et einen 
2Bin{e(, in toelc^em i^n fein Sluge etbliift. 

$iet liegt bet„®e»iff enfeaftig feit gfintt"unb »eil 
[(i) babei bin, fo tr>iK ic^ ge^iffen^aft genug fein, Sie niij^t 
Idnget ju langweilen, fonbetn meinen £opf unb biefe Seiben 
bei Seiten sutüd gu gießen. 

aßan fagt: ,,SBiel Jtö^femel Sinn;" Met maten nut btei 
Aopfe unb bo$ ml Sinne. 

SBit bitten gemeinfd^aftlid^ um 9ki$r4t, jmei t>sm 
und ftnb f(!^on )}ot ben ilopf gefi^logen, unb toa^ ben 3)titf 
ten betrifft, f« t>etrid^t et, bag )}on biefem Slugenblide an 
l^^nen mci)t fein ^p^ nidft totif t^un fod. 



Kfttttiiin tttfb ftitttierfation in ben SoMitSten bct 
meitli^en ^etgen. 

9Reine lieben, fteunbli(i^en aRdbd^en! S)ie 3^it fommt 
^etan, mo „fid^ bie Stta^eneden betleiben neu,'' mo „bie 
SdUe miebet fptie^en unb bie Slbetn »ilbet fielen/' bie 3eit 
bet iBdUe, SReuniond, £imt)etfationd, SBol^^, ©aOopiS, u. f. n>. 
Zaufenb Sofalitdten öffnen f4,3immet» @dle, 6alf)nd,@ttt< 
ben, äiangböben. ffialjet toetben auiS ben ^mponiften itt* 
au^mimmeln, wie (Stanitf etne ; 2:itel metben fte ^aben, koie 
bieSettü(ften in Sl^ina; unb unfete Seitungen metben aitd« 
feigen mie euie ^immeldleitet aud lauter SaK« unb Zani^Wxn 
lünbigungen, unb biefe Sttidleitet »itb eu^, meine 3:^euetsi, 



-* 171 — 

ctRlobett, ^etabeju auf t^T in ben ^tmntel ber irbif^en &t* 
ligfdt ^tnaufiuftei^eii. 

SReine (lebfteit, tl^erfteti SD^bd^en, vif miD eu4 gan§ 
^dflid^ eiiüabfn su einem ^üe, ju einet IReunion, }u einev 
^ont)erfatton, jn einem SSolser, in einer £o!a(itdt, bie ifyc 
meQeii^t nixj^ gar nit^t fennt, in bie i^ noäf nie gefe^en ^abt ; 
in eurem ^exieni 

®en>i(, meine ^^euetften, i^r ffir<j^tet eu4 nidftt ba l^inein 
3U fd(Hiuen, ba Ifiiiein ju geM, ba brin eine B^ttlang eu4 SU 
unterhalten. 3ln eurem ^erjen gibt ed eine f<^önere fde* 
leu<j^tung, (d^ in ber SRebcut«, eine innigere 9Ruftt, ald im 
^ncertfaole, eine auderlefenere ^feUf<J^aft, aU auf SdQen, 
^rrlic^ere (Srquidungen, oi^ in ben Soireen, eine erl^ebens 
bere Slkrfammlung, atö in ben 9teunionen, unb ein traulic^ered 
&e^)ptä<l9, atö in ben ^om^erfatiimen. 

Sommt mit mir ein iBii^d^en auf bie ,,Unter^aItung 
in eurem ^e r gen /M^r lieben Sldbdften, bie itnr bie Un^ 
terl^altung überaQ fudftt, too fte ^lle fmi^en, n>o fte ^eber 
}u finben glaubt, 92iemanb loirtlid^ finbet, unb 
am ^be Seber nod^ ))erloren'gu ^aben glaubt, tommtmit 
mir in euer ^i, unb fud^et, meld^er @toff ba ift, für ^opf 
unb ©eift, für Siebe unb Seele, mie mel Kbmed^i^lung, meld^ 
ein 3:umuit, meld^ ein ©ebrdnge )}on ^pfinbungen, toüd^ 
mi ®emifd^ i»on ®t\ü^enl 

^ie (Sintrittöfarte in mein ^r^M^t: „reinei^ ®es 
koiffen; mit biefer ^arte tonnt i^ getroft eintreten, i^r 
»erbet toidtommen fein unb eu^ gut unterhalten. - herein! 
Selbt ii^r ben fd^dnen, rotlt^n Saal, er ift beleudtftet mit bem 
reinen £i(^te ber Unfcf^ulb, bad ift ein fiid^, bad nid^t 
geptttt 3U merben braucht ; ein £i(i^t, bad nic^t herunter 
brennt, fonbem in bie $5^e; ein£idi^,badnid^tf^mil3t; 
ein 8i4>t, bai? an ber 3)e(Ie feinen f<^»ai^en Sied abfegt!— 



— 172 — 

S)er Soben biefeiS &aa\e^ ift avAQtU^t mit bem ed^en 
^eppid^ ber Sittfamfeit, ber auf beiben Seiten 
gleid^ ift; bieffidnbe finb aui^gef^Iagen mit ben 2:apeten 
ber einfachen grcube unb gtöHid^l^eit. 3ns 
mitten bief e^ ^etj- BaaUi aber f pringt berSpringbfunnen 
beS ungetrübten Seiou^tfeind; aud ber lautem 
Siefe quillt er empor, unb fel&rt toiebcr lauter in feine eigene 
2;iefe lutüd. 

^ie SRufi! aber biefed ^erjsSalon^ toirb birigirt r>on bem 
^apeümeifter: S^^^tf inn, unb er birigirt mit bem 3:a!tir8 
ftode bei2$ tDeiblt^en, angebomen Xatte^, unb er md^igt unb. 
befd^leunigt bie Ztmpos md) einer^^unbeiDU^ten aber untrüg« 
li(i^en Eingabe, unb e^ ertönen bie ^nftrumente ber 6mpfins 
bungen, bie Bleol^^rfe ber SReligionr bie i^re 
Saiten t^erfnüpfenb auefpannt ^tpifd^en bem ^rbifd^en unb 
^tmmlifd^en, unb lieblid^ ertont, toenn bie leifen Seufjer im 
©ebete fid& burd^breci&en ; bann bie ^armonifa ber 
Siebe, bie, mit 93lumenfingern berül^rt, bie §arteften Klange 
au^tont; bann bie 3öuberflöte ber Xugenb, beren 
fanfte^ (Selifpel bie loilben 6innei?33:lS)iere bdnbigt; bann bad 
gorte uttb $tano be^ 3Jlitleibd; biefd^mer^ftidenbe 
$arfe ber «Hoffnung, unb nod^ manä)e anbere lieb« 
lid^e ^ufifs unb Stimm^e^ül^rer im meiblid^en ^erjen. 

SBenn ifer aber, meine freunbliijben ßeferinnen, glauben 
unb fürchten foütet, e^ fdnben fid) in biefem i&erjenlolale feine 
iDldnnergefeQf(i^aften, feine Sourmac^er, feine 2:dn2er für eui^, 
fo mu| id) eu((, meine anmutl^igen £eferinnen, beruhigen. 
@S finben fub ba ^fedfd^aften, ebler, Tmniger unb euc^ an* 
gemeffener al^ in ben meiften Sdlen. S^a im ^erjendfaale 
gefeilt fid^ 5U eu(^ „ber ©laube," ein emfter, finniger, 
tiefer ©efellfd^after, ber eud^nid^t blo^ ju einer 3:our auds 
bittet unb eudi; bann »erld&t, nein, ein a:dnaer, ber feftWtt, 



— 173 — 

W tet SaO t>ed SebenS $u Snbe ift. %a ift au4 //bet^ 
JrnftanV'- ,,bcr ®cift" — ,,ber Sbcltnut^'' — 
„ber feilte Jon" — „ber Sinn füi*d @blc/' 
u.f.h)., lauter fd^len^mettte, t)ortreRU4e ®efeUf(ifeaftcr unb 
auebauembe ^önjer in bem SBe^felbad be^ ^afeind ! 

^ie drquicfungen unb ©tfrifd^ungcn aber, bie in bem So« 

ide U^ xe6}t arrangirten »eibliiftert ^erjeng angeboten mer* 

ben, fmb angenehm unb füj für Swttfi«"^ bie ni(3^t »ermo^jnt, 

für ©aumen, bie oon ben ßedereien ber ©tclfeit unb (Sinn« 

lic&feit nidftt abgeftumpft ftnb. Sin marmed, ^ei^ed 

®efü^l für ba^ Sd&öne, ein frifd^cr a:run! 

an^ ber Ouelle bed fittlid^ Sblen, bie SRan« 

belmild^ auig bem »abren S3orne be^ Seben^, au« bem 

S)orne ber Smpf in buug, unb ein Iauterer3u9 

au^ bem SSorne ber Siebe unb be« SRitgefübl«« 

©ewij, meine lieben unb finnigen Scferinnen, »enn ibr e^d^ 

nur ein )}aarmal gemolken mürbet, biefen ^aU in eurem eige« 

ncn ^erjen gu befugen, ba gu laufeben auf bie eigenen 3:öne, 

meldte bie liebe ^orfebung in jebe« reingeftimmte .^erj gelegt, 

aufjubord^en auf bie tlaren, h>a^ren Stimmen, ioel(^e ®ott 

unb bie Jugenb au« jcbem unoerborbencn ßerjen reben Id&t ; 

loenn il^r $anb in $anb gelten »olltet mit ben ooUen (M* 

pfinbung«n, mit ben einfad^en aber lautem ©ebanfen, mit bem 

befc^eibenen, aber mobltbuenben Semu^tfein, loeld^e in jebem 

^ortgeformten ^erjen auf« unb abgeben, unb e« mit ftiUer 

Steube unb mit inniger Stulpe erfüllen, bann — bann mürbet 

ibr toeniger eud^ fernen, nadft bem leeren Sd^eliengeldute ber 

gemdbnlifi^en iBall« unb 3:an3<Sofale, nad^ einem Sd^ellen» 

geldute, meiere« bie feierlichen ©lodentöne eine« jungfrdu« 

lieben ^er^en« balb übertönen unb unbörbar maä^en ; — bann 

mürbet ibr eud^ h)eniger brdngen, }u fein, toie bie Scbaubrobe 

unb Sd&augericbte an ßffentlieben Safein ; bann »ürbet i^ 

21* 15* 



— 174 — 

ttid^t fein l>le natürlid^en 9la<!&folgcr jcbct 
offcntüd^en 93a(lanf ünbigung, nid^t bie SBiUen* 
Doüftrecter jeber (^inlabung |u ^anj unb SSatl, »o man cu<j& 
IS)infett al0 2eimvut!?cn, a{^ Scdpfcifen, ai^ 2)c!orat«mftfi(fc, 
ali^ a£^anthiit>ex, ai^ Orangcne=€tfide, aU (ebcnbe SBuffetö! 
— bann mürbe ei8 ni(i^t baig Sinnen eurer Sage, unb bog 
3:räumen eurer 9ldd(;te fein, mit loem i^r red^tö toaljen, unb 
linb (^cpfen werbet, »er eud^ gum ßotiUcn toic bie Xcmino« 
Steine erfe(^en mirb, unb üon mem i^r im S'leboiMi! toie bie 
toiflenlcfen Sd^ubfarren im €aaU üor« unb jurüd, ^in« unb 
^ergefd&cben merbct njerben 1 — 

3a, meine SISieuerften, gewogt eudf> an bag Sofal cure^ 
^erjen^ ; i^r glaubt gar nic^t, tote bcglüdtt mön ift, toie ftiüs 
bergnügt, toenn man in feinem ^erjen t>eimifd^ ift; toenn 
man ficfc fo red^t bequem unb too^inlid^ unb fomfortable in 
feinem ^erjen fiubet 1 

SOerfud&t e^ nur redfet oft, meine eblen Seferinnen, unb 3^t 
»erbet Qud) red&t too\)l befinben. 



S)a0 ^fSnberffitel in ber $anig(ga{{e unb ber 

3)er 9Jlenfd&, ba§ ^ei&t ber 3Rann, ba^ l&ei^t ber Icbige 
SRann, foU feine ©adjen, ba§ Reifet feine ^alefrögen, aCle 
felbft faufcn. 3)iefer 6a| aul ber üRoralpl^ilofopIS^ie bet 
2ieht bat fic^ bei mir ermiefen. 3d& !onfumire jäHicfe t)ie( 
$alef ragen, unb lege toirflicfe ba§ gan5e Sal^r n\&)t^ gus 
rüd, al^ eben meine .^alefrägen. @l glaubten fd^on üiefe 
^umoriften, ber ^umor beftdnbe barin, feinen ^alsfragen 
gurüdgclegt gu tragen, unb fle^^e ba, faum platten fie il^ren 
^alefragen jurfidgelegt, fo ^atte i^r ^umor ^ali unb firagen 
^urüdgelegt 1 



— 175 — 

3lIfo vd^ faufte meine J^al^frägen in ber — Strafe. 2)a 
faf pe unb fdumte ein %ud), di mar nid^t bie ÜRobifte felbft, 
ntc^t £ u c i n a felbft, fonbcrn eine i^rer ^riefterinncn, eine 
ber bienenben @ta§ien in bem Jempel ber mobifcfeen OBttin. 
S)a faf fie,— fie mag Pamela M&cn — ba fa& fie unb 
fdumte, 3d^ bege^nite mit jenem »armen, flaneH'nen fidd&eln, 
mld^^ eben fD qut für geheime ^xotiie, al^ für unenblt^e 
Sd^afmäfigfeit genommen merben fann, ein l^alb ^u(enb 

Sie (dujnte fort; id& ergriff fofort pe unb bie (Selegenl^cit 
beim Hinn 4inb tourbe bebeutenb toil^i%, inbem i^ fagte: 
„&ie fmb fe^r fa um feiig!" — darauf ladete i4 ein ©rs 
tiedLid^ unb »artete auf ben @inbru<t; ben biefe SBi^fugel 
mif baj» 3)tobiftenl^r3 mad^e. Hdein Pamela »ar (od^ge- 
bilbet unb <üfo ein abgefagter ^inb bes$ SBi^e^S. @in $u(^ 
lag auf bem 9ld^tif(^, t<i^ fc^lug eiS auf, e^ mar ,,@milia 
©alotti." — ,,3Ui^," fagte id^, „lefen 6ie audb fo gerne 
Jttdubergefd^id^ten?*'— 6ie aber h«arf einen nid&t^fagenben 
fbiid auf midE) unb eine burd^bo^enbe 9tabel auf bie ^rbe, 
ftanb auf unb jeigte mit ftumm met^rere IDlufter r>on ^aUf 
trägen, ^äf fubr fort, bejaubcnb 5U fein: „Sflidfet nur biefe 
^dgen, fonbem aud^ Sie flnb ein Stufte r; felig^ h>em Sie 
tvie ein itmgen um ben ^U fallen?" — 

3(6 »oflte no4 »eiter untoiberfte^lid^ fein, allein $amela 
unterbra^i^ mid^ mit ben 9Borten: „0, \d) ^abe feine 3^it 5U 
3^en S)ummMt^l" — S)iefe^(ari&eit ber 3bee bei biefer 
^rdcifton-beö S(ui^bru<!^ ooHenbete meine 9Heberlage! 

3)er 9Jlen{<6 !ann Wk&, uhuS er »iO, toenn er nur »id, 
toa^ er fann ! 

(Sin Sd^riftfteKer fann eine SRobifte geminnen, »enn er 
mir min, unb id|^ tooüte. Sie fyitte halb fel^r ml 3eit ^u 



— 176 — 

meinen S)umm(eiten, fo i>iel Q»\t, ba^ ii balb md^t genug 
^untm^etten |ur ^tit (atte. 

$amela l^atte au^er einigen ^nnbert Sfinfd^en nur no<]^ 
Itoti äBfinfd)e, erftend: ein ©ebi^t }u iltnrent (Geburtstage; 
jiDeiteni^: \tb foUte mit ilftr einmal eine ^eunbin in ber 
$aniglgaffe befugen, mo ft^ mel^rere greunbinnen, bie ade 
t)om Slabelgelbe be^ SupiS lebten, oft }tt einem ^fänberf^^teie 
t)eTfammelten. 

SJlit bem ©ebi^t ging'iS gut; id^ entfd^ulbigte mtd^, ba^ 
i(j^ ben vierten Sfteim ju einem ©onnette nid^t fonb, id^ ^abe 
nur brei [Reime: „^ahtl, itbel, Säbel;'' ^e fanti 
lange na^^, enbli«!) rief fte auS: ,,^ l^al' ben vierten 9idm: 
etabl!"~-3<j& fiel i^r um ben ^l^ nnb fagte entgüitt: 
,,^iefer Stabl rdumt bir einen ber erflen ^lä^t nntef 
^eutfd^lanbS 2)i(i^terinnen ein!" — SBBir nd^en olfo ben 
@tabl an ben Säbel, ben Säbel an bie SRabel, nnb bte ^bel 
an ben Slbel an, nnb bad ©ebid^t mar fertig. „9lun/' fogte 
bie Stabl'.äRufe, ,,nun ge^ bu au<l^ mit mir in bie $anigl« 
gaffe!- 

^äi fagte gu, unb ging mit Mnaud« 

£ieber Sefer, Hft bu fd^on einmal $fdnb^ gef)»{elt? ^it 
läd^elft? ^u ed^alf ! 3l4 fet^* ei^ bir an, bu ^oft fd^on ein« 
mal $fänber gefpielt! Sift )oic0eid(;t gar „in ben Srunti 
gefallen?'' @rrotl^ nid^t, man miS beftimmt tpiffen, ba^ 
6äfar leibenfd^aftlid^$fänber fpielte, unb3£enev^n t>a& €)>iei: 
fßtttt fidft, mer !ann," gefpielt ^abe. 

3ßa^ ^far unb 3Eeno)}l^cn tlfatent barf id^ au(l^ tl^n« 3<^ 
J^ahe in meiner 3ugenb'-„ldngftvergangene 3eit, erfte $erfon, 
anjeigenbe 2lrt" — ^»icl ^fdnbcr gcfpielt, unb ba^er bie 93e* 
mertung gemad^t, ba^ jeber SD^nfc^ ein anbered tomifd^d 
©eftc^t fd^neibet, rnenn er 6u)p)}e i^t, menn er iBiUocb fpielt, 
unb menn er tü^U 



— 177 — 

, ^df freute mid^ im ®rtmbe ber^Iicft auf ^a» ^fdnberfptel 
in ber ^aniglgaffe, benn ic^ tou^te, ba mitb redftt altmobtfd^ 
gefügt merben. ^ie ^rüberie unferer aufgetldrten IDldbdtfen 
l^at ba^ el&rliii&e ^fdnberfpie^ gonj um feinen (S^orafter ge« 
brad^t. ^^et glid^ bie SluSlofung ber $fdnber einet fleinen 
^anonabe, man l^5rte bie £uffe in ber 92ebenga{fe. 

SBir fliegen eine fii^male, matt beleud^tete @tiege empor, 
tt)anbten nn^ burd^ einen engen ®ang, unb gelangten enblid^ 
in ben Tempel be^ $fdnberfpield, in eine fleine, teinlid^e, 
jiemlid^ grojse Stube, in »eiliger um einen Idnglid(^en ^ifc^ 
ungefaßt fed^S bis ad^t SRabd^en unb eben fo viele SRdnner 
fafeen. Sitte f prangen auf unb riefen: „6ie bringt i^l" 
darauf mürbe $amek oon aQen äRdbd^n befonberS gefügt, 
unb bie 2)ldbd^n untereinanber fügten ftd^ ad libitum. 

^ier mad^e vi) en passant bie ^emerfung, ba^ alle Wiht 
<6en, bcDor gcjemanben lieben, (Stwag lieben, fei eS eine 
Ma%e, einen ißapagei, ober — eine Jreunbin. S)ie 
Düeigung, mit meld^er 2n)ei SRdbd&en an einanber l^dngen, ift 
nur bie S5or- unb ÜÄuftersScid&nung, twld^e nad^i&cr auf einen 
anbern ®egenftanb übertragen toirb. ^bt i^r fd^on Scanner 
gefe^en, bie fid) untereinanber ftetS füffen? IBei ben 3ltdb« 
d)en aber ftnb boS lauter ®enerals$roben, 6tubien, fo mie 
^ünftler ^uerft an STlobellen i^re Collen einftubiren; biefe 
^üfje fmb bloS S5entil-3öge, um bie gefteigerte 3:emperatur 
5u entlaben. ffienn id) jtoei fo jörtUdfee greunbinnen fe^e, 
bie fid^ in Äüffen »erje^rcn, benfe id& immer: baS ftnb Sflafd^* 
unb öranb^öriefd^en unter falf*er älbreffe! <5« fmb 3floten 
o^ne 3'e^t. 

^od) idf !omme jurfid in bie $amglga{fe, mo fc^on alle 
^lorfe^rungen ju einer enblofen ^fdnberfpielerei getroffen 

mürben. 3db mill erft eine !leine $erfonalfd^ilberung bei^ 
gefe^gebenben unb audübenben Körpers \)oxau^id;\den. 



— 178 — 

Statt %anbel, bie i^ttöfrau, ^itM^n einer niDbifHfdften ^ 
Annftf^itle. @ie toax eine Btau )nnf<j^ 16 nah 54 ; aber fo 
ml toat gennl, ^ fte iridH unter 16 tixir. @ie fa^ aus^, toxt 
eine $(r(mtaftebCiime, ^mt in ber 9htur gab ed fold^ ^ü« < 

t(^en ni<i^. @ie trug bad ^ar a la Sititö, aber tiefet ^aat 
fpielte ein ganjed $n^a ton Serben, vnh fab |un>eilen amS^ 
tt>te eine ÜRalerpaiette. ^te ®eftaU mar gang ®etfl, benn i 

Sleif(b timr gar nid^ ba, bto^ dkifl, unb ma$ m<bt ®e{fl mar^ 
mar iBein. €ie tarn mir oor mte eine angebogene äläbnabel 
unter bem S9tidtro^o)>. ^er erfte äRann tbrer £iebe, ber §u« 
erft anbifi, ftarb balb barauf in 9o(ge biefed ^mbiffeiS, unb 
ein Heiner fbnor, genannt ,,®tt^l/' mar bad binterlaffene 
SBert bed 9}erb(i4«nen, unb menn er fagte: ,,baiS ift gfleifcib i 

t>on meinem e^leifib/' fo fe|te fle bagu: „unb Sein bon meU 
nem Sein!'' @uft( mar 9 3abre alt unb mürbe )»on ber 
SRutter bbd ,^etn ®enie'' genannt SBenn ber fiefer fi(^ 
einen üetnen S^tongen mit rotbem ^ar, mit langen 6cbürs 
bafenbonben, mit aufgefd^(i|ter 9lafe, mit fletd offenem SRunb 
unb einer f(bnarrenben giftelfümme benft^ menn er btefem 
3beal einen gelben fRod bid unter bad fiinn gugefn5)9ft ber^ 
leibt, unb einen Slermel, ber anftatt bei? 8(bnttpftu(beiS eine 
©lanaroUe f^ieit, fo bat ber Sefer ein 9ilb bor ftd^, mie bie 
fungen @ented oudfeben. @obann maren ba: fiouife 
$fannenborfer, bie Sei^äberin; 9lntonie 3tt>iebeU 
bie ^emb{nö)9{ielma(berin ; Sini 3>>^i^inaufer, bie ^alts 
lerin; 9kni Seinggerber, bie $onbf(bubnSbenn, nnb nvä^ 
einige, bie i<b nimmer mei|. Son ben üRdnnern nenne idb : 
SDlajp. £irf(blinger, etndiant en 6(bneiber!unft ; $epi 
®rdn§ma4er, ^drer ber ®elbgie|eret ; 3:ont Setm» 
fufter, Orei^lereisSeflifFener bon @rbberg, unb Aarl 
Satelbuber, fupemumerdrer Saftrer*SI[biuntt oom Sburi^. 
Son bem letzten batte mir$amela fibonSEBunberbinge eridblt» 



— 179 — 

iDie milig uttl) bm{(^ et x% unb lote fie t^ alle nut ben 

ittt ^Sto(| C^emettte i<^, ba& $<ime(a eine %xt ryon im^os 
fantet üRad^t in bet (SefeQfc^aft hsat. 6d timt bie ®emalt 
ber 9t{bu^, bie Obecnwu^t bet S^elefen^ett! ^ntela mu^tt 
beniRonolog: ^^Sebt ^oi)l, if^x iBerge/' unbbenanbem: 
,,@Uenbe SSBotfeK; SegUt bet £üfte/' audiDenbig; ^mtla 
beflomtrU bie ,,${attetötiNJ^tet mm ^ouben^in/' unb mu^te 
mehrere SteOen ans ,,3Renf<l^en^& »nb 9leue/' ,,Sll^nfrau'' 
unb ,,^<iffo'S 3:ob" }u cittren; fte toax bei großen i^rdnen« 
QtMen bie ^fte im ^»eiten ^ctecte, unb bie betanntefte 
,,2Beinenn" auf aä^t SMnlen in ber SRunbe. @ie toax eine 
{ebenbige ^^tdnenbrüfe; fte meinte, »enn fte ben Sobten^ettel 
la^; ^e toeinte, menn ein äJMbd^n il^ren (Seliebten i^erlor; 
fte »einte, menn an «Sanocienk^ogel ftc^ ntaufette; fte meinte, 
menn fte boS ^intett^eil eined (^^entifetted oecf^nitt; fle 
meinte, menn fie wn einet Xobtenttu^ trdumte ; fte meinte, 
menn fte t>en Stedmogen na<j^ ^ontbod^ t>etfdumte ; fte meinte, 
menn man bom bTeigigid^rigen Urieg etjd^lte; fte meinte, 
menn man intern i^ünbt^en bie $fote ein^midte u.f.m. itutj, 
fte mar ein 3:^rdnen{nig in ^rm einet aXobiftin. 3)iefe 
Sentimentalitdt ^cb i^ ein boDUommened Uebergemt^t fibet 

aae. 

Sie inftallitte mid^ f^etd^ olS i^en SRoti^ ; momit vi) bemt 
als ein integritenbet ^i( il^ed Selbftd fogleid^ alä ein f5rms 
lid^eS aRitglieb beS ^fdnbetfpie^tßeteini^ httcaä)Ht mürbe. 
Tteai Mexlox aucj^ feinen ätugenblidC Q^, fonbem g^au 
IBranbl, baiS 18ein«2ltttomat, ftellte fog{ei<^ bie @tül^le in 
einen &xü^, unb fogte: „'ilun, £inbet, moQen mir ans 
fangen." 

^xan aSranbl )}rdftbirte, unb @uftl, bai^ ®ente, fa^ auf ei« 
nent Sd^mel ju i^ren (^ü^en* SBir festen und alle. „Sunte 



— 180 — 

»ei^e, bunte SRci^d" f*ric Salel^ubet, bcr ^morift 
toont ^^ur^ ; td^ !am ^lüifc^en $amele unb ^oni 3tt>i<^<iuf^ 
5u ft^en, unb e& mitb ballet itötbig fein, ba^ id^ bie Sediere 
auä) ein toenig bei meinem fiefet einführe. 

a:oni 3wi(tmaufer, bie galtletin, toftt flein, aber ttOiS man 
in bet £o!al3$bi(i^fopbic punfet nennt, ^ie 9latut mu^te^ 
ba|s fte nie einen ^U^ö^mud tragen mirb, unb fe^te besl^^alb 
ben &op\ fogleii^ an ben 0ium^f , obne baiS überflAfftge ^inbe^ 
Seid^en be^ <&alfe$. 3Bad aber bie 92atur am ^Ife )}er!fir^te, 
bod erfe|te fte an ben ^dnben, toüd^i bid jur (Srbe pxoicns 
girt tourben. ^ie 3n>i<tmaufer fonnte, »enn fte gut aufge« 
legt mar; mit ^eqi^li(^!ett eine ganje Sßorftabt umarmen. 
Sie Mte Ueine ^leuglein, bie immer nad^ fiuft fd^nap^ten^ 
unb eine Keine finotpelanfpielung auf eineSUflfe, bie aber uns 
öerftdnbüd^ blieb, »eld^e über einen fe^r breittoiUigen TtnnXy, 
U)ie ein fiammd^en über einen offenen Slbgrunb bittg. fßon 
biefem 9Runb mar bie Unterlippe mit ftd^ felbft in 3miefpalt 
geratben, fo ba^ fte ft^i gur ^dlfte )>on bem mad^tbabenben 
S)ieuft auf ber SBranbftatt ber 3dbne jur ^dlfte aurüd^og. 
SWit bie^r 5lnne^mlid^!eit ber Oeftalt tjerbanb fte bie liebenigs 
mürbige (Sigenfd&aft, al^ ein ©egenftüdt ju $omeIa, ftetg gu 
lad^en! — ©ie ladete immer breimal, erft, beöor fte tou^te 
mariim, blog mit ben Slnbem; bann über bie Baä)e, bann 
noc^ einmal als 9lac^bonner ober (Sd^o. Sie ladE^te über ä(U 
leS, unb über Sflid^tS. SBenn fie ladete, gminlerte pe Slugcn 
unb SDlunb fo gufammen, bafe baS ganje ®efid&t mie ein ge^ 
faltetet 3obot ausfa^, in meldbem bie erften Slnfang^grünbe 
ibreg 9tdgdbenS mie ein ^erlmutterfnöpf^en fa^en. S)abci 
rief fie immer: „S*id ^immlifcbl" unb ^mirfte einem bei je* 
bem „g'is bimwHfdb/' toie ein Kummer in bie Seite ober in 
ben Slrm. 3)aS mar meine SRad^barfd^aft in ber bunten 
9teibel 



^ 181 — 

5)a5 ©piel Begann, unb man mar lange ni(]&t barüber e{« 
nig, mag gefptelt merben foQte. 6d mar ein ®efd^ei burd^« 
einanber : ,,3)er fiirmeiSbauer ! ' ' 

„(Ss ful^r ein S3auer in'« ^olj, 
(Ss ful^r ein 33auer in'« £irme«]fto(g, 
Q« fal^t ein «auer in*« .ßolj !" 
— „?lein! ftirbt bcr 3ii(^i^, fo gilt bcr fflalg!"— ,,!Hcin! 
6#en!en unb Sogiren!"— ,,5Rein! 3afob fßntntt!"— ,,9lein! 
Ofcfe SRinfele, 3eber in fein SBinfcle!" — „3^ein! Zu 
«m Sorunt Söffclftier, 3a!ob, 3Jli*eI W bein 3iel!" 
— ,,9leinl SMoquirftuI!)!! " — ,,5Rein! par ordre bu 
aWufti ! " — „ 9lein ! SWunfeacn, ÜJlunfcaen ! " — ,. Sflein ! 
[tuntme SMurt!!"—,,9le!n!* guten Sag, ^err 3fla*barl"— 
„9lm\ ein ©^iff ift au§ ßoöanb gefomnten!" — ,,3flein! 
bog ÄbDofatenfpiel!" — ,,^m\ ©d^ranfen auf, ©d&ranfen ju, 
2»au§, ÜÄau«, mer bift bu?"— „5Rein! Srüberd^en, mer 
ffopft!"--„3Rcin! 3^r 3)iener, ^erreberl^orb, Sie ^aben eU 
nen blauen ®art !" — ^^Tcein! fdfeau bid& um, ber^lum^fadt 
ge^t um!"— „5Rein, nein! 3a, ja! 3a! SHein!" 

6o ging eg fort; Pamela meinte f^on, bie 3tt>i*naufer 
lachte, unb Derfe^te mir einige gefaltete ^widt in ben 2trm. 
6nblid& brang ber ^umorift S^^ß'^^w^w t>vixif: Sle^nlic^ 
feit unb Unterfd&teb!" „3a, ja, ja! 2le^nli(^!eit unb 
Unterfd^icb !" Sttflamation, allgemeine greube; ißamela 
trodnctc^bie SMnen, 3midmaufer fto^)fte ba3 Sadben^ 
unb mein 5lrm feierte 3midement fufpenbu. Sllfo bog Spiel 
begann, 3Ä'fci^^uBer f(^rie: SRed^tg giebt man em ^« 
fon, linfg eine Sad^e. S^id&tig. „21^," Wi cS »un unter 
aßen Sötdbd&en, „ic!^ mei^ nidfet mag id) geben foll, idl^ meijj 
nidbt hjen id& geben foll!" ßg bauerte eine W^e Stunbe, 
Vx§ aUeg ringg^erum fertig mar, unb nun fam eg an b«e 
öffentliche STOittMlung. 5rau S3r an bei begann: „3*iwfcJ 
22 16 



— 182 — 

gefdtienlt bcfommen fierm 6a^)^ir unb Sinfen mit Stbfcbtobcl; 
ad) ©Ott, id6 »üeife itid&t »oag id^ fagcn foB, id) toeij feinen Un« 
tcrf*ieb !" 

„(Ss5 nujt nid^tS, eg nujt nid^t^, Sie muffen fogenl" M* 
gemeine ©dbning. 

„"iRm megen meinet, ^etr Saphir unb Sinfen mit 2lbs 
f#:obel fmb fxd} barin d^nlid^, ba^ fte fe^r gut finb, Unter« 
fd^ieb aber h)ei& id^ nid^t/' S)a fc^rie ®uftl au^ feiner Sßer» 
fenhing herauf: ,,aWutter, TOutter, id^ toei^ einen Unterfd&ieb. 
S)ie Sinfen fann man effen, unb ben $erm So^bii "tann man 
ni*t effen I" 

„S3raöo, braüc!" 3lC[gemeiner 3ubeL S)te Srou Stau- 
be I ruft: „Sag* id^*^ nid^t, er toirb ein ®mtV' 

Sflun fam bieMeibe an SWay Äirfd&ling er, ben ötudiant 
en Sd&neiberi^mu^. „3d& babe gefd^enft befommen 3Wam« 
fett 3 »i dm auf er unb einen Pantoffel, gleid^ fmb fic fid^ 
Darin, ba& fie beibe ein nöt^ige^ Möbel fmb. S)er Unter» 
fd^ieb ift, ber Unterfdfeieb, ja ber Unterfdfeieb — " 

3)a fd&rie ©uftl »ieber: 
. „S)er Unterfdbieb ift, ba& bie 3h)idhnaufer ein Stüdel SRa« 
fen bat, ber Pantoffel aber gar feine I'' 

„9iid&tig, bratjol" SlCigemeiner ^nUl, bie 2Jlutter b^uft 
greubentbrdnen!" ®uftl, mein (Suftl, mein einzig ®eniel" 
5Run fam bie 9^eibe an 2:oni 3tt)id!maufer. „3db bab' 
befommen, bi bi bi ^i- ^^^ Sänger ^ödt unb bi bi bi- et* 
nen bi bi biJ einen 3wctfd&fenrßfterl" 2)er Unterfdbieb ift^ 
ba^ $od bi bi bi- P"9cn fann, unb ber 3tt>€tfd^fenrofter bi 
"bi bi • fönn nid^t fingen bi bi bi • unb gleid^t, gleid^ fmb fie/ 
bi bi bi-*ölcid& mei^ idfe gar nidfet^ bi bi bi'" 

Slllgemeine Stodung, ©uftl fonnte aud^i nid^t au^belfcn. 
„ein ^fanb ! ein $fanb \" SToni legte ba^ erfte $fanb auf 
ben $fänberaltar nieber, e^ toar ein Krapfen, ben fie fidb mit^ 



— 183 — 

^Axaä^t fyxtU. 3^^t !am SafeC^uber: ,,i(i^ ^abe bie $a< 
meia befommen unb einen 9icf enftrau^ ; glei<i^ fmb fte barin: 
fie tft eine 9^ofe unb bad ift auif ein 9iofenfttau^. ^er Un^ 
terfd)ieb ift ber, ba fmb mct^rere Mofen, Pamela aber ijl 
eine einzig« Äofe!" 

„S'i^ bimmüfil^I" fdbrie 3wi*waufer mit einem 
obligaten 3^^^^» unb ein einftimmiged ,,ein5ig!" be(o^nte 
bie jatte 3beel felbft Pamela nwrf einen S^tegulaquinque« 
hiid auf ben triump(firenben 3ean ^ul Dom 3:burp, unb an 
mi(b tarn bie S^eibe : 

,,3^ ffdbe bie grau tjon 93tanbl befommen unb eine 
g4d(ftfd&eetc, gl«i<!^ fmb fie fwb batin, ba| fte Seibe 
pulen, jene bie ^Renfd^b^it, biefe bie ^etjenbeit; 
unäbnlic^, undbnlic^— " 

^a untexbxad) mvif ptbl^iid^ t)aa ®ente t^om gu^cb^nt^ii: 
,,Die Sicbtpu^en mu^ man flei^i^ auellopfen, bie 3)lutter ahex 
nur feiten \" 

,,6'i^ biwi>^<f<^^* init einer S^idfermate, unauSl5fd^lid^ 
©cifatt. 

6o ging t)a« 5Bing berum, einmal, §toeimal, breimal, bann 
tDutbe ein anbereS r^^^tbefpiel'' gefpielt. ^iner mugte 
ndmlicb binaulgeben, bie ®efeüfd(;aft mdblt ein äBort, ber dla» 
tbenbe fann jebem brei 'Sxa^tn vorlegen: n)ie, mann^ imb 
to lieben fte e^ V^ unb aud ben Slnttvorten mu^te er e;^ er« 
latben. $epi ® r d n 3 m a (b e r, ber ^örer ber ^Ibgie^erei, 
tarn an bicSReibCr er ging bitiau^, bie ^fellfd^aft iüdblte ba^ 
2Bcrt ,,©piegel/' er tarn berein unb begann bei grau 
23ranbl: „2Bie lieben Sie ed?"— SBiercdig.— 
,Mo liehen BU es?" — 3m 3i«nwer.— ,,9Bann lieben Sie 
es; ?" SBann idb*0 braucb ! — Süperb geantwortet ! rief aUe^ 
— ®rd n^ma^^et ftanb kmge ba toie eine nad^benfenbe 3it« 



— 184 — 

terpappel, enbü^rief er: „^df (ab'd! a ^afyiAfLxfimV* — 
,,ein^^fanb! (Sin^fanbl" 

3le(t ging ^atl Seim fuft er ^tnaud, ber „Spiegel'^ 
kDurbe beibehalten. „9Bie lieben 6te ed?'' fragte er S(m 
tonie 3n)iebl beim Eintreten. 92ad& einer langen $aufe 
fogte fie: SBie? a*teclig.— „SBo lieben Sie ej8?"— fflo? 
fibcr mein 93ett. — „SGBann lieben Sie e« ?"— frfil^ SWorgem 
— £ange $aufe, enbUd^ fagte er mit fiegvoQem ©elö^ter: 
„Sin .ganbtudt), ein $anbtu(jf)l" — ,Mi)t^, nid^tö, ein 
^fanb !" 

9lun mu^te SRani fieinjgerber ^inauS. d^ h>urbe 
,,Hu g e" gekvd^lt, fie {am l^erein, auf mid^ gerobe gu: ,;S)ie 
lieben Sie e«?"— Dfene ©uttcr.— ,,8Bo lieben Sie ^V— 
3m S^meijerfäfe.— „aBann lieben Sie e«?"— Sllle Äugen« 
blid! — „21^, i* toeife f*on, SWdfaroni, 3Kaßaroni!"— 
„Sli^ti^ ba! ein $fanb, ein $fanb!'' 

