Ideology and utopia : an introduction to the sociology of knowledge
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Ideology and utopia : an introduction to the sociology of knowledge
- Publication date
- 1954
- Topics
- Ideology, Utopias, Political science
- Publisher
- New York : Harcourt, Brace, London : Routlage & Kegan Paul
- Contributor
- University of California Libraries
Bibliography: p.281-304
Notes
Book has tight margins.
Book has writings/highlightings/markings.
- Addeddate
- 2008-09-17 21:02:37
- Call number
- SRLF_UCLA:LAGE-2271687
- Camera
- Canon 5D
- Collection-library
- SRLF_UCLA
- External-identifier
- urn:oclc:record:1046540360
- Foldoutcount
- 0
- Identifier
- ideologyutopiain00mann
- Identifier-ark
- ark:/13960/t41r71560
- Identifier-bib
- LAGE-2271687
- Ocr_converted
- abbyy-to-hocr 1.1.37
- Ocr_module_version
- 0.0.21
- Openlibrary_edition
- OL17967775M
- Openlibrary_work
- OL985816W
- Page_number_confidence
- 97
- Page_number_module_version
- 1.0.3
- Pages
- 362
- Possible copyright status
- NOT_IN_COPYRIGHT
- Ppi
- 400
- Scandate
- 20080918161019
- Scanfactors
- 1
- Scanner
- scribe4.la.archive.org
- Scanningcenter
- la
- Worldcat (source edition)
- 3348766
- Full catalog record
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Reviewer:
Dr. M. Karl
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April 2, 2021
Subject: Ideologen + Utopisten werfen ihre Ideenlassos nach freien Bürgern aus
Subject: Ideologen + Utopisten werfen ihre Ideenlassos nach freien Bürgern aus
Wer ausgerechnet 1929 ein Buch mit dem Titel „Ideologie und Utopie“ veröffentlicht hat, konnte mit einer solch anhaltenden Nachwirkung bestimmt nicht rechnen - die Wiederauflage bei Klostermann von 1985 erfährt schon 2015 die 9. Auflage und an der Uni Tübingen legt man 2020 Bewerbern im Fach Politik ein Zitat aus dem Werk vor: „Während das Wissen, das neuen Tatsachen Rechnung tragen will, stets seinen experimentellen Charakter bewahren muss, kann sich das von einer politischen Haltung beherrschte Denken nicht erlauben, ständig an neue Erlebnisse angepasst zu werden.“(34) Den Gründen möchte man gerne nachspüren, zumal es zahlreiche dunkle Stellen in dem Buch gibt, denn was ist z.B. von den „letzthinnigen Kollektivwollungen“ wirklich zu halten? Heideggernahe Verquastungen rumoren auch in dem folgenden Satz: Aus dem Nichts der Fülle quillt die historische Objektivation. Also weglegen? Naja, erstmal zuwarten. 2020 leben wir ohne Zweifel in einer sog. Wissensgesellschaft und Karl Mannheims Frage nach einer Seinskongruenz (cum fundamentum in re), Seinsgebundenheit, Seinslage oder Seinsbeherrschung von politischem Wissen erfreut sich offenkundig ungebrochener Nachfrage. 1929 brach die Weltwirtschaftskrise über unsere Vorfahren herein und nur vier Jahre später war der aus heutiger Sicht total lächerliche Hitlerismus nicht nur an der Macht, sondern äscherte in nur zwölf Jahren halb Deutschland und gute Teile Europas ziemlich ein. Mannheim fragte aber noch nicht konkret genug nach der Seinskongruenz der Nationalsozialisten, denn empirisch nachzufragen lernte er - ähnlich wie die erste Frankfurter Schule - erst in den Ländern, in denen das Empirische schon das Denken beherrschte. Im Fall Mannheim war das bekanntlich die renommierte London School of Economics, an der ihm aber im Unterschied zu seinem langlebigeren ehemaligen Assistenten Norbert Elias nur eine recht kurze Schaffensperiode vergönnt war, denn er starb schon 1947. Man sieht es etwa an den konkreten Beispielen, die Mannheims abstrakt formulierte Behauptungen zum „falschen Bewusstsein“ untermauern sollen: Die Geschichte des „zinslosen Darlehens“ wird da „als Kampfmittel der Kirche gegen die neue Wirtschaftsmacht“ ins Feld geführt oder der Gutsbesitzer wird in Erinnerung gerufen, dessen Betrieb bereits kapitalistische Züge aufweist, die „Beziehung zu den Arbeitern“ folgt aber noch „patriarchalischen Kategorien“. „Falsch und ideologisch ist von hier aus gesehen ein Bewusstsein, das in seiner Orientierungsart die neue Wirklichkeit nicht eingeholt hat und sie deshalb mit überholten Kategorien eigentlich verdeckt.