9lun mu^te i^ ^inaud. 3<^ !am herein unb fragte bie 
grau »ranbl: ,,9&ie lieben Sie t^V'-^mt eine fibele 
$aut!— „2Bo lieben Sie e^?"— 5luf ber ^anb.— „SBann 
lieben Sie i^V'—^ann ti ni^t bei^t.— 2l^a, ba^ ift 3&r 
aJlopd \--,M nidfttd, nidftt^, bod fmb Sie felbft, ein $fanl>^ 
ein ^^ifanb !" 

So ging e^ nodft lange, MiS eine "äniaffl $f^ber beifam» 
men föaren, unb ed 3^it toar fte auiS^ulofen. 

$amela j^^tte mir f<i^on gefagt, ba|s ber ,,$umori^ 
üom I^urt?" einen ,,^\V'—toxe fie e^ nannte — auf mid^ 
l^abe. 3<6 fonnte mid^ niijftt erinnem, moburdft iäf ^aUiffn^ 
ber's» Qom erregt baben follte. Mein 3afeU)uber gel^örte nun 
einmal ju meinen geinben. — @r toar eigentlidb ein ä&a<^ds 
bleicher. Späterer ^rieb beftimmte i^n, gu ftubiren, allein 
^ erging i^m tt>ie bem „P^*' in ber neuen [ReAtfd^reibung ; 
er tourbe nämlicfe au^ ber „Sifif," auÄ ber „gilofofie** 



— 185 — 

unb auö bet „SHologic" ^inou«gch)otfcit.— 6r fatib fi(^ 

lat>v[tdf aus feintm 93eruf gang ^taui^gcmorfcn, unb ging iw 

fein 2Ba (^ ig» — t^um jurüd. $!cr fanb er feinen ©toff b i egs 

fomer unb nax^giebigct, allein burdj^ SSerfe^en blieb 

einmal etroa^ ^u mel an i^m !leben, toic bae bei bein SBadb«; 

5u fein pflegt, unb fein ^ett fanb fid^ bewegen, i^n t)on 

einem ©efd^dfte ju entfernen, bajj unwiUfürlid^ eine 51 n H « ö« 

li c&fei t an frembe ©egenftdnbe mit fic^ fü^rt. darauf »er» 

legte fic^ !3<^fel6uber auf freie Mnfte, mürbe 3Rarqueur in 

einem ^affeel^aufe, »o einige fiiteiaten tfiglid^ eine ^ei^e ^affe 

Kaffee, unb idlSn:lic& ein anfgemärmteS Bonmot »erje^rten. 

$ier profltitte er an $umor unb SBi(, unb ba er fal^, ba^ 

mön frembe (Sinfdtte für bie feinigen auegeben !ann, ^ielt er 

eines ^ageS fed^S ^affeeldffel für fetl^S (^nfdlle, unb eignete 

fie fic^ auii^ jn. !Die ©ered^tigfeit aber, bie jmar golb'ne 

Einfalle, aber feine fübemen Söffel ent»enben Id^t, bemieS 

3afe(&uber, ba& baS Sid&aneignen fremben ßigent^umS bloS 

ein ^orjug im IReic^e ber !^een, aber nic^t im dleid^e ber 

SBirfUc^teit ift. — <5S tourbe i^m günftige ®elegenl^eit geboten, 

einen jmeiid^rigen ungeftortcn 3J2onolog über „Sein'' ober 

„3Jlein?'' ^u giften, unb barüber nac^ubenfen, ob eS bef« 

fer fei, iwrmittelft einer geber frember ©ebanfen fidb gu be< 

mdd^tigen, ober t)enmttelft beS günffinger!rauteS eine uns 

glüdlid^e Seibenfd^ft ju ilaffeelöffeln gu faffen. bie fd^on 

früher burii^ gefej^i^e ^nbe an einen beglü<ftern ©egenftanb 

gcfeffclt pnb. 

9lad^ Seenbigung biefeS gmeijd^rigen ÜRonologeS mürbe 
Sfafell^uber ^erauSgerufen ; er toorf ftc^ roicber auf 3;ran!5jens 
bentalsffiiffenfd^aften, mürbe Satirer, unb am Sonntage lebte 
er betn ^umor, laS 3eitungen, mochte SBi^e, rupfte ©uitarre, 
latirte alte SRdt^fel unb ^^raben auf neu, unb mu^te fie 
richtig in ^loumalen aU fia<i^ftoff anzubringen. 

22* 16* 



( 



^a^ ein 3Rann, ber äBi^e tvicftft, ©uitarre ru))ft unb dtc 
SonmotsS neu lafirt, balb nur ber , ,^ u m o r i ft t? o m ^ ^ u r ^'' 
genannt mürbe, kvirb Seber natürlid^ finben, ber unfere ^u^^ 
ntoriftifc^en Saurer lennt, unb eben fo natürlic^^ ba| ein 
fold^er 'Sflann mein e^einb fein mu^te. 

^l^amela fagte mir fog(ei(^ : „S^^el^uber l^t einen „^if* 
auf bid^, er mirb bict^ gemig ftetö ftid^eln V* ^df aber ermie- 
berte : .,,<&olbe $amela ! @in Safell^uber mel^r ober toenigev? 
9Bai^ miegt bai$ auf ber großen ffiagfd^ale? 34 foge mit 
jenem Sran^ofcn: '*Ce n'est qu'un Jakelhuber de plusl" 
Unb fo gingen koir benn rul^^ig an ba^ SUtelöfen ber $fdnber. 

$epi ©rdnjmac^er \fatit ben ^ut mit ben $fdnbem in ber 
^anb unb bie ^uflofung begann. ,,ä!BaS t^ut ba^ $fanb, 
toa^id^^ab' in meiner $anb?" — „Si^inlen fd^neiben!'* 
fd&rie ©uftl.— „©'id ^immlifd^l'' f*rie 3tt)idmaufer. ^a^ 
$fanb gei^örte ber ^2lntonie 3n>iebeL Sie {teilte \\öi an bie 
%\)üx unb fd^rie n>ie befeffen: 

ffi^ fd&neibe, fd^neibe ©d^mfen, 
aßen i(^ lieb i)ab% »erb' i<^ totnfen \" 

SRein «^er^ bebte, ein ganzer gfrül^Hng iwU äBinterrettig 
ging burc^ mein $er|, eine Sl^mung lüpfte mir ben Schnur« 
bart, allein - ber älij ging Dorfiber— ber ©rei^IereisSBefliffcne 
mar ber ®eminlte,— er fiol!^ bin, — e^ fd^al^e. 6S mar ge« 
id)d^n, \di att^mete leict^er. 

„2BaS t\^ut t>k^ $fanb, ba^ id^ f)ah' in meiner ^anb!'' — 
„©otaufgeben!''--„9lein, feinen Statten füffenl"-— 
@nbtid^ brang ©uftl mit feiner ^ro^elarie bur^: ,,^1^ 
ouf ben Hopf ftellen!"— Seimfufter fud^te einen 9lagel 
in ben fielen unb ftettte f\i(b auf ben Sagelfopf. 

,,Sraoo ! brat^o!'' Slllgemeine ^emunberung. 

60 ging ed fort. i,@in ©lad Sier trinfen« o^ne bie Slafe 



^ 187 — 

itt'g (Sias jtt ftcdcn."— „traubcn lefen." — „Stotucmod^en" 

HJlit mir meinte ei^ bad €d^idfal gtaufam! allein $fanl> 
tourfcc üerbammt: „ben %lfxon ber Siebe gu bilben!" 
— ^3c^ kpar \e\)x begierig, toie iä^ biefen bilben foQte, unb ed 
tourbe mir erfldrt, idfr mü]lte mid& auf i&änben unb gü^cn nie» 
ber(affen unb ein $aar beftimmen, bie f\d) auf meinem Slüden 
niebcrfcjen.— ®ne faubere ^ropofition ! 3nbeffen, ttjaij toar 
lu tf)m* 3c^ lie^ mi(j^ mit einer IBe^enbigEeit nieber, mie 
ber @(ep^ant in ber SRenagerie, unb bestimmte, bag 3afel< 
^uber unb Sein^gerber, bie ^anbfd^uMt^erin, bad Siebej^^paar 
mad^en feilten. 2)a^ eble $aar beftieg mid^, atö ob i^ ein 
aRiet^i.^ameel gemefen mdre, mit einer iBe^aglid^feit unb 
(Bclibitdt, ali^ ob f\t eine Sommertoot^nung auf meinem 
SHuden bejie^en n)oUten. ^di aber, ein ^ofen^icbt von ^aud 
au^, iä) bef(^Io6, ^lad^e an bem feinblictien ^umoriften gu 
nehmen, unb im Stugenblide, aU ße ftd^ fo bequem macbten, 
oiä ob fie auf meinem ^Mcn auf ^artegelb fd^en, ftredte 
id) mic^ plo^lid^ gang fladft au;^ ; bas^ eble $aar purjelte na« 
türlid^ gu ^oben unb ^afel^uber ^erfd^lug {\6) bie ?lafe. 60 
rdc&t fid^ ein3)eutfcberl 

^afellS^uber, mit bem (»umoriftifdften (Sirfumflei auf ber 
Stafe, mar müt^enb ; allein ic^ entfc^ulbigte mid^ mit meinem 
firampf, ben id^ gemö^nlic^ betomme, menn l^inter meinem 
SRüden gefügt mirb. 

6in jmeite^ 9Ral mürbe mir beftimmt, breimal ju niefen, 
breimal ^u fodem unb breimal ^u (rdl^en. 3d^ DoUbrad^te 
äUeiS mit einer Sonoritdt unb mit einer ©ragie, bafe felbft 
^afel^uber fagte: ,,9lun, eS ift |mar nid^t neu, aber ed 
paffirt!'' 

9^un famen bie Sldt^^fel unb S^araben, unb ba mar ber 
Ort, mo SatelHi'er gldnjte unb id^ in meinet Slid^t^ 



— 188 — 

bur^bo^rcnbcm ®cfüWe ba ftanb. (St toax uncrf4opfli(!&, 
lehn ©renabiere Ratten t^n nid^t jum ^c^toeigen gebrad^t. 
(Sr begann: 

,,^tne tote ein Samm# 
ikittm voie ein ^amm/ 
«hinten wie ein ©ic^el, 
SHat^e, lieber ü»i(^^el!" 

®uftl ft^ic: „9fli| fagcn, niy fagen, id) niiife toiffcn ! ^äf 
mciH^ton: fifiriü ! f ifirifi ! ein i&a^n! ein^a^n!" 

grau öranbl neigte fttb unb »einte eine ^ar^t^n« awf 
baS roti^e $aupt beS {leinen ©enie^! 

3afel^uber fnj^r fort: „(S^ ^ot ben Äopf bon einem 
AxtU, bic 9Mitte üon ber Ru^, ben Sd^manj öon einer Ttaui, 
bag ©anje liebeft bu," 

,3^un/' »anbte er ftc^ ju mit, „<Sie miffen ja SlüejS, tood 
ift ba«?" 3(i^ fann lange nacfe unb gcftanb meine Unmif* 
fenl^eit. 5lUe rietl^cn: ©ranbl rietfe: 3»itw^«öul! 
3ttJicEmaufer x\et\): SRegenbogenl ÄivWlingcr tiet^ : 
®ricgfter§! ^a läcbeltc ber ^umorift Dom %f)ux^ trium« 
p^irenb unb fagte: ,,6olI id&'d 3^nen jcigen, toa^ e^ ift?" 
— ,,3a, ja!" 6r fiel über ^Pamela, fü^te fte unb rief: 
„©in Äu^ ; ä bon Ärebig, U t)on äu\), © von Wlam !" ©uftl 
flatfc&te jaucfejenb in bie ^änbe unb rief: ,,9)lan fann aui^ 
fagcn, iiopf üon yiirfctlinger,ÄopfüonÄirfd6linge-r!" 

,,€'i» ^immlifd^, bi^i^il" Mte bie 3tt)i(fmaufct 
unb applijirte mir einen ungef^euren QtDxd in bie ^titt, 

Ta liefe id} mein Sid^t leuchten: „SSBarum fd^reit ber (?fcl 
immer „3 21?"— Slüe« fcfetoicg, ^atel^uber mar fel&r 
gefpannt, unb icfe fu^r fort: SSßeil er ein ©fei ift, fonft »ürbe 
er f(fcreien: ,,€ie 21!" ®uftl fu^r toie ein ©rbjeifel in bic 
^cV unb jaucbjtel — 3 af elf» über tourbe rot^ toie ein3in« 



— 189 — 

noBerlad unb bie Suft, ntid^ an geiftteid^en Sldt^feln au über« 
flügeln, fpocnte i^n |u Unerhörtem an; er begann : 

„SBag fmb baiS für £cut', bie fic^ immer ruften, nie ros 
ften unb ftct« roften?" 

Mn 3flen\ä) tou^tt ed ; ba fagte er mit einem burd^bo^^ 
renben ©lid auf mid&: — „S)ic ^umoriftenl"— Pamela 
loeinte an Seib unb 6e^(e, QtoxdmauU^ Mte an ^dn^ 
ben unb g-A^en, unb ^alel^uber ftralb^te im Sid^te fü|er 



^ä) lie^ midft audft nid^t fpotten: „^Bc^ ift ber Unterfd^ieb 
smifd^en einem ^umpriften unb £a!irer?'' XobtenftiUe ! Sflur 
®uftl fd^nalgte mit ber dünge unb fta^ Stedrübd^en mit ben 
gingem. „SBei^ 3liemanb ?— olfo : beim Safirer !ommt 
erft ber fl&iä)^, bann ber ©lani, bei bem igumoriften um« 
ge!eHl" 

®uftr fdfrnalste unb rief : ;;©püren*^ loa«?" 3a!el^u* 
ber Derbi^ feinen @rimm unb ging ju ^(^araben über: 

„a^ ifl ein e i n ftlbige« SBort, 

9lm Söinter liegt'« am Dtt, 

%m 6ommcr gc&t e« fort." 

„SBag ift ba^, ^err Saphir?"— 3d& fann lange nad^ unb 
fagte enblid^: „9lan!inbein!Ieiber!" 3a!ell&ubcr 
ld(feelte ^ö^nifd^ unb fagte : „Sie l)ahtn nid&t ba^ geringfte 
Salcnt aum ßrratien; eä ift »^ßi^!"— „»i^tig, Qx^/' rie* 
fen 2iac, „baig'ift fe^r toi&ig !''— 2)ai8 D^ldtMelfpiel ging au* 
ju 6nbe unb nn neue^ : 

,y^a« t^ut hai $fanb, 
JDoÄ 16) ^lab* in meiner «öanb ?" 
erfd^oQ. ,,@ine 3iorlefung galten, eine (^umoriftifdfte ^orle« 
fung I eine SBorlefung !" 3d& mar einer Slerüenld^mung na^e ! 
S)a tarn ba^ $fanb/ eS gel^orte ^atei^nhexll 

„B'i^ ^immlifc&I" 3tt)ictmauf erte, meine SRad^barin. 



i 



— 190 — 

3a!cllS)ubcr ma(i&te einige Umftdnbe, allein et gab bem 
aügemeinen orange nad^. Q\n %i]d) mürbe gebtad^t, pei 
£eu(feter mit Äerjen, ^^'f^^N^et fe^te ficb in Wite/ Pg 
ein .^eft au^ ber ^afd&e unb begann. 

S^obtenftille ^errfd^te im 3i"inier. ^ o m e l a ^atte fidfe gu 
meiner DfJecbten an mic^ angeheftet, al« ob icb eine SKuftcr» 
jeicbnnng märe, unb (in!^ Mte fid^bie 3wi<^wiöwf«^ ^^ 
mid^ eingejmidt. ^afelbuber bereitete ftd^ gu feiner SBor* 
lefung »or, räufperte, (juftete, rüdte auf bem Seffel unb bc« 
gann enblid^ mit jener nad^läffigen ®ra§ie, mie fie im 3;burp 
miib mddbft, unb mit einer unmiberfteblidften Seifelbärftimme : 
SBariationen über Spie^, Spti^ unb SpaJ in 
SBid^^^ SOBucb^* unb 2Bad&g*£einmanb. 

Steine freunbli^en ©ßrer unb Hörerinnen! 3nbem id& be« 
ginne ju beginnen, beginnen 6ie mid^ gu begonnen, biefe 
gur iBegünftigung gesteigerte ^eg5nftigung }eigt <Sie 
mir a(^ fönnenbe @5nner, a(^ g5nnenbe Kenner! 
3eber 93eginn ift ein Spie^, auf bem mon bie Slufmerffams 
feit ber<^orer auffpie^t; aber fo mie ber Spie^ nur bann 
ift ein Spiefe, menn er ift ba jur ©peif unb nic^t bloi^ 
gum 6pa^, fo ift jeber ©eginn, b. ^. jeber tlnfang cigent« 
lid^ nur ein „fang an!" t>om «^orer, fonft ift nid&tö an bew 
Sang!" — 

(Hier unterbradfe allgemeiner SSeifatt ben fd^mi^enben 3 a« 
felbuber. SMay. Äirfdt>linger fagte §u 3flani fieing« 
g e r b e r : „gang in Sd&anber üon Sapbir !" unb bie 93 r a n b l 
fagte leife gu Stoni Seimfufter: „ber Sopbir ärgert ficfe, 
ba& ibm ber Mes^ fo abgelernt bat!") 

„^eine freunblicben ^örer unb Hörerinnen ! 9BaS ift bod 
£eben? @in 6 p i e ^ 1 9Beim ^rmen fommt baj$ gange ^afyc 
fein traten baran; ber S^eid^e aber bat alle ^ag einen anbe« 
ren! ^a^ £eben ift ein 6pie|, bad Sd^idfal bre^t ben äRen« 



— 191 — 

fd^eti auf i^m am geucr bei? Sii^idfal^, unb bic fetten %i)xä* 
Jien fallen in bae ^)raffelnbe Jeuet, hi& er tom 6d^icffal ge« 
hdunt auf bcn Jranfd^irteUer bei? Jobtenbrette^ fömmt, unb 
bom Spie^ be!? Seben^ gut Speif ber SBurmer roirb, bie 
nid&t Spa^ mad^en!" 

(Pamela meinte bitterlich, Souife ^fannenborfer 
fagtegu^ranjntac^er: ,,unbbaS ©entütl^;! beibemSBi^ 
fo öiel ©ef öHI ba mufe fid& ber Sapl^ir üerftedten I" 3<^ 
^örtc ta^, brudte il^r bie ^anb unb fagte: „Sld^ Souife, top 
fann iä) mi^ t>erfte<fen ? I") 

„58on biefem ® pie^ fommt ber 3Wenfci& in bie Seintoanb, 
in bie 3:obtenlein»anb, in bie Söad&gleinmanb, in bie Sein« 
manb, in ber man nid&t mtl)v »dd&ft, fonbem mo nur 
SBad^^ über un^ brennt, unb aller irbifd^e ® lang mid^d 
abgeftreift ifti 

^aä 3Bad(^^, meine freunblidf>en .^örer, fpielt im Seben eine 
grofee SRolle, benn !ömmt m6)t Sllle^ b'rauf an, toie man g e« 
»ad^f en ift? 3e fd^öner ber SBuc&i? cine^ aJldbd&en^, befto 
eber UudiUt \>a&^ad)^ ^u i^rem iBrautfefte, unb je meniger 
äBid^^ friegt fte* Sie f^öner bie ffieiber gemad^fen 
fmb, befto meniger fmb i^nen bie ajldnner gemad&fenl 
^arum fmb unfere bartlofen SRecenfenten fo fre(^, 
meil i^nen !einergen)ad^fenift! 6in junget ^dbd^en, 
haä im SBad^fen ift, ift ein iHofenftodf unb gugleid^ ein 
SBad^^ftod, A^enn fic großer koerben, h)irb'^ eine SBad^S « 
fadel, ba borf man nid^t lange me^x fadteln! @in 
SBeib^bilb ift f^on, menn e^ ift toie ein äBad^^'bilb! e^ 
bi Ibe t ftc^ im SB ad^fen unb mdd^ft in ber iBilbung, 
bann mac^t baS Silb einen fol(^en @inbrudt, ba^ man 
tnad^t baüon aus SBac^i? einen $lbbrud; man pouM^i 
fic unb bojirt fie, unb fie toirb umringt üon SBad^gpou« 
iixtt unb 993a(^^bo|i^^^l'' 



— 194 — 

fcüfd^aft n?ieber&oItc bag ibncn frctnbe ©ort: „3mptomfint« 
ten !" — „^mprrfmiftttjiren V — „^n^tprimferittofimiren !" 
— „Snfm^roüifmiten !"— „Snpronirifmireii !" u.f.». 

2)ie SSotbcrcitunöen gu bcm 3mptoüifatoriutn bauertctt 
Sicmlicfc lange. 5)ic Slufgabctt mürben in einem ^ute gefam« 
melt. 6j? befanben p* föft lauter cmppnbfome, Urifd&e Z^t* 
mata barunter: ©ebi(^t an ben St^oo^l^unb ber grau S3ranbl. 
— ^a^ 3eiferl auf bcm Stidral^men. — £iebeser!(drung an 
ein SungenbrateL— 2)ie 3:it>tdnen um einen ungetreuen Sieb» 
^aber. — 3)a^ ^er^, menn eg jerbroc^en ift. (?) — 2)ie SSer» 
gtoeiflung um ben Job. (?) — ©al^^iwei^ung I — 3(& gab txa 
3;^ema auf: ,,2Barum mäd^ft ber aWenfd^ üon unten hinauf, 
unb ni(^t üon oben ^erab?"* — ^a^ £00^ entfc^ieb, ed 
lüurbe gebogen : 

„3)a^ ^erg, wenn e^ jerbrod^cn ift." 
3a!el^uber begann ju arbeiten. @r fteOte ftd^ tvie ein 
ßi^bod inmitten bei8 31^""^«^^/ fd&ürgte fid& bie Sloddrmel 
auf; be^nte ftd>, fulj^r fid) mit ben 9lägeln red&t^ unb linf« in 
bie ißaare, duftete, raufperte, lüftete fid^ bie ^alisbinbc, jog 
\id) bie 2Bcfte jured^t, siegte ben Äopf red^t<g unb lin!^ ^in 
unb \}ex, mie ein föufenber Äafabu, feud^tete fid6 mit bcr 
Sunge bie Ober« unb Unterlippen an, mie ein ga^nenbeg fiinb, 
ftedfte enblicb beibe ^änbc an^, toic ein ffleggeiger, mod^te 
nod^ einen ^ufter, bolte me^rmal tief Sltbem unb png an : 

^ier blieb er etttjag ftedten, fa^te fid^ balb ; 
5flein, nid&t bU; id^ bitte ; 

„D bu mein ^ni, maä^ nur fein ©epumper, 
JDa« redete 9lug' unb ba« linfc JD^r »irb mir auf dl^re fd^on 
tumpcr, 

* SBieHeidf^t beanttoortet Semonb biefe Sroge, 



— 195 ~ 

SBic es tl^ut f<i^(agen, 

Äann iii) 3^ncn wa^r^aftig mit SBortcn flar m6}t fagen, 

SWcin «öerj, ba« tft fdfjcn graufam in mir jcrbroc^en, 

5)a liegen bie <S4^erben — 

2)a liegen bie ^d&erben, 

(Bewerben, liegen bie ^(^erben. — 

(^ier trat bie Figura repetionis ein, ba er nid^t me^r toei» 
tcr iDU^te, unb ©uftl fd^rie : 

„<Die üRutter tl^ut fod(>cn 
etrubel mit ©erben!" 

— @r fd^Iug f\ä) mit ben gduften Der bie Stirne unb fd^rie : 
„®enn mx6) ^exx 8ap^ir anfcfeawt, !ann idb nidfete!" ^^a^ 
mela brebte mi(b mit bem Sauden gur ©efeüft^aft, 3a!ellf)uber 
lief? nun eine neue Sabung lo;^.) 

„9)iein «gerj, bo« ifl fd^on graufam in mir gerbro^^en, 

iDa liegen bie 8(^>crben, 

8ie ^at mid^ beim „©dj^af*' in ber üorigen Sodben 

5Kit lölicfen gerftod^en, 

Unb, 3Kenfd(|cn, ÜKenfd^en, ]^eud(>lerifd(>e Ärofobillenbrut, 

Sc^on gut ! 

3)en ©clfen, ben Sinben, 

SBiü idb ö »erfünben, 

!l)ag jie'ö öerbrciten, 

2Öie jte mid^ lujonirt fo üor allen beuten, 

(Silenbe 2Bolfen, Regler ber i^iifte, 

£) ©Ott geb', bag idf fein Speftafel flifte, 

3)cnn ^erj, o mein ^erg, o bie« ^erg, 

«&at ©dbmerg, 

8c^on feit vorigen SBei^nad^ten hi^ gum ^ärg ! 

(§5 ifi gerbrodf^en, au« meinem ®rab ruf iä^ i\)x nad) : SBel^! 

^bie! 

.^ier fd^nappte er sufammen, toie ein 3:afd6enmcffcr, ^a« 
meld [türmte fid^ mit einer ^^rdnenflutl^ über i^n unb 'gvau 
93ranbl fiel über i^n ^er, »ie ein gläftfed&en Äolner-ffiaffer. 



— 196 — 

^ie Qanie Slfobemic ber nätJ^ctifd^cn ffiiffenfdbaften mar mit 
if)m he\d)ä\tiQt\ fic fprijten i&n mit faltem ffiaffer an; fic 
rieben i()m bie £(feläfe; fie rijfen i^m bie ^alsbinbe auf; fic 
riefen i^m in*^ 0\)x: „3a!cl^ubcr, lieber Safclbuber, tbeucrs 
fter ^umorift!" -- Pamela »erga^ fit^ unb rief, ganj üon 
3;bränen ertoeicbt: ,,^l^euerfter Saurer unb ,&umorift, icb toiü 
t>i69 nimmer tujcniren: Dergi^ ba^ „6(^af!"— 3)a fcfelug er 
bie Slugen auf, unb „atbmete »ieber im rofigen Sid^t !" 

3d& aber fafe ncd^ immer mit bem Slücfen gegen bie 6cenc 
gefe^rt, unb als Daniela mir fagtc : „Se^en Sie benn nid^t, 
eö bat bie 3Rerüen angegriffen!" — erwitberte id) tüdifc^ : ,,Qx 
!ann nid&t^, menn id) binfebe." - S^er S3unb gtuifcben mir unb 
^Pamela tüar gebrpd^en, xd) feufjte unb fagte ju meinem ,&crs 
5en : ,,ßg gebt ein pnfterer 3a!elbuber burcb biefe^ .gaue !" 

S>ie 3ft>i<^wiaufer merfte bag 2)ing, unb ftblo^ fxd) mir mit 
einer rippenjerfibmetternben S^rtlicbfcit an. 3<^ toöre ibr 
gerne um ben $ald gefallen, allein idb unterließ e^ tüegen 
Slübi beg .galfeig. d^ toar gegen jtoei Übt nacb Splittern ad^t. 
3<b tt)arf einen meiner Sila^SBlicfe auf 3^ic'^i«flufer, unb 
fragte fie mit bebenber Stimme: „i^iebft bu mid&, S^Ji^fmaus 
fer meiner Seele ?"-^Sie crbob ibre langen Slrme, mie ein 
%eUqxa)p^, unb gludte : „äBie fannft nocb fragen, ^fcjbap* 
perl!'' — „0, bann gieb mir einen (salben firapfen, ober xd) 
Derbungere!" — Sie batte nämlid(> einen Ärapfen in ibrctn 
SRibiCül; pe nabm ibn bcrau<S, gab mir bie ^älfte, unb bie 
anbere ^älfte bielt fic in ber $anb. Qcb umfing fie mie eine 
[Rettungsm af (feine, unb flüfterte jdrtlidb : ,,D meine tbeuerfte 
^dlfte, ganj mu& idb bicb ^aben !"— Slllein fie bcitte bie 
^älfte in biefem 3lugenblide in ben üKunb geftedtt unb 

„(Bt fiel in'« 93obenlofe." 
n^df/' fagte' i(b, ,3midmaufer, ^aft bu in beinern ftiHen 



•— 197 — 

fidmmcriein feine 6emmel, fein Srob, fomm, laff* ung glüdfs 
Hd^ fein !" 

Me^ empfahl fä), Pamela unb 3a!e((>uber toaren bie 6r* 
ftcn, bie gufammen bie ®efeUfd&aft loerliefeen. 3)ie 3n>icfmaus 
fcr mo^nte in ber ^ot^gaffe, ic^ führte fie mä) $aufe. — 2)a 
ber 3roec! biefe^ 2luffage!§ nid&t ift, Meifeabent&euer gu SBafs 
fer unb Sanbe gu fcfereiben, fo füge id^ blo^ bei, ba& mir Zorn 
3»icEmaufer au^ i^rem genftet einen Slpfel unb eine ^albc 
Semmel ^eruntemdrf urtb mir jurief : ,,^a (;aft bu einen 
Slpfel, eine ^albe Semmel unb mein .gerj !"— „3* banfe/' 
rief idb hinauf, „toerbe Sllle« mit ^anf jurüdftellen l" 

2lm anbern 3;ag fdbidte mir Pamela brei feibene Za^ditrn 
tfid&er, bie fie ijon mir ju fdumen (^attc, gurücf, unb baju fols 
gcnbel SiÜet : 

„3r 53ebragen gefbern ma^r unter ber ©ribig ! ^er neit 
auf anbern S^enie \)at Sf^nen bie larfe mon bie 3Jla^ge ah 
gejobgen. 3<^ (^abe ilf^nen nie gelif^bt ! blo& ^\)x SBibj unb 
^\)x ^Dluntmerg l^at mein ^erg geteufc^t. SBenn Sie midfe be« 
gegnen, fo merbe id& t^un, al^ ^dt id& Q^nen nie gefennt; unb 
l^offe oon 31S>nen au(^ bo^ ©egentl^eil, benn mein Sadtell^uber 
— idfe fa^ge au^bruglid& mein Sadel^juber — ^oerftej^b in einem 
getoiffen S3un!t feinen Sdbpa^ nid&t. Sltje, 3{)re getoefene 

Pamela," 



Sie Oneftaulie. 

ö^ toar eine iBlonbine. 

®en>i^ ift t^, id^ mu^ in einer blonben Stunbe geboren 
toorben fein ; entioeber »enn bie golbene Sturora i^r ©olb^aar 
mit^ golbenem ^amm in bie blauen £üfte (^ereinfdmmt, ober 
toenn $efper feinen blonben SRunbfamm um bie rofigen2Ban* 
gen ber abenbbdmmernben ©ebir^e friftrt ; unb pi meiner 
23* 17* 



— 198 — 

Sßiege trat eine blonbe $ee, blonb toie fiuna, loenn fte mit 
aufgelöften glattcrloden um bie (5rbc »anbelt, um iljjrcn lang« 
tDeiiigen, fd^läferigen fiteb^aber auf^ufud^en, unb fte fegnete 
mid^ unb fprad^ : 

,,^ein %u^ ftraucble ftet^ in blonbe 92e(e, unb bal gro^e 
Sflarrenfeil, toclt^e^ mdn Siebe nennt, toerbc S5ir ftet^ aug 
golbenen, bünnen, weid^en, rotligen, elpgen, fonnigen fiö(f« 
d&en unb Soden gebrebt!" 

Unb fo gefd&alf^*^! 

^d) n^iCi bamit nicbt gefagt l^aben, ba^ nid^t \)k unb ha, 
bann unb »ann, J^kx unb bort, aud& ein fcbtoarge^, braune^, 
bunüe^, ober 6enbr6e=t&aar mit in bal fogenanntc Seil ein« 
geflcd^ten »urbe, aber bie ®runb=ßouIeur blieb — b lonb! 

S3lonb in allen 3Mif(i&ungen, gärbungen unb Slbflufungen, 
Don jenem gelbgelben ScmmelsSlonb, toelcbeg bie ieih^ 
färbe ber gabbeit ift, bi)S ju jenem ^od^blonb, toelibeio f\6) 
mit 5euerrotlf) fd^wefterlicb bu^t unb feine eigentbümlid&en 
SReijc befijt. Sllle Slrten t>on blafe=tief=bun(eMi(bt-ftro^s 
mariüen: unb j^ierbfilaub-blonb burd^, bie gan5e SBefenleiter 
ber S3lonb(>eit binauf unb binab ! 

2)a^ ift nun nid^t mcbr ©cfd^mad^facbe, obet 
®ufto, ober ffiabl, e3 ift gatum, ©cfd^id, ^^rd« 
b e ft i n a t i n , id^ babe nunme^^r einmal ein b l o n b c Ä 
Sd^idfal, fo U)ie mand^e 3Renfd&en ein fdbn)ar3el Scbid^ 
fal biben. 

2(lfo ed mar eine Slonbine. 

Unb eg begab fid& jur 3eit, afe bie %\)eattt leer »erben, 
bie ^errfd^aften, öanquierig unb ßigent^^ümer aße ouö ber 
SReftbeng entflieben, unb 92iemanb in'^ ib^ater ge^^t, atö 
„9la(btigall unb (SriQe, bie f4 ber 9iad^t(uft freuen/' b. ^. 
aU greibillete unb SReccnfcnten; um bicfe S^itfinb bie Sogen 
nid&t mit i^ren Urbetool^nern befe^t, fonbem plontbirt unb 



— 199 — 

toattitt mit ^reunben, Scfannten, Äammers9Rdbd&en, 3ofen 
unb [onftigen SteUoertreterinnen bet eigentlid^en fiogenbeüoU 
UxuriQ. 

3u jener S^it, too bie $i$e fe^r gro^ unb ba^ $ub(i!um 
fel^ flein ift, im ^(^eater nämlid^, bie Stüde fe^r (au unb 
bie fiunft \el)x fübl, gu jener 3cit fa6 id& im ^^eatcr, xd) mei^ 
nid^t, toaxum \ä) im ^^eater fa|, gemig aber gef(^a(; eS nid^t 
)u meinem SSergnügen, üielleid^t fpielteein ,,®aft" au^ jener 
SQBelt, ber ncd) nid^t recenfirt »urbe, ober e^ würbe ein fran« 
5cfifd&e^ fiuftfpiel in^ Ucberfejerifd&c übertragen, furg id& fa^ 
im ^l(^eater unb (ie^ bie ^lide um^erfc^meifen auf alle meine 
2eiben»genoifctt unb ÜÄitgefangcnen in bem Slode ber Sperr« 
fite unb. in bem ^ajaget^^^dfig ber Sogen. 

^a fa^ fit\ b(onb! blonbl blonb toie mein Sc^idfal, gum 
Spred^en ä^^nlic^ ! Stber feine Soden, leine Sd^langen, feine 
SMatfaroni, feine 35rc|eln, au^ feine gledfeten, feine •* accroche- 
coeur" feine Semifolon^ „( ; )" um bie S^ldfe, fonbem 
glatt gefdmmt unb in gmei einfad^en 9%ingen um bai^ Silber« 
$lateau ber Sd^ldfe gelegt, unb auf bem Sd^eitelpunft ein 
gorbifc^er knoten, in bem fc^on ein golb*nei^ Sllefanbers 
8(^merbt angebrad^t toar. Unb ein paar Slugen, blau, üerfte^t 
fi^ blau, blau, toie fag' id^ nur gUid^, nid^t toie berliner« 
9 lau, benn t>a^ ift affeftirt unb blaufduerlid^, aber h)ie 
2Biener<SBlau! ^d^, mein ^olber Sefer, ^u fennft ba^ 
Sugen-SBiener iSBlau ber äBienerinnenl 3n biefem 
931au tummeln fid^ bie Slugenftemlein fo gefc^dftig unb gu« 
t^unlid^ unb too^lig ^erum, toie bie Stemlein in bem ^lau 
einer frifd&en 3wni'3^Äd&t ! 

Sllfo ffiienersblaue Slugen »aren e3 ! Unb biefe Äugen 
Ratten einen Süd, einen Slid, fo troftenb unb (^offnunggebenb 
tote bie ©ered^tigfeit, menn fte burc^ bie f^inger [xeU, unb biefe 
Slugen maren befd^attet Don SEBimpem, ai) SBimpem, bie, lange 



— 200 - 

ntaieftdtifd^e (Farben, ben Uu^enttrtDßd betoQ(^ten, uiib toenn 
aud^ biefe Farben mit t^ren langen Sanken 511 fagen fd^ienen : 

La gar de meurt, mais ne se read pas ! 
fo too^nte qUO} neben ober meintest balb unter biefen ©ar^ 
ben ein Säckeln in bem rofigen, anmut^igen ^inngrübd^en, 
n^eld^ed 5U fagen fd^ien : 

"Tentare licet" 
ober 
,,ber SMenfd^ mufe «it ^W^ öcrjmeifeln." 
Sd^ bin ein SRenfd^; b. (>. in jenen lid^ten Slugenblidten in 
benen ich hin 9lecenf ent bin, unb fold^e li^te 2(ugenblidfe 
\)ahe id) gerabe im ilbeater xe^t mit, benn ba fel(^e id^ eS- am 
beftcn ein, bafe ein 9Jlenfd& bem SWenfd^en immer noc^ me^ 
nü(en fann, aU ein 9iecenfent ! 

3d& fa^ fie an, fie ladete gcrabc über ben ^eter in „SWens 
fd^enba^ unb SReue" unb au^ bcr gefprungenen ©ranitblüt^c 
i^reiS ÜRunbed lad&temir eine %ü\it meiner 3fi6ne ju, toie bic 
»eifien Äörner einer angefc^nittenen rotl^cn 3udterme(one. 

3(^ fegnete ben $eter, unb jum ©rftenmole fanb id) on 
feinen olbcmen S^jä^en Sergnflgen. 

SBei bem großen, riefengro^en SBiJ $eter3 : 
„pfeifen für un«." 

laä)te fte unbfinbig unb i^r SHd fiel auf mid^, unb id^ ladete 
gemaltigmit, unb biefee SWitlad&en fd&lugeine fliegenbe SBrüdtc 
öon mir 3U i^r ! 

Wlix ift Diel lieber, menn ein SJläbd^en über ^eteriS ^umms 
^eit lad)t, ali n^enn fie über dulaliai^ SReue n)eint ! 

Ueber^au)}t ift ein SSied^eif Summl^eit bei grauen^immem 
fo püant, mie ber gro^e Hautgout beim äBilbpret ! 

ajlir fagtc ein geiftreid^er Sid^ter in $arii^: 

** Parbleu, je suis degoute de ces femmes d'esprit» 



— 201 — 

des ces faiseurs d'esprit, je m'en vais faire la cour ä 
une imbecille I" 

^er Wlann l^at ni<i&t gan^ Unred^t ! 

UnfcTC geiftreid^cn Stauen fmb tor lauter (Seift eutfetfid^ 
bumm! 

Unferc bummen Sraucn^immet bagcgcn, ba« fmb nod^ bic 
(Jin^igen, mit benen man ein öernünftigeö SBort fpred^en 
lann! 

l[(fo Tte ladete über $eter^ ^umm^eiten, ic^ Mte mit, ber 
fflunb mar gefd^foffen. 

3d& mü bcn fiefer mit bcm toeiteren SBerlauf ber flofettir« 
gefd^ic^te Derfd^onen, unb um ben bramatifcben ®ang ber 
Sadbc nid^t ju feemmcn, jur (Fataftrop^e fc^reiten. 

iBalb mu^te iä) i^ren Flamen, mo fte toolfnU, unb ba^ fte 
nid^t bofe mdre, toenn ein Betteleien, meld^ed ic^ jmifd^en 
meinen Singem breite, fxd) balb aud^ gmifd^en i^ren Singem 
befdnbe. 

a^ ^ei^talfo einen Siebc^bricf fd&reibenl ,,®efegnet fei 
ber 3Jlann, ber Sd&rift unb Siegel für ein armei^ fiiebeigpaat 
crfanb:" 

(Sin Siebe^brief! 

%di\ unb koarum: a^? be^^alb, meil ber Tten\(t) an 
nid&tio fo fe^r merft, ba& er alt mirb, aU an feinen Siebet» 
briefen, nid&t an ben grünen Grbfen, bie er nid^t me^r fo gern 
i^t, als in feiner ^ugenb; nid^t an ben Stiefeln, bie er gerne 
immer weiter unb breiter trdgt; nid&t baran, ba^ man nad^ 
unb nac^ immer me(^r greunb von Suppen mirb, fonbern baj 
man immer weniger 2:alent t^erfpürt, Liebesbriefe ^u 
fd&rciben! 

3n ber 3ugenb fcfcreibt man ^e^n fiiebeebriefe an einem 
Sage, unb alle at^men glül^enbe Seibenfc^aft unb 3eber ip 
eine Sranbfadtel, gefc^leubcrt in eine ^jJuluertonne ! 



— 202 — 

SBel(^' ein 58orrat(> i>on Sranbs unb geuers3Batcrial! 

€ie fangen alle an: 

„könnte id& meine gebet in bie Sonne tauchen!'' ober: 
„2Ba^ ber %^avi ber (eijjenben IRofe, ba^ fiid&t bem im gins 
ftern äöanbelnben, bol hjat ber Slnbüd u.f.m." ober: „3ll&r 
Sterne ba oben, bu leuc^tenbe Sonne, lei^t mir eure Stral^« 
len," ober : „SBenn Sie gürnen, fo jümen Sie über bie Sltts 
mad^t 3i&rer S^lei^e," ober: „3(^ Ij^abe lange gefämpft, aber 
ISiintoeg nagenbe ©eier, (jinioeg blutgierige ©ebaufenl" 
u.f.tt). u.f.iü. 

2lber »enn man einmal bie Sinie pafprt, bie äRittagelinie 
be^ fieben^, b. \), toenn man einmal über bie Sebensc^älfte 
Hnau^ ift unb bei bem fd&onen ©efd&led&te fd&on bie ,,gat)oris 
ten-'Sinie" (hinter fid& ^at, ba fommen ©inem bie Siebeebriefc 
blutfauer an ! 

Snbeffen bie ?5rayi^ thufe au^lfielfen; bie erfte Sebingung 
eine^ Liebesbrief e^ ift: Unleferlid^feit ! 3^ weniger 
bie Sd(^one üom ©riefe lefen fann, befto melS>r ßinbrud 
mad&t er auf fie! 2)ie jmeite 93ebingung ift: kleinen 
S^lefpeftsSf^anb! ^lur feinen roeijsen S^anb an einem fiic^ 
beebrief ! SBeber oben nod& unten I 2iie obere ^dlfte ber 
Slnfangigjeile unb bie untere ^dlfte ber legten 3eile muffen, 
mo mcglid&, no^ auf bem 3:ifd^e gefdbrieben fein ! ^ie britte 
Sebingung ift : SBenigften^ ein äUU ! Gin ^kU ift eine 
Licentia erotica I 6in ÜkU in einem Siebesbriefe, c'est do 
rigeur I 

SBenn bie ®eliebte i)on bem gan5cn Srief aud^ nic^t-o lefen 
fann aU ben SleU, fo ift bai^ fd^on genug ! (Sin iikU ift 
nid^ti^ aU ba^ Spmbol überftromenber ßmpfinbung; bie 
Äleffe gehören ju ben ^rimlegien ber Siebe. 3Jlan fel^e ein« . 
mal bieSlrd^ioe ber Siebe burc^, bie legten ©riefe, biemanoon 
ber (beliebten bekommt, fmt> immer drmer an @mp^nbungen 



— 208 — 

unb <in Slcffen, unb bie 2Bcltgef(^i(^te ^at fein ffleifpicl, ba^ 
ein 2Cbf4ieb^5 uttb äbfagc^Srief je einen ^kU aufiumeifen 
l)at ! 5)ie merte unb ^auptbebingung ift e§ enb(id& : er mu^ 
gcfd&muggelt werben! (5in Siebeebrief, ber auf gera« 
bem ^oftmege, unb ein fiieb^aber, ber jur offenen ^^üre ^er* 
einfömmt, pnb nf^t l)alh fo püant al^ ein 93rief, ber auf 
S4leid^= unb 2Bin!eU2Begen, unb ein Sieb^aber, ber junt 
genfter ^ereinfcmmt. 

^<b fd^ieb i^r ölfo einen ©rief, in meld^em xd) eine fleine 
aWufterfarte t)on Äleffen anbra(!f|te, bie i^re fflirfung nici^t 
üerfe^fen fonnten. 

ÜRit biefem ^atti (Sd&erif au^gerüftet, lief id& t)on Stapel 
ünb (amrte lange tjor i^rem ßaufe l^erum, um eine günftige 
6d&mugglerfä^rte für meinen ®rief au^jufinben. 

S)a erfd&ien mir bie erfebnte Srieftaube in ber ®eftalt bc« 
$au§meifteri8! 

Sie ^au^meifter, ,ßau§meifterinnen unb ^aulmeifter^ 
Söd&ter fpielen in ber ©efd&id^te ber .^erjen eine große iRolle; 
fie fmb oft bag SRebium }n)if(^en Subjeft unb Objeft, unb 
bie britte ^crfon anjeigenber 2lrt ^mifc^en ber 
crften unb ber jmeiten ^erfon in bem unregelmäßigen 
Seitwort ber Siebe ! 

S)a ftanb er im ^^oxroeq, be^aglidb, wie ein reid&er ©mir; 
in bie äöelt j^ineinfd&auenb, wie ein grud^tl^dnbler bei langer 
unb an^altenber 5)iirre. 

3c& naf^te mid^ ibm, wie einem STOäcen, nal&m meine 
freunblid^fte ÜJliene aul meiner SBintergarberobe {lertjor unb 
fagte fanft : 

,,®uten SMorgen, mein lieber $err $au3meifter!" 

@rat)itätifc& unb !alt antwortete er; 

„(Suten aWorgenl" 

Q^ entftanb eine fleine flontjerfation^s^aufe, {^raffte aber 



— 204 — 

aW meinen 9Rut^ }ufammen unb fteuerte mit toQen Segeln 
meiner Slbft^t ju. 

,,@ie fönnten mit eine ©efddigleit t^un, mofüt id^ S^nen 
fel^r banfbar fein würbe — (^ier liefe icfe in einer $anb bie 
©efdUigfeit in @e[talt eines iBriefd^enS unb in ber anbem 
«0anb bie ^an!bar!eit in ®eftalt eined 3^^t0ttlbenftiidi^ ein 
lebenbeS S3ilb §u meiner S)el(amation barftellen)— »enn Sie 
biefeS 3etteld^en gefdaigfl befteUen moHten.'' 

^abei fd^ilberte id^ i^m bie $erfon, bie er aud^ fogleid^ er$ 
lannte, unb id(^ bemerfte mit )}ieler $ietdt, baiS Sriefd^en 
!dme ton einer il^er ^eunbinnen unb boS ©anje fei auf 
eine Ueberrafd^ung abgefe(^en, bie i(^rem Spater gugebad^t ift 
unb X)on ber er alfo nic^t frü(^er SSBinb befommen bürfte. 

S)ie l^auiSmeifterlid^e ^Brieftaube fd^ien ^nfangjS nid^t Suft 
)u begeugen^ bod^ batb befann er ftd^ eines Seffem, nal^m 
mit fd^lauem fidd^eln Srief unb ®elbftüd, unb )9erf))rad^ feine 
Sad^e gut ju mad^en. 

„SBiffen Sie toaS, Suer ®naben/' fagte er enblid^, „id^ 
merbe S^nen maS üerrat^^en. Sie fdlM je^t um ei(f U^tf 
nad^ 3)öbling )u il^er 3:ante, fe^en Sie ft^ auf ber (^reiung 
in ben erften äBagen, bort ift i^r $lag f(^on beftedt unb Sie 
lE^aben bie befte ®elegen(^eit, Sie gu fpred^eni" 

0, eble Seele beS ^auSmeifterS 1 SBie entjüdteft 2)tt 
mid^! 

Sd^ liefe nod^ ein (Sulbenftüdt in feine ^nb rollen, mit 
SlQeS nod^ einmal erlldren, eilte bem erften S)öblinger SteHs 
wagen auf ber gteiung au, be^a^lte meinen $la( unb fe^te 
mid^ in ben 3:aubenfd^lag. 93alb war eS eilf Ul^r. ßommt 
fte ober nid^t? baS war bie (^age, (Snblid^ fam fit, fte 
felbft; ber ^auSmeifter, mit einem Ileinen $adet itir gut 
Seite, erfd(^ien aud^, um i^r biefeS $adtet bis an ben Skigen 
iu bringen. SBie ^odftte mein $er}l 



— 206 — 

Sie fMeg ein, getobe mit vis-ä-ris, i<j^ UUe Dot 5reubc I 

^li fte fa^, ftieg au^ bet i^au^meiftet ein, id^ macj^te 
flro^e Äugen. ^ fefte fid^ t^ gut ©eite; icfe toax ganj t)cr« 
»irrt. @r f<^ien ftd^ einige 3eit an meiner Sage ^u er« 
göjcn; enblicfe fprad^ er, inbem er mir meinen ©rief unb 
meine ©elbftüde ^inreid^te: ,,3Refn i^err, 6ie wollten bem 
S3ater biefed SRdbdtfeniS eine Uebertaf^img mad^fen, er ma<l^t 
^\)ntn au^ S)anf audEi eine. 3d& bin il^r 5Bater, bem e^ gor 
nic^t leib ift; t)or einer @tunbe gerabe mte ein ^aui^meifter 
au^gefe^en §u ^aben. 5le^men ©ie 3^re beiben mir oni^er« 
trauten @üter jurüdt unb Saiten ©ie in Buhtnft nid^t ^eben^ 
ber im J^ortocg fte^t, für ben igauSmcifterl" 

Sßad id^ bei biefer Änrebe für ein ©eftc^t mad^te, ma^ fxt 
für tim^ mad^te, id^ mei^ t» nid^t, mein lieber Sefer. ^er 
SBagen wollte gerabe jum ©d^ottent^or ^inauiS, id^ mar in 
ber grdllid^ften SSerlegen^eit. 

„^alt!" rief id^ einem mir ganj unbelannten SBorüber» 
gelSienben px, ,Mlt, ic& ti«6e mit S^nen gu rebenl" lie^ ben 
SBugen galten, fprang aud, bat bann ben 9Rann um ^erge^ 
bung, ba( idb m\6) t>tdannt ^atte unb lief nad^ $aufe, um 
über bie t^erunglüdte ©rieftaubenpoft ein fldglid^ed Slad^ben« 
!en §u galten. 



Zaf^engebanfen:^ uttb ®fbanfeniafi!|ett:;®|iiflerei. 

3)ie ^unft gu leben, ift nid^td, aU bie Aunft ber 3:af <^en« 
fpielerei; bie £unft, au$ anbem ^afd^en in feine gu fpie« 
len; bie^unft, biefieute in ben ©adt unbi^®elbin 
bie 3:afd&e gu fteden. 

^ie ^afd^en ber ^enfd^en fmb feine Saftet. S9ei ben ©par< 
tanem würbe nic^td gefto(rlen, unb warum? SBeil fte feine 
24 18 



— 206 -. 

ä:af(i^en in i^ren ^(eibem ^tten. SBenn bie S^attanet, tolt 
IDit, gwet SBeftentaf^en, ^mei ^ofentafd^en, brei eyradtafc^en 
unb fünf Obetnxitafcften ge^t ^&tten, fte Ratten aud^ me^ 
^io\)Un. &nt jebe ^afc^e ift ein gend^te^ gin^e^eic^n an 
ben Sd^neiber: rfWo^u ^aft bu mi<^ gema(i^t?'' ein 
Sdi^rufung^Seid^en an beniBeft^et: „^^®^tt\" unb tin 
großer ®ebanfenfttt(^ an bas Sc^tdfal, meldtet fagt: «»S^ad 
Uebrige fannft bu bit beulen 1'' @ine jebe leere 
3;afdbe ift nid^tö aid bad jueignenbe gütttott: ,3 ein'' mit 
Seinwanb übei^ogen, unb {ebe twUe iafc^e ift nic^td ald ein 
gtoied ^tüu^tfein in ^afc^nfotmat 1 

Mt ben mdften^afd^en ift e«( mie mit bem 3Ronb, f\e Tmb 
aQe äRonat ein ÜIRal doU, ein iTOal leer, unb »enn gar {ein 
(Selb; {eine ^Rtin^e unb fein @d^ein in ber ^afd^e ift, bad 
fmb bie iDlonbfinfteniiffe, ober bie fid^t baren 1 

Wlit ben fielen ^afd^en ge^t'iS une je^ tt)ie mit ben oielen 
SBörterbüd^em, je me^r mir l^ben, befto toeniger flnben mit 
ben ^rtifel b'rin, ben »ir eigentlid^ fud^en. (ün 9Renfd^ 
mit allen feinen ^ofdften je^t ift mie bad ^nioetfationd« 
&e|i{on. Sudbt man boiS ®elb in ber aBeftentaf(6e, fagt fte: 
fte^e ,,^tufttaf(^e/' (ommt man ^ur ^rufttafc^e, fagt fte: 
fie^c „©rieftafd&e/' fömmt man jur fflrieftafd&e, foMfet^d: 
r.ein äBeitere^ über biefen ©egenftanb fd^lage man im Wlm^* 
mefen nad^l" SBir ^ben alle $dnbe X)oll ^u tlj^un, um bie 
leeren Safd^ aui^nuffillen, mit ben leeren i^dnben ndmltd^. 

aßarum trdgt ber reiche 9Wann feine »&anb in ber 2:afc^e, 
unb marum ber arme SRann? S3ei bem reid^en aJlann bittet 
bad @elb in ber Xafc^, ed nid^t ^inaud^ufto^n in bie SBelt 
unter ^rme unb <^flofe, unb ba gibt ber reid^e iTOann gerne 
bie $anb barauf ; — bei bem armen 3Rann bittet bod 
{ein ®elb um Sj^rfd^toiegen^t unb ber arme SRann ift fo 
gut unb HIt*jS unter ber .0anbl — 



— 207 — 

e^ ift eine l^otnccHKitl^ifid^e &nt, toenn man einer (eeren 
S:af(6e ehte (eere ^avh ein^ttnebmen gibt. 

Slber in ben ^af^en fetbft, totW ein Unterfcbiebr loeld^e 
96ftufungen t)on ber Snifttafdfte bt^ gut ^atrontafdfte, ton 
bet Ubrtaf^e hi^ §ut SDlaultafd^e ! 

^ie Srufttaf «be trd^t ber 3Renf(b auf bet Hnfen @eite, 
gerabe über bem^erjen! SBenn nur bie ^afcbe auf ber 
a3ruft recbt »«U ifk, fo barf bie ©ruft unter ber 3:afcbe re<bt 
leer fein, man barf bo<b W ber S^ruft toeg reben ! baS ift 
bann ein leid^te^ Seben, koenn einem ba fo recbt fcbtver auf 
ber »ruft ift! 3n ber »rufttafcbe ift*« gerabe »ie in ber 
5Bruft felbft ! 9Bie t>ielen ^enfd^en liegt baS ^rj mebr in 
ber »rufttaf(be aU in ber »ruft felbft, man f 5nnte fagen, bad 
^erg ift ibnen aui^ ber »ruft in bie ^afd^e gefatten. ^ad 
^elb koobnt in eben fo loerfd^iebenen Reifen in ber Safd^ 
be« ^enfcben, aU bie ®efüble in ber »ruft be« Snenfcben. 

»ei mand^en 3Renf<ben 3. ». ftebt bie Siebe aU 6d^ilb« 
n>a(be in ber »ruft, unb tvartet febnlt^ft auf ^b(5fung, bei 
Unbem liegt fie aB fefte ®amifon, unb bei noA Slnbcm 
ftecft fie blo« aU »angefangene in ben tiefen Äafematten; fo 
ift e« au(b mit bem @elb in ber »rufttafcbe, bei managen 
3Rfnf*en ijt'g al« Slafd^enfpiclftücf ba, f»c ftnb Äünftler ba« 
rin, bal ®elb fdjneH üerfcbtoinben ju laffen, unt> bei 
Slnbem ift e« Mo« (ebcn«(ängU(ber Slrreftant! 3n 
ber »ruft be« Slflenfcben, ber fein ^erg in ber »rufttaf(i^ bat, 
liegt eine grofee »orliebe ju »ruftftüden, aber fte muffen t>on 
gefrontcn ^duptcm unb auf aWctaU geprägt fein! 

®er aJlenfcb liebt ben üRenfd^en überbaupt mebr al« »ruft» 
ftüd, benn in Seben^gröfee, b'rum wenn bie aUdnner ein 
ipeiblid^e« $er} gekvinnen tooUen, fo ma(ben fte fub felbft gu 
»ruftftüden, inbem f»e nicbcrfnien unb fo bie gü^e einrieben* 
S)ie grauenjimmer glauben bann, fte bitten gar feine gü^c. 



— 2W — 

unb !5ttnten il^en nUbt baDon (aitfen. SOein bie äJMnner 
fnien bloiS beS^alb lange, um bann ausgeruhte (^|e pm 
2)aDon(aufen }u fyihen. 

^aä Qcfte, tmiS bie ^aueniimnter miffeu; ift, tote f(j^5n 
fte r^nb; baS @rfte, n)aS fte lernen, mie ftar! fte ßnb ; bad 
6rfte, toad fte erfahren, tote fd^tooii^ fte fmb; baS @rfte, nx)^ 
ran fte »ergeffen, tote alt fte fmb; unb baS ßrftc, toorauf fte 
fid& toieber erinnern, ift, baf fte baS tergeffen f^abtn l 

Unb bo<l& too^en aüe eblcm, fanftcm ®efü6le nur im 
^auen^er^en ; htx ben ^auen ift bie Siebe bie 9{u^e bed 
^ergenS, bei ben ^Rdnnem bie 9{obot beS ^er^ene! bie 
mdnnlid^ äßange toirb nur rot^ burd^ ba«i äBort, bie metb« 
lidfte fd^on huxdf ben ©ebanfen i bie ^au f ud^t in ber fiiebe 
nad) SBorten für i&re (^pfinbung, ber 3Rann fu<i^t nad) ßm« 
))finbungen für feine äBorte; bie ^an beft(t il^r «gerg bloS ein 
2Ral, unb ber iD'lann befommt bog Original. 3eber Mann 
l&ingegen betrachtet fein ^er^ mie ein SWemorial, er f)at ftctg 
ein ^uplifat bat)on t>orrät&ig. 6elbft ber €turm beS ^affeiS 
gerftört nur ÜJldunerJ^erjen, fo toie jeber Sturm bloö in SBdls 
bem ^erl^erungen anrid^tet, nie aber in Blumen. Sßenn 
ber ÜRann feine grau nicfet liebt, fo niifelianbelt er i^ren 
Äanarientjogel, toenn aber bie 3rau ben SRann ncd^ fo fe^t 
^a^t, fo fann fie eS bod^ nid^t terfd^mergen, toenn er ben 
Kaffee falt toerben Id^t. 

Ueber^upt ift ber 9{üdfd^ritt Don ^oxn unb $a^, fo tote 
Don feber ^erftimmung beS ^trim& gur reinen Stimmung 
blöd bei ben ^^auen leicht, nid^t ober bei ben iDldnnern, fo 
toie eine glote leicht gu ftimmen ift, aber eine $au!e fc^toer. 

SBetrad^ten totr ben Umftanb, toie mele ^afd^en ein 3Rann 
in jebe ©efellfdbaft mitbringt unb bafs bie trauen feine mit« 
bringen, fo ftnb in ber fom>erfation, fo ^u fagen, bie SDtdnner 



-- 209 -^ 

fd&on »om Sd^neiber angetoiefcn, tnc^r einguftcdcn aU 
bie grauen. 

äßeld^e^ mar in ber äBelt bie erfte 2;afd^e? ®emt^ bte 
?}laubertaf(j^c, benn biefe 3:afd^e eyiftirte fd&on im ^ara^ 
biefe, alfo nod^ beoot e$ gar bleibet gegeben l)at «^ätte 
@9a mit ber Sd^Iange nidftt geplaubert, ^dtte il^r bie Sd^Iange 
feinen Slpfel geboten, nnb mir todren nod^ 3lQe im ^arabiefe. 

^ie $(aubertaf<^en unb bie ^ofttafd^en l^aben burd^ 
nid^tig fo verloren, aU burd^ bieöifenböjjnen; »enn man 
friH>er mit fo einer ^(aubertafd^c t)on SBien nadfe Srönn reifte, 
l^otte pe3eit unbSTOu^ genug, unä ibre gange JBeben^gefd^id^te 
au erjd(^(en, je^t auf ber 6ifenba^n lommt fte faum bagu, und 
t>on i^en £inberja(n:en gu erjdblen ! 

^an fagt, bad 2ebm ift eine Sfieife, ja too^I, früher lebte 
unb reifte man lange, je|t reiß unb lebt man fd^neü. Q^ 
todre red^t gut, menn bad Seben eine jReife »dre, aber jebe 
^au mügte eine $oftmeifterin fein, benn bann h)o^nten fie 
ade eine Station auSeinanber, unb bann mdre divä) im £eben. 
(S^ gibt 5Dlenfd{^en, bie blo« ^oftiöond fmb, fie geben nie einen 
@d^itt meiter, ald bie gmei ober brei SReilen, bie f\e pi mad^en 
getvol^nt fmb, bann ge^en fte immer mieber gurüd unb blafen 
immer roieber baffelbc Stüd ! 3eber 2Renfd& ift fein ganje« 
ficben lang ein ^^Joftißon, er fül^rt fid^ felbft »on einer Station* 
bcig 2ebcn^ jur anbem, t)on einer Siebe jur anbem, t>on einem 
SBunfd^ jum anbem, t^on einer Hoffnung nur anbem; er fd^rt 
immer t>oU aui^ unb reitet immer leer pxxM I @r tjcrfprid^t 
f\d) felbft ein Srinfgelb unb fagt gu ftd^: „Sd^mager, fa(ir 
gut l" Uu\ ber Station üertrinft er*d unb bringt nid^t^S mit 
gurüdEl 



24* 18* 



— 210 — 

Kleine @tn(atittngds8riefe an lebenbe unb tobte 
grille Seute. 

^nr /eirr meinet tf ebvrtttaeef um 8. /ebrnar. 

S(n £uciniuiS SucuHud. 
^d) labe 6uer ©ourmanbgeboren auf motten Slbenb gu 
mir ein. m^ucuQ fpeift bei fiucuQ/' ift eine abgebto{<i^ene 
Siebeneart ! fiucuüi fpeift beim „^ u m o r i ft e n|! ! ! " 3d^ 
ag (e^t^in bei S^nen eine $aftete auÄ ^fauenjungen, ^lac^s 
tigaUen auS Se^boiS, 6o(ibrif(i^meif(i&en, Serc^en aud 6amod 
u.f.tOv ba^ ift Me^ nid^ts^. Sie flnben bei mit gepcdelte 
Sungen t7on IHebnem im granf furter Parlament; gebacfene 
^emofratenflügel in Trüffel ; ein S^agout oon ^^linber mit 
lautet regten ^fün t7on ^utgeftnnten in ^ruftf^rup; 
marinirte ,,?Bo<i&enh:ebfe" aux fines herbes ; belüate Obs 
mannefc^nit.el in ^rebfenbutter; eine garte $aftete t}on ^e^ 
mo!ratinnen, bie gmangig 3Ral bte Uula pafftrt ^aben ; amts 
lxd)t SRüben unb ni(^tamtli(tien ^o^( i la jardiniere u.f.m. 
€ie ftnben SlUeef hü mir, toie in bem S^mpofton Don $lato, 
nur feine ,,£fUoinnen/' ba mir |e|t Mo^g freie (^auen 
ffobm. S)iefen Slrtitel bitte idi mitgubringen. 

^f)x S^mpoftatd^ u.f.to. 



an granj Sifef. 

Um ©otted SBiüen ! flnben Sie ftd^ morgen Slbenb^ mittelft 
ber e(eftrifd&en Xelegrap^ie bei mir ein! SBir ^Kiben jc^t l^ier 
2684 ^ianiften unb ^ianiftinnen, gro^e, fleine, befinitiue unb 
promforifci^e, fte geben ^üe ^oncert mit paffmem äBiberftanb! 
3ld^ mfic^te gerne mteber ^(auier fpielen ^5ren ! kommen Sie ! 
/,Slieg*, SBßglein, flieg' I" 3^r u.f.». 



— 211 — 

Un Sola Wlontei. 
!KabemoifeQel c^t Wtahamti sAex aJlonfteur! 

ffienn Sie, meine &bbM, ftd^ ncMJ^ be$ intereffontett 3Ro« 
tnented erinnern, in melc^em i(^ 3^nen mit eigenen ^lumori« 
ftif^ ^nben gef<^bte (Srbdpfel auf bie IBranbflecten 3^ed 
Kolben ian0^(i)t}i^ legt«, <xli @te fxdi ba^elbe mit ^ei^em 
SBaffer begoffen, inbem Sie fclbft ein fpanifc^^ Oftctei für 
mid^ bereiten moOten, bann barf U^ hoffen, ba^ Sie ftd^ 
morgen Sliertbg bei mit cinpnben »erben. Ser „^umorift" 
fiel^ört niö^t in jenen Snbioibuen, bie, »ie Sie fdfereiben — 
„i^re leeren Mpfe unb i^re leeren Slitter mit bem 3la^s 
htnde S^rer ®efd^id^te auffüllen*/' er ad^tet baS @igenti|um, 
auä) »enn e^ — nic^t ^ilig ift. kommen Sie, bringen Sie 
ou(i& 3^ren berül^mten $unb mit, aber »enn er lange $aare 
^at, fo taffen Sie fie erft ftu^en, toir ^oben bafür ange^ 
ftellte „Stuler/'— 3^r u.f.m. 



Sin ^etrn ^affenpflitg« 

Slorgen 5Dbenb§ terfammelt fid& bei mir eine fleine (SefeHs 
fd(>aft t)on 3«it9«ii.offen, b.l^. •von folc^en fingen SWenfci^en/ 
bie i^re 3«it genoffen l^aben. 3^^ gehöre 3U jenen fei« 
tenen SRenfd^en, meltJ^e bie Seit ^enie^en, au(^ toenn fie 
tingentefbar ift, eg fömmt auf bie 3w^i<^tung axL 
Vtanäft^ SDing fd&eint an unb für fid^ ungenießbar, aber 
iDenn mon'^ gut ^urid^tet, fo toirb'd genießbar! 

■ Sie genießen ^ffcl unb befinben fi^ tool^l, ein SBetoeiS, 
baß Sie ^ffelgut gugerid^tet falben] 

S)ic Äeute fagen, man muß bag fieben genießen, toeil man 
fung ift; e« ift nid&t »alf^r ! Wtan muß bag Seben genießen, 
toeil man alt ift! Periculam in mora! 



— 212 — 

3d^ gelie mit ber S^it fo um : 3ft fie )d^, tüte ein alM 
^uf^n, fo !lo|?f unb prad* ic^ pe, bi« fie mfirb toirb; ift pc 
fab unb lebem, fo fa(je iinb pfeffere iäf fie, M^ fie püant 
tüirb; ift fte trag* unb fd^merfaUig, 3)van|ig mit bem 9üm^ 
bu^>rol^rl mad^en fte munter u.f.m. 

^(fo Gaudeamus! bergen Slbenbd |«ige t^f midft »einer 
@efeUf(6aft auc^ ali^ ,,5lafd&enfpie(er/' unb toenn 6it ein 
£iebbaber x>on Stüden mit boppelt^n Söben unb ^dufd^ungex 
ftnb, fo merben 6ie \\ä) gemi^ unterl^alten bei 

3(yrem u.f.to. 



2ln einen S5erliner* 

6uer SBoWgeboren ! 

SRorgen ^laäit ift ber la%, an bem \ö) ^um erften Wol fo 

oren tourbe mie immer. Q^ »erfammeln ftd^ hei biefer 
^eranlaffung bei mir einige ^reunbe be^ €d^onen unb ©e^ 
braten en. 

^ei biefer 6^elegen(»eit braud^e i4 mehrere !leine unb grc|c 
Strafte, in ber Sänge »on ^mei big a^t ^Uen. 3Bir l^ier in 
SBien, bic tt>ir bie 5D(lenf*en fd^toeigenb „leben laffen/* 
^aben menig ioafte unb fie merben aud^ feiten gebaut. 5loafte 
unb Stcdrüben motten einen fanbigen 93oben, vcn^ ba^r ge» 
ratl;en Sie bei ^hmn fo gut. 3* bitte mir morgen bod 
S?ergnfigen 3l&rer ©egenmart ju fd^enfcn, unb einige fd^öne 
(Eprfitfce au^ bem fpejififdben XoaftslJMw mitgu» 
bringen ; au^ bem glüdlictfen ^oben, Udo man nid^t nur beim 
^rin!en, fonbem überall a n ft o M* SS)ir tt>erben ungefdtir 
fcigenbe „3:caftg" braud^en: 

]. ^uf mid^. £ur}, faft nur auS {tuei Sud^titeln le« 
ftel^enb: „fieine alten Sunggefellen meiert" 
unb „Kaliforniens ©olbminen!'' 



— 21« — 

S. auf Me Hbonncntcn U^ „^umoriftcn;" ba muffen 
Sie ahtt genau naij^el^en, toie lang 6ie fte leben 
laffen, ob üiettels, ^alb« ober ganajdbrig. 

3. auf bie SSergangettlS>eit, ©egentoart, 3u!unft unb 31»« 
gtotfd^nl^ett. 

4. auf bie beutf^^en 3[ttbiiftrietten m Sonbon i f onntc eine 
SSartatton bilben »on bem Sieb: „$)ag SKaultl^er fu<i^ 
im S«e6er feinen ffieg."' 

5. @tnen 3:oaft auf ba$ getmanifd^e $rin§t^ in ben tufft« 
fd&en @d&n)i|ibäbem. 

6. auf bie ^^unbert £uftfpielbi<bter, bie feinen $rei« be* 
(ommen l^aben auf baS 3:^ema: „^n Mt d^i^^offtf 
^ein Sol^n ift abgetragen." u.f.to. u.f.ttj. 



an ben trafen Xexilt^. 

^er $err ®raf »erben böflid&ft eingelaben, morgen ein 
©tünbcben bei mir ju^ubringen, unb S^ren ,,ÄeÜ[ermeifter" 
mitzubringen unb ibm ju »ieberl^olen, toa^ 6ie i^m hti 
Syrern ffiattenfteinsgefte fagten: 

ir^afl* aufgellen, tto^ bu ^afil ^ie beftett Seine l^er! 

*«utegüt*«!* 



Sei jeben augenblid bereit, alle 2)ilen{d^en au^julad^en ; 
benn fei {überzeugt, aüe IDlenfd^en fmb jeben augenbUd be«: 
reit, b i d^ aui$5u(a(ben, unb ba alle üflenfd^en um oiei SJten« 
fd)cn me^r fmb al^ bu, fo fteb' aOe ^age ein $aar Stunben 
t^cr Zag^ auf, nm alle SDlenfc^en auejulad^en. 



— 214 — 

SSetm hit ein »ome^er SRanit etmad »crf^nn^t, fo 
letne ein ^anbtoer! unb— )»erla^ bid^ b'rauf« 



äBenn bu fd^Sn h\% fo fd^an alte Sage i»iemtal in ben 
^)>t^d^(/ gmeimal btt $it Siebe, einmal; um pt fe^ mie bu 
auSfie^ft; n>enn bu in ben 6fcgel ^elft^, imb einmal, iDeil 
jeber äJtenfd^ bodft einmal bei^ ^aged in ben 6)>iegel fel^n 
foll; bift bu abev J^^a^lid^, fo fci^an alle 3^age fünfmal 
in ben Spiegel, jn^eimal auS ^u(e, einmal bamit bu ni^t 
t^ergeffen foUft, mie bu au^fteMt^ unb mieber )n>eimal, bamtt 
bu ja nidftt in SBerfuc^ung fommft, pi glauben, ein t^anens 
|immer liebe bid^ beine^ ©eifteS megen. 



ffienn an einet Table d'H6te bie Sd&fljfel an bid^ lömmt, 
fo genire bid^ nid^t, unb fudl^e, fo lange bu fannft, nad^ bem 
beften ^^i^tn, benn fei i^evftd^ett, menn bie Sd^üffel an ben 
9lad^bar !ommt, fo fud^t er ftdft genn^ ben beften Riffen au^» 



SBenn bu X)iel gearbeitet ^ft, unb fel^r ermübet bift, fo 
geli^* ^benb^ ni(^t in'il 3;^ater, beim fei oetftd^ert, bu mtr^ 
o^nel^in fd^lafen. 



SBenn beine ^^au bir fd^metd^elt; fo greife fd^nell in bie 
Sofd&e, benn fei »erfuifcert, f»e n>iH etttHXiS. 



ffienn ein ÜRann bir fd^meid^elt, fo »erjeiV \tm ttm gleich 
im Stillen, benn fei loerfic^ert, er kotQ bid^ betrügen, ober er 
tiat bid^ betrogen. 

äßenn ein SBefannter bir begegnet unb laut auemft: ,,Sld^, 
mein 3:^euerfter !" fo !omm i<>m nur gleid^ mit ber grage 
entgegen: „3dt bitt* Sie, ^abenSie nid&t fünf 



— 215 — 

Bulben bei fi^? benii fet oetfi^^, et mollte bi<i^ um 
taffel^e fragen. 

ffieiin bM von einem IHecenfenten gelobt fein to\ü% fo 
mac^e t§«K|in (Sef<^n{, benn fei oerftc^ert, fo xoa^ ^ilft 
immer. ^x. 



S^enn bn einem 9lecenfenten etma^ f(ben!ft, fo f<benfe i^m 
baarcgtSelb, benn fei »crfid^rt, ba ttiffft bu feinen ®ufto 

Tkm bu «inen Äünftlet (obft, fo lob* ibn nie auf Ärebit, 
benn fd t^erftd^ert, menn er einmal gelobt i[t, oetgi^t er 

bid^j 



SSenn bu ben £o^f ^m e^enfter ^naud ftedft, fo tbue ti 
nie, o^ne bie Obtigfeit ^u greifen, benn fei k)etft<bett, met 
über bir mo^nt, mürbe bir, memu feine Sluffid^t m&re, gemil 
$eme einen %ßp\ Saffer über ben^opf gießen, amb menn er 
gor nicbt met|, mer unb ma^ bu bift, • 

3m 2:^eatec lofettite immer mit fünfunbiman^ig t^uen^ 
limmetn auf einllXal; benn fei ))er{l<i^ert, ^e^n folettiren mit 
bir, um fKb über hvd) luftig px moiben; fünf, um ibre 9la(b« 
barin auf ben ,,eingebi(beten Soffen'' aufmerffam |u macben, 
fünf an^ Gitelleil, ^mei au^ ^ummbeit unb brei au^ 3n« 
ftinft, aQe fünfunb^man^ig ober no(b einmal qu& fiangemeiler 
unb aUemeil bleibt hoä) etma^ Heben I 



Zjcau ber gan^ SBelt fo mie bir, benn fei i^erfubert, ber 
ajlenj^ foll fub felbft ni<bt trauen. 



SBenn bu in ber ®unft M $ublilumig fteigfit, fo benfe an 



— 216 — 

@u(enfpieg€l tinb toeitie, benn fei t)afxi)€tt, tu mirfl mieser 
l^erunterfteigen. 

SBenn bit ein %tautn$mmet fagt: „^u iaft mm ^eri 
erfi^üttert !" fo qlaul*^ unb— bow nii^t batauf, benn fei uet* 
ftd^ert, auf einen SSoben, ber einmal et f füttert ift, foH 
man ntd(^t1bauen. 



äBenn bu ade tKugenblide ettnnert »it|t, ba^ bu eine %tan 
l^aft, fo t^ut fte bit toe^, benn fei tetfid^ett, man toitb nut atL 
iene @Iiebma^en Don felbfl etinnett, bie einem koe^ t^un ! 



Sin gute^ ®etotffen fd^ldft aud^ auf einem Saumfttunf l 
S'tum fd^aff' bit leine 9aumfttnn!(»anb(nng an, benn fei t)et< 
ftd^ett, fle bleiben bit übet ben ^atö ! 



^aufe nie ettuad {u einem i^^ftfl^fe^ten $teiV' 
benn fei tn^td^ett, n>enn bet $tei^ e^tUd^ mdte, ^te man 
\\)n ni^t feftgefe^t. 

äBenn bu einem ^auenjimmet untet ben $ut fe^en unUft,. 
unb e^ fenft ben &opi, aU ob ed etioa^ auf bet @tbe fud^e^ 
fo gtüble nid^t tt>eitet, benn fei \>exfiAtxt, toenn e^ f(i^on todte, 
es mfitbe }um Jßimmel l^inauf gefeiten ^abtn, ob eS nid^t 
tegnet. 



— 217 — 



Sa^t fie grollen, la|t fie tollen, »ie fie »ol« 
len, nur nid^t fd^moUen! 

^ie ^ngldnber ftnb nU glüdlid^er, ald loenn fie unglüdlid^ 
fmb ; bie 3lr(änber fmb nie friebUd^er, als menn fie ^m% 
^aben ; bie bluffen finb gu .gaufe, menn fie ftd^ auf SReifen 
befinben ; bie 3)eutf(:^en fmb nie burftiget, al^ toenn fte trin^ 
len ; bie granjofen fmb nie unwiffcnber, aU toenn fie Slüeö 
gelernt ^aben, unb bie grauengimmcr—biefe ganj ei^mt 
9lation— ^aben nie au^ gefprod^en alg ba, tt)o man »er« 
gebenig benft, ba& fie fid^ augfp redten foüenl 

3n ber großen 3Baffens unb Slüflfammer ber toeiblid^en, 
^äuüxd)cn ^rieg^s unb 3eugbdufer, öon ben leidsten Sanjen, 
©to^begen unb 3)o(d&en ber äBorte unb SHeben, bi^ gum fd^ioe« 
ren ©efd^ü^ ber 24 3:^rdnenj$fünber unb O^^nmad^ten, ift 
{eine %affe fo unbeilbringenb, ali^ jene ^rt (^efd^ü(, meldte 
man in ben frül^ieren Kriegen ;,^ammergefd^ü('' nannte 
unb melc^e^ in bem 3n)ei!ampf ber Siebe ober 6{>e „6 d& m o U 
len'' genannt »irb. 

ffieinen unb mit ben nieblid&en Sü^ien ftrampfen, fmb 
Wog bag b e r* unb U n t e rs© e tu e ^ r ber fjrauen. 6d&reicn, 
3an!en, in bie $aare fahren u.f.tt)., ba3 ift bag fleine 93elas 
gcrunggs®efd^üt. Krämpfe, Ol^nmac^ten, SRigräneg, ba« 
fmb bie ^auerbred^er, Selbfd^langen unb ^artl^aunen; aber 
,,6(^moUen/' Sd^mollen, ba^ ift bie Slu^l^UÄges 
rung beg g^^^be^! 