“ Über die Wurzeln von Parteibildung und Programmatik schweigt sich das Buch weitgehend aus, ein moderner Erklärungsansatz wie der der Cleavage - Theorie (Lipset, Rokkam NY 1967) liegt noch in weiter Ferne. Dennoch erfährt auch der heutige Leser noch Brauchbares zu den säkularen politischen Strömungen, die unsere Welt zustande gebracht haben, insbesondere die konservative und die liberale, die in der Rolle der „geistigen Kampfapparatur einer Partei“ gesehen werden. The world we have lost (Peter Laslett) war eine des Traditionalismus und dieser
„bannte eine an Ereignissen zwar bewegte, in ihrer Sinnsetzung aber stabilisierte Welt.“ Die „Zeit des aufkommenden Bürgertums“ schafft bei Mannheim noch eine etwas schlichte Figur der Dualität und Reziprozität: „Es bildete sich einerseits aus den Trägern des Kapitals und andererseits aus Individuen, deren einziges Kapital ihre Bildung war (…), wobei sich die Bildungsschicht nicht ohne weiteres mit dem Besitz ideologisch in Deckung befand.“ Und eben jene Bildung sei „ein vereinheitlichendes soziologisches Band zwischen den Intellektuellengruppen: eben die Bildung, die sie auf eine(r) ganz neuartige(n) Weise verbindet.“ Doch damit nicht genug. In unserer Zeit des anything goes (Paul Feyerabend), der von kahlköpfigen Männern forcierten Techno-Musik und der zugewanderten „Vollmännern mit den Vollbärten“, wie das schon Thomas Mann ähnlich formuliert hat, mag es seltsam anmuten, was Karl Mannheim Ende der 1920er Jahre über die Freisetzung von Sinnlichkeit dachte und schrieb: „So war in erster Reihe die Erfahrung verdächtig, die nur durch „Sinnlichkeit“ zugänglich ist (…). Da die Sinnlichkeit in ihrer konkreten Eigenart dermaßen das rein anthropologische Subjekt in uns affiziert (…), verzichtet man lieber auf ihre speziellen Evidenzen.“ Die „konservative Idee“ ist in Mannheims Buch von 1929 „die dritte Gestalt des utopischen Bewusstseins“. „Konservatives Wissen ist ursprünglich Beherrschungswissen, instinktives und oft auch theoretisches Orientiertsein an seinsimmanenten Faktoren.“ Mannheim zufolge bewirkten erst „aufstrebende Schichten“, dass „die konservativen Bewusstseinsimpulse (…) auf der Ebene des bloßen Auslebens, des unbewussten Vollzuges“ durch „ideologische Angriffe (der liberalen Bewegungen…) „ein Reflexivwerden“ erlebten und „das konservative Bewusstsein erst nachträglich seine Idee (entdeckte).“ Es sei der „liberale Gegner“ gewesen, „der ihm sozusagen diese Ebene des Kämpfens aufoktroyierte. Darin scheint eben die Eigentümlichkeit der geistigen Entwicklung zu bestehen, dass der neu auftretende jüngere Gegenspieler das Tempo und die Form des Kampfes diktiert.“ Mannheim betont die Differenz der beiden politischen Weltanschauungen in der „Art der Zeitbewertung. War dem Liberalen die Zukunft alles, die Vergangenheit nichts, so findet das konservative Zeiterleben die wichtigste Bestätigung (…) in der Entdeckung der Bedeutung der Vergangenheit, in der Entdeckung der Werte zeugenden Zeit.“ Am Schluss bedeutete für Mannheim (ähnlich wie für Spengler?) die restlose Hinwendung des Politischen an die „Lösung technisch-organisatorischer Probleme (und…) unmittelbarer technischer Aufgaben“, wie sie „für den Amerikaner“ schon länger gelte, „der völlige Abbau der gesamten Seinstranszendenz (…) durch Relativierung all dieser Gehalte auf die sozialökonomische Ebene hin.“ Er schreibt von „absolute(r) Destruktion“ und vom „Vorstoß zur Hypostasierung des vom Historisch-Spirituellen völlig befreiten, ewig menschlichen Triebsubstrates.“ Am Ende (also 2020?) stehe eine „allmähliche Reduktion des Politischen auf Ökonomie, das bewusste Verneinen der Vergangenheit und der historischen Zeit, das bewusste Beiseiteschieben eines jeden Kulturideals…“ Welchen Reim sollen wir Heutigen uns also darauf machen, etwa den: Organisation, Technik und Geld / Halten zusammen die Welt?