3Jlan i^at iRegeufd^irme, Sid^tfd^irme, ©onncnfc^irme, SBet« 
terableiter, .^agelableiter, Seueroerfid^erung^anftaltcn ;, aber 
man &at feinen Sd^modsSdE^irm, feinen Sdi^molls^ibteitef^ 
feine 6dbmo(l=58erficberungganftalten I. \ 

26 la 



218 — 

@in fd^moDenbeS Srauenjimtner ift tint immertDä^renbe 

S)a(i^traufc, tocldbe cnblic^ ben ^ärtcftcn ©ebulbftcin au&\)llflt. 

ein jebcö grauenjimmer fprid^t anber^, ein jebeö grauens 
|immer janft anbete, ein jebe^ e^rauenjimmer fcbmeic^elt 
anberS, aber atte {^auengimnter fd(^moUen auf gleid^e äBetfe! 
^a^ (Bd^ntoQen ift bie einzige Uniioetfalfprad^e Don b^n ^xo^ 
{efmnen bis su ben ^ariferinnen, tion bem 2:^ron bii^ §ur 
;&ütte. 

SBenn eine e^au, eine beliebte ganft, fo janft fte hh2 
mit bem 2Jl a n n, mit bem beliebten. 3Benn eine grau, 
n?enn eine ©eliebte aber fd^mollt, fo fd^moUt fte nid()t bloiS 
mit bem im Sd&mollen ftet^enben 3Jlann ober (Seliebten, fon« 
bem biefe^ ©dj^moUen erftrerft fid& auf alle leb^ unb empfiu« 
bungslofen (Segcnftdnbe unb Umgebungen beffelben. Sic 
fc^moücn mit feinem ^unb, mit feinem Sleitpferb, mit fei« 
nem ^^3feifen!opf, mit feinem Sd&reibseug, mit feinem Sc^ilaf * 
rorf, mit feinem Sieblingsgerid&t, mit feinen Pantoffeln; 
»enn er ein Künftler ift, fc^moüien fie mit feinen ©emdlben, 
mit feinen lüften, mit feinen IRoUen, mit feinen (^ebic^ten 
u.f.n). 

©ic fd&mollen nid^t nur mit il^m, fic fd&moUen mit feinem 
üerftorbenen ©ro^üater, mit feinem 3ugenble(;rer, mit feinem 
Mafirer, mit feinem .^ü^neraugenarjt. ^er fd&äblid&e ©in« 
pu^ biefejS 6(i&molIen^ erftredtt fidfe Dom 3cnit^ be^ Wlanne^ : 
))on feiner Sd^lafmü^e bi^ ju feinem S^abir, hisi ju feinen 
guMocfen ! 

ffienn bie grau getoölS^nli(j& um neun U^r ben Äopf an^ 
ben gebem unb um gmölf U^r bie gebem am bem Äopfe 
bringt, fo fte(^t fie an großen 6(^moütagen, »ie an großen 
SBafd^tagen, um 7 Ul^r auf, um nur red&t geitlid^ fd&on ju 
fd()mollen. 

SBenn eine grau i)i bie SBod&en fommt, fo tragt gemo^ns 



— 219 — 

ß(( ba^ %anit tveibUci^e ^aus^geftitbe ben^opf um eine Spanne 
i^ö^er; auc^ menn bie e^au b(i(t, b. 1^. menn fte Jäut janft, 
fo metterleud^tet ba§ Stubenmdbd^en unb bie ^5cbin !ü(^(t ftd^ 
toie ein femer $otigont ah ; tocnn aber bie grau fcbmoUt, fo 
bidfelt unb nafelt aud^ ba$ Stubenmdbd^en aSei^ unter ber 
iflafe unb itox^i)en bcn S^^nen bur(b, unb aud6 bie Äod&in 
fpric^t unb ontmortet b(o^ in SlnfangSbucbftaben unb ^bbre« 
btaturen. ^a, fogar ber 9Rop$ f(beint int magnetifcben 
6(4moIl=9lapport mit ber grau gu fte^en unb fnurrt ^alb un^ 
t>erftdnblid& toie obnc Souffleur. 

3um Sieben ^aben bie grauen hüä) nur fecb^ Spracb« 
SBerfjcuge: Äe&Ie, Daumen, 3unge, S^bne, Sippen unbgins 
^erfpi|en; aQein jum 6<bmoG[fn b^^ben fie bunbert Spraib- 
ffiertjeugc. 6ie fcbmoflen wrmittclft ber ^Uafenfpife, inbcm 
fie fie bdngcn loffen, üermittelft be^ ßllenbogcn^, inbem fie 
i^^n aufftemmen, »ermittelft ber gü^, inbeni fie fn in ah^es 
trctenc Scbube ftedeu, öermittelft ber ^are, inbem fie ficb 
nicbt gUittfdmmen, unb t^ermittelft anberer ungdbliger Spmp^ 
tome Don Staub unb Uncrbnung an unb in aütn fingen ! 

3att!cn unb Sdfereten mu^ ein (5nbe nebmen« bie ftdrffte 
2ungc wirb mübe unb ber raftlofefte ÜJhinb erftbopft fub; 
aber jum ScbmoUen brau(bt man toeber äJtunb no^ Bunge, 
f<bmotten lann man immerfort. 

3m beftigften Streit, im mOtbenbjten SBortmeibfcl, menn 
t)er üJlann plöflicb nieft, fo fagt bie grau bo(b, glci(bfam 
umt)itIEürIi(b : ,,sur ®enefung!" Slber md^renb bie 
grau fcbmoCit, barf ber ftonn niefen gum Sctplajen, bie grau 
f(bmont unb fagt nie : ,,3ut ©enefung!" 

Qxnt grau, bie mit ibrem SWanne janft, unb menn fie no(b 
fo laut bonnert unb tobt, fte (duft in^mifcben bo<b in bie Hflcbe 
iinb fiebt, bafe baiS Äraut mit ben fleinen finadmürften, bie 
er fo gern iit, nicbt perberben^ unb biefe Suciba^^ntert^adcr 



— 220 — 

tfi^Ien bte Stmcfpl^dre ab. Mein eine ^i^au, bte fd^ntollt, 
ryttqiit bte garteften Sonbe ber ^atut, totld^t fie an bte Rüd^ 
binben ; fit Dentad&läfpgt ©eri^te, bie jie unter Sci^meqen 
gebeten, unb »o bte ^au fcbntoDt, ba ran^t bte 6uppe, bad 
Sugemfife branbelt nnb ber traten letbet an t)o(I{onintenent 
ÜHangel on 3ttrtl^eit unb ©mpfinbung. 

einer 'Stau, bie fd^reit, fann man in bie SRcbc faßen, ntan 
!ann [lä) bie Darren ju^^alten; allein n>ie tDXÜ man einer %Tau 
xrC^ <5c&ntotten fallen unb fiä) !>cr i^ bie Ol^en ju^alten? 

(Sine grou, bie fc^rcit, bie !ann man, wenn auäf n\(ift 
fiberjeugen, hoä) ilberf^reien; allein mie fann man 
eine fc^moHenbe grau ilberf (fem ollen? 

2Bcnn bie grau fd&reit unb Idrmt, fo finben toir %xo^ 
bavin, bafe fold^e ^fd&fitterungen bie Suft reinigen, unb ba^ 
bie S^Iac^^bam, bie biefen emigen £drm Igoren, 9Witleib mit 
un§ Ifjaben ; allein mcnn bie grau fcfemoHt, fo fegnen bie 
Üflad&bam bie liebe, ftiHe, fricblic^e grau, »oä^enb ber SMann 
unter biefer gdnsltdf^en SBinbftille toie ein @<i^iff auf bem 
SReere auf einem glcrfe gappclt. 

^urj, 6d^mollen ift ber fd^recfii^ftc ber S^reden. S)*runt 
fage i*: „£a|t fie grollen, lafet fie tollen, toie 
fie »ollen, nur nici^t fii^mollen!" 



Sie 9afitxM^mk ber 3tt>ieii^ 

ober 
Qtne 3ttgcnb«(Srmnenmg* 

SBir SBiener ^ournaliften reben über Mt^ ml unb fagen 
über nickte tttoa^, S)ic SQBiener 3ournaliften unb bie Gntcn 
fagen : „3Ran tann ni<i^t toiffeni )}on toa^S man fett kotrb !'' 



— 221 — 

S)te SBIener Sourndiften, ipeil fte e\%^ntlxi) t)i)it nid^tS 
fpr e(^en , tratf<^eii fie übet Me&, äBie er^en groft 
(ft e^, t9€tnt fie im fü^ iSlüdeStaumel unb in bem gottlt- 
4en Selbftbemit^tfdn i\^xt^ lBeft|ied unb i^rei; iRei(^t^umd 
mit ooQen ^änben ^nein^reifen in i^re Sd^d^e, unb fte bent 
armen Sef^ooll in i^üIU unb (^üQe auSmerfen— menn fte mit 
Derfc^menberifd^er Slu^gobe irrten £efem mittiS^eilen oon ilS;rem 
€e9en, »enn fte i^nen l^eute et^a^^Ien: „^ielcgigl^ ift an« 
gefommen/' imb morgen: ,,3n ^cbling blfi^t bet Seijen/' 
— toenn fie je^t mit ber ^W^ften Q3e9etftetung aufrufen: „äöie 
Mt'd mit ben ^of^fen?" unb bann ber erftaunten ^elt 
erjagen: ^^(Sonftan^e fpte(t ^lamer!" SBenn fie uner- 
fc^opfliob ftnb inber ^<^ric^t: ,,£up)9.elmcfer mirb dit-- 
giffeur in ber :3ofefftabt/' unb n>enn ft<l^ i^e 6uabe erneut 
bei bem Aufrufe: r/6trau^ So^n fpielt beim S)oms 
mat)tx," wenn fie in kwjen Sloc^ttoac^en i^rcn S^crtenfaft 
))erf(^n9enben, um bem ol^renftu^enben $ub(ttum tagtägltd^ 
mit^ut^eilen bie menfd^enbeglüifenbe ^unbe : ,,^emh\äf 
bout auf bem SBaffcrgtode'' — „QJlab. Seeburg in Sala-- 
bürg ivutbe uon ^oitaun in Debenburg gemonnen,, — n^^^ 
gjinccnt ftnbirt ben ^oqo im „Ot^elb" -„S5ie golbene 
IBim ift »iebet eröffnet"— „^omei fei fci^toimmt nac^ ^re^- 
bürg u. f. tu."— ift fid^ nod^ ^u öertDunbem, »enn bei fcld&em 
aug lautet Ueberflu^ entftel^nbe« ÜÄut^mißen ber ,^umorift" 
feine fcfeönfte Saune anjie^t, unb feinen ßefem mit eben fo 
mel ^umor als ^tajie mitt^eilt: ,, graul. 3:onner tritt ald 
Slbalgifa auf —„eine 3»«g< «ft gefallen unb M «in 95ein 
gebrochen" — „i^eaterbireltor ^enfel ift angefommen" unb 
anbere ^tarif'^uViö^e Jßumor^^etterleud^tereien? ! €o ge» 
rabe wm ^afer bei^ 9{ei<!&t^umd gefto<J^en fünbigte ein ^[oumal 
biefer 3!age aud^ baS ,,ii&raelitif4e ©aft^auS be^^ «^errn ^ogl'' 
an. SogT^ ii^raelittf^eö 6peife^auiS am „£ü^' ben ißfen^ 
28» 19* 



— 222 — 

nig'' mitb uitgemem g^loh tinb etn))fo^len, fo bai man Zuf: ^ 

befommt, gu rufen : „^a^in, ba^n mo^t' id^ jie^'nl'' 

i8ei biejer ©elegenl^eit ertpo^^te bie Sugenb^^innening 
meinet ÜKagen^ ; bcnn bet SJlagett b€^ 2Äenfd(^en M "i'J^^ / 

©ebad^tnt^ ald baS «gera ! ^aS ®ebä(^tnt| beä ^er^en^ (^ei^ : j 

,,^an!bar!eit/' baS ©ebäd^tni^ bee ÜJlagen^ ^iBt: j 

,,® c l ü ft c !'' 3* befam ein ©elüfte no* ben ,r3 U i f * * i 

topfen @g9pten^/' itnb in meinem äRagen mürben 
3:räume toaö) üon „Sd^alcf' unb „Äugcl" nnb bie Se^n^ 
fwd&t nad^ „Oanef' unb „^dd" unb nad(^ anbern S)eli!atcfs 
fen, jDie mit bab^lonifc^er ^arfenbegleitung unb mit bem ' 

^nfte be^ ^^^ufaUmitifc^en Oleanber genannt : Knob U ud^^ 
butc^jcgen, genoffen^ eine 3bee geben, butci^ meldte 3auber«? 
mittel Üönig Salomon bie fd^one Üönigin @aba an fic^ 50g l 

SucuUud \)aV^ in bev ©a^onomie n^eit getrieben, ij^ompe« 
jus mar auc^ fein ^unb unb beja^Ue bem ^. älufibiuS Su« 
cro, bcr bag üJläften ber H^fauen erfanb, 60,000 eefterjien ; 'S 

Slpiciu^ erfanb bie^unft, €(timeine mit geigen }u mäften; 
^iteüiuS toax ber @rfte, ber ^lad^tigaüen^ungen |u hafteten 
a^; er be^af^lte eine einzige f(l^mebifd()e ^iod^tigall mit 2000 ' 

Sefterjien; er l^ätte alle 3:age eine £inb )pa(bten tonnen; 
attein aUe biefe Aofb- unb gre^Dirtuofen l^aben leine 3bee 
t)on bem Hautgout, X)on ber eigenttiilmli(IS;en ^ifanterie ber . t 
,,jübif(l^en Itü^el'' $roteftor drommeU fpeif'te einft 
bei bem berühmten „SDtanaffe iBen 3^^a^(/'' unb geftanb^ 
ba& er nie fo "delightful»' gegeffen Isabel "Pelightful" 
gegeffen ! Xa mu| Ünoblaucj^ babei gemefen fein ! 

SBenn id) l^ier einige ber beften „jübifd^en Leibgerichte' ' 
befii^reibe, befonberS jene Geridt^te, bie am 6d^abbe)^ jenen ©aug 
ber ^afel bilben, bie man bei ben SÜomern " mensse secundas*' 
l^ie^, fo merben mid^ freilid^ b(od bie ,,€ to dl j üb en'' ))er|te()ett, 
unb für bie ift biefer Slrtüel aud^ nur gefd^rieben, benn id^, ic^ ^ 



— 223 — 

Bebe fie bic „Stodjubett." ajlan üetfte^' mic^ aber tc*t, id& 
meine: »enn iä) §u »dWen J^aben toürbe smifd^en ben alten 
Suben unb ben m b e T n e n 3uben, fo »dblte iö) bie alten 
3uben, benn bo^ fmb bie „6t od j üben," bie mober* 
nen 3uben aber fmb bie „6taberljuben." 

Gin alter „Stocfiube" ift ein eMi*er Äerl, ber fagt 
fteif unb gerabe: „3* bin ein 3ube!" ÜKan !ann 
fi* im ^^otbfalle auf einen folgen „Stodjuben'' ftiHcn; 
er ift ein ftcifer, fefter Äerl ! Slttein bie m o b er n e n S^ben 
fmb „©taberljuben/' bie biegen unb fd^miegen fid6; 
toenn'« i^nen auf biefer Seite nic^t bel^agt, fo biegen fie fxä) 
ouf bie anbere 6eite; ift ibnen ba etma^ unbequem, biegen 
fie fid^ »ieber auf bie anbere Seite ! 3d& liebe Wlt^, n?a3 
nBtcd/' bai$ lfex^t„xe(bt" ift. Stodjubc, Stodd&rift, Stod» 
türfe u/f. \o., ba^ {^ei&t rec^t 3wbe, rec^t ßb^^ift. ted&t 3:ürfe; 
ober toaig man nid&t Stod, fonbern nur „Staberl" ift, 
ba« ift man nicbt red&t, folglid^ nod^ fd&limmer al^ gar ni(i^t! 
Sllfo 5urüd }u meinem ;,8 1 o djub en'' unb gu ibrer 
Stodtüäft. 

^ie neu aufgefldrte 3^it b^t fc^on mele ßongeffionen ge- 
macbt ; fo flnbet man f(^on Speifejettel, toeld^e ben ^ilrtüel 
fübren : 

„Sraune Äarpfen mit 3ubensSauce," 
ober gerabegu : „Swbenfifcbe." 3^^ biefc „3wbenfifd&c" 
toobnen fogar in einer unb berfelben SRubrü, too „gorellen/' 
„2ad)^" u.f.». mobnen, ein großer 5ortfd6ritt! Sltlein biefc 
,,3ubenfif(i&c" fmb nur „Formulare" ber äd&ten 3ubens 
fifcbe, eg fmb falfcbe, nad&gebrudte 3ubenfifd&e. 

2)ie „fauern 3ubenfif(i&e" fmb weltberühmt. 3^% 
If^abe einmal in iDlilncben ein 

„fauerc 3wbenfifdb5S)iner" 
gegeben; ba toar ®u|tom babei, Spinbier, Sekoalb, 



— 224 — 

gelbtnann, (S^lair, Utban, 3errmann, Oettinger 
u.f.nj,: id) fcftc ihnen eine €d(^fiffc( „fautc ^ubcnfifd^« 
i^öpfe" t)or unb l^iclt babci ungcfd^t folgcnbcn rfpeech : 

,,9}lcine ßerrcn ! 3<^ })dbe 6ie Hüc auf einen ,,faucrn 
Subenftfcfes^üpf" ju mir gebeten, Sie ^^oben fitfe 5« biefem 
t^te-ä-tete eingefunben, unb roir tooUen ung über Äcpf unb 
$al^ an bie Slrbeit mad&en. 2lüein t)orerft erlauben Sie 
mir, ^\)nen eine Heine JRebe gu galten, toie e^ bei giftben 
üblich ift. 2)ie Quben unb bie giWe ?^aben eine gro^e St^m« 
pat^ie für einanber. ^ie 3uben effen gern gifdbe unb bie 
eJifd&e effen gern Quben, »ie toir t)on bem berül^mten Sifdfr 
»if[en, ber einen gangen Quben mit ^aut unb ^aar gnm 
dejeuner ä la fourchette genoffen ^^at. greilic^ l^at er 
i^n »ieber unbeftbäbigt gurüdt erftattet. Mein ba^ mar bei^s 
^alb, »eil'^ ein „kantiger" »ar! 2Beil bie Suben toifs 
fen, ba^ bie gifd&e gerne 3uben effen, fürci&ten fie aucfe ba0 
SQBaffer fo fe(;r. ^ie 3uben lieben aber bie gififce bes^ialb 
fo febr, toeil, al^ fie burd^'ig rot^e SJleer tooDten, bie gifd&e 
p(ö^lic& alle anfingen, fo oie( SBaffer ju fc^ludcn, bafe bie 
Suben troden burc^gel^en tonnten, unb aU bann^barao fam, 
ftromten bie Jifd^e alle ba!3 2Baf[er »ieber fammtlid^ au^ unb 
erfduften bie 3?erfolgenbcn. 

S^arum laben bie 3uben aus' ^anfbarfeit an jebem Sab« 
bat^ unb geiertag bie Jifd^e ju (Safte. S)ie Suben pnb aber 
fc^cn felbft fo oft blog be^?^albju®afte gelaben »erben, 
um „gef(^uppt" ju werben, bafe pe*^ mit i^ren (Säften, 
ben gifdjien, aud? fo madben, fie fd^uppen, i^nen bie 6inge« 
toeibe ^erauenelf^men unb bann jum greffen lieb ^aben! 
Selben Sie, meine Ferren, ba^ fmb auiSgejeid6nete gute ,,3u« 
benfift^sÄopfe!" ^enn mag ift bag «Henn^eid&en einejiJ 
„guten Äopfeig?'' Sic^ baS 2thtn füj mad&en, 
felbft in einer „f au e r n S a u c e I" S)a mu^ man bie foure 



— 226 — 

S 6auce ffi| madften bttrd^ SRofmen, @ortnt(^en, füfte SRanbeln, 

9l&f[e, ettoad SeQene unb £eb)elten; t^aä I^ei^tman: bie 

,,faure Sauce befted^en, ba| fie nid^t gar s^ 

r bitter ift!" Unb baburd^ befinben ftd& bie „Subenfxfc^« 

M)p'it" red^t f(^ma(tl^aft unb einlabenb! 

;^ier a(fo, meine Ferren, greifen Sie in, ^opf für ßopf ; 
^ bie eingemad^ten ^5pfe fe^en bie au^gemadl^ten ßopfe an unb 

i iBeibe fagen ftd^ gegenfeitig: ,,9Benn fol(^e ßöpfe feiern, 

toeld^' ein SBerluft für mein ^a^l^unbert !" 

I SBo^tan, ^ier finb gifd^ unb QubensSauce, l^ier fmb 3ubett 

mit gifd&sSouce; »er goget nod^? 21^! **you are a Fish- 

uionger?" fagt ,&amlet! 2lm @nbe ift ja jeber 9Jlenfdb 

j ein **Fishmonger," ein gifd^bdnbler, er angelt bad ganje 

I Sal^r unb mirft 92e(e au&, unb ffat am @nbe nichts feil atö 

faule gif*e. Sllfo lo^t ung fifd&en, lajt umS faure Sifd&e 

> fifc^en unb la|t uns babei ^aran beuten : SBer Unglüd (;aben 

i foll, ber fd^ludt in einer ©aneleber eine ©rdte unb erftidtt ; 

tt>er aber ®lüdt l^t, bem fd^abet felbft ein guter ^ubenfopf 

I nidfets. Sllfo auf, an bie Äopfarbeit ! I" 

Ad voeem „gifd&e," mag ^ier bemerft toerbcn, bafe bie 

Sage üon bem klinge unb bem gifd^e („ber Düng bejJ ^olps 

frateso") fd^on im ^almub ertod^nt toirb unb jwar im " Mi- 

t drasch Tanchmnin" unter bem Flamen •* Doge demalcbe." 

' es ift berfelbc Satt mit bem Stoffe jur „93 ür g f * a f t/' bie 

I fid^ in ber ^onbfd^rift »on 3Jlibrafd& üon "Koheleth" 

I fanb; bie ber dlabbi SO^enadbem (lonfaro befa^. ^ud^ 

i bie alte ©runbfage ber „ffieiber üon SSBeinSbcrg" »irb non 

f " Midrasch Scbir hasohirim Rabats" erjdblt. 3a, nod& 

me^r, bie ^roje^gefd^id^te beS geliehenen ©elbeS, baS ftd^ in 

einem Sude befanb, in „S)on Ouiyote" (fiebenter ^beü) 

i fke^t im Salmub, in " Nedorim,'* »o biefe ©efd&id^te unter 

bem £itel " Kanna debe Babbe" ju ftnben ift. 



— 226 — 

^te fauetn ^[ubenfifd^e ftnb aber ititr bie ^Tolegomana 
einer jfibifdben %a^tl SBir laffen ^ter bie ap^oriftifd^e SBe« 
fd^reibung einiger jübifd^er 92ationaIfpeifen folgen. 92atios 
nalfpeif en ! ^etod) um fte ju begreifen, mug man ein ®es 
le^rter fein ; um fie ju bef(i^eiben, ein ®enie ; um fte mit 
^'cibe ju genießen, ein 3ube ; aber um fte $n iDürbigen — ein 
äRefd^umet! 

äDo fangen mir an? SBelc^e ber Blumen, bie meinem 
@ebä(btniffe entbluten, pfliidte id^ juerft ffir boS ,,^rabei^s 
gärtlein" ber ^efc^reibung ? ^u Mbed SSeiid^en im 2:^a!e 
^efc^urun, bu fomm juerft, bu im ©e^eimen buftenbeS, bu 
„S*oIet-.ei." 

%as ift ein „BdiüleUQiV' Q^ ift baS 6i bed Gdumbu^ ; 
tpenn man'^ mei^, ift's^ niöjU, aber bie ts> ber meuf(^ii(^e 
©eift mie einen $li|ftra6( gebar ! 1 

ein „ecftoiet^ei" iftbieOut)ertMrebe!^ „ed&abbag=ejfeng/' ^ 

man nimmt einen ^cpf, einen ^opf tout simple, in biefen 
Siopf tffut man 2lfdbe, Slfd^e tout simple, in biefe Slfd^e ftedtt 
man naä) belieben eine Hn^a^I 6ier. S^ann giebt man auf 
ben ^opf einen S^edel unb )}erf(^Iie^t biefen ^ede( ^erme? 
tifdb ; in Ermangelung beS ^ermetifd^ nimmt man meieren 
Xeig unb )»er!lebt bie Sid^tgönge gmifd^en ^edfel unb ^cpf, fo 
ba| bie Qiex eben fo loenig £uft unb £i(^t ^aben loie - iDte 
— ein, §. 35., nun eö fööt mir gerabe fein „jum SBeifpiel" 
ein,— beifpielloö! fficnn nun biefe ©ier in jener 5lf(te im 
bcfagten ^cpfe fxdf fo mc^l befinben, mie man in dbnlid^en 
Umftdnben fein tann, mirb ber ^cpf mit ber ^fdbe greitag 
^hentü in ben Sadofen gefegt unb bleibt biiS €amftag ^l'lit« 
tag ; 6omftag 3)iittag, »enn ber allgemeine €dbabbaöofen, 
in toelc^em alle ©eri^te fc^cn greitag feftgefe^t merben, ge« 
öffnet miib, nimmt man ben 3:opf am bem Dfen, bie Slfd^e 
au^ bem £opf unb boi^ 6t au^ ber ^f(be, unb ba^ ift bann ein 



— 227 — 

I)icfe^ „Sd^oletsßi" ift nid^t nur flüger, fonbern auii 
beff er aU bie $ennc ! (Sjg ift ein $boni? aug ber Slfd^e ! 
2)ie duftere $u[Ie fmnigbraun; »enn man bie irbifd&e Sd&ale 
abirrt, fo ge&t bie 6eelc, ba^ „^d)oUU&," berüor, wie 
ein 33rdutigam au^ bem Srautgejelte " brillant et radieux !" 
Siefe^ innere 6i ift bann ein geläuterte^, ein ben ftftmereren 
Stoffen entlebigte^ 6i ; e^ ift gebanfenbrfiunUdö unb »eii^« 
^eit^run^lig ; e^ ift in fidb concentrirt, e^ ^at für fi* eine 
lange unb gute ßrfa^rung, eg ift \i)m nur bie Gffenj feinet 
^afein^ gebfiebcn ; e^ ift ba^ 6i bc^ Gie^, eg ift ber ®e» 
banfe be^ ©e^ in feinem i&ubnmerben erttjif(^t, in flagranti 
gebraten unb gegeffen. (Sehjo^nlidb toirb baig Gi ganj flein, 
lüenigftenö um bie ^dlfte Heiner, aU e^ fonft gefotten ift. 
%a^ ^blegma ift beim 2;cufel unb ba^ reine Si, fd^lid^te Gi, 
ba^ nur fein ^d) Ufx^t, ift geblieben. ^iefeiS ,,Sd&olet=Gi" 
fd^medt gerabe fo toie ein S^riller t)on Süe. 2inb, ober nod& 
beff er, toie eine Pirouette ber (Slftler; »er biefen 2:riller 
unb ^ißirouette gegeffen l)at, ber meift nun genau, roa^ ein 
„S(i^olet=(Si" für einen ©efcbmadt Ij^at. 

2Bie gleicb md) bem Gi bie $cnne fommt, fo fömmt gleidfe 
nad) bem „Sd&oletsgi" bag eigentlid^e 
„S*olet." 

^eine unb 39örne f(^reiben„Sd^alet," \ä) weift md)t, 
tt)orauf fte ibre Sd^reibart ftüfeen,— i^ fd^reibe „Sc^olet!" 
SSielleic^t ^aben ^eine unb S3örne ^51^-" aufgerufene 
toenn fie'ö gegeffen bciben, unb fd^reiben be^^alb ^6d6a« 
let,^ ic^ rufe: ^0!'' au^, toenn icfe e^ e|fc, unb fd&reibe 
^S*olet.^ 

Sd&olet ift bie SSerbinbung beS Älaffifdben mit bem SRo« 
mantifd^en, man nimmt ndmlid^ flaffifd^e ©raupen mit ro« 
mantif(^e Grbfen, mifd^t fie unter einanber, »ie 3:ied unb 



— 228 — 

Srang .gorn S^afcf-peare uno fidfe mtfd&cn; bann gieit 
man bem ®angcn einen realen Surd&meffer au§ ^^arre« 
f laf d(;" (gefelc^te^ Äinbfleif*), giebt e§ fjteitag ebenfaUi? in 
ben ^allgemeinen Oefen," natürlid^ mit gett unb etttjaö 
Odcur de Knoblauch batunter, unb Id^t big Samftag 
2Jlittag bte D^lomanti! unb bie Älaffi! amalgamiren, ton bem 
realen „^aneflafc^" bte ©runbfdje einfaugen unb fo ju einem 
eigenen Spfteme merben, unb biefe^ 6pftcm Reifet ^Sc^olet.^ 
Um eg mit ©rfolg gu genießen, mu^ man fidf^ befreit ^^aben 
t)on allen S^orurt^eilen, man mu^ ben SD^lagen emanjipirt l^a« 
ben ; bie ^unge barf feinen ^uben^afe beftjen unb ber ©au« 
men mu^ auf ber ,;3inne ber 3eit" unb ;.auf ber ©arte ber 
Mtur" fte^en. 3^er ^eutfc^e ^ feinen pumpern idfl, ber 
Gnglänber feinen Tübbing, ber Italiener feinen SJlaKaroni, 
ber 3ube ^at fein ,ß^oUi\" Gg ift »ie ba^ e^idfal be« 
3uben, ni^t gcfoc^t unb nidfet gebraten, ^at im^od^bud^ nic^t 
SBürgerr ed^t unb ift mit anbern Speifen nid&t günftig, t)om 
©d&icffale wie bie ^©raupen" gerollt, mie bie (Srbfen üon je« 
bem 2Burme angenagt, toU ^^^arreflaft^*' im $Rau(tfange 
be^ 3eitgeifteia in bie Suft gelängt, unb im ©anjen bo(^ nic^t 
übel, tcä) fett unb ausgiebig unb rüjjrenb! Schiller M 
meHeid^t ^Sd^olet" gegeffen, aU er fc^rieb: 

,,^cr ®cnm« ruft ® u t e « ait3 (S d^ l e <^ t e m l^ervor !" 
3fladf^ bem ,,6d&olet" fommt an SRang, ©e^alt, ©tanb unb 
SReid(;t^um fogleid^ 

„bie ^ugel." 
^ag ift eine SFle^lfpeife, bie, meil ber Sp^äroibe bie üoCls 
fommenfte ©eftalt ift, bie runbe ©eftalt, bie ^ugelgeftalt an« 
genommen. aJlan ^at früher ben Sdbladbtenmutlj) ber Sa« 
fob^finber in Stueifel gebogen unb gefagt, fie fürd&tetcn bie 
Äugeln ; be^l^alb üben fie fic^ jeben 6abbat^ barin, ber Äuget 
mit iRu^e ünb SWutl^ entgegen ju feigen. S)ie Sngrebiena ei» 



I 



— 229 — 

net folc^en fiugel ift ,,Wle\)\ unb <Bd()tnal5" unb ein ,,btittc«" 
ein unnennbare!^ Sttpa^, njeld^ejo »al^rfd^einlic^ im „allgemei« 
ncn Ofen" erzeugt »irb unb in bic ,,^ugel" einbringt, ein 
Sflatrum, ein 2ll!o^o(, ein p^o^^j^^orfaurc^ ©alj ober berglei« 
d&en; ja, e^ »irb \üdU ,;p^oft^3^orfaure^ 60(3" fein, benn 
pJrO)&pl^orfaure!? Salg ift ßfonomifc^, baö ift baig ©injige, toa3 
bie 3Jlenf(!)en in ben Änod^en noc^ mit in*^ ®rab nehmen I 
2(uf ber ^InQti" mu^ aber ein Stücf bcinlofeiS, fettet ^leifdfe 
liegen, jum 33emeife, ba& fein pI;oÄp(^orfaurer Äal! cntmicfelt 
h>irb, benn rotnn eä gar feinen p^io^pf^orfauren äait gäbe, fo 
Ratten bie Od^fen blo^ e^Ieifd^ unb gar feine ^nos 
d^en, ba^ »dre etroa^ für bie gleif^auer. 

2Jlan fielet, ba^ id& bie i^i^ugel'' 00m natur^iftorifd^en ©es 
fid)t^pun!te an^ betrad&te, bal^er ein /^^Raturforfd^er" bin, »enn 
id^ aud& nic^t in ifOebenburg" mar; in Oebenburg, mo hei ber 
le^en S^Iaturfcrfd^erüerfammlung ein üere^id^es ^JJlitglieb bic 

f ©c^riftfteller 33o3 unb Saphir citirte, bie ficfe über ben Slp« 

petit ber ?laturforfd)er luftig gemacbt If^aben follen. !5)er tjer« 

i e\)xte 9Jebner »ar aber felbft ^umoriftifd^ unb na^m'jg ton ber 

]&umoriftifd(;en Seite, unb fo toar'^ aud& gemeint, »enigften^ 

i fann idj ba» tjon 33o3 tjerfid)ern, für ben Saphir fann idfe 

' nid&t gutfte^en I ^2lIfo, bie näcbfte 3^aturforfd&erunterfud&ung 

»dre für bie ^^ugel," mnn i^nen anberjS ba» 2)ing nid^t ju 
runb ift ! 

ein Saftarb von „Sd&olet" unb ^ugel" ift 

I ^ber ©anef!^ 

ßin ®anefl! 3)as^ ift bie üerebelte //Äugel" mit bem 
Aroma bee Bd)okt^ Kreinigtl ^ie /^Äugei" ai^ epoi^! 

5)ie aöortbebeutung tjon ^©anef" ift: ^;ein ^ieb!^ 

2)iefc <Speife Reifet ^(^anef," meil fte in ©eftalt einer rcF^en 

Xeigmaffe in bie 3Jlitte ton ^eii^, iöo^nen, ©anjcbruft, ©anjos 

lebet unb anbern S)elifatef)en gelegt, mit i^nen tierunbjman« 

29 20 



h 



— 280 — 

I 

}ig Stunbcn bei tjerfd^IojTenem 2:opfe cingefpertt toitb mt I 

biefe Seit baju annjenbct, all' ba^ gctt, all' bic 2Bo^lgcrüd&c, 
all' ben ©efd^madt ber anbem S)ingc ju ftelf^lcn, fid& eigen 
5u madt)cn, unb bann als umgemanbeüer 9Jlenf(6, mit all' bcn -, 

frembcn ßigenfd^aften hcQobi, al& ein jy^er^^Oanef* au^ bcm , 

^üpfe in ba» £eben gu treten. Um einen „®an^\^ effen j 

«nb ijerbauen gu Eönnen, baju gebort ber 3Jlagen eine^ 3*u« I 

ben, ber in ber 3ugenb ein Sfiujle »ar, bann in ber dürfet 
mit JRofenßl ^anbelte, unb ber bann fcc^ß äBcd^en lang in 
^Berlin eingraben ftjar, biefer !ann am ftebenten ^age einen -I 

^©anef" effen ! 

©leicfc nad^ bem „®ancf" fommt ba^ gried()if(i^e ß^3igramm 
ber jübifc^en Äüd^e, ein 

«gefüllt ^dlfel/' 

@S ift bieS ber «gal^ einer ©an^, baS b^i^t, bie «^ale^aut 
berfelben mit ®rie^ unb Söle^^l unb üerfd^iebenen anbem 2)eli» ^ 

ciöfen gefüllt, an beiben Seiten jugend^t unb bann im eige« ^ 

ncn gett erftidt. 211^ £orb SBpron feine ** Hebrew Me- 
lodies" fcbrieb, afe erüierjebn S^age langnicbti^ al^ i^gefüllteS 
.^älfel," benn babei l^ört man bie (Eppreffen 93abplon!5 flüftem, ' 

babei raufd?en bie flagcnben Slutben be^ Qorban, bie Trauer» 
barfen 3ion^ ertönen üon ber Älage ber SSerbannten, beren ^ 

^alsi üom 3od& nid^t gelüftet ift, unb beren grieös^gefüll» * 

tc^ .^dlfel« tjom abfd&la(j^tcnben 3}leffer nod^tuunb ift. 

3)ann aU britter ®ang ber SRationaltafel lommen bie gu« 
fammengefeften Speifen, ber i^^icbt mit SRei^," tag 
//beftedte »ele!,^ „©dnfefreefe mit gJene^lid^^ 
u. f. »., ba§ fmb bie dntreacteg, bie 3neypreffiblei§, bie VLn* 
überfe^lid&en, bie Unerfldrlid^en, il^r SÄeij liegt in ibrem ©e« 
beimniffe, i^r ©e^eimnife liegt in einem S^^uber, ibr ä^ubcr 
liegt in einem •* je ne sais quoi," ilfir **je ne sais quoi" 
aberbeftebtin einem**jesais tr es hienquoi,'* biefeä "quoi** 



— 231 

^ifetauf ciig(if^"garlic,"auf itaIienifd&"ngrio,"aiif frans 
jöfifc^ "ail," auf beutfcfc aber— c, auf bciitfcfc .^ ,,^arf id^'^ 
ber !cufdf)en Sonne nennen, unb mid^ ücrnic^tet nic^t bic 
6*am ?^ Sluf beutf* Reifet e^* ^.Knoblau* !* 

2Bie? Sagte id&: Änoblaud^? nein, "it is not the 
nightingale 1" ß^ ift nid)t ^.^noblau*,^ e^ ift /,Cau*el,'' 
^^^amtl&onttjurjel,^ ^Saftfraut,^ ,,Salfefraut,^ //^ermfel* 
u. f. ro., 5tüeje, nui^nicfet „^nohland}!" 

oedeumbeted ®efd&(ed^t ber fiaucbe, mie irirft bu üertannt I 
3ebe lunft bat ibre finnlicbe Seite, aud& bie jübifcbe Jlo(b!unft, 
unb biefe ibre fmnUd&e Seite beifet: waucb*' immer //and),* 
b. b. 5lf(bl-au(b -^noblsaucb — Stbnittlsaucb— unb 
ift e» mebr ali5 35orurtbeiI ! ? !3)er Laurus nobilii bat Stbus 
fterlebcrbldtter unb man frönt $oeten bamit, i^^nobtaucb^ 
aber bat 55)uft unb ®efd)mac! unb eine offene 9lumen!rone, 
unb ^at)ib fpcif'te ibn, ebe er bie ^arfe fdblug, unb 5)eboral^ 
fpeif'te \l)n, ebe fie bie begeifterten Sieber fang, unb $om er 
reifte nie obnc benfelben, unb njir, unb mir, o mir S3iafirten, 
»ir ftinfen üon ^atfcboulp unb TOofibui^, unb ben reinen ^fla^ 
tur^Obeur üeradbten n)irl SlUein: 

„T)er (Sine betratet'«, 

i)cr 3»eite ücrlacbf«, 

©er ^Dritte öcra^t'«^ 

IDcT Sßlcrte ^atbt'« 

aDa^macbf«?!" 
^er grofje Sänger, ber tjiel 3tt>iei>cli unb Änoblaucb a^, fagte 
bccb: „5iaeg ift eitel!" 

2öenn «öerr 58ogI, ber ®ott, ber bie l^ungrigen 3uben fpeif't, 
ber ,,restaurant du pcuple elu," biefe meine gaftronos 
mifcbe Slbbanblung lieft, wirb er ^^offentli(b gerübrt fein, er 
»irb einmal bei (IJelegcnbeit eine feurige „Äugel" in ba^ 
S3üreau be^ ^umoriften" fd^leubern, unbtoirb feinen Sifdben 
fagen: „®e^t l)in ju i^m unb fpredfet für mid^l" 



— 232 — 

^er Scfer toirb bann einfe^en, ba& ein „®cme" ein 2Befen 
ift, ba^ fi*au^ einem SBogl „^Sl^WP^^^' unb „gif*'' 
(letanSfd^reiben !ann ! Sela! 



993ct^ita(^tiatenb. 

(5^ ift ein fd&öner, rü^renber, ^eiliger Hbenb ! 

S)ie aRenf*en begeben ein geft ber Siebe ! S)ie 9Jlenf d^cr. 
gönnen fid& ^eute gegenfeitig greube; fie überrafcfeen fid) mit 
gteube, mit gärtlid^feit, mit ©abcn ber Siebe, ber greunb* 
f*aft, ber 3;nnig!eit ! 

3)er liebe SSater oben M bi^ ganje ffielt bem üJlenfcfen 
gegeben gu einem einjigen, fiebjiglä^gen SBeibnad&tijfefk ! 
ßr l^at i^nen ba^ Seben reidb befejt, toie einen SBeit)na(^tjc = 
tifd^. @r ^at am ^immel angegünbet ben unenblidfeen G^rifts 
bawm mit gclbnen Siebtem, unb üon biefem flammenbcn 
eiS^riftbanm flattern ^erab alle ©nabenbdnber besS Seben^ : 
Siebe, ©laube, .goffnung ! (Sr ^^at ben 3Jlenfci&en befd&ert einen 
gangen 3:ifci& »oll bunter ®aben : Slbenbröt^en, 3Jlorgenrct^^en, 
grü^linge, 3f^ad)tigallen, 2)id&tungcn, ^l^rdnen, Siebe, greunbs 
f(^aft, ^Religion, ^unft, äBpWtWtigfcit wnb taufenb anbere 
S)inge, bie un^ beglüden tonnen! dr \)at ben SDflenfd^en be» 
feiert eine gro^e $ergfdf)a(J6tel üoll eitel ^pielgeug, tjoll gül* 
benem ^dinifemerf, t)oll flatternben SBünfd&en, »oÜ fladernben 
3:rdi!men, teil gebretftfelten .^cfjnungen; furg, ber etoige SBa« 
ter bc^S großen (ftbensSBaifenst^aufeio \)at bai§ gange 3Jlenfd&en* 
Seben gu einem eingigen fdf^onen, If^eiligen, rü^renben 3Beit- 
nad^töfefte mad&en toollen, gu einem eingigen Siebej&fefle, gu 
einer eingigen lauen, lieblid^en, magifd^en, n^unberfam ge« 
müt^licfeen 3!)ämmerftunbe gtoifd&en bem Sonnenunter« 
gange be5 bie^feitigen, unb bem ©onnenauf« 
gange beS jenfeitigen SebenSl 



— 23] — 

L S)er STOcnfci^ aber l^at bicfcs cinjige gro^e gcftgefd^enf be« 

fiebeixig, tt)ie ein Äinb, jerbrocfeen unb abget^eilt in fiebcnjig 
llcinc, aiiegemcffcnc, tjor^er bcrecbnetc gefttage! — @r M 
baig ©efc^enf ber uncnblidbcn, ewigen, lebcnöldnglicfecn Siebe 
Serfpaltet in fleine ^^jeild^en, in fiebenjig 3:beil4en, unb feiert 
alle Slü^te eine falte ^ejembernad^t ber Siebe, unb finbet 
fidb ab mit ben 5Rebenmenfcben, mit ben greunben, mit ben 
Ainbem, mit allen @mpfinbungen, unb t)ertroftet fte unb ftd^ 
unb fein ^erj unb alle feine ®efü(^le auf biefe einjige, fleine, 

> abgemeffenc Siebf eftunbe ! 

3rt)if(^en biefcn fieben5ig buntangeflrid&enen, eingelnfte^eus 
ben, aueeinanbergeriffenen )S)egmeifem in bael^eilige Sanb ber 
Siebe, in bie üeröbeten 3tt)ifcbenrdume biefer fiebenjig Qubels 

I minuten fdet ber SJlenfc^ ba^ ganje 3a^r bie Sfieffelfaat De§ 

$affe^, bie Sted^dpfel ber Sieblofigfeit, ben Sterling besJ 

|i ' Sleibe» unb taufenb anbere Giftpflanzen, bie bass Q^IM bejS 

f Sflebenmenfd&en jerftoren, aufreiben, oergiften. 2)ann menn 

er biefen SRaum aufgefüllt l}at mit ^a^, SBerfolgung, Sieb» 
loRgfeit, Stumpfheit, 3erftörung aller anbcrn greuben, SSer» 
I^D^nung aller eblem ßmpfinbung, bann, bann gelangt er alle 
Saläre einmal an ben alten, betfcmmlidSfen, feit (Jmtgfeit ^er« 
üorgeftecften $fa^l unb SBegtreifer ber Siebe, unb bdngt feine 
Saterne baran, mit feinem ^lugenblirfjöliAt, unb ftreic^t biefen 
einzelnen 2Begroeifer an mit garben unb bunterlei 3^ug/ 
unb ba^ nennt ber SOIenfc^ : benSBeibnad^t^abenb 
feiern! 
Vergib i^nen, SSater im ^immel! ©ie »iffen nicbt, toa^ 

i fie t^un ! 6ie gelj^en toie 33linbe bur(Jb ben etoigen Sid&traum 

\ beiner ^ulb; fte geben trie Üaube an bem unenblicben Stroms 

fall beiner ®nabe ; fie gelten toie Stumme neben bem ewigen 

^ ^wbeldbor beiner Schöpfung ; fie gelten mit eingebrücf ter ©ruft, 

mit furjem Obem bur^ beine ^o(tgetoölbte, dt^erflare SDelt ! 
29* 20* 



— 234 — 

^d) mü mxd) tDegmenben üon jenen ^if^en, an benen bie 
berec^nenbe Siebe mit einer fü^en SBei^nad^t« 
ßtunbe i^ren ^ebenmenfd^en ein langet, bittered 
Safer üerfü^en »iü; an benen ^erjlcfigfeit, mit einem 
golbnen ©efiifeenfe, feiner Umgebung ein langet, bleierne^ 
Safer Übergaben toill; an benen ein egoiftifcfee^ ^ex^ mit 
einem bunten 2:anb ein baS gange S^fer feinburcfe Den ifem 

graufam jerbrüdte^ ®emütfe entf^dbigen toiU ! ! 3(jfe 

miU micfe toegmenben üon aUen jenen ^ifd^en, an benen bie 
mafere Siebe ' jum (3d()augeri(i^t, bie äii^te GltemjdrtUcfefeit 
5um S^itterfcfeein, bie maferfeaftige äflä^ftenliebe gum ah^ 
tropf enben Äergenflimmer, unb felbft bie innige grcmmig« 
feit nur gum t}ergefeenben $arofi^mud bed Slugenblidei^ 
toirb! 

Sdfe tüiU feinau^gefeen unb laufcfeen an ben ^^enftem ber 
^rmutfe; mo ni(fetj$ aufbaut aU bie Siebe, too !ein anbercr 
SBaum blüfet, a(e ber bittere iBrobbaum be^ @(enbe^, ido !eine 
anbern Siebter brennen, aU bie brenncnben Xferdnenl 

3cfe tDXÜ mein Ofer legen an bie ^fefire ber äBaifenfedus 
f er , »0 bie Äinber fmb ofenc SSater unb Sölutter, ofene goU 
bene ^efcfeerungen, ofene gepu^te ^feriftbdume, ofene ©efcfeenle 
ber 3drtlidfefeit, ber i&erjli(i&Ceit I 3(fe »iU feinau^gefeen in bie 
falten Strafen, unb toill bie armen, falten, gitternben Äin* 
ber auffucfeen, bie um S3rcb bitten, unb bie mit »einenben 
Slugen feineinf(i&auen in bie erleuifeteten Sdle, too bie glüdli« 
(feen iiinber f(fett)immen im Sidfetftrome, unb tanien um reicfe« 
befedngte $dume unb mit ben glüdlicfeen $dnb(feen jubelnb 
gufammenfcblagen ! 

3d) tvill alle jene ^aufenbe auffuifeen, bie feeute, am feet« 
ligcn, frcfeen, rüferenben SSSeifenacfetabenb, allein fifen, allein, 
toerlaflen unb ungeliebt ! Scfe mill alle 3ene auffucfeen, bie mit 
geri3tfeetem äluge unb mit blaffen SBangen einfam ft^en unb 



— 235 — 

»einen ! ^(b »itt ^ene auffuAen, benen ta^ @(ü(f nidiii gab, 
gar nid^t^, uiib )>U idren Sieben, ibren ^erjliebften, ibren 
Äinbem ni(bt» geben fönnen an biefem belügen Slbenbe, gar 
niibtiS ! 3(b »itl alle 3[ene auffucben, bie bei einem .0er5en 
öoU Siebe, oott 6ebnfu<bt, bccb ungeliebt burcb'j^ Sebcn geben, 
bie beute, am beiügen Stbenb, nicbt bas üeinfte Qdäftn bcr 
Siebe etbatten, nidfetiS, gar nicbtjg ! 3cb tüiU aüe $^ene auffu« 
(ben, bie fem oon bem ©egenftanbe ibrer Siebe febnenb fiften, 
unb ibm ni(bt^ jufommen (äffen fonnen am beiligen ^benb, 
fein 3eid&en ber Siebe, fein äßcrt ber 2:reuc, fein 93lüm(ben, 
fein ^apierftreifdben, ni<bt*, gar ni(bt^ ! 

3[(b toiü alle 3lene auf f neben, bie ben ^btiftbaum unb bie 
golbnen Sid^ter nur für X o b t e an^u^ünben b^ben, bie aüe^ 
tbeuere bo unten baben im Scboo^c ber @rbc, unb oben im 
€cboo|e beS Siebte nicbtd, gar nicbt^ ! 

Stile biefe möcbte i(b auffucben unb fte mit mir nebmen, 
unb an mein ^erg legen unb ibnen fagen : „^ommt mit mir, 
i(b bin arm föie ibr, allein mie ibr, ungeliebt mie ibr; i(b 
babe ba unten tbeure S(bd(e toie i\)x, unb oben fo menig, aä), 
fo menig; \6) babe mein Srob mit ^b^dnen gegeffen mie ibr; 
id) babe meinen SBein mit 3dbten »ermifcbt mie ibr; i<b bin 
fibmerjUcb unb tief oerle^t morben toie ibr; i(b trage ein bren« 
nenbe^ ©ebnen im bergen mie ibr; i(b bin einfam mie ibr, 
unb abgefcbieben üon meinet Sebend 3nbalt mie ibr ; fommt 
mit mir, id& bin arm, red&t arm, bod^ bin icb nicbt f o arm, 
ba^ icb eucb nicbt gu 3:ifcbe laben fönnte, ju bem 2:ifcbe mci« 
ne« ^er^en«, ber reicb ift, febr reicb an Siebe, an inniger, 
berjlicber, mabrer Siebe, ber febr reicb ift an SDlitgefübl, ein 
marme^, lebenquettenbe«, lautereg 3Jlitgefübl! Unb aucb einen 
©briftbaum fann icb cucb geigen, einen gropen, berrlicben, un« 
enblicben ^briftbaum, ber eucb Me tröften, erl^eben, erfreuen, 
ermutbigen mirb ! 



— 236 — 

6c^t i\)x ba oben am blauen ^immcl ben firo^cn, »eitgcs 
imeigten golbenbldttcngcn 6tcmen'.6Wftbaum? - bcn bat 
unfer aügütigcr SBatcr ba oben allein für un», ganj ottcin 
für unjg errietet; ganj allein für unig, bie roir ^eute nidf^t 
fi^cn unter blinfenbcn ®iranbolc<J unb bematttncn 93änincn, 
fonbem unter biefem großen, miriabcnflammigen Gbtiftbaum 
bcig emigen SBater». S^iW^n biefen einzelnen 6terncns 
iPampen fd^aut bcr l^intmlifd^e Sßater milbläcbelnb ^u feinen 
iiinbern beruntcr, unb mir \)at er r>ox $Bielen befeuert baS 
offene 2hige, ba^ icb bur<i& biefe gülbnen Steige bur(fc erblirfc 
bie balboffene 3:bür^fpalte be^ befferen Scbenc^ unb burd^« 
fd^aue unb febe unb bore im Reifte alle bie fiattemben 
©onnens unb Sreubenfldnge unb ©ngelgüge unb IHegenbogen 
unb Slcfenlauben unb mallenbcn (Seifter ! 

Unb biefen Icucbtenben, gldnjenben, ftemenDoUcn (Ebtift* 
bäum ](^at ®ott an ben .^immel gepflanjt, gerabe nur für bie, 
fo einfam unb allein ju bem,&immel emporfd^auen ; unb biefe 
taufenb unb abermal taufenb SBcibnacbtdferjen funfein unb 
flimmern gerabe nur für ben, bem fonft fein anbereg grcu« 
benfeuer im fieben glübt, fein anbere^ Sicbe^lidbt im 2)afein 
brennt, unb biefe Siebter toill idb cudb näber bringen, unb 
ibre ©trablen beuten unb eudb fagcn, »ie fie be*^cinfd&aucn 
in ba^ Sebcn, »ie rettenbe ©otter, tt)ie grieben^*@ngel, toie 
leudbtenbe ©ürgen ewiger Jreuben ! 

^a oben bodb im SdiaxLtn, 

IDa ftebt ber grofle lEBaum, 
Unb 0olb*ne Swcige fcbaucn 

•^erab burcb bunfeln 9laum. 

(Sr breitet feine Slefle 

lDuT(b*d gange «&immeUbau0, 
Unb bangt gum betUgen Sefle 

S^id taufenb £am)>en au«. 



— 287 

^ JDct (Ddrtner Bleibt im ^mUn, 

^ 2)cr bicfcn 93aum un« gab, 

JDoc^ feine S3ldttcr funfeln 
^ 3»it fügetn £i*t ^crab. 

(St bat be^ ^aume^ «^aUen 

ÜÄit Siebtem »ott bef(b»ert, 
JDen (Srbenfinbern aüen 
^. «ßat er ben SBaum befcbert. 

S)enn taufenb (Saben btangen 
I ©i(b in ber 3tt>eige 9taum, 

I iDenn taufenb Siebter bangen 

herunter üon bem ^aum. 

2)er erfte ©tern entbrennet 
@anj bo(b itt feiner ^ron'! 

2Bigt ibr, »ie man ibn nennet? 
2)en ©tern ber SHeligionl 

[ ^m biefeiS Siebtes Sftcinbeit 

(Srblü^t in unf'rcr 53rujl; 
!Der ©taube unb bie (Sinbeit 
Unb aller 2:ugcnb£ufl! 

(Sin ^meiter @tern ber glübet 
5lm 93aume; lieblieb frifeb, 
2)er ©tern ber Siebe blübet 
^ Slm 8ternen*aBeibnaebt«5:i:ifeb ! 

Slu« biefem <Strablcnfeme 
SBirb uns bas füge Siebt; 

2)a« in bem 9lugen|leme 
Sflur mit bem ilobe briebt! 

1 ®n britter Stern ber funfeit, 

I 2)er Hoffnung« sStern genannt, 

Der, wenn ba« ®ind »crbunfclt, 
I^oeb trößenb ifl entbrannt. 

^ Unb biefes Siebt ber (ä)nabe, 

!Das nie verblühen fann. 



— 238 - 

fBerUi^t bte eto'ge ®nabe 
5luf erben iebcm Wtam ! 

(Sin ))teTter 8tem auä^ Uuä^ttt, 

äBte ^äbd)en'.9(ndeft(^t, 
Sß^ie 9tofe, t^aubefeu^tet, 

3!)ie aus bem 91<^ bri^^t : 

5)er ©tcrn ber Unfti^ulb gl&njct, 

erglühet n)ie bte ^raut, 
ffienn fte, ba« «f>aupt befrdnjet, 

3)cm S3räut'gam fi(^ vertraut. 

Unb taufcnb anb'rc <Stcme 

erblühen l^cUig ba, 
Unb ((feinen fte auc^ ferne, 

^c ftnb jte und bodb na^. 

IDenn voo nur eine üBaife 

JBerlajfcn, einfam fle^t, 
SBo auf ber $?cben« -greife 

(Sin <C)er} ganj ein{am ge^t: 

3Bc nur ein «^erg ftd) fammelt 
Unb traut bem <Etcmens(E(!^ein, 

Unb Xßo ein 3)hinb nur flammelt: 
„^6), SÖater ! bcnfe mein l" 

JDa »erben fie vertreten 

93on ilj^ren Sternen f(^)on, 
Unb i^re (Eteme beten 

Sür {te an ©otte« !I^rcn! 



9Netne Sterne* 

Sic toax fo fd^ön, mit il&rem langen, fc^^tDatjen, aufgclög* 
ten ^aarl— 5)ie lefctc Sommernacht toax biefesmal fo fci^ön! 
Sie Iie& bte langen, buntein ficcfen teic^ l^erabflattern, al^ 
tDoUte fie i&r Äinb, bie ßrbe, einwideln in biefe gefponnenc 
Seibe unb alsJ toollte fie bie 2BcU überbedcn mit bem ^p^» 



— 239 — 

fcblcict beö bunKcn ©efriimftejS ! ®ie gcifterblcicfecn, jatteti 
(Ringer ber Dämmerung fpielten burd^ bte J^eruntemaUenben 
gäben. %ie\ im ^orijontc Uud^tcte ber 3Wonb an ber Stime 
ber ^ad)t tok ein golbeneS KegardetnoL ; t)or bem 3Ronbe 
f^x tan^ttn taufenb Sterne, um x\)n \o\e Brautjungfern l^er» 
aufgufül^ren in bog brdutlid&e Himmelbett ; ber flare 2lbenb« 
ftem lugte burd^ bie Jinfternife, »ie ba^ Sluge ber Siebe burd^ 
bunfle ^ugentDimperU; unb bie SJlild^ftra^e bur(JE)gog mte eine 
©uirlanbe »eijer SRofenfnospen bie fc^wargen Soden ber ent« 
fleibeten SRad^t. 

3<t \)ah* i^n fo lieb, ben blaffen SDBitttoer SRünb, »enn er 
jebe ^aäft fo traurig um bie ©rbe, »ie um ba^ oerl^ülltc 
®rab feiner Siebe ^erumwanbelt; wenn er hux6) gerriffene 
SBolfen freitet, ben feud^ten »lidt auf bie ßrbe gerid^tet ; 
toenn er bleid& unb ftiU immer fort fd^reitet, unb benno^ je« 
bem ©lüdtlid&en unb jebem Unglüdlic^en freunblid^ in ba« 
Äntlif Id^elt ; menn er am 3:age fid^ mit feinem €d(;merj 
verbirgt, unb wenn er mit jebem ©c^merj am 2lbenb »ieber« 
ie\)xt. 

%näf in biefer ^a6)t toax id) monbfüc^tig gu i^m ^inau^« 
gegangen in ben gJrater ; id& !am au^ einer ^ö^lid&en, rau» 
fd^enben ©cfeöfcfeaft, unb gerabc in unb nad& feftlid&en ©tun« 
ben ^dlt mein i&erj faft immer einen ftillen unb gelS^eiligten 
Slfd^ermittrood^ ; gerabe in ben großen unb raufd^enben Tlacs 
bet^^f3:afeln ber JJreube taudj^t eine gro^e 2ßel^mut^, »ie 
iBanquo'^ ©eift, in meinem SBefen auf, unb jeigt auf eme 
leere Stelle in meinem ^erjen unb ruft: „3)ort^in fc^au!" 
3a, tod^renb ber 3Jlenfd^ alle fünf Pforten feiner Sinne weit 
aufgefperrt, um bie ^^eube unb bie ©efelligfeit, unb bad 
SBergnügen mit i^ren raufd^enben (Seleiten eingie^jen gu laffen, 
ftie^lt fid& unbemerft bie SBe^mut^ mit ein, unb üerftedt fid& 
in ein ^ergendioinfeld^en unb wartet, hi^ bie Idrmenben ©dfte 



— 240 — 

ttneber abgejogcn fmb; unb bann tritt fic ^etuot «nb ge^t mit 
(eifcm, aber fdSfmerjlid^cm Sd^ttc in bcm ^crjcn auf «nb 
nicber I ©erabc in bcm tßncnben Sd^ilf wnb in bcn btcfeten 
(JrcubcnsScbüfd^cn mo^nt bct S^limmcrfatt einer bnnfeln 
6eMud&t, unb gerabc t)on bem Sdrmen unb Stufen trroaö^t 
ber cingefd&lummerte Sd^merj in unferer ©ruft, unb Kam« 
mert fid& fefter unb fd^merglid^er an un« an I 3)er Slaci^Kang 
cinei? großen ^aud^jeng tönt faft in jebem em^)finbfamcn ^ct« 
|en, meld^e^ einmal einen großen Bäßitti erlitt; mie ein lan« 
ger üer^aHenber ©eufjer au^ ! 

@o ging id& benn aud^ mit einem bitterfü^en SSelE^ in bie 
Unerme^li(|>!eit ber Jlad&t f)\mu^, bie freubig ftill »ar, toie 
ein feiig ©terbenber; bie ganjeKatur »ar fo Kar unb fo 
rein, bie 2uft betoegte f\d) unb toaUte fo freunblid^, »ie ein 
SMenfd^en^eri f\ä) l^ebt unb bemegt, wenn e§ eben eine fdfeSne 
^nblung begangen. 3<S fal^ l^inauf ju bem Stemenl^ims 
mel; benn Hnter jebem Sterne fielet ber toa^r^aft gute aMenf(Jt 
n^ einen imeiten, unb einen britten, unb lule^jt feinen eige« 
nen. 3d^ fa^ empor, um meinen Sd^metj milbe werben ju 
laffen unter bem i&anbauflegen ber SRad^t, unb mid^ beffer mit 
i^ befannt ^u mad^en, unb fo red&t n?eid^ unb marm an bie 
^ruft lu nehmen, unb mid^ mit i^m aOein unb einfam au9* 
Sufprec^en, um i^n fo red^t fennen ju lernen, wie man e« 
t^un mu^ mit 3emanben, mit bem man Don nun an $anb 
in ^anb manbem mu^ bi^ gur legten ®rube t)on aQen und 
gegrabenen ®ruben 1 — 

5ld^, menn mir e^ nur einmal toiffen, ba^ ein €<^merj, 
ba^ ein Unglüd! für emig unfer ift, bann rid^ten mir und 
barauf ein, unb fd^lie^en einen ftiflfd^meigenben Sommer« 
unb SRefignationdsßontraft mit i^m; aber bie lleinen 3»i* 
fcbenfdne t}on Sid^t, bie in bie fierfemad^t bed Unglüd^ W* 
einbringen, bie fleinen 3nterimd=fioffnungen jmifd^en ben 



— 241 — 

Silben etnet fltoieii ^sfimm^fi^dt, bte fletnen, »tttjigen 
Srqutdimgen tmb ScIbfttduWuiigen »ä^nb eines fort« 
bauernben S^mei^, biefe fiiib ts, bte ben 9Rut^ ^erfreffen 
unb bod ^ex} entnctven, imb bie Gntfagiing graufam ger< 
fe(ett unb ^erfivTengen, fo une eigentlu^ m<^t ber grimmige 
groft ba$ SenitergfaS ^erfprengt, fonbem in ben froftabli>(tern< 
ben ^toiidienxaomtnten bon ^ime unb ®iut^ hadit bie bünne 
Scheibe ent^mei 1 

^ aber fa^ i9or bem l^obgelafTenen @^itter ber %xdft, 
unb fit fot^ mi(^ au$ i|n:em bunfelfoltigen (Schleier traurig 
milbe an, unb fpra4 fanft unb troftenb: ,;SeibenbeS ^xi, 
x6) toid bir fenben Xröfter^ Sterne, ba| fte tnd) aufri^ten unb 
ftdrten, unb frdftigen unb ermut^igen jur wetten ^yo^t bei« 
ne^ bun!e( überbauten £ebenS!'' Unb burd^ bie ^erabftäu« 
benbe ^infiemi^ flimmerte ein ^eQer Stern (lemieber, unb 
umjog mt(^ mit bunten Strahlen unb fprod^: ,,^^ ^^n bad 
©lud!" 

„^röfte bi(^, xdf bin baS ©(üd; idi^ »iü ben golbenen 

Xepipid) be» £ebenS Dor bir ausbreiten, bir ben ^reitifd^ beS 

^afeinS belaben mit aQen <3(^ubroben beS ^oQgenujfeS; 

bein lii^ttrinfenbeS ^(uge mid ic^ geivinnen mit hm bunteften 

garben unb mit bem liebfic^ften @<^me(} jeber ©eftaltung ; 

bein tonburftenbeS O^r mid iä^ t>oiIgie^en mit ben itf>pigften 

Aldngen, mit ben n)ei#en, girrenbften £5nen; bie ^^nung 

beiner ^ünf(^e n^id id) in Srfüdung bringen, beioor fie noc^ 

trdumenb beiner Sruft fu!^ entrungen, unb jebe Stunbe bei« 

neS ^afeinS n>id xd^ fd^mflden mit reid^en ©emdnbem unb 

@be(fteinen unb foftbaren ©emürjen, mie eine IBraut bed 

I Orients }ur ^od^^eitlici^en geierl'' 

I 3<^ fa^ ben Stern an, mein ^erg blieb unbemegt unb üer* 

I fc^Ioffen, unb td& ipxaäf: „Sa^ ab bon mir, flimmembeS 

»ilb! eitles ©lüdl trügerifd^e SRaUrin, bie bu oUe SBefen 

30 ^ 21 



— 242 — 

mit leerem ÖJ^eine fibctKeibeft; ©auflcrin! bö^mtünjenb 
öuf bcm ^d)ro(mUn, fd^malen Seile fce^ 3uf«iUö; eitle Äomös 
biantin, (^erau^öepu^t mit 3:6caterh:o!ie!i utib SRiiuf^olbs 
fiorbecr, unb mit Teforotion^-üWalcTci bengcmcnbettü^cnb; 
ia& ab t)on mit, id^ greife nitfet in bcine SRe^cnbogenfarbcn, 
bie in leeren ffiafferblafen abtropfen ; beinc ^be« mufet bu 
cblegen an ben fünf Sinnenpforten beg 9Jlenf^en, aber fie 
bringen nid&t in ben ^eiligen unb j^od^gemölbten 5)om be« 
i^erjend J ü?<i^ ab I'' 

^a gerflo^ bic Grfd^einnn^, ber Stern fd^ofe bww^ bie Suft 
unb tjerfcbnxinb im SHieberfaÜen ! 

^a trat ein ^toeiter Stern ju mir ^er unb \)px<i6): ,,^ä) 
bin ber Ku^m; ic^ toill bie S<i&ldfe bir um^ielj^en mit bcm 
SHcif beg grünen fiorbeer« ; beinen SRamen »iti i^ legen auf 
bie Swnflen ber aJlilliarben ber ^a^toelt; bein Slnbenfen 
iDitt id^ al^ SBotiDtafel auf^&ngen in bem Tempel ber (^e« 
fd&idbte." 

3(^ fa^ ben Stern an, mein^erj blieb unbewegt unb t)er» 
f^loffen, unb iti^ fpra<i&; „2a^ ah toon mir, bu eitler äBoI» 
<entrcter; buSeifenblafen^dnblerl berbube^ Seben« blüt^en« 
reidben Söaum unb feine fruc^tbelabcnen Hefte vergüten »iüift 
mit einem fitanj au^ bünen ©Idttern, bu ©attaüeib ber ir» 
bifd& eiteln Seele ; bein trodentr ©lang labt ni^t bie i^i 
tenbe @mpfinbung unb bad ^rs, baS na<^ einem anbem 
bergen fel)nenb ringt ! fia^ ab I" 

2)a jerflo^ bie ©rfci^einung, ber Stern fd&o^ burd^ bie Suft, 
unb t)erfdbn)anb im SKieberfallen. 

S)a trat ein britter Stern gu mir ^eran unb fprad^: „Qc^ 
bin bie $^antaf ie. ^d) toiQ «ine eigne SBelt bir erf(^afs 
f«n, bir anheimgeben jur eigenen Schaltung. ^6) miß bir 
biefe SBelt gufammenfe|en auiS ben (färben ber 3fri^, aus ben 
S)üften ber jungfrdulid^en %ofe. 3« ben Sergen biefer SBelt 



— 243 — 

toid iä) nel^men bcn ^^Wa unb bcn aRotitManc; px tmZf^äs 
lern ba* Slcmpa^ unb bag ß^amoun^t^al; gu bcn Seen bcn 
©omet'See unb bcn ©cnfersScc; ju bcn SBcinbergen bic 
UngatsS^crgc unb bic 3:ofapcf s^flgcl ; $u bcn glurcn bcn 
S^lJ^cins^au unb ©aragcffQ'g Ebenen; gu bcn 2B5lbcm ^tas 
Uen^ 0(tt)en^aine unb ßc^^ticn^ ©cbüfd^c; gu bcn ©rotten 
SBaucIufe unb SRontmorencp ; gu bcn Snfeln ßapri unb 9^üs 
gen; gu bcn S3dbcrn, SRigga unb 3Wia; unb bicfc ßlaüicr« 
du^gug^'SSclt mtll tc^ bir überbauen mit Spanien^ «^immcl, 
mit ©rönlanb^ Slbcnbröt^en unb SRorbUd^tem, mit ÜJlonb« 
fti^cin^SRcgenbogcn unb flatternbcn Siebtem ; unb bie SWor« 
genröt^n biefcr 2Be(t toiü iä^ bir ipcben auS bcm $urpur bct 
jungfräuU^en äDange, mcnn bie Scbam ber Siebe fie mu« 
fiDifd^ übergolbct; unb bicfc SBclt miCi id^ bir bct)ol!crn mit 
fearlosS)olccs®efta[ten unb Jt^ans^ul 3:itanpn ; unb bic 
aaMIber unb bic SBüfÄc mit! id^ bir »oüRcbcIn mit SRad^tigal» 
len, mit ^od^iubclircnbcn Serd^n; unb über bicfc 28eU miH 
id) bir eine uncnblic^c ^col^l^arfe gicl^n, bamit jeber ^auäf 
beö ^rgcnjg, jeber irrenbc Scufjcr in i^ren Saiten fortft)iele, 
koic tin^ unfu^tbare ©cifterl^anb, unb bu, bu foOft irt biefcr 
6d&öpfung J^errfd^cn, ein unumfc^änftcr Äönig, jaubcrl^aft, 
unb atte idrc glü^cnbcn Blumen )}flil(len, unb flc minben um 
beinc glfldUd^e ©c^idfe. 

3d& fol^ bcn ©tern an, mein ßerg Wieb unbcmegt unb 
üerf(^loffcn, unb id& fprac^: „Safe ah »on mir, bu bunter 
Äolibri, bu $arabie^t)ogeI, ber nid^t guß fafet auf biefcr (^be. 
S)ie 3cit fommt, bic allgeipaltige, bicl^l^enbc, bie ftills 
»erfcfeludcnbe, unb gießet leifc bir eine bunte S^ber naä) ber 
anbem au§, unb fic gerbrüdt eine fd&immcrnbe ®(a«pcr(e nadj 
ber anbem, unb fic mifctt mit i^cm ©tunbenglafc bie jauberi« 
fd^e ©(ut^ t)cn beinen SBangen, unb tocnn ba^ mattere iöCut 
trdger burd^ mein ©eäber treibt, ftnft bein Sd^metterlingefth 



— 244 — 

Hd^ Hiebet, unb ber erfte Sdftitt, ber mein ^upt befdbnett, 
ühex\dfntxt beinen SÄontblanc unb beine Jempe, unb beine 
(EapriiS, unb ber ablerbefpannte $^eton ber ^^l^antafie fd^(ep))t 
Txd) ai^ un^orbarer Sdftleiffd^lttten burd^ bte frofterftarrte 
ed^cpfung! fiajab!" 

^a jerflo^ bte ^d^etnun^, ber €tem fd^o^ burd^ bte Suftr 
unb iverfd^monb im 9lieberfa(Ien, unb ed trat ein anberer 
6tem }u mir unb fprad^ : ,,^^ bin ^ o f f n ung, bie reijenbe 
©cfpielin beg ^er^eni^; beg SebeuiS SWorgen« unb Slbcnbrot^i ; 
id^ male (Slbr^um auf ^erterm&nbe ; xdf jeige bem gebro(J^enen 
2lugc parabiefifd&e SBeltcn ; i<^ gie^e baifamifd^e ^rcftung in 
bie Seele ber Seibenben; i(ft baue golbne iage in bie 9la^t 
ber ^ummert)oQen ; id^ fage §um 6d^merg: ^^i fr5^lid^!'' 
unb gu bem fd&Iaflofen Sluge: ,,6(ibHe&' ^id& in grieben !" 
id) fülle bie brennenbe 3ä&re mit (ofcenber M^(e; idj; beftreue 
baS Sager ber ^ranfen mit bem troftenben Sotud, unb id^ be- 
rühre bie unglüdlidbe Siebe mit bem ®eifter!uffe einer blumcn« 
fiberbauten 3ufunft!"— 

^d) aber fprad^: „Sa^* ab, bu rü^rft unb bcttjegft mir mein 
^erg mdit ! SBol^l magft bu fein ein Sic^tftra^l bem ftnftem 
^ergen; ein Garmel^^l^au ber melfenben (Se^nfucbt! eine fü^e 
$ora ber leibenben Seele ; eine Sotuäblume auf bem ©rabe 
bei^ ©IfidfeS unb eine perlenbe ^Mne auf bem gebrcdbenen 
^erjblatt unglfidlid^er Siebe! Slber bein 9leidb, aOgetvaltige 
i^cffnung, ftn!t gufammen, unb bein 3auberftab t)er3unbert, 
unb beine ÜJlagie gerrinnt, unb ade beine ^roftung toixt) Ohn* 
mad)t an einem ^erjen, totlä^ feinest ScbeniS frifd^cn, rotten 
Cuell, feiner $ulfe geJ^eimfteiS Seben, unb feinet äSefend 
tieffte S^egung, in unenblid&er Siebe gefegt i^at an ein anbercg 
^erg, unb biefei^i^erg M ^^ getdufd^t, unb fein Slufgittem in 
inniger Siebe l^at getäufd^t, unb fein n)armer ^ergenefd^Iag 
^t getäufc^t, unb fein Sd^mur ^at get&uf(^t, unb ade bie 



— 245 — 

tottfenb unb abermal taufenb fü&cn, l^ci&en, Ij^eräinnigcn^ 
liebeburd^mebten, Uebeburd^mirften 6tunben ber ^etl^eurun^ 
gen ^aben getdufd^t ! bann, bann, bu t^örtd^te i^offnung, 
bann fte^t bu ba uor bem bergen, beffen Siefonanjboben jers 
fprungen, unb tDiüjt einen %on ^tneinlügen, bann fte^t bu 
ba, eine ausgetonnte ^länin, bein S^uhex ift gebrod^en, ab« 
getropft bein 8(6immer, bcnn bem ^ergen, beffen SSurjel uon 
^äuf(()ung gerfreffen, bem fannft bu ni(i^t^ me^r bieten ; bem 
^er^en, ba^^ t?on einem anbern bergen um ba^ «&eiligfte, um 
baS Vertrauen, betrogen mürbe, bem fannft bu nid^ti^ 
mebr geben. £a6' ab, arme Hoffnung!" 

S)a jerflo^ bie ßrfd^einung, ber Stern fd&o^ burd^ bie 2uft 
unb tjerfcfemanb im 3^ieberfallen. 

^a trat ein anberer Stern ^er unb fprad^: „^rofte bid^^ 
id^ bin bie 9^ e l i g i n ! ^n meinem Q3ufen ift ^roft, in 
meinem ^ilrme ift S^ul^e, in meinem ^uffe ift {Rieben. £a^' 
nur au^judfen bein gerriffene^ ^erj; la^ austonen beine Sip« 
pen bie $affton^lieber beiner Seele ; la^ bein ^uge au^lee^ 
ren feine fc^neibenben ^rpftaUtropfen unb bie ^ropffteine be^ 
d^enben Summer)^ ; la^ oon bir aui^glimmen unb abfiadtem 
bie ^ugenblidtffronte ber tdufd^enben ^^euertverfe, unb bann, 
n)enn bas Unglüd, ber Sd^merg, >ie ^osl^eit, bie ^dufd^ung, 
bie (5rfa^)rung, biefe gefd^dftigen Sammerbiener ber Seele, 
bicb entfleibet l^ahtn üon allen irbifc^en ^euben unb drmars 
tungen, bann toerfe bid& an meine ©ruft, in meine ^Wutter^ 
arme, unb id& will bidb »ie einen 9leugebomen »eie^ eins 
n)icfeln in ^roft unb Siebe. £omm gu mir, id& bin ja felbft 
bie Siebe, bie einfad^fte unb barum bie ^öd^fte 2ithe, unb alle 
Siebe auf (^rben ift ja nur ein Abfall meiner Siebe ! 34 bin 
Siebe^anfang unb Siebesfortbauer o^ne Siebe^enbe. SRur bei 
mir ift bie Stifte()ütte ber diu^e, nur bei mir bie ©unbed« 
30* 21* 



Qu bcn brci Säufern: ^^^äuB^i^^^ Si^onl^ctt unb 
fiirtc." 