Michael Karl
„bannte eine an Ereignissen zwar bewegte, in ihrer Sinnsetzung aber stabilisierte Welt.“ Die „Zeit des aufkommenden Bürgertums“ schafft bei Mannheim noch eine etwas schlichte Figur der Dualität und Reziprozität: „Es bildete sich einerseits aus den Trägern des Kapitals und andererseits aus Individuen, deren einziges Kapital ihre Bildung war (…), wobei sich die Bildungsschicht nicht ohne weiteres mit dem Besitz ideologisch in Deckung befand.“ Und eben jene Bildung sei „ein vereinheitlichendes soziologisches Band zwischen den Intellektuellengruppen: eben die Bildung, die sie auf eine(r) ganz neuartige(n) Weise verbindet.“ Doch damit nicht genug. In unserer Zeit des anything goes (Paul Feyerabend), der von kahlköpfigen Männern forcierten Techno-Musik und der zugewanderten „Vollmännern mit den Vollbärten“, wie das schon Thomas Mann ähnlich formuliert hat, mag es seltsam anmuten, was Karl Mannheim Ende der 1920er Jahre über die Freisetzung von Sinnlichkeit dachte und schrieb: „So war in erster Reihe die Erfahrung verdächtig, die nur durch „Sinnlichkeit“ zugänglich ist (…). Da die Sinnlichkeit in ihrer konkreten Eigenart dermaßen das rein anthropologische Subjekt in uns affiziert (…), verzichtet man lieber auf ihre speziellen Evidenzen.“ Die „konservative Idee“ ist in Mannheims Buch von 1929 „die dritte Gestalt des utopischen Bewusstseins“. „Konservatives Wissen ist ursprünglich Beherrschungswissen, instinktives und oft auch theoretisches Orientiertsein an seinsimmanenten Faktoren.“ Mannheim zufolge bewirkten erst „aufstrebende Schichten“, dass „die konservativen Bewusstseinsimpulse (…) auf der Ebene des bloßen Auslebens, des unbewussten Vollzuges“ durch „ideologische Angriffe (der liberalen Bewegungen…) „ein Reflexivwerden“ erlebten und „das konservative Bewusstsein erst nachträglich seine Idee (entdeckte).“ Es sei der „liberale Gegner“ gewesen, „der ihm sozusagen diese Ebene des Kämpfens aufoktroyierte. Darin scheint eben die Eigentümlichkeit der geistigen Entwicklung zu bestehen, dass der neu auftretende jüngere Gegenspieler das Tempo und die Form des Kampfes diktiert.“ Mannheim betont die Differenz der beiden politischen Weltanschauungen in der „Art der Zeitbewertung. War dem Liberalen die Zukunft alles, die Vergangenheit nichts, so findet das konservative Zeiterleben die wichtigste Bestätigung (…) in der Entdeckung der Bedeutung der Vergangenheit, in der Entdeckung der Werte zeugenden Zeit.“ Am Schluss bedeutete für Mannheim (ähnlich wie für Spengler?) die restlose Hinwendung des Politischen an die „Lösung technisch-organisatorischer Probleme (und…) unmittelbarer technischer Aufgaben“, wie sie „für den Amerikaner“ schon länger gelte, „der völlige Abbau der gesamten Seinstranszendenz (…) durch Relativierung all dieser Gehalte auf die sozialökonomische Ebene hin.“ Er schreibt von „absolute(r) Destruktion“ und vom „Vorstoß zur Hypostasierung des vom Historisch-Spirituellen völlig befreiten, ewig menschlichen Triebsubstrates.“ Am Ende (also 2020?) stehe eine „allmähliche Reduktion des Politischen auf Ökonomie, das bewusste Verneinen der Vergangenheit und der historischen Zeit, das bewusste Beiseiteschieben eines jeden Kulturideals…“ Welchen Reim sollen wir Heutigen uns also darauf machen, etwa den: Organisation, Technik und Geld / Halten zusammen die Welt?
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