^eieteit ntib ^clifatcfTcnfSKaaven^attbbiiifl bcft IScbeuf • 

3a, mein lieber ficfer, ba^ fmb bie brei Saufer be^ Sc« 
Um: Qugenb, Sd&ön^eit unb Siebe! Sie tanken 
mit beflügeltem Schritt uor bem SBagcn bee Seben^ bal^er ; 
fie laufen im 3Wai unferer laqe um bie SBctte nad^ bem 
prcicgefd^müdten Sxek, unter bem 3MJ<iwd)|ien all' unferer 
€inne, unter bem 3ulauf all' unferer ©efüble, unter bem 
^cfaunenftc^ unb giotentlang all' unferer b^f^d^n unb laxt 
ten £eibenf(baftcn ; unb fie «.fallen oft einen S(britt vox bem 
3iele, ober fcbcn am S^^k> ober aucb f(i&on mit bem enungcs 
nen ^IJreii^ in ber ^anb, atbemlos, leblc«, entfeelt gu 93oben ! 

ßiS ift ein luftiges^, leicbtfertigeig, dtbemlofeig Kleeblatt; bog 
Saufer siUeeblatt : ^«9? wb, Sd&önbeit unb Siebe! 

3n ber Spe^erei^ unb 2:elifateffen:2Baarenbaublung gu 
biefen ,,brei Sau fern" fmb bie taufenb fü^en unb gc* 
ȟr^ten Badien, bie taufenb 91&fd&ereien unb eingefottenen 
grüd&tealle ftifdf), f)exv\\d) unb aue^rlefen! 2)ie fünf Sinne 
fmb bie flin!en, ftete toilligen, bereiten, gcbcrfamen Saben* 
bicner ; bosJ ^erj ^äli ftetsJ cffene^ S3u(^ ; alle ^offnunqcn^ 



^ 



— 246 — 

labe be« griebenä ; i<b attein gie^e bie i^tiiiQt le^te Oelung 

in bein fturmbemegte« ^erj; !omm' in meine Slrmel" ' 

^a gcg ein grübiingi&baucb burdb meine Sruft, unb e^ 
toax mir, alsg lüfte ein warmer Obem bie @i«bcrfe ocn 
meinem ^rjen, unb bie neuermaci^ten unb entfeffelten 
Strtme unb 93d(be ber ©mpfinbungen rannen unb riefelten 
am meiner $ruft mieber freubig binein in t>m Seben, unb 
Hangen unb fangen ein freubig ®ebet \)incm in bie rofen« 
rotbe Scbopfung. 



— 247 — 

«de ®ünf<l^e, attc 2:r5umc, atte Suftf(fcIoffer ^abcn unbegrengs 
tenätehiti 
, 3)ie „3ugenb" bietet dud^ ben bcften Champagne 
moasseux ber Ärafte, ben feurigen Ungormein bet Segeiftes 
tung, bie üppigen, Dollen Änadmanbeln unb ©ranatfrücfete 
ber %ffat, ben Staljtfd^ ber ©efd^meibigfeit, ba^ feine 2;afelol 
§«r fßerfü^ung aller fauern Men^s Salate, bie frifcifeen 5luftern 
Don ber ftrojenben ©efü^Isbanf in bent tiefen ÜJleere unfereli 
^erseni^, bie $iftagicn unb ^ignotti aller SBünfd&c unb ^off« 
nungen für tiie 3tttoft u.f.m. u.f.m. 

3)ie „S<I6 5 n^ei t" bietet unl i^ren »ei&en Äanbi^^guder 
ber Silien^ut, bie Stofen^SonbonJö auf ben SBangen, bie SuU 
tanin= unb SÄatagasSlofinen auf ben fiivpen, ben fü^en (E^pro 
in ben Slicfen, unb ba^ ditronat unb ba^ S^amenbrob unb 
ben 9Wuö!ats8uneI unb all' bie püanten ©laceiS unb Bnl^t 
be^ SebenS vollauf in großen unb flehen ©aben! 

5)ie ,,8iebc" bietet uug bie füfeen Orangen t)on bem 
Qlül^enben ^ume be^ SebenS ; tien Sroiebad, ber jmei .^erjen 
beglüdt; ben iDlofit ber (Smpftnbung mit bem liebliii^en äßer^ 
mut^ einer fteten Seforgnng gemifd&t; ben %mhxu^ ber 
3artlidbfeit unb bie ©ifen^ aller ©eligfeit! 

0, 3^r Äüe, bie 3^r gerne dnfauft nnb Guern Sebarf 
Mt bei ben ,,brei Saufem": 3ugenb, ©(j^ön^eit unb 
Siebe, tauft raft!^, fauft f<3&nell, benn ber Cabenift nur furje 
3eit offen, unb gar ju balb mirb. er gefperrt, unb ba^ ©cifeilb 
»trb eingebogen unb ^erabgenommen ! 

Äauft taf(b, fauft fd&nell, aber lauft unb geniest befonnen, 
unb mit HuSma^I, unb mit ÜJld^tgung ! 

3)iefe ,,brei Saufer," meine lieben Sefer, ij^dlt ber emige, 
gütige, gro^c $au^^err besS ^immelg unb ber Grbe allen 
IMenfd^cn o^ne Unterft^icb! 2)iefe „brei Saufer" tanjen 
nid^t nur t)ox bem golbgef<!^trrten $rad^tgefpann bed 9eoor< 



— 248 — 

gtigtcn einher, fonbem fte Köpfen f^hen fo fröt^Itii^, eben fo 
luftig Xfox bem 6in{pdnner, aU t>ox bem Safttagen unb ))0¥ 
bem Darren I 

2)ic „Sugetib" tanjt glü^cnber, raffet, glicbcrgelenfer t)or 
bem armen gu^gdnger einher, aU t>or bem auf elaftifd&en ge« 
beru [id) f(^au!elnben ©lüdbegabten ; bie fromme Sc^malbe 
;;Sci^ön^eit" baut i^r lieblid&esi JJleft eben fo anber einfamen 
<§ütte ber ^rmut^, mte an ben Stuüaturen unb (^ertmfen 
bober $aldfte, unb bie ,,£iebe/' biefcr SRimmcrfatt be^ 
8eben^, wobnt, mie ber toirflicbe SRimn\erfatt, in bem nicber« 
ftebenben 8d^ilf unb ^Jio\)x be^ ^afein^ eben fo, tote in ben 
beben ^radbtgärten; SBdlbern unb luyuriöfen S^reibbdufern 1 
^auft rdfcb/ fauft fcbnell, baS S(bilb kvirb balb eingebogen i 
2)ie ,r3 u g e n b" Iduft ! 6ie Iduft, unb ioenn fie no(b im 
f(bnellen Saufe mie Htalanta bie golbenen ©enu^dpfel alle 
aufiefen tüill, melcbe ba^ Seben ibr i)erfübrerif^ in ben 2öeg 
h)irft, i)erfdumt fie 3eit unb 3icl! S)arum fauft raf(b, ma^ 
fie bereitet. Slber feib nicbt grdmli(b, »enn ^l^x fxt febt, leidet« 
gefcbür^t, frü()li(b, mutbtoillig; mißgönnt 3bi bie flatternben 
greuben nicbt ; blidt nidfet fcbeel ^u ibrem bebdnberten 2:an§ ; 
greift ni(bt pnfter, ftorrig, mifegünftig in ben Sauf ber un« 
forglicben, lebensfroben Qugenb; benn bie r/3w9«"b" ift bad 
3)lcrgenrctb be^ Seben^, la^t ibr ben furjen Sd^immer, unb 
bie momentanen €trablen, unb ta^ flatternbe Si(btgen>anb, 
unb bie gldnjenben ©laeperlen, unb bie flimmemben Siebt« 
trcpfen=3uh)elen, benn fie ijerfcbminbet balb, unb macbt bem 
beiden 2age, ber brüdenben Scbtoülc, ben brennenben Stun« 
ben ^laj! 3br Me, benen bie ,,3ugcnb" f(bon cnt* 
laufen ift, feib nidfet grdmlid^ beim 2lnblid ber fröblidfcen 3us 
genb ! drittelt nid^t unb neftelt nid^t unb bd!elt nid^t unb 
tappt nid^t lieblet unb grdmlid^ an unb ju, koenn bie ^ugenb 



— 249 — 

L ' l^tcn ^centana mt> if)xen 3auberfcei0 unb i\)x bunteg gatben* 
t^cater ucr ^udfr auff(i^lägt!— 

S)ie „Sc&ön^ßit" Iduft! Sie läuft, unb im fd^neaen 

Saufe fallt i^r eine Bitter^ unb 5litter=9Iabelnad& ber anbcm 

öug ben aufgelöften Soden; jebc ÜÄinute ^erbrütft eine $erle 

avc^ ber $erlenf(i&nur i^rer Mei^e; jebe Sefunbe ixe\)t ein 

i Slatt au^ ber gefüllten Simmtrofe i^rer fangen ; jebe Stunbe 

' feft einen SWafel an bie 33lüt^e i^re^ 2ehen§, unb hi§ bie 

6d&ün^eit am 3iele ift, M o\t bie graufame ^fdnberin 3eit 

' i^x all i^r ^i^tn Bd)mud unb all i^r reiii&eiS SÄatur^aRit« 

' gift abi unb ausgesogen unb ge^fdnbet! 

^aruiU; ja eben t>axum, roeii bie Sd^5nl^eit tft toie bie 

^ iRofe am 3}lorgen, meil fie ift mie eine Sölume gemalt in ben 

^ 6anb; mli fie ift toie eine (Sieblume gelE^aud^tan bie Sd^eibe, 

»eil fte ift toie ein Saut, gemiegt in ber Suft, meil fi^ ift mie 

', €ine ^oUe ba^in^ie^enb am «gimmel, meil fte ift mie ber IBe« 

' fud^ einer ^ee, meil fie ift mie bie SSelt eines ^raumeS, barum 

fauft fd^nell; Eauft xa^d), aber Eauft mit Wä^igung i&re Nähert l 

I ^tod) feib nid^t qxcimliä), feib ni^t !leinmeifterli<i(), feib nid^t 

grillenfdngerif^i, feib nid^t ma{elfud(;enb unb fe^lerflaubenb, 

menn bie Sd^onl^eit üor Qud) auftaut ifyce ^immelsfenbung, 

^ menn bie 'Bd)onf)eit r)ox @ud^ bafte^t in ber Glorie il^rer Bens 

tung, baS ^vopt gefd^mCUtt mit beS <^immelS offenbarer iSe^ 

flünftigun^! 

SBenn an (Surer ffiiege nic^t geld(feelt ^at bie SD^lutter 9latur, 
menn fte @uer ^ntlig nid^t berührt ^at mit bem ^uffe üon 
£tlten unb 9^ofen, menn fie ^uer Huge nid^t gefüllt l)at mit 
Slet^er unb Sternenfd&ein, menn fie ßud^ gerabe nid&t {^erauä? 
^epu^t M ntit bem «Hermelin unb $urpur ber SBangen, mit 
bem Jilöni^öbau ber dJlieber unb mit ben taufenb Sierrat^en 
unb 3icJ^^en beS SeibeS, fo fd&aut barum nid&t neibooll ober 
^ Derftimmt an t>a^ auSerlefene $aupt, um meld^ieS günftige 



— 262 — 

Qnb ^äub^, 

Unb lecibc^cn'' 

in ben mirfltd^en SJbbe^anblnngen, bann treten Sie einen 

ä(ugenbU(! in bie ^u^^anbiung ber gran ^ef4l^i^^n^eit: 

„3"^ fcfeoncn Seele." 

€e^en ©ie, meine Serel^rten, tu n)o^nen t)iel £eibenfd^fs 
ten int menfd^Hd^en bergen, bie befto hungriger n)etben, fe 
niel^T man il^en ^tal^^rung giebt, unb bie befto fattet toerben, 
je mel^r man fte audl(^nngert, unb ju biefen fieibenfiJ^aften ge« 
^5rt aud^ nun am aUermeiften: bie ^u^fuc^t. 

äJland^e bofe ©elfifte ftnb mie man<jfte böfe ^^tere nur burd^ 
junger ga^m gu mad^en unb }u biefen milben ^außt^eren 
gebort aud^: bie^u^fud^t! 

3(6 miß md)t fagen, meine «^^^^ben, ba^ 3^t 6ud^ nid^t 
nett, nid^t gefc^madüoQ, nid^t reigenb fleiben foQet, benn eben 
»eil nur ber Unfic^tbore im ßimmel in bo« ^erg ber SRcn^ 
f4en fd&aut, foU ber 2Renfd^ für ben SRenf^en, ber nur bai8 
9leu|ere fc^aut, anö^ Htoa^ ^ngenel^me^ gur Sd^au legen; 
aber 3^ foUt Qu^ fd^müden unb nic^t pu^en, 3t^r foUt 
Qu(b tieiben unb nidbt ma^^üren, Sl^foUt gefc^mad« 
190(1 angegogen, aber nid^t bunt beengt fein, ^fyc 
foUt nac^ ber 2Robe gefleibet ge^en, aber bie 
2)tobe folt nid&t nad^ 6udt gefleibet ge^en! 

2Bie reid& ift bie gütige ^atnx, toie reidt ift ba^ ^erg im 
3Wenfd^en an Sieben unb Sietrat^, an Sc^mud unb SSer« 
fd^onerung, an 99etg)7erleil^ung tmb Sd^onl^eitiger^ß^ungen für 
bie meiblid^e 9Belt! 9Bie menig brauet bie 9latur bie £ams 
— -MenerinÄunftl 



— 258 — 

©clfrt bic Sonne an, meine Xf^tuem, fic ftel^t be§ SMorgend 
auf, beoor 3^r no(^ baran benft ; fte }te^t bte ^or^^anglein 
ber SRa^t gurücf »om i&immelgfenfter, ftc »äfc&t fid^ bie mun* 
teren ^euglein flar im großen SBafc^beden be;^ 2Be(tmeere^, 
fte fd^ldgt baS f[attembe Stra^len^aor fd^lic^t jufammen, 
^üdt [\df in bad ^bfas^Horgen-^legligee i^et einfa^en ^am« 
merfrau Slutora, unb »anbelt munter unb leid&t ilj^ter Sägers 
ba^n entgegen 1 Sie Id^t i^re ißerlen unb :3utoelen Rängen 
an Sdumen unb ®eftrdud&en, fte Id^t i^re Spifcn unt) 
Sd&leier flattern in 9lebe(n unb SBolfen, fte Id^t ilj^re S^an)U 
unb iBdnber maOen in iBdc^en unb Strömen, unb ge^t, mit 
nid^ts gefdSimüdt a(i^ mit bem Sichte ilj^rer eigenen Sd^on^eit, 
in nichts ge^üQt, aU in ben ®lan§ i^rer Oieint^eit, mit nidjitiS 
beengt, aU mit ben Strahlen i^reS inneren äBert^ed, burd^ 
ben großen, Hauen, unenbHc^en i^immetöfaan 

Unter ben SKdbt^en unb unter ben 3:auben, meine reigen« 
ben £eferinnen, ftnb ba^^ bie fd^limmften unb bte am toenig» 
ften für ben freunblic^en, Ifäu^üö^cn ^aubenfc^Iag taugen, bie 
il^re bunten «^aUfebem am meiften auffächern, unb mit i^nen 
fii&ittem unb |jrun!en. 

@in jeber neue SRobe^^rtilel, ben ein 9)tdbc^en anjiel^t, ift 
ein neued Sanfter, moburd^ bad ÜJldbd^en i n bie SS^elt fe^en 
unb t) on ber ^e(t gefeiten fein roiU; ein {Jrauenjtmmer unb 
ein 3ininict aber, ba^ öiele Sanfter ^at, ift gut jum müßigen 
^inaui^gaffen auf bie Strafe, aber eS tft ni^t mo^nlic^. 
S5Jo öicle Sanfter in einem ^erjen ftnb, ba ift tocnig folibe 
SB a nb, ba ift loenig 9iaum ffir bie not^igen TlbUi be^ ^duiS» 
liefen ®lfidte», ber Siebe, ber 3:ugenb, ber Sufrieben^eit. 

©in ÜJldbd^en foU fein, toic ein 38eild^en: man foU e^ nid^* 
früher fe^en, bi«; man z^ auffudfet, hx^ man fid^ tief hüdt^ 
um e^ gu pflüden ; aber ein ^bd^en, baiS ade Serben an» 
iitl)t, nm ade ^ugen angu^ie^en, ift koie bie buft^ unb ^er 
31 22 



— 264 — 

bfe 2:ulpc, bic mit iJ^rcm ßammt« unb garbenblotte fofct* 
tixt, fid^ felbft gefällt, unb bie beiounbert, beldcbelt, 
aber nie in £iebe gepflüdt mirb. 

6 i n f a d^ b ^ i t ! ^aS ift ber er(te, faft etn^e Ertüel in 
ber $u6n)aatenbanblung : 

,,3ur fcbönen Seele!" 

^er ©efcbntad, meine lieben Seferinnen, ift ni(bt^ al^ bad 
Slugenmaa^ ber Seele; ift bie Seele gefunb, b^t fte 
tlare; bellfebenbe Singen, fo ift ibr Slugenmaa^ ricbtig unb fte 
tt)irb nie gefcbmadlod fein, unb nur bcu^ @infa(be ift 
gefcbmadtt^oll. 

(^in Wdb(ben, bcu^ t)iel «färben auf f i(b trägt, tragt gar 
!eine ^yarbe in ficb. @in 3Räb(ben, baj^ b^ib^otbe IRofeti 
im .gaar ober im ^ute trägt, macbt eine Satire auf bie %y 
fen feiner fangen. @in 3Jldbcben, bai^ golbene granfen unb 
goibene Stidereien auf feine Kleiber nimmt, macbt ein $aSs 
quill auf ba^ ®olb feiner ©efmnung. @in !IRäb(ben, ba^, 
n^enn eS ausgebt, tmä) bie iBuntbeit feiner Kleiber bie Slugen 
ber ^enge auf ficb jiebt, tritt mit jebem S(britt feinen guten 
SRuf, feine befdjeibene 3nbiüibualität in bie @rbe. 

ÜRan fagt: „bo^ ^leib ma<bt ben D^lann!'' 9ii(btiger ift 
eg: „ba« Äleib mad^t baig SKäbd^en!" 

3(b hJitt iw jcber ©efellfcbaft ben i&aupt(bara!ter jebed 
äJtdbcbenS aus feinem ^njuge erfennen. ^ie (Sinfacbfte ift 
bie Scbd^enSiüertbefte ; bie öuntefte, bie Ueberlabenbfte ift — 
gelinbe gefagt — bie SBemitleibcnetoertbefte! 

SBenn 3bt loüfetet, meine tbeuren 2Räb(ben, mie bie SDldn^ 
ner unb grauen über jebc Jlabel in Gurer 2;oilette, über jeben 
SHing ßurer Äetten berfallen, unb üon biefem auf (l'u<b felbft, 
auf ©uren ßb^rafter, ouf 6ure ^äus>lx6)kit, ja auf bie SBer« 
bältniffe ßurer ßUern übergeben unb all' biefen Ueber flu|, 
ben fie an 6u(b bemerten, mit mtm äJlangel in 6u(b 



— 255 — 

au^gleid^cn, bann, ja bann mürbct 3^r t)on (Suä) toerfcn oXV" 
ben in bie 2lugcn ftcc^enbcn, bie Wde mit ,,^aUoV' «n^ 
,,^urta&" auf ji(!t sicjenbcn 2;anb unb glittet, ber (^nä^ 
für ben ^u^enbUd einen eitlen ©(anj üerlei^t; aber ben ®(au< 
ben an §ure innere SBodfornmen^eit gemaltig erf<^üttert. 

SBenn i^r mfi^tet, ba^ man von bet Sd^ä^ung beS bunten 
Ärangeä um Sure Soden, »on bcm glittetiüerf auf Suren 
SRantiKen, 5ü(i{)crn, Ätifpinen u.f.m. bireft jur Sd^äjunj 
(5ure^ 5krftanbe«, (Suxt^ ©emfit^e^, Surer 5Bünfd)e, ja sur 
Sd^d^ung ber Sßermogen^umftdnbe (Surer g^tnilien unb jur 
©c^d^ung ber 3wtunft (5urer !ünftigen SWdnncr liberge^t, 
bann, ja bann mürbet 3^^r tjon (Snä) merfen aW biefen aufs 
faflenben, WidanfricfcreiSenben, feuerfiJ^reienben, (drmfc&las 
genben, bunten Äleibetfram unb 6u<j& einfat!^, gefcfemachjott 
fleiben, güd^tiglic!^ tcijenb, unb 2lHe^ toürbe öon @u4 fagen: 
^ie tft geftcibet au^ ber magren, l^inrei^enben, unnad&al^mlis 
ditn $u|maaren^nblung : 

„3ur fd^onen Seele!" 



SftS eoitcert bnr^ bie $en{lerf)ifttte. 

Sfeber 3!ag ift mie ein Spargclftücf, man fann nur bie 
oberfte Spifc: ben 3)lorgen, gente&cn; bag anbere ^oljige 
(5nbe mirft man fcrt: man gef^t in (SefeHfcfeaft ober xn*^ 
^^eatet. 3e fürjer ber 3:ag unb ber 6pargel werben, befto 
(loljiger mirb" il^r (5nbe. Hefe! mag ift ein ^amfter für ein 
glücf lieber SJlenf*! (St f*ldft ben ganzen 2öinter! ^er 
!0lenf(!^ aber ift ein fonberbare^ ©efd&öpf! Qx fd^ldft nie 
n)eniger, al^ menn er redbt fd^ldfrig ift! ^m hinter ift er 
ben gangen Slbenb fd^ldfrig, unb fann bie ganjc ^lad^t nid^t 
f(i&lafen. 

SHan \a^t, bie St^e ift erfinberifd^. S>aiS mag fein, allein 



— 256 — 

bie Sant^meile ift nod& crftnberifd&er; bic 2xtU etfitibct, bie 
fiangroeife fc^ äff et; in einem langtociUc^en Stugenbüde f(^uf 
ber üJlenfc^ Äartcnbilber, Äartenfigurcn; unb bicfe 
SGBefen madbcn oft bae $arabte§ ber ÜRcnfcben au«. SBenn 
i^ fo ba p^c unb Coöur-^ome obei JreffsÄonig in ber $anb 
l^abe; fo glaube \(jl) immer, fte felj^en mi(^ l^c^nifd^ an unb 
benfen fid): ,,5)u glaubft mit un« ju fpielen, unb njir fpiclen 
bod^ eigentUd^ mit bir!" unb bcd^ »ieberum, todd^e SBc^ls 
t^at liegt in ber ©rfinbung ber harten ! 2Ba§ bic ©rfinbung 
ber SRumf erber 6uppen für ben teeren ÜRogen ift; »a« bie 
ßrfinbung beg (Jourmac^en« für ba« leere $erg ift, bo« ift bie 
ßrfinbung ber fiarten für ben leeren ®eift \ 5)a« Äartenfpiel 
ift eigentlid() nic^t«, aU ba« munberfame SRittel, burdb iveld^e« 
SRenfcben, bie nicfet«, benfen, bennod^ miffen, »a« fie gegen* 
feitig benfen. 

Unb bann, meldte 9^ettung«:ÜRafd^iiie, meld^er iBU^ableitet 
ift ba« ^artenfpiel nid^t, menn man lauter Zutaten unb 
Saufenber benft, unb gar feine fleinc SWünse, feine fleinc 
S<^cibe=3Rün5e jum ®ef?)räd) IJiat; menn man gerabe feine 
Pfennig! unb .geller =®ebanfcn l)at, um pe in ber ©efellfd^aft 
au«3ugeben, unb bennod& ge^^t bie Äonüerfation mit bem 
Älingelbeutel l&crum, unb miU, bajs man fein 3)i«fur«5€<iWrf« 
lein beitrage; bann, in folci&en Slugcnblicfen, »o ber innere 
©eift bie gro^e ^Rotl&glode ikf)t, bann fommt ba« Äartenfpiel, 
toie ein D^etter in ber 9iot^, h)ie ba« le^te ÜJlittel, unb man 
greift nad& ben Äarten, um feine ©ebanfen gu fd&oncn unb 
pe nid^t ijermcd&feln unb au«geben ju muffen I ^ann am 
Gnbe redbne id& gemoMi^^ 8«fammen: „3^erloren im SB^ift 
ober ©ofton brei Bulben brei^ig Ärcufcer, gcmcnnen 
an erfparten hieben unb gcfd^onten ©ebanfen, neun ©ul« 
ben aä^i unb üierjig Äreu|erl" S)a ift am Gnbe noc^ 
ein großer ®eminn babei. SBcnn ii) in (Sefeöfd^aft gel&e, fo 



i 

A 



— 257 — 

•^ fledc \^ einige ®ulben, »icr ffl&ift«ÜRat!en, bt«l 3lnclboten, 

gtDei OriginaU@eban{en unb einen falben Seufjer ju mir. 
^amit fann man in jebet ®efettfd)aft auSfommen, mar ber 
lieben^mürbi^fte ©efeOfi^ftet, unb bringt am @nbe feine 
^ebanfen unoetje^t jurlic!! ^er ^Ibe Seufzer ober Id|t 
fi(b vbttoXi ausgeben, unb fann man \\^n aud^ nid^t in ber 

I (Sefedfd^ft anbringen, fo brüdt man i^n htim «^inau^Ieud^s 

f ten bem Stubenmäbd^ in bte ^nb. 

I 3)ie guten (SIebanien lieben leine ®efe(lf<!baft; bie fleiner 

ift, a\& \iit 3a^I ber ©ra^ien, unb feine, bie größer ift, ate 

I bie 3aW ber iOtufen. %k harten unb ^nefboten aber Ttnb 

für bie {[einfite, toie für bie gro^k ©efeQfd^aft; unb ^at man 
leine neuen, fo fptelt man mit überfpielten harten, unb 

I ergä^Ü ul^erfpielte ^nefboten. 

60 mie aber in ber ^unjit, in jeber £unft, ber Dilettantin« 
muS baS @rd|U<J^fte i{it, \o i^ e^ ümA^ im ^rtenfpiel ; bie 

I £arten>:DiIettanten, ba^ fmb bie SS^ürgengel ber menf(blicben 

©efeüigfett! ein aÄenfd^, ber %<xx feine harten fpielt, ijt 

I l^loiS ein ©ebanSenftrid^, eine ^ufe in ber (^fedfii&aft; man 

! Sann fi4 ettvai^ hd ti^m benfen; ein SAenfii^, ber gut harten 

fpielt, ift tote ein ^efd^idter iBarbier, er rafirt nur bie 3^it 
mit einer 6<i(;neaigfeit, mit einer statte meg, ba^ ic^ ed 

^' !aum meiji unb faum empftnbe; ein ^nf^ aber, ber auf 

ben harten bilettirt, ber ift mie ein fii^led^ter barbier, ber 

^ nur mit einem ftumpfen ^rautmeffer, mit fteifer ;^anb idm^ 

I inerlidtf hit 3^it obgmidt. 3Ber fMJ^ mit einem fd^leci^ten 

^artenfpielec an htn 6pieltif(b fe|t, ber ne^me nur ja fo^ 

I gleid^ einen 3)2antel aus ffiacbetaffet um feine (^ebulb! 60 

ein ^rten^Dilettant ift »te eine f^ledbte Sängerin, bie eine 
^rie »erbirbt unb maltraitirt ! SBenn fui^ nun no(b oben« 
brein fo ein ^rten« Dilettant nod^ lange bagu befmnt, unb 

! bann immer ridbtig einen ^el^^ler fpielt, bann macbe man fo« 

\ 31<» 22* 



— 258 — 

qkxä) fein S^eftament unb l^tnterlaffe feinen fiinbern, nie mit 
Dilettanten harten fu fpielen. ^artenfpiet ift ein @tft, ein 
@ift, meld^ed bte 3<^it t&btet; gut, tt>i(l n:an fxt tobten, fo 
tobte man f({^neU, man gebe oM WttnWid^^^it ein fc^ned 
tobtenbes ®ift; fd^lec^t fpielen aber ift ein (angfam töbtenbei^ 
®ift, eS operirt nur f^ieid^enb; bie 3<it ivitb gequdit, unb 
gemartert, unb langfam §u Scbe ge!neipt! Qä ift entfe^li^l 
9Ber fcbled^t harten fpielt, ber rdbert bie 3<it t)on unten bin« 
auf, unb bie 3^it jappeit immer, nid^t tobt unb nid^t leben:^ 
big, unter feinen lERartert^nben. 

9lod^ eine i&auptregel beim Spielen ift, man fpieU nie' mit 
einer ^rfon, bie liebt, menn ber ©egenftanb Urrer Siebe in 
bemfelben Siniwi«^ c^« ^^ ^leben^immer ift; bie »ergibt 
immer bie garben, unb menn mon ^reff fpielt,. gibt ^e bod^ 
^etd igerj |tu. Da aber in ber Siegel tocn brei ^auen^immern 
immer eine liebt unb givei toerliebt fmb, unb bie bierte eben 
auf bem Sprunge ift, fx6) $u oerlieben, fo fe()e man, menn 
man mit grauengimmem fpielt, ba^ i^r ©egenftanb and) 
mitfpiele: bann fpielen fie bocb aufmertfamer. 60 mu| ftd^ 
ber 3Renfd6 ftetiS ein eigeneig Grfa^rungebüc^lein fcbreiben^ 
über bie ^rt unb Sßeife, mie er feine ^benbe tobtfpielen^ 
tobtfprec^en ober tobtlteben mill. ^ (fabe §umeilen nc^^ 
eine merte SJtanier, nömlid^ bie, meine Slbenbe tobtgus 
i a g e n. ^d) gelj^e bann ben gangen Slbenb auf ben Strafen 
l^erum, in bie entfemteften Sorftöbte, in bie fleinften ®äi^ 
d^en. Solche [Reifen fmb nid^t übel unb man lernt immer 
etmaS, ober t^ begegnet einem etmod, load belehrt, amufttt, 
unb maS nfi^lid^ ift. 

3d^ fi^lenberte alfo Sbenb^, um mir bie Stabt au$ ben 
©Hebern j^erau^gugef^en, in bie * * * SSorftabt, unb fhrid^ in 
ben Strafen ^erum. Da ert6nte auiS bem (^enfter eines^ ^b^ 
gefd^off eiS SRufif unb @^efang ; id) fa^ mi4^ um, unb erblidte 



— 259 ~ 

ein Witäftn, ml(ke^ bur* eine Spalte bei? 3enflerloben§ in 
ba^ 3intmet ^tnetnfat^, au^ bem bte ^5ne ^erauS flangen. 
Wtnfxt, ©cfang unb ein 5Dläbd^en, »a« brandet ein ija^ircnbec 
^(^ter ntel^r, um angezogen ju merben? ^di na(^ete mid^ bem 
SRdbd^en, meld^e^ ^alb gebüdt ba ftanb, unb in ba^ Sintiner 
]^inetnfa(^, um über [le aud^ in ba^ Sinimer ^tnein^ufe^en. 
S)a§ 3Räb(^en ^örte midfe lommen; bod^, ol&ne um^ ober auf« 
Sufd&auen, fragte fie bloj^: „Sorcnj, bift bu'^?" S)ic Stimme 
Hang fo fanft, unb e^ lag fo ml Hautgout ber Siebe in i^r, 
ba^ id^ bef(^lo^, £orens ^ MM; unb marum foQ ber 
Wen^d) aus reiner 9lad^)teniiebe nid^t auc^ einmal Sorenj 
^ei^ {önnen? ^(^ füllte mid^ in biefem ^ugenblide bur(^ 
unb burdfr Soreng, unb lie& ein ^albe^^ „3a" ^oren. „0!" 
fu&r bie ungefe^^ene Stimme fort, ,,ba brin ift Bongert unb 
S)e!elmatorium." 34 !onnte unm5glid^ lange meinen ^l^often 
bel^aupten, unb über bem ^opfe be^^ ÜRdbd^enS aud^ burd^ ben 
fiaben fe(^en, o^ne mid^ an i|>r feftgu^alten. ^er SJlenfcb mu| 
im Seben feinen Sln^alti^punft traben, ^urd^ bie Spalte fonnte 
id^ ben größten i^eil beS {leinen SintmerS fe^en, in meld^em 
ein ^u|enb Dilettanten, S)ilettantinnen unb Dilettantd^eniS, 
ein beflamatorif(^ed ^on^ert »erarbeiteten, diu fleineS äJldb« 
4en fa^ bei einem ^lat^ier, unb fpielte etma^g; maS e$ toax, 
baS mögen bie @otter n^iffen, id^ unb £oren), n^ir tonnten 
eS ni(frt errat^^en. ^a^ gute Heine 5)ing t)on 10 — 12 ^affc 
Ij^atte brei gro^e Sd^leifen auf bem ^opfe, n^ie gum Dol^lens 
fang ; fie fdbüttelte ben iSopf, mie eine d^inefifd^e $agobe, unb 
bie brei Schleifen bammelten toie bie Sturmgloden l^in unb 
^cr. Sluf bem Sofa gegenüber fa^en it^re brei iD'lütter, benn 
Tie maren alle in bemfelben ©rabe ent^üdt, unb n^iegten bie 
brei ^5pfe bin unb Ij^er unb t>ormärtS, mie brei nerüenfranfe 
Papageien. @in junger äRenfd^ mit einem getreibefadfarbe« 
nen ^ad unb einem rot()en ^aUtnd), ftanb mit einem ©lad 



— 260 - 

Sier in bcr (Sde, unb »ar ganj feiig, er nippte immer ein 53ig« 
d^en 53ier, unb tjerbre^te bann bie 3leug(ein, »ic ein Stiegli^, 
toenn er trinft. 2)a^ SWäb(!feen arbeitete immer barauf lo^, 
unb toar enblit^ fertig ; ein allgemeine^ Älatf<jfcen unb S8rat)o 
erfd^ott. 3)a*3 üWäbcifeen ging, toie ein gfangball, t)cn .^anb ju 
$anb, big eg enblid^ bcn brei Sofapapageien in bie ^nbe 
fiel, meiere »ie bie JRaben mit i^en Schnäbeln eö gufammens 
picften. @in ^ann, ben id^ an feinem bef^aglid^en ©eftcbte 
fogleid; alö ben ÄongcrtsSlrrangirer crfanntc, na^^ete fid^ mit 
einem Stüd Srob unb einem 3lbfd^nitt 6(binfen, unb reid^te 
ei^. bem ÜRäbcben, »elt^e^ e^ auc6 fcgleicb mit einem ^htn 
folc^en ^ifer »erarbeitete, alg cb e^ ein ^lamcrftfid getoefen 
iDdre. dine ber brei 3)amen fagte enblid^: ,,^a, Sie glau« 
ben gor nit, toa^ bcr Keine SBurm für tin ®enie in ficfe ^at. 
Stunbenlang !ann fie 3:aft l^alten, o^ne auSjuru^en!" — 
/f3<if" fögte ber bide Sd6tnfen=®anpmeb, ,,unb ben ®cne» 
ralba^ fpielt fie nur tjon ein ÜJlal Jf^oren. — Unb bie mcrl^äns 
bigen Sadjen fpielt ber Keine Teufel ganj allein, pe brandet 
feinen 3)flenfd&en ba5u.''~SBd^enb biefe^ ©efprd^e^ tarn 
t>cn bem @nbe be« Sin^wierl eine gigur l^ert>or, bie fid^ in bie 
Witte be^SimmerjJ binfteüte, tok ein 3«aibaum. „21^!" 
rief eine 3)ame wm 6ofa : „ber ,&err ®M^ »irb beKami* 
ren l" ^er ,0err ®öt^ fing an, fid^ bie ^dnbe ju ricbten, mie 
ein 2elegrap^, fnöpfte f«^ ben unterften 2Beften!nopf auf, 
bliefS Don ftc^, unb fing an: „S)er ©rlfonig, eine ^al« 
labe t)on ®Dbe!" 

„^d), )7on ®&be! ba^ ift fd^armant ! pa^ \2 ein lieber 
^erl, ber ®obe!" — „2ld^, t?on ®öbe! ber i« meine Seibs 
leftüre ! ßr ift immer fo romantifcfe, unb babei bodt> fo pd« 
bagogifcfc!"— Snbeffen ^atte ber 3:elegrap^> p^ fertig ge» 
mac^t, unb fing an mie ein Sa^5ie^er : 

,;^er reibet fo fp&t burd^ ^aä^t unb Sinb V 



— 261 — 

^ct bcm : „SBcr reitet/' fing er gu reiten an, unb fpomte Jtd^ 
felbft mit bem linfen Su^e, unb ben ^.SBinb" blied er rxm 
f\<b, ba& er balb bie brei alten grauen fortgebfafen ^dtte. 
IBei ber SteQe : 

„(&i fd^einen bie alten Reiben fo grau!" 

fpreijte er bie ^anb gerabe nad& bem 6ofa au^, »o bie brei 

Srauen »irliid^ toie brei alte, graue SBeiben bafa^cn. @nbs 

Iid&, nad&bem fid^ ber S)e!lamator einige SDIale felbft beim 

Uragen na^m, enbete er, unb fiel nad& bem Sd^fuffe: „3n 

» feinen 5lrmen ta^ Äinb toax tobt}'' h)ie ein morfd&er 3Jlei(en* 

^ jeiger auf einen Seffel ^in. S)er ßnt^ufiagmu^ mar unbe? 

Wreiblid^ I S)ie brei grauen SBeiben gitterten t>or Gntjüden ! 

„^ä) ja, menn man ben ®öbc fo l&ören fann, bann meij 

' man erft, toa^ ber ®öbe für ein ®öbe ift, unb toa^ ber 

® ö b e eigentlich »iU !" ®er ^au^^err fam hjieber mit fei* 

I nem 2)an! unb obligaten 6(^in!en. 3)er S)e!lamator aber 

^ lag in ben legten 3ügen unb röd^clte nur fd&mad^ all biefen 

2)an! ein. /,9lun," fagte bie mittlere ©ofabame, „toerben 

aWilli unb $epi ein S)uett au§ ber „SÖeftialin" fingen!" 

— 9Jl i 1 1 i unb ^ e p i crfd&icnen. 9)1 i 1 1 i ^atte ein ^od^ros 

tbe^ Äleib an, grüne ©d^ul^e, einen gelben S^^atol unb blaue 

i, S3änber in ben paaren, fie ^af) an^, wie ein penponirter 

' 34tfd^!aften. $epi aber, ein langer, bürrer 5)ilettant, mit 

»ei^en 93einfleibem unbSBefte, mit einem grängenlofen fc^roars 

gen Srad, fam balfier, toie eine ^Recrfdfimalbe mit njei&em 

iöaucfe. 6ie fingen ba^ S)uett au& ber „35eftalin" an. ^ulk'- 

3:ufd^!aften unb Siciniu^sSDIeerfd^toalbe fegten 3:one gufams 

i men, t)on benen ber fleinfte 2:on Ij^omöopat&ifc^ einen 6pons 

^ tinis2lnbeter l^dtte furiren fönncn. Qulie preßte bie STondben 

l^erau^, toie aug bem ^alfe einer engen 93outeille unb toarf 

biefe 3:önd^en mit il^rcm fpit^igcn SMsc^en immer in bie .&öl^e, 

I »ie ein inbianifc^er ®au!ler ; babei jucfte fic am ganjen Seibe, 



— 262 — 

ba| fte au^^aff, \üU ein jittember ^Regenbogen, fiiciniitd hin- 
gegen gab ^cne oon fi4 n>ie bie S3rctfen, unb bi| alle Stugens 
blide in bie Unterlippe^ a\& moUte er biefen ^roden kvieber 
binunterfcbiuden. ^abei fd^mad^tete er naci^ ^Julien^^ufd^« 
faften unb na^m eine regungeicfe Stellung an, koie ein ^pcüc 
auö canarifcbem $arme[an. ^ttlob, t^ loar balb ju @nbe; 
ein ,,|)«na^/' unb „93raM" unb „®öttli(b" erfi^oU ringi^s 
um; es mar ein ^cfen, ai^ cb ein ^c(benniarft in SRuftt ge« 
fe^t gemctben mdre ; ^uüe unb £iciniui9 fa(;en ft(^ an mie bie 
^urteigänfe, unb ber ^aueb^rr ndberte fub mit gmei $ortios 
nen 6(binfen, unb „bem SBerbienfte feine Ärone!" S)ie 93es. 
ftialin: Sänger befanien ben beften Scbinfen. S(u(b biefer 
Sturm ging vorüber, icb ivoUte fdbon meinen ^ften oerlaflen. 
^a l)Hi e^: „^ie grdulein @ili^ toirb nun betlamiren!" 
grdulein (Sllid trat hervor. @in ©efid^t, mie ein rotbet 
S*en[terfef{el, runb unb gut auegepolftert, mit einer fleinen 
3bee t)on einer 9Iafe, bie gmifcben ben beiben bitten SBangen 
in bie @nge !am, unb mit bem Heinen Stümpfd^en nc<b um ^et< 
tung }u [leben f(bien. @in paar bünne lebjeltenfarbene^ärtben 
gaben fub alle äR&be, ein gldnjenbeig ildmmcben gu tragen. 
Sie trat ^erüor : „3fia/' „ein ©ebidbt t)on Saphir." 

^6) erfcbrad, ba^ mir alle 3Aanuf!ripte im Seibe gitterten, 
unb icb mu^te in meinem Scbreden ba^^ Sl^dbc^en neben mir 
ftar( in bie Seite gegmidt traben, benn fie fcbrie laut: ,,Cber 
£oren5 roa^ t^utft benn?'' 3n biefem Slugenblide batte id^ 
alle «^aarloden r>DX[ {^rdulein @lli^ barum gegeben, ein £o« 
reng unb fein Sapbir gu fein, benn grdulein @lli^ ftanb 
fd^on ba mit ^euglein, mie bie @an0, menn e^ koetterleucbtet, 
unb fucbte alle fünf Spracbmertgeuge gufammen, aU ob fte 
eine Oblate mit fecb^ IHbAbarberpillen Derfdbludt b^tte, unb 
begann mit einer Stimme, toie ein gebratener Slpfel in beir 
eifernen dibf^xe: 



— 263 — 

,f^an glaubt ^exobl^nliä) fo tm Sebeit, 
(Si Um Wo« auf bic ®röf c an." 

S)abci ftclltc fic fi^ auf bie gu^ge^en, um bic ®r6&e angugei« 
gen, bann mobuUrte f\e bie terfd^iebenen „na! na!" fo l^er^ 
aui^, bag i(i^ glaubte, ein gelabener ^agen fnarre über einen 
ßtsberg ^erab! 3><^ feufjte: ,,H(i^, (SUid, toaxum baft bu 
mir ba^ getban!" Sie mar fertig, glüb^nb rotb, unb ber 
Bdftüü^ rann ibr über ba^ $on€eaus^nt(i|, unb fte fab com« 
pUt einer fcbongebrdunten gebratenen ®anä dbnlicb. SltleS 
umringte unb umarmte fte, unb flatfdbte, unb ber ^am})txx 
fcbicpptc neue 6(bin!en b^tan, unb eine tjon ben brei 2)amen, 
eine graue mit geflecften SBangen, eine »abre goreüe, rief 
gan§ bingeriffen au« : „Sieb, »enn x6) ben Sap^x jefet ba 
bdtte, icb fönnte ibn tüffen!" (Sine fü^e Stbnung üon eineht 
SRenjenfdfelag burcbriefelte mein ®ebein; icb glaubte bie gos 
teile l^abe micb f(bon bei ben Obren, f(bon mdbnte icb i^tt 
Sippen §u füblen ; icb fptang cntfefet toom genfter jurüdt, unb 
lief bie Strafe l^inab. 3!)a^ 3Jldbcben neben mir lief mir nacj^ 
unb fcbrie: „2lber mie g'fcbicbt bir benn, Sorenj? 2Bo rennft 
benn bin, Sorenj?" 3d& aber l^örte nid&tjS, fonbem fab in 
©ebanfen immer bie Forelle binter mir Ifier mit gefpreigtem 
a^lunbe, ba padte micb ba« 2Jldb(ben am 9ioc!e ; icb U^^ nticb 
um, unb fiebe ba, e« »ar feine goreHe, fonbem ein allcrliebs 
fter S3aclfifcb; \6) ftanb i)erbu$t ba, toie ein Stodfifcb; fo faben 
totr un^ lange an, enblicb fielen bem ^adfifcb bie Scbuppen 
öon ben Slugen, unb fie fagte : „3 bitt' um SSerjeibung, i 
bob glaubt, Sie fein ber £oren§." 3cb aber ertoieberte mit 
unbefcbreiblicber fiieblicbfeit : „Slc^, icb bitte, ber fiorenj ift 
auf meiner Seit, icb ntui um @ntfcbulbigung bitten ; aber e« 
ift meine Scbulb nicbt, ba& id^ ber Sorcnj nicbt bin. Slber 
Sie fmb fo ^übfcbf ba^ icb ber Soreng toerben möd^te, unb 
ba man je^t SlQe« in ber @efcbminbig!eit lernen tann, fo 



— 264 — 

»cvbc x(b QCtoi^ aud& 3cmatibcn finben, bcr mxi^ untcrtiti^ten 
toirb, in „ber Äutift, in btci Stwnben ein fioreng 
gu tt) erben." - „üWit »cm f)ah' i bie (J^re pi fprecfecn?" 
fragte fie mit einem S^one, ber fc^on toeniger fiorenjs^lang 
^Qtte. ,,0," ermieberte xä), ,,SRamen nennen mid& niä^t, aber 
bie 33linben in ®enua !ennen meinen Stritt; ift bic^ beinem 
e^rgeije genug, fo fdfelag* ein, laj midt beinen fidreng fein 
für biefe turje Spanne Qdt/' ^ier roQte dn giafcr vorüber 
unb ber Sefer !ann ju meinem Seib»efcn nic^t me^^r l^ören, 
»ag »eiter gefproc^en ttjurbe, — 



£aS ipiitnid auf bem Strujjif^en etmi, ,M^% 
Mm «(aniet.'' 

Sie Heine .^Pl^cwburg toax eine allerliebfte %xaVL, unb ift 
nun eine aüerliebfte SQBittnjc. ^^ mad&te i^re 93etanntfd&aft 
ouf bem (Jilmagen. (S&en »erben im ^immel gefd^loffen, 
Siebfcfeaften im S^anjfaal, SSefenntfd^aften im Sßolf^garten 
unb S3efanntfc^aften im ßiltoagen. 3m 6il»agen erfuhren 
»ir fcgleid^, »ie »ir miteinanber fahren »erben. Sie ^>atte 
»unberfc^öne S^^^e, fuperbe rabenfd&toarje Slugen unb ganj 
»ortreffli(te fleine 3«rfetfipfel bei fut, brei S)inge, bie mi9) 
feljir an fie gegen. 

34 Derfprad^ i^r, fit oft gu befudfeen, allein fie »olfjnte auf 
bem Strcjgifdjen ®runb, unb ber Strcjjifdfcc ®runb ift für 
3emanbcn, ber in ber Stabt »o^nt, ein fo entfernter ®runb 
5u einem öefudfie, ba& ic^ üielmel^r balb Don biefem ©ebans 
fen t)on grunbau§ jurüd fam. Sd&cne SBitt»en unb bes 
lannte 2)^elcbien ^aben ein gleid&eiS £ocö, »enn fie un^ eins 
fallen, ge^en fie uns? oft einige 2:age im fiopfc ^erum. (Sines 
3:age$ pel mir bie fcf)cne 2Bitt»e mit ben Jlabenlcden, mit 
ben geucraugen, unb mit ben 3uc!er!ip{eln ein, i(^ tou^tt 



-^ 265 - 

fclbft nidfet tt)c^er, unb id& wollte bcr Sai^c auf bcn Sttoggi» 

fc^en ©vunb fcramen. ^ie Ä^itterung mar biefem Unterncl^* 

tnen öünftig, b. ^. es^ mar fo entfctUd^ fd&led&tc^ SBetter, bafe 

geioi^ alle ^ittmen in ber äBelt ju <^aufe maren. ^er ^\vm 

mel machte ein ®eft(i^t, al^ menn auf allen ©eigen, mit benen 

er »oU l^dngt, \\6) 2)ilettanten üor i^m IS^ören liefecn, unb bie 

6'rbe machte ein ©efic&t, alj» ntü^te fie ju „ü)lenfci&enlS)a& unb 

ÜHeue" in'35 Jl^eater ge^en, unb barübet referiren; ba badete 

i(fe, wenn .^iminel unb 6rbe fold&e ©efid^tcr machen, fo fann 

\ bie fcfeone 2ßitt»e gegen mein ©epc^t aud^ nx^i^ ^ben, unt 

1 flog auf ben glügf In ber Ungebulb, b. b. auf einem giafer, nacb 

bem Strcggifcben ®runb, ©ine ^affefanne, jwei ©afen, gmei 

Strümpfe, ein üRopö unb ein SRuff mürben in ber Ueberra« 

I f<ftung Don ber fcbcnen SBittwe über ben .ßaufen getporfen: 

„3fli*t meglid^. Soll id) bett Ofen einfdblagen?!"— „Scbla* 

j gen Sie eini" crwieberte id&, unb biclt ibr bie $anb bin. 

f 9^un ging^ an ein ?8orftellen, e§ maren, xoxt gefagt, ätuei 

[ Söofen unb ein 2Ropjö, lauter Stro§5ifdf)e ©runbifdbe. Sllice, 

fo moUen wir bie fcböne ffiittme nennen, war febr liebeu^s 

toürbig, Söenn bie ^afen, bie Strümpfe, ber SÖlop^ unb i(b 

nicbt jugegen gewefcn wdrcn, fie b^ttc mir gefdbrlicb werben 

^ fönnen ! ^iluf einmal fcblug fie bie .^änbe in etnanber, unb 

f jaucbgte laut auf : „Sie fcbicft mir ein guter Öngel \" 3(b bin 

jwar nod& nie für einen ßngel 93oten gelaufen, allein icb lie& 

^ C!5 babei bewenben. „Uebermorgen," fubr fie fort, ,,ift hzx 

grau üon Sitpewacbtel gro^e^ ^icfnid, unb Sie muffen mein 

^ .&err fein \" „iöleine ^olbe," erwieberte idt>, es bei^t: „unb 

\ er fotl bcin .&err fein/' nicbt aber: „unb icb foll bein .^err 

[ fein \" — ,,3fli(bts ba, !eine äBiberrebe, Sie muffen mit mir, 

fonft, fcnft, — morgen Sölittags \it\tn Sie micb ab, icb ftelle 

Sie bann ber %ta\x Don Zxx'p^xoQiiii^i »or, unb übermorger 

f bringen Sie micb \iva** - 

I 32 23 



— 266 — 

3ft fein «n)*ger 93unb ju flechten! 

^m anberti Mittag führte mi(t ^lice burd^ eine Sebdrnt« 
Demidlung vcn ^reug« unb üuerftra^en, über eine gemun« 
bene iveppe in ben britten 6to(f eine^ jwei 8tccf l^cl^en 
«ßaufes in ben ßmpfang^sSaal ber grau uon 3itpen)adbtcl. 
grau üüu 3irpen)ac^tel er^cb fic^, unb fie toax fo lang, tcji 
e^ einige 2)linuten bauevte, bis fie ganj erlauben toar; fie 
ftanb X)cr mir, n?ie bie Sll^nfrau aller Äöönertoaffersglafc^en ; 
unb au^ biefer eng^alftgen glafd^e gludfte fie ein: „id) freue 
mid^ unenblic^ u.f.to." I&erau«. 3d& bat fie, fid& ju fe|en, 
n)eld)Cd auc^ gefd^ab, unb mir mar ee, al^ cb fid^ ber £anb^< 
Ijuter 3:^?urm nieberfe^te. Sie erjä^^lte mir, ba^ ein paar 
liebe grcunbe unb 33e!annte morgen bei i^r ein ^icfnid J^rf* 
ben, „blo^ beim^laöier!" 3d^ ftellte uor, ba& icfe mit58eri 
gnügen %\)dl ne^me, jmar nidf^t „bloö beim ^lamer," au* 
beim %i^ä)f allein id& fei ein miferabler SunggefeHe, ber me« 
ber !cd)en nod) braten !ann. grau ucn Sitpemad^tel meinte, 
baö müfete fie, allein üiel braud&t man ja nid)t, benn e^ fei 
^idnid ,,blc» beim Plattier," id& fönnte mein 3:i&eil in 33arem 
beifteuern unb je^n ©ulben SDlün^e lüären ^inreid&enb. ^d) 
fpürte, tpie.meine93rieftafc^e Krämpfe be!am, allein mo^mar 
5u t^un, id) läd)elte lüie ein gefpie^ter ÜJlaüöfer, gab meine 
je^n ©ulben ^er, unb fagte: „eine toa^^re 93agatclle für ein 
^idnid blo^ beim Älaüier/' 2)arauf ftellte mir grau tocn 
3irpeh)ad&tel xl)xe jtoei Slcd^ter toor, bie eine mar eine fd^marje 
Sölonbine, unb bie anbere eine gelbe ©rünette. Sie fprad^cn 
immer alle auf einmal, unb äße beibe 6in^ unb baffelbe. 
Sie maren fe^r fd^mer gu untcrfd&ciben, benn bie eine mar fo 
lang, mie bie SKutter, fo ba^ fie jufammen jmei in bie (^rnigs 
!eit fortlaufenbe parallel ^fiinien bilbeten, biefe l()te^ Su^c^en; 
bie anbere aber mar ganj flein unb !ompaft, fte mar blo^ ber 



— 267 — 

Alant erauäjwfl ^^r iWama, imb IS^ie^ 9knt(^en. €ie fagten 
mir beibe jugleid^, baj fic mici& gan^ abfi)culic6 ffird)ten; \<b 
aber fagte: „ba^ mirb fid^ bei S^neti über furj ober lang 
fc^cn verlieren." 

Somit eiibetebic5BorfteUung^= Zeremonie; unb i* empfal^t 
nticfe. ^Beim Gmpfe^^len fagte mir bie grau »c« S^^^öes 
toacfttel: ,,5ld&, ein i?aar Äapdunbel fonnten Sie bodb aud& 
befcrgen!" unb fo liefeen mir une an bem Strid ber gemun^ 
benen treppe mieber &erab in bae freunblicbe 2ehen, 
^Unb ti freue jic^, »er ba atiimct im rojigcn lid^t !* 

3d& ging jurüd in bie Stabt, um je^n ©ulben ärmer unb 
um bie Sorge ,,auf ein paar iiapäunbel" reicfcer. 3d& fragte 
3(lice, ob bie ,4apäunbel" auc& ,,b(c^beim.i\latiier" Dermens 
bct roerben. Sie aber nannte mic& einen gottlofen Spctttjo« 
gel. Tie gange dlaijt beunruhigten m'xd) fdbmere 3:räunie, 
balb !amen bie ge^n ©ulben im i^eirfjentucbe unb rangen bie 
.^dnbe, balb jcgen brolS^cnbc ,,^apäunbel" an mir tjorüber; 
icfc fab, mie ficfc ein „Äapäunbel" an bav itlamer fefte unb 
einen Strau^ifcfecn Sßalger gu tobt fingerte, ein anbere^ ,,Äas 
pdunbel" fang bie gro|c Slrie auö bem ,,^itu!g/' unb ein 
britteo ,,yiapäunbel'' taxif^te mit grau üon Si^^pemad^tel einen 
Gotilfcn. Äurg, e^ maren tolle, bedngftigenbe 3:rdume. ^eö 
DO'lorgenö frül^ beforgte eine meiner Goufinen bie „Äapdun^ 
bei," bie fogleid? nadb bem Strogjifd&en ©runb manberten. 

^ie Strogjifcfeen HJlitglieber bejg ^45idnic!^ maren fdbon üer^ 
fanimelt, alö id) unb meine ^ame eintraten. 2)ie lange 
5rau tjcn 3ii^P<?iüacbtel, mit SBlumen, S(^leifen unb 3:üc^em 
be bangen, fa^ aus^, mie ein manbelnber 9Jlaibaum, eben auf 
bem grifurgipfel bammelte ein golbner 2l&urmtnopf, unb ic& 
erwartete jeben Slugenblid, einige Änaben aui^ ber Societö 
loürben ben 93aum erflettern, um bcn oberften Sl^xei^ gu gcs 
toinntn. grau üon S^^V^^^^tti tarn un^ entgegen, unb^ 



— 268 — 

neigte ficfe t>on bcn ^bUn feerab, um ber !(einen 2ßitt»e 
einen .Hufe 311 appliciren. 3)ie beiben 3it^^>üad)teU3nfan? 
tinnen, bie $?ange unb bie Äurje, fprangen mir mtQtq^n, 
unb riefen a tempo: ,,ad), ad), bu§ ift fd&ön, Hebfter ,J)en 
üon S., baft 8ie enblic^ ba fmb!' 3^ mar ganj gerfil)rt 
Don ber Ed^onbeit meine^i ^afein^^, unb nun umfncdfeeltc bie 
.gaujjfrau mit ibrer ^anb bie meinige unb fcbob micb ber tjer* 
cbrten (Strogjifcben ©efeüfdbaft üor: ,,^err t>on £.'' ^ie 
grauenjimmer um ben ^beetifdb fcbneflten mie bie 3ittei^Pf<^ 
in bie $5be, madelten mit bem Äopfe, blinzelten mit bcit Stu* 
gen, unb fcbnellten toieber auf ibre ^Idfte gurüd, unb fa^en 
unbemeglicb ba. 3cb verneigte mich ftumm, »ie ein (S(blags 
bäum, ber betuntergejcgen toirb. 211« iö) mi<b umfab, glaubte 
icb mid& in ein gcolcgifdbe^ Äabinet unb in einen Ärgi^ aues 
geftc^}fter SBefcn üerfc^t. Um ben Jbeetifcb, auf mctöcm 
)}ieUeicbt in ))ergangenen ^abrbunberten %\)te voat, cber auf 
bem in jutünftigen Qabrbunberten 3:bce fein toirb, fa^en bie 
^icfnid'.^orfteberinnen, n)ot)on bie eine ein langet $apier, 
ba* ^ßer^eicbni^ ber (^infenber unb Qinfenbungen, in ber .f)anb 
bütte. Gi? mar bie grau ücn 9iep^!Crnbel, bürgerlicbe Siebs 
macber? grau. 3cb nabte mich ibt, unb eine Stimme, toic 
eine SpitmauC^, bie ÜWe^jaoccc fingt, brang mir, i(b joeij 
nicbt, cb aux^ ibrem SDlunbe ober auö ibrer 9lafc, entgegen : 
„bier mein lieber 6 . ., f)ux fteben ibre Äapdunbet: aber Sic 
bürfen nicbt box^ fein, fie finb gar nidbte nu{, tocnn Sie nicJbt 
befferc Sifc madbcn, als Äapdunbel, fo ift*^ traurig!" babei 
lücbtc fie einen einzigen 2a(ber au^, ebne baj »eiter auf ib* 
rem "JCntli^ eine Spur baüon jurüdblicb. 3<b neigte midi 
anmutbig nieber, unb fagte: ,,@ntf(bulbigen Sie, meine t>er3 
ebrte grau i>on Stepefcrnbel, icb madte feine äBi^e unb icb 
babe aucb biefe ilapdunbel nicbt gemacbt." ^aS üeine 3ianU , 
dftn, totld)e^ fidf inbeffen bed {leinen gingeri^ meiner Un{en 



— 269 — 

^nb ganj feft bcmdd^tigt Ifatie, lachte eine f (eine Oftawe, uitb 
fcfcric: ,M, ^ic fmb aber fd^limm!" 2)a !am eine uon ben 
Sc^ictfülö^Öcttinnen be^ ^idnicfe auf i)en jmar fefer nabe 
liegenben, aber babei au^erorbentlic^ entfernten ©ebanten : 
,,2(ber .^err üon S. . ., hJcUen 6ie nid^t eine ^diak S^ee, 
»ir ^aben fdS;on SlUe getrunfenl" „SBenn Sie blo^ 21 Ue 
unb nid^t allen getrunfen feaben, fo bitt' id^!" Dlantcben 
fnadte meinen fleincn Singer, unb ic^ rief: ,,2lci& nein, Sic 
fmb aber fcblimm !" ^a er^cb bie grau J?on 3irpett)ac&tcl 
i^re Stimme, ba^ fie fo ^oc^ tourbe toie fie felbft: „Sldb nein, 
ber ^err oon S. . . trinft feinen %\)ee, f)at mir bic %xavL uon 
|)olbenburg gefagt, er mirb nad)^er Sein trinfen." 3db 
fc^nitt ein ®efidbt, a(jg ^dtt' iä) ben SBein fcfccn getrunfen, 
unb fagte lädS;elnb: „9Iein i6) trinfe feinen 2&ee." — ,,3>ie(s 
lei^t i&t ber ,&err t)on S. . . ein Stüdcfeen ©ugell^upf, ober 
ein ßierpldtdben?" fagte eine britte Sci&idfali&--®ßttin, bic 
grau t)on ©rü^macfecr, mit einem ©efidbtc, fo lang, mie bie 
Saycnburgcr Slllce, unb mit einer großen 9]afe, mie bog 
66auffee-^au^ in biefer Slüec, aber bei bem allen fcfcien fie 
mir i^reö ©infalle^ hjcgen fel^r liebenöhjürbig ; ba fal^ iä) 
njieber, ba& ber menfd()lid&e ©eift me&r ift aU Sd)ön^eit, unb 
fd^lo^ üon ber grau X)on ©rüfmad^er auf mid() felbft, unb bcs 
griff, lüic mid) bie grauen fo au^crorbentlid) lieben^mürbig 
finben. ^6) fa^ fte fo gärtlid() an, ba^ jeber SBlid a\ii:>)di), 
n)ic Liquor anodini, unb fie ftarf mir einen gurüd, ber 
auefal^ h)ie extractum cinamomi, unbic^n^ar fo j)ungrig,ba& 
i* auf bie 3Rifd()ung biefer 93lidc gerne gefd^rieben ^;ätte : 
i^ fiat. pill. gr. iij., unb fie üerfdfelungen Wtte; benn id) fab 

mid^ ringsumher um, allein nic^t ein bcfer Statten X)cn 
©ugel^upf flog über bic obe .^aibe, unb eierpldt^en ? 
i,D fa^Tt »0^1, il^r Sbcalc ! golbgmcbte ITräumc !* 
S)ic grau »on 3irpctt)ad&tcl fagte: „21* nein, bie grau 
32* 23* 



r 



— 270 — 

»on .^olbenburg fagtc mir, ^err üon S. . , i^t !ein SBadtoer! 
ober fo ma^." 3db füllte, »ie mein SKagen cb biefer fiügc 
fd^amrctb mürbe, allein id^ Idd&elte unb fpra^ refignirt: 
,,9lein, x6) effc nie S3admcrf unb ,,fo tüos" fdf)on gar nidbt!" 
SRantc^en breite meinen Üeinen ginger toieber au© feinen gus 
gen unb fagte: „5lbcr nein, mie 8ie fcblimm fmb!"— „5Iun, 
fing bie ^auc^frau an, moden mir ben Zi^d) abräumen, ba^ 
junge 5Bol! mill tanjen." S)er ^ifdb mar aber fo abgeräumt, 
aU l)attt ein franjcfifc^e^ D^lcgiment blosS freunbfd^aftlicb brin 
garnifonirt; ja xd) \^ah^ eine Slbnung, bafe biefer ^ifcb gar 
nie aufgeräumt mar. 3cb betrachtete mir nun ba^ junge 
5Bol!! ß)g maren obngefä^r acfetiebn 2Befcn, bie nur burc^ 
i^re Äleibung t)errietf)en, cb fie jum „jungen SWannelanb'' 
ober 5um , »jungen SBeibi^Ianb" gebcrten. SBIo^ bie Jcilctte 
ber 3)länner mar jung, bcnn bie fd&mar5en Df^Cdte maren ncc^ 
\)oücr glaiimen. ^ie 3Jläbd&en jufammen faben au.^, al^ cb 
fie ,,lebenbige 2:ufd)faftcn" fpielten. (5in einziger ;&en fdbien 
ber .Honig besg SeftesS, Slmufeur, ^anfeur, 2lrrangeur u.f m, 
gu fein ; um i^n brebte fid^ bie gange SKenagerie bcrum. €ie 
biegen ibn nur ,,unfer lieber galgbeinbl." dr trug einen 
bellblauen ?jxad, ein gelbesS ©ilet mit einer rotben Untermefte, 
gimmtfarbe 33ein!leiber, bie aber mabrfcbeinlitb burcb betrug 
benbe (5rfabrungcn fo in pid& gingen, bafe fie unten fuib fo 
ferne ai^ mi'glid^ üon ber oerberbliAen (hbe jurüdgcgen, unb 
8d)ubftiefel mit Sänbem, bie immer mit gemidbft mcrbcn 
fein mufeten unb fteif »on ben Stiefeln megftanben. Qx battc 
furge?, etma^ meifee^ ^aar, glatt gefcbnitten, unb blc^ ein 
93üfcbel flatterte, mie eine Derirrte 3:aube um ben ^auben^ 
fcblag, um ba^ reiibte Obt ^erum. 3n ber ^anb l^ielt er ein 
rctbtattunence 8(^nupftudb, mclti&c^ er beim Xani gmifdbcn 
feine ^anb unb feine Sdnjcrin einlegte. Gr mar bag belcs 
benbe ^^ringip be«; ^idnid^. S)er 2:an3 begann; ,,bloS beim 



— 271 — 

filat)iet! Qf roax aber auä) ein Äfumer ! " 3dt glaubte an« 
fang^, iä) fei ba^ äiamx, fo oerftimmt mar e^j. 6» fa^ 
am tok ein oorgefd&ubter Sufc^neibetifd^. SKcbrcre 3aiten 
toaren üiel flüger ale id), benn fie »aren f(6on lange ücr bent 
$icfnid abgefprungen. SWonfieur galjbeinbl fefte ficb an bie 
Älaüiertru^e unb allCiS rief entgüdt: ,,5ld&! üJlonfieur galj^ 
beinbl »irb fpiclen !" SRantc^en, bie meinen f leinen ginger 
inbeffen auc^ in einem t>oll!ommenen galjbeinbl in i&rer .^önb 
gefalgt batte, fragte mid): „^aben (Sie üJJcnfieur galjbeinbl 

, nod^ nicbt auf bem Älaoier gebert?"— ,;3cb b^be ibn blo^ 

f jeft auf bem Seffcl gebcrt!''— ermieberte i(b. ,,2lber nein, 

fagte fie, ,,mie fann man gar fo fcfelimm fein !" ^a fi^lu^ 
gen einige ^Idnge an mein Obr, aU ob eine 2;onleiter ju? 

I fammenbrdcbe unb bie (Epäne baoon berumflcgen. ^J^onfieur 

galjbeinbl battc fub aber an'^ Älaxjier gemacht, unb faljbein« 
belte bie binmtlifcben Strau^ifd^en (Slifabetben^SBaljer berun-- 

■j Ux, ba& es eine grcube wax ! 2)ie öerftimmten Saiten, bie 
$olätöne, ba^ Slecbjen ber 2:aften, bie mi^bcmbelten 2:afte, 

^ baig $aar an meinem (Sdbnurbarte ftrdubte ficb in bie $öbe. 

f ?lant(ben gerietb in orbentlidbe SSerjüdung. grau Don 9lep^5 

fcrnbl febrtc ben ^opf linU unb fcbielte recbt^ über, grau 
»on ©rügmacber lie^ ben Äopf reij^ti^ biwüber unb blinzelte 

f l^U. %iU^ fd^hjamm in ftiller Seligfeit, unb ÜJlcnfieur 

galjbeinbl bing quer auf feinem Stubl, b^lf i^ber ?Rote mit 
beiti Oberleibe no<b, unb balancirte jeben 3:on auf ber 9Iafens 
•fpite. 2)ag junge iBolf begann ju taugen. S)er Stubenbo^ 
ben »ar flaffifcber ©oben, romiftber ©oben, er ^attc fieben 
^ügel: Sie taugten äße unb famcn mir Dor, »ie bie Scbiffe 

r im Sturm, balb maren fie ^od) oben, balb tief unten. SÄicb 
erfaßte an^ ein Sebnen : 

irUeber 2:b«l »«^ ^^^ J" ftb^cifen l" 
Si<b fafete bie grau Don 3itpctt)a<btcl an »ie einen aufgeri<^* 



— 272 — 

Icten ^alfifc^, tmb f<((eubfrte mic^ bintin in baS Gebirge, 
unb mir mar e^, als ob Semanb mir bic (§cetbe'j<ben £crte 
luriefe : 

iyXa tDO^let brr £fimfr ber ^^n nnb Tiefen 
i^uft nnb dntfe^ nnb grimmige $em l* 

^yrau ryon SlxTpetoad^tti ragte über SlUe in bie ^cbe, al^ 
ob ein lBli|ab(eiter mittanjte. ^(b ri^ fte ieibenfc^aftlid) bin 
nnb ^er, unb bie ^algbeinblifcbe Tlufit (atte ba^ !ttngenebme, 
ba^ man nie merfte, cb man au$ bem ^afte tam. ^bliiib 
mar fte ermübet, unb icb Ite$ fte mie ein ^u^rufung£^5eid)en 
auf i^^ren $(a| fallen. TaS , Junge $oIt" Mte ein menig 
au?getcbt unb galjbeinbl fcbmifte tropfen r>on einer Cttoöe im 
Umfange, ^ber er foUte beute nicbt }ur Stube geben! ,,Unfer 
galjbeinbt foU fingen !" bieö ee aügemein. „^rr üon S... 
bat Jaljbeinbl nccb nicbt fingen gebcrt!" — ,.^a, icbmerbe 
bitten," fagte Id) ganj ^erfnirfcbt; ^a iki galjbeinbl ben 
^opf auf bie $ruft fallen unb f(blo| bie ^leuglein mie ein 
Halabu, menn man ibm ben ilopf ha(t, fab mieber auf micb 
unb lifpelte: 

irl^cT ©rlcnfönig öon 8cbubcrt l" 

„Tag ift bübfcb! bag ift bübfcb!" biefe e-^ allgemein. 
9Iantcben fragte midb: ,,Äönnen Sie ben ßrlentc-nig?" — 
,,3(b !cnne ibn ni^t perfönli<b," antmortete id), „aber oud 
bcr 33efcbrcibung." — 

Jal^beinbl prälubirte, e^ foUte E-moll merben; meife ber 
liebe ^immel, maö eg mar! — Söei ben Sorten: 

„md) teilt betne f^öne Okfiait," 

flo& ein rcgcnbogenfarbencr 93H(f üon galjbeinbl auf grau 

Don JHepelcrnbel. (Snblidb VoxU icb ha^ „ädbjenbc Äinb/' 

biJrte bie „ÜRübe unb 9lotb," unb. Derjeibe mir ber ^immel 

"nbe! id^ mar frob, aU ba^ „Äinb tobt" mar, 3db^ 



- 273 — 

unb ^crr goljbcinll .Daten auci^ tobt, unb »ir [xnt) bod^ 
feine Äinber. gal^beinbl^ Stimme mar eine iWifd&ung t)on 
3n)i(licb=2:enor unb 2)rill:53a6; M jebem 2,one, ben er an« 
fe|tc, ftie& er mit bem ©auc^ in bie Suft. Qx toax gum 
entgücfen, unb ber Stroggifd&e (Srunb »ieber^allte audfe tjon 
„33rat)o! S3rat)ol" 

S)er arme gal^beinbl ! 3flod& l)attt er feine ^u\)e ! grau 
üon SRepsfombl fefete fi6) gum ^(aticr unb äJlonfieur galg« 
beinbl mufete einen Äotitton anführen. 

galgbeinbl, ber gefellfcfeaftlicbe S^iduberbauptmann, »ar 
fcbcn gang gebünftet, bennod^ fteüte er fid^ mit einer unbc^ 
fd)reiblicben Dlefignation an bie Spige be^ ÄotiKon^, aU 
Slnfubrer unb gelbberr. ,,5)en Äotillon/' fcbrie grau üon 
3irpemad)te(, ^mu^ 3(üe^ mittangen!" — ©jg tuar ein 
ÄotitlonsSanbfturm! 34 befam ein grdulein toon SirampU 
gunbe, eine fleine, biete gigur, bie fid& üon Oben unb Unten 
in ficb felbft gurücfgog, mit einem gelben bleibe, unb eine 
bodbrotbe, eingelne ungeheure fteife S3lume im ;&aare, fo ba^ 
fie mir üorfam, mie ber gebernte Siegfrieb. Sie bing aw 
mir, mie eine D'lafee; fte taugte fo, bafe man fagen fonnte, 
ibre Soblen berübrten faum ben 33oben, benn fie taugte nur 
auf ber Stbneibe ber beiben gü^e, auf ben dufeern dinnti 
beiten, fo bajs, menn fie ftanb, bie beiben flachen gufefoblen 
gegen einanber über ftanben unb ficb über bie Scbultern ans 
faben. galgbeinbl »erricbtete ^ßelbentbaten ! 6r fcbnellte, loie 
ein begaubertes gifcbbein, bur(b bie S^leiben feiner 3:ruppen; 
er bat, befd^mor, flebte, brobte, dd^gte, gappelte, er bot .^im« 
mel unb ©rbe auf, um feine angegebenen giguren mit un^ 
burd^gufübren, allein feine ÜJlübe unb fein Sd^toei^ toaren 
üerloren. 2ßir flogen bin unb ber, unb burcbeinanber, tüie 
ein Sact D'latten, ber loegebunben »irb. Gin allgemeine« 
©efcbrei: „2ld^ bie Jramplgunbe bat bie gigur üerborben!" 



— 274 — 

— „bie Su^c mad)t alleg !onfu^!" — '„§m ton 3:if<^H(i&tl 
bringt alle§ auigeinanbev!" — „Slbcr bie grau üon ©rü^-- 
macber terbirbt aüe^!" u.f.iü., mäbrte »dbrenb bc<g gan5en 
Äotillon^S, unb bajmifcben immer bic um ,&ilfe rufenbe 
6timmc be^ unglürffeligen Steuermann^ galjbeinbl: ,,2lber 
meine ©ndbigften ! Suje red^tö I Dknte linfe ! 2(ber nein, 
6ic ba^er ! ^^err üon S . . . über'0 Üxeni ! grau t)on 3- bie 
Un!e ^anb! S)amcn üor! .^erren 5urücf! Slber meine ®näs 
bigenl Sieber ^immel ! Sie quer! Sie bcrt binüberl O 
mein taufenb, mein taufenb 1 Sie (äffen au^ ! 3cb bitte, ic^ 
bitte! Äotitton! je^tä place I 31*, nein! Slber id? bUte ! 
3'lante! Sie bort, bi^ber ! (5^ ift entfe^Üdfe ! 3Jiaue! mit ber 
rechten ^anb I ^a^ ift ja 3bre Sinfe ! 3)t benn bas; Sbre 
D^tecbte? ^immet! nccb einmal! ä place!" fo ging ba^ 
3etergefd&rei bei^ armen galjbeinblj^ ben ganjen üotidon 
burcb, er tourbe immer beiferer, unb aU er ju mir fam unb 
fräcb^te: „3lun, ^err oon S..., mit grdulein 3;ramplgunbe, 
bie „Sllleefigur." 3cb bebte gufammen! „SBift bu es ^cx^ 
man, mein ^ahcV fragte icb unb fejte micb an bie Spife 
ber SlUeeflgur. 34) unb 3:ramplgunbe an ber Spi^e ber 
Slllee faben au^ toie eine ^^^appel mit einer Stecbapf elftaube ! 
2)iefe ,,2llleefigur" mu^ eigentlicb italienifcben UifprungsJ 
genjefen fein ; icb glaube, gal^beinbl b^t pc ^cn einer Sd}üffe( 
SDlaccaroni, bie in fi(b felbft oerfcblungen ift, abgelernt. Tlan 
ging immer um ficb felbft berum unb gcg bie anbern mit, unb 
menn man ben Umgang um ficb felbft Dollenbet batte, fo be^ 
gann man mieber unb umging fub ücn 9leuem. 2luf natürs 
liebem SSege !am biefe ,,2llleefigur" nur bann 5U ^*nbe, 
toenn jemanb fo glüdlicb ift, ba& ibn babei ber Sdfclag rübrt. 
Sonft gebt fie in'^ Unenblicbe, unb icb glaube, icb unb 
3:ramplgunbe, toir gingen nccb um uns felbft berum, toenn 
ni(bt ein anbere^ fcbauberbaftese; 6reigni^ biefe gigur unters 



— 275 — 

btocften unto bcn MiMx beWIoffen Wttc. 6tn gtduldtt 
Don ^ifirife ndmlicb, mit febt bübfcbett blonbcn Jocfcn, lüot 
ettoat^ lang, unb ibr muftte bei bem 2)ur(bfcblw^feti in bem 
.Sotidon t>telma( an bem fünftli^en ^aargeböube gerüttelt 
lücrben fein, fo bafe e^ natb unb nacb loJer mnrbe, unb nun 
plcjlicb, aU fie aud) öuf gut gafjbeinblifcb um pcb felbft ber-. 
umging, ftieg ibr 3^a(bbar mit bem aufgebebenen 5lrme an 
Dag lofe 3Befen Den £ocfengef(bcpf unb — e§ fte( ein Opfer 
be^ gefeiligen Umganges ! ^ie blonben Scden mit ber blauen 
ftiefmütterlicben ©uirlanbe lagen ^u ibren ^üßen, unb ibt 
eigene^ $aar mürbe plc(3li(b göuj fcbamrotb ! Sie hudte fub 
felbft, um „bie Verlornen ju finben!" Slber bie rotblicbe 
ginberin glitt au^, unb fie lagen beibc ba; bie ganje 9lllce« 
pgur motlie na(bbelfen, unb fte ftür^ten alle über bie ©c« 
fallenen b«t unb fielen au(b quer über, 3^ramplgunbe, bie 
Soblenrdnbcrige, purzelte aucb über pe V^n unb 30g mi(b al^ 
SibluMtein nacb ftcb. ^^ log i(b, mie ein Duerbalfen auf 
bcn 3:rümmern eine^ .^cuftabcl^^. 3^ glaubte, ba^ geborte 
nocb au ber ;,2llleefigur" unb rief: „grau Don 3itpcmad^tel, 
jc|t fommen Sie in bie^öbc!" 3nbeffen bcitte grdulein 
Don ^ifiri^ ben günftigcn SJloment benüft, unb batte am 
SBobcn ba^ blonbe ^aarfapfel mieber aufgefegt. 2)te SlHee^ 

f figur moHtc auffteben, ba^ tonnte aber obne meine perfonlicbe 

©inmiHigung nid&t gef(beben, benn id) lag auf ibnen mie ein 
grojjer Sriefbcfd^merer. ^ramplgunbe, ber i(b unmittelbar 
überlegen mar, f(brie, mie au^ einem fod&enben Äeffel: 

j „Slber $err Don 6..., um ©otte^mitlen, fteben Sie auf \" 

3cb moHte mir ba^ 3)ing crft langfam überlegen, benn eg 

f lic^ ficb Diel bagegen unb bafür fagcn. Staub icb auf, fo be» 

gann Diellei(bt bie Slttee^gigur Don 5leucm; ^rampelgunbe, 
Don bcren güfeen e^ ficb am SRanbc Derftanb, ba& ftenitbt geb*n 
imb ttid^t ftcb'n fonnte, mürbe mir micber ju 3:beil, unb id& 



— 276 — 

wa4 lotthn mit Ht tm «t^ bfntngebeii- Sleibe t(b aber 
liegen, fo bleibt bie OrfeOfdwift and* liegen, e§ ecfHden rtnige 
füitti^mae, tmx boben bann ntebrere iebte anf bem 9(a|e, 
ba$ brd(bte bo4 einiget Seben in bie GefeAf^baft. So bacbte 
nnb enoog iib nitt Sebacbt, nnb unter mir ftcbnte bo^ gefommte 
rbrfdme 6tro|tfd^ $ttfnid! tinb miebemm rief Trampel« 
gunbr: „9Ub, fteben Sie bod^ auf, $etr xmn €. . ., i(b er^ 
fttdr ja!" 3<^ aber fubr fort in meinen ^tra^tungen unb 
Snodgnngen. „Sie fUk," fo ba<btr i<b, „9Ue, »ie fie unter 
bir d(b^/ ^aben i^ Seben f^on genoffen, fte baben ^b^e 
getrutUen, Qhigef^f gegeffen unb (Sictpiät^i '^^ ober liege 
no<b ba mit einem ]ungfrduli(ben SRogen. Sie baben gelebt 
unb gegeffen, fie !5nnen nun f^on obf egeln aud bem großen 
^idnid U^ gebend, ^au t>on S^tpeoaditä hat ibr fieben 
Dermirft, metl fie mir feinen 3:^ee )u!ommen lie^; e^aljbeinbl 
^ot on (Soetbe unb Säubert ben 3:cb tjerbient ; S^rampelgimbe 
^at M tvie bie ^Mb an mein jungem ^afein gebangt u. f. ro., 
fie baben ben ^ob ))erbtent; id^h)erbe allein überbleiben, unb 
t)ieflei(^t ettoaS ju effen finben, unb bonn bef(breiben : les 
derniers jours de pique-niques auf bem Strcäjifd^en 
®runb; unb - l^ier ftö^nte ber gange Strogjifc^e ®runb unter 
mir, idf füWte ein menf(^li(bed ®efü^l in meiner SBruft, be« 
fd^Io^, ®nabe ))or SRecbt ergeben, unb bie liebenSmürbige ©e^ 
feüfdjaft leben ju loffen. 3^^ ftanb auf, unb nad^ mir erbo^ 
ben ficb bie geftüi^ten iitanen oHe »om IBoben, unb jule^t 
bad l^dulein oon Aifiri^, bie ganj jerbrüdt mürbe, unb auS$ 
fa^, n)ie ein flacher @ierlu(i^en. $lber ba^ arme ^dulein mar 
teute üom Sd&idfal gu graufamen fingen auderforen ! Sie 
^atte, mic gefagt, bie Äo^jftoilette am ©oben vorgenommen, aber 
unglüdfeliger ffieife bad gange ^aargebdube i?er!ebrt aufge« 
fcjt, bie fangen Soden bdngcn ibr am SRüden \)ir\ah, unb 
fiber ber Stirne prangte ber x>ielfo(b genjunbene 3cpf ! Sie 



— 277 — 

fol^ bef|)erat aug! 3d& rnor bo^^oft genug, i^r fd^neU jujus 
rufen : ,,Äe^rcn ©te ficfc Wncll um, ntein grdulcin, fo tft 
otle^ in Ortnung!" 6te, gan§ bctt)u&tIoi8, fe^e fid& rafd^ 
um, unb trug bie ^errli(i6e S^letjcrsfcite ber ^artcrresgrifurjur 

^a !am meine liebenSmürbige SBithve ^clbenburg auf ben 
^immlifd&en Einfall, ber Ba^e bur(^ einen gemalen @eban!en 
eine anbere SBenbung gu geben. 6ic rief: „^e^t meine 
Ferren, jum Sou^jer!" Tlün SDflagcn mar ganj O^r! 3d& 
nal^te mid& ber füfeen ,&olbenburg, unb fagte ilj^r mit einem 
iBlicf, ber nid&t meniger hungrig mar, aU id^ felbft : jum 
©ouper? „S)u [prüft ein gro^eg Söort gelaffen aus!" 

S)ie brei Sitpemad^ter^g fegten ^erum, bie JRep^f ömbl maci^te 
^offnung^uotte ^Äugen, bie ©rüftmac^er ^a\) aug roie ein diatl)' 
fels2llmonad&, unb gafgbeinbl tife ben.3Runb auf, aU fodte 
bie „Sllleesgigur" burdbge^en. ^d) aber betrad&tete bie 
3;rampc(gunbe me^mütfeig unb badbte: „2Benn bie audb mit 
foupirt, bann ®nabe ©ott ber l&ungrigen SWenfd^^eit. 3«^ 
©ouper! Slöeg lief burd^einanber, JJrau üon 9^epe!i3rnbl 
fommanbirte auö bem SSerjeid&ni^, mo^ fommen fodte." 

„grau üon 3:ifdtad&tl, ^hx SBouiUonI" 2(uf einer «einen 
2:affe erfd&icnen anfprud^iglo« unb befd&ciben fünf ober fec6« 
©dualen S3ouiD[on, unb bie 3:ifc^Iic6tl entfdfeulbigte fid^, bafe fte 
bie Slnga^lber DcreMen ®dfte nid^t mu^te, „aber," fagte fie, 
„eg ift eine belicate SBouiUon !" 3n einem SRu maren bie 
paar ©dualen unftd^tbar gemorben: 

„fQit ©eiflet famen fte unb fd^toonben V 

3d& W^te gerne eine ©d&ale erobert, unb gu einem fold&en 

Äreujjug märe mirflid^ ein ©ottfrieb Don Souiüon nöt^tg ges 

toefen; oüein e^mar t>ergebeng; babei fd&rieSlantien immer: 

,,plet^i? (plait-il)" ic^ antmortete : -'oui, et crethi!" ©ie 

33 24 



— 278 — 

fa^ mitfe fceftcwbet an unb f<36mimgeltc : „^bcr nein, bicfe 
€d&limm^ctt!"—5)ic SouiUon mar üotfiber, unb bie SRcp^* 
!ornblnef : „grau Den Zettel, jc^tfornrnt^^t ®tctcn«'&e*t !" 
^lle Derfammclten 3lnöcfi<^ter flärtcn ßcfe bei biefcn SBotten 
auf! galubetnbl griff mit allen gcl^n fjingcrn in ber fiuft 
^erum, alö ob er fd&on auf bem iBre^en^^ed^t einen SSBalger 
fpielte ! grau t)on ^ertel fagte : „Gr ift gtoar feinet »cn ben 
grcfeten, aber id^ ^abe il^n mit Sarbeöen juriii&ten laffen ?" 
Sie fprang auf, unb lief bem fd&üdf^temen 93te|cn5ißc(fet ents 
gegen. ^ kg er auf einer Idnglic^en Sd^üffel, ein €Mtttnt 
ti^ t)on einem Bremen s^e<i&t; er»ar fo Hein, ba^ idb anfangt 
bie Sarbeüen für ben ^ä)t ^ielt, unb ein ^xsd)en Sauce mar 
babei, aU menn ber tkim^ 93re|en=^e(j^t einen leifen Sc^mei^ 
gehabt l)atte. r,H(^, mag für ein liebet ?lf>ierdben \" f^rie bie 
grau öon 3itpema<btel, begann i^n ^u tm^u^en, unb: 

,,2)tet ÜÄal gc^n bie ffiaden auf unb nicbcr, 
JDett ffiretcns'&M^^t fie^t fein SKenf* mc^r mieber!" 

^ Mtc SRantd&cn frül^r fd&on gefragt: „^ier ift ber 
„fflreticn," mo ift benn ber .gec^t?" Sie fäufelte: „Slber 
nein , Sie merben immer fd&limmer ! " Sie lief um bie Sörejens 
^edt^t'Scfeüffel, mel^e inbeffen mie Wtofymtt^ Sarg, leer in« 
mitten ber ®efeUf<i^ft fd&mebte, bra<i^te mir fie, unb fagte 
mieber : ** plehti ?" unb id^ ertoicberte mieberum : **oui, ina 
chere, et crethil" „Slber," fagte fie, mag ift benn bas, 
crethi?" — „Qi/' ermieberte x^, „eg ift ein gefeHfil^aftlici^cg 
S^jrid^mort: crethi unb plethi, menn Sie plethi fagen, fage 
\<i) ba^er immer crethi." Sie gab mir einen fleinen Sd^lag 
auf bie SBange:— „Sie Sd&limmer, Siel" S^^effen mar 
ber iraum beg Srejcns^ed&teg auggetrdumt, unb bie grau 
t)on SRepgf5mbcl fd^ric: „Sej^t, grau Don Strieglaf, iejl 
lommt Sl&r »eufd^ell" 



— 279 — 

^a flojs ein letfer Beulet aui^tmtm SBinM burdft baS ^imi 
mer, unb ber €cuf$er flang tote ,,S3rob!" Unb ein anberet 
anoni^mer Seufjer fiofs auS einem anbem ^in!e(: ,,^^f nur 
einen 3;ropfen Söier \" %xau öon 3itpe»a<j&tel erjjcb ftd^ mte 
eine Sdrmftange, unb fagte: ,,3d& ntujs um ^ntfc^ulbigung 
bitten, bie grau t>on ßargmeufel, toeld^e S8rob unb 99icr Wt^ 
geben foQen, ^at p(5(li(!6 abfagen laffen, aber e^ toirb fogIei<i^ 
bcnnodb fommcn!" $ie §mei S^ier^ unb Srob=6cuf3er uers 
^aQten me^mütl^ig, allein ein britter, unbdnbiger; toUfü^ner 
Seufter flo^ »iebcr bur«^ bag 3iwmer, unb biefer lautete »ie : 
„SBein I" SBeftürst fallen fi* olle über biefc grc^()eit be^ ©c* 
bauten^ an. „3Ber mar ba^?" rief id^ aud: ,A<b glaube 
gar, i^ toar e« felbft I" 9lontd&en breite meinen ginger, al^ 
ob er ein gtaWenftö^fel getoefen todre, unb fagte : " plethi ?'• 

|. — "Oui, ma cb^re, et crethi 1 (önnen Sie Scfciller'^ „SBortc 

bcgffiaM?— /,2l*, eie fmb f*limm! SSBa^ fmbba^ für 

I 9Borte?"— „^ören 6ie nur! 

{ ^Dret Sorte iftört man; bebeutaiig<f^n)ev^ 

( 3m Wlvmte ber ^urfi'gen unb Sotten , 

Sie f (fallen »ergebli^; il^r ^lang ifi leer^ 
8ie fommcn un« b'er niä)t ju flatten ; 

SBciif^er^t tft bem ^enfd^en be« ^tdPnicf« %xvt^t, 
\ So lang er bie Sd^atten gu ^afd^^en fud^t ! 

So lang* er glaubt^ baf er fri^e« 93rob; 

Saf er Semmel unb ^))fe( n>irb friegen;— 
9(n Semmeln unb k\xf{tin tu groge 9lot4, 
9lu^ i^rob fie^t man ntrgettb« ^ier liegen, 
\ tlnb l^afl btt feine« bir mitgebta(t)t, 

', So befommfi bu feine« bie gan^e Olad^t! 

So long er glaubt, bag bo« bairtfd^e ^ter 
Sidj bem 2)urfi'gen oereinigcn »erbe, — 
2)i(^ burftet »ergeben« fhmbenlang ^ier, 
I Sftid^t« t^ auf bem %i\e^, auf bem «gerbe ; 



— 280 — 

^u Bifl cm 8remb(m(), fo ki)anb*re ani, 
Unb ftu^e bancben ein ^ierfci^nftau« ! 

<So lang er glaubt, baf in biefcm Ärei«, 

35ie Slafc^e ©ein je »irb erfc^inen,— 
Sttin itb'fd^et SSenf^ k)om SBeine ioa» toeif # 

9Ött fönnen nur ratl^n unb meinen, 
IDufpric^fi l^icT oetgeblic^ ein teic^tiged Sort, 
35o(i^ bet JDurflQe »anble in'« SBirt^sl^au« fort! 

ID'rum eble 8eele, entreiß btd^ bem Sa^n, 

Unb ben l^immlifd^en ©laubcn bewahre, 
IDag koir $rob unb ^icx unb Sßein au^ ntd^t fal^'n, 

^ca ifi ia ba« 8(^öne, ba« Sabre! 
€ie itnb nid()t ba brauf cn, in Äüd()' unb im 'Sau«, 
^0^ f^afi bu {ie bei bir, fo ^ih fie berau« ! 

9?antc fagtc: „0 baig ift f^limm!" Snbeffcn toar ba« 
Seufd^elber grau Don Striegla! öersel^rt morben; ob e^ 3bcal, 
ob ej§ 2Befcn&eit loar, id^ fonnte eä nid&t crforfdfecn. grau 
Don S^xperoacbUl tarn mit fcdb^ ober fiebcn 6emraeln in bic 
6tube, unb bie gan^e üJlcnf^ett flog i^r entgegen, unb rij 
fie i^^r Dom ^er^cn. gal^beinbl machte bcn SÖlunb auf, baj 
ein fleiner Ouerflügcl barin^laft gehabt ^dtte : 

@ine ganje (Eemmel to>erf' i^ binein, 
SSerfcblungen f<lbon batfte ber \äymax^e a){unb! 

3(^ nal^te mic^ aud^, allein 3it))emac^tel l^atte feine Sem« 
mel me\)x, hM gmei leere lange Slrm«, unb ed fam mir Dor, 
aU ob fie loie in bet Stellung bet @tbe fagen tootlte: 

„©illfl bu in meinem «ßimmel mit mir leben, 
€o oft bu fommfl, er foll bir offen fein !" 

Allein bie ^immel^sSeligfeit in ifcrem Slrme f<i&ien mit §u 
armfelig unb \d) 30g mi(^ nad^ biefem Dergeblid^en Siaub^ug 
um eine Semmel mieber auf meinen äBittmenrtt )u 9lante 
jurüd! S)a tief bie SHepdlotnbel: ,,3e(t fommen ^ertn D. 



— 2bl — 

6.. feine £a))dunbl!'' Tiix fiel ein SUin X)s^m ^€t$en, 
benn badj^te ic^: " Oü peut-on etre micux qu'au sein de 
sa famille?!'' ^d) \a\) bem ^oftjuge meiner ^apdunbl mit 
fe^nfüd^tigem ^agen entgegen, aUein ftatt Diet liapaunbeln 
iamen brei; ad), tcud^ttiö), ^ineiS ift im )2Baffet eingegan^ 
gen ! grau von ^iupttoad^tti tranc^iTte, unb in einem ^u 
loaren bie btei lobten }u ^t^arpie gefi^nitten unb an bie lob« 
lid^e ©efellfd^aft üert<^eilt. 3Jlir brad^te bie grau t)on Qix\>ti 
koac^tei ein^beiS entfleifii^te^ ©erippe, einüapäunbls^üden« 

^ barre. ^d^ ftimmte bie nabett>efftfd^e ^obtenflage an, machte 
niid^ übet ba^^ ^ein l^^er unb ic^ mu^ aui^gefe^^en \)ahtn, toie 
baS nagenbe ©emiffen ! 

lieber fto^nten einige Unglüd(i(^e: „9lur einen tropfen 
S3ierl" Sautlofe 6tiUe folgte biefen Seufjern.auj^ bemSlar« 

i taruS. 3Sli6) überfiel ein genialer ©ebanfe ; in ber ^üd^e, 

i bie sugleid^ ©arberobe kuar, fa^ id^ im Eintreten einen SBaf« 

I fertübcl : 

i /^a^in möd^t' td^ mit btr, mein ^ap&unbl, ^icfyx V 

[ Qä mar nxd)t leicht, ba^in 5U fommen; bie ^üd^e lag mieber 

auf einem romifd^en .&ügel. S)un!el mar'<g audb, id^ aUx 
t>o\i 6e^nfu(^t fang : 

' ,^ennfi bu ben Serg unb feinen iBolfenfleg, 

JDa« «Wault^ier fudt>t im 9lebel feinen Seg !" 

^ä) mar baS ^Rault^^ier unb ^mar ein 3:t^ier mit bürrem 

ÜJlaul; unb id^ gelang glüdlid^ in bie ^üc^e. ^a blü(^te mein 

i ©lud ! Die (Dotter fmb ebel unb grcgmütlt^ig. e^ri^, mein 

t Sebienter, mar ba, um auf mid^ ju märten. @r (^atte fid^ 

f einen iialbebraten unb eine glafd^e 3Bein au^ meiner ^üd^e 

fammt Srob mitgenommen. ^l0 id^ l^^inaud !am, fagte er 

gan^ gutmüt(^ig: ,,(?uer ©naben erbarmen mir, cffen ßuer 

G-r.aben ^icr unb trinfn» ein Scbludt SBein; ßuer ®naben 

33* 24* 



— 2K2 - 

td&auen \a ganj crbärmlicf» am\" 34 «mannte bcn treuen 
S)iener, üerfcblatig einige öctatbiffen ücn t>em Äalbfleifd? unb 
tooUte eben einen tCcbtigen 3i*g o«'«' ber glafcfte tb«n, als bic 
grau ton ßii^penjacbtel berauxfiürjte, bie glaf*e an ficfe rij 
unb auerief: ,,3* ^^be ja gefagt, es ift SBein genug bal" 
unb ftürjte mit ber glafcfce in'd 3immer. 9)lein IBcbientcr 
looUte i^r na<t)lüräeu, icb aber bielt ibn juriid unb fagte : 

2)a brinncn jtnb au<!^ ncd) UnglüdiidyC ! 
3d& tranf einen grcfeen 9ia^:f ücU SBaffer au« unb ging mtt 
ber gurücf in'ö 3imnter. ^a maren inbeffen alle Spuren 
üun ber (hfinbung bee Cffen^ unb 2rin!ene üerfd^ipunben, 
nur bie fcfciüanfeiiben ©eftalten gaben JKunbe, bafe getäufcfete 
Hoffnungen bem üHagen fe^r meb t^un. ©s »ar S^it jum 
2lufbru(fee. 34 berebete bie grau von j^olbenburg enbKd?, 
ju ge&en. 2)ie 3itpe»ü(6tel mar gan^ feelenüergniigt, ba^ 
Slüe« fo tjoöauf unb fo in Orbnung tjcr fwb ging, unb lub 
mid^ 5u einem fcgenannten „fiadelbuf" (bei bem bie lieber^ 
tefte eines großen offene in einem engen Kreife üerjebrt mer* 
ben) ein. 3* t^t um (?ntf(t)ulbigung, ba i* mir beute ben 
3Ragen überlaben b^be. 2Bir gingen gegen jtrei Ubr ÜJlots 
gen^ tjcn bannen. 3« ber ©arbercbe batte inbeffen bie 
SRagb eine furdfitbare ^ermirrung angerichtet. Sie b^tte 
ndmlidt) nur einfache SRummern gemaii^t, aber fie »ujite D0(^ 
ni(bt, toa^ gefd^eben füllte. S)a i(b einer Der legten toax, fo 
l)ätte id) meinen ÜJlantel leicfct befommen finnen, allein er 
»ar gar niiibt ba; e^ b^tte ficfe feiner f(bcn ein Slnberer bes 
mdd^tigt; es mar nur no(!b ein fleiner, furger, bimmelblau* 
tüd^ener Spenfer ba, t>on mel(bem bie SOlagb bebauptetc, eg 
märe ganj gemife mein SDlantel. 3* J«^9 i&« i« ©otted« 
namen an, unb in einem Slnjuge, mie ein balbgefdjdlter ^els 
plj>in, begleitete icb i^ie ^olbenburg nacfe tgaufe. 3^ einem 
ber fleinen, engen Seitengd^cben bei^ Strcj^ifcben @runbeS 



— 283 — 

fa^ iä) plo|li^ meinen 9JlanteI am S3obcn liegen. 3d&tt)oC[te 
i^n aufgeben, aQein fte^e ba, ber fleine üJlcnfteur SBilb- 
fd^nilel, au^ ein SRitglieb be^ $i(fnic!^; lag in i^m einge^ 
toideit, ol^nmäd^tig ba. 3Balf)rfdS)einlid& &atte il)n bei «gwiiger 
entkräftet unb et unterlag ber grofeen 2lnftrengung, meinen 
langen ÜRantel mitgufd^leppen. ^d) ^cb ii)n auf; na^m i^n 
auf ben Slrm unb trug i^n in ein nabliegenbeg, offene^ 
äBirtb^bau^ ; biet labten mir ibn mit Srob unb S3ier, id) gab 
i^m feinen Spenfer, er mir meinen 9)kntel; \d) führte bie 
^olbenburg nacb ^aufe unb fie fagte mir im Slbfd&iebne^« 
men: „SBir J^aben urnS bod^ föftlid^ unter(;alten I" 



Oeanitoorittttg ber ^tü%t: ^^SSaS ifl f^merjH^rr^ bie 
gegebenen @ef^enle unferer Stete jurudjuer^attett, 
über bie emfifangenen @ef^enfe ber Siebe jurttib 
geforbert ju feigen ?'' 



I 2)ic SBitterung, mein luftiger Sefer, ift ber Beantwortung 

' btefer Srage feljir ungünftig ! SBcnn \d) fage SBitterung, fo 

üerfte^e icb barunter bie 3cit, unb unter ber 3cit »erftebe 
I id^ ba^ Äarnetjal! — 3m Äameüal üonSiebe ^anbeln, 

l^ci^t mit einem Stollen üon Aant'^ äxxtil ber reinen 3^ernunft 

fpre(!ben ! 

Unferc meiften graucnjimmer fennen in biefer 3eit feinen 

anbem ,,3lmor," al§ bßd&ften^ ben auf bem ®raben, ber ftatt 
jt $feil unb S3ogen, 93anb unb Sl^awl im Scbilbe f übrt ; feine 

i anbere @e^nfud^t, als nad^ £annoi; ^olborn unb S^eid^mann, 

' bcm Äleeblatt ber ^eifeeften grauenliebe ; feinen anbern 3"9 

aU ju Beer, unb finben mir ja eine „©nfelbis," fo ift fie 

bie auf ber greiung ! 
; Unfere meiften ^rauenjimmer lieben im grü^ing fxd) unb 



— 284 — 

bte Sanbpartl[;ten, im Sommer fxäi unb bie Sabereifen, im 
^erbfte fidf) unb bie äöinterftoffe, unb im SBinter fxd) unb bie 
äRobenl^anblungen 1 

Siebe!? ^ubelndnifci&e^ 2)ing! SReine ßrfinbung unferet 
Satirifer! .gampelmann für Sei^bibliot^jefensfiefer! 9iomans 
tifd^er Arampue ! 

Siebe? — 9Bo mo^nt fie? mer M fie gefe^en? »er h)ei|^ 
bei toem fie fidfe aufH^t? 

SBenn mir fie ou^trommeln laffen, menn »ir i^r Sted s 
briefe nac^fd^iden, menn mir einen $reid auf i^ren ^opf 
fegen-, fie ift nidfet au^finbig gu madfeen ! 

Siebe ift feine europdifd^e Seibenfd&aft melj^r! 6ud&t fie 
am Oronofo, mo feine IWomane gebrudt »erben; fucfet fie am 
Dl^io, mo feine Hfterbilbung ift; fu^t fie am SKiffiffippi, mo 
feine ^u^bööe fmb; fu(f)t fie am ®ange^, mo feine $ujs 
l^anblungen fmb; fuc^t fie am ^ap ^aleimer, n>o feine i&quu 
pagen blühen ! 

^at fid& ja ein Si^d^en Siebe in einen SBinfel ßuropa'i^ 
gerettet, fo fud^t fie in ßetfd^femet unb in ^ebrejin, aber 
feiten in ber Stabt, feiten in ber 9flefiben5 ! 

SBie })&ttm mir f^ier 3eit ^vl lieben ! SGBir muffen uns? ben 
ganzen S^ag angieljien, um ben gangen Hbenb mobem ange* 
gegen gu fein ; mir muffen ftets in ben Spiegel fe^en, um 
unfer Selbft nid&t gu befd&auen; mir muffen in alle Untere 
Haltungen ge](>en, nur um ni(|>t in un^ gu gelten; mir muffen 
ben gangen ^benb matt gubringen, um bie gange 9lad)t mübe 
gu fein ; mir muffen ben albernen ®efpräd&en unferer Sturer 
tcrdfeen, um unfere innere Stimme nid&t gu ^>6ren; mir müjfcn 
unfer $erg betäuben, um feine Seere nid&t gu füllen; mir 
muffen taugen, biiS fid^ ^Qe^ um im^ bre^t, bamit mir nid^t 
geroa^jr merben, bafe mir un^ ftet^ um 5lid&t§ bre^en ; mit 
muffen unö belj^ängen mit Stoffen, ©efd^meiben unb ©emeben, 



/ 



— 285 — 

bamit ntan unfctc ©tofflofigWt unb unfer nid^tigc^ innere 
®emcbc ni^t gemalj^re ! 

SBie !ann bei biefer flaffifd&cn Sefc^dftigung ber Wld)xiaf)l 
uttferer Srauenjimmer Seit ju lieben bleiben? ! 

Sieben unb 3'leuia&m)ünf(^en bag Id^t man je^t ben 2)o* 
meftifen ilber. Unfer 2then ift bie ßnt^ebunggfarte für 
unfer Sieben! 

ein grauenjimmer l^at jejt fioat taufenb ®rünbe 3U lieben: 

Sangemeile, ©itclfeit, ^Reugier, Uebermut^, u. f. m. — Slllein 

ba bie Jrauenjimmer nie ba§ tl^un, toogu fie ®rünbe ^aben, 

fo ift ba^ ®runb genug, ba^ fie au^ ®rünben nid&t lieben! 

^d) bin überzeugt, tt>ir mürben mebr Siebe ftnben, menn 

' bie „Siebe" in einer ^uf^anblung ju faufen märe. 2)a 

, mürbe bie S^od^ter nad^ $aufe fontmen unb bie SRutter qu&len: 

j „Siebe 3Jlutter, auf bem ©raben, bei ber 3ungfrau üon Or^ 

leanö l^dngt eine fo präd&tige Siebe Ij^erau^, mei^ gefüttert, 

mit JRofaf^leifen, fauf mir biefe Siebe !" 6ie mürbe bicfcr 

i Siebe bod& menigften^ eine 3cit lang treu fein, fie in ©efeHs 

I f(^aft mitnelfjmen, u.f.m. 

^69 tann t^ mir orbentlid^ beulen, menn man bie Siebe fo 
in Sammt unb SltlaS l^dtte, bie ^rauengimmer mürben bann 
I eine Siebe faft eben fo lange tragen, aU jejt I 

Unb mo foUen nad^ aüem bem ,,®efd^en!e ber Siebe" 
^erfommen? ^ödf^ftcn^ fagt (Sineig jum 2tnbern : „3d& fd&cnf 
S)ir ^eine Siebe!" 

®ef(i&en(e ber Siebe jurüdgebcn! jurüdempfangen! 
; 9Ba^ l^ei^t ba$? 3Ba$ be^eid^net ba^? ffiaS foQ ba§ bebeuten?! 

I SDai^ bie Siebe, bie ma^^re Siebe gegeben ^at, ba^ fann 

nid^t gurüdtgenommen, ntd^t surüdtgegeben mer- 
ben I ^eijt ben 6trom rüdtmdrtsg fliegen ; fagt ber 6onne, fic 
foU bie 93a^n nid&t gemacht ^abcn, bie fie gemad&t ^at; be? 
feblt ber äSolfe, fte foQ bie Suft nid^t gefurd^t ^aben, bie fie 



burd^fd^iffte; fagt bem @eftetn, ba| e^ pixüÄtffte in ben 
€(i^oog ber S^it; ^^i^^ ^^^ gebadeten @eban!en, ba^ er 
jurüdtoanbeTe in bie 3Bert{tdtte beS ^en!en^; menn i\ß bad 
fönnt, bann, bann fönnt i^t ^urüdforbernr luxüd^ 
geben, toa^ bie 2iche gab, h)aS bie £iebe em)pflng ! 

SBenn i^r eine ^uit gurüdforbert, bie i^r mir gef<j&en!t 
l^abt,- fönnt ifyc bie füfen 3:öne jurüdforbcm, bie id^ i^r ent* 
lodtt, unb mit benen fit meine Stunben beglüdtte ? SBenn tl^ 
eine 93(ume gurüdforbert, bie i^^r für mic^ gepflüdt, fonnt \fy[ 
ben balfamifd^en ^uft gurüdtforbem, mit bem fte im fü^en 
^tl^men i^^reS fiebeniS mic^ beglfidte? 

3Benn il^r mir eine ^^tigad gebt unb fte jurüdEbegel^t, 
fonnt ilt^r bie fü^en fiieber alle gurüdforbem, bie fte mir mit 
Sßonne unb äße^mutl^ fängV 

Unb Siebe foü gurüdne^men fönnen i^re Siebe^boten, bie 
ftnb mie Saute, dio^z unb ^ad^tigaU, bie au^geftra^^lt unb 
au^gebuftet unb au^getont ^oben für mi^ bie ^immlifd^en 
Zone unb ben fü^eften ^ei^rauc^ unb bie l^eimlid^ften Sieber 
ber Erinnerung, ber Selt^nfud^t, beS Slngebenfend unb ber 
^eimlic^en ©pmpat^^ie? 

^ann Siebe ben namenlofen 3<^uber bed erften ^lided 
gurüdneli^men, ber mie ^(^au au$ ^aieni^immel unS in bie 
Seele fiel ? ^ann Siebe bie magnetifd^e 6ü^igfeit be$ erften 
^anbbruded gurüdne^men, ber un^ burc^bebte in monniger 
^agie? ^ann Siebe bie <Eü^igfeit bed erften ^uffe^ gurüd^ 
nehmen, bie üon i^ren Sip)pen in unfer SEBefen träufelte? 
fiann Siebe ben Derbebenben, gittemben, ))erg^nben %on 
beS erften ©eftdnbniffe^ gurüdne^men, ber unfer Ofyc befc^ltd^ 
toie ßngelgru^, unb fortbebt in un^, fo lange mir leben? 
£ann Siebe gurüdne^men alle bie fleinen Sü^igfeiten unb 
SBonnen unb 3^ifc6cnfdlle Don Seufgem unb JMnen, r>m 
S^tfall unb SBieberfinben, Don ©e^en unb Scheiben unb 



— 287 — 

üontmen, ^m $tt\t^ uitb %erf Dünung; t)on Verfügen unb 
©ctoä^rcn, Don SBef^ec^ unb iBetat^en, t)on ^offen unb 
©c^ncn, Don SSerftdnbni^ unb ßrrat^en, unb aUc bie taufcnb 
unb abexmal taufenb b€fc%€nben 2lb= unb 3«fÄttC/ Spiele« 
rcicn, iRdt^fcI unb »onnigen Äinbetfpielc ber Siebe? 

SBenn fie ba§ nid^t fann, fo (a^t fte gurüdfne^men unb 
gurürfgeben alle ®ef4en!c unb Säd&el(^en unb 3)ingelcbcn, 
kfet [it gurütfne^men ben golbgeftidttcn grü^^ling unb bie 
feibnen SBergijsnteinnic^te', unb bie Sodenfci^langen unb alle 
fleinen Symbole be^ ^eiligen S^empelbienfteg. 5)er Stempel 
im ^ct^en bleibt boc^, unb ba« ©otterbilb im 3:empel lann 
nid&t entführt toerben, unb ber grül^ling in unferer SBrujI, 
ber grü^ling, ben ber (^innerung§(»aud^ Wafft, "bkiht bod&, 
unb ba^ iBer^i^meinnid^t im «^er^en bel^lt fein emige^ 9)lau^ 
unb bie (Sn^igfeit ber mal^iren Siebe legt il^en Sd^langenreif 
' um unfer gan^e^ Skifein J 



KQgtmeiner ßerpugungS^s^Cnjeiget. 

2Ben*§ judt, ber fra^e fi^ ; — auc^ ein SBergnfigen, 

* * 

* 

^er nur ein «^emb \)ai, fe^re ftd^ alle anbem ^age bad 
einzige ^emb um;— au<j& ein 3^ergnügen. 

* ik 

SBer gar fein ®elb ^t, mad^e monatlii^ einen Slughjei^;— 
au<J6 ein SSergnügen. 

* • 

2Ber »a^lfdl^ig fein njitt, begaf^le ^o^e Steuern;— aud^ ein 
SSergnügen. 



— 288 — 

Sßet ft4 t>om $a))iergef(i^dft aurüdjiel^ miß, »erbe fai 
SBien 9)uc^^dnbler;— aud^ ein SSergnügen. 

SBer im 3»ang«arbeit t)erurt|>eilt ift, »erbe ;,?tetö«fiufls 
fpicI^Mid^tef/'—aud^ ein Sergnügeti, 

3)cr „^umorift" gibt feinen Scfctn ein „3Jlontag§bIatt" 
barauf; — aud^ ein SSergnügen. 

« • 

^err ©otbberg fünbigtnod^ immer feine electromagnetifd^en 
Äetten* an ; — aud) ein SBergnügen. 

Sei ber Sri^blume belommt man bie fd^dnften S^rauermaa« 
ten; — aud) ein SScrgnügen. 

$err 91. 91. seigt an, bagman feinem' So^ne ja nid^tö bor- 
gen foll;— aud^ ein Vergnügen. 



* SftabicaUiU^ittel gef^en ®xäit ttnb 9i^eumatt<mit<. 3« ^i^^ ^i 
Iffim. Süabbe, 300 SBtoabtoa)^, 9{eto«g)pr{. 



SinftüU be« rrfien Sanbed. 



fiad^enbe SScrrebe. 

S^bcfietaBenbsSSanationcn auf ber G-@ette be« 2cUn8 : üBet 
®iaube, ®lna, ®clb unb®eiji 7 

^Duts unb 9){oHt6ne au0 bem großen Soncerte beiS Seben6 unb bed 
®4tdfald, )um Sejlttt ber btei i^ltnben : ^SieBe, ®(ü(f unb 
©crcd^tigfeit^ 20 

Slatutfraft, Sugcnbfraft, miknifta^, ®eijie«fraft, ßiebeöfraft, 
®(auBctt«fraft, ®elbe«fraft, S^nelffraft, ®i)annfraft, Scbcr« 
fraft, 3)?af(^inenfraft, «Wenf^cnfraft, ^fctbcfraft, gSBaffctfraft, 
!t)am))f{raft, ober : SGBie »tel aufierorbentltd^e ^&ftcBcbarf j|e|^t 
ber Wltin\6), um ganj getotfi flehen )u BletBen ? 30 

^Betrachtungen üBer ben ajiangel an 3Kenf(^l^eit, Bei bem UeBer* 
fluj an ÜÄenf (!(>en 47 

5Dte eg^)>ttf(if^e Stnficmtfi Bei ©a^Beleud^tung unb ber Dä)8 in 
ber Laterne 61 

SReitenbe 9(nfünbigung einer ?aufenbfa^^erment«s3eitung 69 

£uft, geuer, SÖaffer, ®rbe, cber : 2)ie »ier (Slemente unb no^ein 
$immeU4aufenbs@Ument '. 73 

JDie fieBcn alten SBeifcn als jieBen mobeme Slarren 81 

Unfer 3eitgeifl in geuer* unb ffiaffergefa^r 94 

i 



— u 

Gcite 
iy!Da mü^t' ed gor »iel ^leijlct geBen, tooUt' man oller Seute 

9ÄauUct«eben!^ 109 

lyOji ober Söefi, ©all ober ge|l/ ba^eim in bem ^t% ifl'3 ÜÄäb* 

<i&enam«cft*!^ 114 

®d()nellgebanfcn einer ®^neäe über bcutf(^)c (B^rüd^toörtcr 118 

UeBer ben Hinflug ber (Srammattf unb ber JDrtograpl^ie auf bie 

toeibli^e ©c^^önl^eit 134 

SBeanttoortung ber Srage : 3fl grenjenlofc« S3ertrouen ober gren* 

genlofe ($ifer(u(i()t mebr ©etoei« bon fitebe '? .141 

9Ba(!^«fergen; ^algfergen, 9i&u(l(ferfer)en; «^immeUferjen; ^od)* 
geit«ferjen, ®rabe«ferjett, Sl^jolloferjen, aKill^ferjen; ©tearin« 
fernen, ober : SBo^er fommt u, bag xoix je^t immer me^r ^er< 

gen unb immer weniger Zi^Ux l^aben? 145 

tonbitorei beiS ^oUs. ^ie £)rgane hti ©ie]^>®el^ime$ 163 

SReunion unb ($on))erfation in ben fiofalit&ten ber toeiblidf^en 

'Pcrjett 170 

^ai $f&nberf))iel in ber ^laniglgaffe unb ber «^umorifl )>om 

Xf)ntii 174 

<Die ©rieftaube 197 

Jlafd^engebanfen» unb ®ebanfcntaf<!b«tts©^)ielerei 205 

i^leine @inlabung0 «©riefe an lebenbe unb tobte groge Seute 210 

2!af(^ens(Iober unb ®))ru(!^bü(l^lein eined f(^li(i^ten $ra!ti!eriS . .213 

JDie itunji be« ©c^moHen« 217 

$)ie ©afhonomie ber Suben, ober ©ogU ©arfüd^e 220 

ffiei^nad()t«abcnb 232 

ÜÄeineSteme 238 

. 3u ben brei ßaufem : i^Sugenb, ©d^önl^cit unb ßiebe.^ 246 

^3urfc^önen@ecle^ 251 

246 



— lU 

edte 

^ciS (Soncett burd^ bte Senfierf))alte 255 

5)a« ^icfnidauf bcm ©trojjifc^cn ®runb, <yblo3 beimÄIaüier^. .264 
©eonttöortung ber Srage : i^SBa« ift fc^jmerjlic^er, bie gegebenen 
®eW«ttfc unferer fiiebe jurücf juer^alten, ober bie enH)fongenen 

®e|(^)cnfe ber 2khe jurüdfgeforbert ju fel^fen *?" 283 

SlKgemcincr JßergnügungSsSlnjeiget 287 

247 



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